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Full text of "Nachrichtenblatt für das Photographenhandwerk, v.28 1921"

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Halle a. S., 7. Januar 1921. 
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1. Beilage. 


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PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK, 





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Preisliste auf Wunsch. 











Wien nm. 


Graz. Innsbrud. 











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PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIKR. 


Organ von etwa 60 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg 19. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 


graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln). 


— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 


4,-— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 


der somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 2o Pf., in Geleg 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, 











Nr. ı. 











7. Januar. 


enheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50oPf. Anfragen und Auf- 


Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 








I921. 








Rus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 
sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 
Alle Einsender erhalten Honorar 


für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Das elektrische Licht im Atelier. 


Der Umstand, dass die Arbeit des Photo- 
graphen desto dringender ist, je mehr die Tage 
sich verkürzen und infolgedessen die Lichtver- 
hältnisse am ungünstigsten sich gestalten, ist 
zur Genüge bekannt. Die beiden letzten Monate 
im Jabre bringen das Weibnachtsgeschäft und 
damit erhöhten Umsatz, wenn auch nicht in 
dem Masse wie vor und während des Krieges. 

An der Vorliebe der Kundschaft, die trübsten 
Tage und dazu noch die spätesten Nachmittags- 
stunden zur Aufnahme auszuwählen, ist meist 
der Photograph selbst schuld. Die Ueberschrift: 
„Aufnahmen bei jeder Witterung“ prangt in 
grossen Lettern am Eingange, also muss, wenn 
auch bedeutend kostspieliger als das gratis ge- 
lieferte Tageslicht, das elektrische Licht in Er- 
scheinung treten. 

Es gab eine Zeit, zu welcher sich der Licht- 
bildner etwas Helleres als Tageslicht für seine 
Zwecke nicht vorstellen konnte. Dies ist anders 
geworden, durch die ganz gewaltigen Fort- 
schritte in der Elektrotechnik hat man Bogen- 
lampen von 2000 —5000 Kerzenstärken oder 
noch mehr geschaffen, mit welchen man das 
hellste Tageslicht in den Schatten gestellt hat. 
Es wird wohl heute kaum ein Atelier geben, 
das nicht mit einer Bogenlampe für Aufnahmen 
versehen ist. Allerdings ist zwischen Bogen- 
lampe und Bogenlampe ein sehr erheblicher 
Unterschied. Man trıffo noch allerwärts, oft 
sogar in den grösseren Porträtgeschäften, die 
unpraktischsten Lampen von ganz veralteter 
und widersinniger Bauart an. Schwankungen 
der Lichtstärke, meist eine Folge schlechter Be- 
handlung der Lampen, daneben Sausen und 
Zucken sowie ungleiches Brennen der Koblen- 
stifte, machen es dem Photographen, der ohne- 
hin schon mit so vielen Schwierigkeiten zu 
rechnen hat, schwer, sein Bestes zu leisten. 


an drei gespannten 


Einige wichtige Punkte über die Beleuchtung 
eines Ateliers mit Bogenlampen sollen nach- 
folgend erörtert werden. Die Hauptbedingung 
für das Gelingen einer einwandfreien Aufnahme, 
gleichviel welcher Ausführungsart, ist das Vor- 
handensein eines Lichttunnels oder Zeltes von 
hellem, am besten 
weissem Stoff, wie 
beistehende Abbil- 
dung zeigt. S ist der 
Stoff, in Ringen (_) 


Dräbten befestigt, 
damit das Ganze bei 
Tagesaufnahmen zu- 
rückgeschoben werden kann. Die Länge, Breite 
und Höhe sei nicht unter 4 m. 

A ist der Apparat, // der Hintergrund und 
L die Lampe mit einem davorstehenden Schirm, 
der aus einem mit sehr dünnem, weissem Stoff, 
etwa Batist oder Chiffon, bespannten Rabmen 
besteht und so gestellt wird, dass die aufzu- 
nehmenden Personen weich und zart beleuchtet 
sind. Seitenwände und obere Flächen des Zeltes 
können volles Licht bekommen. In Ermanglung 
des Schirmes kann man auch mit indirektem 
Licht arbeiten, indem man die Lampe mit offener 
Lichtseite nach der Leinwand S! dreht, so dass 
kein direktes Licht auf den Aufnabmegegen- 
stand fällt. Ebenso darf kein direktes Licht 
den Apparat, am allerwenigsten das Objektiv, 
treffen. Man hilft sich dadurch, dass man einen 
kleineren Hintergrund oder einen dunklen Schirm 
zwischen Lampe und Kamera stellt. Bei Brust- 
bildaufnahmen mit heller Untervignette muss 
das Licht die Vignette noch treffen, sonst 
kommt diese auf der Platte zu dunkel, fast 
schwarz. 


Entfernung und Höhe der Lampe zum Auf- 
nabmeobjekt muss man ausprobieren, hierbei 





I 


Be w __ PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





ist die Helligkeit der Lampe, wie auch die 
Brennweite und Lichtstärke des Objektives zu 
berücksichtigen. Starke Schlagschatten sind zu 
vermeiden, doch darf man wiederum nicht zu- 
viel von vorn beleuchten. 

Der Bau der Lampen ist sehr voneinander 
abweichend. Man hat Lampen von ı2, 25 und 
noch mehr Ampere; meist wird mit zwei, in 
einem Gehäuse montierten Lampen von je 
ı2 Ampere gearbeitet, welche Anordnung unter 
anderen die Jupiter- sowie die Weinertlampe 
aufweisen. Das durch die zwei Lichtpunkte 
hervorgerufene Licht wirkt weicher und harmoni- 
scher als die von einem Lichtpunkt ausgesandte 
Beleuchtung, jedenfalls aber dürfen die beiden 
Kohlenpaare nicht mehr als 40—5o cm von- 
einander entfernt sein. Auch die Reginalampen 
haben sich infolge ihres aktinischen blauen 
Lichtes bewährt, nur zeigt sich bei ibnen der 
Uebelstand, dass auf der Innenseite der Glas- 
glocken, welche zum gleichmässigen, ruhigen 
Brennen der Kohlen nötig sind, ein Nieder- 
schlag des sich bildenden Gases und der Ver- 
brennungsoxyde entsteht. 

Wem an einem wirksamen, gleichmässigen 
Licht gelegen ist, dem kann ich die neuen 
Bogenlampen „Lux“ der Firma Hoh & Hahbne, 
Leipzig, aus eigener Erfahrung empfehlen. Diese 
brennen mit ı2 Ampere, geben ein intensiv 
weisses Licht und können infolge ihrer kurzen, 


Rundschau. 


Entwicklung bei offenem Licht. 


Die Entwicklung selbst höchstempfindlicher 
panchromatischer Platten bei offenem Kerzen- 
licbt ist nach der neuesten Veröffentlichung 
Dr. Lüppo- Cramers (Novemberheft der 
Schweizer Zeitschrift: „Die Photographie“) mög- 
lich geworden. Bereits in Nr. 44 (1920) dieser Zeit- 
schrift war von Versuchen des gleichen Autors 
die Rede, die auf Arbeiten Merciers auf- 
bauten. Mit Hilfe des Amidolvorbades (0,05 pro- 
zentige Lösung von Amidol) war jedoch die 
Empfindlichkeitsverminderung nicht annähernd 
so gross wie bei dem von Lüppo-Cramer 
neuerdings benutzten Phenosafranin. DBadet 
man eine beliebige Platte, die höchstempfind- 
lich und sogar für rotes Licht sensibilisiert sein 
kann, eine Minute unter Abschluss von Licht 
in einer Phenosafraninlösung 1:2000, so kann 
man nachber die Platte in ı!,—2 m Ent- 
fernung von einer offenen brennenden Kerze 
aus der Lösung herausnehmen und völlig frei 
von Schleier in einem zusatzfreien Entwickler 
hervorrufen. Beim Scheine der Kerze beob- 
achtet man das Herauskommen aller Bildeinzel- 
heiten mit grösster Deutlichkeit und kann auch 
unbedenklich in der Durchsicht den Grad der 
Entwicklung kontrollieren. Die stark rote Färbung 


bequemen Form ganz nahe neben- oder über- 
einander angebracht werden, so dass zwei oder 
mehrere Lampen für gewisse Aufnahmen, wie 
z.B. grössere Gruppen, in den verschiedensten 
Entfernungen die künstlerischsten Effekte er- 
geben. 


Auch einen an jedem Lampensystem anzu- 
bringenden Kohlensparer derselben Firma finde 
ich sehr praktisch. Wie häufig passiert es, 
dass infolge von Unachtsamkeit die Schrauben 
und Fassungen der Lampen verschmoren, zumal, 
wenn man die jetzt teuren Koblenstifte aus- 
nutzen will. Man bringt einfach als Schutz den 
erwähnten Koblensparer am Ende der Kohle 
an und die Lampe kommt nicht in Gefahr, da- 
für aber verbrennt die Koble bis zum kleinsten 
Stückchen. 


Zum Schlusse noch eine ganz einfache 
Sache, welche von Theoretikern hoffentlich 
nicht bestritten wird. Um die Expositionszeit 
abzukürzen, verwende man bei direktem Licht 
vor den Lampen einen sehr transparenten hell- 
blauen Schirm aus Seide, Batist oder Seiden- 
papier, und man wird erstaunt sein, dass man 
nur halb solange zu exponieren braucht als 
mit einem weissen Schirm. Unsere Vorkämpfer 
in der Photographie, wie überhaupt ältere Leute 
vom Fach, hatten nicht mit Unrecht blaue Gar- 
dinen im Glashause. O. Pöhnert. 





[Nachdruck verboten.) 
der Schicht verschwindet langsam, aber sicher 
und vollständig beim Waschen in fliessendem 
Wasser. Lüppo-Cramer weist ausdrücklich 
darauf hin, dass nicht die Schirmwirkung, also 
die Farbwirkung des Safranins, schuld an dieser 
Empfindlichkeitsverminderung ist, sondern dass 
die chemische Wirkung des Phenosafranins auf 
das Bromsilber ausschlaggebend sei. 


Man wird sich bei dieser Gelegenheit an 
eine früher bekanntgewordene Methode der 
Vorbehandlung belichteter Platten in einem 
Farbstoffbade: das sogenannte Coxinverfahren, 
erinnern. Ob bei diesem älteren, längst wieder 
vergessenen Verfahren neben der Schirmwirkung 
auch eine chemische Beeinflussung des Brom- 
silbers statthatte, entzieht sich unserer Beur- 
teilung. 

Jedenfalls wird die Photograpbenschaft aus 
der Entdeckung Lüppo-Cramers ihren Nutzen 
zu ziehen wissen, und auch verwandte Industrie- 
zweige, wie z. B. die Kinematograpbie, dürfte 
ein grosses Interesse an dem Phenosafranin- 
verfahren haben. 

Der allgemeineren Verwendung hochfarben- 
empfindlicher Platten wird aber in ganz be- 
sonderer Weise der Weg geebnet werden, 
dessen darf man sicher sein. Me. 


BLHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. nn . 





Innungswesen. 


Die Photographen-Zwangsinnung für den 
Regierungsbezirk Allenstein hielt am 22. No- 
vember : in Allenstein eine satzungsmässige 
Innungsversammlung ab. Es wurden neben 
anderen Innungsangelegenheiten die Lehrlings- 
prüfungsgebühr sowie die Innungsbeiträge er- 
höht. Der Innungsbeitrag wurde auf Antrag 


aus der Versammlung heraus auf 100 Mk. jähr- 
lich festgesetzt. Eine Erhöhung der Strafgelder 
wurde für die nächste Versammlung in Aus- 
sicht genommen. Wir empfehlen allen Innungen, 
in der Beitragsfrage in gleicher Weise zu ver- 
fahren. 


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are ai des Gentral-Verbandes. 


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Ein Bilderreisender zum Tode verurteilt. 

Das Schwurgericht in Essen hat den Bilderreisen- 
den Grabowski wegen Raubmordes an der Frau 
Röttgen in Gelsenkirchen zum Tode verurteilt. 
Grabowski hatte in seiner Eigenschaft als Bilder: 
reisender die Wohnung des Röttgenschen Ehepaares 
betreten und, wie der Staatsanwalt ausführte, bei 
dieser Gelegenheit die Frau Röttgen wie ein Tier 
abgeschlachtet. Grabowski, der trotz seiner Jugend 
schon zweimal vorbestraft war, einmal wegen Dieb- 
stahls und einmal wegen Verleitung zum Meineid, 
hatte es verstanden, den Verdacht auf einen Un- 
schuldigen namens Malkus zu lenken, der daraufhin 
zum Tode verurteilt wurde Auch während der letzten 
Verhandlungen versuchte Grabowski immer noch 
die Schuld auf Malkus zu schieben, von dem aber 
Zeugen einwandfrei nachwiesen, dass er gar nicht als 
Mörder der Frau Röttgen in Frage kommen konnte. 
Unter Aufhebung des Schuldspruches gegen Malkus 
verurteilte das Schwurgericht in Essen Grabowski 
als den Mörder der Frau Röttgen zum Tode. 

II. 
Wer folgt nach? 

Ein nicht genannt sein wollender Kollege sandte 

dem Verband als freiwilligen Beitrag Ioo Mk. ein. Er 


schreibt, dass der erhöhte Beitrag manchem kleineren 
Kollegen schwerfallen würde, besonders, da in den 
Innungen auch viele Mitglieder wären, die nicht alle 
das Gewerbe ständig ausüben und deshalb mit jedem 
Pfennig genau rechnen müssen. Der Verband müsste 


‘ aber Geld haben, wenn er weiter bestehen und Er- 


spriessliches leisten soll. Der Herr Einsender schlägt 
vor, in ernstem Tone an das photographische Gewissen 
und den rechtlichen Sinn der bessergestellten und ein- 
sichtsvollen Photographen zu appellieren, und wünscht, 
dass der Aufruf nicht erfolglos verhallen möge. Er 
hofft, dass viele Kollegen in Stadt und Land seinem 
Beispiele folgen und der Verband dadurch in die Lage 
versetzt wird, noch weiter die materiellen und ideellen 
Interessen der Photographen zu vertreten, wie er es 
bisher in so uneigennütziger und unersehrockener 
Weise getan hat. 


Diesen Worten etwas hinzufügen, hiesse sie ab- 
schwächen. Wir geben deshalb gern die Spende und 
das Schreiben bekannt und bitten, dass recht viele 
Mitglieder nach einem hoffentlich recht guten Weih- 
nachtsgeschäft dem Beispiele des Kollegen folgen 
möchten. 


Central-Verband Deutscher Photographen-Vereine 
und Innungen, J.P. 


R. Schlegel, Vorsitzender. 


IL Irre 


Die photographisehen Ausstellungen der Zukunft. 


Wer die Ausstellungen der letzten Jahrzehnte be- 
sucht und deren Organisation im Verfolg der ge- 
steigerten Leistungen beobachtet hat, kann ohne 
weiteres ihren technischen und erzieberischen Wert 
anerkennen. Spezialausstellungen, wie Dresden, Heidel- 
berg u. a., bildeten die beste Repräsentation des ge- 
samten Standes der Photographie in allen ihren 
Zweigen. Auch der erfahrene Fachmann hat diesen 
Schaustellungen eine hervorragende weitere Schulung 
zu verdanken. Ganz anders verhält es sich aber 
mit dem Durchschnitt der handwerksmässigen Arbeit 
und der durch diese Ausstellungen gezeigten Ma- 
terialien zu der weiteren Ausbildung dieser Hand- 
werker. Den ersten Vorstoss, gerade auch den werk- 
tätigen Berufsphotographen zum Wort kommen zu 
lassen, hat Heidelberg mit sich gebracht. Inwieweit 
diese Klasseneinteilung von praktischem Erfolg war, 


möchte ich heute nicht näher darlegen. Wer be- 
obachtet hat und die Verlautbarungen der fachlichen 
Besucher aller Schichten kennt, der muss zu der An- 
schauung kommen, dass, wie die Ausstellungen für die 
Oeffentlichkeit wie für den Fachmann seither ge- 
staltet waren, sie in Zukunft anders gegliedert werden 
müssen. Die Ausstellungen müssen gleich wichtige 
Dinge unter allen Umständen in Zukunft zu berück- 
sichtigen suchen. Einmal den erzieherischen Wert 
und den repräsentativen Standpunkt für die breite 
Masse des Publikums, also den Standpunkt einer so- 
genannten „Gewerbeschau® einnehmen, andererseits 
für alle Fachgenossen wirklich alles das bieten, was 
ihnen zur Erziehung und Belebrung technisch wie 
praktisch dienen kann. Es müssen also diese Aus- 
stellungen, die ich mit dem Wort „Gewerbeschau“ be- 
zeichnete, reine kunstwissenschaftliche und technische 


I* 


{ 


A PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Ausstellungen sein, während die andern Ausstellungen - 


für die tägliche Praxis des Berufshandwerkers zuge- 
schnitten sein sollten. Da wir die ersteren zur Genüge 
kennen, und selbstredend ihren hohen Wert in jeder 
Beziehung anerkennen müssen, kann ich mich ruhig 
darauf beschränken, die reine Fachausstellung, so wie 
sie sein sollte, in Zukunft zu schildern. 

Zuerst das Finanzielle. Alle deutschen Organi- 
sationen garantieren durch ihre Mitglieder in Höhe 
ihrer Mitgliederzahl eine bestimmte Summe, des- 
gleichen eine der Grösse der gedachten Ausstellung 
entsprechenden Barbeitrag. Weitere Einnahmen lassen 
sich durch die jeweilige Ausstellungsleitung mit einiger- 
massen Fleiss und Eingehen auf die Sache schaffen. 
— Dann, wie.soll sich die Ausstellung gliedern und 
was soll sie zeigen? Wissenschaftliche Photographie, 
technische Photographie; Arbeiten des werktätigen Be- 
rufsphotographen: a) höhere Leistungen, die als Kunst- 
werke vom Stande der Technik, nach malerischen Grund- 
sätzen usw. hergestellt sind; b) Arbeiten aus den Werk- 
stätten der Berufsphotographen im täglichen Bedarf; 
c) Arbeiten, die einen besonderen Wert auf allen Gebieten 
der Photographie und verwandter Zweige umfassen, wie 
einen erzieherischen und belehrenden Teilin sich tragen. 
Was ergibt sich nun im Verfolg dieses Gedanken- 
gangs, wenn diese reinen Berufsausstellungen, durch 
die Berufsorganisationen des Central-Verbandes mit 
Hilfe staatlicher Mittel, sei es durch Barmittel, sei es 
durch Gewährung von Lotterien, andererseits durch 
diejenigen Stadtverwaltungen, bei welchen die Reichs- 
berufsausstellungen, alle 5 Jahre abgehalten würden? 

Hier käme ich nun zu dem eigentlichen Kern der 
photographischen Ausstellungen der Zukunft, die wie 
alle früheren Ausstellungen nach dem obersten Grund- 
satz der Erziehung und Belehrung auszuführen wären. 
Wie ist das nun gemeint? Ich will mich heute nicht in 
weitschweifigen Auslassungen ergehen, sondern nur die 
hauptsächlich in Betracht kommenden Grundlinien 
streifen. In erster Linie müssten für alle ausgestellten 
Bildwerke alle diejenigen Angaben gemacht werden, aus 
der sich die Art des verwendeten Objektivs, der Platten- 
sorte, des Entwicklungsganges, eventuell der Platten- 
bearbeitung, des Druckverfahrens und der dazu ver- 
wendeten Materialien ergeben. Diese Angaben müssten 
nicht nur in gleichmässiger geschmackvoller Art, unter 
oder neben den Bildwerken angebracht sein, sondern 
sich auch jeweils in den Führern befinden. Auf diesen 


Berufsausstellungen, mit denen Auszeichnungen ver- 
bunden sind, sollten unter allen Umständen die Aus- 
steller nur unter Kennwort ausstellen können. An den 
jeweils festzuhaltenden acht Ausstellungstagen dieser 
fünfjährigen Berufsausstellungen müssten durch vorher 
an der Bildung der Ausstellung beteiligte Herren oder 
dazu gewonnene Kräfte, welche sowieso diese Aus- 
stellungen besuchen, Vorträge, unter praktischer Heran- 
ziehung der Ausstellungsgegenstände, gehalten werden. 
Diese Vorträge dürfen sich nicht nur auf den den 
Bildwerken beigegebenen Arbeitsgang als Erläuterung 
beschränken, sondern müssen vor allen Dingen auch 
auf den erzieherischen Standpunkt eingestellt sein: 
Sehenlernen, Geschmack, Anordnung, Stellung, Be- 
leuchtung, Verwendung der Farben und ihre bild- 
mässige Wirkung, richtige technische Anwendung des 
Materials der ausgestellten Bildwerke usw. Auch wäre 
eventuell in Betracht zu ziehen die jeweilige Beigabe 
des Originalnegativs, wie die Bereitstellung besonderer 
Dunkelkammern und eines Tages- oder Kunstlicht- 
Ateliers, oder beides, zur Abhaltung von je zwei 
Meisterkursen innerhalb 6 Tagen während der Dauer 
der Ausstellung. 2 Tage könnten für gesellschaftliche 
Veranstaltungen, eventuell zu geschäftlichen Verhand- 
lungen, genommen werden, so dass jeweils 3 Tage 
zum Studium der Ausstellung frei wären und alle 
Besucher mindestens 5 Tage alle 5 Jahre zu dieser 
Erziehung und Belehrung verwenden müssten. Dass 
hierfür für minderbemittelte Berufskollegen bei ihren 
Landesvertretungen und durch ihre Organisationen 
Barbeihilfen gestellt werden sollten, balte ich für selbst- 
verständlich bis dahin, wo erstmals diese Berufsaus- 
stellung, laut den Richtlinien des Reichsverbands des 
deutschen Handwerks jeder Handwerker pflichtgemäss 
in einer Orgarisation sein muss, zustande kommen 
könnte. 

Ich glaube hiermit durch diese anregenden Richt- 
linien dargetan zu haben, dass diese Berufsausstellungen 
einen ganz anderen Charakter in Zukunft erhalten 
müssten, sollen sie nach den gegebenen Grundsätzen 
das erreichen, was durch seitherige, in gutem Rahmen 
für das breite Publikum bestimmte Ausstellungen er- 
reicht worden ist, die aber für den Fachmann nicht 
das brachten, was diese fünfjährigen Reichs- Berufsaus- 
stellungen bringen sollen. Sache der Berufsorgani- 
sationen ist es, diese Gedankengänge zum praktischen 
Ausbau zu bringen. K. W.-g. 


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Innungs- und Vereinsnachriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woce 


eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. Von den Vereinsberichten sind 
nur Auszüge einzusenden. 


Nordwestdeutseher Photographen- Bund. 
Geschäftsstelle: Bielefeld, Handwerksamt, Am Damm 16. 
An unsere Mitglieder! 


Der Bundesvorstand entbietet seinen Mitgliedern 
herzlichen Neujahrsgruss. 


Nachdem der kürzeste Tag grauneblig, feucht und 
düster verstrichen, nachdem die längste Nacht ohne 
Sternengefunkel dahin, geht's wieder aufwärts, dem 
Lichte zu. Da will der Bund, nicht vergessend der 
vielen frohen Stunden in gemeinsamem Erleben, eine 
Mahnung an den Anfang des Jahres 1921 setzen, sich 


PHOTOGRAPRISCHE CHROME. —— 0 


des Ernstes der Zeit zu erinnern, nachdenkend, auf- 
wärts- und vorwärtsblickend festzustellen, eines wie 
harten Kampfes es mit sich selbst bedarf, der eigenen 
Arbeit neue Werte aufzusetzen. 

Der Bund’ will seinen Mitgliedern hierin helfen, 
nicht ohne an das Gegenseitigkeitsverhältnis, das in 
gegenseitiger Unterstützung beruht, zu appellieren. 
Er will eine Ausstellung von Lichtbildern aus der 
neuesten Schaffensperiode der Fachwelt vorbereiten, 
und wenn er plant und schafft zum Besten des Ganzen, 
darf ihn der Einzelne nicht im Stiche lassen, wenn er 
sich sorgt und müht um den Erfolg der Arbeit für 
andere, darf dem stagnierende Gleichgültigkeit nicht 
entgegengesetzt werden. Wenn es daher heisst: Lieber 
Kollege, im Jahre 1921 bietet dir der Bund Gelegen- 
heit, in ehrlichen Wettkampf zu treten, Erkämpftes in 
der Berufsarbeit zu messen an anderen, mit anderen, 
so nimm deine erste stille Stunde im neuen Jahr, dich 
zu vergewissern, auch für dich ist Streben nach Höherem 


nicht nur eine angenehme Auslösung von der Ein- 


tönigkeit alltäglicher Arbeit, sondern eine zwingende 
Notwendigkeit für die Hebung und Wiederbelebung 
unseres Berufs insgesamt. Am Aufbau des Ganzen 
mitzuwirken, ist im eigentlichen Sinne in unserem 
Bunde stets das Versprechen des Einzelnen gewesen, 
unter dem Gelöbnis treuen Zusammenhaltens unter- 
einander; in so mancher festlichen Stunde ist das 
betätigt und besiegelt worden. 

Wohlan, lasst uns wirken und arbeiten im Jahre 
1921 durch uns selbst, durch neugestärkten Mut und 
nie erlahmende Kraft des Einzelnen Werke zu schaffen, 
die, an einem Platze zusammengetragen, Zeugnis vom 
Aufstieg ablegen sollen und müssen. Es soll sich be- 
stätigen: Wir stehen noch an der Schmiede glühendem 
Feuer — wir haben das Eisen noch in der Glut — wir 
führen den Hammer noch mit starker Hand. Wir 
ruhen nicht, wir rasten nicht, wollen aufwärts, höheren 
Zielen entgegen, wollen die Zeit nicht verschlafen, 
nichts verschieben, wollen zeitig am Amboss stehen, 
morgens in der Frühsonne beginnen, und wenn man 
uns ruft, fertig sein, bereit sein, hier ist's, was sich 
ans Licht gewagt im Werben um den neuen Tag! 
Darum an alle Mitglieder des Bundes der Ruf: Durch 
den Einzelnen zum Ganzen! Miteinander besser als 
gegeneinander! In Frieden kämpfend um ein Werden 
und Wachsen in der Arbeit, die das Leben formt. 
Eine Tat soll werden, gleich erfreuend für Gegenwart 
und Zukunft, und damit Licht auf den Weg! 


Grienwaldt-Eisenach. 
Ernst Lohöfener- Bielefeld. 
Paul Beckmann-Detmold. 


—aHr— 


Sächsischer Photographen-Bund. 


Als neues Mitglied ist aufgenommen: 
Herr Ingenieur Walther Sürth- Dresden, 
Hartmann - Strasse 6. 


Ludwig- 


R. Schlegel, Vorsitzender. 
+99 


schaffen wurde. 


Bergiseh - Märkiseher Photographen- 
verein, Sitz Eiberfeld. 
Jubiläumsausstellung, anlässlich seines 25 jährigen 
Bestehens, im Kupferstichsaale des Städtischen Museums, 
zu Elberfeld. 
(Offizieller kritischer Bericht.) 

Anlässlich seines 25jährigen Bestehens veranstaltete 
der Bergisch- Märkische Photographenverein, Elberfeld- 
Barmen, eine intime Ausstellung künstlerischer Photo- 
graphien, welche am 4. November im Kupferstichsaale 
des Städtischen Museums zu Elberfeld durch den Vor- 
sitzenden des Vereins, Herrn Walter Richter, mit 
einer Begrüssungsansprache feierlichst eröffnet wurde, 
Zu dieser Feier waren neben den zahlreichen Mit- 
gliedern des Vereins Vertreter der Stadtverwaltung, 
der Handwerkskammer und Fortbildungsschulen, sowie 
viele geladene Gäste von nah und fern erschienen, von 
denen auch der ı. Vorsitzende des Central - Verbandes 
Deutscher Photographen, Herr Schlegel-Dresden, im 
besonderen freundlichst begrüsst werden konnte. 

Die Ausstellung wurde iu der Hauptsache von Mit- 
gliedern des Vereins beschickt, dazu hatte der Vorstand 
einige bekannte Kollegen des Kammerbezirks zur Be- 
schickung aufgefordert. Es sollte diese Gelegenheit 
benutzt werden, um nach langer Zeit wieder einmal 
vor der Oeffentlichkeit ein Zeugnis abzugeben von dem 
beruflichen Können und künstlerischen Wollen der 
ernst arbeitenden heimischen Lichtbildner. Dass der 
Verein mit dieser Veranstaltung einen Weg beschritten 
hat, der zu einem weiteren, sehr schätzenswerten und 
befestigenden Ansehen unseres Standes führt, dafür ge- 
bührt ihm der Dank der gesamten Fachwelt. — Wir 
betreten den Kupferstichsaal des Museums und sehen 
die ausgestellten Lichtbilder in ruhiger, geschmack- 
voller Anordnung übersichtlich verteilt. Beginnen wir 
an der linken Seite, so finden wir Arbeiten von Kimmel.- 
Barmen vor. Als bestes Blatt dieser Kollektion kann 
hier das Bildnis einer alten Dame mit Brille bezeichnet 
werden, weil hier durch überlegte, geschickte Auffassung, 
Raumanordnung und gut gewähltes Druckverfahren 
ein in jeder Beziehung anerkennenswertes Bildnis ge- 
Es zeigen sich schon an diesem Bilde 
wieder so recht die eminenten Vorzüge des altbewährten 
Pigmentverfahrens gegenüber fast allen übrigen Druck- 
verfahren. Von geübter Hand bearbeitet, lassen sich 
hiermit Qualitätswerte schaffen, die, von vielen aus- 
geübt, die besten und festesten Bausteine für einen 
schnellen Wiederaufbau unserer im Kriege nieder- 
gegaugenen Bildniskunst sein könnten. Die Bildnisse 
auf Chlorbromsilberpapier fallen natürlich gegen die 
Pigmentdrucke gewaltig ab, dazu sind sie an sich schon 
zu hart und verlieren noch weiter durch die über- 
triebene harte Hintergrundretusche, Von den darüber- 
hängenden Arbeiten von Debois-Elberfeld fallen zwei 
schöne Kircheninterieurs auf, die durch die in jeder 
Beziehung richtige Wiedergabe das volle Beherrschen 
dieses oft sehr schwierigen Spezialfaches bestens 
erkennen lassen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich 
bemerken, dass gerade dieses Sonderfach leider so oft 
von Fachleuten recht stiefmütterlich behandelt wird 


6 . PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





und einem dadurch manchmal die unglaublichsten Er- 
zeugnisse zu Gesicht kommen, die den Verfertiger sehr 
beschämen müssten. Es sollte die gewerbliche Photo- 
graphie nach jeder Seite hin immer mit der gleichen 
Sorgfalt und dem besten Können gepflegt werden, was 
gerade für die kommende Zeit jedem einzelnen von 
grossem Vorteil sein kann. Der ausgestellte Bromöl- 
druck von. Debois scheint ein erster Versuch zu sein, 
dem aber gewisse Vorzüge nicht abzusprechen sind. 

Weiter liegen uns sechs Bildnisse von Hermann 
& Klein-Elberfeld zur Besichtigung vor. Die Arbeiten 
sind recht ansprechend durch das darin zum Ausdruck 
kommende Gefühl für gute Linienführung und Aufbau, 
wofür als bester Beweis ein Gruppenbild älterer Herren 
zu bezeichnen ist. Leider wird der gute Eindruck der 
Kollektion durch das Gefühl einer etwas überhastenden 
Ausführung der Bilder beeinträchtigt. Ich glaube, dass 
durch eine an manchen Stellen notwendige Platten- 
behandlung und eine überlegtere Auswahl des ge- 
eigneten Druckpapieres die Resultate von diesen guten 
Aufnahmen noch wesentlich bessere gewesen wären. 
— Der nächste Aussteller, Lorenz-Solingen, bringt eine 
Reihe landschaftlicher Motive aus dem bergischen Land, 
die ein gutes Verständnis für malerische Bildausschnitte 
und guter technischer Beherrschung dieses Sonderfaches 
verraten. Der vollen Wertschätzung seiner schönen 
Arbeiten wäre allerdings von Vorteil gewesen, wenn 
die Nachhilfe mit dem Retuschierpinsel durchweg unter- 
blieben wäre. — Sodann stossen wir auf sechs Blätter 
von von Kaenel-Essen. Was Auffassung und Linien- 
führung bei diesen Bildnissen anbelangt, so spricht aus 
ihnen, bis auf kleine Mängel, ein malerisches Sehen 
und ein gutes Verständnis für ruhige Linien und 
Formen. Man hat bei diesen Aufnahmen den erfreu- 
lichen Eindruck von der glücklichen Loslösung von 
der üblichen Pose, die ja so manchem guten Fach- 
mann, oftmals zu seiner eigenen Betrübnis, nie erreich- 
bar wird. Leider werden die Vorzüge zuschanden ge- 
macht durch den Fehlgriff in der Auswahl und Be- 
handlung der benutzten Druckverfahren. Die Höch- 
heimer-Gummidrucke sind viel zu klecksig ohne Ab- 
stufungen. 
hellen, herausgewaschenen Flächen im Hintergrund, es 


Russige Schattenpartien stehen neben zu 


mangelt hier sehr das feine Gefühl für tonwertige, lebens- 


wahre Bildnisse; wenn der Aussteller sich nur die zarten 


Haut- und Haarfarben seiner Dargestellten vergegen- 
wärtigt, und sich daraufhiu seine Gummidrucke ansieht, 
wird er mir gewiss recht geben. Und so ist es noch 
in viel stärkerem Masse mit seinen sogenannten farbigen 
„Erwinodrucken“. Ich bin wahrhaftig kein altmodischer 
Mensch, bin auch durchaus im Bilde über alles Fort- 
schrittliche in unserem Beruf, aber in diesem Falle muss 
ich doch laut „Hände weg von diesem 
extremen Zeug!“ Diese Produkte mit ihren unwahren, 


ausrufen: 


bunten Farben sind keine Blätter, die in eine photo- 
graphische Ausstellung gehören, welche erzieherisch 
und belehrend und unsern Stand fördernd 


Es sind Jongleurkunststücke, von denen der oberfläch- 


sein soll. 


liche Beschauer und Laie sich vielleicht wohl verblüffen 
lässt, die aber einem gesunden Empfinden nur Effekt- 


haschereien sind, von denen: man abgestossen wird. 
Diesen photographisch - expressionistischen Buntblättern, 
zusammen mit den neu in die Erscheinung getretenen 
sogenannten Photographiken, sowie auch den leider 
schon viel zu lange „fabrizierten“ Photoskizzen (letztere 
auch im Postkartenformat als Marktware), sollten wir 
mit allen Mitteln entgegenarbeiten. Wir heben das An- 
sehen unseres Standes bei dem verständigen Publikum 
ganz gewiss nicht mit dieseif Erzeugnissen, und, strebt 
jeder wirkliche und ernste Fachmann immer mehr die 
gute, exakte Qualitätsarbeit an, pflegt und fördert er 
den Fortschritt in bezug auf neuzeitliches und ge- 
diegenes Schaffen in seinen Arbeitsräumen, dann baut 
er hiermit besser ein festes Fundament für sein ge- 
achtetes Ansehen und seine gute Existenz, als mit der 
Verfolgung extremster Richtungen und Nachäffereien. 
Es ist ja leider für viele zu verlockend, sich Experi- 
menten hinzugeben, von denen sie hoffen, auf ein reines, 
weitstrahlendes Kunstniveau gehoben zu werden, auf 
dem sie aber recht bald allein sitzen bleiben, nachdem 
sie Kraft, Zeit und Geld diesem „Sport“ geopfert haben. 
— Es soll damit wahrhaftig nicht gegen neue, künst- 
lerische Verfahren gesprochen werden, mit denen bei 
richtiger Behandlung der gegebenen Mittel und mit 
feinem, individuellem Empfinden für richtige Tonwerte 
Kunstblätter zu schaffen sind, die sich würdig manchem 
Kunstwerk zur Seite stellen können. Wir haben hier- 
für auf dieser Ausstellung einige beachtenswerte Bei- 
spiele. — Um so mehr erfrischt sich das Herz an den 
Arbeiten von Fräulein Hesse-Duisburg, die sich als 
beste „Interpretin“ für sonnige, lebenswahre Kinder- 
bildnisse mit diesen im Laufe der Zeit einen grossen 
Wirkungskreis geschaffen hat. Unsere kleinen Lieb- 
linge in solchen natürlichen Stellungen aufzufassen, 
dazu gehört ein frohes Empfinden und ein feines Ver- 
stehen der kleinen Kinderseelen; die Bilder in ihrer 
Zartheit sind wirklich gute, künstlerische Arbeiten. Auch 
zwei Gummidrucke, Damenbildnisse, sind als technisch 
gute Leistungen anzuerkennen. — Von Emmy Thiele- 
Essen sehen wir sechs 18 X 24 cm- Höchheimer- Gummi- 
drucke, mit denen sie wohl die beabsichtigte einheit- 
liche Wirkung ihrer Kollektion erreicht hat, womit sie 
aber meines Erachtens gerade von dem erhofften Erfolg 
abgerückt ist. Wenn sie einen wunderschönen Kinder- 
kopf mit blondem Haar im Gegenlicht aufgenommen 
und eine Dame mit duftigem Spitzenschal auf Höchheimer- 
Gummi druckt, so ist das nach meinem Dafürhalten ein 
Missgriff gewesen. Eines passt nicht für alles! Diese 
schönen Platten auf einem anderen Kopiermaterial ge- 
druckt, müssen unbedingt ansprechendere Bilder ergeben, 
der Gummidruck an sich schafft auch nicht immer ein 
Kunstprodukt. Zu den übrigen Blättern passt das Ver- 
fahren wesentlich besser, obschon auch hier etwas mıehr 
Aufhellung angebracht gewesen wäre. Die von der- 
selben Ausstellerin verfertigten sechs kleinen Land- 
schaftsbildchen in Gummidruck sind reizende Dokumente 
eines malerischen Sehens und beweisen mit den Bildnis- 
aufnahmen ein vielseitiges Können. —- Coubillier- 
Köln bringt stimmuugsvolle Bilder, im Heim aufge- 
nommen. Es sind Genrebilder in feinempfundener Auf- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 5 7 





fassung, unter geschickter Ausnutzung aller Zufällig- 
keiten und natürlichen Anordnung. Die Blätter sind 
auf Bühler- Koble gedruckt und machen mit ihren samt- 


artigen Tiefen einen hochkünstlerischen Eindruck. Es 


spricht aus ihnen eine persönliche Note, die unbedingt 
anzuerkennen ist. Auch ein grösseres Herrenbildnis 
(Raoul Konen) in Bromölumdruck zeigt eine fein be- 
obachtete, charakteristische Auffassung, und ist technisch 
bestens gelungen, was bei dem Umdruckverfahren be- 
sonders hervorzuheben ist. — Ewald Steiger-Cleve 
hat eine sehr schöne, einheitliche Kollektion heraus- 
gebracht. Am meisten springt das vortreffliche Bild 
von Rudolf Herzog in Pigmentdruck in die Augen, 
Aus diesem Bild allein schon spricht ein Fühlen und 
Können, das man von Steiger schon lange gewohnt 
ist. Diese fein beobachtete Charakteristik und diese 
herrliche Modulation der Haut sind einfach unüber- 
troffen. Auch die übrigen Bildnisse sind lebenswahre, 
echte Familiendokumente, aus sicherem Können ent- 
standen; wenn dieselben auch in Pigment gedruckt 
waren, würde meine Freude an diesen Bildern noch 
grösser gewesen sein. — Weiter kommen mir drei 
Bilder von Paul Franck-Düsseldorf zu Gesicht, mit 
denen ich mich wieder nicht befreunden kann. Es 
sind Aufnahmen von Tänzerinnen in wahnsinnig futu- 
ristischen Verrenkungen und Linien. Dazu entsprechend 
hineingezeichnete harte Hintergründe, mit ebenfalls 
futuristischen Mätzchen. Da ich zufällig weiss, dass 
Herr Franck gerade in letzter Zeit manches schöne 
Bild in seiner Werkstatt geschaffen hat, wird er gewiss 
recht bald diese erste Entgleisung einsehen. — Dann 
aber treffen wir wieder auf wirklich gute Pigment- und 
Gravurebilder von Saurin-Sorani-Elberfeld.. Man 
sieht diesen Arbeiten das reife, sichere Können an, 
kleine Retuschewitze hätten zwar ein wenig dezenter 
hingesetzt werden können, sie stören aber nicht den 
guten Gesamteindruck. — Flasche-Barmen stellt sehr 


ansprechende, gut beobachtete Freilichtaufnahmen aus, 


die mit ihrer Darstellung, Mutter und Kind, so manches 
derartige Atelierbild weit in den Schatten stellen. 
Drucktechnisch stören mich allerdings die Härten in 
den Lichtern obne jede Zeichnung, was bei einem 
Pigmentdruck doch leicht hätte vermieden werden 
können. Weicher arbeitende Farben oder stärkeres 
Chrombad hätten dieses verschwinden lassen, an sich 
ist die Farbe der Drucke sowieso etwas sehr aufdring- 
lich. Vielleicht würde mit einem einfachen Albumin- 
druck eine feinere Wirkung erreicht worden sein. Das 
Landschaftsbild ist eine anerkennenswerte, gute Leistung. 
— Von Seegers-Rheydt sehen wir Herrenbildnisse in 
Bromöldruck, die durchweg ein sicheres Beherrschen 
dieses schönen, zukunftsreichen Verfahrens erkennen 
lassen und dadurch einen guten Eindruck machen. — 
Richter-Elberfeld hat neben recht ansprechenden 
Bildnissen, wovon das Bild, „zwei Herren am Flügel“, 
besonders fein in der Auffassung ist, weiter Landschafts- 
bilder in Bromöldruck ‚von recht bildmässiger, schöner 
Wirkung und guter Technik ausgestellt. Seine stets 
mustergültigen Arbeiten sind mir von früheren Aus- 
stellungen noch bestens bekannt. — Cleffmann-Voh- 


winkel bringt Genrebilder in der Art Kübelers in 
schöner Gruppierung und technisch einwandfreier Be- 
arbeitung zur Ausstellung, sowie zwei gute Einzel- 
bildnisse. Mit dem weiter gezeigten Landschaftsbild 
hätte er einen schönen Erfolg haben können, wenn 
das auffällige Hinein- und Fortarbeiten von Dingen 
vermieden worden wäre. Derartige „Kunstgriffe“ sind 
immer gewagt, besonders bei Verwendung eines glatten, 
scharf kopierenden Papieres. — Bei den Bildern von 
R. Gerling-Duisburg ist die seine neuen Arbeiten 
kennzeichnende Loslösung von der alten Schablone, die 
Freizügigkeit in der Auffassung, besonders hervor- 
zuheben. Neben einer vornehmen, ruhigen Linien- 
führung finden wir auch übersprudelnde Lebendigkeit 
und Eigenart des Dargestellten im Bilde festgehalten, 
wobei trotzdem stets eine künstlerische Bildwirkung 
nicht ausser acht gelassen wurde. Eine eminent ge- 
schickt erfasste Charakteristik des Gesichtsausdrucks ist 
den Bildern von Gerling eigen. Besonders fein ist 
das Herrenbildnis, 30x 4o cm, mit Hut; auch das 
Bildnis 24 X 30 cm des nachdenklich heruntersehenden 
Herrn ist ein Schmuckstück der Ausstellung. Das 
sind Qualitätsarbeiten, die überall bestehen können 
und einem ‚Freude machen. — Becker-Essen bringt 
als Pionier des Bromöldruckes sechs recht gute Land- 
schaftsbilder in diesem Verfahren. Wenn auch bei 
einigen Bildern die ruhige, gute Wirkung durch ein 
Zuviel an Unruhen in der Natur etwas beeinträchtigt 
wird, wofür dem Verfertiger kein Vorwurf gemacht 
werden kann, so kann man aber doch an dieser schönen 
geschlossenen Arbeit seine Freude haben. — Von 
C. Halfpape-Düsseldorf gefällt mir am besten das 
Bildnis eines stehenden alten Herrn in unbedingt 
typischer Haltung und Auffassung. Auch das Bildnis 
des Herrn mit Hut ist prächtig mit der fein modu- 
lierenden Haut und bewusst tonigen Zurückhaltung 
aller dem Kopf untergeordneten Partien. Auch diese 
schönen Blätter in der Ausstellung sind wieder in 
Pigmentdruck ausgeführt. An einem Damenbildnis 
stört die wenig schöne Hand. Imı ganzen genommen 
zeugen die Bildnisse von einem meisterlichen, ge- 
diegenen Arbeiten. 

So bietet auch diese interne Ausstellung, wie ja 
stets, neben einigen weniger guten Erzeugnissen eine 
schöne Anzahl recht erfreulicher Arbeiten, und zur Ge- 
nugtuung seiner Mitglieder, Freunde und Gönner sei 
festgestelit, dass der Bergisch - Märkische Photographen- 
verein, unter Führung seines unermüdlichen, rührigen 
Vorsitzenden Walter Richter und seiner getreuen 
Mithelfer, eine Ausstellung zustaude gebracht hat, die 
uns nach langer, trauriger Pause und bedauerlichem 
Rückschritt Neues, Auregendes erschauen lässt, das 
wir in uns aufnehmen sollen, um danach unser Streben 
und uusere Ziele einzurichten, mit dem sicheren Ver- 
trauen und dem Wollen nach neuem Emporstreben in 
kommenden ruhigeren und glücklicheren Jahren. 


Emil Lichtenberg-Hounef. 


> 





8 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Schleswig-Holsteinisecher Photographen- 
Verein. 
Geschäftsstelle: Otto Stiegler- Itzehoe. 

Die Mitglieder werden gebeten, den Jahresbeitrag 
für 1921 in Höhe von 4o Mk. bis ı5. Januar einsenden 
zu wollen. ‚Georg Haltermann- Eckernförde. 

Bankkonto: Kreditbank, Schleswig -Holst. Bank. 


"I LIrt- 


Personalien. 
Minden. Gestorben ist der Photograph Carl 
Beste im 58. Lebensjahre. 


— st 


Gesehäftliehes. 


Optische Anstalt C. P. Goerz, Aktiengesell- 
schaft, Berlin- Friedenau. Der Aufsichtsrat beantragt 
die Verdoppelung des jetzt 14 Millionen Mark betragen- 
den Aktienkapitals. Die neuen Aktien sollen den alten 
Aktionären zum Nennwert zum Bezuge angeboten 
werden. Der Aufsichtsrat genehmigte ferner die Aus- 
gabe einer fünfprozentigen, zu Io2 v. H. rückzahlbaren 
Anleihe von ı4 Millionen Mark, die von der Diskonto- 
Gesellschaft und der Deutschen Bank übernommen 
worden ist. Der Generalversammlung soll die Verteilung 
einer Dividende von 15 v. H. vorgeschlagen werden. 


ent 


Kleine Mitteilungen. 

— Der zweite Kurs für Kinematographie 
beginnt in der Photographischen Lehranstalt des Lette- 
Vereins; Mitte Januar. Leitung: Herr Dr. Köhler, 
wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ufa. Näheres durch 
das Bureau Berlin W 30, Viktoria- Luise- Platz 6. 


Büehersehau. 

Luegers Lexikon der gesamten Technik 
und ihrer Hilfswissenschaften. Zweite, vollständig neu 
bearbeitete Auflage. II. Ergänzungsband. In Halb- 
leinenband Ioo Mk., in Halblederband I4yoMk. (Stutt- 
gart, Deutsche Verlagsanstalt.) 

Durch diesen zweiten Ergänzungsband ist das 
allgemein anerkannte technische Nachschlagewerk auf 
die Höhe der Zeit gebracht worden. Wiederum sind 
seit Erscheinen des I. Ergänzungsbandes (August Igı4) 
auf fast sllen technischen Gebieten wichtige Fortschritte, 
Neuerungen und Erfahrungen zu verzeichnen. Dies 
gilt namentlich von den Zweigen, die unmittelbar mit 
dem Kriege oder der durch ihn hervorgerufenen Um- 
stellung vieler technischer Verfahren irgendwie im Zu- 
sammenbang stehen. Alle Notbehelfe und Ersatz- 
mittel und im Zusammenhang damit die neuen Ver- 
fahren haben eine besonders eingehende Behandlung 
in dem zweiten Nachtragsband gefunden. Rund Iooo 
instruktive Abbildungen tragen zunı bessern Verständnis 
bei. Zu dem Stamme bereits bewährter Mitarbeiter 
ist diesmal eine grössere Anzahl neuer anerkannter 
Fachmänner hinzugetreten. 


% 
Fragekasten. 


Technische Fragen. 


Frager. Herr H.B. in Bad E. Bitte um An- 
gabe, wie die neuen Abziehfilme der Mimosa und von 
Bayer im Standentwickler behandelt werden können? 

Antwort zu Frage 1. Die Standentwicklung der 
Abziehblätter kann genau so ausgeführt werden wie 
die von Glasplatten. Mit Rücksicht auf die Gefahr 
einer zu weit gehenden Erweichung der Schicht gilt 
hier dasselbe wie bei Platten. Man soll die Stand- 
entwicklung nicht unnütz verlängern, d.h., die Ent- 
wicklungsflüssigkeit nicht über das notwendige Mass 
hinaus verdünnen. Bei der Metol- Hydrochinon- Stand- 
entwicklung und bei der so häufig geübten Glyzin- 
Standentwicklung ist der Entwickler höchstens so weit 
zu verdünnen, dass auf zwei Liter Wasser ein Gramm 
der reduzierenden Substanzen kommt. In dieser Ver- 
dünnung arbeitet der Entwickler noch schnell genug, 
um nicht ein unzweckmässiges Erweichen der Schicht 
zu bewirken, und langsam genug, um alle Vorteile des 
Standentwicklers auszunutzen. ’ 

Frage 2. Herr R. A. in D. (Brasilien). Was ist 
die Schuld, dass ich hauptsächlich im Sommer nicht 
den schwarzen Ton herausbringe wie beigefügtes 
Muster Nr. 2; fast alle Bilder bekommen den wein- 
roten Ton wie Nr. ı, der meinen Kunden wenig gefällt. 

Antwort zu Frage 2. Der Ton der Bilder hängt 
bei manchen Goldtonbädern, besonders bei den von 
Ihnen benutzten Rhodanbädern, in hohem Grade von 
dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft beim Kopieren ab. 
Man kann unmittelbar d#@rch den Versuch nachweisen, 
dass Papiere, die sehr feucht kopiert sind, im Rhodan- 
bad eine mehr ins Rote bzw. Violette ziehende Färbung 
annehmen, als in trockenem Zustand kopierte. Will 
man dieser Schwierigkeit entgehen, so empfiehlt sich 
das immer gleichmässig schwach violette Töne liefernde 
Kreidebad, welches wie folgt zusammengesetzt wird: 
Io g Schlänmkreide, wie sie überall für Anstrichzwecke 
benutzt wird, wäscht man auf dem Filter einige Male 
mit destilliertem, heissem Wasser aus und gibt einen 
kleinen Teelöffel voll der breiigen Masse in eine Liter- 
flasche. Die Flasche wird mit Wasser angefüllt und 
20 g Chlorgoldlösung I:ı00 hinzugefügt. Das Bad 
wird mehrere Male umgeschüttelt und ist nach einigen 
Stunden gebrauchsfertig, indem man die klare Flüssig- 
keit vom Bodensatz in die Schale giesst und iu üb- 
licher Weise die sehr gut ausgewaschenen Papiere damit 
behandelt. Das Bad wird darauf auf seinen Bodensatz 
zurückgegossen und dient, nachdem es allmählich in 
dem Masse, wie es langsamer wirkt, mit frischer Chlor- 
goldlösung versetzt wurde, wochenlang zu schnellem, 
gleichmässigem Tonen, wobei der Bodensatz allmählich 
sich dunkel färbt. Die Badrückstände werden natürlich 
gesammelt, das etwa im Bade noch enthaltene Chlor- 
gold mit Eisensulfatlösung gefällt und der Bodensatz 
entweder getrocknet oder mit verdünnter Salzsäure im 
Ueberschuss behandelt. Das schwarze rückständige 
Pulver ist reines Gold, welches wieder in Chlorgold 
übergeführt werden kann. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin- Halensee, Halberstädter Strasse 7 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


- PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK: 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH*FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 60 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıq. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
‚—— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen g,50o Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
det 5omm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50 Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 

nase Ren me. u OPERETTE enges ernennen nn nn nn ns 


Nr. 2. 14. Januar. 1921. 




















Ueber die Bedeutung der Kohledruekverfahren'). 
| Von Florence. [Nachdruck verboten.] 


Unter den verschiedenen Druckverfahren ist diese Schwierigkeiten wachsen mit der Erhöhung 
obne Zweifel der sogenannte Kohledruck (Pig- der Temperatur. 
mentdruckverfabren) bis zum heutigen Tage das Hatte man aber das Bild glücklich richtig 
Stiefkind geblieben. Schon Vogel hat vor entwickelt, dann kam als grösste Schwierigkeit 
langen Jahren auf die Bedeutung dieses Ver- die Uebertragung desselben auf die endgültige 
fahrens begeistert hingewiesen, aber weder ihm Unterlage, und hier konnte man oft die ganze 
wie noch so manchem anderen hat es gelingen aufgewendete Mühe und Arbeit zu schanden 
können, dies Verfahren durchschlagend einzu- werden sehen. Daher kam das Verfahren, 
führen. Die Gründe hierfür sind bekannt. . einzelne Spezialisten abgesehen, selten über das 
Die damaligen und auch noch ein gut Teil Stadium des Versuches hinaus, konnte also 
der heutigen Photographen waren und sind auf ebensowenig allgemeiner Lehrgegenstand des 
den Silberdruck, namentlich die Auskopier- Lehrlings werden. 
verfabren so eingeschworen, dass sie sich an Als man sich durch eingehende Arbeiten 
ein Verfahren, welches in allen seinen Teilen mittels des sogenannten Gummidrucks klar 
so abweichend von den gewohnten ist, nicht darüber geworden war, dass man ein Pigment- 
heranwagten. Sie waren es nun einmal ge- bild auch ohne doppelten Uebertrag und über- 
wohnt, das Bild als ein dunkles Produkt aus haupt obne jede Uebertragung auf seiner defini- 
einer hellen Masse entstehen zu sehen, und tiven Unterlage entwickeln. könne, schienen 
daher war ihnen ein umgekehrtes Verfahren sich dem Kobledruck ganz neue Aussichten zu 
wenn auch nicht gerade ein Rätsel, so doch eröffnen, die sich, allerdings erst nach Jahren 
etwas, was einen ganz neuen Arbeits- und An- rastloser Arbeit, denn auch verwirklichten. 
passungsmodus verlangte, und dafür hatte man Es war der verstorbene, auf dem Gebiete 
weder Zeit noch Lust. der Positivverfahbren so überaus erfolgreiche 
Es nützte daber auch nichts, dass man diesen Fabrikant E. Bühler, welcher auf der Grundlage 
streng Konservativen klar machte, welch ausser- des Gummidruckverfahrens ein neues, „direktes 
ordentliche Bedeutung die Haltbarkeit der mittels Kobledruckverfahren“ genanntes Pigmentver- 
der Kohledruckverfahren erzielten Bilder besitzen, fahren aufbaute. 
es ging eben nach dem alten Schema weiter. Dieses Verfahren unterscheidet sich von dem 
Da wir gerecht sein wollen, dürfen wir alten Pigmentdruck nach Vogel ganz ausser- 
aber auch nicht verschweigen, dass das alte ordentlich und hat eigentlich mit ihm nur die 
Kohledruckverfahren aus den Zeiten Vogels Entwicklung mittels warmen Wassers, und auch 
ein nicht gerade leichtes war und ausserordent- diese nur beschränkt, gemein. Denn während 
lich viel Uebung, Geschicklichkeit und Geduld im ersteren Verfahren nur warmes Wasser zur 
verlangte. Gelatine in feuchtem Zustande ist gänzlichen Entwicklung des Bildes benutzt wird, 
immer ein schwer zu behandelnder Stoff, und spielt das warme Wasser im Bühlerschen Ver- 
fahren nur eine geringe, man kann wohl sagen 
1) Zum Studium über Kobledruckverfahren eignen vorbereitende Rolle, während die eigentliche 
sich vorzüglich die nachstehenden, im Verlag von Entwicklung mittels kalten Wassers unter Ver- 
Wilhelm Knapp, Halle a.$., erschienenen Werke: wendung einer feinen Brause vorgenommen 


J. M. Eder: Das Pigmentverfahren, Gummi-, Oel- und : ' : 3 
= ’ Der IrQ. 
Bromöldruck usw. Dr. E.Stenger: Neuzeitliche photo- wird. Diese verschiedenen Entwicklungsarten, 


graphische Kopierverfahren. Mercator: Ausübung welche auf einer verschiedenen Zusammen- 
der gebräuchlichen Kohledruckverfahren. setzung der Schicht und anderer Umstände be- 





2 


Io | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. j 





ruben, sind aber für den Charakter des zu er- 
zielenden Bildes und seine eventuelle Verwendung 
von ausserordentlicher Bedeutung. 

Das Bild, wie es nach dem Vogelschen 
Verfahren erhalten wird, besteht bekanntlich 
aus reiner Gelatine, welche einen wasserunlös- 
lichen, möglichst lichtbeständigen Farbstoff, der 
eine beliebige Färbung besitzen kann, enthält. 
Da nun die Herstellung des Bildes auf der 
lichtempfindlichen Eigenschaft der chromierten 
Gelatine beruht, diese aber befähigt ist, die 
feinsten Details wiederzugeben, muss folglich 
diese Art von Kohledruck sehr gut detaillierte 
Bilder liefern können. 

Dies ist nun auch tatsächlich der Fall, so 
dass ein guter Kohledruck sich in dieser Hin- 
sicht von einem Silberdruck nicht unterscheiden 
lässt. Legt man nun heute in künstlerischer 
Hinsicht auf Details keinen Wert oder sucht 
sie, wenn angängig, gar zu unterdrücken, dann 
ist in rein künstlerischer Hinsicht der Koble- 
druck des alten Verfahrens dem Silberdruck in 
nichts überlegen, steht aber auch demselben 
nicht nach. Die diesem Kohledruckverfahren 
eigentümliche Technik gestattet aber an und für 
sich fast gar keine Modifikationen, und was 
nicht im Negativ ist, sei es an und für sich, 
sei es durch zweckentsprechende Retusche, 
kann nicht in das Bild hineingebracht werden. 
Die Deckkraft der farbigen Geiatine aber, die 
je nach der Färbung verschieden sein kann, 
verlangt aber andererseits einen ganz bestimmten 
Charakter des Negativs, um ein bestmögliches 
Resultat zu erzielen. Dies wird ganz auffällig 
klar, wenn man ein solches Kohlebild in der 
Durchsicht (als Diapositiv) und nach endgültigem 
Uebertrag in der Aufsicht studiert. Im ersteren 
Falle kann ein solches Bild ganz ausserordent- 
lich zart, detailliert und plastisch wirken, während 
es im letzteren Falle viel an Wirkung verliert. 

Bei dem Bühlerschen Kobledruckverfahren 
ist die Entstehung des Bildes ausser der Ein- 
wirkung von warmem Wasser von einer ganzen 
Reihe anderer Umstände abhängig. Diese wirken 





in eigentümlicher Weise so zusammen, dass 
das Bild trotz vollauf genügender Detaillierung 
und Schärfe von einer gewissen künstlerischen 
Weichheit erscheint, wodurch es sich vorteilbaft 
von einem Silberdruck nach gleichem Negativ 
unterscheidet. 

Zu diesem allgemeinen Verhalten kommt 
aber noch die Eigenheit, dass sich die Ent- 
wicklung ziemlich weitgehend modifizieren lässt, 
so dass man in der Lage ist, Einzelheiten so- 
wohl herauszuholen als auch zu unterdrücken, 
und zwar ist hierbei, was sehr wichtig ist, das 
Format des Bildes kaum von Einfluss. 

Aus dem, wenn auch knapp, Ausgeführten 
ergibt sich folgendes: Wo es sich um Wieder- 
gabe von Details und scharfe Zeichnung handelt, 
also für Architektur, Interieurs und Ansichten, 
ist dort, wo man grossen Wert auf absolute 
Haltbarkeit bei bestimmtem Bildton legt, das 
alte Kohledruckverfahren sehr empfehlenswert. 
Ganz das gleiche gilt von Diapositiven, welche 
die gleichen Eigenschaften besitzen sollen. Für 
alle Porträtzwecke aber wird man der Schwierig- 
keiten des Verfahrens wegen nur in besonderen 
Fällen von demselben Gebrauch machen, und 
zwar vornehmlich in solchen, wo die allgemeine 
Haltbarkeit oder die des Bildtons im besonderen 
eine grosse Rolle spielen. 

Das direkte Kohledruckverfahren nach Bühler 
dürfte aber für das Porträtfach von grösster 
Bedeutung sein. Seine allgemeinen guten Eigen- 
schaften und die leichte, sehr modifikations- 
fähige Technik gestatten die vielseitigste An- 
wendung, so dass man mit relativ geringer 
Mühe imstande ist, auch weitgehenden künst- 
lerischen Anforderungen Rechnung tragen zu 
können. 

Die neue Zeit, in der wir leben, verlangt 
den Neuaufbau unseres Faches mit allen Mitteln, 
die uns zur Verfügung stehen. Daher ist es 
wohl angebracht, auch einmal auf diese bisher 
wenig beachteten Verfahren eindringlich auf- 
merksam zu machen, es wird sich in allen 
Fällen als nützlich erweisen. 


LE Ie— 


Rundsehau. 


Eigenschaften eines guten Entwicklers. 


Die Anforderungen der Praxis an einen 
guten Entwickler behandelt A. Seyewetz am 
Schlusse einer längeren wissenschaftlichen Arbeit, 
die sich mit dem gegenwärtigen Stande unserer 
Kenntnis der organischen Entwickler befasst 
und im „Bull. de la Soc. franc. de Phot.“ 1920, 
S. ı2zg ff., zum Abdruck gelangte. Der Ver- 
fasser kommt zu dem Schluss, dass von den 
vielen vorgeschlagenen Hervorrufungssubstanzen 
in der Praxis nur eine beschränkte Anzahl hat 
festen Boden fassen können, weil eben ein Ent- 


[Naehdruck verboten.} 


wickler vielen Bedingungen genügen muss. 
Leider erfüllt aber nur eine kleine Anzahl von 
den bekannten Hervorrufern die Mehrzahl der 
gestellten Bedingungen, die im nachfolgenden 
kurz charakterisiert werden sollen. 

Zunächst soll die entwickelnde Substanz 
sich möglichst leicht in Wasser oder in Alkali 
lösen, um einerseits konzentrierte Lösungen 
herstellen zu können, die man für den Gebrauch 
nur mit Wasser zu verdünnen braucht, anderer- 
seits, um Aenderungen in der Zusammensetzung 
der Lösung leicht vornehmen zu können, die 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. — | H 





dem Charakter der Belichtung anzupassen sind. 
Man verlangt auch möglichste Farblosigkeit 
der fertigen und längere Zeit aufbewahrten 
Hervorrufungslösung. Wenn diese nicht erziel- 
bar ist, so soll sich die Farbe des Entwicklers 
wenigstens nicht der Gelatine oder dem Papier 
mitteilen. Endlich ist noch eine wichtige For- 
derung die der leichten Abstimmbarkeit; 
durch Zusatz geeigneter Lösungen soll die 
Entwicklung nach Möglichkeit beeinflussbar sein. 

Keine Entwicklungssubstanz erfüllt bis heute 
in vollkommenem Masse alle Forderungen, die 
ein Idealentwickler aufweisen sollte. Wie gross 
auch die entwickelnde Energie der Hervor- 
rufungssubstanz sein mag, niemals können Licht- 
eindrücke durch Schwärzung wiedergegeben 
werden, die nicht eine Veränderung des Silber- 
haloids in dieser oder jener Form bewirkt 
haben. Eine „Fortsetzung der Lichtwirkung 
durch den Hervorrufer“ ist noch nicht beob- 
achtet worden. 

Von der entwickelnden Energie ist das ver- 
schieden schnelle Erscheinen der Schatten und 
Lichter im Bilde abhängig. Je grösser die ent- 
wickelnde Energie ist, um so kleiner sind die 
Unterschiede in den Erscheinungszeiten der 
Lichter und Schatten. Im Gegensatz dazu sind 
bei den sogenannten langsamen Entwicklern 
diese Zeitunterschiede sehr stark ausgeprägt, 
und die Gegensätze zwischen Licht und Schatten 
sind deshalb bei langsamen Hervorrufern be- 
sonders deutlich. Aus diesem Grunde entwickelt 
man auch überexponierte Aufnahmen und nor- 
malbelichtete von Objekten mit schwachen Licht- 
und Schattengegensätzen vorzugsweise mit lang- 
sam arbeitenden Hervorrufern, während für 
unterbelichtete Aufnahmen, die leicht harte 
Negative entstehen lassen, der Rapidentwickler 
in Frage kommt. 

Das Hydrochinon ist der ausgesprochene 
Vertreter der langsamen Entwickler; es liefert 
dementsprechend bei kurzer Belichtung harte 
Negative. Es ist ausserdem wenig abstimmbar 
und korrigiert bei Ueberbelichtung nicht in er- 
heblichem Masse (? D. Ref.). 

Bei Unterbelichtung zeigt Pyrogallussäure 
die gleichen Mängei wie Hydrochinon, aber 
Ueberbelichtungen lassen sich mit Pyrogallol- 
entwicklern unter Zusatz von Bromkalium und 
ähnlicher Zusätze am vollkommensten korri- 
gieren. 

Das Amidol ist mit seiner hohen entwickeln- 
denKraft, die durch keinerlei Zusatz in wünschens- 
werter Weise heruntergesetzt werden kann, un- 
brauchbar, sobald es sich um Ueberbelichtungen 
handelt; dagegen ist Amidol bei Unterbelichtungen 
sehr am Platze. 

Andere Hervorrufer haben keine so mar- 
kauten Eigenschaften wie die hier genannten, 
sobald es sich um Ueber- und Uhnterbelichtungen 


handelt. Weil manche von ihnen, so z.B. Para- 
midophenol, Metol - Hydrochinon N ee. 
Chloranol (eine genau definierte Mischung von 
Metol und Adurol), Glycin, ausserdem den oben 
gestellten Bedingungen der leichten Löslichkeit, 
Farblosigkeit der fertigen Mischung, der leichten 
Abstimmbarkeit in hohem Masse genügen, sind 
sie in der Praxis sehr geschätzt. 

Es erscheint dem Verfasser wenig wahr- 
scheinlich, dass neue Hervorrufer gefunden 
werden könnten, die die bekannten abzusetzen 
vermöchten. Der einzige Entwickler, der einige 
Aussicht darauf hätte, müsste schon imstande 
sein, den Schwellenwert herunterzusetzen, d.h. 
noch schwächere Lichteindrücke, als es bisher 
möglich ist, durch Schwärzung zu registrieren. 
Bis jetzt bietet sich aber kein Ausblick zu 
fruchtbringenden Arbeiten in dieser Richtung. 

Soweit Seyewetz, dessen grundlegende 
Arbeiten über Entwickler, grossenteils gemein- 
sam mit Lumiere ausgeführt, überall bekannt 
sind. In einigen Punkten scheint aber ein 
Widerspruch mit den Erfahrungen der Praxis, 
wie auch mit den. eigenen theoretischen Aus- 
führungen des Verfassers zu bestehen. Es wird 
nämlich oben richtig bemerkt, dass langsame 
Entwickler speziell bei Ueberbelichtungen am 
Platze sind, und einen Satz weiter, dass Hydro- 
chinon der ausgesprochene Vertreter der lang- 
samen Entwickler sei, Ueberbelichtungen aber 
nicht in erheblichem Masse zu korrigieren ge- 
statte.e Das ist zweifellos ein Widerspruch. 
Hydrochinon ist auch in der Tat in ganz her- 
vorragendem Masse geeignet, Ueberbelichtungen 
unschädlich zu machen. . Einmal durch Herab- 
setzen der Temperatur der Lösung, besonders 
aber durch Verringerung des Alkaligehaltes und 
Zusatz von Verzögerern (Bromkalium). Mit 
Aetzalkalien, Formalin und Aceton angesetzt, 
liefert Hydrochinon wenig abstimmbare Rapid- 
entwickler, aber mit koblensauren Alkalien 
(Soda oder Pottasche) wird ein langsam arbeiten- 
der, in sehr weiten Grenzen abstimmbarer Her- 
vorrufer erhalten, wie von Hübl und andere 
soundso oft gezeigt haben und wie es jeder 
Praktiker weiss. 

An anderer Stelle wird Amidol als vorzüg- 
lichster Hervorrufer für unterbelichtete Platten 
erwähnt. Auch das deckt sich nicht mit der 
allgemeinen Anschauung. Metol, Soda, Para- 
midophenol und Brenzkatechin- Aetznatron gelten 
im allgemeinen als diejenigen Entwickler, die 
in bezug auf Sichtbarmachung schwächster 
Lichteindrücke am meisten zu leisten vermögen; 
also bei Unterbelichtung am meisten heraus- 
holen. 

Wenn auch Amidol den genannten Hervor- 
rufern in bezug auf Schwellenwert kaum nach- 
stehen dürfte, so liegen doch seiner Beliebtheit 
andere Motive zugrunde. Amidol ist nämlich 


2 RS 


I PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK, 





wegen seiner geringen Alkalinität für manche 
Zwecke besonders geschätzt; es greift aus eben 
diesem Grußde die Gelatineschicht fast gar 
nicht an und neigt auch nicht zur Bildung von 
Farbschleier.. Zum Hervorrufen von Bildern 
auf Bromsilber- und Kunstlichtpapier wird Amidol 
gern genommen, weil es mit Sicherheit neutral 
schwarze Töne gibt und die Blasenbildung nicht 
unterstützt. 

In bezug auf Abstimmbarkeit muss auch 
immer wieder der Metolentwickler hervorgehoben 


werden. Ohne Alkali, d. h. in folgender Lösung: 
Metol 15 g, 
destilliertes Wasser . 1000 ccm, 
nach erfolgter Lösung kristalli- 
siertes Natriumsulfit zu- 
setzen 150 8, 


lässt sich die Metol- Sulfitlösung durch Zusatz 
von Bromkaliumlösung ı:ıo vorzüglich zu der 
Korrektion starker Ueberbelichtungen benutzen. 





m 2m | za 20 


Mit dem Bromkaliumgehalt kann man dabei 
sehr weit gehen; im Höchstfalle verwende man 
etwa 2 ccm (20 bis 30 Tropfen) einer zehn- 
prozentigen Lösung auf je 100 ccm Metol - Sulfit- 
lösung. Stellt sich im Laufe der Entwicklung 
heraus, dass Unterbelichtung vorlag, so kann 
durch tropfenweisen Zusatz von Sodalösung 
immer noch alles aus dem Negativ herausgeholt 
werden, was irgendein Rapidentwickler zu leisten 
vermag. 

In bezug auf die Forderungen, die man an 
eine Entwicklungssubstanz zu stellen hat, geht 
Andresen in seiner Broschüre über photo- 
graphische Entwickler erheblich weiter. Ausser 
den drei oben genannten Punkten wird z.B. 
Schleierfreibeit, Ausnutzung der Gradation der 
verwendeten Emulsion, Hervorrufen bis zum 
Schwellenwert der Platte usw. verlangt. Es 
wird wiederholt auf diese im Verlage der „Agfa“ 
erschienene Gratisbroschüre hingewiesen. Me. 





Ein neues Tageslieht-Auskopierpapier. 


In der „Schweizerischen Photographen- 
Zeitung“ berichtet Herr Dr. Rudolf Ochs über 
ein neues Auskopierpapier, das er zusammen 
mit Herrn Photographen Himmelsbach in 
Davos erfunden und ausprobiert hat und das, 
wenn sich die darauf gesetzte;Hoffnung erfüllt, 
eine Umwälzung unseres Auskopierverfahrens 
bedeuten würde. 

Als Papier kann jedes reine Papier, ganz 
gleich, ob glatt oder raub, verwendet werden, 
der Photograph hat es voliständig in der 
Hand, hart oder weich arbeitende Papiere her- 
zustellen und das Papier dem Negativ anzu- 
passen. Nach dem Urteil erster Fachphoto- 
graphen ist das Papier den anderen Kunstdruck- 
papieren des Handels vollständig gleichwertig, 
dabei ist der Herstellungspreis ganz erheblich 
billiger, ungefähr nur ein Drittel bis ein Viertel 
des Preises der im Handel befindlichen Papiere. 


In ungefähr einer halben Stunde ist das Papier 
fertig präpariert, die Behandlung ist dieselbe 
wie die der Auskopierpapiere. Man kann nach 
Belieben getrennt tonen und fixieren, kann 
Gold- und Platinbäder oder ein Tonfixierbad 
verwenden, kann rein schwarze oder bräunliche 
bis rote Töne erzeugen. Die Verwendung der 
teuren Edelmetalle ist nicht nötig. 

Papier, das !;, Jahr ohne weitere Vorsichts- 
massnahmen in einer feuchten Dunkelkammer 
aufbewahrt worden war, hatte sich tadellos 
weiss erhalten. Auch fertige Bilder, die monate- 
lang der grellen Sonne im Hochgebirge aus- 
gesetzt waren, blieben vollständig unverändert. 
Das Verfahren ist zum Patent angemeldet. Bei 
den teuren Materialpreisen werden die deut- 
schen Photographen zweifellos weiteren Mit- 
teilungen über das neue Papier mit Spannung 
entgegensehen. F 


Der Sehweizerisehe Photographen-Verband. 


Bestimmung der nachfolgenden Ausführungen ist, 
im Leserkreise der 
und Ziel des 
zu unter- 


unsere verehrten Berufskollegen 
vorliegenden Zeitschrift über Zweck 
Schweizerischen Photograpbenu-Verbandes 
richten und dadurch zu organisatorischer Tätigkeit 
und gegenseitiger. Wir 
sind uns wohl bewusst, dass die Berufskollegen anderer 
Länder gleich uns mit Berufsschwierigkeiten zu käupfen 
und nebstdem noch die Lasten aussergewöhnlicher Zeit- 
Gegeuseitige moralische 


Fühlungsnahme anzuregen. 


verhältnisse zu tragen haben. 
Unterstützung soll das Gefühl beruflicher Interessen- 
gemeinschaft über die Schranken der Nationalität und 
Landesgrenzen tragen und mithelfen, befruchtend und 
aufmunternd zu wirken und dem gefahrdrohenden 
Niedergange entgegenzuarbeiten. 


Was den schwachen Kräften einzelner nicht er- 
reichbar ist, soll im engen Zusammenschlusse aller 
erustlich um das Wohl unseres Berufes besorgten Kol- 
legen erkämpft werden. In diesem Sinne wurde im 
Jahre 1886 der Schweizerische Photographen - Verband 
als Laudesorganisation der Berufsphotographen ins 
Leben geruien. Aus kleineu Anfängen hat sich der- 
selbe in stetiger Zunahme zu seinen heutigen Um- 
Obgleich zur Zeit noch viele Photo- 
repräsentiert der- 


fange entwickelt. 
graphen dem Werbande lerustehen, 
selbe doch in seiner dermaligen Zusammensetzung 
die bedeutendsten und nenuenswertesten Kräfte des 
Schweizerischen Photographengewerbes. Er besteht 
heute aus 8 Lokalverbänden oder Sektionen und 82 Ein- 


zelmitgliedern. Der Totalbestand beträgt Io Ehren- 


PHOTOGRAPHISCHE CHROME... — 8 





Der Ver- 


und 218 Sektions- oder Einzelmitglieder. 
band sucht seine Ziele durch Zusammenschluss mög- 


lichst aller Berufsphotographen zu erreichen. Gewerb- 
liche Interessen sollen in seinem Schosse geprüft und 
nach aussen vertreten werden. Die berufliche Tätig- 
keit ist durch Veranstaltung von Meisterkursen und 
anderen geeigneten Mitteln zu fördern. Die Preis- 
verhältnisse sind durch einheitliches Tarifwesen zu 
regeln, wobei mit Kollegialität und Freundschaft ein 
zerreibender Konkurrenzkampf verhütet werden soll. 

Die Geschäftsleitung liegt in Händen eines fünf- 
gliedrigen Verbandsvorstandes, der die Gesamtinteressen 
wahrzunehmen, das Arbeitsprogramm aufzustellen, sowie 
alle wichtigeren Beschlüsse zu fassen hat. Der Um- 
stand, dass sich die Vorstandsmitglieder aus verschie- 
denen Landesgegenden und Sprachen rekrutieren, 
bringt mannigfaltige Anregungen und behütet vor Ver- 
flachung. 

Durch Mitgliederwerbungen im ganzen Verbands- 
gebiete sollen dem Unternehmen neue Kräfte zu- 
geführt werden. Als dermalige Aufgabe hat sich die 
Verbandsleitung mit der Schaffung eines Lehrlings- 
regulativs mit Prüfungsschema zu befassen. 
soll für alle Mitglieder obligatorisch erklärt und den 
Behörden als willkommenes Unterlagsmaterial an die 
Hand gegeben werden. Der gewerblichen Meister- 
prüfung nach Vorschlag des Schweizerischen Gewerbe- 
Verbandes wird alle Aufmerksamkeit entgegengebracht. 
Durch Veranstaltung von Meisterkursen soll das tech- 
nische Können der Verbandsmitglieder gehoben werden. 
So haben kürzlich in Zürich und St. Gallen gut be- 
suchte Vortragskurse von Herrn Wasow aus München 
stattgefunden, die einen ausserordentlich befriedigenden 
Erfolg zu verzeichnen hatten. 

In Vorbereitung befindet sich ferner die Schaffung 
eines Minimaltarifes, der als Kalkulationsgrundlage den 
Verbandsmitgliedern zur Verfügung gestellt werden 
soll. Einzelne Sektionen haben die Regelung der 
örtlichen Tarifverhältnisse selbst an Hand genommen, 
wobei besonders die Sektion Zürich in jüngster Zeit 
den Beweis erbrachte, dass es möglich ist, alle Berufs- 
kollegen zur Wahrung gemeinsamer Interessen zu ver- 
einigen. 

Zu einer Gesetzesvorlage betreffs Schutz der Ur- 
heberrechte wurde Stellung genommen und die beab- 
sichtigte Ausschaltung unserer Erzeugnisse durch eine 


— 








Dasselbe 


begründete Eingabe an die Behörden mit Erfolg an- 
gefochten. 


Ein spezielles Tätigkeitsgebiet bildet die Be- 
kämpfung des unlauteren Wettbewerbes, wobei man 
genötigt war, sogenannten Vergrösserungsgeschäften, 
die in unserem Lande zahlreich durch unreelles Ge- 
schäftsverfahren und Schwindeleien ihr Unwesen treiben, 
auf den Leib zu rücken und den Beistand der Behörden 
in Anspruch zu nehmen. 


Zum Ansporn einer ideellen und künstlerischen 
Tätigkeit führt der Verband eine Meistermappe, die 
eine stattliche Anzahl vorzüglicher Werke aufweist. 
Diese Sammlung wird auch zu Vortragszwecken zur 
Verfügung gestellt. Es ist beabsichtigt, zur weiteren 
Vervollkommnung derselben sich um Beiträge aus 
ähnlichen Sammlungen ausländischer Berufsverbände 
zu bewerben, und möchten wir an dieser Stelle nicht 
unterlassen, um geeignete Zuwendungen höflichst zu 
ersuchen. Wir sind gern bereit, hierin Gegendienste 
zu leisten. Bezügliche Eingaben beliebe man an den 
derzeitigen Verbandsvorsitzenden, Herrn C. Dann, Photo- 
graph in Luzern, zu richten. 


Die jährlich regelmässig stattfindenden und jeweils 
gut besuchten Generalversammlungen werden ab- 
wechslungsweise in einer deutsch oder französisch 
sprechenden Landesgegend angesetzt und bieten will- 
kommene Gelegenheit zur gegenseitigen Aussprache 
und Pflege der Kollegialität. Die diesjährige Versamm- 
lung (1920), welche in Lausanne abgehalten wurde, 
hat einen besonders einmütigen und schönen Verlauf 
genommen und wird allen Teilnehmern in dauernder 
Erinnerung verbleiben. 


Im ernstlichen Bestreben, uns nach aussen nicht 
abzuschliessen, sind wir zur Fühlungsnahme mit 
gleichartigen Berufsverbänden anderer Staaten ge- 
neigt, Gegenseitige Annäherung zur gemeinsamen 
Prüfung einschlägiger Berufsfragen sind uns jederzeit 
willkommen. Da ein solches Vorgehen nur im Inter- 
esse unseres Berufes liegen kann, möchten wir hierzu 
freundschaftlichst die Hand bieten. Mit ungebeugtem, 
energischem Willen, vorwärts zu streben, sollen wir uns 
gegenseitig unterstützen, wodurch wir in den Besitz 
der Mittel gelangen, gemeinsam neue Wege zu schreiten 
und dadurch den Aufgaben uuserer Zeit gerecht zu 


werden. Die Verbandsleitung. 


EEE —— 


 Minimaltarif des Kant. Zürieher Photographenvereins. 


Zur Gesundung der Preise in der photographischen 
Branche beschloss der Kant. Züricher Photographen- 
verein, einen neuen Minimaltarif durchzuarbeiten. Von 
einer extra dazu gewählten Kommission wurden die 
Vorarbeiten lebhaft in Angriff genommen, Fragebogen 
an sämtliche Porträtphotographen des Kantons Zürich 
ergaben, dass man im allgemeinen die Notwendigkeit 
der Regelung der Tarife anerkannte. 

Am 17. September wurde zu einer ersten Be- 
sprechung eingeladen. Die zahlreiche Beteiligung und 
lebhafte Diskussion der einzelneu Punkte liess auf 


einen guten Anfang schliessen. Nachdem in der ersten 
Versammlung die bestehende Kommission durch zwei 
weitere, dem Verein fernstehende Kollegen verstärkt 
wurde, konnte dieselbe einer auf den 25. Oktober ein- 
berufenen zweiten Versammlung den kompletten Ent- 
wurf für Porträt- und industrielle Arbeiten unterbreiten, 
Vorerst sollen nur diese Kategorien geregelt werden, 
sobald sich aber diese Probe bewährt, auch alle anderen 
studiert werden. 

Bei der Festsetzung der neuen Ansätze stiess man 
oft auf Widerspruch, besonders von seiten der kleineren 


14 . PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Geschäfte. Die Photographen scheinen sich in ihren 
Ansprüchen immer noch zu sehr nach dem Publikum 
zu richten, statt der ungewohnten Situation Rechnung 
zu tragen. Es waren aber auch in der ersten Ver- 
sammlung verschiedene Positionen etwas allzu hoch an- 
gesetzt, so dass sich zu Hause mancher fragen musste, 
ob auf diese Weise nicht das Kind mit dem Bad 
ausgeschüttet würde. Auch musste mit den Nicht- 
anwesenden gerechnet werden, auf deren Unterstützung 
wir ja doch auch angewiesen sind. Die neuerdings be- 
reinigten Ansätze dürften nun aber allen Anfechtungen 
standhalten, und hoffen wir, die nächstens zu ver- 
sendenden Tarifformulare vollzählig, mit den bindenden 
Unterschriften versehen, zurückzuerhalten. Im allge- 
meinen sind die neuen Preise etwas über dem Mittel 
der bisherigen. 

Wenn es unseren Anstrengungen gelingt, alle 
Kollegen für den neuen Tarif zu gewinnen, so kann 
sich auch unsere Branche wieder einer dankbareren 
Arbeit widmen. Die Hauptbedenken für die Erhöhung 
der Preise war in gewissen Kategorien immer wieder 
das Gespenst der Amateure. Allerdings darf erfreulicher- 
weise festgestellt werden, dass diese Befürchtungen 
mehr und mehr verschwinden. Jeder, den Fachphoto- 
graphen gefährlich werdende Amateur hat doch heut- 
zutage auch mit gewissen Betriebsspesen zu rechnen, 
und die Ausnahmen, die ihre Produkte mit Verlust ab- 
setzen, können doch einer ganzen Gilde von Berufs- 
männern nicht als Schaden erwachsen. Es ist wohl 
mehr die technische Seite, die uns in den Amateuren 
oft scharfe Konkurrenten gegenüberstell. Da ist 
unseren Kollegen nichts besser ans Herz zu legen, als 
auch ihrerseits unsere schöne Kunst als Liebhaberei, 
oder sagen wir besser, mit möglichst viel Liebe und 
individuellem Gefühl zu betreiben. 


Nachstehender Tarif ist als Resultat gemeinschaft- 
licher Verhandlungen nunmehr den Photographen des 
Kantons Zürich zur Unterzeichnung zugestellt worden 
und dürfte wohl bald als Grundlage zu einem „Schweize- 
rischen Verbandstarif“ in Betracht gezogen werden: 




























Gaslichtkopien un- 
aufgezogen (Aus- 
kopierpapiere 

mindestens 20% 








Aufnahme mit einer Kopie 


9X 12 0,60 
IOoxX 15 0,80 
13X 18 1,20 
18x 24 2,— 
24 x 30 3,50 
30 X 40 ku 


lagen von unaufgezogenen Gaslichtkopien: ıo Stück 
200/90, 5o Stück 300%, über 5o Stück nach Ueberein- 
kunft. — II. Orthochromatische oder extra präparierte 
Platten, Oelgemälde, Glasbilder, Blumen, Architektur- 
oder Interieuraufnahmen 200/,u mehr. Aufnahmen mit 
Kunstlicht entsprechend mehr. Für auswärtige Auf- 
nahmen werden Reisespesen und Tagesentschädigung 
(1 Tag 25 Fr.) berechnet. Bei vorheriger Abmachung 
werden Negative von industriellen Aufnahmen mit 
500/09 Zuschlag zum Aufnahmepreis abgegeben. Toten- 
aufnahmen 50/9 Aufschlag. 


Durchführung: Vorstehender Tarif ist in der 
Versammlung vom 25. Oktober I920 angenommen und 
genehmigt worden. Er tritt in Kraft nach eingeholten 
Unterschriften sämtlicher in Betracht kommender Fach- 
photographen. Die bestellte Tarifkommission hat die 
Preisordnnng durchzuführen, zu überwachen und bei 
Tarifverletzungen als zuständiges Schiedsgericht end- 
gültig zu entscheiden und Urteile zu fällen. Weigert 
sich ein Beklagter, die ihm zur Last gelegte Tarif- 
verletzung durch Vorlegung von Beweismitteln zu ent- 
kräften, so gilt dies als Zugeständnis. 

Bei Nichteinhalten vorstehenden Preistarifes sind 
Konventionalstrafen vorgesehen, und zwar: im ersten 
Fall 25 Fr., im Wiederholungsfalle 5o Fr. bis zum 
Höchstbetrag von 400 Fr. für jeden Fall. Verhängte 
Bussen fliessen in die Vereinskasse. 

Alle Entscheide und Urteile der Tarifkommission 
sind für sämtliche Mitglieder rechtsverbindlich. Dieser 









Porträt. Vereinsgruppen. 
Pass Visit Post- |Kabi- 
Grösse 9X12| karte | net | 13Xı8 | 18>%24 | 24x30 | 40x40 Grösse 13 x18| 18x 24/24 X 30|30x 40 
Preis d. Auf- | Preis d. Auf- 
nahme 12,— | IS— | 25,— | 40,— nahme 10,—| 15,—| 25,—| 49, — 
Preis jedes Preis jedes 
Bildes —,50 |—-,50 | 1,— |1,50)—50|3,— | 3—| 5— Bildes 5,50| 7— 











Büttenausführung 20%, Zuschlag. — Nachbestellungen: Bildpreise wie obiger Tarif plus einmaliger Zuschlag 


(Heraussuchen der Negative). 


ı Fr. bei Negativen bis 13X ı8, 2 Fr. bei grösseren Formaten. — Negative 


dürfen keine abgegeben werden. 


Industrielle Aufnahmen: I. Zeichnungen, 
Manuskripte, Möbel, Maschinen, Modelle, Artisten, in- 
dustrielle Arbeiten aller Art (siehe obenstehende Tabelle). 

Ermässigung: bei 5 Aufnahmen 10/9, bei Io Auf- 
nahmen 150%, bei 15 Aufnahmen 20 Jg. Massenauf- 


Tarif dauert ı Jahr, und wird der genaue Zeitpunkt 
der Inkraftsetzung durch Rundschreiben bekannt- 
gegeben. Unterzeichneter verpflichtet sich ehrenwört- 
lich, vorstehenden Preistarif innezuhalten und dessen 
Bestimmungen nachzuleben. 


u —— 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine 
Verantwortung.) 

Hessischer Photographen-Bund (E.Y.). 
Einladung 
zur Bundesversammlung am Donnerstag, den 
20. Januar d. J., nachmittags 3 Uhr, in Frankfurt a. M. 
(„Altdeutsche Bierstube am Dom“). 


Zur Ausstellung gelangen unter anderem die 
Amerikabilder des Herrn Blum, und bitten wir die 
Herren Kollegen um recht zahlreiches Erscheinen. 


Für den Vorstand: 
I. A.: Albert Fraatz, Schriftführer. 


u 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 


Das Photohaus Georg Leisegang, Berlin, 
Potsdamer Strasse 138, verbreitet mit dieser Nummer 
seine Liste 192, die Gegenstände aus früheren günstigen 
Ankäufen und Lieferungen enthält und daher be- 
sondere Beachtung verdient: Die Firma weist noch 
besonders darauf hin, dass auf Herabsetzung der 
Preise für Gegenstände des photographischen Bedarfs 
keine Aussicht besteht, und dass deshalb solche Kauf 


gelegenheiten wie diese um so mehr wahrgenommen - 


werden sollten. Die auf der Liste genannten Preise 
gelten nur für Deutschland. Alle bezüglichen Anfragen 
und Bestellungen, bei denen zweckmässig „aus Liste 192“ 
angegeben wird, sind nach dem Leisegangschen 
Hauptgeschäft, Potsdamer Strasse 138, zu richten. 


u 2: {U 52 zu 


Kleine Mitteilungen. 

— Vergrösserungsschwindel.e Von Max 
Breslauer, Leipzig, geht uns folgende Mitteilung 
zu: „Von seiten meiner Kundschaft erhalte ich wieder- 
holt Klagen über die wieder auftretenden Vergrösse- 
rungsreisenden, welche durch schwindelhafte An- 
preisungen die Privatkundschaft zu Bestellungen ver- 
anlasst und später bedeutend höhere Preise nehmen, 
als vereinbart war. Die Photographenkundschaft ist 
dadurch geschädigt, da die Aufträge dieser verloren- 
gehen. Ich möchte für die demnächst stattfindende 
Versammlung des Arbeitgeberverbandes in dieser Sache 
in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verbandes 
Material sammeln, damit von unserem Verein gegen 
die Vergrösserungsschwindler vorgegangen werden 
kann.“ 


— Photographischer Wettbewerb für 
Dresdner Stadtbilder ıg21. Der Rat zu Dresden 
hat aus Mitteln der Dr. Güntzschen Stiftung 4000 Mk. 
bewilligt, und die Dresduer photographische Industrie- 
und Bankwelt hat weitere beträchtliche Beträge zur 
Veranstaltung eines allgemeinen photographischen 
Wettbewerbs zwecks Erlangung von Originalaufnahmen 
gestiftet, die sich für Projektionszwecke und für Ver- 
grösserung auf 18%X24 cm eignen. Verlangt werden 





PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 15 






Kopien beliebiger Grösse in bildmässiger und technisch 
vollendeter Ausführung: ı. Ansichten des architektoni- 
schen und natürlichen Stadtbildes von Dresden mit 
nächster Umgebung (Strassenbahnbereich), 2. Dar- 
stellungen aus dem Verkehrs-, Wirtschafts- und Volks- 
leben, soweit es für Dresden und seine Umgebung 


_ charakteristisch ist (z. B. Jahrmarkt, Vogelwiese, Sport, 


Elbverkehr u. dgl.). 

An Preisen sind vorgesehen für jede Gruppe: 
I Preis zu 400 Mk., 2 Preise zu 300 Mk., 2 Preise zu 
200 Mk., 8 Preise zu Ioo Mk., 30 Preise zu 50 Mk. 
Die Teilnahme am Wettbewerb steht jedermann mit 
beliebiger Bilderzahl offen. Aufnahme und Negativ 
müssen vom Bewerber ausschliesslich selbst hergestellt 
sein. Die Bilder sind — ohne Negative — in der Zeit 
vom 24.—29. Oktober 1921, mittags I2 Uhr, beim 
Dresdner Verkehrsverein, Hauptbahnhof, einzuliefern. 
Die Bilder müssen einzeln aufgezogen sein und dürfen 
den Urheber nicht erkennen lassen. Sie müssen auf 
der Vorderseite der Unterlage ein Kennwort tragen. 
Gleichzeitig mit den Bildern ist ein verschlossener 
Briefumschlag einzureichen, der aussen nur das gleiche 
Kennwort enthält. 

EI 


Geriehtswesen und Verwaltung. 
Wegen unerlaubten Photographierens auf 
dem Oybin waren dem Geschäftsinhaber J. Dressler 
in Zittau und dem jetzt in Selow in Schlesien wohn- 
haften 22 Jahre alten Photographengehilfen F. Hei- 
felder Strafbefehle über je 30 Mk. Geldstrafe oder 
2 Tage Gefängnis zugegangen. Beide hatten dagegen 
gerichtliche Entscheidung beantragt. Bei der Ver- 
handlung erklärte Dressler, dass er damals am Tage 
vorher von einem jungen Mann für den kommenden 
Sonntag nach Oybin bestellt worden sei, um den Turn- 
verein von Oderwitz zu photographieren. Einer Sonder- 
erlaubnis der Amtshauptmannschaft habe er dazu nicht 
bedurft. Zu diesem Zwecke sei er mit seinem Ge- 
hilfen nach Oybin gefahren, doch sei durch das Ein- 
schreiten des Gendarmerieoberwachtmeisters das Ab- 
warten des betreffenden Turnvereins verhindert worden 
und jede Aufnahme unterblieben. Das erkennende 
Gericht ist aber auf Grund der Beweiserhebung zu der 
Ueberzeugung gekommen, dass beide sich wegen un- 
befugten Photographierens im Umherziehen strafbar 
gemacht hatten, und verurteilte D. zu 30 Mk. und H. 
zu IS Mk. Geldstrafe („Zittauer Morgenzeitung.“) 


ev VE 


Bücherschau. 


Die Photographie als Haudwerk und ihre 
Stellung zur Zwangsinnung. Von Syndikus Willy 
Werner, Berlin, Kolonnenstrasse 26. ı6 Seiten. Preis 
5,10 Mk. 


Eine Schrift gegen die Innung, aber erfreulicher- 
weise, im Gegensatz zu vielen sonstigen Veröffent. 
lichungen, in durchaus ruhigem, und sachlichem Ton 
gehalten. Der Herr Verfasser sucht darzutun, dass die 


16 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Photographen zu Unrecht unter die Handwerker ein- 
gereiht wurden und daher die Innungspflicht für sie 
nicht bestände. Der Referent hat den Eindruck, dass 
der Herr Verfasser wahrscheinlich sich noch nicht 
lange mit photographischen Dingen beschäftigt hat, 
sonst würde er die früheren Vorkommnisse besser 
kennen. Solche Irrtümer dürften nicht vorkommen, 
nicht zu wissen, dass die Photographen zu Beginn des 
Jahrhunderts sich nicht stillschweigend der Einreihung 
in die Organisation des Handwerks gefügt haben, 
sondern dass sie mit allen ihnen zur Verfügung stehen- 
den Mitteln dagegen vorgegangen sind. 

Der Erlass des Ministers Möller vom 25. Sep- 
tember Igo2, der die Unterordnung der Photographen 
für „unbedenklich“ erklärt hatte, wird irrig ausgelegt. 
Es wird übersehen, dass damals die Streitfrage der 
Unterordnung der Blumenbinder, Zahnkünstler und 
Photographen zu entscheiden war. Für die ersteren 
war sie abgelehnt worden, dagegen erklärte der Minister 
die Unterordnung der Photographen in allerdings 
nicht mustergültigem Kanzleistil für unbedenklich. 
Was er damit meinte, geht klar aus den nachfolgen- 
den Sätzen hervor, dass die Handwerkskammern Be- 
stimmungen über die Meister- und Gehilfenprüfung 
auszuarbeiten haben und Kommissionen nnd Aus- 
schüsse zu bilden sind. 

Dann wird die alte Streitfrage, die wohl so alt ist, 
wie die Photographie selbst, wieder erörtert, ob die 
Photographie eine Kunst wäre, und im allgemeinen 
bejahend beantwortet. Im Gegensatz hierzu kann man 
als heutige Ansicht bezeichnen, dass durch die Photo- 
graphie Kunstwerke und Kunstwerte geschaffen werden 
können, dass die Photographie an und für sich aber 
keine Kunst ist. 

Der Verfasser befindet sich auch über die jetzige 
Stimmung in Photographenkreisen in grossem Irrtum, 
wenn er meint, dass bei den Photographen eine Mehr- 
heit für solche Entscheidungen wie Igo2, wodurch so- 
gar die Möglichkeit gegeben wurde, sie in eine 
Zwangsinnung hineinzubringen, nicht mehr zu finden 
sein würde. Das Gegenteil ist der Fall: In den ersten 
Jahren nach der Einreihung der Photographen unter 
die Handwerker machten nur zwei Bezirke Gebrauch 
von dem Rechte, Innungen zu gründen, Thorn und Hildes- 
heim. Jahrelang waren es die einzigsten Innungen, 
die anderen Stellen verhielten sich mehr oder weniger 
ablehnend. Erst nach Igı2 wurden einzelne Innungen 
gegründet, immer mehr und mehr erkannten die 
Photographen den Nutzen, den sie von den Innungen 
haben können, heute bestehen über 60 Photographen- 
innungen in Deutschland, die Zahl wächst ständig. 

Die am Schluss der Broschüre ausgesprochene 
Annahme, die Tätigkeit des Photographen möglicher- 
weise als fabrikmässig zu. bezeichnen, ist vollständig 
unhaltbar. Selbst dem grössten photographischen Be- 
trieb fehlt jedes Merkmal eines Fabrikbetriebes. Dieser 
stellt Waren der gleichen Art auf Vorrat her, die dann 
in den verschiedenen Teilen des Landes von einzelnen 
Bestellern gekauft und an die Kundschaft weiter ver- 


äussert werden. Ein Photograph arbeitet niemals auf 
Vorrat, sondern fertigt nur die bestellte Anzahl Bilder 
an. Dagegen sind die Kilometeraustalten Fabrikbetrieb, 
Den Verfasser haben sicher die besten Absichten 
beim Schreiben geleitet; er würde aber zweifellos 
einen anderen Standpunkt eingenommen haben, wenn 
ihm die früheren Vorkommnisse besser bekanntge- 
wesen wären. F.R. 
—Bt— 


Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. 


Rechtliche Fragen. 

Frage ır. Heır C. S. in D. In den hiesigen 
Zeitungen erscheinen Anroncen, in denen ı2 Kabinett 
für 12 Mk. und 12 Visit für 8 Mk. angeboten werden. 
Der Betreffende ist kein Photograph, sondern Arbeiter, 
der nach Schluss seiner Arbeitszeit und Sonntags 
photograpbiert. Was kann gegen derartige Schädlinge 
und Schleuderer gemacht werden? 

Antwort zu Frage 1. Auf dem gerichtlichen Wege 
mit Hilfe des Gesetzes gegen den unlauteren Wett- 
bewerb kann nur vorgegangen werden, wenn nach- 
gewiesen wird, dass der Betreffende die niedrigen Preise 
nur annonciert, um Kundschaft heranzulocken, aber 
für den Preis nicht arbeitet. Die Klagen dauern 
ausserordentlich lange, die Aussichten sind sehr ge- 
ring. Warum haben die dortigen Kollegen nicht, wie 
ihnen schon wiederholt angeraten wurde, eine Zwangs- 
innung gegründet? Die Zwangsinnung hat das Recht, 
Schleuderpreise zu verbieten. Sie befinden sich in der 
gleichen Lage wie die Photographen an anderer Stelle, 
die sich vor einiger Zeit auch vor der gleichen Frage 
gestellt sahen, und jetzt bedauern, dass sie nicht schon 
früher eine Zwangsinnung gegründet hatten. Die 
einzigste, zur Zeit bestehende Möglichkeit ist die 
Gründung einer Zwangsinnung. S. 


Gewerbliche Fıagen. 

Frage 1. Wieviel Prozent Zuschlag zum Stunden- 
lohn muss für die Arbeit an den vier Weihnachtssonn- 
tagen gezahlt werden? 

Antwort zu Frage ı. Gesetzliche Bestimmungen 
über die Zuschläge für die Arbeit an den vier Weih- 
nachtssonntagen bestehen nicht. In den Tarifen ist 
festgelegt, dass die Arbeit geleistet werden muss. In 
einigen Tarifen wird die Arbeit als gewöhniiche Arbeits- 
zeit bezahlt, in anderen mit 25 0%, Zuschlag. Höhere 
Zuschläge sind nur ganz vereinzelt. 





Aussergewöhnliche Beilage in diesem Heft: 
Firma Georg Leisegang, Photohaus, Berlin Wg, 
Potsdamer Strasse 138. (Neue „Gelegenheitsliste 192“). 
Inhalt: „Objektive, Kameras und andere photographische 
Bedarfsartikel". 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin- Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.5. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


-— PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 


UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Organ von etwa 60 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
| ‘ Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıo9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen“ (mit vielen Kunstdrucktafeln.. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
‚— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
der somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a. $. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 














Nr. 3. 








21. Januar. 


1921. 





Sterbekasse des Gentral-\Verbandes. 


Bei der letzten Verbandstagung in Erfurt 
wurden, um den vielfach geäusserten Wünschen 
von Kollegen nachzukommen, die die recht- 
zeitige Anmeldung zur Sterbekasse versäumt 
hatten, folgende Beschlüsse gefasst: 

Das Höchstalter für den Eintritt in die 
Sterbekasse, welches jetzt 45 Jahre ist und nur 
bei neueintretenden Vereinigungen für die ersten 
3 Monate auf 5o Jahre heraufgesetzt wird, be- 
trägt in Zukunft 50 Jahre. Für jedes Jahr 
über 45 Jahre sind 8 Mk. nachzuzablen. Ein 
Versicherter mit 50 Jahren hat mithin 40 Mk. 
Umlagen für die Zeit von 45— 50 Jahren nach- 
zuzablen. 

Ferner wurde der Vorstand beauftragt, sich 
mit Versicherungstechnikern in Verbindung zu 
setzen und nachzuprüfen, ob es möglich ist, für 
eine kurze Zeit die Versicherungsgrenze bis 
55 Jahre zu erhöhen. Falls angängig, Nach- 
zablung von 8 Mk. für jedes Jahr über 45 Jahre, 
und sollen später die dreifachen Umlagen er- 
hoben werden. 

Nach Einholung von Gutachten, die teil- 
weise vollständig entgegengesetzt waren, hat 
die Mehrheit des Vorstandsrates beschlossen, 
den Kollegen bis 55 Jahren, unter den oben 
genannten Bedingungen, bis zum ı. April 1921 
die Möglichkeit zu geben, der Sterbekasse bei- 
zutreten. 


Kollegen, die gewillt sind, der Sterbekasse 
sich noch anzuschliessen, bitten wir, unter An- 
gabe des Geburtsdatums, sich an die Geschäfts- 
stelle des Verbandes, Dresden- A., Plauenscher 
Ring 31, zu wenden. Das Einschreibegeld be- 
trägt 3 Mk.; einzusenden auf das Postscheck- 
konto des Central-Verbandes Deutscher Photo- 
graphen-Vereine und -Innungen, ]J. P., Post- 
scheckamt Leipzig Nr. 6810, und die zu 
errechnende Nachzahlung. 

Verschiedene Mitglieder sind infolge des 
Krieges und seiner Folgen unbekannt wohin 
verzogen. | 


. Rob. Bollmann, früher Metz, 

H Buttschereit, früher Kaukehmen, 
. Heinr. Eberhardt, früher Metz, 
Erich Fischer, früher Dömitz a. E., 
Ad. Frost, früher Neubrandenburg, 
Friedr. Krause, früher Danzig, 
MaxKuban, früher St. Avold (Lothringen). 
Karl Lorenzen, früher Glückstadt, 
. J. Müser, früher Metz, 

. Jos. Steib, früher Rothan (Elsass), 

. Karl Zipp, früher Göttingen. 


Wir bitten um Angabe der Adressen. 


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aan 


Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und -Innungen, ]J. P. 


R. Schlegel, Vorsitzender. 


Aus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 
sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 
Alle Einsender erhalten Honorar 


für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Verstärkungsverfahren 
für flau kopierende Negative. 
Vorschriften hierfür gibt es in grosser An- 
zahl. Es werden hierfür teils Chemikalien ver- 
wendet, welche das Silberkorn vergrössern 
(z. B. Quecksilbersublimat mit nachträglicher 
Schwärzung, wie auch Quecksilberjodid), teils 


solche, die oberflächlich ablagern (Uran usw.). 


— Eine absolut sichere Verstärkung erzielt man 
nach meinen Erfahrungen damit, dass man 
das blauschwarze Bromsilber des Negativs in 
Schwefelsilber überführt. Sonderbarerweise ist 
diese Methode der Plattenbrauntonung in keinem 
Rezept- und Lebrbuch angegeben, obwohl es 


3 


18 | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


\ 
doch eigentlich naheliegen sollte, ein bei Brom- 
siiberbildern angewendetes Verfahren auch für 
die Negativtonung zu benutzen. Der Charakter 
der Färbung ähnelt demjenigen der Negative, 
welche man mit Pyro- oder Brenzkatechin be- 
handelt. In diesen Entwicklern wird das Natrium- 
sulfit verringert und das Alkali vermehrt. Wie 
jedem Praktiker bekannt, drucken so behandelte 
Matrizen sehr kräftig. Das Verfahren für Braun- 
tonung mittels Bleichung in Bromkali und roter 
Blutlaugensalzlösung und nachträglicher Färbung 
in Natriumsulfidlösung ist allgemein bekannt, 
und es dürfte sich die Angabe eines Rezeptes 
hierfür erübrigen. Es möge nur erwähnt werden, 
dass die zu verstärkenden resp. zu färbenden 
Negative. gut fixiert und reichlich gewässert 
sein müssen, Geschieht letzteres nur flüchtig, 
so liegt die Gefahr nahe, dass die Piatte ver- 
dirbt, weil bei der Bleichung das nicht ge- 
nügend ausgewaschene Natron im Verein mit 
dem roten Blut!augensalz eine dem Farmer- 
schen Abschwächer ähnelnde Wirkung ausübt. 
Wie bei allen Verstärkungsverfahren, so ist 
auch hier die grösste Sauberkeit geboten. Ein 
späteres Verändern des Tones ist ausgeschlossen. 
R.P. 


Doppelte Verwendung von kleinen 
Holzpressen auch für grössere Formate. 


[Nachdruck ohne Erlaubnis nicht gestattet.) 

Mancher Kollege wird es in seinem Betriebe 
schon empfunden haben, dass ihm für grössere 
Bildformate — Gruppenbilder, Vergrösserungen 
usw. — nicht auch eine entsprechende Presse 
zur Verfügung steht Neuanschaffungen sind 
jetzt bei den hohen Preisen besonders für den 
kleinen Gewerbetreibenden möglichst zu ver- 
meiden, da wird also vielen die folgende An- 
regung nicht unwillkommen sein, die ihnen er- 


möglicht, für eine ganz verschwindend kleine 
Ausgabe eine praktische grössere Presse zu er- 
halten. 

In jedem Betriebe dürften wohl Postkarten- 
oder Kabinettpressen vorhanden sein. Man 
wählt nun die am meisten Bilder oder Karten 
fassende (etwa 1ooo Stück) und lässt sich, wie 
nachstehende Abbildung zeigt, vom Dreher 
in die Mitte einer der hohen Seitenwände ein 
Gewinde schneiden, und zwar möglichst eines, 
wie das bereits vorhandene, was dann die An- 
fertigung einer besonderen Holzschraube über- 
flüssig macht. 

Vorber lässt man vom Dreher die Stelle 
für das neu zu drehende 
Gewinde am vorteilhaftesten 
durch Anleimen eines Holz- 
klötzchens verstärken, da 
bei den meisten Pressen die 
Seitenwände ziemlich dünn “ 
sind. 

Muss eine neue Holzschraube angefertigt 
werden, weil der Dreher das entsprechende Ge- 
winde nicht besitzt, so ist zudem die Ausgabe 
dafür sehr gering und wid nicht mehr als 
höchstens 4 Mk. betragen. 

Diese kleine Ausgabe, die gegenüber dem 
praktischen Vorteil gar nicht ins Gewicht fällt, 
kann sich jeder noch leisten. Bei Verwendung 
einer 1000 oder mehr Kopien fassenden Presse 
kann man somit dann auch grössere Formate 
bis etwa 40%X50o cm bequem zwischen Papp- 
deckeln, Brettern oder auch Spiegelglasscheiben 
bei gelindem Drucke pressen. 

Ebensogut kann die Presse auch zum Kopieren 
von Korrespondenzen an Stelle einer Kopier- 
presse Verwendung finden. 


W.H.Joerg, Photograph. 





— ri 


Rundsehau. 


Aufnahmematerial mit Papierbasis. 


Die Verwendung von Negativpapieren zur 
Aufnahme ist seit den ältesten Zeiten der Photo- 
graphie gepflegt worden, und diesbezügliche 
Fabrikate sind in verschiedener Art auf den 
Markt gekommen. Jetzt bei den hohen Platten- 
preisen ist von neuem die Aufmerksamkeit auf 
derartiges Negativmaterial gelenkt worden, und 
es ist solches in vervollkommneten Gestaltungen 
erschienen. 

Die Farbenfabriken Friedrich Bayer&Co., 
Leverkusen, haben unter der Marke „Bayer 
Plattenfort“ ein Negativpapier herausgebracht, 
dessen Emulsion orthochromatisch ist und eine 
Empfindlichkeit von 15° Scheiner aufweist, also 
der Landschafts- und Momentphotographie ge- 
nügen kann. Zur leichteren Handhabung beim 
Einlegen in die Kassetten dienen schwarz lackierte 


[Nachdruck verboten.) 
Blechräbmchen, in welche das Negativpapier (in 
allen gangbaren Formaten beziehbar) bequem 
eingeschoben werden kann; das beschickte 
Rähmchen wird dann wie eine Platte in die 
Kassette eingeführt. Hervorrufung und Ent- 
wicklung geschieht in der gewohnten Weise. 
Ueber den bei dem Entwickeln innezubaltenden 
Dichtigkeitsgrad wird man nach wenigen Ver- 
sucben unterrichtet sein. Infolge der Papier- 
basıs wird die Kontrolle der Bildentwicklung in 
der Durchsicht etwas schwieriger als bei Glas- 
platten, aber man wird auch in Aufsicht- 
betrachtung den richtigen Grad bald bemessen 
lernen. In der Regel wird die Entwicklung in 
5 Minuten beendet sein. 

Nach Wässerung und Trocknung des Blattes 
wird die Negativscbicht von der Papierbasis ab- 
gezogen, was sich infolge eigenartiger Vor- 





präparation des Papieres nach Einknicken einer 
Ecke, wobei sich Papier und Gelatinehaut 
trennen, sehr leicht macht; diese Ablösung 
wird besonders dadurch begünstigt, dass die 
Gelatinehaut eine gewisse Härte besitzt, ferner 
wenn das Negativ nach dem Fixieren in einem 
Alaunbad gehärtet worden ist, was aber nicht 
Bedingung ist. Die Negativfolie kann in der 
gleichen Weise wie die Zelluloidfilme kopiert 
werden. Für den Pigmentdruck sind Negativ- 
folien namentlich angenehm, da sie durch Ver- 
kehrteinlegen in den Kopierrahmen uns den 
doppelten Uebertrag des Bildes ersparen. 

Auch die Mimosa-Aktiengesellschaft, 
Dresden, fabriziert einen orthochromatischen Ab- 
ziehfilm von ı5° Scheiner- Empfindlichkeit, 
dessen Gebrauchsweise sich ebenfalls eng an 
die der Platten anschliesst. Stabile Biech- 
rahmen, mit schwarzem Mattpapier bekleidet, 
lassen bequem die Einführung in die gewohnten 
Kassetten zu. Nach der Entwicklung, dem 
Fixieren und Wässern empfiehlt sich ein mög- 
lichst planes Trocknen des Blattes, die weiteren 
Manipulationen werden hiermit erleichtert. Die 
Trennung der Filmhaut erfolgt am besten derart, 
dass mit einer Schere ein ganz schmaler Rand, 
. bis ı mm Breite, im Schrägschnitt abgeschnitten 
wird, so dass der Film ein wenig über die 
Papierlage ragt; der Film lässt sich dann an 
einer Ecke bequem vom Papier herunterziehen. 
Ueber das Kopieren des dünnen Films im 
Kopierrahmen mit Glasplatte erübrigt sich weitere 
Anweisung. 

Die abziehbaren Negativpapiere bieten uns 
jedenfalls den grossen Vorteil, ebenso schnell 
wie Glasnegative zu kopieren, während bei den 
Fabrikaten mit verbleibender Papierbasis nicht 
nur die Kopierzeit, auch bei Einölung, beträcht- 
lich verlängert wird, sondern auch die Wirkung 
der Papierstruktur mehr ins Gewicht fällt. 
Jedenfalls kann ein Versuch mit den vervoll- 
kommneten neuen Papiernegativfabrikaten nur 
empfohlen werden. 


Mass des zu benutzenden Entwickler- 
quantums. 

Oft werden durch falsch angebrachte Spar- 
samkeit Negative nicht in der Güte entwickelt, 
wie es Plattenqualität und Exposition ermöglicht 
hätte, nämlich durch Benutzung eines zu geringen 
Entwicklerquantums. Die Platten werden dabei 
nicht genügend umspült, der Prozess verläuft 
langsamer und die Lösung fällt durch aus- 
gedehntere Einwirkung der Luft eher der Zer- 
setzung anheim. In Kraft zurückgebliebene 
Partien, Auftreten von Schleierungen verschie- 
dener Art sind die Folgen. Bei kalter Witterung 


‚PHOTOGRAPFISCHE CHRONIK. ce 19 


werden diese Erscheinungen noch mehr be- 
günstigt, da ja dann der Entwicklungsprozess 
an und für sich Verzögerung erleidet. Man 
nehme daher stets ein genügendes Quantum 
Entwicklerlösung, zumal bei vielen Entwicklern 
der Vorteil besteht, dass die Lösung wieder- 
holt benutzt werden kann, ohne merkliche Ein- 
busse zu äussern. Man benutzt im allgemeinen, 
wie auch Eder in. seinen „Rezepten und 
Tabellen“ angibt, die folgenden Mengen: 


Für 9g:ı2 cm-Platte 40 ccm, 
„ Iz:ı6 : 500 ,„ 
„ 13:18 B 60 „ 

» 18:24 » 90 » 
„ 24:30 » 120 ,„ 


Negativabschwächung und Verstärkung. 


Die Negativverbesserung durch Abschwächung 
oder Verstärkung wird bisweilen gering ein- 
geschätzt, durch Einlegen des Negativs in die 
betreffende Lösung glaubt man die Sache ab- 
getan und eine Qualitätshebung erreicht. Aber 
das Resultat entspricht häufig nicht den Er- 
wartungen, der Befund bat sich womöglich noch 
verschlechtert. Die Nachbebandlung der Nega- 
tive verlangt die gleiche Aufmerksamkeit und 
Erfahrungssammlung wie die Entwicklung. Man 
kann z. B. einem verschleierten dünnen Negativ 
nicht völlig die gleiche Behandlung angedeiben 
lassen wie einer verschleierten kräftigen Platte. 
Bei ersterem müssen wir mit den Abschwächer- 
lösungen sehr vorsichtig herangehen, damit die 
zarten Töne nicht verlorengehen, unter anderem 
ist bei schwächeren Negativen die sehr langsam 
arbeitende Lainersche Formel mit Jodkalium 
und Fixiernatronlösung vorteilhaft zu benutzen, 
ist dagegen das Negativ kräftig, so können wir 
auch mit dem bekannten Blutlaugensalzab- 
schwächer herangehen, aber sollten auch hier 
für eine nicht zu rapide Wirkung Sorge tragen. 
Es ist bekannt, dass dieser Abschwächer, 
namentlich bei reichlicherem Blutlaugensalzgehalt, 
die zarteren Tonstufen verhältnismässig stärker 
angreift, somit das Negativbild im Kontraste 
steigert. Nach genügender Abschwächung, bzw. 
Schleierbeseitigung wird die allgemeine Dichte 
des Negativs, sofern nicht eine kräftig gedeckte 
Platte vorlag, eine nachträgliche Verstärkung 
verlangen, um normale Kopien in Zelloidin usw. 
abgeben zu können. 

Die Abschwächer und Verstärker wollen in 
ihrer Wirkungsweise wobl studiert sein, nicht 
nur die einzelnen Arten jener, sondern auch 
die speziellen Leistungen der einzelnen Rezepte 
bei verschiedentlicher Abstimmung. 


2 —age— 


En _PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Spreehsaal., 


Im Selbstverlag der Gross- Berliner Interessen- 
gruppe für das photographische Gewerbe erschien eine 
Schrift; „Die Photographie als Handwerk und ihre 
Stellung zur Zwangsinnung“ von Willy Werner. 
Ohne zu dem Schriftchen als solches Stellung zu 
nehmen — mit dem man in vielen Sachen wohl über- 
einstimmen kann —, muss es sofort befremden, dass 
sich ein Vertreter der Berliner Interessengruppe zum 
Fürsprecher gegen die Zwangsinnungen ausspricht, wo 
aus dem ganzen herausleuchtet, dass derselbe von den 
Zwangsinnungen und ihren Aufgaben, ebenso wie von 
der Einigkeit im Photographengewerbe wenig Ahnung 
hat. Zwang in der Zwangsinnung verspürt nur der, 
der selbstische Interessen voraussetzt und gern im 
Trüben fischen möchte. Eine Einigkeit und kollegialer 
Zusammenschluss erfolgt in unserem Gewerbe erst, seit- 
dem das Gros der Kollegen eingesehen hat, dass nur 
ein gewisser Zwang — hauptsächlich im Anfang — 
nötig ist. Wenn die Zwangsinnungen in unserem 


Gewerbe sich bis heute einer allgemeinen Beliebtheit 
nicht erfreuen konnten, so liegt dies vielfach an der 
noch zu kurzen Zeit ihres Bestehens und auch der 
Kriegsjahre, in denen ein regelmässiger Betrieb nicht mög- 
lich war. Was will überhaupt die Zwangsinnung? Doch 
wohl, dem ihr angeschlossenen Gros Vergünstigungen 
und sonstiges zu erreichen suchen. Und wer schafft 
wiederum die Zwangsinnungen? Nur die Mehrzahl 
der Fachleute Und warum? Um unter einem ge- 
wissen Zwang zu leben oder Schäden auszumerzen, 
die sonst nicht behebbar sind. Und wer ist ihr 
Gegner’? In diesem Falle die Gross-Berliner Inter- 
essengruppe gegen (pardon) für das photographische 
Gewerbe. Aus diesem Grunde sind die Ausführungen 
nur mit äusserster Vorsicht zu geniessen. | 
August Klaiber, Photograph, Wertheim i. B. 
Vorstandsratsmitglied des Central- Verbandes Deutscher 
Photographen-Vereine und Innungen, J. P. 


Er 


Innungs- und Vereinsnachriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 
am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. Von den Vereinsberichten sind 
nur Auszüge einzusenden. 


Zwangsinnung 
für das Photographengewerbe des Ge- 
werbekammerbezirks Chemnitz. 


Einladung 
zu der am Mittwoch, den 26. Januar Ig2I, vor- 
mittags !/,ıo Uhr, in Chemnitz, Hotel „Bayrischer Hof“, 
stattfindenden ordentlichen 


Haupt- (General-) Versammlung. 


Tagesordnung. 


ı. Verlesen der letzten Niederschrift. 

2. Eingänge. 

3. Jahresbericht des Obermeisters. 

4. Kassenbericht. 

5. Bericht der Kassenprüfer und Entlastung des 
Kassierers. 

6. Genehmigung des Haushaltplans 1921. 

7. Anträge. 

8. Wahlen. 

9. Lossprechung von sieben Meistern. 


10. Ehrung von Mitarbeitern. 

ıı. Vortrag des Herrn Ingenieur W. Sürth- Dresden: 
Die Verwertung der Rückstände aus photo- 
graphischen Betrieben. Bayers Entwicklungs- 
papiere und ihre Tonungen. Bayers Platten- 
fort mit Demonstrationen. Sehr wichtig! 

ı2. Meister- und Gebilfenprüfung. 

13. Fragekasten. 

14: Verschiedenes. 


Anträge müssen schriftlich bis 23. Januar im Be- 
sitze des Obermeisters sein. 


Der Haushaltplan liegt vom 135. Januar'ab im Ge- 
schäftszimmer des Obermeisters zur Einsichtnahme aus. 

Laut Beschluss haben zu dieser Hauptversammlung 
sämtliche Mitglieder zu erscheinen. 

Nichtentschuldigtes Fernbleiben zieht die fest- 
gesetzte Versäumnisgebühr von Io Mk. bzw. 20 Mk. 
nach sich. Die fälligen Innungsbeiträge sind um- 
gehend an unsere Kassenstelle abzuführen. 

Fabrikanten und Händler können kostenlos ihre 
Erzeugnisse ausstellen. 

Die Tagesordnung ist äusserst wichtig, und schädigt 
sich jedes Mitglied selbst, welches dieser Versammlung 
fern bleibt. Der Obermeister ist von 9 Uhr ab an- 
wesend, um jede gewünschte Auskunft vor Beginn der 
Versammlung zu geben. 

Der Vorstand. 


I. A.: 
Otto Kühn, 


I. Schriftführer. 


Paul Papesch, 
Obermeister. 


08 0— 


Photographen -Zwangsinnung 
in den Amtshauptmannsenaften Plauen, 
Oelsnitz und Auerbach. 

Auf Veranlassung obiger Innung findet Dienstag, 
den ı. Februar, nachmittags 2 Uhr, im „Theater- 
Restaurant“ Plauen ein Vortrag über Stereo -Indupor- 
photographie statt. System Professor Krauth-Neit- 
hold. Herr Professor Krauth hat denselben auf An- 
regung der Firma A. Julius Erichs zu Dresden in 






dankenswerter Weise übernommen. Vollzähliges 
scheinen aller Mitglieder ist Ehrenpflicht. 
Gäste herzlich willkommen. 
W. Bruckner, 
Obermeister. 


Johs. Ronneberger, 
Schriftführer. 


rar 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 
Als neue Mitglieder sind gemeldet: 
Herr Rob. Jüttner, Steglitz, Sachsenwaldstrasse 14. 
n„ B. Stephansky, Berlin W so, Tauentzien. 
strasse I6, II. 
„ HansNatge, Wilmersdorf, Düsseldorfer Strasse 32. 
„ Karl Rogge, Charlottenburg, Hebbelstrasse 20: 
Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister, 
Inhaber der Firma: Conrad & Schumacher, 


Berlin-Schöneberg, Kaiser- Wilhelm - Platz 2. 
Postscheckkonto : Berlin 20.087. 


® | 


Photographen - Zwangsinnung 
für den Regierungsbezirk Erfurt. 
Sitz: Erfurt. 
Bericht über die Versammlung in Nordhausen 


am Dienstag, den 28. September 
im „Bürgerbräu“. 


1920 


Um ıo Uhr fand anlässlich der Erweiterung der 
Innung auf den Stadtkreis Nordhausen und die Land- 
kreise Grafschaft Hohenstein, Heiligenstadt und Worbis 
die erste Versammlung in Nordhausen statt. Anwesend 
als Vertreter des Magistrats zu Nordhausen Herr Ober- 
sekretär Ulrich, als Vertreter der Handwerkskammer 
Herr Glaserobermeister Brotek. Die Verlesung der 
Anwesenheitsliste ergibt die Beschlussunfähigkeit des 
Hauses, da laut $ 55 Dreiviertel der Mitglieder an- 
wesend sein müssen. Festgestellt wurde, dass allen 
die Zuschrift rechtzeitig zugestellt worden ist. Da 
kein Widerspruch erfolgt, ist die Versammlung ord- 
nungsgemäss einberufen. 


Punkt ı u. 2 der Tagesordnung wird erledigt. Eine 
Klärung findet statt bei Besprechung der Einteilung 
der Kreise sowie bei Besprechung des Haushaltungs“ 
planes für 1921. 


Punkt 4, Statutenänderung, ergibt eine ausgiebige 
Debatte, die sich im allgemeinen in den vom Vorstand 
ausgearbeiteten Aenderungen des Statutes bewegt: 
Ja, durch eingehende Besprechung wird sogar vom 
Kreise Nordhausen eine bedeutend höhere Beitrags- 
leistung einstimmig angenommen. Zu allem diesen 
soll die in 4 Wochen in Erfurt, Dienstag, den 26. Oktober, 
im Handwerkerheim tagende Versammlung endgültig 
Stellung nehmen. Die Veröffentlichung soll anstatt 
ı4 Tage vor der Versammlung 8 Tuge vorher statt- 
finden. Als Kreisleiter für den Kreis Nordhausen wird 
Kollege Hartung einstimmig gewählt. Des weiteren 


Ei 


PHOTOGRAPHISCHE CHRON. —— Zr 








ergibt eine freiwillige Sammlung für den Lehrlings- 
fonds 137 Mk. — Schluss der Versammlung 5!/, Uhr. 

A. Rudolph, Fritz Kühn, 

Obermeister. Schriftführer. 

' Dienstag, den 26. Oktober I920. , 
Ordentliche Versammlung im Innungsheim, „Komtur- 
hof“ zu Erfurt. 

Anwesend als Vertreter des Magistrats Herr Ober- 
sekretär Kästner, für den Kreis Nordhausen als Kreis- 
leiter Kollege Hartung und als Delegierter Kollege 
Schiwek (22 Stimmen). Nach Verlesung der An- 
wesenheitsliste durch den Obermeister ergibt sich die 
Beschlussunfähigkeit des Hauses nach $ 55. Des weiteren 
teilt der Vertreter des Magistrats mit, dass diese Ver- 
sammlung als erste Versammlung angesehen werden 
müsste, da die im September in Nordhausen statt- 
gefundene Versammlung nicht zähle, weil laut Ver- 
fügung die Mitglieder von Nordhausen erst am 
1. Oktober zur Innung gehören. Notgezwungen muss 
deshalb nach 4 Wochen nochmals eine Versammlung 


stattfinden, die dann ohne Rücksicht auf die Zahl der 


Anwesenden beschlussfähig ist. 

Um nicht umsonst anwesend zu sein, wird zur 
Klärung der Lage die Tagesordnung durchgesprochen. 
Punkt ı u. 3 der Tagesordnung werden ohne grössere 
Debatte erledigt. 

Ueber Punkt 4, Statutenänderung, ergibt sich eine 
längere Besprechung. Als wesentlichen Punkt teilt der 
Vertreter des Magistrats, Herr Stadtobersekretär 
Kästner, mit, dass es gesetzlich nicht zulässig ist, eine 
höhere Strafe als 20 Mk. festzusetzen, und eine höhere 
Straffestsetzung wohl nicht genehmigt werden würde. 

Wesentliche Aenderungen erfahren die folgenden 
Paragraphen: 

$ı erhält folgende Fassung: „Die Innung führt 
den Namen Photographen -Zwangsinnung für den Re- 
gierungsbezirk Erfurt (Sitz Erfurt). Ihr Bezirk um- 
fasst den Regierungsbezirk Erfurt, mit Ausnahme des 
Kreises Ziegenrück; sie besteht für das Photographen- 
handwerk.“ 

Dem $3 wird als Ziffer 4 folgender Wortlaut hin- 
zugefügt: „Ausser deu Aufgaben des $ 2 steht der 
Innung noch $8ıb der Reichs- Gewerbeordnung zu, 
Veranstaltungen Förderung der gewerblichen, 
technischen und sittlichen Ausbildung des Meisters, 
der Gehilfen und Lehrlinge zu treffen, insbesondere die 
Teilnahme zu den Meisterkursen zu ermöglichen, 
Schulen zu unterstützen, zu unterrichten und zu leiten, 
sowie über Benutzung und den Besuch der von ihr 
errichteten Schulen Vorschriften zu erlassen.“ 

$ı5 wird wie nachfolgend geändert: „Jedes Mit- 
glied, abgesehen von den Photohändlern, welches ı. der 
Innung auf Grund des $ 4 angehört, oder 2. der 
Innung freiwillig angehört, hat halbjährlich einen festen 
Beitrag von 12,50 Mk., Photohändler von ıo Mk., für 
jeden Gehilfen 6 Mk., für jeden Lehrling 3 Mk. zu 
zahlen. 


zur 


$20. Der Innungsbezirk wird in drei Kreise ein- 
geteilt, und zwar in den Nord-, Mittel- und Südkreis, 





Zu dem Nordkreis gehören die Stadt- und Landkreise 
Nordhausen, die Kreise Grafschaft Hohenstein und 
Worbis. Zum Mittelkreis gehören die Stadt- und Land- 
kreise Mühlhausen, Kreis Langensalza und Heiligen- 
stadt. Zum Südkreis gehören Stadt- und Landkreis 
Erfurt Kreis Schleusingen und Weissensee. 

Im Laufe des Jahres finden drei ordentliche Ver- 
 sammlungen statt. ‚Die erste Versammlung (Januar 
oder Februar) soll möglichst in Erfurt abgehalten 
werden; die zweite im Mai oder Juni, die dritte im 
September/Oktober, müssen abwechselnd in dem Miittel- 
oder Nordkreis abgehalten werden. 

$ 22. Jedes stimmberechtigte Mitglied der Innungs- 
versammlung ist verpflichtet, zu den Sitzungen in 
seinem Innungskreise rechtzeitig zu erscheinen, sofern 
es nicht durch Abwesenheit, Krankheit und andere 
unvermeidliche Abhaltungen verhindert ist. Die Mit- 
glieder der übrigen Kreise können sich durch Dele- 
gierte vertreten lassen. Ein Kreis kann bis zu drei 
Delegierte entsenden, jedoch ist es jedem Mitglied frei- 
gestellt, selbst zu erscheinen. Die Vorstandsmitglieder 
müssen zu allen Versammlungen erscheinen und können 
nicht als Delegierte gewählt werden. Die Delegierten 
müssen bei Nichterscheinen die Strafen der auf sie 
entfallenden Anzahl der Stimmen des Kreises tragen. 

$27, Abs. 3. Jeder Kreis hat einen Kreisleiter zu 
wählen, welcher gleichzeitig dem Vorstand angehört. 

830. Der Vorstand wählt aus seiner Mitte auf 
2 Jabre einen stellvertretenden Obermeister, welcher 
sein sonstiges Amt weiterführt, einen I. Schriftführer, 
einen II. Schriftführer (korrespondierenden), einen 
Kassierer und einen Stellvertreter. 

$ 4o, Abs. 2. Die Mitglieder des Vorstandes und 
der Ausschüsse verwalten ihr Amt als Ehrenamt unent- 
geltlich, doch werden denselben zu den Innungs- 
sitzungen Fahrgeld III. Klasse, sowie 20 Mk. pro Tag 
für die entstandenen Auslagen ersetzt. Dem Ober- 
meister werden Ioo Mk., dem Kassierer 75 Mk. Ent- 
schädigung für Zeitversäumnis vergütet. 

Dieses waren in der Hauptsache die Besprechungen 
über Statutenänderungen, die einstimmig angenommen 
wurden. Ausserdem wird unter Verschiedenes ange- 
nommen, dass der Unterricht für Lehrlinge obligatorisch 
eingeführt wird. Für Nordhausen erbietet sich Kollege 
Schiwek, die Lehrlinge von Nordhausen und dem 
Kreis jeden Mittwoch 2 Stunden freiwillig zu unter- 
richten. Für Mühlhausen desgleichen Kollege Bichel. 
Demgemässe Schritte sollen eingeleitet werden. — Mit 
der Hoffnung, dass die im November in Erfurt statt- 
findende Versammlung den Abschluss der bedeutenden 
Müheaufwendung betreffs Erweiterung der Innung ergibt, 
schliesst der Obermeister die Versammlung um 2'/, Uhr. 

A. Rudolph, Fritz Kühn, 
Obermeister. _... Sehriftführer. 
Innungsversammlung 
Mittwoch, den 24. November 1920, nachmittags ı!/, Uhr 

im Handwerkerheim „Komturhof“ zu Erfurt. 

Anwesend als Vertreter des Magistrats Herr Stadt- 
obersekretär Kästner, für Nordhausen als Kreis- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


De Dir eihnng 


? 





lditer Kollege Hartung, als Delegierter Kollege 
Schiwek, für Mühlhausen Kollege Bichel. Herr Ober- 
meister Rudolph eröffnet um 2 Uhr die Versammlung 
und stellt fest, dass dieselbe ordnungsgemäss einberufen 
ist, und teilt mit, dass laut $ 55 die gefassten Beschlüsse 
in dieser zweiten Versammlung, ganz gleich auf die 
Anzahl der erschienenen Mitglieder, bindend sind. 

Da die Tagesordnung dieselbe ist wie zur am 
26. Oktober 1920 stattgefundenen Versammlung, so er- 
ledigt sich Punkt ı, 2 und 3 ohne weitere Debatte 
und wird einstimmig angenommen. 

Auch Punkt 4 der Tagesordnung wird nach weiterer 
Klärung im Wortlaut mit kleinen redaktionellen 
Aenderungen, wie am 26. Oktober laut Protokoll schon 
beraten, einstimmig angenommen. 

Nachstehende Aenderungen, ausser den im letzten 
Protokoll bekanntgegebenen, werden noch einstimmig 
angenommen: In $ ı2, Abs. 2, ist zu setzen anstatt 
Geldstrafe ı1o Mk.: 20 Mk., in $ 13, Abs. 2, anstatt 
6 Mk.: 20 Mk. $$ 20—22 werden en bloc einstimmig 
angenommen; einige redaktionelle Aenderungen können 
nur dadurch stattfinden, dass einige Sätze von $ 23 
nach $ 20 übernommen werden. In $ 22, Abs. 2, ist 
zu setzen anstatt 5 Mk.: ıo Mk. und statt 3 Mk.: 
5 Mk., in $ 13, Abs. 3, anstatt 50 Pf.: 2,50 Mk. und 
statt ı Mk.: 5 Mk., in $ 27, Abs. 4: Für die Wahlen 
des Kreisleiters sind die Bestimmungen der Wahl des 
Obermeisters gültig, laut Abs. 2 des $ 27. In $ 30, 
Abs. 2, ist zu setzen anstatt 50 Pf.: 2,50 Mk. In $ 55, 
Abs. 2, anstatt Dreiviertel soll gesetzt werden Zweidrittel 
ihrer stimmberechtigten Mitglieder erschienen bzw. ver- 
treten sind. 

Sämtliche Aenderungen werden einstimmig an- 
genommen, und ist hiermit Punkt 4 der Tagesordnung 
erledigt. 

Zu Punkt 5,. Verschiedenes, erstattet der Ober- 
meister Bericht über den am ı12. November statt- 
gefundenen Vortrag des Herrn Professor Krauth- 
Frankfurt über Stero - Induporphotographie. 

Ueber Ausbildung der Lehrlinge entspinnt sich 
längere Debatte und soll die Ausbildung in den ver- 
schiedenen Kreisen möglichst nach einheitlichem Lehr- 
plan geordnet werden, damit bei Prüfung keine Diffe- 
renzen entstehen. Erwünscht ist eine Zusammenkunft 
der Lehrer der Kreise zwecks Aufstellung eines gemein- 
samen Lehrplanes. 

Weiter teilt der Kassierer noch die Erhöhung der 
Beiträge für die Zeitung („Photogr. Chronik“) mit, und 
soll auf einstimmigen Beschluss bei der nächsten Ein- 
ziehung der Betrag dieser mit verrechnet werden. 
Auch dieses wird einstimmig angenommen. Hiermit 
ist die Tagesordnung erledigt, und schliesst der Ober- 
meister 4!/, Uhr die Versammlung. 

A. Rudolph, Fritz Kühn, 
Obermeister. Schriftführer. 
IE rt 
Ateliernaehriehten. 

Plauen i. V. ]J. N. Gahn eröffnete Bahnhof- 
strasse IQ ein photographisches Atelier, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | 23 


l 


Reinfeld (Holstein). W. Martens hat sich hier 
als Photograph niedergelassen. 

Rheydt. Peter Stangenberg hat das Photo- 
graphische Atelier Biegner Nachf., Kaiserstrasse 35, 
käuflich erworben. Er führt das Geschäft unter der 
Firma Biegner Nachf.,, Peter Stangenberg weiter. 

Saalfeld. Reinhard Uhlenhuth übernahm 
das Photographische Atelier des Herrn E. Stapelfeld 
in Gräfenthal. 

Wolfenbüttel. Die Photographen Issensee 
und Klefmann haben Bahnhofstrasse ı ein Photo- 
graphisches Atelier eröffnet. | 


j ce 
Gesehäftliches. 


Walter Weider, Leipzig-Gohlis, Wiederitzscher 
Strasse 15, übernahm neben seinen bisherigen Ver- 
tretungen von Gust.Schaeuffelen-Heilbronn, Karl 
Arnold-Marienberg i.Sa, E.Sommer & Co.- Leipzig, 
nunmehr auch noch solche für Unger & Hoffmann, 
A.-G., Dresden. 

Die Firma Photographisches Atelier Arbeitlang 
& Dasatiel in Wien, Zeinlgasse, früher 10, jetzt 8, 
wurde geändert in Photographisches Atelier Koppitz, 
Dasatiel & Arbeitlang. Ä 


—enır— 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 

Von den Leonar-Werken, Wandsbek, wird die 
siebente Auflage der „Anleitung zur Blitzlicht- 
Photographie“ versandt, die wiederum in einer Auf- 
lage von 20000 Stück allen Nachfragern kostenlos zur 
Verfügung steht. Die Leonar-Blitzlichterzeugnisse, vor 
allem der „Leonar- Autoblitz“, sind so bekannt und 
beliebt geworden, dass sie einer besonderen Empfehlung 
nicht mehr bedürfen. Das Büchlein bringt wichtige 
Hinweise, die, richtig angewendet, Misserfolge bei 
Blitzlichtaufnahmen unmöglich machen. 


Eine hübsch ausgestattete Druckschrift über den 
Meyer- Doppelplasmaten nach dem Patent 
Dr. Rudolph der Optisch - Mechauischen In- 
dustrie-Anstalt Hugo Meyer & Co., Görlitz 
(Schles.), ist als viertes Bändchen der „Meyer-Photo- 
optik“ im Umfange von 20 Seiten mit neun Bildtafeln 
in Duplexautotypie erschienen und kann von der ge- 
nannten Firma gegen 1,50 Mk. bezogen werden. Der 
Text behandelt das Wesen und die Vorzüge des 
„Meyer-Plasmaten“, die Tafeln, zumeist Originale von 
Heinrich Traut in München, bestätigen alle Vor- 
züge des neuen Instrumentes. | 


Die Aktiengesellschaft Trapp & Münch in 
Friedberg (Hessen) widmet auch in diesem Jahre ihrer 
Kundschaft einen Wandkalender. Die Rückwand des 
Kalenders ist wieder durch das stimmungsvolle Bild 
des Friedberger Adolfsturmes belebt, das voriges Jahr 
viel Beifall gefunden hatte. An die Stelle des ge- 
wöhnlichen Tagesblockes ist ein brauchbarer Wochen- 
schreibblock getreten. 


} ie 


Kleine Mitteilungen. 


— Die Aufwendungen für den Lebens- 
unterhalt in einer fremden Stadt sind heutzutage so 
hoch, dass mancher, der die „Deutsche Photohändler- 
schule in Dresden“ gern besuchen möchte, sich dies 
in Ermangelung der notwendigen Mittel versagen 
muss. Es ist deshalb ausserordentlich zu begrüssen, 
dass von verschiedenen Seiten Stipendienstiftungen zur 
Unterstützung bedürftiger Schüler der Anstalt errichtet 
wurden. So konnten aus dem Stipendium der Firmen 
Ica,,Contessa und Mimosa für dey zweiten Lehr- 
gang mehrere Schüler mit Zuwendungen von je 500 Mk. 
bedacht werden. Die Firma Trapp & Münch, 
Aktiengesellschaft, hat ebenfalls für die nächsten 3 Jahre 
Mittel zur Verfügung gestellt. Ferner verfügt der 
„Deutsche Photohändler - Bund“ (E. V.) über einen 
Stipendienfonds, aus dessen Zinsen bereits mehreren 
Schülern Beträge von einigen Hundert Mark bewilligt 
wurden. Besondere Erwähnung verdient, dass die 
Teilnehmer am ersten Chefkursus ihrer Befriedigung 
über das Gebotene unter anderen auch dadurch Aus- 
druck verliehen haben, dass sie unter sich eine Sammı- 
lung veranstaltet haben, deren ansehnliches Ergebnis 
zur Unterstützung solcher Schüler diente, die sich bei 
Mitgliedern des D. P. B. in Stellung befinden. Be- 
werbungen um Stipendien sind an die „Deutsche 
Photohändlerschule in Dresden“, Wallstrasse 25, II, zu 
richten. 


— Verwendung der Photographie zur Ver- 
besserung der Seekarten. Zu deu Verwendungs- 
gebieten, auf denen die Fliegerei sich im Frieden 
weiterhin bewähren dürfte, gehört die Feststeilung von 
Untiefen im Meere. Die französische Marine hat die 
während des Krieges begonnenen Versuche während 
der Monate Juli bis Oktober ıgıg fortgesetzt. Bei 
guter B:leuchtung, hohem Sonnenstand und ruhiger 
Meeresoberfläche lässt sich, wie J. Volmat in der: 
französischen Akademie, nach einer Notiz von Professor 
L Forck in „Natur und Kultur“, berichtete, der 
Meeresboden bis zu 17 m Wassertiefe gut beobachten. 
Da die Felsen unter Wasser meist von dunklen Algen 
bedeckt sind, zeichnen sie sich bis zu jener Tiefe als 
dunkle Schatten von der helleren, tieferen Umgebung 
ab. Es konnten so allein auf einem Kartenblatt fünf 
bisher unentdeckt gebliebene Untiefen mit 0,7 und 
5,8 m Wassertiefe ermittelt werden, während die See- 
karten auf jenen Stellen 2,7 bis I0 m angegeben hatten. 
Geht über die Untiefen ein Gezeitenstrom hinweg, so 
bilden sich über ihnen eigenartige Strömungslinien 
und Strudel, die auf den Photographien leicht zu er- 
kennen sind. So konnte z. B. ein vereinzelter, bis 8 m 
unter der Oberfläche ansteigender Felsen aus diesem 
Strudel ermittelt werden. Die Aufnahmen wurden aus 
2600 m Höhe gemacht und entsprechen dann einem 


Massstab von I1:I0000. („Bonner Ztg.“) 


24. | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Geriehtswesen und Verwaltung. 

Ist der Arbeitgeber verpflichtet, bei Ab- 
meldung des Gehilfen von der Krankenkasse 
die vorgeschriebenen Formulare zu benutzen? 
[Nachdruck verboten.] Ein Handwerksmeister hatte 
einen Gesellen 4 Tage lang beschäftigt und meldete ihn 
auf einer gewöhnlichen Postkarte bei der Kranken- 
kasse gleichzeitig an und ab. Auf dieser Karte waren 
alle erforderlichen Angaben gemacht. Einige Tage 
später forderte die Kasse den Meister auf, die An- und 
Abmeldung auf dem vorgeschriebenen Vordruck zu 
machen, das tat der Meister jedoch erst nach einem 
Monat, als die Kasse für diese ganze Zeit die Beiträge 
von ihm erforderte. 

Der Meister verweigerte die Bezahlung und stellte 
beim zuständigen Versicherungsamt den Antrag, die 
Kasse anzuweisen, die Beiträge nur für die Dauer der 
Beschäftigung des Gesellen zu erheben. Das Versiche- 
rungsamt Hamburg hat diesem Antrage Folge gegeben. 
Es mag zugegeben werden, so heisst esin den Gründen, 
dass der Meister die Anzeige in der vorgeschriebenen 
Form aus Unkenntnis unterlassen hat; aber als 
selbständiger Gewerbetreibender hatte er die Pflicht, 
sich um behördliche Vorschriften zu kümmern und 
sich gegebenenfalls bei seiner Innung oder dem Ver- 
sicherungsamt zu erkundigen. Das hat er nicht getan, 
und mit Recht ist er daher auf Antrag der Kasse vom 
Versicherungsamt mit eiser ÖOrdnungsstrafe belegt 
worden. Die Pflicht zur Zahlung der Beiträge hört 
jedoch mit dem Moment auf, wo die Kasse von der 
Beendigung der Beschäftigung zuverlässige Kenntnis 
erhalten hat, so dass sie in der Lage war, den Ver- 
sicherten in ihren Registern zu löschen. Daher erlischt 
auch die Beitragspflicht mit dem Tage, an dem die 
Kasse durch eine — wenn auch formlose — Mitteilung 
des Arbeitgebers so zuverlässig von der Beendigung 
des Arbeitsverhältnisses Kenntnis erhält, dass sie darauf- 
hin eine Löschung vornehmen kann. Im vorliegen- 
den Falle erfüllte die Postkarte diesen Zweck voll- 
kommen, die Kasse darf daher die Beiträge nur bis 


zum Tage des Einganges der Karte erheben. (Ver- 
sicherungsamt Hamburg, 1242/20, K.) rd. 
LI6— 
Büchersehau. 


Photo-Engraving Primer by Stephen 
H.Horgan. American photogr. publishing Co. Boston, 
Mass. 1920. Price $ 1,50. 

Das Buch behandelt die Anfertigung von Strich- 
und Halbton(Autotypie)-Aetzungen, wobei auch dem 
photographischen Teil dieser Arbeit die nötige Auf- 
merksamkeit zuteil wurde. Man wird demı Autor 
vielleicht nicht in allen Teilen beistinnımen, so z. B. in 
der Erklärung der Blenden- und Rasterwirkung, aber 
trotzdem findet sich manche schätzbare Anregung, die 
man in anderen Lehrbüchern über den gleichen Gegen- 
stand vermisst. 

Leider ist es aber bei dem heutigen Stande unserer 
Mark ganz unmöglich, ein solches Buch zu kaufen. 


Obwohl es gebunden nur anderthalb Dollar kostet, 
würden das jetzt etwa 120 Mk. sein, wenn nicht bis 
zum Erscheinen des Referates der Wert des ameri- 
kanischen Geldes noch weiter gestiegen ist. Me. 


u 4 Em, 


Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. 


Technische Fragen. 


Frage 3. Herr D. F. in St. A. Die von Ver- 
grösserungsanstalten gelieferten Vergrösserungen sind 
meist mit einem Ueberzug versehen, welcher den Tiefen 
der Bilder eine hervorragende Brillanz gibt, ohne dass 
die Bilder ausgesprochenen Glanz besitzen. Dies zu 
erreichen, habe ich durch Aufstäuben von Zapon- und 
Benzinlack versucht, jedoch ohne befriedigenden Erfolg. 
Ich wäre Ihnen nun für Ihren Rat, wie hier zu ver- 
fahren ist, sehr dankbar. 


Antwort zu Frage 3. Um Vergrösserungen eine 
bessere Tiefe zu geben, ohne dass sie einen erheblichen 
Glanz bekommen, verwendet man am besten eine 
Wachslösung. Gelbes Bienenwachs wird mit etwa der 
ı5sfachen Menge von halb Benzol und halb Terpen- 
tinöl übergossen, durch tagelanges Stehenlassen zur 
Lösung gebracht, was durch vorhergehendes Schaben 
des Wachses sehr erleichtert wird, durch ein Filter 
filtriert und zur Benutzung aufgehoben. Man taucht 
einen Wattebausch in einige Tropfen dieser Lösung, 
überfährt damit die Vergrösserung gleichmässig und 
reibt schliesslich mit einem warmen wollenen Lappen 
blank, Man kann bei dieser Gelegenheit das Auf- 
frischen der Tiefen erheblich verbessern, ohne den 
Lichtern Glanz zu geben, wenn man die Wachslösung 
nur auf die Tiefen aufträgt und dann sehr gut und 
kräftig verreibt. 


Frage 42, Herr K. Sch. in W. Wer liefert Papier 
für Schnellphotographie, sofort zum Mitnehmen. Die 
Aufnahmen sollen unmittelbar auf Papier hergestellt 
werden. 


Antwort zu Frage 4. Nach dem alten Verfahren 
mit nassen Platten konnten unmittelbar Schnellphoto- 
graphien auf schwarz emailliertem Eisenblech her- 
gestellt werden. Nach dem Trockenverfahren geht 
das nicht. Es lassen sich zwar auf Papier hergestellte 
Negative chemisch umkehren, aber das Verfahren ist 
derartig unsicher und unvollkommen, dass es unseres 
Wissens praktisch nirgends ausgeführt wird. Die 
Schnellphotographen arbeiten heute in der überwiegen- 
den Mehrzahl der Fälle einfach so, dass sie auf der 
Platte eine Aufnahme machen, diese dann nach dem 
Entwickeln wenige Minuten auswaschen, unter Wasser 
mit Bromsilberpapier in Kontakt bringen, durch die 
unfixierte Platte hindurch auf dasselbe kopieren, die 
Kopie entwickeln und das Negativ gegebenenfalls aus- 
fixieren, um später Nachlieferungen zu machen. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin - Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenrteil: Guido Karutz in Halle a.S. Drack und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Organ von etwa 60 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln.. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4 Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
er 5somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 4. | 











28. Januar. 





1921. 








Aus der Werkstatt des Photographen. | 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 
sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 
Alle Einsender erhalten Honorar 


für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Ueber das Betrachten von Autochrom- 
aufnahmen. 


Bekanntlich ist das Silberbild bei den meisten 
Farbrasteraufnahmen nicht unmittelbar auf die 
Filterchen gelagert, sondern durch eine Lack- 
schicht von ihnen getrennt. Daher treten 
parallaktische Verschiebungen ein, wenn beim 
Betrachten der Bilder die ins Auge gelangenden 
Lichtstrablen eine andere Richtung haben als 
die bilderzeugenden bei der Aufnahme (wobei 
eine Richtungsänderung um 180° allerdings 
nicht als Richtungsänderung in obigem Sinne 
gilt). Die Grösse der Verschiebung hängt ab 
von dem Winkel, die beide Richtungen mit- 
einander bilden, und von dem Abstand des 
Silberbildes von der Filterschicht. Sind die 
Filterchen gross im Verhältnis zu ihrer Dicke 
und zu der Grösse des Abstandes, so bleibt diese 
Verschiebung unschädlich. Sind die Filterchen 
aber wie bei den Autochromplatten klein, so 
treten sebr merkliche Farbänderungen auf. Es 
sollte deshalb beim Betrachten von Autochrom- 
aufnahmen das Auge des Beschauers sich dort 
befinden, wo bei der Aufnahme das Objektiv 
war. Denn wenn sich das Auge in gleichem 
Abstand auf der anderen Seite der Platte be- 
findet, so ist der Winkel, den Aufnahme- und 
Betrachtungsstrahll — wenn man mir diesen, 
der Kürze halber gewählten Ausdruck gestatten 
will — miteinander bilden, doppelt so gross 
als der Winkel, den der Aufnahbmestrahl mit 
der optischen Achse eingeschlossen hatte; wird 
also für am Rande der Platte gelegene Punkte 
mindestens ebenso gross als der Bildwinkel der 
Aufnabme. (Besonders auffällig wird die Ver- 
schiebung bei Komplementärnegativen, weil bei 
diesen die Bildschicht meistens noch weiter von 
den Filtern entfernt ist) Aus diesem Grunde 
kann, selbst technische Vollkommenheit des 


Utocolorpapieres vorausgesetzt, mit einem mit 
Spiegeln versehenen Kopierrahmen eine getreue 
Farbenkopie nicht erzeugt werden. 

Betrachtet man nun ein Autochrombild in 
der oben geforderten Weise, so erscheint es 
spiegelverkehrt. Dies ist der Grund, weshalb 
man die Autochromien in einem Spiegel be- 
trachten soll, wenn man Wert darauf legt, dass 
Links und Rechts nicht vertauscht sind. Auch 
erkennt man, weshalb hierbei die Farben besser 
erscheinen, denn der von Leiber angeführte 
Grund, dass zwei Spiegelbilder, das eine von 
der Ober-, das andere von der Unterfläche des 
Spiegels sich decken, erscheint mir wenig stich- 
haltig; ist doch das erste im Vergleich zum 
zweiten sehr lichtschwach. Aber auch gleiche 
Helligkeit beider vorausgesetzt, würde eine 
Korrektur unrichtiger Farbtöne, wie sie durch 
parallaktische Verschiebung auftreten kann, hier- 
durch nicht erfolgen. 

Sehr oft wird man in die Lage kommen, 
die Bilder abends zeigen zu müssen. Hierfür 
dürfte eine neue gasgefüllte elektrische Glüh- 
birne am besten sein. Da nun bekanntlich die 
grüne und besonders die blauviolette Farbe des 
Autochromrasters das äusserste Rot durchlassen, 
und alle künstlichen Lichtquellen an diesen 
Strahlen verbältnismässig reich sind, so ver- 
wendet man Korrektions-Betrachtungsfilter, .die 
das Rot (und bei den sogenannten Halbwatt- 
lampen auch das Grün) etwas dämpfen. Man 
kann z. B. so vorgehen, dass man am Tage 
eine Mattscheibe zur Hälfte allein mit direktem 
Sonnenlicht (am besten im Freien, um den 
Farbstich der Fensterscheiben zu vermeiden), 
zur anderen Hälfte allein mit dem gewählten 
künstlichen Licht in solchem Abstand beleuchtet, 
dass die Helligkeitsunterschiede nicht allzu gross 
sind. Dann ist man in der Lage, das Korrektions- 
filter sehr genau abstimmen zu können. 


4 


26 .. PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





‘Man muss natürlich dafür sorgen, dass vom 
blauen Himmelslicht nur wenig auf die Scheibe 
fällt. Wesentlich ist auch, dass die Sonne 
nicht durch dunstige Atmosphäre scheint, denn 
die Farbänderung ist bei diesem Versuch sehr 
merklich. Lange bevor jedoch die beiden Hälften 
völlig gleich erscheinen, merkt man an den bei 
diesen beiden Lichtarten betrachteten Auto- 
chromien keinen Unterschied mehr. Man sollte 
nun glauben, auf diese Weise für die Be- 
trachtung am Abend ein vollkommenes Licht 


gewonnen zu haben. Der Versuch zeigt aber, 
dass das Licht zu kalt erscheint. Man darf 
nicht vergessen, dass das Auge durch die künst- 
liche Beleuchtung umgestimmt wurde, besonders 
wenn im gleichen Raum gewöhnliche Metall- 
fadenlampen brennen. Sehr verstärkt wird der 
Eindruck, wenn die Autochromien schon an 
sich einen Grünstich zeigen, wie er leicht ent- 
steht, wenn man bei „Virida“-Licht entwickelt 
und das Licht zu lange durch die Filterschicht 
wirken lässt. Wilhelm Hillert. 


LI 


Rundsehau. 


Projektionsbilder in Doppelton. 


In den Kinotheatern sieht man häufig Diaposi- 
tive in Doppelton, die eines gewissen Reizes 
nicht entbehren. Namentlich Feuerszenen und 
Nachtstimmungen werden in diesem Doppelton, 
der ein bestimmtes Rotviolett und ein Blau 
enthält, gezeigt. Soviel dem Referenten bekannt 
ist, wird der Doppelton durch chemische Tonung 
mit nachfolgender „Virage“ (Anfärbung der 
Gelatine) erzielte Es ist dazu natürlich not- 
wendig, ein Tonbad für die „chemische Tonung“ 
(d. bh. die Umsetzung des metallischen Silbers 
in ein gefärbtes Metallsalz) zu benutzen, das 
die Gelatine an den silberreichen Stellen gerbt, 
damit der Farbstoff (Virage) später nicht mehr 
an den schon getonten Stellen auch noch ein- 
zuwirken vermag. 

Nun ist es aber nur zu bekannt, dass die 
Tonungsverfahren, bei denen eine Gerbung der 
Gelatine stattfindet, eine Nebenerscheinung bei 
der Projektion zeitigen, die durchaus unwill- 
kommen ist. Durch das Relief der Schicht 
findet nämlich eine Ablenkung der gerichteten 
Strahlen statt, und diese hat zur Folge, dass 
auf dem Projektionsschirm die dunklen Bildteile 
mit einem oft ziemlich breiten weissen Saum 
umgeben erscheinen. 

Stört nun bereits beim lebenden Lichtbild 
dieser Saum in ziemlich erheblicher Weise, so 
ist es beim stehenden L.ichtbild geradezu un- 
möglich, Tonungsverfahren zu benutzen, die 
diese Erscheinung zeitigen. 

Professor R. Namias veröffentlicht eine neue 
Vorschrift zur Tonung in Doppelton, die in 
„Bull. de la Soc. franc. de Phot.“ 1920, S. 143, 
ausführlich wiedergegeben ist. Sie bat den 
einzigen Nachteil, dass Goldchlorid dabei zur 
Verwendung kommt, wodurch sich die Benutzung 
etwas teuer stellt; eine Reliefbildung kann aber 
wohl kaum auftreten. 

Um Diapositive mit saftig braunen oder 
schwarzen Schatten, blauen Halbtönen und rein 
weissen Lichtern zu erhalten, geht man nach 
Namias in der Weise vor, dass man zunächst 
folgende Lösung bereitet: 


[Nachdruck verboten.] 


Rhodanammonium 78, 
Ammoniumkarbonat . . . 2, 
einprozent. Goldchloridlösung Io „ 
destilliertes Wasser . Ioo ccm. 


Ersetzt man in dieser Vorschrift das Am- 
moniumkarbonat durch Ammoniak, so erhält 
man ein noch viel schneller arbeitendes Bad, 
dessen Wirkung aber wegen der Flüchtigkeit 
des Ammoniaks nicht von langer Dauer ist. 

Die Diapositivplatten, welche möglichst chlor- 
silberreich sein sollten, um leicht einen braunen 
Ton zu geben (sofern dieser in den Tiefen ge- 
wünscht wird), werden nun nach der Entwick- 
lung, Fixierung und Wässerung einen Härtungs- 
prozess unterworfen, indem man sie mit einer 
fünfprozentigen Formalinlösung einige Minuten 
behandelt. Hierauf legt man die Diapositive in 
die auf 40— 50°C erwärmte, oben angegebene 
Tonungslösung, in der die Halbtöne sehr schnell 
den blauen Ton annehmen, während die silber- 
reicheren Schatten vorerst nicht angegriffen 
werden. 

Die Diapositive werden dann in üblicher 
Weise gewässert und getrocknet. 

Zu beachten ist bei diesem Verfahren, dass 
die Diapositive ein wenig an Kraft einbüssen; 
man entwickle deshalb etwas kräftiger als ge- 
wöhnlich. 

Diapositivplatten, die überhaupt zur Bildung 
brauner Töne neigen, dürften in fast allen ge- 
nügend verdünnten und eventuell bromierten 
Hervorrufern eine genügend braune Färbung 
annehmen. Namias empfiehlt besonders die 
folgende Vorschrift: 


Kristallisiertes Natriumsulfit . 12,5 g, 
Glycin . . . . 5g, 
kohlensaures Kali 25°, 
Brom-Borsäurelösung . 34 ccm, 
destilliertes Wasser auf . 3006-5 


auffüllen. 
Für den Gebrauch dreimal mit Wasser ver- 
dünnen; die Entwicklung dauert etwa ıo Minuten. 
Mit Hydrochinonentwicklern, die genügend 
Bromkalı entbalten, erzielt man indessen eben- 
falls mit Sicherheit braune Töne, ebenso mit 


PHÖTOGRAPHISCHE RO. —3— 





Brenzkatechin obne Natriumsulfit und mit Pyro- 
gallussäure (Eder, Rezepte und Tabellen). 

Die Fabrik der Ilfordplatten gab schon früher 
eine ähnliche Vorschrift zur Tonung ihrer 
Diapositivplatten bekannt, in der auch Goldsalz 
vertreten war. Eine gewisse Art blauer Töne 
lässt sich eben doch nur mit Goldtonbädern 
‘bewirken; die bekannte Eisenblautonung ist ge- 
wiss bei vorsichtiger Handhabung für Diapositive 
ebenfalls sehr zu empfehlen, aber das Mass des 
Antonens ist schwer zu treffen und die er- 
zielbare Farbe ist auch durchaus nicht immer 
den Wünschen des feinsinnigen Lichtbildners 
“ entsprechend. Me. 


Zur Abschwächung von Negativen. 


Im allgemeinen werden wir mit dem Blut- 
laugensalz-, dem Ferrioxalat- und Ammonium- 
persulfatabschwächer unser Auslangen haben, 
und diese Formeln sind auch die zumeist in der 
photographischen Praxis angewendeten. Sie be- 
sitzen den Vorteil, die Abschwächung in einer 
einzigen Lösung zu bewirken und damit den 
Verlauf der Reaktion leicht kontrollieren zu 
können. Demgegenüber beanspruchen die Ver- 
fahren, die in zwei Phasen bestehen, wie z.B. 
Bleichung der Platte und Rückentwicklung des 
Negativs, reichere Uebung, indem uns ja hier 
mit der Behandlung im ersten Bade noch nicht 
der Endeffekt vorliegt, sondern wir. erhalten 
diesen erst bei der Behandlung in der zweiten 
Lösung, müssen also in der ersten Phase des 
Prozesses nach Schätzung und Erfahrung urteilen, 
müssen den ganzen Arbeitsweg gründlich aus- 
probiert haben, um zur Gewinnung des ge- 
wünschten Endresultats die Handhabung des 
ersten Bades im richtigen Verhältnis zur zweiten 
Operation stellen zu können. Mitunter ist man 
leicht geneigt, wenn mit einer einfachen Formel 
nicht der erwartete Effekt gelingt, zu irgend- 
einem noch unbekannten Rezept zu greifen, da 
dessen Leistungen von Kollegen vielfach ge- 
priesen wurden, aber man bedenkt dabei nicht, 
dass man hier ganz im Unklaren tappt und dass 


% 


bei einem etwaigen komplitierteren Verfahren 


der Erfolg in grösserem Zweifel steht. Ganz 
verkehrt ist es jedenfalls, mit wertvollen Nega- 
tiven eine Abschwächung oder Verstärkung in 
einem Modus vorzunehmen, der vorher nicht 
gründlich ausprobiert worden ist, denn nicht 
immer?ist,der angerichtete Schaden wieder aus- 
zugleichen. 


Ansetzen von Lösungen. 


Das Ansetzen von Vorratslösungen ist ge- 
wiss von grossem Vorteil, denn es enthebt uns 
der Mühe der einzelnen, immerhin etwas um- 
ständlichen Bereitung unserer jeweiligen Bedarfs- 
quanten, es erspart uns Zeitaufwand. Beim An- 
setzen von kleinen Mengen lässt sich oft nicht 
die Genauigkeit in dem Masse einhalten, wie es 
erwünscht ist. Handelt es sich andererseits um 
konzentriertere Vorratslösungen, so ist zu be- 
denken, dass das Abnehmen von kleineren 
Quanten im Messzylinder um so peinlichere 
Obacht verlangt, je höher die Konzentration der 
Lösung ist und sofern genaue Volumeinhaltung 
geboten. Vielfach wird aber bei unseren photo- 
graphischen Arbeiten ein äusserst genaues Ab- 
wägen gar nicht bedingt, indem es sich nämlich 
oft um rein empirisch gewählte Zahlen handelt 
und nicht um bestimmte Gewichtsmengen für 
jeweils zutreffende chemische Reaktionen. Solches 
gilt von der Zusammensetzung der Mehrzahl 
unserer Formeln für Entwickler und Tonbäder, 
dennoch darf der Spielraum nicht ins Grenzen- 
lose gehen. Es ist z. B. ‘allbekannt, welche 
grossen Uebelstände ein zu geringer Natrium- 
sulfitgehalt oder ein zu grosser Alkaligehalt im 
Entwickler nach sich zieht. Also eine gewisse 
Rücksicht auf die in Betracht kommenden Re- 
aktionen ist wohl zu nehmen, auch schon aus 
dem Grunde, teure Chemikalien nicht unnütz zu 
vergeuden. Man findet namentlich bei den Ent- 
wicklern mit Aetzalkalien bisweilen recht un- 
rationelle Ziffern, die weder eine haltbare Lösung 
versprechen, noch rentable Negativabstimmung. 


ER 


Iinnungs- und V/ereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung,) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


Laut Beschluss der Hauptversammlung 
12. Januar Ig2ı ist der Beitrag für die Berliner Mit- 
glieder auf 37,50 Mk. und für die Auswärtigen auf 
30 Mk. halbjährlich festgesetzt worden. Wir bitten 
um gefl. Einsendung des Betrages fir das erste Halb- 
jahr bis zum ı5. Februar, andernfalls die Beiträge zu- 


vom 


züglich Portospesen durch die Post eingezogen werden. 
—- Gleichzeitig bitten wir davon Kenntnis zu nehmen, 
unsere Vereinssitzungen von jetzt ab in den 
Kammersälen, Teltower Strasse I—4 (Weisser 
Saal), stattfinden. Die nächsten Sitzungen sind wie 
folgt festgelegt: ıo. Februar, 17. März, 7. April, 12. Mai 
und 2. Juni. 


dass 


2* 


a8 ” 





s 


Als neue Mitglied®r sind gemeldet: 
Herr Robert Plötz, Berlin, Friedrichstrasse 244. 
„ CE. Wolf, Berlin, Friedrichstrasse 76. 


Als neue Mitglieder waren gemeldet: 
Herr Rob. Jüttern, Steglitz, Sachsenwaldstrasse 14. 
„ B. Stephansky, Berlin W so, Teauentzien- 
strasse 16, II. 
„ HansNatge, Wilmersdorf, Düsseldorfer Strasse 32. 
Karl Rogge, Charlottenburg, Hebbelstrasse 20. 


Der Vorstand. 


I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister, 
Inhaber der Firma: Conrad & Schumacher, 
Berlin-Schöneberg, Kaiser- Wilhelm - Platz 2. 

Postscheckkonto: Berlin 20.087. 


IL Irre 


n 


Thüringer Photographen- Bund. 


(Korporatives Mitglied des Central - Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Innungen, J 


Unsere diesjährige Generalversammlung, welche 
die 24. unseres Bundes ist und die 64. Mitgliederver- 
sammlung, findet 

Dienstag, den 8. Februar 1921, in Erfurt, 

Restaurant Fr. Steiniger, Predigerstrasse Io, 

statt. 


Vormittags Io Uhr: Vorstandssitzung. — II Uhr: 
Beginn der Mitgliederversammlung. — 1,2 Uhr: 
Mittagspause; hieran anschliessend: Gruppen- 
aufnahme. 


‚ Tagesordnung. 


1. Verlesung des letzten Versammlungsberichtes. 
2. Jahresbericht und. 

a) Bericht des Kassierers, b) Bericht des Bücher- 
verwalters, c) der Kassenprüfer, evtl. Ent- 
lastung des Kassierers. 

3. Die Herstellung von Photoskizzen, praktisch vor- 
geführt von Kollegen Ziegenborn. 

4. Wahl zweier laut Statut ausscheidenden Vorstands- 
mitglieder. \ 

5. Atelier- „Sonne“, Vortrag und Vorführung. 

6. Central-Verbandsangelegenheiten. 

7. Vorbesprechung über die Vorbereitungen 
25jährigen Stiftungsfeste unseres Bundes. 

8, Verschiedenes. 

g. Fragekasten. 


Der Vorstand bittet alle Mitglieder um möglichst 
vollzähliges Erscheinen betreffs Besprechung über Vor- 
bereitung zum 25jährigen Stiftungsfeste (Ausstellung 
usw.). Gleichzeitig werden sämtliche Mitglieder 
gebeten, ihre Photographie in Visitformat mit Unter- 
schrift zur Einfügung in unser Vereinsalbum entweder 
am 8. Februar mitzubringen, oder an die Adresse 
unserers Schriftführers L. Held-Weimar einzusenden. 


zum 


Erfurt, im Januar 1921. 
Mit kollegialem Gruss 
Der Vorstand. 
I. A.: Paul Strnad, Vorsitzender. 


are 


PHOÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


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Photographen - Zwangsinnung 
tür den Regierungsbezirk Erfurt. 
Sitz: Erfurt. | 


Die vom Verlag der „Photographischen Chronjk“ 
und „Das Atelier des Photographen“ geforderte Er- 
höhung des Bezugspreises dieser Zeitschriften wurde 
von der Versammlung am 24. November 1920 in An- 
betracht des bisherigen niedrigen Preises bewilligt, und 
soll der Mehrbetrag nacherhoben werden. 

Die Nachforderung beträgt: für die „Chronik“ 
allein 2,50 Mk., für das „Atelier und „Chronik“ 6,50 Mk. 
für die Zeit vom ı. Juli bis 31. Dezember 1920. 

Ich bitte die Mitglieder, diese Beträge umgehend 
an mich portofrei einzusenden, ebenso die noch aus- 
stehenden sonstigen Beiträge für 1920. Bis 8 Tage 
nach Erscheinen dieser Bekanntmachung nicht ein- 
gezahlte Beträge werden zuzüglich Postgebühren per 
Nachnahme eingezogen. 


Otto Schäk, Kassierer, Erfurt, Werderstrasse 2. 


Mn a 


Photographen -Zwangsinnung Halle a. S. 
Sitz; Halle a.S. 


Einladung 
zu decr am Donnerstag, den 3. Februar, nach- 
mittags pünktlich 2 Uhr, im „Stadtschützenhaus“, 
Halle a. S., Franckestrasse 1 (Nähe Riebeckplatz), 
stattfindenden Vierteljahrsversammlung. 


Tagesordnung: 
I. Verlesen der letzten Niederschrift. 
2. Eingänge. 
3. Revision der Mitgliederliste und Eingabe der An- 
gestelltenliste durch die Obmänner. 
. Bewilligung für Neudruck von Statuten. 
. Anträge. 
Tarif. 
. Verschiedenes. 


sau- 


Nach Schluss der Tagesordnung wird um 4 Uhr 
Herr Hofphotograph Professor Alfred Krauth einen 
Demonstrationsvortrag halten über 
| „Stereo-Indupor-Photographie“. 

Anträge sind schriftlich bis zum ı. Februar an 
den Obermeister einzusenden. 

Die Einladung ergeht unter Bezug auf 8 20 des 
Innungsstatutes, und es wird deshalb auf $ 22 des- 
selben hingewiesen. 

Rückständige Beiträge sind auf Postscheckkonto: 
Leipzig Nr. 105872, Photographen - Zwangsinnung 
Halle a. S., umgehend einzusenden. 

Es wird um rege Beteiligung aller Mitglieder ge- 
beten. Die Versammlung beginnt pünktlich. 


Der Vorstand: 


C. Wachenfeld, 
I. Schriftführer, 


Fr. Bethmann, 
Obermeister. 


2 





Photographen-Zwangsinnung Stolp. 
Innungsversammlung zu Stolp, „Balınhofshotel“, Be- 
sitzer: Schmidt, am Dienstag, den ı. März 1921, 

vormittags ıı Uhr. 


Tagesordnung. 


ı. Verlesung des Protokolls der letzten Innungs- 
versammlung und der letzten Vorstandssitzung. 

2. Jahresrechnungslegung. | 

3. Aufstellung des Haushaltungsplans für 1921. 

Jahresrechnung und Haushaltungsplan liegen 

4 Wochen vor der Versammlung beim Ober- 
meister zur Einsicht aus, 

4. Bericht des Obermeisters über das verflossene 
Innungsjahr. 

5. Neuwahl der statutenmässig ausscheidenden Vor- 
standsmitglieder ‚P. Finck und W. Finck. 

6. Wiedereinführung der ortsüblich ermittelten Min- 
destpreise. 

7. Bericht des Kollegen Panzer über den Vortrag 
des Herrn Professor Mente in Stettin über „Ver- 
arbeitung von Gaslichtpapieren.“ 

8. Anträge von Mitgliedern. 

g. Wahl des nächsten Versammlungsortes. 

ıo. Geschäftliche Aussprache. — Ausstellung von Neu- 
heiten. 

Die Mitglieder werden ersucht, $ 22 der Statuten 
zu beachten. 

Teilnahme am gemeinsamen Mittagessen ä Gedeck 
ıı Mk. ist dem Bahnhofshotel vorher schriftlich an- 
zumelden. Mit kollegialem Gruss 

Hark, Obermeister. 
a | 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe in den Stadt- und Landkreisen 
Hannover und Linden. 
Innungsversammlung 
vom 23. September 1920 im Restaurant „Hubertus. 


7 Uhr 25 Minuten wurde die ordnungsgemäss ein- 
berufene Innungsversammlung vom Obermeister er- 
öffnet. Laut Punkt ı der Tagesordnung wurde die 
Niederschrift der vorigen Sitzung vom Schriftführer 
vorgelesen und von der Versammlung genehmigt. Bei 
Punkt 2 der Tagesordnung, betreffs abermaliger Lohn- 
tarifrevision, wurde folgender Beschluss gefasst: ı. Ab 
1. Oktober 1920 die Teuerungszulage vom 1.— 3. Gehilfen- 
jahre um 5 Mk., im 4.—ıo. Gehilfenjahre um Io Mk. 
zu erhöhen; so dass vom ı. Oktober d. J. ab die Teue- 
rungszulage im 1.—3. Gehilfenjahre 65 Mk. und im 
4-— 10. Gehilfenjahre 70 Mk. beträgt. 2. Das Wochen- 
gehalt wird jeden Freitag ausbezahlt. 3. Ueber 5 Ueber- 
stunden täglich werden mit 100 0/g des Tagesverdienstes 
bezahlt. 

Kollege Merck stellte den Antrag, den Vorsitzen- 
den des Senefelder- Bundes (Sektion Hannover) als Ver- 
treter der Hannoverschen Photographengehilfen über 
das Resultat der Revision zu benachrichtigen. Dieser 
Antrag wurde bei der Abstimmung mit grosser Stimmen- 
mehrheit abgelehnt. Beim nächsten Punkt wurden vom 


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HOTOGRAPHISCHE CHRONE.EU 3 





Kollegen Freundt die festgesetzten Minimalpreise 
vorgelesen. Es wurde beschlossen, die Preise wie fest- 
gesetzt und vorgelesen wurde, zu lassen. Kollege 
Merck stellte den Antrag: diese Minimalpreise drucken 
zu lassen und je ein Exemplar, mit dem Stempel der 
Innung versehen, an die Mitglieder zu senden. Dieser 
Antrag wurde einstimmig angenommen. Nach einer 


- kurz stattgefundenen Pause nahm unser Obermeister 


das Wort und machte darauf aufmerksam, dass sich 
die Mitglieder zu wenig um die Innungsangelegen- 
heiten kümmerten und es anders werden muss, als 
es zur Zeit ist. Mehrere Kollegen haben die Melde- 
scheine noch nicht eingereicht und werden in Strafe 
genommen, ausnahmslos soll denselben nochmals bis 
zum Sonnabend Frist gegeben werden. Ferner wurde 
noch darauf aufmerksam gemacht: ı. Dass die Lehr- 
linge für die Lehrlingsrolle und zur Prüfung sofort 
anzumelden sind. 2. Es müssen die tarifmässigen Ge- 
hälter gezahlt werden. 3. Lehrlinge dürfen nur die- 
jenigen halten, welche die Berechtigung zur Haltung 
von Lehrlingen haben. 4. Kollegen, welche noch nicht 
die Meisterprüfung gemacht haben, möchten dieselbe 
machen. 5. Die Trockenplattenfabrikanten haben die 
Preise 12!/, %/u herabgesetzt, was einen guten Erfolg 
des C. V. und deshalb auch der Innungen beweist. 

Unter Punkt Verschiedenes wurden vom Ober- 
meister sämtliche Eingänge vorgelesen und dazu 
Stellung genommen. Die Firmen: Dr. Stock, sowie 
auch Bergmann, teilten uns mit, dass dieselben auf 
ihre Listenpreise die Trockenplatten mit 30 0/9 Rabatt 
an die Innungsmitglieder liefern und bereit sind, Probe- 
platten der Innung zur Verfügung zu stellen. Die 
Kollegen Berger, Lill und Schultz erklärten sich 
bereit, die angebotenen Platten zu prüfen. Ein Gruss 
des Kollegen Sommer, welcher am Erscheinen 
der heutigen Versammlung verhindert war, wurde uns 
vom Obermeister übermittelt. Kollege Merck lud die 
Mitglieder zu der am 20. Oktober stattfindenden Ver- 
einssitzung ein, an welcher ı. ein Vortrag des Herrn 
Mend- Hildesheim über „Genossenschaftswesen“ im 
Photographenhandwerk, und 2. ein Vortrag des Kol- 
legen Freundt: „Aufklärung über die neuen Steuern“, 
stattfindet. Anschliessend daran hielt Kollege Merck 
seinen Bericht über den C. V.-Tag, der denselben zu 
einem ausführlichen Vortrag ausgearbeitet hatte. Dem 
Vortragenden wurde darauf im Namen der Innung 
vom Obermeister der Dank für den guten Vortrag aus- 
gesprochen, 

Schluss der Versammlung ı10°/, Uhr. 

Im Namen des Vorstandes: 
Paul Frommelt, Julius Stäglich, 
Obermeister. Schriftführer. 


Niederschrift 
der Innungsversammlung vom 3. November 1920. 


Die Sitzung wurde mit einer Begrüssung der Mit- 
glieder und Gäste durch den Obermeister um 7 Uhr 
25 Minuten eröffnet. Als Punkt ı der Tagesordnung 
wurde der etwa ı!/, Stunden dauernde, sehr inter- 
essante Vortrag des Herrn Ingenieur Röder genommen, 





über: „Die Verwendung des elektrischen Lichtbogens 
in photographischen Betrieben.“ Im Namen der Innung 
wurde Herrn Röder der Dank durch den Obermeister 
ausgesprochen. 

Beim Punkt 2 der Tagesordnung fand eine Be- 
sprechung über die zu errichtende Fachschule statt, an 
welcher auch der eingeladene Gehilfenausschuss teil- 
nahm. Nach einer längeren Debatte wurde beschlossen, 
die Fachschule einzurichten und als besonders zu 
pflegende Fächer Photochemie, Photooptik und Zeichnen 
einzuführen. Die dadurch entstehenden Unkosten sollen 
teilweise durch Erhöhung des Schulgeldes und der 
Innungsbeiträge von der Innung gedeckt werden. 
Ferner wurde beschlossen, einen Kursus speziell in 
Photooptik und Photochemie für die Innungsmitglieder 
und Gehilfen abzuhalten, und zwar alle 14 Tage einen 
Abend im Physiksaal der Mittelschule I. 21 Innungs- 
mitglieder haben sich sofort durch Unterschrift zur 
Teilnahme verpflichtet. Die Kosten für den Vortrags- 
abend betragen pro Teilnehmer 2,50 Mk. 

Nach einer kurzen Pause, nachdem die Gäste sich 
verabschiedet hatten, wurde vom Schriftführer die 
Niederschrift der letzten Versammlung vorgelesen und 
von der Versammlung genehmigt. Es folgte der Be- 
richt der Plattenprüfungskommission, welche sich sehr 
lobend über die ringfreien Trockenplatten der Firmen 
Bergmann und Dr. Stock ausspricht. Kollege 
Merck empfahl den Kollegen, die beiden Firmen zu 
- unterstützen und möglichst ringfreie Platten zu ver- 
arbeiten. Vom Obermeister wurden dann sämtliche 
Eingänge vorgelesen und zu denselben Stellung ge- 
nommen. Kollege Sommer übermittelte uns per 
Karte einen Gruss und entschuldigte sein Fernbleiben, 
da sich sein Leiden verschlimmert hat und er wieder 
im Lazarett liege. 

Kollege Merck stellte den Antrag, die vom 
vorigen Jahre übriggebliebenen 96 Mk. Insertionsgelder 
für Fachschulzwecke zu verwenden. Dieser Antrag 
wurde einstimmig angenommen. ıı!/, Uhr wurde die 
Versammlung geschlossen. 

Paul Frommelt, 
Obermeister. 


Julius Stäglich, 
Schriftführer. 
nn S>ecln un 


Verein zur Pflege der Photographie und 
verwandter Künste zu Frankfurt a. M. 


Festsitzung anlässlich des 45jährigen Bestehens des 
Vereins, Montag, den ıı. Oktober Ig20, vormittags 
ı0 Uhr, in „Thomasbräu“., 
Ehrenvorsitzender: Professor F. Schmidt- Karlsruhe. 


Gegen !/,ıı Uhr eröffnete der Vorsitzende mit 
herzlicher Begrüssung der zahlreich erschienenen Mit- 
glieder und Gäste die Sitzung. Er teilt mit, dass er 
unserem Ehrenmitgliede, Herrn Conrad Ruf- Frei- 
burg i. Br., zu seinem 80. Geburtstage die Glückwünsche 
und Grüsse des Vereins übermittelt hat und gibt hierauf 
die Einläufe bekannt, insbesondere zwei sehr herzlich 
gehaltene Glückwunschschreiben unseres Ehrenmit- 
glieds, Herrn W. Pöllst- Darmstadt, und des korre- 
spondierenden Mitglieds, Herrn Professor O. Mente 


Samhaber- Aschaffenburg; 


von der Technischen Hochschule in Charlottenburg. 
Er weist darauf hin, dass heute vor 45 Jahren auf An- 
regung von Herrn Theodor Haake ı8 Herren — meist 
Berufsphotographen — zu einer Aussprache über Grün- 
dung eines photographischen Vereins zusammenkamen. 


'I4 Tage später fand die erste konstituierende Ver- 


sammlung statt, wobei 48 Teilnehmer ihren Beitritt 
erklärten. Am ı. November 1875 erfolgte die endgültige 
Gründung des Vereins und die erste Sitzung unter 
Vorsitz von Herrn Hofphotograph O. van Bosch- 
Frankfurt a. M. Nach den damaligen Satzungen sollten 
alle I4 Tage wissenschaftliche Sitzungen und all- 
wöchentlich einmal kollegiale Zusammenkünfte statt- 
finden. Das Schriftführeramt wurde Herrn Haake, 
das Amt des Kassenwarts Herrn Hermann, Maas 
übertragen. 

Infolge der vorgeschrittenen Zeit hebt der Vor- 
sitzende nur einige besonders hervorstechende Züge aus 
dem Vereinsleben hervor und nennt die Männer, die 
den Verein während der 45 Jahre geleitet haben. Es 
waren dies die Herren: Theodor Haake, der als 
einzig Ueberlebender: von den Mitgründern des Vereins 
heute auf seine 45jährige Zugehörigkeit zu demselben 
zurückblickt; O. van Bosch von 1875 — 1877; 
H.P. Hartmann von 1877 — 1879; Dr. C.Schleussner 
von 1879—1ı882; Kunstmaler W. Hetzer von 1882 bis 
1885, H.P. Hartmann von 1885 — 1890; T.H. Voigt- 
Homburg von 1890— 1894 und Professor F. Schmidt- 
Karlsruhe von 1894 bis jetzt. In einer späteren Sitzung 
wird der Vorsitzende die Geschichte des Vereins ein- 
gehender behandeln. Hiernach gibt der Vorsitzende 
die Namen derjenigen Mitglieder bekannt, die — so- 
weit er ermitteln konnte — 25 Jahre und darüber dem 
Vereine angehören: Emil Bühler-Schriesheim; Fräu- 
lein Katharina Culi&-Frankfurt; Th. Klauer (wahr- 
scheinlich Mitgründer) in Offenbach; L. W. Kurtz- 
Wiesbaden; Theodor Matter- Mannheim; Professor 
Dr. C. Schleussner- 
Frankfurt; Dr. A. Trapp - Friedberg i. H. und 
T. H. Voigt- Homburg. Diese neun Veteranen bzw. 
deren Nachfolger sind 35 Jahre und länger Mitglieder. 
Auf 33 Jahre Mitgliedschaft blicken vier Getreue: 
Franz Schilling-Königstein i. T.; Kuntzemüller- 
Baden-Baden; AlbertGlock-Karlsruhe und H.Linck- 
Winterthur (Schweiz). 28 Jahre gehört der Vorsitzende 
und 26 Jahre Herr H. Junior und Carl Kunhenn- 
Frankfurt zum Verein. Der Vorsitzende dankt den 
Genannten für die Anhänglichkeit und hofft, dass 
diese Treue vorbildlich für die anderen Mitglieder 
sein möge. 


Auf Vorschlag des Vorstandes und unter allgemeinem 
Beifall der Versammlung werden folgende Auserwählte 
zu Ehrenmitgliedern ernannt: ı. Feldmarschalleutnant 
Dr. Arthur Freiherr von Hübl, bis vor kurzem in 
Wien, jetzt in Rio de Janeiro, in Anerkennung seiner 
hervorragenden Verdienste als Forscher auf verschie- 
denen Gebieten photographischer Wissenschaft und 
Technik und als Verfasser einer Reihe klassischer, 
grundlegender und dem strebsamen Photographen un- 
entbehrlicher, zuverlässiger Fachwerke. 2, Dr. Paul 





Rudolph-Lengenfeld i. Sa. in Anerkennung seiner 
ausserordentlichen Verdienste um die Erfindung der 
neuzeitlichen photographischen Objektive Von ihm 
sind nicht nur alle von der Firma Zeiss-Jena aus- 
geführten Objektive — Anastigmate, später Protare 
genannt, Plauare und Tessare —, sondern auch 
die neuesten, sehr wertvollen Plasmate errechnet. 
3. R. Schlegel-Dresden in Anerkennung seiner lang- 
jährigen, unermüdlichen, aufopfernden und erfolg- 
reichen Tätigkeit als Leiter des Central - Verbandes 
Deutscher Photographen - Vereine zum Wohle des 
Photographenstandes. 

Daran anschliessend gibt der Vorsitzende bekannt, 
dass der Verein zur Zeit noch folgende Ehrenmitglieder 
in seinen Reihen hat: Hofrat Prof. Dr. Eder- Wien; 
Th. Haake-Frankfurt; Courad Ruf-Freiburg i. Br.; 
W. Pöllot-Darmstadt; Dr. Lüppo-Cramer- München 
und Profesor F. Schmidt- Karlsruhe Frühere, 
inzwischen verstorbene Ehrenmitglieder waren: Dr. 
E. Hornig-Wien; Reutlinger- Frankfurt; Hofrat 
Dr. med. $S. Th. Stein-Frankfurt; Georg Scamoni- 
St. Petersburg; Ottomar Anschütz-Berlin; kaiserl. 
Rat Ludwig Schrank-Wien; Professor Luckhardt- 
Wien; H. P. Hartmann-Frankfurt und T. H. Voigt- 
Homburg. 


Nachdem die Herren A. Ruland, Gerspach, 
Stanigel als neue Mitglieder aufgenommen und be- 
‚ grüsst worden, erteilt der Vorsitzende das Wort Herrn 
Professor Alfred Krauth zu seinem Vortrage über 
Stereo - Induporphotographie. Der Kern der Aus- 
führungen war etwa folgender: Stereoaufnahmen werden 
seit der Zeit der Daguerreotypie bis auf den heutigen 
Tag hergestellt, aber verhältnismässig sehr wenig ge- 
schäftlich verwertet. Das gilt vor allem von Bildnis- 
aufnahmen und von der Photographie für industrielle 
Zwecke. Gerade in dieser Hinsicht glaubt der Vor- 
tragende ein weites Feld lohnender Betätigung für den 
Berufsphotographen zu erblicken. Ein Bildnis wirkt 
plastisch bedeutend eindrucksvoller, lebendiger als 
in gewöhnlicher Photographie, und Aufnahmen von 
Maschinen u. dgl., namentlich solchen komplizierter 
Bauart, wirken so klar und verständlich, als hätte man 
den Gegenstand vor sich. Der nahezu einstündige 
flotte Vortrag wurde mit grossem Beifall aufgenommen. 
Da er bereits ganz oder auszugsweise von anderer 
Seite in den Fachzeitschriften veröffentlicht ist, so ge- 
nügen hier diese Andeutungen. Professor Krauth 
hat in Verbindung mit Herrn Neithold- Frankfurt 
ein für die Praxis bis in alle Einzelheiten zweckmässiges 
Verfahren ausgearbeitet und nicht nur ganze Kamera- 
ausrüstungen, sondern auch geschmackvolle Bildmasken 
und handliche, auf die Grösse einer flachen Zigarren- 
tasche zusammenklappbare Betrachtungsapparate in 
einfachster bis gediegenster Ausstattung herstellen 
lassen. Eine vornehm angeordnete Ausstellung solcher 
Aufnahme- und Betrachtungsapparate nebst vielen 
Stereoaufnahmen von Bildnissen, Maschinen, Innen- 
räumen u. dgl. unterstützten die Werte des Reäners in 
überzeugender Weise Es werden noch sehr schöne 
und mit vielen guten Bildern geschmückte Kataloge 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. a1 


verteilt, die zugleich alles Wissenswerte über die Auf- 
nahme- und Betrachtungsapparate und eine ausführ- 
liche, zuverlässige Anleitung zum erfolgreichen Arbeiten 
enthalten und reissenden Absatz finden. 

Der Vorsitzende spricht den Herren Professor 
Krauth und Neithold für den fesselnden Vortrag 
und die hübsche Ausstellung den Dank des Vereins 
aus und beglückwünscht sie zu dem wohldurchdachten, 
erfolgversprechenden Unternehmen. 

Hierauf erstattet Herr Arthur Hoffschild, der 
als Vertreter unseres Vereins an der Central- Verbands- 
tagung in Erfurt teilnahm, einen knappen, sehr an- 
schaulichen Bericht über die Tagung, wofür ihm bester 
Dank ausgesprochen wird. 

Der Vorsitzende lenkt nun die Aufmerksamkeit 
der Versammlung auf zwei Bilderauslagen. Die eise 
stellt Bildnisse dar, die von Herrn H. Junior mittels 
der Saturnlampe meisterlich aufgenommen, der Leistungs- 
fähigkeit dieser Lampe das beste Zeugnis ausstellen. 
Herr Junior spricht sich auch sonst sehr lobend über 
die Lampe aus. Die andere Bilderreihe, ebenfalls sehr 
erfreuliche Bildnisse, soll zeigen, was das „Temal“- 
(halbmatte) Albuminpapier von Trapp & Münch 
wiederzugeben und auszudrücken vermag. Das all- 
gemeine Urteil dürfte dem Papier wohl eine erste Note 
erteilt haben. Die leuchtenden, satten Tiefen und 
damit die grössere Frische und Lebendigkeit der Bilder, 
sowie die weniger heikle Verarbeitung des Papiers und 
die nahezu unverletzliche Schicht sind Vorzüge gegen- 
über dem matten Albuminpapier. Beiden Ausstellern 
wird herzlich gedankt. 

Ueber das neueste photographische Objektiv, den 
Doppel-Plasmat von Dr. P. Rudolph (ausgeführt von 
Hugo Meyer & Co. in Görlitz), berichtet der Vor- 
sitzende folgendes: Der Plasmat ist ein symmetrisches 
bzw. halbsymmetrisches Objektiv, dessen Hälften aus 
je zwei verkitteten und einer freistehenden Linse be- 
stehen. Als Ganzes besitzt er die Lichtstärke 1:4, in 
der Hälfte die Lichtstärke 1:8. Das Bild erfreut beim 
Einstellen durch Klarheit, Körperlichkeit und tadellose 
Randschärfe. Die Objektivhälften geben bereits ohne 
Abblendung einwandfrei randscharfe Bilder. Eine be- 
sondere Ueberlegenheit des Plasmats anderen Objektiven 
gegenüber besteht darin, dass sich Objektivsätze mit 
der bisher unerreichten Lichtstärke I:4—L:5,5 her- 
stellen lassen. Alles in allem kann das Objektiv als 
ausgezeichnet geltend; es bedeutet einen wichtigen 
Fortschritt auf dem Gebiete der photographischen 
Optik und sonach eine wertvolle Bereicherung unserer 
vorzüglichen Anastigmate. 


Zum Schlusse teilt der Vorsitzende seine Erfahrungen 
mit den vor kurzem fast gleichzeitig in den Handel 
gebrachten abziehbaren Negativpapieren für direkte 
Aufnahmen mit — den „Mimosa-Abziehfilmen“ der 
Mimosa-Gesellschaft Dresden und „Bayers Plattenfort“ 
der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.- 
Leverkusen. Beide sind farbenempfindlich, und zwar 
Bayers Plattenfort recht gut (etwa wie die Perutz- 
Grünsiegelplatte), während die Mimosa- Abziehfilme in 
dieser Hinsicht zu wünschen übrig lassen. Die All» 


42 | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





gemeinempfindlichkeit ist fast genau gleich und ent- 
spricht der einer normalen Trockenplatte. Selbst- 
verständlich sind diese Filme, weil Papier der Schicht- 
träger ist, lichthoffrei. Die Verarbeitung der Filme 
geschieht unter Zuhilfenahme von Karton- oder 
leichten Metallrähmchen, wenn nötig von blanken 
Glasplatten. Beim Entwickeln, das mindestens doppelt 
solange dauert als bei Platten, rollen die Filme an- 
fangs während der ersten 3 Minuten ziemlich kräftig, 
dann legen sie sich flach. Die Mimosafilme bleiben 
dann auch beim Fixieren und Wässern flach, dagegen 
rollen die Bayerfilme sich im Fixierbade und beim 
Wässern wie Zigaretten, Schicht nach aussen, zu- 
sammen. Sind die Filme ganz trocken, so. lässt sich 
die Schicht meist glatt vom Papier abziehen, die 
Mimosafilmnegative sind etwas dünner als die Bayer- 
schen. Die Rückseite der abgezogenen Häute zeigt 
‚eine feine Mattierung, die beim Kopieren (das von 
beiden Seiten scharfe Abzüge liefert) nicht stört. Blei- 
stiftretusche wird von beiden Seiten sehr gut ohne 
Anwendung von Mattolein od. dgl. angenommen. Die 
abgezogenen Filme dürfen nicht übereinandergeschichtet 
beschwert werden, weil sonst schon nach wenigen 
Minuten Falten entstehen, die sich nur dadurch be- 
seitigen lassen, dass man den Film in Wasser legt, 
auf einer blanken, sauberen Glasplatte unter Wasser 
auffängt, das Ganze vorsichtig heraushebt und zum 
Trocknen stellt. In Anbetracht der hohen Preise für 
Trockenplatten und der erheblich billigeren Preise der 
genannten Abziehfilme werden sich diese, auch infolge 
ihrer mehrfachen guten Eigenschaften, sicherlich bald 
in weiten Kreisen der Lichtbildner einführen. 

Nachdem der Vorsitzende noch allen denen, die 
an dem Zustandekommen und der Durchführung des 
heutigen Programms mitgewirkt haben, und allen Er- 
schienenen für ihr Interesse herzlichst gedankt, schliesst 
er die Sitzung nach ı Uhr mit dem Wunsche: „Auf 
Wiedersehen heute Abend zur Festfeier.“ 

Professor Schmidt. 


endet 


Sehleswig- Holsteiniseher Photographen- 
Verein. 
Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Heinrich Röpcke, Photograph, 
Schulstrasse 26. / 
Der Vorstand. 
Il. A.: Otto Stiegler, Schriftführer. 


IH 


Elmshorn, 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 


Der photographischen Abteilung der Farben- 
fabriken vorm. Friedrich Bayer & Co., Lever- 
kusen, ist es gelungen, die von ihr in den Handel 
gebrachten Aufnahmefilms „Bayer Plattenfort“ wesent- 
lich zu verbessern. Die neuen Vorzüge sind: ı. Das 
Härtungsbad fällt fort. 2. Zwischen Entwickeln und 
Fixieren kann reichlich gewässert werden, selbst in 
fliessendem Wasser. 3. Die Rückseite des abgezogenen 





Films ist gegen Feuchtigkeit weniger empfindlich und 
verträgt bis zu einem gewissen Grade feuchte Retusche. 
4. Die Rückseite des abgelösten Negativs ist glatt und 
nicnt mehr klebrig. 5. Es werden zwei Sorten geführt, 
eine „Auatte“, ähnlich der bisherigen, mit schwachem 
Korn, und eine „hochglänzende“, welche nahezu ohne 
Struktur ist. Beide Sorten sind erheblich durch- 
sichtiger als bisher; bei „hochglänzend“ ist das Negativ 
glasklar. Trotz der grossen Vorzüge des neuen Materials 
wird „Bayer Plattenfort" „matt“ zu den bisherigen 
Preisen verkauft; nur bei „Bayer Plattenfort“ „hoch- 
glänzend“ wird ein kleiner Zuschlag erhoben. Ein 
Versuch mit dem verbesserten „Bayer Plattenfort“ wird 
jeden überzeugen, dass in der Handhabung trotz des 
billigen Preises gegenüber den Glasplatten keinerlei 
Unterschied mehr besteht. 
Er 


Fragekasten. 


Technische Fragen. 

Frage 5. Herr K.W. in W. Bitte um Angabe 
einer Vorschrift für Glasversilberung. Einen hierüber 
schon einmal erschienenen Aufsatz in der „Photogr. 
Chronik“ finde ich nicht mehr. Auch bitte ich um An- 
gabe eines Lackes zum Ueberziehen von solchen 
Spiegeln. Erscheint in absehbarer Zeit eine Neuauf- 
lage von Eders Handbuch der Photographie, Heft 10? 

Antwort zu Frage 5. Die Glasplatte wird zuerst 
mit Salzsäure, dann nach kurzem Abspülen mit einer 
Mischung von Schlämmkreide, Ammoniak und Spiritus 
geputzt, bis der Hauch gleichmässig verschwindet, 
dann mit einer Lösung von ıg Zinnsalz in 3 Liter 
Wasser übergossen und mit destillierttem Wasser nach- 
gespült. Die Versilberungslösung besteht aus der 
Silber- und aus der Zuckerlösung. 3 g Silbernitrat 
werden in go ccm Wasser gelöst, 15 ccm davon zurück- 
gestellt und der Rest vorsichtig mit Ammoniak ver- 
setzt, bis die anfangs entstehende Trübung noch nicht 
ganz verschwunden ist. Zu dieser Lösung fügt man 
allmählich eine Lösung von 2 g Aetzkali in go ccm 
Wasser, versetzt wieder vorsichtig mit Ammoniak, so 
dass nur noch eine schwache Trübung bleibt, setzt 
den Rest der Silberlösung hinzu und filtriert die trübe 
Flüssigkeit. Haltbarkeit etwa 8 Tage. Die Zucker- 
lösung stellt man aus 5 g Traubenzucker, go ccm 
Wasser und ıo ccm Alkohol her. Die Glasplatte 
kommt in eine passende Schale und wird zwecks Ver- 
silberung mit 6 Teilen Silberlösung und ı Teil Zucker- 
lösung, die kurz vorher gemischt waren, übergossen 
und geschaukelt:. Nach Bildung des Silberspiegels 
wird mit destilliertem Wasser mehrmals schnell ge- 
waschen, der anhaftende graue Niederschlag mit 
Wasser und feiner Watte abgerieben, mit Fliesspapier 
getrocknet und mit einem weichen Leder blank ge- 
putzt. Zum Ueberziehen dient eine Lösung von ı Teil 
käuflichen Zaponlacks in 6 Teilen Amylazetat. Der 
Ueberzug wird wie Lack aufgegossen und der Ueber- 
schuss durch Senkrechtstellen der Platte zum Ablaufen 
gebracht. --- Eine Neuauflage von Eders Handbuch der 
Photographie erscheint in absehbarer Zeit nicht. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin- Halensee, Halberstädter Strasse 7, 


für den Anzeigenteil: Guido Karutz In 


ea.S, Druck und Verlag von Wilhelm Knapp In Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PAOTOGRAPHAEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 60 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9, 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der 
graphen“ (mit vielen Kunstdrucktafeln). 
4 Mk., mit dem „Atelier* zusammen 9,50 Mk., für 


„Chronik*, ausserdem monatlich einmal 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die 
„Atelier“ 


„Das Atelier des Photo- 
„Chronik" allein 


allein ,— Mk. — Anzeigen: "Für, ı mm Höhe 


er 5omm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50 Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr. -Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 5. 








4. Februar. 





1921. 





Freizügigkeit der photographisehen Mitarbeiter. 


In der letzten Zeit, besonders in der zweiten 
Hälfte des vergangenen Jahres, kamen immer 
wieder Klagen über die Schwierigkeiten, geeignete 
Mitarbeiter zu bekommen. Nicht etwa, weil kein 
Angebot war, sondern durch die Vorschriften 
der Demobilmachungskommissare war es häufig 
unmöglich, die gewünschten Kräfte zu be- 
kommen, da die Zuzugserlaubnis nicht erteilt 
wurde. 

In einer Anzahl Fälle wurden sogar Photo- 
graphengehilfen gezwungen, ihren Posten auf- 
zugeben, wenn sie nicht schon vor dem Kriege 
in der betreffenden Stadt tätig waren. 

Dieses Vorgehen entsprach zwar den De- 
mobilmachungsvorschriften und mochte für un- 
gelernte Arbeiter am Platze sein, entsprach aber 
in keiner Weise den Bedürfnissen der Photo- 
graphen, deren Ansprüche an die Leistungen 
ihrer Mitarbeiter häufig weit auseinander gehen. 

In einer ausführlich begründeten Eingabe 
hatte sich der Central-Verband an das Reichs- 
arbeitsministerium gewandt und unter Schilde- 
rungen der Unzuträglichkeiten, die nicht nur für 
die Geschäftsinbaber, sondern auch für die Mit- 
arbeiter entstehen, gebeten, die Bestimmungen, 
die für unseren Beruf nicht angebracht sind, 
aufzubeben und die Freizügigkeit der Photo- 
graphengehilfen wieder herzustellen. Vom Reichs- 
arbeitsministerium haben wir jetzt die neben- 
stehend wiedergegebene Antwort erhalten. 

Nach diesem Schreiben können wir hoffen, 
dass die Bestimmungen, die zwar nicht überall 
gleich streng durchgeführt wurden, aber doch 


an vielen Stellen zu grossen Unzuträglichkeiten 
geführt haben, demnächst aufgehoben werden. 
Zum mindesten können wir darauf rechnen, dass 
eine mildere Handhabung eintreten wird. 


Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und -Innungen, J. P 


R. Schlegel-Dresden, Vorsitzender. 


Berlin NW 40, den ı9. Jan. 1921. 


Scharnhorststrasse 32. 


Der Reichsarbeitsminister. 
Nr. I C 3693/20. 


An den Central-Verband Deutscher Photo- 
graphen- Vereine und Innungen, J.P., 
Dresden-A. 


Ich bin der Auffassung, dass die die Frei- 
zügigkeit einschränkenden Bestimmungen der 
Verordnung über die Freimachung von Ar- 
beitsstellen, die bei Beginn der wirtschaft- 
schaftlichen Demobilmachung zweifellos er- 
forderlich waren, nunmehr ihre Berechtigung 
verloren haben, und zwar nicht bloss hin- 
sichtlich der Angehörigen des Lichtbild- 
gewerbes. Ich bin daher bereits im vorigen 
Monat mit dem Vorschlage, die Nummern 3 
und 4 des 85, Abs. ı, der Verordnung auf- 
zuheben, an die Landesregierungen und die 
Spitzenverbände der Arbeitgeber und Arbeit- 
nehmer herangetreten. Bisher eingegangene 
Antworten lauten durchweg zustimmend. 

Im Auftrage: 
gez. (Unterschrift). 


IL Ir 


Rundschau. 


Gleichzeitiges Entwickeln und Fixieren 
in einer Lösung. 
Die gleichzeitige Ausführung des Entwickelns 
und Fixierens in einer Lösung ist schon von 


verschiedenen Seiten versucht worden, und es 


sind auch unter gewissen Bedingungen gute 


[Nachdruck verboten.) 


Resultate erreicht worden, aber für eine all- 
gemeine praktische Verwendung hat sich dieser 
kombinierte Prozess nicht bewährt. 

Neuerdings werden von Lumiere und 
Seyewetz die beiden folgenden Formeln an- 
gegeben: 


34 


6 


I. Natriumsulfit (Wasseree) 328, 
Chloranol!) . . . 2 2020.06, 
Aetznatron . 5,18, 
Fixiernatron 60 g, 
Wasser ı Liter. 

II. Natriumsulfit (wasserfrei) 328, 
Metochinon®) . . 5. 0: 
Dreibasisch phosphorsaures 
Natron N . I0O „ 
Fixiernatron 40 „ 
Wasser ı Liter. 


Die erstere Formel gewährt im allgemeinen 
klarere Negative. Die Zeitdauer der kombinierten 
Entwicklung und Fixage beträgt etwa 5 bis 
30o Minuten (bei ı8° C). Für überexponierte 


1) Eine Verbindung von Chlorhydrochinon mit 
Methylparamidophenol, von Lumie£re hergestellt (vgl. 
„Photogr. Rundschau“ 1913, S. 247). 

2) Oder statt dessen ein Gemisch von 4,2 g Metol 
und 1,8 g Hydrochinon. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Platten erweist sich .der Prozess besonders 
günstig. Lumiere und Seyewetz kommen 
zu dem Schluss, dass in gewissen Fällen 
die kombinierte Entwicklung und Fixage die 
übliche Arbeitsweise vorteilhaft ersetzen mag, 
namentlich dann, wenn es einer mechanischen 
Entwicklung, ohne Kontrolle, gilt; ferner wenn 
Ueberbelichtungen vorliegen. 

Aus den Schlüssen ersehen wir, dass auch 
bei den obigen Formeln die schon früher er- 
wähnten Mängel bestehen bleiben, nämlich dass 
der Prozess zwangsläufig vor sich geht (also 
Entwicklerabstimmung nach dem jeweilig vor- 
liegenden Sujet und Expositionsmass ausser acht 
bleibt) und dass reichliche Exposition, Ueber- 
exposition, angebracht ist: Dann stellt sich diese 
Entwicklungsweise auch ziemlich kostspielig und 
beansprucht schliesslich mehr Zeit als die 
übliche getrennte Arbeitsweise. Ferner wurde 
schon von P. Hanneke beobachtet, dass sich 
das Verfahren auch nicht für alle Plattensorten 
gleich gut verwenden lässt. 


Er 


Das neue Graukeilphotometer von J. M. Eder. 


In einem ausführlichen Artikel der „Photogr. 
Korresp.“ 1), wie:in einer erschienenen Sonder- 
veröffentlichung ?\ beschreibt J. M. Eder ein 
von ihm in Gemeinschaft mit Walter Hecht 
konstruiertes Graukeilphotometer, das, abgesehen 
von einer grossen Zahl anderer Verwendungs- 
möglichkeiten, besonders für praktisch-photo- 
graphische Zwecke von grösstem Interesse ist. 
Im folgenden soll daher eine eingehendere Be- 
schreibung der für unseren Leserkreis in Betracht 
kommenden Formen, im wesentlichen an der 
Hand der Ederschen Angaben, gegeben werden). 

Alle Methoden der Empfindlichkeits- und 
Gradationsbestimmung photographischer Präpa- 
rate beruhen im Prinzip darauf, dass abgestufte 
Lichtmengen nebeneinander zur Wirkung ge- 
bracht und die entstehenden Schwärzungen 
messend oder vergleichend verfolgt werden. 
Die Abstufung kann in verschiedener Weise 
hervorgebracht werden. Bei dem bisher allge- 
mein üblichen Scheinerschen Sensitometer 
geschah es durch die Form eines vor der Platte 
rotierenden Ausschnittes in einer undurchsich- 
tigen Scheibe, dessen nach der Achse zunehmende 
Breite bewirkt, dass das Licht an den verschie- 
denen Stellen der Platte verschieden lange zur 
Wirkung kommt. Man bezeichnet eine solche 


1) „Photogr. Korresp.“ 191g, S. 24 

2) J. M. Eder: Ein neues Graukeilphotometer. 
Verlag. von Wilhelm Knapp, Halle a. S. 1919. 

3) Das Instrument wird von der Photographischen 
Industriegesellschaft Herlango, Wien III, Haupt- 
straße 95, ausgeführt. 


[Nachdruck verboten.) 

Abstufung als Zeitskala,. im Gegensatz zur 
Intensitätsskala, die dadurch entsteht, dass das 
Licht bei gleich langer Wirkung an den ver- 
schiedenen Stellen verschieden stark geschwächt 
wird. Die Lichtschwächung erfolgt beim Röhren- 
photometer durch Abnahme der Zahl oder Grösse 
von Oeffnungen am einen Ende von Röhren, 
die mit dem anderen Ende auf der Platte auf- 
liegen, bei den Skalenphotometern durch Vor- 
schalten absorbierender Medien von zunehmender 
Dichte, wie gefärbter Gelatineschichten bei 
Warnerke und Chapman-Jones, oder wach- 
sender Zahlen von Seidenpapierblättern bei 
Vogel. Die zuletzt genannten drei Instrumente 
kommen für Messzwecke nicht in Betracht, da 
die Art der Herstellung bzw. des Materials 
ausserordentliche Unzuverlässigkeit bedingt. 

Eine prinzipielle Frage ist, ob Zeit- oder 
Intensitätsskala verwendet werden soll. Da die 
Lichtwirkung mit wachsender Zeit dieser pro- 
portional zunimmt, mit wachsender Intensität 
aber, entsprechend dem bekannten Schwarz- 
schildschen Faktor, schneller, erhält man in 
letzterem Falle eine steilere Gradation als in 
ersterem. Eine Diskussion darüber, welche Art. 
der Abstufung in jedem Falle berechtigt er- 
scheint, würde hier zu weit führen. Nur so viel 
sei erwähnt, dass jedes Mattscheibenbild oder 
zum Kopieren bestimmte Negativ in sich eine 
Intensitätsskala darstellt, in der die einzelnen 
Stufen von den verschieden hellen Bildpunkten 
gebildet werden, die alle gleich lange zur 
Wirkung kommen. Für die Praxis, bei Ver- 
gleichsmessungen oder dauerndem Arbeiten mit 


oo |  PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 00088 





demselben Instrument, verlieren jedenfalls die 
Abweichungen ihre Bedeutung. 

Bei den mit absorbierenden Medien her- 
gestellten Intensitätsskalen liegt theoretisch die 
Gefahr vor, dass durch ungenügende Homogenität 
eine Streuung des Lichtes hervorgebracht wird 
und ähnlich wirkt wie bei dem Calliereftekt. 
Eder selbst stellte daher früher die Forderung 
auf, dass bei sensitometrischen Messungen sich 
kein absorbierendes Medium zwischen Lichtquelle 
und empfindlicher Schicht befinden dürfe. Ab- 
gesehen davon, dass bei dem Kopieren stets 
das Negativ als streuendes Medium im Strahlen- 
gang befindlich ist, kann der eventuelle Fehler 
vernachlässigt werden, wenn auf genügende 
Feinkörnigkeit der absorbierenden Schicht ge- 
achtet wird. DasEdersche Photometer gehört zur 
Klasse der Skalenphotometer und benutzt zur 
Abstufung der Lichtintensität einen Graukeil, 
wie er nach englischen Angaben schon von 
Warnerke vor 25 Jahren gelegentlich her- 
gestellt sein soll und von Goldberg in die 
neuere Technik wieder eingeführt wurde. Die 
Herstellung erfolgt nach Goldberg in der 
Weise, dass man zwischen zwei schwach gegen- 
einander geneigte Spiegelplatten eine gefärbte 
Gelatinelösung einfliessen lässt und nach dem 
Erstarren die obere, mit Kollodium vorpräparierte 
Platte abhebt. Die Herstellung ist nicht so ein- 
fach, wie das klingt und erfordert grosse Sorg- 
falt und Geschicklichkeit. War die Platte eben 
und die Farblösung homogen, so erhält man 
einen Keil, dessen Dichte proportional der Länge 
zunimmt, für gleiche Abstände stets um den 
gleichen Betrag. Die Dichtezunahme für ı cm 
wird als Keilkonstante bezeichnet und ist einer- 
seits von der prozentualen Lichtschwächung der 
verwendeten Farbstofflösung, andererseits von 
der Neigung der begrenzenden Spiegelplatten 
gegeneinander bei der Herstellung abhängig. 


Wesentlich ist für photographische Zwecke 
eine neutralgraue Färbung der absorbierenden 
Substanz. Sie wird erhalten, indem man schwarze 
Tusche, die beim Verdünnen eine bläuliche oder 
bräunliche Nuance annimmt, durch Zumischen 
roter oder blauer Farbstoffe auf reines Grau 
abstimmt. Ob diese ‚Farbstoffe lichtecht genug 


sind, um die Nuance dauernd zu halten, ist eine - 


Frage, die nicht besonders erwähnt, aber wahr- 
scheinlich berücksichtigt ist; besonders bei Kopier- 
photometern dürfte sie nicht ganz belanglos sein. 

Die Neukonstruktion wird in zwei verschie- 
denen Ausführungsformen, entsprechend zwei 
prinzipiell verschiedenen Anwendungszwecken, 
in den IHandel gebracht. Die erste ist das 


Eder-Hechtsche Graukeilsensitometer. 


Das Instrument dient zur Empfindlichkeits- und 
Gradationsbestimmung von photographischen 
Platten und Papieren. Es cnthält als wesent- 


lichen Bestandteil einen Graukeil im Format 
9xXı2 mit der nach Angabe des Verfassers 
durch viele Versuche als günstigster festgestellten 
durchschnittlichen Keilkonstante von 0,40137. 
Wie gross die Abweichungen eines Keils in 
sich, wie die verschiedener Keile untereinander 
sind, wird nicht angegeben. Nach Art der Her- 
stellung kämen als wesentliche Fehlerquelle wohl 
nur Abweichungen beim Ansatz der Farbstoff- 
gelatinegemische, also verschiedene Keile unter- 
einander, in Frage; nähere Angaben nach 
Messungen an umfangreicherem Material wären 
sehr erwünscht, da die Frage für optische Mess- 
zwecke von Bedeutung ist. Jedenfalls dürfte 
die Genauigkeit aber unvergleichlich höher sein, 
als bei den auf anderen Wegen hergestellten 
Absorptionsskalen. 

Der Keil trägt ein Deckblatt von Zelluloid, 
auf dem eine Skala mit einem Strichabstand von 


| 


| 





Deasınu. Serurımenm: 
EDER HECHT 
M __ 


[108 | Kelkonutante an... 
S Yaala 


1. ?Grede 2 win. 




















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BHUESLISHUNUSURBEHNENERUERUNEBGHATRERERUERE 





' BEURGKI:EBUNRURGEERHUGBEBRERUSERELERBEHRRBUG - 





Abb. ı. 


2 mm aufgedruckt ist (Abb. ı). Der Wert eines 
Skalenteils ergibt sich aus der Keilkonstante, 
der Zunahme der Dichte je Zentimeter. Nach 
dem bekannten Zusammenhange, dass die Deck- 
kraft absorbierender Medien in geometrischer 
Reihe zunimmt, wenn die Dichte in arithmetischer 
Reihe wächst, steht die Deckkraft des Keils an 
jeder Stelle zu seiner Dichte im Verhältnis des 
Numerus zum Logarithmus, da diese beiden in 
demselben Verhältnis zueinander wachsen. Einer 
Keilkonstante von 0,40137 entspricht also eine 
Zunahme der Deckkraft vom zugehörigen Numerus 
oder 2,52 je Zentimeter; ebenso einer Dichte- 
zunahme von 0,0803 je 2 mm, dem Abstand 
der Teilstriche, eine Deckungszunahme von I,203. 
Der Wert eines Skalenteils ist also eine Zu- 
nahme der Deckkraft auf das 1,203 fache oder, 
wenn zwei Platten sich in der Empfindlichkeit 
um einen Skalengrad unterscheiden, ein Emp- 


5* 


6 2... BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





findlichkeitsverhältnis von ı1:1,203. Das ist 
der Wert, der gewöhnlich als Faktor eines Sen- 
sitometers bezeichnet wird und bei Scheiner 
1,27, bei Vogel etwa ebensoviel, bei Chapman- 
Jones etwa 1,5 beträgt. 

Es ergibt sich also, dass die Genauigkeit des 
neuen Photometers die der alten merkbar, zum 
Teil wesentlich übertrifft. Eine andere Frage 
ist, ob für praktische Zwecke eine solche Ge- 
nauigkeit als notwendig, ja als wünschenswert 
zu betrachten ist. 
ungenauer ist die Ablesung, wodurch die mög- 
liche Genauigkeit zum Teil illusorisch wird. Schon 
bei dem Scheinerfaktor von 1,27 beträgt der Ab- 
lesungsfehler bis zu 2°. Auch fangen Empfindlich- 
keitsunterschiede frühestens bei einer Grösse von 
25 °!, an, bei Aufnahmen überhaupt bemerkbar 
zu werden, während erst solche von etwa 50 %), 
eine praktische Rolle spielen. Nicht mit Unrecht 
ist daher vielfach als Faktor ein solcher von 


Y2 oder 1,414 gewählt worden, der zugleich 
rechnerisch wesentliche Vorteile bietet. Ob sich 
ein Keil mit so steilem Anstieg (die Konstante 
müsste 0,752 betragen) ohne weiteres herstellen 
liesse, muss von anderer Seite beantwortet 


Je kleiner der Faktor, desto ' 


werden. Aehnliches liesse sich durch Ver- 
breiterung der Teilung auf 3 mm erzielen, wobei 
ein Faktor von 1,32 erhalten würde. Eine solche 
Verbreiterung wäre auch insofern erwünscht, als 
sie das Durchmessen der erhaltenen Skalen 
zwecks Herstellung der Gradationskurve sehr 
erleichtern würde. Allerdings läge hierbei wohl 
schon die Gefahr vor, dass die Ungleichheit der 
Schwärzung innerhalb der einzelnen Stufe — wir 
haben es ja nicht mit einer sprungweise, sondern 
einer kontinuierlich ansteigenden Helligkeit zu 
tun — störend bemerkbar würde Für viele 
Zwecke ist in jedem Falle die Möglichkeit einer 
so grossen Genauigkeit ein entschiedener Vorzug. 


Eine in der Originalarbeit enthaltene Tabelle 
gibt die Werte der einzelnen Skalenteile, eine 
andere die Vergleichswerte zu Scheiner an. 
Bemerkenswert gross ist der Helligkeitsumfang, 
der der ganzen Skala entspricht. Er umfasst 
Werte von ı bis über 50000 und erlaubt so 
mit einer Belichtung Bestimmungen des Schwellen- 
wertes der Solarisation für die meisten Platten- 
sorten, eine Möglichkeit, die wohl bei keinem 
anderen gleichartigen Instrument gegeben ist, 

(Schluss folgt.) 


I: 


Innungs- und \Vereinsnachriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographischer Verein zu Hannover. 


(Korporatives Mitglied des Central-Verbandes Deutscher Photo- 
graphen-Vereine und -Innungen, J. P.) 


Einladung zur Hauptversammlung 
am Mittwoch, den 9. Februar, 8 Uhr abends, 
in Wachsnings Hotel, Schillerstrasse. 


Tagesordnung. 

ı. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 
letzten Sitzung. 

‚ Jahresbericht des I. Vorsitzenden. 

. Kassenbericht. 

. Bericht des Bücherwarts. 

. Neuwahl des Vorstandes. 

. Besprechung über ein eventuell abzuhaltendes 
Vereinsvergnügen und Wahl eines Vergnügungs- 
ausschusses. 

7. Ausstellung von Erzeugnissen der Firma Berg- 
mann & Co.-Wernigerode, Fabrik photo- 
graphischer Papiere und Trockenplatten. 

8. Verschiedenes. 


au 28 N 


Um zahlreiches und pünktliches Erscheinen wird 
gebeten. 
Im Namen des Vorstandes: 


gez. M.Merck, 
I. Vorsitzender. 


gez. Alb. Lüssenhop, 
stellvertr. Schriftführer. 


30H 


Photographen-Zwangsinnung zu Leipzig 
und Umgebung. 


Zur ersten Hauptversammlung am Montag, den 
7. Februar, abends 6 Uhr, im Innungslokal, Kitzing 
& Helbig, Peterstrasse (Passagesaal), werden die 
Mitglieder obiger Innung hierdurch ergebenst ein- 
geladen. Nichterscheinen oder Zuspätkommen zieht 
satzungsgemässe Strafen nach sich. 


Tagesordnung. 


1. Begrüssung, Eingänge und Jahresbericht. 

2. Kassenbericht. 

3. Neuwahl der ausscheidenden Vorstandsmitglieder. 

4. Die Auswahl der Photographen für Messauf- 
nahmen. 

5. Anträge. 


Anträge müssen bis 5. Februar d. J. eingereicht 
werden, und zwar an Obermeister Stadtrat A. Sander, 
Leipzig- Goblis. 

Innungsbeiträge nimmt am Abend der Kassierer 
Kollege Nossler entgegen. 

Der Vorstand. 
Adolf Sander, Ernst Schleicher, 

Obermeister. Schriftführer. 

— 





Photographiseher Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 
I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Wilh. Hoffschild, Berlin S 14, Wallstrasse 31, Amt Moritzplatz 8864. — 
Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin - Schöneberg, Kaiser- 
Wilhelm-Platz 2, Amt Stephan 4480. — Bibliothek: Fräulein Pflug, 
Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6, Amt Lützow 1224. — Rechts- 
auskünfte: Fritz Hansen, Berlin Ssg, Hasenheide 47, Amt Moritz- 
platz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplomskommission: Frangois 
Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı, Amt Stegliz 719. 
Einladung zur Vereinssitzung 
am Donnerstag, den ı0. Februar, abends 7 Uhr, 


in den Kammersälen, Teltower Strasse I—4. 


Tagesordnung. 

I. Geschäftliches, Annahme und Aufnahme neuer 
Mitglieder. 

2. Herr Ranft: Die Bedeutung der Heimphoto- 
graphie für den Bildnisphotographen, mit Vor- 
Jagen und Meinungsaustausch. 

3. Ausstellungen von Arbeiten aus dem Atelier Arzt 
& Zantl. 

4. Bericht über die geplante Ausstellung des Vereins, 
Herr Ranft. 

5. Vorführung der Kunstlicht- Aufnahmelampe „Efa“ 
mit Erläuterung. 

6. Fragekasten. — Verschiedenes. 


Freunde des Vereins, Damen und Herren, sind als 
Gäste willkommen. 

Diejenigen Mitglieder, die Bilder zur Veröffent- 
lichung in einem Extraheft von „Das Atelier des Photo- 
graphen“ geben wollen, werden gebeten, dieselben bis 
spätestens 20. Februar an die Geschäftsstelle, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser- Wilhelm- Platz 2, zu senden. Unsere 
Mitglieder Brettschneider und Trieb übernehmen 
die Auswahl der Bilder. 


Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Fritz Klinke, Karlshorst, Tresckowallee 99. 


Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister, 
Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 


+39 


Photographen -Zwangsinnung 
für Saehsen-Altenburg und Reuss. 
Sitz: Gera-R. 


Unsere diesjährige Generalversammlung findet 
am 22. Februar in Gera-R. statt. Näheres wird 
noch bekanntgegeben. Der Vorstand. 


— 


Anhaltisecher Photographen-Bund. 

Die Vereinsversammlungen finden von jetzt ab 
jeden ersten Montag des Monats im „Hotel Kaiserhof" 
in Dessau, nachmittags 4 Uhr, statt. Also die nächste 
Versammlung den 7. Februar, nachmittags 4 Uhr. 
Wir bitten die Kollegen, besonders von ausserhalb, 
recht zahlreich zu erscheinen. 

C, Will, Schriftführer. 


_ PHOTOGRAPRISCHE CHROME. D— 9 





nn nn 


Photographen- Zwangsinnung 
des Württembergischen Schwarzwald- 
kreises. 
Sitz: Reutlingen. 


Die Württembergische Kreisregierung hat durch Er- 
lass vom 28. Dezember Ig2o die in der ausserordent- 
lichen Innungsversammlung vom 19. Oktober 1920 in 
Horb beschlossenen Abänderungen der 88 2, 22, 40, Abs. 2, 
und 42, Abs. ı, der Satzung genehmigt, und lauten 
solche jetzt: j 


I. Dem $ 2 ist hinter dem Abs. ı einzuschalten: 
Wer photographische Arbeiten zu Schleuderpreisen an- 
bietet und abgibt, verstösst gegen die Standesehre. 

2. Dem $ 22, Abs. ı, ist anzuhängen: Mitglieder, 
die das 60. Lebensjahr zurückgelegt haben, sind von 
der Innungsversammlung straffrei entbunden. Ver- 
tretung unzulässig, Eingebrachte Anträge müssen 
selbst vertreten werden. 

3. Bei $ 40, Abs. 2, ist am Schluss zu streichen: 
„Die ihnen erwachsenden angemessenen baren Aus- 
lagen ersetzt“, und ist dafür zu setzen: „Tagegelder 
nach den Sätzen der Handwerkskammer“. 

4. Bei $ 42, Abs. ı, desgleichen wie unter 3., $ 40, 
Abs. 2. 

Der Obermeister: 

G. Wurster. 


Der Schriftführer: 
W.Brandner. 
—net— 


Verband Meeklenburger Photographen. 
Einladung zum 24. Photographentag 
am Montag, den 14. Februar, mittags ı Uhr, zu Güstrow, 
„Hotel zum Erbgrossherzog “. 


Programm. 
ı Uhr: Beginn der Verhandlungen. — Nach Schluss 
derselben Besichtigung der Ausstellung. 


Tagesordnung. 

I. Begrüssung durch den Vorsitzenden und Bericht 
über das verflossene halbe Jahr. 

2. Verlesung der Niederschrift der letzten Tagung. 

3. Wahl des nächsten Versammlungsortes und der 
Zeit. 

4. Antrag des Kollegen Koch, Neubrandenburg: 
Mittel gegen den Vergrösserungsschwindel, und 
zwar durch gemeinsame Annonce im Rostocker 
Anzeiger und der Landeszeitung. (Referent Herr 
Koch.) 

5. Vorführung von wichtigen Neuheiten. 

6. Verschiedenes, 


Ausstellung: Laut Beschluss der letzten Tagung 
soll mit dieser eine Ausstellung verbunden sein, und 
wird jedes Mitglied aufgefordert, wenigstens 6 Bilder 
mitzubringen. Wegen Raummangels ist die Zahl auf 
6 festgesetzt. In Mappen und losen Blättern sind bis 
12 Stück zulässig. Die Ausstellung ist nur für Mit- 
glieder, und findet weder eine öffentliche Kritik noch 
eine Prämmiierung statt. 

Um recht zahlreiche Beteiligung an .der Versamm- 
lung und Ausstellung bittet der Vorstand. Etwaige 
Anträge zu dieser Tagung sind umgehend an Kollegen 






PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


F. Heuschkel, Schwerin, Anfragen, die Ausstellung 
betreffend, an Kollegen E. Walter, Güstrow, einzu- 
reichen. | | 
-IE It 
Photographen -Zwangsinnung 
für den Regierungsbezirk Erfurt. 
Sitz: Erfurt. 


Nachtrag II zum Statut. 


ı. Nach den einleitenden Worten ist als Absatz 2 
einzuschalten: Durch Verfügung des Herrn Regie- 
rungspräsidenten .vom 17. August Ig2o ist die Aus- 
dehnung der Zwangsinnung mit Wirkung vom 
I. Oktober 1920 ab auf den Stadtkreis Nordhausen und 
die Landkreise Grafschaft Hohenstein, Heiligenstadt 
und Worbis angeordnet. 

2. $ı erhält folgende Fassung: „Die Innung führt 
den Namen Photographen -Zwangsinnung für den Re- 
gierungsbezirk Erfurt (Sitz Erfurt). Ihr Bezirk um- 
fasst den Regierungsbezirk Erfurt, mit Ausnahme des 
Kreises Ziegenrück. Sie besteht für das Photographen- 
handwerk.“ 

3. Dem $ 3 wird als Ziffer 4 folgender Wortlaut 
hinzugefügt: 4. Veranstaltungen zur Förderung der 
gewerblichen, technischen und sittlichen Ausbildung 
der Meister, Gehilfen und Lehrlinge treffen, ins- 
besondere die Teilnabme an den Meisterkursen er- 
möglichen, Schulen unterstützen, errichten und leiten, 
sowie über Benutzung und den Besuch der von ihr 
errichteten Schulen Vorschriften zu erlassen. 

4. In $ ı2, Abs. 2, ist statt „ro Mk.“ zu setzen 
. „20 Mk.“ 

5. In 
„20 Mk.“ 

6. In $ ı5 erhalten die Absätze ı und 2 folgenden 
Wortlaut: Jedes Mitglied, abgesehen von den Photo- 
händlern, welches ı. der Innung auf Grund des $4 
angehört, oder 2. der Innung freiwillig angehört, hat 
halbjährlich einen festen Beitrag von 12,50 Mk. zu 
zahlen. Photohändier haben halbjährlich einen festen 
Beitrag von ıo Mk. zu zahlen. 

Ausser den in Absatz I bezeichneten festen Bei- 
trägen haben die unter Ziffer ı fallenden Mitglieder 
für jeden im verflossenen Halbjahr gehaltenen Gehilfen 
einen Zusatzbeitrag von 6 Mk., für jeden im verflossenen 
Halbjahr gehaltenen Lehrling einen solchen von 3 Mk. 
zu zahlen. 

Für die Photohändler treffen die Bestimmungen 
in Absatz 2 nicht zu, soweit es sich um kaufmännische 
Angestellte handelt. 

q7. In 8 17, Abs. ı, Zeile ı, ist „allen“ zu streichen 
und dafür „den“ zu setzen. 

8. In $ 17 sind zwischen den Absätzen ı und 2 
folgende Absätze einzuschalten: Kreise, in denen die 
jeweilige Innungsversammlung nicht stattfindet, können 
sich durch Delegierte vertreten lassen. Jedoch führen 
diese mit Einschluss der erschienenen Stimmberechtigten 
ihres Kreises nicht mehr Stimmen, als der Kreis Mit- 
glieder hat. Zu diesem Zweck wird der Innungsbezirk 
in drei Kreise eingeteilt, die folgende politische Kreise 


S 13, Abs. 2, ist zu setzen statt „6 Mk.“ 











umfassen: 1. Der Nordkreis den Stadtkreis Nord- 
hausen und die Kreise Grafschaft Hohenstein und 
Worbis; 2. der Mittelkreis die Stadt- und Land- 
kreise Mühlbausen und die Kreise Langensalza und 
Heiligenstadt, und 3. der Südkreis die Stadt- und 
Landkreise Erfurt und die Kreise Schleusingen und 
Weissensee. 

Jeder Kreis hat zwei Delegierte durch seine 
Innungsmitglieder aus deren Mitte mit einfacher 
Stimmenmehrheit zu wählen. Die Wahl wird von dem 
Innungsvorstand oder einem Beauftragten geleitet. 

Vorstandsmitglieder müssen zu allen Versamm- 
lungen erscheinen und sind als Delegierte nicht wähl- 
bar. Die Delegierten müssen beim Nichterscheinen 
die Strafe der auf sie entfallenden Stimmenzahl des 
Kreises tragen. 

9. Dem $ 20, Abs. ı, ist hinzuzufügen: Die zweite 
und dritte Versammlung muss je nach Wahl der 
Innungsversammlung im Mittel- oder Nordkreis ab- 
gehalten werden. 

ıo. In $ 22, Abs. 3, ist hinter „Innungsversamm- 
lung“ einzufügen „ohne zwingenden Grund“ und zu 
setzen statt „5o Pf.“ „2.50 Mk.“ und statt „ı Mk.“ 
„5 Mk.“ | 

II. $S 30, Abs. ı, erhält folgenden Wortlaut: Der 
Vorstand wählt aus seiner Mitte auf 2 Jahre einen 
stellvertretenden Obermeister, welcher sein sonstiges 
Amt weiterführt, einen I. Schriftführer (Protokollführer), 
einen II. Schriftführer (Korrespondenten), einen Kassierer 
und dessen Stellvertreter. 

In Absatz 2 tritt an Stelle von „5o Pf. „2,50 Mk.“ 

12. Nach $ 34 ist als neuer $ 34a einzufügen: 

Kreisleiter. 

Die Innungsmitglieder jedes Kreises haben aus 
ihrer Mitte mit einfacher Stimmenmehrheit je einen 
Kreisleiter zu wählen. Für die Wählbarkeit und Ent- 
schädigung gilt $S go. Die Wahl wird von dem Innungs- 
vorstand oder einem Beauftragten geleitet. Die Wahl- 
zeit dauert 2 Jahre. Der Kreisleiter hat im Innungs- 
vorstand beratende und beschliessende Stimme. Er 
hat die vom Innungsvorstand innerhalb des Rahmens 
seiner Befugnisse an ihn ergehenden Weisungen in 
seinem Kreise zur Durchführung zu bringen. 

13. InS$ 40, Abs. 2, werden „Io Mk.“ durch „20 Mk.“ 
ersetzt. 

Als Absatz 3 tritt hinzu: Dem Obermeister werden 
100 Mk. und dem Kassierer 75 Mk. Entschädigung für 
Zeitversäumnis vergütet. 

14. In $ 55, Abs. 2, werden ,„ı4 Tage“ durch 
„8 Tage“, in Abs. 3 „°/4“ durch „?/;“ ersetzt und nach 
dem Wort „erschienen“ hinzugefügt „bzw. vertreten“. 

15. In $ 56, Abs. ı, Ziffer 3, ist hinter „Antrage“ 
„persönlich oder durch Vertreter“, in Absatz 2 hinter 
„erschienen“ in Zeile 4 „bzw. vertreten“ und in Zeile 7 
hinter „erschienenen“ „bzw. vertretenen“ einzufügen. 
Beschlossen in der Innungsversammlung vom 24. No- 


vember 1920. 
Der Vorstand. 


A. Rudolph, Fritz Kühn, 
Obermeister, \. Schriftführer, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. u | 39 


m mamma mamma ZZ 


Die wörtliche Uebereinstimmung der beiden Nach- 
träge II zum Statuf der Photographen - Zwangsirnung 
bescheinigt: 

Erfurt, den ıı. Dezember 1920. 

Der Magistrat Kaestner, 
Erfurt. Oberstadtsekretär. 


Vorstehender II. Nachtrag wird auf Grund der 
88 84 und Iooc der Reichsgewerbeordnung, sowie Nr. 2a 
der Ministerialanweisung vom ı. Mai 1904 und des 
$--124 des Zuständigkeitsgesetzes vom I. August 1883, 
gemäss $ ı17 des Landesverwaltungsgesetzes vom 
30. Juli 1883, genehmigt. 

Erfurt, den 4. Januar 1921. 


Der Vorsitzende des Bezirksausschusses. 
Nr. 2629 B. A. IL. V.: Jordan. 
— ehr 


Verein zur Pflege der Photographie und 
verwandter Künste, Frankfurt a. M. 
Sitzung am ı5. November 1920. 


Der Vorsitzende begrüsst die Versammlung und 
dankt nochmals allen, die zur Verschönerung des 
Stiftungsfestes beigetragen haben. 

Die bemerkenswertesten Punkte der Tagesordnung 
waren: 

Punkt ı. Mitteilungen über die verblüffende Ent- 
deckung Dr. Lüppo- Cramers, bei weissem Lichte 
nicht nur gewöhnliche, sondern auch farbenempfindliche 
und panchromatische Platten entwickeln zu können. 
Nach Dr. Lüppo-Cramer badet man zunächst die 
Platten ganz im Finstern in einer Lösung von I g Pheno- 
safranin in 2000ccm Wasser eine Minute, dann zündet 
man in einem Abstande von ı!/,—2 m eine Kerze an, 
giesst die Safraninlösung zurück und den Entwickler 
über die Platte und kann nun, ohne Schleier befürchten 
zu müssen, die Entwicklung in dem angegebenen Ab- 
stande bei weissem Lichte verfolgen und in der Durch- 
sicht beurteilen. 

Die Firma Trapp & Münch-Friedberg hatte 
eine sehr hübsche Kollektion auf Temal-, Empire- 
sowie Tumpapier zur Ausstellung gebracht und 
führte Herr Dr. Rudolf Trapp etwa folgendes aus: 

„Temal nimmt eine Mittelstellung zwischen dem 
früheren Glanzalbumin und dem heutigen Mattalbumin 
ein. Die Behandlung ist sehr einfach. Da es in den 
Bädern kaum zurückgeht, ist es nur wenig überzu- 


kopieren. Es kopiert sehr rasch und liefert auch von 
weniger guten Platten brauchbare Abzüge. Es lässt 
sich in den gebräuchlichen Tonfixier-, Gold- und 


Platinbädern leicht tonen, die Zahl der erzielbaren 
Töne ist sehr gross. Es ist nicht nötig, auf einen 
bestimmten Feuchtigkeitsgehalt des Papieres beim 
Kopieren zu achten. Zusammenrollen beim Trocknen 
findet nicht statt. Besonders zu erwähnen ist die 
äusserst widerstandsfähige Schicht, die auch bei weniger 
sorgfältiger Behandlung Verletzungen verhütet. Infolge 
der Eigenart der Schicht ist Temal lange haltbar.“ 
Punkt 2. Vorlage von Aufnahmen mit dem Plasmat 


aufgenommen von den Herren Lauffer und Junior, 


Punkt 3. Herr Hoffschild hatte eine Kollektion 
Ahrletypbilder ausgestellt, die in letzter Zeit so in Auf- 
nahme gekommenen Kohledrucke auf Glas mit metalli- 
scher Hinterkleidung. Er erklärte das Herstellungs 
verfahren und erläuterte, wie hier dem Berufsphoto- 
graphen ein Mittel gegeben sei, seinen Geschäfisver- 
dienst ohne die geringste Arbeit und ohne jedes Risiko 
um eine recht nette Summe jährlich zu vergrössern. 
Die Bilder, die besonders als Aufstelibilder für den 
Schreibtisch usw. geeignet sein dürften, fanden all- 
gemeinen Beifall. | 

Punkt 4. Weiter führte Herr Hoffschild die 
Magnesium-Dauerbrandlampe „Ateliersonne“ vor, die 
brillante Dienste leistet bei allen Aufnahmen, welche 
ohne Anwendung von künstlichem Licht nicht gut zu 
machen sind. Die völlige Unabhängigkeit von elektri- 


"scher Leitung, die beliebig lange und gleichmässig 


ruhige Brennart des Magnesiumbandes, welches kaum 
einen wahrnehmbaren Rauch und absolut keinen 
Niederschlag verursacht, lassen diese Lampe in vielen 
Fällen als ideales Hilfsmittel erscheinen. 

Punkt 5. Infolge vorgeschrittener Zeit fand keine 
Aussprache über Klebstoffe zum Trockenaufzieheft statt, 
dagegen erhielt Herr Dr. J.. Neubronner-Cron- 
berg i. T. das Wort zu einem eigenen Fabrikat. Leider 
wurde demselben wegen der schon späten Stunde nicht 
die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt und hoffen 
wir, Herrn Dr. Neubronner bei erster Gelegenheit 
zu einem neuen Referat über seine anerkannt vorzüg- 
lichen Pabrikafe bitten zu können. Hiernach dankte 
der Vorsitzende allen Referenten und schloss damit: 
die letzte Sitzung in diesem Jahre. 

Nächste Sitzung: Jahres- Hauptversammlung, Mon- 
tag, den Io. Januar IgQ2I. Professor Schmidt. 


Bericht über die Jahres- Hauptversammlung 
am Io. Januar im „Börsenrestaurant“. 

Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung um 
8 Uhr abends durch Begrüssung der erschienenen Mit- 
glieder und erstattete dann kurz den Jahresbericht, 
aus dem besonders hervorzuheben ist, dass während 
des verflossenen Geschäftsjahres der Besuch der Sitzungen 
ein guter war. Der Verein zählt zur Zeit 8 Ehren- 
mitglieder, 82 ordentliche Mitglieder und ı korre- 
spondierendes Mitglied. Sodann erstattete Herr Fohr 
als Kassierer den Kassenbericht, nach welchem der 
Abschluss einen Bestand von 1074,53 Mk. ergab. Die 
Kassenrevision wurde durch Herrn Dr. Rudolf Trapp 
und Herrn Paul Knabenschuh vorgenommen und 
der Abschluss für richtig befunden. Hierauf folgte 
die Neuwahl des Vorstandes, welche ohne besondere 
Schwierigkeiten flott vorgenommen wurde. Zum I. Vor- 
sitzenden wurde einstimmig Herr Professor Schmidt 
wiedergewählt, welcher vor der Wahl bat, mit Rück- 
sicht auf seinen auswärtigen Wohnsitz diesmal davon 
Abstand zu nehmen, ihn wiederzuwählen. In einer 
kurzen Diskussion wurde jedoch darauf hingewiesen, 
weiche besonderen Verdienste sich Herr Professor 
Schmidt für den Verein erworben habe, und da all- 
gemein der aufrichtige Wunsch zum Ausdruck kamy 


- >... BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





er möge nach wie vor den ersten Vorsitz führen, er- 
klärte sich Herr Professor Schmidt schliesslich hierzu 
bereit, indem er unter herzlichen Worten für den ein- 
stimmigen Entschluss dankte Es wurden weiter 
gewählt die Herren: H. Junior zum II. Vorsitzenden 
und Bücherwart; Albert Ruland zum protokollieren- 
den Schriftführer; Theodor H aake zum korre- 
spondierenden Schriftführer; P. Körbitz zum Kassierer; 
Fr. Schilling-Königstein zum technischen Prüfungs- 
vorstand; Dr. C. Popp, Professor A. Krauth, 
M. Spalke-Wetzlar, H. Fohr, E. Rath, C.A.Abt, 
A. Hoffschild zu Beisitzern; Dr. Rudolf Trapp, 
P. Knabenschuh zu Kassenrevisoren. 

Leider war Herr Fohr, welcher das Amt des 


Kassierers lange Jahre mit grosser Hingebung be-, 


kleidete, nicht dazu zu bewegen die auf ihn gefallene 


Neuwahl anzunehmen, und wurde Herr Körbitz dann 


zum Kassierer bestellt, nachdem der Vorsitzende Herın 
Fohr den Dank des Vereins für die vielen Be- 
mühungen, die das Amt mit sich bringt, ausgesprochen 
hatte. Besonders anerkennend bedarf es auch an 
dieser Stelle der Erwähnung, dass aus Gründen treuer 
Anhäfjglichkeit und im Interesse zur Förderung des 
Vereins der Mitbegründer und das älteste Mitglied des 


Vereins, Herr Theod. Haake, sich anbot, das Amt. 


des korrespondierenden Schriftführers zu übernehmen, 
‚was allgemein mit Freude begrüsst wurde. — Eine 
längere Debatte entstand anlässlich der Festsetzung 
des Jahresbeitrages, welcher laut Beschluss für das 
Vereinsjahr 1g2I 50 Mk. beträgt; es wurde festgesetzt, 
dass der Beitrag auch halbjährlich bezahlt werden 
kanp, und sei an dieser Stelle den Mitgliedern wärmstens 
empfohlen, |den Beitrag prompt zu bezahlen, um dem 
Kassierer die sonst entstehenden vielen Schreibarbeiten 
zu ersparen und für sich selbst unnötige Portospesen 
zu vermeiden. Die Anlegung eines Postscheckkontos 
zur spesenfreien Ueberweisung des Beitrages wurde 
beschlossen. Nach kurzer Erwähnung des Punkt 4 
der Tagesordnung teilte der Vorsitzende mit, dass er 
den Vortrag über das Porträtobjektiv von Busch ge- 
mä:s Punkt 5 der Tagesordnung nicht halten könne, 
da ihm von der Fabrik das zugesagte Objektiv nicht 
geschickt worden sei und er selbiges erst in Kürze er- 
halten könne, weshalb der Bericht auf später verlegt 
werden müsse. Punkt 6 war ein äusserst interessanter, 
von Demonstrationen begleiteter Vortrag des Herrn 
Professor Schmidt. Er besprach die neueste Form 
des erheblich verbesserten und vereinfachten Grapho- 
skops von E. Otto Langer-Taucha. Er führt dabei 
folgendes aus: Die Grundlage des Instruments ist ein 
mit kornlos schwärzlicher Gelatinemasse gefüllter Glas- 
keil — ein Graukeil —, wie er in den letzten Jahren 
für genaue wissenschaftliche Prüfungen bereits all- 
gemein verwendet wird. Auf einer der breiten Flächen 
dieses Graukeils ist eine scharfsinnig durchdachte, 
äusserst zweckentsprechende Einteilung mit Bezeich- 
nungen mittels schwarzer Deckfarbe aufgedruckt. Das 
Ganze, von einem Metallrähmchen eingefasst, ist 
beiderseits mit je einem Metallschieber versehen. Das 
Graphoskop dient r. zur Feststellung der Empfindlich- 


keit von gewöhnlichen und farbenempfindlichen Platten 
u. dgl., sowie der Wirkung der vier Hüblschen Gelb- 
filter auf farbenempfindliche Platten; 2, zur raschen 
Ermittelung der Belichtungszeit von Aufnahmen; 
3. zur Ermittelung der Empfindlichkeit und Ton- 
abstufung von Bromsilber- und Gaslichtpapieren, wo- 
nach es möglich ist, für jedes Negativ das geeignetste 
Entwicklungspapier und die dafür nötige Belichtungs- 
zeit ohne Probekopie zu bestimmen; 4. zum Kopieren 
von Pigment-, Gummidruck- und ähnlichen Papieren ; 
5. zur Bestimmung der Belichtungszeit bei Vergrösse- 
rungen. i 
Der Vorsitzende hat das Instrument eingehend 
geprüft und stellt ihm das günstigste Zeugnis aus. 
Er hält das Graphoskop für das gegenwärtig beste, 
vielseitigste, handliche und praktische Prüfungshilfs- 
mittel für die genannten Zwecke und empfiehlt dessen 
Anschaffung jedem’ Fach- und Liebhaberphotographen 
aufs wärmste, Hiernach legte Herr Hoffschild als 
Vertreter der Byk-Guldenwerke noch ein sehr schönes 
Albnm vor, welches Kopien auf Byk-Gaslicht- und 
Bromsilberpapiere von Perscheid-Negativen enthielt. 
Der Vorsitzende dankte Herrn Hoffschild für die 
Vorlegung und schloss kurz darauf gegen Iı Uhr 
die Versammlung. Nächste Sitzung: Montag, den 
7. Februar. Der Schriftführer: Albert Ruland. 


39+- 


Kleine Mitteilungen. 

— Der Verein Schlesischer Fachphotgraphen (E. V.), 
Sitz Breslau, blickt in diesem Jahre auf sein 25 jähriges 
Bestehen zurück und beabsichtigt, diesen bedeutsamen 
Abschnitt würdig zu feiern durch eine Festsitzung 
am 7. Februar, nachmittags 5 Uhr, im „Breslauer 
Konzerthaus“. Das Programm sieht nach Begrüssung 
der Gäste und Mitglieder Ansprachen vor, in denen 
auch ein Rückblick auf die Geschichte des Vereins 
gegeben werden soll. Dann wird Hugo Erfurth- 
Dresden einen Vortrag mit Lichtbildern halten über: 
„Die Entwicklung der Bildnisphotographie bis zum 
heutigen Stande.“ Darauf folgt Besichtigung der Aus- 
stellungen der Leonarwerke und von Arbeiten mit 
Plattenfort und Erklärung der Arbeitsweise. Eine ge- 
meinsame Tafel mit folgendem Tanz wird die Feier 
beschliessen. — Wir beglückwünschen den Verein Schle- 
sischer Fachphotographen zu der seltenen Feier und 
wünschen ihm neben dem Gelingen seines Festes 
weitere erfolgreiche Tätigkeit, wie er sie bisher in vor- 
bildlicher Weise ausgeübt hat. 

— Nach einer Mitteilung des Reichsfinanznmiiniste- 
riums vom 3. Januar Ig2I unterliegen Reproduktions- 
und phototechnische (photomechanische) Platten nicht 
der Luxussteuer, da sie nicht als Zubehörstücke zu 
photographischen Handapparaten anzusehen sind (zu 
vgl. auch $ 50, Nr. 5, der Ausführungsbestimmungen 
zum Umsatzsteuergesetz). 

— Die Gehilfenprüfung im Photographenhandwerk 
bestand mit dem Prädikat „recht gut“ Fräulein Ilse 
Schinke in Oldenburg, bei Photograph Wöltje tätig. 


; & dter Strasse 7 
für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin Halensee, Halberstä i 
z ar den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp In Halle a.S. 


- PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Organ von etwa 60 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıo. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 
4— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 

er 5somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 50oPf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 6. 





ı1. Februar. 





1921. 


An unsere Leser. 


Die vielen neuen Steuergesetze machen dem 
Uneingeweihten ein Durchfinden oft unmöglich, 
so dass er nicht weiss, wie er seine Steuer- 
erklärung aufzusetzen oder wie er sich zu den 
Veranlagungen zu verhalten hat. Wir haben 


deshalb dem Fragekasten unserer Zeitschrift 
eine Abteilung „Steuerauskunft“ angefügt und 
zur Beantwortung der Fragen in Steuerange- 
legenbeiten den Steuersachverständigen der 
Handelskammer in Halle a. S. gewonnen. 


— 18H 


Rundsehau. 


Chromverstärkung. 


Die Chromverstärkung wird bekanntlich derart 
ausgeführt, dass zunächst das Negativ in eine 
wässerige Lösung von Kaliumbichromat mit Zu- 
satz von Salzsäure eingelegt wird, :hiernach 
wird die Platte gewässert und dann mit einem 
kräftigen Entwickler behandelte Für erstere 
Lösung empfahlen Piper und Carnegie die 
folgende Zusammensetzung: 


Kaliumbichromat I0og, . 
Wasser . ı Liter, 
Salzsäure (1,16) . 2 ccm. 


Dieser Verstärkungsprozess kann wiederholt 
werden, und ist so eine sehr intensive Ver- 
stärkung des Negativs zu erzielen. 

Lumiere und Seyewetz sind auf den Ge- 
danken gekommen, statt einer Mischung von 
Kaliumbichromat und Salzsäure eine einfache 
wässerige Lösung von chlorchromsauren Alkali- 
salz zu verwenden, und stellten sich zu diesem 
Zwecke das entsprechende Kali-, Natrium- und 
Ammoniumsalz her!) Es ergab sich, dass alle 
drei Salze dieselbe Wirkung äusserten wie 
Bichromat mit Salzsäure. Für Platten wurden 
dreiprozentige, für Papiere zweiprozentige Lö- 
sungen benutzt. Durch mebrmalige Behandlung 
mit der Chlorchromatlösung und jedesmalige 
Reduktion mit einem Entwickler kann die Ver- 
stärkung weiterhin intensiver gestaltet werden; 
das Maximum scheint nach sechs Verstärkungen 
erreicht zu sein. Die Menge Chrom, die sich 


1) Cr O, a 


[Nachdruck verboten.) 


bei sechsmaliger Wiederholung fixieren lässt, 
ist grösser als die Gesamtmenge des im Bilde 
enthaltenen Silbers, die anscheinend konstant 
verbleibt. (Nach „Phot. Korrespondenz“ Nr. 722.) 


Zur Entwicklung der Autochromplatte. 


Die Gebr. Lumi&re baben bekanntlich für 
die Hervorrufung der Autochromplatten den 
nachstehenden Metochinonentwickler aufgestellt: 


Wasser . ı Liter, 
Metochinon . 0 158g, 
Natriumsulfit (wasserfrei) Ioo „ 
Ammoniak (0,923) 32 ccm, 
Bromkali 68. 


Für den Gebrauch mit 4 Teilen Wasser zu 
verdünnen. 

Statt des Metochbinons können auch 10,5 g 
Metol und 4 5 g Hydrochinon genommen werden. 
Das Metochinon ist ein Additionsprodukt von 
Metol und Hydrochinon. Die Wirkung der 
Komponenten in entsprechendem Verhältnis 
dürfte daher analoge Resultate erwarten lassen. 

Vietor Crcmier schreibt in „Photo: Revue“, 
dass eine Mischung von og Metol und 5g 
Hydrochinon praktisch gleichwertige Resultate 
wie Lumieres Originalformel gewährt, doch 
erscheint ibm letztere Mischung weniger energisch 
in ihrer Wirkungsweise. 

Um Bilder grösster Brillanz und Transparenz, 
wie sie namentlich für Projektion erwünscht sind, 
zu erzielen, empfiehlt Cr&mier, ein Gemisch 
von 78 Metol und 8g Hydrochinon einzusetzen. 
Diese Zusammensetzung ist auch für Platten, die 
nach Simmens Vorschriften höher sensibilisiert 
wurden, gut dienstbar. 


42 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Das neue Graukeilphotometer von J. M. Eder. 


(Schluss.) 


Die breite Form des Keils, der beim Gebrauch 
in einem aufstellbaren Rahmen liegt; gestattet 
das gleichzeitige Einlegen zweier zu vergleichender 
Platten- oder Papiersorten oder zur Prüfung 
aufgelegter Lichtfilter od. dgl. durch Nebenein- 
anderlegen der Probestreifen. Von grossem 
Nutzen ist die Anbringung roter, gelber, grüner 
und blauer Filter in Form von Gelatinefolien 
neben einem Teil der Skala. Die Folien sind 
— nach Eder — spektroskopisch geprüft und 
entsprechen strengen Lichtfiltern der Dreifarben- 
photographie, der gelbe Streifen einem sehr 
starken Lichtfilter für orthochromatische Auf- 
nahmen. Es lassen sich so ohne weiteres die 
Filterverhältnisse ablesen, und die Bestimmung 
kann, was besonders wichtig ist, gleich bei der 
Lichtquelle vorgenommen werden, die bei der 
eigentlichen Aufnahme zur Beleuchtung dient. 





Zu diesem Zweck wird das Photometer in die 
Kassette vor der Platte eingelegt und durch das 
Objektiv hindurch mit einem weissen Bogen be- 
lichtet, der von der später zu verwendenden 


Lichtquelle beleuchtet ist. Die Belichtungszeit 
ist bei dem grossen Umfang der Skala leicht zu 
schätzen. 

Für die gewöhnlichen Zwecke dient als Licht- 
quelle die Hefner-Altenecksche Amylazetat- 
Normallampe in einem Abstand von ı m bei 
einer Belichtungszeit von ı Minute Die An- 
ordnung zeigt Abb. 2. Für Vergleichsversuche 
können auch niedriggespannte elektrische Lampen 
mit Trockenelementen benutzt werden, die im 
Gegensatz zu der Amylazetatlampe reiner weisses 
Licht liefern. Zu bemerken ist hierzu allerdings, 
dass bereits geringe Spannungsabnahme eine 
merkliche Aenderung der Farbe hervorbringen 
kann, so dass überall da, wo es sich nicht um 
gleichzeitig vorgenommene Vergleiche handelt, 
Vorsicht geboten erscheint. 

Als Empfindlichkeitsziffer wird der Schwellen- 
wert abgelesen. Zur praktischen Beurteilung der 


[Nachdruck verboten.) 


relativen Empfindlichkeit zweier Platten empfiehlt 
Eder, nicht nur die letzte Bildspur abzulesen, 
sondern ein längeres Stück der Kurve zum Ver- 
gleich mit heranzuziehen. Hierin liegt ein wesent- 


_ licher Fortschritt gegenüber den reinen Schwellen- 


wertablesungen, zu deren gänzlicher Abschaffung 
für die Zwecke, bei denen es sich um den ÄAus- 
druck der Empfindlichkeit durch einen einzigen 
Zahlenwert handelt, man wohl überhaupt: all- 
mählich kommen wird. | 

In derselben Weise wie Platten können natur- 
gemäss Entwicklungspapiere geprüft werden. 
Für Auskopierpapiere, bei denen die Lichtstärke 
der Normallampe nicht ausreicht, wurde das 
Instrument in eine andere Form gebracht als das 


Graukeil-Kopierphotometer 


für photographische Kopierverfahren sowie zur 
photographischen Bestimmung der 
Helligkeit von Tageslicht und 


künstlichem Licht. 
Die Anwendung beruht darauf, 
dass statt einer Normallichtquelle 





ein Normalvergleichspapier benutzt wird. Um 
weiter auseinanderliegende und deutliche Skalen- 
felder zu geben, wie es für Kopierzwecke nötig 
ist, wurde die Keilkonstante auf 0,30484 herab- 
gesetzt und die Teilung auf eine Breite von 
s mm für jede Stufe verbreitert; kleinere Teile 
können geschätzt werden. Eine den Wert der 
Teile angebende Tabelle ist an jedem Instrument 
angebracht, eine Vergleichstabelle zu den Vogel- 
Graden im Original enthalten. Aeusserlich unter- 
scheidet sich das Kopierphotometer von dem 
zuerst beschriebenen durch die Schmalheit des 
Keils und das Fortfallen der Farbskalen. Eine 
Ansicht gibt die Abb. 3. 

Von den verschiedenen Anwendungsmöglich- 
keiten des Instrumentes interessiert hier vor 
allem die zur Messung der wirkenden Licht- 
menge bei den Kopierverfahren, bei denen sich 
das Fortschreiten des Prozesses nicht direkt 
verfolgen lässt. Im Gegensatz zu den Papier- 
skalenphotometern, deren Unzuverlässigkeit be- 
kannt ist, erfüllt das Graukeilphotometer seinen 
Zweck in vollkommener Weise. 


_PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. is 


Die Empfindlichkeitsmessung von Auskopier- 
papieren erfolgt durch Vergleich mitdemBunsen- 
Roscoeschen Normalchlorsilberpapier. Nähere, 
sehr interessante Angaben über andere Normal- 
papiere müssen im Original nachgelesen werden. 
Ihre Bedeutung liegt mehr auf dem Gebiete der 
eigentlichen Photometrie, ebenso wie eine 
andere Ausführungsform, das Kopierphotometer, 
für verlängerte Belichtung. Für genauere Mes- 
sungen wird die gewöhnliche Form noch mit 
einer Präzisionsskala geliefert, die, wie bei dem 
Graukeilsensitometer, von 2 zu 2 mm geteilt ist. 

Für die Zwecke der Photographie ist das 
neue Kopierphotometer als ein vollkommener 
Ersatz des äusserst unvollkommenen, bisher ge- 


brauchten Päpierskalenphotometers zu betrachten. | 
Das Graukeilsensitometer eröffnet der prak- 
tischen Sensitometrie neue Perspektiven, da es 
jedem Photographen eine einfache und doch 
einwandfreie Prüfung seiner Materialien erlaubt. 
Beschränkt man sich auf vergleichende Versuche, 
die ja für den Praktiker das Hauptinteresse be- 
sitzen, so genügt das Sensitometer selbst, ohne 
die Normallichtquelle, also eine Apparatur, die 
an Einfachheit kaum noch zu übertreffen ist. 
Vielleicht trägt seine Einführung, dazu bei, dass 
endlich ein ernsthafter Schritt zu dem von allen 
Verbrauchern längst ersehnten Ziele, einer wirk- 
lich brauchbaren Kennzeichnung der photo- 
graphischen Materialien, getan wird. Le. 


\ 


En 4 a m 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographen - Zwangsinnung des 
Kammerbezirks Karlsruhe. 

Bericht über die Vollversammlung am 5. Januar, 

vormittags Io Uhr, im Lokal Ziegler. 

Obermeister Schönthaler eröffnete um Io!/, Uhr 
die Versammlung durch Begrüssung. Anwesend waren 
56 Kollegen. Sodann erfolgte die betrübende Bekannt- 
gabe von dem Tode der Kollegen Ziegler- Gaggenau 
und Kunzemüller-Baden-Baden. Der Tod dieser 
beiden lieben Kollegen gibt dem Obermeister Ver- 
anlassung, auf den recht zahlreichen Beitritt zur Sterbe- 
kasse des C. V. hinzuweisen, was zur Folge hatte, dass 
sich sofort über die Hälfte der Mitglieder zur Sterbe- 
kasse anmeldeten. 

Alle weiteren Tagesfragen finden glatt und ohne 
Einwendungen ihre Erledigung. Der Kassenbericht 
des Kassierers, Kollege Wiesener-Pforzheim, wird 
mit Anerkennung aufgenommen. 

Der II. Vorsitzende, Kollege Pester, legt ein 
neues, sehr gut ausgearbeitetes Schema für die künftigen 
Gehilfenprüfungen vor, das mit Ausnahme kleiner Ein- 
wendungen restlos angenommen wird. 

Obermeister Schönthaler betont, dass sofort mit 
theoretischen Unterrichtskursen für die Lehrlinge be- 
gonnen wird unter der Leitung des Mitgliedes Herrn 
Professor F. Schmidt an der hiesigen Hochschule. 

An praktischen Prüfungsarbeiten werden verlangt: 
sechs verschiedene Aufnahmen, Mindestgrösse Kabinett, 
auf zwei verschiedenen Papieren (Auskopier- und Ent- 
wicklungspapier), sowie eine Vergrösserung oder Re- 
produktion von einem Gemälde in Mindestgrösse 
18X 24 cm; alles von A bis Z von dem Lehrling selbst 
hergestellt, mit Beglaubigung des betreffenden Lehr- 
meisters, oder auf Wunsch der Prüfungskommission in 
einem fremden Atelier. 

Hierauf erfolgte die Besichtigung der von der 
Mimosa-A.-G. und den Trapp & Münch-Werken im 


Sitzungssaal aufgelegten Musterkollektionen und Ver- 
teilung von Gratismustern, welche die Firma Trapp 
& Münch in dankenswerter Weise zur Verfügung stellte. 

Anschliessend hielt Herr Professor Schmidt einen 
sehr lehrreichen Vortrag über „Neue Hilfsmittel in der 
Photographie“, in welchem er die grossen Vorteile der 
Doppel -Plasmate von Hugo Mayer-Görlitz besonders 
betonte. 

Um ı Uhr war Schluss der offiziellen Sitzung. 
Um 3 Uhr fand sich alles wieder zusammen, um dem 
Vortrage, der auf Veranlassung der Firma Glock & Cie, 
von Herrn Professor Krauth-Frankfurt a. M. über 
„Stereo - Indupor- Photographie“ gehalten wurde, Gehör 
zu schenken. 

Chr. Schönthaler, 

Obermeister. 


W, Luger, 

Schriftführer. 

Bericht über die Vorstandssitzung am ıı. Januar, 
nachmittags 3 Uhr, im Lokal Ziegler. 

Die Vorstandschaft war vollständig erschienen. 
Der Obermeister Schönthaler gibt den Herren Kol- 
legen bekannt: 

I. Die Verhandlungen mit Herrn Professor Schmidt 
und der Direktion der Gewerbeschule. Aus denselben 
geht hervor, dass Herr Professor Schmidt den Lehr- 
lingen, die Ostern d. Js. die Gehilfenprüfung machen 
wollen, mit söfortiger Wirkung zweimal wöchentlich 
Unterricht in Optik, Chemie und allen theoretischen 
Gebieten erteilt, und zwar hat hierzu jeder Lehrling 
(einschliesslich Prüfungsgebühr) 30 Mk. für diesen 
Kursus bis Ostern zu entrichten, eventuelle Mehrkosten 
trägt die Innung. 

2. Ab Ostern d. Js. erhalten sämtliche Lehrlinge 
des Kammerbezirks durch die Gewerbeschule Fach- 
unterricht von Herrn Professor Schmidt, welcher auf 
Veranlassung der Innung als ständige Lehrkraft für 
Photographie an der Gewerbeschule wirken soll, wo 


6“ 


24 5 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





bereits ein mit allen modernen Errungenschaften ein- 
gerichtetes Atelier usw. vorhanden ist. _ 

2. Eine Anfrage wegen allgemeiner Oster- Preis- 
ermässigung für Konfirmanden und Kommunikanten 
wird abgelehnt. 

Schluss der Sitzung 6 Uhr. 


Chr. Schönthaler, 
Obermeister. 


W.Luger, 


Schriftführer. 
> - 


Photographen -Zwangsinnung 
für Saehsen-Altenburg und Reuss. 
Sitz: Gera-R. 


Die ıı. Hauptversammlung findet am Dienstag, 
den 22. Februar, vormittags Io Uhr, im „Gewerbehaus“ 
zu Gera-R., Hindenburgplatz 4, statt. 


Tagesordnung. 

1. Geschäftsbericht. 

2. Kassenbericht und Richtigsprechung. 

3. Beschlussfassung: Erhöhung des Mitgliedsbeitrages 
auf 40 Mk. 

4. Beratung und Beschlussfassung über den Haus- 
haltplan 1921. 

5. Ergänzungswahl zum Vorstand (satzungsgemäss 
scheiden aus die Herren Herm. König-Alten- 
burg und Otto Otte-Kahla). 

6. Festsetzung der Entschädigungen für die Meister- 
beisitzer bei Gehilfenprüfungen. 

rn. Beschlussfassung: Erhöhung der Strafgelder für 
Fehlen bei Versammlungen ($ 22). 

8. Wahl zweier Kassenprüfer. 

9. Central-Verbandsangelegenheiten (Sterbekasse). 

10. Wahl des nächsten Versammlungsortes. 

ıI. Verschiedenes. 

12. Fragekasten. 

13. Besichtigung der uns von der Kunstanstalt Eduard 
Blum- Berlin übersandten „amerikanischen Bilder“. 

14. Vortrag und Vorführung der „Atelier- Sonne“ 
durch Boehms Werke, Aktiengesellschaft, Berlin. 


Anträge sind bis zum ı8. Februar an den Ober- 
meister einzureichen. Haushaltplan und Kassenbericht 
liegt vom ı5. Februar ab beim Obermeister zur Ein- 


sicht aus. 
A. Lutz, G. Fuchs, 
Obermeister. Schriftführer. 


Des wichtigen und reichhaltigen Programms wegen 
werden die Mitglieder ersucht, allseitig und pünktlichst 
zu erscheinen. 

Mit Gruss und „Gut Licht“ 
Der Vorstand. 
+2 


Vereinigung der Faehphotographen 
tür den Handwerkskammerbezirk Mann- 
heim, E. VY. Sitz: Heidelberg. 
Niederschrift aus der Versammlung am 17. Januar. 

Um ıo Uhr wurde die Versammlung durch den 
Vorsitzenden, Kollegen Beer, eröffnet, der die An- 
wesenden begrüsste und einige Eingänge zur Sprache 


brachte, danach sprach Kollege Gottmann über 
Kriegerehrung und ZEhrentafeln. Herr Professor 
Schmidt-Karlsrube hielt sodann einen sehr inter- 
essanten Vortrag über die praktischen Erfahrungen mit 
den neuen Objektiven Plasmat, Plastika, Chronar, die 
Abziehfilms der Firmen Mimosa und Bayer, das Pheno- 
saphraninverfahren und führte ein neues, sehrinteressantes 
und äusserst praktisches Sensitometer von E. Langer 
vor. Der Antrag Schnaudigel: Abhalten von Lehr- 
kursen, wurde angenommen. Am Nachmittag führte. 
Herr Hoffschild- Frankfurt die Jupiter - Stereoskope 
vor, und der Vertreter der Firma Gamper, Diehl 
& Co. zeigte die Herstellung eines Bromöldruckes. 
Es wurde beschlossen, praktische Lehrkurse in diesem 
Verfahren abzuhalten; der erste findet am 14. und 
15. Februar statt. — Schluss 6 Uhr. | 


R. Schnaudigel, Schriftführer. 
IL Irre 


Photographische Vereinigung 
im Regierungsbezirk Stettin (Zwangs- 
innung). Sitz: Stettin. 


Niederschrift der Innungsversammlung 
vom 4. Oktober 1920. 


Der Vorsitzende, Herr Willy Wolff, eröffnet um 
3 Uhr 5 Minuten die Versammlung mit einer kurzen 
Begrüssung der Erschienenen und stellt als Gäste die 
Herren C. Griesser- Berlin, Bruno Panzer- 
Stolp i. P. und Professor Mente-Berlin, vor, welch 
letzteren die Innung für einen Vortrag gewonnen 
hatte. Da Professor Mente noch den Abendzug nach 
Berlin zu benutzen wünschte, erhält er sogleich das 
Wort für seinen Vortrag über „sinngemässe Verarbeitung 
von Entwicklungspapieren“, worunter in diesem Falle 
unsere sogenannten Kontaktpapiere zu verstehen waren. 
Seine lehrreichen Ausführungen, durch originelle Illu- 
strationen unterstützt, erregten aller lebhaftes Inter- 
esse. Klare und leichtfassliche Sätze, ausführlichere 
Behandlung allgemein interessierender Fragen, sowie 
Mitteilungen eigener Erfahrungen und Untersuchungen, 
die mit manchem Brauch in der Behandlung und auch 
mit manchem Vorurteil über dieses Material aufzu- 
räumen bestimmt waren, machten, dass dieses Inter- 
esse bis zum Schluss wach blieb. Einige in lebhafter 
Debatte aufgeworfene Fragen wurden vom Vortragen- 
den gern und ausführlich beantwortet. Reicher Bei- 
fall Johnte den Redner. 

Im Anschluss hieran nahm 
der Firma Hans Draeger das Wort. 
und illustrierte mit einigen hervorragend schönen Vor- 
lagen die Vorzüge des neuen Neol- Entwicklers; gleich- 
zeitig legte ee einige Muster des modernen Negativ- 
materials aus Papier, „Plattenfort“ der Firma Bayer, 
vor, zu einem Versuch mit diesen ebenso praktischen 
als nützlichen und wichtigen Neuerungen einladend. 
Der Vorsitzende dankte im Namen der Versammlung 
beiden Herren. 

Hierauf Verlesen der Niederschrift der letzten 
Innungsversammlung, die genehmigt wird. Bei dem 


Herr Richter von 
Er erläuterte 


[WEN 5 — 


de nn ner ernten eh engen un entgrng 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


45 








nunmehr folgenden Bericht des Vorsitzenden über den 
Stand der Fachschulangelegenheit ruft die Mitteilung, 
dass der hiesige Magistrat die Errichtung einer Fach- 
klasse von einem jährlichen Zuschuss von 300 Mk. ab- 
hängig macht, eine lebhafte Debatte hervor. 
einen Seite wird betont, dass wir zu einem derartigen 
Zuschuss nicht verpflichtet sind, von der anderen hin- 
wiederum dargetan, dass der bisherige Fortbildungs- 
unterricht für unser Fach fast keine Vorteile biete, 
die Lage der Unterrichtsstunden derselben in einigen 
Orten sogar unerträgliche Zustände geschaffen habe 
und man daher das in Stettin mühsam Erreichte wegen 
einer verhältnismässig so geringen Summe nicht wieder 
in Frage stellen möge. Die vorgenommene Abstimmung 
über Bewilligung der Gelder ergibt eine geringe 
Mehrheit. 

Es folgt der Bericht des Vorsitzenden über die letzte 
Tagung des Central-Verbaudes; er entwirft in kurzen 
Zügen ein Bild über die so erfolgreiche Tätigkeit des 
Verbandes und verliest den Schriftwechsel des C. V. 
mit dem Verband der Trockenplattenfabrikanten wegen 
Angaben von Datum und Empfindlichkeitsgrad auf 
den Packungen. Diese Forderung sei abgelehnt worden, 
so berechtigt sie ist. Inzwischen seien die Fabrikanten 
jedoch mit einer Preisherabsetzung entgegengekommen, 
ein Erfolg, den einzelne Vereine wohl nie erzielt 
hätten. Ringfreie Fabriken, deren er einige anführte, 
erklärten sich entgegenkommenderweise mit besonderen 
Forderungen einverstanden. Die Abstimmung über 
den erhöhten C. V.-Beitrag ergibt Bewilligung. 

Kassenführer Kollege Wegner verliest die Auf- 
stellung des neuen Haushaltsetats und befürwortet 
nach kurzer Erläuterung desselben eine Erhöhung 
aller Beiträge um 150 0%, als den heutigen Verhält- 
nissen annähernd angemessen, und bemerkt, dass wir 
in puncto Höhe der Beiträge anderen Innungen gegen- 
über noch immer im Rückstande seien. Nach längerer 
Debatte ergibt erfolgte Abstimmung Annahme der vor- 
geschlagenen Erhöhung. Tag der nächsten Versamm- 
lung: 4. April. Ort: Stettin. 

Bei der nunmehr folgenden Aussprache fordert 
Kollege Wolff die Anklamer Kollegen auf, sich mit 
dem dortigen Magistrat wegen Befreiung ihrer Lehr- 
linge vom dortigen Fortbildungsschulunterricht zum 
Zwecke der Beteiligung an der Stettiner Fachklasse in 
Verbindung zu setzen. Kollege Wunsch-Anklam er- 
bietet sich, die nötigen Schritte zu unternehmen. kKol- 
lege Schumann-Stettin empfiehlt, in Zukunft nicht 
Jeden Amateur, der einmal gegen Entgelt einige Auf- 
nahmen machte, zur Iunung heranzuziehen. Dem 
widersprechen die Kollegen Wunsch-Anklam und 
Müller- Treptow. — Schluss der Sitzung: 5 Uhr 
5o Minuten. Anwesend 38 Mitglieder. 


Auch diesmal hatte sich die Firma Hans Draeger 
die Mühe nicht verdriessen lassen, eine reichhaltige 
und wirkungsvolle Ausstellung photographischer Er- 
zeugnisse und Bedarfsartikel im Nebensaal aufzustellen. 


Diverse Kontaktpapier - Probepäckchen standen zur 
freien Verfügung eines jeden. Herr C, Grieser- 
Berlin, Vergrösserungsanstalt „Mafrum“, zeigte eine 


Von der 


Serie farbenprächtiger Kolorits und schöner Vergrösse- 


rungen, deren feine Technik Bewunderuug erregte. 


Sixtus Neumann, Schriftführer. 


Die Mitglieder werden gebeten, die fälligen Innungs-, 
Gehilfen- und Lehrlingsbeiträge, welche jetzt 15, 2,50 
und 1,25 Mk. betragen, bis zum 20. Februar post- und 
bestellgeldfrei an unseren Kassierer, Herru Otto 
Wegner-Stettin, Poststrasse 7, einzusenden oder auf 
Postscheckkonuto Stettin Nr. 34 064 einzuzahlen. Nicht bis 
zu dem angegebenen Tage eingegangene Beträge werdeu 
durch die Post eingezogen. 1.A.: W. Wolff. 


—DB4— 


Photographen - Zwangsinnung 
tür den Regierungsbezirk Erfurt. 
Sitz: Erfurt. 

Unsere erste diesjährige ordentliche Versamm- 
lung findet amı Dienstag, den 22. Februar, 1921, 
vormittags ıo Uhr, im „Handwerkerheim“ Erfurt, 
Komturgasse 4, statt. 


Tagesordnung. 

1. Jahresbericht des Vorstandes, Rechnungslegung 

und Eingänge. 

2, Genehmigung des Haushaltplan für ıg2r. 

3. Festsetzung eines Lebrplans für die Lehrlings- 

fachklassen und Lehrlingsangelegenheiten. 

4. Nachbewilligung der überschrittenen Titel I, 3, 4, 5 
und 6 des Haushaltplaus Ig2o. 

. Festsetzung der Tätigkeit der Kreisleiter. 

‚ Ergänzung der Mitgliederstammrolle und Neu- 
aufstellung der Stammrolle für Gehilfen und 
Hilfskräfte. 

. Kostenbewilligung des Neudruckes der Statuten, 

. Neuwahl der ausscheidenden Vorstandsmitglieder 
und Kereisleiter. 

9. Neuwahl der ausscheidenden Ausschussmitglieder. 

ıo. Wahl der Delegierten zum Central- Verbandstag 

in Frankfurt a.M. 

ıI. Wahl des nächsten Versammlungsortes. 

ı2. Eingegangene Anträge. 

13. Verschiedenes, 


aa 


oJ 


Der Haushaltplan für 1921 liegt eine Stunde vor 
Beginn der Versammlung zur Einsicht aus. Anträge 
zur Versammlung sind bis zum 19. Februar an den 
unterzeichneten Obermeister einzureichen. Wegen Ver- 
säumnis mache ich auf $ 22 und den in Nr.5 der 
„Chronik“ vom 4. Februar ıg2ı veröffentlichten Nach- 
trag II unter Nr. Io, $ 22, aufmerksam. 


In dieser Versammlung liegen die Prüfungsarbeiten 
sowie die Arbeiten der im zweiten Lehrjahr befind- 
lichen Lehrlinge aus. A. Rudolph, Obermeister. 


Avschliessend an obige Bekanntmachung bitte ich, 
die fälligen Beiträge für das erste Halbjahr ıg2ı bis 
spätestens ı. März portofrei an mich einzusenden. 
Auch nehme ich in der Versammlung am 22. Februar 
in Erfurt diese Beträge an. Zu zahlen sind: 


46 _ PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


An ordentlichen Mitgliederbeiträgen . 12,50 Mk., 
„ Händler-Mitgliederbeiträgen. 1I0,— ,„ 
für Gehilfen, Gehilfinnen oder Hilfs- 

kräfte je... u 6— ,„ 
„ Lehrlinge oder Lehrmädchen je 32—, 
au Central-Verbandsbeitrag ie OT 
für „Photogr. Chronik“ allein . . . —oy 
r = r mit „Atelier 

des Photographen® . IL50 ,„ 


Ausserdem mache ich auf meine Bekanntmachung 
vom 28. Januar aufmerksam, betreffs Nachzahlung der 
Zeitungsgebühren. Obige Beträge können auch gleich 
für das ganze Rechnungsjahr ıg2ı an mich abgeführt 
werden, und sind die angegebenen Beträge dann zu ver- 
doppeln. Nach dem I. März erhebe ich durch die Post 
per Nachnahme, zuzüglich Porto. 

Otto Schäk, Kassierer, Erfurt, Werderstrasse 2. 


u a LU 0 ee) 
Kleine Mitteilungen. 


— Der Fragekasten dieser Nummer enthält unter 
„Steuerauskunft" eine Anfrage wegen Schaukasten- 
steuer. Wir bitten die Leser unserer Zeitschrift, die Aus- 
kunft darauf geben können, um eine Äeusserung. An 
dem Wohnort unseres Steuersachverständigen gibt es 
keine Schaukastensteuer. 

— Deutsche Photohändler-Schule in Dres- 
den. Der nächste Lehrgang beginnt am 4. April und 
dauert bis 31. Juli. Anmeldungen sind möglichst bald 
an die Geschäftsstelle der Schule, Dresden-A. ı, Wall- 
strasse 25, II, zu richten, wo auch jede gewünschte 
weitere Auskunft erteilt und Prospekte, die Lehrplan 
und Aufnahmebedingungen enthalten, gegen Ein- 
sendung von I Mk. abgegeben werden. Die Unter- 
kunft in Dresden begegnet keinen besonderen Schwierig- 
keiten. 

— Ausbildungskursus. Die Sektion Dresden 
des Sächsischen Photographen - Bundes veranstaltet 
einen Ausbildungskursus zur bevorstehenden Gehilfen- 
prüfung. Die bisber abgehaltenen Prüfungen haben 
gezeigt, dass die theoretischen Kenntnisse der Lehr- 
linge ausserordentlich viel zu wünschen übrig liessen. 
Nach den Prüfungsbestimmungen aber muss der 
Prüfungsausschuss ein besonderes Mass von Kennt- 
nissen verlangen. Den Lehrlingen ist nun durch den 
Besuch des Ausbildungskurses die Möglichkeit geboten, 
diese Kenntnisse sich anzueignen. Die Lehrherren 
werden im eigenen Interesse aufgefordert, die Lehr- 
linge zum Besuche dieses Kurses anzumelden und an- 
zuhalten. Der Kursus ist nur bestimmt für die zu 
Ostern d. J. zur Gehilfenprüfung angemeldeten Lehrlinge. 


Lehrplan: 
Die photographischen Negativverfahren. 

ı. Die Trockenplatte, ihre Entstehung, ihre Eigen- 
schaften. 

2. Die Entwicklung. Zusammensetzen eines Ent- 
wicklers. Die verschiedenen Entwicklersubstanzen und 
ihre besonderen Eigenschaften. 

3. Die Fixierung. Zusammensetzung des Fixier- 
bades. Neutrales, saures und härtendes Fixierbad. 


4. Das Waschen des Negatives. 

5. Die Belichtung. Kennzeichen für Unter-, Ueber- 
und richtige Belichtung. 

6. Die Korrektur mangelhafter Negative. a) Ver- 


stärken, Quecksilberverstärker, Uranverstärker. b) Ab- 
schwächen, Blutlaugensalzabschwächer, Ammonium- 
persulfatabschwächer. 


7. Die verschiedenen Arten von Schleier, ihre Ur- 
sache, ihre etwaige Beseitigung und ihre zukünftige 
Vermeidung. | 

8. Die hauptsächlichsten Auskopierpapiere. Prak- 
tisches Arbeiten: Kopieren (Negative sind bereits zum 
ersten Vortrag mitzubringen). Getrennte Tonbäder, 
Fixieren. Tonfixierbäder, Goldtonbäder, Platinton- 
bäder. Kopieren bei elektrischem Licht. Theoretische 
Besprechung der Vorgänge. | 

g. Pigmentverfahren: Praktisches 
theoretische Besprechung der Vorgänge. 

ı0. Die hauptsächlichsten Entwicklungspapiere mit 
praktischen Arbeiten, Entwickeln, Fixieren, Tonen, 
theoretische Besprechung der Vorgänge. 

ı1. Vergrösserungen auf Platten und Papieren. 

ı2. Aufziehen und Fertigmachen der Bilder. 


Arbeiten und 


Photographische Optik. 


13. Die Bestandteile eines Objektives. 

14. Die wesentlichen Bestimmungsstücke eines Ob- 
jektives: Brennweite, Bildwinkel, Lichtstärke. Der 
innere Zusammenhang dieser. Porträtobjektiv, Univer- 
salobjektiv, Weitwinkelobjektiv. | 

15. Wechselbeziehungen zwischen Art der Aufnahme. 
Plattenformat, Brennweite, Bildwinkel und Lichtstärke. 

16. Fehlererscheinungen. Die bekanntesten op- 
tischen Fehler einer einfachen Linse. Fokusdifferenz, 
Kassettendifferenz, Bildwölbung, Astigmatismus, Licht- 
fleck, Vignettieren, Verzeichnung,. 

17. Die verschiedenen Objektivtypen: Landschafts- 
linse, Aplanat, Anastigmat, Doppel- und Tripleanastig- 
mat, die bekanntesten Vertreter dieser Klassen, ihre 
praktischen Unterschiede. 

18. Gesetzkunde. 


Vortragender für die Punkte ı1—7: Chemiker 
Alfred Funger, Mittwoch, den 23. Februar, von 
3—6 Uhr im Atelier Wiehr, Prager Strasse 30. 

Vortragender für die Punkte 8—9 und 18: Bruno 
Wiehr, Mittwoch, den 4. März, von ı—5 Uhr im 
Atelier Wiehr, Prager Strasse 30. 

Vortragender für die Punkte 10—ı2: Hermann 
Bähr, Mittwoch, den g. März, von 4—6 Uhr im Atelier 
Bähr, Dresden N., Antonstrasse 2. 

Vortragender für die Punkte 13 —ı7: Hugo 
Erfurth, Mittwoch, den 16. März, von 3—5 Uhr im 
Atelier Erfurth, Zinzendorferstrasse II. 


Befreiung vom Fortbildungsschulbesuch während 
der Unterrichtsstunden wird auf Antrag des Lehrherrn 
von der Sektion befürwortet. 

Zur Deckung der Unkosten ist mit der Anmeldung 
ein Betrag von 30 Mk. einzusenden. Der Betrag für 
Lehrlinge von Nichtmitgliedern des Bundes beträgt 
5o Mk. Unbemittelten Lehrlingen kann auf Antrag der 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | 47 


[Lana 


Unkostenbetrag ermässigt oder erlassen werden. Die 
Vortragenden haben ihre Tätigkeit ehrenamtlich über- 
nommen. | 

Anmeldungen sind bis zum 20. Februar zu 
richten an Herrn Bruno Wiehr, Dresden, Prager 
Strasse 30. Telephon 21037. 

— Im Anzeigenteil dieser Nummer befindet sich 
eine Bekanntmachung, betreffend Gehilfen- und Meister- 
prüfungen in Berlin, worauf wir hier noch besonders 
hinweisen möchten. | 

— Herr Kunstphotograph E. Wasow- München 
veranstaltet am 22., 23. und’24. Februar d. Js. seinen 
IX. Lehrgang für „Aesthetik in der Photographie“. 
Es wird wiederum geboten ein einleitender Vortrag 
mit etwa ı5o Lichtbildern, danach Vorlesungen über 
die Aufnahme (mit einschlägigen Uebungen), über den 
Negativ- und den Positivhergang. Weitere Veranstal- 
tungen sind: Ausstellung von Lichtbildnissen, Führung 
durch die Pinakothek und die Besprechung eigener, 
von den Teilnehmern mitgebrachter Arbeiten. Beginn: 
Dienstag, den 22. Februar, vormittags 9 Uhr, in dem 
Wasowschen Atelier, Franz- Josef-Strasse 28. Die 
Teilnehmervergütung beträgt 200 Mk. 


— Sonntagsruhe. Der Regierungspräsident in 
Erfurt hat folgende Bekanntmachung, betreffs Sonn- 
tagsruhe im Photographengewerbe, erlassen: 

„Auf Antrag von mehr als zwei Dritteln der selb- 
ständigen Gewerbetreibenden des Photographengewerbes 
bestimme ich hierdurch auf Grund des & 4ıb der Ge- 
werbeordnung, dass in photographischen Anstalten des 
Regierungsbezirks Erfurt an Sonn- und Feiertagen ein 
Gewerbebetrieb nur so weit stattfinden darf, als gemäss 
meiner Verfügung vom ı. Juli I920 (Amtsblatt $. 171) 
Arbeiter beschäftigt werden dürfen, nämlich: 


a) an den letzten vier Sonntagen vor Weihnachten 
von Io Uhr vormittags bis 7 Uhr abends; 


b) an den übrigen Sonn- und Festtagen, mit Aus- 
nahme des ersten Weihnachts-, Oster- und 
Pfingstfeiertages, während 4 Stunden. Die Fest- 
legung dieser Stunden bleibt den Ortspolizei- 
behörden nach Benehmen mit den ansässigen 
selbständigen Photographen überlassen. Stets 
zulässig ist jedoch die auf vorherige Bestellung 
erfolgende Aufnahme von Gruppenbildern bei 
Hochzeits- und sonstigen Familienfeiern, bei 
Vereinsveranstaltungen, bei Festzügen und 
sonstigen Öffentlichen Veranstaltungen. Diese 
Anordnung tritt sofort in Kraft. 

Erfurt, den 27. Januar 1921. 
Der Regierungspräsident.“ 


— Die Fachschule für Photographen zu 
Berlin. Im Anschluss an das Jubiläum der Berliner 
Fachschule für Photographen hatte die Direktion der- 
selben am 23. Januar eine gesellige Nachfeier veran- 
staltet. Die stattliche Versammlung, bestehend aus 
den geladenen Gästen (die Berliner Prinzipalität war 
durch die Vorstände des Photographischen Vereins und 
der Zwangsinnung vertreten), dem Lehrkörper und der 
vollständig versammelten Schülerschaft, füllte den 





grossen Festsaal des Lettevereins, Viktoria - Luise- Platz. 
Nach einleitendem Orgelspiel des Organisten Herrn 
Mey und einem Lichtbildervortrage, welcher mit seinen 
vaterländischen Motiven (Autochromaufnahmen) und 
entsprechender musikalischer und deklamatorischer Be- 
gleitung (Herr Tiedemann jun.) seine Wirkung bei 
den Teilnehmern nicht verfehlte, schlossen sich einige 
künstlerische Gesangsvorträge von Fräulein Kühn an. 
Jung und alt vereinigten sich sodann an fünf grossen 
festlich gerichteten Tafeln beim Bohnenkaffee und 
selbstgebackenem Kuchen zu anregender Unterhaltung, 
wobei Herr Lüpke, der bewährte Vorsitzende des 
Photographischen Vereins, an die Festversammlung 
einige Worte richtete, welche mit dem Dank und einem 
Hoch auf die Direktion und dem Lehrkörper aus- 
klangen. Weiter trugen Frau Taubert mit humo- 
ristischen und Herr Schüler mit ernsten Vorträgen 
zur Belebung der Kaffeetafel bei. Bald war die Jugend 
in ihrem Element. Aber auch „die ältere Jugend“ ver- 
schmähte es nicht, ein Tänzchen nach früherer Art zu 
riskieren, während der übrige Teil sich zu einer Be- 
sichtigung der umfangreichen Räume der photographi- 
schen Abteilung des Lettevereins unter sachkundiger 
Leitung zusammenfand. Der harmonische Verlauf dieser 
geselligen Veranstaltung zeigt, dass die Direktion der 
Berliner Fachschule für Photographen volles Verständnis 
für die Wünsche unserer fachlichen Jugend hat. Die 
Feier soll aber auch weiter ein Ansporn sein, sich mit 
Lust und Liebe nun wieder seiner fachlichen Aus- 
bildung zu widmen, zum Wohle des Faches. 


Wilhelm Dost. 
—R 


Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 

beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Technische Fragen. 


Frage 6. Heır V. M. in Ch. (Bulgarien). Ich habe 
einen Vergrösserungsapparat der Ica mit Kondensor 
von 23 cm Durchmesser und ein Voigtländer-Heliar, 
36 cm, I:4,5. Da es hier kein Gas- oder elektrisches 
Licht gibt, arbeite ich mit Beuzinlampen, erziele aber 
meist zu flaue Vergrösserungen. Wo bekomme ich 
Benziu-, Petroleum- oder Spirituslampen mit so 
starkem Licht, dass ich tadellose Vergrösserungen im 
Format 80% ıco cm herstellen kann? Welches Objektiv 
eignet sich hierzu am besten? 

Antwort zu Frage 6. Die beste Lampe für den 
genannten vorzüglichen Vergrösserungsapparat ist für 
den Fall, dass Gas- und elektrisches Licht fehlt, ein 
Azetylenbrenner. Die Ica-Gesellschaft, Dresden, liefert 
diese Brenner mit Azetylenenutwickler und allem Zu- 
behör, die ganz ausgezeichnet arbeiten. Sie benutzen 
für einen derartig grossen Apparat am besten einen 
Entwickler mit einer vierflammigen Lampe, welcher 
ein genügend starkes Licht liefert, um selbst Ver- 
grösserungen in grösstem Ausmass bei erträglichen 


48 | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Belichtungszeiten zu erzielen. Sie bekommeu mit 
Azetylenlicht auch. leicht gute Kontraste und werden 
nur dann mit zu flauen Vergrösserungen zu kämpfen 
haben, wenn Ihre Negative ungewöhnlich dünn sind; 
richtig kopierende Negative geben in jedem Fall Ver” 
grösserungen, die eher zu hart als zu weich sein werden’ 

Fyage 7. Heır H.T. in Z. Für meine Trocken- 
aufziehpresse muss ich eine neue Zinkplatte haben, da 
die alte unbrauchbar geworden ist. Muss diese Zink- 
platte besonders präpariert werden oder kann eine ge- 
wöhnliche Platte benutzt werden? 

Antwort zu Frage 7. Au die Zinkplatte für diesen 
Zweck ist nur die Forderung zu stellen, dass sie glatt 
und eben ist. In grösseren Metallwarengeschäften 
können derartige Zinkplatten von 2—3 mm Dicke in 
den richtigen Abmessungen gekauft werden. Noch 
besser sind die Zinkplatten, welche die Handlungen 
mit photomechanischen Platten für Klischeezwecke 
liefern, da diese eine blank polierte, vollkommen 
ebene Oberfläche besitzen. 
an Ihren Photohändler und bestellen sich eine ent- 
sprechend grosse Zinkplatte für Zinkätzung oder Auto- 
typie, die zweckmässig ebenfalls höchstens 2—3 mm 
dick sein muss. Von deutschen Firmen liefert derartige 
Platten unter anderen die Graphische Anstalt und 
photographische Handlung von Klimsch & Co. in 
Frankfurt a. M. 


Frage 8. Herr C.v. 5. in R. (Bayer. Allgäu). Wer 
liefert grosse Entwicklungsschalen aus Papiermache 
oder Emaille, etwa so—60 cm gross? Wie verfährt 
man bei der Selbstherstellung und Lackierung von 
Entwicklungsschalen aus Holz? 

Antwort zu Frage 8. Wir haben schon wieder- 
holt mitgeteilt, dass man für Entwicklungszwecke von 
Papieren vorzügliche Holzschalen sich selbst her- 
stellen kann. Allerdings muss man gut abgelagertes 
und astfreies Holz in etwa 6—7 mm dicken Brettern 
verwenden. Die Schale wird aus diesen Brettern im 
richtigen Ausmass mit Nuten und Dübeln sowie durch 
eingesetzte Verstärkungsschrauben sauber hergestellt 
und dann entweder zum Gebrauch jedesmal mit Wachs- 
tuch ausgelegt, oder auch ohne diese Einlage so ge- 
braucht, dass man das Holz mit Paraffin wasserdicht 
macht. Hierzu wird die vollkommen trockene Holz- 
schale innen und aussen mit dampfend heissem Hart- 
paraffin mittels eines Pinsels überstrichen und ein- 
gelassen. Im Innern wird der Ueberzug gelegentiich 
wiederholt. Auch kann man in Ermanglung von 
Hartparaffin guten Asphaltlack benutzen, den man auf 


die sehr trockene Schale mehreremals aufträgt und. 


nach jedem Anstrich an einem warmen Ort gründlich 
austrocknet. Solche Schalen halten länger als Papier- 
massenschalen, man darf aber niemals Flüssigkeiten 
darin längere Zeit stehenlassen. 

Frage 9. Herr M. H. in P. Meine Fixierbäder 
werden mit der Zeit gelb und braun und färben, ohne 
erschöpft zu sein, in diesem Zustand die Platten an. 
Können solche Fixierbäder noch länger gebraucht 


Sie wenden sich am besten - 


werden und was hat zu geschehen, um den Fehler zu 
vermeiden? 

Antwort su Frage 9. Der Fehler wird durch das 
allbekannte saure Fixierbad, welches alle Photographen 
sonst anwenden, ohne weiteres vermieden, wobei zu- 
gleich der Vorteil gewonnen wird, dass das Fixierbad 
bis zur Erschöpfung benutzt werden kann. Das saure 
Fixierbad wird folgendermassen angesetzt, dass man 
zunächst 200 g Fixiernatron in I Liter Wasser löst und 
dann ı5 g Natriumbisulfit in dieser Flüssigkeit auflöst. 


Steuerauskunft. 

Frage 1. Herr W. B. in E. ı. Sind die vom 
Künstler hergestellten Originalwerke (Plastiken, Male- 
reien, Radierungen) noch luxussteuerpflichtig, d. h. 
also, hat der Künstler selbst bei direktem Verkauf 
an Liebhaber noch die Luxussteuer (I5 0%) zu zahlen? 
(Das Gesetz soll wieder aufgehoben worden sein und 
nur im Kunsthandel wäre die Steuer zu zahlen.) 

2. Ist für obengenannte Werke die allgemeine Um- 
satzsteuer zu entrichten, 1!/, %? In dem Formular 
zur Umsatzsteuererklärung U heisst es: „Allgemeine 
Umsatzsteuer für Gewerbebetriebe“, ebenso wird 
auch immer von gewerblichen Leistungen, von ge- 
werblicher Tätigkeit usw. geschrieben. Kunst war 
bisher kein Gewerbe, oder ist vielleicht jetzt auch die 
Stimme einer Konzertsängerin gewerblich geworden, 
gehört schliesslich gar unter „Handel im Umherziehen!“? 
Es wären also zum mindesten diese Formulare recht- 
lich nicht einwandfrei. Daraus folgt nun meine 

3. Anfrage. Sind diese Werke gewerbesteuer- 
pflichtig? Bilder, die keinen Liebhaber finden, werden 
gewöhnlich wieder übermalt, Plastiken zerkracht. Nach 
dem Art. 2, $S 4, des Ergänzungssteuergesetzes sind sie 
nicht steuerpflichtig, nach dem Umsatzsteuergesetz 
dürften sie doch demnach auch nicht zur gewerb- 
lichen Tätigkeit zu rechnen sein. 

Antwort zu Frage 1. ı. Die von Künstlern her- 
gestellten Originalwerke der Plastik, Malerei und 
Graphik sind im Kleinhandel mit ı5 %, luxussteuer- 
pflichtig, d. b. wenn der Verkäufer unmittelbar an den 
Verbraucher liefert. In diesem Falle würde auch der 
Künstler der Luxussteuer unterliegen. Künstlerstein- 
zeichnungen sind auch im Kleinhandel luxussteuerfrei, 
wenn die Platte nicht vor 1870 hergestellt ist. Die 
Befreiung fällt weg, wenn es sich um Vorzugsdrucke 
auf besserem Papier handelt. 

Antwort 2. Der Künstler, der zum Verkauf seiner 
Werke die Vermittlung eines Kunsthändlers benutzt, 
hat nur die allgemeine Umsatzsteuer von 1), % zu 
zahlen, da das neue Umsatzsteuergesetz im Gegensatz 
zu dem früheren nicht nur die Einnahmen aus gewerb- 
licher, sondern auch aus beruflicher Tätigkeit der Um- 
satzsteuer unterwirft. 

Antwort 3. Die bildenden Künste, z. B. Bildhauerei, 
Malerei, Musik, sind von der Gewerbesteuer befreit, 


dagegen nicht Konzertvermittier, Kunstausstellungen 


u. dgl. Pf. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geb. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlia- Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Drack und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN- -ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 60 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 

Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg 19. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik, 

graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). 

| 6 Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für 
er 


ausserdem monatlich einmal 
— Der Bezu gepreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 
„Atelier“ 


„Das Atelier des Photo- 


allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 


5omm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 50oPf. Anfragen und Auf- 
träge an 1 an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.- "Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 7 


18. Februar. 





1921. 














Aus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 
sein, sondern werden, soweit erforderlich, 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 
von der Redaktion umgearbeitet. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 
Alle Einsender erhalten Honorar 


für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Ueber Negativretusche von Porträt- 
aufnahmen. 


Solange es in der Welt eine Eitelkeit gibt, 
wird besonders an Porträts die Negativretusche 
bestehen bleiben. Um die Negativretusche zu 
erlernen, gehört eine lange, ausdauernde Uebung 
und auch etwas zeichnerische Veranlagung. Es 
gibt Photographen, die erklären, sie hätten zur 
Retusche keine Geduld. Es muss jedoch hinter 
dieser Geduld der eiserne Wille stehen, etwas 
zu lernen, was einem immer nützlich sein kann. 
Um etwas zu erlernen, muss man ausser dem 
eigenen Willen auch einen guten Lehrmeister 
haben. Während meiner Lehrzeit als Photograph 
vom Jabre 1886— 1889 hatte ich einen Lehr- 
meister, welcher in seinen jungen Jahren vom 
Dekorationsmaler zur Photographie überging 
und darin sein Bestes als Negativretuscheur 
leistete. Diese Spezialität übte mein damaliger 
Lehrmeister etwa ıo Jahre in einem der ersten 
Geschäfte Deutschlands aus, und die Folge da- 
von war, dass er mir als späterer Arbeitgeber 
diese Tätigkeit auch beizubringen suchte. Heute, 
nach über dreissigjäbriger Berufstätigkeit im 
Alter von 49 Jahren, übe ich die Negativretusche 
noch ohne Brille und Lupe aus. In kurzen 
Zügen will ich in folgendem meine Auffassung 
in der Negativretusche niederschreiben: 

Ausser der eingangs erwähnten zeichne- 
rischen Veranlagung und festem Willen be- 
trachte ich noch das Tonmodellieren zur Er- 
lernung der Negativretusche als sehr notwendig. 
In diesem Modellierunterricht, der in grösseren 
Städten in Gewerbeschulen gelehrt wird, hat 
der Lehrling Gelegenheit, Augen, Nasen, Ohren, 
Mund und später ganze Köpfe selbst zu model- 
lieren. Dadurch bekommt der Lehrling etwas 
anatomische Kenntnisse des Kopfes, worauf sich 
ja der grösste Teil der Negativretusche erstreckt. 
Selbstredend gibt es auch Negativretusche an 


Kleidern und Hintergründen, Entfernung störender 
Teile und von sehr geübten Retuscheuren Ein- 
zeichnen von Hintergründen. Der Platz und 
die Einrichtung des Negativretuscheurs sei etwa 
folgender: Direkt am Fenster ein dunkler Vor- 
hang zum Auf- und Zuziehen; über dem Re- 
tuschierpult einschwarzes Tuch, welches störendes 
Licht von rechts und links abhältl. Wo es 
irgend geht, bringe man hinter dem Negativ- 
retuscheur von der Decke bis zum Boden einen 
verschiebbaren dunklen Vorhang an. Als Be- 
leuchtung kann Tageslicht oder Kunstlicht dienen. 
Zur Verstärkung des Tageslichts bediene man 
sich des Spiegels. Zur Dämpfung oder Zer- 
streuung des Lichtes verwendet man Matt- oder 
Milchglasscheiben. Man halte sich eine Anzahl 
grösserer und kleinerer Kartonausschnitte, um 
nur den zu bearbeitenden Teil des Negativs zu 
sehen. Als Bleistift und Pinsel verwende man 
nur das Beste, und zwar in Bleistiften möglichst 
alle Härtegrade, zum endgültigen Spitzen der 
Bleistifte verschieden harte Bimssteine. Aquarell- 
farbenkasten und eine Anzahl scharfer Messer 
zum Schaben, ein Fläschchen Mattolein, bestehend 
aus Terpentinöl und Kolophonium, oder Geigen- 
harz, gehören zum weiteren Werkzeug des Negativ- 
retuscheurs. Das Einreiben des Negativs mit 
Mattolein kann mit Watte, einem weichen Woll- 
oder Lederläppchen oder auch mit dem Hand- 
ballen geschehen. Zur Zurückhaltung zu dunkel 
kopierender Stellen benutzt man auf der Glas- 
seite weissen und gefärbten Mattlack; auf der 
Schichtseite Anilinrot. Der Mattlack auf der 
Glasseite kann mit Bleistift und Wischer noch 
überarbeitet werden. Hat man z. B. einen 
grösseren Kabinettskopf einer Dame, so bearbeite 
ich diesen etwa folgendermassen: Die Nase, die 
Stirn, das Kinn, die Mundpartie, die Wangen, 
die Gesichtszüge und zuletzt den Hals. Die 
Gesamtretusche hängt natürlich wesentlich vom 


7 


so | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Alter der zu retuschierenden Person, aber auch 
von der Beleuchtung des Kopfes bei der Auf- 
nahme und dem Dursichtigkeitsgrad des Negativs 
ab. Man kann die Beobachtung machen, dass 
bei einem Kopf, von vorn aufgefasst, die Züge 
auf der einen Gesichtshälfte bedeutend stärker 


erscheinen als auf der anderen, dies muss in. 


den meisten Fällen durch Retusche gemildert 
werden. Es ist überhaupt gut, wenn man sich 
von grösseren Köpfen Rohabzüge anfertigt. 

Es ist nun einmal so, dass die Welt be- 
trogen sein will, und ich weiss, dass ein ziemlicher 
Prozentsatz der Kundschaft ohne jede Negativ- 
retusche gar keine oder bedeutend kleinere Be- 
stellungen machen würde. Das photographische 
Objektiv ist eben grausam ehrlich; aber be- 
sonders zum Trost der Damenwelt kann man 
auch sagen, dass der Photograph oft selbst 
schuld ist, wenn die Personen auf den Roh- 
abzügen noch älter aussehen als in Wirklichkeit. 
Im Leben werden die Gesichtszüge noch stark 
gemildert durch die Farbe. Durch unrichtig 
verwendete Platten und schlechte Beleuchtung er- 
scheinen die Gesichtszüge zu stark, desgleichen 
durch zu scharfes Einstellen. 

Der Mimiker, oder sagen wir Charakter- 
darsteller, weiss genau, dass die Gesichtszüge 
nach unten gehend älter machen. Durch freund- 
lichen Gesichtsausdruck gehen die Züge in die 
Höhe; also muss auch der Negativretuscheur 


dies berücksichtigen, sofern es dem Operateur 
nicht gelungen ist, einen lebhafteren, freund- 
licheren und sprechenderen Ausdruck festzuhalten. 
Augenbrauen, Kopfbaar muss der Retuscheur 
gleichfalls beachten, es sind dies Dinge, die bei 
eitlen Menschen sehr wesentlich sind. 


Wenn auch der Bildhauer Batholomä von 
der Photographie sagte: „Den Deckel ab und 
die Hände in die Tasche!“ Photographieren, 
aber keine weiteren Eingriffe' So verteidige 
ich die Negativretusche bis dahin, wo es die 
Eitelkeit der Menschen wünscht und soweit der 
Photograph diese Retusche selbst verschuldet 
hat. Man stösst ja im Leben leider auf so viel 
Unwahres, Unechtes und leider so viel Herr- 
schaft des hohlen Scheines. Der Polsterstuhl 
vor dem Wolkenhimmel, der Gartenstuhl im 
Salon, die künstlichen Blumen, Steinbänke und 
Felsen aus Holz, der Bauer im Polstersessel usw. 
Bei so viel Unwahrheit sind die Sünden der 
Retuscheure noch bescheiden, und ich bin dafür, 
dass der Operateur und der Laborant möglichst 
Negativretusche sparen, aber ganz ohne diese 
kommen wir nicht aus. Neuerdings sucht man 
auch Hintergründe der Maler durch Retusche 
nachzumachen, davon bin ich kein Freund, 
sondern nur von der ordnenden und etwas ver- 
edelnden Hand eines geübten Negativretuscheurs. 


E. Baumgartner. 


Rundschau. 


Kollodiumhäute. 


Um den abgezogenen Kollodiumhäuten 
eine grössere Elastizität zu verleihen, ohne im 
übrigen die Festigkeit der Schicht zu beeinflussen, 
hat M.de Chardonnet, der Erfinder der künst- 
lichen Seide, ein Mittel angegeben, das im 
„Procede“, 1920, S. 156, näher beschrieben wird. 

Der Genannte hat im Dezember ı9ı8 der 
französischen physikalischen Gesellschaft die 
Resultate von weit zurückliegenden Versuthen 
mitgeteilt, die er mit Kollodiumhäuten angestellt 
hatte. Chardonnet fand, dass, wenn man dem 
Kollodium ein Alkaloid, wie Chinin oder auch 
Anilin zusetzte, und zwar im Verhältnis von 
ı:3000 des Gewichtes der Nitrozellulose, die 
Elastizität des Kollodiums bedeutend vergrössert 
wird. 


— 


[Nachdruck verboten.) 


Bisher benutzte man zum Geschmeidigmachen 
der abgezogenen Kollodiumhaut wie auch bei 
derPräparation vonKollodium-Auskopierpapieren 
bekanntlich andere Mittel. im ersteren Falle 
war es besonders Rizinusöl, das ausgedehnte Ver- 
wendung fand, aber den Uebelstand mit sich 
brachte, dass der Gehalt entsprechend der Jahres- 
zeit verändert werden musste. Zu viel Rizinusöl 
hatte den bekannten Fehler des „Ausschwitzens“ 
zur Folge, der oft recht lästig wurde. 

Wenn sich der von Chardonnet empfohlene 
Zusatz bewähren sollte, so würde jedenfalls der 
Praxis damit in hohem Masse gedient sein, denn 
das Hantieren mit grossen Kollodiumhäuten, die 
nicht genügend elastisch sind, gestaltet sich 
namentlich in der Photolithographie oft recht 
schwierig. Me. 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe in den Stadt- und Landkreisen 
Hannover und Linden. 
Innungsversammlung am Mittwoch, den 23. Fe- 
bruar, abends 7 Uhr, im Restaurant „St. Hubertus“. 


Tagesordnung. 
ı. Genehmigung der Niederschrift voriger Sitzung. 
2. Lohntarifbesprechung. 
3. Neu- und Ergänzungswahl für den Tarifausschuss. 
4. Innungsangelegenheiten. 


IE bene 








Ausstellung von Mappen mit Porträts mit pro- 
jizierten Hintergründen von K, Festge, Erfurt (Inh.: 
Hugo Sontag, Hofphotograph). 

Unter Hinweis auf $ 22 der Satzungen wird um 
pünktliches Erscheinen ersucht. 


Der Vorstand. 
P. Frommelt, Obermeister, Celler Strasse 19a. 


J. Stäglich, Schriftführer, Mehlstrasse 6. 
ihr 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 
I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Wilh. Hoffschild, Berlin S ı4, Wallstrasse 31, Amt Moritzplatz 8864. — 
Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin - Schöneberg, Kaiser- 
Wilhelm - Platz 2, Amt Stephan 4480. — Bibliothek: Fräulein Pflug, 
Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6, Amt Lützow 1224. — Rechts- 
auskünfte: Fritz Hansen, Berlin Ss5g9, Hasenheide 47, Amt Moritz- 


platz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplomskommission: Frangois 
Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı, Amt Stegliz 719. 


Protokoll der Hauptversammlung 
am I2. Januar im Restaurant „Zum alten Askanieı“. 


Der Vorsitzende, Herr Johannes Lüpke, er- 
öffnet die Versammlung mit Neujahrsglück wünschen 
für die Mitglieder. Aufnahme und Bekanntgabe der 
neu angemeldeten Mitglieder. 

Unter den Eingängen ist die Mitteilung des Schrift- 
führers, Herrn Hoffschild, für die Hauptversamm- 
lung von besonderer Wichtigkeit, da Herr Hoffschild 
aus gesundheitlichen Gründen gezwungen ist, sein 
Amt als I. Schriftführer des Vereins niederzulegen. 
Die Versammlung nimmt mit aufrichtigenm Bedauern 
hiervon Kenntnis und bittet gleichzeitig den Vor- 
sitzenden, Herrn Hoffschild persönlich den Dank 
des Vereins für seine Tätigkeit abzustatten. Die Ent- 
schuldigung des allbeliebten Seniors, Herrn Cornand, 
der Hauptversammlung diesmal nicht beiwohnen zu 
können, da er den Arm gebrochen habe, erregt auf- 
richtiges Bedauern in der Versammlung. 

Es liegt dann noch eine Einladung der Fachschule 
zu einer kleinen Jubiläumsnachfeier für Sonntag, den 
23. Januar, im „Lette-Hause“ vor. Seitens der Innung 
wird zum Besuch des Kursus über Arbeiten mit elektri- 
schen Lichtquellen nochmals aufgefordert. Am Abend 
findet eine Sammlung für Oberschlesien statt. 

Der Bericht des Vorsitzenden über das verflossene 
Vereinsjahr enthält den Dank an die Referenten, an 
Professor Mente, an die Herren Heischmann und 
Bürck, Herrn Friede für die Projektionen, Frl. Pflug 
für Verwaltung der Bücherei und last not least Frau 
Lenz, die Sekretärin des Vereins. Die guten Be- 
ziehungen zur Innung und zum Central-Verband finden 
besondere Erwähnung, unter Hinweis auf die Erfolge 
in der Luxussteuer und die Mitarbeiter hierin, der Herren 
Hansen, Hoffschild und Titzenthaler. Von der 
Feier des 25jährigen Fachschuljubiläums ausgehend, 
behandeln die Ausführungen des Vorsitzenden die Ver- 
einstätigkeit im alten und im neuen Jahre. 

Der Bericht des Schatzmeisters gibt ein ausdrucks- 
volles Bild des Kassenstandes. Der Kassenprüfer, Herr 


Sahl, hat die Kasse in Ordnung befunden. Der von 


PHOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. | u 


‚ihm beantragten Entlastung kommt die Hauptversamm- 
lung nach. Dem Antrage des Vorstandes, den Mit- 
gliedsbeitrag auf jährlich 15 Mk. zu erhöhen, wird nach 
Diskussion über diesen Punkt mit grosser Majorität 
stattgegeben. 
Zur Neuwahl des Vorstandes übernimmt Herr 
Schumann den Vorsitz und richtet Dankesworte in 
erster Linie an den Vorsitzenden. Die vorgenommene 
Neuwahl ergibt einstimmige Wahl des I. Vorsitzenden 
sowie der übrigen Vorstandsmitglieder. Als Vorstand 
wurden bestellt die Herren: Johannes Lüpke als 
I. Vorsitzender; Trieb als II. Vorsitzender; Hasse 
als III. Vorsitzender; Ranft als I. Schriftführer; Fräul. 
Suse Byk als II. Schriftführer; Quidde als III. Schritt- 
führer; Conrad als Schatzmeister; Fräul. Pflug 
Bücherwart; Fräul. Direktor Kundt, Herren Titzen- 
thaler, Günteritz, Kuzelowsky als Beisitzer. 


Als Projektionsleiter wird Herr Fried wieder- 
gewählt. Die Vertretung im C. V. wird dem Vorsitzen- 
den übertragen, als dessen Stellvertreter im Behinde- 
rungsfalle hat Herr Kuzelowsky zu gelten. Den 
Vorsitz in der technischen Prüfungskommission soll 
Herr Professor Mente führen und sich die not- 
wendigen Mitarbeiter wählen. Als Syndikus bleibt 
Herr Fritz Hansen. 

Den auschliessenden technischen Teil des Abends 
eröffnet Herr Bürck mit einem kleinen Vortrage über 
Daguerreotypien, als Begleitworte zu den historischen 
Bildern von Philipp Graff aus der Sammlung der 
Frau Geheimrat Behr. Der Vortragende berührt 
viele Berliner Namen, ausgehend von dem Daguerre 
persönlich befreundeten Kommissionsrat Sachse, 
wie es die Chronik Berlins bzw. des Vereins be- 
richtet. Die Darbietung wird von allen Beteiligten 
sehr beifällig aufgenommen und hat eine kleine Dis- 
kussion über Restaurierungsfragen im Gefolge, wobei 
Herr Professor Mente Gelegenheit nimmt, verschiedene 
Fragen zu streifen, in erster Linie die sachgemässe 
Reproduktion von Daguerreotypien. Im Verlauf seiner 
Rede bezeichnet Professor Mente auch das Ahrletyp- 
verfahren, das neuerdings sich immer mehr einführt, 
als sehr geeignet. Herr Conrad nimmt darauf Bezug 
und teilt unter anderen mit, dass die Photographen in 
der Schweiz gerade auf diesem Wege ein grosses Ge- 
schäft machen; er erwähnt dabei, dass die „Ahrletyp- 
Gesellschaft“ in Kürze auch in Deutschland mit einer 
Neuerung auf diesem Gebiete herauskommen werde, 

Von seiten des Herrn Dost wird ein Besuch der 
Charlottenburger Hochschule angeregt. Dieser Vor- 
schlag wird zu einer Bitte an Herrn Professor Mente 
erweitert, damit auch einige Vorträge zu verbinden, 
was seitens des Letztgenannten in liebenswürdiger 
Weise zugesagt wird. Der Vorsitzende nimmt zum 
Schluss Gelegenheit, in erster Linie Frau Geheimrat 
Behr für Ueberlassung der kostbaren Sammlung herz- 
lichst zu danken, desgleichen Herrn Bürck für seine 
Bemühungen. 

Herr Vehl von der „Agfa“ folgte mit einem 
zweiten Vortrage, der sich speziell mit deren Spezial- 
platte befasst und zu dessen Bekräftigung Bildproben 


= 





aus renommierten deutschen Ateliers vorgelegt! sind. 
Auch diesem Vortrage folgt eine anregende Aussprache 
unter den Teilnehmern. 

Die Tagesordnung ist mit diesem Punkte er- 
ledigt. Unter Verschiedenem gibt Herr Wisch noch 
einige Anregungen, deren Erledigung einer Vor- 
standsbesprechung vorbehalten bleiben soll. Der Vor- 
sitzende schliesst die Hauptversammlung kurz vor 
ıI Uhr abends. Die an diesem Abend ausgestellten 
Musterarbeiten entstanınmten dem Atelier E. Bieber- 
Berlin. 


A. Ranft, 
I. Schriftführer. 


“ 
Johannes Lüpke, 
I. Vorsitzender. 


Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Fräulein Hanna Zahrt, Karlshorst, 
Strasse 35. 


Gundelfinger 


Als neue Mitglieder waren gemeldet: 
Herr Robert Plötz, Berlin, Friedrichstrasse 244. 
C. Wolf, Berlin, Friedrichstrasse 76. 
Fritz Klinke, Karlshorst, Tresckowallee 99. 


» 
” 
Als neue Mitglieder sind aufgenommen: 
Herr Rob. Jüttner, Steglitz, Sachsenwaldstrasse 14. 
B. Stephansky, Berlin W 5o, Tauentzien- 
strasse 16, II. 
Hans Natge, Wilmersdorf, Düsseldorfer Strasse 32. 
Karl Rogge, Charlottenburg, Hebbelstrasse 20. 


Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 


Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 200 87 


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Gesell- Ba = Lieht- 
sehaft % 7 bildner. 
Deutscher ", = E.V. 


Im Jahre 1921 hat die Gesellschaft Deutscher Licht- 
bildner die Absicht, in Hamburg eine Ausstellung ihrer 
Leistungen zu zeigen. Direktor Professor Pauli hat 
zu diesem Zweck Räume der Kunsthalle zur Verfügung 
gestellt. 

Es wird nicht leicht sein, 
5o Mitglieder unter Jurierung von Erfurth, Grainer, 
Schenker, Grienwaldt, Wolleschak heute schon 
zur Hergabe ihres besten Könnens zu veranlassen. Zu 
oft müssen wir hören, dass der Krieg die Kräfte zer- 
mürbt hat, dass an eine Verinnerlichung der Arbeit 
noch nicht gedacht werden könne! Sehen wir das 


die vpunmehr etwa 


nicht rechts und links in jedem anderen Beruf? Das 
Brot, die Herauswirtschaftung von im Kriege Ver- 
lorenem verlangen leider nur zu sehr Arbeit für 


das grosse Publikum. Die schwierige Tage nnseres 


Landes tut ihr übriges dazu! So werden wir, denn 
weiter im stillen reifen lassen, was uns noch nicht 


des Heraustretens wert erscheint. Wir werden weiter 
an uns arbeiten, in kleinen Ausstellungen Fortschritte 
zu zeigen, unsere Fehler zu erkennen suchen und ohne 
Ueberhebung uns zu neuem Streben anspornen! 

Das war auch Ziel und Zweck unseres Auftretens 
auf der Stuttgarter Ausstellung, und wenn heute in 
einer süddeutschen Zeitschrift gesagt wird, dass die 
Stuttgarter Ausstellung verpatzt war, dass unser Auf- 
treten ein unglückliches, schlimmes war, so möge er- 
widert sein, dass die Ausstellung dem Publikum mit 
ihren Fehlern imponierte, dass sie aber uns alles ge- 
boten hat, was wir suchten — Belehrung! Wenn 
auch eine Anzahl Vorbedingungen für das gute Ge- 
lingen einer Ausstellung nicht erfüllt waren, so konnten 
wir auch daraus lernen, und wir werden nicht eher mit 
einer grossen Ausstellung beginnen, bis wir uns ge- 
nügend erkannt haben. 

Gewiss kann man auch betrefis der „Neuorien- 
tierung“ verschiedener Meinung sein, und die Sack- 
gasse, die jahrelange Stagnation uns geschaffen, in 
anderer Form zu sprengen versuchen, jedoch wird es 
immer einmal ein Ende geben, und wir dürfen nicht 
vergessen, dass auch ein grösster Meister einmal an 
den toten Punkt kommt. Immerhin ist der Schrei 
nach Einfachheit erst einmal ein Weg aus dem 
Dilemma. Arbeiten wir also weiter an dem begonnenen 
Werk, unbeirrt, Herausforderungen irgendwelcher Art 
nicht achtend. 

Und der Führer? Nicht Zwiespalt wollen wir, 
nicht uns in wechselnden Schriftsätzen die Köpfe er- 
hitzen. Wir führen uns selbst — durch gemeinsame 
Arbeit. Wenn unser Tag da ist, werden wir antworten 
— durch ünsere Arbeit! 

G. D.L. 
Geschäftsstelle: Schallenberg. 


ae 


Verein 
selbständiger Faehphotographen des Ober- 
sehlesisehen Industrie - Bezirks (E. V.). 
Sitz Beuthen, Oberschlesien. 


Einladung 
zu der am Freitag, den 25. Februar, nach- 
mittags 4 Uhr, stattfindenden Hauptversammlung 
in Beuthen, Oberschlesien, „Cafe Hindenburg“, I. Et. 


Tagesordnung: 
. Eingänge. 
. Jahresbericht. 
. Kassenbericht. 
. Verschiedenes. 
Neuwahl des Gesamtvorstandes. 
. Besichtigung der Ausstellungen der Leonarwerke, 


Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der 'Tagesord- 
nung (spez. Neuwahl des Vorstandes) und der Be- 
sichtigung der Ausstellung der Leonarwerke ist das Er- 
scheinen aller Mitglieder unbedingt geboten. Gäste 


sind willkommen. 
Georg Müller, I. Vorsitzender, 


AN WON HM 





Fränkiseher Photographen - Bund (E.Y.). 


Korporatives Mitglied des Central -Verbandes Deutscher Photo- 
graphen - Vereine und -Innungen, ]J. P 


Einladung. 

Zu der am Donnerstag, den 24. Februar 
abends 7'/, Uhr, im Restaurant „Krokodil“, Nürn- 
berg, Weintraubengasse, unteres Zimmer links, statt: 
findenden Hauptversammlung mit folgender 


Tagesordnung: 
ı. Bericht des I. Vorsitzenden, 
2. Bericht des Kassierers, ' 
3. Verlesen der letzten Protokolle, 
4. Neuwahl der Gesamtvorstandschaft, 
5. Sonstiges 


ladet ergebenst ein Die Vorstandschaft. 


Voranzeige: Am Montag, den 7. März, findet 
unsere erste Wanderversammlung nach dem Kriege in 
Ansbach statt. Nähere Einladung hierzu ergeht noch. 

Titl. Firmen und Fabriken, welche geneigt sind, 
Ihre neuesten Erzeugnisse zu dieser von nordbayerischen 
Photographen gut besuchten Wanderversammlung vor- 
zulegen, würden gut tun, diese an die Photographische 
Anstalt Ortloff in Ansbach, Bayern, einzusenden. 


Die Vorstandschaft. 
Carl Freytag, St. Simon, 
I. Vorsitzender. Schriftführer. 
—BB+4— 


Photographiseher Verein zu Hannover. 


(Korporatives Mitglied des Central - Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Innungen, J. P.) 


Bericht über die Mitgliederversammlung 
am 12. Januar im Restaurant „Bürgerbräu“. 


Die Sitzung fand in Gemeinschaft mit der hiesigen 
Zwangsinnung für das Photographengewerbe statt. 
Den einzigen Punkt der Tagesordnung bildete der Vor- 
trag des Herrn Hofphotographen Professors Krauth 
über die neue ‚„Indupor - Stereophotographie‘‘. Der 
I. Vorsitzende, Kollege Merck, eröffnete 8 Uhr ı5 Min. 
die auch von zahlreichen Gästen besuchte Versamm- 
lung. Nach Begrüssung der Anwesenden wurde Herr 
Professor Krauth vorgestellt und erhielt anschliessend 
das Wort zu dem angekündigten Vortrage. Einleitend 
führte der Redner aus, dass die Stereoskopphoto- 
graphie, obwohl sie über 70 Jahre alt sei, beim Fach- 
mann wenig Eingang gefunden habe und nur bei 
Amateuren und Wissenschaftlern in beschränktem 
Masse gepflegt worden wäre. Bei einem kurzen ge- 
schichtlichen Ueberblick: wurde erwähnt, dass auf der 
Pariser Ausstellung 1858 eine grössere Zahl stereo- 
skopischer Bilder gezeigt wurde. 1862 habe sich in 
London die Stereoskop - Compagnie mit der Anfertigung 
und dem Vertrieb stereoskopischer Aufnahmen befasst. 
In Deutschland sei es eigentlich nur der Kommissions- 
rat Fuhrmann gewesen, der in seinen Kaiserpano- 
ramen Stereoskop-Diapositive einem grossen Kreis zu- 
gänglich gemacht habe. Die Abneigung seitens der 
Fachleute sei wohl darın zu suchen, dass die be- 
quemen Anwendungsmöglichkeiten bisher fehlten. Die 


Aufnahmeformate seien zu verschiedenartig und es 


habe an kleinen handlichen Betrachtungsapparaten ge- 


fehlt. Von diesen Erwägungen ausgehend, und um 
den Fachleuten ein neues, gewinnbringendes Arbeits- 
feld zu verschaffen, habe die Indupor-Stereogesellschaft 
das Verfahren in eine geeignete, leicht zu handhabende 
Form gebracht. Sie gehe von dem überall erhältlichen 
Plattenformat 9X ı2 cm und Objektiven von ı2 cm 
Brennweite aus. Die Montage der Objektive, die die 
Gesellschaft in einem Goergenverschluss liefere, sei 
sehr sorgfältig vorzunebmen, um gleiche Brennweiten 
zu erhalten. Die Aufnahmetechnik unterscheide sich 
in nichts von der der gewöhnlichen Photographie. Da 
sich Retusche nicht anbringen lasse, würde vorteil- 
haft mit farbenempfindlichen Platten und weicher 
Beleuchtung gearbeitet. Besonderes Augenmerk habe 
die Gesellschaft auf die Konstruktion eines kleinen, 
leicht zusammenlegbaren Betrachtungsapparates gelegt, 
Die gezeigten Modelle der Gesellschaft haben die Form 
einer Zigarrentasche, springen auf einen Druck leicht 
auf und sind dann gebrauchsfertig. Die Bilder würden 
am besten auf glänzendem Papier kopiert und in den 
Lichtern leicht angetönt. Zur geschmackvollen Auf- 
machung dienen leichte Papprähmchen mit verschie- 
denen Ausschnitten. Der Vortragende wies darauf hin, 
dass dem rührigen Fachmanne durch Einführung der 
Stereoskopphotographie ein Mittel in die Hand ge- 
geben sei, seinen Umsatz zu erhöhen. In seinem 
Frankfurter Atelier seien von Ico Aufnabmen, die auf 
Risiko gemacht, go abgenommen worden. Auch biete 
der Verkauf der Betrachtungsapparate eine willkommene 
Ergänzung der Verkaufsartikel des Photographen. Zum 
Schluss wurde auf den grossen Nutzen der Stereo- 
photographie in der Industrie wie im Gewerbe und 
in der Wissenschaft usw. hingewiesen und betont, dass 
alles Nähere aus dem von der Gesellschaft heraus- 
gegebenen Indupor- Handbuch zu ersehen sei. 

Reicher Beifall lohnte die Ausführungen des Redner 
und sprach der Vorsitzende Herrn Professor Krauth 
den Dank der Versammlung für das Gehörte aus. 
Einige aus der Versammlung gestellte Fragen wurden 
von demselben und dem Vertreter der Indupor- Gesell- 
schaft, Herrn Bornmüller von der Firma Potthof 
& Abenthern, eingehend beantwortet. Mancher an- 
wesende Kollege wird zu der Ueberzeugung gekommen 
sein, dass es der Indupor- Stereogesellschaft mit viel 
Geschick gelungen ist, die Stereoskopphotographie in 
eine leicht ausführbare Form zu bringen, die ge- 
eignet ist, dem Fachmann bei geringen Anschaffungs- 
kosten gute Nebeneinnahmen abzuwerfen. 

Im Namen des Vorstandes. 
M. Merck, Alb. Lüssenhop, 
I. Vorsitzender. stellvertr. Schriftführer. 
—eitt— 


Hessischer Photographen-Bund (E.Y.). 
Bericht über die Bundesversammlung am 20. Januar in 
Frankfurt a. M. 

So müsste es immer seiu, dachte wohl jeder Teil- 
nehner der Tagung, denu der Besuch war ein so zahl- 
reicher, dass sich das Lokal fast als zu klein erwies, 


54 0 *  » PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





In gewohnter Weise wurden die Damen und Herren 
von dem I. Vorsitzenden begrüsst, insbesondere die als 
Gäste anwesenden Herren Kurz-Wiesbaden und Car- 
tharius-Darmstadt. Der Bericht über die Friedberger 
Tagung wird verlesen und genehmigt. Als wichtigster 
Punkt der Tagesordnung stand die Gründung einer 
Einkaufsgenossenschaft des Hessischen Photographen- 
Bundes zur Verhandlung. Die Aussprache war natur- 
gemäss eine recht eingehende, und wurde dadurch 
diese wichtige Angelegenheit so gefördert, dass die 
Gründung in kürzester Zeit zu erwarten ist. 

Der I. Vorsitzende verlas alsdann eine an ihn ge- 


richtete längere Zuschrift des Vorsitzenden des C.V.,. 


worin sich Kollege Schlegel mit den Wünschen, die 
der unterzeichnete Schriftführer anlässlich unserer 
Friedberger Tagung an den C. V. richtete, beschäftigte, 
so dass der Schriftführer es sich nicht versagen konnte, 
nochmals zu den geäusserten Wünschen Stellung zu 
nehmen. Eben das Interesse an dem C. V. ist es, das 
ihn veranlasst, sich wiederholt mit demselben zu be. 
schäftigen. Es ist ja leider eine bedauerliche Tatsache, 
dass die meisten Kollegen dem C. V. völlig teilnahnı- 
los gegenüberstehen, eben darum wird es so schwer, 
die nötigen Gelder zu bekommen, und darum ist es 
nötig, dass sich der C. V. immer wieder in Erinnerung 
bringt. Dieses Inerinnerung bringen soll durch die 
Wünsche ja bezweckt werden. Dass ja, nachdem der 
Beitrag zum C. V. kürzlich erhöht ist, nun nicht gleich 
alles Mögliche und Unmögliche verlangt und gemacht 
werden kann, ist wohl selbstverständlich. Aber sind 
denn die geäusserten Wünsche wirklich so kostspielig? 
Ich glaube kaum. 


Kollege Schlegel betont, dass der C. V. noch 
nie von den Händlern Geldmittel verlangt oder an- 
genommen habe. Diese Tatsache ist auch von mir 
nicht behauptet worden, sondern ich lehnte selbst die 
Vermittlung der Händler, wie sie beim P. W.S. statt- 
gefunden hätte, ab. Die entgegengesetzten Interessen 
der Händler und Photographen zwingen uns, unsere 
eigenen Wege zu gehen. Auf der Erfurter Tagung 
wurde beschlossen, mit dem Verlage einer Fachzeit- 
schrift einen Vertrag über die Aufnahme der Central- 
Verbandsnachrichten abzuschliessen. Bis heute ist je- 
doch noch nichts davon in Erscheinung getreten. 
Oder sollte es der kleine Versuch in einer der letzten 
Nummern der „Chronik* gewesen sein? Kollege 
Schlegel sagt, dass im C. V. „Kleinarbeit“ geleistet 
wird, eine Arbeitsart, die doch eigentlich den kleinen 
Verbänden zukäme, da ein grosser Verband auch 
„Grossarbeit“ leisten muss. Wenn ich die Teilnahme 
des Central-Verbandsvorstandes an den Tagungen der 
angeschlossenen Verbände angeregt habe, so verlange 
ich damit nicht, dass Herr Schlegel, wie er sagt, 
immer auf der Lokomotive steht, sondern die Ver- 
trauensleute des C. V. könnten in Vertretung des Vor- 
sitzenden dieser Repräsentationspflicht genügen. Die 
Kosten wären dann nicht bedeutend. Auch von der 
Errichtung der „Wandermappen“ verspricht sich Herr 
Schlegel nicht viel, da das Interesse daran bald nach- 
demgegenüber auf die 


lassen würde. Ich verweise 


Erfolge, die seinerzeit der Deutsche Photographen- 
Verein mit denselben hatte, sowie auf die freudige 
Begrüssung, die der vom Hessischen Photographen- 
Bund zusammengestellten Mappe seitens seiner Mit- 
glieder zuteil wurde. Die Beschaffung von geeigneten 
Bildern dürfte wirklich nicht mit Schwierigkeiten ver- 
knüpft sein. 

Wenn ich nun die Veranstaltung von Vorträgen 
durch berufene Kräfte wünschte, so sollten natürlich 
durch dieselben dem C V. keine nennenswerten Kosten 
entstehen, sondern der C. V. sollte nur die Regie über- 
nehmen, und zwar so, dass durch Zusammenstellung 
mehrerer Vorträge auf einer Reiseroute die Kosten 
für dieselben bedeutend verringert würden und natür- 
lich von den einzelnen Verbänden getragen werden 
müssten. Die Aufstellung eines Haushaltplans lehnt 
Herr Schlegel mit der Begründung ab, dass der- 
selbe doch nicht eingehalten werden kaun. Das jedoch 
ist auch nicht der Zweck der Aufstellung, sondern wir 
wollen durch den Haushaltplan klipp und klar ersehen 
können, wieviel Geld nötig ist, damit der C. V. nicht 
nur „Kleinarbeit“ zu leisten gezwungen ist, sondern 
durch etwas mehr Grosszügigkeit, die bis jetzt ver- 
misst wird, die Interessen unseres Berufes energisch 
fördern kann. 


Nach den Ausführungen des Schriftführers hielt 
Kollege Hoffschild einen längeren, hochinteressanten 
Vortrag über die Stereo-Induporphotographie und deren 
Verwertungsmöglichkeiten, unterstützt durch reich- 
haltiges Anschauungsmaterial. Reicher Beifall lohnte 
den Vortragenden, dem der I. Vorsitzende noch be- 
sondern Dank darbrachte Es war überhaupt eine 
richtige photographische Messe, die nun stattfand. "Da 
war die reichhaltige Ausstellung des Herrn Hoffschild 
in Stereo-Induporapparaten und Bildern, die ebenfalls 
von genanntem Herrn ausgestellten Ahrletypen, die 
vorzüglichen Arbeiten die durch Vermittlung des Herrn 
Moses Kollege Pitsch - Frankfurt a. M, ausstellte 
(grosse Porträts auf Mimosa, Karbon, Glyzin ent- 
wickelt, bei denen besonders der vorzügliche Ton auf- 
fiel), die grosse Anzahl von Bildern, Drucksachen und 
Proben, die Herr Ibach als Vertreter von Schering 
und von Voigtländer vorlegte, dazu noch die 
„Amerikabilder“ des Herrn Blum. Ein Anschanungs- 
material, wie es uns in solcher Fülle lange nicht ge- 
boten war. Herr Knabenschuh von der Firma 
Haake & Albers hatte zur Besichtigung und Vor- 
führung der Saturnlampe eingeladen, leider konnte 
der vorgeschrittenen Zeit wegen der freundlichen Ein- 
ladung nicht mehr Folge geleistet werden. Der Vor- 
sitzende sagte allen den Herren Dank, die dazu bei- 
getragen haben, unsere Tagung zu einer so inter- 
essanten zu gestalten. Nachdem noch der Vorsitzende 
um Stiftung von Bildern für die zu errichtende zweite 
Wandermappe gebeten hatte, wurde als Ort der nächsten 
Tagung Alzey, Rheinhessen, bestimmt. In liebens- 
würdiger Weise luden Kollege Beckmann und Ge- 
mahlin die Kollegen ein, in recht grosser Zahl mit 
Damen in Alzey zu erscheinen, und wird der freund- 
Einladung in Erinnerung an die oft bewiesene Gast- 


'PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | 55 





freundschaft der Familie Beckmann wohl gern Folge 
geleistet werden. 


Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Photograph L. Kressel, Gross- Umstadt. 


Alb. Fraatz, Schriftführer. 
NIE 


Ateliernachriehten. 


Brandenburg. M.Stockhaus hat die Photo- 
graphische Kunstwerkstatt von Friedr. Schroeder 
Nachf., Inhaber Bruno Claus, Ritterstrasse 17/18, 
käuflich erworben. 

Konstanz. Ernst Henkel und Willi Petzold 
haben das Photographische Atelier „Elektrophot“ 
Passage 5 von Artur Moser übernommen. 

Naumburg (Saale), Das Photographische Atelier 
nebst Photohandlung von Joh. König wird unter 
der Firma Atelier Klassens, Joh. König Nachf,, von 
dem neuen Inhaber weitergeführt. 


um 4°C zu) 


Personalien. 


Gestorben ist der Photograph Paul Fröbel in 
Eisenach. 


Mittweida. Photograph Schlegel hat seine 
Meisterprüfung abgelegt. 
at 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 


Mit Beginn der OÖsterzeit bringen Oscar Rommel 
& Co., G.m.b.H., in Nerchau ihre Konfirmanden- 
und Kommunionkartons, Marke „Herbert“ und „Sieg- 
fried“, mit den Inschriften „Zur Erinnerung an meine 
Konfirmation“, „Andenken an meine erste heilige 
Kommunion“, „Zur Erinnerung an meine heilige Fir- 
mung“, „Mein erster Schulgang“, in Erinnerung. Diese 
Ausführungen erfreuen sich steigender Beliebtheit. Auch 
in den übrigen Sonderheiten (Kartonpapier, Firmakarten, 
Platinkartons, Photokunstblätter, Photomappen, Gruppen- 
kartons, Passepartouts usw.) bleibt die Firma an- 
erkannt leistungsfähig. 


en 


Kleine Mitteilungen. 

— Auszeichnung. Die Photographie-Gesell- 
schaft in Wien hat Herrn Fritz Hansen, Berlin, 
für seine Verdienste um die Photographie das Diplom 
aus der Löwy-Stiftung zuerkannt. 


— Einbruchsdiebstähle. Der bekannten 
Firma Conrad & Schumacher, Berlin-Schöneberg, 
Kaiser-Wilhelm-Platz 2, sind am 8. Februar zwei 
Objektive (Nr. 197333 mit der eingravierten Firma 
und Zeiss-Tessar Nr. 337303), sowie zwei Schreib- 
maschinen („Ideal“ Nr. 22066 und „Commercial“ 
Nr. 10221, Modell VI) entwendet worden. Vor Ankauf 
wird gewarnt und gebeten, zur Ergreifung der Täter 


beizutragen. — Aus dem Atelier Th. Wenzel (Inh. 
Otto Zeschke) in Berlin O 27, Andreasstrasse 28, 
sind ein Objektiv Dallmeyer 3 B (3 Zöller, Schnell- 
arbeiter, Nr. 25903), eine schwarze Einstelldecke, eine 
rote Tischdecke ‚und verschiedene Negative entwendet 


worden. Vor Ankauf wird gewarnt. 
Ergreifung des Täters sofort erbeten. 


Mitteilungen zur 


— Von seiten des Herrn Felix Koch, Inhabers 
der photographischen Kunstanstalt Felix Koch in 
Köln-Sülz, wird uns mitgeteilt, dass der Photographen- 
gehilfe Heinz Gerats, geb. am 8. Juli 1897 zu 
Reichenberg, unter Mitnahme einer 13X 18 cm-Nuss- 
baum - Reisekamera mit kompletter Ausrüstung und 
6 Dutzend Platten verschwunden ist. Auf dem Boden 
des entwendeten Apparates ist neben den Laufschienen 
nach aussen an beiden Seiten ein dunklerer Streifen 
Holz eingesetzt. Auf der Fassung des Objektivs ist 
eingraviert „Willy Helfer, Kölner Photo - Centrale, 
Köln.“ Gerats soll auch beim Photographen Max 
Joski, Köln, Hohestrasse 8, zwei Objektive ent- 
wendet haben. 


— Münchener Meisterkurs. Der am 2I., 22. 
und 23. März an der Lehr- und Versuchsanstalt für 
Photographie zu München stattfindende Meister- 
kurs behandelt diesmal die Oeldruckverfahren. Da 
der Lichtdruck die Grundlage für den Oeldruck bildet, 
so wird zuerst der Handpressenlichtdruck in seinen 
verschiedenen Teilbeständen vorgeführt, und hierauf 
der Chromat-, der Bromöl- und Oelumdruck behandelt 
werden. 


— In den Monaten Juli bis Oktober v. Js. hat in 
Schleswig ein Reisender Gr. für eine photographische 
Kunstanstalt in Hamburg Bestellungen auf Vergrösse- 
rungen von Bildern entgegengenommen und sich Be- 
träge von 5— 20 Mk. im voraus geben lassen. Jetzt 
hat sich die ganze Sache als Schwindel herausgestellt. 


> LIt— 


Büchersehau. 


Photographischer Notizkalender für das 
Jahr ıg21. Begründet von Prof. Dr. A. Miethe und 
Prof. Dr. F. Stolze; neu bearbeitet von P. Hanneke 
und W. König. 26. Jahrgang. Verlag von Wilhelm 
Knapp in Halle (Saale). Preis broschiert 8,20 Mk. 

Dass dieser Notizkalender in seinem ganzen Auf- 
bau einem Bedürfnis der Praxis entspricht, wird da- 
durch bewiesen, dass er in jedem Jahre schon vor der 
Zeit vergriffen ist. Neben einem Kalendarium enthält 
der Notizkalender auf 196 Seiten praktisch erprobte 
Rezepte, Tabellen und sorgfältig zusammengestellte 
praktische Winke zur Geräteprüfung, zur Einrichtung 
der Arbeitsräume und zur photographischen Aufnahme 
in den verschiedensten Gebieten. Alle diese Angaben 
tragen den neuzeitlichen Anforderungen Rechnung, 
wie auch der gewerberechtliche Teil am Schlusse des 
Buches bedeutend erweitert wurde; besonders die 
strittigen Fragen der Innungsgesetzgebung, Sonntags- 
ruhe, Umsatzsteuer, Wandergewerbe usw. sind aus- 
führlich behandelt. S. 


7 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





| Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Posigebihr für das Antwortschreiben 

beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Berichtigung. 
Nr. 2, S. 16, dieser Zeitschrift befindet sich ein Fehler, 
der durch unbeabsicht'gte Auslassung einiger Worte 
entstanden ist. Der Satz: Die Zwangsinnung hat das 
Recht, Schleuderpreise zu verbieten, muss natürlich 
richtig heissen: Die Zwangsinnuug hat das Recht, die 
Veröffentlichung von Schleuderpreisen zu verbieten. 
Im Erfolg kommt es ziemlich auf dasselbe heraus. 
Die Schleuderpreise werden nur annonciert oder in 
den Kasten gehängt, um die Kundschaft anzulocken. 
Sind die Leute einmal im Geschäft, so werden sie in 
der bekannten Weise bearbeitet, teurere Bilder zu 
nehmen. Durch das Verbot, Schleuderpreise zu ver- 
öffentlichen, wird den Schleuderern ihr Trick, um das 
Publikum anzulockenp, unmöglich gemacht. S. 


mu nn 


Technische Fragen. 


Frage ıo. Photograplı B. in I. Auf meine Schau- 
kastenscheiben hatte man Flugblätter mit einem 
Klebstoff (anscheinend Wasserglas) geklebt; trotz aller 
Mühe, auch durch Gebrauch von Salzsäure, ist es mir 
bis jetzt nicht gelungen, die Scheiben sauter zu be- 
kommen. 

Antwort su Frage ı0. Wenn tatsächlich die be- 
treffenden Plakate mit Wasserglas an die Schaufenster- 
scheiben geklebt worden sind, so werden die Flecke 
wohl schwer zu entfernen sein, Das beste Mittel in 
diesem Fall ist dann immer noch das wiederholte 
Ueberreiben der Scheibe mit starker Aetznatronlösung, 
am besten in warmem Zustand, wobei natürlich vor- 
sichtig verfahren werden muss, da die heisse Lauge 
nicht auf die Haut und vor allem nicht ins Auge 
kommen darf. Sehr wahrscheinlich wird dieses Mittel 
helfen, denn es ist nicht glaubhaft, dass man Papier 
mit Wasserglas aufgeklebt haben sollte, das heutzutage 
ein kostbarer Artikel ist. Jedenfalls aber lassen sich 
die bekannten Klebemittel noch am besten mit Lauge 
entfernen. 

Frage ıı. Herr H. S. in E. Wer liefert mit 
Gelatine überzogene Papiere für Oeldruck, die ein 
hohes Relief geben’ 


Antwort zu Frage ıı. Die gewöhnlichen litho- 
graphischen Umdruckpapiere, die Sie unter anderen 
von Klimsch in Frankfurt a. M. und von anderen 


Reproduktionshandlungen beziehen können, dürften 
für den Zweck tatsächlich zu dünn sein. Man wird 


am besten tun, sich derartige Papiere selbst zu prä- 
parieren, indem man die Bogen in dem gewünschten 
Format gründlich durchfeuchtet, in nassem Zustand 


In der Antwort auf Frage ı in 


auf eine Spiegelglasscheibe aufquetscht, den Rand 
nötigenfalls mit etwas Klebemittel anheftet und dann 
eine zehnprozentige warme Gelatinelösung — gewöhn- 
liche harte Emulsionsgelatine eignet sich dafür vor- 
züglich — in genügender Menge auf die vorher 
nivellierte Platte aufgiesst. Man trocknet dann, nach- 
dem die Schicht erstarrt ist, bei künstlichem Zug und 
beschwert, nachdem das Papier einigermassen getrocknet 
ist, die vier Ecken, damit das Blatt auftrocknet und 
sich nicht zusammenrollen kann. Um keine Schlieren 
auf der Oberfläche zu erhalten, muss die Gelatine vor 
dem Vergiessen in heissem Zustand filtriert werden. 


Steuerauskunft. 


Frage 2. Heır A. R. in D. Vom Gemeindevor- 
stand erhielt ich zwei Zustellungen für Zahlung von 
Reklamesteuern für meine beiden Schaukästen. Die 
Steuer ist für jedes angefangene Quadratmeter auf 
15 Mk. festgesetzt. Auf meinen Einspruch wurde die 
Steuer für den Kasten am Hause erlassen, dagegen 
soll die Steuer für den anderen Schaukasten bezahlt 
werden. Als Photograph muss ich in dem Schaukasten 
Geschicklichkeitsproben ausstellen, um die Kunden zu 
werben. Ist die Erhebung einer Reklame- oder Schau- 
kastensteuer, in der ich eine Erschwerung meiues 
Fortkommens erblicke, berechtigt? Wird an anderen 
Stellen Schaukastensteuer erhoben ? 


Antwort zu Frage 2. In Ihrem Falle handelt es 
sich anscheinend um eine lokale Steuer, die auf Grund 
eines Ortsstatuts erhoben wird, deren richtige An- 
wendung sich unserer Beurteilung entzieht. Von unserer 
Gemeinde (Halle) wird eine solche Steuer nicht er- 
hoben. Pf. 


2. Antwort zu Frage 2, beireffs Schaukastensteuer. 
Der Magistrat zu Hannover erhebt seit dem Jahre 1908 
eine Schaukastensteuer in Form einer Anerkennungs- 
gebühr für die Erlaubniserteilung zur Anbringung der 
Schaukästen. Berechnet wird dieselbe nach dem Ver- 
kehr in den verschiedenen Strassen. Auf Eingaben 
der Innung hin wurde die Gebühr für die Photo- 
graphen ganz bedeutend ermässigt, so dass jetzt für 
ı qm I Mk., in weniger belebten Stadtvierteln nur 
0,50 Mk. erhobeu wird. Die Quadratmeter werden nach 
der Grösse der Scheiben und dem über die Strassen- 
fluchtlinie vorragenden Teil berechnet. Ich habe von 
den hiesigen Photographen die meisten Schaukästen, 
aber durch das energische Auftreten des damaligen 
Innungsvorstandes ist die Gebühr nicht besonders hoch, 
so dass mir von Magistratsbeamten erklärt wurde, dass 
zur Bearbeitung dieser Steuer mehr Unkosten erforder- 
lich wären, als speziell von den Photographen dafür 
erhoben würde. Wie die Berechnung für die anderen 
Gewerbe gestaltet ist, entzieht sich meiner Kenntnis 
wird hier ja auch wohl nicht in Frage kommen. 


Freundt. 


ee EEE EEE RER SEREEREEEEEEEREEEREEEEIREEREEREEEEEREEEEEEREEEEREREEEEEREEIEEEEEERHEREEEEEEEEEREEREEEE 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin- Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Ksrutz In Halle a.S. Druck uad Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


- PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. | 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein „— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
der so mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Feruspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonte). 


Nr. 8. | 


25. Februar. 1921. 











Am 20. Februar verschied nach langem, schwerem Leiden 
im Alter von 54 Jahren der ältere Mitinhaber unseres Verlages 


Herr Karl Knapp. 


39 Jahre lang hat er mit unermüdlicher Arbeitskraft für den 
Verlag Knapp gewirkt, dessen Entwicklung er als seine Lebens- 
aufgabe ansah. Seine umfassenden Kenntnisse und seine viel- 
seitigen Erfahrungen haben dazu beigetragen, dass der Verlag 
eine führende Stellung auf den verschiedensten Gebieten, vor- 
nehmlich auch auf dem Gebiete der Photographie, errang. Wir 
betrauern sein Hinscheiden als 
Verlust. 


einen schweren, unersetzlichen 


Der Verlag Wilhelm Knapp. 
Dr. Hans Knapp. 


IE EN EEE EEEEHEERTEEEREENE 


Verfahren zur Wiedergewinnung ehemiseh reinen Silbers 
oder Silbernitrats aus Fixiernatronrückständen. 


Von cand. chem. Hans Marcuse. 


Alle bisherigen Vorschläge zur Rück- 
gewinnung des Silbers aus den Rückständen 





[Nachdruck verboten.) 


gearbeitet wird, häufig so gering, dass er kaum 
die Kosten der weiteren Verarbeitung bis zur 


der pbotographischen Werkstätten haben nur 
die Fällung sehr unreinen Silbers mit grossem 
Gebalt an zwar teuren, aber für die Silber- 
gewinnung wertlosen Beimengen zum Ziele. Die 
Trennung des reinen Silbers von den Bei- 
mengungen wird den Scheideanstalten überlassen. 
Für diese hängt der Wert der Rückstände natur- 
gemäss nur von ihrem Gehalt an reinem Silber 
ab, und dieser ist, wenn nicht sehr sorgfältig 


Reingewinnung deckt, so dass die Rückgewinnung 
des Silbers aus Rückständen nicht allzu lohnend 
erscheint. 

Im folgenden sei daher ein einfaches Ver- 
fahren beschrieben, das ohne kostspielige und 
umständliche Apparaturen und Chemikalien in 
jeder photographischen Anstalt, auch von Un- 
geübten ausführbar, zur Gewinnung reinen metal- 
lischen Silbers oder Silbernitrats führt, so dass 


8 


58 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


der Verbraucher den Gesamtnutzen seiner Ar- 
beit hat. 

Zu den gesammelten Fixiernatronıückständen 
gebe man so lange rohe 20 prozentige Salzsäure, 
als durch Säurezusatz eine Trübung zu bemerken 
ist. Diese ist zuerst weiss und geht dann, be- 
sonders beim Erwärmen, schnell in gelb, rot, braun 
bis schwarz über, während einstechend riechendes 
Gas entweicht (Schwefeldioxyd). Aus diesem 
Grunde empfieblt es sich, unter einem Abzug, 
oder wo dieser nicht zur Verfügung steht, im 
Freien zu arbeiten. Man überlässt diese Lösung 


einige Zeit (je nach der Menge 1/,—4 Tage) 


sich selbst und prüft dann durch Zugabe einer 
geringen Menge Salzsäure, ob hierdurch noch 
eine Veränderung erfolgt. Ist dies nicht der 
Fall, so filtriere man die Lösung durch ein Falten- 
filter. Das Filtrat ist für uns wertlos und kann 
fortgegossen werden. Den auf dem Filter be- 
findlichen Niederschlag spüle man mit etwas 
Wasser in einen grossen Erlenmeyerkolben oder 
in ein Becherglas, übergiesse ihn mit roher, 
mindestens zo prozentiger Salpetersäure und er- 
wärme die Lösung auf einem Dreifuss über 
einem Bunsen- oder Spiritusbrenner (nicht 
kochen). Bald entwickeln sich braune Gase in 
Menge, die von der Zersetzung der Salpeter- 
säure beim Lösen des Schwefelsilbers herrühren. 
Deshalb muss auch diese Arbeit unter dem Ab- 
zug oder im Freien vorgenommen werden. 
Man hüte sich davor, die Gase einzuatmen. 
Während des Erwärmens rühre man mit einem 
Glasstab mehrmals um. Nach !/, Stunde dürfte 
alles Lösliche in Lösung gegangen sein. Man 
filtriere abermals durch ein Faltenfilter und über- 
giesse, sobald die ganze Lösung durchgelaufen 
ist, den auf dem Filter befindlichen Rückstand 
mehrmals mit verdünnter Salpetersäure, damit 
kein Silber verloren geht. Der Inhalt des Filters 


nn. 


ist nunmehr wertlos und kann vernichtet werden, 
während das Filtrat das gesamte Silber enthält. 
In dieses giesst man nun in dünnem Strahl unter 
Umrühren eine konzentrierte Lösung von Koch- 
salz oder 20 °/, Salzsäure so lange ein, als noch 
ein Niederschlag erzeugt wird. Die sich aus- 
scheidende weisse, käsige Masse ist Chlorsilber. 
Man lasse den Niederschlag sich zu Boden setzen 
und filtriere ibn von der nunmehr wertlosen 
Lösung ab. Man wasche ihn durch mehrmaliges 
Uebergiessen von Leitungswasser gründlich aus, 
lasse ihn durch Stehen an der Luft oder durch 
gelindes Erwärmen trocknen und .bringe ihn in 
eine grosse Porzellanschale, wie sie von allen 
Geschäften für Laboratorienbedarf geliefeit 
werden; sodann rühre man ihn mit einer kleinen 
Menge käuflicher Natron- oder Kalilauge zu 
einem dicken Brei an, erwärme ihn auf etwa 
40—50° und lasse tropfenweise eine in jeder 
Drogerie erhältliche Formalinlösung einfliessen. 
Unter Gasentwicklung (Abzug) erfolgt Auf- 
schäumen der Masse und Abscheidung eines 
grauschwarzen Pulvers. Man fahre mit dem 
Zusatz von Formalin unter Umrühren so lange 
fort, bis keine Einwirkung mehr stattfindet. Die. 
über dem am Boden befindlichen Silber stehende 
klare Flüssigkeit giesse man ab und wasche das 
gewonnene Silber mit gewöhnlichem Leitungs- 
wasser gründlich aus. Endlich wird das er- 
haltene Produkt getrocknet. 

Will man salpetersaures Silber gewinnen, so 
löse man das Silberpulver in möglichst wenig, 
etwa 20 prozentiger Salpetersäure unter Erwärmen 
(Abzug) auf, giesse die Flüssigkeit in eine 
Porzellanschale und verdampfe sie durch vor- 
sichtiges Erhitzen bis zum Beginn der Kristalli- 
sation. Dann lasse man abkühlen und trockne 
die erhaltenen weissen Kristalle, die aus reinem 
salpetersauren Silber bestehen. 


—>NI4+— 


Luxussteuer auf photographisehe Vergrösserungen. 


Das Umsatzsteueramt in Frankfurt a. M. hat eine 
Massnahme getroffen, welche in die Erhebung der 
Luxussteuer auf Vergrösserungen eine unglaubliche 
Verworrenheit bringt und für den Geldbeutel der 
Berufsphotographen von grosser Bedeutung ist. Das 
betreffende Steueramt verlangt nämlich, dass die 15% 
auf die luxussteuerpflichtigen Vergrösserungen (sämt- 
liche bunten Bilder und schwarze über 32:42 cm), 
welche im Auftrage der Photographen von Vergrösse- 
rungsanstalten hergestellt sind, nicht von den Atelier- 
inhabern, sondern von den Vergrösseruugsanstalten zu 
zahlen sind. Den bekannten Erlass des Reichsfinanz- 
ministers aus dem Sommer Ig20o, wonach in solchen 
Fällen der Photograph als Hersteller und Steuerzahler 
zu gelten hat, weil die Vergrösserungsanstalt die Ver- 
grösserung auf Grund eines Werkvertrages zwischen 
ihr und denı Photographeu angefertigt habe, erkennt 


das Frankfurter Steueramt nicht an, da die grund- 
legende Voraussetzung eines Werkvertrages — nämlich 
die Hergabe des für die Anfertigung benötigten Materials 
durch den Besteller — fehle, indem die Anstalt diese 
Materialien, Papier usw., nicht vom Photographen 
erhalte, sondern aus ihrem eigenen Bestande entnehme. 
Um Klärung wurde das Landesfinanzamt in Kassel ge- 
beten, und dieses verfügte, dass das Frankfurter Amt 
nach seinem Rechtsempfinden vorgehen und es den 
sich benachteiligt glaubenden Vergrösserungsanstalten 
überlassen solle, ihren Standpunkt im Rechtsmittel- 
d. h. endgültig beim Reichsfinanzhof in 


München, geltend zu machen. 


verfahren, 
Es wurden daraufhin 
die Frankfurter Vergrösseruugsanstalten zur Luxussteuer 
auf die von ihnen hergestellten Bilder veranlagt, während 
die Photographen für diese Bilder vorläufig frei bleiben, 
inı (regensatz zu dem Verfahren im übrigen Reich. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. - | 7) 





Diese Verschiedenheit der Veranlagung zeitigt nun 
Zustände, die an folgenden Beispielen erläutert sein 


mögen. Angenommen wird ein grosses Bild, welches 
von der Anstalt für 1oo Mk. geliefert und für 300 Mk. 
vom Photographen verkauft wird. 


1. Anstalt ist in Frankfurt, Photograph in Berlin: 
Erhoben werden 15 0/9 von IooMk. und 150/, von 300Mk. 
— 60 Mk. 


2. Anstalt und Photograph sind in Berlin: Erhoben 
werden I50/yg von 300 Mk. = 45 Mk. 


3. Anstalt und Photograph sind in Frankfurt: Er- 
‚hoben werden 150) von 100 Mk. = 15 Mk. 


4. Anstalt ist in Berlin, Photograph in Frankfurt: 
Erhoben wird nichts. 


Es dürfte einleuchten, dass es ein Unding ist, weun 
lediglich der Zufall des Wohnsitzes solche Verschieden- 
heiten — von völliger Steuerfreiheit bis zu einer weit 
über 15%9 hinausgehenden Belastung — bewirkt. 

Die Sache wurde vom Unterzeichneten in einer 
Sitzung der Fachphotographenvereinigung Frank- 
furt a. M. ausführlich erläutert, und es wurde auf die 
Tatsache hingewiesen, dass die Stellungnahme des 
Frankfurter Steueramtes einen wesentlichen Vorteil für 
den Verkauf von Vergrösserungen bieten würde, weil 


dann die 15 0/y Luxussteuer für die durch die Anstalten , 


gefertigten Bilder in Wirklichkeit auf einen bedeutend 
niedrigeren Satz kommen würde (je nach dem Ver- 
dienstaufschlag des Photographen etwa nur noch 4 bis 
80/0), weil dann nicht mehr der Verkaufspreis, sondern 
nur noch der Einkaufspreis mit I50/y versteuert würde. 

Jeder Unternehmer ist wohl bestrebt, seine Fabri- 
kate mit möglichst wenig Steuern zu belasten, da der 
Absatz einer Ware unı so grösser sein wird, je billiger 
sie verkauft werden kann. Es erscheint daher selbst- 
verständlich, dass das ganze photographische Gewerbe, 
also die Vergrösserungsanstalten und die Atelierbesitzer 
zusammen, alles daransetzen müssten, bei den nun 


einsetzenden Verhandlungen mit den Finanzbehörden 
dem Standpunkt des Frankfurter Amtes Geltung zu 
verschaffen. Es wird daher nötig sein, dass sich der 
Centralverband mit dem Vergrösserungsverband unge- 
säumt ins Benehmen setzt, um gemeinsam in diesem 
Sinne zu operieren. 

Natürlich soll den Anstalten nicht zugemutet 
werden, die Steuer aus eigener Tasche zu bezahlen; 


sie müssen eben die’ 150%) in ihre Preise einkalkulieren. 


Ihre Besteller werden die erhöhten Preise gern zahlen, 
weil sie ja durch diese Verrechnungsart ihre Kosten 
für die Bilder wesentlich verringern. s 

Ueber die Zahlungsart für die rückliegende Zeit 
seit dem ı. Januar Ig2o bis jetzt wird sich mit der 
Steuerbehörde ein Abkommen treffen lassen, welches 
die Anstalten nicht einseitig belastet, denn sie haben 
ja bei der Nichteinkalkulierung der Steuer in gutem 
Glauben gehandelt, da sie sich an die Bekanntgabe 
des Reichsfinanzministers gehalten haben. 

Das Reich dürfte auch bei der Versteuerung der 
kleineren Beträge keinen Schaden erleiden, weil es 
dann sicher ist, dass die steuerpflichtigen Bilder auch 
wirklich angemeldet werden, während dies bei dem 
jetzigen Zustand kaum der Fall sein wird, weil die 
meisten Bilder durch Hausierer vertrieben werden, denen 
eine ordnungsmässige Anmelduug nicht 
Herzen liegen dürfte. 

Um Irrtümer zu vermeiden, wiederhole ich, dass 
es sich hier nur um luxussteuerpflichtige Bilder handelt, 
welche von Vergrösserungsaustalten für Photographen 
zum Wiederverkauf hergestellt werden. Bilder, welche 
die Photographen selbst vergrössern, sind natürlich von 
diesen selbst anzumelden und zu versteuern. 

Es dürfte sich empfehlen, dass die dem C.V. an- 
geschlossenen Innungen und Vereine diese Sache recht 
bald in ihren Sitzungen erörtern und dem C.V. ihre 
Ansicht mitteilen. 

Arthur Hoffschild, Frankfurt a. M. 


immer am 


1 .<r 


Innungs- und \Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 
am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. Von den Vereinsberichten sind 
nur Auszüge einzusenden. 


Photographiseher Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 
l, Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Wiln. Hoffschild, Berlin S ı4, Wallstrasse 31, Amt Moritzplatz 8864. — 
Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin - Schöneberg, Kaiser- 
Wilhelm - Platz 2, Amt Stephan 4480. — Bibliothek: Fräulein Pflug, 
Berlin W 30, Viktoria- Luise - Platz 6, Amt Lützow 1224. — Rechts- 
auskünfte: Fritz Hansen, Berlin Ss5g9, Hasenheide 47, Amt Moritz- 
platz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplomskommission: Frangols 
Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı, Amt Stegliz 719. 


Bericht über die Sitzung amı ıı. November Ig20. 

Der interessante Vortrag des Herrn Dr. Hecht 
über den „Eder-Hecht-Graukeil“ und eine gründ- 
liche Diskussion des Themas füllten den grösseren Teil 
des Abends aus. Weiterhin liess Herr Professor Mente 
äich über die Mimosa- und Bayerabziehfilme aus und 
besprach die vorzügliche Ausstellung der Leonarwerke. 


Die Ausstellung Balacz fand besonders grosses Inter- 
esse, wie die Diskussion bewies. 

Herr Ranft vertrat mit Geschick seine entgegen- 
gesetzte Ansicht. Er erinnerte an die alten Schar- 
wächterschen Bilder, deren plastische Beleuchtung 
und fachliche Fertigkeit. Herr Ranft erklärte, dass 
er der modernen Auffassung des Ausstellers nicht 
folgen könne. Demgegenüber stellte Herr Balacz 
seine pekuniären Erfolge in den Vordergrund. 

Vom Vorstand wurden auf die Fortbildungskurse 
für Geschäftsinhaber hingewiesen, welche von der 
Innung veranstaltet werden. Baldige Meldungeu von 
Teilnehmern werden erwartet. 

Johannes Lüpke, 

I. Vorsitzender. 


R. Kuzelowsky. 
stellvertr. Schriftführer. 


g* 





Fee | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Sitzung am 2. Dezember 1920. 


Der Vortrag Dr. Rehländer (des Senol- Erfinders) 
über neue Senoltonungen war ungemein wichtig für 
die Fachwelt. Er besprach in der Hauptsache Tonungen 
von Gaslichtbildern in der Dauer von einigen Minuten 
mit nachfolgender Wässerung und Schwefeltonung. 
Das Resultat ist ein vorzügliches. 
fasste sich mit der Praxis der Senoltonung. 

Dr. Prochnow fesselte die Versammlung mit 
seinem Vortrag über die Wolken im Landschaftsbild 
und seine Arbeiten, Wolken harmonisch mit der Land- 
schaft aufzunehmen. Ein reiches Bildermaterial legte 
der Vortragende vor. 

Die Ausführungen des Herrn Bürk befassten sich 
mit der Ausstellung von Spezialitäten der Firma 
Trapp & Münch, Temal-, Japan- und Chinapapiere. 
Herr Ranft besprach die Ausstellung der Firma 
Baruch, die einen besonderen Typ des modernen 
Berlin W darstellt. 


Johannes Lüpke, 
I. Vorsitzender. 


R. Kuzelowsky, 
stellvertr. Schriftführer. 


— 


Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Paul Weber, Friedenau, Kaiser- Allee 131. 


Als neues Mitglied war gemeldet: 
Fräulein Hanna Zahrt, Karlshorst, 
Strasse 35. | 
Als neue Mitglieder sind aufgenommen: 
Herr Robert Plötz, Berlin, Friedrichstrasse 244. 
C. Wolf, Berlin, Friedrichstrasse 76. 
Fritz Klinke, Karlshorst, Tresckowallee 99. 
Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 


Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 20087. 


—erıt— 


Gundelfinger 


» 


Innungsversammlung 
der Kreise Paderborn, Büren, Warburg 
und Höxter 
am Montag, den 7. März, nachmittags 2 Uhr, zu 
Paderborn, im Restaurant „Krawinkel", Karlsplatz. 


Tagesordnung. 
. Verlesen der letzten Niederschrift. 
. Kassenbericht und Entlastung des Kassierers. 
. Haushaltungsplan 1921, Innung und Handwerksamt. 
. Einkaufsgenossenschaft, Bibliothek. 
. Aussprache über Bergmann-Platten und Papiere. 
. Eingänge. 
. Verschiedenes, Ausstellung, usw. 
Erscheinen sämtlicher Mitglieder dringend er- 
forderlich. Der Vorstand. 


Wilhelm Köppelmann, I. Vorsitzender. 


2 


JAN ON 


Die Diskussion be- 







Photographen-Bund Kempten i. Allgäu 
(Zwangsinnung). 

Dem $20 des Statuts entsprechend, ergeht bier 

mit an sämtliche Mitglieder ordnungsgemäss die 
Einladung 
zu der am Freitag, den ı8. März, im Lokal zur 
Kreuzstrasse dahier stattfindenden 
Frühjahrsversammlung. 
Beginn nachmittags Punkt 2 Uhr. 


Tagesordnung. 

ı. Eröffnung und Begrüssung. 

2. Verlesen der Niederschriften der letzten Innungs- 
versammlung. 

3. Bericht des Vorsitzenden. 

4. Bericht des Kassenführers. Prüfung der Rech- 
nung durch einen zu wählenden Ausschuss. — 
Entlastung. 

5. Wahlen: a) ein Vorstandsmitglied; b) ein Meister-, 
ein Gehilfenbeisitzer für den Ausschuss für das 
Lehrlingswesen; c) ein Vorsitzender, zwei Meister- 
und zwei Gehilfenbeisitzer für die Gehilfen- 
prüfungskommission. 

6. Beschlussfassung über die bereits gestellten An- 
träge: C. V., Genehmigung von Zuschlägen und 
Zusatzbeiträgen $ ı5, Abs. 5; Bekämpfung des 
Vergrösserungsschwindels. 

Besichtigung und 

Neuerungen, 


Aussprache. — 
eingelaufenen 


7. Allgemeine 
Besprechung der 
Proben usw. 

8. Schlusswort. 

Auf $22 des Statuts hinweisend, erwarten wir 
möglichst zahlreiche Beteiligung. 
Die Vorstandschaft. 


I. A.: 

Der Vorsitzende: Der Schriftführer: 
Jos. Zimmermann, E.v. Zabuesnig, 
Obermeister. Stellvertreter. 
um 2900 um) 


Photographen - Zwangsinnung 
des Württembergisechen Schwarzwald- 
kreises (Sitz Reutlingen). 

Mittwoch, deng. März vonvormittags 
Punkt g'/, Uhr ab, findet im „Hotel Lindenhof“ in 
Horb a. N. unsere diesjährige Frühjahrsversamm- 
lung statt. Näheres und Tagesordnung wird durch 
Rundschreiben bekanntgegeben. Anträge sind bis zum 
6. März schriftlich denı Obermeister einzureichen. 

Für fehlende Innungsmitglieder tritt S 22, Abs. 2, 
in Kraft. 

Um alsbaldige Eiuseudung der rückständigen Bei- 
träge wird gleichzeitig gebeten. 

Reutlingen, den ı5. Februar 1921. 


Der Vorstand. 


W. Brandner, 
Schriftführer, 


G. Wurster, 
Obermeister. 


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PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | | 6 


ng ne nee 
ng nn 








Zwangsinnung 
für das Photographengewerbe im Re- 
gierungsbezirk Magdeburg. 


Ordentliche Innungsversammlung 
am Montag, den 7. März, nachmittags 3 Uhr, 
in Magdeburg, „Kaiserhalle“, Kaiserstrasse Ioo. 


Tagesordnung: 


ı. Eröffnung durch den Obermeister. 
2. Verlesung der Niederschrift der vorigen Versamm- 
lung. 

3. Ersatzwahl für ausscheidende Vorstandsmitglieder. 

4. Rechnungslegung. 

5. Wahl der Kassenprüfer. 

6. Genehmigung des Haushaltungsplanes für 1921. 

7. Bericht über den Stand einer Beleidigungsklage 

gegen ein Mitglied der Freien Vereinigung. 

8. Lehrlingswesen. 

9. Antrag und Verschiedenes. 

Vollzähliges Erscheinen ist in Anbetracht der 

Wichtigkeit der Tagesordnung dringend erwünscht. 


Wir machen ausdrücklich darauf aufmerksam, dass 
nur diejenigen stimmberechtigt sind, die ihre Beiträge 
bezahlt haben. Der Vorstand. 

IL Irt— 


Photographen- Zwangsinnung 
Rosenheim, Traunstein, Mühldorf u. Umg. 


Einladung zu der am Mittwoch, den 9 März, 
vormittags Iı Uhr, stattfindenden ordentlichen 
Generalversammlung. Lokal: Gasthof „Grabichler “, 
Rosenheim, Münchner Strasse. 


Tagesordnung. 


. Verlesen der letzten Niederschrift. 

. Jahresbericht und Kassenbericht. 

. Aufstellung des Haushaltplans für 1921. 

. Ausdehnung der Innung, hier Abänderung der 
Statuten und Jahresbeitrag. 

5. Neuwahl eines auszuscheidenden Ausschussmit- 

gliedes und der Vertrauensmänner der Bezirks- 


2 0 DD +. 


ämter. 
6. Wahl der Meisterbeisitzer und Gehilfen zu den 
Gehilfenprüfungen. 
7. Wahl des Ausschusses für das Lehrlingswesen. 
8. Gehilfenprüfungstermin. 
9. Besprechung zum Tarif für Grundpreise. 
ı0. Sonntagsruhe, sehr wichtig. 
11. Einkaufsgenossenschaft. 
ı2 Termin zur Herbstversammlung und Verschiedenes. 
Wegen der grossen Wichtigkeit der sehr umfang- 
reichen Tagesordnung wird dringend ersucht um 
pünktliches und vollzähliges Erscheinen ($ 22). 


Anträge sollen bis 4. März im Besitze des Ober- 


mieisters sein. 
Mit kollegialem Gruss 


Wilh. Knarr, Öbermeister. 


LK 


Photographen - Zwangsinnung 
Frankfurt a.O. 


Einladung 
zur 13. Innungsversammlung am 16. März, 
vormittags ıı Uhr, in Landsberg a. W., 
„Volkswohlfahrtshaus“. 


| Tagesordnung: 

ı. Verlesen des Protokolls der letzten Sitzung. 

2. Kassenbericht. 

3. Vorschlag des Obermeisters: Neuordnung der 
Innungsführung. 

4. Neuwahl des "Vorstandes: a) des Obermeisters, 

b) eines anderen Vorstandsmitgliedes. 

. Inkognito - Ausstellung. 

. Genehmigung des Haushaltplanes. 

7. Abstimmung der in den Kreisen Stadt und Land 
Landsberg a. W., Friedeberg und Arnswalde 
wohnenden Mitglieder über Ausscheiden aus 
der Zwangsinnung Frankfurt a. O. 

8. Verschiedenes. 

Der Vorstand: 
O. Heinrich, Obermeister. 


aa 


LI 


Photographiscehe Vereinigung 
Hamburg - Altona. 


Bericht über die Mitgliederversammlung 

vom g. November IQ2o. 

Durch Kollegen Paatzsch wurde die Versamm- 
lung um 7!/ Uhr eröffnet. Die Verhandlungsschrift 
von der Oktoberversammlung wurde verlesen und ge- 
nehmigt. Auf die Broschüre: „Werden und Wachsen“ 
von E. Grienwaldt wurden einige Bestellungen ge- 
macht. 

Der Vorsitzende des Central- Verbandes, Kollege 
Schlegel, behandelt in einem Schreiben die Luxus- 
steuer für Photographen. Bei Bildern, die in Ver- 
grösserungsanstalten angefertigt wurden, zahlt nicht 
die Anstalt, sondern der Photograph die Luxussteuer. 

Aus den an den C. V. eingesandten Tarifverträgen 
giuge hervor, dass Hamburg und München die grössten 
Gehälter an die Gehilfen zahlten und dass diese beiden 
Städte in der Höherbezahlung steigernd abwechselten. 
Von der Gehilfenvereinigung wurden die unten an- 
gegebenen Lohusätze, welche die äusserste Höchst- 
grenze darstellen, um die Rentabilität der Hamburger 
Geschäfte nicht zu gefährden, als ungenügend bezeichnet. 
Es sollten gezahlt werden: Im ı. Jahre nach der Lehre 
ıı5s Mk., bisher go Mk., im 2. Jahre nach der Lehre 
135 Mk., bisher 105,75 Mk., im 3. Jahre nach der 
Lehre 160 Mk., bisher 125 Mk., im 4. u. 5. Jahre nach 
der Lehre‘ 180 Mk. für Ledige und 200 Mk. für Verhei- 
ratete, bisher Iso Mk. Gehilfen in Vertrauensstellung, 
Geschäftsführer und Filialeleiter für Ledige 250 Mk., 
für Verheiratete 280 Mk. 

Hilfskräfte bis ı8 Jahre alt: 68 Mk., bis 20 Jahre 
alt: go Mk., über 20 Jahre alt für Ledige: 107,50 Mk., 
für Verheiratete ı18 Mk. Aus der sich lebhaft ent- 
spinnenden Debatte ging hervor, dassdie Photographische 


62 .  PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Vereinigung an obigen Lohnsätzen festhalten müsse. 
Es sollte jedem Atelierinhaber überlassen bleiben, höher 
zu bezahlen, wenn er könne und wolle. Einige täten 
dies bereits, In diesem Sinne wurde der Gehilfen- 
schaft ein Antwortschreiben übersandt. 


Für sozialpolitische Wahlen wurden so Mk. be- 
willig. Der Nordwestdeutsche Handwerkerbund will 
1921 in Hamburg seinen Bundestag abhalten. Hierbei 
ist ein Umzug durch die Stadt geplant. Die Photo- 
graphische Vereinigung hat die Beteiligung abgelehnt. 

Anwesend: 22 Mitglieder. 

G. Scholz, 
I. Schriftwart. 


Paatzsch, 
I. Vorsitzender. 


Bericht über die Mitgliederversammlung 
vom 7. Dezember 1920. 


Um 7'/, Uhr wurde durch Kollegen Paatzsch die 
von 17 Mitgliedern besuchte Versammlung eröffnet. 
Die Verhandlungsschrift über die Novemberversamm- 
lung wurde bis zur nächsten Versammlung zurück- 
gestellt. Photograpı Mertens meldet seinen Aus- 
tritt an. 

Der Vorsitzende teilt mit, dass die Gehilfen den 
Schlichtungsausschuss angerufen hätten und dass 
dieser folgenden Spruch abgegeben hätte, zu welchem 
die Photographische Vereinigung sich bis zum 9. De- 
zember 1920 erklären sollte: Die Löhne werden ab 
1. November I920 um 40 %9 auf die jetzt bezahlten 
Sätze erhöht, so dass der Lohn im 4. und 5. Jahre nach 
der Lehre von ı5o Mk. auf 200 Mk. steigt, und die 
übrigea Löhne entsprechend. 

Die anwesenden Kollegen bedauern lebhaft, dass 
bei so wichtiger Angelegenheit nur 17 Mitglieder an- 
wesend sind. Die Versammlung beschliesst, den Schieds- 
spruch abzulehneu. 

Viele Geschäfte haben, da grosse Flaue herrscht, 
schon die Bilderpreise senken müssen, und es sei an- 
zunehmen, dass nach dem Weihnachtsfeste die Auf- 
träge noch spärlicher sein würden als jetzt. In dem 
Antwortschreiben soll auf den Brief an die Gehilfen 
vom 26. Oktober Ig20 verwiesen werden, in welchem 
angeboten wurde, den Grundlohn um 50 resp. 25 0/o 
zu erhöhen. Für den Fall eines Streiks wird folgen- 
der Beschluss einstimmig gefasst: „Gehilfen, welche in 
einen Streik eintreten, werden vor Weihnachten nicht 
wieder eingestellt. Heimarbeit darf nicht vergeben 
werden!“ 

G. Scholz, 
I. Schriftführer. 


Paatzsch, 
l. Vorsitzender. 


Jahresbericht des Vorstandes. 


Die Photographische Vereinigung von Hamburg- 
Altona zählte bei Beginn des Jahres Ig2o 69 Mitglieder. 
Es traten im Laufe des Jahres keine ein, es traten 
aus: 3, so dass am Schlusse 66 verblieben. Es fanden 
2 General- und 8 Mitgliederversammlungen statt, 
ıo Vorstandssitzungen, mehrere Sitzungen der Lohn- 
kommission und 2 Sitzungen zur Durchberatung der 


\ 


„Satzung“ der Vereinigung. Die „Satzung“ wurde neu 
gedruckt. | 

Der Beitrag für Mitglieder wurde auf 40 Mk. er- 
höht, einschliessi. des Beitrages an den Central-Ver- 
band, der Io Mk. heträgt. 

Der Besuch der Versammlungen war trotz jedes- 
maliger besonderer Einladungen ein schlechter. Selbst 
bei den wichtigen Besprechungen über die Lohntarife, 
die fast alle Versammlungen ausfüllten, zeigte sich 
eine auffällige Interesselosigkeit. | 

Die gefassten Beschlüsse über die Lohnsätze liessen 
sich nicht aufrechterhalten und erlagen dem Schieds- 
spruch des Schlichtungsausschusses resp. des Demobil- 
machungskommissars. 

Die Vereinigung gab eine Arbeitsordnung für alle 
in photographischen Betrieben Beschäftigten heraus, 
ferner ein Aufklärungsplakat für das Publikum zum 
Aushang in den Empfangszimmern bezüglich not- 
wendig gewordener Erhöhung der Bilderpreise. 

Es wurde eine ständige Fachschulkommission, be- 
stehend aus drei Kollegen, gewählt. In Angelegen- 
heit der Lehrlingsprüfung wurde beschlossen, dass 
Lehrlinge, welche in .der Kunstgewerbeschule aus- 
gebildet werden, vor der Gehilfenprüfung in einem 
photographischen Geschäft eine mindestens 14 tägige 
Arbeitsleistung abzulegen hätten, über deren Ausfall 
im Lehrzeugnis ein besonderer Vermerk zu machen 
ist. Ferner ist es statthaft, Lehrverträge so abzu- 
schliessen, dass der Lehrling, wenn er 2 Jahre bei 
einem Meister praktisch tätig war, das 3. Jahr in der 
Kunstgewerbeschule abschliessen kaun. 

Der Hamburger Gewerbekammer wurde ein regel- 
mässiger Jahresbeitrag, je nach Stand der Kasse bis ° 
zur Höhe von Ioo Mk., zugewiesen. Im letzten Jahre 
wurden 60 Mk. für das Gewerbeberatungsamt und 
50 Mk. für den Fonds für sozialpolitische Wahlen be- 
willigt. 

Es fand ein Vortrag statt von Herrn Ed. Blum 
über „Fachverhältnisse in Amerika". Ein Kursus von 
Herrn E. Wasow-München war in Aussicht genommen. 
Derselbe musste bis zum neuen Jahre verlegt werden 
und wird voraussichtlich Anfang März 1921 in der 
Kunstgewerbeschule abgehalten werden. Für diesen 
Kursus wird die Vereinigung lebhaft Propaganda machen. 


Es fand über Erfahrungen in der Verarbeitung von 
Gaslichtpapieren eine Besprechung statt. Von der 
Mimosa - Aktiengesellschaft, der Firma Bergmann 
und den Byk-Guldenwerken wurden Proben von 
Papieren an die Mitglieder gratis ausgegeben. Die 
Vertreter der Dr. Stock-Plattenfabriken und der Byk- 
Guldenwerke sprachen über Herstellung ihrer Fabrikate. 

Der I. Vorsitzende hatte einen lebhaften Schrift- 
wechsel zu erledigen mit dem C. V., dem Gehilfenaus- 
schuss des Senefelder- Bundes, den Behörden und der 
Hataburger Gewerbekammer. Ausserdem hatte er die 
Vereinigung in vielen Kommissionen und bei Veran- 
staltungen zu vertreten. 

Georg Scholz, I. Schriftwart, 


—sBDt— 


PHOTOGRAPHIS 


x 


CHE CHRONIK. 63 


FETT m  —— — —  ——— m — —,—,—_ _  ———————— | 


Verein zur Pflege der Photographie und 
verwandter Künste, Frankfurt a. M. 
Jahresbeitrag 50 Mk., Kassenwart P. Körbitz, 
Stiftstrasse 9. 


Bericht über die Sitzung am 7. Februar im „Thomasbräu“. 


Der Vorsitzende eröffnete kurz nach 7!/, Uhr die 
Sitzung mit der Begrüssung der neuen Mitglieder. 
Hierauf wurde das Protokoll über die Sitzung am 
10 Januar genehmigt. Als neue Mitglieder wurden 
aufgenommen: J. Laufer, Photograph in Mainz, 
A. Elnain, Photograph in Wiesbaden; C, Kipp, 
Photograph in Wiesbaden: Ph. Hofferbert, Kauf- 


mann in Frankfurt a.M.;, G. Zahn, Kaufmann in 
Frankfurt a.M. 


Unter allgemeiner Zustimmung wurde sodann die 
Absendung zweier Begrüssungsschreiben beschlossen an 
das frühere verdienstvolle Mitglied Herrn W. Schiller, 
Photograph in Frankfurt, welcher kürzlich die seltene 
Feier seines 80. Geburtstages und seiner diamantenen 
Hochzeit begehen konnte, und ferner an Herrn 
Dr. Lüppo-Cramier, Ehrenmitglied unseres Vereins 
welcher anlässlich seiner neuerlichen hervorragenden 
Verdienste vom Photographischen Verein in Wien zum 
Ehrenmitglied ernannt wurde. —. Unter den vom Vor- 
sitzenden zur Verlesung gebrachten Eingängen sind 
zu erwähnen ein Offertschreiben der Berolina Trocken- 
plattenfabrik, ferner ein gleiches von Herzog & Co., 
welcher seine Sonjaplatten empfahl. Von der Tagesord- 
nung musste sodann die Diskussion über Bayer- 
Plattenfort abgesetzt werden, da die Farbenfabriken 
Leverkusen in letzter Stunde ihren Referenten wegen 
Aenderungen in der Reiseroute absagen liessen; die 
Diskussion wird gelegentlich einer der nächsten 
Sitzungen stattfinden. Einen sehr interessanten Vor- 
trag brachte sodann der Vorsitzende, Herr Professor 
Schmidt, zu Gehör über Punkt 2: „Das Kronar und 
ähnliche Objektive.“ Die Ausführungen gaben sehr 
wertvollen Aufschluss über die neuen „unscharf“ 
zeichnenden Instrumente, unter denen das „Kronar“ 
ganz besonders als für die meisten Fälle geeignet an- 
gesprochen wurde; ein von Herrn Hofphotograph 
Robert Herbst- Heidelberg mit „Kronar“ gefertigtes 
Bildnis des Vorsitzenden, welches derselbe vorlegte, 
fand allgemeine Anerkennung. Sodann wurde kurz 
über Klebemittel von Photogrammen diskutiert. Es 
wurden verschiedene Klebemittel besprochen und im 
allgemeinen der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass 
der während des Krieges und auch noch jetzt zum 
Teil in den Handel gebrachte weniger bewährte Kleb- 
stoff verschiedener Fabrikate besser werden möge. 
Sehr lobend ausgesprochen wurde sich über die Er- 
zeugnisse von Herrn Dr. Neubronner. Prachtvolle 
Bilder (Heimaufnahmen) hatten Herr H. Junior und 
Herr F. Lauffer zur Vorlage gebracht, wir hatten 
hier Gelegenheit, technisch hervorragende Aufnahmen 
zu sehen, die viel Lehrreiches und Anregendes boten. 
Die Leonar-Werke Wandsbek hatten zur Sitzung zwei 
sehr schöne Albums und Musterpakete Papier gesandt, 
während Herr Schilling als Vorsitzender der techni- 


schen Prüfungskommission einen Bericht über seine 
mit dm Langebartelschen „Pfeil“-Gravürepapier 
angestellten Versuche berichtete und dessen Vorzüge 
und Nachteile bekanntgab. Unser Mitglied Herr 
Stanigel reichte als Vertreter der „Agfa“ sodaun 
ein Album mit Aufnahmen auf „Agfa“- Platten herum, 
welches sehr beifällig besprochen wurde. Der Vor- 
sitzende dankte allen für das Vorlagematerial und wies 
darauf hin, dass solches für die Sitzungen stets er- 
wünscht ist, da die Mitglieder an Hand dieses am 
ehesten sich über die Vorzüge und Nachteile der ver- 
schiedenen Fabrikate unterrichten können; es wird 
an dieser Stelle gebeten, alle diesbezüglichen Zu- 
schriften und Anträge an den Schriftführer, 
Herrn Theod. Haake-Frankfurt a.M., Kaiser- 
strasse 37, zu richten. Herr Professor Krauth 
berichtete noch über die Erfolge des „Stereo -Imdupor“ 
und brachte einige Urteile zur Verlesung. Der Vor- 
sitzende beglückwünschte Herrn Professor Krauth zu 
den Erfolgen und schloss kurz nach Io Uhr die 
gut besuchte Versammlung. — Die Mitglieder (Fach- 
photographen), welche noch mit der Einsendung des 
Beitrages von ı2 Mk. für den Central- Verband im 
Rückstand sind, werden gebeten, denselben unverzüg- 
lich an den Kassenwart zu übersenden, andernfalls 
Einziehung durch Nachnahme zuzüglich Spesen erfolgt: 
Nächste Sitzung Montag, den 14. März. 
Der Schriftführer: Albert Ruland. 


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Personalien. 


Aerr Hans Schmidt wurde vom Süddeutschen 
Photographenverein zum Ehrenmitglied ernannt. 


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Kleine Mitteilungen. 

— Protestversammlung. Im Ministerium für 
soziale Fürsorge in München finden zurzeit Verhand- 
lungen statt, welche die Einführung der vollständigen 
Sonntagsruhe für ganz Bayern bezwecken. Da sich 
im Verlauf des letzten Halbjahres die Wirtschaftsverhält- 
nisse für uns auffallend verschlechtert haben, würde die 
Einführung der vollständigen Sonntagsruhe dem Photo- 
graphengewerbe den Todesstoss versetzen. Es ist des- 
halb auf Freitag, den 25. Februar, abends 6 Uhr, im 
kleinen Saal des Hotel Union, München, Barerstrasse 27, 
eine Protestversammlung aller bayerischen Photographen 
einberufen worden, ın der Herr Schultheiss- Günz- 
burg das Referat erstatten wird. Die anschliessende, 
unbeschränkte Aussprache soll sich zu einem Protest 
ausreifen, der den Herrn Sozialminister über die 
Wünsche der Photographen nicht im Zweifel lässt. 

— Entscheidungen zunı Luxussteuergesetz, 
Photographische Papiere (Kopierpapiere), sowie Repro- 
duktions- und phototechnische (photomechanische) 
Platten sind nicht als Zubehörstücke zu photographi- 


schen Handapparaten anzusehen und daher luxus- 
steuerfrei (III. U. 9737 und III. U. 10660/20\. 
— Schädlinge des Berufs. In der „Halli- 


» 
schen Zeitung“ vom ı1o. Februar findet sich, folgende 


64 | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


mm nn nn ann nm nn en nt m 0m. 
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Anzeige: „Achtung! Junger Mann, der sich eine 
vorübergehende Existenz gründen will, bietet sich dem 
hochverehrten Publikum von Halle und Umgegend 
an, Porträts nach dem Leben, in und ausser dem 
Hause angefertigt, prompt und billig in jeder ge- 
wünschten Ausführung zu liefern. Anfragen sind zu 
richten an G. Schaub, Lauchstädter Strasse 3, part.“ 


I x 


Geriehtswesen und Verwaltung. 

Strafbarkeitdes Lehrherrn, derseine Lehr- 
linge länger als 8 Stunden täglich arbeiten 
lässt. [Nachdruck verboten.] Ein Handwerksmeister 
hatte seine Lehrlinge geraume Zeit hindurch länger 
als 8 Stunden täglich beschäftigt, indem er sie nach 
der üblichen Arbeitszeit Aufräumungsarbeiten vor- 
nehmen lies. Er war deswegen unter Anklage ge- 
stellt und verurteilt worden, weil er durch sein Ver- 
halten gegen die Anordnung des Reichsamtes für die 
wirtschaftliche Demobilmachung vom 23. November 1918 
über die Regelung der Arbeitszeit gewerblicher Ar- 
beiter verstossen habe, wonach die Arbeitszeit auf 
8 Stunden beschränkt ist. 

Gegen seine Verurteilung legte der Handwerks- 
meister Revision ein, in der er geltend machte, in jener 
Anordnung sei nur von „gewerblichen Arbeitern“ die 
Rede; darunter seien aber nur die gegen Entgelt 
tätigen Arbeiter zu verstehen, nicht auch die zu ihrer 
Ausbildung beschäftigten Lehrlinge. Weiter sei doch 
auch zu berücksichtigen, dass die Werkstatt auf- 
geräumt werden müsse, und dass dies doch nur nach 
der Beendigung der gewöhnlichen Arbeit geschehen 
könne. | 

Das Oberlandesgericht Rostock hat indessen die 
Revision verworfen. Es könne keine Rede davon 
sein, so heisst es in den Gründen, dass unter gewerb- 
lichen Arbeitern im Sinne der erwähnten Anordnung 
nur die gegen Entgelt tätigen Arbeiter verstanden 
werden könnten. Denn die Anordnung enthält keine 
Einengung des Begriffs der gewerblichen Arbeiter, zu 
denen die Reichsgewerbeordnung nach der Ueber- 
schrift in Titel VII auch die Lehrlinge rechnet. Das 
Demobilmachungsamt wollte ferner offenbar mit der 
Anordnung einer achtstündigen Arbeitszeit eine für 
sämtliche in Gewerbebetrieben beschäftigten Personen 
gleichmässig anzuwendende Massnahme treffen. Mit 
der Einführung des Maximalarbeiistages wurde in 
erster Linie der Schutz der Arbeiter gegen die über- 
mässige Ausbeutung ihrer Arbeitskraft und gegen die 
Schädigung ihrer Gesundheit bezweckt, und gerade 
die Lehrlinge bedürfen wegen ihrer Jugend eines solchen 
Schutzes. 

Auf den ferneren Einwand des Angeklagten ist zu 
erwidern, dass selbstverständlich die Werkstatt auf- 
geräumt werden muss. Das nötigt doch aber nicht 
dazu, die Arbeiter, die hiermit beschäftigt werden, 
länger als die vorgeschriebene Zeit arbeiten zu lassen. 
Denn die Zeit, in der jene Arbeiter mit technischen 


Arbeiten beschäftigt werden, kann um die Zeit der 


gewerblichen Hilfsarbeit abgekürzt werden. (Ober- 
landesger. Rostock, We. 182/1920.) rd. 
-I+ CI 
Büshersechau. 


Bildmässige Photographie. VouF.Matthies- 
Masuren. Dritte, neubearbeitete Auflage mit 40’ Ab- 
bildungen. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp. 
in Halle (Saale) 1920. Preis geheftet 12 Mk., gebunden | 
15 Mk. | 

Aus H. P. Robinsous vor fast 40 Jahren er- 
schienenem Buche: „Der malerische Effekt in der Photo- 
graphie“ und aus Aufsätzen über Kunstphotographie, 
welche in der „Photographischen Rundschau“ und in 
den Jahrbüchern „Die Kunst in der Photographie“ er- 
schienen sind, ist dieses neue selbständige Werk ent- 
standen, welches in Einzeldarstellungen die Grundzüge 
der bildmässigen Photographie behandelt, selbst nicht 
den Anspruch der Erschöpfung des nie erschöpfbaren 
Themas macht, wohl aber neben dem Text eine grosse 
Anzahl von Bildtafeln bringt, die zum besten gehören, 
was die Photographie geschaffen hat. Möge man sich 
streiten, ob die Photographie überhaupt Ausdrucks- 
mittel der Kunst sein kann; in einer Zeit, in welcher 
neue Kunstrichtungen (oder ist es nur die Anmassung 
der Nichtkönner?) sich durchzusetzen versuchen und 
alles Vorhergehende verdammen, ist ein Buch, wie das 
vorliegende, die Quelle mannigfacher Anregung, ein 
Vorlagewerk bester Qualitäten, eine hervorragende Aus- 
wahl dessen, was wir Photographen als unsere aner- 
kannte und deshalb immer erstrebenswerte künstlerische 
Leistung schätzen und lieben. So sei dieses gut aus- 
gestattete Werk jedem strebenden Lichtbildner emp- 
fohlen. dest. 


Die Spiegelreflexkamera, ihr Wesen und ihre 
Konstruktion. Von A.Mayer und P.Hanneke. 
2. Auflage, bearbeitet von P. Hanneke, mit 52 in den 
Text gedruckten Abbildungen (Enzyklopädie der Photo- 
graphie, Heft 71). Druck und Verlag von Wilhelm 
Knappin Halle (Saale). 1920. Preis geheftet 4,20 Mk., 
gebunden 6,— Mk. 


Anton Mayer, der ein Opfer des Weltkrieges 
geworden ist, gab der ersten Auflage dieses Büchleins 
folgende Geleitworte: „Diese Schrift will keine An- 
leitung zum Photographieren darstellen, sondern als 
Monographie der Reflexkamera ist sie besonders für 
Besitzer dieser Apparate und solche, die es werden 
wollen, bestimmt, indem sie Interesse und Verständnis 
für diese Kamieras erwecken und so zu deren weiterer 
Verbreitung beitragen will.“ In diesem Sinne hat 
P. Hanneke den Inhalt weiter ausgebaut, Ueberholtes 
weggelassen und alles Neue hinzugefügt, um den Leser 
in den Stand zu setzen, die einzelnen Kamerakonstruk- 
tionen selbständig beurteilen zu können und ihn an- 
zuregen, sich eigene Gedanken über Verbesserungen 
und Aenderungen zu bilden. S. 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe iu Berlin-Halensce, Halberstädter Strasse 7. 


für dey Auzeigentajl! Guido Karutz in Halle 2.5. 


Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. Ss. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg 19. 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen* (mit vielen Kunstdrucktafeln.. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4,— Mk., mit dem „Atelier* zusammen g,50o Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
der so mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50oPf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 9. 





4. März. 1921. 





Karl Knapp f. 


Die deutschen Photographen haben einen schweren Verlust zu beklagen. Am 2o. Februar 
verschied nach langem, schwerem Leiden im 54. Lebensjahr Herr Karl Knapp, der Seniorchef 
der in unseren Fachkreisen rühmlichst bekannten Verlagsanstalt Wilhelm Knapp in Halle a.S. 
Die deutschen Photographen im allgemeinen und der Central-Verband im besonderen verlieren 
an dem Verewigten einen treuen Freund und Förderer. Die „Photographische Chronik“ ist 
bekanntlich das Organ der meisten deutschen Fachphotographen- Vereinigungen. Die Firma 
Knapp war ferner die Verlegerin der „Nachrichten des Central- Verbandes Deutscher Photo- 
 graphen-Vereine und -Innungen, J. P.“ | 

Was der Knappsche Verlag, in dem der Verewigte 30 Jahre gewirkt hat, für die 
deutschen Photographen bedeutet, ist allbekannt. „Das Atelier des Photographen“ war die erste 
photographische Zeitschrift, die gute Musterbilder in tadelloser Ausführung brachte und dadurch 
viel dazu beigetragen hat, die photographischen Arbeiten zu heben. Besondere Verdienste hat 
der Verlag sich durch die Veranstaltung der jährlichen Preisausschreiben erworben. Wer, wie 
der Unterzeichnete, Gelegenheit hatte, diese Preisausschreiben als Preisrichter mit zu bewerten, 
hat den besten Einblick, was sie zur Hebung des Berufes mit beigetragen haben. 

Der Verewigte liebte es nicht, öffentlich hervorzutreten, wer ihn aber in seiner ruhigen, 
freundlichen Art kennenlernte, wusste, dass er es mit einem Manne zu tun hatte, der die Ver- 
hältnisse richtig erkannte und für uns Photographen stets ein warmes Herz gehabt hat, was er 
in vielen Fällen, ohne dass nach aussen hin etwas bekannt wurde, bewiesen hat. 

Nicht nur die vielen Freunde, die ihn persönlich kennen und schätzen lernten, sondern 
die ganzen deutschen Photographen werden ihm stets ein treues, dankbares Andenken bewahren. 


R. Schlegel, 


Vorsitzender des Central-Verbandes Deutscher Photographen- Vereine 
und -Innungen, ]J. P. 


094 


Platten-, Papierpreise und anderes. 


Als ein hocherfreuliches Ergebnis unserer 
Tagung in Erfurt bat der Verband es zu be- 
zeichnen, dass die Plattenfabriken ihre Preise 
um ı21/, 0%, herabgesetzt haben. Wir können 
einen neuen Erfolg berichten. Die Trocken- 
plattenfabriken haben sich bei den Verband- 
lungen am ı5. Januar 1921 bereit erklärt, die im 
Frübjahr 1920 gekürzten Rabatte der Fach- 
photographen von 20 auf 25 °/, zu erhöhen. 
Durch das Eintreten des Verbandes sparen die 


deutschen Fachphotographen jetzt beim Ein- 
kauf von Ioo Mk., wofür man 1920 ein Dutzend 
ı8X24 cm bekam, etwa ı7 Mk. Den an- 
geschlossenen Vereinigungen hatte ich es schon 
durch Rundschreiben mitgeteilt. Eine Veröftent- 


lichung in der Presse unterblieb, weil abgemacht 


war, dass ein Bericht von Berliner Herren ge- 
bracht werden sollte. Da aber die „Photogr. 
Industrie“ schon einen Bericht gebracht hat, 
muss ich auch einen kurzen Bericht an die 


9 


66 | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK: 





photographischen Fachzeitschriften senden, da 
mir sonst Vorwürfe gemacht werden könnten. 

Unserem Wunsche nachkommend, wichtige 
Verhandlungen nicht mehr, wie es bisher ge- 
schehen war, allein im Kartell, bestehend aus 
den Fabrikanten und den Händlervereinigungen, 
zu verhandeln, sondern auch Verbraucher hin- 
zuzuziehen, war seitens der Fabrikanten ent- 
sprochen worden, und fand am ı5. Januar in 
Dresden eine Zusammenkunft der Trocken- 
plattenfabrikanten, der Vertreter der Fach- und 
Amateurhändler und Fach- und Amateurphoto- 
graphen statt. 

Die Aussprache hat den besten Erfolg ge- 
zeitigt, da den Fabrikanten, Händlern und Ver- 
brauchern Gelegenheit gegeben war, ihre Wünsche 
und Ansichten auszutauschen. 

In Breslau hatte der Verband gemeinsam 
mit dem Verband der Amateurphotographen- 
Vereine beschlossen, die Fabrikanten zu er- 
suchen um genaue Angabe der Empfindlichkeit 
und Farbenempfindlichkeit, sowie Aufdruck des 
Herstellungstages auf die Packungen. 
Central-Verband hatte die Bearbeitung der 
beiden ersten Wünsche dem Amateurverband 
übertragen. Da die Vorarbeiten noch nicht 
beendet und diese wieder an Wissenschaftler 
zur Nachprüfung unterbreitet werden sollen, 
wurde die Behandlung für später zurückgestellt. 

Die Photographen wünschten den Aufdruck 
des Herstellungstages, um feststellen zu können, 
wann die Preiserhöhungen eintreten, die Ama- 
teure, um gesichert zu sein, dass sie keine alten 
Ladenhüter bekommen. 

Die Fabrikanten und Fachhändler hatten 
keine Bedenken gegen den Aufdruck des Her- 
stellungstages.. Die Fachhändler erklärten, das 
unberechtigte Preiserhöhungen nicht vorge- 
kommen seien, da sie infolge der langsamen 
Lieferung kein Lager gehabt hätten. Der Auf- 
druck des Herstellungstages könnte später für 
die Photographen unangenehm werden, wenn 
Preisherabsetzungen erfolgten. Ein seitens der 
Händler gemachter Vorschlag, das Verfalldatum 
wie bei den Filmen aufzudrucken, fand bei den 
Fabrikanten und Verbrauchern keinen Beifall, 
da es sehr schwer ist, die Lebensdauer der 
Platten festzustellen. Man einigte sich dahin, 
von einem bestimmten Zeitpunkte an das Her- 
stellungsjahr aufzudrucken. Als ganz besonders 
erschwerend für das Geschäft wurde die Un- 
menge der verschiedenen Grössen bezeichnet. 
Es soll darauf hingewirkt werden, Norrmal- 
grössen einzuführen. 

Die folgenden Punkte des C.V., Einspruch 
gegen die Klauseln: Preise freibleibend, Liefe- 
rungsmöglichkeit vorbehalten, und Hinzuziehung 
zu den Verhandlungen hatten sich erledigt. 

Es wurde dann unser nächster Wunsch, 
Wiederberstellung der im Frühjahr ı920 auf 


Der 


20 °/, gekürzten Rabatte der Fachphotographen, 
besprochen. Wir hatten nicht beabsichtigt, den 
Händlern ihren Verdienst zu schmälern. Der 
offizielle Rabattsatz für Fachphotographen wurde 
auf 25 °/, festgesetzt. Im Gegensatz zu früheren 
Gepflogenheiten sollen, um Einheit herzustellen, 
jetzt Netto- Preislisten für die Fachphotographen 
gedruckt werden, wie sie schon bei den Papier- 
fabriken bestehen. 

Der Vertreter der Süddeutschen Einkaufs- 
genossenschaft, der der Versammlung beiwohnte, 
berichtete über die dortige Einkaufsgenossen- 
schaft, welche den Ansprüchen, die man an die 
Grossbändler stellte, Handlung eines Gross- 
lagers, entspricht. Die Ausführungen werden 
unter Umständen eine veränderte Stellungnahme 
der Fabriken über die Belieferung der Ein- 
kaufsgenossenschaften veranlassen. 

Ausserdem wurden noch ausführliche An- 
gaben über die Herstellungskosten der Platten, 
Rabatte der Händler und deren Verdienst ge- 
macht. | 

Die Versammlung, die trotz der entgegen- 
stehenden Interessen in der besten Weise ver- 
lief, hat das erfreuliche Ergebnis gezeitigt, dass 
man sich gegenseitig kennen und verstehen 
lernte. Man sah, dass nicht alles bei den 
anderen so glänzend ist, wie vielfach angenommen 
wird. Einstimmig war man damit einverstanden, 
wenn nötig, die Zusammenkunft zu wiederbolen. 

Die Verhandlung mit den Photopapierfabriken 
hat bis jetzt leider noch keine Erfolge gezeitigt. 
Die Papierfabriken erklären, dass sie nicht in 
der Lage seien, die Preise herabzusetzen. Auf 
meinen Hinweis, dass den Papierfabriken das 
möglich sein müsste, was Plattenfabriken ge- 
konnt hätten, wurde mir entgegnet, dass die 
Plattenfabriken ganz bedeutend höhere Preis- 
aufschläge genommen haben, als die Papier- 
fabrikanten und sie daher auch in der Lage 
waren, die Nachlässe zu gewähren. Bei den 
Bogenwaren trifft diese Angabe zu, hingegen 
nicht bei Postkarten, wo auf die Preise un- 
gefähr fast die gleichen Aufschläge wie bei 
den Platten genommen wurden. Hier erklärten 
die Papierfabriken, dass die Postkarten früher 
von einzelnen Fabriken, die selbst einen grossen 
Verbrauch hatten, als sogenannte Konsumartikel 
zu einem Preise geliefert wurden, an dem tat- 
sächlich kein Verdienst blieb, und dass deshalb 
der höhere Aufschlag genommen werden musste. 

Wir hoffen doch, ‚dass die Papierfabriken 
sich den einstimmig geäusserten Wünschen ihrer 
Abnehmer auf die Dauer nicht verschliessen 
werden und ebenfalls eine Preisermässigung 
eintreten lassen. 

Erfreulicherweise kann ich mitteilen, dass die 
Firma Bergmann & Co., Wernigerode i. H., 
unseren Wünschen nachgekommen ist und den 
Fachphotographen auf ihre gesamten Auskopier- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. i 67 





und Entwicklungspapiere einen Rabatt von 15 °/, 
gewährt. 

Die Preislisten der Firma Bergmann & Co. 
hatte ich unseren Vereinigungen schon zu- 
geschickt. 

Falls weitere Fabriken bereit sein sollten, 


bitte ich um Mitteilung, Einsendung der Preis- 


listen und Rabattsätze, damit ich sie unseren 
Vereinigungen zusenden kann. 

Eine ausserordentlich unerfreuliche Begleit- 
erscheinung der Verbandsarbeit, im Interesse 
der Kollegen die Materialien zu verbilligen, hat 
sich nicht nur vereinzelt, sondern an verschie- 
denen Stellen Deutschlands gezeigt. Das Schleuder- 
wesen, worunter wir vor dem Kriege so viel 
gelitten haben, macht sich wieder breit, und 
habe ich mich gefragt, ob wir recht daran getan 
haben, dass wir die Fabrikanten veranlassten, 
ihre Preise herabzusetzen. Unreelle Elemente 


benutzen die Herabsetzung der Preise für An- 
kündigungen mit der Ueberschrift „Preisabbau“. 
Diese edlen Seelen wollen ihrer Kundschaft 
auch die herabgesetzten Preise zugute kommen 
lassen. Wenn nun die Platte ungefähr 4o bis 
50 Pf. weniger kostet, bringen diese Menschen- 
beglücker es fertig, die Preise um ıo, 2o und 
mebr Mark für ein Dutzend Postkarten herab- 
zusetzen. Auch die Gratisangebote tauchen 
wieder auf. Ist der C.V. dafür da, dass seine 
Bemühungen im Interesse der Kollegenschaft 
in der Art gemissbraucht werden?! Da möchte 
man lieber die Fabrikanten bitten, die Preise 
noch in die Höhe zu setzen, um diesen Schäd- 
lingen das Handwerk zu legen. 


Central-Verband Deutscher Photographen-. 
Vereine und -Innungen, ]J.P. 


R. Schlegel, Vorsitzender. 


Fr 


Rundschau. 


Ives’ Beiz-Dreifarbenprozess. 


Es werden hier ähnlich wie bei dem Traube- 
schen Diachromverfahren die gebleichten Bilder 
mit gewissen Metallsalzen behandelt, die gleich- 
sam wie Beizen wirken, worauf die Einfärbung 
mit geeigneten organischen Farbstoffen folgt. 
Zunächst wurde von Ives ein Bleichbad emp- 
fohlen, das neben rotem Blutlaugensalz gleiche 
Gewichtsteile Chromsäure enthielt. Wird nur 
ein farbengetontes Bild gewünscht, so kann ein 
verdünnteres Bad benutzt werden, oder es ist 
in äusserst verdünnter Natriumbikarbonatlösung 
zu klären und abzuschwächen. Weiterhin er- 
kannte Ives, dass eine sehr dünne Bleichlösung 
transparente Bilder ergibt, sofern 2 Teile Chrom- 
säure und ı Teil rotes Blutlaugensalz genommen 
werden. Der Gebrauch schwächerer Lösungen 
hat die Vorteile geringeren Kostenaufwands, 
Verkürzung der Waschdauer und Entbehrung 
eines Natriumbikarbonat- Klärbades. 

Eine weitere Verdünnung der Bleichlösung 
vervollkommnete das Resultat noch mehr; bei 
dem grösseren Anteil' von Chromsäure wurde 
das Bild durchsichtiger, für jede gewünschte 
Farbentönung durch Verwendung gemischter 
Farbbäder zugeeignet; es kann ohne Fixieren 
getrocknet werden, aber es muss in einem 
Spezialbad ausfixiert werden, wenn vollkommene 
Transparenz gefordert wird, wie bei Dreifarben- 
diapositiven bedingt. Dieses Spezialfixierbad 
ist wie folgt zusammengesetzt: Wasser ı Liter, 
Kupfersulfat 30 g, Fixiernatron 75 g, Essigsäure 
(30 °/,) 30 ccm. 

Ives verwendet jetzt das nachstehende 
Bleichbad: Wasser 900 ccm, rotes Blutlaugen- 
salz 0,7g, Chromsäure 1,4 g. („British Journal 
Nr. 3157). 


[Nachdruck verboten.) 
Entfernung der Uranverstärkung. 


Zur Entfernung der Uranverstärkung und 
Wiederherstellung des Negativs, so dass jede 
beliebige neue Verstärkung geschehen kann, 
empfiehlt Karl Gander in den „Wiener Mit- 
teilungen“ den nachfolgenden Weg. 

Das Negativ wird so lange gewässert durch 
Einlegen der Platte in eine Schale mit Wasser 
und wiederholten Wechsel desselben, bis das 
letzte Waschwasser nach 5 Minuten langer Ein- 
wirkung keine Spur einer Gelbfärbung mehr 
zeigt. Hiernach bringt man die Platte, unter 
Vermeidung von zu hellem Tageslicht, in eine 
Lösung von 


Silbernitrat 


. [} " 2 5: 
destilliertem Wasser 


. Ioo ccm. 

Man belässt die Platte hierin, bis, von der 
Glasseite besehen, keine rostbraunen Stellen 
mehr vorhanden sind und das Negativ voll- 
kommen schwarz erscheint. Zum Schluss folgt 
gründliche Wässerung der Platte. 


Selbstpräparation von Platten und 
Papieren. 


Bei dem hohen Preisstand der Platten und 
Papiere geht vielfach das Bestreben, die Mate- 
rialien nach Möglichkeit selbst herzustellen und 
so an Kosten zu sparen. Aber dazu bedarf es 
vielerlei Uebung und Erfahrung, und man wird 
selbst bei grosser Geschicklichkeit und Vor- 
kenntnissen nur langsam zu einem einigermassen 
befriedigenden Produkt gelangen, denn gerade 
die Fabrikation von Platten- und Emulsions- 
papieren ist nicht in kurzer Zeit zu meistern; 
denn wäre dieses möglich, so würde sicher 
jeder grössere Atelierbetrieb seinen Bedarf an 


g' 


68 | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


mm ma mm m ——m — — — ——— me 


Negativ- und Positivmaterial selbst erzeugen. 
Die Schwierigkeiten der Präparation wachsen 
mit der Grösse der Flächen und mit den An- 
sprüchen auf längere Haltbarkeit des Produkts. 
Die Präparation kleinerer Formate stellt sich 
verhältnismässig einfacher, ist jedoch umständ- 
licher und zeitraubend, auch wird oft nicht die 
genügende Gleichmässigkeit erreicht. Wir finden 
unter anderem in Eders Handbüchern vorzüg- 
lichst die Herstellung von Platten und Papieren 
beschrieben; ein Blick in diese Ausführungen 
belehrt uns aber auch, dass die Fabrikation von 
Platten und Emulsionspapieren durchaus keine 
leichte Sache ist. Oft genug gelingen Versuche 
in kleinem Massstabe vortrefflich, wenn es aber 
an die Erzeugung im grossen gebt, wenn die 
Produkte eine längere Haltbarkeit aufweisen 
sollen, wie es für den Handel durchaus erforder- 
lich ist, dann versagt das Verfahren. Wesent- 
lich einfacher gestalten sich die Präparationen 
von Papieren, bei denen keine Emulsionen vor- 
liegen, sondern wo wir es nur mit einem Auf- 
trag von Lösungen und wässerigen Mischungen 
zu tun haben, wie z. B. bei den Eisenblau- und 
Eisensilberpapieren, welche Prozesse auch von 
den Photographen schon immer gepflegt wurden. 


Faktorenentwicklung. 


Die Watkinsche Faktorenentwicklung geht 
bekanntlich dahin, dass man die Zeit beob- 
achtet, die bis zur Erscheinung der ersten Bild- 
erscheinung verstreicht, und diese Zeit dann 
mit gewissen Zahlen multipliziert, um das Negativ 
völlig auszuentwickeln. Dieser Faktor ist ver- 
schieden, je nach Entwicklerart und Plattensorte. 
Im „British Journal“ wird über diese Methode 
gegenwärtig wieder eine rege Aussprache ge- 
halten. B.T. J. Glover schreibt, dass dieses 
automatische Verfahren nur für die Entwicklung 
von Atelieraufnahmen, 
Bromsilberpapierkopien, also bei bekannten Ver- 
hältnissen, angebracht sei, dagegen nicht für 
Aufnahmen im Freien, für Herstellung ver- 
grösserter Negative und Positive, für Gaslicht- 
papier, auch nicht für panchromatische Platten. 


Diapositivplatten und. 


Alfred Watkins tritt diesen Ansichten ent- 
gegen und spricht sich besonders dabin aus, 
dass seine Methode auch bei Aufnahmen im 
Freien sehr gute Resultate gewähre. 

Jedenfalls ist das Watkinsche Verfahren 
als eine rein mechanische Methode anzusprechen. 
Es steht ausser Zweifel, dass wir z.B. bei der 
Entwicklung von Aufnahmen im Freien, von 
Interieurs u. dgl, wo wir oft mit ungünstiger, 
bzw. ungleichmässiger Beleuchtung zu rechnen 
haben, wo wir über die best angebrachte 
Exposition oft im Zweifel sind, nicht nach 
festen Rezepten verfahren können. Eine rein 
mechanische Entwicklungsmethode wird hier 
nicht immer zu den günstigsten Negativresultaten 
führen. Der Praktiker wird hier während des 
Entwicklungsganges häufig die Lösung um- 
stimmen, um das möglichst Beste herauszu- 
holen, er wird die Lösung verdünnen oder 
stärker stellen, weiterhin mehr oder weniger 
Bromkali zugeben, und damit wird natürlich das 
Zeitmass für die Ausentwicklung variiert. 


Zum Safraninverfahren. 


Für das Auswaschen des Phenosafranins 
gibt Dr. E. König in der „Photogr. Rundschau“ 
die nachfolgende Anweisung. 

Das Phenosafranin besitzt, wie alle basi- 
schen Farbstoffe, eine grosse Verwandtschaft 
zur Gelatine und lässt sich infolgedessen nicht 
leicht auswaschen. Lüppo-Cramer empfiehlt 
zur Beschleunigung des Auswaschens ein an- 
gesäuertes Alaunbad. Viel schneller tritt die 
Entfärbung in einer ganz schwachen Lösung 
von salpetriger Säure ein. Dabei geht das 


“rote Safranin in die blauviolette Diazoverbindung 


über, die sehr leicht löslich ist und von der 
Gelatine nicht mehr festgehalten wird. Das 
Bad besteht aus: 
Wasser . . 2 2200. . I0O ccm, 
zehnprozentiger Lösung von Kalium- 
oder Natriumnitrit etwa I „ 
roher Salzsäure . etwa I ,„ 


Nach dem Entfärben wird noch einige Minuten 
gewaschen. 


m 4 CH ze 


Innungs- und \Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Wodie 
am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


eingesandt sein, um noch in der 
Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Faehphotographen-Vereinigung 
tür den Handwerkskammerbezirk Mann- 
heim (Sitz Heidelberg). 

Unsere nächste zwanglose Zusammenkunft findet 
am Montag, den 7. März, abends 7 Uhr, in Mann- 
heim, „Restaurant Kaiserring“, statt. Es ist hiermit 
den Mannheimer Kollegen, die unserer Sache noch 
fernstehen, und denen, die nicht am Tage vom Geschäft 


wegbleiben können, Gelegenheit geboten, diesmal auch 
zu kommen und sich zu überzeugen, dass nicht nur 
Schoppen getrunken, sondern Eırspriessliches für unseren 
Beruf und jeden einzelnen geleistet wird. Zu dem 
Vortrag von Kollegen Schuaudigel zu Anfang des 
Abends sind auch alle Mitarbeiter und Lehrlinge sehr 
willkommen. — Ausgabe der neuen Mindestpreisliste, 


gültig ab 1. März. Franz Beer, I. Vorsitzender. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2z, Amt Uhland 6206. 
— Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin-Schöneberg, Kaiser- 
Wilhelm - Platz 2, Amt Stephan 4480. — Bibliothek: Fräulein Pflug, 
Berlin W 30, Viktoria- Luise-Platz 6, Amt Lützow 1224. — Rechts- 
auskünfte: Fritz Hansen, Berlin Ssg, Hasenheide 47, Amt Moritz- 
platz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplomskommission: Frangols 
Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı, Amt Stegliz 719. 


Karl Knapp 7. 


Das Ableben unseres Ehrenmitgliedes, des 
Herrn Karl Knapp, Seniorchef des Verlags- 
hauses Wilhelm Knapp in Halle a.$S., macht 
es unserem Vereine zur Pflicht, dieser sym- 
pathischen Persönlichkeit an dieser Stelle öffent- 
lich ehrend zu gedenken. 

Karl Knapps nimmermüdem, hilfsbereitem 
Wirken ist die Entwicklung des für die deutsche 
Fachwelt ausserordentlich wichtigen Publi- 
kationsorgans „Photographische Chronik" zu 
danken. Der Verstorbene erkannte frühzeitig 
die Bedeutung einer willensstarken Fachpresse, 
für deren Ausbau und Einordnung im Dienste 
nützlichen Gemeingeistes er keine Opfer scheute. 
Dass Karl Knapp, trotz verschiedentlicher An- 
griffe, in seinen Vorbildern im „Das Atelier 
des Photographen“ im fortschrittlichen Sinne 
tätig blieb, sich hierbei lediglich von idealen 
Gesichtspunkten leiten liess, sollihm unvergessen 
bleiben. Heute, wo der Allbezwinger Tod die 
Lebensarbeit eines rührigen Menschen auf der 
Höhe des Schaffens abgebrochen hat, lässt der 
entstandene Verlust die Bedeutung des Verlags 
Wilhelm Knapp für die deutschen Berufsphoto- 
graphen wieder einmal aufleuchten. Der Verlag 
hat unter Karl Knapps Führung über Deutsch- 
lands Grenzen hinaus Bedeutung für das euro- 
päische Festland erlangt. 

Der Photographische Verein zu Berlin ehrte 
sich, als er im vorigen Jahre Karl Knapp die 
goldene Vereinsplakette überreichte, und es ist 
ihm nun eine Genugtuung, dass diese Ehrung 
noch dem Lebenden zuteil werden konnte, in 
Wertschätzung des treuen, 25jährigen gemein- 
schaftlichen Zusammenarbeitens. 


Ruhe sanft! — Die Erinnerung hält lebendig! 


Photographischer Verein zu Berlin. 
I. A.: Artur Ranft, I. Schriftführer. 





Sächsiseher Photographen-Bund. 


(Korporatives Mitglied des Central - Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Inuungen, ]J. P.) 


Die Mitglieder unseres Bundes werden gebeten, 
den fälligen Bundesbeitrag, jetzt 52 Mk. jährlich, an 
unseren Schatzmeister, Herrn Emil Hoffmann- 
Leipzig, Otto-Schill-Strasse 10, Postscheckamt Leipzig 


Nr. 50485, einzuzahlen. Wenn gewünscht, kann der 
Beitrag auch halbjährlich entrichtet werden. Bis Ende 
d. M. nicht eingeschickte Beiträge werden durch Nach- 
nahme erhoben. 

Bei der nächsten Bundesversammlung in Plauen 
muss eine kleine Aenderung unserer Satzungen, Amts- 
dauer des II. Vorsitzenden, vorgenommen werden. 
Aus diesem Grunde ist es noch nicht möglich, die 
Satzungen zu drucken und den Mitgliedern zuzu- 
schicken. 


Der Vorstand. R.Schlegel, Vorsitzender. 


Als neues Mitglied wird gemeldet: 
Herr Photograph Bruno Berger, Waldheim i. Sa., 


Markt. 
—Bt— 

Zwangsinnung 
tür das Photographengewerbe im Hand- 
v werkskammerbezirk Dortmund 

(Sitz Boehum). 

Einladung 

zu der am 14. März, vormittags ıo Uhr, in Dort- 
mund in der „Industriehalle“, gegenüber dem 
Hauptbahnhof, stattfindenden Innungsversammlung 
mit folgender 

Tagesordnung: 


I. Bericht. | 

2. Vortrag des Syndikus Herrn Nientimp: Berufs- 
steuern unter besonderer Berücksichtigung der 
Gewerbesteuern usw. 

3. Kassenbericht. 

4. Haushaltplan. 

5. Wahlen. 


ı. Vorstandswahl: a) Der Obermeister, b) die 
ausscheidenden Vorstandsmitglieder Kuhl- 
mann, Richter, Neuhaus. 

2. Gehilfenwesen: Ausgeschieden Herr Hammer- 
schlag. 

3. Lehrlingswesen: Ausgeschieden Herr Jakob- 

Schwelm. 


6. Die beantragte Notverordnung für das Lehrlings- 
wesen. 
7. Unlauterer Wettbewerb. 
8. Verschiedenes. 
Kassenbericht und Haushaltplan liegen ab ı. März 
im „Mittelstandshaus“ zu Bochum, Zimmer Nr. 5, 
zur gefälligen Einsicht offen. Im Versammlungslokale 
liegen fachgewerbliche Neuheiten auf, ebenso Bilder- 
kollektionen, Blumsche Amerikabilder und Vorlagen 
von Bildern aus der Vergrösserungsanstalt von Blum- 
Berlin usw. Um zahlreiche Beteiligung an dieser 
wichtigen Versammlung wird ersucht. 
I. A.: Arnold, Vorsitzender. 


Anfangs April finden die diesjährigen Ge- 
hilfenprüfungen statt. Gesuche um Zulassung 
sind bis spätestens 6. März an den Vorsitzenden 
des Prüfungsausschusses, H. Kuhlmann-Bochum, 


oe | _ PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 






Bahnhofstrasse ı8, zu richten. Der Angemeldete er- 
hält dann die Prüfungsbedingungen zugesandt, die 
genau zu befolgen sind. 

Bochum, den 22. Februar 1921. 


H. Kuhlmann. 
2 


Photographen-Innung (Zwangsinnung) 
| zu Berlin. 

Kursus III. Beginn Mittwoch, den 2. März: Die 
Elektrizität im photographischen Betriebe, 
Theorie und praktische Anleitungen. Vortragender: 
Dr. Köhler von der Ufa-Gesellschaft. 5 Doppelstunden, 
abends von 7!/,—g!/, Uhr, im grossen Hörsaal des 
Lettehauses am Viktoria-Luise-Platz, Mittwoch, den 
2., 9., 16., 30. März, 6. April. 

30. März: Weinert- Abend, 6. April: Jupiter- Abend. 
Vortragende: Herren Weinert und Brasch. Die 
Firmen führen ihre Beleuchtungssysteme und neuesten 
Apparate im Betriebe vor, erklären Beleuchtungsmög- 
keiten, Fehlerquellen und deren Abhilfe, ‘ 

Hörgebühr für Innungsmitglieder 25 Mk., für 
Innungsgehilfen ıo Mk. Il. A.: R. Kuzelowsky. 


u 4 >< 0 zum 


Niederrheinische Photographen- Zwangs- 
innung (Sitz Düsseldorf). 

Die Innung veranstaltet vom 9.—ıı. März unter 
der Leitung von Herrn E. Wasow - München einen 
Fachkurs für Aesthetik in der Photographie in den 
Räumen des Kunstgewerbemuseums in Düsseldorf mit 
folgendem Programm: Einleitender Vortrag (mit etwa 
150 Lichtbildern): Die Daguerreotypien. David Octavio 
Hill. Verfall. Die neuzeitliche Porträtphotographie und 
ihre Auswüchse. Amateurphotographie. Die Ausländer. 
Neue Richtlinien. Technische Gesundung und Rück- 
kehr zur Einfachheit in der Auffassung. — Aufnahme: 
Der intime Raum. Das Maleratelier. Beleuchtungs- 
übungen. Linie und Form. Das photographische Bild 
und das Porträt. Das Geistige. Gesicht und Hände, 
charakterologische Richtlinien evtl. Freilichtübungen. — 
Das Negativ: Retusche. Gefahren der künstlichen Ein- 
griffe. — Positivprozess: Kunstlichtverfahren usw. — 
Ausstellung photographischer Porträts. — Führung 
durch die Städtische Kunsthalle. — Mitbringen von 
eigenen Arbeiten zur Besprechung erwünscht. — Beginn 
des Kurses: Den g. März, vormittags ıo Uhr, in den 
Räumen des Kunstgewerbemuseums. 

Anmeldungen usw. an Herrn Obermeister Half- 
pape erbeten. Adresse: Hindenburgwall 40. 


re 


Ateliernaehriehten. 

Bernburg. August Obersteller hat das Atelier 
Beckel, Karlsplatz 30, käuflich erworben. 

Dessau. Nach erfolgtem Umbau wurde das photo- 
graphische Atelier Carl Will wieder geöffnet. 

Greifswald. Photograph Johann Batot ver- 
legte sein Geschäft von der \Wolgaster Strasse nach 
der Knopfstrasse 42. 


Honorar 200 Mk. 






Minden. Frau Karl Beste führt das Photo- 
graphische Atelier ihres verstorbenen Mannes zu- 
sammen mit ihrem Sohne in unveränderter Weise weiter. 

Waldau (O.-L) Paul Kossian hat sich hier 
als Photograph niedergelassen. 

Wittenberg. Fritz Kurzhalz eröffnete Mittel- 
strasse 5Iı eine Werkstätte für neuzeitliche Lichtbild- 
kunst. 


00H 


} 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 
Die Optischen Werke G. Rodenstock-München, 
Isartalstrasse 41, brachten eine neue, gut ausgestattete 
Preisliste für Projektion und Kinematographie zur Aus- 


gabe. Besonders bemerkenswert darin sind neue ein- 
schlägige Anastigmate, Kondensorlinsen und Kon- 
densoren. 


In Nymwegen (Holland) ist das Geschäftshaus der 
Firma Van Raaij & Co. in grosszügigem Stile neu 
eröffnet worden. Die Firma hat ein vornehmes und 
zweckmässig eingerichtetes Gebäude zum Einkauf photo- 
graphischer Artikel und für Ausführung photographi- 
scher Arbeiten errichtet. Sie hat auch einen Prospekt 
herausgegeben mit Ansichten des Gebäudes und seiner 
Innenräume, die auch Dunkelkammern, Atelier, Labo- 
ratorium, Projektions-, Biosaal u. dgl. zeigen. 


um 40°C. m 


Kleine Mitteilungen. 

— Jena. Die Entscheidung über die Regelung 
der Betriebszeit im Photographengewerbe an Sonn- und 
Festtagen, für die sich eine Zweidrittelmehrheit aus- 
gesprochen hatte, wurde nach längerer Aussprache mit 
Vertretern des Gewerbes abermals vertagt. Es handelt 
sich um die Zeit von 1o—2 Uhr, an den vier letzten 
Sonntagen vor Weihnachten von 9—6 Uhr. Die Ent- 
scheidung wird den Antragstellern zugestellt werden. 


— Dresden. Die Firma Christoph, Scharffen- 
berg & Habicht, Grunaer Strasse 8, übernimmt 
Alleinvertretung und Lager für die Trockenplatten- 
fabrik E. Lomberg-Langenberg (Rhein) für den Frei- 
staat Sachsen. 


— Die Eastman Kodak Company auf- 
gelöst. Der Distriktgerichtshof der Vereinigten Staaten 
nahm eine Verfügung an, durch die die Eastman 
Kodak Company, die bekannte Firma photographischer 
Kameras und Gebrauchsartikel, als gegen das Anti- 


Trustgesetz bestehende „Unternehmung zur Ein- 
schränkung des Handels“ aufgelöst wird. 
IL Ir 


Geriehtswesen und Verwaltung. 
Schaukastenscheiben als wesentliche Be- 
standteile eines Gebäudes. [Nachdruck verboten.| 
Der Beklagte hatte im Hause des Klägers ein Laden- 
geschäft käuflich erworben und war in den zwischen 
dem Verkäufer des Geschäfts und dem Hauseigentümer 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. zı 





geschlossenen Mietvertrag eingetreten. Als er die an 
der Hauswand zwischen den Schaufenstern angebrachten 
Schaukästen nicht mehr benutzte, veräusserte er die 
zu den Kästen gehörigen Spiegelscheiben, musste aber 
auf Klage des Hauseigentümers hierfür Wertersatz 
leisten. Den Einwand des Beklagten, er habe die 
Schaukästen von dem Vormieter mit übernommen und 
Eigentumsrechte daran erworben, hat das Kammer- 
gericht nicht beachtet. 


Es ist unstreitig, so führte der Gerichtshof aus, 
dass die Schaukästen mit dem Hause des Klägers fest 
verbunden waren und der Einrichtung des für den 
Geschäftszweck bestimmten Hausteiles, nämlich des 
Ladens, dienen sollten. Mithin sind die Schaukästen 
wesentliche Bestandteile des Hauses des Klägers, und 
die Scheiben waren demnach gleichfalls wesentliche 
Bestandteile gemäss $ 94, 2, BGB., denn sie waren zur 
Herstellung der Schaukästen eingefügt. Mit ihrer Ein- 
fügung in die Teile des Hauses des Klägers wurden 
die Scheiben daher Eigentum des Klägers, gleichviel, 
ob er zur Zeit der Einfügung der Scheiben schon 
Eigentümer des Hauses war oder nicht. Irgendwelche 
Sonderrechte zugunsten des Klägers an den Scheiben 
konnten durch etwaige Vereinbarungen mit dem Vor- 
mieter nicht begründet werden. (Kammerger. XXIII. 
ZS. U. 4725/19.) rd. 

30H 


Büscherschau. 

Die orthochromatische Photographie. Von 
A.von Hübl. Mit 16 Figuren im Text und ıo Tafeln 
mit Vergleichsaufnahmen. (Enzyklopädie der Photo- 
graphie, Heft 94.) Verlag von Wilhelm Knapp in 
Halle (Saale). 1920. Preis geheftet 12,40 Mk., ge- 
bunden 15,40 Mk. 


Es ist bedauerlich, dass der Kampf um die farben- 
empfindliche Platte noch immer nicht zu ihrem Siege 
auf der ganzen Linie geführt hat; noch inımer sträuben 
sich zahlreiche Berufslichtbildner (weit mehr als die 
freischaffenden Liebhaberphotographen) gegen die Ein- 
führung der „orthochromatischen“ Platte Schon die 
Bildtafeln in Hübls trefflichem Werk sollten diese 
Zweifler überzeugen. Der Text fasst alles zusammen, 
was wissenswert ist, um den Vorteil der farbenempfind- 
lichen Platte ganz würdigen zu können: ausgehend von 
den Eigentümlichkeiten der Körperfarben wird die 
Theorie der Farbenempfindlichkeit photographischer 
Platten und die Herstellung dieser Schichten, wie auch 
die Bestimmungsmöglichkeiten ihrer Farbenempfindlich- 
keit besprochen. Ein besonderer Abschnitt ist den 
Lichtfiltern und der in der Dunkel- 
kammer gewidmet. Hübl, in allen diesen Gebieten 
Forscher von Weltruf und bewährter Lehrer, teilt daun 
seine Erfahrungen bei Verwendung farbenempfindlicher 
Platten in der photographischen Praxis mit. Ein treff- 
liches Buch, unentbehrlich jedem Lichtbildner. dest. 


Verarbeitung 


Wiederherstellung alter photographischer 
Bilder und Reproduktion derselben im ur- 
sprünglichen und in neuzeitlichen Verfahren. 


Von Dr. E. Stenger. Verlag von Wilhelm Knapp 
in Halle (Saale). Preis 9,80 Mk. | | 


In der, Praxis des Berufsphotographen kommt es 
sehr häufig vor, dass Reproduktionen nach alten 
Bildern in Auftrag gegeben werden. Meist sind es 
Porträts von längst verstorbenen Angehörigen und 
meistens für den Besteller wertvolle Familienandenken. 
Beim Betrachten dieser verblassten und unansehnlich 
gewordenen Bilder stellt sich wohl zunächst ein jeder 
Photograph die Frage, ob eine Verbesserung oder 
Wiederherstellung des Originalbildes möglich sei. 
Wenn auch vielen praktischen Photographen die 
Wiederauffrischung derartiger Bilder geläufig sein mag, 
so ist doch immerhin eine gewisse Vorsicht nicht 
ausser acht zu lassen, um nicht etwa statt Nutzen, dem 
Bilde mehr Schaden zu bringen, oder es gar völlig zu 
zerstören. Stets ist wohl aber ein eingehendes Studium 
über die Art und Entstehung des vorliegenden Bild- 
materials angebracht. Da wird es vielen Berufs- 
angehörigen willkommen sein, ein Werk in der Fach- 
literatur zu finden, das ihm ausführliche Angaben über 
das Wiederherstellen alter Bilder und die Reproduktion 
derselben bietet. Ein solches, und zwar ausschliess- 
lich sich mit diesen Gebieten befassendes Buch ist 
kürzlich unter obigem Titel im Verlag von Wilhelm 
Knapp in Halle (Saale) erschienen und kann zum 
recht ausgiebigen Studium nur angelegentlichst emp- 
fohlen werden. Das Werk, welches als Verfasser den 
in Fachkreisen wohlbekannten Wissenschaftler, Privat- 
dozenten der Technischen Hochschule zu Berlin, 
Dr. Erich Stenger, hat, gibt als Heft 97. der Enzyklo- 
pädie der Photographie umfassend Aufklärung über die 
alten und ältesten Verfahren (Daguerreotypien, Koilo- 
diumbilder, die Pannotypien, Ferrotypien, die Albumin-, 
Aristo-, Zelioidin- und Platinbilder) und deren Wieder- 
herstellung. Weiter befasst es sich im zweiten Teile 
mit der erneuten Wiedergabe (Reproduktion), und 
zwar im ursprünglichen und auch neuzeitlichen Ver- 
fahren. Alle Freunde der alten historischen Daguerreo- 
typien wird in diesem Buche besonders die Be- 
handlung dieser wertvollen Anfangserzeugnisse in der 
Photographie interessieren, um so mehr, als der Ver- 
fasser auf diesen Gebieten als Autorität und hervor- 
ragender Praktiker gilt: Eine besonders wertvolle Be- 
reicherung des Buchinhaltes hat der Verfasser durch 
Aufnahme einer leichtfasslichen Schilderung zur er- 
neuten Erzeugung von Daguerreotypien dem Leser 
geboten. Die von Geheimrat Miethe herrührende 
und bereits früher veröffentlichte Arbeitsweise gestattet 
dem Photographen, Bilder auf Metall (auf der Grund- 
lage des alten Verfahrens fussend), jedoch nicht in der 
früheren umständlichen Arbeitsweise, sondern auf 
leichte Art zu erzeugen. Es ist zu hoffen, dass das 
Interesse für die alten Bilderzeugnisse durch eifriges 
Lesen obigen Buches erneut geweckt wird, wozu 
auch die geschichtlichen Notizen, die Dr. Stenger ge- 
schickt im Text eingeflochten hat, beitragen werden. 


; Wilhelm Dost. 
u 2 D0C..n —un 





Fragekasten. 
Technische Fragen. 


Frage ı2. Herr A. in A. Eine ganze Serie von 
vollständig normal entwickelten, sorgfältig fixierten, 
während der Nacht in fliessendem Leitungswasser ge- 
wässerten Platten zeigt nach dem Trocknen in der 
Aufsicht von der Schichtseite aus eine braun geflammte, 
wolkig matte, rauhe Struktur, die in der Durchsicht, 
wenigstens in ihren gröberen Formen, als schwach 
bläuliche Zeichnung das Negativ überlagert. Die An- 
nahme, dass es sich hier um einen Eisenniederschlag 
handelt, scheint nicht stichhaltig, da längeres Wässern 
in verdünnter Salzsäure die Erscheinung aber ver- 
schlimmert hat; dass es sich aber um einen Nieder- 
schlag auf der Platte handelt, ist unzweifelhaft, denn 
die Schicht sieht ungewöhnlich matt und fast unregel- 
mässig körnig aus. Wie kann man den Fehler be- 
seitigen und worauf dürfte er zurückzuführen sein? 

Antwort zu Frage ı2. Dass es sich hier um einen 
oberflächlichen Niederschlag handelt und dass er durch 
das lange Wässern in wahrscheinlich verunreinigtem 
Wasser bewirkt worden ist, scheint sicher. Um welchen 
Niederschlag es sich aber handelt, lässt sich aus den 
Angaben nicht ersehen. Trotzdem wird eine Abhilfe 
leicht sein, wenn man folgendermassen verfährt: Ein 
paar Messerspitzen voll feiner Schlämmkreide werden 
mit irgendeinem dünnflüssigen fetten Oel (Mandelöl 
oder Maschinenöl usw.) zu einem dicklichen Brei in 
einer Porzellanschale verrieben und eine kleine Menge 
der butterartigen Flüssigkeit mittels eines reinen Lein- 
wandläppchens kräftig und gleichmässig in kreis- 
förmiger Bewegung über die Platte gerieben. Der 
Ueberschuss der Putzmasse wird schliesslich mit einem 
Wattebausch unter starkem Druck entfernt, worauf 
das Negativ bei richtiger Durchführung des Verfahrens 
glatt und spiegelblank werden muss. Irgendeine Ge- 
fahr, die Schicht dabei zu verletzen, besteht nicht, 
wenn die Schlämmkreide feinkörnig und frei von 
steinigen Beimischungen war. Bedürfen die Negative 
der Verstärkung oder Abschwächung, so muss natür- 
lich diese Arbeit vorber vorgenommen werden, da die 
bei der Behandlıng mit Putzmasse in der Schicht 
zurückbleibenden, an sich unschädlichen Fettreste die 
gleichmässige Annahme wässeriger Lösung verhindern 
würden. 

Frage 13. Herr P. A.in M. Wie wird sogenanntes 
Glaspapier zum Bekleben sonniger Atelierdachfenster 
hergestellt, und zwar so, dass das Papier keinen zu 
starken Lichtverlust bedingt, und wie klebt man den 
fertigen Stoff an die Fenster an, damit das Papier 
nicht schimmelt und sich im Laufe der Zeit gelb 
färbt? 

Antwort zu Frage ı3. Man geht bei der Her- 
stellung des Lichtpapiers von einem möglichst dünnen, 
aber festen seidenpapierartigen Papier aus. Die einzelnen 
Bogen, die nach dem Scheibenformat vorher zweck- 
mässig geschnitten werden, werden durch Ueberstreichen 


mit einem weichen Pinsel einzeln reichlich mit Paraffinöl 
getränkt und, übereinandergelegt, 2— 3 Tage sich selbst 
überlassen. Jeder. Bogen wird dann einzeln von dem 
Pack abgehoben, an die gereinigte Glasfläche angelegt 
und mit einer steifen Bürste angerieben. Derartig vor- 
bereitete Glasdächer halten sich I—2 Sommer lang 
brauchbar, nach welcher Zeit die verschmutzten Papier- 
blätter abgerieben, das Glas sorgfältig gereinigt und 
neu beklebt wird. 


Steuerauskunft. 


Frage ;. Herr S. & W. in M. Unterliegen Land- 
schaftsmappen (Stadtansichten 13X 18 cm), die ich in 
Kupfertiefdruck vervielfältigen lasse und in den 
Buchhandel geben will, der Luxussteuer? Sind sie 
ferner umsatzsteuerpflichtig, da sie doch eigentlieh 
nicht im Atelier hergestellt werden? Es handelt sich 
allerdings um eigene Negative. Wie steht es ferner 
mit solchen Mappen, die Originalabzüge von den 
Platten selbst enthalten, wenn sie durch den Buch- 
handel gehen? Wer hat die Steuer zu tragen? 


Antwort zu Frage 3. Umsatzsteuerpflichtig sind 
alle Lieferungen, die jemand innerhalb der von ihm 
selbständig ausgeübten gewerblichen oder beruflichen 
Tätigkeit im Inland gegen Entgelt ausübt. Die Luxus- 
steuer ist eine erhöhte Umsatzsteuer, durch deren Ein- 
tritt die einfache Umsatzsteuer ausgeschlossen wird. 
Der Luxussteuer beim Hersteller, und der sind Sie in 
dem angefragten Falle, unterliegen Zier- und Schmuck- 
gegenstände der Inneneinrichtung aller Art, also auch 
Bilder. Photographien, sowie Vergrösserungen und 
Verkleinerungen von solchen, wenn sie die Bildgrösse 
von 32X42 cm nicht überschreiten, sind von der 
Luxussteuer ausgenommen. Da nun im Kupfertief- 
druckverfahren hergestellte Bilder ein minderwertigeres 
Erzeugnis darstellen als Photographien, so ist nach 
meiner Ansicht für sie innerhalb der angeführten 
Grössen die Luxussteuerfreiheit ohne weiteres gegeben. 
Die Luxussteuerpflicht tritt nicht beim Hersteller, 
sondern erst im Kleinhandel (Buchhandel) ein, wenn 
es sich um Originalwerke handelt. Kopien werden 
wie die Originalwerke behandelt. Hinsichtlich der 
Graphik gelten als Originalwerke solche Verviel- 
fältigungen (z. B. Holzschnitte, Kupferstiche, Linoleum- 
schnitte), die in Abzügen von Platten bestehen, auf 
denen der Entwurf eines Künstlers von diesem selbst 
ausgeführt ist. Als eigener Entwurf gilt hierbei jedes 
Werk, für das dem Verfasser das Urheberrecht zusteht, 
also z. B. auch der Entwurf einer Radierung nach 
einem Original eines anderen Künstlers. Bei photo- 
graphischen Platten handelt es sich aber nur um 
Naturaufnahmen und nicht um eigene Entwürfe Bei 
Originalwerken wird die Luxussteuer erst im Klein- 
handel (Buchhandel oder Kunsthandel) erhoben. Nur 
wenn der Hersteller direkt an den Verbraucher ver- 
kauft, würde die Luxussteuerpflicht für ihn gegeben 
sein. P: 


er SET EEE EEEEEEEEEEREEEEEEEEEEREEISSEEERIERSHERRSERERSEREERERETESEEEEIERSEEREEEESEEREEEEREERTEEERSEREREREEERTERREEERERRERERGERSSEEHERRREHEHTERREREEHEEREEEEEREEEREERHEREREREESERIEEERRERIEREREREEREREEERERHEEEREEEEEEREERERREEE 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin -Halensee, Halberstädter Strasse ;. 


für den Anzeigenteil: Guido Karuty in Malle a.S. 


Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Malle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIFTHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die 
für „Atelier“ allein 7,— 
er 50 mm breiten Spalte im Arbeitsmarkı 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50 Pf. 


graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). 
‚— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., 


Atelier des Photo- 
„Chronik" allein 
Mk. — Anzeigen: "Für ımm Höhe 
Anfragen und Auf- 


„Das 


träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 10. 








ıı. März. 





1921. 





Aus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Hachshotogrankeii 


gebracht. Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 
soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. 


sein, sondern werden, 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 
Alle Einsender erhalten Honorar 


für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Entwicklervorratslösung in Weithals- 
flaschen. 


Wer seinen Metol - Hydrochinonentwickler 
(der sich in Fachkreisen immer noch einer 
etwas übergrossen Beliebtheit erfreut) nicht mit 
Aetzalkalien ansetzt, empfindet es sebr unan- 
genehm, dass er denselben bei starkem Gebrauch 
sehr oft ansetzen muss. Diesem Umstand kann 
man dadurch entgegentreten, dass man für die 
Entwicklerlösung grosse Chemikaliengläser ver- 
wendet, die einen Inhalt von 5 Litern haben 
und infolgedessen eine ziemlicbe Menge Ent- 
wicklerlösung fassen; die Pottasche (bzw. Soda) 
kann, für sich konzentriert, in kleineren Flaschen 
angesetzt werden. 

Nachfolgend gebe ich eine Vorschrift, die 
sich bei mir sehr gut bewährt hat: 30 g Metol, 
30 g Hydrochinon, 300 g Natriumsulfit, kristalli- 
siest, ı5 g Bromkalium werden in heissem 
Wasser gelöst und dann auf 5 Liter aufgefüllt. 


lang unverändert. 


Gesondert löst man 250 g Pottasche in wenig 
beissem Wasser und füllt in einer 1/, - Liter- 
flasche auf. Zum Gebrauch nimmt man 1000 ccm 
der Entwicklerlösung und 200 ccm der Pott- 
aschelösung und setzt ı—3 Liter Wasser zu. 
Der Entwickler arbeitet sehr klar und gibt auf 
allen Bromsilber- und Gaslichtpapieren mit 
Leichtigkeit schöne schwarze Töne. Nimmt man 
auf 1000 ccm Entwicklerlösung ıoo ccm Pott- 
aschelösung, lässt die Lösung unverdünnt und 
setzt noch 20 ccm zehnprozentige Bromlösung 
zu, so lassen sich Ueberexpositionen in erheb- 
lichem Masse korrigieren. 

Infolge der grossen Haltbarkeit der Lösung 
ist es nicht nötig, die Flasche zu verkorken. 
Der Entwickler hält sich in nur mit einer Glas- 
scheibe od. dgl. zugedeckten Flaschen monate- 
Auch in gemischtem Zu- 
stande ist die Haltbarkeit eine gute. 


Fritz Lange. 


—NOH4H— 


Der Vergleieh versehiedener Troekenplattensorten mit dem 
Eder-Heehtsehen Graukeil-Sensitometer. 


Vou Dr. Hans v. d. Heyden. 


Für den Fachphotograpben sind einwand- 
freie, 
durchzuführende Methoden zur Ermittlung bzw. 
zum Vergleiche der Eigenschaften verschiedener 
Trockenplattensorten besonders wertvoll. Früher 
stand ihm verhältnismässig sehr gleichmässiges, 
einwaudfreies Material der verschiedensten 
Fabriken zur Verfügung. Er hatte es also nur 
nötig, sich auf eine oder mehrere bestimmte 
Plattensorten einzuarbeiten und konnte, zumal 
da diese an heutigen Preisen gemessen ausser- 
ordentlich billig waren, sehr rationell wirtschaften. 
Jetzt ist das alles anders geworden: Die Fabriken 


mit geringstem Aufwande an Material 


[Nachdruck verboten.) 


können nicht immer mit der erwünschten Gleich- 
mässigkeit liefern, der Pbotograph wird auch 
oft zu einem Fabrikate, das er noch nicht kennt, 
greifen müssen. Zudem kommt es bei den 
hohen Preisen und, da der Geschäftsbetrieb als 
Folge davon auch nicht reger geworden ist, auf 
jede, aber auch jede einzelne Platte an. 

Von den üblichen Vergleichsmethoden seien 
einige hier durchgesprochen. Oft richtete man 
sich einfach nach den Empfindlichkeitsangaben 
der verschiedenen Fabrikanten, und es wurde 
munter darauf los photographiert und die er- 
haltenen Resultate miteinander verglichen. Das 


J0 


{ 


‚tatsächlich fast gar nichts. 





kann, da es offiziell feststehende Methoden zur 
Messung der Empfindlichkeit noch nicht gibt und 
infolgedessen die Empfindlichkeitsangaben der 
verschiedenen Fabrikanten oft sehr voneinander 
abweichen, wenn überhaupt, so nur mit sehr 
grossem Aufwande an Material und Arbeit zu 
sicheren Resultaten führen. 

Als Mass für die Empfindlichkeit einer Platte 


‘ wird gewöhnlich ihr Schwellenwert angegeben, 


d. h. eine Zahl, die in den verschiedenen Sensito- 
metergraden (Scheiner, Warnerke usw.) an- 
gibt, bei welchem geringsten Lichteindrucke eine 
Platte eine noch eben sichtbare (oder von dem vor- 
handenen Schleier unterscheidbare) Schwärzung 
gibt. Diese Zahl sagt uns aber für die Praxis 
Denn es ist durch- 
aus möglich, dass eine Platte von geringerem 
Schwellenwerte einer solchen von höherem 
gegenüber doch die empfindlichere ist, d.h. 
diejenige, bei der man mit kürzerer Belichtungs- 
zeit und kleinerer Blende zu brauchbaren Nega- 
tiven kommt. Denn von einem gewissen geringen 
Lichteindrucke an abwärts sind die Schwärzungen 
bei allen Platten nur noch sehr wenig von- 
einander zu unterscheiden; auf der Platte sind 


‚sie für ein scharfes Auge noch gerade erkenn- 


bar, um im Positiv zu verschwinden. Aehnlich 
verhält es sich mit den höchsten Lichtern, deren 
Deckung von einer bestimmten Grösse des Licht- 
eindruckes an nach aufwärts gleichmässig zu 
werden beginnt, um im Bereiche der Solari- 
sation dann sogar geringer zu werden. Dass 
diese zwei Punkte, bei denen die Gleichmässig- 
keit der Deckung nach oben bzw. unten beginnt, 
möglichst weit voneinander entfernt liegen, ist 
für die Qualität einer Platte fast von ausschlag- 
gebender Bedeutung. Denn bei längerer „Gra- 
dation“ wird eine Platte sowohl bessere Durch- 
zeichnung in den Schatten, wie auch in den 
höchsten Lichtern bessere „Spitzlichter“ auf- 
weisen. Das bängt aber keineswegs immer von 
der Empfindlicbkeit, besonders aber nicht, wenn 
sie an dem Schwellenwerte gemessen wird, ab. 

Im folgenden soll nun stets angenommen 
werden, dass es sich um die Vergleichung zweier 
angeblich gleichmässig empfindlicher Platten- 
fabrikate handele. Für die Vergleichung zweier 
nicht gleich empfindlicher Fabrikate sei vorweg 
bemerkt, dass man die Lichtmenge für exakte 
Vergleiche nur durch genau messbare Grössen 
ändern darf. Solche sind z. B. Blende und bei 
Schlitzverschlüssen die Schlitzbreite!l), keines- 
wegs aber Federspannung oder Bremsung des 
Verschlusses. 

Eine der gebräuchlichsten Methoden, zwei 
Plattensorten miteinander zu vergleichen, ist es 
nun, dass kurz hintereinander mit demselben 





ı) Aber nur, wenn mit ihrer Veränderung keine 
Aenderung der Feederspannung verbunden ist! 


Objektiv, derselben Blende und derselben Be- 
licbtungszeit von der gleichen Person in der 
gleichen Stellung zwei Aufnahmen mit je einer 
Sorte gemacht werden. Diese zwei Platten 
werden dann mit dem gewohnten Entwickler 
an- und jede für sich voll ausentwickelt, weil 
ja auch die Entwicklungszeit bei den verschiedenen 
Plattensorten stark schwankt. Sind nun die 
Plattensorten einigermassen gleich empfindlich, 
so resultieren meistens zum Vergleich ziemlich 
brauchbare Negative. | 

Aber einwandfrei ist diese Vergleichsart nicht. 
Denn selbst, wenn wir annehmen, dass alle 
Versuchsbedingungen — bis auf die stets in- 
dividuelle Entwicklung — praktisch völlig gleich 
geblieben sind, so bleibt doch bei nicht gleich 
gefundener Empfindlichkeit ein erheblicher, noch 
zu untersuchender Rest übrig: Eine Platte wird 
ihr Bestes an Gradation nur bei richtiger Be- 
lichtung und entsprechender Entwicklung her- _ 
geben. Nach dem oben Gesagten ist es klar — 
und die Praxis bestätigt dies —, dass Ueber- 
belichtung, besonders erheblich aber Uhnter- 
belichtung die Gradation einer Platte verkürzen, 
also verschlechtern müssen. 

Will man auf die geschilderte Art also zu 
wirklich einwandfreien Resultaten kommen, so 
muss man zu zwei neuen Vergleichsaufnahmen 
schreiten, bei denen für die altgewobnte, die 
Vergleichsplatte, die Bedingungen die gleichen 
bleiben, für die zu untersuchende aber, was 
Biende und Belichtungszeit, vielleicht auch den 
Entwickler betrifft, entsprechend abgeändert 
werden. So müsste fortgefahren werden, bis 
man von zwei Vergleichsnegativen sagen kann, 
dass bei jedem das für den speziellen Ver- 
wendungszweck denkbar beste aus jeder Platte 
herausgeholt worden ist. 

Also: Wenn es zu einwandfreien Resultaten 
führen soll, ein recht umständliches und vor 
allem kostspieliges Vertahren, selbst, wenn die 
ihm .anbaftenden Mängel durch entsprechende 
Abänderungen beseitigt werden. Zunächst ist 
es ja genügend bekannt, welche gewaltige 
Aenderung im Negativ eine oft nur gering- 
fügige Aenderung der Stellung oder gar Kopf- 
haltung einer aufzunehmenden Person hervor- 
rufen kann. Dem liesse sich zur Not abhelfen, 
wenn man an ihre Stelle ein entsprechendes 
totes Objekt, etwa eine Büste, setzte. Aber 
auch da ist zu bedenken, dass die von der 
lebenden Person abweichende Farbe der Büste 
leicht falsche Werte gibt. Dann kann das Licht 
selbst in der kurzen Zeit zwischen zwei Ver- 
gleichsaufnabmen leicht grossen Schwankungen 
unterworfen sein. 

Für Besitzer eines Stereoskopapparates bietet 
dieser allerdings das Mittel, die letztgenannten 
beiden Fehlerquellen praktisch auszuschalten, 
vorausgesetzt, dass beide Kammerbälften genau 





m m 


gleichmässig arbeiten (was oft nicht der Fall ist). 
Denn dann kann man beide Aufnahmen mit 
nur einer Belichtung machen. Stellungs- und 
Beleuchtungswechsel kann also hier nicht ein- 
treten. Will man sehr genau gehen, so kann 
man sofort hinterher noch einmal je eine Platte, 
nachdem die Sorten in den Kammerbälften ver- 
tauscht sind, belichten. Eine spätere Dosierung 
des Lichtes muss durch Abblenden des Objektives 
vor der zu untersuchenden Platte erfolgen. Aber 
die oben geschilderte Umständlichkeit des Ver- 
fabrens bleibt, wenn es genau durchgeführt 
werden soll. Vor allem ist es von Anfang an 
ein Sprung ins Ungewisse. 

Und dieser muss bei der heutigen Kost- 
spieligkeit des Materials durchaus vermieden 
werden. Das geht aber nur durch. sensito- 
metrische (Empfindlichkeits-) Messungen. Nur das 
Sensitometer ist das Mittel, um mit einer einzigen 
Belichtung die ganze Skala der Dichtigkeits- 
werte einer Platte, oder auch von zwei Platten 
auf einmal überblicken und vergleichen zu können. 
Hier nimmt das Scheinersche Sensitometer ent- 
schieden die erste Stelle ein. Aber das Instru- 
ment ist teuer, gross und erfordert sehr exaktes 
Arbeiten. Alle anderen Sensitometer (Warnerke, 
Vogel, ‚Chapman Jones, Röhrenphotometer) 
sind entweder ‘ungenau oder umständlich zu 
handhaben, oder erfordern verhältnismässig viel 
Material (mindestens je eine Platte 9X ı2 cm), 
oder haben mehrere dieser Eigenschaften gleich- 
zeitig. Da ist es ein unbestreitbares Verdienst 
von Goldberg, Hübl, Eder und Hecht, die 
verhältnismässig sehr genau herzustellenden und 
leicht zu handhabenden Graukeile für die Emp- 
findlichkeitsmessung lichtempfindlicher Schichten 
eingeführt zu haben). 

Die Graukeile werden durch Einfliessen- 
lassen von neutralgrauschwarz gefärbter Gelatine 
zwischen zwei schwach gegeneinander geneigte 
Spiegelglasplatten hergestellt, deren eine kollo- 
dioniert ist, so dass sie nach dem Erstarren 
der Gelatine abgetrennt werden kann; sie er- 
geben eine regelmässig von Hell zum Dunkel 
verlaufende Skala. 

Das so zustande gekommene normale Grau- 
keilphotometer Eder-Hecht enthält einen auf 
Spiegelglas hergestellten Graukeil im Formate 
von 9gXızcm. Die zarte graue Gelatineschicht 


2 


1) Die nächsten sechs Absätze sind fast wörtlich 
der am Schlusse erwähnten Ederschen Broschüre ent- 
nommen. 


BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 18 







ist mit Zaponlack geschützt und trägt ein Deck- 
blatt von Zelluloid, worauf die Skala mit 
schwarzer Farbe gedruckt und dann mit Bronze- 
staub eingestaubt ist, um die Deckkraft der 
Skala zu erhöhen. | 

Die Sensitometerskala bat eine Millimeter- 
teilung; sie steigt um je zwei Teilstriche (= 2 mm) 
an, was für je mm eine um das 1,203 fache 
zunehmende Empfindlichkeitsanzeige ergibt. 

Die Skala ist beiderseits mit deutlichen 
rechteckigen Feldern versehen und jeder zehnte 
Teilstrich mit grossen runden Punkten markiert, 
um einen Ruhepunkt beim Ablesen zu finden. 


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Cr 


BEUASLURNNEGHUIRENTERBERIEHBUEHULERERERENER 
EREEGIGERBGAGHEGHNNGTERGERUGERUBELEUEREREBES 
WERHEKS:UBURIENBNERGURBRERERUGNRERBUSBBRÄUER 
NECHSUJNEOBESGBAERRUSHRHENERLSEERIGERGEHENBE 


.- 5 
i 1 ve) 
fü 2% 





Die breite Form gestattet das Einlegen zweier 
zu vergleichender Platten- oder Papiersorten, 
oder die Prüfung aufgelegter Lichtfilter oder 
dergleichen durch Nebeneinanderlegen der Probe- 
streifen. 

Ueberdies sind rote, gelbe, grüne und blaue 
Lichtfilter (Gelatinefolien) unter einem Teil des 
Graukeiles und der Skala angebracht, um Emp- 
findlichkeitszahlen photographischer Platten gegen 
farbiges Licht zu erhalten. Sie sind spektro- 
skopisch geprüft und entsprechen strengen Licht- 
filtern der Dreifarbenphotographie. Der gelbe 
Streifen entspricht einem dichten Gelbfilter für 
orthochromatische Aufnahmen. 

Die Form der Skala und die Einteilung der 
farbigen Lichtfilter zeigt die vorstehende Ab- 
bildung in halber Grösse. Die Buchstaben R 6 
und @, und B bezeichnen die roten, gelben, 


grünen und blauen Gelatinestreifen. 
(Schluss folgt.) 


ne nen es ERDREHEER nenne nenn a © 


Aufruf an die deutsehen Photographen. 


München, 3. März 1921. 
Der bayerische Landtag hat mit 50 gegen 44 Stimmen 
die Einführung der vollständigen Sonutagsruhe in 
Bayern gutgeheissen und weitere Initiative den Reichs- 


behörden überlassen. In einer mächtigen Kundgebung 
am 25. Februar zu München hat die geeinigte 
bayerische Photographenschaft, vertreten durch sämt- 
liche It bayerische Fachverbäude und ı14 Einzel- 


ıe* 


76 | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


a er a nes aa NER: 


protestler, gegen diesen Landtagsbeschluss entschieden 
Verwahrung eingelegt und gleichzeitig beschlossen, 
die deutschen Photographen zu rascher, energischer 
Aktion aufzurufen. 


Unter der Wucht der bisher erfolgten Proteste des 
gesamten bayerischen Handels- und Gewerbestandes 
wagt die bayerische Regierung nicht, den Vollzug ihres 
Landtagsbeschlusses in die Tat umzusetzen und wartet 
auf die Stellungnahme und Entscheidung der Reichs- 
behörden, Diese ist bald und mit absoluter Sicher- 
heit zu erwarten. 


Nur das einmütige Zusammenstehen von Handel 
und Gewerbe in ganz Deutschland vermag diesen 


ar 


Schlag abzuwehren, und deshalb fordern wir alle 
deutschen Photographenverbände auf, unverzüglich in 
denkbar schärfste Protestkundgebungen einzutreten. 


_ I. A.: Julius Einsiedel, 
Vorsitzender des Süddeutschen Photographen -Vereins. 


Süddeutscher Photographen-Verein (E. V.), München. 

Die Photograpben- Pflichtinnungen: Augsburg; Rosen- 
heim, Wasserburg usw.; Günzburg und Umgebung; 
der Oberpfalz und Regensburg; Kempten und bayeri- 
sches Allgäu; Würzburg: der Rheinpfalz. Fränkischer 
Photographen- Bund, Nürnberg. Vereinigung der Fach- 
photographen Weilheim, Landsberg usw. Fachphoto- 
 graphen-Vereinigung der Kreishauptstadt Bayreuth. 


Er - 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) | 
Eılige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographischer Verein zu Berlin. 


(Gegr. 1863 ) 
I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 


Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2, Amt Uhland 6206. 
— Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin-Schöneberg, Kaiser- 
Wilhelm - Platz 2, Amt Stephan 4480. — Bibliothek: Fräulein Pflug, 
Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6. Amt Lützow 1224. — Rechts- 
auskünfte: Fritz Hansen, Berlin Ss9, Hasenheide 47, Amt Moritz- 
platz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplomskommission: Frangois 
Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı, Amt Stegliz 719. 


Unsere nächste Vereinssitzung findet nicht am 
17., sondern am Mittwoch, den 23. März, abends 
7 Uhr, in den „Kammersälen“, Teltower Strasse I — 4, 
statt. Tagesordnung wird noch bekannt gegeben. 


Als neues Mitglied war gemeldet: 
Herr Paul Weber, Friedenau, Kaiser- Allee 131. 


Als neue Mitglieder ist aufgenommen: 
Fräulein Hanna Zahrt, Karlshorst, Gundelfinger 
Strasse 35. 
Der Vorstand. 


1.A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 


Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 20087. 


"LE It— 


Sächsiseher Photographen-Bund. 
Als neues Mitglied war gemeldet: 
Herr Photograph Bruno Berger, Waldheim: i. Sa., 


Markt. 
eu 


Photographisehe Vereinigung 
Hamburg - Altona. 

Die Vereinigung veranstaltet unter Leitung des 
Herrn E. Wasow- München am 5., 6. und 7. April 
einen Fachkurs für Aesthetik in der Photographie mit 
folgendem Programm: Einleitender Vortrag (mit etwa 
150 Lichtbildern): Die Daguerreotypien. David Octavio 
Hill. Verfall. Die neuzeitliche Porträtphotographie und 


ihre Auswüchse. Amateurphotographie. Die Ausländer. 
Neue Richtlinien. Technische Gesundung und Rück- 
kehr zur Einfachheit in der Auffassung. — Aufnahme: 
Der intime Raum. Das Maleratelier. Umgestaltung 
der Glasdachbeleuchtung. Beleuchtungsübungen. Linie- 
und Form. Das photographische Bild und das Porträt. 
Das Geistige. Gesicht und Hände, charakterologische 
Richtlinien, evtl. Freilichtübungen. Das Negativ: Re- 
tusche. Gefahren der künstlichen Eingriffe. — Positiv- 
prozess: Kunstlichtverfahren usw. — Ausstellung photo- 
graphischer Bildnisse. — Führung durch die Hamburger 
Kunsthalle — Mitbringen von eigenen Arbeiten zur 
Besprechung erwünscht. — Beginn des Kurses: Diens- 
tag, den 5. April, vormittags 9 Uhr, in der Kunst- 
gewerbeschule in Hamburg. 

Anmeldungen an Herrn Georg Scholz-Wandsbek 
erbeten. — Honorar 200 Mk. 


—iiat— 


Zwangsinnung 
tür das Photographengewerbe des Ge- 
werbekammerbezirks Chemnitz. 
Sitz Chemnitz. 

Die diesjährige Gebilfenprüfung findet am Dienstag, 
den ı5. März, vormittags 9 Uhr, in dem Atelier unserer 
dritten Fachfortbildungsschule Chemnitz, Schlossstrasse, 
statt. Ich bitte die Mitglieder, recht zahlreich dieser 
Prüfung beizuwohnen, um einen Einblick in die 
Tätigkeit unserer Fachklasse zu erhalten. Dieses Jahr 
sollen auch von den Prüflingen praktische Arbeiten 
im Atelier, Dunkelkammer und Retusche vor dem 
Prüfungsausschuss ausgeführt werden. Für die Mit- 
glieder, welche Lehrlinge ausbilden, ist es dringend 
notwendig, dieser Prüfung beizuwohnen. Die Lehr- 
meister, welche Lehrlinge in der Prüfung haben, 
werden gebeten, vollzählig zu erscheinen. 


Die diesjährige Meisterprüfung findet in der 
zweiten Hälfte des April statt. Alle Mitglieder, welche 
die Meisterprüfung ablegen wollen, werden gebeten, 





sich sofort bei der Gewerbekammer Chemnitz zu 
melden, von welcher ihnen das Material zugeht. 

_ Die Vorschriften über Halten und Anlernen von 
Lehrlingen (genehmigt in der Generalversammlung 
vom 26. Juli 1920) ist von der Kreishauptmannschaft 
genehmigt worden. Ab ı. April ıg92ı darf demnach 
nur dasjenige Mitglied Lehrlinge ausbilden, welches 
den Befähigungsnachweis besitzt oder die Meister- 
prüfung bestanden hat. Im eigensten Interesse der 
Mitglieder bitte ich, diese Vorschriften genau einzu- 
halten. 

Die Halbjahresrate der Mitgliedsteuern (37.50 Mk.) 
ist am ı5. Februar fällig. gewesen. Ich bitte die Mit- 
glieder, die Zahlung sofort an unsere Kassenstelle, 
Paul Hartmaun, i. Fa.: Cl. Seeber Nachf,, Nieder- 
wiesa, Postscheckkonto Leipzig Nr. 21038, einzusenden, 
da vom 15. März ab die Beiträge durch Nachnahme 
mit Portozuschlag erhoben werden. Uneingelöste 
Nachnahmen werden dem Vollstreckungsamte zur Ein- 
ziehung übergeben. 

Der Vorstand. I.A.: Paul Papesch, Obermeister. 


me 


Zwangsinnung 
für das Photographengewerbe im Bezirk 
der Stadt- und Landkreise Duisburg, 
Hamborn, Dinslaken, Rees, Essen, Ober- 
hausen und Mülheim a. d. Ruhr. 
Einladung 
zu der am Montag, den Iy. März Ig2I, nachmittags 
5 Uhr in Duisburg „Tonhalle“ stattfindenden ordent- 
lichen Innungsversammlung. 


Tagesordnung. 

ı. Verlesen der letzten Niederschrift. 

2. Kassenbericht. 

3. Bericht der 
Kassierers. 

4. Genehmigung des Haushaltplan für 1921. 

5. Vorstandswabl. Es scheiden aus: Jul. Frank- 
furter-Wesel, A. Seelemeyer-Essen, August 
Breuer- Oberhausen. 

6. Wahl des Tarifausschusses, 

7. Auslegung und Festsetzung des 
M. Meier. 

8. Unlauterer Wettbewerb, Kollege E. Teriet. 

9. Sterbekasse $S 3, Abs. 2, Kollege Fr. Kohlmeyer. 

10 Steuerfragen. 

ıı. Anträge, dieselben müssen schriftlich bis zum 
Io. März beim Obermeister eingereicht sein. 

12. Verschiedenes. 

Das Erscheinen sämtlicher Mitglieder ist dringend 
geboten, Nichterscheinen fällt unter Nachtrag des $ 22 
Beiträge können von 4 Uhr ab gezahlt 


Kassenprüfer und Entlastung des 


$S 22, Kollege 


der Satzungen. 
werden. 

Der Hausbaltplan liegt vom ı. März ab beim 
Obermeister”R. Gerling zur Einsichtnahme aus. 
Gehilfenprüfung findet am 12. April statt. Anmeldungen 
sind unverzüglich beim Schriftführer einzureichen. 

Pr. Kohlmeyer. 
Schrittführer. 


R. Gerling, 
Obernieister., 


Fränkiseher Photographen -Bund (E. Y.). 


Korporatives Mitglied des Central -Verbandes Deutscher Photo- 
graphen- Vereine und -Innungen, J. P 


. Bericht über die Bundes- Hauptversammlung 
am 24. Februar im „Restaurant Krokodil“ in Nürnberg. 


Der Vorsitzende begrüsste um 8!/, Uhr abends die 
gut besuchte Versammlung und erstattete dann kurz 
den Jahresbericht, dabei betonend, dass nun die Tätig- 
keit im kommenden Jahre eine noch erspriesslichere 
werden wird, als sie bis jetzt durch die Kriegsnach- 
wehen sein konnte. Der Besuch der Versammlungen 
im verflossenen Jahre war ein guter. An Sitzungen 
wurden abgehalten: Eine Hauptversammlung, fünf Vor- 
standssitzungen, sechs Monatssitzungen, eine Tagung 
beim Nordbayrischen Photographentag des Süddeutschen 
Photographen-Vereins, ein Vortrag über Albrecht 
Dürer und das zwanzigjährige Stiftungsfest. 

Nach Verlesen des Stiftungsfestberichtes und dem 
Jahresbericht durch den Schriftführer wurden die Neu- 
aufnahmen und einige auswärtige Abnieldungen ein- 
geherd besprochen. Letztere werden durch ein Rund- 
schıeiben über den künftigen Bezug des Fachblattes 
Aufklärung erhalten. (Siehe Bericht des Kassierers.) 

Sodann erstattete Herr Herr als Kassierer den 
Kassenbericht, nach welchem der Abschluss einen Be- 
stand von 468,29 Mk. ergab. Die Reisekasse enthält 
87 Mk. | 
Die Herren Katz und Marx als Kassenrevisoren 
bezeichneten die Kassenführung als mustergültig, und 
wurde dem Kassierer dafür Entlastung erteilt. 

Die Neuwahl vollzog sich rasch, durch Zuruf aus 
der Versammlung um Wiederannahme ihrer Posten 
wurde die alte Gesamtvorstandschaft einstimmig wieder- 
gewählt. Der I. Vorsitzende dankte im Namen der- 
selben für das geschenkte Vertrauen. 

Die Vorstandschaft setzt sich zusammen aus den 
Herren: Karl FreytagalsI, Vorsitzender; Leonhard 
Korhammer ais II. Vorsitzender; Stephan Simon 
als Schriftführer; Friedrich Herr als Kassierer; 
Heinz Lagendyk uud Albert Kahler als Beisitzer. 

Der Kassierer erstattete nunmehr Bericht über 
eine neue Beitragsfestsetzung für die Nürnberger und 
Innungsmitglieder (Fürtı und Erlangen), sowie die 
auswärtigen Mitglieder, was eine läugere Debatte her- 
vorrief. Der künftige Beitrag wurde für Nürnberg und 
Innungsmitglieder auf ı8 Mk. jährlich festgesetzt. 
Central-Verbandsbeitrag, „Atelier“ und „Chronik“ wird 
durch die Innung bezahlt und geliefert. Auswärtige 
Mitglieder zahlevr 20 Mk., einschl. Central-Verbands- 
beitrag ohne Zeitung, mit „Chronik“ allein: 30 Mk., 
mit „Atelier“ allein: 35 Mk, mit „Atelier“ und 
„Chronik“ 43 Mk. jährlich. Den auswärtigen Mit- 
gliedern wurden ganz besondere Vorteile eingeräumt 
durch den billigen Bezug der Zeitung. Beifolgend die 
Abonnementspreise vom Verlag: „Chronik“ allein: 
16 Mk., „Atelier“ allein: 28 Mk., „Atelier“ und „Chronik“ 
zusammen: 38 Mk. jährlich, weun sie nicht Mitglieder 
des Bundes wären. 

Das Enutgegenkonmmmen wurde unseren auswärtigen 
Mitgliedern deshalb gewährt, weil sie durch oftma's 





teure Bahnfahrten an den einzelnen Sitzungen beizu- 
wohnen gehindert sind. Durch häufige Berichte in 
der „Chronik“ werden sie künftig besser auf dem 
laufenden erhalten bleiben. 

Der Bund schloss sich telegraphisch, und zwar 
einstimmig, dem Protest des Süddeutschen Photo- 
graphen-Vereins an, um Stellung zu nehmen gegen 
den bayrischen Regierungsbeschluss über vollständige 
Sonntagsruhe. 

Herr Karl Freytag wurde vom Süddeutschen 

Photographen-Verein in Anbetracht seiner Verdienste 
um den Verein und als langjähriges Kuratoriums- 
mitglied an der Lehr- und Versuchsanstalt in München 
zum Ehrenmitglied ernannt. 

Nunmehr kann das Programm für die am Montag, 
den 7. März, in Ansbach stattfindende ıo. Wander- 
versammlung bekanntgegeben werden. Die Abfahrt 
erfolgt in Nürnberg 8 Uhr 27 Minuten, Ankunft in 
Ansbach g Uhr 20 Minuten. Nach Begrüssung durch 
die dortigen Kollegen am Bahnhof kleiner Imbiss, 
dann Besichtigung der herrlichen alten Barockstadt mit 
ihrem Schlosse gleichen Stils und Rundgang in dem- 
selben. Nachdem gemeinsamer Mittagstisch im Ver- 
sammlungslokal „Hotel Stern“. Nach 2 Uhr Beginn 
der Versammlung. 

Herr Professor Krauth wird einen praktischen 
Demonstrationsvortrag über die Stereo- Induporphoto- 
graphie halten, die Firma Schiffmacher- München 
wird alle Neuheiten des Faches zur Ansicht auflegen, 
mehrere andere Firmen haben ıhre Beteiligung, ihre 
Erzeugnisse auszulegen, zugesagt. 

- Es versäume daher kein Mitglied, kein auswärtiger, 
.dem Bunde noch fernstehender Kollege, diese erste 
Wanderversammlung nach dem Kriege zu besuchen. 
Gerade die jetzige und folgende Zeit erfordert einen 
Zusammenschluss und eine Aussprache aller Kollegen, 
wirtschaftliche Nöte zwingen uns dazu. Noch immer 
waren unsere Wanderversammlungen ein Anziehungs- 
punkt in der Geschichte des Fränkischen Photographen- 
Bundes, vereinigt er doch fast alle Städte und kleineren 
Orte Nordbayerns. Diesmal bietet sich den Kollegen 
von Würzburg, woselbst schon eine Wanderversamm- 
lung vor dem Kriege tagte, wieder günstige Gelegen- 
heit, mit ihren Kollegen aus Nürnberg zusammen- 
alte Bande werden wieder neu geknüpft 
werden. Durch den Versammlungsort Ausbach ist es 
den Kollegen von Gunzenhausen, Windsheim, Dünkels- 
bühl, Uffenheim, Rotbenburg o.T., Feuchtwangen, 
Oettingen, Neustadt a. A., Crailsheim usw. leicht ge- 
boten, einen Tag, ohne viel Versäumnis im Geschäfte, 
einer zwanglosen Versammlung mit Vorträgen, Aus- 
stellung ohne weitere Kosten imı Fränkischen Bunde 
zu verleben, 

Die Beteiligung verspricht heute schon eine sehr 
zahlreiche zu werden. Also Kollegen, auf nach Ansbach! 


zutreffen, 


Der Schriftführer: Stephan Simon. 


2 


Photographen- Zwangsinnung Halle a.S. 
Sitz Halle a.3. 


Auszug aus dem Protokoll der Sitzung x 
am 3. Februar, 2 Uhr nachmittags, im „Stadtschützen- 
haus“, Franckestrasse. 


Eröffnung der Versammlung um 21/, Uhr durch 
den Obermeister, selbige ist ordnungsgemäss einberufen, 
Anwesend 45 Mitglieder, I Gast, sowie Vertreter des 
Gehilfenausschusses. Das Protokoll der letzten Ver- 
sammlung wird verlesen und genehmigt. Entschul- 
digungen wie Eingänge durchberaten. Vom Reichs- 
arbeitsministerium lag die Verbindlichkeitserklärung 
der Tariferhöhung vor. Die Statutenänderung ist von 
der Regierung Merseburg genehmigt. Die Mitglieder- 
liste wird revidiert ünd richtiggestell. Von den Ob- 
männern wurden die Angestelltenlisten eingereicht. 
Die noch fehlenden müssen nachgeholt werden. Zu 
dem Neudruck der Satzungen wurden die Mittel be- 
willigt. Der Gehilfenausschuss hatte den Antrag, den 
Tarifvertrag auf den ganzen Innungsbezirk auszu- 
dehnen, eingebracht. Nachdem einige der Kollegen 
für und wider den Antrag gesprochen, stellt Kollege 
Schröder den Antrag, abzustimmen, ob verhandelt 
werden soll oder nicht. Die Abstimmung erfolgt durch 
Stimmzettel. Der Antrag wird durch die grosse Mehr- 
heit angenommen. Auf Antrag des Kollegen Schröder, 
zwei auswärtige Kollegen in die Tarifkommission zu 
wählen, werden vorgeschlagen und gewählt die Kol- 
legen Schindler-Wittenberg und Franz e-Weissenfels. 


Der Obermeister fragt an, ob Interesse vorliegt, 
dieses Jahr wieder den Kursus für Lehrlinge abzuhalten 
wie im Vorjahr. Der Prüfungsmeister Kollege Möller 
wie auch der Altgehilfe berichten, dass die Prüflinge 
im vorigen Jahr im Theoretischen gut vorgebildet und 
die Wirkung des Kursus wohl zu merken war; es wird 
vorgeschlagen, eine Umfrage zu halten, um festzustellen, 
wie stark die Beteiligung ungefähr wird, und soll auf 
Antrag des Kollegen Lucke der halbe Fahrpreis den 
auswärtigen Lehrlingen aus der Innungskasse vergütet 
werden. 

Kollege Schoch-Zörbig bittet, eine Ausstellung 
in nächster Zeit zu veranstalten, wie es der Thüringer 
Bund in früheren Jahren gemacht; er findet Zu- 
stimmung, der Vorstand wird alles Weitere bearbeiten. 
Der Obermeister gibt noch bekannt, dass nach den 
nun genehmigten Statuten die Cbmänner in den 
nächsten Sitzungen ihren ganzen Bezirk vertreten 
können, doch sei die Juliversammlung als ausserordent- 
liche Sitzung anzusehen, wo jedes Mitglied erscheinen 
muss. — Schluss der Tagesordnung 4 Uhr 35 Minuten. 


Nach ıo Minuten Pause beginnt Herr Hofphoto- 
graph Professor Krauth geinen Vortrag über Indupor- 
Stereophotograpbie. * Wie fesselnd und interessant der 
Vortrag gehalten, beweist, dass die Versammlung fast 
1!/, Stunde schweigend und spannend Gehör schenkte. 
Zum Schluss dankt der Obermeister Herrn Professor 
Krauth im Namen der Innung, ebenso noch dem 
Herrn Rademacher, in Firma Erichson, sowie den 
Firmen Richter & Knoth-Leipzig und Leonar- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 9 








Werke, die durch Vertreter ihre Fabrikate ausgestellt 
hatten. Platten und Papiere der Firma Bergmann 
‚gelangten zur Ausgabe. 

Schluss der Sitzung 6!/, Uhr. 


Fr. Bethmann, 
Obermeister, 


C., Wachenfeld, 
I. Schriftführer. 
-I CE de 


Ein Aufruf zur Einigung 
im deutschen Ausstellungswvesen. 


Sind künftige Fachausstellungen reformbedürftig? — 
Entschieden ja, werden alle diejenigen antworten, 
welche vor Jahren photographische Ausstellungen be- 
schickt und besucht haben. Die Reformen ergeben 
sich aus den veränderten Verhältnissen. Seben wir 
uns im deutschen Handwerk um und erkeunen: wir 
Photographen hatten „eigene Wege“ eingeschlagen, 
wir zeigten auf Ausstellungen nicht „die alte Schule“ 
in ihrem technischen Hochstand, nicht „die neue“ in 
ihrer Belebung des Inhaltlosen, sondern meist ein 
Durcheinander eleganter Oberflächlichkeit, 
womit selbst beim Beschauer ein klares Erkennen des 
Gewollten unmöglich Fuss fassen konnte. Es war 
doch so, dass alles Eingesandte auch gehängt werden 
musste, ja, es war doch so, dass die Platzmiete allem 
vorweg ging. Der Deutsche Werkbund hat uns gezeigt 
und bewiesen, wie wir es hätten einrichten sollen und 
müssen. 


Zu einheitlichen Reformen — einheitliches 
Vorgehen. Das ist notwendig, die Zeit erfordert es. 
Die Möglichkeit ist gekommen, in Ausstellungsfragen, 
in den Ausstellungen unseres Faches selbst, völlig 
einheitlich vorzugehen. 

Welche Zersplitterung, welche Arbeit und Geld- 
verschwendung, schliesslich welche Anforderung an 
den Aussteller, wenn jeder Bund, jede Innung, jeder 
Verein seine eigene Ausstellung haben muss. Wie 
anders, falls die Vorsitzer sämtlicher photographi- 
scher Vereinigungen einmal zusammenständen, 
einmal zusammenbhielten, um aus ihrer Mitte zu be- 
schliessen: „Im kommenden Jahre soll die photo- 
graphische Ausstellung der deutschen Fachleute da 
(Angabe der gewählten Stadt) stattfinden!“ Abgemacht. 
Daran wird nicht mehr gerüttelt. Photographentage, 
Bundesversammlungen, Obermeistersitzungen, Central- 
Verbandstagungen können sich angliedern. Gemein- 
sam übernehmen wir die Sorge, dass es etwas Ordent- 
liches, etwas Ganzes werde; denn erstens kann es 
etwas kosten, alle tragen dazu bei; zweitens werden 
die so vereinten Vorsitzer der Vereinigungen selbst 
Sorge tragen, in ihrem Kreise zu dieser einen grossen 
Ausstellung im Deutschen Reiche anzuregen; drittens 
bat der deutsche Fachmann endlich ein klares 
Ziel vor Augen, mit seinem ganzen Wollen und Können 
für diese eine grosse Ausstellung zu Streben, zu 
arbeiten. 

Ist das zu erreichen unmöglich bei gutem 
Willen? 

Oberleituung? — Haben wir nicht einen Central- 


Vierband im Deutschen Reiche, in dem viele Männer 
mit reicher Erfahrung sitzen? Haben wir nicht eine 
Gesellschaft Deutscher Lichtbildner. in der 
fortschrittlich tätige Fachleute für vernünftige Reform- 
bestrebungen zu haben sind’? Dürfen wir im Aus- 
stellungswesen künftig weiter die Kunst des Nicht- 
könnens zeigen? Dem schauenden Publikum gegen- 
über — vor uns selbst’ Dürfen wir, besser, darf man 
Ausstellungen arrangieren und als Beruhigungspille 
hinzufügen: „Prämiiert und kritisiert wird nicht?“ 
Wer für Kritik seiner Leistung nicht zu haben ist, 
der stelle nicht aus, enthalte sich aber auch jeder 
Kritik. Schliesslich aber müssen vorwärtsstrebende 
Lichtbildner wünschen, dass es Leute gibt, die ihnen 
mit denkender Liebe auf die fleissigen Finger sehen, 
und so ist Kritik — das Notwendigste — was wir 
jetzt und immerdar brauchen, nicht nur in blassen, 
allgemeinen Begriffen, sondern in Bestimmtem aus 
ganz bestinnmten Bildern. Die Begriffe müssen aus 
einzelnen Bildern herauswachsen, da wir nur aus dem 
lernen, was tüchtige Fachleute Gutes vor uns bhin- 
stellen. 

Ueber den Medaillenschmuck der Preisrichter, oder 
was der grossen Jahresschau zu kleineren Wander- 
schaustellungen zu entnehmen wäre, und anderes mag 
eine spätere Ausstellungsleitung beraten. Nicht in 
Einzelheiten verlieren, nicht kleine Bedenken vor- 
schieben in diesem Augenblick, nein, alle die führen- 
den Männer des Berufs, alle Fachleute mit einem 
tiefergehenden Interesse an dieser Sache zusammen- 
rufen zu einer gemeinsamen Tat: „Der ersten 
grossen photographischen Ausstellung der 
deutschen Berufsphotographen im Jahre 1922!“ 
Dies ist der Zweck dieses Aufrufs, dieser Anregung, 
und eine offene Aussprache ist erwünscht. 

Grienwaldt- Wartburgstadt. 


IL It 


Ateliernaehriechten. 

Berlin. Photograph C. Rehbein, Photowerkstätte 
für Vergrösserungen, Retuschen, Reproduktionen und 
Kontaktdruck, hat das Photographische Atelier von 
R. Kohl, früher Goebel, Berlin W 30, Nollendorf- 
strasse 37, käuflich erworben. 


390 


Gesehäftliehes. 


Contessa - Nettel, Aktiengesellschaft iu 
Stuttgart. Die im vorigen Jahre mit einem Aktien- 
kapital von 4 Millionen Mark gegründete Fabrik für 
Photogeräte hat bei dem Bankhause Gebr. Arnhold 
in Dresden und Berlin eine erststellige hypothekarische 
fünfprozentige Anleihe von 2 Millionen Mark auf- 
genommen, die zu 1023 Prozent freihändig verkauft wird. 
Die Tilgung der Anleihe erfolgt ab Ig25 zu Io3 0%. 


Dresden. Folgender bemerkenswerter Zusammen. 
schluss ist zu melden: Christoph & Scharffenberg 
und Alexander Habicht, Grosshandlung photo- 
graphischer Artikel. 


80 u | PHOTOGRAPHISCHE CHR 





Netzschkau i. Sa. In der ehemaligen Brauerei 
der Firma Gebr. Klemm will letztere eine Fabrik für 
photographische Zwecke herstellen. 


384 


‘ Bus Industrie, Handwerk 
und Handel. 


Oscar Rommel & Co., Nerchau b. Leipzig, 
versenden neue Musterbücher über ihre „Oroco"“- 
Bütten- und Untergrundkartonpapiere. Diese zweck- 
mässig eingerichteten Hefte mit den Nummern SI, IoI 
und 201 bieten reiche Auswahl in geschmackvollen 
Farben. Die Beschaffenheit soll laut Versicherung der 
Firma der Friedensware nicht mehr nachstehen, bei 
mässigen Preisen. Abnehmer können diese Muster- 
büchlein von Rommel & Co. beziehen. 


I 


Kleine Mitteilungen. 

— Luxussteuer für Photoapparate. Der 
bayerische Photohändler- Verband hat im Verein mit 
dem Deutschen Photohändler- Bund an das Bayerische 
Handelsministerium und den Reichsrat eine Eingabe ge- 
richtet, in der eine Beschränkung der Luxussteuer ge- 
fordert wird, und zwar sollen Apparate bis zum Preise 
von 5co Mk. von der Luxussteuer überhaupt befreit 
sein, ferner Treckepplatten einer Luxussteuer nicht 
mehr unterliegen. Zur Begründung dieser Forderung 
wird darauf hingewiesen, dass das schon stark danieder- 
liegende Geschäft durch die Luxussteuer eine weitere 
Einschränkung erfahren hat. Mit Recht wird geltend 
gemacht, dass durch den Wegfall dieser Steuer der 
allgemeine Konsum an Platten und Kameras gehoben 
und durch die Umsatzsteuer eine reichliche Deckung 
des Ausfalles der Luxussteuer bringen würde. 

— Ortspolizeiliche Vorschrift, die Er- 
gänzung der Promenadeordnung betreffend. 
Der $ ı4, ortspolizeiliche Vorschrift vom 
28. Juni 1899, Promenadeordnung für die Stadt Baden, 
wird auf Grund von $ 366, Ziffer 10, R.-Str.-G.-B, mit 
Zustimmung des Stadtrats der Stadt Baden durch 
folgende Bestimmung ersetzt: 

8 14. In den Anlagen der Badeanstaltenverwaltung 

ist es verboten, Waren feilzubieten oder gewerbliche 
Leistungen anzubieten. Ausnahmen kann Bezirksamt 
und Badeanstaltenkommission zulassen. Die Erlaubnis 
kann auf bestimmte Teile der Anlage beschrärkt und 
an sonstige einschränkenden Bedingungen geknüpft 
werden und ist unter allen Umständen jederzeit wider- 
ruflich. { 
Das gleiche gilt für die gewerbsmässigen Auf- 
nahmen von Lichtbildern. Jedoch kann die Erlaubnis 
hierfür nur an solche Photographen erteilt werden, 
die eine gewerbliche Niederlassung in Baden- 
Baden seit mindestens 2 Jahren besitzen und sich zu 
‘besonderen Leistungen für die Zwecke der kurörtlichen 
Werbetätipkeit verpflichten. 


ONIK. 





— Aus der Handwerkskammer Reutlingen. 
In der kürzlich stattgefundenen Sitzung des Vorstandes 
der Handwerkskammer Reutlingen gab der Geschäfts- 
führer der Kammer, Syndikus Hermann, zunächst 
einen allgemeinen Bericht über die Tätigkeit der Hand- 
werkskammer seit den letzten Monaten. Die Meister- 
prüfungen nehmen die Handwerkskammer gegen- 
wärtig sehr in Änspruch. Nicht weniger als 700 junge 
Handwerker haben sich zur Meisterprüfung diesen 
Winter angemeldet. Die Geselleuprüfungsgebühr 
wurde auf 25 Mk. festgesetzt und der Anmelde- 
termin zu den heurigen Frühjahrsgesellenprüfungen 
auf den ıo. März festgelegt. Die Anmeldeformulare 
werden den einzelnen Meistern von der Kanmımer 
aus zugesandt. Eine Reihe von Gesuchen um Ab 
kürzung der Lehrzeit und um Erteilung der Lehrlings- 
anleitungsbefugnis wurden neben inneren Verwaltungs- 
angelegenheiten erledigt. 


— Gehilfenprüfung. Der Lehrling Bruno 
Heinscher, in Tätigkeit bei Photographenmeister 
Walter Lutkat in Cannstatt, hat vor dem Prüfungs- 
ausschuss der Haudwerkskammer Stuttgart die Ge- 
hilfenprüfung mit dem Prädikat „Recht gut“ bestanden. 


— Gelegentlich der Anwesenheit des Generalfeld- 
marschalls Hindenburg in Bremen wurde von dem 
dortigen Photographen Alfred Büsing eine vorzüg- 
lich gelungene Aufnahme des berühmten Heerführers 


angefertigt. 
m 4 >>CH ze 


Büehersehau. 


Altfränkische Bilder ıg921. (XXVII. Jahrgang.) 
Mit erläuterndem Text von Professor Dr. Th. Henner, 
Würzburg. Verlag der Universitätsdruckerei H. Stürtz, 
A.-G., Würzburg. Preis 6 Mk. 

Der Bilderschmuck des Umschlags, auf dessen 
sorgfältige, vornehme Ausstattung stets besonderes Ge- 
wicht gelegt wurde, ist diesmal den kostbaren Schätzeu 
der Würzburger Universitätsbibliothek entnommen: auf 
der Vorderseite ein aus einem 1517 in Nürnberg her- 
gestellten Eichstätter Missale stammender prächtiger 
farbiger Holzschnitt, den hl. Willibald darstellend, und 
auf der Rückseite eine auf dem Einband eines be- 
rühmten alten Evangeliars befindliche byzantinische 
Elfenbeinschnitzerei. Der Inhalt bringt an erster Stelle 
die Schilderung der sogenannten „Babenbergischen 
Fehde“, ferner der zweiten Säkularfeier der Grund- 
steinlegung der Würzburger Residenz und des siebenten 
Jahrhundertgedächtnisses des Würzburger Franziskaner- 
klosters. Weiter werden das malerische Stammschloss 
der Freiherrn von Trugsess zu Wetzhausen, der Sarg 
des hl. Bruno im Würzburger Dom, zwei beachtens- 
werte Seitenpforten in der Würzburger Marienkapelle 
und die berühmten Kreuzwegstationen von Peter 
Wagner auf dem Weg zum sogenannten „Käppele“ in 
Würzburg in Bild und. Wort vorgeführt. Kunstlieb- 
haber und Kenner deutscher Buchausstattungskunst 
wird das kleine Prachtwerkchen wiederum erfreuen. 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7. 


für den ‚Aunzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. 5. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ 'von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIFTHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıo. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik*, 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). 


Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für 


ausserdem monatlich einmal 
— Der Bezu gspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 
„Atelier“ 


„Das Atelier des Photo- 


allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 


de Somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 








Nr. ıı. 








ı8. März. 





1921. 





Der Vergleich versehiedener Troekenplattensorten mit dem 
Eder-Heehtsehen Graukeil-Sensitometer. 
Von Dr. Hans v.d. Heyden. 


(Schluss.) 


Hier dürfte es von besonderem Interesse 
sein, noch einmal das Verhältnis näher 
zu beleuchten, in dem die „Opazität“, die 
Lichtundurchlässigkeit oder die Verbältniszahl 

auffallendes Licht 


durchgelassenes Licht 
steigt. Die Opazität des Graukeiles ist ebenso- 
wenig wie die einer Plattenstelle mit der 
Dichtigkeit zu verwechseln. Unter Dichtigkeit 
versteht man die Menge des an irgendeiner 
Stelle vorbandenen Farbstoffes beim Graukeil 
oder des Silberniederschlages bei einer Platte. 
Die Dichtigkeit des Graukeiles nimmt ganz ent- 
sprechend seiner Länge zu, also im Verhältnis 
von 1:2:3 für ı, 2, 3 cm usw. Keillänge. 
so die Opazität, die Lichtundurchlässigkeit. 
Hier muss man nicht für jedes Zentimeter den 
gleichen Betrag addieren, sondern um den 
gleichen Betrag multiplizieren. Sie steigt, wie 
sehon oben (Empfindlichkeitsanzeige) gesagt 
wurde, für je 2mm um den 1,203 fachen, für 
jedes Zentimeter um den 2,52fachen Betrag. In 
gleichem Masse steigt natürlich auch die relative 


innerhalb des Graukeiles 


Empfindlichkeit des zu prüfenden Materials, ge- 


messen an den unter bestimmten Graukeil- 
teilen beobachteten schwächsten Lichteindrücken, 
seinem „Schwellenwerte“, oder gemessen an 
dem Skalenteile, unter «dem eine bestimmte 
mittlere Dichtigkeit oder Schwärzung beobachtet 
wird (was praktisch meist wichtiger ist). Ver- 
gleiche nebenstehende Tabelle. 

Diese Art des Anwachsens der Opazität 
oder der Empfindlichkeitsangaben in Verbindung 
mit der weit ausgedehnten Skala des Sensito- 
meters hat aber einen für den Photographen 
wichtigen Begleitumstand zur Folge: Er will ja 
nur Platten miteinander vergleichen, will nur 
von seinem altgewohnten Material Schlüsse auf 
ein neues ziehen. Eine genaue Empfindlich- 
keitsangabe mittels genau dosierter Lichtmengen 


Nicht 


[Nachdruck verboten.] 


Lichtempfindlichkeit photographischer 
Plattenim Eder-Hechtschen Graukeil-Sensito- 
meter. 

(Keilkonstante!) = 0,401. Belichtungszeit: ı Minute 
mit I Meterkerze.) 



































Um | Um um» TE = 
26|l°25| &5 |%5% 23 | 25 | 853 
a ET ET rin 2a | ar [Ein 7) A 

1764| 122,2 | 92 | 1955 

9.19| 1470| 94 | 2352 

1105 8) 2 2829 

13.3 212, 9 3404 
IO | 1,00 16,0 256.0 | Ioo | 4 094 
12 | 1,203|| 42 | 19,3 308,0 | 102 | 4 926 
14 | 145 || 44 | 232 3705} 104 | 5 926 
16 | 1,74 || 46 | 27,9 445.7 || 106 | 7130 
18 | 2,09 48 | 335 536 | 108 8 580 
20 | 2,52 so | 40,3 645 |; IIO | IO 320 
22 | 3.03 52 425 776 | II2 | 12411 
24 | 3,65 ı 54 |, 583 ı 84 | 934 | II4 | 14.930 
26 | 4,39 56 | 70,2 86 | 1123 ; 116 | 17961 
28 | 5,28 | 58 | 84,4 88 | 1351 | 118 | 21607 
30 | 6,35 ı. 60 ‚T01 1,6 90 | 1625 || 120 25 993 


ist ihm gleichgültig. Das umständliche, genaue 
Dosieren von Lichtmengen ist bisher der wunde 
Punkt fast sämtlicher Sensitometer gewesen. 
Das fällt bier beim Vergleichen von 
Platten fort. Denn tatsächlich erhält man, 
ob man mit etwas grösseren oder geringeren 
Lichtmengen arbeitet, stets dasselbe Bild, nur 
ist dieses um einige Skalenteile nach aufwärts 
oder abwärts verschoben. 

Das ist an einem Beispiele leicht zu erklären. 
Unter dem Sensitometer seien gleichzeitig zwei 
Streifen verschiedener Plattensorten belichtet 
worden. Sorte I zeige ihren Schwellenwert 
beim Skalengrade 60, Sorte II beim Skalen- 
grade 70. Die Tabelle zeigt im Falle I die 


1) Keilkonstante «& Dichtigkeitszunahme für Icm, 


11 


82 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


aa aaRam[1E_ nnmnmnmnRJnmnmREMÖB RB __-l-l-J- -R$ÄÖJJI Rn MT Mm J I , m, mn IT aaa —anmnmamaRBms-—sm 


relative Empfindlichkeit 101,6, im Falle II 256,0 
an. Mit anderen Worten: Sorte II ist 2,5 mal 
so empfindlich als Sorte I Nun soll die an- 
gewendete Lichtmenge auf den ı6fachen Be- 
trag erhöht werden. In diesem Falle wird das 
Sensitometer für Sorte I den Skalengrad go 
— relative Empfindlichkeit 1625, für Sorte II 
den Skalengrad ıoo = relative Empfindlich- 
keit 4094 anzeigen. Auch bier ergibt sich das 
gleiche Empfindlichkeitsverhältnis wie oben, nur 
hat sich das Bild um 3 cm nach aufwärts ver- 
schoben. Oder aber: Eine Platte zeige den 
Schwellenwert beim Skalenteil 78, eine bestimmte 
Schwärzung beim Skalenteile 45 an. Erhöbe 
ich jetzt die angewendete Lichtmenge auf den 
4fachen Betrag, so erhalte ich den Schwellen- 
wert etwa bei 92—94, die gleiche mittlere 
Schwärzung bei 60. Beides hat sich also ledig- 
lich um ı5 mm verschoben; das Bild, welches 
ich von der Plattensorte, ihrer Gradation usw. 
bekomme, ist aber im wesentlichen das gleiche 
geblieben. Das Bild verschiebt sich also beim 
Anwachsen der Lichtmenge um den doppelten 
Betrag etwa um 7,5 mm, um den 2,5fachen 
Betrag etwa um ı cm, um den 4fachen etwa 
um ı,5 cm und um den ı6fachen etwa um 3 cm 
usw., bleibt aber seinem Charakter nach stets 
das gleiche. | 

Das Vergleichen zweier Trockenplattensorten 
mit Hilfe des Graukeil- Sensitometers ist also 
sehr einfach, sicher und wenig kostspielig. Der 
Arbeitsgang ist etwa folgender: Zwei Streifen 
von etwa 3 cm Breite und ı2 cm Länge sind 
aus den zwei zu vergleichenden Trockenplatten 
schnell geschnitten und werden dicht neben- 
einander, Schicht auf die Photometerschicht, über 
die Hauptskala eingelegt (das Photometer gleicht 
im wesentlichen einem gewöhnlichen Kopier- 
rahmen mit besonderem vorderen Decke!, in 
den statt der Piatte das eigentliche Sensito 
meter eingelegt ist). Belichtet wird bei irgend- 
einer Lichtquelle von etwa einer Kerzenstärke 
(Flammenhöhe etwa 4 cm) eine Minute lang im 
Abstande von ı m. Als Lichtquelle kann zweck- 
mässig eine gewöhnliche Kerze, eine kleine 
2!/, Volt - Metallfadentaschenlampen - Glühbirne, 
oder auch, wenn der Abstand der Lichtquelle 
entsprechend ihrer Stärke geändert wird, was 
durch Vorversuche leicht gemacht werden kann, 
jede andere künstliche Lichtquelle dienen. Dann 
werden beide Streifen gleichzeitig an- und jeder 
für sich so weit ausentwickelt, als noch eben 
Bildspuren sichtbar werden. Fixiert, gewaschen 
und getrocknet wird wie sonst üblich. 

Die relativen Eigenschaften beider Platten- 
sorten kann man jetzt aus dem Vergleiche der 
Photometerstreifen ohne weiteres ersehen. Liest 
man für jede den letzten noch sichtbaren Licht- 
eindruck in Skalengraden ab und nimmt aus 
der vorstehenden Tabelle (die den Sensito- 


dass auf der neuen 


metern beigefügt wird) die dazu gehörende 
Empfindlichkeitszabl, so weiss man, dass die 
neue Piatte um soundso viel mehr oder weniger 
empfindlich ist, als die altgewobnte. Daraus, 
Platte der Abfall von 
grösster zu kleinster Deckung sich über mehr 
oder weniger Skalenteile erstreckt, kann man 
schliessen, ob sie härter oder weicher arbeitet 
als die Vergleichsplatte. Zeigt die Platte in 
den stärksten Deckungen noch gut zu unter- 
scheidende Abstufungen, so deutet dies auf gute 
Durchzeichnung der höchsten Lichter (schöne 
„Spitzlichter*). Läuft die Plattein den schwächsten 
Deckungen schön langsam aus, ohne von einem 
gewissen Punkte der Deckung an plötzlich ab- 
zubrechen, so spricht dies von guter Dureh- 
zeichnung in den Schatten. Es liesse sich noch 
viel mehr anführen; aber bei wenig Uebung und 
etwas Verständnis wird man sehr bald aus den 
Sensitometerstreifen alles, was man braucht, 
herauslesen können. 

Und schreitet man nunmehr zu zwei Probe- 
aufnahmen (man kann ja zweckmässig dazu den 
von den zwei Platten verbliebenen Rest ver- 
wenden), wie sie oben beschrieben.worden sind, 
so ist der Sprung ins Ungewisse vermieden, 
denn die Belichtung und auch den Entwickler 
kann ich ja jetzt der neuen Plattensorte an- 
passen, jede Plattensorte unter den für sie 
günstigsten Bedingungen belichten und entwickeln 
und so mit aller Schärfe meine Schlüsse auf 
die mehr oder minder grosse Brauchbarkeit für 
meine besonderen Zwecke ziehen. An Material 
ist im ganzen nur je eine Platte 9X ıIz cm ver- 
braucht worden. 

Zum Schlusse mag noch eine Methode er- 
wähnt werden, die uns ein gutes Bild von der 
Farbenempfindlichkeit einer Platte gibt, aber 
auch bei der nicht schwierigen exakten Aus- 
fübrung die Allgemeinempfindlichkeit mit genügen- 
der Genauigkeit in absoluten Sensitometergraden 
(Eder-Hecht) anzeigt. 

Als normale Lichtmenge für den Graukeil 
benutzt Eder die, welche eine Normal - Hefner- 
kerze im Abstand von ı m während einer 
Minute auf das Sensitometer ausstrahlt. Dieses 
Licht hat aber ebenso, wie das der oben er- 
wähnten Lichtquellen, en Nachteil, dass es ein 
gelbes ist. Es wirkt also auf eine Platte wie 
Tageslicht, von dem der grösste Teil der blauen 
Strahlen durch ein Gelbfilter abgeschnitten 
worden ist. Belichte ich also eine farben- 
empfindliche oder gar panchromatische Platte 
unter den Farbfiltern des Graukeiles, so werde 
ich für Gelb sicher, für Rot im zweiten Falle 
auch, gegenüber Blau viel zu hohe Werte be- 
kommen (für Grün liegen die Verhältnisse etwas 
anders, worauf später noch zurückzukommen 
ist). Will ich also ein anschauliches Bild des 
Verhältnisses von Gelb- zu Blauempfindlichkeit 


| PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | B3 


bekommen, so muss ich mich nach einer Licht- 
quelle umsehen, die dem Tageslichte ähnlich, 
aber im Gegensatze zu diesem konstant in ihrer 
Farbenzusammensetzung bleibt. Eine solche 
bietet mir das Magnesium. 

Eder hat festgestellt, dass 2 mg Magnesium!), 
auf eine Nadel gespiesst und im Abstande von 
3 m vom Sensitometer abgebrannt, für die ge- 
wöhnliche Trockenplatte den gleichen Effekt 
wie die eben beschriebene normale Lichtmenge 
ergaben. Das Arbeiten damit ist sauber, sicher 
und schnell. Man hat nur darauf zu achten, 
dass die Flamme (Weingeist — Bunsenbrenner — 
sie darf nur wenig leuchten) beim Aufflammen 
des Magnesiums schnell entfernt wird, und für 
die Praxis hinreichend genaues Arbeiten ist 
gewährleistet. 

Magnesiumlicht gibt also das Verhältnis 
Gelb zu Blau fast genau, wie es das Tageslicht 
tut, wieder. 
über den erwähnten anderen künstlichen Licht- 
quellen noch einen weiteren erheblichen Vorteil: 
Vergleiche ich bei einer dieser „gelben“ Licht- 
quellen eine gewöhnliche mit einer farbenemp- 
findlichen Platte, so werde ich die Empfindlich- 
keit dieser viel zu hoch gegenüber jener finden. 
Denn nur die farbenempfindliche Piatte reagiert 
auf die vielen geiben, grünen und unter Um- 
ständen roten Strahlen, während die nicht- 
farbenempfindliche sich mit den kärglichen 
blauen Strahlen begnügen muss. Man kann so 
die Tageslichtempfindlichkeit der farbenempfind- 
lichen Piatte fünfmal und noch mehr zu hoch 
finden. 


— 


I) 2 mg Magnesium entsprechen ungefähr einem 
Bandstückchen von 3X 3 mm. Sehr gut abgemessene 
Stückchen liefert die Firma Herlango, Wien. 





Dadurch gewährt es aber gegen-- 


Eine Eigentümlichkeit !) der auf diesem Wege 
gefundenen Farbenempfindlichkeitszahlen macht 
sich aber noch unangenehm geltend und ist 
geeignet, falsche Anschauungen über das Wesen 
der Farbenempfindlichkeit hervorzurufen. Da 
nämlich das gelbe Filter fast alle roten und 
grünen Strahlen des weissen Lichtes durchlässt, 
das grüne Filter aber nur vielleicht ein Fünftel 
der grünen Strahlen, so wird die Grünempfind- 
lichkeit einer Platte viel zu gering gefunden. 
Eine orthochromatiscHe, also nicht rotempfind- 
liche Platte zeigte z.B. das Empfindlichkeits- 
verhältnis Grün: Gelb: Blau = 0,07:0,6:1,0, 
und man könnte glauben, dass Platten eine 
hohe Gelb- und dabei eine nur sehr geringe 
Grünempfindlichkeit besitzen können. Das wäre 
natürlich ganz irrig, denn bei einer ortho- 
chromatischen Platte müssen die Empfindlich- 
keiten für Gelb und Grün gleich gross sein, 
denn sie ist ja nur für die grünen Strahlen 
empfindlich, und nur der Praktiker nennt sie 
gelbempfindlich, weil sie gelbe Körper hell ab- 
bildet. 


Was die Literatur betrifft, sei verwiesen auf 
die Broschüre: „Ein neues Graukeil- Photometer 
für Sensitometrie, photographische Kopierver- 
fahren und wissenschaftliche Lichtmessungen“ 
von Hofrat Prof. Dr. J. M. Eder, Halle a. S., 1920, 
Verlag von Wilhelm Knapp, und den Auf- 
satz: „Der Gebrauch des Magnesiumlichtes beim 
Eder-Hechtschen Sensitometer“ von Dr. 
Artur Hübl, Wien. „Wiener Mitteilungen 
photographischen Inhalts“, R. Lechner (Wilh. 
Müller). 


I) Dieser Absatz ist aus dem amı Schluss erwähnten 
Hüblschen Aufsatz. 


RI — — 


Ausstellungen! 


Der Aufruf des Kollegen Grienwaldt, $. 79 
dieser Zeitschrift, ist mir aus der Seele gesprochen, 
denn seit ıgI2 in Kiel habe ich immer darauf ge- 
drungen, dass der Verband jedes Jahr eine Ausstellung 
machen müsste, habe aber keine Unterstützung ge- 
funden. 

Während des Krieges war es nicht möglich, Aus. 
stellungen zu veranstalten, auch für die erste Central- 
Verbandstagung IgIg in Breslau lagen die Verhält- 
nisse noch zu ungünstig, Mit Bestimmtheit hatte ich 
damit gerechnet, 1920 in München eine Ausstellung 
vom Central-Verband veranstalten zu können. Wir 
mussten infolge eingetretener Umstände die für München 
beschlossene Tagung absagen, und wurde Erfurt ge- 
wählt. Es war dann so viel Zeit verflossen, dass nicht 
mehr genügend blieb, um die nötigen Vorarbeiten 
machen zu können. In Erfurt trat ich wieder für 
Veranstaltung einer Ausstellung ein, die aber, weil die 
Lokalverhältnisse zu ungünstig sind, in unserem 


nächsten Versammlungsort, in Frankfurt a M., auch 
dieses Mal nicht stattfinden kann. In Erfurt wurde 
beschlossen, der Einladung des Süddeutschen Photo- 
graphen -Vereins für 1922 nach München Folge zu 
leisten, da dort dann die grosse Gewerbeschau geplant 
ist, mit der auch eine photographische Ausstellung 
verbunden sein wird. Lieber wäre mir, nach den 
früher gemachten Erfahrungen, wenn wir eigene Aus- 
stellungen veranstalteten, anstatt Unterabteilung einer 
grossen Ausstellung zu werden, aber besser so, als gar 
keine Ausstellung. Für 1923 lud der Sächsische Photo- 
graphen- Bund, der dann sein 25 jähriges Stiftungsfest 
feiert, möglichst verbunden mit einer Ausstellung, den 
Verband nach Sachsen ein. 

Dass die damals angegebenen Gründe, es wäre 
nicht möglich, 1920 eine Ausstellung zu veranstalten, 
nicht zutreffend waren, haben erstens die grosse Aus- 
stellung in Stuttgart und dann die kleineren Aus- 
stellungen in Elberfeld und Bielefeld bewiesen. Die 


* 


Il 





letztere babe ich nicht gesehen, nur Abbildungen in 


der „Photogr. Chronik“. Auf alle Fälle haben die 
drei Ausstellungen bewiesen, dass die Befürchtungen, 
es würden sich keine Teilnehmer finden, unbegründet 
waren. 

Warum ist es den deutsehen Photographen, wenn 


sie nur wollten, nicht möglich, alle Jahre eine grössere. 


allgemeine Zusammenkunft zu haben, wie sie uns 
Herr Blum von den Kollegen in Amerika geschildert 
hat? Wir haben drei grosse Veranstaltungen vom Ver- 
bande gehabt, 1909 Dresden, ıgı2 Heidelberg, 
1914 Leipzig, und ist es an der Zeit, wieder einen 
grossen Photographentag oder Photographenwoche zu 
veranstalten. Auch wegen einer gemeinsamen Tagung 
hatte ich mit Mitgliedern der G. D. L. gesprochen. Es 
wurde gesagt, dass die Tagungen sich zum Teil gegen- 


seitig behindern würden, und dann auf die langen Ver- 
handlungen bei den Central-Verbandstagen hingewiesen. 
Hiergegen bin ich als. Vorsitzender leider vollständig 
machtlos. 

Wir müssen uns darüber klar werden, dass wir bei 
Ausstellungen auf Jahrzehnte hinaus nicht mehr den 
vor Kriegszeit gewohnten Massstab anlegen können, 
denn heute kostet ein Meter Wandfläche soviel oder 
mehr, wie früher eine ganze Koje. So wenig erfreulich 
es ist, so muss die äusserste Sparsamkeit walten. In 
der Wahl der Städte wird man auch beschränkt werden, 
da nur solche Plätze gewählt werden können, wo, wie 
im vorigen Jahre, die Ausstellungen in Museen oder 
ähnlichen Räumen untergebracht werden können, wo 
fertige Wände zum Aufhängen vorhanden sind. 

| Schlegel-Dresden. 


IL Ire- 


Zu Nutz und Frommen derjenigen, die geistige Anregung wünsehen‘). 


Unser Verhalten gegen andere betreffend. 

1. Um durch die Welt zu kommen, ist es zweck- 
mässig, einen grossen Vorrat von Vorsicht und 
Nachsicht mitzunehmen: durch erstere wird man vor 
Schaden und Verlust, durch letztere vor Streit und 
Händel geschützt. Wer unter Menschen zu leben hat, 
darf keine Individualität, sofern sie doch einmal von 


ı) Aus Arthur Schopenhauers Lebensiveisheit, zusamıner- 
gestellt von Grienwaldt-Eisenach. 


der Natur gesetzt und gegeben ist, unbedingt ver- 
werfen; auch nicht die schlechteste, erbärmlichste oder 
lächerlichste. Er hat sie vielmehr zu nehmen als ein 
Unabänderliches, welches, infolge eines ewigen Prin- 
zips, so sein muss, wie es ist, und in den argen Fällen 
soll er denken: „Es muss auch solche Käuze geben.“ 
Hält er es anders, so tut”er Unrecht und fordert den 
andern heraus zum Krieg auf Tod und Leben. 


(Fortsetzung folgt.) 


Ent 


Innungs- und \Vereinsnachriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 
I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johanngs Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftfübrer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2, Amt Uhland 6206. 
— Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin-Schöneberg, Kaiser- 
Wilhelm -Platz 2, Amt Stephan 4480. — Bibliothek: Fräulein Pflug, 
Berlin W 30, Viktoria- Luise -Platz 6, Amt Lützow 1224. — Rechts- 
auskünfte: Fritz Hansen, Berlin S5s9, Hasenheide 47, Amt Moritz- 
platz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplomskommission: Frangolis 
Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı, Amt Stegliz 719. 
Einladung zur Vereinssitzung 
am Mittwoch, den 23. März, pünktlich abends 


7 Uhr, in den Kammersälen, Teltower Strasse 1/4, I. 


Tagesordnung. 

1. Geschäftliches, 
Mitglieder. 

2. „Die Photographie als freier Beruf oder Hand- 

(Stellungnahme zu den ÖOrganisations- 


Annahme und Aufnahme neuer 


werk “ 
fragen der Gegenwart.) Vortrag unseres Ehren- 
mitgliedes Herrn Syndikus Fritz Hansen. 

3. „Alte und neue Reisebilder aus der Nähe und der 
Ferne.“ Vortrag unseres Ehrenmitgliedes Herrn 
Waldemar Titzenthaler. 

4. Ausstellung von Arbeiten aus der Werkstätte 
unseres Mitgliedes Herrn Karl Trieb- Steglitz. 


5. Vortrag des Herrn Dr. Prollinger über: Papiere 
der N. P. G. m. b. H.-Steglitz. 
6. Fragekasten. — Verschiedenes. 


Freunde des Vereins, Damen und Herren, sind als 
Gäste willkommen. 


Der Vorstand. 
1. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 


Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 2007. 


- IL Ire— 


Sächsiseher Photographen-Bund. 
Als neues Mitglied ist aufgenommen: ; 
Herr Photograph Bruno Berger, Waldheim i. Sa., 


Markt. 
u 


Hessischer Photographen-Bund (E. Y.). 
Die verehrlichen Mitglieder werden gebeten, den 
Halbjahrsbeitrag für ıg21 mit 25 Mk. auf mein Post- 
scheckkonto Nr. 23750, Frankfurt a. M., einzuzahlen. 
Ab ı. April erfolgt Einziehung per Nachnahme. 
J. Beckmann-Alzey, Kassierer, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. _ | Bs 





Photographen - Zwangsinnung us a.8. 
(Sitz Halle a. 8.) 


Mitteilung. 
Tarifangelegenheiten. 

Die am 3. Februar stattgefundene Taritverhandlung 
hat folgendes ergeben: 

Der Tarifvertrag vom 12. Juni 1920 mit dem Nach- 
trag vom 9. Dezember 1920 wird auf den ganzen 
Innungsbezirk ausgedehnt. 

Zu den tarifmässigen Grundlöhnen erfolgt ein 


Zuschlag von: 
30 %, für Unverheiratete, 


40 %0 für. Verheiratete. 


Der Abzug von 10° für weibliche Angestellte 
ällt fort. 

Die Bestimmungen treten mit dem 12. März in 
Kraft. Erste Lohnzahlung für ausser Orts Halle am 
Freitag, den ı8. März. 

Nach Drucklegung wird der Tarif den einzelnen 
Mitgliedern zugestellt. 


Lehrlingswesen. 

Der diesjährige Fachkursus musste wegen zu ge- 
ringer Beteiligung ausfallen. 

Die Gehilfenprüfung findet am 31. März, vor- 
mittags ıo Uhr, im Atelier des Herrn Fritz Möller- 
Halle a. S., Alte Promenade ı, statt. Anmeldungen 
sind bis zum 21. d. Mts. an den Obermeister zu richten. 

Halle a. S., den ı2. März. 


Fr. Bethmann, Obermeister. 


a 0 < I zun) 


Photographische Vereinigung 
Hamburg-Altona (RE. Y.). 

Unter Leitung des Herrn E. Wasow- München 
wird in Hamburg in den Räumen der Kunstgewerbe- 
schule am 5., 6. und 7. April d. J. ein Lehrgang für 
Fachphotographen stattfinden, der das Gebiet der 
„Aesthetik in der Photographie“ umfassen soll, und 
wofür Herr Georg Scholz in Wandsbek, Hamburger 
Strasse 17/18, die Anmeldungen entgegennimmt. Als 
Vergütung hat der einzelne Teilnehmer 200 Mk. zu 
zahlen. Alles Nähere ist aus der im Anzeigenteil dieser 
Nummer stehenden Ankündigung zu ersehen. 


um 40°C m 


Thüringer Photographen - Bund. 
Sitz Erfurt. 


(Korporatives Mitglied des Central-Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Innungen, J.P 


Protokoll der am 8. Febr. in’Erfurt, Restaurant Steiniger, 
stattgefundenen 24. Generalversammlung. Beginn Iı Uhr. 


Die Generalversammlung unseres Bundes fand in 
Erfurt statt, sie war sehr gut besucht, 38 Gäste und 
Mitglieder waren anwesend; Herr Strnad begrüsste 
und leitete die Versammlung. Entschuldigungs- und 
Begrüssungsschreiben hatten gesandt unser Ehrenmit- 
glied Stadtrat Adolf Sander-Leipzig, Tellgmann- 
Eschwege, Fischer-Weida, und Kollege Mittag- 


\ 


Themar meldete sich als neues Mitglied an. Dem 
Schlesischen Fachphotographen-Verein war zu seinem 
25 jährigen Jubiläum ein Glückwunschschreiben ge- 
schickt worden; ein Dankschreiben des Vereins lag vor. 


Auf die Verlesung des letzten Protokolls, des 
Jahresberichts, des Bücherverwalters wurde Zeitersparnis 
halber Verzicht geleistet. Der Kassenbericht wurde 
erstattet vom I. Kassierer König-Lobenstein, dessen 
hauptsächlichsten Daten die folgenden waren: 

Bestand der Kasse am I. Februar 1920 1666,60 Mk., 
Gesamteinnahme 3186,36 Mk., in Summe 4852,96 Mk., 
Gesamtausgabe 2780,10 Mk., es verbleiben somit 
2074,86 Mk. Unsere Mitgliederzahl beträgt 68. 

Der für 1921 aufgestellte Haushaltungsplan balan- 
ciert if Einnahme und Ausgabe. Dem Kassierer wurde 
der Dank der Versammlung durch Erheben von den 
Plätzen ausgesprochen und die von den Kassen- 
revisoren Kühn-Erfurt und Grass- „Leipzig DEADLIABIE 
Entlastung ausgesprochen. 

Die laut Statut ausscheidenden Vorstandsmitglieder 
Held-Weimar und Lutz-Gera wurden einstimmig 
wiedergewählt. Als Delegierter des Bundes für die 
nächste Tagung des Central-Verbandes in Frankfurt 
wurde wieder der unterzeichnete Schriftführer ernannt 
nnd für unsere Maiversammlung Jena gewählt. 

Kollege Grass zeigte und empfahl ein neues 
Objektiv „Plastika“ und die damit erfolgten Aufnahmen, 
die in einer gewollten, geringen Unschärfe überaus 
plastische und weich modellierte Bilder aufwiesen. 
Kollege Kersten hatte eine Anzahl Musterbilder 
seiner Papiere ausgestellt, die allgemeinen Beifall 
fanden, es lagen Prospekte auf von der neuen Sonja- 
Platte, die zur Verteilung gelangten (die Platten selbst 
waren leider nicht angekommen), und von der Firma 
Salomon-Erfurt waren unzerbrechliche Schalen aus 
stahlhartem Aluminiumguss ausgestellt, die allen An- 
forderungen, die man an eine unverwüstliche Schale 
stellen kann, vollkommen gerecht wurden, Der Vertreter 
der „Atelier- Sonne“, Herr Böhm, führte seinen 
Apparat persönlich vor, der Preis desselben von 500 Mk. 
stand im Widerspruch zu den Leistungen, die er als 
Musterbilder uns vorzeigte Kollege Ziegenhorn- 
Friedrichroda sprach über die Herstellung seiner 
famoseu Photoskizzen in Postkartenausführung, er 
zeigte uns auch in liebenswürdigster Weise die Be- 
arbeitung desselben, ein Verfahren, höchst nachahmens- 
würdig, aber es muss gelernt werden, er fand damit 
viel Beifall und Anerkennung. 

Zu den Central-Verbandsangelegenheiten sprachen 
verschiedene Redner; Kollege Rudolph gab seine 
Abrechnung über die allseitig so schön verlaufene 
Erfurter Tagung bekannt, er und auch Kollege Sontag 
sprachen sich auf eine vorgebrachte Anregung ent- 
schieden und warm für die „Chronik“ aus, die in ihren 
Vorlagen im „Atelier des Photographen“ und in eigenen 
Artikeln und Aufsätzen alles Wissenswerte bringt, wo- 
nach der Fachmann ausschaut. 

Dann kam die Vorbesprechung für die Vor- 
bereitungen zum 25 jährigen Stiftungsfest unseres 
Bundes. Hier galt es nun für den Vorstand, der 


86 | PHOTOGRAPHISCHE (CHRONIK. a 





übrigens für diese Angelegenheit um zwei Mitglieder 
erhöht werden soll, all das zusammenzufassen, was 
alles für Vorschläge gemacht wurden. Mitten hinein 
in diese Debatte fiel eine vom Kollegen Grienwaldt 
gegebene neue Anregung, die wohl allen anwesenden 
Kollegen so schön und grossartig in ihrer Form und 
Anregung erschien, als dass sie gleich richtig erfasst 
und aufgenommen werden konnte Näheres schon 
heute hierüber zu berichten ist nicht angängig und 
wäre verfrüht. Der Gedanke wird weiter gesponnen 
und tritt dann vor das Forum aller deutschen Kollegen. 
Ein Missverständnis, das sich eingeschlichen hatte 
zwischen Bund und Innung, war eben nur ein Miss- 
verständnis und wurde beseitigt durch freie offene 


Aussprache der Betreffenden. » 
Die Sitzung endete um 5!/, Uhr. 
P. Strnad. Emil Tesch. 


2 x 02m 


Photographen-Zwangsinnung Buer i. W. 
Am 23. Januar fand eine Sitzung der Innung 
statt, welche um 4'/, Uhr durch den Obermeister, 
Herrn Schönebeck, eröffnet wurde. Das Protokoll 
wurde verlesen und genehmigt. Der Beschluss betr. 
Aenderung der Gewerbeordnung soll der Handwerks- 
kammer in Münster und dem Handwerks- und Ge- 
werbekammertag in Hannover zugesandt werden. 

Den Jahresbericht hielt der Obermeister; er führte 
aus, dass das vergangene Jahr ein Jahr der Organisation 
gewesen sei, und gab der Hoffnung Ausdruck, dass 
die Organisationen möglichst stark würden, damit den 
Wünschen des Handwerks in jeder Weise Rechnung 
getragen werden könne! Er streifte sodann noch ver- 
schiedene Fragen, hierunter die Erfurter Tagung, 
ferner Steuerangelegenheiten, und wurden seine Aus- 
führungen von dem Geschäftsführer unterstrichen. 
Sodann hielt der Geschäftsführer den Jahresbericht. 

Nachdem Kollege Keller- Bottrop, die Kasse 
geprüft und für richtig befunden hatte, wurde der 
Kassenbericht einstimmig angenommen, dem Vorstand 
und Geschäftsführung Entlastung erteilt. Als Vor- 
standsmitglieder scheiden aus die Kollegen Lentze, 
Pollmann und Kuisle. Vorgeschlagen wurden die 
Herren Becker-Buer, Haake - Recklinghausen, 
Keller-Bottrop, Lentze, Ahron und Pollmann. 
Die Wahl wurde durch Stimmzettel vorgenommen und 
wurden gewählt die Kollegen Haake, Becker und 
Pollmann. Herr Kollege Haake lehnt die Wahl ab. 
Die Gründe, die er hierzu anführt, werden seitens der 
Versammlung gebilligt. Durch Stichwahl zwischen 
den beiden nächsten Kandidaten Lentze und Keller 
wurde Herr Keller gewählt. Demnach besteht der 
Vorstand jetzt aus den Herren Keller, Becker-Buer 
und Pollmann. Die Genannten nahmen die Wahl an. 
Ueber die Sitzungen der Vollversammlung des Innungs- 
ausschusses berichtete der Obermeister, insbesondere 
über den zuletzt aufgestellten Haushaltplan. Dieser 
wurde, nachdem er von dem Geschäftsführer näher 
‚erläutert wurde, mit allen gegen zwei Stimmen an- 
genommen. Als Mitglieder der Vollversammlung werden 









neugewählt die Herren Lentze, Schönebeck und 
Becker-Buer. Dieselben waren mit der Wahl ein- 
verstanden. Bezüglich Lieferung von Spiritus an die 
Mitglieder soll sofort ein Antrag gestellt werden, und 
zwar doll jeder zwei Marken erhalten. Man ist der 
Ansicht, dass die Strafe für unentschuldigtes Fehlen 
in den Versammlungen erhöht werden muss, und wird 
diese auf 20 Mk. festgesetzt. Alsdann gibt der Ober- 
meister den Mitgliedern Aufklärung über den Central- 
Verband, und reicht derselbe die von diesem aus- 
gearbeiteten Eingaben herum; hiervon wird Kenntnis 
genommen. 

Hiernach führt Herr Kollege Pollmann die 
Jupiterlampe vor und erläutert die genaue Behandlung, 
Gleichzeitig macht er auf die Fehler aufmerksam, so 
dass sich ein jeder bei Anschaffung einer solchen 
Lampe nach den gemachten Angaben richten kann, 
Unter Punkt Verschiedenes bittet Herr Haake; falls 
irgendein Kollege über die Firma Meier- Dortmund 
weiteres Material zur Verfügung habe, ihm dieses 
zuzustellen. Er teilt gleichzeitig mit, dass sich die 
Firma Max Breslauer- Leipzig bereit erklärt habe, 
im Interesse der Photographen gegen die Schwindler- 
firmen zu arbeiten. Sodann gab der Geschäftsführer 
bekannt, dass die diesjährige Gesellenprüfung am 
7. April in Buer stattfindet; er forderte die betreffen- 
den Meister auf, ihren Lehrlingen’ entsprechende Nach- 
richt zu geben. Betreffs Sammlung für Oberschlesien 
wurde das Schreiben herumgereicht, und ergab sich 
nach stattgefundener Sammlung ein Betrag von 98 Mk,, 
welcher dem Verein heimattreuer Oberschlesier zur 
Verfügung gestellt werden soll. Sodann wurde die 
Angelegenheit eines Mitgliedes erörtert, wonach das- 
selbe auf Beschluss des Vorstandes für eine mehrmals 
erschienene Annonce eine Strafe von 20 Mk. auf Grund 
eines Verstosses gegen die Statuten zu zahlen habe. 
Nach längerer Debatte in einer ähnlichen Sache wurde 
seitens der Herren vom Schutzverband darauf auf- 
merksam gemacht, evtl. Beweise von Verstössen gegen 
Vereinbarungen dem Schutzverbande zur Verfügung 
zu stellen, um von dort das Weitere veranlassen zu 
können. Die nächste Quartalsversammlung soll in 
Recklinghausen stattfinden, und zwar im Restaurant 
Th. Schäffer, Breitestrasse. 


Georg Schönebeck, Obermeister. 
a 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 


Illustrierte ı6seitige „Agfa“ - Preisliste. 
In den letzten Jahren war es der „Agfa“ (Aktien-Ge- 
sellschaft für Anilin- Fabrikation) infolge des Papier- 
mangels nicht möglich, ihre Preisliste in vorkriegs- 
mässiger Ausführung zu verbreiten. Wenn deren Her- 
stellung auch heute noch Schwierigkeiten bereitet 
und namentlich sehr hohe Kosten verursacht, so sind 
doch in diesem Jahre wieder alle Handlungen mit 
photographischen Bedarfsartikeln in der Lage, diese 
Liste an Nachfrager kostenlos abzugeben (nötigenfalls 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | 87 


m nn TI nn RTL TI 


wird sie auch von der Herausgeberin, Berlin SO. 36, 
unmittelbar zugesandt). In der neuen „Agfa“-Liste ist 
das Verwendungsgebiet der verschiedenen Sorten 
von „Agfa“- Photoplatten und deren Eigenschaften, 
wie auch die der „Agfa“- Roll- bzw. Packfilme, der 
„Agfa“- Entwickler und -Hilfsmittel usw. genau an- 
gegeben, so dass es leicht ist, das jeweilig Erforder- 
liche herauszufinden. Für die verschiedenen Sorten 
„Agfa“-Rollfilme ist ein genaues Verzeichnis aller 
Apparate beigefügt, zu welchen sie passen. Besonders 
sei auf die „Agfa“ - Belichtungstabelle hingewiesen$ die 
in einem Stück für Tages- und Blitzlichtaufnahmen, 
ohne Rechenarbeit für den Benutzer, völlig selbsttätig 
die erforderliche Belichtungszeit bzw. die erforderliche 
Blitzliichtmenge angibt. 


u 4Ce ze 


‘ 


Kleine Mitteilungen. 

— In der am 25. Februar in München abgehaltenen 
Versammlung bayerischer Photographen hielt nach 
einer Ansprache des Herrn Julius Einsiedel- München 
der Obermeister der Innung Günzburg, Herr Paul 
Schultheiss, ..ein Referat über die gesamte Lage und 
über die Gefahren und Nachteile, die dem Berufe 
durch Einführung der vollständigen Sonntagsruhe 
drohen und die nicht zuletzt auch die Arbeitnehmer 
treffen. Er verwies darauf, dass vornehmlich in der 
Provinz durch Einführung der Sonntagsruhe der Ge- 
schäftsgang null und nichtig gemacht würde. 
schäft würden die Reisegeschäfte und deren Missionare 
machen, der Landbevölkerung würde von solchen 
Pfuschern mit Vorspiegelungen gedient, die der reelle 
Geschäftsmann nicht mitmacht. Wenn der Arbeit- 
nehmer die Sonntagsruhe beansprucht, soll ihm das 
nicht streitig gemacht werden, aber dem Arbeitgeber 
soll das Recht des Arbeitswillens nicht genommen 
werden. Redner geisselte hierauf das Verhalten der 
Volksvertreter im Landtag, wo von 155 Abgeordneten 
nur 94 anwesend waren, von denen 5o für und nur 
44 gegen die Sonntagsruhe eingetreten seien. Unserer 
Pflicht, dem Vaterland in seiner bitteren Not beizu- 
stehen, die Lasten tragen zu helfen, muss das Recht 
gegenübergestellt werden, zu arbeiten, um die Mittel 
zu dem Tribut aufzubringen, der von jedem einzelnen 
gefordert wird. Der Zusammenschluss und Zusammen- 
halt im Beruf, Meister und Gesellen Hand in Hand, 
soll die Möglichkeit verschaffen, mit Nachdruck die 
Ausübung des Tarifes amı Sonntag zu fordern, der den 
Photographen 80 —go %/p des Einkommens schafft. 
Nach diesen mit brausendem Beifall aufgenommenen 
Ausführungen richteten die Versammelten folgende 
Kundgebung an das Ministerium für soziale Fürsorge 
München, an das Landtagspräsidium München und an 
den Reichswirtschaftsrat Berlin: 

„Die am 25. Februar im Hotel Union, München, 
versammelten bayerischen Fachphotographen erheben 
einmütig flammenden Protest gegen die geplante Ein- 
führung der vollständigen Sonntagsruhe in Bayern. 
Die Versammlung erklärt einstimmig, dass die vom 
Süddeutschen Photographen - Verein, E. V., München, 


Das Ge- 


dem bayerischen Sozialministerium am 27. Januar 
unterbreitete Protestschrift betreffs Sonntagsruhe hin- 
sichtlich Forderung und Begründung den Wünschen 
der bayerischen Photographenschaft restlos.entspricht 
und unterm Heutigen neuerdiugs zum Beschluss er- 
hoben wird. Die vollständige Sonntagsruhe ist gleich- 
bedeutend mit dem Ruin des Photographengewerbes, 
und erachten es deshalb die bayerischen Photographen 
als ihre Pflicht, die Erfüllung ibrer berechtigten 
Wünsche mit Nachdruck und Entschiedenheit zu 
fordern, im Ablehnungsfalle aber den massgebenden 
Stellen die volle Verantwortung hierfür zu übertragen.“ 


u a Co ze 


Geriehtswesen und Verwaltung. 


Der Photograph K. in Krefeld klagte gegen die 
Niederrheinische Photographen-Zwangsinnung in Düssel- 
dorf auf Erstattung von 95 Mk. Reisekosten. Die 
Innung bestritt diese Erstattungspflicht; der Kläger 
habe zwar die linksrheinischen Mitglieder der Innung 
besucht, jedoch für ein Ausscheiden dieser Mitglieder 
aus der Innung Stimmung gemacht, also gegen die 
Interessen der Innung gehandelt. Er sei zudem nur 
für die Dauer des Krieges zum Steilvertreter des Be- 
auftragten der Innung bestellt worden, könne daher 
Reisekosten aus dem Jahre 1919 nicht beanspruchen. 
Der Bezirksausschuss wies die Klage ab. 


cr 


Büehersehau. 


Ratgeber im Photographieren: Leichtfass- 
liches Lehrbuch für Liebhaberphotographen. Von 
Ludwig David. Mit ıoo Textbildern, 31 Bildtafeln 
und einer Belichtungstabelle als Beilage. 157.— 165. | 
Verlag von Wilhelm Knapp 
Preis geheftet 6,60 Mk., gebunden 


verbesserte Auflage. 
in Halle (Saale) #920. 
7,90 Mk. 

Nur noch wenige tausend Exemplare fehlen, bis 
„der kleine David“ in einer Gesamtauflage von einer, 
halben Million Bücher in alle Welt gegangen ist. Eine 
30 jährige, rastlos verbessernde Arbeit hat dieses kleine 
Werk zustande gebracht, angepasst den Bedürfnissen 
des Anfängers, bei dem keinerlei Vorkenntnisse er- 
wartet werden, aber auch den Fortgeschrittenen sicheren 
Rat und Hilfe gewährend. dest. 


Wissenschaftliche Kinematographie. Von 
F. Paul Liesegang, Düsseldorf. Verlag von Eduard 
Liesegang, Düsseldorf. 

Das vorliegende Buch, das eine Neubearbeitung 
des 2. Teiles der 5. Auflage der praktischen Kinemato- 
graphie darstellt, ist für jeden unentbehrlich, der sich 
in die sprunghafte Entwicklung, die das Reihenbild- 
wesen in den letzten Jahren genommen hat, und.über 
alle neuen Fortschritte, besonders der wissenschaft- 
lichen Kinematographie, unterrichten will. Es muss 
aus diesem Grunde allen Phototechnikern auf das 
wärnıste empfohlen werden; besonders die von F. Paul 
Liesegang selbst bearbeiteten Teile verdienen un- 
eingeschränkte Anerkennung, da sie durch Vollstäudig- 


FE PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





keit und Unvoreingenommenheit des Urteils, besonders 
aber durch die richtige Einschätzung des Wertes der 
einzelnen Verbesserungsbestrebungen sich auszeichnen. 

In dem Masse, wie die Kinematographie sich aus 
einem Zweige der Unterhaltungstechnik immer mehr 
zu einer äusserst leistungsfähigen, auch technisch- 
wissenschaftlich wertvollen Methode entwickelt, kann 
der Photograph an ihren Ergebnissen nicht mehr vor- 
beigehen. Die Aufgabe, das Reihenbild für fast alle 
Zweige des Unterrichts der technisch- wisserschaft- 


lichen Anschauung und Belehrung nutzbar zu machen, ° 


ist zwar zur Zeit noch nicht gelöst, aber alle Versuche, 
diesem Ziel näherzukommen, verdienen die ungeteilte 
Aufmerksamkeit jedes Gebildeten und besonders jedes 


Phototechnikers. Miethe. 
nn De” > 


Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Posigebühr für das Antwortschreiben 

beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Technische Fragen. 

Antwort su Frage ıı. Papiere für Oeldruck 
müssen bestimmten, schwer zu vereinbarerden Forde- 
rungen entsprechen: mit der leichten Quellbarkeit, die 
schnell in reinem lauen Wasser ohne Anwendung von 
Gewaltmitteln (Ammoniak) das gewünschte Relief er- 
gibt, muss eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber 
den Angriffen der Pinseltechnik verbunden sein. Ferner 
müssen Oeldruckpapiere die Eigenschaft besitzen, sich 
leicht und willig auch mit harten Farben, d. h. mit 
Pigmenten, die mit strengem Firnis anugerieben wurden, 
einfärben zu lassen. Derartigen Ansprüchen genügt 
ein von der Firma F. Hanfstaengl in München nach 
Angaben von Heinrich Kühn-Innsbruck schon ıgıs 
hergestelltes Spezialpapier für Oeldruck, das gleich- 
zeitig die Eigenschaft besitzt, eine grosse Reihe von 
Umdrucken unter scharfer Pressenspannung und bei 
mehrtägiger Inanspruchnahme auszuhalten. Die durch 
den Krieg unterbrochene Fabrikation wird in den 
nächsten Wochen wieder aufgenommen. 


Frage 14. Herr M. H. in P. Ich habe eine 
1ı8%X 24 cm - Blitzlichtaufnahme gemacht, und da das 
Negativ etwas schleirig war, mit dem bekannten Farmer. 
schen Abschwächer behandelt, mit Quecksilbersublimat 
verstärkt und zuletzt mit gebrauchtem Metol- Hydro- 
chinonentwickler geschwärzt. Trotzdem die Platte gut 
fixiert und gewässert war, ist sie vollständig gelb- 
fleckig geworden. Ich habe die Platte daraufhin in 
das bekannte Senoltonbad gebracht, doch sind die 
Flecke nicht verschwunden, sondern nur brauner ge- 
worden, was nicht stören würde, wenn das Negativ 
gleichmässig braun wäre. Gibt es ein Mittel, um die 
Platte zu retten, an deren Erhaltung mir viel liegt? 

Antwort zu Fyage 14. Nachdem mit der Platte 


nun schon soviel herumgedoktert worden ist, ver- 


spricht es keinen Erfolg, mit chemischen Mitteln noch 
weilere Versuche zu machen. Das einzige Mittel, die 
Platte druckfähig zu machen, besteht daher darin, 
dass dieselbe umkopiert wird, und zwar verfährt man 
dabei so, dass man zunächst ein Kontaktdiapositiv 
macht, welches auf einer farbenempfindlichen Platte 
herzustellen ist, wobei man auf das Negativ eine 
ordinäre dunkelgelbe Glasscheibe auflegt, oder besser 
in einiger Entfernung von ihm aufstellt, damit die 
Schlieren und Blasen im Glase nicht mitkopieren. Von 
diesem Kontaktdiapositiv wird dann in ähnlicher Weise 
ein Negativ hergestellt. Selbst die stärksten Gelb- 
färbungen der Platte verschwinden auf diesem Wege. 

Frage ı5. Herr E. M. in A. Ich besitze hier 
eine Solarkamera, welche bekanntlich für Tageslicht 
zu gebrauchen wäre. Da nun das Tageslicht sehr 
verschieden und unbeständig ist, liess ich die Kamera 
für elektrisches Licht umändern. Ich entfernte den 
Spiegel und liess aus poliertem Glanzblech einen Kasten 
anbauen. Als Lichtquelle wurde eine 2000 Kerzen 
starke elektrische Birne verwendet. Auf meinen Ver- 
grösserungen zeigt nun immer die Mitte das hellste 
Licht, wird also auf dem Bilde, trotz der Mattscheibe 
zwischen den beiden Linsen, am dunkelsten. Wo ist 
Ihrer Ansicht nach der Fehler zu suchen? Eignet sich 
eine Solarkamera überhaupt zur Verwendung bei künst- 
lichem Licht; oder sieht man besser hiervon ab? 

Antwort zu Frage 15. An sich kann eine Solar- 
kamera für Vergrösserungszwecke umgebaut werden, 
aber nicht ohne Verwendung eines Zusatzkondensors. 
Die Solarkamera is® für parallele Strahlem des Lichtes 
eingerichtet, denn die Sonnenstrahlen sind parallel. 
Will man daher mit einer künstlichen Lichtquelle 
arbeiten, so ist es notwendig, das divergente Licht 
derselben erst durch eine Linse parallel zu machen. 
Sie brauchten für Ihren Zweck eine plankonvexe Linse. 
von 5ocm und etwa 4o cm Brennweite, deren Plan- 
seite der Lampe zugekehrt wird und von dem Brenner 
derselben etwa 4o cm abstehen muss. Sie können sich 
natürlicherweise auch mit einer kleineren Linse be- 
helfen; dann muss das Negativ aber von Ihrer zweiten 
26 cm-Linse etwas weiter abgerückt werden und die 
kleinere Linse muss in entsprechend geringerem Ab- 
stand von der Lampe Aufstellung finden. Notfalls 
würde für Sie eine Zusatzlinse von 30 cm Oeffnung 
und 25 cm Brennweite genügen, die 2o cm von der 
Lampe und 30 cm von Ihrer grossen Kondensorlinse 
entfernt bleiben muss. Derartige plankonvexe Linsen 
liefert unter anderen die Aktiengesellschaft Emil 
Busch in Rathenow. 


An unsere Leser! 

Wir machen hierdurch nochmals auf die im Frage- 
kasten unserer Zeitung eingerichtete Steuerauskunft 
aufmerksam. Es werden nicht nur Fragen beantwortet, 
die sich im besonderen auf den photographischen Be- 
ruf beziehen, sondern auch solche über allgemeine 
Steuerangelegenheiten (Einkowmensteuern, Reichsnot- 
opfer, Umsatzsteuer u. dgl.). 





Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A.Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7. 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 
ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. | 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A, MIETHE in BERLIN- HALENSEE, 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S,, Mühlweg ıo. 
Wöchentlich erscheint eine: Nummer der „Chronik*, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
. graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 


4— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
er 50mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 5oPf. Anfragen und Auf- 














träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S, (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 12. 











25. März 





1921. 





Die Kinoeeke, 


(Fortsetzung aus Nr.4g9, Jahrgang 1920.] 


Das Arbeiten mit einem Kinoapparat ist sehr 
einfach; wir möchten fast sagen, einfacher als 
mit einem gewöhnlichen Apparat. Auch die 
Handhabung der Kamera ist nicht so kompliziert, 


ıı 
il | 





Abb. 4. 


wie sie nach obiger Beschreibung zu sein scheint. 
Um aber gleich von Anfang an brauchbare Er- 
folge zu erzielen, mache man sich mit der Bau- 
art und dem Gebrauch des Apparates genau 
vertraut, ja führe mit demselben sogar zuerst 
richtige Exerzierübungen aus. 

Der Ernemann- Kinoaufnahmeapparat 
ModellB ist speziell für solche Leute konstruiert, 
welche kinomatograpbische Aufnahmen berufs- 
mässig ausführen. Er unterscheidet sich von 
dem Modell A hauptsächlich dadurch, dass er, 
nicht wie dieser, für Aufnahme- und Kopier- 
zwecke, sondern nur für erstere hergestellt ist. 
Dafür ist er aber diesem Gebrauche noch be- 
sonders gut angepasst. Wie aus Abb. 4 zu er- 
sehen ist, ist hier der Vor- und Nachwickler 
getrennt vorhanden. 

In der Regel wird das Modell B mit einem 
Objektiv von 5o mm Brennweite geliefert. Dieses 
ist auf einer revolverartigen Drehscheibe be- 
festigt, welche die Anbringung von zwei weiteren 


— 


[Nachdruck verboten.] 


Objektiven von verschiedener Brennweite er- 
möglicht (siehe Abb. 5). ' 
Ist der Apparat mit drei Objektiven versehen, 


so muss auch der Sucher diesen verschiedenen 





Abb. 5. 


optischen Verhältnissen Rechnung tragen. Zu 
diesem Zwecke sind Korrektionslinsen vorge- 
sehen, die sich vor die eigentliche Sucherlinse 
setzen lassen und so letztere den Objektivbrenn- 
weiten anpassen. Damit das Sucherbild stets. 
scharf erscheint, muss man den Abstand der 
Mattscheibe, entsprechend der verwendeten 
Brennweite, verändern. Zu diesem Zwecke be- 
finden sich im Kasten seitlich drei Schlitze, deren 
Abstände von der Vorderwand den drei Brenn- 
weiten der Sucherlinsen entsprechen. Die Matt- 
scheibe lässt sich herausnehmen und in die den 


betreffenden Brennweiten entsprechenden Nuten 


einschieben. Hat man z. B. ein Objektiv mit 
5o mm Brennweite an der Kamera, so muss man 
die Sucherlinse 50o in Anwendung bringen und 
die Mattscheibe in den mit 50 bezeichneten Schlitz 
stecken. Von der Rückseite des Apparates aus 
kann man durch einen entsprechenden Ausschnitt, 


selbst bei vollem Tageslicht, das Sucherbild gut 


beobachten, da die Mattscheibe etwas weiter im 
12 





N © SO PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 3° um 


Innern des Apparaten. liegt, also ziemlich ge- 
schützt vör hellem Lichte ist. 

Das ModellB ist ferner mit einem sogenannten 
Telesköpsucher versehen, der durch die Mitte 
der Kamera bindurchgeht (siehe Abb. 4). Diese 
Vorrichtung ermöglicht eine direkte Kontrolle 
des vom Objektiv entworfenen Bildes. Damit 
der Film durch diese Vorrichtung nicht während 
.der Aufnahme falsches Licht erhält, ist das Ende 


‚des Sucherrohres, auf der Rückseite des Appa- 


rats, mit einem lichtdicht schliessenden, federnden 


Deckel versehen, der natürlich während der 









Abb. 7. 


‚eigentlichen Aufnahme geschlossen sein 
. weil sonst der Film verdirbt. 

Das Modell B ist ferner mit Vor- und Rück- 
 wärtskurbelung des Filmbandes eingerichtet, so 
dass sich mit demselben auch gewisse Trick- 
aufnahmen herstellen lassen. 

- Wesentlich anders gestaltet ist dagegen das 
Modell E. Während die bisher beschriebenen 
Modelle höher als breit waren, stellt dieses 
Modell eine Kastenkamera nach Art der alten 
 Magazinkameras in den ungefähren Abmessungen 
25X15\X2o cm dar. Dieser sehr gedrängte Bau 
wird dadurch möglich, dass die Filmspulen beim 
Modell E nicht wie bei den bisher beschriebenen 
Modellen übereinander, sondern nebeneinander 


muss, 


angeordnet sind. Es können in diesen Apparat 
Filmbänder bis i2o m Länge eingelegt werden. 

An der Vorderseite des Apparates (siehe 
Abb. 6) befindet sich ausser dem lichtstarken 
Objektiv die Einstellvorrichtung A für die Ver- 
schlussscheibe, deren jeweilige Sektorbreite man 
aussen ablesen kann. Die Scheibe lässt sich 
von o—ı60° verstellen. Der Apparat ist mit 
einem sogenannten Newtonsucher F ausgestattet. 
Die Scharfeinstellung des Objektivs geschieht 
durch Verschieben des Stangenknopfes G vor 
einem drehbaren Vierkantstab 7], auf dem eine 
Skala eingraviert ist, an der sich die jeweilige 
Objektiventfernung,; auf die scharf eingestellt 
werden soll, in Metern ablesen lässt. Dabei 
werden auf den vier Flächen des Vierkantstabes- 
die Entfernungsskalen für verschiedene Objektiv- 


Abb. &. 


brennweiten eingraviert. Die Drehbarkeit des 
Vierkantstabes gibt die Möglichkeit, die jeweils 
gewünschte Skala einstellen zu können, je nach- 
dem man sei stellt. 

Die Verstellung der Irisblende des Objektivs 
wird durch Verschieben des Stabes / bewirkt. 
Das dabei erhaltene Oeffaungsverbältnis kann 
an der auf einer Schiene angebrachten Skala X 
(Abb. 6) ebenfalls von rückwärts abgelesen werden, 
was vorteilhaft ist, wenn es gilt, die Blende - 
während des Kurbelns zu verstellen. 

An der Rückseite des Apparates (Abb. 7) be- 
findet sich ein Zifferblatt Z mit Zeiger, welches 
die sogenannte Bildfrequenz, d.h. den F ilmwechsel 
pro Sekunde, anzeigt. Während einer Aufnahme 





mn nn ne nn ne an nn mn m m tn nd ne mn nme nn ran 6 nenn 


wird die Kurbel meist so gedreht, dass der 
Zeiger L auf ı6 steht, was besagt, dass in jeder 
Sekunde ı6 Filmwechsel vor sich gehen, was 
für die meisten normalen Aufnahmen der Fall 
ist. Es kommen hierbei 8 Filmwechsel auf eine 
Umdrehung der Antriebskurbel. Diese muss 
also 2 Umdrehungen pro Sekunde machen, wenn 
die genannte Bildfrequenz eingehalten werden 
soll. Uebrigens lässt sich auch bei diesem Apparat 
die Uebersetzung so ändern, dass für gewisse 
Zwecke pro einer Umdrehung auch nur eine Auf- 
nahme erfolgt. 

Weiter besitzt der Apparat einen Druck- 
knopf N zum Lochen des Films, um demselben 
besondere Merkmale zu geben, so z.B. Kenn- 
zeichen von Anfang und Ende einer Aufnahme- 
reihe u. dgl. mehr. 

Eine Ablesevorrichtung bei O gestattet wieder 
die Kontrolle der verbrauchten Meterzahl an 
Fılm. Die betreffenden Zeiger lassen sich jeder- 
zeit leicht auf Null stellen. 

Die Rückseite des Apparates zeigt noch die 
Einstelllupe ?, welche bei Nichtgebrauch in das 
Gehäuse eingeschoben werden kann. Diese Lupe 
gestattet ein Einstellen des Bildes auf dem Film 
selbst. Sie trägt am Okularkopf eine Dioptrien- 
teilung zur Anpassung an nichtnormale Augen. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRON RK. —5—O—O—— gr: 





Während der Aufnahme muss, zur Vermeidung 
schädlichen Nebenlichtes für den Film, der Okular- 
deckel geschlossen werden. Endlich ist an der 
Rückseite des Apparats noch der Zielstachel O 
des Newtonsuchers befestigt. Die Libelle X 
dient dazu, den Apparat genau horizontal zu 
stellen. Alle diese Einrichtungen sind so ge- 
troffen, dass man sie selbst während der Auf- 
nahme beständig im Auge haben und leicht be- 
dienen kann, nämlich: } 
ı. das Scharfeinstellen auf verschiedene Ent- 
fernungen, 
das Kontrollieren des Bildfeldes, 
das Stellen der Objektivblende, 
das Kontrollieren der Bildwechselzahl, 
das Kontrollieren des Filmverbrauches, 
das Markieren besonders wichtiger Film- 
stellen. 

Die innere Einrichtung des Apparates zeigt 
Abb. 8. Die Filmspulen sind, wie bereits er- 
wähnt, bei diesem Modell nebeneinander ange- . 
ordnet und die Filmbandführung ist dement- 
sprechend eine eigenartige. Der Film kann nach 
Belieben von der einen Kassette in die andere, 
oder umgekehrt, befördert werden, was zuweilen 
bei Trickaufnahmen wünschenswert erscheint. 

(Fortsetzung folgt.) 


SunpwN 


_——— ir 


Rundsehau. 


Einrahmen der Diapositive. 


Bei dem Verglasen der Diapositive ist darauf 
zu achten, dass das Papier, welches um die 
Kanten geklebt wird, auch gut haftet. Manches 
Klebemittel erfüllt scheinbar seinen Zweck recht 
gut, aber nach einiger Zeit, namentlich wenn 
die Dıapositive des öfteren im Projektionsapparat 
stark erwärmt wurden, heben sich die Papier- 
ränder los, und die Bildschicht ist nicht mehr 
vor äusseren Einflüssen, vor Staubeindripgen, 
genügend geschützt. Eines der besten Klebe- 
miıtel, auch ind;ff:rent gegen die Bildschicht, 
verbleibt der Stärkekleister; man bereite den- 
selben jedoch nicht zu dünn, damit die Klebe- 
kraft auch eine starke ist. 

Das eigene Schneiden von schwarzen Papier- 
streifen bietet vor den käuflichen gebrauchs- 
fertigen Umlegestreifen den Vorteil, dass wir 
die Abgrenzung des Bildes nach Belieben, .nach 
gut gewähltem Bildausschnitt, einrichten können. 
Das Rahmen mit eigen geschnittenen Streifen 
macht sich auch durchaus nicht zu umständlich. 
Man bekommt in dem Abpassen und Verkleben 
der Streifen bald eine solche Uebung, dass 
die Verglasung durchaus flott vonstatten geht, 
allerdings nicht so hurtig, als wenn man alle 
Diapositive mit fertigen Streifen gleicher Breite, 
ohne Rücksicht auf bildmässige Abgrenzung, 
versieht. 


[Nachdruck verboten.] 
Plattenprüfung. 


Das Probieren von neuen Plattensorten wird 
in Amateurkreisen häufig in ganz unzureichen- 
der Weise ausgeübt. Es wird auf einen gerade 
bequem liegenden Gegenstand exponiert und 
mit dem gewohnten Entwickler hervorgerufen. 
Auf das Ergebnis einer oder zweier solcher 
Aufnahmen wifd dann das Urteil gefällt. 

Zunächst ist einmal zu beachten, dass das 
aufzunehmende Objekt auch wirklich imstande 
ist, uns als Vorbild zu dienen. Es muss uns 
sowohl in den tiefen Schatten wie in den hohen 
Lichtern reiche Abstufungen herausgeben; es 
muss auch allgemein in seiner Beleuchtung gut 
stehen. Damit ist aber noch nicht genug ge- 
schehen, das Auge lässt sich gar zu leicht 
täuschen, wir müssen auch einen festen Anbalt 
für unsere Beurteilung haben, und dieser ist 
nur gegeben, wenn wir eine uns bekannte an- 
erkannte Marke für das gleiche Aufnahmeobjekt 
mit heranziehen. Beide.Platten sind entsprechend 
unter gleichen Beleuchtungsverhältnissen des 
Objekts zu exponieren. 

Um von dem lahalte der Aufnahme, in den 
Abstufungen, möglichst viel herauszuholen, muss 
auch der Entwickler zweckmässig beschaffen 
sein. Ein sehr kräftiger Rapidentwickler, wie 
er von Amateuren für ihre Momentbilder viel 
benutzt wird, ist hier nicht am Platze. Er deckt 


12* 


92. 


uns leicht die Lichter zu und behindert so das 
Herauskommen der zarten Töne Als ein 
Musterentwiekler für Versuchsreihen wird in 
der Praxis z. B. das Pyrogallol verwendet, 
aber auch manch anderer Entwickler vermag 
uns gleich gute Dienste zu leisten; zu vermeiden 
sind aber jedenfalls ausgeprägt hart arbeitende 
Lösungen und solche von Neigung zu über- 
mässiger Härte oder Weichheit. 


Wollen wir in einem Bilde Werte prüfen, 
so darf dasselbe auch nicht von zu winzigem 
Formate sein, mit Miniaturplatten ist hier nicht 
gedient. 


Entwicklung bei hellem Licht. 


„Der Photograph“ Nr. ız schreibt, dass 
David vor langen Jahren erwähnte, dass man 
im Notfalle eine Platte bei weissem Kerzenlicht 
zu entwickeln vermag, wenn man das Kerzen- 
licht unter den Entwicklungstisch stellt. Immer 
beruht die Entwicklung hochempfindlicher Platten 
und Papiere ohne rotes oder gelbes Licht darauf, 
das weisse Licht in nmfiöglichst grosser Ent- 
fernung und indirekt zu verwenden. Auch das 
Abspülen der Papiere nach dem Entwickeln 
geht sehr rasch, und es ist zu vermuten, dass 
die Empfindlichkeit in möglichst frischem sauren 
Fixierbade in gedämpftem weissen Lichte sehr 
rasch aufhört, sofern nur die Kopie in der 
Flüssigkeit kurze Zeit untergetaucht bleibt. Der 


PHOTÖGRAPHISCHE CHRÖNIR. 


Entwicklungsprozess ist entschieden bei weissem 
Licht besser zu beurteilen, zumal es auch viele 
Photographen mit schlechten Augen gibt. Be- 
sonders bei Amateuren geht es oft sehr lang- 
sam, bis diese sich zu einem neuen Kopier- 
verfahren entschliessen, und doch ist nichts 
Bequemeres zu denken, als beim Kopieren un- 
abhängig vom Tageslicht und bei der Entwick- 
lung unabhängig von der Dunkelkammer zu sein. 
Solcher Behelf mit Kerzenlicht wurde schon 
vor langer Zeit auch von anderen Seiten kund- 
gegeben, aber es handelt sich hier natürlich 
um keine allgemein taugliche Weise. Denn 
wenn wir in der oben beschriebenen Anord- 
nung verfahren, so ist der Grad der Helligkeit, 
welche die Platte trifft, von den Verhältnissen 
des Reflexionsvermögens der Zimmerausstattung, 
der Farbe der Wände und ihrer Entfernung 
abhängig, und es können dabei auch Hellig- 
keitswerte herauskommen, die auf höchstemp- 
findliche Platten bei längerer Dauer nicht ohne 
Einfluss verbleiben. Alle solche Behelfe sind 
individuell zu behandeln bzw. auszuprobieren. 
Dann ist auch stets zu erwägen, ob die Be- 
leuchtungsweise an und für sich geartet ist, 
eine ausreichende Kontrolle der Bildentwicklung 
zu gewähren. Will man in der Entwicklung 
bei hellerem Lichte sicher geschützt sein, So 
muss für die Platte ein Färbevorbad in An- 
wendung kommen, wie Lüppo-Cramer in 
seiner Safraninmethode aufgestellt hat. 


-»L rt 


Zum Aufruf 


Welch ein glücklicher Gedanke unseres Kollegen 
Grienwaldt in seinem Aufruf zur Einigung im 
deutschen Ausstellungswesen! Endlich einmal ein mit 
klarem Blick geschautes Ideal mit einem deutlichen 
Fingerzeig zu einem erreichbaren Ziel. Das wäre eine 
Aufgabe, würdig der führenden Geister im Central-Ver- 
band, die darauf dringen müssten, zunächst eine Ein- 
heitlichkeit in der Zusammenfassung aller Kräfte zu 
erstreben, um vielleicht schon in Frankfurt, dem Ort 
der nächsten Tagung des C. V., eine Klärung dieser 
grosszügig angelegten Sache zu veranlassen. 

In Thüringen begeht der Thüringer Bund im 
nächsten Jahre sein 25jähriges Stiftungsfest; Erfurt 
liegt im Herzen Deutschlands und würde, wenn es 





Grienwaldts, 


hierfür in Vorschlag käme, nicht ungeeignet sein, da 
es über die nötigen Räumlichkeiten für eine grosse 
Ausstellung verfügt, und die Blumenstadt würde sich 
sicher gern für einen würdigen Empfang deutscher 
Kollegen besonders schmücken. Jedenfalls vorerst 
alle, die Sinn haben für zusammengefasste Kräfte als 
doppelte Kraft, ans Werk, und nicht vergessen, was 
hier zu schaffen gilt; bei der nötigen Einigkeit für die 
Zukunft unseres Standes würde es von hoher Be- 
deutung sein, und ich glaube, so hat Grienwaldt es 
gemeint. 

Ich bin gespannt auf das weitere Gedeihen dieser 
wichtigen Angelegenheit, die hoffentlich nicht im 
Sande verläuft! Emil Tesch- Jena. 


IN —— 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Verband Meeklenburger Photographen. 


Die Photographische Vereinigung von Hamburg- 
Altona hat unsere Mitglieder eingeladen, sich au dem 
am 5., 6. und 7. April in Hamburg stattfindenden 
Kursus des Herrn E. Wasow aus München für 
„Aesthetik in der Photographie“ zu beteiligen, 


und wollen Mitglieder, die daran teilnehmen wollen, 

sich an Herrn Georg Scholz- Wandsbek, Hamburger 
Strasse 17, wenden, um Näheres zu erfahren. 
- Mit kollegialenı Gruss 

i.A.: Fritz Heuschkel-Schwerin i. M. 


Tre 





 PHOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. RT 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 
Als neues Mitglied ist aufgenommen: 
Herr Paul Weber, Friedenau, Kaiser- Allee 131. 


Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 


Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
F ernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 20087. 


—LIr6—- 


Photographische Vereinigung 
im Regierungsbezirk Stettin (Zwangs- 
innung), Sitz Stettin. 
Montag, den 4. April, findet in der Schiller- Loge, 
Schillerstrasse 5, nachmittags 2 Uhr, unsere Innungs- 
versammlung statt. 


Tagesordnung. 

ı. Verlesen und Genehmigung der letzten Verhand- 
lungsniederschrift. 

2. Rechnungsabschluss. 

3. Vortrag des Herrn Karl! Spohr-Berlin über Brom- 
öldruck mit praktischen Vorführungen. 

4. Anträge. Dieselben müssen 24 Stunden vor Be- 
ginn der Versammlung zu Händen des Vor- 
sitzenden sein. 

5. Verschiedenes. 

Unter Hinweis auf $ 22 unserer Satzungen bittet 
um zahlreiches Erscheinen 
Der Vorstand. 
I. A.: Willy Wolff, Vorsitzender. 


+3 


Obermeistertag 
der Photographen -Innungen Rheinlands 
und Westfalen 
am 18. Februar 1921 zu Duisburg. 


Der Einladung zu der Tagung durch Herrn Arnold- 
Bochum hatten die Innungen Düsseldorf, Köln, Aachen, 
Krefeld, Duisburg, Iserlohn, Bochum, Bielefeld Folge 
geleistet, ausser den Vertretern war noch eine grössere 
Zahl Kollegen aus Honnef, Lüdenscheid, Elberfeld- 
Barmen, Essen zugegen. Herr Gerling begrüsste 
die Erschienenen mit herzlichen Worten und schlug 
Herrn Arnold als Vorsitzenden der Tagung vor, 
einstimmig angenommen wurde. 

Als Punkt ı wurden Central- Verbandsangelegen- 
heiten verhandelt: Herr Blum-Köln bittet um Aus- 
kunft über die geringe Einnahme des Central- Ver- 
bandes gegenüber der anzunelimenden Mitgliederzahl. 
Herr Arnold gibt bekannt, dass viele Innungen und 
Vereine eine hohe Mitgliederzahl angeben, jedoch in 
manchen Fällen weniger Beitrag zahlen und dieses 
mit der uneinbringlichen Beitragszahlung motivieren, 
ferner werden auch viele Mitglieder doppelt geführt 
durch ihre Mitgliedschaft in Innungen und Vereinen. 

Herr Lohöfener unterstützt Herrn Blum, bittet 
jedoch, Herrn Schlegel, in der Fährung des C. V. ein 
Vertraueusvotum auszudrücken, des ferneren wird der 


was 


Antrag des Herrn Lohöfener angenommen: Der C.V. 
wolle eine genaue Liste der Mitglieder führen, damit 
dieselben durch den Anschluss an verschiedene Ver- 
eine nicht doppelt geführt werden. Herr Blum stellt 
den Antrag, der: C. V. soll die Kontrolle über die 
Innungen besser ausüben, über Mitgliederzahl und 
Beiträge. j 

Herr Halfpape stellt den Antrag: Vergrösserung 
des Vorstandsrates und Verjüngung desselben durch 
solche Mitglieder, welche dem Fach angehören, nach 
Begründung durch die Gewerbeordnung. Herr Stille 
stellt den Antrag: Redezeit 3 Minuten, jeder Redner 
darf nur zweimal in derselben Sache sprechen; diesem 
wird stattgegeben. 

Zeitungswesen: Herr Arnold glaubt, es sei nicht 
die richtige Zeit, eine neue Zeitung zu gründen, sondern 
rät zu einem geschäftlichen Verhältnis mit einer 
bestehenden Zeitung. Herr Halfpape bemängelt, 
dass es dem C.V. nicht möglich sei, eine eigene 
Zeitung zu gründen, und schlägt vor, ein junges Unter: 
nehmen zu gründen. Herr Richter spricht gegen 
Gründung einer eigenen Zeitung, da diese an der 
Lauheit der Photographen scheitern würde Herr 
Teriet ist für Anschaffung einer eigenen Zeitung. 
Herr Steiger ist für Antragstellung beim C. V., eine 
eigene Verbandszeitung zu gründen und dazu die 
nötigen Schritte zu unternehmen, evtl. dazu die 
„Chronik“ anzunehmen oder umzuwandeln. Herr 
Müller unterstützt vorstehenden Antrag, welcher auch 
zur Annahme gelangt. 

Nach einer kleinen Pause, welche Herr Gerling 
zu einer photographischen Aufnahme der Teilnehmer 
benutzt, kommt nunmehr das Lehrlingswesen: zur 
Sprache. Herr Arnold spricht über die Notverordnung 
der Gewerkschaften über das künftige Lehrlingswesen, 
Stellungnahme der Handwerker gegen die Eingaben 
beim Reichswirtschaftsamt usw. Die Ausführungen 
waren sehr interessant, und soll dem C. V. anheim- 
gestellt werden, mit allen Mitteln gegen diese Eingabe 
vorzugehen. 

Herr Blum-Köln und Herr Lohöfener- Biele- 
feld geben ihre reichen Erfahrungen der dortselbst 
durch die Innung gegründeten Fachschulen bekannt, 
diese wurden allseitig anerkannt, jedoch ist es den 
Innungen, welche einen grossen Kreis umfassen, nicht 
möglich oder sehr schwierig, ebenfalls Fachschulen 
einzurichten. 

Herr Kohlmeyer gibt die Lehrlingsvorschriften 
der Innungen Duisburg- Düsseldorf bekannt, welche 
gleichlautend aufgestellt wurden, der Passus, die Lehre 
ist nur nach bestandener Gehilfenprüfung als beendet 
anzusehen, ist handschriftlich in jeden Lehrvertrag 
aufzunehmen. Herr Halfpape bemängelt die Lau- 
heit des C. V. in Lehrlingsangelegenheiten, der C. V. 
möge einheitliche Lehrlingsvorschriften herausgeben, 
ebenfalls zeitgemässe Vorschriften für Gehilfenprüfungen 
und Annahme des Paragraphen der Duisburg - Düssel- 
dorfer Innungen, welcher Gehilfenprüfung vorschreibt. 

Gehilfenwesen: Hier berichtet Herr Blum, dass 


in Köln der Tarifvertrag aufgehoben, die Innung 


94 2 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





jedoch beim Schlichtungsausschuss recht bekommen. 


habe. Herr Pich-Aachen berichtet, dass dortselbst 
der Tarifvertrag ohne Unterschrift abgeschlossen, beim 
Gewerbegericht die Arbeitnehmer abgewiesen wurden. 
Herr Halfpape rät, trotzdem mit dem Senefelder- 
Bund zu verhandeln. 

Herr Lohöfener stellt deu Antrag an den C.V., 
die Handwerkskammern sollen neutrale Beauftragte 
zum Kontrollieren der Betriebe ernennen, diesen sollen 
Fachleute beigestellt werden. 

Unlauterer Wettbewerb: Herr Arnold bittet, die von 
der Bochumer Innung eingeführten Schutztaschen und 
Zettel mit den diesbezüglichen Warnungen gegen Bilder- 
hausierer einzufübren. HerrDaniellist fürAufklärungen 
bei den Mittelstands-, Bauernvereinigungen und ®ewerk- 
schaften, da dieselben doch ein grosses Interesse daran 
hätten, dass ihre Mitglieder nicht geschädigt würden. 
Herr Teriet unterbreitet Massnahmen durch Aus- 
stellen in Schaufenstern und Hinweis darauf. Herr 
Kohlmeyer ist für Sammeln der Bestellzettel und 
Anzeige bei der Gewerbepolizei wegen verbotenen 
Hausierens mit Rahmen. 

Steuerfragen: wird schnell ohne weitere Debatte 
erledigt. 

Stellungnahme zur Kritik der Eliberfelder Aus- 
stellung: Nechdem Herr Richter seine sowie 
seiner Kollegen Ansicht nebst Briefwechsel mit Herrn 
Emmerich bekanntgegeben, stellt Herr Steiger 
den Antrag, keine Stellung dagegen zu nehmen, wohl 
soll der C. V. gegen eine rheinische Lehranstalt vor- 
gehen, damit dieser die Schulbefugnis entzogen würde, 

Herr Steiger bittet, ebenfalls die Einladungen 
zu den Innungsversammlungen auszutauschen. 

Herr Gerling bittet um Bekanntgabe der Be- 
stimmungen bei Meisterprüfungen, Herr Lohöfener 
und Herr Halfpape lassen sich hierüber ausführlich aus. 

Der Obermeistertag stellt ferner den Antrag, der 
C. V. möge seine Tagung in Frankfurt spätestens Juni 
oder Juli abhalten. Der nächste Obermeistertag soll 
Ende Mai in Köln abgehalten werden, die Einladung 
dazu soll Herr Arnold tätigen. 

Die Tagesordnung war erschöpft, und wurde der 
Obermeistertag mit Worten des Dankes für das zahl- 
reiche Erscheinen durch Herrn Arnold gegen 9 Uhr 
geschlossen. 

Aug. Arnold, 

Vorsitzender. 


Fr. Kohlmeyer, 
protok. Schriftführer. 


u a |) oe 


Photographisehe Vereinigung 
Hamburg -Altona (RE. Y.). 

Bericht über die Generalversammlung vom 28. Januar. 
Mit Worten der Begrüssung und einem Glück- 
wunsche zum neuen Jahre eröffnete Kollege Paatzsch 
die von 32 Mitgliedern und einem Gast besuchte Ver- 
sammlung. Zur Mitgliedschaft wurden die Herren 

H. Werner und Alfred Wulf vorgeschlagen. 
Nach Erledigung vieler schriftlicher Mitteilungen 
erstattet Herr Kuhlmann den Kassenbericht. Die 
Kasse schliesst mit einem Ueberschuss von 854,75 Mk. 


ab, Die Unterstützungskasse, welche nicht in An- 
spruch genommen worden ist, hat einen Bestand von 


2719,06 Mk. Der Kassierer empfiehlt, die Erhöhung 
der Beiträge vorzunehmen, damit die Vereinigung in 
die Lage käme, etwas bieten zu können. 

Nach der Kassenprüfung, bei welcher die Kasse 
in bester Ordnung befunden wurde, dankte die Ver- 
sammlung Herrn Kuhlmann durch Erheben von den 
Sitzen. Die hierauf erfolgte halbschichtige Vorstands- 
wahl ergibt die Wiederwahl der Kollegen Paatzsch 
als I. Vorsitzender, Kuhlmann als Kassierer, Scholz 
als I. Schriftwart und Steinberg als Beisitzer. Sämt- 
liche Herren nahmen die Wiederwahl an. 

Der I. Vorsitzende berichtet über die Verhand- 
lungen mit dem Demobilmachungskommissar vom 
13. Dezember 1920 über Tarifangelegenheiten, welche 
von drei Geschäftsinhabern und drei Gehilfenvertretern 
beschickt waren und nach zweistündiger Sitzung dahin 
abschlossen, dass die von den Gehilfen geforderte 
Lohnerhöhung bewilligt wurde, Grössere Ateliers 
hatten die erhöhten Löhne schon vorher anerkannt. 
Man hofft im Jahre ıg921 auf Einführung eines Be- 
zahlungsmodus, der nicht nach Alter und nach Ver- 
heiratung gestaffelt ist. 

Ueber die Erhöhung der Beiträge, die unvermeidlich 
wird, wenn die Vereinigung durch gute Vorträge die 
fachliche Belehrung fördern will, wird die nächtse 
Versammlung beschliessen. Die Bedenken einiger 
Kollegen, dass deswegen Austritte erfolgen könnten, 
wurden behoben durch die Annahme, dass, wenn mehr 
Nutzen geschaffen werden würde, die Mitgliederzahl 
wachsen würde. Die Vereinigung hält es für eine 
grosse Pflicht, die Gehilfen und Lehrlinge zu den Vor- 
trägen mit heranzuziehen; auch wird erwogen werden, 
aus Nützlichkeits- und Sparsamkeitsgründen, gemein- 
same Veranstaltungen mit angesehenen Amateurploto- 
graphen-Vereinigungen, wie es iu anderen Städten 
auch schon der Fall ist, anzubahnen, 

In die Gehilfen - Prüfungskommission wurden vor- 
geschlagen die Kollegen Kindermann, Rompel, 
Schmiedt, Halberstadt, Paatzsch, Werner und 
von den Gehilfen Fräulein Schubbe., 

Von Herrn E. Wasow-München wird der März 
als geeignetster Monat für die Veranstaltung seines 
dreitägigen Kursus in Hamburg in Aussicht genommen. 
Die Kollegen Paatzsch und Scholz empfehlen ein- 
dringlich die Beteiligung an diesem Kursus. . An- 
meldungen hierzu nimmt Kollege Scholz-Wandsbek 
weiter entgegen. 


Es wird das Geschäftsgebaren der Firma Schlot- 
telius, welche sich Ehrentafelinstitut nennt, lebhaft 
besprochen und für den Fall eines Schadens empfohlen, 
sich an den Bund zur Bekämpfung von Schwindel- 
firmen (Vorsitzender Dr. Knauer) zu wenden. Es soll 
gewacht werden über die Einschulung von Lehrlingen 
in die Kunstgewerbeschule, welche keine zweijährige 
praktische Tätigkeit hinter sich haben. Die Schule 
hat in zwei Fällen solche Lehrlinge aufgenommen, 
entgegen der mit der Vereinigung festgesetzten Ver- 
einbarung. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Kolleg€E Grienwaldt-Eisenach hält sich bereit, 
der Vereinigung einen Vortrag zu halten, und ersucht, 
die demnächst in Bremen stattfindende Ausstellung, 
die noch näher bekanntgegeben wird, zu beschicken. 


Das Photographische Atelier des Warenhauses 
Karstadt wird wegen Unrentabilität aufgelöst, Sämt- 
lichen Angestellten ist gekündigt worden. 


G. Paatzsch, G. Scholz, 
I. Vorsitzender. I. Schriftführer. 


Der Kursus des Herrn E. Wasow- München 
findet in der Kunstgewerbeschule in Hamburg, Lerchen- 
feld, am 5., 6. und 7. April statt. Hierzu sind an die 
Kollegen besondere Einladungen ergangen, und wird 
auf das Programm in den Annoncen in der „Photogr. 
Chronik“ und im „Photograph“ hingewiesen. An- 
meldungen bis zum 26. März an Kollege Georg 
Scholz-Wandsbek, erbeten. 


u 4 <. ze 


Niedersächsisehe 
Photographen-Genossenschaft e.G.m.b.H. 
Sitz Hildesheim. 


Bericht des Vorstandes über das zweite Geschäfts- 
jahr 1920. 


Es kann gesagt werden, dass im allgemeinen die 
Genossenschaft sich weiter gut entwickelt hat. Sowohl 
die Zahl der Genossen, als auch die Anteile sind ge- 
stiegen; die Kauflust, das Zutrauen zur Genossenschaft 
hat sich sehr gebessert. Während voriges Jahr von 
. 18 Genossen nur 7 Waren bezogen, kauften dieses 
Jahr von 24 Genossen 20 Genossen Waren, einige 
allerdings nur in sehr bescheidenen Grenzen; so z. B. 
einer für etwa 5o Mk., einer für ıoo Mk., einer für 
300 Mk., einer für 500 Mk., zwei für 400 Mk. Weitere 
9 Genossen kauften fast für IO00 Mk., 3 Genossen an- 
nähernd für 2000 Mk., dann für 4000— 12000 Mk. 
Der Warenumsatz stieg auf 54000 Mk., der Rein- 
gewinn auf 4996 Mk. Derselbe wäre aber ein noch 
höherer gewesen, wenn die Platten nicht seit der Ein- 
kaufszeit um ı12!, %0 gefallen wären. Dadurch ent- 
ging der Genossenschaft ein beträchtlicher Gewinn. 
Trotzdem erreichten wir wieder etwa Io 0/yg Reingewinn. 
Dabei erhielten die Genossen die Waren um I0o— 15 %o 
schon billiger in Rechnung gestellt als vom Händler. 
Die Geschäftsunkosten, welche voriges Jahr fast 4 0% 
betrugen, gingen dieses Jahr auf 2 0/, zurück. Unser 
Lieferaut kann den Genossen nicht mehr genannt 
werden, da Indiskretionen begangen wurden, welche 
dem Lieferanten und uns grosse Nachteile brachten. 
Waren dürfen deshalb in Zukunft bei Reklamationen 
nicht mehr direkt an die Fabrik zurückgesandt werden, 
sondern nur an die Geschäftsstelle. 


Das Betriebskapital hat sich als zu klein erwiesen, 
der Bankkredit muss zu oft in Anspruch genommen 
werden, wodurch wieder unnötige Kosten entstehen. 
. Der Vorstand schlägt deshalb eine Erhöhung auf 500 Mk, 
pro Anteil vor. Auch werden die Genossen ersucht, 


35 


im eigenen Interesse zu werben, um neue Mitglieder 
zu gewinnen. 

Bestellungen müssen nicht erst erfolgen, wenn von 
der Ware das letzte Stück verbraucht wird, sondern viel 
frühzeitiger, da sonst verspätete Lieferungen unaus- 
bleiblich sind. Die Geschäftsleitung wird weiter be- 
müht sein, alle Wünsche und Anregungen zu erfüllen. 

Den Reingewinn von 4996,94 Mk. schlägt der 
Vorstand vor, wie folgt zu verwenden: 10 0/, Reserve- 
fonds I 500 Mk., 10 0/g Reservefonds II 500 Mk., 5 %g 
Dividende von 7800 Mk. = 390 Mk., ı {p dem Ge- 
schäftsführer 540 Mk., 5% Warendividende 2700 Mk., 
Vortrag auf neue Rechnung 36694 Mk. Es erbält 
demnach der Genosse, der für 1000 Mk. im Vorjahre 
Waren bezog, jetzt 60 Mk. ausbezahlt, trotzdem die 
Waren schon billiger in Rechnung gesetzt wurden, als 
sie vom Händler zu beziehen wären. Gewiss ein 
schöner Erfolg, ein Ansporn zum Werben neuer Mit- 


. glieder. 


Mit genossenschaftlichem Grusse 
Albert Nave, L,. Mend. 
—ıLIre— 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 
Die Kunst- und Vergrösserungsanstalt 
„Triumph“, Berlin-Schöneberg, Haupt- 
strasse 60/61, hat mit dem Hinweis „Preisabbau“ im 


Februar d. J. eine Preisliste über Bromsilberver- 


grösserungen in Schwarz und Sepia, über Photoskizzen, 
Aquarelle, Pastelle und Oelmalereien versandt. Die Be- 
zugsbedingungen und einige freiwillige Anerkennungen 


sind angefügt. 
"IE Ir 


Kleine Mitteilungen. 

— Eisenach. Herr Grienwaldt wird am 6, 7. 
und 8 April wieder einen Lehrgang zwecks künst- 
lerischer Weiterbildung von Berufsphotographen ver- 
anstalten. Anmeldungen werden beschleunigt nach 
Marienstrasse 50 erbeten. 

— Warnung vor Schwindlern. Der Arbeit- 
geber-Verband für das deutsche photographische Ver- 
grösserungsgewerbe und der Verband der Lithographen, 
Steindrucker und verwandten Berufe versenden folgen- 
des Schreiben: | 

„Es mehren sich leider die Fälle, in denen ge- 
wissenlose Reisende für sogenannte „Porträtinstitute“, 
deren Geschäftsgebaren nicht immer reell ist, Be- 
stellungen aufnehmen. Auf den Bestellscheinen ge- 
machte und von den “Reisenden mündlich ergänzte 
Versprechungen werden vielfach nicht gehalten. 
Ahnungslos unterschreiben die Besteller, meistens 
Frauen, die Bestellzettel, um nur zu oft für sie wert- 
lose Rohvergrösserungen zu erhalten. Dafür ist dann 
das Vier - bis Fünffache der Herstellungskosten zu zahlen. 
Die gegebene Unterschrift erzwingt die Bezahlung. 

Von solchen Schwindelfirmen gelieferte »retu- 
schierte« Bilder verlieren oft sogar die Aehnlichkeit, 
die in der Rohvergrösserung noch vorhanden war, 





weil diese Firmen die Retusche entweder als gute 
Arbeit viel zu schlecht entlohnen, oder sie von technisch 
ungeeigneten Kräften herstellen lassen. Der Preis des 
Bildes erhöht sich dabei für den Besteller um ein Viel- 
faches. Dazu müssen Vergrösserungen unter Qlas und 


Rahmen, wofür diese Schwindelfirmen geradezu 
wucherische Preise berechnen. Der Besteller hat dann 
für sehr viel Geld ein Erzeugnis, dass keiner Stube 
zur Zierde gereicht. 

Bedauerlich ist, dass vorwiegend die dem Arbeiter- 
stand und Kleinbürgertum angehörenden Bevölkerungs- 
schichten und Landorte heimgesucht werden. Diesen 
Kreisen fehlt leider die Sachkunde, um die vorgezeigten 
»Musterbilder« beurteilen zu können. Ist der Reisende 
ein Schwindler, so gebraucht er viele technische Aus- 
drücke, die der Laie nicht versteht. Gutgläubig wird 
Unterschrift geleistet, die Schaden und viel Aerger mit 
sich bringt. Wird bei entstehenden Differenzen trotz 
geleisteter Anzahlung zu Zwangsmassnahmen gegriffen, 
zu denen die gegebene Unterschrift berechtigt, hat 
man es in den meisten Fällen mit Schwindelreisenden 
oder Schwindelfirmen zu tun gehabt. Vor solchen 
Elementen sei nachdrücklichst gewarnt. Es gibt ge- 
nügend reelle Firmen, die den Besteller gut und auch 
nicht teurer bedienen.“ 


IH 


Büschersehau. 

Vorträge über Chemie und Chemikalien- 
kunde für Photographierende Von Hans 
Schmidt. 3. u. 4. Auflage. Verlag von Wilhelm 
Knapp in Halle (Saale) 1920. Preis geheftet 9,60 Mk., 
gebunden 10,40 Mk. 

Vorträge über photographische Optik. 
Von Hans Schmidt. 3. und 4. Auflage. Verlag von 
Wilhelm Knapp in Halle (Saale) 1920. Preis geheftet 
9,60 Mk., gebunden 10,40 Mk. 


Beide Werke, als „Hilfsbücher für Photographie“, 
Band 2 und 3. erschienen, sind aus den vom Verfasser 
an der Städtischen Fach- und Fortbildungsschule 
für Photographen, sowie an der photographischen 
Lehr- und Versuchsanstalt des Lette-Vereins zu Berlin 
gehaltenen Vorträgen entstanden und dienen zum Selbst- 
unterricht für Liebhaberphotographen, sowie zur Vor- 
bereitung zur Gehilfen- und Meisterprüfung für Fach- 
photographen. Die neuen Auflagen sind durchgesehene 
und wesentlich erweiterte Abdrucke der schnell ver- 
griffenen ersten Drucke und bemühen sich mit gutem 
Gelingen, gemeinrverständlich zu sein und, ohne be- 
sondere Kenntnisse vorauszusetzen, in die oft schwierige 
Materie einzuführen. Dass dies dem Verfasser ge- 
lungen ist, beweist die schnelle Aufeinanderfolge 
mehrerer Auflagen seiner Hilfsbücher. dest. 


Die Stereoskopie und ihreAnwendung auf 
die Untersuchung des Fliegerbildes. Von Re- 
gierungsbaumeister Erich Ewald. Mit einer Tafel 
und vielen Textabbildungen. Heft 3 der Berichte und 
Abhandlungen der wissenschaftlichen Gesellschaft für 


Luftfahrt (Beiheft zur „Zeitschrift für Flugtechnik und 


Motorluftschiffahrt“). Verlag von R. Oldenbourg, 
München und Berlin, Februar 1921. Preis geheftet 
ı8 Mk. 


Der Verfasser, als Gründer und Leiter wesent- 
licher Teile des Marinelichtbildwesens im Weltkriege 
weiten Kreisen bekanntgeworden, schildert in dem vor- 
liegenden Werke die stereoskopische Auswertung des 
Fliegerbildes; ausgehend von grundlegenden Betrach- 
tungen über das plastische Sehen und das stereo- 
skopische Lichtbild bespricht er die verschiedenen Auf- 
nahmearten aus der Luft: die schräggerichtete, die 
senkrechte und die Reihenbildaufnahme, und wendet 
sich dann zur stereoskopischen Bildbetrachtung, wobei 
er die stereoskopischen Betrachtungsapparate, darunter 
auch das vom Verfasser angegebene Brückenraumglas, 
beschreibt. Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit 
dem schwierigen Zusammenpassen und Aufkleben der 
Bilder. Von besonderem Interesse ist die Schilderung 
der stereoskopischen Projektion. In einer Schluss- 
betrachtung werden Aufgaben und Nutzen der stereo- 
skopischen Untersuchung zusammengestellt. Das von 
berufenster Hand geschriebene Buch erschöpft das 
behandelte Gebiet völlig, erläutert die Schilderungen 
durch gut gewählte schematische Zeichnungen und 
durch die Wiedergabe zahlreicher Stereoaufnahmen 
aus Flugzeug und Fesselballon und wird bei allen 
Freunden der Stereoskopie wohlwollende Aufnahme 
und grösste Beachtung finden. Dr. E. Stenger. 


m a >< 2 zei 


Fragekasten. 
Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 
Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 
werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Rechtliche Fragen. 

Frage 2. Ein Postassistent schädigt die hiesigen 
Photographen durch Ausführung von Vergrösserungen 
und Anfertigung von Aufnahmen. Was ist da zu tun? 

Antwort su Frage 2. Beamte dürfen ohne be- 
sondere Erlaubnis ihrer vorgesetzten Behörden, die 
nur in ganz vereinzelten Ausnahmefällen erteilt wird, 
keine gewerbliche Tätigkeit ausüben. Sie können, sich 
beschwerdeführend direkt an die vorgesetzte Behörde 
des betreffenden Postassistenten wenden. Besser ist 
es, wenn es durch eine Fachvereinigung geschieht, 
bei Ihnen vom Verband Mecklenburgischer Photo- 
graphen, Vorsitzender Herr Hermann Lorenz- 
Malchow, Villa Seefried. Sonst können Sie sich auch 
an den Central-Verband, Vorsitzender Herr Schlegel- 
Dresden, Plauenscher Ring 31, wenden. Vorzuziehen 
ist der genaue Instanzenweg. Also zuerst an den Vor- 
steher des betreffenden Postamtes, bei dem der be- 
treffende Beamte angestellt ist. Erst wenn Sie hier 
keinen Erfolg haben, dann bei der Oberpostdirektion 
Schwerin. S.R. 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin -Halensee, Halberstädter Strasse 7. 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. ° 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


- ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIFTHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der 
graphen®" (mit vielen Kunstdrucktafeln). 


17 Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für 
er 


„Chronik®, ausserdem nonntlieh einmal 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die 
„Atelier“ 
50 mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50oPf. Anfragen und Auf- 


„Das Atelier des Photo- 
„Chronik" allein 


allein 7,— Mk. — Anzeigen: "Für ı mm Höhe 


ie an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr. -Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 13. 








31. März 





1921. 





Luxussteuerpflieht der Tableaux. 


Die Luxzussteuer hat dem Verband vor und 
nach ihrem Inkrafttreten viel Arbeit gemacht. 
Merkwürdigerweise stützen sich eine Anzahl 
Steuerämter auf den ersten Entwurf, der aber 
keine Gesetzeskraft erlangt hat, und verlangen, 
dass für alle eingerabmten Bilder die Luxus- 
steuer bezahlt werden soll. Dann herrscht auch, 
trotz der genauen Anweisungen des Reichs- 
finanzministeriums, an einigen Stellen Unklarheit, 
ob die Vergrösserungsanstalten oder die Photo- 
graphen die Luxussteuer zu bezahlen haben. 
Wie ich im vorigen Jahre schon ausführte, 
wäre es für die Mehrzahl der Photographen 
besser, wenn die Vergrösserungsanstalten die 
 Luxussteuer zahlen und natürlich auch den 
Pbotographen in Anrechnung stellen würden. 
Nach den Ausführungsbestimmungen und den 
Mitteilungen des Reichsfinanzministeriums haben 
die Vergrösserungsanstalten aber nur die ein- 
fache Umsatzsteuer zu zahlen. | 

Es wurde nun die Frage gestellt, ob Tableaux 
luxussteuerpflichtig wären. Nach meiner An- 
sicht, die ich auch dem Finanzministerium gegen- 
über begründet habe, unterliegen sie nicht der 
Luxussteuer, da es sich um eine Zusammen- 
stellung einzelner kleiner Bilder handelt. Das 
Finanzministerium stellt sich aber auf den ent- 
gegengesetzten Standpunkt, wie aus nachfelgen- 
dem Schreiben hervorgeht: 

Der Reichsminister der Finanzen. 
III U 2164. 

Auch die Herstellung von sogenannten 
Tableaux, d. h. Zusammenstellungen einer 
grösseren Anzahl kleinerer Photographien zu 
einem einheitlichen Bild, ist nach $ 48 II, 
Nr. 2, der Ausführungsbestimmungen zum 


| Aus der Werkstatt 
Etwas über das Kopieren und Entwickeln 


von Kontaktabzügen, die von einer Person 
ausgeführt werden. 

In der Praxis des Photographen wird es 

bier und da vorkommen, dass ein einzelner 


U. St. G. luzussteuerpflichtig, wenn sie die 
Bildgrösse von 32x42 cm überschreiten. Auf 
die Grösse des einzelnen hierzu verwendeten 
Bildes kommt es nicht an. Ausschlaggebend 
ist allein die Grösse des aus diesen einzelnen 
Bildern hergestellten neuen Bildes. Wird das 
Originaltableau unentgeltlich geliefert, 
kann hierfür eine Luxzussteuer nicht in Frage 
kommen; luxussteuerpflichtig sind die von 
diesem Bilde hergestellten, entgeltlich ge- 
lieferten Bilder unter der eingangs genannten 
Voraussetzung. I. A.: gez. Zetzsche. 
An den 
Central: Verband Deutscher Bee 
Vereine und Innungen, J. P. Dresden. 

Der Fall liegt äbnlich wie bei den 9x ı2 cm- 
und IıoXısz cm-Piatten, wo die Fachphoto- 
graphen auch die Luxussteuer bezahlen sollen, 
obgleich die Verwendung dieser Platten für sie 
kein Luxus, wie bei den Liebhaberphotographen 
ist, sondern zur Ausübung ihres Berufes gehört. 
Die Fachphotographen können die Zahlung auf 
rechtmässigem Wege verweigern, indem sie für 
ihren Geschäftsbetrieb grössere Platten zer- 
schneiden. In dem vorliegenden Falle wird, wie 
es vielfach geschieht, urd ich dem Ministerium 
auch mitgeteilt hatte, das Tableau nicht ge- 
sondert in Anrechnung gestellt, sondern der 
Preis bei den einzelnen Verkleinerungen mit 
eingerechnet und daher nicht luxussteuerpflichtig. 
Reproduktionen der Tableaux, die die Grösse 
32x42 cm überschreiten, sind natürlich luxus- 
steuerpflichtig. 

Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen, J. P. 
R. Schlegel, Vorsitzender. 





des Photographen. 


Mann Kontaktabzüge (Chlorbromsilber- und 
Bromsilberpapiere) anfertigen muss, und zwar 
von vielerlei Negativen: Von jedem derselben 
sind vielleicht ı— ı2 Bilder fertigzustellen. Wie 
der Kopierer da am zweckmässigsten bei seiner 


13 


98 





Arbeit vorgehen kann, um einesteils Zeit zu 
sparen, flink voranzukommen und andernteils, 
um saubere und gleichmässige Drucke zu er- 
zielen, sei hier erwähnt. 

Nachdem der Drucker seine sämtlichen zu 
kopierendeh Negative auf der Glasseite, soweit 
auf dieser sich keine Retusche befindet, gründ- 
lich gesäubert hat, wird er sie in seinem Kopier- 
apparat zunächst der Dichte nach sortieren, 
damit er die Expositionszeit der Papiere leichter 
ermitteln kann. Es können dann die Probe- 
abzüge viel schneller und sicherer ausgeführt 
werden. Man wird zur Ermittelung der Ex- 
position zunächst ein kleines Papierstück auf 
dem Negativ belichten und dann entwickeln. 
Danach können leicht die weiteren Proben ge- 
richtet werden. Ist die erste Probe gut, wird 
die richtige Grösse von der Platte ausgeführt. 
Es wird zunächst ein Bild fertiggestellt und 
entwickelt. Erst wenn sich dieses als gut er- 
weist, werden die übrigen Bilder kopiert. Wenn 
man bei der Platte jedoch so sicher ist, dass, 
nach der kleinen Probe beurteilt, das ganze 
Bild gut ausfällt, so können die Bilder auch 
gleich nach der Probe alle angefertigt werden. 
Es kann übrigens auch gleich die ganze Grösse 
der Platte bei der Probe ausgenützt werden, 
wenn das dazu benötigte Papier nicht zu gross- 
und man seiner Sache sicher ist. Ein ganzes 
Bild zunächst allein zu behandeln ist deswegen 
besser, weil man danach die gesamte Bild- 
wirkung beurteilen kann, nicht dass man viel- 
leicht sämtliche Bilder, im festen Glauben, dass 
dieselben gut werden, ausführt und nach der 
Entwicklung sieht, dass sie doch zu wünschen 
übriglassen. Es ist ausserdem auch nicht zweck- 
mässig, mehrere Proben auf einmal hinter- 
einander zu machen und dann die Negative 
nacheinander ohne weitere Proben auszuführen, 
weil manche Platten eine kleine Verschiebung 
der Lichtquelle, je nach der Lichtverteilung, er- 
fordern können. Bei durchaus gleichmässigen 
Platten und gleichmässig zu erwartenden Ab- 
zügen können jedoch auch von mehreren auf 
einmal Proben gemacht und alsdann jede Platte 
einzeln ausgeführt werden. Die Bilder müssen 
genau so lange belichtet werden wie die Proben, 
falls diese sich als gut erweisen. Die einzelnen 
Expositionszeiten kann man sich am Rande der 
Platten vermerken. Sind nun die Bilder alle 
gleichmässig belichtet, werden sie in einer 
Schachtel zur späteren Entwicklung verwahrt, 


:  PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 






wobei die Schichtseite immer nach unten zu 
legen ist, um sie nicht zu besudeln mit darauf- 
tropfendem Entwickler usw. Man wird nun eine 
weitere Probesendung vornehmen, die bei gutem 
Ausfall fertiggestellt wird. Wor dem Kopieren 
eines Negativs ist dasselbe jeweils immer erst 
mit einem Abstaubpinsel von etwa aufsitzendem 
Staub zu befreien. Die fertig exponierten Ab- 
züge kommen zu den andern in die Schachtel. 
Zwischen jede einzelne Bilderserie ist irgendein 
Papier zu legen, damit man sich bei der späteren 
Entwicklung danach richten kann. 


Hat man nun eine grössere Sendung von 
Bildern in der Schachtel beisammen, so wird 
man zur Entwicklung übergehen. Die Bilder 
werden, wenn man sie nacheinander auf einmal 
entwickelt, gleichmässiger in der Kraft und 
können auch auf einmal fixieren und wässern 
(natürlich nur so viel, als auch wirklich gut fixieren, 
resp. wässern können, was in genügend grossen 
Schalen und Trögen geschieht). Zur sofortigen 
Unterbrechung der Entwicklung und Klärung 
kann ein Essigsäurebad eingeschaltet werden. 
Jedoch ist dieses auch entbehrlich, wenn die 
Bilder in nicht zu altem, angesäuertem Fixier- 
bad lichtbeständig gemacht und dort, sobald 
sie in dasselbe kommen, sofort untergetaucht 
werden, um Flecke und Schlieren zu vermeiden. 
Man kann z. B. mit der rechten Hand die Bilder 
im Entwickler bedienen, während sie die linke 
jeweils im Fixierbad untertaucht. Wer es sich 
bequemer machen will, kann sich zum Uhnter- 
tauchen der Bilder im Fixierbad auch eines 
glatten Holzstäbchens bedienen, mit dem er die 
Bilder niederdrückt und bewegt. Auf diese 
Weise kommt auch die Hand nicht so oft mit 
Fixiernatron in Berührung, so dass die Ent- 
wicklung andernteils rasch und sicher vonstatten 
gehen kann. Um Fleckenbildung noch besser 
zu vermeiden, ist es vorteilhaft, die Bilder vor 
dem Einlegen ins Fixierbad erst mit Wasser 
kurz abzuspülen, um den grössten Teil des 
noch anhaftenden Entwicklers zu entfernen, wo- 
durch auch das Fixierbad länger haltbar und 
brauchbar bleibt. Nach dem Fixieren wird in 
üblicher Weise gewässert und getrocknet. 

Wenn in dieser Weise bei der Arbeit vor- 
gegangen wird, können sehr viele Negative am 
Tage sicher und rasch erledigt werden, und das 
ist ja besonders in einem regeren Betriebe sehr 
nötig und erwünscht. R. Wilking. 


Sachgemässe Entwieklung von Röntgenaufnahmen. 
Von Curt Mischewski, technischer Lehrer an der zweiten Handwerkerschule in Berlin. 


Verfasser wurde während des Krieges be- 
auftragt, in der Röntgenphotographie solche 
Wege zu finden, wodurch die Leistungen den 


[Nachdruck verboten.) 
Erfordernissen der Praxis mehr angepasst werden 
konnten. Da das Plattenmaterial ein gegebenes 
war, die Anwendung bärterer oder weicherer 


BHOTOGRABHISCHE CHRONIK. 008 


rn 


Röhren sinngemäss gehandhabt wurde, so blieb 
als letztes nur die Zusammenstellung geeigneter 
Entwicklungsvorschriften übrig. In Zusammen- 
arbeit mit Herrn Florian in Königsberg, der 
als bedeutendster Fachmann in der Herstellung 
sich anpassender Aufnahmen galt, konnte ich 
diese Aufgabe schnell lösen. 

Während seiner Zeit der Glycinentwickler 
wegen der Klarheit, welche er den Negativen 
erteilte, viel gebraucht wurde, bürgerte sich 
später das Adurol-Metol-, resp. Hydrochinon- 
Metol ein. Letztere weisen jedoch bestimmte 
Uebelstände auf, die gerade bei den Röntgen- 
aufnahmen störend wirken können. Es hängt 
dieses mit der chemischen Konstitution der 
Entwicklungssubstanzen zusammen. Bekanntlich 
sind diejenigen Substanzen chemische Entwickler, 
‚welche als Substituenten die Hydroxyl- oder 
Amidogruppe besitzen, und zwar sind mindestens 
zwei aus diesen Gruppen notwendig, um eine 
reduzierende Kraft des Entwicklers hervorzu- 
bringen. Sind diese Substituenten unter sich 
verbunden, so stellen sie die einfachsten Ent- 
wickler dar, sind sie im Benzol- oder Naphtbalin- 
kern vorhanden, so ergeben sich daraus die 
modernen Entwickler. Merkwürdigerweise ist 
die Stellung, welche sie zueinander einnehmen, 
von massgebender Bedeutung für den Charakter 
des Negativs. Dass dem so sein muss, ergibt 
schon die Tatsache, dass in der meta-Stellung 
keine reduzierende Kraft vorhanden ist. Auch 
mehr als zwei Substituenten ergeben photo- 
graphische Entwickler. Es ist klar, dass die 
Konstitution dieser Körper bekannt sein muss, 
um im Gemisch verschiedener Repräsentanten 
die Eigenart einer jeden zu schonen. Würde 
man mit kaustischen Alkalien z. B. an das 
Glycin herangeben wollen, so würde man derart 
eingreifen, dass wohl ein Rapidentwickler ent- 
stehen, aber die Eigenart und Haltbarkeit ge- 
ändert werden würde. Der Hydrochinonent- 
wickler und sein Abkömmling Adurol, obwohl 
für gewisse Zwecke sehr zu empfehlen, kommen 
für Röntgenzwecke, trotz ihrer starken Ver- 
wendung, in der Praxis der Röntgenphotographie 
nicht in Betracht. Die besten Erfolge waren 
ursprünglich mit Glycin erzielt worden. Herr 
Dr. Telemann in Königsberg liess deshalb 
immer wieder und wieder auf diesen Entwickler 
zurückgreifen, obwohl die stundenlange Ent- 
wicklung besonders bei Spezialsachen und bei 
eventueller Verdünnung ein rationelles Arbeiten 
nicht zuliess. 

Merkwürdigerweise war der Brenzkatechin- 
entwickler in der Röntgenpraxis völlig unbekannt. 
Mag es daran liegen, dass er für sich allein 
nicht verwendbar ist. Jedenfalls war diese Sub- 
stanz, die als Natriumsalz den bedeutendsten 
Rapidentwickler darstellt, nicht im Gebrauch. 
Metol und Hydrochinon waren schon immer 


der Abgott unserer Fachleute. Metol sowohl 
als Hydrochinon besitzen im frisch hergestellten 
Entwickler die unangenehme Eigenschaft, einen 
leichten Schleier zu erzeugen. Glycin und 
Brenzkatechin dagegen arbeiten klar. Brenz- 
katechin arbeitet so klar, resp. nimmt den 
Platten in solchem Masse ihre Empfindlichkeit 
gegen anderes Licht, dass selbst eine Unvor- 
sichtigkeit ohne Einfluss bleibt. Ja, selbst im 
Gemisch mit Fixiernatron arbeitet diese Sub- 
stanz, dass, wie P. Hanneke seiner Zeit nach- 
wies, ein gleichzeitiges Entwickeln und Fixieren 
stattfinden kann. Unsere Fachleute besitzen 
viel zu wenig theoretisch - praktische Kenntnisse, 
sonst würden oft geeignetere Arbeitsmethoden 
Anwendung finden. Mit Einführung des Brenz- 
katechinnatriums als Zusatzlösung zum Glycin- 
entwickler wurde dieser wieder gebrauchsfähig 
für praktische Zwecke. 


l. Glycin-Entwickler. 


Destilliertes Wasser 
Natriumsulfit, krist. 
Glyein . .. 
Kaliumkarbonat 


. 2000 ccm 
5008 
I50 „ 

. 1200 „ 


ı Teil 
mit 6 Teilen Wasser 
verdännen. 


II. Rapid- Zusatzentwickler. 


ı Teil auf 7 Teile ge- 


Destilliertes Wasser 2000 ccm rauchen (lea) 


Natriumsulfit 500 g Entwickler anwenden. 

. ür sich allein ge- 
Brenzkatechin 60 » braucht, wird ı Teil 

: Aetznatron 42, mit 6 Teilen Wasser 


verdünnt.) 


Wie z. B. der bekannte Rodinalentwickler 
durch Zusatz von Aetznatron zum p- Amido- 
phenol entsteht, so bildet sich in der Zusatz- 
lösung, durch die angegebene Menge Aetznatron 
zum Brenzkatechin, das Natronsalz. Die Halt- 
barkeit ist eine scheinbar geringe, weil das 
Natronsalz des Brenzkatechin sich in Lösung 
leicht dunkel färbt. Wen dieses stören sollte, 
der kann ja die angegebene Menge Aetznatron 
besonders lösen und aufbewahren. Nur muss 
er sich das Mengenverhältnis der Flüssigkeit 
merken, um unmittelbar vor dem Gebrauch 
wieder die richtigen Gewichtsverhältnisse der 
Salze zu treffen. Die Glycinsubstanz als solche 
soll ja umbeeinflusst bleiben. Sie stellt bei uns 
im Gebrauch das Gerippe dar. Sie soll den 
Negativen den Durchschnittscharakter verleihen. 
Andererseits gleicht sie auch leicht Ueber- 
expositionen aus und wird vorzüglich durch 
eine Bromkaliumlösung ı:ı0 beinflusst. Würde 
man die Zusatzlösung nur für sich gebrauchen, 
so würden zu geringe Kontrastwirkungen erzielt 
werden. Ausserdem spielt die Temperatur 
hierbei eine wesentliche Rolle, da Glycin unter 
20°C immer träger und träger arbeitet. Be- 
kanntlich hat Hübl dieses dazu benutzt, um bei 
ungewissen Expositionen Glycinlösungen durch 
Eiskühlung derart zu beeinflussen, dass z.B. 


13" 


188 Ä 


BHOTOGRAPHISCHE CHRONIR. 


- 


50 fache Ueberexpositionen nicht wesentlich her- 
vortreten können. | 

Aber diese Ausnahmefälle dürften im Röntgen- 
wesen nicht in Erscheinung treten: Im Gegen- 
teil wird man damit rechnen können, dass 
Dickteile des Körpers, Brustaufnahmen, meist 
geringer belichtet sind. Worauf es ankomnt, 
ist doch eine nötige Differenzierung der einzelnen 
Teile bei gleichzeitiger Durchzeichnung. Es 
wird also nicht möglich sein, schematisch und 
einseitig Mischungsverhältnisse anzugeben, da 
diese erst während der Entwicklung gefunden 
werden müssen. Wie ein Künstler plastisch 
arbeitet, so wird der betreffende Laborant bei 
besonders schwierigen Aufnahmen wohl meist 
mit einem schon gebrauchten Gemisch beginnen, 
um. dann entweder je nach Art mit neuen 
Lösungen oder bloss durch Zusätze von Lösung I 
oder II zu arbeiten. Es lässt sich dieses nicht 
in einem kurzen Aufsatze alles schildern. Ge- 
wöhnlich besitzen. diese Fachleute genügend 
anatomische Kenntnisse, um die Teile, welche 
für den jeweiligen Krankheitsfall in Betracht 
kommen, so berausarbeiten zu können, dass sie 
genügend differenziert, in der Kontrastwirkung 
genügend hervorgehoben erscheinen und dabei 
doch nichts an Feinheiten eingebüsst haben. 
Der Hydrochinonentwickler kann diesen An- 
forderungen schon deshalb nie genügen, weil 
er die Neigung besitzt, zusammengewachsene, 





nicht differenzierte Lichter zu ergeben, und der 
Metolentwickler hierfür gar nicht in Frage 
kommt. Dagegen sind die oben angegebenen 
Substanzen bekannt, dass sie genügende Ab- 
stufungen in den Lichtpartien ergeben. War 
doch scheinbar der Brenzkatechinentwickler vor 
längerer Zeit dazu berufen, um in der Porträt- 
photograpbie solche Negative zu erzielen, wie 
sie seiner Zeit im Kollodiumverfahren üblich 
waren. Ein sachverständiges Urteil bezüglich 
der Röntgenphotograpbie haben unsere Aerzte 
in erster Linie. Unsere Fachleute sehen im 
schönen, technisch ausgeführten Bilde ihr Ideal, 
und unsere Aerzte wollen ein Bild des jeweiligen 
Krankheitsfalles. Für die minutiöse Durchzeich- 
nung mit allen Feinheiten in der Tiefe garan- 
tiert das Brenzkatechin- Natrium und für die 
nötige Kontrastwirkung das Glycin, ohne dass 
ein Zusammenwachsen irgendwelcher Flächen 
wie beim Hydrochinon stattfinden kann. 

Als Fixiersalz wird entweder das Agfa- 
Schnellfixiersalz genommen, oder man mischt 


Fixiernatron . 800 g, 
Chlorammonium I0oo „ 
Natriumbisulfit I0oo „ 


welches man in der Auflösung 1:4— 5 gebraucht. 
Zu stark angesetzte Lösungen von Schnellfixier- 
salz wirken abschwächend auf die Negative ein 
und sind nicht immer angebracht. 


I — 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 


(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen za Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 
l. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2, Amt Uhland 6206. 
— Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin-Schöneberg, Kaiser- 
Wilhelm-Platz2, Amt Stephan 4480. — Bibliothek: Fräulein Pflug, 
Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6, Amt Lützow 1224. — Rechts- 
auskünfte: Fritz Hansen, Berlin S59, Hasenheide 47, Amt Moritz- 
platz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplomskommission: Frangols 
Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı, Amt Stegliz 719. 
Protokoll der Sitzung . 


. vom 10. Februar in den „Kammersälen“ zu Berlin. 


Der Vorsitzende Lüpke eröffnete die Sitzung 
71/g Uhr mit Bekanntgabe der neu eingetretenen Mit- 
glieder, über Meister- und Gehilfenprüfungen und 
Mitteilung über Rabatterhöhung seitens der Trocken- 
plattenfabriken. 

Die angeschnittene Frage über Qualität des Platten- 
materials ist mehr interner Natur oder bezieht sich 
die Klage auf ältere Plattenlager. Der Vorstand er- 
klärt, dass er alle ihm mitgeteilte Beschwerden, auch 
solche über Papierlieferungen an sogenannte „Gross- 
verbraucher“, prüfen und versuchen wird, soweit es in 
seinen Kräften liegt, Abhilfe herbeizuführen. 


Grienwaldts Buch: „Werden und Wachsen“ 
liegt der Versammlung vor. Die Mitglieder werden 
eingeladen, dasselbe anzuschaffen. Es ist im Selbst- 
verlag des Verfassers, August Grienwaldt- 
Eisenach, erschienen. 

Den technischen Teil des Abends bildet der Vor- 
trag von Artur Ranft: „Ueber die Bedeutung der 
Heimphotographie für den Bildnisphotographen." Der 
beifällig aufgenommene Vortrag soll in seinen wesent- 
lichsten Teilen an anderer Stelle der „Photogr. Chronik“ 
abgedruckt werden. Ueber die Ausführungen des Vor- 
tragenden entspinnt sich eine lebhafte Diskussion 
seitens der Versammlungsbesucher, zumal auch die 
ansliegenden Vorlagen vielfach Anlass für Vergleiche 
bieten. Hierbei kommt die Diskussion in den Brenn- 
punkt: hier Heim — dort Atelier. Elektrische Licht- 
verwendung, Reflektoren, orthochromatische Platten, 
Beleuchtungs- und Belichtungsprobleme werden von 
verschiedenen Rednern, wie Titzenthaler, Tiede- 
mann, Weinert, Bödecker, Wirth, Lüpke, Pro- 
fessor Mente behandelt, wobei auch „Heimphoto- 
graphien“ eines Berliner Ateliers in der Versammlung 


zirkulieren. Nicht nur der Unterschied wird betont, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





es finden sich auch Stimmen, die ein Schlaglicht auf 
die geschäftliche Auswertung der Heimphotographie 
werfen. 

Ein weiterer Punkt der apeerung betrifft die 
Behandlung der geplanten Ausstellung. Ueber diesen 
Punkt erläutert der I. Schriftführer die Gesichtspunkte 
seines Planes. Die Versammlung überträgt ihm die 
Geschäftsführung für die erste „Jahresausstellung 
Berliner Photographie“, 

Die Sitzung wird. mit der Vorführung. einer neuen 
Atelierkamera durch Herrn Bürck beschlossen. Es 
ist. eine Reflexkamera Grösse 18X 24 cm, die von der 
Berliner Firma Seide & Horst hergestellt und in 
massiv Mahagoni ausgeführt wird. Der Eindruck ist 
ein ausgezeichneter. u 

Neben der Ausstellung Heimphotographien von 
Artur Ranft war noch eine zweite mit Bildnisauf- 
nahmen. des neuen Berliner Ateliers Arzt & Zantl 
zu sehen. | 

Johannes Läpke, 

Bi: Vorsitzender. 


 A.Rantft, 
I. Schriftführer. 
m a’ I um | 
Photographen -Zwangsinnung 
tür den Freistaat Braunsehvveig. 
Am Dienstag, den ı2. April, nachmittags 2. Uhr, 
findet unsere elfte- ordentliche Innungsver- 


sammlung im „Gildehause“ zu Braunschweig, Burg- 
platz 2a, statt. Die werten Innungsmitglieder werden 


hierdurch unter Bezugnahme auf $ 22 unserer-Satzungen 


dazu eingeladen. 
Tagesordnung. 


 ı. Eröffnung der Sitzung. 2 
2. Verlesen der Niederschrift der vorigen Sitzung. 
3. Bericht über Gehilfenprüfungen (Auslage der 

Prüfungsarbeiten). 

. Bericht des Kassierers und der Kassenprüfer. 

. Haushaltplan für 1921. 

. Eısatzwahl für zwei ausscheidende Vorstandsmit- 
glieder, $ 28 (Rosenstein, Homann). 

7. Wahl von zwei Kassenprüfern. 

8. Bericht über Lehrlingswesen, 

9 

o 


> 


aa 


Gehilfenausschuss. 
. Kassieren der Beiträge. . 
. Verschiedenes. . 
11. Vortrag der Firma Voigtländer & Sohn: 
„Alte und neue Objektivformen in der Photo- 
graphie". Vortragender: Herr Dr. Richter. 


Ausstellung. Voigtländer & Sohn: Apparate 


und Objektive. — Herr Franz Carbonnier: Akt- 
studien. — Herr Hugo Sontag- Erfurt: Projizierte 
Hintergründe — Fa. Böhm- Werke, Akt. -Ges, 
Berlin: Ateliersonne (mit Demonstrationen. — Fa. 


Bergmann & Co.-Wernigerode: Proben ihrer Fabri- 
kate. 

Nach $ 22 unserer Satzungen ist jedes Mitglied 
verpflichtet, rechtzeitig zur Versammlung zu erscheinen. 
Begründete Eutschuldigungen sind rechtzeitig, jeden- 
falls aber vor der Sitzung, beim Obermeister geltend 
zu machen. | 


Etwaige Anträge zur Tagesordnung sind spätestens 
48 Stunden vor Begihn der Versammlung dem Ober- 
meister einzureichen. 


Jos. Raab, Schriftführer, Bohlweg 40a. 
Max Hoffmann, Obermeister, Wilhelmstrasse 88. 


3.9 


Photographen- Zwangsinnung Buer i. W. 
An unsere Mitglieder! 

Die Beitragsrechnung haben wir vor einiger Zeit 

jedem Mitgliede zugestellt. Die bisher eingegangenen 

Beiträge sind sehr gering, da die Zahlung von unseren 


‘Mitgliedern in den meisten Fällen von Tag zu Tag 


hinausgezogen oder ihr zu wenig Beachtung geschenkt 
wird. Wir brauchen unseren Mitgliedern wohl hier 
nicht klarzulegen, welch gewaltige Unkosten es er- 
fordert, um die Arbeitsmöglichkeit der Geschäftsstelle 
aufrechtzuhalten, damit sie ihren grossen Aufgaben ge- 
recht werden kann. 

Wir bitten deshalb unsere Mitglieder, die Beiträge 
noch in diesem Monat einzuzahlen; es dient doch als 
Mittel unserer weitgehendsten Bestrebungen. 


Am Donnerstag, den 7. April, findet in Buer die 
diesjährige Gesellenprüfung statt, und zwar: 

I. Schriftliche Prüfung vormittags 8 — ı2 Uhr. 

2. Mündliche Prüfung nachmittags 2—4'/, Uhr in 
den Räumen der Fortbildungsschule, Pfeffer- 
ackerstrasse. 

3. Nachmittags 5 Uhr Festfeier und Bekanntgabe 
der Prüfungsergebnisse im Katholischen Gesellen- 
hause, Hagenstrasse. Hier findet dann auch 
zugleich eine Ausstellung der Arbeiten statt. 

Wir dürfen erwarten, dass unsere Mitglieder an 
der diesjährigen Prüfung regen Anteil nehmen. 


Der Vorstand. 
m a it 2 us 


Anhalter Photographen- Bund. 
- Zu der am 4 April, nachmittags 4 Uhr, in Dessau, 
„Kaiserhof“, stattfindenden Frühjahrsversammlung 
wird hiermit eingeladen. C. Will, Schriftführer. 


IL re 


Photographen- Zwangsinnung Stolp. 
Bericht über die fünfte Vollversammlung am ı. März 
in Stolp, „Bahnhofshotel*®. 

Die Versammlung wird um ıı Uhr durch den 
Obermeister mit einer Begrüssung der erschienenen 
Mitglieder eröffnet. Nachdem die Protokolle der 
letzten Vollversammlung und der letzten Vorstands- 
sitzunug verlesen waren, erstattet der Obermeister Be- 
richt über die Jahresrechnungslegung. Von der Ver- 
sammlung werden Einwendungen nicht erhoben und 
dem Kassierer durch Erheben von den Plätzen Ent- 
lastung erteilt. Der Haushaltungsplan für 1921 wird 
von der Versammlung in der vom Vorstande vor- 
gelegten Fassung angenommen. Hierauf folgt der Be- 
richt des Obermeisters über das verflossene Innungsjahr. 





Die statutenmässig ausscheidenden Mitglieder Finck- 
Stolp und Finck-Neustettin werden wieder gewählt 
und nehmen die Wahl an. 

Die bestehenden Mindestpreise werden derartig er- 
höht, dass für ansässige Kollegen 150 0%, für Reise- 
photographen Ioo %% hinzugeschlagen werden. Sobald 
ein ansässiger Photograph Aufnahmen ausserhalb des 
Ateliers macht, soll er den Reisephotographen zu- 
gerechnet werden. Ä 

Es folgt nun der Bericht des Kollegen Panzer 
über seine Entsendung zur Innung Stettin und den 
Vortrag des Herrn Professor Mente über Gaslicht- 


papier. Seine Ausführungen werden lebhaft verfolgt. 
— Auf Antrag des Obermeisters beschliesst die Innung, 
zur nächsten Central-Verbandsversammlung einen Ver- 
treter zu senden. Der Kassierer beantragt, dass die 
Reiseentschädigung für erschienene Kollegen dahin 
geregelt wird, dass Kollegen, welche bis zu 8 Mk. 
Fahrtunkosten haben, diese selbst zu tragen haben. 


‚Fahrtunkosten, welche über den Betrag von 8 Mk. 


hinausgehen, werden von der Innungskasse nach Ab- 

zug von 8 Mk. ersetzt. Die Versammlung beschliesst 

dem Antrage gemäss. — Schluss der Sitzung 12?/, Uhr. 
Paul Finck, Schriftführer. 


Ih It 


Eingesandt. 


Die Gründung von Einkaufsgenossenschaften. 


Dass die Einkaufsgenossenschaften, Konsumvereine 
usw. Nutzen bringen, glaube ich nicht. Ich glaube 
eher, dass diese den gesamten Mittelstand untergraben, 
Die Gründungen von Einkaufsgenossenschaften, Kon- 
sumvereinen u. dgl. sind der Anfang der Sozialisierung. 
Anstatt geschlossen gegen derartige Auswüchse auf- 
zutreten, gibt es Leute, die entweder nicht den ge- 
nügenden Weitblick haben, oder aus dem Grund, dass 
sie etwas werden wollen, wie gut bezahlter Direktor, 
Aufsichtsrat od. dgl., diese Bestrebungen unterstützen. 

Man darf ja nicht glauben, dass die Konsum- 
vereine auf dem jetzigen Stand stehen bleiben. Die- 
selben werden früher oder später selbst ihre photo- 
graphischen Ateliers, Bäckereien, Schreinereien usw. 
errichten, wenn nicht zur rechten Zeit vom gesamten 


Mittelstand dagegen gearbeitet wird, Es wird dann. 


vielleicht mancher jetzt selbständige Geschäftsmann der 
Angestellte in seinem eigenen Betrieb werden müssen, 
und wenn dann seine Arbeitskraft nicht mehr ent- 
spricht, wird er eines Tages aus seinem eigenen Be- 
trieb hinausgeworfen und muss sich dann anderwärts 
um Arbeit umsehen. Bereits vor der Kriegszeit ist der 
Verkehrsverband, ich glaube Sitz Landshut, an mich 
herangetreten und hat bei mir angefragt, ob ich nicht 
dessen Mitgliedern in Memmingen und Umgebung 
billigere Preise für photographische Aufnahmen ein- 
räume. Ich babe damals dieses Ansinnen glatt ab- 
gewiesen. Es haben jedenfalls die meisten der Herren 
Kollegen den erst kürzlich in einer Fachzeitschrift er- 
schienenen Artikel gelesen, dass ein Landshuter Photo- 
graph den Mitgliedern des Verkehrsverbandes ı2 Stück 
Legitimationsbilder zu 3,20 Mk. anfertigt. 

In Memmingen, und bekanntlich auch in anderen 
Orten, haben die Gewerkschaften eigene Verkaufs- 
stellen für Textilwaren, Wäsche usw. errichtet. Es 
gingen kürzlich einige Geschäftsleute in eine solche 
Verkaufsstelle und beschwerten sich wegen dieser Kon- 
kurrenz, und da antwortete ihnen der Gewerkschafts- 
vorsitzende: „Ja, was wollen Sie denn, wir werden ja 
von der Regierung unterstützt, sogar finanziell!“ Hat 
der Mittelstand schon einmal billige Kleidung, Wäsche 
od. dgl. zugewiesen erhalten? Mir ist nichts davon 
bekannt. Wer bezahlt aber die Zuschüsse für derartige 
Verkäufe? Doch hauptsächlich der Gewerbetreibende. 


Früher waren in ganz Deutschland fast nicht mehr 
Händler als jetzt in München allein. Durch die grosse 
Konkurrenz drücken sich die Händler gegenseitig 
schon selbst die Preise so weit herunter, dass ihnen 
gewiss nicht mehr viel Nutzen bleibt. Die Händler 
geben ja den Fachphotographen von dem Händler- 
rabatt auf Platten 20— 25/5 und liefern Papiere, Karten 
usw. so billig wie nur möglich. Die Händler haben 
dann von dem Rabatt, der ihnen noch bleibt, auch 
noch die hohen Fracht- und Verpackungskosten, sowie 
die vielen Geschäftsspesen zu tragen. Wie kann da 
noch ein grosser Nutzen übrigbleiben? Eine Einkaufs- 
genossenschaft hat aber die gleichen Spesen wie der 
Händler, Ohne Lagerräume, kaufmännische Angestellte, 
Packer usw. kaun die Genossenschaft auch nicht ar- 
beiten. Dieses kostet aber alles Geld. Die Lokale 
müssen aber auch geheizt und beleuchtet werden. Diese 
Auslagen für Geschäftseinrichtung, Lagerräume, An- 
gestellte, Heizung, Beleuchtung, Fracht, Verpackung, 
Steuern, Umsatzsteuer, Preislisten, Angebote, Porto, 
Geschäftsbücher, Rechnungs- und Briefformulare, Paket- 
adressen, Aufklebeadressen, Frachtbriefe usw. usw. 
gehen von den Nutzen, der ausser den 20—25 0/0 
Rabatt, den die Photographen so schon bekommen, 
alle noch ab. Es würde deshalb, angenommen, dass 
wirklich alles klappt, ein nennenswerter Nutzen für 
das einzelne Genossenschaftsmitglied gewiss nicht 
herauskommen. 


Was aber dann, wenn es anstatt Ueberschuss ein 
Defizit gibt? Dann werden die Anteilscheine & 300 
oder soo Mk. zur Deckung dieses Defizits verwendet. 

Bis jetzt weigern sich auch die Fabrikanten, mit 
Ausnahme vielleicht einiger kleinerer Fabriken, die 
Genossenschaften zu einem billigeren Preis als zum 
Fachphotographenpreis zu beliefern. Es müssten des- 
halb die Mitglieder einfach dasjenige Fabrikat ver- 
arbeiten, welches die Genossenschaft liefern kann. Ich 
habe wohl schon gehört, dass die ganze Sache durch 
einen Händler so hintenherum gemacht werden soll 
und dadurch alle Fabrikate geliefert werden köunen. 
Man wird aber doch nicht so naiv sein und glauben, 
dass der betreffende Händler zum Selbstkostenpreis, 
ohne Nutzen, liefert? Dieser Händler hätte doch die 
gleichen Spesen wie jeder andere. Uebrigens würde 
diese Herrlichkeit auch nicht lange dauern. Wer 





dieser Händler ist, würden die Fabrikanten oder die 
Händler schnell herausbekommen, und eines Tages 
würde dieser Händler von den Fabrikanten gesperrt, 
d. h., er würde von sämtlichen Fabriken, die dem Ver- 
bande angehören, keine Waren mehr erhalten. Ich 
würde mich hüten, ein derartiges Geschäft zu machen. 

Wenn den Händlern der Verdienst genommen 
wird, müssen sie sich wohl oder übel um etwas anderes 
umsehen. Es gibt unter den Händlern sehr viele ge- 
lerute Photographen, von diesen würden dann manche 
gezwungen sein, wieder auf ihren alten Beruf zurück- 
zukommen und photographische Ateliers oder Ver- 
grösserungsanstalten eröffnen. 

An mich sind schon des öfteren Vergrösserungs- 
reisende gekommen und haben angefragt, ob ich sie 
nicht als Reisende anstelle Ich habe aber dieselben 
bis jetzt, aus Rücksicht gegen die Photographen, stets 
abgewiesen. 

Die Händler würden sich, wenn sie mit den Fach- 
photographen kein Geschäft mehr machen können, 
mehr auf den Amateurhandel verlegen müssen und 
unterstützten dann auf diese Weise wieder die Ama- 
teure, Es ist geplant, um den Verkauf photographischer 
Artikel wieder mehr zu heben, einen Wettbewerb für 
Amateure zu veranstalten, und zwar sollen Land- 
schaften und auch Porträts mit Preisen bewertet werden. 
Die Händler müssten sich !/, %0 ibrer Bezüge für 
Amateurartikel von den Fabrikanten in Anrechnung 
bringen lassen, um die Beträge für die Preise auf- 
zubringen. Ich habe mich bis jetzt geweigert, mit- 
zumachen, da ich nicht damit einverstanden bin, dass 
auch Porträtaufnahmen bewertet werden, denn es 
würden sich dann die Amateure noch mehr für Porträts 
einrichten und einüben und den Fachphotographen 
ins Handwerk pfuschen. 

Ich denke, die Vereine, Innungen und Central- 
verbände hätten andere Aufgaben, als Einkaufs- 
genossenschaften zu gründen, Ich erinnere nur an 
den Vergrösserungsschwindel, Häuserphotographen, 
Hausierer und Preisdriückerei. Es würde sich besser 
lohnen, die Schmutzkonkurrenz zu bekämpfen, an- 
ständige Preise zu halten, dann kann man auch dem 
Händler den zum Leben notwendigen Nutzen zukommen 
lassen. 

Es wäre jedenfalls besser, wenn die Photographen, 
Händler und Fabrikanten zusammenarbeiten würden, 
austatt gegeneinander. Es sollte auch hier der Wahr- 
spruch gelten: „Leben und leben lassen.” | 

Kerl Müller, Photograph und Händler, 
Memmingen. 


ee 2 


Ateliernachriehten. 
Elbing. Fritz Sietert übernahm das Photo- 
graphische Atelier Schreiber, Junkerstrasse 27/28. 
Graz. Fritz Ecker verlegte sein Photographi- 
sches Atelier Georgigasse 7 nach Grazbachgasse 7. 


is 


Personalien. 


Herr Hofphotograph Emil Bogacki- Liegnitz, 
Obermeister der Photographen-Zwangsinnuug Liegnitz, 
feiert am ı. April sein a5jähriges Meisterjubiläum. Seit 
Bestehen der Innung hat er dieselbe mit grossem Inter- 
esse geleitet und sich dadurch grosse Verdienste um 
die Innung erworben. 


In Bregenz starb im Alter von 87 Jahren der als 
alpiner Photograph bekannte Thaddäus Immler, 
der sich in den doer Jahren bereits um den Alpinismus 
wie auch um die Hebung des Fremdenverkehrs ver- 
dient gemacht hat. — Gestorben sind der Photograph 
Ernst Horn in Kiel und der frühere Photograph 
Wilhelm Jahr in Schwerin im 62. Lebensjahre. 


E24 


Gesehäftliehes. 

Mimosa-A.-G., Fabrik photographischer 
Papiere in Dresden. Der Geschäftsbericht für das 
abgelaufene Geschäftsjahr meldet einen Fabrikations- 
gewinn von 1825574 Mk. (i. V. 4758196 Mk. Roh- 
gewinn), von dem nach Abzug von 116513 Mk. (i.V. 
103309 Mk.). Abschreibungen ein Reingewinn von 
1741571 Mk. (702643 Mk.) einschliesslich Vortrag ver- 
bleibt. Daraus soll auf die Stammaktien wieder 24 % 
und auf die neuen Vorzugsaktien 70%, Dividende aus- 
geschüttet und 111349 Mk. (32509 Mk.) vorgetragen 
werden. Unter den Aktiven sind hervorzuheben: 
1,8 Mill. Mk. (wie i. V.) Wertpapiere, 5.5 Mill. Bank- 
guthaben, 1,7 Mill. (zı Mill. Mk.) Debitoren. Diesen 
stehen unter anderm gegenüber: 2,2 Mill. Mk. (2,3 Mill.) 
Kreditoren und insgesamt 2,9 Mill. Verbindlichkeiten 
und umlaufende Obligationen der 1920 übernommenen 
Neuen Photographischen Gesellschaft, A.-G. Der Ab- 
satz, insbesondere das Auslandsgeschäft, seien im ver- 
gangenen Jahre sehr rege gewesen. 


Vereinigte Fabriken photographischer 
Papiere in Dresden. Der Reingewinn für 1920 be- 
trägt einschliesslich Vortrag 243311 Mk. (102000 Mk. 
i.V.). Der am 16. April stattfindenden Hauptversamm- 
lung soll die Verteilung einer Dividende von wieder 
80), auf die Aktien und 20 (0) Mk. auf die Genuss- 
scheine vorgeschlagen werden. 


Be 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 


„Satravüre- Papier* nennt sich ein neues, sehr be- 
achterswertes Erzeugnis der Chemischen Fabrik auf 
Aktien (vorm. E. Schering), Charlottenburg. Das 
Papier hat eine sammetartige Oberfläche, ist sehr wider- 
standsfähig gegen mechanische Einwirkungen und lässt 
sich infolge der Härte der Schicht in einer ganzen An- 
zahl von Abzügen gleichzeitig in jedem gebräuchlichen 
Tonbad tonen, wobei der Verbrauch an Edelmetallen 
aufs Ausserste beschränkt ist. Die Fabrik liefert das 
neue Papier in ganzen Bogen und auch auf gängige. 
Grössen geschnitten, sowie für Postkarten, 





Die Leonar-Werke Arndt & Löwengard, Wands- 
bek, haben in Angliederung an ihre schon bestehen- 
den Niederlagen in Berlin, Leipzig, Düsseldorf und 
München nunmehr auch in Dresden die Firma Walter 
Laue & Co., Reitbahnstrasse 35, mit ihrer Vertretung 
und Lagerhaltung betraut. 


Er 


Kleine Mitteilungen. / 

— Neuregelung des. Lehrlingswesens. In 
Handwerkerkreisen ist das Gerücht verbreitet, dass eine 
Neuregelung des Lehrlingswesens auf dem Wege einer 
Notverordnung beabsichtigt sei. Dieses unzutreffende 
Gerücht hat zu lebhafter Erregung und zu einer Reihe 
von Einusprüchen der Kreise des Handwerks bei den 
zuständigen Reichsbehörden Anlass gegeben. — Von 
amtlicher Seite wird dazu mitgeteilt, dass eine Neu- 
regelung des Lehrlingswesens, die von verschiedenen 
Kreisen, insbesondere auch denen des Handwerks, 
wiederholt gefordert wurde, allerdings bevorsteht. Ueber- 
einstimmung herrscht indessen bei den zuständigen 
Stellen darüber, dass angesichts der Wichtigkeit dieses 
Gegenstandes der Erlass einer Notverordnung nicht in 
Frage kommt; vielmehr wird diese Neuregelung im 
Wege der ordentlichen Gesetzgebung zu erfolgen haben. 
Zu der Erregung besteht also kein Anlass. Den Kreisen 
des Handwerks wird Gelegenheit zur Stellungnahme 
und Mitarbeit an der Regelung dieser Frage gegeben 
werden. ._ | 

— Frankfurt a.M. Vor der Präfungskommission 
im Photographenhandwerk bestanden die Lehrlinge 
Mimy Klepka und Wilhelm Eisenbeiss, die 
beide ihre Ausbildung im Atelier des Photographen- 
meisters K. Busch-Höchst a. M. erhielten, die Ge- 
bilfenprüfung. 





2 


Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 

beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Technische Fragen. 


Frage 16. Heır F.N. in P. 1. Ich machte vor 
Jahren mit 13:18- Apparat eine Innenaufnahme Nun 
möchte der Inhaber mehr von den Seitenwänden auf 
das Bild haben, ist das nur durch grösseren Apparat 
zu erreichen? Weiter zurück kann ich nicht, und mit 
einem Weitwinkel werden Tische und Stühle verhältnis- 
mässig vorn zu gross, hinten zu klein. 

2. In diesem Saal werden wiederholt von Hoch- 
zeiten und Vergnügungen, Kostümfesten usw. Auf- 
nahmen an gedeckten Tischen verlangt. Wie stelle 
und belichte ich bei Tage, um die Köpfe usw. klar 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK: _ 


‚Fenster, von denen ein helles sichtbar ist. 










und schaıf zu bekömmen? Der Saal hat links drei 
Und wenn 
es ohne Blitzlicht nicht abgeht, wieviel _brenne ich 
z. B. von Agfa-Kapselblitzen ab, in welcher"Höhe und 
Entfernung ? | 

Antwort su Frage 16. ı. Die perspektivische An- 
sicht eines Innenfaumes ist vollkommen unabhängig 
von dem verwendeten Objektiv und nur durch den 
Standpunkt bedingt. Wenn Sie daher nicht weiter 
zurückkönnen, so ist es ganz gleichgültig, ob Sie 
einen Weitwinkel benutzen, oder das genannte Objektiv 
mit einer grösseren Platte. Es ist unmöglich, die 
vorderen Tische auf Kosten der hinteren im Bilde kleiner 
erscheinen zu lassen. Sind in einem solchen Innen- 
raum mit beschränktem Ausmass grössere Menschen: 
mengen zu photographieren, so kann man sich nur 
dadurch helfen, dass man sie auf der einen Seite des 
Saales zusammentreten lässt und die Tische vorne 
wegrückt. Bei Tageslicht dürfte, wenn der Saal nicht 
sehr hell ist, kaum erfolgreich eine Aufnahme zu 
machen sein. Unter Verwendung von Blitzlicht richtet 
sich die Menge des Blitzpulvers in so hohem Grade 
nach dem Anstrich der Wände und’ deren Reflexions- 
fähigkeit, vor allen Dingen aber nach den Ausmassen 
des Saales und dem Abstand der Gruppe vom Apparat, 
dass nichts Genaues angegeben werden kann. Für 
einen mittelhell gestrichenen Saal, ein Objektiv von 
7,7 em-Oeffnung, einen Abstand der Gruppe von der 
Lichtquelle von 8 m und bei Verwendung einer höch- 
empfindlichen Platte dürften mindestens ı5 g Blitz- 
pulver, aus Io g feingeriebenem Kaliumchlorat und 
5 g Magnesiumpulver, das in einer länglichen Rinne 
ausgebreitet ist, knapp genügen. Die Glühlampen 
können bei Blitzlichtaufnahmen brennen bleiben. 

Antwort 2. In bezug auf die zweite Frage ist 
nur noch nachzutragen, dass, wie gesagt, ein etwa 
gleicher Massstab aller Personen zu erzielen ist, wenn 
sie sich in etwa gleichem Abstand vom Apparat be- 
finden, | | 

Fyage ı7. D. H.-G. in M. Wie kann man einen 
Reliefkörper aus Gips oder ähnlichem Material, mit 
unterschiedlichen Höhen und Tiefen, mit einer gleich- 
mässigen, lichtempfindlichen Schicht versehen? Er- 
wünscht ist möglichst Schwarz- Weisszeichnung. Was 
für eine Emulsion muss für diese Zwecke Verwendung 
finden und wie ist dieselbe aufzutragen ? 


Antwort zu Frage 17. -.Das. Ueberziehen eines 
Reliefkörpers gleichmässig mit einer Emulsion dürfte 
technisch überaus grosse Schwierigkeiten machen. Am 
besten könnte dies noch gelingen, wenn man den Re- 
liefkörper zunächst durch” Ueberpinseln mit starker 
heisser Gelatinelösung.. undurchlässig macht und dann 
eine Chlorsilber - Entwicklungsemulsion mittels eines 
mechanisch betriebenen Zerstäubers möglichst gleich- 
mässig auf das Relief aufpustet. Im einzelnen katın 
nur geraten werden, wenn die näheren Bedingungen, 
die zu erfüllen sind, bekannt sind. = 


| Tä—ää(ä( ee UIDOSSEREEEREAGSEBEU 
Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A.Miethe in Berlin - Halensee, Halberstädter Strasse vn 
für den Anzeigenteil: Guido Karuız in Halle a.$S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. 5. 


- PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
gan von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIFTHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik*, ausserdem monatlich einmat „Das Atelier des Phuto- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4 Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
er 5o mm breiten Spalte im Arbeitsmarkı 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 








Nr. 14. 


8. April. 





1921. 














Eignungsprüfung im photographisehen Gewerbe. 


In den letzten Jahren macht eine neue 
Wissenschaft in immer höherem Masse von sich 
reden und erobert sich fortlaufend neue Freunde. 
Sie nennt sich „Psychotechnik“ und behandelt 
das Studium der Menschen zu der Arbeit, sowie 
seine Eignung für eine bestimmte Arbeit oder 
Beruf. Es handelt sich hier um die Feststellung 
der Anlagen und Fähigkeiten und die zweck- 
mässige Einreihung in den Wirtschaftsprozess. 

An Verfahren zur Ermittlung der psychi- 
schen Eignung gibt es im wesentlichen vier 
Arten. ı. Die Betriebsstatistik. Sie hat den 
Nachteil, dass man erst nach längerer Zeit zu 
einem Resultat kommt. 2. Das Fragebogen- 
verfahren. Es lässt sich für bestimmte Berufs- 
arten gut verwerten. 3. Das Stichprobeverfahren. 
Es beruht darauf, dass plötzliche Eınzelunter- 
suchungen angestellt werden und der Prüfling 
nicht vorbereitet ist. 4. Der systematische Ver- 
such. Dieses letztere Verfahren soll hier näher 
erläutert werden. Man will durch den Versuch 
feststellen, bis zu welchem Grade die Hand, das 
Auge, das Gehirn imstande sind, diese oder 
jene Wahrnehmung zu machen, Geschehenes 
‘im Gedächtnis zu behalten oder dasseibe wieder- 
zugeben. | 

Je nach dem Inbalt kann man dann sagen, 
dieser oder jener hat die für eine bestimmte 
Arbeit notwendigen Fähigkeiten, und in weiterer 
Folge muss er imstande sein, eine in dieser 
Richtung liegende Arbeit auszuführen. 

Zeigt der Versuch, dass dem Prüfling die 
für eine bestimmte Arbeit notwendigen Fähig- 
keiten fehlen, oder dass er sie nur in unvoll- 
kommenem Masse besitzt, so wird er diese 
Arbeit entweder nicht oder nur geringwertig 
auszuführen imstande sein. So z. B., wer den 
photographischen Beruf ergreifen will, sollte das 
Können zeigen, dass er von einem Körper, an- 
genommen (Quadrat, Kugel oder Säule usw., in 
einer kleinen Skizze die Tonwerte in Licht und 
Schatten wiedergeben kann. Bei diesen Uhnter- 
suchungen werden nicht die erworbenen Schul- 


[Nachdruck verboten.) 
kenntnisse geprüft, sondern die Veranlagung 
und die Fähigkeiten. 

Eine grosse Anzahl moderner Betriebe haben 
solche psychotechnischen Eignungsprüfungen für 
ihre Lehrlinge eingeführt, und die Erfolge dort 
ermuntern weitere Firmen, dieses zu tun. Bei 
der Firma Carl Zeiss in Jena werden diese 
Prüfungen seit 1918 mit grossem Erfolge durch- 
geführt und sind in den letzten Jahren immer 
weiter ausgebaut worden. In verschiedenen 
staatlichen Betrieben waren diese Prüfungen 
schon vor dem Kriege angewandt, und in 
den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist 
dieses Prüfungssystem schon seit Jahrzehnten 
bekannt. Die Vorzüge einer solchen Prüfung 
würden sein, dass die Ungeeigneten im voraus 
ausgeschaltet würden, und dieses sollte sich das 
pbotograpbische Gewerbe nicht entgehen lassen. 
Obne viel nach den Fähigkeiten zu fragen, 
werden die meisten jungen Leute als Lernende 
in die Geschäfte eingestellt So mancher er- 
kennt zu spät, wenn es ein Zurück nicht mehr 
gibt, dass er seinen Beruf verfeh't bat. Von 
den Eltern der Lernenden wird die Photographie 
zum grössten Teil unterschätzt, in der Annahme, 
es gäbe so viel Amateure, die da knipsen, und 
wenn der Junge zu sonst nichts taugt, so wird 
er noch Püäotograph. 

Was wird aber heute von einem Photo- 
grapben verlangt? Bei der Aufnahme soll er 
guten Geschmack beweisen, um aus der je- 
weiligen Kleidung und Formenbildung der Person 
die schönste Linienführung, die beste Stellung 
und den natürlicbsten Gesichtsausdruck heraus- 
zubolen, im Zeichnen Talent besitzen. Er soll 
Kenntnisse in Optik und Chemie haben, die 
Technik im Negativ- und Positivprozess beberr- 
schen, im Verkehr mit der Kundschaft gute Um- 
gangsformen aufweisen, und ausserdem sollte er, 
um wirtschaften zu können, für seine Tätigkeit ein 
guter Kalkulator sein. Gerade die Photographen 
sind wie wenig andere dazu berufen, den Ge- 
schmack weiterer Volkskreise zu bessern. Unsere 


14 


Ie6 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Losung muss werden: Zurück zur Natürlich- 
keit — Schlichtbeit — Einfachheit! Wir sollten 
uns mehr als bisber dazu bewegen, die Menschen 
bei ihrer Tätigkeit aufzusuchen. Verschiedene 
Versuche sind schon von ersten Photographen 
gemacht worden, aber leider fehlt das Ver- 
ständnis beim Volk. Ein Landmädchen in ihrer 
einfachen Arbeitskleidung ist viel natürlicher 
als in ihrem Sonntagsstaat, ein Bauer am Pflug 
ist viel echter und wahrer, als wenn er in 
seinem besten Anzug zum Photographen kommt. 
Die Menschen geben sich viel natürlicher, wie 
sie sich tagtäglich kleiden und frisieren, als 
wenn sie in aufgeputzten Kleidern, oder die 
neueste Mode tragend, mit einer gebrannten 
Haarfrisur sich schöner machen wollen. 

Im Atelier und eignen Heim sollten wir die 
Menschen so geben, wie sie sind, und sie nicht 
in Zwangsstellungen knebeln. In der Retusche 
wird des öfteren noch an einem Zuviel gesündigt. 

Bei der Eignungsprüfung käme zunächst in 
Frage die Aufstellung einer Arbeitsstudie. Was 

braucht ein Photograph? 


I. a) Gute Augen für scharfes Sehen (Be- 
leuchtung im Atelier und Freilicht — Einstellen 
des Bildes in der Kamera —, zur Negativ- und 
Positivretusche). 

b) Gesunde Lungen (Lungenkranke und die 
dazu Veranlagung haben, sollten der Photo- 
graphie fern bleiben). 

2. Gutes Vorstellungs- und Darstellungs- 
vermögen (bildliche Darstellung). 

3. Schönheitssinn. - 

4. Technische Geschicklichkeit, Handgeschick- 
lichkeit. 

5. Zeichnerisches Talent. 

6. Auffassungsvermögen. 

7. Allgemeine Intelligenz. 

8. Gewandtheit im Verkehr mit Personen. 

9. Farbensinn. 


Als geeignete Prüfmittel wären folgende in 
Vorschlag zu bringen: Zu ı. a): Untersuchung des 
Auges. Feine Schriftproben hell und dunkel 
sehen, fein getönte Papiere der Reihe nach 
legen. Zu ı. b): Bisheriger Gesundheitszustand 
zu berücksichtigen, evtl. Untersuchung durch 
einen Arzt. 

Zu 2. Aussuchen von Bildzusammenbängen 
(zerschnittene Bilder). Ein Bild (Panorama) wird 
in 6—ıo0 Teile zerschnritten und die Aufgabe 
gestellt: Wie gehören die Bilder zusammen? Bei 
allen Arbeiten ist der Prüfling an eine fest- 
gesetzte Zeit gebunden. 

Eine andere Aufgabe: einen bekannten Punkt 
der nächsten Umgebung (Tor, Turm, Brücke) 
sich kurz skizzieren zu lassen, oder man zeigt 
im Gespräch verschiedene Figuren und fragt 
nach einiger Zeit: Was hast Du gesehen? 
Zeichne mir die Form auf. 


Zu 3. Aussuchen guter und schlechter Bilder- 
darstellungen aus einer Anzahl Photographien, 
Trennung der guten von den schlechten. Als 
gute Bilder können gewählt werden einwand- 
freie Einzel- und Gruppenbildnisse, die har- 
monisch wirken; als schlechte Bilder ungünstig 
gestellte Personen und steife Gruppenbildnisse. 
Weiter kann man eine Anzahl Bilder von 
Strassenzügen, landschaftlichen Motiven wählen, 
die durch einen verkleinerten Bildausschnitt ge- 
winnen würden; hierbei wäre die Frage .zu 
stellen: Können wir bei einer anderen Be- 
grenzung der Bilder den Bildausschnitt ver- 
bessern ? 

Zu 4. Ausschneiden von Papierfiguren, Auf- 
kleben derselben auf einen grösseren Bogen. 
(Die Figuren dürfen nur mit Hilfe der Schere 
geschnitten werden, ohne weiteres Material.) 

Zu 5. Zeichnen nach Vorlage — Zeichnen 
nach einfachen Körpern (Kugel, Säule) — 
Zeichnen nach Modell. Bei den Körpern ist 
die Hauptsache, die Behandlung auf Licht- und 
Schatten zu legen. 

Zu 6. Schnelles Zeigen von Figuren, grossen 
Buchstaben, einfachen Gegenständen usw. (Der 
Gegenstand oder die Zeichnung darf nur blitz- 
artig auftauchen) Der Prüfling soll die Be- 
schaffenheit des Gesehenen angeben können, 
und nach dem Resultat lässt sich beurteilen, 
inwieweit derselbe befähigt ist, schnelle Be- 
wegung mit einem Blick zu erfassen, was be- 
sonders bei Momentaufnahmen in Betracht kommt. 

Zu 7. Intelligenzprüfung. Lebenslauf — Be- 
schreibung eines Gegenstandes — Beschreibung 
eines Bildes. Bei diesen Aufgaben würde die 


Schrift, die Rechtschreibung und der Stil zu 
prüfen sein. Um die Kraft des Gehirnes (die 
geistige Konzentration) zu prüfen, werden 


Rechenaufgaben besonderer Art gestellt, etwa 
in der Weise, dass man im Gedächtnis drei, 
vier Zahblenreihen addieren und das Resultat 
schriftlich niederlegen lässt, wie etwa folgendes 
Beispiel: 19-49 —6+8— 18= 12. 

Zu 8. Was wirst Du tun? Wie wirst Du 
Dich benehmen in diesen und jenen Fällen? 

Zu 9. Legen von Farbenstreifen zu har- 
monisch geordneten Reihen. Wie die Farben 
in Einklang zueinander stehen. 

Die hier gemachten Vorschläge sollen jedoch 
nur als Anregung dienen. Die Eignungsprüfung 
kann noch vielseitig ausgebaut werden. Es 
würde sich empfehlen, wenn die lanungsvor- 
stände und der Central-Verband des deutschen 
Photograpbenhandwerks sich näher damit be- 
fassen und sich in Verbindung mit geeigneten 
Fachmännern setzen würden, um eine einwand- 
freie Prüfung herauszuarbeiten. 

Wenn die Eignungsprüfung in unserem Ce 
werbe für ganz Deutschland zur Durchführung 
gelangen sollte, wird der Beruf auf eine viel 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





höhere Stufe gestellt. Die Ungeeigneten, würden 
den grossen Vorteil davon tragen, dass sie er- 
fahren, durch welchen Beruf sie im Leben vor- 
wärtskommen, um tüchtige, brauchbare Glieder 
der Menschheit zu werden, als in einem Beruf, wo 
sie nur kümmerlich ihr Dasein fristen und sich 
selbst unglücklich fühlen. Sollte die Aus- 
arbeitung einer Prüfung auf Schwierigkeiten 
stossen, glaube ich, dass diese Hinweise manchen 
Kollegen veranlassen können, von sich aus 
solche Prüfungen in kleinem Rahmen vorzu- 
nehmen, denn es liegt auf der Hand, dass 
selbst eine kleine, ja vielleicht auch unvoll- 
kommene Prüfung immer besser ist als gar keine. 

Die Prüfungen müssen selbstverständlich 
mit einem gewissen Verständnis für das Seelen- 
leben des Jugendlichen ausgeführt werden. Der 
Prüfling muss das Gefühl haben, das man nur 
das Beste für ihn will. Die Fragen und Auf 
gaben müssen eindeutig gestellt werden. 


Man braucht keine Sorge zu haben, dass 
die jungen Leute verängstigt sind. Haben sie 
erst das Gefühl, dass nicht ihre Kenntnisse 
ausschlaggebend sind, und erstreckt sich die 
Prüfung auf mehrere Stunden, so dass das 
Trennende, das Fremde überwunden ist, dann 
erhält man auch ein richtiges Bild. Die Prüfung 
muss dem Prüfling letzten Endes Freude machen, 
und alle Einschränkung von seiten des Prüfen- 
den müssen unterbleiben. Bei der Bewertung 
sollte das Ergebnis einer einzelnen Unter- 
suchung nur dann ausschlaggebend sein, wenn 
es von überragender Bedeutung ist. Im all- 
gemeinen sollte das Gesamtresultat für die Ab- 
lehnung oder Aufnahme gelten. 

Es soll nochmals betont werden, dass die 
vorstehenden Ausführungen nur Anregungen 
sein sollen zum weiteren Ausbau einer Eignungs- 
prüfung für das Photographengewerbe. 

Alfred Bischoff. 


7 7 2 


Rundsehau. 


Tonung mit Schlippeschem Salze und 
Kupferchlorid. 


Als eine gute Anweisung für die Tonung 
von Bromsilberbildern mit Schlippeschem Salz 
(Natriumsulfantimoniat) werden in „Photo- Era“ 
Nr. 6 die folgenden Lösungen gegeben. Das 
Bleichen der Bilder geschieht in einem Bade von 


rotem Blutlaugensalz 128, 
Bromkali 4 
Wasser . . 600 ccm. 


Hiernach werden ge Bilder a unter der 
Wasserleitung abgespült, dann in eine Lösung von 


ee Salz . 30 8, 
Wasser . . 600 ccm 


und weiterhin auf einige Augenblicke in eine 
fünfprozentige Lösung von Ammoniak getaucht. 
Die Bilder nehmen eine gelblichrote Färbung 
an. Die Bilder werden nun wieder in fliessen- 
dem Wasser gewaschen und schliesslich in 
folgendes Tonbad gebracht: 


Kupferchloridlösung 1:10 . 30 ccm, 
Salzsäure, verdünnte, 1:IOo . 30 „ 
Wasser . . 600 „° 


Nach etwa einer halben Stunde hierin nehmen 
die Bilder einen schönen Sepia- oder einen 
kräftigen braunen Ton an. Zum Schluss gründ- 
liche Wässerung. 


Zur Brennweiteübereinstimmung der 
Objektive bei Stereokameras. 


In der „Phot. Rundschau“ berührt Professor 
Luther die Brennweiteübereinstimmug der Ob- 
jektive. Sollen die Stereoobjektive identisch 
sein, so ist selbstverständlich eine Brennweiten- 


[Nachdruck verboten.) 


verschiedenheit von über ı Prozent unzulässig. 
Andererseits kann aber eine Differenz, in ge- 
wissen Grenzen, einen Vorteil bringen, voraus- 
gesetzt, dass die Mattscheibe wirklich parallel 
zu dem Öbjektivbrett steht, so dass die beiden 
Bilder genau gleich gross, dann aber natürlich 
in den verschiedenen Tiefen verschieden scharf 
sind. Stellt man so ein, dass das Objektiv 
längerer Brennweite die entfernteren Punkte 
des räumlichen Gegenstandes hinreichend scharf 
wiedergibt, dann wird das Objektiv kürzerer 
Brennweite gleichzeitig die näheren Gegen- 
stände scharf zeichnen. Bei der stereoskopi- 
schen Vereinigung schadet erfahrungsgemäss die 
geringere Schärfe des einen Bildes nicht viel. 
Dieses unschärfere Bild dient dann sozusagen 
nur zur Tiefenlokalisation des anderen schärferen 
Bildes. Man könnte so mit einer grösseren 
Oeffnaung das ganze Tiefenintervall, allerdings 
auf beide Bilder verteilt, hinreichend scharf 
wiedergeben. Bei genau identischen Objektiven 
müssten beide stärker abgeblendet sein, damit 
jedes für sich das ganze Tiefenintervall hin- 
reichend scharf wiedergibt. Es ist auch wohl 
in der Literatur schon auf die Möglichkeit der 
Verwendung nicht genau gleichbrennweitiger 
Objektivein der Stereoskopie hingewiesen worden. 


Fixieren von Gaslicht- und Bromsilber- 
bildern. 


Für manche Gaslichtpapiere ist ein saures 
Fixierbad gewiss erforderlich, aber für die meisten 
Bromsilberpapiere wird dieses im Uebermass 
und ohne Notwendigkeit gebraucht, vielleicht 
auch als ein Präservativ gegen Blasenbildung 
bei späterer Schwefeltonung der Bilder. Aber 

14 


* 


\ 
168 


PHÖTOGRABHISCHE CHRONIK. 


es wird übersehen, wie schon Lumiere zeigte, 
dass das Fixiernatron viel weiter als Fixier- 
agens reicht, wenn’es ohne Zusatz von Alaun 
oder Säure benutzt wird. Die Quantität von 
Bildern z. B., die eine gegebene Menge von 
Fixiernatron sicher fixiert, wird durch erwähnte 
Beimischung um die Hälfte reduziert. Hinsicht- 
lich des Gebrauchs von reinen Fixiernatron- 
lösungen für Bromsilberbilder, wie es in früheren 
Zeiten für dieses Papier allgemein üblich war, 
wird zuweilen angeführt, dass Fleckenbildungen 
in den hohen Lichtern eher vorkommen. Hier- 
bei herrscht sicher ein Missverständnis. Der 
Gebrauch eines einfachen Fixierbades hat jeden- 
falls den Vorteil, dass man an seiner allmählich 
fortschreitenden Dunkelfärbung ein Merkmal 





ROH 


hat, dass das Bad sich immer mehr dem Er- 
schöpfungspunkt nähert und die Bilder nicht 
mehr völlig ausfixieren würden. Eine Lösung 
dagegen, die farblos bis zum Ende ihrer Wirk- 
samkeit verbleibt, gewährt uns jenen Anhalt 
nicht. („British Journal.“) j 

Hier wäre noch anzufügen, dass die ein- 
fachen. Fixierbäder auch schneller arbeiten als 
die sauren. Ferner sei daran erinnert, die 
Bilder vor dem Einbringen in das Fixierbad 
möglichst gut abzuspülen, um einem vorzeitigen 
Braunwerden, schlammigen Verschmutzen des 
Fixierbades entgegenzutreten. Denn auch das 
Fixiernatron ist heutigentags nicht mehr zu so 
spottbilligem Preise zu haben, dass eine etwaige 
Verschwendung nicht ins Gewicht fiele. 





Innungs- und Vereinsnachriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 
Als neue Mitglieder sind gemeldet: 
Herr Heinrich Meinetsberger, Berlin, Oranien- 
strasse 13, IV. 
Fräulein Luise Barsch, Berlin W 50, Prager Strasse 14. 


Der Vorstand. 
Il. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 200 87. 


un 2 un) 


Photographen-Innung (Zwangsinnung) 
zu Berlin. 
Bericht über die Innungsversammlung vom 18. Februar. 


Zu Beginn der Sitzung kam Rundschreiben Nr. I 
des C. V. zur Verlesung. Es folgten verschiedene Be- 
kanntmachungen, die Meister- und Lehrlingsprüfung 
betreffend. Bei der Besprechung des Elektrizitäts- 
kursus der Innung entspann sich eine kleine Debatte, 
die durch eine beruhigende Erklärung des Vorsitzenden 
beendet wurde. 

Inzwischen war der Magistratsvertreter, Herr Ober- 
meister Rettig, erschienen, und es wurde in die Be- 
ratung von Punkt 2 der Tagesordnung: Ausdehnung 
des Innungsbezirkes auf den Bezirk der neuen Stadt- 
gemeinde Gross-Berlin, eingetreten. Dieser Antrag, 
welcher auf Veranlassung der Behörde gestellt worden 
war, gab Anlass zu einer sehr lebhaften Aussprache. 
Während von der einen Seite eindringlich verlangt 
wurde, dass die in Frage kommenden Kollegen un- 
bedingt um ihre Meinung befragt werden müssten, 
wurde diesem Antrag von der Gegenseite widersprochen. 
Wie fast bei jeder Gelegenheit, so wurde auch hier 
wieder über Schaden und Nutzen der Zwangsinnungen 


manches Wort gesagt. Bei der Abstimmung waren bei 
95 anwesenden Mitgliedern 4o Stimmen für und 37 
Stimmen gegen den Antrag, so dass die erforderliche 
Zweidrittelmehrheit fehlte, der Antrag mithin ab 
gelehnt war. 


Eine ungleich günstigere Aufnahme fand Punkt 3 
„Antrag des Vorsitzenden, Herrn Tiedemann, dass 
beim Ableben eines Innungsmitgliedes an die Hinter- 
bliebenen eine Begräbnisbeihilfe von 2500 Mk. aus- 
gezahlt und der erforderliche Betrag durch Zusatz- 
beiträge von den Mitgliedern erhoben werden soll“, 
Nach sehr lebhafter Aussprache wurde der Antrag 
gegen 4 Stimmen angenommen. 


Bei Punkt 4 wurde beschlossen, die Ersatzwahl 
für Frau Klara Behncke auszusetzen und zu 
der nächsten Innungsversammlung einen Antrag auf 
Satzungsänderung dahingehend zu stellen, dass auch 
weibliche Innungsmitglieder in den Vorstand gewählt 
werden können. 

Durch Punkt 5 erbat sich der Vorstand die Er- 
mächtigung, ein bei der letzten Versammlung bekannt- 
gegebenes Lohnabkommen mit der Gehilfenschaft ab- 
Die Ermächtigung wurde erteilt. 
Albert Pflugfelder, 

II. Schriftführer. 


zuschliessen. 


Lorenz Tied emann, 
I. Vorsitzender. 


ent 


Photographen- Zwangsinnung des 
Kammerbezirks Karlsruhe. 
Einladung zur Vollversammlung am Mitt- 
woch, den 20. April, nachmittags 4 Uhr, im Re- 
staurant Ziegler, Baumeisterstrasse 18. 
Unter Hinweis auf $ 22 unserer Statuten wird um 
vollzähliges Erscheinen gebeten. Der Obermeister. 


le 26 


> 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


109 





Zwangsinnung . 
tür das Photographengewerbe des Ge- 
werbekammerbezirks Chemnitz. 
Sitz Chemnitz. 


| Einladung 
zu der am Mittwoch, den 20. April, vormittags 
9 Uhr, in Zschopau, „Gasthaus zum Meisterhaus°, 
stattfindenden 
Ordentlichen Innungsversammlung. 


Tagesordnung: 

. Verlesen der letzten Niederschrift. 
. Eingänge. 
. Bericht über die Gehilfenprüfung. KollegeP.Klauk. 
. Anträge. Antrag des Gesamtvorstandes: Alle Mit- 
glieder, welche das 60. Lebensjahr erreicht haben, 
sind vom Besuch der Versammlungen befreit. 
Wer von diesen Rechte Gebrauch machen will, 
hat dieses einmalig dem Obermeister zu melden. 
5. Vortrag des Obermeisters: Meine Erlebnisse in 

Oberschlesien während der Abstimmung. 
, Meisterkursus. — Meisterprüfung. 
. Fragekasten. 
. Verschiedenes. 


ı»WD >" 


© 1 ON 


Anträge müssen bis 15. April schriftlich im Besitze 
des Obermeisters sein. 

Betreffs Versäumnis der Versammlung wird auf die 
angenommenen Anträge aufmerksam gemacht. 

Die Abfahrt von Chemnitz erfolgt Mittwoch, 
früh 6,42 Uhr, ab Hauptbahnhof. Für Nachzügler 
mittags 12,14 Uhr. 

Ausgestellt sind: Die Gehilfenprüfungsarbeiten, 
ferner die E. Blumschen Amerika-Bilder, anschliessend 
Aussprache hierüber. 

Die Tagesordnung ist wichtig. Nach Erledigung 


derselben: 
Gemeinsamer Ausflug. 


Die Mitglieder werden gebeten, möglichst ihre 
Frauen mitzubringen. | | 

Händler und Fabrikanten können ihre Erzeugnisse 
gegen eine kleine Entschädigung, welche der Innungs- 
unterstützungskasse zufliesst, ausstellen. 


Der Vorstand: 
Paul Papesch, W.Tschapke, 
Obermeister. I. Schriftführer. 


Die Meisterprüfung findet 
Donnerstag, den 28. April, vormittags 9 Uhr, 
im Prüfungssaal der Gewerbekammer Chemnitz statt. 
Meldungen sind umgehend an die Gewerbekammer 
Chemnitz zu richten. 


m 4°C Hz 
Verband Meeklenburger Photographen. 


Bitte um Beantwortung des Rundschreibens, da 
bei nicht grösserer Beteiligung die Ausführung un- 
möglich ist. 

Als neues Mitglied ist gemeldet: Herr Salomon- 
Neubrandenburg. 
I. A.: F. Heuschkel-Schwerin i. M. 


Pho:ographen-Zwangs'nnung Halle a.S. 
Sitz Halle a. S. 


Einladung zur Vierteljahrsversammlung 
am Dienstag, den 26. April, nachmittags 2!/, Uhr, im 
„Stadtschützenhaus“, Halle, Franckestrasse 1. 


Tagesordnung: 

ı. Verlesea der letzten Niederschrift. 

2. Eingänge. 

3. Vortrag, Buchführung un 1 Kalkulation. Es sprechen 
die Herren Möller, Schröder, Molsberger. 

4. Lehrlingswesen. Berechtigung, Meldepflicht, Ver- 
gütung. 

5. Bericht der Prüfungskommission über die Gehilfen- 
prüfung, dazu die Prüfungsarbeiten. 

6. Ausstellung zur Juliversammlung, evtl. Wahl einer 
Kommission. 

7. Anträge. 

8. Verschiedenes. 


Anträge sind tis zura 24. Apiil d«.m Obermeister 


einzureichen. 


Laut Vorstandsbeschluss finden 8 ‘lage vor der 
Innungsversammlung Bezirksversammlungen der ein- 
zelnen Bezirke statt, wozu hiermit Einladung ergeht. 
Bezirksversammlungen am I1g. April unter Vorsitz der 
Obmänner oder Stellvertreter. Zeit und Oıt ist vom 
Obmann des Bezirkes festzulegen. 

Die Einladung zu obigen Versammlungen ergeht 
unter $ 22 des Innungsstatuts. 


Der Vorstand. 
C. Wachenfeld, Fr. Bethmann, 
I. Schriftführer. Obermeister. 
2 T1'D > 


Am 2ı. Februar wurde für die Bezirke Günzburg, 
Dillingen, Donauwörth, Neu-Ulm, Krumbach, Iller- 
tissen, Wertingen und Zusmarshausen mit dem Sitze 
Günzburg eine Zwangsinnung der Photögraphen- 
gewerbe gegründet. Zum Obermeister wurde gewählt 
Kollege Schultheiss-Güuzburg, als Beisitzende die 
Kollegen E. Scheurer-Neu-Ulm, E. Simson-Dil- 
lingen, Maier-Dillingen, Rothlauf-Donauwörth. 
Als Fachorgan wurde beschlossen, „Das Atelier des 
Photographen* nebst „Photographische Chronik“ zu 
abonnieren. Dem Central- Verband schlossen sich die 
Mitglieder der Innung einzeln, dem Süddeutschen 
Photographen-Verein als korporatives Mitglied an. Die 
Gründung der Innung verfolgt hauptsächlich den Zweck, 
die Kollegen unter sich besser zu vereinigen, und die 
in letzter Zeit auftauchenden Elemente, die Schäd- 
linge des Fachmanues, etwas mehr zu unterdrücken. 


Berichtigung. 

In dem Versammlungsbericht der Obermeister- 
tagung in Duisburg vom 18. Februar 192r ist bei Punkt: 
Tarifverträge (S. 94 dieser Zeitschrift) der Satz ent- 
halten: „Herr Halfpape rät, trotzdenı mit dem Sene- 
felder-Bund zu verhandeln.“ Dieses ist ein Irrtum; 
Herr Halfpape sagte: „Man solle nicht mit dem 
Senefelder-Bunde verhandeln." 


116 





Eingesandt. 

Antwort auf das „Eingesandt“ in Nr. 13 dieser Zeit- 
schrift: „Die Gründung von Einkaufsgenossenschaften“. 

Das Recht, seine Ansicht zu irgendeiner Tages- 
frage bekanntzugeben, ist niemandem abzusprechen. 
Die nächste Frage ist die, ob er auch wirklich orientiert 
genug ist, dass seine Betrachtungen Beachtung ver- 
dienen können. Eine weitere Frage ist die: In welchem 
Verhältnis steht der Kritiker selbst zur angeschnittenen 
Frage? Der betreffende Einsender gegen das Genossen- 
schaftswesen zeichnet als Photograph und Händler; 
derjenige Händler muss aber wohl noch geboren 


werden, der ein Loblied auf die Genossenschaften singt. . 


Der Einsender des Artikels hat Anregung dazu be- 
kommen, als in seiner Innung die Gründung einer 
Einkaufsgenossenschaft zur Debatte stand, und da 
legte er sich ins Zeug, um alle alten und neuen Ein- 
wendungen gegen diese bösen Einkaufsgenossen- 
schaften hervorzuheben und gruselig zu machen, wie 
ja auch der Artikel bezeugt. Eine Kenntnis über.die bis 
jetzt einzige Genossenschaft im Photographenberufe, 
welche durch Abschlüsse von 2 Jahren Beweise geliefert 
hat zur Kritik, vermisse ich im Artikel. 

Zur Orientierung für den Herrn Einsender möchte 
aber doch hier mitteilen, dass unsere Genossenschaft 
ihre Mitglieder mit allen Marken an Platten und 
Papieren beliefern kann, es wird niemand gezwungen, 
eine bestimmte Sorte zu verarbeiten. Auch erhalten 
die Genossen nicht wie beim Händler 20 — 25 0/y Rabatt 
auf Platten, sondern 30 0%, abgezogen bei jeder Rech- 
nung. Ausserdem verteilen wir dieses Jahr ausser dem 
höheren Rabatt als der Händler und ausser den 5 %o 
Dividende für Anteil nochmals 5 % Warendividende, 
d. h. wer für Iooo Mk. gekauft hat, erhält nochmals 
5o Mk. gutgeschrieben. Dabei haben wir dieses Jahr 
manchen Artikel, z. B. Platten, ohne Verdienst ab- 
gegeben. Auf weitere Einzelheiten will ich verzichten, 
da in früheren Artikeln schon genug Aufklärung den 
Gegnern der Einkaufsgenossenschaft gegeben wurde. 
Es wäre nur Wasser in den Rhein getragen. Was 
das Genossenschaftswesen für die Volkswirtschaft be- 
deutet, kann Einsender an dem Umfange der deutschen 
und hauptsächlich englischen Vereinigungen studieren. 
Wie weit der Mittelstand in. den letzten Jahren und 
früber durch Genossenschaften gelitten hat, darüber 
bitte ich den Einsender, Beweise zu bringen. Ich glaube, 
er muss solche schuldig bleiben. Einen Vorwurf hätte 
der Einsender weglassen sollen, dass diejeniger, die 
die Genossenschaftsidee propagieren, aus Selbstsucht 
handeln. Dieser Vorwurf ist bedauerlich. Bis die Ge- 
nossenschaften in Photographenkreisen einen gut be- 
 zahlten Direktor- oder Aufsichtsratsposten zu vergeben 
haben, bis zu dieser Zeit ist von den jetzigen Befür- 
wortern keiner mehr amı Leben. Jeder Kollege, der 
aber rechnen kann und mit der Neuzeit geht, wird 
früher oder später ein Anhänger der Genossenschafts- 


idee werden. 
B. Mend, Photograph, 


Geschäftsführer der Niedersächsischen Photographen- 
Genossenschaft, 


PHOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. 





Ateliernaehriehten. 

Meissen. Die Firma Hugo Dellings Erben 
hat Herrn Photographen Erwin Siewczynski als 
Teilhaber in ihr Geschäft aufgenommen. Das Ge- 
schäft wird unter der Firma Delling & Siew- 
czynski, Wettinstrasse Io, weitergeführt. | 

Wilhelmshaven-Rüstringen. A.Siegel hat 
das Photohaus A. Kiesel, Wilhelmhavener Strasse 29, 
käuflich erworben und führt es unter der Firma 
A. Siegel, vormals A. Kiesel, weiter. 


LI 


Personalien. 

Am ı. April feierte Herr Photograph Wilhelm 
Weyand, Leipzig-Gohlis, das 25jährige Geschäfts- 
jubiläum. 

Et 


r 


Kleine Mitteilungen. 


— Stipendien. Aus dem Friedrichs- Gewerbe- 
stipendium in Berlin sind in diesem Jahr Stipendien 
bis zu je 300 Mk. an Gewerbegehilfen zu ihrer 
weiteren gewerblichen Ausbildung zu verteilen. In 
Berlin geborene und ortsangehörige Bewerber im Alter 
von ı8—30 Jahren, die während der Lehrzeit und Be- 
schäftigung als Gewerbegehilfe Fleiss, Tüchtigkeit, ins- 
besondere auf Vervollkommnung in ihrem Handwerk 
gerichteten Lerntrieb an den Tag gelegt haben, wollen 
Gesuche mit Lebenslauf, Geburtsurkunde, den Originalen 
oder beglaubigten Abschriften der Lehrzeugnisse usw. 
bei dem Kuratorium des Friedrichs-Gewerbestipendiums, 
Berlin C2, Spandauer Strasse 32, II, bis spätestens 
20. April 1921, einreichen. Ausserdem haben die Be- 
werber mindestens einjährigen, mit Fleiss und Erfolg 
absolvierten Besuch einer gewerblichen Fachschule 
nachzuweisen und sind im Falle der Verleihung eines 
Stipendiums verpflichtet, dem Kuratorium von Zeit 
zu Zeit Mitteilung über ihren Ausbildungsgang zu 
machen. — Ferner sind aus dem Gewerbeausstellungs- 
fonds in diesem Jahre Stipendien bis zu je 300 Mk. an 
Gewerbegehilfen zu ihrer weiteren gewerblichen Aus- 
bildung zu verteilen. Als Bewerber kommen nur In- 


länder in Frage — aus Berlin gebürtige Gesellen 
haben den Vorzug —, die gute Zeugnisse beibringen 
können. Bewerber, die vorstehende Bedingungen er- 


füllen, wollen Gesuche mit Lebenslauf, Geburtsurkunde, 
den Originalen oder beglaubigten Abschriften der Lehr- 
zeugnisse usw. bei dem Kuratorium des Gewerbe- 
ausstellungsfonds, Berlin C2, Spandauer Strasse 32, II, 
bis spätestens 20. April einreichen. 


— Der „Wasow-Kurs" in Düsseldorf vom 
9.—ıı. März. Trotz der schweren Tage, in denen die 
schöne Stadt Düsseldorf der Besetzung englischer und 
französischer Truppen anheimfiel, fand sich im Kunst- 
gewerbemuseum eine Gruppe von 30 Damen und Herren 
rheinisch -westfälischer Photographen zu dem Kurs für 
„Asthetik in der Photographie“ des Herrn E. Wasow- 
München zusammen. Um es gleich vorwegzunehmen, 
dieser Kurs wurde für jeden einzelnen zum Erlebnis. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


111 


m mmmRmRZzRRzmam mM nm mm mm mmRnmRnmnmRIEnmn m mnmRÖ nm  — - —— 


 Wasow führte uns an Hand seines trefflich gewählten 
Lichtbildermaterials, das von ausserordentlich über- 
zeugender, packender Wirkung ist, durch die ganze 


Entwicklung der Photographie und schälte schon da- 


mit ihre eigentliche Aufgabe klar heraus. Wir er- 
kannten: in ihrem Material und der ganz speziellen 
Technik der Photographie liegen ungeahnte Entwick- 
lungsmöglichkeiten. — Es steht hier nicht der Raum 
zur Verfügung, um selbst nur einen kleinen Begriff 
von dem Reichtum der ausströmenden Gedanken zu 
geben, die uns in so warmer und lebendiger Weise 
vermittelt wurden, dass sie uns mit neuer Arbeitsfreude 
erfüllten. _ 

Alle Ernststrebenden in unserem Beruf sollten es 
dankbar begrüssen, wenn Wasow sich so tiefgründig 
mit den Problemen der Photographie befasst, dass 
schon bisher fernstehende Kreise erkennen: auch die 
Photographie ist ein Faktor, mit dem man sich 
beschäftigen muss. 

Der Niederrheinischen Photographen-Zwangsinnung 
(Sitz Düsseldorf) aber rechne ich es als Verdienst an, 
durch Veranstaltung des Wasow-Kurses als erste im 
Westen des Reiches, auf vorgeschobenem Posten, 
bahnbrechend gewirkt zu haben. Möchten andere 

Innungen und Vereine ebenso weitblickend sein! 
| Fritz Flasche- Barmen. 


— Erhöhung der Fernsprechgebühren. Die 
Vororts-Handwerkskammer Reutlingen teilt uns mit, 
dass auf die Eingabe des Deutschen Handwerks- und 
Gewerbekammertages wegen Erhöhung der Fernsprech- 
gebühren das Reichspostministerium folgenden Zwischen- 
bescheid hat ergehen lassen: „Bei der bevorstehenden 
Aenderung der Ferusprechgebühren ist beabsichtigt, 
die Ferusprechteilnehmer in dem Masse zur Gebühren- 
zahlung heranzuziehen, wie sie vom Fernsprecher Ge- 
brauch machen. Die Vorarbeiten für die Neuregelung 
der Gebühren sind noch nicht so weit gediehen, dass 
sich die Gestaltung des Tarifs im einzelnen bereits 
übersehen liesse. Bevor der Entwurf zur neuen Fern- 
sprechgebührenordnung den gesetzgebenden Körper- 
schaften zugeht, wird er noch dem Verkehrsbeirat 
beim Reichspostministerium, in dem auch das Hand- 
werk vertreten ist, vorgelegt werden.“ 


u 2: I 2 zes 


Geriehtswesen und Verwaltung. 
Wann ist der Käufer dem säumigen Ver- 
käufer gegenüber nicht zur Fristsetzung ver- 
pflichtet? [Nachdruck verboten.] Kläger und Be- 
klagte hatten einen Vertrag über Lieferung von Waren 
geschlossen, den die Beklagte nicht rechtzeitig erfüllte. 
Vom Kläger auf Lieferung verklagt, erklärte die Ver- 
käuferin, zur Lieferung ausserstande zu sein, und sie 
lieferte auch nicht, nachdem der Käufer ein obsiegen- 
des Erkenntnis, das sie zur Erfüllung des Vertrages 
' verurteilte, erstritten hatte. Der Käufer deckte sich 
anderweitig ein und verlangte von der Verkäuferin Er- 
stattung desjenigen Betrages, um den der Preis der 
Deckungsware höher war, als der mit der Verkäuferin 


vereinbarte Vertragspreis. Die Verkäuferin weigerte 
sich, diesen Betrag zu erstatten, indem sie behauptete, 
der Käufer hätte sich nicht ohne weiteres eindecken 
dürfen, sondern er hätte ihr eine Frist zur Beschaffung 
von Ersatzware stellen müssen. Sie wäre ohne weiteres 
in der Lage gewesen, Ware von der Beschaffenheit der 
Deckungsware erheblich billiger zu beschaffen, als der 
Kläger. Auch sei zu beachten, dass der Kläger gerade 
dadurch, dass sie nicht geliefert habe, einen besonderen 
Nutzen erzielt habe, denn nur dadurch sei er in die 
Lage gekommen, von dem Steigen der Preise seit 
Fälligkeit der ihm obliegenden Leistung Nutzen zu 
ziehen. Hätte sie den Vertrag erfüllt, so wäre der 
Kläger nicht in der Lage gewesen, die Aufwärtsbewe- _ 
gung der Preise abzuwarten, sondertt er hätte die Ware 
gemäss den Bestimmungen der Preissteigerungsverord- 
nung dem Verkehr zuführen müssen. Demgemäss 
müsse hier eine Vorteilsausgleichung stattfinden. 

Das Reichsgericht hat jedoch die Einwendungen 
der Beklagten nicht beachtet. 

Der Anspruch des Klägers erscheint gerechtfertigt, 
obgleich dieser die Fristsetzung gemäss $ 283 BGB, 
unterlassen hat. Die Beklagte, die bereits in dem Vor- 
prozesse erklärt hatte, zur Lieferung ausserstande zu 
sein, konnte nur die zu ihr in dem rechtskräftigen 


- Urteil auferlegte Verpflichtung zur Lieferung vertrags- 


mässiger Ware erfüllen oder sie musste die an die 
Nichterfüllung sich knüpfenden Rechtsfolgen auf sich 
nehmen. Der urteilsmässigen Verpflichtung vermochte 
aber die Beklagte nach ihrer eigenen Erklärung nicht 
zu genügen, eine Fristsetzung war daher überflüssig. 
Auch die von der Beklagten erhobene Forderung einer 
Vorteilsausgleichung ist unbegründet. Wenn auch der 
Beklagten zuzugeben ist, dass das Steigen der Preise 
dem Kläger möglicherweise nicht zugute gekommen 
wäre, wenn die Lieferung rechtzeitig erfolgt wäre, so 
ist doch der Gewinn durch eine selbständige rechts- 
geschäftliche Massnahme des Klägers vermittelt, bei 
der die Bestimmung des Zeitpunktes trotz der ein- 
engenden Vorschriften der Preissteigerungsverordnung 
noch in erheblichem Masse von dessen Ermessen ab- 
hing. Es fehlt also an einem entsprechenden Zu- 
sammenhange; nur beim Vorliegen eines solchen aber 
greift die Vorteilsausgleichung zwischen den schaden- 
stiftenden Ereignisse und dem Vorteil Platz, dessen 
Anrechnung in Frage kommt. (Reichsger. III, 52/19) 


rd. 
IE rt 
Büsherscehau. 
Das Photographieren mit Blitzlicht. Von 


Hans Schmidt. Zweite, erweiterte Auflage. Euzyklo- 
pädie der Photographie, Heft 75. Verlag von Wilhelm 
Knapp in Halle (Saale) 1920. Preis geheftet 8,20 Mk., 
gebunden Io Mk. 

Der Verfasser hat selbst in diesem Gebiet zahl- 
reiche Versuche angestellt, er beherrscht die Blitzlicht- 
photographie vollkommen und ist deshalb in der Lage, 
die zahllosen Augaben der Literatur nicht nur zu- 
sammenzustellen, sondern auch kritisch zu sichten, 


t 


112 





Das Buch umfasst das ganze Bereich der Blitzlicht- 
photographie und ist in der neuen Auflage durch 
Wiedergabe aller Neuerungen bereichert, Berufsphoto- 
graphen, welche meist recht schwierige Blitzlichtauf- 
nahmen auszuführen haben, finden in diesem Buche 
jeden nötigen Hinweis. S. 


Anleitung zum Kolorieren photographi- 
scher Bilder. Von G. Mercator. Dritte, verbesserte 
Auflage. Enzyklopädie der Photographie, Heft 44 
Druck und Verlag von Wilhelm Knapp, Halle (Saale) 
1920. Preis geheftet 7,80 Mk., gebunden 1080 Mk. 

Es ist nicht ganz einfach, ein einfarbiges photo- 
grapbisches Bild in ein buntfarbiges zu verwandeln, es 
gehören dazu mannigfaltige Kenntnisse über Natur 
und Eigenschafteß® der Farben und des Bildträgers. 
Farbe und Bildträger müssen zueinander passen, auf- 
einander abgestimmt sein. Diese Kenntnis zu ver- 
breiten ist die erste Aufgabe des vorliegenden Buches, 
das sich nicht anmasst, die Kunst, gut zu kolorieren, 
beibringen zu. wollen, eine Fertigkeit, welche nur 
durch Uebung erlangt werden kann, wenn man an 


Hand der richtigen, hier vorliegenden Anleitung 
arbeitet. dest. 
Lehrbuch der Röntgenographie Von 


H. Traut und H. Engelken. Enzyklopädie der 
Photographie, Heft 93. Verlag von Wilhelm Knapp, 
Halle (Saale), 1920. Preis geheftet 13,50 Mk., ge- 
bunden 16.50 Mk. 

Die Photographie mittels Röntgenstrahlen ist ein 
Spezialgebiet, welches dem Berufsphotographen fern 
liegt; ein besonderes Studium gehört dazu, sich in 
diese Materie einzuarbeiten. Sucht der Lichtbildner 
nach geeiyneten Lehrbüchern, so ist es ihm kaum 
möglich, ein solches zu finden, welches seinen Lehr- 
gang den Kenntnissen des Photographen anpasst und 
ihn aus dem eigenen Wissensgebiet überleitet zur 
neuen Wissenschaft. Diese Lücke füllt das neu er- 
schienene Lehrbuch der Röntgenographie glücklich 
aus, dessen erster photographischer Teil von H. Traut 
stammt und dessen KRöntgenteill vom Sanitätsrat 
Dr. Engelken durchgesehen ist. Durch sehr zahl- 
reiche Abbildungen wird das Gesamtgebiet der Röntgeno- 
grapbie erläutert in der Weise, dass auch der auf an- 
derem Gebiet arbeitende Laie obne Mühe sich diesen 
Zweig der Wissenschaft zu eigen machen kann. S. 


un 


Fragekasten. 
Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 
Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 
werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 
Steuerauskunft. 

Frage 4. Herr O.K. in N. Mein Geschäft ist 
klein und bei jetziger Arbeitslosigkeit auch kein grosser 
Gewinn zu erzielen. Bei einem Umsatz von etwa 
28000 Mk. ab ı. April 1920 bis 31. März 1921 errechnete 


ich 17400 Mk. als geschäftliche Unkosten, inkl. Grund-, 
Wasser- und Hypothekenzinsen. Dazu kämen für Ab- 
nutzung des Ateliers und Geschäftsinventars etwa 
3200 Mk., für meine Person steuerfrei I5o0o Mk., meine 
Frau 50o Mk., drei Kinder im Alter von 5, 8 und 
ı4 Jahren 2100 Mk, Nun habe ich für das Jahr 1920 
au Umsatzsteuer 347 Mk. zu entrichten, sowie 60 Mk. 
Brandkassenbeitrag, da miein Grundstück in der Kriegs- 
brandkasse abgeschätzt wurde. Können diese Beträge 
noch mit abgezogen werden? Darf man eine gewisse 
Summe als Rücklage oder Sicherung abrechnen? Kann 
man bei so niedrigem Einkommen Steuerfreiheit er- 
warten? Wo muss ein diesbezügliches Gesuch ein- 
gereicht werden? Was würde nun noch von der Ge- 
meinde zur Steuer erfasst werden ? 

Antwort zu Frage 4. Die Umsatzsteuer ist eine 
Ertragssteuer, und es dürfen infolgedessen Unkosten 
von den für die geschäftlichen Lieferungen oder 
Leistungen vereinnahmten Preisen nicht abgezogen 
werden. Die gesamte Einnahme ist zu versteuern. 
Jeder Gewerbetreibende erhebt die Umsatzsteuer in 
seinen Preisen für Rechnung des Reiches und soll sie 
am Ende des Steuerjahres (Kalenderjahres) bar zur Ver- 
fügung haben. Die einzige Erleichterung, die Ihnen 
zugebilligt werden kann, ist die, dass Ihnen von dem 
zuständigen Finanzamt (Umsatzsteueramt) Stundung 
bzw Ratenzahlung gewährt wird. Ihre übrigen Fragen 
beziehen sich auf die Reichseinkommensteuer. Für 
die Reichseinkommensteuer bilden die gezahlte Um- 
satzsteuer, ferner Grund- und Wassersteuern, Hypo- 
thekenzinsen usw. von dem Geschäftsgewinn abzugs- 
fähige Ausgaben, soweit sie im Geschäftsinteresse und 
nicht für Privatzwecke aufgewendet worden sind. Bei 
Ihrem Familienstand und dem dadurch bedingten 
steuerfreien Existenzminimum sind Sie bei einem Ein- 
kommen von 2900 Mk. überhaupt reichseinkommen- 
steuerfrei. Das steuerfreie Existenzminimum dürfen 
Sie von Ihrem Einkommen nicht abziehen, es muss 
Ihnen aber bei Berechnung Ihres Einkommens von 
Amts wegen angerechnet werden. Steuerfreie Rücklagen 
kann ein Gewerbetreibender nur insoweit vornehmen, 
als er auf sein Geschäftsinventar der jährlichen Ab- 
nutzung entsprechende Abschreibungen machen darf. 
Auch zweifelhafte Forderungen können je nach den 
Umständen niedriger bewertet oder ganz weggelassen 
werden. Ein Gesuch wegen Befreiung von der Ein- 
kommensteuer kann bei Einkommen bis zu 10000 Mk. 
auf Grund des $ 26 an das zuständige Finanzamt ge- 
stellt werden, wenn besondere Umstände vorliegen, die 
die Leistungsfähigkeit des Steuerpflichtigen wesentlich 
beeinträchtigen. Ausserdem kann in solchen Fällen 
8 108 der Reichsabgabenordnung herangezogen werden. 
Inwieweit die dortige Gemeinde das vom Reich steuer- 
frei gelassene Einkommen erfassen wird, vermag ich 
von hier aus nicht zu sagen. Es ist dies die Lage, 
wie sie durch das REStG. vom 29.3. 1920 festgelegt 
ist. Welche Aenderungen die augenblicklich dem 
Reichstage vorliegende Gesetzesnovelle bringen wird, 
wird erst die Zukunft lehren. P. 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A.Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7. 
für den Anzeigenteil; Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


- PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIFTHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıo. 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 
4— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
der 5somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzelgen 4o Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 





träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 15. 





15. April. 


1921. 





Berliner Photographie. 


Jahresausstellung vom 2.— 31. Oktober 1921, im „Kunstgewerbemuseum 
zu Berlin“, Prinz- Albrecht -Strasse 7. 


„Berliner Photographie“ nennt sich die erste 
Jahresausstellung, die im kommenden Herbst 
Berufs- und Liebhbaberphotographen Berlins ver- 
einigen wird. Auf Anregung des „Photographi- 
schen Vereins zu Berlin (gegr. 1863)“ haben 
sich folgende Vereinigungen zusammengetan: 
Berliner Vereinigung zur Pflege der Lieb- 
baberphotographie, Deutsche Gesellschaft zur 
Förderung der Photograpbie, Freie Photo- 
graphische Vereinigung zu Berlin, Märkische 
Gesellschaft von Freunden der Photographie, 
Photographische Lehranstalt des Lettehauses, 
Photograpbischer Verein zu Berlin (gegr. 1863), 
Verband der Presse Illustrationsfirmen. Die 
Jahresausstellung bezweckt, einen vollkommenen 
Eindruck über den Stand und die Bedeutung 
der Photographie Gross - Berlins zu geben. 
Hierfür soll jede künstlerische Arbeit, sofern 
sie mit Mittelo der Photographie entstanden ist, 
herangezogen werden. 

An alle Berufs- und Liebhaberphoto- 
graphen Gross- Berlins richten wir die herz- 
liche Bitte und hierdurch die Einladung, an der 
Veranstaltung mitzuwirken. ° 


Aus der Werkstatt 


Entfernung von Uranverstärkung. 


Ueber Entfernung von Uranverstärkung 
herrschen grosse Zweifel. Zum guten Teil 
schuld sind die Lehrbücher, die vielfach angeben, 
dass durch langes Wässern die Verstärkung 
sich wieder entfernen lasse. Dies trifft aber 
nicht sicher zu, besonders nicht bei fehlerhafter, 
fleckiger Verstärkung. Die genaue Beobachtung 
hätte längst lehren müssen, dass beim Uran- 
verstärken eine Bleichung (durch das Blutlaugen- 
salz?) zwischen- oder upnterläuft. Tatsächlich 
zeigen stark verstärkte und "lange gewässerte 


Die „Berliner Photograpbie“ wird durch eine 
besonders gewählte Gliederung auffallen. Sämt- 
liche Einlieferungen . unterstehen einem Auf- 
nahmeausschuss, dem die Herren Geheimrat 
Jessen, F. Matthies-Masuren, Artur Ranft 
und je ein Vertreter der beteiligten Vereine an- 
gehören. | | 

Unter den Veranstaltungen ist unter anderem 
ein grossartiger Vortragszyklus hervorzuheben, 
der im Hörsaale des Kunstgewerbemuseums 
jedermann zugängig sein wird. Die verschie- 
denen Gebiete der Photographie werden Stoff 
für Anregung und Belehrung bieten. 

Die gesamte Planung sowie. die Geschbäfts- 
stelle unterstehen der Leitung von Artur Ranft. 
Alles weitere über die „Berliner Photographie“ 
wird aus den Fach- und Tageszeitungen des 
In- und Auslandes zu ersehen sein; auch auf 
Plakate und Inserate wolle man achten. 


Die Ausstellungsleitung: Artur Ranft. 


Fernruf: Uhland 6206. Adresse: Berlin-Wilmers- 
dorf, Duisburger Strasse 12. 


I 


des. Photographen. 


Negative eine Bleichung. Es lag doch nabe, . 
zunächst eine Schwärzung durch Wiederent- 
wicklung mit (gebrauchtem) Entwickler herbei- 
zuführen. Der Erfolg ist überraschend. Ebenso 
lässt sich jede Uranverstärkung im alten Ent- 
wickler leicht entfernen und nach Wässerung 
zum zweitenmal vornehmen. Besonders wenn 
durch Febler in der Vorausbehandlung die Uran- 
verstärkung fleckig einsetzt, ist (gebrauchter) 
Entwickler das Mittel zur Rettung des Negativs. 


W. Mayer. 


u 


114 


— 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Die Abänderung des Einkommensteuergesetzes, | 


Es ist bezeichnend für die Gesetzesmacherei, dass 
ein so einschneidendes Gesetz wie das Einkommen- 
steuergesetz vom 29. März Ig20 schon vor seiner Wirk- 
samkeit sehr erhebliche Abänderungen erfahren hat. 
Der Reichstag hat kurz vor Schluss das „Gesetz zur Aende- 
rung des Einkommensteuergesetzes vom 29. März 1920. 
Vom 24. März 1921“ verabschiedet. Diese Abänderung 
enthält so wichtige und wesentliche Neubestimmungen, 
dass jeder Steuerpflichtige sich damit eingehend be- 
schäftigen sollte, um so mehr, als das Formular zur 
Einkommensteuererklärung noch nach dem alten Be- 
stimmungen aufgebaut ist. Im nachfolgenden sei 
deshalb ein kurzer Ueberblick über die wichtigsten 
Neubestimmungen gegeben. 

Zu den Einnahmen ($ 5) gehören: Sıı, Ziffer 5: 
„Gewinne aus einzelnen Veräusserungsge- 
schäften, jedoch nur, sofern der Erwerb des ver- 
- Ausserten Gegenstandes zum Zwecke gewinnbringender 
Wiederveräusserung erfolgt ist (Spekulationsgewinn) 
und soweit die Veräusserungsgeschäfte nicht zum Ge- 
werbebetriebe des Steuerpflichtigen gehören.“ In Ab- 
zug zu bringen sind Ziffer 8: „Verluste aus einzelnen 
Veräusserungsgeschäften, sofern der Erwerb des ver- 
äusserten Gegenstandes zum Zwecke der gewinnbringen- 
den Wiederveräusserung (Spekulationsverlust) erfolgt 
ist und die Veräusserungsgeschäfte nicht zum Gewerbe- 
betriebe des Steuerpflichtigen gehören. 


Der Abzug nach Absatz ı findet nur bis zur Höhe | 


der Gewinne aus einzelnen Veräusserungsgeschäften 
statt, die gemäss $& II, Nr. 5, bei Ermittlung des 
steuerbaren Einkommens für das betreffende Rech- 
nungsjehr_in Ansatz gebracht worden sind.“ Diese 
Bestimmungen sind besonders wichtig bei einzelnen 
Verkäufen von Börsenpapieren und Sammlungsgegen- 
ständen. 


Abzugsfähig ist die Lebensversicherungsprämie bis 
zum Betrage von I0ooo Mk. — im Gegensatz zum alten 
Gesetz, wo nur 600 Mk. abzugsfähig sind. 


Wesentlich ist ferner, dass nach $ ı3 jetzt alle Er- 
tragssteuern, sowie solche öffentlichen Abgaben und 
Beiträge zur Versicherung von Gegenständen, welche 
zu den Geschäfts- und Verwaltungskosten zu rechnen 
sind, abzugsfäbig sind. Es ist also in vollem Umfange 
auch die Gewerbesteuer abzugsfähig, womit eine Forde- 
rung des Gewerbes erfüllt ist. 


Ehegatten werden zusammen zur Einkommen- 
steuer veranlagt. Nur wenn die Ehefrau in einem 
fremden Betriebe arbeitet, wird sie selbständig zur 
Steuer veranlagt. 


Die Steuer beträgt nach $ 21: Für die ersten vollen 
oder angefangenen 24000 Mk. des steuerbaren Ein- 
kommens ı6 °/,., Für die weiteren angefangenen oder 
vollen 5000 Mk. 25 °/, und für die weiteren vollen 
oder angefangenen 5000 Mk. 30 °/,, bis 200000 Mk., 
darüber hinaus 60 /,. Also je 5000 Mk. weitere 5 °/,. 


Für 40000 Mk. steuerbares Einkommen würde 
demnach zu zahlen sein: 


Kinder) — 2400 Mk. weniger 780 Mk. = 


[Nachdruck verbeten.) 
24 000 Mk. 10 °;, = 2400 Mk., 


6000 „. 20 „ = I200 „ 

5000 „ 25 „ = 1250 ,„ 

5000 „ 30 „ = 1500 .„ | 
40000 Mk. = 6350 Mk. Steuern. 


Diese so errechnete Einkommensteuer ermässigt 
sich für den Steuerpflichtigen und jede zu seiner 
Haushaltung zählende Person, die nicht selbständig zu 
veranlagen ist, um I20 Mk., wenn das steuerbare Ein- 
kommen nicht mehr als 60000 Mk. beträgt, über 
60000—100000 Mk. 60 Mk. Ausserdem ist noch be- 
stimmt, dass für 1921 und die folgenden Jahre sich 
für jedes minderjährige Kind, abweichend von den 
obigen Bestimmungen, die Steuer um je 180 Mk. er- 
mässigt, wenn das steuerbare Einkommen den Betrag 
von 24000 Mk. nicht übersteigt. 

In unserem obigen Beispiel wäre an Steuer bei 
einem Ehepaar und drei minderjährigen Kindern an 
Steuer abzuziehen: 120xX5 —= 600 Mk., also wäre zu 
zahlen 6350 Mk. weniger 600 Mk. = 5750 Mk. Steuer. 

Bei einem steuerbaren Einkommen von 24000 Mk. 
würde sich das Verhältnis günstiger gestalten, weil 
dann nach $ 26 bei einem steuerbaren Einkommen bis 
24000 Mk. für das Rechnungsjahr ıg2'r und folgende 
für jedes minderjährige Kind 180 Mk. (anstatt 120 Mk.) 
abgezogen werden können. Es wäre also zu zahlen: 
10 °/, von 24000 Mk. — 2400 Mk. weniger 240 Mk. 
(Steuerpflichtiger und Ehefrau), und 3X ı80 Mk. (drei 
1620 Mk. 
Steuern. 

Nach dem alten Gesetz würde das Jahr Ig20 zwei- 
mal der Steuererklärung zugrunde gelegt werden müssen. 
Darin liegt eine grosse Ungerechtigkeit. Die Neu- 
formung des $ 29 hat im Reichstage erhebliche Kämpfe 
gekostet. Nach der neuen Bestimmung erfolgt jetzt 
die Veranlagung für das Steuerrechnungsjabr vom 
ı. April 1920 bis 31. März 1921 nach dem Einkommen 
des Jahres 1920. Für das Steuerjahr vom r. April ıg2ı bis 
31. März 1922 wird das Einkommen in dem Jahre 1921 
zugrunde gelegt. Die Veranlagung erfolgt also ge- 
wissermassen erst nachträglich, und die gezahlten Steuern 
auf Grund der vorhergehenden Steuererklärung werden 
als Teilzahlungen verbucht. Die Durchführung dieser 
Bestimmung wird für die Steuer und für die Steuer- 
pflichtigen erhebliche Schwierigkeiten bereiten. 

Bei einem Geschäftsjahr, das nicht mit dem 
Kalenderjahr zusanımenpfällt, wird das Wirtschafts- (Ab- 
schlussjahr) zugrunde gelegt, das in dem massgeben- 
den Kalenderjahr endet. Für ein Geschäftsjahr vom 
1. Juli bis 30. Juni würde bei der jetzt erfolgenden 
Veranlagung das Jahr vom r. Juli ıgıg bis 30. Juni 1920 
zu Grunde zu legen sein. 

Besonders wichtig ist noch $ 33a in Verbindung 
mit $ 5ga. $ 32a lautet: „Soweit für Gegenstände des 
Betriebsvermögens ein Anschaffungs - oder Herstellungs- 
preis gegeben ist, gilt bei Berechnung des Betriebs- 
gewinns und des "Geschäftsgewinns im Sinne der 
$8 32, 33 als Wert dieser Gegenstände der Anschaffungs- 





oder Herstellungspreis, nach Abzug der zulässigen 
Absetzungen für Abnutzung. Uebersteigt für einen 
Gegenstand der Anschaffungs- oder Herstellungspreis 
den gemeinen Wert, so ist der Steuerpflichtige be- 
rechtigt, diesen Wert an Stelle des Anschaffungs- oder 
Herstellungspreises anzusetzen. In diesem Falle ist 
der für den Schluss eines Wirtschaftsjahres angesetzte 
Wert als Wert der Gegenstände am Beginne des folgen- 
den Wirtschaftsjahres in Ansatz zu bringen.“ 

Beispiel: Es ist eine neue Schaukasteneinrichtung 
angeschafft worden, die ISooo Mk. kostet. Das ist 
heute ein Ueberpreis. Der gemeine oder Verkaufswert 
beträgt uur Ioooo Mk., dann kann dieser Wert ein- 
gesetzt ‚werden. 

$ 59a lautet: „Bei Ermittlung des Betriebsgewinns 
und des Geschäftsgewinns im Sinne der $$ 32, 33 zum 
Zwecke der Veranlagung für die Rechnungsjahre 1920 bis 
1926 können den Verhältnissen entsprechende Rück- 
lagen zur Bestreitung der Kosten steuerfrei abgesetzt 
werden, die zur Ersatzbeschaffung der zum land- oder 
forstwirtschaftlichen oder gewerblichen oder bergbau- 
lichen Anlagekapital gehörigen Gegenstände über deu 
gemeinen Wert der Ersatzgegenstände hinaus voraus- 
sichtlich aufgewendet werden müssen (Mehrkosten). 
Die Mehrkosten sind zu Lasten dieser Rücklagen zu 
verrechnen; stehen zur Bestreitung der Mehrkosten zu 
diesen Zwecke gebildete Rücklagen nicht mehr zur 
Verfügung, so können die Mehrkosten als Werbungs- 
kosten in Abzug gebracht werden. Bei Feststellung 
des Anschaffungs- oder Herstellungspreises im Sinne 
des $& 32a bleiben die Mehrkosten ausser Betracht, 
soweit sie für Ersatzbeschaffung als Werbungskosten 
in Abzug gebracht oder aus steuerfreien Rücklagen 
gedeckt worden sind. 

Der Reichsminister der Finanzen erlässt die zur 
Durchführung dieser Vorschriften erforderlichen Be- 
stimmungen, insbesondere auch die Richtlinien über 
die jeweilige Höhe der über den gemeinen Wert hin- 
ausgehenden Mehrkosten. Er erlässt feruer Vorschriften 
für die Nachversteuerung von steuerfrei gebliebenen 
Rücklagen, die nicht ihrem Bestimmungszwecke zu- 
geführt worden sind oder nicht mehr zugeführt werden 
können.“ 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


ee nn 


115 






Mau wird abwarten müssen, wie die Ausführungs- 
bestimmungen zu diesen Paragraphen aussehen werden. 
Vorher lässt sich etwas Endgültiges darüber natürlich . 
nicht sagen. Die Entstehung dieser Neubestimmung 
ist auf die jetzigen Verhältnisse zurückzuführen, wo 
einesteils Anlagen, Apparate usw. in Goldmark im 
Buche steheu, die Ergänzungen aber in Papiermark 
angeschafft werden müssen. Die vorgenommenen Ab- 
schreibungen reichen deshalb bei weitem nicht aus, 
um Neuanschaffungen vornehmen zu können. 


Zweckmässigerweise wird man ein Erneuerungs- 
konto führen, auf dem in jedem Jahre ein bestimmter 
Satz für Ergänzungen bereitgestellt wird. 


Darauf werden wir noch ausführlich zurückkommen, 
wenn die Ausführungsbestimmungen vorliegen. 


Für alle die, die Angestellte und Arbeiter be- 
schäftigen, sind die neuen Bestimmungen über den 
Lohnabzug wichtig. Während früher der Lohnabzug 
nur eine Abzahlung auf die Steuer war, handelt 
es sich jetzt um eine Lohnsteuer, mit deren Zahlung 
die Steuerpflicht abgegolten ist. Von dem Lohne 
müssen 10 ’/, abgezogen werden und für den ent- 
sprechenden Betrag Steuermarken geklebt werden. 
Von dem Abzuge frei sind aber für den Steuerpflichtigen 
und seine Ehefrau bei Tagelohn 4 Mk. täglich, bei 
Berechnung des Arbeitsliohnes nach Wochen 24 Mk. 
wöchentlich und bei Berechnung des Arbeitslohnes 
vach Monaten 100 Mk. monatlich. Der abzugsfreie 
Betrag erhöht sich für jedes zur Haushaltung des 
Arbeitnehmers zählende minderjährige Kind, bei Tage- 
lohn um 6 Mk., bei Wochenlohn 36 Mk. und. bei 
Monatslohn um T5o Mk. 


Für einen Angestellten, der verheiratet ist und drei 
minderjährige Kinder hat, würden bei einem steuer- 
baren Einkommen von monatlich rooo Mk. abzu- 
ziehen sein: 200 Mk. für sich und seine Ehefrau, 
450 Mk. für die Kinder, zusammen also 650 Mk., so 
dass von 350 Mk. Io °/, = 35 Mk. für Steuer abzu- 
ziehen wäre. Auszuzahlen sind also 965 Mk. 


Die Frist für die Steuererklärung ist bis zum 
30. April verlängert worden. W. König. 


ROH 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Gentral- Verband 
Deutscher Photographen-Vereine und 
Innungen, U. P. 


Aus Mitgliederkreisen war gewünscht worden, die 
Versammlung früber abzuhalten. Die nächste Ver- 
sammlung wird in Frankfurt a. M. vom 21.— 23. Juni 
stattfinden. Wir bitten unsere Mitglieder, sich schon 
jetzt darauf einrichten zu wollen und vor allen 
Dingen Anträge rechtzeitig einzusenden. Alles Weitere 
wird demnächst bekanntgegeben. 


Der Vorstand: 
R. Schlegel, Vorsitzender. 


Sächsiseher Photographen-Bund (RE. Y.). 


Unsere Bundesversammlung wird Ende Mai oder 
Anfang Juni in Plauen i. V. stattfinden. Wir bitten 
unsere Mitglieder, sich jetzt schon hiernach einrichten 
zu wollen. Anträge usw. werden baldigst erbeten. 
Ursere Fabrikanten- und Händler-Mitglieder können 
ihre Waren kostenfrei ausstellen und vorführen. 


Der Vorstand: 
R. Schlegel, Vorsitzender. 


116 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Photographen - Innung (Zwangsinnung) 
zu Berlin. 


Ordentliche Versammlung 
am Donnerstag, den 28. April, inden „Kammer- 
sälen“, Teltower Strasse I —4. 


Tagesordnung. 

1. Photomesse 5s—7!/, Uhr; Sitzung pünktlich 
7!) Uhr. 

2. Geschäftliche Mitteilungen. 

3. Satzungsänderung: $ 40, Absatz ı, soll lauten: 
Wählbar zu Mitgliedern des Vorstandes und der 
Ausschüsse sind nur nach $ ı7 in der Innungs- 
versammlung stimmberechtigte männliche und 
weibliche Innungsmitglieder. Unfähig zu dem 
Amte eines Vorstandsmitgliedes sind: 

a) Mitglieder, welche die Befähigung infolge 
strafgerichtlicher Verurteilung verloren haben; 

b) Mitglieder, gegen welche das Hauptverfahren 
wegen eines Verbrechens oder Vergehens 
eröffnet ist, das die Aberkennung der bürger- 
lichen Ehrenrechte oder die Fähigkeit zur 
Bekleidung öffentlicher Aemter zur Folge 
haben kann; 

c) Mitglieder, welche infolge gerichtlicher An- 
ordnung in der Verfügung über ihr Ver- 
mögen beschränkt sind. 

4. Formelle Aufhebung des Innungsbeschlusses vom 
29. April 1920, betreffend Sonntagsruhe. 

5. Bericht über die letzte Gehilfenprüfung. 

6. Wahl eines oder mehrerer Beauftragter der 
Innung. 

Der Vorstand. 

Albert Pflugfelder, 
II. Schriftführer. 


Fr. Kolby, 
II. Vorsitzender. 
Es wird besonders darauf hingewiesen, dass eine 
endgültige Beschlussfassung über Punkt 3 nur möglich 
ist, wenn die Hälfte der stimmberechtigten Mitglieder 
zur Versammlung erschienen ist, im anderen Falle 
muss innerhalb 4 Wochen eine zweite Versammlung 
stattfinden, in der alsdann” ohne Rücksicht auf die 
Anzahl der erschienenen Mitglieder abgestimmt wird. 


—ı gt 


Photographiseher Verein zu Berlin. 


(Gegr. 1863 ) 


I, Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — 1. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2, Amt Uhland 6206. 
— Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin - Schöneberg, Kaiser- 
Wilhelm-Platz 2, Amt Stephan 4480. — Bibliothek: Fräulein Pflug, 
Berlin W 30. Viktoria-Luise-Platz 6. Amt Lützow ı224. — Rechts- 
auskünfte: Fritz Hansen, Berlin Ss9, Hasenheide 47, Arnt Moritz- 
platz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplomskommission: Frangois 
Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı, Amt Stegliz 719. 


Niederschrift über die Sitzung vom 23. März. 

Beginn der Sitzung 7 Uhr abends in den „Kammer- 
sälen“. Anwesend: go Mitglieder und Gäste. Vorsitz: 
Herr Johannes Lüpke, I. Vorsitzender. 

Punkt ı der Tagesordnung betrifft die Bekannt- 
gabe der aufgenommenen und neu angemeldeten Mit- 
glieder. Der Vorsitzende widmet dem verstorbenen 
Ehrenmitgliede, Herrn Karl Knapp, einen herzlichen 


Nachruf. Die Anwesenden bezeugen die letzte Ehrung 
durch Erheben von den Plätzen. i 


Punkt 2. Vortrag des Herrn Fritz Hansen, 
Ehrenmitglied des Vereins: Die Photographie als 
freier Beruf oder Handwerk.“ 

Ausgehend von dem Bestreben unserer deutschen 
Gesetzgebung, neue Formen zu finden, führt dies auch 
zu Kämpfen auf seiten der davon Betroffenen um 
die Zweckmässigkeit solcher Formen. Unsere Berufs- 
genossen, die früher teilnahmsloser diesen Fragen 
gegenüberstanden, fühlen aber, wie stark sie davon be- 
rührt werden, und fangen an, ihrerseits Partei zu er- 
greifen. Der Photograph kann den Wirtschaftsfragen, 
die sich in der Gegenwart abspielen, nicht mehr acht- 
lös gegenüberstehen; auch in seiner Stellung hat sich 
verschiedenes geändert. 

Der Einfluss der Handwerkerkreise auf die Staats- 
maschine war, wenn wir zurückdenken, gering, viel-. 
leicht wurden die Kreise auch absichtlich zurück gesetzt, 
weil regierungsseitig die manchesterliche Meinung vor- 
vorlag, dass die kleinen Handwerksmeister doch nicht 
gegen Industrie und Grossbetrieb aufkommen könnten. 
Demgegenüber lehrt aber die Statistik, dass die Hand- 
weıksbetriebe im ständigen Wachsen begriffen sind. 
Dieser Wahrnehmung musste die Regierung, wennschon 
gezwungenerweise, Rechnung tragen. Die Verord- 
nung des „Kleinen Befähigungsnachweises“ zeigt auf- 
merksamen Beobachtern, dass es zunächst darauf an- 
kommen sollte, den Nachwuchs tüchtig zu machen, 
um in der Wirtschaftsform des selbständigen Klein- 
gewerbetreibenden gegenüber dem Grossbetriebe be- 
stehen zu können. 

Wichtiger als die Frage, die wieder einmal in 
Berlin aufgerollt wird: „Hie Kunst — hie Handwerk!“ 
ist eine Untersuchung des Werts der Handwerks- 
organisation. Der sogenannte Kleine Befähigungs- 
nachweis zeigte wohl auf die Vorteile einer stratferen 
Organisation hin, aber trotz alledem bleibt die Ueber- 
zeugung, dass sich die Handwerksorganisation in der 
heutigen Gestalt weniger für das photographische’ Ge- 
werbe eignet, weil die Vorteile, die geboten werden, 
sich letzten Endes nicht erfüllen. Wenn aber die 
Frage der Zwangsinnung mit der Frage, ob Hand- 
werk oder Kunst, zusammengeworfen wird, so ist das 
grundverkehrt. Der Gegensatz ist nicht Künstler — 
Handwerker, sondern Kaufmann — Handwerker. 
Das sagt ganz klar $ ı des Handelsgesetzbuches, wo- 
nach als Handelsgewerbe auch ein Gewerbebetrieb 
gelten soll. Das Handwerk wird als Kleinbetrieb dem 
Grossbetrieb gegenübergestellt, während keinerlei Wert- 
urteil über dıe Leistungen hervorgekehrt werden. 

Die handwerkliche Tätigkeit schliesst eine solche 
als Künstler keineswegs aus. Beweis: Kunstschutz- 
gesetz, welches die Erzeugnisse des Knnstgewerbes 
solchen der Künstler gleichstellt. Die Kunstgeschichte 
lehrt zum Ueberfluss, dass Kunst und Handwerk sehr 
wohl miteinander vereinbar sind. Die Gesetzgebung 
will nicht Handwerk und Kunst trennen, sondern im 
Gegenteil, sie stellt sie schon heute gleich. Das er 
fordert aber von Kunsthandwerkern und Handwerkern 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


117 





dringend, dass sie zu dem geplanten Aufbau der Gesetz- 
gebung Stellung nehmen. Heute treten Kräfte hervor, 
die früher die Bedeutung nicht hatten. Arbeiter und 
Angestellte sollen gemeinsanı mit dem Unternehmer 
Produktion und Verteilung der Güter regeln. 

Bei Auftauchen des: Begriffs „Gemeinwirtschaft“ 
denken wir unwillkürlich au die „glorreichen Experi- 
mente“ der Kommunen. Diese Art der Gemeinwirtschaft, 
die niemals Bestand haben kann, wird von der Ver- 
fassung nicht berührt, hier handelt es sich um die 
moderne Bewegung, gemeinsam die Produktions- 
bedingungen, Rohstoffeinkauf usw. zu betreiben, aber 
keineswegs darum, die Individualität des einzelnen 
auszuschalten. In diesem Sinne werden sich auch die 
Interessengruppen der einzelnen Gewerbe zusammen- 
schliessen. | 

Unter Bezugnahme auf Arbeiter- und Wirtschafts- 
räte sei erwähnt, dass zur Zeit nur ein Mantelgesetz 
vorliegt, das nicht angibt, wie weit die Mitwirkung 
des einzelnen geht. Es sind keine Grenzen angegeben. 
Die bezügliche Gesetzgebung des Jahres 1897 hat keine 
einheitliche Fachorganisation gebracht, und daraus 
entstand der Streit. Die Innung muss versagen, weil 
ihr Machtmittel fehlen, z. B. juristische Personen können 
auch der Zwangsinnung nicht unterstellt werden. Die 
Innung kann demnach gar nicht ihre Wirksamkeit zum 
wahren Nutzen der Teilnehmer ausüben. 

Die Lücke, die sich in der Abgrenzung der Ge- 
werbebetriebe findet, soll künftig durch Zugehörigkeit 
zu einer Pflichtkörperschaft geschlossen werden. Es 
wird im Prinzip ein Selbstverwaltungskörper entstehen, 
den die Staatsverwaltung in ihren Schutz nimmt. Mit 
zünftlerischen Fragen hat die neue Pflichtorganisation 
nichts zutun. Berufsständische Gliederung. Grosse 
Gruppen stehen sich künftig gegenseitig gegenüber; 
Fachgenossen desselben Berufs stehen zusammen. Die 
örtliche Organisation findet Anschluss an dem Landes- 
verband, und dieser wiederum ist einenı Reichsverband 
angegliedert. Aufgabe der Handwerkskammer bleibt 
es, die Körperschaften zu gemeinsamer Arbeit zu ver- 
einigen. Also: Selbstverwaltung an Stelle be- 
hördlicher Bevormundung, und die Handwerks- 
kammer als vermittelndes Glied zwischen Arbeitgeber 
und Arbeitnehmer. Der Name dieser „Pflichtinnung“ 
ist vollkommen nebensächlich. Wichtiger ist die Be- 
gründung der Pflicht zur Organisation. Eine 
Gewerkschaft der Arbeitgeber tritt sozusagen in 
Parallele zur Gewerkschaft der Arbeitnehmer. Letztere 
steht der ersteren mit gleichen Rechten gegenüber. 
Mit dieser Organisation beschäftigt sich bereits der 
„Reichsverband des Deutschen Handwerks“, deun er 
hat dahingehende Leitsätze aufgestellt, die in dem 
kommenden Reichshandwerkergesetz bereits 
niedergelegt sind. Wir erhalten die Pflichtorganisation 
unter Abänderung der Gewerbeordnung. 


Soweit Fritz Hansens Ausführungen. Der Vor- 
sitzende Lüpke hebt in seinem Dauk an den Reduer 
hervor, dass es Pflicht des Vereins sei, seine Stimme 
bei Beratung des neuen Gesetzes im mitberatenden 


Sinne zu erheben; deshalb schon jetzt eine Stelluug- 


nahme. In der folgenden Aussprache gibt zunächst 
der Innungsobermeister Tiedemann seine Zustimmung 
zu Hansens Ausführungen und weist darauf hin, 
dass unserer Organisation in Zukunft mehr Rechte ein- 
geräumt werden sollen. 


Teich: Die Grundlage für alles Tun und Lassen 
muss bleiben: Wie wird dem Beruf durch solche 
Massnahmen gedient. Alle „Prinzipienreiterei“ solle 
vor dem Allgemeinwohle zurücktreten. Dem Photo- 
graphen sei es gleich, wohin er gehörte, Hauptsache 
sei, dass er sein Auskommen finde und sich seine 
wirtschaftlichen Forderungen erfüllen. Als nun der 
Redner unter Benutzung eines anscheinend vor der 


‚Sitzung verfassten Manuskriptes gegen die Sonntags- 


ruhe auftritt, wird er mehrfach aus der Versammlung 
„zur Sache“ gerufen. Dasselbe geschieht, als seine 
weiteren Ausführungen den Möllerschen Erlass streifen, 
der die Photographen in die Reihen der Handwerker 
verweist. Hausen „konstruiere“ den Gegensatz 
zwischen Kaufmann und Handwerker; dagegen hätte 
er (Hansen) lieber den „Gegensatz“: „Photograph und 
freier Beruf“ behandeln sollen. Eine Organisation 
gegen dieZwangsinnung stelle die neugegründete 
Gross- Berliner Interessengruppe nicht dar. Er sähe 
den Vorteil im „freien Beruf“ und nicht im Handwerk. 
Also nicht Kunst oder Handwerk wären seine Beweg- 
gründe, die ihn die Ablehnung diktierten. Er behaupte, 
dass bei der gegenwärtigen Regierung keine Neigung 
bestehe, die Pflichtorganisation durchzuführen. Er 
erinnere an freie Berufe, wie die Blumenbinder und 
Köche, die recht gut gedeihen, ohne dass sie einen 
„Zwang“ haben. „Die Kräfte können sich jederzeit 
besser entfalten, wenn sie frei schalten und walten 
können, das ist nützlicher.“ 

Bortz stellt die Frage, wie wir uns betätigen 
sollen, wenn die neue Organisation käme? Er bezeichnet 
sie als eine neue „Rute“, die lediglich viel Geld kosten 
würde. 

Tiedemann hebt nochmals hervor, dass das neue 
Gesetz bereits fertig sei und in kürzester Zeit 
den massgebenden Berufsvertretungen vorgelegt werden 
würde, um ihrerseits eine Stellungnahme vorzubereiten. 

Lüpke äussert sich über den kommenden „Zwang“ 
und streift die Frage der Handwerkszugehörigkeit, 
die nach Ansicht der Mehrzahl Kollegen als erledigt 
zu betrachten sei. 

Titzenthaler begründet seine frühere Stellung- 
nahme gegen jede Zwangsorganisation, kommt aber 
zu dem Schlusse, dass den geänderten Zuständen im 
Reiche gegenüber auch der persönliche Standpunkt 
angepasst werden müsse. Es habe sich eine gewisse 
Notwendigkeit ergeben, dass die Photographen, die 
sich zwangsmässig zusammengefunden haben, zu einem 
starken, alle Kreise umfassenden Verband bzw. zu 
starken Verbänden zusammiengeschlossen werden müssen. 
Er protestiere gegen eine Verzettlung in Resolutionen, 
da es viel wichtiger sei, das möglichst Beste aus dem 
Geboteneun herauszuholen. „Statt gegen die Be- 
strebungen aufzutreten, wollen wir wirken, 
dass die kommende Organisation in geschickte 


118 





Bahnen gelenkt werde.“ Zum Schluss seiner bei- 
fällig aufgenommenen Rede, worin er sehr wirksam 
gegen einige Vorredner polemisiert, bemerkt Titzen- 
thaler ausserordentlich treffend, dass es unser Ruin 
sei, dass wir zu Preisen verkaufen, die kaum die Her- 
stellungskosten decken. 


Der I. Schriftführer Ranft verliest nun folgende 
Entschliessung: 


Entschliessung der Berliner Photographen. 
Angenommen in der Mitgliederversammlung am 23. März, 


Der „Photographische Verein zu Berlin (gegr. 1863)“ 
hat im Anschluss an den Vortrag seines Ehrenmit- 
gliedes Herrn Fritz Hansen: „Die Photographie als 
freier Beruf oder Handwerk“, sich eingehend mit den 
Fragen der künftigen Handwerksorganisation beschäftigt. 

Die Versammlung ist der Ansicht, dass eine Neu- 
gestaltung der beruflichen Organisation des Handwerks 
und des Gewerbes auch für das Photographengewerbe 
eine zwingende Notwendigkeit sei. Bei der Verschieden- 
artigkeit der einzelnen, für unseren Beruf in Betracht 
kommenden Betriebe kann nur eine geschlossene Fach- 
organisation, deren Pflichtzugehörigkeit gesetzliche 
Aneıkennung findet, Abhilfe schaffen. Dabei ist es 
gleichgültig, welchen Namen eine solche Organisation 
erhält. 

Der „Photographische Verein zu Berlin“ schliesst 
Isich in seinen Forderungen den Leitsätzen an, die der 
„Reichsverband des Deutschen Handwerks“ auf der 
Tagung in Jena für die Neugestaltung der beruflichen 
Organisation des Handwerks und Gewerbes einstimmig 
angenommen hat. 


Die Entschliesung wird von der Versammlung 
nahezu einstimmig (gegen 3 Stimmen) angenommen. 

Im Schlusswort klärt Hansen zunächst die Miss- 
verständnisse des Herrn Teich auf. Der „Künstler“ 
gehöre doch dem „freien Beruf“ an; der „Gegensatz“ 
sei also dargelegt worden. Berlin würde keine be- 
sondere Organisation erhalten, auch hinsichtlich Sonn- 
tagsruhebestimmungen würde den Berlinern keine 
„Extrawurst“ gebraten. In das Rahmengesetz würden 
die Einzelbesimmungen aufgenommen. & ıooq sei 
heute noch nicht aufgehoben. Dieser Paragraph, der 
die Zwangsinnung sehr stark behindere, würde be- 
seitigt werden. 

Hiermit ist diese äusserst wichtige Aussprache be- 
endet, die in ihrer Art die erste ist, die im Reiche 
über diese Angelegenheit in so breiter Form öffentlich 
geführt wurde. Die Entschliessung der Versammlung 
wird sofort dem Vorstand des Central-Verbandes über- 
mittelt. 

Ehe der zweite Teil des Sitzungsabends beginnt, 
begrüsst Herr Lüpke den allverehrten Herrn Frangois 
Cornand, der zum ersten Male nach seiner Krank- 
heit wieder in alter Frische im Verein weilt. Herr 
Cornand dankt herzlichst für diese Freundlichkeit. 

Der zweite Teil wird durch einen wunderbaren 
Projektionsvortrag des Ehrenmitgliedes, Waldemar 
Titzenthaler, eingeleitet, den dieser frei zu den 
Lichtbildern spricht und der deshalb um so wirk- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


nd un 





samer ist. Die „alten und neuen Reisebilder aus der 
Nähe und der Ferne“ beginnen mit dem Thüringer 
Walde. Dann sehen wir das mittelalterliche Rothen- 
burg neben Nürnberg. München in Prallsonne mit 
seiner Frauenkirche lacht uns an. Wir werden von 
Mittenwald, Partenkirchen ins Moseltal, in die Pfalz, 
nach Strassburg, in die Vogesen, nach Heidelberg ge- 
führt. Da ist es der „Otto-Heinrichsbau“, dort das 
Münster in der früheren deutschen Reichsstadt. Plötz- 
lich sind wir auf dem Kammweg des Riesengebirges. 
Breslau, Danzig, Dirschau beschliessen die; Bilderreihe. 

Reiche Naturstudien, feines Hineinsehen, Nach- 

spüren des historisch Wichtigen, Titzenthaler bringt 
das rednerisch bewunderungswürdig vor die gespannt 
sitzenden Teilnehmer, die ihm am Schlusse seiner Dar- 
bietung begeisterungsvoll applaudieren. 
Die sehenswerte Ausstellung des Kollegen Karl 
Trieb-Steglitz zog in der Pause die Besucher der 
Sitzung an, und der Vorsitzende drückt nun mit seinem 
Danke an Titzenthaler in gleicher Weise Herrn 
Trieb den herzlichsten Dank des Vereins aus, eine so 
reichhaltige, mannigfaltige und vor allen Dingen vor- 
bildliche Aussteilung über sein Schaffen den Mitgliedern 
geboten zu haben. 

Herr Dr. Prelinger von der N. P.6. m. b. H. 
in Steglitz hält einen interessanten Vortrag über das 
Schaffen dieser Gesellschaft und lässt eine grosse Zahl 
Musterbilder in der Versammlung herumgehen. Er 
erwähnt, dass die Anzahl der Papiersorten zwar redu- 
ziert seien, dass aber immerhin noch 70 verschiedene 
Papiersorten fabriziert wurden. Beim Alboidinpapier 
erwähnt er besonders, dass Fehler bei der Verarbeitung, 
die ab und zu auftreten, nicht durch die Herstellung 
verschuldet würden, sondern von den Rohpapierfabri- 
katen ihren Ausgang nehmen. 

Der Vorsitzende schliesst gegen °//1ı Uhr mit Dank 
an die N. P.G. die Sitzung. 

Johannes Lüpke, 
I. Vorsitzender. 


A. Ranft, 
I. Schriftführer. 


Als neue Mitglieder sind gemeldet: 
Herr H. Goldberg, Photographisches Atelier „Elegant“, 
Berlin N ıı3, Schönhauser Allee 114. 


„ Dr. Wagner-Maass, Oranienburg, Alsenstr. 12. 


Als neue Mitglieder waren gemeldet: 
Herr Heinrich Meinetsberger, Berlin, ÖOranien- 

strasse I3, IV. 
Fräulein Luise Basch, Berlin W so, Prager Strasse 14. 

Der Vorstand. 
1. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 

Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 20087. 


a 42°C zei 


Kölner Photographen -Zwangsinnung. 
Die Innung veranstaltet vom ı9.—2ı. April in 
den Räunıen des Kunstgewerbemuseums in Köln einen 
Wasow-Kurs: „Aesthetik in der Photographie“. Pro- 
gramm: Einleitender Vortrag (mit 150 Lichtbildern): 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


nme anne. _ Sn Sonnen > u n> eromnbrmennene- male name TEE ERmETEEETEE EEE FT GEAATEELTETEEN STE ETEEAETE sEnDeeEneREEAre - » >—serermerne ee msiisnsEregRIemeeSTEET et ETE.ETPERIEEERE Sen dReEE EEE ER — —negEEen Er GmmeniheneEn neuere au] 


Die Daguerreotypien. David. Octavio Hill. Verfall. 
Die neuzeitliche Porträtphotograpbie und ihre Aus- 
wüchse. Amateurphotographie. Die Ausländer. Neue 
Richtlinien. Technische Gesundung und Rückkehr zur 
Einfachheit in der Auffassung. — Aufnahme: Der 
intime Raum. Das Maleratelier. Umgestaltung der 
Glasdachbeleuchtung. Beleuchtungsübungen. Linie und 
Form. Das photographische Bild und das Porträt. 
Das Geistige. Gesicht und Hände, charakterologische 
Richtlinien, evtl. Freilichtübungen. — Das Negativ: 
Retusche. Gefahren der künstlichen Eingriffe — 
Positivprozess: Kunstlichtverfahren usw. Aussteliung 
photographischer Bildnisse. Mitbringen von eigenen 


Arbeiten zur Besprechung erwünscht. — Beginn des: 


Kurses: Dienstag, den ı9. April, 9 Uhr, im „Kunst- 
gewerbemuseum“ Köln. flonorar 200 Mk. 

Anmeldungen erbitten umgehend an den Kassierer 
der Photographen - Zwangsinnung, Herrn Josef Klett- 
Köln, Passage q1. j 

Bei Anmeldungen ist die Hälfte des Honorars auf 
das Postscheckkonto der Photographen-Zwangsinnung 
Köln Nr. 53898 einzuzahlen. 


ID 


Photographen -Zwangsinnung Plauen 
und die Amtshauptmannschaften Plauen, 
Oelsnitz und Auerbach. 
Innungsversammlung in Plauen am Freitag, 
den 22. April, vormittags Io Uhr (Theater- Restaurant). 


Tagesordnung. 
. Begrüssung. 
Verlesen und Genehmigung der letzten Niederschrift. 
. Eingänge. 
. Verteilung der Mindestpreistafeln. 
. Meistervorbereitungskursus an der Gewerbeschule 
Plauen. 


n22wWw@n 


6. Vorschlag einer gemeinsamen Ausstellung inner- 
halb der Innung. 
7. Wahl des Delegierten zur C. V.-Sitzung in Frank- 
furt a. M. 
8. Wahl eines Ausschusses für 
Sächsischen Bundes in Plauen. 
g Anträge und Verschiedenes. 
Ausstellung verschiedener Fabrikate. 
Um allseitiges Erscheinen bittet 
Obermeister Fritz Axtmann. 


Rt 


die Tagung des 


Innung „Photographen - Bund“ (Zwangs- 
 innung). Sitz Stuttgart. 


Erste ordentliche Innungsversammlung amı 18. April, 
vormittags 9!/, Uhr, in Stuttgart, Restaurant „Königs- 
hof“, Königsstrasse 18. 


Tagesordnung. 
. Einleiteuder Bericht zurersten Innungsversammlung. 
. Wahl des Obermeisters. 
. Wahl der sechs Beisitzer. 
. Genehmigung des aufgestellten 
für 1921/22. 


RW, = 


Haushaltplans 


IIg 





5. Wahl von zwei Mitgliedern für das Gehilfen- und 

Herbergswesen. 

6. Wahl eines Vorsitzenden und zweier Mitglieder 
für das Lehrlingswesen als Beauftragte. 

7. Erhebung eines ausserordentlichen Beitrags für 
das Jahr 1921. | 

8. Beschlussfassung über den Anschluss an den 
Central- Verband Deutscher Photographen - Ver- 
eine und Innungen (J. P.), Sitz Dresden. 

9. Anträge: 

a) Tarifverträge innerhalb des Innungsbezirkes 
bedürfen der Genehmigung des Innungs- 
vorstandes. | 

b) Erhebung einer Einuschreibgebühr für Lehr- 
linge in die Lehrlingsstammrolle in Höhe 
von Io Mk. 

c) Jedes Mitglied ist verpflichtet, bei Vermeidung 
einer Strafe bis zu 20 Mk., It. $ ı5 der 
Satzung, das Personal, Gehilfen, Lehrlinge 
und Hilfskräfte, innerhalb 3 Tagen, vom 
Tage des Eintritts an, beim Kassierer an- 
oder abzumelden. 

1o. Central-Verbandsangelegenheiten. 
11. Vortrag des Kollegen Hartmann-Tübingen über 

Preisberechnung im Photographengewerbe. 

12. Verschiedenes. 


Nach den genehmigten Satzungen der Iunung, 
welche am 30. März 1921 in Kraft getreten sind, ist 
jedes Mitglied durch & 22 der Satzung verpflichtet, 
rechtzeitig zu erscheinen. Wer nicht oder zu spät er- 
scheint oder vorzeitig die Versamrılung verlässt, kann 
mit einer Ordnungsstrafe bis zu 20 Mk. belegt werilen. 


Anträge, die selbst zu vertreten sind, müssen 
schriftlich eingereicht werden an den seitherigen Vor- 
sitzenden des Württembergischen Photographen-Bundes, 
Herrn W. Mayer, Photograph in Esslingen a.N. 


Mittagessen nach Belieben im Lokal zu 6,50 Mk. 
und 10,50 Mk. 


Nachmittags ist eine Führung durch die Gemälde- 
galerie in Aussicht genommen (auch für Damen); Zeit 
etwa 2 Uhr. Abends Besuch im Friedrichsbau- Theater 
oder „Urania“-Lichtspiele im Königsbau. 


Im Auftrage: 
Der Beauftragte zur Errichtung der Zwangsinnung. 
Stadelmann. 


Der ‚Vorstand des Württembergischen Photographen- 
Bundes (E. V.).. Mayer. 


->EIt— 


Hessischer Photographen-Bund (E. Y.). 


Einladung zur Bundesversammluug 
am Donnerstag, den 25. April, nachmittags 2 Uhr, 
im Kaisersaal zu Darmstadt. 
Die Wichtigkeit der Tagesordnung, die unseren 
Mitgliedern durch persönliche Einladung zugeht, er- 
heischt das Erscheinen aller. 


Für den’Vorstaud!: 
I. A.: Alb. Fraatz, Schriftführer, 


120 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


EI mm -—m——mmamamamm ZZ —————————r,ru———— 


Bericht über die Bundesversammlung am 10. März 

in Alzey (Rheinhessen). 

_ Die Wichtigkeit der Tagesordnung und wohl auch 
die bekannte Gastfreundschaft des Kollegen Beck- 
mann war die Veranlassung, dass wir wieder auf eine 
recht gut besuchte Versammlung zurückblicken können, 
Der I. Vorsitzende, Kollege Schramm, eröffnete nach 
gemeinschaftlichem Mittagessen die Tagung, und wurde 
sofort in die Besprechung des einzigen Punktes der 
Tagesordnung, „Gründung einer Einkavufsgenossen- 
schaft“, eingetreten. Nach eingehenden Berichten des 
I. Vorsitzenden und des Schriftführers über die Kom- 
missionssitzung in Darmstadt und die weiteren vor- 
bereitenden Arbeiten fand eine längere eingehende 
Aussprache statt, deren Ergebnis der keschluss war, 
eine Versammlung nach Darmstadt einzuberufen, in 
der die Gründung, Statutenberatung und Wahlen voll- 
zogen werden sollen. Von Interesse war der Bericht 
eines Kollegen, dessen Empfangsdame (die auch mit 
Positivretusche beschäftigt wurde) tarifmässige Be- 
zahlung als kaufmännische Angestellte forderte. Das 
‚angegangene Kaufmannsgericht erklärte sich jedoch 
als nicht zuständig, da die betreffende Empfangsdame 
als gewerbliche Angestellte zu betrachten sei. 

Die vorgeschrittene Zeit veranlasste den I. Vor- 
sitzenden, die Tagung zu schliessen, mit der Bitte, in 
Darmstadt wieder vollzählig zu erscheinen. 

Es folgten nun noch einige genussfrohe Stunden, 
die uns durch die Alzeyer Kollegen geboten wurden, 
die den Teilnehmern noch recht lange in angenehmer 
Erinnerung sein werden. Der verehrten Familie Does 
und besonders unserem lieben Freunde Beckmann 
mit Gemahlin sei auch an dieser Stelle nochmals herz 
licher Dank ausgedrückt. Wir schieden von Alzey mit 
der Frage, wie es möglich ist, eine so überaus liebens- 
würdige Aufnahme vergelten zu können. 

Alb. Fraatz, Schriftführer. 


m t— 


Photographen -Innung (Sitz Wiesbaden). 
Innungsverssammlung 

am Donnerstag, den 28. April, nachmittags 4 Uhr, in 

Wiesbaden im Hotel „Union“, Ecke Neugasse und 
Mauergasse, I. Stock. 


Tagesordnung: 

. Verlesen des Protokolls. 

. Eingänge. 

. Jahresbericht. 

. Kassenbericht. 

Wahl von zwei Kassenprüfern. 

. Antrag des Vorstaudes: Vergütung der Vorstands- 
ämter, a) Obermeister, b) Kassierer, c) Schrift‘ 
führer. 

7. Verschiedenes. 


an2w@wrn 


Vortrag der Firma Chr. Tauber über: ı. Brom- 
öldruck und Bromölumdruck, 
hellem Licht (Phenosafraninverfabren). Beide Verfahren 
mit praktischen Vorführungen sowie Ausstellung einer 
Kollektion von Bromölumdrucken des Hofphotographen 
Erwin Raupp- Darmstadt, 


2. Entwicklung bei ' 


Ausstellung: Erzeugnisse der Leonarwerke, Berlin. 

Es wird noch besonders auf $ 22 der Satzungen 
hingewiesen. Anträge sind bis 20. April an den Ober- 
meister Karl Engel-Wiesbaden, Blücherstrasse 8, ein- 
zureichen, 


Die Herren Prinzipale werden gebeten, ihre An- 
gestellten zu veranlassen, die beiden Vorträge zu be- 
suchen. In Anbetracht der Wichtigkeit dieser Ver- 
sammlung wird um pünktliches Erscheinen gebeten. 


Mit kollegialem Gruss 
Karl Engel, Obermeister. 


um 4 <Öo zum 


Verein Sehlesiseher Faehphotographen 
(E. V.). 


Bericht über die Monatsversammlung, verbunden mit 
dem 25jährigen Stiftungsfeste, am g. Februar. 


Mit der Februarsitzung war dieses Mal auch eine 
kleine Feier zur Erinnerung an die vor 25 Jahren er- 
folgte Gründung unseres Vereins verbunden. Vor Be- 
ginn der Tagesordnung gedachte der Vorsitzende an 
den frühzeitigen Heimgang unseres langjährigen Mit- 
gliedes Wılli Lange, Kattowitz. Seit länger als 


.20 Jahren war der Vorstorbene im oberschlesischen 


Industriebezirk etabliert und hat sich dort bei seinem 
Schaffen immer eine eigene Note bewahrt. Die ge- 
fällige Form, in der er seine Ausstellungen heraus- 
brachte, war vielen vorbildlich. Er war auch immer 
gern dabei, wenn es gait, das Berufsleben von der 
heiteren Seite zu betrachten, und vielen von uns hat er 
bei gleicher Gelegenheit wie heute manch frohe Stunde 
verschafft. — Die Versammlung ehrte das Andenken 
des so frühzeitig verblichenen Kollegen durch Erheben 
von den Plätzen. | 

Herr Götz würdigte dann die Bedeutung des 
Tages und hiess die zahlreich erschienen Gäste und 
Mitglieder willkommen. Vereinssitzungen und geschäft- 
liche Besprechungen sind seit Bestehen unseres Vereins 
immer regelmässig gepflegt worden, dagegen zählten 
festliche Veranstaltungen zu grossen Seltenbeiten. Wenn 
nun unser Verein dieses Mal aus seiner Zurückhaltung 
herausgetreten ist, so hat es wohl eine gute Berechti- 
gung, denn anregend und wechselvoll ist auch unser 
Vereinsleben immer gewesen, und geziemt deshalb auch, 
nach 25 Jahren einen beschaulichen Rückblick zu halten. 
Zahlreiche Glückwünsche von auswärtigen Mitgliedern 
und Gönnern waren eingetroffen. Die benachbarte 
Innung in Glatz hatte Kollegen Giebel aus Kudowa 
als Gratulanten übersandt, und Kollege Müller über- 
brachte die Glückwüusche von der Vereinigung Ober: 
schlesischer Facbphotographen. Auch Herr Schlegel 
vom Zentralverband hatte es sich nicht nehmen lassen, 
bei der Jubelfeier dabei zu sein, er betonte, dass er 
gern der Einladung gefolgt sei, nicht nur, weil der 
Verein immer in gutem Einvernehmen mit dem Zentral- 
verband gestanden habe, sondern er hält auch eine ge- 
sellige Veranstaltung für ein geeignetes Mittel, den Zu- 
Mit freund- 
lichen Glückwünschen überreichte er als besondere 


sammenschluss der Mitglieder zu fördern. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg 19. 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik*, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
‚— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
der somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen go Pf., sonst 50oPf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 














Nr. 18 





6. Mai. 


1921. 





‘ Die Photographeninnung für den linken Niederrhein hat sich dem Central- Verband 
Deutscher Photographen- Vereine und -Innungen, J. P., angeschlossen. 


Offenhalten der photographischen Gesehäfte an Sonn- und Feiertagen. 


Der Beschluss des bayrischen Landtages, 
dass Sonntags alle Geschäfte vollständig ge- 
schlossen bleiben müssen, hat in den Kreisen 
der deutschen Photographen lebbafteste Beun- 
rubigung hervorgerufen. Wenn man auch 
wusste, dass in absehbarer Zeit die reichs- 
gesetzliche Regelung das Offenhalten der photo- 
graphischen Ateliers an den ganzen Sonntagen 
nicht länger erlauben würde, womit man sich 


abgefunden hatte, so hatte doch niemand nach 


den früberen Mitteilungen des Reichsarbeits- 
ministers erwartet, dass ein einzelner Staat den 
vollständigen Sonntagsschluss beschliessen würde. 

Der Süddeutsche Photographen- Verein bat 
in einer Versammlung hiergegen Stellung ge- 
nommen, der Central-Verband hat sich sofort 
dem Vorgehen der bayrischen Kollegen an- 
geschlossen und Eingaben an das Ministerium 
für soziale Fürsorge in München und das Reichs- 
arbeitsministerium in Berlin gerichtet. 

Mit den Reichsbehörden hatte der Verband 
schon im Frübjahre ıgıg verbandelt. Das Er- 
gebnis wurde in den Fachzeitungen veröffent- 
licht. Es wurde uns mitgeteilt, dass vor einer 
reichsgesetzlichen Regelung der Geschäftszeit 
an Sonn- und Feiertagen die Vertreter der in 
Frage kommenden Berufe gebört werden sollten, 
was in München nicht geschehen ist. 


Vom Reichsarbeitsministerium erbielten wir 
jetzt nachfolgende Zuschrift: 


Der Reichsarbeitsminister. 
I. B. 2264. 

Auf Ihr Schreiben vom 2. April d. J. ist 
zu erwidern, dass die gesetzliche Lage in 
bezug auf die Sonntagsrubhe heute noch die 
gleiche ist, wie im März ıg919, da die damals 
angekündigte allgemeine Fachprüfung der 
gesetzlichen Bestimmungen noch nicht zum 
Abschluss gelangt ist. Für das photographische 
Gewerbe kommt daher nach wie vor $ ıo5e 


der Gewert eordnung in Frage, nach welchem 
die höhere Verwaltungsbehörde berechtigt ist, 
Ausnahmen von der Sonntagsruhe für solche 
Gewerbe zu gestatten,’ deren vollständige 
oder teilweise Ausübung an Sonn- und Fest- 
tagen zur Befriedigung täglicher oder an 
Sonn- und Festtagen besonders hervortreten- 
der Bedürfnisse der Bevöikerung erforder- 
lich ist. l. A : gez. Klehmet. 
‘An den 

Central-Verband Deutscher Photographen- 

Vereine und Innungen, zu Händen des 

Herrn R. Schlegel, Dresden A 27. 

Abgesehen von einigen Stellen, wo Arbeiter- 
räte oder untergeordnete Behörden in miss- 
verständlicher Auslegung des Gesetzes vom 
5. Februar ıg9ı9 betreffend Schliessung der 
Ladengeschäfte angeordnet hatte, dass die 
photographischen Geschäfte ebenfalls geschlossen 
sein müssten, hatten drei höhere Behörden den 
gleichen Standpunkt eingenommen. Auf Grund 
unserer Verhandlungen wurden die Verordnungen 
wieder zurückgezogen und den Photographen 
gestattet, dass sie an den Sonntagen ihre Ge- 
schäfte offenhalten dürfen. 

Bei der zu erwartenden reichsgesetzlichen 
Regelung muss damit gerechnet werden, dass 
es nicht mehr erlaubt sein wird, den ganzen 
Sonntag die Geschäfte offenzuhalten und eine 
Beschränkung auf eine bestimmte Stundenzahl 
eintreten wird. 

Der Uebergang wird dadurch erleichtert, 
dass seit 2 Jahren auch die Ladengeschäfte in 
den Kleinstädten geschlossen sein müssen. In 
der Nähe der Grossstadt hat sich die Land- 
kundschaft sehr schnell an bestimmte Geschäfts- 
stunden bei den Photographen gewöhnt und 
wird es auch bei den kleineren Städten gehen. 


Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen, J P. 
R. Schlegel, Vorsitzender. 


18 


% 





PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 









nn nt m nn ann te Tu u > 





Die Herstellung von Flaehdruekformen auf Metall nach Karten 


und Zeiehnungen. 


Reproduktionen von Karten, Plänen und 
anderen Dokumenten in schwarzer oder hin- 
reichend inaktinischer Schrift auf weissem, 
einigermassen lichtdurchlässigem Papier können 
leicht mittels eines Verfahrens gewonnen werden, 
welches G. Douglas, der Direktor der photo- 
mechanischen Reproduktionsanstalt des ägypti- 
schen geographischen Amtes, im „British Journ. 
of Phot.“ vom 3. September 1920 beschreibt. 
Als Original eignen sich am besten Schriften, 
die mit schwarzer Farbe auf weissem oder 
bläulichweissem Papier bzw. Pauspapier. aus- 
geführt sind. Am günstigsten ist es natürlich, 
das Original, z. B. eine Karte, von vornherein 
schon im Hinblick auf dieses Reproduktions- 
verfahren rein schwarz auf nicht zu dickem, 
reinweissem Papier zu zeichnen. Man kann 
aber auch mit diesem Verfahren jedes Schrift- 
stück reproduzieren, das mit genügend undurch- 
sichtiger Farbe oder Tinte auf leidlich Jicht- 
durchlässigem weissen Papier hergestellt wurde, 
wobei zu bedenken ist, dass Striche, die in 
auffallendem Lichte vollkommen schwarz er- 
scheinen, im durchfallenden Lichte häufig nicht 
genug undurchsichtig sind. Dicke Papiere 
können durch Baden in einer Mischung von 
einem Raumteil Rizinusöl mit fünf Raumteilen 
Brennspiritus durchsichtiger gemacht werden; 
nach Gebrauch entfernt man das Oel durch 
Waschen mit Spiritus. 


Soll ein gedruckter Text reproduziert werden, 
so verwende man möglichst einen Abzug auf 
dünnem, weissem Papier, welch letzteres gleich- 
mässig stark und von einheitlicher Struktur sein 
sollte Tiefschwarze Druckfarbe ist wünschens- 
wert; zur Erhöhung der Sicherheit kann man 
in bekannter Weise den Druck mit Bronze- 
pulver einpudern, um eine Verstärkung der 
Schrift herbeizuführen. Es ist selbstverständlich, 
dass man das Papier so dünn wie möglich 
wählt und dass, wenn z.B. ein Teil einer zu 
reproduzierenden Zeichnung verändert werden 
soll, diese Veränderung auf einem Papier aus- 
zuführen ist, das sich von dem Papier der ur- 
sprünglichen Zeichnung möglichst nicht unter- 
scheidet: endlich soll auch das zu verbessernde 
Stück so aus dem Original herausgeschnitten 
werden, dass beim Einsetzen des Ersatzstücks 
weder eine freie Stelle noch eine Ueberlagerung 
der Kanten entsteht. Jegliche Radierung, welche 
die Durchsichtigkeit des Papiers erhöhen würde, 
ist sorgfältig zu vermeiden. Gelbliche Papiere 
erfordern meist sehr lange Belichtung und 
liefern auch dann keine vollkommen zufrieden- 
stellenden Resultate. 

Zum Uebertrag auf die Metallplatte ver- 
wendet man ein dünnes, feinkörniges Aluminium- 


|Nachdruck verboten.) 
oder Zinkblech, wäscht dieses zunächst mittels 
eines Schwammes in fliessendem Wasser, lässt 
kurz abtropfen und überzieht sodann diese 
Platte mit einer Chromatgummilösung, die in 
folgender Weise bereitet wird. Lösung A: 200 g 
reinen arabischen Gummis werden in Wasser 
derartig gelöst, dass sich ein Liter fertige Gummi- 
lösung ergibt, und ı7 ccm Ammoniak hinzu- 
gefügt. Lösung B: Ebenso werden 200 g Am- 
moniumbichromat zu ı Liter Wasser gelöst und 
ebenfalls mit 17 ccm Ammoniak versetzt. 

Vor dem Gebrauch mischt man 3 Teile A 
mit ı Teil B und filtriert sorgfältig. Da das 
Gemisch nicht haltbar ist, so bereite man da- 
von nur immer so viel, als man für den Tag 
gebraucht. Das fertige Gemisch wird auf die 
Metallplatte gegossen, gleichmässig verteilt und 
die überflüssige Lösung in einer Flasche auf- 
gefangen. Hierauf drebt man die Platte und 
giesst nochmals, aber in umgekehrter Richtung, 
Chromatgummilösung über dieselbe Nun lässt 
man oberflächlich abtropfen und zentrifugiert 
langsam und vorsichtig, um die lichtempfind- 
liche Schicht gleichmässig zu verteilen. Hierauf 
wird die Platte getrocknet,'wobei eine Temperatur 
von 70°C nicht überschritten werden soll, da 
stärkere Erwärmung den Gummi unlöslich macht 
und die Umkehrung erschwert. Da sich die 
Platten einige Stunden halten, so kann man 
gleich auf einmal mehrere davon herstellen; 
selbstverständlich müssen all diese Arbeiten 
bei gelbem Licht vorgenommen werden. 

Nach dem Trocknen wird möglichst in einem 
pneumatischen Kopierrahmen belichtet, wobei 
die Zeichnung gegen die Schicht der licht- 
empfindlich gemachten Metallplatte zu liegen 
kommt. Die Dauer der Belichtung richtet sich 
naturgemäss nach der Farbe und Durchsichtig- 
keit des Papiers sowie nach der Stärke der 
Lichtquelle. Nach der Belichtung wird die 
Platte in der Dunkelkammer aus dem Rahmen 
genommen. Sie zeigt das Bild in klaren gelben 
Strichen auf bräunlichkem Grunde. Man ent- 
wickelt nun mittels einer kleinen Menge folgen- 
den Entwicklers,?den man mit einem Schwamm 
verstreicht: | 


Glyzerin . . .... . 500 ccm, 
Schwefelsäure, konzentrierte 25 „ 


Nach wenigen Minuten verschwindet die gelbe 
Farbe des Strichs und dieser erscheint silber- 
grau auf braunem Grund. 

Es ist unbedingt darauf zu sehen, dass die 
Striche vollkommen frei von jeder Spur Chromat- 
gummi werden, weil sonst die später aufzu- 
bringende Farbe nicht unmittelbar auf dem 
Metall haften würde, und eine eventuell zurück- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


t4t 





bleibende Gummihaut beim späteren Waschen 
die Druckfarbe, welche auf ihr sitzt, mitreissen 
müsste. Nach der Entwicklung wird mit de- 
naturiertem Sprit gewaschen, um das angesäuerte 
‘ Glyzerin zu entfernen. Am besten geht man 
dabei in der Weise vor, dass man mehrere 
Male hintereinander kleinere Mengen Alkohol 
auf die Platte giesst und mit einem Lappen 
abwischt. Ist das drei- oder viermal geschehen, 
so hat man die Platte trocken. Zwecks Um- 
kehrung wird nunmehr die Platte mit einer 
Farbe folgender Zusammensetzung eingerieben. 

Zehnprozentige Lösung von Asphalt 


in Terpentinöl ni 4 Teile, 
zehnprozentige Lösung von Um- 

druckfarbe in Terpentinöl ı Teil, 
fünfprozentige Lösung von Schellack 

in Alkohol mit 0,5 °/, Palmöl 2 Teile. 


Die Bestandteile werden in einer Flasche 
gemischt, kräftig geschüttelt und eine kleinere 
Menge des Flascheninhalts auf die Platte ge- 
gossen und rasch mittels eines Läppchens ver- 
strichen. Da die Farbe sehr schnell trocknet, 
kann man sofort nach dem Auftrocknen kräftig 
in Wasser waschen, um das durch den 
chromierten Gummi gebildete braune Restbild 
zu entfernen. Durch leichtes Reiben mit einem 
Schwamm oder einem Stück Flanell kann nach- 
geholfen werden; im Notfall lässt sich auch 
das Restbild mit Hilfe einer einprozentigen 
Lösung von Schwefelsäure in Wasser, die man 
mit einem Schwamm aufträgt, ganz zerstören. 


Jetzt steht die Zeichnung in schwarzen 
Strichen auf dem blanken Metall. Nach gründ- 
lichem Waschen wird die Platte rasch ge- 
trocknet, mit einer verdünnten Lösung von 
Gummiarabikum überzogen und von neuem ge- 
trocknet. Sie wird alsdann dem Lithographen 
übergeben, der sie in der üblichen Weise weiter 
behandelt und Drucke davon herstellt. Die 
Vorteile dieser Methode gegenüber älteren Ver- 
fahren sind folgende: 


ı. Das Bild ist sichtbar und braucht des- 
halb nicht erst mit einem Farbstoff angefärbt 
zu werden; 2. die Tinte trocknet sofort, ohne 
dass man nötig hätte, die Platte zu erwärmen 
und zwischen der Einfärbung und der Um- 
kehrung eine halbe Stunde zu warten; 3. das 
Restbild löst sich leicht in reinem Wasser, 
wenn die empfindliche Schicht frisch ist und 
die Platte nicht zu stark erwärmt wurde; sollte 
die Entfernung Schwierigkeiten machen, so 
genügt das angedeutete Verfahren der Behand- 
lung mit saurem Wasser, um vollständige und 
rasche Lösung herbeizuführen; 4. die Ersparnis 
an Zeit und Material ist beträchtlich: 5. man 
kann mit Hilfe des Verfahrens sehr leicht 
Schreibmaschinentexte auf weissem, dünnem 
Papier vervielfältigen, vorausgesetzt, dass der 
Druck klar, sauber und glatt war, somit kann 
man sehr billig und rasch photographische Ab- 
züge von Zirkularen und Berichten usw. her- 
stellen, deren Satz im Buchdruck sehr mühsam 
und kostspielig wäre. Me. 


—— ie  ——— 


Einigungsbestrebungen. 


Die gegenwärtigen Verhältnisse erfordern gebiete- 
risch für alle Berufe einen innigen Zusammenschluss. 
Nur in der Zusammenfassung aller Kräfte, der gemein- 
samen Arbeit unter Wahrung der beruflichen Interessen 
lässt sich ein Ausweg aus der augenblicklichen ver- 
worrenen Lage mit dem Ausblick auf eine spätere ge- 
deihliche Entwicklung erhoffen. 

Sonderbarerweise hat man bisher im photographi- 
schen Berufe im Gegensatz zu den anderen Fachkreisen 
das Gebot der Stunde wenig beachtet, obwohl doch 
gerade in diesen sich schon seit läugerer Zeit ein 
grösserer Notstand deutlich bemerkbar macht. Wohl 
sin! hier und dort von berufenen Stellen ernsthafte 
Mahnungen ergangen, leider ist jedoch der Gedanke, 
die Reihen fester zu schliessen, nicht mit der erforder- 
lichen Wärme zur Durchführung aufgenommen worden. 

Nach alledem ist es freudig zu begrüssen, wenn 
jetzt, wie aus den Pressenotizen ersichtlich wird, 
der grössten Vereiniguugen eiuen solchen Zusammen- 
schluss ernstlich erwägen und damit der unbedingt 
notwendigen Einigung den Boden bereiten wollen. 
Wie aus den Vereinsmitteilungen auch in dieser Zeit- 
schrift hervorgeht, haben in bisher unverbindlicher 
Form zwischen dem Vorsitzenden des C. V. und den 


zwei 


Delegierten des D. Ph. V. Besprechungen in Dresden 
stattgefunden, die darauf abzielen, die Wirkungsbereiche 
dieser Vereinigungen streng zu umgrenzen, die Tätig- 
keit in diesem Gebiete jedoch zu einer gemeinsamen, 
durchdringenden zu gestalten. Ohne die Preisgabe be- 
stimmter Rechte beider Teile kann es hierbei wohl 
kaum abgehen, dieses Opfer lässt sich jedoch leicht 
brivogen, wenn andererseits die bedeutenden Vorteile, 
die sich aus einer solchen Einigung a deutlich 
vor Augen gestellt werden. 

Verzichtet der D. Ph. V., wie dies seitens des C. V, 
bedingt wird, auf die Vertretung der deutschen Photo- 
graphte in allen wirtschaftlichen Fragen und überträgt 
die Wahrnehmung der Interessen seiner Mitglieder 
nach dieser Seite hin dem C.V., so dürfte damit der 
Wunsch, in dem C.V. alle Verbände und Vereine ver- 
einigt zu wissen, erfüllt werden, und damit zugleich die 
Sorge, in dem neu aufblühenden D. Ph. V. auf diesem 
Gebiete einen Mitbewerber neben sich zu haben, ge- 
bannt bleiben. 

Wenn als Gegenleistung dem D. Pb. V. seitens des 
C,V. das Recht zugestanden werden soll, das Aus- 
stellungswesen als seine ureigene Domäne zu betrachten 
— die zurückliegenden 42 Ausstellungen dürften ihn 


ı8* 





dazu durchaus berechtigen — und hier unter Verzicht 
auf weitere Ausstellungen des C.V. die weitestgehende 
Unterstützung desselben zu erhalten, so handelt es sich 
um Gegenseitigkeitsbedingungen, denen in den kommen- 
den Tagungen der beiden Vereinigungen gern zuge- 
stimmt werden sollte. 

Der C.V. wird sich, losgelöst von allen Rück- 
sichten und Verpflichtungen nach anderer Richtung, 
auf dem rein wirtschaftlichen Gebiete noch weit besser 
entfalten und seine Massnahmen mit Unterstützung 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


‘vorwärts getan. 





des gesamten Berufes durchsetzen können. Gelingt 
es wiederum dem D.Ph.V., ohne Bedenken seine 
künftigen Ausstellungen als freie Ausstellungen (jen- 
seits von jeglichem Vereinszwang) durchzuführen, denen 
dann mit Recht die Bezeichnung „Allgemeine Deutsche 
Ausstellungen für Photographie“ zuerkannt werden 
darf, so ist der erste grosse Schritt in dieser Einigungs- 
frage, und das sicherlich zum Nutzen der Photographie, 
A.H. 


— I — — 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladunzen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Thüringer Photographen - Bund. 


(Korporatives Mitglied des Central-Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Innungen, J. P 


Unsere nächste Mitgliederversammlung, welche 
die 65. unseres Bundes ist, findet 
Dienstag, den 24. Mai, in Jena 
statt. Anträge zur Tagesordnung sind baldmöglichst 
an den Vorsitzenden unseres Bundes, Hofphotograph 
Paul Strnad, in Erfurt zu senden. 


Der Vorstand: 
I. A.: Louis Held, Schriftführer. 


ae 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2z, Amt Uhland 6206. 
— Geschäftsstelle und Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser-Wilhelm-Platz2, Amt Stephan 4480. — Biblio- 
thek: Fräulein Pflug, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6. Amt 
Lützow 1224. — Rechtsausküänfte: Fritz Hansen, Berlin Ssg, Hasen- 
heide 47, Amt Moritzplatz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplom- 
kommission: Frangols Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ı1. 


“ Einladung zur Vereinssitzung 


am Donnerstag, den ı2. Mai, pünktlich abends 
71, Uhr, in den Kammersälen, Teltower Strasse 1/4, I. 


Tagesordnung. 


. Geschäftliches, Aunahme und Aufnahme neuer 
Mitglieder. 

2. „Die Herstellung des optischen Glases“, Vortrag 
mit Lichtbildern von Herrn Dr. Weidert 
(C. P. Goerz-Friedenau). 

3. Bericht des Herrn Artur Ranft über die im 

Herbst im Kunstgewerbemuseum stattfindende 

Ausstellung. 


vi 


4. Ausstellung von Bildern aus dem Atelier Becker 


& Maass (Maria Boehm). 
5. Aussprache über: „Die Sonntagsruhebestimmungen 


für unser Gewerbe“ und Eingabe an den C. V. 


6. Fragekasten. — Verschiedenes. 
Freunde des Vereins, Damen und Herren, sind als 
Gäste willkommen. 


Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Albert Vernemann, Berlin O, Weidenweg 35, 


Als neue Mitglieder waren gemeldet: 
Herr H. Goldberg, Photographisches Atelier „Elegant“. 
Berlin N ı13, Schönhauser Allee 114. ° 


„ Dr. Wagner-Maass, Oranienburg, Alsenstr. 12. 


Als neue Mitglieder sind aufgenommen:. 
Herr Heinrich Meinetsberger, Berlin, Oranien- 
strasse 13, IV. 
Fräulein Luise Basch, Berlin W 50, Prager Strasse 14. 
Der Vorstand. 


I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin-Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 

F ernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkouto: Berlin 200 87. 


IL It 


Photographiseher Verein zu Hannover. 


(Korporatives Mitglied des Central - Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Inuungen, J. P.) 


Einladung zur Mitgliederversammlung 
am Mittwoch, den 25. Mai, 7'J, Uhr abends, im 
Restaurant „St. Hubertus“, Aegidientorplatz. 


Tagesordnung: 


1. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 
Generalversammlung. 


2. Vortrag über die Herstellung von photographi- 
schen Entwicklungspapieren und Bayer- Platten- 
fort. Ein geistiger Spaziergang durch den photo- 
graphischen Betrieb der Farbenfabriken Bayer 
& Co.-Leverkusen durch Herrn Dr. Leubner. 
Der Vortrag ist mit ungefähr 5o Lichtbildern 


verbunden. 
Pause. 
3. Lustiger Vortrag mit Lichtbildern durch Kollegen 
Merck. 


4. Verschiedenes. 

Gäste und die Mitglieder der Zwangsinunung sind 
zu diesem Abend eingeladen, ebenfalls die Mitarbeiter 
und Mitarbeiterinnen. Die Herren Prinzipale werden 
gebeten, ihren Angestellten davon Mitteilung zu machen, 


PHOTOGRAPHISCHE ( CHRONIK. 


143 





Im Interesse der Vorträge wird um zahlreiches 
und pünktliches Erscheinen gebeten. 


Im Namen des Vorstandes: | 
M. Merck, Alb. Lüssenhop, 
I. Vorsitzender. korresp. Schriftführer. 


ist . 
Sächsischer Photographen-Bund. 


Die nächste Bundesversammlung findet am 
' 20. Mai in Plauen i. V. statt. 


Am ıg. Mai Begrüssungsabend im „Wintergarten“, 


| Gottschladstrasse 22. 
| Freitag, den 2o. Mai, Tagung, verbunden mit Vor- 
 führungen und Vorträgen. Wenn noch Zeit, am Nach- 
mittag entweder Spaziergang nach dem Stadtpark oder 
Ausflug in die Vogtländische Schweiz. 
legen, die noch an dem folgenden Tage bleiben, ist 
eine Tagespartie entweder nach Bad Elster oder dem 
oberen Vogtlande vorgesehen. 

Alles Weitere wird durch direkte Ausehräiben den 
Mitgliedern mitgeteilt. Mit kpllegialem Gruss 

Der Vorstand. 


Er 


Verein zur Pflege der Photographie und 
 sterwandter Künste, Frankfurt a. M. 
(Gegründet 1875.) 
Jahresbeitrag so Mk., Kassenwart P. Körbitz, 
Stiftstrasse 9, Postscheckkonto Frankfurt a. M. 52229. 


Bericht über die Sitzung am ıı. April im „Thomasbräu“, 


Am ıı. April hatte der Verein eine gut besuchte 
Versammlung von besorders anregendem Verlauf zu 
verzeichnen. Die Sitzung wurde pünktlich um 7!/, Uhr 
eröffnet, und begrüsste der Vorsitzende unter anderem 
die erschienenen Gäste, von denen als erster gemäss 
der Tagesordnung Herr Walter Ibach, als Vertreter 
der Chemischen Fabrik Charlottenburg, das Wort zu 
einem Referat über deren Papiererzeugnisse erhielt. 
Insbesondere wurde auf das neue Auskopiermaterial 
„Satravüre“ hingewiesen, von denı wir eine gedrängte 
Kollektion sehr guter, gerahmter Kopien sahen, die 
unbedingt in bezug auf das Material lobende An- 
erkennung verdienten. Redner führte aus, dass das 
„Satravüre“-Papier vornehmlich als Ersatz für Matt. 
Albumin gedacht sei, wobei uns allerdings schien, dass 
„Ersatz“ im Sinne des Wortes nicht anzu- 
sprechen ist. Den Mitgliedern wurde eine grössere 
Anzahl Proben zur Verfügung gestellt, und empfahl 
der Redner zum Schlusse noch unter anderem die 
sonst bekannten Erzeugnisse seiner Fabrik, wie „Fogas- 
papier“ usw. Der Vorsitzende dankte dem Referenten 
für seine Ausführungen und stellte sodann Herrn Dr. 
von Biehler vor, den die Farbenfabriken vorm. 
Frredr. Bayer & Co. in Leverkusen in überaus 
liebenswürdiger Weise zu einem Vortrage über das 
Bayer. Negativmaterial entsandt hatten. Wir. hatten 
hierbei wohl erstmalig das Vergnügen, in unseren 
Sitzungen einen Vertreter dieser bedeutenden Werke 
zu begrüssen, deren Fabrikate ja allseits genügend 


es als 


Für die Kol- 


. Diapositivplatten. 


bekannt sind. Herr Dr. von Biehler erhielt sodann 
das Wort zu seinem mit grossem Interesse erwarteten 
Vortrag. Er weist zunächst kurz an Hand der Ge. 
schichte der Photographie die Momente nach, welche 
für die Entwicklung der Photographie massgebend 
waren; er betont, dass in jüngster Zeit die finanzielle 
Seite für die Entwicklung der photographischen In- 
dustrie massgebend geworden ist, Es ist notwendig 
geworden, durch Verbilligung des Aufnahmeverfahrens 
die weitere Ausübung des Photosports zu ermöglichen. 
Aus dieser Tendenz heraus ist das neue Aufnahme- 
material Bayer - Plattenfort entstanden. An Hand 


von Fabrikationsmustern, entwickelten Negativen und 


anderem Demonstrationsmaterial wird die Brauchbar- 
keit des Bayer-Plattenfort für sämtliche Zwecke der 
Photographie nachgewiesen. Auch für Diapositivzwecke 
wird Bayer-Plattenfort nunmehr, mit einer Diapositiv- 
emulsion versehen, geliefert. Dieses Diapositiv- Platten- 
fort weist neben seiner Unzerbrechlichkeit auch noch 
den grossen Vorteil der Leichtigkeit auf, so dass ein 
Projektionsvortrag lange nicht mehr die Umständlich- 
keiten verursacht wie bisher, wo das schwere Diapositiv- 
plattenmaterial nur schwierig zu transportieren war. 
Bayer-Diapositiv- Plattenfort wird in kurzem in drei 
Qualitäten „Spezial“, „Normal“ und „Hart“ auf den 
Markt ‚gebracht werden, wovon die erstere Qualität für 
Vergrösserungen und Diapositivzwecke bestimmt ist, 
die zweite für die Herstellung von Diapositiven nach 
normalen Negativen, die dritte für die Herstellung von 
Diapositiven nach flauen Negativen. Die Verarbeitung 
ist die gleiche wie die von Negativ- Plattenfort bzw. 
Die Projektion der abgezogenen 
Schicht erfolgt in Rähmchen, die ebenfalls von der 
Firma geliefert werden. Die Projektion von ver- 
schiedenartigen Diapositiven schloss den anregenden 
Vortrag, welcher allgemein grossen Beifall fand. An- 
schliessend an die an Herrn Dr. von Biehler ge- 
richteten Dankesworte berichtete der Vorsitzende noch 
über seine eigenen vorzüglichen Erfahrungen über 
Bayer- Plattenfort, und gab er dem aufrichtigen Wunsche 
Ausdruck, dass der Verein auch fernerhin in enger 
Fühlung mit den Farbenfabriken bleibe. 

Zu Punkt 4 der Tagesordnung: „Wie sind die 
Resultate bei Anwendung von Phienosstanind hätte 
die allgemeine Diskussion lebhafter sein dürfen, was 
wohl darauf zurückzuführen ist, dass die Arbeitsweise 
mit Phenosafranin sich in Fachkreisen noch zu wenig 
Eingang verschafft hat. Es kann nicht genug auf die 
ungeheure Bedeutung dieser wichtigen Erfindung 
unseres Ehrenmitgliedes Herrn Dr. Lüppo- Cramer 
hingewiesen werden, da sie in der Tat eine Umwälzung 
auf dem Gebiete der Entwicklung bedeutet. — Herr 
Hoffschild, der als Delegierter unseres Vereins für 
die Tagung des Central-Verbandes in Frankfurt a. M. 
im Juni d. J. gewählt wurde, gab sodann hierüber 
einige kurze Mitteilungen, die demnächst noch ergänzt 
werden. — Ueber „Heimaufnahmen“, Winke hierzu für 
die Aufnahme und dafür empfehlenswerte Objektive 
machte der Vorsitzende einige Ausführungen, denen 
mit lebhaftem Interesse gefolgt wurde. Dankbar be- 


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grüsst wurde die von Herrn Heinr. Junior gemachte 
Mitteilung, dass er demnächst Heimaufnahmen praktisch 
vorführen werde. — Eine längere Diskussion schloss sich 
an den letzten Punkt der Tagesordnung, Besprechung 
des Aufrufes von A. Grienwaldt: „Einigung im 
deutschen Ausstellungswesen“. Es war hier sehr inter- 
essant, die verschiedenen Ansichten zu hören, und wurde 
dem Wunsche Ausdruck gegeben, dass sich die an 
und für sich schätzenswerte Anregung auf einer alle 
interessierten Kreise angenehmen Basis verwirklichen 
asse. Die nächste Vereinssitzung findet am g. Mai 


statt. Albert Ruland. 
I 


Photographen m Zwangsinnung 
Frankfturt.a. O. 


Auszug aus dem Protokoll über die Versammlung 
am 16. März in Landsberg a. W. 


Anfang Iı!/; Uhr. Anwesend waren 37 Mitglieder 
und als Gäste die Direktorin der Photographischen 
Abteilung des Lette-Vereins Berlin, Fräulein M. Kundt, 
und Herr C. Gerhardt, in Firma Hans Dräger- 
Stettin. Nachdem der Obermeister die Anwesenden 
begrüsst hatte, wurde das Protokoll der letzten Sitzung 
verlesen und genehmigt. Dann folgte der Kassen- 
bericht des Kassenführers, dem durch die Kassenprüfer 
Entlastung erteilt wurde, worauf die: Genehmigung er- 
folgte. Der Obermeister machte nun der Versamm- 
lung den angekündigten Vorschlag, die Innung in zwei 
Kreise, den Ost- und Westkreis, einzuteilen, und die 
Kollegen des Kreises, in welchem die Sitzung nicht 
stattfindet, sollen sich durch Delegierte vertreten 
lassen usw. Von den Mitgliedern, welche: sich von 
der Innung loslösen wollen, wurde der Vorschlag, nach- 
dem er von ihnen durchberaten war, abgelehnt. Nun 
folgte die Abstimmung über den Antrag der in den 
Kreisen Landsberg a. W., Friedeberg und Arnswalde 
wohnenden Mitglieder über Ausscheiden aus der 
Zwangsinnung Frankfurt a.0O. Die Abstimmung er 
folgte unter Aufsicht eines Magistratsvertreters und 
ergab eine Majorität für den Antrag. In der nun 
folgenden zweiten Abstimmung aller Mitglieder er- 
klärte sich die Majorität gegen den Antrag auf Los- 
lösung und für den Vorschlag des Obermeisters. 


In der nun stattfindendeu Wahl wurde ı. der 
Obermeister O. Heinrich- Frankfurt a. OÖ. wieder- 
gewählt auf ein weiteres Jahr, 2 wurde der stellver- 
tretende Obermeister F. Conrad- Berlinchen wieder- 
gewählt, 3. wurde für den ausscheidenden Schrift- 
führer der Kollege O. Fricke-Frankfurt a. OÖ. gewählt, 
4 als II. Schriftführer wurde der Kollege M. Berg- 
mann -Letschien gewählt. Nach der Mittagspause 
hielt Fräulein M. Kundt ihren Vortrag über das 
Künstlerische im photographischen Bildnis. Die Vor- 
tragende zeigte in Wort und Bild, wie man Erzeug- 
nisse der Kunst richtig betrachtet und sie als Lehr- 
mittel für den Photographen benutzen kann. Sie er- 
läuterte die Aufteilung, die Linienführung, die Wirkung 
verschiedener Helligkeitswerte und den Aufbau des 
kildes in einer Fläche. Durch Lichtbilder zeigte sie 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





die Entwicklung der Photographie vom Daguerreotyp 
bis zur Jetztzeit. Als Bildermaterial brachte sie haupt- 
sächlich Studien von Schülern des Lette- Hauses, von 
Frau Lendvai-Dirksen, von Fräul. Herta Oehl- 
rich und Frau Riess, sämtlich in Berlin. Ferner 
zeigte sie Bilder von Karl Schenker-Berlin und Dr. 
E. Quedenfeldt- Düsseldorf. Den Schluss machte 
eine Serie von expressionistischen Photographien. Nach 
reichem Beifall dankte der Obermeister Fräul. Kundt 
für den vorzüglichen Vortrag, welchen sie in uneigen- 
nütziger Weise ehrenamtlich gehalten hatte. Dann 
wurde der Haushaltplan verlesen und genehmigt. Auf 


. Antrag des Kollegen Kindermann wurde beschlossen, 


dass Lehrlinge im Innungsbezirk nun 3'/, Jahr lernen 
sollen. Auf Ersuchen der Landsberger Kollegen will 
der Obermeister bei der Handwerkskammer die Er- 
richtung einer Prüfungsstelle für Lehrlinge in Lands- 
berg befürworten. Nun zeigte Kollege Kindermann 
seinen neuen, selbst konstruierten Belichtungsapparat, 
welcher grossen Beifall fand, ferner Kollege Nakonz 
zwei gleichbelichtete Platten, von denen eine mit Neol, 
die andere mit Metol entwickelt war, die mit Neol 
entwickelte Platte zeigte mehr Lichthof als die andere; 
ferner der Obermeister Aufnahmen auf dem Mimosa- 
Abziehfilm, bei welchem Lichthöfe kaum zu bemerken 
waren. Der Obermeister empfahl die Württembergische 
Feuerversicherungsgesellschaft, welche auch Negative 
mit versichert. Ferner demonstrierte flerr Gerhardt 
die Stereo- Induposrphotographie, welche mit grossem 
Beifall aufgenommen wurde. 

An der Inkognitoausstellung hatten sich acht Kol- 
legen beteiligt, Preisträger waren ı. Titus, Herr 
J. Rosner- Landsberg; 2. Bromöl, Herr K. Aurig- 
Landsberg; 3. Luh, Herr W. Nakonz-Frankfurt a, O. 

Schluss der Sitzung 6!/, Uhr. 

O. Heinrich, 
Obermeister. 


O. Fricke, 
Schriftführer. 


Auf vielseitige Anregung hat zwischen dem Vor- 
sitzenden des C.V., Herrn R.Schlegel, und den hierzu 
delegierten Herren des Vorstandes vom D. Ph. V. eine 
Besprechung wegen des in Aussicht genommenen Zu- 


sammenschlusses in Dresden stattgefunden. Man ge- 
langte zur Aufstellung folgender Gegenseitigkeits- 
bedingungen: 


Der D. Ph. V. tritt dem C V. bei. Mit diesem Bei- 
tritt lässt er alle Programmnummern fallen, die der 
Vertretung der Photographie auf wirtschaftliichem Ge- 
biete gewidmet sind, er bemüht sich jedoch, die Arbeit 
des C. V. weitestgehend zu unterstützen. 

Als Gegenleistung verzichtet der C. V. für die Zu- 
kunft auf die Veranstaltung von Fachausstellungen. 
Er üterträgt dem D.Ph.V. im Ausstellungswesen die 
Wahrung und Förderung seiner Interessen und sucht 
an einer einzigen, grosszügigen Ausstellung im besten 
Sinne mitzuwirken. 

Diese Bedingungen gelten für beide Teile als un- 
verbindlich. Sie sollen jedoch die Grundlage für die 
Behandlung dieser Anschlussfrage auf den kommenden 
Tagungen des C. V. und des D. Ph, V. bilden, H.E, 





Personalien. 
Gestorben ist der Photograph Wilhelm Lohse 
in Pretzier (Altn.) im 75. Lebensjahre. 


. 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 

Die Trockenplattenfabrik Otto Perutz, G.m.b.H,., 
München, bringt in Erweiterung ihrer ortbochromati- 
schen Platten eine neue lichthoffreie Momentplatte 
„Perorto- Braunsiegel® in den Handel. Die hervor- 
stechenden Eigenschaften dieser neuen Platte sind voll- 
kommenste Lichthoffreiheit und beste Orthochromasie 
bei höchster Empfindlichkeit. Während die gewöhn- 
liche Antihaloplatte eine 2—3fache Exposition be- 
nötigt, können mit der neuen Braunsiegelplatte die 
schnellsten Momentaufnahmen gemacht werden. Daher 
ist diese Platte überall da mit grossem Vorteil anzu- 
wenden, wo starke Lichtkontraste auftreten und kürzeste 
Exposition gefordert werden muss. Sie ist die typische 
Platte für Wintersport, wie sie Luther in seinen Ab- 
handlungen hervorhebt, ferner sehr geeignet für See- 
aufnahmen, und mit einer leichten Gelbscheibe mit 
‚grossem Vorteil als Landschaftsplatte verwendbar. Von 
der gewöhnlichen Antihaloplatte unterscheidet sich die 
Perutz- Perorto - Braunsiegel-Antilialo- Rapidplatte ferne 
durch ihre weniger steil verlaufende Gradation, wodurch 
weichere Negative entstehen, eine Eigenschaft, die die 
Braunsiegel-Platte zu einer vorzüglichen Atelierplatte 
stempelt, besonders dann, wenn Beleuchtung und die 
Kostümfrage eine lichthoffreie Platte verlangen. Der 
Lichthofschutz zwischen Schicht und Glasplatte ver- 
schwindet im Fixierbad vollständig, ohne den Ent- 
wickler zu färben. | 


—ent— 


Kleine Mitteilungen. 

— Vergünstigung bei Papierbezug. Ausser 
der Firma Bergmann & Co.-Wernigerode (Harz) ge- 
währt anch die Befa, Berliner Fabrik photographischer 
Papiere, Berlin - Friedenau, Bennigsenstrasse 23/24, 
unseren Mitgliedern 15 %/g beim Einkauf photographi- 
scher Papiere. Auf Wunsch werden den uns an- 
geschlossenen Vereinigungen Muster zur Verfügung 
gestellt. 


Central-Verband Deutscher Photographen-Vereine 
und Innungen, J. P. 


R. Schlegel, Vorsitzender. 


— Central-Verbandstagung iu Frank- 
furt a. M., 21.—23. Juni. Wie uns die Fachphoto- 
graphen- Vereinigung Frankfurt a. M. mitteilt, ist 
während der Tagung des Central-Verbandes in Frank- 
furt a. M. der Photo-Industrie und Händlerschaft Ge- 
legenheit zur Ausstellung ihrer Fabrikate und Neu- 
heiten gegeben. Es ist im Verhandlungsgebäude im 
Volksbildungsheim ein Saal gemietet, in welchem Tische 
von ı!, m Länge und ı m Breite aufgestellt werden. 
Als Platzmiete werden für die drei Verhandlungstage pro 


Tisch ı00 Mk, berechnet. Bestellungen sind an Herrn 
Heinrich Junior, Frankfurt a. M., Rossmarkt ı5, 
zu richten. Da der Raum ziemlich begrenzt ist, so 
wird um möglichst umgehende Anmeldung — spätestens 
aber bis 15. Mai — gebeten. 


— Zur gesetzlichen Neuregelung des Lehr- 
lingswesens. Zur Zeit sind ‘nachdrückliche Be- 
strebungen im Gange, den Lehrvertrag unter Durch- 
brechung der Bestimmungen der Reichsgewerbeordnung 
in den Tarifvertrag einzubeziehen. Ein von dem be- 
kannten sozialistischen Führer Rechtsanwalt Sinz- 
heimer stammender Gesetzentwurf über Tarifrecht 
behandelt ausdrücklich den Lehrvertrag als Teil des 
Tarifvertrages und versucht so, den Lehrling zum 
jugendlichen Arbeiter, das Lehrverhältnis zum Arbeits- 
verhältnis zu stempeln. Die Einbeziehung des Lehr- 
lings in den Tarifvertrag muss mit zwingender Not- 
wendigkeit zur Erschütterung der Autorität des 
Lehrmeisters führen. Dadurch würde eine geregelte 
Lehrlingsausbildung unmöglich gemacht. Das deutsche 
Handweık wehrt sich daher auf das erbittertste gegen 
jeden Versuch, das Lehrlingswesen in den Tarifvertrag 
einzubeziehen, der lediglich Löhne. und Arbeits- 
bedingungen regeln soll. In dem vorliegenden Ver- 
such der Gewerkschaften ist nur der erste Schritt zu 
erblicken, um mit der Zeit im Tarifvertrage auch Be- 
stimmungen über Produktionsregelung, Rohstoffver- 
sorgung, Absatzregelung, Stillegung „unrationeller“ 
Betriebe, „überflüssiger“ Betriebsformen durchzusetzen, 
wobei nicht sachliche Momente, sondern die Macht- 
verhältnisse des gewerkschaftlichen Kampfes entscheidend 
wären. Das ganze deutsche Unternehmertum hat also 
alle Veranlassung, mit dem Handwerk in dieser Frage 
den energischsten Widerstand zu leisten und zu ver- 
hindern, dass andere als reine Lohn. und Arbeits- 
bedingungen tariflich geregelt werden. In vielen 
Städten haben bereits Handwerkerversammlungen statt- 
gefunden, auf denen scharfe Entschliessungen an- 
genommen und dem Reichskanzler, dem Reichsarbeits- 
und Reichswirtschaftsminister übermittelt wurden. 

— Das Handwerk protestiert gegen die 
Einbeziehung des Lehrlingswesens in den 
Tarifvertrag! In Uelzen, Lüchow, Dannenberg und 
Lüneburg wurde folgende Entschliessung angenommen: 
„Die zum Kreishandwerkertag versammelten Hand- 
werker des Kreises Lüneburg legen schärfste Ver- 
wahrung ein gegen jede tarifvertragliche Regelung des 
Lehrlingswesens und jede Untergrabung der Autorität 
des Meisters gegenüber dem Lehrling, da sonst eine 
geregelte Lehrlingsausbildung unmöglich und dem 
Handwerk der Lebensfaden abgeschnitten wird. Sie 
erwarten, dass die Reichsregierung den zuweitgehen- 
den Forderungen der Gewerkschaften energisch ent- 
gegentritt und nicht duldet, dass die Lehrlingsfrage 
unter einseitigen Arbeitnehmer- oder politischen Ge- 
sichtspunkten geregelt wird.“ 

— Reutlingen. Bei den im Januar d. J. und 
den folgenden Monaten vor der Handwerkskammer 
Reutlingen abgehaltenen Meisterprüfungen hat unter 
anderem Photograph Adolf Jauch, Schwenningen a,N., 


146 






die Meisterprüfung bestanden und sich damit das 
Recht zur Anleitung von Lehrlingen erworben. 


0 
Büchersehau., 

Die Palimpsestphotographie (Photographie 
der radierten Schriften) in ihren wissenschaftlichen Grund- 
lagen und praktischen Anwendungen. Von P.R.Kögel. 
Mit 42 Abbildungen auf 8 Tafeln. Enzyklopädie der 


Photographie, Heftg5. Druck und Verlag von Wilhelm 
Knapp in Halle (Saale) 1920. Preis geheftet 18,60 Mk. 


Dieses dem Berufslichtbiliiner fernliegende Gebiet 
wird erschöpfend von P. R. Kögel behandelt, der die 
Palimpsestphotographie durch ein neues Aufnahmever- 
fahren (D. R. P. 288327) bereichert und verbessert hat. 
Es handelt sich um das Wiedersichtbarmachen alter 
ausradierter Schriftzüge auf Pergamenten des frühesten 
Mittelalters, die aus Sparsamkeitsrücksichten nach Ent- 
fernung der ursprünglichen Schrifteintragungen ein 
zweites (und manchmal auch ein drittes) Mal beschrieben 
wurden. Die Photographie versucht die geringen ur- 
sprünglichen Schriftreste wieder sichtbar zu machen, 
indem sie die ‚Schriftspuren und den Schriftträger 
photographisch zu differenzieren versucht. Kögel 
schildert die seither verwendeten Verfahren mittels 
reflektierter sichtbarer und unsichtbarer Strahlen und 
beschreibt ausführlich seine eigene Methode, die 
Palimpseste durch Fluoreszenz bei ultravioletter Be- 
leuchtung der photographischen Platte erkennbar zu 
machen. An gut gewählten Beispielen wird das Erreichte 
im Bilde gezeigt. Von allgemeinem Interesse sind auch 
Beispiele der forensischen Fluoreszenzphotographie zur 
Aufklärung von Urkundenfälschungen verschiedener 


Art. Stenger. 
u SC = 


Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 

beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Technische Fragen. 

Frage 21. Heır AH. R. 
gefl. Bescheid geben, ob die Herstellung und der 
Vertrieb von Photographien wie inliegendes Muster 
(Gehrhäusers Miniatur- Kunstdruckphotos) verboten 
sein kann und mit welchem Rechte, oder was über- 
haupt daran verboten sein kann, ohne den Ankauf des 
„Herstellungsrechtes“. Es ist doch nichts Neues daran 
zu patentieren. Unaufgeklebte Photos gibt es doch 
schon längst, Bilder geprägt habe ich schon vor Jahren, 
für dieses oder ähnliches Format kann es doch auch 
keine Vorschrift geben, Negativ abdecken und auf 
grösserem Papier kopieren ist doch schon lange üblich. 
Antwort zu Frage 21. Unserer Ansicht nach ist 

an der übersandten Photographie nichts Besonderes. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


in N. Wollen Sie mir. 





Sie behaupten vollständig richtig, dass man auf karton- 
starkem Papier unaufgeklebte Bilder schon immer her- . 
stell. Dass Bilder geprägt werden, ist offenbar eben- 
falls nichts Neues, sondern ist, in dieser Art und Weise 
hergestellt, schon eine uralte Sache. Ebensowenig 
kann natürlich das Abdecken eines Negativs neu sein, 


‚Das einzige, was zweifelhaft sein könnte, ist die Frage, 


ob der Ersatz des üblichen Tiefprägens durch eine 
übrigens nicht gerade sinnige Hochprägung etwas er- 
finderisch Neues darstellt; das dürfte aber auch strittig 
sein, denn bei den sogenannten Kamee - gepressten 
Bildern (früher Bomb&s genannt) geschieht genau das- 
selbe. Wir halten es für unbedenklich, Bilder in dieser 
oder ähnlicher Weise herzustellen. 

Frage 22. Fräulein M.K. in J. Ich habe die 
Absicht, in eiu grösseres modernes Atelier (in Deutsch- 
land oder der Schweiz) als Hospitantin einzutreten, wo 
mir Gelegenheit geboten würde, mich hauptsächlich 
als Operateurin und Laborantin weiter auszubilden. 
Ich habe 3 Jahre Lehrzeit in grösserem Atelier, ein 
Semester an der Anstalt für Photographie in München, 
weitere 4 Monate Praxis als Gehilfin für Alles (mit sehr 
gutem Zeugnis). Leider musste ich meine Stellung 
bei Ausbruch des Krieges aufgeben und war nun nahe- 
zu 7 Jahre nicht im Fache tätig. Wird es mir als 
Jugoslawierin möglich sein, in der Schweiz oder Deutsch- 
land als Hospitantin Aufnahme zu finden, und wie 
komme ich ehestens ans Ziel? 

Antwort zu Frage 22. Die einzige Möglichkeit, 
eine solche Stellung zu erhalten, dürfte wohl die 
durch ein Inserat sein. Ob sich darauf jemand meldet, 
muss abgewartet werden. Zur Zeit wird allerdings 
wohl in Deutschland keine besonders grosse Nach- 
frage nach solchen Personen bestehen. 

Frage 235. Herr E. K. in L. Es sollen von 
Fabriksälen Panoramen geliefert werden, etwa drei 
Aufnahmen, zu jedem Panorama im Format 18% 24. 
Welche Brennweite ist empfehlenswert? Sollen oder 
können die Aufnahmen von einem Standpunkt ge- 
macht werden, oder bei rechter Seite von links, linke 
Seite von mehr rechts, Mitte und Hintergrund von 
der Mitte des Saales aus? In Lehrbüchern sind imnıer 
nur Landschaftspanoramen beschrieben. Für Hinweis 
auf entsprechende Literatur wäre besonders verbunden. 

Antwort zu Frage 23. Wenn ein Panorama her- 
gestellt werden soll, d.h. wenn die Aufnahmen an- 
einandergeklebt passen sollen, so kann dies nur da- 
durch geschehen, dass man sie alle vom gleichen 
Standpunkt aus aufnimmt, einen kleinen Bildwinkel 
benutzt und die Kammer so dreht, dass das Objektiv 
dabei still steht, oder besser gesagt, dass sich der 
Drehpunkt der Kammer unter der Blende des Objektivs 
befindet. Wenn dann der Bildwinkel 30° nicht über- 
steigt, so bekommt man leidlich zusammenfügbare 
Einzelbilder. Ein richtiges Panorama kann man natür- 
licherweise nur mittels eines eigentlichen Panoramen- 
apparates machen, bei dem die Aufnahmefläche einen 
Hoblzylinder von regelmässigem Kreisquerschnitt bildet. 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin -Halensee, Halberstädter Strasse % 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


DHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S,, Mühlweg ı9. 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen* (mit vielen Kunstdrucktafeln.. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
der 5omm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 








träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 19. 


. 13. Mai. 


I921. 











Die Photographen - Zwangsinnung für das Photographenhandwerk des Handwerkskammer- 
bezirks Stuttgart und die Photographen-Zwangsinnung Ulm a. D. und der Oberämter Biberach, 
Blaubeuren, Ehingen, Geislingen, Laupheim, Münsingen und Riedlingen wählten „Das Atelier des 
Photographen“ mit der „Photographischen Chronik“ zum Innungsorgan. 


Rundsehau. 


Unsere modernen Kopierpapiere. 


Die Gaslichtpapiere als Kontaktkopiermaterial 
waren schon vor dem Kriege in Amateurkreisen 
sehr beliebt, und deren Verarbeitung hat mit 
der stetig steigenden Goldknappheit noch weiter- 
hin beträchtlich zugenommen. 
atelierss baben sich diesen Papieren jetzt mehr 
zugewandt. Die ersten Gaslichtpapiere stellten 
ein ziemlich unempfindliches und zwangläufig 
zu behandelndes Papier dar, die Bildresultate 
erschienen durchweg hart, die Begeisterung für 
diese Fabrikate war jedenfalls in Deutschland 
zunächst eine sehr geringe. Das hat sich mit 
dem weiteren Ausbau, der Vervollkommnung 
der Gaslichtpapiere wesentlich geändert. In 
keinem anderen photographischen Positivpapier 
existieren so viele Varietäten wie bei dem 
Gaslichtpapier, und man mag oft genug im 
Zweifel sein, welches Fabrikat und welche Sorte 
für die vorliegenden Bilderzeugnisse die zweck- 
mässigste sei. 

Um in der Tönung der Bilder den Produkten 
auf Silberauskopierpapieren näherzukommen, sind 
in den Gaslichtpapieren auch Spezialmarken 
herausgekommen, deren Emulsion auf die Ent- 
wicklung in brauner Bildfärbung zugerichtet ist. 

Trotz der Möglichkeit der vielen Variationen 
behalten doch die Kopien auf Gaslichtpapieren 
einen gewissen Grundcharakter, unterschiedlich 
von anderen Papieren, aber nicht jedes Auge 
versteht sich darauf. Leicht wird dagegen das 
Erkennen der Sondervorzüge der einzelnen 
Papiere bei Nebeneinanderbetrachtung der Bild- 
erzeugnisse, wenn wir nach gleichem Original- 
negativ Vergleichskopien auf verschiedenem 
Positivmaterial fertigen. Ziehen wir einmal 
Albuminpapier, Zelloidinpapier und den Pigment- 


Auch die Fach- 


[Nachdruck verboten.) 


druck heran, so werden wir beim ersten Blick 
wesentliche Unterschiede herausfinden. Das 
Albuminbild ist von ausgeprägt zartem Charakter 
und gibt uns eine vorzügliche Abstufung, selbst 
in den lichtesten und dunkelsten Partien des 
Bildes. Das Zelloidinpapier, auch zart von Natur, 
gibt die Schatten nicht so detailliert heraus 
als die Albuminschichten. Natürlich müssen 
wir bei solchen Vergleichen auch Bilder ähnlichen 
Grundpapierstoffes heranziehen; wir können nicht 
gut Kopien auf blanken Zelloidinpapieren mit 
solchen auf Mattalbumin in Parallele ziehen, 
sondern müssen diesfalls Glanzalbumin nehmen. 
Rauhe und grobnarbige Untergrundpapiere zer- 
reissen die feine Silberbildschicht und verändern 
den Bildeindruck, obschon dieselbe Bildsubstanz 
besteht. Andererseits werden wir beobachten, 
dass ein Mattzelloidin nicht die samtene stumpfe 
Oberfläche aufweist wie ein Mattalbumin- oder 
ein Platinomatt-Bromsilberpapier bzw. Gaslicht- 
papier von entsprechender Oberfläche. 


Die Pigmentbilder zeigen uns ein von den 
vorgenannten Positivpapieren beträchtlich ab- 
weichendes Aeussere. Ganz abgesehen von 
der Farbenmannigfaltigkeit ist die Struktur der 
Bildschicht anders geartet. In den Tiefen des 
Bildes, die wohl eine schöne Kraft besitzen, 
ist nicht die reiche Abstufung wie bei den 
Albuminkopien vorhanden, dagegen erscheinen 
die lichten Töne ausgeprägter. 


So finden wir schliesslich bei jedem Positiv- 
verfahren Sondereigenschaften, und derartige 
Fragen, wie „welches Kopierpapier ist das 
beste?“, sind nicht lösbar, denn bei dem Ent- 
scheid für einen Kopierprozess kommt es in 
erster Linie darauf an, welcher Art die Auf- 
nahmen sind und welchen Zwecken diese 


.9 


148 


= PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


a ET EEE 


dienen sollen. Für Arbeiten künstlerischer 
Richtung wird man andere Verfahren wählen 
als für die Vervielfältigung von naturwissen- 
schaftlichen Studien, und für Massenauflagen 
von Ansichtsbildern, Architekturen usw. treten 
wiederum ganz andere Gesichtspunkte auf. Des 
weiteren tritt noch das Mass der verfügbaren 
Zeit und die Verhältnisse im Arbeitsraum und 
-Gerätschaften in Rücksicht, und damit scheidet 
wieder mancher Prozess aus, der für das vor- 
liegende Bildgenre vielleicht besonders vorteil- 
haft wäre. | 

Aber auch der Charakter der Negative, ob 
stärker gedeckte oder dünnere flaue Platten 





vorliegen, spielt bekanntlich bei der Auswahl 
eines günstigen Kopierpapieres oft eine Rolle, 
und es ist ein Hauptvorzug der Entwicklungs- 
papiere, dass wir in dieser Richtung die Hervor- 
ruferlösung entsprechend abstimmen können, 
oder dass wir von dem betreffenden Papier 
diejenige Schichtpräparation anschaffen, die der 
Negativqualität entspricht. In dieser Hinsicht 
sind namentlich unsere Gaslichtpapiersorten be- 
sonders gekennzeichnet. Wie in dieser Hinsicht 
zweckmässig zu arbeiten ist, finden wir unter 
anderem in dem Buche „Hanneke, Das Arbeiten 
mit Gaslicht- und Bromsilberpapieren“ unter 
Beigabe von Bildbeispielen auseinandergesetzt. 


— a ——— 


Wesentlieher Inhalt 
der „Vorsehläge für den Entwurf eines Reiehsrahmengesetzes über 
die Berufsvertretung des Handwerks und Gewerbes“. 


Von Dr. Lübbering in Essen. 


I. Allgemeines Zwangsmitgliedschaft. 
Gewerberegister. 

Nach $ ı werden für die Arbeitgeber Fachverbände 
und Handwerkskammern, für die Arbeitnehmer ent- 
sprechende Einrichtungen (Berufsverbände) als Inter- 
essenvertretungen gebildete. Durch das Zusammen- 
wirken beider Teile wird der Berufsstand vertreten. 

Jeder, der ein Handwerk oder Gewerbe im Sinne 
dieses Gesetzes betreibt, gehört nach $ ı kraft Gesetzes 
dem Fachverband seines Berufs an (Zwangsmitglied- 
schaft). 

Zwecks Durchführung dieser Bestimmung wird 
nach $S 6 von der Reichsregierung ein Verzeichnis der 
Handwerks- und Gewerbeberufe, die* für die Fach- 
verbände zu bilden sind, aufgestellt. Jeder Inhaber 
eines Handwerks- oder Gewerbebetriebes, der in dem 
genannten Verzeichnis steht, hat nach $ 7 seinen Be- 
trieb bei der Ortspolizeibehörde und nach 8 go auch 
bei der Handwerks- oder Gewerbekammer anzumelden. 
Nach $ 92 kann die Handwerks- und Gewerbekammer 
Ordnungsstrafen bis zu 500 Mk. verhängen, wenn der 
Gewerbetreibende seiner Meldepflicht nicht genügt. 
Nach $ gı müssen die Anmeldungen zur Eintragung 
in das Gewerberegister persönlich bei der Handwerks- 
und Gewerbekammer bewirkt werden, oder in öffent- 
lich beglaubigter Form eingereicht werdeıı. 


2. Aufbau der Berufsvertretungen. 

Nach 313 ist der örtliche Träger des Fachver- 
bandes und seiner beruflichen Selbstverwaltung die 
Innung. Sie ist das ausführende Organ für die Mass- 
nahmen des Landesverbandes bzw. des Reichsverbandes 
ihres Berufs. 

Nach $8 ist 
Fachverbäude. Hiernach ist die Innung eine reine 
Fachorganisation. Nach $ ıı, IV, entscheidet über das 
Fortbestehen nichtfachlicher Vereinigungen (gemischte 
Innungen, Gewerbevereine, Handwerkervereinigungen) 
die zuständige Landeszentralbehörde., 


sie die örtliche Unterstufe dieser 


[Nachdruck verboten.] 


Gemäss $ 52 können die Innungen einer oder 
mehrerer Gemeinden eines Gemeindeverbandes oder 
eines höheren Kommunalverbandes, mit Zustimmung 
der Handwerks- und Gewerbekammer auch mehrerer 
höherer Kommunalverbände, sich zu örtlichen Ver- 
einigungen (Innungsausschüssen, Handwerksäntern, 
Gewerbeämtern) zusammenschliessen zur Wahrung ihrer 
örtlichen besonderen Interessen. Nach $ 53, IV, kann 
den örtlichen Vereinigungen auf Antrag von der 
Landeszentralbehörde nach Anhörung der Handwerks- 
und Gewerbekammer die Rechtspersönlichkeit verliehen 
werden. Ferner kann nach $ 54 auf Antrag beteiligter 
Innungen durch die höhere Verwaltungsbehörde nach 
Anhörung der Handwerks- und Gewerbekammer der 
Beitrittszwang sämtlicher Innungen zur örtlichen Ver- 
einigung angeordnet werden, wenn die Mehrheit der 
beteiligten Innungen dem zustimmt. 


Die Landesverbände, auch Fachverbände genannt, 
baben nach $ 43 in Wahrnehmung der Interessen der 
in ihnen vertretenen Gewerbe die gesetzlichen Aufgaben 
zu erfüllen, die über den Rahmen der Innung hinaus- 
Sie haben die Innungen, Innungsausschüsse 
und Handwerks- und Gewerbekammern in der Ver- 
folgung ihrer Aufgaben zu unterstützen. Nach $ 9 darf 
innerhalb des Bereichs eines Bezirkswirtschaftsrats nur 
ein Landes- oder Fachverband gebildet werden. Nach 
$ ı0o bilden die Landesverbände des gleichen Gewerbes 
unter Zustimmung der Reichsregierung den Reichs- 


gehen. 


verband. 

Unabhängig von den genannten Organisationen er- 
folgt die Bildung der Handwerks- und Gewerbe- 
kammern durch Verfügung der Landeszentralbehörden. 
Nach $S 62 soll für die Abgrenzung der Bezirke die 
wirtschaftliche Zusammengehörigkeit und die steuer- 
liche Leistungsfähigkeit miassgebend sein. Nach $ 63 
müssen die Mitglieder der Handwerks- pınd Gewerbe- 
kammer aus allgemeinen, gleichen und geheimen 
Wahlen auf der Grundlage der Verhältniswahl nach 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


149 








Wahllisten hervorgehen. Die Wahllisten sind nach 
Berufsgruppen aufzustellen. Die Verteilung der Berufe 
auf die zu bildenden Gruppen erfolgt nach Massgabe 
des von der Reichsregierung aufgestellten Verzeich- 
nisses der Handwerks- und Gewerbeberufe. 

Gemäss $ 82 können die im Gebiete eines Bezirks- 
wirtschaftsrats bestehenden Handwerks- und Gewerbe- 
kammern mit den beteiligten Landesverbänden eine 
gemeinsame Vertretung bilden, den Landesausschuss. 
Dieser besteht je zur Hälfte aus Vertretern der be- 
teiligten Kammern und Verbände Nach $ 83 ist der 
Landesausschuss befugt, die Gesamtinteressen der 
Unternehmer aus Handwerk und Gewerbe seines Wirt- 
schaftsbereichs wahrzunehmen und sie gegenüber dem 
Bezirkswirtschaftsrat zu unterstützen. Er bestellt die 
Vertreter aus Handwerk und Gewerbe für den Bezirks- 
wirtschaftsrat. 

Nach $ 84 ist die Gesamtvertretung des selb- 
ständigen Handwerks und Gewerbes der Reichshband- 
werks- und Gewerbetag. Er wird nach $ 85 gebildet 
aus Vertretern der Handwerks- und Gewerbekammern 
und der Reichsverbände. Die Aufnahme anderer Ver- 
bände des Handwerks und Gewerbes, söwie der ge- 
werblichen Genossenschaften kann durch die Satzung 
vorgesehen werden. Der Reichshandwerks- und Ge- 
werbetag dient nach $ 86 den Reichsbehörden regel- 
mässig als Beirat in allen Handwerk und Gewerbe 
berührenden Fragen. Er ist befugt, selbständig An- 
träge bei der Reichsregierung zu stellen. Die Reichs- 
regierung und die Regierungen der Länder sind zu 
den Sitzungen der Vollversammlung einzuladen. Der 


Reichshandwerks- und Gewerbetag bestellt die Ver- 
treter der Unternehmer aus Handwerk und Gewerbe 
für den Reichswirtschaftsrat. 

Die Zusammenarbeit der Fachverbände mit den 
Berufsverbänden der Arbeitnehmer wird nach $ 61 ver- 
mittelt durch Fachausschüsse, die auf paritätischer 
Grundlage von den beiderseitigen Verbänden zu bilden 
sind. Die Fachausschüsse sind berufen, die Fachver- 
bände der Arbeitgeber mit den Berufsverbänden der 
Arbeitnehmer im Rahmen der beruflichen Selbstver- 
waltung zur Förderung der gemeinsamen Interessen 
ihres Berufszweiges zusammenzuführen. Fachausschüsse 
sind zu errichten im Anschluss an ı. die Innungen, 
2. die Innungsausschüsse, 3. die Landesverbände, 4. den 
Reichsverband. 

Hiernach ist also der Aufbau der beruflichen Ver- 
tretungen lückenlos. Auch die Heranziehung der 
Handwerksbetriebe ist eine lückenlose. Denn nicht 
nur die Inhaber eines Handwerks- oder Gewerbe- 
betriebes, die zu den von der Reichsregierung für die 
Bildung von Fachverbänden bestimmten Berufe ge- 
hören, sind zur Mitgliedschaft verpflichtet, sondern 
auch die juristischen Personen, sowie diejenigen Ge- 
werbetreibenden, in deren Betrieben mehrere Berufs- 
zweige vereinigt sind, und endlich diejenigen Betriebs- 
teile, die mit einem anderen als dem in das Verzeichnis 
der Reichsregierung aufgenommenen Gewerbe oder 
Geschäft verbunden sind, soweit sie handwerksmässig 
betrieben werden und nicht ausschliesslich für Rech- 
nnng des Hauptbetriebs arbeiten ($ 4). 

(Schluss folgt.) 


Meine Erfahrungen mit dem Plasmat. 
Von H. Traut in München. 


Wer im Beruf steht, hat nicht immer die Zeit, oft 
auch nicht die Befähigung, Neuerscheinungen auf ihren 
Wert zu prüfen. Das überlässt der Fachmann gern 
„den andern“. Man hat sich mit den Mängeln des 
Bestehenden abgefunden, und gerade darin liegt sehr 
oft die Kunst im Handwerk. 

Wer glaubt, dass das alte Porträtobjektiv, das der 
geniale Petzval im Jahre 1840 berechnete, heute ab- 
getan sei, irrt sich. Und es ist nicht zu leugnen, trotz 
aller Fehler besitzt es Eigenschaften — nicht nur die 
hohe relative Lichtstärke — die es wertvoll machen: 
Gar mancher feinfühlige Bildnisphotograph verwendet 
noch heute mit Vorliebe die alte Petzvalkonstruktion, 
sei es unter dem Namen des Dallmeyer-, Voigt-, 
länder-, Busch-, Hermagis-, Meyer oder sonst- 
wie benannten Porträtobjektivs und erzielt damit jene 
unbeschreibliche weiche Plastik, die manchem fehler- 
losen Objektiv nicht zu eigen ist. 

Es ist aber nicht immer die gute Eigenschaft des 
Alten, die den Berufsmenschen bestimmt, beim Alten 
zu bleiben, es kommen da noch andere Gründe, die 
mitsprechen, von denen ich zwei besonders erwähnen 
möchte. Der eine ist die allzubegreifliche Abneigung 
vegen eine kostspielige Neuanschaffung und die zweite 
ist die Gewohnheit. 


(Nachdruck verboten.] 
Gewohnheit ist eine Macht, von der man sich 


selbst gern frei glaubt. Ich habe wenigstens fest ge- 
glaubt, von ihr frei zu sein, und die, welche mich gut 
kennen, glauben es vielleicht heute noch. Das Alt- 
hergebrachte war für mich nie eine Fessel. Ich werfe 
es leichten Sinnes über Bord, wenn etwas Besseres in 
den Weg tritt, und doch habe ich in den letztvergangenen 
Wochen erkennen müssen, wie auch über mich die 
Gewohnheit eine recht erhebliche Gewalt hatte, 

Da hiess es, ein neues Objektiv, den Plasmat, 
in Gebrauch nehmen. Es war der Name des in der 
Fachwelt hochangesehenen Erfinders Dr. Rudolph, 
der mich veranlasste, das Instrument in Gebrauch zu 
nehmen ohne es nach meiner sonstigen Gepflogenheit 
auf alle Korrekturen genauestens nachzuprüfen. Nur 
angesehen habe ich es mir. 

Dass die schwerflüssigen Barytgläser blasenfrei 
nicht hergestellt werden können, dass die kleinen 
Bläschen im Glas praktisch ganz belanglos sind, ist 
mir sehr wohl bekannt. Trotzdem möchte ich fest- 
stellen, dass auch der Plasmat mit diesem Schönheits- 
fehler behaftet ist. Aber das ist für die Güte eines 
Objektives ohne jede Bedeutung. 

Also ich habe in diesem Falle den Plasmat einfach 
zur ersten besten Aufnahme hergenommen, ohne auch 


19* 


150 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





nur einen Einstellversuch gemacht zu haben. Das 
Ergebnis war denn auch kläglich. Das Einstellen — 
es war ein schöner, sonniger Tag — war einfach un- 
möglich. Hier versagte mein Können, trotz 47 jähriger 
Praxis, glatt. Ich musste wieder zu meinen alten Ob- 
jektiv greifen. An diesem und dem nächsten Tage 
habe ich für das schöne blinkende Instrument nur 
scheue Seitenblicke gehabt, angerührt habe ich es 
nicht. Wieder ein schöner Sonnentag. Mutig greife 
ich zum Plasmat, mit der festen Absicht, nun in aller 
Ruhe mit einem eigens dazu gebetenen Modell einmal 
gründliche Versuchsaufnahmen zu machen. Was soll 
ich sagen? Auf der Mattscheibe ein leuchtendes, helles, 
aber schleirig verschwommenes Bild, nirgends eine 
Schärfe, mit der Lupe erst recht nicht, ich drehe die 
Mattscheibe vor und zurück, die Unschärfe ändert sich 
kaum. Da komme ich auf den Gedanken, es mit dem 
Abblenden zu versuchen. Also ich blende auf 1:45 
ab, und siehe da, jetzt gelingt mir das Einstellen 
schon ganz gut, wenn auch nicht so leicht wie mit 
meinem Anastigmat. Die geschnittene Haarschärfe 
der Augenbrauen und Lippen, die sonst guten Anhalts- 
punkte für richtige Einstellung, sind immer noch nicht 
vorhanden, auch geringe Verschiebungen der Matt- 
scheibe scheinen die Schärfe nicht so wesentlich zu 
beeinflussen. Sollte wirklich eine mehr allgemeine 
Schärfe in der Tiefe vorliegen? Die Aufnahme wird 
gemacht, noch eine und noch eine dritte. Merkwürdig, 
die Negative sind geschnitten scharf, ja, geschnitten 
scharf! .oder doch nicht? Sind nicht die Sommer- 
sprossen doch etwas weicher? Aber das blonde Haar 
ist doch gestochen scharf! Oder ist es doch nicht ge- 
stochen, nein, es ist nicht ganz gestochen scharf. Es 
wird eine Vergrösserung von 12X 16!/, cm auf 24x30 cm 
gemacht, da wird sich der Mangel an Schärfe wohl 
zeigen. Die Vergrösserung ist unbedingt scharf, ebenso 
scharf, wie nach einer Aufnahme mit gewöhnlichem 
Anastigmat. Aber das will alles nichts heissen. Der 
Plasmat war ja bei der Aufnahme auf /'/4,5 abgeblendet. 
Also neuer Versuch ohne Blende. Warum macht jetzt 
das Einstellen auch ohne Blende fast gar 
Schwierigkeiten mehr? Das Instrument hat sich nicht 
geändert. Es kann nur die Gewohnheit sein. Ich 
stelle fast ebenso schnell ein, wie mit meinem alten 
Anastigmat. Die Negative werden auf Schärfe ge- 
nauestens untersucht, sie weisen überhaupt keinen 
merkbaren Unterschied auf gegenüber den Aufnahmen, 


keine 


die mit dem auf 4,5 abgeblendeten Plasmat gemacht 
wurden, sie sind vollkommen scharf, die Abdrucke 
aber zeigen erst ganz auffällige Raumschärfe und 
eigentümliche Raunmwirkung. Eine Dame steht frei, 
etwa 2,5 m von der Zimmerwand entfernt. Das 
Bild wirkt geradezu packend durch seine Raumtiefe, 
Man glaubt, um die Person herumzuschauen, 

Auf einem zweiten Bild steht die Dame ganz nahe 
an der Wand, auch hier die merkwürdige Plastik. 
Sie zu sehen, ist vielleicht nicht jedem gleich gut ge- 
geben. Ich habe andere Personen um ihren Eindruck 
befragt, das Ergebnis war teils augenblickliche, teils 
mehr oder minder zögernde Zustimmung. Es reizte 
mich, eine Innenaufnahme mit dem Plasmat zu machen, 
einen Raum von g m Tiefe. Ich konnte ı!/,m in 
einen Nebenraum zurücktreten. Eine Abblendung auf 
ZF [12 bei einer Brennweite von 24 cm genügte vollauf 
um ein in allen Teilen scharfes Bild zu erzielen. Das 
ist jedenfalls ungewöhnlich, denn bis heute war man 
beisolchen Aufnahmen gewöhnt, mindestens auf }/ı8 bis. 
F'j24 abzublenden. Auf diesem Bild ist die Körper- 
haftigkeit fast uoch auffälliger. Auch Architektur- und 
Landschaftsaufnahmen habe ich versucht. Bei den 
Architekturaufnahmen gelang es mir, die Gegenstände, 
die 2m vom Objektiv und die 120 m entfernt waren 
mit der Blende F'/ı8 geschnitten scharf zu bekommen. 
Bei den Landschaftsaufnahmen brauchte ich zur Scharf- 
stellung des ganz im Vordergrund liegenden Laubes 
mitsamt der Ferne nur I:g. 

Jetzt arbeite ich seit 8 Wochen mit denı Plasmat, 
das Einstellen macht mir überhaupt keine Schwierig- 
keiten mehr, im Gegenteil, bei. Gruppen stelle ich 
leichter ein, trotzdem ich mit relativ grösserer Oeff- 
nung (7/4 statt 4,5) arbeite. Bei einer oder zwei 
Figuren habe ich stets noch mit voller Oeffnung 1:4 


‚gearbeitet, 


Obwohl ich damit meine Erfahrungen mit dem 
Plasmat nicht als abgeschlossen betrachte, habe ich 
die Ueberzeugung gewonnen, dass der Plasmat die 
Raumtiefe besser und schöner abbildet als die bis- 
herigen Objektive. 

Dass sich aus dieser Tatsache eine ganze Auswahl 
anderer guter Eigenschaften herleiten lässt, ist klar, 
ich möchte mich jedoch für heute mit der obigen 
Feststellung begnügen, überzeugt, dass diese 
genügt, um das neue Instrument als eine wertvolle 
Neuerung zu kennzeichnen. 


allein 





Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Photographen -Zwangsinnung 
des württembergisehen Schwarzwald- 
kreises (Sitz Reutlingen). 


Zwanglose Zusammenkunft. 


Am Montag, den 23. Mai, findet eine zwanglose 
Innungsversammlung in Tübingen statt. Treffpunkt 
10 Uhr vormittags bei Kollege Hartmann, Wilhelm- 


tsrasse. Daselbst praktische Vorführung der Arbeits- 


weise des Kollegen Hartmann. Anschliessend hieran 
gemeinsame Besichtigung der Anatomie unter Führung 
des Herrn Prof. Dr. Heidenhain. 
selliges Beisammensein. 


Nachmittags ge- 


Um recht regen Besuch bittet 


Der Obermeister: G. Wurster. 


. —ı) 32 = . 


| | PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | 
1|——mnnnnTR@RÖ@Ö@RÄRAEÄÖBRaRaBRBaBRBÖBRBRÖ@Ö@B@RB@@eeemmmem = 


Thüringer Photographen-Bund. 


(Korporatives Mitglied des Central-Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Innungen, J, P 


Unsere nächste Mitgliederversammlung, welche 
die 65. unseres Bundes ist, findet 


Dienstag, den 24. Mai 1921, in Jena, 


im „Weimarischen Hof“, 
statt. 


Mittags ı Uhr: Vorstandssitzung, — Nachmittags 
2 Uhr: Beginn der Mitgliederversammlung. 


Tagesordnung. 

I. Verlesung des letzten Versammlungsberichtes und 
Genehmigung desselben. 

2. Erprobtes Verfahren für Atelierdachdichtung. 

3. Aussprache über Verpachtung resp. Verkauf von 
Ateliers, 

4. Eine neue Behandlung der Positivbilder beim Ent- 
wickeln und Fixieren. Vortrag durch Kollegen 
Sontag-Erfurt. 

5. Central-Verbandsangelegenheiten. 

6. Vorberatungen über das 25jährige Stiftungsfest 

unseres Bundes. 

. Wahl von Kommissionen zur Ausübung des Festes. 

Wahl unseres nächsten Versammlungsortes. 

. Fragekasten. 

Verschiedenes. 


Der Vorstand bittet auch dieses Mal alle Mitglieder 
um möglichst vollzähliges Erscheinen betreffs Be- 
sprechung über Vorbereitungen zu unserem 25 jährigen 
Stiftungsfest (Ausstellung usw.) und hofft dies um 
so mehr, als die schöne und interessante Musenstadt 
Jena und die gerade im Wonnemonat Mai herrliche 
Umgebung derselben so ungemein Anziehendes bietet. 


oo m. 


Lo] 


Erfurt, im Mai 1921. 


Mit kollegialem Gruss: 
Der Vorstand. 
I. A.: Paul Strnad, Vorsitzender. 


u 


Photographen- Zwangsinnung für den 
Regierungsbezirk Erfurt. Sitz: Erfurt. 
Unsere zweite diesjährige Ordentliche Ver- 
sammlung findet am Dienstag, den 31. Mai, vor- 
mittags pünktlich ıo Uhr, in Nordhausen, Restaurant 
Spangenberg, Wallrotstrasse (Haltestelle der Strassen- 
bahn), statt. 
Tagesordnung. 

I. Verlesen des Protokolls und Eingänge. 

2. Bericht über die diesjährigen Lehrlingsprüfungen 
und Auslegung der Arbeiten. 

3. Bericht über die errichteten Fachklassen und Ge- 
nehmigung der Beiträge zu denselben. 

4: Genehmigung des Nachtrages III, 322, Abs. 2: 
Erhöhung des Strafgeldes von 3 auf 5 Mk. und 
von 5 auf Io Mk. 

5. C. V.- Angelegenheiten. 

6. Verschiedenes. 


Zu dem Besuch der Versammlung in Nordhausen 
sind die Mitglieder. des Nordkreises verpflichtet, zu er- 


151 


scheinen, $$ 22 und 17 des Nachtrages II, der Mittel- 
und Südkreis wird durch die gewählten Delegierten 
vertreten. ‚A. Rudolph, Obermeister. 


—ı39+- 


Photographen- Zwan gsinnung 
tür das Photographenhandwerk des Hand- 
werkskammerbezirks Stuttgart. Sitz 
Stuttgart. 


Renee des ee Verbandes Deutscher Photegraphen- Vereine 
-Innungen, J. P. Sitz Dresden. 


Alle Bieendunge | in Innungssachen anW.Mayer- 
Esslingen a. N., Kanalstrasse 3. — Alle Geldsendungen 
in Innungssachen an E. Bm, Böb- 
linger Strasse 75. 


Protokoll- a, 
Erste Innungsversammlung am 18. April 1921, 
im „Königshof“, Stuttgart. 
Anwesend: 5ı Mitglieder; fehlend etwa 60 Mit- 
glieder. Beginn: g9!/ga Uhr. 


Beschlüsse: 

Leitung der Wahlhandlung: Aktuar Schreiber, 
Vertreter des Gemeinderats Stuttgart (Aufsichtsbehörde). 
Photograph W. Mayer- Esslingen wird durch Zuruf 
einstimmig zum Obermeister gewählt. Als Vorstands- 
mitglieder werden gewählt durch Stimmzettel: Möhle- 
Stuttgart, Eisinger - Stuttgart, Stöckle - Stuttgart, 
Stadelmaun-Leonberg, Kurz- Stuttgart, Zeller jun., 
Göppingen. 

Der Haushaltplan 1921/22 wird einstimmig an- 
genommen. Für das Gehilfen- und Herbergswesen 
werden gewählt durch Zettel: Volkmann - Stuttgart 
und Fröscher-Stuttgart. Für das Lehrlingswesen 
werden gewählt der Vorsitzende desselben, Möhle- 
Stuttgart, durch Zuruf, als Mitglieder Volkmann- 
Stuttgart und Lutkat-Cannstatt durch Zettelwahl. 
Ersatzmann: Fröscher-Stuttgart. 

Das „Atelier des Photographen“ und „Photogr. 
Chronik“ wird einstimmig als Pflichtorgan gewählt. 

Dem Central- Verband tritt die Innung satzungs- 
gemäss durch besonderen Beschluss einstimmig bei. 
Nach Feststellung der Mitgliederliste erfolgt die Meldung 
an den Verband für Zahlungsverbindlichkeit usw. mit 
120 Mitgliedern. Die Erhebung eines ausserordentlichen 
Beitrags für 1921 wird abgelehnt. Der Beitrag für 1921 
beträgt für jedes Mitglied 60 Mk., für jeden Gehilfen usw. 
20 Mk., für jeden Lehrling 6 Mk. 

Tarifverträge bedürfen der Genehmigung des 
Innungsvorstandes. Alle diesbezüglichen BEneernäge 
sind ungültig. 

Gegen die von der Handwerkskammer Stuttgart 
von ı. April 1921 beschlossene Erhebung einer Ein- 
schreibegebühr für Lehrlinge in Höhe von ıo Mk. 
wird einmütig protestiert und beschlossen, diese Ge- 
bühr zuguusten der Innungskasse zu erheben, als 
ausschliessliches Recht der Innunugen. Zu diesem Vor- 
gehen veranlasste ein Rundschreiben des deutschen 
Bäcker-Innungsverbandes „Germania“, Kreis Stuttgart. 

Sämtliches Personal, einschl. Lehrlinge und Hilfs- 
kräfte, sind iunerhalb 8 Tagen dem Innungsvorstand 


152 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





anzumelden. Zur Vermeidung von Ordnungsstrafen 
sei hierauf besonders hingewiesen. Die Eröffnung 
eines Girokontos bei der Städtischen Sparkasse Stutt- 
gart wird im Interesse der Mitglieder einstimmig ge- 
nehmipgt. 

Die fehlenden Mitglieder sollen durch einstimmigen 
Beschluss in Ordnnngsstrafe genommen werden. Hier 
hat der Vorstand in seiner Sitzung vom 27. April 1921 
beschlossen, ausnahmsweise nach Weisung der Auf- 
sichtsbehörde von der Erhebung der Strafe Abstand 
zu nehmen, dagegen alle folgenden Fälle unnachsicht- 
lich zu ahnden. 

Jeden dritten Dienstag im Monat, abends 7 Uhr, 
Lokal „Königshof“, Monatszusammenkunft ohne Ver- 
bindlichkeit. — Schluss 12'!/, Uhr. 

Anschliessend fand ein Vortrag von Kollegen Hart- 
mann-Tübingen statt über „Preiskalkulation im photo- 
graphischen Gewerbe“. Nachmittags war Besichtigung 
der Gemäldegalerie mit Vortrag von Frau Dr. Kauff- 
mann-Stuttgart über die „Malerei der vergangenen 
und neueren Zeit unter Berücksichtigung der photo- 
graphischen Darstellung“. Die -Fehlenden haben an 
beiden Vorträgen viel versäumt. 

Obermeister: 

W. Mayer. 


Schriftführer: 
Stadelmann- Leonberg. 


— het 


Photographen -Zwangsinnung 

für den Freistaat Braunsehweig. 
Bericht über die elfte ordentliche Innungs- 

versammlung vom 12. April. 

Der Obermeister eröffnet die Sitzung um 2'/, Uhr, 
begrüsst die Anwesenden und gibt einen Bericht über 
den Stand der Innung. Danach zählt diese zur Zeit 
77 Mitglieder. Des verstorbenen Herrn Gerstmann- 
Blankenburg wird gedacht, und die Anwesenden er- 
heben sich Ehre seines Andenkens von ihren 
Plätzen. 

Der Vorsitzende weist auf die Ausstellungen hin. 

Es hatten ausgestellt: Voigtländer & Sohn. 
Objektive und Kameras; Böhm-Werke: Ateliersonne; 
Bergmann& Co.: Platten und Papiere; Hugo Son- 
tag; Projizierte Hintergründe, und Carbonnier: Akt- 


zur 


studien. 

Ausserdem waren die Prüfungsarbeiten von vier 
Lehrlingen ausgestellt. 

Es erfolgt dann der Eintritt in die Tagesordnung. 

Die eingegangenen Entschuldigungsschreiben wer- 
den verlesen. Nachdem noch bekanntgegeben 
dass ein Gehilfenausschuss gewählt und von der 
Innung bestätigt sei, wird das Protokoll der zehnten 
Versammlung gelesen und widerspruchslos angenommen. 
Der Obermeister berichtet dann über die stattgefundenen 
Gehilfenprüfungen. Es haben vier Lehrlinge die Prüfung 
mit „Gut“ bestanden. Die ausgelegten Prüfungsarbeiten 
Zur Zeit sind der Innung noch 


war, 


waren durchweg gut. 

drei Lehrlinge gemeldet. 
Darauf folgt der Bericht 

welchem die Einnahmen und Ausgaben mit 2311,62 Mk. 


des Kassierers, nach 


balancieren. 


Der Kassenprüfer erstattet Bericht, nach welchen 
die Bücher und die Kasse in ordnungsmässigem Zu- 
stande befunden wurden, und befürwortet, dem Kassierer 
Entlastung zu erkeilen, was durch den Obermeister 
geschieht. 


Folgender Haushaltplan wird verlesen und ge- 


nehmigt: 
Haushaltplan 1921. 


Einnahmen. 
Beiträge für 80 Mitglieder . 1280,— Mk., 
» „» 9 Lehrlinge 540 , 
a „ 2ı Gehilfen 21,— , 
Für Strafen und Uebertretungen 100,— |, 
Gebühren für Gehilfenprüfung . 5S— , 
Bankguthaben 1919/20 . . 1200,— |, 


Summa: 2656,40 Mk. 


Ausgabe. 

Ausfall von Beiträgen 200,— Mk., 

Wahrung von Aemtern 350,— ,„ 

Für Reiseentschädigung . . . . . 300,— ,„ 
„ Abonnements der „Phot. Chronik“ 620,— 
„ Drucksachen . 200,— |, 
„ Inserate 600,— |, 
„ Unterstützungen I0o9,— |, 
„ Porto 100, — , 
„ Lehrbücher . I50,— |, 
„ Unvorhergesehenes 36,40 ,„ 


Summa: 2656,40 Mk. 


Es wird vom Kassierer befürwortet, die Zuschläge 
zu den Innungsbeiträgen zu erhöhen, da wir sonst im 
laufenden Jahre mit einem bedeutenden Defizit zu 
rechnen haben. Die notwendige Erhöhung wird von 
Kassierer an Hand einer Aufstellung begründet. 


Darauf wird ein Antrag auf Erhöhung der Zusatz- 
beiträge eingebracht, da die Versammlung damit ein- 
verstanden ist, dass über diesen Punkt, welcher in der 
Tagesordnung nicht vorgesehen war, verhandelt werden 
kann, wurden aus der Reihe der Versammelten Vor- 
schläge gemacht. Es wird beschlossen, fortan zu den 
Beiträgen von 8 Mk. einen Zusatzbeitrag von 28 Mk,, 
zusammen 36 Mk. für das Jahr, beginnend am 
I. Januar ıg2I, zu erheben. Die „Photogr. Chronik“ 
soll jeder Leser selbst bezahlen, was eine grosse Ent- 
lastung der Innungskasse bedeutet. 


Zum nächsten Punkt der Tagesordnung ist zu 
berichten: Die beiden nach den Satzungen ausscheiden- 
den Vorstandsmitglieder Homann und Rosenstein 
werden wiedergewählt. Als Kassenprüfer werden die 
Herren Lange und Nowatzki bestellt. Darauf werden 
die Beiträge eingezogen und die Reiseentschädigungen 
voll ausgezahlt. Auf Antrag wird beschlossen: Die 
nächste Innungsversammlung soll in Helmstedt statt- 
finden. 


Nachdenı des bestehenden Lohntarifs Erwähnung 
getan und die Mitglieder sich auf Rundfrage gegen 
eine weitere Erhöhung der Löhne ausgesprochen hatten, 
war der geschäftliche Teil der Versammlung erschöpft. 

Es wurden noch die Vorträge gehalteı. 


j PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. . | 


N 


Zunächst sprach Herr Dr. Richter von der Firma 
Voigtländer & Sohn über alte und neue Optik. 
Der Vortrag war sehr interessant und führte uns die 
Entstehung der modernen Instrumente vor Augen, 
Eine umfangreiche Ausstellung, die, nebenbei bemerkt, 
ein Vermögen repräsentierte, trug zur Erläuterung und 
besserem Verständnis des Gehörten wesentlich bei. 

Der Vorsitzende dankte Herrn Dr. Richter für 
seine Mühewaltung, ebenso Herrn Direktor Böhm, 
welcher uns die „Ateliersonne“ und „Sonne in der 
Westentasche“, beides Erzeugnisse der Böhm- Werke, 
vorgeführt hatte. 

Schluss der Sitzung um 53J, Uhr. 


Jos. Raab, M. Hoffmann, 


Schrittführer. Obermeister. 
nn Sr DU es 


Kasseler Photographen-Verein. (E.\Y.) 


Auszug aus den Sitzungsbericht vom ıı. April. 


1. Die Versammlung beschäftigt sich eingehend 
mit der Frage der völligen Sonntagsruhe und be- 
schliesst einstimmig folgende Eingabe an den C.V. 
‚und die Kasseler Handwerkskammer: 

“ „Die Bestrebungen auf gesetzliche Einführung der 
völligen Sonntagsruhe machen es den Fachorganisationen 
der deutschen Photographen zur Pflicht, bei den mass- 
gebenden Stellen auf die grossen Gefahren und Schäden 
nachdrücklich hinzuweisen, welche die völlige Sonntags- 
ruhe im Photographengewerbe hervorrufen würde. 

Die Gelegenheit, auch Sonntags zum Photographen 
zu gehen, darf dem Publikum nicht völlig genommen 
werden. Mittelstand und erwerbstätige Bevölkerung 
gehen in der Woche ihrer Beschäftigung nech und 
finden deshalb nicht die Zeit, sich photographieren zu 
lassen. Familiengruppenaufnahmen : lassen sich fast 
ausschliesslich nur Sonntags ermöglichen. Besonders 
die Landbevölkerung und die Bewohner der kleineren 
Städte haben nur am Sonntag arbeitsfreie Zeit, um 
ihre Aufnahmen machen zu lassen. | 

Das gewerbsmässige Photographieren von Sport- 
aufführungen und Festlichkeiten, das einen breiten Er- 
werbszweig in der Pliotographie einnimmt, wäre un- 
möglich und völlig dem Liebhaberphotographen oder 
den unständigen Gewerbetreibenden überlassen, die 
unter dem Deckmantel des Amateurs ihren Verdienst 
suchen und jetzt schon den ständigen Geschäften 
grossen Schaden zufügen. 

Durch die völlige Sonntagsruhe inı Photographen- 
gewerbe würde deshalb dessen Produktion gewaltig 
herabsinken und die Existenz zahlreicher Betriebe ge- 
fährdet werden. Die natürliche Folge wäre die Ent- 
lassung der Gehilfen und dadurch Vermehrung der 
Erwerbslosen. 

Die Folge der ungünstigen wirtschaftlichen Ver- 
hat bereits Photographen in grosse 
Kommt die völlige Sonntagsruhe, 


hältnisse viele 
Notlage gebracht. 
dann ist deren Ruin vollständig. 

Der Kasseler Photographen- Verein (E. V.) fordert 
deshalb schärfste Bekämpfung der völligen Sonutags- 


ruhe im Photographengewerbe.“ 


153 


2. Ueber die Konkurrenz der Amateurhändler wird 
lebhaft Klage geführt. So hat die bedeutendste Kasseler 


. Firma dieser Art folgendes Angebot dem Bauamit der 


Edertalsperre gemacht: 200 Abzüge 18:24 von etwa 
50 verschiedenen Platten mit 1,80 Mk. per Stück. 

3. Im weiteren Verlauf der Sitzung wird eingehend 
über die jetzt fälligen Steuererklärungen, über Lohn- 
abzug usw. berichtet, ferner über Ausstellungsfragen. 
Zur Ueberhandnahme des Vergrösserungsschwindels 
wird der Vorstand weitere Abwehr vorbereiten. 

4. Eine kleine Ausstellung der Firma Bergmann 
& Co.-Wernigerode findet allseitige Beachtung. 


C. Strauss, 
Vorsitzender. 


May, 


Schriftführer. 
7 er 


Ateliernaehriehten. 


König (Odenwald. A. Hofmann, Photograph, 
hat sein Photograplisches Atelier wieder eröffnet. 

Pforzheim. Die "Photographische Kunst- und 
Vergrösserungsanstalt Hans Herff, vorm. A.Schmidt, 
Hofphotograph, Leopoldstrasse 14, hat die Firma 
A. und S. Natton käuflich erworben. 


Zittau. Joseph Happich eröffnete Zirkus- 
allee 4 ein Atelier für Lichtbildkunst. 
-"»L Irre 
 Gesehäftliehes. 


Der Kaufmann Willy Werner- Berlin- Schöne- 
berg, Kolonnenstrasse 26, ist seit dem ı. April als Ge- 
schäftsführer aus der Richard Swierzy-G.m.b. H,, 
Berlin - Schöneberg, Martin - Luther-Strasse 53, aus- 
getreten. Die Geschäftsführung der Gesellschaft führt 
Herr Richard Swierzy allein weiter. 


u 4°C a ze) 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 

Die Leonar-Werke, Arndt & Löwengard- 
Wandsbek, haben nunmehr, ausser in Berlin, Leipzig, 
Düsseldorf, München, Dresden, auch in Hannover eine 
Niederlage errichtet, und zwar haben sie die Firma 
Paul Reinefarth, Wedekindplatz 2, mit ihrer Ver- 
tretung und Lagerhaltung betraut. 


Neue autom. Atelierlampe an Glühlicht- 
leitung von 6Amp. Die Jupiterkunstlichtwerke 
in Frankfurt (M.) schreiben: „Da mancher Fachphoto- 
graph keine Starkstromleitung in seinem Atelier zur 
Verfügung hat, sondern nur eine Glühlichtleituug von 
6 Amp., war es vielen Photographen nicht möglich, 
schon wegen der hohen Installationskosten, eine grosse 
Atelierlampe von 25— 30 Amp. auzuschliessen, weshalb 
wir bestrebt waren, diesem Mangel abzuhelfen. Die 
von uns vor Jahren in den Handel gebrachte Jupiter- 
Handlampe hat wohl diesem Uebelstande teilweise ab- 
geholfen, indem diese kleine Handlampe tatsächlich an 
die Glühlichtleitung von 6 Amp. anzuschliessen war, 
aber dieselbe musste von Hand nachreguliert werden. 
Na nun der Fachphotograph gewöhnt ist, seine Auf- 


154 ; 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





nahmen möglichst sorgfältig vorzubereiten, um sein 
Objekt auch vorher genau im Lichte zu beurteilen, 
war es eine Notwendigkeit, eine kleine Atelierlampe 
mit automatischer Regulierung zu schaffen, wie sie die 
Abbildung der » Jupiter - Universal - Handlampe« in 
unserer in dieser Nummer befindlichen Anzeige zeigt. Die 
Lampe ist so vervollkommnet, dass sie durch ihre eigen- 
artige Konstruktion und unsere »Jupiter-Spezial-Effekt- 
kohlen « die denkbar grösste Aktinität ergibt und mit 
einem lichtstarken Objektiv die kürzesten Aufnahmen 
ermöglicht. Zur besseren Handhabung und Anwen- 
dung der Lampe stellen wir ein nach allen Richtungen 
bewegliches Stativ her, so dass der Photograph mit 
unserer Lampe überall arbeiten kann, wo es ihm be- 
liebt. Auch für wissenschaftliche, im besonderen me- 
dizinische Aufnahmen ist unsere Lampe sehr geeignet 
wegen ihrer automatischen Regulierung, die fast gar 
keine Wartung erfordert, sondern nur das Auswechseln 
der Kohle nach etwa einstündiger’Brenndauer. Jede 
nähere Auskunft erteilen wir gern.“ 

Jupiter- Kunstlicht, Kersten & Brasch, Frankfurt 
(Main), Braubachstrasse 24/26. (Berliner Geschäftsstelle: 

Berlin Wo, Potsdamer Strasse 21a.) 


LI» 


Kleine Mitteilungen. 

— Bekenntnisse eines Photographen. Be- 
trachtet man Photographien, wie sie vor einem Viertel- 
jahrhundert angefertigt wurden, und photographische 
Porträts von heute, so kann man einen grossen Unter- 
schied in der Auffassung der Persönlichkeiten fest- 
stellen. Unsere Väter und Mütter stehen da in strammer 
und aufrecuter Haltung, mit einem gezwungenen 
Lächein, dem man die Mübe anmerkt, um die Lippen. 
Das Gesicht hat einen etwas gequälten und starren 
Ausdruck. Die Menschen auf den heutigen Photo- 
graphien erscheinen in ungezwungener, häufig absicht- 
lich nachlässiger Stellung, und statt des stereotypen 
Lächelns ist mit mehr oder weniger Glück versucht, 
einen seelischen Ausdruck festzuhalten. Die Entwick- 
lung der Schnellphotographie hat diese Veränderung 
hervorgerufen; sie hat aber auch die Menschen bei 
ihren Anforderungen an photographische Aufnahmen 
ausserordentlich anspruchsvoll gemacht. Ein englischer 
Photograph, der seit mehr als 30 Jahren sein Hand- 
werk ausübt, erzählt von diesen Wandlungen des 
Publikums vor der Kamera. „Bitte recht freundlich? — 
Dieser früher in allen Ateliers gehörte Ruf ist heute 
überlebt“, schreibt er, „denn der moderne Photograph 
weiss, dass niemand auf Befehl in einer natürlichen 
Art lächeln kann, und er versucht daher nicht erst 
durch eine plumpe Aufforderung, einen künstlichen 
Sonnenschein auf die Züge zu zaubern, sondern er beob- 
achtet seinen Kunden möglichst eingehend und unauf- 
fällig, um ihn dann im geeigneten Augenblick fest- 
zuhalten, wenn seine Züge eine ausdrucksvolle und 
persönliche Note angenommen haben. Damen und 
Herren verlangen von dem Photographen ganz ver- 


> 


schiedene Dinge. Die Frau verlangt Schönheit, der 
Mann Charakter. Frauen sind wütend, wenn Runzeln 
auf ihrer Photographie zu *=hen sind; Männer wollen 
es. Die Damen betrachten’ 'den Photographen geradezu 
als . ',..„.2hönheitsdoktor. Er soll alle nur erdenk- 
lichen Reize auf der Platte hervorzaubern, die sie sich 
selbst beilegen, und er muss daher gewisse Kniffe an- 
wenden, um ihnen zu genügen. Vor allem soll eine 
Frau nie zum Photographen kommen, wenn sie nicht 
gut ausgeruht ist und sich selbst im Vollbesitz ihrer 
Schönheit fühlt. Hat sie vorher die Nacht durchtanzt, 
so wird sie kein vorteilhaftes Objekt für die Kamera 
darbieten. Die Tageszeit, in der sich die Dame am 
besten photographieren, lässt, ist bei den einzelnen 
ganz verschieden. Die eine hat ihre schönste Zeit am 
Morgen, die andere amı Nachmittag. Beim Photo- 
graphieren von Damen soll man alle Extravaganzen 
in der Kleidung vermeiden. Starke Frauen müssen 
dunkle Kleider mit ganz einfachem Muster tragen. An 
Hüten kann man leicht feststellen, wann die Photo- 
graphie gemacht worden ist, und das ist nicht immer 
angenehm. Herren sollten beim Photographieren mög- 
lichst keine stark gestreiften Anzüge tragen.“ 
(„Bıeslauer Zeitung“ vom 27. 4. 21.) 


Be 


Büchersehau. 


Das Bromöldruckverfahren und der Brom- 
ölumdruck. Von Dr. Emil Mayer. Sechste und 
siebente ergänzte Auflage. Euzyklopädie der Photo- 
graphie, Heft8r. Druck und Verlag von Wilhelm 
Knapp, ‚Halle (Saale), 1920. Preis geheftet 11,70 Mk., 
gebunden 14,70 Mk. 

Dieses weitverbreitete und gut eingeführte Buch, 
dessen fünfte Ausgabe erst IgIg erschienen war, trägt 
in seiner neuen, vergrösserten Auflage der stetigen 
Weiterbildung des Bromöldruckverfahrens, namentlich 
auf dem Gebiete des Bromölumdruckes, durch Neu- 
bearbeitung Rechnung. St. 


Ein neues Grankeil-Photometer für Sensi- 
tometrie, photographische Kopierverfahren und wissen- 
schaftliche Lichtmessungen. Von Hofrat Professor 
Dr. J. M. Eder. Mit ı2 Textfiguren und 2 Tafeln, 
Verlag von Wilhelm Knapp, Halle (Saale), 1920. 
Preis geheftet 4.50 Mk. 

Das Eder-Hechtsche Graukeilphotometer wird 
seit etwa einem Jahr in der photographischen Praxis 
zu sensitometrischen Arbeiten viel verwendet. Die 
kleine Schrift stellt Eders Veröffentlichungen aus 
miehreren Zeitschriften nebst einigen Ergänzungen zu- 
sammen und bezweckt, den Arbeiten mit dem Graukeil 
förderlich zu sein. Wer derartige Messungen unter- 
nimmt, überhaupt, wer in diesem Gebiete arbeitet, 
braucht dieses Büchlein, welches die gauze Materie 
theoretisch und praktisch behandelt und aufs neue 
versucht, die Photometrie photographischer Schichten 
zu vereinfachen und gleichzeitig zu verbessern. S. 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin - Halensce, Halberstädter Strasse 7. 


für den Anzeigeuteil!: Guido Karutz in Halle a. S. 


Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSE£ZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Organ von etwa 70 Landesve... 


‚ Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 
4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
der so mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 5oPf. Anfragen und Aut- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 20. 





20, Mai. 


1921. 


Plastik. 


Von Wilhelm Hillert. 


Es ist in letzter Zeit in photographischen 
Schriften so oft von „Plastik“ die Rede, dass 
es vielleicht nicht unargebracht sein dürfte, 
diesen Begrift etwas näher zu betrachten. Wie 
bei den meisten in der Praxis der Photographen 
gebräuchlichen Wörtern erscheint mir auch bei 
den Wörtern „Plastik“ und „plastisch“ der 
Begriff schwankend und mebrdeutig. 

Zwar, wenn man daran denkt, dass „plastisch“ 
mit körperlich gleichbedeutend ist, so scheint 
der Begriff an Klarheit nichts zu wünschen 
übrigzulassen. Aber in unserm Fache handelt 
es sich ja nur um den Anschein, um das Vor- 
täuschen der Körperlichkeit, und zwar für unsere 


Gesichtsempfindung. Da das Bild auf unserer“ 


Netzhaut flächenhafter Natur ist, so entsteht die 
Frage: Wie kommt es denn, dass wir eine 
körperliche Vorstellung der Objekte bekommen? 
Oder besser ausgedrückt: Dass die Aussenwelt 
in unserer Vorstellung dreidimensional erscheint? 
„Dumme Frage“, wird mancher denken, „weiss 
doch jeder Photograpbeniehrling, dass dies von 
dem binokularen Sehen hervorgerufen wird.“ 
Darauf ist zu erwidern, dass die Sache doch 
nicht so einfach liegt; schliessen wir ein Auge, 
so erscheint die Aussenwelt durchaus noch nicht 
flächenhaft, selbst wenn man, um kleine Schwan- 
kungen des Auges zu vermeiden (was ja eine 
Aenderung des Bildes im Sinne parallaktischer 
Verschiebung, also ein Nacheinander dessen 
bewirken würde, was beim Sehen mit beiden 
Augen gleichzeitig erfolgt), durch ein sicher 
befestigtes Diopter blickt. 

Ja, jeder Zeichenlehrer weiss ein Lied davon 
zu singen, wie ausserordenilich schwer es ist, 
oder besser gesagt, dass es unmöglich ist, die 
Natur flächenhaft zu sehen. Bekanntlich machte 
schon Leonardo da Vinci für den Zeichen- 
unterricht den Vorschlag, man solle vor den 
zu zeichnenden Gegenständen ein Netz senk- 
rechter und wagerechter Linien ausspannen oder 
wenigstens denken, um dadurch die körperliche 


[Nachdurck verboten.) 


Vorstellung der Aussenwelt leichter in ein per- 
spektivisches Flächenbild umwandeln zu können. 
Aber es zeigt sich, dass nach dieser Methode 
viele Jahre der Uebung erforderlich sind, auch 
nur annähernd zum Ziel zu gelangen, welche 
Schwierigkeit sich besonders in mangelhafter 
Perspektive bemerkbar macht, so dass andere 
Lehrer, wie z. B. der verstorbene Professor 
Azbe in München, den umgekehrten Weg zu 
gehen suchten. Dieses weiter auszuführen ge- 
bört nicht zum Thema. Hier kann nur inter- 
essieren, dass die räumliche Vorstellung (welchen 
Ausdruck man mir der Kürze halber gestatten 
möge) in uns sehr festverankert ist und nicht 
allein durch binokulares Sehen hervorgerufen 
wird. Auch das Akkommodieren des Auges auf 
nahe und ferne Punkte, das eine weitere Ur- 
sache der räumlichen Vorstellung ist, erschöpft 
nicht die Ursachen, denn ich sehe eine gute 
Projektion ebenfalls räumlich. Z.B. habe ich 
mich stets über die Bemühungen, Kinovorfüh- 
rungen stereoskopisch zu gestalten, gewundert, 
weil auf mich alle guten Kinovorführungen einen 
völlig räumlichen, körperlichen Eindruck machen, 
der durch Stereoskopie nur um ein geringes 
zu erhöhen ist. 

Betrachten wir nun einmal bei herunter- 
geklappter Mattscheibe das von einem grossen 
lichtstarken Objektiv entworfene Bild eines Gegen- 
standes, z. B. eines Blumenstrausses, so erkennt 
man, dass dieses Bild einen völlig körperlichen 
Eindruck macht. Da dem Objektiv nähergelegene 
Teile in grösserer Entfernung von demselben, 
also dem Auge näher als entferntere abgebildet 
werden, so muss sich das Auge ähnlich wie 
gegenüber der Wirklichkeit auf verschiedene, 
wenn auch meistens nicht so grosse Entfernungen 
einstellen, ein Merkmal des Körperlichen, das 
sogar dem Stereogramm fehlt. Des weiteren 
bemerkt man bei geringer seitlicher Verschiebung 
des Auges, dass Teile, z.B. ein vorher von 
einem anderen verdecktes Blümchen, zum Vor- 


AL0) 


156 


EEE ne a 
mm mm En 


u 





schein kommen, während andere zur Seite rücken 
und unter Umständen verdeckt werden; also 
ganz wie vor der Natur selber. Wie ist dies 
zu erklären? Hängt man drei kleine Kugeln 
im Objektraum vor einem grossen Objektiv so 
auf, dass sie in Abständen in Richtung der 
optischen Achse hintereinander sich befinden, 
und bezeichnet sie, vom Objektiv aus gerechnet, 
mit den Zahlen ı, 2, 3, so ist es klar, dass, 
wenn wir unser Auge in die Nähe der optischen 
Achse bringen, wir nur eine Kugel sehen werden, 
weil die vordere die andern verdeckt. Bringen 
wir aber unser Auge an den rechten Rand der 
Linse, so werden wir, wenn die Kugeln nicht 
zu gross sind und der Durchmesser der Linse 
nicht zu klein ist, die Kugeln von links nach 
rechts in der Reihenfolge ı, 2, 3 erblicken; 
bringt man aber das Auge an den linken Rand, 
so ist die Reihenfolge 3, 2, ı; blickt man vom 
oberen Rand der Linse, so ist die Reihenfolge 
von oben nach unten 3, 2, I; während vom 
unteren Rand gesehen, die Kugeln in der Reihen- 
folge ı, 2, 3 erscheinen. Also mit anderen 
Worten: jeder Punkt der Linsenoberfläche sieht 
ein anderes Bild, was ja eben die Ursache ist, 
dass verschieden weit entfernte Punkte nicht 
gleichzeitig scharf eingestellt werden können. 
Bringt man nun aber, wie bei dem vorigen 
Versuch, das Auge bei niedergelegter Mattscheibe 
auf die andere Seite des Objektivs, so erfasst 
es immer nur einen Strablenkegel mit sehr 
kleiner Basis. Bewegen wir das Auge etwas 
nach links — immer den gleichen Teil des Bildes 
beobachtend —, so schiebt sich die Basis nach 
rechts, und umgekehrt. Da das Bild umgekehrt 
ist, so gewinnen wir die gleiche parallaktische 
Verschiebung, als wenn unser Auge den Gegen- 
stand von dem rechten Rande der Linse be- 
trachten würde. 

Klappen wir nun die Mattscheibe hoch, nach- 
dem wir sie etwas angefeuchtet haben, so kann 
man dieses Verschieben der hintereinander- 
liegenden Teile des Bildes (immer ein grosses, 
lichtstarkes Objektiv vorausgesetzt) sehr leicht 
wahrnehmen. 

Aber auch bei trockener Mattscheibe ist 
diese Erscheinung, wenn auch weniger deutlich 
erkennbar. Dies ist also der Grund, wes- 
halb bei lichtstarken Objektiven das 
Bild besonders körperlich oder plastisch 
erscheint. Ist diese Vortäuschung der Körper- 
lichkeit jedoch auf das nicht stereoskopische 
Photogramm übertragbar? Hierauf lautet die 
Antwort: Nein! Denn auf dem Photogramm 
wird nur eine mehr oder minder grosse Un- 
schärfe ausserhalb der Einstellungsebene ge- 
legener Punkte eintreten, was sehr widersinnig 
wirken kann, wenn durch einen Fehler der 
Einstellung im Vordergrund liegende Teile un- 
schärfer als weiter zurückliegende gekommen sind. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK... 





a m ee nn mn mm mm nn 0 mb m mg nn nme 
. 





Unsere Psyche, oder wie wir das Etwas 
nennen wollen, das in uns die Sinneseindrücke 
umformt, ist aber bei Gesichts-. und Gehörs- 
empfindungen so sehr dem Zwang der Raumes- 
vorstellung unterworfen, dass es jede Anregung 
in dieser Richtung dankbar annimmt und daher 
auch die Unschärfe weiter zurückliegender Teile 
in diesem Sinne benutzt. Allerdings ist in 
diesem Falle die Vorstellung des Raumes viel 
blasser, wenn es erlaubt ist, ein abgedroschenes 
Wort zu gebrauchen: Von des Verstandes Ge- 
dankenblässe angekränkelt. Diese schwächere 
Art der Raumvorstellung oder Plastik zu unter- 
stützen, sind noch verschiedene andere Mittel ge- 
eignet, unter anderem Betonung perspektivischer, 
in die Tiefe führender Linien, überhaupt jede 
Gliederung der Oberfläche der Körper (z. B. 
Hautfalten) in klarer, übersichtlicher Perspektive. 
Ferner Beleuchtung und Schlagschatten. Der 
Schlagschatten eines Körpers — ob und wie er 
auf einen anderen fällt — gibt uns eine genaue 
Vorstellung von der Form und dem Abstand 
beider. | 

Ja, diese Mittel können in Verbindung mit 
der Farbe manchmal so stark wirken, dass die 
Wirkung etwas von der Körperlichkeit der 
Natur bekommt (Panoramen). Wer oft Gemälde- 
ausstellungen besucht, wird manchmal Bilder 
gefunden haben, die besonders auf diesen Ein- 
druck hin gearbeitet sind, weil der Künstler, 
hierin besonders stark veranlagt, bewusst oder 
unbewusst dies als ein bequemes Mittel ansah, 


=geiner Seele Armut zu verdecken, um Staunen 


als einen Ersatz wahren Kunstgenusses hervor- 
zurufen. Wenn derartige Gemälde meistens 
Interieurs, Landschaften oder ähnliche Objekte 
darstellen, konnte man in der letzten grossen 
Kunstausstellung doch auch ein deraıtig ge- 
maltes Porträt (Selbstbildnis eines bekannten 
Malers) bestaunen, dessen ausserordentlich körper- 
lich - räumliche Wirkung jede feinere Porträt- 
wirkung totschlug, während ein anderes Selbst- 
bildnis, in sehr breiter, skizzierender Art gemalt, 
auf jede Sinnestäuschung verzichtend, diese Bild- 
mässigkeit in besonders hohem Masse in Er- 
scheinung treten liess. Kunstwerke sollen doch 
keine Nachahmungen der Natur sein, sondern 
Uebersetzungen. Wer mich nicht versteht, 
der möge sich neben ein edles Kunstwerk der 
plastischen Kunst, etwa in Marmor oder Bronze, 


die vollendeste Nachahmung des Modells in 


„Wachsfigurenkabinettechnik* denken. — So 
wie in der Plastik die Wiedergabe der natür- 
lichen Farben eine Ueberschreitung der Grenzen 
des Kunstgebietes ist — allgemeine stilisierte 
Tönungen sind eine solche Ueberschreitung noch 
nicht, können aber sehr hart an diese Grenze 
streifen (Bernsteinaugen Klingerscher Plastiken) —, 
so kann eine zu grosse Körperlichkeit bei 
Werken der Malerei oft als eine gefährliche 








Annäherung an die Grenzen der Flächenkunst 
wirken. Wenn ich auch durchaus kein blinder 
Bewunderer Lenbachs bin, so kann man, 
meines Erachtens, doch von ihm lernen, wie 
Bildmässigkeit eines Porträts entsteht. Da aber 
wir Photographen nicht alle Künstler sein können 
und auch nur wenige das Glück besitzen, für 
eine Kundschaft höherer Kultur zu arbeiten, so 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


I 57 





wird das Streben nach besonders plastischer 
Wirkung den Bildern manchmal einen Reiz ver- 
leihen können, der, wenn auch grob sinnlicher 
Art, doch schliesslich besser ist als keiner. 

Es ist nur stets die Gefahr im Auge zu be- 
halten, dass die übergrosse Plastik auch höhere 
Werte zerstören kann, und dazu rechne ich schon 
die geschlossene Bildmässigkeit beim Porträt. 


IL rt 


Die sächsische Gewerbesteuer. 


Von Adolf Sander, M.d.L., in Leipzig. 


Dem Friedensdiktat von Versailles ist die 
Unterwerfung unter die weiteren Vergewaltigungen 
der Entente sehr schnell gefolgt, und jedem Ein- 
sichtigen kommt, wenn auch langsam, aber um 
so sicherer, die Erkenntnis, welche Lasten künftig 
das deutsche Volk bedrücken werden. Schon 
aus den unseligen Tagen Erzbergerscher Finanz- 
wirtschaft wissen wir, dass eine Unmenge von 
Steuergesetzen uns beglücken, das eine ebenso 
unklar wie das andere, aber auf alle Fälle be- 
deuten diese Gesetze, dass dem Rentner auch 
das allerkleinste Vermögen beschnitten wird, 
dem Werktätigen ein gewaltiger Teil seines 
Einkommens genommen werden wird. Die 
ganze Steuergesetzgebung lähmt die Schaffens- 
freudigkeit, bestraft die Sparsamkeit! So darf 
es wahrlich nicht wundernehmen, wenn das 
junge Volk sich so leicht an die Vergeudung 
des Einkommens gewöhnt hat. 

Um nicht nur die eigenen Lasten zu mindern, 
sondern auch um den Anforderungen unserer 
Feinde zu genügen, wurde nach der Umwälzung 
im eigenen Vaterlande die Steuerhoheit dem 
Reiche übertragen, den Ländern und Gemeinden 
nur ganz geringe Einnahmequellen überlassen, 
und bereits jetzt wissen weder die Staaten noch 
die Gemeinden, wie sie aus dem Dalles heraus- 
kommen sollen. 

Eine Steuerart, die den Ländern überlassen 
worden ist, ist die Gewerbesteuer, also eine 
Steuer, welche neben der Steuer vom Ein- 
kommen an das Reich von dem Handwerk, Ge- 
werbe und freien Berufen erhoben werden darf. 

Dem Sächsischen Landtag ist nun in diesen 
Tagen ein Gesetzentwurf zu einer Gewerbe- 
steuer zugegangen, die sich in gleicher Weise 
bei der werktätigen Bevölkerung unangenehm 
einführen wird. Nach diesem Entwurf wird der 
Sächsische Staat die Gewerbesteuer durch das 
Reich, also die Finanzämter, erheben lassen, die 
eine Hälfte für sich in Anspruch nehmen, die 
andere Hälfte aber den Gemeinden überweisen 
lassen. Ausser den weiter unten angeführten 
Sätzen können alsdann die Gemeinden noch 
25 °/, des Steuerbetrages als Zuschlag erheben 
lassen resp. erheben. 

Aufgabe der Innungen und Verbände mag 


[Nachdruck verboten.] 


es nun sein, an der Hand dieser kurzen Dar- 
legungen zu untersuchen, inwieweit ihre An- 
gehörigen in der Lage sind, diese Steuer zu 
tragen oder ihre Minderung zu verlangen und 
sich in dieser Beziehung an den Landtag des 
Freistaates Sachsen zu wenden. 

Die Steuer wird nach vier Gesichtspunkten 
berechnet, und zwar: ı. Anlagekapital. 2. Rein- 
ertrag. 3. Mietwert. 4. Anzahl der Hilfskräfte. 

Als Anlagekapital kommt entweder der Kauf- 
preis oder die Schätzung in Frage, ohne Rück- 
sicht auf etwaige Schulden, da die Zinsen für 
rückständige Kaufgelder von dem Reinertrag 
abzugsfähig bleiben. Von diesem Anlagekapital 
wird !/, °/, erhoben. 

Der Reinertrag wird mit 2 °/, belastet. 

Der Mietwert mit 5 °/, und endlich jede 
ständig beschäftigte Arbeitskraft, also Gehilfe, 
Lehrling oder sonstige Hilfskraft, mit 5 Mk. pro 
Jahr. 

Grundstücke bleiben ausser Ansatz, da sie 
bereits zur Grundsteuer herangezogen werden. 
Dass die Anlageschulden ohne Berücksichtigung 
bleiben, ist dieselbe Ungerechtigkeit, wie sie 
schon lange dem Grundbesitz beschert war, 
denn auch der Grundbesitz wird besteuert, ohne 
Rücksicht auf die Hypotheken. 

Oberflächlich betrachtet, sieht das Gesetz 
ziemlich harmlos aus, doch mag man sich an 
der Hand eines Beispieles vergegenwäriigen, 
wie es sich in seiner Wirkung zeigen wird. 
Nehmen wir z.B. einen Kaufpreis von 60 000 Mk. 
an, es werden 3000 Mk. Miete bezahlt, ein 
Gebilfe und zwei Lehrlinge beschäftigt und der 
Reinertrag soll 20000 Mk. betragen. 

Hiernach sind zu zablen: 


ı. Für. 60000 Mk. Anlagekapital 


lo. rw are ee 300 -Mk: 
2. Für 20000 Mk. Reinertrag 
2° . 400,— „ 


Für 3000 Mk. Miete 5°|, . 150— 
„ drei Hilfskräfte je 5Mk. 15,— 


” 





zusammen also 865,— Mk. 
Hierzu 25 °, Gemeindezu- 
schlag . 216,25 „ 


Gesamtsteuer 1081,25 Mk. 


20* 


158 





PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


un 





Wahrlich eine ganz nette Belastung des 
selbständigen Geschäftsmannes, ganz gleich, ob 
Handwerker oder freier Beruf oder Landwirt, 
sie alle müssen diese Steuer tragen und daneben 
noch die Einkommensteuer bezahlen. Das halbe 
Prozent ist nun für Anlagekapitalien bis zur 
Höhe von 50 000 Mk. zu zahlen, bei den weiteren 
50000 Mk. erhöht sich der Prozentsatz auf 3%, 
und steigt bei je weiteren 100 000 Mk. um je ı °/,. 

Heute ist es nur ein Entwurf, zu dem die 
Abgeordneten des Sächsischen Landtages noch 
Stellung nehmen müssen, und daher sind Aeusse- 
rungen der Kreise, welche durch diese Gewerbe- 
steuer belastet werden sollen, umgehend an die 
Landtagsabgeordneten Sachsens sehr erwünscht, 
damit sie in der Lage sind, die Wünsche auf 
Milderung zu vertreten. 


N 


Rundsehau. 


Konzentrierte Entwickler. 


Der Begriff konzentrierter Entwickler ist ein 
sehr gedehnter. Es werden bisweilen konzen- 
trierte Lösungen angezeigt, die bei näherer 
Prüfung ergeben, dass sie schon bei Verdünnung 
mit dem dreifachen Volumen Wasser eine Platte 
nicht mehr in der Zeit ausentwickeln, wie es 
bei normal beschaffenen Lösungen der Fall ist. 
Verhältnismässig wenige Entwickler lassen das 
Ansetzen hochkonzentrierter, haltparer Lösungen 
zu, was in der Natur, dem Lösungsvermögen 
der Entwicklersubstanz selbst (bzw. der bei der 
Zusammensetzung entstehenden Verbindungen) 
liegt. 

Um einen uns unbekannten konzentrierten 
Entwickler auf seine Leistungsfähigkeit zu prüfen, 
müssen wir eine Basis zum Vergleich haben, 
also z. B. das Rodinal oder Brenzkatechin- Aetz- 
natron heranzieben, und nun untersuchen, wie 
sich der Entwicklungsgang und die Negativ- 
resultate bei den vorgeschriebenen Verdünnungs- 
geraden zueinander stellen. Wir müssen beob- 


Vor allen Dingen mag aber auch eine Einig- 
keit herbeigeführt werden, damit es nicht geht, 
wie erst kürzlich, als auf Ansuchen der Friseur- 
und Perückenmacherinnung Leipzig das Mini- 
sterium die Sonntagsruhe für dieses Gewerbe 
einführte und dann sich sowohl die Friseur- 
und Barbierinnung als auch der Innungsaus- 
schuss Leipzig dagegen wendete und den Sonn- 
tagsschluss wieder aufzuheben bat. Die bürger- 
lichen Abgeordneten haben sich für die Aufhebung 
eingesetzt und vorher für die Einsetzung der 
Sonntagsruhe, sind also tatsächlich hbin- und 
hergependelt. Solche Zustände dürfen nicht zur 
Wiederholung kommen, denn sie schädigen nur 
das: Ansehen des Gewerbes und die Vertreter 
desselben. 


— 0. —— 


[Nachdruck verboten.) 


achten, welche Dauer die Entwicklung in den 
einzelnen Lösungen erfordert, wie die Deck- 
kraft des Bildes ist und welche Ausgiebigkeit 
die Lösung besitzt, d. h. wie oft sich die bereits 
gebrauchte Lösung noch weiterhin zur Entwick- 
lung chbne sonderliche Einbusse (in Gradation 
und Kraft des Bildes) verwenden lässt. 


Die hochkonzentrierten Lösungen werden in 
der Regel mit Aetzalkalien bereitet, aber die 
Haltbarkeit solcher Lösungen ist bei manchen 
Entwicklern für die Praxis keine ausreichende; 
die Lösungen färben sich bald dunkel und ver- 
lieren wesentlich an Reduktionskraft. Konzen- 
trierte Lösungen bereiten wir jedoch in erster 
Linie in der Erwartung, lange brauchbaren Vor- 
ratsstoff zu haben. | 


Manche Rezepte, bzw. Handelslösungen sind 
derart überladen, dass sie wohl bei milder Tem- 
peratur standhalten, aber bei Kälte Ausschei- 
dungen geben, die sich nicht immer durch ein- 
faches Einstellen der Flasche in warmes Wasser 
wieder in Lösung bringen lassen. 


5 u SL >Pen us 


Wesentlieher Inhalt 
der „Vorsehläge für den Entwurf eines Reiehsrahmengesetzes über 
die Berufsvertretung des Handwerks und Gewerbes“. 


Von Dr. Lübbering in Essen. 


(Schluss.) 


3. Anfgaben und Zuständigkeit der 
Organisationen. 
a) Die Aufgaben der Innungen sind im $ 14 um- 
Hiernach obliegt den Innungen die Ent- 
zwischen Innuugsmit- 


schrieben. 
scheidung von Streitigkeiten 
gliedern und ihren Lehrlingeu bzw. deren gesetzlichen 
Vertretern. Die Innungen sind ferner befugt, in betreff 


der Verhältnisse der in ihnen vertretenen Gewerbe aı 


[Nachdruck verboten.] 
die Staats- und Gemeiudebehörden Anträge zu stellen 
und Bericht zu erstatten. Sie sind verpflichtet, auf Er- 
fordern dieser Stellen Gutachten über fachliche Fragen 
Neben der Errichtung von 
Innungskrankenkassen steht ihnen insbesondere zu: 


ihres Gewerbes abzugeben. 


t. Veraustaltung zur körderung der gewerblichen, 
technischen und sittlichen Ausbilduug der Meister, Ge- 
sellen und Lehrlinge zu treffen, insbesondere Schulen 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


159 








zu unterstützen, zu errichten und zu leiten, sowie über 
die Benutzung und den Besuch der von ihnen er- 
richteten Schulen Vorschriften zu erlassen; 


| 2. zur Unterstützung ihrer Mitglieder und deren 
Angehörigen, ihrer Gesellen, Lehrlinge und Arbeiter in 
Fällen der Arbeitsunfähigkeit oder sonstiger Bedürftig- 
keit, Kassen zu errichten; 

3. Schiedsgerichte zu errichten, welche berufen 
sind, Streitigkeiten der im $ 4 des Gewerbegerichts- 
gesetzes bezeichneten Art zwischen den Mitgliedern 
und ihren Gesellen und Arbeitern an Stelle der sonst 
zuständigen Behörden zu entscheiden. 

'b) Die ‚Aufgaben der Innungsausschüsse sind nur 
ganz allgemein im $ 52 dahin umschrieben, dass ilınen 
die Wahrung der besonderen örtlichen Interessen ob- 
‚ liegt. Ferner ist im $ 53, III, bestimmt, dass die 
Innungen sowie die Handwerks- und Gewerbekammiern 
befugt sind, die Innungsausschüsse mit der Wahr- 
nehmung einzelner Aufgaben im Rahmen der eigenen 
Zuständigkeit zu betrauen. 

c) Ueber die Aufgaben der Fachverbände unter- 
richtet der $ı2. Hiernach obliegt ilınen vorbehaltlich 
einer durch die Satzungen zu bestimmenden Ab- 
grenzung der Aufgaben zwischen den Innungen, 
Landes- und Reichsverbänden, insbesondere: 

1. Die Hebung der Wirtschaftlichkeit des Berufs- 
zweiges, insbesondere durch Verbesserung der Arbeits- 
methoden und der Betriebsführung. 

2. Die Fürsorge für ausreichende Versorgung ihres 
Berufszweiges mit Rohstoffen (Halbfabrikaten) und Be- 
triebsmitteln und deren angemessene Verteilung auf 
die einzelnen Betriebe. 

3. Die Fürsorge für die Regelung des Absatzes der 
Berufserzeugnisse, insbesondere Mitwirkung an der 
Regelung der Preisbildung und deren Beeinflussung 
durch Aufstellung von Richtlinien, die Mitwirkung bei 
der Aufstellung der Vergebungsbedingungen für öffent- 
liche Arbeiten und bei der Verteilung der Arbeitsauf- 
träge durch die Auftraggeber. 

4. Die Förderung des gewerblichen Genossenschafts- 
wesens im Sinne des Artikels 156, Absatz 3, der 
Reichsverfassung. 

5. Die Pflege des wirtschaftlichen Friedens zwischen 
Arbeitgebern und Arbeitnehmern ihres Berufszweiges, 
die gemeinsame Regelung der Lohn- und Arbeits- 
bedingungem mit den Berufsverbänden der Arbeit- 
nelımer, sowie die Mitwirkung bei der Regelung der 
Arbeitsvermittlung. 

6. Die Mitwirkung an der Regelung des Lehr- 
lingswesens in Gemeinschaft mit den Vertretungen der 
Arbeitnehiner nach Massgabe der hierfür geltenden 
reichsgesetzlichen Vorschriften; Fürsorge für die tech- 
nische, gewerbliche und sittliche Ausbildung der Lehr- 
linge. 

7. In Gemeinschaft untereinander Ver- 
bindung mit den Handwerks- und Gewerbekammnern, 
die Errichtung vou Kassen als Träger der pflicht- 
mässigen Kranken- und Sterbegeldversicherung nach 
Massgabe hierfür zu erlassender reichsgesetzlicher Vor- 
schriften. 


und ın 


8. Die Förderung der fachwissenschaftlichen 
Forschungen und des Fachunterrichts, Förderung der 
fachlichen und berufsständischen Presse. 


9. Die Vertretung ihres Berufszweiges in berufs- 
ständischen und zwischenberuflichen Körperschaften, 
wirtschafts- und sozialpolitischer Art, die Vertretung 
ihres Berufszweiges in zwischenberuflichen Selbstver- 
waltungskörpern im Sinne der Reichsverfassung. 

Ferner ist nach $ 47 der Landesverband ®tfugt, 
im Einvernehmen mit den ihm angeschlossenen 
Innungen Fachschulen zu errichten und zu unter- 
stützen, wie auch für sich und in Verbindung mit 
anderen Landesverbänden für die Mitglieder der ihm 
angeschlossenen Innungen und deren Angehörige zur 
Unterstützung in Fällen der Bedürftigkeit anderer als | 
der oben im $ ı2, Ziffer 7, bezeichneten Art Kassen zu 
errichten und sonstige Einrichtungen (Erholungs-, 
Altersheime usw.) zu treffen. 

d) Nach $ 68 hat die Handwerks- und Gewerbe- 
kammer die Interessen der selbständigen Gewerbe- 
treibenden ihres Bezirks wahrzunehmen. Sie hat die 
Staats- unı Gemeindebehörden bei allen Handwerk 
und Gewerbe betreffenden Fragen, insbesondere durch 
tatsächliche Mitteilungen und Erstattung von Gut- 
achten, zu unterstützen. Sie hat die Wünsche und An- 
träge, welche die Verhältnisse der von ihr vertretenen 
Kreise herühren, zu beraten und den Behörden vorzu- 
legen, sowie Jahresberichte über ihre die Verhältnisse 
der von ihr vertretenen Kreise betreffenden Wahr- 
nehmungen zu erstatten. j 

Die Haudwerks- und Gewerbekammer ist -in allen 
wichtigen, die Gesamtinteressen von Handwerk und 
Gewerbe oder die Interessen einzelner Gewerbezweige 
berührenden Angelegenheiten, insbesondere bei der 
Vorbereitung von Gesetzentwürfen, zu hören. Sie ist 
befugt, im Einvernehmen mit den beteiligten Fach- 
verbänden, Anstalten, Anlagen und Einrichtungen, die 
die Förderung von Handwerk und Gewerbe sowie die 
gewerbliche, technische und sittliche Ausbildung der 
Meister, Gesellen und Lehrlinge bezwecken, zu be- 
gründen, zu unterhalten und zu unterstützen. 

Die Handwerks- und Gewerbekammer hat in Ge- 
meinschaft mit den Berufsvertretungen der Arbeit- 
nehmer Vorschriften für die nähere Regelung des 
Lehrlingswesens in Handwerk und Gewerbe nach 
Massgabe der hierfür geltenden reichsgesetzlichen Vor- 
schriften zu erlassen und ihre Durchführung zu über- 
wachen. 

Die Handwerks- und Gewerbekammer ist befugt, 
gewerbliche Sachverständige zu ernennen und zu 
beeidigen. 

Die Länder siud berechtigt, den Aufgabenkreis 
ihrer Handwerks- und Gewerbekammer zu erweitern. 

Nach 8 69 sind die Behörden verpflichtet, inner- 
halb ihrer Zuständigkeit den im Vollzuge dieses Ge- 
setzes an sie ergehenden Ersuchen der Handwerks- 
und Gewerbekammern zu entsprechen. Die gleiche 
Verpflichtung liegt den Organen der Handwerks- und 
Gewerbekammmern ob. Die Landeszentralbehörde kann 
bestinnmen, inwieweit die durch die Erfüllung dieser 


160 





PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


mama [_ZmaRmRzmRmRaRmaeaeaREREzzEEEOOC gg erregen 


Verpflichtung entstehenden Kosten von der Hand- 
werks- und Gewerbekammer als eigene Verwaltungs- 
kosten zu erstatten sind. 

Die Kammern sind nach $ 70 befugt, Zuwider- 
handlungen gegen die von ihnen im Rahmen ihrer 
Aufgaben erlassenen Vorschriften mit Geldstrafen bis 
zu Iooo Mk. zu belegen. 


4. Verhältnis der Organisationen zueinander. 


as Selbstverwaltungsrecht der Innung gegenüber 
dem Innungsausschuss ist genügend gewahrt durch 
die Bestimmung des $ 53, III, dass die Innungen den 
Innungsausschuss mit der Wahrnehmung einzelner 
Aufgaben im Rahmen der eigenen Zuständigkeit be- 
trauen können. Hinsichtlich des-Fachverbandes ist im 
$ 13 bestimmt, dass die Innung der örtliche Träger 
des Fachverbandes ist und dass sie ferner das aus- 
führeude Organ für diejenigen Massnahmen ist, die 
von dem Landesverband veranlasst werden. Hiernach 
ist also die Innung in wesentlichen Punkten dem 
Fach- oder Landesverband untergeordnet. 

Die Handwerks- und Gewerbekammer ist den 
Iunungen und Innungsausschüssen übergeordnet. Sie 
übernimmt sämtliche Obliegenheiten der Aufsicht, die 
nach der gegenwärtigen Gewerbeordnung von den 
Gemeinde- oder Kreisbehörden ausgeübt wird. Die 
Befugnisse der Handwerks- und Gewerbekammer sind: 


I. Mitwirkung bei der 
$8 1). 
2. Abgrenzung der Berufe ($ 8, II, Satz 3). 

3. Bildung der Innung, falls die Gewerbetreiben- 
den die Bildung nicht rechtzeitig vornehmen ($ 8, III). 
4. Genehmigung der Innungssatzung ($ 16, I). 

5. Genehmigung der Nebensatzungen ($ 17, ]). 

6. Entscheidung von Streitigkeiten über die Zu- 
gehörigkeit zur Mitgliedschaft einer Innung ($ 19). 

7. Genehmigung des Haushaltplanes der Innung 
($ 22). 

8. Genehmigung der Jahresrechnung der Innung 
($S 22, IV). 

9. Genehmigung der Anlage zeitweilig verfügbarer 
Gelder ($ 23, 111). 

ı0. Genehmigung zur 
(S 23, IV). 

ıı. Bestimmung über Aufbewahrung von Wert- 
papieren (S 21, V). 

ı2. Die Haudwerks- und Gewerbekammer muss 
gehört werden, bevor die höhere Verwaltuugsbehörde 
der Innung den Erwerb, die Veräusserung oder die 
dringliche Belastung von Grundstücken, sowie die 
Veräusserung von Gegenständen, welche einen ge- 
schichtlichen, wissenschaftlichen oder Kunstwert haben, 
gestattet ($ 24). 


Bildung der Innungen 


Aufnahme von Anleihen 


13. Die erste Wahl nach Errichtung der Innung, 
sowie spätere Wahlen, bei denen ein Vorstand nicht 
einem 


vorhanden ist, werden von Beauftragten der 


Handwerks- und Gewerbekammer geleitet ($ 23, V). 
14. Der Innungsvorstand hat über jede Aenderung 

in seiner Zusammensetzung und über das Ergebnis 

jeder Wahl der zuständigen Handwerks- und CGewerhe- 


kammer binnen einer Woche Anzeige zu erstatten 
($ 26). 

15. Bescheinigung der Vollmacht des Vorstandes 
($ 27, 9). 

16. Entscheidung im Beschwerdefall über Strafen, 
die vom Vorstande verhängt werden (& 28). 

17. Entscheidung über die Rechtsgültigkeit der 
Wahlen, falls darüber Beschwerden erhoben werden 
& 31) 

18. Entscheidung über die Ablehnung von Wahlen 
zu Innungsämtern ($ 32, II). 

19. Enthebung des Gewählten vom Amte, falls der 
Gewählte nicht wählbar ist und sich weigert, zurück- 
zutreten (S$ 33). 

20. Name und Wohnsitz der Beauftragten sind von 
der Innung der Handwerks- und Gewerbekammer an- 
zuzeigen ($& 34, III). 

21. Entscheidung über Streitigkeiten zwischen Be- 
triebsunternehmer und Innungsvorstand, betreffend die 
Befugnis des Beauftragten auf Ansuchen des Vor- 
standes ($ 34, V). 

22. Der Vorsitzende eines Innungsschiedsgerichts 
wird von der höheren Verwaltungsbehörde nach An- 
hörung der Handwerks- und Gewerbekammer und der 
Berufsvertretung der Arbeitnehmer bestellt. 

23. Aufsicht über die Innungen (38, I). 

24. Ueberwachung der Befolgung der‘ gesetzlichen 
Vorschriften ($ 38, II). 

25. Die Kammer kann bei der höheren Verwaltungs- 
behörde die Enthebung der Inhaber der Innungsämter 
vom Amt beantragen, falls sie sich weigern, den An- 
ordnungen der Kammer Folge zu leisten ($ 38, III). 

26. Die Handwerks- und Gewerbekammer muss 
gehört werden über Ausscheidung eines Teiles des 
Bezirks einer Innung oder die Ausscheidung eines iu 
diese einbezogenen Gewerbezweiges ($ 39, I). 

27. Die Handwerks- und Gewerbekammer muss 
gehört werden, wenn die Innungen desselben Ge- 
werbes oder verwandter Gewerbezweige innerhalb des 
Kammerbezirks sich vereinigen wollen ($ 40 II). 

28. Im Falle der Schliessung einer Innung erfolgt 
die Abwicklung der Geschäfte durch die Handwerks- 
und Gewerbekammer ($ 42, I). 


Die Befugnisse der Haudwerks- und Gewerbe- 
kammer gegenüber den Innuugsausschüssen sind 
folgende: 


I. Genehmigung der Satzung ($ 53, ]). 

2. Aufsicht ($ 53, II). 

3. Uebertragung einzelner Aufgaben an die Innungs- 
ausschüsse ($ 3, III). 

4 Anhörung vor der Verleihung der Rechtsfähig- 
keit ($ 53, IV). 

5. Anhörung vor Einführung des Beitrittszwangs 
zum Innungsausschuss (S 54, ]D). 

6. Im Falle der Auflösung ist der Rest des Ver- 
mögens eines Inuungsausschusses der Handwerks- und 
Gewerbekainmer zu überweisen ($ 57, VI). 

7. Bei der Auflösung einer örtlichen Vereinigung 
wird die Abwicklung der Geschäfte unter Aufsicht der 
Handwerks- und Gewerbekammern vollzogen ($ 59, IT). 





zu ss u nn a 












PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 161 
HADSCE535 Kunstgewerbe: Museum zu Berlin” 7% 
an die kürzlich veröffentlichten Gelegenheit zur Entfaltung gegeben werden. Gerade 


Im Anschluss 
Grundzüge der im kommenden Herbst stattfindenden 
Jahresausstellung erscheint es angebracht, auf den 


Wert der „Berliner Photographie“ nicht nur für die Ge- 


samtheit der Photographierenden hinzuweisen, sondern 
auch hervorzuheben, wie Industrie und Handel sich 
dieses Instruments bedienen können, um am Erfolge 
teilzuhaben. Gerade in letzterer Beziehung tritt jetzt 
eine originelle Einrichtung hervor, über die es sich 
lohut, einige Worte zu verlieren. 

Während der Dauer der Jahresausstellung soll 


Mitte Oktober ein allgemeiner Photographen- 


tag sämtlicher Gross- Berliner Berufs- und 
Liebhabervereine stattfinden. In Verbindung damit 
ein Industriemarkt. 

Industrie und Photohandel sollen in grossem 
Massstabe Gelegenheit haben, auf einen Photographen- 
tage die Interessenten für neue Artikel aufnahmefähig 
zu machen, Bewährtes vorzuführen usw. Hierbei wird 
neben Ausstellung und Vorführungen von Industrie- 
produkten auch dem Propagandavortrag mit Projektionen 


die letztere, jedem Photographierenden naheliegende 
Art stellt eine wirksame Methode moderner Aufklärung 
dar, die verschiedene Grade von Beweisführung zu- 
lässt. So bietet z..B. das Gebiet der Optik oder die 
Anwendung künstlichen Lichts, die sinngemässe Ver- 
arbeitung vou Trockenplatten, der Wert des Films 
oder Filters, auch die Technik des Vergrösserns und 
manches andere reiche Ausbeute, die mehr als jede 
andere Reklame verspricht. 

Infolge der Beteiligung aller massgebenden Berliner 

Vereine und der Lehranstalt des Lette-Hauses 
wird der Zulauf, den dieser Photographentag haben 
wird, ein ausserordentlich starker sein, und die An- 
regungen, die er bietet, werden in weite Kreise ge- 
tragen. 
Die „Berliner Photographie“ stellt die allgemeine 
Förderung der Phototechnik auf ihr Programm. Den- 
jenigen Kreisen der deutschen Industrie sowie des 
Photohandels, die am Berliner Markt interessiert sind 
sei deshalb die Beteiligung wärmstens empfohlen. 


—Lr —— 


Innungs- und Vereinsnachriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 
am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. Von den Vereinsberichten sind 
nur Auszüge einzusenden. 


Säehsisecher Photographen-Bund. 
EEE NSREREES TRUE SRSETRESERETEBEEEER EEE! 
Am 3. Mai verschied nach/längerer Krank- 

heit unser liebes Mitglied 


Herr Hugo Schröder-Zittau. 


Der Verstorbene gehörte unseren Bunde 
über 20 Jahre an. Eine Zeitlang hat er den 
Obermeisterposten der Innung Zittau bekleidet. 
Wir werden dem Verstorbenen wegen seines 
liebeuswürdigen, kollegialen Charakters und lang- 
jähriger Treue zu unserem Bunde ein freund- 
liches Angedenken bewahren. 


Der Vorstand: 


R. Schlegel, Vorsitzender. 








Als neue Mitglieder sind gemeldet: 
Alfred Martin- Dresden -A,, 


Strasse 18. 
„ Franz Fiedler-Dresden-A., Sedanstrasse 7. 


m 


Herr Reisewitzer 


Neumärkischer Photographen -Verein. 


Einladung 
zu der am 23. Mai, nachmittags 3 Uhr, in Arnswalde 
(Hotel Ladisch) stattfindenden 3. Versammlung. 


Tagesordnung: 


. Verlesen des Protokolls. 

. Aufuahme neuer Mitglieder. 

. Bericht über Innungsangelegenheiten. 

Wahl Prüfungskommission für 
prüfungen. 

. Beschluss über gemeinsame Drucksachen. 

. Wahl des nächsten Versammlungsortes. 

. Verschiedenes. 


je 


N 


Gehilfen- 


n w 


einer 


1.0 


Besichtigung der hoffentlich recht zahlreich be- 
schickten Ausstellung. — Nachdeni Ausflug zunı Stadt- 
berg, dort Kaffee, Kuchen und Gruppenaufnahme. — 
Abends gemeinsames Abendessen in Ladischs Hotel, 
gemütliches Beisammensein, Vorträge usw. 


Abfahrt von Landsberg vormittags ıı Uhr 42 Min. 
Rückfahrt von Arnswalde abends I0 ,„ 2I „ 


Wir bitten um allseitige Beteiligung an dieser 
Versammlung und laden auch alle Damen herzlichst ein. 
Der Vorstand, 
Er 


162 





Nordwestdeutseher Photographen -Bund. 
Geschäftsstelle: Handwerksamt, Bielefeld, Am Damm 16. 


Die nächste Bundestagung findet nach dem vor- 
jährigen Beschluss in Bremen vom 20.— 22. Juni statt. 
Die Absicht, auch diesmal die Tagung mit einer Aus- 
stellung zu verbinden, wurde aufgegeben, einerseits 
wegen der enormen Kosten, und anderseits, um die 
Bestrebungen zu einer allgemeinen deutschen Aus- 
stellung zu unterstützen. Die Bremer Kollegen werden 
es sich nicht nehmen lassen, den auswärtigen Kollegen 
mit ihren Damen einen angenehmen Aufenthalt zu 
bereiten, wozu die Vorbereitungen schon getroffen 
sind. Das endgültige Programm wird Anfang Juni 
veröffentlicht. Es sei jedoch schon jetzt darauf hin- 
gewiesen, dass Herr Nicolai Perscheid-Berlin für 
einen Vortrag gewonnen ist unter gleichzeitiger Aus- 
stellung von Bilinissen aus eigener Werkstatt. Die 
Tagung wird auch diesmal die Teilnehmer in jeder 
Weise befriedigen, und bitten wir die Mitglieder, schon 
jetzt ihre Einteilung zu treffen. Etwaige Anträge sind 
bis zum ı. Juni spätestens an die Geschäftsstelle in 
Bielefeld zu richten. 


Grienwaldt. Lohöfener. Beckmann. 


IL Irt— 


Kleine Mitteilungen. 


2 — Chemnitz. Vor der Meisterprüfungskommission 

für das Photographengewerbe im Gewerbekammer- 
bezirk Chemnitz fanden am 28. April unter dem Vor- 
sitz des Obermeisters, Herrn Paul Papesch-Chemnitz, 
die Meisterprüfungen statt. Von den ıı gemeldeten 
Prüflingen bestanden neun die Prüfung, und zwar: 
Herr Ehrhardt Dietrich-Glauchau; Herr Johann 
Espig-Hainichen,; Fräulein Gertrud Meiche-Anna- 
berg; Herr Fritz Meiche-Annaberg; Herr Erich 
Meiche-Annaberg; Frau Theo Nöther-Hahn- Chem- 
nitz; Fräulein Carla Hahn- Chemnitz; Herr Fritz 
Zierold-Zschopau; Herr Kurt Niclou- Chemnitz. 


— Lehr- und Versuchsanstalt für Photo- 
graphie, Lichtdruck und Gravüre zu München. 
In der Plenarsitzung des Bayerischen Landtages vom 
13. Mai wurde der für die Verstaatlichung der Lehr- 
anstalt erforderliche Etatposten genehmigt und damit 
das Ministerium in die Lage versetzt, die Verstaat- 
lichung der genannten Anstalt durchzuführen. Die 
Ueberleitung dürfte in kürzester Zeit zu erwarten sein. 

— Fünfzig Jahre C. Angerer & Göschl- 
Wien, 1871—1Ig21, ist eine einfach und schlicht aus- 
gestattete Denkschrift betitelt, die die jetzigen Inhaber 


der weltbekannten Firma aus Anlass des sojährigen 


Bestehens herausgegeben haben. Mit gutem Recht 
wird betont, dass mit der Geschichte der Reproduk- 
tionstechnik der Name Carl Angerer und der durch 
ihn vor einem halben Jahrhundert gegründeten „Photo- 
chemigraphischen Kunstanstalt C. Angerer & Göschl 
in Wien untrennbar verbunden ist. Tatsächlich hat 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


sich wohl kaum eine andere Firma so schuell den 
Neuerungen in der Technik angepasst und sie vollendet 
zu meistern verstanden, wie gerade die Genannten, 
So musste denn die Anstalt mehrfach erweitert werden, 
um den aus der ganzen Welt einlaufenden Bestellungen 
genügen zu können. Die Qualitätsarbeit hat Angerer 
& Göschl den grossen Kundenkreis verschafft. Im 
Vorjahre noch hat die weltberühmte Anstalt eine Re- 
produktionskamera von derartigen Ausmassen auf- 
gestellt, dass sie als der „grösste Apparat der Welt“ 
bezeichnet werden darf; er liefert Bilder von grössten, 
überhaupt druckbaren Format. Wir wünschen der 
Firma, die die letzten schweren Jahre gut überstanden 
hat, dass sie sich weiter wie bisher entwickeln möge, 
und schliessen uns dem amı Ende der Schrift aus- 
gesprochenen Wunsche an, dass „nun auf die Zeiten 
der Zerstörung wieder solche aufbauender, gedeihlicher 
Arbeit kommen werden“. Me. 


VEN) SR 
Büchersehau. i 


Die Standentwicklung und ihre Abarten für 
den Amateur- und Fachphotographen. Von Haus 
Schmidt. Dritte und vierte verbesserte Auflage mit 
29 in den Text gedruckten Abbildungen. Enzyklopädie 
der Photographie, Heft69. Druck und Verlag von 
Wilhelm Knapp, Halle (Saale), 1920. Preis geheftet 
7,80 Mk., gebunden 10,80 Mk. 

Dass die Standentwicklung heute allgemeine Au- 
erkennung findet und viele Anhänger gewonnen hat, 
ist ein Ergebnis, an welchem die treffliche Arbeit von 
Hans Schmidt über die Standentwicklung beträcht- 
lichen Anteil hat, Er hat es verstanden, in diesem, 
jetzt in 3. und 4. Auflage vorliegendem Buche nach 
eigenen Versuchen die richtigen Worte für seine Er- 
gebnisse zu finden und das ganze Gebiet inhaltiich zu 
erschöpfen. dest. 


Das und Brom- 


Arbeiten mit Gaslicht- 
silberpapieren. Von Paul Hanneke. Mit 35 Ab- 
bildungen im Text und auf Tafeln. 2. Auflage. Enzy- 
klopädie der Phötographie, Heft 89. Druck und Verlag 
von Wilhelm Knapp, Halle (Saale), ı920. Preis 
geheftet 9,60 Mk., gebunden 12,60 Mk. 

Die erste Auflage war schon in ı1!/, Jahren ver- 
griffen, die neue Auflage ist ein nur in einzelnen 
Teilen ergänzter Abdruck der eısten Bearbeitung. Die 
ganze Darstellung bringt auch dem Anfänger alles 
Wissenswerte, Der Inhalt gliedert sich in die Praxis 
der Gaslichtpapiere, sowie in diejenige der Bromsilber- 
papiere, behandelt ausführlich die in beiden Kopier- 
verfahren auftretenden Fehler und deren Abhilfe, gibt 
zahlreiche Rezepte für Farbeutonungen, schildert den 
Postkartendruck und die Arbeitsweise mit Schnell- 
kopierapparaten und fügt zum Schlusse eine Anleitung 
zur Herstellung der Solarprinten an. Gut gewählte 
Abbildungen ergänzen den trefflichen Inhalt dieses be- 


liebten Ratgebers. dest. 





Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensec, Halberstädter Strasse 7. 


für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a. S. 


Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 














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PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE Aa.S., Mühlweg 19, | 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen* (mit vielen. Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 
47 Mk., mit dem „Atelier* zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
er somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 5oPf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 








Nr. 21. 27. Mai. 1921. 














Die Innung Stuttgart hat sich dem Central- Verband Deutscher Photographen- Vereine 
und -Innungen, J. P., angeschlossen. 


Aus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 
gebracht. Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. Diese brauchen nicht druckfertig. zu 
sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. Alle Einsender erhalten Honorar 
für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Die Wahl eines geeigneten Objektives 


bei Porträtaufnahmen. 


Wohl jeden, der sich ein eigenes Geschäft 
gründet, beschäftigt die Frage nach der Wahl 
eines geeigneten Objektives.. Und zwar ist es 
hauptsächlich die Länge der Brennweite, die 
besonders bei begrenzten Ateliers wohl erwogen 
sein will. Gerade heute zwingt die Wohnungs- 
not so manchen, einen ziemlich kleinen Raum 
als Atelier zu verwenden, und dann ist die 
Hauptfrage immer: „Bis zu welcher Grösse kann 
ich Aufnahmen machen und welche Brenn- 
weiten benötige ich dazu?“ Diese Fragen 
sollen diese Zeilen in klarer Weise beantworten, 
denn mit Formeln, wie man sie in der Literatur 


1:6,8 noch genügen. Wenn es die Mittel erlauben, 
wird man am besten einen der modernen, licht- 
starken. Anastigmate wählen, die bei voller 
Oeffnung einen verhältnismässig grossen Bild- 
winkel haben. Die alten Petzval- Objektive 
sind wohl verschiedentlich lichtstärker, haben 
aber nur ein kleines brauchbares Bildfeld, so 
dass sie bei Kniestück- oder ganzen Figur- 
aufnahmen durch die nötig werdende Ab- 
blendung ihre hohe Lichtstärke verlieren. Wer 
sich allerdings für Brustbilder und Köpfe speziell 
ein Objektiv zulegen will, wird dafür vorteilhaft 
ein gutes Petzval-Instrument nehmen. Nach- 
stehend einige der bekanntesten dieser Art: 
H. Meyer, Schnellarbeiter 1:3, Rodenstock- 





la. Kabinettköpfe, M. = 2,50 m. 


Zentimeter 


8 jo |) 5 |s6 | 58 | @ 62 
- | u — ———— — — — —— —. —— — 


| 


’ 
t — 






u 
— 1 — | 250 | 260 | 270 
ı — | 625 | 650 | 675 

288 | 300 324 
576 | 600 | 624 | 648 


987 | IOIZ | 1040 





w 
er 
D 


findet, beschäftigen sich die 
wenigsten. Aus diesem Grunde 
habe ich diesem Aufsatz einige 
Tabellen beigefügt, aus denen 
die erwünschten Angaben klar _-- 

















u nn rn m | nun na an — 


Zeutimeter 


214|8:3 






























| 
| Eee nt nr 4 Eee ST 
. | | | 
zu ersehen sind. y a a 252 , 266 280 ' 29 308 | 322 | 336 | 350 
Was die Lichtstärke des N ee <e 467 192 5131537 560 | 583 
okti 1.8 | | 256 | 272 | 288 | 304 | 320336 | 3521368 | — | — 
Objektivs betrifft, so wird man I: & | | ,366!389 |4rı | 434 | 457 | 480 | 503 526 | ER 
im Atelier nicht gern unter 1:5,5 y [| —  — |252|270 288 | 306 | 324 342 | 360 1378| — | — | — | — 
zurückgehen, da lichtschwächere > il — . — \315 |338 | 360 |383|405 428| 450 473| — (= | ut 
Arten zu lange Expositionszeiten I = Be z 2 28 oo nn 5 ES BEN 
erfordern. NurbeistarkemKunst- 264 ' 286 , 308 330 | 352 RE ec DAT On DER DER 
licht dürfte eine Lichtstärke von hof 264 . 286 | 308 | 330 | 352 | 374 |396 | 418 | — ! — BERN, Ren ABEL 








164 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Porträt - Momentobjektiv 1:3,5, Voigtländer- 
Rapid-Porträtobjektiv Serie 1a, 1:2,3, Serie 1, 
1:3,2. Auch einige Vertreter der Klasse der Por- 
trätanastigmate will ich nachstehend aufzählen: 
Goerz-Dogmar ı:4,5 und 1:5,5, Celor, Serie la, 
1:3,5, Serie Ib, 1:45. Rodenstock-Eurynar, 
Serie 3, 1:5,4. Busch-Omnar, Serie I, 1:4,5, 
Serie II, 1:55 Sie gehören alle zu den 
Doppelanästigmaten, deren Hälften für sich allein 
benutzt werden können, während die folgenden 
dem Dreiliäsentypus angehören: Rodenstock- 
Eurynar, Serie 4, 1:4,5, Goerz-Hypar 1:3,5 
und 1:4,5. Voigtländer-Heliar 1:4,5. Zeiss- 


Ic. Kabinettkniestück, M. = 4m. 











—— nn 


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a a u u u En Eu u 





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00 

2 
II 


ı 319 | 3490| 
504 | 5.2 576 | 612 
275| 296 | 318 | 339 | 360 | 381 





Id. Kabinett, ganze Figur und Gruppen, 





Zentimeter 





0 | 

















| Zentimeter | 
MA rscacar areas arme l#|s| 


| ll Hl EI Blo| - 





Tessar, Serie Ic, 1:3,5 und ı:4,5. Busch- 
Glaukar 1:3,1. 

Diese bekannten Marken erster Fabriken 
darf man wohl alle als ausgezeichnete Instru- 
mente ansehen, auch die Preise werden bei 
den. einzelnen Klassen unter sich ziemlich gleich 
sein. Die Objektive können in Normal-, ver- 
senkter und Einstellfassung geliefert werden, 
und zwar werden die Porträtanastigmate meistens 
mit Irisblende ausgestattet, während die Petzval- 
Objektive häufig mit Steckblenden versehen sind. 

Ein weiterer Faktor bei der Beschaffung des 
Objektivs ist die Brennweite desselben, die von 
der Länge des Ateliers, von | 
der Art der Aufoahme und von 
der Plattengrösse abhängig ist. 
Um nicht die bekannte Verzeich- 
nung zu erhalten, wird man bei 
Porträts nicht unnötig an die 
Person herangehen. Als Mindest- 
— abstand nehme man für Köpfe 
— und Brustbilder > m, für alle 
— anderen Aufnahmen 4 m. In den 
__ hier wiedergegebenen Tabellen 
— sind diese Zahlen mit M. be- 





zeichnet. Die obere umstrichene 
Reihe enthält die Brennweiten 
in Zentimetern, während links 
in senkrechter Reihe das Re- 
duktionsverbältnis angegeben 
ist, d.h. der Massstab der Ver- 
kleinerung. Von diesen Zablen 
geht man wagerecht nach rechts 
bis senkrecht unter die be- 
treffende Brennweite. Von diesen 


| 
Y 1 a eh | — | 532 | 570 | 608 | 646 | 684 | 722 | 760 | 798 dort stehenden beiden Zablen 
u — | — | — Es 296 | 317 | 338 | 359 | 380 | 401 | 422 | 443 bedeutet die obere den Abstand 
Im == 71 = /920,1.500 = 640 = 720 | 760,80) — des Objektivs vom Modell in 
| |). | 274 | 295 | 310 | 337 | 350 | 379 | 400 | 421 | — ' j z 
= | — | 804 | 546 | sEB | 630 | 372 | 7141756 708 | — | — Zentimetern, während die un 
7 tere den Abstand der Matt- 
“ll — | — | 252 | 273 | 294 | gı5 | 336 357 |378 | 399 | — | — tere cen a 
1, — | — | 528 | 372 | 616 | 660 | 704 | 148 | 792 | 836| — | — scheibe vom Objektiv in Milli- 
ne ee: 3706| — | = metern angibt. Das entspricht 
1 = 139 | 552 | 5 44 ES Ei ke a Be Ba benötigten Kamera- 
AN — | 230 | 25x | 272 | 203 | 314 | 335 | ass | 376, — | — | — so dem benötig 
1 { — | 528 | 576 | 624 | 672 | 720 | 768 | 816 184, | — | — | — auszuge. RES 
aa\|| — | 230 | 250 | 271 | 292 | 313 | 334 | 35)397 06° — | — | — Nun ist bei derartigen Fragen 
1 500 | 550 | 600 | 650 | 700 | 750 | 800 |850 | —  — | — ) = in Rechnung zu ziehen, dass 
|| 208 | 229 | 250 | 271 | 292 313 33134 | - -— | -|- die Ateli 2 keta orö 
m ' 520 | 5372 | 624 | 676 | 728 | 780 | 832 | 884 | — | a a 2 Beier eo aD, SR 
35 208 229 250 270 291 | 312 | 333 354 — PER Een sein muss ais der ermitte te 
Aufnahmeabstand, denn die Ta- 
Ila. Visitköpfe, M.=2zm. bellen geben den Abstand vom 
: — Objektiv bis zum Modell, wäh- 
I _ zmee rend einerseits das Modell nicht 
Is #I| |» | 22| || 8 || | | | 8 direkt an die Atelierwand pla- 
| ciert werden kann und anderer- 
71 = |=|2.07| 07) 2%| 2106| 228|240\252 264 [270 269° seits hinter dem Apparat noch 
—|-|1—-.— | — | 408| 432 | 456 | 480 | 504 | 528 | 552 | 576 stell 
y { — | — | — | zıo| 224 | 238| 252 | 266 | 280 |294 |308| — | — Platz sein muss, um einstellen 
e\i —ı — | — | 350| 373 | 397 | 420| 443/467 |490|513| — | — zu können. Die nutzbare 
fl = z a 5 E = 3413°, 2 |) Atelierlänge ist daber min- 
= Sea Bart Ya Ki 
’ | 216| 234 | 252 | 270| 288| 306 | 324 | 3221 -  — — | el: . . E kürzer NE Ni 
*\l 270| 293| zı5| 3386| 360| 383 | 405] 425 | - —.—!—|-— wirkliche Länge Vm den 





praktischen Gebrauch der Ta- 
bellen klarzulegen, seien nach- 
stehend zwei Beispiele an- 
gegeben: 

1. Welche Mindestbrenn- 
weite ist für Kabinett-Brustbilder 
von }/, natürlicher Grösse er- 
forderlich, und welche anderen 
Aufnahmen können mit dieser 
Brennweite bei einer nutz- 
baren Atelierlänge von 6 m 
gemacht werden? Tabelle Ib 
zeigt bei 1:8 eine Mindestbrenn- 
weite von 28 cm, wobei der 
Aufnahmeabstand 2,52 m be- 
trägt. Verfolgen wir die senk- 
rechten Reihen unter 28cm, so 
zeigen uns die Tabellen Id u. 
IIc, dass bei einem Aufrahme- 
abstand von 5,88m (=rund 6 m) 
dieFigur2omal verkleinert wird. 


2. Welche Aufnahmen können 
mit einem Objektiv von 36 cm 
Brennweite, einem Kameraaus- 
zug von 4Io mm und nutz- 
barer Atelierläinge von 7 m 
gemacht werden? Tabelle Ib 
zeigt bei 36 cm Brennweite und 
405 mm Kameraauszug eine 
Verkleinerung von 1:8, während 
Id u. IIc bei 684 cm (= an- 
nähernd 7 m) Aufnahmeabstand 
Verkleinerung !/,, angeben. 

Aus diesen Beispielen ist 
zu ersehen, dass in den Ta- 
bellen leicht alles Wissenswerte 
zu finden ist. Von der Blenden- 
ebene gemessen, sind die Zahlen 
praktisch genau genug. Tbeo- 
retisch gelten dieselben aller- 
dings von den beiden Haupt- 
punkten des Objektivs aus. Die 


us [27 
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© 


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1-77 
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| 
— 
[3 
“ 


oh 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Ib. Visitbrustbild, M=2m. 





Zentimeter 





— | I —- | — | 200 | 220 | 240 | 260 300 | 320 | 340 
-— ||| |222 | 244 | 267 3ıı | 333 | 356 | 378 
— 1 | -— | — | 220 | 242 | 264 | 286 | 308 | 330 | 352 | 374 
— 1 | -— | — |] 220 | 242 | 264 | 286 | 308 | 330 | 352 | 374 
—- 1 — | — | 3216 | 240 | 264 | 288 | 312 | 336 | 360 | 384 | — 
— | -— | — 1196 | 2ı8 | 240 | 262 | 284 | 305 | 327 | 3499 | — 
— | — | 208 | 234 | 260 | 286 | 312 | 338 | 364 | 390 | — | — 
— | — | 173 | 195 | 217 | 238 | 260 | 282 | 303 | 325 | — | — 
— | — | 224 | 252 | 280 | 308 | 336 | 364 | 392 | 40 | — | — 
— | — [172 | 194 | 2ı5 | 237 | 258 | 280 | 302 | 3233 | — | — 
— | 2I0 | 240 | 270 | 300 | 330 | 360 | 390 | 420 | — | — 1 — 
— | ı50 | 171 | 193 | 214 | 236 | 257 | 278 | 300 | — | — | — 
— | 224 | 256 | 288 ! 320 | 352 | 384 | 416 | 48 | — | — | — 
— | 149 | 170 | 192 | 213 | 235 | 256 | 27 |29| — | — | — 
204 | 238 | 272 | 306 | 340 | 374 | 408 14422 | — | — | — | — 
127 | 148 | 170 | ıgı | 212 | 234 | 255 | 2606| — | — | — I — 
lIc. Visitkniestück, ganze Figur und Gruppen, M.=4m. 








SEELE LIE EN 


PRESSE ES 


||. 16 | 18 | > | = 24 


KERSEEErEz 


Tabellen enthalten ja allerdings nichts Neues, 
aber in dieser Form sind derartige Tabellen sehr 
praktisch und ermöglichen ein rasches Auffinden 
aller Fragen über Atelierlänge, Brennweite und 
Kameraauszug. Und wenn der eine oder andere 





Aussteller! 


Kunstige 


werbe : Museum zu Berlin 


Es sei darauf hingewiesen, dass die 


Teilnahme an unserer Ausstellung keineswegs die Mit- 
gliedschaft zu einem der veranstaltenden Vereine (wie 


vielfach angenommen wird) voraussetzt. 


An der „Berliner Photographie“ kann jeder in 


Zentimeter 


s| 2 |»|»|s|s|® 









Were 
ER FEITILET EI 





BENEEEEEEEEEEREERENE I: 


SENSE ESZERZ 


BERZTuIEE 


— 


B8 | 962 
247 | 267 


daraus einigen Nutzen zieht, so ist der Zweck 
dieser Zeilen erreicht, und ich schliesse nun mit 
dem alten Photographenruf: „Gut Licht!“ 


Fritz Lange. 





Gross - Berlin bzw. im Handwerkskammerbezirk Potsdam 
ansässige Berufs- oder Liebhaberphotograph teil- 
nehmen. N 

Interessenten werden gebeten, Anmeldeformulare 
von der unterzeichneten Geschäftsstelle anzufordern, 


2ı* 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Platzmiete wird nicht erhoben. Die Bilder 
müssen Anfang September zur Verfügung des Auf- 
nahmeausschusses stehen. 

Die „Berliner Photographie“ wird vom „Photo- 
graphischen Verein zu Berlin, gegr. 1863“, in Gemein- 
schaft mit folgenden Vereinigungen - durchgeführt: 
Berliner Vereinigung zur Pflege der Liebhaberphoto- 
graphie — Deutsche Gesellschaft zur Förderung der 


Photographie —. Freie Photograph. Vereinigung zu 
Berlin — Märkische Gesellschaft von Freunden der 
Photographie — Photographen- Innung zu Berlin — 
Photographische Lehranstalt des Lette- Hauses — Ver- 
band der Presse-Illustrationsfirmen. . 


Geschäftsleitung: Berlin W, Duisburger Strasse 12. 
Telephon: Uhland 6206. 


Lat —— 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


 Photographiseher Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


I, Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2z, Amt Uhland 6206. 
— Geschäftsstelle und Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser-Wilhelm-Platz 2, Amt Stephan 4480. — Biblio- 
thek: Fräulein Pflug, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz6. Amt 
Lützow 1224. — Rechtsauskünfte: Fritz Hansen, Berlin Ssg9, Hasen- 
heide 47, Amt Moritzplatz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplom- 
kommission: Frangois Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı. 
Niederschrift der Sitzung vom 7. April in den 


„Kammersälen“ in Berlin. 


Der Vorsitzende teilt nach Begrüssung mit, dass 
er den Beginn der Sitzung verschoben habe, und dass 
auch künftig statt um 7 Uhr pünktlich 7!/ ‚Uhr begonnen 
werden soll. Der Verein ist Mitglied ig Humboldt- 
hochschule geworden. 


Seitens des Mitgliedes, Herrn Pflugfelder, ist 
dem Verein eine Mappe 5o Jahre alter, interessanter 
Photogramme gestiftet worden. Anschliessend nimmt 
Herr Brasch von Jupiter-Kunstlicht in Berlin W, 
Potsdamer Strasse 21a, das Wort, um die Bedeutung 
der Lamperkonstruktionen der Jupiter- Gesellschaft für 
den Berufsphotographen zu erläutern, insbesondere die 
sogenannte „Jupiter- Handlampe“, die für 6 und 
1o Ampere eingerichtet ist. Da letztere Kleinkogen- 
lampen für Aufnahmen ausserhalb des Ateliers, z.B. in 
Werkstätten, im Heim usw., verwendet werden können 
und dafür keine besondere Stromzuleitung nötig ist, 
sondern die gewöhnliche Hausleitung genügt, ist das 
Erscheinen auf dem Markte besonders verdienstlich, 
und es wird in Kürze kaum noch ein Atelier denkbar 
sein, das nicht eine so geartete, praktische Einrichtung 
besitzt. Der sich anschliessende Vortrag des Herrn 
Professor Mente über Motiv und Stimmung im Land- 
schaftsbilde bot den Erschienenen reiche Genüsse dank 
der hervorragenden Projektionen, die den Gedanken- 
gang des Vortragenden und das Schaffen der Land- 
schaftsphotographen erläuterten. Es bedarf eigentlich 
keiner Hervorhebung an dieser Stelle, welcher Wert 
der Staffage (Menschen-, Tier- usw. -staffage) im Bilde 
beizumessen ist, es braucht nicht auf die fein empfun- 
denen Dünen- und Nebelstimmungen oder Wasser- 
wirkungen am Nordseestrande hingewiesen zn werden 
— es war schlechterdings meisterhaft, was Professor 
Mente bot. „Stimmung ist vom Beschauer abhängig. 


Das, was der Hersteller empfunden hat, muss beim 
Beschauer anklingen.“ 

Ausgestellt hatten Platten und Papiere die Trocken- 
plattenfabrik Bergmann & Co.in Wernigerode, deren 
Muster an die Mitglieder für Versuchszwecke verteilt 
wurden. 

Die Lichtdruckanstalt A. Koch-Halberstadt: Post- 
karten in verschiedenen Verfahren. Ueber letztere gab 
Professor Mente Erklärungen. Nachdem der Porto- 
satz für Grusskarten herabgesetzt worden ist, dürfte 
auch der Versand und damit die Herstellung von 
Ansichtspostkarten in Fluss kommen. 

Kuzelowsky 
in Vertr. des Schriftführers. 


Johannes Lüpke, 
1. Vorsitzender. 


Niederschrift der Sitzung vom ı2. Mai, 
abends 7'/, Uhr, in den „Kammersälen“. 


Der Vorsitzende, Herr Lüpke, eröffnet die Sitzung 
mit Bekanntgabe der Eingänge. An Zeitschriften sind 
eingegangen das Fachblatt: „Die Photo-Börse“ vom 
Verlag Berthold Köhn-Schweidnitz und „Der Photo- 
freund“, eine illustrierte Halbmonatsschrift des Verlags 
Hermann- Hamburg. Von Herrn Dost wird auf die 
Dokumentensammlung Darmstaedter der Preussi- 
schen Staatsbibliothek hingewiesen. In Gedenken 
an das verstorbene Mitglied P. Altmann, Berlin- 
Tempelhof, erheben sich die Auwesenden von ihren 
Plätzen. 


Der Vorsitzende erteilt nun Herrn Dr. Weidert 


das Wort zu seinem Vortrag mit Lichtbildern: „Die 
Herstellung des optischen Glases.“ Der Vor- 
tragende führte etwa folgendes aus: Un von den 


Schottwerken in Jena unabhängig zu werden, haben 
schon die Steinheils in Sendlingen bei München vor 
dem Kriege auf dem Gebiete der Glasschmelze mit 
Versuchen begonnen. 1913 traten die Münchener Werke 
in die ersten Beziehungen zu der Optischen Anstalt 
C. P. Goerz, Friedenau-Berlin, und 1916 wurde das 
Sendliuger Glaswerk am Teltowkanal, auf Zellendorfer 
Gebiet, neu aufgebaut, wo es in Voraussicht späterer 
Erweiterungen ein Areal von etwa 268000 um umfasst. 
Nach diesen einleitenden Worten ging der Vortragende 
auf die praktische Arbeit in den Schmelzlaboratorien 
näher ein und erläuterte z. B. an Bildern, wie 


etwas 





das. Gemenge in den Hafen kommt. Voraus schilderte 
Dr. Weidert die Herstellung der sogenannten Häfen, 
und wie wichtig es sei, dass zur Vermeidung von 
Rissen die Hafenvorräte in gut temperieıten Räumen 
zum Trocknen vor Zugluft geschützt werden. 


Es war äusserst interessant, zu hören und zu sehen, 
wie die Schmelzung vorbereitet wird, im Gemeng- 
kasten die Rohmaterialien, in der Hauptsache Kiesel- 
säure- und. zwei Alkalien, innig gemischt, in der Sieb- 
maschine fein gesiebt werden und dieses Genmienge 
dann in der Hütte dem Hafen übergeben wird. Ehe 
der letztere Vorgang geschehen kann, erfolgt erst ein 
allmähliches Auftempern der Häfen auf die Temperatur 
der Schmelzöfen (bis 1500°). Dieser hohen Temperatur 
wird das Gemenge so lange ausgesetzt, bis es zu einem 
feurigflüssigen Glas geschmolzen ist. Die Temperatur 
wird am Messstand durch Pyrometer kontrolliert, was 
gleichfalls auf einem der Lichtbilder veranschaulicht 
wurde. Weitere Bilder bezogen sich auf das Fortschreiten 
des Schmelzvorganges, Entnahme von Proben in den ver- 
schiedenen Schmelzstadien bis zum Ausfahren des 
Hafens aus dem Ofen und Sicherung nıit einer Schutz- 
haube zum Zwecke allmählicher Abkühlung. Im Laufe 
des Vortrages wurde dann das Zerschlagen des er- 
starrten Hafens erläutert, dass entstandene Risse das 
Auseinanderlegen erleichtern. Die guten Stücke werden 
gesenkt. Um ibnen die Plattenform zu geben, werden 
sie in Schamotteforimen gelegt, in einen verschiedene 
Hitzegrade enthaltenden Senkofen gebracht, worin sie, 
wieder flüssig geworden, die Schamotteform ausfüllen. 
Nach Passieren von fein konstruierten Kühlöfen werden 
diese Formen Wochen währender Abkühlung unter- 
worfen. Es wurde dies ausserordentlich lehrreich er- 
läutert. Der Firma Goerz kann nicht genug Dank 
gezollt werden, dass sie auftritt, um Verständnis über 
Herstellung des optischen Glases zu verbreiten. Der 
Vortragende gab mit Recht Erläuterungen über 
die ‚Eigenschaften guter Gläser, über Kühlfehler, 
kam auf Blasen usw. zu sprechen, ging zum Schluss 
auf Schleiferei, bzw. vorher auf die Schneiderei ein 
und konnte für seinen ausserordentlich instruktiven 
Vortrag reichen Beifall ernten, den der Vorsitzende 
auch noch in besondere Dankesworte kleidete. 

Zu dem Punkte Sonntagsruhe wurde von der 
Versammlung nach ergiebiger Aussprache unter den 
Erschienenen als Resümee der Auffassung, dass die 
Regelung der Sonntagsruhe im deutschen Reichs- 
gebiete den beteiligten Berufskreisen vorzubehalten sei, 
folgende Entschliessung einstimmig angenommen: 
„Bei der bevorsteherden reichsgesetzlichen Regelung 
der Sonntagsruhe möge der Central-Verband dahin 
wirken, dass die uns jetzt zustehenden Rechte nicht 
beschnitten und vorschnell aufgegeben werden.“ 

Die Regelung der Geschäftszeit in photographi- 
schen Betrieben au Sonn- und Feiertagen soll den ört- 
lichen Fachorganisationen vorbehalten bleiben. 

Mit dieser Entschliessung unterstützt der Verein 
die Eingabe der Innung Berlin au den C. V. Der Be- 
schluss wurde sofort dem Vorsitzenden des C. V. be- 
kanntgegeben. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


mn en nenn mh en mn man tn mtr - 2 oe ernennen nannte meet en ann nn 






Einer anfeuernden Ansprache an die Versamm- 


lung glich der Bericht über die vom Photographischen” 
Verein anpgeregte Ausstellung, die nun nach dem Tlane 
.des damit beauftragten Schriftführers Ranft feste Ge- 


stalt annimmt und für den Aufschwung in der Photo- 
graphie eingesetzt werden soll. Der Referent A. Ranft 


fasst sich dahingehend zusammen, dass die Berufs- 


photographen gewissermassen alles Alte, Ueberlieferte, 
jegliche Voreingenommenheit gegenüber dem photo- 
graphischen Bilde tilgen, die Augen vor dem eigenen, 
bisher Erreichten einmal .schliessen sollten, um an 
Neues, Reines, mit unbeflecktem Sinn heranzutreten. 


Raus aus der bisherigen Technik, wie sie der, 


Photographenstil verkörpert! Dafür persönliche 
Leistungen, Vielseitigkeit. Die Leistung allein 
wird über dem Wechsel der Zeiten Wert behalten. 
Sie allein muss die hohe Bezahlung rechtfertigen. 
Darüber sollen dem Publikum die Augen geöffnet 
werden. 

Die gesamte führende Tagespresse wird über 
die Ausstellung und den Zweck des Unternehmens 
unterrichtet werden. “ Mit ihrer Hilfe werden wir er- 
reichen, dass es heisst: „Hier, Publikum, hast du die- 
jenigen, die als Könner zu gelten haben!“ Einer so 
reinen Sache gegenüber kann sich kein ernst zu 
nehmender Gegner behaupten. Die Aussteller selbst 
werden Förderer und Fübrer sein, indem sie auf der 
Ausstellung Führungen vornehmen und Vorträge 
halten, ihre Arbeitsweise analysieren. In diesem Sinne 
wird auch das Jahrbuch eine ausserordentlich heil- 
same Wirkung ausüben, ein Werk, das der Aus- 
stellungsleiter der „Berliner Photographie“ zu widmen 
gedenkt. 

Die Förderung der Techuik bleibt einer Be- 
teiligung der deutschen Industrie vorbehalten. 

Nach der beifällig aufgenommenen Rede schloss 
der Vorsitzende die Sitzung und beraumte die letzte 
Sitzung vor der Sommerpause auf 2. Juni an. 

Die Sitzung war mit einer Ausstellung von hervor- 
ragenden Bildern aus dem Atelier Becker & Maass 
(Marie Boehmi) beschickt. 


A, Rantt, 
I. Schriftführer. 


Johannes Lüpke, 
I. Vorsitzender. 


mn nn nn 


Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Fa. Boehm- Werke, Berlin NW, Gutzkowskystrasse 20, 


Als neues Mitglied war gemeldet: 
Herr Albert Vernemann, Berlin O, Weidenweg 35, 


Als neue Mitglieder sind aufgenommen: 
Herr H. Goldberg, Photographisches Atelier „Elegant“. 
Berlin N 113, Schönhauser Allee ı 14. 
Dr. Wagner-Maass, Oranienburg, Alsenstr. ı2. 
Der Vorstand. 
I. A.: Richard Courad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 


Berlin- Schöneberg, Kaiser - Vilhelm-Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Steplian 4480. — Postscheckkonto: Berlin 20087. 


n 


4 


PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. u 





; Sächsischer Photographen-Bund. 

Als neue Mitglieder waren gemeldet: 

Herr Alfred Martin. Dresden -A., 
Strasse 18. 

„ Franz Fiedler-Dresden-A., Sedunktranse 7. 


Reisewitzer 


It 


Photographen -Zwangsinnung Glatz. 
Einladung zur Frühjahrsversammlung 
am Donnerstag, den 2. Juni, nachmittags ı Uhr, 
in Glatz, im Hotel Glatzer Hof. | 


Tagesordnung. 

. Verlesen der letzten Protokolle. 

. Jahresbericht des Vorsitzenden. 

Kassenbericht. 

. Genehmigung des Haushaltplanes, 

. Vorstandsergäinzungswahl. 

. Bericht über unser photographisches Preisaus- 
schreiben. 

7. Antrag des Vorstandes: Die Versammlung wolle 
beschliessen: „Wer ohne genügende Entschuldi- 
gung von der Innungsversammlung ausbleibt, 
verwirkt eine vom Vorstande zu verhbängende 
Geldstrafe von 20 Mk.“ 

8. Massnahmen gegen das Vergrösserungsunwesen. 

9. Verschiedenes, 


anpw rn Fr 


Der Haushaltplan liegt gemäss 847 des Statuts aus. 
Lieferanten können bei dieser Gelegenheit auch 
ihre Artikel mit ausstellen. 
I.A.: Marx, Obermeister. 


Gleichzeitig ergeht an alle Vorstandsmitglieder und 
Vertrauensmänner hiermit die Einladung zur 
Vorstandssitzung, 
welche vormittags 9 Uhr am gleichen Tage und Orte 


stattfindet. 
—et— 


Zwangsinnung 
tür das Photographenhandwerk in der 
Stadtgemeinde Köln. 


Einladung zu der am Dienstag, den 7. Juni 1921, 
abends 7 Uhr, stattfindenden zweiten ordentlichen 
Innungsversammlung im Restaurant „Zum Alten 
Präsidium“, Köln, Schildergasse 84, I. Etage. 

Tagesordnung: 

. Verlesen des letzten Protokolls. 

. Central-Verbandsangelegenheiten. 

. Neuberatung über den Haushaltsplan 1921. 

. Festsetzung des Jahresbeitrages 1921. 

. Bericht über die Obermeistertagungen in Duis- 

burg und Köln. 

6. Beschlussfassung über die Neuregelung der Sonn- 
tagsruhe. 

7. Antrag an die Schulleiter betreffend Schulgruppen- 
aufnahmen. 

8. Ausstellung von Lehrlingsarbeiten. 

g. Vergrösserungsschwindel. 

ı0. Verschiedenes. 


na wnN - 


Um zablreiches und pünktliches Erscheinen wird 
dringend ersucht: Nichterscheinen fällt unter $ 22 der 
Satzungen, Io Mk. Strafe. 

Mit kollegialem Gruss 

Otto Liesendahl, 

Schriftführer. 
I 


B. Blum, 
Obermeister. 


Verein Schlesischer a a 
(E. Y.). 


Bericht über die Sitzung 
am Io. Aprilim 3Konzerthaus“ in Breslau. 


Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung und 
gedachte zuerst an das erfolgte Ableben des Herrn 
Karl Knapp in Halle a. $S. und würdigte die Ver- 
dienste, welche sich der Verstorbene um die Ver- 
breitung der Photoliteratur und die Förderung e 
Bildnisphotographie erworben hat. 

Nach Verlesung des Protokolls erfolgte die Auf- 
nahme von zwei neuen Mitgliedern, und zwar: 
J. Horeschy-Breslau, Matthiasplatz, und Zeidler- 
Oppeln, Oberschlesien. Neu angemeldet ist G.Rogerie, 
Ober- Langenbielau. Bei der stetig zunehmenden Mit- 
gliederzahl ermahnte der Vorsitzende, die Kollegialität 
nicht nur in den Vereinssitzungen, sondern auch 
darüber hinaus zu wahren; durch kleinliche Mittel das 
Geschäft an sich zu reissen durch Gratiszugaben oder 
sonst üble Nachreden wird keineswegs der Bedarf ge- 
hoben, sondern das Ansehen des ganzen Standes wird 
gefährdet. 

In längerer Ausführung erging sich dann der Vor- 
sitzende über Gegenwartssorgen und Zukunftsaussichten. 
Die Tagessorgen sind die grossen Aufwendungen für 
Material und Gehälter, welche oft mit den Einnahmen 
picht in Uebereinstiimmung zu bringen sind, und die 
Aussichten für die Zukunft werden durch die politischen 
Verhältnisse keineswegs erhellt. Der Vorsitzende emp- 
fahl, das Pulver trockenzuhalten und möglichst un- 
nötige Ausgaben für Neuanschaffungen zu vermeiden, 
da oft anch nicht alles gut sei, was mit grossem Auf- 
wand von Reklame angepriesen wird. Dagegen darf 
sich auch niemand die Vorteile entgehen lassen, welche 
verschiedene Neuheiten bieten. Zur Verbilligung des 
Negativmaterials hält Herr Götz die Anwendung von 
Plattenfort und Negativfilms für sehr geeignet. Die- 
selben haben sich für Tagesarbeiten als brauchbar er- 
wiesen, und durch die Kopierfähigkeit auf beiden Seiten 
bieten die Plattenfort besonders bei Kohledrucken 
entschiedene Vorteile. Die zu diesem Zweck her- 
gestellten Negativfilms und Kohlebilder bestätigten 
vollkommen diese Angaben. 

Unter Verschiedenem machte der Vorsitzende be- 
kannt, dass von den Tarifkommissionen durch Nach- 
trag vom ıı. Februar eine mässige Erhöhung der Ent- 
lohnung beschlossen wurde, und die anwesenden Mit- 
glieder erklärten sich hiermit einverstanden. 

Der Vorsitzende brachte dann noch den schrift- 
lichen Dank der Ortsgruppe der heimattreuen Ober- 
schlesier zur Verlesung für die an unserer. letzten 


ER PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Sitzung gesammelte Spende und schloss gegen g Uhr 
die Versammlung. 

Der Schriftführer: 
Richard Zerner. 


Id 


Personalien. 
Gestorben sind die Photographen Hugo Schröder 
in Zittau und Emil Vollenweider in Bern, letzterer 
im Alter von 72 Jahren. 


Der Vorsitzende: 
H. Götz. 


Ludwigsburg. Hofphotograph Robert Wetzig 
und seine Gattin Thekla, geb. Späth, feierten das 
Fest der goldenen Hochzeit. Der Ehejubilar hat nun 
seine 81 Jahre hinter sich und erfreut sich auch heute 
noch einer erstaunlichen geistigen und körperlichen 
Spannkraft. Möge den beiden noch ein frohes, be- 
schauliches Alter beschieden sein. 


Glücksburg. Die in weiten Kreisen bekannte 
Photographin Charlotte Kruse feierte ihren 80. Ge- 


burtstag. 
"EL. Ir 


Aus Industrie, Handwerk 
und Handel. 

Neue Perutz-Schriften. Bändchen III: Dr. 
Wagner-Maass, Die ortlochromatische lichthoffreie 
Platte unter besonderer Berücksichtigung der Perutz- 
Fabrikate. Preis 3 Mk. Bändchen IV: Hans Spörl, 
Die Naturphotographie mit farbenempfindlichen Platten, 
unter besonderer Berücksichtigung der Perutz-Fabrikate. 
Preis 3 Mk. Bändchen V: Carl J. Luther, Die Auf- 
nahme der Schneelandschaft und des Wintersportes im 
Gebirge, unter besonderer Berücksichtigung der Perutz 
farbenempfindlichen lichthoffreien Platten. Preis 3 Mk. 
Die Namen der Verfasser bürgen für die Güte dieser 
Abhandlungen. Nachfrager wollen sich wegen Bezuges 
an die Firma Otto Perutz, Trockenplattenfabrik 
München G. m. b.H., in München wenden. 


Zur Einführungder „Saska®-Hilfsapparate. 
Es haben noch nicht alle Gewerbetreibenden begriffen, 
dass die Gegenwart uns ganz andere Arbeitsbedingungen 
auferlegt als die Vergangenheit; vielfach sind wir 
wohl in der Lage, die Gestehungskosten auf ein mehr- 
faches wie vor dem Kriege anzusetzen und danach 
den Lieferungspreis zu richten; aber in vielen, sehr 
vielen Fällen ist ein restloser Ausgleich rechnerisch 
allein nicht zu schaffen, sondern dieser, der Ausgleich, 
muss durch eine andere, geschicktere Arbeitsweise als 
bisher erzielt werden. Die „Saska“ - Hilfsapparate 
regeln die photographischen Arbeiten, sie arbeiten gut 
und zuverlässig, und namentlich helfen sie Zeit sparen. 
— Die Apparate sind aus den langjährigen Erfahrungen 
eines Praktikers, des Herrn Stefan Sas-Kaminski- 
München, entstanden und in dessen Betrieb Brienner 
Strasse 4 seit vielen Jahren mit Erfolg in Gebrauch. 
— Von polizeitechnischer Seite wurden die „Saska“- 
Apparate sehr günstig beurteilt (Gutachten der Mün- 
chener Polizeidirektion) Eine vollständige „Saska"- 
Hilfsapparate- Einrichtung besteht aus „Saska“-Dunkel- 


kammerlampe, Negativ- Wässerungswanne, Schnell- 
kopierapparat, Kopiertisch, Positiv- Wässerungswanne, 
Trockenapparat und Retuschiertisch. Erst mit „Saska®- 
Hilfsapparaten sind Lichtbildwerkstätten wirklich zweck- 
mässig eingerichtet. Beschreibung. mit Abbildungen zu 
Diensten. Anzeigen, ebenfalls mit Abbildungen, er- 
scheinen vierzehntägig in der „Chronik. 


Die seit Jahren in Fachkreisen bekannte Firma 
Julius Gläser in Dresden-N. versendet in dieser 
Nummer ein Empfehlungsblatt über Kartons, Tableaux 
und Passepartouts, dessen Abbildungen die von dieser 
Fabrik photographischer Luxus- und Bedarfsartikel von 
jeher bewiegene Leistungsfähigkeit hinsichtlich Zweck- 
mässigkeit, Vielseitigkeit und geschmackvoller Aus- 
führung besonders augenfällig machen und gewiss 
manche unserer.Leser zum Bezuge anregen. Mit jeder 
gewünschten Auskunft wird die Firma Gläser gern 
aufwarten. | 

at 
Kleine Mitteilungen. 


— Vom Lohnabzug. Nach der Bekanntmachung 
des Reichsministers der Finanzen über den Lohnabzug 
ist für die zur Haushaltung zählende Frau des Arbeit- 
nehmers der gleiche Betrag abzugsfrei zu lassen wie 
für den Arbeitnehmer selbst (4 Mk. für den Tag, 24 Mk. 
für die Woche, ıoo Mk. für den Monat). Ferner er- 
höht sich der dem Steuerabzug nicht unterworfene 
Teil des Arbeitslohnes für jedes zur Haushaltung des 
Arbeitnehmers zählende minderjährige Kind um 6, 36 
oder I5o Mk. Es waren nun Zweifel laut geworden, 
ob diese Beträge auch dann abzusetzen seien, wenn 
die Frau oder Kinder ein eigenes Arbeitseinkommen 
beziehen. Ebenso herrschte Unklarheit darüber, ob 
die Verdienste aus Ueberstunden wie bisher abzugsfrei 
zu bleiben haben. Zur Klärung der Sachlage hat sich 
die Vereinigung Kölner Arbeitgeberverbände _tele- 
graphisch an den Reichsminister der Finanzen ge- 
wandt. Dieser hat der Vereinigung nunmehr ge- 
antwortet, dass die Abzugsfreiheit in allen vorstehenden 
Fällen zu bejahen sei. 


— Gehilfenprüfung. Hans Beckmann legte 
im Atelier Beckmann-Alzey seine Gehilfenprüfung 
mit Note „sehr gut“ ab; Doris Sendel aus Frei- 
berg i. Sa. im gleichen Atelier mit „gut“. 


— Eisenberg (S.-A.). Die Trockenplattenfabrik 
Otto Kirschten feierte ihr 25 jähriges Jubiläum. 


— Photographen-Fachabteilungder Kunst- 
gewerbefachschule in Frankfurt a.M. An einer 
Besprechung über die Schaffung einer Fachschule 
nahmen die angesehensten Photographen Frankfurts, 
Vertreter der Gehilfenverbände und die Fachlehrer 
teil. Nach der Besichtigung der zukünftigen Arbeits- 
räume berichtete Direktor Walter über die geplante 
Neueinrichtung. Professor Schmidt- Karlsruhe be- 
sprach den Wert, die Ziele und die Lehrpläne einer 
modernen Fachschule Für die neugeschaffene Ab- 
teilung wurde als wissenschaftlicher Lehrer Dr. Heinrich 
Beck, technischer Leiter bei der Firma Schleussner, 


170 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


verpflichtet, für die Reproduktionsphotographie und 
- Techniken der Fachlehrer der Klimschschen Lehr- 
und Versuchsanstalt Herr Kraus, für die Porträt- 
photographie Herr Junior und für Architektur- und 
Innenphotographie Herr Laufer in Vorschlag gebracht. 
Zunächst wird mit dem Fach- und praktischen Unter- 
richt für Lehrlinge begonnen, von Mitte Juni ab 
werden Gehilfen- und von Ostern 1922 ab auch Meister- 
kurse eingerichtet. 


— Dokumentensammlung Darmstaedterder 
. Preussischen Staatsbibliothek. Am 2. Mai wurde 
im Ausstellungssaal der Preussischen Staatsbibliothek 
ein Teil der interessantesten und kostbarsten Samm- 
Inngen der Welt für die allgemeine Besichtigung zu- 
gänglich gemacht. Es handelt sich um die von Prof. 
Dr. Darmstaedter in jahrzehntelanger Arbeit mit 
unendlicher Mühe und hervorragender Sachkenntnis 
zusammengestellte Sammlung von Autographen und 
Dokumenten zur Geschichte der Naturwissenschaften 
während der letzten vier Jahrhunderte. Es handelt 
sich alles in allem um etwa 300 Briefe und Dokumente, 
die teils durch die Persönlichkeiten, von denen sie 


herrübren, teils um ihres Inhalts oder ihrer Seltenheit: 


willen ein hervorragendes Interesse beanspruchen. Die 
Sammlung beabsichtigt, durch ihre Ausstellung weitere 
Kreise für das grosse Gebiet der Naturwissenschaften 
zu interessieren und bringt zu diesem Zwecke charakte- 
ristische Dokumente der bedeutsamsten Naturforscher 
vom 16 Jahrhundert bis zum Jahre 1860 zur Vorlage. 


Die Ausstellung ist derartig geordnet, dass sie mit 
Mathematik beginnt, über die Astronomie zur Physik 
tünd Chemie führt, und dass sich an die Chemie die 
Mineralogie, Geologie und Geographie anschliessen. 
Der Uebergang zu den organischen Naturwissenschaften 
beginnt mit der Paläontologie und führt zur Botanik, 
Zoologie und Anthropologie. 

Den Berufsangehörigen und Freunden der Photo- 
graphie werden aber besonders diejenigen Persönlich- 
keiten interessieren, deren Namen aus der Geschichte 
der Photographie uns allen geläufig ist. So sehen 
wir hier ein Bildnis und Brief von Georgius Fabricius, 
welcher bekanntlich 1566 als erster das Chlorsilber in 
seiner Schrift: „De metallicis rebus usw.“ beschrieben 
hatte. Ebenso haben sich hier Bilder und Briefe, Doku- 
mente und Urkunden zusammengefunden von Anathasius 
Kirchener, 
Johann Heinrich Schulze, dem Entdecker der Licht» 
empfindlichkeit der Chlorsilbersalze, und die Inkunabeln 
der in der Geschichte der Photographie für immer 
festgelegten bedeutenden Chemiker, wie Saussure, 
Regnault, Foucault, Senebier, Lavoisier, Pristley, Olof 
Bergmann, Sir Humphrey Davy, Ritter usw. Als be- 
sonders erwähnenswert seien die Bildnisse und Schrift- 
stücke von Niepce, Daguerre, Talbot, John Herschel, 
Senefelder, Arago, Steinheil, Carl Zeiss usw. hervor- 
gehoben. Die Staatsbibliothek hat sich mit dieser Ver- 
anstaltung ein hohes Verdienst erworben, welches all- 


dem Erfinder der Laterne magica; von- 


seitig anerkannt wird. Der Besuch sei daher allen 
Interessenten angelegentlichst empfohlen. Die Aus- 
stellung ist in der Zeit von ı1—2 Uhr für einige 
Wochen geöffnet. Wilhelm Dost. 


I 


Büschersehau. 

Pietorial Composition in Photography by 
Arthur Hammond, with 49 illustrations by the 
author. American photographic publishing Co. Boston, 
Mass. 1920. Price $ 3,50. 

In amerikanischen und englischen Werken über 
künstlerische. Photographie findet man zahlreiche ge- 
meinschaftliche Richtlinien. Die Autoren sind nämlich 
fast immer bemüht, den Photographbierenden zum 
künstlerischen Sehen zu erziehen, und es ‚wird dabei 
eine Darstellungsform gewählt, die etwas Zwingendes 
hat. Fast unbewusst lernt der Leser die wichtigsten 
Dinge, welche zum Zustandekommen eines photo- 
graphischen Bildes, das künstlerischen Ansprüchen ge- 
recht wird, kennen, und selbst wenn die Illustrationen 
fehlten, so müsste schon durch das Lesen eines solchen 
Buches viel erreicht werden. Das gilt auch für dieses 
neue Werk Hammonds, dessen Leistungen in der 
künstlerischen Landschafts- uud Porträtphotographie 
durch die „American Photography“ allgemein bekannt- 
geworden sind. Hammond verfügt über eine vor- 
zügliche Darstellungsgabe. Wenn der Referent auch 
geneigt ist, die rein ästhetischen Gesichtspunkte dieses 
Buches höher zu bewerten als die technischen Aus- 
lassungen, so ist doch unter den letzteren manches 
Beherzigenswerte zu finden. 

Hinsichtlich der zahlreichen Abbildungen, die Re- 
produktionen nach Aufnahmen des Verfassers darstellen, 
glaubt der Referent, dass die Tonigkeit, d. h. das 
Fehlen höchster Lichter und tieferer Schatten, etwas 
zu stark als „Manier“ ausgebildet ist. Bei einem 
Porträt den Hintergrund kontrastreicher zu halten als 
das Bildnis selbst, kann man sogar für ein verfehltes 
Unternehmen halten. 

Nichtsdestoweniger ist das Lesen des Buches durch- 
aus zu empfehlen, weil es dem Photographierenden so 
viel Anregung gibt, ohne trocken und doktrinär zu 
sein. In deutschen Werken über den gleichen Gegen- 
stand hat man häufiger das Schwergewicht auf die 
Abbildung verlegt, die dann zum Gegenstand der 
Kritik gemacht wird. Gewiss hat auch dieses Verfahren 
seine Vorzüge, aber der stets etwas einseitige Stand- 
punkt des Verfassers wird dabei allzusehr dem Leser 
einzuimpfen versucht, während die freiere Behandlung 
des Stoffes, wie wir sie bei Hammond finden, zu 
wirklich „freiem Schaffen“, soweit das in der Photo- 
graphie überhaupt ınöglich ist, anregt. Me. 
nn an 
Aussergewöhnliche Beilage in dieser Nummer: 
Julius Gläser, Karton-, Tableau- und Passepartout- 

Fabrik, Dresden-N. 





Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. AM iethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse Aa 
fir den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck uud Verlag von Wilhelm Knap.p in Halle a.S. - 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 

Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik*, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 
4 Mk., mit dem „Atelier* zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
er 5omm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 22. 3. Juni. | 1921. 














D 
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LL, L 
7 . G 
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D En 2-30, Oktober RG 
HITZE Kunstgewerbe: Museum zu Berlin” 


Die Ausstellungsbedingungen. 


Die Beteiligung steht jedem Berufs- oder Liebhaberphotographen Gross-Berlins offen. 


Ueber die Zulassung der eingereichten Bilder, deren Zahl vorläufig nicht beschränkt ist, 
entscheidet der Aufnahmeausschuss. 


Bilder, die schon mehrfach durch Ausstellungen bekannt geworden sind, können ab- 
gewiesen werden. 


Den Aufnahmeausschuss bilden die Herren Geheimrat Jessen, F. Matthies-Masuren, 
A. Ranft und je ein Delegierter der veranstaltenden Vereine. 


Die Einlieferung der Bilder hat in der Zeit vom ı.—5. September an die Hausinspektion 
des Kunstgewerbemuseums in Berlin, Prinz- Albrecht-Strasse 7, zu geschehen. 


Jeder Einsender wird von der Entscheidung des Aufnahmeausschusses persönlich in 
Kenntnis gesetzt. 


Platzmiete wird für die auszustellenden Bilder nicht erhoben. 
Die Bilder sind gerahmt bzw. geglast und eingefasst einzuliefern. 
Das Format unterliegt keiner Beschränkung. 


Angaben auf der Rückwand des Rahmens: Vollständiger Name bzw. Firma nebst Adresse 
des Verfertigers des Bildes, Kopierverfahren, Höhe des Verkaufspreises. 


30 °/), der Verkaufssumme fliessen dem Ausstellungsfonds zu. 
Sämtliche Bilder sind bis Schluss der Ausstellung im Ausstellungslokale zu belassen. 


Eine Haftung der Vereine bzw. Versicherung der Bilder gegen Schäden findet nicht 
statt. Jeder Teilnehmer stellt auf eigenes Risiko aus. Zerbrochene Glasscheiben der Rahmen 
werden auf Kosten der Aussteller ersetzt. 


Es wird für Beaufsichtigung des Ausstellungsraumes während der öffentlichen Besuchs- 
zeit — täglich von g Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags — gesorgt sein. 


Bei den ausgestellten Bildnissen wird angenommen, dass die Abgebildeten ihre Ein- 
willigung zur Schaustellung erteilt haben. Die Regelung dieser Angelegenheit obliegt unter allen 
Umständen dem betreffenden Aussteller. : 


Den Ausstellern ist nicht gestattet, unter ihren Bildern Reklameschilder anzubringen. 
Die Ausstellungsleitung gibt einen offiziellen Katalog heraus. Die Anzeigenaufnahme besorgt 
der Verlag Wilhelm Knapp in Halle (Saale). 


Für photographische Aufnahmen innerhalb der Ausstellung ist vorherige Genehmigung 
der Geschäftsstelle einzuholen. 


Prämiierungen der ausgestellten Arbeiten finden nicht statt. 

Der Eintritt in die Ausstellung ist frei. 

Anmeldeformulare sind von der Geschäftsleitung der Jahresausstellungen zu beziehen. 
Adresse: Berlin- Wilmersdorf, Duisburger Strasse ı2. — Fernruf: Uhland 6206. 


22 


172 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Halten und Anlernen von Lehrlingen. 


Gleich der in Aussicht stehenden völligen 
oder begrenzten Sonntagsruhe dürfte die Führer 
in unseren Fachorganisationen das Halten und 
Anlernen von Lebhrlingen in unserem Gewerbe 
am meisten» beschäftigen. Wer aufmerksam die 
Arbeiten der Arbeitnehmer- Organisationen in 


dieser Hinsicht verfolgt, kann und muss fest- 


stellen, dass von dieser Seite aus versucht 
wird, in Lehrlingsangelegenheiten, auch wenn 
es das Handwerk betrifft, ein gewichtiges Wort 
einzulegen. Ich erinnere nur an den Entwurf 
für eine Notverordnung für die Jugendlichen 
und Lehrlinge in Gewerbe, Handel und In- 
dustrie, die ein „vorläufiger Reichswirtschafts- 
rat“ im Dezember 1920 vom Stapel gelassen hat. 

In unseren Kreisen scheint man sich darüber 
nicht weiter aufzuregen, wer in Zukunft die 
Lehrlingsfrage regeln soll, denn noch besteht 
ja die Gewerbeordnung, und die Frage, ob wir 
„Handwerker oder freier Beruf“ sind, hat ja 
kürzlich erst wieder die Gemüter erregt, warum 
also Fragen anschneiden, die sich, fix und fertig 
als Gesetz, so bequem beim Morgenkaffee lesen 
lassen. Wie oft hört man die Lage in unserem 
Berufe besprechen? Sie ist so trostlos, dass 
man tatsächlich nicht gern davon spricht und 
nun gar „Lehrlingsfragen“, wo man noch nicht 
einmal für sich selbst Arbeit genug hat. Und 
doch müssen wir uns mit dieser Frage be- 
schäftigen, sogar sehr eingehend, wollen wir 
 Photographen bei der bald zu erwartenden 
„neuen“ Gewerbeordnung (vielleicht gibt man 
ihr aucheinen „schöneren* Namen) nicht wieder 
zu spät kommen. Nicht dass uns „Lichtbildnern“ 
etwas Besonderes soll eingeräumt werden — 
nein —, aber der Eigenart unseres Berufes soll 
und muss Rechnung getragen werden. 


Wie oft musste man bei Tarifabschlüssen 
mit den Gehilfen in unserem Gewerbe lesen, 
dass auch die Lehrlingsfrage in den Tarif mit 
aufgenommen worden ist. Es war ungesetzlich, 
und trotzdem ist es geschehen, teilweise aus 
Unkenntnis der betreffenden Paragrapben der Ge- 
werbeordnung, teilweise aus Kampfesunlust den 
Arbeitnebmer- Organisationen gegenüber. Jedem 
Führer, sei er nun Verbands- oder Vereins- 
vorsitzender oder Öbermeister, sollte es zur 
ersten Pflicht gemacht werden, sich eingehend 
über die Gesetzesparagraphen zu unterrichten, 
welche speziell die „Lehrlingsfrage“ angehen, 
und nicht diese wichtige Sache mit einer Hand- 
bewegung abtun, weil er selbst, aus „Prinzip“, 
keine Lehrlinge hält. 


Zur Erfurter Tagung des C. V. hatte ich 
zum Antrag Rudolph-Erfurt, der bestimmte 
Richtlinien zum Halten und Anlernen von Lehr- 
lingen in unserem Gewerbe vom C. V. aus für 
ganz Deutschland erlassen wissen wollte, die 


(Nachdruck verboten.] 

in meiner Innung angenommenen Vorschriften 

zum Halten und Anlernen von Lehrlingen zur 

Verlesung gebracht, mit der Bitte, auf Grund 

dieser Vorschrift eine einheitliche Regelung 

durch den C. V. durchzuführen. 
Arnold:Bochum war die Höchstzahl von 


. drei Lehrlingen, die ich, gestaffelt durch die 


Anzahl der Gehilfen, angab, zu viel und wollte 
nur von zwei Lehrlingen als Höchstzahl etwas 
wissen. Meines Wissens ist auch über meinen 
„Vortrag“, nicht Antrag, abgestimmt worden, 
und ist wohl, aus welchem Grunde ist mir, 
trotz Einsicht ins Protokoli, nicht klar, dem 
„Wunsche“ Arnolds Rechnung getragen worden, 
also die Höchstzahl auf zwei festgesetzt worden. 

Bis jetzt habe ich aber von keiner Seite 
irgend etwas gelesen, dass diesen Anregungen, 
die so sehr wichtig sind, Folge geleistet 
worden ist. 

Götz-Breslau veröffentlichte dann in Nr. 39 
vom 30. September ıg920 der „Photogr. Chronik“ 
eine Antwort vom preussischen Minister für 
Handel und Gewerbe, in der ein ähnlicher Be- 
schluss wie der meinige der Breslauer Hand- 
werkskammer versagt wurde. 

Ich habe meinen Entwurf ohne jede Ab- 
änderung den vorgesetzten Behörden zur Ge- 
nehmigung eingereicht, und dieser ist mir nun 
unabgeändert, als genehmigt, übergeben worden, 
ist also für meinen Innungsbezirk Gesetz ge- 
worden. Ich lasse ihn folgen: 


Vorschriften 
zum Halten und Aulernen von Lehrlingen. 


1. Zum Anlernen von männlichen und weiblichen 
Lelrlingen in dem Photographengewerbe sind nur die 
Personen befugt: 

a) denen dieses Recht nach $ ı29 der Gewerbe- 
ordnung oder auf Grund der Uebergangsbestimmungen 
unter I zu dem Reichsgesetze vom 30. Mai 1908, betr. 
die Abänderung der Geweiıbeordnung, verliehen 
worden ist, oder j 

b) welche die Meisterprüfung im Photographen- 
gewerbe nach $ ı33 der Gewerbeordnung bestanden 
und das 24. Lebensjahr zurückgelegt haben. 

2. Die Lehrzeit beträgt 3 Jahre; erhält der Lehrling 
bei seinem Meister Kost und Wohnung, so kann die 
Lehrzeit auf 4 Jahre festgesetzt werden. 

3. Die Ausbildung der Lehrlinge (männliche oder 
weibliche) muss im allgemeinen sich auf das ganze 
Gewerbe in praktischen und tlıeoretischen Arbeiten er- 
strecken. 

4. a) In einem Geschäft, wo der Lehrmeister 
allein oder mit einem Gehilfen arbeitet, darf ein 
Lehrling gehalten werden. 

Ein zweiter Lehrling Jarf erst eingestellt werden, 
wenn der erste Lehrling das zweite Lehrjahr be- 
endet hat. 

b) Bei zwei bis drei Gehilfen dürfen zwei Lehr- 
linge gehalten werden. 

c) Bei vier und mehr Gehilfen dürfen drei Lehr- 
linge gehalten werden, davon nur zwei Lehrlinge 
nebeneinander. 

Die Zahl der Lehrlinge darf drei nicht über- 
schreiten. 





5. Nach erfolgter Lehrzeit hat der Lehrling eine 
Gehilfenprüfung abzulegen. 

6. Der Lehrmeister ist verpflichtet, die von Ge- 
hilfenprüfungsausschuss der Zwangsinnung aufgestellten 
Grundsätze der praktischen und theoretischen Prüfungs- 
arbeiten vom Lehrling selbständig ausführen zu lassen. 

7. Prüfungsarbeiten, praktische und theoretische, 
die der Prüfungsausschuss als ungenügend bezeichnet, 
sind noch einmal anzufertigen. 

Sind sie wieder ungenügend, so ist der Lehrling 
verpflichtet, !/, Jahr nachzulernen und sich der Prüfung 
noch einmal zu unterziehen. 

8. Der Besuch der Photographenfachklasse der 
Fach- und Fortbildungsschule ist für männliche und 
weibliche Lehrlinge in Chemnitz Zwang. 

Die ausserhalb Chemnitz wohnenden Lehrmeister 
sollen gehalten werden, ihren Lehrlingen den Besuch 
der Chemnitzer Fach- und Fortbildungsschule zu er- 
möglichen. 

9. Die Zahl der Unterrichtsstundep, sowie der Lehr- 
plan werden mit Anfang des neuen Schuljahres vom 
Direktor und Fachlehrer der Schule, sowie dem Schul- 
ausschuss der Zwangsinnung festgelegt. 

10. Bereits bestehende Lehrverträge behalten ihre 
Rechtsgültigkeit. 

ıı. Diese Bestimmungen treten mit dem Tage ihrer 
Genehmigung durch die Kreishauptniannschaft in Kraft. 

Chemnitz, den ı. Februar 1921. 

. Die Photographen -Zwangsiuanung 
des Gewerbekammerbezirks Chemnitz. 
Paul Papesch, Curt Ochernal, 
Obermeister. \\ stellvertr. Schriftführer. 
Reg. Nr. 261 IV. 


7 E Chemnitz, den I6. Februar 1921. 
Gewerbeabteilung. 


Genehmigt. 


Die Kreishauptmannuschaft. 
I. A.: Dr. Dr. Oertel. 


Man könnte und wird auch sagen, das steht 
ja alles in der Gewerbeordnung, doch steht auch 
dort zu lesen, & ı30, dass über die Höchst- 
zahl der Lehrlinge Vorschriften zu erlassen, 
die Innungen befugt sind. Und hierin liegt des 
Pudels Kern. Auch die Entschädigung der 
Lehrlinge habe ich in meiner Innung je nach 
der Grösse der Städte einheitlich geregelt, und 
zwar habe ich drei Staffeln gemacht wie folgt: 


In Städten und Orten bis 20000 Einwohner: 
ı. Lehrjahr 3.50 Mk. pro Woche, 
2. ” 6,— „ » » 
3- ” 
In Städten bis 50000 Einwohner: 
ı. Lehrjahr 5 Mk. pro Woche, 
2. „ 9 „ „ » 
3- » 15 2) N » 
In Städten über 50000 Einwohner: 
t. Lehrjahr 7,50 Mk. pro Woche, 
2. „ I2— Ä 
3: m | 
Man hat mir allerdings vorgehalten, dass 
die Entschädigung teilweise zu hoch ist und es 


I 0, ”» » » 


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1 8, ”» » ”„ 


doch lieber den einzelnen Lehrmeistern über- 
lassen sein sollte, die Entschädigungen ohne 
Vorschriften von der Innung, im Lehrvertrag 
festzulegen. Ich halte letzteres für einen Fehler, 
denn durch die verschiedenen Sätze, die dann 
unbedingt zum Vorschein kommen müssen, ist 
es im Streitfalle sehr schwer, sich auf irgend 
welche Unterlagen zu stützen. * 


Nächstdem machen wir es den Gewerk- 
schaften resp. Organisationen der Arbeitnehmer 
sehr leicht, sich der Lehrlingsfragen zu be- 
mächtigen, die dann an Hand von einigen Lehr- 
verträgen von verschiedenen Meistern derselben 
Stadt, nachweisen können und werden, dass 
diese Angelegenheit nur von ihnen in befriedigen- 
der Weise gelöst werden kann, da die Meister 
in ihrem eigenen ‚Lager über den Wert oder 
Unwert der Entschädigungen für Lehrlinge nicht 
einig sind, resp. keine Geschlossenheit zeigen. 
Es ergibt sich noch ein zweites Moment aus 
einem solchen Beschlusse. 


Die Lehrlingsfrage im Tarif. Hat man von 
der Innung — Verband — Verein — alles, was 
mit der Lehrlingshaltung zusammengeht, ein- 
deutig und scharf umrissen, geregelt, wird es 
wohl kaum versucht werden, oder wenn schon, 
dann mit mindestens negativen Erfolg, diese 
Fragen in den Tarif mit aufzunehmen, da man 
an Hand dieser gesagten Beschlüsse nach- 
weisen kann, dass alles schon geregelt ist. Ich 
bitte, sich dieses wohl zu überlegen. 

Man hatte eben früher der ganzen Lehr- 
lingsfrage nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, 
die sie nötig hatte, und steht jetzt, auch in den 
gesamten Handwerkskreisen vor der Tatsache, 
dass die Lehrlingsfrage mit die wichtigste ist, 
die für das Handwerk als solches unbedingt 
und trotz allem und allein eine Frage ist, die 
das Handwerk lebendig und lebensfähig erhalten 
soll und muss. 

Der Zugang der Lehrlinge in unser Gewerbe, 
wenigstens was meine Innung betrifft, ist ganz 
gering. Es sind bei etwa 165 Mitglieder in 


‚diesem Jahre nur ıo Lehrlinge eingetreten, da- 


von 5 Söhne von Mitgliedern. Diese geringe 
Zahl begrüsse ich nicht etwa mit Freuden, 
sondern es zeigt mir auch hierin wieder, wie 
die grosse Masse über unser Gewerbe denkt. 
Wir stehen heute in einem schweren Kampfe 
um unsere Existenz und jeder hat wohl seinen 
Kopf übervoll mit Sorgen, dennoch möchte ich 
wünschen, dass diese Frage, die so eminent 
wichtig in nächster Zukunft für uns Hand- 
werker sein wird, mit dem nötigen Ernst und 
Verständnis behandelt wird. 


Paul Papesch- Chemnitz. 


a 


194 


PHÖTÖGRAPHISCHE CHRONIK. 





Rundschau. 


Zur Herstellung von Duplikatnegativen. 


Für die Erzeugung von Duplikatnegativen 
ist der Weg über zwei Platten, nach einem 
Diapositiv ein neues Negativ, bis jetzt in der 
Praxis der bei weitem vorherrschende verblieben. 
Von den anderen Methoden, namentlich von 
den vielen veröffentlichten Vorschriften über 
die direkte Umwandlung des Diapositivs in ein 
Negativ durch Umkehrung des positiven Bildes, 
hat sich keine recht einbürgern können. Neuer- 
dings hat F. F. Renwick den folgenden Modus 
weiter verfolgt: Gibt man einer Bromsilberplatte 
eine kurze diffuse Vorbelichtung, bringt sie dann 
in eine Jodkaliumlösung, wässert und trocknet 
die Platte, so resultiert bei einer Exposition 
unter einem Negativ und darauffolgender Ent- 
wicklung wieder ein Negativ. Dieses zeigt je- 
doch eine zu geringe Kraft, da durch die Jod- 
kaliumlösung das latente Bild stark mitgenommen 
wird. Renwick hat gefunden, dass solches 
durch Zusatz von Fixiernatron und Natrium- 
sulfit verhütet werden kann. Dr. Lüppo- 
Cramer hat Renwicks Vorschrift nachgeprüft 
und bestätigt, dass man die Zerstörung des 
latenten Bildes durch diese Lösung weitgehend 
verhindern kann; er berichtet darüber des näheren 
in einem Aufsatz im „Photograph“ Nr. 30. 

Eine Diapositivplatte wird frei einige Sekunden 
diffus bei Glühlicht exponiert. Hiernach wird 
die Platte 4— 5 Minuten in der von Renwick 
angegebenen Lösung von: 


[Nachdruck verboten.] 


Jodkalium . . .. 10 g, 
Fixiernatron . 2020.20," 
Natriumsulfit, kristallisiert zo ,„ 
Wasser 500 ccm, 


gebadet, gewässert und getrocknet; dieses alles 
bei gelbem Dunkelkammerlicht. 


Diese Jodsilberplatten werden dann unter 
dem zu reproduzierenden Negativ belichtet (bei 
Glühlicht einige Minuten) und bierauf am besten 
in einem alkalischen Amidolentwickler hervor- 
gerufen: 


Amidl . . . 2... 5g, 
Natriumsulfit, kristallisiert 100 „ 
Wasser 500 ccm. 


Unmittelbar vor dem Gebrauch wird derselbe 
mit dem gleichen Volumen einer Pottaschelösung 
I: ıo versetzt. 


Wenn auch hierin das Bild sehr schnell er- 
scheint, so ist dennoch die Entwicklung auf 
6—8 Minuten zu halten. Als Fixierbad für 
diese Jodsilberplatten empfiehlt Lüppo-Cramer 
eine Fixiernatronlösung 1:3, die auf 307 —40°C 
angewärmt wird. Bei dieser hochkonzentrierten 
Lösung wird die Gelatine nicht angegriffen. 


Lüppo-Cramer erwähnt noch, dass er 
nach diesem Verfahren ausgezeichnete Duplikat- 
negative erzielt hat, allerdings muss man sich 
mit den einzelnen Operationen erst näher ver- 
traut machen, gewisse Erfahrungen sammeln. 


—MRrR 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 
am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. Von den Vereinsberichten sind 
nur Auszüge einzusenden. 


Sächsiseher Photographen-Bund. 


Als neue Mitglieder sind aufgenommen: 


Herr Alfred Martin- Dresden -A., ZReisewitzer 
Strasse 18. 
„ Franz Fiedler-Dresden-A., Sedanstrasse 7. 


rt 


Photographen-Zwangsinnung 
für das Saargebiet, Sitz Saarbrücken. 
Innungsversammlung 
im Vereinszimmer der „Turnhalle 1848“, am 30. März, 
nachmittags 4 Uhr. 

Als Vertreter der Behörde war Herr Stadtsekretär 
Hennop anwesend. 

Nachdem die Errichtung der Photographen-Zwangs- 
innung für das Saargebiet zum ı. Februar angeordnet 
war und das Statut von der Regierungskommission 
die Genehmigung gefunden hatte, waren die Herren 
Photographen zur Wahl des Vorstandes auf den 30. März 
einberufen worden. 


In den Vorstand wurden folgende Herren gewählt: 
Obermeister Gollas - Saarbrücken ı; stellvertretender 
Obermeister Bergmann-Merzig; Schriftführer Faes- 
Saarbrücken 3; Kassierer Germer-Ottweiler; Beisitzer 
Hönemann-St. Ingbert, Brincour - Neunkirchen, 
E. Müller-Saarbrücken 3. 

Nach anregender und harmonisch verlaufender 
Unterhaltung wurde die Versammlung um 6 Uhr ge- 
schlossen, u 

Zu der am Montag, den 6. Juni, nachmittags 
4 Uhr, im Hotel Korn (Münchener Bürgerbräu), Saar- 
brücken 3,. stattfindenden ausserordentlichen Innungs- 
versammlung werden die Herren Innungsmitglieder 
des Saargebietes hiermit höflichst eingeladen. 

Zwecks Statutenänderungen ist es für jeden ein- 
zelnen von grosser Wichtigkeit, zu erscheinen. 


Der Schriftführer: 
Faes. 


Der Obermeister: 
Gollas. 
SrS)n m 


PHIOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


475 





"Photographenbund Freiburg 1.B. 
. (Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Amtsbezirk Freiburg). 


Innungsversammlung am Dienstag, den 7. Juni, 
abends 6 Uhr, Brauerei Sutter. 


Tagesordnung. 
. Verlesen der Protokolle letzter Sitzungen. 
2. Bericht über die Tätigkeit des Freiburger Photo- 
graphenbundes, 
. Kassenbericht. | 
4. Beschlussfassung über die Verwendung des Kassen- 
bestandes der freien Vereinigung: Photographen- 
bund Freiburg. 
5. Beschlussfassung über Auschluss an den Central- 
Verband. 
6. Haushaltungsplan 1921. 
7. Wahl der Mitglieder zum Ausschuss für das Ge- 
hilfen- und Lehrlingswesen. _ 
8. Vorführung von Ausstellungsbildern der Firma 
Trapp & Münch. 
9. Anträge. 


{er 


w 


Unter Hinweis auf $ 22 bitten wir die Mitglieder 
um vollzähliges Erscheinen. 


Freiburg i. B,, den 27. Mai. 
Die Vorstandschaft: 


E. Prinz, 
I. Schriftführer. 


Th. Ruf, 
I. Vorsitzender. 


u 40°C. m 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe in den Stadt- und Landkreisen 
Hannover und Linden. 


Einladung 
zur Ausserordentlichen Versammlung 
am Freitag, den 17. Juni, abends 7 Uhr, 
im Restaurant „St. Hubertus“, 


Tagesordnung. 

. Genehmigung der Niederschrift voriger Sitzung. 

. Central- Verbandstag. 

Fach- und Inuungsangelegenheiten. 

. Bericht der Kassenprüfer. 

. Vortrag des Herrn Generalsekretär Dr. Vogel des 
Nordwestdeutschen Handwerker- Bundes über: 
„Gesetzliche Neuregelung des Hand- 
werkerrechts.“ 

6. Verschiedenes, 


non »- 


Unter Hinweis auf S22 der Satzungen wird um 
pünktliches each einen ersucht. 


Die den Einladungen beigelegten Melde- 
scheine sind unter Hinweis auf $ ı5, Abs. 4, binnen 
3 Tagen ausgefüllt an den Obermeister ein- 
zusenden. Auch wer keine Gehilfen oder Lehrlinge 
hat, ist verpflichtet, dies auf dem Meldeschein zu ver- 
merken. 

Der Vorstand: 
P. Frommelt, Obermeister, Celler Strasse Iga. 
oJ: SEEN Schriftführer, Mehlstrasse 6. 


an nn nn 


Einladung an die Herren Kollegen 
der Provinz. 
Wir machen die Kollegen aus der Provinz auf 
obigen wichtigen Vortrag aufmerksam, und sin! die- 
selben hierdurch freundlichst eingeladen. D. V. 


m 4 >-<e zu 
Sehleswig--Holsteinischer Photographen- 
Verein. 


Versammlung anı Dienstag, den 14. Juni, vormittags 
10!/, Uhr, in Neumünster, „Horns Hotel“. 


Tagesordnung. 

. Bericht des Vorstandes. 

Bericht des Schatzmeisters. 

Wahl von Vorstandsmitgliedern. 

. Wahl von Kassenprüfern, 

. Central-Verbandsangelegenheit: Wahl eines Dele- 

gierten für die Central-Verbandstagung. 

6. Vorführung der „Ateliersonne“ und der Sonne in 
der Westentasche der Boehm- a 
in Berlin. 

7. Ausstellung der Kollektion Amerikabilder von 
Herrn Eduard Blum-Berlin. 

8. Ausstellung einer Kollektion von Kohledrucken, 
Bromöldrucken und Bromölumdrucken des Herrn 

. Eduard Blum-Berlin. 

9. Ausstellung einer Musterkollektion von Drucken 
auf Leonarpapieren durch Herrn Karl Brau- 
mann-Kiel. 

10. Verschiedenes. 


Die Wichtigkeit und Reichhaltigkeit der Tages- 
ordnung erfordert zahlreichen Besuch der Versammlung. 


Aeb 1 Eu u 6 SZ N 


Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Photograph Th. Bruss, Reinfeld i. H. 


Der Vorstand. 
I. A.: Otto Stiegler, Schriftführer. 


784 


Photographen - Zwangsinnung 
tür den Regierungsbezirk Erfurt, 
Erfurt. 
Erste ordentliche Versammlung 
Dienstag, den 22. Februar, im Handwerkerheim, Erfurt, 
: Comithurhof. 

Anwesend als Vertreter des Mittelbezirks (Mühl- 
hausen)» Kollege Bichel, des Nordbezirks (Nordhausen) 
Kollege Schiwek, des Magistrats Herr Oberstadt- 
sekretär Kästner. ıo!/, Uhr wurde die Versammlung 
durch den Obermeister eröffnet. Im Jahresbericht er- 
scheint als Merkstein die Central-Verbandstagung, und 
als Folge der Erweiterung der Innung ergibt durch 
die dadurch entstandenen Mehrarbeiten der Bericht, 
dass im veıflossenen Jahr sechs Versammlungen statt- 
gefunden haben. Die Mitgliederzahl beträgt zur Zeit 89. 

Zum Bericht des Kassierers. Einnahme 
2689,87 Mk. Ausstehende Forderungen etwa 500 Mk. 
Durch Erweiterung der Innung waren erhebliche 
Schwierigkeiten für den Kassierer entstanden. Als 


Sitz: 


176 nn BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 










‘ 
Kassenprüfer werden Kollege Meyer sowie Photo- 
händler Hilpert ernannt. Dieselben prüften, und er- 
gab sich die Richtigkeit der Kasse. Dem Kassierer 
wurde hierauf Entlastung erteilt. Unter Eingängen 
wird mitgeteilt, dass der Rabatt auf Platten jetzt 25 0/0 
beträgt. 

Punkt2. Der Haushaltungsplan wird erörtert und 
als solcher einstimmig anerkannt; er balanciert mit 
5497,92 Mk. 

Punkt 3. Kollege Schiwek stellt den Antrag: 
der Fachunterricht für Lehrlinge ist zwangsweise, und 
soll nach einem bestimmten Lehrplan in den drei 
Kreisen gleichmässig erteilt werden. Herr Oberstadt- 
sekretär Kästner teilt mit, dass Lehrlinge über 18 Jahre 
zum Unterricht nicht gezwungen werden können. An- 
trag Schiwek: „Die in den Orten Erfurt, Mühlhausen 
und Nordhausen seitens der Innung eingerichteten 
Fachklassen müssen von sämtlichen ortsansässigen 
Lehrlingen jeden Alters besucht werden. Die im Be- 
zirk wohnhaften sind nach Möglichkeit zu verpflichten. 
Schicken in den obengenannten drei Orten ansässige 
Innungsmitglieder ihre Lehrlinge nicht zu diesem 
Unterricht, so sind sie erstmalig mit Io Mk., bei 
dauernder Weigerung mit 20 Mk. für jeden Fall seitens 
der Innung in Strafe zu nehmen. Dieser Antrag wurde 
einstimmig angenommen. Betreffs Lehrlingsprüfung 
soll folgend verfahren werden. Die betreffenden Lehr- 
linge eines Kreises sind jedesmal von einem Fachlehrer 


des anderen Kreises zu prüfen, da ja der Unterricht - 


nach einem Lehrplan erteilt wird. 

Unter Punkt 4 der Tagesordnung: Nachbewilligung 
der überschrittenen Titel und des Haushaltungsplans 
werden jeder für sich einstimmig bewilligt. Titel 3: 
Nachbewilligung mit 407,35 Mk., Titel 4: Nachbe- 
willigung mit 43,80 Mk., Titel 6: Nachbewilligung mit 
106,70 Mk. Titel ı und 5, betreffend Central-Verband 
und Zeitungen, ist erledigt. T’neinbringliche Beiträge 
sollen gesondert geführt werden. 

Punkt 5. Festsetzung der Tätigkeit des Kreis- 
leiters. Antrag Schiwek: Die Kereisleiter in den 
Bezirken Nordhausen und Mühlhausen haben die Stell- 
vertretung des Obermeisters in ihren Bezirken auszu- 
üben, ebenso liegt ihnen ob, den Kassierer zu unter- 
stützen. Ferner haben sie die örtlichen Versammluugen 
einzuberufen und zu leiten, wie insbesondere die 
Wahlen der Delegierten zu veranlassen. Sie sind ver- 
pflichtet die Bezirksmitglieder,. neben den Delegierten 
über die Innungsversammlungen zu berichten. Der 
Antrag wurde einstimmig angenommen. 

Puukt 6. Ergänzung der Mitgliederstammrolle und 
Aufstellung. Stammrolle für Gehilfen, Lehrlinge und 
Hilfskräfte soll in die Wege geleitet werden. 

Punkt 7. Der Druck der Statuten soll auf ein Jahr 
zurückgestellt werden. 


Punkt 8. Neuwahl ausscheidender Vorstandsmit- 
glieder und Kreisleiter. Zum Vorsitzenden wurde der 
ausscheidende Obermeister Rudolph einstimmig wieder 
zum Obermeister gewählt. Für den ausscheidenden 
Schriftführer wird der Kreisleiter Kollege Hartung- 
Nordhausen zum protokollierenden Schriftführer und 





stellvertretende Kassierer 
und 


Der 


Kreisleiter gewählt. 
Minges- Mühlhausen wird zum II. Kassierer 
Kreisleiter für Mühlhausen gewählt. 

Punkt 9. Meisterprüfungskommission : Stellvertreten- 
der Vorsitzender Sontag; Beisitzer: Hoffmann, 
Rudolph, Meinhardt, Lotz- Langensalza, Schiwek- 
Nordhausen, an Stelle Bissinger: Heyer, Minges- 
Mühlhausen; an Stelle Schöllhlammer: Schaek, 
Hoöfbauer-Suhl. Gehilfenprüfungskommission: Stell- 
vertretender Vorsitzender Rudolph; Beisitzer: Meyer, 
Schaek, Hoffmann, Jowitz; Ersatzmann an Stelle 
Sontag: Gogler; für Nordhausen: Schiwek, 
Hartung, Rühle; für Mühlhausen: Bickel, Minge, 
Lotz (Langensalza); Innungsausschuss: Jorwitz; 
Kühn; Ausschuss für Schulangelegenheiten: Jorwitz. 

Auf Antrag Gogler soll durch jährliches Aus- 
scheiden von einem Mitglied der Prüfungskommission 
ein neues Mitglied gewählt werden, so dass ständig 
neuer Ersatz vorhanden ist. Antrag wird angenommen. 

Punkt 10. Wahl zum Delegierten für Frankfurt 
zum Central-Verbandstag Obermeister Rudolph. 

Punkt ır. Wahl der Vertreter der Innungsver- 
sammlung für Nordhausen: Meyer und Jorwitz- 
Erfurt. 

12. Antrag des Kollegen Soutag über Herab- 
setzen der Preise für elektrisches Licht, für Atelier- 
beleuchtung, Vergrösserungsapparat, Kopierlampen usw. 
Betreffs Antrag sollen vom Vorstand Schritte eingeleitet 
werden. 

13. Unter Verschiedenes 
Ernst Jordan-Bad Sachsa vor, 


liegt ein Antrag von 
betreffs Mindest- 


preise. 
Arthur Rudolph, Fritz Kühn, 
Obermeister. Schriftführer. 
um 2000 zum) 
Personalien. 


Gestorben ist Herr Karl Lange, Begründer der 
Firma Karl Lange, in Berlin im 72. Lebensjahre in- 
folge eines Herzschlages. 


nn DC 25 


Aus Industrie, Handwerk 
“und Handel. 


Für Sommeraufnahmen rüste man sich mit 
„Agfa“"-Erzeugnissen aus, denn dadurch ist einer- 
seits bei der durch mehr als ein Vierteljahrhundert 
bekannten Zuverlässigkeit dieser Marke die Erzielung 
einwandfreier Bilder gewährleistet, und andererseits 
liefert die „Agfa“ mit Ausnahme von Papieren alle 
Zutaten zur Lichtbildnerei, setzt also den Reisenden 
instand, unterwegs einheitliche Hilfsmittel zu benutzen, 
da Papiere in der Regel ja erst bei der Heimkehr ge- 
braucht werden. In den Fällen, wo leichtes Gewicht 
wesentlich mitspricht, wie bei Wanderungen, sind 
„Agfa"- Filmpacke bzw. -Rollfilme das Gegebene. Kommt 
das Gewicht weniger in Frage, so kann zu den licht- 
hoffreien und farbenempfindlichen „Agfa“. ChM®mo- 
Isolar- resp. zu den „Agfa“-Chromo-Isorapid - Platten 


- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


177 








geraten werden, die allerhöchste Leistungsfähigkeit 
besitzen. Um an Platten oder Filmen zu sparen, ist 
die Anwendung der „Agfa“-Belichtungstabelle geboten, 
die vor Fehlaufnahmen bewahrt. Sollen besonders 
eigenartige Aufnahmen schon unterwegs entwickelt 
werden, so bilden die „Agfa“-Patronen das geeignete 
Mittel dazu; sie enthalten Entwickler, Fixiermittel, Ver- 
stärker, Abschwächer in gebrauchsfertiger Zusammen- 
stellung in trockener Form, so dass ihr Inhalt nur in 
der vorgeschriebenen Wassermenge aufzulösen ist, wäh- 
rend sie im Gepäck keinerlei Gefahrmöglichkeiten 
bieten. Eine kurze Uebersicht über sämtliche „Agfa"- 
Erzeugnisse mit den jetzigen Preisen gibt die I6seitige 
„Agfa“- Preisliste mit Bildern, die kostenlos in den 
photographischen Handlungen verabfolgt, auf Wunsch 
auch von der Actien-Gesellschaft für Anilin- Fabrikation, 
Photogr. Abteilung, Berlin SO 36, versandt wird. Aus- 
führlichere Angaben enthält das „Agfa-Photohand- 
buch“, das ebenso zu beziehen ist. 


Zn 2) Om 
Kleine Mitteilungen. 


— Interessengemeinschaft in der photo- 
graphischen Industrie. Die bereits seit nahezu 
25 Jahren bestehende Interessengemeinschaft zwischen 
der Dr. C., Schleussner-Aktiengesellschaft in Frank- 
furt a. M. und der Westendorp & Wehner- Aktien- 
gesellschaft in Köln a. Rh. soll durch Hinzutritt der 
Unger & Hoffmann-Aktiengesellschaft in Dresden 
erweitert und auf neuer Basis fortgeführt werden. Zu 
diesem Zweck wird den zu Mitte Juni einberufenen 
ausserordentlichen Generalversammlungen eine Er- 
höhbung der Aktienkapitalien der drei Gesellschaften 
vorgeschlagen werden. Die neuen Aktien sollen durch 
ein Konsortium unter Führung des Bankhauses Gebr. 
Arnhold, Dresden-Berlin, zum Teil den bisherigen 
Aktionären zum Bezug angeboten, zum Teil zum 
gegenseitigen Austausch unter den Gesellschaften ver- 
wendet werden. 


— Bei den Meisterprüfungen im Photo- 
graphengewerbe vor der Gewerbekammer zu Chem- 
nitz kam der gewiss seltene Fall vor, dass zugleich 
drei Geschwister als Anwärter antraten und mit bestem 
Erfolg zu Meistern gesprochen wurden. Es sind das 
die Geschwister Erich, Gertrud und Fritz Meiche 
aus Annaberg (Erzgeb... Ein weiteres Glied der Fa- 
milie, Fräulein Ella Meiche, bestand fast zu gleicher 
Zeit mit guten Leistungen die Gehilfenprüfung. Alle 
vier sind in dem Geschäft ihres Vaters, des Hofphoto- 
graphen Albin Meiche, tätig, den wir zu der freudigen 
Begebenheit aufrichtig beglückwünschen. 


394 


Büshersehau. 


Künstlerische Landschaftsphotographie. 
Zwölf Kapitel zur Aetletik photographischer Freilicht- 
aufnahmen. Von Geh. Regierungsrat Dr. A. Miethe. 
4. und 5. Auflage. Verlag von Wilhelm Knapp, 
Halle (Saale), 1921. Preis geheftet 32,— Mk, gebunden 
37,80 Mk. 


Die vorhergehende 3. Auflage, welche im Jahre 
191g erschienen war, hatte textlich und bezüglich der 
Bildbeigaben eine vollständige Neubearbeitung erfahren 
und die grossen Fortschritte der künstlerischen Land- 
schaftsphotographie wiedergegeben, die in dem letzten 
Jahrzehnt zu verzeichnen waren. Die neue Auflage 
bringt nur unwesentliche Aenderungen. An Hand 
zahlreicher Reproduktionen nach Schöpfungen hervor- 
ragender Lichtbildner betpricht Verfasser in ı2 Einzel- 
abhandlungen zuetst die Lichtbildgeräte, dann Per- 
spektive, Licht und Beleuchtung, Motiv und Stimmung, 
Luft und Wasser, Staffage und Genre. Der Landschafter 
wird auf den Gebrauch der Handkamera und auf die 
unentbehrliche farbenempfindliche Platte ganz besonders 
verwiesen, und in einem Schlusskapitel werden die 
Ausdrucksmittel der Photographie, die verschiedenen 
Kopierschichten und Kopierverfahren kritisch beleuchtet. 
Der Wert dieser hervorragenden Veröffentlichung liegt 
in gleichem Masse im belehrenden Texte wie in den 
vorbildlichen Bildproben. dest. 


a 


Fragekasten. 


Technische Fragen. 

Antwort zu Irage 18. Die Beantwortung der 
Frage des Herru Dr. H. in Ch. in Nr. 16 dieser Zeit- 
schrift, wann zuerst das Multiplikationsverfahren (gleich- 
zeitige-Aufnahme mittels mehrerer Objektive an einer 
Kamera) angewendet worden ist, kann vielleicht aus 
nachfolgendem entnommen werden. Zunächst stimmt 
der Unterzeichnete dem Antwortgeber voll und ganz 
zu, wobei ich nur noch auf die gefragte Literatur- 
angaben näher eingehen will. Hofrat Eder-Wien gibt 
in seinem „Handbuch der Photographie“ 1898, II. Teil, 
S. 360 (Verlag vou Wilhelnı Knapp in Halle (Saale) 
eine ausführliche Beschreibung des Multiplikator- 
Apparates, wobei auch die Abbildungen von Apparaten 
mit vier und neun Objektiven gebracht werden. Aus 
diesen Abbildungen lässt sich die genaue Anordnung 
entnehmen, Diese Apparate fanden hauptsächlich für 
die Herstellung von Ferrotypien Verwendung, und 
zwar besonders in den 60er Jahren des vorigen Jahr- 
hunderts. Als ersten Multiplikator - Apparat kann 
meines Erachtens der von Brewster erfundene 
bezeichnet werden, welcher im April ı844 in der 


"„Royal Society“ zu Edinburg als eine „doppeläugige 


Kamera zur photographischen Aufnahme von Porträts 
und zum Kopieren von Statuen“ beschrieben wurde 
(Eder, „Geschichte der Photographie“ 1905, S. 281). 
Dieser Apparat wurde allerdings für Stereozwecke in 
der Daguerreotypie verwandt. Aehnliche Zweiobjektiv- 
kameras müssen aber in den goer oder soer Jahren 
vereinzelt in der Porträt- Daguerreotypie gebraucht 
worden sein, um der Kundschaft zwei gleiche Exem- 
plare liefern zu können. Bekanntlich erzeugte die 
Daguerreotypie bei jeder Aufnahme nur ein Bild. Ich 
hatte selbst Gelegeuheit, zwei solche gleiche, auf einer 
Daguerreotypplatte befindlichen Porträts aus meiner 
Sammlung durchzuschneiden, die sicherlich nicht zu 
Stereozwecken gefertigt waren, W. Dost, Berlin, 


178 





Frage 24. Herr W. & Co. in B. Welches Bogen- 
licht eignet sich am besten, um bei trübem Wetter zur 
Verstärkung des Tageslichtes zu dienen und möglichst 
rasche Aufnahmen zu ermöglichen? Ist es ferner 
möglich, das künstliche Licht in Verbindung mit 
Tageslicht überhaupt so zu verwenden, dass wirklich 
künstlerische Bildwirkungen erzielt werden können, 
da doch das Tageslicht gegenüber dem Bogenlicht ein’ 
rein weisses ist? 

Antwort zu Frage 24. Die Anschauung, dass 
Bogenlicht allein für Kunstlichtaufnahmen verwendbar 
ist, wird sicher nicht von allen Fachphotographen 
geteilt. Gerade in neuerer Zeit haben sich vielfach. 
die besten Photographen dazu entschlossen, Halbwatt- 
lampen zu benutzen, um künstlerisch wertvolle Bild- 
nisse, gegebenenfalls unter Verwendung farbenempfind- 
licher Platten herzustellen. Wenn auch in bezug auf 
die Lichtausbeute die Bogenlampe unzweifelhaft der 
Halbwattlampe ausserordentlich überlegen ist, so ist 
doch gerade der Reichtum der Bogenlampen an kurz- 
welligen Strahlen der Grund, dass die mit solchen 
Lichtquellen aufgenommenen Porträts einer sehr durch- 
greifenden und daher den Kunstwert leicht gefährden- , 
den Retusche zu unterwerfen sind. Die Verbindung 
von Bogenlampen mit Tageslicht wird in zahlreichen 
Ateliers benutzt, und besonders Münchener Photo- 
graphen haben gezeigt, dass auf diese Weise, aller- 
dings bei richtiger Verwendung, hochkünstlerische 
Aufnahmen zu erzielen sind. Die richtige Verwendung 
beruht immer darauf, dass man durch stark zerstreutes 
Tageslicht Halb- und Tiefschatten aufliält und die 
hohen Lichter durch die punktförmige Lichtquelle des 
Bogenlichtes in entsprechender Weise heraushebt. 
Ausserdem kann im gleichen Sinne das Bogenlicht an 
solchen Tagen verwendet werden, an denen sich in- 
folge ungenügenden und flauen Lichtes kräftige Be- 
leuchtungen bei genügend kurzer Belichtungszeit nicht 
erzielen lassen. Die verschiedene spektrale Zusammen- 
setzung des Tages- und Bogenlichtes stört hierbei be- 
greiflicherweise nicht im geringsten, wenn man sich 
nur klar macht, dass das Bogenlicht im Verhältnis zum 
Tageslicht für das Auge meist sehr viel stärker wirkt 
als für die Platte. 


Frage 25. Herr N. N. Ist es angängig, eine Pro- 
jektionslampe für Aufnahmezwecke zu verwenden? Die 
Lampe soll ausser für Projektion auch für Zimmerauf: 
nahmen dienen, also gleichzeitig für etwa 40 Ampere und 
bei entsprechendem Widerstand und Kohlen für 6 Am- 
pere (Hausleitung) verwendbar sein. Es wäre gewiss für 
viele von Interesse, darüber ausführlich in der „Photogr. 
Chronik“ zu lesen, schon deshalb, weil Projektions- 
lampen viel billiger angeboten werden als Aufnahme- 
lampen. 


Antwort zu Frage 25. Selbstverständlich können 
Projektionslampen auch für Aufnahmezwecke benutzt 


werden. Besonders die Handregulatorlampen in Pro- 
iektionsapparaten sind für Aufnahmezwecke ohne 
weiteres verwendbar, wobei man natürlich zweck- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


mässig einen weisslackierten Blechreflektor benutzt 
und, um die Blendüng des Modells zu vermeiden und 
das Licht mehr zu zerstreuen, einen Pauspapierschirm 
anwendet. Bei Innenaufnahmen wird natürlich eine 
Lampe mit 6 Ampere Stromstärke nicht viel leisten, 
und sind für grosse Räume auch 4o Amperelampen 
nur dann brauchbar, wenn man genügend lange be- 
lichten kann, und dadurch, dass man die Lampe 
während der Aufnahme zeitweise entsprechend verrückt, 
die schweren Schlagschatten aufhält. 

Frage 26. Herr Sch. ia K. Nachdem ich erst 
verschiedene Rezepte probiert habe, welche alle ohne 
Erfolg blieben, bitte ich um Angabe einer Uran- oder 
Röteltönung für Bromsilber- und Gaslichtpapier. Die 
Angaben nach David, Ratgeber, und auch von Hans 
Spörl konute ich nicht mit Erfolg benutzen. 

Antwort zu Frage 26. Das eingesgndte Muster 
ist mit Uran getont und dieser Ton lässt sich ausser- 
ordentlich leicht genau in der gleichen Weise wie die 
Vorlage erreichen. Je einprozentige Lösungen von 
Urannitrat, rotem Blutlaugensalz und Rhodanammonium 
werden kurz vor dem Gebrauch zu gleichen Teilen 
gemischt und die sehr gut fixierte und ausgewaschene 
Kopie so lange hierin behandelt, bis der gewünschte 
Ton erzielt ist, was je nach Papiersorte 2—5 Minuten 
lauert. Man wäscht dann kurz in mit einigen Tropfen 
Salzsäure angesäuertem Wasser aus uud spült schliess- 
lich mit gewöhnlichem Wasser nach. 


b) Rechtliche Fragen. 

Frage 3. Herr D. inL. Ich bin einem Schwindler 
in die Hände gefallen, der auf Grund eines gefälschten 
Bestellzettels einen Zahlungsbefehl gegen mich er- 
wirkte. Ich erhob Einspruch. und beantragte gericht- 
liche Entscheidung. Am 4. Mai bekam ich eine. ge- 
richtliche Vorladung, am 6. Mai bei einem auswärtigen 
Gericht zu erscheinen. Am 5. Mai war Himmelfahrts- 
tag, so dass ich schon an diesem Tage reisen und 
übernachten musste, um rechtzeitig beim Termin zu 
erscheinen. Die Klage wurde wegen Unterschrifts- 
fälschung abgewiesen, der Kläger auch in die Kosten 
des Verfahrens verurteilt. Bei der Kostenfestsetzung 
auf der Gerichtsschreiberei erhielt ich nur eine lächer- 
lich geringe Summe, nicht aber meine baren Auslagen 
erstattet. Was habe ich dagegen za tun? 

Antwort zu Frage 3. Nach $ gı der Zivilprozess- 
ordnung hat die unterliegende Partei die Kosten des 
Rechtsstreites zu tragen, insbesondere auch die dem 
Gegner erwachsenen Kosten zu erstatten, soweit die- 
selben nach freiem Ermessen des Gerichts notwendig 
waren. Wird die Aenderung einer Entscheidung des 
Gerichtsschreibers hinsichtlich der Kostenfestsetzung 
verlangt, so ist nach $ 576, Zivilprozessordnung, die 
Entscheidung des Prozessgerichts nachzusuchen. Sollte 
das Prozessgericht die Entscheidung des Gerichts- 
schreibers nicht abändern, so findet gegen die gericht- 
liche Entscheidung die Beschwerde an das nächst- 
höhere Gericht statt. Dr. Sch. 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A, Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7. 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


- PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıg9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln.. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 
‚— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
er somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen' 4o Pf., sonst 5oPf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 23. 


10. Juni. 


1921. 


Tagung des Gentral-Verbandes. 


Die Tagung des Verbandes wurde ver- 
schoben, sie findet am 27., 28. und 29. Juli in 
Frankfurt a. Main im „Volksbildungsheim“ am 
Eschenheimer Tore (Haltestelle der Strassen- 
bahn) statt. Die Verhandlungen beginnen am 
27. Juli und die folgenden Tage morgens 9 Ubr 
und dauern bis 7 Uhr abends. Mittag- und 
Abendessen wird gemeinsam im benachbarten 
„Ihomasbräu“, Schillerstrasse, eingenommen. 
Der Preis für das Gedeck ist ı5 Mk. für Suppe, 
Fleisch, Gemüse und Zuspeise. Das Essen soll 
gut und reichlich sein. Kein Weinzwang, aus- 
gezeichnetes Bier. 


Am 27. Juli, abends 7 Uhr, 
„Ihomasbräu“, Schillerstrasse, I. Stock, als 
einzigste offizielle Veranstaltung ein Münchener 
Bierabend statt, gegeben von den beiden Frank- 
furter Vereinen. Am Abend des 28. Juli 
gemeinsamer Besuch von Theater oder Variete, 
Palmengarten usw. Die Karten müssen vorher 
bestellt werden. Wenn am dritten Tage die 
Verhandlungen nicht zu lange dauern: Ausflug 
mit der elektrischen Bahn nach der Saalburg. 

Die Unterbringung in den Hotels geschieht 
durch den Verkehrsverein. Jeder ankommende 
Teilnebmer bekommt auf dem Bahnhofe im 


findet im 


Bureau des Verkehrsvereins Mitteilung, in 
welchem Hotel ein Zimmer für ihn bestellt ist. 
Die Anmeldungen für Zimmer sind unter An- 
gabe, ob ein Zimmer mit einem oder zwei Betten 
gewünscht wird, bis spätestens 20. Juli an 
Herrn Heinrich Junior, Frankfurt a. Main, 
Rossmarkt ı5, zu richten, der die Meldungen 
an den Verkehrsverein weitergibt. 

Teilnehmer, die schon am 26. Juli eintreffen, 
finden abends die Mitglieder der Gesellschaft 
Deutscher Lichtbildner im „ Thomasbräu“, Schiller- 
strasse, I. Stock. 

Alle Vereinigungen werden gebeten, da 
wieder sehr wichtige Fragen zur Besprechung 
kommen, möglichst einen Abgeordneten zu senden. 
Diejenigen Vereinigungen, die hierzu nicht in 
der Lage sind, wollen baldigst der Geschäfts- 
stelle des Verbandes Mitteilung machen und 
angeben, welchen Herrn sie mit ihrer Ver- 
tretung beauftragen. 

Die vorläufige Tagesordnung ist den Ver- 
einigungen schon zugeschickt worden. Anträge 
werden baldigst erbeten. 

Auf Wiedersehen in Frankfurt a. Main! 


Mit kollegialem Gruss 
R. Schlegel, Vorsitzender. 


IL Irre 


Bus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 
sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 
Alle Einsender erhalten Honorar 


für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Einfache Vorrichtung, abschattierte 
Kontaktdrucke herzustellen. 


Die in Heft 4 des „Atelier des Photo- 
graphen“ von Professor O. Mente veröffent- 
lichten „Hilfsgriffe beim Kopieren“ sind technisch 
von grossem Werte, praktisch jedoch fast un- 
durchführbar, besonders beim Kontaktdruck 
mittels Kopierrahmens mit Hilfe eines Gelb- 
glases anstatt des Deckels. Mittels Kopier- 
apparates stellen sich jedoch beim Herstellen 


abschattierter Drucke in bezug auf richtige Lage 
der Vignette absolut keine Schwierigkeiten ein. 


Um abschattierte Drucke im Kopierapparat 
herzustellen, bedient man sich eines der Weite 
des Kopierapparates entsprechenden Kästchens 
aus Pappe, dem der Boden fehlt und auf der 
Oberfläche einen viereckigen Ausschnitt trägt. 
Ein tiefgebauter, mit permanenter roter oder 
gelber Lichtquelle ausgestatteter Kopierapparat 
eignet sich dazu besonders (Klimax). Nachdem 


23 


180 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


De ze EEE EEE 


das Kästchen genau über der weissen Licht- 
quelle in den Kopierapparat eingeführt ist, wird 
auf den viereckigen Ausschnitt eine Pappvignette 
gelegt. Sollte nun die Abschattierung zu gross 
oder zu klein erscheinen, so ist das Kästchen 
mittels Einklemmens eines Holzkeiles zwischen 
der Wand des Kopierapparates und dem Kästchen 
dem Negativ näher bzw. weiter ab zu bringen. 





Aufgelegte ausgezupfte Watte ermöglicht eine 
noch weichere Abschattierung, hauptsächlich bei 
kleinen Köpfen. Mit einer Visitvignette lassen 
sich Abschattierungen eines 18:24-Kopfes er- 
möglichen; zu diesem Zweck muss begreiflicher- 
weise das Kästchen sehr weit vom Negativ ent- 
fernt sein. 
Friedr. Edelmann-Hennef (Sieg). 


— der — 


Rundsehau. 


Farbenempfindlichkeit gewöhnlicher 
Platten. 


Unsere gewöhnlichen Bromsilbergelatine- 
platten sind bekanntlich nur für Blau und Violett 
empfindiich. Daneben ist noch eine ganz un- 
bedeutende Grünempfindlichkeit vorhanden, die 
aber für unseren allgemeinen Arbeitsmodus 
nicht in Rechnung kommt. P. Baltin!) hatte 
seinerzeit gezeigt, dass man diese Grünemp- 
findlichkeit zum Ausdruck bringen kann, indem 
man bei der Aufnahme ein Gelbfilter (z. B. Tar- 
trazinfilter) einschaltet und eine Exposition gibt, 
die das ı0o0- bis 300fache der normalen, ohne 
Filter, beträgt. Dieses Verfahren könnte also 
etwaigenfalls nur dann Anwendung finden, wenn 
die Länge der Exposition keine Rolle spielt. 

J-. G. Capstaff und E. R. Bullock?) 
entdeckten bei ihren wissenschaftlichen Unter- 
suchungen, dass gewöhnliche Bromsilbergelatine- 
platten durch Baden in einer Natriumbisulfit- 
lösung und nachfolgendes langes Waschen 
(30 Stunden) eine panchromatische Empfindlich- 
keit erhielten. Weitere Versuche mit Eastman- 
Filmen ergaben, dass mit zunehmender Wasch- 
dauer auch die Empfindlichkeit stieg. Zufügung 
von Alkali zum Waschwasser reduzierte die 
Badezeit und hob ebenfalls die Empfindlichkeit. 
Es wurde wie folgt verfahren: 

Baden in Natriumbisulfitlösung 


5:100 be we ıo Minuten, 
Wissen . . 2 2 20200005 y 
Baden in o,2 prozentiger 

Kaliumbikarbonatlösung . 5 : 
Wässern 


en ’ 

Versuchsreihen mit Natriumsulfit hatten keinen 

Erfolg, wohl aber mit schwefliger Säure; es 

scheint, dass der Effekt dem schwefligen Säure- 
gehalt des Natriumbisulfits zuzuschreiben ist. 


I) „Phot. Mitteil.“ 1903, S. IIS. 
2) „British Journal“ 1920, Nr. 3160. 


Der Chlorsilberdruck bzw. das Auskopierverfahren 
wird infolge der Zeitverhältnisse, d. h. des hohen 
Kostenpunktes der Edelmetalle und des Platins, wie 
durch einen Umschwung im Geschmacke der Kund- 
schaft, nicht zuletzt aber, weil das scheinbar Neue als 


[Nachdruck verboten.| 
Haltbarkeit der Zelloidinbilder. 


Das Thema der Haltbarkeit unserer Kopien 
auf Auskopierpapieren ist in früheren Jahren 
recht oft behandelt worden. Es’ steht jeden- 
falls ausser Zweifel, dass die Bildprodukte 
auf Entwicklungspapieren im allgemeinen von 
grösserer Beständigkeit sind als solche auf Aus- 
kopierpapieren. Aber auch bei letzteren sind 
in dieser Hinsicht gewiss ausserordentlich zu- 
friedenstellende Resultate zu verzeichnen, nament- 
lich was Kopien auf Zelloidinpapieren betrifft. 
Wir brauchen nur den 4. Jahrgang der „Phot. 
Mitteil.“ (1868) aufzuschlagen, um uns zu über- 
zeugen, dass sich die hierin befindlichen Ober- 
netterschen Zelloidinbilder vollkommen tadellos 
erhalten haben. Die Schuld eines zeitigen Ver- 
blassens wird oft dem Gebrauch von Tonfixier- 
bädern zugeschrieben. Das Arbeiten mit ge- 
trennten Lösungen ist selbstverständlich ein 
sichereres als das mit Tonfixierbädern, deren 
Qualitätsstand schwieriger zu kontrollieren ist. 
Die Tonfixierbäder werden häufig übermässig 
ausgenutzt und weichen dann in ihrer Zu- 
sammensetzung natürlich weit vom normalen 
Stand ab. Mit Tonfixierbädern rationeller Zu- 
sarmmenstellung und guter Verfassung sind da- 
gegen gewiss recht gediegene Produkte erzielt 
worden, wie Valenta und andere bestätigt 
haben. Eines Umstandes, welcher zum Gelingen 
recht dauerhafter Bilder sicherlich in Betracht 
kommt, wird selterr gedacht, nämlich, dass das zu 
verwendende Papier möglichst frisch ist, also 
keine zu alte Ware. Alte Papiere arbeiten schein- 
bar noch gut, obschon die Tonungsprozesse damit 
langsamer verlaufen, aber mit der Beständigkeit 
der Bilder steht es nicht so sonderlich, und dies 
kann kaum wundernehmen, verlieren doch 
schliesslich alle unsere Platten und Papiere mit 
dem Alter an Qualitätsgüte bzw. werden völlig 
unbrauchbar. 


Faehliehes Allerlei. 


I|Nachdruck verboten.) 

„modern“ gilt, durch die Entwicklungspapiere, ins- 
besondere durclı die Klasse der sogen. „Gaslichtpapiere“ 
mehr und mehr ersetzt oder verdrängt. Dieser Um- 
schwung bringt uns der Arbeitsmethode des Auslandes 
(England und Amerika), wo der Kontaktdruck schon 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


181 





vor Jahren beliebt war und angewandt wurde, näher. 
Ganz abgesehen davon, dass die Herstellung von 
Bildern unabhängig vom Tageslichte ist und schnell 
grössere Auflagen angefertigt werden können. Der 
Ausdruck oder die Bezeichnung „Gaslichtpapiere” ist 
an sich überlebt und an sich falsch, weil wohl in der 
überwiegenden Zahl „elektrisches“ Licht und kein Gas 
zur Verwendung kommt. Daher ist der Ausdruck 
„Schnelldruckpapiere“, wobei auch die Bromsilber- 
papiere mit einbegriffen werden, an sich richtiger. 
Das sogenannte Gaslichtpapier als Chlorbrompapier zu 
bezeichnen, geht auch nicht an, weil die Zusammen- 
setzung oder Herstellung der Schnelldruckpapiere dieser 
Art verschieden und mehr oder weniger Betriebs- 
geheimnis ist, dessen Schleier aus vorstehendem Grunde 
meist nicht gelüftet wird. Die Bezeichnung „Kunstlicht- 
papier“ dürfte, weil die Verwendungsart dadurch mehr 
allgemein bezeichnet wird, ebenfalls nicht schlecht sein. 
Es ist zweifellos keine Pedanterie, wenn man heute, 
angesichts der Entwicklung und Verwendung des 
Druckmittels, sich bestrebt, einen alten, mehr irre- 
führenden Namen ausser Kurs zu setzen. In neuerer 
Zeit sind an verschiedenen Stellen Veröffentlichungen 
erfolgt, welche die Herstellung farbiger Töne auf Ent- 
wicklungspapieren betrafen. Bereits vor Jahren hat 
Liesegang in einem netten Heftchen über die Er- 
reichung farbiger Bilder oder Töne auf Schnelldruck- 
papieren berichtet, auch die Firma Bayer hatte mit 
ihrem Edinolentwickler anerkennenswerte Ergebnisse 
gemacht und veröffentlicht. Dem Bestreben, mittels 
Entwicklung farbige Bilder zu erzielen, liegt mehr 
oder weniger der Wunsch nahe, die etwas umständ- 
lichen, nachträglichen Färbungen bzw. Tonungen zu 
vereinfachen. Schreiber dieses hatte seiner Zeit bei 
Versuchen, als Vorsteher. der Papierprüfung einer 
grossen Firma, gefunden, dass eine Umwandlung des 
schwarzen Druckes bei Bromsilberpapier auch mittels 
Quecksilbersublimats möglich ist, wobei sich aber her- 
ausstellte, dass das erhaltene braune Bild, bei stark 
barytierten Papieren, während des Auftrocknens sich 


wieder schwärzte. Der braune Ton blieb jedoch er- 


halten, sofern der als Träger der Emulsion verwandte 
Rohstoff sehr dünn oder gar nicht barytiert war 
Bemerkt sei, dass das Verfahren eine Einschaltung 


‚kurz nach der Entwicklung und vor der Fixage war. 


Eine Beobachtung in neuerer Zeit wird wahrscheinlich 
die Veranlassung sein, einen etwas veränderten Weg 
als gangbar zu versuchen. | 

Ob die bisher gefundenen Wege, gleich mittels 
Entwicklung farbige Bilder zu erhalten, für die Praxis 
unbedenklich zu empfehlen sind, erscheint fraglich, 
und zwar nicht, weil die Angaben nicht stimmen, 
sondern zunächst deshalb, weil die Grundbedingungen: 
Temperatur, Zusammensetzung des Entwicklers, dann 
Dauer der Belichtung und der Entwicklung, von grosser 
Einwirkung sind und dazu die geringste chemische 
Verunreinigung das Ergebnis in Frage stellt. Wer 
nicht gewöhnt ist, peinlichst sauber zu arbeiten, wer 
nur über eine beschränkte Anzahl von Schalen verfügt 
und diese zu verschiedenen Zwecken verwenden muss, 
der wird nicht selten Fehlresultate erhalten und un- 
mutig sich von der neuen Sache als „Quatsch“, als 
Hirngespinst eines Skribenten (Artikelschreibers), ab- 
wenden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass 
nicht nur die verschiedenen Fabrikate an sich ab- 
weichen, sondern auch die Emulsionen nicht immer 
gleich sind, besonders heute in unserem geplagten 
Deutschland, weil die Fabrikanten sich nicht wie 
früher für längere Zeit eindecken können und z. B, 
Gelatinen bestimmter Sude nicht in grösseren Mengen 
auf Abruf für sich zu reservieren vermögen. Wie aber 
in der Kriegszeit der deutsche Erfindergeist sich sehr 
rege zeigte, so dürfte auch die jetzige und kommende 
Zeit mit ihren Begleiterscheinungen die Ursache sein, 
dass das Streben, Auswege zu finden, nicht erlahmt 
oder aufhört. Es ist deshalb durchaus zweckdienlich, 
wenn die Praktiker sich berufen fühlen, ihre bei der 
Arbeit gemachten Erfahrungen und mehr oder weniger 
kleinen Erfindungen der Oeffentlichkeit zuzuführen 
oder bekanntzugeben. Denn Stein an Stein gereiht 
und Stein auf Stein gesetzt führt zu einem Bau. 

(Schluss folgt.) 


—Ert —— 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 


(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographen - Zwangsinnung 
im Bezirke der Amtshauptmannsechaften 
Zittau, Löbau, Bautzen (Sitz Zittau). 


Bericht über die Innungsversammlung 
amı 16. Februar nachmittags 2 Uhr im Hotel „Weisser 
Eugel“ in Zittau. 


Der Obermeister Herr Hauschild begrüsst 2 Uhr 
ıo Min. die anwesenden Kollegen (49 Herren) und macht 
auf die von verschiedenen Firmen ausgestellten Bilder 
aufmerksam. Als Punkt ı wird die Niederschrift der 
letzten Versammlung vorgelesen und genehmigt. Dann 


gibt der der Öbermeister den Jahresbericht. Hierauf gibt 
Herr Kassierer Zeiz den Kassenbericht. Der Kassen- 
bestand im vorigen Jahre war 136,47 Mk., Einnahme 
au Mitgliederbeiträgen 1481,05 Mk., Einnahmen für Ge- 
hilfen und Lehrlinge 17,50 Mk., Strafgelder 20,50 Mk,, 
Summe 1655,52 Mk. Ausgaben 539,40 Mk., so dass ein 
Kassenbestand von 1116,12 Mk. verbleibt. Die ge- 
wählten Kassenprüfer, Herren Krämer und Hacker, 
prüfen die Kasse. Herr Hauschild verliest mehrere 
Eingänge. Unter anderem liegt ein Schreiben von der 
Gewerbekammer über Entschädigungsfragen der Lehr- 
linge vor. Nach kurzer Debatte wird der Vorschlag 


+ 
23 


182 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





des Herrn Hauschild angenommen,’ wonach die 
Lehrlinge im ersten Jahr 7,50 Mk., im zweiten Jahr 
ı5 Mk., im dritten Jahr 25 Mk. pro Woche erhalten 
sollen. Nach weiterem Vorschlag des Obermeisters wird 
Herr Walbrecker wegen seiner langjährigen Ver- 
dienste um die Innung einstimmig als Ehrenmitglied 
gewählt. Nächster Punkt: Wahlen der ausscheidenden 
Vorstandsmitglieder. Herr Stephani, welcher 6 Jahre 
I. Schriftführer war, bittet, von einer Wiederwahl abzu- 
sehen. Herr Hacker wird vorgeschlagen und ein- 
stimmig zum I. Schriftführer gewählt. Herr Krämer 
wird zum II. Schriftführer einstimmig wiedergewählt. 
Darauf wird der Haushaltplan vorgelegt und einstimmig 
genehmigt. 
schild, wonach die Innungsversammlungen wechsel- 
seitig in Bautzen und Zittau tagen sollen. Es folgt 
Aussprache, ob sich die beiden Innungen trennen 
sollen oder nicht. Herr Hauschild verspricht, die 
Versammlungen künftig nachmittags 5 Uhr zu beginnen. 
Ferner wird über Mindestpreise gesprochen und nach 
lebhafter Aussprache werden die neuen Preise fest- 
gesetzt. Nach einer kurzen Pause wird Herrn Götz- 
Breslau das Wort für seinen Vortrag über Zukunfts- 
fragen erteilt. Die Kassenprüfer erklären darauf die 
Kasse für richtig, und wird derselben von der Ver- 


sammlung Entlastung erteilt. — Schluss der Sitzung 
6°/, Uhr. Stephani, I. Schriftführer. 
IL It— 


Nordwestdeutseher Photographen -Bund. 
Programm zur Tagung in Bremen vom 
20.— 22. Juni Ig21. 

Montag, den 20. Juni, abends 8 Uhr: Empfang 
der Gäste im „Drostehaus“ (Vereinshaus der 
Photographischen Gesellschaft) an der Schleif- 
mühle 81. Gemütliches Zusammıensein. 

Dienstag, den 21. Juni, morgens 9 Uhr: Bundes- 
tagung im Seminar, Karlsstrasse I0— 12. 

Tagesordnung. 

I. Begrüssung. 

2. Bericht der Vorstandsmitglieder. 

3. Wahl des nächsten Tagungsortes. 

4. Antrag Lohöfener: Schaffung eines Ausstellungs- 
fonds, der nur im Interesse einer allgemeinen 
deutschen Fachausstellung Verwendung finden 
darf. 

5. Anträge und Aussprache. 


Vortrag Perscheid, Berlin: Einleitender Vortrag 


mit einer Ausstellung von Perscheidschen Bild- 


nissen, Originale und Vergrösserungen, praktische 
Vorführungen des Nicola Perscheid - Porträt- 
objektivs. Welche Arbeit kann als bildmässig be- 
zeichnet werden’? 

2 Uhr: Gemeinschaftliches Mittagessen inı Restaurant 
Voss, Wachtstrasse 35, anı Marktplatz. Kein Wein- 
zwang. 

4 Uhr: Gemeinschaftliche Kaffeetafel im „Bürger- 
park“ (Kaffeehaus Emimasee), Militärkonzert. 

71), Uhr: Zusammenkunft im „Ratskeller“. Besich- 
tigung der Kellerräume Preiswerte Weine. 


Es folgt ein Antrag des Herrn Hau- 


——— 


Mittwoch, den 22. Juni, Ausflug ins Moor: Abfahrt 
nach Worbhausen 8 Uhr 5 Min., Parkbahnhof 


.am Bürgerpark. — Wanderung etwa ı Stunde 
nach Worpswede. — Besuch der Malerkolonien 
und der Ausstellungen. — I Uhr: Mittagessen. — 


3!/, Uhr: Abfahrt von Worpswede mit Motor- 
booten nach Vegesack a. d. W. — 7 Uhr: Abfahrt 
von Vegesack mit Loyddampfern nach Bremen. 
Ankunft daselbst 8 Uhr. — Teilnehmer, die vor- 
zeitig zurückfahren wollen, können die Moor- 
fahrt gegen 5 Uhr in Burg unterbrechen und 
Bremen in etwa °/, Stunde mit der elektrischen 
Bahn erreichen. 
Die Festkarte für alle Veranstaltungen, inkl. zwei- 
Mittagessen, kostet 60 Mk. Vorausbestellung 
dringend erwünscht. Ebenso müssen Hotelquartiere 
bis zum 10. Juni möglichst vorausbestellt werden. 
Bestellungen und Wünsche sind an die Firma Ganss 
& Dröge-Bremen, am Deich 13, zu richten. 


mal 


Werte Bundesmitglieder! 

Das vorstehende Programm verbürgt genussreiche 
und lehrreiche Stunden. Zeigen wir den Bremer Kol- 
legen, dass wir ihre Bemühungen zu schätzen wissen, 
und deshalb darf keiner in Bremen fehlen. Wir sind 
gewiss, dass sich auch diese Tagung Detmold und 
Bielefeld würdig anschliessen wird. Von den Kollegen 
der Nachbarbezirke aber hoffen wir, dass sie gern als 
Gäste teilnehmen werden. Alle sind herzlich will- 
kommen. 

Auf Wiedersehen in Bremen! 
Der Vorstand. 
um a II 2 zu) 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe in den Stadt- und Landkreisen 
Hannover und Linden. 
Niederschrift der Hauptversammlung 
vom 27. April IgaI. 

Um 7!/, Uhr eröffnete der Obermeister die Ver- 
sammlung. Die Niederschrift der letzten Sitzung wurde, 
nachdem dieselbe vom Schriftführer vorgelesen war, 
genehmigt. Zu Punkt 2 der Tagesordnung wurde der 
Antrag des Kollegen Freundt, für die Fortbildungs- 
schule unserer Lehrlinge so Mk. für Chemikalien und 
100 Mk. für Zeichenutensilien zu bewilligen, einstimmig 
angenommen. Die Firma Potthof & Abenthern 
erbot sich, für Lehrzwecke einige alte Objektive zu 
stiften, was mit Dank angenommen wurde. Leider 
musste vom Obermeister nochmals ermahnt werden, 
die Lehrlinge anzumelden, was wieder von einigen 
Mitgliedern nicht geschehen war und deshalb in Strafe 
genommen werden. 

Im nächsten Punkt berichtete der Obermeister 
über die Lehrlingsprüfung, dass von vier Prüflingen 
einer die Prüfung nicht bestanden hat und dieselbe 
Den übrigen drei Anwesen- 
den wurden die Gehilfenzeugnisse mit einer kurzen 
Ansprache überreicht. 

Im 4. und 5. Punkt der Tagesordnung wurde 
ı. vom Obermeister der Jahresbericht 1920/1921 vor- 


noch einmal machen muss. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


N  — — — —  — — —  — — — — , , , T  —?{\C——{—}{—{TZZ—{ZZZZ—ZZZZZZZZZ ZZ  — — ——,—;—;u——u 


gelesen und 2. vom Kassenführer die Jahresabrech- 
nung. Kollege Freundt stellte den Antrag, dass 
der Ueberschuss des Vortrages, der noch im Gange ist, 
für die Fortbildungsschule verwendet werden soll. 
Einstimmig wurde dieser Antrag angenommen. Als 
Kassenprüfer wurden die Kollegen Freundt und 
Sommer gewählt. 

Die Neuwahl der ausscheidenden Vorstandsmit- 
glieder ergab: die Kollegen Tremper sen., Sommer 
und Knoblich. Beim 7. Punkt der Tagesordnung 
wurden die satzungsgemäss ausscheidenden Inhaber 
der verschiedenen Nebenämter einstimmig wiederge- 
wählt. Ein Antrag des Kollegen Merck, dem Ober- 
meister eine Teuerungszulage von 500 Mk. und dem 
Schrift- und Kassenführer je 300 Mk. für das neue 
Jahr zu bewilligen, wurde einstimmig angenommen. 
Ein Antrag .des Kollegen Freundit, bei der demnächst 
stattfindenden Satzungsänderung die Höhe der Strafen 
und des Beitrages ganz fortzulassen, um von Jahr 
zu Jahr festgesetzt zu werden, wurde ebeüfalls ein- 
stimmig angenommen. Einstimmig beschlossen wurde: 
I. Zu dem jetzt zu zahlenden Beitrag einen Zuschlag 
von 25 Mk., 2. zu dem jetzt zu zahlenden Beitrag für 
Gehilfen einen Zuschlag von 2 Mk., 3. zu dem jetzt 
zu zahlenden Beitrag für Lehrlinge einen Zuschlag von 
1,20 Mk. zu nehmen. 

Dem Lohntarif-Ausschusse wurde durch Beschluss 
Vollmacht zum Abschluss der Verhandlungen erteilt. 

Ein Antrag des Kollegen Hassert, welcher vom 
Kollegen Freundt befürwortet wurde, einen Satz in 
Höhe bis zu 600 Mk. für das Jahr zu eventuellen Vor- 
trägen des Vereins, zu welchen die Innungsmitglieder 
eingeladen werden sollen, dem Verein zu bewilligen, 
wurde von der Versammlung angenommen. Nähere 
Regelung, sowie eine etwaige Beteiligung an den Vor- 
trägen wurde dem Vorstande überlassen. Beschlossen 
wurde, einen Delegierten zum Verbandstag zu senden. 
Gewählt wurdeKollegeMerck, als VertreterFrommelt. 
Bewilligt wurden dafür 500 Mk. 


Der provisorisch aufgestellte Haushaltplan wurde 
wie folgt geändert und bewilligt. Nachdem vom Ober- 
meister mehrere Eingänge vorgelesen und dazu Stellung 
genommen war, wurde die Versammlung um ıı Uhr 
geschlossen. 


Aufstellung des Haushaltplans 1920/1921. 


Einnahmen. 

Ueberschuss aus dem Rechnungsjahr 
1920/1921. 750,34 Mk., 
Innungsbeiträge für 80 Mitgliederä 25 Mk. 2000, — 


Beiträge für 50 Gehilfen a 2 Mk. 109,— |, 
i „ ı2 Lehrlinge ä 1,20 Mk. 1440 „ 

Zuschläge zu Innungsbeiträgen ä 253Mk. 2000,— „ 
r „ Gehilfenbeiträgen 2 „ 1I00,— , 
R „ Lehrlingsbeiträgenä1t,zoMk. 14,40 „. 


Beiträge für den Central-Verbandaı2Mk. 960,— 


Strafgelder . ir 300,— , 
Voraussichtliche Einnahme aus rück- 
ständigen Beiträgen . 200,— , 


Summa 6439,14 Mk. 


jedem Mitglied rechtzeitig zugestellt. 


183 
Ausgaben. 
Drucksachen, Schreibmaterial, Portousw. 750,— Mk. 
Beiträge für den Central-Verband 960, ” 
Rechnung Innungsorgan een 
Chronik“) \ 800,— 
Entschädigung für den Obermeisien, 100, " 
Zuschlag zur Entschädigung für den 
Obermeister . . 500,— „ 
Entschädigung für an Schriftführer .. 300,— 
n " »  » Kassenführer 300,— 5, 
Vorträge, Ausstellungen usw. 6009,— ,„ 
Delegierte für den Central Velbandetäg 500,— ,„ 
Uneinbringliche Beiträge . 250,— ,„ 
Unvorhergesehene Ausgaben ; 800, — 5, 
Ausgabe für die Fortbildungsschule . 300,— ,„ 


Summa 6160,— Mk. 
Verbleibt ein Ueberschuss von 27914 , 
J. Stäglich, 
Schriftführer. 


P.Frommelt, 
Obermeister. 


in. 
Photographen -Zwangsinnung Halle a. S. 
Sitz: Halle a. S. 


Auszug aus dem Protokoll der Sitzung 
am 26. April im „Stadtschützenhaus“, Franckestrasse. 


Anwesend: 28 Mitglieder. Um 3 Uhr eröffnet der 
II. Obermeister die ordnungsgemäss einberufene erste 
Sitzung mit Obmännern; laut $ 22 können die aus- 
wärtigen Mitglieder sich durch den Obmann ihres 
Bezirkes vertreten lassen, sobald sie diesem ihre Voll- 
macht eingehändigt haben. Vollmachtsformular wurde 
Es wurde fest- 
gestellt, dass viele der Kollegen diesem nicht ent- 
sprochen haben, auch die Bezirksversammlungen nicht 
besuchten, sie fallen somit in Strafe Herr Möller 
bedauert, dass der I. Obermeister, Herr Bethmann, 
erkrankt ist, weshalb er die Vertretung solange über- 
nommen hat. Aerztliches Attest war eingereicht. Die 
Niederschrift der letzten Versammlung wird verlesen 
und angenommen, Eingänge und Entschuldigungen 
werden bekanntgegeben. Das Andenken des ver- 
storbenen Herrn Karl Knapp ehrt die Versammlung 
durch Erheben. 


Zum Vortrag „Buchführung und Kalkulation “ 
sprachen die Kollegen Möller, Schröderund Nacher 
und fanden teilnahmvolle Zuhörer. Die Kalkulationen 
des Kollegen Schröder waren besonders interessant, 
und sollten alle Kollegen ihre Preise danach richten, 
auch die Buchführung der Kollegen MöllerundNacher, 
besonders die letztere der Einfachheit wegen, zeigte 
grosse Beachtung. 

Herr Möller gibt sodann einen kurzen Bericht 
über die letzten Prüfungen, welche von allen Teil- 
nehmern bestanden wurden. 

Kollege Schoch - Zörbig wünscht zur nächsten 
Sitzung im Juli eine Ausstellung, woran sich alle Kol- 
legen beteiligen sollen, auch bittet er, die Sitzung vor- 
mittags abzuhalten, damit auch zur Ausstellung ge- 
nügend Zeit ist. Die Versammlung ist damit ein- 


184 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 
VNBEENBEBES3SISSBE SENSE SBEBEEE DIESES SEE SBDIESESS SEITE Egg see m gr rg 


verstanden, und wird eine Kommission gewählt, um 
Weiteres auszuarbeiten. Die Kommission besteht aus 
| den Kollegen Schoch, Nacher, Molsberger, 
Schröder und Spiess. 

Antrag, dem I. Obermeister statt Iso Mk. gleich 
500 Mk. jährliche Entschädigung auch für das Jahr 
1920/1921 zu bewilligen, wurde von Schriftführer ge- 
stellt; nachdem dieser die Verdienste und die viele 
Arbeit des Herrn Bethmann geschildert, wird der An- 
trag einstimmig angenommen. 

Nachdem schon wiederholt von stellenwechselndem 
Personal Nachforderungen gestellt wurden und auch 
jetzt wieder ein Fall vorliegt, wo der Gehilfe Bezahlung 
nach Klasse I glaubt verlangen zu können (der II. Ober- 
meister war als Sachverständiger vor das Gewerbe- 
gericht geladen), so müssen wir alle Kollegen dringend 
ersuchen, bei Neueinstellungen Verträge nur auf Grund 
des Tarifs abzuschliessen, damit nicht immer Nach- 
forderungen gestellt werden. 

Für Kollege Maurer als Beisitzer der Prüfungs- 
kommission wird Kollege Molsberger gewählt. Als 
Vertreter zum Obermeistertag des C. V. nach Frank- 
furt a. M. wird der unterzeichnete Schriftführer vor- 
geschlagen und gewählt. 

Kollege Foeppel bittet um Erklärung, wie man 
gedenke, die Reisespesen der Obmänner zu decken; da 
dieses in früheren Sitzungen schon besprochen, wird 
nochmals darauf hingewiesen, dass dies von den Be- 
zirken auszuregeln ist. 

Um 6!/, Uhr schliesst der II. Obermeister Herr 
Möller die Sitzung. 

Meisterprüfung wird abgehalten in der Woche vom 
4.-—10o. Juli. Anmeldungen und Anfragen sind zu richten 
an den Prüfungsmeister, Herrn Fritz Möller, Halle 
(Saale), Alte Promenade 1. | 

C. Wachenfeld, I. Schriftführer. 


-+EIrt— 


Verein zur Pflege der Photographie und 
verwandter Künste, Frankfurt a. M. 
(Gegründet 1875.) 


Jahresbeitrag 50 Mk., Kassenwart P. Körbitz, 
Stiftstrasse 9, Postscheckkonto Frankfurt a. M. 52229. 


Bericht über die Sitzung am 9. Mai Ig2I im 
„Ihomasbräu“. 

Als sehr wertvolles Argument der Aufklärung über 
die Wahl des zu verarbeitenden Papier- und Platten- 
materials sind für den Photographen (Fachmann wie 
Amateur) die Demonstrationsvorträge anzusprechen, 
welche von seiten der Fabriken in den Vereinssitzungen 
gehalten wurden. Wir hatten in den letzten Monaten 
eine Reihe dieser interessanten, lehrreichen Vorträge, 
und ist die Gewinnung der Fabrikanten hierfür in bezug 
auf unseren Verein den Bemühungen unseres Ehren- 
mitgliedes und Mitbegründers, Herrn Theodor Haake 
(in Firma Haake & Albers) zuzuschreiben. Wir 
sprechen hiermit auf dessen speziellen Wunsch namens 
des Vereins allen beteiligten Kreisen besonderen Dank 
aus für die entgegenkommende Bereitwilligkeit der 


jederzeit sehr wertvollen Unterstützung. Ehrenpflicht 
der Mitglieder ist es dafür, durch vollzähliges Er- 
scheinen in den Vereinsversammlungen Anteil zu 
nehmen und wir bitten hiermit alle unsere Mitglieder, 
zugleich in ihrem eigensten Interesse, um fürderhin 
pünktlichen Besuch der Sitzungen. 

Für die diesmonatliche Sitzung hatten die Leonar- 
Werke in liebenswürdiger Weise ihren Leipziger Ver- 
treter, Herrn Schneider, mit einer prachtvollen 
Musterkollektion entsandt, die Bilder auf zwei ver- 
schiedenen Spezialpapieren der Leonar-Werke ent- 
hielten, und zwar auf Rano-Porträtgaslichtpapier wie 
Auto, selbsttonendes Auskopierpapier. Die Ausführungen 
des Referenten über die beiden Papiersorten, deren 
grosse Verwendungsmöglichkeit und die uns bisher 
weniger bekannt gewesenen Tonungsverfahren dieser 
Papiere interessierten lebhaft und wurden die ganz 
hervorragenden Kopien allgemein sehr günstig beurteilt, 
so dass wir dem Papier wohl einen grösseren Ver- 
braucherkreis zusprechen dürfen. 

Recht lobenswerte Mitteilungen über das Meyer- 
Doppelplasmat machte sodann Herr Junior über das 
dem Verein von der Firma Hugo Meyer- Görlitz 
entgegenkommenderweise zur Verfügung gestellte 
Instrument. Herr Junior liess eine Anzahl Roh- 
drucke von mit diesem Objektiv hergestellten Auf- 
nahmen zirkulieren, die allseitig sehr befriedigten. Es 
fanden die vielen Vorzüge des hochlichtstarken, viel- 
seitig verwendbaren Instrumentes Beachtung, und kann 
dasselbe auf jeden Fall bestens empfohlen werden. 

Aus dem sodann folgenden Bericht von Herrn 
Direktor Walter der hiesigen Gewerbeschule ent- 
nahmen wir mit grosser Freude und Genugtuung die 
in Aussicht genommene Gründung einer Fachschule, 
für die bereits namhafte Lehrkräfte in Vorschlag ge- 
bracht wurden, und zwar: Die Herren Professor Karl 
Nebel, Dr. Beck, i. Fa Dr. Schleussner, Aktien- 
gesellschaft, C. Kraus, i. Fa Klimsch & Co., Hof- 
photograph Fr. Lauffer, H. Junior. Der Lehrgang 
ist in Anlehnung desjenigen der Karlsruher Schule 
nach Ausarbeitung unseres Vorsitzenden, Herrn Pro- 
fessor Schmidt, geplant. Da prachtvolle Räume und 
Einrichtungen zur Verfügung stehen, wünschen wir 
aufrichtig, dass dieses unter der tatkräftigen Leitung 
von Herrn Direktor Walter stehende Werk baldigst 
seiner Vollendung entgegensehen möge. 

Herr Professor Schmidt sprach sodann über: 
„Welchen gesundheitsschädlichen Einflüssen ist der 
Photograph ausgesetzt?“ Die interessanten Aus- 
führungen brachten beachtenswerte Hinweise bei der 
Arbeitsweise im Laboratorium. Wohl mancher Photo- 
graph hat durch Nichtbeachtung genügender Vor- 
sichtsmassregeln, insbesondere bein Gebrauch von 
langsamı wirkenden Giften, unfreiwillig frühzeitig seine 
Tätigkeit einschränken oder gar aufgeben müssen, 
daher also Vorsicht und Umsicht bei der Arbeit im 
Laboratorium. 

Schluss der gutbesuchten Sitzung gegen ıı Uhr. 
Nächste Vereinssitzung am 13. Juni. 


Albert Ruland. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


ı85 





Ateliernacehrichten. 


Glauchau. Das silberne Geschäftsjubiläum 
konnte das Photographische Kunstatelier von Richard 
Warth feiern. 

Kiel. Anton Busch hat sein Photographisches 
Atelier mit sämtlichen Negativen an Aug. Niemeyer, 
-Holtenauer Strasse II1a, verkauft. 


39 


Aus Industrie und Handel. 


Das Spezialhaus für Fachphotographen von 
Chr. Harbers in Leipzig, Weststrasse 39 (Zweig- 
geschäfte in Hamburg, Schröderstrasse ı, und Köln- 
Mülheim, Frankfurter Strasse 24) verbreitet mit dieser 
Nummer sein „Preisblatt Juni 1921“ über diejenigen 
photographischen Bedarfsgegenstände, die am meisten 
verlangt werden und dauernd auf Lager vorhanden 
sind, also Atelieraufnahmeapparate und Objektive, 
Vergrösserungs- und Kopierapparate, Trockenplatten, 
darunter besonders die deutsche Platte „H. Gold“, für 
deren unübertreffliche Empfindlichkeit und Gradation 
sich das Haus Harbers verbürgt, ferner Gaslicht- 
papiere, Postkartenpapiere, Kartons und Gruppen- 
kartons, Schutztaschen, Chemikalien, insbesondere 
Blitzlichtpräparate. Eine leistungsfähige und zuverlässige 
Bezugsquelle ist für den Fachphotographen heutzutage 
mehr denn je wichtig und wertvoll, deshalb wird sicher 
dieses „Juni- Preisblatt“ allseitiger Aufmerksamkeit im 
Leserkreise unserer „Chronik“ begegnen. 


Bayer-Film. Die photographische Abteilung der 
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Lever- 
kusen, bringt für ihre bekaunten Bayer - Films (Rollfilme 
und Filmpacks) ein Plakat heraus, das infolge seiner 
harmonischen Farbenzusammenstellung und eigenartigen 
Aufmachung bei der Kundschaft sicher Anklang finden 
wird. Ausserdem stellt sie für Schauzwecke sogenannte 
Schaupackungen zur Verfügung, das sind die im 
Handel befindlichen Packungen in vergrösserten Aus- 
massen, In Verbindung mit den Abziehplakaten für 
Bayer-Rollfilm und Filmpack und Bayer-Photopapiere 
lassen sich geschmackvolle Schaufensteraufbauten her- 
stellen, da bei der Anfertigung auf das Zusammen- 
wirken aller Schaustücke Rücksicht genommen wurde. 
Die Firma bittet Gebraucher, welche bisher noch nicht 
in den Besitz dieser Sachen gelangt sind, sich mit ihr 
in Verbindung zu setzen. 


m 4>' CH zes 
Kleine Mitteilungen. 


— Begriff des Herstellers bei Vergrösse- 
rungen von Photographien (Ill. U. 3762 vom 
4. Mai 1921), Sı5, Nr.2 des Umsatzsteuergesetzes. 


ı. Erhält ein Photograph von einem Kunden ein Bild über- 


geben mit dem Auftrage, hiervon eine Vergrösserung von 
über 32X42 cm herzustellen, führt er diese Vergrösse- 
rung aber nicht selbst aus, sondern lässt sie von einen 
Dritten, und zwar retuschiert und ausgearbeitet, her- 
stellen, so ist der Dritte luxussteuerpflichtiger Her- 
steller, der Photograph ist lediglich wumsatzsteuer- 


pflichtig. Nur dann, wenn der Dritte, der die tech- 
nische Herstellung vornimmt, zu dem Photograpben in 
einem solchen Verhältnisse steht, dass er seine Tätig- 
keit ganz oder überwiegend in den Dienst des Photo- 
graphen stellt, sind die Voraussetzungen von $ ı8, 
Abs. 2, des Gesetzes gegeben, dann ist also der Photo- 
graph luxussteuerpflichtig. 

2. Anders ist die Sach- und Rechtslage dann, 
wenn der Dritte die Vergrösserung unretuschiert und 
unausgearbeitet liefert, und wenn die Retusche und 
Ausarbeitung vom Photographen selbst vorgenoramen 
werden. Nach 848, Nr. 2, Abs.4, Ausf.-Best., sind 
solche sog. Rohvergrösserungen als Halberzeugnisse 
anzusehen und daher luxussteuerfrei. Luxussteuer- 
pflichtiger Hersteller des gebrauchsfertigen Gegen- 
standes ist der Photograph. 

3. Stellt der Photograph die Vergrösserung selbst 
her, lässt sie aber von einem Dritten ausarbeiten, so 
ist luxussteuerpflichtiger Hersteller der Photograph, 
der Dritte führt keine Lieferung, auch keine Werk- 
lieferung, sondern lediglich eine Leistung aus und ist 
daher umsatzsteuerpflichtig. (-g-) 


— Die Reisende Maria Königsdörfer in Augs- 
burg reiste für eine Firma auf Emaillebilder. Sie hat in 
mehreren Fällen in der Immenstädter Gegend von 
Fabrikarbeitern usw. Bestellungen erhalten. Nach etwa 
einer Woche erhielten die Besteller von der Angeklagten 


dann Briefe als Nachnahme zugesandt, worin sie die 


bestellten Photographien vermuteten, die aber nicht 
darin enthalten waren. Die Angeklagte gibt an, sie 
habe in diesen Fällen bei der Bestellung nicht gleich . 
die ganze, ihr zustehende Provision erhalten und des- 
halb den Restbetrag per Nachnahme erhoben. Die 
Bilder erhielten die betreffenden Besteller, die sich be- 
nachteiligt glaubten, erst später durch Nachnahme von 
der Firma zugesandt. Die Angeklagte war vom Amts- 
gericht Immenstadt durch Strafbefehl zu einer Woche 
Gefängnis verurteilt worden und hatte gegen dieses 
Urteil Berufung eingelegt. Die Berufuug wurde kosten- 
fällig als unbegründet verworfen. 


tr 


Eingesandt. 

Wenn sich unsere innerpolitischen Verhältnisse 
nicht von Grund aus ändern, kommen wir unweiger- 
lich zu den Einkaufsgenossenschaften, Konsumvereinen 
oder wie sie sonst heissen mögen und auch zur ab- 


- soluten Sonntagsruhe — nach englischem Vorbild. 


Trotz aller Proteste. Es wäre vielleicht nützlich, wenn 
sich der Central-Verband mit den englischen Verbänden 
in Fühlung setzte, dann wissen wir es ja gleich, wie 
die beiden Einrichtungen drüben wirken. Und dann 
wissen wir es auch, ob wir dafür oder dagegen kämpfen 
müssen. Einstweilen liessen sich unsere Hauptbedarfs- 
artikel sehr wohl verbilligen durch gemeinschaftlichen 
Bezug innerhalb der Fachvereinigungen. Etwa so: Die 
Innungsmitglieder stellen zunächst fest, welche Fabrikate 
gebraucht werden, der Obermeister stellt die einzelnen, 


die gleiche Platten, Papiere - usw. verarbeiten, zu 


186 


Gruppen zusammen und bestellt den Gesamtbedarf bei 
einem soliden Händler, oder beim Fabrikanten. Ist 
der Händler Innungsmitglied, dann müsste er sich 
allerdings verpflichten, den Berufsphotographen keine 
Konkurrenz zu machen und die betreffenden Waren 
nicht auch an Amateure zum Vorzugspreis zu liefern. 
Wenn bei diesem gemeinschaftlichen Bezug weiter 
nichts herauskäme, wie Ersparnis an Porto- und Ver- 
packungsspesen, dann wäre das schon eine Erleichte- 
rung für alle Teile, Fabrikanten, Händler, Verbraucher. 
Den Hauptnutzen hätten die kleinen Photographen, 
die ihren Bedarf eben zum selben Rabatt bekommen, 
wie der grosse Kollege. Wenn der gemeinschaftliche 
Bezug auf wenige Hauptbedarfsartikel beschränkt bleibt, 
arbeitet solch eine „Einkaufsgenossenschaft“ ohne 
nennenswerte Spesen. In Frage kämen meines Er- 
achtens nur Platten, Papiere, Karten, Kartons und die 
hauptsächlichsten Chemikalien. 
Hugo Becher, Bad Elster. 


a 
Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 

beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Technische Fragen. 

Frage 26. ‚‚Mimosa‘‘ O. J. in A. Von der ein- 
gesandten Endzielaufnahme wird behauptet, dass das 
vordere Pferd gewonnen hat, obgleich die Mehrzahl 
der Zuschauer das hintere Pferd als Sieger annahm. 
Die hier vorliegende photographische Feststellung 
möchte ich denn doch auf Richtigkeit stark bezweifeln, 
weil das vordere Pferd so stark gegen das hintere 
Pferd vergrössert ist, dass die Wiedergabe absolut keinen 
Anspruch auf Genauigkeit haben kann. Eine genaue 
photographische Feststellung ist nur möglich, wenu 
zwei oder mehr Pferde dicht beieinander galoppieren 
und dann sicher auch nur, wenn die optischen Gläser 
eine genügend lange Brennweite haben mit entsprechen- 
dem Abstand der Kamera. 

Antwort zu Frage 26. Ihre Anschauungen über 
die Zielphotographie sind unrichtig. Merkwürdiger- 
weise haben sich ganz ähnliche Vorstelluugen, wie Sie 
sie vorbringen, auch bei einigen Rennrichtern gefunden. 
Auch diese gingen von der irrigen Vorstellung aus, 
dass der ungleiche Massstab der Darstellung — der 
übrigens nicht durch die kurze Brennweite, sondern 
durch den gegebenen Standpunkt des Zielrichters be- 
dingt ist — das Resultat verfälschen könnte. Denken 
Sie sich an Stelle der beiden Pferde zwei genau 
gleich grosse, lauge viereckige Papierstücke, werden 
diese an Stelle der beiden Pferde auf die Rennbahn 
gelegt, so dass ihre linken Enden tatsächlich auf der 
Ziellinie liegen, so wird die Photographie unabhängig 


von der verschiedenen Grössendarstellung dies un- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


zweifelhaft aufzeichnen, natürlich immer vorausgesetzt, 
dass die Achse des photographischen Objektivs in der 
Ziellinie liegt. Das, was sich durch theoretische Be- 
trachtungen leicht erkennen lässt, hat der in Gegen- 
wart von Sachverständigen ausgeführte praktische Ver- 
such selbstverständlich vollauf bestätigt, und heute 
besteht auch in Rennkreisen nicht der leiseste Zweifel 
mehr an der absoluten Einwandfreiheit der photo- 
graphierten Zielplatten. Eine Reproduktion des Bildes 
kann unterbleiben, da der Fall bereits vollkommen 
klargestellt ist. 


Frage 27. Herr B. Nachf. in A. Da ich in 
meinem Atelier jetzt viel unter der Sonne zu leiden 
habe, bitte ich um Angabe eines guten Verfahrens, 
nach welchem man die Riffelglasscheiben von innen 
mit einem matten Anstrich versehen kann. Derselbe 
müsste sich jedoch zum Winter wieder entfernen lassen. 


Antwort zu Frage 27. An Stelle eines Anstrichs, 
welcher sich in jedem Fall, wenn er gegen Schweiss- 
wasser unempfindlich sein soll, nachträglich schwer. 
entfernen lässt, empfehlen wir Ihnen das bekannte 
Lichtpapier, dessen Herstellung wiederholt beschrieben 
worden ist. Man schneidet Seidenpapier in die richtigen 
Formate, legt den ersten Bogen auf eine ebene Unter- 
lage, bestreicht ihn reichlich wit flüssigem Paraffinöl, 
legt den nächsten Bogen auf und fährt so fort, bis die 
nötige Anzahl Bogen präpariert sind. Nach zwei 
Tagen werden die Papierblätter vorsichtig auseinander- 
genommen und ohne jedes Klebemittel mit einer 
Bürste auf das Glas aufgerieben. 


Frage 28. Herr R. A. in A. Können Sie mir ein 
Buch empfehlen, in welchem Vorschriften zur Her- 
stellung des anbei mitfolgenden Bildes enthalten sind? 


Antwort zu Fyage 28. Die Herstellung des Be- 
wegungsbildes ist nicht schwer. Man muss dazu nur 
einen passenden Einzellinienraster (Haas, Frank- 
furt a M) besitzen, dessen Linienbreite das Doppelte 
der Zwischenräume beträgt. Ausserdem muss der 
Raster durch eine Mikrometerschraube in der Kassette 
nach jeder Aufnahme um eine halbe Linienbreite ver- 
schiebbar sein. Man macht jetzt, indem man den 
Raster unmittelbar der photographischen Platte auf- 
liegen lässt, die erste Aufnahme, ganz wie gewöhnlich, 
macht die zweite Aufnahme nach Verschiebung unı 
halbe Linienpbreite und ebenso die dritte Aufnahme, 
Von dem Raster werden ausserdem Kopien auf 
Diapositivzelluloidblättern hergestellt und diese in der 
dem Muster nachgebildeten Weise zum Ueberdecken 
der auf Bromsilberpapier kopierten Negativplatte be- 
nutzt. Besondere Mitteilungen über das Verfahren iu 
irgendeinem Buch sind. uns nicht bekannt. 





Aussergewöhnliche Beilage in dieser Nummer: 
Harbers, Spezialhaus für Fach- 
Leipzig, Weststrasse 39, Hamburg, 
(„Preisblatt Juni 1921.“) 


Christian 
photographen, 
Köln - Mülheim. 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7. 


für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. 


Druck ünd Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 

s Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). 
4— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen g9,5o Mk., für 


ausserdem monatlich einmal 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die 
„Atelier“ 
der somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50 Pf. 





„Das Atelier des Phuoto- 
„Chronik" allein 
Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
Anfragen und Auf- 


allein 7,— 


träye an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Posischeckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 24. 


17. Juni. 


1921. 


Sonntagsruhe im Photographengewrerbe. 


Der Beschluss des bayrischen Landtages, 
dass Sonntags alle Geschäfte geschlossen bleiben 
sollten, hat in Photographenkreisen die grösste 
Unruhe erweckt. Der Central-Verband hat sich 
sofort auf Wunsch der bayrischen Kollegen an 
die Reichsbehörden in Berlin und an das Ministe- 
rium für Soziale Fürsorge in München gewendet 
und in ausführlich begründeter Eingabe gebeten, 
auf die Eigenart unseres Berufes Rücksicht zu 
nehmen, da ein vollständiger Sonntagsschluss 
der Betriebe den Ruin der meisten Photographen 
bedeuten würde. 

Vom Ministerium für Soziale Fürsorge in 
München hat der Verband jetzt auf eine zweite 
Eingabe nachfolgende Antwort erhalten: 

Ministerium für 


Soziale Fürsorge 
Nr. ı6b 88, 


An den 
Central- Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen, J.P., 
Dresden-A., 27. 


München, den 6. Juni 1921. 


Betreff: Sonntagsruhe. 
Zum Schreiben vom 
30. Mai 1921. 

Unter Bestätigung des Empfangs Ihrer 
Zuschrift vom 30. v. Mts. 
dass Verhandlungen wegen Abänderung der 


wird mitgeteilt, . 


Bestimmungen über die Sonntagsruhe für das 
Photographengewerbe in Bayern gegenwärtig 
nicht im Gange sind. 

I. A.: gez. Gasteiger. 


Wenn auch .augenblicklich die Regelung 
der Sonntagsarbeit hinausgeschoben wurde, so 
müssen die Landesvereinigungen überall sofort 
die nötigen Schritte in die Wege leiten, wenn 
eine Regelung beabsichtigt ist. Der Central- 
Verband wird alle Schritte unterstützen und 
gern die erforderlichen Ratschläge geben. Auf 
einen vollständig offenen Sonntag, wie früher, 
ist nicht mebr zu rechnen, doch wird die über- 
wiegende Mehrzahl der Photographen auch mit 
einer kürzeren Arbeitszeit zufrieden sein und 
auskommen. Die Kundschaft wird sich in 
den mittleren und kleineren Städten gerade so 
gut an bestimmte Geschäftsstunden gewöhnen, 
wie sie es ohne Schwierigkeiten in grossen 
Städten getan hat. Die Regelung der Mecklen- 
burg - Strehlitzer Regierung wird wobl allen 
Wünschen gerecht werden, besonders da auch 
die Konkurrenz der wilden Photographen da- 
durch ausgeschlossen wird. 


Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen, J. P 


R. Schlegel, Vorsitzender. 


- 


Zum Halten und Anleiten von Lehrlingen. 


Herr Papesch-Chemnitz beschäftigt sich in 
einer der letzten Nummern der „Pbot. Chronik“ 
mit dieser für das Handwerk so ausserordenilich 
wichtigen Frage und weist dabei auf die Be- 
handlung dieser Angelegenheit gelegentlich der 
Erfurter Tagung bin, die auch erkennen lasse, 
dass sein Vorschlag, als Höchstzabl 3 Lehrlinge 
zuzulassen, durch Annahme meines Vorschlages, 
in Verbindung mit einer nicht ganz klaren Abstim- 
mungsweise, abgelehnt worden sei. Die frag- 
liche Angelegenheit kam in dem unglücklichen 
Augenblick zur Entscheidung, als unser bewährter 


Herr Schlegel, an den Fern- 
sprecher gerufen wurde. Dadurch konnte Herr 
Schlegel, als er zurückkam, nicht im Bilde 
sein, er liess abstimmen, wodurch mein Vor- 
schlag angenommen wurde. Sachlich genommen 
gingen beide Vorschläge wesentlich nicht aus- 
einander; während Herr Papesch wünschte, 
dass sein sicher gut durchdachter Vorschlag 
durch Verbandsbeschluss allgemeine Gültigkeit 
erlangen sollte, stellte ich mich auf den Stand- 
punkt, dass die jeweiligen Vorschriften der 
Handwerkskammern Geltung haben sollten, und 


24 


Vorsitzender, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





diese sahen für den hiesigen Bezirk 2 Lehr- 
linge vor. Nun ist es richtig, dass jedes Ge- 
werbe durch Innungsbeschluss die Höchstzahl 
der Lehrlinge selbst festsetzt, soweit die Hand- 
werkskammer zustimmt. Betreffs der Zahl der 
Lehrlinge liegt das Bedürfnis in den einzelnen 
Reichsgebieten ganz verschiedenartig; ich er- 
innere mich, dass vor Jahren hier im Hand- 
werkskammerbezirk Dortmund, bei etwa 150 
selbständigen Berufsausübenden, nur 5 Lehr- 
linge vorhanden waren, während diese Zahl 
in einer benachbarten rheinischen Grossstadt 
um ein Vielfaches aufgebracht wurde. Des- 
halb soll man durch Verbandsvorschriften nicht 
festlegen, sondern die Zahl für die einzelnen 
Bezirke variabel lassen, damit den Zeitverbält- 
nissen und dem Bedürfnis Rechnung getragen 
werden kann. 

Ohne Zweifel sind die Vorschriften zum 
Halten und Anlernen von Lehrlingen, welche 
die Chemnitzer Innung herausgibt, interessant 
und zeigen ernsten Willen, eine Besserung in 
dieser wichtigen Berufsaufgabe herbeizuführen. 
Bei manchen dieser Vorschriften habe ich 
doch schwere Bedenken, so bei Punkt 5, der 
sich in ähnlicher Weise auch in den Lehrlings- 
vorschriften der Düsseldorfer und Duisburger 
Innung findet. 

Nach dem Handwerkerschutzgesetz resp. der 
Gewerbenovelle vom 26. Juli 1897, $ ı3L[c, 
heisst es: Der Lehrling soll sich nach Ablauf 
der Lehrzeit der Gesellenprüfung unterziehen. 
Die Innung und der Lebrherr sollen ihn dazu 
anhalten. Aus dem Worte „soll“ ergibt sich, 
dass die Lehrlinge nicht verpflichtet werden 
können, sich der Gehilfenprüfung zu unterziehen. 
Es können weder die Innung noch der Lehr- 
herr einen* unmittelbaren Zwang auf den Lehr- 
ling ausüben, sich der Prüfung zu stellen, sie 
sollen aber ihren Einfluss in dieser Richtung 
geltend machen. Zu letzterem sind sie ver- 
pflichtet, und macht sich der Lehrherr unter 
Umständen strafbar, wenn er diese Pflicht nicht 
erfüllt. Wenn nun die Innungen ebenfalls ver- 
pflichtet sind, auf den Lehrling im Sinne des 
8 ızıc einzuwirken, so folgt daraus keineswegs, 
dass es in Form von Vorschriften geschieht, 
die durch das Gesetz nicht gestützt werden 
können. 

So wünschenswert die Ermöglichung und 
Verwirklichung der dahin zielenden Vorschriften 
der Chemnitzer und Duisburg - Düsseldorfer 
Innungen sind, so vorsichtig sollen die Führer 
der zwangsläufigen Korporationen aber auch im 
Erlass von Vorschriften sein; denn wenn diese 
dann bei den Belastungsproben nicht stand- 
halten können und werden, schwindet leicht das 
“ Ansehen und Vertrauen zur Innung. Solche 
Fehler werden sehr oft gemacht, selbst von 
Stellen, denen man es nicht zutrauen sollte, 


wie ich in einem Beispiel weiter unten anführen 
werde. | 
Punkt 6 ist etwas unklar, während Punkt 7, 
Abs. 2, nur unter gewissen Voraussetzungen 
anwendbar sein dürfte. Sicher ist, dass diese 
Vorschrift nicht ganz allgemein anwendbar ist, 
und darin ist auch der Uebelstand bei den 
Vorschriften der Düsseldorf- Duisburger Innung 
zu suchen. Diese beiden Innungen schreiben 
in ihren Vorschriften: „Die Lehre gilt nur nach 
bestandener Prüfung für beendet.“ Wie ist es 
denn, wenn bei Gewährung von Kost und 
Wohnung eine vierjährige Lehrzeit vereinbart 
ist? Nach $& ı30a darf die Lehrzeit 4 Jahre 
nicht überschreiten. Wenn auch die Kommen- 
tare ziemlich übereinstimmend aus den Motiven 
zum Gesetze herleiten, dass bei Nichtbestehen 
der Prüfung eine Verlängerung der Lehrzeit ein- 
treten kann, wenn die Innungen Bestimmungen 
in diesem Sinne erlassen haben, so muss doch 
erst einmal die Schuld festgestellt werden, 
warum der Lehrling nicht bestehen konnte. 
Lag es an persönlicher Unfähigkeit oder Gleich" 
gültigkeit? Oder trifft den Lehrmeister die 
hauptsächlichste Schuld? Im letzten Falle wäre 
es eine grosse Härte, es den Lehrling entgelten 
zu lassen, und könnte die Fortsetzung der Lehre 
nur bei einem anderen, geeigneteren Lehrmeister 
in die Wege geleitet werden, wofür doch nur 
die Innung zu sorgen hätte. Sollte Unfähig- 
keit oder Gleichgültigkeit des Lehrlings zur 
Nichtbestehung der Prüfung geführt haben, dann 
wird auch in vielen Fällen ein Nachlernen nicht 
mehr viel nützen. Immer aber müssen wir uns 
vor Augen halten, dass auch bei Nichtbestehen 
der Prüfung die Lehrzeit praktisch als beendet 
angesehen werden muss, weil kein Gesetz den 
Lehrling hindert, als Gebilfe sein Glück zu 
versuchen, allerdings ohne Prüfungszeugnis. 
Dafür kann er dann nach Jahren immer noch 
sich zur Prüfung stellen und später die Meister- 
rechte erwerben. Im Interesse der Innungen 
liegt es aber, jeden Lehrling zur Prüfung zu 
bekommen, und würde der Passus der rheini- 
schen Innungen dies unbedingt erreichen, wenn 
die deutschen Photographen sich einig wären 
und hauptsächlich nur solche Gehilfen und Ge- 
hilfinnen einstellten, die die Prüfung bestanden 
haben. Das wäre Erziehungsarbeit. | 
Wenn Herr Papesch schreibt, dass der 
Zugang an Lehrlingen in seiner Innung gering 
wäre, trifft dies wohl auf alle Korporationen 
zu. Jedoch ist daran nicht die etwaige geringe 
Bewertung der späteren Existenzmöglichkeit allein 
die Ursache, sondern vor allem auch die ge- 
ringe Zahl der Ausbildungsbefugten, sie ist hier 
im Bezirk etwa ein Fünftel des Gesamtbestandes 
an Betrieben. Anzunehmen ist, dass auch in 
anderen Innungsbezirken die Verhältnisse ähn- 
lich liegen; auf einen Ersatz durch anleitungs- 





berechtigte Arbeitnehmer ist gar nicht zu rechnen, 
denn jede Innung weiss, wie schwer es ist, 
einen Gehilfenausschuss ins Leben zu rufen, 
eben weil den Vorschriften des & ı29 der Ge- 
werbeordnung nicht entsprochen werden kann. 

Neben der Einwirkung auf die Lehrlinge zur 
Ablegung der Gehilfenprüfung sollte im Inter- 
esse des Berufsstandes auch auf die Gehilfen 
ein sanfter Druck ausgeübt werden, damit diese 
die Meisterprüfung ablegen. 

Nun teilt der Obermeister der Chemnitzer 
Innung des ferneren mit, dass er die Ent- 
schädigungsfrage der Lehrlinge in seiner Innung 


durch Vorschriften, die durch Innungsbeschluss 


erlassen sind, geregelt habe. Die Vorschriften 
sehen Sätze in verschiedenen Höhen, je nach 
Grösse des Ortes oder der Stadt, vor, wobei 
das jeweilige Lehrjahr berücksichtigt wird. 
Und bierbei muss ich auf oben hingewiesenen 
Fall der Befugnisübertretung zurückkommen, da 
dieser Fall dem Chemnitzer gleichartig ist, ihm 
wenigstens sehr ähnelt. 


Die Dortmunder Handwerkskammer hatte 
auf der Tagesordnung der vorjährigen Dezember- 
versammlung unter anderem auch „Erlass von 
Vorschriften für Entschädigung resp. Unter- 
haltungsbeihilfen für Lehrlinge“. Die Sätze 
entsprachen ungefähr den Chemnitzer, sie waren 
zum Teil höher. Wegen des Weihbnachtsgeschäftes 
konnte ich an der Sitzung nicht teilnehmen, 
ich liess aber in meinem Namen im Interesse 
unseres Berufes durch einen Bochumer Kamnmer- 
genossen gegen die Verallgemeinerung der Ent- 
schädigungshöhe protestieren, da es untunlich 
sei, uns mit demselben Masse zu messen wie 
z. B. Schreiner, Anstreicher, Klempner usw., 
da letztere Handwerkszweige jederzeit in der 
Lage wären, durch Anrechnung der Lehrlings- 
arbeitsstunde den verausgabten Betrag mit Nutzen 
wieder hereinzubekommen, was bei der Photo- 
graphie nicht möglich und üblich sei. 


Gleichzeitig habe ich gegen den Erlass von 
Vorschriften Einspruch erheben lassen, da die 
Kammer dazu nicht befugt sei. Ich wies darauf 
hin, dass diese Vorschriften ein Eingriff in den 
privatrechtlichen Teil des Lehrvertrages und 
gesetzlich nicht zulässig sei. 


Trotzdem beschloss die Kammer den Erlass 
der Vorschriften. Bei der am ıo. Mai statt- 
gefundenen Kammersitzung teilte der Syndikus 
mit, dass die Landeszentralbehörde die er- 
lassenen Vorschriften, betreffend die Ent- 
schädigung der Lehrlinge, nicht genehmigt habe, 
da sie den privatrechtlichen Teil des Lehrver- 
trages betreffen und dieser Teil der freiwilligen 
Vereinbarung der Parteien unterstände. 

Derselben Rechtslage unterliegt ohne Zweifel 
auch die Innung Chemnitz, worauf aufmerksam 
zu machen ich für meine Pflicht halte. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 






_ Be m Di en 2 


Die Kammer Dortmund hat die Vorschriften 
alsdann in Richtlinien umgewandelt, welche 
allerdings nicht zwingender Natur sind. 

Um aber von vornherein einem falschen 
Verdachte vorzubeugen, bekenne ich, dass ich 
nicht gegen eine angemessene Entschädigung 
der Lehrlinge bin. Aber nicht nach schematisch 
gestafielten Sätzen, wie in den Tarifverträgen, 
sondern abgestimmt nach Fleiss und Leistung. 

Denn das Lehrverhältnis ist kein Arbeits- 
verhältnis, sondern ein Erziehungsverhältnis, und 
für den, welcher es gewissenhaft meint, ein 
schweres. Die Entschädigungshöhe, die im Lehr- 
vertrag auf Grund der gegenseitigen Verein- 
barungen festgelegt ist, soll sich in mässigen 
üblichen Grenzen bewegen, die es dem Lehr- 
meister leicht machen, bei besonders fleissigen und 
befähigten Lehrbeflissenen als Anerkennung ent- 
sprechende Erhöhungen zu teil werden zu lassen. 
Solche Belohnungen wirken erzieherisch, während 
die im Lehrvertrage durch Vorschrift verall- 
gemeinerte Unterhaltungsbeihilfe, gleichviel, ob der 
Lehrling fleissig oder faul ist, ob fähig, oder sonst 
Lust zur Arbeit zeigt, weder zum Fleiss an- 
spornt, noch an der fachlichen Erziehung im 
geringsten mitwirkt. Aber auch das Hinein- 
bringen irgendeines Entschädigungssatzes in 
den Lehrvertrag wird noch lange nicht von 
allen geübt. Ich weiss bestimmt, dass gerade 
unsere besten Meister .es ablehnen, irgendeine 
Beihilfe zu gewähren, ja sogar noch Lehrgeld 
fordern. Erst kürzlich hat mir noch einer von 
diesen erklärt, dass das Lehrverhältnis es ihm 
zur Pflicht mache, genügend Lehrmaterial zur 
Verfügung zu stellen, und er deswegen unter 
keinen Umständen sich noch zu einer geldlichen 
Verpflichtung an den Lehrling herbeilassen werde. 

Aber auch mit Rücksicht auf die Hebung 
unseres Berufsstandes ist zu erwägen, ob unsere 
Lehrmeister gut tun, unter Berücksichtigung der 
gegenwärtigen Lebensverhältnisse, wie bei der 
Gebilfenschaft, eine schematische Erhöhung der 
Entlohnung auch bei seinem Lehrschützling 
vertraglich einzugehen, denn das bringt das 
Lehrverbältnis dem Arbeitsverbältnis immer 
näher. Sehen wir, dass der Nachwuchs immer 
mehr aus jenen Kreisen entnommen wird, die 
den Hauptwert auf die Tüchtigkeit des Meisters 
legen und die nicht das Hauptgewicht auf eine 
Entschädigung geldlicher Art legen. Dann kann 
unser Berufsstand nur gewinnen. 

Und nun noch eins. Herr Papesch, den 
ich sehr schätze, weist hin auf den Entwurf 
der gewerkschaftlichen Notverordnung, die der 
Reichswirtschaftsrat erlassen habe. Es ist dies 
nicht ganz richtig. Wohl ist dieser Entwurf 
dem Reichstag und Reichswirtschaftsrat zu- 
gegangen. Dabei ereignet sich etwas Unbegreif- 
liches. Der Reichstag als rein politisches Ge- 
bilde lässt den Entwurf fallen, während die rein 


24" 


iHö 


wirtschaftliche Körperschaft den Entwurf der 
Reichsregierung als Material überweist. 


Diese Notverordnung ruht nun als drohen- 
des Gespenst im Schosse der Regierung, und 
meint nun mit Herrn Papesch ein grosser Teil 
des selbständigen Gewerbes, man solle sich ja 
nicht einer zu niedrigen Entschädigung der 
Lehrlinge schuldig machen, sonst könnten die 
Organisationen der Arbeitnehmer auf Grund 
dieser Tatsache die Berechtigung der Notver- 
ordnung oder ähnlicher Bestimmungen beweisen. 
Auf deutsch: „Gebe also freiwillig, soviel wie 
gewünscht wird, damit nicht gefordert werden 
kann.“ Diese Lehre ist auf schlechter Menschen- 
kenntnis aufgebaut. 


Der Appetit kommt mit dem Essen, und die 
Geschichte der letzten Jahrzehnte hat bewiesen, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIR.. 


ame rn nennt nr anne 6 anne nennen nie ven de} 
an 


dass auf jede bewilligte Forderung immer neue, 
höhere kamen. Schon stellen gewisse Arbeit- 
nehmerkreise die Forderung, dass der Lehrling 
im ersten Jahr ein Zehntel, im zweiten ein 
Achtel, im dritten ein Viertel, im vierten die 
Hälfte des Gehilfenlohnes bezahlt bekomme und 
diese Bestimmungen in das Reichsrahmengesetz 
aufgenommen werden sollen. 

Man glaube aber nicht, dass diese Forde- 
rungen aus reiner Menschenliebe für den beruf- 
lichen Nachwuchs entsprängen, sondern der 
Hauptgrund ist die Beseitigung einer unlieb- 
samen Konkurrenz, der billigen Lehrlingskraft. 
Dies wird das Amen der ganzen Bestrebungen 
sein, und alle freiwilligen Zugeständnisse werden 
daran nichts ändern. 


August Arnold-Bochum. 


IEHHERGRHEREE SEREEE IP...) 20 


Spreehsaal. 


Preisblüten. 


In den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ offeriert 
eine Firma ]J., Dresden-A., Marienstrasse ı2, Post- 
karten für 18 Mk. Auch für Visit- und Kabinettbilder 
sind Preise angegeben, die nicht darauf schliessen 
lassen, dass dieser Fachmann rechnen kann. 


Man sollte es kaum glauben, wie viele doch be- 
strebt sind, ein Handwerk herunterzubringen. Zu was 
sind denn die Innungen da? Hier heisst es: viel schärfer 
vorgehen. Wo keine Innungen sind, müssen solche 
geschaffen werden. Hoffentlich wird es einmal Gesetz. 
Es mag wohl sein, dass im freien Wettbewerb Preis- 
unterschiede sich gestalten. Durch Einkauf usw. kanu 
der eine und der andere mal der Reihe 
marschieren, aber doch nicht so sehr, dass die Würde 
Kommen irgendwo Massenliefe- 


ausser 


eines Berufes leidet. 
rungen oder Aufträge in Frage, so sind auch da Ab- 
weichungen nicht auszuschliessen. Hier bringt die 
Masse den Vorteil. Wenn aber die Eiuzelvorteile so 
niedrig bewertet sind, wo soll das hinführen? 


Ich kann mir nicht anders denken, derartige 
Herren bekommen die Materialien geschenkt, In der 
Zittauer Photographen-Innung haben wir das Dutzend 
Postkarten auf 45 Mk. gesetzt, und hier 18 Mk.! Das 
sind Unterschiede, die man uicht für möglich halten 
sollte. Doch das allerschönste Ereignis kommt noch. 


Ich bin hier in einem kleinen Städtchen der Ober- 
lausitz tätig. Ein in der Nähe gelegener preussischer 
Ort mit Namen Prischa beherbergt einen H. W., welcher 
in seinem Eröffnungsschreiben sich als Dekorations- 
maler und Photograph ausgibt. 


Folgende Offerte sah ich in einem Gasthaus aus- 
hängen: ı Dutzend Postkarten 15 Mk. Bei Aufnahmen 
von Abcschützen und Konfirmanden ein Gratisbild. 
Nun war vor kurzem eine Frau von dort bei mir und 
wollte um ein Bild einen Rahmen haben. Da frug ich 
die Frau um weiteres über diesen edleu Kollegen. Sie 


sagte mir, für ı Dutzend Bilder (Abcschützen) und 
noch ein grösseres dazu gemalt, hat sie 25 Mk. ge- 
geben. Weitere Urteile überlasse ich den Lesern. 


Es ist doch eigentümlich, dass gerade in den nicht 
unbedingt lebenswichtigen Berufen solche Missstände 
herrschen. Feste Preise, die der Jetztzeit angemessen 
sind, werden auch bezahlt. Und wenn gleich so ge- 
schleudert wird, ich glaube kaum, dass sich mehr 
Menschen da photographieren lassen. Hier hängt es 
von ganz anderem ab als beim Bedarf von Lebens- 
Feste Preise sichern uns immer noch eher 
F. Näther. 


mitteln. 
als Schleuderpreise. 


Die vorstehenden Ausführungen über die Preise 
des einen Geschäftes in Dresden entsprechen leider den 
Tatsachen, Die Sektion Dresden hat sich schon lange 
bemüht, Besserung zu schaffen. Wir haben eine Preis- 
konvention, der Herr Jähnig zuerst beitreten wollte, 
es nachher aber doch nicht getan hat. Im vorigen 
Jahre hat er sogar noch Gratisvergrösserungen an- 
geboten, und das alles trotz der hohen Preise für 
Materialien. 


Von seiten der Innung können wir leider nicht 
vorgehen, da die Innung immer noch nicht arbeiten 
kann, und zwar infolge des Widerstandes einer kleinen 
Händlergruppe. Ausserdem haben wir zu unserem 
Bedauern auch nicht von unserer Gewerbekaminier die 
Unterstützung, die die Handwerks- und Gewerbe- 
kammern an allen anderen Orten Deutschlands den 
Innungen zuteil werden lassen. Die Gründung der 
Ionung wurde uns zuerst vor 7 Jahren hintertrieben. 
Die Schwierigkeiten, die wir mit der Innungsgründung 
haben, hat bisher noch keiue Innung durchgemacht. 
Es genügt wohl, mitzuteilen, dass unsere Gewerbe- 
kammer kürzlich für die vorgesetzte Behörde ein Gut- 
achten abgegeben hat, dass der Innung nur Porträt- 
photographen angehören sollen, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


} 


ioi 





Solange die errichtete Innnng noch nicht arbeiten 
kann, können wir nichts gegen das Veröffentlichen 
derartiger Preise unternehmen. Die Schleuderpreise 
sind niemals zum Segen geworden, weder für die- 


—— 


jenigen, die dafür arbeiteten, noch für die anderen 

Berufsangehörigen, die dadurch geschädigt werden. 
R. Schlegel, 

‚Vorsitzender des Sächsischen Photographen- Bundes. 


IT It 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden 


Nordwestdeutseher Photographen -Bund. 
Programm zur Tagung in Bremen vom 
20.— 22. Juni 1921. 

Montag, den 20. Juni, abends 8 Uhr: Empfang 
der Gäste im „Drostehaus“ (Vereinshaus der 
Photographischen Gesellschaft) an der Schleif- 
mühle 81. Gemütliches Zusammensein. 

Dienstag, den 2r. Juni, morgens g Uhr! Bundes- 
tagung im Seminar, Karlsstrasse I0— 12. 

Tagesordnung. 

. Begrüssung. 

. Bericht der Vorstandsmitglieder. 

. Wahl des nächsten Tagungsortes. 

. Antrag Lohöfener: Schaffung eines Ausstellungs- 
fonds, der nur im Interesse einer allgemeinen 
deutschen Fachausstellung Verwendung finden 
darf. 

5. Anträge und Aussprache, 


PRO DND MH 


Vortrag Perscheid, Berlin: Einleitender Vortrag 
mit einer Ausstellung von Perscheidschen Bild- 
nissen, Originale und Vergrösserungen, praktische 
Vorführungen des Nicola Perscheid - Porträt- 
objektivs. 
zeichnet werden? : 

2 Uhr: Gemeinschaftliches Mittagessen im Restaurant 
Voss, Wachtstrasse 35, am Marktplatz. Kein Wein- 
zwang. 

4 Uhr: Gemeinschaftliche Kaffeetafel im „Bürger- 
park“ (Kaffeehaus Emımasee), Militärkonzert. 

7!), Uhr: Zusammenkunft im „Ratskeller“. Besich- 
tigung der Kellerräume Preiswerte Weine. 


Mittwoch, den 22. Juni, Ausflug ins Moor: Abfahrt 
nach Worbhausen 8 Uhr 5 Min., Parkbahnhof 
amı Bürgerpark. — Wanderung etwa I Stunde 
nach Worpswede. — Besuch der Malerkolonien 
und der Ausstellungen. — I Uhr: Mittagessen. — 
31/, Uhr: Abfahrt von Worpswede mit Motor- 
booten nach Vegesack a. d. W. — 7 Uhr: Abfahrt 
von Vegesack mit Loyddampferu nach Bremen. 
Ankunft daselbst 8 Uhr. — Teilnehmer, die vor- 
zeitig zurückfahren wollen, können die Moor- 
fahrt gegen 5 Uhr in Burg unterbrechen und 
Bremen in etwa °/, Stunde mit der elektrischen 
Bahn erreichen. 


Die Festkarte für alle Veranstaltungen, inkl. zwei- 
mal Mittagessen, kostet 60 Mk. Vorausbestellung 
dringend erwünscht. Ebenso müssen Hotelquartiere 
bis zum ı1o. Juni möglichst vorausbestellt werden. 


Nummer erscheinen zu können. 
nur Auszüge einzusenden. 


Welche Arbeit kann: als bildmässig be- 


Von den Vereinsberichten sind 


Bestellungen und Wünsche sind an die Firma Gamss 
& Dröge-Bremen, am Deich 13, zu richten. 


Werte Bundesmitglieder! 


Das vorstehende Programm verbürgt genussreiche 
und lehrreiche Stunden. Zeigen wir den Bremer Kol- 
legen, dass wir ihre Bemühungen zu schätzen wissen, 
und deshalb darf keiner in Bremen fehlen. Wir sind 
gewiss, dass sich auch diese Tagung Detmold und 
Bielefeld würdig anschliessen wird. Von den Kollegen 
der Nachbarbezirke aber hoffen wir, dass sie gern als 
Gäste teilnehmen werden. Alle sind herzlich will- 
kommen. 

Auf Wiedersehen in Bremen! 
Der Vorstand. 
—+39+- 


Zwangsinnung 
für das Photographengewerbe des Ge- 
werbekammerbezirks Chemnitz. 
Sitz Chemnitz. 


Einladung 


zu der am Mittwoch, den 6. Juli 1g2I, in Hohenstein- 


Ernstthal, im „Gewerbehaus“, vormittags Io Uhr, statt- 
findenden ordentlichen Innungsversammlung. 


Tagesordnung. 


1. Verlesen der letzten Niederschrift. 

2. Eingänge. 

3. Central-Verband (Stellungnahme zu den Anträgen 
für Frankfurt). 

4. Aussprache über Erfahrungen 
und Gewerbesteuern. 

5. Bericht über die Meisterprüfung (Ausstellung der 

Prüfungsarbeiten mit Besprechung) stellvertreten- 
der Obermeister Haertel-Limbach. 

6- Meisterkursus — Oktober. 

7. Vergrösserungsschwindel (Abwehr). 

8. Fachschulangelegenheiten (Erhöhung der Balın- 
fahrtpreise). 

9. Anträge, 

10. Preiskonventionen. 

ıı. Verschiedenes. — Vorführung von Neuheiten. 


Die Abfahrt erfolgt von Chemnitz (Hauptbahnhof) 
Mittwoch früh 9 Uhr 9 Minuten. 


in Luxusumsatz 


Y 


Nachmittag '/,3 Uhr gemeinsamer Ausflug, zu dem 
die Frauen unserer Mitglieder willkommen sind. 

Anträge müssen bis 3. Juli schriftlich an den 
Obermeister eingereicht sein. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIR. 





Händler und Fabrikanten können ihre Erzeugnisse 
ausstellen. Meldungen hierzu an den Obermeister er- 
beten. 

Die Tagesordnung ist wichtig und wird betreffs 
Fehlen zu dieser Versammlung auf unsere Innungs- 
beschlüsse hingewiesen. 

Die Bezirksleiter werden dringend gebeten, voll- 
zählig zu erscheinen. 


Der Vorstand. 
I. A.: 
-Walter Tschapke, 
Schriftführer. 


Die Innungsbeiträge waren fällig. Wir bitten die 
säumigen Zahler um Einsendung der Beiträge bis 
spätestens 6. Juli 1921. Nach dieser Frist werden die 
fälligen Steuern ohne vorherige nochmalige Erinnerung 
per Postnachnahme mit Portozuschlag erhoben. 

Nichteingelöste Nachnahmen werden unverzüglich 
dem Vollstreckungsamte zur Einziehung übergeben. 


IE It 


Paul Papesch, 
” Obermeister. 


Plälziseher Photographen - Bund, 
Zwangsinnung. 


Einladung 
zu dem am Montag, den 20. Juni I92I, vormittags 
ıo Uhr, zu Annweiler (Bahnstation der Strecke Landau- 
Zweibrücken und Saarbrücken) im „Erholungsheim“ 
am Fusse des Trifels stattfindenden 


I. Pfälzischen Photographentag 


verbunden mit der ordentlichen Bundesinnungs- 
versammlung. 


Tagesordnung. 

. Tätigkeitsbericht. 

. Rechnungsablage und are 1921. 

. Ergänzungswahl zum Vorstand. 

. Beschlussfassung über einen Mindestpreistarif, 
unter welchem Veröffentlichungen nicht zulässig 
sind (Beschluss vom ıg. Mai 1913, $& ıo des 
Innungsstatuts). 

5. Vorführungen von Neuerungen der Photographie, 

Vorlage von Bromöldrucken usw. 

6. Beitritt der Mitglieder und ihrer Familien- 
angehörigen zur Krankenkasse selbständiger 
Gewerbetreibender des Verbandes badischer und 
pfälzischer Gewerbe- und Handwerkervereine. 


$ WW N ki 


Der Haushaltplan liegt vom 13. Juni an bei unserer 
Ge halssiele Kaiserslautern, Amselstrasse 60, auf, 


Zeiteinteilung. 

Von ı0o—ı Uhr: Beratungen der Bundesinnungs- 
versammlung. Während derselben Spaziergang der 
Damen usw. 

Um ı Uhr: Gemeinsamer Mittagstisch. Gedeck 
15 Mk, Anmeldungen durch Postkarte an Herrn 
Julius Bingenheimer, Photograph in Landau, bis 
18. Juni. Danach musikalische, gesangliche und 
humoristische Darbietungen usw. Rückfahrt 
nach allen Richtungen. 

Liebe Kollegen und Kolleginnen! Einem viel- 
fach uns geäusserten Wunsche und der Einladung 


unserer südpfälzischen Kollegen entsprechend, haben 
wir diesmal die Beratungen unserer Standesfragen mit 
einer angenehmen Beigabe bereichern zu müsseu ge- 
glaubt und deshalb unsere Mitglieder und Berufs- 
genossen mit ihren Damen und Familienangehörigen 
in eine der schönsten Gegenden. unseres lieben Pfälzer- 
landes eingeladen. Reizende Spaziergänge führen zu den 
geschichtlich denkwürdigen Berggipfeln Trifels, Annebos, 
Münz und Rehberg und lassen die Tageslast und Sorgen 
für einige Stunden wenigstens vergessen. Für die- 
jenigen, welche sich noch einen oder mehrere Tage 
des Ausruhens gönnen wollen, ist Gelegenheit zur 
Unterkunft im Erholungsheim der Stadt Ludwigs- 
hafen a. Rh. und in den Gasthäusern des lieblich ge- 
legenen Annweiler zu mässigen Preisen geboten. 

Wir bitten unsere Kollegen, geschlossen zu kommen 
und sich nicht durch frühe Abfahrtzeiten in dieser 
herrlichen Frühsommerzeit abhalten zu lassen. Ann- 
weiler kann über Neustadt— Landau und Kaisers- 
lautern — Biebermühle erreicht werden. 

Indem wir allen ein herzliches Willkommen ent- 
bieten, zeichnen wir mit freundlichen Grüssen 

Kaiserslautern, den 6. Juni 1921. 


Der Vorstand: Alfred Gerspach, Vorsitzender. 


1. Um unser Rechnungswesen, das. noch immer 
unter den Nachwirkungen der Kriegs- und Revolutions- 
zeit leidet, endlich in Ordnung zu bringen, mussten 
wir uns dazu entschliessen, die restlichen Ausstände 
an Beiträgen und Strafen durch die Steuer- und Ge- 
meindeeinnehmereien einzuziehen, da versuchsweise hin- 
ausgegebene Nachnahmen nicht eingelöst wurden. 

2. Der Grundbeitrag 1921 wird in der Versamm- 
lung vom 2o. Juni endgültig bestimmt werden. Es 
wird jedoch gebeten, wenn möglich, noch vor der 
Versammlung den ganzen oder halben seitherigen 
Jahresbeitrag von 50 Mk. an unser Konto bei der 
Vereinsbank Kaiserslautern, Postscheckkonto 152, oder 
durch Banküberweisung für uns einzuzahlen. 

3. Behufs Festsetzung der Zusatzbeiträge bitten wir 
die Mitglieder, im Vollzug des neuen $ 15, Abs. III u. IV 
des Statuts, die im letzten Vierteljahr beschäftigten 
Personen unter Angabe ihres Namens und ihrer Be- 
rufsstellung, Gehilfen, Gebilfinnen, Empfangsdamen, 
Hilfsarbeiterinnen und Lehrlinge usw., bei uns bis 
20. Juni anzumelden. 

4. Nachstehende, von der Versammlung am 8. Sep- 
tember ıgıg beschlossenen Statutenänderungen wurden 
unterm ı5. April I920 regierungsseitig genehmigt und 
folgen zur Kenntnisnahme und Aufbewahrung bei den 
Statuten. Um pflichtmässige Beachtung derselben wird 
höflich gebeten. 

$ı. In der Einleitung, sowie in $ ı, ist bei dem 
Namen der Innung nach „Zwangsinnung“ der Zusatz 
„für die Pfalz“ zu streichen. 

8 15 soll folgende Fassung erhalten: Abs. I. Alle 
Mitglieder (88 4 u. 5) haben halbjährlich einen von der 
Innungsversammlung zu bestimmenden Grundbeitrag 
im voraus zu zahlen; Abs. II. Mitglieder, welche 
mehrere gewerbliche Niederlassungen (Filialen) haben, 





zahlen diese Beiträge für jede Niederlassung. Abs. III. 
Ausser den Grundbeiträgen (Abs. I) haben die Mit- 
glieder für die im letzten Vierteljahr durchschnittlich 
im Betriebe beschäftigten Personen (Gehilfen, Lehr- 
linge usw.) von der Innungsversammlung festzusetzen- 
den Zusatzbeiträge zu entrichten. Abs. IV. Ueber die 
An- und Abmeldung der von den Mitgliedern be- 
schäftigten Personen hat der Innungsvorstand Bestim- 
‚mungen zu treffen. Verstösse gegen dieselben können 
mit Ordnungsstrafen bis zu 20 Mk. für. jeden Fall 
geahndet werden. 

8 21, Abs. I, Zeile ı, nach „hat“ wird eingefügt 
„in der Regel“. Das Wort „spätestens“ wird ersetzt 
durch „tunlichst“. Satz 2: das Wort „muss“ wird er- 
setzt durch „soll“. 

& 49 soll in Abs. I lauten: Zur Unterstützung des 
Vorstandes bei der Verwaltung der Innung und zur 
Beratung in wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen 
kann vom Innungsvorstand ein Geschäftsführer (Syndi- 
kus) angestellt werden, welcher nicht Mitglied der 
Innung zu sein braucht. 

8 55, Abs. II, Satz ı, nach Mitglieder ist einzu- 
fügen: „in der Regel“. Abs. III lautet künftig: Die 
Innung kann über die Anträge nur im Beisein eines 
Vertreters der Aufsichtsbehörde mit einfacher Stimmen- 
mehrheit beschliessen. Abs. IV wird gestrichen. 

In $ 58, Zeile 2, wird nach der Innungsversamm- 
lung eingefügt: „Durch Rundschreiben oder“. 

Die Bezeichnung „Obermeister“ wird ersetzt durch 
„Vorsitzender“ in $$ 2I, 23, 27, 28, 30, 3I, 36, 51, 53. 

Kaiserslautern, den 6. Juni 1921. 

Der Vorstand. 


Max Abass, Alfred Gerspach, 
Schriftführer. | Vorsitzender. 
Bernad, Syndikus. 
3594 


Photographen -Zwangsinnung 
des württembergischen Schwarzwald- 
kreises (Sitz Reutlingen). 


Am 23. Mai hielt die Innung bei schönstem Mai- 
wetter im herrlichen Neckar-Tübingen eine zwanglose 
Frühjahrsversammlung ab, die von 27 Damen und 
Herren, auch Gästen von Stuttgart, Göppingen und 
Pforzheim, besucht war. Kollege E.O. Hartmann 
hatte sich in liebenswürdiger Weise zur Verfügung 


gestellt, uns seine Werkstätte — ein herrliches, trau- 
liches Heimatelier — und seine Arbeitsweise praktisch 
vorzuführen. Mit Interesse und Aufmerksamkeit ver- 


folgten die Teilnehmer die gehaltvollen Ausführungen 
des Vortragenden; an praktischen Beleuchtungsstudien 
konnte sich jeder von der vielseitigen Verwendungs- 
möglichkeit eines derartigen Raumes, der zudem noch 
südöstliches Licht hat, eingehend überzeugen. Die 
Besprechung ausgelegter, von Kollegen Hartmann 
angefertigter Bilder zeigte, dass wir es mit einem ernst- 
haft arbeitenden, jede Effekthascherei vermeldenden 
Lichtbildner zu tun haben, der bestrebt ist, unter Aus- 
nutzung aller technischen Mittel, lebenswahre Eigen- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


“ bildnisse zu erzeugen. Obermeister G. Wurster brachte 


den Dank der Anwesefiden zum Ausdruck mit dem 
Wunsche, dass die temperamentvollen, geistreichen 
Ausführungen des Kollegen Hartmann auf guten 
Boden fallen mögen, wenn auch nicht jeder plötzlich 
aus seiner Haut fahren kann, so soll doch der einzelne 
bemüht sein, in diesem Geiste fortzufahren, um der 
Photographie die ihr gebührende Annerkennung wieder 
zu erringen. 


Der Nachmittag galt der Ausstellung des rühm- 
lichst bekannten Malers Professor Landenberger in 
der Universitätsbibliothek, wobei wiederum Kollege 
Hartmann die Führung übernommen hatte Die 
hierbei ausgetauschten Meinungen verliefen sehr an- 
regend und nachhaltige Wirkung versprechend. Die 
Besichtigung der Anatomie wurde leider im letzten 
Augenblick unter Hinweis auf irgendeine Ministerial- 
verfügung abgesagt. _ 

In dem Garten der Neckarmüllerei bei Künstler- 
konzert blieben die Anwesenden bis zum leider allzu- 
frühen Schluss beim wohlverdienten Vesperschoppen 
beieinander, wobei wiederholt zum Ausdruck kam, die 
Leitung der Innung möge in ihrem Bestreben fort- 
fahren, das Bildende und Wissenswerte durch prak- 
tische Vorführungen und Vorträge bei den jeweiligen 
Versammlungen dem trockenen Stoff langwieriger Ver- 
handlungen voranzustellen. 

Kollege Möhle-Stuttgart brachte noch die von 
Obermeister Wurster wiederholt angeregte Zusammen- 
arbeit der Innungen in Württemberg in Erinnerung, 
um gemeinschaftliche Arbeit auch auf dem Gebiet der 
Weiterbildung durch Gewinnung von Wanderrednern usw. 
zu leisten. 

Einen Wehrmutstropfen mussten wir doch noch 
schlucken, die Tübinger Kollegen glänzten durch Ab- 
wesenheit, wahrhaftig kein schöner Zug von Kollegialität. 


Reutlingen, den 29. Mai. 
G.Wurster, Obermeister, 


m 42 ze) 


Photographische Vereinigung 
im Regierungsbezirk Stettin (Zwangs- 
innung), Sitz Stettin. 


Niederschrift über die Innungsversammlung 
vom 4. April. 

Der Vorsitzende, Herr Willy Wolff, eröffnet die 
Sitzung um 2 Uhr 45 Minuten mit einer kurzen Be- 
grüssung der Erschienenen und erteilt nach Verlesung 
der letzten Verhandlungsniederschrift durch den Schrift- 
führer das Wort sogleich Kollege Wegner zum 
Kassenbericht. Eine kleize, durch die erhöhten Porto- 
sätze und Papierpreise bedingte Etatsüberschreitung wird 
von der Versammlung debattelos genehmigt. Die an- 
weseuden Kassenprüfer berichten über erfolgte Re- 
vision, worauf die Versammlung Herrn Wegner Ent- 
lastung erteilt. Da die Amtsperiode des Kassierers ab- 
gelaufen ist, bittet derselbe, von seiner Wiederwahl ab- 
zusehen. Herr Lindemann-Stettin wird durch 
Zuruf gewählt und nimmt die Wahl an, Die Versamm- 


194 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 








lung dankt Herrn Wegner für die Verwaltung dieses 
arbeitsreichen Postens durch Erheben von den Plätzen. 

Es folgt der Vortrag des Herrn Spohr- Friedrichs- 
hagen über Bromöldruck. Mit einem in gedrängter 
Kürze gegebenen Geschichtsüberblick leitete der Vor- 
tragende seine Ausführungen ein, sprach kurz über 
Vorzüge und Verwendungsgebiete des schönen Ver- 
fahrens, das eigentlich nichts anderes als eine Art 
Lichtdruck sei, und verbreitete sich dann des längeren 
über Fehler und Misserfolge bei Ausübung, deren 
Verhütung bzw. Beseitigung, worauf die praktische Vor- 
führung bzw. Entwicklung einiger vorbereiteter Drucke 
unter allseitigem grossen Interesse erfolgte. Nachdem 
Herr Spohr noch kurz den Bromölumdruck be- 
schrieben hatte, beschloss die Besichtigung einer 
Sammlung hervorragend künstleiischer Vorlagen der 
Firma Eduard Blum -Berlin den allseitig beifällig 
aufgenommenen Vortrag. . 

Ein Antrag Lindemann- Stettin betreffs An- 
schaffung eines- Vervielfältigungsapparates (Opalograph) 
wurde nach kurzer Debatte als zu kostspielig ab- 
gelehnt. Ein zweiter Antrag desselben Antragstellers 
betreffs Erhöhung der Strafgelder von Fall zu Fall, 
um auch die Mitglieder zu den Versammlungen heran- 
zuziehen, welche denselben bisher konsequent fern- 
blieben, fand grossen Beifall und wurde mit 22 gegen 
6 Stimmen angenommen. Der Beschluss lautet: 
„20 Mk. Versäumnisgeld werden für den Fall in Zu- 
kunft eingezogen, dass Innungsmitglieder aus Stettin 
und Vororten bis zu Iokm im Umkreis zwei ordent- 
liche, aufeinanderfolgende Innungsversammilungen nicht 
besuchen. Findet die Versammlung in einem anderen 
Orte statt, gilt die Strafe in gleicher Weise für diesen 
Ort nebst Umgebung. Von der Zablung entbindet 
nur rechtzeitige Entschuldigung bei Krankheit oder 
längerer Abwesenheit zur Zeit der Versammlung.“ 

Nachdem der Vorsitzende noch zum allgemeinen 
Gaudium der Versammlung ein neuerliches Schreiben 
von Cossel-Swinemünde vorgelesen hatte, das in der 
Wahl der Ausdrücke den gewohnten Erzeugnissen 
dieses Herrn in keiner Weise nachstand, wurde als 
nächster Versammlungstag der Io. Oktober, Ort: Stettin, 
gewählt. Schluss der Sitzung 5 Uhr 50 Minuten. An- 
wesend: 37 Mitglieder. 

P. Neumann, Schriftführer. 
—Igt— 


Photographen-Zwangsinnung Karlsruhe. 
Die verehrl. Mitglieder werden gebeten, den Bei- 
trag für das II. Vierteljahr 1921 mit 15 Mk. auf unser 
Postscheckkonto Nr. 26020 Karlsruhe einzuzahlen. Ab 
25. Juni erfolgt Einziehung per Nachnahme. 
Max Wiesener-Pforzheim, Kassierer. 


ner 


Photographen-Zwangsinnung im Hand- 
werkskammerbezirk Stuttgart. 

Unseren verehrl. Mitgliedern, sowie den An- 

gehörigen des Württembergischen Photographen-Bundes 


diene zur Mitteilung, dass die nächste zwanglose Zu- 


sammenkunft inı „Restaurant Königshof“, Stuttgart, 
Königstrasse 18, am Dienstag, den 2I. Juni, abends 
n Uhr, stattfindet, und wird um möglichst zahlreiches 
Erscheinen gebeten. 

RI 


Kleine Mitteilungen. 


— Plauen i. V. An der Gewerbeschule ist Anfang 
Juni ein Weiterbildungslehrgang für das Photographen- 
gewerbe errichtet worden. Er hat die besondere Auf- 
gabe, selbständige Angehörige des genannten Gewerbes 
auf die ihnen bevorstehende Meisterprüfung vorzu- 
bereiten. An ihnı nimmt eine grössere Anzahl von 
Photographen aus den Amtshauptmannschaften Plauen, 
Oelsnitz und Auerbach teil. Der Unterricht liegt in 
den Händen des Obermeisters der Photographen- 
Zwangsinnung für die vorstehend angeführten Ver- 
waltungsbezirke Fritz Axtmann und des staatlich 
geprüften Gewerbelehrers Paul Birnbaum. Er um- 
fasst vier Wochenstunden und erstreckt sich auf ge- 
schäfts- und fachkundliche Belehrungen und Uebungen. 
Der Lehrgang soll auf die Dauer eines Halbjahres 
ausgedehnt werden. 

— Herr Grienwaldt-Eisenach, Marienstrasse 5o, 
beabsichtigt, am 27.— 29. Juni wieder einen Lehrgang 
für Herren und Damen abzuhalten; er erbittet um- 
gehende Anmeldungen. 

— Der von dem Byk-Guldenwerke Chemische 
Fabrik A.-G., Berlin NW 7, ausgeschriebene Wett- 
bewerb für Berufsphotographen zur Erlangung 
künstlerisch und technisch hochwertiger Bildnis- 
aufnahmen ist bis 30. Juni verlängert worden. Es sind 
11000 Mk. Geldpreise und etwa 8000 Mk. Warenpreise 
ausgesetzt. Die einzureichenden Arbeiten (nicht mehr 
als sechs) müssen mindestens die Bildgrösse 18:24 cm 
haben; es sind auch Bromöldrucke zugelassen. Die 
Bilder müssen aufgezogen und rückseitig mit Auf- 
hängern versehen sein. Auf den Arbeiten darf der 
Name des Herstellers nicht angegeben werden, sondern 
es ist auf der Kehrseite ein Kennwort anzubringen: 
Preisrichter sind: Professor Otto Mente, Professor 
Emil Orlik und Nicola Perscheid, sämtlich in 
Berlin. 

— Deutsche Ausstellung für Photographie 
und Reproduktionstechnik, Weimar, 18. bis 
28. Juli 1921. Die Ausstellungsleitung macht darauf 
aufnıerksam, dass sich die beschleunigte Voraus- 
belegung des Platzes dringend empfiehlt. Zugelassen 
sind alle guten Arbeiten von Fach- und Lieb- 
haberphotographen. Sehr zahlreich sind die Staats-, 
Stadt-, Vereins- und Stiftungspreise, von denen die 
letzten, 7o an der Zahl, die Wertbhöhe von rund 
35000 Mk. aufweisen. Alles Wissenswerte über die 
Ausstellung, Anmeldescheine und einen illustrierten 
Führer durch Weimar enthält die neu erschienene 
Werbeschrift der Ausstellungsleitung; sie ist bei der 
Geschäftsstelle des Deutschen Photographen - Vereins, 
Leipzig, Dittrichring ı, kosten- und postfrei zu haben. 





Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin - Halensee, Halberstädter Strasse 7. 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. Ss. 


% 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik*, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 


4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein 


1— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 


der 5o mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 25. 


24. Juni. 


1921. 


Die Genossenschaft der Photographen für die nördlichen Gerichtsbezirke des Kammer- 
sprengels Reichenberg i. B. wählte „Das Atelier des Photographen“ mit „Photographische Chronik“ 


zum Organ. 


nt SEE 


Verordnung zur Regelung der Arbeitsruhe an den Sonn- und 
Festtagen im Photographengewverbe. 


In voriger Nummer dieser Zeitschrift haben 
wir auf die von der Mecklenburg-Strelitzer Re- 
gierung erlassene Verordnung zur Regelung der 
Sonntagsruhe im Photographengewerbe hin- 
gewiesen. Nachstehend veröffentlichen wir diese 
Verordnung, die eine gute Regelung bietet und 
auch die Konkurrenz der wilden Photographen 
ausschliesst. 


Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen, J. P. 


R. Schlegel, Vorsitzender. 


Auf Grund des $ ıg9, Abs. 2, des Landes- 
grundgesetzes von Mecklenburg-Strelitz vom 
29 Januar ı91g9 wird zur Regelung der Arbeits- 
ruhe an den Sonn- und Festtagen im Photo- 
graphengewerbe nachstehende Verordnung er- 
lassen: 

I. Den im Freistaate Mecklenburg-Strelitz 
ansässigen Photographen, die ein stehendes Ge- 
werbe betreiben, nicht aber den sogenannten 
Reise- und Amateurphotographen, ist es ge- 
stattet, an den Sonn- und Festtagen 5 Stunden 
innerhalb oder ausserbalb ihrer Geschäftsräume 
dem Photographengewerbe nachzugehen. Die 
Festsetzung der Arbeitsstunden erfolgt nach An- 
hörung der Geschäftsinbaber durch die Orts- 
polizeibehörden. Entfreiungen von dieser Be- 
stimmung zum Zwecke der Aufnahme von 
Gruppen, von Vereinsversammlungen und Kon- 
gressen erteilt die Ortspolizeibehörde. 

Il. An den fünf letzten Sonntagen vor dem 
Weihnachtsfeste ist es den Photographen ge- 
stattet, dem Photographengewerbe wie an einem 
Werktage nachzugehen. 

III. Die Bestimmungen unter I. finden keine 
Anwendung auf den ı. Weihnachts-, ı. Oster- 


und ı. Pfingstfeiertag, an diesen Festtagen 
herrscht völlige Arbeitsrube. 


IV. An der Geschäftstür jedes Photographen 
ist ein die Geschäftszeit an Sonn- und Fest- 
tagen enthaltender, von der Ortspolizeibehörde 
gestempelter Anschlag anzubringen. 


V., Den Reise- und Amateurphotographen 
(Ziffer ), auch sofern sie Angestellte von Ge- 
schäftsinhabern sind, ist das gewerbsmässige 
Phetograpbieren und jeder sonstige Gewerbe- 
betrieb an Sonntagen gänzlich verboten. 


VI. Uebertretungen dieser Verordnung werden, 
soweit nicht nach den bestehenden Gesetzen eine 
härtere Strafe verwirkt ist, gemäss 8 366, Nr. ı, 
des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis 
zu 60 M oder mit Haft bis zu ı4 Tagen bestraft. 


VII. Die vorstehenden Bestimmungen gelten 
für die Sonntagsarbeit der selbständigen Ge- 
werbetreibenden des Photographengewerbes. Auf 
die Beschäftigung ihrer Gehilfen und Lehrlinge 
seitens der Meister finden sie keine Anwendung. 
Diese regelt sich nach den Vorschriften unter 8. 
der Bekanntmachung, betreffend die Sonntags- 
ruhe in den Gewerbebetrieben zur Befriedigung 
täglicher, oder an Sonn- und Festtagen be- 
sonders hervortretender Bedürfnisse vom ı. April 
1895 („Offizieller Anzeiger“, Nr.9g) in der Fas- 
sung der Bekanntmachung vom heutigen Tage, 
betreffend die Beschäftigung von Arbeitern im 
Photographengewerbe an den Sonn- und Fest- 
tagen („Amtlicher Anzeiger“, Nr. 134). 


Neustrelitz, den ı6. November 1920. 


Mecklenburg- Strelitzsches Ministerium. 
Abteilung des Innern. 


I. A.: Ludewig. 


25 
. 


196 


Bekanntmachung vom 16. November 1920, 
betreffend die Beschäftigung von 
Arbeitern im Photographengewerbe an 
Sonn- und Festtagen. 


Die Ziffer 8 der Bekanntmachung vom ı. April 
1895 („Offizieller Anzeiger“ ı895, Nr. 9) lautet 
in Zukunft folgendermassen: 


8. Photographische Anstalten. 


Es wird die Beschäftigung von Arbeitern mit 
Aussschluss der Zeit des Hauptgottesdienstes 
gestattet: 

a) an den letzten fünf Sonntagen vor Weih- 
nachten zum Zwecke der Aufnahme von Porträts, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


des Kopierens und Retuschierens für 1o Stunden, 
bis spätestens 7 Uhr abends, 

b) an allen übrigen Sonn- und Festtagen 
zum Zwecke der Aufnahme von Porträts für 
einen. fünfstündigen Zeitraum bis spätestens 
2 Uhr nachmittags. 

Die Ausnahme unter b) findet keine An- 
wendung auf den ı. Weibnachts-, ı. Oster- und 
ı. Pfingstfeiertag. Bedingung wie zu ı. 


Neustrelitz, den 16. November 1920. 


Mecklenburg- Strelitzsches Ministerium. 
. Abteilung des Innern. 


I. A.: Ludewig. 


a 7>-<2 2 


Das neue Hanfstaengisehe Spezialpapier für Oeldrucek und Oelumdruek. 


Unter den freieren Kopierverfahren bean- 
spruchen bekamntlich die Fettfarbenprozesse an- 
dauernd das grösste Interesse, hat sich doch 
speziell der Oelumdruck als ein hinsichtlich Nach- 
giebigkeit des Materials sämtlichen bekannten 
Methoden überlegenes Verfahren erwiesen. 

Das bisher als Träger des Bildkörpers zu- 
meist benutzte Gelatinepapier war ein eigentlich 
für ganz andere Zwecke (den Pigmentübertrag) 
bestimmtes und ohne Rücksicht auf Quellfähig- 
keit und Einfärbbarkeit hergestelltes Fabrikat. 
Es erschien daher angezeigt, ein den besonderen 
Anforderungen voll entsprechendes eigenes 
Spezialpapier anzufertigen, das allen einzelnen 
Wünschen möglichst Rechnung tragen sollte. 

Die gestellten Anforderungen sind nun aller- 
dings zum Teil anscheinend geradezu unverein- 
barer Art: man wünscht, dass die dicke Gelatine 
des Papieres zwar schnell und leicht quillt und 
dabei ein klares, sehr gut abgestuftes Relief 
ergibt, das aber andererseits den Angriffen der 
Pınseltechnik hartnäckig und andauernd Wider- 
stand zu leisten befähigt sein muss; die ge- 
härteten Stellen des Reliefs sollen dann ferner 
die fette, harte Farbe leicht und andauernd 
willig annehmen, aber auch für den Umdruck 
tadellos wieder abgeben; die Lichter sollen, 
trotz der nötigen Allgemeinhärtung, klar bleiben, 
und schliesslich soll das Papier ohne Verletzung 
der Gelatineschicht eine möglichst grosse Zahl 
von Umdrucken in der Presse aushalten, und 
für den Zusammendruck mehrerer Formen soll 
durch möglichste Dehnungsfreiheit das Zusammen- 
passen nach aller Tunlichkeit gewährleistet sein. 
Wahrhaftig viele Wünsche auf einmal! 

Die auf meine Anregung hin von der Tech- 
nischen Abteilung der Kunstanstalt Franz 
Hanfstaengl in München im Frühjahr ı915 
unternommene Reihe von Versuchen führte all- 
mählich im Sommer ıgı5 zu einem vollen Er- 
folg. Die Fabrikation des Papieres konnte jedoch 
erst Anfang ıg2ı unter Berücksichtigung der 


früher gewonnenen Erfabrungen wieder auf- 
genommen werden. Das jetzt gelieferte Material, 
das in Rollen und Formaten abgegeben wird 
und dauernd meiner praktischen Kontrolle unter- 
steht, dürfte allen berechtigten Wünschen voll- 
auf entsprechen; jedenfalls ist uns auch aus 
dem Ausland kein Erzeugnis bekanntgeworden, 
das eine ähnliche Leistungsfähigkeit aufwiese. 
Die Behandlung ist die. folgende, sehr ein- 
fache. Man schneidet das Format aus der 
Rolle heraus, und zwar nach beiden Seiten hin 
mindestens 3 cm breiter, als das Negativ ist. 
Das letztere soll klar und ziemlich dünn, nicht 
hart, aber auch nicht flau, mit tadelloser Ab- 
stufung der Lichter und Schatten sein. Ziem- 
lich voll beleuchtete Vorwürfe ohne breite 
Schattenpartien sind besonders geeignet. 

Die Sensitierung erfolgt am besten durch 
Aufstrich einer aus gleichen Teilen sechs- 
prozentiger Ammoniumbichromatlösung (Kalium- 
bichromat fällt aus!) und etwa g6prozentigen 
Alkohols bestehenden Mischung, die reichlich 
mit breitem Borstenvertreiber auf das auf Pappe 
geheftete Papier aufgetragen und dann in diago- 
nalen Strichen durch Dachshaarvertreiber ver- 
teilt wird. Sobald die Lösung anzutrocknen 
beginnt, hört man sofort mit der Behandlung 
auf und stellt zum Trocknen (das sehr schnell 
erfolgt) bin. 

Kopiert wird bei gutem Licht, in der Sonne 
unter Seidenpapierlage, bis die Mitteltöne leicht 
gebräunt erscheinen. Die Lichter und feinsten 
Halbtöne müssen für Oeldruck klar bleiben, die 
Belichtung bat also eine äusserst kurze zu sein. 
Genau lässt sich der Kopier-, bzw. Härtungs- 
grad aus dem blossen Aussehen der Kopie nicht 
beurteilen; benutzt man aber ein wenn auch 
primitives, z. B. aus Seidenpapierlagen her- 
gestelltes Photometer, so bat man die volle Ge- 
wissheit, die für einen bestimmten Negativ- 
charakter einmal gefundene geeignete Kopier- 
dauer auch stets in Zukunft ganz genau wieder 






zu treffen Anfängliche Misserfolge sollten nicht 
entmutigen; selbst unter anscheinend unbedeuten- 
den und gleichgültigen, weil monotonen Nega- 
tiven, die in zwangsläufigen Verfahren nur lang- 
weilige Abdrücke mit etwas kraftlosen Schatten 
und ohne Lichtkonzentration 
finden sich gar nicht selten solche, aus denen 
man bei festem Willen nach einiger technischer 
Uebung ganz famose Oeldrucke herausholt. 

Zur weiteren Behandlung wird ‘die Kopie, 
noch immer mit Ausschluss von Tageslicht 
(weil die nichtpigmentierte Chromatgelatineschicht 
gegen dieses 
Wasser von Zimmertemperatur gebracht und 
allmählich durch häufigen Wasserwechsel vom 
löslichen Chromsalz befreit. Dem nassen Papier 
schadet Tageslicht nicht mehr. Am besten ist 
es nun, die Kopie durch mindestens eine Stunde 
auszuwaschen und hierauf zu trocknen; die 
Gelatineschicht ist dann von besonders hoher 
Widerstandsfähigkeit und färbt sich doch, selbst 
nach Wochen noch, ganz tadellos ein, wenn 
man nur vorher gut quellen lässt. Man kann 
aber die gewässerte Kopie auch sofort ein- 
färben, nachdem sie, am besten mit der in 
Kopierpressen verwendeten Saugleinwand, ober- 
flächlich abgetrocknet wurde. Die gequollenen, 
mit Wasser gesättigten Partien des Reliefs, also 
die Lichter der Kopie, stossen jede zähe fette 
Farbe ab, die andererseits von den nicht quell- 
baren, demnach wasserfreien Schattenpartien 
(wie von irgendeiner trockenen Gelatineschicht) 
willig und reichlich angenommen wird. 

Bedingung für schnellen und einwandfreien 
Verlauf der Einfärbung, die mit schräg ge- 
schnittenem Pinsel durch Farbauftrag und Aus- 
tupfen erfolgt, ist: richtige Kopierdauer (Ver- 
suche an kleinen Vergleichsproben mit Notierung 
der Photometerzablen!), gut, aber nicht über- 
mässig hoch gequollenes Relief, harte, zweck- 
entsprechende Farbe (harte Oeldruckpigmente 
von Berger & Wirth, Leipzig-Schönefeld, und 
Kast & Ehinger, Stuttgart). Die ganze Art 
der Einfärbung eimes Oeldrucks, wie die inter- 
essante Technik des ein- und mehrschichtigen 
Umdrucks sind unter anderem vom Verfasser 
in der „Technik der Lichtbildnerei“ (Wilhelm 
Knapp in Halle [Saale], ıg92ı) eingehend be- 
schrieben worden; zu unserem Spezialpapier 
sei noch das Folgende bemerkt. 

Das Quellrelief entsteht in Wasser von 
Zimmertemperatur erst nach Stunden, und auch 
da nur flach. Nun soll man zwar nicht ein 
recht hohes Relief, wie etwa das einer Münze, 
herbeiführen wollen, aber die Abstufungen sollen 
doch klar ausgeprägt sein. In Wasser von 300 C 
wird ein gut einfärbbares Relief in ı ---2 Minuten 
entstehen, bei weichen Negativen kann man 
die Temperatur obne Gefahr auf 35 — 40° C 
steigern; das Papier hält übrigens beinahe 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


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liefern würden, 


äusserst empfindlich ist), in 









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siedendes Wasser aus. Alkalien sollten aber 
im Interesse der Widerstandsfähigkeit der Gela- 
tineschicht besser überhaupt vermieden werden; 
unser Papier zeichnet sich gerade dadurch aus, 
dass es ohne alle Gewaltmittel tadellos ein- 
fäirbbare Formen und: schon bei nur etwas 
höherer Wassertemperatur in kurzer Fiist ein 
Relief ganz ausgeprägten Charakters ergibt. Ein 
paar im kleinsten Massstab unternommene Ver- 
gleichsversuche mit kurzer oder aber ver- 
längerter Quelldauer bei niederer oder erhöhter 
Wassertemperatur werden sehr schnell einen 
Ueberblick über die Unterschiede in der Art 
der Farbannahme und dem Charakter des Bild- 
aufbaues geben. 

Die Einfärbung soll mit geringsten Mengen 
harter Farbe begonnen werden, der Bildauf- 
bau langsam erfolgen. Der Bildrand ist dabei 
durch Wachstuchstreifen vor Einfärbung zu 
schützen. Will man besondere Kraft haben, 
so versetzt man das harte Pigment mit Spuren 
von Spick- oder Lavendelöl; will man die 
Farbe nachgiebiger machen, so benutze man 
naturgebleichtes Leinöl, das auch den Umdruck 
sehr erleichtert (neue Erfahrung vom Früh- 
jahr 1921); um das Pigment direkt weicher zu 
machen, dient ein kleiner Tropfen Terpentinöl 
oder schwacher Kupferdruckfimis. Weiche 
Farben braucht man sich nie eigens anzuschaffen. 

Ein Vorzug des Fabrikates ist auch der, 
dass die Grundfärbung des Papieres eine rein- 
weisse, nicht wie die der früher zum Umdruck 
benutzten, mit Chromalaun hergestellten Sorten, 
grünlichgraue ist. Bei richtiger Behandlung ist 
das Spezialpapier ganz ausserordentlich leicht 
zu verarbeiten, namentlich gegenüber den un- 
sicheren und nicht einwandfrei haltbaren Brom- 
ölpapieren spielend leicht einzufärben. 

Im Umdruck hält das Papier bei scharfer 
Pressenspannung zumindest 30 Einzeldrucke aus, 
bis die wenig belichteten und daher weich ge- 
bliebenen Gelatinepartien eine Neigung zur Ab- 
lösung vom Untergrund zeigen; aber auch dann 
lässt sich noch bei einiger Sorgfalt weiter drucken. 

Für den Umdruck, der sowohl auf geleimtem 
wie schichtenlosem Papier jeder Art erfolgen 
kann, ist Vorbedingung, dass sich die Binde- 
mittel der Farbschicht in jenem nachgiebigen 
Zustand befinden, der nur bei etwas höherer 
Temperatur vorbanden ist. Im Winter muss 
also die Presse in sehr gut geheiztem Raume 
stehen, und es ist eventuell durch vorsichtige 
Anwärmung der Zinktafel, auf der sich die 
Kopie während der Einfärbung und des Um- 
drucks befindet, dafür Sorge zu tragen, dass 
der die Pigmentpartikelchen bindende Firnis er- 
weicht wird und infolgedessen das Bild voll 
umdrucken lässt. 

Die Umdrucke zeichnen sich durch besondere 
Zartbeit und Tonschönheit, nicht zuletzt auch 


25? 






durch eine Haltbarkeit aus, die jener der 
 Radierung gleichkommt. Namentlich der mehr- 
schichtige Umdruck nach kurz- und langbelichteter 
Form ermöglicht gerade auf unserem Spezial- 
papier Leistungen, die mit keinem anderen 
Mittel sonst erreichbar. sind; er stellt neben 
dem nur für grössere Formate geeigneten, ganz 


PHÖOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


|— nn a a a en 


unvergleichlich schwierigeren mehrschichtigen 
Gummidruck, dessen Ergebnisse übrigens leider 
sehr häufig zu schwer und zu tiefin den Tönen 
sind, das vollendetste Verfahren dar, über das 
die photographische Technik heute verfügt. 


Kühn. 


er 


Die Deutsehe Photoindustrie. 
Ausstellung. 
Veranstaltet vom „Photographischen Verein zu Berlin (1863)“ vom 4. bis 9. Oktober 
im Berliner Sezessionshause, Kurfürstendamm 232. 


Als Gegenstück zu der bedeutsamen Jahres- 
ausstellung photographischer Meisterbilder im 
Kunstgewerbemuseum zu Berlin wird am 
4. Oktober eine Ausstellung der photo- 
graphischen Hilfsmittel in der „Berliner 
Sezession“ eröffnet werden. Um den Zweck, 
‚eine Belebung der photographischen 
Technik, voll zu erreichen, ist damit eine 
Tagung sämtlicher Berliner Berufs- und 
Liebhaber-Photographenvereine ver- 
bunden. 


In diesem Jahre werden es 50 Jahre, dass 
die Bromsilbertrockenplatte das Licht der Welt 
erblickte. Wenn wir dieses Jubiläum als äusseren 
Anlass nehmen, die Leistungsfähigkeit der 
photographischen Industrie in einem Gesamt- 
bilde vor Augen zu führen, so wollen wir damit 
auch gleichzeitig andeuten, wieviel stärker als 
vor 50 Jahren heute die Industrie an der Fort- 
entwicklung unserer Hilfsmittel arbeitet. 


Die modernen, vornehmen Ausstellungsräume 
der „Berliner Sezession“, an der belebtesten 
Korsostrasse des Westens gelegen, bieten einen 
‚selten schönen Rahmen für unsere Absichten. 
In Anbetracht der lebhaften Nachfrage bittet der 
unterzeichnete Vorstand, um alle Wünsche hin- 
sichtlich Piazierung zu befriedigen, Anmel- 
dungen umgehend erfolgen zu lassen. Der 
Plan, eine ausgewählte Industrieschau zusammen- 
zustellen, macht eine gewisse Beschränkung not- 
wendig. 


Die Ausstellung umfasst: Spezialvorführungen 
der optischen Anstalten, der Kameraindustrie, 
Trockenplattenfabriken, Fabrikate der verschie- 
densten Photopapiere in reichhaltiger Auswahl. 
Die technischen Hilfsapparate werden zum Teil 
im Betrieb vorgeführt. An ihrer Spitze das 
elektrische Licht und kinematographische Auf- 
nahme- und Vorführungsapparate. Ferner werden 
neuere Techniken mit Einschluss von Material- 
proben gezeigt werden, darunter Erzeugnisse 
unserer bekanntesten Photokünstler, die speziell 
für diese Schau von den Firmen mit Aufträgen 
bedacht werden. 

Zur nachhaltigen Unterstützung werden eine 
Reihe Vorträge gehalten. Hierüber können 
noch einige Anmeldungen seitens daran Inter- 
essierter geschehen, denn die vorerwähnte 
Photographentagung wird besonders geeignet sein. 

Einen nicht zu unterschätzenden Faktor 
spielt die Teilnahme des grossen Publikums an 
der Industrieschau. An 100000 Einladungen 
werden in Umlauf gebracht. Alle Anfragen, 


. Bestellungen von Plätzen, Anmeldungen von 


Vorträgen sind an die Geschäftsstelle der 
„Berliner Photographie“ in Berlin W, 
Duisburger Strasse ı2, Fernruf Uhland 6206. 
zu richten. 


Der Vorstand des „Photographischen Vereins 
zu Berlin“. 
Johannes Lüpke, 
I. Vorsitzender. 


A. Ranft, 
Il. Schriftführer. 


m Ir — — 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Wodıe eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographen-Zwangsinnung im Hand- 
werkskammerbezirk Stuttgart. 
Sitz: Stuttgart. 

Nächste Innungsversammlung Anfang Juli. An- 
träge hierzu sollen bis spätestens 25. Juni beim Ober- 
meister eingereicht werden. 

I. A.: Stadelmann, Schriftführer, 


Schleswig-Holsteinischer Photographen- 
Verein. 
Als neues Mitglied ist gemeldet: - 
Herr Photograph Jenkel-Malente. 
Der Vorstand. 
I. A.: Otto Stiegler, Schriftführer. 


% 
un Ze) = 


PHOTOGRAPHISCHE’ CHRONIK. 


RR 


199 








Photographisecher Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.). 
Als neues Mitglied war gemeldet: 
Fa. Boehm-Werke, Berlin NW, Gutzkowskystrasse 20. 


Als neues Mitglied ist aufgenommen: 
Herr Albert Vennemann, Berlin O, Weidenweg 35. 


Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 200 87. 


—INIH 


Photographen-Zwangsinnurg Halle a.S. 
Sitz Halle a. S. 


Mr Einladung 
zur ausserordentlichen Innungsversammlung 
am Dienstag, den 12. Juli, vormittags 9 Uhr, im 
„Stadtschützenhaus“ in Halle a. S., Franckestrasse ı. 


Es ist dieses die Jahresversammlung, und müssen 
alle Mitglieder anwesend sein, andernfalls wir streng 
nach den Statuten verfahren. . 


Tagesordnung: 
. Verleseu der letzten Niederschrift. 
. Eingänge. 5 
. Jahresbericht. 
. Kassenbericht. Bericht der Kassenprüfer. 
. Haushaltplan 1921/22. 
. Anträge: a) Dringlichkeitsantrag des Vorstandes: 
Strafen für Fehlen in den Bezirksversammlungen. 

b) Antrag des Vorstandes: Entschädigung pro 

Jahr 1921/22 für den Obermeister 40oo Mk., 

Schriftführer und Kassierer je 200 Mk. 

7. Ersatzwäahl für den krankheitshalber ausscheiden- 
den I. Obermeister Herrn Bethmann. Neu- 
wahl für die ausscheidenden Vorstandsmitglieder: 
II. Obermeister Herrn Möller; II. Schriftführer 
Herru Molsberger; Kassierer Herrn Hein 
und die Beisitzer Herrn Schindler-Wittenberg, 
Herrn Lucke-Weissenfels, Herrn Heinrich- 
Torgau. 

Anträge sind schriftlich bis zum 8. Juli an den 
Il. Obermeister, Herrn Fritz Möller, Halle a.S$, 
Alte Promenade 1, einzureichen. 

Der Haushaltplan liegt ab ı. Juli beinı Kassierer, 
Herrn Hugo Hein, Halle a. S., Gr. Ulrichstrasse 36, 
zur Einsicht aus. Rückständige Beiträge und Strafen 
sind umgehend einzusenden oder auf Postscheckkonto 
„Photographen- Zwaugsinnung Halle a. S., Leipzig, 
Nr. 105872“ einzuzahlen. ' 

Wir machen auch nochmals auf die zu gleicher 
Zeit stattfindende Ausstellung aufmerksam und bitten 
die Kollegen, dass, wie gewüuscht, sich alle beteiligen. 
Die Besichtigung derselben findet vor und nach der 
Versammlung statt. 

Ausser den Kollegen sind auch deren Damen 
freundlichst eingeladen, da auf vielseitigen Wunsch 
nachmittags ein Ausflug ins Saaletal in Aussicht ge- 
nonımen ist, un auch einmal einige gemütliche Stunden 


Son HM 


{ 


zusammen zu verleben, Darum, liebe Kollegen, kommt 
alle mit euren lieben Frauen oder Töchtern, die Kol- 
legen von Halle werden dafür sorgen, dass es niemand 
bereut, diesen Tag der Innung geopfert zu haben. 
| Um einen Ueberblick zu bekommen, bitten wir 
die Kollegen, welche an der gemeinsamen Mittagstafel 
teilnehmen wollen, sich beim II. Schriftführer, Herrn 
Oskar Molsberger, Halle a. S., Geiststrasse 59/60, 
anzumelden. | . 
Der Vorstand: 

Fritz Möller, 

stellvertr. Obermeister. 


rt. 


C. Wachenfeld, 
I. Schriftführer. 


Photographen-Zwangsinnung für den 
Regierungsbezirk Erfurt. Sitz: Erfurt. 
Niederschrift der Innungsversammlung 
am 31. Mai in Nordhausen (Restaurant Spangenberg). 


Die Versammlung wurde um ı1o'/, Uhr vormittags 
mit einer Begrüssungsansprache durch den Vorsitzen- 
den, Obermeister A. Rudolph-Erfurt, eföffnet. 

Punkt I (ler Tagesordnung. Verlesung der letzten 
Niederschrift und Eingänge. Die Niederschrift wird 
von dem korrespondierenden Schriftführer Gogler- 
Erfurt verlesen. Hierbei beschwert sich der Vertreter 
des Mittelkreises Kollege Jorwitz-Erfurt darüber, dass 
die Niederschrift der letzten in Erfurt stattgefundenen 
Innungsversammlung noch nicht in der „Photogr. 
Chronik“ veröffentlicht ist. Vom Vorstand wird ihm 
erwidert, dass die Verzögerung durch den früheren 
Schriftführer verursacht ist. Beim Verlesen der Ein- 
gänge war besonders interessant, dass eine Beschwerde 
gegen einen Postbeamten, der gegen Entgelt Auf. 
nahmen anfertigt, durch den Obermeister, unterstützt 
durch die Handwerkskammer zu Erfurt, bei der Ober- 
postdirektion in Erfurt eingereicht worden ist. 

Punkt 2. Bericht über die diesjährige Gehilfen- 
prüfung. Hierzu lagen einige Arbeiten vor, von denen 
die Arbeiten einer Dame, welche in Nordhausen beim 
Kollegen Schiewek gelernt hatte, als ganz vorzüg- 
lich zu bezeichnen waren Auch die Arbeiten einer 
Dame aus Mühlhausen i. Th., welche beim Kollegen 
Nökel-Mühlhausen die Lehre beendet hatte, waren, 
wenn auch nicht so gut, wie die der vorgenannten 
Dame, aber auch als sehr gut zu bezeichnen. 

Punkt 3. Bericht über die errichteten Fachklassen 
und Genehmigung der Beiträge zu denselben. Es 
wurde berichtet, dass die Lehrlinge in den Fach. 


‚klassen in den Städten Erfurt, Nordhausen und Mühl. 


hausen i. Th. nach einem einheitlichen Lehrplan unter- 
richtet werden. Es wurde in der Versammlung 
beschlossen, dass für jeden Lehrling von seiten des 
Lehrherrn in den Bezirken Nordhausen und Mühl- 
hausen ein Beitrag von 6 Mk. vierteljährlich bezahlt 
werden soll. Diese Beiträge werden durch die Innung 
eingezogen. Beiträge für die Fachklasse in Erfurt 
werden von der Stadtbehörde eingezogen. 

Punkt 4. Genehmigung des Nachtrags III, Abs. z, 
des Innungsstatuts: Erhöhung des Strafgeldes von 
3 auf 5Mk. und von 5 auf ıo Mk. Die Genehmigung 





dieses Nachtrages erfolgt einstimmig. Bei dieser Ge- 
legenheit wurde vom Vorstand mitgeteilt, dass ein 
Neudruck der Statuten wegen der in Kürze im Reichs- 
tag zu beschliessenden Neuordnung der Gewerbeord- 
nung jetzt nicht erfolgen kann. Zum Vertreter des 
Nordbezirks Nordhausen den in den anderen Bezirken 
der Innung stattfindenden Versammlungen wird Kol- 
lege Schiewek-Nordhausen gewählt. 

Punkt 5. Central-Verbandsangelegenheit. Die Ver- 
sammlung nimmt Kenntnis von den Punkten der 
Tagesordnung auf dem Central-Verbandstag in Fıank- 
furt a. M. und ermächtigt den Vertreter der Innung, 
Obermeister A. Rudolph-Erfurt, die Innung nach 
den in der Versammlung bespiochenen Richtlinien zu 
vertreten. ‚ 

Punkt 6. Verschiedenes. Bei diesem Punkt bean- 
tragt Kollege Jorwitz-Erfurt, dass die Kosten den 
Vertretern der Bezirke in derselben Höhe bezahlt 
werden sollen, wie die Vorstandsmitglieder sie erhalten, 
und dass diese Beträge durch Umlage durch die Innung 
erhoben werden. Dieser Antrag wird einstimmig an- 
genommen. Ferner ersucht der Schriftführer und stell- 
vertretende Vorsitzende, Kollege Gogler-Erfurt, die 
Mitglieder, sich doch mehr nach den Statuten zu richten, 
so dass es nicht nötig ist, mit Bestrafung ‚gegen die 
Mitglieder vorzugehen, ebenso machte er darauf auf- 
merksam, dass die Abmeldung von der Innung, die 
bei Verziehen aus dem Innungsbezirk oder bei Aufgabe 
der Photographie erfolgt, den Vorstand schriftlich mit- 
zuteilen ist. Kollege Jorwitz macht die Mitglieder 
auf die Handwerkerkrankenkasse aufmerksam, und 
wird jedem Mitglied, welches sich“für eine solche Kasse 
interessiert, das Material durch den Vorstand oder 
durch den Kollegen Jorwitz- Erfurt, Johannesstrasse, 
zur Verfügung gestellt. Der Beitritt zu einer Kranken- 
kasse ist zu empfehlen. 

Schluss der Sitzung 1!/,.Uhr nachmittags. 


A. Rudolph, Obermeister. 


Theodor Gogler, Schriftführer und stellvertr. 
Vorsitzender. 


Obermeistertag der rheiniseh - west- 
fälisehen Photographen - Innungen vom 
6. Mai zu Köln a. Rh. 


Sitzungsbericht. 

Der Einladung hatte wiederum eine grosse Anzahl 
aus verschiedenen Bezirken Folge geleistet. Herr 
Blum-Köln heisst die Erschienenen herzlich in den 
alten Mauern Colonias willkommen und übergibt die 
Leitung Herru Arnold-Bochum, welcher etwa um 
ı0'/, Uhr die Sitzung eröffnet. Herr Arnold gibt 
zunächst Bericht über die Vorgänge innerhalb des 
rheinisch - westfälischen Bezirkes auf verbandlichem 
Gebiete und weist darauf hin, dass die Aufgaben, die 
heute dem Obermeistertag zufallen, sich vornehmlich 
auf die Arbeiten erstrecken dürfte, die demnächst auf 
dem Central-Verbandstag in Frankfurt a. M. zu er- 
ledigen wären. Zunächst geben die Herren Halfpape 


und Klett-Köln bekannt, dass ihre Mitgliederlisten 
an Herrn Schlegel eingesandt worden seien, die 
Kölner Liste auf dem Umwege über Herrn Knapp in 
Halle. Ueber Lehrlingsvorschriften entspinnt sich eine 
rege Aussprache zwischen den Herren Klett- Köln 
und Arnold-Bochum, welche zur Klärung verschie- 
dener wichtiger Fragen diente. Letzterer. teilt dann 
mit, dass der nächste Central - Verbandstag am 
21.—23. Juni stattfinden soll (ist inzwischen verlegt 
worden). | 

Weiter referiert der Vorsitzende über Gas Zeitungs- 
wesen und gibt genaue Darlegung, unter welchem 
Gesichtspunkte der Verband in die Lage versetzt 
werden könnte, ein eigenes Verbandsorgan zu führen 
resp. an einer Zeitung teilzunehmen. Die Mitglieder 
stimmen den Ausführungen vollinhaltlich zu. Herr 
Halfpape wünscht, dass zu den einzel@en Fragen 
vornehmlich zu den Central-Verbandsantıägen für die 
rheinisch - westfälischen Photographeninnungen nur ein 
Redner spreche, um dadurch nach Möglichkeit die 
Verhandlungen auf dem Central- Verbandstage zu 
kürzen. Für das Zeitungswesen wird als Referent 
Herr Arnold gewählt. - 

Auch über die Sterbekasse des Central-Verbandes 
und über die Ausdehnung des Eintritts bis zu 55 Jahren 
wird verhandelt. Es wird alsdann folgender Antrag 
des Obermeistertages angenommen: Die Umlage zur 
Sterbekasse auf das Zehnfache, ebenso das Sterbegeld 
auf das Zehnfache des bestehenden Satzes zu erhöhen. 
Referent Herr Blum-Köln. Die Anschlussbestrebungen 
des Deutschen Photographenvereins zum C. V. ist der 
nächste Beratungsgegenstand. In ausgedehnter Weise 
entwickelt sich die Debatte und führt auch zu einer 
einheitlichen Auffassung dieses Punktes. Als Referent 
wird Herr Arnold-Bochum bestimmt. | 

Es wird nunmehr zu den bisher bekanntge- 
wordenen Anträgen zum Central-Verbandstag ver- 
handelt und als Referent zu dem Antrage Hanuover: 
„Anschaffung von geeigneten Büchern für Lehrlinge“, 
Herr Halfpape gewählt. Zu den Anträgen Stadel- 
mann -Steiger- Grienwaldt betr. Ausstellungen 
wird Herr Richter-Eliberfeld als Referent bestimmt, 
während die sich entwickelnden Beitragsfragen Herr 
Arnold-Bochum behandeln soll. 


Ferner bittet Herr Blum-Köln, Herrn Schlegel 
zu benachrichtigen, dass die Verhandlungen der Ober- 
meistertagung unter keinen Umständen eine Spitze 
gegen den geschäftsführenden Vorstand sein sollen, 
sondern dass dieselbe nur eine rege Vor- und Mit- 
arbeit für den Verband darstellen, um denselben in jeder 
Weise zu unterstützen. Auch ist er der Meinung, dass 
wir auf Verlangen, dem Vorstande des C. V. grössere 
Machtbefugnisse einzuräumen, bereit sind. Er erklärt 
dieses, damit nicht aus dem Inhalt des Protokolls des 
letzten Obermeistertages in Duisburg falsche Schlüsse 
gezogen werden können. Herr Kohlmeyer- Duisburg 
stellt den Antrag, die Lehrlingsvorschriften der Duis- 
burger und Düsseldorfer Innungen durch den C. V. 
als allgemeine Vorschrifteu für die Photographeninnung 
anzunehmen, Referent: Herr Halfpape oder Herr 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


201 





Kohlmeyer. Im ferneren Verlaufe der Tagung geht 
Herr Arnold auf den Entwurf der Aenderung des 
Handwerkergesetzes, insbesondere auf die künftige 
Organisationsfrage, die in dem Reichsrahmengeseiz 
zum Ausdruck kommen soll, ein. In eingehendster 
Weise zerpflückt derselbe den Inhalt desselben und 
beleuchtete sämtliche Licht- und Schattenseiten, so 
dass die Anwesenden ein klares Bild über das Ziel 
des Entwurfes erhalten. Die Ausführungen werden 
mit Beifall aufgenommen. 

Einen weiteren Punkt der Verhandlung bilden die 
sogenannten Händlerphotographen. Herr Klett-Köln 
nimmt als Händler zu dieser Frage eingehend Stellung. 
Er weist darauf hin, dass der Händlerverband selbst 
dem Ziel entgegenstrebe, das Photographieren von 
seiten der Händler, soweit es den Fachphotographen 
Konkurrenz mache, aus der Welt zu schaffen. 

Unter Punkt „Verschiedenes“ wird über den un- 
lauteren Wettbewerb und den Vergrösserungsschwindel 
verhandelt, und kommt der Versammlungsleiter gegen 
6'/, Uhr abends dazu, die Verhandlung zum Abschluss 
zu bringen. Mit dem Wunsche auf ein Wiedersehen 
in Frankfurt wird der Obermeistertag geschlossen. 


Aug. Arnold, 
"Vorsitzender. 


Kohlmeyer, 
-protokoll. Schriftführer. 


IL Irt— 


Aus Industrie und Handel. 


Fritz Lindner-Greiz ji. Vgtl. empfiehlt patent- 
amtlich geschützte Rahmenklebeleisten zum Einglasen 
von Lichtbildern, sowie von Bildern überhaupt. Offenbar 
ist diese Neuerung besonders im Hinblick auf die jetzt 
zahlreichen Ausstellungen der besonderen Beachtung 
unserer Fachphotographen wert, da der Hersteller 
gutes Aussehen der Bilder und Festsitzen seiner Klebe- 
leisten gewährleistet, - und da. auf diese Weise teure 
Rahmen gespart werden. | 

- >» EI 


Eingesandt. 
Achtung! Kollegen! 

Wer. im Januar oder Februar auf Annonce einer 
Berliner Firma Papier von Heeresbeständen bestellt 
hat, wird gebeten, seine Erfolge damit mir umgehend 
mitzuteilen, sofern es unbrauchbares Material be- 
trifft, wie ich solches von der Firma erhalten habe. 
Auf meine Beschwerde mit Proben mittels eingeschrie- 
benen Briefes vom 16. März habe ich bis heute keinen 
Ersatz, noch überhaupt Antwort erhalten. Ich kann 
nicht annehmen, dass ich allein nur völlig un- 
brauchbares Papier erhalten habe. 

H. Schulze, Photograph, 
Copitz bei Pirna, Hauptstrasse 14. 


Auf Wunsch des Verfassers des „Eingesandt“ in 
Nr. 23 dieser Zeitschrift sei darauf hingewiesen, dass 
dieses infolge eines unaufgeklärten Umstandes ein paar 
Monate zu spät dem Verlage zum Abdruck zuge- 
gangen ist. 


Büchersehau. 
Technik der Lichtbildnerei von Heinrich 
Kühn in Innsbruck. Verlag von Wilhelm Knapp 
in Halle (Saale), 1921. Preis geh. 58 Mk. 


Dieses Werk ist im besten Sinne des Wortes ein 
Ereignis! Die photographische Lebenserfahrung eines 
technisch und künstlerisch hochbedeutenden und weit- 
schauenden Mannes auf rund 430 Seiten nieder- 
geschrieben, so dass ungezählte Tausende auf diesen 
Erfahrungen weiter aufbauen können. Und wie das 
alles dargestellt ist! Ob es sich um optische Probleme 
handelt oder ob vom Entwickeln die Rede ist, ob 
Kühn die neuzeitlichen Kopierverfahren abhandelt 
und dabei seine eigenen Methoden schildert, oder ob 
irgendein anderes Thema aus der Photographie zur 
Diskussion steht, immer hat man die Empfindung: 
das sind aus reicher Erfahrung heraus geborene Aeusse- 
rungen eines Mannes, dem die Photographie ans Herz 
gewachsen ist, und der nun, wie ein wirklicher Meuschen- 
freund, alle seine Erfahrungen der Mitwelt zur Ver- 
fügung stellen möchte. 


Was sonst eigentlich niemand in der photographi- 
schen Literatur fertiggebracht hat, eine Verquickung 
von Kunst und Technik, das gelingt Kühn spielend. 
Allerdings auch wohl nur deshalb, weil er die techni- 
schen Hilfsmittel zur Bestreitung künstlerischer Wirkung 
im Lichtbild erhaben beherrscht — und weil er über 
eine glänzende Darstellungsgabe verfügt. Eines ohne 
das andere ist nichts — bei Kühn vereinigen sich er- 
freulicherweise alle Musen. Seine herben Kritiken 
und den mitunter durchblickenden beissenden Spott 
lässt man sich ebenso gerne gefallen, wie man seine 
anregenden, ja geradezu anfeuernden Worte vernimmt, 
auf diesem oder jenem Gebiete weiterzuarbeiten. Nicht 
immer werden dem Leser die letzten Erkenntnisse 
haarklein auseinandergesetzt, sondern der Verfasser 
führt absichtlich häufiger seine Gedankengänge nicht 
bis zu Ende, um anregend zu bleiben und dem Denken- 
den auch Gelegenheit zur Betätigung seines eigenen 
Gehirnes zu geben. R 


Wer das Buch noch nicht gelesen hat, könnte 
nach diesen letzten Worten vielleicht annehmen, es 
wende sich vorwiegend an den Wissenschaftler. Dieser 
irrigen Ansicht muss von vornherein entgegengetreten 
werden. Ich möchte sagen, wer nicht über so viel All- 
gemeinbildung verfügt, dass er das Kühnsche Buch 
vom ersten bis zum letzten \Vort versteht, der ist 
überhaupt nicht würdig, sich mit der Photographie 
ernstlich zu beschäftigen. Allgemeinverständlich- 
keit ist jedenfalls der Grundgedanke gewesen, der 
dem Verfasser bei Niederschrift stets und ständig vor- 
schwebte. Die Anhänger der Photographie rekrutieren 
sich aus allen Kreisen, und es wäre ja auch tatsächlich 
nichts verkehrter, als bei eiuem Werke, wie dem vor- 
liegenden, besonders hohe Kenntnisse auf irgendeinem 
Spezialgebiet, sei es nun Physik (Optik) oder Chemie, 
voraussetzen zu wollen. 

Aber wirkliches 
Kühn bei 


und wahrhaftes Interesse setzt 
den Lesern seines Buches voraus, und 


202 


die Aufgabe, die er sich selbst gestellt und die vor- 
wiegend darin bestanden hat, dieses Interesse beim 
Studium des Buches nicht nur wachzuhalten, sondern 
ständig zu vertiefen, hat der Verfasser in vorbildlicher 
Weise gelöst. 

Man muss nicht in allem und jedem vollkommen 
eines Sinnes mit Kühn sein, um trotzdem aus innerster 
Ueberzeugung die Ansicht zu vertreten, dass das vor- 
liegende Buch eines der schönsten und wertvollsten 
ist, die wir auf photographischem Gebiete besitzen. 
Ein Buch, das es in auch nur ähnlicher Form bisher 
weder bei uns, noch im Ausland gegeben hat, und das 
deshalb einem wirklichen Bedürfnis entspricht. 

Prof. O. Mente. 


Cash from Your Camera, How to make Your 
Camera profitable and where to sell your prints. Edited 
by Frank R. Fraprie S.M. F.R.P.S. Americ. Phot. 
Publishing Cy., Boston, Massachusetts, 1921. Price $ L. 

Das Buch stellt das amerikanische Seitenstück zu 
unseren deutschen Werken über „Photographie im 
Dienste der Presse“, „Der Illustrationsphotograph“ usw. 
dar und ist für deutsche Lsser besonders aus dem 
Grunde wertvoll, weil auf S.38—76 eine aktuelle und 
gewissenhaft zusammengestellte Uebersicht über die 
amerikanischen Käufer von Photographien geboten 
wird. Dieses Verzeichnis ist auf Grund eines kurz vor- 
her gepflogenen Briefwechsels verfasst und gibt nicht 
nur die besonderen Wünsche der einzelnen Käufer an, 
sondern auch Reproduktionshonorare usw. 

Auf den letzten zehn Seiten des Buches wird 
endlich eine schätzenswerte Uebersicht über diejenigen 
Firmen, Verleger usw. veröffentlicht, die heute als 
Käufer von Photographien nicht mehr in Frage kommen. 
Auch diejenigen, welche auf den ersten und zweiten 
Brief des Herausgebers nicht geantwortet haben, sind 
hier gekennzeichnet. 

Der erste Teil der Broschüre, die dieses Mal aus 
Ersparnisgründen lediglich in Papierumschlag, d.h. 
broschiert, verkauft wird, gibt Hinweise allgemeiner 
Art, wie man seine photographische Tätigkeit nutz- 
bringend verwerten kann. Mancher von den dort kurz 


erwähnten Gesichtspunkten verdiente auch in die 
deutsche Literatur übernommen zu werden. Me. 
+ 
Fragekasten. 


Technische Fragen. 

Frage 29. Heır C. K. in W. Als Photograph 
und Leiter der Bildabteilung einer Fabrik habe ich 
den Auftrag bekommen, von vier verschiedenen Photo- 
-graphien ı8X24 cm je 200 Stück Kontaktabzüge an- 
zufertigen, also im ganzen 800 Stück; diese Arbeit 
wurde mir als „eilig“ übergeben. Zuerst musste ich 
von den vier Originalen, welche auf Bromsilberpapier 
kopiert waren, die Reproduktionen herstellen, welche 
ich auf Diapositivplatten anfertigte. Sie erforderten 
recht viel Retusche, wie z. B. Mattlackieren, Auskratzen 
der Lichter, Verstärken der Lichter mit Bleistift, Ab- 
decken der Bäume usw. Einen ganzen Tag hatte ich 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


allein mit der Retusche der Negative zu tun, um sie 


.so herzustellen, dass man auf Gaslichtpapier (glänzen- 


des) einwandfreie gute Abzüge, welche keiner Positiv- 
retusche mehr bedürfen, beschäftigt; kopiert wurde 
in einem Kopierapparat bei elektrischem Licht bei 
rıo—30 Sekunden Belichtung, entwickelt mit Hydro- 
chinon-Metol, und da die Papiere schon alt waren, 
musste ich die Entwicklung mit gfösserem Zusatz von 
Bromkalium vornehmen, um klare Abzüge zu erhalten, 
was den Entwicklungsprozess bedeutend verzögerte, 
Diese ganze Arbeit wurde nun von mir allein in 
5 Tagen bewältigt, ohne jede Hilfskraft, und ich muss 
sagen, dass ich mich sehr habe daranhalten müssen, 
Wenn man dazu noch in Betracht zieht, dass das 
Entwickeln und Fixieren der 800 Bilder auch gewisse 
Zeit erfordert, ganz abgesehen von dem Wässern, 
Trockenlegen und späterem Glätten, bis die Bilder 
dann in die Presse kamen, um sie zum Schluss noch 
einzeln zu beschneiden. Die Firma ist nun unzufrieden 
und findet, dass diese Arbeit zu lange Zeit in An- 
spruch genommen hat, wobei ich bemerke, dass die 
Bilder ausserdem noch einen Tag in der Presse ge- 
legen haben, da es dünne Papiere waren. Ich bitte 
nun höflichst um Antwort: Wieviel hätte ein Photo- 
graph bei den heutigen Verhältnissen für diese ganze 
Arbeit sich bezahlen lassen und mit wieviel hätte er 
die Anfertigung der vier Negative berechnet, einschl. 
Retusche usw.? Gute Gaslichtpapiere kosten heute 
immer noch Iooo Stück Iooo Mk., und in demselben 
Verhältnis steht der Preis der Platten. 

Antwort zu Frage 29. Für eine schwierige Re- 
produktion auf Diapositivplatte im Format ı8%X 24 cm, 
einschl. der für die Herstellung von Kontaktkopien 
notwendigen ausgiebigen Retusche, wird ein Photo- 
graph bei den heutigen Verhältnissen mindestens 
25 —35 Mk. rechnen müssen. Für das Kopieren von 
Bildern in gleicher Grösse auf Gaslichtpapier einschl. 
Material, Entwickeln, Glätten und Beschneiden wird 
man bei der grossen Auflage von 800 Stück die Einzel- 
kopie mit mindestens 2,50— 3,50 Mk. zu rechnen haben. 
Hieraus ergibt sich der Gesamtwert des Auftrags. 


Frage 30. Herr J. M.in R. Welche Firma liefert 
Kupfertiefdruck - Handpressen für Heliogravüre? Ferner 
bitte ich um Angabe, ob gut gelungene Heliogravüren 
auf photographischen Ausstellungen bevorzugt werden. 


Antwort su Frage 30. Zur Zeit wird für kleinere 
Heliogravüredrucke die Wenzelpresse der Firma Paul 
Wenzelin Dresden-A., Wettiner Strasse 32, empfohlen. 
Selbstverständlich erhalten Sie auch anderen 
Firmen gute Kupferdruckpressen. Wohlgelungene 
Heliogravüren gelten als die vornehmsten photographi- 
schen Erzeugnisse. Wer" dieses Verfahren aber an- 
fängt, tut gut, sich auf eine ganze Reihe von Ent- 
täuschungen im Anfang vorzubereiten; denn selbst bei 
vorzüglichen Ausgangsmaterialien ist der Staubkorn- 


von 


'kupfertiefdruck heute immer noch ein schwieriges Ver- 


fahren, das grosse Uebung erfordert und viel Lehrgeld 
kostet. Dies alles gilt natürlich jetzt bei den weniger 
guten Ausgangsmaterialien in erhöhtem Grade. 


Für die Redaktion verantwortlich; Geh. Regierungsrat Professor Dr. A.Miethe in Berlin - Halensce, Halberstädter Strasse Tr 
für den Anzeigenteil; Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


_  PPHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıo. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der ' 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln). 
4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für 


„Chronik*, ausserdem monatlich einmal 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die 
„Atelier“ allein ,— 
der so mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst so Pf. 


„Das Atelier des Phuvto- 
„Chronik" allein 
Mk. — Anzeigen: "Für ımm Höhe 
Anfragen und Auf- 


träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Feruspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 26. 


30. Juni. 


1921. 


Aus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 


sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. Alle Einsender erhalten Honorar 
für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Eine zuverlässige Urantonung. 


Zur Frage 26 in der „Phot. Chronik“, Nr. 22, 
möchte ich nachstehendes bemerken: 

Ich habe in neuerer Zeit erfahren müssen, 
dass die altbewährten Vorschriften für Eisen- 
blau sowie Uranbrauntonung wohl infolge nicht 
mehr ganz einwandfreier Rohstoffe wie in Vor- 
kriegszeiten nicht die erwarteten Dienste leisten, 
bzw. die Bäder das Papier stark anfärben. Dem- 
gegenüber ist das beste, die gut ausentwickelten 
und von Fixiernatron durch Waschen gründ- 
lichst befreiten Abzüge zunächst in einer fünf- 
prozentigen, mit Ammoniak schwach alkalisierten 
Lösung von rotem Blutlaugensalz in Wasser zu 
bleichen, durch sorgfältiges Waschen vom Blut- 
laugensalz zu befreien und dann für Blau in 
einer mit Salzsäure angesäuerten verdünnten 
Lösung von Eisenammoniakalaun oder Eisen- 
chlorid, für Braun in einer gleichfalls mit Salz- 
säure angesäuerten verdünnten Lösung von 
Urannitrat oder Azetat zu färben, schliesslich 
nicht zu lange zu waschen und freibhängend zu 
trocknen.‘ 
sich. 


Das Eisenblaubad zersetzt sich rasch. 





Zur Quecksilberverstärkung. 
R. Namias empfiehlt in seinem Blatte „Il 


progresso fotograficc für die Quecksilber- 
verstärkung die folgende Formel: 
Quecksilberchlorid.. . . 2 g, 
Ammoniumchlorid . I5 „ 
Wasser Ioo ccm, 
Salzsäure. . . I 5 


Der Zusatz von Amtıchiimchlorid in diesem 
Bleichbad soll Fileckenbildungen zurückhalten. 
Nach der Bleichung sind die Platten gut zu 
wässern und dann in einem Entwickler zu 
schwärzen. 


Diese Färbungen gehen rasch vor 


Sobald es stark grün geworden oder einen 
Niederschlag absetzt, ist es durch ein neues zu 
ersetzen. Die Urantonung geht langsamer über 
verschiedene Tonstufen, welche alle durch 
Unterbrechen des Färbens und kurzes Waschen 
festzuhalten sind, vor sich. Das Uranbad darf 
durch Hinzufügen neuer Lösung aufgefrischt 
werden. 

Eine gute, jedoch langsam wirkende Einbad- 
Uranfärbung wird erzielt durch Behandeln der 
Bilder in einem Bade, bestehend aus: 


Wasser . . 200 Teile, 
der Reihe. nach zuzufügen: 
Urannitrat- oder a: 
1:I0 . . IO ,„ 
oxalsaure Kalilösung 1:IO . I0O ,„ 
starke Salzsäure . . . 2 


rote Blutlaugensalzlösung ı 1:10 4 


Der Schlusston ist ein prächtiges Kastanien- 
braun mit dem Vorzuge einer klaren, durch- 
scheinenden, nicht russigen Oberfläche. 


Chemiker A. Cobenzl, 
b. Heidelberg. 


Nussloch 


a — 


Rundsehau. 


[Nachdruck verboten.] 


Ist die Verstärkung zu kräftig ausgefallen, 
so lässt sich dieselbe mit einer Lösung von 
Kaliumpermanganat, unter Zusatz von etwas 
Salzsäure, entfernen bzw. abschwächen. Etwaige 
durch das Kaliumpermanganatbad entstandene 
Flecke lassen sich mit Bisulfitlösung entfernen. 


Ein Zusatz von Chlorammonium zum Queck- 
silberbad ist, wie Eder in der „Phot. Korre- 
spondenz“ bemerkt, schon früher empfohlen 
worden. Für die Quecksilberverstärkung sind 
schon vielerlei Formeln gegeben worden, und 
der Gebrauch von Entwicklern für die nach- 
folgende Schwärzung hat sich praktisch bewährt. 


26 


204 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 








Grüntonung von Diapositiven. 


In photographischen Fachblättern findet man 
in jüngster Zeit die Kombination von Uran- und 
Eisenblautonung als eine neue Vorschrift für 
Grüntonung erwäbnt. Diese Formel ist aber 
bereits älteren Datums und wurde wohl zuerst 
von E. Vogel empfohlen !). Sie liefert in der 
Tat sehr schöne Resultate und hat den Vorzug, 
das Grün verschiedentlich abstimmen zu können, 
je nachdem in der Mischung ein grösserer Teil 
von Uransalz oder Eisenoxydsalz in Anwendung 
kommt. Jedenfalls ist darauf zu achten, dass 
von ersterem nicht zu wenig in dem Bade ent- 
halten ist, da die Bilder nach der Tonung zu 
wässern sind und bei dieser Wässerung leicht 
eine Einbusse der Urantonung statthat, wodurch 
die bestehende Kombination in ihrem gelb- 


1) „Phot. Mitteil.“ 1898, S. ı; vgl. ferner: „P. Han- 


bräunlichen Anteil verliert, mithin das Grün 
blaustichiger wird. Es ist daher angeraten, die 
Mischung so zu wählen, dass die Urantonung 
in keinem Falle hinter der Eisenblautonung 
zurücksteht, da sonst das Farbresultat schliesslich 
mehr einem Blau als einem ausdrucksvollen 
Grün zuneigt. Man nehme etwa die folgenden 


Mengen: 
Urannitratlösung 1:100. . . . gocem, 
zitronensaure Eisenoxydammo- 
niumlösung 1:100. . . . ..20 „ 
Zitronensäurelösung 5:100 . . 15 ,„ 


rote Blutlaugensalzlösung ı:ı00. 60 „ 


Zu beachten ist ferner, dass die Diapositive 
nach dem Fixieren gut gewässert sein müssen. 
Waren die Diapositive nicht frisch bereitet, 
sondern schon vor längerer Zeit gefertigt, so 
tut man gut, die Platten zunächst ordentlich zu 
wässern, andernfalls die Tonung bisweilen nicht 
gleichmässig vor sich geht oder in ihrem Resultat 


neke, Die Herstellung von Diapositiven“ (3. Aufl.), 5 2 
S. sı$. nicht dem erwarteten Charakter entspricht. 
Ir 
Glossen. 


Von Heinrich Götz- Breslau. 


Im letzten Heft einer Fachzeitung finde ich 
einen Artikel von Dr. Quedenfeldt, der sich 
mit der Lehrtätigkeit Wasows beschäftigt. 
Ich habe noch selten so viel Trugschlüsse in 
einem einzigen Aufsatz vereinigt gefunden, wie 
darin, und eine Abwehr dagegen ist nötig, 
damit nicht allzuviel Köpfe dadurch verwirrt 
werden. Herr Dr. Quedenfeldt wendet sich 
vor allem gegen Wasow, weil dieser verlangt, 
dass wir auf den Urzustand in der Photographie 
zurückgehen, um eine Gesundung im Ausdruck 
unserer Bildauffassung zu erreichen. Ich kenne 
weder die Arbeiten von Dr. Quedenfeldt 
- noch die Lehrtätigkeit Wasows, muss aber 
sagen: nachdem ich Quedenfeldts Artikel 
gelesen habe, habe ich den höchsten Respekt 
vor dieser Lehrtätigkeit erhalten und bin heute 
überzeugt, dass Wasow zu den wenigen Aus- 
erwählten gehört. Bei mir hat Dr. Queden- 
feldt also gerade das Gegenteil von dem be- 
wirkt, was er erreichen wollte. 

Dr. Quedenfeldt geht, um seine Theorie 
zu beweisen, bis zu den Aegyptern zurück, ruft 
die Gotik zu Hilfe und die Renaissance. Doch 
er beweist dadurch gar nichts. Bei der Gotik 
ist nicht die zierliche Auflösung der Stein- 
massen das Fundament der Entwicklung, sondeın 
die Verteilung der Steinmassen. Das zierliche 
Masswerk, die Fialen und Kreuzblumen sind 
spätere Zutaten und sie sind, trotz unserer 
heutigen Bewunderung dafür, bereits Zeichen 
des beginnenden Verfalles. 

Ein Wohnhaus mit riesigen kahlen Wänden, 
mit stark angetragenem Eckpfeiler, der das 


schwere Dach tragen hilft, mit kleinen, an- 
scheinend ganz willkürlich verteilten Fenstern 
ist bestimmt gotisch, trotzdem es jeglichen 
ornamentalen Schmuckes entbehrt. Und auch 
eine Kirche ohne Turm, bei der Fialen und 
Masswerk vollständig fehlen, bei der die Riesen- 
massen des Mauerwerks durch starke Pfeiler- 
anbauten gestützt sind, deren ungeheurer Giebel 
alle Bauten überragt und dem Stadtbild schon 
von ferne sein Gepräge gibt, wird selbst in 
der Dunkelheit, wo nur die Umrisse sich vom 
Himmel abheben, und der gotische Spitzbogen 
gar nicht mehr in die Erscheinung tritt, als 
gotisch erkannt werden. Wenn die Alten es 
verstanden haben, diesen Steinmassen eine zier- 
liche Gliederung, einen ornamentalen Schmuck 
in den Fialen, dem Masswerk, der oft geradezu 
wundervollen Fensterrose mitzugeben, so ist das 
als Gegengewicht der riesigen Schwere im Auf- 
bau zu verstehen und schon als eine Art Auf- 
lösung des Grundgedankens zu betrachten. Wir 
sehen auch, dass nach und nach der ornamen- 
tale Schmuck zur Hauptsache wird und sich 
ins Spielerische verliert. Aehnlich geht es mit 
allen Baustilen: der Renaissance, dem Barock, 
dem Empire, dem Biedermeier. Selbst das 
Barock, das sich unter dem Einfluss der Kirche 
zum höchsten Prunk, während seines Nieder- 
ganges bis zum Schwulst entwickelt, setzt mit 
einfachsten und klarsten Formen ein, und von 
allen historischen Stilarten ist unserer heutigen 
Zeit das Biedermeier deshalb das liebste, weil 
es, aus ganz einfachen, fast primitiven Formen 
aufwachsend, auch in seiner späteren Entwick- 


- BHOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. | 205 





ee ee ET ET TE 


lung sich nicht allzuweit von dieser gesunden 
Basis entfernt hat. 

Wenn Dr. Quedenfeldt von dem Tisch 
redet, der in der Renaissancezeit anders aus- 
sieht, als in der gotischen oder klassizistischen 
Periode, so ist ihm zu entgegnen: ein Tisch 
bleibt immer ein Tisch, sonst hat er seinen 
Beruf verfehlt. Man kann ihm das Beiwerk 
fortnehmen und der Tisch wird als nützliches 
Möbel übrigbleiben, mit dem Beiwerk dagegen 
kann man nichts anfangen; es ist nutz- und 
wertlos. | 

Beim Expressionismus ist als durchaus ge- 
sund anzusprechen, dass er mit allem bricht, 
dass er alles verwirft, was wir uns im Laufe 
der Jabrhunderte in künstlerischen Dingen an- 
geeignet haben, und dass er auf primitivster 
Grundform neu aufbauen will. Und so verstehe 
ich auch den Lehrgang Wasows. Er lässt 
jede Aeusserlichkeit fort, er geht auf die reine 
und strenge Urform zurück, und das ist gut. 
Darauf kann jeder aufbauen so gut oder so 
schlecht er es verstebt. Das ist dann seine 
Sache. Um Gottes willen keine Kunstrezepte! 
Die sind unverdaulich. 


ee 


In Nr. 4 des „Atelier des Photographen“ 
finde ich in dem dort abgedruckten Vortrag 
über Heimphotographie, dass Ranft da von 
der richtigeren Beleuchtung im Heim spricht. 
Ich möchte bier fragen: ist das so gemeint, 
dass man im Atelier richtig beleuchtet und im 
eigenen Heim noch richtiger? Wenn es so auf- 


zufassen ist, dann wäre es sehr wichtig, zu 
wissen, wie man am „tichtigsten“ beleuchtet. 
Vielleicht gibt uns Herr Ranft eine Formel, 
nach der wir es uns errechnen können. 

* % 


% 
Dann finde ich in derselben Nummer unter 
„Tagesfragen“ folgenden Eatzteil: „Bei der ge- 
ringen Neigung zu peinlich sauberem Arbeiten 
seitens vieler Photographiebeflissenen usw.“ 
Hier wird etwas ausserordentlich Schwerwiegen- 
des als allgemein bekannt vorausgesetzt. Es ist 
so gesagt, als ob nichts daran zu ändern sei, 
als etwas, mit dem man sich abfinden muss. 
Es besteht, und wir können es nicht ändern. 
Leider ist das nur zu wahr. Wie selten findet 
man bei Gehilfenprüfungen einen Lehrling, der 
durchaus sauber arbeitet! Warum wird nicht 
mehr hierauf geachtet? In der Lehre wird 
doch die Grundlage zum späteren Arbeiten ge- 
geben. Der Lehrmeister müsste desbalb alles 
daran setzen, um seine Lehrlinge in allem 
— selbst in scheinbar Nebensächlichem — zu 
peinlich sauberem Arbeiten zu erziehen. Bei 
den Prüfungen müsste darauf mehr Gewicht ge- 
legt werden als auf „künstlerisches“ Arbeiten. 
In den „Tagesfragen“ findet man überhaupt 
oft Wissenswertes und Anregendes vereint. Es 
wäre wert, sie in Buchform beisammen zu finden; 
man würde erstaunt sein, wieviel Interessantes 
man da herauslesen könnte. Ich selbst freue 
mich immer über diese Anregungen, doch zu 
meiner grossen Schande muss ich gestehen: 
ich weiss heute noch nicht, wer sie schreibt. 





% L 2-30, Oktober 3° 
WIND E58 Kunstgewerbe : Museum zu Berlin 


Die Ausstellungsbedingungen. 


Die Beteiligung steht jedem Berufs- oder 
Liebhaberphotographen Gross-Berlins often. 

Ueber die Zulassung der eingereichten Bilder, 
deren Zahl vorläufig nicht beschränkt ist, ent- 
scheidet der Aufnahmeausschuss. Bilder, die 
schon mehrfach durch Ausstellungen bekannt- 
geworden sind, können abgewiesen werden. 
Den Aufnahmeausschuss bilden die Herren Ge- 
heimrat Jessen, F. Mattbies-Masuren, 
A. Ranft und je ein Delegierter der veran- 
staltenden Vereine. 

Die Einlieferung der Bilder hat in der Zeit 
vom ı.— ı2. September an die Hausinspektion 
des Kunstgewerbemuseums in Berlin, Prinz- 
Albrecht-Strasse 7, mit der Aufschrift: „Für die 
photographische Ausstellung“ zu geschehen. 

- Jeder Einsender wird von der Entscheidung 
des Aufnahmeausschusses persönlich in Kenntnis 


gesetzt. Platzmiete wird für die auszustellenden 
Bilder nicht erhoben. Die Bilder sind gerahmt 
bzw. geglast und eingefasst einzuliefern. Das 
Format unterliegt keiner Beschränkung. An- 
gaben auf der Rückwand des Rahmens: Voll- 
ständiger Name bzw. Firma nebst Adresse des 
Verfertigers des Bildes, Kopierverfahren, Höhe 
des Verkaufspreises. — 30 °/, der Verkaufs- 
summe fliessen dem Ausstellungsfonds zu. 
Sämtliche Bilder sind bis Schluss der Aus- 
stellung im Ausstellungslokale zu belassen. 
Rücksendung der Bilder durch die Aus- 
stellungsleitung erfolgt nur auf besonderen An- 
trag. Die Aussteller haben für Abholung ihrer 
Bilder aus dem Ausstellungslokal zu sorgen. 
Eine Haftung der Vereine bzw. Versicherung 
der Bilder gegen Schäden findet nicht statt. 
Jeder Teilnehmer stellt auf eigenes Risiko aus. 


26* 


» 


206 





Zerbrochene Glasscheiben der Rahmen werden 
auf Kosten der Aussteller ersetzt. Es wird für 
Beaufsichtigung des Ausstellungsraumes während 
der öffentlichen Besuchszet — täglich von 
9 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags — ge- 
sorgt sein. 

Bei. den ausgestellten Bildnissen wird an- 
genommen, dass die Abgebildeten ihre Ein- 
willigung zur Schaustellung erteilt haben. Die 
Regelung dieser Angelegenheit obliegt unter 
allen Umständen dem betreffenden Aussteller. 

Den Ausstellern ist nicht gestattet, unter 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


ya 
u 





ihren Bildern Reklameschilder anzubringen. Die 
Ausstellungsleitung gibt einen offiziellen Katalog 
heraus. Die Anzeigenaufnahme besorgt der 
Verlag Wilhelm Knapp in Halle (Saale). Für 
photographische Aufnahmen innerhalb der Aus- 
stellung ist vorherige Genehmigung der Ge- 
schäftsstelle einzuholen. Prämiierungen der aus- 
gestellten Arbeiten finden nicht statt. 

Anmeldeformulare sind von der Geschäfts- 
leitung der Jahresausstellungen zu beziehen. 

Adresse: Berlin - Wilmersdorf, Duisburger 
Strasse ı2. — Fernruf: Uhbland 6206. 


Innungs- und Vereinsnaechriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 





Gesell- = < Lieht- 


' sehaft' © bildner. 
Deutscher, ”, = R.V. 


Zweite Versammlung vom 25. bis 28. Juli 
in Frankfurt a. Main. 


Programm: 

Sonntag, den 24. Juli, abends 7 Uhr: Zwangloser 
Treffpunkt im Kaiserkeller, Kaiserstrasse (Garten). 
Montag, den 25. Juli, morgens 9 Uhr: Beginn der 

Tagung im Thomasbräu, Schillerstrasse, I. Stock. — 
I Uhr: Gemeinsames Mittagessen im Nebensaal. — 
1,3 Uhr: Besichtigung unserer Ausstellung in den 
Räumen des Kunstgewerbemuseums. Kritik und 
Fortsetzung der Tagung. 

Dienstag, den 26. Juli, morgens 9 Uhr: Fortsetzung 
der Tagung im Thomasbräu. Mittagessen wie zu- 
vor. Fortsetzung der Tagung. 

Mittwoch, den 27. Juli, morgens 9 Uhr: Gemein- 
same Verhandlung mit dem Central -Verband im 
Volksbildungsheim am Eschenheimer Tor (nahe 
Thomasbräu): Das Anusstellungswesen. Mittagessen 
im Thomasbräu. — Abends 7 Uhr: Als offizielle Ver- 
anstaltung „Münchener Bierabend“, gegeben von den 
beiden Frankfurter Vereinen. 


Nach Schluss der Tagung ist eine Rheiufahrt ab 
Biebrich nach Braubach und von dort ein Ausflug nach 
der Marxzburg in Aussicht genommen; ein rheinischer 
Vergnügungsausschuss hat uns für diese Veranstaltung 
ein Programm entworfen: Abfahrt Frankfurt 7.56, an 
Biebrich 10.02, ab Biebrich mit Schnellschiff 10.20, an 
Braubach 1.30. Aufstieg zur Burg, Mittagessen (Ge- 
deck 25,— Mk.), Besichtigung und Führung, gemein- 
samer Kaffee im Burggarten, daran anschliessend 
Rheinisches Burgenfest bis zur Dunkelheit. Gemein- 
samer Abstieg. 


Für die gute und preiswerte Verpflegung hat Kol- 
lege Jumior Sorge getragen (Gedeck 15,— Mk.), und 
will derselbe auch die Unterbringung der G.D.L.- 
Kollegen in ersten Hotels selbst in die Hand nehmen. 
Die nach $g der Satzungen notwendigen vier Bilder 
müssen bis ıs. Juli bei Herrn Junior, Frankfurt a. M., 
Rossmarkt ı5 (unverglast) eingetroffen sein. 

Tagesordnung. 
1. Geschäftsbericht 1920/21. Verlesen der letztjährigen 
Verhandlungsschrift. 

. Kassenbericht. — Kassenprüfung. 

. Wahl eines Geschäftsleiters auf 2 Jahre. 

Wahl eines Kassenwarts auf 2 Jahre. 

Aufnahme neuer Mitglieder. 

. Festsetzung des Jahresbeitrages. 

. Antrag Grienwaldt-Steiger: Zusammenfassung 

der deutschen photographischen Ausstellungen. 
8. Deutsche Gewerbeschau München 1922. Bildung 
eines Fachausschusses. Referent: F. Grainer. 

g. Antrag Steiger: Sofortiger Anschluss an den C.V. 

10. Besprechung über das Organ und evtl. Ausbau 
desselben. 

ıı. Besichtigung der Ausstellung. Kritik derselben. 

12. Aussprache über Zukunftsmöglichkeiten und Fort- 
schritte im Beruf. 

13. Einfluss der Verschiebung unserer Kunden auf 
die Fortentwicklung. Refereut: Schiewek. 

14. Die Tätigkeit des Verbandes der Presse-Illustra- 
tionsfirmen für die G. D.L. Referent: Schallen- 
berg. 

15. Propagandamittel und Tageszeitungen. 

16. Vorlage von Drucksachen der Mitglieder. 
fessor Krauth. 

17. Ausstellung technischer Neulieiten. 


Sau Bw DM 


Pro» 


Vorgesehene Vorträge: 

Hugo Erfurth: Die Entwicklung der Bildnis- 
photographie. | 
Karl Schenker-Berlin unbestimmt. 
Professor Mente-Berlin unbestimmt. 


u 200 


BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Badischer Photographen- Bund (E. Y.), 
Sitz: Karlsruhe 1.B. 
Einladung 
zu der am Mittwoch, den 20. Juli, nachmittags 
2 Uhr, in Baden-Baden, Restaurant „Löwenbräu“, 
Gernsbacher Strasse 9, stattfindenden diesjährigen 
Haupt-Bundestagung. 


Tagesordnung. 

1. Verlesen der letzten Niederschrift. 

2. Eingänge. 

3. Rechnungsbericht und Entlastung des früheren 
Kassierers, Herrn Gg. Müller. 

4. Festsetzung des Bundesbeitrags. 

5. Sonntagsruhe (Stellungnahme). 

6. Preiskonvention (Mindestpreise). 

7. Vergrösserungsschwindel (Abwehr). 

8. Vortrag der Handwerkskammer Karlsruhe (Thema 
wird bekanntgegeben). 

9. Anträge. 

10. Central- Verbandsangelegenheiten. 

ıı. Verschiedenes und Wandermappe. 

ı2. Wahl des nächsten Tagungsortes. 

Anträge sind bis ı5. Juli an den Geschäftsführer 
zu richten. 

Vorstehendes Programm verbürgt anregende und 
lehrreiche Stunden. Während der Tagung Spazier- 
gang der Damen unter Führung. 

Wir bitten unsere badischen Kollegen und Kol- 
leginnen, mit ihren Angehörigen in Baden-Baden recht 
zahlreich zu erscheinen, um unsere erste Tagung nach 
denı Kriege in Würde zu feiern. 

Essen ohne Weinzwang. 

Nach der Tagung gemeinschaftlicher Spaziergang 
in der näheren Umgebung der schöneu Bäderstadt 
Baden-Baden. Sollten Teilnehmer noch mehrere Tage 
in Baden - Baden zu bleiben gedenken, sind Anmeldungen 
betreffs Zinımer an Kollegen Fr. A. Wiedemann, 
Baden-Baden, Stefanienstrasse 4 (Atelier Elvira), zu 
richten. 

Für Händler und Fabrikanten ist Gelegenheit, ihre 
Neuheiten auszustellen, und sind Meldungen an den 
Geschäftsführer erbeten. 

Heraus aus Glashaus und Tagessorgen! 

Auf Wiedersehen in Baden-Baden! 

Jakob Hofmann, 
Geschäftsführer des B. Ph.-B. (E. V.), 
Karlsruhe i.B, Rheinstrasse 12. Fernsprecher: 2252. 


rocr 


Photographen-Innung (Zwangsinnung) 
zu Berlin. 


Bericht über die Iunungsversammlung am 28. April. 


Zu Beginn der Sitzung gab der Vorsitzende, Herr 
Tiedemann, bekannt, dass durch eine Verorduung 
der Kohlenstelle die Photographen im Bezug von Ge- 
werbekohlen den Künstlern gleichgestellt worden sind. 
Die Kohlenkarten werden in Zukunft von der Innung 
ausgegeben. 
kuanntgemacht. 


:wo unsere Sitzungen stattfinden, beweist Jena. 


Näheres wird durch Rundschreiben be- 


267 





Ueber die beantragte Satzungsänderung: „Wähl- 
barkeit weiblicher Innungsmitglieder in den Vorstand“ 
konnte nicht abgestimmt werden, da die vorgeschriebene 
Anzahl Mitglieder nicht anwesend war. Ein Antrag, 
diese Satzungsänderung überhaupt zurückzustellen und 
die neue Gewerbegesetzgebung abzuwarten, wurde mit 
40 gegen 21 Stimmen angenommen. 

Der die Sonntagsruhe betreffende Innungsbeschluss 
vom 29. April 1920 wurde mit grosser Mehrheit gegen 
2 Stimmen aufgehoben. 

Ein Bericht des Herrn Lüpke über die letzte 
Gehilfenprüfung, bei welcher sechs Prüflinge das Examen 
nicht bestanden, gab Veranlassung zu einer regen Aus- 
sprache, in welcher an die Lehrherren die dringende 
Mahnung erging, die Lehrlinge zum regelmässigen 
Besuche"der Fachschule anzuhalten. 

Herr Ranft erbot sich freiwillig, das Amt eines 
Beauftragten der Innung anzunehmen. Einstimmig 
wurde beschlossen, dass sich die Innung an der im 
Herbst stattfindenden Ausstellung „Berliner Photo- 
graphie“ korporativ beteiligt. 

Die Firmen: Leonar-Werke, Bergmann & Co.- 
Wernigerode, die Rahmenfabrik Hans Gost & Co., 
die „Reinlich“-Werke, sowie Plattenfabrik J. Geb- 
hardt hatten ihre Erzeugnisse ausgestellt. 

Albert Pflugfelder, 
Il. Schriftführer. 


I ><y ze 


Lorenz Tiedemann, 
I. Vorsitzender. 


Thüringer Photographen-Bund. 
Sitz: Erfurt. 


(Korporatives Mitglied des Central-Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Innungen, J. P.) 


Protokoll der am 24. Mai in Jena, Hotel „Weimarischer 
Hof“, stattgefundeneu 65. Mitgliederversammlung. 
Beginn: 2 Uhr Nachmittags. 


Dass es auch mit auf die Wahl der Orte ankommt, 
Die 
Präsenzliste zählte 30 Mitglieder und Gäste, die — trotz 
schlechter Zeiten — zu unserer 65. Mitgliederversamm- 
lung erschieneu waren, und die unser Vorsitzender 
Strnad-Erfurt herzlichst begrüsste. 


Zum ersten Male, seit ich sie schreibe — und das 
sind gegen 20 Jahre — hatte jemand Einspruch gegen 
unser Protokoll erhoben. Herr Böhm, Direktor der 
Böhmwerke (Ateliersonne), fühlte sich benachteiligt 
wegen unserer Kritik an seiner Lampe; aber diese 
Kritik wurde von den Mitgliedern auch heute noch 
zu Recht befunden, Hätte Herr Böhm seinerzeit 
bessere Musterbilder gezeigt, wäre die Lampe auch 
besser gewürdigt worden, die Bilder, die diesmal präsen- 
tiert wurden, verdienten, mit der kleinen Lampe her- 
gestellt, entschieden Lob. 

Dann erzählte uns Kollege Hartmann-Ilmenau, 
wie er es verstanden hätte, durch ein Teer- und 
Asphaltgemisch, vermittelst Leinwandstreifen über die 
Sprossen, sein Glasdach absolut wasserdicht zu machen, 
ein Thenia, welches allenthalben dankbarste Zuhörer 
fand. Ein anderes Thema: Aussprache über Verpachtung 
resp. Verkauf von Ateliers, rief die Meinung und An- 





sicht fast sämtlicher Anwesenden auf den Plan; die 
allerverschiedensten Vorschläge wurden gemacht — 
ein einheitlicher — von allen Vor- und Rücksichten 
freier, konnte nicht gemacht werden. 


Punkt 4 der Tagesordnung hatte Kollege Sontag- 


Erfurt übernommen, er erzählte uns von einer neuen 
Behandlung der Positivbilder beim Entwickeln und 
Fixieren, wobei Zeit- und Geldersparnis an Chemi- 
kalien eine grosse Rolle spielten, und bewies uns die 
Richtigkeit seiner Behauptungen durch zahlreiche, für 
diesen Zweck angefertigte Sachen; dem Redner wurde 
der spontane Beifall aller aufmerksam Lauschenden. 
Ueber Central - Verbandsangelegenheiten referierte 
Strnad diesmal in kurzen Worten, hinweisend auf 
die bevorstehende Frankfurter Tagung, die die Klärung 
. aller offenen und geheimen Streitfragen bringen soll 
und hoffentlich auch bringen wird. 

Die Feier unseres im nächsten Februar stattfinden- 
den 25jährigen Stiftungsfestes veranlasste eine grosse 
Aussprache; aus der Möglichkeit des Gewollten schälte 
sich bereits ein Kern des Erreichbaren heraus, bis 
zur nächsten Versammlung, der letzten vor dem Fest, 
die laut Beschluss heutiger Sitzung im Herbst in Gotha 
stattfinden soll, werden greifbare Vorschläge gemacht, 
währenddessen arbeitet der Vorstand und die gewählte 
Kommission der Erfurter Kollegen Sontag, Rudolph 
und Meyer. Angemeldet und aufgenommen als neues 
Mitglied wurde Kollege Otto Otte-Kahla. 

Ausgestellt hatten die Firmen Braumann - Kiel, 
deren Vertreter, Kollege Kersten, auch ein paar nette 
Sachen, aufgenommen mit der kleinen Lampe von 
Böhm, zeigte, die Schaeuffelensche Papierfabrik, 
die Leonar-Werke, Unger & Hoffmann, deren 
gemeinsamer Vertreter, Herr W. Weides, Leipzig- 
Gohlis, uns die Erzeugnisse dieser Firmen vorführte, 
ferner von Herrn Gustav Voigt-Zwickau (Sa.) ein 
famoser Klebstoff usw. 

Neu war auch ein Universalkittpulver des Versand- 
hauses Athene, Berlin-Steglitz, am Fichtenberg ı1, 
dessen Inhaberin eine Tochter unseres alten lieben 
Kollegen Cornand-Berlin ist! Strnmad hatte bereits 
ausgiebige Versuche mit dem Pulver gemacht, er kittet 
zersprungene Negative und vieles andere tadellos; 
Strnad empfiehlt es sehr. 

Der Punkt Verschiedenes brachte, wie stets noch, 
eine reiche Aussprache kollegialer, fachwissenschaft- 
licher Sachen und gab zu neuen Gedankenaustauschen 
manche Anregungen. Kollege Rudolph-Erfurt gab 
interessante Belege für die Zwangsinnungen und be- 
sprach die Lehrlingsfrage in längerer Ausführung. 
Kollege Beitz-Arnstadt zeigte zur Aufheiterung aller 
Anwesenden geradezu verbrecherische Vergrösserungen 
von Schwindelfirmen und bewies damit, dass die 
Dummen nicht alle werden. Ein neues Tonverfahren, 
das er von farbigen Bildern zeigte, erweckte viel Bei- 
fall und wird ihm viele Nachahmer bringen. Kollege 
Suppe-Jena als Gast sprach einige hübsche Worte 
auf das kollegiale Leben im Thüringer Bunde und 
versprach seinen Wiedereintritt zur nächsten General- 
versammlung. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


nn u nn ne nt ee nn u er zu Eu, 
_— —— - 





pen —— nn nn 


So gab auch diesmal die Jenaer Versammlung 
wieder ein Bild von den Aufgaben und Zielen des 
Thüringer Bundes: Arbeit und Kollegialität! 

Die Sitzung endete 7 Uhr abends. 


Emil Tesch, protokoll. Schriftführer. 
84H 


Aus Industrie und Handel. 

Die Heliare I:4,5 und I:3,5. Von Dr. Robert 
Richter. Die Wirkung des Heliars 1:4,5, welches 
gegen Ende des Jahres Igoo in den optischen Werken 
von Voigtländer & Sohn, Aktiengesellschaft, kon- 
struiert wurde, beruht auf der Verwenduug sammeln- 
der Kittflächen in einem Objektive, welches äusser- 
lich die Form eines dreilinsigen Anastigmaten hat, 
und äussert sich in der Vereinigung der hohen Licht- 
stärke und brillanten Bildmitte eines solchen drei- 
linsigen Anastigmaten (vgl. den Porträtanastigmaten 
von Voigtländer & Sohn, Aktiengesellschaft), mit 
dem randscharfen grossen Bildfeld eines auf dem 
Prinzip der sammelnden Kittflächen beruhenden Ob- 
jektives (vergl. das Kollinear von Voigtländer&Sohn, 
Aktiengellschaft). Diese seinerzeit neue Idee, zwei be- 
kannte wirksame Prinzipe in einem Objektiv zur Erzielung 
höchster Leistung zu vereinen, hat einen überraschen- 
den Erfolg gehabt. Die Patente, welche die Firma 
Voigtländer für ihre Erfindung erhalten hat, sind 
sehr zahlreich und umfassen alle möglichen Formen, 
von denen die besten zu dauernder Ausführung ge- 
langt sind. Mit den ersten Heliaren, welche ent- 
standen sind, ist namentlich erstrebt worden, die 
brillante Mittenschärfe zu erhalten, welche sonst nur 
das Porträtobjektiv und der Porträtanastigmat besassen, 
und das Bildfeld bis zur Grenze eines grösseren For- 
mates randscharf zu erweitern. So entstanden die 
langen Heliare I:4,5 von 30—60o cm Brennweite, mit 
denen Formate von 16X21—30X4o0 cm scharf ge- 
zeichnet werden. Die Ausführung eines Heliares in 
einer Brennweite von ı8 cm für Handkameras war ge- 
eignet, eine Platte von 9Xı2cm brillant zu decken 
und hatte dabei hervorragende Lichtstärke. Dies sind 
die Gründe, aus denen sowohl der Fachphotograph 
wie der Amateur Freunde des Heliars 1:4,5 geworden 
sind. 

Die Firma Voigtländer hat an der Vervoll- 
kommnung ihrer Heliare weitergearbeitet. Die kurzen 
Heliare 1:4,5 von 3,5 —24 cm zeichnen nunmehr ein 
so ausserordentliches Format, wie es von einen 
ähnlichen lichtstarken Objektiv nicht mehr überboten 
werden kann. Die Zeichnung der unten angegebenen 
Formate ist dabei randscharf, die Deckung selbst geht 
wegen des geringen Lichtabfalles nach dem Rande zu 
noch wesentlich weiter. Dieser grosse Erfolg hat die 
Firma Voigtländer weiterhin veranlasst, eine zweite‘ 
Reihe von Heliaren mit dem grossen Oeffnungsver- 
hältnis 1:3,5 herauszubringen, aus der richtigen Er- 
wägung, dass die enormen Abmessungen grosser Ob- 
jektivverschlüsse, welche bisher der Einführung von 
noch lichstärkeren Objektiven mit grosser freier Oeff- 
nung im Wege standen, verringert werden können, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


209 








Format: Brennweite: 
Heliar 1:4,5 In 1:35 
cm X cm cm 


1,8X 2,4 











(Kino) | 35 42 50 |35 42 50 
45 x si (Stereo) | 5:5 5 | 
4'xX6 | 75 80 | 7:5 
6X 13 (Stereo) ; | 8,0 10,0 
61. xX9 j I0,5 I20 - 12,0 
9X 18 (Stereo) \ 12,0 13,5 15,0 
81/1, X Io | 120 135 15,0 
9xX12 | 13,5 150 16,5 
IoX15 | 165 180 21,0 
12x16 | 180 21,0 
13X 18 ' 21,0 240 


wenn es gelingt, schon mit kurzen Brennweiten ver- 
hältnismässig grosse Formate zu decken. Wieweit 
dies gelungen ist, zeigt die Tabelle der Formate, sie 
zeigt das Geleistete besser, als Worte es können; in 
Zukunft wird auch Heliar 1:3,5 zu den gebräuch- 
lichen Handkameraobjektiven gehören. Das Bedürfnis 
danach ist bekanntlich sehr gross, soweit schnelle Auf- 
nahmen sportlicher Vorgänge und lebender Objekte, 
wie Kinder und Tiere, in Betracht kommen; weniger 
bekannt dürfte es sein, dass derartige Objektive auch 
geeignet sind, um die schönen Autochromaufnahımen 
mit Momentbelichtung auszuführen. Man kann das 
Heliar 1:3,5 als das Autochromobjektiv bezeichnen, 
und soll es ganz besonders zu diesem Zweck emp- 
fehlen; so lässt sich voraussehen, dass durch dieses 
lichtstarke Objektiv der Photographie mit der Farben- 
platte zahlreiche Freunde gewonnen werden dürften. 


Die Farbenfabriken vorm, Friedr. Bayer & Co.- 
Leverkusen haben mit der Firma A. Hch. Rietzschel, 
G.m.b. H, München, Aberlestrasse 18, die bekanntlich 
als Sonderheit optische Erzeugnisse und Kameras her- 
stellt, einen Veıtrag der Beteiligung abgeschlossen, 
wonach die Firma Rietzschel den Farbenfabriken den 
Vertrieb ihrer Erzeugnisse überträgt. Hierdurch haben 
die Farbenfabriken einen schon seit Jahren bestehenden 
Plan, der allerdings dahin ging, eine eigene Kamera- 
fabrik zu errichten, auf andere Weise verwirklicht. 
Auch die Vertreter der Farbenfabriken werden künftig 
die Erzeugnisse der Firma Rietzschel auf Lager halten 
und der Kundschaft anbieten. Im allgemeinen wird 
aber darum gebeten, dass die Kundschaft ihre Be- 
stellungen auf KRietzschel - Erzeugnisse der Firma 
Rietzschel auch weiterhin unmittelbar überschreibt. 


—nsr 


Kleine Mitteilungen. 

— Sonntagsruhe im Photographengewerbe. 
Gegen einen Beschluss des Bayrischen Landtages, der 
die völlige Sonntagsrube gutgeheissen und die weitere 
Entscheidung hierüber den Reichsbehörden überlassen 
hat, hat die bayıische Photographenschaft unter Mit- 
beteiligung des gesanıten bayrischen Handels- und 
Gewerbestandes entschieden Verwahrung eingelegt. 

Dazu bemerkt die „Handwerker- Korrespondenz, 
die von der Handwerkskammer zu Stettin heraus- 
gegeben wird, u.a.: „Auch in Preussen würde eine 
solche Massnahnıe den schärfsten Widerspruch hervor- 


rufen. Die grosse Mehrzahl der Photographen erhält 
gerade an Sonn- und Festtagen seitens der werktätigen 
Kreise so erhebliche Aufträge, dass sie ohne diese 
gar nicht existieren könnten, wenn sie gezwungen wären, 
an den Sonntagen zu schliessen. In Pommern ist der 
Zuspruch an den Sonntagen vielleicht noch erheblicher 
als in andern Provinzen, weil die zahlreiche ländliche 
Bevölkerung wochentags kaum in der Lage ist, den 
Photographen in der Stadt aufzusuchen. Die völlige 
Sonntagsruhe in diesem Berufe würde die Vernichtung 
vieler selbständiger Existenzen bedeuten, aber auch 
zahlreiche Hilfskräfte brotlos machen, einem grossen 
Teil der Kundschaft wesentliche Erschwernisse bereiten 
und zu guter Letzt den ungelernten Pfuschern, die schon 
jetzt das Land bereisen, den Beruf öffnen. Es wäre 
ein völliges Verkennen der Tätigkeit des Berufsphoto- 
graphen und der diesem Gewerbe eigentümlichen Ver- 
hältnisse, wollte man ihm die Sonntagsaufnahme ver- 
bieten; die Regelung im einzelnen sollte weiter Sache 
der örtlichen Behörde bleiben, die sie entsprechend der 
Ausführungsanweisung zur Gewerbeordnung den be- 
sonderen örtlichen Verhältnissen und Bedürfnissen an- 
passen muss.“ 


— Zielphotographie. Ueber die Anwendung 
der Photographie als Hilfsmittel für die Zielrichter bei 
sportlichen Veranstaltungen hielt am 2. Juni der Mit- 
arbeiter der Optischen Anstalt C. P. Goerz-Friedenau, 
Herr Major a. D. Baer, im „Photographischen Verein 
zu Berlin (1863)“ einen äusserst interessanten Vortrag. 
Der Vortragende, eine Autorität auf dem Gebiete des 
Rennsports, zeigte an Hand einer grösseren Serie 
Lichtbilder, wie schwierig es mitunter für den Ziel- 
richter ist, eine Entscheidung zu treffen. Der Gedanke, 
die Photographie für solche Feststellungen zu sport- 
lichen Veranstaltungen heranzuziehen, muss als be- 
sonders glücklich bezeichnet werden. Herr Major 
Baer schilderte nun zunächst eingehend in leicht. 
verständlicher Vortragsweise, wie man mit einer ein- 
fachen Aufnahme in Richtung auf die Ziellinie Ver- 
suche anstellte. Sie erreichten in den meisten Fällen 
nicht den beabsichtigten Zweck; im glücklichsten Falle 
waren es Zufallsaufnahmen. Auch die Kinematographie, 
welche zu den weiteren Versuchen hinzugezogen worden 
war, musste wieder fallengelassen werden. Da die 
kinematographische Aufnahme bekanntlich aus vielen 
Einzelaufnahmen mit den entsprechenden Zwischen- 
pausen besteht, so lag die Gefahr nahe, dass beim 
entscheidenden Moment gerade eine solche Pause vor- 
lag und dadurch die Feststellung des entscheidenden 
Richters in Frage gestellt wurde. Nun scheint das 
schwierige Problem gelöst worden zu sein. Die Re- 
sultate dieser sinnreichen Anordnung zeigten den Zu- 
hörern, welche dem Vortragenden interessiert folgten, 
eine tatsächlich zu beobachtende Genauigkeit bei der 
Austragung der entscheidenden Kämpfe im Rennen. 
Selbst der geringste Vorsprung des Rivalen für die 
Entscheidung ist festzustellen, so dass nunmehr auch 
bei den sogenannten toten Reunen, wobei es sich also 
um Haupteslänge handelte, 
möglich ist. 


noch eine Entscheidung 
Dass bei dem grossen Interesse über die 






Entscheidungen die Zeit der Fertigstellung des photo- 
graphischen Bildes vom Erreichen der Ziellinie bis zur 
Verkündung der Resultate eine sehr kurze sein muss, 
ist nun leicht verständlich. So wird denn auch in 
einer Zeit von etwa 7 Minuten bereits das fertige Bild 
dem entscheidenden Richter vorgelegt. Auch bei den 
anderen sportlichen Veranstaltungen, wie Austragungen 
von Wettläufen, Ruder- und Segelfahrten wird die 
Zielphotographie treffliche Dienste leisten. Gerade für 
den Wassersport wurde schon lange eine solche tech- 
nische Einrichtung ersehnt. Herr Kammer, welcher 
dem Wassersport besonders nahe steht, betonte in 
einigen Ausführungen nach dem Vortrage des Herrn 
Major Baer, wie leicht der Unterliegende im Kampfe 
die Entscheidung des Richters anzweifelt, was bei Zur- 
hilfenahme der Photographie nicht vorkommen wird. 
Jedenfalls wird das Bewusstsein erhöht werden, dass 
jeder Zweifel an einen Irrtum ausscheidet. 

Die vorgetragenen Ausführungen des Herrn Major 
Baer zeigen so recht, dass mit Beendigung der Kriegs- 
zeit massgebende und führende Stellen wieder lebhaft 
mit den verschiedensten Problemen auf dem Gebiete 
der Photographie beschäftigt sind. Die Zielphoto- 
graphie ist jedenfalls die neueste Errungenschaft, 
welche auch noch die weiteste Ausbau- und An- 
wendungsmöglichkeit gibt. Wilhelm Dost-Berlin. 


— Der Gehilfenausschuss der Photographen-Zwangs- 
innung zu Berlin ist durch Zuwahl der Kollegen 
Lange, Sommerburg, Prenzel und Rudolf 
statutengemäss ergänzt worden. Im der ersten Arbeits- 
sitzung am 8. Mts. wurden die Aemter folgender- 
massen besetzt: I. Vorsitzender Fritz Schmid, Hoch- 

‘ meisterstrasse 8; I. Schriftführer Walter Voigt, O. ıı2, 

Weichselstrasse 18; II. Vorsitzender Paul Lange, 
Steglitz, Thorwaldsenstrassse 22; II. Schriftführer 
R. Sommerburg, Charlottenburg, Sophie-Charlotten- 
strasse 79. Die Kollegen Prenzel und Rudolf sind 
ohne Aemter. Anfragen sind zu richten an den ]. Vor- 
sitzenden Fritz Schmid, Hochmeisterstrasse 6. 

I. Vorsitzender: I. Schriftführer: 

Fritz Schmid. Walter Voigt, 


— ZurBeachtung! Zur Illustrierung eines fach- 
geschichtlichen Werkes: „Zur Geschichte der Photo- 
graphie Einführung und Entwicklung der Daguerreo- 
typie in Berlin, 1839— ı860" wird von unterzeichnetem 
Autor noch folgendes Bildmaterial bzw. nur Repro- 
duktionsabzüge davon gesucht: Daguerreotypien jeder 
Art, besonders Ansichten von Berlin und Porträts be- 
kaunnter Persönlichkeiten, soweit sie Berlin betreffen 
oler in Berlin erzeugt wurden. Freundliche Unter- 
stützung und Nachweis über das Vorhandensein der- 
artiger historischer Werte erbittet Wilhelm Dost, 
Mitglied des Vereins für die Geschichte Berlins, 
Berlin N 24, Elsässer Strasse ı/2, Rosentaler Platz. 


— Nach einer Zuschrift, die uns aus Brake in Lippe 
zuging, soll sich an diesem Orte mit 2000 Einwohnern, 
benachbart von einem Dutzend Dörfern, einem streb- 
samen Photographen günstige Gelegenheit zur Nieder- 


lassung bieten. Wegen Wohnungsmangels müsste Be- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 






m 0 or De anne nn man nen Sonn — mean sem — - 


treffender zunächst ohne Familie zuziehen. Der Ort 
liegt unmittelbar an der Bahnstrecke Hameln-Bielefeld, 
Zu weiterer Auskunftserteilung ist Herr Benkelberg 


daselbst gern bereit. 
-I It 


Fragekasten. 
Technische Fragen. 


Frage 31. Herr R.v. D. in E. Ich bezog vor 
mehreren Jahren die elektrische: Müllerlampe (mit 
Koblenstiften) aus Hamburg für Gleichstrom. Auf der- 
selben steht 270 Volt, 6 Ampere. Nun haben wir seit 
kurzem statt Gleichstrom Drehstrom erhalten, und 
bitte ich um Auskunft, ob ich die Lampe weiter ge- 
brauchen kann und welche Aenderungen evtl. nötig 
wären. Die anderen Lampen haben jetzt auch 220 Volt, 
früher 110 Volt. 

Antwort zu Frage 37. Die Koustruktion der be- 
treffenden Lampe ist uns leider nicht bekannt, so 
dass wir Ihnen über die Verwendung derselben für 
Drehstrom keine Auskunft zu geben vermögen. Sie 
werden am besten sich in dieser Angelegenheit an die 
herstellende Firma wenden. 

I vage 32. Herr B.R. in M. Ich babe mir für 
Herstellung schwacher photographischer Vergrösse- 
rungen einen Apparat selbst gebaut, bei dem ein 
hängendes Gasglühlicht (Miniaturbrenner) als Licht- 
quelle dient. Der Apparat ist demgemäss senkrecht 
aufgestellt und der Kondenser hat ı5 cmı Durchmesser, 
womit ich eine 9:12 cm-Platte auszeichnen zu können 
hoffte. Die Vergrösserung findet auf 13:18 cm statt, 
und es dient dazu ein Goerz-Dagor von ı5 cm Brenn- 
weite. Alle Versuche mit diesem Apparat sind aber 
bis jetzt fehlgeschlagen, da es mir bis jetzt unmöglich 
war, gleichmässig erleuchtete Negative zu erhalten. 
Es bildet sich immer eine Andeutung des Strumpf- 
musters des Glühkörpers auf dem Vergrösserungs- 
papier. Verschiebe ich den Gasglühlichtbrenner nach 
oben, d.h. wenn ich ihn weiter vom Kondeuser ent- 
ferne, so verschwindet zwar das Muster, aber die Ecken 
des Negativs werden nicht mehr gut ausgezeichnet, es 
tritt vielmehr dort ein dunkler Rand auf; wenn ich 
die Lampe näher an den Kondenser bringe, bekomme 
ich auch kein Strumpfmuster, aber in diesen Fall eine 
noch wesentlich ungleichmässigere Beleuchtung. Je 
mehr ich das Objektiv abblende, desto schlimmer 
werden die Fehler, da die Beleuchtung um so un- 
gleichmässiger wird und ausserdem das Muster um so 
kräftiger hervortritt. Wie kann hier abgeholfen werden? 

Antwort! zu Frage 32. Das einzige wirksame 
Mittel ist die bekannte Methode der Einschaltung 
einer matten Scheibe zwischen Lichtquelle und Negativ, 
die in diesem Fall zweckmässig dem Negativ mög- 
lichst nahe gebracht wird, d.h. also am besten un- 
mittelbar auf den Kondenser zu legen ist. Wenn daun 
die Lanıpe so eingestellt ist, dass die Beleuchtung des 
Negativs möglichst gleichmässig ist, erhält man nach 
Einschalten der Mattscheibe ein zwar sehr viel licht- 
schwächeres, aber vollkommen strukturloses Bild. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Hılle a.5. Druck uud Verlaz voa Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 

Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıq. | 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
6 Mk., mit dem „Atelier" zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
er 


Somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Aut- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 27. 





Farbige Negativschleier. 


Eine allgemeine graue Verschleierung des 
Negativs, sei es durch Ueberbelichtung, sei es 
durch zu rapiden Entwicklungsgang, kann durch 
vorsichtige Behandlung mit Klärbädern oder 
Abschwächern beseitigt werden. Jedes Lehrbuch 
verbreitet sich über diese Schleierart näher und 
gibt Rezepte zu den erforderlichen Bädern. 


Weniger eingehend findet man die farbigen und - 


doppelfarbigen (dichroitischen) Schleier berück- 
sichtigt, und viele Amateure sind über das 
Wesen dieser Erscheinungen, ihre eigentlichen 
Ursachen, völlig im unklaren. In der „Camera“ - 
Philadelphia wird diesem Gegenstande eine 
längere Betrachtung gewidmet, und wenn diese 
Ausführungen auch nichts Neues enthalten, so 
verdient dieses Kapitel doch wieder einmal eine 
Durchsprache. | 

Eine Grünfärbung gehört meist einer dichroi- 
tischen Schleierung an; diese erscheint bei Auf- 
sichtbetrachtung grünlich, in der Durchsicht da- 
gegen blassrot. Die mikroskopische Prüfung 
solcher zweifachen Schleierfärbungen hat ergeben, 
dass wir es mit metallischen Silberformen zu 
tun haben; die Farbe wird durch die Grösse 
der Partikel bestimmt, die kleineren erscheinen 
rot, die grösseren grün oder blau. 
| Der dichroitische Schleier bildet sich im 
Entwickler oder im Fixierbad. Damit der Schleier 
im Entwickler zustande kommt, muss irgend ein 
Lösungsmittel für Bromsilber, wie Ammoniak 
oder ein Uebermass von Natriumsulfit gegen- 
wärtig sein, wobei dann unter gewissen Be- 
dingungen das gelöste Silber in metallisches 
Silber in äusserst fein verteiltem Zustand über- 
geführt wird, namentlich in den Schatten oder 
in den unbelichteten Teilen der Emulsionsschicht, 
wo bei der Entwicklung Bromid bestehen blieb. 
Besonders der Pyroammoniakentwickler fördert 
leicht dichroitischen Schleier, und zwär vor- 
nehmlich bei feinkörnigen Emulsionen sowie bei 
langer, gequälter Entwicklung. 

In den meisten Fällen bildet sich jedoch der 
dichroitische Schleier im Fixierbad, wenn dieses 


8. Juli. 


Rundschau. 


1921. 


[Nachdruck verboten.] 


nicht sauer ist oder bereits erschöpft ist. Solche 
Bäder enthalten einen Ueberschuss an gelöstem 
Silber und gebrauchtem Entwickler. Bei den 
alten Fixierbädern wird Silber langsam aus der 
Emulsion herausgelöst, ein Teil davon wird 
durch den alten Entwickler in fein verteiltes 
metallisches Silber übergeführt und damit der 
Schleier hervorgebracht. Man sollte daher nie- 
mals Fixierbäder zu stark ausnutzen. 


Es ist auch möglich, dichroitischen Schleier 
mit einem frischen reinen Fixierbad zu erhalten, 
wenn darin durch mit der Schicht hineingetragene 
Entwicklerlösung das Silbersalz zu dichroitischem 
Silber übergeführt wird, was namentlich statthat, 
wenn die Gelatineschicht sehr dick ist und wenn 
Entwickler- und Fixierlösungen warm sind. 
Andernfalls hat der Entwickler nicht genügend 
Zeit, aus der dicken, durch Wärme weiterbin 
aufgequollenen Schicht zu diffundieren, bevor 
das Fixiernatron das unbelichtete Silber heraus- 
gelöst hat. Eine langsam fixierende Emulsion 
begünstigt also den dichroitischen Schleier. 

Dichroitischer Schleier kann auch in frischen 
Fixierbädern auftreten, wenn zwei Filme Schicht 
an Schicht zusammenhaften und damit Entwickler . 
einschliessen. Gewöhnlich resultiert hierbei, in- 
folge ungenügenden Vorhandenseins von Fixier- 
natron, aber Ueberschuss an Entwickler, der 
grüne Schleier. 

Um den dichroitischen Schleier möglichst 
zu verhüten, benutze man saure Fixierbäder, 
erneuere diese rechtzeitig und spüle die Platten 
bzw. Filme nach dem Entwickeln zunächst ab. 
Ein anderes Mittel zur Vorbeugung besteht in 
dem Gebrauch von Jodkali, man setzt davon 
etwa 1,5 g auf ı Liter Entwickler zu. Dieses 
wandelt das gelöste Silber in Jodsilber um, das 
nicht so leicht reduzierbar ist. 

Um Negative von dichroitischem Schleier zu 
befreien, taucht man die Platte in eine ı prozentige 
Lösung von Zyankalium. Sobald man eine 
Schwächung des Bildes selbst wahrnimmt, ist 
die Platte unter der Wasserleitung abzuspülen. 
An Stelle des giftigen Zyankaliums kann auch 


2] 


212 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


BE gr BEE al ze 


das weniger gefährliche Thyokarbamid in folgen- 
der Lösung genommen werden: 


Thyokarbamid 10 g, 
Zitronensäure . 5» 
Wasser . 500 ccm 


Lumiere und Seyewetz empfehlen ein 
Baden der Platte in einer Kaliumpermanganat- 
lösung 1:1000, diese löst den Schleier in kurzer 
Zeit. Hierbei schlägt sich in der Schicht Mangan- 
dioxyd nieder; um letzteres zu entfernen, wird 
die Platte in eine Lösung von Natriumbisulfit 
gelegt. Permanganat beseitigt sowohl den im 


Entwickler als im Fixierbad entstandenen Schleier. 
— Allgemein für die Beseitigung von farbigen 
und dichroitischen Schleiern wird auch derart 
verfahren, dass man die Platten zunächst in 
einer Lösung von 


Bromkali ah 2g, 
Kupfersulfatt . . . . . RR 
Zitronensäure . . . . 2, 
Wasser . . 2.20 100 cem, 


bleicht, gut wässert und dann (bei Tageslicht) 
mit einem Entwickler wieder zurückentwickelt. 


IL Ir 


Zusammensehluss der Photographen in der Tseheeho-Slowvakei. 


Die Genossenschaft der Photographen für 
die nördlichen Gerichtsbezirke des Reichenberger 
Handelskammersprengels versendet an alle Photo- 
graphen der Tschecho -Slowakischen Republik 
folgendes Rundschreiben: 


Die gegebenen Verhältnisse in unserem Staate 
einerseits, Schmutz- und Schleuderkonkurrenz, unbe- 
fugte Elemente und Vergrösserungsreisende anderer- 
seits haben es mit sich gebracht, dass unser Gewerbe 
speziell in den Industriebezirken ganz daniederliegt! 
Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, um 
unseren Stand wieder aufzurichten! Dies kann nur 
durch engsten Zusammenschluss aller Kollegen ge- 
schehen. Nehmen wir uns ein Beispiel an anderen 
Gewerben, die dank ihrer straffen Organisation heute 
achtunggebietend dastehen und deren Mitglieder wirt- 
schaftlich aufs beste situiert sind. Wir haben eine 
Hochkonjunktur hinter uns und müssten heute in 
ebensolchen Verhältnissen sein. Dass dies nicht der 
Fall ist, hat seinen Grund in dem Raubbau, der in- 
folge Desorganisation unseres Berufes Orgien feiert. 
Die unterzeichnete Genossenschaft, welche seit 16 Jahren 
besteht, hat für ihre Mitglieder schon viel Wohltätiges 
leisten können und war hervorragend daran beteiligt, 
als es sich darum handelte, den Befähigungsnachweis 
für die Porträtphotographie zu erzwingen. Durch 
unsere Mithilfe gehen auch die Kollegen des Egerer 
Handelskammerbezirkes daran, eine eigene Fach- 
genossenschaft zu gründen. Den Nutzen, den eine 
straffe Organisation hat, dürfte wohl heute niemand 
mehr unterschätzen. Als eine neue Errungenschaft 
kann der Umstand betrachtet werden, dass wir im 
Vereine mit den tschechischen Genossenschaften es 
durchsetzen, dass die sogenannte „freie Photographie“ 
auch in das handwerksmässige Gewerbe einbezogen 
werden wird. Alle die Vorteile aufzuzählen, welche 
eine Genössenschaft bringt, überschreitet den Zweck 
dieser Zeilen, und verweisen wir auf den in der 
„Photogr. Chronik“ erscheinenden Artikel unseres Ge- 
nossenschaftsmitgliedes Herrn A. Iser, Reichenberg, 
über Zwecke und Ziele der Genossenschaften. Noch 
stehen uns aber weitere Aufgaben bevor, um unseren 
Stand an jene Stelle zu rücken, wo er seinem Wesen 
nach hingehört. 


.Standesbewusstseins beitragen kann. 


Grundbedingung hierzu ist aber die Mitarbeit aller 
Kollegen und infolgedessen auch der Zusammenschluss 
aller. Zu diesem Zwecke, und um allen bisher fern- 
stehenden Kollegen Gelegenheit zu geben, mit uns in 
Fühlung zu treten, haben wir im Verein mit der neu- 
zugründenden Egerer Genossenschaft die Abhaltung 


eines Ä . 
Photographentages in Karlsbad 


am I. August d.)J. 


angesetzt. Hier soll beraten und alles besprochen 
werden, was zur Hebung unseres Standes und unseres 
Auch soll eine 
Ausstellung photographischer Arbeiten damit verbunden 
sein, und werden alle Kollegen gebeten, passende Bei- 
träge zur Verfügung zu stellen. Aber nicht nur eine 
einmalige Zusammenkunft soll uns Photographen zu- 
sammenführen, wir wollen in dauernder Verbindung 
bleiben und Schönes und Grosses schaffen. Es wird 
deshalb an diesem Tage die Gründung des 


Reichsverbandes der deutschen Photographen 

in der Tschecho-Slowakei 
stattfinden. Dieser Reichsverband soll ferner auch den 
Zweck haben, im Zusammenarbeiten mit dem tschechi- 
schen Reichsverband alles das zu erreichen, was unserem 
Gewerbe dringendst not tut und einzelne Personen 
oder Genossenschaften nicht erlangen können. Wir 
erwähnen hier nur: Ein- und Verkaufsgenossenschaft, 
Stellenvermittlung, Kampf gegen die Vergrösserungs- 
schwindler usw. 


Photographen, rüstet euch! 


Erscheinet alle vollzählig!l Keiner versäume es, 
dieser hochwichtigen Tagung beizuwohnen. Der da- 
durch erzielte Vorteil liegt im Interesse jedes einzelnen. 
Erscheinen ist Ehrenpflicht! 

Sämtliche Berichte und Mitteilungen unserer Ge- 
nossenschaft werden von nun an im „Atelier des Photo- 
graphen“ („Photogr. Chronik“) erscheinen, und ersuchen 
wir nicht nur unsere Genossenschaftsmitglieder, sondern 
auch alle ausserhalb stehenden Kollegen, unsere Mit- 
teilungen regelmässig zu verfolgen. Jene Kollegen, 
die mit uns eines Sinnes sind und den Photographen- 
tag in Karlsbad besuchen werden, mögen ihre An- 
schrift umgehendst an Kollegen Wilhelm Smoll, 
Photograph, Komotau, bekanntgeben, damit wir bezüg- 
lich der Raunifrage usw. vorsorgen können. 


Das deutsehe Ausstellungswesen der Zukunft. 
Von Grienwaldt- Wartburgstadt. 


Voraussetzend, dass mein Aufruf in der Fach- 
presse so weit im Gedächtnis — alle deutschen Fach- 
leute unter eine Ausstellungsleitung zu einen, um 
in einer Jahresbilderschau dem Publikum wie der 


Fachwelt die Höchstleistungen auf den verschiedenen 
Gebieten der Photographie vor Augen führen zu können, 
will ich denselben heute näher begründen: Nicht an 
den Central-Verband, nicht die Gesellschaft Deutscher 





Lichtbildner, nicht an Innungen, Verbände und Ver- 
eine babe ich mich gewandt, weil ich mir bewusst war, 
auf dem Wege steckenzubleiben, denn sämtliche Ver- 
einigungen wirken naturgemäss auf ihre Mitglieder, 
sich ihrem gegebenen Rahmen anzupassen. Meine 
Absict aber geht darüber hinaus, einen zukünftig 
besseren Zustand für die Allgemeinheit durchzu- 
setzen, und in felsenfester Ueberzeugung, wir können 
vorwärts und aufwärts nur durch jährliche, grosszügige 
Bilderschau kommen, sandte ich meinen Aufruf hinaus, 
der zunächst die Gleichgesinnten auf den Plan rufen 
sollte. 

Einen verstärkten Willen unter deutschen Fach- 
leuten zu schaffen, die Jahresausstellung als etwas un- 
bedingt Notwendiges, Förderndes anzuerkennen, 
musste auf diesem Wege bis zu der Erkenntnis 
durchgeführt werden: Wir wollen und wir müssen! 
Sonderinteressen dürften hierbei keine Rolle spielen, 
können dagegen später fein erwogen und, wo berechtigt, 
vorteilhaft ausgewertet werden. Arbeiter einer gemein- 
samen grossen Sache zu sein, das ist die Ueber- 
schrift zu dem, was wir vorhaben. Durchdrungen von 
dem Gefühl, was uns not tut, ziehen wir den Kreis 
um Alle, die im photographischen Beruf stehen. Nie- 
manden verdrängen, der zum Licht strebt, Eigen, 
brödeleien nicht dulden, die die Einigkeit gefährden, 
sei sorgsamster Beobachtung empfohlen, und ein sorg- 
sam gewähltes Schiedsgericht müsste das Erste sein, 
diese hohe Aufgabe zu hüten und zu bewachen. 

Vor langen Jahren habe ich mich dahin aus- 
gesprochen, die Fachphotographie werde sich später 
in zwei Lager teilen — die künstlerische Photographie — 
die Dutzendware. Das ist mittlerweile allerorts in mehr 
oder weniger prägnanter Weise geschehen, was aber 
gleichzeitig geschehen ist, ist gegenseitige Bekämpfung 
mit Geringschätzung, der eine versteht den anderen 
nicht mehr oder — noch nicht. Sobald wir in den 
zwei Richtungen ihre ureigensten Ziele verfolgen, ihre 
Wesenheit klarstellen, können sich künstlerische Be- 
tätigung und technische Höchstleistung auf Aus- 
stellungen in getrennten Klassen sehen lassen, ohne 
befürchten zu müssen, in ewig unlöslichkem Kampf 
und Nichtverstehen beharren zu bleiben. So sollen 
und müssen künftige Ausstellungen den rechten Grad- 
messer angeben. 

Man denke sich einen leichtfasslichen, doch krassen 
Vergleich: Zwei Tischler beschicken eine Möbelaus- 
stellung. Der eine zeigt, wie er einen bequemen, 
handfesten Sarg nach gutem bewährten Muster „hand- 





werksmässig“ korrekt zu zimmern weiss, ‘der andere 
stellt einen Altarschrein, nach eigener Idse künstlerisch 
geformt und ausgebaut, aus. Warum sollten die beiden 
Aussteller sich gram sein? Warum sollen zwei Richtungen 
nebeneinander nicht bestehen können, die eine aus 
äusserer Notwendigkeit, die andere aus innerer? 

Ich meine und halte daran fest: Um geschlossen 
unter eine grosse Ausstellungsleitung zu kommen, 
müssen wir in Zukunft unbedingt zu einer Klassi- 
lizierung schreiten, wir dürfen das echt Handwerks- 
mässige dem Künstlerischen zuliebe nicht fallen 
lassen. Sind wir uns darin einig, haben wir die 
grösste Schwierigkeit überwunden, und ich gebe mich 
der guten Hoffnung hin, wir werden in unseren Reihen. 
tüchtige Organisatoren und Finanzgenies finden, zu 
unserem Ausstellungstempel Stein auf Stein zu setzen. 

Die Mittel, aus allen Innungen, Bünden, Vereinen 
und Verbänden mit staatlichem, städtischem und in- 
dustriellem Zuschuss zusammengetragen, müssten uns 
in den Stand setzen, jährlich eine Bilderschau zu ver- 
anstalten, von der unter Einfügung von Vorträgen, 
Führungen, Kritiken usw. Fachmann und Publikum 
ihre Anregung empfangen, und manches Missverständnis 
dürfte sich klären, über das wir ohne sie nicht hinaus- 
kämen. 

Der Antrag an den C. V. ist von einer Reihe 
deutscher Fachleute überreicht, wir erwarten nunmehr, 
als Spitzenverband aller deutschen Fachverbände 
der photographischen Branche reicht der C. V. die 
Hand, an die sich die Kette befestige, die nach Um- 
schlingung des Ganzen auch wieder in seine Hand 
zurückgeleitet werde, nicht weil er C. V. heisst, 
sondern weil wir glauben, dass sich alle übrigen gern 
fügen werden, in die Kette zu treten, überzeugt, an 
dem Ganzen mitschaffen zu helfen, um eigene Er- 
fahrungen, eigene Interessen, eigene Vorzüge mit ver- 
werten zu können. Dann erleben wir einen Wettstreit, 
in dem um die Krone tätigster Mitarbeit an künftigen 
Reformen und dem Ausbau des deutschen Aus- 
stellungswesens gekämpft wird, und es wird ein segens- 
reicher Kampf sein, der die Geister anregt und ihnen 
ein höhefes Ziel weist als zersplitternde Kleinarbeit. 
Und wenn in der Arbeit unseres kunstgewerblichen 
Handwerks das deutsche Gesicht geformt werden soll, 
dann muss es sich zeigen, ob die Not uns aufwärts 
gedrängt hat, es wird sich zeigen, ob deutsche Fach- 
leute die Mahnungen der Zeit richtig gewertet und 
den Hebel dort angesetzt haben, wo er seine „erhebende“ 
Wirkung nicht verfehlt. 


U] 


Innungs- und Vereinsnaechriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Wodhe eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Hessiseher Photographen -Bund (E. Y.). 

Auf unserer letzten Frankfurter Tagung wurde 
beschlossen, die Feier des zehnjährigen Bestehens 
unseres Bundes am Montag, den 22. August, iu 


Darmstadt zu begehen. Wir geben unseren Mitgliedern 
dies jetzt schon bekannt, damit sie bei etwaigen Reise- 
dispositionen diesen Festtag in Rücksicht ziehen 
können, da wir mit der Beteiligung aller unserer Mit- 


27" 


an4 





glieder und deren Damen rechnen. Nähere Mitteilungen 
erfolgen noch persönlich. 


Für den Vorstand: 
1. A: Albert Fraatz, Schriftführer. 





2 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter - 
felde, Bootlistrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str.ı2, Amt Uhland 6206. 
— Geschäftsstelle und Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser-Wilhelm-Platz 2, Amt Stephan 4480. — Biblio- 
thek: Fräulein Pflug, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6, Amt 
Lützow 1224. — Rechtsauskünfte: Fritz Hansen, Berlin S59, Hasen- 
heide 47, Amt Moritzplatz 6391. — Sterbekasse des C.V. und Diplom- 
kommission: Frangols Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı. 


Für Fabrikanten photographischer Artikel sowie 
den Berliner Photohandel wird folgende Entschliessung 
von grossem Interesse sein, die hiermit zur allgemeinen 
Kenntnis gebracht wird. Gleichzeitig laden wir alle 
Fabrikanten und Händler freundlichst ein, Wünsche 


hinsichtlich Placierung sowie ihre Teilnahme an der 


Veranstaltung baldmöglichst bekanntzugeben. 


Auszug aus dem Protokoll. 


„Ata 4. Oktober wird in den Räumen des ‚Berliner 
Sezessionshauses‘, Kurfürstendamm 232, eine Ausstellung, 
Die Deutsche Photo-Industrie, erüsfnet werden. 
Sie soll die bestgeeigneten photographischen Hilfs- 
mittel vereinigen und andererseits eine Belebung der 
photographischen Technik anzustreben versuchen. In 
engster Verbindung mit der Ausstellung wird eine 
Tagung sämtlicher Berliner Berufs- und Lieb- 
haber-Photographenvereine abgehalten werden.“ 


Zur Ergänzung mögen noch folgende, den Um- 
fang der Ausstellung erläuternde Angaben dienen, ohne 
sie damit erschöpft zu haben. Die Ausstellung soll 
umfassen: Spezialvorführungen der optischen Anstalten, 
der Kameraindustrie, Trockenplattenfabriken, Fabriken 
photographischer Papiere. Ferner sollen sämtliche 
neueren Techniken, an ihrer Spitze auch das 
elektrische Licht, vorgeführt werden. Die Fortschritte 
auf dem Gebiete der kinematographischen Auf- 
nahme- und Vorführungsapparate sollen be- 
sonders gewürdigt werden. Erwünscht sind 
ferner alle Einrichtungen zur Ausübung von Bromöl-, 
Gummi-, Pigmentdruck usw., ebenso Vergrösserungs- 
‘und Kopierapparate. Erläuterungen hinsichtlich der 
Tonungsmöglichkeiten unserer Kunstlichtpapiere. Ver- 
besserte Entwicklungsverfahren im Negativprozess. 
Ausstellung der Bilder, Zusammenstellungen von Luxus- 
papieren, wirkungsvolle Einrahmungen, Reklamemög- 
keiten. 

Anfragen und Anmeldungen direkt an die Ge- 
schäftsstelle der „Berliner Photographie“, Berlin W, 
Duisburger Strasse ı2. Fernruf: Uhland 6206. 

Der Vorstand. 


— 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONI. 





Photographen -Zwangsinnung 
für die Gebiete Sachsen-Altenburg und 
Reuss (Sitz: Gera, R.). | 
Niederschrift der ıı. Innungs- Hauptversammlung 
am 22. Februar in Gera R., „Gewerbehaus“, 
Der Obermeister, August Lutz-Gera, eröffnet die 
Versammlung ıo Uhr vormittags, begrüsst die er- 
schienenen Herren Kollegen herzlichst, geht dann zur 


Tagesordnung über und erstattet einen ausführlichen 


Geschäftsbericht. 

Hierauf hielt der Kassierer, Kollege Freytag- 
Zeulenroda, einen genauen Vortrag über die Kassen- 
verhältnisse (Einnahme 1920: 1700,66 Mk., Ausgabe 
1307,58 Mk. Bestand am ı2. Februar 1921: 1166,38 Mk.), 
die von den Kassenprüfern geprüft und richtig befunden 
worden waren. Daraufhin wurde dem Kassierer von 
der Versammlung Entlastung erteilt. Nach verschie- 
denen Aussprachen wurde der Beschluss gefasst, den 
Mitgliedsbeitrag von 25 Mk. auf jährlich 4o Mk. zu 
erhöhen. Dann wurde der Haushaltplan für 1921 
durch die Versammlung festgelegt und genehmigt. 


Derselbe ergab einen Umsatz von 2555 Mk. 


Satzungsgemäss scheiden die Kollegen König- 
Altenburg und Otte- Kahla aus dem Vorstande aus, 
und werden beide von der Versammlung wieder- 
gewählt. Als Entschädigung für die Meisterbeisitzer 
bei Gehilfenprüfungen wurde ein Betrag von ı5 Mk. 
genehmigt, während die Gehilfenbeisitzer tarifmässig 
entschädigt werden sollen. Anschliessend wurde fest- 
gelegt, die Prüfungsgebühr für Lehrlinge von ı5 Mk. 
auf 30 Mk. zu erhöhen. Laut Beschluss der Versamm- 
lung werden die Strafen für Fehlen in der Hauptver- 
sammlung $ 22 nach längerer Debatte wie folgt er- 
höht: Auswärtige Mitglieder zahlen für Fehlen 10 Mk., 
einheimische Mitglieder 20 Mk. Ferner soll das Fehlen 
in einer Herbstversammlung straffrei sein. 


Als Kassenprüfer werden die Kollegen Loeffel 
und Schramm wiedergewählt. 

Daun wird abermals auf die Einrichtung der 
Sterbekasse des C. V. hingewiesen und bemerkt, dass 
der Beitritt bis zum 50. Lebensjahre erweitert ist. 


Als nächster Ort unserer Herbstversammlung für 
Anfang September wird Altenburg als der geeignetste 
bestimmt. Dann wird beschlossen, für den im Julid. J. 
in Frankfurt a. M. abzuhaltenden Verbandstag des C. V. 
unseren Obermeister als Vertreter zu entsenden. 


Um allen Mitgliedern in dieser schweren Zeit ihre 
Existenz sichern zu helfen, haben die Geraer Kollegen 
der Versammlung nach Unterlagen verschiedener Ge- 
schäfte, die jetzt zeitgemässen üblichen Preise für 
Photographien staffelweise mit einem Spielraum zu- 
saımmengestellt und vorgelegt. Diese Preise sollen die 
Durchschnittsrichtpreise sein und wird allen Mitgliedern 
gedruckt zugeschickt. 

Die Versammlung wurde wieder von vielen Fabriken 
und Handlungen mit Mustern, Offerten und neuen 
Preislisten beschickt, so dass auch hierdurch den 
Besuchern vieles Neue gezeigt wurde. Vor allem ge- 
denken wir, der uns freundlichst von der Kunstanstalt 





Eduard Blum-Berlin zur Verfügung gestellten Samm- 
lung „amerikanischer Bilder", die durch ihre Schön- 
heit und Vielseitigkeit das grösste Interesse aller An- 
wesenden in Anspruch 'nahmen. Wir sprechen der 
Firma noch hierdurch im Namen der Versammlung 
unseren Dank aus und hoffen, auch in Zukunft des 
öfteren mit ähnlichen Ausstellungen und Sammlungen 
beschickt zu werden. 


August Lutz, 
Obermeister. 


Gustav Fuchs, 
Schriftführer. 
u 0 2. ze 


Photographeninnung zu Hildesheim 
für den Regierungsbezirk Hildesheim. 
Bericht über die 30. Innungsversammlung 
am 25. Mai im „Gildesaale des Knochenhauer,- Amts- 


hauses“ (Kunstgewerbehaus) zu Hildesheim, vor- 
mittags Io Uhr. | 
Punkt ı. Vorstandsbericht. Hier ist als Wesent- 


liches mitzuteilen, dass am 17. März in unserem 
Prüfungslokale, Photographenklasse der Kunstgewerbe- 
schule, die Lehrlinge Marie Bartels, Ella Bölsing, 
Elsbeth Damm, Christel Putzke, Alma Rohr- 
mann, Auguste Weber vor unserem Gehilfen- 
prüfungsausschuss die Gehilfenprüfung mit Auszeich- 
nung bestanden haben. Alle fünf erhalten die Iunungs- 
belohnung. | 

Am 29. Äpril bestanden vor dem Meisterprüfungs- 
ausschuss der Handwerkskammer Hildesheim im gleichen 
Prüfungslokale die Meisterprüfung die Herren Theddy 
Herold - Göttingen, Niels Spicker- Hann. Münden 
und die Gehilfen Guste Springmeier-Einbeck und 
Paul Ernst- Hildesheim. 

Die Gehilfenprüfungs- und Meisterprüfungsarbeiten 
waren heute ausgestellt. 

Auf Ersuchen der Aufsichtsbehörde musste vom 
Vorstand die Liste der rückständigen Beiträge zur 
zwangsweisen Beitreibung eingereicht werden. Das 
war manchem der Betroffenen nicht angenehm, und es 
entwickelte sich daraus ein sehr lebhafter Schrift- 
wechsel, in welchem es selbst nicht an Beschimpfungen 
und Vorwürfen für den Vorstand fehlte. Wir können 
nur dringend empfehlen, nach Erhalt der Innungs- 
rechnungen zu zahlen, da rückständige Beträge auch 
in diesem Jahre eingereicht werden müssen. 

Anträge waren eingegangen vom Gehilfenausschuss 
der Innung auf Erhöhung der Gehaltssätze. Ferner 
von Herrn L. Mend verschiedene Anträge, welche bei 
den Punkten und zur Erledigung kommen. 

Behufs Veranstaltung eines Wettbewerbes für 
Tagesarbeiten hat Herr L. Mend zwei Stlicke Kriegs- 
anleihe A ıoo Mk. gestiftet, hierzu fügte der Vorstand 
noch drei Preise im Betrage von Ioo Mk. hinzu. Da 
jedoch nur drei Bewerbungen erfolgt waren, beschloss 
die Versammlung, die Innungspreise ausfallen zu lassen 
und nur die beiden Preise von Mend zu vergeben. 
Die Versammlung wählte im Anschluss hieran als Preis- 
tichter die Kollegen Herold, Udolf und Linden- 
berg, denen als Noru bis 5 Punkte gesetzt wurden, 
so dass der mit der höchsten Punktzahl auch der 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Die Herren begannen ihr Amt so- 
fort einzeln und übergaben ihren Entschluss auf einem 


Sieger sein würde. 


Zettel dem Obermeister. Das Ergebnis wurde zwar 
erst am Schluss der Versammlung bekanntgegeben, 
soll aber im Anschluss an Vorstehendes vorweg be- 
richtet werden. Die Arbeit mit dem Kennwort „Ilse“ 
erhält ı2, „Niedersachsen“ ıo und „Aufwärts“ 9 Punkte. 
Die Einsender waren: „Ilse“ Kollege KarlEickmann- 
Peine, „Niedersachsen“ Kollege Theodor Reinhard- 
Hildesheim, welchen nunmehr vom Obermeister je ein 
Stück Kriegsanleihe von ı00 Mk. mit Glückwunsch 
übergeben wurde. Dem Stifter der beiden Preise, 
Herrn L. Mend, wurde vom Obermeister der Dank für 
seine, des Strebens der Innung fördernde Gabe aus- 
gesprochen. | 

Vom Gebilfenausschuss ist mitgeteilt, dass Alt- 
gebilfe Herr Adolf Hauke (Atelier Neunaber) und 
Schriftführer Fräulein Alma Rohrmann (Atelier 
Wittich), beide in Hildesheim, sind. 

Punkt 2. Kassenbericht. Kollege Reinhard, 
welcher als Dritter innerhalb eines Jahres das Amt des 
Kassenführers übernommen hat, ersucht, die Abnahme 
der Rechnung erst im Herbst vorzunehmen, zumal 
bisher wenige Beträge eingegangen seien. In eine 
Besprechung der einzelnen Titel wird trotzdem ein- 
getreten, wobei die geradezu ungeheuerlichen Rück- 
stände eine lebhafte Aussprache bringen und manche 
irrige Auffassung widerlegt werden kann. ” 

Punkt 3 Haushaltplan. Es hat sich heraus- 
gestellt, dass bei den bisherigen Beitragsbeträgen die 
Innung den Mitgliedern nur wenig bieten, ja nicht 
einmal auskommen kann. Nach reger Aussprache wird 
beschlossen, zu den ordentlichen Beiträgen von 8 Mk, 
42 Mk. Zuschläge zu erheben, so dass insgesamt 50 Mk. 
gezahlt werden sollen, für Gehilfen 8 Mk., für Lehr- 
linge 6 Mk. bleibt bestehen. 

Die Strafgelder werden erhoben in Höhe von 20 Mk., 
wenn das Mitglied in keiner Versammlung im Jahre 
gewesen ist (Antrag Dirks). Jedes Mitglied muss also 
auf einer Versammlung erscheinen. 

Ein Antrag des Obermeisters, welcher seit einer 
Reihe von Jahren immer wieder vorgelegt wurde, wird 
nunmehr angenommen wie folgt. Jedes Mitglied, 
welches seine Beiträge bezahlt hat, erhält die „Photogr. 
Chronik“ (ohne „Atelier“) auf Kosten der Innung. Von 
nun an wird die Einladung zur Inuungsversammlung 
und Bericht über dieselbe regelmässig nur in der 
„Photogr. Chronik“ veröffentlicht. 

Die Entschädigung für den Kassenführer wird auf 
1oo Mk. erhöht. Für bei den Versammlungen Anwesende 
wird der halbe Fahrtbetrag 3. Klasse bewilligt. Als- 
dann wird der Haushaltplan mit 4350 Mk. auf jeder 
Seite angenommen, 


Punkt4 Tarifänderung. Der inzwischen erschienene 
Altgehilfe, Herr Hauke, wird vom Obermeister be- 


-grüsst und zunächst der Autrag des Gehilfenausschusses 


verlesen. Hierzu nimmt der Altgehilfe das Wort und 
begründet den Antrag. Es wird ein Ausschuss, be- 
stehend aus den Herren Udolf-Goslar, Herold- 
Göttingen, Dirks, Wittich und Mend-Hildesheiu ge- 


216 





wählt, welche am 15. Juni mit dem Gehilfenausschuss 
die Angelegenheit beraten und beschliessen sollen. 


Punkt 5. Vertreter zur Innungsversammlung. Auf 
der 29. Innungsversammlung war in Abwesenheit des 
Obermeisters beschlossen, in Zukunft zu den Innungs- 
versammlungen Vertreter zu senden, d. h. es sollten 
die Kollegen eines Ortes und Umgegend sich zu- 
samımenschliessen und Vertreter zur Innungsversamm- 
lung wählen. Es sollten dadurch Kosten für den 
einzelnen sowie für die Innung gespart werden. 

Auf Grund des $ ı00f, RGO., und des $ 4 des 
Innungsstatuts besteht die Innungsversammlung aus 
sämtlichen Mitgliedern, und eine Vertretung ist nur 
möglich auf Grund des $ 22 des Statuts. Demnach 
war der Beschluss vom 29. September 1920 ungültig. 
Vom Vorstand war dann ein anderer Vorschlag ge- 
macht, der aber durch den Antrag Dirks (zu Punkt 3) 
überflüssig wurde. Wenn eine Vertretung im Sinne des 
Beschlusses stattfinden soll, dann muss eine Satzungs- 
änderung in einer nur zu diesem Zwecke anberaumten 
ausserordentlichen Versammlung in Gegenwart eines 
Vertreters der Aufsichtsbehörde vorgenommen werden. 


Zur Sache sprachen eine grosse Anzahl Kollegen. 
Der Obermeister sowohl wie Herr Mend machen aber 
auf das geplaute neue Handwerkergesetz aufmerksam, 
welches die Organisationsfrage in — zum Teil — ganz 
andere Bahnen lenke und besonders jeden Berufsaus- 
übenden fassen will. Auch Vorschriften über die 
Bezirkseinteilung wird das neue Gesetz bringen, so 
dass es zwecklos erscheine, für eine möglicherweise 
kurze Zeit noch neue Beschlüsse zu fassen, zumal der 
Zweck der Innungsversammlung: „Pflege des Gemein- 
geistes und der Kollegialität“, durch eine Vertreter- 
versammlung nicht gefördert werde. Die Versammlung 
beschliesst, es beim alten zu belassen. 


Punkt 6. Infolge der durch den erwähnten Be- 
schluss hervorgerufenen irrigen Aufassung wird be- 
schlossen, die für 1920 zu erhebenden Strafgelder in 
Höhe von je 5 Mk. zu streichen. 


Punkt 7. Anträge des Kollegen Mend. a) Der 
Vorstand soll die gefassten Beschlüsse ausführen; sie 
werden, soweit sie nicht durch Beschluss zu 5 u. 6 er- 
ledigt sind, vom Obermeister mit triftigen Gründen be- 
antwortet. So sollen die Lehrlinge überwacht werden. 
Die Hildesheimer Lehrlinge kennt der Obermeister 
wie seine Westentasche, da er sie regelmässig in der 
Schule habe, die Fahrt zu den Auswärtigen ist unter- 
blieben, um der Innung keiue Kosten zu machen, aus 
gleichem Grunde ist auch die Einziehung der Beiträge 
halbjährlich unterblieben. 


b) Dann beantragt Kollege Mend, die Innung wolle 
beschliessen, folgende Anträge als Dringlichkeitsanträge 
zur Central-Verbandstagung (als ersten Punkt der Tages- 
ordnung) zu stellen: 

1. Vorstandsmitglieder des C.V. sind nicht stimm- 
berechtigt. Vorstandsmitglieder des C. V. können 
ausschliesslich nur die Vereine und Innungen ver- 
treten, denen sie angehören, Delegierte können 
ausser für ihren eigenen Verein oder Innung nur 


_PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





eine zweite Organisation vertreten bzw. für diese 
die Stimme abgeben. 

2. Wir erwarten vom C. V. eine Reorganisation, 
damit der Verband eine reine geschlossene Fach- 
vertretung darstellt, die nur aus wirklich den Beruf 
ausübenden Mitgliedern besteht, wobei die Leitsätze 
des Reichsverbandes des Deutschen Handwerks, be- 
schlossen auf der Tagung in Jena, massgebend sein 
sollen. 

3. Vorstand und Vorstandsrat können nur aus 
den Beruf ausübendeir Mitgliedern bestehen. Eine 
Verjüngung des Vorstandes ist vorzunehmen. 

4. Zur Führung der durch Vorstand, Vorstands- 
rat und Delegiertenversammlung festgelegten Ge- 
schäfte ist ein besonderer Geschäftsführer anzustellen, 
dieser hat auch die Beiträge einzuziehen. Ä 

5. Der C. V. muss es als allerhöchste Pflicht an- 
sehen, dem Genossenschaftswesen im Berufe die Wege 
zu ebnen durch Druck auf Händler und Fabrikanten 
und Herbeiführung gesetzlicher Massnahmen. 

6. Die Gründung eines Einkaufvereins ist voll- 
ständig zu verwerfen, 

7. Die zu gründende eigene Presse ist nur voll- 
ständig frei und unabhängig zu gestalten mit einem 
Fachmann unseres Berufes als Schriftleiter. 

8. Die Verschmelzung mit dem Deutschen Photo- 
graphen-Verein ist nur so vorzunehmen, dass nur 
den Berufsphotographen Stimmrecht zusteht. 

Sämtliche Anträge werden von der Innungs- 
versammlung angenommen. 

Punkt 8. Als Vertreter zur Central-Verbandstagung 
wird Kollege L. Mend gewählt. 

Punkt g. Die nächste Innungsversammlung findet 
im September in Göttingen statt. — Die Tagesordnung 
ist erschöpft, und begeben sich die Kollegen nach 
einer halbstündigen Pause zur Kunstgewerbeschule, in 
deren Vortragssaale der Vertreter der Farbenfabriken 
vorm. Fr.Bayer& Co.-Leverkusen, Herr Dr. Leubner, 
eine umfangreiche Ausstellung von Bildern auf Bayer- 
papieren veranstaltet hatte, zu denen eingehende Er- 
läuterungen gegeben wurden. Darauf führte Herr 
Dr. Leubner an Hand einer grossen Anzahl Licht- 
bilder die Versammelten in die Fabrikationsräume der 
Photopapiere genannter Fabrik. Es war ausserordent- 
lich lehrreich, die Einrichtung der Fabrik und den 
Werdegang der Photopapiere von der Herstellung der 
Emulsion bis zum Verpacken kennenzulernen. Leb- 
hafter Dank bezeugte das Interesse, mit dem die Hörer 
dem fesselnden Vortrage gefolgt waren, 

Die Firma Trapp & Münch, Aktiengesellschaft 
in Friedberg-Hessen, hatte eine Kollektion von 52 Muster- 
bildern, auf Matt-Albumin-, Temal- und Tuma- Gas- 
papier gedruckt, ausgestellt, die schönen Bilder fanden 
allgemeinen Beifall. Um den Kollegen Gelegenheit zu 
geben, das Temal- und Tuma-Gaspapier selbst probieren 
zu können, hatte die Firma Trapp & Münch 
so Musterpakete zur Verfügung gestellt, welche unter 
die Versammlungsteilnehmer verteilt wurden. 
Theodor Reinhard, 

Schriftführer, 


Herrmann Kapps, 
Obermeister, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 








Freie Photographen - Vereinigung 
für den Jagstkreis. Sitz: Aalen. 
Versammlung Montag, den 30. Mai, in Crailsheim, 
Hotel „Lamm“ (verbunden mit kleiner Ausstellung). 


Der Vorsitzende, Herr van Daalen, eröffnete die 
Versammlung ı0!/, Uhr; anwesend waren 25 Personen 
mit Frauen. Als Gast war Herr Kollege Schult- 
heiss - Günzburg zugegen. Auf der Tagesordnung 
steht als wichtiger Punkt: Vergrösserungsschwindel, 
Schul- und Schleuderphotographen,; denselben soll 
durch Verteilung von Zirkularen entgegengetreten 
werden. Kollege Hug und Klemm unterstützen den 
Vorschlag, Herr Schlossar bezweifelt den Erfolg. 
Kollege Schultheiss kann grosse Erfolge nach- 
weisen mit solchen Zirkularen. Kollege Renn bringt 
einige Bilder nach Wasow zur Ansicht und hält 
einen anregenden Vortrag darüber. Der Wunsch, hier 
einen solchen Kurs zu veranstalten, wird durchweg 
gutgeheissen. Kollege van Daalen hält einen lehr- 
reichen Vortrag über Lehrlingsausbildung und Gehilfen- 
prüfung; derselbe findet allgemeinen Beifall. Kollege 
Schneider erstattet Bericht über die Kasse; dieselbe 
wird von Herrn Hagenmayer und Vogelgsang 
geprüft und richtig befunden. Kollege Grosskopf 
stellt den Antrag, den Beitrag auf 30 Mk. zu erhöhen; 
er wird angenommen. 

Unter dem letzten Punkt „Verschiedenes“ wurde 
die Vereinigung aufgefordert, einer Einkaufsgenossen- 
schaft beizutreten, was aber bis auf weiteres zurück- 
gestellt wurde. Kollege Grosskopf schlägt vor, eine 
Zwangsinnung zu gründen und sich dem Central- Ver- 
band anzuschliessen. Auch dieser Antrag wird zurück. 
gestellt. Kollege Schultheiss hält einen halb- 
stündigen Vortrag über Einkaufsgenossenschaft und 
Zwangsinnung, welcher mit grossem Beifall auf- 
genommen wurde. Schluss der Sitzung ı Uhr 20 Min. 
Während des Mittagessens wurden wir von Frau 
van Daalen durch ein sehr gelungenes selbstverfasstes 
Gedicht überrascht (von dem eine Probe nachstehend 
veröffentlicht wird). | 


I. A.: Artur Grosskopf, Schriftführer. 


’m Photograph sei Sunntagsruh 

Die fängt glei a in äller Fruh. 

Am achte scho, kaum ischt mer munter, 
Reisst einer scho die Glock fast runter, 
A’ Bauer ist’s mit seiner Kätter, 

Und sagt: Heut bei dem schöna Wetter, 
Wenn’s im Herr Photograph tät passa, 
Möcht i a Brautbild macha lassa, 

Fünf Jahr schlag i des Deng scho a, 
Und endlich heut do komm i dra, 
Hann älles bei mir in meim Grätter, 
Da Staat von mir und meiner Kätter. 
A’ Stuba hent Sie doch für mi, 

Wo i mein Hochzeitsstaat anzieh; 
Meim Weib steckt doch da Kranz nauf d’ Frau, 
A’ bissle voller sott sie’s au, 


Des hent Sie sicher oin im Haus. 


So endlich ischt des Pärle g’richt, 


Jetzt hoisst’s bloss no: a freundlichs G’sicht, 
Und eins, zwei, drei, eh man’s gedacht, 

So ischt au scho die Aufnahm g’macht. — 
In d’ Kirch hört man jetzt Glocka läuta 
Dem Photograph darfs nex bedeuta, 

Denn ’s klopft scho wieder an der Tür, 

A’ Backfischle kommt jetzt von hier 

Und sagt: Man darf’s zu Haus nicht wissen, 
Auch hätt’ ich in die Kirche müssen, 
Doch ich muss nötig in drei Tagen 

Von mir ein gutes Bildchen haben, 

Sie machen mich recht schön, nicht wahr? 
Den Mund recht klein, das Auge klar; 
Viel ist mir an dem Bild gelegen, 

Möcht’s meinem lieben Vetter geben. — 

A’ Bauer kommt jetzt rei d’r zua 

Und sagt: Mir lässt mer z’ Haus koi Ruha 
Soll mi bei Ehne macha lassa, 
An d’ Wand na in a Tafel fassa. 

Das soll gewiss ein Kniebild sein? 

Hah jo sell scho, doch haa i g’moint, 

Der Kopf der sott doch au drauf sei, 

Des wär nett schö, mei Knie alloi. — 

Ein Fräulein, jung nicht mehr an Jahren, 
Kommt mit dem Rad jetzt angefahren. 

Ich wollt nur im Vorübergehn | 
Nach meinen Probebildern sehn, 

Doch wie sie sieht, da schreit sie naus: 

Ja, so alt seh doch i net aus, 

Au hab’ i an ganz kromma Mond 

Und ausseha tu i au net g’sond. 

Han freundlicher au gucka wölle, 

Han denkt, dass Sie des richta könna, 


. Au macht mei Taillie so viel Falta, 


Noi, so a Bild kann i net b’halta; 

D’ Frisur die tut mir au net passa, 

I will mi no mal macba lassa! — 

Am Spiegel steht a jonger Mann, 

Zupft an seim Bärtle, was er kann: 
Herr Photograph, i hätt a Bitt, 

Mei Bärtle tut halt gar net mit, 

Tät gern a Märkle weiter zahla, 

Wenn Sie mir’s auf dem Bild gross mala. — 
Scho wieder klopft's, "es tritt herein 

Ein Fräulein, die vom Land könnt sein. 
O, bitte schön, tät’s Ihne passa, 

I möcht’ mi gern frisieren lassa, 

Und wenn Sie’s net geniera tät, 

Hätt’ i au gern a Kuiebild g’het, 
Zwölfmal von mir grad vorna runter, 
So möcht i’s haba, sagt sie munter. 

Sie wird frisiert, und mit Bedacht 

Wird jetzt a schöne Stellung g’macht. 
's ischt alles fertig. Wie ma g’nipst 
Das Fräulein schnell auf d’ Knie na sitzt 
Und sagt: I han a Kniebild wölla, 

Da muss i doch auf d’ Knie mi stella. 


OH 


Personalien. 


Herr Photograph Arthur Heinemann in 
Hainichen ist gestorben. 


er 


Aus Industrie und Handel. 


217 


Denn des muass schöne Bilder geba, 
Die freuet oin fürs ganze Leba, 

Sie wärat vielleicht au so gut 

Gebat mir an Zyllenderhuat 

Und meiner Frau an Blumastrauss, 


Neue Verkaufsniederlage. Die Leonar-Werke 
Arndt & Löwengard-Wandsbek besitzen jetzt auch 
für Frankfurt aM. und Umgegend einen Vertreter, 
Herrn Philipp Baader- Frankfurt a. M., Tönnesgasses. 


218 





Tre Ünsugnssuesmuil 


Geschäftliehes. 


Bremen. Herr Richard Ganss ist auf seinen 
Wunsch aus der Photogrosshandlung Gebr. Söhlke 
ausgeschieden und gleichzeitig hat Herr J. F.Söhlke 
die Firma wieder allein mit sämtlichen Aktiven und 
Passiven übernommen, um sie in unveränderter Weise 
fortzuführen. Die offene Handelsgesellschaft ist damit 


erloschen. ‘ 
3.4 


Kleine Mitteilungen. 
— Geschäftsjubiläum. Herr Hofphotograph 
A. Ullrich in Gablonz a. N. (Deutschböhmen), lang- 
jähriges Mitglied des Berliner Photographenvereins, 
beging am ı. Juli das 25jährige Bestehen seines Ge- 
schäftes. Der Jubilar hat im Laufe dieser Zeit sein 
Atelier durch Energie und Pflichteifer zu einem der 
angesehensten Deutschböhmens gemacht. Als Mit- 
begründer der Genossenschaft der Photographen Nord- 
böhmens, in welcher er durch 15 Jahre das Amt des 
II. Vorstehers bekleidete, ist derselbe seinerzeit mit 
ganzer Kraft für die Erteilung des Befähigungsnach- 

weises im Photographengewerbe eingetreten. 


IL ıIt— 


Fragekasten. 
Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 
Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 
werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Technische Fragen. 

Frage 33. Herr K. in D. Eine Reihe von alten 
Negativen, die jetzt wieder für meinen Betrieb sehr 
wertvoll geworden sind und die seinerzeit offenbar mit 
Eisen entwickelt wurden, zeigen einen metallischen, 
bläulichen Oberflächenschleier, der in der Durchsicht 
eine gelbliche Färbung hat und daher das gleich- 


mässige Kopieren stört, da er besonders am Rande 


Ich habe versucht, ihn dadurch zu entfernen, 
dass ich ein in starken Alkohol getränktes Läppchen 
lange darüber gerieben habe. Dadurch geht der Metall- 
schleier tatsächlich weg, aber die Arbeit fördert ausser- 
ordentlich langsam. Können Sie mir kein anderes 
Mittel empfehlen, um diesen tatsächlich nur oberfläch- 
lichen Schleier schnell zu entfernen, ohne die Negative 
zu gefährden ? 

Antwort zu Frage 33. Das beste Mittel ist eine 
mechanische Entfernung durch ein feines Schleifmittel. 
Man verfährt folgendermassen: Fein geschlänimter 
Tripel, wie er in jeder besseren Drogenhandlung zu 
erhalten ist, wird mit etwas Maschinenöl in einer 
Reibschale sorgfältig zu einem dünnflüssigen Brei ver- 
rieben. Von diesem Brei nimmt man eine kleine 
Menge auf einen Leinwandbausch und reibt damit 
schleifend den Schleier fort. Das Negativ wird, nach- 
dem der gewünschte Erfolg, was recht schnell geht, 


stark ist. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


——— ———m en en 


erreicht ist, mit einem reinen Lappen und etwas Benzin. 
wieder entfettet-und kann denn kopiert werden. Man 
muss den Schleifprozess gut überwachen, damit tat- 
sächlich nur der Schleier, nicht aber auch das Negativ 
selbst angegriffen wird. 


Rechtliche Fragen. 

Frage 4. Herr O, A. in L. Darf ein Porträtmaler 
nach einer Photographie ein Oelbild anfertigen, ohne 
den Hersteller der Photographie um Genehmigung zu 
fragen?. Ä 

Antwort zu Frage 4. Bei Porträts ist dem Be- 
steller und seinem Rechtsnachfolger nach 8 ı8 des 
Gesetzes vom 9. Januar 1907 gestattet, soweit nicht ein 
anderes vereinbart ist, das Werk zu vervielfältigen. 
Die Vervielfältigungsart ist gleichgültig. Nur die ge- 
werbsmässige Verbreitung des photographischen 
Porträts ist ohne Einwilligung des Herstellers unerlaubt. 
Der Porträtmaler muss selbstverständlich das Recht 
am eigenen Bilde wahren, so dass er die Nachbildung 
nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreiten oder 
öffentlich zur Schau stellen darf. Dr. Sch. 


Frage 5. Herr F.S. in F. Ich habe vor kurzem 
von einem Photohändler ein Dutzend Platten gekauft 
und machte damit auf der Reise Aufnahmen von 
Schulen, die aber völlig missraten sind, da die Platten 
zu alt waren. Der Händler tauschte mir zwar die 
Platten um, gab mir aber keinerlei Entschädigung. 
Ist der Händler schadenersatzpflichtig? Er gibt an, 
dass er nicht wisse, wie alt die Platten waren; auf An- 
frage in der Fabrik, aus der er sie aber nicht direkt 
bezogen hatte, wurde mir mitgeteilt, dass sie bereits 
im Sommer 1917 gegossen worden seien. Ich vermute, 
dass er die Platten im Ramschwege erworben hat. 


Antwort su Frage 5. Es ist in diesem Falle sehr 
schwierig, über die Frage der Schadenersatzpflicht eine 
zuverlässige Auskunft zu geben,. wenn nicht die im 
8 460, BGB., erwähnte arglistige Verschweigung des 
Fehlers nachgewiesen werden kann, bzw. wenn Ihnen 
beim Kauf nicht die bestimmte Zusicherung gemacht 
worden ist, dass es sich um frische Platten handelt. 
In diesem Falle hätte eine Haftbarmachung vielleicht 
Aussicht auf Erfolg, da der Verkäufer nicht diese 
Eigenschaft zusichern kann, wenn er die Platten nicht 
direkt von der Fabrik bezogen hatte. Selbstverständ- 
lich hätte der Photohändler seinerseits wieder einen 
Schadenersatzanspruch gegenüber seinem Verkäufer, 
wenn er über die wmbedingt erforderliche Qualität der 
Ware (hinsichtlich des Alters) getäuscht worden wäre. 
Wie ein etwa angestrengter Schadenersatzprozess aus- 
geht, kann man in diesem Falle gar nicht voraus- 
sehen, wenn man selbst den Fehler gemacht hat, 
nicht direkt von der Fabrik oder einem zuverlässigen 
Verkäufer die Platten zu beziehen oder sich die Taug- 
lichkeit (Frische) der Platten zusichern zu lassen oder 
sie alsbald nach der Abnahme durch eine Probeauf- 
nahme vor der Reise zu prüfen. Dr. Sch. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin -Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.$S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


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PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


219 





Centrul-Verhand Deutscher Photographen-Vereine 
und Innunsen, 3. P. 





Central-Verbandstag 1921. 


Der nächste Central-Verbandstag findet 


am Mittwoch, den 27. Juli, Donnerstag, den 28. Juli, und Freitag, den 29. Juli, 
in Frankfurt a. M. statt. 


Tagesordnung: 


1. Eingänge. 10. Die kommende reichsgesetzliche Organi- 
2. Bericht des Vorsitzenden. sation von Handwerk und Gewerbe. 
3. Bericht des Schatzmeisters. ı1. Satzungsänderung. 
A. Bericht über die Sterbekasse. 12. Innungsangelegenheiten. 
5. Darlehns- und Unterstützungskasse. 13. Zeitung. 
6. Wahl des nächsten Versammlungsortes. 14. Einkaufsgenossenschaft. 
7. Festsetzung des Beitrages. 15. Gesetzgeberische und behördliche Mass- 
8. Neuwahl der ausscheidenden Vorstands- nahmen. 
mitglieder. 16. Unlauterer Wettbewerb. 
9. Ausstellungen. 17. Verschiedenes. 


Es können nur die Sammelnamen angegeben werden, unter denen die verschiedenen 
Punkte bei der Tagesordnung einzureihen sind. 


Bei Punkt 9 der Tagesordnung werden Vertreter des Deutschen Photographen - Vereins 
und der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner teilnehmen. Dieser Punkt muss deshalb zuerst vor- 
genommen werden. 


Programm: 


Dienstag, den 26. Juli, abends: Zusammenkunft mit den Mitgliedern der Gesellschaft Deutscher 
Lichtbildner im „Thomasbräu“, I. Stock, Schillerstrasse. 


Mittwoch, den 27. Juli, vormittags 9 Uhr bis abends 7 Uhr: Verhandlungen im „Volksbildungs- 
heim“, am Eschenheimer Tor. Gemeinsames Mittagessen im benachbarten „Ihomas- 
bräu“, Schillerstrasse. Preis des Gedeckes ı5 Mk. Suppe, Fleisch, Gemüse und Zu- 
speise (kein Weinzwang). 


Donnerstag, den 28. Juli: Fortsetzung der Verhandlungen bis 7 Uhr. Vormittags 9 Uhr Vortrag 
des Herrn Dr. Schuster vom Handwerksamt Frankfurt a.M.: „Entwurf eines Rahmen- 
gesetzes über die Berufsvertretungen des Handwerks und Gewerbes“. Mittagspause 
wie am 27. Juli. Am Abend gemeinsamer Besuch von Tbeatern, \Varietes oder 
Palmengarten. Die Karten müssen vorher bestellt werden. 


Freitag, den 29. Juli, vormittags 9 Uhr: Fortsetzung der Verhandlungen bis Schluss. Falls noch 
Zeit, am Nachmittag Ausflug mit der Elektrischen Bahn nach der Saalburg. 


Aenderungen vorbehalten! 


220 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


‚Von den Frankfurter Kollegen empfohlene Hotels: 
Hotel „Salzhaus“, am Rossmarkt: Einheitspreis für alle Zimmer, inklusive Frühstück, Fremden- 
e steuer und 25 °/, Bedienung, mit einem Bett 22 Mk., mit zwei Betten das Doppelte. 


Hotel „Münchner Hof“, Hohenzollernstrasse 4, am Hauptbahnhof: Einzelzimmer ı5 Mk., Doppel- 
e | zimmer 30 Mk., exklusive 1,50 Mk. Fremdensteuer, 25 °/), Bedienung. | 


Hotel „Monopol-Metropole“, am Hauptbahnhof: Einzelzimmer, freundliches, angenehmes Zimmer, 

fliessendes Wasser in jedem Zimmer, einschliesslich erstes Frühstück mit Butter, pro 
Person 25 Mk., extra ıo °/, Fremdensteuer, 25 °/, Bedienung. 

Hotel „National“, am Hauptbahnhof (renoviert): Zimmer mit einem Bett. 29,75.Mk. mit" zwei 
Betten das Doppelte, einschliesslich Trinkgeld, städtischer Steuer und Frühstück. 


Hotel „Stuttgarter Hof“, Kronprinzenstrasse, am Hauptbahnhof: Ein Bett pro Person 27 Mk., zwei 
Betten das Doppelte, inklusive Steuer, Bedienung und Frühstück. 


Hotel „Prinz Heinrich“: Pro Person 20 Mk., ohne Bedienungskosten, Steuer und Frühstück. 


Hotel „Drei Raben“, am Hauptbahnhof: Pro Person 16,75 Mk., inklusive Steuer. Trinkgeld und 
Frühstück extra. 


Hotel „Vier Jahreszeiten“, am Hauptbahnhof: Pro Person 14,50—20 Mk., inklusive Steuer, Be- 
dienung und Frühstück, bestehend aus Tee, Kaffee, Kakao (Brötchen usw. extra). 


Hotel „Basler Hof“, Hospiz am Hauptbahnhof: Ein Bett 17—30 Mk., zwei Betten das Doppelte, 
obne Frühstück, Steuer und Bedienung. 


Hotel „Continental“, am Hauptbahnhof: Pro Bett 24 — 30 Mk., ohne Frühstück, Steuer und 
Bedienung. 

Hotel „Exzelsior“, am Hauptbahnhof (modernes Hotel): Pro Bett 37 Mk., mit Frühstück. Hierzu 
kommen 25 °/, Trinkgeld und ı0 °/, Fremdensteuer. | 

Hotel „Schweizerhof“, am Hauptbahnliof: Ein Bett 22 Mk, zwei Betten 36 Mk., zuzüglich 25 °/, 
Bedienung, ı0 °/, Steuer. Frühstück, Kaffee 3 Mk. 


Anmeldungen und Wünsche wegen Zimmer, ob mit einem oder zwei Betten, sind bis 
spätestens 20. Juli an Herrn Heinrich Junior, Frankfurt a. M.,, Rossmarkt ı5, zu richten. Durch 
-Postkarte wird den Versammlungsteilnehmern mitgeteilt, welches Hotel belegt ist. Die Unter- 
bringung durch den Verkehrsverein kann nicht stattfinden, da dieser seine Tätigkeit vorläufig 
eingestellt hat. 


Die Vereinigungen, die es bisher noch nicht getan haben, werden gebeten, recht bald 
den Namen ihres Vertreters der Geschäftsstelle mitzuteilen. 


Mit kollegialem Gruss 


Der Vorstand: R. Schlegel, Vorsitzender. 


u 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK 


Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıo. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- ° 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik® allein 
4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
der so mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Anut- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 

Nr. 28. 


15 Juli 1921. 


Gruss an die deutsehen Kollegen in der Tseheeho-Slowakei. 


Die Genossenschaft der Photographen in 
Reichenberg hat in dieser Zeitschrift, die sie 
auch zu ihrem Verbandsorgan erwählt hat, 
einen Aufruf zur Gründung eines Reichsverbandes 
der deutschen Photographen in der Tschecho- 
Sliowakischen Republik veröffentlicht. Der Ver- 
band soll mit dem Tschechischen Reichsverband 
das zu erreichen streben, was den Photographen 
not tut und was die einzelnen Personen oder 
die Genossenschaften nicht erreichen können. 

Wir wünschen unseren Kollegen zu ihrem 
Unternehmen von Herzen Glück und Erfolg 
und hoffen, dass es ihnen mit der Zeit gelingen 
wird, eine so geschlossene Vereinigung der 
dortigen Photographen zu erreichen, wie wir sie 
bei uns jetzt im Central-Verband Deutscher 
Photographen - Vereine und Innungen haben, 
denn nur Einigkeit macht stark. 

Die Schmerzen und Sorgen, ‘unter denen 


die Photographen leiden, sind fast überall die 


gleichen. Es bedarf vieler Geduld und vieler 
Arbeit, um Erfolg zu erzielen. So gern man 
möchte, lassen sich Früchte nicht von heute aut 
morgen erzielen, sondern es bedarf langer Zeit 
und vieler Mühe und Arbeit, um sie zum Reifen 
zu bringen. 

Den Central-Verband verknüpften langjährige 
freundschaftliche Beziehungen mit den Kollegen 
jenseits der früheren schwarz-gelben Grenzpfähle. 
Dem Sächsischen Photographen -Bunde waren 
sie liebe Nachbarn, und es bestanden vielfach 
lebhafte Beziehungen. 

Der unglückliche Weltkrieg hatte die vom 
C. V. angeknüpften und sorgfältig gepflegten 
Fäden fast alle zerrissen. Viele Hoffnungen, 
die wir gehabt haben, wurden durch den Krieg 
zu Grabe getragen. Im August ıg914 sollte in 





Gent eine Zusammenkunft stattfinden, auf der 
belgische, englische, französische und deutsche 
Vertreter gewesen wären. Die ı909 auf der 
Internationalen Ausstellung in Dresden an- 
geknüpften Fäden sollten fester geknüpft werden, 
um gemeinsame Ziele zu verfolgen. 

Mit den Kollegen des früher verbündeten 
Oesterreichisch- Ungarischen Staates waren nach 
ıgog die Beziehungen ganz besonders lebhaft 
und freundschaftlich, auch noch während des 
Krieges wurden sie aufrechterhalten. | 

Die Umwälzung, die der Weltkrieg gebracht 
hat, hat das alte Habsburger Reich. zerstört 
und es in eine Anzahl einzelner Staaten aus- 
einandergesprengt. Die Kollegen in den ein- 
zelnen Staaten sind uns aber darum nicht 
weniger lieb, und freuen wir uns, wenn wir 
ihnen, mögen die Staaten nun heissen wie sie 
wollen, mit herzlichem kollegialen Druck die 
Bruderhand reichen können. Es ist auch eine 
besondere Freude, mit unseren Stammesbrüdern, 
den deutschen Kollegen in diesen Staaten, in 
engere Beziehungen wieder treten zu können. 

Den deutschen Kollegen in der Tschecho- 
Slowakei rufen wir zu ihrem Verbandstage in 
Karlsbad ein herzliches „Gut Licht“ zu und 
wünschen ihnen besten Erfolg aller ihrer Be- 
strebungen. Auch wir Photographen müssen 
in unserem kleinen Kreise helfen, wieder auf- 
zubauen, was der Krieg zerstört bat, und können 
die Kollegen immer, soweit es in unseren Kräften 
steht, auf unsere Mithilfe rechnen. 


R. Schlegel, 


Vorsitzender des Central- Verbandes Deutscher 
Photographen -Vereine und Innungen, J. P., und 
des Sächsischen Photographen - Bundes. 


Zweek, Ziel und Aufgaben der Genossensehaft. 


Von Adalbert Iser-Reichenberg. 


Wenn wir Zweck und Ziel des Genossen- 
schaftswesens richtig verstehen wollen, müssen 
wir uns mit der Ursache selbst vertraut machen 


[Nachdruck verboten.] 

und auf den Ursprung eines Spezialgewerbes 
zurückgreifen. Ein Spezialgewerbe oder Berufs- 
zweig geht in der Mehrzahl der Fälle, aus dem 


28 


222 


Bedürfnis einer Vielbeit, im weiteren Sinne von 
einer einzelnen Person, dem Erfinder, auf eine 
Gruppe von Personen über, die gemeinsam oder 
jeder für sich dieses Gewerbe ausüben. Das Ge- 
werbe ist, solange es nur von einer oder einer 
kleinen Zahl von Personen ausgeübt wird, ein 
völlig freies Gewerbe. Der Staat unterlässt es, 
diesem Gesetze, vorzuschreiben, um dasselbe in 
der Entwicklung nicht zu hindern. Er wartet viel- 


mehr, dass die einzelnen Berufsangehörigen ihre _ 


inneren und äusseren Interessen selbst wahren. 

Wird nun dieses Spezialgewerbe von weit- 
blickenden, die Zukunft desselben im Auge be- 
haltenden Personen ausgeübt, so werden die- 
selben aus persönlichen Beweggründen sich zu 
einem Wirtschaftskörper organisieren und Be- 
stimmungen anstreben, die das Gewerbe vor 
Raubbau schützen und dessen Zukunft sichern. 
Diese Bestimmungen werden den Behörden be- 
kanntgegeben, um Gesetzeskraft zu erlangen, 
was dann an allen Orten gleichmässig bekannt- 
gegeben, befolgt und eingehalten werden muss. 

Der vom Gesetz vorgeschriebene Weg ist 
der, dass von einer bestimmten Anzahl von 
Personen die betreffenden Bestimmungen (Sta- 
tuten) unterfertigt und der übergeordneten Be- 
hörde zur Annahme vorgelegt werden, deren 
Aufgabe es ist, diese Bestimmungen zu prüfen, 
ob durch diese andere Berufszweige und Per- 
sonen benachteiligt oder geschädigt werden 
könnten. Ist dies der Fall, so werden diese 
Bestimmungen zwecks Aenderung der betreffenden 
Paragraphen zurückgestellt und müssen nochmals 
eingereicht werden, bis deren Genehmigung 
erfolgt. Hierauf wird von der Behörde die 
gründende Versammlung veranlasst, an welcher 
ein Vertreter der Regierung teilnimmt, teils um 
in Streitfragen objektiv Aufklärung zu geben, 
oder Bestimmungen, die gegen die Gesetze 
verstossen, nicht zur Durchführung gelangen zu 
lassen. 

Dies ist der Werdegang der Genossenschaft. 
Er scheint der logisch richtige zu sein. Wird 
dieser Weg mangels weitblickender Berufs- 
angehöriger nicht eingeschlagen, wie es in 
unserem Gewerbe der Fall war, so bleibt das 
Gewerbe auch weiterhin vogelfrei. Ist dasselbe 
von Haus aus ein gesundes, rentables, so wird 
es von fremden Elementen, die sich die not- 
wendigsten Erfahrungen aneignen, zum Raubbau 
weitlichst ausgenutzt, und wenn es dann nicht 
mehr genug ertragsfäbig ist, gleich einer aus- 
gepressten Zitrone beiseite geworfen. Anders 
aber verhält es sich bei jenen, die in ihm einen 
Lebensberuf sehen und als solchen erlernt haben. 
Für diese bedeutet das Gewerbe einen dauernden 
Besitz. Sie können und dürfen weder Raubbau 
treiben, noch zulassen, dass er von anderen 
betrieben wird. Die logische Folge ist, dass sie 
sich dagegen auflehnen und bei den zuständigen 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Zt eh 





Behörden Rechtsschutz suchen. Diese werden 
ihnen aber bedeuten, man möge sich an eine 
Genossenschaft von ähnlichen Interessenkreisen 
anschliessen, weil für sein Gewerbe keine Ge- 
setzesbestimmungen vorhanden sind. 

Damit ist der Fall der gemischten Genossen- 
schaft gegeben, in welche alle jene ehemals 
vogelfreien Gewerbe Aufnahme finden. Man 
wird aber ohne weiteres zugeben, dass z.B. 
das Bäckergewerbe, das des Zahnarztes, das des 
Schornsteinfegerss oder Photographen ganz 
andere, sogar entgegengesetzte Bestimmungen 
bedürfen. Diese Form des Gewerbeschutzes 
legt Lasten und Verpflichtungen auf, die aber 
in den meisten Fällen unzureichend sind und 
naturgemäss einzelnen Spezialgewerben nicht 
jene Förderung angedeihen lassen können, die 
zum Schutze dieser Berufe unbedingt ergriffen 
werden müssen. 

Ist dieser Zustand aber einmal eingetreten, so 
sagt man sich, der Karren ist verfahren, es hilft 
nichts mehr, als sich selbst am Raubbau zu 
beteiligen und früher oder später mit ihm zu- 
grunde zu geben. Das Interesse am Beruf 
selbst lässt nach, man rettet noch, was zu retten 
ist und unterlässt es, seine Nachkommen für 
seinen sogar als Last empfundenen Beruf heran- 
zubilden, weil derselbe entweder nicht mehr den 
zum Lebensunterbalt notwendigen Ertrag abwirft, 
oder auch aus anderen Gründen (Schmutz- 
konkurrenz u. dgl. m) keine Befriedigung 
bietet. Aber nicht alle denken so, besonders 
jene nicht, die Freude an diesem Berufe finden 
und vorwärts wollen mit ihm und durch ihn. 
Leider sind aber diese durch den Beruf selbst 
derart in Anspruch genommen, dass sie wohl 
Sorge um seine Zukunft haben, aber diese Sorge 
gern anderen überlassen. Wer findet sich aber, 
der uneigennützig genug ist, den Karren für alle 
aus dem Sumpf zu zieben? Wer will sich als 
Pferd vorspannen, um dann, wenn seine Kräfte 
nicht ausreichen, mit der Peitsche traktiert zu 
werden? Selbst der Kräftigste und mit un- 
endlicher Energie Begabte kann nur dann an 
diese Aufgabe heranschreiten, wenn er weiss, 
dass er. gleichgesinnte Kollegen hinter sich hat, 
die strengste Disziplin halten und die gemein- 
samen Bestrebungen in jeder Hinsicht, also auch 
durch persönliche Opfer, unterstützen. Wie 
schwer es ist, eine tatkräftige Leitung zu ge- 
winnen und zu erhalten, davon machen sich die 
wenigsten Kollegen einen richtigen Begriff. 
Derjenige Kollege, der dieses Amt übernimmt, 
opfert in den weitaus meisten Fällen seine 
Arbeitskraft dem Undank, weil die Erfolge 
Zukunftserfolge sind. Die Gegenwart merkt in 
den meisten Fällen überhaupt nicht, wie das 
Gewerbe allmählich emporblüht, sie merkt es 
aber auch nicht, dass das investierende Kapital 
an Wert gewinnt. Sie liest hin und wieder 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. ö 


223 





mm hm 


einmal von einem Gesetz und freut sich, dass 
man auch dort einmal an seinen Beruf denkt. 
Das scheint aber auch alles. 

Welch zähbe und aufopferungsvolle Arbeit 
aber dahinter steckt, das kommt jenen Kollegen, 
die selbst nicht mit tätig sind, überhaupt nicht 
zum Bewusstsein, weil ihnen all die Gegen- 
strömungen unbekannt sind, und deren gibt es 
enorm viele. Jedes Gesetz hat Härten; durch 
den Schutz des einen wird ein anderer ge- 
schädigt u. dgl. m. 

Der häufig schleppende Gang in der Ge- 
schäftsgebarung des Genossenschaftswesens hat 
aber seine Begründung auch darin, dass der 
Leiter desselben neben diesem Amt seinem 
eigenen Erwerb nachgehen muss, um seinen 
Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist ein 
Hemmschuh,. der unter Umständen die Erfolge 
der Genossenschaft in Frage stellt. 

Diese Befürchtungen hat auch die Reichen- 
berger Genossenschaft gehegt, als man an die 
Organisation der Egerer Genossenschaft dachte. 
Werden Sie in Ihren Kreisen Männer finden, 
die aus purer Nächstenliebe und aus Liebe zum 
Berufe ihre und ihrer Familie Existenz aufs 
Spiel setzen? Ich sage nein, und man wird 
mir beipflichten, dass ich nicht unrecht habe. 
Findet sich ein Kollege, der sich für die Inter- 
essen seines Berufes opfern will, so muss er 
finanziell so gestellt sein, dass er von einem 
Erwerb überhaupt unabhängig ist. Er muss aber 


auch ein unbeugsam objektives Urteil, als auch 


jene Willenskraft besitzen, um sich Achtung zu 
verschaffen und seine Forderungen durchzusetzen. 
Sie selbst aber haben ihm nicht nur rückhaltlos 
zu vertrauen, sondern auch seine Anordnungen 
gewissenhaft zu befolgen und erforderlichenfalls 
strengste Disziplin halten, auch dann, wenn 
Opfer von Ihnen gefordert werden. Anderen- 
falls kann er das Amt nur eine kurze Spanne 
Zeit bekleiden. Es kommen dann Nörgler und 
Bessermacher an die Reihe, um schon nach 
kurzer Zeit abermals in der Versenkung zu 
verschwinden usw.; damit ist unserer Sache 
aber nicht gedient. 

Aebnliche Verhältnisse haben wir in Reichen- 
berg. Um diesem Zustand abzuhelfen und jeden 
einzelnen mehr oder weniger zur Mitarbeit 
heranzuziehen, teilten wir die Genossenschaft 
in mehrere Sektionen ein, welch jeder ein 


Sektionsleiter, ein Schriftführer und ein Kassier . 


vorsteht. Diese drei Funktionäre werden von 
den Sektionsmitgliedern - auf 3 Jahre gewählt. 
Der Sektionsleiter ist in der Hauptversammlung 
als Ausschussmitglied vorzuschlagen und von 
dieser zu wählen. Die Sektionsmitglieder haben 
diesem Leiter dasselbe Vertrauen wie dem Ob- 
mann der Genossenschaft entgegenzubringen und 

sid auch alle seine Anordnungen ebenso zu 
befolgen. 


Die Sektionen haben je nach Bedarf Monats- 
versammlungen, mindestens aber jedes Viertel- 
jahr eine Pflichtversammlung. Von hier sind 
alle Wünsche, Beschwerden und Anregungen 
an die Genossenschaftsleitung zu richten, die 
deren Erledigung an die kompetenten Behörden 
einzureichen, auf deren sachgemässe und 
schnellste Erledigung zu drängen hat. Treten 
Fragen auf, die die Gesamtheit der Genossen- 
schaft betreffen, so hat der Vorstand eine Aus- 
schusssitzung einzuberufen, welcher der Obmann, 
dessen Stellvertreter, der Kassier und die 
Sektionsleiter angehören. Sind Beschlüsse ‚zu 
erledigen, zu deren Beratung eine grössere Zahl 
Mitglieder nötig ist, so hat der Obmann eine 
Delegiertenversammlung einzuberufen, welche 
neben dem Sprengelleiter je nach Grösse der 
Sektion auf je 20 Mitglieder noch ein Delegierter 
beizuwohnen hat, der von Fall zu Fall von der 


Sektionsversammlung gewählt werden muss. 


Durch diese Art der Organisation erscheint 
einerseits die innigste Fühlungsnahme mit den 
Mitgliedern, andererseits die grösste Leistungs- 
fähigkeit gesichert, der Obmann selbst aber von 
der Kleinarbeit entlastet. Um eine schnelle und 
gewissenhafte Erledigung aller Einläufe durch- 
zuführen, steht unserem Obmann ein gesetz- 
kundiger Sekretär und eine Schreibkraft zur 
Verfügung, die bezahlt werden, während unser 
Obmann das Amt als Ehrenamt ohne Bezahlung 
bekleidet. 

Als Verständigungsmittel haben wir das 
„Atelier des Photographen“ samt „Chronik“ als 
Genossenschaftsorgan gewählt, welches am ı. Juli 
ds. Js. allen Mitgliedern kostenlos zugestellt wird. 
Dieses Fachblatt ist in allen Kreisen der organi- 
sierten deutschen Photographen des Reiches, als 
auch von einer grossen Mehrzahl der Photo- 
graphen in der Tschecho- Slowakei, Oesterreich, 
Ungarn und der Schweiz eingeführt, so dass es 
wohl mit Recht als das Blatt der organisierten 
Photographen zu betrachten ist. Da die Firma 
Wilhelm Knapp in Halle a. S. unsere Be- 
strebungen auch in anderer Hinsicht tatkräftigst 
unterstützt, möchte ich auch Ibnen das Halten 
dieser Zeitschrift angelegentlichst empfehlen, um 
dadurch einen innigen Zusammenschluss zwischen 
Reichenberg und Eger, als auch mit allen übrigen 
Fachorganisationen und Verbänden herzustellen. 

Unser Bestreben ist es, alle Photographen 
der Ischecho-Slowakei, als auch jene in Schlesien, 
und soweit dies noch möglich ist, auch in Mähren 
zur Mitarbeit heranzuziehen und zu einem ge- 
schlossenen Ganzen zu organisieren. Aus diesem 
Grunde wird unser Genossenschaftsorgan dem- 
nächst an alle Photographen der Tschecho- 
Slowakei einmal kostenlos zum Versand kommen, 
mit der Aufforderung, sich unseren Bestrebungen 
anzuschliessen. Wir hoflen im Interesse unseres 
Standes auf besten Erfolg. 


28* 


\ 


224 


Ich sagte, an alle Photographen der Tschecho- 
Slowakei und verstehe darunter auch unsere 
tschechischen Kollegen, weil wir von dem Stand- 
punkt ausgehen, dass Politik einen störenden 
Einfluss auf unsere Wirtschaftsinteressen ausübt, 
womit weder uns noch unseren tschechischen 
Kollegen geholfen ist. 

Wir Deutsche haben die Verpflichtung, uns 
wirtschaftlich mindest auf gleicher Höhe wie die 
Tschechen zu erhalten und dadurch unser Volks- 
tum selbst zu schützen. Wer national ist oder 
sein will, muss unsere Wirtschaftsinteressen in 
erster Linie unterstützen bzw. strengste Disziplin 
halten. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass, 
soweit es sich um deutsche Photographen handelt, 
nur eine Organisation der deutschen Photo- 
graphen für uns in Betracht kommt, was aber 
wiederum nicht ausschliesst, sogar gebieterisch 
fordert, dass die deutsche und tschechische 
Organisation letzten Endes in allen Fragen, die 
das Gewerbe betreffen, bei aller Selbständigkeit 
sich gegenseitig verständigen und unterstützen. 

Bei dieser Gelegenheit will ich auch die 
tschechische Lehr- und Versuchsanstalt in Prag 
zu einer Besprechung heranziehen. Die heutige 
Einrichtung dieses Instituts bietet durchaus nicht 
die Gewähr, dass durch diese unser Beruf eine 
Förderung erfährt, weil die Schule selbständig 
in unseren Wirkungskreis eingreift. Es ist von 
der gesamten Kollegenschaft der Tschecho- 
Slowakei darauf hinzuwirken, dass Schüler dieser 
Anstalt, sobald sie nicht bei einer Genossenschaft 
als Lehrling vorschriftsmässig gemeldet und 
mindestens 2 Jahre praktisch in Verwendung 
standen, oder aber eine höhere Kunstschule 
besucht haben, einen Befähigungsnachweis aber 
auch niemals erhalten können. 

Im übrigen muss dieses Unternehmen nicht 
nur vom wirtschaftlichen, sondern auch vom 
nationalen Standpunkt aus geleitet werden und 
eine deutsche Abteilung mit deutschen Lehrern 
und deutscher Unterrichtssprache erhalten. Die 
Genossenschaftsleitungen als auch unsere Ab- 
geordneten sind aufzufordern, raschest darauf 
hinzuwirken, dass dies zur Durchführung kommt, 
weil die Kosten dieses Instituts ja auch durch 
unsere Steuergelder aufgebracht werden. Ist 
dies erst durchgeführt, so können wir dieses 
Unternehmen nur begrüssen und tatkräftigst 
unterstützen, weil dortselbst unsere Lehrlinge als 
auch Gehilfen ibre Prüfungen ablegen können. 
Wir erhalten dadurch einen durch die Genossen- 
schaft geregelten, gut ausgebildeten Nachwuchs, 
weil die Lehrlinge bei absolvierter Lehrzeit bei 
einem Photographen dortselbst noch ein oder 
zwei Jahre Unterricht geniessen, der durch fall- 
weise Stipendien von der Genossenschaft unter- 
stützt werden kann. Gehilfen, die sich in der 
Tschecho-Slowakei selbständig machen wollen, 
haben dortselbst die Meisterprüfung abzulegen, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


—o 


von welcher die Erteilung des Befähigungs- 
nachweises abhängig zu machen wäre, wie dies 
bei anderen Gewerben eingeführt ist (Hufbeschlag 
USW.). 


Wir baben nun Zweck und Ziel der Ge- 
nossenschaft in kurzem kennengelernt und 
müssen uns mit deren Aufgaben vertraut machen. 
Aufgabe der Genossenschaft ist es im allgemeinen: 
das Standesansehen zu heben, zu Höchstleistungen 
anzueifern, unlauteren Wettbewerb und Raubbau 
zu bekämpfen, als auch auf die Gesetzgebung 
jenen Einfluss zu gewinnen, der uns vor äusseren 
und inneren Feinden schützt. 

Das Standesansehen kann dadurch gehoben 
werden, dass wir eine Ueberfüllung des Gewerbes 
hintanbalten, indem wir das Lehrlingswesen in 


geordnete Bahnen lenken, den Ausbau der Ge- 


hilfenorganisation fördern, ihre Forderungen ob- 
jektiv beurteilen und verständnisvoll behandeln. 
Im weiteren müssen wir die Rentabilität des 
Gewerbes auf jene Stufe erhöhen, die es uns 


und unseren Angestellten ermöglicht, ein 
menschenwürdiges Dasein zu führen. 
Höchstleistungen können dadurch erzielt 


werden, wenn die Genossenschaft über Neue- 
rungen und Erfindungen beratet, diese objektiv 
beurteilt und ihren Mitgliedern bekanntgibt, 
wenn sie den Materialeinkauf regelt und ihre 
Mitglieder entsprechend unterrichtet. 


Unlauterer Wettbewerb oder Raubbau wird 
bekämpft, indem die Kollegen auf die nachteiligen | 
Folgen aufmerksam gemacht werden, die für sie 
selbst und das Gewerbe im besonderen entstehen, 
wenn alle das gleiche tun würden. Insbesondere 
gehören dazu unfaire Reklame, kostenlose An- 
preisungen, Schleuderpreise u. dgl. m. 


Die Genossenschaft gewinnt Einfluss auf die 
Gesetzgebung, wenn sie sich mit anderen Ge- 
nossenschaften gleicher Nation zu einem ein- 
heitlichen Wirtschaftskörper einigt. Dieser hat 
sich in rein wirtschaftlichen Fragen mit anders- 
sprachigen Fachorganisationen zu beraten und 
mit diesen gemeinsam vorzugehen. Als wichtige 
und erstrebenswerte Gesetze gelten alle jene, 
die auf den Nachwuchs Bezug nehmen und eine 
Ueberfüllung des Gewerbes verhindern, alle 
jene, die den unlauteren Wettbewerb unter den 
Kollegen selbst bekämpfen und vor Raubbau 
der Vergrösserungsreisenden, Berufsamateure 
u. dgl. m. schützen, wie überhaupt die Erlassung 
eines Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb 
angestrebt werden muss. Aufgabe der Genossen- 
schaft ist es auch, dass ihren Mitgliedern alle jene 
Gesetzesbestimmungen bekanntgegeben werden, 
die sie selbst zu befolgen haben oder auf Grund 
welcher sie einschreiten müssen, falls sie sich 
benachteiligt fühlen. In letzterem Falle ist ent- 
weder direkt oder durch die Genossenschaft die 
Anzeige zu erstatten. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


an een abe „een Teen TE TER en ne © me nern en en en en 





Dies sind im grossen und ganzen die Auf- 
gaben der Genossenschaft. Ein wichtiger Punkt 
wäre noch der, dass ein gut disziplinierter, straff 
organisierter Reichsverband im Anschluss an die 
gesamte Kollegenschaft des In- und Auslandes 
einen Einfluss auf unsere Fabrikanten auszuüben 
in der Lage ist. Diese Frage muss aber einem 
späteren Zeitabschnitt vorbehalten bleiben. 

Eine weitere und wichtige Aufgabe der Ge- 
nossenschaft ist es, neben der wirtschaftlichen 
auch in künstlerischer und ethischer Beziehung 
aufklärend zu wirken. 

Aus dem Gesagten geht hervor, wie wichtig 
eine Berufsvereinigung ist und um wieviel mehr 
dieselbe noch leisten könnte, wenn alle Mitglieder 
von der Notwendigkeit derselben durchdrungen 
wären. Dass dem leider noch nicht so ist, 
kommt daher, weil ein grosser Teil der Mitglieder 


225 





heute noch nicht imstande ist, jenes Zusammen- 
gehörigkeitsgefühl aufzubringen, das zur Ver- 
folgung des Zweckes und zum gedeihlichen 
Arbeiten in der Genossenschaft überhaupt er- 
forderlich ist. Dazu gehört vor allem, dass die 
Kleinkrämereien aufhören, dass man das Per- 
sönliche vom Unpersönlichen unterscheiden lernt 
und dass alle Mitglieder der Genossenschaft 
gegenüber eine ganze Reihe von Verpflichtungen 
erfüllen und Opfer zu bringen haben, um jene 
Vorteile zu erlangen, die zwar nicht jedem 
Mitglied eine goldene Uhr versprechen, jedoch 
unserem Berufe und besonders den kleinen und 
kleinsten Gewerbetreibenden zugute kommen. 
Diese dürfen aber nicht, wie es oft der Fall ist, 
in ibr eine Polizeigewalt seben, sondern müssen 
sie als Freund und Helfer begrüssen. 


ER 


„Grüss Gott!“ 


deutsche Brüder, Photographen der Tschecho- 
Slowakei! So möge es im Jubelton heute hin- 
überdringen. Der alte Wahlspruch des Alt- 
meisters Krone gelte auch für euch: „Im Licht, 
durchs Licht zum Licht!“ Kurz war die Meldung 
der „Photogr. Chronik“ in Nr. 25: Die Ge- 
nossenschaft der Photographen des Kammer- 
sprengels Reichenberg i. B. wählte „Das Atelier 
des Photographen“ mit „Photogr. Chronik“ zum 
Organ; und diese Genossenschaft ist nun in 
Begriff, einen Zusammenschluss aller deutschen 
Photographen der Tschecho - Slowakei herbei- 
zuführen. 


Als im Jahre 1909 am Internationalen Photo- 
graphentag Kollege Wenzel Weiss- Wien in 
Dresden betonte, dass er als Verbandsvorsteher 
der 5ooo Kollegen Oesterreichs sich unendlich 
freuen würde, wenn die deutschen Kollegen 
ein einheitlich Band umschlingen würde, ahnte 
niemand, mit welcher Energie dieser Gedanke 
verfolgt und gestaltet wurde. Und wenn da- 
mals Kollege Fabian-Brünn die Ausführungen 
seines Verbandsvorstehers dahin ergänzte, dass 
zwischen den Kollegen des Deutschen Reiches 
und der Monarchie Osesterreichs „wechselseitige 
Beziehungen bestehen und letztere ein grosses 
Interesse daran hätten, dass die Berufsgruppe 
der Photographen organisatorisch ähnliche Fort- 
schritte machen möchte wie in Oesterreich“, 


so erfüllt es den Schreiber dieses Grusses 
mit berechtigtem Stolz, dass die grosse Marsch- 
bewegung der vollständigen Organisation des 
Handwerks im allgemeinen — der Photograpben 
im besonderen — unaufhaltsam vorgeschritten 
ist, und dass wir in der deutschen Heimat 
das gleiche erstreben, was sich die Kollegen 
Oesterreichs schon längst vor einem Jahrzehnt 
erkämpft hatten — die Genossenschaften. 

So folgten wir deutsche Berufskollegen diesen 
trefflichen Mahnungen und haben bis heute 
einen festen beruflichen Interessenvertretungs- 
körper geschaffen in Gestalt des Central-Ver- 
bandes Deutscher Photographen-Vereine und 
Innungen, J. P. — angeschlossen an den Reichs- 
verband des deutschen Handwerks. 

Lückenlos — soweit die deutsche Zunge 
klingt, sind wir beruflich vereint — besitzen 
ein treffliches Sprachrohr — gelesen von allen 
deutschen Heimatverbänden: das „Atelier“ und 
die „Photogr. Chronik“. Nun können wir durch 
dieses Sprachrohr mit euch wechselseitige Be- 
ziebungen pflegen schöpfen aus einem 
Brunnen — Gedanken zur Tat reifen lassen! 
Darum, deutsche Kollegen des Tschecho Slowakei: 
„Grüss Gott“ und „Willkommen“ — vorwärts, 
zum Licht empor! 


Hofphotograph Stadelmann, 
Leonberg (Württemberg). 


Er 


Luxussteuer! 


Die Ausführungsbestimmungen, Luxussteuer 
betreffend, sind in der letzten Zeit wiederholt 
geändert worden. Nach den vorjährigen Aus- 
führungsbestimmungen zahlten die Vergrösse- 
rungsanstalten nur die einfache Umsatz-, 
während die Photographen für die Bilder über 


32x42 cm die erhöhte Umsatz (Luxus)steuer 
bezablen mussten. Jetzt ist es nun umgekehrt. 
Die Vergrösserungsanstalten bezahlen die Luxus- 
steuer, während die Photographen nur die ein- 
fache Umsatzsteuer zu entrichten haben. Für 
die Photographen, die ihre Vergrösserungen 





nicht selbst anfertigen, ist es, wie ich voriges 


, 


Jabr schon ausführte, besser, während die 
Photographen, die ihre grossen Bilder selbst her+ 
stellen, schlechter wegkommen. 

Nun muss ich leider eine weit unangenehmere, 
die gesamten deutschen Fachphotographen be- 
treffende Mitteilung machen, denn das Reichs- 
finanzministerium hat, was ich aber erst viel 
später erfuhr, mit Wirkung vom ı. April ab 
die früheren Ausführungsbestimmungen auf- 
gehoben, und müssen jetzt sämtliche vom Photo- 
graphen an seine Kundschaft gelieferten ein-- 
gerahmten Bilder, ganz gleich welcher Grösse, 
Luxussteuer bezahlen. 

Ich babe sofort im Namen des Verbandes 
Einspruch gegen diese Sonderbelastung der 
Photographen erhoben, leider ohne. Erfolg. 
Gibt der Besteller sein Bild einem Einrahme- 
geschäft zum Einrahmen, so zahlt er keine 
Luxussteuer, lässt er es aber beim Photographen’ 
einrahmen, so muss Luxussteuer für das Bild, 
ganz gleich welcher Grösse, bezahlt werden. 
Der Grund dieser ungerechtfertigten Belastung 
ist mir auch jetzt noch nicht klar. Bei der 
Bestimmung, dass eingerahmte Bilder der 
Luxussteuer unterliegen, hat das Finanzmini- 
sterium jedenfalls an die vorrätigen Bilder in 
Kunsthandlungen usw. gedacht, von bekannten 
Persönlichkeiten, Ansichten, Genrebilder usw., 
die vom Lager verkauft werden 

Bei den Fachphotographen ist es etwas 
anderes, da sie die Bilder stets auf vorherige 
Bestellung anfertigen. Wir werden hier wieder 
in der gleichen Art in einen Topf geworfen 
wie bei dem Hausiergesetz, welches das Hau- 
sieren mit Bildwerken freigibt. Bei der Schaffung 
dieser Bestimmung hatte man sicher an die 
oben bezeichneten Bildwerke gedacht, aber nicht 
an Photographien einzelner Personen, denn da- 
mals war das Vergrösserungshausieren noch 
nicht bekannt. | 

Ich frug das Reichsfinanzministerium, wie 
es in dem Falle zu halten ist, wenn ein Photo- 
graph ein früher von ihm angefertigtes Bild 
zum Einrahmen bekommt. Man könnte doch 
nicht verlangen, dass die Luxussteuer nachträg- 
lich erhoben würde. Auf Grund meiner Ein- 
gabe erhielt ich nachfolgendes Schreiben: 


Der Reichsminister der Finanzen. 
III. U. 4974: 

Wie ich Ihnen bereits mit meinem Schreiben vom 
26. Mai 1921 — III. U. 4386 — mitgeteilt habe, unter- 
liegen auch eingerahmte Photographien der Luxus- 
steuer, da nach $ ı5. II, Nr. 2, des Umisatzsteuergesetzes 
Bilder aller Art, die gerahmt sind, als solche stets 
luxussteuerplichtig sind. Ich würde dankbar sein, 
wenn Sie Ihre Berufsangehörigen in der Fachpresse 
noch besonders darauf hinweisen würden. Ich bemerke 
hierbei ergebenst, dass durch die Abänderungsverord- 
nung zu den Ausführungsbestimmungen vom 3. Mai 1921 
mit Wirkung vom ı. April I921 ab die Luxussteuer- 
pflicht von Bilderrahmen und -leisten neu geregelt 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





worden ist. Das Nähere ergibt sich aus demı Ihnen 
anbei in Abschrift zugehenden Erlass vom ı2. Mai 1921 
— III. U..4222 —. Ich verweise besonders auf die für 
die Photographen in Betracht kommenden Abschnitte I 
und IV dieses Erlasses!,.,. Danach beantworten sich 
auch die von Ihnen gestellten Fragen wie folgt: 

I. Rahmt ein Photograph ein Bild ein und hat er 
sowohl das Bild als auch den Rahmen oder die Leisten 
von dritten Personen erworben, also keinen dieser zur 
Einrahmung verwendeten Gegenstände selbst hergestellt, 
so ist er für die Lieferung des gerahmten Bildes ledig- 
lich umsatzsteuerpflichtig, ohne Rücksicht darauf, ob 
es sich um luxussteuerpflichtige oder luxussteuerfreie 
Leisten, Rahmen oder Bilder handelt (z. vgl. Abs. I, 
Nr. 1 und 2, des oben erwähnten Erlasses). 

2. Rahmt hingegen ein Photograph ein von ihm 
selbst hergestelltes Bild ein, so ist er für die Lieferung 
des gesamten Bildes stets luxussteuerpflichtig, und zwar 
auch dann, wenn das Bild, die Photographie, als solche 
nicht luxussteuerpflichtig ist, z. B. wenn es die Bild- 
grösse von 32%X42 cm nicht überschreitet (z. vgl. 
unter IV des Erlasses). 

3. Rahmt ein Photograph ein von ihm früher her- 
gestelltes und geliefertes Bild, das ihm von seinem 
Kunden lediglich zum Einrahmen wieder übergebeu 
wird, mit den von ihm erworbenen Leisten oder Rahmen 
ein, so ist er wie im Falle unter I. umsatzsteuerpflichtig. 

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass bei dieser 
Regelung von einer besonderen Belastung der Photo- 
graphen und Einschränkung ihrer Wettbewerbsfähig- 
keit gegenüber anderen gleichartigen Gewerbetreiben- 
den nicht gesprochen werden kann, da auch die Her- 
steller von Bildern anderer Art, wenn sie sie selbst ein- 
rahmen und dann eingerahnit liefern, der Luxussteuer 
unterliegen. I. A.: gez. Popitz. 


An den . 
Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen. 


Dem Schlusssatze, dass die Wettbewerbs- 
fähigkeit der Fachphotographen anderen Ge- 
schäften gegenüber nicht eingeschränkt würde, 
werden die Kollegen nicht zustimmen. Nach 
meiner Ansicht wird, ausser in dem Falle, 
wenn es sich nicht um getrennten Verkauf 
handelt, der Photograph wohl benachteiligt. 


Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen, J. P. 


R. Schlegel, Vorsitzender. 


ı) Der Erlass hat folgenden Wortlaut: 


Der Reichsminister der Finanzen. 
III. U. 4222. 


Unter Bezugnahme auf mein Schreiben vom 
12. März 1921 — III. U. 1918 — weise ich zur Ver- 
meidung von neuerlich aufgetretenen Zweifeln ergebenst 
auf folgendes hin: 

Ia. Nach 8 43, I, Nr. 2e, Satz 2, der Ausf.- Best. 
z. U. St. G. ist der Lieferer einer unter Verwendung 
von luxussteuerpflichtigen Leisten oder eines luxus- 
steuerpflichtigen Rahmens hergestellten gerahmten 
Bildes oder Spiegels nicht luxussteuerpflichtig, sondern 
nur umsatzsteuerpflichtig, weun er sowohl die Leisten 
($ 43, I, Nr.2b, a.a. ©.) oder deu Rahmen ($ 43, I, 
Nr. 2c, a.a. O.), als auch das Bild oder das zur Her- 
stellung verwendete Glas von dritten Personen (8 39, 
III, Nr. ı, a a. OÖ.) erworben und keinen dieser zur 
Einrahmung verwendeten Gegenstände selbst her- 
gestellt hat. 

Ilb. Hat der Lieferer des gerahmiten Bildes oder 
Spiegels luxussteuerfreie Leisten oder einen luxussteuer- 


BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


227 





freien Rahmen von dritten Personen erworben und 
auch das Bild oder das Glas nicht selbst hergestellt, 
so ist er gleichfalls nur umsatzsteuerpflichtig. 

IV. Ist der Lieferer des gerahmten Bildes zu- 
gleich Hersteller des Bildes, so umfasst die Luxus- 
steuer das gesamte vereinnahmte Entgelt, und zwar 
obne Rücksicht darauf, ob es sich um an sich luxus- 


steuerpflichtige oder luxussteuerfreie Bilder, Leisten 
oder Rahmen handelt, da gerahmte Bilder nach $ ı5, II, 
Nr. 2, schlechthin luxussteuerpflichtig sind. Ein Ver- 
gütungsanspruch nach $ ıg des Gesetzes besteht hier 
dann, wenn der Lieferer a) luxussteuerpflichtige Leisten 
oder b) luxussteuerpflichtige Rahmen verwendet hat, 
die von ihm erworben worden sind. 


ı 


994 


Aus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 
sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu. 
Alle Einsender erhalten Honorar 


für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Eine Art von Ahrletypie. 


 Mehrfache Besprechungen in verschiedenen 
Fachblättern über diesen Gegenstand veran- 
lassen mich, auf ein bereits ıgı5 veröffent- 
lichtes und meinerseits jahrelang vorher schon 
ausgeübtes Verfahren zurückzukommen, welches 
in Familienkreisen sowie bei Bekannten so 
manche Freude bereitet hat. Anstatt die Koble- 
bilder auf Glas zu übertragen, nehme ich klare, 
gut durchgearbeitete sowie schleierfreie Diaposi- 
tive, die selbstredend ebenfalls durch Ausflecken 
bzw. zeichnerisch nachgebessert werden können. 
Die Anfertigung solcher vollzieht sich sogar 
einfacher und rascher — möglicherweise da- 
durch auch billiger — als die Uebertragung 
eines Koblebildes. Grosszügige Darstellungen, 
obne zu viele Einzelheiten, wirken am besten. 
Mit der gleichen Sorgfalt des Begiessens eines 
Negatives, etwa mit Mattlack, behufs Erzielung 
einer gleichmässig glatten Schicht, wird die 
Schichtseite des Diapositives mit einer Lösung 
von Kautschuk in Benzol (5 g reinster, nicht 
vulkanisierter Rohkautschuk, gelöst in 200 ccm 
säurefreiem Benzol), welche mit je gleichen 
Teilen Benzin sowie reinem echten wasserhellen 
Terpentinöl vermischt wurde, begossen. Je 
nach Belieben kaun man diese Schicht entweder 
einfarbig mit einem guten Bronzepulver dicht 
bestreuen, oder wesentlich besser mit ent- 
sprechend feinen Pinseln verschiedenfarbige 
Bronzepulver auf die geeigneten Bildstellen 
malerisch auftragen. Es ist darauf zu achten, 
dass Bronzepulver nicht auf ungewollte Stellen 
gebracht wird. Etwa durch Unvorsichtigkeit 
verschmierte Bilder lassen sich leicht mit Benzol 


pulver, in Näpfchen mit einem Gemisch gleicher 
Teile Benzin und Terpentinöl angerührt, mittels 
Pinsels auftragen. Zuviel aufgetragene Farbe 
lässt sich durch leichtes Klopfen auf die Glas- 
seite bei abwärtsgehaltener Schicht mit dem 
Fingernagel oder Taschenmesser entfernen. Da 
das aus unechten Metallen bestehende Bronze- 
pulver durch Säure und dadurch bewirkte Oxy- 
dation leicht sich verfärben könnte, empfiehlt 
es sich, das Benzol und auch das Benzin mit 
etwa 5 °/, einer ungefähr zehnprozentigen 
wässerigen Lösung von Aetzkali oder Aetz- 
natron kräftig durchzuschütteln. Die klar über- 
stehende Flüssigkeit (die Alkalilauge sitzt auf 
dem Boden) ist unmittelbar verwendbar. Da 
das nicht selten säurehaltige Benzol oder Benzin 
auch für andere Zwecke meist schädlich wäre, 
lohnt sich die Entsäuerung für alle Fälle. Das 
fertige, selbstredend von der Glasseite zu be- 
trachtende Bild wird mit der Schichtseite auf 
ein mit säurefreiem flüssigen Klebstoff be- 
strichenes schwarzes Papier leicht aufgedrückt, 
ohne es dabei zu verschieben, die überstehen- 
den Ränder umgelegt und so die Malarbeit vor 
Beschädigung geschützt. Geschmack und Ge- 
schick ergeben wirklich vornehm wirkende, und 
wie meine bald 20 Jabre an der Wand hängen- 
den Bilder es beweisen, tadellos haltbare Bilder, 
für welche man am besten breite dunkle Rahmen 
wählt. Die Zeichnung ergibt das Diapositiv, 
die farbige Wirkung die aufgetragene Bronze. 
Landschaften mit Wasser im Abendrot, mit 
sonnigem Widerschein beleuchtete Wasser- 
flächen wirken prächtig, aber auch grössere 
figürliche Darstellungen bieten ausgezeichnete 


abwaschen. Auch kann man, was im Sinne Vorlagen. Cüemiker A. Cobenzl, Nussloch 
schönen Malens nicht so vorteilbaft ist, Bronze- b. Heidelberg. 
m hl 


Ausstellung der Photoindustrie in Berlin vom 4.—9. Oktober 1921. 


Unter dem Werbezeichen „Die Deutsche 
Photoindustrie“ wird der Photographische Verein 
zu Berlin im Herbste d. J. eine grosszügige 
Ausstellung ins Leben rufen. Von Bedeutung 
ist es dabei, dass während der Ausstellung die 
Tagung sämtlicher Berliner Berufs- und 


Liebhabervereine stattfinden wird. Aus 
diesem Anlass liegt für die deutsche Photo- 
industrie. doppeltes Interesse vor, das würdigste 
Material zusammenzutragen, um den Besuchern 
der Tagung Gelegenheit zu geben, zu vergleichen, 
wie die Vorzüge der verschiedenen Fabri- 


228 


kate beschaffen sind und bis zu welchem Grade 
es gewandte Photographen verstehen, sie aus- 
zunutzen. | 

Es ist bei Ausstellungen wohl zu unter- 
scheiden, wer sie ins Leben ruft. Im vorliegen- 
den Fall tritt eine Standegyertretung der Photo- 
grapben als Hüter der händwerklichen Technik 
auf. Es kann deshalb kaum verwundern, dass 
über die Berliner Ausstellung lebhaft diskutiert 
wird, denn das Interesse aller Photographieren- 
den konzentriert sich naturgemäss auf diese 
Ausstellung. Sie wird gewissermassen den 
Extrakt der besten deutschen Fabrikate 
enthalten. Aus vorgenanntem Grunde ist es 
notwendig, dass die sämtlichen Neuerungen auf 
den verschiedendsten Gebieten zur Schau kommen. 
Der Photographische Verein zu Berlin nimmt 
Interesse an dem kleinsten Fabrikanten, denn 
es sollen alle, die etwas Gutes anfertigen, 
voll zur Geltung kommen. Die Ausstellungs- 
leitung wird deshalb eine wirksame Propaganda 
einrichten und ersucht um eingehende Nach- 
richten, Beschreibungen, Vorlagen, Muster, da- 
mit eine wertvolle Mitarbeit einsetzen kann. 

Wir wollen diesmal nicht das tote Material 
hinlegen und das übrige dem Schicksal über- 
lassen. Wir wollen zusammenwirken, geschickte 
Hände unter den Photographen, Fabrikanten 





Eine 


Auf der Tagung des Nordwestdeutschen 
Photographen-Bundes fanden die Worte, welche 
Herr Ernst Lohöfener zugunsten einer allgemeinen 
Ausstellung im Jahre 1922 überzeugend vortrug, der- 
artigen Beifall, dass für eine solche Herrn Grien- 
waldt- Eisenach 2000 Mk. überwiesen wurden, die 
eine Sammlung unter den Anwesenden ergab. — Eine 
weitere ideale Stiftung veranlasste ein Antrag des 
Herrn Grundt-Osnabrück, wofür 3000 Mk. bereit- 
gestellt wurden. Im Verhältnis zu der Mitgliederzahl 
des Bundes sind diese sooo Mk. eine hocherfreuliche 
Leistung, die dem Bunde alle Ehre machte. Wir lassen 
den Antrag hier in etwas gekürzter Form folgen: 


Antrag des Herrn M. Grundt-Osnabrück. 


Zur Tagung .des N. W. D. Ph. - Bundes stelle ich 
folgenden Antrag: Der Bund möge die Gründung eines 
Fonds beschliesen, bzw. in der deutschen Photo- 
graphenschaft die Gründung einer solchen anregen, 
zwecks Errichtung eines Altersbeims für bedürftige, 
würdige, ältere Kollegen. Eventuell wäre auch die 
Angliederung eines Erholungsheims in Betracht zu 
ziehen. 

Bei Einbringung dieses Antrages ist es klar, dass 
von der Gründung des Fonds bis zur Errichtung, 
bzw. Inbetriebnahme des Heims lange Zeit verstreichen 
und diese Zeit der mit der Angelegenheit betrauten 
Kommission viel Arbeit bringen wird. Dieses kanu 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


und Aufklärung in ausgiebiger Form, zumal 
diese Ausstellung auch dem grossen Publikum 
zugängig ist. Mögen auch die Aussteller selbst 
mit Ideen hervortreten und dafür sorgen, dass 


kein Stapelplatz entsteht wie etwa auf der Messe. 


Diese Ausstellung will dem addierenden Kauf- 
mann, wie ihn die Messe kennt, die Grundlage 
für erfolgreiches Arbeiten schaffen. Die Berliner 
Ausstellung ist deshalb ebensogut eine Vor- 
schau über Qualitätserzeugnisse, d.h. 
eine Ausstellung von Fabrikaten vor urteils- 
fähigem’ Publikum, ermöglicht durch ein Zu- 
sammenarbeiten von Fabrikanten und Konsu- 
mentenorganisation. 


Wie uns über die Ausstellungsleitung sonst 
noch berichtet wird, sind nur noch wenige 
Plätze vorhanden. Interessenten, denen 
daran liegt, an diesem bedeutsamen Unternehmen 
teilzuhaben, um ihre Fabrikate bzw. Neuheiten 
einzuführen, tun deshalb gut, sofort ihre An- 
meldung zu veranlassen. Die Räume des 
Sezessionshauses, wo die Ausstellung stattfindet, 
bieten einzig schöne Ausstellungsgelegenheiten. 

Anmeldungen sofort an die Geschäftsstelle, 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger 
Strasse ı2. Von dort können auch Lagepläne 
bezogen werden. 


dt — 


Tat! 


und darf kein Grund sein, eine solche Sache, welche 
in gewissem Sinne ureigenste persönliche Angelegen- 
heit eines jeden Kollegen ist, ja, für welche schon 
längst in grösserem Stile hätte geworben werden 
müssen, weiterhin nicht zu berücksichtigen, bzw. durch 
Nichtstellungnahme hierzu wieder der Vergessenheit 
anheimfallen zu lassen. 


Wenn die Gründung eines Fonds zu besagtem 
Zweck in Erwägung gezogen wird, so soll damit nicht 
dass unser Beruf nicht bis ins Alter 
Doch manchem früher 


gesagt sein, 
hinein seinen Mann ernähre. 
gut situierten Kollegen, der sich vor oder während 
des Krieges zur Ruhe setzte, hat die Umwälzung 
unserer wirtschaftlichen Verhältnisse einen gar argen 
Strich durch die Rechnung gemacht. Selbst unter 
den noch berufstätigen Kollegen gibt es gar manchen, 
dem seinen Verhältnisse es nicht erlauben, sich die so 
nötige Erholung zu gönnen, da die hiermit verbundenen 
Kosten heute zu hohe sind. Gerade in heutiger Zeit 
fände, hätten wir es schon, ein Alters- und Erholungs- 
heiın seine vollste Existenzberechtigung, würde dieses 
doch wenigstens einer kleinen Anzahl der durch die 
Not der Zeit bedrängten Fachangehörigen einen sorgen- 
freieren Lebensabend, bzw. eine billige Erholung ge- 
währen. 

Für die Angestellten und Arbeiter grosser Fabrik- 
betriebe sorgen die Gesellschaften durch Erbauung 
von Altersheimen, Beamten- und Angestelltenverbände 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


- ie i nn m [ÄhHÄPTÄPÖoo==—aaEEaB@BmBmaRmMÄERÄRBÖRPRÄIT„T„RRE 2222ER : q — - 5 


haben ihre eigenen Erholungsheime, auch der Staat 
tut etwas hinsichtlich sozialer Fürsorge, aber von all 
(diesem wird der geschäftlich selbständige Mittelstand 
nicht berührt, und gerade hier täte es oftmals so 
bitter not. Hier ist es Sache der Berufsvereinigungen, 
helfende Einrichtungen ins Leben zu rufen. 

Wenn heute die photographischen Fachverbände in 
jeder Weise bestrebt sind, unseren Stand und Beruf zu 


_—— .ı 


heben und ihm die vollste Anerkennung und Achtung 
unserer Mitbürger zu verschaffen, so dürfen sie auch 


‘ nicht länger der bedürftigen Fachangehörigen ver- 


gessen. Sie müssen, es geht kein Weg darum hin, 
Fürsorgeeinrichtungen ins Leben rufen, und zwar der- 
artige, welche die persönliche Freiheit und Betätigung 
der Nutzniesser in keiner Weise beschränken. 

Der Vorstand. 


IL It 


Innungs- und Vereinsnaehrichten. | 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 
| nur Auszüge einzusenden. 


Photographen - Innung (Zwangsinnung) 
zu Berlin. 


Ordentliche Versammlung 
am Donnerstag, den 2I. Juli, abends pünktlich 
7 Uhr, inden „Kammersälen“, Teltower Strasse 1/4. 


Tagesordnung. 


I. Geschäftliche Mitteilungen. 

2. Wahl eines Vorstandsmitgliedes. 

3. Vortrag über „Kaufmännische Organisation im 
Kleinbetriebe, Taylorsystem, Reklamewesen, Ein- 
kauf“, Dozent Herr Breiter. 

. Central- Verbandsangelegenheiten. 

5. Vortrag über „Steuerhärten und Steuer- 
schutz“ (Referent: Dr. Sohn-Rethel). Dieser 
Vortrag ist der Vorläufer später erfolgender 
Kurse. 

6. Verschiedenes. 


Die Ordnungsstrafen wegen Versäumnis der 
Innungsversammlungen werden von jetzt ab gemäss 
$ 22 unserer Innungsstatuten wieder verhängt. 


->N9H- 


EN 


Photographen- Zwangsinnung für das 
Saargebiet (Sitz Saarbrücken). 


Bericht über die Innungsversammlung am 23. Mai, 
nachmittags 3 Uhr, im „Hotel Korn“, Saarbrücken. 


Um 4 Uhr eröffnete Herr Obermeister Gollas die 
Versammlung. Anwesend waren Herr Stadtsekretär 
Henepp als Vertreter der Aufsichtsbehörde und 
28 Mitglieder. 

Tagesordnung: ı. Statutenänderung. 2. Prüfungs- 
kommission. 3. Vereinsorgan. 4. Vortrag des Herrn 
Wasow. 

Einleitend dankte Herr Gollas der Versammlung 
für das ihm entgegengebrachte Vertrauen zur Wahl 
als Obermeister. 

Punkt ı wurde zunächst im Einverständnis mit 
der Versammlung und dem Vertreter der Behörde bis 
zum Schluss zurückgestellt, in der Hoffnung, dass die 
. Versammlung beschlussfähig würde. 

Punkt 2. Es werden zu Prüfungsmeistern gewählt 
die Herren Hardy und Paar, welche auch die Wahl 
. annahmen. 


Von den Vereinsberichten sind 


Punkt 3. Als Vereinsorgan wird „Das Atelier des 
Photographen“ inkl. der „Chronik“ zum Preise von 
5,75 Mk. vierteljährlich einstimmig angenommen. 


Punkt 4. Ueber den Vortrag des Herrn Wasow 
kommt die Versammlung zu dem Entschluss, die Sache 
vorläufig zurückzustellen. 


Herr Burbach-Dillingen referierte über den Ver- 
grösserungsschwindel und verlangt von der Innung die 
grösste Unterstützung. Es ergibt sich eine grössere 
Aussprache darüber, und kann nur durch Einigkeit, 
gegenseitige Unterstützung speziell in der Innung dem 
Vergrösserungsschwindel und Pfuschertum entgegen- 
getreten werden. 

Herr Gollas bittet auch die Mitglieder, immer 
pünktlich zur Versammlung zu kommen, die Säumigen 
mitzubringen, da nur in innigem Zusammengehen er- 
spriessliche Arbeit geleistet werden kann. | 

Wegen der Statutenänderung wird eine neue Ver- 
sammlung einberufen auf den 6. Juni, und ist diese 


unbedingt beschlussfähig. — Schluss der Sitzung 6 Uhr. 


Der Schriftführer: 
E. Faes. 


Der Obermeister: 
Gollas. 


Bericht über die Innungsversammlung am 6. Juni, 
nachmittags 4 Uhr, im „Hotel Korn“, Saarbrücken. 


Tagesordnung: Statutenänderung. Anwesend waren 
ein Herr Vertreter der Aufsichtsbehörde und 28 Mit- 
glieder. Die Versammlung war ordnungsgemäss ein- 
berufen und ist beschlussfähig. 

Es werden folgende Paragraphen ergänzt bzw. 
abgeändert: 


$ ıo erhält folgenden Zusatz: Als Verstoss gegen 
8 2, Ziff. ı, gilt es insbesondere, auch für gewerbliche 
Leistungen Preise zu veröffentlichen, die gegen die 
Standesehre oder die guten Sitten verstossen. 

‚Jede öffentliche Bezugnahme auf diese Bestimmung 
ist untersagt. Ferner sind alle Massnahmen verboten 
(z. B. irreführende Anpreisungen, Gratiszugaben), die 
dem Ansehen des Photographengewerbes und ehr- 
samen Handwerks schaden. 

Mit dem Namen oder der Zugehörigkeit zur Innung 
darf kein Mitglied Reklame treiben. Ebenso dürfen 
die Mitglieder keine marktschreierische Reklame be- 


. treiben. 


230 


\ 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


EI 


$ ı5 wird abgeändert und soll heissen unter Ziffer 2: 
Jedes Mitglied, welches der Innung angehört, hat 
halbjährlich einen festen Beitrag von 4o Mk. im vor- 
aus zu zahlen, dabei wird kostenlos „Das Atelier des 
Photographen“ geliefert. 

8 22 wird abgeändeit und heisst wie folgt: Jedes 
stimmberechtigte Mitglied der Innung ist verpflichtet, 
zu den Sitzungen rechtzeitig zu erscheinen, sofern es 
nicht durch Krankheit oder andere unvermeidliche Ab- 
haltungen verhindert ist. 

Wer ohne genügende Entschuldigung ausbleibt, 
verwirkt eine vom Innungsvorstand zu verhängende 
Geldstrafe, welche bis zur anderweitigen Feststellung 
durch Beschluss der Innungsversammlung auf 20 Mk. 
festgesetzt wird. 

8 57 wird abgeändert und soll heissen: Alle die 
Innung betreffenden Bekanntmachungen werden bis 
zur anderweitigen Beschlussfassung der Innungsver- 
sammlung in der „Photogr. Chronik“, im „Saarhand- 
werker“ und evtl. schriftlich erlassen. 

Der Obermeister: Der Schriftführer: 


Gollas. E. Faes. 
at 
Gesehäftliehes. 


Herr Paul Leinert, Bodenbach a. E., Fabrik 
photographischer Karten und Kartons, Grosshandlung 
aller Bedarfsartikel für Photographie, hat seinem 
Schwiegersohn und bisherigen Mitarbeiter Herrn Alfred 
Hartwig Prokura erteilt. 

Wien. Die Photo-Compagnie R. Hyman & Co., 
G.m.b. H., Wien XIV., Ullmannstrasse ı, wurde neu 
in das Handelsregister eingetragen. 


er 


Kleine Mitteilungen. 


— Nachdem die zahlreichen organisierten deutschen 
Fachphotographen in der Tschecho - Slowakei unsere 
„Photogr. Chronik” zu ihrem Verbandsblatt erkoren 
haben, werden diese Herren auf die in dieser Nummer 
und auch künftig erscheinenden, sonderlich für sie in 
Betracht kommenden Geschäftsanzeigen leistungsfähiger 
Lieferfirmen für photographischen Bedarf hierdurch 
aufmerksam gemacht. Es sind da zu nennen: 


„Photokal“, & Co. 
(Böhmerwald) und 

Stein & Co. in Böhmen, Budweis-Vierhöf, 
beide für Firmenkarten, Kartons, Passepartouts, Bütten- 
papiere und ähnliche Sonderheiten. 

Als Bezugsquelle in der Nachbarschaft der Tschecho- 
Slowakei empfehlen sich ihrer dort schon bestehenden 
Kundschaft und zwecks deren Ausdehnung: 

Christoph Scharffenberg & Habicht, Gross- 
handlung für jede Art von photographischem Bedarf in 
Dresden A. 

Paul Leinert, Fabrik photographischer Karten 
und Kartons, Bodenbach (Elbe) i. Böhmen, Theodor- 
Körner - Strasse, Grosshandlung aller Neuheiten und 
Bedarfsartikel für die moderne Porträtphotographie. 


Pankratz in Neuern 


Blumenberg & Rindskopf, Chemische Fabrik 
in Zuckmantel b. Teplitz (Böhmen). 

Photographisches Musteratelier „Jupiter“, Adalbert 
Iser, Reichenberg (Böhmen), Schlossgasse 8. 

Emil Wachtl, Grosshandlung photographischer 
Bedarfsartikel, Prag I, Jachyınova 2. 


— Aus dem Handwerk. Die Arbeitsgemein- 
schaft des württembergischen Handwerks hat vor 
einigen Tagen eine Sitzung im Handwerkskammer- 
gebäude in Stuttgart abgehalten, in der eine Reihe 
wichtiger Fragen behandelt worden sind. Zu der 
Frage der Neuregelung des Lehrlingswesens wurde 
beschlossen, sich einmütig hinter die vom Reichsver- 
band des deutschen Handwerks in Bayreuth auf- 
gestellten Forderungen zu stellen, nach denen das 
Handwerk mit allen Mitteln die Bestrebungen bekämpft, 
den Lehrling zum Arbeiter, das Lehrverhältnis dem- 
gemäss zu einem Arbeitsverhältuis umzuwandeln und 
der tariflichen Regelung zu unterwerfen. Hinsichtlich 
der Neuregelung der beruflichen Organisation des 
Handwerks und Gewerbes wurde eine Entschliessung 
angenommen, nach welcher die Arbeitsgemeinschaft 
sich einmütig auf den von Dr. Meusch aufgestellten 
Entwurf über die Neuregelung der Berufsorganisation 
stellt und die württembergische Staatsregierung er- 
sucht wird, im Reichsrat für die Verabschiedung des 
Gesetzentwurfes einzutreten. Zur Frage der Gewerbe- 
steuer in Württemberg wurde die dringende Forderung 
auf eine baldige Umgestaltung des württembergischen 
Gewerbesteuergesetzes erhoben, weil sonst. eine grosse 
Anzahl selbständiger Handwerker unter den Lasten 
der ungerecht wirkenden württembergischen Gewerbe- 
steuern zusammenbrechen müssen, 


334 - 
Fragekasten. 


Rechtliche Fragen. 


Frage 6. Herr G. S. in G. Der Käufer meines 
Geschäfts führt unter Bezeichnung des Nachfolgever- 
hältnisses noch meinen Namen weiter, was ich bisher 
stillschweigend geduldet habe; eine mündliche oder 
schriftliche Vereinbarung liegt nicht vor. Kann ich 
die Weiterführung meines Namens untersagen ’? 


Antwort zu Fvage 6. Der Käufer darf für das 
Geschäft die bisherige Firma mit oder ohne Beifügung 
eines das Nachfolgeverhältnis andeutenden Zusatzes 
fortführen, wenn der bisherige Geschäftsinhaber in die 
Fortführung der Firma ausdrücklich einwilligt. 
Wenn dieser Grundsatz für die handelsrechtliche Firmen- 
bezeichnung gilt, so kann man analog daraus folgern, 
dass auch die Weiterführung der nicht handelsrecht” 
lich eingetragenen Firma des Geschäftsvorgängers an 
dessen ausdrückliche Zustimmung gebunden ist. Da 
diese nicht vorliegt, kann die Weiterführung des 
Namens des Vorbesitzers untersagt werden, wie auch 
eine Einwilligung widerrufen werden könnte. 

Dr. Sch. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


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Nr. 29. 





22. Juli. 





1921. 








Luxussteuerl! 


Die Leser werden wahrscheinlich ungehalten 
werden, dass immer wieder über die Luxus- 
steuer berichtet werden muss, aber leider 
kommen fortwährend neue Schwierigkeiten, denn 
die Finanzämter legen die Steuer zum Teil nach 
ihrer besonderen Art aus. 

So hat eine Behörde herausgefunden, dass 
nicht die sichtbare Bildgrösse zu berechnen 
wäre, sondern das ganze Bild, und ist hierbei 
zu ganz merkwürdigen Auslegungen gekommen. 
Bei Bildern hinter Passepartout kann die Grösse 
nicht festgestellt werden, und hat die betreffende 
Steuerbehörde dann kurzerhand entschieden, 


dass das Aussenmass des Passepartouts als. 


Bildgrösse zu berechnen ist. 

Hiergegen haben wir sofort Einspruch er- 
hoben, da nach dem allgemeinen Sprachgebrauch 
stets nur die Bildgrösse und nicht die Karton- 
grösse gerechnet wird. 

Dies was früher der beliebte Trick unreeller 
Geschäfte bei Zugaben, nicht die Bildgrösse, 
sondern das Aussenmass des Kartons zu be- 
rechnen. 

Die Behörde ging sogar noch weiter, um 
die Luxussteuer zu begründen, Bild, Passe- 
partout und Rahmen als Ganzes anzusehen. 
Auf diese Art hätte man es dann ohne Schwierig- 
keiten fertiggebracht, ein 18x24 cm-Bild für 
luxussteuerpflichtig zu erklären. 

Vom Reichsfinanzminister 
folgenden Bescheid: 

Der Reichsminister der Finanzen. 

III. U. 5740. 

Auf die Eingabe vom 28. Juni 1921. 
In meinem anbei in Abschrift beifolgenden, 
im Reichssteuerblatt 1921, S. 214, abgedruckten 
Erlass vom 31. März 1921 — III. U. 2666 — 
habe ich ausdrücklich hervorgehoben, dass 
die Bildgrösse als solche für die steuerliche 
Behandlung nach 8 48, II, Nr. 2, der Ausf.- 
Best. zum UStG. massgebend ist, und nicht 
das Aussenmass des Kartons oder des Rahmens. 
Ich habe das Umsatzsteueramt E. mit An- 

weisung versehen lassen. 
I. A.: gez. Popitz. 


erhielten wir 


Der Reichsminister der Finanzen. 
III. U. 2666. 
Auf die Eingabe vom 26. März 1921. 


Berlin, den 31. März 1921. 
Unter Bildgrösse i. S. von 8 48, Il, Nr. 2, 
der Ausf.-Best. zum UStG. ist die tatsäch- 
licbe und nicht :nur die sichtbare Bildgrösse 
zu verstehen, also einschliesslich des Bild- 
streifens, der als Befestigungsstreifen, z. B. 
bei Einsteckrahmen, dient. 
I. A.: gez. Popitz. 


Das findige Steueramt hatte es fertiggebracht, 
die letzte Bestimmung über die Klebestreifen, 
die bekanntlich nur ungefähr ein halbes Zenti- 
meter breit sind, so weit zu — verbreitern — 
dass das ganze Passepartout, und wenn nötig 
auch der Rahmen, für die Bestimmung der 
steuerpflichtigen Grösse eingerechnet werden 
sollen. 

Im Gegensatz hierzu haben Bilderhausierer 
versucht, sich der Luxussteuerpflicht durch ge- 
rissene Winkelzüge zu entziehen. Der Inhaber 
eines solchen Kunstinstitutes hat zu diesem 
Zweck eine zweite, anders lautende Firma ge- 
gründet, deren alleiniger Inhaber er ebenfalls 
ist. Nun liefert die Firma I die Bilder billiger 
an die Firma II und bezahlt dafür eine niedrige 
Luxussteuer. Die Firma II (wieder er selbst) 
liefert die Bilder steuerfrei an das Publikum. 

Sonst wissen diese anpassungsfähigen Hausier- 
geschäfte sich auch noch anders zu helfen. 
Bekanntlich liefern sie zuerst Rohvergrösse- 
rungen, die nur die einfache Umsatzsteuer be- 
zahlen. Dann hat der zweite Reisende die 
Besteller zu bearbeiten, das „wie“ ist bekannt, 
die Bilder „ausmalen“ zu lassen. Nun müsste 
hierfür Luxussteuer bezablt werden, aber die 
Herrschaften wissen sich zu helfen und nennen, 
so lächerlich es klingt, aber es ist Ernst, die 
Retusche, die 60—ıoo Mk. und mehr kostet, 
Reparatur und zahlen natürlich keine Luxus- 
steuer dafür. 

Auf diese Art gehen bedeutende Summen 
dem Staate verloren. Die Vergrösserungs- 
reisenden sollen nach $ ı23 der Ausführungs- 


29 


232 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





bestimmungen zum UStG. Ausweise des Um- 
satzsteueramtes mit sich führen. Wie weit es 
geschiebt, entzieht sich unserer Kenntnis, aber 
nach der Erfahrung mit den „Reparaturen“ der 
Rohvergrösserung werden die Leute sich auch 
dert zu helfen wissen. Die Fachphotographen 
müssen sich den Finanzämtern zur Nachprüfung 
zur Verfügung stellen, um derartige Manöver 
festzustellen, denn sonst müssen die anderen 


Bürger die dem Staate nicht abgeführte Summe 
wieder einbringen. Das Finanzministerium 
wünscht, den zustehenden Finanzämtern die in 
Betracht kommenden Hausiergeschäfte zu be- 
zeichnen. 


Central-Verband Deutscher Photograpben- 
Vereine und Innungen, ]J. P. 


R. Schlegel, Vorsitzender. 


nr 25 


34 Jahre alte Platten. 


Mitteilung aus dem Photochemischen Laboratorium der Technischen 
Hochschule Berlin. 


Gelegentlich eines Umzugs fand ein Professor 
an der hiesigen Hochschule einen verschlossenen 
Plattenkasten im Format 8,5xXı17 cm. Nach 
dem Etikett handelt es sich um ein Dutzend 
- Emulsionsplatten von J. B. Obernetter in 
München, hergestellt in der Trockenplatten- 
fabrik von Otto Perutz daselbst. Die Emul- 
sionsnummer ist 1257, und das Seitenschild 
trägt die eigenbändige Namensunterschrift 
J. B. Obernetters. 

Nach Angabe des Eigentümers müssen die 
Platten aus dem Jahre 1887 stammen und 
würden demnach das seltene Alter von 34 Jahren 
haben. Da es immerbin interessant war fest- 
zustellen, wie sich Platten nach so langem 
Altern verbalten, so wurden eine Reihe von 
Versuchen in der Richtung vorgenommen. Der 
Herstellungszeit nach muss es sich um die be- 
kannte Obernetter- Emulsion handeln, die da- 
mals durch ihre Klarheit und hohe Empfindlich- 
keit ausgezeichnet war und deren Fabrikations- 
geheimnis streng gehütet wurde. Den älteren 
Fachphotographen ist noch bekannt, dass Ober- 
netter etwa im Jahre 1885 sein Verfahren, 
das seitdem in dieser Form nicht mehr aus- 
geübt wird, lizenzweise verkaufte, wobei es sich 
herausstellte, dass die damals als vorzüglich an- 
erkannte Emulsion sich an anderen Orten als 
in München nicht ebenso herstellen liess, eine 
Erfahrung, die damals zu sehr unliebsamen 
Streitigkeiten zwischen den Lizenzerwerbern und 
Obernetter führte. Man glaubte schliesslich, 
den allgemein geachteten Obernetter dadurch 
verteidigen zu müssen, dass man annahm, dass 
nur das Münchener Wasser geeignet sei, der- 
artige Platten herzustellen. 

Heute denken wir bekanntlich bierüber anders. 
und jedem Praktiker ist bekannt, dass der in 
irgendeiner Fabrik erprobte Prozess von weniger 
erfahrenen Praktikern nicht ohne weiteres an 
anderen Fabrikationsstellen übernommen werden 
kann. 

Die Prüfung der alten Platten ergab folgende 
Tatsachen: Die Empfindlichkeit der Platte ent- 
spricht etwa !/, bis '/, derjenigen einer heutigen 


hochempfindlichen Emulsion; ob sie im Laufe 
der Zeit gesunken ist, kann hieraus ohne 
weiteres nicht festgestellt werden. Einem von 
uns, der mit den alten Obernetter- Platten 
früher viel gearbeitet hat, ist noch in Erinnerung, 
dass man mit der vollen Oeffnung eines Anti- 
planeten (1:6,3) bei gutem Licht im Sommer 
auf der Strasse mit einem Fallverschluss gut 
ausexponierte Bilder erhielt. Setzt man die 
Geschwindigkeit des Faliverschlusses auf !/,, Se- 
kunde an und berücksichtigt man, dass mit 
Eisenoxalat entwickelt wurde, so dürfte daraus 
abzuleiten sein, dass die Empfindlichkeit der 
Platte nicht erheblich zurückgegangen ist, viel- 
leicht sogar eine kleine Steigerung erfahren hat. 

Bei der Entwicklung mit neuzeitlichen Her- 
vorrufern zeigte die Platte einen recht erheb- 
lichen Schleier über die ganze Fläche hin, der 
auf 1,13 im Martens - Photometer gemessen 
wurde. Ausserdem war rings an den Kanten 
ein schmaler, nicht besonders intensiver Rand- 
schleier nachweisbar, der bewies, dass die 
Platten nicht zerschnitten, sondern im Format 
8,5Xı17 cm gegossen waren. Unmittelbar am 
Glasrand, etwa 2 mm breit, hat die Platte ihre 
Entwickelbarkeit verloren und zeigt hier einen 
glasklaren Rand. 

In der Aufsicht zeigen besonders die Rand- 
partien der Platte einen bläulichen, in der Durch- 
sicht gelblich erscheinenden metallischen Ober- 
flächenschleier von geringer Intensität. Die 
Gradation der Platte ist normal geblieben, und 
mit dem Eder-Hecht-Photometer kann man 
neben der sehr überwiegenden Blauempfindlich- 
keit eine schwache Gelbempfindlichkeit und eine 
Spur Rotempfindlichkeit nachweisen. Es handelt 
sich also sehr wahrscheinlich um eine Platte, 
der ursprünglich eine kleine Menge eines Sensi- 
bilisators beigemischt war. Im übrigen ist die 
Platte fehlerfrei, und nur die Zwischenlage- 
papiere markieren sich an zwei gegenüberliegen- 
den Randstellen kräftig dunkel. 

Obwohl die Platte nicht mehr brauchbar 
sein würde, da der Schleier doch zu stark ist, 
ist es immerhin interessant, festzustellen, dass 


PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


233 





noch heute ein entwickelbarer Unterschied 
zwischen belichtetem und unbelichtetem Brom- 
silber konstatiert werden kann, ja, dass die 
Deckung des entwickelten Bildes in den Lichtern 
bei entsprechender Belichtung noch eine sehr 
kräftige ist, so dass man ein kopierfähiges 
Negativ von guter Gradation trotz des Schleiers 
erhalten könnte. 


Es würde nicht unwichtig sein, wenn auch 
von anderer Seite Platten ähnlichen hohen Alters 
zur - Untersuchung gebracht werden könnten, 
wobei allerdings wohl festgestellt werden muss, 
dass der verhältnismässig gute Zustand der 
alten Obernetter-Platte durch die Trocken- 
heit des Aufbewahrungsortes mit beeinflusst 
sein dürfte. Miethe. Stenger. 


—.rt 


Die Deutsehe Photoindustrie. 


Eine Ausstellung der photographisehen Hilismittel, veranstaltet vom 
Photographisehen Verein zu Berlin vom 4.—9. Oktober 1921. 


Die kommende Berliner Ausstellung im 
Herbst d. Js. verspricht nach vorliegenden Mel- 
dungen eine Qualitätsschau ersten Ranges 
zu werden. Die Eigenart des Ausstellungsplanes 
geht schon daraus hervor, dass die Erzeugnisse 
der Photoindustrie von sachverständiger Seite 
ausgesucht werden. Amateure und Berufs- 
photographen erhalten demnach nicht nur ein 
wohlgeordnetes Bild leistungsfähiger Fabrikate 
vorgesetzt, sondern weit mehr: Eine Zusammen- 
stellung der zur Zeit führenden Erzeugnisse, 
die nach Ansicht des Ausstellungsleiters den 
Standard bilden. Derartige individuelle Beein- 
flassung durch eine Ausstellung kann natürlich 
nur einer unternehmen, der selbst auf reiche 
Erfahrungen zurückschauen kann und über ge- 
nügend Urteilskraft verfügt, dadureh wird aber 
andererseits erreicht, dass das Urteil geklärt wird. 

Ueber das Wesen photographischer Aus- 
stellungen sind noch die verschiedenartigsten 
Ansichten im Umlaufe, um so erfrischender 
muss es wirken, wenn hier mit der Ueberliefe- 


rung gebrochen wird, um für eine neuartige 
Industrieschau Raum zu schaffen, die vom 
Standpunkte der Konsumenten erdacht ist. 
Techniker und Konstrukteure haben hier 
das Wort! Es ist für die photographische 
Qualitätsindustrie von grösster Wichtigkeit, diese 
Gelegenheit zwecks Sicherung ihres Ueber- 
gewichts wahrzunehmen. Es empfehlen sich 
sofortige Verhandlungen mit dem verantwort- 
lichen Ausstellungsleiter, Herrn Artur Ranft. 


Wie wir hören, ist auch die Einrichtung 
eines Musterlaboratoriums im Werke. Inter- 
essenten, die Laboratoriumseinrichtungs- 
stücke sowie Gebrauchsmaterial liefern, 
haben die günstigste Gelegenheit — ohne 
grosse Kosten — an der Ausstellung teil- 
zunehmen. | | 

Adresse für alle Anfragen: Geschäftsstelle 
der „Berliner Photographie“ (A. Ranft), 
Berlin W, Duisburger Strasse ı2, Fernruf: 
Ubland 6206. 


_—e 


Spreehsaal. 


Zur Tagung des Central- Verbandes. 


Von den zur Central-Verbandstaguug veröffentlichten 
Anträgen fordern die Anträge I, III, IV, V, VII der 
Innung Hildesheim zu einem Öffentlichen Widerspruch 
förmlich auf, ich gestatte mir deshalb, die oben be- 
zeichneten Anträge näher zu prüfen. 

I. Vorstandsmitglieder sind nicht stimmberechtigt: 
Welche Gründe liegen denn nur vor, um den Vorstand 
mundtot zu machen ? Bisher ist es überall Sitte, dass die 
Stimme des Vorsitzenden bei Stimmengleichheit den 
Ausschlag gibt, also doppelt massgebend ist, und im 
C.V. soll es nun auf einmal umgekehrt sein? 

Vorstandsmitglieder können ausschliesslich nur die 
Vereine oder Innungen vertreten, denen sie angehören: 

Warum sollen denn diejenigen, welche mit der 
ganzen Arbeit des C.V. anı besten vertraut sind, nicht 
mindesteus auch zwei Vereine usw. vertreten können? 
Jeder Verein, welcher sich vertreten lässt, sucht sich 
doch den geeigneten Delegierten amı liebsten selbst aus 
und stellt das Ersuchen an denselben, die Vertretung 
zu übernehmen. 


IIl, Vorstand und Vorstandsrat können nur aus 
den Beruf ausübenden Mitgliedern bestehen. Eine Ver- 
jüngung des Vorstandes ist vorzunehmen: 


Dieser Antrag muss aus Unkenntnis geboren sein 
und zeugt davou, dass die Kollegen in Hildesheim von 
ihrem Delegierten nicht richtig informiert wurden, ich 
will zugunsteu desselben annehmen, dass er selber gar 
nicht die Arbeitsleistung unseres bewährten Vorstandes 
des C.V. beurteilen kann. j 

Wir Photographen können uns glücklich schätzen, 
an unserer wirtschaftlichen Spitze Männer sitzen zu 
haben, welche im öffentlichen Leben Ansehen geniessen, 
unseren Beruf von Jugend an ausgeübt und durch regen 
Fleiss und Sparsaukeit es so weit gebracht haben, dass 
sie in den späteren Jahren ihres Lebens nicht mehr 
selbst im Beruf arbeiten zu brauchen, ihre bewährten 
Kräfte und Kenntnisse aber der Allgemeinheit des 
Photographenstaudes durch Uebernahme solcher Aemter 
zur Verfügung stellten. 

Weun ein Kollege das Photographengewerbe selbst 
ausübt, kann er niemals nebenbei noch eine solche 


29* 


a PHOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. 





immense Arbeit leisten, wie die Führung des C.V. es 
erfordert. Wenn der Einbringer dieses Antrages anderer 
Ansicht ist, dann hat er gar keinen Begriff von dem 
Umfang der an den Vorstand des C.V. gestellten 
Ansprüche. Was für eine Unmenge Arbeit erwächst schon 
dem Obermeister einer Innung in einem grösseren Ort, 
wenn er sein Amt ernstlich verwaltet, wieviel Zeit und 
Nerven, von eigenen Mitteln ganz abgesehen, opfert 
derselbe, um Ordnung in seinem Bezirk zu halten und 
Erspriessliches für die Innungsmitglieder zu schaffen. 


Mir schweben da nur drei Herren in Gedanken 
vor, die Kollegen Arnold, Papesch und Tiedemann; 
es sind aber noch viele, viele mehr, die grosse Opfer 
bringen. Würden deren Geschäfte nicht darunter leiden, 
wenn sie auch noch den Packen Arbeit vom Vorstande 
des C.V. aufgebürdet bekämen? Beides lässt sich nie 
vereinen, wer sein Geschäft noch zu versehen hat, kann 
die Arbeiten des C.V. nicht noch ausführen. 

Dass die im C.V. vereinigten Verbände, Innungen 
und Vereine alle der festen Ueberzeugung sind, dass 
die Führung unseres C.V. in den allerbesten Händen 
sich befindet und keiner Veränderung bedarf, müsste 
Herrn Mend doch in der Erfurter Versammlung im 
vorigen Jahre genügend zum Bewusstsein gekonimen 
sein, da berührt der diesjährige Antrag direkt be- 
fremdend. 

IV. Zur Führung der durch Vorstand, Vorstandsrat 
und Delegiertenversammlung festgelegten Geschäfte ist 
ein besonderer Geschäftsführer anzustellen. Dieser hat 
auch die Einziehung der Beiträge zu besorgen. 

Gedacht ist die Sache wohl so: Der ausübende 
Berufsphotograph als Vorsitzender soll nebenbei einen 
Geschäftsführer haben, der die Arbeiten erledigt, von 
welchen Beiträgen aber ein Geschäftsführer bezahlt 
werden soll, davon wird im Antrage nichts angedeutet. 
In Breslau sträubte sich. Herr Mend gegen eine da- 
malige kleine Erhöhung des Beitrages und drohte mit 
dem Austritt der Innung, nun fordert. er einen Ge- 
schäftsführer, der unter 30000 Mk. Jahresgehalt sicher 
nicht auf die Dauer zu binden ist. Die Photographen 
sind heute noch nicht organisatorisch genügend geschult, 
um Beiträge für ihre wirtschaftlichen Interessen in 
solcher Höhe zu leisten, die es erlauben, derartige Ge- 
hälter für die Geschäftsführung ausgeben zu können. 

V. Der C.V. muss es als allerhöchste Pflicht an- 
sehen, dem Genossenschaftswesen im Berufe die Wege 
zu ebnen, durch Druck auf Fabrikanten und Händler 
und Herheiführung gesetzlicher Massnahmen. 

Die Gründung von Genossenschaften würde unsere 
Händler nur noch mehr zu photographischen Arbeiten 
veranlassen, da sie auf die Photographen dann gar 
keine Rücksicht mehr zu nehmen haben, und durch die 
bessere Ausstellungsgelegenheit (\Verbetätigkeit), Schau- 
fenster und Lage usw. würde die Konkurrenz auch 
erfolgreich sein. 

Grosse Verdienste sind für den Photographen mit 
der Genossenschaft doch nicht zu erzielen, ist dieselbe 
klein, so ist sie uurentabel, ist sie gross, wird ein Ge- 
schäftsführer erforderlich sein, der auch bezahlt werden 
muss und der Verdienst wieder aufgebraucht wird. Die 





veröffentlichten Resultate der Genossenschaft Hildes- 
heim sind bei den heutigen Materialpreisen dafür der 
beste Beweis, dass die Genossen nur einzelne Materialien, 
wie z. B. Platten usw., und davon noch nicht mal den 
ganzen Bedarf, genossenschaftlich bezogen haben, sonst 
müsste es sich ja um ganz andere Summen handeln. 

VII. Die zu gründende eigene Presse ist vollständig 
frei und unabhängig zu gestalten, mit einem Fachmann 
unseres Berufes als Schriftleiter. 

Eine eigene Presse, frei und unabhängig, wäre ja 
ein Ideal, wie man es sich nicht schöner denken kann, 
aber wie soll dieser Antrag in die Wirklichkeit um- 
gesetzt werden, und wo sitzt dieser goldeue Kollege, 
der es als Schriftleiter allen Photographen recht macht, 
und woher soll das Geld dazu genommen werden? 
Haben die Antragsteller schon mal Erkundigungen ein- 
gezogen, in welcher rosigen pekuniären Lage sich die 
Zeitungen jetzt befinden? Ich glaube, den Photographen 
geht es mindestens ebenso gut oder schlecht, wie man 
es nehmen will! Anträge stellen ist immer leichter als 
für eine geeignete Ausführung zu sorgen, darum sollte 
man die C.V.- Tagungen nicht mit zu vielen Anträgen 
belasten, deren Diskussion zeitraubend ist und doch 
keine erspriesslichen Erfolge dabei herauskommen. 

Unsere Delegierten in Frankfurt haben neben dem 
Vorstande schwere Arbeit vor sich, mögen ihre Ent- 
schlüsse für unseren Beruf segensreiche Erfolge zeitigen! 
Aus diesem Wunsche heraus sind diese Zeilen ent- 
standen, und bitte ich, dieselben auch so aufzufassen. 


Rich. Freundt, Hannover. 


Auch ein Haken. 


Vor einiger Zeit veranstaltete eine der gelesensten 
Fachzeitschriften einen Wettbewerb bzw. ein Preis- 
ausschreiben mit dem ungefähren Ziele, wie dem Tief- 
stand in der Photographie am besten abzuhelfen sei. 
Obgleich der Bewerb ein sehr guter war, auch manche 
gute Meinung zum Ausdruck kam, konnte natürlich 
die Idee eines einzelnen den Kern der Sache, der 
tiefer liegt und sich nicht mit einem Aufsatz erschöpfen 
lässt, nicht umfassend treffen. Auch die Urteilsver- 
kündung enttäuschte. Welche Grundübel aber an dem 
gewaltigen Tiefstand beitragen, ersieht man am besten 
aus einer Frage über angemessene Preisberechnung 
und die bezügliche Antwort der Schriftleitung desselben 
Blattes. Um von vornherein Missdeutungen vorzu- 
beugen, sei bemerkt, dass diese Zeilen keine Polemik 
darstellen sollen, weshalb auch die näheren Bezeich- 
nungen fehlen. Man stelle sich zunächst vor, ein Ge- 
schäftsmann hat 5 Viertelstunden (ı!/;, Stunde) Weg 
zum Orte, wo er die Bestellung, die Aufnahme, Io Stück, 
ausführen soll. Die Aufnahmen sind in IOo:I5 aus- 
zuführen, Objekt (oder Subjekt) ein zweijähriges Kind, 
teilweise in Zimmern, teilweise im Garten zu photo- 
graphieren. Die Negative sind dem Besteller zu über- 
lassen, von jeder Aufnahme ist ein guter Abdruck, der 
in ein Album eingeklebt werden soll, anzufertigen, 
Abzüge ohne Retusche Im allgemeinen dürfte man 
annehmen, dass Besteller sowohl als auch Photograph 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





EL 
re nn en 


233. 








sich über den zu entrichtenden Betrag vorher einen, 
wobei eine gewisse Spanne gelassen werden kann. 
Mutmasslich ist Besteller von den früher üblichen, so- 
genannten billigen Preisen ein wenig unterrichtet, be- 
sonders schien er die früheren Preise für Trocken- 
platten und Papiere zu kennen, und die Bestellung un- 
retuschierter Drucke lässt vermuten, dass er oder 
Angehörige von ihm der Amateurphotographie nicht 
sehr fern stehen. Denn der Einwand gegen die Be- 
zahlung mit Worten wie Uebervorteilung, Ausbeutung, 
Wucher u. dgl. lässt obige Vermutung zu. Welcher 
Preis war nun gefordert? Für acht Aufnahmen & ı5 Mk. 
—= 120 Mk., dazu zwei Fehlaufnahmen A 5 Mk. und 
16 Abzüge A 5 Mk. = 2ı0 Mk., wobei der Photograph 
unaufgefordert, zur Erhöhung der Wirkung, graues 
Zwischenlagepapier unter das Chamois-Entwicklungs- 
papier klebte. — Zunächst sei einmal festgestellt, dass 
jeder Arbeiter, jeder Handwerker heute seine 
für die Arbeit benötigte Zeit in Rechnung 
stellt. Der Photograph hatte für seinen Weg hin 
und zurück, auch für die Fahrt, einen entsprechenden 
Preis rechtmässig zu fordern. Dann aber musste er, 
der Negativüberlassung (und diese wird doch wohl 
sehr überlegt gewünscht worden sein) wegen, einen Preis 
fordern, der einem Dutzend des bezüglichen Formates 
(10:15 —= Postkarte) in seinem Geschäfte gleich wäre. 
Rechnen wir ganz billig das Dutzend Postkarten zu 
35 Mk., so wäre die Preisforderung für acht gelungene 
Aufnahmen 280 Mk., also 160 Mk. mehr, als der Herr 
Kollege forderte. Die 16 Abzüge a 5 Mk. sind für 
Chamois-Papier auch noch recht billig, ganz abgesehen 
davon, dass das Unterkleben mit grauem Zwischenlage- 
papier Zeit und Materialkosten erfordert, die ganz un- 
berechnet blieben. Der Besteller wohnt in einer Stadt 
Gross- Berlins, und der Umstand, dass er einen Photo- 
graphen bestellte, der den Wohnort in ı!/, Stunde 
günstigst erreichen kann, lässt vermuten, der Besteller 
hatte bereits bei Photographen seines Wohnortes Nach- 
frage gehalten, und die Bescheide waren, was Preis- 
forderung anbelangt, zu hoch erschienen. Das konnte 
und musste sich bei einigem Ueberlegen auch der nun 
in Frage kommende Photograph sagen und musste 
von vornherein die Preisfrage, ehe er zur Arbeit 
schritt, klarstellen. Jawohl, die Geschäfte gehen 
heute schlecht, sehr schlecht. Aber mit solchen Ge- 
schäftsgebaren schädigt man den ganzen Stand und 
nicht zuletzt sich selbst. Es ist keineswegs eine Un- 


ehre, wenn man nach gemachter Aufnahme ausser- 


halb, ebenso wie im Atelier, eine Anzahlung fordert. 
Ich tue das selbst bei Personen, die ich kenne. Zur 
Herstellung der Drucke wurde doch sicher künstliches 
Licht benutzt, auch dieses ist heute nicht billig. Alles 
in aliem beweist der Fall, dass wir Photographen eins 
noch nicht gelernt haben, richtiges Rechnen; eine 
richtige Kalkulation, die hat aber ein Geschäftsmann 
nötig, und das heute mehr denn je. Und wenn man 
den Fall weiter durchdenkt, berührt die Frage komisch, 
dass der Fragesteller, der doch sicher der Innung 
Gross - Berlins angehört, sich nicht an diese wandte 
und um das Urteil eines beeideten Sachverständigen 
bat, bzw. ein entsprechendes Zeugnis, auf Grund dessen 
und sachgemässer Klage der betr. Besteller wohl bald 
ins Mauseloch gekrochen wäre. Ich erinnere mich 
eines Falles 1891, wo ich, noch ein ziemlich junger 
Dachs, Geschäftsführer bzw. Fachmann eines Ateliers 
in einem damals noch kleinen Seebade Westholsteins 
war. Da hatte ein Restaurateur, der eine nette Halle 
unmittelbar am Strande besass und die mein damaliger 
Chef (Amateur) bei selten hoher Flut von See aus 
getypt hatte, den guten Einfall, sich indirekt eine An- 
sicht dieser Aufnahme — Postkarten kamen damals 
(leider!) gerade auf — in Kabinett zu verschaffen und 
ungefragt Postkarten in Lichtdruck davon herstellen 
zu lassen. Als einer der Jünger Hermann Krones 
beeilte ich mich, diesem den Fall mit Beilage der 
Originalaufnahme und eines Exemplars der heimlich 
davon hergestellten Postkarten zu unterbreiten. Papa 
Krone, der nichts mehr hasste als solche Frei- 
beuterei, schrieb flugs ein Sachverständigengutachten, 
und mit diesem endigte eine Klage in kurzer Zeit 
etwas schmerzlich für den Freibeuter. Die Schrift- 
leitungen der Fachschriften mit solchen Rechtsfragen 
anzugehen, ist ja für manche Photographen ganz be- 
lehrend, aber für den, den die Sache persönlich betrifft, 
ist es wohl zweckentsprechender, sich mit der Standes- 
vertretung (Innung) in Verbindung zu setzen, um 
den betreffenden Sachverständigen zu erfahren und 
schleunigst den Rechtsweg zu beschreiten. Denn bei 
solcher „blumenureichen“ Sprache, wie in diesem Falle 
der Besteller für gut befand, ist von weiterer Kund- 
schaft wohl kaum die Rede. Der ganze Vorfall ist 
aber ein Beweis, wo einer der Haken sitzt, der ein 
Hemmnis am Wiederaufstieg des Standes ist. 
Otto Klos. 


Hr ——  — 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Sehleswig-Holsteinischer Photographen- 
Verein. 
Als neues Mitglied hat sich gemeldet: 
Herr Heinz Berens- Hamburg 5, Steindamm 12. 
Der Vorstand. 
I, A,: Otto Stiegler, Schriftführer, 


Photographische Vereinigung 
im Regierungsbezirk Stettin (Zwangs- 
innung), Sitz Stettin. 
Die Mitglieder werden daran erinnert, bis zum 
24. d. M. die fälligen Halbjahrsbeiträge von ı5 Mk., so- 
wie etwaige Gehilfen- und Lehrlingsbeiträge in Höhe 


236 


PHOTOGRAPHISCHE CHROMIR. 





von 2,50 Mk. bzw. 1,50 Mk. post- und besteligeldfrei 
an unseren Kassierer, Herrn A. Lindemann-Stettin, 
Paradeplatz 28/29, oder auf Postscheckkonto Nr. 34 064 
einzusenden. Bis zu dem angegebenen Tage nicht ein- 
gegangene Beiträge werden zuzüglich der Unkosten 
durch die Post eingezogen. 

I. A.: W. Wolff, Vorsitzender. 


I It 


Photographen - Zwangsinnung 
des Württembergischen Schwarzwald- 
kreises (Sitz Reutlingen). 
Unsere Hauptversammlung findet am 8. August 
in „Hotel Lindenhof“ in Horb a. N. von 9 Uhr 
vormittags an statt. 


Tagesordnung: 

I. Jahresbericht. 

2. Rechnungsablegung. 

3. Neuwahlen. 

4. Bericht über die Central-Verbandstagung. 

5. Vorführung der „Ateliersonne“ der Böhmwerke, 
Aktiengesellschaft, Berlin, durch Kollege 
Brandner. 


6. Vortrag von Herrn Professor Friedrich Schmidt, 
Karlsruhe i. B., über „Vergrössern und Vergrösse- 
rıngsapparate, sowie Berichterstattung über die 
von ihm geleiteten Fachkurse für Photographen- 
lehrlinge an der Technischen Hochschule in 
Karlsruhe i. Baden.“ 

7. Verschiedenes. 


Antıäge zur Hauptversammlung sind bis zum 
i. August beim Obermeister G. Wurster-Reutlingen 
schriftlich einzureichen. 

Die Jahresrechnung liegt zur Einsichtnahme beim 
Kassierer K. Schmalz-Reutlingen auf. 

Fehlende Kollegen werden unnachsichtlich nach 
$ 22 unserer Satzungen bestraft, daher restlose Be- 
teiligung an unserer Hauptversammlung wünscht 


Der Vorstand der Photographen - Zwangsinnung 
des württembergischen Schwarzwaldkreises. 


Der Obermeister: G. Wurster. 


I 


Photographen -Zwangsinnung 
Plauen und die Amtshauptmannsehaflten 
Plauen, Oelsnitz und Ausrbaeh. 

Am 28. Juni, gegen ıI Uhr, versammelte sich der 
Gesamtvorstand und als Vertreter der Mitglieder Kol- 
lege Köhler, Bad Elster, beim Herrn Ehrenober- 
meister Bruckner in Auerbach, um demselben die 
Ehrenurkunde (selbstgezeichnet vom Kollegen Axt- 
mann) als Ehrenobermeister zu überreichen. Der 
Obermeister Fritz Axtmann überreichte dieselbe 
mit einer Ansprache, und dankte der Ehrenobermeister 
für die ihn angetane Ehrung herzlichst. Kollege 
Köhler bringt den Dank der Mitglieder zum Aus- 
druck und beglückwünscht den Ehrenobermeister noch- 
mals zur genannten Ehrung mit den besten Wünschen 
für seinen ferneren Lebensweg. Nach diesem ladet 


Herr Bruckner die Kollegen bei sich zum Mittags- 
mahl ein. An das frugale Essen schloss sich eine 
kleine Wanderung zur Schlossschenke an, in der 
gleichzeitig die anberaumte Vorstandssitzung abgehalten 
wurde, welche wegen der vorliegenden Arbeitsmasse 
bis abends 8'/, Uhr dauerte. Hieran schlossen sich 
noch einige gemütliche Stunden bis zur Abfahrt der 
Kollegen. Fritz Axtmann, Obermeister. 


04 


Photographisehe Vereinigung 
Hamburg-Ailtona (RE. Y.). 


Bericht über die Mitgliederversammlung 
vom 25. Februar. 


Durch Kollegen Paatzsch wurde die Sitzung um 
8'/, Uhr eröffnet. Unter den Mitteilungen an den 
Vorstand wirl ein Schreiben des Kollegen Halber- 
stadt verlesen, welches den Wunsch enthält, dass die 
Vereinigung die Abschaffung des Pflichtschulunterrichts 
der Lehrlinge in der Fortbildungsschule erstreben 
möchte, da ihm der Unterricht zwecklos erscheint. 
Der Antrag des Vorstandes auf Beitragserhöhung wird 
nach eingehender Begründung angenommen. Der 
Beitrag wird auf 6 Mk. monatlich festgesetzt. Der- 
selbe wird halbjährlich im voraus erhoben, resp. muss 
an das Bankkonto der Vereinigung eingezahlt werden. 

Kollege Rompel, der sich bereit erklärt hat, 
eine Reihe von Vorträgen zu halten aus: „Die Praxis 
des Photographen“, behandelte in lehrreicher und sehr 
interessanter Weise „Das Entwickeln von Trocken- 
platten.“ Hieran schloss sich eine recht anregende 
Debatte, die Erfahrungsaustausche hervorbrachte im 
Entwickeln mit Neolentwickler, Anwendung von 
Pheno - Saphranin, gesundheitliche Dunkelkammer- 
beleuchtung usw. Der Wunsch nach öfterem Meinungs- 
austausch unter den Kollegen war allgemein. Leider 
waren nur 20 Mitglieder anwesend. — Schluss ıo Uhr. 


Bericht über die Mitgliederversammlung 
vom 5. April. 

Eröffnung der Versammlung 8 Uhr durch Kol- 
legen Paatzsch. Nach Erledigung von Mitteilungen, 
worunter eine Einladung zum Wettbewerb, veranstaltet 
von den Byk-Guldenwerken, bespricht der Vorsitzende, 
Kollege Paatzsch, den Fall eines Kollegen in Altona, 
dessen Preise von einem Besteller als zu hoch bean- 
standet waren. Es standen diesen Preiseu die Preise 
von Händlern gegenüber. Die Versammlung betont, 
dass die Händler, welche photographische Arbeiten an- 
fertigen, hierfür die Preise der Berufsphotographen 
stark unterbieten und dadurch zu unliebsamen Kon- 
kurrenten würden. Ihnen steht das Material bedeutend 
billiger als dem Photographen zur Verfügung. Es ist 
aber stets zu beobachten, dass die Händler auf die 
Güte der Arbeit wenig oder gar keinen Wert legen. 
Es wird gewünscht, diese Angelegenheit dem Central- 
Verband zu unterbreiten. Der Kollege Schlegel hat 
schon öfter, da die Klagen allgemein geworden sind, 
um einschlägiges Material gebeten, 





Ueber einen Hamburger Kollegen wird Klage ge- 
führt, dass er als Feind der Schleuderkonkurrenz 


selber in seinen Schaukästen Plakate angebracht habe, _ 


auf welchen er das Dutzend Postkarten für Konfir- 
manden für ı5 Mk. anbietet. Es wird ein Antrag an- 
' genommen, diesen Kollegen aufzufordern, die fraglichen 
Plakate aus seinen Schaukästen zu entfernen. 

Der Ausschuss für die Gehilfenprüfung erstattet 
Bericht: Es waren in Hamburg 25 Prüflinge vorhanden, 
wovon 2I weibliche Drei Prüflinge haben nicht be- 
standen. Die Arbeiten der Schüler aus der Kunst- 


gewerbeschule machten einen bestechenden Eindruck. 


Es wird betont, dass bei der Prüfung das Hauptgewicht 
auf die praktische Arbeit gelegt wird. 

Kollege Schallenberg wünscht eine vierjährige 
Lehrzeit eingeführt zu sehen. 

Kollege Rompel möchte erweiterten Schulbesuch 
für die Lehrlinge, da 8 Stunden wöchentlich zu wenig 
sind. Die Meister sollen den Lehrlingen mehr Zeit 
und mehr Material zur Ausbildung überlassen. Der 
Vorsitzende drückt sein Befremden aus darüber, dass 
die ausgestellten Prüfungsarbeiten von den Meistern 
zu wenig Würdigung gefunden haben. 

Herr Wasow als Gast berichtet über die Lehr- 
lingshaltung in München. Drei Lehrlinge sei die 
Höchstzahl. Die Meisterlehre verbürge die beste Aus- 
bildung. 2 Jahre Meisterlehre und ı Jahr Schule 
hätten die besten Resultate gezeitigt. 

Bei Besprechung seines dreitägigen Kurses in Ham- 
burg erhofft er, dass jeder Teilnehmer angeregt werden 
möge, eigene Arbeit zu leisten. Der Kunstgewerbe- 
schule in Hamburg solle man das grösste Interesse 
entgegenbringen. Den Hamburger Kollegen wünscht 
er breiten und festen Zusammenschluss. Der Vor- 
sitzende dankt Herrn Wasow für seine Wünsche. Auch 
wurde Kollegen Rompel der Dank der Versammlung 
für die Fortsetzung seines letzten Vortrages. Er be- 
handelte die Entwicklereinflüsse auf den Charakter der 
Negative, chemische und mechanische Verstärkung 
und Abschwächung. An der Debatte beteiligten sich 
die Kollegen Gorsten, Schäfer und Rompel. An- 
wesend: 23 Mitglieder und ı3 Gäste. — Schluss gegen 
Io Uhr. 


Bericht über die Mitgliederversammlung vom 25. April. 
a1 


Um 8 Uhr wurde die von 32 Mitgliedern und 
einigen Gästen besuchte Versammlung vom Kollegen 
Paatzsch eröffnet. Ausser einigen Mitteilungen des 
Vorstandes, die allgemeiner Natur waren, fand eine 
Aussprache statt über den Wasow-Kurs, der am 
5., 6. und 7. April stattfand, bei welcher die Kollegen 
Schallenberg, Rompel, Halberstadt und Fräulein 
Claussen das Wort nahmen. Fräulein Claussen- 
Altona meldete sich zur Mitgliedschaft an. Kollege 
Rompel bringt in Fortsetzung seiner Vorträge selır 
interessaute Anweisungen über das Sammeln und Ver- 
arbeiten von photographischen Rückständen. Ihm 
dankt der Vorsitzende im Namen der Versammlung. — 
Schluss ıo?/, Uhr. 

I. V.: F, Hasselmeyer, II. Schriftwart. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Bericht über die Mitgliederversammlung 
vom 30. Mai. 


Eröffnung der Versammlung durch Kollegen 
Paatzsch um 8 Uhr. Nach Erledigung von mehreren 
Anschreiben erstattet der Schulausschuss durch Kollegen 
Rompel Bericht: Aus den Verhandlungen über den 
Besuch der Kunstgewerbeschule seitens unserer Lehr- 
linge ist der Vorschlag hervorgegangen, dass eine 
3'/,jährige Lehrzeit eingeführt werden möchte, und 
dass alle Lehrlinge zum Besuch der Kunstgewerbe- 
schule im sechsten Halbjahre zu verpflichten seien. 
Das siebente Halbjahr soll in der Meisterlehre mit der 
Prüfung abschliessen. 

Das Schulgeld soll der Meister tragen, dagegen 
soll ein Lehrgeld erhoben werden, das mindestens das 
Schulgeld decken soll. Ausnahmen bei besonders 
Begabten sollen statthaft sein, auch stelle die Kunst- 
gewerbeschule für solche Stipendien in Aussicht. 
Vorschlag des Ausschusses fand einstimmige Annahme. 
Bestimmte Abmachungen sind mit der Gewerbekammer 
zu treffen. 

Kollege Kindermann weist darauf hin, dass 
während des Monats Dezember der Fortbildungs- 
schulunterricht ausfallen soll, damit die Lehrlinge den 
Meistern gänzlich zur Hand gehen können. Dafür 
werden vor der Zeit Ersatzstunden eingelegt werden. 

Kollege Rompel lässt einige von Schülern mit 
der Locukamera in Grösse 13 X Id8cm gefertigte Arbeiten 
zirkulieren, die durch ihren Tonreichtum und grosse 
Tiefenschärfe allseitige Bewunderuug hervorrufen. An- 
schliessend hält er einen Vortrag über das von der 
Firma Meyer-Görlitz herausgebrachte „Plasmat“, 


‘ dessen grosse Verwendbarkeit im ganzen und im halben 


System, fj1:4 resp. 1:8, durch die von ihm gemachten 
Aufnahmen, die mit voller Oeffnung gemacht waren, 
gezeigt wurde. Hierbei fielen besonders die Plastik 
und die gleichmässige Verteilung der Schärfe nach 
der Tiefe hin auf, eine Eigenschaft, die ältere Objektiv- 
arten nicht besitzen, die ähnlich im Typ sind. Der 
Vorsitzende dankt für den lehrreichen Vortrag und 
für die selbstlosen Bemühungen des Kollegen Rompel 
im Interesse der Kollegenschaft. 

Ein Brief des Herrn N. Perscheid-Berlin kommt 
zur Verlesung, der sich auf einen zu haltenden Vortrag 
bezieht über das Perscheid- Objektiv der Firma Busch. 
Die Versammlung ist im unklaren, ob dieser Vortrag 
ein Reklamevortrag sein soll, oder ob Herr Perscheid 
uns über seine Arbeitsweise einiges mitteilen will, und 
wird der Vorsitzende beauftragt, eine diesbezügliche 
Anfrage an Herrn Perscheid zu richten und zu bitten, 
dass das geforderte Honorar (I5oo Mk.) um 500 Mk. er- 
mässigt werde, weil die Vereinigung nur schwache 
Mittel besitzt. Die Vereinigung erwarte zwei getrennte 
Vorträge. 

Punkt „Central-Verbandsangelegenheiten“ wird bis 
zur nächsten Versammlung verlegt. Zum Vertreter in 
Frankfurt bei der Tagung des Central-Verbandes wird 
Kollege Schallenberg ernanut, der sich als Vor- 
sitzender der G. D. L. während dieser Zeit in Franuk- 
furt befindet. Es werden ihm Vertrauensspesen be- 


Der . 


238 


willigt. Kollege Scholz bestellt Grüsse des Herrn 
Wasow-München und gibt bekannt, dass Herr Wasow 


mit den Teilnehmern seines Hamburger Kurses gern 


in weiterer Verbindung bleiben möchte und dass er 

Einsendung von Arbeiten, die nach seinem Kurs an- 

gefertigt seien, zwecks Beurteilung eingesandt haben 

möchte. Schluss ı0!/, Uhr, anwesend 27 Mitglieder 

und 2 Gäste, Georg Scholz, I. Schriftwart. 
IL rt 


Ateliernaehrichten. 


Koburg. Thony Becker eröffnete Alexandrinen- 

strasse6 ein Heimatelier für künstlerische Photographie. 

Rathenow Arthur Herrnberg hat seinem 

Atelier eine Abteilung für Amateurpliotographie au- 
‚gegliedert. 

Rastatt. Kunstphoto Kohm hat sein Geschäft 

von Kriegstrasse in sein Anwesen Kaiserstrasse verlegt. 


—eH 


Personalien. 
Gestorben sind: der frühere Photograph Josef 
Mürnseer-Karlsrube, 64 Jahre alt, und der Photo- 
graph Adam Schmitt-Aschaffenburg. 


—entt— 


Kleine Mitteilungen. 


— Das photographische Geschäft von F. Tellg- 
mann, Mühlhausen i. Thür., feierte am 5. Juli d. ]J. 
das 8ojährige Bestehen der Firma. Im Jahre 1841 
gründete der taubstumme Kunstmaler Ferdinand 
Tellgmann zu Mühlhausen i. Thür. ein Atelier für 
Porträtmalerei und ging dann später zur Photographie 
über. 1877 übernahm das Geschäft sein Sohn Franz 
Tellgmann, welcher dasselbe bis 1920 inne hatte. 
Am ı. Juli desselben Jahres übernabım wiederum der 
Sohn von Franz Tellgmann, Paul Tellgmann, 
bisher in Kassel, das Geschäft. Wir sprechen der 
Firma, die auf ein so langes, ehrenvolles Bestehen 
zurückblicken kann, unsere Glückwünsche aus, möge 
ihr in der Zukunft noch eine recht fruchtbare Ent- 
wicklung beschieden sein. 

— Staatliche Höhere Fachschule für 
Phototechnik, München. Unter dem vorstehenden 
Titel ist die seitherige Lehr- und Versuchsanstalt für 
Photographie, Chemigraphie, Lichtdruck und Gravüre 
zu München vom Bayerischen Staat übernommen 
worden. Direktor Spörl, Studienrat Urban, die 
Oberlehrer Lähnemann und Fichtl, die Haupt- 
lebrer Rothmaier, Ochsenkielund Schildknecht 
und der Kanzleisekretär Hofer wurden etatmässig 
angestellt. Vertragsmässige Anstellung erhielten die 
Unterrichtsassistentinnen Freytag und Gruber. 

— Im „Holsteinischen Courier“, Neumünster, 
wird gewarnt vor Schwindlern, die herumreisen, um 
Gedenktafeln der Gefallenen anzufertigen. Dafür muss 
der Besteller im voraus 30 Mk, und nachher noch 
35 Mk. bezahlen. Die Gemeindevorsteher werden bei 
dem Geschäft auch noch mit in Anspruch genommen. 
Es handelt sich um ganz minderwertige Photographien. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Bücherschau. 


' Strassers Taschenbuch der Wiener Börse 
1921 (to. Jahrgang). 40 K. Bei Strasser & Co. 
Bankhaus, Wien I, Graben 17, erschienen. 


um a U/2 ce 


Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 
Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 
werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 
Technische Fragen. 

Fyage 34. Herr A. H. in M. Bei der Repro- 
duktion eines vergilbten Bildes — es ist eine alte 
Albuminpapierkopie, deren Grund ziemlich weiss ge- 
blieben ist, während die Bildstellen einen bräunlich- 
gelben Ton haben — habe ich auf eine früher gegebene 
Anweisung hin den Versuch gemacht, eine gewöhn- 
liche farbenempfindliche Platte mit Gelbscheibe zu be- 
nutzen. Trotzdem ich verschiedene Belichtungszeiten 
gegeben habe, ist die””Wirkung überaus schlecht; 
während auf der gewöhnlichen Platte ein zwar nicht 
gerade gutes, aber doch brauchbares Ergebnis zu er- 
zielen war, gibt die Farbenplatte ein höchst flaues 
Bild, bei dem die Halbtöne sich überhaupt nicht ab- 
heben, sondern nur die tiefen Schatten des Bildes, 
und auch diese im Negativ verhältnismässig stark ge- 
deckt kommen. Es zeigt sich also, dass die Farben- 
platte die behaupteten guten Eigenschaften für diesen 
Zweck nicht besitzt, oder dass ich sie falsch angewendet 
habe. Wie ist der Misserfolg zu erklären? 

Antwort zu Frage 34. Die Erklärung ist über- 
aus einfach, und der vorliegende Fall beweist wieder 
einmal, dass es notwendig ist, die Vorgänge, die sich 
in der Photograpbie abspielen, wirklich innerlich zu 
verstehen. Folgende Ueberlegung zeigt die Richtig- 
keit Ihrer Beobachtung: Ein gelbliches Bild auf weissem 
Grunde wird sich dann am kräftigsten reproduzieren 
lassen, wenu das Gelb im Verhältnis zum Weiss mög- 
lichst schwach wirkt. Das ist nun bei einer Farben- 
platte, besonders bei Verwendung einer Gelbscheibe, 
bekanntlich nicht der Fall, im Gegenteil, die Gelb- 
scheibe sowohl als auch die Farbenplatte wirken in 
den: Sinne, dass das Gelb annähernd so hell kommt 
wie das Weiss. Daher ist in diesem Fäf®die Farben- 
platte nicht angebracht und eine gewöhnliche Trocken- 
platte muss ein besseres Ergebnis zeitigen. Man wird 
sogar ein noch besseres Ergebnis erhalten, wenn mau 
statt einer Trockenplatte eine nasse Platte nimmt, 
oder wenn man vor die Trockenplatte ein dunkles 
Blaufilter einschaltet. Dieses dämpft dann die Gelb- 
wirkung noch stärker. Es ist überhaupt durchaus 
falsch, anzunehmen, dass die Farbenplatte in jedem 
Fall besser als die gewöhnliche ist. So kann sie auch 
beispielsweise die Ferne einer Landschaft nicht gut 
wiedergeben, jedenfalls nicht besser als eine gewöhn- 
liche Platte, wenn der Duft über der Landschaft nicht 
bläulich, sondern, wie es an manchen Tagen der Fall 
ist, rein grau oder gar gelblich ist. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A.Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). 


Mk., mit dem „Atelier zusammen 9,50 Mk., 


ausserdem monatlich einmal 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
für „Atelier“ allein 7,— 


„Das Atelier des Photo- 


Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 


de so mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 5oPf. Anfragen und Auf- 
träge an \ an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr. "Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipeig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 30. 








29. Juli. 





1921. 


Aus der Werkstatt des Photographen. | 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 
sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 
Alle Einsender erhalten Honorar 


für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Entwicklungspapiere. 


Im Anschluss an den Aufsatz über Entwick- 
lungspapiere in Nr. 23, S. ı80 dieser Zeitschrift, 
und gemäss dem dort ausgesprochenen Wunsche, 
die gemachten Erfahrungen mitzuteilen, möchte 
ich die verehrten Lichtbildner auf eine einfache 
Wässerungsart hinweisen, die sich mir schon 
viele Jahre bewährt hat. Entgegen der üblichen 
Vorschrift, die Abzüge stundenlang zu wässern, 
lässt sich das Wässern ohne Schaden für die 
Bilder erheblich abkürzen — auch eine An- 
nehmlichkeit und Wasser- und Zeitersparnis — 
wenn man die Abzüge etwa ıo Minuten in 
vier- bis fünfmal gewechseltem Wasser gut ab- 
spült und dann mit einem Rollquetscher unter 
einem mehrmals gefaltenen Leinenlappen gut 
ausdrückt. Seit Jahren übe ich folgendes Ver- 
fahren. Nachdem ich, wie oben angegeben, die 
Abzüge abgespült habe, lege ich sie mit der 
Schicht auf eine saubere Glasplatte — etwa 
2 mm Dicke, damit der Druck ausgehalten wird, 
ohne entzweizugehen — natürlich jedesmal nur 
ein Bild, fahre nun mit dem Quetscher gelinde 
darüber, damit das Papier sich fest an das Glas 
legt und keine Falten bildet, bedecke es dann mit 
einer ausrangierten ausgewaschenen Handman- 
schette, halte diese unten mit ausgespreizten 
Fingern fest und fahre dann kräftig einigemal von 
unten nach oben mit dem Quetscher darüber 
und, dann oben festhaltend, in entgegengesetzter 


Rundsehau. 


Anfertigung von Strichzeichnungen bei 
Eisenblaudruckunterlage. 

Um von Strichzeichnungen, Plänen u. dgl. 
Kopien herzustellen, bei denen wesentliche Ab- 
änderungen oder Auslassung gewisser Teile 
statthaben sollen, kann man bekanntlich 
das Eisenblaupapier zu Hilfe nehmen, indem 


Richtung. Das Leinen saugt dann das aus- 
gepresste Wasser begierig auf. Dann hebe 
ich nach Wegnahme des Leinen mit einer 
Nadel an einer Ecke das Bild hoch, nehme es 
langsam ab und lege es mit der Rückseite auf 
einen mit Gaze überspannten Holzrabmen, den 
man sich selbst leicht herstellen kann. Dort 
bleiben die Bilder etwa 5 Minuten zum ober- 
flächlichen Nachtrocknen liegen. Dann lege 
ich die Bilder mit der Schichtseite auf die Gaze, 
bedecke sie mit einer Pappe, mehrere Bilder 
hart nebeneinander unter einer Pappe, beschwere 
diese mit einigen leichten Büchern so, dass die 
Pappe gleichmässig aufliegt. Ich benutze einen 
Rahmen in der Grösse von 65:75 cm, der für 
20 Bilder (Postkartengrösse) Platz bietet. Nach 
dem Trocknen liegen die Bilder vollständig glatt. 
Das unangenehme Wölben der Bilder ist damit 
vermieden. Bei meiner Arbeitsweise hat noch 
kein Bild Schaden genommen. Aengstliche Ge- 
müter mögen erst eine Probe machen und einen 
Abzug nur tüchtig abspülen und dann, wie an- 
gegeben, auspressen und ihn Licht und Luft aus- 
setzen und beobachten, ob und wann Flecke 
usw. erscheinen. Darüber werden Jahre ver- 
gehen. Vor 6 Jahren habe ich einen Abzug auf 
Kartonpapier nur abgespült und dann tüchtig 
ausgequetscht, derselbe ist heute noch tadellos. 


A. Faerber. 


[Nachdruck verboten.] 

man hiermit zunächst einen Abdruck in der 
üblichen Weise herstellt, diesen mit einer wasser- 
unlöslichen, nicht auslaufenden Tusche in der 
gewünschten Form überzeichnet und danach den 
nur als Unterlage dienenden Eisenblaudruck 
durch Einlegen des Blattes in eine Lösung von 
oxalsaurem Kali (etwa 3:100) entfernt. Dieser 


30 


240 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Weg lässt sich auch benutzen, um Skizzen von 
Teilen einer Landkarte zu gewinnen, indem man 
das Blaueisenpapier unter die Karte (das Karten- 
bild nach oben, damit ein seitenrichtiges Abbild 
entsteht) legt, darüber eine plane Glasscheibe 
bringt und diese an den Rändern so beschwert, 
dass der Kontakt möglichst innig wird. Man 
könnte in letzterer Hinsicht mit einem Kopier- 
rahmen besser zum Ziele gelangen, aber meist 
wird die Originalkarte von einem Umfange sein, 
der weit über die verfügbare Kopierrahmengrösse 
hinausgeht. Andererseits werden einige Un- 
schärfen durch nicht vollkommenes Aneinander- 
pressen meist nicht von Belang sein, da ja das 
Eisenblaubild nur als Anhalt für die Ueber- 
zeichnung dient. Wird aber von dem Original 
ein möglichst scharfer Abdruck gefordert, so 
kann man sich derart helfen, dass man die 
Glasplatte in grösserem Umfange stark beschwert 
und nun zunächst nur die Hälfte oder einen 
geringeren Teil der Karte kopiert, diesen Teil 
dann nach genügender Belichtung zudeckt und 
nun ein weiteres Stück freilegt und dieses be- 
lichtet. Dieses Verfahren kann auch vorteilhaft 
Anwendung finden, wenn keine Ueberzeichnung 
geplant ist, sondern die Absicht vorliegt, von 
grösseren Karten, für die keine Kopierrahmen 
zur Verfügung stehen, irgendwelche Kopien zu 
fertigen. Allerdings ist dann auf sehr genaues 
Passen der Grenzstücke zu achten. 


Misserfolge bei der Tonung von Brom- 
silber- und Gaslichtbildern. 


Es wird oft Klage geführt, dass mit den Vor- 
schriften der Tonung für Bromsilber- und Gas: 
lichtkopien nicht die erwarteten Resultate erhalten 
werden, dass die Färbungen zu blass und un- 
schön ausgefallen seien u. a. m. Oft genug liegt 
der Grund dieser Erscheinung aber gar nicht 
im Tonbad selbst, an etwaiger schlechter Be- 
schaffenbeit oder unrichtiger Verwendung des- 
selben, sondern an der Verfassung der vor- 
liegenden Bilder. Das Ergebnis der Färbung 
ist bekanntlich ein ganz verschiedenes, ob ich 
eine klare und kräftige oder eine etwas schleirige 
und helle Kopie mit ein und derselben Ton- 
lösung behandle, und der Ausgang ist wieder 
ein ganz anderer, wenn man das Bild nur kurze 
Zeit im Bade belässt oder völlig durchtont. Ist 
das Originalbild bei der Entwicklung missfarbig 
hervorgegangen, so wird die nachfolgende 
Tonung ebenfalls gewisse Beeinträchtigung 
zeigen. Diese Fundamente werden zu wenig 
beachtet, trotzdem hierauf in Aufsätzen, in den 
Formeln der Tonungsvorschriften ausdrücklich 
hingewiesen worden ist. Der Charakter des 
Bildes bleibt ein für allemal für das Ergebnis 
der Tonung in einem weiten Masse mit- 
bestimmend. Ferner darf nicht übersehen werden, 
dass die Emulsionen der Bromsilber- und Gas- 


lichtpapiere sehr unterschiedlicher Art sind, dass 
manche Gattungen nur zu Bildern in einem 
tieferen Grau führen, andere sich mehr einem 
ausgeprägteren Schwarz nähern, wieder andere 
einen Stich ins Bräunliche besitzen. Dieses 
spielt besonders bei einer Antonung der Bilder, 
wo ja ein Teil des Silberbildes bestehen bleibt, 
also eine Kombination statthat, eine grosse Rolle. 
Das Treffen des gewünschten Tones wird auch 
schwieriger, wenn der Prozess nicht in einem 
einzigen Bade geschieht, sondern in zwei Phasen, 
wenn die Bilder erst gebleicht werden und da- 
nach in einer anderen Lösung die Tonung 
erhalten. Alle Tonungsverfahren, sollen sie zu 
sicheren, befriedigenden Resultaten leiten, be- 
anspruchen ein gewisses Studium. 


Zur Uranverstärkung. 


Um eine missglückte Uranverstärkung zu be- 
seitigen und den Uranprozess von neuem zu 
wiederholen, empfahl W. Mayer-Esslingen, die 
Platte zu wässern und danach mit einem Ent- 
wickler zu behandeln (vgl. „Phot. Chronik“ Nr. 15). 
Dieses Verfahren ist nicht neu, es wurde bereits 
von G. Hauberrisser angegeben (siehe Eders 
Jahrbuch 1904, S. 81). G. Hauberrisser er- 
wähnte ferner, dass bei der Uranverstärkung 
sehr häufig Flecke auftreten, über deren Ursache 
man im unklaren ist, die ihren Grund vielleicht 
in der Beschaffenheit der Emulsion selbst haben 
und nicht etwa in durch ungenügendes Aus- 
wässern verbliebenen Fixiernatronresten. Bis- 
weilen lassen sich diese rätselhaften Flecke be- 
seitigen, wenn man das gut gewässerte Negativ 
in einer Lösung von 


Kaliumbichromat ı:ı0 . Io ccm, 

Wasser 5 90—I0o „ 

konzentr. Salzsäure 7 
bleicht, dann wiederum wässert und hierauf bei 
Tageslicht mit einem guten, kräftigen Entwickler 
behandelt, bis das Negativ auch auf der Glas- 
seite völlig geschwärzt erscheint. Man wässert. 
nun abermals 20 Minuten und kann dann von 
neuem mit Uran verstärken; die früheren Flecke 
bleiben dann aus oder erscheinen nur in 
schwächerem Masse. 

Will man gleich im Anbeginn sicher gehen, 
so empfieblt Hauberrisser, das Negativ über- 
haupt erst zu bleichen, dann zu entwickeln und 
nunmehr die Uranverstärkung folgen zu lassen. 


P.H. 


Gelbschleier bei Bromsilberbildern. 


Man beobachtet mitunter bei der Herstellung 
von Bromsilberkopien, dass diese einen leichten 
Gelbschleier- zeigen, der störend wirkt, indem 
der Bildgrund missfarbig erscheint. R. Namias!) 
machte schon darauf aufmerksam, dass die Ur- 


ı) Eders Jahrbuch 1907, S. IIO. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRÖMIR. | 


vor 


a4i 





sache dazu auch an einem mangelhaften Fixier- 
bad liegen kann. Werden die Bromsilberbilder 
in einem schwachen Fixierbad langsam fiixiert, 
so haben die in die Lösung übertragenen Ent- 
wicklerspuren Zeit, eine kleine Quantität des 
Bromsilbers in den lichten Teilen zu reduzieren, 
und es entsteht ein schwacher Gelbschleier. 
Bei einem beschleunigten Fixieren dagegen tritt 
diese Erscheinung nicht auf. Namias empfahl 
daher, eine gesättigte oder fast gesättigte Fixier- 
natronlösung zu benutzen. Eine Abschwächung 
des Bildes braucht dabei nicht befürchtet zu 
werden, da eine Verminderung der Intensität 
erst nach etwa 2stündigem Verweilen des Bildes 
im Bade wahrnehmbar wird. Ferner rät Namias 
zu einem Zusatz von 5 °/, Borsäure zur Fixier- 
lösung, um einer Wirkung der reduzierenden 
- Substanzen während des Fixierens vorzubeugen. 


Missglückte Schwefeltonung zu beseitigen. 


Es kommt bisweilen vor, dass schwefelgetonte 
Bilder nicht die gewünschte Farbe zeigen, 
namentlich wenn die Exposition sehr ausgedehnt 
war und die Entwicklung früh abgebrochen 
wurde. Ein solches Bild lässt sich besser ge- 
stalten, indem man es in nachfolgendem Bade 
bleicht: 

Verdünnte Salzsäure (I: 1o) . 60 ccm, 
Kaliumpermanganatlösung (5:100) 6 „ 
und darauf von neuem in ein Schwefelungsbad 
bringt, und zwar in eine Lösung von etwa ı g 
Schwefelnatrium in 500 ccm. Die Tönung wird 

hierin wesentlich günstiger ausfallen. 

Will man jedoch das Schwarz-Weissbild zu- 


\ 


rückwandeln, so wird das gebleichte Bild mit 
einem Entwickler behandelt; besonders emp- 
fohlen wird dazu die nachfolgende Amidollösung: 


Natriumsulft . . 10 g, 
Kaliummetabisulfit. 5; 
Wasser u Ta 500. ccm, 
Amidol . . 28. 


Zum Schluss” kommt das Bild noch in ein 
Fixzierbad, danach Wässerung. 
(„Brit. Journal“ Nr. 3188.) 


Mattlack für Negative. 


Um in einem Negativ einzelne Stellen lang- 
samer kopieren zu lassen, überzieht man be- 
kanntlich die Glasseite mit einem Mattlack, der 
etwaigenfalls noch mit einem gelben oder roten 
Farbstoff schwach angefärbt wird. Man über- 
giesst damit die ganze Plattenfläche und schabt 
den Lack an denjenigen Stellen, die nicht ge- 
schwächt werden sollen, wieder ab. 

Eine Mattlackschicht dient ferner dazu, um 
etwaige Retusche mit Bleistift, Estompe usw. 
bequem auftragen zu lassen. Mit Vorliebe wird 
dazu der nachfolgende Mattlack benutzt: 


Aether . 192 ccm, 
Sandarak 18 g, 
Mastix 4 
Benzol 70 ccm. 


Zuweilen zeigt die Schicht eine nicht recht 
befriedigende Mattheit, und zwar dann, wie 
Franz Novak beobachtet hat, wenn der ver- 
wendete Aether völlig wasserfrei war. Novak 
empfahl daher, der obigen Lösung 1 —ı,5 ccm 
Wasser zuzufügen. 


Mn 2 2 2 


Die Deutsehe Photoindustrie, 


Rine Ausstellung der photographischen Hilfsmittel, veranstaltet vom 
Photographischen Verein zu Berlin vom 4.—9. Oktober 1921. 


Von ausserordentlichem Interesse, sowohl für 
die Aussteller als Besucher, dürfte die Ent- 
schliessung sein, an verschiedenen Tagen 


Führungen durch die Ausstellung 


zu veranstalten. Diese Führungen werden von 
bekannten, sachverständigen Fachleuten 
geleitet und verfolgen in erster Linie die Ab- 
sicht, Fachleute, Amateure und Publikum auf 
den Wert und die Vorzüge der ausgestellten 
Photomaterialien hinzuweisen und ihre all- 
gemeine Einführung zu befürworten. 


Dieses Vorgehen hebt die Berliner Aus- 
stellung ganz wesentlich über bisherige Ver- 
anstaltungen und macht sie für die leistungs- 
fähige Photoindustrie erst wertvoll. Auf diese 
Weise lässt sich Auıklärung im grossen betreiben 


und für Einführung der ausgestellten Fabrikate 
in der wirksamsten Weise wirken. 

Es ist das weiter ein Beweis dafür, dass es 
dem veranstaltenden Verein ernst ist mit seinem 
Versprechen, durch diese Ausstellung lediglich 
instruktiv wirken zu wollen. Die so oft vor- 
zufindende Ansicht, dass Industrieausstellungen 
nur eine Einnahmequelle hergeben, liegt dem 
Unternehmen vollkommen fern. 

Die Qualität zu betonen ist der Grundzug 
dieser Ausstellung. Die Erzeugnisse der Industrie 
treten allein in Wettbewerb, ohne den Unfug 
mit Stiftungen. Auskünfte über die Gestaltung 
der Ausstellung sind von dem Beauftragten, 
Herrn Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duis- 
burger Strasse ı2, einzuholen. Sofortige An- 
meldung ist notwendig. 


— — 


z30* 


242 


PHOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. 





Gentral-Verband Deutseher Photographen-Vereine und Innungen, J.P. 


Bericht des Vorstandes. 


Das vergangene Berichtsjahr hat leider auch, wie 
sein Vorgänger, unserem armen Vaterland wieder viel 
Schweres gebracht, und dabei wissen wir gar nicht, 
wieviel neue Prüfungen uns die kommende Zeit noch 
auferlegen wird. Wieviel besser würde sich das 
nationale Unglück tragen lassen, wenn wir wenigstens 
ein einig Volk von Brüdern wären, statt der vielen 
Spaltungen in Parteien, die sich gegenseitig auf das 
beftigste bekämpfen. Trotz der schweren Zeit konnte 
der Verband manche Vorteile für die deutschen Photo- 
graphen erreichen, wenn auch nicht alles so schnell 
geht, wie manche Stürmer und Dränger verlangen. 

Im Jahre 1920 hatten wir 1535 Posteingänge und 
7811 Postausgänge, ausserdem wurden 927 Geldein- 
gänge in der Geschäftsstelle bearbeitet. 

Gerade wie im vorigen Jahre, können wir auch 
jetzt unsere Mitgliederzahl nicht endgültig feststellen, 
denn wenn auch die so lange herausgeschobene Ab- 
stimmung in Oberschlesien einen entscheidenden Sieg 
des Deutschtums gebracht hat, so ist sein Schicksal 
doch noch nicht entschieden. 

Dem Verbande sind neu beigetreten: ı. Der Verein 
der Fachphotographen an der Unterweser, Sitz Bremer- 
haven. 2. Photographen-Innung des Württembergi- 
schen Schwarzwaldes, Sitz Reutlingen. 3. Photo- 
graphen-Verein für Bonn und Umgebung. 4. Photo- 


graphen - Innung für den linken Niederrhein, Sitz 
Krefeld. 5. Photographen-Innung Stuttgart. 
Weitere Anschlüsse neu gegründeter Innungen 


stehen bevor. Aufgelöst hat sich der Fachphoto- 
graphen-Verein Erfurt. 


Kassenangelegenheiten. Durch vorsichtiges 
Wirtschaften konnten wir auch im letzten Jahre, wie 
alle vorhergehenden Jahre, unsere Einnahmen und 
Ausgaben im Gleichgewicht halten, und hoffen wir, 
es auch für die Zukunft machen zu können. Die 
Gelder gehen vielfach noch sehr langsam ein. Die 
satzungsgemäss gesandten Nachnahmen wurden teil- 
weise nicht eingelöst. 

Rechtsauskünfte. Auch im vergangenen Jahre 
‘ wurden sehr viel Anfragen gestellt. Verschiedene Streit- 
fälle konnten wir in gütlicher Weise zur Zufriedenheit 
aller Seiten regeln. Die Streitfragen betrafen in der 
Hauptsache Verwaltungsstreitfragen, Tarifangelegen- 
heiten, Entlassungen usw. Verschiedentlich wurden 
Eingaben für unsere Mitglieder bis auf die Unterschrift 
fertig zum Einreichen an die Behörden ausgearbeitet. 
In einer Klagesache des Verbandes der Vergrösserungs- 
geschäfte gegen eine unserer Innungen wurde ein ob- 
siegendes Urteil erstritten. 

Tarifangelegenheiten. Die bestehenden Tarife 
wurden im vergangenen Jahre fast ausnahmislos er- 
höht. In den meisten Fällen wurden Tarifstreitig- 
keiten auf gütlichem Wege erledigt, teilweise wurden 
die Schlichtungsausschüsse angerufen. In zwei Fällen 
haben die Demobilmachungskommissare die Schieds- 


“ sprüche herabgesetzt. Es empfiehlt sich, demı De- 


mobilmachungskommissar durch Vorlegung der Bücher, 
wie es in den beiden Fällen geschehen ist, genauen 
Einblick zu geben in den unbefriedigenden Geschäfts- 
gang, der durch die allgemeine wirtschaftliche Lage 
hervorgerufen worden ist. Die Befürchtung, dass Ge- 
schäftsgeheimnisse hierdurch preisgegeben werden, ist 
unbegründet. j 


Wie die Feststellung der tarifabschliessenden Parteien 
durch die kommende reichsgesetzliche Zwangsorgani- 
sation geregelt werden wird, kann heute noch nicht 
gesagt werden. Wir müssen abwarten, was uns die 
Zukunft bringen wird. Auf alle Fälle dürften folgende 
Mitteilungen interessieren: 


Zur Tagung in Breslau 1919 stellte der Senefelder- 
Bund den Antrag, da er 90—095 %o aller deutschen 
Photographengehilfen vertrete, mit ihm einen Reichs- 
tarif abzuschliessen. Auf unsere! Aufforderung, nach- 
zuweisen, dass seine Angaben den Tatsachen ent- 
sprächen, blieb er, wie bei früheren Gelegenheiten, die 
Antwort schuldig. 


Es wurde festgestellt, dass er vor dem Kriege nur 
sehr wenige Fachphotographen als Mitglieder hatte, 
Seine meisten Photographen waren in Kilometer- 
anstalten und ähnlichen Unternehmen beschäftigt. 
Wie wenig die Behauptung, 90—95 0% zu vertreten, 
den Tatsachen entspricht, beweisen seine eigenen Mit- 
teilungen. Am ı. Oktober ıgıg hatte er Igos Photo- 
graphenmitglieder. Im April 1920 hatte er 1888, im 
Juli 1920 1786, im Oktober 1920 1621 und am 
31. Dezember 1920 ısoı Mitglieder. Trotz der ausser- 
ordentlichen Anstrengungen des Senefelder-Bundes ein 
ständiges Zurückgehen der Mitgliederzahl. Wieviel 
Photographen in grossen Anstalten, die nicht als Por- 
trätphotographen anzusehen sind, sich unter den Mit- 
gliedern befinden, ist nicht festzustellen. Auf alle 
Fälle beweisen die eigenen Zahlenangaben, dass der 
Senefelder- Bund selbst zur Zeit der Hochkonjunktur 
nur einen Bruchteil der Porträtphotographen vertrat. 


Verhandlung mit den Fabrikanten. Infolge 
des geschlossenen Auftretens der gesamten deutschen 
Pbotographenschaft in Erfurt haben die Trocken- 
plattenfabrikanten die Preise um ı12!/, 0/,g herabgesetzt. 
Bei späteren Verhandlungen gelang es dem Vorstand, 
den auf 20 P/, gekürzten Rabatt auf 25 0%, zu erhöhen, 
so dass alle deutschen Photographen jetzt beim Bezug 
von Platten bei ıoo Mk. um etwa 17 Mk. billiger ein- 
kaufen. 

Die Bemühungen, eine Herabsetzung der Papier- 
preise zu erreichen, blieben leider erfolglos. Die 
Papierfabrikanten wiesen darauf hin, dass sie die Preise 
bei weitem nicht iu dem Masse erhöht hätten wie die 
Trockenplattenfabrikanten. Mit Ausnahme der Post- 
karten trifft dieses zu. Als Einzelerfolge sind zu ver- 
zeichnen, dass die beiden Firmen Bergmann & Co. 
Wernigerode a. H., und die Berliner Fabrik photo- 
graphischer Papiere, Berlin- Friedenau, unseren 
Mitgliedern 15 %9 auf ihre Listenpreise einräumen, 





Eine recht unerfreuliche Erscheinung zeitigten 
unsere Bemühungen, die Preise der Materialien herab- 
zusetzen, indem verschiedene Schleuderer die Herab- 
setzung der Materialpreise zu unschönen Reklame- 
manövern benutzten und den Preisnachlass, der viel- 
leicht 50 Pf. auf die Platte beträgt, dahin ausschlachteten, 
um die Preise für das Dutzend Bilder um ıo Mk. und 


mehr herabzudrücken. Es ist bedauerlich, dass die 
besten Bemühungen des Verbandes in der Art von un- 
reellen Elementen missbraucht werden. 

Auszeichnung von Mitarbeitern. Nach- 
folgende Mitarbeiter erhielten für langjährige treue 
Mitarbeit Auszeichnungen: 


Bronzene Medaille. 
Herr Paul Georg Schlegel bei Herrn Alfred Schlegel- 


Mittweida, 
Herr W. Liebermann bei Herrn B. Lüttke- Bekum. 
Diplome. 
Fräulein Berta Smerka bei Herrn Kurt Schallenberg- 
Hamburg, 
Herr August Kaspar bei Herrn Paul Schindler- Witten- 
berg, 


Herr Ernst Kost bei Herrn Richard Schröder- Halle. 


Verhandlungen mit den Behörden. Im ver- 
flossenen Berichtsjahre haben die Verhandlungen mit 
den Behörden einen breiten Raum eingenommen. 
Ganz besonders lange Verhandlungen mit dem Reichs- 
finanzministerium in Sachen der Luxussteuer, wo durch 
die Abänderung grosse Unsicherheit in das Geschäfts- 
leben hereingetragen wurde. In der Frage der Ein- 
führung der beschränkten Arbeitszeit an Sonn- und 
Festtagen wurden Verhandlungen mit den Reichs- 
behörden und verschiedenen Landesbehörden geführt. 
Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht erfolgt. 
Auf alle Fälle ist damit zu rechnen, dass später die 
vollständige Arbeitsfreiheit an Soun- und Feiertagen 
nicht mehr stattfinden kann. An vielen Stellen hat 
man sich auch danach eingerichtet. 

Von der Aussenhandelsstelle wurde der Verband 
zur Mitarbeit aufgefordert. Da der Vorsitzende nicht 
immer nach Berlin fahren kann, wurde als Vertreter 
Herr Tiedemann und als dessen Vertreter Herr 
Lüpke-Berlin hinzugezogen. 


IL Ir 


Die Verstaatlichung der Lehr- und Versuchs- 
anstalt für Photographie in München wurde vom Ver- 
bande befürwortet. 

Infolge der vielen Klagen, dass durch die gesetz- 
lichen Bestimmungen es vielfach nicht möglich ist 
Personal zu bekommen, haben wir uns in einer aus-, 
führlich begründeten Eingabe an das Reichsarbeits- 
ministerium gewendet, mit der Bitte, die Freizügigkeit 
der Photographengehilfen zu gestatten, welchem 
Wunsche nachgekommen wurde. 

Das Reichswehrministerium hat unsere Eingabe, 
die Passbilder bei ortsansässigen Photographen an- 
fertigen zu lassen, abschlägig beschieden mit der Be- 
gründung von Sparsamkeitsrücksichten. Nach den im 
Felde gemachten Erfahrungen spart die Regierung 
durch Selbstanfertigung nichts, sondern wird im Gegen- 
teil grosse Verschwendung getrieben und besteht die 
Gefahr der Pfuscharbeit. 

Eine Eingabe an das Württembergische Kultus. 
ministerium, Schulaufnahmen von ortsansässigen oder 
in der Nähe wohnenden Photographen anfertigen zu 
lassen, hatte Erfolg, während die gleiche Eingabe in 
Sachsen abgelehnt wurde. In verschiedenen anderen 
Angelegenheiten wurden Eingaben an die Behörden 
gerichtet. Der Verband hat jede Frage, die den Beruf 
betraf, sofort aufgegriffen und nach Möglichkeit verfolgt. 

Zum Schluss möchten wir allen, die uns in unseren 
Bestrebungen unterstützt haben, unseren herzlichsten 
Dank aussprechen, den verschiedenen Behörden, der 
Zentralstelle zur Bekämpfung der Schwindelfirmen in 
Lübeck und vor allen Dingen der gesamten photo- 
graphischen Fachpresse, die unsere Bestrebungen aus- 
nahmslos gefördert und unterstützt hat. Ferner danken 
wir auch den Vorständen und Einzelmitgliedern, die 
uns unterstützten. Leider ist die Unterstützung viel- 
fach nicht so, wie wir sie haben müssten, deun 
z. B. den häufigen Bitten um Einsendung von Material 
bei Vergrösserungsschwindeleien und ähnlichen Fällen 
wird viel zu wenig entsprochen. Jeder denkt, der 
Nachbar wird es schon machen usw. Das traurige 
Endergebnis ist, da sich vielfach einer auf den anderen 
verlässt, der Vorstand schliesslich der Verlassene ist. 
Er kann aber nur arbeiten, wenn er vou allen Mit- 


gliedern unterstützt wird. (Schluss folgt.) 








Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Säehsiseher Photographen-Bund (E. YV.). 
Bericht über die ausserordentliche Bundesversammlung 
am 20. Mai 1921 im „Wintergarten“ in Plauen i. V. 

Der Begrüssungsabend, den die Plauenschen Kol- 
legen den Bundesmitgliedern boten, war eine derartig 
abwechslungsreiche Veranstaltung, wie wir sie wohl 
bei unseren vielen Bundesversammmlungen kaum jemals 
gehabt haben. Kollege Hertling erfreute durch 
den vorzüglichen Vortrag verschiedener Lieder, ferner 


sorgte eiu humoristisches Quartett, Auftreten eines 
Verwaudlungskünstlers, Vortrag oberbayrischer Lieder, 
neben einer guteu Kapelle für die vorzügliche Tiuteı- 
haltung der Gäste. 
nehmer eıst anmı nächsten Morgen zur Verhandlung 
erscheinen und dadurch die Dar- 
bietungen der Plauener Kollegen nicht von allen ge- 
nossen werden konnten, 


Schade nur, dass eine Anzahl Teil- 


heivonagenden 


Am Versammlungstage eroffuete der Vorsitzende 


244 





..... PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 








! 


Schlegel um Io Uhr vormittags die Versammlung. 
Die Versammlung war eine ausserordentliche, da noch 
eine Satzungsänderung sich als notwendig heraus- 
gestellt hatte. Falls beschlossen werden sollte, dass in 
diesem Jahre noch eine zweite Versammlung statt- 
finden sollte, fällt der Punkt, Neuwahl des Vorstands- 
rates, fort. 

Die Eingänge werden bekanntgegeben, Zusendungen 
der Fabriken Unger & Hoffmann-Dresden, Herzog- 
Bremen und Byk-Guldenwerke, Preisausschreiben be- 
treffend. 

Seit der letzten Bundesversammlung sind acht Mit- 
glieder eingetreten, ausgetreten sind ebenfalls acht, zum 
Teil durch Fortzug. Dem Andenken des verstorbenen 
Mitgliedes Herrn H. Schröder- Zittau und dem ver- 
storbenen Verleger unseres Bundesorgans, Herrn Karl 
Knapp-Halle (Saale), widmet der Vorsitzende ehrende 
Worte. 

Tarifverhandlungen haben in Chemnitz und Leipzig 
zur Einigung geführt. In Dresden kamen sie vor 
den Schlichtungsausschuss, der noch über den An- 
spruch der Gehilfen die Gehälter um etwa 40—45 
erhöhte. Bei der Verhandlung vor dem Demobil- 
machungskommissar wurde die Erhöhung auf 20 % 
festgesetzt. 

Die Verhandlungen mit den Trockenplattenfabriken 
haben zum grössten Teil zur Erfüllung unserer Wünsche 
geführt, während die mit den Papierfabıiken, die auf 
die erhöhten Kosten hinwiesen und da sie die Preise 
nicht so erhöht hatten wie die Trockenplattenfabriken, 
zu keinem Erfolge führten. 

Die Firmen Bergmann & Co.-Wernigerode und 
die Berliner Fabrik photographischer Papiere geben 
unseren Mitgliedern ı5 %9 auf ihre Listenpreise In 
Sachen der Sonntagsruhe wurden Eingaben an das 
Sächsische Wirtschaftsministerium gerichtet. Die Luxus- 
steuer macht wegen der verschiedenen Auslegungen 
seitens der Beamten viel Arbeit. 

Herr Sander bespricht die Luxussteuer und 
Sonntagsruhe und bittet, die Wünsche einheitlich durch 
den Bund zu erledigen, unter Hinweis auf die wider- 
sprechenden Ansichten und Eingaben im Friseur: 
gewerbe an den Landtag. 

Herr Hoffmann berichtet über die Kasse. Die 
Einnahmen betragen 4678,90 Mk.; die Ausgaben 
4995,54 Mk. Der Kassenbestand am 31. Dezember 1920 
war 1426,82 Mk. 

In Abwesenheit des Herrn Erfurth berichtet der 
Vorsitzende über die Kronestiftung und die Bibliothek. 
Die Kronestiftung wurde nicht in Anspruch genommen. 
Ausser 2000 Mk. nominell in Wertpapieren ist noch 
ein Barbestand 423 Mk. Die Vereinsbücherei wurde 
wenig benutzt. Die Herren Bohr und Schröder 
haben die Kassen geprüft und für richtig befunden 
und beantragen Entlastung, die den Herren Hoffmann 
und Erfurth mit Dank erteilt wird. 

Bei der Festsetzung der Beiträge fragt der Vor- 
sitzende, ob der Betrag von 52 Mk., der im vergangenen 
Jahre von der Versammlung, über den Antrag des 
Vorstandes hinaus, festgesetzt wurde, beibehalten werden 


sollte. Auf der einen Seite müssen wir sehen, für 
unser 25jähriges Jubiläum im Jahre 1923, wenn mög- 
lich, Gelder ansammeln für eine grössere Veranstaltung. 
Auf der anderen Seite ist zu befürchten, dass infolge 
des erhöhten Beitrages Mitglieder austreten werden. 
Der Kassierer, Herr Hoffmann, führt aus, dass wohl‘ 
Abmeldungen eingelaufenen seien, er aber viel mehr 
erwartet hätte. 

Herr Papesch ist auch für die Beibehaltung des 
jetzigen Beitrages, der Bund müsse aber arbeiten. 
Die Innung Chemnitz habe eine Eingabe an das 
Kultusministerium gemacht wegen Schulaufnahmen, 
die abschlägig beschieden wurde. Diese Eingabe hätte 
der Bund machen müssen. 

Der Vorsitzende begrüsst den inzwischen er- 
schienenen Vertreter der Stadt Plauen, Polizeirat 
Reissig, der der Versammlung im Namen der Stadt 
Plauen eine gute Tagung wünscht. Herr Axtmann 
wünscht, dass der Bund einen stärkeren Druck aus- 
übe z. B. bei der Festsetzung der Preiskonventionen, 
die bei den einzelnen Innungen zu sehr voneinander 
abweichen. Der Vorsitzende erwidert, dass die 
Sächsische Regierung den Sächsischen Photographen- ' 
Bund schon lange als Vertreter des Photographen- 
berufes ansieht. Schon vor dem Kriege hätten wir 
das Ziel verfolgt, unseren Bund später in einen Innungs- 
verband umzuwandeln. Sachsen sei aber noch nicht 
in Innungen restlos organisiert, besonders in Dresden 
würden viel Schwierigkeiten gemacht. Wegen der 
Eingabe, Schulaufnahmen betreffend, habe er Herrn 
Papesch Mitte Januar um Unterlagen gebeten. Nach- 
dem er das Material Ende April erhalten, habe er die 
Eingabe an das Ministerium abgeschickt. 


Herr Papesch erklärt sich zufrieden mit der Um- 
wandlung in einen Innungsverband. Wenn es so weiter 
gehe wie jetzt, würde der Bund nach und nach ein- 
schlafen. Der Vorsitzende verweist darauf, dass der 
Sächsische Photographen - Bund der stärkste aller 
deutschen Landesbünde sei und er als einziger freier 
Verein während des Krieges zugenommen habe. Im 
letzten Jahre wären allein gegen 30 neue Mitglieder 
eingetreten. Im Gegensatz zu den Ausführungen des 
Herrn Papesch hätte er von sehr vielen Seiten 
lobende Anerkennung über die Tätigkeit des Bundes 
gehört. Herr Papesch entgegnet, dass ?/, der Mit- 
glieder Händler und Fabrikanten seien und wünscht, 
dass der Vorstand in der nächsten Versammlung einen 
Antrag einbringt, dass nur Fachphotographen in Zu« 
kunft Bundesmitglieder sein dürfen. Der Vorsitzende 
lehnt dieses ab, da in alle den Jahren ein ausser- 
ordentlich angenehmes Verhältnis mit Fabrikanten 
und Händlern gewesen wäre und niemals der geringste 
Grund zur Klage vorgelegen habe. 

Herr Sander weist die Beschwerde des Herrn 
Papesch als unzutreffend zurück. Zu dem Wunsche 
des Herrn Axtmann, Preisfestsetzung, führt er aus, 
dass dieses den einzelnen Bezirken überlassen werden 
müsste; Leipzig lehne es ab, sich hier Vorschriften 
machen zu lassen, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


245 


u AEG 


Herr Baum tritt ebenfalls den Ausführungen des 
Herrn Papesch entgegen und nimmt die Bundes- 
leitung und die Händler in Schutz. Herr Hoffmann 
hat in der Zwischenzeit an der Hand unserer Mit- 
gliederlisten festgestellt, dass nicht ?j, der Mitglieder, 
Händler und Fabrikanten sind, sondern unter 319 Mit. 
gliedern sind nur 4o Händler und Fabrikanten. Be- 
schlossen wird, im kommenden Jahre den Beitrag von 
52 Mk. zu belassen. Ferner, eine Herbstversammlung 
in Dresden abzuhalten. 

Der Vorsitzende berichtet dann, dass bei der Ein- 
reichung beim Amtsgericht der in Leipzig beschlossenen 
Satzungsänderung sich herausgestellt hat, dass .der 
II. Vorsitzende, der jedes Jahr gewählt wird, im Gegen- 
satz zum I. Vorsitzenden, dessen Termin 3 Jahre ist, 
jedes Jahr neu gemeldet werden müsste, wodurch dann 
hohe Kosten entstehen würden. Der Vorstand hatte 
deshalb beschlossen, diesen Punkt der Versammlung 
noch einmal zu unterbreiten und nach den alten 
Satzungen weiter zu arbeiten. Der II. Vorsitzende 
soll, um die hohen Eintragungskosten zu sparen, eben- 
falls auf 3 Jahre gewählt werden. Er bittet um nach- 
trägliche Genehmigung, die erteilt wird. Ebenso wird 
beschlossen, den II. Vorsitzenden auch auf 3 Jahre zu 
wählen. Ausserdem werden noch als weitere Zusätze 
genehmigt, ı. dass alle Schriftstücke und Belege 10 Jahre 
aufzuheben sind; die Protokollbücher sind dauernd 
aufzuheben; 2. dass die Vorstandsmitglieder zum 
strengsten Stillschweigen verpflichtet sind über alle 
Vorkommnisse, die sie aus den Akten erfahren oder 
die in der Vorstandssitzung als vertraulich bezeichnet 
werden, z. B. Unterstützungsgesuche, Ablehnung von 
Aufnahmen usw. Die Aenderung und Zusätze werden 
einstimmig genehmigt. 

Bei den Central-Verbandsangelegenheiten werden 
die verschiedenen vorliegenden Anträge zur Kenntnis 
gebracht und besprochen. ‚Der Bund ist auch für 
eine Erhöhung der Beiträge zur Sterbekasse. 

Bei der Aussprache der letzten Vorkommnisse auf 
photographischem und gesetzlichem Gebiete berichtet 
Herr Sander über die in Aussicht stehende Gewerbe- 
steuer, die, wie er an der Hand verschiedener Beispiele 
nachweist, eine ausserordentlich starke Belastung der 
Gewerbetreibenden bringen wird. Einstimmig wird 
die nachfolgende Resolution angenommen: 

„Die am 20. Mai 1921 zu Plauen versammelten 
Mitglieder des Sächsischen Photographen - Bundes 
erheben schärfsten Widerspruch gegen die geplante 
hohe Gewerbesteuer des Freistaates Sachsen, die zum 
Ruin des Photographengewerbes führen müsste, und 
bitten den Landtag, die Zustimmung versagen zu 
wollen.“ 

Weiter berichtet der Vorsitzende über verschiedene 
Eingaben an die Reichsregierung. 

Ueber die Feier des 25jährigen Bestehens wurde 
noch kein Beschluss gefasst. Die vom Vorsitzenden 
gewünschte Ausstellung in Dresden kann nicht statt- 
finden, da das Ausstellungsgebäude für andere Zwecke 
schon vergeben ist. Es werden noch verschiedene kleine 
Angelegenheiten besprochen. Der Vorsitzende spricht 


den Kollegen in Plauen, dem Vorsitzenden des Orts- 
ausschusses, Herrn Axtmann, und allen, die mitgewirkt 
haben, uns einen so wunderschönen Begrüssungsabend 
zu bieten, den herzlichsten Dank aus. 


Nach dem Mittagessen sprach Herr Bohr- Dresden 
über den Bromöldruck. Eine grosse Kollektion ganz 
vorzüglichster Bromöldruckbilder des Herrn Franz 
Fiedler- Dresden wurden zur Vorlage gebracht; sie 
zeigte neben bildmässiger Auffassung eine vollendete 
Technik und die unbegrenzten Möglichkeiten des Ver- 
fahrens. Herr Bohr verweist auf die geringen Material- 
unkosten des Bromöldruckes und die guten Preise, die 
für die Bilder erzielt werden. Als bestes Mittel, um 
den Geschäftsgewiun zu erhöhen, empfiehlt er, das 
geringe Risiko zu übernehmen, bei Ablieferung der 
Bilder auch ein Probebild in Bromöldruck vorzulegen. 
Er verweist auf seine Kurse, in denen das Verfahren 
von dem bekannten Vorkämpfer für Photographie, 
Herrn Dir. Otto Ehrhardt, und Herrn Franz Fiedler 
praktisch vorgeführt wird. 


Herr Rittsteiger vonder Firma Kraft& Steudel 
bespricht das neue Phanospapier, von dem eine grössere 
Anzahl vorzüglicher Abdrucke ausgestellt waren, und 
den neuen Phanostoner ein Ersatz für die teure 
Platintonung. 


Herr Funger hält einen Vortrag über das neue 
Verfahren: Entwicklung bei hellem Licht. Er verweist 
auf die schon früher gemachten Versuche hin, Ent- 
wicklungseinrichtungen bei Tageslicht, Coxinverfahreu 
usw. Er legt eine Anzahl Negative vor, auf gewöhn- 
lichen und farbenempfindlichen Platten, die in den 
verschiedenen Arten behandelt wurden, und gibt wert- 
volle Ratschläge für das Verfahren. Unangenehm ist 
die starke Rotfärbung der Finger durch das Safranin. 
Er hat deshalb andere Farbmittel versucht und emp- 
fiehlt, an Stelle des Safranins entweder Filtergrün oder 
Coralin (Rosolsäure) zu nehmen, die dieselbe Wirkung 
ausüben, ohne die Finger zu färben. 


Herr Ingenieur Sürth-Dresden gibt ausführliche 
Anweisung über das rationelle Niederschlagen und die 
Verwendung der Rückstände. Der Vorsitzende dankt 
allen Rednern für ihre Ausführungen, die allgemeinen 
Beifall der Versammlung gefunden haben. Zum Schluss 
berichtet Herr Schlegel noch über seine langjährige 
Erfahrung als gerichtlicher Sachverständiger und gibt 
den Kollegen wertvolle Ratschläge, wie sie sich bei 
Beanstandungen und Klagen zu verhalten haben. Eine 
reichhaltige Ausstellung war von folgenden Firmen 
veranstaltet worden: 


Christoph, Scharffenberg & Habicht- 
Dresden: Trapp & Müuch Tumapapier, Schleussuer- 
platten und Artikel, Mimosapapiere und Braunentwickler, 
Rahmen, Kopierapparat, Jupiterlampe (Handlampe), 
Salonstativ. 

H. Petersen- Dresden: Satrappapiere (Satravure) 
und Sigurdplatten. 

R.A. Schneider- Leipzig: Leonarerzeugnisse. 

H.Sulzberger & Co.-Leipzig: Verschiedeue Be- 
darfsartikel, und als Vertretung der Firma Beck & Co, 


246 : 








\ 


Gold- und Ovalrahmen, Klebstoffe des Klebstoffwerkes 
in Pirna. : 

Julfus Erichson- Dresden: Mimosa- und Satrap- 
papiere, Stereo-Induporapparate (Betrachtungs- und 
Aufnahme-) mit Heimstativ, selbsttätiger Belichtungs- 
apparat usw. Chronograph, emaillierte Aluminium- 
schalen. ; 

A. Weider-Leipzig: Papiere von Schaeuffelen- 
Heilbronn, Unger & Hoffmann Apolloplatten, Bütten- 
karten und Mappen von Sommer & Co. 

Kraft & Steudel-Dresden: Ausstellung der Bilder 
auf Phanospapier, getont mit dem neuen Phanostoner. 

Oskar Bohr-Dresden: Ausstellung von Oeldrucken 
von Fr. Fiedler-Dresden. 

Kersten, Vertreter der Firma Braumann-Kiel: 
Magnesiumtaschenlampe „Ateliersonne“, Pigmentpapier 
von Hanfstaengl. v 

W.G. Voigt-Zwickau: Klebestoffe. 

Schluss der Bundesversammlung 6 Uhr. 

R. Schlegel, Otto Werner, 
Vorsitzender. Schriftführer. 


09 
Photographen- Zwangsinnung zu Leipzig. 


Ausserordentliche Innungsversammlung Montag, 
denız. August, im Innungslokal Kitzing u. Helbig, 


abends 7 Uhr. 
Tagesordnung: 


I. Begrüssung und Eingänge. 
2. Messaufnahmen, Besprechung unter Teilnahme 
eines Messamt-Vertreters. 
3. Bericht über die Central-Verbandstagung in Frank- 
fart. 
4. Bericht über den Deutschen Photographentag in 
Weimar. 
5. Die Aussprache über Verschiedenes. 
Um pünktliches Erscheinen ersucht 
Der Innungsvorstand: 
Adolf Sander, Ernst Schleicher, 
Obermeister. Schriftführer. 


Photographeninnung Rosenheim, Traun» 
stein, Mühldorf und Umgebung. 
Voranzeige. 

Die Herbstversrammlung findet am Mittwoch, 
den 21. September, statt. Tags darauf Ausflug nach 
Prien, Herrenchiemsee, Besichtigung des Königsschlosses, 
und Fraueninsel. 

Die Mitglieder werden heute schon ersucht, voll- 
zählig zu erscheinen. Auch alle unserer Innung nahe- 
stehenden Fachkorporationen sind herzlich hierzu ein- 
geladen und willkommen. 

Wilh. Knarr, Obermeister. 


um 4: Si I en) 


Ateliernaehriehten. 
Magdeburg. Walter Ullerich übernahm das 
Atelier für moderne Photographie von Hermann 
Schmidt, Johannisberg 7. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 0. 





= = = 


} 


= - 


Göttingen. Artur Stanke hat das Photo- 
graphische Atelier Eri ch De chant, Barfüsserstrasse 17, 
übernommen und wird es unter eigenen Namen weiter- 
führen. “ 

Schwarzenbach a. $. Peter Hoffmann hat 
das Photographische Atelier des Herrn Georg Bauer, 
Förbauer Strasse 4I, übernommen. 


Sorau (Niederlausitz. Vally Zeitner, Meister- 
photographin, und Margarete Ziewert haben das 
bisher unter der Firma Heidi Vahl geführte Atelier 
käuflich erworben: 8 


Striegau. Margarete Schade hat ihr Geschäft 
nach Bahnhofstrasse 37 verlegt. j 


Zwenkaui.Sa. Emil Fischer hat sein Zweig- 
geschäft in Groitsch i. Sa. an Kurt Springer, Maler 
und Photograph, käuflich abgetreten. 


- ou - 


Gesehäftliches. 2 


Mimosa, Akt.-Ges,, in Dresden. Wie die 
„Voss. Ztg.“ von einer der Verwaltung nahestehenden 
Seite hört, hat sich auch im laufenden Jahre der Ge- 
schäftsbetrieb recht befriedigend angelassen. Besonders 
sei die Uebernahme der Neuen Photographischen Ge- 
sellschaft recht nutzbringend gewesen. Wenn der Ge- 
schäftsgang im zweiten Halbjahre anhielte, könne mit 
einem recht befiiedigenden Jahresergebnisse gerechnet 
werden (i. V. 24 Proz.). 


Ernemann-Werke, Akt.-Ges, in Dresden. 
Die Verwaltung gibt bekannt, dass die Gesellschaft, 
die zur Gruppe der Fried. Krupp, Akt. Ges, gehört, 
zur Zeit vollbeschäftigt und auch der Wärenausgang 
befriedigend“ sei. Der Bedarf scheine sich allmählich 
wieder zu heben, 


— 


a 


Kleine Mitteilungen. 


— Wittenberg. Die Photographen-Zwangsinnung 
Halle a.$S., Ortsgruppe Wittenberg, veröffentlicht im 
„Wittenberger Tageblatt“ folgendes: Zur Aufklärung! 
Die fortgesetzten unangenehmen Erfahrungen, welche 
Besteller von photographischen Vergrösserungen bei 
Vergrösserungsreisenden machen, veranlassen uns, 
unsere werte Kundschaft darauf hinzuweisen, dass 
diese, auf gewöhnlichem Zeichenpapier hergestellten 
minderwertigen Bilder nicht mit den in unseren Ateliers 
ausgeführten Arbeiten zu verwechseln sind. Wir bitten 
unsere werte Kundschaft, sich bei Bedarf an die am 
Orte befindlichen Photographen wenden zu wollen, 
welche in der Lage sind, saubere und preiswerte 
Arbeiten zu liefern. 


— Die am 27. Juni zu Kirchheimbolanden statt- 
gefundene Gehilfenprüfung bestand der Prüfling 
Richard Plisch aus Dortmund mit der besteh 
Benotung „Ausgezeichnet“ auf Grund einer ausge- 
zeichneten Lehrschule bei Herrn Hugo Weiss- 
gärber, Kirchheimbolanden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. 5. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 
ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 5 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 


Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 
Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 


graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist. vierteljährlich für die 


„Chronuik" allein 


2 Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
er 5q,mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzelgen 4o Pf., sonst 50 Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 











Nr..31. 











5 August. 


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1921. 








Gentral-Verbandstag in Frankfurt aM. 


Lachender Sonnenschein ’ lagert über den 
deutschen Fluren, fleissige Hände suchen die 
Ernte hereinzuschaffen, Frieden in der Natur, 
und nur die Hitze ist fast unerträglich und 
deutet auf Gewitterstimmung hin. Ist auch die 
Bahnfahrt teuer, man hat erfreulicherweise wieder 
die alte deutsche Pünktlichkeit und wünscht sie 
sich für das gesamte Wirtschaftsleben. Nur 
Ordnung, Pünktlichkeit und emsiger Fleiss können 
uns wieder emporbringen. 


Zwei Tagungen hat wohl in diesem Jahre 
die deutsche Photographenwelt mit gewisser 
Spannung entgegengesehen: der Tagung des 
Deutschen Photographen -Vereins, mit Ausstellung 
verbunden, in Weimar, und dem Central-Ver- 
bandstag in Frankfurt a.M. Bei beiden Tagungen 
musste sich zeigen, ob für die kommenden Zeiten 
eine Hoffnung zum einigen Zusammenhalt ge- 
geben wäre und ob durch diese Zusammenarbeit 
der Aufstieg in unserem Berufe möglich ist. 


So viel sei gleich vorausgeschickt: Die Probe 
ist gelungen, die Erwartungen wurden nicht 
getäuscht, und heute stehen die deutschen Fach- 
genossen einig und fest zusammengeschlossen 
im Central-Verband und bilden so eine hoff- 
nungsvolle Macht, und Frankfurt hat die Einig- 
keit gebracht, dasselbe Frankfurt, welches schon 
vor Jahren, leider vergeblich, den Versuch ge- 
macht hatte. 


Lachender Sonnenschein empfing die Be- 
sucher des Central-Verbandstages, lachender 
Sonnenschein auf den Gesichtern der Frank- 
furter Kollegen begrüsste die Erschienenen, ein 
warmer::Händedruck sagte deutlich, man stand 
nicht’ nur vor Menschen, man war bei treuen 
Freunden, die sich auf den Besuch lieber Freunde 
freuten. Aber bei aller Freude und hellem 
Sonnenschein wurde man doch nicht die bange 
Sorge los, ob Frankfurt Ueberraschungen bringen 
würde, liess doch die Tagesordnung auf Gewitter- 
stimmung schliessen, und .nur ein geschickter 
Steuermann konnte das Schifflein um die gefähr- 
drohenden . Klippen ‘der Meinungsverschieden- 


heiten steuern und in den sicheren Hafen der 
Zukunft bringen. | 

Am 26. Juli, nachmittags 3 Uhr, trotz der 
tropischen Hitze, trat der Vorstandsrat des 


"Verbandes vollzählig zusammen, um die ein- 


gegangenen Anträge nebst den sonstigen noch 
schwebenden Fragen zu beraten, um so dem Ver- 
bandstag mit geklärten Beschlüssen gegenüber- 
zutreten. Aufgekommene Missverständnisse waren 
schnell beseitigt, die fleissige und selbstlose 
Arbeit unseres Verbandsleiters, Herrn Schlegel, 
allseitig dankbarst anerkannt; der gesamte Vor- 
standsrat war sich einig und konnte leichten 
Herzens nach fünfstündiger Arbeit schliessen und 
vor die Gesamttagung am anderen Tage treten. 


Am 27. Juli, vormittags 9 Uhr, eröffnet der 
Vorsitzende, Herr Schlegel, die Versammlung 
mit Worten herzlichsten Dankes und Begrüssung 
an die Erschienenen aus Nord und Süd, Ost 
und West. Sogar unser Kollege Jungmann 
hatte es sich nicht nehmen lassen, der Tagung 
beizuwohnen, damit die Zugehörigkeit der uns 
leider geraubten Kollegen des Elsass deutlich 
zum Ausdruck zu bringen. 


Als Vertreter der Stadt Frankfurt war Herr 
Stadtrat Bernecker und von der Handwerks- 
kammer Herr Stadtrat Bouveret erschienen, 
welche beide die Versammelten im Namen ihrer 
Behörden begrüssten und guten Verlauf der 
Tagung wünschten. Nach der Ansicht beider 
Herren haben die Fachverbände künftig die 
Hauptaufgabe der Wahrung der Interessen in 
der Selbstverwaltung, so dass nur im engsten 
Zusammenschluss segensreiche Arbeit geleistet 
werden kann. 

Herr Professor Schmidt hiess die G.D.L. 
und den C.V. namens des Vereins zur Pflege 
der Photographie herzlichst willkommen, freute 


sich über die strengen Anforderungen, welche 


die Mitglieder der G.D.L. an sich und ihre 
Arbeiten stelle und mahnte, die. Delegierten des 
C.V. zur Mässigung, das Wohl des Ganzen 
müsse man im Auge behalten. 


31 


248 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Nachdem nun noch der Vorsitzende des 
Ortsvereins und Lokalausschusses, Herr Kollege 
Junior, im Auftrage des Fachvereins zu Frank- 
furt der Verhandlung wie der Tagung besten 
Verlauf gewünscht hatte, konnten die geschäft- 
lichen Verhandlungen beginnen. 

Aufgabe eines späteren Berichtes wird es 
sein, die einzelnen Beratungsgegenstände genau 
zu besprechen, ich möchte dem eifrigen Leser 
unserer Zeitschrift in kurz umrissener Form 
nur die Uebersicht über die ganze Tagung zu- 
stellen. Die Tagung ist würdig verlaufen, wo 
sich Härten und Kanten zeigten, sind sie be- 
seitigt worden, Unstimmigkeiten wurden aus- 
geglichen und geklärt. Jeder hatte bei seinem 
Vorgehen das beste gewollt, und so war die 
Basis für gedeihliche Zusammenarbeit bald ge- 
schaffen. Hoffentlich hält die Ueberzeugung 
auch für künftige Arbeit an, denn es wirkt tat- 
sächlich hässlich, wenn man neben sachlichen 
Gegensätzen auch leider persönliche Momente 
feststellen muss. Wenn jeder sich daran ge- 
wöhnen wollte, nur der Sache zu dienen, und 
auch bei den allerschärfsten Gegensätzen in der 
Meinung anerkennen würde, daß jeder das beste 
für die Allgemeinheit will, dann würde manche 
Trübung unterbleiben. 

Die anwesenden 62 Abgeordneten gaben auch 
deutlich zum Ausdruck, dass der C.V. kein 
Tummelplatz für persönliches Gezänk sein darf; 
wirtschaftlicher und kollegialer Zusammenschluss 
können nur ins Auge gefasst werden, Einigkeit 
führt zum Ziele, und unter diesen Gesichts- 
punkten erledigte sich dann auch die weitere 
Verhandlung. Allseitig wurde die fleissige Arbeit 
des Verbandsvorsitzenden, Herrn Schlegel, 
anerkannt, hatte doch sein Bericht den Beweis 
erbracht, wie die Verbandsleitung bemüht ist, 
allen fachlichen wie gesetzgeberischen Vorkomm- 
nissen zu folgen und die Interessen des Berufes 
zu wahren. 

Die Vereine zu Breslau und Elberfeld hatten 
im Berichtsjahre ihre Jubiläen feiern können, 
an welchen Feiern der C.V. sich beteiligt hatte. 

Der Kassenbericht befriedigte auch die An- 
wesenden, und hofft man, vorläufig mit dem 
jetzigen Beitrage auszukommen, obgleich man 
allseitig erklärte, dass grössere Erfolge des Ver- 
bandes nur durch grössere Opferwilligkeit der 
Kollegen möglich sei, und der Beitrag stehe in 
keinemVergleich zu anderen Berufsvereinigungen, 
die Verbandsvereine möchten sich überlegen, ob 
sie sich nicht zu grösseren Beiträgen entschliessen 
könnten. Wollten wir einen wissenschaftlichen 
Syndikus anstellen, was doch eigentlich erfolgen 
müsse, so würde schon die Bezahlung dieser 
einen Kraft mehr kosten, als jetzt die gesamte 
Einnahme des C.V. beträgt. 

Während der Mittagspause wurde die Aus- 
stellung von technischen Neuheiten im oberen 


Stockwerk des Volksbildungsheims in Augen- 
schein genommen, und was man auch in der 


‚Neuzeit wagen kann, zeigte die Ausstellung von 


schiessbudenartig angefertigten Figuren! Man 
stelle sich vor, dass Photographien ganzer Figur 
auf Holz aufgeklebt und dann, mit der Laubsäge 
ausgeschnitten, aufgestellt werden. 

Einen vorzüglich ausgedachten Antrag zur 
Regelung des Ausstellungswesens brachte Herr 
Steiger zum Vortrag, der einstimmig Annahme 
fand. Hiernacah sollen alle 4— 5 Jahre grosse, 
allgemeine Ausstellungen durch den Verband 
erfolgen, während in der Zwischenzeit die ört- 
lichen Vereinigungen ihre eigenen Ausstellungen 
veranstalten können. Die nächste Ausstellung 
wird für das Jahr 1925 vorgesehen und der 
Ausschuss gewählt mit den Herren Sonntag, 
Grainer, Grienwaldt, Lüpke und Stadel- 
mann als Mitgliedern. Herrn Sonntag erklärte 
man als Vorsitzenden als Entgegenkommen gegen 
den Deutschen Photographenverein, da dieser 
sich an den C.V. anschliesst und damit endlich 
die gesamte deutsche Fachwelt im C.V. zu- 
sammengeschlossen ist. Die Entschliessung des 
genannten Vereins wie auch der Beitritt der 
Gesellschaft Deutscher Lichtbildner und der. 
Innung Freiburg lösten die freudigste Zustimmung 
der Versammlung aus. Deutschlands Photo- 
graphen einig im C.V.! 

1922 in München! Die Gewerbeschau wird nur 
auserlesene Werke deutscher Photographen 
bringen und die Mannen des C. V. in München 
versammeln. 

Bekanntlich hat auch der C.V. die Ein- 
richtung einer Sterbekasse auf der Grundlage 
eines Umlagesystems, doch ist der jetzige Be- 
trag als Zuschuss bei den hohen Kosten der 
Bestattung zu gering, beträgt er doch nur 250 Mk. 
Dieser Betrag soll künftig auf das Zehnfache 
erhöht werden, nämlich 2500 Mk. betragen, und 
Ehrenpflicht der Kollegen muss es sein, all- 
gemein beizutreten, wozu in den Vereinen und 
Innungen gewirkt werden soll. Ein weiterer 
Faktor des Zusammenschlusses. 

Die Bestände der Darlehns- und Uhnter- 
stützungskasse wie auch der Kriegsnotspende 
ermöglichen es dem Verbande, unverschuldete 
Not zu lindern, und sei an dieser Stelle auf 
diese Einrichtungen nochmals ausdrücklich hin- 
gewiesen. Gesuche sind entweder an den Vor- 
sitzenden der Darlehnskasse, Herrn Lüpke in 
Berlin, oder an den Vorsitzende des C.V., 
Herrn Schlegel, zu richten. 

Ueber die Wahl des Vorstandes waren die 
wildesten Gerüchte verbreitet worden, man 
munkelte von Opposition, Beseitigung und Revo- 
lution. Sämtliche Mitglieder des Vorstandes 
hatten daher ihre Aemter zur Verfügung ge- 
stellt, obgleich der Vorsitzende, Herr Schlegel, 
noch ı Jahr zu amtieren hatte. Unter altseitiger 


BPHOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. 


Anerkennung der Erfolge und Arbeit unseres 
Vorsitzenden wurde aber die Wahl eines Vor- 
sitzenden einhellig abgelehnt und somit nur die 


satzungsgemäss ausscheidenden Vorstandsmit- 
glieder gewählt. Die Wahl erfolgte durch 
Stimmzettel nach Stimmenverhältnis.  Ab- 


gegeben wurden 143 Stimmen, und erhielten 
Herr Strnad als II. Vorsitzender 99 Stimmen, 
Herr Götz 44, so dass Erstgenannter wieder- 
gewählt war. Als Schatzmeister wurde mit 131 
Stimmen der Unterzeichnete gewählt, fünf 
Stimmen waren weiss und sieben entfielen auf 
Herrn Kindermann. Es war mittlerweile 
11,8 Uhr geworden und. die Geduld eines Teiles 
der Versammelten zu Ende, zumal die Gluthitze 
fast unerträglich war und der Münchner Bier- 
abend der Frankfurter Kollegen im Thomasbräu 
seine Anziehungskraft ausübte, da- konnte es 
nicht wundernehmen, wenn man streikte und 
den Schluss erzwang. 

Den lieben Frankfurter Kollegen muss man 
es lassen, sie verstehen es gründlich, den Gästen 
den Aufenthalt angenehm zu macher, in kurzer 
Zeit hatte sich der Saal im Thomasbräu gefüllt, 
lustige Weisen der Schrammelmusik erklangen, 
und als gar die Frankfurter Grössen, unter 
Führung von Herrn Haake, als Kellner die 
Tafelgenüsse, bestehend in Würstel und Schweins- 
rippchen, unter den lustigen Klängen eines 
fidelen Einzugsmarsches kredenzten, da war nur 
eine allgemeine Zustimmung. Man schmauste, 
zechte, Rede löste Gegenrede aus, und die Ge- 
mütlichkeit war eine allseitige, zumal der flüssige 
Stoff ganz ausgezeichnet war und den Vorzug 
grosser Billigkeit hatte, denn er war von den 
Frankfurtern „gestiftet“! Bei den jetzigen Zeiten 
will das etwas heissen! Es wurde getrunken, 
getrunken... .! Kurz, es war wirklich fidel, gemüt- 
lich! 

War der Abend schön und vielleicht auch 
von manchem Teilnehmer ausgedehnt worden, 
die Kollegen fanden sich doch pünktlich am 
anderen Tage wieder ein, und auch der Gesamt- 
vorstand zeigte keinerlei Müdigkeit, trotzdem 
man noch in der Nacht eine Vorstandssitzung 
bis in die‘ zweite Morgenstunde abgehalten 
hatte. 

Herr Dr. Schuster hielt einen klar durch- 
dachten Vortrag über das kommende Gesetz zur 
Organisation des Handwerks und bewies damit 
deutlich, wie nötig der einmütige Zusammen- 
schluss im Handwerk sei. 

Hiernach erfolgte die weitere Wahl der Ver- 
trauensleute, gleichfalls durch Stimmzettel in 
geheimer Wahl. Herr Klaiber hatte zum all- 
gemeinen Bedauern auf eine Wiederwahl ver- 
zichtet. Das Resultat war die Wiederwahl der 
bisherigen Herren Arnold, Cornand, Götz, 
Herr, Stadelmann, Stiegler und Zehr, an 
Stelle des Herrn Klaiber neu Herr Papesch. 


548 


Um auch das besetzte Gebiet im Vorstand zu 
haben, wurde Herr Blum (Köln) noch hinzu- 
gewählt. | 


Während der Stimmenauszählung hatte Herr 
Schreiber-Stoltze vom Ministerium des Innern 
über technische Nothilfe einen aufklärenden Vor- 
trag gehalten, aus dem hervorging, dass das 
Streikrecht durch die technische Nothilfe in 
keiner Weise verletzt werden soll, nur lebens- 
wichtige Einrichtungen auf dem Gebiete der 
Versorgung von Gas, Elektrizität, Wasser und 
Bahnverbindung müssten aufrechterhalten werden, 
das Bestattungswesen sei gleichfalls als wichtig 
vor Störung zu bewahren, und hierzu erbittet 
die Nothilfe die Unterstützung aller, die Photo- 
graphen möchten vorkommende Fälle der Hilfs- 
arbeit der Nothilfe im Bilde festhalten und gegen 
Bezahlung liefern. 


Die gründliche Ausbildung unseres Nach- 
wuchses erfordert auch unsere Aufmerksamkeit 
und Mitarbeit, und wurde dem Antrag des Herrn 
Professor Krauth zufolge eine Kommission aus 
den Herren Professor Krauth, Professor 
Schmidt, Schönewald, Merk, Götz, Spörl 
und Zehr gewählt, welche die Herausgabe eines 
leichtverständlichen Lehrbuches zur Vorbereitung 
der Lehrlingsprüfungen zur Aufgabe haben soll. 


Die heutige Zeit hat in jeder Beziehung eine 
gewaltige Umwälzung gebracht, und mancher alte 
Kollege, welcher geglaubt hatte, für seine alten 
Tage vorgesorgt zu haben, muss schmerzlich be- 
merken, dass das Erträgnis seiner Spargroschen 
nicht ausreicht, ihn vor Not zu schützen. So 
sehen wir an vielen Stellen leider manche Not 
und Entbehrung. Andere Berufe haben schon 
vor Jahren vorgesorgt und Stellen geschaffen, 
in welchen die Veteranen möglichst sorgenfrei 
untergebracht werden, und wenn in dieser Be- 
ziehung bei den Photographen noch eine Lücke 
bestanden hat, so liegt es an dem verhältnis- 
mässig kurzen Bestehen unseres Berufes und 
der früheren mangelhaften Organisation, haben 
wir doch jetzt erst im Jahre 1921 endlich den 
lückenlosen Zusammenschluss aller Berufs- 
vereinigungen erreichen können. 


Auch hierin wird hoffentlich recht bald sich 
der Wunsch der ersten Spender erfüllen und das 
Alters- und Erholungsheim ermöglichen. Herr 
Kollege Grienwaldt überreichte dem C.V. von 
denn Nordwestdeutschen Photographenbunde 
folgende Zuschrift: 


„Als Grundstock zu einem Alters- und Er- 
holungsheim für Photographen übergibt der 
N.-W.-D. Ph.-Bund dem C.V. 3310 Mk. und 
knüpft daran die Erwartung, dass der C.V. es 
sich angelegen sein lässt, für diesen edlen Zweck 
energisch zu werben, damit der Betrag bald 
eine Höhe erreicht, die es ermöglicht, an die 
Ausführung dieses idealen Zieles zu denken. 


zı* 


ss 


_ PHOTOGRAPHISCHE CHRONIR. 





| Vielleicht empfiehlt es sich, solche Kollegen 
aus den verschiedensten Gegenden des Deutschen 
Reiches in einer Kommission zu vereinigen, die 
in der Lage und selbstlos bereit sind, für die 
Verwirklichung dieses Zieles dauernd werbend 
mit tätig zu sein. 

Der Dank für solch edles Bemühen wird 
nicht ausbleiben. 


Im Namen des N.-W.-D. Ph.-Bundes: 
Ernst Lohöfner.“ 


Diese hochherzige Spende wurde unter all- 
gemeinem Jubel angenommen, und im Hand- 
umdrehen stifteten die Vertreter der Sächsischen 
Innungen 250 Mk., der Kasseler Verein 100 Mk., 
Kollege Merk (Hannover) ıoo Mk., Kollege 
Klaiber 50 Mk., Kollege Stiegler 25 Mk., 
Kollege Götz 20 Mk., Innung für das Saar- 


gebiet durch Kollegen Fa’es 1oo Mk., zusammen 
also 3955 Mk., als Grundstock. 
Die Mimosa- Aktiengesellschaft hatte vor 


einigen Monaten dem C.V. bereits den Betrag 
von 3000 Mk. überwiesen zu beliebiger Ver- 
wendung. Der Verbandstag hatte über die Ver- 
wendung Beschluss zu fassen, und da war es 
erklärlich, wenn man nunmehr diese Zuwendung 
der Mimosa dem Grundstock überwies, glaubte 
man doch damit im Sinne dieser Gesellschaft 
zu handeln. Der Grundstock für das Alters- 
und Erholungsheim ist damit auf 6955 Mk. an- 
gewachsen, und Aufgabe der sämtlichen Ver- 
einigungen muss es sein, für diese geplante 
Einrichtung des C.V. zu sorgen und zu wirken. 
Dem gründenden Bunde bzw. dessen Kollegen, 
welche diese schöne Summe durch Einzelspenden 
aufgebracht haben, sei an dieser Stelle nochmals 
herzlichst gedankt! 

Zur Förderung der Ausstellungsbestrebungen 
einer grossen allgemeinen Ausstellung wurde 
weiter von dem N.-W.-D. Ph.-Bunde der Betrag 
von 2000 Mk. in Aussicht gestellt, eine Opfer- 
willigkeit, die nur zur Nachahmung empfohlen 
werden kann. 


'So-hat der C.V. in Frankfurt nicht nur die 
Einigkeit ‘der deutschen Fachwelt. gebracht, 
sondern auch gezeigt, dass er einig, stark und 
fest zusammenhält, wenn es gilt, und in wirt- 
schaftlicher Beziehung bedeutende Beschlüsse 
gefasst, die zu den schönsten Hoffnungen be- 
rechtigen. | 


1922 folgt München, und möge inzwischen 


die Kollegenschaft sorgen, dass die Gewerbe- 


schau und der Central-Verbandstag in München 
nicht nur die Vertreter zu der Tagung entsändet, 
nein, wie in Amerika es möglich ist, dass zu 
den Tagungen sich fast sämtliche Kollegen ein- 
stellen, so muss auch der deutsche Kollege daran 
denken, persönlich durch Teilnahme an den Be- 
ratungen zur Wahrung der Berufsinteressen mit 
zu helfen. Im persönlichen Verkehr erst liegt 
der Erfolg, und wohl jeder macht im Jahre eine 
Reise oder sollte sich wirklich einige Tage der 
Erholung gönnen; dieses ist möglich, wenn man 
zeitig an die Gründung von Reisekassen denkt, 
wöchentlich seinen Obolus abladet, und wenn 
dann der Central-Verbandstag winkt, dann 
gemeinsam auf die Bahn, unterwegs drückt man 
befreundeten Kollegen die Hand. Glaube man 
ja nicht, dass sich nicht Freundschaften zwischen 
den Kollegen entwickeln können; ich habe in 
den Jahren meiner Mitarbeit manchen lieben 
Freund gefunden, ich halte ihn lieb und wert 
und freue mich stets auf das Wiedersehen, und 
auf der anderen Seite ist es mir genau so er- 
schienen. Im persönlichen Verkehr schleift sich 
auch manche Härte ab, und es wäre gut, wenn 
man sich nur auf den direkten Verkehr be- 
schränken könnte. 


Frankfurt ist zum Markstein im C.V. ge- 
worden! Die Frankfurter Kollegen verdienen 
unseren herzlichen Dank für die schönen Tage, 
die sie uns bereiteten, und „Auf Wiedersehen 
in München im Jahre 1922!“ rufe ich allen 
Kollegen hiermit zu. 


Adolf Sander, Leipzig. 


er: Pe 


Tagung des Gentral-Verbandes Deutscher Photographen-Vereine 
und Innungen, J.P, 


am Mittwoch, den 27., Donnerstag, den 28., und Freitag, den 29. Juli 1921. 


Zu ernster und reichlicher Berufsarbeit hatten 
sich die Delegierten des Central-Verbandes schon am 
Abend des 26. Juli im „Thomasbräu zusammen- 
gefunden. Von einem offiziellen Empfang an dem 
Tage hatten die beiden Ortsvereine im Hinblick auf 
eine Veranstaltung am 27. Juli im „Thomasbräu“ Ab- 
stand genommen, und so erstatteten die Herren Junior 


und Hoffschild in privater Weise einige Willkommen- 
grüsse, die sich auf die reichhaltig erschienenen Mit- 
glieder der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner insbe- 
sondere erstreckten. Bei tropischer Temperatur waren 
die Herren in den kleinen, aber schönen Garten ge- 
flüchtet, aus welchem der beginnende Regen sie vertrieb, 
aber leider die ersebnte Abkühlung nicht brachte, 


_PHOTOGRAPHISCHE oe 





Man gab sich das Wort, am nächsten Versamm- 
lungstage pünktlich zu erscheinen, und so suchte jeder 
befriedigt seine Bleibestatt auf. . Ä 





Die Versammlung wurde im „Volksbildungsheim“ 
am Eschenheimer Tor, Saal II, um 9 Uhr pünktlich 
vom Vorsitzenden, Herrn Schlegel, eröffnet (Bericht 


erscheint an anderer Stelle) und um 12 Uhr mittags 


geschlossen, um den Teilnehmern der Tagung Gelegen- 
‚heit zu geben, die in den oberen Sälen eingerichtete 
Ausstellung der Photo-Industrie zu besichtigen. Zu 
bemerken waren die Firmen: ı. Haake & Albers mit 
ihrer neuen Saturn - Lampe, 2. Bayer - Leverkusen, 
3. Grom & Gossmann- Frankfurt a. M., 4. N. P. G.-Berlin, 
5 Otto Perutz- München, Vertreter Gustav Zahn-Frank- 
furt a. M., 6. Schleussner- Frankfurt a. M., 7. Mafrum, 
Inhaber C. Grieser-Berlin, 8. Okuli- Gesellschaft, 
Vertreter Rudolf Bocmer: Stadtilm i. Thüringen, 
9. Schwarz & Co.-Frankfurt a, M., Rahmenfabrik, 
Bülowstrasse 13, 10. Fritz Brieke - Frankfurt a. M., 
Kaiserstrasse 38. Nach Besichtigung, die bei der blöd. 
sinnigen Hitze nicht länger als nötig geschah, begab 
nıan sich nach dem „Thomasbräu“ zur Einnahme des 
Mittagsmahls, und nach demselben wurden die Ver- 
handlungen im „Volksbildungsheim“ um 2!/, Uhr 
wieder aufgenommen, und zogen sich bis 7'/, Uhr hin. 
Hierauf begaben sich die Delegierten in corpore zurück 
zum „Thomasbräu“, wo sie von den gastgebenden Ver- 
einen mit Musik empfangen wurden. 

| Es war eine originelle Idee, die der Veranstaltung 
zugrunde lag, dass sich die Kollegen und alten Herren 
der gastgebenden Vereine hatten bewegen lassen, aktiv 
mit einzugreifen, und war es von überwältigender 
Wirkung, als mit einem von der Kapelle intonierten 
strammen Marsch die Mitglieder, an der Spitze der 
betagte, nunmehr bald 7ojährige Herr Haake sowie 
Professor Schmidt-Karlsruhe, die Kollegen Junior, 
Hoffschild usw., als Köche verkleidet, mit grossen 
Schüsseln Schweinerippen ausgerüstet, ihren Einzug in 
den Saal hielten, und nun unter allgemeinem Jubel die 
Bedienung ihren Anfang nahm. Es sei hier nur kurz 
erwähnt, dass die Speisen dem Aufwande entsprachen 
und ausgezeichnet mundeten; dass das Münchner 
„Thomasbräu“ seinen alten Ruf aufs beste bewährte, 
braucht nicht besonders erwähnt zu werden. 

Nachdem der erste Hunger gestillit war, nahm 
Kollege Junior das Wort zu einer überaus liebens- 
würdigen Begrüssungsrede, in der selbstredend das feste 
Zusammenhalten besonders betont wurde und Veran- 
lassung gab, dass die Versammlung eiumütig das 
„Deutschland, Deutschland über alles“ an- 
stimmte, welches den Saal brausend durchschallte. 
Nach kurzer Zeit erhob sich Kollege Schlegel und 
stattete in treffenden Worten im Namen des C.V. 
herzlichsten Dank ab; er benutzte in bekannter Schlag- 
fertigkeit die Gelegenheit, sich bei Herrn Professor 
Schmidt für die Ernennung zum Ehrenmitglied des 
Schlegelvereins zu bedanken. Nachdem dann noch 
Kollege Grainer- München einige treffliche Worte 
an die Versammelten gerichtet hatte und von einer 


beabsichtigten Revanche für. 1922 in München sprach, 
nabım bald darauf unser‘ lieber Kollege Renard das 


' Wort zu einem Toast auf die anwesenden Damen, dem 


sich Herr Professor Schmidt, Kollege Junior und 
Kollege Hoffschild in allbekannter humoristischer 
Form, sowie Kollege Götz-Breslau (mit schlesischem 
Feuerwerk) anschloss... Nachdem dann ein humoristi- 
scher Vortrag (Bayrischer Bauer) allgemeine Heiterkeit 
ausgelöst hatte, war die Mitternachtsstunde heran gerückt, 
die die Teilnehmer zerstreute. Dankbare Erinnerungen 
werden dieselben diesen schönen Stunden weihen und 
mit nach Hause nehmen. Es’stehen noch viele Stunden 
ernster Arbeit vor uns, mögen sie von gutem Erfolge 
begleitet sein. GC, 


Bericht der Sterbekasse. 
(Schluss.) 
Im zehnten Geschäftsjahre der Sterbekasse haben 
wir folgende Mitglieder durch den Tod verloren: 
.H. Scholl- Friedrichshafen, Württemberger Bund, 
2 gest. 23. 7. IQ20, 
Otto Zurkirchen-Hannover, Verein Hannover, 
= gest. 13. 7. I920, 
Konrad Schwarz-Unna, Innung Bochum, 
gest. 3. I2. IQ2O, 
H. Schröder-Zittau, Sächs. ERDE DENN, 
gest. 3. 5. 2I. 
Das Sterbegeld von 300 Mk. wurde sofort nach 
Erhalt der Sterbeurkunde in jedem Falle ausgezahlt. 
Neu eingetreten sind 96 Mitglieder. Von der in 
Erfurt beschlossenen Vergünstigung, Mitgliedern bis 
55 Jahren bis ı. April 1921 Gelegenheit zu geben, der 
Sterbekasse noch beizutreten, wurde nur wenig Ge- 
brauch gemacht. | | 





Kassenbericht Ig2o. (Hauptkasse.) 
Einnahmen: Ausgaben: 
Januar 1442,70 Mk. 647,10 Mk. 
Februar . 1138,50 , 1279,II „ 
März . 1123, — 1033.75 u 
April . 2642.30 „ 89023 „ 
Mai 74768 „ 1059,03 „ 
Juni 162,— ,„ 682,20 „ 
Juli 2541,30 „ 1349,12 „ 
August . . 349350 » 74101 „ 
September . I05I.50 „ 4588,18 „ 
Oktober. 859, — , 1794.51 „ 
November . 3076,— ,„ 1140,60 „ 
Dezember i 328950 „ 3301,33 „ 
ET 21566,98 Mk. 18507,77 Mk. 
Bestand am I. Januar IQ20.. ... 8463 53 Mk. 
Einnahmen 1920 . 00. 21506,98 „ 
Summa 30030,41 Mk. 
Ausgaben I920. . 2.0 2 ...18507,77 Mk. 
Bestand amı 30. Dezember 1920 11522,74 Mk. 
Verwaltung .  7200,— Mk. 
Schreibdame . ..2545— ,„ 
Bureau . 0.2.2200 103592 , 
Porti 835.75 n 
Miete . 500, — , 
Feuerung 750,— , 
Verbandstag und Reisekosten 450880 „ 
Verschiedenes . in ee 4 # 35...6892,30 
Summa 18507,77 Mk. 


PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 











283 
Kassenbericht. 
Hauptkasse, Betriebskasse. >», 
Einnahmen: Ausgaben: Einnahmen: Ausgaben: 
August 1920 . 12,— Mk. 603,— Mk. 1,— Mk. 0,70 Mk. 
September . u A 24.— , 3— u 3,— —,60 „ 
Oktober. . . 2... 68,20 „ 11,72: -,; IL,72 „ —,80 „ 
November . . . .. _—— , —— ,„ —— , —,60 „ 
Dezember I9O,— ,„ 33440 n 3449 n 104,70 „ 
Januar 1921 666,92 „ 64,46 „ 64,46 „ 23,80 „ 
Februar : 36,— 640 „ 640 „ IL ,„ 
März. 555,06 „ 34,01 „ 3401 137,75 » 
April , I53,— » 16,70 2) 16,70 » Sn 
Mai... 59,— ,„ 506,60 660 „ 140 ,„ 
Juni . ae » 1960 „ 19,60 „ 4— , 
Summa 1898,18 Mk. 1399,89 Mk, 197,89 Mk. 280,35 Mk. 
Hauptkassenbestand am ı. August Ig20. i 13 314,17 Mk. 
Einnahmen vom I. August Ig20 bis 30. Juni 1921. 1898,18 „ 
Summa 1521235 Mk. 
Ausgaben vom ı. August Ig2o bis 30. Juni 192I 139989 „ 


13812,46 Mk. 


Kassenbestand am ı. Juli 1921 


Die Ausgaben waren: 
Sterbegelder . . . . 


Ueberweisung an die Betriebskasse . 


1200,— Mk. 
197,89 „ 


Betriebskassenbestand am I. August 1920 u yi 661,19 Mk. 
Einnahmen vom I. August 1920 bis 30. Juni Ig2I. - 197,89 „ 
Summa 859,08 Mk. 
Ausgaben vom ı. August 1928 bis 30. Juni 1921 280,35 , 
Kassenbestand am ı. Juli 1921 578,73 Mk. 
Hauptkasse 13812,46 Mk. 
Betriebskasse 578,73 » 


Io Jahre Sterbekasse. 


Der Gedanke, eine Sterbekasse zu gründen, war 
schon 19Io angeregt worden; nur gingen die Ansichten 
auseinander, ob es besser wäre, eine Sterbekasse mit 
festen Beiträgen, in der Art kleiner Lebensversicherungs- 
gesellschaften, oder eine Umlagekasse zu gründen. Man 
einigte sich, es mit dem Umlagesystem zu versuchen, 
und falls es später die Mitglieder wünschen sollten, die 
Umlagekasse in eine solche mit festen Beiträgen um- 
zuwandeln. Die Satzungen wurden aufder C. V.-Tagung 
im Juni ıgrı in Essen beraten und angenommen. 

Nachdem die vorbereitenden Arbeiten erledigt 
waren, begann im August Igıı die Kasse ihre Tätig- 
keit. Ganz besondere Verdienste hat sich unser erster 
Sterbekassenverwalter, Herr Karl Palm in Nürnberg, 
erworben, der die mühselige und schwierige Arbeit der 
Einrichtung der Kasse durchgeführt hat, Im Jahre 
19I2 übergab Herr Palm aus Gesundheitsrücksichten 
die Kasse Herrn Herr, der sie bis Kriegsausbruch 
führte, worauf Herr Palm die Leitung wieder über- 
nahm. Im November 1915 übernahm auf Wunsch des 
Herrn Palm die Geschäftsstelle des Verbandes die 
Verwaltung der Ste, bekasse. 

Die Kasse begegnete zuerst manchen Vorurteilen, 
zum wenigsten war man ängstlich, ob sie in der Lage 
sein würde, ihren Verpflichtungen nachzukommen, 
Als die Kollegen erkannten, dass die Kasse ihren Ver- 
pflichtungen auf das pünktlichste nachkam, wuchs das 
Die ersten sechs Monate stand der Eintritt 
Nach dieser Zeit wurde das 
mit der Ver- 
dass 


Vertrauen. 
jedem Kollegen frei. 
Höchstalter auf 45 Jahre festgesetzt, 
günstigung für neueintretende Vereinigungen, 


Gesamtbestand am ı. Juli 1921 


14 391,19 Mk. 


deren Mitglieder bis zum 50. Jahre beitreten können. 
Auf der letzten Verbandstagung in Erfurt wurde be- 
schlossen, dass allgemein die Kollegen bis zum 50. Jahre 
beitreten können, wenn sie für jedes Jahr über das 
Höchstalter von 45 Jahren 8— Mk. Umlagen nach- 
zahlen. Ebenso wurde, um einem wiederholt geäusserten 
Wunsche nachzukommen, älteren Kollegen bis zum 
55. Jahre die gleiche Möglichkeit eingeräumt, bis ı. April 
1921 beitreten zu können. Von dieser Vergünstigung 
wurde verhältnismässig wenig Gebrauch gemacht. 


Die Beteiligung an der Mitgliedschaft ist sehr ver- 
schieden. Einzelne Vereinigungen sind fast vollzählig 
beigetreten, während andere die Kasse wenig unter- 
stützen. Dies liegt zum grössten Teil an den Vor- 
sitzenden, die durch Empfehlung sehr viel erreichen 
können. 

Ganz besonders hat der Verband sich während des 
Krieges bemüht, soweit es mit seinen geringen Mitteln 
möglich war, für seine einberufenen Mitglieder zu 
sorgen. Für nur 3,— Mk. Einschreibegeld wurden sie 
in unsere Kriegsversicherung aufgenommen. Alle ein- 
berufenen Mitglieder, ganz gleich ob von der Sterbe- 
kasse oder Kıiegsversicherung, waren von der Umlage- 
zahlung befreit. Das Sterbegeld wurde auf 250,— Mk. 
festgesetzt. Der Verband zahlte, um diesen Betrag zu 
erreichen, 5370,65 Mk. zu. Von unseren Sterbekassen- 
mitgliedern sind Io gefallen, ferner 30 Kriegsversicherte, 
Kriegsversichert waren 222 Sterbekassenmitglieder, 104 
vom Verbande, 461 durch ihre Vereinigungen eingekauft 
und 96 waren selbstversichert, zusammen 883 Mitglieder. 
Nachfolgende Vereinigungen hatten ihre Mitglieder 
kriegsversichert; Bünde und Vereine: Berlin, Braun- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 253 


schweig, Hamburg, Hessen-Nordhausen, Rhein.-Westf.\ : Der Betrieb der Kasse hat nur sehr geringe Kosten 


Genossenschaft, Sachsen, Schlesien, Schleswig- Holstein, 
Thüringen; Innungen: Aachen, Allenstein, Altenburg- 
Reuss, Bochum, Duisburg, Eisenach, Elbing, Frank- 
furt a. O., Görlitz, Iserlohn, Leipzig, Lübeck, Magdeburg, 
Metz, Pfalz, Stettin, Wiesbaden, Zittau, Zwickau. 

Die Umlagen sind trotz des gesunkenen Geldwertes 
noch die gleichen wie bei der Gründung der Kasse: 
beim Sterbefall 50 Pfg. pro Mitglied, von welchem Be- 
trage 40 Pfg. zur Auszahlung gelangten und je 5 Pfg. 
dem Betriebs- und dem Reservefonds zugewiesen wurden. 
Der Reservefonds, dem auch verschiedene Stiftungen 
zuflossen, hat jetzt eine Höhe von I3001,12 Mk. An 
Sterbegeldern wurden im ganzen 20850 Mk. ausgezahlt. 


IL It 


Neuregelung des 


Der Reichsverband des deutschen Handwerks hat 
auf seiner dritten Vollversammlung am 8 — ır. Juni in 
Bayreuth folgende bemerkenswerte Entschliessung an- 
genommen: 

I. Der Reichsverband des deutschen Handwerks 
erklärt: 

Das deutsche Handwerk, einschliesslich des deut- 
schen Kunsthandwerks, hat in jahrhundertlanger stiller 
und. beharrlicher Arbeit die verantwortungsvolle Auf- 
gabe der Ausbildung und Erziehung des gewerblichen 
Nachwuchses erfüllt und dadurch die Grundlage für 
das stolze deutsche Wirtschaftsgebäude geschaffen. 

Diese bewährte Grundlage zu erhalten, ist daher 
für den jetzt dringend nötigen Wiederaufbau des 
deutschen Wirtschaftslebens eine notwendige Voraus- 
setzung. 

II. Der Reichsverband des deutschen Handwerks 
fordert: 

I. Die geplante Neuordnung der deutschen Wirt- 
schaftsverfassung hat das Handwerk als einen selb- 
ständigen Berufsstand des deutschen Wirtschaftskörpers 
anzuerkennen und auf seine Eigenart weitgehende 
Rücksicht zu nehmen. 

2. Die reichsgesetzliche Regeluug des Lehrlings- 
wesens ist derart zu gestalten, dass für die gewerbliche 
Ausbildung und Erziehung eines gediegenen Nach- 
wuchses für das Handwerk die bewährte Grundlage der 
Meisterlehre beibehalten wird. 

3. Die Träger der Organisation zur Regelung, Durch- 
führung und Ueberwachung des Lehrlingswesens im 
Handwerk sind die Innungen und deren Verbände und 
die Handwerks- und Gewerbekammern. Deren Befug- 
nisse sind bei der künftigen Neuordnung der Berufs- 
vertretung des Handwerks in erweiterter Form auszu- 
bauen. 

4. Au den Aufgaben der Regelung, Durchführung 
und Ueberwachung des Lehrlingswesens im Handwerk 
sind die Arbeitnehmer durch bei Handwerksmeistern 
beschäftigte Gesellen paritätisch zu beteiligen. 

5. Die rechtliche Grundlage für das Lehrverhältnis 
im Handwerk bilden die von den Handwerks uud Ge- 
werbekammern und den Innungen zu erlassenden Vor- 


verursacht. 


Wir bitten alle Kollegen, auch die finanziell besser- 
gestellten, im Interesse der weniger vom Glück be- 
günstigten der Sterbekasse beizutreten. Wir müssten 
wenigstens 2000— 3000 Mitglieder haben und könnten 
dann bei einer geringen Erhöhung der Umlagen, z.B. 
auf I Mk., ein zeitgemässes Sterbegeld zahlen, während . 
sonst bei einer starken Erhöhung der Umlagen die Ge- 
fahr besteht, dass die Inhaber kleinerer Geschäfte zu 
sehr belastet werden. Zum Schluss richten wir die 
Bitte an alle deutschen Kollegen: 


Werbt für Eure Sterbekasse! 





Lehrlingswesens. 


schriften zur Regelung des Lehrlingswesens und der 
Lehrvertrag. 

6. Die praktische Meisterlehre ist durch die Berufs- 
schule zu unterstützen und hinsichtlich der theoretischen 
Ausbildung, insbesondere der Fach- und Warenkunde, 
der Buch- und Rechnungsführung und der Kenntnis 
der einschlägigen Gesetze zu ergänzen. 

Den fachlichen Berufsvertretungen des Handwerks 
ist bei der Aufstellung der Lehrpläne ein massgebender 
Einfluss zu gewähren. 

Ill. Der Reichsverband des deutschen Handwerks 
erblickt in den Bestrebungen der Gewerkschaften und 
ihrer politischen Hintermänner auf Verminderung der 
Meisterautorität, Beseitigung des Erziehungsverhält- 
nisses und das Hereintragen wesensfremder Organe in 
die Handwerkslehre eine schwere Gefahr für die Aus- 
bildung und Erziehung des gewerblichen Nachwuchses 
und eine unheilvolle Schädigung des deutschen Wirt- 
schaftslebens. 

Er protestiert daher: 

ı. Gegen alle Versuche, die Handwerkslehre im 
ganzen oder in einzelnen Punkten zu einem Arbeits- 
verhältnis zu gestalten; 

2. gegen die Unterstellung der Lehrlinge im Hand- 
werk unter deu Begriff „Arbeitnehmer“ im Sinue des 
Entwurfs eines Arbeitstarifgesetzes; 

3 gegen alle Bestrebungen, das Lehrlingswesen im 
Handwerk durch Tarifvertrag zu regeln; 

4. gegen die Erstreckung der neuen Schlichtungs- 
ordnung auf die Lehrlinge im Handwerk. 

5. gegen die Annahme einer Bestimmung, dass die 
Tarifordnung den auf Grund der Gewerbeordnung von 
den Innungen und den Handwerks- und Gewerbe- 
kammern erlassenen Vorschriften zur Regelung des 
Lehrlingswesens vorangehe., 

Die hieran anknüpfende lebhafte Aussprache liess 
erkennen, dass die Reichsregierung und das Preussische 
Handelsministerium im grossen und ganzen die über- 
ragende Wichtigkeit der Frage anerkennen und den 
Bedürfnissen des Handwerks gerecht zu werden be- 
müht sind. Die Entschliessung gelangte gegen eine 
Stimme zur Aunahme. 


25t Er 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Innungs- und Vlereinsnaehriehten. 
. (Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 
anı Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. Von den Vereinsberiditen sind 
nur Auszüge einzusenden. 


Photographen - Zwangsinnung Ulm a.D. 

und der Oberämter Biberach, Bilau- 

beuren, Ehingen, Geislingen, Laupheim, 
" Münsingen und Riedlingen. 

Am 19 Juli tagte eine Versammlung obiger 
Iounung, zu welcher die Kollegen zahlreich erschienen 
ware. Verschiedene Herren, die ohne Entschuldigung 
nicht anwesend waren, sollen laut Innungsbeschluss in 
die übliche Strafe von 20 Mk. genommen werden. 
An Stelle des ausgeschiedenen Schriftführers, Herrn 
Stichaner-Messerer, wurde dessen Nachfolger im 
Geschäft, Herr Robert Mochel- Ulm, gewählt. 

Herr Obermeister Traunecker hielt einen Vor- 
trag über die kommende Neuorganisation des Hand- 
werks, bzw. Gewerbegesetz, in welchem der oft hinder- 
liche $ ıooq wegfallen soll, ebenfalls, dass der 
gesetzlich geregelte Zusammenschluss aller Gewerbe 
manchem Missstande abhelfen wird. Anschliessend 
wurde die Preisfrage behandelt und wurde von der 
Versammlung beschlossen, die Regelung einem gleich 
gewählten Ausschuss zu überlassen. 

Nachdem die Tagesordnung erschöpft, hielt der 
Vertreter der Leonar-Werke, Herr Späth, einen kurzen, 
aber lehrreichen Vortrag über die Erzeugnisse obiger 
Werke, dem anschliessend die Firma Teufel & Cie.- 
Stuttgart die neue Handlampe „Jupiter“ vorıführte, so 
dass die ganze Tagung einen lebhaften, für alle Teil- 
nehmer befriedigten Verlauf nahm. 

Der Obermeister: Der Schriftführer: 

H. Traunecker. R. Mochel. 


nt 


’ 


Personalien. 

Königsberg i. Pr. Von der Handwerkskammer 
zu Königsberg ist dem Fräulein Elise Hoffmann, 
seit mehr als 28 Jahren im Photographischen Atelier 
von Gottheil & Sohn tätig, für treue Mitarbeit die 
Grosse Silberne Medaille verliehen worder. 

Gestorben ist der Photograph Otto Wunder in 


Hannover. 
nn ep 2 


Aus Industrie und Handel. 

In der Sommerzeit werden die Auskopierpapiere 
wieder bevorzugt, und von diesen namentlich die 
selbsttonenden Auskopierpapiere, da ihre Behandlung 
äusserst einfach und leicht ist. Ausserdem kommt 
noch hinzu, dass an Stelle der teuren Tonfixierbäder 
nur eine gewöhnliche Fixiernatronlösung notwendig 
ist. — Die Farbenfabriken vormals Friedrich 
Bayer & Co., photogr. Abt., Leverkusen bei Köln, 
bringen als „Bayer- Heliofixpapier“ ein heues selbst- 
tonendes Gelatine-Auskopierpapier in den Handel 
das nahezu schichtlos ist. Bayer-Heliofixpapier wird 


hergestellt in den Sorten: Glänzend und matt in dünn 
und kartonstark, — weiss-rauh, regelmässig gekörnt, 
dünn, — matt-glatt, elfenbein, dünn, — chamois- 
feinrauh, kartonstark; ausserdem als Postkarten in den 
drei Arten: glänzend, matt- glatt und chamois- feinrauh. 


Ai DB 2 x 


Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 
Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 
werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 
Technische Fragen. 

Frage 35. Herr E. R. in W. Ich habe ein grosses 
Gruppenbild von gefallenen Kriegern anzufertigen. Die 
einzelnen Bilder sollen in Brustbild ausgeführt werden, 
infolgedessen müssen die meisten vergrössert werden. 
Auf den Originalbildern ist der Hintergrund doch nun 
ganz verschieden, und ich möchte auf sämtlichen neu 
anzufertigenden Reproduktionen einen gleichmässig ver- 
laufenden Hintergrund haben. Auf welche Weise ist 
dies möglich? Decke ich auf dem Originalbild ab oder 
auf dem Negativ und mit welcher Farbe? Es sind auch 
einige Personen aus Gruppenbildern herauszunehmen, 
wo nur der Kopf zu sehen ist; wie bekomme ich ein 
Brustbild? 

Antwort zu Frage 35. Bei der Ihnen gestellten 
Aufgabe können Sie derart verfahren, dass Sie zunächst 
die Porträts einzeln auf das gewünschte Mass ver- 
grössern. Die Abzüge der vergrösserten Negative werden 
— ohne Rücksicht auf den Hintergrund — im Körper 
abschattiert, kopiert und nach Fertigstellung ausge- 
schnitten. Daun können Sie die „Puppen“ mit der 
Bildseite auf eine klare Glasplatte nass aufquetschen 
und darüber eine kopierte Vignette, welche ungefähr 
die Grösse besitzen soll, welche dem Portiät entspricht. 
Dann steht also die Puppe vor einem vignettierten 
Hintergrund, und von dieser Kombination ist dann das 
endgültig zu kopierende Negativ zu machen. Wenn 
Sie mit dem Air-brush umzugehen verstehen, ist es 
allerdings einfacher, bereits auf den einzelnen Origi- 
nalen weisse Hintergründe zu spritzen, dann Negative 
zu machen und diese vignettiert zu kopieren. Wo ein 
Körper oder Teile desselben anzusetzen bzw. zu er- 
gänzen sind, kann diese Arbeit zweckmässig auf dem 
Wege über Diapositiv oder Papierpositiv vorgenommen 
werden. Zur Verbilligung können die Reproduktionen 
(Negative) auf hochempfindlichem Bromsilberpapier an- 
gefertigt und als Aufsichtsnegative behandelt werden- 
Halbmatte Papiere gestatten einerseits eine starke 
zeichnerische Bearbeitung, während andererseits die 
Oberfläche geschlossen genug ist, um eine gute glatte 
Reproduktion zu ermöglichen. - 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


\ 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 


UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
| Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
| Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 

Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik", ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4,— Mk., mit dem „Atelier" zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
der so mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 








Nr. 32. 





12. August. 


1921. 








Rundschau. 


Quecksilberverstärkung. 


Von unseren Verstärkern für das Negativ- 
bild hat wohl keine Art so viele Varianten auf- 
zuweisen wie die Quecksilberverstärkung, und 
diese verschiedenerlei Formen begründen sich 
wohl darin, dass bei der Verwendung der ur- 
sprünglichen, älteren Vorschriften über häufiges 
Auftreten von Unregelmässigkeiten, Flecken- 
bildungen, andererseits über ungenügende Halt- 
barkeit des Bildes viel geklagt wurde. Letzteres 
trifft namentlich zu, wenn man zur Schwärzung 
der mit Quecksilberchloridlösung gebleichten 
Negative das Ammoniak benutzt. Aber auch 
die Schwärzung mit Natriumsulfitlösung bat 
mancherlei gegen sich. Ein zu langes Belassen 
in dieser Lösung gibt einen Rückgang der 
Dichte, also Abschwächung. Die Quecksilber- 
verstärkung bedingt jedenfalls ein sorgfältiges, 
aufmerksames Arbeiten; die Negative müssen 
sowohl ordentlich fixiert als gründlich aus- 
gewässert sein, sonst treten Ungleichheiten und 
Flecken leicht in Erscheinung. 

Um eine möglichst haltbare Verstärkung zu 


erreichen, empfahl Haddon nach dem Bleichen 


der Platte ein Einlegen in eine Säurelösung; 
er gab die folgende Vorschrift: 


| Bleichbad. 
Gesättigte Lösung von Queck- 
silberchlorid . . Too ccm, 
Salzsäure. . . TR u: 


on a 

Nach der Bleichung wird die Platte eine 
Viertelstunde gewässert, daen in eine Zitronen- 
säurelösung 1:10 gebracht, biernach folgt 
wiederum Wässerung. Die Behandlung mit 
Zitronensäure sowie die Wässerung wird zwei- 
oder mehrmals wiederholt. Hiernach geschiebt 
dann die Schwärzung des Bildes in bekannter 
Weise. 

Ausgiebiger als mit Natriumsulfit stellt sich 
bekanntlich die Schwärzung mit einem Ent- 
wickler, und zwar sowohl mit Eisenoxalat als 
mit den organischen Entwicklern. Das Ver- 
fahren besitzt ebenfalls die Annehmlichkeit, im 
Falle die Intensität nicht genügt, dass der Pro- 


[Nachdruck verboten.] 


zess der Bleichung und Schwächung wiederholt 
werden kann. Ausser den im Negativprozess 
allgemein üblichen Entwicklern sind auch 
mancherlei spezielle Formeln angegeben worden. 
G. Hauberrisser empfiehlt das Brenzkatechin 
obne Sulfit in folgender Zusammensetzung: 


Brenzkatechinlösung 2:100 . 5 ccm, 
Pottaschelösung . a 
Destilliertes Wasser. . . .50 „ 


Da dieser Entwickler sich im Negativprozess 
recht bewäbrt hat, indem er vorzüglich klare, 
gut abgestufte Bilder liefert, so dürfte die 
Formel auch für den Verstärkungsprozess gewiss 
gute Dienste leisten. Wohingegen die seiner- 
zeit von Harold Smith angeratene Verwendung 
von Schwefelnatriumlösung 1: 100 weniger zart 
arbeitet. 

Von R. Namias wurde neuerdings, um eine 
Fleckenbildung hintanzuhalten, ein Zusatz von 
Chlorammonium empfohlen (vgl. „Phot. Chronik“ 
Nr. 26). 

Jedenfalls verdienen die Bleichungsbäder mit 
Kochsalz-, Chlorammonium- oder Bromkalizusatz 
den Vorzug vor einfachen Quecksilberchlorid- 
lösungen. U. a. machte schon E. Vogel!) darauf 
aufmerksam, dass der Zusatz von Chlorsalz einen 
doppelten Vorzug aufweist; einmal beschleunigt 
es die Auflösung des Quecksilberchlorids, das 
ja für sich in kaltem Wasser schwer löslich ist, 
andererseits erleichtert es das Auswässern des 
überschüssigen Quecksilberchlorids aus der 
Gelatineschicht vor dem Schwärzen. Aehnlich 
wirkt das Bromkalium. Durch das Ansäuern 
hält sich das Bleichbad klar, während nicht an- 
gesäuerte Lösung bald einen weissen Nieder- 
schlag absetzt; letzterer entsteht besonders durch 
Ammoniakdünste und kann leicht Fehler- 
erscheinungen geben, indem er sich auf der 
Gelatineschicht der Platten fest ansetzt. 

Die Verstärkungen mit Jodquecksilber wurden 
von Lumitre weiter verfolgt und verbesserte 
Formeln. gegeben. 





1) „Phot. Mitteil.“ 1899, S. 345. 


256 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


mm RnB RRHBHBÖBBRB [mm 


Gentral-Verbandstag Frankfurt a. M. 1921. 


1. Vorberickt. 


Wer unvorbereitet in den Verhandlungssaal getreten 
wäre, hätte sicher geglaubt, zwar nicht in den Klub 
der „Ohnehosen®, aber den der „Ohnerock -“Leute zu 
kommen. „Das Parlament der Hemdsärmeligen“ könnte 
man den diesjährigen Verbandstag nennen. Brütende 
Hitze lag über Frankfurt, die einem die Bewegung 
des kleinen Fingers als Arbeit erscheinen liess. So ist 
es eine bewundernswerte Leistung, wenn die Dele- 
gierten 3 Tage lang vom Morgen bis zum Abend zu- 
sammenblieben, ohne die Geduld zu verlieren. 

„Es lag etwas in der Luft!“ Gewitterstimmung. 
Schliesslich kam es doch nur zu einem mehr oder 
weniger lebhaften Wetterleuchten — ohne dass es ein- 
schlug. Wer sollte sich bei dieser Hitze denn auch 
aufregen können, um damit leichtsinnigerweise einen 
Hitzschlag herbeizuführen ? 

Der Vorsitzende, Herr Schlegel, litt an den 
Folgen einer Erkältung; die Temperatur auf seinem 
erhöhten Platze wird sicher geholfen haben, die Er- 
kältung auszutreiben, wozu noch einige Versuche aus 
der Versammlung, ihm „einzuheizen“, ihr bestes getan 
haben werden. Jedenfalls war es dieses Mal bei ihm 
umgekehrt wie bei den früheren Verbandstagen, wo 
er erst am Schlusse heiser war. In Frankfurt eröffnete 
er heiser pünktlich 9!/, Uhr den Verbandstag, um ihn, 
im vollen Besitz seiner Stimmmittel, nach 3 Tagen zu 
schliessen. 

Die Vertreter der Stadt und der Handwerks- 
kammer begrüssten den Verbandstag, und Herr Pro- 
fessor Schmidt-Frankfurt a. M. mahnte zur Fried- 
fertigkeit und Einigkeit. 

Von den Vereinigungen war der grösste Teil ver- 
treten. Grosse Freude wurde laut, als der Vorsitzende 
auch Herrn Kollegen Jungmann - Strassburg be- 
grüssen konnte. Herr Jungmann wird gefühlt haben, 
dass er noch genau so zu uns gehört wie früher, nur 
dass wir ihn noch fester in unseren Kreis geschlossen 
haben. So wird er in dem Bewusstsein nach Strass- 
burg zurückkehren, dass wir über alles hinweg zu 
unseren Kollegen in ihrer Abgetrenntheit stehen. 

Den Auftakt zu den Verhandlungen bildet die 
Beschwerde über die auf einen Delegierten oder Vor- 
standsratsmitglied vereinigten Stimmenzahlen in Erfurt. 
Es stellt sich jedoch heraus, dass ein Missverständnis 
vorliegt. Die Forderung auf die Aufstellung eines 
Haushaltplans wird wiederum erhoben, doch ist von 
seiten des Vorstandes dem schon nachgekommen, da 
ein Haushaltplan vorliegt, der wenigstens die Richt- 
linien für die Ausgaben festlegt. 

Punkt 9, Ausstellungen, wird vorab behandelt. 
Die klaren, gut durchdachten Vorschläge des Herrn 
Steiger erleichtern die Erledigung ganz wesentlich, 
weil ein richtiger Weg vorgezeichnet wurde, auf dem 
eine Einigung aller Gruppen möglich ist. Die Vor- 
schläge werden auch angenommen, nachdem .der Vor- 
sitzende des Deutschen Photographenverbandes, Herr 
Sonntag, den Beitritt seines Verbandes zum C. V. er- 


-_ 


klärt hat. In der Ausstellungsfrage ist recht tüchtige 
Arbeit geleistet worden, die einen vollen Erfolg ver- 
spricht. Darüber wird in dem Verhandlungsbericht 
Näheres gesagt werden. 

Für die nächste Tagung wird München bestimmt. 
Bei der Vorstandswahl wetterleuchtet es wieder. Letzten 
Endes wird aber festgestellt, dass kein Grund vorliegt, 
die Differenzen nicht endgültig zu versiegeln, und dass 
die „drei alten Herren“ sich noch jugendfrisch fühlen, 
ohne, wie vorgeschlagen wurde, die Hilfe Professor 
Steinachs nötig zu haben. Der alte Vorstand wird 
in geheimer Zettelwahl wiedergewählt. 

Mittlerweile ist es 7'/, Uhr geworden. Eine kleine 
Mehrheit will weiterwählen, die Minderheit droht, den 
Saal zu verlassen, so dass die Verhandlungen des ersten 
Tages geschlossen werden. 


Zu Beginn des zweiten Tages hielt Herr 
Dr. Schuster vom Handwerksamt eineu vorzüglichen 
Vortrag über das neue Rahmengesetz zur Organisation 
des Handwerks. Er arbeitete die grossen Gesichts- 
punkte heraus und vermied es, sich in Einzelheiten zu 
verlieren. Die Aussprache zeigte, welche Wichtigkeit 
für das Handwerk die Regelung der Preisfrage ($ 1001) 
hat. Es wurde vor Bureaukratierung gewarnt und von 
allen die Pflichtzugehörigkeit zur Organisation gut- 
geheissen und für notwendig erklärt. 

Der Vertreter der Technischen Nothilfe legte kurz 
dar, wie wichtig auch die Beteiligung der Photographen 
sei. Seine Ausführungen haben sicher volles Ver- 
ständnis gefunden. 

6. Bei der Beitragsfrage wird aus der Versammlung 
darauf hingewiesen, dass zu wenig Mittel für eine er- 
folgreiche Arbeit des Verbandes zur Verfügung stehen, 
Das ist zweifellos richtig. Es ist eine bekannte Er- 
fahrung aller Organisationen, dass nur mit genügenden 
Mitteln die Wirtschaftsfragen der Gegenwart gelöst 
werden können und dass bei Beiträgen, die man 
wirklich als Beiträge ansprechen kann, die 
Anteilnahme der Mitglieder geweckt und festgehalten 
und das Verantwortlichkeitsgefühl jedes einzelnen Mit- 
gliedes für das Ganze gestärkt wird. 

Der Vorstand glaubte aber, mit den bisherigen 
Beiträgen auszukommen und will erst die gesetzliche 
Ordnung der Organisation des Handwerks abwarten. 
So bleibt es dann beim alten Satz. Ich möchte jedoch 
hier die Anregung geben, einen 


Opfertag 


auszuschreiben, vielleicht in der Weise, dass der Betrag 
des ersten Auftrages, der au einem günstig gelegenen 
Tag vor Weihnachten (etwa der 20. Dezeniber) aus- 
geliefert wird, dem C. V. abgeführt wird. Damit opfert 
jedes Mitglied einen ganz geringen Teil seiner jähr- 
lichen Arbeitsleistung dem WVerbande, so dass jeder 
dieses Opfer bringen kann und dem C. V. Mittel zu- 
geführt werden, die ein kräftiges Inangriffnelımen der 
grossen Wirtschaftsfragen möglich macht! 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


14. Die Einkaufsgenossenschaft wird noch 
lange zur Aussprache stehen. Letzten Endes entscheidet 
jedoch der Erfolg der Genossenschaften. Diese Frage 
kann nicht in der Theorie, sondern allein durch die 
Praxis gelöst werden. Herr Mend, der zähe Verfechter 
des Gedankens, gibt einen anschaulichen Bericht über 
die Tätigkeit des in Breslau gewählten Ausschusses, 
Herr Mend liefert darin den Beweis, dass er diese 
Frage mit grosser Sachkenntnis ‚und Zähigkeit be- 
handelt. 

Unter Aufhebung des Breslauer Beschlusses wird 
folgende Entschliessung angenommen: 


Der Central-Verband Deutscher Photographen -Ver- 


eine und Innungen, zur Zeit tagend in Frankfurt a.M., 
missbilligt das geringschätzige Verhalten der Fabri- 
kanten photographischer Artikel und verlangt ent- 


schieden, dass den in unserem Berufe gegründeten - 


und noch zu gründenden Einkaufsgenossenschaften end- 
lich die Anerkennung als Händler zuteil wird, und 
die Boykottierung von Händlern, welche schon jetzt 
die Einkaufsgenossenschaften beliefern möchten, ein- 
gestellt wird. 


ı2. Innungsangelegenheiten. Früher nahm 
diese Frage stets einen breiten Raum ein. Jetzt, wo 
die Entwicklung im Photographengewerbe zu einem 
gewissen Abschluss gekommen ist, konnte man sich 
sehr kurz fassen. Herr Professor Krauth- Frankfurt 
behandelt das Prüfungswesen und macht den Vor- 
schlag, ein Buch in Katechismusform herauszugeben, 
in dem knapp zusammengefasst, der ganze Prüfungs- 
stoff behandelt werden soll. Seine Vorschläge werden 
gebilligt und ein Ausschuss zur Weiterverfolgung ein- 
gesetzt. 

Grosse Verwunderung erregt das Verhalten der 
Gewerbekammer Dresden bei der Gründung der dortigen 
Innung. Die Gewerbekammer stellte sich auf die Seite 
der Händler, so dass die Frage berechtigt war, ob die 
Dresdener Kammer Handwerks- oder Haudels- 
kammer sein wollte. Der C. V. wird beauftragt, die 
Angelegenheit mit ganzer Kraft weiter zu verfolgen. 
6 Uhr 4o Minuten schliesst der Vorsitzende den 
zweiten Tag. 


Am dritten Tag wendet man sich Punkt 13, 
der Zeitungsfrage, zu. Der Antrag Stadelmann, 
die „Chronik“ als Verbandsorgan zu bestimmen, wird 
angenonmen, nachdem auch Herr Mend als Ver- 
treter des Antrages Hildesheim zugestimmt hat. 
Durch Zettelabstimmung wird einstimmig 
beschlossen, die „Chronik“ als Pflichtorgan 
des C.V. zu wählen. Vom Verlage Kuapp wird 
dem C. V. eine Gewinnbeteiligung mit einem Drittel 
des Gesamtgewinnes zugestanden. Alle Central- 
Verbandsnachrichten sollen durch die 
„Chronik“ veröffentlicht werden. 


11. Satzungsänderungen. Alle Anträge werden 
zurückgezogen, da anzunehmen ist, dass in dem 
kommenden Jahre die Neuorganisation des Handwerks 
gesetzlich geregelt sein wird. 





15. Bei Besprechung der gesetzgeberischen 
Massnahmen kommt es besonders bei der Sonntags- 
ruhe zur lebhaften Aussprache. Wertvolle Erfahrungen, 
die besonders Herr Blum -Köln bekanntgibt, sollen 
durch Veröffentlichung des Erreichten der Allgemein- 
heit nutzbar gemacht werden. _ 


Um ı2 Uhr macht man d/e Mittagspause, um 
nun 2!/, Uhr den Rest der Tagesordnung’zu erledigen. 


Der Vorsitzende berichtet über den Versuch der 
Stadt Gera, die Phötographien zu besteuern. 
Dieser Vorschlag ist ein ganz ungeheuerlicher und 
hätte bei Durchführung einfach die Photographen 
ruiniert. Durch das Eingreifen des C. V. wurde Gera 
davor bewahrt, einen Schildbürgerstreich zu begehen, 
Die Schaukastensteuer wird besprochen und fest- 
gestellt, wie verschieden sie gehandhabt wird. Der 
Luxussteuer wird von Optimisten die Sterbestunde 
prophezeit; ich fürchte, sie hat doch ein zäheres Leben 
als man glaubt! Im übrigen ist die Versammlung 
der Ansicht, dass die Erhöhung der allgemeinen 
Umsatzsteuer viel drückender für unser Gewerbe sei 
als die Luxussteuer in der jetzigen Form. Herr Tiede- 
mann wird dann beauftragt, die weiteren Verhand- 
lungen mit dem Finanzministerium zu führen. Beim 
unläuteren Wettbewerb berichtet Herr Götz sehr 
ausführlich über die Schädigung der Kollegenschaft 
durch einzelne Händler. Andere Redner beklagen 
sich über die wenige Unterstützung, die sie bei dem 
Kampfe gegen den unlauteren Wettbewerb bei den 
eigenen Kollegen finden. Andere weisen auf die be- 
trübende Tatsache hin, dass leider durch eigene Kol- 
legen Schleuderei getrieben wird. Hier sei noch viel 
zu tun, um diese Kollegen zu überzeugen, dass sie 
nicht nur ihre eigenen Feinde seien, sondern dass sie 
Totengräber des ganzen Berufes sind! 


Der nie endende Kampf gegen den Vergrösse- 
rungsschwindel gibt wieder Veranlassung, nach 
dei besten Abwehrmitteln zu suchen. Die Herren 
Papesch und Schambach geben ihre Erfahrungen 
bekannt. Schliesslich beschliesst man eine schwarze 
Liste über die Vergrösserungsanstalten anzulegen, die 
den Vergrösserungsschwindel unterstützen und die 
Fachphotographen schädigen, damit sie nicht noch 
von den Kollegen aus Unkenntnis unterstützt würden. 


17. Bei Verschiedenem (der Punkt der Tages- 
ordnung, bei dem alles in Erwartung des bevorstehenden 
Schlusses erleichtert aufatmet) macht der Vorsitzende 
verschiedene Mitteilungen. Herr Zehr empfiehlt das 
Beispiel der ostpreussischen Obermeister, die aufklärende 
Vorträge über Fachfragen in den Innungen halten. 
Die Anstellung von Wanderrednern ist leider bei den 
hohen Unkosten nicht möglich. 


Herr Freund-Schlüchtern hält es für gut, wenn 
vom Verbande Richtpreise für Photoarbeiten aufgestellt 
würden, da die Kollegen in kleinen Plätzen oft aus 
Unkenntnis heute noch ganz unzeitgemässe Preise 
fordern. 


Der Vorsitzende dankt zum Schlusse allen Dele- 
gierten für ihr treues Ausharren, Herr Götz spricht 


32* 


258 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





\ 


Herrn Schlegel den Dank der Delegierten für die 
Leitung aus. | 

Um 4!/, Uhr ist die Tagung zu Ende. Der Abend 
soll der Ausspannung gewidmet sein. Es waren harte, 
-anstrengende Tage, möge die geleistete Arbeit zum 
Segen des Berufes ausschlagen. Die Anregungen, die 
reichlich gegeben wurden, werden durch die Dele- 
gierten weitergetragen werden, so dass man im nächsten 


steht. 


Jahre in München wieder einen grossen Schritt vor- 
wärts gekommen sein wird. Verbandsarbeit ist letzten 
Endes Erziehungsarbeit, sie ist schwer, aber heute not- 
wendiger als je für alle Angehörige des Mittelstandes, 
der unter ungeheurem Drucke von oben und unten 
Möge das Photographengewerbe stets Männer 
finden, die gern und selbstlos bereit sind, Ehren- 
dienst an ihrem Berufe zu tun. W. König. 


——— Hrn 


| Innungs- und \Vereinsnaechriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 
am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. Von den Vereinsberichten sind 
nur Auszüge einzusenden. 


Gesell- ne Lieht- 
schaft : bildner. 
Deutseher ". E. V. 





Bericht über die Tagung 
am 25. u. 26. Juli in Frankfurt a. M. 


Beginn der Verhandlungen und Begrüssung der 
Erschienenen durch den Geschäftsführer, Kollegen 
Schallenberg- Hamburg, welcher die Wahl eines 
Altersvorsitzenden und als solchen Kollegen Siemsen- 
Augsburg vorschlägt. Die Wahl erfolgt antraggemäss. 
Anwesend sind 21 Mitglieder. 

Nach Eintritt in die Tagesordnung erstattet Kol- 
lege Schallenberg Bericht über die Tätigkeit der 
Geschäftsstelle im verflossenen Jahr und Kollege 
Schmiedt den Kassenbericht. Die Herren Müsse 
und Gerling übernehmen die Revision, worauf dem 
Kassierer Entlastung erteilt wird. Hierauf gibt der 
Geschäftsführer die Aufnahme der nachstehenden Mit- 
glieder bekannt: Kollege C. Oertel-Berlin, R. Gerling- 
Duisburg, Fräulein Nicolaier-Breslau, Jos. Link- 
Hannover, R. Wörsching-Starnberg. Ferner wurde 
Herr Matthies- Masuren-Halle auf Antrag ein- 
stimmig als Mitglied gewählt. 

Die Neuwahl des Geschäftsführers, welche statuten- 
mässig alle 2 Jahre zu erfolgen und zu wechseln hat, 
führt zu folgenden Vorschlägen: Kollege Grainer 
und Erfurth, welche sich nicht bereit erklären, das 
Amt anzunehmen, Kollege Siemsen, der bereit ist, 
über Jahresfrist das Amt. zu übernehmen, Kollege 
Schallenberg, der nach begründeter Gegenwehr 
unter der Voraussetzung der Ablösung durch Herrn 
Siemsen die einstimmige Wiederwahl annimmt. 
Kollege Schmiedt wird als Kassierer ebenfalls ein- 
stimmig wiedergewählt. Die Geschäftsstelle bleibt 
demnach vorerst in Hamburg. 

Eine Beitragserhöhung wird abgelehnt, jedoch er- 
gibt eine freiwillige Sammlung für einen Ausstellungs- 
fonds einen namhaften Eingang. 


‘schen photographischen Ausstellungen“ ein. 


Der korporative Anschluss an den Central-Verband 
wird beschlossen. 

Grösseren Raum nimmt der Grienwaldt- 
Steigersche Antrag: „Zusammenfassung der deut- 
Beide 
Herren entwickeln ihre dem Antrag zugrunde liegen- 
den Gedanken, und: findet die endgültige Formulierung 
Beifall und Zustimmung. Eine Durchkreuzung der 
Grienwaldt-Steigerschen Pläne durch die Sonder- 
interessen eines Vereins scheint ausgeschlossen, da die 
GDL fast ausnahmslos die namhaften deutschen Aus- 
steller vereinigt, um eventuell mit dem C. V. allein die 
Ausstellungsangelegenheiten in die Hand zu nehmen. 
Die Kollegen Grienwaldt, Grainer und Steiger 
werden zu offiziellen Sprechern bei der Central-Ver- 
bandstagung über den Grienwaldt-Steigerschen 
Antrag ernannt und denselben Richtlinien der GDL 
übergeben. 

Kollege Grainer spricht sodann über das Pro- 
gramm der Gewerbeschau München 1922, und es wird 
einstimmig beschlossen, eine korporative Beteiligung 
der GDL vorzubereiten und die notwendige Wandfläche 
zu bestellen. 

Bei der Aussprache über den Ausbau des Organs 
werden verschiedene sehr bemerkenswerte Vorschläge 
gemacht und die Geschäftsstelle beauftragt, betreffs 
Durchführung zu verhandeln. Die Mitglieder ver- 
pflichten sich, die Geschäftsstelle nach Möglichkeit zu 
unterstützen. 

Die Ausstellung wird durch die liebenswürdige Be- 
reitwilligkeit unseres Altmeisters Wilhelm Weimer 
von diesem einer Kritik unterzogen, wobei Herr Grien- 
waldt den rednerischen Teil übernehmen will. Schluss 
der Verhandlungen des ersten Tages 6 Uhr. 

Am Abend sah man die meisten Teilnehmer 
fächernd im Theater, um dann schleunigst dem Rendez- 
vous bei Eis und Eisgetränken zuzuströmen. 

Der zweite Tag findet die Teilnehmer im Volks- 
bildungsheim, wo Kollege Erfurth einen fesselnden 
Vortrag über die Entwicklung der Bildnisphotographie 
hält, der einen vorzüglichen Ueberblick über die An- 
fänge, den Veıfall, die fremden Einflüsse und die 
Wiederbelebung unseres Handwerks gibt. Gutgewählte 
Lichtbilder unterstützten die trefflichen Worte des 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


- 


259 








Redners, dem reicher Beifall den Dank der Kollegen 
ausdrückte. | 

Anschliessend Fortsetzung der Tagung. Es wird 
angeregt, dass jeder Lichtbildner bei Wiedergabe von 
Bildern in Zeitschriften unbedingt auf Firmenveröffent- 
lichung dringen soll, auch wenn es sich um Architektur- 
oder gewerbliche Aufnahmen handelt. Der Verband 
der Presse-Illustrationsfirmen wird unsere Mitglieder 
in allen Fällen schützen, wie er bereits mehrmals mit 
Erfolg für uns eingetreten ist. 

Kollege Schiewek hält ein anregendes Referat 


über den guten bzw. schlechten Einfluss durch die, 


Verschiebung unseres Kundenkreises auf unsere Arbeit, 
sowie über die Gefahren der Sucht des Geldverdienens 
auf die Qualitätsarbeit. Eine interessante Diskussion 
schliesst dieses Thema, in dessen Verlauf nachstehende 
Resolution als Entgegnung auf die verschiedenen 
Missverständnisse angenommen wird: „Die Bestrebungen 
der GDL gehen nicht darauf hinaus, der Oeffentlich- 
keit oder der Fachwelt gegenüber provozierend auf- 
zutreten, sondern lediglich darauf, erzieherisch nach 
beiden Seiten zu wirken. Jede aufdringliche, markt- 
schreierische Reklame mit der Mitgliedschaft der GDL 
ist zu verwerfen und kann zum Ausschluss aus der 
Gesellschaft führen.* | 

Eine Aussprache über technische Neuheiten führt 
zu interessanten Darlegungen über den Zweck der 
neuen, weichzeichnenden Objektive, unter Berück- 
sichtigung des Perscheid-Objektivs und des Simon- 
schen Krunars. Kollege Junior legt Aufnahmen mit 
dem ersteren vor, Kollege Schallenberg weist auf 
seine Ausstellungsbilder mit dem Kronar hin. 

Als nächster Versammlungsort wird München, als 
Zeit die Eröffnung der Gewerbeschau, oder der Sep- 
tember vorgesehen. 


Der Nachmittag vereinigt die Mitglieder im Kunst- 
gewerbemuseum, wo eine kleine intime Ausstellung der 
GDL in geschmackvoller Weise angeordnet ist. Um 
6 Uhr schliesst Kollege Siemsen die Tagung und 
dankt allen Mitwirkenden, vor allem aber unserem Kol- 
legen Junior, der in vorbildlicher Weise für die An- 
ordnungen gelegentlich der Tagung und der Aus- 
stellung, hervorragend aber auch für das leibliche 
Wohl der Teilnehmer gesorgt hatte. Er schliesst mit 
den Worten: „Auf Wiedersehen in München!“ 

Der nächste Tag gehörte den Verhandlungen im 
C.V., und es sollen sogar einige Kollegen noch bis 
zum Ende der Woche durchgehalten und mit dem 
Ausflug auf die Marxburg diese genussreiche Tagung 
beschlossen haben. 

Kurt Schallenberg, 
Geschäftsführer, 


m a DU ei 


Theo Schafgans, 
Protokollführer. 


Photographen - Innung (Zwangsinnung) 
zu Berlin. 


Betrifft Kokskarten. 
Wir machen diejenigen Innungsmitglieder, welche 
Anträge auf Sonderkokskarten eingesandt haben, darauf 


aufmerksam, dass die Karten im Innungsbureau, 
Friedrichstrasse 238, vormittags von 9—ı Uhr und 
nachmittags von 4—6 Uhr abzuholen sind. 

Damit Verluste vermieden werden, wird um bald- 
möglichste Abholung gebeten. 


Der Vorstand: | 
Hugo Kammer, I. Schriftführer. 


9 


Sächsiseher Photographen- Bund (E. Y.). 
EEE EEE SEE 
Am 27. Juli entschlief nach schwerer Krank- 
heit im Alter von 67 Jahren unser altes treues 
Mitglied 
Herr Oskar Rothe-Dresden. 


Der Verstorbene war wohl allen Bundes- 
mitgliedern bekannt, da er zu unseren eifrigsten 
Mitgliedern gehörte und es selten vorkam, dass 
er an einer Versammlung nicht teilnahm. Er 
gehörte seit Gründung des Sächsischen Photo- 
graphen -Bundes demselben an und war vorher 
Gründer und Vorsitzender des Vereins selbstän- 
diger Berufsphotographen in Dresden, der sich 
bei der Gründung unseres Sächsischen Bundes 
demselben sofort als Ganzes anschloss. Auch 
die Sektion Dresden verliert in dem Verstorbenen 
einen treuen, eifrigen Mitarbeiter. 

Wir werden sein Angedenken stets in Ehren 
halten. R. Schlegel, Vorsitzender. 


BESSERE KESEHFTURERBEREESREZT, 
ic, 





Photographen-Zwangsinnung Plauen, 
Oelsnitz und Auerbach. 


Innungsversammlung 
am Freitag, den ıg. August, vormittags Io Uhr, 
in Plauen, Theater - Restaurant. 


Tagesordnung: 

I. Begrüssung. Verlesen und Genehmigung der 
letzten Niederschrift. 

2. Eingänge und Anträge. 

3. Bericht über die Ausstellung des D. Ph.-V. in 
Weimar. 

4. Bericht über die Ausstellung der GDLin Frankfurt. 

5. Bericht über die C. V.- Tagung in Frankfurt. 

6. Bericht über Meistervorbereitungskursus und Lehr- 
lingsprüfung. 

7. Aussprache über sächsische und Plauener Ge- 
werbesteuer. 

8. Ausstellungsangelegenheit. 

g. Verschiedenes. 

Die Vereinigung Plauener Fachphotographen ladet 
die Innungsmitglieder zu ihrem Sommervergnügen 
freundlichst ein. Näheres durch Rundschreiben, 

Fritz Antmaun, 

Obermeister. 


Hans Ronneberger, 
Schriftführer. 
Lat 


250 


Hessischer Photographen -Bund (E. Y.). 
Sitz: Darmstadt. 


Einladung 
zur Feier des zehnjährigen Stiftungsfestes 
am Montag, den 22. August, in Darmstadt, 
„Kaisersaal“. 

Morgens ıo Uhr: Eröffnung der Festlichkeit im „Kaißer- 
saal“ (Geschäftliches, Ansprachen, Ehrungen, musi- 
kalische und gesangliche Vorträge usw.). 

Mittags ı Uhr: Gemeinsames Mittagessen, nach dem- 
selben Gruppenaufnahme. 

Nachmittags 3 Uhr: Besuch der Ludwigshöhe (Kaffee 
und Kuchen usw.). 

Abends 8 Uhr: Gemütliches Beisammensein» 

Die Feier ist als Familienfest gedacht und wird 
darum unbedingt auf das Erscheinen der Damen ge- 

Besondere Einladungen ergehen noch. 


Für den Vorstand: 
I.A.: Alb. Fraatz, Schriftführer. 


—38+- 


, 


rechnet. 


Pfälziseher Photographen-Bund, 
Zwangsinnung. 
Innungsbeschluss vom 20. Juni 1921. 


Mindestpreise, 
unter welchen öffentliche Angebote vom ı. Juli 1921 nicht 
mehr erfolgen dürfen. (Zusatz zu $ Io des Statuts). 
(Zuwiderhandlungen werden bis 20 Mk. pro Tag und 
Fall bestraft.) 






























































ne | | Nach- 
ER Auf- | 3 Kop. | 6 Kop. |ı2 Kop. a 
nahme 
Mk. Mk. Mk. | Mk. Mk. 
m = _ eure ann BE nn 
Passbildeer . .| 6 | Io | 16 | — | 2 
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visit . 2... | 15 | 25 | 40 | 70 | 5 
Kabinett. . : 25 Ä 45 | 70 | 130 | Io 
Dean, wer u 
Atelierarbeiten: , 70 | 150 | 270 | 500 40 
18:24 - . - f | | | 
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24:30 ‚ 90 | 190 | 340 | = | 50 
30:40 . . .. I20 | 240 | 420 | — | 60 
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Aufnahmen nach i ' 
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Ateliers 18:24 | | 
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Postkarten . . _ aa 30 5 
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Schulbilderı13:18, 6 re — — — 
‚iproStck., 
Postkartenmassenauftrag pro Karte 2,50 Mk. 


—n 


Vergrösserungen: 30:40 =: 80 — 100 Mk., 
40:50 = I20—I40 ,„ 
50:60 = 160—ıI80 „ 


» 
„ 


u. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


x 


In einer Vorstandssitzung wurde angeregt, Fach- 
kurse einzuführen. Es ist nun Gelegenheit geboten, 
einen Fachkursus auszuführen, und zwar in „Bromöl- 
druck“. Der Bromöldruck ist ein Verfahren, welches‘ 
dem Photographen in künstlerischer Beziehung ein 
neues Feld einräumt, aber bisher noch zu wenig ge- 
pflegt wird. Die Technik des Bromöldruckes ist 
äusserst leicht erlernbar. Um diesem Verfahren die 
seinem Wert entsprechende Verbreitung zu geben, 
haben wir jetzt Gelegenheit, mit geriugen Kosten dieses 
Verfahren erlernen zu können, vorausgesetzt, dass 
auch eine genügende Teilnehmerzahl sich findet. Je 
nach der Teilnehmerzahl kann dann der Ort und die 
Zahl bestimmt werden, wo dieser Kursus stattfinden 
kann. Es ist darum sehr zu empfehlen, umgehend an 
Ewald Renery, Kaiserslautern, Eisenbahnstrasse, 
Ihre diesbezügl. Anmeldung einzureichen. Der Kursus 
kann in einem Tage beendet sein. 


Der Vorstand. 


gez.: 
Alfred Gerspach, 


I. Vorsitzender. 


Ewald Renery, 
II. Vorsitzender. 
5.94 


Photographen-Innung zu Hildesheim 
für den Regierungsbezirk Hildesheim. 


\ Tarifänderung. 

Auf Grund des Antrages des Gehilfenausschusses 
vom 20. April 1921 und des darauf gefassten Be- 
schlusses der Innungsversammlung vom 25. Mai wurde 
in der gemeinsamen Versammlung des Ausschusses der 
Innung und der Vertreter des Gehilfenausschusses am 
15 Juni wie folgt beschlossen: 

Der $ 3 des Tarifes wird dahin geändert, dass 

Im ı. Jahre nach der Lehre g5 Mk., 


)] 2. „ „ n „ II B) „ 
n 3 5 „ » » » I 30 „ 
» 4 . » » „ » I 4 O ” 


für die Woche gezahlt werden sollen. 

Diese Sätze sind für sämtliche Orte des Regierungs- 
bezirks Hildesheim gleich. Die bisherigen Zuschläge 
sind hiermit aufgehoben. 

Alsdann wird der letzte Satz des $ ıo: „Das Halten 
von Volontären usw.“ gestrichen. Dieser Beschluss 
tritt in Kraft am 17. Juni 1921. 

Vorgelesen und genehmigt. 


Namens des Gehilfenausschusses: 
gez.: Adolf Hauke, Alma Rohrmann. 


Namens der Innung: 
gez.: L. Mend, O. Wittich, E. Dirks, 
Hans Udolf, Hermann Kapps. 


Dieser Beschluss ist dem Reichsarbeitsministerium 
zur „Allgemeinverbindlichkeitserklärung“ am 12. Juli 
eingereicht. 

Letzteres teilt unterm 20. Juli mit, dass die mit- 
geteilte Vereinbarung im nächsten Reichsarbeitsblatt 
veröffentlicht wird. Einsprüche können bis 15. August 
erhoben werden unter Geschäftszeichen IV D 869 an 
das Reichsarbeitsininisterium in Berlin NW go, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Ferner teilen wir mit, dass die nächste Innungs- 
versammlung am 21. ‚üeptember in Göttingen statt- 
findet. 

Wir ersuchen alle Mitglieder, welche die Beiträge 
noch nicht bezahlt haben, dieses bis zum I. September 
zu besorgen, um Beitreibung durch Aufsichtsbehörde 
zu vermeiden. 

Hermann Kapps, 
Obermeister. | 


Theodor Reinhard, 
Rechnungsführer. 
EI 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Handwerkskammerbezirk 
Stuttgart. 


Protokoll-Auszug 
der zweiten ordentlichen Innungsversammlung vom 
4. Juli, Stuttgart- Königshof. 

Beginn: 9 Uhr 45 Minuten. Anwesend: 73, fehlen: 51. 

Nach Feststellung der Anwesenheitsliste werden I6 
neue Photographen dem Vorstande gemeldet zur Pflicht- 
zugehörigkeit. Während die Zugehörigkeit von 14 
durch den Vorstand geprüft werden soll, stellt der 
Vorsitzende erneut die Pflichtzugehörigkeit zur Innung 
der Herren Photohändler Schaller und EII- Stutt- 


gart, welche berufsmässig in grösserem Rahmen photo- | 


graphische Arbeiten gegen Entgelt ausführen, zur 
Debatte. Auf Grund der Aussagen der Herren Boecker, 
Tunat, Roth, von der Trappen an eidesstattlicher 
Versicherung — wird mit 63 gegen Io Stimmen be- 
schlossen, bei diesen zwei Herren die Pflichtzugehörig- 
keit zu bejahen. 

Der Beitritt zur Sterbekasse des Central -Verbandes 
pflichtgemäss für sämtliche Innungsmitglieder bis zum 
50. Lebensjahre, wird einstimmig angenommen. 

Die Errichtung einer Kauf- und Tauschzentrale 
wird ebenfalls einstimmig beschlossen. Die Leitung 
liegt in den Händen des Kollegen Weiss- Stuttgart. 
Die Mitglieder wollen verfügbare Gegenstände, die zum 
Verkauf oder Tausch stehen, dort anmelden und im 
Bedarfsfalle sich die Liste der Verkäufe usw. von dort 
kommen lassen. 

20000 Warnungszettel gegen den Vergrösserungs- 
schwindel finden guten Absatz. Nichtanwesende wollen 
dieselben beziehen durch Kollege Stöckle-Stuttgart, 
Charlottenstrasse 31. 

Um Ordnung in das Lehrlingswesen zu bekommen, 
wurde a) mit 69 gegen 4, b) 7I gegen 2, c) einstimmig 
angenommen. 

a) Für das Jahr 1922 dürfen im Innungsbezirk 
keine Lehrlinge eingestellt werden ohne Genehmigung 
des Vorstandes. 

b) Nach dieser Zeit darf nur ein Lehrling ein- 
gestellt werden, wenn der alte Lehrling das dritte 
Lehrjahr begonnen hat, und nur dann, wenn ein oder 
mehrere Gehilfen beschäftigt sind. 

c) Das Halten von Voloutären ist verboten. 

Zur Prüfung einer zu bildenden Preiskonvention 
wurde eine Kommission gebildet aus den Herren Reh, 
Lutkat, Weiss, Mannheimer, Boecker, ersterer 


als Vorsitzender. Die Mitglieder werden ersucht, die 


261 


\ 


Kommission weitestgehend zu unterstützen. Mit dem be- 
sonderen Hinweis auf $ 22 u. Io der Satzung werden 
die Mitglieder hiermit letztmals aufgefordert, spätestens 
bis 1. September sich zur Stammrolle zu melden unter 
Angabe: Jahr und Tag der Geburt, Vor- und Zuname, 
Heimatsort, wann und wo gelernt, Lehrlingsprüfung, 
Meisterprüfung, Berechtigung durch oberamtlichen Er- 
lass zur Ausbildung von Lehrlingen. Diese Fragen sind 
gewissenhaft bis dahin zu beantworten und dem Ober- 
meister W. Mayer-Esslingen, Kanalstrasse 3, mitzu- 
teilen, andernfalls laut Beschluss eine Ordnungsstrafe 
zu verhängen ist. — Schluss ı?/, Uhr mittags. . 


W. Mayer, Stadelmann, 
Obermeister. Schriftführer. 
—intt— 
Spreehsaal. 


Man liest: „Photogr. Chronik“, Organ von 70 Landes- 
verbänden, Innungen, Vereinen usw. Wahrlich eine 
schöne Zahl. Wie ist es da möglich, dass diese Zeit- 
schrift, die von so vielen Mitgliedern gelesen wird resp. 
gelesen werden soll, so wenig Annoncen aufweist? Ich 
für meine. Person muss sagen, dass die Mitglieder 
oder Vorsitzenden der — sage und schreibe 70 Ver- 
bände — sich nicht bewusst sind, was es kostet, so 
ein Unternehmen wie die „Chronik“, die sich so selbst- 
los in jedes Vereins-, man kann sagen, Lebensinteresse 
stellt, kostet. Einem jeden Mitgliede muss gesagt 
werden, klipp und klar, von deinem Abonnements- 
betrag, der nebenbei doch auch niedrig ist, allein 
kann dein Sprachorgan, das dich von allem unterrichten 
und für dich kämpfen soll und nachweislich tut, nicht 
leben. Unterstütze deine Zeitschrift durch 
Aufgabe von Annoncen, seiesim Stellenmarkt, 
sei es bei Verkäufen oder Gesuchen. In erster 
Linie annonciere im „Atelier des Photographen“ oder 
in der „Chronik“; das ist gleich, nur unterstütze deine 
Zeitschrift. Schaue dir diese oder jene Organisation 
an, eine jede hält dorthin, woher sie vertreten wird. 


M. Dastis, Vorsitzender der Vereinigung 
Plauener Fachphotographen. 


- IE Ire— 


Ateliernachriehten. 


Magdeburg. Walter Ulierich übernahm das 
Atelier für moderne Photographie von Herm. Schmidt, 


Johanuisberg 7. 
nn Zt 22 2 


Kleine Mitteilungen. 

— Die Photographie im Dienste der Heimat- 
kunde, des Heimatschutzes und der Deukmal- 
pflege in Thüringen. Es gibt für das Thüringer 
Land schon eine Fülle photographischer Aufnahmen 
von schönen Landschafts- und Ortsbildern, von 
charakteristischen Gebäuden und architektonischen 

inzelbeiten, von Trachten, von Szenen aus dem Volks- 
Das wertvolle Material ist bisher jedoch 
zerstreut uud kaum bekannt. Das 


leben usw. 
leider völlig 


262 





Thüringische Ministerium des Innern bittet alle Berufs- 
und Liebhaberphotographen, die sich diesen Aufgaben 
gewidmet haben oder widmen wollen, um baldige 
Mitteilung, zunächst ohne Zusendung von Bildern. 
Das Bildermaterial soll durch das genannte Ministerium 
für die Zwecke des Heimatschutzes und der Denkmal- 
pflege Verwendung finden und gleichzeitig durch das 
Ministerium für Volksbildung für die Zwecke der 


Schule. 
u 2002 un) 


Fragekasten. 
Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 
Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 
werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Technische Fragen. 

Frage 36. Herr A. R. in H. Wie erziele ich mit ein- 
fachen Mitteln einen reinweissen Hintergrundanstrich ? 

Antwort zu Frage 36. Einen schneeweissen 
Hintergrundanstrich erzeugen Sie am besten dadurch, 
dass Sie käufliches Barytweiss, oder in Ermangelung 
desselben auch gute Schlämmkreide mit einer dünnen 
warmen Leimbrühe zu einer streichfertigen Farbe 
gründlich verrühren. Die Menge des Leims lässt sich 
nicht genau angeben, im allgemeinen genügen 50 g 
guter Leim, in 500 ccm heissem Wasser gelöst, für etwa 
I kg Schlämmkreide oder Barytweiss. Die entstehende 
salbenartige Masse wird mit warmem Wasser weiter 
verdünnt und der Anstrich nach dem Trocknen des 
ersten Aufstrichs mindestens noch einmal wiederholt. 
Färbt dieser Anstrich dann nach dem Trocknen ab, so 
gibt man einen letzten Aufstrich mit etwas höherem 
Leimgehalt. 

Frage 537. Herr G.& H.D. in S. Ich erlaube 
mir die höfliche Anfrage, wie ich Kristallglasgegen- 
stände am besten aufnehmen kann, unter Vermeidung 
jeglicher Spiegelung. Ausschliesslich wird auf genaue 
Wiedergabe des Schliffes Wert gelegt. Die grosse 
Tafel ist bei geschlossenen Gardinen aufgenommen; 
die Einzelgegenstände, deren geschliffene Seite, ist mit 
gelber Schmierseife oder mit Fett eingerieben, wie 
rückseitig vermerkt. Bei zylindrischen Gefässen stört 
der sich durchkreuzende Schliff (von Vorder- und 
Rückseite). Der Vertreter der Kristallschleiferei, von 
der ich laufend Aufträge bekommen könnte, schlägt 
vor, in alle runden Gläser rotes Löschpapier nass ein- 
zulegen, um das Muster der Rückseite nicht mitwirken 
zu lassen, während ich als Muster Gläser mit der 
Hälfte Schliff verlangen würde, weil diese Einlage 
nimmer wegzuretuschieren geht. 

Antwort zu Frage 37. Es ist technisch vollkommen 
unmöglich, die Vorderreflexe von Glasflächen zu ver- 
meiden, wenn es sich um gebogene Flächen handelt. 
Es würde dies auch unzweckmässig sein, weil dann 
die Zeichnung des Schliffes selbst mit verschwinden 
würde. 


Auch die gewählten Mittel ebensowohl wie” 


die oft vorgeschlagene Methode, die Gläser vor der 
Aufnahme abzukühlen, damit sie beschlagen, führt zu 
keinem vernünftigen Ergebnis. Das Empfehlenswerteste 
wäre immer noch, die Gläser in ihrem natürlichen Aus- 
sehen zu photographieren und den Schliff durch eine 
schematische Zeichnung daneben zur Ansicht zu bringen. - 
Aehnliches Verfahren verwenden in ihren Katalogen 
neuerdings amerikanische Kristallglasfabrikanten. Die 
empfohlene Methode, die Gläser mit Löschpapier zu 
füllen, ist unzweckmässig, Es wäre schon besser, 
Hohlgläser mit einer mit viel Russ versetzten starken 
Gelatinelösung auszuschwenken, ein Verfahren, welches 
sich auch an Tellern und ähnlichen Glaswaren zur 
Ausführung bringen lässt. Folgende Flüssigkeiten für 
diesen Zweck würden empfehlenswert sein: Io g Gas- 
russ werden mit 50 ccm gewöhnlichem Spiritus voll- 
kommen verrieben. Zu der schwarzen Masse fügt man 


‚ I5So ccm einer zehnprozentigen heissen Gelatinelösung, 


schüttelt gut durch und bekleidet die Gefässe durch 
Ausschwenken oder Aufstreichen auf der Rückseite 
damit. An Stelle der Gelatinelösung kann auch Kollo- 
dium verwendet werden, dem man einige Tropfen 
Kanadabalsam zusetzte. In diesem Fall braucht der 
Russ vorher nicht verrührt zu werden und die Lösung 
trocknet schneller, ist aber entsprechend kostbareg, 


b) Rechtliche Fragen. 


Frage 7. Herr G. F. in N. Vor einigen Jahren 
habe ich das Geschäft von meinem Vater gepachtet; 
das Pachtverhältnis wird jetzt aufgelöst. Muss ich die 
Negativplatten zurücklassen oder habe ich das alleinige 
Urheberrecht an diesen Platten? 


Antwort zu Frage 7. Als photographische Werke 
gelten nach dem Schutzgesetz vom 9. Januar I907 ohne 
Zweifel auch die Negativplatten. Dem Urheber 
steht das alleinige Urheberrecht an seinen selbst her- 
gestellten Negativen zu; das Urheberrecht kann nach 
& 10 des Gesetzes beschränkt oder unbeschränkt auf 
andere übertragen werden; die Ueberlassung des Eigen- 
tums an einem Werke schliesst, soweit nichts anderes 
vereinbart ist, die Uebertragung des Urheberrechts 
nicht in sich. Als Pächter des Geschäftes waren Sie 
selbständiger Unternehmer und haben so Anspruch auf 
das Urheberrecht an Ihren Negativen. Zweifelhaft 
wäre die Sachlage nur danı, wenn Sie z.B. als An- 
gestellter Ihres Vaters die Aufnahmen gemacht hätten, 
weil dann nach allgemeinen Grundsätzen das Urheber- 
recht beim Unternehmer bleibt. Wenn Ihr Vater beim 
Abschluss des Pachtvertrages Ihnen seine Negative 
zur Herstellung von Nachbestellungen überlassen hat, 
so war darin eine stillschweigende Uebertragung des 
Ausübungsrechtes des ihm verbliebenen Urheberrechtes 
zu erblicken, das mit Endigung des Pachtvertrages 
seinen Abschluss findet. Haben Sie aber das Geschäft 
auf eigene Rechnung und Gefahr weitergeführt, so 
steht Ihnen allein das Urheberrecht an Ihren seitdem 
hergestellten eigenen Negativen zu. Dr. Sch. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. 5, 











| i 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK, 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
‚ Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr, A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag vom WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo. 
graphen“ (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 


4 Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk,, für „Atelier“ allein 7,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
er 50mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen yo Pf., sonst 5oPf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 








‚Nr. 33. 


- ıg. August, | 


1921. 








j 


ZZ — — — — — — — ——— 


Die Deutsehe Photo-Industrie. 


Ausstellung vom 4. —9. Oktober d. Js. in Berlin in sämtliehen Räumen der „Sesession‘“, 


Weit über den anfangs projektierten Rahmen 
hinaus wächst die vom „Photographischen 
Verein zu Berlin“ in Vorbereitung begriffene 
Ausstellung photographischer Hilfsmittel. Von 
allen Seiten gehen Anmeldungen und Anfragen 
ein, so dass auch der Kongress der photo- 
graphischen Vereine nicht nur die Berliner 
Berufs- und Liebhaberphotographen auf die 
Beine bringen wird. „Alles sieht aufBerlin“. 
Diese Auffassung der Berliner Veranstaltungen 





im Oktober wurde dem Vorsitzenden während 
der Delegiertentagung in Frankfurt von allen 
Seiten zum Ausdruck gebracht mit der 'Mit- 
teilung, dass man sich im Oktober in Berlin 
wiedersehen würde. Der „Photographische 
Verein“ trifit grosse Vorbereitungen. Hin- 
sichtlich Beteiligung aus Fabrikantenkreisen 
wende man sich an die Adresse der Ausstel- 
lungsleitung: Artur Ranft, Berlin- Wilmers- 
dorf, Duisburger Strasse 12. 


Central- Verbandstag Frankfurt a. M. 1921. 


. Sentral-Verbandstag Frankfurt a. M. 1921. 


2. Verhandlungsbericht. 

Am Mittwoch, den 27. Juli, morgens 'g!/, Uhr, er- 
öffnete der Vorsitzende, Herr Schlegel-Dresden, den 
Verbandstag. Er heisst die zahlreich erschienenen Dele- 
gierten der Vereinigungen, die Vertreter der Stadt und 
der Handwerkskammer, sowie die Vertreter der Gesell- 
schaft Deutscher Lichtbildner herzlich willkommen, 
Sein Gruss galt ferner dem Frankfurter Photographen- 
Verein und Herrn Kollegen Jungmann - Strassburg, 
der es sich trotz der grossen Hindernisse nicht hat 


nehmen lassen, wieder einmal im Kreise der lieben 
Kollegen und Freunde zu weilen, 


Herren Stadtrat Bernecker undB uyveret richteten 
im Auftrage der Stadtverwaltung und des Handwerks- 
amtes die Grüsse der von ihnen vertretenen Körper- 
schaften aus und wünschten den Verhandlungen einen 
guten Verlauf, Herr Stadtrat Buveret wies im be- 
sonderen auf die Gefahren hin, die dem Handwerk 
drohen, die zum Teil von dem einzelnen noch gar 
nicht erkannt werden könnten, Es gilt für das Hand- 


33 





> 


| 
t 





werk, auf der. Hut zu sein. 
bricht damit ein grosser Teil unserer ganzen Volks- 
wirtschaft zusammen. Ä b 

Herr Professor Schmidt - Frankfurt überbringt 
die Grüsse des Vereins zur Pflege der Photographie 
und der G.D.L. Er mahnt, die Verhandlungen ohne 
Schärfe zu führen, damit sie zum Segen des ganzen 


Breche es zusammen, so 


Berufes dienen. Herr Junior-Frankfurt heisst den 
Verbandstag im Namen des Fachphotographen -Vereins 
herzlich willkommen. 

Der Vorsitzende verliest darauf eine Reihe von 
Begrüssungen, die aus allen Teilen des Reiches ein- 
gegangen sind. 

Bei Feststellung der Anwesenheitsliste ergibt sich, 
dass nachstehende Vereinigungen vertreten sind: Anhalt, 
Bergisch - Märkischer-Verein, Berlin (Verein), Braun- 
schweig, Bremen, Bonn, Kassel, Franken, Frankfurt 
(Pflegeverein), Frankfurt (Photoverein), Hamburg, 
Hannover, Hessen, Mannheim, Nordhausen, Pfalz, 
Sachsen, Schlesien, Schleswig - Holstein, Thüringen, 
Württemberg, Aachen (Genossenschaft). 

Ferner nachstehende Innungen: Aachen, Berlin, 
Bielefeld, Bochum, Buer, Chemnitz, Köln, Darnıstadt, 
Düsseldorf, Duisburg, Eisenach, Elbing, Erfurt, Gera, 
Glatz, Görlitz, Halle, Hanilover, Hildesheim, Inster- 
burg, Iserlohu, Jena, Kaiserslautern, Karlsruhe, Königs- 
berg, Krefeld, Leipzig, Magdeburg, Nürnberg, Allen- 
stein, Paderborn, Plauen, Reutlingen, Rosenheim, 
Stettin, Stuttgart, Zittau, Zwickau. Im ganzen sind 
die Vereinigungen mit Is2 Stimmen vertreten. 

Die Redezeit wird auf 2 Minuten festgesetzt, für 
Referenten ıo Minuten Redezeit. Zu einer Sache darf 
jeder Redner nur zweimal das Wort nehmen. Als 
Stimmzähler werden die Herren Link, Hoffschild, 
Heinz und Kühn gewählt. 


Beschwerden: Es ist Klage darüber geführt 
worden, dass auf dem Verbandstag in Erfurt von 
' einzelnen Delegierten eine unzulässige Stimmenzahl 
vereinigt gewesen wäre. Die Aussprache ergibt jedoch, 
dass ein Irrtum vorliegen müsse. 

I. Eingänge: Die eingegangenen Schriftsachen, 
in der Hauptsache Drucksachen, werden zur Einsicht- 
nahme verteilt. 

2. Bericht des Vorsitzenden: Der Bericht 
liegt als Rundschreiben vor, so dass der Vorsitzende 
nur einige Erläuterungen zu geben braucht. Er ge- 
denkt der im letzten Jahre verstorbenen Mitglieder, in 
besonders warmen Worten ehrt er das Andenken des 
Herrn Verlagsbuchhändlers Karl Knapp in Halle 
(Saale), dem der Central-Verband sehr viel Förderung 
verdankt. Zum Andenken der Verstorbenen erheben 
sich die Anwesenden. Der Bericht des Vorstandes ist 
bereits in Nr. 30 der „Photogr. Chronik“ veröffentlicht 
worden. 

3. Kassenbericht: Auch dieser ist vorher an 
die Vereinigungen verschickt worden. Er ist in Nr. 3I 
der „Photogr. Chronik“ wiedergegeben. 

Zu diesem Punkte liegt ein Antrag des Herrn 
Scheithauer vor, alljährlich einen Haushaltplan auf- 
zustellen. Diesem Antrage ist bereits durch den Vor- 


stand Rechnung getragen, als dieser in einem Rund- 
schreiben eine Aufstellung der voraussichtlichen Aus- 
gaben gegeben hat. Eine genaue Aufstellung, an die 


sich der Vorstand binden könne, sei nicht möglich, da 


sich die Verhältnisse innerhalb eines Jahres fortwährend 
ändern. Die Versammlung ist damit einverstanden, 
dass die gegebene Aufstellung als Richtschnur dienen 
solle, ohne den Vorstand zu binden. 

Man einigt sich noch darüber, dass bei der Ab- 
stimmung über verhandlungstechnische Fragen, die 
nur die Delegierten angehen, Abstimmung durch 
Handaufheben genügen solle. Herr Hoffschild gibt 
bekannt, dass der Frankfurter Verein die Teilnehmer 
zu einem Bierabend im „Thomasbräu“ einladet. 

Um ı2 Uhr schliesst der Vorsitzende die Verhand- 
lung. Die Teilnehmer besuchen die in den oberen 
Räumen untergebrachte Ausstellung. 


Um 2l/, Uhr eröffnet der Vorsitzende wieder die 
Verhandlungen. 

Zunächst wird Punkt 9 der Tagesordnung, Aus- 
stellungen, besprochen. 

Herr Steiger-Kleve verliest den von ihm in Ge- 
meinschaft mit 33 Kollegen gestellten Antrag: Uni das 
Zustandekommen einer Bilderschau an noch zu be- 
stimmendem Platz unter Anteilnahme aller deutschen 
Fachvereinigungen, mithin der gesamten Fachwelt, in 
die Wege zu leiten, beantragen wir, der C. V. wolle 
bei seiner Tagung in Frankfurt einen Ausstellungs- 
ausschuss erwählen, der mit Befugnissen ausgerüstet, 
sich unverzüglich an die Arbeit für eine solche für das 
kommende Jahr begibt. 

Er führt zur Begründung aus: Alle 2 Jahre soll 
eine Bilderschau des C. V. in einer bestimmten Stadt 
stattfinden. Zur Vorbereitung soll ein Propaganda- 
ausschuss, zusammengesetzt aus den Vertretern der Ver- 
eine und Innungen, gebildet werden. Jede Vereinigung 
könnte für je 5o Mitglieder einen Vertreter entsenden. 
Ferner sei die Bildung eines Schiedsgerichts notwendig, 
das aus fünf Personen bestehen solle. Das Schieds- 


gericht soll als Aufnahmejury wirken und über alle 


Streitfragen entscheiden. Weiter sei notwendig, sofort 
einen Arbeitsausschuss zu wählen, der nicht zu gross 
sein dürfe, etwa fünf Personen. Notwendig würde ein 
Finanzausschuss sein, der Versicherungsverträge abzu- 
schliessen, überhaupt für den geschäftlichen Teil der 
Ausstellungen zu sorgen habe. 

Die Vereinigungen sollten veranlasst werden, unter 
ihren Mitgliedern anonyme Ausstellungen zu ver- 
anstalten, denen ein bestimmtes Programm unterlegt 
werden müsste. Die besten Arbeiten dieser Ausstellungen 
sollten dann für die Schau des C. V. bestimmt werden. 

Die Leitung der C. V.-Schau durch einen Verein 
sei nach den gemachten Erfahrungen nicht möglich; 
dadurch würde die Ausstellung des C, V. zu einem ein- 
maligen Unternehmen, während gerade die Veran- 
staltung regelmässiger Ausstellungen das Ziel des An- 
trages sei. 

Der Vorsitzende teilt im Anschluss hieran mit, 
dass die G. D. L, beschlossen habe, sich dem C. V. an- 


- PHOTÖGRAPHISCHE CHRÖNIR. 


265 





zuschliessen. Sie wünsche, in dem Schiedsgericht mit 
zwei Mitgliedern vertreten zu sein. 

Ferner berichtet der Vorsitzende über seine Ver- 
handlungen mit dem Deutschen Photographen -Verein, 
um diesem den Beitritt zum C. V. zu ermöglichen. 

Herr Eisenschmidt führt aus, dass es ohne 
Zweifel von grösstem Nutzen für die Gesamtheit wäre, 
wenn der D. Ph.-V. mit dem C. V. zusammenarbeite. 
Sein Verein sei gern bereit, Opfer zu bringen, wenn 
er die Unterstützung des C, V. für seine Ausstellungen 
finde Das Hauptarbeitsgebiet des D. Ph.-V., die Ver- 
anstaltung von Ausstellungen, möchte dieser aber be- 
halten, wenn er die Bearbeitung der wirtschaftlichen 
Fragen dem C. V. überlasse. 


Herr Grainer führt aus, dass es sich heute darum 
handelt, für die Gesamtheit etwas zu schaffen, alle 
Sonderinteressen müssten zurücktreten. Er befürwortet 
den Antrag Steiger. 


Herr Stadelmann: Ohne Kenntnis der Absichten 
der Antragsteller Steiger-Grienwaldt habe er sich 
mit dem gleichen Gedanken beschäftigt. Jedes Jahr 
eine Ausstellung zu veranstalten, sei nicht möglich, 
Bei den von ihm gepflogenen Verhandlungen mit den 
Behörden usw. sei ihm gesagt worden, dass es zweck- 
los wäre, kleine. Ausstellungen zu veraustalten; es 
könne nur eine grosse deutsche Ausstellung in Frage 
kommen, die auch der Industrie neue Absatzquellen 
schaffe. 


In Stuttgart seien ihm die nötigen Gebäude 
(Handelshof, Kunstgebäude, Gewerbehalle) zu sehr 
günstigen Bedingungen zur Verfügung gestellt. Die 
Ausstellung könnte 1925 stattfinden. Die Reichs- 
regierung sei bereit, die Veranstaltung einer Lotterie 
mit 300000 Losen zu je 3 Mk. zu gestatten, damit ein 
Grundstock gesammelt werden könne. Auch von der 
Industrie werde einer derartig grossen Ausstellung das 
grösste Interesse entgegengebracht. Die Firma Hauff 
habe sich bereit erklärt, in den Arbeitsausschuss ein- 
zutreten. Der Arbeitsausschuss müsse jedoch sofort 
gebildet werden, da die Vorarbeiten Zeit erforderten. 
Ausserdem müsse man eine grosse Auslandspropaganda 
vorhergehen lassen, um für Deutschland das zu er- 
reichen, was zur Werteherbeischaffung notwendig sei. 


Herr Junior fragt, ob der D. Ph.-V. seinen An- 
schluss davon abhängig machen wolle, dass der C. V. 
keine Ausstellungen veranstalte. Es sei nicht angängig, 
dass jede Vereinigung, die dem C. V. beitrete, Sonder- 
bedingungen stelle. 


Herr Halfpape gibt die Erklärung ab, dass die 
Bedingungen des D. Ph.-V. undiskutabel seien, Der 
Vorsitzende bittet, einen Weg zu suchen, auf dem im 
Rahmen des Antrages Steiger der Anschluss des 
D. Ph.-V. möglich wäre, 


Nach längerer Aussprache, an der sich die Herren 
Blum, Mader, Strauss, Papesch, Mend, Richter, 
Grainer, Eisenschmidt, Schallenberg beteiligen 
und in deren Verlauf scharfe Kritik an der Ausstellung 
Weimar geübt wurde, macht Herr Sander den Ver- 
mittlungsvorschlag, dem D. Ph.-V. den Vorsitz in dem 


Ausschusseinzuräumen, um die gesammelten Erfahrungen 
zu verwerten. | 

Ein Antrag auf Schluss der Debatte wird ab- 
gelehnt. 

Herr Sonntag gibt die Erklärung ab, dass ihm 
der Vorschlag Sander sehr sympathisch sei, und dass 
der D. Ph.-V. nach diesen Vorschlägen bereit wäre, 
sich dem C. V. anzuschliessen. (Lebhafter Beifall.) Herr 
Sonntag führt noch aus, dass er eine Abstimmung 
der Mitglieder des D. Ph.-V. für notwendig halte, weil 
seiner Ansicht nach der Anschluss an den C, V. eine 
Satzungsänderung bedeute Herr Sander ist von 
Herrn Stöckel beauftragt” worden, zu erklären, dass 
eine Satzungsänderung nicht notwendig wäre. Der 
D. Ph.-V. behalte seine Selbständigkeit und habe das 
Recht, sich einem anderen Verbande anzuschliessen. 

Dem Vorschlag des Vorsitzenden, dass der D. Ph.-V. 
in jedem vierten Jahre seine Ausstellung fallen lasse 
und dann nur eine grosse Ausstellung des C. V. statt- 
finde, :wird von Herrn Sonntag zugestimmt. 

Die einzelnen Abschnitte des Antrages Steiger 
werden nun von diesem verlesen und sofort besprochen, 
Bei der Bildung des Ausschusses ist man sich nicht, 
klar, ob der Anschluss des D. Ph.-V. endgültig erfolgt 
sei oder nicht; sonst wäre natürlich die Uebertragung 
des Vorsitzes an den D. Ph.-V. nicht möglich. Herr 
Sonntag antwortet auf die bezügliche Frage des 
Vorsitzenden mit „Ja“! 

Der Antrag Steiger wird einstimmig angenommen. 


In den Arbeitsausschuss werden die nachstehenden 
Herren gewählt: Sonntag, Vorsitzender; Grienwaldt 
und Grainer vonderG.D.L.; Lüppke, Stadelmann 
vom C.V. 


Auf Antrag des Herrn Grainer wird dem Anus- 
schusse das Recht gegeben, sich selbst zu ergänzen. 
Der Nordwestdeutsche Bund stellt 2000 Mk. für den 
Ausstellungsgrundstock zur Verfügung. 


Das Schiedsgericht soll durch den Arbeitsausschuss 
gebildet werden, ebenso bleibt es dem Ausschusse 
überlassen, den Ort der Ausstellung zu wählen. Herr 
Blum bittet, Köln zu wählen, schon um die Kollegen 
des besetzten Gebietes in ihrem Festhalten an dem 
Vaterlande zu stärken. 


Herr Grainer spricht nunmehr ausführlich über 
die Gewerbeschau Ig22 in München. Er teilt die Be- 
dingungen für die Teilnahme mit und bittet um rege 
Beteiligung der Kollegen. Der Verbandstag beschliesst 
nach kurzer Aussprache, die Ausstellung zu beschicken 
und für sie in den Vereinigungen zu werben. | 


4. Sterbekasse: Der Vorstand hat den Bericht 
versandt uud auch einen Ueberblick über die ıo Jahre 
Tätigkeit der Sterbekasse gegeben (siehe Nr. 3I dieser 
Zeitschrift). 


Der Vorsitzende klagt über die geringe Beteiligung 
einzelner Vereinigungen und bittet, recht rege zu 
werben. Von verschiedenen Seiten wird bemängelt, 
dass die Leistung der Sterbekasse den heutigen Teue- 
rungsverhältnissen nicht mehr entspräche. Es sollte 
eine Erhöhung der Umlagen auf das Zehnfache ein- 


33* 


t 


266 


\ 


treten, damit ein Sterbegeld von 3000 Mk. gezahlt 
‚werden könne. Der Vorstandsrat hat eine Erhöhung 
der Umlage auf 2 Mk. beschlossen. Da die Versamm- 
lung jedoch eine Erhöhung auf das Zehnfache wünsche, 
würde der Vorstandsrat nochmals zu der Beitrags- 
erhöhung Stellung nehmen und seinen Beschluss noch 
in diesen Tagen fassen. | 
| 5. Darlehns- und Unterstützungskasse. Die 


Kasse ist nur einmal in Anspruch genommen worden. 


Die Kasse ist geprüft und richtig befunden. Der 
Schatzmeister, Herr Sander, teilt mit, dass die „Mimosa“, 
A.-G., weitere 3000 Mk. dem C. V. zur Verfügung ge- 
stellt habe. 5 

6. Wahl des Ortes für den nächsten Ver- 
bandstag. Es liegt eine Einladung von München 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


7. Vorstandswahl: Bevor man zur Wahl schreiten 
kann, kommen noch Beschwerden zum Austrag, die 
sich hauptsächlich gegen den Vorsitzenden richten. 
Die sehr ausgedehnte Aussprache zeigt jedoch, dass 
es sich um Missverständnisse handelt. Die Aussprache 
ist mehr oder weniger persönlicher Art, Das kleine 
Gewitter, das sich hier entlud, hat hoffentlich endgültig 
eine Reinigung herbeigeführt. Bei der Wahl, die auf 
Wunsch durch Stimmzettel erfolgt, wird Herr Strnad 
mit 99 gegen 44 Stimmen, die auf Herrn Götz ent- 
fallen, gewählt. Herr Sander wird mit 131 Stimmen 
gewählt. 

Inzwischen ist es 7!/, Uhr geworden. Durch die‘ 
drückende Hitze ist alles erschöpft. Eine kleine Mehr- 
heit wünscht Fortsetzung der Verhandlung, die Minder- 


vor und wird München einstimmig gewählte Die heit droht, den Saal zu verlassen. Daraufhin werden 
Tagung soll im September stattfinden. die Verhandlungen für den nächsten Tag vertagt. 
- LI 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographen- Zwangsinnung 
des Kammerbezirks Karlsruhe. 


Am Mittwoch, den 24. August, nachmittags 
2 Uhr, findet in Karlsruhe, Restaurant Ziegler, Bau- 
meisterstrasse 18, eine ausserordentliche Voll- 
versammlung statt. 


Tagesordnung. 


. Verlesen der letzten Niederschrift. 

. Jahresbericht des Vorsitzenden. 

Kassenbericht. 

Genehmigung des Haushaltplanes. 

Wahl des I. Vorsitzenden. 

Wahl der ausscheidenden Vorstandsmitglieder. 

. Vortrag der Handwerkskammer: Das kommende 
Handwerkergesetz. 

8. Anschluss an den Landesverband Badischer Photo- 
graphen, e. V., Sitz: Karlsruhe, 

9. Verschiedenes. 


zoau2onNH 


Um vollzähliges und pünktliches Erscheinen wird 
dringend ersucht, Zuspätkommen und Nichterscheinen 
wird unbedingt bestraft ($ 22), Als Entschuldigungs- 
grund gilt bloss Krankheit, wozu ärztliches Zeugnis 
beigebracht werden muss. 

Wir machen unsere Mitglieder nachdrücklich 
darauf aufmerksam, dass, wenn um 2!/, Uhr die ord- 
nungsgemäss einberufene Versammlung nicht beschluss- 
fähig ist, dieselbe bis 3 Uhr am gleichen Tage vertagt 
wird. Hierauf Wiedereröffnung der Versammlung ohne 
Rücksicht auf die Teilnehmerzahl, wodurch die Ver- 
sammlung beschlussfähig ist. 

Mit kollegialem Gruss 
Der Vorstand. 


-—I— 


Piälzisecher Photographen - Bund, 
Zwangsinnung. Sitz: Kaiserslautern. 

Der erste Pfälzische Photographentag, verbunden wit 
der ordentlichen Bundesinnungsversammlung, 
fand am 20. Juniin dem idyllisch gelegenen Erholungs- 
heim der Stadt Ludwigshafen a. Rh., am Fusse des 
Trifels bei Annweiler statt. 44 Kollegen, zum grössten 
Teil mit ihren Damen, waren der Einladung gefolgt. 
Kurz nach Io Uhr eröffnete Herr Obermeister Gerspach 
die Versammlung mit freundlichen Begrüssungsworten; 
der Vorstand des Gewerbevereins Annweiler, Herr 
Mechanikermeister Schultz, bringt herzliche Grüsse 
und wünscht der Versammlung besten Verlauf und 
den Teilnehmern frohe Stunden, wofür der Vorsitzende 
seinen besten Dank ausspricht. 

Den Tätigkeitsbericht erstattet der Bundessyndikus 
Herr Bernad. Seit der letzten Versammlung am 
8. November 1920 fanden vier Vorstandssitzungen statt, 
und zwar am 6. Dezember, 14. Februar, 28. April und 
6. Juni. Es wurde verhandelt über Vorgehen gegen 
Mitglieder wegen unlauterer Reklame und Verstoss 
gegen die Beschlüsse wegen Veröffentlichung von 
Schleuderpreisen und Gratiszugaben; Sonntagsruhe im 
Photographengewerbe; Errichtung eines Gesellenaus- 
schusses; Erziehungsbeihilfen an Lehrlinge in Lehr- 
verträgen nach den Beschlüssen der Handwerkskammer 
vom Io. März 1921; Einführung der vierjährigen Lehr- 
zeit im Photographengewerbe; Berufsberatung durch 
das Arbeitsamt Kaiserslautern und Feststellung der 
Vorbedingungen und Berufsaussichten im Photo- 
graphengewerbe; Verwendung von Geschäftspapieren 
mit Auszeichnungen und Titeln des Vorgängers; Ver- 
anstaltung von technischen Fachkursen für Photo- 
graphen am Pfälzischen Gewerbemuseum zu Kaisers- 
lautern; Auflösungsbestrebungen zweier Mitglieder gegen 


_ PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





den Bestand der Innung und deren Abwehr; Beitrags- 
pflicht von Mitgliedern und Feststellung der Rück- 
stände an Beiträgen und Ordnungsstrafen aus den Vor- 
jahren und Prüfung der Einsprüche gegen dieselben, 
sowie zwangsweise Beitreibung der Aussenstände; Neu- 
regelung des Gesellenprüfungswesens und Einführung 
von zwei Meldeterminen, am I. März und am ı. Oktober; 
Beschickung des Central-Verbandstagesin Frankfurta.M.; 
Vorführung von Neuerungen der Photographie und 
Gewinnung von Vorträgen für die Versammlungen; 
Aufstellung eines Mindestpreistarifs, unter welchem 
Veröffentlichungen nicht stattfinden dürfen. 

Einen grossen Raum füllte die endgültige Ord- 
nung des Rechnungswesens aus den Kriegs- und Vor- 
kriegsjahren aus, und darf nunmehr dessen baldiger 
Abschluss erwartet werden, Im Nachgang zum Tätig- 
keitsbericht werden Klagen vorgebracht über die Nicht- 
zustellung der „Photogr. Chronik“, über angeblich un- 
rechtmässig angeforderte Beiträge, die Geschäftsvor- 
gänger schulden, Vom Vorstand wird Nachprüfung 
und Abhilfe in Aussicht gestellt. Die Bezirksgruppen- 
führer werden gebeten, bei der Bereinigung der Mit- 
gliederliste mitzuwirken und Zu- und Abgänge zu 
melden. 

Rechnungsablage I9gIg u.1920. Die Rechnung 1919 
konnte bekanntlich wegen der vielen Ausstände seiner- 
zeit nur vorläufig abgeschlossen werden. Durch die 


Einnahraen ist es gelungen, nunmehr die Ausgaben 


abzugleichen. Sie ergibt für ıgıg folgende Abschluss- 
ziffern: 
Rechnungsüberschuss 1918 ‚56,87 Mk., 
Einnahmen 1919 . . 1420,67 „ 
Einnahmen in Summe . . 1477,54 Mk., 
Ausgaben . 2. SITAS03. 
Rechnungsüberschuss 331,91 Mk. 


An Ausständen waren 935,40 Mk. vorzutragen, an 
Schulden waren noch 255,75 Mk. zu verbuchen, welche 
im Haushaltplan ıg20 aufgeführt sind. 


Die Rechnung Ig20 ergibt: 
An Einnahmen Rechnungsüber- 


schuss aus IQIY 331,91 Mk., 
An Einnahmen an Beiträgen, 

Zinsen und Gebühren 357875 
Einnahmen in Summe . 3910,66 Mk., 
Ausgaben . 359705 »_ 
Rechnungsüberschuss 1920 313,61 Mk. 


An Ausständen sind 4436,15 Mk. vorzutragen, an 
Schulden sind 1280 Mk. vorhanden. 


Die Rechnungen wurden von den Herren Hacken- 
jost und Eg&öm mit den Belegen verglichen, geprüft 
und für richtig befunden. Dieselben beantragen Ent- 
lastung des Vorstandes und Rechners. Die Versamm- 
lung beschliesst Entlastung. 


Haushaltplan 1921: Der in der Vorstandssitzung 
vom 6. Juni entworfene Haushaltplan wurde nach den 
endgültigen Rechnungsergebnissen nochmals über- 
arbeitet unter Mitwirkung der Rechnungsprüfer. Er 
schliesst unter Berücksichtigung des Rechnungsüber- 





schusses und der Ausstände, von welchen 20 0/y vor- 
sichtshalber abgeschrieben wurden, ab in Einnahmen 
und in Ausgaben mit 9850,96 Mk., dabei ist ein 
Grundjahresbeitrag von 50 Mk., ferner ein Zusatzbei- 
trag für jede Hilfskraft mit 8 Mk. und jeden Lehrling 
bzw. Lehrmädchen mit 4 Mk. vorgesehen. Die Ein- 
ziehung der Zusatzbeiträge ergibt grosse Schwierig- 
keiten, und sollen künftig die Bezirksgruppen hier 
mitwirken, damit die Angaben gemacht werden. 


Einwände gegen den Haushaltplan, der in seiner 
jetzigen Anordnung eine Art Arbeitsplan darstellt, 
werden nicht gemacht, ebensowenig werden einzelne 
Ansätze bemängelt. Vorbehaltlich der Genehmigung 
der Aufsichtsbehörde ist demnach der Haushaltplan 
nach dem Entwurf beschlossen und vollziehbar, was 
im Hinblick auf $ 47, Abs. 2, der Innungsstatuten unter 
Hinweis, dass derselbe auch eine Woche vorher zur 
Einsicht aufgelegen hatte, vom Vorsitzenden ausdrück- 
lich festgestellt wurde. 


Es wird beschlossen, die bis zum 31. Januar nicht 
eingegangenen Halbjahrsbeiträge des betreffenden Ge- 
schäftsjahres ab Is. Februar und die zweite Rate ab 
I. August per Nachnahme und eventuell zwangsweise 
einzuziehen. Dabei wird bemerkt, dass die Beiträge 
stets im voraus zu zahlen sind. 


Beschlussfassung über einen Mindestpreistarif, unter 
welchem Veröffentlichungen nicht zulässig sind ($ Io, des 
Innungsstatuts und Beschluss vom 19. Mai 1913). Herr 
Renery, II. Vorsitzender, weist auf den Wert des Tarifs 
hin. Er unterbindet nur teilweise den unlauteren Wett- 
bewerb und müsse sich im Hinblick auf die Tätigkeit 
der Preisprüfungsstellen auf der unteren Linie bewegen. 
Ein Zwang, nicht unter dem Tarif zu arbeiten, könne 
im Hinblick auf den berüchtigten $ ı00Q nicht aus- 
geübt, sondern nur die Veröffentlichung von Schleuder- 
preisen verboten werden. Es sei auch nötig, im Hin- 


‚blick auf die Steuerveranlagung zur Einkommensteuer 


und der restlosen Feststellung der abzugsfähigen 
Werbungskosten, sich über die Unterlagen einer 
ordentlichen Selbstkosten- und Preisberechnung klar 
zu werden, Bei höheren kunstgewerblichen Leistungen 
werde man ohne weiteres grössere Verdienstzuschläge 
machen und erreichen können. Redner führt dann 
die Grundlagen einer richtigen Berechnung 
namentlich die grosse Reihe der oft unbeachtet 
bleibenden Geschäftsunkosten usw., was bei vielen Er- 
staunen hervorruft. 


vor, 


Anschliessend hieran macht Herr Bingenheimer 
Vorschläge für eineu Mindestpreistarif. Nach einer 
lebhaften Aussprache erklärte sich die Versammlung 
für die nach Gegenvorschlägen endgültig festgestellten 
Preisansätze. Dieselben sollen nach nochmaliger Ueber- 
prüfung durch die Geschäftsstelle gedruckt und den 
Mitgliedern zugesandt werden. 


Vorführung von Neuerungen. Vorsitzender Gera» 
pach bedauert, mitteilen zu müssen, dass die in Aus- 
sicht gestellten Bromöldrucke bis zur Stunde nicht 
eingetroffen sind. Dagegen werde Herr Renery die 
„Ateliersonne“, eine Magnesiumlampe mit selbstätiger 


268 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONR. — | 





Regulierung, vorführen. Die Vorführung erregte all- 
gemeines Interesse. , 

Beitritt der Mitglieder und ihrer Familienangehörigen 
zur Krankenkasse selbständiger Gewerbetreibender des 
Landesverbandes der badischen und des Verbandes 
pfälzischer Gewerbe- und Handwerkervereine. Der 
Berichterstatter, Herr Syndikus Bernad, gibt Kenntnis 
von dem Abkommen beider Verbände zur Aus- 
dehnung der Kasse, welche in Baden bereits 12000 Mit- 
glieder zählt, auf die Pfalz. Da der Photographen- 
bund dem Verbande pfälzischer Gewerbe- und Hand- 
werkervereine angehört, sei die Beitrittsmöglichkeit 
der Mitglieder geschaffen. Sie sei nötig, um zu ver- 
hüten, dass die Gewerbetreibenden durch die von den 
Gewerkschaften und linksradikalen Parteien erstrebte 
Zwangsversicherung bei der Ortskrankenkasse erfasst 
werden. 

Die Ausführungen werden vom Vorsitzenden dahin 
ergänzt, dass die Kosten der Lebenshaltung und die 
hohen Steuern und Lasten, die ihren Höhepunkt noch 
nicht erreicht haben, dem gewerblichen Mittelstand 
und auch den Photographen es kaum möglich machen, 
Rücklagen für die Tage der Krankheit und Invalidität 
zu machen. Der Gewerbetreibende müsse nicht nur 
an die Pflichtversicherung seiner Arbeitnehmer, sondern 
auch an sich selbst denken. Zunächst sei es nötig, 
sich der Krankenkasse anzuschliessen, welcher jedoch 
eine Pensionsversicherung für Alter und Invalidität, 
durch die grossen Verbände errichtet, folgen müsse, 

Der Berichterstatter teilt mit, dass die Frage der 
Pensionsversickerung schon seit Igo2 vom Verband 
deutscher Gewerbevereine verfolgt werde und neuer- 
dings wieder in den Vordergrund trete. Die gesetz- 
liche Einführung der Pflichtfachorganisation und 
Kartellierung in zwischenberuflichen Verbänden werde 
die Verwirklichung des Gedankens fördern helfen. 


Durch Beschluss der Versammlung wurde der 
Vorstand beauftragt, alle umentschuldigt Abwesenden 
mit Ordnungsstrafen von 20 Mk. zu belegen und bei 
der Regierung die Erhöhung des höchstzulässigen 
Strafmasses entsprechend der heutigen Geldentwertung 
euf 200 Mk. zu verlaugen. Damit ist die Tagesord- 
nung erschöpft und schliesst der Vorsitzende die Ver- 
eammlung, nachdem als nächster Tagungsort Bad 
Dürkheim bestimmt wurde. 

Nach beendeter geschäftlicher Sitzung folgte eine 
magenerquickende Sitzung. Speise und Trank waren 
ganz vorzüglich, und man konnte wahrnehmen, dass 
solche Darbietungen, die für Leib und Seele bestimmt 
sind, nach angeregten Verhandlungen wunderbar be- 
ruhigend auf die Gemüter einwirken können und man zur 
ellgemeinen, so viel gesuchten freundschaftlichen Kol- 
legialität übergehen kann, Vielleicht ist es ein geeignetes 
Mittel, stürmisch werdende Sitzungen nach jeden Punkte 
der Tagesordnung durch ein gutes Frühstück zu 
dämpfen. 

Zur Verschönerung des Tages hatte sich das 
Männerquartett „Frohsinn“ aus Landau eingefunden, 
um durch seine klingenden ernsten wie heiteren Vor- 
träge die Photographen zu erfrischen, dank unseres 


Kollegen Bingenheimer-Landau, der es verstanden 
hatte, diesen Tag, den Tag des zehnjährigen Bestehens 
der Innung, mustergültig zu arangieren. Es folgten 
Quartette, Sologesänge für Tenor und Bass in glanz- 
vollster Leistung. Hierbei wurde den Kollegen be- 
kannt, dass auch in ihrem Kreise eine Sangesgrösse 
sich befindet: Herr Ernst Wagner-Landau, ein 
Bassist seltener Güte. Entzückt lauschte die Zuhörer- 
schar seinem Gesange. i 


Abwechselnd durch musikalische Einlagen des 
Herrn Dirigenten stelite sich noch Herr Kollege Berg- 
heimer-Ludwigshafen mit seinen humoristischen Ge- 
särgen zur Laute ein und der Obermeister, Herr 
Kollege Gerspach - Neustadt, mit seinen die Lach- 
muskeln kitzelnden Witzen. 


Glückwünsche, welche Herr Stadelmann anläss- 
lich dieses zehnjährigen Bestehens übersandte, erfreuten 
sichtlich, und erinnerten sich gern die Gründungsmit- 
glieder ihres Mitbegründers. Der Stunden waren es 
zu wenig, aber um so schönere, und um die heitere 
Stimmung zu dokumentieren, schickte sich Herr Kol- 
lege Lorch-Annweiler an, dieselbe photographisch 
festzuhalten. Nicht unerwähnt bleibe es: den holden 
Damen hat es auch sehr gut gefallen. Auch ihre An- 
wesenheit hat mit zur Gemütlichkeit beigetragen, und 
der nächste Photographentag zu Bad Dürkheim im 
Herbst zur Zeit des neuen Weines mag gut werden. 
In geschlossenem Zuge ging es nun zum Bahnhof, wo 
jeder die Erinnerung wirklich froh verlebter Stunden 
mit nach Hause nahm. Deshalb, Kollegen, scheuet 
nicht, in Dürkheim zu erscheinen, wir wollen keine 
Konkurrenten, sondern Kollegen sein, und das wir es 
sein können, zeigte der erste Pfälzische Photographen- 
tag zu Annweiler am 20, Juni Ig2I. „Auf Wieder- 
sehen!“ 


Alfred Gerspach, 
I. Vorsitzender. 


Ewald Renery, 
1I. Vorsitzender. 


or 


Die Photographen-Zwangsinnung des linken Nieder- 
rheins veranstaltet im September im Anschluss an ihre 
Innungsversammlung in Cleve an der holländischen 
Grenze einen Niederrheinisch-Holländischen Photo- 
graphentag, verbunden mit einer photographischen 
Neuheitenmesse. Firmen, die auszustellen wünschen, 
wenden sich zwecks Platzzuteilung an den Obermeister 
Steiger-Cleve. Auf der Tagung werden bedeutende 
Fachkollegen Vorträge halten und ist im Anschluss 
daran ein Kursus im Bromöldruck geplant. Das aus- 
führliche Programm wird in den nächsten Tagen be- 
kanntgegeben. E. Steiger, Obermeister. 


—ait— 


Ateliernachriehten. 
Dortmund. Photograph Schneider wohnt jetzt 
Mühlenstrasse 22. 
Schwarzenbach a.$. Peter Hoffmann hat 
das Photographische Atelier von Georg Bauer, För- 
bauer Strasse 4I, übernommen. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. , 


269 


1 hen — — 


Personalien. 


Am Sonntag, den 31. Juli, entschlief nach längerem 
Leiden Herr Kommerzienrat Karl Trapp in seinem 
79. Lebensjahre. Er war der Mitbegründer der Firma 
Trapp & Münch, Fabrik photographischer Papiere, 
in Friedberg (Hessen), und kat 44 Jahre lang als 
Prinzipal und Seniorprinzipal an der Spitze des Unter- 
nehmens gestanden, hat auch noch weiter, als er sich 
im Jahre ıg13 zur wohlverdienten Ruhe zurückzog, 
an der Weiterentwicklung der Firma den regsten An- 
teil genommen. Seine lautere und vornehme Denkart, 
sein liebenswürdiges, schlichtes und stets hilfsbereites 
Wesen werden ihm bei allen, die ihn kannten, ein 
treues Andenken sichern. 


Der Benediktinerpater Raphael Kögel, zur Zeit 
Mitglied des Forschungsinstituts für Psychiatrie in 
München, wird sich zu Beginn des Wintersemesters in 
der chemischen Abteilung der Technischen Hochschule 
in Karlsruhe habilitieren und Lehrauftrag für Photo- 
chemie erhalten. Pater Kögel ist durch seine Erfolge 
auf dem Gebiete der Palimpsestphotographie bekannt- 
geworden. 


Herr Hofphotograph Heinrich-Bunzlau beging 
am 15. August sein 25jähriges Meisterjubiläum. 


LI 


Aus Industrie und Handel. 
Die Actien- Gesellschaft für Anilinfabri- 


kation („Agfa“) erhielt auf der in Weimar vom 


18.— 28. Juli veranstalteten „Deutschen Ausstellung 
für Photographie und Reproduktion“ die Goldene Me- 
daille für ihre hervorragenden „Agfa“ - Photoerzeugnisse. 
Es ist dieses wieder ein neuer Beweis für die Vorzüg- 
lichkeit und Verlässlichkeit der „Agfa“- Platten, - Ent- 
wickler und -Hilfsmitte. Von den Photohändlern 
wird kostenlos die ı6seitige illustrierte „Agfa“-Liste 
verabfolgt, aus der die Preise sämtlicher „Agfa“-Photo- 
erzeugnisse ersichtlich sind. Auf Wunsch wird diese 
Liste auch von der Actien-Gesellschaft für Anilin- 
fabrikation, Photogr. Abt., Berlin SO 36, zugesandt. 


um 24 2 ie md 


Kleine Mitteilungen. 

— Photographie und Kinematographie auf 
der Leipziger Herbstmesse 1921. Die photo- 
graphische und kinematographische Industrie, die sich 
in steter Aufwärtsentwicklung befinden, sind von der 
allgemeinen Wirtschaftslage natürlich nicht unberührt 
geblieben. Nach dem Kriege kam, wie zu erwarten 
war, der Wirtschaftskrieg mit aller Schärfe, indem 
deutsche Erzeugnisse entweder dem Boykott oder un- 
geheuren Zöllen verfielen. Aber das Verlangen nach 
deutschen Fabrikaten ist in der ganzen Welt stärker 
als alle Schranken. Das Ausland braucht die deutsche 
Ware. Für die kommende Herbstmustermesse in 
Leipzig (28. August bis 3. September) sind mithin die 
Auspizien günstiger als bei den vorhergehenden Messen. 
Befindet sich auch die photographische wie die kine- 


matographische Industrie in einer dauernden Aufwärts- 
entwicklung, so unterliegt sie doch auch Krisen, die 
den einen oder anderen Teil dieser Industrie mehr 
oder weniger treffen: So kann die Trockenplatten- 
fabrikation nur zu unverhältnismässig hoben Preisen 
liefern, während der Apparatebau ausser durch den 
schon oben erwähnten Umstand noch dadurch un- 
günstig beeinflusst wird, dass die Verkäufe alter, ge- 
brauchter Apparate unter dem Publikum sehr im 
Schwunge sind. Andererseits kann z.B. die Geschäfts- 
lage in Ersatzteilen für photographische Apparate als 
günstig bezeichnet werden. Von Messe zu Messe 
machen sich die Verbesserungen im gesamten Mess- 
verkehr bemerkbar, woran das Messamt einen wesent- 
lichen Anteil hat. So erstreckt sich seine Fürsorge 
auch auf die Photo- und Kinomesse, die immer mehr 
umzugestalten es bestrebt ist, um hier für die photo- 
graphische und kinematographische Industrie ein Mess- 
zentrum zu schaffen, das im Rahmen der Leipziger 
Mustermesse als die gegebene Photo- und Kinomesse 
anzusprechen ist, zumal hier alle Vorbedingungen da- 
für vorhanden sind. Paul Sorgenfrei. 


— Wanderphotographen. Die Handwerks- 
kammer Karlsruhe hat in einer Eingabe an das Mini- 
sterium des Kultus und Unterrichts Stellung gegen 
die Schädigung des badischen Photographengewerbes 
genommen. Sie wendet sich gegen das Geschäfts- 
gebaren ausserbadischer Wanderphotographen, die 
die Lehrer und Schulvorstände durch grössere Gratis- 
aufnahmen dahin beeinflussen, für ihre Firma Pro- 
paganda unter den Schulkindern und der Landbevölke- 
rung zu machen. Die Handwerkskammer Karlsruhe 
tritt unter ausführlicher Begründung für den Schutz 
des badischen Gewerbes ein. 


— Die Photographie in der Theaterloge. 
Die neuen Reichen in England haben eine neue Mode 
beim Photographieren ins Leben gerufen, die ihrer 
Eitelkeit und ihrem Geschmack besonders zusagt. Sie 
lassen sich nämlich in einer Theaterloge aufnehmen, 
um dadurch zu zeigen, welch eifrige Besucher dieser 
Kunstinstitute sie sind. Die Theaterloge aber, die 
einen so würdigen und stilvollen Rahmen für diese 
Herrschaften bietet, befindet sich natürlich nicht imı 
Theater, sondern sie ist mit grossen Kosten in dem 
photographischen Atelier aufgebaut. Ein Londoner 
Photograph, der von diesem neuesten, immer mehr in 
Aufnahme kommenden Trick berichtet, erzählt zu- 
gleich, dass die Herren seiner Kundschaft sehr viel 
eitler seien als die Damen und verlangen, dass ihre 
wenigen Haare recht deutlich anf dem Bilde zu sehen 
sind und keine Einzelheit ihres eleganten Anzuges 
fortbleibt. („Dresdner Nachrichten.“) 


te 


Spreehsaal. 
Luxussteuer. 
Ein Kollege, der trotz der vielen Scherereien, die 
die Luxussteuer macht, den Humor nicht verloren hat, 
sendet folgende Zeilen: 





Der Kunde: Herr Photomeister, das Bild gefällt mir 
ausgezeichnet, ich möchte nun auch einen schönen 
Rahmen dazu haben. 

Photomeister: Sehr wohl, ich kann Ihnen als ausser- 
ordentlich passend diesen Rahmen empfehlen. 

Der Kunde: Sehr schön, was kostet die ganze Sache? 

Photomeister (rechnet, was selten vorkommen soll): 
Ein Bild = 30 Mk,, ein Rahmen 40 Mk., eine 
Scheibe 8 Mk., Einrahmungsarbeit 7 Mk., macht 
95 Mk. 

Der Kunde: Also bitte, machen Sie mir die Sache fertig. 

Photomeister: Verzeihung, ich habe ja die Luxussteuer 
vergessen, I5 %/o kommen noch drauf, macht — 
(rechnet schon wieder) macht noch 14,25 Mk., halt 
ein, ich muss ja vom ganzen Betrag 15 %/, abführen, 
da muss ich ja anders rechnen (rechnet schon 
wieder). Ja, wissen Sie Herr Soundso, ich bin 
nämlich kein grosser Freund vom Rechnen, machen 
wir doch die Sache so: Bitte nehmen Sie einmal 
das Bild, so, nun gehen Sie bitte durch diese Tür 
heraus und durch die Tür kommen Sie wieder 
herein, 

Der Kunde (verwundert): Aber Herr Photomeister? 

Photomeister: Bitte, bitte, tun Sie mir den Gefallen, 
mir ist das Rechnen so unangenehm, bitte nur hier 
durch und dort hinein, so, aber das Bild mitnehmen. 

Der Kunde (hereintretend): Bitte, erklären Sie mir, 
was soll das nun heissen? 

Photomeister (sich die Hände reibend): Sehr einfach, 
sehen Sie, das Bild war weg — jetzt ist es wieder 
da, von Ihnen gebracht zum Einrahmen, jetzt 
brauch ich keine Luxussteuer zu berechnen, und oh 
(sich an den Kopf fassend) das Rechnen ist so 
schwer und uns beiden ist geholfen, nur nicht dem 


Staat (beiderseitiges verständnisinniges Hände- 
. schütteln, allgemeines Gelächter). 
TB 
Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 

beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Technische Fragen. 

Frage 38. Herr J.V. in M. Es ist die Anforde- 
rung an mich herangetreten, Modelle als Relief mit 
erhöhten und vertieften Stellen aus Gips und Marmor, 
Zement sowie aus Magnesit mit lichtempfindlicher 
Emulsion zu versehen resp. zu präparieren. Habe 
schon Versuche gemacht mit Kollodium und Gaslicht- 
emulsionen, aber ich bin mit den Resultaten nicht 
recht zufrieden. Es müsste ein Präparat sein, mit 
welchem ich schwarze Linien auf weissem Grunde er- 
zielen kann. Ich habe die Emulsionen mit einem 
weichen Pinsel und auch mit Tauchkästen aufgetragen, 
mit einer Vorpräparation von verdünntem Schellack 
und auch mit Chromgelatineunterguss, und haftet alles 
sehr gut, ich will in den nächsten Tagen noch den 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Versuch mit einer Chlorbromemulsion machen. Könnten 
Sie mir irgendeine andere einfachere Emulsion oder 
lichtempfindliche Masse für den Zweck mitteilen ohne 
Gelatinegehalt? 

Antwort zu Frage 38. Das Verfahren, welches 
die Photoxylographen anwenden, dürfte hier das beste 
sein. Man präpariert mit Schellacklösung, damit 
die Präparation nicht einziehen kann. Andererseits 
stellt man einen salbenartigen Brei aus so g Barytweiss, 
6g Chlorammonium, 5g Zitronensäure unter Zusatz 
einer entsprechenden Wassermenge her, trägt eine 
kleine Menge dieses Breies, dem man, um ihn haltbar 
zu machen, einige Tropfen Karbolsäure zusetzen kann, 
auf die vorpräparierte Fläche auf und vertreibt den 
Auftrag mit einigen Tropfen Gummiarabikumlösung 
oder dicklicher Gelatinelösung gleichmässig über die 
Fläche. Auch einige Tropfen Eiweiss eignen sich für 
den gleichen Zweck. . Wenn die Schicht, die sich be- 
liebig lange hält, trocken geworden ist, wird sie ge- 
silbert, was durch Bepinseln mit einem zehnprozentigen, 
mit Zitronensäure etwas angesäuerten Silberbad ge- 
schieht. Kopiert wird wie auf gewöhnlichem Zelloidin- 
papier und im Tonfixierbad getönt. 


Frage 39. Herr M.G. in D. Ich habe ausser. 
halb in einer Kirche drei Grabsteine zu photographieren. 
Dieselben: sind in die Wand eingemauert und heben 
sich nicht sonderlich von dieser ab. Sie bestehen aus 
blassrotem Sandstein mit leicht reliefartigen Figuren, 
hauptsächlich Wappen, welche stellenweise schon 
sehr abgenutzt sind. Die Schrift um den Rand ist 
eingegraben und stellenweise vom Alter geschwärzt. 
Das Licht in der Kirche ist nicht sehr stark und durch 
die farbigen Fenster nicht weiss. Wie verfährt man 
am zweckmässigsten, um brauchbare Bilder zu be- 
kommen’? 


Antwort zu Frage 39. Bei dem gleichmässigen 
Licht in der Kirche und dem geringen Relief wird es 
nicht möglich sein, ohne künstliches Licht auszu- 
kommen. Man wird nur dann einen befriedigenden 
Erfolg haben, wenn die Schattenwirkung kräftig ist, 
damit die Verschiedenfarbigkeit des Materials gegen 
die energische Schattenwirkung zurücktritt. Es wird 
sich hier empfehlen, Magnesiumblitzlicht zn nehmen 
und dasselbe an einer Stelle abzubrennen, die die 
beste Schattenwirkung ergibt. Man kann das am 
besten dadurch erproben, dass man bei nächtlicher 
Dunkelheit in der Kirche eine Lampe aufstellt und 
diese so lange seitwärts verschiebt, bis die beste Relief- 
wirkung sichtbar wird. An die Stelle der Lampe 
kommt dann das Blech, auf welchem ein genügend 
starker Magnesiumblitz erzeugt wird. Wir würden 
empfehlen, die Aufnahme bei Tage zu machen, zu- 
nächst bei Tageslicht so lange zu belichten, dass eine 
etwas unterbelichtete Platte sich ergeben würde, und 
dann das Magnesiumpulver zur Verbrennung bringen. 
Auf diese Weise kriegen die Schatten auch etwas 
Zeichnung. Die Menge des Magnesiumpulvers lässt 
sich natürlich ohne nähere Einzelangaben nicht vor- 
herbestimmen, 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Organ von etwa 70 Landesverbänden, Iunungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıq. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik*, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen” (mit vielen Kunstdrucktafeln.. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
der 50 mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen go Pf., sonst 50oPf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 

















26. August. 


Nr. 34. 











1921. 








Zur Regelung der Sonntagsarbeitszeit 


stellt die Photographeninnung (Zwangsinnung) 
zu Berlin der Schriftleitung ein ihr vom Polizei- 
präsidenten von Berlin zur Rückäusserung vor- 
gelegtes Schreiben von Herrn WilhelmHänlein 
zur Verfügung, das wir im Interesse des ge- 
samten Phbotographengewerbes hier zum Ab- 
druck bringen: 
Berlin, deu ı. Juli 1921. 
An den 
Polizeipräsidenten Herrn Gustav Richter. 
Hier, C 23. 
Alexanderstrasse 3/6. 


Sehr geehrter Genossc! 


In der Angelegenheit betreffend die Sonntags- 
ruhe im Photographengewerbe hatten wir am 
4. Juni d. Js. eine Rücksprache mit Herrn 
Gewerberat Ermlich. Dabei kam zum Ausdruck, 
dass zur Zeit angeblich die Möglichkeit nicht 
besteht, die Unternehmer zu einem einheitlichen 
Geschäftsschluss an Sonntagen zu veranlassen. 
Herr Gewerberat Ermlich legte uns nahe, eine 
Verkürzung der Beschäftigung der Gehilfen zu 
beantragen, um so wenigstens in einer Richtung 
die Sache vorwärts zu treiben. Wir stellen des- 
halb den Antrag, die Beschäftigung von Gehilfen 
und Gehilfinnen zur Herstellung von Aufnahmen 
und der dazugehörigen Nebenarbeit an Sonn- 
und Festtagen nur in der Zeit von ıı— 2 Uhr 
zu gestatten. Die Ausnahmetage, die im Sonn- 
tagsruhegesetz festgelegt sind, insbesondere die 
Weihnachtszeit betreffend, müssen jedenfalls be- 
stehen bleiben. Wenn wir uns schliesslich 
hierzu bereit erklären, so nehmen wir an, dass 
damit die Regelung der Sonntagsarbeit an sich 
noch nicht abgeschlossen sein soll. Wir werden 
uns zur gegebenen Zeit immer wieder an Sie 
wenden, um hierdurch auf die Prinzipalität ein- 
zuwirken, dass endlich eine Abänderung der seit 
36 Jahren nunmehr bestehenden Verhältnisse 
zeitgemäss herbeigeführt wird. Wir sprechen 
die Erwartung aus, dass bei dieser Forderung, 
die wir mit diesem Schreiben unterbreiten, 
keinerlei Schwierigkeiten gemacht werden. Ge- 


gebenenfalls sind wir gern zu einer nochmaligen 
persönlichen Rücksprache bereit. 


Mit Parteigruss 


gez. Wilhelm Hänlein, 
für den Hauptvorstand des Verbandes der Lithographen, 
Steindrucker und verwandter Berufe (Deutscher Sene- 
felder- Bund). 


Berlin, den 20. August 1g2r. 
An den 
Herrn Polizeipräsidenten von Berlin. 
Hier, O 27. 
Magazinstrasse 3/5. 

Sie ersuchten um Stellungnahme des Innungs- 
vorstandes zu dem uns in Abschrift übersandten 
Schreiben des Herrn Wilhelm Hänlein vom 
I. Juli 1921. Bevor wir auf den sachlichen 
Inhalt des Schreibens eingehen, muss der Innungs- 
vorstand ausdrücklich Verwahrung einlegen gegen 
die Form des Schreibens und der sich daraus 
ergebenden Tendenz des Antrages. Wenn der 
Antragsteller in einem offiziellen Schreiben an 
den Herrn Polizeipräsidenten von Berlin den- 
selben mit „Sehr geehrter Genosse“ anredet und 
mit Parteigruss unterzeichnet, so hat er zweifel- 
los durch das Hervorheben seines parteipoli- 
tischen Bekenntnisses das sachliche Urteil des 
Herrn Polizeipräsidenten zu beeinflussen be- 
zweckt. Der Antragsteller scheint nicht zu 
wissen, dass der Herr Polizeipräsident von Berlin 
derartige Verfügungen nur aus volkswirtschaft- 
lichen, nicht aber aus parteipolitischen Gründen 
erlassen darf. Der Antragsteller hat kein Gefühl 
dafür, dass er durch eine derartige Zumutung 
den Herrn Polizeipräsidenten direkt beleidigt; 
er hat kein Gefühl dafür, dass dadurch, dass 
ein politischer Parteigenosse es wagt, ihm eine 
derartige Zumutung zu stellen, das Ansehen des 
Herrn Polizeipräsidenten und das Vertrauen in 
seine pflichtgemäss unparteiische Amtsführung 
erschüttert wird. Auch kommt wohl das kleinen 
Geistern Eigentümliche hinzu, sich innerhalb 
ihres Kreises ein gewisses Ansehen dadurch ver- 
schaffen zu wollen, dass sie sagen, seht, was 


34 


272. 


bin ich für ein tüchtiger Kerl, dass ich eine so 
einflussreiche Persönlichkeit zu meinen ver- 
trauten Bekannten zähle. Nur eine grenzenlose 
Unbildung kann als Entschuldigungsgrund hier- 
für gelten; eine Unbildung, deren tatsächliches 
Bestehen bei den Leitern der „Abteilung Photo- 
graphen“ des Verbandes schon 
Schädigung unserer Gehilfenschaft herbeigeführt 
hat. Gegen ein derartiges Hinüberspielen einer 
wirtschaftlichen Berufsfrage auf politisches Gebiet 
muss sich der Innungsvorstand entschieden 
wehren. Als kleiner Beweis, dass nicht wirt- 
schaftliche Interessen der Gehilfenschaft die 
Grundlage des Antrages bilden, sondern es sich 
lediglich um eine parteipolitische Forderung 
handelt, diene folgendes: Bereits im Juni 1920 
hat die Photographeninnung laut Beschluss be- 
stimmt, dass an den Sonn- und Feiertagen die 
photographischen Geschäfte nur noch für die 
Dauer von 3 Stunden, und zwar von Io—ı Uhr, 
geöffnet werden dürfen. Hiermit war auch ohne 
weiteres die Beschäftigungszeit der Gehilfen auf 
die Dauer von 3 Stunden gegeben. Obgleich 
der Innungsvorstand davon unterrichtet war, 
dass ein gleicher Antrag des Verbandes auf Ab- 
kürzung der Sonntagsarbeit für die Gehilfen- 
schaft auf 3 Stunden bei dem Herrn Polizei- 
präsidenten vorlag, erklärte nach Bekanntwerden 
dieses Innungsbeschlusses der Vertreter des 
Verbandes in einer Versammlung der Innungs- 
gehilfen, dieser Innungsbeschluss sei wieder eine 
Gemeinheit der Prinzipale, denn sie wollten 
durch die Abkürzung der Beschäftigungszeit auf 
3 Stunden des Sonntags lediglich bezwecken, 
dass die Gehilfen keinen halben Wochentag frei 
bekämen. Würde also ein wirtschaftliches Inter- 
esse für die Gehilfen vorgelegen haben, so hätten 
der Verband und die Gehilfen den Innungs- 
beschluss nur mit Freude begrüssen müssen, 
nicht aber ihn für verwerflich erklären. 
Sachlich haben wir uns zu dem Antrage 
folgendermassen zu äussern: Gegen den Innungs- 
beschluss, der die verkürzte Sonntagsarbeitszeit 
einführte, erhob sich von einer grossen Anzahl 
Innungsmitglieder ein gewaltiger Protest. Die 
Gründe waren die schweren wirtschaftlichen 
Schädigungen einer grossen Anzahl von Geschäfts- 
inhabern, so dass nach etwa g Monaten durch 
Innungsbeschluss die frühere Sonntagsarbeitszeit 
wieder eingeführt wurde. Der photographische 
Beruf gehört zu denjenigen Berufen, die durch 
die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse zur 
Zeit stark notleidend sind. Es gibt kaum einen 
Artikel, welcher uns weniger notwendig erscheint, 
als eine Photographie, und daher ist es erklär- 
lich, dass bei dem derzeitigen Niederbruch des 
Deutschen Reiches für derartige unnötige Aus- 
gaben wenig Neigung beim Publikum besteht. 
Es muss also alles vermieden werden, wodurch 
eine Verdienstmöglichkeit verringert wird; in- 


so manche - 


PAOTOGRARHISCHE CHRONIK. 


folg&dessen ist es selbstverständlich, dass sich 
die Photographenschaft mit allen ihr zu Gebote 

stehenden Kräften sträubt, in eine Einschränkung 
ihrer Berufstätigkeit einzuwilligen. Was hier 
von den selbständigen Photographen gesagt ist, 
gilt in gleichem Masse für die Photographen- 
gehilfen. Es sind sehr viele Geschäftsinhaber 
auf den Sonntagsverdienst angewiesen, und zwar 
meistens gerade diejenigen, welche Gehilfen be- 
schäftigen. Der Ausfall des Sonntagsgeschäftes 
würde in diesen Geschäften unbedingt zur Ent- 
lassung eines oder mehrerer Gehilfen führen 
müssen. Nebenbei sei bemerkt, dass ja auch 
nur eine geringe Anzahl von Photographen- 
gehilfen in Betracht kommt, nämlich diejenigen, 
die unbedingt zu Aufnahmezwecken verwendet 
werden müssen, während alle übrigen Gehilfen, 
die für andere Arbeiten angestellt sind, an und 
für sich bereits den ganzen Sonntag frei haben. 
Es ist dem Innungsvorstand auch von einer 
grösseren Anzahl derjenigen Innungsgehilfen, 
die an den Sonntagen zu Aufnahmezwecken be- 
schäftigt werden, gesagt, dass sie keinen Wert 
darauf legen, an den Sonntagen zu feiern, sondern 
lediglich darauf, dass sie die Arbeitszeit an den 
Sonntagen extra bezahlt bekommen. Der Innungs- 
vorstand glaubt es erreichen zu können, dass 
einem derartigen Wunsche seitens der Innungs- 
versammlung entsprochen wird; in diesem Falle 
wollen die Sonntags beschäftigten Gehilfen auf 
keinen Fall auf die Sonntagsarbeit verzichten, 
um keinen Verdienstabgang zu erleiden, genau 
so wie die Prinzipale.e. Wie notleidend der ge- 
samte photographische Beruf zur Zeit ist, be- 
weisen die im Verhältnis zu anderen Berufen 
niedrigen Löhne, die gezahlt werden können, 
ferner die Tatsache, dass innerhalb dieses Jahres 
bereits über 50 Innungsbetriebe, also ıo °/, der 
Gesamtbetriebe, eingestellt werden mussten und 
auch die Anzahl der beschäftigten Gehilfen stark 
herabgemindert ist. Die deutsche Photographen- 
schaft hat erst erneut auf der Tagung des Central- 
Verbandes Deutscher Photographenvereine und 
-Innungen sich dahin ausgesprochen, dass sie 
sich mit allen Mitteln gegen irgendeine Ein- 
schränkung der ihr durch das bisherige Gesetz 
zugestandenen Rechte des Sonntagsbetriebes ein- 
setzen wird. Auch sind in anderen Gegenden 
Deutschlands (wir verweisen auf den neuerlichen 
Protest in Bayern) die Gehilfen einmütig mit 
den Prinzipalen für die Aufrechterhaltung des 
Sonntagsbetriebes eingetreten, um die Wirt- 
schaftlichkeit der Betriebe nicht noch mehr zu 
verschlechtern. Der Innungsvorstand hat ledig- 
lich die Interessen des gesamten Berufes Ins 
Auge zu fassen, er kann sich durch das Für 
und Wider einzelner Gehilfenvertreter nicht be- 
einflussen lassen. Das deutsche Volk hat heute 
seine höchste Pflicht darin zu erblicken, zu 
arbeiten und jede Verdienstmöglichkeit zu er- 


\ 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


schöpfen, um das Wirtschaftsleben des Volkes 
wieder zu heben. Da nun weder die Gehilfen- 
schaft noch die ‚Geschäftsleute durch die Be- 
willigung des vorliegenden Antrages des Ver- 
bandes Vorteile geniessen, sondern die Wirt- 
schaftlichkeit des gesamten Berufes noch weiter 
erschüttert wird, wodurch auch der Staat der 
Leidtragende ist, so kann der Innungsvorstand 
dem Antrage nicht zustimmen, sondern erwartet, 
dass derselbe auf Grund der geschilderten tat- 
sächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse abgelehnt 
wird. Im Gegensatz zu dem Antragsteller muss 
der Innungsvorstand sogar dem Herrn Polizei- 


273 


präsidenten das Recht absprechen, derartige 
Verfügungen zu treffen, wenn nicht ausser- 
gewöhnlich schwerwiegende volkswirtschaftliche 
Gründe ihn dazu zwingen, und auch nur dann, 
wenn die Innung als behördlich zuständige 
Berufsorganisation sich damit einverstanden er- 
klärt, damit auch die Eigenart des Berufes hin- 
reichend berücksichtigt wird. 


Der Vorstand der Photographen-Innung 
(Zwangsinnung) zu Berlin. 


gez. Lorenz Tiedemann, ı. Vorsitzender. 
gez. Hugo Kammer, ı. Schriftführef. 


43. 


An die deutsehen Kollegen in der Tseheeho-Slowakeil 


Anlässlich unserer Tagung am ı. August in 
Karlsbad wurde einmütig der „Reichsverband 
der deutschen Photographen im tschecho-slowa- 
kischen Staat“ gegründet. 


Dieser Verband soll vornehmlich die beruf- 
lichen Forderungen und die wirtschaftlichen 
Interessen unseres Standes in geeigneter Weise 
vertreten, den Gemeinsinn in unseren Reiben 
wecken, das Standesgefühl heben und das Be- 
rufsinteresse in allen Belangen fördern. Er soll 
ein Schutzwall sein gegen alle unlauteren An- 
stürme auf unseren Beruf und jene ÖOrgani- 
sation darstellen, in der alle deutschen Fach- 
genossen ausnahmslos vereint sind. 


Ueber die Notwendigkeit dieses Verbandes, 
dem alle deutschen Kollegen dieses Staates, ob 
in Böhmen, Mähren, Schlesien oder in der Slo- 
wakci ansässig, angehören müssen, zu schreiben, 
würde den Rahmen dieses Aufrufes weit über- 
schreiten und hiesse nur Eulen nach Athen 


tragen, weil ja jeder einzelne Berufsgenosse ° 
von dessen Wichtigkeit überzeugt sein muss. 
Um nun rasch alle deutschen Kollegen in 
diesem, unserem Berufe so wichtigen Verbande 
zu sammeln, bitte ich alle recht herzlichst, 
raschest ihre Beitrittserklärung zum Reichs- 
verband an mich gelangen zu lassen. Der Ein- 
fachheit halber würde sich empfehlen, wenn ein 
Kollege jeden Ortes alle dort ansässigen Be- 


' rufsgenossen auf einer Liste unterschreiben 


liesse und dieselbe dann einsenden würde. 
Nach Neujahr wird in eine zentral gelegene 
Stadt der Reichsverbandstag einberufen werden, 
um über alle schwebenden Fragen zu beraten. 
Heute ersuche ich die geehrten Kollegen, eine, 
wenn auch kleine Spende als Gründungsfonds 
aufgeben zu wollen, um so jetzt schon mit zu 
helfen beim Aufbau zum Wohle unseres Berufes! 


Marienbad, im August ıgaı. 
Der Präsident: Ernst Eckert. 


— {te 


An die Kollegen im Deutschen Reichel 


Bei der allgemeinen Tagung der deutschen 
Photographen der Tschecho-Slowakei am ı.August 
in Karlsbad wurde einmütig der „Reichsverband 
der deutschen Photographen im tschecho-slowa- 
kischen Staat“ gegründet. Als Präsident dieser 
Organisation, welche alle deutschen Kollegen 
der Republik umfassen soll, gestatte ich mir, 
die uns zugekommenen Glückwünsche und Grüsse 
auf das herzlichste zu erwidern, und danke 
insbesondere der verehrlichen Schriftleitung von 
„Das Atelier des Photographen“ für die uns 
in Heft 7 gewidmeten Zeilen. 

Ebenso sage ich treudeutschen Dank dem 
Vorsitzenden des Central- Verbandes Deutscher 
Photographen-Vereine und -Innungen und des 
Sächsischen Photographen -Bundes, Herrn 
R. Schlegel, sowie Kollegen Stadelmann- 





Leonberg (Württemberg) für die in der „Photo- 
graphischen Chronik“ Nr. 28 an uns gerichteten 
anerkennenden und erhebenden Worte. 

Losgerissen von dem grossen deutschen 
Mutterlande, verbinden uns doch die innigsten 
und unzertrennbaren Bande der Kultur und des 
Geistes. Diese heiligsten idealen Güter kann 
selbst der mächtigste Siegerwahn nicht in Grenz- 
pfäble zwingen, sondern müssen sich entifachen 
zur lodernden und heissen Flamme der ‚Liebe 
zu unserem angestammten Gesamtvolke. 

In diesem Sinne, Brüder, wollet ihr unsere 
Grüsse, die ich euch bringe, weıten. 

Marienbad, im August 1921. 

Ernst Eckert, 

Präsident des Reichsverbandes der deutschen 
Photographen im tschecho-slowakischen Staat. 


— Ip — 


* 


34 


274 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Centrai-Verbandstag Frankfurt a. M. 1921. 


(Fortsetzung.) 


Am Donnerstag, den 28. Juli, 9 Uhr 35 Minuten, er- 
öffnet der Vorsitzende die Verhandlungen und erteilt 
Herrn Dr. Schuster vom Handwerksamt Frankfurt 
das Wort zu seinem Vortrage über die kommende 
reichsgesetzliche Organisation von Handwerk und Ge- 
werbe. 

Herr Dr. Schuster entledigt sich seiner Aufgabe 
in sehr geschickter Weise. Ohne auf die Einzelheiten 
des Gesetzentwurfs einzugehen, arbeitet er die grossen 
. Gesichtspunkte heraus. Er begrüsst die vorgesehene 
fachliche Pflichtorganisation; eine gleiche Pflicht 
zur zwischenberuflichen Organisation, die von den 
Handwerkerbünden angestrebt wird, kann er nicht an- 
erkennen. Die Unterstellung der Innungen unter die 
Aufsicht der Handwerkskammer wird vom Redner als 
Fortschritt gegenüber dem jetzigen Zustaude emp- 
funden. Der Gesetzentwurf gibt der Organisation das 
Recht, Richtpreise aufzustellen (ein selbstverständliches 
Recht! Die Schriftl.), aber nicht das Recht, die Ein- 
haltung der Richtpreise zu erzwingen. Der Redner 
glaubt zwar, dass durch die persönliche Einwirkung 
die Preisunterbietung vermieden werden wird. 

In der Aussprache stellte Herr Arnold die alten 
Forderungen der Innungen auf: Beseitigung des $ ıooq 
also die Uebertragung des Rechts auf die Organi- 
sationen, Preise festsetzen zu dürfen. Zum mindesten 
müsse aber das Recht gefordert werden, das Veröffent- 
lichen von Schleuderpreisen zu verbieten. Ebenso 
müssten Handhaben gegen die Gratiszugaben ge- 
geben werden. Die Forderung des Photographen- 
gewerbes, dass auch juristische Personen (G. m. b. H.) 
organisationspflichtig seien, ist durch den Gesetzent- 
wurf erfüllt. 

Der Antrag Scheithauer über die Pfuscharbeit 
kommt gleichfalls zur Aussprache. Alle Anwesenden 
sind der gleichen Ueberzeugung, dass hier mit allen 
Mitteln vorgegangen werden müsse. 

Herr König-Halle wandte sich gegen die voll- 
ständige Bureaukratisiertung der Handwerkskammern, 
die nach dem Gesetzentwurf Staatsbehörden werden 
und ihren Charakter als Interessenvertretung des Hand- 
werks verlieren. Ein Beschluss zu diesem Punkte der 
Tagesordnung wird nicht gefasst. 


Ein Vertreter der technischen Nothilfe er- 
läutert kurz Wesen und Zweck dieser Organisation. 
Da es sehr wichtig sei, Vorgänge beim Einsetzen der 
technischen Nothilfe im Bilde festzuhalten, bittet er 
die Photographenschaft, sich der Nothilfe zur Ver- 
fügung zu stellen. Die Vergütung erfolgt zu den 
tarifmässigen Sätzen. Die Meldung als Nothelfer sei 
notwendig, da nur diese durch die Postenkette hin- 
durchgelassen würden. 

Nunmehr wird in der Wahl, die am Abend vorher 
nicht zu Ende geführt werden konnte, fortgefahren. 

Bei der Vorstandsratswahl wird gleichfalls 
Zettelwahl gewünscht. Zur Aussprache kommen die 
Anträge des Herrn Scheithauer, nach denen Vor- 


standsratsmitglieder Vorsitzende von Verbänden oder 
Innungen sein müssen, um an Kosten zu. sparen. 
Herr Mend erhebt Einspruch, dass die Anträge Hildes- 
heim III nicht jetzt erledigt würden. Der Vorsitzende 
erwidert, dass es sich bei diesen Anträgen um Satzungs- 
änderungen handelt, die Wahlen dieses Mal aber noch 
nach den alten Satzungen zu erfolgen hätte. 

Herr Mader wünscht gleichfalls eine andere 
Kostenverteilung und macht den Vorschlag, die Reise- 
kosten der Delegierten auf die Verbandskasse zu über- 
nehmen. Eine flüchtige Berechnung zeigt jedoch, dass 
das für die Verbandskasse eine Unmöglichkeit ist. 

Herr Klaiber bittet, von seiner Wiederwahl Ab- 
stand zu nehmen. Die Auszählung der Stimmzettel 


. ergibt folgende Stimmzahlen: Arnold 150, Stiegler I4T, 


Herr 103, Zehr 134, Stadelmann ııı, Cornand ııo, 
Papesch 83, Blum 81, Mend 69. 

Gewählt ist somit der alte Vorstandsrat; für Herrn 
Klaiber ist Herr Papesch gewählt. 

Der Vorsitzende spricht Herrn Klaiber den Dank 
des Verbandes für seine Tätigkeit aus; dieser stellt den 
Antrag, für das besetzte Gebiet, das nach der Wahl 
keinen Vertreter habe, Herrn Blum-Kölin zu wählen. 
Dem wird einstimmig zugestimmt, so dass der Vor- 
standsrat jetzt aus neun Herren besteht. 

Die Tagegelder werden für das laufende Jahr auf 
ıoo Mk. festgesetzt; der Vorstand hat 75 Mk. bean- 
tragt. 

7. Beiträge. Diese werden in der bisherigen 
Höhe auch für das neue Geschäftsjahr beschlossen. 


Il. Anträge Herr Arnold begründet seinen 


Antrag: 

Alle Vereinigungen sind verpflichtet, 4 Wochen 
nach Genehmigung des alljährlichen Haushaltplanes 
und Kassenberichtes eine Abschrift an die Geschäfts- 
stelle des C. V. zu senden. Der Schatzmeister ver- 
anlagt nach Massgabe der im Kassenbericht an- 
gegebenen Mitgliederzahl die Beitragsleistung. Wird 
innerhalb 4 Wochen kein begründeter Einspruch er- 
hoben, oder keine Zahlung geleistet, zieht der Schatz- 
meister die Beiträge durch Nachnahme ein. Bei 
freien Vereinigungen findet die Veranlagung bei 
solchen Mitgliedern keine Anwendung, deren Mit- 
gliederbeiträge durch eine Innung gezahlt werden, 
Ergibt sich aus dem Bericht des Jahres ein Plus oder 
Minus für den Verband, muss die Differenz nach- 
gezahlt oder rückvergütet werden. 

Der C. V. möge sein Geschäftsjahr am ı. April 
beginnen und mit dem 31. März beschliessen. 

Zahlungstermine sollen der ı. Juni und der 
1. Dezember jeden Jahres sein. 


Der Antrag will mehr Ordnung und Festigkeit in 
die Beitragspflicht der Innungen bringen, damit der 
Schatzmeister mit bestimmten Summen rechnen kann. 

Auch die Herren Halfpape und ‚Blum be.- 
gründen ihre Anträge, die sinngemäss Ir gleiche 
wollen wie der Antrag Arnold. Herr Halfpape 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


jegt noch Muster eines praktischen Kassenbuches für 
Innungen vor, die er empfiehlt. 

Herr Papesch sieht in dem Antrag Arnold die 
Unterstellung der Kassengeschäfte der Innungen unter 
die Kontrolle des Schatzmeisters des Verbandes. Er 
erkennt aber an, dıss der Antrag notwendig ist zur 
straffen Durchführung der Beitragszahlung. Herr 
Blum tritt gleichfalls für den Antrag ein. Herr 
Tiedemann wendet sich dagegen und bestreitet dem 
Verbande das Recht, eine Kontrolle über die Kassen 
der Innung auszuüben. Er glaubt, dass diese Kontrolle 
nicht notwendig wäre, da wohl kein Vorstand falsche 
Zahlen angeben würde. In der weiteren Aussprache 
wendet sich nur Herr Axtmann-Plauen gegen den 
Antrag Arnold, während die anderen Redner- zu- 
stimmen. Herr Halfpape zieht seinen Antrag zu- 
gunsten des Antrages Arnold zurück. Der Antrag 
Arnold wird gegen drei Stimmen angenommen. 

Zur Geschäftsordnung wird noch bestimmt, dass 
das Geschäftsjahr des Verbandes am ı. April beginnen 
soll. Als Zahlungstermin für die Beiträge werden der 
I. Juni und ı. Dezember bestimmt. 

In der Aussprache über die Beitragspflicht des 
Süddeutschen Photographen - Vereins wird festgestellt, 
dass für die Mitglieder, die bereits durch eine andere 
Vereinigung ihren Beitrag zum C. V. gezahlt haben, 
nicht nochmals der Beitrag gezahlt zu werden braucht. 

Der Schatzmeister, Herr Sander, gibt bekannt, 
dass der Nordwestdeutsche Photographen-Bund eine 
Sammlung für einen Grundstock für ein Altersheim 
veraustaltet habe und ihm die Summe von 3335 Mk. 
übergeben worden ist. Ferner seien von der gleichen 
Vereinigung für die Ausstellung 2000 Mk. gezeichnet. 

Zu dem Altersheim werden noch gezeichnet: Von 
den Vertretern Sachsens 250 Mk., Götz-Breslau 20 Mk., 
Verein Kassel Ioo Mk., Merk-Hannover Ioo Mk., so 
dass sich der Grundstock auf 3805 Mk. erhöht. 


Die Herren Professor Krauth und Freitag be- 
richten über die Prüfung der Sterbekasse. Die bean- 
tragte Entlastung wird erteilt. 


14. Einkaufsgenossenschaften. Die Anträge 
Hildesheim (V u. VI) werden von Herrn Meud be- 
gründet: 

V. Der C. V. muss es als allerhöchste Pflicht an- 
sehen, den Genossenschaftswesen iin Berufe die Wege 
zu ebnen durch Druck auf Fabrikanten und Händler 
und Herbeiführung gesetzlicher Massnahmen. 


VI. Die Gründung eines Einkaufsvereins ist voll- 
ständig zu verwerfen. 


Der Antrag, die Einkaufsvereine zu verwerfen, sei 
gestellt worden, weil Herr Arnold mitgeteilt habe, 
dass er etwas Gleichartiges für die Einkaufsgenossen- 
schaften gefunden habe. Bei den Verhandlungen mit 
dem Ministerium wurde von der Fabrikantenseite der 
Einwurf gemacht, dass nur eine Kommission zum 
Studium der Frage gewählt sei, der Verbandstag 
Breslau aber die Gründung von Einkaufsgenossenschaften 
abgelehnt habe. Der Verband als solcher solle auch 
gar keine Einkaufsgenossenschaft gründen, er soll aber 


275 


! 


die Genossenschaften den Behörden gegenüber unter- 
stützen. 

Ueber die Tätigkeit der Kommission berichtet 
Herr Mend: Eine Eingabe gleich nach der C. V.- 
Tagung in Erfurt hätte keinen Erfolg. Mit Unter- 
stützung des Genossenschaftsverbandes wurde eine 
neue Eingabe an das Reichswirtschaftsministerium ge- 
macht, worauf eine Sitzung im Ministerium einberufen 
wurde. Diese fand am g. November 1920 statt. Zu- 
nächst konnte er mit dem Referenten für das Genossen- 
schaftswesen, alsdann mit dem Bevollmächtigten der 
Aussenhandelsstelle für Chemie, einem Beamten der 
Abteilung für gewerbliche Fragen und dem juristischen 
Beirat im Ministerium verhandeln. Nachmittags fand 
eine Besprechung unter Hinzuziehung von Direktor 
Korthaus vom Genossenschaftsverbande und Herrn 
Hansen als Vertreter der Fabrikanten statt. Ein 
Vertreter der Häudler war nicht erschienen. 

Vormittags wurde die Zusage gegeben, für die Ge- 
nossenschaften Auslandsware freizugeben und durch 
verminderte Zuteilung von Kohle auf die deutsche 
Industrie einen Druck auszuüben. 

Von Herrn Hansen wurde darauf hingewiesen, 
dass der C, V. nicht geschlossen hinter dem Genossen- 
schaftsgedanken stehe. Er versprach, die Angelegen- 
heit unter Bezugnahme auf die Aussprache seinem 
Verbande zu unterbreiten und dem Ministerium Ant- 
wort zu geben. 

Diese Antwort blieb aus. Auf Erinnerung teilte 
der Fabrikantenverband am 27. Januar mit, dass die 
Sache in der Vorstands- und Ausschusssitzung vom 
26. Januar zur Aussprache gebracht wurde, jedoch 
konnte eine grundsätzliche Entscheidung nicht gefällt 
werden. Diese sollte der Mitgliederversammlung über- 
lassen bleiben. 

Auf ein Schreiben vom 22. Februar erfolgte keine 
Antwort, und auf einen persönlichen Brief vom 8. Mai 
an Herrn Hansen teilte dieser mit, dass sich Herr 
Schlegel gleichfalls an den Fabrikantenverband 
gewandt habe. Diesem sei mitgeteilt, dass am 23. Sep- 
tember die Mitgliederversammlung stattfände Da 
Herr Schlegel nunmehr die Sache wieder selbst in 
die Hand genommen habe, habe er am ı5. Mai den 
Vorsitz in dem Ausschusse niedergelegt, weil er der 
Ansicht sei, dass diese Sache nur von eiuer Stelle aus 
zu leiten sei. Bei Annahme der von ihm vorgelegten 
Entschliessung sei er jedoch bereit, weiterzuarbeiten. 

Die Entschliessung lautet: 


Der Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen, zur Zeit tagend in Frank- 
furt a. M., missbilligt das geringschätzige Verhalten 
der Fabrikanten photographischer Artikel und ver- 
langt entschieden, dass den in unserem Berufe ge- 
gründeten und noch zu gründenden Einkaufs- 
genossenschaften endlich die Anerkennung als 
Händler zuteil wird, und die Boykottierung von 
Händlern, welche schon jetzt die Einkaufsgenossen- 
schaften beliefern möchten, eingestellt wird. 

Herr Grainer berichtet, dass auch in München 
eine Genossenschaft im November 1920 entstanden sei, 


“es > 


USE PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





die heute rund Ioo Mitglieder zähle. Die Verkaufs- 
preise seien die gleichen wie bei den Händlern, der 
Gewinn läge im Anteil, auf den Auszahlungen statt- 
fänden. In einer von dem Redner verlesenen Erklärung 
wird ausgeführt, dass die Einkaufsgenossenschaften ein 
erfolgreiches Gegenmittel gegen die Truste bilden. Es 
wäre zu bedauern, dass in einer Zeit, wo sich alles zu- 
sammenschliesst, der Genossenschaftsbewegung von 
seiten des C. V. sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt 
würde. Mit Rücksicht auf das neue Handwerkergesetz 
halte er jedoch eine Stellungnahme für überflüssig. 

Herr Arnold führt aus, dass er keinen Einkaufs- 
verein gegründet habe. Es sei mit einer Firma ein 
Abkommen getroffen, dass diese allen Mitgliedern die 
Waren zu besonders billigen Preisen liefert und eine 
Umsatzprämie gewährt. Auf diese Weise würden die 
gleichen Vorteile erzielt, wie sie eine. Genossenschaft 
bieten könne, 

Herr Stadelmann weist darauf hin, dass die 
Förderung des Genossenschaftswesens eine Aufgabe 
der Innungen sei. Auch in Darmstadt habe man eine 
Genossenschaft gegründet. Der Antrag Hildesheim 
sei zu unterstützen. 

Herr Sander warnt vor der Gründung von Ge- 
nossenschaften, da in der jetzigen Zeit Rückschläge 
nicht zu vermeiden seien. „Als Beispiel führt er die 
Gastwirtsgenossenschaft Leipzig an, die mit grossen 
Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Eine Genossen- 
schaft könne nur gegen Barzahlung verkaufen, so dass 
den wirtschaftlich Schwachen nicht geholfen werden 
könne. 

Herr Zehr hält trotz aller Schwierigkeiten an 
dem Genossenschaftsgedanken fest. Sie müssten nur 


den Bedürfnissen des Berufes angepasst werden. Sie 


seien notwendig zur Weckung des kaufmännischen 
Geistes unter den Mitgliedern. 


Herr Götz spricht Herrn Mend seinen Dank für 
die geleistete Arbeit aus. 


Herr Tiedemann will den Genosseuschafts- 
gedanken durch den C,V. mit allen Kräften unter- 
stützt sehen. Im übrigen müsse es den Innungen 
überlassen bleiben, Genossenschaften zu gründen oder 
nicht. Er wünscht, den Vorstandsrat mit der Ver- 
folgung der Sache zu betrauen unter Heranziehung 
der Kollegen, die Erfahrung hätten. 


Herr Junior warut die Genossenschaften vor dem 
Einkauf. In einem Falle seien für 47000 Mk. Platten 
gekauft, die den Anspıüchen nicht genügt hätten. Die 
Folge sei eine Reibe von Prozessen. Es wird Schluss 
der Aussprache angenommen, jedoch sollen die vor- 
gemerkten Redner noch sprechen. | 


Herr Papesch weist darauf hin, dass vor 2 Jahren 
die Zeiten günstiger waren, weil damals die Photo- 
graphen wirtschaftlich frei dastanden. 


Herr Mend führt in dem Schlusswort aus, dass 
dem von Herrn Sander gegebenen Beispiele zahl- 
reiche Gegenbeispiele gegenübergestellt werden könnten. 
So hätte es die Glasergenossenschaft in Berlin dahin 
gebracht, dass vor Preisänderungen des Rohglases die 
Genossenschaft erst befragt würde, die damit einen 
massgebenden Einfluss auf die Preisbildung erlangt 
hätte. Von den Photohändlern sei bis heute noch keine 
Erklärung darüber abgegeben worden, ob sie die Ge- 
nossenschaften beliefern wollten oder nicht. Er bittet, 
die Resolution anzunehmen und weiterzuarbeiten. 

Die Entschliessung Mend wird einstimmig an- 
genommen. (Fortsetzung folgt.) 


een ao 2 de wm, 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung:) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographen - Zwangsinnung 
für den Freistaat Braunsehweig. 


Am Dienstag, den 20. September, nachmittags 
3 Uhr, findet uusere 
ı2. ordentliche Innungsversammlung 
in Helmstedt, „Schützenbof“, Langer Steinweg IQ, 
statt. 


Die werten Innungsmitglieder werden hierdurch, 
unter Hinweis auf $22 uuserer Satzungen, dazu ein- 


(Innungsbeschluss vom ı2. April). 


geladen. 
Tagesordnung: 
ı. Eröffnung der Sitzung. Verlesen der Entschul- 
digungen. 
‚ Verlesen der Niederschrift voriger Sitzung. 
. Hausbaltplan für 1922. 
Revision der Richtpreise. 
Erhöhung der Gebühren für Gehilfen und Lehrlinge, 


nawn 


6. Erhöhung der Strafgelder, den Beiträgen ent- 
sprechend. 

7. Einziehen der Beiträge. — Reiseentschädigung. 

8. Verschiedenes. 

Nach 8 22 unserer Satzungen ist jedes Mitglied 
verpflichtet, rechtzeitig zur Versammlung zu erscheinens 
Begründete Extschuldigungen sind vor der Sitzung 
beim Obermeister schriftlich geltend zu machen. 

Etwaige Anträge zur Tagesordnung sind spätesten. 
48 Stunden vor Beginn der Versammlung dem Ober- 
meister einzureichen. 

Wir weisen zum Schlusse nochmals darauf hin, 
dass die Versammlung in Helmstedt stattfindet. 
Abfahrt für die Braunschweiger 1,15 Uhr mittags vom 
Hauptbahnhof, Rückfahrt 8,41 Uhr abends. 


Max Hoffmann, Obermeister, Wilhelmstrasse 88. 
Jos. Raab, Schriftführer. 


211 





Photographen - Zwangsinnung 


Sitz: 


Einladung zur Innungsversammlung 
amı Montag, den 5. September, nachmittags 
4 Uhr, im „Hotel Korn“, Saarbrücken 3, 
Bahnhofstrasse, 


für das Saargebiet. Saarbrücken. 


Tagesordnung. 
ı. Verlesen und Genehmigung des letzten Protokolls. 
2. Anschluss an den Saarhandwerkerbund. (Referent: 
Herr Violet.) 
3. Bericht über die Central- Verbandstagung und Bei- 
tritt zum Central-Verband. 
. Sonutagsruhe. 
. Lehrlingsfrage. 
. Verschiedenes, Anfragen usw. 


au» 


Es wird um vollzähliges Erscheinen gebeten. 


Der Schriftführer: 
E. Faes. 


Der Obermeister: 


F. Gollas. 
I It 


Photographen -Zwangsinnung Halle a.S. 
Sitz: Halle a. S. 
Protokollauszug aus der Jahresversammlung 
am 12. Juli im „Stadtschützenhaus“ mit Ausstellung, 

Anwesend: 48 Mitglieder. ıo Gäste. 


Der stellvertretende Obermeister, Herr Möller, 
eröffnet 9 Uhr 25 Minuten vormittags die ordnungs- 
gemäss einberufene Sitzung. Nach Begrüssung der 
Anwesenden wird die Amtsniederlegung des Obermeisters 
Kollegen Bethmann nebst ärztlichem Attest verlesen. 
Unter Hinweis auf die grosse Aufopferung und geleisteten 
Dienste wird dem Obermeister, den man ungern 
scheiden sieht, der Dank der Innung ausgesprochen. 
Die Niederschrift der letzten Sitzung wird verlesen 
und genehmigt. Entschuldigungen waren reichlich ein- 
gegangen, die meisten entsprechen nicht den Satzungen 
und werden diese der Strafe unterliegen. Eingänge 
werden kurz besprochen. Vom Reichsarbeitsministerium 
lag die Verbindlichkeitserklärung des Tarifvertrages 
über den ganzen Innungsbezirk vor. Der I. Schrift- 
führer, Kollege Wachenfeld, hält den Jahresbericht, 
Kollege Hein den Kassenbericht; geprüft wurde die 
Kasse von den Kollegen Nacher und Schröder. Die 
Versammlung dankt dem Kassierer für die gute 
Führung und wird ihm Entlastung erteilt. Der Haus- 
haltplan wird verlesen und in seiner Form angenommen. 
Anträge: Dem Obermeister für das kommende Jahr 
als Entschädigung 400 Mk., dem Kassierer sowie 
I. Schriftführer je 200 Mk. zu zahlen, stimmt die Ver- 
sammlung zu; Strafe für Fehlen in den Bezirksver- 
sammluugen wird einstimmig mit 5 Mk. angenommen. 

Die Wahlen hatten folgendes Ergebnis: Kollege 
Wachenfeld einstimmig durch Zuruf zum Obermeister 
auf ı Jahr; Kollege Möller bleibt II. Obermeister. 
Au Stelle des Kollegen Wachenfeld als I. Schrift- 
führer Kollege Schröder; II. Schriftführer bleibt 
Unterzeichneter. Für den ausscheidenden Kassierer 
wird Kollege Spiess gewählt. Die bisherigen Bei- 
sitzer: Kollegen Heinrich, Schindler und Lucke, 


werden ebenfalls wiedergewählt, sämtliche Kollegen 
nehmen die Wahl an. 

Antrag des Kollegen Hippe, den Kreis Merse- 
burg- Querfurt Halle anzuschliessen. Da sich kein Ob- 
mann findet, wird lange verhandelt; erst als Kollege 
Arndt sich bereit erklärt, das Amt anzunehmen, geht 
der Antrag des Kollegen Hippe zurück. 

Die Tagesordnung der Frankfurter Sitzung des 
C, V. wird verlesen und einiges besprochen, dann schliesst 
um ı2 Uhr Kollege Wachenfeld die Sitzung. An- 
schliessend fand die Besichtigung der wirklich gut 
beschickten Ausstellung statt. Kollege Strauch über- 
nahm die Kritik und fand den vollen Beifall der An- 
wesenden. Die Boehmwerke: hatten die „Ateliersonne“ 
ausgestellt, welche von Kollege Wachenfeld vor- 
geführt und Interessenten alles Nähere erläutert wurde. 

Nach gemeinsamer Mittagstafel fanden sich die 
Teilnehmer zu einer Wasserfahrt auf der Saale zu- 
sammen, um in der „Saalschlossbrauerei“ noch einige 
gemütliche Stunden zu verbringen; ein Teil zog sogar 
noch zum Abendkonzert nach der Peissnitz und 
trennte sich erst nach ıo Uhr. Bei diesem Zusammen- 
sein konnte die erfreuliche Tatsache festgestellt werden, 
dass die Kolleginnen wie Kollegen, namentlich aber 
unsere erschienenen Frauen, sich in der Innung auch 
einmal ganz wohl fühlen können. 


GC, Wachenfeld, 
Obermeister. 


Oskar Molsberger, 
IL Schriftführer. 


Die Mitglieder werden gebeten, die rückständigen 
wie fälligen Beiträge und Strafen auf Postscheck- 
konto 105872, Postscheckamt Leipzig, einzuzahlen. 
Der Kassierer wird in nächster Zeit die nicht ein- 
gegangenen Beiträge zwangsweise einziehen. 


C. Wachenfeld, Obermeister. 
—ent— 
Photographen - Zwanginnung 


für die Stadtkreise Buer und Reekling- 
hausen und den Landkreis Reckling- 


hausen. 
Die am ı8. Juli, nachmittags 5%, Uhr, im 
„Rathause“ stattgefundene dritte Quartalsversamm- 


lung wurde um 6°/, Uhr durch den Obermeister 
Schönebeck unter Begrüssung der erschienenen Kol- 
legen eröffnet und geleitet. Auf Antrag des Ober- 
meisters wurde Punkt 2, Geschäftsbericht des Innungs- 
ausschusses, Punkt 3, Rückgabe der Anträge für die 
Handwerker- und Unterstützungskrankenkasse und 
Punkt ıo, Vereinigte Innungsausschüsse, zurück gesetzt. 
Sodann wurde zur Tagesordnung geschritten. Das 
letzte Protokoll wurde verlesen und genehmigt. Einige 
nicht wesentliche Zusätze wurden beantragt. Betreffs 
des Eisenbahnassistenten Schemberg- Recklinghauser, 
der photographische Arbeiten im Nebenberuf ausgeführt 
hat, wurde gewünscht, nochmals sich in dieser An- 
gelegenheit an die Eisenbahndirektion zu wenden und 
besonders darauf hinzuweisen, dass der Beamte für 
seine Bilder höhere Preise gefordert habe, als sie 





unter den selbständigen Fachleuten üblich sind bzw. 
gefordert werden. Dadurch werden die Einwendungen 
der Eisenbahndirektion widerlegt. Im Stadtkreise Bot- 
trop sollen noch einige Photographen sitzen, die das 


Gewerbe im Hauptberuf ausüben, aber nicht Mit- 
glied der Innung sind. Dieserhalb werden Ermitt- 
lungen bei der Gewerbesteuerbehörde in Bottrop an- 
gestellt, um die genauen Adressen dieser Personen 
festzustellen. Auf Vorschlag des Obermeisters wurde 
beschlossen, die Innungsbeiträge vierteljährlich, und 
zwar 14 Tage nach jeweilig stattgefundener Quartals- 
versammlung, einzuziehen bzw. per Nachnahme zu er- 
heben. Die Beitragszahlungen sollen aber möglichst 
in den Versammlungen vorgenommen werden. Punkt 5, 
Argelegenlieiten und Anträge für die Verbandstagung 
am 27. und 29 Juli. Da sich im Augenblick keiner 
bereit finden konnte, an der Tagung in Frankfurt teil- 
zunehmen, bleibt es dem Vorstand überlassen, einen 
Kollegen hierfür zu bestimmen. Der Obermeister ver- 
las die einzelnen Anträge der Innungen, die im Rund- 
schreiben des Central-Verbandes Deutscher Photo- 
graphen-Vereine und Innungen niedergelegt waren. 
Zunächst wurde zu dem Pünkt des Reichsverbandes 
des deutschen Handwerks betr. Leistung eines Gesamt- 
beitrages von I20o Mk. durch den C. V. Stellung ge- 
nommen. Einwendungen gegen die Abführung einer 
Summe an den Reichsverband des deutschen Hand- 
werks wurden nicht erhoben. Man war im Prinzip 
für die Zahlung des Beitrages. Da der Punkt 5 noch 
zu lange Zeit zur Verhandlung in Anspruch nahm, 
wurde dem Syndikus des Mittelstandshauses gestattet, 
Punkt 6 vorwegzunehmen, da ersterer über diesen 
Punkt das Referat hatte. Es handelte sich um den 
Antıag bei der Kammer zum neuen Gesetz, dass 
Schleuderpreise nicht veröffentlicht werden dürfen, 
Redner bemerkte zu diesem Punkt, dass an eine Auf- 
nahme im Gewerbegesetz wohl kaum zu denken sei, 
da dem Gewerbe wegen Preisschleudereien usw. durch 
ein Spezialgesetz Schutz gegeben sei. Das Gesetz un- 
lauterer Wettbewerb sei speziell zum Schutz gegen 
Preisschleuderei, unlautere Reklame usw. geschaffen. 
Er erging sich dann noch in längeren Ausführungen, 
die eine lebhafte Diskussion nach sich zogen. Da all- 
gemein die Ansicht herrschte, dass man bisher von 
dem Schutz des Spezialgesetzes wenig gehört habe, 
wurde beschlossen, folgende Anträge an den C. V. zu 
stellen: Der Verband wolle beschliessen, Schritte zu 
unternehmen, dass bei der Umgestaltung der neuen 
Gesetzgebung in der Gewerbeordnung dem Handwerk 
Schutz gegen Preisschleuderei und unlautere Reklame 
gegeben wird. Das Spezialgesetz „unlauterer Wettbewerb“ 
habe bisher sehr wenig in Anwendung gebracht werden 
können. Anschliessend daran führte Herr Syndikus 
Dr. Grosse-Boymann ein kurzes Referat über das 
Steuerwesen, insbesondere Umsatzsteuer und hob ganz 
besonders die Vorteile des genossenschaftlichen Ein- 
kaufs hervor. An Hand einiger Beispiele gab er zu 
erkennen, wie gewa'tig durch die Umsatzsteuer die 
Warenpreise in die Höhe getrieben werden. Er er- 
rechnete, dass verschiedene Artikel sich bis zur Abgabe 


an den Konsumenten um etwa 25—270/o durch den 
Zwischenhandel erhöhten. Eine Erhöhung der Umsatz- 
steuer im nächsten Steuerjahre sei bestimmt zu erwarten, 
Diese würde sich wahrscheinlich um 30% steigern. 
Seitens der Mittelstandsorganisation konnte wenigstens 
erreicht werden, dass.eine Reformierung der Umsatz- 
steuer erfolgen soll. Sodann wurde Punkt 6 weiter 
verhandelt und folgende Anträge an den C. V. gestellt: 
Der Verband wolle beschliessen, dass eine Erhöhung 
der Gewerbesteuer für das Photographengewerbe mit 
Rücksicht auf die Eigenart des Gewerbes nicht in 
Frage kommt. Das Photographengewerbe leidet ohne- 
hin schon durch die gewaltigen Steuerlasten. Das 
Publikum hat unter den heutigen Verhältnissen nicht 
mehr das starke Bedürfnis, sich den Luxus des Photo- 
graphierens zu gestatten, und wenn nun die Artikel 
durch neue Steuern noch erhöht werden, so wird da- 
durch die Existenz des Photographengewerbes erst 
recht untergraben. Punkt 7, Antrag des Kollegen 
Ahron bezüglich Lieferung des „Photographen “. 
Seitens des Obermeisters wurde die Mitteilung gemacht, 
dass festgestellt worden sei, dass jedem, der photo- 
graphierte, oder Interesse an der „Photogr. Chronik“ 
habe, diese auch ohne weiteres zugestellt bekäme. 
Folgender Antrag wurde beschlossen, an den Verband 
zu richten: „Der Verband wolle auf der am 27.— 29. Juli 
stattfindenden Tagung beschliessen, Schritte zu nnter- 
nchmen, dass die ,Photogr. Chronik‘ nur dem Fach- 
mann bzw. dem selbständig gewerbetreibenden Fach- 
mann zugestellt wird.“ Punkt 8, neue Preise. Die 
vom Kollegen Röttger provisorisch aufkalkulierten 
Preise wurden von ihm bekauntgegeben. Die Preise 
werden jedem Kollegen von der Geschäftsstelle aus in 
einem Verzeichnis zugestellt. Zu Punkt 9, Stellung- 
nahme zu den einzelnen Fragen der Mitglieder, nahm 
der Obermeister das Wort und bemerkte, dass mehrere 
schriftliche Anfragen an den Vorstand gerichtet seien 
und dann von ihm verlesen wurden. Auf die nächste 
Tagesordnung ist zu setzen: Erhebung eines Betrages 
von Firmen für Ausstellungen. Ferner Aufstellung 
von Richtlinien für die Meisterprüfung. Schluss der 
Sitzung: Iı Uhr. E. Schönbeck, Obermeister. 


ne 


Scehleswig-Holsteiniseher Photographen- 
Verein. 
Niederschrift der Versammlung amı 14. Juni 
in Neumünster, Horns Hotel. 

Der Vorsitzende eröffnet die gut besuchte Ver- 
sammlung Io°/, Uhr und bittet die anwesenden Kol- 
legen, das Andenken des verstorbenen Mitgliedes, 
Herrn Autzen-Flensburg, durch Erheben von den 
Sitzen zu ehren. An Stelle des auf seinem Wunsch 
ausscheidenden Schatzmeisterss, Herrn Haltermann- 
Eckernförde, wird Herr Leschen- Rendsburg, jedoch 
in Abwesenheit, gewählte Herr flaltermann über- 
nimmt es, das Amt bis zur Uebernahme durch den 
Nachfolger weiterzuführen. Zu den Kassenprüfern be- 
stimmt die Versammlung die Herren Andresen und 
und Rower; dieselben prüfen die Belege, und erteilt 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


279 





Art Vers..mmlung dem Schatzmeister Entlastung. Als 
Vorsitzender wird Herr Vahlendick-Kellinghusen 
‚einstimmig wiedergewählt. Zur C. V.-Tagung wird 
Herr Stiegler als Delegierter gewählt, und werden 
‚demselben von der Versammlung Vertrauensspesen be- 
willigt. Es erfolgt dann die Vorführung der „Sonne 
‘in der Westentasche“ durch Herrn Braumann-Kiel. 
Herr Rompel-Hamburg hält in seiner bekannten 
meisterhaften Art einen Vortrag über das neue Meyer- 
‚Objektiv „Doppel- Plasmat“ und zeigt damit gefertigte 
Aufnahmen, welche die Verwendbarkeit des Objektivs 
"in bester Weise zeigen. 

| Blums Amerikabilder zirkulieren in der Versamm- 
lung und zeigen Art und Kunst der amerikanischen 
Kollegen. Die Anwesenden sprechen hiermit Herrn 
Blum ihren Dank für seing Bemühungen aus. Die 
'Bromöldrucke derselben Firma sind im Nebenraum 
zur Schau gestellt. 

Die Leonar-Werke lassen durch ihren Vertreter 
-eine Kollektion Bilder vorführen, hergestellt mittels 
Material ihrer Firma, und werden Proben der Fabri- 
‘kate verteilt. 

Der Vorstand wird beauftragt, eine Mindestpreis- 
liste nach Einholung von Preisen aus allen Teilen 
Schleswig-Holsteins zusammenzustellen. Anschliessend 
hieran wird vom Vorsitzenden betont, dass nur ein 
restloser Zusammenschluss aller Kollegen die Gewähr 
bietet, wirtschaftliehe Vorteile zu erringen. 

Die Einführung der vollen Sonntagsruhein unserem 
Fache wird abgelehnt und von der Versammlung be- 
-schlossen, Stellung gegen Einführung derselben zu 
nehmen. 

Die Wahl des nächsten Versammlungsortes wird 
.dem Vorstand überlassen und Rendsburg in Vorschlag 
gebracht. 

Schluss der Versammlung ı!/, Uhr. 


D. Vahlendick, 
I. Vorsitzender. 


Schölermann, 
Protokollführer. 


—INI- 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe in den Stadt- und Landkreisen 
Hannover und Linden. 


Einladung 

:zur Ionungsversammlung am Mittwoch, den 14. Sep- 
tember 1921, abends Punkt 7 Uhr, im Restaurant 

„St. Hubertus“. 

Tagesordnung: 
. Genehmigung der Niederschrift voriger Sitzung. 
. Fach- und Innungsangelegenbheiten. 
3. Bericht des Delegierten über den Central- Ver. 
bandstag. 

4. Verschiedenes. 


DM 


Unter Hinweis auf $ 22 der Satzungen wird um 
pünktliches Erscheinen ersucht. 

Die Mitglieder werden ersucht, die noch rück- 
ständigen Beiträge bis spätestens am Sitzungsabend 
an den Kassenführer, Kollegen W. Schulz, Georg- 
‚strasse 25, abzufübren. Alle Beiträge, die bis dahin 


nicht eingegangen sind, werden zwangsweise durch 
den Magistrat eingezogen und bringen grössere Kosten. 


Der Vorstand. | 
P. Frommelt, Obermeister, Celler Strasse Iga. 
J. Stäglich, Schriftführer, Mehlstrasse 6. 


hs— 


Vereinigung der Fachphotographen 
für den Handwerkskammerbezirk Mann- 
heim, E.V. 

Der am ı. Juli fällige Halbjabresbeitrag von 30 Mk. 
ist von verschiedenen Mitgliedern noch ausständig. 
Falls derselbe bis I. September nicht bezahlt ist, wird 
der Betrag durch Nachnahme erhoben. 


| Der Kassierer. 
Gustav Mech, Heidelberg, Brückenstrasse 9. 


m a ie zum) 


In Karlsbad-Fischern (Tschecho-Slowakai) fand am 
1. August der Allgemeine deutsche .Photo- 
graphentag statt. Der Vorsitzende, Herr Müller, 
Obmann der Reichenberger Fachgenossenschaft, be- 
grüsste die zahlreichen Berufskollegen, welche aus 
allen Teilen der Republik erschienen waren, ins- 
besondere den Vertreter der Handelskammer Eger, 
Herrn Dr. Dörfler, und die Vertreter des tschechischen 
Verbandes aus Prag. Der Verband der reichsdeutschen 
Photographen übermittelte telegraphische Grüsse und 
Glückwünsche. Herr W. Smoll-Komotau referierte 
über Zweck und Ziele der Genossenschaften und be- 
leuchtete eingehendst die Notwendigkeit einer eigenen 
Fachgenossenschaft für den Kammersprengel Eger. 
Die sich anschliessende Wechselrede, an der sich haupt- 
sächlich die Herren aus Saaz und der Referent be- 
teiligten, ergab eine vollständige Einmütigkeit, und 
wurde beschlossen, die notwendigen Schritte zur Grün- 
dung der Genossenschaft unverzüglich vorzunehmen. 
Herr E. Eckert- Marienbad behandelte hierauf in 
einer grossangelegten Rede, welche wiederholt durch 
rauschende Beifallskundgebungen unterbrochen wurde, 
die wirtschaftliche und politische Gliederung des 
deutschen Gewerbes im tschecho -slowakischen Staate 
und besprach eingehendst die Aufgaben des Reichs- 
verbandes. Redner warnte vor jedweder utraquistischen 
Bestrebung, welche die Vertreter der tschechischen 
Photographen anstreben, weil dadurch, wie überall in 
diesem Staate, die deutschen Mitglieder in ihren 
Rechten geknebelt würden. Die Herren Jellinek 
und Camich-Prag vertraten die Ansichten der tschechi- 
schen Photographben und betonten, dass wenn ein 
eigener deutscher Verband zustande komme, sie jeder- 
zeit in wirtschaftlicher Beziehung mit dem deutschen 
Verbande Hand in Hand arbeiten werden. Diese Er- 
klärungen wurden zustimmend zur Kenntnis genommen 
und die Gründung des Reichsverbandes der deutschen 
Photograpben im tschecho-s!owakischen Staate voll- 
Zum Präsidenten dieses Verbandes wurde ein- 
Ernst Eckert- Marienbad gewählt, 
nach längerem Zureden sich bewegen 


zogen. 
mütig Herr 
welcher erst 


280 





liess, diese Stelle anzunehmen. .Gleichzeitig wurde 
beschlossen, ein eigenes Sekretariat zu errichten, und 
werden alle deutschen Photographen in der Tschecho- 
Slowakei aufgefordert, unverzüglich ihren Beitritt zum 
Reichsverband an den Präsidenten schriftlich zu melden. 
Herr A. Iser- Reichenberg behandelte in instruktiver 
und ausführlicher Weise das Thema: „Erziehung und 
Standesfragen.“ Tosender Beifall lohnte den Vortragen- 
den. Mit Dankesworten an die Erschienenen wurde 
um 5 Uhr nachmittags die seit früh tagende Versamm- 
lung geschlossen. In die Umgebung Karlsbads wurden 
gruppenweise Ausflüge unternommen. 


—iintt— 


Kleine Mitteilungen. 

— Unter dem Namen Staatliche Bildstelle ist 
die bisherige Preussische Messbildaustalt in Berlin mit 
einer Neugestaltung ibrer Organisation begriffen. Sie 
hat in der Schinkelschen Bau- 
‚akademie bereits verlassen. Die Anstalt, welche sich 
jahrzehntelang der photographischen Aufnabmen unserer 
Baudenkmäler gewidmet hat, will sich nach einer 
Meldung der „Photogr. Industrie“ nunmehr in den 
Dienst‘ der gesamten Kunstwissenschaft stellen. Als 
nächste Aufgabe wird die Bildstelle einen Nachweis 
und Gesamtkatalog der kunstwissenschaftlichen Photo- 
graphie schaffen; sie hat sich daher, um ihre geschäft- 
liche Vertretung vorteilhafter zu gestalten, einem 
„Deutschen Kunstverlag“ (Berlin W 8, Wilhelmstrasse 69) 
angegliedert. Den Räumen wird ein bequemer Studien- 
und Ausstellungssaal angeschlossen, a!s Ersatz dafür, 
dass die Messbildanstalt selbst nicht mebr wie bisher 
der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, 

Dost. 


ihre alten Räume 


— Zeitz. Die Meisterprüfung im Photographen- 
handwerk bestand als erster Zeitzer Photograph vor 
der Handwerkskammer Halle der Photograph Hans 


Foeppel, Rossmarkt 8. 


— Vom Photograph zum Millionär. Ueber 
den Werdegang eines „Sportunternehmens“ berichtet 
die „Berliner Morgenpost“ Nr. 180 von 31. Juli. Im 
vergangenen Winter kam der Photograph Max Klante 
mittellos nach Berlin. Um hier notdürfiig sein Leben 
zu fristen, musste er sogar den letzten pkotographi- 
schen Apparat verkaufen. Mit einigen „todsicheren“ 
Tips verdiente er auf dem „grüneu Rasen“ ein paar 
tausend Maık und wurde bald ständiger Gast auf 
allen Rennplätzen. Sein Glück wurde bald 
wörtlich, und es gab Leute genug, die ihm Gelder im 
Wetten anvertrauten. So gründete er eine „Wettbank“ 
und errichtete stolz seine Firma „Max Klante & Co.“ 
Betrug das Stammkapital anfangs nur €ooo Mk., so 
konnte es bald auf 3 Millionen Mark erhöht werden 
und weist heute das runde Sümmchen von 20 Millionen 
Mark auf. Nachweisbar sind von der „Wettbank“ 
30 Millionen Mark ausgezahlt worden. Der ehemals 
mittellose Photograph ist heute Villen- und Rennstall- 


sprich- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


"y 





Zu - 
. A 7 E 
7 


besitzer in Karlshorst und hat ein eigenes „Bankhaus. 
errichtet, dem gleich ein Cafe, das ebenfalls "sm Bank- 
inhaber gehört, angeschlossen ist, in welchem das ge- 
wonnene Geld gleich wieder umgesetzt wird. Herr 
Max Klante ist der Abgott aller. Wenn er in das 
Cafe tritt, wird er jubelnd empfangen und die Musik 
spielt einen Tusch. Das Finanzamt hat sich nun dieses 
und ähnlicher Betriebe angenommen, da die gesetzlich 
vorgeschriebene Kapitalertragsteuer nicht entrichtet 
wurde. Auf Grund einer Haussuchung wurden im 
Ganzen ı2 Millionen Mark beschlagnahmt, die an 
Stelle der hinterzogenen Steuer sichergestellt wurden. 
Jedenfalls ist es doch sehr interessant, dass man es in 


heutiger Zeit auch als Photograpı zum Millionär 
bringen kann. Dost. 
j —SEt— 
Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 
Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 
werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird‘ 
nicht übernommen. 
Technische Fragen. 

Frage gp. Heır A. J. in U. Kann man zer- 
sprungene, grössere Steingutschalen mit einem säure- 
festen Kitt wieder gebrauchsfertig machen ? 
man sich den Kitt selbst” herstellen ? 


Kann. 


Antwort zu Frage 40. Wenn man die Steingut- 
schalen mit Draht binden kann, damit der Kitt nicht 
das Schwergewicht der Schale auszuhalten hat, können 
wir nur den Käsekitt als wirklich vorzüglich und gut 
säurewiderständig empfehlen. Man mess sich diesen 
selbst frisch herstellen und verfährt dabei folgender- 
massen: Ein Stückchen frisch gebrannter Kalk von 
etwa 100 g wird in Wasser untergetaucht, bis keine 
Blasen mehr aufsteigen, dann herausgenommen und: 
auf einem Brettchen dem freiwilligen Ablöschen über- 
lassen. Das gebildete Pulver siebt man durch ein 
feines Sieb und benutzt den frisch gelöschten Kalk 
unmittelbar in folgender Weise: 60 g frischer weisser 
Käse werden in einer Reibschale gleichmässig verrieben 
und allmählich von dem Aetzkalkpulver unter fort-- 
dauernden Reiben so viel hinzugesetzt, 
salbenartige dicke Masse entsteht. 


dass eine 
Die gereinigten 
Bruchränder werden mit Wasser etwas angefeuchtet, 
der frische Kitt in dünner Schicht auf beide Brüche 
aufgetragen und die Bruchstücke durch Umwickeln 
der Schale mit eiuer festen Schnur möglichst kräftig 
aneinandergepresst. Der dabei austretende Kitt wird 
frisch mit Wasser abgerieben und dann das Ganze 
nach Befeuchten der Schnur, um ihre Zugkraft zu ver- 
stärken, mindestens 3—4 Tage der Ruhe überlassen. 
Dann hat der Kitt abgebunden und ist absolut be- 
ständig und überaus fest. 
solchen gekitteten Schalen konzentrierte Säuren nicht 
tagelang aufbewahren, aber sie eignen sich für Ent-: 
wicklungs-, ja selbst für Fixierbottiche ausgezeichnet.. 


Natürlich wird man in: 





Für die Redaktion verantwortlich: Geb. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
‚für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


“ PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE, 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıo9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik*, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen” (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4— Mk., mit dem „Atelier" zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
der so mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 50Pf. Anfragen und Auf. 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 35. 








2. September. I921. 














Rundsehau. 


Gleichzeitiges Entwickeln und Fixieren in 
einer Lösung. 

In Nr. 5 der „Phot. Chronik“, S 33, brachten 
wir einen Bericht über die neueren Versuche 
von Lumiere und Seyewetz, bei denen für 
das gleichzeitige Entwickeln und Fixieren als 
Entwicklersubstanzen das Chloranol sowie Metol- 
bydrochinon zur Anwendung gelangen. Ueber 
diese Lumiereschen Arbeiten findet man neuer- 
dings mancherlei Referate, bei denen nicht zu 
verkennen ist, dass der Schreiber die ältere 
Literatur über den Gegenstand nicht genügend 
studiert hat, bzw. eigene praktische Versuche 
über die Leistungen der verschiedenen veröffent- 
lichten Formeln nicht angestellt hat. Die älteren 
Formeln mit Brenzkatechin und Aetznatron!) sind 
auch heute noch nicht zu verwerfen; sie sind 
reichlichst ausprobiert worden, die Ergebnisse 
sind keine Zufallsprodukte, sondern sie können 
in gleicher Qualität stets wieder erbalten werden, 
wenn die gegebenen Vorschriften innegehalten 
werden?). Aber in letzterem wird viel gefehlt. 
Vor allem betonte schon Hanneke, dass sich ein 
und dieselbe Entwicklungs- und Fixierlösung nicht 
für jede Plattenmarke gleich gut eignet, und gibt 
diesbezüglich die erprobten Fabrikate an. In 
den Berichten über andere neue Kombinationen 
wird in diesem Punkte keinerlei Erwähnung getan. 
Dagegen lesen wir bei allen Anweisungen immer 
wieder heraus, dass der kombinierte Prozess für 
die Hervorrufung von Platten mit längerer Ex- 
position, also bei Ueberbelichtungen, besonders 
gut vonstatten geht. Dem steht natürlich gegen- 
über, dass das Verfahren für knappe Expositionen, 
für Unterbelichtungen, ungünstiger ist. Diese 
Erscheinungen behindern aber, wie in der „Phot. 
Chronik“ schon des öfteren vermerkt wurde, eine 
allgemeinere praktische Verwendung der kom- 
binierten Entwicklung und Fixage. Es verbleibt 
immer das Faktum, dass Entwicklung und Fixage 


1) „Phot. Mitteil.“ 1899, S. 143. 
2) Vgl. diesbezüglich die Ausführungen von 
Teunant Woods in „Brit. Journal“ ı921, Nr. 3193. 


[Nachdruck verboten.] 


gleichzeitig einsetzen und dass bei ungenügender 
Belichtung der Fixierprozess die Oberhand ge- 
winnt und damit dünne Platten mit Bildverlusten 
entstehen. Dem wäre vielleicht abzubelfen, in- 
dem wir den Anteil an Fixiernatron in der 
Mischung herabsetzen, aber dabei kämen wir zu 
einem Arbeiten mit Abstimmung in getrennten 
Lösungen, und dieses Verfahren würde umständ- 
licher sein als der bewährte Weg, Entwicklung 
und Fixieren für sich zu handhaben. Diese alte 
Weise verbleibt entschieden die rationellere. 
Sie geleitet uns sicherer zu einem guten Re- 
sultat und ist bei Platten mit zweifelbafter Ex- 
position, bei Bildern mit grossen Gegensätzen 
nicht zu entbehren; bedürfen wir doch hier zur 
Erlangung eines möglichst harmonischen Bildes 
einer individuellen Abwägung der Zusammen- 
setzung der Entwicklerlösung. 2 


Carbrodruck. 


Ueber den Farmerschen Carbrodruck, eine 
Abart des Ozobromverfahrens, gaben wir bereits 
im vorigen Jahrgang des „Atelier“ nähere 
Arbeitsvorschriften. Das Verfahren scheint in 
England weiteres Interesse gefunden zu haben. 
Die Autotype Co. veröffentlicht dazu neue Formeln, 
die von F. Garon ausgearbeitet worden sind. 
Diese gewähren eine einfachere Handhabung des 
Prozesses, indem hiermit alle Pigmentpapierfarben, 
mit Ausnahme von Rötel, gleiche Badedauer in 
Lösung I zulassen; ferner steht die Qualität des 
resultierenden Bildes unter leichter Kontrolle 
durch einfaches Variieren der Badedauer in 
Lösung 11. 


Es werden folgende Vorratslösungen bereitet: 


A) Kaliumbichromat 30 8, 
Rotes Blutlaugensalz 30 „ 
Bromkali 30 „ 
Wasser 600 ccm. 

B) Eisessig . . . 30 ccm, 


Reine Salzsäure ne 30 „ 
Formaldehyd, goproz. Lös. 


282 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


En | 





Normale Lösung für den Gebrauch: 


Bad I: Lösung A ı80 ccm, Wasser 540 ccm, 
Bad II: Lösung B 30ccm, Wasser 690 ccm. 


Bad I bleibt ziemlich lange brauchbar, wohin- 
gegen Bad II oft erneuert werden muss, und 
zwar infolge der aus der Eintauchung in Bad I 
eingebrachten Stoffe. 


Man legt das Bromsilberbild zunächst in kaltes 
Wasser, nimmt dann ein Stück Pigmentpapier, 
das man etwa !/, Zoll breiter schneidet als das 
Bromsilberbild, taucht dieses 3 Minuten in BadI 
ein (Rötelpapier 5 Minuten), lässt es danach 
ı5 Sekunden abtropfen und taucht es nun in 
Bad II unter, 15— 30 Sekunden lang, je nach 
dem gewünschten Resultat. Kurzes Eintauchen 
gibt tiefe, kräftige Bilder, längeres Eintauchen 
weichere Bilder. - | 

Das Pigmentpapier wird herausgenommen 
und in Kontakt mit dem Bromsilberbild, das 
zuvor auf eine Glasplatte gelegt worden ist, 
gebracht. Man lässt die zusammengequetschten 
Blätter ı5 Minuten liegen (zwischen Makulatur- 
papier). Inzwischen wird ein Stück Uebertrag- 
papier abgeschnitten, ein wenig grösser als das 
Pigmentpapier, und 2— 3 Minuten lang in kaltem 


WE. DI, 
” 


TTDS HE Kun 


Wasser geweicht; vollkommene Durchnässung 
ist erforderlich 

Das feuchte Uebertragpapier wird mit der 
Schichtseite nach oben auf eine Glasplatte gelegt, 
dann nimmt man das Pigmentpapier mit dem 
Bromsilberbild, trennt dieses durch Abzieben von 
einer Ecke aus, legt das Pigmentpapier mit der 
Schicht auf das Uebertragpapier und bringt beide 
innig zusammen durch Uebergehen mit einem 
Quetscher. Man lege dann die Blätter zwischen 
Fliesspapier und beschwere mit einem Buch, die 
Blätter verbleiben so 2o Minuten bis ı Stunde. 
Das zurückgelassene gebleichte Bromsilberbild 
wird in einer Schale etwa 20 Minuten unter 
wiederholtem Wasserwechsel gewaschen und 
kann biernach zurückentwickelt werden. 

Die Entwicklung des Carbrodruckes macht 
sich sehr einfach, genau wie im Pigmentprozess, 
in warmem Wasser (etwa 35°C). Nach Ab- 
lösung des Pigmentpapiers wird das Bild auf 
dem Uebertragpapier klar herausentwickelt. Zum 
Schluss wird das Bild in kaltem Wasser abge- 
spült, in eine dreiprozentige Alaunlösung einge- 
legt, bis die gelbe Chromatfärbung verschwunden 
ist, und wiederum gewässert. 

(„Brit. Journal“ Nr. 3187.) 





Eröffnung am 2. Oktober 1921. 


Die Einlieferung sämtlicher zur Ausstellung 
angemeldeter Bilder hat in der Zeit vom 


an dieHausinspektion des Kunstgewerbemuseums, 
Prinz - Albrecht - Strasse 7, zu erfolgen Auf- 
schrift auf jeder Lieferung: „Für die pbhoto- 
graphische Ausstellung“. 





12. September 


Im Interesse pünktlicher Abwicklung der 
Vorarbeiten wird um genaue Einhaltung der 
Ausstellungsbedingungen gebeten. 

Anfragen über alle die Ausstellung betreffen- 
den Angelegenheiten, schriftlich oder tele- 
phonisch, nur durch die Geschäftsstelle. Adresse: 
Artur Ranft, Berlin- Wilmersdorf, Duisburger 
Strasse ı2. Ferrruf: Uhland 6206 


Mitteilungen über die photographisehen Ausstellungen in Berlin, 4.—9. Oktober. 


Das Plakat der ersten Berliner Jahres- 
ausstellung ist soeben erschienen. Die Wirkung 
in Steindruck in fünf Farben ist hervorragend, 
originalgetreu, in einer Grösse 60:40 cm. Die 
Herstellung geschah durch die bekannte Gesell- 
schaft für Grapbische Industrie „Rotophot“ 
in Berlin SW68. Es ist ein wahres Meister- 
stück geschaffen, wohl der böchste Grad der 
Vollendung. Der Entwurf stammt von dem 
Berliner Plakatkünstler Durow. 

Das Symbol des märkischen Sandes, die 
Kiefern, stehen gegen sonnenglühenden Horizont 
mit der Silbouette Berlins. Ein Plakat von un- 
vergleichbar farbiger] Wirkung. Dieses Plakat 


wird noch die letzten Zweifler ermuntern, im 
Oktober nach Berlin zu eilen, um sich dort an 
den Fortschritten, die ihnen die Photograpbie 
bietet, zu erfrischen. 

Das Jahrbuch der „Berliner Photographie“ 
von Artur Ranft, mit dem Katalog der Aus- 
stellung, entbält nicht weniger als zwölf Ori- 
ginalabhandlungen der berühmtesten Autoren 
und dazu ı4 Illustrationen in Tiefdruck und 
Autotypie. Der Umschlag wird zum ersten- 
mal; das Signum des Unternehmens tragen. 
Ausserdem erscheint ein Führer durch die 
Industrieausstellung — Am 4. Oktober be- 
ginnt der Kongress in Berlin. 


PHÖTÖGRAPHISCHE CHRONIK. 





Ein besonderes Ereignis dürfte der Vortrag 
von Dr. Paul Rudolph werden, der am 
4. Oktober im Kunstgewerbemuseum stattfinden 
wird. Dr. Rudolph wird seine Konstruktion 
des Doppelplasmats verteidigen, begleitet von 
Lichtbildern, und beweisen, dass diese Konstruk- 
tion alle Objektive der Gegenwart übeıflägelt hat. 


Der Fest- und Ortsausschuss wird in Kürze 
sein Programm veröffentlichen. 


Die Berliner Veranstaltungen stehen im 
Mittelpunkt des Interesses der gesamten Photo- 
graphenschaft, Berufs- sowie Liebhaberphoto- 
graphen. 


-+Lrt- 


Central-Verbandstag Frankfurt a. M. 1921. 


(Fortsetzung.) 


12. Innungsangelegenheiten. Herr Professor 
Krauth: Der Frankfurter Photographen-Verein und 
der Pflegeverein machen den Vorschlag, das Prüfungs- 
wesen einheitlich zu gestalten. Gefordert wird ein ein- 
heitliches Prüfungspensum. Die vorhandenen Lehr- 
bücher seien zu weitgehend und zu wissenschaftlich 
für das geistige Fassungsvermögen der Lehrlinge. 
Das Prüfungspensum müsse in einem alfgemein ver- 
ständlichen Werke in Frage und Antwort zusammen- 
gefasst werden. Dieses Werk müsse durch den C. V. 
den Lehrmeistern und den Fachschulen vorgeschrieben 
werden. Die einzelnen Themen müssten geeigneten 
Bearbeitern übertragen werden; vom C. V. seien aus- 
reichende Mittel zur Verfügung zu stellen, damit die 
Arbeit nicht nur nebenbei ausgeführt würde, sondern 
mit voller Hingabe. Für Honorare seien etwa 
Io— 15000 Mk. notwendig. Das Werk könnte im Ver- 
lage des C. V. oder in anderem Verlage erscheinen. 
Er schlage vor, einen Ausschuss zu wählen, der in 
möglichst kurzer Zeit die Angelegenheit zum Abschluss 
bringt. 

Herr Merck schliesst sich mit 
Hannover dem Antrag Frankfurt an. 

Herr Schlegel macht darauf aufmerksam, dass 
Richtlinien für die Prüfungsfragen bereits 1ı91I4 vom 
C,V. aufgestellt und in Nr. 4/5 der C. V.-Nachrichten 
abgedruckt seien. 

Es entwickelt sich eine ausgedehnte Aussprache, 
in der die verschiedensten Erfahrungen in der Lehr- 
lingsfrage vorgetragen werden. Die Redner Zehr, 
Lüpke, Stadelmann, Rudolph, Papesch, Frei- 
tag, Blum unterstützen den Antrag. 

In seinem Schlusswort gibt der Referent noch 
bekanut, dass er bestimmte Aussicht habe, für das 
Werk einen grossen Verlag zu gewiunen, so dass der 
C. V. nicht belastet würde. Der Antrag wird ein- 
stimmig angenommen. In den Ausschuss werden 
folgende Herren gewählt: Krauth, Merck, Zehr, 
Schönewald, Professor Schmidt-Karlsruhe und 
Götz. 

Herr Hoffschild berichtet über die Kassen- 
prüfung und beantragt Entlastung des Schatzmeisters, 
die einstimmig erteilt wird. 

Der Vorsitzende teilt mit, dass es der Innung Augs- 
burg gelungen ist, das Veröffentlichen von Schleuder- 
preisen zu verbieten. Ferner berichtet er über die 
Vorgänge bei der Gründung der Innung Dresden. 
Die Gewerbekammer habe sich ganz auf die Seite 


dem Antrage 


der Händler gestellt. Es wird beschlossen, der Kammer 
einen Beschluss zu unterbreiten, in der der Central-Ver- 
bandstag seine Verwunderung über, das Verhalten der 
Kammer ausspricht. Die Enutschliessung soll auch der 
Aufsichtsbehörde der Kammer zugestellt werden. 

Herr Moder wünscht über die Durchführung des 
Erfurter Beschlusses betreffs der Zahl der Lehrlinge 
Aufschluss.:. Der Vorsitzende teilt mit, dass der Be- 
schluss dem Handwerks- und Gewerbekammertag 
unterbreitet sei, und dass von verschiedenen Hand- 
werkskammern entsprechende Vorschriften erlassen 
worden sind. 

Auf die Anfrage, ob die Strafbefugnisse der 
Innungen erweitert worden seien, muss erwidert 
werden, dass das leider noch nicht geschehen ist, 

Bezüglich der Sterbekasse teilt der Vorsitzende 


mit, dass der Vorstandsrat in seiner gestrigen Sitzung 


beschlossen habe, die Umlage auf 5 Mk. und das 
Sterbegeld auf 3000 Mk. zu erhöhen. 

Der Betrag von 3000 Mk., den die Mimosa in 
diesem Jahre zur Verfügung gestellt hat, soll dem 
Altersheim -Grundstock zugeführt werden. 

Um 6 Uhr 4o Minuten schliesst der Voreitzende 
die Verhandlungen des zweiten Tages, 


-— m. 


Am Freitag, den 29. Juli, eröffnet 9 Uhr 35 Minuten 
der Vorsitzend‘ die Verhandlungen. 

Von Herrn Tiedemann ist ein Protest gegen 
den Beschluss eingegangen, dass die Innungen ver- 
pflichtet werden, ihren Haushaltplan dem C. V. einzu- 
reichen. Er sieht darin die Einräumung eines Kontroll. 
rechts des Verbandsschatzmeisters über die Innungs- 
kassierer. Die Vorstände der Innungen seien als 
Ehrenbeamte anerkannt, sie müssten daher mit Recht 
verlangen, dass den von ihnen gemachten Angaben 
über die Mitgliederzahl unbedingt Glauben geschenkt 
würde. 

13. Zeitungsfrage. Der Vorsitzende berichtet 
über die Schritte, die der Vorstandsrat in Ausführung 
des Erfurter Beschlusses getan habe. Es wären von 
verschiedenen Zeitungen Angebote gemacht worden. 
Der Vorstandsrat habe sich für Annahme des Angebots 
Knapp entschieden, das dem C. V. eine Gewinn- 
beteiligung in Höhe vou einem Drittel einräumt, wenn 
die „Photogr. Chronik“ als Organ des C. V. mit Pflicht- 
bezug und erster Veröffentlichung der C. V.-Nach- 
richten gewählt werde. 


35* 


284 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Herr Stadelmann begründet seinen Antrag, die 
„Photogr. Chronik“ als Organ zu wählen. Seit ıo Jahren 
sei tmatl bemüht, für den €. V. ein Organ zu be- 
stimmen, ohne dass bisher etwas Entscheidendes getan 
worden sei. 

Herr Mend hält die Zeitungsfrage für eine sehr 
wichtige und bedauert, dass das Angebot der Firma 
Knapp nicht den Innungen unterbreitet worden sei. 
Die „Photogr. Chronik“ müsste weiter ausgebaut 
werden; der Text sei vielfach zu wissenschaftlich ge- 
halten. Der „Photograph“ vertrete die Interessen der 
Händler und Fabrikanten und sei ein reines Anzeigen- 
blatt, so dass es als Organ nicht in Frage käme. 
Durch ein Organ werde das Zusammengehörigkeits- 
gefühl geweckt und gestützt. Er empfiehlt Annahme 
des Angebots der Firma Knapp. 

Herr Grainer erklärt, dass der Süddeutsche 
Photographen -Verein sein Organ unter Umständen 
aufgebe und die „Photogr. Chronik“ wählen würde. 
Man würde bei Beibehaltung des bisherigen Organs 
die „Photogr. Chronik“ dazu nehmen. 


Herr Arnold führt aus, dass der C. V. bisher in 
bezug auf Veröffentlichung seiner Nachrichten sehr 
gut bedient worden sei, da alle Zeitungen die Nach- 
richten gebracht hätten. Die Fachzeitungen vertreten 
aber nicht unsere Interessen restlos. Der C. V. ge- 
brauche ein Organ, welches zu den Mitgliedern spreche 
und so einen festen Kitt zwischen den Mitgliedern 
und der Leitung bilde Im weiteren führt Herr Arnold 
aus, wie er sich die Ausgestaltung des Organs denke. 
Es müsse letzten Endes das. freundschaftliche Ver- 
hältnis zu den anderen Fachzeitungen aufrechterhalten 
werden. 


Herr Papesch stimmt den Ausführungen des 
Vorredners zu. Der C, V. werde gut bei der „Photogr. 
Chronik“ fahren; ausserdem übernähme er kein Risiko. 


Es wird Schluss der Aussprache beantragt und an- 
genommen. Der Vorsitzende lässt darüber abstimmen, 
ob die „Photogr. Chronik“ Pflichtorgan des C. V. 
werden solle, dem alle C.-V,-Nachricnten zuerst zu- 
gehen, unter der Bedingung, dass der C.V. am Ge- 
winn mit einem Drittel beteiligt wird. 

Durch Zettelabstimmung wird diesem Beschlusse 
einstimmig zugestimmt. 

Der Vorsitzende spricht der Fachpresse, die alle 
Einsendungen des C.V. gebracht hatten, den herz- 
lichsten Dank aus. Er hoffe, auch für die Zukunft mit 

der Fachpresse in Freundschaft zusammen zu arbeiten. 
| ıt. Satzungsänderungen. Auf Antrag des Vor- 
sitzenden, alle Satzungsänderungen bis zur Neuregelung 


der Handwerksorganisation zurückzustellen, ziehen 
alle Antragsteller ihre Anträge zurück. Gleichfalls 
zieht Herr Klaiber seinen Antrag zurück. Nach 


kurzer Aussprache wird sodann der Antrag Schlegel: 
Schaffung eines Diploms im Anschluss an 
die C.-V.-Medaille, gegen eine Stimme angenommen. 
Bezüglich der Aufbewahrungszeit der Akten wird be- 
schlossen, dase diese so Jahre lang, die Protokolle je- 
doch immer aufbewahrt werden sollen. 


Der letzte Antrag Schlegel: 

Alle Vorstandsmitglieder sind zum strengsten 
Stillschweigen- verpflichtet über alle Vorkommnisse, 
die sie durch Einblick in die Akten erhalten oder 
die in den Sitzungen oder Rundschreiben an die 
Vorstandsmitglieder als vertraulich bezeichnet werden, 

wird ohne Aussprache angenommen. 

15. Gesetzgeberische Massnahmen: Herr 
Lüpke spricht über das Gesetz, betreffend die Ent- 
lastung der Gerichte. Dadurch seien auch die Urheber- 
rechtsverletzungen auf den Weg der Privatklage ver- 
wiesen. Das bedeute aber eine fast völlige Entrechtung 
der Photographen, soweit ihr Urheberrecht in Frage 
käme. Der vom Berliner Photographischen Verein ge- 
stellte Antrag: 


Durch das Gesetz zur Entlastung der Gerichte 
vom Ii. März, Reichsgesetzblatt S. 229, werden alle 
Verletzungen des literarischen, künstlerischen und 
gewerblichen Urheberrechts, soweit sie als Vergehen 
strafbar sind, auf den Weg der Privatklage verwiesen. 
Nur in einzelnen Fällen kann nach einer Anweisung 
des Reichsjustizministers die Strafverfolgung von 
Amts wegen eintreten, nämlich dann, wenn ein 
öffentliches Interesse als vorliegend erachtet wird. 
Durch diese Art der Neuregelung der Verfolgung 
von Urheberrechtsverletzungen werden die Interessen 
der Urheber auf das empfindlichste geschädigt, 
wenn nicht sogar die Verfolgung solcher Urheber- 
rechtsverletzungen unmöglich gemacht wird. Die 
Strafverfolgung hatte den grossen Vorzug, dass das 
Verfahren schnell seinen Fortgang nahm, keine 
Kosten verursachte und vor allem die skrupellosen 
Nachbildner doch etwas bedenklich machte, wenn 
ihnen ein strafrechtliches Verfahren, gegebenenfalls 
mit Zuerkennung einer Busse an den Verletzten, 
drohte. 

Die Aufhebung der allgemeinen Strafverfolgung 
wegen Urheberrechtsvergehens bedeutet eine schwere 
Schädigung der Photographen. Der Photographische 
Verein zu Berlin (gegr. 1863) fordert daher von dem 
Central- Verband Deutscher Photographen - Vereine 
und Innungen als Rechtsnachfolger des Rechts- 
schutzverbandes Deutscher Photographen, dass er 
mit allen gesetzlichen Mitteln dafür eintritt, dass die 
Urheber in der Verfolgung ihrer Rechte nicht be- 
schränkt werden. 

Zu diesem Zwecke ist geltend zu machen: 

Wenu das Urheberrecht in seiner Ausgestaltung 
auch ursprünglich aus dem Vermögensschutz des 
Urhebers herausgewachsen ist, so besteht doch das 
eigentliche Wesen des Urheberrechts, wie die Neu- 
kodifizierung IgOL— 1907 deutlich aufweist, nur zum 
Teil in vermögensrechtlichem Schutz. Die erheblich 
weiter gehende Wahrung der allgemeinen Interessen 
des Urhebers kann wirksam nicht vor Zivilgerichten 
vertreten werden, kann auch in den meisten Fällen 
ebensowenig wirksam durch die Privatklage geltend 
gemacht werden. Es muss vielmehr, ganz abgesehen 
von der vermögensrechtlichen Seite, das öffentliche 
Interesse überall als vorliegend angenommien werden, 


. B . 


BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | hr 


285 





wo wichtige, gerade nicht vermögensrechtliche Inter- 
esseu des Urhebers verletzt worden sind. Pflicht- 
sicherheit in allen Fragen der Wahrung der Persön- 
lichkeitsrechte und wünschenswerte Erziehung zum 
Feingefühl in diesen Angelegenheiten kann nur 
durch wirksame Geltendinachung der Staatsautorität 
erfolgen und darf nicht davon abhängig gemacht 
werden, dass der Verletzte zu seinem Schaden noch 
besondere Geldausgaben und Mühen dadurch hat, 
dass ihm nur der Weg der Privatklage offensteht. 


Das Urheberrecht ist in der modernen Rechts- 
systematik ein Statusrecht, das allerdings, wie z. B. 
das Familienstandsrecht, vielfach privatrechtliche 
Wirkungen hat. Aber wegen seines Statusrechts- 
charakters bedarf es eben des Staatsschutzes ex officio, 
sonst wird es zur Farce. 


Daneben ist unter allen Umständen. zu fordern, 
dass die Befugnisse der Sachverständigenkammern 
weiter ausgebaut werden, und zwar dabingehend, 
dass sie ermächtigt werden, auf Antrag eines Be- 
teiligten in einem förmlichen Verfahren, das sie 
selbst regeln mögen, den Bestand einer Urheber- 
rechtsverletzung festzustellen und dass die Kosten 
dieses Verfahrens dem Teil zur Last fallen, dem eine 
solche Verletzung nachgewiesen wird, im anderen 
Falle dem abzuweisenden Antragsteller. Durch einen 
derartigen Ausbau der Sachverständigenkammern 
dürfte in der Tat eine wirklich erhebliche Entlastung 
der Gerichte erzielt werden können 

wird einstimmig angenommen. Den Vereinigungen 

Berlins wird die Weiterverfolgung der Angelegenheit 

übertragen und die notwendigen Mittel bereitgestellt. 
(Schluss folgt.) 


->L. It 


Innungs- und \Vereinsnachriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


sn Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 

Als neues Mitglied ist aufgenommen: 

Fa. Boehm-Werke, Berlin NW, Gutzkowskystrasse 20. 
Der Vorstand. 
1. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 

Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 20087. 


IR 


L 


Zwangsinnung 
tür das Photographengewerbe der Stadt 
Jena. 


Ami Donnerstag, den 8. September, abends 8 Uhr, 
findet in Jena, „Hotel zur Sonne“, eine ordentliche Mit- 
gliederversammlung statt. 


Tagesordnung. 


1. Verlesen der letzten Niederschrift. 

2. Eingänge. 

3. Bericht von der Central-Verbandstagung durch 
Herrn Kollegen Tesch. j 

4. Beschluss des Stadtausschusses Jena über Regelung 
des Photographengewerbes an den Sonntagen. 

5. Reyision der Richtpreise (Mindestpreise). 

6. Ausstellung von Bildern der Mimosa - Dresden. 

7. Verschiedenes. 

Anträge zur Tagesordnung sind spätestens 48 Stun- 
den vor Beginn der Versammlung an den Obermeister 
einzureichen. 

Jena, den 26 August Ig2T. 

A. Bischoff, Obermeister. 


Ik It 


Photographen -Zwangsinnung 
für die Gebiete Saehsen-Altenburg und 
Reuss (Sitz: Gera, R.). 


Die Mitglieder werden gebeten, die rückständigen 
Jahresbeiträge bis zum I5. September an den Kassierer 
Heinrich Freitag- Zeulenroda — Postscheckamt 
Erfurt, Nr. 101857 — einzusenden, andernfalls dieselben 
zuzüglich der entstehenden Kosten durch Nachnahme 
eingezogen werden. Der Vorstand, 

—gI+— 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe in den Stadt- und Landkreisen 
Hannover und Linden. 


Niederschrift der ausserordentlichen Versammlung 
vom 17, Juni, 


Um 7 Uhr 40 Minuten eröffnete der Obermeistef 
die Versammlung und begrüsst Herrn Dr, Vogel sowie 
die erschienenen Iunungsmitglieder. 

Zu Punkt ı bemerkt der Obermeister, dass der 
Schriftführer am Erscheinen verhindert und entschuldigt 
sei, das Protokoll vertretungsweise von dem Vorstanäs- 
mitgliede Kollegen Sommer geführt werde und die 
Verlesung und Genehmigung des Berichtes der letzten 
Sitzung in nächster Versammlung stattfinde Nach- 
dem die Anmeldungen von Gehilfen und Lehrlingen 
beim Vorstande niedergelegt, e.mahnt der Obermeister 
die säumigen Mitglieder zur Nachreichung der noch 
fehlenden Anmeldungen, da andernfalls mit Strafen 
vorgegangen werden müsste, 

Bei Punkt 2, Central-Verbandstag, etitspannen 
sich umfangreiche Debatten zu den gestellten Anträgen, 
an denen sich die Kollegen Weise, Freund, Merck 
und Sommer beteiligten. Es wurde beschlossen, für 
eine Erhöhung der Sterbegelder und Sterbekassen- 


286 





beiträge zu stimmen, sowie für die Ausarbeitung eines 
Lehrbuches einzutreten, das besonders für unsere 
Lehrlinge in der Fachschule und zum Selbstunterricht 
geeignet ist. Der Obermeister teilte noch mit, dass 
die Central-Verbandstagung auf den 27. u. 28. Juli 
verlegt worden sei. 


Punkt 3 wurde nach dem Vortrag zurückgestellt. 

Punkt 4. Ueber die Kassenprüfung durch Kol- 
legen Freund und Sommer berichtet Kollege 
Freund, dass die Bücher und Beläge eingehend ge- 
prüft und alles in. Ordnung befunden worden sei. 
Daraufhin wurde dem Kassenwart Kollegen Schultz 
Entlastung erteilt. 

Punkt 5. Herr Generalsekretär Dr. Vogel vom 
Nordwestdeutschen Handwerkerbund spricht über: 
„Gesetzliche Neuregelung des Handwerkerrechts.“ 
Reichlicher Beifall lobnte den Redner für seine lehr- 
reichen, interessanten Ausführungen. Zum Schlusse 
dankte der Obermeister Herrn Dr. Vogel im Namen 
der Innung. Anfragen der Kollegen Freund und 
Weise wurden von Herrn Dr. Vogel eingehend be 
antwortet; insbesondere die Anfrage des Kollegen 
Weise, ob G.m.b. H. und Fabrikbetriebe zukünftig 
innungspflichtig würden. Die Antwort lautete dahin, 
dass vorgesehen sei, dass auch juristische Personen 
innungspflichtig sein sollen. 

Kollege Merck weist auf eine von der Firma 
Breslauer ausgelegte Serie Vergrösserungen hin, die er 
der Beachtung empfiehlt. 

Nunmehr wurde zum zurückgestellten Punkt 3 
der Tagesordnung übergegangen: In Gegenwart des Ge- 
hilfenausschusses führt der Obermeister aus, dass der 
Tarif unter Dach und Fach gebracht sei, sah sich aber 
gezwungen, zu geiseln, dass diejenigen Meister, die die 
meisten Gehilfen beschäftigen, die grösste Interesselosig- 
keit zeigen. Der Obermeister sprach dann über die Fach- 
schule und weist insbesondere darauf hin, dass die 
Schüler während der ganzen Lehrzeit verpflichtet seien, 
die Schule zu besuchen, und nicht nur bis zum 
18. Lebensjahre, da das der $ 159, Abs. ı, bestimme., 
Der Obermeister erhebt zum Antrag: „Die Innung 
wolle beschliessen, dass die Lehrlinge beiderlei Ge- 
schlechts zum Besuch der Fachschule bis zum 
21. Lebensjahre verpflichtet sind.“ Hierzu entspannen 
sich lebhafte Debatten für und wider, an die sich die 
Kollegen Nolte, Weise, Merck, Sommer, 
H. Meyer, Freund, Tremper und namens der 
Gebilfen der Gehilfe Depenau beteiligten. In der 
Abstimmung wurde der Antrag angenommen. Ein 
weiterer Antrag des Obermeisters lautet: Die Lehrzeit 
in sämtlichen photographischen Betrieben beträgt 
mindestens 3 Jahre, darf die Zeit von 4 Jahren aber 
nicht übersteigen. Dieser Antrag wurde ebenfalls an- 
genommen. Der Öbermeister gibt alsdann bekannt, 
dass ein Kollege bei der Behörde den Antrag auf Er- 
teilung der Erlaubnis zur Ausbildung von Lehrlingen 
Dieser Antrag sei der Innung zur Be- 
gutachtung vorgelegt. Die Innung sprach sich da- 
gegen aus. Nunmehr verliest der Obermeister den 
Prospekt eines Innungsmitgliedes, nach welchen: der- 


gestellt habe. 


ER ESORAEEHE TERDIER 





selbe Aufnahmen gratis anfertigt und es dem Belieben 
der Aufgenommenen überlässt, Bilder zu bestellen oder 
nicht. Es entspannen sich lebhafte Debatten darüber, 
an der sich die Kollegen Rohaczek, Sommer, 
Freund und Schröder beteiligten. Allgemein wurden 
solche Praktiken ebenso wie Preisunterbietungen ver- 
urteilt. — Schluss ıı!/, Uhr, 
P. Frommelt, 
Obermeister. 


I. V.: Sommer, 
Schriftführer. 
nn Tec 2 


Photographen- Zwangsinnung 
des Württembergischen Schwarzwald“ 
kreises (Sitz Reutlingen). 

Bericht über die Versammlung am 8. August 

in Horb, „Lindenkof“. 

Anwesend sind 30 Mitglieder. Obermeister Wurster 
begrüsst die Kollegen in kurzer Ansprache und spricht 
seine Freude über den allmählichen Zusammenhalt der 
Mitglieder aus, wonach er den Jahresbericht verliest. 


: Es fanden im ersten Geschäftsjahr 4 Vollversammlungen 


und 4 Ausschusssitzungen statt; 3 Lehrlinge wurden ge- 
prüft, davon bestand einer die Prüfung; auch wurde eine 
Meisterprüfung abgehalten. Herr Kugler- Tuttlingen 
wurde wegen Schleuderpreisen in Strafe genommen. 
Die Lehrlingsprämie erhielt Sippel-Metzinvgen, Sohn 
des Kollegen Sippel. Die Innung wird als eine 
Hauptaufgabe die Schaffung von Lehrlingskursen an 
der Technischen Hochschule in Stuttgart betrachten. 
Zur Ersparung von Porto usw. werden künftig Ein- 
ladungen usw. nur noch durch die „Photographische 
Chronik“ (Nachrichten des C. V.) erfolgen. An- 
schliessend daran verliest der Schriftführer das Pro- 
tokoli der letzten Vollversammlung in Horb, gegen 
dasselbe erhebt sich keine Einusprache, und erteilt die 
Versammlung dem Schriftführer Entlastung. 

Hierauf erfolgt die Rechnungsablage durch den 
Kassierer, Kollegen Schmalz. Der Obermeister erteilt 
dem Kassierer im Auftrag der Versammlung Ent- 
lastung. Der Haushaltplan für das neue Geschäftsjahr 
sieht an Einnahmen 4247,40 Mk. gegenüber 4969,99 Mk. 
Ausgaben vor. Eine Beitragserböhung ist daher nicht 
zu umgehen, und soll dieselbe in der nächsten Voll- 
versammlung beschlossen werden; die Versammlung 
ist damit vollzählig einverstanden. 

Neuwahlen. Statutengemäss scheiden durch das Los 
aus: die Ausschussmitglieder Fiedler-Freudenstadt, 
Hartmann-Tübingen und Brandner- Reutlingen, 
Durch Zuruf werden wiedergewählt die Kollegen: Hart- 
mann- Tübingen und Brandner- Reutlingen; an Stelle 
von Fiedler-Freudenstadt tritt Sippel- Metzingen. 
Kollege Krail spricht den Dank der Mitglieder dem 
Vorsitzenden gegentiber aus. 

Der Vorsitzende verliest einige Entschuldigungen 
wegen Nichterscheinens zur Versammlung. Dieselben 
sollen im Ausschuss geprüft werden. 

Der Obermeister weist die Mitglieder auf einen 
Erlass des Ministers für Kirche und Schulwesen hin, 
wonach bei Schulgruppenaufnahmen in erster Linie 
die ortsansässigen Photographen berücksichtigt werden 






müssen, und sollen sich die Kollegen nun auch mehr 
als bisher um diese Sache bemühen. Nunmehr er- 
folgte in längerer Ausführung der Bericht von der 
Tagung des C.V. durch Kollege Hartmann. Die 
Vorführung der Boehmschen Ateliersonne endete mit 
einem Misserfolg, da trotz allen Bemühungen das Uhr- 
werk: streikte. 


Nach dem Mittagessen, 2,25 Uhr, folgte-der Vor- 
trag von Herrn Professor Schmidt-Karlsruhe über 
„Vergrösserungen und Vergrösserungsapparate“. Die 
Anwesenden folgten den Ausführungen dieses Herrn 
mit sichtlichem Interesse, und so mancher kleine Wink 
dürfte sich den Kollegen in der Praxis als nützlich er- 
weisen. Der Vorsitzende dankte dem Vortragenden 
im Namen der Versammlung und bittet Herrn Pro- 
fessor Schmidt, auch fernerhin bei Gelegenheit der 
Innung seine reichen Erfahrungen mitzuteilen. 

Als nächster Versammlungsort, Ende Oktober, 
wurde Reutlingen vorgeschlagen und genehmigt. 

Zum Schluss teilte Herr Professor Schmidt noch 
seine Erfahrungen äls Leiter der Lehrlingskurse an der 
Technischen Hochschule mit. 

Schluss der Versammlung 41), Uhr. 


Der Schriftführer: W. Brandner. 
— dr 


Berliner Vereinigung zur Pflege 
der Liebhaber- Photographie. 


Berlin, Sophienstrasse 18 (Virchow - Saal). 


Bericht der Sitzungen vom ı5. Juli und 5. August. 

Die Beschickung der in der kommenden Zeit 
stattfindenden Ausstellungen, an deren Spitze die 
Berliner Oktoberausstelluug steht, ist eine Frage, welche 
in diesen beiden Sitzungen die Gemüter sehr bewegte. 
Es wurde beschlossen, für letztere mit ganzer Kraft 
zu arbeiten, wenn auch die unter diesen Umständen 
erzwungene Ablehnung von Einladungen von anderer 
Seite nicht ohne Bedauern blieb. Ferner wurde für 
den Monat November wieder ein Preisausschreiben 
„Blumen und Blätter“ beschlossen. Einen Vortrag 
über ein recht interessantes Thema hielt Herr Paul 
Heisig, und zwar sprach er über: „Die Stereoskopie 
mit der eigenen Aufnahmekamera“. Er griff zurück 
in die Zeit, als die Stereoskopie noch in den „Kinder- 
schuhen“ steckte, trotzdem aber bedeutend mehr Beach- 
tung erfuhr als heute. Den Grund glaubt Herr Heisig 
darin zu sehen, dass die Darstellungen stereoskopischer 
Diapositive eine unnatürliche Starrheit zeigen, wie 
Wachsfiguren wirken. Er wies nun weiter darauf hin 
dass sich dieser Uebelstand vermeiden lasse, iudem 
mau Stereoskopie mit der eigenen Aufnahmekamera 
treibt. Nichts ist einfacher als dies, da man mit der 
gewöhnlichen „einäugigen“ Kamera arbeiten kann. 
An Stelle der Mattscheibe setzt man das Diapositiv, 
hält die Kamera gegen das Licht und betrachtet das 
Bild durch das Objektiv nach erfolgter scharfer Ein- 
stellung. Das Ergebnis sei von überraschender plasti- 
scher Wirkung. Herr Heisig empfahl diese Art 
Stereoskopie besonders zur Angewöhnung eines bild- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


_—— m mn mn mm nn nm nn m u u nn 





mässigen Sehens. Während des Vortrages liess er 
eine Anzahl Diapositive mit seiner Kamera herunı- 
gehen, welche durchweg das Gesagte bestätigten. 

Am 3. September findet unser, allerdings etwas 
verspätetes, Sommerfest statt, welches einen durchaus 
familiären Charakter tragen wird. Gäste sind dazu 
natürlich ebensogern wie in den Sitzungen gesehen. 

gez.: Karl Striesche. 


—eryt— 


Ateliernachriehten. 


Dessau. Max Sei:lig eröffnete Albrechtsplatz 4 
ein Photographisches Atelier. 

Heidelberg, Hugo Peisker verlegte sein 
Photographisches Atelier von Rohrbacher Strasse 14 
nach Hauptstrasse Ioo. 

IE It 


Gesehäftliches. 


Prag. In das Handelsregister wurde eingetragen 
das Photographische Atelier und Handlung photo- 
graphischer Artikel m. b. H. „Fotologie“ in Prag. Das 
Stammkapital beträgt 30000 K. Geschäftsführer sind 
Wenzel Rum! und Anton Wanner in Prag. 


um 0 Z 2 zm) 


Kleine Mitteilungen. 

— Bunzlau. Sein 25jähriges Geschäftsjubiläum 
beging Herr Hofphotograph Richard Heinrich. 

— Dessau. Photograph Karl Karsch, Zerbster 
Strasse 63, konnte auf ein 25jähriges Bestehen seines 
photographischen Instituts zurückblicken. 

— Berlin. Herr Reinhold Lissner, Potsdamer 
Strasse 116, hat vor der Prüfungskommission zu Berlin 
seine Meisterprüfung mit „Gut“ bestanden. 


—eart— 


Fragekasten. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 
Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 
werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 
beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 
Technische Fragen. 

Antwort zu Frage 37 (Nr. 32 dieser Zeitschrift.) 
Dem Fragesteller möchte ich empfehlen, die Abzieh- 
films der Firmen Mimosa.Dresden und Friedr.Bayer 
& Co.-Leverkusen zu benutzen. Beide Fabrikate sind 
vollkommen lichthoffrei. Gegenlichtaufnahmen in 
Räumen, deren Licht nur durch helle sonnendurch- 
strahlte Fenster hereinkam, gaben Gegenstände un- 
mittelbar vor den Fenstern klar mit schärfster Zeich- 
nung nicht nur der beschatteten Teile, sondern auch 
der Fensterkreuze oder der vorhängenden Spitzen- 
gardinen selbst wieder. Ebenso wurden Kristallwaren 
mit Bayer- „Plattenfort“ in Zeichnung sowie Spiegelung 
vorzüglich klar und der natürlichen Betrachtung ent- 
sprechend wiedergegeben. Manche Fachleute und 
Auftraggeber beanspruchen von der Photographie mehr, 


288 


nn 


4 


als das Auge selbst sieht. Man vergesse nie, dass jeder 
Beobachter 'eines schön geschliffenen, gravierten oder 
bemalten Gegenstandes, will er die Einzelheiten sehen 
oder gar studieren, diesen in die Hand nehmend nach 
den verschiedensten Richtungen dreht, einen passenden 
neutralen, besser noch dunklen Hintergrund wählt, 
mit andern Worten: nach der richtigen Beleuchtung 
sucht, welche Umstände nie oder äusserst selten für 
eine grössere Reihe solcher Gegenstände sich zu- 
sammenfinden. Man denke da nur an Glasschränke 
in Ausstellungen, Schaufenstern u. dgl. Wie dreht und 
wendet man sich da, will man ein besonders schönes 
Stück genau in seinen Einzelheiten erkennen. Und 
wie oft vergebens, weil Hintergrund oder Beleuchtung 
nicht stimmen. In erster Linie muss man für einen 
photographisch nicht leuchtenden oder gar Wider- 
schein gebenden Hintergrund sorgen. eine zerstreute 
seitliche Beleuchtung wählen, sowie eine langsam ar- 
beitende, vollkommen lichthoffrei und tief klar zeich- 
nende, am besten orthochromatische Platte nehmen. 
„Plattenfort“ - Bayer bieten diese Eigenschaften. Mancher 
wird denken: Wozu orthochromatisch? Man verkennt 
meistens vollkommen das Wesen der Orthochromasie, 
wenn man glaubt, diese habe lediglich Wert für bunte 
Vorlagen. Nein! Es sollte jeder wissen, dass gerade 
das weisse Licht aus der Mischung aller Spektralfarben 
besteht, dass gerade spiegelnde Flächen, wenn auch 
nicht immer sichtbar, so doch photochemisch das 
Licht brechen und daher gewöhnliche Emulsionen 
diese unbedingt falsch, wie man sagt: hart, eckig und 
unnatürlich. wiedergeben. 


Chemiker A. Cobenzl, Nussloch b. Heidelberg. 


Frage yr. Herr R.K. in K. Mir steht noch ein 
grösserer Posten Gaslicht- und Bromsilberpostkarten 
zur Verfügung, welche infolge langen Liegens zu weich 
arbeiten. Gibt es einen Entwickler, mit welchen 
kräftigere Abzüge zu erzielen sind, als mit dem ge- 
bräuchlichen Metol-Hydrochinonentwickler? Ich könnte 
dadurch einen nennenswerten Betrag ersparen. 

Antwort zu Frage jr. Am ehesten werden Sie 
noch harte Bilder erhalten, wenn Sie einen reinen 
Hydrochinonentwickler benutzen, der recht kühl und 
unter Zusatz von entsprechenden Mengen Bromkalium- 
lösung benutzt wird, wobei nvatürlich entsprechend 
länger belichtet werden muss. Wir empfeblen Ibnen 
folgende Vorschrift für einen lange haltbaren und 
sehr ergiebigen Entwickler: 75 g Natriumsulfit werden 
in ı Liter Wasser gelöst, ıo g Hydrochinon und 
schliesslich 40 g Pottasche hinzugefügt und diese Vor- 
ratslösung zum Gebrauch mit der gleichen Menge 
Wasser verdünnt. Bromkaliumzusatz wirkt sehr stark, 
so dass dessen Menge erprobt werden muss. Der 
gleiche Entwickler kann in verdünntem Zustand für 
zahlreiche Bilder hintereinander und während mehrerer 
Tage Verwendung finden. 

Frage 32. Herr E. D. in H. Ich vergrössere seit 
langen Jahren mit indirektem Licht, wie beiliegende 


x 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


es 


Skizze zeigt; die beiden Bogenlampen, die ich benutze, 
sind Flammenbogenlampen. Durch die lange Be- 
nutzung sind dieselben abgenutzt, und ich frage an, 
welche Lampen eine starke aktinische Lichtstärke für 
Vergrösserungen auf Gaslichtpapier ergeben. An Stelle 
der bisher verwendeten möchte ich andere Lampen be- 
nutzen, da die alten sehr viel Strom verbrauchen. 
Gleichzeitig wäre ich für Angabe einer zweckmätsigen 
Anordnung dankbar. 


Antwort su Frage 42. Die von Ihnen gewählte 
Anordnung der Halbkugeln aus weisser Gipsmasse ist 
mit Rücksicht auf die notwendige Stellung der Lampen 
durchaus nicht besonders vorteilhaft. Es empfiehlt 
sich vielmehr, die beideu Lampen unmittelbar seit- 
wärts und hinter dem Negativträger aufzustellen und 
den Negativträger selbst mit schneeweissem Papier 
auf der Lampenseite zu bekleben. An Stelle des 
Papiers ist natürlich ein feuersicherer weisser Anstrich 
von Magnesia in Gelatinewasser auf Weissblech vor- 
zuziehen. Der eigentliche Beleuchtungsschirm wird 
ebenfalls eben gestaltet und kann zweckmässig aus 
einer Gipsplatte bestehen, die verschiebbar hinter dem 
Negativ angebracht ist und eben zu gestalten und 
senkrecht auf der optischen Achse anzuordnen ist. Der 
Gedanke, dass eine irgendwie gebogene Hohlilasche 
mehr Licht auf das Negativ wirft, ist irrtümlich. Ein 
Paar gewöhnliche Bogenlanıpen, am besten mit auto- 
matischer Regulierung und etwa 25 Ampere Strom- 
verbrauch, geben reichlich Licht. 


Frage 43. Herr W. N. inN. ı. Ich möchte mir 
einen Vergrösserungsapparat für indirekte Beleuchtung 
machen. Wie gross müsste die Lichtstärke der beiden 
elektrischen Lampen sein? Es soll höchstens etwa 
bis fünffach vergrössert werden. j 


2. Wie könnte man photographische Vergrösse- 
rungen durch Druckbilder auf Leinwand glatt auf- 
ziehen ? 

3. Kann mit der Böhmschen Magnesiumlampe 
„Ateliersonne“ gut und bequem gearbeitet werden? 


Antwort zu Frage 43. 1. Wir verweisen auf die 
vorstehende Frage, in welcher über einen indirekten 
Vergrösserungsapparat alles gesagt ist. 


Antwort 2. Um Papierbilder auf Leinwand auf- 
zuziehen, bedient man sich am besten einer frischen, 
starken Leimlösung. Die Leinwand wird gründlich 
durchfeuchtet, auf ein ebenes Brett gelegt, das Papier 
ebenfalls gründlich angefeuchtet, die Leinwand schnell 
mit der heissen Leimlösung gleichmässig, aber nicht 
zu reichlich überzogen, das feuchte Papier mit dem 
Rollenquetscher angepresst und einige Stunden unter 
Beschwerung mit einer elastischen Zwischenlage der 
Trocknung überlassen. 


Antwort 3. Persönliche Erfahrungen auf diesem 
Gebiete besitzen wir nicht. In Ermangelung einer 


elektrischen Anlage sind Magnesiumlampen guter 
Konstruktion für Kunstlichtaufnahmen recht gut 
brauchbar. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A.Micthe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guide Karutz in Halle 4.5. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a, S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Alleiniges Organ des Central-Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE,. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik*, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik* allein 
4— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
der 5o mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 50 Pt. Anfragen und Auf- 


träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 36. 


g. September. 








1921. 








Rundsehau. 


Tonungsweisen ohne Gold für Auskopier- 
papiere. 

Die goldlosen Tonungen sind in ihrer Art 
durchaus nicht ven der Hand zu weisen, sofern 
ihre Resultate einigermassen befriedigen, der 
Prozess selbst gut kontrollierbar ist, sicher in 
der Färbung verläuft, sowie eine gewisse Gewähr 
für die Haltbarkeit der Produkte bietet. Es ist 
schon von verschiedenen Seiten beobachtet 
worden, dass sich die einzelnen Formeln nicht 


gleich gut für jedes Papierfabrikat eignen und dass’ 


auf den Grad der Kopiertiefe viel ankommt. 
Manche Bäder tonen zu schnell, so dass eine 
Kontrolle, eine Abstimmung der Tönung schwierig 
wird. Dies alles mag dazu beigetragen haben, 
dass die goldlosen Bäder selbst in dieser teuren 
Zeit noch keine ailzu grosse Aufnahme gefunden 
haben. 

Von F. Formstecher wurde für Zelloidin- 
kopien eine einfache Lösung von Fixiernatron 
und Bleinitrat empfohlen (siehe „Phot. Chronik“ 
1920, Nr. 43). 

Für Mattalbuminpapier wurde von Trapp 
& Münch die nachstehende Schwefeltonung an- 
gegeben. Die Bilder, die nur wenig überkopiert 
zu sein brauchen, werden zunächst gut gewässert, 
dann 20 Minuten in eine Fixiernatronlösung 1:10 
eingelegt, wiederum 1/, — 2 Stunden gewässert 
und nunmehr getont in einem Bade von 

Fixiernatron 50 g, 

Wasser . 1 eh ı Liter, 

Schwefelnatrium- oder Schwefel- 
kaliumlösung ı:100 . . II— 15 ca. 


Die Bilder tonen hierin sehr schnell, in !/, bis 
ı Minute, je nach der gewünschten Färbung, die 
rotbraun bis violett ausfällt. Zum Schluss sind 
die Bilder gründlich zu wässern. Statt des obigen 
Schwefelungsbades kann auch ein solches mit 
Schwefelbarium benutzt werden (ı Liter Wasser 
wird mit ı g Schwefelbarium ordentlich durch- 
geschüttelt, man lässt dann absetzen, giesst von 


der oberen klaren Flüssigkeit ıoo ccm ab und. 





[Nachdruck verboten.| 


bringt diese zu einer Lösung von 50 g Fixier- 
natron in ı Liter Wasser). 

Besondere Beachtung verdient die durch 
Schering in den Handel gebrachte Senoltonung, 
bei der die Kopien zunächst in ein saures Fixier- 
bad gelangen, danach etwa ı Stunde gewässert 
und nunmehr im Senolbad getont werden; zum 
Schluss nur kurze Wässerung. Ueber die Wand- 
lung des Tones, die möglichen Färbungen, unter- 
richtet man sich am ehesten, wenn die vorliegen- 
den Bilder nicht sämtlich auf einmal in das Bad 
eingebracht werden, sondern in einzelnen Partien. 
Man erzielt so einen bequemen Vergleich der 
Wirkung bei verschiedener Tonungsdauer. Die 
Tonungsdauer beträgt je nach dem Papierfabrikat 
und dem Färbungscharakter 2—3 Minuten. 

Mit dem Platin sind wir in Ersatzprodukten 
weit günstiger daran; wir vermögen auf dem 
Wege der Bleichung und nachfolgenden Wieder- 
entwicklung des Bildes recht prächtige Tonstufen 


von Braun bis Schwarz herauszuholen, doch ist 


auch hier das spezielle Tonergebnis stark von 
der Art des Papierfabrikates abhängig, und wir 
sehen daher für diese sogenannte Platintonung 
die Zusammensetzung der Formeln für die ein- 
zelnen Papiere voneinander abweichen. Eine 
individuelle Behandlung ist hier durchaus geraten. 
So empfehlen z.B. Trapp & Münch für ihr 
Mattalbumin den folgenden Arbeitsgang: 

Die etwas überkopierten Bilder sind zu- 
nächst gründlich zu wässern, dann in eine 
10—I5prozentige Fixiernatronlösung zu bringen, 
abermals gut zu wässern und nunmehr in einer 
Lösung von 


Kupfersulfat . 10g, 
Wasser . 2.2... 500 ccm, 
Kochsalz 20 8 


zu bleichen. Hierauf wird wieder gewässert und 
bei vollem Tageslicht mit 


Natriumsulfit, krist. I2g, 
Wasser . . 400 ccm, 
Amidol 28 


36 


290 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 








entwickelt... Der resultierende Ton ist durch 
Variation der Natriumsulfitmenge veränderbar. 
Je mehr Natriumsulfit genommen wird, desto 
bräunlicher fällt die Färbung aus; je geringer 
der Sulfitgehalt, desto mehr neigt der Ton nach 
Blauschwarz, doch gehe man nicht unter 8 g, 
da sonst die Weissen des Bildes leiden. Zum 
Schluss sind die Bilder unter der Wasserleitung 


abzuspülen, 3 Minuten in eine Kaliummetabisulfit- 
lösung 1:50 einzulegen und wiederum zu wässern 
(etwa 1/, Stunde bei öfter gewechseltem Wasser). 

Recht eingehend hat sich G. Körbel mit 
diesem Tonungsmodus beschäftigt und die ver- 
schiedenen Albuminpapierfabrikate hierin aus- 
probiert (vgl. den Artikel „Phot. Chronik“ 1918, 
Nr. 87/83). 


IL Irre 


Central-Verbandstag Frankfurt a. M. 1921. 


(Schluss.) 


Sonntagsruhe. 
der Antrag gestellt: 


Von Berlin war hierzu folgen- 


Bei der bevorstehenden reichsgesetzlichen Rege- 
lung der Sonntagsruhe möge der C. V. dahin wirken, 
dass die uns zustehenden Rechte nicht beschnitten 
und vorschnell aufgegeben werden. Die Regelung 
der Geschäftszeit in photographischen Betrieben an 
Sonn- und Feiertagen soll den örtlichen Fach- 
organisationen vorbehalten bleiben. 


Herr Tiedemann macht auf die grosse Bedeutung 
dieser Frage aufmerksam. Es müsse rechtzeitig bel 
der bevorstehenden Regelung der Sonntagsruhe für 
die ausreichende Berücksichtigung der Interessen des 
Photographengewerbes gesorgt werden. Der Vorsitzende 
teilt mit, dass er sich mit dem Reichswirtschafts- 
ministerium in Verbindung gesetzt habe, von dem ge- 
antwortet worden sei, dass die Fachorganisationen ge- 
hört werden sollten. In Mecklenburg-Strelitz sei die 
Sonntagsruhe vorzüglich geregelt. Dort seien 5 Stun- 
den für die Arbeit freigegeben, aber das Photographieren 
auf der Strasse verboten worden. 

Herr Blum-Köln schildert, in welcher Weise es 
seiner Innung gelungen sei, die Sonntagsruhe so zu 
regeln, wie sie dem Gewerbe nützlich sei. Die Behörde 
habe die von der Innung gemachten Vorschläge über- 
nommen. Die einzelnen Bestimmungen verliest der 
Redner. (Wir hoffen, darauf noch ausführlicher zurück- 
zukommen. Die Schriftleitung). 

Herr Papesch gibt die in Sachsen getroffene 
Regelung bekannt. Er macht darauf aufmerksam, 
dass das Wandergewerbe nicht Sonntags ausgeübt 
werden dürfe. Einige Beispiele, die der Redner aus 
seiner Praxis im Kampfe gegen die Strassenphoto- 
graphen bekanntgibt, zeigen, dass der Kampf Erfolg 
hat, wenn ihm nur die nötige Aufmerksamkeit ge- 
schenkt wird. Er sei allerdings auch nicht zurück- 
geschreckt, trotz mehrfacher tätlicher Bedrohung von 
seiten der erbitterten Wanderphotographen. 

Herr Rottmann klagt darüber, dass die Gross- 
stadtphotographen Sonntags sehr häufig das Land 
heimsuchen, das müsse aufhören. Als beste Lösung 
empfiehlt Herr Gersbach die Verständigung über die 
Sonntagsruhe in den Grenzbezirken. Herr Rudolph 
empfiehlt die Regelung für grössere Bezirke, nicht 
örtlich. 

Die beiden Anträge Berlin werden einstimmig an- 
genommen. 


Auch der weitere Antrag Berlin, den Photographen 
höhere Rabattsätze einzuräumen, wird angenommen, 
Von ı2—2!/, Uhr findet die Mittagspause statt. 


Steuerfragen. In der Nachmittagssitzung be- 
richtet der Vorsitzende über die Absicht der Stadtväter 
von Gera, auf Photographien eine Sondersteuer zu 
legen. Durch die sachgemässen Vorstellungen des 
C. V. wurde die Steuer aber abgelehnt. In der weiteren 
Aussprache werden die unterschiedlichen Sätze der 
Steuer für Schaukästen bekanntgegeben. Eine ein- 
heitliche Regelung wird nicht möglich sein, da es sich 
um eine kommunale Steuer handelt. 

Herr Götz berichtet, dass der Vertreter der Re- 
gierung, Herr Reg.-Rat Köppke-Koburg, bei der 
Tagung der Kunustgewerbevereine erklärt habe, dass 
die Luxussteuer aufgehoben werden solle. Nur für 
einzelne Gegenstände (Marmor, Schmuck) solle sie 
weiter erlıoben werden, also da, wo der Material- 
wert grösser sei als der Arbeitswert. (Die Veröffent- 
lichung über die Steuerpläne der Regierung zeigen 
aber, dass mit der Aufhebung der Luxussteuer nicht 
zu rechnen ist. Die Schriftleitung.) Auf Antrag des 
Herrn Mader wird beschlossen, gegen die Luxussteuer 
beim Reichsverband des deutschen Handwerks Protest 
zu erheben. 

Unlauterer Wettbewerb. Hierzu liegen An- 
träge von Götz, Scheithauer und Wolf-Stettin vor, 
in denen verlangt wird, dass der Verband Schritte 
gegen die Händler unternehmen solle, die durch Aus- 
führung von Facharbeiten den Fachphotographen Kon- 
kurrenz machen und als Händler noch von den Fabriken 
den Händlerrabatt bekommen. 


Herr Götz berichtet über einen Fall, wo durch 
einen Lehrer für die Oberschlesienhilfe ein Auftrag von 
310000 Stück Photographien an einen Breslauer 
Händler vergeben wurden. Der von ihm geführte 
Schriftwechsel wird verlesen. Der Händler habe den 
Auftrag an Photographen weitergegeben und dadurch 
erhebliche Summen mühelos verdient. Es müsse Ein- 
spruch erhoben werden, dass die Händler, die Photo- 
arbeiten ausführen und so den selbständigen Photo- 
graphen Konkurrenz machen, mit Händlerrabatt be- 
liefert würden, während man den Photographen diesen 
Rabatt verweigere, 

Im ferneren macht der Redner darauf aufmerk- 
sanmı, dass die Industrie dazu übergehe, kleine Auf- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


291 





nahmen zu bestellen und diese dann bei Händlern 
vergrössern lasse. Als Abwehr wird empfohlen, kleine 
Aufnahmen (unter 18%X24 cm) abzulehnen, da die 
Arbeitsleistung bei der Aufnahme die gleiche sei wie 
bei grossen Aufnahmen, die Materialersparnis aber 
nicht so gross sei. Der Vorsitzende klagt darüber, 
dass ihm leider von den Vereinigungen in bezug auf 
die Schädigung durch Händler nicht genug Material 
zugegangen sei. Wenn der C.V. etwas erreichen wolle, 
müsste er mit genügendem Material versehen werden. 

Herr Hartmann führt Fälle an, in denen in 
Tübingen die Händler von den Photographen unter- 
boten worden seien. Hier fehle es noch sehr an dem 
Standesbewusstsein der Kollegen. Die Anträge werden 
angenommen, 

flerr Halfpape legt das Muster einer Bestell- 
karte vor. Er verweist darauf, dass jetzt wieder teil- 
weise auf Borg geliefert werde. In jedem Falle sollten 
die Kollegen eine Anzahlung verlangen und nur gegen 
Barzahlung liefern. Der Text der Karte wird ge- 
nehmigt. Den Vereinigungen wird gestattet, den 
Namen des C, V. zu benutzen, aber nur unter der Be- 
dingung, dass die Karten vorher dem Vorstande vor- 
gelegt werden. 

Herr Papesch gibt einige Beispiele für die Be- 
kämpfung des Vergrösserungsschwindels an. Er emp- 
fiehlt allen Vereinigungen das Vorgehen der Innung 
Chemnitz, die jährlich 2000— 3000 Mk. für Anzeigen 
gegen den Vergrösserungsschwindel in den Haushalt- 
plan einstelle. 

Herr Mend gibt bekannt, dass in Hildesheim 
eine Produktivgenossenschaft gegründet worden sei, 
die selbst Reisende hinausschicke. Bisher sei man mit 
dem Erfolg sehr zufrieden. Ein Kollege aus Elberfeld 
führt aus, dass dort gegen eine Firma etwa 80 Klagen 
vorlägen. Die Innung habe die Vertretung der Ge- 
schädigten kostenfrei für diese übernommen. 

Herr Schambach rät, die Anzeigen nicht von 
der Innung unterzeichnen zu lassen, weil dann das 
Publikum zu leicht glaube, dass die Anzeigen aus 
Konkurrenzgründen erlassen seien. Seine Vereinigung 
lasse die Anzeigen durch den Syndikus, einen Assessor, 
unterzeichnen. In den Anzeigen heisst es, dass sich 
die Geschädigten bei dem Unterzeichneten melden 
sollten, 

Geklagt wird von einigen Rednern über die 
mangelnde Unterstützung durch die eigenen Kollegen. 
Herr Hartmann schlägt vor, eine schwarze Liste von 
den Vergrösserungsanstalten anzulegen, die an Reisende 
billiger liefern als an Photographen. Diesem Vor- 
schlage wird zugestimmt. 


17. Verschiedenes. Herr Zehr zieht den An- 
trag, Wanderredner anzustellen, zurück, da die Kosten 
zur Zeit nicht aufgebracht werden könnten. Er emp- 
fiehlt den Innungen jedoch das Vorgehen der ost- 
preussischen Innungen, wo sich die Obermeister ver- 
pflichtet haben, in den einzelnen Innungen Vorträge 
zu halten. Dadurch entständen keine hohen Kosten 
und es würde dasselbe wie durch Wanderredner er- 
reicht. 

Dem Beschluss der Erfurter Tagung, dem Reichs- 
verband des deutschen Handwerks beizutreten, konnte 
der Vorstand nicht nachkommen, weil er keine Er- 
mächtigung hatte, den geforderten Beitrag von 1200 Mk. 
zu zahlen. Es wird einstimmig die Zahlung dieses 
Beitrages bewilligt. 

Der Verein Frankfurt berichtet durch Herrn 
Junior über die Schwierigkeiten bei den Tarifver- 
handlungen. Der Verein wünscht die Aufstellung eines 
Rahmentarifs, um überall einheitlich vorzugehen. Vom 
Vorsitzenden wird der bereits aufgestellte Rahmentarif 
verlesen. Der Vorsitzende gibt ferner die Erfahrungen 
bei den Dresdener Verhandlungen bekannt, wo es 
durch Vorlage der Bücher erreicht wurde, das dass 
Photographenhandwerk als notleidend anerkannt wurde. 

Herr Freund-Schlüchtern regt an, Richtpreise 
für Photographenarbeiten aufzustellen, da besonders in 
den kleinen Orten noch Preise gefordert würden, die 
nicht die Selbstkosten decken. Es wurde darauf hin- 
gewiesen, dass in den Berichten der „Photogr. Chronik“ 
sehr oft Preislisten veröffentlicht würden, so dass auch 
die Kollegen in den kleineren Städten Gelegenheit 
hätten, sich zu unterrichten. 

Der Vorsitzende lässt sich noch bestätigen, dass 
alle Anträge zur Sprache gebracht worden seien, dass 
nichts unter den Tisch gefallen und nichts durch- 
gepeitscht worden ist. 


Dem Frankfurter Verein, insbesondere den Herreu 
Junior und Hoffschild, spricht der Vorsitzende den 
herzlichsten Dank für ihre Mühe aus. Die Anwesen- 
den erheben sich von den Plätzen. 

Herr Götz dankt dem Vorstande, besonders Herru 
Schlegel, für die geleistete Arbeit. Er bittet die An- 
wesenden, sich zum Zeichen des Dankes von den Plätzen 
zu erheben, was geschieht. 

Nachdem noch Herr Lüpke zur recht regen 
Beteiligung an der Berliner Ausstellung eingeladen 
hatte, konnte der Vorsitzende den Verbandstag um 
4'/a Uhr schliessen. 

Auf Wiedersehen in München 1922! 


W. König. 


Wilhelm Hofisehild 7. 


Am 30. August ist Wilhelm Hoffschild nach 
langem Leiden verschieden. Mit ihm ist ein Mann 
dahingegangen, der in jahrzehntelanger stiller Wirk- 
samkeit als Mitinhbaber der Firma Eduard Blum 
seine ganze Tätigkeit der photographischen Fachwelt 
widmete. Wo immer es galt, die Interessen der Photo- 


graphen zu vertreten, konnten sie auf die Mithilfe 
Hoffschilds zählen. Als Vorstandsmitglied des Photo- 
graphischen Vereins zu Berlin, der Berliner Photo- 
graphen - Zwaugsinnung, der Ortskrankenkasse und vor 
allen als Geschäftsführer des Verbandes deutscher 
Vergrösserungsanstalten, ferner in verschiedenen städti- 


36* 


292 








schen Ehrenämtern hat Hoffschild eine umfang- 
reiche Tätigkeit entfaltet. Durch sein verbindliches 
Wesen, seinen feinen Takt und sein klug abwägendes 
Urteil erwarb er sich zahlreiche Freunde. Wie beliebt 
Hoffschild auch als Arbeitgeber war, davon legte 
eine Adresse Zeugnis ab, die ihm die Angestellten 
seiner Firma aus Anlass. seines so. Geburtstages im 
Mai ıg19 überreichten. Diejenigen, die Hoffschild 
ferner standen, kannten ihn wohl nur aus seiner Tätig- 
keit als Mitinhaber der Firma Blum, die ihr Auf- 
blühen nicht zum mindesten auch der unermüdlichen 
Tätigkeit Hoffschilds verdankte Seine näheren 
Freunde aber schätzten in ihm auch den guten Menschen 
und vornehmen Charakter. Mit liebevollem Verständnis 
wusste er auch die Meinungen Andersdenkender zu 
werten, eine in unserer Zeit so selten gewordene Tugend. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Auch des Dichters und Schriftstellers mag hier 
gedacht sein. In seiner Jugend schrieb er manche 
feinsinnige Humoreske, und eine Auswahl seiner Ge- 
dichte ist unter dem Titel „Mimosen“ in einem 
Bändchen vereinigt. 


Bei Vereinsfesten und Jubiläen namentlich des 
Photographischen Vereins zu Berlin, und zuletzt noch 
beim Jubiläum der Fachschule schrieb Hoffschild 
fein abgerundete Prologe. 


An seiner Bahre trauert neben seiner Gattin, die 
viele Jahre in glücklicher Ehe mit ihm lebte, die 
grosse Zabl seiner Freunde und Mitarbeiter. Wir 
haben in ihm einen Kameraden von seltener Lauter- 
keit des Charakters und Vornehmheit des Wesens ver- 


loren. Fritz Hansen. 


IL It 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Anszüge einzusenden. 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Arte Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str.ı2, Amt Uhland 6206. 
— Geschäftsstelle und Kassenangelegenheiten: A. Conrad, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser-Wilhelm-Platz 2, Amt Stephan 4480. — Biblio- 
thek: Fräulein Pflug, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz6. Amt 
Lützow 1224. — Sterbekasse des C.V. und Diplomkommission: 
Frangois Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ı1. 


En EEE EEE EEE TIERE 
Durch das Ableben unseres Mitgliedes 
Herrn Wilhelm Hoifsdiild, 
Mitinhabers der Firma Eduard Blum-Berlin, 


haben wir eines der beliebtesten Mitglieder ver- 
Wir werden des früh Heimgegangenen 
Infolge seiner Krank- 


loren. 
stets in Treue gedenken. 
heit war er vor Jahresfrist gezwungen, seine 
Tätigkeit im Vorstande des Vereins aufzugeben. 
In dankbarer Erinnerung an die stete Hilfs- 
bereitschaft mag er nun ausruhen nach rüstigem 
und erfolgreichem Schaffen. R.i.p. 


Der Photographische Verein zu Berlin (1863). 
Johannes Lüpke, I. Vorsitzender. 


Wir bitten höflichst um gefl. Einsendung des 
Mitgliedsbeitrages für das 2. Halbjahr bis zum 25. Sep- 
tember, andernfalls der Betrag zuzüglich Portospesen 
per Nachnahme erhoben wird. 


Als neues Mitglied wird gemeldet: 
Herr Karl Kühnel, Kunstmaler, Steglitz, Florastr; Io 


Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 200 87. 


Verband Meeklenburger Photographen. 


Einladung 
zum 25. Photographentag in Neubrandenburg 
am Montag, den IQ. September ıg21, im Hotel 
„Mosch“*, Treptower Strasse. 


Programm: 


9—9g!/, Uhr: Empfang der Kollegen. 

10 Uhr: Beginn der Verhandlungen. 

I Uhr: Gemeinsames Mittagessen (ohne Weinzwang) 
Preis 25 Mk. 

21/, Uhr: Motorbootfahrt auf dem Tollense - See nach 
dem Kurhotel „Augustabad“. — Kaffeetafel. — Be- 
sichtigung des Aussichtsturms und Rückmarsch 

zur Stadt. 

Tagesordnung: 


I. Begrüssung und Bericht des Vorsitzenden. 
2. Verlesung der Niederschrift der letzten Tagung. 
3 Wahl der ausscheidenden Vorstandsmitglieder 

(Lorenz, Heuschkel, Walter). 

. Wahl des nächsten Versammlungsortes. 

5. Bericht des Kollegen Knöfel über die Wirkung 
der für Neustrelitz gesetzlich festgelegten Sonn- 
tagsruhe. 

6. Besprechung über die Preise. 

7. Besprechung des Antrages des Kollegen Koch 
über die gemeinsame Annonce, 

8. Verschiedenes (Sterbekasse). 

Besichtigung und Besprechung eventuell ausge- 
stellter Neubeiten. — Etwaige Anträge sind umgehend 
an den Schriftführer einzureichen. 


Ba 


Um recht zahlreiche Beteiligung bittet 
Der Vorstand, 


+90 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK, 


ah AND SI zul 


293 





Photographen- Zwangsinnung 
für den linken Niederrhein (Sitz: Krefeld). 


Programm 
zum Niederrheinisch - Holländischen Photg- 
graphentag, verbunden mit einer Photo-Neu- 
heitenmesse in Cleve am z19. u. 20. September. 


Montag, den 19. September: Morgens g!/, Uhr: 
Innungsversammlung im „Hotel Bollinger“. 
Gäste willkommen. 

ı Uhr: Gemeinsame Mittagstafel (Gedeck 20 Mk.) 
im „Hotel Bollinger“. 

3 Uhr: Vortrag des Herrn H. Traut- München 
über „Die Elektrizität im Dienste der Photo- 


graphie“. — Daran anschliessend Besichtigung 
der Bilderschau und nachfolgender kritischer 
Bericht. 


8 Uhr: Geselliger Abend im „Hotel Maywald“ 
unter Mitwirkung erster Künstler. 

Dienstag, den 20. September: Morgens g9!/, Uhr: 
Obermeistertag für Rheinland und Westfalen. 
Gäste willkommen. 

ı Uhr: Gemeinsames Mittagessen (Gedeck 20 Mk.). 
3 Uhr: Fahrt mit Sonderwagen der elektrischen 
Bahn nach Galgensteeg; von dort zu Fuss durch 
den Reichswald nach Frasselt; dortselbst gemein- 


same Kaffeetafel bei Pitz. — Gruppenaufnahme 


der Teilnehmer. 


7 Uhr: Abfahrt vom Frasselter Weg zurück zum 
„Hotel Bollinger“; dortselbst Schlussversamm- 
lung mit Preisverteilung. 


Mittwoch, den 2ı.,, bis Freitag, den 23. Sep- 
tember, findet ein Bromölkursus statt, abgehalten 
von Herrn Traut- München in den Werkstätten 
von E. Steiger-Cleve, Teilnehmergebühr 200 Mk. 
Anmeldungen hierzu, sowie zum Photographentag 
werden umgehend erbeten. 

Für die Damen, die besonders herzlich will- 
kommen sind, ist für die Zeit der Versammlungen 
ein besonderes Programm entworfen, welches am 
19. September morgens bekanntgegeben wird. 


Zu 20C zum) 


Photographen-Innung zu Hildesheim für 
den Regierungsbezirk Hildesheim. 


Einladung 
zur 31. ordentlichen Innungsversammlung am 
21. September ıg2ı. Beginn ıo Uhr vormittags in 
Göttingen, „Reichshof“, Jüdenstrasse 35. 


Tagesordnung. 


ı. Mitteilungen des Vorstandes: a) Beschluss der 
Niedersächsischen Photographen - Genossenschaft 
wegen Vergrösserungssache; b) Antwortschreiben 
an die Handwerkskammer betreffs Anfrage des Orts- 
vereins Göttinger Photographen wegen Teilung 
des Innungsbezirks; c) Aenderung der Lehrver- 
träge; d) Tarifangelegenheit; e) Sonstiges. 


2. Kassenbericht, Abnahme der Rechnung und Ent- 
lastung des Rechnungsführers. 

3. Bericht des Kollegen Mend über die Central-Ver- 
bandstagung in Frankfurt. 

4. Wahlen: a) Vorstand: Es scheiden aus die Kol- 
legen Springmeier und Werle; b) Ausschuss 
für das Gehilfenwesen; es scheidet aus Kollege 
Cordes; c) Ausschuss für das Lehrlingswesen; 
es scheidet aus Kollege Günther. 

5. Anträge des Vorstandes: a) Festsetzung der Bei- 
träge für Fehlende, welche am Versammlungsort 
wohnen; b) auf Grund des $ 30. Abs. 2, des 
Statuts; Erhebung eines Zuschlages von 29,50 Mk. 
für fehlende Vorstandsmitglieder; c) Widerspruch 
gegen den Beschluss des C. V., betreffs Ein- 
reichung der Haushaltpläne; d) gegen die Frei- 
zügigkeit reisender Photographen am Sonntag. 

6. Verschiedenes. 

7. Ausstellung: a) der Amerika-Sammlung und Brom- 
öldrucke des Herrn Blum-Berlin; b) Projizierte 
Hintergründe des Herrn Hugo Sontag- 
Erfurt; c) Vorführung der „Ateliersonne“ und 
„Sonne in der Westentasche“ der Firma Boehm- 
werke, Aktiengesellschaft, Berlin. 


Wir machen die Mitglieder darauf aufmerksam, 
dass eine besondere Einladung durch die Post nicht 
mehr erfolgt, da jeder Kollege die „Chronik“ erhält. 

Diejenigen Kollegen, welche amı Versammlungs- 
tage Mittagessen (12 Mk.) wünschen, werden gebeten, 
dem Kollegen Wilh. Grape- Göttingen, Wunderstrasse, 
rechtzeitig schriftlich Mitteilung zu machen. 

Noch einmal erinnern wir an die Zahlung der Bei- 
träge. Sind bis zum Versammlungstage die Beiträge 
nicht eingegangen, dann wird auf diesem Mitteilung 
gemacht und die Liste der Rückständigen der Auf- 
sichtsbehörde zur Einziehung übergeben. 


I. A.: Hermann Kapps, Obermeister. 
um 2Che zum 


Photographen - Zwangsinnung 
Franklurt a.O©. 


Einladung 
zur Iunungsversammlung am Mittwoch, den 14. Sep- 
tember Ig2I, vormittags ıı Uhr, in Küstrin, Neustadt, 
„Conrads Hotel“, am Bahnhof. 


Tagesordnung. 

ı. Bericht des Obermeisters. 

2. Abstimmung über einen Zuschlag zum Innungs- 
beitrag. 

3. Abstimmung über Aufhebung des 
beschlusses vom I2 Mai 1920. 

4. Abstimmung über den Wiedereintritt in den Central- 
Verband und Abonnement der „Photogr. Chronik“ 
für alle Mitglieder. 

5. Genehmigung der Erhöhung der Tagegelder für 
Vorstandsmitglieder. 

6. Verschiedenes. 

O Heinrich, 


Obermeister. 


Innuugs- 


O Fricke, 
Schriftführer. 


294 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


ne  —— ne ÖeSSe ee 


Photographen - Zwangsinnung für den 
Regierungsbezirk Erfurt. Sitz: Erfurt. 


Unsere dritte diesjährige ordentliche Innungs- 
versammlung findet am Dienstag, den 27. Sep- 
tember, in Mühlhausen im „Haus Schlenker“, Unter- 
markt, vormittags 9?/, Uhr statt. 


Tagesordnung. 


I. Eingänge und Bekanntmachungen. 

2. Bericht vom Central-Verbandstag in Frankfurt. 

3. Vortrag des Obermeisters über unseren neuen 
Reichsrahmengesetzentwurf (Handwerkergesetz). 

4. Wahl von Delegierten des Mittelkreises (Ge- 
nehmigung der Delegiertengelder). 

5. Verschiedenes. 


Anträge sind bis zum 20. September an den unter- 
zeichneten Obermeister zu richten. 


Beiträge des zweiten Halbjahres, welche in der 
Versammlung am 27. September nicht bezahlt sind, 
werden per Postnachnahme erhoben. 

Versäumnis der Versammlung: $ 22 des Innungs- 
statutes. 

Die Mitglieder des Mittelbezirkes (Mühlhausen, 
Heiligenstadt, Dingelstädt, Leinefelde und Langensalza 
sind verpflichtet, zur Versammlung zu erscheinen, die 
übrigen Kreise müssen durch Delegierte vertreten sein, 
bei Nichterscheinen der betreffenden Delegierten er- 
folgt erhöhte Bestrafung. 


Der Schriftführer: 
Th. Gogler. 


Der Obermeister: 
A, Rudolph. 
east 


Photographen -Zwangsinnung Stolp. 


Unsere Herbstversammlung findet am Dienstag, 
den 4. Oktober, vormittags Io Uhr, in Stolp im 
„Wallhause“ statt. 


Tagesordnung. 


1. Protokollverlesung. 
Bericht des Obermeisters über Innungsangelegen- 
heiten usw., Lage des Handwerks. 
3. Neuwahl des Obermeisters für die nächsten 3 Jahre, 
4. Neuwahl der statutenmässig ausscheidenden Mit- 
glieder (Newiger und Knauss). 
5. Aufstellung des Haushaltungsplanes für 1922. 
6. Bericht über den Handwerkertag in Kolberg 
(Newiger). 
7. Wahl des nächsten Versammlungsortes. 
8. Anträge von Mitgliedern. 
9. Geschäftliche Aussprache, 
Ausstellung und Vorführung von Neuheiten. Boehm- 
lampe usw. 
Der Haushaltungsplan liegt 2 Wochen vor der 
Versammlung beim Obermeister zur Einsicht aus. 


Anmeldungen zur gemeinsamen Mittagstafel um 
ı Uhr sind an den Besitzer des „Wallhauses“ schriftlich 
zu richten. Hark, Obermeister. 


IE Ir 


Photographen-Bund Freiburg i.B. 
(Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Amtsbezirk Freiburg). 


Bericht über die Innungsversammlung vom 7. Juni, 
„Brauerei Sutter“. 


. Die Versammlung wurde 6 Uhr 20 Minuten vom 
I. Vorsitzenden eröffnet. ı. Der Schriftführer verlas das 
Protokoll der Sitzungen vom 2. und ı5. März, welche 
beide genehmigt wurden. 2. Der Bericht des Schrift- 
führers über die bisherige Tätigkeit des Photographen- 
Bundes Freiburg führte den Mitgliedern nochmals die 
erfolgreiche Arbeit vor, welche der Verein seit 
ı!/, jährigem Bestehen geleistet hatte. Besonders wurde 
hervorgehoben unter anderem die dreimalige Fest- 
setzung der Mindestpreise, ferner die gemeinsame 
Reklame, die Bekämpfung des Vergrösserungsschwindels 
durch Warnungsinserate. Mit der Gehilfenschaft wurde 
ein Tarifvertrag abgeschlossen. Für die Sommer- 
monate kam die Sonntagsruhe zur Durchführung. Der 
Antrag zur Gründung einer Zwängsinnung wurde ge- 
nehmigt, und trat dieselbe mit dem ı. März d.]J. in 
Kraft. Die bisherige erspriessliche Tätigkeit des Vereins 
gab dem Schriftführer Anlass, die Kollegen aufzu- 
fordern, auch ferner sich in den Dienst gemeinsamer 
Sache zu stellen. 3. Der Kassenbericht des Kassierers, 
Herrn Deimler, ergab einen Bestand von 356,20 Mk. 
Nach Prüfung der Bücher und Kasse, die richtig be- 
funden wurden, konnte dem Kassierer Entlastung er- 
teilt werden. Herrn Deimler zollte die Versammlung 
Dank für seine erfolgreiche selbstlose Tätigkeit. Die 
Kasse ging in die Hände des künftigen Kassierers, an 
Herrn Gehl über. 4. Die Innungsversammlung be- 
schloss, den Kassenbestand des Vereins als Grund- 
stock zu übernehmen, mit Vorbehalt, denselben mit 
Genehmigung der Inuungsversammlung zu Ukter- 
stützungszwecken verwenden zu dürfen. 5. Die Innungs- 
versammlung beschloss einstimmig den Anschluss an 
den Central- Verband. 6. Der Vorsitzende besprach 
den Haushaltplan 1921, welcher genehmigt wurde; 
daraus ergibt sich ein vierteljährlicher Beitrag von 
18 Mk., vorauszahlbar. (Für jeden Gehilfen und Lehr- 
ling sind je 2 Mk. weiter zu bezahlen.) 7. Die Wahl 
der Mitglieder zu den Ausschüssen für das Lehrlings- 
wesen und für das Gehilfenwesen fiel auf die Herren 
Georg Hahn und Max Meier. 8. Ein Gesuch der 
Innung an den Stadtrat betreffend Uebergabe städtischer 
Aufträge durch Vermittlung der Innung an ihre Mit- 
glieder wurde gutgeheissen und zur Aufgabe beschlossen. 
g. Eine Ausstellung von Bildern der Firma Trapp 
& Münch auf Mattalbuninpapier, Temal und Tuma- 
gas fand Beifall bei den Mitgliedern, und zog dieselbe 
besonderes Interesse auf sich. In Anwesenheit von 
ı8 Mitgliedern wurde die Versammlung ıo Uhr ge- 
schlossen. 


Theodor Ruf, 
I. Vorsitzender. 


Prinz, 
I. Schriftführer. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


295 








Bericht über die ausserordentliche Innungsversamm- 
lung vom 14. Juli, „Brauerei Sutter“. 


Der Vorsitzende eröffnete 7'!/, Uhr die Versamm- 
lung und brachte den Anwesenden die Statuten zur 
Verteilung. ı. Der Schriftführer verlas das Protokoll 
letzter Sitzung, gegen welches keine Einwendung er- 
hoben wurde. 2. Da mit dem 1. August die Gültig- 
keit der Mindestpreisliste abgelaufen ist, so wurde eine 
Verlängerung der Gültigkeit gutgeheissen, mit Aus- 
nahme Atelierpreise. Diese wurden nach kurzer Dis- 
kussion neu festgelegt, anlehnend an die Mindestpreise 
der Karlsruher Innung. 3. Den Mitgliedern wurde 
die Einladung des Badischen Photographen - Bundes 
zur Tagung in Baden bekanntgegeben, als offiziellen 
Vertreter der Innung bestimmte die Versammlung den 
Schriftführer, Herrn Prinz. 4. Ein Antrag der Firma 
Samson & Cie. lag vor, betreffend Aufhebung der 
 Sommersonntagsruhe (geltend für die Zeit vom ı. Mai 
bis 30. September) durch ein Gesuch an das Bezirks- 
amt. Da im letzten Jahre über diese Sache reichlich 
debattiert wurde und das verflossene Jahr die Kollegen 
in den Genuss der Sonntagsruhe brachte, so war nur 
kurz über den Erfolg zu sprechen und Stellung zu 
nehmen. Es wurde hervorgehoben, dass die photo- 
graphischen Geschäfte die einzigen sind, die Sonntags 
geöffnet haben, und ein Andrang von auswärts nach 
der Stadt an Sonntagen nicht bestehe. Herr Hahn 
behauptete, die Kundschaft habe sich bereits an die 
Sonntagsrube gewöhnt und richte sich für Aufnahmen 
ebeusogut auf den Werktag ein; eine Aufhebung der 
Sonntagsruhe würde das Ansehen der Photographen 
schädigen; während die Mehrzahl der anwesenden 
Kollegen die Sonntagsruhe als eine Erholung von 
grosser Wichtigkeit ansehe, wurde von anderer Seite 
der Einwand einer Geschäftsschädigung gemacht. 
Herr Schrödel schlug vor, die Sonntagsruhe nur für 
drei Sommermonate durchzuführen. Herr Prinz 
forderte die Kollegen auf, ein wachsames Auge zu 
haben auf die umherziehenden Photographen, da das 
Wandergewerbe an Sonntagen laut $ 55a der Gewerbe- 
ordnung verboten ist. Im Verkehr mit der Landkund- 
schaft können diese Schädlinge namhaft gemacht 
werden und das Wandergewerbe in dieser Weise unter- 
sagt werden. Die Versammlung beschloss, die Sonn- 
tagsruhe wie im letzten Jahre weiterzuführen. Die 
Abstimmung ergab zwölf Kollegen für die Sonntags- 
ruhe, sechs Kollegen dagegen. Mit dem ı. Oktober 
sind die Geschäfte Sonntags wieder geöffnet, und soll 
dann eine gemeinsame Reklame daraufhin einsetzen. 
Die Versammlung wurde 9 Uhr geschlossen in An- 
wesenheit von 18 Mitglieder. 


Theodor Ruf, 


I. Vorsitzender. 
> LI6— 


Prinz, 
I. Schriftführer. 


An die Kollegen des Handwerkskammer- 
bezirks Konstanz. 

Wie Sie ja alle wissen, fühlen und hören, steht 

unser Beruf heute auf einer Tiefe, dass bloss die 


äusserste Kraftanspannung uns wieder zur Höhe 


bringen kann zu Licht und Sonne. Sehe mich veran- 
lasst, den Beschluss vom zo. Juli in Baden-Baden, 
wovon Sie ja alle in den Tageszeitungen gelesen 
haben, in Wirklichkeit umzusetzen. Lade Sie deshalb 
alle für Mittwoch, den 14. September, nachmittags 
2 Uhr, nach Donaueschingen (Kurhaus) ein und, er- 
warte Ihr vollzähliges und pünktliches Erscheinen. 


Tagesordnung. 

ı. Kurzer Bericht. 

2. Vortrag der Handwerkskammer Konstanz. Thema: 
Das kommende Handwerkergesetz und Organi- 
sationsfragen. 

. Zusammenschluss im Kammerbezirk. 

. Vorstandswahl. 

. Berufsfragen. 

. Bekämpfung des Vergrösserungsschwindels usw. 

. Verschiedenes. 


Jan >» w 


Anträge hierzu müssen bis 12, September in meinem 
Besitze sein. 


Kollegen, sagen Sie nicht, auf mich kommt es 
nicht an, sondern komme jeder und stelle seinen Mann, 
es kommt auf den letzten an. Helft aufbauen an 
unserem Gebäude, damit wir in Ehre bestehen. Des- 
halb heraus aus dem Glashause und Tagesmühen, auf 
nach Donaueschingen, es erwarten Sie dorten an- 
genehme, aber auch arbeitsreiche Stunden. 

Mit Gut Licht und auf Wiedersehen 

Jakob Hofmann, 
Geschäftsführer des Landesverbandes Badischer Photo. 


graphen, E.V. Sitz: Karlsruhe i. B. 
Geschäftsstelle: Rheinstrasse 12. 


LI 
Personalien. 
Der Erfinder des „Bioskop“ und erste Dar- 
steller der „Lebenden Photographien“, Herr Max 


Skladanowsky, feierte am 5. d. M. mit seiner Gattin 
Gertrud, geb. Marx, die silberne Hochzeit, umgeben 
von einem Kranze blühender Kinder, auf seinem Land- 
sitze in Niederschönhausen bei Berlin, Waldowstrasse 28. 
Unter denen, die sich in der Geschichte der Kinemato- 
graphie einen Namen gemacht haben, steht Skla- 
danowsky an erster Stellee Bis zum Jahre 18g1 
gehen seine Versuche mit der Konstruktion des von 
ihm erfundenen „Bioskop“ zurück. Mit unermüdlicher 
Ausdauer und nach vielen Fehlschiägen führte er als 


erster in Öffentlicher Sitzung in Berlin die mittels des 


„Bioskops“ erzeugten „lebenden Bilder“ am ı. No- 
vember 1895 im „Wintergarten“ vor. Ist auch seine 
Erfindung bald von dem Kinematographen der Ge- 
brüder Lumitre überflügelt worden, so verbleibt ihm 
doch der Ruhm, neben einem Anschütz, Edison 
usw. in der Chrono- Photographie als einer der ersten 
Pioniere bahnbrechend gewirkt zu haben, Mit der 
Fabrikation der Taschenkinematographen, die er in 
vielen Millionen von Exemplaren in alle Weltteile um- 
setzte, machte er sich in weitesten Kreisen einen 
Namen. Seine Firma, der er noch heute in voller 
Frische vorsteht, ist auf dem Gebiete der Glasstereos 


206 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





und Projektion eine der angesehensten. 
jähriges Mitglied des „Photographischen Vereins (1863) 
zu Berlin“ ist er den Berliner Kollegen eine wohl- 
bekannte Persönlichkeit. Dost. 


—Be 


Kleine Mitteilungen. 

— Lehrlingshaltung im Photographen- 
handwerk. Der Oberpräsident der Provinz Branden- 
burg und der Stadt Berlin hat nach Anhörung der 
Handwerkskammer zu Berlin auf Grund der Gewerbe- 
ordnung einen Beschluss der Photographen-Zwangs- 
innung zu Berlin über die Einschränkung der Lehr- 
lingshaltung im Photographenhandwerk für den Bezirk 
der Innung genehmigt, mit der Massgabe, dass es hin- 
sichtlich der Ausbildung von Lehrlingen in der Photo- 
graphischen Lehranstalt des Lettevereins bei den bis- 
herigen Bestimmungen bleibt. Der Beschluss lautet: 
In Zukunft dürfen in keinem Betriebe mehr als zwei 
Lehrlinge beschäftigt werden. In den Betrieben, wo 
der Meister ohne Gehilfen arbeitet, darf nur ein Lehr- 
ling beschäftigt werden. In den Betrieben, wo ein 
oder mehrere Gehilfen beschäftigt werden und ein 
zweiter Lehrling beschäftigt werden darf, kann die Ein- 
stellung des zweiten Lehrlings nur dann erfolgen, 
wenn der erste Lehrling sich im dritten Jahre der 
Lehre befindet. Für diejenigen Lehrlinge, die kein 
Lehrgeld bezablen, wird eine vom Lehrherrn zu 
zahlende Entschädigung festgesetzt, welche beträgt: 
Im ersten Lehrjahre ıa Mk., im zweiten Lehrjahre 
ı8 Mk. und im dritten Lehrjahre 30 Mk. wöchentlich. 

— Vor der Meisterprüfungskommission der Hand- 
werkskammer in Königsberg haben die Photographen 
Bruno Gonschorrek und Fritz Siefert aus Elbing 
ihre Meisterprüfung bestanden. 

— Eine gute Gelegenheit, gelungene Auf- 
nahmen zu verwerten, bietet zufolge Anzeige in 
dieser Nummer die Nachfrage der Firma Carl Zeiss 
in Jena nach Bildern, die mit Zeiss-Objektiven, ins- 
besondere mit „Tessar-" und „Distar“-Linsen, gewonnen 
wurden. Darstellungen, in denen lebhafte Bewegung 
vorherrscht, werden bevorzugt. 


—ei 


Fragekasten. 


Technische Fragen. 

Frage 44. Herr W. M. in E. Heute wurde mir 
das mit eingesandte Mattalbuminbild von Privathand 
zurückgebracht, das unter Glas in einem sogenannten 
„Ständer“ war. Was ist hier wohl die Ursache der 
Flecken? Schon häufig sind im Schaukasten ähnliche 
Flecke entstauden, aber noch nie so stark und zu- 
gleich auf allen Bildern. Ich führte dies auf Insekten- 
frass (Spinnen) oder Ameisen zurück. Kann dies 
stimmen’? 

Antwort su Frage 44. Ihre Vermutung ist an 
sich richtig. Diese Flecke entstehen niemals auf Kollo- 
diumbildern, sondern immer nur auf Gelatine- und 


Als lang- 


Albuminbildern, nnd sie rühren von Insektenfrass her. 
Nur haben Sie einen falschen Attentäter im Verdacht. 
Die Fressflecke stammen ausschliesslich von dem ge- 
wöhnlichen Ohrwurm, der sich mit Vorliebe von Ge- 
latineschichten und Eiweiss nährt, nur in der Nacht 
seine Tätigkeit ausübt und durch die engsten Spalten 
und Ritzen sich durchdrängt. Wir haben selbst wieder- 
holt ganz Aehnliches beobachtet und beispielsweise 
festgestellt, dass die eigentümlichen Fressflecke auf 
Negativen, die zum Trocknen auf Ständer gestellt 
waren, nächtlicherweile von Ohrwürmern verschuldet 
werden. Dass sich eih solches Tier einmal auch an 
einem eingerahmten Bilde vergreifen kann und be- 
sonders leicht unter das Glas eines Photographieständers 
kriecht, ist selbstverständlich. 

Frage 415. Herr J. M. in M. ı. Entwickle meine 
Atelieraufnahmen mit Glyziuentwickler nach Rezept 
(Glyzinbrei nach Hübl) und erhalte stets Platten in 
blauschwarzem Ton. Wie erhalte ich mit Glyzin dünne 
Platten in warmschwarzem Ton? 

2. Kann man Gaslichtpapiere in der Entwicklung 
so weich und in schwarzblauem Ton erhalten wie 
weiche Bromsilberpapiere? Glyzin, Metol, Hydrochinon, 
Pyro stehen zur Hand. 

Antwort zu Frage 45. ı. Wenn der Entwickler 
entsprechend weitgehend verdünnt wird und man den 
Sulfitgehalt erheblich vermehrt, so erhält man auf 
manchen Plattensorten bräunliche Töne mit fast allen 
Entwicklern. Nur sehr hochempfindliche Platten 
pflegen einen solchen Ton entweder gar nicht oder 
kaum merklich zu geben. Wollen Sie aber in jedem 
Fall zarte Platten mit bräunlichen Tönen erhalten, so 
ist das bequemste Mittel dazu die Verwendung des 
gewöhnlichen Pyro-Sodaentwicklers, der in besonders 
hohem Grade bei entsprechender Verdünnung zur Er- 
zeugung brauner Bilder geeignet ist. 

Antwort 2. Bei Gaslichtpapier entstehen viel 
leichter schwarzblaue Töne als bei Bromsilberpapier. 
Man muss nur kurz belichten und den Entwickler 
entsprechend stimmen, doch können hier genaue Vor- 
schriften nicht gegeben werden, da die einzelnen Gas- 
lichtpapiere in ihrem Verhalten zu verschieden sind. 

Frage 46. Herr )J. H. in P. Auf welche Weise 
kann man Gelatinequellrelief in möglichster Schärfe 
und grösster Höhe von etwa 1/,—ı cm Höhe von 
Halbtonnegativen erhalten? 

Antwort zu Frage 46. Quellreliefs von 5—ıo mm 
Höhe herzustellen, ist vollkommen unmöglich. Ver- 
sucht man dies durch entsprechend dicke Gelatine- 
schichten zu erreichen, so wird man immer damit zu 
kämpfen haben, dass diese dicken Schichten nicht 
durchbelichten und ganz unregelmässige OQuell- 
erscheinungen entstehen lassen, Ausserdem werden 
die Reliefs in dem Masse unschärfer, als man ent- 
sprechend grosse Höhe zu erzielen sucht. Noch 
weniger kann man mit Hilfe des Entwicklungsver- 
fahrens derartige hohe Reliefs erzeugen. Das Aeusserste 
was sich hier vielleicht erreichen lässt, dürfte !/, mm 
sein. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle &S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK 
Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 


Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik”, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
ER Mk., mit dem „Atelier" zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein 7,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
er 50 mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 5soPf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 





Nr. 37. 








16. September. 





1921. 





Ueber das Arbeiten mit selbsttonenden Kopierpapieren. 


Von Florence. 


Wenn auch die Kopierverfahren mit Ent- 
wicklungspapier infolge der fortgesetzt ver- 
besserten Technik und mancherlei anderen Um- 
ständen nach und nach eine ungeahnte Aus- 
dehnung gefunden haben, so sind sie doch nicht 
imstande, die Auskopierverfahren gänzlich oder 
doch zum grössten Teil zu verdrängen. Es 
besitzen eben die Auskopierpapiere neben ihren 
offenbaren Mängeln auch ebenso offenkundige 
Vorzüge, und hierdurch Eigenschaften, welche 
ihnen immer ihre Daseinsberechtigung sichern. 

Einer dieser Vorzüge ist der, dass man dem 
Bilde nahezu jeden beliebigen Ton geben und 
somit allen Wünschen und Anforderungen ent- 
sprechen kann. So einfach nun auch an und 
für sich das Tonen von Auskopierpapierbildern 
erscheint, so ergeben sich doch vielfach ganz 
erhebliche Missstände, und es kann sogar der 
Tonungsprozess zur Quelle des Verderbens für 
die Bilder werden. Dies letztere ist stets zu 
befürchten, wenn man sich, sei es aus Bequem- 
lichkeits-, sei es aus Sparsamkeitsgründen, des 
sogenannten Tonfixierbades bedient. Gewiss, 
es kann ein solches Bad einmal unschädlich 
sein, sieht man sich aber die Vorschriften zur 
Herstellung dieser Bäder an, dann ist es ohne 
weiteres für einen nur einigermassen sachver- 
‘ ständigen Menschen vollkommen unbegreiflich, 
wie man eine solche Mixtur zur Behandlung 
einer solch subtilen Silberverbindung, wie das 
photographische Bild sie bietet, empfehlen und 
verwenden kann. 

Das Tonen mit einfachen Gold- und anderen 
Edelmetallbädern ist immer eine unumgängliche 
Bedingung zur Erzielung haltbarer Bilder, und 
einige kleine Schwierigkeiten, die sich vielleicht 
einstellen können, bieten kein unabwendbares 
Hindernis. Die relativ geringe Haltbarkeit der 
Goldbäder, welche namentlich in kleinerem Be- 
trieb einer rationellen Ausnutzung derselben 
im Wege stehen, sind aber schon lange ein 


[Nachdruck verboten.) 
überwundener Uebelstand, nämlich seitdem man 
das zum Tonen notwendige Gold anstatt es in 
einem besonderen Bade dem Bilde zuzuführen, 
es direkt mit der empfindlichen Schicht vereinigte. 
Hierdurch wird es nicht nur möglich, eine ab- 
solut reine Goldtonung ohne jede Schwefel- 
tonung zu erhalten, sondern man kann auch 
allen Bildern ein ganz gleichmässiges Quantum 
Gold zukommen lassen und hierdurch wieder, 
was ja auch eine Hauptsache sein kann, Bilder 
mit vollkommen gleichem Ton erhalten. 

Um Auskopierbilder mittels Chlorgold zu 
tonen, ist bekanntlich weiter nichts erforderlich 
als eine genügend starke Goldlösung und die 
vorhergehende Entfernung aller löslichen Silber- 
salze und Säuren der Schicht. Erstere würden 
nämlich das Goldsalz ganz zersetzen, letztere 
den Tonungsprozess sowohl hinsichtlich der 
Dauer als auch der zu erzielenden Bildtöne sehr 
ungünstig beeinflussen. Saure Goldbäder tonen 
nämlich im allgemeinen langsam und ergeben 
nur rote Töne, während neutrale schon violette 
bis blauviolette ergeben, alkalische aber blau 
bis violettschwarz tonen können. Die als Gold- 
bad in unserem Falle dienende Flüssigkeit wird 
also zweifellos auf den Bildton von grösserem 
Einfluss sein können oder müssen. 

Nun lautet die gängige Vorschrift zur Tonung 
selbsttonender Papiere, dieselben mit einer ein- 
fachen Kochsalzlösung zu behandeln. Dies hat 
den Zweck, die löslichen Silbersalze in Chlor- 
silber überzuführen und als nahezu indifferentes 
Lösungsmittel für das vorhandene Chlorgold ein 
Goldbad ohne bestimmten Charakter zu liefern. 
Das Endresultat bezüglich des Bildtons lässt 
sich also leicht voraussagen, es kann nämlich 
im besten Falle ein rotvioletter Endton erhalten 
werden, während bei ungenügender Tonung, 
sei es, dass die Tonung zu frühe unterbrochen - 
wurde, sei es, dass die Schicht zu wenig Gold 
enthielt, nur ein ausgesprochen roter Ton resul- 


37 


“ 


_PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


. = i - " 


tiert. Man muss also im allgemeinen diese 
Tonungsmethode zu den Tonungen mit sauern 
Goldbädern rechnen. 

Nun ist aber ein sehr bemerkenswerter Unter- 
schied zwischen der Tonung eines gewöhnlichen 
Auskopierpapiers mittels einer einfachen Chlor- 
goldlösung und derjenigen eines goldhaltigen, 
sogenannten selbsttonenden Papiers. Bei der 
ersteren Tonung findet man sofort, dass das 
Tonbad das Bild stark angreift, so dass man be- 
deutend überkopieren muss, um genügende Kraft 
zu erbalten, und der Bildton kommt über ver- 
schiedene Nuancen von Rot nicht hinaus. -Dies 
erklärt sich leicht aus dem Umstand, dass einer- 
seits das Gold in der Form von Chlorgold nicht 
nur freie Salzsäure enthalten kann, sondern dass 
beim Chlorgold (Au C],) auf ı Teil Metall 3 Teile 
Chlor kommen. Es müssen daher, wenn auf 
das Silber des Bildes ı Teil Gold niedergeschlagen 
werden soll, 3 Teile Silber in Chlorsilber um- 
gewandelt werden, wodurch sich die starke 
Schwächung des Bildes erklärt. 

Beim Tonen des Bildes auf selbsttonendem 
Papier findet aber bei der Verwendung eines 
Kochsalzbades keine so starke Schwächung des 
Bildes statt; anscheinend erleidet das Bild 
durch den Tonungsprozess allein keine merk- 
liche Abschwächung. Hier ist also offenbar 
kein reines Chlorgold wirksam, sondern eine 
andere Goldverbindung. Man kann annehmen, 
dass das Gold der Emulsion in einer Form zu- 
gesetzt wird, wie es sich im sogenannten „neu- 
tralen“ Goldbade findet, oder aber, dass es als 
Chlorgoldiösung Chlor an das freie Silber der 
Emulsion abgibt. Jedenfalls aber ist es als ein 
 chlorärmeres Produkt als Chlorgold vorhanden. 

Die Tonung erfolgt nicht allzu rasch, aber 
bemerkenswert gleichmässig, was bekanntlich 
bei der Verwendung eines neutralen Goldbades 
bei Emulsionspapieren selten der Fall ist. Der 
endgültige Ton hängt aber nicht von der Qualität 
des Salzbades oder dessen Temperatur, auch 
nicht von der Tonungsdauer ausschliesslich ab, 
obschon diese ein wesentlicher Faktor ist, 
sondern ist nachweisbar an die Natur der 
Emulsion, sowie die Qualität des Negativs ge- 
bunden. Emulsionen, die ohne Goldzusatz beim 
blossen Fixieren ein dunkles sattes Braun zeigen, 
ergeben als goldhaltige selbsttonende Papiere 


bei der Behandlung mit dem Salzbade Töne, die 
je nach dem Gehalt an Gold rot bis rotviolett 
erscheinen, während selbsttonende Papiere, die 
beim Fixieren einen roten oder rotvioletten Ton 
zeigen, durch das Salzbad eine Verschiebung 
des Tones nach Blauviolett erfahren. Da der 
Bildton eines getonten Bildes sich stets aus der 
Färbung des Silbers und dem des aufgelagerten 
Goldes zusammensetzt, ergeben natürlich kon- 
trastreiche Bilder, die viel Silber enthalten, 
kältere, weiche, wenig intensive, dagegen wärmere 
Töne. Ebenso ergibt natürlich ein grösserer 
Goldgehalt stets kältere, ein geringerer da- 
gegen wärmere Töne. 

Da sich nun die Emulsionen an und für sich 
zur Erzielung dunkler oder hellerer Töne ohne 
Tonung abstimmen lassen, kann man diesem 
Umstand bei der Herstellung von selbsttonen- 
dem Papier Rechnung tragen. Dies ist an- 
gesichts des heutigen Preises für Chlorgold und 
den zur Zeit beliebten Tönen eine Sache von 
Bedeutung. Heute sind mehr als je warme 
Töne beliebt und man bemüht sich redlich, die- 
selben ohne allzu grosse Kosten zu erzielen. 
Wie mich tagtäglich der Augenschein in einer 
Grossstadt lehrt, sucht man das aber bei Aus- 
kopierpapier mit verkehrten Mitteln oft zu er- 
zielen, indem die Bilder auf Zelloidinpapier 
einen Eindruck machen, als handle es sich um 
nur fixierte Kopien auf gewöhnlichem Papier. 
Ganz das gleiche Resultat kann man aber auch 
erzielen, wenn man selbsttonendes Papier nur 
mit dem Fixierbade behandelt. Je nach der 
Qualität des Papiers kann hierbei ein leidliches, 
aber auch ein unbefriedigendes Resultat erhalten 
werden. 

Grosse Tonungsversuche, die ich seit Jahren 
mit den verschiedensten Marken selbsttonender 
Papiere durchgeführt, haben mich davon über- 
zeugt, dass das Kochsalzbad ein ausgezeichnetes 
Mittel ist, ansprechende Töne zu erhalten, so 
bei den Fabrikaten der Mimosa-, Schwerter- 
und Bergmannpapiere. Die letztere Marke zeigt 
bemerkenswert die oben angeführte Tatsache 
der Gleichmässigkeit des Tones bei selbsttonen- 
dem Papier, da es keine Neigung zur Bildung 
von blauvioletten Tönen besitzt, die bekanntlich 
unter Umständen in den Tiefen rötlich, in den 
Halbschatten aber bläulich erscheinen können. 


Rundsehau. 


Ueber Empfindlichkeitssteigerung 

der Bromsilberemulsion durch Farbstoffe. 
Schon E. Vogel bemerkte in seinen Aus- 
fübrungen über die Herstellung von Erythrosin- 
silberbadeplatten, dass durch diese Farbstofflösung 
- die Empfindlichkeit gegenüber der gewöhnlichen 
Bromsilberplatte gesteigert wird. Präziser äussert 
sich von Hübl über die Erhöhung der Empfind- 


[Nachdruck verboten.) 


lichkeit; er schreibt in seinem Buche „Die ortho- 
chromatische Photographie“, dass die einer 
photographischen Schicht erteilte Farbenempfind- 
lichkeit naturgemäss auch einen Zuwachs der 
Allgemeinempfindlichkeit bedeutet, oder richtiger 
gesagt, der Empfindlichkeit für weisses Licht, 
denn vor der Sensibilisierung sind nur die blauen, 
nach dieser auch die roten oder grünen Strablen 





wirksam. Eine Platte, deren Gelbempfindlichkeit, 
d. i. das Verhältnis der Empfindlichkeit für 
Gelb/Blau=v ist, wird durch die roten und 
grünen Strahlen ebenso verändert, wie durch 
die der-blauen, und daher ist durch die Sensi- 
bilisierung ihre Weissempfindlichkeit von 
ı aufr—+-v gestiegen. Dies gilt aber nur dann, 
wenn der sensibilisierende Farbstoff bzw. die 
gefärbte Gelatine nicht etwa einen Teil der 
blauen, violetten oder ultravioletten Strahlen ab- 
sorbiert, denn diesfalls kann, besonders bei stark 
gefärbten Schichten, infolge der Schirmwirkung 


eine Verringerung der Allgemeinempfiadlichkeit 
eintreten. Es gibt aber auch Farbstoffe, welche 
die Lichtempfindlichkeit des Bromsilbers herab- 
setzen, und dann wird die Weissempfindlichkeit 
der Platte durch die Sensibilisierung vermindert 
(diese Abnahme der Empfindlichkeit hat mit dem 
Auftreten der Farbenempfindlichkeit nichts zu tun). 
Die erwähnte Empfindlichkeitszunahme lässt sich 
in den meisten Fällen nachweisen; so zeigte sich 
z.B. bei einer mit Pinachrom sensibilisierten 
Platte, dass die Weissempfindlichkeit auf das 
.ı,2fache gestiegen war. 


— 1 — 


50 Jahre photographiscehe Gelatinetroekenplatte. \orgeschiehte und 
Ausnutzung derselben. | 


Von Wilhelm Dost-Berlin'!). 


Dem englischen Arzte und Liebhaberphotographen 
Richard Leach Maddox (geb. 1816, gest. I9O2) war 
es vorbehalten, im Jahre 1871 zu dem heute allgemein 
verbreiteten und auf der ganzen Welt ausgeübten 
Trockenverfahren den ersten Anstoss gegeben zu haben. 
Ueber die Vorgeschichte dieser Entdeckung sei folgen- 
des wiedergegeben. | 

Da nach dem Talbotschen Verfahren (Negative 
auf Papierunterlage) das Papier nicht fein genug war, 
um die zarten Einzelheiten wiederzugeben, so schuf 
man bald andere Träger der lichtempfindlichen Substanz. 
Als naheliegendster kanı das Glas in Betracht. Streng 
genommen, ist die Bezeichnung „Photographie auf 
Glas“ nicht ganz richtig. Man müsste sie eigentlich 
als Bilder auf Leim-, Stärke-, Eiweiss- usw. Unterlage 
"benennen. Da doch aber alle diese Substauzen auf 
das Glas aufgetragen werden, ist der Einwand aller- 
dings nicht so schwerwiegend. Die Grundidee ist also 


die, dem Glase einen festen, durchsichtigen Ueberzug . 


zu geben, der zwar im wesentlichen sich so verhält 
wie das Papier, aber im Wasser nicht löslich ist. Der- 
jenige, welcher zuerst Versuche dieser Art anstellte, 
war Sir John Herschel, Schon 1840 versuchte 
‘dieser, durch Jodsilber, Bromsilber und Chlorsilber eine 
dünne Schicht dieser Verbindungen auf Glasplatten zu 
befestigen und dann in der Kamera zu exponieren. 
Auf diese Weise erhielt er auch sehr deutliche negative 
Bilder, welche durch ein sehr einfaches Mittel in 
Positive verwandelt werden konnten. 

In fast allen fachgeschichtlichen Beiträgen ist die 
erste Anwendung des Glases als Träger der lichtemp- 
findlichen Substanz durch Herschel völlig übersehen 
worden. Verfasser hat sich eingehend mit dieser 
Materie beschäftigt und festgestellt, dass Sir John 
Herschel bereits im April 1840 dieses Verfahren der 
Royal Society in London vorgelegt hat, worüber auch 
nachfolgende Zeitungsnotiz hier berichtet hatte. 

London, ı5. April 1840: „Sir John Herschel hat 
der Royal Society eine Abhandlung übergeben, in 

ı) Ein neues fachgeschichtliches und illustriertes Werk des 


Verfassers: „Zur Geschichte der Photographie, die Anfänge der 
Photographie in Berlin“, erscheint demnächst im Buchhandel. 


[Nachdruck verboten.) 
welcher er unter anderen Mitteilungen sagt, dass es 
ihm gelungen wäre, photographische Bilder auf Glas- 
scheiben zu fixieren,“ („Vossische Zeitung“ Nr. 94 vom 
22. April 1840.) 

Herschel beschreibt sein Verfahren auf folgende 
Weise: „....die auf diese Weise behandelten Platten 
erhalten in der Camera obscura ein deutliches nega- 
tives Bild, welches entweder recht oder umgekehrt er- 
scheint, je nachdem man es von vorn oder von hinten 
betrachtet. Bringt man über dieses Bild sehr vor- 
sichtig eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron 
und spült es nachher mit Wasser ab, so verschwindet 
dasselbe, kommt aber wieder zum Vorschein, sobald 
es wieder trocknen wird und hat dann sehr viel Aehn- 
lichkeit mit einer Daguerreotypie, besonders wenn 
man es auf einen schwarzen Grund hält oder es über 
einer Lampe schwärzt, wodurch das Bild in ein positives 
verwandelt wird.“ 

Niepce deSaint Victor?) ein Vetter Nicephore 
Niepces, benutzte zuerst Stärkekleister als bindende 
Schicht für die Glasplatten°), nachdem er auch Ver- 
suche mit Tierleim angestellt hatte. Die nächste Ver- 
besserung, die von Niepce vorgenommen wurde und 
welche er im „Technologist“ 1848 veröffentlichte, be- 
stand darin, dass er das Glas mit einer dünnen, jod- 
haltigen Eiweissschicht überzog, die aber, obgleich sie 
ausserordentlich schöne Resultate lieferte, zu unempfind- 
lich war, um zum Porträtieren angewandt zu werden), 
Durch dauernde Versuche erzielte er durch Zusatz von 
Honig und anderer Stoffe?) eine erhebliche Verbesse- 
rung der Lichtempfindlichkeit. 

Blanquart-Evrad benutzte das Niepcesche 
Verfahren mit einigen Abweichungen und beschrieb 
dieses 1849. Ausser Niepce und Blanquart-Evrad 
waren es besonders Mayall, Molard, le Mayne, 
Poitevin und Talbot, welche ihre - ausgeprobten 
Rezepte für die Lichtbildnerei mit Eiweissgrundierung 


mat nn nn nn mn 


ı) Niepce de St. Victor, geb. 26. Juli 1805 in Cyr bei Chalon- 
sur-Saone. 

2) Martin, Handbuch der Photographie, 1853, S. 171. 

3) Halleur, Die Kunst in der Photographie, 1852, S. 14. 

4) Martin, Handbuch der Photographie, 1852, S. 178. 


37* 





Letztere arbeiteten auch mit Leim- 


bekanntgaben!). 
präparaten. 


ı851 meldete Talbot ein verbessertes Eiweiss- 
verfahren unter dem Namen „Amphityp-Bilder" zum 
Patent an?®). Eine mit Albuminschicht überzogene und 
in schwaches Silberbad getauchte Glasplatte erhielt 
eine zweite Albuminschicht, wurde mit Eisenjodür 
sensibilisiert und hierauf in ein stärkeres Silberbad ge- 
taucht). 

Aber erst das Auftauchen der Kollodiummethode 
gestaltete das ganze Negativverfahren völlig um und 
veranlasste, dass die Daguerreotypie, die bis dahin un- 
beschränkt geherrscht hatte, bald ganz verdrängt wurde. 
1846 hatten Schönbein-Basel und Böttger- Frank- 
furt a. M. die Schiessbaumwolle dargestellt, woraus 
bekanntlich das Kollodium hergestellt wurde. Als erster 
wies Gustave Le Gray auf die Möglichkeit der An- 
wendung des Kollodiums in der Photographie hin, 
indem er im Juni ı850 eine ätherische Lösung der 
Kollodiumwolle anwandte und dieses Verfahren in einer 
Broschüre vom gleichen Jahre beschreibt. Fred Scott 
Archer publizierte dann das nasse Kollodiumverfahren, 
wie es später allgemein ausgeübt wurde, im März 1851 
in „The Chemist“). 

Wenn auch Le Gray bereits 1850 eine Anwendung 
des Kollodiums vorgeschlagen hatte, so fand doch erst 
die von Archer veröffentlichte Methode die erste zu- 
friedenstellende Anwendung in der Photographie). 

Bingham erwarb sich durch seine Abhandlung 
„Ueber Anwendung des Collodions in der Photographie“ 
grosse Verdienste. Er betonte darin mit besonderem 
Nachdruck die photographischen Eigenschaften und 
Vorzüge des Kollodiums.. Bingham wurde im Jahre 
1851 von der englischen Regierung nach Paris gesandt, 
um die Pariser Industrieartikel aufzunehmen. Hier 
fertigte er mittels des Kollodiumverfahrens in kurzer 
Zeit 2500 Photographien. Er erregte dadurch solches 
Aufsehen, dass alle Photographen sich beeilten, 
das Daguerresche Verfahren beiseite zu werfen und 
das neue zu versuchen), Uebrigens wurde Bingham 
als der Erfinder des Kollodiumverfahrens bezeichnet’), 
was aber inzwischen richtiggestellt worden ist. Trotz- 
dem verbleibt ihm ein grosser Teil des Verdienstes bei 
der Einführung dieses Negativprozesses. Das Kollodium- 
verfahren fand nun allgemeine Ausbreitung, wobei auch 
bald der gebräuchliche Pyrogallolentwickler durch den 
Eisenentwickler in den Hintergrund gedrängt wurde. 

So ausgezeichnete Resultate das nasse Kollodium- 
verfahren auch brachte, ebenso unbequem gestalteten 
sich die Manipulationen damit, weshalb es auch nicht 
an allerlei Versuchen mangelte, ein Trockenverfahren 
zu finden. 

Taubenot, Professor der Chemie, überzog 1855 


ı) Altmann, Photogr. Handtabellen, 1854, S. 77. 

2) Englisches Patent vom ı2. Juni 185t. 

3) Martin, Handbuch der Photographic, 1854, S. 259. 

4) Eder, Handbuch der Photographie, 1893, 5. 167. 

5) Photogr. Almanach, 1861, S 40. 

6) Nach Eder, Handbuch der Photographie, 1898, S. 168; aus 
Vogel, „Die Photographie auf der Weltausstellung London 1863“, 
S. 32. 

ö 7) Altmann, Photogr. Handtabellen, 1854, S. 38. 


die Kollodiumhaut mit einer Eiweissschicht. Der Abbe 
Desprats überzog 1856 seine Platten wie gewöhnlich 
mit jodiertem Kollodium und brachte sie dann in das 
Silberbad. Er benutzte dieselben nun nicht sofort, 
sondern liess sie, nachdem sie etwa eine Minute in 
destilliertem Wasser gelegen hatten, trocknen. In diesem 
trocknen Zustande konnten die Platten eine Zeit lang 
aufbewahrt werden. Vor der Belichtung mussten sie 
jedoch erst wieder ein vierprozentiges Silberbad passieren 
und nass verbraucht werden. 

1861 wurde die Kollodiumemulsion von Gaudin 
zuerst beschrieben, aber erst 1865 durch Sayce und 
Bolton im Negativverfahren brauchbar gemacht. 
Letztere erkannten besonders den hohen Wert des 
Bromsilbers in der Kollodiumemulsion. Weiter sind 
Carey Lea, Worthley, Chardon, Warnecke u.a. 
zu nennen, welche sich um die Ausbildung des Pro- 
zesses besonders verdient gemacht haben!). 

Im Positivprozess konnte sich das Kollodium nicht 
recht einführen. Trotzdem beschäftigten sich einzelne 
mit derartigen Experimenten. J. Wothly in Aachen 
trat 1864 mit einem derartigen Verfahren an die 
Oeffentlichkeit. Eine eingehendere Beschreibung fand 
in der „Photogr. Correspondenz“ vom Jahre 1864, S. 24, 
54, I4I u. 176, Aufnahme. Dieses Verfahren wurde 
auch damals in den Vereinssitzungen?) lebhaft erörtert 
und besprochen. 

1864 stellten Sayce und Bolton die erste Brom- 
silberkollodiumemulsion her, während 1865 Simpson 
und Warthon das Chlorsilberkollodium für Diapositive 
anwandten. Vorher, im Jahre 1861, hatte der englische 
Major Russell sein allbekanntes Tanninverfahren ge- 
schaffen, welches nach und nach vielerlei Verbesserungen 
erfuhr, unter welchen besonders die alkalische Ent- 
wicklung genannt sein soll. 

Durch die Kollodiumemulsion war man bereits 
ein beträchtliches Stück in der Negativtechnik vorge- 
schritten. Nachdem das Kollodiumverfahren länger als 
25 Jahre ausschliesslich geherrscht hatte, wurde «3 
durch die Gelatineemulsion vertrieben. Ueber die An- 
wendung der Gelatine für photographische Zwecke fand 
man zwar schon in einer aus den Jahre 1847 stam- 
menden, von Niepce de St. Victor verfassten Denk- 
schrift eine Notiz. Auch Poitevin stellte schon zu 
Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts 
Versuche mit Gelatine und Jodsilber auf Glas an. Die 
einschlägigen Arbeiten mit der Kollodiumemulsion 
brachten endlich Maddox auf den Gedanken, das 
Kollodium als Flüssigkeit, in welcher sich das emp- 
findliche Silbarsalz in Suspension befand, durch Gelatine- 
lösung zu ersetzen. Dieser Gedanke lag insofern nahe, 
als die Versuche früherer Forscher bereits das Resultat 
ergeben hatten, dass sich mittels Gelatine in Verbindung 
mit Jodsilber Platten von grosser Empfindlichkeit her- 
stellen liessen. 

Das Bekanntwerden der Versuche Maddox’ kam 
damals für die Fachwelt ziemlich überraschend, weil 


ı) Eder, Handbuch der Photographie, 1896, S. 170. 
2) Siche Protokolle des „Photogr. Vereins 1863“ zu Berlin aus 
den: Jahre 1864. 


BHOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. 


das Kollodiumverfahrer gänzlich im Vordergrunde stand 
und man auf eine solche Umwälzung absolut nicht 
vorbereitet war. Die günstigen Resultate, die Maddox 
und bald darauf auch andere Fachleute mit Gelatine 
erzielten, hatte nunmehr lebhaftes Interesse in der 
Fachwelt erregt. Es wandten sich weitere verdienst- 
volle Männer, wie Abney, Audra, Bolton, Carey 
Lea, Eder, Edwards, Liesegang, Lohse, Monk- 


s0L 


hoven, Obernetter, Schumann, Stolze, Warnecke 
und Vogel diesem neuen Verfahren zu. Ihren Ver- 
besserungen ist auch besonders die gegenwärtige Be- 
deutung der Trockenplatte zu verdanken. Die ge- 
waltige Umwälzung gab der Berufs- und Amateur- 
photographie neue Wege zum Erfolge, die sich be- 
sonders in der Augenblicksphotographie bemerkbar 
machten: | (Schluss folgt.) 


———— 


“ 7 


Der steuerfreie Erneuerungsfonds des Berufsphotographen. 


Von Steuersyndikus Dr. jur. et. rer. pol. Brönner, Berlin Wo. 


Die Novelle zum Reichseinkommensteuergesetz hat 
eine gesetzliche Regelung des steuerfreien Erneuerungs- 
fonds lediglich für physische Personen, d. h. also im 
vorliegenden Fall für Einzelkaufleute, offene Handels- 
gesellschaften und Kommanditgesellschaften gebracht. 


Dagegen ist für die Aktiengesellschaften und Gesell- 


schaften m. b. H. die Rechtslage die gleiche geblieben 
wie vorher. Auch für Berufsphotographen kann aller 
Voraussicht nach ein steuerfreies Erneuerungskonto in 
Betracht kommen. Unter seinen Anlagegegen- 
ständen : sind insbesondere die Apparate, 
Objektive, Kameras und Schreibmaschinen zu 
nennen, die der Abnutzung unterliegen und zu einem 
oft mehr als zehnfachen früheren Friedenspreis be- 
schafft werden müssen. _ 

Der Gesetzgeber regelte die Steuerfreiheit des 
Erneuerungsfonds durch die Aufnahme des folgenden 
$ 5sga der RE.-Novelle vom 24. März ıgar: 


„Bei Ermittlung des Betriebsgewinnes und des 
Geschäftsgewinnes im Sinne der $$ 32, 33 zum Zwecke 
der Veranlagung für die Rechnungsjahre I920 — 1926, 
können den Verhältnissen entsprechende Rücklagen 
zur Bestreitung der Kosten steuerfrei abgesetzt werden, 
die zur Ersatzbeschaffung der zum land- oder forst- 
wirtschaftlichen oder gewerblichen oder bergbaulichen 
Anlagekapital gehörigen Gegenstände über den ge- 
meinen Wert der Ersatzgegenstände hinaus voraus- 
sichtlich aufgewendet werden müssen (Mehrkosten). 
Die Mehrkosten sind zu Lasten dieser Rücklagen zu 
verrechnen; stehen zur Bestreitung der Mehrkosten zu 
diesem Zweck gebildete Rücklagen nicht zur Verfügung, 


so können die Mehrkosten als Werbungskosten in Ab- 


zug gebracht werden. Bei Feststellung des An- 
schaffungs - oder Herstellungspreises im Sinne des $ 33a 
bleiben die Mehrkosten ausser Betracht, soweit sie für 
Ersatzbeschaffungen als Werbungskosten in Abzug ge- 
bracht oder aus steuerfreien Rücklagen gedeckt worden 
sind.“ 


Der vorstehend wiedergegebene $ 59a RE.-Novelle 
hat erhebliche Aenderungen gegenüber dem Antrag 
erfahren. Seine Gültigkeit ist nicht, wie im Antrag 
vorgesehen, auf die Rechnungsjahre Ig20 — 1928, 
sondern nur auf diejenigen von Ig20—-1926 erstreckt 
worden. Wesentlich wichtiger ist, dass er nicht, wie 
beantragt, als $ 33b angenommen, sondern als $ 59a 
hinter dem $59 RE. eingefügt wurde. Während der 


[Nachdruck verboten.] 

$& 9 des Körperschaftssteuergesetzes für dieses die Vor- 
schriften der 8$ 33—38 des Reichseinkommiensteuer- 
gesetzes sinngemäss als verbindlich erklärt, ist dies für 
den $ 59 RE. nicht der Fall. Man hat also hiermit 
erreicht, dass die gesetzliche Regelung nur für 
die der Reichseinkommensteuer unterliegen- 
den natürlichen Personen (Einzelkaufleute, 
offene Handelsgesellschaften, Kommandit- 
gesellschaften) gilt, dagegen nicht für die 
auf Grund des Körperschaftssteuergesetzes 
zu veranlagenden Aktiengesellschaften und 
Gesellschaften m. b. H. Die Einfügung des vor- 
geschlagenen $ 33b als $ 59a wurde beschlossen, nach- 
dem in der zweiten Lesung ein Ausschussmitglied dies 
beantragt hatte, mit der Begründung, dass die Körper- 
schaften ihre Rücklagen nur mit IO 9 zu versteuern 
hätten, und dass bei dieser geringen Besteuerung eine 
besondere Schaffung von steuerfreien Rücklagen nicht 
erforderlich sei. Der Keichsfinanzminister pflichtete 
dem bei nnd betonte, dass er daran festhalten müsse, 
dass der Vorschrift lediglich der Charakter einer Ueber- 
gangsvorschrift zugewiesen werde. 


Beachtenswert ist es weiter, dass in dem den $ 59a 
betreffenden Antrag an Stelleder Worte „gemeiner 
Wert“ die Bezeichnung „dauernder gemeiner 
Wert“ enthalten war, und dass er mit der Begründung, 
beide Begriffe seien dem Grunde nach identisch, ab- 
geändert wurde. Die wegen der Bezeichnung „ge 
meiner Wert“ gepflogenen Verhandlungen gipfelten 
darin, dass die Reichsregierung bei ihren Erwägungen 
davon ausgeht, grundsätzlich komme als gemeiner Wert 
der Wert in Betracht, den der steuerbare Gegenstand 
am Stichtage selbst als einen dauernden habe, 


Wie der Reichsfinanzminister gelegentlich der 
Ausschussverhandlungen betonte, besteht die grösste 
Schwierigkeit, den Rechnungsfaktor zu 
finden, mit dessen Hilfe der dauernde gemeine 
Wert der Ersatzbeschaffung und damit auch die Mehr- 
kosten als die Grundlage für die Bewertung 
des steuerfreien Erneuerungsfonds ermittelt 
werden könnten. Es wurde deshalb im Abs. 2 des 
$ 59a RE.-Novelle vorgesehen, dass insbesondere Richt- 
linien über die jeweilige Höhe der über den gemeinen 
Wert hinausgehenden Mehrkosten von dem Reichs- 
finanzminister erlassen werden. Ebenso ist von ihn 
Verfügung über die Nachversteuerung von steuerfrei 


N a 


x 
i 3 \ 





gebliebenen Rücklagen, die nicht ihrem Bestimmungs- 
zweck zugeführt sind und nicht mehr zugeführt werden 
können, zu treffen. 

Die nicht zu verkennende Schwierigkeit, den für 
die Berechnung der Rücklagen aufzustellenden Rech- 
nungsfaktor zu finden, hat eine Veröffentlichung der 
Richtlinien bisher unmöglich gemacht. Dazu kommt, 
dass der Erlass der Vorschriften und Richtlinien nach 
Anhörung eines vom Reichstag zu wählenden Aus: 
schusses unter Zuziehung von Sachverständigen, welche 
vom Reichsfinanzminister zu ernennen sind, zu er- 
folgen hat. Es ist daher nicht damit zu rechnen, 
dass vor I—2 Monaten die Richtlinien ver- 
öffentlicht sein werden. Der Steuerpflichtige 
muss also auf Grund der noch keineswegs restlos ge- 
klärten Rechtslage des $ 5ga seine Bilanz aufstellen 
und die Steuererklärung abgeben. Es ist um so mehr 
anzunehmen, dass die zugunsten des Erneuerungs- 
fonds vorgenommenen Ueberweisungen von den Finanz- 
behörden jeweils sorgfältig nachgeprüft werden müssen. 

Es wäre zu erwägen, die Höhe der Rückstellung 
dadurch zu ermitteln, dass man etwa den Durch- 
schnitt der Ersatzbeschaffung einer früheren 
Periode, vielleicht einer drei- oder fünfjährigen, zu- 
grunde legt, diese Ziffer auf Papiermark umrechnet 
und von der sich ergebenden Summe die über den 
gemeinen Wert hinausgehenden Mehrkosten in Abzug 
bringt. Der „gemeine Wert“ ist bekanntlich jeweils 
nach dem besonderen Fall zu bemessen, eine allgemeine 
Richtschnur lässt sich nicht geben. Man wird der 
Auffassung sein müssen, dass der gemeine Wert von 
Anlagegegenständen der hier in Betracht kommenden 


Grund der nunmehr 


Art ganz besonders vorsichtig bemessen werden mus». 
Während im Sinne des $ 33a in der Regel der ver- 
hältnismässige Reichsnotopferwert die niedrigste Grenze 
sein wird, bis zu der man herabgehen kann, und die 
oft überschritten werden muss, weil es sich eben bei 
dem Reichsnotopfer um eine auf Jahrzehnte bestimmte 
Vermögenssteuer handelte, wird die Betonung des 
dauernden Wertes bei den Anlagegegenständen des 
8 59a besondere Rücksichtnahme beauspruchen können. 

Die Tatsache, dass der Gesetzgeber sich bedauer- 
licherweise erst jetzt zur gesetzlichen Anerkennung des 
steuerfreien Erneuerungsfonds entschlossen hat, gibt 
Veranlassung, dass die bisher unterbliebenen 
Abschreibungen nunmehr nachgeholt werden 
müssen. Die Fassung des $ 59a lässt hieran keinen 
Zweifel, da in ihm die Rückstellung des über 
den gemeinen Wert der Ersatzgegenstände 
hinausgehenden voraussichtlich aufzuwendenden 
Mehrbetrages allgemein als steuerfrei an- 
erkannt wird. Es ist zu erwarten, dass, entgegen der 
bisherigen höchstrichterlichen Spruchpraxis, eine solche 
Nachholung der notwendigen Rückstellungen auf 
völlig veränderten Rechtslage 
auch in die Richtslinien des Reichsfinanzministers auf- 
genommen werden wird. 

Die vorliegenden gesetzlichen Bestimmungen stellen 
also lediglich einen Rahmen dar und be- 
gründen ein bestimmtes Prinzip. Aufgabe der 
von dem mit erheblichen Vollmachten ausgestatteten 
Reichsfinanzminister zu erlassenden Richtlinien wird 
es sein, gleichsam Lebensblut in die noch leeren Adern 
zu füllen. 


Hr —— jr 


Faehliehes Allerlei. 


(Schluss aus Nr. 23.) 


Und wie es mit dem rein Fachlichen sich verhält, 
so ist es auch mit dem wirtschaftlichen Stand der 
Dinge. Die Finanznot des Reiches hatte uns da mit 
Vorschriften und Abgaben bedacht, die auf dem Papiere 
und steuertechnisch als Reichseinnahme gedacht, sich 
ganz nett ausnehmen, in der Praxis aber nur Aerger 
erregen und meist umgangen werden. So sind die 
Luxussteuern für gewisse Vergrösserungen, für grössere 
Tableaux und nicht zuletzt für bestimmte Platten- 
formate sicher ein Schlag ins Wasser, ihrem Plane und 
Zwecke gemäss. Die von unseren geschätzten Verbands- 
leitungen geführten Verhandlungen und die bezüg- 
lichen Mitteilungen zur Abwehr der Lasten sind höchst 
dankenswert. Aber so mancher wird wohl schon die 
Erfahrung gemacht haben, dass das Zerschneiden 
grösserer Platten in kleine Formate leichter gedacht, 
gesagt wie gemacht ist. Ganz abgesehen von den 
nötigen Einrichtungen, die Ausgaben erfordern, kommt 
die Tatsache hinzu, 
Glaser bestätigen wird) nicht jedes Glas gleich gut 
zerschneiden lässt, bzw. nicht immer im gewünschten 
Schnitte richtig bricht. Die Schicht (Emulsion) bindet 
meist zu stark und ein rückseitiges Klopfen, wie der 
Glaser das zu tun pflegt, ist bei unseren Trocken- 


dass sich (wie das wohl jeder 


[Nachdruck verboten] 


platten, weil leicht eine Verletzung der Schicht ein- 
tritt (Druck - bzw. Schlagstellen), nicht angängig. Dazu 
kommen (besonders im Sommer) leicht Griffstellen 
(Fingerabdrücke), ganz abgesehen davon, dass ein Ver- 
schleiern der Platten beim Zerschneiden nicht zur Un- 
möglichkeit wird oder gehört. Wir haben seiner Zeit 
durch das Vorgehen des Bundes der Landwirte ge- 
sehen und gelernt, dass eine zielbewusste Leitung mit 
der Zeit viel erreichen kann, und wir dürfen das Ver- 
trauen haben, dass die Vorstände unserer Vereine und 
Innungen, nicht zuletzt der Vorstand des Central-Ver- 
bandes, nicht müde werden, für das Heil des Standes 
zu arbeiten und immer wieder den leitenden Stellen 
im Reiche die Lasten des Standes darzutun, wie die 
Notwendigkeit, hemmende, dem Reiche also unfrucht- 
bare Vorschriften oder Gesetze zu ändern oder aufzu- 
heben. 

So wäre es z. B. meines Erachtens durchaus mög- 
lich, dass der Fachphotograph, lediglich für seine be- 
truflichen Zwecke bestimmte, bisher als Luxus be- 
zeichnete Plattenformate steuerfrei verwenden kann, 
denn er könnte an Hand seiner Rechnungen und 
Bücher den Bezug und die Verwendung leicht nach- 
weisen. Von Kontrollen ganz abgeseheu. Dadurch, 


- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. ze 





dass wohl die tiberwiegende Mehrheit der Fachphoto- 
graphen den Innungen angehört, dürfte es nicht 
schwer halten, festzustellen, wer Berufsphotograph ist. 
Und wenn ein vom Innungsvorstand ausgestellter und 
von der Ortsbehörde beglaubigter Ausweis, dass man 
Fachphotograph sei, genügen würde, um Platten 
kleineren Formates luxussteuerfrei zu erhalten, so 
würde das zweifellos werbend für die Innungszugehörig- 
keit und die Mühe dafür, um die Bescheinigung oder 
den Ausweis zu erhalten, gering sein. — Es ist in der 
Fachpresse bisher der Erfolg, dass bei Ansichtskarten 
Grüsse oder JHöflichkeitsformeln mit höchstens fünf 
Worten (ausser Adresse), und zwar auf der Vorderseite 
(der Adressenseite), postalisch für ein Porto von 
15 Pf. zulässig sind, meines Erachtens nicht genügend 
gewertet worden. Allerdings ist der Erfolg nicht be- 
deutend, aber man darf nicht vergessen, dass gesandte 


: zum Kauf und zur Verwendung darstellt. 


Grüsse von Vergnügungen, Festlichkeiten, Ausflügen usw. 
meist nur kurz sind und die Verbilligung ein Anreiz 
Da ‚das 
Beschreiben der Rückseite und längere Mit- 
teilungen die Vergünstigung aufheben und dann die 
allgemeine Postkartentaxe eintritt, ist die volle Aus- 
nutzung der Rückseite für Bildniszwecke geboten. Der 
Erfolg, der der Postkartenindustrie wieder ein wenig 
mehr Lebensmut und Betätigungsfeld gibt, scheint auf 
die Initiative der Leitung eines grossen Berliner 
Instituts zurückzuführen zu sein. Damit bestätigt sich, 
dass auch unsere leitenden Männer an  zuständiger 
Stelle unermüdlich und unverzagt dartun müssen, in 
welcher fürchterlichen und höchst schwierigen Lage 
der Stand der Porträtphotographen sich befindet, und 
dass dem Stande durch Erleichterungen seitens der 
Staatsregierung geholfen werden muss. O.K, 


"Lat 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberlchten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Sächsiseher Photographen-Bund (E. Y.). 

Die nächste Bundesversammlung findet in der 
zweiten Oktoberwoche in Dresden statt. Näheres wird, 
wie gewöhnlich, durch Rundschreiben unseren Mit- 
gliedern bekanntgegeben. Wir bitten, sich auf diese 
Zeit schon jetzt vorbereiten zu wollen. 

Fabrikanten und Händler haben wieder Gelegen- 
heit, ihre Erzeugnisse vorführen zu können. Anmel- 
dungen erbeten an den Vorsitzenden. 

Mit kollegialem Gruss 
R. Schlegel, Vorsitzender. 


um 4°C 2 zei 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Handwerkskammerbezirk 
Dortmund. Sitz: Bochum. 
Einladung. 

Zu der am 26. September zu Bochum statt- 
findenden Innungsversammlung werden Sie hier- 
durch freundlichst und dringend eingeladen. Versamm- 


‚ Jungslokal: „Restaurant Lueg“, Bochum, Bahnhof- 
strasse 32. Beginn vormittags um Io Uhr. 
Tagesordnung. 
I. Bericht. 
2. Central-Verbandsangelegenheiten und Central- 


Verbandstag. 

3. Vortrag des Syndikus Herrn Ostwald über den 
Entwurf eines Tarifvertragsgesetzes. 

4. Bericht der Kommission für Meisterprüfungsauf- 
gaben. 

. Bericht der Preiskalkulationskommission. 

. Lehrlings- und Gehilfenfragen. 

. Das Reichsrahmengesetz. 

. Vorführung der Ateliersonne, 

. Verschiedenes, 


ve os aa 


Wir bitten die Mitglieder dringend, an der Ver- 
sammlung teilzunehmen und pünktlich zu erscheinen. 
Es werden Vorlagen von Porträts verschiedener Her- 
kunft auf modernen Papieren ebenso von industriellen 
Erzeugnissen, Neuheiten u. dgl. ausliegen. 

Mit kollegialem Gruss 
Aug. Arnold, Vorsitzender. 


-mDgt- 


Photographen-Zwangsinnung Halle a.S. 
Sitz Halle a.S. 
Einladung zur Vierteljahrsversammlung 
am Dienstag, den 4. Oktober, nachmittags 2 Uhr, 
im „Stadtschützenhaus“, Halle a. $., Franckestrasse ı. 


Tagesordnung. 


ı. Verlesen der letzten Niederschrift. 
2a. Eingänge. 

3. Lehrlingswesen. 

4. Richtpreise, Vorzugspreise. 

5. Tariffragen. 

6. Anträge. 

7. Verschiedenes. 


Anträge sind bis zum 2. Oktober an den Ober- 
meister Wachenfeldt, Merseburger Strasse 48, ein- 
zureichen. 

Laut Vorstandsbeschluss finden 8 Tage vor der 
Innungsversammlung Bezirksversammlungen der ein- 
zelnen Bezirke statt, wozu hiermit Einladung ergeht. 
Bezirksversammlungen am 27. September unter Vor- 
sitz der Obmänner oder Stellvertreter. Zeit und Ort 
ist vom Obmann des Bezirkes festzulegen. 

Die Einladung zu obigen Versammlungen ergeht 
unter $ 22 des Innungsstatuts. 

Da die Beiträge sehr unpünktlich gezahlt werden, 
wird hierdurch dringend ersucht, die Beiträge jetzt, 


304 


wie künftig, pünktlich an den Kassierer, Kollegen 
Arthur Spiess, Grosse Ulrichstrasse 10, oder Post- 
scheckkonto 105872 Leipzig, einzuzahlen, 


C, Wachenfeldt, Richard Schröder, 
Obermeister. I. Schriftführer, 
—4.04 


Genossenschaft der Photographen 
Sektion Bodenbach. 


Einladung 
zu der am 21. September stattfindenden 
Hauptversammlung 
in Bodenbach, Hotel „Post“, Beginn nachmittags 
3 Uhr. 


Tagesordnung. 
I. Verlesung der Verhandlungsschrift der letzten 
Hauptversammlung. 
2. Berichterstattung des Sektionsleiters (Einläufe). 
3. Neuwahl des Vorstandes. 
4. Anträge müssen schriftlich 3 Tage vor der Ver- 
sammlung eingebracht werden. 
Pflicht eines jeden Mitgliedes ist, diese Versamm- 
lung zu besuchen, 
Anmeldungen zu den im Oktober stattfindenden 
Lehrlingsprüfungen sind jetzt schon vorzunehmen. 
Mit kollegialem Gruss für die Genossenschaft der 
Photographen Sektion Bodenbach: 
J. Zirlik, Sektionsleiter. 


I 


Photographen-Zwangsinnung 

für den linken Niederrhein (Sitz: Krefeld). 

Montag, den 26. September, findet in den Werk- 
stätten des Herrn Daniel-Krefeld ein Kursus für 
Hintergrundeinzeichnen, geleitet von Herrn H.Scham- 
bach-Krefeld, statt. 
meldungen hierzu, sowie zum Photographentag an den 
Obermeister, Herrn Steiger-Cleve, erbeten. 


na 


Kleine Mitteilungen. 

— Sonntagsarbeit. Der Regierungspräsident 
hat die Sonntagsarbeit im Photographengewerbe durch 
eine für den ganzen Regierungsbezirk Köln gültige 
Verordnung neu geregelt. Danach ist gestattet an 
den letzten vier Sonntagen vor Weihnachten von g Uhr 
vormittags bis 6 Uhr abends die Aufnahme von Por- 
träts, das Kopieren und Retuschieren, an den übrigen 
Sonn- und Festtagen, mit Ausnahme des ersten Weih- 
nachts-, Oster- und Pfingsttages, von 10 Uhr vormit- 
tags bis I Uhr mittags, am Weissen Sonntag von 
9 bis 6 Uhr die Aufnahme von Porträts, an allen Sonn- 
und Festtagen von g bis 6 Uhr die Aufnahme von 
Sportereignissen, Festzügen, Schaustellungen, sofern 
die Aufnahmen nicht an Wochentagen vorgenommen 
werden können. Die 48stündige Wochenarbeitszeit darf 
durch die Sonntagsarbeit nicht überschritten werden. 


Ir 


'23. November 1918 die Zeit 


Teilnehmergebühr 4goMk. An- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Geriehtswesen und Verwaltung. 

Muss der Arbeitgeber für den in die Ar- 
beitszeit fallenden Gewerbeschulunterricht 
Lohn zahlen? [Nachdruck verboten.) (Urteil des 
Gewerbegerichts Hamburg vom 8. Oktober 1919.) Nach 
der Verordnung vom 23 November ıgı8 hat die Zeit 
des pflichtgemässen Fortbildungsschulbesuches der 
Lehrlinge als Arbeitszeit zu gelten. Hieraus folgt aber 
nicht, dass der Arbeitgeber dem Lehrling, wenn der 
Unterricht in die Arbeitszeit fällt, für diese den vollen 
Lohn zahlen muss. Das Gewerbegericht Hamburg be- 
schäftigte ein Fall, wo ein Maschinenbäulehrling die 
staatliche Gewerbeschule besuchte, deren Unterricht 
im August Igıg so gelegt wurde, dass er in die acht- 
stündige Arbeitszeit fiel. Dem Arbeitgeber ging hier- 
durch ein Sechstel der Arbeitszeit verloren, und er 
machte dem Lehrling einen entsprechenden Abzug am 
Lohn. Dieser erhob Klage auf Feststellung, dass der 
Arbeitgeber hierzu nicht berechtigt sei, wurde aber 
aus den folgenden Gründen abgewiesen. 

Dass nach Geist und Zweck der Verordnung vom 
pflichtgemässen Fort- 
bildungsschulbesuches auf die gesetzlich achtstündige 
Arbeitszeit angerechnet werden muss, kann allerdings 
keinem Bedenken unterliegen. Denn die Verordnung 
bezweckt, durch Aufstellung einer verbindlichen Höchst- 
arbeitszeit den Arbeitnehmer vor übermässiger Berufs- 
arbeit zu schützen, und dieser Schutz muss selbst- 
verständlich auch dem in den Entwicklungsjahren be- 
findlichen Lehrling zugute kommen, für den die 
pflichtmässige Weiterbildung in der Fortbildungsschule 
nicht minder ein Teil der ihm obliegenden Berufs- 
arbeit ist, als die dem Arbeitgeber zu leistende Arbeit 
im Lehrbetriebe. Eine ganz andere Frage ist es aber, 
ob die Zeit des Schulbesuches vom Arbeitgeber als 
Arbeitszeit zu bezahleni ist. Mit der Frage, inwieweit 
und wie die Arbeitszeit vom Arbeitgeber dem Arbeiter 
zu vergüten ist, befasst sich die genannte Verordnung 
überhaupt nicht. Insoweit sind vielmehr auf Grund- 
lage der zulässigen Parteivereinbarungen die sonstigen 
allgemeinen Rechtsvorschriften massgebend. Nach 
diesen aber hat ein Arbeitnehmer, der, wie unstreitig 
der Kläger, nicht im festen Lohn, sondern im Stunden- 
lobn steht, gegenüber dem Arbeitgeber Anspruch auf 
Bezahlung grundsätzlich nur für die diesem wirklich 
geleisteten Arbeitsstunden. Dem Arbeitgeber aber sind 
die Stunden des Fortbildungsschulunterrichts unzweifel- 
haft nicht geleistet. Nur auf Grund besonderer Ver- 
einbarung oder einer besonderen, die Vergütung dem 
Arbeitgeber auferlegenden Rechtsvorschrift könnte da- 
her insoweit Bezahlung verlangt werden. Weder eine 
solche Vereinbarung noch eine solche Rechtsvorschrift 
liegt aber vor. Der höchstens in Betracht kommende 
8616 BGB. greift, abgesehen von den auch sonst be- 
stehenden Bedenken, schon deshalb nicht Platz, weil 
es sich bei der Inanspruchnahme des Lehrlings für ein 
volles Sechstel der regelmässigen Arbeitszeit keinesfalls 
um eine Verhinderung „für eine verhältnismässig 
nicht erhebliche Zeit“ handelt. sk. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a, S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 


Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik”, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
6 Mk., mit dem „Atelier" zusammen g,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 
er 50 mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 5oPf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 38. 23. September: 1921. 




















Eröffnung der Jahresausstellung „Berliner Photographie“ 
Sonntag, den 2. Oktober, vormittags 11‘, Uhr, im Kunstgewerbemuseum, 
Prinz-Albreeht-Strasse 7. Ä 


Rinladung des „Photographisehen Vereins zu Berlin‘ an alle Kollegen 
und Freunde der Liehtbildkunst. 


Nach vielen Mühen ist es gelungen, .in Berlin zwei ernste Ausstellungen fertigzustellen. 
Die eine gibt Aufschluss über den Stand der bildmässigen Photograpbie, in der Absicht, damit 
belebend auf Techniker und Publikum zu wirken. Die andere zeigt die Hilfsmittel und soll die 
Geschäftsbeziehungen zwischen Konsumenten und Fabrikanten fördern helfen. Beide Ausstellungen 
stellen von allgemeinem, photographischem Interesse getragene Veranstaltungen dar und dienen 
der Zusammenarbeit gleichstrebender Kräfte. Sie sind deshalb auch über die Grenzen Berlins 
hinaus, namentlich für die Provinzstädte von hohem Werte. 

Die Ausstellungen präsentieren sich schlicht und sachlich, zu den Besuchern sollen die 
Leistungen reden. 

Mögen sich nun Gäste und Mitglieder zahlreich einfinden, wir bieten allen ein herz- 


liches Willkommen. 
Der Vorstand des Photographischen Vereins zu Berlin. 


ee 


Festprogramm. 


Dienstag, den 4. Oktober. 


Vormittags ıo Uhr: Eröffnung und Besichtigung der Photographischen Industrieausstellung in der „Sezession“, 
Kurfürstendamm 232. 

Nachmittags 4!/, Uhr: Versammlung mit Vortrag von Dr. Paul Rudolph: „Ueber die Bedeutung des Doppel- 
plasmat für die Photographie“ (mit Lichtbildern) im Hörsaal des Kunstgewerbemuseums, Prinz- 
Albrecht-Strasse 7 (Hofeingang). 

Abends 8 Uhr: Bunter Abend. Geselliges Beisammensein mit Damen im Festsaal des „Friedrichshof“, Friedrich- 
strasse 41 (Ecke Kochstrasse). Veranstaltet vom „Photographischen Verein“. 


Mittwoch, den 5. Oktober. 


Vormittags: Besuch der Filmateliers der „Decla- Bioskop-Gesellschaft“ in Neu-Babelsberg. Treffpunkt: Vorhalle 
des Potsdamer Fernbahnhofs vormittags 8,45 Uhr (Abfahrt g,5 Uhr). 

Nachmittags 3 Uhr: Besichtigung der „Photographischen Lehranstalt des Lette-Vereins“, Viktoria- Luise - Platz 6. 
Auschliesseud zwanglose Zusammenkunft zum „5-Uhr-Tee“ im „Charlott“, Kurfürstendamm, gegen- 


über der „Sezession“. 
Der Fest- und Ortsausschuss. I V.:C. Trieb. 


Auskunftsstellen: Lüpke, Gr.-Lichterfelde, Boothstrasse 1a. Telephon: Lichterfelde 236. — 
Ranft, Wilmersdorf, Duisburger Strasse 12. Telephon: Uhland 6206. — Grieser, Berlin Wg, Bellevue- 
strasse 5a. Telephon: Lützow 7705 (Mafrum). — Pflugfelder, Charlottenburg, Grolmanstrasse 28, am Savigny- 
platz. Telephon: Steinplatz 7985. 








Ausstellung der Photoindustrje vom 4.—9 Oktober, täglich von 10—6 Uhr. 
Jahresausstellung „Berliner Photographie‘ vom 2.— 30. Oktober, täglich von 9— 3 Uhr. 


38 





Farbige Plakate künden weithin die Eröffnung 
der ersten Jahresausstellung für Sonntag, den 
a. Oktober, an. Meisterwerke der Photographie 
sind es, die von Berufs- und Liebhaberphoto- 
graphen gemeinschaftlich ausgestellt werden und 
nun während des ganzen Monats Oktober ein- 
dringlich für neuzeitliches Schaffen werben, auf- 
munternd, den Geist aufzunebmen, der die 
Jahresausstellung ermöglichte: Entschlossener 
Wille, die photographische Kunst zu fördern. 

Die Ausstellung mag deshalb nicht nur von 
dem auf demselben Gebiete Schaffenden be- 
sucht werden, sie müssen alle werben, den Be- 
such zu heben, alle Kreise der Bevölkerung auf 
die neue Bewegung aufmerksam machen. Sie 
müssen hinweisen auf die Schar emsig Schaf- 
fender, die im Kunstgewerbemuseum zeigen, was 
sie können. Die Leistungen sollen Ansporn 
werden. Nacheifern! Hier liegt der Anfang 
einer Entwicklung, die für die Photographie im 
allgemeinen von grossem Einfluss sein kann, 
deren sich auch die deutsche Photoindustrie 
mehr als bisher anschliessen sollte. 

Für neues Leben! Aus diesem Geiste ist 
die Jahresausstellung entstanden. Aus dem- 
selben das „Berliner Photographische Jahrbuch“, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


mt nn m er nern ne mn TEEN, ann mn > pm en nee men me Seen —. 






das durch den Katalog mit der Ausstellung innig 
verbunden ist; und die gleichen Gesichtspunkte 
sind auch für die Führungen massgebend, die 
der Ausstellungsleiter und Herausgeber des Jahr- 
buches, Artur Ranft, an jedem Sonntag, vor- 
mittags, persönlich in der Ausstellung abhält. 

Seitens des Kunstgewerbemuseums wird ein 
Vortragszyklus von sechs öffentlichen Licht- 
bildervorträgen an jedem Donnerstag im Oktober 
und November eingerichtet. Das Eintrittsgeld 
für die sechs Vorträge beträgt ı5 Mk. 

Die Vorträge finden im Hörsaale des Kunst- 
gewerbemuseums statt. Karten sind im Sekre- 
tariat der Photographischen Lehranstalt des Lette- 
hauses, Lesesaal der Kunstgewerbebibliothek, 
von der Ausstellungsleitung, sowie sämtlichen 
Geschäftsstellen der verschiedenen Berliner Be- 
rufs- und Liebhabervereine zu erhalten. 

Hoffen wir, dass die erste Jahresausstellung 
eine Sammlung der Kräfte bedeute und dass 
die Saat aufgehe. 

Stelle sich jeder wahre Freund der Licht- 
bildkunst der grossen Sache des Fortschritts zur 
Verfügung. Gestalten Sie den Besuch der Aus- 
stellung zu einem glänzenden. So helfen. Sie 
den Aufschwung mit vorbereiten. 


-ILIrt- 


Innenaufnahmen. 


Von H. Collischonn. 


Die Bezeichnung „Innenaufnahmen“ ist eine 
gewohnheitsmässige und auch allgemeinverständ- 
liche, aber darum doch keine logisch richtige. 
Man könnte unter dieser allgemeinen Bezeich- 
nung beispielsweise an Aufnahmen des Inneren 
irgendeines körperlichen Gegenstandes denken, 
ohne dass dabei Hohlräume in Betracht zu 
kommen brauchen. Ich will darum in dieser 
meiner Abhandlung lieber von Aufnahmen von 
Innenräumen sprechen, d. h. von Räumen, die 
innerhalb von Gebäuden liegen, als da sind 
Wohnräume, Geschäfts- und Fabrikräume, Säle 
usw. usw. Solche Aufnahmen von Innenräumen 
sind sehr vielen meiner Herren Kollegen, die 
sich in der Hauptsache mit der Herstellung von 
Porträts usw. befassen, deshalb in ihrer Durch- 
führung nicht recht geläufig, weil derartige Auft- 
träge nur selten an sie herantreten. Es dürfte 
daher dem einen oder anderen meiner Herren 
Kollegen willkommen sein, einmal darüber etwas 
aus der Feder eines Spezialisten auf den Ge- 
bieten der Photographie für Erzeugnisse der 
Kunst, Industrie und Gewerbe zu lesen und sich 
bezügliche Ratschläge und Winke gegebenenfalls 
zunutze machen zu können. 

Im allgemeinen sind die Aufnahmen von 
Räumen innerhalb einer Baulichkeit unschwer 
zu photographieren, wenn man das jeweils für 
die Plattengrösse und die Ausgestaltung des 


[Nachdruck verboten.) 


Raumes erforderliche Objektiv besitzt und wenn 
die Lichtverhältnisse des fraglichen Raumes 
günstige, d. h. gleichmässige sind, so dass die 
Raumteile eine nicht zu stark kontrastreiche 
Beleuchtung aufweisen, dass also Licht- und 
Schattenpartien nicht zu sehr unvermittelt in- 
einander übergehen. Bietet aber der auf- 
zunehmende Raum perspektivische Schwierig- 
keiten und herrscht in ihm ein ungleiches oder 
gar stark kontrastierendes Licht, dann beginnen 
auch die Schwierigkeiten für den Ungeübten, 
und die Durchführung erfordert unter Umständen 
die Anwendung einer Reihe sogenannter Kniffe, 
deren jeweilige Anwendung sehr wohl für das 
endgültige Resultat von grosser Bedeutung sein 
können. 

Der Ungeübte wie auch der Geübte müssen 
zunächst bedenken, dass die stark beleuchteten 
Objektteile in ihrer Uebertragung durch das 
Objektiv auf der Platte bzw. in deren Emulsion 
eine unverhältnismässig raschere Wirkung ver- 
ursachen, als die weniger beleuchteten Raum- 
teile, d. h. also, dass der gesehene Lichtkontrast 
eine intensivere Wirkung auf der Platte hat, 
als das menschliche Auge dieselbe wahrnimmt. 
Die Zersetzung der Silberteilchen in der Platten- 
emulsion geht also in stärkerem Masse in den 
Lichtstellen vor sich, als man angesichts des 
Aufnahmeobjektes im Verhältnis zu dessen 


nn ne: 


Schattenpartien und deren relativer Wirkung 
annehmen sollte. 

Es ist darum in erster Linie für eine bis 
zu einem gewissen Grade ausgeglichene Be- 
leuchtung des aufzunehmenden Raumes zu 
sorgen, wobei man aber selbstverständlich nicht 
so weit gehen darf, dass diese gemilderte Be- 
leuchtung eine übermässig gleichmässige wird, 
die Licht und Schatten zuviel aufheben würde. 
Das „Zuviel“ ist auch hier wie überall in der 
Ausführung .der Photographie ebenso von Uebel, 
wie das „Zuwenig“. Man wird also zunächst 
den aufzunehmenden Raum auf seine Licht- 
verhältnisse in diesem Sinne prüfen und z.B. 
zu stark einfallendes Licht an den Fenstern 
oder sonstigen lichtspendenden Raumteilen bis 
zu einem gewissen Grade mittels dünner Stoffe 
oder Seidenpapiers zu mildern suchen, und kann 
an der sich entsprechend aufhebenden Tiefe der 
Schattenpartien leicht beobachten, wie weit man 
darin gehen muss und darf. 

Bei Expositionen von längerer Dauer lassen 
sich diese Lichtdämpfungsmittel auch in ent- 
sprechenden Zeitabschnitten der Exposition 
wieder beseitigen oder wiederholt anwenden, 
wenn die Stelle ihrer Anbringung nicht im 
Bildfelde liegt, ihre Wirkung also eine mehr 
indirekte ist, und dieses Verfabren ist dann 
ähnlich den Teilexpositionen, auf die ich noch 
zu sprechen komme. Ein sehr gutes Hilfsmittel 
zum relativen Ausgleich von Licht- und Schatten- 
partien des Raumes ist auch der Spiegel, mittels 
dessen wir die Schatten autbellen können, und 
zwar in beliebigem Grade dadurch, dass wir 
das reflektierte Licht unter entsprechender Be- 
wegung des Spiegels beliebig lange auf die eine 
eder andere Schattenstelle einwirken lassen 
können, indem wir den Spiegel während der 
Exposition ausserhalb des Bildfeldes entsprechend 
hin- und herbewegen. Es erfordert dies aller- 
dings einige Uebung und Erfahrung, insbesondere 
bezüglich der Abmessung der Bestrahlungszeit, 
die notwendig ist, die gewollte, ausgleichende 
Wirkung richtig zu treffen. Selbstverständlich 
muss der Spiegel in solchen Fällen, wo er 
starkes Licht oder gar direktes Sonnenlicht auf- 
nimmt und transportiert, weitaus rascher hin- 
und herbewegt werden und entsprechend kürzer 
in Aktion bleiben, als wenn er zerstreutes Licht 
empfängt und weitergibt. 

Es lassen sich unter Umständen mit dem 
Spiegel auch sehr wirkungsvolle Beleuchtungs- 
effekte erzielen, wenn man ihn weniger als 
Ausgleicher, sondern mehr als Vermittler zur 
Erzeugung von Spitzlichtern auf einzelnen Gegen- 
ständen im Raum verwenden kann. Man kann 
z. B. etwa an einem Fenster oder einer Tür des 
Raumes direkte Sonnenstrahlen mittels des 
Spiegels auffangen und sie durch geschickte 
Haltung desselben an bestimmte Stellen leiten, 


PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


sam, 


307 


die man mit Spitzlichtern zu versehen wünscht, 
um gewisse künstlerische Effekte zu erzielen. 
Solchenfalls ist ein kleiner Spiegel vorzuziehen, 
während bei einem angestrebten Ausgleiche der 
Schattenpartien im Raume oder auch bei der 
Aufhellung bestimmter einzelner Raumteile oder 
Möbelstücke ein möglichst grosser Spiegel besser 
zum Ziele führt, indem der von ihm ausgehende 
Lichtkegel einen grösseren Umfang aufweist. 
Selbstverständlich spielen dabei die Raumtiefe 
und die Entfernung des Spiegels von der Stelle, 
auf die er indirekt einwirken soll, eine grosse 
Rolle auch schon deshalb, weil das reflektierte 
Licht in seiner Lichtbahn rascher abnimmt als 
direktes Licht, und weil der Lichtkegel sich mehr 
und mehr verbreitert, bis er schliesslich an seiner 
Wirkungsstelle angelangt ist. 

Wer in der Anwendung des Spiegels einige 
bezügliche Uebung hat, kann in einer gleich- 
mässigen Bestreichung des Objekts dasselbe 
flächenhaft so gleichmässig aufhellen, dass im 
späteren Bildresultate dieser technische Eingriff 
keinerlei Spuren hinterlässt. Fürchtet man aber, 
in der Ausführung der Aufhellung das richtige 
Mass überschritten zu haben, dann ist es rat- 
die Exposition noch einige Zeit ohne 
Spiegelbilfe ‚wirken zu lassen, damit sich die 
gefürchteten Unregelmässigkeiten der Licht- 
wirkung wieder etwas oder ganz ausgleichen 
können. Kommt dabei eine geringe Ueber- 
exposition in Betracht, dann lässt sich diese ja 
bei der späteren Entwicklung berücksichtigen 
und relativ gut ausgleichen, indem man etwa 
mit der sogenannten Dreischalenentwicklung 
arbeitet. 

Hat man es bei Aufnahmen von Innenräumen 
mit einem direkten Gegenlicht zu tun, so kann 
dieser Umstand einesteils durch Anwendung 
einer lichthoffreien Platte, wie solche überhaupt 
bei solchen Aufnahmen nahezu unerlässlich sind, 
in seiner Schädlichkeit abgeschwächt werden, 
andernteils kann man ebenfalls, wenn angängig, 
die Gegenlicht spendenden Fenster usw. von 
aussen mit Seidenpapier verkleiden, so dass 
also dennoch die bauliche Ausgestaltung der 
Fensterkonstruktion geltend bleibt. Auch lassen 
sich in vielen Fällen die vorhandenen Vorhänge, 
sofern diese nicht zu dicht sind, als Schutzmittel 
verwenden, wenn man gleichzeitig die geeignete 
Tageszeit zur Aufnahme wählt, zu der der 
Sonnenstand einen allzu starken Lichteinfall 
verhindert. Dann aber kann man noch dadurch 
zum Ziele kommen, dass man ein Objektiv mit 
einem so grossen Bildfelde und derart ge- 
nügender Schärfentiefe anwendet, dass eine 
relativ nur geringe Abblendung erforderlich ist, 
die es ihrerseits gestattet, möglichst kurz zu 
exponieren. 

Man kann in einzelnen Fällen, wo es sich 
um Gegenlichtaufnahmen handelt, seine Zuflucht 


38* 






auch zu einer verhältnismässig kurzen Exposition 
trotz etwa notwendiger, stärkerer Abblendung 
nebmen, bei der man eben nur die Fensterpartie 
berücksichtigt, und lässt dann zur Ausarbeitung 
des Raumes selbst eine Blitzbelichtung folgen, 
die allerdings ziemlich ausgiebig sein muss. Es 
wird dadurch erreicht, dass die Fensterpartie 
mittels des Tageslichts nicht zu stark über- 
exponiert und der Raum genügend ausexponiert 
wird. 

Ein weiteres Hilfsmittel zur Erreichung eines 
relativ guten Resultats, wenn man aus Gründen 
der Leistungsfähigkeit des Objektivs dazu ge- 
zwungen ist, stark abzublenden, ist folgendes: 
Man wendet zwei Platten an, von denen man 
die eine nur mit Rücksicht auf die Fensterpartie 


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BHOTOGRAPHISCHE CHROMR. 


exponiert, während die zweite unter vorsichtigster 
Schliessung und Wiederöffnung des Objektivs 
und der zweiten Kassette mit Rücksicht auf den 
übrigen Raum entsprechend länger exponiert 
wird. Beide Negative werden dann in der be- 
kannten Weise zur Herstellung einer zusammen- 
gestellten Kopie benutzt, wobei eine vorsichtige 
Ausschneidung der Zwischenlagen Hauptbe- 
dingung ist, allerdings unter der Voraussetzung, 
dass die beiden Expositionen genau sachlich 
durchgeführt wurden. Ich setze voraus, dass 
der Leser diese Arbeiten beherrscht, denn es 
würde zu weit führen, dieselben an dieser Stelle 
zu beschreiben, dies möge eventuellen späteren 
Ausführungen an gleicher Stelle vorbehalten 
bleiben. (Schluss folgt.) 


IL re 


Innungs- und Vereinsnaehriehten.” 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Photographischer Verein zu Berlin. 
Ä (Gegr. 1863.) 

Wir bitten höflichst um gefällige Einsendung 
des Mitgliedsbeitrages für das 2. Halbjahr bis zum 
25. September, andernfalls der Betrag, zuzüglich 
Portospesen, erhoben wird. 


Nm m nn In m te 


Als neues Mitglied war gemeldet: 
Herr Carl Kühnel, Kunstmaler, Steglitz, Florastr. II. 


Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 200 87. 


+DIDH+- 


Photographisceher Verein zu Hannower. 


(Korporatives Mitglied des Central - Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Innungen, J. P.) 


Einladung zur Mitgliederversammlung 
am 28. September, 8 Uhr abends, im „Bäckeramts- 
hause“, Brüderstrasse 6. 
Tagesordnung. 

ı. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 
letzten Sitzung. 

2. Lichtbildervortrag von Herrn Mittelschullehrer 
Brandhorst: Die Mikrophotographie mit ein- 
fachen Mitteln und ihre Anwendung auf den 
verschiedenen Gebieten. 

3. Verschiedenes. 

In Anbetracht des Vortrages wird um zahlreiches 
und pünktliches Erscheinen gebeten. Die Mitglieder 
der Zwangsinnung und die Mitarbeiter sind zu diesem 
Abend ebenfalls eingeladen. 

Im Namen des Vorstandes: 

M. Merck, Alb. Lüssenhop, 

I. Vorsitzender. Schriftführer. 


Photographen- Zwangsinnung Sitz: Gera- 
Reuss. Gebiete: Saehsen-Altenburg und 
Reuss. 

Unsere diesjährige Herbstversammlung findet 
Donnerstag, den 29 September, vormittags II Uhr, 
im „Bayrischen Hof“ zu Altenburg statt. 


Tagesordnung. 

1. Verlesen der letzten Niederschrift. 
2. Eingänge. 
3. Bericht von dem Central- Verbandstag. 
4. Bilderpreise, Sonntagsruhe, 
5 Ateliersonne (Boehm - Werke). 
6. Verschiedenes. 
7. Gruppenaufnahme., 

Nach Schluss der Tagesordnung Besichtigung der 
Heimateliers. 

Anträge zur Tagesordnung sind bis spätestens 


48 Stunden vor Beginn der Versammlung an den Ober- 


meister einzureichen. 

Etwaige Einsendungen von Mustervorlagen und 
Prospekten usw. bitte rechtzeitig an Herrn Hofphoto- 
graph Hermann König-Altenburg zu senden. 

Gera, den 17. September 1921. 

Aug. Lutz. Gust. Fuchs. 


Obermeister. Schriftführer. 
I LCIrt— 


Schleswig-Holsteinisecher Photographen- 
Verein. 
Geschäftsstelle: Otto Stiegler- Itzehoe. 


An die Kollegen in Schleswig- Holstein! 

Schon wiederholt ist festgestellt worden, dass in 
Schleswig-Holstein im allgemeinen die Preise für 
photographische Erzeugnisse ohne Grund niedriger 
sind als in anderen Gegenden Deutschlands. Es gilt, 
auch für Schleswig- Holstein Richtpreise festzusetzen, 





die der Jetztzeit entsprechen; zu diesem Zweck ladet 
der Vorstand des unterzeichneten Vereins sämtliche 
Photographen Schleswig- Holsteins zu der am 
Dienstag, den 4. Oktober, vormittags ıo Uhr, 
in Neumünster, „Horns Hotel“, stattfindenden 
Versammlung 
zur T&ilnahme an derselben ein. Er rechnet mit einem 
zahlreichen Besuch, um dadurch zu einem guten Er- 
gebnis zu kommen, 
Den Mitgliedern des Vereins geht keine besondere 
Einladung zu. Mit kollegialem Gruss 


Der Vorstand. 
I. A.: Otto Stiegler, Schriftführer. 


+ 


Verein Schlesiseher Fachphotographen 
(E. V.). Sitz: Breslau. 


Einladung zur Wanderversammlung in Brieg, 

Am Montag, den 26. September, findet seit 
8 Jahren wieder zum erstenmal eine Wanderversammlung 
statt, und zwar wird sie in Brieg im „Hotel zum 
goldenen Lamm“, Ring 23, tagen. Es ist mit der 
Wanderversammlung eine sehr sehenswerte Ausstellung 
von Kontaktabzügen, gedruckt auf Papiere der photo- 
graphischen Fabrik Mimosa-Dresden und der Byk- 
Guldenwerke, Berlin, verbunden, so dass für jeden Kol- 
legen der Besuch der Wanderversammlung lohnend 
sein wird. 

Tagesordnung. 


4 Uhr: Besichtigung der Stadt Brieg unter Führung 
eines Brieger Kollegen. 
5 Uhr: Beginn der Tagung. 

1. Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung. 

2. Aufnahme und Anmeldung neuer Mitglieder. 

3. Vortrag über das Thema: „Die Verwendungs- 
möglichkeiten der Kontaktpapiere“, von Kollegen 
Katzbach- Breslaü. 

4. Bericht des Vorsitzenden über die Central- Ver- 
bandstagung in Frankfurt a. Main. 

5. Besichtigung der Ausstellung. 

6. Verschiedenes. 


Die Breslauer Kollegen fahren amı besten mit dem 
Zuge, der 2 Uhr 37 Min. vom Hauptbahnhofe abgeht. 
Um zahlreiche Beteiligung ersucht 


Der Vorstand. 
-—IH+— 


Photographen-Pfliehtinnung Oberpfalz. 
Sitz: Regensburg. 

Am 6. Mai d. J. versammelten sich die Photographen 
der Oberpfalz in Regensburg, „Brauerei Bischofshof“, 
I. Stock, um die Pflichtinnung für das Photographen- 
handwerk der ganzen Oberpfalz zu gründen. Der 
Zweck der Gründung soll sein, das Gefühl für die 
Standesehre unter den Kollegen zu stärken und den 
Gemeingeist zu pflegen, sowie alle Auswlichse, die das 
Gewerbe schädigen, vor allem deu WVergrösserungs- 
schwindel zu bekämpfen. In der Versammlung warei 
anwesend 33 Kolleginnen und Kollegen sowie die 


PHOTÖGRABHISCHE CHRONIK: 


G»* 
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beiden Herren Dr. Schneeberger und Malermeister | 
Härtl als Vertreter der Handwerkskammer. 


Herr Kollege Gertinger begrüsste die Herren 
der Handwerkskammer und die anwesenden Kolleginnen 
und Kollegen und ersuchte Herrn Dr. Schneeberge rn, 
die Bedeutung und den Zweck einer Innung den an- 
wesenden Kolleginnen und Kollegen vorzutragen, was 
auch Herr Dr. Schneeberger auf das ausführlichste 
erledigte. Herr Malermeister Härtl, Vorsitzender 
der Handwerkskammer, gab dann seinen Eıfahrungen 
gemäss den Kollegen die verschiedenen Gesichtspunkte 
und Winke bekannt, unter denen eine Innung gefördert 
werden kann. Die anwesenden Kolleginnen und Kol- 
legen waren mit den Ausführungen ersichtlich zufrieden 
und zollten den beiden Herren reichen Beifall. 


Hierauf wurde zur Tagesordnung übergegangen, : 
und zwar zur Beratung der Satzungen, welche in den 
Hauptpunkten durchberaten und nach Vorlesung ein- 
stimmig angenommen wurden. Als Mitgliedsbeitrag 
wurde ein jährlicher Beitrag von go Mk. und als 
Gründungsbeitrag ıo Mk. festgesetzt und einstimmig 
angenommen. Als Innungsorgan wurde die „Photogr. 
Chronik“ mit „Atelier des Photographen“ bestimmt, 
welches aus der Innungskasse bezahlt wird. Mitglieder 
der Innung sind alle Personen, einschliesslich der 
Gesellschaften, welche innerhalb des Regierungsbezirkes 
der Oberpfalz das Photographengewerbe im Haupt- 
oder Nebenberufe ausüben. 


Sodann wurde zur Wahl des Ausschusses über- 
gegangen, und zwar wurden die Herren Kollegen vor- 
geschlagen und auch einstimmig gewählt: Wilhelm 
Gertinger, Obermeister, Regensburg, Schäffnerstr. 16. 
Gustav Lang, stellvertretender Obermeister, Regens- 
burg, Weisse Lilienstrasse. Alois Vogl, Schriftführer, 
Regensburg, Dänzergasse 22 Wilhelm Sternetzeder, 
stellvertretender Schriftführer, Regensburg, Oelberg. 
Oskar Köthning, Kassierer, Regeusburg, Ober 
münsterstrassse. Albert Janner, stellvertretender 
Kassierer, Stadtamhof, Hauptstrasse. 

Als Beisitzer wurden gewählt die Kollegen: Anton 
Frey- Amberg; Josef Brandt- Weiden; Ewald 
Jäger- Sulzbach; Xaver Hoailer, i. O.; 
Max Wagner, Furth i. b. W. 

Wegen der Ausdehnung der Innung auf die ganze 
Oberpfalz wurde die Inuung in Bezirke eingeteilt, und 


Neumarkt 


zwar: 

I. Regensburg, Stadt und Umgebung, Bez. -Amt 
Stadtamhof und Stadtamhof Stadt und Bez.- Amt Pars- 
berg. 

2. Amberg Stadt, Bez.-Amt Burglengenfeld, Nab- 
burg, Oberviechtach und Umgebung. Beisitzer: Kollege 
Frey, Amberg. 

3. Weiden Stadt, Bez.- Amt Eschenbach, Kemnath, 
Tirschenreuth und Vohenstrauss, Beisitzer: Kollege 
Brandl, Weiden. 

4. Schwandorf Stadt und Bez.-Amt Sulzbach. Bei- 
sitzer: Kollege Jäger, Sulzbach. 

5. Neumarkt i. DO. Stadt, Bez.-Amt Beilagries mit 
Riedenburg. Beisitzer: Kollege Hailer, Neumarkt i. ©, - 


310 


BPHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





6. Bez.- Amt Cham, Neunburg v. W., Roding und 
Waldmünchen. Beisitzer: Kollege Wagner, Furth i.b.W. 


Die Beisitzer haben die Befugnis, bei Bedarf Ver- 
sammlungen innerhalb ihres Bezirkes einzuberufen und 
den Vorsitz zu führen und Beiträge entgegenzunehmen. 
Als Hauptversammlung des ganzen Innungsbezirkes 
der Oberpfalz wurdeu im Jahre zwei festgesetzt, im 
Frübjahr und im Herbst. Die Versammlung kann auf 
Antrag in jeder beliebigen Stadt der Oberpfalz ab- 
gehalten werden. Auf Anregung wurde der Mittwoch 
als Versammlungstag bestinımt. 


Ferner wurde einstimmig beschlossen, dass die 
Innung mit ihren Mitgliedern korporativ dem Süd- 
deutschen Photographen -Verein beitritt,. Zum Schlusse 
wurden noch über die Preise für Photographien usw. 
Anregungen gegeben und beschlossen, Richtpreise auf- 
zustellen, welche den heutigen hohen Materialpreisen 
sowie Geschäftsunkosten usw. entsprechen. Um 4 Uhr 
nachmittags wurde vom Obermeister, Herrn Kollegen 
Gertinger, die Versammlung geschlossen mit dem 


Wunsche, dass die Innung von den Kollegen gefördert. 


werden möge, um das Ziel, welches gesteckt ist, zu er- 
reichen, worauf die Kollegen auseinandergingen. 
Der Schriftführer: 
Alois Vogl. 


Der Obermeister: 


W. Gertinger. 
Ir 


Badiseher Photographen- Bund (E. Y.). 
Sitz: Karlsruhe i.B. 


Bericht der Bundestagung am 2o. Juli in Baden-Baden, 
„Restauration Löwenbräu“. 

Die Tagung eröffnete der Geschäftsführer des Bundes, 
Kollege Hofmann-Karlsruhe, ıı Uhr 1o Min. und be- 
grüsste die aus Nord- und Mittelbaden erschienenen 
Kollegen. Als Protokollführer wurde Kollege Prinz- 
Freiburg bestimmt. Als offizielle Vertreter waren an- 
wesend für die Innung Mannheim- Heidelberg Kollege 
Beer, für die Mittelbadische Fachphotographen - Ver- 
einigung Kollege Pfefferle-Offenburg, für den Photo- 
graphen-Bund Freiburg Kollege Prinz. Von Karls- 
ruhe waren einige Kollegen erschienen, doch fehlte ein 
offizieller Vertreter der Inuung. Leider war auch kein 
Kollege des Kammerbezirks Konstanz da. (Ferner fiel 
die Abwesenheit der ortsansässigen Kollegen sehr auf.) 

ı. Der Vorsitzende verlas die Niederschrift der 
letzten Versammlung, gegen welche keine Einwendung 
erhoben wurde. Kurz die Verhältnisse des Badischen 
Photographen - Bundes seit Kriegsausbruch darlegend, 
gab derselbe die Namen der seit Kriegsausbruch ver- 
storbenen Kollegen des Bundes bekannt: W. Kuntze- 
müller-Baden-Baden, W. Thome- Schwetzingen, 
Herm.Ziegler-Gaggenau, Jos, Müruseer- Karlsruhe. 
Zur Ehrung der verstorbenen Mitglieder bat Kollege 
Hofmann die Anwesenden, sich von den Sitzen zu 
erheben. Diese kamen der Aufforderung nach und be- 
zeugten diese Ehrung. 

2. Punkt 3 der Tagesordnung fiel, da der ehemalige 
Kassierer, Herr Gg. Müller, noch keinen Kassenbericht 
einsandte, sich auch durch schriftliche Mitteilung 


weigerte, die Kasse abzugeben, ohne Genehmigung des 
ehemaligen Vorsitzenden, Kollegen Kögel. 

Die Versammlung beschloss, dieselbe vom Kollegen 
Kögelzu fordern; der Bestand der Kasse beträgt nach 
Angabe des Kassenprüfers etwa 400 Mk., dazu kommt 
die Zuweisung des Kollegen Gottmann von der Heidel- 
berger Ausstellung mit 227,20 Mk. 

3. Herr Handwerkskammersyndikus Endres von 
Karlsruhe sprach über die Organisation im Handwerk 
und den Gesetzentwurf für das Handwerk. Dieser Ge- 
setzentwurf von Dr. Meusch hat in seinem fachlichen 
Aufbau eine dreifache Gliederung. 

Der Redner legte dar, wie die Interessen der Hand- 
werker in der Vergangenheit durch die Gewerbefreiheit 
(1864) schlecht gewahrt wurden. Einen Anfang zur 
Besserung brachte die (1881) angestrebte fachliche 
Organisation. Erst 1897 waren es die Zwangsinnungen, 
denen im Rahmen ihrer Vorschriften gesetzgebende 
Befugnis zustand. Diese Zwengsinnungen, verpönt und 
mit Unrecht als mittelalterliche Institution angesehen, 
konnten nur langsam sich entwickeln. So kaın es, dass 
bis Kriegsausbruch die Interessen des Handwerks un- 
genügend fast nur durch Handwerker und Gewerbe- 
vereine vertreten wurden, Die neuen Verhältnisse während 
des Krieges und nach demselben brachten in grösserer 
Zahl Neugründungen von Zwangsinnungen. Hätten 
dieselben schon vor dem Kriege bestanden, so hätte 
das Handwerk die Kriegs- und Revolutionszeit weit 
besser überstanden. Die IgIg in Jena beschlossene 
Pflichtorganisation des Handwerks hatten zur Folge 
die Vorlage des neuen Handwerkergesetzes. Redner 
sprach über die stattgefundene Bayreuther Tagung und 
den Gesetzentwurf von Dr. Meusch. Der fachliche 
Aufbau hat eine dreifache Gliederung. ı. Die Innung. 
a. Der Landesverband (Zusammenschluss gleicher In- 
nungen eines Landes). 3. Der Reichsverband. Das 
Gesetz bestimmt, dass künftig jeder Gewerbetreibende 
einer Fachorganisation angehören muss; es geschieht 
ein Eintrag in das Gewerberegister. Somit sind alle 
Innungen künftig Pflichtinnungen und haben öffentlich- 
rechtlichen Charakter, besitzen das Recht, Geldstrafen 
bis zu 200 Mk. aufzuerlegen. Die Aufsicht über die 
Innung liegt nicht mehr in Händen der unteren Ver- 
waltungsbehörde, hierfür besteht eine Selbstverwaltung. 
Das Gesetz bestimmt ein allgemeines und direktes Wahl- 
recht. Aufgabe der Fachverbände ist es, die fach- 
lichen und sozialen Interessen zu vertreten (Handels- 
geschäfte zu betreiben sind jedoch nicht gestattet, dies 
ist Sache der Einkaufsgenossenschaften). Der Gesetz- 
entwurf sieht eine Aenderung des $ I00 q vor, so dass 
den Innungen künftig gestattet ist, ofiizielle Richt- 
preise festzusetzen. 

Redner führt an, das3 von seiten gewisser Gewerk- 
schaften das Bestreben besteht, Lehrlinge nicht mehr 
als solche anzusehen, sondern als Arbeiter, der gut be- 
zahlt sein will und kündigen kaun; demgegenüber muss 
das Handwerk, der gewerbliche Mittelstand, das Recht 
geltend machen auf Bildung eines tüchtigen Nachwuchses, 
Dies geschieht durch die Organisation. Mit beredten 
Worten forderte der Redner die Bundesleitung auf, die 





noch aussenstehenden Kollegen Badens zu organisieren 
und mit der Handwerkskammer Konstanz die dortigen 
Kollegen zusammenzuschliessen. ı Uhr Mittagspause. 

Die Nachmittagssitzung wurde 2 Uhr 30 Min. er- 
öffnet und die Ausführungen des Herrn Handwerks- 
kammersyndikus zur Diskussion gestellt. Nach kurzer 
Debatte wurde beschlossen, die 350 Kollegen von Baden 
nach Kammerbezirken restlos zu organisieren, die In- 
nungen zusammenzuschliessen zu einem „Landesverband 
badischer Photographen“, welcher an Stelle des „Badi- 
schen Photographen - Bundes“ tritt. Kollege Hofmann, 
Geschäftsführer des Badischen Photographen - Bundes, 
wurde mit der Geschäftsführung des Landesverbandes 
badischer Photographen, Sitz Karlsruhe, betraut und 
beauftragt, die noch nicht zusammengeschlossenen 
Kammerbezirke schnellstens zu organisieren, die be- 
bestehenden zu befestigen und, wenn nötig, zu er- 
weitern; ferner mit der Handwerkskammer Karlsruhe 
die Statuten zu entwerfen und nach Zusammenschluss 
der noch ausstehenden Kammerbezirke eine Verbands- 
tagung nach Offenburg einzuberufen und die Statuten 
zur Genehmigung vorzulegen. 

4. Betreffend Preiskonvention sprach Herr Beer- 
Heidelberg und riet den Kollegen, eine kaufmännische 
Kalkulation anzustellen. Ein Vergleich der Preis- 
steigerungen aller Bedarfsgegenstände gegen Friedens- 
preise (durchschnittlich I5Sfache Verteuerung) im Ver- 
gleich der Preise unserer Erzeugnisse (fünffache Ver- 
teuerung) gegen früher zeigt die missliche Benachteili- 
gung bei Festsetzung unserer Preisnormen. Anspielend 
auf die Passphotographie, die nicht als Luxus anzusehen 
ist, sind in dieser Hinsicht durch falsche Kalkulation 
mit den billigen Preisen den deutschen Photographen 
schätzungsweise Hunderttausende von Mark verloren- 
gegangen. An Hand der Mannheimer und Karlsruher 
Mindestpreislisten bat Herr Beer, diese Preise weiter 
zu erhöhen, und gibt auch der Hoffnung Ausdruck, 
künftig die Mindestpreise fürs ganze Land ein- 
heitlich zu gestalten, um Preisdifferenzen zu ver- 
meiden. | 

5. Kollege Mech-Heidelberg führte die Lampe 
„Ateliersonne“ (Magnesiumband) der Boehm- Werke 
praktisch vor, und konnten sich die Anwesenden von 
der Helligkeit dieser Lichtquelle überzeugen. 

6. Die Kölner Photographiekartenfabrik Heck- 
mann & Eickert übersandte Karten, aber leider 
ohne Preise, so dass keine Bestellungen zum allgemeinen 
Bedauern gemacht werden konnten. 

Der Vorsitzende schloss 3!/, Uhr die Tagung, mit 
dem Ersuchen, das Gehörte hinauszutragen und mit- 
zuhelfen an unserem Neuaufbau. 

Ein angenehmer Spaziergang nach der alten Badener 
Schlossruine hielt die Kollegen von nah und fern noch 
einige Stunden gemütlich beisammen. 


Jakob Hofmann, 
Geschäftsführer. 


Gg. Prinz, 
stellvertr. Schriftführer. 


Zuschriften, betreffend beide Verbände, sind künftig 
nur an den Geschäftsführer Jakob Hofmann, Karls- 
ruhe i. B., Rheinstrasse ı2, zu richten. 


 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 






Hessischer Photographen -Bund (E.V.). 

Es war ein herrlicher Tag, der 22. August, an dem 
wir das Iojährige Bestehen unseres Bundes festlich be- 
gingen. In iberaus grosser Zahl waren die Mitglieder 
mit ihren Damen der Einladung des Vorstandes gefolgt, 
und war schon hierdurch der gute Verlauf des Festes 
gesichert. Im festlichen Fürstensaal eröffnete unser ver- 
ehrter Vorsitzender, Kollege Schramm, um Iol/, Uhr 
in meisterhafter Rede das Fest, indem er zunächst die 
Erschienenen herzlichst begrüsste und in kurzen Zügen 
das Werden und Wirken. unseres Bundes während der 
verflossenen Io Jahre darlegte. Er gedachte in dankenden 
Worten des Kollegen Stadelmann, auf dessen Ver- 
anlassung hin seinerzeit unser Bund gegründet wurde, 
und erwähnte besonders die Mitarbeit des Vorstandes 
und die allezeit freudige Unterstützung, die derselbe 
durch die Mitglieder hatte. Unter den eingelaufenen 
Glück wünschen war es besonders der des verehrten Vor- 
sitzenden des Central- Verbandes, Herrn Schle gel, der 
mit spontanem Beifall aufgenommen wurde. Der Mit- 
begründer unseres Bundes, Kollege Konrad- Hungeu, 
sandte seine Wünsche in poetischer Form. Für den 
unterhaltenden Teil hatten die Herren Hofkonzert- 
meister Schnurrbusch (Geige) und Konzertsänger 
Müller ihre Kunst zur Verfügung gestellt; der ihnen 
gespendete Beifall bewies, wie ihre Leistungen ge- 
würdigt wurden. Die Klavierbegleitung lag bei Fräulein 
Fraatz in guten Händen. Vor dem gemeinschaftlichen 
Mittagsmahle wurde eine Gruppenaufnahme gemacht 
(zu beziehen durch den Kollegen Stockhausen-Darm- 
stadt, Grafenstrasse). Um 2!/, Uhr ging es in gemein- 
schaftlicher Fahrt und Wanderung zur herrlichen Lud- 
wigshöhe, wo der Bund seine Mitglieder bewirtete. Die 
Kasse wird zwar ein gehöriges Loch bekommen haben, 
schadet aber nichts, schön war’s doch, einzig schön. 
(Unser eifriger Kassierer, Kollege Beckmann, wird 
das Loch schon wieder verstopfen, er war schon am 
Festtage stark mit dem Kassieren der Beiträge be- 
schäftigt.) 

Der Abend vereinte die Festteilnehmer wieder voll- 
zählig im Kaisersaal. Die Wogen der Gemütlichkeit 
gingen hoch; man konnte erstaunt sein, wie viele 
Künste verschiedene Kollegen ausser der Photographie 
noch beherrschten. So spät als möglich brachen die 
auswärtigen Kollegen zur Bahn auf, die Darmstädter 
Kollegen schienen überhaupt nicht nach Haus zu 
wollen. 

Alles in allem: Das Fest wird wohl allen Teil- 
nelmern recht lange in angenehmer Erinnerung bleiben, 
und ist ein Beweis dafür, dass es uns gelungen ist, 
eine der Aufgaben, die sich unser Bund gestellt hat, 
nämlich die Pflege der Kollegialität, in schöner Weise 
zu erfüllen. 


In liebenswürdiger Weise hatte Kollege Renard 
eine grosse Zahl Alboidindrucke ausgestellt, die so 
recht die Eigenschaft als edelstes Papier bewiesen. 
Kollege H. Collmann-Darmstadt brachte Arbeiten 
modernster Richtung, die das lebhafteste Interesse er- 
regten. Den Ausstellern auch an dieser Stelle herz- 
lichen Dank. Alb. Fraatz, Schriftführer, 


212 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Ateliernachriehten. 

Forst. Das Photographische Atelier vonWaldemar 
Thumann befindet sich jetzt Promenade, Ecke Kott- 
buser Strasse. 

“ Siegen. Photograph Friedrich Schmidt hat 
sich Tiergartenstrasse 35 als Heim- und Industrie- 
-photograph niedergelassen. 
Sondershausen. Neu eröffnet wurde das Photo- 
graphische Atelier „Photo Stöckler“, jetzt Günther- 
‚strasse IS. 
Swinemünde. Rudolf Goehlnich eröffnete das 
_ vormals Menzendorffsche Photographische Atelier 
in Ostswine, nahe der Fähre. 


INH 


Personalien. 

Karlsruhe. Der langjährige Dozent für Photo- 
graphie an der hiesigen Technischen Hochschule, Pro- 
fessor Fritz Schmidt, 1861 in Breslau geboren, be- 
ging am 10. September den 60. Geburtstag. Er sieht 
zugleich auf ein 25jähriges Wirken als Dozent an 
dieser Hochschule zurück. 


Schöningen. Gestorben ist am Montag, den 
5. September, der Hofphotograph Eduard Schütze 
im 80. Lebensjahre. Bis Ende 1920 war er noch rüstig 
und geschäftlich tätig; wohl einer der ältesten Photo- 
In weiteren Kreisen wurde er bekannt durch 
die Erfindung seiner Briefmarkenkassette (D. R. P. 
Ica), sowie durch seinen selbsttätigen Kassetten- 
verschluss, worauf ihm auf der Wanderversammlung 
des Deutschen Photographenvereins (IQIo) der dritte 
Preis zuerkannt wurde. Jetzt führt sein Sohn Arno 
Schütze das Geschäft unverändert weiter. 


graphen. 


Dresden. Bei der Ernemanun-A.-G. feierten Di- 
rektor Heyne und Betriebsleiter Richter das Ju- 
biläum der 25jährigen Tätigkeit. 

Regensburg. Aus Anlass der Hochzeit des 
Prinzen Karl August erhielt Herr Photograph Max 
Graggo vom Fürsten Albert von Thurn und Taxis 
eine prachtvolle Busennadel. 

0 Ze 


Gesehälftliehes. 

Aussig. „Rodek“, photochemische Werke, ist 
eine neue G.m.b.H. mit 45000 Mk. Kapital. Ge- 
schäftführer; Alois Komarek, Jaroslaus Broz und 
Karl Hejna. 

Zürich I. Die Firma Ph. Linck ist infolge Ueber- 
ganges des Geschäfts mit Aktiven und Passiven an 
die Firma Ph. Linck Erben erloschen. 


+ LE Irt— 


Kleine Mitteilungen. 

— Laut seiner in Nr. 36 erschienenen ganzseitigen 
Anzeige bat Herr Hermann Haumüller, Photo- 
graph in Rudolstadt, Georgstrasse 14, für die Ver- 
sicherungs-Akt.-Ges. „Bavaria“ in Nürnberg 


— 


die alleinige Generalvertretung für eine ‚Ph otoappa- 


rate- Versicherung“ übernommen. Es verdient 
dieses die ganz besondere Beachtung unserer Herren 


. Berufsphotographen, weil diese Versicherung ungemein 


nutzbringend wirken kann. Denn sie schützt die 
Apparate und Objektive auf der Beförderung mittels 
Eisenbahn, Post oder Wagenfuhre, ferner die persönlich 
mitgeführten Apparate und auch die in den eigenen 
Geschäftsräumen lagernden betreffenden Gegenstände. 
Eingeschlossen in die Versicherung sind Verluste durch 


Ereignisse höherer Gewalt, Einbruchsdiebstahl, Ver- 


untreuung und böswillige Handlungen. Gegen eine 
Zuschlagsprämie haftet der Versicherer auch für Bruch- 
schäden aller Art. Keine Agenten- oder Vermittler- 
besuche, sondern einfach Verständigung mit Herrn 
Haumüller auf Grund der bei ihm angeforderten 
Versicherungsbedingungen und Antragsvordrucke, 

— Meisterprüfungen. Die Handwerkskammer 
Reutlingen teilt uns mit, dass in den kommenden 
Wintermonaten in sämtlichen Gewerben wieder Meister- 
prüfungen stattfinden. Den Prüfungen gehen nach 
Bedarf Vorbereitungskurse in Buchführung, Kalku- 
lation, Wechselkunde, Gewerberecht und Gesetzeskunde 
voraus. Je nach Zahl der Beteiligung werden diese 
Kurse in den einzelnen Bezirken abgehalten. An- 
meldungen zur Meisterprüfung, wozu Formulare von 
der Geschäftsstelle der Kammer bezogen werden können, 
sind an die Handwerkskammer Reutlingen einzureichen, 
Ebenfalls ist die Prüfungsgebühr von 75 Mk. zu ent- 
richten. 

— Brandenburg a.H. Auf ein 25jähriges Be- 
stehen seines Geschäfts konnte der Photograph Gerson 
Stegerer, Hauptstrasse 42, zurückblicken. . 

— Fachhistorische Sammlung. Eine der 
stattlichsten fachhistorischen Sammlungen ist, wie uns 
mitgeteilt wird, aus dem Besitze der Frau Geheimrat 
Beer an den in weiteren Fachkreisen bekannten 
Photographen Wilhelm Dost, Berlin, übergegangen, 
Die neuerworbenen Daguerreotypien bieten insofern 
ein besonderes Interesse, als sie sämtlich aus dem be- 
kannten Daguerreotyp - Atelier von Philipp Graff 
herrühren, von dem sie an den Geschäftsnachfolger 
August Beer und darauf an dessen Sohn, den kürz- 
lich verstorbenen Geheimrat Beer vom Patentamt 
durch Erbschaft übergegangen waren. Mit der Zahl 
von einigen Hundert dieser kostbaren Inkunabeln aus 
der Frübzeit der Photographie ist die Dostsche 
Daguerreotyp- Sammlung mit eine der grössten der 
Welt. Bemerkenswert ist ferner, dass sich noch unter 
den anderen fachgeschichtlichen Werten dieser Samım- 
lung eine Originalbüste Daguerres (dessen Todestag 
amı Io. Juli sich übrigens zum 80. Mal jährte) befindet, 
welche bereits auf der ersten Photographischen Aus- 
stellung zu Berlin im Jahre 1865 den Ehrenplatz ein- 
nahm und welche auf der bekannten Tischkarte zum 
I. Stiftungsfest 1864 des Photographischen Vereins zu 
Berlin mit abgebildet ist und dem Zeichner als Vor- 
wurf zu seiner humoristischen Zeichnung gedient hatte. 

W.D. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A.Miethe in Berlin-Halensce, Halberstädter Strasse 7, 


für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 


UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 
ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 


Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik", ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln,. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 


6 Mk., mit dem „Atelier zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein 
er 


7— Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 


so mm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 4o Pf., sonst 50 Pf. Anfragen und Auf- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a. $, (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 39. 


30. September. 





1921. 





Mitteilungen des CGentral-Verbandes Deutseher Photographen-Vereine 


und -Innungen, J.P. 


Der Central-Verbandstag in Frankfurt a. M. 
hat beschlossen, die „Photogr. Chronik“ als 
Verbandsorgan zu wählen. In Zukunft werden 
alle Mitteilungen des C. V. in der „Chronik“ 
veröffentlicht werden. Als Mitteilungen des C.V. 
gelten nur die Veröffentlichungen, die vom Vor- 
sitzenden gezeichnet sind. Ueber den weiteren 
Ausbau der „Chronik“ werden später Mitteilungen 
gemacht werden. Wir bitten alle unsere Mit- 
glieder, ganz besonders die Vorstandsmitglieder, 
die Zeitungen gut aufzubewahren und einbinden 
zu lassen. Die Geschäftsstelle muss ausser- 
ordentlich viel unnötige Arbeit leisten durch 
Abschreiben von Entscheidungen usw., denn in 
den weitaus meisten Fällen wird, wenn sie dem 
Fragesteller schreibt, die Entscheidung sei da 
und da abgedruckt, geantwortet, dass man die 
Zeitungen nicht aufgehoben habe. Sehr oft 
kommen lange Veröffentlichungen in Frage, 
deren Abschreiben stundenlange Arbeit erfordert. 

Durch das Sammeln der Zeitungen bekommen 
die Vereinigungen mit der Zeit ohne weitere 
Unkosten eine Anzahl Werke, die den Grund- 
stock zu einer guten Bibliothek bilden. 

In Frankfurt wurden verschiedene Wünsche 
für den Ausbau des Verbandsorganes geäussert. 
Wir bitten, diese Wünsche entweder der Ge- 
schäftsstelle des C.V. oder dem Verlag zur 
Veröffentlichung übersenden zu wollen. 

Neuanschlüsse an den C.V. Der Deutsche 
Photographen-Verein, die Gesellschaft Deutscher 
Lichtbildner und die Photographen- Innung 
Freiburg i. B. sind dem C. V. beigetreten. 

Wie ich schon in Frankfurt getan habe, 
heisse ich noch einmal die neuen Vereinigungen 
in unserer Mitte herzlich willkommen. Die Bei- 
tritte sind von solcher Wichtigkeit, dass ich sie 
auch hier nochmals mit einigen Worten würdigen 
möchte. 

Als ich nach Frankfurt fuhr, dachte ich an 
die Verhandlungen über den P. W.S. ıgı0 in 


[Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.) 
Frankfurt a. M., die statt der erhofften Einigung 
viel Unruhe und Streit brachten und den C. V. 
bis in die Grundfesten erschütterten. Wird die 
Tagung uns die lange ersehnte Einigung bringen 
oder eine zweite Auflage des P.W.S.? Wer 
hätte es vor ıo Jahren für möglich gehalten, 
alle deutschen Fachphotographen im C. V. zu 
vereinigen und unter einen Hut zu bringen! 

Heute ist das mir gestellte, früher fast un- 
möglich erscheinende Ziel erreicht, und erfüllt 
mich diese Tatsache mit ganz besonderer Freude 
und Genugtuung. Es bestehen nicht mehr drei 
Lager in Deutschland: München, Weimar und 
C. V., das Misstrauen ist verschwunden, alle 
deutschen Photographen sind im C. V. vereinigt. 
Verschiedene Male waren die angeknüpften 
Fäden zerrissen, aber immer wieder habe ich 
Fühlung gesucht und dann dank des liebens- 
würdigen Eingehens der Kollegen es erreicht, 
dass zuerst der Süddeutsche und jetzt der 
Deutsche Photographen-Verein dem C. V. bei- 
getreten sind. 

Durch den Anschluss der Gesellschaft Deut- 
scher Lichtbildner (G. D.L.) ist uns bei unseren 
geplanten grösseren Ausstellungen die Mitwirkung 
einer grossen Anzahl hervorragender Kollegen 
gesichert. 

Wenn auch durch die in Aussicht stehende 
gesetzliche Organisation des deutschen Hand- 
werks und Gewerbes eine allgemeine Einigung 
zwangsweise herbeigeführt worden wäre, so ist 
es hoch erfreulich, dass freiwillig dieses Ziel 
vor der gesetzlichen Regelung erreicht wurde. 

Der Verband wird nicht auf seinen Lorbeeren 
ausruhen, sondern der Vorstand weiss, dass 
ihm noch viele grosse Aufgaben bevorstehen, 
die gerade wie in den vergangenen Jahren die 
volle Hingebung und Arbeitskraft des Vor- 
standes verlangen. In Zukunft wird es auch, 
wie bisher, das unverrückbare Ziel des Vor- 
standes sein, stets zum Besten und Wohle des 


39 


314 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





gesamten deutschen Photographenstandes zu 
arbeiten. Mögen die einzelnen Ansichten über 
die einzuschlagenden Wege auch manchmal aus- 
einandergehen, so ist die Mitarbeit aller Kol- 
legen erwünscht. Der Vorstand hat niemals 
Versprechungen gemacht und wird es auch in 
Zukunft nicht tun, von deren Durchführbarkeit 
er nicht überzeugt ist, denn die Enttäuschung 
würde nicht ausbleiben. 

Sollten deshalb einmal einzelne Wünsche 
nicht so durchgeführt werden können, wie der 
Betreffende es sich vorgestellt hat, so möge 
man dem Vorstande, der sich stets gewissen- 
haft an die Satzungen und Beschlüsse halten 
wird, nicht Mangel an gutem Willen vorwerfen. 


Sterbekasse. Auf vielseitigen Wunsch 
hat der Verbandstag nach ausführlicher Aus- 
sprache beschlossen, da das Sterbegeld, welches 
wir auszahlen, infolge der Geldentwertung bei 
weitem nicht mehr ausreicht, die Umlagen von 
50 Pf. auf 5 Mk. zu erhöhen. Nach unserer 
Mitgliederzahl sind wir dadurch in der Lage, 
das Sterbegeld von 300 auf 3000 Mk. zu er- 


„ıo Jahre Sterbekasse“ befinden sich unter den 
statistischen Angaben auch die Zahlen der den 
einzelnen Vereinigungen angehörenden Sterbe- 
kassenmitglieder. Hieraus ist zu sehen, dass 
einzelne Vereinigungen leider noch sehr schwach 
vertreten sind. In Frankfurt wurde angeführt, 
dass es zum Teil deshalb der Fall wäre, weil 
bei unseren geringen Umlagen selbstverständ- 
lich auch die Leistungen nicht hoch sein 
könnten; würden die Umlagen erhöht und da- 
durch höhere Leistungen erzielt, würde eine 
grosse Anzahl Mitglieder beitreten. Wir hofien 
mit Sicherheit, dass diese Versprechen erfüllt 
werden und alle Vorsitzenden für die Sterbe- 
kasse eintreten. Wir müssten eigentlich eine 
Mitgliederzahl von 2000— 3000 haben. Falls 
nur unsere Mitgliederzahl, zur Zeit um 800, sich 
verdoppelt, würde bei den gleichen Leistungen 
die Umlagegebühr von 5 Mk. auf die Hälfte, 
2,50 Mk., herabgesetzt werden können. Jeder 
Kollege arbeite mit, die Mitgliederzahl zu er- 
höhen. Dass die Sterbekasse die auf sie ge- 
setzten Hoffnungen erfüllt bat, hat sie in der 
Zeit ihres zehnjährigen Bestehens bewiesen. 


höhen. In dem in Frankfurt a. M. gegebenen 
Bericht (veröffentlicht „Chronik“ Nr. 31, S. 252) R. Schlegel, Vorsitzender. 
—ı{tr 
Innenaufinahmen. 


Von H. Collischonn. 


(Schluss.) 


Bezüglich der Beleuchtung von Räumen, die 
aufgenommen werden sollen, ist im grossen und 
ganzen eine Grundregel die, dass man einen 
solchen Raum nicht ohne weiteres aufnimmt, 
sondern dass man ihn auf seine Lage zum 
Sonnenstande, bzw. zu verschiedenen Tageszeiten, 
beobachtet und dann die Zeit zu Aufnahmen 
wählt, zu der in dem Raume. das rubigste, 
gleichmässigste Licht herrscht und zu der die 
ihn ausstattenden Möbelstücke und sonstige 
Gegenstände am plastischsten auf das Auge des 
Beschauers wirken. Dies wird meistens dann 
der Fall sein, wenn die einzelnen Gegenstände 
ihre Sehatten seitlich nach rückwärts abgeben. 
Aber auch bei direktem Sonnenlicht, welches 
durch die Fenster eindringt, lässt sich mitunter 
ein hoch künstlerisches Bildresultat erzielen, 
nämlich dann, wenn der Apparat einen durch- 
aus geschützten Stand bat und der Sonnen- 
winkel halbrecbts oder halblinks in der Auf- 
nahmerichtung in den Raum gerichtet ist. Hat 
man nun aber einen Raum vor sich, der tiefe 
Schattenstellen zeigt, so werden diese Schatten- 
stellen selbstverständlich um so tiefer wirken, 
je stärker der Sonneneinfall ist, es sei denn, dass 
etwa helle Wände des Raumes authellend 
reflektorisch wirken. Hat man also in solchem 
Raum mit tiefen Schattenpartien und mit ein- 
fallendem, direktem Sonnenlicht nicht die Mög- 


[Nachdruck verboten.) 


lichkeit, die Exposition so kurz zu bemessen, 
dass die gesehene Beleuchtungswirkung un- 
beschadet ihrer Effekte wiedergegeben werden 
kann, dann schliesst man zunächst die Fenster- 
vorhänge, um das Sonnenlicht möglichst ab- 
zusperren, und exponiert vor, während man 
schliesslich die direkten Sonnenstrahlen auf 
kurze Zeit eindringen lässt, damit sie einzelne 
Raumteile bzw. einzelne Möbelstücke scharf- 
konturig treffen, und erreicht so unter Um- 
ständen und besonders dann, wenn die Sonne 
spendenden Fenster ausserhalb des Bildfeldes 
liegen, eine hochkünstlerische Wirkung. Diese 
Wirkung würde illusorischh wenn man die 
Sonnenstrahlen dauernd oder auch nur ver- 
hältnismässig lange eindringen liesse, denn dann 
würden die Sonnenlichtkonturen erstlich infolge 
der Standveränderung unscharf und schwammig 
wirken und ausserdem könnten die bestrablten 
Raumteile leicht einer starken Ueberexposition 
anheimfallen und dadurch zeichnungsarm er- 
scheinen. Selbstverständlich ist bei allen solchen 
Arbeiten eine gut abgemessene Exposition zur 
Erzielung eines guten Resultates Vorbedingung 
und erfordert genaue Beobachtung und gute 
Uebung. Ausserdem ist es nahezu unumgäng- 
lich, eine Platte von geringer Empfindlichkeit 
zu verwenden, damit man einen gewissen Spiel- 
raum in der Exposition zur Verfügung hat. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Dass bei allen, ‚besonders bei farbenreichen 
Innenräumen ausserdem eine orthochromatische 
und isolierte Platte angebracht ist, brauche ich 
ja meinen Herren Kollegen nicht zu verraten. 
Sehr wichtig ist es bei Innenaufnahmen, das 
Objektiv gut gegen störende Lichtrichtungen zu 
schützen, man sorge also, dass der Objektiv- 
deckel kurz vor der Aufnahme keinen Glanz 
zeigt, den man von der Seite her bemerken 
kann, so lange das Objektiv noch störende 
Lichter empfängt. 

Häufig ist auch der Boden, auf dem der 
Apparat steht, mit einem dunklen Tuche zu be- 
decken, besonders wenn es sich um sonnen- 
beschienene Pflasterung oder Parkettboden 
handelt. 

Wenden wir uns nun zu der Ausgestaltung 
des aufzunehmenden Raumes, nachdem _fest- 
gestellt ist, dass wir denselben mit dem vor- 
handenen Objektiv sachgemäss und wunsch- 
entsprechend bildlich erfassen können; dann 
haben wir in allererster Linie auf die richtige 
Verteilung der Ausstattungsstücke zu achten, 
wobei der Sehwinkel und die Brennweite des 
Objektivs sehr wohl zu berücksichtigen ist. Der 
Umstand, dass die dem Apparat sich näher be- 
findlichen Gegenstände je nach dem Winkel des 
Objektivs mehr oder weniger, meist aber in 
sehr auffälliger Weise bezüglich ihrer Grössen- 
verhältnisse zu den fernerliegenden Gegen- 
ständen übertrieben werden, lässt es notwendig 
erscheinen, die Gegenstände bezüglich ihres 
Standortes so zu behandeln, dass dieser per- 
spektivische Fehler möglichst vermieden wird. 
Man ordne das Arrangement möglichst so an, 
dass grössere Möbelstücke, die zunächst dem 
Apparat näher stehen, mit kleineren Stücken 
nach Möglichkeit ausgewechselt, oder wenn das 
nicht angeht, aus dem Bildfelde entfernt werden. 
Auch die Wahl des Standpunktes für den 
Apparat der Aufnahme ist sorgfältigst zu wählen 
und, wenn angängig, so durchzuführen, dass die 
im Raume befindlichen Gegenstände möglichst 
körperlich, also mehr seitlich als direkt von 
vorne, aufgefasst werden. 

Die Aufstellung der Kamera in der direkten 
Lichtrichtung ist oft nicht so ratsam als eine 
solche, die das Objektiv die im Schatten 
liegenden Teile der Gegenstände noch erfassen 
lässt, es wird dadurch eine höhere Plastik und 
Ruhe im Bilde erzielt. Sehr einschneidend für 
die Bildwirkung ist die relative Höhenstellung 
des Apparats, denn es ist immer dabei zu be- 
denken, dass das Objektiv die senkrechten 
Linien nur dann senkrecht wiedergibt, wenn es 
in genau wagerechter Richtung sieht, es sei 
denn, dass bei einer unumgänglich notwendigen 
Schrägstellung ein Ausgleich durch die Visier- 
scheibe vorgenommen wird. Weil aber das 
Objektiv eben nur wagerecht richtig sieht, darum 


| 


315 


ist es mit dem menschlichen Auge nicht ver- 
gleichbar und sieht die Gegenstände perspek- 
tivisch unrichtiger als das letztere, sobald es 
sich um ihm näherliegende Decken oder Boden- 
tele des Raumes handelt. Die Bodenfläche 
ebenso wie eine Tischplatte wird grösser wieder- 
gegeben, als wünschenswert ist, und die Decken- 
fläche ‚unter Umständen kleiner. Aus diesem 
Grunde sall der Apparat bei Aufnahmen von 
Innenräumen wie auch bei einer Reihe anders 
gearteter Aufnahmen immer etwas über Augen- 
höhe Aufstellung finden, oder wenn es sich um 
verhältnismässig grosse und lange Räumlich- 
keiten handelt, noch höher, um einen besseren 
Einblick in die Zwischenräume zwischen der 
Ausgestaltung des Raumes zu gewinnen. Dies 
kommt hauptsächlich da in Betracht, wo sich 
eine ungewöhnlich grosse Zahl von Möbeln oder 
sonstigen Gegenständen im Raume befindet. - 

Also eine mehr diagonale und gleichzeitig 
erhöhte Apparataufstellung im Raume ist einer 
zentrischen und niederen Aufstellung immer dann 
vorzuziehen, wenn man in bezug auf die Auf- 
fassung eine gewisse Freiheit hat und sich also 
an eine etwa vom Besteller vorgeschriebene 
oder durch bauliche Verhältnisse des betreffenden 
Raumes unvermeidliche, andere Aufstellung der 
Kamera nicht gebunden sieht. 

Die einzelnen im aufzunebmenden Raume 
befindlichen Gegenstände sind vor der Aufnahme 
genau auf ihre Stellung bzw. Lage zu prüfen. 
Bilder an der Wand müssen unbedingt gerade 
ausgerichtet werden, damit einzelne nicbt hinter- 
her durch schiefes Hängen unangenehm wirken. 
Sollte ein Bild unter Glas Reflexe zeigen, so 
soll man diese durch veränderte Aufhängung 
des Bildes zu vermeiden suchen. Man kann 
unter Umständen solchenfalls dadurch zum Ziele 
kommen, dass man den Aufbänger des Bildes 
und den Wandnagel desselben mit einem kurzen 
Bindfaden verbindet und dem Rahmen unten 
mittels zweier Nägel eine Stütze gibt. 

Man ist nun in der Lage, das Bild nach 
vorn überzuneigen und somit den Glanz des 
Glases zu vermeiden. 

Möbelstücke, wie Büfett, Kredenz, kleine 
Tische, Wandbretter usw., auch Klaviere, werden 
häufig und mit Vorliebe zum massenhaften 
Aufstellen kleiner Nippes, Photographieständer 
u..dgl. mehr benutzt. Das sollte der Photograph 
immer nach Möglichkeit einschränken, denn der- 
artige Ueberladungen sehen immer unschön aus 
und fallen als solche gerade in der bildlichen 
Verkleinerung besonders unangenehm auf. 

Man beachte auch, dass nicht ein Gegenstand 
den andern in unschöner Weise deckt, sondern 
dass immer ein freier Durchblick gewährleistet 
ist. Niemals dürfen einzelne Möbelstücke dem 
Apparat derart nabekommen, dass sie im Bilde 
besonders dominieren; eine gefällige Verteilung 


39* 





der Möbelstücke im Raume, unter Berück- 
sichtigung der jeweiligen Winkelverhältnisse des 
Objektivs, bleibt immer ein Grundgebot zum 
ansprechend guten Gelingen des Bildeindrucks. 

Ist ein Raum aufzunehmen, in dem der zeit- 
weise Verkehr nicht auf längere Zeit unter- 
brochen werden kann, dann hilft man sich durch 
Expositionsunterbrechungen, indem man den 
Objektivdeckel so lange schliesst, wie der Ver- 
kehr notgedrungen im Raume oder durch diesen 
hindurch stattfinden muss, und dann wieder 
öffnet, um die Exposition fortzusetzen. Die Zeit 
der Unterbrechung muss natürlich genau be- 
rücksichtigt werden. 

Ist man gezwungen, der im Raume herr- 
schenden Beleuchtung mit etwa vorhandener 
Lüster- oder Deckenbeleuchtung zur Hilfe zu 
kommen, dann ist es ratsam, nur mit matten 
Glühkörpern zu arbeiten, nötigenfalls übergiesst 
man vorhandene klare Glühbirnen mit photo- 
graphischem Mattlack, der hinterher leicht wieder 
mittels Spiritus entfernt werden kann. 

Zur Milderung einer Lichthofbildung um diese 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





nme nn mn m mt nn un an nn nn an Am hen nenn nn nn nn nn nn 


Glühbirnen herum kann man diese nur in Unter- 
brechungen mitwirken lassen, so dass das in 
den Pausen nachwirkende Tageslicht die Aus- 
strahlung der Glühbirnen wieder einigermassen 
überwirkt. Solche Unterbrechungen durch 
vorübergehende Ausschaltung des elektrischen 
Lichts können mit Vorteil während einer längeren 
Expositionsdauer von 5 zu 5 Minuten wiederholt 
werden. | 

Etwa sich dennoch bildende störende Licht- 
höfe können ja später mittels Retusche entfernt 
werden, und zwar am einfachsten mittels Speichels, 
nachdem die Platte vollkommen getrocknet ist. 
Man umwickelt einen Pinselstiel mit einem Watte- 
bausch und dreht diesen, nachdem man ihn mit 
Speichel durchnässt hat, spitzig zu. Der speichel- 
haltige Wattebausch kann dann fast wie ein 
Radiergummi verwendet werden, da der Speichel 
die trockene Plattenschicht sehr rasch und 
wirkungsvoll angreift. Es lassen sich mittels 
dieses Verfahrens ganze Flächen im Negativ 
ausreiben, nur muss man äusserst zart und vor- 
sichtig wischen, damit nicht Streifen entstehen. 


—ıEnBt— 


50 Jahre photographische Gelatinetrocekenplatte. Voorgesehiehte und 
Ausnutzung derselben. 
Von Wilhelm Dost-Berlin. 


(Fortsetzung statt Schluss.) 


1878 stellte Bennet fest, dass Gelatineemulsionen 
an Empfindlichkeit zunehmen, wenn die Emulsion 
längere Zeit auf höherer Temperatur erhalten wird. 
Den Photographen, welche sich in der ersten Zeit ihre 
Trockenplatten selbst präparierten (die dazu nötige 
Emulsion war käuflich im Handel), wurden dieser 
Arbeit bald enthoben. Es bildeten sich Fabriken, welche 
die von Monkhoven beschriebene fabrikmässige Her- 
stellung von Gelatinetrockenplatten aufnahmen. Monk- 
hoven empfahl in seiner Vorschrift einen Zusatz von 
Ammoniak zur Empfindlichkeitssteigerung der Emulsion. 
Als erste Fabrik photographischer Trockenplatten ist 
übrigens in Deutschland die Firma Sachs & Co. in 
Berlin zu nennen. 

Durch die Erfindung der Gelatinetrockenplatte ge- 
wann die Photographie in den siebziger Jahren eine 
solche Ausdehnung, dass, wie Alfred Lichtwark 
in einer seiner Schriften ausführt, das Aussterben der 
Bildnistaaler und Zeichner in den grossen Städten um 
1ı870— 80 auf die Verbreitung der Photographie zurück- 
geführt wurde; denn selbst die wohlhabenden Leute 
sahen es als Luxus an, sich malen za lassen. 

Dann kam die Erfindung H. W. Vogels. 
publizierte sein Verfahren, die Orthochromasie betreffend, 
im Jahre 1873. Welche enorme Bedeutung die farben- 
empfindliche Platte erzielte, ist ja zur Genüge bekannt. 
Zwei Jahre später empfahl Vogel, zuerst bei der Ent- 
wicklung bewusst zu kurz expovierter Platten, das 
Ueberhaupt sind wohl zu keiner Zeit 


Dieser 


Natronvorbhad. 


[Nachdruck verboten. 


so grosse Erfolge auf fortschrittlichem Gebiete zu ver- 
zeichnen gewesen, wie in diesen beiden Jahrzehnten, 
den siebziger und achtziger Jahren. 

Alle Verbesserungen basierten nunmehr auf der 
grundlegenden Bedeutung der Trockenplatte, sei es nun 
durch Neuerscheinungen von Entwicklerarten oder in 
der Konstruktion neuer Apparate und Objektivsysteme. 
Brachte doch das Jahr 1874 die ersten Bromsilber- 
gelatinefilms, welche für den Umschwung in der 
Amateurphotographie so wichtig werden sollten. Für 
diese wurden jetzt neue Apparate gebaut, so die 
Stegemannsche Landschaftskamera mit den Doppel- 
kassetten. Neue Stative kamen in den Handel, im 
hauptsächlichen zusammenlegbare, und die Stockstative. 
Für den Berufsmann konstruierte Gareis nach Schaar- 
wächterschen Angaben eine neue Atelierkamera, die 
gegen die früheren bedeutende Verbesserungen aufwies. 
Für die Momentphotographie schuf man die geeigneten 
Verschlüsse. Ich nenne hier das Fallbrett von Quidde, 
den Stegemannschen Momentverschluss, die Doppel- 
verschlüsse von Pizzighelli, den Zschokkeschen, 
den Grundnerschen und den Universalmoentver- 
schluss von Guerre in Paris. Das elektrische Licht, 
welches bereits 1840 in den Bereich der Plıotographie 
gezogen worden war, gestattete dem Lichtbildner, in 
Verbindung mit der Trockenplatte, sich vom Tages- 
licht unabhängig zu machen. 1881 gab es schon aus- 
schliessliche Kunstlichtateliers in Berlin, London, Paris 
und Petersburg. (Schluss folgt.) 


Fr ++ — — —— . 
w 


 PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





317 





Innungs- und Vereinsnaehriehten. . 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) | 


‚Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 
am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. Von den Vereinsberichten sind 
nur Auszüge einzusenden. 


Genossensehaft der Photographen für die 
nördliehen Geriechtsbezirke des Reichen- 
berger Handelskammersprengels in 
Reiehenberg. 


Bericht über den Photographentag in Karlsbad 
am ı. August 1921. 


Gen.-Vorst. Müller- Reichenberg eröffnet die 
Tagung und begrüsst die Erschienenen, insbesondere 
den Vertreter der Egerer Handels- und Gewerbekammer, 
Dr. Dörfler, ferner die Vertreter der Prager Genossen- 
schaft, Obmann Jellinek und Ausschussmitglied 
Camsky. Der Vorsitzende des Central- Verbandes der 
Deutschen Photographenvereine, R. Schlegel- Dresden, 
konnte der Einladung zur Teilnahme am Photographen- 
tag leider keine Folge leisten und sandte ein herzliches 
Begrüssungsschreiben, ebenso der Reichsverband der 
Gewerbegenossenschaftsverbände mit deutscher Ge- 
schäftssprache in der tschecho-slowakischen Republik 
und die Reichsleitung der deutschen Gewerbepartei 
Koll. Tichy-Misslitz, Vizepräsident des Reichsgewerbe- 
rates, welcher ebenfalls an unserer Tagung teilzunehmen 
versprach und auch ein Referat übernommen hatte, 
musste bedauerlicherweise wegen anderweitiger dringen- 
der Angelegenheiten in letzter Stunde, auf der Reise 
nach Karlsbad bereits begriffen, absagen und sandte 
ebenfalls schriftliche Grüsse. Vor Eingang in die Tages- 
ordnung erwog Gen.-Vorst. Müller die Gründe, welche 
zur Einberufung des Photographentages geführt haben, 
wies darauf hin, dass heute bereits alle Stände und 
Berufe, sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer, in 
Organisationen sich zusammengefunden haben und dass 
einzig und allein bis jetzt bei den Photographen der 
Organisationsgedanke sehr schwer Fuss fassen konnte 
Aber nicht nur der blossen Organisation zu Liebe, 
sondern hauptsächlich der wirtschaftlichen Vorteile 
wegen sei es höchste Zeit, dass auch die Photographen 
ein einigendes Band uraschliesse, und ersucht in letzter 
Stunde eindringlichst alle Kollegen, den Gedanken eines 
festen Zusammenschlusses tatkräftigst 
Nachdem auch Herr Dr. Dörfler in gleichem Sinne 
gesprochen, die Grüsse der Egerer Handels- und Ge- 
werbekammer überbrachte und den weiteren Verhand- 
lungen besten Verlauf gewünscht hatte, erstattete 
Koll. Smoll- Komotau seinen Bericht über Zweck und 
Ziele der Genossenschaft, 
Art besprach der Redner die Notwendigkeit der Bildung 
von Genossenschaften, insbesondere im Egerer Handels- 
kammerbezirke, wo eine Organisation der Photographen 
bis jetzt noch nicht stattgefunden hat, während z. B. 
die dortigen Photographengehilfen über eine solche 
Vereinigung bereits verfügen. Er wies ferner auch auf 
die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses mit Rück- 
sicht auf die immer zahlreicher auftretenden Schädlinge 


zu "ergreifen. 


In klarer, übersichtsvoller 


unseres Standes, wie Vergrösserungsagenten und andere 


Gewerbepfuscher hin und forderte schliesslich die Kol- 
legen auf, bei dem Gedanken einer einzigen, den ganzen 
Handelskammerbereich umfassenden Genossenschaft zu 
bleiben und nicht die Eintracht durch Sonderbestre- 
bungen, wie dies von seiten einzelner Saazer Kollegen 
geschah, zu stören. " Schliesslich erwähnte der Redner 
noch den grossen Vorteil, welcher den geeinten deut- 
schen Genossenschaften zustehen wird, dadurch, dass 
dieselben Anspruch auf einen Vertreter im Reichs- 
gewerberate haben werden. Die mit Beifall auf- 
genommenen Ausführungen leiteten hinüber zu den 
nächsten Punkten der Tagesordnung: „Zwecke und 
Ziele des Reichsverbandes und politische Gliederung.“ 
Dieses Referat hatte in liebenswürdiger Weise Kollege 
E. Eckert-Marienbad übernommen und beleuchtete die 
missliche, Lage des deutschen Gewerbetreibenden in 
unserer Republik. Er überzeugte die Anwesenden, dass 
auch der Geschäftsmann sich nicht als solcher von dem 
politischem Getriebe fernhalten soll und dass der Ge- 


werbestand eine eigene Vertretung im Parlament 
dringend bedürfe. Zu diesem Zwecke sei die „Deutsche 
Gewerbepartei“ geschaffen worden, welche bei den 


nächsten Parlamentswahlen eigene Kandidaten aufstellen 
und in welcher Partei die deutschen Gewerbetreibenden 
einen kräftigen Rückhalt haben sollen. Der Redner 
forderte schon jetzt auf, diese Gewerbepartei mit allen 
Mitteln zu unterstützen, und zwar hauptsächlich durch 
Beitritt zu derselben. Auf die Frage des Reichs- 
verbandes eingehend, gab derselbe ein umfangreiches 
Bild von der Art und Weise, wie diese Vereinigung dem 
Photographen Dienste erweisen soll, und zwar: Im 
Kampfe gegen die Vergrösserungsschwindler und die- 
jenigen, welche unbefugterweise das Gewerbe ausüben, 
durch Gewährung von Vorteilen seitens der Fabriken 
und Lieferanten an diejenigen Kollegen, welche Mit- 
glieder des Reichsverbandes sind, durch Einigung in 
der Verbesserung der Lehrlingsfrage und noch viele 
andere Punkte, deren Aufzählung jedoch nicht in den 
Rahmen dieses Berichtes gehört, da dem Wirken des 
künftigen Reichsverbandes nicht vorgegriffen werden 
soll. Zur Erreichung dieser vielen notwendigen Ziele 
sei aber Vorbedingung, dass sämtliche Kollegen ihre 
Teilnabhmslosigkeit gegenüber unseren Bestrebungen 
aufgeben und jeder einzelne voll und ganz zur Besse- 
rung und Hebung unseres Standes mitarbeite. Die 
Worte des Reduers fanden grossen Beifall, und Gen.- 
Vorst. Müller leitete nunmehr die Verhandlungen zur 
Gründung des Reichsverbandes ein. Er erklärte zu- 
nächst, dass dieser Verband keinen Zwangscharakter 
haben kann, naghdem sonst vielen deutschen Kollegen, 
welche in gemischtsprachigen Bezirken wohnen und 
gemischtsprachigen oder tschechischen Genossenschaften 
zugeteilt sind, der Beitritt zum Reichsverbande unmög- 
lich gemacht würde Wenn der Reichsverband Zwangs- 


charakter haben soll, so können demselben nur Ge- 


318 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





nossenschaften oder Landesverbände angehören, und 
als solche kämen hier nur die Reichenberger und die 
nenzugründende Egerer Genossenschaft, eventuell der 
Landesverband der Schlesischen Photographen in Be- 
tracht. Alle diejenigen Kollegen, welche nun diesen 
Vereinigungen nicht angehören, und die Zahl dieser 
ist sehr gross, könnten nun dem Reichsverbande nicht 
beitreten, denn der $ 130 unserer Gewerbeordnung sagt: 

Die Verbände können auch Verbände höherer 
Ordnung, d. h. Verbände von Verbänden sein. Ver- 
bänden höherer Ordnung können auch einzelne Ge- 
nossenschaften des Verbandssprengels beitreten, dagegen 
ist der Beitritt einzelner Gewerbetreibender zu den Ver- 
bänden überhaupt unstatthaft. 

Um nun allen deutschen Kollegen den Beitritt zu 
ermöglichen, wird der Reichsverband vorläufig auf 
Grund des Vereinsgesetzes aufgebaut. Den Grundstock 
werden die Reichenberger und Egerer Genossenschaft 
bilden, welche korporativ dem Reichsverbande beitreten, 
und eventuell der Landesfachverband des Schlesischen 
Photographen. Im übrigen wird es Pflicht jedes deut- 
schen Kollegen sein, welche einer dieser genannten Ver- 
einigungen nicht angehören, durch Erwerbung der Mit- 
gliedschaft sein Interesse an dieser grossen Sache zu 
bekunden. Im Verlaufe dieser Verhaudlungen, und dies 
sei besonders lobenswert bemerkt, gab der Vertreter 
der Saazer Photographen, Koll. Wollny, die Erklärung 
ab, dass sie ihre Bestrebungen zur Gründung einer 
eigenen Genossenschaft fallen lassen und gewillt sind, 
der zu gründenden Egerer Genossenschaft sich ein- 
zufügen, nachdem Koll. Horak- Teplitz insbesondere die 
Saazer Kollegen vor Gründung einer eigenen Genossen- 
schaft gewarnt und sich wärmstens für den Anschluss 
au die Egerer Genossenschaft ausgesprochen hatte. 
Gen.-Vorst. Müller gab der Versammlung der Voll- 
ständigkeit halber bekannt, dass auch die tschechischen 
Genossenschaften einen Reichsverband gegründet und 
die deutschen Genossenschaften zur Teilnahme an dem- 
selben eingeladen haben. Die Reichenberger Genossen- 
schaft hatte jedoch in ihrer letzten Hauptversammlung 
beschlossen, mit Rücksicht auf die Erfahrungen, welche 
Genossenschaften anderer Berufszweige gemacht hatten, 
von der Teilnahme an einem gemeinsamen Reichs- 
verband abzusehen und die Genossenschaftsleitung be- 
auftragt, die Gründung eines deutschen Reichs- 
verbandes in die Wege zu leiten, welcher dann mit dem 
tschechischen Reichsverbande gemeinsame Angelegen- 
heiten zu erledigen hätte. Nachdem die Versammlung 
zu diesen Ausführungen ihre Zustimmung gegeben 
hatte, erfolgte die Wahl des Vorsitzenden des Reichs- 
verbandes, als welcher Koll. E. Eckert-Marienbad ein- 
stimmig hervorging. Derselbe dankte für das Vertrauen, 
welches ihm durch die einstimmige Wahl bekundet 
wurde, versprach, sich der Pflege des neugeborenen 
Kindes bestens annehmen zu wollen und forderte alle 
zur regsten Unterstützung und Mitarbeit auf. Eine 
sofort eingeleitete Sammlung ergab den Betrag von 
1000 Kr. zur Deckung der ersten Auslagen, welche mit 
der Gründung des Verbandes verbunden sind. Namens 
der Prager Photographengenossenschaft 


ergriff nun 


Koll. Camsky das Wort, beglückwünschte den neuen 
Reichsverband und versicherte namens der tschechischen 
Kollegen, dass diese zu einem erspriesslichen Zusammen- 
arbeiten zum Wohle unseres Standes stets und gern 
bereit sind. Der Obmann der Prager Genossenschaft, 
Koll. Jellinek, welcher auch Mitglied des Reichs- 
gewerberates ist, legte dar, dass alle seine Bemühungen 
in dieser Körperschaft sowohl den deutschen als auch 
den tschechischen Photographen zugute gekommen 
sind und dass auch sämtliche in letzter Zeit durch die 
Bemühungen der vereinten tschechischen Genmossen- 
schaften errungenen kleinen Vorteile ebenso den deut- 
schen Kollegen dienlich sind. : Koll. Eckert wurde 
nunmehr beauftragt, die Satzungen auszuarbeiten und 
alle nötigen Vorarbeiten durchzuführen. 


Nachdem die Gründung des Reichsverbandes nun- 
mehr vollzogen war, hielt unser Ausschussmitglied, 
Koll. Iser- Reichenberg, einen sehr lehrreichen Vortrag 
über „Erziehung der Lehrlinge und Standesfragen.“ 
Diese Ausführungen erweckten allgemeines Interesse. 
Zufolge der Wichtigkeit dieses Themas und des vor- 
gerückten Zeitpunktes wegen konnte eine Aussprache 
darüber nicht stattfinden. Es wurde jedoch allseitig 
der Wunsch geäussert, dass dieser Vortrag in unserem 
Fachorgane in Druck erscheinen möge, um darüber 
mit Ruhe nachdenken zu können, eventuell Gegen- 
äusserungen zum Worte kommen zu lassen. Nach Er- 
schöpfung der Tagesordnung wurden noch einige 
kleinere Anfragen erledigt, worauf der Einberufer unter 
Dankesworten an die Erschienenen die Tagung schloss 
und gleichzeitig die Hoffnung auf ein fröhliches Wieder- 
sehen im nächsten Jahre aussprach. Zu bemerken sei 
noch, dass der Besuch von seiten der westdeutsch- 
böhmischen Kollegen ein sehr zahlreicher war, während 
unsere Genossenschaft bei dieser so wichtigen Tagung 
leider durch sehr wenige Mitglieder vertreten war! 


Beginn Io Uhr früh, Schluss 5 Uhr nachmittags. 
— lt 


Sächsiseher Photographen- Bund (RE. V.). 


Die nächste Bundesversammlung findet am 


12. und 13. Oktober in Dresden statt. 


Mittwoch, den ı2. Oktober, abends 7!/, Uhr, Be- 
grüssungsabend im „Künstlerhaus“, Grunaer Strasse, 
Ecke Albrechtstrasse. 


Donnerstag, den 13. Oktober, Bundesversammlung 
im „Künstlerhaus“. 


Der Bund ist auch dieses Mal wieder bestrebt, den 
Mitgliedern bei der Versammlung ausser den wichtigen 
geschäftlichen Mitteilungen durch Vorträge und Vor- 
führung von Neuheiten möglichst 
Unter anderem wird ein Vortrag mit Vorführungen 


viel zu bieten. 
über Kinematographie gehalten werden, die den meisten 
Mitgliedern unbekannt ist, und ihnen die Möglichkeit 
gezeigt, wie auch Fachphotographen sich ihrer ge- 
schäftlich bedienen können, was bei denı augenblick- 
lichen geschäftlichen Darniederliegen unseres Berufes 
für alle Kollegen von grösster Wichtigkeit ist. Tages- 





Een m mn nn nn mn none nme mann an name mn AuemenanAsheET nn mh em enngmee 


ordnung und Programm wird satzungsgemäss durch 
besondere Einladung den Mitgliedern zugeschickt. 
Mit kollegialem Gruss 


R. Schlegel, Vorsitzender. 
LI 


Photographisehe Vereinigung 
im Regierungsbezirk Stettin (Zwangs- 
innung), Sitz Stettin. 
Montag, den 10. Oktober, findet nachmittags 
2 Uhr in der „Schillerloge“, Schillerstrasse 5, unsere 
Innungsversammlung statt. 


Tagesordnung. 

ı. Verlesen der letzten Verhandlungsniederschrift. 

2. Aufstellung des Haushaltplanes. Derselbe liegt 
8 Tage vorher zur Einsicht bei unserem Kassierer 
aus. 

3. Bericht über die Fachschule. 

4. Neuwahl eines Kassierers. 

5. Anträge. Dieselben müssen 24 Stunden vorher 
in Händen des Vorsitzenden sein. 

6. Aussprache. 

7. Vorführung der „Ateliersonne“ und „Sonne in der 
Westentasche“ der Boehm-Werke, Berlin. 

Im Nebenraume findet eine Ausstellung der 
Amerikabilder, sowie von Bildermaterial der Firma 
Bergmann & Co.-Wernigerode und von Rahmen 
für Vergrösserungen statt. 

Unter Hinweis auf 8 22 unserer Satzungen bittet 
um zahlreiches Erscheinen 

& Der Vorstand. 


um 40°C 2 zum) 


1. A.: W. Wolff. 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Handwerkskammerbezirk 
Dortmund. Sitz: Bochum. 

In der zweiten Hälfte des Monats Oktober findet 
eine Gehilfenprüfung statt. Anmeldungen zu derselben 
wolle man spätestens bis zum 5. Oktober an den I. Vor- 
sitzenden des Prüfungsausschusses, Herrn H. Kuhl- 
mann, Bochum, Bahnhofstrasse 18, gelangen lassen, 
von wo aus alles Nähere bekanntgegeben wird. 


—mBet- 


Photographen-Zwangsinnung 

des Kammerbezirks Karlsruhe. 
Bericht über die Versammlung am 24. August 

im Restaurant Ziegler, Baumeisterstrasse. 
Der II. Vorsitzende, Herr Pester, 
Versammlung und erklärt, dass der I. Vorsitzende am 
Erscheinen verhindert sei. Da die Versammlung nicht 
beschlussfähig, musste die Wahl anf spätere Zeit ver- 
tagt werden. Iu der Zwischenzeit hielt der anwesende 
Vertreter der Handwerkskammer einen Vortrag über 
Der sehr interessante 


eröffnete die 


das kommende Handwerk gesetz. 
Vortrag und die guten Ausführungen fanden den Bei- 
fell der Anwesenden. 

Zunächst wurde dann verkündet, dass Herr Pro- 
fessor F. Schmidt den Vorsitz übernimmt und den 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Wahlakt leitet. Um 4 Uhr wurde die Versammlung für 
beschlussfähigerklärt und Herr Photograph Lohmüller- 
Bühl zum I. Vorsitzenden gewählt. Zum Schriftführer 
ernannte man Herrn Hofphotograph Max Hirsch, 
zum Kassierer Herrn Wiesemer- Pforzheim. Zu 
Kassenrevisoren wurden die Kollegen Schmeiser und 
Umhauer gewählt. Nach dem Bericht dieser Herren 
befindet sich die Kasse in bester Ordnung, und wurde 
dem Kassierer Entlastung erteilt. Die Beratung des 
Haushaltungsplanes wurde auf einen späteren Zeitpunkt 
verlegt. Bezüglich des Anschlusses an den Badischen 
Photographenbund entspann sich eine grössere Debatte, 
an der sich die Kollegen Hoffmann, Behr, Hirsch, 
Pester beteiligten; man kam zu der Ansicht, dass man 
im Prinzip damit einig gehe, jedoch diese Frage noch 
nicht spruchreif sei, sondern erst dann diskutabel ist, 
wenn im ganzen Lande Innungen bestehen, die sich 
dann zu einem Verbande zusammenschliessen wollen, 
um bei der Behörde als geschlossenes Ganzes auftreten 
zu können. 


Auch über den Tarifvertrag entspann sich eine 
Diskussion, und war man hier der Ansicht, dass die 
ungünstige Lagerung unseres Berufes und die schwere 
Zeit, die die Photographen durchzumachen haben, es 
unmöglich macht, dass wir unsere Gehilfen nach einem 
bestimmten Tarif bezahlen. Nachdem sich noch eine 
längere Diskussion über auswärtige Schulphotographen 
entsponnen hatte, wurde die Versammlung gegen 6 Uhr 
geschlossen. 


Pester, Max Hirsch, 
II. Vorsitzender. Schriftführer. 
— m ht— 
Personalien. 


Im Goldkranze. Der ehemalige Hofphotograph 
Gustav Sternitzki feierte in München (Frühling- 
strasse I2) mit seiner Gattin Elise, geb. Ahrle, in 
körperlicher und geistiger Frische das Fest der goldenen 
Hochzeit. 


Goldenes Geschäftsjubiläum. Das gewiss 
recht seltene Fest des goldenen Geschäftsjubiläums 
begeht der Photograph Conrad Stapelfeld in Lim- 
bach und Grüna i. Sa. am 4. Oktober. 

Das Geschäft wurde am 4. Oktober 187I von dem 
Vater des jetzigen Inhabers, Herrn Hermann Stapel- 
feld, in Limbach i. Sa. gegründet. Schon 1873 konnte 
er im eigenen Grundstück Dorotheenstrasse ein den 
damaligen Verhältnissen angemessenes Atelier eröffnen. 
Ir gehört also mit zu den Pionieren der Photographie. 
1893 nahm der Vater seinen Sohn Conrad, den 
jetzigen Inhaber der Firma, mit in sein Geschäft auf. 
Igor wurde in Grüna i. Sa. ein Zweiggeschäft- ge- 
gründet. Am 4. Oktober ıgog übersiedelte das Geschäft 
in die modern eingerichteten Räume Helenenstrasse. 

Die Arbeiten der Firma Stapelfeld & Sohn, 
später Conrad Stapelfeld, sind auch über die 
Grenzen der eugeren Heimat hinaus als hervorragend 
gute zu bezeichnen. Es fehlte deshalb der Firma auch 
nicht an Anerkennungen., 


- PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Im Jahre ıg01 wurden diese auf der Bundesaus- 
stellung des Sächsischen Photographen - Bundes mit 
der Bronzenen Medaille und ıgıo auf der Gastwirts- 
ausstellung in Limbach mit der Goldenen Medaille aus- 
gezeichnet. Im Jahre 1915 starb Herr E. Stapelfeld. 
Mitbegründer des Sächsischen Photographen - Bundes, 
fungiert Conrad Stapelfeld seit I2 Jahren als 
Prüfungsmeister für Gehilfenprüfungen im Photo- 
graphengewerbe des Gewerbekammerbezirks Chemnitz. 

Zu diesem Ehrentage werden dem Jubilar von der 
Zwangsinnung der Photographen sowie von der Sektion 
Chemnitz des Sächsischen Photographen - Bundes be- 
sondere Ehrungen dargebracht werden. Wir bringen 
dem Jubilar und seiner Familie die herzlichsten Glück- 
und Segenswünsche dar. Möge es ihm vergönnt sein, 
seinem Geschäfte noch recht lange in körperlicher 
und geistiger Frische vorzustehen. P..P..Ch. 


I It 


Kleine Mitteilungen. 

— Auszeichnung. Bei dem von der Monats- 
schrift „Der deutsche Wald“ (Verlag München) ver- 
anstalteten Preisausschreiben für Illustration dieser 
Zeitschrift erhielt Paul Kunze-Schweidnitz den 
Ersten Preis und einen Trostpreis für Waldmotive. 


a 7 0 ze 


Eingesandt. 

In Nr. 34 dieser Zeitschrift befindet sich ein Ver- 
sammlungsbericht der Photographen -Zwangsinnung für 
die Stadtkreise Buer und Recklinghausen usw. Diese 
Innung ist an die Eisenbahndirektion beschwerde- 
führend herangetreten, weil ein Beamter als Amateur 
höhere Preise für seine Bilder gefordert hat als die 
dortigen selbständigen Fachleute. Wenn der Setzer 
aus dem Worte „niedrigere“ wirklich nicht das Wort 
„höhere* gemacht hat, so wäre die Frage aufzuwerfen, 
ob das Photographengewerbe bereits sozialisiert ist. 
Oder hängt die „höhere“ Preisbildung des betreffenden 
Amateurs von der Frage der Zugehörigkeit zur Innung 
ab? Eine öffentliche Aufkiärung obiger Innung ist 
deshalb sehr vonnöten, damit alle die „Chronik“ lesenden 
Amateure ja nicht höhere Preise nehmen als der Fach- 
mann. Bisher bekämpften wir die niedrige Preis- 
bildung. Die Erde dreht sich wirklich! 

Robert Kubitz, Bautzen. 


In dem Bestreben, Protokolle kurz zu fassen, ent- 
stehen obige Missverständnisse. Die Irnmung Buer- 
Recklinghausen bekämpft mit ihren Mitgliedern als 
auch anderen Innungen das Unwesen der Nebenarbeit. 
Fortgesetzt laufen bei der Innung Beschwerden ein über 
Pfuscharbeiter, die dem Fachmann das Brot wegnehmen 
und sich dabei trotzdem in gutbezahlten Stellungen be- 
finden. Diese Tätigkeit hat mit den aus Liebe zur 
Photographie tätigen Amateuren nichts zu tun. Nur 
der Verdienst ist die Triebfeder zu dieser Arbeit. Um 
diese Herrschaften nun zur Umsatz- und Gewerbesteuer 
heranzuziehen, müssen die sich beschwerenden Fach- 
kollegen der Innung bestimmte Angaben über den 


Verdienst dieser Leute angeben. Folgendes Schreiben 
der Eisenbahndirektion lief auf eine Beschwerde der 
Innung ein: 
„Auf Ihr Schreiben vom ıo. Mai 1921, G. Nr. 1081 
J. 3. 2I., betreffend Nebenbeschäftigung von Eisen- 
bahnbediensteten, teilen wir mit, dass es sich bei dem 
von Ihnen näher bezeichneten Falle um die aus 
dienstlichen Gründen beschleunigt herzustellenden 
Personalausweise für die nach dem ‘damals von der 
Besetzung bedrohten Gebiete fahrenden Zugpersonale 
handelte. Diese in wohlverstandenem Interesse unseres 
Personals liegende einmalige sehr eilige Beschaffung 
hat der in Frage kommende Bedienstete der Station 
Recklinghausen auf Bitten seines Dienstvorstehers 
übernommen. Irgendeinen Geldgewinn hat er 
dadurch nicht gehabt. Bezüglich der sonst noch 
zur Sprache gebrachten angeblichen Uebelstände ver- 
mögen wir, solange Sie nicht bestimmte nähere An- 
gaben machen, einstweilen nichts zu veranlassen.“ 
Darauf betonte der sich beschwerende Kollege, dass 


der Beamte sogar höhere Preise fordert als die selb- 


ständigen Fachleute, während die Direktion den Geld- 
gewinn abstreitet. Also nicht der hohe Preis ist die 
Ursache der Beschwerde, sondern die mit Verdienst 
verbundene Nebenarbeit eines Beamten. 

G. Schönebeck. Obermeister. 


um 2010 u 


Fragekasten. 


Frage 47. Heır R. K. in B. Beifolgende zwei 
Gaslichtbilder haben in halbentwickeltem Zustande einige 
Minuten Schicht auf Schicht im Entwickler mit Aus- 
schluss von Tages- oder Lampenlicht ruhig aufeinander- 
gelegen. Da mir die auf den Bildern ersichtliche 
negative Erscheinung des betreffenden Kopfes bisher 
noch nicht vorgekommen ist, so sende ich Ihnen des 
Interesses wegen die Abzüge ein. 

Antwort zu Frage 47. Ihre Beobachtung ist sehr 
lehbrreich, und wir behalten uns vor, noch einige Ver- 
suche in dieser Richtung zu machen. Die Erklärung 
ist ja an sich feststehend und dürfte folgende sein: 
Legen wir ein belichtetes Bromsilberpapier in den 
Entwickler, so werden die stark belichteten Stellen 
reduziert und der Entwickler demgemäss dort ver- 
braucht. Die Lichter dagegen sind nicht reduzierbar 
und der bier eingesaugte Entwickler behält seine ur- 
sprüngliche Stärke bei. Legt man daher ein solches 
Bild in nassem Zustand, nachdem es anentwickelt ist, 
auf ein vorher gleichmässig belichtetes zweites Brom- 
silberbild, Schicht auf Schicht in nassem Zustand, so 
wird ein Teil des aufgesaugten Entwicklers in das 
andere Papier hinüberdiffundieren und dort ein Negativ 
entwickeln, wobei nur dort eine Entwicklung beob- 
achtet werden wird, wo der aus dem ersten Bild hin- 
ausdiffundierende Entwickler noch reduktionskräftig ist. 


Antwort Herrn P. R. in Ou. Bitte Ihre ursprüng- 
liche Anfrage zu wiederholen , sie ist hier nicht ein- 
getroffen. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensce, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK | 


Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıo. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik*, 
graphen“ (mit vielen Kunstdrucktafeln). 
ge Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für 
er 


5omm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., 


ausserdem Honatlich einmal 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die 
„Atelier“ 
in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 5oPf. Anfragen und Auf- 


„Das Atelier des Phuto- 
„Chronik" allein 
allein ,— Mk. — Anzeigen: "Für ı mm Höhe 


träge an Wilhelm Knapp, Halle a.S. (Fernspr.- -Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 








Nr. 40. 


7. Oktober. 





1921. 














Mitteilungen des Gentral-Verbandes Deutseher Photographen-\Vereine 


und -Innungen, J.P. 


Luxussteuer für Ausstellbilder. 


Der Verband hatte sich an das Reichsfinanz- 
ministerium gewendet und gebeten, Ausstell- 
bilder, die die Fachphotographen nicht zum 
Wiederverkauf, sondern nur als Geschicklich- 
keitsproben brauchen, von der Luxussteuer zu 
befreien. Wir wiesen darauf hin, dass die 
Bilder durch das Ausstellen in den Schaufenstern 
oder Schaukästen leiden und daher später nicht 
mehr verkauft werden können. Auf unsere 
Eingabe erhielten wir den nachfolgenden ab- 
schlägigen Bescheid: 

Der Reichsminister 
der Finanzen. 

III U 6060. 

Da nach den angestellten Ermittelungen 
sich die sogenannten Ausstellbilder von andern 
Bildern (Kundenbildern) nach objektiven Merk- 
malen nicht unterscheiden lassen, bin ich zu 
meinem Bedauern nicht in der Lage, die so- 
genannten Ausstellvergrösserungen von der 
Luxussteuer zu befreien. Ich weise hierzu 
auch auf die Rechtslage hin. Sowohl bei der 
Lieferung von Vergrösserungen sogenannter 
Kundenbilder als auch bei der Lieferung von 
Vergrösserungen sogenannter Ausstellbilder 
liegt ein Lieferungsgescbäft zwischen Ver- 
grösserungsanstalt und dem Photographen vor. 


[Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.) 
Ob der letztere den gelieferten Gegenstand 
weiterveräussert oder nicht, ihn z. B. für seine 
Ausstellungen zu Reklamezwecken verwendet, 
ist für die Entscheidung der Frage, ob der 
zwischen der Vergrösserungsanstalt und dem 
Photographen getätigte Umsatz luxussteuer- 
rflichtig ist, belanglos. 

Da nach 8 43, Il, Nr. 2, Satz 2, der Aus- 
führungsbestimmungen zum UStG. die Luxus- 
steuerpflicht von Photographien unabhängig 
davon ist, weichen Gegenstand sie darstellen, 
so unterliegen sie sowie Vergrösserungen 
oder Verkleinerungen bei Ueberschreitung 
der Bildgrösse von 32x42 cm der Luxus- 
steuer. Ich bemerke hierzu ergebenst, dass 
ich vor Erlass dieser Bestimmungen die be- 
teiligten Fachkreise wiederholt gehört und 
ihren Wünschen, namentlich in bezug auf die 
Bildgrösse, weitestgehend Rechnung getragen 
habe. I. A.: gez. Popitz. 


Das Finanzministerium hatte im vergangenen 
Jahre mit den Vertretern der beteiligten Fach- 
kreise unterhandelt, aber in diesem Jahre sind 
die einschneidenden Aenderungen obne Befragen 
der Berufsvertretungen eingeführt worden, wo- 
von der Verband erst infolge eingelaufener 
Beschwerden Kenntnis erhielt. 


R. Schlegel, Vorsitzender. 


- IL Irt4— 


Die Eröffnung der ersten Jahresausstellung „Berliner Photographie‘. 


Sonntag, den 2. Oktober, vormittags gegen 
ı2 Uhr, fand im Kunstgewerbemuseum die Er- 
öffnung einer Ausstellung statt, die über Berlin 
hinaus von symptomatischer Bedeutung für die 
Photographie und deren Jünger werden kann. 
Es war keine Feierlichkeit mit Pauken und 
Trompeten, die in dem repräsentativ wirkenden 
Lichthof vorging; der weite Raum bot den 
Rabmen für ein gesellschaftliches Bild vor- 
nehmen Stils. 


Nach kurzen begrüssenden Worten des Vor- 
sitzenden des „Photographischen Vereins zu 
Berlin“, Herrn Johannes Lüpke, in die er 
auch den Dank an die Generaldirektion der 
Museen für ibre Unterstützung kleidete, ge- 
dachte dieser Redner sowie der darauffolgende, 
Herr Professor Mente (seitens der Liebhaber- 
photographenvereine), der hingebenden Arbeit 
Artur Ranfts, der jetzt mit Recht stolz auf 
sein Werk blicken könne, da es in erster Linie 


40 


322 : 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





vielseitiges Streben dokumentiere. ArturRanft, 


der sich mit kurzen, bescheidenen Worten an- 
schloss, wies darauf hin, dass diese Ausstellung 
erst der Anfang sei, aus der sich Kommendes 
herauskristallisiieren müsse, er übergab nach 
seinen Ausführungen die Ausstellung dem Schutze 
des Staatlichen Kunstgewerbemuseums. 

Im Anschluss an diese drei Redner sprach 
noch Herr Schlegel als Vorsitzender des 
Central- Verbandes und Herr Cornand für den 
Verlag Wilhelm Knapp. 

Dann löste sich die Menge der Zubörer in 
Gruppen auf. Zahlreiche namhafte Vertreter 
staatlicher und städtischer Behörden und In- 
stitute wohnten dem Eröfinungsakte bei. Die 
Berliner Pbotographenschaft, Publikum und Ge- 
sellschaft haben nun wieder nach einem Jahrzehnt 
eine geordnete und sehenswerte Ausstellung er- 
halten, die anziehend und fördernd wirken wird. 


Mit begreiflicher Erwartung konzentriert 
sich das Interesse der Berliner Kreise auf die 
erste Fübrung durch die Jahresausstellung, 
die Artur Ranft am nächsten Sonntag, den 
9. Oktober, vormittags ıı!/, Uhr, halten wird, 
wobei er Gelegenheit hat, seine Absichten näher 
zu erläutern und in einem intimeren Kreise auf 
das Schaffen einzelner Aussteller, deren Per- 
sönlichkeit und Bedeutung, einzugehen. Diese 


Führungen sind vorläufig für jeden Sonntag im 


Oktober vorgesehen. Der Eintritt in die Aus- 
stellung ist am Sonntag, Mittwoch, Freitag frei. 
Am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend be- 
trägt das Eintrittsgeld ı Mk.; am Montag 5 Mk. 
(laut ministerieller Verordnung). 

Ueber die Jabresausstellung und die dort 
zur Schau gestellten Werke in einem späteren 
Berichte. 


Rundsehau. 


Gaslichtpapiere. 

Noch immer kann man ab und zu in Auf- 
sätzen, die sich mit der Praxis der Gaslicht- 
papiere beschäftigen, lesen, dass diese gegen- 
über den Auskopierpapieren den Nachteil hätten, 
die Herstellung einer grösseren Auflage von 
Bildern in gleichem Ton und gleicher Tiefe 
nicht so leicht zu ermöglichen. Dieses Urteil 
trifft wohl für die heutigen Produkte in Gas- 
lichtpapieren nicht mehr ganz zu, sondern gilt 
für alte Zeiten, wo die Emulsionen dieser 
Papiere durchweg einen grösseren Anteil von 
Chlorsilber besassen; unter diesen Umständen 
erforderte allerdings die Erzeugung gleich- 
mässiger Töne eine strenge Kontrolle der Ent- 
wicklerbeschaffenheit, denn schon einmal ge- 
brauchte Lösungen oder stärkerer Bromkaligehalt 
kann bier beträchtliche Abweichungen im Re- 
sultat ergeben. Wird aber Belichtung und Ent- 
wicklerzusammensetzung stets gleichmässig ge- 
halten, so entspringen auch hier gleichwertige 
Positive. 

Bei grösserer Kopienauflage wird man über- 
haupt vorziehen, die Blätter zunächst hinter- 
einander zu belichten und dann eine grössere 
Anzahl gemeinsam in grösserer Schale zu ent- 
wickeln, wobei natürlich zu beachten ist, dass 
der Entwickler diesem Modus zusprechend 
benutzt wird, d. h. in grösserer Quantität, dabei 
von nicht zu rapider Wirkung, damit die Ent- 
wicklung gut zu kontrollieren ist, der passende 
Grad der Intensität genau abgepasst werden 
kann. Die Blätter dürfen dabei nicht aneinander 
zu baften kommen, sondern müssen in freier 
Bewegung gehalten werden. Wesentlich er- 
leichtert wird letztere Forderung, wenn die Bilder 
zuvor in Wasser geweicht werden und dann 


{Nachdruck verboten.) = 


schnell in den Entwickler übergeführt werden. 
Natürlich ist für solche Entwicklung zunächst 
eine Vorprobe zu halten. 


Gebrauch von Zinnsalzen zur Konser- 
vierung der Entwickler. 


Desalme fand zur Konservierung von Ent- 
wicklerlösungen den Gebrauch von Zinnsalzen 
sehr brauchbar. Er bereitete eine Lösung von 
5 g Zinnchlorür und 7 g Weinsäure (pulverisiert) 
in 30 ccm lauwarmem Wasser (etwa 35° C), 
füllte weiterhin Wasser bis zum Gesamtvolumen 
100 ccm zu und filtrierte die Lösung. Diese 
wurde dann einem Entwickler folgender Zu- 
sammensetzung zugefügt: ıo g Paramidophenol 
(freie Base), 10 g Hydrochinon, gelöst in 200 ccm 
Wasser, dem 22 ccm einer Aetznatronlösung 
von 40° B zugegeben waren. Man bringe dann 
ferner 5o ccm Bisulfitlösung von 35° B und 
eine Lösung von 17,6 g Natriumkarbonat (wasser- 
frei) in 5o ccm Wasser zu und fülle das Ganze 
auf Iooo ccm mit Wasser auf. 


Dieser Entwickler, der für den Gebrauch 
mit 4—6 Teilen Wasser verdünnt wird, hält 
sich lange Zeit ungeschwächt. Eine Flasche 
damit, die ıgı2 gefüllt worden war und seit- 
dem in diffusem Licht stand, zeigte keine Färbung 
und entwickelte jetzt noch in normaler Weise. 


Auch für den Amidolentwickler, der bekannt- 
lich keine grosse Haltbarkeit aufweist, erwies 
sich der Zusatz vorteilhaft. In goo ccm Wasser 
werden ı5sg Amidol, 45— sog Natriumsulfit 
(wasserfrei) gelöst, dazu eine Zinnlösung gleicher 
Zusammensetzung, wie oben angegeben, jedoch 
ist vor der Mischung Natriumbisulfit bis zur 
sauren Reaktion zuzusetzen. Eine solche Amidol 





lösung hält sich vortrefflich. 
Frangaise“ Nr. 6.) 


Stativhöhe. 


Bei der Anschaffung eines Stativs wird dessen 
Höhenstand oft nicht genügend Beachtung ge- 
schenkt. Ist das Stativ so niedrig, dass wir 
uns zur Betrachtung des Mattscheibenbildes 
bücken müssen, so ist solches nicht nur un- 
bequem, sondern wir ermüden auch bei längerem 
Studium des Bildes, und das sollte nicht sein. 
Es wird daher nicht ohne Grund in den Lehr- 
büchern gepredigt, dass das Stativ derartige 
Ausdehnung haben soll, dass die aufgeschraubte 
Kamera in ungefährer Augenhöhe sich befindet. 
Wir erhalten damit auch eine normale Per- 
spektive. 

Nun kommen aber auch Fälle vor, wo wir 
für die Aufnahme unbedingt eine niedrigere 
Lage gebrauchen, und daher ist es sehr er- 
wünscht, wenn das Stativ auch in geringerer 
Höhe benutzbar wird. Es sind deshalb solche 
Konstruktionen im Vorteil, die uns durch In- 
einanderschieben der Beine oder durch Ein- 
klappen derselben zwei oder mehr niedrige 
Höhenstellungen zu geben gestatten. Anderer- 
seits darf aber die Stabilität des Ganzen dabei 
nicht leiden, was bei manchen Modellen von 


(„Bull. Societe 


drei- und mehrteiligen Stativen der Fall ist. 
Wir finden diesen Mangel namentlich oft bei 
Metallstativen vor, besonders wenn solche schon 
einige Zeit im Gebrauch sind und die Gefüge 
sich geweitet bzw. gelockert haben. 

Um ein Bild in richtigem Rahmen zu er- 
fassen, werden wir bisweilen zur Schrägstellung 
der Kamera gezwungen, damit bringen wir aber 
bekanntlich eine Verzerrung in das Bild hinein, 


für deren Behebung die verfügbare Ausrichtung 


der Mattscheibe nicht immer zureicht. Bei Auf- 
nabme naher, etwas ver.eft liegender Gegen- 
stände können wir aber die Schrägstellung der 
Kamera häufig umgehen, wenn das Stativ einen 
niedrigeren Stand der Kamera zulässt. 

Es gibt ja nun ein Mittel, die in den verti- 
kalen Linien verzerrte Aufnahme nachträglich 
zu korrigieren, und zwar durch Reproduktion 
der Aufnabme, indem bier bei der Bildeinstellung 
die konvergierenden Linien zur Parallelität 
zurückgeführt werden, aber dieser Prozess ist 
umständlich und bedarf besonderer Apparaturen 
(Pizzighelli, Leitfaden der praktischen Photo- 
graphie, 14 Aufl, S. 394). Andererseits werden 
solche Verzerrungen nur dann von uns störend 
bemerkt werden, wenn die Aufnahme ausgeprägte 
vertikale Linienführungen enthält, wie es bei 
Architekturen, Häusergruppen u. dgl. der Fall ist. 


_— 


Erziehungs- und Standesfragen. 


Vortrag von Adalbert Iser in Reichenberg. 


Auf der Einladung stehen die schönen Worte, 
dass wir sprechen und beraten wollen, um Schönes 
und Gutes zu schaffen. Erlauben Sie mir daher einige 
Fragen anzuschneiden, deren Besprechung und Beratung 
mir für eine gedeihliche Arbeit im Wirtschafts- und 
Organisationsleben wichtig erscheinen. Die erste be- 
trifft die Erziehung und Schulung unseres Nachwuchses, 
die zweite das Verhältnis zu den anderssprachigen Be- 
wohnern unserer Republik, die dritte unsere Bezugs- 
bzw. Einkaufsquellen, die vierte die Bewertung unserer 
eigenen Erzeugnisse. 

Da ich im Leben alles von Grund auf beginnen 
muss, um es selbst zu verstehen, so war mir die Lehr- 
lings- und Erziehungsfrage das Nächstliegende. 
Ich sehe im heutigen Erziehungswesen unseres Nach- 
wuchses kein System und keine greifbaren Unterlagen. 
Unsere Erziehung ist ein Zwitterding zwischen Ge- 
werbe und Schule. Beide gehen getrennte Wege und 
verursachen Konfusionen dort, wo sie sich entgegen- 
kommen sollten. 

Betrachten wir zuerst die gewerbliche Ausbildung 
des Lehrlingswesens. Es unterliegt keinem Zweifel, 
dass bei der Aufnahme eines Lehrlings der gegen- 
wärtige Vorteil des Lehrherrn in den weitaus meisten 
Fällen ausschlaggebend ist. Auf die Zukuuft des 
jungen Menschen wird in den allerwenigsten Fällen 
Rücksicht genommen, und geschieht dies, so kann 


[Nachdruck verboten.) 


man Ioo gegen I wetten, dass ein verwandtschaftliches 
Verhältnis zwischen Lehrherrn und Lehrling besteht. 
Es liegt aber nicht nur im Interesse des Lehrlings, 
sondern auch in jenem unseres Standes, dass auf dessen 
Zukunft Rücksicht genommen wird. Wir sind hierzu 
moralisch, zum Teil auch gesetzlich verpflichtet, was 
daraus hervorgehen könnte, dass dem Lehrherrn bis 
zu einer gewissen Grenze das Züchtigungsrecht der 
Eltern zusteht. Dieses Recht legt aber auch die Ver- 
pflichtung auf, für die Zukunft des Lehrlings zu sorgen. 
Wer dies nicht tut und die Hand gegen ihn erhebt, 
begeht ein Unrecht. Wer aber kein Recht hat, den 
Lehrling nach seinem besten Wissen und Gewissen zu 
erziehen, der darf auch keinen halten, sonst begeht er 
abermals ein Unrecht. 

Dieses Unrecht zu beseitigen, ist eine Aufgabe 
der Genossenschaft. Sie muss Mittel und Wege suchen, 
die Zukunft der Lehrlinge zu sichern, und darauf hin- 
wirken, dass das persönliche Interesse des Lehrherrn 
bei der Einstellung eines Lehrlings nicht das Allein- 
ausschlaggebende ist. Der Zuspruch von Lehrlingen 
ist bei unserem Beruf sehr gross. Es kann daher nicht 
schwer fallen, höhere Anforderungen an deren Aus- 
bildung zu stellen, andererseits aber müssen die gegen- 
wärtigen Vorteile des Lehrherrn auf jenes Mass be- 
schränkt werden, was im Interesse unseres Berufes liegt 
und eine Ueberproduktion des Nachwuchses verhindert. 

40 


* 


304 


PHOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. 


Be 





Die gewerbliche Ausbildung der Lehrlinge dürfte 
in den meisten Fällen, wean auch nicht auf der Höhe 
stehen, so doch eine ausreichende sein. Der junge 
Matn kann in geschäftlicher Beziehung mit Fleiss 
und Ausdauer sein Fortkommen finden. Aber eben 
nur ein Fortkommen; der Beruf wird ihm in den 
seltensten Fällen jene Befriedigung bieten, die ihm 
das Leben lebenswert erscheinen lässt, weil seine 
wissenschaftliche und künstlerische Ausbildung eine 
ungenügende ist. | 


Damit kommen wir zur Erziehung unseres Nach- 
wuchses seitens der Schulen, die über unsere Köpfe 
hinweg vollzogen wird und in den Wirkungskreis der 
photographischen Organisation selbständig und un- 
verantwortlich eingreift. Damit will ich aber nicht 
der Schule oder Leitung einen Vorwurf machen, 
sondern den ungeklärten Verhältnissen in unserem Er- 
ziehungswesen überhaupt, das, ohne System und ohne 
gefestigte Grundlage für die Gesamtheit, von zwei 
Seiten aus gehandhabt wird. Wir müssen uns vor 
allem klarlegen, ob unter solchen Verhältnissen die 
Schule für unser Gewerbe Vorteile bietet oder nicht. 
Unter den heutigen Verhältnissen bietet sie, so un- 
glaublich dies auch scheinen mag, keinen Vorteil für 
das Gewerbe, weil sie ihre eigenen Wege geht und wir 
auch. Zwischen uns und dem allernotwendigsten Be- 
dürfnis unseres Standes liegt eine Kluft, deren Ueber- 
brückung unsere wichtigste Aufgabe sein muss. Wir 
brauchen die Schule und dürfen sie nicht insgeheim 
bekämpfen. 

Dass wir sie bekämpfen, erhellt daraus, dass wir 
ihr keine Schüler geben. Die Schulleitung muss aber 
Schüler haben und findet sie Zu unserer eigenen 
Ueberproduktion an Nachwuchs gesellt sich noch der 
der Schule. 
treibende erziehen, die eine mangelhafte künstlerische 
und wissenschaftliche Vorbildung haben, andererseits 
aber wissenschaftlich und künstlerisch besser ausgebildete 
Arbeiter und Angestellte. Wie dem ersteren die Schule 
not tut, so fehlt dem letzteren die Grundlage zur 
praktischen Verwertung seiner Kenntnisse. Er ist 
von der Schule zum Gewerbetreibenden weniger ge- 
eignet und zieht es vor, in einem wissenschaftlichen 
Unternehmen Stellung zu finden. Diese Stellen sind 
aber nicht in jener Zahl vorhanden, um alle Schüler 
unterzubringen. Der vielleicht grössere Teil muss not- 
gedrungen im Gewerbe Unterkunft finden. Daselbst 
findet er aber nicht immer die entsprechende Auf- 
nahme, weil der Gewerbetreibende mit anderen Mitteln 
und Behelfen arbeitet und in hundert Fällen eine 
primitive, auf Faustregeln zugeschnittene Betriebs- 
einrichtung besitzt, die dem Schüler fremd ist, so dass 
er oft bei den einfachsten Arbeiten versagt. Der Ge- 
werbetreibende fürchtet aber in den wissenschaftlich 
und künstlerisch besser ausgebildeten Angestellten (und 
dies schliesslich nicht mit Unrecht), eine spätere Kon- 
kurrenz. Die Folge ist, dass er ihm in wirtschaftlicher 
Beziehung nicht jene Schulung angedeihen lässt, die ihm 
nötig ist. Ja, es kommen Fälle vor, wo er dem ge- 
werblich ausgebildeten Gehilfen nachsteht und dem 


Die Folge ist, dass wir einerseits Gewerbe 


Arbeitgeber nicht jene Unterstützung gewährt, die der- 
selbe unbedingt für sich in Anspruch nehmen. muss, 
und wird in diesem Falle als ein Eindringling in das 
Gewerbe behandelt. Seine Zuflucht und gut bezahlte 
Anstellung findet er schliesslich in einem Warenhaus 
oder sonstigen Grossbetriebe. Dort aber ist man be- 
strebt, ihn als Arbeiter zu erhalten, und findet er des- 
halb nur eine einseitige Verwendung. 


Hier wird er zwangsweise zu einem Schädling des 
Kleingewerbes, weil auf Grund der Eigenart des 
Warenhauses er nur Teilleistungen erledigt und infolge- 
dessen auch in die Lage kommt, den gewerbsmässigen 
Photographen grossen Schaden zuzufügen. 


Diejenigen, die sich trotz alledem zum selb- 
ständigen Gewerbetreibenden durchgerungen haben und 
heute in unserer Mitte weilen, werden meine Aus- 
führungen bestätigen, aber auch zugeben, dass ihre 
materiellen Erfolge in vielen Fällen nicht diejenigen 
sind, die sie sich erhofft haben. 


Wir sehen daraus, dass die Schule unter den ge- 
schilderten Verhältnissen, die den Tatsachen entsprechen, 
für das Gewerbe nicht jene Vorteile. bietet, die sie zu 
bieten in der Lage wäre, wenn der Lehrgang in der 
umgekehrten Reihenfolge geschehen würde. Ich sagte 
umgekehrte Reihenfolge und meine damit, dass das 
Erziehungswesen mit den niedrigsten Arbeiten des 
Lehrlings, mit Fussbodenreinigen des Laboratoriums, 
Rechnungs- und Bilderaustragen, Apparatetragen u. dgl. 
beginnen muss. Lachen Sie nicht über das Kleinliche 
meiner Anschauungen! Ich halte dieses Kleinliche für 
den Grundpfeiler eines tüchtigen Gewerbetreibenden, 
Entziehen Sie ihm das Bodenreinigen des Laboratoriums, 
so ist ihm das Fundament jener peinlichen Sauber- 
keit genommen, der er so dringend benötigt. Ent- 
ziehen Sie ihm das Rechnungs- und Bilderaustragen, 
so nehmen Sie ihm den ersten Einblick in das Geschäfts- 
leben. Entziehen Sie ihm das Tragen des Apparates, 
so erziehen Sie sich einen Photographen, der sich seines 
Berufes schämt. Ich könnte IkEnen uoch viele ähnliche 
Beispiele anführen, doch beschränke ich mich auf die 
Tatsache, dass der geschulte Hoteldirektor ein An- 
gestellter seines niedrigsten Bediensteten wurde, weil 
dieser seinen Beruf von der Pike aus erlernt hat, 
während jener zum Kavalier erzogen wurde. Nicht 
anders verhält es sich bei unserem Berufe, glauben 
Sie es mir. Der junge Mensch ınuss seine Kraft und 
sein Können von der ersten Minute produktiv ver- 
werten. Nützen Sie diese Kraft und dieses Können 
aus bis aufs Äusserste, aber denken Sie dabei an seine 
Gesundheit, seine Erziehung und seine Zukunft, und 
Sie haben unter zehn Lehrlingen neun, die Ihnen 
Liebe und Verehrung entgegenbringen werden. Wenu 
Sie daran denken, meine Herren, dann werden Sie 
auch den Zeitpunkt feststellen können, wo der natür- 
lichen Erziehung die geistige folgen kann, der junge 
Mensch wird reif für die Schule und ein braver und 
guter Schüler seines Lehrers werden, wenn dieser es 
versteht, dessen Gedankenweit produktiv zu beschäftigen. 


(Fortsetzung folgt.) 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


325 








Vereinfachte Besteuerung des Arbeitslohnes, ' 


In seiner Sitzung vom 2. Juli 1921 hat der Reichs- 
tag ein neues Gesetz verabschiedet, das die Besteuerung 
des Arbeitslohnes hoffentlich auf längere Zeit regelt. 
Der Lohnabzug ist nun schon so häufig geändert 
worden, dass mit der Zeit niemand genau weiss, woran 
er ist. Das Gesetz ist im „Reichsgesetzblatt“ Nr. 72, 
vom 15. Juli veröffentlicht worden. Wir führen daraus 
die hauptsächlichsten Bestimmungen an. 


Bis zu einem Einkommen von 24000 Mk. stellt 
der Lohnabzug die endgültige Steuer dar, so dass eine 
nachträgliche Veranlagung mit Nachforderung oder 
Herauszahlung. überflüssig wird. Auch bei einem 
Arbeitseinkommen über 24000 Mk, beträgt der einzu- 
behaltende Betrag 10%, der jedoch nur eine Ab, 
schlagszahlung auf die endgültig zu entrichtende Ein- 
kommensteuer darstellt. Auch bei einem höheren Ein- 
kommen treten die Ermässigungen für den Steuer- 
pflichtigen selbst und für sejne Ehefrau sowie für die 
Kinder ein. Da in diesem Falle zuwenig einbehalten 
wird, tritt bei der Veranlagung innerhalb des Jahres 
ein Ausgleich durch die Verpflichtung zur Zahlung der 
vorläufigen Einkommensteuer zu dem im Einkommen- 
steuergesetz bestimmten Zahlungstermin ($ 42a des 
Einkommensteuergesetzes) ein. 

Die Ermässigung des einzubehaltenden Betrages 
von Io %9 tritt für die Ehefrau auch dann ein, wenn 
diese selbst Arbeitslohn bezieht und bei der Lohn- 
zahlung an sie gleichfalls die Ermässigungen eintreten. 
Bei den Kindern wird die Ermässigung auch dann 
zugestanden, wenn das Kind ebenso Arbeitslohn be- 
zieht und nicht mehr als 17 Jahre alt ist. 

Neu ist, dass für Werbekosten ($ ı3 des Ein- 
kommensteuergesetzes) bestimmte Abzüge gemacht 
werden, und 2war werden die zulässigen Abzüge im 
Jabre auf 1800 Mk. festgesetzt, so dass jährlich 180 Mk. 
vom einzubehaltenden Steuerbetrag abgesetzt werden 
können. Fi 

Als Stichtag für die Feststellung des Familien- 
standes gilt der 1. Oktober des vorangegangenen Jahres; 
dieser Stand ist für ein Kalenderjahr massgebend: 

Der Artikel 3 des Gesetzes, der mit Wirkung vom 
ı. April ıg2ı in Kraft getreten ist, enthält eine wichtige 
Uebergangsbestimmung. 

Durch die Neuregelung war natürlich die Not- 
wendigkeit gegeben, die geltenden Bestimmungen über 
den Steuerabzug den künftigen gesetzlichen Bestin- 
mungen schon jetzt anzupassen. Die Bestimmungen 


über die nach $ ı3 des Einkommensteuergesetzes ab- 
zusetzenden Steuerbeträge von I8o Mk. jährlich müssen 
vom I. April rückwirkend berechnet werden. Bei allen 
Lohnzahblungen nach dem 31. Juli 1921 müssen diese 
Beträge anteilig abgesetzt werden, soweit nicht schon 
früher Abzüge nach $ 13 gemacht worden sind. Das 
dürfte in den weitaus meisten Fällen nicht der Fall 
sein. In allen diesen Fällen erhöhen sich deshalb zum 
Ausgleich die Ermässigungen für den in der Zeit vom 
I. August bis 31. Oktober 1921 gezahlten und bis. 
31. Oktober 1g2ı fällig gewordenen Arbeitslohn. 

1. Im Falle der Zahlung des Arbeitslohnes nach 
Stunden auf 0,40 Mk. für je zwei angefangene oder 
volle Stunden (sonst 0,15 Mk.). 

2. Im Falle der Zahlung des Arbeitslohnes nach 
Tagen 1,40 Mk. täglich (sonst 0,60 Mk.). 

3. Im Falle der Zahlung des Arbeitslohnes nach 
Wochen auf 8,40 Mk. wöchentlich (sonst 3,60 Mk.). 

4. Im Falle der Zahlung des Arbeitslohnes nach 
Monaten auf 35 Mk. monatlich (sonst 15 Mk.). 


Bei einem Monatsgehalt von I200 Mk, eines ver- 
heirateten Gehilfen mit vier minderjährigen Kindern 
würde sich die Berechnung, unter der Voraussetzung, 
dass Abzüge nach $ ı3 bisher noch nicht berücksichtigt 
sind, wie folgt stellen: 


1. Monatsgehalt in der Zeit vom 
I. August bis 31. Oktober 1921 
davon ab für den Gehilfen und 
seine Ehefrau 2 X 100 Mk. 


1200 Mk., 


200 „ 





Rest Iooo Mk. 


Hiervon abzugsfrei für die vier 


minderjährigen Kinder 4X ı50o Mk. 600 „ 
Rest 400 Mk. 
hiervon 10% . . . 40 
hiervon er zur N der Ab- 
züge nach SI3_. . 2 2 200. 35 » 
endgültig einzubehalten 5 Mk. 
2. In der Zeit vom 31. Oktober 1921 für | 
jeden Monat wie oben. . . 40 5 
hiervon ab zur Abgeltung der Ab-: 
züge nach SI3 .. 2 20.0. I5 5. 
mithin endgültig einzubehalten 25 Mk. 


Abzüge für Krankenkassenbeiträge usw. dürfen in 
Zukunft nicht mehr gemacht werden, weil diese durch 
den Pauschalabzug schon berücksichtigt sind. kg 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Zwangsinnung 
für das Photographengewerbe im Hand- 
werkskammerbezirk Stuttgart. 
Sitz: Stuttgart. 
Einladung für Stuttgart. 
Die dritte ordentliche Innungsversammlung findet 
am 17. Oktober, vormittags 9!’ Uhr pünktlich, in 


Stuttgart, Restaurant „Königshof“, Königstrasse, statt. 
Hierzu erwartet der Vorstand, unter Hinweis auf $22 
der Satzung, allseitiges Erscheinen. Anträge zu dieser 
Versammlung müssen bis spätestens ı2. Oktober an den 
Herrn Obermeister Wilhelm Mayer-Essliugen, Kanal- 
strasse 3, eingesandt werden. Die noch nicht ein- 
gegangenen Meldungen zur Stammirolle der Mitglieder. 





Personal und Lehrlinge, sind spätestens bis zu dieser 
Versammlung beim unterzeichneten Schriftführer ein- 


zureichen. 
nach sich. 
Der Haushaltplan für 1923 liegt von heute bis 
zur dritteu ordentlichen Innungsversammlung bei dem 
Kassierer, Herrn E. Eisinger-Stuttgart, Böblinger 
Strasse 75, öffentlich auf. 
I. V.: Stadelmann, 
Schriftführer und stellv. Vorsitzender, 
Leonberg (Wttbg.). 


Nichtmeldung zieht erhöhten Strafvollzug 


Der „Württembergische Photographen-Bund“" ver- 
anstaltet für seine Mitglieder am Montag, den 
24. Oktober, in Esslingen eine „Herbstfeier“, hierzu 
ergeht besondere Einladung. Vollzähliges Erscheinen 
mit Damen erwartet Der Vorstand. 


NIE 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Rambacher, i. Fa.: Samson & Co., Berlin NW, 
Turmstrasse 76a. 


Als neues Mitglied ist aufgenommen: 
Herr Carl Kühnel, Kunstmaler, Steglitz, Florastr. I1. 


Der Vorstand. 
l.A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 200 87- 


N 


Säehsiseher Photographen-Bund. 


Mitglied des Central- Verbandes Deutscher Photographen - Vereine 
und -Innungen, J. P., Sitz Kaiserslautern. 


Bundesversammlung 
am Mittwoch, den ı2.,, und Donnerstag, den 
ı3. Oktober, im „Künstlerhaus“ in Dresden, 
Eingang Grunaer Strasse. 
Tagesordnung. 
. Eingänge. 
. Bericht des Vorstandes. 
. Wahl des nächsten Versammlungsortes. 
. Vorstandswahl. 
. Vorberatungen über das 25jährige Stiftungsfest 
des Sächsischen Photographen - Bundes. 
6. Bericht über die Tagung des C.V. in Frank- 
furt a. M. 
7. Vortrag über: „Die zukünftige berufliche Organi- 
sation von Handwerk und Gewerbe.“ 
8. Bericht über wichtige Vorkommnisse auf photo- 
graphischem und gesetzlichen Gebiet. 
g. Anträge und Verschiedenes. 
10. Besichtigung der Ausstellung und Vorträge über 
photographische Neuheiten. i 


nrw HM 


Programm. 
Mittwoch, den 12. Oktober: Begrüssungsabend im 
„Künstlerhaus“, Anfang 7 Uhr. Die Sektion 


Dresden hofft, ihren Gästen einen genussreichen 
Begrüssungsabend bereiten zu können. Die 
liebenswürdige Mitwirkung haben zugesagt die 
Herren: Tonkünstler Braun, Konzertsänger 
Hofmann; Herr Baum jun. als Zauberkünstler, 
und Herr Alfred Funger wird einen Licht- 
bildervortrag halten, so dass wir für einige an- 
genehme Stunden Bürgschaft leisten können. 


Donnerstag, den 13. Oktober: Beginn der Ver- 
handlungen im „Künstlerhaus“ g Uhr vormittags. 
I!/; Uhr gemeinsames Mittagessen, 15 Mk. (ohne 
Weinzwang). — 3!/, Uhr nachmittags Besichtigung 
der photographisch - wissenschaftlichen Abteilung 
der Technischen Hochschule in der George- 
Bähr-Strasse. — Kurzer Vortrag des Herrn Pro- 
fessor Luthe'r. — Hieran anschliessend Vor- 
trag über „Kinematographie und Vorführung 
der Ernemannschen Zeitlupe“ von Herrn 
Dr. Klughardt. 


Der Bund bietet seinen Mitgliedern bei der Ver- 
sammlung wieder viel Anregendes. Bei der Tagesord- 
nung können die verschiedenen Punkte nicht einzeln 
angeführt werden, sondern müssen unter Sammel- 
namen eingereiht werden. Alle Vorkommnisse der 
letzten Zeit werden besprochen. 

Unsere Fabrikanten - und Händlermitglieder können 
ihre Erzeugnisse, wie schon in der Voreinladung mit- 
geteilt wurde, ausstellen und vorführen. Anmeldungen 
an Herrn Schlegel- Dresden-'A., Plauenscher Ring 31. 

Eine Anzahl interessanter Neuheiten und Vor- 
führungen sind schon angemeldet. Auch über die 
reichsgesetzliche Regelung von Organisation in Hand- 
werk und Gewerbe wird den Mitgliedern von berufener 
Seite Aufklärung gegeben werden. 

Ganz besonders aufmerksam machen wir auf die 
Besichtigung der wissenschaftlichen photographischen 
Abteilung der Technischen Hochschule mit ihrer reich- 
haltigen Sammlung und den Vortrag über „Kinemato- 
graphie“. Viele Fachphotographen haben nur geringe 
Kenntnisse über die Aufnahme und Herstellung der 
Kinofilme. Die Vorführung der Ernemannschen 
Zeitlupe für die 'Zergliederung schneilster Vorgänge, 
der in wissenschaftlichen Kreisen grösste Bedeutung 
beigelegt wird, wird auch das Interesse unserer Mit- 
glieder wecken. Ferner Ratschläge, wie die Fach- 
photographen die Kinematographie, was heute fast 
noch gar nicht geschieht, geschäftlich ausnützen 
können, was bei dem augenblicklichen Daniederliegen 
unseres Berufes sicher für alle Kollegen von Wichtig- 
keit sein wird. Wir hoffen daher auf einen recht 
zahlreichen Besuch unserer Bundesmitglieder. Ihre 
Familienmitglieder sowie Freunde unsere Bestrebungen 
sind als Gäste natürlich herzlich willkommen. 

Mit kollegialem Gruss 


Der Vorstand: R. Schlegel, Vorsitzender. 


Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Walter Rasch, Grossenhain i. Sa. 


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a un meginn nr an nm n uten bmg tn nt nn m nn me m == _ 


Thüringer Photographen - Bund. 
Unsere diesjährige Herbstversammlung findet am 
Dienstag, den 18. Oktober, in Gotha 
Alles Nähere wird noch bekanntgegeben. 
Der Vorstand. 
1. A.: Louis Held, Schriftführer. 


3094 


statt. 


‚ 


Photographen -Zwangsinnung 
des Gewerbekammerbezirks Chemnitz. 


Einladung 
zu der am Mittwoch, den 26. Oktober, vormittags 
9% Uhr, in Chemnitz, Hotel „Bayrischer Hof“ 
Wiesenstrasse, stattfindenden 
Ordentlichen Innungsversammlung. 


Tagesordnung. 

1. Verlesen und Genehmigung der letzten Nieder- 
schrift. 

2. Eingänge. 

3. Vortrag von Herrn Artur Ranft-Berlin-W.: Das 
Arbeiten mit Bromsilber- und Gaslichtpapieren. 
Anschliessend: Aussprache. 

4. Tarifangelegenheiten. (Neue Gehälter ab 9. Sep- 
tember.) 

5 Preiskonventionen, Richtpreise. 

6. Lehrlingswesen, Fachschule. (Herr Direktor Burk- 
hardt.) 

n. Bericht über den Central-Verbandstag in Frank- 
furt. (Ausstellung des Deutschen Photographen- 
Vereins in Weimar, Ausstellung der Gesellschaft 
Deutscher Lichtbildner in Frankfurt, Obermeister 
Papesch.) 

8. Beschlussfassung über einen neuen Meisterkursus, 

9. Anträge (müssen bis zum 23. Oktober schriftlich 
im Besitze des Obermeisters sein). 

(0. Vergrösserungsschwindel, Bericht und Abwehr. 

ıı. Fragekasten. 

12. Verschiedenes, Vorführung von Neuheiten. 


Der Vorstand hat auch dieses Mal keine Mittel 
gescheut, unsere Versammlung den Wünschen der Mit- 
glieder entsprechend auszugestalten. Es wird bestimmt 
erwartet, dass die Mitglieder zahlreich und pünktlich 
erscheinen. Unentschuldigtes Fernbleiben zieht die 
festgesetzte Strafe (Io Mk. für auswärtige, 20 Mk. für 
Chemnitzer Mitglieder) nach sich. 

Auf Punkt 3—-7 der Tagesordnung wird besonders 
hingewiesen. 

Händler und Fabrikanten könneu Neuheiten gegen 
eine kleine Gebühr, welche unserer Unterstützungs- 
kasse zufliesst, ausstellen. Meldungen hierzu sind an 
den unterzeichneten Obermeister zu richten. 

Die Bezirksleiter werden gebeten, vollzählig zu er- 


scheinen. 
Der Gesamtvorstand. 
1. A.: 
Walter Tschapke, 


I. Schriftführer. 


Paul Papesch, 
Obermeister. 


Die Mitglieder werden ersucht, den fälligen Innungs- 
beitrag für das zweite Halbjahr ıgar in Höhe von 


PHOTOGRAPHISCHE CHRÖMIK. 


3756 Mk. umgehend an den Kassenführer P. Hart- 
mann - Niederwiesa einzusenden. Postscheckkonto 
Leipzig 21038, Girokonto Sparkasse Niederwiesa 24. 
Für jeden beschäftigten Gehilfen sind ıo Mk. und für 
jeden Lehrling 5 Mk. beizufügen. Bis zum 26. Oktober 
nicht eingegangene Beiträge werden zuzüglich Porto- 
kosten durch Nachnahme erhoben. Nichteingelöste 
Nachnahmen werden sofort dem Vollstreckungsamte 
zur Einziehung übergeben. 


er 


Photographen - Zwangsinnung Plauen | 
und die Amtshauptmannschaften Plauen, 
Oelsnitz und Auerbach. 


Einladung 
zur vierten Innungsversammlung, verbunden mit Aus- 
stellung, Freitag, den 7. Oktober, in Auerbach i.V., 
„Schlossschänke“, | 


Tagesordnung. 

1. Begrüssung, Verlesen und Genehmigung der letzten 
Niederschrift. 

2. Eingänge und Anträge. 

3. Festsetzung und Genehmigung des Haushaltplans 
für 1922. 

4. Aussprache über zeitgemässe Preise. 

5. Verschiedenes. 


Gemeinsames Mittagessen. 


Anschliessend Besprechung und Bewertung der 
ausgestellten Sachen. 


Zahlreiche Beteiligung erwartet mit kollegialem 
Gruss Fritz Axtmann, Obermeister, Plauen i. V. 


LI 


Photographen -Zwangsinnung Glatz. 
Einladung zur Herbstversammlung 
am Donnerstag, den 20. Oktober, nachmittags 
2 Uhr, in Glatz im Hotel „Glatzer Hof“. 


Tagesordnung. 

1. Verlesen der letzten Niederschrift. 

2 Neuwahl für den zurücktretenden Obermeister (für 
den Rest der Wablzeit gemäss $ 28). 

3 Zeitgemässe Preiserhöhung und Verteilung der 
neuen Richtpreislisten. (Referent Herr Giebel, 
Bad Kudowa.) 

4. Bekanntgabe der preisgekrönten Aussteller. 

5. Besichtigung der Wettbewerbsarbeiten, im An- 
schluss daran kritischer Bericht durch Herru 
Heinrich Götz- Breslau, I. Vorsitzender des 
Vereins Schlesischer Fachphotographen. 

6. Verschiedenes, 

7. Gemütliches Beisammensein, 

Zu dieser Sitzung sind alle Mitglieder und deren 
Damen, ferner alle Mitarbeiter und Lehrlinge höflichst 
eingeladen. 

Lieferanten können bei dieser Gelegenheit ihre 
Artikel mit ausstellen. Gg. Marx, Obermeister. 


An die Vorstandsmitglieder und Vertrauensmänner 
ergeht hiermit die höfliche Einladung zur Vorstands. 


228 


PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Er - x a 


sitzung, welche vormittags ı0 Uhr am gleichen Tage 


und Orte stattfindet. 
net 


Genossenschaft der Photographen für die 
nördlichen Gerichtsbezirke des Reichen- 
berger Handelskammersprengels in 
Reiehenberg. 


Einbeziehung der „freien Photographie“ 
in das handwerksmässige Gewerbe. 


Es dürfte noch nicht allen Mitgliedern bekannt 
sein, dass der Reichsgewerberat der tschecho-slowaki- 
schen Republik im Dezember v. Js. den einstimmigen 
Beschluss fasste, das Gewerbe der „freien Photographie“ 
unter die handwerksmässigen Gewerbe einzureiben. Bis 
jetzt war nur die Porträtphotographie an den Befähi- 
gungsnachweis gebunden, während die übrige Photo- 
graphie jedermann nach Anmeldung des Gewerbes aus- 
üben konnte In Zukunft sollen aber auch Photo- 
graphen, die sich mit Industrie-, Häuser-, Gruppen- 
aufnahmen usw. befassen, den Befähigungsnachweis wie 
jeder Porträtphotograph erbringen, d. h. sie müssen 
bei Antritt des Gewerbes das Lehrlingszeugnis, den 
Nachweis über die vorgeschriebene Gehilfenzeit und 
eventuell das Zeugnis über die abgelegte Meisterprüfung 
erbringen. Damit wäre zur Gesundung unserer Standes- 
verhältnisse ein grosser Schritt nach vorwärts getan. 
Diese im Reichsgewerberat eingebrachte Vorlage soll 
nun Gesetzeskraft erlangen, und haben wir über Ver- 
langen sämtlichen politischen Bezirksverwaltungen 
unseres Genossenschaftssprengels, als auch den Handels- 
und Gewerbekammern in Reichenberg und Eger fol- 
gendes Gutachten abgegeben und damit unseren Stand- 
punkt präzisiert: 

Die Bestrebungen, das Photographengewerbe in 
allen Zweigen als handwerksmässig zu erklären, sind 
nicht neueren Datums, sondern wurden schon vor 
längerer Zeit des Öfteren geltend gemacht und aus- 
reichend begründet. Wir wollen deshalb im nach- 
stehenden nur kurz die wichtigsten Merkmale anführen, 
die uns veranlassen, unsere Forderung auf Erklärung 
der Handwerksmässigkeit der gewerbsmässigen Photo- 
graphie überhaupt zu stellen. 

Die Photographie, mag sie nun sich mit der 
Wiedergabe menschlicher Bildnisse oder aber mit der 
Aufnahme von Landschaften, Gebäuden, toten Gegen- 
ständen befassen, oder auch, wenn es sich um die Durch- 
führung von technischen Aufnahmen handelt, sie er- 
fordert ein ungemein weitreichendes Können, das selbst- 
verständlich sich nicht jeder ohne weiteres aneignen 
kann. 

Die Wiedergabe des Menschen im Bilde setzt ana- 
tomische Kenntnisse voraus, verlangt das Studium der 
Beleuchtung, des Charakters und ähnliches mehr. 

Landschaften müssen, wenn sie wirken sollen, in 
einem Ausschnitte wiedergegeben werden, der das Auge 
erfreut und befriedigt, die Beleuchtung, der Sonnen- 
stand, die Jahreszeit, welche dann dem Bilde Charakter 
und Stimmung verleihen, müssen besonders in Betracht 


gezogen werden. Aesthetische und künstlerische 


Schulung, Selbststudium und jahrelange Praxis unter 
einem tüchtigen Meister sind hierzu Vorbedingung. 
Technische und wissenschaftliche Aufnahmen verlangen 
eine Spezialvorbereitung. Doch damit sind die Er- 
fordernisse nicht ganz abgeschlossen, denn zur fler- 
stellung eines vollendeten Bildes gehören auch umfang- 
reiche Kenütnisse der Anwendungsmittel. 


Der Photograph muss unter den zahlreich vor- 
handenen Materialien und Chemikalien, deren Studium 
wiederum eine Sache für sich ist, jene Mittel auswählen, 
welche den Zwecken ambesten entsprechen, kurzum, er 
muss das Anwendungsgebiet und die Anwendungsform 
seiner Hilfsmittel bis ins kleinste kennen. 

All dies erfordert eine gewisse Schulung, die sich 
vorläufig zum grössten Teile auf die Lehr- und Ge- 
hilfenzeit des angehenden Photographen beschränkt, 
die jedoch heute schon zum Teil durch geeignete Fach- 
schulen ergänzt wird, wie z.B. durch die Lehr- und _ 
Versuchsanstalt in Wien, eine gleiche Anstalt besteht 
seit jüngster Zeit auch in Prag und weitere namhafte 
Anstalten in anderen Ländern. 

Wenn man nun andererseits dem entgegenhält, dass 
zahlreiche Fabriken, Druckereien, Gewerbetreibende, 
staatliche Behörden und Aemter, Schulen, Museen und 
dergleichen ihre Arbeiten durch nicht gebildete An- 
gestellte, ja oft und nachgewiesenermassen in grossem 
Umfange durch sogenannte Amateurphotographen her- 
stellen lasscn, die selbst zunächst keine Steuer zahlen, 
andererseits aber durch Wegnahme der Arbeiten den 
berufsmässigen Photographen ungemein schädigen, so 
ist hieraus schon zu ersehen, wie begründet unser Ver- 
langen nach Einführung des Befähigungsnachweises für 
die gesamte gewerbsmässige Photographie sich darstellt. 

Wir werden uns selbstverständlich keinesfalls gegen 
die Ausübung der Liebhaberphotographie wehren; ist 
doch gerade diese geeignet, den Menschen in vielfacher 
Richtung mit der Natur in Zusammenhang zu bringen. 
Allein es darf nicht so weit kommen, dass, wie schon 
einmal gesagt, sogenannte Amateurphotographen zum 
Schaden der Berufsphotographen umfangreiche gewerb- 
liche Arbeiten ausführen und unter Umständen, wenn 
sie in ihrem bisherigen Berufe sehr oft infolge Fehlens 
der nötigen Vorbildung nicht mehr weiterkommen, sich 
einfach auf die Photographie werfen und durch Be- 
nutzung oft auch der unzulänglichsten und schmutzigsten 
Mittel die Existenz des sesshaften Photographen unter- 
graben. Hierbei sei auch hingewiesen, dass die über- 
grosse Anzahl der stellenlosen Gehilfen in unserem 
Fache auf geschilderte Uebelstände zum grössten Teile 
zurückzuführen ist. 

Es ist ein Unding, die Porträtphotographie allein 
nur als handwerksmässig zu bezeichnen, während alle 
übrigen Zweige der Photographie, die in vielen Fällen 
die gleichen Vorkenntnisse, in manchen Fällen noch 
weitreichendere Erfahrungen verlangen, als freies Ge- 
werbe angesehen werden soll. 

Dieser Widerspruch soll nun beseitigt und die ge- 
samte gewerbsmässige Photographie als haudwerks- 
mässig bezeichnet werden, weil dadurch einerseits, und 
was wohl das Hauptsächlichste ist, dafür vorgesorgt 


j ‚PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





wird, dass ein entsprechender Nachwuchs im Gewerbe 
erreicht wird, während andererseits den sogenannten 
Pfuschern und Schädlingen des Gewerbes, den Winkel- 
photographen, die Möglichkeit ihrer illegalen Betätigung 
unmöglich gemacht werden soll. 


Lehrlingsfrage. 

Die Genossenschaftsleitung hat die Wahrnehmung 
gemacht, dass viele Mitglieder im unklaren über die 
derzeit gültigen Bestimmungen über die Aufnahme von 
Lehrlingen sich befinden. Zur Regelung dieser Frage 
und um die Lehrlingszüchterei in unserem Stande ein- 
zudämmen, beschloss die zu diesem Zwecke eigens ein- 
berufene ausserordentliche Hauptversammlung in Böh- 
misch-Leipa am 18. Mai d. Js. die Abänderung des $ ıı, 
Punkt h, unserer Statuten wie folgt: 

Mitgliedern, welche in der Regel keine Gehilfen 
oder ein bis zwei Gehilfen beschäftigen, ist nicht ge- 
stattet, mehr als einen Lehrling innerhalb 6 Jahren aus- 
zubilden. Beschäftigt ein Mitglied drei bis acht Gehilfen, 
so darf er zwei Lehrlinge zugleich halten, bei neun 
oder mehr Gehilfen auf je volle drei Gehilfen einen Lehr- 
ling immer auf 6 Jahre, Filialgeschäfte dürfen nnr 
dann Lehrlinge halten, wenn dortselbst alle photogra- 
phischen Arbeiten ausgeführt werden. Die Lehrzeit be- 
trägt 4 Jahre. 


Preisabbau? 

Von verschiedenen Seiten geht uns die Mitteilung 
zu, dass einzelne Kollegen daran gehen, ihre Preise 
herabzusetzen. Diese Massnahme erscheint durch nichts 
gerechtfertigt, denn weder Materialpreise, Löhne, Steuern, 
noch die Kosten zur Bestreitung des Lebensunterhaltes 
haben eine Verbilligung erfahren. Wir ersuchen unsere 
Mitglieder, von solchen Vorkehrungen vorläufig ab- 
zusehen und auf Preise zu halten. Sollten wir jedoch 
in konkreten Fällen die Ueberzeugung gewinnen, dass 
es sich nur darum handelt, mit Hilfe von Schleuder- 
preisen Konkurrenz zu treiben, welche das Ansehen 
unseres Standes arg gefährden würde, so müssten wir 
mit der Veröffentlichung der Namen der Betreffenden 
antworten, damit nicht nur die Mitglieder unserer Ge- 
nossenschaft, sondern auch alle ausserhalb derselben 
stehenden Kollegen Kenntnis erhalten, wer dazu bei- 
trägt, unser Standesansehen zu untergraben. Unserer 
Ansicht nach könnten doch alle Photographen froh 
sein, dass die Zeiten der Schleuderpreise vorüber sind, 
und wir werden innerhalb unseres Bereiches streng 
darauf achten, dass solche Zustände nicht wiederkehren. 

Zur Beachtung! 

Wir erlauben uns, darauf aufmerksam zu machen, 
dass das Aufsuchen von Personen zwecks Anfertigung 
von photographischen Aufnahmen oder Entgegennahme 
von Bestellungen, wenn der Betreffende nicht hierzu 
ausdrücklich mündlich oder schriftlich aufgefordert 
wurde, nach $ 59 unserer Gewerbeordnung unstatthaft 
ist. Ein Photograph hatte das sogenannte „freie Ge- 
werbe“ angemeldet und benutzte dies dazu, um alle 
nordböhmischen Städte zu bereisen und von Geschäfts- 


laden zu Geschäftsladen zu gehen, dieselben zu photo- 
graphieren und die Geschäftsinhaber zur Bestellung zu 
veranlassen. I. ist dieser Vorgang nach neben er- 
wähntem Paragraphen der Gewerbeordnung gesetz- 
widrig, 2. wurde derselbe dadurch sachfällig, dass er 
keinen Wandergewerbeschein besass. Die Erteilung 
des Gewerbescheines ist jedesmal nur an einen bestimmten 
Standort gebunden, d.h. die Ausübung des Gewerbes 
darf nur innerhalb derjenigen Gemeinde erfolgen, für 
welche der Gewerbeschein ausgestellt wurde. Unstatt- 
haft auf Grund dieses Dokumente ist aber die Ausübung 
des Gewerbes im Umherziehen. Durch energisches Ein- 
greifen eines unserer Sektionsleiter wurde diesem das 
Wandergewerbe unbefugt ansübenden Photographen 
die weitere Tätigkeit behördlicherseits eingestellt. Wir 
verweisen unsere Mitglieder auf diesen Fall und ersuchen, 
bei ähnlichen Vorkommnissen, wo ein fremder Photo- 
graph im Umherziehen Aufnahmen vornimmt, durch 
ein Sicherheitsorgan zunächst feststellen zu lassen, ob 
sich der Betreffende im Besitze eines Wandergewerbe- 
scheines befindet, ausserdem müsste derselbe, falls er 
einen solchen auch wirklich besitzt, noch von der zu- 
ständigen politischen Bezirksverwaltung die Bewilligung 
zur Ausübung des Gewerbes für den betreffenden Be- 
zirk schriftlich in Händen haben. Hierzu erlauben wir 
uns noch zu bemerken, dass nach eingeholten Infor- 
mationen Wandergewerbescheine überhaupt uicht mehr 
erteilt, somit berechtigt herumziehende Photographen 
nach und nach aussterben werden. 
Der Vorsteher: Ernst Müller. 


u 4 Ce zei 


Genossenschaft der Photographen 
Nordböhmens. Sektion Reichenberg. 

Anmeldungen zu den am 19. Oktober stattfindenden 
Lehrlingsprüfungen müssen bis spätestens Io. Oktober 
erfolgen, und können nach diesem Termin keine An- 
meldungen mehr angenommen werden. Die Meldungen 
sind zu richten an Emil Henninger, Photograph, 
Reichenberg, Eisengasse 18. 


"LE Irt- 


Aus der Industrie. 


Preiserhöhung. Der Verein Deutscher 
Trockenplattenfabriken, E.V., mit dem Sitz Berlin, 
gibt bekannt, dass die Preise für Trockenplatten ab" 
I. Oktober d. J. erhöht werden mussten, und zwar soll 
der Preis für ein Dutzend 9X ı2 cm gewöhnlicher 
Trockenplatten nach der Erhöhung 35 Mk. sein. Die 
Preise der anderen Formate und Sorten sind von den 
einzelnen Mitgliedern des Bundes, die in der ganz- 
seitigen Kundgebung in dieser Nummer aufgeführt 
sind, zu erfahren. 


Preiserhöhung. Wie schon durch eine ganz- 
seitige Anzeige in Nr. 39 bekanntgegeben worden ist, 
hat auch der Verband der Photopapierfabriken, 
E. V., mit dem Sitz Berlin, ab ı. Oktober d. J. für alle 
Lieferungen die Preise erhöht, da nach ı!/,jähriger 
Festigkeit der Photopapierpreise deren Aufbesserung 


‚im gehörigen Verhältnis zu dem Ansteigen der Her- 


330 





stellungs- und Betriebskosten nicht länger mehr um- 
gangen werden konnte. Alle Erzeugerfirmen, die hier- 
bei in Frage kommen, sind in jener ganzseitigen 
Bekanntmachung in Nr. 39 der „Photogr. Chronik“ ge- 


nannut, 
+ RHH- 


Kleine Mitteilungen. 

— Jubiläum. Photograph Hermann Luh in 
Seifhennersdorf konnte am 4. Oktober sein 25 jähriges 
Geschäftsjabiläum feiern. Das Geschäft wurde von 
ibm am 4. Oktober 1896 gegründet; seit ı. April 1907 
besteht noch ein Zweiggeschäft in Alt- Ehrenberg. 
Luh ist Mitbegründer des Sächsischen Photographen- 
Bundes und Mitglied der Zwangsinnung zu Zwickau, 
Wir wünschen ihm Glück zu dem Jubiläum; möge 
sein Geschäft auch noch weitere Jahrzehnte blühen und 
gedeihen. 

— Photographisches Preisausschreiben. 
Die Photographen-Zwangsinnung Glatz für die Kreise 
Glatz, Habelschwerdt, Neurode, Frankenstein und 
Münsterberg veranstaltet Mitte Oktober einen photo- 
graphischen Wettbewerb für seine Mitglieder, Gehilfen 
und Lehrlinge. Der Wettbewerb wird die gesamte 
Porträt- und Landschaftsphotographie, ferner die 
Gruppen- und Bildnisvergrösserungen, sowie Gehilfen- 
und Lehrlingsarbeiten umfassen. Den eifrigen Be- 
mühungen des Obermeisters ist es zu verdauken, dass 
viele wertvolle Preise (im Gesamtwerte von über 
7000 Mk.) an die Prämiierten zur Verteilung gelangen. 
Es wird auch beabsichtigt, in Wanderausstellungen 
die Photographien in allen grösseren Orten des Innungs- 
gebietes dem Publikum zur Schau zu stellen. 

— Kriegerehrentafelschwindel. Im „Leon- 
berger Tageblatt“ und mehreren süddeutschen Zeitungen 
ist folgende Warnung vor dem Vergrösserungsschwindel 
abgedruckt: Ein begreiflicher Wunsch aller Kriegs- 
hinterbliebenen ist, ihren teuren Toten öffentlich da- 
durch geehrt zu sehen, dass sein Name oder gar sein 
Bild in einer öffentlich aufgestellten Ehrentafel ver- 
ewigt wird. Eine grosse Anzahl Gemeinden hat diesem 
Wunsche bereits Rechnung getragen, indem sie, sei es 
in oder bei der Kirche, sei es auf einem besonderen 
Friedhof, Ehrendenkmäler für ihre Gefallenen errichtet 
hat. Das ist nicht überall geschehen, und zum Teil 
hat sich durch die notwendigen Vorarbeiten die Auf- 
stellung solcher Denkmäler auch verzögert. Das nützen 
gerissene Geschäftsleute aus, meist sind es schwindel- 
hafte Reisende, die früher photographische Vergrösse- 
rungen vertrieben. Jetzt bereisen sie das Land, um 
Bestellungen auf Vergrösserungen von Kriegerbildern 
entgegenzunehmen, und versprechen dabei, wenn eine 
bestimmte Anzahl Bestellungen zustande käme, würde 
ihre Firma eine öffentliche Ehrentafel für die Kirche 
stiften. Sie erschleichen sich das Vertrauen durch 
Hinweis auf die Gemeinnützigkeit ihres Unternehmens 
oder dadurch, dass sie hervorragende Persönlichkeiten 
als dessen Förderer angeben, oder endlich, dass sie sich 
auf die Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenen- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. j 


un 





verbände beziehen. In zahlreichen Fällen ist es ihnen 
gelungen, auf diese Weise eine Empfehlung des Ge- 
meindevorstehers oder Pfarrers zu erzielen, und mit 
einer solchen haben sie dann ganze Dörfer hinein- 
gelegt. Teils sind die Unternehmungen von vornherein 
auf Schwindel eingestellt. Der Reisende nimmt die 
Anzahlung und das Bild entgegen und lässt dann 
nichts wieder von sich hören, teils liefern die Anstalten 
zwar Vergrösserungen, doch sind sie trotz hohen Preises 
so minderwertig, dass niemand sie ansehen mag. Selbst 
wo aber einmal der Preis des Bildes einigermassen den 
Unkosten entspricht, ist dringend von einer Bestellung 
abzuraten. Die Unkosten werden bei den heutigen 
Lebensverhältnissen durch die Beschäftigung von 
Reisenden ausserordentlich hoch, und ferner erfordert 
die Auswahl eines geeigneten Platzes für eine solche 
Ehrentafel, sowie deren harmonisches Abstimmen zum 
Raum und die Auswabl der zur Vergrösserung ge- 
eigneten Bilder künstlerischen Geschmack und ist 
jedenfalls nicht Sache eines kaufmännischen Reisenden. 
Bestenfalls wird Fabrikarbeit geliefert, deren die ganze 
Gemeinde sich nachher schämen muss. 


— Auszeichnung. Bei dem photographischen 
Preisausschreiben „Der deutsche Wald“ erhielt Photo- 
graph W. Rössle in Stuttgart, Tübinger Strasse 103, 
mit Aufnahmen vom Stuttgarter Waldfriedhof Ehren- 
feld den zweiten und vierten Preis, sowie mit dem 
Bilde Bärensee einen weiteren Preis, 


it 


Fragekasten. 


Technische Fragen. 

Frage 498. Herr L. F. in Sch. Ich beabsichtige 
die Herstellung eines Salonhintergrundes auf Rupfen- 
stoff in meinem Atelier und bitte um eine Vorschrift 
über die hierzu zu verwendenden Materialien. 

Antwort zu Frage 48. Zum Malen von Hinter- 
gründen werden Leimfarben benutzt. Die Ausgangs- 
materialien sind guter Kölner Leim und Permanent- 
weiss, ausserdem an dunklen Tönen Beinschwarz, 
dunkles Ultramarin, Kasselerbraun und Caput mortuum, 
Die Farben müssen alle in fein gepulvertem Zustand 
vorhanden sein. Der Kölner Leim wird durch Ein- 
weichen in Wasser 6—8 Stunden lang gequollen und 
daun auf dem Wasserbade mit der etwa sechsfachen 
Menge der entstaudenen Leimgallerte wasserverdünnt 
auf dem Wasserbade geschmolzen. In diese Leim- 
brühe rührt man so viel Permanentweiss, dass eine 
streichfertige Farbe entsteht. Je nach den gewünschten 
Tönen wird von den dunklen Farben eine passende 
Menge in passender Mischung hinzugerührt und der 
vorher präparierte Stoff damit gestrichen oder über- 
malt. Die Präparation des Rupfens geschieht eben- 
falls mit einer verdünnten Leimbrühe obne oder mit 
etwas Farbenzusatz. Die Farben trocknen vollkommen 
matt auf und färben nicht ab. Sie werden zweck- 
mässig in lauwarmem Zustand verstrichen, damit sie 
gut aus dem Pinsel fliessen. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a,S. Druck und Verlag von Wilhelm Knap p in Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Alleiniges Organ des Central-Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 


Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıg. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen“ (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
— Mk., mit dem „Atelier" zusammen g,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
er somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 5soPf. Anfragen und Auf. 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 41. 





14. Oktober. 





1921. 








Erste Jahresausstellung „Berliner Photographie“ 
in Berlin im Kunstgewerbe-[Mluseum, Prinz-Albreceht-Strasse 7. 


Seitens bekannter Fach- sowie Liebhaber- 
photographen, die zum Besuch der Jahresaus- 
stellung nach Berlin gekommen waren, wird der 
Ausstellungsausschuss ersucht, sofort bekannt- 
zumachen, dass diese Ausstellung nicht nur von 
bedeutungsvollem Eipflusse sei, vielmehr als das 
bedeutendste Ereignis seit der letzten 
Ausstellung ıgog gewertet werden müsse. 


Es wurde ausdrücklich hervorgehoben, darauf 
hinzuweisen, dass, wer es irgend ermöglichen 
könne, sie sich ansehen müsse, namentlich 
sollten es die Vorstände der deutschen photo- 
graphischen Vereinigungen nicht versäumen. 


Wir bringen dies hiermit öffentlich zur all- 
gemeinen Kenntnis, erfreut, dass die organi- 
satorische Arbeit unseres Artur Ranft solche 
Früchte angesetzt hat. Letztgenannter hat sich 
auch bereit erklärt, ausser an Sonntagen, wo 
er Führungen mit Vorträgen in der Ausstellung 
abhält, unsere Gäste, nach vorberiger An- 
meldung, persönlich zu führen. Emp- 
fehlenswert ist der Besuch, ausser am Sonntag, 
am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag. Ver- 
schiedene Mitglieder stehen unseren Gästen als 
Begleiter stets gern zur Verfügung. 


Der Ausstellungsausschuss. 


Rundsehau. 


Dunkelkammerscheiben. 


Die in der Glasmasse gefärbten Scheiben für 
die Dunkelkammerlaterne haben den Vorzug, 
dass die Färbung eine sehr dauerhafte ist, auch 
die Qualität der Strablenabsorption kann voll- 
kommen befriedigen. Allerdings ist nicht zu 
leugnen, dass unter den Rotgläsern bisweilen 
für unsere Zwecke ungenügendes Material vor- 
handen ist. Man benutzt daher auch gewöhn- 
liche Glasscheiben, die mit einer passend ge- 
färbten Gelatineschicht überzogen sind. Dieser 
Modus gewährt auch den Vorteil, die ver- 
schiedenartigsten Färbungen geben zu können, 
ganz den speziellen Bedürfnissen des vorliegen- 
den lichtempfindlichen Materials entsprechend. 
Dazu geeignete Farbstoffe liefern bekanntlich 
die Höchster Farbwerke. Z. B. zur Verarbeitung 
gewöhnlicher sowie gelbgrünempfindlicher Platten- 
sorten erhält die Dunkelkammerlampe eine Glas- 
scheibe mit folgendem Rotgelatineüberzug: 


Gelatinelösung 6:100 500 ccm, 

Dunkelkammerrot der Höchster 
Farbwerke 4,5 8, 

gelöst in Wasser . Ioo ccm. 


[Nachdruck verboten.] 


Auf je 1oo gem Glasfläche sind 7 ccm dieser 
Farbgelatine zu bringen. Für panchromatische 
Platten wird ein Üeberzug gleicher Art genommen, 
nur dass hierin der Höchster Farbstoff „Dunkel- 
rot“ verwendet wird. 


Diese farbgelatinierten Scheiben sind gewiss 
recht praktisch und bei etwaiger Beschädigung 
der Schicht leicht wieder ergänzbar. Es sei 
noch darauf hingewiesen, dass solche Dunkel- 
kammerscheiben bei längerem Gebrauch und 
grösserer Hitzewirkung in ibrer Schicht rissig 
werden könnten, wie schon E. Vogel beob- 
achtete. Damit tritt natürlich schädliches weisses 
Licht bindurch; die Rotgelatineschicht ist dies- 
falls in warmem Wasser abzulösen und durch 
einen neuen Ueberzug zu ersetzen. 


Wenn wir die Rotscheiben der Dunkel- 
kammerlaternen der Fachateliers betrachten, so 
werden wir hier oft ziemlich helle Scheiben vor- 
finden, die sowobl die Prüfung des Negativs als 
auch die Hantierung im Dunkelraum wesentlich 
erleichtern. In der Iat gibt es verhältnismässig 
helle Rotgläser, die, wie die spektroskopische 
Prüfung erbringt, den praktischen Anforderungen 


4u 


332 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | | 


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völlig genügen. Andererseits sind die dunkleren 
Rotscheiben durchaus nicht etwa stets ein- 
wandfrei, auch hierunter findet sich neben 
guter Qualität bisweilen minderwertiges Material, 
doch wir können mit blossem Auge nicht er- 
kennen, ob ein Rotglas die schädlichen Licht- 
strablen in genügender Weise absorbiert. 

Wir haben bekanntlich sogenanntes Ueber- 
fangglas, das also mit einer farbigen Glasschicht 
belegt ist, und in der Masse gefärbtes Glas. 
Erstere sind heller, aber sie können bei nicht 
gleichmässigem guten Auftrag des Rotglasgusses 


leicht Stellen enthalten, die zu dünn gefärbt 
sind und damit schädlichen Lichtaustritt ermög- 
lichen. Die in der Masse gefärbten Scheiben 
geben im allgemeinen eine grössere Sicherheit, 
aber die Helligkeit wird sehr herabgedrückt, so 
dass Plattenprüfung und Hantierung mühseliger 
wird. Für den Helligkeitsgrad kommt natürlich 
auch die Art und Intensität des Leuchtkörpers 
der Lampe sowie die Beschaffenheit der Wände 
des Dunkelraums in Betracht, und alle diese 
Faktoren sind in ihrem Gesamteinfluss für die 
Sicherheit des Arbeitens abzuwägen. 


—— 


Erziehungs- und Standesfragen. 
Vortrag von Adalbert Iser in Reichenberg. 


(Fortsetzung.) 


Wenn wir Gutes und Erspriessliches für unseren 
Stand tun wollen, so müssen wir ein System und eine 
Grundlage für die Schulung unseres Nachwuchses 
schaffen, und das erscheint mir möglich, wenn in den 
Schulen kein Schüler für das Porträtgewerbe auf- 
genommen wird, der nicht mindestens 2 Jahre bei 
einem Photographen tätig war, und dass kein Lehr- 
ling die Gehilfenprüfung ablegen kann, der nicht 
mindestens ein Jahr die Fachschule besuchte; dass in 
Zukunft kein Photograph den Befähigungsnachweis er- 
hält, der die Meisterprüfung an dieser Fachschule nicht 
abgelegt hat. 

Wir besitzen heute in unserer Republik eine solche 
Schule mit deutschen Lehrern und deutscher Unter- 
richtssprache nicht, und ist es unsere Aufgabe, dahin 
zu wirken, dass wir eine solche erhalten. Dies ist 
möglich, wenn an der tschechischen Lehr- und Ver- 
suchsanstalt in Prag eine selbständige deutsche Ab- 
teilung errichtet wird und dieses Schulwesen eine ge- 
festigte und dem Interessenkreise unseres Berufes 
angepasste Grundlage erhält. Wenn dies der Fall sein 
soll, so muss die Möglichkeit geboten sein, dass die- 
selbe von jedem Lehrling, ob bemittelt oder unbemittelt, 
besucht werden kann. Dies scheint aber ausgeschlossen, 
wenn der Lehrling nicht gleichzeitig Kost und Woh- 
nung erhalten kann. Alle Fachschulen kranken mehr 
oder weniger an diesem Uebel, weshalb eine Abhilfe 
dringend nötig erscheint. 

Zur Beseitigung dieses Uebels erlaube ich mir 
folgende Vorschläge zu unterbreiten: 

ı. Die Fachschulen müssen ähnlich den ehemaligen 
Kadettenschulen ausgebaut und der Schüler gleich 
diesen Kost und Wohnung erhalten und beaufsichtigt 


werden. 
2. Der Besuch dieser Schule seitens der Lehrlinge 


muss Zwangscharakter mit einjähriger Schulpflicht er- 
halten. 

3. Alle neueinzustellenden Lehrlinge müssen an 
dieser Schule gemeldet, daselbst ihre Eignungsprüfung 
ablegen und als kommende Schüler in den Büchern 
der Anstalt geführt werden. 

4. Die üblichen Lehrlingsaufnahmebedingungen 
sollen im wesentlichen beibehalten werden. Die Lehr- 


[Nachdruck verboten.) 


zeit beim Meister muss aber mindestens 2 Jahre be- 
tragen. 

5. Das Einstellen eines Lehrlings muss von einem 
besonderen Lehrgeld in der Höhe der Fachschulspesen 
abhängig gemacht werden, und zwar derart, dass die 
Eltern, bzw. deren Stellvertreter, die eine und der 
Lehrherr die zweite Hälfte nach erfolgter Aufnahme- 
prüfung des Lehrlings an der Schule im vorhinein 
entrichtet. j 

6. Im Falle der Lehrvertrag unverschuldet gelöst 
wird, ist das Lehrgeld seitens der Schule zurück- 
zuerstatten. Wird der Vertrag durch Verschulden der 
einen oder anderen Partei gelöst, so verfällt jener Teil 
des Schuldigen zugunsten der Schule. 

7. Alle Lehrlinge, die als Schüler der Schule ge- 
meldet sind, sind während der gewerblichen Ausbildung 
beim Meister von dem Besuch der Fortbildungsschulen 
unbedingt zu befreien, weil diese selbstherrlich in die 
gewerbliche Ausbildung eingreift und oft mangels 
geeigneter Lehrpersonen nicht, jenes Ziel erreicht, was 
im Interesse der Berufserziehung nötig erscheint. 

8 Unbemittelten Lehrlingen, die den entsprechen- 
den Teil des Lehrgeldes nicht aufbringen können, ist 
seitens der Berufsorganisation ein Stipendium zu ge- 
währen; falls dies unmöglich und der Lehrling von 
dem Armenrecht Gebrauch macht, ist ihm dieser Teil 
des Schulgeldes von Staats wegen zu erlassen. 

9. Diese Schulen müssen, soweit sie das Gewerbe 
betreffen, mit den gewerblichen Organisationen Hand 
in Hand gehen, damit der Nachwuchs den tatsäch- 
lichen Bedürfnissen angepasst und eine Ueber- 
produktion vermieden wird. 

Da ich unter Gewerbe jede berufsmässige Erwerbs- 
tätigkeit einschliesslich der Urproduktion verstehe, so 
erscheint mir das Gewerbe als Grundpfeiler eines 
Staatsgebildes, aus welchem alle weitere Entwicklung 
hervorgeht; von diesem Gesichtspunkt aus beurteilt, 
darf aber der Gewerbestand nicht als letzter, sondern 
nıuss als erster Stand in einem Staatswesen Geltung 
haben. Daraus ergibt sich wiederum, dass seine Er- 
ziehung und Schulung eine grundlegende uud ge- 
wissenhafte sein muss. Ist dies der Fall, so wird es 
nicht mehr vorkommen, dass der Gelehrte oder Finanz- 


. PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


333 


mann, Offizier oder Beamte sich seines Vaters schämt, 
der ein ehrsames Handwerk betreibt, sondern wird 
Achtung vor diesem Gewerbe besitzen. Damit will 
ich meine Aeusserung, dass die Fachschulen im all- 
gemeinen im Sinne der Kadettenschulen ausgebaut 
werden, begründet haben. 


In diesem Sinne und auf gefestigter Grundlage die 
Erziehung unseres Nachwuchses aufzubauen, möchte 
ich Ihnen auf das angelegentlichste empfehlen, Sie 
scheint mir eine gesunde für das Gewerbe und der vor- 
geschlagene Weg ein praktisch gangbarer zu sein. 


Unser Standesansehen wird gefördert, der Nachwuchs‘ 


den Bedürfnissen entsprechend reguliert und gut aus- 
gebildet. Da aber das Gewerbe der Kitt eines Staats- 
gebildes ist, so muss auch von dort aus auf die eigen- 
artige, den natürlichen Bedürfnissen angepasste Er- 
ziehung Rücksicht genommen und diese entsprechend 
gefördert und unterstützt werden. Sollten diese Vor- 
schläge von der heutigen Versammlung angenommen 
werden, so sind diese dem Gewerberate zur Begut- 
achtung und Weiterverfolgung der Interessen zu über- 
geben. 

Ich komme nun zur zweiten und nicht minder 
wichtigen Frage unserer heutigen Versammlung, die 
unser Verhältnis zu den anderssprachigen Kollegen 
unserer Republik betrifft. Die nationalen und poli- 


tischen Verhältnisse sind leider nicht danach angetan, 
daß sich die einzelnen Völker mit jener Offenheit gegen- 
überstehen, die zu einer erfolgreichen, in beiderseitigem 
Interesse gelegenen Tätigkeit notwendig wäre. Wen 
die Schuld an diesem Zustand trifft, gehört nicht in 
den Bereich unserer Tätigkeit, Diese Fragen haben 
unsere Abgeordneten zu erledigen. Uns fällt die Auf- 
gabe zu, deren Anordnungen zu befolgen. Eigene 
Politik treiben ist uns untersagt, weil wir damit selbständig 
und unverantwortlich in den Wirkungskreis unserer 
Abgeordneten eingreifen und dort Schaden verursachen 
könnten. Von seiten unserer Abgeordneten liegt uns 
die Anordnung vor, dass wir unsere Organisation nicht 
mit anderssprachigen Organisationen verschmelzen, son- 
dern vollkommen selbständig bleiben uud in unserem 
Wirkungskreis auch selbständig arbeiten. In wichtigen 
Wirtschaftsfragen, die alle Kollegen der Republik be- 
treffen, haben sich dann die einzelnen Organisationen, 
und zwar die der Deutschen und die der Tschechen, 
als solche gegenseitig zu beraten und gegebenenfalls 
gemeinsam mit diesen vorzugehen. Eine weitere Auf- 
gabe sollte es sein, die Beziehungen zu den anders- 
sprachigen Kollegen so zu gestalten, dass wir uns nicht 
abstossend oder würdelos genüberstehen, sondern als 
gerade und aufrichtige Männer achten lernen. Damit 
helfen wir unserem Stande und Volke zugleich. 
(Schluss folgt.) 


IL Ir 


Niederrheinisech-Holländiseher Photographentag in Cleve. 


Die Photographen-Zwangsinnung für den linken 
Niederrhein, Sitz Krefeld, veranstaltete am 19. und 
20. September in Cleve einen Niederrheinisch - Holländi- 
schen Photographentag, welcher in der Chronik der 
Innungsgeschichte einen Markstein bedeutet, denn zu 
einer solchen grosszügigen Veranstaltung hatte sich 
bis dato eine Zwangsinnung aus eigenen Mitteln und 
auf eigenes Risiko noch nicht verstiegen. Als be- 
sonders beachtenswert ist dabei in Rechnung zu stellen, 
dass die Innung kaum ı1o Monate alt ist und nur 
40 Mitglieder zählte Man kann die Zwangsinnung 
des linken Niederrheins wohl mit Recht als eine 
Innung der Tat bezeichnen, im Gegensatz zu vielen 
anderen Innungen, bei denen es meistens bei unaus- 
geführten Beschlüssen, schönen Reden und Paragraphen- 
macherei bleibt. Der Vorstand dieser Iunung rief nicht 
nur ausser seinen Mitgliedern die der Nachbarinnuugen 
zu dieser Tagung auf, nein, er schickte sogar in das 
Ausland seinen Aufruf zur Beteiligung, und die stets 
liebenswürdigen und wissensdurstigen holländischen 
Kollegen fanden sich dann auch in nicht erwarteter 
Zahl ein. 

Offiziell waren vertreten der „Nederlandsche Foto- 
grafen-Kunstkring“ durch den Vorstand und die 
„Nederlandsche Fotografen - Patroons - Vereeniging 
Afd. Amsterdam“. Herzerhebend war es wieder einmal, 
eine fremdklingende Stimme zu hören, von welcher 
wir nichts Schlimmes zu fürchten brauchen, die uns 
anheimelt, die nicht nur in unserer besten Zeit uns lieb 
an das Ohr klang, sondern auch heute noch, nachdem 


wir gebrochen, entmannt am Boden liegen. So waren 
also die holländischen Kollegen uns liebe Gäste, denen 
ich — und mit mir wohl jeder Besucher der Tagung — 
ein herzliches „Auf Wiedersehen!“ nachrufen. 

Ueber die Tagung selbst wäre so viel zu berichten, 
wie über eine Central-Verbandstagung, ich will es aber 
so kurz wie möglich machen und nur Bruchteile 
bringen. Des morgens, am IQ. September, war eine 
sehr gut besuchte Innungsversammlung, wobei ich 
nicht zu bemerken vergessen will, dass die Versamm- 
lungen dieser Innung stets fast alle Mitglieder zu- 
sammenbringt, infolge der überaus interessanten Art, 
wie diese Versammlungen ausgebaut werden. Selten, 
dass mehr als fünf Mitglieder fehlen. Es wurden einige 
wichtige Beschlüsse gefasst, wie das Festsetzen der 
Mindestricht- und Höchstpreise, ferner wurde eine Reise- 
kasse gegründet, als Sparfonds gedacht, um Beträge 
für die nächstjährige Central - Verbandstagung in 
München flott zu haben. Namhafte Stiftungen und 
Zeichnungen von .über Iooo Mk. wurden sofort ge- 
tätigt. Ferner wurden die Regeln für die Bewertung 
der ausgestellten Bilder für die mit der Tagung ver- 
bundene Ausstellung von Tagesarbeiten genehmigt, 
wonach jeder selbständige Photograph selbst Juror sein 
sollte, so dass eine Gewähr für die unparteiische Be- 
wertung gegeben sei. Diese Anregung war sehr gut, 
hat sich aber in der Praxis leider nicht bewährt, was 
der guten Sache natürlich keinen Abbruch tat. 

Nach der Mittagstafel, die über I5o Gedecke zählte, 
hielt unser Altmeister Traut- München einen hochinter- 


41“ 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





essanten Vortrag über die „Elektrizität im Dienste der 
Photographie", der ungeteilten Beifall fand. Alsdann 
wurde die Ausstellung der Mitglieder und die Photo- 
messe für eröffnet erklärt. Es hatten zu der Bilder- 
schau nicht weniger als 35 Aussteller über 350 Bilder 
ausgestellt, worunter 25 selbständige Mitglieder, 6 Ge- 
hilfen und 4 Lehrlinge. Die zur Verteilung stehenden 
Preise bestanden in Material, Geld und Ehrenpreisen. 
Dieselben waren gestiftet von den Händlern und 
Fabrikanten, die sich an der Messe beteiligten, sowie 
von Mitgliedern und Gönnern der Innung. Sie repräsen- 
tierten einen Wert von Io5oo Mk. Ist das nicht ein 
achtunggebietender Erfolg gewesen? Die Ausstellung 
war anonym, und trugen die Bilder Kennworte. Die 
Preisträger dürfen nicht veröffentlicht werden, da die- 
selben keinerlei Reklame mit ihren Auszeichnungen 
treiben dürfen. Jedenfalls waren neben sehr wenigen 
Arbeiten unter dem Durchschnitt eine beträchtliche 
Anzahl ganz hervorragender Arbeiten zu finden, die 
eigentlich den Rahmen der Tagesarbeiten überschritten 
haben. | 

Die mit der Tagung verbundene Photo- Neuheiten- 
messe war so gut und reichhaltig beschickt, dass die 
Besucher der Frankfurter Central-Verbandstagung ein- 
stimmig erklärten, die Clever Photomesse sei viel aus- 
giebiger gewesen. Es gibt nichts zu unserem Berufe 
Notwendiges, was da nicht demonstriert oder vor- 
gelegt wurde. Es sollte vor allem eine Verkaufsmesse 
sein, und hat sich dieser Versuch erstmalig glänzend 
gelohnt, da die Herren Aussteller mit dem Erfolg 
äusserst zufrieden waren. Vertreten waren die Hand- 
lungen von Batzen & Co.-Düsseldorf; Dr. Höhn & Co.- 
Düsseldorf; Janssen & Co.-Köln; Rentmeister & Gierkes- 
Krefeld; die Fabriken von Bayer & Co.-Leverkusen, 
Mimosa- Dresden; Trapp & Münch- Friedberg; Leonar- 
werke-Wandsbek; Heckmann & Eickert -Köln; Hiekel 
& Co.- Leipzig; Brandenburg - Köln; Pesch - Köln; 
Lomberg-Langenberg; Westendorp & Wehner-Köln; 
Hugo Meyer-Görlitz; Indupor, G.m.b. H.-Frankfurt 
usw. Auch führte Kollege Traut seinen neuen Sim- 
plex-Vergrösserungsapparat vor, der das Ideal aller 
Reproduktionsapparate darstellt. 

Die Behörden, die zu der Tagung eingeladen waren, 
besuchten gemeinsam die Messe und Ausstellung. Es 
waren erschienen Vertreter der Handwerkskammer, 
des Rheinischen Handwerkertages, der Stadt Cleve, die 
Direktion der Fortbildungsschule und mehrere Innungs- 
ausschüsse. Alle waren erstaunt über die Fülle des 
Materials der Messe, und wurde lobend der erzieherische 
Wert der Ausstellung für die Lehrlingsbildung aner- 
kannt. Den Abend verbrachte man in sehr fideler 
Stimmung, zu der nicht wenig einige Mitglieder des 
Krefelder Stadttheaters beitrugen. Es wurde gesungen, 
gelacht, getanzt und auch ernste Arbeit wurde ver- 
richtet: Es wurde eine Sammlung zur Gründung eines 
Erholungsheimes für Photographen veranstaltet, bei 
welcher Gelegenheit von den Anwesenden die Sunıme 
von etwa 4000 Mk. gestiftet wurde. Das spricht 
Bände und beweist, welch ein Zusammenhang und 
Zusammenklang durch diese Tagung geschaffen wurde. 


Nachstehend die Worte, die der Obermeister, Hofphoto- 
graph E. Steiger-Cleve, an die Versammelten richtete, 
aus denen alles hervorgeht, was die junge Innung mit 


dieser Tagung zu erreichen suchte. 


„Sehr geehrte Damen und Herren! Kolleginnen 
und Kollegen! Noch nicht ein Jahr alt, haben wir es 
gewagt, aus unserem engeren Kreis herauszutreten 
und unsere Nachbarkollegen zu uns gebeten, damit 
sie sich davon überzeugen, was wir wollen. Wenn 
unsere Veranstaltung einen derartigen Umfang an- 
genommen hat, so ist dies nicht unser Verdienst, es 
ist lediglich das rege Interesse, das man von allen 
Seiten uns entgegengebracht hat, welches unser Unter- 


nehmen weit grossartiger ausgestaltete, als wir es ver- 


muteten oder sogar beabsichtigten. Die Wirkung aber 


zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Wege waren. 


Mancher wird sich gefragt haben: Was hat eine Innung 
mit einem geselligen Abend zu tun? Meine Damen und 
Herren, trotzdem der Feste und geselligen Abende zur 
Genüge gefeiert werden, vielleicht für die heutige Zeit. 
zuviel, ist ein Zusammensein, wie wir ‘es heute Abeud 
feiern wollen, sehr dazu angetan, die Scharten einer 
Innung, die für viele eiu lästiger Zwang bedeutet 
hat, auszuwetzen. In den Innungsversammlungen ist 
keine Zeit dazu, sich näher kennenzulernen, und soll 
der heutige Abend dazu verhelfen, denn im persön- 
lichen Verkehr liegt der Erfolg. Möge dieser Wunsch 
in Erfüllung gehen und reiche Früchte tragen. 

In diesem Siune begrüsse ich nun alle Anwesen- 


den im Namen der Photographen - Zwangsinnung des 
linken Niederrheins auf das herzlichste! Ich begrüsse 


. vor allem die uns benachbarten holländischen Kollegen, 


an der Spitze den Niederländischen Photographen- 
Kunstring und die Niederländische Patroonsvereinigung 
Amsterdam, die sich in dankenswerter Weise bemüht 
haben, die Teilnahme an unserer Tagung so zahlreich 
zu gestalten. Ich heisse Sie ganz besonders herzlich 
willkommen, und hoffe ich, dass dieser ersten Zu- 
sammenkunft weitere folgen mögen und das so gute 
nachbarliche Verhältnis, welches zu halten während 
der langen Kriegszeit für Sie nicht leicht gewesen ist, 
gestärkt wird. Nehmen Sie die Empfindung mit nach 
Hause, dass wir wirtschaftlich wohl geschlagen, aber 
nicht erschlagen sind, dass sich unsere Industrie, wie 
Sie auf der Photomesse gesehen haben, wieder auf der 
alten Höhe befindet und den ihr gebührenden Platz 
an der Soune des Weltmarktes sich wieder erobern 
wird. Ueberzeugt werden Sie sich auch durch unsere 
kleine Bilderschau davon haben, dass wir Kollegen 
bestrebt sind, wieder Qualitätsarbeit zu leisten. Beglück- 
wünschen möchte ich nochmals persönlich meinen 
lieben Kollegen Herrn Tolleus-Dortrecht zu seiner 
Ernennung zum Ehrenmitglied des Deutschen Photo- 
Wer Herrn Tollens als langjährigen 
Deutschen 
Photographen -Vereius keunen und schätzen gelernt hat, 


graphen -Vereins, 
Besucher der Wanderversammluugen des 


der wird sich über diese Ehrung nur gefreut haben, 
fir die Treue be- 
ewig 
Sein niederrheini- 


da sie der Ausdruck des Dankes 


deutete. Besonders hbegrüsse ich unsern alten, 


jungen Kollegen Traut-Müuchen. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


335 








sches Herz hat seinen Plan, sich von der Oeffentlich- 
keit abzuschliessen, durchbrochen, und danke ich ihm, 
dass er zu uns gekomraen ist und uns seinen inter- 
essanten Vortrag gehalten hat, sodann allen Kolleginnen 
und Kollegen der benachbarten Innungen herzlichen 
Dank für ihre Anerkennung durch ihren Besuch. 

Das kommende Reichsrahmengesetz wird uns 
zwangsweise zusammenbringen, schöner und idealer 
halte ich aber eine Zusammenkunft, wie wir sie heute 
Abend hier haben. Dass wir diese Einrichtung wechsel- 
seitig beibehalten mögen, ist mein Wunsch, und hoffe 
ich, dass Sie die Anregungen, die Sie hier mitnehmen, 
darin bestärken mögen. Mein Dank und Gruss gilt 
auch den Herren Händlern und Fabrikanten, die sich 
in solch hervorragender Form auf der Messe gezeigt 
haben. Wenn es Ihnen nicht möglich war, uns die 
gewünschten Neuheiten alle hier vorzuführen, so liegt 
das eben daran, dass wir im besetzten Gebiet wohnen 
und nicht so können wie wir wollen. Wir danken 
Ihnen auch für die Stiftung der Ehrenpreise. Dass 
Ihre Arbeit von Erfolg sein möge, ist unser Wunsch. 
Den Mitgliedern unserer Innung, die hier heute fast 
vollzählig erschienen sind, möchte ich zurufen, meinen 
soeben geäusserten Wunsch in die Tat umzusetzen, 
den Konkurrenten mehr als Kollegen betrachten zu 
wollen. In der kommenden Zeit brauchen wir mehr 
kollegialen Geist als früher, damit wir den Stürmen, 
die von aussen an uns herankommen, gewachsen 
bleiben. Arbeiten wird auch für uns die Losung für 
die kommende Zeit sein, damit auch wir teilhaben 
an dem Wiederaufbau unseres geliebten Vaterlandes. 
Sollte dies uns auch manchmal recht schwer gemacht 
werden, so müssen uns die Worte unseres Goethe: 

Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten, 
Nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen! 
zur Aufmunterung dienen. In diesem Sinne bitte ich 
die Mitglieder der Photographen - Zwangsinnung des 
linken Niederrheins, mit mir ihr Glas zu leeren auf 
das Wohl der Gäste.“ 

Nur ein Wort dieser Ansprache hinzuzufügen, 
hiesse den Wert derselben herabsetzen. Herrvan Zanen, 
Vorsitzender des Nederlandschen Fotografen - Kunst- 
kring, drückte in bewegten Worten den Dank für den 
Empfang, den alle seine holländischen Kollegen emp- 


funden hätten, aus und versprach, bei einer sich bieten- 
den Gelegenheit in noch grösserer Anzahl zu uns zu 
kommen. Frau Brandsma von der Patroonsver- 
eeniging Amsterdam dankte in humorvollen Worten 
für den gastlichen Empfang der Frauen und versprach 
ebenfalls, wiederzukommen. 


Der zweite Tag, an dem fast alle Innungsmitglieder 
noch anwesend waren und einige, am ersten Tag ver- 
hinderte, neu hinzugekommen waren, brachte den 
Obermeistertag für Rheinland und Westfalen unter dem 


„Vorsitz des Herrn Arnold- Bochum. Die Verhand- 


Jungen, ebenso interessant und lehrreich, brachten neue 
Ideen zur Bekämpfung der Schleuderkonkurrenz, resp, 
vagabundierender Photographen. Möge diesen neuen 
Wegen endlich Glück beschieden sein. Ausser all dem 
bis dabin Gebotenen fanden sich noch eine Anzahl 
Kollegen in den Räumen des Obermeisters zusammen, 
um dort Versuchsaufnahmen mit neuen Instrumenten 
zu machen. Am Nachmittag gemeinschaftlicher Aus- 
flug in den prächtigen Reichswald und um 8 Uhr 
Prämiierungsbericht und Preisverteilung. Aber immer 
noch konnte man sich nicht voneinander trennen, und 
es wäre indiskret, zu erzählen, wann die letzten den 
Schritt nach Hause lenkten! Die Sonne soll sie noch 


. begrüsst haben. 


Nun sollte man meinen, die Tagung wäre zu Ende 
gewesen! Nein, nun ging es mit neuem Mut an die 
ernsteste Arbeit. Unser lieber Traut hielt noch einen 
dreitägigen Kursus über „Bromöldruck“ in Kleve und 
wiederholte denselben in Krefeld e Ein Innungsmit- 
glied hatte einen Kursus für Hintergrundeinzeichneti 
festgesetzt und den Ertrag aus demselben der Reise- 
kasse für die Ausstellung nach München überwiesen. 


Wenn ich eingangs schrieb, dass die Tagung 
der ıo Monate alten Innung in der Chronik der 
Innungsgeschichte einen Markstein bedeutet, so wird 
der aufmerksame Leser dieses absolut ungefärbten Be= 
richtes erkennen müssen, dass dieses von mir ge- 
brauchte Wort eher zu schwach ist als angemessen. 
Weiter in dieser Weise, unermüdlich weiter, Nieder- 
rheinische Zwangsinnung! Der Weg, den du zu gehen 
begonnen hast, ist der rechte! „Gut Licht!“ 


Hugo Schambach. 


GEBE —— 


Innungs- und Vereinsnachriehten, 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Hessiseher Photographen -Bund (E.Y.). 

Unseren Mitgliedern zur gefl. Kenntnis, dass unsere 
nächste Bundesversammlung amı Donnerstag, den 
20. Oktober, nachmittags 2 Uhr, in Worms a. Rh, 
Bahnhofshotel (Inh.: Wallhäuser), stattfindet. 

Da u. a. die Einkaufsgenossenschaft, sowie die 
Material- und Bilderpreise zur Besprechung stehen, so 
bi!ten wir unı vollzähliges Erscheinen. Besoudere Ein- 
ladungen ergehen noch. 


Als neue Mitglieder sind gemeldet die Photo- 
graphen Herren H. Doerr-Mainz und Ph. Seydel- 
Mainz. 


Für den Vorstand: Alb. Fraatz, Schriftführer. 
"IC Irre 
Sächsiseher Photographen-Bund. 


Als nenes Mitglied war gemeldet: 
Herr Walter Rasch, Grossenhain i. Sa. 


336 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Handwerkskammerbezirk 
Stuttgart. Sitz: Stuttgart. 

Die dritte ordentliche Innungsversammlung 
findet am Montag, den 17. Oktober, vormittags 
g!/, Uhr, in Stuttgart, Restaurant „Königshof“, Königs- 
strasse 18, statt. 

Tagesordnung. 
Beratung und Beschlussfassung: 
ı. Feststellung der Anwesenheitsliste und Strafertei- 
lung wegen Nichterscheinens. ($22 der Satzung) 
2. Verlesung der letzten Niederschrift. 
. Haushaltungsplan für das Jahr 1922. ($ 47.) 
4. Wahl von drei Mitgliedern für die Meisterprüfungs- 
kommission und zweier Stellvertreter. 
5. Lehrlingswesen: a) Vorbereitungskurs für Lehr- 
linge; b) Prüfungsvorschriften für die Gesellen- 
und Meisterprüfung des Kammerbezirkes. 


Besprechung findet statt (Punkt 6—9): 

a) Die Preiserhöhung der Materialien; die heutigen 
und kommenden Steuern; die Schleuderpreise 
der Photographen (Vortrag); b) Preiskonvention: 
Zusammenschluss aller Kollegen auf freiwilliger 
Grundlage im Kammerbezirk; c) Bericht über 
die Frankfurter Tagung des C. V.; d) Gross- 
Deutsche Photographische Ausstellung 1925. 


Beratung und Beschlussfassung: 

10. Anschluss an den Innungsausschuss Gross - Stutt- 
gart. ($ ı8, Ziff. 16.) 

11. Aushängen von Warnungszetteln gegen den Ver- 
grösserungsschwindel vom ı. November 1g2ı bis 
1. Januar 1922 in allen Schaukästen des Kammer- 
bezirks. 

12. Sterbekasseneintritt zur Central-Verbandskasse. 

13. Verschiedenes: a) Personal- und Mitglieder-Stamm- 
rolle (8 15/34); b) Feststellung solcher Firmen 
der Vergrösserungsberufe, welche selbst reisen 
lassen! 

14. Feststellung der Anwesenheitsliste. ($ 22.) 

Vom ı. Januar 1922 ab erfolgen die Einladungen 
nur noch durch das Innungsorgan „Photogr. Chronik", 
Die Mitglieder haben sich selbst beim Obermeister zu 
melden, ob sie bisher nicht im Besitz der „Chronik“ 
gelangt sind. Bei der überaus reichen Tagesordnung 
erwarten wir pünktliches und vollzähliges Erscheinen 
aller Innungsmitglieder. | 


Der Vorstand: 
Stadelmann, 


Schriftführer. 


w 


W. Mayer, 
Obermieister. 


Haushaltplan 
vom I. Januar Ig22 bis I. Januar 1923. 


Einnahmen. 


Vorhandenes Vermögen . >. 800 Mk., 
Beiträge von 120 Mitgliedern a 60oMk. 7200 „ 
Beiträge von 30 Gebilfen ä 20 Mk... 600 „ 
Beiträge von ı5 Lehrlingen A ı2 Mk. 180 „ 
Strafgelder . ». 2 2 00. ; 800 „ 





Summa 9580 Mk. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. E | 
ua znnm—e—£r-,— me sraäisäcrzecerbr u um u 


Ausgaben. -_ 

Drucksachen, Schreibmaterial, Porto 600 Mk., 
Beiträge für ııo Mitglieder & ı2 Mk. 

an den Central- Verband 1320 ,„ 
Verbands-Innungsorgan „Photographische 

Chronik“ und „Atelier“ = ıIo Mit- 

glieder A 23 Mk. ee 2530 ,„ 
Inseratenfonds für Fach- und Tagespresse 600 „ 
Entschädigung für den Obermeister 200 „ 

j “ »  n Kassierer .  I0OO „5 
Fahrten, Tagegelder, C. V.-Tagung usw. 900 „ 
Gross- Deutsche Photogr. Ausstellung Ig25, 

I. Rate a a ei Zr a se I500 , 
I. Rate für das Altersheim der Photo- 
Sraphen., u 0-8. Eee 300: .., 
Kursbeihilfen für Meister und Prämien für 
Lehrlinge . » 2» 2 2 2 2 2 2. 710 „ 
Zwei Beihilfen zum Besuch der deutschen 
Gewerbeschau München 1922. . . . 400 „ 
Uneinbringliche Beiträge 240 ,„ 
Unvorhergesehenes un je »#% E08, 
Summa 9540 Mk. 
Einnahme 9580 Mk. 
Ausgaben . 9540 ,„ 
UVeberschuss . Summa 40 Mk. 


IL It 


Thüringer Photographen-Bund. 
Unsere diesjährige Herbstversammlung, welche 
die 66 Mitgliederversammlung unseres Bundes _ ist, 
findet 


Dienstag, den 18. Oktober 1921, in Gotha, 
Hotel „Zum Schützen“, Schützenberg, 

statt. 

II Uhr vormittags: Vorstandssitzung. — ıı!/, Uhr: 
Beginn der Mitgliederversammlung. — 2 Uhr: 
Mittagspause. — 3 Ubr: Fortsetzung der Tages- 
ordnung bis zur Erledigung. 


- Tagesordnung. 

1. Eingänge und Mitteilungen. 

2. Bericht über die Central-Verbandstagung in Frank- 
furt a. M. 

3. Vorbesprechungen und Beschlussfassung über die 
Feier unseres 25 jährigen Stiftungsfestes in Erfurt 
Anfang Februar nächsten Jahres. 

4. Aussprache über die kommende Fachorganisation. 

5. Neue Tonungsarten des Mimosa - Papieres. (Ref. 
Kollege Kersten.) 

6. Wahl zweier Kassenrevisoren. 

. Verschiedenes, 

Fragekasten. 


SI 


Wir haben das so glinstig gelegene Gotha deshalb 
gewählt, damit recht viele Kollegen kommen können 
und wir eingehend über die Veranstaltungen unseres 
25. Stiftungsfestes, welches am 2. Februar 1922 in Er- 
furt vorgesehen ist, beraten können. 

Mit kollegialenı Gruss 


Der Vorstand. I. A.: Paul Strnad, Vorsitzender. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Photographen-Bund Freiburg i.B. 
(Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Amtsbezirk Freiburg.) 
Bericht derInnungsversammlung vom 27. Juli, 
„Brauerei Sutter“. 

Eröffnung: 7'/, Uhr abends. Anwesend: ı9 Mitglieder. 


Punkt ı. 
letzter Sitzung, welches gutgeheissen wurde. 

Punkt 2. Herr Prinz berichtete über die Tagung 
des Badischen Photographen-Bundes in Baden-Baden 
(siehe eigener Bericht der „Photogr. Chronik“ Nr. 38). 
Indem derselbe die Ausführungen eines dort gehörten 
Vortrages über das neue Haudwerkergesetz wieder- 
holte, gab der Referent die dort gefassten Beschlüsse 
bekannt. Die Ausführung der Bestimmungen des 
künftigen Handwerkergesetzes soll jetzt schon vor- 
bereitet werden. Die Bestimmung, dass jeder Gewerbe- 
treipende künftig seiner Fachorganisation angehören 
muss, stellt die hier bestehende Zwangsinnung nun 
auf breitere Grundlage, da die im Kammerbezirk 
Freiburg der Innung noch fernstehenden Kollegen 
alsdann der Innung beitreten müssen. Bis zum In- 
krafttreten des Gesetzes sollen dieselben nun als frei- 
willige Mitglieder zum Anschluss gebracht werden. Es 
wurde auf der Tagung ferner beschlossen, die Innungen 
der vier Kammerbezirke zu vereinigen zu, einem 
„Landesverband Badischer Photographen“, welcher an 
Stelle des bisherigen, „Badischen Photographen-Bundes“ 
treten soll. Mit der vorläufigen Geschäftsführung wurde 
Herr Hoffmann- Karlsruhe betraut, der die Aus- 
arbeitung der Verbandsstatuten übernehmen wird. 

Punkt 3. Der Vorsitzende gab die geänderten 
Mindestpreise für Atelieraufnahmen bekannt: 


Mindestpreise, gültig ab I. August 1921 für 





























3 Monate, 
6 Stück | 12 Stück | Kopie 
| Mk. Mk. Mk, Mk. 
Passbilder 25 — 
Visit _ 35 55 6 
Postkarten — 35 50 3 
Kabinett . j ig 30 70 120 Io 
IE X 24 4 en ea 50 150 250 25 
24 x 30 EB Ser 70 240 | 480 | 40 


Kopien in Sepiaton 30 0/o teurer. Für Studenten 
wird bei Legitimation bis zum Kabinettformat Io (yo 
Ermässigung gewährt, 

Von den anwesenden Kollegen wurde das Preis- 
blatt unterzeichnet mit der Verpflichtung, die Preise 
einzuhalten, mit Ausnahme von drei Herren, welche 
die Preise als Richtpreise anerkannten, die Unterschrift 
jedoch verweigerten. 

Auf Anfrage der Kollegin Frau Strub bezüglich 
Gewährung von Künstlerrabatt fasste die Versammlung 
nach kurzer Diskussion den Entschluss, einen solchen 
künftig nicht mehr zu gestatten, ebenso ist von un- 
berechneten Künstleraufnahmen Abstand zu nehmen. 

Schluss der Sitzung 9°/, Uhr. 

Theodor Ruf, 

I. Vorsitzender. 


E. Prinz, 
I. Schriftführer. 


Der Schriftführer verlas das Protokoll . 


337 





Personalien. 
Gestorben ist der Photographiı Richard Hinrichs 


in Schwerin. 
— it 


» 


Aus Industrie und Handel. 

Die Kunst- und Verlagsanstalt Schaar 
& Dathe, K.-G. a. A., in Trier, liefert in ausgezeich- 
neter Ausführung, wovon hier vorliegende Muster 
Zeugnis ablegen, Ansichtspostkarten in Lichtdruck und 
ist dabei in der Lage, besonders eilige Aufträge in 
6—8 Arbeitstagen zu erledigen. Die Ausführung ist 
genau so gut wie diejenige vor dem Kriege. Die 
Firma pflegt die Ansichtspostkartenherstelluung von 
jeher und leistet deshalb und auch infolge der be- 
deutenden Grösse und guten Ausstattung ihrer Werk- 
stätten Hervorragendes,. Die Leser der „Chronik“ 
finden in jeder Nummer eine Empfehlungsanzeige von 
Schaar & Dathe und sollten sich dadurch in jedem 
neuen oder wiederholten Bedarisfalle zur Bestellung 
anregen lassen. 


Das bekannte Mimosa-Handbuch der Mimosa 
A.-G., liegt abermals in einer neuen, fünften Auflage 
vor, die nach knapp ı!/, Jahren notwendig wurde. 
Auch diese Auflage ist vollständig durchgesehen und 
zeitgemäss ergänzt und berichtigt worden. Im Ab- 
schnitt 3 schreibt der bekannte Dresdener Lichtbildner 
Hugo Erfurth sehr Wichtiges in fasslicher Form 
über den Oelpigmentdruck auf Mimosapapier 
Im Abschnitt 3 sind die bewährten Mimosatoner bereits 
durch den neuen Skalatoner und den Novumentwickler 
ergänzt. Dr. Felix Formstecher behandelt den 
Mimosa-Abziehfilm und Professor O. Mente das Mi- 
mosa-Aristopapier. Im Abschnitt 5 sind die Hilfs- 
apparate durch die Geka- Hilfsapparate vermehrt worden. 
Endlich seien noch die genauen Anleitungen für die 
Auswahl und Verarbeitung sämtlicher Mimosapapiere 
hervorgehoben. Das Büchlein, das zum Preise von 
2,50 Mk. durch jede gute Photographenhandlung zu 
beziehen ist, kann wegen der Fülle anregender und 
wertvoller Winke, die es gibt, auch allen Fachphoto- 
graphen empfohlen werden. 


um 20°C ze) 


Kleine Mitteilungen. 

— Karlsruhe. Kürzlich brachten wir eine Notiz 
über den 6ojährigen Geburtstag des Herrn Professor 
F. Schmidt. Zur Richtigstellung sei noch darauf 
hingewiesen, dass Herr Professor Schmidt bereits 
34 Jahre seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hoch- 
schule in Karlsruhe ausübt. Er hat seine Vorlesungen 
und Kurse im Oktober 1887 begonnen. 


—eit- 


Fragekasten. 


Technische Fragen. 
Frage 9. Herr E. B. in E. Ich liess mir vor 
ungefähr Io Jahren einen Ansatz an meine Atelier- 
kamera bauen, um dieselbe auch als Vergrösserungs- 


338 


apparat mit indirektem Licht gebrauchen zu können. 
Dieser Ansatz wird an Stelle der Mattscheibe ein- 
gehängt. Da der Atelierapparat nur tagsüber viel ge- 
braucht wird, bin ich gezwungen, meine Vergrösse- 
rungen immer nach Geschäftsschluss zu machen. Um 
dies nun zu vermeiden, möchte ich an den Ansatz 
einen Kamerabalgen ansetzen und denselben mit Lauf- 
vorrichtung zum Hängen montieren, in ähnlicher 
Weise wie beim Okoli- Apparat. Kollegen machten mich 
jedoch darauf aufmerksam, dass ich hierdurch mit der 
Okoli- Gesellschaft in Konflikt käme, welche laut Pro- 
spekt D. R. P. usw. für ähnliche Konstruktion . an- 
gemeldet habe. Wie ist hierbei festzustellen, was 
patentrechtlich geschützt ist? 


Antwort zu Frage 49. Hängeeinrichtungen an 
Kameras sind in verschiedenen Formen in Gebrauch, 
so dass wohl in der Beziehung keine patentrechtlichen 
Schwierigkeiten entstehen können. Einen Einblick in 
die Patentanmeldung zu erlangen, ist vor der Auslage 
wohl kaum möglich. Bei einem Gebrauchsmuster 
kann es sich nur um eine bestimmte Ausführungs- 
form handeln. Unserer Ansicht nach besteht kein Be- 
denken, dass Sie Ihren Apparat, wie Sie ihn schildern, 
sich selbst bauen und benutzen. 


Frage so. Herr N. E. in B. Ich möchte mir ein 
Tageslicht-Atelier bauen; welche Bauart ist dazu anı 
besten geeignet? Ich beabsichtige, dem Atelier ein 
grosses Seitenfenster von gm Höhe und ı!/, m Ober- 
licht zu geben, statt dasselbe wie gewöhnlich mit 
4—5 m Glasdach zn bauen. 


Antwort zu Frage 50. Die Erfahrung zeigt, dass 
auch in Glashäusern mit sehr viel kleinerer Glasfläche, 
als sie früher üblich war, gute Beleuchtung und 
genügend kurze Belichtung möglich ist. Selbstverständ- 
lich wird der im Glashaus für die Aufnahme verfüg- 
bare Raum bei einer kleineren Glasfläche auch ent- 
sprechend beschränkter, aber es bieten sich für be- 
sondere Beleuchtungsarten und Lichteffekte in einem 
solchen Raum viel mehr Gelegenheiten als in einem 
Pultatelier. Die neuzeitlichen Zimmer - Ateliers ge- 
winnen immer mehr Anklang, besonders auch mit 
Rücksicht darauf, dass die Erhaltungskosten sich bei 
ihnen geringer stellen. 


Rechtliche Fragen. 


Frage8. Herr K. M. in F. 1. Auf Bestellung 
machte ich Aufnahmen von einer hochgestellten Per- 
sönlichkeit; nach einiger Zeit entdeckte ich im Ver- 
kehr Verkleinerungen dieser Aufnahme, die ein anderer 
Photograph auf seinen Firmenkartons in den Handel 
brachte. Wie kann ich mich dagegen schützen? 


2. Von einem dieser Porträts, das 
Zeitungsverlag zur Verfügung stellte, will dieser Verlag 
mir für weiter zu verkaufende Galvanos je 5 Mk. ver- 
güten. Ist dieses Angebot günstig und wie kann ich 
den Verkauf kontrollieren ? 


ich einem 


Gesetzbuches 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Antwort zu Frage 8. ı. Der betreffende Photo- 
graph hat gegen die Bestimmung des $ ı5 des Ur- 
hebergesetzes verstossen, das dem Urheber die aus- 
schliessliche Befugnis einräumt, das Werk zu verviel- 
fältigen und gewerbsmässig zu verbreiten. Nach $ 31 
in Verbindung mit den Bestimmungen des Bürgerlichen 
kann der Photograph schadenersatz- 
pflichtig gemacht werden. Nach $$ 32 und 4ı kann 
wegen der -Urheberrechtsverletzung Strafantrag ge- 
stellt werden. 

Antwort 2. Die Vergütung von 5 Mk. für die 
Galvanos, d.h. im Wege der Galvanoplastik hergestellter 
Kupferklischees für Illustrationen, .rscheint etwas niedrig. 
Da es sich nur um eine ganz vorübergehende Ver- 
kaufsgelegenheit hier handelt, empfiehlt sich ein be- 
sonderer Vertrag mit dem Zeitungsverlag überhaupt 
nicht, allenfalls wäre eine einmalige Gesamtvergütung 
für das Verbreitungsrecht zweckmässig, über dessen 
Höhe aber nichts Näheres gesagt werden kann. Viel-- 
leicht empfiehlt sich auch die Ueberlassung des Illu- 
strationsrechts an eine der vielen Illustrationszentralen. 

Dr. Sch. 

Frageog. Heır A. FH. in K. Auf Bestellung machte 
ich die Aufnahme eines Turnvereins und sandte ihm 
zwei Probebilder zu. Ohne jede Mängelrüge beauftragte 
der Verein einen anderen Photographen mit der Auf- 
nahme. Kann ich Schadenersatz verlangen? 

Antwort su Frage9. Nach $ 640 BGB. ist der 
Besteller verpflichtet, das vertragsmässig hergestellte 
Werk abzunehmen, sofern nicht nach der Beschaffen- 
heit des Werkes die Abnahme ausgeschlossen ist. Es 
kann auch schon wegen eiues unerheblichen Mangels 
die Abnahme verweigert werden. Ist das hergestellte 
Bild von’mangelhafter Beschaffenheit, so kann der Be- 
steller die Beseitigung des Mangels verlangen, was er 
in diesem Falle aber nicht getan hat. Es käme bei 
einem etwaigen Schadenersatzprozess nur noch darauf 
an, ob das Bild mängelfrei ist; ist dies zweifelhaft, so 
empfiehlt sich eine gütliche Vereinbarung, dass Ihnen 
wenigstens die baren Auslagen ersetzt werden. 

Ä Dr. Sch. 

Frage 10. Herr M. H. in’ P. Gelegentlich eines 
auswärtigen Schulfestes machte ich eine Aufnahme des 
Festzuges auf öffentlicher Dorfstrasse; ich bekanı 
daraufhin ein Strafmandat wegen Nichtbesitzes eines 
Wandergewerbescheines zum Zwecke dieser Aufnahme. 
Vorher hatte ich mich mit dem Schulleiter schriftlich 
in Verbindung gesetzt und mich angemeldet, mit dem 
Ersuchen, mir Nachricht zu geben, wenn ich nicht 
kommen sollte. Da ich nicht abbestellt wurde und 
der Schulleiter gesprächsweise meine Bestellung an- 
erkannte, glaube ich, für diesen Fall keinen Wander- 
gewerbeschein nötig zu haben. 

Antwort su Frage 10. Ihre Darstellung spricht 
für die Annahme einer vorgängigen Bestellung im 
Sinne des $55 der Gewerbeordnung, so dass zu der 
Aufnahme ein Wandergewerbeschein nicht notwendig 


war. Dr. Sch. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A.Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle 4.5. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 
ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK 
Alleiniges Organ des Central-Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J.P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 


Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Phuto- 
graphen* (mit vielen Kunstdrucktafeln. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein 7, — Mk. — Anzeigen: Für ı mm Höhe 


der somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 20 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 40 Pf., sonst 50oPf. Anfragen und Aut- 
träge an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 








Nr. 42. 





21. Oktober. 





1921. 





Rundsehau. 


Landschaftsaufnahmen mit grossen 
Kontrasten. 


Bei unseren Landschaftsmotiven haben wir 
oft grosse Gegensätze von Licht und Schatten, 
und diese erscheinen im Bildresultat in noch 
verstärkterem Grade, als es im Original der Fall 
war. Wir müssen bekanntlich derartige Motive 
sehr vorsichtig entwickeln, sollen nicht die 
Kontraste sich in noch weiterem Masse steigern, 
so dass die Bildwiedergabe direkt ungeniessbar 
wird. Wir können zwar die Platte nachträg- 
lich mit einem für diesen Fall zweckmässigen 
Abschwächer behandeln, aber vorteilhafter bleibt 
es, die Entwicklung des Negativs im Anbeginn 
dahin zu leiten, dass die Gestaltung des Bildes 
möglichst harmonisch wird und eventuell nur 
geringer Nachbilfen bedarf. Aufunseren Wande- 
rungen und Reisen müssen wir nun oft mit 
einer ungünstigen Beleuchtung vorlieb nehmen, 
da ein Abwarten besserer Verhältnisse aus- 
geschlossen ist. Haben wir jedoch ein längeres 
Standquartier inne, ist uns nicht ein bestimmter 
Zeitpunkt für die Aufnahme vorgeschrieben, 
dann tun wir besser, das Motiv auf seine 
passendste Beleuchtung hin näher zu studieren 
und vielleicht überbaupt eine Witterung abzu- 
warten, die uns das Motiv in gemilderten Gegen- 
sätzen erscheinen lässt. Diese alte Mahnung 
wird namentlich von Anfängern ausser acht ge- 
lassen, und insbesondere wird darin in gebirgigen 
Geländen viel gesündigt. Dieses Aufnahme- 
gebiet bietet an und für sich schon mancherlei 
Schwierigkeiten, sollen Vordergrund und Ferne 
gut ausklingen. Kommt dann noch unrationelle 
Behandlung hinzu, so entspringen unwahre 
Bilder, die von dem Naturobjekte nur noch die 
Linienführung wiedergeben, und womöglich auch 
diese noch unvollkommen. 


Negativverstärkung mit Selenverbindungen. 


Heinrich Franke-Karlsrube hat zur Ver- 
stärkung auch Verbindungen von Selen, wie z. B. 


[Nachdruck verboten] 


Selenosulfat, für geeignet befunden und auf 
dieses Verfahren ein Patent erhalten (D.R.P. 
Klasse 57b, Nr. 333094). In der Patentschrift 
wird zur praktischen Ausführung weiterhin an- 
gegeben, die Platte !,— ı2 Stunden in eine 
entsprechende Lösung, z. B. Senol, einzulegen. 
Eine Wässerung der Platte ist nicht bedingt. 
Das Silberkorn soll durch diese Verstärkung 
nicht verändert werden. Soll die Verstärkung 
wieder beseitigt werden, so kann dies einfach 
durch Behandlung mit einem Bade von Kalium- 
permanganat mit Salzsäure und Wiederentwick- 
lung in den üblichen Lösungen geschehen. 


Bezeichnung des Konzentrationsgrades 
von Lösungen. 


Ueber den Begriff des sogenannten Prozent- 
gehalts von Lösungen begegnen wir bisweilen 
Irrtümern. L.P. Clerg bringt diese Materie in 
der „Revue Francaise de Photographie“ wieder 
einmal zur Sprache. Für eine zehnprozentige 
Lösung eines Salzes, z. B. Fixiernatron, hören 
wir bezüglich deren Zusammensetzung die folgen- 
den Auffassungen: 

Io g Fixiernatron in ı0o0o g Wasser (oder 
100 ccm, denn diese wiegen 100 g) gelöst, Ge- 
samtgewicht IIOog. 

ıo g Fixiernatron in go g Wasser gelöst, 
Gesamtgewicht Ioo g. 

Io g Fixiernatron in 94 ccm Wasser gelöst, 
Gesamtvolumen ı00 ccm. 

Die letzt erwähnte Rechnungsart nachVolumen 
bemerken wir wobl kaum in unseren Kreisen, 
dagegen wechseln die beiden ersteren bei uns 
durcheinander. Richtig für prozentuale Aus- 
drucksweise bleibt nur die in zweiter Reihe, 
denn hier ist genau angegeben, wieviel Gramm 
Salzbestandteil in 100 g der Lösung enthalten 
sind, während uns die erste Reihe den Salz- 
gehalt in ııo g Lösung angibt. 

Aber nicht immer besteht das Lösungsmittel 
in Wasser, dessen Gramm-Gewichtszahlen und 


42 


340 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | Ä 








Kubikzentimeter-Volumenzahlen übereinstimmen. 
Wir können dann die Flüssigkeit nicht mehr 
bequem in Mensur abmessen (wir müssten denn 
schen besondere spezifische Gewichtstabellen zu 
Hilfe nehmen), sondern müssen zur Wage greifen, 
was ja entschieden für Flüssigkeiten etwas um- 


ständlich ist. Man beliebt daher in der Praxis 
vielfach den Gehalt derart anzugeben, dass man 
die festen Substanzen nach Gramm, die Flüssig- 
keiten nach Kubikzentimeter misst. Eine wässerige 
Kaliumbichromatlösung 3:100 besteht demnach 
aus 3 g Kaliumbichromat und ı60 ccm Wasser. 


Innungswesen. 


Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg 
und von Berlin hat unter dem 4. August 1921 
folgende Entscheidung gefällt: 


Die ordentliche Innungsversammlung hat in der 
Sitzung vom 3. November 1920 unter Mitarbeit und 
Zustimmung des Gehilfenausschusses zur weiteren 
Regelung des Lehrlingswesens im Photographenhand- 
werk folgendes beschlossen; 

1. In Zukunft dürfen in keinem Betriebe mehr als 
zwei Lehrlinge beschäftigt werden. 

2. In denjenigen Betrieben, in denen der Meister 
ohne Gehilfen arbeitet, darf nur ein Lehrling beschäftigt 
werden. 

3. In denjenigen Betrieben, wo ein oder mehrere 
Gehilfen beschäftigt werden und ein zweiter Lehrling 
beschäftigt werden darf, kann die Einstellung des 


zweiten Lehrlings nur dann erfolgen, wenn der erste 
Lehrling sich im dritten Jahre der Lehre befindet. 

4. Für diejenigen Lehrlinge, welche kein Lehrgeld 
bezahlen, wird eine vom Lehrherrn zu zahlende Ent- 
schädigung festgesetzt, welche beträgt: Im ersten 
Lehrjahre ı2 Mk.; im zweiten Lehrjahre 18 Mk,; im 
dritten Lehrjahre 30 Mk. wöchentlich. 

Nach Anhörung der Handwerkskammer genehmige 
ich auf Grund des $ 1oop der Gewerbeordnung diesen 
Beschluss mit der Massgabe, dass es hinsichtlich der 
Ausbildung von Lehrlingen in der Photographischen 
Lehranstalt (früher Lette-Verein) bei den bisher gelten- 
den Bestimmungen verbleibt. 

I. V.: gez. Januke 


Diese Bestimmungen sind ab I. Oktober 1921 
in Kraft getreten. 


ht 


Erziehungs- und Standesiragen. 
Vortrag von Adalbert Iser in Reichenberg. 


(Schluss.) 


Ich komme nun zur Bezugsquellenfrage Die 
Einkaufsgenossenschaft der Photographen ist auch heute 
noch, trotzdem die Fabrikanten diese Form des Ge- 
schäftsverkehres auf das strikteste abgelehnt haben, das 
Schlagwort vieler, vielleicht der meisten Kollegen, ohne 
sich mit der Sache selbst objektiv zu beschäftigen. Wer 
dies tut, wird zu der Einsicht kommen, dass die Fabri- 
kanten eine berechtigte Ursache haben, die Einkaufs- 
genossenschaft abzulehnen. Wie dem auch immer sei! 
Der Zweck der Einkaufsgenossenschaft ist der, dass wir 
für unsere Mitglieder eine Preisermässigung erzielen, 
ihnen aber volle Freiheit lassen in der Wahl der ein- 
zelnen Fabrikate. Weiche Preisermässigung können 
unsere Mitglieder durch die Einkaufsgenossenschaft 
erhalten? Wenn sie vollkommen freie Wahl und keinem, 
wie immer geartetem Zwang oder gar Verpflichtungen 
‚unterworfen sind, an eventuellen Verlusten teilzunehmen, 
eine nur ganz minimale, die aber sicher nicht dafür 
steht, einem anderen Stand, jenem der Händler, Schaden 
zuzufügen. Ich halte es daher zwecklos, Ihre Zeit über 
das Schlagwort „Einkaufsgenossenschaft* weiter in An- 
spruch zu nehmen, weil dasselbe Ziel auf friedlichem 
Wege erreicht werden kann, wenn wir die Ursachen, 
die uns dieses Ziel zu erreichen wünschenswert machen, 
klarlegen und den Fabrikanten unsere Wünsche bekannt- 
geben. 

Die Ursache, warum wir eine Preisermässigung für 
unsere Mitglieder anstreben, ist die, dass wir eine ge- 


[Nachdruck verboten. 


sunde, auf festen Füssen stehende Organisation erhalten. 
Die Mitglieder müssen daher durch ihre Zugehörigkeit 
zu dieser auch einen sichtbaren Vorteil haben. In 
zweiter Linie muss durch diese Preisermässigung dem 
Raubbau der Pfuscher und aller übrigen Schmarotzer 
in unserem Gewerbe ein Abbruch geschehen. Dieses 
ist aber nicht durch Zwang oder Gewalt, sondern nur 
in dem besten Einvernehmen mit den Fabrikanten und 
Händlern durchzuführen. Ich bin überzeugt, dass diese 
die Berechtigung unserer Wünsche nicht nur einsehen, 
sondern diese sogar unterstützen werden, weil ihnen an 
einem gesunden, kaufkräftigen Photographenstand ge- 
legen ist. Ich mache daher den Vorschlag, durch die 
Genossenschaft und Zentralverbände unseren Lieferanten 
alle jene Unzukömmlichkeiten, die durch Schleuder- 
oder Schmutzkonkurrenz veranlasst werden und unseren 
Stand dem Untergang nahebringen, bekanntzugeben 
und diese zu ersuchen, mit uns zu beraten, welche Ab- 
hilfe getroffen werden kanıu und in beiderseitigen Inter- 
essen getroffen werden muss. Drohungen, Zwangs- 
massnahmen u. dgl. müssen dabei unter allen Umständen 
wegfallen, weil unsere Lieferanten am Ausbau unseres 
Gewerbes das grösste Interesse haben und deren Absatz 
durch diesen Ausbau ein wesentlich grösserer werden 
wird, soferu wir es nicht mehr notwendig haben werden, 
unseren Lebensunterhalt aus der Sparsamkeit des Mate- 
rialverbrauches, gegenüber denjenigen, die sich unbefugt 
in unser Gewerbe eindrängten oder Schmutzkonkurreuz 


! 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


341 








betreiben, zu gewinnen, wie dies tatsächlich heute oft 
der Fall ist. Notwendig aber ist es, dass wir Ihnen 
diese Tatsachen bekanntgeben und mit Ihnen beraten, 
wie diesem Uebelstande abzuhelfen ist. Ich schlage 
daher vor, dass seitens aller Organisationen unverzüg- 
lich Beratungen gepflogen und mit unseren Lieferanten 
entsprechende Abmachungen getroffen werden, damit 
wir in dieser Sache endlich einmal zu einem Ziele ge- 
langen und unsere Mitglieder nicht weiterhin zweck- 
und nutzlos mit Schlagwörtern abspeisen, sondern sicht- 
bare Vorteile bieten. 

Dies ist möglich, wenn seitens des Central- Ver- 
bandes an alle Photographen, die einer Genossenschaft 
angehören und zur Einhaltung der Genossenschafts- 
bestimmungen verpflichtet sind, eine Legitimation aus- 
gefolgt wird, während sich alle Lieferanten der Ver- 
pflichtung unterwerfen, die üblichen oder erhöhten, für 
Fachphotographen eingeführten oder einzuführenden 
Nachlassrabatte nur gegen Vorweis dieser Legitimation 
zu gewähren. Missbrauch der Legitimation oder Nicht- 
 einhaltung der Genossenschaftsbestimmungen kann durch 
zeitweise oder gänzliche Entziehung derselben im Ein- 
vernehmen der Lieferanten und des Reichsverbandes 
bestraft werden. Dadurch werden die Lieferanten und 
die organisierten Photographen gleichzeitig und mit 
Erfolg von Schmarotzern und von sonstigen Unberech- 
tigten befreit, dem Reichsverband aber jenes Mittel 
in die Hand gegeben, um erfolgreich tätig zu sein. 

Ich komme nun zu der letzten Frage, der Be- 
wertung unserer Erzeugnisse im Sinne des Aus- 
stellungswesens. Es schweben mir zwei Männer vor: 
Wasow und Dr. Quedenfeldt, die sich in den Fach- 
blättern mit dem Messer zu Leibe rücken. Meine 
Herren, ich sagte Männer und meine dies ehrlich, weil 
beide echte Photographen sind. Der Kampf besteht 
zwischen zwei verschiedenen Richtungen, die beide für 
die Weiterentwicklung der Photographie gleich wichtig 
sind. Wasow schreibt Zeitgeschichte mit Hilfe des 
Lichtes, er vertritt die Richtung der nackten Wirklich- 


keit. Er will das sinnlich Wahrnehmbare mit jener 
Wahrheitsliebe, Lebendigkeit und Charakteristik der 
Nachwelt erhalten, wie er es in der Gegenwart emp- 
findet. In diesem Sinne fordert er zur Schaffung realer 
Werte auf und spornt zu Höchstleistungen an. Damit 
vertritt er den Standpunkt jener, die die Photographie 
als Gewerbe ausüben, weil von diesen seitens Ihrer 
Auftraggeber die Schaffung realer Werte in erster Linie 
gefordert werden. Wir können seine Richtung als jene 
edler Realisten nur auf das herzlichste begrüssen. 

Dr. Quedenfeldt dagegen schreibt Zeitgeschichte 
mit dem Griffel des Idealisten, aber nicht über das 
sinnlich Wahrnehmbare, sondern über das Unsichtbare 
unserer Gedankenwelt, Er will der Nachwelt die Emp- 
findungen und Gefühle, die aus dem Geiste der Gegen- 
wart geboren sind, überliefern. Diese Richtung ist des- 
halb nicht minder wichtig, für uns Realisten aber 
insofern wertvoll, als er damit im Sinne der bildenden 
Kunst ein zweites Absatzgebiet für den Berufsphoto- 
graphen schafft. j 

Ich schlage deshalb vor, dass bei Ausstellungen 
beide Richtungen gepflegt werden und vertreten sind. 
Die Bewertung der einzelnen Gruppen sollte im vor- 
genannten Sinne erfolgen, der Wahlspruch aber lauten: 
„Kampf fördert, Konkurrenz hält munter.“ 

Ich habe Ihnen mit dem Vorstehenden jene An- 
regung geben wollen, die in den Wirkunsskreis des 
Genossenschaftslebens fallen könnte, und hoffe, damit 
der Sache und unserem Stande im Sinne der Einladung 
gedient zu haben. Wenn aber diese Anregungen nmutz- 
bringend sein sollen, so wäre es angezeigt, wenn auch 
diejenigen, die gegenteiliger Ansicht sind, ihre Meinung 
mit sachlicher, das Interesse unseres Gewerbes fördernder 
Begründung zur Sprache bringen. Ein Erfolg im Sinne 
unserer heutigen Einladung kann nur dann erzielt 
werden, wenn in systematischer Reihenfolge der An- 
regung die Beratung, der Beratung die Arbeit, der 
Arbeit ein Beschluss und dem Beschluss die Durch- 
führung als zwingende Notwendigkeit folgt. 


— 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge eiuzusenden. 


Photographen - Zwangsinnung 
Kempten i. Allgäu. 


Die Herren Jos. Zimmermann und Ernst von 
Zabuesnig haben ihr Amt als Vorstandsmitglieder 
der Photographen - Zwangsinnung niedergelegt und 
lehnen die Weiterführung der Geschäfte bis zur Neu- 
wahl ab. Die Inuung ist sonach ohne Vorstand. Auf 
Grund des $ Iooc und $ 92, Abs. V, Gew.-Ordg., beruft 
daher der Stadtrat von Kempten als Aufsichtsbehörde 
die Innungsversammlung auf 


Freitag, den 21. Oktober, nachmittags 2 Uhr, 
in die Wirtschaft zur „Kreuzstrasse“ in Kempten. 


In dieser Versammlung soll beschlossen werden über: 


I. Wahl des Vorstandes. 
2. Haushaltplan 1922. 
3. Beratung und Besprechung über eingegangene 
Neuheiten. 

4. Verschiedenes. 

Unter Hinweis auf $ı der Innungssatzung werden 

die Mitglieder zu der Versamminng eingeladen. 
Der Stadtrat. 
Weidner, III. Bürgermeister. 


m 4><Cı ze 


* 


342 


- PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Säehsiseher Photographen - Bund. 
Als neue Mitglieder sind gemeldet: 

Herr Walter Laue, Mitinhaber der Firma Walter 
Laue & Co., Dresden-A., Reitbahnstrasse 35; Ver- 
treter der Leonar-Werke und Westendorp & Wehner. 

Herr Klotzsche & Co,, Dresden- Löbtau, Columbus- 
strasse 9. 


Als neues Mitglied ist aufgenommen: 
Herr Walter Rasch, Grossenhain ıi. Sa. 


"IL Ir 


Sehleswig-Holsteiniseher Photographen- 
Verein. 
u EEE 


Nach längerem Leiden verstarb vor einigen 
Tagen unser Mitglied 


Herr F. Minet in Elmshorn. 


Unser Verein verliert mit ihm ein lang- 
jähriges und treues Mitglied, welches sich grösster 
Wertschätzung und Hochachtung der ihn genauer 
kennenden Kollegen erfreute. An den Be- 
strebungen des Vereins nahm er regen Anteil, 
den Kollegen stand er gern mit Rat zur Seite. 

Wir werden sein Andenken stets in Ehren 


halten. Der Vorstand. 
I. A.: Otto Stiegler. 


EEE ESCHE EN RA 
st 


Photographischer Verein zu Hannover. 


(Korporatives Mitglied des Central - Verbandes Deutscher Photo- 
graphen -Vereine und -Innungen, J. P.) 


Einladung zur Mitgliederversammlung 
am Donnerstag, den 27. Oktober, 8 Uhrabends, 
in „Wachuings Hotel“. 


Tagesordnung. 

ı. Verlesung und Genehmigung des Protokolls letzter 
Sitzung. 

2. Vortrag von Herrn H. Weinert-Berlin: „Einiges 
über Behandlungsquellen für Photographen.“ Der 
Vortrag ist mit der Vorführung der Photolumen 
der Aufnahmehandlampe und der Effekttisch- 
lampe der Firma Weinert verbunden. 

3. Eindrücke von der Berliner Tagung und Aus- 
stellung, durch Kollegen Merck berichtet. 

4. Vorführung des neu konstruierten Vergrösserungs- 
und Verkleinerungsapparates „Okuli“ durch 
Kollegen Merck. 

5. Ausstellung von Arbeiten auf Tuma-Gas-, Temal- 
und Mattalbuminpapier der Firma Trapp 
& Münch- Friedberg. 

6. Verschiedenes. 

In Anbetracht der reichen Tagesordnung werden 
die Mitglieder nebst ihren Damen um pünktliches und 
zahlreiches Erscheinen gebeten. 


Im Nanıen des Vorstandes: 
M. Merck, Alb. Lüssenhop, 
I. Vorsitzender. Schriftführer. 


Photographen- Zwangsinnung 
des Kammerbezirks Karlsruhe. 


Einladung 
zur ordentlichen Innungsversammlung am Dienstag, 
25. Oktober d. J., nachmittags 3°/, Uhr, im 
„Restaurant Ziegler“, in Karlsruhe. 


Tagesordnung. 
1. Verlesen der beiden letzten Protokolle. 
2. Eingänge. 
3. Antrag auf Aenderung der $$ IO u. 22 unserer 
Statuten. 
. Antrag auf Erhöhung der Mindestpreise. 
. Gehilfentarif. 
. Vortrag des Herrn Professor Schmidt über: 
„Einige photographische Neuheiten.“ 
7. Haushaltungsplan für 1922. Festsetzung und Ge- 
nehmigung. 
8. Richtigstellung und Ergänzung der Mitglieder- 
liste H. 
9. Ausstellung der Leonarwerke. 
10. Verschiedenes. 


au» 


Der Haushaltungsplan liegt von heute an beim 
II. Vorsitzenden, Kollegen Pester- Karlsruhe, zur Ein- 
sicht auf. 

Wir erwarten pünktliches uud vollzähliges Er- 
scheinen und werden für unentschuldigtes oder un- 
genügend entschuldigtes Fernbleiben oder Zuspät- 
kommen an dieser wichtigen Versammlung von den 
88 Io u. 22 Gebrauch machen. 


A. Lohmüller, 
Obermeister. 


Max Hirsch, 


Schriftführer. 
IL It 


Photographen - Zwangsinnung 
im Bezirke der Amtshauptmannsehaften 
Zittau, Löbau, Bautzen. Sitz: Zittau. 


Vorstandssitzung 
am 6. Oktober, abends8 Uhr, im „Hotel Engel“, 
Zittau. 
Die nächste Herbstversammlung soll am 
26. Oktober, im „Hotel Engel“, Zittau, nachmittags 
5 Uhr, stattfinden. 


Tagesordnung. 
ı. Bericht des Vorsitzenden über Eingänge. 
2. Antrag des Obermeisters auf Teilung der Innung. 
3. Aussprache und eventuell Erhöhung 
Mindestpreise. 
. Kassieren der Beiträge. 
. Anträge. 
. Verschiedenes. 


unserer 


. Fragekasten. 
Eventuelle Anträge müssen 48 Stunden vor Beginn 


SI 90. 


der Versammlung beim Obermeister eingereicht werden. 
Es wird darauf hingewiesen, dass jeder zur Innungs- 
versammlung pünktlich zu erscheinen hat, widrigen- 


falls er sich laut 8 22 unserer Satzungen strafbar 
macht. 
H. Hauschild, Fr. Hacker, 
Obermeister. Schriftführer. 


/ 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | | 343 


Photographen - Zwangsinnung 
des württembergisehen Schwarzwald- 
kreises. Sitz: Reutlingen. 


AmMontag, den 24. Oktober, vormittags Io Uhr, 
findet in Horb a. N., Hotel „Lindenhof“, unsere 
Herbstversammlung statt. 


Tagesordnung: 

1. Preisneubildung und Beschluss über eine Preis- 
konvention. i 

2. Gemeinschaftliche Massnahmen bei 
mangelhaften .. Materials. 

3 Vorgehen bei den Behörden wegen Photographieren 
im Umherziehen an Sonntagen. 

4. Verschiedenes: Fragekasten, Altersheim u. a. 


Belieferung 


Zu diesen äusserst wichtigen Fragen ist restloses 
Erscheinen der Mitglieder notwendig. 
Fehlende werden nach $ 22 des Statuts in Strafe 


genommen. 
Der Obermeister: G. Wurster. 


3 


Photographen -Zwangsinnung 
für den Freistaat Braunschweig. 


Bericht über die zwölfte ordentliche Innungs- 
versammlung am 20. September in Helmstedt. 

Der Obermeister eröffnet die Sitzung um 3'j, Uhr 
und begrüsst die Erschienenen. Anwesend waren 
31 Mitglieder. 

Vor Eintritt in die Verhandlungen gedenkt der 
Obermeister des am 5. September verstorbenen Herrn 
Hofphotograph Ed. Schütze-Schöningen durch einen 
herzlichen Nachruf. Die Anwesenden erheben sich zur 
Ehrung seines Andenkens von den Plätzen. 

Darauf werden die eingegangenen Entschuldigungen 
bekanntgegeben und auf Tagesordnung 
eingegangene Anträge hingewiesen: I. Antrag Rosen- 
stein: Erhöhung der Vergütungen für das Ober- 
meister- und Kassiereramt auf 500 bzw. Ioo Mk. II. An- 
trag Homann: Die Versammlung wolle folgenden 
Zusatz zu & Io unserer Satzungen gutheissen und 
beschliessen: „Wer in öffentlichen Ankündigungen 
photographische Arbeiten zu einem besonders billigen 
Preise oder unentgeltlich anbietet, verfällt in eine vom 
Vorstande festzusetzende ÖOrdnungsstrafe von 20 Mk. 
für jeden einzelnen Fall. Ferner erhält die gleiche 
Strafe, wer unberechtigt Titel oder Auszeichnungen 
führt und fremde Bilder als seine eigenen ausstellt.“ 

Es soll hier gleich bemerkt werden, dass beide 
Anträge einstimmig angenommen wurden. 

Von der Firma Kranseder & Co. - München 
lagen Plattenproben vor (deutsche Imperialplatte), die 
im Umsehen vergriffen waren. Die Fiıma Gebrüder 
Lampe-Schöningen hatte eine Ausstellung von Ver- 
grösserungen gebracht, worauf besonders hingewiesen 


zwei zur 


wurde. 

Darauf erfolgt Eintritt in die Verhandlungen. Die 
Niederschrift der elften Versammlung wird verlesen 
und ohne Widerspruch angenommen. 

Im Anschluss an das Protokoll wird bekanunt- 


gegeben, dass der mit dem Senefelder - Bund ab- 
geschlossene Tarif am I. Juli gekündigt ist und am 
I. Oktober abläuft. Neue Verhandlungen sollen nur 
mit dem Gehilfenausschuss gepflogen werden. Eine 
weitere Lohnerhöhung ist gefordert worden. Als 
nächster Punkt der Tagesordnung kommt folgender 
Haushaltplan für 1922 zur Verlesung und findet die 
Genehmigung durch die. Versammlung. 


Haushaltplan für 1922. 
Einnahmen. 


Beiträge für 86 Mitglieder &8Mk.. .. 688 Mk., 
Zusatzbeitrag a 28 Mk. 2408 „ 
Für 8 Lehrlinge a 250 Mk. . . . ..2.20 „: 
»„ 22 Gehilfen a 4aMk. ....2.2..8 „ 
s. Dltalen: wc a rt ae OR 
Summa 3334 Mk. 
‚Ausgaben. 
Ausfall an Beiträgen . . . . 200 Mk., 
Wahrung der Aemter . 600 „ 
Reiseentschädigungen . 800 „ 
Drucksachen 300 „ 
Inserate . u . IOOO ,, 
Für die Unterstützungskase . . . . . 200 „ 
Lehrbücher . . . 2 2 2 2.2.2.2. I1I00 ,„ 
Unvorhergesehene Ausgaben . . . ..TI34 » 


Summa 3334 Mk. 
an den Haushaltplan regt der 
Kassierer an, der gegründeten Unterstützungskasse 
etwaige Ueberschüsse zu überweisen. Auch soll für 
die Innung ein Postscheckkonto eingerichtet werden. 
Der Kassierer beklagt sich über den schlechten Ein- 
gang der Beiträge und gibt der Hoffnung Ausdruck, 
dass durch ein Postscheckkonto, namentlich durch die 
beigelegte Zahlkarte, dem Uebelstande abgeholfen 
wird. Das Protokoll der letzten Vorstandssitzung, in 
welcher diese Angelegenheiten beschlossen wurden, 
wird verlesen. Unsere Berichte und Einladungen 
sollen in Zukunft bei der Firma Wilhelm Knapp in 
Halle gedruckt werden. Die Inserate in Schöninger 
Zeitungen, wie sie von den dortigen Kollegen gefordert 
waren, sollen zu gegebener Zeit durch die Schöninger 
besorgt werden. 


Im Anschluss 


Punkt 4 der Tagesordnung, Richtpreise, wird zurück- 
gestellt, da er längere Zeit beansprucht. 

Zu Punkt 5 wird eine den erhöhten Beiträgen 
entsprechende Erhöhung der Gebühren für Gehilfen 
und Lehrlinge beantragt und angenommen. Danach 
ist in Zukunft zu zahlen: Für einen Gehilfen 4 Mk. 
für das Jahr, für einen Lehrling 2,50 Mk. Hierbei 
wird gleich bekanntgegeben, dass in Zukunft bei An- 
meldung eines Lehrlings die amtliche Befugnis des 
Lehrherru zur Anleitung eines Lehrlings nachgewiesen 
werden ınuss. 

Punkt 6, Erhöhung der Strafen, wird abgesetzt, 
da der Innung eine Straffestsetzung über 20 Mk. nach 
der Reichs- Gewerbeordnung nicht zusteht. Darauf 
wird auf Punkt 4 zurückgegriffen. 

Zunächst gibt Herr Homann eine der Zeit ent- 
sprechende Preiskalkulation, und wird danach zur Fest- 


, 








ı Stück 
Mk. ı 


Grösse: 





Medaillon . 









In eiligen Fällen 25 % 





Passbilder Der a —_ 15,— | 23,— | 30,— 3,50 Aufschlag. 
Visit und Prinzes . . . . — — 49,— | 60, — — 
auf Kunstdruck oder Bütten — —_ 60,— | 85,— 1— 
Grossvisit | — — 60,— | 85,— 2 ne 
auf Bütten a _ _ 80,— | 1I0,— — 
Kabinett. rl 35— | 60,— | 90,— | 125,— | 15 — 
- auf Bütten re] 45 | 75 | I10,— | 160,— || 25,— | 
Porträts 13Xı8cm. . . .| 45,— | 80,— | 110,— | 1c0,— || 25, — 
Gruppen 13Xı8cm. . . .| 45, — —_— 0 —- — [10—20St. a ıoMk. 
u i P d klei 
Porträts I8X24 cm. nu Eu mi 35: Gruppen im Atelier, 
Gruppen 18X24 cm. 15—i — a u IE 1 a Es Fr rag 
24X30 cm . 100,— | — a | >= = 
0X40 cm 150, — = Ze = sure 
ns Be on | u u Ki | 10%, niedriger. 
50X60 cm Jade = — | Gr Mae 
Grössere Formate entsprechend. — Kopien je nach Arbeit 50— 100% Aufschlag. 


Postkarten: 








6 Stück 

| Mk. 
Ungetonte | 35 — 
Getonte | 55, — 


setzung der Richtpreise geschritten. Hierbei gab es, 
wie vorausgesehen, grosse Meinungsverschiedenheiten, 
und nach etwa einstündiger, äusserst lebhafter Aus- 
sprache wurden die vorstehend abgedruckten Preise 
als der Zeit entsprechend, festgelegt. 


Punkt 7 erledigt sich schnell durch Einzahlung 
der Beiträge und Auszahlung der Reiseentschädigungen. 
Hierbei wird gleich festgelegt: Die nächste Innungs- 
versammlung findet wieder in Braunschweig statt 
(Hörbares Aufatmen des Kassieres.) 


Unter Verschiedenes regt Herr Nowatzki an: 
Die Innung solle gegen unlautere Inserate verschiedener 
Vergrösserungsanstalten Stellung nehmen. In diesen 
Inseraten werden die Friedenspreise in auffälligem 
Druck, der gewaltige prozentuale Aufschlag hingegen 
in kaum sichtbarer Schrift, jedenfalls aber sehr klein 
und unauffällig gedruckt. Auch dem Central-Verband 
soll diese Angelegenheit unterbreitet werden. 


Darauf wird ein elektrischer Heizofen der Firma 
Holzapfel & Reseler - Braunschweig durch den 
Vertreter, Herrn Ingenieur Bühler, vorgeführt. Der 
Ofen fand viel Anklang, da er überall zu verwenden 
ist. Viele der Braunschweiger Kollegen haben sich 
den Ofen bestellt. 


Zum Schlusse der Versammlung spricht der Ober- 
meister den Herren Nause und Hanke für den Emp- 
fang am Bahnhof und die Führung durch die Stadt, 
sowie Herrn Lampe für die nette Ausstellung von 
Vergrösserungen den Dank der Versammlung aus. 
Schluss der Sitzung um 7!/, Uhr. 

Im Anschluss an die Sitzung wurde mit grossem 
Interesse das Spiegelatelier des Herrn Hanke be- 

















12 Stück Nachbestellungen A Stück 


Mk. | Mk 
39 5 
79, — 6,— 
sichtigt. Darauf erfolgte die Abfahrt nach Braun- 
schweig. 
M. Hoffmann, Jos. Raab, 
Obermeister. Schriftführer. 


Wir bitten wiederholt, die Beiträge pünktlich dem 
Kassierer, Herrn J. Rosenstein - Braunschweig, 
Damm 7—8, einzusenden. Die Innung erspart da- 
durch Arbeit und die säumigen Zahler Unkosten. 


Hoffmann, Obermeister. 


— 


Anhaltiseher Photographenbund. 
Bericht über die Sitzung am Montag, den 3. Oktober, 
in Dessau, flotel „Kaiserhof“. 

Anfang 4 Uhr. Nach der Begrüssung der zahlreich 
erschienenen Kollegen, namentlich der Bernburger, 
Cöthener, Zerbster und Coswiger, wurde die neue Preis- 
erhöhung unserer Platten- und Papierfabrikanten be- 
sprochen. 

Allgemein wurde bedauert, dass die Fabrikanten die 
gegenwärtige schwierige wirtschaftliche Lage der Photo- 
graphen ganz unberücksichtigt lassen. Es kostet nun- 
mehr das Buch Gaslichtpapier das 15—16fache, die 
Postkarten sogar das 22fache des sogenannten Friedens- 
preises. Da die Photographie leider nicht zu den un- 
bedingten Lebensnotwendigkeiten gehört, ist eine an- 
gemessene Preiserhöhung unserer Erzeugnisse nicht 
möglich, ohne Gefahr zu laufen, dass sich die Zahl der 
Aufträge noch verringert. Sind einige Kolleggn in der 
glücklichen Lage, ihre Preise beliebig zu erhöhen, die 
meisten sind es nicht, namentlich die auf die Kund- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


345 


TE TE EN 


schaft des Mittelstandes angewiesen sind. Verringert 
sich der Verbrauch, so werden auch die Fabrikanten 
keinen Nutzen haben. 

Die Gewerbesteuer hat sich in Anhalt mit einem 
4ooprozentigeg Aufschlag der Kommunen zu einer 
neuen schweren Last entwickelt, namentlich da die 
Steuerbehörde bei den meisten Kollegen willkürlich 
heraufgesetzt hat, in einzelnen Fällen um das Dreifache. 
Reklamation der betreffenden Kollegen ist eingelegt 
und soll von seiten des Vereins durch Darlegung der 
wirklichen wirtschaftlichen Verhältnisse unterstützt 
werden. 

Die Oberpostdirektion Magdeburg, zu der Anhalt 
gehört, lässt in den einzelnen Städten ihre sogenannten 
Postreklametafeln, die in den Schalterräumen angebracht 
sind, am liebsten von Amateuren oder Photohändlern 
photographieren und legt diese oft geradezu lächerlich 
niedrigen Preise als Belege gegen die Fachphotographen 
zugrunde. In einer anhaltischen Stadt hatte ein Kollege 
diese Arbeit auszuführen. Dieselbe musste Sonntags 
gemacht und ein Aufbau hergestellt werden, um an die 
Tafel zu kommen, auch, da dieselbe mit Glas versehen 
war, die Reflexe wegblenden. Die Aufnahme erfordert 
mit einer Hilfe ı?!/, Stunde Zeit. Als weitere Bedingung 
musste das Negativ 9X 12 der Postbehörde mit abgeliefert 
werden. Die eingereichte Rechnung über 30 Mk. ist 
mit Protest zurückgewiesen und mit Anzeige wegen 
Wuchers gedroht. Es wurde einstimmig beschlossen, 
bei einer eventuellen Klage dieselbe von seiten des 
Vereins zu übernehmen. 

Anlässlich der Beratung einiger C.-V.- Angelegen- 
heiten wurde ein Aufsatz des Herrn Professor Emme- 
rich: Eine Krisis im C.-V., verlesen. Der freimütigen 
und zutreffenden Ausführung dieses Artikels wurde ein- 
stimmig zugestimmt und Herrn Professor Emmerich 
der Dank des Anhaltischen Photographenbundes aus- 
gesprochen, 

Es wurde beschlossen, zu unserer nächsten (Februar-) 
Versammlung eine interne Ausstellung zu veranstalten, 
zu der jeder Kollege einige Arbeiten beizusteuern hat. 

Nach Erledigung einiger kleiner Anfragen Schluss 
8 Uhr. 

Ad. Hartmann. Peter Clasen. 
"IL It 


Personalien. 

Jubiläum Marie Böhm. Mit seltener Zähig- 
keit und Fähigkeit hat Fräulein Marie Böhm, die 
am I. November d. J. ihr 25jähriges Geschäftsjubiläum 
feiert, in unermüdlicher Arbeit ihr Ziel verfolgt und, 
das muss und wird ihr neidlos von allen Kollegen zu- 
gestanden werden, erreicht! Getragen von grosser 
Feinfühligkeit für das bildmässig Wirksame und mit 
offenem Blick für das kaufmännisch Lohnende, ist sie 
auch in dem bewussten Willen, dem Ganzen zu dienen, 
ihren Weg zum Erfolge gegangen und hat sich einen 
Namen gemacht. Als sie 1896 die Firma Becker 
& Maass übernahm, war von „neuzeitlicher“ Photo- 
graphie noch keine Rede. Es war die Zeit der vignet- 


tierten glänzenden Albuminbilder. Erst die aktuelle 
» 


Photographie, die durch die Gründung der illustrierten 
Presse grössere Bedeutung erlangte, stellte neue Auf- 
gaben, die dem klugen Blicke Marie Böhms bald 
neue Entfaltungsmöglichkeit verschafften. Eine ihrer 
ersten Arbeiten auf diesem Gebiete waren die ersten 
Aufnahmen von den Schauspielern im „Nachtasyl“, 
das damals im „Kleinen Theater", Unter den Linden, 
gegeben würde. Das Interesse für die Geschehnisse 
des Tages wuchs, so dass Marie Böhm, die bereits 
danach in den Kreisen von Theater, Literatur und 
Kunst sehr geschätzt war, manches überraschende Bild 
uns bringen konnte, denn die verbindliche Art der 
Unterhaltung bei der Aufnahme, in Verbindung mit 
ihrem klugen Blick als Menschenkennerin, ihrer Bildung 
und ihrem Geschmack, waren das Geheimnis ihres Er- 
folges. Die Aufnahmen macht sie stets selbst. Und 
als das Haus Leipziger Strasse 94 abgebrochen wurde, 
bildete das viel grössere Atelier Charlottenstrasse 50/51 
noch grössere Entwicklungsmöglichkeiten. Die vielen 
Schaukästen an dem Eckhause Französische Strasse 
fesselten die Passanten immer durch die Porträts von 
Personen des öffentlichen Lebens, wobei der natürliche 
Ausdruck der Dargestellten und die geschmackvollen 
Aufmachungen immer wieder auffielen. IgI4 zog sie 
nach der Bellevuestrasse, wo sie noch heute mit unver- 
mindertem Fleiss, immer mit der Zeit mitgehend, ihre 
Aufnahmen macht. Zu den Kunden von früher haben 
sich noch die Sterne vom Kino gesellt.e So kann 
Marie Boehm mit Stolz auf die verflossenen 25 Jahre 
zurückblicken, und wir wünschen ihr noch viele Jahre 
weitere schöne Erfolge. 

Gestorben ist der Photograph Oskar Hirrlinger 


in Stuttgart. 
"IL It 


Rus Industrie und Handel. 

Die Trockenplattenfabrik Kranseder & Cie. 
G.m.b. H., in München ist unter Mitwirkung der 
Bayrischen Discont- und Wechselbank in Nürnberg in 
eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden. Das 
Kapital beträgt ı,2 Millionen. Bisheriger alleiniger 
Inhaber der Firma war der Fabrikant Herr August 
Wegeler in München. Der Vorstand der neuen Ge- 
sellschaft besteht aus den Herren Dr. Lüppo-Cramer 
in München und (ab ı. Januar 1922) Artur Marschner, 
Berlin-Steglitz; Dr. Lüppo-Cramer ist bereits 2 Jahre 
als technischer Direktor der Kranseder-Gesellschaft tätig 
gewesen. Er war 25 Jahre lang technischer Leiter 
erster Firmen des Faches und ist durch seine wissen- 
schaftlich-technischen Veröffentlichungen und als Ent- 
decker des Safraninverfahrens (Entwicklung bei hellem 
Licht) allgemein bekanntgeworden. Herr Marschner, 
dem die kaufmännische Leitung des neuen Unter- 
nehmens übertragen ist, war lange Jahre in gleicher 
Eigenschaft bei der Neuen Photographischen Gesell- 
schaft in Berlin - Steglitz tätig, wo er sich als tüchtiger 
Kaufmann und Organisator bewährte. Die Fabrik ist 
in letzter Zeit wesentlich ausgebaut und organisiert 
worden, auch wurden die Fabrikationsverfahren wesent- 
lich verbessert, so dass die neue Gesellschaft in der 


346 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Lage ist, allen Anforderungen zu genügen. Dem Auf- 
sichtsrat gehören unter anderen an: der Vorbesitzer 
Herr August Wegeler in München und der Bank- 
direktor Ludwig Bertele in Nürnberg. 


—IRI+- 
Kleine Mitteilungen. 


— Das Handwerk und das neue Arbeits- 
recht. Der Reichsverband des deutschen Handwerks 
hat neuerdings zu dem Gesetzentwurf einer Schlichtungs- 
ordnung und dem Entwurf eines Gesetzes über die 
Arbeitszeit gewerblicher Arbeiter gutachtlich Stellung 
genommen. Dabei wurde in den Vordergrund gestellt, 
dass vom Reichsarbeitsministerium im allgemeinen die 
vom Handwerk bereits vorgetragenen Abänderungs- 
vorschläge nur zum allergeringsten Teil gewürdigt 
worden seien. Die wichtigsten materiellen Einwen- 
dungen gegen das nene Arbeitsrecht sind aueh in den 
vorliegenden Entwürfen in keiner Weise gewürdigt 
worden. Hierunter fallen in erster Linie die Versuche 
und Bemühungen, das Lehrverhältnis entgegen den 
Grundsätzen der Gewerbeordnung in ein gewerbliches 
Arbeitsverhältnis umzuwandeln. Ferner versuchen die 
Gesetzentwürfe, eine Schematisierung der gewerblichen 
Arbeitsverhältnisse herbeizuführen, indem dem Hand- 
werk keine Sonderregelung zugestanden wird. 

r. Sonderbestimmungen für Saisongewerbe, für 
Gewerbe, in denen meist nur eine Arbeitsbereitschaft 
vorliegt und für landwirtschaftliche Handwerksbetriebe, 
und zwar derart gehalten, dass die Möglichkeit einer 
längeren Arbeitszeit nicht von Fall zu Fall der Ent- 
scheidung der unteren Verwaltungsbehörde übertragen 
wird, sondern bereits im Gesetz für diese Gewerbe eine 
Ausnahme vorgesehen wird, welche bestimmt, dass in 
diesen Saison- und ähnlichen Gewerben an höchstens 
ıso Tagen im Jahre während der Saisonarbeitszeit 
g Stunden gearbeitet werden darf. 

2. Sonderbestimmungen für die Handwerkslehr- 
linge und die Regelung des Arbeitsrechts für Hand- 
werkslehrlinge im neuen Lehrlingsgesetz und vor allem 
die Nichteinbeziehung in die Kategorie der gewerb- 
lichen Arbeiter. 

3. Ein grundsätzliches Verbot der Nebenarbeit 
(Pfuscharbeit) der Arbeitnehmer, wenn sie dieselbe 
ausserhalb der gesetzlichen Höchstarbeitszeit zu Er- 
werbszwecken ausführen. 

4. Gleichmässige Behandlung der Arbeitgeber und 
Arbeitnehmer bei den Strafbestimmungen im Falle des 
Verstosses gegen das Gesetz. 

Für den Entwurf einer Schlichtungsordnung wurde 
ebenfalls wieder verlangt, dass ı. die Lehrlinge nicht 
den gewerblichen Arbeitern gleichgestellt werden sollen 
und ihre Rechte und Pflichten in einem besonderen 
Gesetz behandelt werden sollen; 2. wurde die Bei- 
behaltung der Innungsschiedsgerichte und - Einigungs- 
ämter gefordert und ihre Einordnung und Eingliede- 
rung in die Fachkammern der öffentlich -rechtlichen 
Einigungsämter, welche der Entwurf neu zu schaffen 
gedenkt vorgeschlagen. 


— Gelegentlich der unter Leitung des Obermeisters 
Herrn E. Steiger, in Bad Cleve unter grosser Be- 
teiligung abgehaltenen niederrheinisch - holländiscken 
Photographentages hielt Herr H. Traut- München 
einen Vortrag über: „Die Elektrizität im Dienste der 
Photographie“, der mit reichem Beifall aufgenommen 
wurde. Anschliessend hieran hielt Herr Traut in 
Cleve einen dreitägigen Kurs in Bromöldruck, dem 
weiterhin ein dreitägiger Kurs in Krefeld folgte. 
Hocherfreulich war die Begeisterung, die am Nieder- 
rhein in den Kreisen der Fachphotographen für dieses 
schöne Verfahren sich zeigte, und ebenso erfreulich 
die auffallend guten Erfolge, die von den Kursteil- 
nehmern schon in der kurzen Uebungszeit von 3 Tagen 
zu verzeichnen waren. Die eigenartige, von den bis- 
her bekannten gänzlich abweichende Arbeitsmethode 
des Herrn Traut fand den grössten Beifall. Es wurde 
allgemein anerkannt, dass nur auf diesem Wege die 
individuelle Ausdrucksmöglichkeit auch bei Bildern 
grossen Formats voll zur Geltung gebracht werden 


könne. 
Fragekasten. 
Techvische Fragen. 
Frage sı. Herr A. Sch. in A. Ich bitte um An- 


gabe eines guten Lampensystems für Negativretusche. . 
Ich habe keine elektrische Anlage und mein Gas ist 
nicht hell genug. 


Antwort zu Frage 5. Leider ist es nicht mög- 
lich, irgend eine der bekannten Lichtquellen für diesen 
Zweck zu empfehlen. Das Azetylenlicht ist zwar sehr 
geeignet für Retuschezwecke, aber die Erfahrung zeigt, 
dass Kleinanlagen bzw. einzelne Azetylenlampen doch 
ihre grossen Nachteile haben. Der Geruch des ent- 
weichenden Azetylens, das häufige Verrussen der 
Brenner, die Unmöglichkeit, die Flamme in jeden 
Augenblick zu löschen oder zu entzünden, die Feuer- 
gefährlichkeit und vor allen Dingen die höchst müh- 
same Instandhaltung und Neubeschickyng des Gas- 
entwicklers sind schwerwiegende Nachteile dieser Be- 
leuchtungsart. Ein guter Gasglühlichtbrenner, und 
zwar für diesen Zweck stehendes Gasglühlicht, mit 
einem Metallreflektor, der die Lampe hohl gebogen 
zu zwei Dritteln umgibt und inneu weiss gestrichen 
wird, ist bei weitem vorzuziehen, selbst weun das 
heutige schlechte Leuchtgas vielfach nicht mehr so 
hoben Lichteffekt gibt wie früher. Natürlich muss 
bei einer solchen Lichtquelle das Negativ auf einer 
sehr guten Mattscheibe Platz finden, um gleichmässig 
zerstreutes Licht zu erhalten. Uebrigens sind früher 
alle Retuschearbeiten auch bei Petroleumlicht aus- 
geführt worden, welches seiner gelblichen Farbe wegen 
den Augen im allgemeinen zuträglicher ist als das 
weisse Gasglühlicht, wobei allerdings zu berücksichtigen 
ist, dass die Wärmestrahlung und die Luftverschlechte- 
rung durch eine Petroleumlampe viel unangenehmer 
fühlbar werden als durch einen Gasglühlichtbrenner. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A, Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S 


*  PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Alleiniges Organ des Central-Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE, 

“ Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). 


„Chronik", ausserdem monatlich einmal 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die 
6 Mk., mit dem „Atelier” zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ 
er 


„Das Atelier des Phuvto- 
„Chronik" allein 


allein ,— Mk. — Anzeigen: "Für ı mm Höhe 


somm breiten Spalte im Arbeitsmarkt 30 Pf., in Gelegenheitsanzeigen 6o Pf., sonst 75 Pf. Anfragen und Autf- 
.. an Wilhelm Knapp, Halle a.$. (Fernspr.- -Nr.: 6467, Postscheckkonto Leipzig 214. Reichsbank - Girokonto). 


Nr. 48. 


28. Oktober. 


1921. 








Po 
[2 


Der Mittelbadische Fachphotographenverein, die Photographen-Zwangsinnung 


der Oberpfalz, Sitz: 


Regensburg, und der Lausitzer Photographenverein wählten „Das 


Atelier des Photographen“ mit der „Photographischen Chronik“ zum Vereinsorgan. 


Einbanddeeken. 


Für das „Atelier des Photographen“ mit 
„Photogr. Chronik“ sollen wieder Einbanddecken 
angefertigt werden, und zwar für die Jahr- 
gänge I9I6— 1921. Wir bitten unsere Leser, 
Bestellungen auf die Einbanddecken baldigst auf- 
zugeben. Der Preis beträgt für die vornehm 
ausgestatteten Decken ı5 Mk. für den Jahrgang. 
Bei Bestellung der Decken für alle sechs Jahr- 
gänge zugleich wird der Preis auf 12,50 Mk. 
für das Stück ermässigt. 

In den Nachrichten des Central-Verbandes 
ist wiederholt darauf hingewiesen worden, wie 
wichtig es ist, dass die Leser die Hefte und 
Nummern unserer Zeitschrift sorgfältig sammeln. 
Jeder gebundene Jahrgang unserer Zeitschrift 


ist ein vorzügliches und unentbehrliches Nach- 
schlagewerk für den Fachphotographen, nicht 
nur für technische und künstlerische Fragen, 
sondern vor allem auch für gewerbliche An- 
gelegenheiten. Es laufen dauernd bei der Re- 
daktion Anfragen ein, die sich auf Beiträge 
beziehen, welche in früheren Nummern unserer 
Zeitschrift erschienen waren, ein Beweis, wie 
wichtig es ist, die Nummern zu sammeln. Um 
dieses Sammeln zu fördern, haben wir uns 
trotz der hohen Herstellungskosten entschlossen, 
die Einbanddecken wieder anfertigen zu lassen. 
Wir bitten unsere Leser, uns möglichst bald 
die Bestellungen zugehen zu lassen, 


Rundschau. 


Carbrodruck. 


Der Carbrodruck!) wird in den englischen 
Zeitschriften weiterhin rege verfolgt, und es 
wird immer wieder hervorgehoben, dass bier 
ein Kopierverfahren vorliegt, bei dem das Tages- 
licht sich erübrigt und dessen Bildresultate dem 
Pigmentdruck entsprechen. Ein Positivprozess 
mit diesen Eigenschaften lag uns bekanntlich 
schon in dem Ozobromverfahren vor, doch hat 
dieses bei uns nicht viel Freunde finden können; 
der späterhin aufgekommene Bromöldruck hat 
das Ozobromverfahren gänzlich vergessen lassen. 
Der Bromöldruck hat sich als künstlerisches 
Ausdrucksmittel zweifellos bewährt und wird 
vielerseits ausgeübt. 





1) Nähere Arbeitsvorschriften siehe in dem Artikel 
dieser Zeitschrift Nr. 35. 


[Nachdruck verboten.) 


Der Carbrodruck als ein Zweig des Pig- 
mentverfabrens ist natürlich zwangläufiger in 
seinen Bildresultaten als der Bromöldruck. Die 
Zeit wird bald lehren, ob der Carbrodruck mit 
genügender Sicherheit zu handhaben ist und 
damit Eingang in die Praxis gewinnt. Im „British 
Journal“ Nr. 3194 tritt Arthur G. Willis sehr 
begeistert für den Carbrodruck ein. Er schreibt, 
dass er von je einem Bromsilberbild nicht 
weniger als sechs Carbrodrucke genommen hat, 
und dass sich dabei keinerlei Missstände, wie 
Auftreten von Blasen oder sonstige mechani- 
sche Verletzungen in dem Originalbild gezeigt | 
bätten. Es scheint nicht ratsam, das Bild in 
einem stärkeren Grade zu bärten, da dieses, 
wenigstens in einigen Fällen, eine nachteilige 
Wirkung offenbarte. Das Trocknen des Brom- 
silberbildes vor dem Gebrauch bringt schon ge- 
nügende Härtung ein. 


43 


348 


Man kann nicht gut sagen, dass ein be- 
stimmtes Bromsilberpapier sich am besten für 
den Prozess eignet, aber jedenfalls verarbeiten 
sich die sogenannten „Platino.- Matt“ - Papiere 
wesentlich leichter als die Bromsilberpapiere mit 
anderer Oberflächenbeschaffenheit. Das Platino- 
Matt lässt sich bequem anquetschen, es wird 
ferner von den Lösungen leichter durchdrungen. 
Es empfiehlt sich, stets dasselbe Bromsilber- 
papier zu nehmen, da bei verschiedenen Sorten 
auch mit verschiedenen Reaktionsgeschwindig- 
keiten zu rechnen wäre; je weniger unterschied- 
lich unser Material ist, mit desto besseren Er- 
folgen wird man arbeiten. 

Der Charakter des Bildes kann in weiten 
Grenzen variieren, aber die besten Resultate 
werden erreicht, wenn der Bromsilberdruck 
einen Schein heller ist als für den üblichen 
Normalstand. Der Carbrodruck gibt in auffallen- 
dem Grade die zarten, fast unsichtbaren Ton- 
stufen in den hohen Lichtern wieder; ein über- 
kopiertes Bromsilberbild liefert daher einen stark 
belegten Carbrodruck. Da ein Bromsilberbild 
bei seiner Entwicklung in den Tonwerten wesent- 


lich vom Originalnegativ veränderlich ist, so 


teilt auch der Carbrodruck diese Eigenheit, und 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


es lassen sich damit auch von weniger guten 
Negativen ansehnliche Kopien vermitteln. 


Infolge der Erzeugung des Carbrodrucks über 
den Bromsilberdruck lassen sich natürlich auch 
vom ÖOriginalnegativ stark vergrösserte Bilder 
gewinnen, wie dies ja für alle Positivverfahren 
zutrifft, die von einem Bromsilberbild als Basis 
ausgehen. 


Da der Pigmentdruck sicherlich zu unseren 
edleren Kopierverfabren gehört, der uns be- 
sonders in der Farbenwahl einen weiten Raum 
lässt, so dürfte auch eine Abart desselben wie 
der Carbrodruck für uns von grösserem Inter- 
esse sein und wohl eines Versuches lohnen, 
zumal in letzter Zeit eingebendere Arbeitsvor- 
schriften veröffentlicht worden sind, dazu auf 
mancherlei Vereinfachung und Erleichterung hin- 
gewiesen wurde. Auch die Möglichkeit, von 
kleinen Negativen verhältnismässig leicht zu ver- 
grösserten Pigmentbildern gelangen zu können, 
lockt zu einer näheren Prüfung des Carbro- 
drucks. Schätzbar bleibt ferner, dass der Pro- 
zess keine besonderen Materialien bedingt, 
sondern überall erhältliche, uns wohlvertraute 
Papiere und Chemikalien. 


7 728 


Die Photographie 


Die Photographie ist in ihrer vielseitigen Verwen- 
dung auf den verschiedensten Gebieten privaten, ge- 
schäftlichen, industriellen, gewerblichen und wissen- 
schaftlichen Charakters so bedeutungsvoll und ins- 
besondere in der Kunst und deren bildlicher Unter- 
stützung und Förderung von so hohem Interesse, dass 
es tief bedauerlich ist, diese im Laufe der Zeit so überaus 
wunderbar und nutzbringend ausgebaute Erfindung oft 
in krasser Weise missbraucht zu sehen. Da sind es 
z. B. die geschäftlichen Ausschlachtungen durch gewisse 
Massenfabrikationen von Vergrösserungen, die in mehr 
oder weniger gewissenloser Arbeit die Photographie als 
eine melkende Kuh betrachten, und es sind händlerische 
Kopieranstalten, die durch Anwendung der ver- 
schiedensten Arbeitskniffe nach oft höchst minder- 
wertigen Negativen ein für den missgebildeten Geschmack 
der grossen Masse noch annehmbares Resultat heraus- 
laborieren; es sind aber auch sehr häufig verkrachte 
Existenzen, die in der Ausübung des realsten Teiles der 
Photographie ihren letzten Rettungsanker erblicken 
und sich mitunter und gelegentlich an fachliche Arbeiten 
heranwagen, die sie in keiner Weise beherrschen, und 
es sind endlich solche Photographen, die ihren Beruf 
ohne besondere Neigung und ohne irgendwelche Ver- 
anlagung ergriffen haben, lediglich, um anf eine nach 
ihrer Ansicht leichte Weise Geld zu verdienen. 

Alles dies sind Schädlinge des Ansehens der Photo- 
graphie und sollten entschieden bekämpft werden. Wie 
aber kann sich eine solche Bekämpfung wirksam ge. 
stalten? Das ist die grosse Frage. Meiner Ansicht nach 


und ihr Ansehen. [Nachdruck verboten.] 


kann alle dem nur durch möglichst gewissenhafte Arbeit 
der berufenen Photographen, durch eine streng geprüfte 
Ausbildung der beruflichen Lehrlinge, durch eine ge- 
wisse Geschlossenheit der Berufsphotographen in wirt- 
Ichaftlichen Fragen und durch einen regen Erfahrungs- 
austausch unter den Photographen gesteuert werden. 
Es sollten sich unter anderem häufige Ausstellungen 
in den grösseren Städten arrangieren lassen, um dem 
Publikum gute Arbeiten vorzuführen und dadurch den 
Geschmack und das Empfinden des einzelnen und seine 
Kritik auf eine höhere Stufe zu leiten. Es sollten 
junge Leute, die den Beruf der Photographie zu er- 
greifen wünschen, berufsgesetzlich zuvor auf ihre Ver- 
anlagung geprüft werden, um ungeeignete Elemente 
möglichst fernzuhalten, und es sollten vor allem die 
Gehilfenprüfungen wie auch die Meisterprüfungen 
ernster und schärfer gehandhabt werden, als dies bisher 
der Fall war. 


Das Hauptgewicht muss inımer auf die Veranlagung 
gelegt werden, denn in der Photographie sind die Ver- 
anlagung zu einer künstlerischen Auffassung und ein 
guter, ausbildungsfähiger Geschmack unbestreitbare 
Grundbedingungen und die rein mechanische Arbeit 
mehr nebensächlich, wennschon mit letzterer eine strenge 
Gewissenhaftigkeit einhergehen muss. Aber wenn nun 
beispielsweise ein Jünger der Photographie eine gute 
Veranlagung genannten Sinnes verrät und also augen- 
scheinlich verspricht, ein würdiger Vertreter unseres 
Berufes werden zu können, dann kommt es in erster 
Linie darauf an, dass der lehrende Meister ein möglichst 


BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


349 





gutes Vorbild ist und es auch versteht, seine ge- 
sammelten Erfahrungen dem Lehrlinge in einer, dessen 
jeweiliger Ausbildungsstufe angepassten Form fasslich 
beizubringen. Da nun unter Umständen ein Lehrmeister 
wohl ein sehr tüchtiger Photograph, aber dennoch ein 
durchaus ungeeigneter Lehrer bzw. Lehrherr sein kann, 
so istauch meiner Afisicht nach gelegentlich der Meister- 
prüfung die Fähigkeit des neuen Meisters, Lehrlinge 
zu unterrichten, zu sontieren. Wie dies zu machen ist, 
wäre allerdings ein Problem für die Prüfungskommission. 

Die Fachliteratur bietet dem Meister, der Lehrlinge 
auszubilden wünscht, oft nicht das genügende Material 
zur Ausfüllung seiner Wissenslücken, welches er sucht. 
Der praktische, rein praktische Photograph, der prak- 
tisch lehren und selbst noch lernend seine Erfahrungen 
ergänzen will, kann dies nur durch schriftlichen oder 
druckgelegten Meinungs- und Erfahrungsaustausch mit 
seinen Kollegen erreichen. Eine gute Fachzeitschrift 
erscheint am besten geeignet, diesen Austausch zwischen 
den interessierten Kollegen zu übermitteln; es wären 
also solche Berufskollegen, die geeignet sind, zu schreiben, 
aufzufordern, Aufsätze rein praktischer Natur zu fertigen, 
die dann in der Fachzeitschrift zur Veröffentlichung 
gelangen könnten. Ich höre aber schon die Entgegnung 
vieler meiner Herren Kollegen, dass man solcherweise 
seine mühsam gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen 
aus geschäftlichen Gründen nicht preisgeben dürfe. 
Meiner Ansicht nach ist ein solcher Einwand aber von 
kleinlichem Egoismus getragen, der eine im Allgemein- 
interesse liegende Grosszügigkeit vermissen lässt, die 


uns gerade hinsichtlich unseres Berufsansehens bitter 
nötig wäre. | 

In dem gelegentlichen und rlickhaltslosen fach- 
lichen Meinungsaustausch und in den selbstlos erteilten 
Ratschlägen an eine zunächst ungekannte Fragerschaft 
liegt aber die ehrliche aınd willensfreudige Stütze des 
Berufsansehens dadurch, dass solcherweise Anregungen 
gegeben werden, deren Erfolg eine Hebung der ge- 
samten idealen Standesinteressen und damit des An- 
sehens der Photographie gewährleisten kann. Ich 
möchte daher alle federgewandten Kollegen auffordern, 
ihre berufliche Geheimniskrämerei an den Nagel zu 
hängen und der Fachzeitschrift ihre Erfahrungen auf 
den einzelnen Gebieten der Photographie zwecks Ver- 
öffentlichung in Gestalt kleiner Aufsätze an Hand zu 
geben!), und ich bin sicher, es schadet nicht dem ein- 
zelnen, sondern es nützt der Gesamtheit und damit auch 
dem einzelnen. Um nun mit gutem Beispiele voran- 
zugehen, habe ich zunächst einmal in dieser Zeitschrift 
eine Abhandlung über Aufnahmen von Innenräumen 
erscheinen lassen, denn eine solche Darstellung be- 
handelt eine meiner Spezialitäten, auf die sich meine 
Tätigkeit erstreckt. Ich hoffe, in diesem Aufsatze 
vielen meiner Berufskollegen nützliche Winke und An- 
haltpunkte gegeben zu haben. H.Collischonn. 


ı) Alle diese Beiträge werden in dieser Zeitschrift unter der 
Ücberschrift „Aus der Werkstatt des Photographen" abgdedruckt 
und auch honoriert. Die Bearbeitung nicht druckfertiger Einsen- 
dungen übernimmt die Redaktion, so dass jeder seine Erfahrungen 
mitteilen kann. 


"IE Ir 


Ein seltsamer Prozess. 


Es war den Breslauer Gerichten vorbehalten, 
gegen einen Photographen vorzugehen, der durch 
übermässige Preisforderung das Deutsche Reich in Ge.- 
fahr gebracht hatte. Die Sachlage ist kurz folgende: 
Der Photograph Anders in Breslau hatte im ver- 
gangenen Winter drei Dutzend Kabinettbilder nach 
zwei photographischen Aufnahmen von technischen 
Gegenständen, die bei der Möbelfirma Rawitscher 
aufgenommen waren, zu liefern. Er berechnete dafür 
pro Bild 5 Mk., das sind ı80 Mk., welcher Betrag von 
der Bestellerin für zu hoch erklärt wurde. Die Zahlung 
wurde verweigert. Photograph A. klagte hierauf gegen 
die Firma R., und bei dem darauffolgenden Prozess 
wurde ich als Sachverständiger vernommen. Mein 
Gutachten ging dahin, dass der Preis von 5 Mk. pro 
Bild als ein sehr niedriger zu bezeichnen sei, und dass 
ich beispielsweise in meinem Geschäft nicht in der 
Lage sei, zu diesem Preise zu arbeiten. Die beklagte 
Firma wurde infolgedessen kostenpflichtig verurteilt. 
Soweit war alles gut. Doch die beklagte Firma er- 
stattete Anzeige bei der Preispiüfungsstelle Photo- 
graph A. wurde wegen übermässiger Preisforderung 
vor Gericht gestellt, jedoch vom Schöffengericht frei- 
gesprochen. Der Staatsanwalt legte gegen dieses 
Urteil Berufung ein. Am ı. Oktober fand die neue 
Verhandlung vor der Strafkammer in Breslau statt. 


Zu dieser Verhandlung hatte mich Photograph A. als 
Sachverständigen geladen, was er bei der schöffen- 
gerichtlichen Verhandlung unterlassen hatte. Das Ge- 
richt und der Staatsauwalt verzichteten auf ein 
Sachverständigengutachten und legten dem Photo- 
graphen A. nahe, seinerseits gleichfalls zu verzichten, 
was dieser auch leider tat. Ich blieb jedoch bei der 
Verhandlung, um den Ausgang zu erfahren und die 
Begründung des Urteils zu hören. Der Staatsanwalt 
beantragte gegen A. so Mk. Geldstrafe. Das Gericht 
sprach ihn frei, und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens 
sei ihm von seinem Rechtsanwalt mitgeteilt worden, er 
habe den Forderungen der Preisprüfungsstelle, eine 
Aufstellung der Selbstkosten für die gelieferten Bilder 
einzureichen, nicht nachzukommen. Dies sei für ihn 
ein Entschuldigungsgrund. (Der Rechtsanwalt hatte 
unter Eid ausgesagt, dass diese Behauptung des An- 
geklagten zuträfe.) Zweitens weil die Berechnung für 
photographische Bilder der Preisprüfungsstelle nicht 
unterstehe, da es sich nicht um Gegenstände des täg- 
lichen Bedarfes dabei handle. 

Bisher habe ich immer geglaubt, weil ich es überall 
lesen konnte, dass die Gerichte überlastet seien. Dies 
scheint jedoch in Breslau nicht der Fall zu sein, 
trotzdem oftmals darüber geklagt wird. Man muss im 
Auge behalten, dass mir ein rechtskräftiges Urteil des 


43* 


Senzr [Z 





Amtsgerichtes vorgelegen hatte, das die Forderungen 
des angeklagten Photographen A. für gerechtfertigt an- 


Staatsanwalt Berufung gegeh dieses Urteil ein. — Was 
soll man dazu sagen? Jedes weitere Wort ist da wohl 


erkannte. Trotzdem wird gegen A. vor dem Schöffen- überflüssig! H. Götz. 
gericht verhandelt, und nach dem Freispruch legt der 





. 
I 


Innungs- und Vereinsnachriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Bilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der 


am Donnerstag zum Versand kommenden 


Photographischer Verein zu Berlin. 
| (Gegr. 1863.) 


I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2, Amt Uhland 6206. 
— Geschäftsstelle und Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser-Wilhelm-Platz 2, Amt Stephan 4480. — Biblio- 
thek: Fräulein Pflug, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6, Amt 
Lützow 1224. — Sterbekasse des C. V. und Diplomkommission: 
Frangols Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ıı. 


Einladung zur Vereinssitzung 
am Mittwoch, den 9. November 1921, pünktlich 
abends 7!, Uhr, in den „Kammersälen“, 
Teltower Strasse 1/4, I. 


Tagesordnung. 

1. Geschäftliches, Annahme und Aufnahme neuer 
Mitglieder. 

2. Vortrag des Herrn Dr. Deimer nebst Bilderaus- 
stellung der Firma Gustav Schaeuffelen- 
schen Papierfabrik. 

3. Die photographischen Ausstellungen zu Berlin. 

4. Verschiedenes. — Fragekasten. 


Freunde des Vereins, Damen und Herren, sind als 
Gäste willkommen. 


Als neues Mitglied war gemeldet: 
Herr Rumbucher, i. Fa.: Samson & Co., Berlin NW, 
Turmstrasse 76a. 
Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 


Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 20087. 


—NH+-- 


Sächsiseher Photographen-Bund. 
Als neue Mitglieder waren gemeldet: 

Herr Walter Laue, Mitinhaber der Firma Walter 
Laue & Co., Dresden-A., Reitbahnstrasse 35; Ver- 
treter der Leovar- Werke und Westendorp & Wehner. 

Herr Klotzsche & Co., Dresden-Löbtau, Columbus- 


strasse 9. 
um 4: "2" 5 m 


Hessischer Photographen -Bund (E.Y.). 
Die Mitgliedes des Bundes, die mit ihrem Beitrag 
für 1921 noch rückständig sind, wollen denselben bis 
zum 15. November auf mein Postscheckkonto Frank- 
furt a. M. 23750 einzahlen. Am 20. November erfolgt 
Einziehung per Nachnahme mit 1,50 Mk. Spesen. 
Der Kassierer: J. Beckmatnn-Alzey. 


Nummer erscheinen zu können. 
nur Auszüge einzusenden. 


Von den Vereinsberichten sind 


Photographen-Innung (Zwangsinnung) 
zu Berlin. 


Ordentliche Versammlung 
am Montag, den 31. Oktober, abends pünkt- 
lich 7 Uhr, in den „Kammersälen“, Teltower 
i Strasse 1/4. 


Tagesordnung. 


I. Geschäftliche Mitteilungen. 

2. Genehmigung des Haushaltsplans für das Jahr 1922; 
derselbe liegt vom 24. Oktober ab in unserem 
Innungsbureau zur Einsicht aus. 

3. Vorlegung des neuen Tarifvertrages mit unserem 
'Gehilfenausschuss und Antrag auf Annahme des- 
selben, alsdann Wahlen von Mitgliedern für das 
Tarifamt. 

‚ Bericht über die Central-Verbandstagung. 

. Aussprache über Unterrichtskurse. 

. Aussprache über Tagesfragen, unter anderem Waren- 
hauskonkurrenz und Preiserhöhung der Mate- 
rialien. 

7. Verschiedenes, 

Der Vorstand. 
Lorenz Tiedemann, I. Vorsitzender. 
Albert Pflugfelder, II. Schriftführer. 


Wir machen erneut darauf aufmerksam, dass für 
Versäumnis der Innungsversammlungen Ordnungsstrafen 
gemäss $ 22 der Statuten erhoben werden. 


Eng r— 


a» 


Neumärkiseher Photographen-Verein 
(Sitz: Landsberg a. W.). 

Am Montag, den 31. Oktober, mittags ı Uhr, findet 
in Landsberg a. W., „Hotel Elste“ (am Bahnhof), die 
Generalversammlung statt. 

Tagesordnung: ı. Verlesung des Protokolls der 
letzten Versammlung. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 
3. Jahresbericht. 4. Kassenbericht. 5. Vortrag des 
Herrn Syndikus Fritz Hansen (Ehrenmitglied des 
Photographen - Vereins zu Berlin): „Die Photo- 
graphie als freier Beruf oder Handwerk ?" 
6. Innungsangelegenheiten. 7. Neuwahlen. 8. Vortrag 
mit Vorführungen des Kollegen Koppe, Lands- 
berg a. W.: „Reproduktionstechnik der Berufs- 
photographen.“ 9 Wahl des nächsten Versamm- 
lungsortes. io. Verschiedenes: Bericht über die Berliner 
Ausstellung, Lehrlingswesen, Mindestpreise, Anträge usw. 





Anträge müssen 3 Tage vor der Versammlung zu 
Händen des Vorsitzenden sein. Da der Vorstand weder 
Arbeit noch Kosten gescheut hat, die Versammlung 
gehaltreich zu gestalten, ist es auch in Anbetracht der 
sehr interessanten Vorträge, Ehrenpflicht aller Kollegen, 
möglichst mit ihren Damen, pünktlich anwesend zu 


sein. Nach der Versammlung gesellschaftliches Bei- 
sammensein mit Musik und Vorträgen. 

| Kurt Aurig, 
Schriftführer. 


Hans Rauch, 


Vorsitzender. 
—— 


Verein Sehlesiseher Fachphotographen 
(E. V.). Sitz: Breslau. 
Bericht über die Sitzung vom 28. Juni in Breslau. 

Tagesordnung: ı. Verlesung des Protokolis der 
letzten Sitzung. 2. Anmeldung und Aufnahme neuer 
Mitglieder. 3. Jahresbericht. 4. Kassenbericht. 5. Be- 
richt der Kassenprüfer und Entlastung. 6. Vorstands- 
wahl. 7. Verschiedenes. 

Das alte Vereinsjahr ging zu Ende und die Schluss- 
sitzung ist immer dazu bestimmt, nochmals eine Ueber- 
sicht über die Tätigkeit des letzten Jahres zu geben 
und durch Neuwahl des Vorstandes dem Verein eine 
neue Grundlage zu geben. In diesem Sinne hiess 
der Vorsitzende die erschienenen Mitglieder willkommen. 
Der Schriftführer gab \urch Verlesung des Jahres- 
berichtes eine Uebersicht über das verflossene Vereins- 
jahr, und der Kassenbericht des Kollegen Fröhlich 
liess erkenney, dass die Führung der Vereinsgeschäfte 
nicht nur einen grossen Zeitaufwand erfordert, sondern 
auch viel Geld kostet. Trotz der erhöhten Beiträge 
hat sich sogar das Vereinsvermögen verringert. Der 
Bestand aus dem vorigen Jahre und die Einnahmen 
betrugen 6168,42 Mk., Ausgaben 5152,75 Mk., bleibt 
Bestand 1015,67 Mk. Der Unterstützungsfonds wurde 
nicht in Anspruch genommen und beträgt zur Zeit 
3779,80 Mk. Die Kassenprüfer Radomski und Bayer 
bestätigten die Richtigkeit der Kasse, und wurde dem 
Kassierer die Entlastung erteilt. 

Hiermit ist die Tätigkeit des alten Vorstandes zu 
Ende und statutengemäss hat eine neue Wahl statt- 
zufinden. Der Vorsitzende dankte für das Vertrauen 
und andererseits sprach aus der Versammlung Kollege 
Otto Scholz dem Vorsitzenden für die aufgewandte 
Mühe und Arbeit den Dank und die Anerkennung der 
Versammlung aus. Zur Erledigung der Wahlgeschäfte 
übernahm Kollege Volpert als Alterspräsident vor- 
übergehend den Vorsitz. Die Wahl erfolgte durch 
Stimmzettel, und es wurden in den Vorstand gewählt die 
Herren: I. Vorsitzender: Heinrich Gödtz- Breslau; 
II. Vorsitzender: Max Volpert-Ohlau; Kassierer: Max 
Fröhlich-Breslau; Schriftführer: Richard Zerner- 
Breslau; Beisitzer: Johann Hartelt, E. Auerswald, 
Reinhold Jentsch, Gustav Fischer; Bücherwart: 
W. Pachaly. Die gewählten Mitglieder nahmen die 
Wahl an. 

Kollege Pachaly hatte im Bestand unserer Biblio- 
thek das Fehlen einiger Bücher festgestellt, und wird 
er zur Ergänzung derselben ermächtigt. Zur Unter- 


haltung und Belehrung war durch den Vertreter Herrn 
Apt eine schöne Kollektion Bilder, der Vereinigten 
Fabriken ausgestellt und fand dieselbe eine gute Be- 
achtung. 

Nach Schluss der Versammlung war eiu geselliges 
Beisammensein im „Oderschlösschen“ vorgesehen, und 
hatte sich auch eine grosse Anzahl Kollegen mit 
Familienangehörigen eingefunden. Die kleinen auf. 
gesammelten Beträge aus der Schinderkasse lieferten 
die Mittel zu einer gemeinschaftlichen Kaffeetafel, und 
obwohl für den weiteren Verlauf besondere Vor- 
kehrungen nicht getroffen waren, so war doch eine 
recht gute Stimmung vorhanden. Launige Ansprachen 
wechselten miteinander ab. Humor- und stimmbegabte 
Kollegen wetteiferten, recht viel zur Unterhaltung und 
Erheiterung beizutragen. Natürlich wurde auch ge- 
tanzt und einige hübsche Gruppenaufnahmen durch 
Kollegen Krapp gemacht, und soll der Erlös derselben 
den Grundstock bilden zu weiteren geselligen Ver- 
anstaltungen, denn der Verlauf dieses Beisammenseins 
hatte gezeigt, dass sich auch mit kleinen Mitteln gute 
Wirkungen erzielen lassen. Die Teilnehmer traten 
alle in recht gehobener Stimmung den Heimweg an. 
Möge dieses gute Einvernehmen auch noch weiter im 
Verein anhalten. 


Der Schriftführer: 
Richard Zerner. 


+54 


Der Vorsitzende: 
H. Götz. 


Photographen-Zwangsinnung 
Rosenheim - Traunstein und Umgebung. 


Bericht über die Herbstversammlung 
am 2I. September. 


Beginn der Versammlung mittags ı1!/, Uhr. Nach 
den üblichen Begrüssungs- und Einganzsworten er- 
öffnete Obermeister Knarr die Versammlung. Anwesend 
waren 4 Damen und 37 Herren. Bei Verlesung der ein- 
gelaufenen Entschuldigungen wurde hervorgehoben, 
allen jenen Herren einmal ordentlich ins Gewissen zu 
reden, welche zu jeder Versammlung die gleichen Ent- 
schuldigungsgründe immer wieder vorbringen. Unter 
den vielen Einläufen beschäftigte uns hauptsächlich der 
in neuester Zeit wieder mehr und mehr sich breit 
machende Hausierer-Vergrösserungsschwindel. Ein Vor- 
schlag des Herrn A. Grainer-Traunstein, Eingaben an 
die Bezirksämter zu richten, dass diese Warnungen im 
allgemeinen Interesse in den Amtsblättern erlassen 
möchten, wird gutgeheissen. Auch auf die den Bürger 
meistern und Veteranen - Vereinsvorständen aufge- 
drungenen, sehr zweifelhaften Gefallenen-Tableaus soll 
hingewiesen und gewarnt werden. Inzwischen erging 
der Ruf zum allgemeinen Mittagsmahl, von welchem 
alle Teilnehmer hochbefriedigt wurden. 2!/, Uhr Fort 
setzung. 

Da der erste Vortrag des Herrn Franz Grainer- 
München über die C.-V..Tagung ganz besonderen 
Zwischenfalls wegen nicht stattfinden konnte, folgt der 
zweite Vortrag des Vorsitzenden des Sfddeutschen 
Photographenvereins, Herrn Julius Rinsiedel, zuerst 





über Sonntagsruhe, und erwähnt er hierbei jene grosse 
Protestversammlung des Süddeutschen Photographen- 
vereins in München, deren Beschluss auch an den mass- 
gebenden Staatsstellen von Erfolg begleitet war; ferner 
gibt Redner seine Ausführungen in Landshut in dieser 
Sache bekannt. Von besonderer Wichtigkeit war die 
„Mitteilung, dass das Photographengewerbe hier eine 
Sonderstellung einnähme, wonach es die Innungen in 
der Hand hätten, die Sonntagsarbeitszeit jeweils unter 
sich zu regeln. Als Normalzeit für die Innungsverhält- 
nisse dürfte für Rosenheim usw. die Zeit von ıo Uhr 
vormittags bis 3 Uhr nachmittags anzusehen sein. 


Herr Vorst. Einsiedel eröffnet sodann den 
‚zweiten Teil seines Vortrags über das Reichsrahmen- 
gesetz. Nach den Bestimmungen dieses Gesetzes muss 
in Zukunft jeder Gewerbetreibende der Innung ange- 
hören. Die Innungen schliessen sich wieder zusammen 
in Landesverbände und diese zu dem Reichsverband. 
Die Handwerkskammer hat die Oberleitung über die 
ganze Zwangsorganisation. Hierauf gab Redner die 
Beschlussfassung in Bayreuth über dieses Gesetz be- 
kannt; danach soll $ ı2 den Zusatz erhalten, dass die 
Mitglieder bei Strafe gezwungen sind, die festgesetzten 
Richtlinien einzuhalten, Gratisgaben usw. sollen gänz- 
lich verboten sein. Ferner bietet das Gesetz besonderen 
Schutz dem Genossenschaftswesen, dem ven einem 
grossen Teil der Fachwelt noch geringes Verständnis 
enutgegengebracht wird und doch von grosser wirt- 
schaftlicher Bedeutung ist. Die einsetzende Diskussion 
war kurz, hatte doch der Redner in seinem ?/,stündigen 
Vortrag allen Anwesenden volle Aufklärung gegeben. 
Zum nächsten Punkt sprach Herr W. Walcher- 
München über das Genossenschaftswesen. Unter Hin- 
weis auf die Organisation im Grosskapital leitete er die 
Bedeutung des Genossenschaftswesens ein. In seiner 
längeren ausführlichen Darlegung der Ziele und Zwecke 
einer Genossenschaft und an Hand klarer Beispiele 
bereits bestehender Organisationen gibt der Referent 
den Anwesenden eine Uebersicht über die Vorteile, 
welche jeder Einzelne geniessen kann. Für uns Süd- 
deutsche ist die Einkaufsgenossenschaft „Südphoto“ da, 
die uns vor den Grosshändlern und Grossisten schützen 
und unabhängig machen kann. Darum hinein in die 
Genossenschaft! 

Der Herr Obermeister dankte beiden Referenten 
herzlich für die gegebenen interessanten Ausführungen 
und eröffnete die allgemeine Aussprache. An derselben 
beteiligte sich in erster Linie Herr Hinterauer, 
Geschäftsführer der „Südphoto“, welcher an Hand einer 
Umsatztabelle die Vorteile und das Aufwärtsstreben der 
Genossenschaft darlegt, gibt Aufklärung über Verkaufs- 
bedingungen, macht bekannt, dass neben der bereits 
bestehenden Genossenschaftsplatte auch baldigst ein 
Papier folgen wird, und noch verschiedene interessante 
Einzelheiten für die Zukunft. An der Diskussion be- 
teiligten sich Herr Aufsichtsratsvorsitzender Gries- 
haber, HerrEinsiedel, Herr A.Grainer und mehrere 
andere Herren. Mehrere Meldungen zur Aufnahme 
konnten entgegengenommen werden. 

Die Versammlung war beschickt mit mehreren Er- 


BRÄOTOGRAPLESCHe: ROM 


— m m nn nn m nn 





m — nm _- 


zeugnissen der Firma Friedr. Bayer, Farbenfabriken, 
Leverkusen, vertreten zugleich durch Herrn Wieden- 
\nann-München; die aufgelegten Bildnisse, Broschüren 
und Muster fanden allgemeine Beachtung. Herr Ver- 
treter Oeser-München hatte Feilner- Hintergrundfolien 
ausgestellt und führte einen praktischen Vignettier- 
apparat, einen Blitzlicht- Handapparat und anderes vor. 
Von der Firma Kranseder, Plattenfabrik, lagen Muster- 
pakete auf, die gleiche Verteilung fanden, Die Vor- 
führung des Stereo-Induporapparates durch Herru 
Kollegen A. Grainer-Traunstein brachte anregende 
Abwechslung. 

Abends 6!/, Uhr konnte die für alle Teilnehmer 
hochinteressante Versammlung ihr Ende finden mit dem 
Danke an alle erschienenen Teilnehmer, insbesondere 
den Herren Kollegen aus München, und Auf Wieder- 
sehen zur nächsten Versammlung. 


Wilh. Knarr, 
Obermeister. 


Gg. Preusser, 
stellv. Schriftführer. 
u 40 ze 


Photographen-Zwangsinnung Ulm a.D. 

und der Oberämtsr Biberach, Blaubeuren, 

Ehingen, Geislingen, Laupheim, Mün- 
singen und Riedlingen. 

Am 4. Oktober, nachmittags 4 Uhr, tagte im Bahn- 
hotel zu Ulm eine Versammlung unserer Innung, welche 
reges Interesse bekundete, indem 25 Kollegen erschienen 
waren. Nachdem das Protokoll der letzten Versammlung 
vom Schriftführer verlesen war, befasste sich die Tages- 
ordnung vor allem mit der Preisfrage, und wurden nach 
langer Debatte die von dem Ausschuss festgesetzten 
Mindestpreise von der Versammlung genehmigt, nach- 
dem auch der Antrag des Obermeisters Herrn Traun- 
ecker angenommen wurde, gleichzeitig mit den Mindest- 
preisen auch Richtpreise einzusetzen, welche 1000/, mehr 
betragen sollen als die Mindestpreise. Der heutigen 
Zeit entsprechend, sei aber darauf hingewiesen, mehr 
auf die Richtpreise zu halten. Die Preisstellungen 
sollen gedruckt und sämtlichen Mitgliedern zugesandt 
werden, welche sich ehrenwörtlich verpflichten, nicht 
unter dem Mindestpreise zu arbeiten. Die ziemlich 
zähen Verhandlungen über die Preisfrage waren in den 
Kunstpausen gewürzt durch den göttlichen Humor des 
Herrn Kollegen Zeller- Riedlingen, welcher auch 
während der weiteren Punkte der Tagesordnung immer 
wieder hervortrat. 

Herr Kollege Mössner-Ulm hielt einen Vortrag 
über seine Erfahrungen mit Phenosafranin, in welchem 
genannter Kollege ausführt, wie praktisch und vorteil- 
haft sich das Verfahren bei Aufnahmen auswärts be- 
währe, ohne Dunkelkammer bei gelbem Lichte wichtige 
Aufnahmen entwickeln zu können. Auch teilte Herr 
Mössner in uneigennütziger Weise mit, wie man 
Schaufensteraufnabmen ohne Reflexe und Spiegelung 
anfertigt, welche Mitteilungen auch weitere Kollegen 
veranlasste, ihre Erfahrungen auszutauschen. 

Unter Verschiedenes wurde unter anderem vom 
Obermeister erwähnt, dass die Innung Günzburg unter 
Leitung ihres Obermeisters, Herrn Schultheiss-Günz- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


— 


burg, beabsichtigt, Ende Oktober in Ulm eine Ver- 
sammlung abzuhalten, verbunden mit Vorträgen und 
Ausstellung photographischer Erzeugnisse, zu welcher die 
Innung Ulm und auch weitere eingeladen werden sollen. 

Die Sitzung der Innung bot wiederum einen ieb- 
haften Gedankenaustausch, und es ist zu bedauern, dass 
immer noch Kollegen sich abhalten lassen, zu erscheinen, 
da doch alles, was in der Innung verhandelt wird, im 
eigenen Interesse und zum Besten für unseren Stand 
geleistet wird. 


H. Traunecker, 
Obermeister. 


R. Mochel, 


Schriftführer. 
-I. LE Irt6— 


Photographen -Zwangsinnung Stolp. 


Bericht über die sechste Vollversammlung 
in Stolp am 4. Oktober. 

Die Versammlung wird um I1o!/, Uhr eröffnet. 
Um den Mitgliedern ein Bild von der Tätigkeit der 
Gehilfenprüfungskommission geben zu können, wird 
das Protokoll der letzten Gehilfenprüfung verlesen. 
Auf Antrag der Handwerkskammer werden die Mit- 
glieder, welche eine Meisterprüfung noch nicht gemacht 
haben, ermahnt, sich dieser zu unterziehen. Ferner 
stellt die Handwerkskammer folgenden Antrag: Es 
sollen in einem Betriebe nicht mehr als zwei Lehr- 
linge zu gleicher Zeit ausgebildet werden. Die Ver- 
sammlung schliesst sich dem Antrage an. Weiter 
wird zum Beitritt zur Krankenunterstützungskasse 
selbständiger Handwerksmeister eingeladen. 

Auf Anregung des Obermeisters zum Beitritt zur 
Sterbekasse des Central-Verbandes meldeten sich 13 Mit- 
glieder. 

Die Mitglieder werden ermahnt, die An- und Ab- 
meldung ihres Personals bei der Innung nicht zu ver- 
gessen. Von der Aufsichtsbehörde war die Innung 
aufgefordert worden, einen Gebilfenprüfungsausschuss 
zu wählen, diesem Ersuchen konnte nicht stattgegeben 
werden, da die erforderliche Zahl wählbarer Gehilfen 
im Innungsbezirk nicht vorhanden ist. 

Durch Krankheit veranlasst, sieht sich unser der- 
zeitiger Obermeister, Kollege Hark, gezwungen, sein 
Amt, welches er 3 Jahre zum Besten der Innung ver- 
waltet hat, niederzulegen. Es findet daher eine Neu- 
wahl statt. In Vorschlag werden gebracht die Kollegen 
Maleck und Finck-Stolp. Von 22 abgegebenen 
Stimmen erhält Kollege Finck ı2, Kollege Maleck 
ıo Stimmen. Kollege Finck lehnt auf Befragen aus 
gesundheitlichen Rücksichten und geschäftlicher Ueber- 
bürdung die Wahl ab. Es findet ein neuer Wahlgang 
statt. In Vorschlag werden noch gebracht die Kollegen 
Newiger, Stalinski und Dierks. Von 22 ab- 
gegebenen Stimmen erhalten die Kollegen Maleck ı2, 
Newiger 8, Stalinski und Dierks je ı Stimme. 
Kollege Maleck ist somit gewählt und nimmt die 
Wahl an. Die beiden ausscheidenden Vorstandsmit- 
glieder Knauss und Newiger werden wiedergewählt 
und nehmen die Wahl an, doch vertauschen beide ihre 
Aemter. 

Der vorläufige Haushaltungsplan für ıg22 sieht 


353 


für die Mitglieder denselben Beitrag vor wie im Vor- 
jahre. Als nächster Versammlungsort wird Rummels- 
burg gewählt. Hierbei wird in Vorschlag gebracht, 
die Versammlungen abends stattfinden zu lassen, damit 
jedem Mitgliede Gelegenheit gegeben wird, die Ver- 
sammlung besuchen zu können, ohne viel Zeit zu ver- 
säumen. Der Obermeister schlägt vor, anstatt der zwei 
im Jahr tagenden Versammlungen deren drei abzu- 
halten, da die zwei Versammlungen kaum genügen, 
die beruflichen Fragen erschöpfend besprechen zu 
können. 

Die geschäftliche Aussprache ergab Klagen über 
geschäftliche Schäden und Rückgang im Beruf, gegen 
welche die Innung aber zur Zeit keine Machtbefug- 
nisse zur Abstellung hat. | 

Dem scheidenden Obermeister drückte die Ver- 
sammlung ihren Dank durch Erheben von den Plätzen 
aus. — Anwesend waren 22 Mitglieder. — Schluss der 
Sitzung ı2!/, Uhr. P. Finck, Schriftführer. 


+90 


.Aus Industrie und Handel. 


50o Jahre Photochemie. Die Chemische Fabrik 
auf Aktien (vorm. E. Schering), Berlin - Charlotten- 
burg, feiert am 23. Oktober ihr sojähriges Bestehen 
und versendet dazu an ihre Geschäftsfreunde ein 
äusserst vornehm und reichhaltig ausgestattetes Jubi- 
läumsbuch, das dem seltenen Fest bei allen daran 
Teilnehmenden in sehr sinniger Weise nachhaltige 
Würdigung verschafft. Diese vortrefflich ausgearbeitete 
und erschöpfende Werkschronik ist zugleich ein schönes 
Ehrenmal wertvoller deutscher Kulturarbeit. Es lohnt 
sich insbesondere für jeden Lichtbildner, da, wo das 
Buch in den Niederlassungen und bei den Vertretern 
der Firma Schering eingesehen werden kann, sich 
durch dessen in Wort und Bild höchst anziehende 
Schilderung : fesseln zu lassen und sich an seiner 
heutigen Tages geradezu staunenswerten gediegenen 
Papier-, Druck- und Einbandausstattung zu ergötzen. 
Der Jubiläumsfirma aber sei‘ auch hier Wachsen, 
Blühen und Gedeihen bis in ferne Zeiten aufrichtig 
und mit voller Anerkennung gewünscht. 


Die „Mimosa“, Aktiengesellschaft, bringt ein Ent- 
wicklungspräparat als Trockensubstanz in den Handel 
unter dem Namen „Mimosa-Braunentwickler 
Novum“ Die mit „Novum“ entwickelten Bilder 
geben einen feinen Gravüreton, der von Tiefschwarz 
bis zum hellen Rotbraun veränderbar ist; sein weiteres 
wertvolles Merkmal ist völlige Haltbarkeit, womit ge- 
währleistet ist, dass Auflagen in jeder Höhe und An- 
zahl im gleichen Ton aus der Behandluug mit diesem 
Entwickler „Novum“ hervorgehen. Die zweite Neu- 
heit der „Mimosa“, Aktiengesellschaft, stellt ein neues 
Tonbad „Mimosa-Skalatoner“ dar; es bringt einen 
Farbenton von hervorragend künstlerischer Wirkung 
hervor, ist bequem in der Handhabung, gut haltbar 
und nicht ätzend. 


Ein neuer Goerz-Katalog. Die Optische An- 
stalt C. P,.Goerz, Akt.-Ges., Berlin- Friedenau, gibt 


354 


PHOTOGRAPHISCHE: CHRONIK. 


a 





soeben einen neuen, sehr gut gedruckten und reich 
mit Abbildungen ausgestatteten Katalog über ihre 
photographischen Erzeugnisse heraus. Als Neuheiten 
fallen besonders die beiden Rollkameras „Tengor“ 6:9 
und 61/,:Iı cra auf, leichte und gefällige Rollfilm- 
apparate, die die bekannte Goerzsche Qualitätsarbeit 
mit einem mässigen Preise vereinigen und sicherlich 
grossen Anklang finden werden. Die Rolikameraklasse 
„Roll- Tenax“, mit erstklassiger Goerz- Optik, hat 
einige Aenderungen erfahren. Westentaschen - Rolltenax 
4:6!/,; und Rolltenax 8:10!/, cm sind neu konstruiert 
und wesentlich verbessert. Taschenrolltenax 6:9 cm 
ist ein neues Modell, welches die Rolltenaxklasse durch 
ein vielfach gewünschtes ansprechendes Format er- 
gänzt. In ganz neuer Ausführung erscheint auch der 
Manufoktenax für das Format 9:12 cm, und ein 
Spezialmodell gleichen Formats mit lichtstarkem Ob- 
jektiv. Ausser den übrigen bekannten Goerz- Kameras 
enthält der Katalog die Goerz - Objektive (Dogmar, 
Dagor, Hypar) und für die Photographie erforderliche 
Zubehörteile und Artikel, so dass er jedem als zuver- 
Jlässiger Führer willkommen sein wird. 


—m94— 


Kleine Mitteilungen. 

— Charlottenburg. Das Photographische Atelier 
B. Brügner (Inh.: Frau Klara Brügner), Berliner 
Strasse 147, feierte das 25jährige Geschäftsjubiläum. 

— Nach Ablauf des Lehrverhältnisses ist 
der Lehrling entlassen. Eine Anzahl ausgelernter 
Lehrlinge in Zwickau hatte gegen ihre Entlassung 
Beschwerde erhoben und den Schlichtungsausschuss 
angerufen. Der Schlichtungsausschuss hat aber die 
Beschwerde zurückgewiesen und gesagt: Sämtliche Be- 
schwerdeführer sind Ostern 1917 als Lehrlinge bei 
der beklagten Firma eingetreten. Zwischen den Parteien 
herrscht Einverständnis darüber, dass in dem Lehr- 
vertrage vereinbart worden ist, dass die Lehrzeit 4 Jahre 
betragen sollte, dass sie am 10. April 1917 beginnen 
und am og. April 1921 endigen sollte. Nach der herrschen- 
den Rechtsauffassung finden auf den Lehrvertrag, 
soweit nicht die Gewerbeordnung oder das Handels- 
gesetzbuch ein anderes bestimmt, die Bestimmungen 
des Bürgerlichen Gesetzbuches über den Dienstvertrag 
entsprechende Anwendung. Nun bestimmt aber 8 620, 
Abs. 1, des Blirgerlichen Gesetzbuchs, dass das Dienst- 
verhältnis mit dem Ablauf der Zeit, für die es ein- 
gegangen ist, endigt. Wie bereits ausgeführt, besteht 
zwischen den Parteien kein Streit darüber, dass die 
Lehrzeit nach den Bestimmungen des Lehrvertrags am 
g. April 1921 endigen sollte Es war daher am 
9. April 1921 das Dienstverhältnis der Beschwerdeführer 
bei der beklagten Firma ohne weiteres abgelaufen, 
ohne dass es einer Kündigung seitens der Firma be- 
durft hätte Es liegt somit keine Kündigung im 
Sinne des 8 84 des Betriebsrätegesetzes vor; der Ein. 
spruch war deshalb nicht zulässig und als unzulässig 
zurückzuweisen. Interessant ist hierbeiÄ,n, dass der 


Reichsarbeitsminister wiederholt den, Standpunkt, ver 
treten hat, es habe vor der Entlassung von ausgelehrten 
Lehrlingen eine Arbeitsstreckung stattzufinden. In- 
dessen kann nicht genug davor gewarnt werden, die 
sogenannten Bescheide des Reichsarbeitsministeriums 
als endgültiges Recht anzusehen; es handelt sich viel- 
mehr lediglich um persönliche Meinungsäusserungen. 


— PhotographischeAufnahmendesMondes 
Aus New York wird gemeldet: Der Professor William 
Pickering hat im August 1920 und 1921 und im 
Februar 1921 eine grosse Anzahl von photographischen 
Aufnahmen des Mondes gemacht. Auf Grund seiner 
Feststellungen durch die Photographie behauptet er 
jetzt, bestimmt beweisen zu können, dass es auf dem 


‚Monde Leben gibt. Wenigstens seien Pflanzen in 
grosser Zahl auf dem Mond zu finden, 
"Ir 
Büsherschau. 


Tabellen über die Ermässigungen und Be- 
rechnung des Steuerabzuges vom Lohn, Ge- 
halt u. dgl. Einkommen. Preis 1,50 Mk. einschl. 
Porto. Verlag von Ernst Mauckisch, Freiberg (Sa.). 
„Der Steuerabzug vom Lohne von Verheirateten und 
Ledigen, von Arbeitern, Beamten und Dienstboten, die 
Ermässigungen durch Kinder ist mit einem Blicke ab- 
zulesen aus den Beispielen, die hier ein Berufener gibt.“ 


Jahrbuch der angewandten Naturwissen- 
schaften 19I9— 1920. 3I. Jahrgang. Unter Mitwirkung 
von Fachmännern herausgegeben von Dr. Joseph 
Plassmann. Mit 147 Bildern auf 20 Tafeln und im 
Text. Lex.-8° (XVI u. 394 $.). Freiburg i. Br. 1921, 
Herder. Geb. 40 Mk. und Zuschläge. 

Seinem Namen getreu berichtet das „Jahrbuch der 
angewandten Naturwissenschaften“ über alles, was in 
dieses Gebiet gehört. Es ist dabei auffallend, mit 
welchem Geschick und Verständnis die meisten Be- 
arbeiter der einzelnen Gebiete sich dem Durchschnitts- 
verständnis des Leserkreises anpassen. 

Ungefähr ein halbes Tausend Einzelfragen werden 
in den Abschnitten Technik, Chemische Technologie, 
Berg- und Hüttenwesen, Forst- und Landwirtschaft, 
Anthropologie, Medizin, Luftfahrt und Wetterkunde, 
Erdkunde, Himmelserscheinungen und Verschiedenes 
behandelt. Grössere Teilgebiete sind in geschlossenen 
Abhandlungen bearbeitet; so hat z.B. die „moderne 
Liebhaberphotographie“ durch Professor R. Lais eine 
fachtechnische Behandlung erfahren. 

Aber die Mitwirkung und Bedeutung der Photo- 
graphie erhellt auch aus anderen Kapiteln, in denen 
häufig darauf hingewiesen ist. Der denkende Leser 
wird sogar durch die Lektüre des Jahrbuches auf 
andere Möglichkeiten einer Nutzanwendung der Licht- 
bildkunst hingewiesen, so dass das im 31. Jahrgang 
stehende Jahrbuch nicht nur eine anregende Unter- 
haltung gewährt, sondern direkt und indirekt Veran- 
lassung zu neuartigen Anwendungsgebieten der Photo- 
graphie zu bieten vermag. Me. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a,S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. . 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE,. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ıg. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 

graphen“ (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 

4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für imm Höhe 

der 5o mm breiten Spalte 75 Pf.; Stellenmarkt- und Gelegenheitsanzeigen mit bedeutender Preisermässigung. 

Anfragen und Aufträge an Wılhelm Knapp in Halle a. S. (Fernspr.- Nr: 6467, Postscheckkonto: Leipzig 214, 
Reichsbank - Girokonto). 











Nr. 44. 








4. November. 








1921. 








Mitteilungen des Central-Verbandes Deutseher Photographen-\Vereine 


und -Innungen, J.P. 


[Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.) 


Neuanschlüsse. 
Die Mittelbadische Fachphotograpben-Vereinigung, Sitz Offenburg, ist dem Central- 


Verband beigetreten. 
bande wieder angeschlossen. 


Ebenso hat sich auch die Paotographeninnung Frankfurt a. ©. dem Ver- 


A  —— 


Aus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 
sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 
Alle Einsender erhalten Honorar 


für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Die zur Frage 4ı in Nr. 35 dieser Zeitschrift 
gegebene Antwort ist an sich vollkommen richtig. 
Vielleicht empfiehlt es sich sogar, das koblen- 
saure Kali durch die gleiche Menge wasserfreien 
koblensauren Natrons zu ersetzen. Der Ent- 
wickler wird dann noch etwas härter arbeiten. 
Vor etwaigem zu grossen Zusatz von Brom- 
kali ist sehr zu warnen. Derselbe macht wohl 
hart, aber gibt auch grünliche Bilder von häss- 
lichem Aussehen. Aus eigener Erfahrung muss 
ich bemerken, dass ich eigentlich vom gemischten 
Hydrochinon-Metol nicht gern abgehe, da das 
Metol sehr schöne Töne gibt. Ein Drittel Metol, 
zwei DrittelHydrochinon und koblensaures Natron 
als Alkali arbeitet am schönsten in der Farbe. 
Dagegen erbält man wesentlich häıtere Bilder, 


kann man aber bei zerstreutem Tageslicht 
arbeiten. Besonders empfehlenswert ist da die 
von der Firma Alois Schäfer in Augsburg 
eigens für diesen Zweck ausgearbeitete Gelb- 
scheibe. Ich arbeite in solchen schwierigen 
Fällen immer mit dieser mit bestem, sonst kaum 
erreichbarem Erfolge. Meiner Erfahrung nach 
braucht man bei Anwendung dieser etwa die 
15—2ofache Belichtungszeit. Ein etwaiger Ein- 
wand, dass Gelbscheiben nur bei flauen Nega- 
tiven Anwendung finden, ist nicht richtig. Auch 
flau arbeitende Papiere reagieren auf die Wir- 
kung der Gelbscheibe in dem erwarteten Sinne. 
Die richtige Abstimmung des Gelbfilters ist 
wesentlich, so dass man mit einer beliebigen 
gelben Glasscheibe, welche eben nicht rein 


wenn man unter der Gelbscheibe arbeitet. Die spektralgelb gefärbt ist, nie den gewünschten 
Belichtung wird zwar sehr verlängert, dafür Erfolg erzielt. Chemiker A. Cobenzl. 
—lrt 


Riehtlinien für die Bereehnung der steuerfreien Erneuerungsrücklagen!'). 


Von Steuersyndikus Dr. jur. et. rer. pol. Brönner, Berlin Wo. 


Der $ 59a der Reichseinkommeusteuernovelle vom 
24. März 1921 brachte bekanntlich die gesetzliche Rege- 
lung der steuerfreien Erneuerungsrücklagen. Bei Er- 


r) Fortsetzung des Artikels über „Der steuerfreie lirneuerungs- 
fonds des Berufsphotographeu" in Nr. 30 dieser Zeitschrift. 


[Nachdruck verboten.] 

mittlung des Geschäftsgewinnes können hiernach für 
die Rechnungsjahre 1920— 1926 den Verhältnissen ent- 
sprechende Rücklagen zur Bestreitung der Kosten steuer- 
frei abgesetzt werden, die zur Ersatzbeschaffung 
der zum gewerblichen Anlagekapital ge- 
hörigen Gegenstände über den gemeinen Wert der 


44 


356 
Ersatzgegenstände hinaus voraussichtlich aufgewendet 
werden müssen (Mehrkosten). Im Absatz 2 des 
$ 59a RE. ist vorgesehen, dass der Reichsfinanzminister 
Richtlinien für die Durchführung der Bestimmungen 
über die steuerfreien Erneuerungsrücklagen und ins- 
besondere über die jeweilige Höhe der über den ge- 
meinen Wert hinausgehenden Mehrkosten erlässt. Die 
bei der Festsetzung des dauernden gemeinen Wertes 
und der hieraus zu errechnenden Mehrkosten sich er- 
gebenden Schwierigkeiten waren ausserordentlich grosse, 
so dass erst jetzt die überaus wichtige Ausführungs- 
verordnung des Reichsfinanzministers vom 25. Juli 1921 
veröffentlicht werden konnte. 

Der Inhalt der Verordnung steht zu den gesetz- 
lichen Bestimmungen des $5ga in gewissem Gegensatz. 
Der Gesetzgeber wollte die Ueberteuerungsrücklagen 


errechnen, die über den gemeinen Wert hinausgehen. 
Die Feststellung des gemeinen Wertes war danach die 


Vorbedingung für die Berechnung der unbestimmten 


und jeweils verschiedenen sogenannten Mehrkosten. 
Diese Methode, welche von der Feststellung des ge- 
meinen Wertes ausgeht, ist der Verordnung nicht zu- 
grunde gelegt worden. Die Verordnung gibt vielmehr 
lediglich Anleitung zur Bemessung des steuerfreien 
Ueberteuerungsbetrages, so dass der Restbetrag grund- 
sätzlich steuerpflichtig verbleibt. 
letztere System zu leichter feststellbaren Faktoren führt, 
so dürfte es doch nicht in vollem Einklang mit der 
gesetzlichen Bestimmung des $5g9a RE. stehen. 

Der Inhalt der Verordnung ist, kurz ge- 
drängt, folgender: 

Ersatzbedürftige, d. h. zur steuerfreien Rück- 
stellung berechtigende Gegenstände im Sinne der 
Verordnung sind die vom Steuerpflichtigen vor dem 
I. Januar 1920 angeschafften, insbesondere dem gewerb- 
lichen Betriebe des Steuerpflichtigen dauernd gewidmeten 
Gegenstände, die im gewöhnlichen Verlauf des Betriebes 
infolge ihrer Benutzung zur Ertragserzielung abgenutzt 
werden und durch Gegenstände gleicher oder ähnlicher 
Art (Ersatzgegenstände) von dem Steuerpflichtigen zu 
ersetzen sind, damit dieser seinen Betrieb in dem seit- 
herigen Umfange fortführen kann. Der Anschaffung 
durch den Steuerpflichtigen steht die Anschaffung durch 
dessen Rechtsvorgänger gleich, wenn das betreffende 
Unternehmen von Todes wegen oder auf Grund eines 
sogenannten Uebergabevertrages erworben worden ist, 
des weiteren wird ebenso wie die Anschaffung die Her- 
stellung behandelt. Zu den ersatzbedürftigen Gegen- 
ständen gehören im übrigen die nach dem 31. Dezember 
191g angeschafften Ersatzgegenstände für die vorstehend 
bezeichneten Gegenstände. Grund und Boden gehören 
niemals zu deu ersatzbedürftigen Gegenständen. 

Die Höhe der steuerfreien Ueberteuerungs- 
rücklagen wird unter Aenderung der bisher ver- 
öffentlichten Entwürfe festgesetzt: 


Auf das Sechsfache des Anschaffungs- oder Her- 
stellungspreises des ersatzbedürftigen Gegenstandes; 
wenn dieser von dem Steuerpflichtigen vor dem I. Januar 
1916 angeschafft und hergestellt worden ist; 

auf das Dreifache des Anschaffungs- oder Her- 


Wenngleich dieses 


"PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


nenne 


stellungspreises des ersatzbedürftigen Gegenstandes; 
wenn dieser von dem sSteuerpflichtigen nach dem 
31. Dezember ıgı5, aber vor dem I. Januar IgIg an- 
geschafft worden ist; 

auf das Doppelte des Anschaffungs- oder Her- 
stellungspreises des ersatzbedürftigen Gegenstandes; 
wenn dieser von dem Steuerpflichtigen nach dem 
31. Dezember ıgı8, aber vor dem ı. Januar 1920 an- 
geschafft oder hergestellt worden ist. 


Kann der Steuerpflichtige den Anschaffungspreis 
für einen ersatzbedürftigen Gegenstand nicht nach- 
weisen, so ist als Anschaffungspreis derjenige an- 
zunehmen, der im Zeitpunkt der Anschaffung für einen 
Gegenstand gleicher Art aufzuwenden gewesen wäre. 
Ist dagegen die Zeit der Anschaffung für einen ersatz- 
hedürftigen Gegenstand nicht nachweisbar, so ist 
als Zeit der Anschaffung das Kalenderjahr IgIg an- 
zunehmen. Kann der Steuerpflichtige weder den An- 
schaffungspreisnoch die Zeit der Anschaffung für 
einen ersatzbedürftigen Gegenstand nachweisen, so be- 
rechnen sich die Mehrkosten für diesen Gegerstand 
auf das Sechsfache des Anschaffungspreises, der für 
einen Gegenstand gleicher Art am 31. Dezember 1913 
aufzuwenden gewesen wäre. 

Die nach vorstehenden Gesichtspunkten steuer- 
freien Ueberteuerungsbeträge sind auf die Zeit bis zur 
Erneuerung des Betriebsgegenstandes zu verteilen. Der 
Verteilungszeitraum läuft dabei vom Beginne des 
Wirtschaftsjahres, dessen Ergebnis der Veranlagung zur 
Einkommensteuer für das Rechnungsjahr 1920 zugrunde 
zu legen ist, bis zum Ende des Wirtschaftsjahres, das 
dem Wirtschaftsjahr vorangeht, in dem die Eiısatz- 
teschaffung voraussichtlich erfolgen wird. Bei den 
nach dem 31. Dezember Igıg angeschafften ersatz- 
bedürftigen Gegenständen beginnt der Verteilungszeit- 
raum mit dem Wirtschaftsjahr, in dem diese Gegen- 
stände angeschafft sind. Der Gesamtbetrag der hier- 
nach auf ein Wirtschafisjahr entfallenden Anteile an 
den voraussichtlichen Mehrkosten der einzelnen ersatz- 
bedürftigen Gegenstände ist als nicht steuerfreie Rück- 
lage im Sinne des $ 59a des Einkommensteuergesetzes 
bei Berechnung des Geschäftsgewinnes für die Rech- 
nungsjahre 1920— 1926 in Abzug zu bringen. Wer für 
seine Veranlagung steuerfreie Rücklagen beansprucht, 
hat auf Verlangen des Finanzamtes Angaben über 
Zeit der Anschaffung, Anschaffungspreis, voraussicht- 
liche Gesamtgebrauchsdauer und den voraussichtlichen 
Zeitpunkt der Ersatzbeschaffung zu machen, Dabei 
kann das Finanzamt zulassev, dass die Angaben für 
Gruppen gleichartiger oder zusammiengehöriger Gegen- 
stände unter Annahme von Durchschnittsziffern 
zusammengefasst werden. Nach dem 31. Dezeniber 1921 
sind steuerfreie Rücklagen für das Rechnungsjahr 1920 
nur noch im Einspruchs- oder Berufungsverfahren er- 
reichbar. Da diese Verfahren nur so lange offenstehen, 
als die Rechtsmittelfrist noch nicht abgelaufen ist, be- 
darf es sorgfältiger Beachtung der vorbezeichneten 
Fristen. 

Soweit Steuerpflichtige zur Führung von Handels- 
büchern nicht verpflichtet sind und solche Bücher 


auch nicht führen, können sie beantragen, dass bei 


Berechnung des Betriebs- oder Geschäftsgewinnes für‘ 


die Rechnungsjahre 1920— 1926 als Rücklagen für 
Mehrkosten der Ersatzbeschaffungen anstatt der vor- 
stehend berechneten Beträge jährlich 2 %, desjenigen 
Wertes des gesamten Betriebsvermögens mit’ Einschluss 
der dem Betrieb dienenden Grundstücke und Gebäude 
steuerfrei belassen werden, der bei der Veranlagung 
des Steuerpflichtigen zum Reichsnotopfer in Ansatz ge- 
bracht worden ist. 

Wer bei der Berechnung des Geschäftsgewinnes 
eine Rücklage steuerfrei abgesetzt hat, ist verpflichtet, 
auf Verlangen des Finanzamtes im Falle einer Ersatz- 
beschaffung bei seiner nächsten Einkommensteuer- 
erklärung einen detaillierten Nachweis über die Art 
und den Weıt der Ersatzgegenstände usw. vorzulegen. 
Im Falle einer Ersatzbeschaffung sind bis auf weiteres 
als tatsächliche Mehrkosten, die zu Lasten der bis 
zum Beginn des betreffenden Wirtschaftsjahres ge- 
bildeten Rücklage zu verrechnen sind, 40 0/0, des Be- 
trages, der zur Anschaffung des Ersatzgegenstandes auf- 
gewendet worden ist, anzunehmen. 
nachweislich den tatsächlichen Mehrkosten nicht ent- 
spricht, kann das Finanzamt die zu Lasten der Rück- 
lage zu verrechnenden Mehrkosten anderweit festsetzen. 
Soweit bis zum Schlusse des Wirtschaftsjahres, dessen 
Ergebnis der Veranlagung zur Einkommensteuer für 
das Rechnungsjahr I93o zugrunde zu legen ist, die 
gebildete Rücklage nicht zur Bestreitung der Mehr- 
kosten von Ersatzbeschaffungen verwendet worden 
ist, wird je ein Siebentel des in diesen Zeitpunkt noch 
vorhandenen Betrages der Rücklage bei der Veranlagung 
zur Einkommensteuer für die Rechnungsjahre 1930 
bis 1936 dem Geschäfisgewinn als steuerbare Ein- 
nahmen hinzugerechnet. Geht das Unternehmen 
vor Ablauf des Rechnungsjahres 1935 von Todes 
wegen als Ganzes zum Weiterbetrieb auf einen andern 


BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Falls dieser Betrag | 


357 


Eigentümer über, so tritt der Erwerber bezüglich der 
Bildung der Rücklage und dessen Versteuerung in die 
Rechte des Erblassers ein. Im Falle einer Veräusse- 
rung vor Ablauf des Rechnungsjahres 1935 ist der Be- 
trag der 
steuerbaren Einkommen des Wirtschaftsjahres, in dem 
die Aufgabe des Betriebes erfolgt, zuzurechnen. Hier- 
bei wird die Einkommensteuer nach einem ermässigten 
Hundertsatz erhoben. 


Ein willkürlich gewähltes Bilanzbeispiel mag die 
Berechnung im einzelnen verdeutlichen: 


Unter den Aktiven befinden sich für das vom 
I. Januar 1920 bis 31. Dezember 1920 laufende Bilanzjahr: 


a) Ein Lagerschuppen (1880 gebaut für 15000 Mk., 
ausschliesslich Grund und Boden; Ersatzbeschaf- 
fung notwendig im Jahre 1925). Mehrkosten ge- 
mäss $ 2, V: 6-15000 Mk. gleich goooo Mk. Ver- 
teilungszeitraum gemäss $3, V: I. Januar 1920 
bis 31. Dezember 1924, gleich 5 Jahre, also jähr- 
lich steuerfrei 18000 Mk. ä 


b) Eine Präzisionsmaschine (IgIı angeschafft 
für 20000 Mk ; Ersatzbeschaffung notwendig 
im Jahre 1923). Mehrkosten gemäss $2, V: 
6-20000 Mk.=120000 Mk. Verteilungszeitraum: 
I. Januar ı920 bis 31. Dezember 1922, gleich 
3 Jahre, also jährlich steuerfrei 40000 Mk. 


c) Zehn gleichartigeVerarbeitungsmaschinen 
(Zeit und Preis der Anschaffung nicht feststellbar, 
Ersatzbeschaffung notwendig im Jahre 1924). 
Nach Stellung eines Antrages gemäss $ 4, V: 
Durchschnittsziffer zugrunde gelegt für 31. De- 
zember 1913. Wert hiernach insgesamt 20000 Mk. 
Hiervon gemäss $2, Ziffer 5, das Sechsfache, gleich 
120000 Mk. Verteilungszeitraum: I. Januar 1920 
bis 31. Dezember 1923, gleich 4 Jahre, also 
jährlich steuerfrei 30000 Mk. 


Te — SE 


Innungs- und \Vereinsnaehriehten. 
(Für diese Nachrichten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in deı 


am Donnerstag zum Versand kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind 


nur Auszüge einzusenden. 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe in den Stadt- und Landkreisen 
Hannover und Linden. 


Einladung zur Innungsversammlung 
am Mittwoch, den 9. November, abends 8 Uhr, im 
„Bäckeramtshaus“, Herschelstrasse, Ecke Brüderstrasse. 


Tagesordnung. I. Genehmigung der Nieder- 
schrift voriger Sitzung. 2. Das Probebild (Vortrag 
von Kollege Alex Möhlen). 3. Beschlussfassung über 
den eventuellen Beitritt zum Nordwestdeutschen Hand- 
werker- Bund. 4. Vortrag über Verbesserung seiner 
Einkünfte beim Verkauf von Vergrösserungen (Vortrag 
mit praktischen Vorführungen von Kollege M. Merck). 
5. Fach- und Innungsangelegenheiten. 6. Sterbekasse 
des Central-Verbandes (Anmeldungen dazu werden von 


Kollegen Stäglich entgegengenommen). 
schiedenes. 


7. Ver- 


Unter Hinweis auf $ 22 der Satzungen wird um 
pünktliches Erscheinen ersucht. 
Der Vorstand, 
P. Frommelt, Obermeister, Celler Strasse Iga. 
J. Stäglich, Schriftführer, Mehlstrasse 6. 
u 2000 un 


Vereinigung Plauener Fachphotographen. 
Montag, den 14. November, abends 8 Uhr, 

findet im „Cafe Jacob“, Johannstrasse, eine Ver- 

sammlung statt. 

Tagesordnung: ı. Begrüssung und Verlesung 

letzten Niederschrif. — 2. Jahresbericht. — 


44 


der 


* 


noch nicht verwendeten Rücklage dem’ 





3. Kassenbericht. — 4. Vorstandswahl (statutengemäss). 
— 5. Verschiedenes. 


Wegen der Wichtigkeit der Tagesordnung ist es 
Ehrenpflicht aller Kollegen, zahlreich und pünktlich 
zu erscheinen. 

I. A.: Manuel Dastis, Vorsitzender. 


NB. Für die Herren Fabrikanten bietet sich beste 
Gelegenheit, ihre Erzeugnisse sowie Neuheiten durch 
Mustersendung den am Platze befindlichen Fachphoto- 
graphen kostenlos zu unterbreiten. 


—aBt— 


Sächsiseher Photographen-Bund. 
Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Kaufmann Emil Kösser, Dresden. A., Pfoten- 
hauerstrasse SI. 


Als neue Mitglieder sind aufgenommen: 

Herr Walter Laue, Mitinhaber der Firma Walter 
Laue & Co., Dresden-A., Reitbahnstrasse 35; Ver- 
treter der Leonar- Werke und Westendorp & Wehner. 

Herr Klotzsche & Co ‚ Dresden- Löbtau, Columbus- 


strasse 9. 
+ILIrt- 


Photographen-Zwangsinnung Halle a.S. 
Sitz: Halle a.S. 


Protokoll der Vierteljahrsversammlung 
am 4. Oktober, im „Stadtschützenhaus“ zu Halle a. S. 


Anwesend 80 Stimmen. Herr Obermeister Wachen- 
feld eröffnet die Versammlung um 2/5, Uhr und erteilt 
Herrn Schröder zur Protokollverlesung das Wort. 
Das Protokoll wird genehmigt. 

Die Tagesordnung, welche folgende Punkte um- 
fasst: ı. Verlesen der letzten Niederschrift. 2. Ein- 
gänge. 3. Lehrlingswesen. 4. Richtpreise, Vorzugs- 
preise. 5. Tariffragen. 6. Anträge. 7. Verschiedenes, 
wird der Reihenfolge nach erledigt. 

Unter Eingängen verliest Herr Wachenfeld ver- 
schiedene Drucksachen und die Korrespondenz zwischen 
der Jenaer Innung und dem Central- Verband über 
innere ÖOrganisationsfragen; 
über Studentenpreise seitens der Jenaer Innung. Es 
stellt sich dabei heraus, dass den Studenten gegenüber 
dem andern Publikum viel zu niedrige Preise berechnet 
werden, wozu bei den heutigen allgemein hohen Un- 
kosten kein Anlass vorliegt. Die Aus:prache, welche 
sich hierüber entspann, ergab als Endresultat: Die aller- 
meisten der anwesenden Mitglieder halten einen Io pro- 
zentigen Nachlass von den jeweilig bestehenden Bilder- 
preisen für Studenten 


ausserdem eine Anfrage 


als vollkommen ausreichend. 
Eine Offerte Wasow-München wird infolge zu gıosser 
Kosten abgelehnt. 

Zu Punkt Lehrlingswesen wird nach Jängerer 
Debatte, zu welcher die Herren Nacher, Schröder 
und Möller Stellung nehmen, zuerst die Frage über 
lernende Empfangsdamen geklärt. Schindler 
will mit 2 Jahren die Ausbildungszeit als beendet wissen ; 
dem wird entgegengetreten und 


Herr 


laut Abstimmung 
festgelegt, dass die Ausbildungszeit einer Empfangs- 


dame genau wie bei den anderen Lehrlingen 3 Jahre 
beträgt. Ausserdem wird die Frage: Wie stellen sich 
die Mitglieder zu dem Entschluss, für eine bestimmte 
Zeitdauer keine Lehrlinge im Innungsbezirk einzu- 
stellen infolge der misslichen Lage unseres Berufes? zur 
Debatte gestellt. Es entspinnt sich eine rege Aus- 
sprache darüber, welche zu folgendem Resultat führt. 
Die Innungsversammlung beschliesst: „Bis 31. Dezember 
1922 dürfen die Mitglieder der Zwangsinnung, welche 
bereits einen Lehrling beschäftigen, keinen weiteren 
Lehrling einstellen. Diejenigen Mitglieder, welche noch 
keine Lehrlinge beschäftigen, dürfen einen Lehrling 
nur dann einstellen, wenn hierzu vom Vorstand die 
Genehmigung erteilt wird. 

Vom ı. Januar 1923 an darf die Einstellung eines 
weiteren Lehrlings nur dann erfolgen, wenn der erste 
Lehrling bereits das zweite Lehrjahr zurückgelegt hat 
und in dem betreffenden Geschäft mindestens ein Ge- 
hilfe beschäftigt wird.“ 


Ueber die Volontärfrage entspinnt sich ebenfalls 
eine längere Aussprache. Ein Antrag Molsberger, 
formuliert: Gehilfen mit beglaubigter Prüfung können 
als Volontäre zugelassen werden, wird angenommen. 
Ueber die Lehrlingsausbildung bemängelt der Alt- 
gehilfe, Herr Kost, dass dieselbe in den meisten 
Fällen sehr zu wünschen übriglasse, was er in den 
Prüfungen festgestellt, und die Prüfung der Lehrlinge 
zu milde gehandhabt wird. Auch hierüber wird eine 
längere Aussprache geführt. Herrn Kost wird als 
direkte Erwiderung auf seine Kritik an der Prüfungs- 
kommission von Herren Möller und Molsberger ge- 
antwortet, jedenfalls sollen immer mehr die Bedingungen 
der Prüfung verschärft werden und somit auch bei den 
Lehrherren selbst eine schärfere Kontrolle ausgeübt 
werden, da tatsächlich ein Teil der jungen Prüflinge 
zu der Feststellung Anlass gab, den heutigen Verhält- 
nissen entsprechend nicht genügend vorgebildet zu 
sein. Die Herren Schröder und Bethmann wollen 
in erster Linie eine eingehende praktische Prüfung 
wissen, welche für die Zukunft zugesagt wird. Ein 
Antrag Bethmann: Der Gehilfenprüfungsausschuss 
soll getrennt werden, wird angenommen. Es ist dieses 
ja auch in der Satzungsänderung vom 27. Juli vor- 
gesehen. 

Richtpreise: Herr Schröder begründet den An- 
trag und will eine acht- bis zehnfache Erhöhung der 
Friedenspreise, und zwar jedes Geschäft nach seinen 
Grundpreisen von IgI4. Es reden die Herren Nacher, 
Ballin, Wolleschak, Schindler und Brodick dafür 
und dagegen. Herr Harzig will 
den einzelnen Bezirken 


diese Richtpreise 
überlassen, infolge der ver- 
schiedenen örtlichen Verhältnisse. Dem Vorstand wird 
überlassen, Richtpreise festzulegen und der Innung an- 
zugeben. Herr Wachenfeld gibt einen kurzen Be- 
richt vom Fıankfurter Central-Verbandstag. 

Zu Punkt Tariffragen: Die Tarifkommission hatte 
mit dem Gehilfenau’schuss verhandelt und eine Ioopro. 
zentige Erhöhung auf die Grundlöhne vom Juni Ig20 
abgelehnt. Seitens der Tarifkommission wurde vor- 
geschlagen, 65 %/9 für unverheiratete und 80 0/9 für ver- 





heiratete Gehilfen auf die Grundlöhne vom Juni 1920 
zu bewilligen. Es waren verschiedene Sitzungen nötig. 
Seitens des Gehilfenausschusses wurde jedoch der Vor- 
schlag abgelehnt. 
Löhne die Kollegen Nacher, Wolleschak, Trapiel, 
Strauch, Schindler und Bonitz, ebenso der Alt- 
gehilfe Herr Kost. Eine Iooprozentige Erhöhung 
wird seitens der Innungsversammlung abgelehnt. Herr 
Nacher will auch die zugesagten 65 %), resp 80 %% 
nicht gelten lassen, jedoch sind die Beschlüsse der 
Tarifkommission über die Innung hinweg geltend. 
Eine letzte Entscheidung seitens der Gehilfenschaft 
steht noch aus, 

Verscbiederes: Ueber den teilweise unregelmässigen 
Besuch der Bezirksversammlungen wird von den Be- 
zirksvertretern Klage geführt und gefordert, dass 
streng bestraft wird. Die Innungsversammlung hat 
deshalb beschlossen, alle diejenigen Mitglieder, welche 
in den von ihren Vertretern einberufenen Bezirks- 
versammlungen nicht erschein:n mit einer Ordnungs- 
strafe von 20 Mk. für jeden einzelnen Fall zu bestrafen. 
Dieser Beschluss wurde einstimmig angenommen. 

Zuletzt kommt eine wichtige Anregung des Herrn 
Schröder: einen Werbefonds zu gründen, um in erster 
Linie sofort gegen unlautere Elemente, welche urseren 
Beruf schädigen, klagbar zu werden oder du:ch sonstige 
Abwehr vorzugehen. Zum anderen Teil soll der Fonds 
dazu dienen, werbend und autklärend in den Tages- 
zeitungen auf unseren Beruf hinzuweisen. Es ist dies 
auch auf die Tageszeitungen des Innungsbezirkes aus- 
zudehnen. Infolge der vorgerückten Zeit und der Ab- 
reise der auswärtigen Kollegen wurde angeregt, diesen 
Pnnkt wegen seiner Wichtigkeit auf der nächsten 
Tagesordnung voranzusetzen. Eine Kauf- und Tausch- 
zentrale innerhalb der Innung soll angeregt werden und 
wird nochmals zur Sprache kommen. Ebenfalls nicht 
geklärt wurde ein Reklameplakat, Anregung von Herrn 
Schröder Die Herren Bethmann und Strauch 
wollen mit Herrn Schröder noch einige Aenderungen 
vornehmen. 

Der Obermeister schliesst die Versammlung um 
6 Uhr 20 Minuten. 


C. Wachenfeld, 
Obermeister, 


Rich. Schröder, 
I. Schriftführer. 


Landesverband 
Badiseher Photographen (E.Y.). 
Karlsruhe. 
Geschäftsstelle: Rheinstrasse 12. 
Bericht der am 14. September im „Kurhaus“ 
Donaueschingen stattgefundenen Tagung des 
Handwerkkammerbezirks Konstanz. 


Sitz: 


Die Tagung wurde 2°/, Uhr vom Geschäftsführer 
des Landesverbandes Badischer Photographen, Kollegen 
Hofmann-Karlsruhe, eröffnet, er begrüsste die er- 
schienenen Kollegen, sowie den Vertreter der Hand- 
werkskammer Koustanz, Herrn Syndikus Dr. Herfurth, 
und sprach sein grösstes Bedauern über das Fern- 


bleiben der Konstanzer Kollegen aus. Anwesend sind 


— 


_ PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


mn eng mn nenne au mm mern ee nn mt armen mern nn nn mn nn mn en 


Es reden zu dieser Erhöhung der” 


22 Kollegen aus dem Bezirk. Als Protokollführer 
wurde Kollege Conrads- Donaueschingen bestimmt. 
Hierauf überuahm Herr Syndikus Dr. Herfurth das 
Referat und begann seine Ausführung mit einer klaren 
Auslegung über die Verhältnisse im Handwerkerbetrieb, 
den Gesetzentwurf von Dr. Meusch kurz streifend, 
forderte Dr. Herfurth zu einer Aussprache über die 
Zwangsinnung auf. Kollege Hofmann dankte Herru 
Dr. Herfurth für seine Ausführungen und fügt noch 
belehrende Erklärungen über die Zwangsinnungen hinzu 
und forderte zur freien Aussprache auf. 


Kollege Schultheis-St. Georgen wies in der 
Hauptsache verschiedene Beschuldigungen des Referenten 
Dr. Herfurth zurück und sprach sich im Namen der 
Konstanzer Kollegen gegen die Errichtung einer Pflicht- 
innung aus. 

Kollege Seiler- Königsfeld sprach sein Erstaunen 
darüber aus, dass eine Verrammlung einberufen wurde, 
ohne dass die Vereinigung der Photographen des 
badischen und württembergischen Schwarzwaldes, der 
Baar und des Hegau davon benachrichtigt wurden. 
Kollege Hofmann gab darüber Erklärung und sprach 
ebenfalis sein Erstaunen und ebenso seine Freude 
darüber aus, dass irgendwo im Konstanzer Bezirk ein 
gut entwickeltes Blümchen, trotz straffer Organisation, 
seither im verborgenen blühe. Syndikus Dr. Herfurth 
trat nochmals für unbedingte Errichtung der Pflicht- 
Innung ein. 

Kollege Bächle- Tienugen verlangte vor der Er- 
ricbtung der Pflichtinnung zu wissen, wie es mit den 
Reisephotographen und der Sonntagsruhe steht. Kol- 
iege Hesse-Stockach trat für unbedingte Errichtung 
einer Innung, ob freiwillige oder Zwangsinnung, ein. 
Kollege Schultheis-St. Georgen verlangte Auskunft, 
ob im Falle einer Pflichtinnung gegen Leute, welche 
die Photographie im Nebenberufe betreiben, vor- 
gegangen werden kaun. Diese Frage wurde vom 
Referenten dahingehend beantwortet, dass diese Frage 
erst später entschieden werden könnte. Kollege Seiler- 
Königsfeld verlangte nähere Auskunft über die Pflicht- 
iunung. Herr Dr. Herfurth gab diese Auskunft und 
gab besonders zu bedenkeu, dass die Gewerkschaften 
die schärfsten Gegner der Pflichtinnung seien. 

Kollege Bächle- Tiergen sprach sich für die 
Organisation aus, ebenso Kollege Bach - Waldshut. 
Kollege ®eiler- Königsfeld machte den Einwurf, man 
solle sich erst orientieren, ehe man zu einem Ent- 
schluss kommt. Kollege Bächle-Tiengen trat noch- 
mals für die Organisation ein. Kollege Seiler- 
Königsfeld bittet, die Sitzung Io Minuten auszusetzen, 
um sich darüber auszusprechen. Kollege Bach- 
Waldshut bittet Herrn Seiler, dabei auch der aus- 
wärtigen Kollegen zu gedenken. Hierauf wurde die 
Sitzung 20 Minuten ausgesetzt. Nach Wiedereröffnung 
der Sitzung erklärte Kollege Seiler, dass er mit seiner 
Organisation nicht für die Zwangsinnung sei. Kollege 
Ott-Singen trat dafür ein, die bisherige Organisation 
zu vergrössern, aber nicht für die Zwangsinnung ein- 
zutreten. Herr Dr. Herfurth sprach dagegen und 
stellte den Antrag, dass die Herren, welche nicht der 


< 


360 


bestehenden Organisation angehören, darüber ab- 
stimmen, ob sie für Pflichtinnung seien oder nicht. 
Kollege Bächle tritt für die Innung ein. Kollege 
Hesse wünscht, die bisherige Organisation bestehen 
zu lassen, aber über den ganzen Kammerbezirk zu er- 
weitern. Hierauf wurde zur Abstimmung geschritten, 
und waren von 22 stimmberechtigten Kollegen ı3 für 
die Freie Vereiniging und 9 für die Innurg. Es 
wurde deshalb beschlossen, die bestehende Vereinigung 
über den Kammerbezirk auszubauen, und schlossen 
sich zehn Kollegen gleich dieser Vereinigung neu an. 
Ferner wurde beschlossen, die nächste Versammlung 
für den Kammerbezirk Konstanz im Oktober d. J. in 
Immendingen abzuhalten, dort die Ergänpzungswahlen 
für die neu hinzuzuwählenden Vorstandsmitglieder vor- 
zunehmen und sich offiziell dem Landesverband Badi- 
scher Photographen, Sitz Karlsruhe, und dem Cen- 
tral- Verband deutscher Photographen- Vereine und 
Innungen, J. P., Dresden, anzuschliessen. Herr Dr. Her- 
furth begründet nochmals sein vorher ausgeführtes 
Referat und bittet, dass sämtliche Kollegen an der 
grossen Sache ohne Ausnahme mitarbeiten möchten. 
Sodann dankte Kollege Hofmann nochmals Herrn 
Dr. Herfurth für seine Unterstützung und gab aus- 
führlichen Bericht über den Badischen Bund seit Kriegs- 
beginn bis heute. Kollege Schultheis brachte ver- 
schiedene frühere Verordnungen durch Verlesen in 
Erinnerung, worauf Kollege Hofmann seine Ein- 
gaben betreffs Verbots von Schulaufnahmen durch 
Reisephotographen an das Ministerium des Kultus 
und Unterrichts bekanntgab und vorläufig den Erlass 
vom 12. Oktober Igıo, Nr. 43805 (Grossh. Oberschulrat) 
zur Nachachtung an die Kreisschulämter und Volks- 
schulrektorate in Erinnerung brachte sowie noch ver- 
schiedenes Wissenswertes mitteilte. Hierauf dankten die 
Kollegen Hesse und Schultheis Kollegen Hofmann 
für seine seither in uneigennütziger Weise geleistete 
Arbeit und versprachen, auf die Kollegen einzuwirken 
zur gedeiblichen Entwicklung unserer guten Sache. 


Da die Tagesordnung erledigt war und die aus- 
wärtigen Kollegen zur Heimreise rüsteten, ergriff Kol- 
lege Hofmann das Schlusswort unter folgenden Aus- 
führungen: Kollegen, ich bin nicht hierher gekommen, 
um $ie absolut mit der Zwangsinnung zu beglücken, 
nein, ich bin gekommen, um Ihnen das zu bringen, 
was Ihnen fehlt und was Sie schon lange haben müssten, 
die geschlossene Organisation. Wie Sie wissen, hat die 
letzte Central -Verbandssitzung in Frankfurt a. M. den 
Zusammenschluss der gesamten deutschen Photographen 
gebracht, warunı sollen Sie sich dann nicht organi- 
sieren? Es gingen Ihnen seither doch sämtliche Er- 
rungenschaften des Central- Verbandes verloren, Er 
gab ferner klaren Bericht über die Tätigkeit des Central- 
Verbandes, der Sterbe-, Darlehns- und Unterstützungs- 
kassen. Auf die Dankesäusserungen der Kollegen 
Schultheis- St. Georgen und Hesse-Stockach zu- 
rückkommend, erklärte Kollege Hofmann, er vef- 
lange keinen Dank für seine mühevolle Arbeit und 
erblickt seinen Dank darin, wenn sich die Kollegen 
des Kammmerbezirks Konstanz und der anderen Teile 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


des Badischen Landes restlos zusammenschliessen und 
kräftig mit aufbauen helfen an unserer guten Sache, 
und schloss hierauf die gut und anregend verlaufene 
Versammlung mit einem „Gut Licht“ für die Zukunft. 
Jakob Hofmann, Conrad, 
Geschäftsführer. prov. Schriftführer. 
ehrt 


Genossensehaft der Photographen 
Nordböhmens in Reiehenberg. Sektion: 
Teplitz- Schönau. 

Bei der am 3. Oktober d, J. stattgefundenen ersten 
Jahres- Hauptversammlung der Sektion Teplitz-Schönau 
erstattete der Sektionsleiter Franz Horak einen um- 
fangreichen Jahresbericht. Aus demselben konnte mit 
Genugtuung konstatiert werden, welch erspriessliche 
Tätigkeit die Sektionsfunktionäre während des ver- 
flossenen Jahres entfaltet haben. 

Bei der Neuwahl der Leitung wurden einstimmig 
die folgenden Herren zu Funktionären wiedergewählt: 
Franz Horak, Sektionsleiter, Josef Fuhr, Sektions- 
leiter - Stellvertreter. Dann wurden neugewählt die 
Kollegen: Wenzel Mühlbauer als Kassierer; Franz 
Hammer als Schriftführer; Josef Fuhr und Josef 
Czyharz als Delegierte; Ernst Rimella und Willy 
Tauscher als Rechnungsprüfer; Karl Sattler, 
Willy Tauscher und Josef Czyharz als Prüfungs- 
kommissäre. — Als Vereinslokal wurde das Cafe „Kreuz“ 
in Teplitz-Schönau, Meissnerstrasse, beibehalten, und 
finden die Monatsversammlungen jeden ersten Montag 
im Monat um 3!/, Uhr nachmittags daselbst statt. 

Mit Rücksicht auf die neuerliche Erhöhung der 
Platten- und Papierpreise wurde seitens der Sektion 
eine entsprechende Erhöhung des Minimalpreistarifes 
beschlossen. 

Leider musste nach dem Jahresbericht konstatiert 
werden, dass noch eine grosse Anzahl Kollegen die 
Notwendigkeit einer strammen Organisation verkennen 
und unseren Bestrebungen vollkommen interesselos 
gegenüberstehen. Es wäre hoch an der Zeit, dass 
auch diese Kollegen endlich einmal zur besseren Ein- 
sicht gelangen möchten. 

Die erste Hauptversammlung der Sektion Teplitz- 
Dux verlief in einmütiger Weise, und erntete speziell 
der äusserst rührige Sektionsleiter Horak für seine 
erspriessliche Tätigkeit den Dank und vollste Aner- 
kennung der anwesenden Fachgenossen, 

Der Schriftführer: Franz Hammer. 


NO 
Spreehsaal. 


Die Einkaufsgenossenschaft als Grossmacht 

des Handwerks. 

Ausgegangen ist die moderne Genossenschafts- 
bewegung in England, wo im Jahre 1844 ein Dutzend 
armer Flanellweber einen Konsumverein gründeten. 
Auch in Frankreich setzte die genossenschaftliche Be- 
wegung etwas früher ein als in Deutschland. Ziemlich 
unabhängig von diesen Vorgängen in England und 
Frankreich hat sich der Genosrenschaftsgedanke in 


PHOTOGRAPHISCHE (CHRONIK. 


361 





— 


Deutschland entwickelt, und zwar sind es zuerst haupt- 
sächlich selbständige Handwerker gewesen, die, ge- 
drängt durch die Konkurrenz der Fabriken und des 
Grossbetriebs, sich durch genossenschaftliches Vorgehen 
vor allem beim Einkauf der Rohstoffe die Vorteile des 
Grossbezugs zugänglich zu machen suchten. Die Ge- 
nossenschaften haben in Deutschland eine Ausdehnung 
und Entwicklung angenommen, die sie zu einem der 
wichtigsten und wirksamsten Faktoren uuseres wirt- 
schaftlichen und sozialen Lebens gemacht haben. Nur 
den Photographen blieb es vorbehalten, dieser Bewegung 
nicht nur fernzubleiben, sondern ihr feindselig gegen- 
überzustehen und sie sogar noch mit den schärfsten 
Mitteln zu bekämpfen, zur grössten Freude des Photo- 
grosshandels. So bestehen nach einer Statistik der 
Handwerkskammer von Oberbayern in diesem Bezirk 
allein 67 Einkaufsgenossenschaften. Es müssen also 
die berufenen Führer unseres Handwerks in Zukunft 
dieser Sache eine viel grössere Aufmerksamkeit zu- 
wenden. 

Der Grundgedanke der Genossenschaften im ökono- 
mischen Sinne liegt nämlich darin, dass sie die private 
Wirtschaftsfähigkeit der einzelnen Mitglieder fördert 
und ergänzt, d.h. sie nimmt ihren Mitgliedern einen 
Teil ihrer wirtschaftlichen Aufgaben ab. Wie die Ge- 
sellschaften den Zweck haben, Kapital und Arbeit 
mehrerer zusammenzufassen, wo der einzelne nicht 
ausreicht, so bezwecken dasselbe die Genossenschaften. 
Aber der Gedanke der Förderung des einzelnen durch 
gemeinsames Vorgehen, der gegenseitigen Hilfe, ist 
hier viel stärker ausgeprägt. Genossenschaften dienen 
heute besonders, aber nicht ausschliesslich, den 
Schwachen, sie beruhen auf dem Satze: „Einigkeit 
macht stark.“ 

Seit den goer Jahren wurde bei fast sämtlichen 
Verhandlungen des allgemeinen Bayerischen Hand- 
werıker- und Gewerbetages, sowie auch auf den Dele- 
giertentagen des Bayerischen Handwerker- und Ge- 
werbebundes immer wieder darauf hingewiesen, dass 
nichts dem Handwerker nützlichere Dienste leisten 
könne als eine grosszügige Bildung von Genossen- 
schaften. Sogar der bayrische Kirchenfürst Se. Eminenz 
Erzbischof v. Faulhaber hat in seinen Wirtschafts- 
predigten vom Jahre Ig20 die Gründungen von Ein- 
kaufsgenossenschaften als Massnahme zur Behauptung 
dem alles erwürgenden Grosskapital gegenüber emp- 


fohlen. Man betrachte besseren Verständnisses halber 
einmal die Einkaufsgenossenschaft als eine Gross- 
handlung, an welcher sämtliche Genmossenschaftsmit- 


glieder mit einer Einlage von 500 Mk. Teilhaber sind. 
Nehmen wir an, Ioo Photographen in einem Hand- 
werkskammerbezirk wollen eine Einkaufsgenossenschaft 
gründen. Zum Grosseinkauf ist logischerweise ein 
grösseres Betriebskapital nötig; dasselbe wird durch 
Rinzahlung von jedem Mitglied herbeigeschafft, also 
1.2X 5oo Mk. Einzahlungen ergibt 50000 Mk. Kapital 
zuuy Einkauf. 

Durch Anschluss au die bestehenden Genossen- 
schaftsbanken kann das Betriebskapital durch Kredit- 
gewährung verdoppelt oder verdreifacht werden, Dass 


mit diesem Betriebskapital ein äusserst reichhaltiges® 
und stets mit frischer Ware versehenes Lager für Fach- 
photographen bereitgelegt werden kann, muss selbst 
der einsichtloseste Kollege begreifen. Nun wäre es 
aber ein grosser Fehler, zu glauben, eine Einkaufs- 
genossenschaft müsse billiger liefern als die Gross- 
händler, nein, der Verkauf findet zu den üblichen 
Marktpreisen statt, und der daraus entstehende Rein- 
gewinn kommt als Nutzniessung am Jahresschluss zur 
Verteilung. Dass natürlich mit der Zunahme von Mit- 
gliedern die Vorteile für die Einkaufsgenossenschaft 
sich gewaltig steigern, liegt klar auf der Hand. Nehmen 
wir nur an, zehn Händler beliefern 1ooo Photographen, 
sie benötigen zehn Lokale, zehn Telephons, zehn Aus- 
geher, zehn weitere Angestellte usw. Wer will be- 
haupten, dass eine Einkaufsgenossenschaft mit diesem 
Ausgabenapparat zu rechnen hat? Wer will bestreiten, 
dass eine Einkaufsgenossenschaft nicht grössere Ge- 
winne durch Zentralisation erzielen und verteilen kann? 
Es ist bedauerlich, dass die 5000—6000 deutschen 
Photographen bis heute noch nicht den Wert einer 
geschlossenen wirtschaftlichen Organisation (Zentral- 
einkaufsgenossenschaft) erkannt haben. Wir fordern 
daher sämtliche Korporationen unseres Berufes auf, 
zum Beitritt zu einer bereits bestehenden oder zur 
Neugründung von Einkaufsgenossenschaften zu schreiten, 
um sie im gegebenen Moment zusammıenzufassen und 
die Einkäufe zu zentralisieren. Der Industriegross- 
macht muss die Zentraleinkaufsgenossenschaft als 
Grossmacht des Handwerks in Front gestellt werden. 
Dann wird auch die Zeit vorüber sein, wo Photo- 
industrie und Photogrosshandel uns als Konsumenten 
von der Teilnahme an ihren Beratungen ausschliessen 
können, wie es in Eisenach der Fall war. Unsere 
Aufforderung stützen wir auf die guten Erfolge unserer 
„Südphoto“, Einkaufsgenossenschaft SüddeutscherPhoto- 
graphen, G.m.b.H., Sitz München, und sind wir stets 
gern bereit, mit Rat und Tat beizustehen. 
München, im Oktober 1921. 


J. Einsiedel. W. Walcher. 
-"ILIrt 
Gesehäftliches. 


München. Neue Eintragung: Gefa, Gesellschaft 
für Farbenphotographie m. b. H. Herstellung und 
Verwertung von Platten- und Filmmaterial. Stamm- 
kapital 300000 Mk. Geschäftsführer: Dr. Hermann 
Reiners und Theodor Kirchner, Direktoren in 


München. 
-I4— 


Aus Industrie und Handel. 

Das „Pala-Handbuch“ der Gust. Schaeuf- 
felenschen Papierfabrik in Heilbronn wird in 
II, vollständig neu bearbeiteter Auflage versandt; es 
ist ganz bedeutend erweitert worden und bringt Bei- 
träge bekannter Fachschriftsteller, darunter von Paul 
Hanneke, Dr. Kuhfahl und Professor OÖ. Meute, 
Diese wissenschaftlichen Aufsätze heben das 
Handbuch“ 


„Pala- 
über die Grenzen einer blossen Werbe- 


362 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





° schrift hinaus. Der Verkaufspreis beträgt 2,50 Mk. 
Händler erhalten bei Bezug von mindestens 20 Stück 
Rabatt. : 


Neue Kunstlichtpapiere für Fachphoto- 
graphen. Viele Fachphotographen wünschen, um 
dem Geschmacke des Durchschnittspublikums Rech- 
nung tragen zu können, ein Papier, welches im Tone 
nicht reinschwarz ist, sondern etwas ins Schwarzbräun- 
liche übergeht, und mit dem durch einfache direkte 
Tonung zelloidinbildartige Wirkungen erzielt werden 
können. Diese Forderung erfüllt die neue Marke 
„Porträt- Bayer-Normal“. Dieses Papier hat bei nor- 
maler Empfindlichkeit eine vorzügliche Abstufung, gibt 
selbst bei sehr kräftig gehaltenen Negativen noch ge- 
nügend Feinheiten und sinkt beim Trocknen nicht ein. 

Bei seinem Gebrauch wird die Arbeitsmethode des 
Photographen in keiner Weise verändert. Mit ge- 
wöhnlichem Metol- Hydrochinonentwickler erhält man 
einen schwarzen, etwas ins Schwarzbräunliche gehen- 
den Ton. Für direkte Tonung wird besonders die 
Schwefelselentonung empfohlen. Werden die Abzüge 
von dieser Schwefelselentonung nach Art der Brom- 
silberpapiere erst ausgebleicht, so erhält man eivuen 
mehr ins Gelblichere gehenden Sepiaton. Natürlich 
ist man beim „Porträt-Nosmal“ an diese Tonungs- 
vorschriften nicht gebunden, sondern erhält auch nach 
allen anderen Tonungsverfahren und mit den fertigen, 
im Handel befindlichen Tonern gute Ergebnisse. 
„Porträt-Bayer-Normal“ wurde zum ersten Male in 
grösserem Stil in Verbindung mit den anderen „Bayer“- 
erzeugnissen auf der in der Berliner Sezession vom 
4. —9. Oktober d. J. abgehaltenen Photoausstellung 
gezeigt. Jede weitere Auskunft (Preislisten) erteilen 
die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Photo- 
abteilung, in Leverkusen bei Köln. 


94 


Kleine Mitteilungen. 

— Das stimmungsvolle Landschaftsbild. 
So lautete das Thema eines Vortrages mit Lichtbildern, 
den Direktor O. Ehrhardt- Coswig vor einer statt- 
lichen Zuhörerschar am Donnerstag, den 20. Oktober, 
im Berliner Kuustgewerbemuseum hielt. Ein halbes 
Hundert ausgesprochener Stimmungsbilder, die Land- 
schaft in den verschiedensten Jahreszeiten in ihrer 
berückenden Schönheit zeigend, sprachen eindrucksvoll 
zu dem Beschauer. Vom Frühlingssehnen, vom Er- 
wachen der Natur, vom Spriessen, vom Weben und 
Streben der Erdenkräfte, vorwärtsschreitendes Leben 
bis zum Entschlummern der Mutter Erde, eingebüllt 
ins feizrliche Leichentuch des wiuterlichen Friedens. 
An die Schönheit des Landschaftsbildes, in dem aber 
die wahre Stimmung mit freiem, ungetrübtem Blicke 
sich erschauen und greifbar fühlen lässt, sollte der 
Mensch sich öfter erbauen. Diese Schönheit an Ort 
und Stelle in sich aufzunehmen, wird vielen in der 
heutigen realen und prosaischen Zeit kaum möglich 


sein. Das Lichtbild soll notgedrungen hier Ersatz 
gewähren und dazu beitragen, dass wir unsere Heimat 
wieder lieben lernen. Dankbar müssen wir den Kunst- 
pionieren sein, die mit unermüdlicher Schaffensfreude 
ständig streben, das Schöne der Landschaft im Licht- 
bilde zu erhalten, zur Nacheiferung für andere Licht- 
bildner uud besonders zur Erbauung des Freundes der 
heimatlichen Natur. Wilhelm Dost, Berlin. 


Zittau. Lichtbildner Güttges hat sein 25 jähriges 
Geschäftsjubiläum gefeiert. 


Magdeburg. Festgenommen wurden die Photo- 
graphen Johannes und Erich König aus. Leipzig, 
die Gruppenaufnabhmen machten, Anzahlungen ent- 
gegennahmen und die Restbeträge in betrügerischer 
Absicht durch Postauftrag einzgogen, Bilder aber nicht 


lieferten. 
IL >t— 


Fragekasten. 


Unsere Leser werden gebeten, sich an der Beantwortung der 
abgedruckten Fragen, namentlich der gewerblichen Fragen, aus ihrer 
Erfahrung heraus, zu beteiligen. Alle eingesandten und abgedruckten 
Fragebeantwortungen werden am Schluss jeden Vierteljahres honoriert. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 

beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Rechtliche Fragen. 


Frage ır. Herr R.T. in C. Vor ı!/, Jahren über- 
nahm ich einen Pcostkartenverlag (mit Stadtansichten) 
mit allen Rechten. Vor einem Jahre bemerkte ich 
etwa acht verschiedene Aufnabmen dieses von mir über- 
nommenen Postkartenverlages von einer anderen Firma 
in den Handel gebracht, die Karten sind auch im 
Schaufenster dieser Firma mit deren Firmenaufdruck 
ausgestellt. Die Aufnahmen wurden von meinem Rechts- 
vorgänger vor etwa IOo—15 Jabren gemacht. Kann 
ich heute noch mit Rechtsmitteln dagegen vorgehen? 


Antwort zu Frage ır. Nach $ 26 des Schutz- 
gesetzes endigt der Schutz des Urheberrechts an einem 
Werke der Photograpbie mit dem Ablaufe von Io Jahren 
seit dem Erscheinen des Werkes. Unter den Begriff 
des Erscheinenus fällt nur die Herausgabe im Ver- 
lags- und Kunsthandel, ferner der Vertrieb im Kunst- 
gewerbe, sowie sonstige Handlungen, durch weiche die 
mechanisch oder doch fabrikmässig gefertigte Nach- 
bildung in den allgemeinen Verkehr gelangt, nicht 
aber das blosse Ausstellen oder Vorführen des Werkes. 
Wenn die Nachbildung also noch in die zehnjährige 
Schutzfrist fällt, wäre der Anspruch einer Entschädigung 
nach $ 31 des Schutzgesetzes noch angängig, weil 
dieser Anspruch nicht an die dreimonatige Antragfrist 
des $ 32 gebunden ist, die inzwischen ja verstrichen 
ist, so dass ein Strafantrag wegen Urheberrechts er- 
letzung nach einem Jahre nicht mehr gestellt we:ıden 


könnte. Dr. Sch. 


a a a L6—6—_—_— 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin - Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE, 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9, 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 

graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 

4,— Mk., mit dem „Atelier" zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ıimm Höhe 

der 5o mm breiten Spalte 75 Pf.; Stellenmarkt- und Gelegenheitsanzeigen mit bedeutender Preisermässigung. 

Anfragen und Aufträge an Wilhelm Knapp in Halle a. S. (Fernspr.-Nr: 6467, Postscheckkonto: Leipzig 214, 
Reichsbank - Girokonto), 

samen mnnasram es nnmenmaannn mmmnmn > mnma Maas men mn ISA 


ıı. November. 1921. 





Nr. 45. 











Mitteilungen des CGentral-Verbandes Deutseher Photographen-Vereine 
und -Innungen, J. P. 


Belieferung der Einkaufsgenossen- 
schaften. 


Bei der Central-Verbandstagung in Breslau 
1919 wurde eine Kommission zum Studium der 
Einkaufsgenossenschaftsfrage erwählt, die von 
Zeit zu Zeit berichten sollte. An der Spitze 
stand Herr Mend in Hildesheim. Bei der letzten 
Tagung in Frankfurt a. M. stattete Herr Mend 
Bericht ab. Trotz der grossen Bemühungen 
des Herrn Mend war es ihm nicht gelungen, die 
Anerkennung als Händler zu erreichen. Der Ver- 
band nahm den gleichen Standpunkt wie dielnnung 
Berlin ein und stimmte einer Entschliessung zu, 
die die Haltung der Fabrikanten missbilligt. 


Nach meiner Rückkehr aus Frankfurt am 
4. August teilte ich dem Verein der Fabrikanten 
photographischer Artikel in Berlin nach meinen 
Unterlagen — das.Protokoll hatte ich noch nicht 
— die Wünsche des Verbandstages mit. 


1. Der Central-Verband beantragt, den bestehen- 
den und noch zu gründenden Einkaufsgenossenschaften 
die Anerkennung als Händler zuteil werden zu lassen 
und die Boykottierung von Händlern, die den Ein- 
kaufsgenossenschaften liefern, einzustellen. 

2. Die Fabrikanten mögen den Händlern gestatten, 
den Fachphotographen als dauernden Abnehmern 
höhere Rabatte einzuräumen, ohne ihnen Schwierig- 
keiten zu bereiten oder mit Bezugssperre zu drohen. 

3. Der Central-Verbaud beantragt, dass denjenigen 
Händlern, die regelmässig Fachphotographenarbeiten 
ausführen und vielfach durch Unterbietung der Preise 
den Fachphotographen die allerschliimmste Konkurrenz 
machen, der Händlerrabatt entzogen wird und sie nur 
den Fachphotographenrabatt erhalten. 


(Eine Liste von Amateurhändlern, die Fach- 
photographenarbeiten zu Schleuderpreisen aus- 
führen, legte ich bei. Grosse Handlungen liefern 
z.B. Abzüge 18x24 gewerblicher Aufnahmen 
für Fabriken usw. für 1,50 Mk.) 


[Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.] 


Ich verwies darauf, dass bei den Verhand- 
lungen am ı5. Januar in Dresden (es war die 
Zusammenkunft mit den Vertretern des Ver- 
eins der Deutschen Trockenplattenfabriken, der 
Händler und der Verbraucher) die Fabrikanten 
erklärt hatten, wenn die Einkaufsgenossenschaften 
die vorgeschriebenen Bedingungen einhalten 
würden, kein Grund mehr vorläge, ihnen nicht 
zu Händlerpreisen zu liefern. 

Am 13. August erhielt ich die Antwort des 
Fabrikantenvereins, dass die Wünsche auf die 
nächste Tagesordnung gesetzt werden sollten. 
Betreffend Schleuderkonkurrenz der Händler 
wurden wir an die Trockenplatten- und Papier- 
fabrikantenvereine verwiesen. 

Am 24. August sandte ich den Wortlaut 
der in Frankfurt a. M. angenommenen Ent- 
schliessung, ferner mit Erlaubnis des Herrn 
Einsiedel Mitteilungen über den geplanten 
Ausbau der Einkaufsgenossenschaften. Es ist 
beabsichtigt, eine Einkaufsgenossenschaft für 
Bayern zu gründen. Desgleichen sollen gleich- 
zeitig in anderen Teilen Deutschlands Genossen- 
schaften gegründet werden. Sollten sich bei 
einer Vereinigung grössere Vorteile heraus- 
stellen, so würde diese vorgenommen werden. 
Es würde dann der Sitz der Genossenschaft in 
München sein mit den Filialen Stuttgart, Karls- 
rube, Darmstadt und Ludwigshafen. Aebnlich 
würde im übrigen Deutschland verfahren werden. 
Die Handwerkskammern werden die Innungen 
veranlassen, Stellung zur Einkaufsgenossen- 
schaftsfrage zu nehmen. 

Ich verwies, was ich schon in einem früheren 
Briefe im April getan hatte, noch einmal 
auf den Ausspruch der Fabrikanten bei der 
Januar-Verhandlung, dass, wenn die Einkaufs- 
genossenschaften die gestellten Bedingungen er- 
füllen, kein Grund vorhanden sei, den Einkaufs- 


45 


364 





genossenschaften nicht zu Händlerpreisen zu 
liefern. Sie seien aber durch den Beschluss 
des Vereins der Fabrikanten photographischer 
Artikel gebunden, 

Betreffend die Frage der Rabattgewährung 
anHändler, diePhotoarbeiten zu Schleuderpreisen 
anfertigen, wo wir an die Papier- und Platten- 
vereinigungen verwiesen wurden, bemerkte ich, 
dass der Fabrikantenverein hierzu ebenfalls 
Stellung nehmen muss, da es sich um alle 
Sachen handelte. 

In der Zwischenzeit war mir der Satzungs- 
entwurf der Photohändler- Anerkennungsstelle des 
Kartells der Vereinigungen der Fabrikanten und 
Händler photographischer Artikel auf den Tisch 
geflogen. Dem Kartell gehören an: 

ı. Der Verein der Fabrikanten photographi- 
scher Artikel Berlin. 

2. Der Verband von Händlern photographi- 
scher Artikel (Händler für Fachphotographen- 
bedarf) Berlin und 

3. Der Deutsche 
Amateure) in Bresden. 

Der Entwurf entbält sehr viel anerkennens- 
werte Abmachungen zum, Schutze des reellen 
Handels, z. B. in der Art, wie auch mein Vor- 
schlag, der von der in Breslau gewählten Kom- 
mission unter den Tisch fallen gelassen wurde: 
eine Anerkennungsstelle für Photographen zu 
schaffen. 

8 5 lautet: Für die anerkannten Händler werden 
folgende Bezeichnungen geführt: 

Haupthändler A (Amateurhandlungen); 
" B (Fachhandlungen); 
AB (Amateurhandlungen, die zugleich 
Fachphotographen beliefern); 
BA (Fachhandlungen, die auch einen 
Amateurbandel betreiben). 
C (Fachphotographen, die nebenbei 
einen Amateurhandelbetreiben); 
AC (Warenhäuser mit Amateurhandel 
und gleichzeitigem Atelierbe- 
trieb). 
D (Kleinere Handlungen, die nicht 
unter A, B und C fallen). 

Wird neben dem Photohandel noch ein anderes 
Geschäft betrieben, gleichgültig ob im Haupt- oder 
Nebenerwerb, so ist dies dem Buchstaben beizufügen, 
unrd bei der Auskunftserteilung anzugeben, z. B. Haupt- 
händler A und Optiker. 

8 10 lautet: Einkaufsgenossenschaften, Gesell- 
schaften und Vereine, deren Mitglieder aus Verbrauchern 
photographischer Waren bestehen, haben keinen An- 
spruch auf Händlerrabatt. Infolgedessen haben die an- 
geschlossenen Lieferanten und die anerkannten Händler 
die Verpflichtung, solchen Vereinigungen Lieferungen 
nur zu denjenigen Preisen zu machen, die für das 
Einzelmitglied festgesetzt sind. 


Am 5. September schrieb ich an den Fabri- 
kantenverein, dass ich am 8. Junı 1920 ver- 
schiedene Wünsche der Fachphotographen über- 
mittelt hatte, darunter als Punkt 2, Verhandlungen 
über Preisfragen usw. nicht mehr unter Aus- 
schluss der Fachphotographen zu führen, sondern 
sie auch hinzuzuziehen. Ich fragte an, ob der 


Photohändler - Bund (für 


„ 


2) 


Halbhändler 


Nebenhändler 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIKR. 


ee 2 rennen erneun en Sanseearam 


Satzungsentwurf von den Händlerverbänden 
allein ausgearbeitet wurde und dem Fabrikanten- 
verein zur Genehmigung vorgelegt werden soll. 
Der Eindruck würde bei den Fachphotographen 
ein sehr ungünstiger sein, da in den Satzungen 
Bestimmungen sind, an denen die Fachphoto- 
graphen auf das lebhafteste interessiert sind, 
und die geregelt wurden, ohne auf unsere 
Wünsche Rücksicht zu nebmen. | 


Nach 8 5 sollen die Fachphotographen nur 
Halbhändler sein, selbst wenn sie, wie es in 
Badeorten vielfach der Fall ist, einen bedeuten- 
den Umsatz haben. Danach müssten Amateur- 
bändler, die Facharbeiten ausführen, auch wie 
Fachphotographen behandelt werden. 


S ıo bedeutet eine dauernde Ablehnung der 
Einkaufsgenossenschaften. Er geht sogar noch 
weiter, da auch Gesellschaften angeführt werden. 
Die Fachphotographen klagen über die Schwierig- 
keiten, die ihnen gemacht werden, wenn sie 
ihren Geschäften Amateurhandlungen angliedern 
wollen, während andere Leute, die weder ge- 
lernte Fachphotographen noch Photohändler 
sind, mit Leichtigkeit von den Fabrikanten 
Händlerrabatt erhalten. Es würden fortwährend 
Streitigkeiten entstehen, wenn an Gesellschaften 
mit beschränkter Haftung auch Fachphoto- 
graphen beteiligt sind. Die Fachphotographen, 
auch diejenigen, die selbst noch keine Einkaufs- 
genossenschaft gründen wollen, würden eine 
derartige Abmachung als einen Akt der aller- 
grössten Unfreundlichkeit seitens der Fabrikanten 
auffassen. 


Am ı2. September erhielt ich die Mitteilung 
des Fabrikantenvereins, dass das Schreiben der 
Mitgliederversammlung vorgelegt werden würde, 
die dazu Stellung nehmen muss. 


Am g. September teilte ich dem Fabrikanten- 
verein mit, dass ich in der Zwischenzeit er- 
fahren habe, dass bei der Bearbeitung des 
Satzungsentwurfs Vertreter des Fabrikanten- 
vereins mit tätig waren. Ich wiederholte noch 
einmal, dass die Fachphotographen auf das 
allerpeinlichste berührt würden, wenn bei der 
ersten Gelegenheit, gemeinsame Verhandlungen 
zu führen, ihre im vorigen Jahre mitgeteilten 
Wünsche unberücksichtigt blieben. Ich bat des- 
halb, Vertreter der Fachphotographen, da diese 
das grösste Interesse an der Festsetzung der 
88 5 und ıo der Satzung baben, hinzuzuziehen. 
Falls mein Vorschlag abgelehnt werden würde, 
würde gesagt werden, dass die Fabrikanten ge- 
meinsame Beratungen mit den Photographen 
ablehnten, weil infolge unseres schlechten Mark- 
standes zur Zeit nicht importiert werden kann. 
Auf die Dauer könnten fremde Erzeugnisse je- 
doch nicht vom Import ausgeschlossen bleiben, 
und würden die Fabrikanten dann merken, dass 
sie einen Fehler gemacht haben. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


365 





Gleichzeitig teilte ich die inzwischen ein- 
gelaufene Zuschrift der drei Einkaufsgenossen- 
schaften, Darmstadt, Hildesheim und München, mit: 


An den 
Central- Verband Deutscher Photographen - Vereine 
und Inuungen, ]J.P. 

Dresden-A, Plauenscher Ring. 
Unterzeichnete Einkaufsgenossenschaften, deren 
Mitglieder durch Innungen oder Vereine dem C. V. an- 
geschlossen sind, erwarten von dem C. V., dass er recht- 
zeitig der Fabrikantentagung in Eisenach am 23. Sep- 
tember Kenntnis gibt von der einstimmig in Frank- 
furt a. M. gefassten Resolution; weiter sucht, die 
Fabrikanten selbst zu veranlassen, diesen bestehenden 
Genossenschaften zu liefern, zu gleichen Bedingungen 
wie den Grosshändlern; auch darauf hinweist, dass 
das Reichswirtschaftsministerium von dem neuen Be- 
schluss der Fabrikanten in Eisenach dann Kenntnis 
erhält und danach sich der C. V. weitere Massnahmen 
und Anträge zur Erreichung des Zieles „Anerkenntnis 

der Genossenschaften als Grosshändler“ vorbehält. 


Einkaufsgenossenschaft, G. m. b. H., Darmstadt 
Hessischer Photographen. 
gez.: Hans Schramm, Hans Wettern. 


Niedersächsische 
Photographen - Genossenschaft, G. m. b. H., 
Sitz: Hildesheim. . 
gez.: A.Nave, L. Mend. 


„Südphoto“ 

Rinkaufsgenossenschaft Süddeutscher Photo- 

graphen, eG. m.b. H., 

Sitz: München. 

gez.: R. Hiunterauer. 
Wie aus dem Briefwechsel zu ersehen ist, 
waren alle Beschlüsse des Central-Verbands- 
tages pünktlich ausgeführt worden. 

Am 13. September antwortete der Fabri- 
kantenverein, dass die Zuschrift ebenfalls 
der Mitgliederversammlung unterbreitet würde. 
Unseren Wunsch wegen Teilnahme an den 
Verhandlungen bedauerte er ablehnen zu müssen, 
da auf Grund der Geschäftsordnung nur Mit- 
glieder zu den Versammlungen Zutritt haben. 
Es wäre unberechtigt, in der Ablehnung unseres 
Wunsches eine Unfreundlichkeit zu erblicken 
und daraus den Schluss zu ziehen, dass der 
Verein keine Verhandlungen mit den Fachphoto- 
graphen wünsche. 

An demselben Tage antwortete ich, dass es 
sich nicht um die Versammlung des Fabrikanten- 
vereins, sondern um die des Kartells der 
Fabrikanten und Händler handele, da dort 
Bestimmungen getroffen werden sollten, die für 
die Fachphotographen von einschneidender Be- 
deutung sind. Wie ich schon im vorigen Jahre 
mitteilte, verlangen wir, dass bei Bestimmungen 
über den Verkehr mit den Fachphotographen 
sie mit hinzugezogen werden. Bei der Aus- 
sprache im Januar hätten ebenfalls Vertreter 
der verschiedenen Richtungen angewohnt. Die 
Aussprache sei in der rubigsten und sachlichsten 
Weise vonstatten gegangen und am Schluss 
einstimmig der Wunsch ausgesprochen worden, 
dass in Zukunft derartige Zusammenkünfte 
weiter stattfinden möchten. Die Gründe der 


Ablehnung könnte ich nicht als berechtigt an- 
erkennen und bat daher noch einmal um Hin- 
zuziehung der Vertreter der Fachphotographen. 

Am ı8. September erbielt ich eine Zu- 
schrift des Kartells der Vereinigung Deutscher 
Fabrikanten und Händler photograpbischer Artikel 
aus Charlottenburg, an das der Fabrikanten- 
verein meine Zuschrift vom 13. September weiter- 
gegeben hatte. Das Kartell lehnte die Hinzu- 
ziehung unserer Vertreter ab. 

Ferner wurde noch mitgeteilt, dass in der 
Kartellsitzung überhaupt nicht über die Photo- 
händler - Anerkennungsstelle verhandelt wird. 
Nach Genehmigung der Satzung würde die 
Photohändler - Anerkennungsstelle dem Kartell 
angeschlossen werden. 

Am ıg. September erhielt ich einen Brief 
des Fabrikantenvereins, dass er unsere Wünsche 
dem Kartell unterbreitet hätte. Nach den 
Satzungen des Kartells dürfte in der Versamm- 
lung nur über Gegenstände verhandelt werden, 
die auf der Tagesordnung stehen und vorher 
bei den einzelnen Vereinigungen besprochen 
worden seien. Am Schlusse heisst es: Wir 
m chten aber auch nicht unterlassen, ausdrück- 
lice darauf hinzuweisen, dass wir bereit sind, 
mit ınen ausserhalb der Mitgliederversamm- 
lung unseres Vereins über die fragliche An- 
gelegenheit zu verhandeln. 

Ich hatte vorber schon "nach München ge- 
schrieben und hätte gern Herrn Walcher, den 
ich im Januar bei den Verhandlungen in Dresden 
als einen ruhigen, sachlichen Herrn kennenge- 
lernt habe, mit zu den Verhandlungen hinzu- 
gezogen. Bei der „Südphoto“ konnten die 
Fabrikanten, wie es an anderen Stellen ge- 
schieht, nicht den Vorwurf machen, dass sie 
bisher nichts geleistet hätten. 

Am 19. September sandte ich eingeschrieben 
folgendes Schreiben nebst Einspruch an den 
Fabrikantenverein: 

An den 


Verein der Fabrikanten photographischer Artikel, E.V. 
Berlin S 59, Hasenheide 47. 


„Ihr gefl. Schreiben, datiert vom 15. September d. J., 
habe ich erhalten. Das Kartell lehnt unter der gleichen 
Begründung wie Sie ab. Verhandlungen mit ihm er- 
übrigen sich, da die Annahme oder Ablehnung unserer 
Wünsche einzig und allein in Ihren Händen liegt. 

Meine Bitte vom 9. September, zu den Verhand- 
lungen Vertreter der Fachphotographen hinzuzuziehen, 
haben Sie in Ihrem Schreiben vom II. September ab- 
gelehnt,. Am Schluss Ihres heute erhaltenen Geehrten 
schreiben Sie, dass Sie ausserhalb der Mitgliederver- 
sanımlung zu Verhandlungen bereit wären. Hierfür 
ist es jetzt zu spät. Unsere Wünsche und deren Be- 
grüudung sind Ihnen genau bekannt. 

Ich möchte ausdrücklich bemerken, dass der Cen- 
tral-Verband Deutscher Photographeu-Vereine und 
Innungen gegen die übrige Fassung der Satzungen 
keinen Einspruch erhebt, da dieses Angelegenheiten 
sind, die Fabrikanten und Händler angehen. Der 
Verband erwartet aber, dass er bei Angelegenheiten, 
die vou so eiuschneidender Wichtigkeit sind, wie die 


45* 


u nme E} 





beiden $$ 5 und ıo des Entwurfes, er als Vertreter der 
Fachphotographen hinzugezogen wird. | 
Ich gestatte mir, den Einspruch des Verbandes zur 
gefl. Kenntnisnahme einzusenden. Da ich nicht weiss, 
ob das Schreiben Sie in Berlin noch antrifit, werde 
ich es in zwei Stücken ausfertigen, das eine nach Berlin 
und das andere nach Eisenach senden. 
| ‚Als Grund der Ablehnung, Einkaufsgenossenschaften 
Händlerrabatt einzuräumen, wurde früher von Ihrer 
Seite angeführt, dass die bestehenden Einkaufsgenossen- 
schaften keine Erfolge aufweisen könnten. 
Dieses mag bei früheren Einkaufsgenossenschaften 


zutreffen, jedoch erlaube ich mir zu bemerken, dass . 


die Einkaufsgenossenschaften bisher infolge der Ab- 
lehnung der Fabrikanten, ihnen zu Händlerpreisen zu 
liefern, noch keine Gelegenheit hatten, alle Möglich- 
keiten auszunützen. 

Ich bitte Sie auf das dringendste, die Wünsche 
Ihrer Abnehmer nicht unberücksichtigt zu lassen, 
denn die Nichtberücksichtigung unserer Wünsche, zu 
wichtigen Verhandlungen Vertreter der Fachphoto- 
graphen hinzuzuziehen, wird nicht nur die Befürworter 
der Einkaufsgenossenschaften, sondern die gesamten 
deutschen Photographen auf das tiefste verletzen. 

Auch Ihre jetzt erklärte Bereitwilligkeit zu privaten 
Verhandlungen, denn anders kann ich sie nicht auf- 
fassen — ausserhalb der Mitgliederversammlung — 
wird nichts ändern, nachdem Vertreter Ihres Vereins 
offiziell mit den beiden Händlervertretungen verhandelt 
haben.“ Mit vorzüglicher Hochachtung 

gez.: R. Schlegel. 


Einspruch. 


Der Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen, J. P., als Vertreter der gesamten 
deutschen Fachphotographen erhebt auf das ent- 
schiedenste Einspruch gegen die 88 5 und Io des 
Satzungsentwurfes des Kartells der Fabrikanten und 
Häudler. 

"Der C. V. erwartet, dass der Verein der Fabrikanten 
photographischer Artikel den ihm bekannten Wünschen 
seiner Abnehmer entsprechend Vereinbarungen ablehnt, 
die im Gegensatz zu den auf der Tagung des C. V. in 
Frankfurt a. M. ausgesprochenen Entschliessung der 
deutschen Photographen, Einkaufsgenossenschaften be- 
treffend, stehen. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


-—— —ı 0m 


Im vorigen Jahre hatte der C. V. dem Verein der 
Fabrikanten photographischer Artikel den Wuusch zum 
Ausdruck gebracht, zu Verhandlungen, die die Fach- 
photographen betreffen, als Gleichberechtigte, hinzu- 
gezogen zu werden. 

Gleichzeitig hatte er die Klagen und Wünsche 
seiner Mitglieder über die Konkurrenz von Amateur- 
händlern mitgeteilt, die Händlerrabatt bekommen, aber 
durch Unterbietung der Preise bei Ausführung von 
Facharbeiten den Berufsphotographen Konkurrenz 
mache. $ 5 schützt ‚die Händler zum Schaden der 
Phoötographen, 

Bei der Verhandlung am ı5. Januar d. J. in Dresden 
hatten die Vertreter des Vereins der Deutschen Trocken- 
plattenfabrikanten anerkannt, dass, wenn die Einkaufs- 
genossenschaften die an die Grosshändler gestellten 
Vorschriften einhalten: ı. Einkauf im grossen; 2. Unter- 
haltung eines Grosslagers; 3. Einhaltung der vor- 
geschriebenen Verkaufsbedingungen, keire Veranlassung 
mehr yorläge, sie nicht als Händler anzuerkennen. 

Der Verband muss sein lebhaftestes Bedauern 
darüber aussprechen, dass der Verein der Fabrikanten 
photographischer Artikel die berechtigten Wünsche 


seiner Abnehmer unberücksichtigt gelassen, sie nicht» 


von den ‚Verhandlungen in Kenntnis gesetzt und ihre 
Hinzuziehung veranlasst hat. 

Da die Annahme oder Ablehnung der Satzungen 
vollständig in den Händen der Fabrikanten liegt, 
richtet der Central-Verband Deutscher Photographen- 
Vereine und Innungen, J. P., an den Verein der Fabri- 
kanten photographischer Artikel, E. V., das Ersuchen, 
die beiden 8$ 5 y. ıo: $5, soweit er die Fachphoto- 
graphen als Amateurhändler und die Händler als 
Hersteller von Fachphotographenarbeiten betrifft, und 
8 10 der Satzung der Photohändler - Anerkennungsstelle, 
abzulehnen. 

Eine Zustimmung würde von den deutschen Photo- 
graphen als ein Akt der allergrössten Unfreundlichkeit 
seitens des Vereins der Fabrikanten photographischer 
Artikel seinen Abnehmern gegenüber aufgefasst werden. 


Central- Verband Deutscher Photographen - Vereine 
und Innungen, J. P,, 


gez.: R. Schlegel, I. Vorsitzender. 
(Schluss‘ folgt.) 


PORBE \V, age.” 75 en 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der am Donnerstag zum Versand 


kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind nur Auszüge einzusenden. 


Für die Nachrichten übernimmit 


die Redaktion keine Verantwortung. 


Sächsiseher Photographen-Bund. 
Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Photograph K. W. Schilling, Rochlitz i. Sa. 


Als neues Mitglied war gemeldet: 
Herr Kaufmann Emil Kösser, Dresden-A., Pfoten- 


hauerstrasse 5I. 
IL Ir 


Photographen- Zwangsinnung Halle a.S. 
Sitz: Halle a.S. 


Die Mitglieder werden ersucht, den fälligen Bei- 
trag für das Jahr 192I, soweit noch rückständig, auf 
Postscheckkonto Leipzig Nr. 105872 einzuzahlen, oder 
an den Kassierer, Kollege A. Spiess, Halle a. S., 
Gr. Ulrichstrasse 10, einzusenden, andernfalls dieselben 
per Nachnahme eingezogen werden. 


C, Wachenfeld, Obermeister. 


Neumärkisecher Photographenverein. 
Sitz: Landsberg a. W. 


BEER FERNFIASESSTEAEIRSN SEITE STEHEN 
Plötzlich und unerwartet verstarb am 14. Ok- 
tober unser Vorstandsmitglied, 


Herr Robert Risse in Friedeberg (N.-M.). 


Unser Verein verliert mit ihm einen seiner 
Mitbegründer und einen Menschen, welcher sich 
infolge seiner eifrigen Tätigkeit als Vorstands- 
mitglied und seiner kollegialen Gesinnung der 
grössten Wertschätzung und Hochachtung er- 
freute. 

Sein Andenken werden wir stets in Ehren 

Der Vorstand. 

I. A.: Hans Rauch. 


halten. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


367 


Photographen -Zwangsinnung 
Frankfurt a. OO. 


BEENDEN EEE 
Vor einigen Tagen verloren wir durch den 
Tod unser Mitglied 


Herrn Robert Risse, Photograph, 
in Friedeberg (Neumark). 








Wir werden ihm ein treues Andenken be- 


wahren, Der Vorstand. 
I. A.: O. Heinrich. 


EEE ENGER SEE 
20 zu 


Photographen-Bund Freiburg i.B. 
(Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Amtsbezirk Freiburg). 


Einladung zur Innungsversammlung 
am Montag, den 14. November, abends 5 Uhr, 
„Brauerei Sutter“, Kaiserstrasse ıg/21. 


Tagesordnung: ı. Verlesen des Protokolls letzter 
Versammlung. 2. Bekanntmachungen. 3. Beschluss: 
Ausführungsbestimmungen der Statuten. 4. Preis- 
konvention. 5. Gemeinsame Inserate. 6. Verschiedenes. 


Gleichzeitig bringen wir in Erinnerung, dass der 
III. Quartalsbeitrag vor Beginn der Sitzung eingezogen 
wird. 

Die freiwilligen Mitglieder der Innung aus dem 
Kammerbezirk Freiburg werden zur gefl. Teilnahme 
an der Sitzung ersucht. 


Die Vorstandschaft: 
Th. Ruf, 
I. Vorsitzender. 


E. Prinz, 


I. Schriftführer, 
m il I zum) 


Innungskrankenkasse der Photographen- 
innung (Zwangsinnung) zu Berlin. 


Bekanntmachung. 

Auf Grund des $ 49 der Satzung sind die Mit- 
glieder des Ausschusses und deren Vertreter für die 
Wahlperiode bis zum 31. Dezember 1925 neu zu wählen. 

Gewählt werden 6 Vertreter und ı2 Ersatzmänner 
aus dem Kreise der volljährigen Arbeitgeber, 6 Vertreter 
und I2 Ersatzmänner aus dem Kreise der volljährigen 
Versicherten, ©) 

Die Wahlen finden getrennt statt, und zwar in 
geheimer Abstimmung nach dem System der Verhältnis- 
wahl und den näheren Bestimmungen der Wahlord- 
nung, welche der Satzung angefügt ist. 

Die Arbeitgeber wählen am Freitag, den 
30. Dezember, im Kassenlokal, 'Friedrichstrasse 238, 
in der Zeit von 1—-3 Uhr. 

Die Versicherten wählen am Freitag, den 
30. Dezember, im Kassenlokal, Friedrichstrasse 238, 
in der Zeit von 4---6 Uhr. 

Die Wahlberechtigten werden hiermit aufgefordert, 
Wahlvorschläge gesondert für die beteiligten Arbeit- 
geber und die Versicherten ($ 7 der Wahlordnung) 


. Zeit von 1—3 Uhr im Kassenlokal aus, 


aufzustellen und dem unterzeichneten Vorstand 
spätestens bis 2. Dezember an die Adresse der 
Innungskrankenkasse der Photographen -Zwangsinnung 
zu Berlin, Friedrichstrasse 238, unter dem Stichwort 
„Wahlvorschlag“ einzureichen. | 

Die Stimmabgabe ist an die Wahlvorschläge ge- 
bunden. 

Die zugelassenen Wahlvorschläge können ab 
4. Dezember in der Zeit von ı—3 Uhr im Kassen- 
lokal eingesehen werden. 

Besondere Wählerlisten werden nicht aufgestellt. 
Als solche dienen die Arbeitgeber- und Mitglieder- 
verzeichnisse. Diese liegen zur Einsichtnahme in def 
Etwaige Ein: 
sprüche, die sich aus den Arbeitgeber- und Mitglieder- 
verzeichnissen ergeben, sind bei Vermeidung des Aus: 
schlusses spätestens bis zum 2. Dezember unter 
Beifügung von Beweismitteln bei dem Vorstand ein: 
zureichen. 

Der Wahlausschuss ist berechtigt, die Wahl- und 
Stimmberechtigung jedes Wählers bei der Wahlhandlung 
zu prüfen, und hat jeder Wähler die Pflicht, sich mit 
einem Wahlausweis zu versehen. Die Versicherten 
haben einen Nachweis ihrer Mitgliedschaft vorzulegen. 
Derselbe wird ihnen eventuell am Wahltage im Kassen- 
lokal ausgestellt. Freiwillige Mitglieder weisen sich 
durch ihre Beitragskarte aus. Arbeitgeber weisen sich 
durch die letzte Quittung über gezahlte Beiträge aus; 

Im übrigen weisen wir ausdrücklich auf die 
einschlägigen Bestimmungen der Wahlordnung sowie 
den 8 49 der Satzung hin. 

Satzungen mit Wahlordnung sind im Kassenlokal 
erhältlich. 

Der Vorstand. 

Hugo Kammer, 

Vorsitzender. 


Hans Taubert, 


Schriftführer. 
—994— 


Schleswig-Holsteinischer Photographen» 
Verein. 
Als neues Mitglied ist gemeldet: | 
Herr Photograph A. Bockmann, Brunsbüttelkoog. 


Der Votstand. 
1. A.: Otto Stiegler, Schriftführer: 


LI 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Handwerkskammerbezirk 
Dortmund. Sitz: Bochum. 

Bericht über die Innungsversammlung am 26. September. 

Am Montag, den 26. September, hatte die Photo- 
graphen-Zwangsinnung zu ihrer ordnungsmässig aube- 
raumten Innungsversammlung eingeladen. Die Ver- 
sammlung wurde im Restaurant Lueg, Bochuni, 
Bahnhofstrasse 32, vormittags Io!/, Uhr, durch Herrh 
Obermeister Arnold eröffnet und geleitet. 

Nach einer kurzen Begrüssung der Erschienenen 
erfolgt die Erledigung und Besprechung der wichtigsten 
Ein- und Ausgänge seit der letzten Innungsversammlung, 
die zum weitaus grössten Teile fachlicher Natur sind, 


Die zur Erledigung vorliegende Tagesordnung hatte 
folgende Punkte: ı. Bericht; 2. C.-V.- Angelegenheiten 
und C.-V.-Tagung; 3. Vortrag des Syndikus Herrn 
Ostwald über den Entwurf eines Tarifvertraggesetzes; 
4. Bericht der Kommission für die Meisterprüfungs- 
aufgaben; 5. Bericht der Preiskalkulationskommission; 
6. Lehrlings- und Gehilfenfragen; 7. Reichsrahmen- 
gesetz; 8. Vorführung der Ateliersonne; 9. Verschiedenes. 

Der Bericht zu Punkt ı wird durch Herrn Arnold 
erstattet. 
im allgemeinen, über die demnächst vorzunehmenden 
Handwerkskammerwahlen, wobei er darauf hinweist, 
dass auch das Photographengewerbe in der Handwerks- 


kammer vertreten bleiben muss; über Steuerfragen unter 


besonderer Berücksichtigung der Luxussteuer, und er 
zeigt bei dieser Gelegenheit, welche Wirkung Erlasse 
und Gesetze haben können, die am grünen Tisch diktiert 
werden, die Sonntagsruhe in Dortmund und ihre Durch- 
führbarkeit für unser Gewerbe. Der Obermeistertag in 
Kleve und seine Ausstellung von Lehrlingsarbeiten und 
die Photomesse sind Punkte, bei denen er länger verweilt. 

Zum Schluss spricht er noch über die wiederholt 
geforderte Abschaffung des $ 100q der Gewerbeordnung, 
wobei er darauf hinweist, dass es nicht möglich ist und 
auch ungünstig sein würde, den $ ıooq in sein Gegenteil 
umzuwandeln. Mit einer Werbung für die C.-V.-Tagung 
in München und der Schaffung einer Reisekasse für 
den Besuch dieser Tagung schliesst er seine Aus- 
führungen, die er zur Besprechung stellt. Herr Mende- 
Hagen unterstreicht die Ausführungen des Herrn Arno ld 
ganz besonders und bittet, sich zahlreich an dem Besuch 
der Münchener Tagung zu beteiligen. Herr Reden 
wird nach erfolgter Abstimmung, welche ergibt, dass 
sich 36 Mitglieder bereit erklären, an der Reise teil- 
zunehmen, zum Reisemarschall erwählt. Letzterer beginnt 
sofort mit dem Einziehen der monatlichen Beträge von 
soMk. Herr Arnold macht noch darauf aufmerksam, 
dass demnächst eine Bilderschau im Gebiete von Rhein- 
land und Westfalen geplant ist, und bittet um zahlreiche 
Beteiligung. Herr Jakob-Schwelm stellt die Anfrage, 
ob es möglich sei, dass auch Nichtvorstandsmitglieder 
als stimmberechtigte Teilnehmer an Obermeistertagen 
zugezogen werden können. Er begründet seine Anfrage 
und formuliert dieselbe nach erfolgter Aussprache der 
Versammlung dahingehend, dass er die Beteiligung an 
den Obermeistertagen für Nichtvorstandsmitglieder zum 
Antrag erhebt. Der Antrag wird abgelehnt. 

In der Aussprache wird die Möglichkeit der Ab- 
haltung wissenschaftlicher Vorträge in den Innungs- 
versammlungen durch Zusammen- bzw. Hintereinander- 
legung derselben im hiesigen Bezirk und zur Gewinnung 
geeigneter Referenten befürwortet. Die Eıfahruug im 
Kampfe gegen den unlauteren Wettbewerb durch Schutz- 
taschen mit entsprechendem Aufdruck werden bekannt- 
gegeben. Die beabsichtigte Zusammenarbeit zum Zwecke 
der Aufklärung der breiten Masse zusammen mit den 
Gewerkschaften der Arbeitnehmer zur Bekämpfung des 
Hausierschwindels wird eifrig erwogen. Es wird ferner 
durch Herrn Arnold darauf aufmerksam gemacht, dass 
Oktober einer Materialverteuerung um 


ab 1. mit 


Er spricht zunächst über die Geschäftslage 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


wenigstens 331/, Yo zu rechnen ist. Bei dieser Gelegen- 
heit wird der Wunsch laut, dass sich der C.-V. dafür 
einsetzen möge, dass einge Vergrösserung der Spanne 
zwischen den Materialpreisen für Fach- und Amateur- 
photographen festgesetzt werden möge, um dadurch 
eine möglichste Verbilligung des Materials für Fach- 
photographie herbeizuführen. Auf die Mitarbeit im 
redaktionellen Teil der Verbandszeitung und die Werbung 
für den Reklameteil macht Herr Arnold noch ganz 
besonders aufmerksam. 

Herr Jakob beantragt die Schaffung von Kursen, 
in denen die Lehrlinge des ganzen Industriebezirks zu- 
sammengefasst werden und Unterricht erhalten in Optik, 
hemie und photographischen Verfahren. Er denkt sich, 
diese Kurse ein- bis zweimal im Jahre abzuhalten, um 
auf diese Weise eine bessere Vorbereitung auf den 
theoretischen Teil der Gehilfenprüfung zu erzielen. Die 
Aussprache über diesen Punkt ist sehr rege, und als 
Ergebnis derselben wird festgestellt, dass der Vorstand 
zusammen mit Herrn Jakob beauftragt wird, die An- 
gelegenheit weiter zu verfolgen, dass aber den einzelnen 
Orten aufgegeben wird, bei den Fortbildungsschulen 
dahin vorstellig zu werden, dass der, Unterricht für 
Photographenlehrliuge im Sinne des Antrags Jakob 


beeinflusst wird. 


Zu Punkt 3 der Tagesordnung legt Herr Syndikus 
Ostwald in einem längeren Vortrage die einzelnen 
Punkte eines Tarifvertraggesetzentwurfes unter be- 
sonderer Berücksichtigung der Lehrlingsfrage, die von 
den Gewerkschaften eine gesetzliche Regelung durch 
Einbeziehung in das Tarifrecht erfahren soll. Auch 
verbreitet er sich über die Forderung, dass die Ein- 
beziehung der Regelung der Arbeit und der Betriebs- 
verhältnisse zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber in 
den Tarifvertrag erfolgen soll, sowie die zwangsweise 
Benutzung der Arbeitsnachweise. | 

Zu Punkt 4 erstattet Herr Döring einen eingehenden 
Bericht über die Verhandlungen der Kommission für 
Meisterprüfungsaufgaben. Die Kommission soll mit dem 
Vorstand zusammen weiter tagen und das Ergebnis soll 
den Mitgliedern schriftlich mitgeteilt werden. Herr 
Kuhlmann-Bochum, der sein Amt als Vorsitzender 
der Meisterprüfungskommission niedergelegt hatte, wird 
einstimmig wiedergewählt und nimmt die Wahl an. 
Den Bericht über die Preiskalkulationskommission er- 
stattet Herr Syndikus Ostwald, wobei derselbe bemerkt, 
dass eine endgültige Festsetzung von Richtpreisver- 
zeichnissen für das Gewerbe nicht erfolgen konnte, weil 
zunächst versucht werden musste, die Grundlage für 
die Berechnung der Lieferpreise zu finden. Die Liefer- 
preise setzen sich zusammen aus Materialpreis, Geschäfts- 
unkosten, Gehälter und Rücklage für Risiko und spätere 
Arbeitsunfähigkeit, . Von dieser Voraussetzung aus- 
gebend, habe die Kommission zunächst versucht, die 
Geschättsunkosten eines mittleren Geschäfts zahlenmässig 
zu erfassen. Herr Ostwald gibt das Ergebnis der Be- 
rechnung, die sich aufbaut auf ausserordentlich vor- 
sichtiger Schätzung einerseits und auf buchmässiger Be- 
legung andererseits. Das gewonnene Material soll durch 
die Preiskalkulationskommission bearbeitet werden. Ein- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


369 


en Te Te 


sprüche gegen die Unkostenberechnung werden nicht 
erhoben. Nach Fertigstellung der Richtpreisverzeichnisse 
sollen dieselben den Mitgliedern zugestellt werden. 

Punkt6 der Tagesordnung: Lehrlings- und Gehilfen- 
fragen, hat seine Erledigung bereits bei Punkt 2 ge- 
funden. Wegen der vorgerückten Zeit wird Punkt 7 
von der Tagesordnung gestrichen. 

Punkt 8 wird durch die Vorführung der Ateliersonne 
durch Herrn Arnold erledigt. Es wird festgestellt, 
dass der Apparat für unsere Mitglieder praktisch ver- 
wendbar ist; einige Mängel müssen noch abgestellt 
werden. 

Unter Punkt Verschiedenes wird nichts weiter 
geltend gemacht, und Herr Obermeister Arnold schliesst 
mit dem Danke an’die Erschienenen um 6?/, Uhr die 
angeregt verlaufene Innungsversammlung, aus der noch 
nachzutragen ist, dass für das Photographenheim durch 
Sammlung die Summe von 380 Mk. aufgebracht wurde. 
Ostwald, 
Syndikus. 


Aug. Arnold, 
I. Vorsitzender. 


nn Dun zus 


-_ 


Photographen -Zwangsinnung 
Kempten im Allgäu. 

Anı Freitag, den 21. Oktober, fand die vom Stadt- 
rat Kempten auf 2 Uhr nachmittags einberufene ausser- 
ordentliche Versammlung statt. Der bisherige lang- 
jährige Vorstand, Herr Jos. Zimmermann, hatte 
unter schriftlicher Darlegung seiner Gründe unterm 
22. Juli sein Amt niedergelegt, aus unbekannten Gründen 
auch dessen Stellvertreter und Schriftführer, Herr 
Ernst v. Zabuesing, so dass bis heute die Innung 
ohne Vorstand war. 

Die Versammlung wurde vom Vertreter der Auf- 
sichtsbehörde um 2!/, Uhr eröffnet und die erschienenen 
Mitglieder über den Zweck der Zusammenkunft unter- 
richtet. Es wurde zunächst versucht, Herrn Zimmer- 
mann als Vorstand wieder zu gewinnen, was derselbe 
aber unter nochmaliger Anführung seiner Gründe 
(Preisunterbietungen) aufs entschiedenste ablehnte. Es 
entwickelte sich eine lebhafte Debatte, die jedoch zu 
keinem Resultat führte. Der Vorschlag, die Vorstand- 
schaft aus auswärtigen Mitgliedern zu ergänzen, musste 
aus praktischen und finanziellen Gründen verworfen 
werden. Somit wurde Herr Zimmermann von neuem 
bestürmt, den Vorsitz nochmals zu übernehmen. Er 
erklärte sich schliesslich im Interesse der Innung 
dazu bereit, jedoch unter dem Vorbehalt, dass die 
von ihm schon vor ı!/, Jahren angebahnte Preis- 
regelung im Innungsbezirk nun endlich zustande käme. 
Herr Kollege Eder sen. wusste die Notwendigkeit 
dieser Frage mit beredten Worten’so zu beleuchten, 
dass schliesslich sämtliche erschienenen 37 Mitglieder 
durch Erheben von den Sitzen ihr Einverständnis er- 
klärten und versprachen, nach Kräften die so not- 
wendige Einigung; mit anzustreben und genannter 
Konvention beizutreten. Auf diese Zusagen hin nahm 
Herr Zimmermann die Wahl wieder an, betonte 
aber ausdrücklich, dass er den Vorsitz nur danu bei- 
behalte, wenn er in obiger Sache die weitestgehende 


Unterstützung aller Kollegen fände. Die nötigen Vor- 
bereitungen sind bereits eingeleitet,’ und werden zu- 
nächst die Obmänner der einzelnen Bezirksamtsbezirke 
zu Besprechungen veranlasst. 

Nach dem Vorhergegangenen wurde zur Wahl der 
übrigen vakanten Vorstandsämter geschritten. Die- 
selbe ging glatt vonstatten, so dass die Vorstandschaft 
nunmehr aus folgenden Herren besteht: Jos. Zinimer- 
mann, Vorsitzender und Obermeister; Viktor Knoll. 
müller, Stellvertreter und Kassenführer; Oskar 
Rauch jun. Schriftführer; Richard Eder sen, Bei- 
sitzer und Beauftragter; Leonhard Färber, Michel 
Rauch sen,, Beisitzer. 

Zur weiteren Tagesordnung wurde der Haushalt- 
plan 1922 ohne Einspruch genehmigt. Als Neuheiten 
wurde unter anderem von unserem Kollegen Herrn 
Goldmann-Kaufbeuren, der uns schon öfter in an- 
erkennenswerter Weise mit Vorträgen erfreute, die 
Boehmsche „Ateliersonne“ vorgeführt und auf deren 
Vorteile aufmerksam gemacht. Nachdem auch Punkt 4 
der Tagesordnung (Verschiedenes) erledigt war, schloss 
der Vorsitzende mit Worten des Dankes und der Hoff- 
nung Ausdruck gebend, dass das erstrebte Ziel bis zur 
Frühjahrsversammlung erreicht ist, die anregend ver- 
laufene Versammlung, an die sich dann eine lebhafte 
Aussprache über Preise und deren Regelung anschloss. 


Die Vorstandschaft. 
L. A.: Oskar Rauch jun., Schriftführer. 


IH 


Der Herr Regierungspräsident für Mittelschlesien 
hat durch Verfügung vom Ig. Oktober die Errichtung 
einer Zwangsinnung für das Photographengewerbe in 
dem Bezirke der Stadtkreise Breslau, Brieg, Schweidnitz, 
sowie der Landkreise Breslau, Brieg, Guhrau, Militsch, 
Namslau, Nimptsch, Neumarkt, Oels, Ohlau, Schweidnitz, 
Steinau, Strehlen, Striegau, Reichenbach und Wohlau 
mit denı Sitze in Breslau für den ı. November an- 


geordnet. Die Verfügung erlangt am 16. November 
Rechtskraft. H.G., 
IL It 
Eingesandt. 
Ueber die Ausstellung „Berliner Photographie“ 


wurden von Herrn A. Binder Pressenotizen versandt, 
welche unter dem Titel „Missstände“ in verschie- 
denen Fachzeitschriften gleichlautend wiederkehren. 
Der unterzeichnete Ausstellungsausschuss sieht sich 
daher zu folgender Feststellung veranlasst: 

Herr Binder hat sich über die durch uns ver- 
anlassten Öffentlichen Führungen beschwert, da die- 
selben nach seiner Auffassung eine Kritik einzelner 
Aussteller enthalten haben sollen. Um jeder weiteren 
Möglichkeit einer solchen Auffassung entgegenzutreten, 
hatte der Ausstellungsausschuss, noch vor der Be- 
sprechung über diesen Gegenstand, Herrn Ranft ge- 
beten, die Führungen in Form von Kritiken ein- 
zustellen. 

Das der Fachpresse über diese Beschwerde zu- 
gegangene Eingesandt ist von Herrn Binder oder 


370 





x 


seiner Mittelsperson auch an die Berliner Tagespresse 
versandt worden, aber unseres Wissens lediglich im 
„8- Uhr-Abendblatt"” zum Abdruck gelangt. Es ist 
also nicht richtig, dass die Berliner Tageszeitungen 
„die bewusste Angelegenheit bereits aufgegriffen“ 
hätten, Richtig ist vielmehr, dass die gesamte Berliner 
Tagespresse fast ausnahmslos unbeeinflusste, spalten- 
lange Besprechungen aus der Feder namhafter Kritiker 
über die Ausstellung gebracht hat und sich über die 
Ausstellung in der feinsinnigsten, überall anerkennen- 
den Weise äussert. 

Der Ausstellung ist, auch nach aussen hin, ein 
voller Erfolg nicht. abzusprechen; so z. B. wurde die- 
selbe am vergangenen Sonntag von über Icoo Personen 
besucht. | 

Der Aufnahmeausschuss, der von Herrn Binder 
immer wieder als „Ausstellungsjury“ hingestelit worden 
ist, bestand lediglich aus den jeweiligen Vorsitzenden 
bzw. den Vertretern der ausstellenden Vereine, dem 
Herr Ranft als Leiter der Geschäftsstelle ebenfalls an- 
. gehört. Da in einigen Fällen der Einlieferungstermin 
vom Aussteller nicht eingehalten werden konnte, musste 
es Herrn Ranft allein überlassen werden, diese Bilder 
zu hängen. Hierbei mag dem einzelnen zuviel Raum 
zur Verfügung gestellt worden sein. Herr Ranft ist 
jedoch entgegen der Behauptung des Herrn Binder 
nicht bezahlter Ausstellungsleiter, sondern der Aus- 
schuss ist vielmehr Herrn Ranft für seine aufopfernde, 
selbstlose Arbeit im Interesse des Zustandekommens 
dieser ersten grossen Berliner photographischen Aus- 
stellung zu Dank verpflichtet. 

Fehler werden überall gemacht, und wenn wir 
auch die Berechtigung des Herrn Binder, sich zu be- 
schweren, nicht bestreiten wollen, so führt es doch zu 
einer vollkommenen Entstellung der Tatsachen, wenn 
durch die masslose Agitation, die mit dieser alleinigen, 
geringfügigen Beschwerde getrieben wird, der un- 
bestrittene Erfolg der Ausstellung heruntergesetzt wer- 
den soll. 


Der Ausstellungsausschuss der Ausstellung 
„Berliner Photographie“. 
Johannes Lüpke. Professor O. Mente. 


IL It 


gez.: 


Kleine Mitteilungen. 

— Berliner Photographie. Nachstehenden Bil- 
dern wurde die Auszeichnung der Erwerbung durch 
das staatliche Kunstgewerbemuseum in Berlin für 
dessen Sammlung zuteil: A. Binder: Kostümbild. — 
Margarete Cornand: Offenes Fenster. — Diez- 
Dührkoop: Doppelbildnis. — Herm. Ebel: Frühlings- 
morgen im Tiergarten, An der Nikolaikirche in Ro- 
stock, Landschaft am Bach. — Frau von Gwinner: 
Ueberschwemmung in der Altmark. — E. Gysae. 
Innenraum. — Helmi Hurt: Birken. — Lissi Jessen: 
Strasse in Celle — Frau Lendvai-Dircksen: 
Kniender Frauenakt.e — H. Nissen: Reichstags- 
gebäude im Schnee, Alter Schuster. — Hugo Piel- 
männ: Teich, Winter im Spreewald. — Artur Ranft: 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


mn rm nn 


Näherin, Bildnis Wundt. — Karl Schenker: Täuzerin 
Kressen, Damenbildnis. — C. M. Schmidt: Jungfern- 
brücke, Märkische Landschaft, Weg im Schnee. — 
Vollmann: Scheidende Winterssonne. — Zimmer- 
mann: Kloster Chorin. 


— Heilbronn. Bilderschwindier. Trotz der War- 
nungen, die oft in den Tageszeitungen erscheinen, 
gelingt es redegewandten Reisenden immer wieder, 
ihre Opfer unter Leichtgläubigen, meistens Frauen, zu 
finden, die Bestellungen auf Vergrösserungen machen, 
Die fertigen Bilder entsprechen in den meisten Fällen 
in keiner Weise den gestellten Anforderungen, so dass 
das dafür ausgegebene Geld hinausgeworfen ist. So 
sind auch in letzter Zeit wieder derartige Bilderreisende 
hier und in der Umgebung tätig gewesen und haben 
ihre Opfer gefunden. Zur allgemeinen Warnung sind 
einige solche Bilder in dem Schaukasten des photo- 
graphischen Ateliers C. Fleischmann, Nachf., Kaiser- 
strasse 50, ausgestellt, so dass sich jedermann von 
der „Schönheit“ der Vergrösserungen überzeugen kann. 
Es bestätigt sich auch hier wieder das alte. Sprich- 
wort: „Kaufe am Platze". 

(Aus der „Neckar-Ztg.*, Heilbronn.) 


— Meisterprüfung. Die Meisterprüfung im 
Photographenhandwerk legte Herr Heinrich Lucia- 


Kottbus ab. 
IH 


Fragekasten. 


Unsere Leser werden gebeten, sich an der Beantwortung der 
abgedruckten Fragen, namentlich der gewerblichen Fragen, aus ihrer 
Erfahrung heraus, zu beteiligen. Alle cingesandten und abgedruckten 
Fragebeantwortungen werden am Schluss jeden Vierteljahres honoriert. 


Technische Fragen. 

Frage 52. Herr A. R. in K. 1. Ich fertige für 
eine Industriefirma in Abständen von ı4 Tagen je vier 
Bauaufnahmen, Plattenformat 18x24 cm, mit je einem 
Abzug, die Aufnahme zu ııs Mk., weitere Abzüge je 
20 Mk. Die Arbeit geschieht meistens unter Lebens- 
gefahr auf Gerüsten usw. Ist der Preis angemessen? 
Entfernung der Baustelle eine halbe Stunde. 

2. Was dürfte ich für Ueberlassung der Platten mit 
Urheberrecht, welches nicht inobigen Preis eingeschlossen 
ist, pro Aufnahme verlangen? 

3. Hat man eine rechtliche Handhabe, vorzugehen, 
wenn durch Nichtfachleute billiger angebotene Auf 
nahmen gemacht werden, bzw. hierdurch der Auftrag 
ganz verlorenging? Ist durch Innung oder Verband 
in diesem Falle etwas zu erreichen? 

Antwort zu Frage 52. ı. Die Berechrung der 
Industrieaufnahmen, sowie der Preis für weitere Nach- 
lieferung von Abzügen ist angemiessen und entspricht 
den Anforderungen, welche die Industrie an derartige 
Aufnahmen stellt. Als sehr gefährlich ist der Stand- 
punkt der Aufnahme anzusehen und mehrere Platten 
sind eines guten Resultates wegen immer zu opfern. 

Antwort 2. Für Ueberlassung der Negative mit 
Urheberrecht ist der volle Preis der Aufnahme zu fordern. 

Antwort 3. In diesem Falle ist die Innung mass- 
gebende Stelle oder auch Handwerkskammer. B. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A.Miethe in Berlin-Halensce, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil; Guido Karutz in Halle a.5. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 

graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 

4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 

der so mm breiten Spalte 75 Pf.; Stellenmarkt- und Gelegenheitsanzeigen mit bedeutender Preisermässigung. 

Anfragen und Aufträge an Wilhelm Knapp in Halle a. S. (Fernspr.- Nr: 6467, Postscheckkonto: Leipzig 214, 
Reichsbank - Girokonto), 














18. November. 


Nr. 46. 








1921. 





Mitteilungen des Gentral-Verbandes Deutscher Photographen-\Vereine 


und -Innungen, J.P. 


[Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.) 


Der Lausitzer Photographenverein, Sitz Kottbus, und die Photographeninnung Dresden 
(Zwangsinnung) baben sich dem C. V. angeschlossen. 


Belieferung der Einkaufsgenossenschaften. 


Am 4. Oktober bat ich durch Karte um 
Mitteilung über die Beschlüsse in Eisenach. 
Die Antwort des Fabrikantenvereins lief am 
6. Oktober ein: 


Berlin S sg, den 3. Oktober 1921. 
Hasenheide 47. 


An den 
Central- Verband Deutscher Photographen- Vereine 
und Innungen, J. P., 
Dresden-A., Plaueuscher Ring. 


Wir nehmen Bezug auf die mit Ihnen gehabte 
Korrespondenz und teilen Ihnen ergebenst mit, dass 
die Frage der Belieferung von Einkaufsgenossenschaften 
der Photographen auf unserer Mitgliederversammlung 
in Eisenach sehr eingehend erörtert wurde Auch die 
gesamte, darauf bezügliche Korrespondenz mit Ihrem 
geschätzten Verband, der Niedersächsischen Photo- 
graphen- Genossenschaft und dem Herrn Reichswirt- 
schaftsminister wurde unseren Mitgliedern zur Kenntnis 
gebracht. 

In den Verhandlungen wurden jedoch erneut 
schwerwiegende Gründe gegen die Anerkennung der 
Einkaufsgenossenschaften als reguläre Händler photo- 
graphischer Artikel vorgebracht uud insbesondere her- 
vorgehoben, dass die Belieferung der Einkaufsgenossen- 
schaften mit Händlerrabatt eine vollständige Umwälzung 
in der bisherigen Verkaufsorganisation unserer Industrie 
nach sich ziehen würde. Eine solche durchgreifende 
Umgestaltung des ganzen Verteilungsapparates und 
Aufbau einer neuen Verteilungsorganisation auf immer- 
hin noch ungewisser Grundlage vorzunehmen, ist aber 
unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnissen 
unsere Industrie nicht in der Lage. 

Die Versammlung bestätigte einstimmig den im 
Jahre 1914 gefassten Beschluss, Einkaufsgenossenschaften 
der Photographen nicht zu anderen als zu Fachphoto- 
graphenpreisen zu beliefern. 


Mit vorzüglicher Hochachtung 
Verein der Fabrikauten photographischer Artikel, E. V. 


gez.: Arndt, gez.: Fritz Hausen, 
[. Vorsitzender. Generalsekretär. 


(Schluss.) 


Der Inhalt der Briefe der Niedersächsischen 
Photograpben: Genossenschaft und des Herrn 
Reichswirtschaftsministers ist mir nicht bekannt. 


Der Grund meiner verzögerten Antwort ist 
aus nachfolgenden Schreiben ersichtlich: 


Dresden, den 17. Oktober 1921. 
An den 
Fabrikanten- Verein photographischer Artikel, E. V,, 


Berlin S sg, Hasenheide 47. 


Ihr gefl. Schreiben, datiert vom 3. Oktober, habe 
ich am 6. Oktober erhalten und mit dem grössten Be- 
dauern von dem Inhalt Kenntnis genommen. Die Be- 
antwortung hat sich verzögert, weil ich erst eine Aus- 
kunft einholen musste. 

Der Eindruck Ihres Schreibens wird auf die Ver- 
braucher den allerpeinlichsten Eindruck macher, denn 
Sie stellen sich ganz auf die Seite der Händler und 
lehnen die Wünsche der Photographen ab. 

Bisher war es nur ein einseitiger Beschluss Ihres 
Vereins, nicht an Einkaufsgenossenschaften zu liefern, 
während Sie jetzt ein dahingehendes Abkommen mit 
den beiden Händlervereinigungen abschliessen. 

Am 8 Juni 1920. also vor ı!/, Jahren, war Ihnen 
der Wunsch der deutschen Photographenschaft mit- 
geteilt worden, unsere Vertreter hinzuzuziehen, wenn 
es sich um Interessen der Photographen handelt. Sie 
hätten dieses leicht tun können, da Sie auch mit den 
Händlern verhandeln und es ganz allein in Ihrer Hand 
liegt, ob Sie das Abkommen ablehnen oder annehmen 
wollen. 

Vielfach werden Nichtmitglieder zugezogen, das 
einfache Hilfsmittel ist, dass die Versammlung dann 
unterbrochen wird. Der Verein der Deutschen Trocken- 
plattenfabriken hat im Oktober 1920 in Eisenach und 
im Januar ıg2ı in Dresden auch mit den Vertretern 
der Händler, der Liebhaber- und der Fachphoto- 
graphen verhandelt. Es wurde mir mitgeteilt, dass 
bei den Verhandlungen in Eisenach gesagt wurde, es 
hätte sich am ı5. Januar nur um eine private Aus- 
sprache zwischen den Vertretern und um persönliche 


& 46 


372 





Ansichten der Herren des Vereins der Deutschen 
Trockenplattenfabriken gehandelt. 

Gegen diese, den Tatsachen nicht entsprechenden 
Angaben muss ich entschieden Einspruch erheben. 
Bei Beginn der Verhandlungen wurde ausdrücklich von 
dem Vorsitzenden gefragt, ob die Anwesenden bevoll- 
mächtigt wären, was von allen bejaht wurde, mit Aus- 
nahme der beiden Vertreter der Amiateurbändler. Hier 
war ein Irrtum bei der Einladung vorgekommen. 
Trotzdem haben die Herren sich aber sehr ausgiebig 
an der Aussprache beteiligt. 


Es wundert mich, dass der Beschluss einstimmig . 


gefasst wurde. da die Herren Fabrikanten im Januar 
in Dresden erklärt hatten, wenn die Einkaufsgenossen- 
schaften die Vorschriften für Grosst ändler einhielten, 
keine Veranlassung mehr vorläge, sie nicht als solche 
anzuerkennen. Die Fabrikanten hätten kein Recht, 
zu fragen, woher das Geld stamme. 

“Als ein weiteres Zeichen von Unfreundlichkeit und 
einseitigem Eintreten für die Händler gegen die Photo- 
graphen wird bezeichnet, dass Sie auf unsere Wünsche, 
betreffend die Händler, von deren Schleudereien ich 
Ihnen Beispiele mitteilte, überbaupt nicht eingegangen 


sind. Hochachtungsvoll ergebenst 
gez.: R. Schlegel. 


Wir müssen uns fragen: Woran liegt es, 
dass wir keinen Erfolg zu verzeichnen haben? 
So unangenehm die Antwort ist, es darf nichts 
vertuscht oder beschönigt werden, ein grosser 
Teil der Schuld liegt an uns selber, je eher 
und gründlicher wir sie erkennen und Abhilfe 
schaffen, um so besser ist es. Zuerst wurden 
zuviel Schlagworte gebraucht. Schlagwörter 
sind gut, um auf Unerfabrene Eindruck zu machen, 
die Fabrikanten haben aber zuviel Einblick, um 
nicht zu erkennen, was möglich und was un- 
möglich ist. 

Es wurde gesagt, dass die Fabrikanten ge- 
setzliich gezwungen würden, zu liefern. Bis 
jetzt besteht noch kein Gesetz und wird wohl 
auch kaum eine Regierung einen derartigen 
Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht treff:n, 
vorzuschreiben, an wen geliefert werden muss. 
Auch die Drohung, dass den Fabrikanten der 
Koblenbezug gesperrt oder vermindert und die 
Grenze geöffuet werden soll, um sie willfähig 
zu machen, hat gar keinen Eindruck gemacht. 
Ein wenig nachrechnen zeigt die Unmöglichkeit, 
die Drohung auszuführen, ganz abgesehen davon, 
dass andere Stellen, als man angenommen hatte, 
darüber zu entscheiden haben. 


Ein Dutzend Platten ı2 x ı6!/, cm kostet 
heute in Frankreich ı4 Frank. Das sind bei 
unserem jetzigen Kurse ungefähr 170 Mk Der 
Kurs stand übrigens noch viel schlechter. 
Hierzu ist noch der Zoll zu rechnen, der jetzt 
mit 1900 °/, Zuschlag, also dem 20 fachen Betrag, 
zu zablen ist. Selbst bei einem nicht so un- 
günstigen Marktstande, wie wir ihn jetzt haben, 
wäre ein Import unmöglich. Durch derartige 
Schlagwörter wird nur geschadet, anstatt zu 
nützen. 


Zweitens: Die Erfolge im vergangenen Jahre, 


Herabsetzung der Preise um 1/,, konnten nur 
erzielt werden, nachdem ich mich an die Trocken- 
plattenfabriken gewendet batte, die dem Verein 
nicht angehören. Diese Fabriken sind uns in 
der weitestgehenden Art entgegengekommen. 
Wir erbielten günstige Bezugsbedingungen. 
Ausserdem wurden Muster kostenlos zur Ver- 
fügung gestellt. Die Begeisterung war sehr 
gross. Nach den gemachten Erfahrungen bin 
ich vorsichtig geworden und deshalb dafür ein- 
getreten, dass die Platten von einer Stelle unter- 
sucht werden sollten, die das Vertrauen der deut- 
schen Fachphotographen besitzt, der Prüfungs- 
kommission des Photographischen Vereins zu 
Berlin. Die mitgeteilten Ergebnisse waren recht 
gut. Später hörte ich dann, wie erwartet, die 
verschiedendsten Urteile über die Platten, und 
erkannte ich, dass man einige Platten versucht 
hatte, und da sie von der gewohnten Marke 
abwichen, wurden sie einfach als nicht gut er- 
klärt. 

Bei den Verhandlungen am ı5 Januar er- 
reichte ich noch durch mein Beharren auf der 
Forderung, dass ausser dem Preisnachlass von 
ı21/, %/, die gekürzten Rabatte um 5 °/, erböht 
wurden. Bis dahin bildeten wir eine geschlossene 
Macht, welche auf die Fabrikanten Eindruck 
machte. Die dem Vereine nicht angehörenden 
Fabriken wurden nun nicht in der Art unter- 
stützt, wie sie es nach den Verhandlungen in 
Erfurt erwarten mussten. Der alte Schlendrian 
riss wieder ein. Jeder wollte seine gewohnte 
Lieblingsmarke verarbeiten (bekanntlich taugen 
alle anderen nichts), und gab man sich keine 
Mübe, sich mit den neuen Platten einzuarbeiten. ' 
Fabriken, die aus dem Verein ausgetreten waren, 
haben sich ihm wieder angeschlossen. 

Die Fabrikanten merkten natürlich bald, dass 
der gefürchtete Ausfall an Bestellungen nicht 
eintrat, die Photographen ihre alten Marken 
weiter bezogen und die dem Verein nicht an- 
gehörenden Fabriken nicht unterstützten. Es 
gehört nicht viel dazu, um die Folgerungen 
zieben zu können. 

Wir konnten auch Papierlieferungen erhalten, 
aber damit wird es genau so geben, wie im 
vergangenen Jahre mit den Platten. Eine Papier- 
fabrik, die sebr gutes Papier herstellt, bot an, 
den Einkaufsgenossenschaften zu liefern, wenn 
ich ihr 400 Photographenabnebmer garantierte, 
wozu ich leider nicht in der Lage war. Die 
alte Sache, die Photographen hängen zu sehr 
an ihrer gewobnten Marke. 

Drittens: In Erfurt standen wir als geeinte 
Masse den Fabrikanten geschlossen gegenüber. 
Die Uneinigkeit hat dem Ansehen des Verbandes 
geschadet, und man braucht sich über die 
Wandlung in der Ansicht und dem Mangel an 
Entgegenkommen seitens der Fabrikanten in 
Eisenach nicht zu wundern. 


‘ 


PHÖOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 373 

u Te 
Ziehen wir unsere Lehre aus den angeführten folgen, die der Verband schon errungen hat, 
Sachen, vermeiden wir die begangenen Febler, auch noch weitere verzeichnen können. i 
so werden wir in Zukunft zu den vielen Er- R. Schlegel, Vorsitzender. 


ugs 


Aus der Praxis des Photographen. 


(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 

gebracht. Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. Diese brauchen nicht druckfertig zu 

sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. Alle Einsender erhalten Honorar 
für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


| Schaufenster- 
aufnahmen ohne Reflexe und Spiegelung. 


Veranlasst durch die Veröffentlichung des Ver- 
sammlungsberichts der Photograpben- Zwangs- 
innung Ulm vom 4. Oktober, in welcher ich über 
meine Erfahrungen in Aufpahmen von Schau- 
fenstern sprach, bekam ich mehrere Zuschriften 
von Kollegen, in welchen ich gebeten wurde, 
darüber etwas zu veröffentlichen. 

Die Aufnahmen werden bei Nacht gemacht, 
dazu ist eine elektrische Lampe notwendig (ich 
verwende die kleine Jupiterlampe), die seitlich 
des Schaufensters, etwa 80 cm entfernt, auf- 
gestellt wird, damit sich die Lampe nicht auf 
dem Bilde zeigt Man hält den Kopf vor das 
Objektiv und sieht so genau, ob die Lampe weit 
genug von dem Schaufenster entfernt ist; zeigt 
sich das Licht noch auf dem Fensterglas, so 
muss die Lampe seitlich noch mehr entfernt 
werden. So wird die Platte halb belichtet, dann 
das Oojektiv vorsichtig geschlossen, die Lampe 
kommt nun auf die andere Seite des Schau- 
fensters, wieder etwa 80 cm seitlich; man ver- 
gewissert sich nochmals, ob die Lampe sich im 
Glas nicht zeigt, und belichtet dann wieder die- 
selbe Zeit wie vorher. 

Es ist darauf zu achten, dass das Objektiv 
vor dem Licht geschützt wird, was am besten 
durch Vorhalten eines Kartons direkt an der 
Lampe geschieht. Die Belichtung darf nicht zu 
kurz sein, da viel Licht durch die Strasse ver- 
lorengeht. Hat das Schaufenster selbst Beleuch- 
tung, so schadet das nichts, vorausgesetzt, dass 
die Lichter nach dem Objektiv zu vollständig 
abgeblendet sind. Meine Aufnahmen, so ge- 
macht, sind fehlerfrei. A. Mössner, Ulm. 





Vergrösserungen auf Gaslichtpapier 
mittels der Atelierkamera. 


Mit Mimosa-Velotyppapier lassen’ sich auf 
einfache Weise Vergrösserungen in leuchtendem 
Braun bis Sepia ohne jegliche Nachfärbung, also 
durch direktes Entwickeln, erzielen. Um der- 
artige Drucke herstellen zu können, ist ein Ver- 
grösserungsapparat nicht. notwendig, hierzu be- 
dient man sich der Atelierkamera und des Re-' 
tuschierpults. | 


Das Retuschierpult wird auf einem Tisch im 
aufgezogenen Atelier aufgestellt, mit der Platte 
versehen und dahinter ein Spiegel im Winkel 
von etwa 45° gelegt Die Atelierkamera muss 
nun in der Neigung absolut mit dem Retuschier- 
pult vertikal sein, sonst läuft man Gefahr, un- 
scharfe Partien an der oberen oder unteren 
Seite zu erhalten. Zwischen Kamera und Re- 
tuschierpult wird das schwarze Tuch zum Schutz 
gegen Oberlicht gelegt. 


Das Gaslichtpapier legt man zwischen zwei 
Glasplatten, wovon die rückwärtige schwarz sein 
muss oder mit schwarzem Papier verklebt ist. 
Die Exposition bedingt, der Dichte des Negativs 
und des Tageslıchts entsprechend, mit wenig 
Abblendung etwa ı0o—20 Minuten. Entwickelt 
wird mit gebrauchtem, nach der Vorschrift an- 
gesetztem Hydrochinonsodaentwickler, und baut 
sich das Bild sehr langsam auf. Je länger die 
Expositionszeit und je langsamer die Entwicklung 
vor sich geht (ohne befürchten zu müssen, dass 
die Schicht gelblich wird), desto herrlicher wird 
der Endton. 


Friedr. Edelmann, Hennef (Sieg). 


—treH 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 


Kilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der am Donnerstag zum Versand 


kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von der Vereinsberichten sınd nur Auszüge einzusenden. Für die Nachrichten übernimmt 


die Redaktion keine Verantwortung. 


Sächsisecher Photographen - Bund. 
Als neues Mitglied war gemeldet: 
Herr Photograph K. W. Schilling, Rochlitz i. Sa, 
Als neues Mitglied ist aufgenommen: 
Herr Kaufmann Emil Kösser, Dresden-A., Pfoten- 
hauerstrasse 51. 


np 


Photographiseher Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 

Die ordentliche Mitgliederversammlung des Photo» 
graphischen Vereins zu Berlin am 9. November nahm 
folgende Resolution an: Die Versammlung drückt dem 
Ausstellungsausschuss, insbesondere ihrem I. Schrift 
führer, Herrn Artur Ranft, für die mit grosser Mühe- 


46* 


374 


PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





waltung iin Namen des Photographischen Vereins 
zu Berlin zustande gekommene photographische Aus- 
stellung im Oktober ihren Dank aus. 


INH 


Verband Mecklenburger Photographen. 


Niederschrift des 25. Verbandstages am Montag, den 
19. September, in Neubrandenburg im „Hotel Mosch“. 


Für manchen Kollegen eine weite Eutfernung, aber 
trotzdem liessen sie es sich nicht nehmen, an der 
Versammlung in dem schönen Neubrandenburg teil- 
zunehmen. Von den dortigen Kollegen aufs freund- 
lichste empfangen, 'begann um Io Uhr die Sitzung. 


Der II. Vorsitzende, Herr Knöfel, begrüsst die 
zahlreich erschienenen Mitglieder urd beginnt mit der 
Vorlesung eines Briefes des I. Vorsitzenden, Herrn 
Lorenz. In demselben teilte uns nun Herr Lorenz 
mit, dass er, da er schon eine längere Zeit nicht mehr 
im Fache tätig sei, sich genötigt sehe, den Vorsitz 
unter diesen Umständen niederzulegen. 


Mit warmen Worten wendet sich Herr Lorenz an 
uns, einem jeden Kollegen ans Herz legend, weiter treu 
zur Fahne zu halten und das Interesse für den Ver- 
band nicht erlahmen zu lassen. Ein Zusammenschluss 
gerade in heutiger Zeit sei mehr denn je erforderlich. 
Als Ehrenvorsitzender, zu welchem er in der letzten 
Versammlung ernannt wurde, verspricht Herr Lorenz, 
stets seine Anhänglichkeit uns zu bewahren, wie auch 
immer der unsere zu bleiben. 

Herr Knöfel gab dann weiter den Bericht über 
das verlaufene halbe Geschäftsjahr und teilt der Ver- 
sammlung mit, dass ein Mitglied, Herr Jahn-Schwerin, 
verstorben sei. Sein Andenken ehrt die Versammlung 
durch Erheben von den Plätzen. Weiter, dass Herr 
Flügge-Grabow und Herr Wolff-Neustrelitz aus- 
getreten sind, dagegen die Herren Kollegen Martin 
Brockmann- Schwerin, Salome-Neubrandenburg und 
Pfähler- Lübtheen dem Verbande beitraten. Die 
Niederschrift des letzten Verbandstages in Güstrow wird 
vom Schriftführer verlesen und genehmigt. 

Der Kassenführer gab Bericht über den Stand der 
Kasse, und belaufen sich die Einnahmen auf 4070.58 Mk., 
die Ausgaben auf 2242,95 Mk., so dass ein Kassabestand 
von 1827,63 Mk. verbleibt. Die Herren Revisoren Block 
und Gebhardt prüfen die Kasse, finden keine Be- 
anstandung und bitten um Entlastung, welche dann 
dem Kassierer, Kollegen Walter- Güstrow, erteilt wird. 

Nach Ausscheiden des I. Vorsitzenden, Schrift- 
führers und Kassenführers wird zur Neuwahl des Vor- 
standes geschritten. Der II. Vorsitzende, Herr Knöfel, 
verz’chtet auf den Posten des I. Vorsitzenden, und wird 
darauf der bisherige Schriftführer, Herr Kollege 
Heuschkel, einstimmig zum I. Vorsitzenden, an seine 
Stelle Herr Block als Schriftführer gewählt. Kollege 
Heuschkel nimmt die Wahl an und verspricht, nach 
bestem Können die Interessen des Verbandes zu ver- 
treten. Herr Kollege Walter nimmt die Wiederwahl 
des undankbaren Postens als Kassenführer und Kollege 
Block die Wahl als Schriftführer an. 


' Preisfrage. 


Für die nächste Versammlung, welche im Februar 
stattfinden soll, ist der günstigen Lage wegen Güstrow 
in Aussicht genommen und für die Sommersitzung 
Schwerin. Diese Versammlung soll jedoch fiüher statt- 
finden und nicht erst im September, weil die Herren 
aus den Bädern, wegen deren die Versammlung so spät 
anberaumt war, nicht erschienen waren, ausser Kol- 
legen Steinmann- Warnemünde. (Meine Herren, ich 
bitte um etwas mehr Kollegialitätsgefühl. Der Schrift- 
führer.) 

Kollege Knöfel berichtet über die Wirkung der 
für Strelitz von der Regierung erlassenen Verordnung 
über die Sontagsrube und bemerkt, dass ein Rückgang 
des Geschäfts aus diesem Grunde nicht zu verzeichnen 
sei. Auf die Antwort der Schweriner Regierung, sich 
selbst in den einzelnen Orten über die Sonntagsruhe zu 
einigen, kommen die Kollegen zu dem Entschluss, das 
Geschäft je nach Lage tis 2 oder 3 Uhr offenzuhalten, 
jedoch bei vorheriger Anmeldung auch später einmal 
eine Aufnahme zu machen, da es jedem überlassen 
bleiben muss, arbeiten zu können, wo sich Gelegenheit 
findet. Durch den allgemeinen Geschäftsschluss des 
Sonntags ist im photographischen Gewerbe auch weniger 
zu tun, da das Publikum glaubt, dass auch unsere Ge- 
schäfte geschlossen sind. 

Längere Aussprache bringt, wie immer, die leidige 
Doch kommt man allgemein zu der An- 
sicht, dass das Zehnfache für fertige Arbeiten gegen- 
über des Friedenspreises, als der heutiger Zeit ent- 
sprechend, gefordert werden muss. 

Zu dem Antrag des Kollegen Koch (gemeinsame 
Annonce gegen den Vergrösserungsschwindel) muss der 
Schriftführer leider die Mitteilung machen, dass die 
Ausführung infolge ungenügender Beteiligung unaus- 
führbar war. Der Antrag gab jedoch Veranlassung, 
dass sich in verschiedenen Städten Kollegen zusammen- 
getan und gemeinsam, wie in Schwerin, Schönberg 
und Parchim, annonciert haben. 

Auf Veranlassung des bisherigen Schriftführers, 
Heırn Heuschkel, welcher die Vorzüge der Sterbe- 
kasse klarlegte, meldeten sich sieben Mitglieder, davon 
aber ein Mitglied, welches das zulässige Alter über- 
schritten hat Die Anmeldungen werden zur weiteren 
Erledigung an den C.V. weitergegeben. 

Eiue namhafte Summe wird durch Fürsprache des 
Kollegen Block für das Altersheim, angeregt durch 
die Bremer Sitzung, gesammelt. 

Schluss der Sitzung um ı2!/, Uhr. 


Nach getaner geistiger Arbeit huldigten die Teil- 
nehmer den leiblichen Genüssen. Gemeinschaftlich 
wurde das Mittagessen eingenommen, denn für das 
Zusammenbleiben sorgte unser lieber Kollege Neitzel; 
hatte er es doch nicht unterlassen, jedem der Teilnehmer 
durch eine in der Mitte der Tafel aus Blumen ge- 
schmückte 25 die 25. Wiederkehr des Verbandstages 
in Erinnerung zu bringen, wie überhaupt der Ver- 
bandstag unter diesem Zeichen stand Nach der Tafel 
fand eine hübsche Motorsfahrt auf dem Tollense-See 
nach dem schön gelegenen Kurhotel „Augustabad“ mit 
Damen statt, wo eine gedeckte Kaffeetafel unser wartete, 





Auch wurde nach langen Jahren wieder eine Gruppen- 
anfnahme gemacht. Mit dem Abendzuge verliessen 
etliche Kollegen das gastliche Neubrandenburg. Einigen 
Kollegen war es vergönnt, noch den vortrefflichen Ver- 
anstaltungen des lieben Kollegen Neitzel und Neu- 
brandenburger Kollegen beizuwohnen. Ihnen sei an 
dieser Stelle noch einmal für die genussreichen und 
unvergesslichen Stunden herzlichst gedankt. 


ıW. Block, Schriftführer, Güstrow i. M. 
nt 


Verein 
Sehlesisecher Fachphotographen (E.YV.). 


Bericht über die Wanderversammlung in Brieg am 
20. September. 


Die Wanderversammlungen gehörten bisher immer 
zu den angenehmen Abwechslungen in unserem Ver- 
einsleben. Aber die lange Dauer des Krieges und die 
darauffolgenden ungünstigen Verkehrsverhältnisse hatten 
uns auch hier eine Pause von 8 Jahren aufgenötigt, 
denn im September ıgız fand der letzte gemeinsame 
Ausflug nach Oppeln statt. Es bestand daher schon 
lange der geheime Wunsch, diese alte Einrichtung 
wieder aufleben zu lassen, und wurde die Piastenstadt 
Brieg als Tagungsort gewählt; der Treffpunkt war 
gegen 3 Uhr nachmittags im Hotel „Zum Lamm“. Es 
hatten sich aus Breslau, Brieg und den umliegenden 
Orten 26 Teilnehmer eingefunden. Herr Kurt Gröger- 
Brieg hiess die auswärtigen Kollegen willkommen, und 
da so manchem die hiesigen Sehenswürdigkeiten noch 
fremd waren, so schlug er vor, erst einen kleinen Rund- 
gang durch die Stadt zu machen. Von den vielen 
wichtigen Kulturbewegungen, die sich im Mittelalter 
ausgelebt haben, sind besonders in Brieg auch noch 
sichtbare Spuren vorhanden. An diese Zeit mahnt noch 
das alte Piastenschloss, welches im Jahre 1544 — 1374 
erbaut wurde. Es war einst ein vollendetes Meister- 
stück italienischer Renaissance, das in Schlesien seines- 
gleichen nicht hat und mit dem Schlosse in Heidelberg 
verglichen werden darf. Das alte Schloss ist inzwischen 
leider zur Ruine geworden. An den Rest vergangener 
Herrlichkeit erinnert nur noch das Schlossportal und 
einige gut erhaltene Sandsteinornamente. Dagegen wird 
man durch das Innere des Schlosses wehmütig gestimmt, 
denn die noch erhaltenen Räume werden zu Lager- 
plätzen und anderen profanen Zwecken benutzt. Weiter 
hat in den schlesischen Kriegen auch Friedrich der 
Grosse einst hier geweilt, und haben die dankbaren 
Bürger dem Eroberer Schlesiens mit dem Blick nach 
Mollwitz ein ehernes Dexkmal errichtet. Die Stadt- 
mauern sind auch hier schon längst gefallen, und auf 
den alten Wällen wurde mit künstlerischem Schmuck 
eine schöne Promenade errichtet. Auch an Wasser- 
partien fehlt es hier nicht, denn dicht an der Stadt 
fliesst die Oder vorbei und bietet mit dem regen Schiff- 
fahrtsverkehr ein recht wechselvolles Bild. Höchst be- 
friedigt von dem kleinen Spaziergang kehrten die Teil- 
nehmer wieder an den Verhandlungstisch zurück. Der 
Vorsitzende eröffnete nunmehr die Versammlung und 


Ä  . PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


375 


dankte dem Kollegen Gröger-Brieg, dass er die An- 


regung zu dieser Wanderfahrt gegeben und die Vor- 


bereitungen übernommen habe. Die in Aussicht ge- 
nommene Bilderschau von der Mimosa war leider nicht 
eingetroffen, und mussten wir uns auf diese Veranstal- 


tung bis zu einer späteren Sitzung vertrösten. 


Nach Vorlesung des Protokolls erfolgte die An- 
meldung von nachstehenden Kollegen: ı. Karl Weiss- 
Oppeln (Ob.-Schl.); 2. Kurt Gröger-Brieg; 3. Eugen 
Dasler-Brieg; 4. Frau Opitz-Brieg. Hierauf hielt 
Kollege Katzbach den angekündigten Vortrag über 
die Verwendungsmöglichkeiten der Kontaktpapiere. Er 
schilderte die Wandlungen, welche der Positivprozess 
seit der Verwendung der selbst präparierten Albumin- 
papiere durchgemacht hat. Die vorangegangenen Ver- 
fahren erforderten nicht nur eine andere technische 
Vorbildung, sondern auch grösseren Zeitaufwand, und 
deshalb war der Photograph von der einfachen Art, wie 
dann die Kontaktbilder entstanden, anfänglich von 
diesem Verfahren nicht befriedigt, und weite Kreise 
verbielten sich ablehnend. Die harte Notwendigkeit 
während des Krieges, „in kurzer Zeit mit wenig Kraft 
viel zu schaffen“, hat dann erst dem Kontaktverfahren 
eine grössere Würdigung eingetragen, aus den früheren 
Gegnern sind überzeugte Anhänger geworden, und der 
Kontaktdruck ist heute geradezu unentbehrlich für 
den Berufsphotographen geworden. Natürlich ist es 
auch hier mit mechanischer Arbeit nicht getan, sondern 
es ist eine individuelle Arbeitsweise nötig, und wer 
dann die entsprechenden Entwickler und Tonungs- 
verfahren mit Verständnis anwendet, wird dann auch 
Resultate erzielen, welche sich von dem früheren Platin- 
ton nicht unterscheiden lassen. Das Kontaktverfahren 
unterstützt auch den Photographen in denjenigen Ge- 
schäften, wo eine schnelle Ablieferung notwendig ist. 
Derartige Fälle sind zahlreicher, als so mancher träumt. 
Nur darf man nicht erwartungsvoll zu Hause bleiben, 
sondern muss durch geschickte Reklame verstehen, sich 


. derartige Geschäfte heranzuholeu, ohne das Odium auf 


sich zu laden, Reisephotograph zu sein. Der Vor- 
sitzende dankte Herrn Katzbach für seine interessanten 
Atısführungen und hofft, dass gewiss so mancher hieraus 
Nutzen ziehen wird. Weiter berichtet Herr Götz über 
die Eindrücke, welche er auf der letzten C. V.- Tagung 
in Frankfurt gehabt hat. Näher hierauf einzugehen, 
erübrigt sich wohl, da hierüber bereits ausführliche 
Berichte in den Fachzeitungen gebracht wurden. Er- 
wähnenswert hieraus ist noch die geplante Ausgabe 
des Buches zur Erleichterung der Gebilfenprüfung durch 
den C.V., dazu auch Herr Götz seine Mitarbeit zu- 
gesagt hat. Zum Schluss empfahl der Vorsitzende für 
die Bibliothek noch die Anschaffung des sechsbändigen 
Werkes über „Die Entstehung des Weltkrieges“ im 
Werte von 300 Mk,, und wurde diese Ausgabe von der 
Versammlung bewilligt. 

Gegen 8 Uhr war die Tagesordnung erschöpft; der 
Vorsitzende dankte den Teilnehmern, und weun auch 
dieses Mal die Wanderversammlung nur auf wenige 
Stunden zusammengedrängt war, so bot sich zu einem 
Gedankenaustausch über die Freuden und Leiden im 


376 


Berufsleben genügend Zeit. Das Gefühl der Zusammen- 
gehörigkeit wurde von neuem geweckt, und denjenigen, 
welchen die Reize der alten Piastenstadt noch unbekannt 
waren, bot sich eine schöne Bereicherung auf dem Ge- 
biete der Heimatkunde. Die Wanderversammlung hatte 
deshalb wieder den geplanten Zweck erfüllt. Alle Teil- 
nehmer waren von dem Verlauf befriedigt und freuen 
sich gewiss schon wieder auf die nächste derartige Ver- 
anstaltung. 

Der Vorsitzende: 

H. Göta. 


Der Schriftführer: 
Richard Zerner. 
- IC Ie— 


Lausitzer Photographenverein. 


Sitz: Kottbus. 

Der Verein hielt am ı2. Oktober seine Herbst- 
versammlung in Sorau ab, die diesmal nur von 33 Teil- 
nehmern besucht war. ; 

Der Vorsitzende, Kollege Herbert Rosenthal- 
‘ Guben, eröffnete um 9'!/, Uhr vormittags mit einer Be- 
grüssungsansprache die Sitzung. Nach Verlesen der 
Niederschrift der Frühjahrsversammlung durch Kollegen 
Meisemann-Forst i. L. und Erstattung des Kassen- 
berichts durch Kollegen Wolter-Finsterwalde wurde 
für den ausgeschiedenen Kollegen Ritt Kollege Beg- 
steiger-Kottbus in den Vorstand gewählte Dem 
Punkt 6 der Tagesordnung, „Anschluss an den Central- 
Verband,“ wird nach eingehender Debatte zugestimmt. 
Eine sehr rege Aussprache entspinnt sich auch bei 
"Punkt 7, „Vereinsorgan“. Der Vorsitzende spricht ein- 
gehend für Beibehaltung der „Deutschen Photographen- 
Zeitung“, dem von verschiedenen Rednern wider- 
sprochen wird. Ein vom Vorsitzenden schliesslich ge- 
stellter Vertagungsantrag wird abgelehnt und als Ver- 
einsorgan die „Photographische Chronik“ gewählt. In- 
folge der Erhöhung für Platten und Papiere, sowie des 
weiteren Anziehens der Preise für Lebensmittel und 
aller anderen Sachen des täglichen Bedarfs werden die 
bisherigen Mindestpreise entsprechend geändert, auch 
sollen Plakate mit Durchschnittspreisen für die Enip- 
fangsräume hergestellt und an Mitglieder und Nicht- 
mitglieder des Bezirks gesandt werden. Der Jahres- 
beitrag wird auf soMk. festgesetzt. 

Die Firma Mimosa hatte auf Wunsch des Vereins 
einige Bilder, die mit ihren neuesten Entwicklungs- und 
Tonungsverfahren hergestellt sind, eingeschickt. Die 
Bilder fanden grossen Beifall, besonders die mit dem 
Skalatoner behandelten. Weiter lagen einige Werke 
der Kolleginnen Zeitner und Sievert-Sorau vor, die 
sich durch natürliche Auffassung und einwandfreie 
Technik auszeichneten. Es gelangten auch die Gruppen- 
bilder der Gubener Frübjahrsversammlung, die Kollege 
Simon-Guben gestiftet hatte, zur Verteilung. Das 
wohlgelungene Gruppenbild wird allen Teilnehmern 
in Guben eine angenehme Erinnerung bleiben. Als 
nächster Versammlungsort wird Spremberg gewählt; 
auch wird beschlossen, die Herbstversammlung stets 
in Kottbus tagen zu lassen, da Kottbus am leichtesten 
zu erreichen ist. Mit einem „Auf Wiedersehen* in 
Spremberg schloss der Vorsitzende um 2 Uhr die sehr 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


anregende Sitzung. Nach gemeinsamem Mittagsmahl 
fand ein Spaziergang nach dem nahegelegenen Sorauer. 
Wald statt, und wurde dort der Kaffee eingenommen. 
Den Schluss bildete ein Tanzkränzchen im Saale des 
Logenrestaurant. 


Hugo Meisemann, Forst i.L., Schriftführer. 


u 4 ><n zen) 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Handwerkskammerbezirk 
Stuttgart. Sitz: Stuttgart. 


Protokollarischer Auszug über die ordentliche Innungs- 
versammlung am 17. Oktober. 


Beginn g!/, Uhr. Anwesend: 78 Mitglieder, es fehlen 
32 Mitglieder. Die Nichterschienenen werden in erhöhte 
Strafe genommen. In Zukunft wird der & 22 voll zur 
Anwendung gebracht. Einladungen ergehen für die 
Innung nur noch durch die „Photographische Chronik“ 
als Organ der Innung und des Verbandes. Die Bei- 
träge für das zweite Halbjahr werden durch Rund- 
schreiben Anfang November angefordert und sind inner- 
halb ı0 Tagen zahlbar. Nicht eingezahlte Beträge 
werden sofort der Aufsichtsbehörde zur Beitreibung 
übergeben. 


Gegen die Niederschrift der zweiten Innungs- 
versammlung erfolgt kein Einspruch. Der Haushalt- 
plan lag 8 Tage öffentlich auf und erfolgte heute eine 
Erinnerung nicht. Derselbe wird der nächsten Innungs- 
versammlung zur Beschlussfassung vorgelegt. In die 
Meisterprüfungskommission werden gewählt: Braun- 
Ludwigsburg, Möhle-Stuttgart, Eugen Stöckle- 
Stuttgart; Ersatzmänner: Kleiber- Cannstatt, Tunat- 
Stuttgart. Vorsitzender dieser Kommission ist der 
Vorsitzende der Lehrlingsprüfungskommission, Möhle- 
Stuttgart. Lehrverträge sind in vierfacher Anfertigung 
dieser Kommission einzureichen. Kursus für Lehrlinge 
in Vorbereitung. Die von der Kommission und dem 
Vorstande ausgearbeiteten Prüfungsvorschriften werden 
einstimmig genehmigt und der Handwerkskammer zur 
Drucklegung überwiesen. Die Vorschriften für die 
Meisterprüfungen sind in Arbeit. Gegen verschiedene 
Mitglieder wegen Preisschleuderei und unlauteren Wett- 
bewerbs, wegen Steuerhinterziehung, Heranziehung zur 
Innung sind die nötigen Schritte unternommen. Ein 
Zusammenschluss auf freiwilliger Grundlage zur Besse- 
rung der Berufsverhältnisse: „Preiskonvention“ fand 
einmütige Aufnahme. Es erklärten sich 65 sofort zur 
Unterschrift bereit. Die Konvention tritt in Kraft, wenn 
15.%/o der Mitglieder unterzeichnet haben (inzwischen ge- 
schehen). Deshalb zeichne, wer seinen Beruf liebt! Alle 
Mitglieder bis zum 50. Jahre, sofern sie nicht schon Mit- 
glied der Verbandssterbekasse sind, werden der Kasse 
angemeldet. Der Beitrag des Sterbefalles wurde gemäss 
Frankfurter Beschluss ohne Widerspruch anerkannt. 
Der C. V.-Vorstand als Verwalter der Kasse wird das 
Eintrittsgeld neben der ersten Umlage demnächst er- 
heben; wir ersuchen um pünktliche Erledigung im 
Interesse aller. Der Bericht über die „Grossdeutsche 
Photographische Ausstellung“ wurde lebhaft begrüsst 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. KR 





und den vorbereitenden Schritten lebhafte Wünsche mit 
auf den Weg gegeben. Der Anschluss an den Innungs- 
verband Gross-Stuttgart ist mit allen gegen sechs Stimmen 
beschlossen; die Kosten hierfür durch ‘die Erhöhung 
des Beitrages für 1922 ebenfalls mit gleicher Stimmen- 
zahl. Zur Pflege des Gemeinsinns werden die Mit- 
glieder durch einstimmigen Beschluss angehalten, in der 
Zeit vom ı. November 1921 bis ı. Januar 1922 in jeden 
Schaukasten des Kammerbezirkes ein besonderes Plakat 
gegen den Vergrösserungsschwindel zum Aushang zu 
bringen. Eine Kommission wird kontrollieren, und für 
jeden Nichtaushang hat der Vorstand beschlossen, volle 
Strafen eintreten zu lassen. Also Gemeinsinn schützt vor 
Verlust und sorgt für Gewinn! Mitglieder, welche sich 
noch nicht zur Mitgliederstammrolle gemeldet haben, ver- 
fallen in erneute Ordnungsstrafe. Meldung beim Schrift- 
führer. Ueber die Firma Pfau Nachf.- Kirchheim - Teck 
verhängen wir hiermit Öffentlich den Boykott, da die 
betreffende Firma selbst Vergrösserungen bei Privat- 
kundschaft im ganzen Land anbieten lässt. Kein Photo- 
graph Deutschlands bestelle dort Vergrösserungen, bis 
wir Unterlagen haben, die geeignet erscheinen, den 
Boykott aufzuheben. — Eine Musterkollektion aus dem 
Byck-Wettbewerb fand grosse Beachtung. Schluss 
21/, Uhr. 

W. Mayer-Esslingen, 

Obermeister. 


Stadelmann-Leonberg, 
Schriftführer. 
IL It 


Photographen- Zwangsinnung zu Leipzig 
und Umgebung. 

Zur ordentlichen Herbstversammlung für 
Sonnabend, den ı9. November, abends 7Uhr, im 
Innungslokal Kitzing & Helbig, Petersstrasse, werden 
die Mitglieder obiger Innung höflichst eingeladen. Un- 
entschuldigtes Fehlen zieht satzungsgemässe Strafen 
nach sich. 

Tagesordnung: ı. Eingänge und Geschäftliches. 
2. Antrag auf Gründung eines sächsischen Innungs- 
verbandes. 3 250% Lohnerhöhungsforderung der Ge- 
hilfen. 4. Haushaltplan für 1922. 5. Ausgabe der Preis- 
listen. 6. Verschiedenes. 

Um pünktliches Erscheinen ersucht 

Der Inunungsvorstand: 
Adolf Sander, Ernst Schleicher, 
Obermeister. Schriftführer. 
u a I 0 ze) 

Zwangsinnung für Photographen in dem 
Bezirk der Handwerkskammer Arnsberg. 
Sitz: Iserlohn. 

Bericht über die ordentliche Mitgliederversammlung 
am 17. Oktober in Finnentrop, „Hotel Biggemann“. 

Der Vorsitzende, Herr Müsse, eröffnet die Ver- 
sammlung um ıı Uhr und begrüsst die Erschienenen, 
insbesondere Herrn Hugo Schambach-Krefeld, der 
sich in liebenswürdiger Weise für einen Vortrag über 
Mindest-, Richt- und Höchstpreise, sowie über Kalkus 
lation zur Verfügung gestellt hatte, Alsdann teilt er 
der Versammlung mit, dass der Vorstand entschlossen 


ist, zurückzutreten. Bei der hierauf getätigten Wahl 
werden die Herren: Emil Stille zum I. Vorsitzenden, 
Paul Müsse zum II Vorsitzenden, Karl Halder 
zum Schriftführer, Rudolf Embruch zum Kassierer, 
Chr. Hess und Ludwig Rottmann zu Beisitzern 
gewählt; sie nehmen die Wahl an. Hierauf wurde die 
Mitgliederliste neu festgestellt. 

Herr Rottmann, als Vertreter der Innung bei 
der Central- Verbandstagung in Frankfurt a. M., er- 
stattet hierüber Bericht und gibt ein anschauliches Bild 
über die Tätigkeit des C. V. im verflossenen Jahre. 
Angelegentlich empfiehlt er den Beitritt zur Sterbekasse, 
und wurde sofort eine Liste zur Einzeichnung neuer 
Mitglieder aufgelegt. Das Resultat war ein sehr erfreu- 
liches, indem sich 17 neue Mitglieder einzeichneten, 
Allgemein begrüsst wurde, dass nunmehr durch An- 
schluss der G.D.L. und des D. Ph. V. sämtliche deutsche 
Photographenvereine und -Innungen dem C.V. an- | 
geschlossen sind. Es folgten die Ausführungen über 
Ausstellungswesen, das zu erwartende Reichsrahmen- 
gesetz, Verbandszeitung usw. Der Vorsitzende stattete 
dem Redner den Dank der Versammlung ab und regt 
an, auch in Zukunft die C.V.-Tagung durch einen 
Delegierten besuchen zu lassen nnd ebenso auch zu 
den Obermeistertagungen jeweils einen Vertreter zu 
senden. Die Kosten sollen auf die Innungskasse über- 
nommen werden. Dies wird dann auch zum Beschluss 
erhoben. 

Hierauf vereinigten sich die Versammlungsteil- 
nehmer zum gemeinschaftlichen Mittagessen. Nach Be- 
endigung desselben beginnt Herr Schambach seinen 
Vortrag. In interessanter, manchmal witziger Weise 
spricht er über das Thema und gibt auch die Richt- 
preise der Krefelder Innung bekannt. Vielen hat er 
sehr Nützliches gesagt, und dankt ihm der Vorsitzende 
herzlichst für seine zeitgemässen Ausführungen. Es 
wird darauf beschlossen, auch für unsere Innung Richt- 
preise auszuarbeiten und den Mitgliedern je zwei ge- 
druckte Exemplare zuzustellen. Ferner wird beschlossen, 
in Zukunft für Nichterscheinen bei Innungsversamm- 
lungen nur Krankheit gelten zu lassen und die Straf- 
gelder nach Möglichkeit zu erhöhen. 

Auf der nächsten Versammlung soll auch über Er. 
höhung der Innungsbeiträge beschlossen werden, und 
soll dieser Punkt auf der nächsten Tagesordnung be- 
sonders benannt werden. Um das Einkassieren der 
Innungsbeiträge zu vereinfachen, soll dies in Zukunft 
von den Vertrauensleuten der Ortsgruppen geschehen, 
und diese sollen die Beiträge dann geschlossen an den 
Kassierer abführen. Als nächster Versammlungsort 
wurde Arnsbergi.W. gewählt, und sollmit dieser Tagung 
nach Möglichkeit eine interne Ausstellung mit Vortrag 
verbunden werden. 

Es schliesst sich noch eine rege Aussprache fiber 
Vergrösserungsschwindel und ähnliches an, und schliesst 
der Vorsitzende die Versammlung um 5!/, Uhr. 


E. Stille, Karl Halder, 


1. Vorsitzender. Schriftfühter. 
ck u 


378 


L 4 


PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


tn nn | R —. 


Photographen-Zwangsinnung Glatz. 
Protokoll über die Herbstversammlung 
am 20. Oktober in Glatz im Hotel „Glatzer Hof“. 


Die Versammlung wurde nachmittags 2 Uhr durch 
Begrüssung der erschienenen Gäste und Mitglieder er- 
öffnet. In seiner Rede betonte Obermeister Marx, 
dass der heutige Tag ein Merkstein für unsere Innung 
sei, da endlich der seit vielen Jahren geplante Innungs- 
wettbewerb zum Austrag komme. Ueber 600 Bilder 
sind hierzu eingegangen, und der von ibm beabsichtigte 
Zweck, die Mitglieder zu neuem Schaffen anzuregen, 
sei somit erreicht. Wenn auch manche dereingegangenen 
Arbeiten in bezug auf Geschmack und Können 
noch zu wünschen übriglassen, so muss berücksichtigt 
werden, dass viele Mitglieder an Wettbewerben und 
Ausstellungen bisher nie teilgenommen haben. Sehr 
zu bedauern sei, dass er die benachbarten Kollegen 
und Fachvereinigungen nicht habe einladen können. 

Das letzte Protokoll wurde in vorliegender Form 
und Fassung genehmigt. Den Mitgliedern wird be- 
kanntgegeben, dass der Obermeister bis auf weiteres 
im Amte verbleibt, jedoch auf längere Zeit beurlaubt 
wird. Es erfolgt nun die Verteilung der neuen Richt- 
preislisten und hierzu eine kurze Erläuterung, da der 
Referent am rechtzeitigen Erscheinen verhindert war. 
Die Tagesordnung musste nun ausser der festgesetzten 
Reihenfolge erledigt werden. Die Bedingungen für die 
geplanten Wanderausstellungen wurden genehmigt, die 
Bilder werden ohne die Namen des Herstellers aus- 
gestellt. Laut heutigen Iunungsbeschlusses sind alle 





nicht zur Versammlung anwesenden Mitglieder zu be- 
satrafen. 

Im Ausstellungsraume erstattete alsdann der I. Vor- 
sitzende des Vereins Schlesischer Fachphotographen, 
Herr Heinrich Götz-Breslau, in einem ı?/, stündigen 
hochinteressanten und sehr belehrenden Vortrage den 
kritischen Bericht über die Wettbewerbsarbeiten. Als 
weitere Preisrichter fungierten die Herren Volpert- 
Ohlau und Krapp-Breslau Mit ersten Preisen aus- 
gezeichnet wurden die Mitglieder: Giebel-Bad Kudowa, 
Marx-Glatz, Schuhmacher- Frankenstein; weitere 
Preise gelangten zur Verteilung an Atelier „Elite"- 
Frankenstein, Atelier Eichler-Wartha, Atelier Gröger- 
Glatz, Atelier Hiller- Habelschwerdt, Atelier Kleiner- 
Bad Reinerz, Atelier Makart.- Münsterberg, Atelier 
Siegel- Rückers und Atelier Schuhmann - Neurode. 
Den Silberpokal für den Meistprämiierten errang Atelier 
Schuhmacher - Frankenstein. Walter Giebel im 
Atelier „Giebel*. erhielt den Preis für Gehilfenarbeiten. 

Zum Schluss der Sitzung dankte der Obermeister 
allen Gästen und Mitgliedern für das gezeigte Inter- 
esse an unserer Veranstaltung. Der ganz besondere 
Dank gebühre den Herren Preisrichtern für ihre auf- 
opfernde ehrenamtliche Tätigkeit. — Schluss gegen 
6 Uhr. Gg. Marx. 


An dieser Stelle sei nochmals allen Fabrikanten 
und Händlern für die liebenswürdige und überaus 
reichliche Unterstützung unseres Wettbewerbes recht 
herzlich gedankt. 





Spreehsaal 


Für die unter „Sprechsaal“ abgedruckten Einsendungen unserer Leser übernimmt die Redaktion keine Verantwortung. 


Breslau. Erfurt. Frankfurt a.M. 


Als die Innung Hildesheim ıgıg ihren Delegierten 


nach Breslau sandte zur C.V.-Tagung, da bekam derselbe 
die Weisung, einmal ein kräftiges Wort dort zu reden, 
damit den Wünschen und Anregungen aus Innungs- 
kreisen mehr Beachtung geschenkt würde. Unter- 
zeichneter kam dem Auftrage auch gewissenhaft nach. 
Die in Breslau gestellten Anträge, welche er verteidigte, 
fielen unter den Tisch, ohne von Delegierten und Vor- 
staud besonders beachtet zu werden. Nur in Genossen- 
schaftsfragen reichte man eine Versöhnungspille, indem 
Antrag einer Kommission liberwiesen wurde, zu dem 
er selbst zugewählt wurde. Es kam dann Erfurt 1920; 
die gleichen Anträge wie 1gıg hatte er zu verteidigen. 
Verschiedene Vorstandsratsmitglieder wirkten auf ihu 
nun schon persönlich ein, ihm versprechend, dass seine 
Anträge im Vorstandsrat sehr beachtet worden seien 
und auch bis zur nächsten Tagung spruchreif würden! 
In Erfurt hatte er die Genugtuung, dass man ihn be- 
achtete, und die ersten wirklich gleichgesinnten Dele- 
gierten traten ihm näher. Die Innung Hildesheim 
hätte nach Ablehnung ihrer Anträge ja auch wie Frank- 
furt a. O. einfach austreten können. Aber man sagte 
sich, dass auf einen Hieb kein Baum fällt, und bei 
weiterem Fortarbeitep und Nichtnachlassen schliesslich 
doch Erfolge sich zeigen müssten, Und dieses Fest- 


halten an der Mitgliedschaft, das Mitarbeiten, Voran- 
gehen mit gutem Beispiel in Genossenschaftsfragen z.B. 
brachte es mit sich, dass jetzt in Frankfurt Leistungen, 
Erfolge erzielt wurden, die nicht zu unterschätzen sind. 
Die Innung Hildesheim kann zufrieden sein. Hat auch 
die gefasste Resolution in Genossenschaftsfragen keinen 
direkten positiven Wert, so macht die einstimmige 
Annahme sie zu einem solchen. Sache der Innung 
Hildesheim und seiner Genossenschaft ist es, dafür zu 
sorgen, dass kein Stillstand eintritt. Leider hat der 
G.-V. der Fabrikanten und Händler in Eisenach die 
der heutigen Zeit entsprechenden Forderungen glatt 
abgelehnt. Hier heisst es nun, energisch zur Wehr 
setzen, nicht nachlassen. 


Der Vorstand wird hoffentlich für nächstes Jahr 
einen einwandfreien Haushaltplan zur Genehmigung 
vorlegen. Denn mit dem Versenden ist es nicht getan, 
die C.V.-Versammlung muss solchen genebmigen und 
der Vorstand ist daran gebunden. — Die eigene Presse 
ist geschaffen, indem die „Photographische Chronik“ 
als Organ des C.V. anerkannt wurde. Hier heisst es 
nun, auszubauen, damit unser Organ ein Sprachrohr 
zur Oeffentlichkeit wird, die Gesetzgeber erfahren, wo 
uns der Schuh drückt, die Fabrikanten hören, was wir 
wollen, die Mitglieder lesen können, was votı ihnen 
verlangt wird, der Vorstand uns sagt, welche Probleme 





er in Arbeit hat, Neuerungen, welche gut sind, be- 
sprochen: werden und vor Schlechtem gewarnt wird. 


Die Reorganisation des Verbandes verscheuchte 
man leider dieses Jahr mit dem kommen sollenden 
Handwerkergesetz. Schade, dass ı Jahr wieder verloren- 
geht, denn ich glaube nicht daran, dass bis nächstes 
Jahr das Gesetz in Kraft ist. Und sollte dies doch 
möglich sein, wer weiss, wie es aussieht? Man helfe 
sich selbst und warte nicht, bis Gesetze helfen. Ich 
hatte mir die Mühe gemacht, einen Entwurf schon 1920 
auszuarbeiten für nützlichere und straffere Organisation; 
schade für die verlorene Zeit. Herr Schlegel meinte, 
dieser Entwurf sei für kleine Vereine zugeschnitten, 
Ich kann aber verraten, dass bereits ein Verband mit 
16000 Mitgliedern fast das gleiche Statut hat. 

Herr Klaiber lehnte eine Wiederwahl in Frank- 
furt ab, an dessen Stelle wurde Herr Papesch gewählt. 
Der Vorstandsrat erhält in diesem Herrn einen in aller- 
bester Manneskraft stehenden Mitarbeiter, unermüdlich 
tätig für Berufsfragen, sachlich und vorwärtsstrebend. 
Das Gehörleiden des Herrn Schlegel trug leider dazu 
bei, dass nicht alles in Frankfurt sich glatt abwickelte. 
Gar manches Missverständnis entstand dadurch. Das 
Ziel, das Herr Schlegel sich übrigens gesteckt hatte, 
ist erreicht; sämtliche deutschen Photographenvereini- 
gungen von Bedeutung sind im C.V. organisiert: es 
ist ihm zu gönnen nach jahrelanger Arbeit, die nicht 
immer gedankt wurde. Diese Verschmelzung sämtlicher 
Korporationen ist auch das wertvollste und grösste Er- 
eignis, das Frankfurts Delegiertentag aufweist. Einig- 
keit heute, Einigkeit für immer, das sei die Parole der 
Zukunft. Dass das Ausstellungswesen in eine Bahn ge- 
lenkt wurde, die Gutes erhoffen lässt für den Beruf, ist 
auch ein positives Resultat, das erst in Jahren voll er- 
kannt werden wird. Der Anfang zur Verwirklichung 
eines Alterheims für Photographen ist ein Lichtblick 
der Erkenntnis, mögen die Sammlungen so fortschreiten, 
wie sie begonnen haben, damit recht bald der Gedanke 
in die Tat umgesetzt werden kann. 

Die Tagung in Frankfurt, sehen wir, hat greifbare 
Resulate gezeitigt, die Innung Hildesheim kann zu- 
frieden sein, dass wenigstens in der dritten Etappe Er- 
folge auf ihr Konto zu setzen sind. Wenn die nächste 
Tagung des C.V. in der Isarstadt so viel hervorbringt 
wie dje Stadt am Main, dann geht es doch vorwärts, wenn 
auch mancher Hemmschuh noch zu beseitigen ist. Eines 
ist nötig dazu, Arbeit, Mitarbeit, etwas Verständnis und 
Entgegenkommen den Anträgen der Korporationen, die 
manchmal als gegen den Strich sich ansehen, sie 
sind aber gediehen aus Liebe zur Mitarbeit, zum Heben 
unseres Berufes, wenn auch manchmal ein scharfes Wort 
fällt, es reinigt die Luft. Gut Licht! 


L. Menud- Hildesheim. 
en 


Atelisrnachriehten. 
Bad Kösen. R.Bräutigam hat das Photo- 
graphische Atelier R. Krause am Bahnhof über- 
nommen. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


4 





Bochum. Atelier Wolff, Hochstrasse ı, führt 
jetzt den Namen „Central-Atelier“, Inh.: Paul Leeser. 

Dessau. Erich Mrtzke hat das Photographische 
Atelier Kavalierstrasse 40 käuflich übernommen und 
der Neuzeit entsprechend eingerichtet. 

Hindenburg (O.-Schl), A. Sliwka errichtete 
Schecheplatz ı2 ein Photographisches Atelier. 

Trittau (Oldbg.). Karl Schanz hat sich hier 
als Photograph niedergelassen. 


<< 


Personalien. 
Gestorben sind: am 5. November nach langem 
Leiden Herr Louis Stüting-Barmen im Alter von 
78 Jahren und Herr Wilh. Meister- Karlsruhe. 


—ıe 


Gesechäftliehes. 


Wienl. Die Firma Willinger & Schnapper, 
Photographiegewerbe, Kärtnerstrasse 8, ist infolge 
Austritts des Gesellschafters geändert worden und nun- 
mehr alleiniger Inhaber Wilhelm Willinger. 


ae 


Aus Industrie und Handel. 


Neuheiten der Optischen Anstalt Hugo Meyer 
& Co., Görlitz Die bekannte Firma kommt soeben 
mit zwei beachtenswerten Neuheiten heraus: Dem 
Kinoinstrument „Kinon II“, einem achromatischen 
Doppelobjektiv für kinematographische Zwecke, das 
im Typ der alten „Petzval“ gebaut, eine erstaunliche 
Lichtstärke besitzt. Kinon II ist ein ausgesprochenes 
Vorführungsinstrument, das die Plastik steigert und 
das Bildfeld erhellt. Dadurch wird es zu einem Spar- 
samkeitsmittel! Das „Kinon“ gibt äusserste Rand- 
schärfe und vermeidet jederlei Verzerrungen; es ist 
die Höchstleistung im Bau kinematographisch- optischer 
Instrumente. Die andere Hugo Meyersche Neuheit 
ist deren Universalstativkopf. Ein Helfer in allen 
Nöten, wo keine Neigbarkeit der Mattscheibe vor- 
handen ist, gehört der Meyer-Stativkopfan jeden Apparat, 
denn bei wie vielen Aussenaufnahmen kommt nicht 
der Fachmann oder der Liebhaber in die Lage, mit 
der Neigbarkeit oder Verstellung seines Apparates zu 
rechnen! Der Meyer- Universalstativkopf ist nach 
allen Seiten in unbedingt sicherer Lage neigbar; er 
verschiebt oder verstellt sich nicht von selbst, da er 
nicht auf dem Grundsatz des Kugelgelenks beruht, das 
sich für Belastungen nicht bewährt hat. Bei Decken- 
und Bodenaufnahmen, bei Reproduktionen aus Werken, 
Büchern, Sammlungeu usw. ist dieser Stativkopf unent- 
behrlich, Beschreibung durch die Firma Hugo Meyer 
& Co., Görlitz, kostenlos. 


um ai ET" 2 am) 


Kleine Mitteilungen. 
— Geschäftsjubiläen. Die Firma Hofphoto- 
graph Franz Körner in Zerbst konnte auf ihr 
so jähriges Bestehen zurückblicken, — Die Photo- 


380 


grapben Hermann Luh in Seifhennersdorf (Ober- 
lausitz) und Emil Maass in Schneeberg (Erzgebirge) 
feierten das 25jährige Geschäftsjubiläum. 

— Hautmittel. Allen Photegraphen, die unter 
den Einwirkungen von Frost und von ätzenden Ent- 
wicklern zu leiden haben, kann der Visbecksche 
Tanyol - Hautbalsam empfohlen werden; denn er hat 
sich nach eigenen Aussagen der Gebraucher sehr gut 
bewährt. Es sind in Photo- und Drogenhandlungen 
Tuben zu 6,60 Mk., ıı Mk., 16 Mk. und 23 Mk. zu 
kaufen. 

— Gratisangebot. Die Lichtbildnerei Franz 
Schwarzlose in Berlin, Leipziger Strasse 56, ver- 
öffentlicht im „Berliner Tageblatt“ folgende Anzeige: 
Gratis- Entwicklung! Einladung. Liebhaber der Photo- 
graphie, Herren und Damen, werden artigst gebeten, 
mich am Mittwoch, den 2. November, zur Eröffnung 
meines neuen Spezialgeschäfts in photographischen 
Artikeln jeder Art mit ihrem Besuche zu beehren. Die 
im November bei mir gekauften Platten und Filme 
werden bei späterer Vorlegung dieser Einladung und 
der Verkaufsquittung völlig kostenlos entwickelt. 

— Fachgeschichtliches. In der frühesten Zeit 
der photographischen Entwicklung spielt nachfolgender 
Vorgang, der so recht zeigt, wie bereits durch das 
Daguerresche Verfahren ein Kunstwerk der Nach- 
welt im Bilde erhalten blieb. Bekanntlich wurde die 
Daguerreotypie nicht nur zu Porträtzwecken benutzt, 
sondern auch zur Reproduktion von Gemälden, Zeich- 
nungen usw. in ungezählten Malen herangezogen, 
weshalb man ja auch noch heute vielfach solche 
Gemäldereproduktionen als historische Zeugen einer 
längst verflossenen Zeit vorfindet. So hat sich z.B. 
eine stattliche Anzahl derartiger Daguerreotypien nach 
Gemälden von Steffeck in der Sammlung des Privat- 
dozenten Dr. Stenger von der Technischen Hoch- 
schule zu Berlin erhalten. 

Wie dem Unterzeichneten von einem bekannten 
Kunsthistoriker mitgeteilt wurde, hatte Anselm Feuer- 
bach einstmals im Unmut ein wertvolles Gemälde ver- 
nichtet. Glücklicherweise war zufällig vorher ein 
kleines Daguerreotypbild davon gefertigt worden. Das 
Gemälde, die „Versuchung des heiligen Antonius“, 1854 
in lebensgrossem Massstabe ausgeführt, war wohl eines 
der bedeutendsten und echt dramatischen Werke 
Feuerbachs. Es sollte in Paris zur Ausstellung ge- 
langen, wurde dort vom Minister, des Anstoss er- 
regenden Gegenstandes halber, aber abgelehnt. Am 
gleichen Tage, den 28. Februar 1855, überstrich Anselm 
Feuerbach das Gemälde, zerschnitt es in tausend 
Stücke und verbraunte es, was er später bitter bereute. 
(Julius Allgeyer: Anselm Feuerbach, 2. Aufl. 
aus dem Nachlass des Verfassers herausgegeben von 
Karl Neumann, Berlin und Stuttgart 1904, ı. Band 
S. 265, und 2. Band, S 519. Ferner: Henriette 
Feuerbach: „Ein Vermächtnis Anselm Feuer- 
bachs“, Berlin ıgız, $S.80 u. 81.) Eine nach diesem 
Daguerreotypbilde hergestellte Photographie erschien 
in Fr. Hanfstaengls Verlag in München. Die Glas. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


platte soll sich jetzt im grossen Kupferstich- und Hand- 
zeichnungskabinett der Kunsthalle in Karlsruhe befinden, 
Wilhelm Dost- Berlin. 
m 24 Z" m m 


Geriehtswesen und Verwaltung. 
Zur Frage des Einstellungszwanges von 
Kriegsteilnehmern. [Nachdr. verb.] Ein Hand- 
werksgehilfe, der infolge militärischer Einziehung das 
Vertragsverhältnis mit seinem Prinzipal hatte lösen 
müssen, meldete sich nach seiner Entlassung vom Militär 
zur Wiederaufnahme seiner früheren Tätigkeit. Der 
Prinzipal weigerte sich, ihn wieder einzustellen, da er 
für den Gehilfen keine ausreichende Beschäftigung hatte. 
Der vom Heeresdienst Entlassene rief den Schlichtungs- 
ausschuss an, und dieser erkannte dahin, dass der Be- 
klagte verpflichtet sei, den Kläger wieder einzustellen 
und ihm den Lohn von dem Tage an nachzuzahlen, an 
dem der Kläger sich bei ihm zur Wiedereinstellung 
gemeldet habe. Der Demobilmachungskommissar er- 
klärte aber den Schiedsspruch nicht für verbindlich. 
Nunmehr strengte der Geselle vor dem Gewerbe- 
gericht die Klage auf Nachzahlung von Lohn mit der 
Begründung an, der Beklagte sei nach $ ı der Ver- 
ordnung vom 4. Januar I9Ig bzw. $3 der Verordnung 
vom 3. September Igıg zu seiner Einstellung verpflichtet 
gewesen, und diese Pflicht habe er ohne Grund nicht 
erfüllt. Während das Gewerbegericht dem Kläger den 
geforderten Lohn zuerkannte, hat das Landgericht 
Chemnitz die Klage abgewiesen. Da der Schlich- 
tungsausschuss in seinem Schiedsspruch die Verpflich- 
tung des Beklagten zur Einstellung des Klägers und 
zur Nachzahlung von Lobn anerkannt hat, so würde 
der Klageanspruch begründet sein, wenn der Demobil- 
machungskommissar den Spruch für verbindlich erklärt 
hätte. Denn dann würde nach den Demobilmachungs- 
verordnungen zwischen den Parteien ein Dienstvertrag 
als abgeschlossen zu gelten haben, der dem Inhalt des 
Schiedsspruches entsprach. Im vorliegenden Falle hat 
aber der Demobilmachungskommissar den Spruch nicht 
für verbindlich erklärt, und da Sprüche des Schlich- 
tungsausschusses für sich allein keine verbindliche Kraft 
haben, fragt es sich, ob der Kläger ohne das Bestehen 
eines Vertragsverhältnisses, lediglich auf Grund der 
obenerwähnten gesetzlichen Bestimmungen, die Wieder- 
einstellung im Wege gerichtlicher Klage beanspruchen 
oder Lohn nachgezahlt verlangen kann. Das muss un- 
bedingt verneint werden. Der Schlichtungsausschuss 
war schon zur Zeit der Erhebung der vorliegenden 
Klage als für derartige Einstellungsfragen ausschliess- 
lich zuständig anzusehen. Da der Demobilmachungs- 
kommissar den Spruch nicht für verbindlich erklärt hat, 
so kam dies einer Ablehnung des Einstellungsbegehrens 
gleich. Dann war es aber nicht mehr Sache des Ge- 
richts, nochmals darüber zu befinden, ob die Einstellung 
von dem Beklagten zu Recht oder zu Unrecht ver- 
weigert worden ist, da hierzu allein Schlichtungsschuss 
und Demobilmachungskommissar zuständig sind. (Land- 
gericht Chemnitz, 2 Dg. 335/19.) rd. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Runen Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 


für den Anzeigenteil: Guido Karutz in 


alle a.S. Druck und Verlag von Wilbelm Knapp in Halle a.S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Alleiniges Organ des Central-Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEF. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafelp). 
4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk, 


der 50 mm breiten "Spalte 75 Pf.; 


ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
für „Atelier“ allein 7,— 
Stellenmarkt- und Gelegenheitsanzeigen mit bedeutender Preisermässigung. 


Mk. — Anzeigen: Für imm Höhe 


Anfragen und Aufträge an Wılheim Kn app in Halle a. S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto: Leipzig 2I4, 
Reichsbank - Girokonto). 








Nr. 47. 





25. November. 


1921. 





Die Photographeninnung Dresden wäblte „Das Atelier des Photographen“ mit der 


„Photographischen Chronik“ zum Organ. 


AR 


Rundsehau. 


Gebrauch der Gelbscheibe. 


Mit der Verwendung der Gelbscheibe wird 
nur dann ein wirklicher Vorteil erreicht, wenn 
jene sachgemäss erfolgt. Gar zu oft geschieht 
die Wahl und Einschaltung der Gelbscheibe 
ohne jede weitere Ueberlegung, ohne Rück- 
sicht auf die Art der vorliegenden Platten- 
emulsion und den Charakter des Motivs, trotz- 
dem über diese Dirge in den meisten Lehr- 
büchern hinreichende Aufklärurgen gegeben 
sind. Namentlich bei Aufnahmen mit weiter 
Fernsicht, bei Gebirgsansichten benutzt man oft 
eine viel zu stark gefärbte Geibscheibe. Die 
Folge ist dann, dass wohl die fernsten Land- 
schafts- und Höhenzüge recht deutlich heraus- 
geholt worden sind, aber eine der natürlichen 
Ansicht entsprechende Wirkung ist damit nicht 
erreicht worden, im Gegenteil, die weitab ge- 
legenen Landschaftsstricbe, Gebirgszüge er- 
scheinen uns nähergerückt, die Schätzung des 
wirklichen Abstandes der einzelnen Gegen- 
stände im Bilde wird eine irrige, die ganzen 
Raumverbälinisse sind gefälscht worden. Aber 
eine zu dunkle Gelbscheibe kann uns noch 
einen weiteren Missstand in das Bild hinein- 
bringen, nämlich wenn die Exposition nicht aus- 
reichend genommen wurde. Das Bild erscheint 
hart, die dunklen Partien entbehren jeglicher 
Abtönung und Detailwiedergabe, wir erblicken 
im Positiv nur patzige Kleckse an solchen Stellen. 
Es kann gar nicht genug ermahnt werden, mit 
dem Gebrauch der Gelbscheibe auf Reisen 
nicht wüst daraufloszuarbeiten, sondern man 
sollte zuvor daheim in der Landschaft tiefere 
Beobachtungen anstellen und namentlich durch 
Vergleichsaufnahmen ohne dGelbscheibe, mit 
lichterem und dichterem Filter die verschiedene 
Wirkungsweise dieser Elemente, die rationellen 


[Nachdruck verboten.) 


Expositionen näher studieren. Mitunter wird 
eine dunklere Gelbscheibe lediglich zu dem 
Zwecke eingeschaltet, um die Wolkengebilde 
recht ausdrucksvoll zu bekommen; es wird aber 
oft ausser acht gelassen, dass dabei die Wieder- 
gabe des Landschaftsbildes selbst sehr beein- 
trächtigt werden .kann. 


Zur Negativentwicklung. 


Wem daran gelegen ist, möglichst schnell 
ein Negativ fertigzustellen, und diese Forderung 
tritt in Facbateliers besonders auf, der sieht 
wohl zunächst darauf, dass die Prozesse des 
Entwickelns, Fixierens und Wässerns nicht zu 
lange währen, obne dabei die Zeit derart knapp 
zu bemessen, dass eine genügende Kontrolle 
des negativen Bildaufbaues unmöglich wird oder 
gründliches Ausfixieren in Zweifel gestellt wird. 
Dann aber ist auch zu beachten, dass ein 
Piattenmaterial verarbeitet wird, welches an und 
für sich keine Verzögerung in der Verarbeitung 
mit sich bringt. Es ist bekannt, dass je dicker - 
die Emulsionsschicht ist, je härter deren Gelatine 
und je älter die Platte ist, desto langsamer 
die einzelnen Prozesse verlaufen. Wer dies- 
bezüglich einmal eine grössere Reibe Vergleichs- 
versuche mit Platten verschiedener Provenienz 
angestellt hat, wird gefunden haben, dass in 
der Dauer der Entwicklung bei sonst gleichen 
Verhältnissen ziemliche Unterschiede vorbanden 
sein können, die bei einem eiligen Betriebe 
wohl ins Gewicht fallen. Bei dem Amateur 
werden diese Zeitgewinne, die sich nur in 
Minutenziffern bewegen, allerdings seltener eine 
Rolle spielen, es wird ihm sogar meist an- 
genehmer sein, den Entwicklungsgang in aller 
Ruhe beobachten zu können; seine Motive sind 
auch in der Regel sehr verschiedener Art, und 


47 


382 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





ist ihm grössere Musse für die vorteilhafteste 
Abstimmung der Entwicklerlösung durchaus will- 
kommen. Schliesslich lässt sich auch bei zu 


lapgsamem Fortschreiten eine gewisse Be- 
schleunigung durch Zusatz frischen Entwicklers 
bewirken. 


—n 





Aufruf an die Thüringer Kollegen! 


Allerorts in Thüringen regt sich die Organisation 
des Handwerks, bei welchem leider in den meisten 
Fällen der Photograph abseits bleibt. 

Lieber Kollege! Hast Du es immer noch nicht 
verstanden, wie Dir und unserm Stand geholfen werdeu 
muss? Nur durch Organisierung, und zwar vor allen 
erstmalig durch Deine Standesorganisation, 

In den Thüringer Landgebieten sind nach und 
nach Innupngen entstanden, so erst in den letzten 
Wochen die Zwangsinnung Weimar, doch noch viel 
Arbeit muss in unsereın Thüringer Laud geleistet 
“ werder, um als Lebensnerv, das Herz Deutschlands an- 
gesehen zu werden. Restlos müssen die» Kollegen 
auch aus denı kleinsten Walddorf zusammengeschweisst 
werden in der Fachorganisation; was wir in unserem 
leider so zerrissenen Thüringer Land so notwendig 
gebrauchen, ist „Einigkeit“. 

Warum hat man nun zu den Zwaugsinnungen 
gegriffen? Doch nur deshalb, um auch restlos den 
letzten Aussenseiter erfassen zu können, der mit- 
arbeiten soll an unseren Standesfragen und Standes- 
interesseu, hier muss nun aber der Hebel angesetzt 
werden, dass diese Arbeit restlos geschieht. 

Es ist richtig, dass sich in einzelnen Städten die 
Kollegen in Zwangsinnungen zusammengeschlossen 


— haben, aber warum an der Stadtmauer Halt machen? 


Da draussen im Kreis oder Verwaltungsbezirk wohnen 
auch Kollegen, die sich gern organisieren wollen, 
denen es jetzt durch ibre geringe Zahl jedoch nicht 
möglich ist, eine eigene Innung zu bilden. Wohlar, 
Ihr Obermeister aus den Thüringer Stadtgebieten, ver- 
grössert Euer Arbeitsfeld und sammelt Eure Kollegen 
in den Gebietsteilen, die freudig mitarbeiten wollen 
an dem grossen Gesamtwerk. 

Wo bleiben die Gebietsteile Gotha, Meiningen, 
Schwarzburg - Sondershausen, ist kein Kollege vor- 
handen, der diese Arbeit aus Ideallsmus zu unserem 
schönen Beruf macht? Und doch ist der Wunsch bei 
so vielen nach Zusanmımenschluss rege, wie die mir 
zugegangenen Zuschriften aus den benannten Gebiets- 
teilen beweisen. 

Sie wissen, wie die jetzt gepriesene Einheit iu 
Thüringen aussieht! Zerrissener als je, und doch haben 
wir hier in Thüringen (Preussen oder Thüringer Staats- 
angehörige) dieselben wirtschaftlichen Schmerzen und 
Interessen und müssen uns doch selbst über die leider 
bestehenden Grenzp'ähle hinaus gegenseitig helfen 
und unterstützen, die Interessengemeinschaft ist trotz 
aller Grenzpfähle dieselbe. 

Auch auf dieses will ich Anregung und Antwort 
geben; unsern führenden Kollegen in Thüringen ist es 
nicht unbekannt, dass ich redlich bemüht bin, eine 
Thüringer Eınheitsfrout zu bilden; da, meine Herren 
Kollegen, braucht nicht immer etwas Neues geschaffen 


zu werden, sondern das Bestehende in die notwendig 
gewordenen Formen umzubanuen. 

Hier, Kollegen, bietet sich uns eine Gelegenheit, 
dieses in die Tat umzusetzen: Der Thüringer Photo- 
graphen - Bund begeht in wenigen Wochen sein 
25jähriges Bestehen, und hier ist die Gelegenheit ge- 
boten, das auszuführen, was die heutige Zeit fordert: 
Der Zusammenschluss der Thüringer Photographen- 
schaft durch die Innungen. 

Leider waren Stimmen lautgeworden, diese gute 
Absicht richte sich gegen den Central -Verband 
Deutscher Photographen-Vereine und Innungen, J. P. 
Das müssen sehr kurzsichtige Kollegen sein, die dieses 
Märchen als Tatsache hinnehmen, denn das Gegenteil 
ist der Fall, mein Hauptziel ist: „Alles erfassen und 
restlos dem C V. angegliedert.“ Leider waren auch 
die führenden Kollegen im Th. Ph.-B. von einer falschen 
Auffassung ausgegangen, als richtete sich dieses gegen 
den Th. Ph.-B. Auch diese Zweifel sind restlos be- 
hoben, und fanden meine diesbezüglichen Ausführungen 
in der letzten Versammlung am ı8. Oktober in Gotha 
volles Verständnis und wurde volle Unterstützung auch 
zugesagt. 


Nun, Ihr Obermeister und Kollegen aus dem 
Thüringer Land, beweist, dass Euch die Interessen 
der Kollegen und das Wohl des Standes mehr am 
Herzen liegen, als persönliche Gegensätze; nicht Gross- 
sprecherei, sondern stille, emsige Arbeit zum Wohle 
und Ansehen unseres Standes, nur dieses sei der Er- 
folg, welchen wir begehren. 


Um auch den Wünschen vieler Thüringer Kollegen 
nachzukommen, „Richtpreise für Thüringen“ aufzu- 
stellen, habe ich in der Innung für den Regierungs- 
bezirk Erfurt durch die drei Kreise Erfurt, Mühlhausen 
und Nordhausen gesondert die Richtpreise aufgestellt, 
die den Interessenten gern gegen Erstattung der Un- 
kosten von I Mk. zugehen werden. Es soll dies für 
unsere Mitglieder keine Vorschrift auf Preise sein, son- 
dern dieselben sollen Schutz gegen solche Vorkomm- 
nisse sein, wo seitens der Behörden von zu hoher 
Forderung (Wucherpreis) geschrieben wird und erst 
alle diesbezüglichen Verwaltuugsbehörden, wie z.B. 
Handwerkskammer, ihr Gutachten abgeben müssen. 


Sorgen Sie, lieber Kollege, dass vor allem der 
Saumselige, der von nichts wissen will, nicht durch 
seine eigene Lässigkeit und Schuld schlechte !Preise 
erzielt, indem er sein Können unter den Scheffel stellt. 
Sorge auch Du, Kollege, dass vor allem seitens unserer 
Mitbürger unserm Stande gegenüber die nötige Ach- 
tung gebracht wird, danu wird auch Dein Erzeugnis 
als Qualitätsarbeit die entsprechende Beachtung und 
Bezahlung finden, die es verdient. 


A. Rudolph, Obermeister, Erfurt, 


f 


.- PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





383 


Innungs- und Vereinsnachriehten. 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der am Donnerstag zum Versand 


kommenden Nummer erscheinen zu können. Von den Vereiusberichten sind nur Auszüge einzusenden. 
g 


Für die Nachrichten übernimmt 


die Redaktion keine Verantwortung. 


Photographiseher Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 
Als nenes Mitglied ist aufgenommen: 
Herr Rumbucher, i. Fa.: Samson & Co., Berlin NW, 
Turmstrasse 76a. 


Der Vorstand. 
I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin- Schöneberg, Kaiser -Wilhelm-Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. —”Postscheckkonto: Berlin 27 087. 


-RO4— 
Sächsischer Photographen-Bund. 


Als neues Mitglied ist aufgenommen: 
Herr Photograph K. W. Schilling, Rochlitz i. Sa: 


—dt— 


Photographen-Innung zu Hildesheim für 
den Regierungsbezirk Hildesheim. 


Bericht über die 31. Junungsversammlum® 
am 2I. September zu Göttingen. 

Auwesend laut Liste 36 Mitglieder, mit begründeter 
Entschuldigung fehlen die Kollegen Bein, Kleinert 
und Eickhoff, mit unbegründeter und ohne Ent- 
schuldigung sämtliche anderen Mitglieder. Bei Eintritt 
in die Tagesordnung wird festgestellt, dass die Ein- 
ladung zu dieser Versammlung rechtzeitig in der „Photo: 
graphischen Chronik“ Nr. 36 erfolgt ist, und darauf 


hingewiesen, dass alle Einladungen und \Veröffent- 


lichungen nur durch die „Photographische Chronik“. 


erfolgen. Dieselbe erhalten sämtliche Mitglieder, welche 
die Beiträge bezahlt haben. Die geplante Ausstellung 
der „Amerıkasammlung Blum“ sowie der Bromöldrucke 
dieser Firma musste unterbleiben, weil die Bilder „zur 
Zeit unauffindbar“ seien, das gleiche trifft für die Muster- 
bilder des Herrn Hugo Sontag zu. Die Kollegen 
sind enttäuscht und geneigt, dem Vorstande Vorwürfe 
zu machen, zumal auch bei der 30. Versammlung zu- 
gesagte Bilder ausgeblieben waren. _ Wir bitten an dieser 
Stelle die geschätzten Firmen, wenn sie eine Zusage 
gemacht haben, dafür zu sorgen, dass das Material 
auch wirklich eintrifft. Wir sind immer und gern be- 
reit, Musterkollektionen und sonstige Neuheiten zu 
zeigen und vorzuführen. Die „Ateliersonne“ der Firma 
Boehm, Akt.-Ges., Berlin, ist aufgestellt und wird am 
Schluss der Versammlung praktisch vorgeführt und eine 
Gruppenaufnahme unter Benutzung dieser interessanten 
Lichtquelle gemacht. Der Firma danken wir verbind- 
lichst für die Zusendung und bemerken, dass der Mecha- 
nismus tadellos arbeitete. 

In die Tagesordnug eintretend, erläutert der Ober- 
meister: 

Zu ıa den Beschlusge der Niedersächsischen Photo- 
graphengenossenschaft, betreffend Anstellung von Vro- 
zur Sammlung von Aufträgen auf 

Gegen diesen Beschluss war von 


visionsreisenden 
Vergrösserungen. 


verschiedenen Kollegen Einspruch erhoben, indem sie 
der Meinung waren, dass die Genossenschaft mit dieser 
Ausdehnung ihres Betriebes dasselbe beginne, was ge- 
wisse Vergrösserungsfirmen tun, nämlich „hausieren“ 
lasse. Genossenschaft und Innung seien zweierlei, und 
die eine könne in die Betätigung der anderen nicht 
hineinreden. Der Innung sei durch Gesetz untersagt, 
gemeinsame Geschäftsbetriebe zu errichten, da müsse 
die Genosseuschaft einspringen und auch den Kampf 
gegen den Vergrösserungsschwindel, d.h. das un- 
lautere Gebaren, übernehmen. Mit den Gerichten sei 
dem Unwesen schwer entgegenzutreten, Beweis ist das 
vergebliche Einschreiten der Goslarer Kollegen gegeri 
eine Vergrösserungsfirma. Da kann nur eins helfen, 
mit denselben Mitteln, aber auf reelle Weise, den Kampf 
aufzunehmen. Die Genossenschaft will Provisions- 
reisende zur Werbung hinaussenden mit einem Muster- 
material, welches von den Genossen geliefert wird, und 
zwar sollen nur beste Bilder gezeigt werden. Auf das 
Publikum wird entsprechend eingewirkt, der Verdienst 
fliesst den Mitgliedern zu. Weshalb sollen die Photo- 
graphen nicht selbst den Verdienst haben können, der 
ihnen imı anderen Falle zum grössten Teile verloren- 
geht, den mit uulauteren Mitteln so häufig gewisse 
Firmen einheimsen. Notwendig sei, dass die Kollegen 
sich auch hier zusammenschliessen, d. h. der Genossen- 
schaft beitreten, dann haben alle den Nutzen auch von 
dieser Einrichtung. — Lang und breit wurde gegen und 
für gesprochen. Da die Innung den Beschluss det 
Genossenschaft nicht umstossen kann, wird der ebenfalls 
heute stattfindenden Generalversanıtmlufig der Genossen- 
schait der freundschaftliche Vorschlag unterbreitet, den 
Beschluss fallen zu lassen, 


Zu ib verliest der (bermeister das Antwort- 
schreiben an die Handwerkskammer, betreffend „Ein- 
gabe des Oırtsvereins der Göttinger Fachphotographett 
wegen Teilung des Innungsbezirks®. Zur Erläuterung 
folgendes: Die Göttinger wollen eine eigene Innung 
haben, die Bestrebungen datieren von Igıg, auch die 
Innungsversammlung vom 25. Mai d. Js. hatte sich da- 
mit zu befassen, doch wurde damals einstimmig be- 
schlossen, die Sache ruhen zu lasseu, in Rücksicht auf 
die sowieso zu erwartende Neuregelung der Handwerks- 
organisation. Trotz dieses Beschlusses ergeht bereits 
am 1. Juni Ig2I aus Göttingen ein Ersuchen an die 
Handwerkskammer in dieser Angelegenheit; die Kammer 
fordert vom Innungsvorstaud Aeusserung, die Antwort 
erfolgt amı 4}. Juni mittels des verlesenen Schreibens, 
in welchem auf das bisher hierzu Geschehene hin- 
gewiesen und auf das Verhältnis der Mitgliederzahl und 
die vermutliche Leistungsfähigkeit beider geschwächten 
Iunungsteile hingewiesen wird. Der Vorstand musste 
um Abweisung des Ersuchens bitten, zumal, da bei den 
vorgebrachten Tatsachen alles gegen eitne Teilung spricht, 
der Vorstand verpflichtet ist, die Innung zu schützen 
und alle gegenteiligen Bestrebungen zu bekämpfen. 


47° 


384 





In der sehr ausgedehnten Aussprache bringen die 
Göttinger ihre bekannten Klagen gegen den Vorstand, 
besonders den Obermeister vor; als Neues wird dieses 
Mal allen Ernstes behauptet: „Der Innungsvorstand 
wähle sich seine Mitglieder selbst!“ Die geplante Tren- 
nung kam auf dieser Versammlung schon äusserlich 
zum Ausdruck, indem die Mitglieder des genannten 
Vereins sich besonders gruppiert hatten. Es ist das 
Recht der Göttinger, zu tun, was sie für gut befinden, 
und so erklärten sie, von ihrem Beschluss, eine neue 
Innung zu gründen, nicht abgehen zu wollen. 

Zu ıc. Die Lehrverträge erfahren laut Verfügung 
des Reichsarbeitsministers vom 24. März Ig2o eine 
Aenderung, indem der Absatz 3 des $6 des benutzten 
Formulars, in welchem dem Lehrmeister das Recht ein- 
geräumt ist, Lehrlingen den Beitritt zu Vereinen oder den 
Besuch von Versammlungen zu untersagen, zu streichen 
ist, Die Handwerkskammer schreibt dazu, dass, wenn der 
Satz auch gestrichen wird, dem Lehrmeister auf Grund 
der Reichsgewerbeordnung, $ I27a, das väterliche Er- 
ziehungsrecht auch ohne besondere Uebertragung zu- 
stehe, er könne in besonderen Fällen den Besuch von 
Vereinen usw. untersagen und den Austritt verlangen, 
wenn es zur Erziehung und Ausbildung des Lehrlings 
notwendig sei. Empfehlenswert sei jedoch, im Lehr- 
vertrage unter „Besondere Bestimmungen“ hierüber 
genaue Angaben einzutragen. 

Zu ıd: Tarifänderuug, siehe „Photogr. Chronik“ 
Nr. 32, vom 12. August 1921. Der Reichsarbeitsminister 
teilt gemäss $2 der Verordnung vom 23. November 1918 
nıit, dass die nachstehende tarifliche Vereinbarung für 
allgemein verbindlich erklärt wird (27. August 1921, IV, 
D. 8696). 

5. Vertragsparteien: 
a) auf Arbeitgeberseite: Photographeninnung für 
den Regierungsbezirk Hildesheim. 
b) auf Arbeitnehmerseite: Gehilfenausschuss der 
Photographeninnung. 
2. Abgeschlossen am ı5. Juli 1921: Nachtrag zum all- 
gemein verbindlichen Tarifvertrag von! 2 Juli1919. 
3. Beruflicher Geltungsbereich der allgemeinen Ver- 
bindlichkeit: Photographengewerbe. 
4, Räumlicher Geltungsbereich der allgemeinen Ver- 
bindlichkeit: Regierungsbezirk Hildesheim. 
5. Die allgemeine Verbindlichkeit beginnt mit Wir- 
kung vom 17. Juni 1921. 
Der Reichsarbeitsminister. 
I. A.: gez. Meyer. 


Zu Ie: Sterbekasse des Central- Verbandes. Unter 
Hinweis auf die Notwendigkeit der Sterbekasse und 
die auf der letzten C.V.- Tagung beschlossene Erhöhung 
der Beiträge und Sterbegelder werden unsere Mitglieder 
aufgefordert, von dieser segensreichen Einrichtung weit- 
gehenden Gebrauch zu machen und zahlreich bei- 
zutreten, um die Angehörigen vor Not zu schützen. 


Zu 2, erfolgt durch den Kollegen Reinhard der 
Kassenbericht, nach welchem als Einnalıme 3156,20 Mk., 
als Ausgabe 1271 Mk., demgemäss ein Bestand von 
1885,20 Mk. am 31. Dezember 1920 zu vermerken ist. 


PMOTÖGRAPHISCHE CHRONIK. 





Das Innungsvermögen ist auf 4840,50 Mk. angewachsen, 
einschliesslich der 9go9gMk, betragenden Rückstände, und 
wenn diese eingehen. Zur Prüfung werden gewählt 
die Kollegen Kiesche, Reimers, Schulz, Stanke., 
Es stellt sich heraus, dass in der Reinschrift ein Schreib- 
fehler vorhanden ist. Die Rechnung kann darum nicht 
abgenommen werden, und beanftragt die Versammlung 
die Kollegen Reimers, Schulz und Stanke mit der 
Prüfung und Abnahme. (Die richtiggestellte Rechnung 
ist am 23. September 1921 denı Kollegen Schulz zu- 
gesandt und, nachdem sie von den genannten Kollegen 
geprüft und abgenommen ist, am 8, Oktober 1921 zurück- 
gesandt, worauf Rechnung und Belege der Aufsichts- 
behörde zur Prüfung am ıI. Oktober 1921 gesandt sind.) 


Zu 3. berichtet Kollege Mend in interessanter Aus- 
führung über die C.V.-Tagung. Eine Wiedergabe er- 
übrigt sich, da der ausführliche Bericht über die Tagung 
in der „Photographischen Chronik“ veröffentlicht ist. 
Lebhaftes Befremden erregt der Beschluss betreffs Ein- 
reichung der Haushaltpläne, und erhebt die Versamm- 
lung hiergegen Einspruch und beauftragt den Vorstand, 
denselben schriftlich niederzulegen und an den C. V.-Vor- 
stand abzusenden. Wortlaut: „Die Innungsversamm- 
lung nfmmt Kenntnis von dem Bericht des Iunungs- 
vertreters zur C.V.-Tagung in Frankfurt am Main, 
Kollegen Mend, und erhebt entschieden Einspruch 
gegen den Beschluss dieser Tagung, betreffend das 
Verlangen, Haushaltpläne an den Vorstand des C.V. 
einzureichen. Die Innung kann nicht verstehen, warum 
dem C.V.-Vorstande ein so weitgehendes Recht ein- 
geräumt werden soll, sie betrachtet diesen Beschluss 
als ein Misstrauen gegen die Innung, welches sie ent- 
schieden zurückweisen muss. Der Innung genügt es 
vollständig, dass die Aufsichtsbehörde die Rechnung 
prüft, betrachtet dieses jedoch als einen Schutz der Mit- 
glieder. Selbst diese verlangt nicht die Vorlage des 
Haushaltplanes. Die Innung lehnt die Einreichung 
an den C.V.-Vorstand ab, da aus dem C,V.-Statut 
kein Recht zu diesem Beschluss abgeleitet werden kann. 
Auch die C,V.-Beschlüsse müssen sich mit dem Statut 
begründen lassen, wenn sie für die Innungen Gültigkeit 
erlangen sollen.“ 

Zu 4.: Wahlen. In den Vorstand wird Kollege 
Springmeier wieder- und Kollege Eickmann neu- 
gewählt. In den Ausschuss für das Gehilfenwesen wird 
Kollege Alfeis und in den Ausschuss für das Lehr- 
lingswesen Kollege Udolf gewählt. 

Zu 5a wird beschlossen: ı. Für Fehlende, welche 
im Versammlungsort wohnen und zweimal im Jalıre 
fehlen, werden 30 Mk. Sonderbeitrag erhoben. 2. Von 
fehlenden Vorstandsmitgliedern auf Vorstandssitzungen 
wird ein Zuschlag von 29,50 Mk. erhoben (insgesamt 
30 Mk.). 

Zu 5b. Auf Antrag des Kollegen Mend wird 
der Vorstand beauftragt, an Aufsichtsbehörde und Re- 
gierung eine Eingabe zu richten, das Photographieren 
an Sonntagen ausserhalb des Wohnorts zu verbieten, 
auf Grund des $55a, RGO., nach welchem die Ausübung 
des Gewerbes im Umbherziehen an Sonntagen verboten 
ist. Leider wird Sonntags ausserhalb des Wolnmnorts 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


385 





von Berufs-, namentlich aber Nichtberufsphotographen 
lustig herumphotographiett. Die Eingabe ist abgegangen. 

Zu 5c. Nach der Meisterprüfung im März dieses 
Jahres sind von einen: Beteiligten über einen anderen 
Prüfling unwahre Angaben gemacht. Da derselbe sich 
gekränkt fühlt undein persönlicher Versuch, die Zurück- 
nahme der Aussagen zu erlangen, fehlschlug, wurde 
auf Grund des $ ı2 des Innungsstatuts der Vorstand 
zur Schlichtung angerufen. Da nun der gesanıte alte 
Vorstand in diesen Falle Partei war, wurde auf Vor- 
schlag des Obermeisters ein Schlichtungsausschuss, be- 
stehend aus dem Kollegen Mend als Vorsitzender, den 
Kollegen Boelte, Eickmann, Emter und Werle, 
gewählt. | 

Diesen Ausschuss gelang es, in sofortiger Ver- 
handlung die Angelegenheit mit Erfolg zu erledigen, 
worüber ein Bericht aufgenommen und den Akten bei- 
gefügt ist. 

In überaus reger Weise beteiligten sich die meisten 
Kollegen an den Aussprachen; allen Teilen wurde das 
grösste Interesse entgegengebracht und (die Versamnı- 
lung hatte um 10'/, Uhr begonnen, während der Vor- 
stand schon um 81/, Uhr zu einer Sitzung zusammen- 
trat) wurde nach halbstündiger Mittagpause der Schluss 
der Versammlung um 5 Uhr verkündet. 

Ein Spaziergang nach den: „Rhons“ brachte dann 
die notwendige Erholung. 

Wir machen darauf aufmerksam, dass, wenn die 
rückständigen Beiträge aus Vorjahren bis einschliesslich 
ı920 nicht 8 Tage nach Erscheinen dieses Berichtes 
eingegangen sind, die Namen der betreffenden Mit- 
glieder der Aufsichtsbehörde übermittelt werden. 

In den nächsten Tagen erhält jedes Mitglied die 
Aufstellung der Beiträge für 1921. Wir bitten dringend, 
unter Benutzung der zugesandten Zahlkarte, die Beträge 
bis zum 31. Dezember 1921 auf das Konto der Photo- 
grapheninnung zu Hildesheim an die Gewerbebank 
Hildesheim, Postscheckkonto Nr. 1637, Hannover, ein- 
zuzahlen. 

Theodor Reinhard, 

Schrift- u. Rechnungsführer. 
Zn Dec. —un 


Hermann Kapps, 
Obernmieister. 


Vereinigung derFashphotographen für den 
Handwerkskammerbezirk Mannheim. 
Protokollauszug 
der Herbstversammlung am ı. November in Heidelberg. 
Anwesend 25 Kollegen. 

Tagesordnung: ı. Eingänge: Schreiben von 
Kultusministerium: Verpflichtung der Schulvorstände, 
vom ortsausässigen Kollegen 
an das Ministeriunı 


die Klassenaufnahmen 
machen zu lassen. Beschwerde 
wegen Umgehuug der Verordnung. 2. Photoapparate- 
versicherung (Hermaun Haumüller). 3. Sountags- 
rube Mannheim. 4. Wandergewerbe. Reisephotographen 
ist das Aufsuchen von Arbeiten an Sonntagen verboten. 
Schleuderkonkurrenz Gebr. Strauss. 5. Bericht über 
die C.V.- Tagung Frankfurt aM. 6. Ab ı. Januar Er- 
höhung des Beitrags von 60 auf 80 Mk., fand ein- 


stimmige Aunahme. 7. Neue Mindestpreise ab ı. No- 
vember d. Js. B. Ausstellung der Leonarwerke. Schluss 
s!/, Uhr. 

2 


Franz Beer, Rud. Schnaudigel, 


I. Vorsitzender. Schriftführer. 
Mindestpreise: 

Passbilder: Aufnahme mit drei Bildern. 15 Mk., 

jedes weitere Bild . . ... 2, 

Postkarten: Einfache Ausführung 6St.. . 30 „ 

D) N) I2 u. 0..50 „ 

Büttenkarten 6 St.. . 40 ,„ 

& Dr ae. 2 OD 

Bütten, gefärbt, und Skizzenkarten6St. . . 50 „ 

2) » » » 2 u... 75 

Visitbilder: Einfache Ausführung 6St.. . so „ 

» »„ 12 n° . 15 ” 

9: 12- Bilder: " 5 Or 0 9; 

» 2 I2 » 2 90 „ 

Kunstdruck 6St. . . ......90 „ 

» i 12 » “ ’ . 5 5 140 ” 

Kabinettbilder: Einfache Ausführung 6St. 90 „ 

” „ I2 » 150 » 

Kunstdruck: 2 Aufnahmen 
mit ıBild. . . ... 0600 „ 
jedes weitere Bild . >= 5, 


18:24 - Bilder: Einfache Ausführung: Karton 
30:36, Aufnahme mit ıBild. 73 











jedes weitere Bild . . ... 35 „ 
Kunstdruck: Aufnahme mit 
EBUG- 2 0 u. “4 700.8 
jedes weitere Bild. . . 45 „ 
Vergrösserungen nach eigenen Platten. 
j Schwarz | Sepia Skizzen 
Mk. | Mk.) Mk. 
18:24 | 50 | 75 | 80 
21:30. . ee 75. go 100 
30:40. 2.2.2020... 270 | 150 175 
49:50. ı 175 225 250!) 
50:60. I 250 300 350!) 


ı) Einschliesslich ı5 *; Luxussteuer 
Nach Positiven, je nach Beschaffenheit des Originals, 
tritt ein Aufschlag von 25 --75 ’u ein. 


Gruppenaufnahmen: 


. je Stück 

Postkarten: Bei mindestens So St... . 3 Mk., 
bei Ioo St.. ji un de 250 
13:18: bei ı5 St. . Eee Be ee A 
De ee ee ee me. r 
jedes weitere. SIE TEE CEE GENE, R 
18:24: bei 15 St. u u RE ; 
” 25 » i i 2 . " : 3 j i 18 [| 
jedes weitere... 2202020. 18 R 
DIESOE DE IS DE u. u eo een . 
a ee ij 
jedes weitere. . 2. 2 .202020..20 
89:40: bei. 13 Sb. ta Wh oe. eo s 
un a De Dun ee face a 
jedes weitere. . 2. 22020202028 : 





Industrieaufnahmen: 
Maschinen, Möbel, Architekturen usw. 
Aufnahme mit einem Abzug: 


9:12: 20 Mk, jeder weitere Abzug 4 Mk., 
13:18: 40 „ R a r 8 „ 
18:24: 60 „ ’ R n 12 „ 
24:30: 75 » » „ » 15 » 
30:40: I0oo „, e i „20 „ 


Zeitaufwand kommt mit mindestens 15 Mk. jeStunde 
in Anrechnung, ebenso werden Fahrten extra berechnet, 
für Blitzlicht 25 0%, Aufschlag. 

Bei Abgabe von Negativen 30 ";, vom Aufnahme- 


preis mehr. 
Irre 


Hessischer Photographen -Bund (RE. Y.). 


Bericht über die Bundesversammlung am 20. Oktober 
in Wornis a. Rh. 

Die Versammlung wurde durch den I. Vorsitzenden, 
Kollegen Schramm, eröffnet und die erfreulicherweise 
recht zablreich erschienenen Mitglieder begrüsst. Nach 
Verlesung der letzten Niederschrift wurde die Neuwahl 
der Beisitzer vollzogen. Die bisherigen Herren wurden 
wiedergewählt. Durch den Schriftführer wurde in 
längeren Ausführungen über den Verlauf der C.V.- 
Tagung berichtet. Einen breiten Raum nahm die Be- 
sprechung „Einkaufsgenossenschaft“ ein. Leider war 
aus dem zur Verlesung gebrachten Schriftwechsel, den 
der C. V.-Vorsitzende mit dem Verbande der Fabri- 
kanten hatte, zu ersehen, dass die Fabrikanten auf ihrenı 
bisherigen ablehnenden Standpunkte beharren, die Ein- 
kaufsgenossenschaften also nicht beliefern. Aus der 
Aussprache ergab sich, dass wir darum die Flinte nicht 
ins Korn werfen, sondern in tatkräftiger Arbeit unsere 
Ziele zu erreichen suchen werden. Der Geschäftsführer 
unserer Einkaufsgenossenschaft machte längere Aus- 
führungen über das bisher Erreichte. „Los von den 
Ringfabrikaten, hinein iu die Genossenschaften“ war 
sein eindringlicher Mahnruf. Erfreulicherweise folgten 
mehrere Herren dieser Mahnung urd meldeten sich 
als Mitglieder der Ekage. 

Bei Besprechung der Materialpreise wurde folgende 
Resolution gefasst: 

„Die Versammlung verurteilt das Vorgehen der 
Fabrikanten, betreffend die rückwirkende Erhöhung 
der Materialpreise, und bedauert, dass so wenig Rück- 
sicht auf die Interessen der Photographen genommen 
wird, die nicht in der Lage sind, die Preise für an- 
genommene Aufträge ebenfalls zu erhöhen.“ 

Aus der Mitte der Versammlung heraus wurden 
die Bildbeilagen in den letzten Heften der photo- 
graphischen Fachzeitschriften abfälligen Be- 
sprechung unterzogen. 

Angeregt wurde ferner, eine Liste aufzustellen über 
entbehrliche Objektive, Apparate, überhaupt alle Be- 
darfsartikel, die getauscht, eventuell verkauft werden 
können. Wer von unseren Mitgliedern also derartige 
Gegenstände hat, wolle dies dem Unterzeichneten mit- 
teilen. Eine für das Altersheim vorgenommene Samın- 
lung ergab den Betrag von I50 Mk. 

Alb. Fraatz, Schriftführer. 


einer 


Württembergiseher Photographen - Bund 
(E. V.). 

Diejenigen unserer verehrlichen Mitglieder, welche 
mit der Einsendung ihrer Beiträge für ıg2ı1 noch im 
Rückstande sind, möchten wir dringend bitten, die- 
selben nunmehr an den Kassierer, Herrn Eug. Stöckle, 
Stuttgart, Charlottenstrasse 3ı, baldigst einzusenden. 
Jahresbeitrag 60 Mk. Innerhalb ı4 Tagen nicht ein- 
gegangene Beiträge werden unter Zuschlag der Kosten 
durch die Post erhoben 


+99+-: 


Zwangsinnung 
für das Photographenhandwerk der Stadt- 
kreise Buer, Recklinghausen und des 
Landkreises Recklinghausen. 

Die letzte Sitzung der Photographen fand am 
10. Oktober statt und wurde durch den Obermeister, 
Herrn Schönebeck, eröffnet. _Derselbe begrüsste 
alle Erschienenen und schritt dann zur Tagesordnung. 
Das Protokoll wurde verlesen und genehmigt. Hierauf 
machte der Vorsitzende Mitteilung, dass der Vorstand 
beschlossen habe, vou Firmen, die ihre Ware ausstellten, 
einen Betrag von 50 Mk. zu erheben. Der Obermeister 
erstattete alsdann einen Bericht über die Ausstellung 
in Cleve, ferner einen Bericht über den Obermeistertag 
daselbst und kam danu auf die einzelnen Punkte, die 
dort besprochen worden sind, zurück. Bei dem immer 
weiter um sich greifenden Vergrösserungsschwindel 
empfahl er allen Kollegen, die städtischen Rechtsschutz- 
stellen zu bitten, darüber gesammeltes Material den 
Organisationen zur Verfügung zu stellen, damit diese 
alsdann die Sache weiter bearbeiten könnten. Der 
Central- Verband soll das Recht haben, Mitgliederlisten 
einzufordern, da noch einzelne Innungen und Vereine 
über ihre Mitgliederzahl keinen genauen Aufschluss 
geben. Ueber das Genossenschaftswesen sind die bis- 
herigen Erfahrungen wenig verlockend. Es müsse ver- 
sucht werden, Firmen zu finden, die den Photographen 
entweder dieselben Vergüustigungen bzw. noch günstigere 
Bedingungen geben, und dass das Amateurwesen pro- 
zentual durch die Preissteigerungen stärker getroffen 
werde als die Fachleute Es wurde im allgemeinen 
darüber geklagt, dass gerade die Amateure durch die 
Preisstgjgerung weniger getroffen werden als das selb- 
ständige Photographengewerbe. Der Verband soll er- 
sucht werden, mit den Fabrikanten zu verhandeln 
dass diese die Ware, welche an Amateure abgesetzt 
wird, höher berechnen. Hieran anschliessend hielt 
der Geschäftsführer nun einen längeren Vortrag über 
die wirtschaftliche Lage unter Berücksichtigung der 
neuen Steuern. Ausgehend von dem schlechten Stande 
der heutigen Mark, der Ertüllung der Reparations- 
pflichten und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit 
der Einführung der neuen Steuern beleuchtet der Vor- 
tragende die einzelnen Steuervorlagen und insbesondere 
die Pläne des Reichswirtschaftsministeriums bezüglich 
der Geldentwertung. Er kam insbesondere auf die 
einzelnen Steuervorlagen zu sprechen und erstattete 
einen genauen Bericht über die Stellung des Handwerks 





und der Verbände sowie der Innungsausschüsse von 
Rbeinland und Westfalen. Der Obermeister führte aus, 
dass es unbedingt notwendig sei, für die Ausbildung 
der Lehrlinge Weiteres zu tun und dieselben auch mehr 


für das Fach zu interessieren. Er hoffe, dass durch 
Einschaltung von Zwischenprüfungen ein regeres Inter- 
esse bei den jungen Leuten erweckt, würde, und schlug 
vor, dass gegebenenfalls ein Austausch der Lehrlinge 
unter den Meistern vorgenommen würde, so dass der 
Lehrling bei einem fremden Meister kurze Zeit seine 
Arbeiten verrichte, um die Leistungen der Lehrlinge 
objektiv beurteilen zu können. Kollege Haake schlägt 
vor, zwei kurze Prüfungen im Jahre vorzunehmen, und 
zwar einmal über Optik und einmal über Chemie. Der 
Vorsitzende wird sich mit dieser Sache noch näher be- 
fassen unter Hinzuziehung des Prüfungsausschusses. 
Ebenfalls sei im C. V. beschlossen, sich an der „Photo- 
graphischen Chronik“ als Verbandsorgan zu beteiligen, 
und empfahl, unter allen Umständen die Zeitung des 
Verbandes zu unterstützen und dafür Sorge zu tragen, 
dass bei den Firmen auch gekauft würde, die in 
der Verbandszeitung inserieren. Er empfahl den Beitritt 
zur Sterbekasse, zu der sich verschiedene Kollegen 
meldeten. Zu dem Reklamewesen empfahl der Ober- 
meister gemeinsame Reklame für die Weihnachtszeit. 
Der Entwurf dieser Reklame soll den Vertrauensmännern 
der einzelnen Bezirke zugesandt werden, den diese dann 
at ihre Kollegen weitergeben. Anschliessend daran 
schritt man zur Neuregelung der Preise. An Hand der 
alten Preisliste wurden die neu festzusetzenden Preise 
besprochen und vereinbart. Von der Geschäftsstelle 
aus wird jedem Mitglied ein solches Preisverzeichnis 
zugehen. 

Zu Punkt Verschiedenes ergriff der Obermeister das 
Wort und erklärte, dass für das Altersheim bereits 
3000 Mk. gestiftet seien und weitere Stiftungen ein- 
givgen. Er empfahl auch den Kollegen die Stiftung 
eines Betrages. Es wird eine Liste rundgereicht, und 
ergibt die Sammlung den Betrag von Iıgo Mk., der dem 
Verbande zur Verfügung gestellt werden soll. Er teilte 
ferner mit, dass die jetzigen Mängel des Urheberrechts 
seitens des Verbandes beseitigt werden sollen, usa hier 
die Interessen des Photographengewerbes besser zu 
wahren. Betreffs Erhöhung der Strafen für das Fehlen 
in der Versammlung wünscht man, dass eine Steigerung 
unbedingt eintreten müsse. Allgemein wird darüber 
Klage geführt, dass sich einzelne Firmen Monopolstellen 
verschafft haben und dadurch einen derartigeu Druck aus- 
üben und Preise setzen, wie sie wollen. Kollege Haake 
fragt au, ob es nicht möglich sei, im Gewerbe eine 


‚gleiche Bestrafung eintritt.“ 


eigene Fabrikation aufzunehmen. Sodann richtete der 
Obermeister speziell an einzelne Kollegen das Wort be- 
treffs Einhalten der Preise. Es waren bezüglich der 
Preisregeluug unter den Kollegen Differenzen ent- 
standen, die nach einer kurzen Aussprache beseitigt 
wurden. 

Der zurückgesetzte Punkt 3, Aenderung det 
Satzungen, wurde dann verhandelt. Ueber diesen Punkt 
führte Herr Syndikus Dr. Grosse-Boymann das 
Referat, Der von ihm entworfene und in Vorschlag 
gebrachte neue Paragraph des Statuts, betreffend Unter- 
bindung der unlauteren Reklame, hatte folgende Fas- 
sung: „S oa. Den Mitgliedern ist es nicht gestattet, 
die Ausführung von Arbeiten unter den von der Innung 
für den Innungsbezirk als ortsüblich festgesetzten 
Preisen anzukündigen. Unzulässig ist ferner das An- 
bieten von pbhbotographischen Arbeiten unentgeltlich 
oder als Zugabe, das Ausstellen fremder Bilder als 
eigene, die unberechtigte Führung von Titeln und Aus- 
zeichnungen. Zuwiderhandlungen werden von dem 
Innungsvorstande mit einer Ordnungsstrafe von 20 Mk. 
für jeden Fall und jeden Tag geahndet. Bei Bestra- 
fungen, die auf Grund obiger Vorschriften erfolgen, 
sind, falls das betreffende Mitglied Berufung einlegt, 
die zur Bestrafung führenden Sachen oder Handlangen 
bis zur Wiederholung der Berufung zu entfernen bzw. 
zu unterlassen, andernfalls für jenen anderen Fall die 
Aus der Versammlung 
heraus wurde über die einzelnen Bestimmungen des 
neuen Paragrapheneutwurfs Kritik geübt und daran 
gezweifelt, dass der Paragraph in der Form von der 
Behörde genehmigt würde. Herr Dr. Grosse-Boy- 
mann erklärte aber, dass er bereits ähnliche Bestim. 
mungen von auderen Inuungen eingezogen habe, die 
alle ihre Rechtsgültigkeit erhalten hätten, zudem habe 
er auch mit dem Dezernenten des Handwerks der 
Stadt Buer persönlich Fühlung genommen, der eben- 
falls gegeu die Genehmigung dieser Bestimmungen 
keine Bedenken hegte. Daraufhin liess der Obermeister 
abstimmen, wer gegen den vorliegenden Satzungs- 
entwurf war bzw. gegen die Einberufung einer ausser- 
ordentlichen Versammlung zwecks Beschlussfassung 
über die Aufnahme dieser Bestimmungen in das Statut 
der Photographen - Zwangsinnung. Sämtliche An- 
wesenden, mit Ausnahme zweier Mitglieder, stimmten 
für die Aufnahme dieser Bestimmungen. Die ausser- 
ordentliche Versammlung soll Anfang November statt- 
finden. Der vorgerückten Stunde wegen musste Punkt 8 
vertagt werden. Schluss der Versammlung um 81/, Uhr. 

G.Schönebeck, 


mn u 


Spreehsaal. 


für die inter „Sprechsaal” abgedruckten Einsendungen unserer Leser {ibernimmt die Redaktion keine Verantwortung: 


Einkaufsgenossenschaften, 

In dem Aıtikel des Herrn A. Iser „Erziehungs: 
und Standesfragen“ (Schluss) in Nr. 42 dieser Zeitschrift 
schreibt Herr Iser: „Die Einkaufsgenossenschaft der 
Photographen ist auch heute noch, trotzdem die 
Fabrikanten diese Form des Geschäftsverkehrs auf das 


strikteste abgelehnt haben, das Schlagwort vieler, viel» 
leicht der meisten Kollegen, obne sich objektiv mit 
der Sache zu beschäftigen“ usw. Dieser und die folgen- 
den Sätze des Herrn Iser haben wohl lebhafte Ver: 
wunderung bei allen Kollegen hervorgerufen, welche 
über die Net unseres Standes nachdenken und den 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


ZZ —————— 


» 
Weg in bessere Verhältnisse suchen, und dürfen darum 
nicht unwidersprochen bleiben, 


Wenn Herr Iser meint, dass durch Vereinbarungen 
zwischen Fachorganisationen und Händler Preis- 
ermässigungen zu erzielen seien und dadurch Pfuscher 
und Schmarotzer geschädigt werden könnten, so dürfte 
dieses Mittel wohl gründlich fehlschlagen. Es werden 
doch heute in den meisten Städten Pfuscher gerade 
durch Photohändler grossgezogen. Denn dadurch, 
dass Pfuscher und Halbexistenzen für Photohandlungen 
nebenbei oder hauptsächlich arbeiten, erzielen diese 
Elemente sehr häufig bessere Einkaufsbedingungen 
als der solide arbeitende Fachmann. Gar nicht zu 
reden von jenen Photohändlern, die selbst Freilicht- 
aufnahmen, Vereinsgruppen und Vergrösserungen zu 
Schleuderpreisen herstellen. Einkaufsgenossenschaft ist 
kein Schlagwort, ist Notwendigkeit für unser Fach! 
Und warum soilte das, was von Bäckern, Malern, 
Schneidern, Kolonialwarenhändlern als notwendig er- 
kannt und längst zum Segen der einzelnen Gewerbe 
durchgeführt ist, ausgerechnet für den Photographen 
hichts taugen? Da muss vorerst die Frage gestellt 
werden: Woher kommt die Rückständigkeit der Photo- 
graphen bezüglich der Einkaufsgenossenschaften? Und 
da stossen wir auf einen Hauptpunkt: Die Mitglied- 
schaft der Händler und Fabrikanten in den Ver- 
einigungen der Fachphotographen! Einkaufsgenossen- 
schaften lassen sich mit dem besten Willen nicht mit 
den Interessen der Händler in Einklang bringen. Wie 
sich aber die Fabrikanten schützend vor die Händler- 
interessen stellen, beweist die Lieferungsverweigerung 
gegen die bestehenden Einkaufsgenossenschaften. 


Allen Preis:rhöhungen gehen Vereinbarungen 
zwischen Händlern und Fabrikanten voraus. Aber 
mit den Vertretern der Fachphotographen in diesen 
Fragen Fühlung zu nehmen, lehnt man strikt ab. 
Diese Rücksichtslosigkeit hat der Fachphotograph ein- 
fach hinzunehmen. Er kann sich ja doch nicht wehren. 
Das würde mit einem Schlage anders, wenn Fabrikant 
und Händler keinen Einfluss mehr haben in den Ver: 
händen der Fachphotographen. Dann würde auch 
der Weg frei für Einkaufsgenossenschaften und genossen- 
schaftiiche Selbstproduktion. Wenn die bereits heute 
bestehenden Einkanfsgenossenschaften nicht so ge- 
deihen, wie es wohl zu erwarten wäre, so liegt das 
nicht daran, dass der Gedanke der Einkaufsgenossen- 
schaften verkehrt ist, sondern vor allem an dem offenen 
Kampf, den die Fabrikanten als Vertreter der Händler- 
interessen durch Lieferungsverweigerung gegen die: 
selben führen, Aber der Genossenschaftsgedanke hat 
die ganze Welt erobert, er wird auch vor den deutschen 
Photographen nicht Halt machen. Und gewinnen die 
Einkaufegenossenschaften an Umfang, dann ist auch 
der Widerstand der Fabrikanten bald gebrochen, 


Carl Wöltie, Oldenburg. 


NZ 


Ateliernaehriehten. 


Köln. Neuer Inhaber der Firma Photographisches 
Atelier Esser & Koenen, Schildergasse ı14, ist der 
Kaufmann Josef Esser hier. : 

Lübtheen (Mecklbg.). R. Pfähler übernahm 
durch Geschäftskauf das Photographische Atelier von 
C. Möller, Malersfrasse 12. 

Plauen i. Vogt. Eduard Möller, Photograph 
und Kunstmaler, eröffnete Neustadtplatz ı2 eine Werk- 
stätte. 

Rathenow. Willy Neumann hat das Atelier 
des Photographen Bartsch käuflich erworben und 
sein neues Unternehmen als Atelier für moderne und 
künstlerische Bildnisse Bahnhofstrasse 32 eröffnet. 

Remscheid. Frau Grete Prött hat ihr Ge- 
schäft für Photographie, Bismarckstrasse 74, an die 
Geschwister Nolte übertragen. 

Varel (Oldenburg). Gebrüder C, u.H. Schröder 
haben das Atelier Karl Schahz, Nebbsallee Io, 
käuflich erworben und unter der FirmaAtelierSchröder 


eröffnet. 
en Tage 2 2 


Aus Industrie und Handel. 


Jubiläum. Am 18. Oktober waren eg 20 Jahre 
dass die Firma Fabrik photographischer Trocken- 
platten Bergmann & Co. in Wernigerode ge- 
gründet wurde. Begünstigt durch natürlich Vorzüge, 
wie staubfreie Gebirgsluft und. sehr reines Wasser aus 
dem DBrockengebiet, unter Heranziehung aller fort- 
schrittlichen Hilfsmittel und dank eines ausgewählten 
Stammes von Mitarbeitern hat sich das Unternehmen 
das im Jahre sgoı mit der Herstellung von Zelloidin- 
papieren den Grund zu seiner heutigen Bedeutung 
legte, unter steter Anpassung an die Bedürfnisse der 
Photographie und Reproduktionstechnik bald beträcht- 
lich vergrössert und erfährt noch gegenwärtig unter 
der Leitung seines Inhabers Karl Bergmann ständig 
Erweiterungen. Seit 1907 stellt die Firma auch Brom: 
silber- und Gaslichtpapiere her, 1916 kam die Fabri- 
kation von Trockenplatten hinzu. Als neuestes Er- 
zeugnis seien die Bergmann-Rollfilme und - Filmpacke 
genannt. Ab 1922 sollen zu den genannten Fabrikations: 
zweigen noch die Herstellung von Photochemikalien 
und von Kinofilmeh treten. Ein eigener Geländebesitz 
von 25000 dm Bodenfläche ermöglicht der Firma die 
ungestörte Durchführung aller nötigen Erweiterungs- 
bauten und Neuanlagen. 

Das Weihnachtsgeschenk für Lichtbildner 
Die allgemein bekannten „Agfa“ -Photoartikel erfreuen 
sich auch für Geschenkzwecke des besten Rufes, die 
in jeder Photohandlung kostenlos erhältlichen I6seitigen 
illustrierten Preislisten der Aktiengesellschaft für Anilin- 
fabrikation, Berlin SW, sind ein bequemes Mittel, die 
Auswahl vollständig und dabei den zur Verfügung 
stehenden Mitteln entsprechend zu treffen. Mit Aus 
nahme von Papieren liefert die „Agfa” sämtliche 
photographischen Verbrauchsartikel: Platten, Rollfilme, 
Filmpacke, Lichtfilter, nebst zugehöriger Belichtungs- 
tahelle, die für Tageslicht- wie Blitrlichtaufnahme: 


’ PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


389 


mn TI’ÖÖmmmmmmmilmmnmnmnRTnmÖmmnmÖT,6TTmaoaT„T——————— 


gleichermassen anwendbar ist, ferner Entwickler, photo- 
chemische Hilfsmittel, sowie Blitzlichtartikel. Da alle 
Anzeichen dafür sprechen, dass die Preise in der 
näheren wie ferneren Zukunft erheblich steigen werden, 
so denkt jeder Fürsorgliche daran, beizeiten Vorräte 
zu beschaffen, und vergisst die ‚„Agfa"- Artikel erst recht 
nicht beim Einkauf von Weihnachtsgeschenken. 


Gute Negative, besonders von Sommer- und Winter- 
sport-, hervorragenden Landschafts-, Genre- und inter- 
essanten Tieraufnahmen, die mit Ernemann - Kamera 
und Ernemann-Optik auf Ernemann-Platten her- 
gestellt und deren Negative technisch durchaus ein- 
wandfrei sind, kaufen die Ernemann- Werke, A.-G., in 
Dresden. Alle Bedingungen enthält die in Nr. 46 
dieser Zeitschrift erschienene Anzeige der Firma. 


IL It 


Kleine Mitteilungen. 


— Zittau. Das 25jährige Geschäftsjubiläunı 
feierte Photograph Paul Heinelt, Bautzner Strasse 18, 


— Gratisangebot. Die Firma Gebr. Strauss 
in München, Neuhauser Strasse 20, veröffentlicht £fol- 
gende Bekanntmachung: Wir verschenken nichts, aber 
wir haben unsere Verdienste so niedrig gesetzt, dass 
wir trotz enorm billigen Preisen eine Vergrösserung 
(Grösse einschl. Karton 30:36 cm) zu jeder Aufnahme 
ohne jede Extravergütung beigeben können. Pass- 
bilder ausgeschlossen. Dieses seltene Angebot gilt 
nur bis 6. Dezember. ı2 Postkarten mit Vergrösserung 
schon von 20 Mk. an. 


— Hausierlager und Wanderlagerbetrieb. 
Seit Beendigung des Krieges hat der Hausierhandel 
ausserordentlich zugenommen. Vielfach wird der 
Hausierhandel ohne Wandergewerbeschein ausgeübt. 
Teilweise wird der Wanderlagerbetrieb im Automobil 
ausgeübt. Sogar die Behörden haben ihn teilweise 
unterstützt, z. B. durch zur Verfügungstellung der Post- 
reklame. Vielerorts sind die Polizeiverwaltungen nicht 
dagegen eingeschritten, wenn in Gasthöfen und Schank- 
wirtschaften Waren im Wanderlagerbetrieb zum Ver- 
kauf gelangten, obwohl das auf Grund des $ıy47, ı, der 
Gewerbeordnung unterbunden werden kann. Die bis- 
herigen steuerlichen Gegenmassnahmen gegen das 
Wandergewerbe waren wirkungslos. Die Zudringlich- 
keit der Hausierhändler ist derartig, dass sie vielerorts 
als lästige Landplage empfunden werden. Das Hand- 
werk fordert daher gesetzliche Massnahmen gegen 
dieses Unwesen. Im $ 57 der Gewerbeordnung ist 
eine Bestimmung aufzunehmen, dass vor Erteilung 
eines Wandergewerbescheines allgemein die Bedürfnis- 
frage zu prüfen ist. Ausländern sollte der Wander- 
lagerbetrieb grundsätzlich verboten werden. Wander- 
gewerbescheine sollten nur Geltung haben für den 
Umfang eines Regierungsbezirkes und nur auf ein 
Kalenderjahr bemessen sein. Uebelbeleumundeten so- 
wie gewerblich unzuverlässigen Personen sollte der 
Wandergewerbeschein versagt werden. Ausstellung von 
Wandergewerbescheinen an vollbeschäftigte und aus- 
seichend versorgte Personen muss verboten und die 


Strafe für ohne Gewerbeschein ausgeübten Wander- 
hhandel auf mindestens 2000 — 3000 Mk. erhöht werden. 
Im übrigen sollten die Wandergewerhbebetriebe den- 
selben Bestimmungen wie das stehende Gewerbe unter- 
liegen, insbesondere auch hinsichtlich der Sonntags- 
ruhe. In Gast- und Schankwirtschaften, Gasthöfen 
und Hotels muss die Ausübung des Hausierhandels 
ausdrücklich gesetzlich verboten werden. NWH. 


0 


Fragekasten. 


Unsere Leser werden gebeten, sich an der Beantwortung der 
ee ur Fragen, namentlich der gewerblichen Fragen, aus ihrer 
Erfahrung heraus, zu beteiligen. Alle eingesandten und abgedruckten 
Fragebeantwortungen werden am Schluss jeden Vierteljahres honoriert. 


Wird ausser Antwort im Briefkasten noch briefliche 

Antwort gewünscht, so kann dies nur ausgeführt 

werden, wenn die Postgebühr für das Antwortschreiben 

beigefügt wird. Haftung für die Antworten wird 
nicht übernommen. 


Technische Fragen. 

Frage 53. Herr H. St. in G. Durch Gelegen- 
heit kaufte ich einen Projektionsapparat. Das Lampen- 
gehäuse ist Fabrikat Müller & Wetzig, das Objektiv 
trägt die Bezeichnung Doppelobjektiv Nr. 3 und hat 
Triebgewinde. In dem Apparat befindet sich ein 
Kondensor von 22 cm Durchmesser; die Lichtquelle ist 
eine Halbwattlampe von 100 Kerzen. Ich möchte mit 
demselben gern 13:18 auf 30:40 vergrössern, jedoch 
erreiche ich auch nach wiederholtem Hin- und Her- 
probieren keine gleichmässige Schärfe; entweder ist 
die Mitte scharf und die Ränder unscharf, oder um- 
gekehrt, trotzdem das Original randscharf ist. Sollte 
dieses vielleicht an einem zu kurzbrennweitigen Objektiv 
liegen? Ich kanı mir diese Unschärfe nicht erklären 
und erbitte umgehende Aufklärung, da ich dringend 
einige Vergrösserungen anfertigen muss. 

Antwort zu Frage 53. Alle alten Objektive zeigen 
den von Ihnen gerügten Mangel mehr oder minder 
scharf. Bei der Benutzung derselben in einem Ver- 
grösserungsapparat bleibt nichts weiter übrig, als auf 
die Mitte scharf einzustellen, oder noch besser zwischen 
Mitte und Rand möglichst auszugleichen, dann eine 
Mattscheibe zwischen Lampe und Kondensor einzu- 
schalten und das Objektiv so weit abzublenden, dass 
eine leidlich gleichmässige Schärfe erreicht wird. Ist 
das Objektiv nicht mit einer Blendeneinrichtung ver- 
sehen, so muss diese hierfür geschafft werden. Natür- 
lich wird die Belichtungszeit entsprechend länger, aber 
Sie werden auf diesem Wege immer eine genügende 
Schärfe erreichen können, vorausgesetzt, dass die 
Brennweite des Objektivs nicht allzu klein ist. 


Frage 54. Herr O.K. in W. Ich stehe vor der 
Anschaffung einer Handkamera für sportliche Auf- 
nahmen. Sie muss also in erster Linie ein sehr licht- 
starkes Objektiv mit gleichzeitig guter Tiefe besitzen 
und bei grossem Abstand noch möglichst gross zeichnen. 
Einfachste Binstellung für Roll». bzw. Packtilm mit 
gleichzeitiger Plattenvorrichtung. Das Format soll 9: ı2 
nicht überschreiten, am liebsten in der Art Icarette 


390 ” 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Eon nenn san nnser mm ee nd> ar TmenenerS0 mann une names nenn er FmaRESmeeEnDTnmar nme ee mens mern nn nn US row on ana nenn nesmnusmunsnunsen men nassen me mn. om: Smmersnn ame 0 7 


mit ähnlicher Einstellung, handlich und schnell in 
Betrieb zu setzen, Preis gleichgültig. 

Antwort zu Frage 5. Wenn der Preis gleich- 
gültig ist, so würden wir für sportliche Zwecke stets 
eine Spiegelkammer empfehlen, deren unbequeme 
Grösse durch die Vorzüglichkeit der Leistungen reich 
aufgewogen wird. Als optische Ausrüstung ist ein 
Objektiv von einer Lichtstärke 4,5 also etwa ein Hypar 
oder Tessar zu empfehlen, dessen Brenuweite im Ver- 
hältuis zum Plattenformwat reichlich zu bemessen ist, 
damit das Bild nicht zu klein ausfällt. Mit Rücksicht 
auf die erwünschte Tiefe, die allein von Lichtstärke 
und Brennweite abhängt, wird man sich mit Id cm 
Brennveite für das Format g:ı2 wohl am besten 
stehen. Balgeukammern sind keinesfalls zu empfehlen, 
da ihr kleines Format und ihre Leichtigkeit mit un- 
genügender Stabilität und einer bei roher Behandlung 
zu befürchtenden Betriebsunsicherheit erkauft wird. 


Frage ss. Herr R. A. iu V. Habe einige tausend 
Bromsilberkarten, welcbe mit Metol- Hydrochinonent- 
wickier total schleierig arbeiten, In der „Photogr. 
Chronik“, S. 236, empfehlen Sie einen Hydrochinon- 
entwickler, bei dessen Gebrauch ich, wie beifolgende 
Karten zeigen, diesen schmutzigen Ton erhielt. Wie 
kann ich einen mehr blau oder braunschwarzen Ton 
erhalten? 

Antwort zu Frage 55. Der schmutzige Ton der 
eingesandten Kopien ist bei richtiger Anwendung des 
empfohlenen Hydrochinonentwicklers sehr wohl zu 
vermeiden. Sie werden finden, dass schon durch ver- 
schiedene Belichtung der Ton sich in weiten Grenzen 
ändern lässt. Vor allen Dingen ist es aber bei altem 
Material notwendig, dass ein kräftiges Säurebad (Salz- 
säure, einprozentig) vor dem Fixieren verwendet wird, 
und dass ein stark saures Fixierbad zur Benutzung 
konımt. Die schmutzigen Weissen Ihrer Bilder sind 
nur darauf zurückzufübren, dass Entwicklungsreste in 
die aller Wahrscheivnlichkeit nach nicht angesäuerte 
Fixierlösung gelangen. Gerade bei alten Papieren ent- 
stehen daraus besonders leicht lehmige \eissen und 
ein schmutziger Bildton. 


Frage 56. Photographı M. iu F. Ich machte von 
einer Person ı7 Kabinettaufnahmen. Davou wurden 
g Platten ausgeführt und 6 Stück davon gewählt, 
weiter folgte keine Bestellung. Die Ausführung der 
Bildler war Tuma und Mattalbumin auf Bütten, 
Welchen Preis kann ich für diese Aufnahmen fordern? 

Antwort zu Frage 56. Von den angefertigten 
Aufnahmen und Bildern wäre folgende Berechnung zu 
machen. Neun Aufnahmen inkl. Probebilder a 45 Mk. 
= 405 Mk., bei den weiteren acht Aufnahmen ohne 
Ausführung wäre Plattenmaterial, Entwicklung und 
Zeitaufward in Rechnung zu stellen. Nun kommt es 
ja noch darauf an, was der Besteller mit dem Photo- 
grapben vereinbart hat, da eine hohe Aufnahmezahl 
vorliegt. B. 





Rechtliche Fragen. 


Frage ı2. Herr M._L. in B. Vor einigen Monaten 
kaufte ich auf Grund einer Anuonce eine Saturu- 
lampe für Atelieraufnahmen, nachdem mir vorher 
wiederholt versichert worden war, dass sie an alle 
Stromarten, also auch an unser elektrisches Ortsnetz 
mit Drehstrom, angeschlossen werden könne. Nach 
Lieferung stellte es sich aber heraus, dass sie ohne 
Umänderung der Schaltvorrichtung doch nicht an- 
geschlossen werden konnte, und dass es sich tatsäch- 
lich um eine Wechselstromlampe handelte Der 
Verkäufer lehnte auf meine Aufforderung hin die 
Kosten für die Umänderung ab. Wie ist die Rechts- 
lage? 

Antwort su Frage ı2. Nach $ 459, BGB., haftet 
der Verkäufer dem Käufer dafür, dass die Ware nicht mit 
Fehlern behaftet ist, die den Wert oder die Tauglich- 
keit zu dem nach dem Vertrag vorausgesetzten Ge- 
brauch aufhebt. Wegen eines solchen Mangels kann 
der Käufer nach $ 462 den Kauf rückgängig machen 
oder Herabsetzung des Preises verlangen. Ausserdem 
kann der Käufer nach 88 463 u. 480 Schadenersatz 
wegen Nichterfüllung verlangen, wenn der verkauften 
Sache zur Zeit des Kaufes eine zugesicherte Eigen- 
schaft fehlt. Ueber die Aussicht auf Erfolg bei 
Klageerhebung kann selbstverständlich keine Auskunft 
gegeben werden, ebenso nicht über die Höhe ent- 
stehender Gerichts- und Anwaltskosten. Dr. Sch. 


Frage 135. Herr W. W. in St. Auf die Schad- 
haftigkeit des Atelierdaches wiederholt aufmerksam 
gemacht, hat der Hauswirt sich zur Ausbesserung des 
regendurchlässigen Daches nicht verstehen können, 
Im Laufe der Zeit ist die Feuchtigkeit durch das 
schadhafte Linoleum des Atelierfussbodens in die 
Balkenlage durchgedrungen, so dass jetzt sogar eine 
Ausbesserung der Hausfrout notwendig geworden ist. 
Der Hauswirt teilte mir jetzt mit, dass er mich zur 
Mittragung der Reparaturkosten heranziehen werde 
und den Rechtsweg einschlage, da er auf eine 
Einigung mit mir nicht rechnen könne, Wie ist die 
Rechtslage? 


Antwort su Frage 13. Nach $ 536, BGB, hat der 
Vermieter die vermietete Sache während der Mietzeit 
in einem zu dem vertragsmässigen Gebrauch geeigneten 
Zustande zu erhalten. Da der Vermieter nach Ihrer 
Anzeige in Verzug kam, konnten Sie nach $ 538, BGB,, 
den Mangel selbst beseitigen lassen und Ersatz der 
erforderlichen Aufwendungen verlangen. Infolge Ihrer 
Anzeige der Schadhaftigkeit des Atelierdaches bzw. 
Atelierfu<ssbodens an den Vermieter können Sie sich 
gemäss $ 545 darauf berufen, dass Sie für den ent- 
standenen Schaden nicht ersatzpflichtig sind. Ob und 
inwieweit die Gerichte die Heranziehung des Mieters 
zu Reparaturkosten im Sinne der Höchstmieteverord- 
nung aussprechen, ist eine andere Frage, die aber 
nicht beantwortet werden kann. Dr. Sch. 





Für die Redaktion verantwortlich: Gch. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigenteil! Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK,. 


Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 


Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chrovrik", ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 

graphen® (mit vielen Kunstdruck'afeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 

4— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk, für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 

der somm breiten Spalte 75 Pf.; Stellenmarkt- und Gelegenheitsanzeigen mit bedeutender. Preisermässigung. 

Anfragen und Aufträge an Wılhelm Knapp in Halle a. S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto: Leipzig 214, 
Reichsbank - Girokonto), 














Nr. 48. 2. Dezember. 1921. 





Gruppe von Teilnehmern am Niederrbeirisch Holländischen Photographentag in Cleve 
(siehe Bericht in Nr. 4ı dieser Zeitschrift). Aufnahme von E. Steiger-Cleve. 


R undse hau. [Nachdruck verboten.) 
Bilder in warmen Tönen mit Diapositiv- Namias benutzt mit Vorliebe die nachstehende 


platten, Zusammensetzung: 

„Bulletin de la Socie € Francaise“ berichtet MEtOL.. u ae 1,5 g, 
nach „Il Progresso Fotografico“, dass die folgende Wasser. - :-....8:2 00, 2.90% STODA. SEM: 
G'ycinformel von Professor Namias zu sehr Hydrochipon ARE 3% 7g, 
warmen Tönen führt: Natriumsulfit, kristallisiert. 60 „ 

EN RE SR Den Fe ka ve TE Soda, wasserfrei . . . . 30, 
Natriumsulfit, kristallisiert . . . . 1258, Bromkali . . .. . 0... 2 u 
Pottasche. 7. a RE Verzögerer: Lösung A. 
Bromkali - Borsäurelösung (Mischung Ammoniumkarborat . . . 1Iog, 
von gleichen Teilen Bromkalilösung Ammoniumbromid . . . . 10, 
ı:ıo und Borsäurelösung 1:5) . 34 ccm, Wasser E75 2, N vLHDccM, 
NVBSBEr nr RE ERTL ET, Lösung B. 

Auch Metol-Hydrochinon gibt unter Zusatz Fixiernatron . Re 10 g, 

von verzögernden Lösungen schöne Töne. Wasser muss. un... IQ COM. 


48 






Durch Verlängerung der Exposition und 


Aenderung der Entwicklermischung wie in nach- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK: 


u ner. een Te nen San SOSE 5 ae ee et en EEE rn nen nn 1 en 





stehender Zusammenstellung können verschie- 
denerlei Tönungen erhalten werden: 


Exposition. Entwicklermischung. 
Warmschwarz 2fach der normalen, 7 Teile Entwickler, o,5 Teile Lösung A, 
Sepia . . 3'/afach „ ; 6,5.4 ; 5.5 i 
Braun 3fach „ : 65 „ . 05 ,„ R ı Teil Lösung B. 
Warmbr aun . 5 ” » » 6 » I „ » I » » 
Purpur . .10 ; ; 5.5 » 5 2 " ” 0,5 " 
Rötel .48 „ ” „ 4,5 » » 3 » ” 0,5 » ” 


Die Rötelbilder fallen im allgemeinen etwas 
dünn aus. 

Für die Entwicklung in verschiedenen Tönen 
durch Verlängerung der Exposition und der 
Entwicklungsdauer wurden bekanntlich schon 
mancherlei ähnliche Vorschriften gegeben, die 
praktisch gut verwendbar sind, bis auf die Rötel- 
. tönung; für diese ist die Belichtung doch eine 
ziemlich beträchtliche, dabei befriedigen die 
Resultate bier nicht. Ferner ist allgemein zu 
‚ bemerken, dass die einzelnen Töne auch je 
nach dem Charakter der Emulsion der Diapositiv- 
platten variieren. 


Abschwächung mit Merkurinitrat. 


A. Steigmann hat das Merkurinitrat zur 
Abschwächung als recht brauchbar befunden, 


die Wirkungsweise ist ähnlich der des Farmer- 
schen Blutlaugensalz- Abschwächers. Das Mer- 
kurinitrat bildet ein energisches Silberlösungs- 
mittel, sofern durch Ansäuern mit Salpetersäure 
dahin gesorgt wird, dass das bei der Oxydation 
des Silbers gebildete Merkuronitrat stets wieder 
in Merkurinitrat umgesetzt wird. 

Im allgemeinen ist eine !/,prozentige Lösung 


von Merkurinitrat, mit Salpetersäure angesäuert, 


ausreichend. Sollte die Abschwächung zu rasch 
verlaufen, so ist mit Wasser zu verdünnen; 
geht der Prozess zu langsam, so ist weiteres 
Merkurinitrat zuzusetzen. 

Wird eine langsame und nur geringe Ab- 
schwächung gewünscht, so kann dazu auch eine 
kalt gesättigte Lösung von Merkurisulfat dienen. 

(„Phot Industrie“ Nr. 37.) 


EVD EEE 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 


Filige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der am Donnerstag zum Versand 


kommenden Nummer erscheioen zu können. 


Von der Vereinsberichter sind nur Auszüge einzusenden. 


Für die Nachrichten übernimmt 


die Redaktion keine Verantwortung. 


Photographiseher Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2, Amt Uhland 6206. 
— Geschäftsstelle und Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser- Wilhelm-Platz 2, Amt Stephan 4480. — Biblio- 
thek: Fräulein Pflug, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6. Amt 
Lützow 1224. — Sterbekasse des C.V. und Diplomkommission: 
Frangois Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ır. 


Einladung zur Vereinssitzung 
am Donnerstag, den 8. Dezember 1921, pünktlich 
abends 7! Uhr, in den „Kammersälen“, 
Teltower Strasse 1/4, 1. 


Tagesordnung. 

1. Geschäftliches, Annahme und Aufnahme neuer 
Mitglieder. 

2 Ausstellungsbilder vom Photographen -Wettbewerb 
der Firma Byk-Guldenwerke, mit erläutern- 
dem Vortrage des Herrn Utecht. 

3. Vortrag des Herrn Professor O. Mente: „Rück- 
blick auf die in der Jahresausstellung 
‚Berliner Photographie‘ vertretenen 
Techniken“; anschliessend Diskussion. 

4. Vorführung des neuen Kopierrasters „Duvetine“ 
durch Herrn Professor Mente. 

5. Verschiedenes. — Fragekasten. 

Freunde des Vereins, Damen und Herren, sind als 


Gäste herzlich willkommen. 
Der Vorstand, 


I. A.: Rauft, I. Schriftführer. 


Nachruf! 


Der Pbotographische Verein zu Berlin (1863) 
beklagt in dem jüngst versto‘.benen 


Geh. Baurat a. D., Regierungsrat 
Professor Dr. A. Meyderbauer 


den Verlust eines seiner Ehrenmitglieder. 

Dr. Meydenbauer kommt als Gründer der 
Photogrammetrie in Betracht und damit in Ver- 
bindung der Staatlichen Messbildanstalt 
in Berlin. Diese Verdienste um die Photo- 
graphie erfahren noch eine Erweiterung, indem 
Dr. Meydenbauer auch als Begründer der 
Standentwicklung angesehen werden muss. 
Er bildete diese Entwicklungsart für das Mess- 
bildinstitut aus, verwandte dafür zuerst den Pyro- 
entwickler, um dann zum Rodinal überzugehen. 

Mit dieser kleinen Erinnerung an den Ver- 
storbenen sei die Versicherung abgegeben, dass 
der Verein seinem Ehrenmitgliede eine daukbare 
Erinnerung bewahren wird. 


Der Vorstaud, 
I. A.: Ranft, I. Schriftführer. 


en U. 7 2e 





Zweangsinnung für das Photographen- 
gewerbe im Handwerkskammerbezirk 


Stuttgart. Sitz: Stuttgart. 

Nach Erklärung der Firma und Feststellung der 
Tatsache, dass für die Firma A. Pfau Nachf., Vergrösse- 
rungsanstalt, Kirchbeim-Teck, seit Ende August ein 
Reisender nicht mehr tätig ist, wird der von uns 
ausgesprochene Boykott hiermit unverzüglich aufge- 
hoben. s 

Die Firma Pfau Nachf. liefert seitdem nur an 
Fachphötographen. Es gibt daher für unsere Berufs- 
kollegen Deutschlands keiti Hindernis; dieser Firma 
Aufträge zu überweisen. 


Württembergischer Photographen - Bund (E. V.). 
Sitz Stuttgart. 
W. Mayer, Vorsitzender. 


Zwangsinnung für das Photographenhandwerk 
im Kammerbezirk Stuttgart. 
W. Mayer, Obermeister. 
Stadelmann, Stellvertr. und Schriftführer. 


Nachruf! 


Am 25. November verschied infolge Schlag- 
anfalls der 


Photograph Karl Fineisen -Leonberg. 


Derselbe war einer der württembergischen 
Veteranen unseres schönen Berufs. Noch bis 
zuletzt zeigte der Entschlafene stets grosses 
Interesse für unsere Organisation, und verlieren 
wir in dem fast 74 jährigen ein treues Mitglied, 
der stolz auf seinen Beruf war. 

Ehre seinem Andenken! 


Württembergischer Photographen-Bund (E. V.). 


Zwangsinnung Stuttgart. 





Sächsiseher Photographen-Bund. 
Als neues Mitglied ist gemeldet: 
Herr Photograph Rudolf Müller, Rochlitz i. Sa,, 


Gärtnerstrasse 30. 
—I+H 


Württembergiseher Photographen - Bund 
(E. V.). 

Diejenigen unserer verehrlichen Mitglieder, welche 
mit der Einsendung ihrer Beiträge für 1921 noch im 
Rückstande sind, möchten wir dıingend bitten, die- 
selben nunmehr an den Kassierer, Herrn Eug. Stöckle, 
Stuttgart, Charlottenstrasse 31, baldigst einzusenden. 
Jahresbeitrag 60 Mk. Innerhalb 14 Tagen nicht ein- 
gegangene Beiträge werden unter Zuschlag der Kosten 
durch die Post erhoben. . 


DE re 


Schulkommission, 


Photographeninnung Dresden. 
(Zwangsinnung.) 


Bericht 
über die Gründungsversammlung der Photographen- 
innung Dresden am Donnerstag, den ı0. November.! 


Eröffnung 6!/, Uhr durch den Vertreter der Behörde, 
Herrn Oberstadtsekretär Wrieth. Einwendungen gegen 
die Einberufung werden nicht erhoben. Herr Schlegel 
wird einstimmig zum Obermeister gewählt; ebenso auch 
die änderen Vorstandsmitglieder, die Herren M.Baum; 
stellvertretender Obermeister, M: Herzfeld, Kassierer, 
M. Ehtlich, I. Schriftführer, Konrad Klemm, proto- 
kollierender Schriftführer, H. Bähr und B. Wiehr, 
Beisitzer. 


Nach der Wahl des Vorstandes übergibt Herr Ober- 
stadtsekretär Wrieth mit anerkennenden Worten det 
Vorsitz Herrn Schlegel. Aus eigener Erfahrung wisse 
er, welche Mübe sich Herr Schlegel gegeben hat, um 
alle Schwierigkeiten, die der Innung entgegengebracht 
wurden, zu beseitigen und die Innung zustande zu 
bringen. Herr Baum dankt Herrn Schlegel für die 
Uebernahme des Amtes und bittet die Versammlung, 
Herrn Schlegel für seine selbstlosen Vorarbeiten durch 
Erheben von den Sitzen zu ehren. (Geschieht.) 


Herr Hertel-Freiberg fragt an, ob sich Freiberg 
der Dresdner Innung anschliessen könnte Herr 
Schlegel teilt mit, dass dieses für Freiberg und die 
übrigen Teile der Kreishauptmannuschaft Dresden be- 
absichtigt ist und gibt hierzu die nötigen Anweisungen. 

Herr Sander übermittelt die Glückwünsche der 
Innung Leipzig. Herr Schlegel verbreitet sich dann 
über die Aufgaben der Innung, Erziehung des Nach- 
wuchses durch Schule, die wir früher trotz aller Be- 
mühungen nicht bekommen konnten, jetzt aber erhalten 
werden; Pflege der guten Beziehungen zu den Gehilfen, 
Bekämpfung der Schleuderkonkurrenz usw. 

Einstimmig wird der Anschluss an den C.V. be- 
schlossen; ebenso an den Arbeitgeberverband gegen 
eine jäbrliche Pauschale von Ioo Mk. Ueber die ge: 
plante Fachklasse für unsere Lehrlinge berichtet Herr 
Wiehr. Wie er auf der letzten Tagung des Sächsischen 
Bundes schon mitteilte, hat die Mimosa uns hierfür 
25000 Mk. zur Verfügung gestellt. Die Stiftung wird 
mit Freude und Dank angenommen. Weiter berichtet 
er, dass Herr Privatdozent Dip.-Ing. Hans Schmidt 
seine Lehrmittelsammlung zur Verfügung gestellt hat, 
Sie soll als Leihgabe der Fachklasse zugeführt werden. 
Als Schulausschuss werden die Herren Bähr und Wiehr 
bestätigt. Herr Baum spricht den Dank der bisherigen 
den Herren Funger, Bähr und 
Wiehr, aus, 

Für den Prüfungsausschuss werden gewählt die 
Herren Erfurth und Bähr. Als Vorsitzender bzw. 
stellv. Vorsitzender sollen die Herren Aurig und 
Schumann der Gewerbekammer in Vorschlag ge- 
bracht werden. Die Errichtung eines Arbeitsnachweises 
wird einstimmig abgelehnt. —- Als Mitglieder der Tarif- 
kommission werden die Herren Baum, Dous, Heinick 
und Wagner gewählt. 


46° 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Herr Burchardi, der Vorsitzende der Preis- 
konvention, verliest die neu aufgestellten Preise, die 
bei 1000 Mk. Geldstrafe nicht unterboten werden dürfen. 


Aufnabmen im Atelier: 





| 





| en 
‘ u „ | [2 3 Do 
=|83|81|1818 8 
alslslaljtıss 
> rn rn | r = = 
z |? 
| Mk. | Mk. | Mk | Mk | Mk. | Mk. 
Pässbiider. 5: 7e em. ....1-! g| ızl ı5 _ 


| 
Visit auf kleinem Karton . : 30| 40o| 60| 5 | 15 


Kabinett a. klein. Karton. 70| ı00) 8 | 20 
Oblong „ , n | 50: 75|Ioo| ı50| I2 : 30 
Boudoir „ ,„ » | 60; go|ı30|200| ı6 | 40 
18:24 cm .|| 80 | 120 | ı70 |260 | 20 | 50 
24:30 „ | L20| — | — | — | 30 | Bo 


Auf Porträtaufnahmen ausserhalb des Ateliers bis 
13:18cm 500/y Zuschlag, von 18:24 cm 25 %/o Zuschlag, 
Sämtliche Preise verstehen sich für eine Aufnahme 
in einfacher Ausführung. 
30 Mk., 


Postkarten, schwarz, 9:14 cm, 6 Stück . 
12. Stück:.. 5 ww. 3 a: A we 2 a: AO 
weitere Einzelkarten . . . 2.2.4 
jede weitere Aufnabme . . .. 0.15 „ 
Posıkarten, bessere Ausführung, 9:I4 cm, 

6. Stück: 2... Er. are sn wer 40 
12-Stück.. 0 8% Wa sa are 20 263.55 
weitere Einzelkartten . . .....5,„ 
jede weitere Aufnahme . . . > IS’ 


Grössere Postkartenformate sind nicht zulässig. 


Gruppenaufnahmen für Vereine, Schulen, Hochzeiten. 

'13:18-cm-Aufnabme mit ı Bild. 5o Mk., 
weitere Einzelbilder. . . . . 2.12 „ 
(Bei Abnahme von mehr als 18 Bildern 
fällt der Pıeis für die Aufnahme fort.) 

18:24- em -Aufnahme mit ıBild. . . . 80 „ 
weitere Einzeldilder. . . . Sr; 
(Bei Abnahme von mehr als 2} Bildern 
fällt der Preis für die Aufnahme fort.) 

24:30-cm-Aufoahme mit ı Bild. . . . 120 „ 
weitere Einzelbiller. . . . 24 » 
(Bei Abnahme von mehr als 24 Bildern 
fällt der Preis für die Aufnahme fort.) 


nn rn sn 


Vergrösserungen 
schwarz, Bromsilber oder Gaslichtpapier. 
18:24 cm soMk. | 40:5ocm . 150 Mk,, 
24:32 2» 7» | 50:60 „ . 200 „ 
30:40 „ . 100 ,„ | 


Für Sepiabilder 30 % Mk. Aufschlag. 


Künstlerpreise für auftretende und in der Ausbildung 
begriffene darstellende Künstler. 


Kabineltaufnahme mit ı Bild . 25 Mk., 
jede weitere Aufnahme. . . ...1I5 „ 
weitere Einzelbilder . . . ....06, 

18:24-cm-Aufnahme mit ıBild . . . .50 „ 
jede weitere Aufnahme. . . . ...20 „ 


weitere Einzeibilder . . . 2... 0.15, 


Postkarten von vorhandenen Negativen, schwarz: 
100 Stück von verschiedenen Platten 100 Mk. 

Postkarten von vorhandenen Negativen, braun, 
getont oder Bütten: 100 Stück von verschiedenen Platten 
125 Mk. 

50 Stück schwarz: 60 Mk., 50 Stück braun, getont 
oder Bütten 75 Mk. Bei Massenaufträgen von min- 
destens 15 Aufnahmen kann Preisnachlass bis zu 25 0%, 
gewährt werden. 

Rabatte, Tantiemen oder Vergünstigungen irgend- 
welcher Art, welche diesen Tarif unterbieten, sind nicht 
zulässig! 

Herr Burchardi empfiehlt den noch nicht An- 
geschlossenen, die Konvention zu unterzeichnen. . Die 
verlesenen Preise werden als Richtpreise und als von 
der Innung ermittelte ortsübliche Durchschnittspreise 
gegen eine Stiimme anerkannt und dürfen in Öffentlichen 
Ankündigungen nicht unterboten werden. Bei dem 
fortwährenden Aendern der Lage ist es möglich, dass 
die Preise, da jetzt schon wieder von Preiserhöhungen 
der Materialien gesprochen wird, sowie durch die zu 
erwartenden Tariferhöbungen nicht mehr zutreffend 
sein werden. Es wurde eine Preisfestsetzungskommission 
gewählt, bestehend aus den Herren Burchardi, Bähr, 
Eppler, Herzfeld, Wagner, Wiehr, Lorenzen, 
John, Winzer, Georg Klemm, Stelzer, Baum, 
Reinhold Berger, Stotz, die die Preise stets nach- 
zuprüfen hat. 

Durch die Errichtung der Innung sind hohe Kosten 
entstanden. Genehmigt wurde, hierfür von jedem Mit- 
gliede eine Sonderumlage von 30 Mk. zu erheben. Der 
Haushaltplan wird verlesen und beschlossen, zu dem 
in den Satzungen festgesetzten Beitrag von 8o Mk. einen 
5o prozentigen Zuschlag zu nehmen. Beschiossen wird 
dıe Errichtung eines Postscheckkontos mit der Voll- 
macht für Herrn Herzfeld. 

Zu den kommenden Tarifverhand'ungen bemerkt 
Herr Schlegel, dass bei den Verhandlungen im 
Februar dieses Jahres abgemacht war, dass I4 Tage 
nach dem Inslebentreten der Innung Verhandiungen 
mit den Gehilfenvertretern wegen Tarifabschlüsse statt- 
finden sollen. Damals war Vertreter der Senefelder- 
Bund, und hielt er es für seine Pflicht, weitere Ver- 
hbandiungen mit dem Bund zu führen. Im gleichen 
Sinne sprachen sich die anderen Mitunterzeichneten, 
Bähr, Heinick und Wagner, aus. Die Versamm- 
lung beschliesst, nur mit dem Gehilfenausschuss zu ver- 
handeln. | 

Der Obermeister der Chemnitzer Innung, Herr 
Papesch, fordert zu einem Zusammenschluss der In- 
nungen auf und übermittelt gleichzeitig einen Arbeits- 
plan für die neue Vereinigung. Herrn Papesch soll 
geantwortet werden, dass seine Anregungen nichts Neues 
enthalten, die Innung Dresden aber zum Januar 1922 
dıe anderen Innungen nach Dresden zu einer Be- 
sprechung einlaien würde. 

Schluss der Sitzung 9'/, Uhr. 


R. Schlegel, 
Obermeister. 


Konrad Klemm, 
Schriftführer, 
u 2, — 2 0 





Photographen - Zwangsinnung Günzburg 
a.D. (Sitz: Günzburg) für die Städte und 
Bezirke Günzburg, Dillingen, Donauwörtn, 
Neu-Ulm, Krumbaeh, Illertissen, Wer- 
tingen und Zusmarshausen. 

Nachdem auf den 24 Oktober, vormittags rot/, Uhr, 
im Hotel „Münchener Hof“ in Neu: Ulm von Ober- 
meister Schultheiss-Günzburg unter Bekanntgabe 
der Tagesordnung die Versammlung einberufen war, 
stellte sich eine stattliche Anzahl der Mitglieder ein. 
Nach genauer Feststellung der fehlenden Mitglieder, 
hauptsächlich solcher, die es sich zur Gewohnheit 
machen, wegen irgendwelcher geschäftlichen Abhaltung 
durch Abwesenheit zu glänzen, die laut Beschluss der 
Februar- Versammlung als Entschuldigung nicht gelten, 
wurde die übliche Ordnungsstrafe von 20 Mk. verhängt. 
Der Tätigkeitsbericht weist insofern erfreuliche Resultate 
auf, alsinnerhalbdesInnungsbezirkessechs Schmarotzern, 
die durch die Photographie als Nebenerwerb ihr Dasein 
fristeten, das Handwerk gelegt wurde. 

Was die wirtschaftlichen Fragen anbelangt, so 
wurde auch hier in allen Punkten Einigkeit erzielt. 
Nachdem nun verschiedene .wichtige Innungsangelegen- 
heiten von Bedeutung erledigt waren, wurde eine Pause 
bis 2 Uhr eingeschaltet, denn für den Nachmittag hatten 
die Herren Kollegen Einsiedel und Walcher aus 
München, Vorsitzender bzw. Schrififührer des Süd- 
deutschen Photographen-Vereins, ihr Erscheinen zu- 
gesagt, um Referate zu halten. Zu diesem Teil wurden 
auch dıe Herren Kollegen der Photographen-Zwangs- 
innung Ulm, sowie die Herren der Freien Pnotographen- 
Vereinigung Aalen eingeladen, die alle in stattlicher 
Zahl, teilweise mit Familienangehörigen, eingetroffen 
waren. Die erste Ueberraschung für die Besucher war 
die Ausstellung von Erzeugnissen der Fırma Hauff 
& Co. in Feuerbach, Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co., Fabrikniederlage München, Gustav 
Schaeuffelen, Papierfabrik Heilbronn, sowieFeilners 
Hintergrundfolien und Vignettierapparat. Es sei noch- 
mals an dieser Stelle den Fabriken für ihr Entgegen- 
kommen der beste Dank ausgesprochen. 

Nachdem sich zahlreiche Gäste und Kollegen ein- 
gefunden hatten, begrüsste Obermeister Schultheiss 
dıe Erschienenen und fühite aus, dass es ihm schon 
längst ein Bedürfnis gewesen sei, einmal die Kollegen- 
schaft diesseits und jenseits der Grenze zusammen- 
zuführen; denn in dem wirtschaftlichen Kampfe, in 
dem heute die Lichtbildner’ stehen, darf nicht die 
Grenze scheiden, sondern es muss ein geschlossenes 
Ganzes sich heranbilden, um nach jeder Seite zu zeigen, 
dass man am Platze steht, um Gefahren und wirtschaft- 
lichen Bedrückungen zu trotzen. Er erteilte hierauf 
Herrn Kollegen Walcher-München das Wort zu 
seinem Referate ‚„Genossenschaftswesen und seine Be- 
deutung für das Handwerk“ Mit schlagendem Beweis- 
materıal hat es der Redner verstanden, seine Zuhörer 
zu überzeugen, wie notwendig es ist, sich mehr als je 
dem Genossenschaftswesen zu nähern, um auch da- 
durch dem wirtschaftlichen Schwachen zu helfen so 
gut wie dem anderen. Die Zahlenzusammenstellung 


PHOTOGRAFHISCHE CHRONIR. 


über die Vorteile, die dem ganzen Stande bei stärker 
Ausnutzung des Genossenschaftswesens entstehen, lässt 
erkennen, dass heute zu solchem Anschluss jeder Kollege 
greifen muss, Dass den Ausführungen des Referenten 
grosse Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde, zeigte 
der reiche Beifall, aber auch die überaus rege Diskussion, 
an der sich die Herren Griesshaber- München, Ober- 
meister Traunecker, Pfeiffer, Dick- Ulm, sowie viele 
andere Kollegen ausgiebigst beteiligten. Aus dem Zu- 
wachs an Mitgliedern der Einkaufsgenossenschaft konnte 
man erkennen, dass man heute auch das Verständnis 
für eine solche Einrichtung bei den Photographen hat; 
denn die Zahl der Einschreibungen übertraf bei weitem 
alle Erwartungen. 

In der Diskussion wurde von Kollege Einsiedel- 
München über. die Schriftleiter der Fachzeitungen Be- 
schwerde geführt, dass viele bis heute es noch nicht 
der Mühe wert gefunden haben, den ihneır Zugestellten 
Artikel „Die Einkaufsgenossenschaft als Grossmacht des 
Handwerks“ zu veröffentlichen. Schultheiss stellte 
zum Schluss einen diesbezüglichen Antrag, die Fach- 
zeitschriften innerhalb der Innung zu boykottieren, die 
es unterlassen haben, solche wirtschaftlich wichtige 
Abhandlungen an den Fachmann weiterzugeben. Der 
Antrag wurde einstimmig angenommen. Denn gerade 
durch die Veröffentlichung wird jedem das Recht zum 
Ausspruch eines Urteils gegeben. 


Hierauf erhielt Kollege Einsiedel-München das 
Wort zu seinem Referat , Reichsrahmengesetz über die 
Neuorganisationen im Handwerk und unsere Stellung- 
nahme dazu‘ sowie über „Die Sonntagsruhe“. Haupt- 
sächlich mit dem ersteren Thema führte uns’der Redner 
so richtig in die künftige Gestaltung und den Neu- 
aufbau der Handwerkerorganisationen ein. Nach all 
dem wäre es nur zu wünschen, wenn ein solches Gesetz 
zustande käme, mancher Nörgler müsste sich zur 
Pflichtfachinnung entscheiden, ob er will oder nicht. 
Standesbewusstsein und Disziplin müssten einkehren, 
und das, was jetzt in mühevoller, uneigennütziger Klein- 
arbeit von opferfreudigen Männern geleistet wird, käme 
zum Durchbruch, nämlich Kollegialität und Einigkeit 
und dadurch von selbst Hebung der wirtschaftlichen 
Fortschritte Die klar und mit seltenem Wissen auf 
dem Gebiete dieses Gesetzentwurfes gehaltenen Aus- 
führungen brachten dem Redner reichen Beifall. Das 
Thema „Sonntagsruhe“, dıe gerade von Männern des 
Süddeutschen Photographen - Vereins bekämpft wurde 
im Interesse‘ der Kollegen und Mitarbeiter, die ganz 
genau wussten, dass keine Erwerbseinschränkung mehr 
erfolgen darf, brachte dem Redner ebenso grossen Beifall, 
Auf Einzelheiten einzugehen, würde zuweit führen, 
zudem die „Sonntagsruhe‘“ schon viel besprochen wurde. 

Zum Schluss der Tagung nahm Obermeister 
Schultheiss das Wort und sprach den Kollegen Ein- 
siedel und Walcher herzlichen Dank aus für ihre 
grosszügige, aufopfernde Tätigkeit, die. sie in’ uneigen- 
nütziger Weise für die Standesgenossen .leisten, und 
bittet sie im Namen der Kollegen, weiterhin so zu 
arbeiten. In kurzen Umrissen führte er datın ein Referat 
aus tiber „Die T,age des Handwerkers und die neyeg 





Steuein‘“. Eit Mann ‚wie unser Obermeister, der auf. 


dem Gebiete der gesamten Handwerkerorganisation 
tätig ist,. konnte manchen Wink. geben; aber leider 


konnte er auch feststellen, warum dem Handwerk nicht 


das nötige Verständnis von Staats wegen entgegen- 
gebracht. wird: wie anderen Ständen, weil durch die 


Zersplitterungen und ‚Eigenbröteleien sowie geringen 
Opfersinn., die gerade dem Handwerker und: Gewerbe-: 


treibenden abgehen und eigen sind, nicht nach oben 
der nötige Einfluss ausgeübt werden könne, haupt- 


sächlich. in, wirtschaftlicher Beziehung; : darum ist es: 


Pflicht eines jeden, sich.um politische Tages- sowie 
Wirtschaftsfragen.zu bekümmernp, um endlich auch bei 
den Abgeordneten das Gefühi für den gewerblichen Mittel- 
stand zu heben. Bei der Ausführung über die Wirkung 
der Steuern, die heute direkt im Gewerbebetriebe einer 
Sozialisierung und Kommunalisierung gleichkommt, im 
Verhältnis zu der der.Industrie und Aktiengesellschaft,; die 
durch -Bilanzierungen usw. manche Vorteile und Nutzen 
haben, streifte er auch die Verwendung des Steuer- 
geldes von ‚seiten des Reiches; bittere Zeiten werden 
kommer, hauptsächlich im Luxusgewerbe, die manchen 
von seinem Beruf abdrängen; mit dem dringenden 
Appell, Einigkeit in die Reihen der Kollegen zu bringen 
und daranzugehen, sich in allen Fragen mit den 
anderen Handwerksbriüdern zu vereinen, das sei das 
Gebot der Stunde, um gegen alle Vorstösse gerüstet zu 
sein, Damit schloss die grossartig-verlaufene Versamm- 
lung, nachdem noch Kollege Bader-Krumbach allen 
Referenten und dem Obermeister den Dank im Namen 
der Teilnehmer bekundete, 


E. Scheurer, Schriftführer, Neu- Ulm. 


Photographisene Vereinigung 
im Regierungsbezirk Stettin (Zwangs- 
innung), Sitz Stettin. 


Niederschrift der Innungsversammlung vom 5. Oktober. 


Die wie immer um 2 Uhr angesetzte Versamınlung 
konnte wegen Verspätung des grössten Teils der Er- 
schienenen erst-um 2 Uhr 4o Minuten eröffnet werden. 
Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der Vorsitzende 
mit, dass unser Mitglied Herr Iwersen, sowie der 
Vater unseres Kollegen Müller-Pasewalk gestorben 
sind. Die Anwesenden ehren das Andenken der Ver 
storbenen durch Erheben von den Sitzen. 


Als Gäste waren zwei Herren von der technischen 
Nothilfe anwesend, welche der Vorsitzende nunmehr 
der Versammlung vorstellte Herr Dipl.- Ing. Behn 
hält darauf einen kurzen Vortrag über Wesen und 
Ziele der technischen Nothilfe und fordert die Innung 
zum korporativen Beitritt auf. Zweck sei hauptsäch- 
lich die Verbreitung des Nothilfegedankens in alle 
Schichten der Bevölkerung. Praktische Betätigung 
käme tür uns wohl nur im alleräussersten Falle in 
Frage. Redner verliest hierauf die Namen derjenigen 
Innungen, welche sich der technischen Nothilfe bereits 
angeschlossen haben. 
und darauf einstimmiye Beitrittserklärnng. 


Es folgt eine kurze Aussprache : 


emeinsamen Entsendung eines Vertreters zu den 
Central- Verbandstagungen,! um die hohen Kosten zu 
verringern. Dieser Weg findet als gangbar die Zu- 
stimmung der Versammlung. Eine Eingabe des Vor- 
sitzenden an das Polizeipräsidium, das Photographieren 
in den Anlagen an den Sonntagnachmittagen zu unter- 
sagen, ist vom Präsidium zustimmend beantwortet 
worden. Der Vorsitzende bringt hierauf einen kurzen 
Auszug aus der Tätigkeit der Handwerkskammer und 
macht besonders auf die Preisvermittlungsstelle und 
die Presseabteilung äufinerksam. Er kommt sodanh 
auf die erfolgte Erhöhung der Umiagen der Sterbe- 
kasse des C.V. zu sprechen und fordert die Anwesen- 
den, welche noch nicht Mitglieder derselben sind, zum 
Beitritt auf. Es erfolgen acht Neuanmeldungen. 


Sodann brachte der Vorsitzende die Absicht det 
Regierung und eines Teiles det Gehilfenschaft zur 
Sprache, die vollständige Sonntagsruhe auch im Photo- 
graphengewerbe einzuführen. Energischer, einstimmiger 
Protest erhob sich gegen eine solche Massnahme, 
welche dem schon schwer daniederliegendem Gewerbe 
eine weitere Verdienstmöglichkeit nehmen würde Ein 
Offenhalten von mindestens 3 Stunden, deren Fest- 
legung den Gemeinden nach Vereinbarung mit den 
ortsansässigen Photographen überlassen bleiben muss, 
sei unter allen Umständen zu verlangen. 

Hierauf erfolgt die Verlesung der letzten Ver- 
handlungsniederschrift, welche genehmigt wird. Kol- 
lege Lindemann verliest sodann den Haushaltplan 
für 1922; derselbe balanciert mit 3813 Mk. Da Heır 
Lindemann wegen Aufgabe seines Berufes als ordent- 
liches Mitglied und somit auch als Kassierer aus- 
scheidet, wird, nachdem der Vorsitzende Herrn Linde- 


- mann den Dank der Versammlung für seine Tätigkeit 


ausgesprochen hat, zur Neuwahl eines Kassierers ge- 
schritten. Bei dieser Gelegenheit kommt die geringe 
Besoldung der Innungsämter zur Sprache, die in 
keinem Verhältnis zur geleisteten Arbeit und Zeit- 
versäumnis stünde. Kollege Wegner beantragt, die 
Sätze auf 80 bzw. ı5o Mk. zu erhöhen, Kollege Linde- 
mann schlägt Ioo bzw. 200 Mk. vor. Die Abstimmung 
ergibt Annahme des Antrages Lindemann. Aus der 
nun folgenden Neuwahl geht Kollege Joh. Kasper 
mit 20 Stimmen als gewählt hervor, und nimmt der- 
selbe die Wahl an. 

Kollege Wolff gibt sodann einen kurzen Fach- 
schulbericht. Das Interesse sei bis auf den Zeichen- 
unterricht ein recht reges. Da nur eine Klasse vor- 
handen, wird nacheinander Optik, Chemie, photo- 
graphische Prozesse und Geschichte der Photographie 
gelehrt. Da der Unterricht erst seit einem Jahre er- 
folgt, katin ein abschliessendes Urteil nach dreijährigen 
Bestehen erfolgen, da dann die gesamte Materie durch- 
genommen ist. 

Es folgt dann der Antrag Reissert- Stettin, 
betreffend Aufstellung von Richtpreisen. Kollege 
Schumann erinnert an die Mindestpreisverhandlungen 
der Stettiner Kollegen, die in letzter Stunde an dem 
Widerstande einiger weniger scheiterten, und empfiehlt 


h 





Annahme. Kollege W.egner hält nach den gemachten 
Erfahrungen jedes Vorgehen in diesem Sinne für zweck- 
los. Kollege Wolff schlägt vor, den auswärtigen 
Kollegen die Verpflichtung aufzuerlegen, sich unter- 
einander zu einigen und den Erfolg dem Vorsitzenden 
mitzuteilen. Nach längerer Aussprache wird der An- 
trag zur Ausführung einer Kommission, bestehend aus 
den Kollegen Kasper jun, Kowalewski, Neumann, 
Reissert und Wolff, überwiesen. 


Ein Antrag Müller-Treptow, Rega, die Reise- 
entschädigung fallen zu lassen, wurde nach lebhafter 
Auseinandersetzung dahin formuliert, dass künftig nur 
die 30 Mk. übersteigenden Beträge aus Innungsmitteln 
ersetzt werden Zum zweiten Antrag desselben Kollegen, 
„Abwehranzeigen gegen Vergrösserungsreisende“, soll 
entsprechendes Material der Presseabteilung unserer 
Haudwerkskammer übergeben werden. 

Zum Schluss erhält der inzwischen erschienene 
Syndikus der Kammer, Herr Menzel, das Wort zu 
seinem Vortrag: „Die Organisation des Handwerks“. 
Er zeigt, wie es im Handwerk an Einigkeit und Plan- 
mässigkeit fehlt, die unbedingt erstrebt werden muss. 
Eine kleine Besserung sei in dieser Beziehung, zumal 
seit Bestehen des „Reichsverbandes für das deutsche 
Handwerk“, eingetreten. Allgemeine Pflichtorgani- 
sation, Provinziel-, Landes-, Reichsverband, das seien 
die zunächst zu erstrebenden Ideale, geschlossene 
Macht zu erstreben auch das Ziel des Photographen- 
gewerbes. Grosser Beifall lohnte den Redvuer, dem der 
Vorsitzende auch den Dank der Versammlung aus- 
sprach. 

Die nächste Versammlung findet 
Stettin am 24. April 1922 statt. 

Schluss der Sitzung 5°/, Uhr. 

Sixtus Neumann, Schriftführer. 


wiederum in 


Herr Richter, in Firma Hans Dräger, war in- 
zwischen seinem Versprechen nachgekommen und 
führte die „Ateliersonne“ sowie die „Sonne in der 
Westentasche* der Boehmwerke praktisch vor. Gleich- 
zeitig zeigte er eine neue Schwachstrom- Jupiterbogen- 
lampe, die an jede Glühbirnenfassung angeschlossen 
werden kann. Der leichte, elegante und solide Bau, 
sowie das ruhige, starke und doch angenehme Licht 
dieses „Jupiter“ stellte die „Sonne“ in diesem Falle in 
den Schatten und macht diese Lampe für Atelier- und 
speziell Heimaufnabmen sehr empfehlenswert. 


un 4.7 zul 


Zwangsinnung für das Photographen- 
gewerbe in den Stadt- und Landkreisen 
Hannover und Linden. 


Niederschrift der Innungsversammlung 
vom IS September. 

Die Sitzung wurde mit einer Begrüssung der Mit- 
glieder durch den Obermeister eröffnet. Die Nieder- 
schriften der letzten zwei Versammlungen, welche in 
der „Photogr. Chronik“ veröffentlicht waren, wurden 
genehmigt. Zu Punkt 2 der Tagesordnung (Fach- und 
Iunungssugelegenheiten) gab der Obermeister bekannt, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


A 


„97 


dass derselbe wegen des Photographierens in der Eilen- 
riede Schritte unternommen hat, und die Photographen 
daselbst von der Behörde scharf kontrolliert würden, 
dass Sonntags nachmittags, nach 2 Uhr,‘ keine Auf- 


. nabmen gemacht werden. Weiter teilte derselbe’ mit, 


dass Anfang Oktober eine Gehilfenprüfung stattfindet 
und ersucht um etwa noch nötige Anmeldungen hierzu. 

Auf das Gesuch eines Kollegen,: welcher von der 
Behörde die Erlaubnis zur: Ausbildung von Lehrlingen 
sich erbat, wurde beschlossen, dass derselbe vor der 
Meisterprüfungskommission eine Arbeit anzufertigen 
hat, welche einer Meisterprüfung gleichkommt. Auf 
einen vom Gehilfenausschuss eingegangenen Antrag 
betreffs Lohnerhöhung wurde bekanntgemacht, dass der 
Lohntarifausschuss zur Verhandlung am 23. September 
eingeladen ist. Die gofache Erhöhung der Schau- 


: kastensteuer wurde durch die Bemühungen 'unsereg 


Obermeisters vom Magistrat auf die Hälfte ermässigt. 
Kollege Merck stellte den Antrag, die Mindestpreise 
zu erhöhen. Kollege Freund erweiterte den Antrag 
und schlug 75 % vor, Kollege Sommer — 100 9. 
Nach einer längeren Debatte, nachdem Kollege Freundt 
seinen Antrag zurückgezogen hatte, wurde einstimmig 
beschlossen, die Mindestpreise ab ı. Oktober um Ioo 0% 
zu erhöhen. Auf Antrag wurde ebenfalls einstimmig 
beschlossen, dass die Preise nicht veröffentlicht werden 
dürfen. Kollege Merck stellte den Antrag, durch 
Inserate in den Tageszeitungen das Publikum darauf 
aufmerksam zu machen, dass wir gezwungen wären, 
ab I. Oktober unsere Preise zu erhöhen. Hierzu ent- 
spann sich eine lebhafte Debatte. ‚Bei der Abstimmung 
wurde der Autrag angenommen Die Ausarbeitung 
des Textes der Inserate wurde dem Vorstande über- 
lassen. Zu Punkt 3 der Tagesordnung erhielt Kollege 
Merck das Wort zum Bericht über den Central-Ver- 
bandstag in Frankfurt a. M. Wegen der schon vor- 
geschrittenen Stunde war Redner gezwungen, denselben 
kurz zu halten. Der OÖbermeister dankte im Namen 
der Innung Kollegen Meıck für diesen Bericht sowie 
für die geleistete Mitarbeit bei der Tagung. Kollege 
Freundt empfahl allen Kollegen, denen es die Zeit 
erlaubt, sich an den Tagungen des C. V. zu beteiligen. 
Auf Antrag desselben wurde beschlossen, dem Vor- 
sitzenden des C. V., Herrn Schlegel für seine auf- 
opfernde Tätigkeit im C. V. den Dank der Innung 
auszusprechen. -- 12!/, Uhr wurde die Versammlung 


geschlossen. Ä 
Der Vorstand. 


P. Frommelt, 
Obermeister. 


J. Stäglich, 
Schriftführer. 
Cr 


Genossensehaft der Photographen 
Reiehenberg, Sektion V. 


Bericht über die am 12, Oktober abgehaltene Sektions- 
versammlung in Rumburg. 


Anwesend waren Is Mitglieder. Nach Verlesung 
des Berichtes der letzten Versammlung und des Kassen- 
berichtes wird beschlossen, zur Gründung des Reichs- 
verbandes Deutseher Photographen in der Tschecho- 


Eu 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Slowakei pro Mitglied ıo Kronen als Gründungsbeitrag 
zu senden. 

Bei der nun vorgenommenen Neuwahl gehen die 
Herren Kollegen Meiser- Schluckenau (Obmann); 
Wenzel-Schluckenau (stellvertretender Obmann); 
Zametzky-Nixdorf (Schriftführer); Grün wald-Schön- 
linde (stellvertretender Schriftführer); Hanke-Warns- 
dorf (Kassierer); Schutte- Warnsdorf (stellvertretender 
Kassierer) als gewählt hervor. Auf Anträge, keine neuen 
Lehrlinge aufzunehmen und die Sonntagsruhe genau 
einzuhalten, wurde nicht weiter eingegangen. 

Max Marschner, gew. Schriftführer. 


LI 


Eingesandt. 

Die Zwangsinnung des Württembergischen Photo- 
graphen - Bundes hat durch den in der „Photogr. 
Chronik“, Ausgabe B, vom 18. November erschienenen 
Erlass den öffentlichen Boykott über meine Firma ver- 
hängt, aus dem angeblichen Grunde, dass ich selbst 
Vergrösserungen im ganzen Lande bei Privatkund- 
schaft anbieten lasse. Ich erkläre hiermit ausdrück- 
lich, dass ich keinerlei Vertreter oder Reisende zum 
Besuche von Privatkundschaft habe, sondern aus- 
schliesslich nur für Photographen, ‚Photobandlungen 
und Kunstanstalten arbeite. Es liegt bier offenbar 
eine Verleumdung vor, um mich schwer zu schädigen. 
Pflicht der Zwangsinnung wäre es unter allen Um- 
ständen gewesen, sich über den richtigen Sachverhalt 
genau zu informieren; statt aber an mich heranzutreten 
und Aufklärung zu verlangen, die ihr jederzeit, selbst 
unter Vorlage meiner Bücher, geworden wäre, hat sie 
obne weiteres diesen Weg beschritten. Die erforder- 
lichen Schritte zur sofortigen Aufhebung dieses zu un- 
recht über meine Firma verhängten Boykattes habe ich 
bereits eingeleitet, ausserdem werde ich gegen die 
Zwangsinnung wegen bereits entstandenen und noch 
entstehenden Schadens klagend vorgehen. 

Meine werte Kundschaft sowie sämtliche Photo- 
graphen Deutschlands bitte ich jedoch, sich durch 
diesen, meinen bisherigen guten Ruf und Existenz ge- 
fährdenden Erlass nicht irreführen zu lassen, sondern 
mir nach wie vor ihr Vertrauen zu schenken und 
mich durch Erteilung ihrer Aufträge zu entschädigen 
suchen. Weihnachtsaufträge werden noch bis spätestens 
10. Dezember entgegengenommen. 

Kirchheim-Teck, den 23. November 1921. 


Artur Pfau Nachf., Kunstanstalt, 
Inh.: Carl Seiz, Kirchheim - Teck. 
3 99+-— 


Personalien. 


Hofrat Professor Leonard Berlin, der Senior- 
chef des bekannten Kunstbildateliers E. Bieber, beging 
am ı8 November in voller Frische seinen Bo. Geburts- 
tag. Professor Berlin trat im Jahre 1862, seinem 
eigenen Wunsche folgend, in das von seiner Tante 
Emilie Bieber gegründete photographische Atelier 


zu Hamburg ein. Seiner künstlerischen Begabung und 
seinem sicheren Blick für die hildliche Erfassung ‘einer 
Persönlichkeit ist .ein starker Anteil an dem steigenden 
Erfolg des Hauses zuzuschreiben. Professor Berlin, 
der sich I9gIO aus seiner engeren Berufstätigkeit zurück- 
gezogen hat, nimmt auch heute noch regsten Anteil 
an allen Fragen seines Berufes, an der Entwicklung 
seiner Technik, an dem Ausbau seiner Organisationen 
und Wohlfahrtsbestrebungen. Er ist Kurator für die 
photographischen staatlichen Lehranstalten in Berlin 
und gehört der preussischen Sachverständigenkammer 
für die Werke der bildenden Künste als Mitglied an, 


— 20— 


Kleine Mitteilungen. 

— Photokurse der Deutschen Schule für 
Optik und Phototechnik zu Berlin. Mitte 
Jauuar beginnt an der Deutschen Schule für Optık 
und Phototechnik ein etwa zehnwöchiger Kurs für 
Photobändler, der im Photochemischen Laboratorium 
der Technischen Hochschule abgehalten wird. . Die 
einzelnen Unterrichtsgegenstände werden die folgenden 
sein: Einführung in die Chemie 4 Stunden; Photo- 
graphische Optik und Projektionslehre 2 Stunden; Photo- 
graphische Warenkunde 4 Stunden; Photographische 
Uebungen 8 Stunden; Chemie photographischer Pro- 
zesse 4 Stunden wöchentlich. Auskünfte über Einzel- 
heiten und Bedingungen für die Kurse erteilt die 
Leitung, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Miethe, Photo- 
chemisches Laboratorium, Technische Hochschule, 
Charlottenburg, Berliner Strasse 172. Da im Interesse 
eives wirkungsvollen praktischen Unterrichts die Zahl 
der Teilnehmer auf 20 beschränkt werden muss, wird 
um rechtzeitige Anmeldung gebeten. Der Unterricht 
wird möglichst in den Vormittagsstunden abgehalten 
werden. 


— In den „Augsburger Neuesten Nachrichten“ 
wird folgende Mitteilung veröffentlicht: Vom Photo- 
graphengewerbe. Wir verweisen auf das heute im 
Anzeigenteil erscheinende Inserat der Photographen- 
pflichtinnurg, nach welchem sich diese gezwungen 
sicht, die Pıgise für Photographien den jetzigen Ver- 
hältnissen einigermassen anzupassen und so das 
Existenzminimum für ihre Mitglieder und Mitarbeiter 
sicherzustellen. Die Preise bewegen sich in sehr 
mässigen Grenzen, etwa das Achtfache des Friedens- 
preises.. Bei der Festsetzung wurde berücksichtigt, 
dass die Photographie zum Teil als Luxus angesehen 
wird und somit der Preissteigerung wie bei Gegen- 
ständen des täglichen Bedarfes, die das 15—25fache 
des Friedenspreises beträgt, nicht folgen kanu, ohne 
den Geschäftsgang der photographischen Geschäfte zum 
Teil labmzulegen. Gleichzeitig wird auf das häufig 
sehr unreelle Treiben der Vergrösserungsreisenden auf- 
merksam gemacht und ersucht, sich bei Beda'f an die 
ortsansässigen Pbotographen zu wenden, die in ihrem 
eigenen Interesse ihre Kundschaft gut und reell zu 
bedienen bestrebt sind. 


Für die Redaxtion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 


für den Anaeigenteil: Guido Karutz in 


alle a.S. Druck und Verlag von Wilbeim Kuapp in Halle a. S. 


_  PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J.P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotograpben. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE,. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE a.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein 7,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
der 5o mm breiten Spalte 75 Pf.; Stellenmarkt- und Gelegenheitsanzeigen mit bedeutender Preisermässigung. 


Anfragen und Aufträge an Wılhlelm Knapp in Halle a. S. (Fernspr.- Nr.: 6467, Postscheckkonto: Leipzig 214, 
Reichsbank - Girokonto). | 








Nr. 49. 


Mn nn nina mamma nn bear m Tunamamhnrann mm nn ann anna nn nn 
g. Dezember. 


1921. 














Aus der Werkstatt des Photographen., 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 


sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. Alle Einsender erhalten Honorar 
für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Gemäldeaufnahmen. 


Vor einiger Zeit wurde ich gebeten, grössere 
kirchliche Gemälde aufzunehmen. Dieselben 
befanden sich in einem vielfenstrigen niedrigen 
weissgetünchten Raume behufs Auffrischung 
sowie Herrichtens seitens eines Malers. Für die 
ersten Aufnahmen bat ich den Maler, der an- 
gab, bereits mehrere solcher Aufnahmen mit- 
gemacht zu haben (München und Würzburg), 
mir die Bilder entsprechend aufzustellen. Er 
selbst betrachtete sich die Bilder vom Kamera- 
stande aus sowie auf der Mattscheibe und 
meinte, die Wiedergabe müsse die richtige 
werden. Die Gemälde waren in der Nähe des 
Fensters aufgestellt, und man glaubte, jeglichen 
Widerschein vermieden zu baben. Doch mehrere 
Versuche versagten, indem nie die Zeichnung 
im Bilde vollständig klar zur Geltung kam und 
jedesmal deutliche Widerscheinstellen auftraten. 
Bei der gerade herrschenden Witterung konnte 
man auch vergleichsweise sonnigen oder be- 
wölkten Himmel benutzen, jedoch vergebens. 

Neue Versuche sollten angestellt werden, 
und da gerade der Maler verreist war, verlegte 
ich mich selbst auf Probieren, brachte die Bilder 
in die verschiedensten Stellungen unter Be- 
trachten der Wirkung auf der Mattscheibe und 
fand als beste Stellung, bei welcher tatsächlich 
die feinste Zeichnung in Lichtern und Schatten 
mit allen zarten Uebergängen auf der Matt- 
scheibe am klarsten kam, als die Gemälde 
3—4 m von den Fenstern entfernt im Winkel 
von etwa 10° gegen die Senkrechte zu den 
Fenstern abseits vom Lichte gestellt waren. 
Damit war jeglicher Widerschein der frisch 
gefirnissten Bildflächen voll gemieden. Dass 
Kamera bzw. Mattscheibe, erstere senkrecht zur 


Bildfläche, letztere gleichlaufend mit dieser be- 
hufs Meidung verzerrter Wiedergabe gerichtet 
sein müssen, ist eigentlich selbstverständlich. 


Einerseits musste bei dieser Aufstellung 
wesentlich länger als vorher belichtet werden, 
was ja an sich ein Vorteil ist, andererseits, da 
bei dieser Aufstellung das Objektiv leicht Seiten- 
licht erhält, muss solches sorgfältig mittels 
entsprechend aufgestellter Schirme abgehalten 
werden. Es waren 13: 18- Aufnahmen mit Busch- 
Bistelar, Blende F:ı6, helltrübe Witterung, Mai, 
mittags ı2—2 Uhr, Flavol- Gelbfilter, 600 Se- 
kunden Belichtung, Platten: Cappelli Ortho- 
spezial, Mailand, Bayer-Plattenfoıt, welche mir 
gerade bebufs Prüfung zur Verfügung standen. 
Entwickler: Metol-Hydrochinon ı:3, Soda. Erfolg 
so tadellos, dass der Maler selbst, als er sie 
staunend sah, sagte, so gute Wiedergaben von 
Gemälden seien ihm noch nicht zu Gesicht 
gekommen. 


Dieser Erfolg liess mich bald an eine weit 
schwierigere Aufgabe herantreten. Zur Be- 
arbeitung eines kunstgeschichtlichen Werkes 
sollten in einer Barockkirche Altäre mit ent- 
sprechenden alten Gemälden sowie die Decken- 
gemälde photographisch wiedergegeben werden. 
Erschwert wurde die Arbeit durch die grosse 
Lichtfülle, gegeben von hoben, rechts und links 
sowie im Chore rundum befindlichen zahlreichen 
Fenstern, obne Vorhänge, welch letztere eine 
gewisse Lichtregelung zugelassen hätten. 

Mein erstes war, wohl helle, jedoch von 
Sonnenschein freie Tage zur Arbeit zu wählen. 
Bedingung waren ferner orthochromatische licht- 
hoffreie Platten. Mit bestem Erfolge wählte 
ich Bayer - Plattenfort, Haufts - Ortbolichthoffrei 
und Cappelli - Orthospezial. Letztere, obwohl 


49 


400 


nicht lichthoffrei, sind von geringer Empfind- 
l'chkeit (etwa ı2 Scheiner) und mit sehr dicker 
Schicht gegossen. Als Objektive benutzte ich 
Busch -Bistelar und Steinheil- Ortbostigmat, bei 
beiden zur Aufnahme die kleinste Blende mit 
entsprechend langer Belichtung nebst Gelbscheibe 
Lifa Nr. 3. Eher zu lange belichten als zu 
kurz, bis auch die tiefsten Schatten gut durch- 
gearbeitet erscheinen, andernfalls die Zeichnung 
der immerhin dunklen Gemälde nicht heraus- 
kommt, ungefähr ı5— 20 Minuten. Anfang 
Oktober vormittags 10—ı Uhr, Himmel leicht 
bewölkt, ergab das Richtige. 

Das äusserst gefährliche Seitenlicht, welches 
alle Zeichnungen verwischen würde, auch das 
Einstellen stört, wurde fernpgehalten, indem 
an das Objektiv ein ungefähr 30 cm hoher 
Trichter, gefertigt ausinnen mit stumpfschwarzem 
Papiere ausgekleideter Pappe, dessen Winkel 
etwas grösser als der Objektivbildwinkel war, 
befestigt wurde. Das schwarze Tuch konnte 
über den Trichtermund hängend als Objektiv- 
deckel dienen. Entwickelt wurde mit Metol- 
Hydrochinon 1:3. Soda (nicht Metol-Hydrochinon 
ı:3 und Pottasche), und zwar so lange, bis 
auch die von den Kassettenreibern bedeckten 
— unbelichteten — Teile zu schleiern begannen, 
d. h. man sicher sein konnte, auch den leisesten 
Lichteindruck herausgeholt zu haben. Die 
Negative fallen dabei selbstredend zu dicht 
sowie überschleiert aus. Man muss daher mit 
verdünntem Farmerschen Abschwächer vor- 
sichtig so lange behandeln, bis das Negativ in 
allen Teilen vollkommen klar ist, sodann mit 
Sublimat verstärken und mit Ammoniak schwärzen. 
Kopiert habe ich auf Satrap-Aristo Glanz, welches 
die zartesten Eindrücke hervorragend bringt, 
wie überhaupt Chlorsilbergelatine - Auskopier- 
papier gegenüber Zelloidin- oder auch Entwick- 
lungspapieren weit hervorragt. 


Nun die Deckengemälde, darunter eine grosse, 
hohe, innen nicht beleuchtete und bemalte 
Kuppel. Auch bei letzterer gelang es, die Ge- 
mälde mit vollster Klarheit zu erhalten. Da 
mir nun irgendeine besondere Aufstellung für 
Kameras senkrecht nach oben nicht zu Gebote 
stand, half ich mir folgendermassen. An zwei 
gegenüberliegenden Seiten des Objektivrahmens 
am Apparate (Stirawand) bohrte ich mıt einem 
feinen Drillbohrer in Abständen von etwa 5—7 cm 
drei Löcher, in genau gleichen Abständen gleich 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


grosse Löcher in die Breitseiten zweier etwa 
60 cm langer, 3:6 cm im Geviert starken Holz- 
leisten. Werden durch Leisten und Apparat- 
rahmenlöcher genau passende Drabtstifte ge- 
steckt, so hat man den Apparat gewissermassen 
in einer Tragbahre bängend, mit Objektiv nach 
oben, Mattscheibe nach unten, welche man auf 
die geraden Lehnen zweier kräftiger hoher 
Stühle auflegt. 

Die weitere Handhabung dieser Anordnung 
ergibt sich von selbst. Wesentlich für sämt- 
liche Aufnahmen ist die streng gewissenhafte 
Handhabung der Wasserwage zur Wahrung der 
richtigen Zeichnung sowie der geraden bzw, 
gleichlaufenden Linien. 


Chemiker A. Cobenzl, Nussloch. 


Qualität des Wassers zum Ansetzen 
von Lösungen. 


Im allgemeinen empfiehlt sich für das An- 
setzen von Lösungen, und wird auch solches 
in der Regel vorgeschrieben, der Gebrauch von 
destilliertem Wasser. Bei der jetzigen Teuerung 
sucht man natürlich zu sparen, wo es irgend 
angebt, und man begnügt sich für viele Lö- 
sungen mit Wasserleitungswasser. Besser wäre 
jedenfalls Regenwasser, aber dieses steht uns 
nicht jederzeit und in genügender Menge zur 
Verfügung, man müsste dann für zweckmässige 
Sammelgefässe sorgen, und bei einem sehr 
dürren Sommer würden wir auch bier im Stich 
gelassen werden. Das Wasserleitungswasser 
kann auch genügen, sofern es eben möglichst 
rein ist, vor allem nicht zu starken Eisengehbalt 
besitzt (vgl. den Artikelim Jahrg. 1916, Nr. 73/74). 
Die Qualität des Leitungswassers ist aber sehr 
verschieden, je nach dem Befund der Wasser- 
quelle und je nach der Art der Röhrenleitung. 
Ein Eisengehalt kann uns beim Pyroentwickler 
farbige Niederschläge und damit Gelbschleier 
in der Negativschicht erzeugen. Durch längeres 
Stehenlassen, durch Aufkochen des Wassers 
lässt sich im übrigen die Qualität bessern. 
Jedenfalls sei man bei allen Rezepten, in denen 
destilliertes Wasser besonders vorgeschrieben 
ist, mit der Verwendung gewöhnlichen Leitungs- 
wassers bedachtsam. Bei einem Abkochen ist 
allerdings in Erwägung zu ziehen, dass heutigen- 
tags alle Heizquellen auch sehr teuer kommen, 
und ob es nicht vorteilhafter ist, lieber ein- 
wandfreies destilliertes Wasser zu beschaffen. 





Aus dem Reeht der Gewerbesteuer. 


Von Steuersyndikus Dr. jur. et rer. pol. Brönner, Berlin Wo. 


Nachdem deu Gemeinden durch die Reichsein- 
kommensteuer die wichtigste ihrer selbständigen Ein- 
nahmequellen genommen und nachdem gleichzeitig ins- 
besondere in vorwiegend industriell zusammengesetzten 
Kommunen der Etat durch den Krieg und seine Folgen 


[Nachdruck verboten.) 

lawinenartig angewachsen war, wurde die Gewerbe- 
steuer diejenige Einnahmequelle, die man wegen ‘der 
scheinbar besonderen Leistungsfähigkeit der ihr unter- 
worfenen Steuerpflichtigen dazu benutzte, um alle die 
entstandenen Lücken auszufüllen. Dass dieGewerbe.- 





steuer bereits bis zu 25 0, ja bis zu 40 0/0 des 
gesamten Geschäftsgewinnes selbst bei aus 
schliesslicher Veranlagung nach dem Ertrag wegsteuert, 
ist keine Seltenheit mehr. Noch härter wird es vielfach 
empfunden, dass die Gewerbesteuer unter Zugrunde- 
legung des Anlagekapitals selbst dann zur Erhebung 
gelangt, wenn eihı Geschäftsgewinn überhaupt nicht 
vorliegt, das betreffende Unternehmen vielmehr mit 
einem Verlust abgeschossen hat. Allgemein wird der 
Auffassung Ausdruck gegeben, dass der derzeitige Rechts- 
zustand ein uhhaltbarer ist und dass er dringend einer 
Aenderting, eventuell einer reichsgesetzlichen Regelung 
bedarf. Es ist heute so, dass sich immerhin mittels 
grosse Industriebetriebe in Landgemeinden vorfinden, 
die eine Gewerbesteuer überhaupt nicht kennen, während 
gleich grosse Unterrehmen derselben Branche in In- 
dustriebezirken die Lasten der Gewerbesteuer kaum zu 
tragen vermögen. 


Zur Klärung des Rechtes der Gewerbesteuer muss 
man sich vergegenwärtigen, dass es sich bei ihr um 
eine Realsteuer handelt, die dem Gemeinwesen 
gleichsam ein Entgelt für die besondere In- 
anspruchnahme seiner Einrichtungen gewähren 
soll. Ein Bergwerk, ein Steinbruch od. dgl. führen zu 
einer wesentlich stärkeren Abnutzung der Zufahrt- 
stıassen, zu einer grösseren Belastung der Armenfürsorge, 
als etwa die Tätigkeit eines Arztes oder Rechtsanwalts. 
Die heute in der Gewerbesteuer auftauchenden Schwierig- 
keiten haben nicht zuletzt hierin ihren Ursprung. Es 
wird nicht zu vermeiden sein, dass für die Gewerbe- 
steuer andere Merkmale als lediglich der Geschäftsertrag 
massgebend sind, und eine Besteuerung ohne Rücksicht 
auf das Vorliegen eines Geschäftsgewinnes wird von 
dem Steuerpflichtigen immer als eine ungerechtfertigte 
Härte empfunden. 

Die für Preussen durch das Gesetz vom 24. Juni 
1896 geregelte Gewerbesteuer war früher auch Staats- 
steuer. Erst seit dem ı. April igos ist sie ausschliess- 
lich den Gemeinden zur Ausnutzung übergeben; 
lediglich die Veranlagung wurde dem Staat vorbehalten. 
Im übrigen haben die Gemeinden die Möglichkeit, die 
Gewerbesteuer nicht auf Grund der staatlichen Ver- 
anlagung zu erheben; sie können durch Steuerordnungen 
abweichende Gewerbesteuern beschliessen. 

Der rechtzeitigen Nachprüfung von Steueryeran- 
lagungen wird oft nicht die notwendige Aufmerksanıkeit 
geschenkt. Dies führt gerade bei der Gewerbesteuer, 
bei welcher viele Firmen sich, statt eine Steuererklärung 
abzugeben, einschätzen lassen, zu unerwünschten Ueber- 
raschungen. Der Kaufmann, dem der staatliche Steuer- 
satz ohne Nachprüfung niedrig erscheinen mochte und 
der deshalb die Rechtsmittelfrist versäumt, kann gegeh 
die später auf Grund der staatlichen Veranlagung 
eventuell soo prozentige oder höhere Gewerbesteuer 
wegen der Höhe des staatlich veranlagten 
Steuersatzes Einspruch nicht mehr einlegen. 
Es ist deshalb notwendig, bereits die staatliche Ver- 
anlagung auf Ihre Richtigkeit sorgfältig zu prüfen, 

Nach der Rechtsprechung des Oberverwaltungs- 
gerichts ist als Gewerbebetrieb anzusehen: „Jede 


mit der Absicht auf Gewinnerzielung unternommene 
selbständige, berufsmäsige und erlaubte Tätigkeit, 
welche sich als Beteiligung am allgemeinen wirtschaft- 
lichen Verkehr darstellt.“ Der Gewerbesteuer unter- 
liegen hiernach unter anderem Agenten, die selbständig 
sind und von ihrer Firma lediglich eine Provision er: 
halten, Makler, Geldverleiher, dagegen nicht die An- 
gehörigen der freien Berufe. 

Neben der Berechnung der Gewerbesteuer nach 
dem Reinertrag kommt diejenige nach der Höhe 
des Anlage- und Betriebskapitals in Betracht. Da 
bei der Gewerbesteuer nicht die Person, sondern das 
Geschäft als solches getroffen wird, ergibt sich die Not: 
wendigkeit, dass bei der Bemessung des Anlage- und 
Betriebskapitals dauernd dem Betrieb gewidmete Passiva 
nicht in Abzug gebracht werden können. 

Alle Steuerpflichtigen eines jeden Veranlagungs- 
bezirkes werden in vier Klassen eingeteilt, dabei ist, 
wie die folgende Zusammenstellung ergibt, sowohl die 
Höhe des Anlage- und Betriebskapitals, als auch die 
Höhe des Geschäftsgewinnes massgebend. Zur Klasse I 
gehören die Betriebe mit einem jährlichen Ertrage von 
50000 Mk. und mehr oder mit einem Anlage- und Be- 
triebskapital von ı Mill.Mk, oder mehr. Zur Klasse Ii 
gehören die Betriebe mit einem Ertrage von weniger 
als 50000 Mk. abwärts bis 20000 Mk. oder mit einem 
Anlage- und Betriebskapital von ı Mill. Mk. abwärts 
bis 150000 Mk. Zur Klasse III gehören die Betriebe 
mit weniger als 20000 Mk. Ertrag abwärts bis zu 
4000 Mk. oder mit einem Anlage- und Betriebskapital 
von 150000 Mk. abwärts bis 30000 Mk. Zur Klasse IV 
gehören endlich die Betriebe mit weniger als 4000 Mk. 
Ertrag abwärts bis I5So0 Mk. oder mit einem Anlage- 
und Betriebskapital von weniger als 30000 Mk. abwärts 
bis 3000 Mk. Wer weniger als I500oMk. Ertrag oder 
weniger als 3000 Mk. Anlage- und Betriebskapital hat, 
bleibt von der Gewerbesteuer gänzlich verschont. Der 
sogenannte Mittelsatz beträgt in: 

Klasse II== 300 Mk., 
„ UHI= 80 „ 
„ IV=. 16 „ 

In Klasse I gibt es keinen Mittelsatz, vielmelir be: 
trägt hier der Gewerbesteuersatz I 0/g des Ertrages. Die 
weitere Berechnung der auf die Klassen entfallendetiı 
Steuersätze im einzelnen darzulegen, würde hier zuweit 
führen. 

Die Ermittlung des gewerblichen Ertrages 
hat unter Berücksichtigung folgender Grundsätze zu 
geschehen; Während für die Einkommensteuern als 
Schuldzinsen die Zinsen von Hypotbekenschulden und 
Geschäftsschulden abzugsfähig sind, ist dies für die 
Gewerbesteuer ausgeschlossen. Dass Haushaltungs- 
kosten und Ausgaben für Geschäftserweiterungen und 
Verbesserungen nicht abgezogen werden dürfen, sei der 
Vollständigkeit halber erwähnt. Vielfach nicht beachtet 
wird die Vorschrift, dass für die Gewerbesteuer der Miet. 
wert der dem Gewerbetreibeuden selbst eigentümlich 
gehörigen Räume nicht abzugsfähig ist. Anders ist die 
Rechtslage, wenn es sich um angemietete Räumlich- 
keiten handelt. 


49" 





Bei derjenigen Betrieben, die sich über 
mehrere Kommunalbezirke erstrecken, hat eine 
Zerlegung der Gewerbesteuer stattzufinden. 
welche als Betriebsorte in Betracht kommen, d.h. in 
denen das Gewerbe nicht bloss vorübergehend, sondern 
dauernd ausgeübt wird, erhalten anteilsmässige Steuer- 
zuweisungen. Dabei wird der Ort, in dem sich der 
Sitz der Geschäftsleitung befindet, ein sogenanntes 
Voraus von mindestens einem Zehntel des Gesamt- 
ertrages erhalten müssen. Ist-ein Geschäftsertrag über- 
haupt nicht erzielt, so wird der Steuersatz im Verhältnis 
des Anlage- und Betriebskapitals verteilt. In anderen 
Fällen bilden die Gehälter und Löhne den geeigneten 
Massstab, 

Von besonderem Wert ist die Kenntnis der -Be- 
stimmung des $13 des Reichseinkommensteuergesetzes, 
auf Grund dessen es im Gegensatz zur früheren preussi- 
schen Staatseinkommensteuer möglich ist, vom steuer- 
pflichtigen Einkommen nicht nur die Gewerbesteuer in 
ihrer staatlich veranlagten Höhein Abzugzubringen, 
sondern den gesamten veranlagten Betrag, ein- 
schliesslich der kommunalen Zuschläge. Die 
Bestimmungen des $5g9a der Novelle vom 24. März d.'J., 
die den steuerfreien Erneuerungsfonds behandeln, 
kommen für das Recht der Gewerbesteuer nicht in Be- 
tracht, und in der Bilanz einkommensteuerfrei ein- 
gesetzte Erneuerungskonten sind für die Gewerbesteuer 
dem Geschäftsgewinn zuzuschlagen. 

Von besonderem Interesse dürften die soeben vom 
Reichsfinanzminister vorgeschlagenen Höchstbelastungs- 
grenzen bei der Gewerbesteuer sein. Die Landesfinanz- 








Alle Orte, . 


N 


ämter haben von der ihnen auf Grund des 8 5 des 
Landessteuergesetzes zustehenden Befugnis, wegen der 
Höhe der Steuergesetze Einspruch einzulegen, für das 
Rechnungsjahr 1920 keinen Gebrauch gemacht. Mit 
Rücksicht auf die überwiegenden Interessen der Reichs- 
finanzen hat der Reichsfinanzminister für die Zukunft 
folgende Einschränkungen vorgesehen. Gegen Steuer- 
beschlüsse, die im Ergebnis nicht über ı5oo Mk. v.H. 
der staatlichen Gewerbesteuersätze hinausgehen, werden 
Einsprüche aus $ 5 des Landessteuergesetzes überhaupf 
nicht erhoben. Ueber Steuerbeschlüsse, die über I500, 
aber nicht über 2500 v. H. der staatlichen Sätze hinaus- 
gehen, entscheiden die Landesfinanzämter im Ein- 
spruchsverfahren selbständig. Industriegemeinden mit 
überwiegender Arbeiterbevölkerung sind dabei derart zu 
berücksichtigen, dass der Einspruch zurückzunehmen 
ist, wenn eine Prüfung der Unterlagen ergibt, dass die 
ausserordentliche Anspannung der Gewerbesteuer zur 
Herstellung des Gleichgewichts im Gemeindehaushalte 
notwendig ist. Ueber Steuerbeschlüsse, die 2500v. H. der 
staatlichen Sätze überschreiten, haben die Landesfinanz- 
ämter nach Einlegung des Einspruchs unter Darlegung 
des Sachverhalts au den Reichsminister der Finanzen 
zu berichten. Die Entscheidung im Einzelfalle behält 
sich der Reichsminister der Finanzen vor. Dass die 
vorstehenden Bestimmungen, die immer mehr nach 
einer für alle Beteiligten gerechten Neuordnung drän- 
genden Fragen der Gewerbesteuer ganz unvollkommen 
und provisorisch regeln würden, bedarf kaum näherer 
Begründung. 


— re BEE SDEREGENEIEL BERNER | 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der am Donnerstag zum Versand 


kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereiusberichteu sind nur Auszüge einzusenden. 


Für die Nachrichten übernimmt 


die Redaktion keine Verantwortung. 


Photographiseher Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2, Amt Uhland 6206. 
— Geschäftsstelle und Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser- Wilhelm -Platz 2, Amt Stephan 4480. — Biblio- 
thek: Fräulein Pflug, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz6. Amt 
Lützow 1224. — Sterbekasse des C. V. und Diplomkommission: 

Frangols Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ır. 

Bericht über die ordentliche Sitzung 


vom g. November, 8 Uhr abends, in den „Kammersälen“. 


Der Vorsitzende, Herr Lüpke, begrüsst in dieser 
ersten Sitzung nach den Sommerferien die zahlreich 
erschienenen Mitglieder und Gäste und gibt eine 
grosse Zahl Eingänge bekannt. Es folgt ein kurzer 
Bericht über den Central-Verbandstag unter Hinweis 
auf die Veröffentlichungen in der „Photogr. Chronik“. 
Ueber die Anregung des Herrn Kuzelowsky, in 
diesem Winter Lehrkurse abzuhalten, findet eine kurze 
Aussprache statt. Der Vorsitzende widmet hierauf dem 
verstorbenen früheren Vorstandsmitgliede Wilhelm 
Hoffschild einen herzlichen Nachruf. Zum An- 
denken an den früh Vollendeten haben sich die Ver- 
sammelten von den Plätzen erhoben. Für Vereins- 


sitzungen in der Saison 1921/22 sind vorläufig folgende 
Tage belegt: 8. Dezember, 12. Januar, 9. Februar, 
9. März, 20. April, ıır. Mai, 8. Juni. An Fräulein 
Boehm, i. Fa. Becker & Maass in Berlin, richtete 
der Vorsitzende zum 25jährigen Geschäftsjubiläum 
herzliche Glückwünsche, desgleichen gedachte er des 
Jubiläums der Chemischen Fabrik auf Aktien (Schering) 
in Berlin, 

Den Vortrag des Abends hält Herr Dr. Deimer 
über Kunstlichtpapiere im allgemeinen und im be- 
sonderen diejenigen der Firma Gustav Schaeuffelen 
in Heilbronn. Unter Hervorheben, dass jedes Fabrikat 
besondere Vorzüge bei der Verarbeitung zeige, erläutert 
der Vortragende die verschiedenen Heıstellungsphasen, 
ausgehend vom Emulsionieren, und lässt seinen Vor- 
trag in dem Rat ausklingen, systematisch zu arbeiten, 
die Kunstlichtpapiere richtig zu belichten und alles 
belichtete Silbersalz zu entwickeln. Die herumgereichten 
Proben „Palabrom“ und anderer Erzeugnisse von 
Schaeuffelen erbringen den Beweis (wenn er über- 
haupt noch erbracht werden müsste), dass_von dieser 
Firma ausgezeichnete Kunstlichtpapiere auf den Markt 
gebracht werden, deren Lagerfähigkeit ebenfalls erhöht 





sein soll. Unterstützt wurde der Verlag durch eine 
Bilderkollektion. 

Im zweiten Teil des Abends wird Herr Grieser 
zum Vorsitzenden eines Vergnügungsausschusses ge- 
wählt,” dem die Aufgabe obliegen soll, geselli ge 
Abende zu veranstalten. Den nächsten Punkt der 
Tagesordnung bildet die Berichterstattung über die 
Jahresausstellung „Berliner Photographie“ und die In- 
dustrieschan, die beide im Monat Oktober statt- 
gefunden haben. Das Referat gab der Vorsitzende, Herr 
Lüpke. Im Laufe der von den Herren Fritz Hansen 
und Binder hervorgerufenen Diskussion kommt es zu 
einer lebhaften Auseinandersetzung zwischen den beiden 
Herren auf der einen Seite und andererseits den 
Herren Bödecker, Ranft, Titzenthaler, Tiede- 
mann, Lüpke, Professor Mente, Conrad usw, 
an deren Schluss die Versammlung nachstehende, von 
Herrn Titzenthaler eingebrachte Resolution gegen 
zwei Stimmen fasst: Die Versammlung drückt dem 
Ausstellungsausschuss, insbesondere Herrn Artur 
Ranft, für die mit grosser Mühewaltung im Namen 
des Photographischen Vereins zu Berlin zustande 
gekommenen photographischen Ausstellungen im 
Oktober 1921 ihren Dank aus. 

Mit Dankesworten an die Anwesenden verkündet 
der Vorsitzende den Schluss der Versammlung ı1!/, Uhr. 


Ranft, 
I. Schriftführer. 


Johannes Lüpke, 
I. Vorsitzender. 


u a KU u 
Sächsischer Photographen "Bund. 


Als neues Mitglied war gemeldet: 
Herr Photograph Rudolf Müller, 
-Gärtnerstrasse 30. 


Rochlitz i. Sa,, 
— rd 


Photographen- Zwangsinnung 
des Kammerbezirks Karlsruhe. 


Bericht über die Pflichtversammlung am 25. Oktober. 


Von 79 Mitgliedern sind 64 anwesend. 7 Mit- 
glieder sind entschuldigt, 8 Mitglieder müssen nach $ 22 
behandelt werden. Obermeister Lohmüller eröffnete 
und begrüsste die Versammlung, besonders die Herren 
Rechtsrat Friedrich von der Aufsichtsbehörde, Spall 
von der Handwerkskammer, sowie Professor Schmidt- 
Karlsruhe, dankt für seine Wahl zum Obermeister und 
verspricht, alles einzusetzen, um geordnete Zustände 
zum Wohie des Ganzet herbeizuführen. Nach Ver- 
lesung und Genehmigung des letzten Protokolls durch 
Schriftführer Hirsch wurden die Eingänge vom Vor- 
sitzenden behandelt, insbesondere ein Schriftwechsel 
mit dem Ministerium und der Handwerkskammer, 
bezüglich der Wander- und Schulphotographen. Die 
gegebenen Anweisungen des Ministeriums an die 
einzelnen Schulvorstände waren befriedigend. Zur Be- 
teiligung an der Gewerbeschau in München 1922 
wurden die Mitglieder aufmerksam gemacht. 

Weiterhin gab der Vorsitzende ein Preisangebot 
einer Schleuderkonkurrenz bekannt und machte die 
Karlsruher Kollegen auf ein von der Handwerkskammer 


PHOTOGKAPEISCHE CHRONIK, 






bekanntgegebenes Vermächtniserträgnis, sowie auf die 
Verleihung eines Stipendiums aus der Kaiser- Friedrich: 
Stiftung aufmerksam. Die von Kollege Notton vor- 
gelegte Musterkarte aus Metz als Ausweis für Innungs- 
mitglieder soll dem Landesverband zur Weiterbehand- 
lung überwiesen werden. 

Ferner kam der von der Tarifkommission in Ge- 
meinschaft mit dem Gehilfenausschuss entworfene 
Tarifvertrag zur Erörterung. Aus der Versammlung 
wurde eine Kommission gewählt, welche berechtigt ist, 
bindende Abmachungen zu treffen. Dieselbe Besteht 
aus den Kollegen Hirsch, Schmeiser und Frau 
Hermann; seitens der Arbeitnehmer den Herren 
Lang, Binder und Jäger; unparteiischer Vor- 
sitzender ist Herr Spall von der Handwerkskammer. 
Eine längere Diskussion entstand über einen Antrag 
auf Abänderung der $8$ 1o und 22. Hier wurde be- 
schlossen, in Gemeinschaft mit der Handwerkskammer 
bei der Reichsbehörde dahin zu wirken, dass die in 
Betracht kommenden Paragraphen geändert werden. 

Folgender Haushaltungsplan kam zur Verlesung 
und wurde genehmigt: 


Handnaltotsn 
vom I. Januar 1922 bis ı. Januar 1923. 
Einnahmen. 
Kassenvorrat . . .. a . 1200 Mk,, 
Mitgliederbeiträge, 16% 60 nn 3 . 4560 „ 
R nr für Gehilfen 25X 10. 250 ,„ 
a „ Lehrlinge 253X8 200 „ 
Strafgelder .. .. %-..4 - & 2 3 350 „ 
Summa 6380 Mk. 
Ausgaben, 
Drucksachen, Schreibmaterial usw. . . 600 Mk, 
Beitrag für den C.V. 76Xı2 . . . , 912 „ 
Fachpresse, Inserate usw. („Phot. Chronik“ 
76xX23 = 1748) Mk.) , 2000 „ 
Entschädigung für den Obermeister. , 300 Mk., 
e »  » Schriftführer 
und Kassierer A 180 Mk... . . » . 360 „ 
Fahrten, Tagegelder, Central-Verbands- 
tagung usw. oa I0o0o0 ,„ 
Unvorkerreckeis ' Br eg 500 „ 
Portoauslagen, Telephon usw. . . » 400 ,„ 
Unbejbringbar . 300 „ 





Einnahmen . . . . . 6380 Mk,, 
Ausgaben - 6372 „ ER 
Ueberschuss 0 8 Mk. 


Es wurde beschlossen, die Mindestpreisliste vom 
1. Juni vorläufig um 33!/, %9 zu erhöhen. Zur Neu- 
bearbeitung einer zeitgemässen Preisliste wurde folgende 
Kommission festgesetzt: Der Gesamtvorstand sowie 
ferner die Kollegen Schmeiser, Umhauer, Fries- 
länder, Ohler, Stumpf, Fiedler und Bohner. 


Der beabsichtigte Vortrag des Herrn Professor 
Schmidt konnte leider nicht mehr stattfinden, da die 
Zeit schon zu weit vorgeschritten war. Von Herrn 
Professor Schmidt wurde angeregt, jeden Monat eine 


404 








gesellige Zusammenkunft stattfinden zu lassen, um so 
den Kollegen Gelegenheit zu geben, sich über Berufs- 
fragen auszusprechen und sich gegenseitig näherzu- 
treten. Die Leonarwerke hatten in dankenswerter 
Weise eine reichhaltige Schaustellung ihrer Papiere 
veranstaltet, und wurde von seiten der Kollegen reich- 
lich durch Bestellung Gebrauch davon gemacht. Um 
5 Uhr schliesst der Obermeister die Versammlung und 
wünscht den Mitgliedern ein gutes Weihnachtsgeschäft 
und ein frohes Wiedersehen im neuen Jahre. 


A. Lohmüller, Max Hirsch, 
Obermeister. Schriftführer. 


Der Tarifausschuss unserer Zwangsinnung hat 
folgenden Tarifvertrag zwischen der Photographen- 
Zwatigsinnung Karlsruhe und dem Verein photo- 
graphischer Mitarbeiter Karlsruhe vereinbart: 


$ı1. Arbeitszeit, 


a) Die tägliche Arbeitszeit beträgt 8 Stundeiı. Sie 
fällt in die Zeit zwischen 8 Uhr vormittags und 6 Uhr 
nachmittags. 

b) Arbeiten züu anderer Zeit werden als Ueber- 
stunden nach 84 bezahlt. 

c) Notwendige Ueberstunden, sowie die gesetzlich 
erlaubten Arbeiten an den Sonn- und Feiertagen und 
ah den vier Adventsonntagen müssen auf Verlangen 
des Arbeitgebers ausgeführt werden. 

d) Der Gehilfe ist verpflichtet, die Arbeitszeit pünkt- 
lich zu beginnen und richtig einzubalten. Sämtliche 
ibm übertragenen Arbeiten müssen in angemessener 
Zeit sorgfältig und nach bestem Können ausgeführt 
werden. 

e) Im allgemeinen hat der Gehilfe die Arbeiten zu 
verrichten, für welche er eingestellt ist. In Ausnahme- 
fällen imuss er aber auch andere photograpbische 
Arbeiten erledigen, die auszufübren er in der Lage ist. 


32. Gehalt. 


Tarifklasse I, 

4) Geschäftsleiter in Geschäften, deren Inhabet 
hicht gelernter Photograph ist, im Monat 2000 — 3000 Mk. 

b) Technische Leiter, I. Operateure, im Monat 
1800 Mk. 

c) Maler und I. Retuscheure für Üel, Pastell, 
Aquarell und grosse Sachen auf allen Papieren, im Monat 
1,00 Mk. 

Tarifklasse Il. 

a) Selbständige Leiter von kleinen Geschäften und 
Filialleiter, im Monat 1500 — 1700 Mk, 

b) Operateure für alle Aufnahmen in und ausser 
dem Hause, Vergrössern in allen Verfahren, sämtliche 
Laboratoriunisarbeiten, im Monat i300 — 1500 Mk. 

c) Retuscheure für Negativ und Positiv, grosse 
Sachen in allen Verfahren, leichte farbige Sachen, imı 
Monat I3c0 — 1400 Mk. 

d) Kopierer für alle Papiere und Verfahren, sämt- 
liche Laboratoriumsatbeiten, im Monat IIOoo— 1300 Mk. 

e) Gehilfen für alle Arbeiten der Klasse II im 
Monat 13C2— ısoo Mk. 


PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Tarifklasse III. 

a) Operateure für vertretungsweise Aufnahmen in 
und ausser dem Hause, Vergrössern, sämtliche Labora- 
toriumsarbeiten, im Monat 1200— 1300 Mk. | 

b) Retuscheure für Negativ- und Positivretusche 
bis 18:24 cm Grösse, sowie Vorarbeiten an Vergrösse- 
rungen, im Monat ioso Mk. 

c) Laboranten für Vergrösserungen in allen Ver- 
fahren auf Platten und Papieren, sämtliche Labora- 
toriumsarbeiten, im Monat 1000 Mk. 

d) Kopierer für einfachere Arbeiten, Gaslicht- ind 
Bromsilberdrucker im Monat 90bo— 1000 Mk. 

Tarifklasse IV. 

a) Empfangsdame für Empfang, 
Korrespondenz, kleine Retusche, eventuell 
Sprachen, im Monat Iooo Mk. 

b) Empfangsdamen für kleine Positivretusche, Emp- 
fang und Schreibarbeiten, im Monat goo Mk. 

c) Empfangsdamen nur für Empfang und einfache 
Schreibarbeiten, im Monat 750 Mk. 


Tarifklasse V. 

Gehilfen nach abgelegter Gehilfenprüfung: 

Im ı. Gehilfenjahr . im Monat 450—600 Mk., 

Me} 600— 800 „ 

n 3 1) Bu » „ 800 — 950 „ 

S 3. Sonntagsarbeit. 

a) Angestellte dürfen an Sonntagen nur für Auf- 
nahme und Empfang innerhalb der gesetzlich fest- 
gesetzten Zeit beschäftigt werden. Den Angestellten 
ist für die Sonntagsarbeit die gleiche Zeit an einem 
Tage der Woche freizugeben. 

b) Für die Arbeit an den vier Adventsonntagen 
wird mit Ausnahme von Aufnahmen ein Zuschlag von 
25 0%/o bezahlt. 


Buchführüng, 
fremde 


» so .. » „ 


& 4. Veberstunden. 


Ueberstunden werden 
bis 10 Uhr abends mit 25 On 
» I2 „ nachts „ So y 
nach ı2 „ s » 100 „ 
Zuschlag bezahlt. Ueberstunden sind, wenn möglich, 
vor Io Uhr vormittags anzuordnen, 


$5. Kündigung. 

a) Die Kündigung ist beiderseits eine I4tägige 
und hat amı Zaliltage zu erfolgen, 

b) Innerhalb der Kündigungszeit steht dem Ge- 
hilfen eine freie Zeit von insgesamt 8 Stunden zum 
Aufsuchen anderer Stellung zu. Für diese 8 Stunden 
erfolgt kein Lohnabzug. Det Urlaub ist vorher nach- 
zusuchen. 

c) Mit Personal in gehobener Stellung können 
läugere Kündigungsfristen vereinbart werden. 

#6. Entschädigungspflichtige Dienst- 

verhinderung ($ 616, BGB.). 

Für die Erfüllung der staatlichen, behördlichen 
und ähnlichen Pflichten wird, soweit dafür keine Ge- 
hühren bezahlt werden und die Erfüllung sich nicht 
ausserhalb der Arbeitszeit erledigen lässt, bis zu 
3 Stunden kein Lohnabzug gemacht. Bei nachweisbar 
längerer Verhinderung ist auch diese Zeit zu bezahlen: 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


405 








87. Ferien. 

Unter Zahlung des Gehaltes werden Ferien gewährt 
nach ı Jahr Tätigkeit im gleichen Geschäfte ı Woche, 
nach jedem weiteren Jahr steigend um 2 Tage bis zur 
Gesamtdauer von 14 Tagen. 


88. Allgemeine Bestimmungen. 
Das Arbeitsmaterial ist — mit Ausnahme der Pinsel 
und Schabemesser — vom Arbeitgeber zu beschaffen. 


89. Vertrauensmänner. 
Die Anerkennung von Vertrauensleuten der Ge- 
hilfenschaft in den Ateliers wird der gesetzlichen 
Regelung überlassen. 


$ 10. Tarifausschuss. 

Zur Durchführung und Beaufsichtigung des Tarifes 
und Regelung aller aus ihm entstehenden Streitigkeiten 
wird ein Tarifausschuss gebildet. Er setzt sich zu- 
sammen aus drei Vertretern der Arbeitgeber und (drei 
Vertretern der Arbeitnehmer, sowie einen unparteiischen 
Vorsitzenden. Seine Beschlüsse sind für beide Parteien 
verbindlich. Bei der Wahl des Tarifausschusses sind 
gleichzeitig Stellvertreter zu wählen. Die Wahl gilt 
für die Dauer des Tarifes. 


$ ı1. Dauer des Tarifes. 

Der Tarif gilt für ı Jahr. Wird derselbe nicht 
3 Monate vor Ablauf von einer Seite gekündigt, gilt 
er stillschweigend auf ein weiteres Jahr verlängert. 
Die Geltungsdauer beginnt am ı. Oktober 1921. Ge- 
nehmigt am 4. November 1921. 

Entsprechend den $$ 23 und 3 unserer Satzungen 
wurde durch den Vorstand unter Mitwirkung des Ge- 
hilfenansschusses (gemäss $$ ıg und 32) obiger Tarif- 
vertrag entworfen, von der ordentlichen Innungsver- 
sammlung am 25. Oktober 1921 geprüft und genehmigt 
und nach $8$ 35 und 4ı obigem Tarifausschuss zur 
endgültigen Festsetzung übergeben. Unter Hinweis 
auf $ 10, Abs, I, werden diejenigen Innungsmitglieder, 
die eine oder mehrere Hilfskräfte beschäftigen, ersucht, 
diesen Tarifvertrag an geeigneter Stelle im Arbeitsraum 
aufzuhängen. 

Karlsruhe, den ı5. November 1921. 


Der Vorstand der Photographeu- 
Zwangsinnung des Kammerbezirks Karlsruhe, 


A. Lohmüller, Obermeister. 


—ıL It 


Vereinigung der Fachphotographen 
für den Handwerkskammerbezirk Mann- 
heim, E.V. 

In einer am Montag, den 28. November, abends 
8 Uhr, gut besuchten Versammlung von Kollegen aus 
Mannheim, Heidelberg und Wiesloch wurde beschlossen, 
auf unsere am ı. November festgesetzten Mindestpreise 
(siehe diese Zeitschrift Nr. 47) 25 %0 Teuerungszuschlag 
mit sofortiger Wirkung zuzurechnen. Nur die Preise 
für Passbilder bleiben bestehen. 


Franz Beer, ]. Vorsitzender. 
09H 


Ateliernaehriehten. 

Elberfeld. C. Fleischhacker eröffnete Herzog- 
strasse 25, I, ein Heimatelier für bildmässige Photo- 
graphie. 

Kattowitz (O.-Schl). Die Firma „Fotografie 
American, Inh. Adolf Nathan“, ist erloschen. 


um 4 TA m) 


| Personalien. 
Gestorben sind die Photographen WilliPrimbs- 
Heidingsfeld, 4 Jahre alt, und Ferdinand Wer- 
zinger sen, Baden-Baden, im 74. Lebensjahre. 


er 


Aus Industrie und Handel. 

Die Perutz-Perorto-Antihalo-Braunsiegel:- 
platte. Die Parbenempfindlichkeit der Braunsiegel- 
platte entspricht der bekannten Perutz -'Perorta- 
platte, sie ist vornehmlich gelb- und grünempfindlich 
und kann somit für alle möglichen Aufnahmen ver- 
wendet werden, bei denen die Wiedergabe der richtigen 
Tonwerte verlangt wird. Die Lichtempfindlichkeit ist 
eine solche, dass die Platte unbedenklich für alle Per- 
sonenaufnahmen im Zimmer oder im Glashaus benutzt 
werden kann, gleichzeitig aber auch im grellsten Frei- 
licht nicht versagt, weil sie vermöge ihrer eigenartigen 
Präparation nicht verflacht, sondern die reichste Ton- 
abstufung mit Sicherheit wiederzugeben erlaubt. Die 
Lichthoffreiheit — soweit solche überhaupt von einer 
Platte aus technischen Gründen erwartet werden kann — 
ist nicht allein eine wertvolle Zugabe, sondern sie trägt 
auch wesentlich dazu bei, die Abstufung bis in die 
höchsten Lichter, auch bei reichlicher Ueberlichtung, 
vorzüglich zu erhalten. Was sich die Braunsiegelplatte 
überhaupt an Ueberlichtung bieten lässt, zeigt folgen- 
der Versuch: Aufnahmen im Zimmer, die mit 3—5 Se- 
kunden Belichtungszeit normale Negative ergaben, 
wurden gleichzeitig ı Minute belichtet, und das Ergebnis 
war so, dass man noch immer von einem Negativ mit 
guter Abstufung sprechen konnte, wobei die Korrektur- 
möglichkeiten noch lange nicht erschöpfend heran- 
gezogen waren. Die hohen Lichter sassen noch, keine 
Flauheit, kein unbrauchbares Negativ. Der Licht- 
bildner kann kaum noch in die Lage kommen, mit 
dieser Platte ein Negativ wegen Ueberlichtung ver- 
werfen zu müssen. Die Braunsiegelplatte zeigt bei 
Unterbelichtung immer noch einen gewissen Schmelz, 
der das Fehleu der Mitteltöne nicht so leicht auf- 
kommen lässt. Unsere deutsche Trockenplattenindustrie 
steht sicher auf einer achtunggebietenden Höhe. Ihre 
Erzeugnisse können allen Bedürfnissen gerecht werden, 
Die Braunsiegelplatte stellt jedenfalls eine Qualitätsplatte 


ersten Ranges dar. 
-I»EIrt- 


Kleine Mitteilungen. 


— Geschäftsjubiläum. Herr Phoiograph 
Franz Ress-Freising beging das 5ojährige Bestehen 


‚406 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





seines Geschäfts, — Die Herren Wilh. Radecke- 
Hildesheim und M. Rupricht-Koblenz konnten auf 
das 25 jährige Bestehen ihres Ateliers zurückblicken. 

— Frankfurt a. M. Die Gehilfenprüfung im 
Photographenhandwerk bestanden: Dagmar Berg, 
Erna Lüring, Harry Fuld und Karl Krebs. 

— Schnelltrocknen von Photoplatten. Die 
Anwendung von Wärme zum raschen Trocknen von 
Platten kann als einfachstes, aber auch gleichzeitig als 
ziemlich gewagtes Mittel gelten. Man riskiert doch 
nur allzu leicht ein Abfliessen oder sonstiges Lädieren 
der Gelatineschicht. In „The British Journal of Photo- 
graphy“ erwähnt ein Photograph eine sehr einfache 
Arbeitsweise, die es ermöglicht, Platten ohne weitere 
Vorsichtsmassregeln, wie Härtung der Schicht usw., 
bei grosser Wärme schnellstens zum Trocknen zu 
bringen. Die aus dem letzten Waschwasser gehobenen 
Platten werden auf der Glasseite mit einem Lappen 
trockengewischt und auf der Schichtseite vorsichtig 
mit einem nicht fasernden, sauberen Bausch von dem 
anhaftenden Wasser befreit und sodaun in einen 
Plattenständer aus Blech oder Drahtgeflecht, wie ein 
solcher zur Verwendung in Standentwicklungströgen 
üblich ist, gesetzt. Ueber die Eisenplatte eines ge- 
heizten Gas- oder sonstigen Ofens wird eine unverbrenn- 
bare Asbestplatte gelegt, über welcher man den Trocken- 
ständer mit den nassen Negativen zur Aufstellung 
bringt. Asbest als schlechter Wärmeleiter lässt nun 
bloss so viel wirksame Wärme zu den Platten zu, dass 
diese in etwa 30 Minuten auch bei feuchter Luft ge- 
trocknet sind, jedoch nicht der Gefahr des Schicht- 
abschmelzens, die ohne Benutzung des Asbestschutzes 
vorhanden wäre, ausgesetzt werden. 

(„Stettiner Abendpost.“) 


— Die Aufgaben der Handwerkskammern 
auf Grund der heutigen Gewerbeordnung bestehen in 
der näheren Regelung des Lehrlingswesens, der Durch- 
führung der für das Lehrlingswesen geltenden Vor- 
schriften und ihrer Ueberwachung, in der Unterstützung 
der Staats- und Gemeindebehörden, in der Förderung 
des Handwerks durch Mitteilungen und Erstattung von 
Gutachten über Fragen, welche die Verhältnisse des 
Handwerks berühren. Anträge, welche die Interessen 
des Handwerks angehen, sind von den Kammern zu 
beraten und den Behörden vorzulegen, ebenso ihre 
Beobachtungen über die Verhältnisse des Handwerks. 
Ferner gehört zu ihren Aufgaben die Bildung von 
Prüfungsausschüssen zur Abnahme der Gesellen- und 
Meisterprüfung, sowie die Bildung von Ausschüssen 
zur Entscheidung über Beanstandungen der Beschlüsse 
von Prüfungsausschüssen. Die Handwerkskammer soll 
in allen wichtigen, die Gesamtinteressen des Hand- 
werks oder einzelner Zweige desselben berührender 
Angelegenheiten gehört werden. Sie ist befugt, Ver- 
anstaltungen zur Förderung der gewerblichen, tech- 
nischen und sittlichen Ausbildung der Meister, Ge- 
sellen und Lehrlinge zu treffen, sowie Fachschulen zu 
errichten und zu unterstützen. Sie sind ein starkes 
Bollwerk, auf das sich das Handwerk stützen kann 


und die es unbedingt gegen alle Angriffe von radikaler 
Seite verteidigen wird. | 


La 


Büchersehau. 

Allgemeine Photochemie. Von Prof. Dr. 
J. Plotnikow. Ein Hand- und Lehrbuch für Forschung, 
Praxis und Studium. Mit 68 Figuren im Text und 
einer farbigen Tafel, (729 Seiten.) Berlin und Leipzig. 
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger, Walter de 
Gruyter & Co. | 

Der rühmlichst bekannte Physikochemiker und 
Photochemiker Professor Plotnikow ist ein Schüler 
Professor W. Ostwalds und war unter den glück- 
lichsten Verhältnissen Professor und Direktor des Chemi- 
schen Institutes der ehemaligen kaiserlichen Universität 
in Moskau, bis die russische Revolution ihn um seine 
Stellung, sein prächtiges Laboratorium, sein Landgut 
brachte und der Gelehrte mit Hunger und Elend 
kämpfte, bis es ihm gelang, ıgı8 nach Deutschland zu 
flüchten. An seinem Werke über Photochemie arbeitete 
er mit Ausdauer noch während seiner Schreckensjahre 
im bolschewikischen Russland in bitterer Not und 
Lebensgefahr. Als er nach Deutschland geflohen war, 
wurde er als Leiter des Photochemischen Forschungs- 
laboratoriums der Berliner Aktiengesellschaft für Anilin- 
fabrikation aufgenommen, gefördert von Professor 
Nernst, und in Berlin konnte er sein grosses Werk 
vollenden. Plotnikows Buch ist das gıösste, um- 
fassendste Werk über Photochemie und ein unentbehr- 
liches Lehr- und Nachschlagebuch für alle Photo- 
chemiker. Es umfasst die photochemischen -Grund- 
gesetze der Lichtreaktionen und ihre charakteristischen 
Eigenschaften, den Zusammenhang der Lichtabsorption 
mit der photochemischen Wirkung bis in die neueste 
Zeit; es behandelt Einsteins photochemisches Aequi- 
valenzgesetz, die Lichtkatalyse, den Einfluss der Tem- 
peratur, die Lichtquellen und Versuchsordnung bei 
photochemischen Versuchen, die Gleichgewichte, die 
Katalyse. Von besonderer Bedeutung ist seine Theorie 
der photochemischen Kinetik und seine klassische 
Schilderung der Lichtgleichgewichte. An diesen all- 
gemeinen Teil schliesst sich die spezielle Photochemie 
anorganischer und organischer Verbindungen, eine 
Fundgrube für die verschiedenartigsten photochemischen 
Vorgänge bis zum Aufbau der Pflanzenstoffe durch die 
Zersetzung der Kohlensäure in Blattgrün durch Licht- 
wirkung. Besonders ausführlich ist die Photochemie 
der organischen Verbindungen behandelt, ferner die 
intramolekulare Umwandlung, die photochemische 
Polymerisation, die Zerlegung und der Aufbau von 
organischen Substanzen auf photochemischem Wege 
(Photolyse, Photosynthese, Hydrolyse). 

Ein besonderer Teil über Anwendung der Photo- 
chemie auf die Photographie mit Silbersalzen, Eisen- 
und Chromsalzen und die Farbenphotographie be- 
schliesst das grundlegende Werk, das in keiner wissen. 
schaftlich-photograpbischen Bibliothek fehlen darf. 

J.M. Eder. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. ir Professor Dr. A, Miethe in Berlin-Halensec, Halberstädter Strasse 7, 


für den Anzeigenteil: Guido Karutz in 


alle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. 


\ 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 
Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 
Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der 
graphen® (mit vielen Kunstdrucktafeln). 
4,— Mk., mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk, 
der so mm breiten Spalte 75 Pf.; 


„Chronik“, 


ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
— Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik" allein 
für „Atelier“ allein ,— 
Stellenmarkt- und Gelegenheitsanzeigen mit bedeutender Preisermässigung. 
Anfragen und Aufträge an Wılhelm Knapp in Halle a. S. (Fernspr.-Nr.: 


Mk. — Anzeigen: Für imm Höhe 


6467, Postscheckkonto: Leipzig 214, 


Reichsbank - Girokonto). 








Nr. 50. 








16. Dezember. 
Tan 





1921. 


Aus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 


sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. Alle Einsender erhalten Honorar 
für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Zusammengesetzte Gruppenbilder. 


Handelt es sich um die Herstellung eines 
Gruppenbildes, zu dessen Aufnahme die Teil- 
nehmer nicht alle zur gleichen Zeit bei dem 
Photographen erscheinen können, oder ist die 
Zahl der Personen so gross, dass man dieselben 
nicht gut mit einer Gesamtaufnahme erfassen 
kann, oder wird von den Bestellern eine be- 
sondere Gruppierung bzw. ein besonderer Hinter- 
grund gewünscht, der durch Zeichnung oder 
Malung erst erzeugt werden muss, oder soll die 
Gruppe schliesslich in ihrer Anordnung einen 
bestimmten Vorgang darstellen, der mit dem 
Hintergrunde Hand in Hand gehen muss, dann 
muss sich der Photograph dazu entschliessen, 
eine Zusammenstellung einzelner Gruppenteile 
und einzelner Personen vorzunehmen, die ihm 
dann schliesslich das gewünschte Grupperbild 
in der Gesamtheit darstellen. 

Ich will nun nicht von gewöhnlichen kleineren 
und einfacheren Zusammensetzungen reden, wie 
sie bei jedem Photographen wohl des öfteren 
vorkommen, sondern ich will mich der Be- 
sprechung grosser Zusammensetzungen zuwenden, 
wie solche insbesondere bei Vereinen mit zahl- 
reichen Mitgliedern oder bei Kongressen und 
ähnlichen Gelegenheiten bestellt werden. 

Es ist selten, dass man eine solche zu- 
sammengesetzte Gruppe zu Gesicht bekommt, 
ohne mehr oder weniger erhebliche Fehler be- 
züglich der proportionellen Durchführung fest- 
stellen zu müssen. Es wird von sehr vielen 
Kollegen auf diesem Gebiete gelegentlich un- 
glaublich unüberlegt gehandelt, oder es ist oft 
nicht verstanden, bei den Aufnabmen die 
Grössenunterschiede so einzuhalten, dass sich 
dann aus der Zusammensetzung der einzelnen 


Bilder eine richtig perspektivische Wirkung er- 
gibt, die dem gedachten Hintergrunde ange- 
passt ist. 

Ja man sieht sogar häufig zusammengesetzte 
Gruppenbilder ausgestellt, bei denen alle im 
Bilde dargestellten Personen gleich gross auf- 
genommen, aber auf einen Hintergrund auf- 
geklebt sind, der eine landschaftliche oder räum- 
liche Perspektive aufweist und sachgemäss die 
zahlreichen Personen nicht alle im Vordergrunde 
haben und unterbringen kann. Oder man sieht 
Bilder, bei denen die Personen in gleicher 
Grösse gruppenweise und in ganzer Figur sichtbar 
in der Luft schweben und dann durch einen 
unmöglichen Hintergrund miteinander verbunden 
wurden, mit einem Hintergrunde, der dann 
ebenfalls keinerlei Perspektive aufweist. 

Man muss doch immer bedenken, dass eine 
grosse Zahl von Leuten nur dann vom Kopfe 
bis zu den Füssen sichtbar bleiben kann, wenn 
sie entweder in einer Reihe nebeneinander oder 
reihenweise übereinander aufgestellt werden. Bei 
Gruppenaufnahmen unter zablreicher Beteiligung 
müssen doch selbstverständlich die vorderen 
Personen die dahinterstehenden mehr‘ oder 
weniger decken. 


Man wählt ja bei solchen Massenaufnahmen 
unter den eingangs erwähnten Umständen ge- 
rade gern einen Landschaftshintergrund, um die 
Gruppierung leicht und gefällig durchführen zu 
können, ist dann aber auch ganz selbstverständ- 
lich an die naturgemässe Perspektive eines 
solchen Hintergrundes gebunden. 

Ich will es also versuchen, im nachstehenden 
solchen Kollegen, denen eine solche Arbeit nicht 
recht geläufig ist, brauchbare Hinweise zu geben, 
durch die es ihnen bei etwas Ueberlegung und 


so 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





408 


genauer Arbeit gelingen muss, eine zusammen- 
gesetzte Gruppe herzustellen, die den Eindruck 
einer direkten Aufnahme macht und den An- 
forderungen genügt, die man verständigerweise 
an die Ausgestaltung und Wirkung einer solchen 
Arbeit in künstlerischer Hinsicht stellen muss. 

Der Hersteller einer zusammengesetzten 
Gruppe muss sich, ehe er an die Arbeit geht, 
zunächst darüber klar sein, ob er eine ge- 
schlossene Gruppe anstrebt, bei der also ein 
Durcbblick zwischen den einzelnen Personen auf 
den Hintergrund nicht in Betracht kommt, oder 
ob eine sogenannte lose Gruppierung vor- 
genommen werden soll, durch die der Hinter- 
grund stellenweise sichtbar bleibt. Im ersteren 
Falle spielt die Perspektive im Bilde eine nicht 
so grosse Rolle als im letzteren Falle, obwohl 
sie auch hierbei nicht unbeachtet bleiben darf. 
Die Erlangung der notwendigen Perspektive 
geschieht dadurch, dass die Personen desto 
kleiner aufgenommen werden, je weiter sie in 
der gedachten Landschaft, die der angemalte 
Hintergrund darstellt, zurücktreten sollen. Mit 
anderen Worten: Die Person, die im Bilde vorn 
steben soll, ist bei der Aufnahme grösser ein- 
zustellen als die, die dabinter zu steben kommt, 
und zwar wirkt das erzielte Gruppenbild desto 
richtiger, je richtiger der allmäbliche Uebergang 
in den verschiedenen Grössenstufen der einzelnen 
Aufnahmen von gross zu kleiner und am kleinsten 
gewählt und durchgeführt wird. 

Der Maler des Hintergrundes beginnt seine 
Arbeit nach einer ihm gegebenen - Erläuterung 
erst dann, wenn alle die einzelnen Kopien auf 
der schliesslichen Unterlage in der gewollten 
Gruppierung zusammengestellt und aufgeklebt 
sind. Er richtet sich in der Malung genau nach 
dem durch die Photos gegebenen Grade der 
Perspektive und muss die Tonwirkung dieser 
Photos mit der Wirkung des Hintergrundes zu- 
sammenführen. Die vorherige Abmessung und 
Verteilung der Personen nach der Grösse der Ein 


stellung ist natürlich Sache des Pbotograpben; er%# 


erleichtert sich diese Durchführung dadurch, dass 
er an seiner Kamera bzw. an der rechten Seite 


des Laufbrettes, da, wo die Feststellung der}; schneidung nicht unbedingt nötig ist, 
;, vermieden werden. 
auf dem er 
zunächst die allererste Einstellung, also die Ein-' 


Visierscheibe Supebracht ist, einen 
Streifen weissen Papiers anbringt, 


langen : 


stellung der grössten Aufnahmen, derart markiert, 
dass dabei die Entfernung der Visierscheibe von 
dem Objektivbrett mit Nr. ı festgelegt wird. Er 
stellt nun, wenn wieder Leute zur Aufnahme 
kommen, die in die vorderste Bildabteilung ge- 
bören, unter Benutzung desselben Objektives 
diese Visierstellung fest und stellt nun ein, in- 
dem er die ganze Kamera so lange vor- und 
zurückbewegt, bis die Einstellung auf der Visier- 
scheibe scharf liegt. Nun schafft er auf dem 
Papierskalastreifen in gleichen Abschnitten Teil- 





striche, die jeweils die Visierscheibenstellung 
dem Objektiv näherbringt, und bezeichnet einen 
jeden Teilstrich mit einer fortlaufenden Nummer. 
Es ist einleuchtend, dass dann jeweils bei dem 
Erscheinen weiterer Aufnahmeteilnebmer die 
Einstellung in gleicher Weise durchzuführen ist, 
um auf diese Weise eine allmählich kleinere 
Auffassung der einzelnen Leute zu erzielen und 
dadurch eine richtig abstufende Perspektive im 
Gruppenbilde zu erreichen. Man kann dann 
die erscheinenden Teilnehmer jeweils befragen, 
in welche Bildreihe sie zu kommen wünschen, 
um ihren Wunsch nach Möglichkeit in der 
Gruppierung zu erfüllen, indem man auf 'die 
entsprechende Skalanummer feststellt und die 
Scharfstellung mit der ganzen Kamera wie vor- 
besprochen bewirkt. 

Das spätere Zusammenkleben der Personen 
lässt sich in bezug auf die Grössenabstufung 
dann leicht ersehen, und man kann sogar, um 
es sich ganz zu erleichtern, die einzelnen 
Negative bzw. Positive mit der jeweils benutzten 
Skalanummer versehen. Die Platten lassen sich 
zu diesem Zwecke, wie dies ja auch sonst üblich, 
vor der Aufnahme am Rande entsprechend mit 
Bleistift in der Dunkelkammer mit der je- 
weiligen Skalanummer versehen. 

Die einzelnen Aufnabmen müssen selbst- 
verständlich möglichst unter den gleichen Be- 
leuchtungsverbältnissen aufgenommen, gleich- 
mässig expopiert und entwickelt werden, damit 
sich die resultierenden Negative bezüglich Kraft 
und Stimmung ebenbürtig sind und dement- 
sprechend gleichmässige Kopien abgeben. Das- 
selbe gilt natürlich für die Kopierung und Tonung 
der Bilder, und hierin liegt eine gewisse Schwierig- 
keit für den, der im Entwickeln und Kopieren 
bzw. Tonen ungeübt ist. 

Hat man alle Negative möglichst gleicbmässig 
abgestimmt und kopiert, liegen also die sämt- 
lichen Kopien der Zusammensetzung bereit, 
dann beginnt das vorsichtige Ausschneiden ver- 


"mittelst einer feinsten Stickschere, wobei die 
‘Konturen der Kopien natürlich äusserster 
‚ Schonung bedürfen. Ueberall da, wo eine Aus- 


soll sie 
Der Rand wird dann vor- 
sichtig und nach rückwärts abgerissen, so dass 
die ausgerissene Kopie am Rande möglichst 
flach aufliegt, damit eine spätere Uebermalung 


_ während der Malung des Hintergrundes möglichst 


unmerklicbe Spuren binterlässt. Die Malung 
des Hintergrundes geschieht aus diesem Grunde 
am besten mit deckenden Temperafarben. Es 
können aber auch die Ränder der Kopien mit 
feinem Bimsstein vorsichtig rückseitig ab- 
gerieben werden, so dass das der Photoschicht 
anhaftende Papier möglichst restlos entfernt wird. 
Da, wo die einzelnen Personen bei der Zu- 
sammenstellung übereinandergeklebt werden 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





müssen, ist natürlich eine gute ante 
der Konturen des Oberkörpers der aufzuklebenden 
Personenkopien unvermeidlich, während die Kon- 
turen der Unterkörperteile, dıe durch die darüber- 
zulegenden Gruppen der vorderen Reihen ver- 
deckt werden, ebenfalls möglichst randflach aus- 
gerissen werden müssen, damit sie bei der 
Ueberklebung nicht sichtbar werden. 

Die schliesslicbe Malung des Hıntergrundes 
und Uebermalung der autgeklebten Bildränder 
geschieht, wie schon vorerwähnt, mit Tempera- 
oder Guaschfarbe, mit der der Maler allerdıngs 
umzugehen verstehen muss, da sie beim Auf- 
trocknen etwas heller wird, als gemalt wurde 
und schwer zu korrigieren ist. 

Die Aufklebung der einzelnen Kopien ge 
schieht so, dass die kleinsten, also de in der 
Perspektive am weitesten zurückliegenden Photos, 
zuerst aufgeklebt werden. Man muss sich 
natürlich vorber über die Art der Zusammen- 
stellung absolut klar sein, und legt sich rätlicher- 
weise das gesamte Gruppenbild so aus, wie 
man es aufzukleben wünscht. Man zieht dann 
die Puppen der hintersten Reihe zuerst zur Auf- 
klebung hervor und so fort, bis die ganze ienee 
wunschgemäss zusammengefügt ist 


Die Puppen dürfen vor der Aufklebung nicht 
zu stark angefeuchtet werden, damit hinterher 
beim Auftrocknen nicht ein zu starker Zug ent- 
steht, der die Unterlage krümmen würde. Es 
ist auch ratsam, die Unterlage vor der Auf- 
klebung der Puppen rückseitlich mit einem 


mittelstarken Papier zu bekleben, damit hier 
ein Gegenzug entsteht, der das Flachbleiben des- 
Kartons gewährleistet. Am besten werden die 


‚trockenen Puppenkopien reihenweise, also nicht 


alle auf einmal, nur kurz gewässert und zwischen 
Filtrierpapier gut abgetrocknet, ehe man sie 
zum Anstreichen auf die Scheibe bringt und 
etwas anrollt. 

Beim Einstreichen der Kopien mit Klebstoft 
müssen die Ränder besonders gut eingestrichen 
werden, damit sie hinterher nicht wieder ab- 
springen, was zu grossen Unannehnlichkeiten 
und widriger Nacharbeit fübren würde. 

Die vorgeschriebene Arbeitsweise macht es 
natürlich erforderlich, dass man zur Herstellung 
der Kopien kein zu dickes Kopierpapier ver- 
wendet, damit das Papier an den Sıellen der 
Uebereinanderklebung nicht zu sehr aufträgt. 
Auch ist darauf zu achten, dass die Kopien gut 
fixiert und gut gewaschen werden, bevor man 
sie zur Gruppe verarbeitet, und dass ferner ein 
durchaus chemisch reiner Klebstoff Verwendung 
findet, wie auch der Karton, auf dem gearbeitet 
wird, absolut zuverlässig und nicht chemisch 
verunreinigt sein darf; er muss guter, pbhoto- 
graphischer Karton sein, der keine Kieselsäure 
enthält, die späterbin gelbliche Flecken in den 
Kopien erzeugen würde. 

Als zweckdienliches Kopierpapier ist das 
allerdings etwas veraltete Salzpapier oder aber 
ein dünnes Albuminpapier sehr empfehlenswert. 


H. Collischonn. 





Spreehsaal. 


Für die unter „Sprechsaal® abgedruckten Einsendungen unserer Leser übernimmt die Redaktion keine Verantwortung. 


Die Not unseres Berufes. 
Von Hofphotograph R. G. Roemer in Kassel. 


Wohl kaunı ein anderer Beruf hat zur Zeit so 
unter der allgemeinen Teuerung zu leiden wie der 
unsrige. Die Aufschläge der Fabrikanten, so nur bei 
Platten von 2,50 Mk. auf 52 Mk., zur Zeit netto 82 Mk. 
für ein Dutzend I2X 16'/, cm, sind ein Beweis, dass 
wir diese fabelbaften Aufschläge nicht auf unsere Kund- 
schaft abladeu können. Aelinlich sind die Aufschläge 
auf Kartons, Papiere, Chemikalien usw., und da gibt 
es leider immer noch Kollegen, welche glauben, durch 
Preisunterbietungen den oder die lieben Kollegen 
„kaltzustellen“. In dieser Zeit, wo ein jeder um seine 
Existenz zu kämpfen hat, heisst es „zusammenhalten“, 
die Not der Zeıt muss auch hier läuternd wirkeu 
und Ausgleiche schaffen. Kollege sein heisst „Hand 
in Hand‘ arbeiten; die anderen sind Konkurrenten, 
mit denen man sich nicht an einen Tisch setzen soll, 
die bekämpft werden müssen in schärfster Form von 
jedem anständig denukenden Kollegen. 

Die Festnagelung dieser Elemente mit vollem 
Namen kann nur eine diesbezügliche Besserung mit 
der Zeit bringen, vorausgesetzt, dass diese Elemente 


noch einen Funken Ehre im Leibe haben. Deshalb: 
Auf die schwarze Liste mit diesen Brüdern, die sich 
„Kollegen® nennen. 


Auch auf dem Lande photographieren Photo- 
graphen und solche, die sich als Photographen 
ausgeben, trotz der bestehenden „Sonntagsruhepara- 
graphen‘“, bis in die Nacht hinein, und zu Hause sitzen 
bei hoher Miete die „Atelierinhaber“ und warten auf 
die Landkundschaft,. Gelingt es den Verbänden nicht, 
bis zum Frühjahr bei unserer Regierung schärfste 
Massnahmen gegen diese in „Stadt und Land“ zur 
Plage gewordenen Elemente durchzudrücken, so droht 
von dieser Seite eine neue immense Schädigung der 
„Atelierinhaber‘“ in den Städten, 

Schon aus diesem Grunde sollten auch die Atelier- 
inhaber in den kleineren Städten sich als Mitglieder 
des iu nächster Stadt gelegenen Photographenvereins 
anmelden und ihre Wahrnehmungen über Geschäfts- 
praxis und unlautere Machenschaften dieser Leute 
dem nächsten Verein mitteilen. 

Eine weitere grosse Schädigung findet gerade in 
letzter Zeit durch die Handlungen photographischer 
Artikel, Drogisten, Amateure usw. statt. 


50 * 


410 






Die meisten Photographen machen sich gar kein 
Bild, was ihnen jährlich an „Mehrumsatz‘“, den sie 
haben könnten, entgeht. Wir wollen hier ganz ab- 
sehen von dem Drucken von Platten, Verstärken, Ab- 
schwächen, es sind manchmal recht annehmbare Auf- 
träge dabei, die in die Hunderte von Mark gehen, 
auch wird durch Photographieren von Maschinen, 
Häusern, Gemälden und tausenderlei anderen Sachen 
den „Atelierinhabern “ ein grosser Schaden zugefügt, 
Vergrösserungen kommen, wenn auch in kleineren 
Formaten, wöchentlich vor. 

Während viele Atelierinhaber äusserst mässig be- 
schäftigt waren, haben diese Amateurhandlungen bis 
in die Nächte hinein zu tun gehabt, und auch hier 
liegt es nur an den Fachphotographen, dies Geschäft 
wieder an sich zu bringen. Auch hier müsste ein 
Kampf um das „kommende“ diesbezügliche Geschäft 
einsetzen, denn die Zeiten werden noch schlechter 
werden, die Unkosten durch Miete, Steuern, Heizung, 
Beleuchtung, Gehalt noch höher, so dass auch hier 
der Hebel zur Vergrösserung des Umsatzes eingesetzt 
werden muss. 

Ällmählich würde das Publikum doch dem „ Fach- 
photographen‘‘ den Vorrang geben. Ich empfehle, 
folgendes Schild in den Schaukästen anzubringen, 
welches den Winter über schon wirken kann: „An- 
nahme von Amateurarbeiten ‘‘ Entwickeln von Platten 
und Filmen, Anfertigung von Tages- und Gaslicht- 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


en es en) em ans Sram er ie san en ra ara Son am ER Fan Cl 


abzügen. Herstellung von Vergrösserungen nach Ama- 
teurplatten, Bildern usw. Entwickeln von Röntgen- 
platten. Unterricht für Liebhaberphotographen.“ Nur 
schärfster Kampf gegen alle Schädlinge der Fach- 
photographen, Zusammenschluss und Zusammenarbeit 
aller Atelierinhaber, mit festem Anschluss an die Leitung 
unserer Verbände, sind heute notwendiger denn je. 
Vor allem: Kollegen der kleineren Städte, vor allem 
der Landstädte, wacht auf, schliesst euch den Ver- 
einen der grösseren Städte an! Lest Fachorgane, 
damit ihr Preise forderu lernt, denn diese sind zum 
Teil noch unter aller Kanone. So werden hier in den 
kleineren Plätzen für 1/, Dutzend Karten ı5 Mk., 
ı Dutzend 25 Mk. gefordert, wo die Landleute im 
Gelde schwimmen! Nur der, der heute „rechnen“ 
kann und die kommenden Preissteigerungen mit in 
die jetzigen Preise einkalkuliert, wird bestehen können, 
die anderen aber, die da glauben, durch Preisunter- 
bietungen „bessere Geschäfte ‘““ zu machen, werden bald 
eines besseren belehrt werden, zum eigenen Schaden. 

Unsere Innungen mit ihren jetzigen Machtmitteln 
sind auch nur eine „Farce“, ein „Titel ohne Macht- 
mittel“, deren Ausbau notwendig ist, wenn diese über- 
haupt einen Zweck erfüllen sollen, dies sollte auch 
unserer Regierung unverblümt gesagt werden, denn 
die Republik ist doch eigentlich geschaffen, um bessere 
soziale Verhältnisse anzustreben. Deshalb durch Kampf 
zum Sieg! 


‘ 


IL rt 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 


Eilige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag Jeder Woche eingesandt sein, um noch in der am Donnerstag zum Versand 


kommenden Nummer erscheinen zu können. 


Von den Vereinsberichten sind nur Auszüge einzusenden. 


Für die Nachrichten t!hernimmt 


die Redaktion keine Verantwortung. 


Sächsiseher Photographen-Bund. 
Als neues Mitglied ist aufgenommen: 
Herr Photograph Rudolf Müller, Rochlitz 1. Sa. 


Gärtnerstrasse 30. 
—ıgt— 


Photographen -Zwangsinnung Stolp. 
Ausserordentliche Versammlung 
am Montag, den 16. Januar 1922, vormittags ı0!/, Uhr, 
in Stolp, „Wallhaus“, 
Abstimmung über Auflösung 
unter Aufsicht 


Tagesorduung. 
oder Weiterbestehen unserer Innung, 
des Magistrats Stolp. 

Sollte die Sitzung nicht beschlussfähig sein, wozu 
zwei Drittel aller Mitglieder gehören, so muss inner- 
halb 4 Wochen eine neue Sitzung stattfinden, daher 
bitte ich, dass alle Mitglieder erscheinen. Schriftliche 
Abstimmung ist unzulässig. Alle Stimmen müssen 
persönlich am Versammlungsorte abgegeben werden. 
Wer zu dieser Versammlung nicht erscheint, wird 
nach & 22 der Satzungen in Strafe genommen. Ent- 
schuldigungen sind nicht statthaft und werden nicht 
berücksichtigt. Reiseentschädigung kann nur so weit 
gewährt werden, als die Kasse dazu imstande ist. Es 
besteht also kein Recht auf Reiseentschädigung. 

Hark, Obermeister, 


Genossensehaft 
der Photographen für die nördliehen Ge- 
riehtsbezirke des Reiehenberger Handels- 
kammersprengels in Reiehenberg. 

Einladung zu der am ıı. Januar in Böhmisch- 
Leipa, Gasthof „Himmel“, stattfindenden 

Genossenschafts- Hauptversammlung. 
Beginn 9 Uhr vorıittags. 

Tagesordnung. ı. Verlesung des Protokolls der 
letzten Hauptversammlung. 2. Rechenschaftsbericht. 
3. Jahresberichte der Sektionsleiter 4. Kassenbericht. 
5 Wahl des Vorstebers und Vorsteher -Stellvertreters. 
6. Wahl des Kassierers. 7. Gesellenprüfungsordnung. 
8. Lehrlingsfrage. g Einläufe. 10. Anträge (dieselben 
müssen 14 Tage vor Abhaltung der Hauptversammlung 
bei der Genossenschaftsleitung schriftlich überreicht 
werden). 

Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der zu behandeln- 
den Gegenstände erwartet die Genossenschaftsleitung 
diesmal das Erscheinen sämtlicher Mitglieder. Nur 
Krankheit oder unüberwindliche Hindernisse werden 
entschuldigt. Unentschuldigtes Fernbleiben wird be- 
straft, und wird die Genossenschaftsleitung von dem ihr 
zustehenden Recht unnachsichtlich Gebrauch machen. 

Mit kollegialem Gruss 
Der Vorsteher: Ernst Müller. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 4rt 








BRSSOBFApnen- Zwangsinnung für den Handwerkskammerbezirk Karlsruhe. 
Mindestpreise, gültig ab 1. Dezember ıg92ı. 





















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30 X 40 | 125: | 65, — | 450, — 580, — 79 | 325,— | _ | 
Tl Au 7 jede wetlere nn £hotographen - Zwangsinnung 


nahmen | Abnahme von des württembergisehen Schwarzwald- 








Format mit R Bemerkungen 
| ı Bld = a kreises. Sitz: Reutlingen. 
Mk. Mk MK. 
= a ee ee Bericht über die Herbstversammlung 
Grup penbilder, vom 24. Oktober in Horb a. N 
Vereine usw. 
Format 18X24 || 73,—| 18,—| 15,— Anwesend 20 Mitglieder. Für den verhinderten 
n 24x30 ee —| 25,—|] 20,— ; Obermeister G. Wurster- Reutlingen eröffnet dessen 
30X401123,--| 35,—| 25— 1 men: 
Schuiäntnahmen| Ste vertreter Hartmann Tübingen gegen 9 Uhr 
13Xı8| — _ 8 — 45 Minuten die Versammlung und spricht sein Bedauern 
Industrie- |: über das mangelhafte Interesse an der Wichtigkeit der 


und Gewerbe- Tagesordnung aus. Es wird sofort bei Punkt ı in die 
aufnahmen 


(Maschinen, Möbel | Tagesordnung eingetreten: Preisueubildung und Kon- 
Architekturen) | vention. Nach lebhafter Diskussion wird die Ein- 












































Format 13x18] 50,— 12,—— | BeiAufvahm. ausser” sührung der Konvention einstimmig von den anwesen- 
18x24 I n,s,— Jedes 15.— halb d. Ateliers wırd Be j i 
” i weitere Zeitver-äunmn.‚ Fahrt, den Mitgliedern angenommen. Hierauf folgte die 
” 24,30 | IlO.— | Bild: 22,50 Spesenuudß itzlicht i i ; a 
„ 30X40| 150, | | 30,— | besondersberechnet. Besprechung über die von der Preiskommission am 
| 27. September in Tübingen festgesetzten Mindestpreise 
Vergrösserungen. und wurden wie folgt angenommen: 
‚' rn en Tas ner 
. . K unst- ! zn 7 m es ann De eiEEerEEREEEEEEENSEERGEEREEREEEESERENAEEREEEEEERETEREEE 
S ‘DD, re ie mr rn m m DE ey 
Format | Do 2 druck | Bemerkungen 1 Auf- 
j| _Mk Mk. Nk. | . ‚nahme \oRilder | 12Bilder| ı Bild 
ee re er er er een Format ld 
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24X30 . 100, — I15m 139, | Für Reproduet. und e _ Ve er an re _ 
30X40. . |, 145, 163, — | 195 — | schlechte Oririnale Visit 20 40 to . 4,50 
; een „— | 320,.-—. | erf.entspr Zuschlag. ae I ! 
ne } a #9 3% Form über 32x 42cm Kabinett . . 2200. j 38 67 100 ae es 
50X 0.» ı 200, - | 320, ° ı 399, | kosten ausserdem IE:1I8cH. 2 ne. 2. 45 75 Iiio | 8, 
| 15 %  J.uxussteuer. 18: Da ee A 5 55 110 190 16, 
Unsere Mitglieder sind gemäss Sto unsererSatzungen 24:30 2 > 0. 75 180 | — 125, 
und laut Vertrag vom 3. Juni 1920 verpflichtet, diese Passbild . . 0.0. Bee e 20 25 2, 
Mindestpreise einzuhalten, widrigenfalls eine Kon- Postkarten . . . . . a 36 60 4 


ventionalstrafe von 50oo Mk. für jeden einzelnen Fall 


verhängt werden muss Für Postkarten iu grösserer Auflage und Gruppen 


A. Lohmüller, Obermeister. wurden besondere Preise vereinbart. 


—_ 


412 





PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





—— 


Es wurde hauptsächlich zum Ausdruck gebracht, 
mwan solle die Posıkasıtenpreise möglichst dem der 
Kabinettbilder nähern. Ausserdem wurde vorgeschlagen, 
bei Aufnahmen ausser dem Hause einen Stundenlohn 
von 12 Mk. in Anrechnung zu bringen. 


Punkt 2 der Tagesordnung brachte Klagen über 
Platten- bzw. Papierfabrikate, und wurde namentlich 
über das mangelhafte Entgegenkommen der Fabriken 
bei anfallenden Reklamationen geklagt. Es wurde die 
Entschliessung einstimmig angenommen: „Die am 
24. Oktober in Horb versammelten Mitglieder der 
Zwangsinnung für den Schwarzwaldkreis verwahren 
sich entschieden dagegen, dass bei den hohen Preisen 
für Material die Fabriken nicht genügenden Eısatz 
für den entstandenen Schaden erstatten, der durch Be- 
lieferung von minderwertigem Material den Verbrauchern 
entsteht, und beschliessen gemeinsames Vorgehen da- 
gegen.“ 

Nach Punkt 3 der Tagesordnung soll bei der Re- 
gierung dahin gewirkt werden, dass das Photographieren 
im Umberziehen von unbestellten Aufnahmen zu ver- 
bieten ist, Verschiedene kleinere Anfragen wurden 
noch erledigt, und konnte die Versammlung gegen 
s Uhr geschlossen werden, nachdem noch einstimmig 
zuvor beschlossen wurde, dass das Fehlen der Mit- 
glieder bei der Innungsversammlung wegen geschäft- 
licher Verhinderung nicht als Entschuldigungsgrund gilt. 


A. Jauch, stellvertretender Schriftführer. 
E. O. Hartmann, stellvertretender Vorsitzender. 


eis 


Photographen- Zwangsinnung für den 
Regierungsbezirk Erfurt. Sıtz: Erfurt. 


Bericht über die Innungsversammlung 
am Dienstag, den 27. September, in Mühlhausen i. Thür., 
„Haus Schlenker‘‘, 


Die Versammlung wurde durch den Obermeister, 
Herrn A. Rudolph-Erfurt, um 9?°/, Uhr vormittags 
mit Begrüssungsworten an die Erschienenen eröffnet 
und geleitet. Nachstehende Tagesordnung wurde be- 
kanntgegeben: ı. Feststellung der Anwesenheitsliste. 
2. Bewilligung von Delegiertengeldern. 3. Hinzuziehung 
der für Amateure arbeitenden Drogisten zur Zwangs- 
innung. 4. Bericht des Obermeisters über die Tagung 
des Central-Verbandes der Photographen-Vereine und 
Innungen in Frankfurt a. M. Weiterer Bericht über 
Erhöhung des Sterbegeldes auf 3000 Mk. 5. Mitteilung 
des Obermeisters über das kommende Reichsrahmen- 
gesetz. 6. Wahl eines Delegierten für den Mittelkreis 
der Innung. 7. Verschiedenes. 

Zu Punkt 1. Die Anwesenheitsliste ergab die Teil- 
nahme von 22 Mitgliedern. 

Zu Punkt 2. Zur Bestreitung der Unkosten für 
die Delegierten wird 1,50 Mk. für jedes Mitglied pro 
Jahr festgesetzt. Ein eventueller Ueberschuss soll für 
Lehrmittel verwandt werden. 


Zu Punkt 3. Herr Schulz-Mühlhausen bestreitet,‘ 


dass die Innung das Recht hat, Drogisten zur Zwangs- 
innung hinzuzuzieben, und führt eine Entscheidung des 


Staatssekretäts an. Der Obermeister erwidert, dass 
Drogisten, welche photographische Arbeiten gegen. 
Entgelt (Entwickeln, Herstellung von Abzügen, Ver- 
grösserungen usw.) ausführen, der Innung anzugehören 
haben. Entscheidung des Herrn Regierungspräsidenten 
zu Erfurt vom 9. September 1913. 

Zu Punkt 4. Der Obermeister erstattet in aus- 


_ führlicher Weise den Bericht der Tagung des C. V. in 


Frankfurt a. M., und werden hierzu keine Einwendungen 
gemacht. Ferner gibt selbiger die Erhöhung des 
Sterbegeldes auf 3000 Mk, bekannt und bittet um ' 
weitere Werbung von noch fernstehenden Mitgliedern 
zur Sterbekasse, 

Zu Punkt 5. Die Mitteilung des Obermeisters 
zum Reichsrahmengesetz wird ohne Erwiderung ent- 
gegengenommen, und soll erst Stellung dazu genommen 
werden, wenn der Gesetzentwurf herausgekommen ist. 

Zu Punkt 6. Als Delegierten des Mittelkreises der 
Innung wird Kollege Sachs, als Stellvertreter Kollege 
Führ, beide zu Mühlhausen i. Thür., gewählt. 

Zu Punkt 7. Kollege Meyer - Erfurt bringt den 
Antrag ein, sofort Richtpreise für den gesamten 
Innungsbezirk festzulegen. Die Kreise sollen bis 
15. Oktober eine Richtpreisliste am Sitze der Innung 
einreichen. Auf Grund der eingereichten Preislisten 
werden : die Durchschnittspreise festgelegt und solche 
den drei Kreisen mitgeteilt. Dieser Antrag wurde an- 
genommen. Für den Mittelkreis wurde zur Festlegung 
der Richipreise ein Ausschuss gewählt, dem die Herreu 
Nöckel, Schmidt, Lotz, Struthmann und Gräf 
angehören, welche sofort die Preisfrage zur Erledigung 
brachten. 

Weitere Anträge wurden unter Punkt 7 nicht ein- 
gebracht, und mit Worten des Dankes an die Er- 
schienenen schloss der Obermeister die Versammlung 
um I Uhr mittags. 

Mühlhausen, den 27. September 1921. 


Fritz Hartung, Schriftführer, 
LI 


Genossensehaft der Photographen 
Reiehenberg, Sektion Trautenau. 

Am ıı. November fand in der deutschen Turnhalle 
in Trautenau dıe erste Hauptversammlung der Sektion 
statt, bei der eine Dame und 13 Herren anwesend waren. 
Der Sektionsleiter, Kollege Burghardt, begrüsste die 
Erschienenen mit herzlichen Worten und machte einen 
kleinen Rückblick auf die Tätigkeit der Sektion im 
vergangenen Jahre. Die Sektion trat vıermal zu- 
sammen, nnd zwar in Trautenau, Arnau, Braunan und 
Hohenelbe, wo ausser der geschäftlichen und fach- 
männischen Aussprache die Vorkomninisse der Ge- 
nossenschaft Reıchenberg erläutert wurden. Der Vor- 
sitzende verliest noch ein vom Genossenschaftsvorstand 
gesandtes Schreiben, in dem derselbe mitteilt, dıe Stelle 
des Vorstandes nicht mehr annehmen zu können, 
Gleichzeitig auch das Ansuchen, die Sektion möchte 
einen Herrn an diese Stelle zum Vorschlag bringen. 
Darüber wurde einstimmig beschlossen, an Herın Vor- 
stand Müller und Herrn Kassierer Iser mit der Bitte 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


413 


m ST TI SI I I Tr I I I m CI EEE TS SEERESERRTESE IR SERRTSITERERIEE EST ZENDEESHERNRHGERERE-T 
= “ 


heranzutreten, wenigstens noch I Jahr an dem leiten. 
den Posten zu verharren und im Interesse der Ge- 
nossenschaft und der Mitglieder ihr zielbewusstes und 
sicheres Wirken nicht zu unterbrechen. Hierauf ging 
man zu den Neuwahlen über. Der Sektionsleiter legte 
sein Amt nieder. Vorgeschlagen wurden von letzterem 
die Kollegen Kühnel-Hohenelbe und Höppe- 
Brauvuau. Beide Herren lehnten auf das entschiedendste 
ab und ersuchten den Vorsitzenden, das Amt wenigstens 
für die Dauer eines Jahres beizubehalten. Nach einer 
lebhaften Wechselrede nahm derselbe die Stelle des 
Sektionsleiters wieder an, was von allen Anwesenden 
freudig begrüsst wurde. Gewählt wurden folgende 
Herren: Sektionsleiter: Burghardt-Trautenau; Schrift« 
führer: Kühnel-Hobenelbe;, Kassierer: Patzelt- 
Trautenau;; Prüfungskommissäre:Lehmann-Trauütenau, 
Kühnel- Hobenelbe; Delegierte: Höppe - Braunau, 
Patzelt-Trautenau, sämtliche Herren nahmen die Wahl 
mit Dankesworten an. 


Bei freien Anträgen wurde vorgeschlagen, im Hin- 
blick auf die enorme Regie, die Preise der Bilder zu 
erhöhen, wozu der Sektionsleiter eine Richtschnur gab, 
die einstimmig angenommen wurde. Kollege Höppe 
machte den Vorschlag, ob es nicht anginge, den 
Wareneinkauf gemeinsam in der Sektion vorzunehmen. 
Nach einer längeren Debatte, an der Kollege Leh- 
mann, Höppe, Bönisch und Burghardt teil- 
nahmen, wurde beschlossen, dass der Sektionsleiter bis 
zur nächsten Sitzung, die Ende Januar 1922 stattfindet, 
von verschiedenen Firmen Offerten einziehen soll. 
Gleichzeitig sollen die Mitglieder bei dieser Zusammen- 
kunft mindestens einen Teil ihres Warenbedarfes be- 
kanntgeben, damit über diesen Punkt endgültig ver- 
handelt werden kann. Ueber den bei der ausser- 
ordentlichen Hauptversammlung in Böhmisch - Leipa 
gefassten Beschluss, erst nach 6 Jahren einen Lehrling 
einstellen zu dürfen, wurde eine allgemeine Entrüstung 
Jaut. Gleichzeitig wurde beschlossen, bei der im 
Januar in Reichenberg stattfindenden Hauptversamm- 
lung energisch Einwendung zu machen und die Ge- 
nossenschaft zu zwingen, den Beschluss dahin abzu- 
ändern, dass der Lehrherr wenigstens im vierten Jahre 
das Recht hat, einen neuen Lehrling einzustellen. Da- 
von sollen sämtliche Sektionen verständigt werden 
Ein schriftlicher Antrag des Kollegen Göldner-Arnau, 
betreffend die neueingeführte 12prozentige Luxus- 
steuer, beginnend mit der Grösse von 18:24 aufwärts, 
ohne Rücksicht auf den Preis, ergab nach einer Wechsel- 
rede das Resultat, dass ein Bild von einer 18:24- Platte, 
da es doch bedeutend kleiner wird, der Luxussteuer 
nicht unterliegen kann. Gleichzeitig wurde auch darauf 
hingewiesen, dass die Beträge, die der Luxussteuer 
unterliegen, nicht auch noch umsatzsteuerpflichtig sind. 
Nach genauer Informierung stellte sich aber beraus, 
dass die Luxussteuer schon für die Platte 18:24 gilt, 
ohne Rücksicht, ob ein kleineres Bild davon gemacht 
wird oder nicht. Jeder Auftrag, der von dem Kunden 
von 18:24 angegeben wird, unterliegt somit der Luxus- 
steuer, Ferner auch sänıtliche kolorierte oder lasierte 
Bilder, "ohne Rücksicht auf]Grösse, Farbmaterial und 


/ 
Ausführung. Weiter brachte Kollege Bönisch-Hoben- 
elbe den Antrag, die Sektion möchte in den Lokal- 
blättern eine gemeinsame Weihnachtsannonce bringen, 
in der die Bevölkerung aufmerksam gemacht wird, 
dass sie bei den ansässigen Photographen die Ver- 
grösserungen in viel besserer und tadelloserer Ausführung 
geliefert bekomme als bei den herumziehenden Reisen- 
den. Der Antrag wurde einstimmig angenommen, mit 
der Bemerkung, die Sektion möge an die Genossen- 
schaft Reichenberg mit der Bitte herantreten, eine 
ähnliche Annonce in der Reichenberger Zeitung zu 
bringen. Nachdem kein weiterer Antrag vorlag, schloss 
der Vorsitzende um 6!/, Uhr die gut verlaufene Sitzung. 


Für die Sektion: 


Burghardt, Kühnel, 
Sektionsleiter. Schriftführer. 
Ateliernachriehten. 
Berlin. Inhaber der Neuen Photographischen 


Kunstanstalt Willy Hennig ist jetzt der Kaufmann 
Heinrich Petri. 

Dresden. Die Firma Hahns Nachfolger, Atelier 
für Photographie und Malerei, welches dieses Jahr ihr 
75jähriges Bestehen feiert, ist durch Kauf in den Be- 
sitz des Photographen Max Manksch übergegangen. 

Koburg. Paul Vongehr hat sein Bureau für 
Reliefphotographie von Steintor ıı nach Zwick, I. Et., 
Eingang Poppengasse, verlegt. 

Schneeberg (Erzgb., Emil Maass eröffnete 
im Neubau ein Photographisches Atelier. 


Zwönitz (Erzgb... Hugo Weissgärber hat das 
Photographische Geschäft seines Vaters übernommen. 


ist 


Personalien. 


Gestorben ist der Photograph Wilhelm Bech- 
told in Fulda. 


Auszeichnung. Hofphotograph Glauer erhielt 
den Schlesischen Adler I. Klasse verlieben. 


RI e,—n 


Aus Industrie und Handel. 

Niederlassungsänderung. Die Neue Phote- 
graphische Gesellschaft, A.-G., in Steglitz, hat 
ihre Photopapierabteilung von Steglitz nach 
Dresden-A. 21, Bärensteiner Strasse 31, verlegt. 
Das neue Bankkonto lautet Gebrüder Arnhold in 
Dresden, das neue Postscheckkonto Dresden Nr. 16563, 
und der neue Fernsprechanschluss Dresden Nr. 32 160. 
Man wolle hierauf im Verkehr mit der genannten 
Firma Bedacht nehmen. 


99 


Gesehäftliehes. 
Augsburg. Photograph Franz Ertl hat in 
seinem Hause Karolinenstrasse C ıg eine Handlung 
photographischer Apparate und Bedarfsartikel gegründet 


414 


PHOTOGRAPHISCHE, CHRONIK. 








Neue handelsgerichtliche Eintragungen: 


Berlin. Mercator-Porträtgesellschaft mit be- 
schränkter Haftung. Gegenstand des Unternehmens 
ist: Der Handel in Deutschland von nach dem Ver- 
fahren der Naamloze Vennotschap Handelmaatschappij 
Mercator zu Amsterdam hergestellten photomechani- 
schen Porträts. 

Dresden. Neue Photographische Gesellschaft 
m.b.H. Geschäftsführer: Direktor Max Wiener. 

Nürnberg. Halbach & Co., Geschäft für 
photographische Reproduktionen und Vervielfältigungen 
für Industrie und Gewerbe. 

Wien VII. Phototechnik, G. m.b.H. Erzeugung 
und Vertrieb photographischer Apparate, Objektive und 
aller einschlägigen Bedarfsartikel. 


—ıRH 


Kleine Mitteilungen. 

— Optische Hilfsmittel. Mehr und mehr 
bricht sich die Ueberzeugung Bahn, dass nicht nur bei 
der Aufnahme, sondern auch in der Projektion die 
optischen Hilfsmittel von ausschlaggebender Bedeutung 
für die Güte des Bildes sind. In der Projektion stehen- 
der Bilder sowohl als auch beim Kino steht und 
fällt die Helligkeit und Schärfe des vergrösserten 
Bildes auf der weissen Wand mit der richtigen Be- 
nutzung einwandfreier Kondensoren und Projektions- 
objektive. 

Von der Ueberlegung ausgehend, dass die Auf- 
zählung guter optischer Hilfsmittel in einem Katalog 
allein nicht genügt, um den Interessenten die richtige 
Wahl zu ermöglichen, hat deshalb die Optische Anstalt 
CP. Goerz, A.-G., Berlin- Friedenau, ihrer neuen 
Veröffentlichung über Goerz-Projektious- und Kino- 
Optik auch ein entsprechendes Gewand verliehen. In 
einer allgemein verstäudlichen Einleitung werden zu- 
nächst Erklärungen über die Einstellung der Lampe und 
des Diapositivs, die Lichtstärke des Projektionsobjektivs, 
Vorteile des dreifachen Kondensors, Wahl des Ob- 
jektivs und andere wichtige Punkte gegeben, unı dann 
an Hand von leicht lesbaren Tafeln und Tabellen zu- 
nächst zu zeigen, wie gross ein Kinofilmbild, das be- 
kanntlich im Original 18x24 mm misst, bei Verwen- 
dung von Objektiven verschiedener Brennweiten, wie 
auch bei steigendem Abstand des Projektionsapparates 
von der Projektionswand auf letzterer erscheint, Ab- 
stände von 3—30 m sind dabei ins Auge gefasst bei 
Objektivbrennweiten von 4 cm allmählich steigend bis 
2ı cın. 

Es folgen dann Tafeln, die in äbnlicher Weise 
Aufschluss geben über die bei Verwendung verschieden 
langbrennweitiger Objektive und wachsendem Pro- 
jektionsabstand resultierenden Projektionsbildgrössen, 
die mit Rücksicht auf die vorläufig noch nicht durch- 
geführte Normalisierung Diapositive der drei üblichen 
Grössen 81/,x81/,, 9Xı2 und 81, Xıocm berück- 
sichtigen. 

Hier sind zunächst Brennweiten von 4—60 cm 
bei Projektionsabständen von 3—ı2 m zugrunde ge- 





legt, während für die grösseren Abstände zwischen 
Apparat und Projektionstläche (T4—30 m) aus leicht 
begreiflichen Gründen so kurzbrennweitige Objektive 
nicht in Frage kommen. Es sind hier nur Objektive 
von F: 9—60 cm verzeichnet; die untere Grenze 
scheint uns schon mit 9 cm für die Praxis reichlich 
hoch gegriffen zu sein, denn es entstehen auf grosse 
Entfernungen, wie 30m, Bilder von so fabelhaften 
Ausmassen (ein Diapositiv von 9Xızcm würde z. B. 
etwa 261/, x 361/, m gross erscheinen), dass von einer 
praktischen Verwendbarkeit kaum noch gesprochen 
werden kann. 

„ Besonderes Interesse beanspruchen die neuen Goerz- 
Spezialobjektive für Kinoaufnahme und -Projektion. 
Das Kino-Hypar 1:3 und 1:3,5, sowie das Dogmar 
1:45 und der interessante Goerz- Kino- Teleanastigmat 
1:6,3 sind Aufnahmetypen, mit denen wir uns später 
noch zu beschäftigen haben werden. Für Projektion 
sind das Projektions- Aypar und -Axiar bestimmt. 

Die Kondensoren in ihrer mannigfaltigen Gestal- 
tung, aus farblosem optischen Glase oder aus dem 
wärmefesten sogenannten Ignalglas, beides Produkte 
der „Sendlinger Optischen Glaswerke, G. m. b. H,, 
Zehlendorf b. Berlin“ hergestellt, bilden den Beschluss 
der interessanten, gut ausgestatteten Broschüte, die 
jeder anfordern sollte, der mit Kinoaufnahme und Pro- 
jektion, sowie mit der Projektion stehender Bilder zu 
tun hat und Wert auf vollendete Leistung legt. Me. 


nn Dec 


Büscherschau. . 


Kolloidchemie und Photographie Von 
Dr. Lüppo-Cramer. Zweite, völlig umgearbeitete 
Auflage. Verlag von Theodor Steinkopff, Dresden 
und Leipzig. 1921. 

Der Ausbau der wisseuschaftlichen Grundlagen 
der Photographie ist auf die Kolloidchemie angewiesen; 
denn nicht nur die Bildträger, sondern auch die Ma- 
terialien, aus denen sich die Bildsubstanz aufbaut, be- 
finden sich stets in kolloidem Zustande, und mancherlei 
chemische Prozesse der Bildkörper werdeu von der 
Kolloidnatur des Bildstoffes beeinflusst. Als der Ver- 
fasser im Jalıre Igo8 sein Buch zum ersten Male heraus- 
gab, galt es, weitere Kreise auf die Kolloidnatur 
der photograpliischen Prozesse hinzuweisen; inzwischen 
haben zahlreiche Arbeiten Lüppo-Cramers das neue 
Gebiet erschlossen, so dass er bei Bearbeitung der 
zweiten Auflage seine Einführung in die allgemeine 
Kolloidchemie als allgemein bekaunt voraussetzen und 
deshalb weglassen kounte. Der Stoff ist im Laufe 
der Zeit so reichhaltig geworden, dass er nicht in allen 
Richtungen ausführlich wiedergegeben werden kann; 
vielfach musste sich der Verfasser mit Literaturnach- 
weisen begnügen. So ist ein verhältnismässig kurzes 
Buch entstanden, das unentbehrlich ist für jeden 
wissenschaftlich photographisch Arbeitenden, sowohl 
zur Einführung in die Tatsachen der photographis: hen 
Kolloidchemie, als auch zum Wegweiser für alle Sonder- 
arbeiten in diesem vielverzweigten Gebiete, S. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin- Halensee, Halberstädter Strasse 7, 
für den Anzeigentell: Guido Karutz in Halle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Alleiniges Organ des Central- Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P-- ° 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotographen. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 


Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 

graphen“ (mit vielen Kunstdrucktafeln.. — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 

4,— Mk. mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk., für „Atelier“ allein ,— Mk. 3- Anzeigen: Für ımm Höhe 

der 5o mm breiten Spalte 75 Pf.; Stellenmarkt- und Gelegenheitsanzeigen mit bedeutender Preisermässigung. 

Anfragen und Aufträge an Wilhelm Knapp in Halle a. S. (Fernspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto: Leipzig 214, 
Reichsbank - Girokonto). 











Nr. 51. 


23. Dezember. 








1921. 














Aus der Werkstatt des Photographen. 
(Unter dieser Rubrik werden Mitteilungen und Winke aus der praktischen Erfahrung des Fachphotographen 


gebracht. 


Unsere Leser werden um Einsendung von Beiträgen gebeten. 


Diese brauchen nicht druckfertig zu 


sein, sondern werden, soweit erforderlich, von der Redaktion umgearbeitet. Alle Einsender erhalten Honorar 
für ihre zum Druck gelangenden Beiträge.) 


Arbeiten mit Entwicklungspapieren 
und Postkarten. 


Sauberes und bequemes Arbeiten mit Ent- 
wicklungspapieren und Postkarten erreicht man 
leicht durch die Benutzung zweier Kopier- 
klammern. Der Arbeitsgang und die Anwendung 
derselben ist folgendermassen: Man wähle zwei 
Kopierklammern, deren Federn nicht zu stark 
sind. Die eine Klammer dient zum Heraus- 
heben der Bilder aus dem Entwickler, die andere 
aus dem Fixierbad. Damit man die Klammern 
auch späterhin nicht verwechselt, kerbt man 
die Fixierklammer an den Griffenden ein, so 
dass man schon am Gefühl erkennt, welche 
Klammer man vor sich hat, da eine Verwechs- 
lung unliebsame Folgen zeitigt. Jede Klammer 
klemmt man vor Beginn der Arbeit zweck- 
mässig auf den Rand der für sie bestimmten 
Schale auf, dann hat man sie bequem zur Hand. 

Das kopierte Bild lässt man in die Ent- 
wicklerschale gleiten, taucht es vollends mit der 
Entwicklerklammer unter, und wenn es aus- 
entwickelt ist, erfasst man es an der Schmal- 
seite, zieht es senkrecht hoch, damit das Papier 
bei zu grossen Formaten nicht scharf geknickt 
wird — Postkarten kann man rücksichtslos 
herausnehmen —, lässt das Bild abtropfen, ins 
Unterbrechungsbad gleiten und von da in die 
Fixierschale, hütet sich aber hierbei, die Klammer 
mit der Fixierlösung in Berührung zu bringen. 
Zum vollständigen Untertauchen des Bildes in 
die Fixierlösung bedient man sich nun der 
Fixierklammer, mit welcher man nun auch das 
Bild zur näheren Betrachtung bei hellem Licht 
oder zum Wässern herausnimmt. Manchmal 
klebt das Bild zu sehr am Boden der Entwickler- 
schale.e Damit man es dann besser mit der 


Klammer erfassen kann, schneidet man sich die 
betreffenden Spitzen dünner und schaukelt die 
Schale. Ist das Unterbrechungsbad angesäuert, 
was nicht immer unbedingt nötig ist, dann 
taucht man die Entwicklerklammer kurz in eine 
Tasse oder dergleichen mit reinem Wasser ein, 
bevor man sie wieder auf den Rand der Ent- 
wicklerschale klemmt. 

Zur Aufbewahrung dürfen die beiden noch 
feuchten Klammern nicht nebeneinanderliegen; 
schliesslich lassen sie sich leicht reinigen, was 
auch bei Benutzung anderer Entwicklersorten 
erforderlich ist. Die Klammern lassen sich auch 
vorteilhaft beim Tonen der Bilder verwerten, 
da bekamntlich manche Tonbäder die Hände 
unerwünschterweise mittonen. 

Nun noch eine andere Sache. Bei Benutzung 
der Probestreifen zur Feststellung der Kopier- 
zeit kommt es öfters vor, dass man in der Eile 
ein Stückchen mit der verkehrten Seite in den 
Kopierrahmen legt. Man vermeidet dies sicher, 
wenn man das Blatt Entwicklungspapier, bevor 
man es in kleine Probestreifen teilt, auf der 
Rückseite kreuzweise mit Bleistiftstrichen vor- 
sieht und es erst dann zerschneidet; man er- 
spart dadurch Aerger und Zeit. 

Paul Piotrowski. 


Einfache Art, den Heiz-, nicht aber 
den Arbeitsraum zu verringern. 


In der Dunkelkammer und sonstigen kleineren 
Gelassen werden in der Höhe von etwa 2 m 
an den vier Wänden etwa 5 cm breite und 
2—3 cm starke Bretter (Latten) angebracht, so- 
dann macht man von demselben Material einige 
Rahmen, deren Länge der Breite des Raumes, 
deren Breite, aneinandergelegt, der Länge des 


SI 


416 





PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 








Raumes entspricht, hierbei ist Hauptbedingung, 
dass alles möglichst dicht anschliesst. Die 
Rahmen werden nun auf beiden Seiten mit 
starkem Papier oder Pappe bezogen, wodurch 
eine sogenannte Isolierschicht entsteht, die 
bekanntlich ein schlechter Wärmeleiter ist. 
Behuts besseren Aussehens können dann die 
Pappen mit schwarzem Plattenpapier überklebt 
worden. 

Die Wirkung des Ganzen liegt darin, dass 
die Wärme sich nicht nacl® oben verflüchtigen 


kann, vielmehr in denjenigen Schichten ver- 


bleibt, in denen man sich bewegt und arbeitet. 


Auf diese Weise dürfte höchstens die Hälfte 
Heizmaterial verbraucht werden, ganz abgesehen 
von der viel rascheren Erwärmung des Gelasses. 

Im Frübjabr lassen sich dann die Rahmen 
mit Leichtigkeit herausnehmen, so dass über 
den Sommer der ganze Luftraum wieder zur 
Verfügung steht. Bei einigermassen schonender 
Behandlung kann ’die Einrichtung jahrelang be- 
nutzt werden. Die Selbstherstellung erfordert 
keinerlei Handfertigkeit, doch sind die Unkosten 
selbst dann gering, wenn man sich eines ein- 
schlägigen Handwerkers bedient. 

Wilbelm Klemm, Schwäbisch Hall. 


Spreehsaal 


Für die unter „Sprechsaal* abgedruckten Einsendungen unserer Leser tibernimmt die Redaktion keine Verantwortung. 


Reform in der Lehrlingsfrage. 

Im Mittelpunkte aller fachlichen Fragen ist die 
Lehrlingsfrage stets eine akute gewesen — mit Recht! 
Ist dieselbe doch für den photographischen Beruf von 
besonderer Wichtigkeit. Klagen über Einstellung von 
zu vielen und unfähigen Lehrlingen sind so alt wie 
unser Beruf, ohne dass eine Besserung erfolgt wäre. 
Das Gegenteil ist leider der Fall! Das Grundübel 
liegt, wie alle einsichtigen Fachleute längst erkannten, 
an besagter Einstellung von unfähigen jungen Leuten 
in unseren Beruf, der doch wohl von allen Hand- 
werkern die grösste Intelligenz und Fähigkeiten an 
den Ausübenden stellt. 

Wie wurde aber bisher gesündigt! Ist so eine 
junge Drobne zu sonst nichts mehr zu gebrauchen, in 
der Schule womöglich immer der Faulste gewesen; 
Photograph kann er ja noch werden. Merkt der Meister 
dann oft zu spät, mit dem Bengel ist nichts anzu- 
fangen — als Laufjunge ist er ja immer noch zu ge- 
brauchen. Das muss anders werden, es muss eine 
Reform erfolgen, soll unser schöner Beruf, der von 
mancher Seite immer mehr in den Sumpf gezogen 
wird, nicht noch mehr sinken. 

Der Name „Photograph“ muss wieder Achtung er- 
langen. Unfähige und Unwürdige tragen die Schuld. 
Diese von vornherein nach Möglichkeit auszuschliessen 
soll unsere höchste Aufgabe sein, zur Hebung unseres 
Standes und Berufes. Dafür müssen wir kämpfen mit 
allen Mitteln. Und es gibt einen Weg. Er muss 
gegangen werden — denn es ist höchste Zeit. Gerade 
jetzt, wo die Löhne hoch sind und mancher Chef sich 
mit dem Gedanken trägt, Ostern einen neuen Lehrling 
einzustellen zu seiner Bequemlichkeit. Aber halt, ihr 
Herren, nur langsam, es soll euch etwas schwer ge- 
macht werden. 


Aufruf au alle Vereine und Innungen! - 
Central-Verband deutscher Photographen! 
beschliesst sofort: Vor Neueinstellung eines Lehrlings 
ist derselbe von einer aus vier Berufsphotographen 
(zwei Arbeitgebern und zwei Arbeitnehmern) bestehen- 
den Kommission auf seine Eignung für den photo- 

graphischen Beruf zu prüfen. 

So, jetzt an die Arbeit, Kollegen, verschafft diesem 
Paragrapheu Wirksamkeit und Recht. Es ist der einzige 
Weg zur Gesundung unseres Berufes. Kein Gesetz 
kann dagegen an. Denen, die schlafenden Auges 
dahingehen, nmıuss diese Möglichkeit genommen werden, 
sie müssen auf ihren Vorteil verzichten, zum Wohle 
unseres Berufes. Denn was nützen alle Anstreugungen 
des Lehrherrn und der Fortbildungsschule, wenn der 
Junge npicht das Zeug dazu hat und nicht alle Grund- 
lagen vorhanden sind, um einem Beruf, der so hohe An- 
forderungen stellt, gerecht zu werden. 

Der kleine „Befähigungsnachweis“ muss verlangt 
werden, er ist der Weg zu unserem Aufstieg. In 
welcher Form die Prüfung zu erfolgen hat, ist Sache 
der Prüfungskomwission. Aber ein Jüngling, der 
nicht einen fehlerlosen Aufsatz machen kann über das 
Thema: „Wie ich mir den photographischen Beruf 
denke“, ist bereits ungeeignet. 

Unser Beruf verlangt nur die Tüchtigsten, er 
nimmt eine Sonderstellung ein, darum müssen wir 
auch besondere Massuahmien zur Hebung und Er- 
starkung erstreben. Im allen höheren Berufen wird 
ein Nachweis über vorhandene Fähigkeiten verlangt, 
warum nicht für die Photographie? Ist sie etwa so 
leicht? Dass die Kommission mit aller Rücksichts- 
losigkeit vorzugehen hat, ist unbedingt notwendig, 
denn sie trägt die Verantwortung. Nur dem Tüchtigen 
freie Bahn! Karl Bursch, Höchst a.M. 


RR — 


Innungs- und Vereinsnaehriehten. 


An die Bundestagsteilnehmer des Säehsi- 
sehen Photographen-Bundes in Plauen. 

Teilnehmer des Tages, die in Plauen zugegen 
waren, dort Bilder vom Bundestage bestellten, bezahlten 
und trotzdem nicht erhielten, werden hiermit höflichst 


gebeten, mit Angabe des gezahlten Betrages sowie 
Adresse sich an Kollegen Manuel Dastis- Plauen 
Pausaer Strasse 74, zu wenden, damit demselben Ge- 
legenheit gegeben ist, die Sache weiter zu verfolgen. 


Der Vorstand. I. A.: Manuel Dastis, 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


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Photographischer Verein zu Berlin. 
. (Gegr. 1863.) 
I. Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse 1a, Amt Lichterfelde 236. — I. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2, Amt Uhland 6206. 
— Geschäftsstelle und Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser- Wilhelm- Platz 2, Amt Stephan 4480. — Biblio- 
thek: Fräulein Pflug, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6. Amt 
Lützow 1224. — Sterbekasse des C.V. und Diplomkommission: 
Frangois Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg ı1. 
Zur geil. Kenntnisnahme für unsere Mitglieder. 

Die ordentliche Hauptversammlung des 
Vereins findet am 5. Januar 1922 in den „Kammer- 
sälen“ statt. = Der Vorstand. 

Protokoll von der Mitgliederversammlung 
am 8. Dezember in den „Kammersälen“. 

Der Vorsitzende eröffnet nach 8 Uhr die infolge 
der vorweihnachtlichen Tätigkeit von den Mitgliedern 
nur schwach besuchte Versammlung und erteilte so- 
gleich dem Vertreter der Byk-Guldenwerke das 
Wort, über betreffende Papiere und Tonungen zu re- 
ferieren. Nebenbei waren verschiedene Bilder vom 
Photographenwettbewerb genannter Firma ausgestellt. 
Im Anschluss daran gibt Herr Professor Mente in 
einem kurzen Rückblick auf die Ausstellung „Berliner 
Photograjhie“ seine Ansichten über die dort vertretenen 
Richtungen bekannt. Bei der sich entwickelnden Dis- 
kussion kommen auch andere Fachangelegenheiten zur 
Besprechung, unter andern: wird ein Schaukastenwett- 
bewerb für das nächste Jahr in Vorschlag gebracht, 
sowie industrielle Aufnahmen, bzw. auch schon technisch 
musterhafte Leistungen in einer Vereinsausstellung zu- 
sammenzubringen. ; 

Am Schluss der Sitzung macht Herr Professor 
Mente noch mit Schmitz- Kopierraster „Duvetine“ 
bekannt. 

Die nächste Sitzung des Vereins findet amı 5. Januar 
h. Js. statt. 

Der Vorsitzende schliesst die letzte Vereinssitzung 
im Jahre 1921 mit Glückwünschen für das neue Jahr. 


Joharmnes Lüpke, A.Ranft, 
I. Vorsitzender. I. Schriftführer. 


Als neue Mitglieder sind gemeldet: 
Herr Wilhelm Linnartz, Berlin SW, Oranien- 
strasse 128. 
Herr Claude, Berlin-Stidende, Lichterfelder Strasse 39, 
i. Fa.: Albertini - Film. 


Der Vorstand. 
l.A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 


Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher;: Amt Stephan 4480. -— Postscheckkonte: Berlin 20.087. 


+ 


Photographen- Zwangsinnung Halle a.S. 
Sitz: Halle a. S. 


Tarifnachtrag. 
Laut Vereinbarung der Tarifkommission der Photo- 
graphen-Zwaugsinnung Halle a.S. und Regierungs- 


417 








bezirk Merseburg mit den Vertretern der Gehilfenschaft 
ist folgendes Abkommen getroffen worden: 
Ab 8. Oktober ıg21 wird auf den Grundlohn 
vom Juni 1920 
65 %/0 Aufschlag für Unverheiratete und 
80 0/0 ’ „  Verheiratete gezahlt. 
Zahltag ist der 14. Oktober 1921. 


Erster 


Für die Tarifkommission: R. Schröder. 
Für den Gehilfenausschuss: E. Kost. 


u It 


Verein selbständiger Faehphotographen 
des Obersehlesisehen Industriebezirks,E.V, 
Sitz: Beuthen, O.-S, 

Protokoll über die Hauptversammlung 
in Beuthen, O.-S. 

Der I. Vorsitzende, Herr Kollege Müller- Beuthen, 
eröffnete die Versammlung. Nach Verlesung ver- 
schiedener Eingänge verlas Herr Kollege Junker den 
Jahresbericht, welcher eine Stärkung des Vereins und 
auch sonst ein erfreuliches Bild aufwies. Die Mit- 
gliederzahl beträgt heute 70. Hierauf erstattete Hetr 
Kollege Reiche den Kassenbericht. Nach Prüfung 
desselben wurde Herrn Reiche Entlastung erteilt und 
Dank für seine Mühewaltung ausgesprochen. Der 
I. Vorsitzende erklärte, dass er in Kattowitz und Königs- 
hütte eine Kouvention zustande gebracht habe, die 
geeignet ist, dem Trinkgelderunwesen zu steuern; in 
Beuthen aber kam eine solche nicht zustande Nach 
Verschiedenem wurde zur Neuwahl des Gesamtvor: 
standes geschritten. Zum grössten Leidwesen der Mit- 
glieder erklärte Herr Kollege Müller von vornherein, 
dass er eine Wiederwahl zum I. Vorsitzenden nicht 
mehr annehmen würde. Obgleich er bestürmt wurde, 
das schwere Amıt weiterzuführen, war er leider auch 
nicht mehr hierzu zu bewegen. Die Neuwahl ergab 
folgendes Resultat: Die Herren Hofphotograph Max 
Glauer-Oppeln, I. Vorsitzender; Oskar Anders- 
Beuthen, II. Vorsitzender; Reiche-Tarnowitz, Kassen- 
wart; Hildebrandt -Königshütte, I. Schriftwart; 
Tschentscher-Königshütte, II. Schriftwart. Als Bei- 
sitzer wurden die Kollegen Bartb, Saemann und 
Axmann gewählt. 

Die Amtsniederlegung des Kollegen Müller be: 
deutet trotz guter Neuwahl doch einen schweren Schlag 
für den Verein, denn Herr Müller war nicht nur det 
Gründer, sondern man kann sagen die Seele des 
Vereins. Durch seine glänzende organisatorische Be- 
fähigung, Tatkraft und Beredtsamkeit war er in ganz 
besonderer Weise seinem Amte gewachsen, dem er 
auch seine nimmer ruhende Arbeitskraft widmete. 
Wieviel Reisen hat Herr Müller nicht allein unter- 
nommen, um am Mindestpreisfestsetzungen in den 
einzelnen Städten und gegen das Trinkgelderunwesen 
an Kutscher usw, teilzunehmen resp. auch diese Ver- 
sammlungen zu leiten. Den wärmsten Dank für alles, 
was Herr Müller bisher für den Verein leistete, 
sprach im Namen aller Kollege Glauer in der Hoff- 
nung aus, dass Herr Müller über kurz oder lang 
doch noch einmal sein Amt übernehmen werde. 


5t* 


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® 


Herr Glauer, welcher in bereitwilliger Weise die 
einstimmige Wahl annahm, konnte nicht umhin, auf 
die Schwierigkeiten hinzuweisen, welche sich aus der 
Entfernung Oppelns vom eigentlichen Industriebezirk 
als den Hauptsitz der Mitglieder für die Führung des 
Vereins ergeben. Es erfolgte nach Besichtigung der 
Ausstellung der Leouarwerke, wozu Herr Glauer reiz- 
volle Bilder gestellt hatte und auch einen kurzen Vor- 
trag über Verarbeitung und Vorzüge dieser Papiere 
hielt. 


Max Glauer, 
I. Vorsitzender. 


Paul Hildebrandt, 
I. Schriftwart. 


>09 


Verein Schlesiseher Fashphotographen 
(E. V.). Sitz: Breslau. 


Bericht über die Versammlung 
am 31. Oktober, im „Konzerthaus“ zu Breslau. 


Nach kurzer Unterbrechung waren wir wieder in 


das „Konzerthaus“, das Lokal unserer früheren Tagungen, 
zurückgekehrt. Der Vorsitzende begrüsste die Mit- 
glieder und Gäste, welche heute besonders zahlreich 
erschienen waren, und nahm zunächst Veranlassung, 
der Versammlung das Diplom vorzulegen, welches an- 
lässlich des 25jährigen Stiftungsfestes vom Central- 
Verband unserem Verein gewidmet wurde, Diese Ur- 
kunde soll nicht nur eine Erinnerung bleiben), an den 
schönen Verlauf des Stiftungsfestes, sondern sie möge 
allen Berufskollegen als Ansporn dienen, auch weiter 
ein nützliches Glied in der grossen Kette der Berufs- 
vereinigungen zu sein. Die Anfertigung des Diploms 
ist von der hiesigen Firma Grass, Barth & Co. er- 
folgt. Wir hatten dann wieder Veranlassung, einige 
neue Mitglieder in unserem Verein aufzunehmen, und 
zwar: Karl Weiss- Oppeln, Kurt Gröger, Eugen 
Dasler, Frau Opitz sämtliche in Brieg. Soweit die- 
selben anwesend waren, hiess sie der Vorsitzende zu 
recht reger Beteiligung an unseren Bestrebungen will- 
kommen. 
Neu angemeldet: Karl Gautsch- Breslau. 


Voriges Jahr, um die gleiche Zeit, wurde von 
unserem Verein der Antrag auf Errichtung einer 
Zwangsinnung gestellt. Da bei einer früheren Gelegen- 
heit diese Einrichtung keine Mehrheit gefunden hatte, 
so wurde der diesmaligen Abstimmung mit grosser 
Spannung entgegengesehen, und war der Vorsitzende 
in der Lage, hierüber einige Einzelheiten bekanntzu- 
geben. Der in Aussicht genommene Innungsbezirk 
umfasst 220 selbständige Photographen. Von diesen 
haben nur ııo das Wahlrecht ausgeübt und stimmten 
65 für Errichtung einer Innung. Da die einfache 
Mehrheit genügt, so hat der Regierungspräsident dem 
Antrage stattgegeben und die Handwerkskammer mit 
der Konstituierung beauftragt. Herr Götz erläuterte 
die voraussichtlichen Vorteile, welche den Berufsphoto- 
graphen als Innungsmitglieder entstehen werden, aber 
er betonte auch ausdrücklich, dass die angestrebten 
Ziele sich nur dann erreichen lassen, wenn ein grosser 
Stamm arbeitsfrendiger Mitglieder vorhanden ist. Mit 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 








der Einberufung der ersten Innungsversammlung dürfte 
schon in der nächsten Zeit gerechnet werden. 

Infolge der Entwertung unseres Geldes ist eine 
entsprechende Erhöhung nicht nur aller Materialien, 
sondern auch der eigenen Lebensführung eingetreteh. 
Da nun die hiesigen Bilderpreise schon bisher unzu- 
länglich waren, so wurde auf Anregung des Schrift- 
führers beschlossen, eine Preiskommission zu wählen, 
welche die jeweiligen Richtpreise für unsere Gegend 
festsetz. Die Kollegen Götz, Gustav Fischer, 
Auerswald, Otto Scholz, Krapp und Gloger er- 
klärten sich zur Uebernahme dieses Amtes bereit. Da 
besonders die Preise für Passbilder sehr verschieden 
sind, so kam die Einigung zustande, bei sofortiger 
Wirkung den Mindestpreis für drei Passbilder auf 
15 Mk. festzusetzen. 

Im nachfolgenden Teil hatten wir die seltene Ge- 
legenheit, einen Einblick in die Anwendung der Kine- 
matographie zu bekommen. Kollege Krapp führte 
uns zunächst einen Aufnahmeapparat „Ernemann- 
Krupp“ vor. Es blieb aber nicht allein bei der fach- 
lichen Erläuterung dieser weltumspannenden Industrie, 
sondern die Kinoschwärmer sollten dabei auch auf 
ihre Rechnung kommen, mit zwei kleinen Heimlicht- 
kinos führte uns Herr Krapp ein wechselvolles Pro- 
gramm vor. Die Vorführung fand grosse Befriedigung, 
und dankte Herr Götz Kollegen Krapp für die an- 
schauliche und instruktive Form, mit der er uns der 
Kinematographie nähergebracht hatte. Es war uns 
dann weiter noch die Besichtigung eines sehr reich- 
haltigen Bildermaterials beschieden. Die Zwangsinnung 
in Glatz hat bekanntlich ein gut beschicktes Preisaus: 
schreiben veranstaltet, und waren uns von dort eine 
auserlesene Anzahl der prämiierten Bilder zur Be- 
sichtigung tiberwiesen. Der Vorsitzende, welcher dem 
Preisgericht angehörte, hob nochmals die anerkennens- 
werten Leistungen der einzelnen Bewerber hervor 
und zollte auch dem Vorstande der Innung in Glatz 
Anerkennung, da er sich mit der Veranstaltung dieses 
Preisausschreibens ein Verdienst zur Förderung der 
bildmässigen Photographie erworben hat. 

Ferner hatte die Mimosa eine Kollektion von 
Gaslichtbildern übersaudt, worin hauptsächlich die Vor- 
züge des Novumentwicklers und der Skalatonung zur 
Geltung kamen. Herr Götz hatte mit dieser Neuheit 
selbst schon praktische Versuche gemacht und konnte 
feststellen, dass die Anwendung zur Veredelung des 
Bildtones beiträgt. Der Vorsitzende dankte den Mit- 
gliedern für das rege Interesse und schloss gegen 
10 Uhr die Versammlung. 

Der Vorsitzende: 

H. Götz. 


Der Schriftführer: 
Richard Zerner. 


+00 


Genossenschaft der Photographen 
in Reiechenberg, Sektion Reiehenberg. 


Bericht über die ausserordentliche Sektionssitzung 
am 16. November. 
Auf Anregung des Genossenschaftsvorstehers Kol- 


legen Müller wurde eine ausserordentliche Sektions- 


. 


BHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | 4ig 





sitzung einberufen, die den Zweck verfolgte, Vor- 
bereitung für die Wahl der neuen Genossenschaftsleitung, 
die anlässlich der Anfang Januar in Böhmisch - Leipa 
stattfindenden Jahreshauptversammlung notwendig ist, 
zu treffen. Obmannstellvertreter Kollege Hübel er- 
öffnete die Sitzung um 2°/, Uhr. Anwesend waren 
zwölf Mitglieder. Entschuldigt war der Genossen- 
schaftsvorsteher Müller. 

Als Punkt ı gelangte ein Schreiben der Sektion 
Teplitz, welche in dieser Angelegenheit bereits eine 
Sitzung abgehalten hatte und das gleichlautend allen 
übrigen Sektionen zugestellt wurde und die Anforde- 
rungen enthielt, der derzeitigen Genossenschaftsleitung 
Dank und Anerkennung für ihre Mühewaltung aus- 
zusprechen und diese aufzufordern, bei der kommen- 
den Neuwahl die Aemter auf die Dauer einer neuen 
Wahlperiode nöchmals zu übernehmen, zur Vorlesung. 
Aus der sich diesem Schreiben anschliessenden Wechsel- 
rede, an welcher sich insbesondere die Kollegen Hackel 
und Ullrich beteiligten, ging der Beschluss hervor, 
dass eine Abordnung (es wurden hierfür die Kollegen 
Hübel, Hackel und Breslauer bestimmt) persön- 
lich bei der jetzigen Leitung vorsprechen soll, um diese 
zur Annahme einer Neuwahl zu bewegen. Genossen- 
schaftskassierer Iser teilte hierauf der Versammlung 
mit, dass er Auftrag des Genossenschaftsvorstehers 
Müller habe, der Versammlung mitzuteilen, dass es 
Kollegen Müller unter keinen Umständen möglich ist, 
die Wahl nochmals anzunehmen. Auch Kollege Iser 
erklärt für seine Person mit voller Bestimmtheit, eine 
Neuwahl nicht mehr annehmen zu können, Da keine 
Vorschläge für die neue Leitung gemacht wurden, 
empfahl Kollege Iser den für die Verfechtung des 
Genossenschaftswesens äusserst rührigen und sehr 
sachlich urteilenden Kollegen Horak-Teplitz zum 
künftigen Obmann. Er betonte besonders, dass dessen 
Sektionsberichte an die Genossenschaft nicht uur vor- 
züglich abgefasst, sondern auch für eine musterhafte 
Ordnung der Leitung der Teplitzer Sektion, der Herr 
Horak als Obmann vorsteht, spricht. 


Kollege Ullrich macht die Anwesenden aufmerk- 
sam, dass die Wahl der vorjährigen Hauptversamm- 
lung, bei der die Amtsdauer der Gewählten durch be- 
sondere Vereinbarung protokollarisch auf nur ein Jahr 
festgesetzt wurde, ungültig ist und die Gewählten ge- 
zwungen werden können, ihre Amtsdauer auf 3 Jahre 
auszudehnen. Kollege Iser teilt bierauf den Anwesen- 
den mit, dass die provisorische Leitung bestrebt war, 
Ordnung in die Genossenschaft zu bringen, und glaubt 
auch, dass dies nach Lage der Sache soweit gelungen 
ist, dass die neue Leitung ein erleichtertes Arbeiten 
vorfinden wird. Er bittet ferner im Interesse der Sache, 
von Zwahgsmassnahmen abzusehen, und empfiehlt 
nochmals, sich für die kommende Leitung schlüssig zu 
werden. Kollege Hackel rügte mit beredten Worten 
die mutwilligen Anrempelungen, denen det Genossen- 
schaftsvorsteher in diesen Jahre ausgesetzt war, und 
hofft, dass es der Abordnung gelingen wird, denselben 
zu bewegen, eine Neuwahl nochmals anzunehmen. 
Kollege Krüger begründet seinen Rücktritt als Ob- 


‚ Beifall der Anwesenden. 


mannstellvertreter und erklärt, dass er seine Geschäfts- 
interessen in erster Linie wahren muss. 

Als Punkt 2 wurde ein von unserem allver- 
ehrten Kollegen Schrauber verfasstes Prüfungs- 
schema zur Verlesung gebracht. Dasselbe fand den 
Kollege Krüger bestimmte 
die Kollegen Iser und Breslauer, die kaufmännischen 
Fragen für die Prüfungen auszuarbeiten, während er 
sich selbst erbötig machte, die theoretischen Fragen 
nach einem ihm zur Verfügung stehenden Schul- 
programm schriftlich niederzulegen. 

Als Punkt 3 wurde die Frage der Umsatz- und 
Luxussteuer einer Beratung unterzogen, und wurde be- 
schlossen, dass sowohl die zweiprozentige Umsatz- als 
auch die zehnprozentige Luxussteuer den Kunden 
separat in Rechnung gestellt wird. Die Kollegen 
werden aufgefordert, dies in ihren Geschäften durch« 
zuführen, damit ein einheitliches Bild gewahrt bleibt. 
Sektionusleiter - Stellvertreter Kollege Hübel dankte 
den Erschienenen für ihre Teilnalime und schloss die 
Sitzung um 5! Uhr. „Gut Licht!“ 


Der Obmannstellvertreter: Der Schriftführer: 
Josef Hübel, Wilhelm Forscht. 


Photographen-Innung (Zwangsinnung) 
zu Berlin. 


Tarifvertrag, 
abgeschlosseu am 31. Oktober Ig2ı, zwischen den Mit 
gliedern der Photographeniunung (Zwangsinuung) zu 
Berlin, vertreten durch den Innungsvorstaud, und den 
in Innungsbetrieben angesteliten Photographeugehilfen 
und Gehilfinuen, vertreten durch den Gehilfenausschuss. 


I. Gehilfen. 

Als Gebilfen gelten alle diejenigen, die ihre vor- 
schriftsmässige Lehrzeit hinter sich und die Gehilfen- 
prüfung bestanden habeu; ferner unterstehen diesem 
Tarifvertrag diejenigen Arbeitnehmer, die vor dem 
r. August Igt4 im photographischen Beruf tätig waren, 


II. Arbeitszeit, 

Die Arbeitszeit beträgt 48 Stunden wöchentlich, 
einschliesslich der an Sountagen für Aufnahmezwecke 
ausgeübten Tätigkeit. Notwendige, gesetzlich erlaubte 
Arbeit an Soun- und Feiertagen darf nicht verweigert 
werden. Für jede geleistete Sountagsarbeit ist ein freier 
Nachmittag in der Woche ab ı Uhr zu gewähren. Für 
die Beschäftiguugszeit an den Sonntagen sind mass: 
gebend die gesetzlichen Vorschriften über die Sonn- 
tagsruhe, sowie die behördlich erlassenen Ausnahme- 
bestimmungen für das Photographengewerbe, wie sie 
bisher bestehen. 


III. Beschäftigung. 

Der Geliilfe ist verpflichtet, die Arbeitszeit plinkt- 
lich zu beginnen und vollständig einzuhalten, sowie 
jede ihm übertragene Arbeit sorgfältig naclı bestem 
Können und in augemessener Zeit auszuführen. Jede 
berufliche Nebenbeschäftigung der Gehilfen für andere 
Betriebe und für eigene Rechnung ist unzulässig und 
»erechtigt den Arbeitgeber zur sofortigen Lösung dee 


426 


[2 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Arbeitsverhältnisses. Probearbeiten bis zu 4 Wochen 
sind zulässig. Jede Probearbeit muss bezahlt werden. 
Material und Arbeitsgerät muss der Arbeitgeber liefern. 
Ungelerntes Hilfspersonal darf nur mit einfachen Hilfs- 
arbeiten beschäftigt werden, nicht mit Retuschieren 
und sonstigen höheren photographischen Arbeiten. 
Die Bezahlung der ungelernten Hilfskräfte fällt nicht 
unter den Tarif und erfolgt nach freier Vereinbarung. 


IV. Mindestlöhne 


Im ı. Gehilfenjahr nach freier Vereinbarung, 
Su - a 20.202 0..770 Mk. pro Woche, 
Be 20 , e 
ie ED BON: u 5 # 
» 7. on SE DCO er 5 
Mindestlohn für I. Retuscheur, 

1. Kopierer, ı. Laboranten 325 „, ,, : 
Mindestlohn für ı. Operateur 

oder Filialeleiter 350 5» " 


Zahltag ist der Freitag. 


Die Klassifizierung der ersten Kräfte unterliegt 
freier Vereinbarung. Bei den weiblichen Arbeitskräften 
können 15 0/9 niedrigere Löhne vereinbart werden. Die 
Lobnsätze können vierteljährlich an den Quartalersten 
bei wesentlicher Steigerung oder auch Fallen der 
lebenswichtigen Bedarfsartikel geändert werden. Der 
Antrag hierzu hat 4 Wochen vorher beim Tarifamt zu 
erfolgen. Wenn von den sechs Mitgliedern des Tarif- 
anıtes mindestens vier Stimmen den Antrag befürworten, 
hat das Tarifamt die Tarifkommission der Innung und 
den Gehilfsnausschuss zu neuen Verhandlungen zu 
iaden. 

Bestehende bessere Lohnverhältnisse dürfen nicht 
verschlechtert werden. 


V. UVeberstunden., 


jede, die 48stündige Wochenarbeit übersteigende 
Arbeitsleistung muss bezahlt werden. Ueberstunden 
sind möglichst zu vermeiden und nur in dringenden 
Fällen zulässig. Sie dürfen zur mit Genehmigung des 
Prinzipals gemacht werden und sind stets am nach- 
folgenden Morgen anzumelden. Zu Ueberstunden- 
arbeit darf kein Gehilfe oder Gehilfin gezwungen werden. 
Die gesetzlich zulässige Sonntagsarbeit innerhalb der 
48stündigen wöchentlichen Arbeitszeit wird mit 30 0/o 
Aufschlag des Lohnes besonders bezahlt. Die ersten 
zwei Ueberstunden werden mit 25 0jog, die weiteren bis 
to Uhr abends mit 33?/, %0, nach Io Uhr mit zo °,,, an 
Sonntagen mit 50 0/9 Aufschlag vergütet. 


VI. Ferien. 


Allen Gehilfen und Gehilfinnen, die mindestens ein 
Jahr bei der Firma tätig sind, werden innerhalb der 
Zeit vom ı. Mai bis ı. Oktober sechs, bei mindestens 
zweijäbriger Tätigkeit zwölf aufeinanderfolgende Arbeits- 
tage als bezahlter Urlaub gewährt. Den Beginn der 
Urlaubszeit regelt die Geschäftsleitung. Die Arbeiten 
des Beurlaubten übernehmen vertretungsweise die 
anderen Gehilfen. Kriegsdienstpflicht gilt nicht als 
Unterbrecbung der Beschäftigungszeit. 


; VII. Arbeitsversäumnis. 

Bei Erfüllung der staatlichen bzw. behördlichen 
Pflichten wird, soweit dafür keine Gebühren bezahlt 
werden und sie sich nicht ausserhalb der Arbeitszeit 
erledigen lassen, bis zu 4 Stunden kein Abzug vom 
Lobn gemacht. Andererseits ist der Arbeitgeber be- 
rechtigt, jede, gleichviel, ob mit oder ohne Genehmigung 
des Arbeitgebers versäumte Arbeitszeit vom Lohn ab- 
zuziehen. 

VIII. Kündigung. 

Die Kündigungsfrist beträgt ı4 Tage. Mit An: 
gestellten in gehobener Stellung können längere 
Kündigungsfristen vereinbart werden. Nach Erfolg der 
Kündigung kann der Gehilfe insgesamt bis zu 8 Stunden 
zum Suchen einer neuen Stellung beanspruchen. 


IX. Stellennachweis. 
Offene Stellen müssen bei dem paritätischen Arbeits- 
nachweis der Innung gemeldet werden. Zeitungs; 
annoncen sind zulässig. 


X. Tarifamt. 

Zur Eutscheidung von Streitigkeiten wird ein Tarif- 
amt gebildet. Dasselbe setzt sich zusammen aus je 
drei Arbeitgebern der Innung und drei Innungsgehilfen, 
welche von der Arbeitgeberversammlung bzw. Innungs- 
gehilfenversammlung gewählt werden. Ausserdem sind 
für jedes gewählte Tarifmitglied zwei Stellvertreter zu 
wählen. Beide Gruppen im Tarifamt wählen sich aus 


‘ihrer Mitte je einen Vorsitzenden und einen Stell- 


vertreter. Die Vorsitzenden der beiden Gruppen 


wechseln sich in der Leitung der Sitzung ab. 


Die Tarifamtsmitglieder und ihre Stellvertreter, 
werden gewählt für die Dauer eines Jahres und köhnen 
während dieser Zeit nicht abgesetzt werden. Die Mit- 
glieder des Tarifamtes stehen über den Parteien und 
sollen bei Streitigkeiten eine Einigung der Parteien 
versuchen; falls diese nicht möglich ist, sollen sie naclı 
bestem Wissen und Gewissen zu Recht entscheiden. 

Kommt das Tarifamt infolge Stimmengleichheit 
zu keiner Entscheidung, so muss eine Sitzung des 
Tarifamtes stattfinden unter Vorsitz eines von beiden 
Parteien gewählten unparteiisdhen Vorsitzenden. Die 
Entscheide des Tarifamtes sind endgültig. Das Tarif- 
amt soll zuständig sein zur Entscheidung: 

1. Bei Streitigkeiten zwischen einzelnen Arbeit- 
gebern und einzelnen oder mehreren Arbeitnehmern, 
die sich auf folgende Fälle beziehen: Lohnfragen, 
Ferien, Arbeitszeit, Beschäftigung, Arbeitsversäumnis, 
Kündigung und Entlassung. 

2. Bei Streitigkeiten zwischen den beiden tarif- 
vertragschliessenden Parteien über die Auslegung der 
Tarifvertragsbestimmungen. 


XI. Gültigkeitsdauer des Tarifvertrages. 


Der Tarifvertrag gilt vom Tage der Unterzeich- 
nyng durch die Parteien auf die Dauer eines Jahres, 
mit der Massgabe, dass derselbe jeweilig auf ein 
weiteres Jahr als verlängert gilt, wenn nicht 3 Monate 
vor Ablauf eines jahres von einer Vertragspartei atıs 
die Kündigung erfolgt. Beide vertragschliessende Par- 
teien verpflichten sich, keinen Antrag auf Allgemein: 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





verbindlichkeitserklärung zu stellen, und falls ein solcher 
Antrag von dritter Seite erfolgt, sich gegen die All- 
gemeinverbindlichkeit zu erklären. 


Berlin, den 31. Oktober 1921. 


Vorstand der Photographeninnung, 
Lorenz Tiedemann, Hugo Kammer, 
I. Vorsitzender. I. Schriftführer. 
Der Gehilfenausschuss. 
Fritz Schmid, Walter Voigt, 
Obmann. Schriftführer. 
gt 


Aus Industrie und Handel. 
Gebrauchsanweisungfür „Tempera-Pastell- 
Bössenroth“ zum Uebermalen von Photo- 
graphien, Von den Pastellstiften, deren Töne ge- 


wünscht werden, streift man zunächst auf einen rauhen 


Karton etwas Farbstoff ab, den man sodann mittels 
eines flachen (nicht runden) Pinsels, den man in den 
Farbstoff taucht, aufnimmt. Man reibt oder stuppt 
sodann den Pastellstaub auf das Bild je nach dem 
Geschmack, pastös oder nur lasierend. Man kann 
auch mittels eines Wischers oder Watte, oder nur mit 
dem blossen Finger die Farbpigmente auf dem Bilde 
verreiben. Ist nun das Bild koloriert, so nehme man 
eine Schale (18:24) mit reinem Wasser gefüllt und 
ziehe das Bild rasch durch das Wasser, nehme es so- 
fort heraus und lege es flach auf ein Filtrierpapier 
zum Trocknen (nicht Hängen). — Nach dem Trocknen 
wird es noch einmal auf den: gleichen Wege mit den 
gewünschten Farbtönen übermalt. Die feinen Stellen, 
wie z. B. Augen, Lippen usw., werden am besten mit 
einem Retuschierpinsel auf nassem Wege eingezeichnet. 
Auf diese Weise erhält man auf die denkbar einfachste 
Art das beste Aquarellbiid, ohne dass besondere 
Kenntnisse hinsichtlich der Malerei erforderlich sind, 
Da die „Bössenroth- Pastellstifte* Eiweissstoffe ent- 
halten, verbinden sich diese Pigmente mit der Albumin- 
schicht und werden haltbar, ohne erst das Bild fixieren 
zu müssen. Es ist daher nicht unbedingt erforderlich, 
das Bild überhaupt mit dem Fixativ (Amylacetat- 
lösung) zu behandeln. Das Fixieren ist sogar, wenn 
man darin nicht geübt ist, sehr gefährlich! Will man 
fixieren, wozu bei Bromsilberpapieren nur eine Amyl- 
acetatlösung (nach unserem besonderen Verfahren her- 
gestellt) verwendet werden kann, so gehört hierzu vor 
allem ein tadellos arbeitender, sehr feiner Zerstäuber 
mit einem Doppelgebläse. Mit den Mundıöhrchen ist 
das Fixieren immerhin eine gefährliche Sache, da sich 
hier häufig Tropfen bilden, die auf dem Bilde vielfach 
als Höfe wirken, was uuschön ist. Nach den gemachten 
Erfahrungen ist es überhaupt überflüssig, zu fixieren, 
da die Tempera-Pastellfarben genügend stark haften 
bleiben. Unter Glas gebracht, sind die kolorierten 
Bilder (Photos) genügend geschützt. (Vereinigte Farben- 
und Lackfabriken, München W ı2. Augsburg-Nürn- 
berg - Stuttgart - Würzburg - Wels [Deutsch - Oesterreich], 
Muttenz bei Basel [Schweiz].) 


—ıErt 


421 


Kleine Mitteilungen. 

— Volkshochschule an der Universität 
Leipzig. Für Photographen bietet sich nach Weih- 
nachten Gelegenheit zur Erweiterung und Vertiefung des 
Fachwissens. Der in Leipziger Fachkreisen als Dozent 
allgemein beliebte Herr Dr. F. Rother, Assistent am 
Physikalischen Institut der Universität, wird im Rahmen 
der Voikshochschule eine Reihe von Vorträgen über 
Allgemeine Photographie halten. Im ı. Teil, Grund- 
lagen der Linsenoptik, spricht der Redner über op- 
tisches Glas, Linsenherstellung, die Fehler der ein- 
fachen Linse, Brillengläser; im 2. Teil, Das zusammen- 
gesetzte Objektiv, wird behandelt: Die Wirkungsweise, 
Anwendung und Pflege der Objektive, Fehlerbestim- 
mung, die Gesetze der optischen Abbildung, sowie die 
Lichtstärke. Die durch reichhaltige Demonstrationen 
belebten Vorträge finden im Physikalischen Institut 
der Universität, Linnestrasse 5, statt, erstmalig Frei- 
tag, den 20. Januar, 5'/,—7 Uhr. Karten sind täglich 
zum Gesamtpreise von 20 Mk. für 6 Doppelstunden zu 
haben in der Geschäftsstelle der Volkshochschule, 
Schillerstrasse 7, Erdg., sowie in vielen Verkaufsstellen 
der Stadt. Verbände und Vereine erhalten bei Sammel- 
bestellungen von 23 Stück aufwärts die Karten bereits 
für 15 Mk. nur Schillerstrasse 7. 


— Aschaffenburg. 
wurde hier gegründet, 


Eine Photographeninnung 


— Geschäftsjubiläum. Amı ız. Dezember konnte 
die Firma Photo-Zentrale Chr. Fr. Winter Sohn 
in Leipzig auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. 
Die vom Vater gegründete Firma wurde vom Sohn, 
Herrn Ewald Winter, in zielbewusster Leitung weiter- 
geführt und nach mehrfachen Vergrösserungen in die 
prächtigen Räume Schillerstrasse 5 verlegt. 


— Ein Triumph der Stereophotographie 
auf Glas. Praktische Bekämpfung des Schundes be- 
wirkt die Schulverwaltung zu Neukölln; sie hat nach 
sorgfältigen Prüfungen im Jabre Igı6 ein Weltpanorama 
beschafft, welches die Sehenswürdigkeiten der Heimat 
und der Ferne in körperlicher Tiefe, Farbentönung 
und absoluter Treue wiedergibt. Die Schulklassen 
besuchen an Vormittagen nach festgelegtem Plan die 
Vorführungen unentgeltlich. Die Verwaltung wurde 
einem Kriegsbeschädigten übertragen. Der Andrang 
steigert sich fortwährend, im letzten Jahre haben über 
106000 Erwachsene das Panorama besucht, aus dem 
Ertrag der Eintrittsgelder erhielt der Verwalter über 
17000 Mk. als Beihilfe. Die Anschaffung eines zweiten 
Panoromas wurde beschlossen. Diese guten geschäft- 
lichen Resultate, die unschätzbar hohen ethischen Er- 
folge, verbunden mit der leichten Versorgung eines 
verheirateten Kämpfers, der für uns geblutet hat, muss 
auch die kleinen Gemeinden überzeugen, dass dieser 
vorbildliche gute Weg beschritten werden sollte, da- 
durch würden hunderte Kriegsverletzte eine ersehnte 
leichte Arbeit und ein „Tischlein deck’ dich“ sowie 
auch wieder geistiges Wohlsein erlangen. 

— Photographische Plastik. Das neueste 
dieser Art ist die „Kameraskulptur“ eines englischen 


422 





PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


TTS rs II 


„Photographischen Bildhauers", H.M. Edmonds, der 
einen Apparat erfunden hat, um statt der Photo- 
graphien „Porträtkameen“ zu liefern. 
Kunst der Photoskulptur wird eine besondere Kamera 
und eine Maschine verwendet, die das photographische 
Bild auf eine Platte von Elfenbein, Holz oder einen 
andern Stoff überträgt, so dass es dort in Reliefform 
erscheint. Die schönsten photographischen Kameen 
stellt Edmonds in Alabaster her. Die Aufnahme 
solcher Porträts beansprucht eine grössere Zeit. 


— Diebstähle während photographischer 
‚Aufnahmen. Im photographischen Atelier Selka 
in Wien betraf der Sattler Thomas Schmidt den 
Operateur des Photographen Karl Rasser in Baden, 
Bützgasse ı5, als er .ihm soo Kronen stahl. ° Der 
Mann erscheint dringend verdächtig, auch in anderen 
Fällen Diebstähle begangen zu haben. Er wusste die 
Kurden im Atelier unter irgendeinem Vorwande zu 
bestimmen, ihre Brieftaschen, Geldbörsen usw. abzu- 
legen, und hat dann die Gelegenheit zu Diebstählen 
benutzt. Er ist wegen Diebstahls an Kunden schon 
zweimal mit Kerker abgestraft und wurde dem Landes- 


gericht eingeliefert, 
-I It 


Geriehtswesen und Verwaltung. 
Gewerbegericht gegen Schlichtungsaus- 
schuss. [Nachdruck verboten.] Ein Handwerksgehilfe 
hatte gegen seine Entlassung per sofort beim Schlich- 
tungsausschuss Beschwerde erhoben, und dieser hatte 
dahin erkannt, dass der Gehilfe wieder einzustellen 


oder ihm eine Entschädigung von ıIgo Mk. zu zahlen - 


sei. Ausserdem habe der Arbeitgeber dem Gehilfen 
im Falle der Nichtwiedereinstellung den entgangenen 
Arbeitsverdienst vom Tage der Entlassung bis zum 
Tage des Urteils nachzuzahlen. 

Der Arbeitgeber zahlte nichts, stellte den Gehilfen 
auch nicht wieder ein, und der Gehilfe klagte infolge- 
dessen vor dem Gewerbegericht auf Zahlung des ihm 
vom Schlichtungsausschuss zugebilligten Betrages. Der 
Beklagte wandte ein, die Entscheidung des Schlich- 
tungsausschusses weise wesentliche Verfahrensmängel 
auf und halte sich nicht innerhalb des Rahmens des 
Betriebsrätegesetzes; infolgedessen brauche er sie auch 
nicht zu beachten. Das Gewerbegericht Berlin hat 
denn auch die Entscheidung des Schlichtungsaus- 
schusses nicht unwesentlich abgeändert. Der Schlich- 
tungsausschuss hat sich — so heisst es in den Gründen 
— nicht in den ihm gezogenen Grenzen bewegt. Ein- 
mal hat er dem Kläger eine Entschädigung für die 
Zeit vom Tage seiner Entlassung bis zum Tage des 
Urteilsspruches zuerkannt, was nach dem Betriebsräte- 
gesetz nicht zulässig ist, und weiterbin hat er die 
Pauschalentschädigung ganz willkürlich festgesetzt. 
Die Pauschalentschädigung soll aber gemäss 887, Abs. 3, 
des Betriebsrätegesetzes für jedes Jahr der Beschäftigung 
höchstens ein Zwölftel des Arbeitseinkommens be- 


Für diese neue 


und das Wesen des Prozesses verschleiern. 


tragen. Da im vorliegenden Falle nur eine Beschäf- 
tigung von 7 Monaten in Frage kommt, so war die 
Entschädigungssumme unter Zugrundelegung dieses 
Zeitraumes zu berechnen und der Angeklagte dem- 
gemäss zu verurteilen. (Gewerbeger. Berlin, 17. 3. 21.) 
| | rd, 
Br 


Bücherschau. 


Penrose’s Annual. Vol. 23 of the Process Year Book 
and Review of the Graphic Arts. Edited by William 
Gamble F.R.P.S, F.O.S. ıg21. Published by Percy 
Wund, Humphries & Co. Ltd, London E.C. 4. 


Das Studium dieses englischen Jahrbuches, das 
sich im wesentlichen mit den Fortschriften auf dem 
Gebiete der photomechanischen Verfahren befasst, ist 
für uns stets besonders wichtig, weil wir daraus er- 
sehen, was jenseits des Kanals, wie auch in Amerika 
und anderen Staaten geleistet wird. 

Am textlichen Teil des vorliegenden, gut aus- 
gestatteten Bandes ist besonders wertvoll der Bericht 
des Herausgebers, der die Fortschritte auf graphischem 
Gebiete behandelt, wie er auch den derzeitigen Stand 
der Illustrationstechnik einer Kritik unterzieht. Diese 
Uebersicht ist recht gut geschrieben und scheint auch 
alle wichtigeren Neuerungen zu umfassen. 

Von weiteren textlichen Beiträgen beschäftigt sich 
einer (Dutton) mit einem neuen System des „Text- 
druckes auf photographischem Wege“, ein Verfahren, 
das jedenfalls auch auf dem Kontinent Beachtung ver- 
dient. Andere Abhandlungen von besonderem Inter- 
esse behandeln wichtige Probleme aus der Photolitho- 
graphie, dem Farbendruck (Farbenbestimmung), dann 
die photographische Methode der Aneinander- 
reihungen zahlreicher kleiner Einzelbilder zu einem 
grossen Druckformat, ein neues Verfahren der Sensi- 
bilisierung (Namias), das vielleicht auch im Tiefdruck 
Bedeutung erlangen kann, und andere Themata mehr. 

Der Bilderteil, wie auch die eingestreuten Illu- 
strationen dürften unseren Geschmack wohl kaum 
treffen, obwohl einige recht gute Leistungen darunter 
vertreten sind. Auch einige Proben in Farbentiefdruck 
bekommt man zu sehen. 

Gefährlich oder jedenfalls schädlich erscheint dem 
Referenten das Bemühen englischer Firmen, den ausge- 
übten Verfahren eigene Namen zu geben, die nichts sagen 
Was soll 
man sich unter „Derbyprint“, „Swaingravure“, „‚Velo- 
gravure“, „Pontoprint“, „Similart“ usw. nur vorstellen. 
Bei uns fing man auch einmal derart an, dass beinahe 
jede Firma ihrem Verfahren einen eigenen Namen gab, 
aber erfreulicherweise hat dieser Unsinn wieder ab- 
gewirtschaftet. Eine schlechte Schnellpressenhelio- 
gravüre oder ein mangelhafter Lichtdruck werden da- 
durch nicht besser, dass man ihnen Phantasienamen 
gibt; bei guten Erzeugnissen darf man aber ruhig 
sagen, wie sie hergestellt sind. Me. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A, Miethe in Berlin-Halensee, Halberstädter Strasse 7, 


för den Anzeigenteil: Guide Karutz in 


alle a.S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a.S. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK 
UND ALLGEMEINE PHOTOGRAPHEN-ZEITUNG. 


ZUGLEICH FORTSETZUNG DER ZEITSCHRIFT FÜR REPRODUKTIONSTECHNIK. 


Alleiniges Organ des Central-Verbandes Deutscher Photographen-Vereine und -Innungen, J. P. 
Organ von etwa 70 Landesverbänden, Innungen und Vereinen von Fachphotograpben. 
Herausgegeben von Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. MIETHE in BERLIN - HALENSEE. 


Verlag von WILHELM KNAPP in HALLE A.S., Mühlweg ı9. 


Wöchentlich erscheint eine Nummer der „Chronik“, ausserdem monatlich einmal „Das Atelier des Photo- 
graphen" (mit vielen Kunstdrucktafeln). — Der Bezugspreis ist vierteljährlich für die „Chronik“ allein 
4,— Mk. mit dem „Atelier“ zusammen 9,50 Mk, für „Atelier“ allein ,— Mk. — Anzeigen: Für ımm Höhe 
der so mm breiten Spalte 75 Pf.; Stellenmarkt- und Gelegenheitsanzeigen mit bedeutender Preisermässigung. 
Anfragen und Aufträge an Wılhelm Knapp in Halle a. S. (Feruspr.-Nr.: 6467, Postscheckkonto: Leipzig 214, 
Reichsbank - Girokonto). 








Nr. 52. 








Rundsehau. 
Mattscheiben mittels Gelatine und Milch. 


In der „Phot. Korrespondenz“ Nr. 733 wird 
zur Herstellung besonders zart mattierter Glas- 
scheiben ein Aufguss von Gelatinelösung, mit 
Milch versetzt, empfohlen. Man lässt ı Teil 
Gelatine in etwa 4 Teilen Wasser ı— 2 Stunden 
lang quellen, erwärmt dann auf dem Wasser- 
bade bis zum Schmelzen der Gelatine und fügt 
a Teile Milch hinzu. Diese Milchgelatineemulsion 
wird auf horizontal nivellierte Glasplatten, die 
vorher gut gereinigt worden sind, aufgetragen. 
Nach dem Erstarren der Schicht werden die 
Platten zum Trocknen gestellt. 

Die so‘ gefertigten Mattscheiben sind von 
grosser Feinheit und sind nicht nur in der 
Landschafts- und Porträtphotograpbie gut ver- 
wendbar, sondern auch für Mikroaufnahmen be- 
sonders gut geeignet. Durch geringeren oder 
höheren Milchzusatz kann die Transparenz be- 
liebig zugerichtet werden. Um die Schicht 
gegen atmosphbärische Einflüsse zu schützen, 
kann ein Ueberzug von Zaponlack aufgebracht 
werden. - 


Ueber Desensibilisatoren. 


Lumiere und Seyewetz haben in jüngster 
Zeit verschiedene Desensibilisatoren versucht 
und berichten über diese Studien in dem „Bulletin 
de la Societe Francaise“ Nr. 53. Die Arbeiten 
führten zu den folgenden Ergebnissen: 

Das Safranin und besonders das Pheno- 
safranin stellen ohne Zweifel den besten uni- 


30. Dezember. 





1921. 





[Nachdruck verboten.] 


versellen  Desensibilisator dar, sowohl für ge- 
wöhnliche Platten hober Emptindlichkeit, als 
für panchromatische Platten. Jedoch die Un- 
annehmlichkeit dieser Farbstoffe, die Finger zu 
färben, für ibre völlige Entfernung ein längeres 
Wässern der Platten zu beanspruchen, bzw. 
mitunter eine nachträgliche Entfärbungsoperation 
zu fordern, mag uns in den meisten Fällen, 
wo eine völlige Desensibilisation für das Rot 
nicht notwendig ist, das Aurantia (Lösung 
1:1000), das in seinen Eigenschaften dem Sa: 
franin sehr nahe steht, vorziehen lassen. 

Wenn keine Prüfung des Bildes in der 
Durchsicht stattbat, wie z. B. bei der Entwick- 
lung von Autochromplatten, kann man nicht 
nur Aurantia benutzen, sondern ebensogut 
Pikrinsäure in Lösung I:ı00, Chrysoidin 0,5:1000 
oder neutrales Kaliumchromat 2:100. Das vor- 
gängige Eintauchen der Platte auf eine Minute 
in eine dieser Lösungen lässt es wie beim Sa- 
franin oder Aurantia zu, die Erscheinung des 
Bildes zu beobachten, wobei man in einer Ent- 
fernung von 1,5 m von einer Kerze arbeitet, 
und weiterbin die Fortschritte der Entwicklung 
zu kontrollieren, indem man ab und zu das 
Bild in der Schale prüft. Allemal wird es gut 
sein, zu vermeiden, die Platte unnütz einer 
länger andauernden Lichteinwirkung auszusetzen. 

Diese letzteren Desensibilisatoren, welche 
Papier nicht anfärben, sind auch für die De- 
sensibilisierung von Bromsilberpapieren vor ihrer 
Entwicklung anwendbar. 


Die Haupttatsaehen der Elektrizität. 


Von Hans Schmidt in Dresden. 
(Schluss aus Nr. 17.) 


An Bogenlampen gibt es zwei Arten, nämlich 
1. diejenigen mit freiem Luftzutritt, 
2. diejenigen mit mehr oder weniger luft- 
dicht abgeschlossenem Lichtbogen. 


Zur erstgenannten Art zählen die gewöhn- 
lichen Bogenlampen, wie wir sie überall auf den 
Strassen sehen. Die hier vorhandene Milchglas- 
glocke hat nur den Zweck der Lichtverteilung, 


52 


424 


| , | 
PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





nicht aber den des Luftabschlusses. Diese Bogen- 
lampen. können mit den gewöhnlichen Kohlen 
gebrannt werden, und sie ergeben dann ein 
weisses Licht, oder aber man verwendet in 
diesen chemisch imprägnierte Koblen und man 
erhält dann das bekannte rötlichgelbe Licht, 
wie es namentlich vor: Fleischerläden gern be- 
nutzt wird, weil in diesem rötlichgelb gefärbten 
Lichte robes Fleisch besonders gut aussieht. 
Während bei den gewöhnlichen Kohlenlampen 
der Flammenbogen selbst fast gar nicht leuchtet, 
sondern alles ausgesandte Licht von den glühen- 
den Kohlen kommt, ist bei den Effektbogenlampen 
das Leuchten zum grössten Teil dem Flammen- 
bogen selbst eigen. Die Lichtstärke dieser 
Flammenbogenlampen ist eine wesentlich grössere 
als diejenige von gewöhnlichen Bogenlampen 
gleichen Stromverbrauches, aber die erzeugte 
Lichtfarbe ist nicht überall wünschenswert. Auch 


können diese sogenannten Effektbogenlampen 


nicht gut in geschlossenen Räumen benutzt 
werden, weil beim Verbrennen der imprägnierten 
Kohlen unangenehm riechende Gase entstehen. 

Bei Bogenlampen mit mehr oder weniger 
luftdicht abgeschlossenem Lichtbogen kann die 
Netzspannung wesentlich besser ausgenutzt 
werden, und dies kommt natürlich der Leucht 
kraft zugute. Ausserdem verbrennen die Kohlen 
in dieser sauerstoffarmen Atmosphäre wesentlich 
langsamer, was einen sparsameren Verbrauch 
an Kohlenstäbchen bedeutet. Lampen mit ein- 
geschlossenem Lichtbogen sind daher den ge- 
wöhnlichen etwas überlegen; unbequemer ist 


aber bei diesen die Wartung, d. h. das Einsetzen 


neuer Koblen und das zeitweilige Reinigen der 
Glasglocke. Der in diesen Lampen erzeugte 
Lichtbogen ist photographisch sehr gut wirksam, 
da er reicher an violetten Strablen ist als bei 
der gewöhnlichen Bogenlampe. Durch das be- 
ständige Wandern des Lichtbogens um die Enden 
der hier flach abbrennenden Koblen ist das Licht 
der mit eingescblossenem Lichtbogen brennenden 
Lampen etwas unrubig. 

Bei Bogenlampen ist es von ganz wesentlicher 
Bedeutung, ob dieselben mit Gleichstrom oder 
Wechselstrom brennen sollen. Bei Gleichstrom 
erfolgt die Lichterzeugung in der Hauptsache 
durch das Glühen der positiven Kohle, und man 
ordnet daher diese oben an, wenn das Licht 
nach unten geworfen werden soll; wünscht man 
aber eine indirekte Deckenbeleuchtung, so ist 
die umgekehrte Anordnung notwendig. Bei den 
Wechselstromlampen glühen beide Koblenenden 
gleich stark, so dass die Leuchtkraft nach oben 
und unten nahezu die gleiche ist. Bei Wechsel- 
lampen tritt häufig, infolge der Stromperioden, 
beim Brennen ein leises Summen auf. 

Pbotographisch sind die Gleichstrombogen- 


lampen . wesentlich günstiger, infolge ihrer ein- 
seitigen Lichtverteilung, wodurch sich dieses 
z. B. bei der Aufnahme und ‚der Projektion 
günstiger ausnutzen lässt. 

Da die gewöhnlichen Bogenlampen rund nur 
etwa 45 Volt benötigen, so schaltet man gern 
zwei Lampen hintereinander, wodurch die Netz- 
spannung besser ausgenutzt wird. Diese Lampen 
müssen natürlich stets gleichzeitig brennen. Will 
man nur eine Lampe anbringen, so muss der 
Ueberschuss an Spannung durch einen irgend- 
wo an der Wand angebrachten Widerstand ver- 
nichtet werden. 

Bei Gleichstrombogenlampen verwendet man 
am positiven Pol eine sogenannte Dochtkohble, 
am negativen eine sogenannte homogene Kohle. 
Dochtkoblen sind sozusagen ihrer Längsrichtung 
nach durchbohrte homogene Kohlen, bei welchen 
diese Bohrung mit einer weicheren Kohlenmasse 
ausgefüllt ist. Dies bat den Zweck, dass dieser 
Kern rascher verbrennt als die äussere Hülle, 
und dadurch kommt eine ausgeprägtere Krater- 
bildung zustande, die bei Gleichstrom besonders 
günstig ist. 

Man nehme zu Bogenlampen stets diejenige 
Koblensorte, die für diese gedacht ist; die Güte 
des Lichtes hängt wesentlich davon ab. 

Für Projektionslampen gelten etwa folgende 
Werte: | 





Für Bei Gleichstrom Bei 
Stromstärken Zu homo Wechselstrom 
von + Dochtkohle Kohn ‚zwei homogene 


Durchmesser in Millimetern Kohlen 





Bogenlampen brennen in der Regel (je nach 
der Amperezahl) nur mit etwa 30— 50 Volt; es 
ist daher in allen Fällen eine ziemliche Anzahl 
von Volt der Netzspannung zu vernichten, die 
natürlich für die Lichtausbeute verlorengeht, 
aber dennoch an Elektrizität gezahlt werden 
muss. Um diesen Verlust zu verringern, hat man 
Transformatoren, Motorgeneratoren und Um- 
former sowie Gleichrichter gebaut, welche nicht 
nur vorteilhaft einen Wechselstrom von hoher 
Spannung in einen solchen von niedriger ver- 
wandeln, sondern auch gegebenenfalls einen 
Wechselstrom in einen Gleichstrom, welch 
letzterer, wie wir bereits wissen, für viele Fälle 
wesentlich besser geeignet ist. 


R 
ERBE ASEMIEN NER. m - 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK: 


423 








50 Jahre photographisehe Gelatinetroekenplatte. 


 V/lorgesehiehte und 


Ausnutzung derselben. 


Ein aus der Photographie heraus geborener neuer 
Zweig, der dieselbe fast überflügelt hat und nur durch 
die Erfindung der Bromsilbergelatine möglich wurde, 
ist die Kinematographie. Welche enorme Ausdehnung 
diese genommen hat, braucht wohl nicht besonders 
erwähnt zu werden. Wir haben ja alle die Entwick- 
lung der Kinematographie mitgemacht; indessen nur 
selten wird der Anfänge dieses Verfahrens gedacht, 
weshalb ich auch in diesem fachgeschichtlichen Auf- 
satze nochmals kurz darauf eingehen möchte. Als Vor- 
gänger der heutigen Kinematographie kann der von 
Max Skladanowsky-Berlin erfundene „Bioskop“" be- 
zeichnet werden. Die Versuche damit reichen bis 
zum Jahre ı890 zurück. Nach vielen Bemühungen 
and Verbesserungen gelang es diesem Erfinder, seinen 
Apparat so zu gestalten, dass die erste öffentliche Dar- 
stellung eines Kinos am ı. November ı8)5 im Winter- 
garten in Berlin stattfinden konnte. Ein Jahr darauf, 
anfangs Januar 1896, fand in Paris die zweite Öffent- 
liche Vorführuug eines Kinos (Lumiere) statt, dem 
sich als Dritter sodann Edison in New York an- 
schloss !). 


Auf den weiteren Gebieten, wie der Augen- 
blicksphotographie, der wissenschaftlichen, medizini- 
schen und kriminellen Photographie, war die Er- 


scheinung der Trockenplatte ebenfalls nicht ohne 
Wirkung geblieben. Dazu kamen die von Schott und 
"Genossen 1896 erzeugten neuen Gläser, welche die 
Konstruktion der anastigmatischen Objektive ermög- 
lichten. Im Negativverfahren traten die von der 
Eastman Kodak-Company in New York herge- 
stellten Zelluloidrollfilms 1890 besonders in lebhafte 
Erscheinung, während ı8g95 Professor W. C. Röntgen 
in Würzburg das Negativmaterial mit den Röntgen- 


3) „Photogr. Chronik" vom 21. November tals. 


Von Wilhelm Dost-Berlin. 
(Schluss aus Nr. 39.) 


[Nachdruck verboten.] 


platten bereicherte. Dieser photographierte mittels 
Kathodenstrahlen erzeugter X - Strahlen durch die 
Kassette das Schattenbild der Knochen einer lebenden 
menschlichen Hand. Diese Erfindung wurde dann im 
gleichen Jahre durch die Röntgenstereoskopie des Pro« 
fessors Ernst Mach-Wien erweitert. Viele weitere 
Ansätze zu neuen Erfindungen hatten die Trockes- 
platten hervorgerufen. Sie alle aufzuzählen würde zu 
weit führen. Im Weltkriege 1914 kam dann die 
Trockenplatte in nie geabnter Ausdehnung iu Anwen- 
dung. Die vielen Fliegeraufnahmen, das Festhalten 
der Abschuss- und Treffbeobachtungen für die Artillerie, 
die ungezählten Geländeaufuabmen und alle andern 
für Heereszwecke benötigten Aufnahmen geben uns 
den besten Beweis, auf welchen hohen Stand die 
photographische Trockenplattenindustrie gelangt ist. 
Ich brauche wohl nicht darauf hinzuweisen, welch 
hoher Materialverbrauch selbst bei den Berufsphoto- 
graphen in der Kıiegszeit stattgefunden hatte, so dass 
schli:ssliich ein Mangel an Material eintreten musste, 
da das meiste von den Heeresverwaltungen beschlag- 
nabmt worden war. Wenn man bedenkt, dass z. B. 
1918 allein etwa 2000 Fliegerkameras an der deutschen 
Front gezählt werden konnten und allein im Monat 
Mai 1918 120000 Aufnahmen gemacht wurden, so muss 
man dieses immerhin als einen staunenswerten Beweis 
praktischer Anwendung des Trockenverfahrens kon- 
statieren. Hoffen wir, dass der menschliche Forschungs- 
geist noch so mancherlei jetzt Verborgenes enthüllen 
wird. Der Gegenwart und Zukunft ist es vorbehalten, 
weiter in die Mysterien der Zukunft vorzudringen. Der 
Förderer und Bahnbrecher aus der Vergangenheit 
wollen wir aber jederzeit dankbar gedenken. Sie haben 
uns durch mühselige Arbeit und Forschungen den 
Weg geebnet, damit wir schliesslich die Früchte ihres 
Fleisses geniessen können. 


"I It—- 


Was verlangen wir won einer Porträtphotographie? 


Ueber diese Frage sprach Herr Karl Schenker 
in einem öffentlichen Vortrage im Hörsaale des Kunst- 
gewerbemuseums itı Berlin, und dieset bekannte Meister- 
photograph gab die einfache, aber vielsagennde Antwort: 
„Die Wiedergabe des Menschen." 

Schenker, der selbst den manuellen Eingriff zur 
Gestaltung seiner Photographien in virtuoser Weise 
beherrscht, verurteilt — was vorausgeschickt zu werden 
verdient --— das Loslösen von der naturalistischen 
Form zugunsten von Erscheinungen, wie wir sie von 
Quedenfeldt, Liesegang und anderen kenneltige- 
lernt haben. Die von dem Vortragenden gebotenen 
Lichtbilder liessen sich in drei Gruppen gliedern, 
Schaffensperloden Schenkers darstellend: Die erste, 
wo die Wirkungen von einer starken, konsequenten 


Bearbeitung des Negativs erzielt wurden; die zweite 
mit eingeschränkter Retusche und dann die letzte, wo 
der Künstler mit weitaus stärkerer Wirkung aus der 
Form des Bildes die geometrische Figur bildet: 
Schenkers kurzer Hinweis auf die einfacheren Mittel 
bzw. die einfachen liessen wohl manchen Hörer abnen, 
dass auch dieser hervorragende Bildnisphotograph nicht 
gewillt ist, stehenzubleiben, sich selbstzufrieden seiner 
Erfolge zu freuen und nur seine Arbeit gelten zu 
lassen, er strebt nach Höherem. 

Der Gedatike, dass wir jetzt vor dem Abschlag 
einer Periode „künstlerischer Photographie" 
stehen, lässt sich nicht von der Hand weisen. Wollen 
wir uns stets daran erinnern, dass Schaffen erst Wert 
hat — wenn es Mühe macht. Der Hinweis Karl 


* 


52 


426 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 





Schenkers, feste Prinzipien aufzustellen, ist des- 
halb für die Porträtphotographen von ganz ausser- 
ordentlicher Wichtigkeit. Aber noch eins: Erinnern 
wir uns der grossen Maler aller Epochen! Wie sorg- 
sam haben diese Hell und Dunkel in ihren Bildern zu 
verteilen verstanden. Schenker wies gleichfalls darauf 
hin und zerlegte seine Bildnisse: Abwechslung — 
hell — dunkel — hell — Ueberleitung — Belebung 
des Hintergrundes — Staffage. Wir dürfen der Grund- 
sätze nicht entraten, wir müssen sie in uns aufnehmen 
und beherrschen. Die Gruppierung verlangt eben- 
soviel Blick wie die Schärfeverteilung Geschmack. 


Schenker verurteilte deshalb auch billige Effekte, wie 
sie z.B. die Beleuchtung bietet, oder wie man sie 
durch Arbeiten mit besonders konstruierten Objektiven 
„an den Haaren“ herbeizuziehen sucht, — weii damit 
nur zu oft Eigentümlichkeit beeinträchtigt und In- 
timität zerrissen werden. Auch hier gilt die Losung: 
Einfachheit. 

So mag aus dem Vorhergehenden, selbst für die 
an dem Vortrage unbeteiligt Gewesenen, die Auf 
forderung hervorgehen, mitzuwirken an einer Veredlung 
des Geschmacks, damit die Freude an wirklich durch- 
dachter Arbeit entstehe. | 


Gedankenaustausech, 
Berufsfragen — Menschheitsfragen. 


Von Fritz Westenfelder in Worms. 


In Nr. 52, Jahrg. 1920, dieser Zeitschrift haben die 
Kollegen Albrecht-Northeim und Grienwaldt- 
Eisenach unter „Gedankenaustausch“ die Stellung der 
Berufsfragen zur Menschheitsfrage aufgeworfen und 
besprochen. Kollege Albrecht eröffnete beachtens- 
werte Perspektiven und spricht schöne Gedankeu über 
diesen Zusammenhang aus, ohne jedoch zu einer be- 
stimmten Synthese zu gelaugen. Kollege Grienwaldt 
baut in seiner Erwiderung zwar weiter, endigt aber 
wiederum in komplizierten Darstellungen des Problems. 
Zum ersten Male las ich zu meiner grossen Freude 
derartige Betrachtungen in der Fachpresse und warte 
nun seit fast einem Jahr auf die damals angekündigte 
Fortführung und Definition dieser erhebenden Ge- 
danken, leider vergebens. Was könnte der heutigen 
Welt (auch im beruflichen Sinne) nötigei* sein als der 
Zuruf des göttlichen Wortes: „Erkenne dich selbst“, 
was heilsamer und segensreicher, als sich durch eigene 
Kraft aus dem Chaos zu retten? 

Welche Mittel erheben uns über das Niveau des 
Plebejers, um in tiefster Selbsterkenntnis unser geistiges 
Auge jene Gefilde schauen zu Jassen, wo wir unsere 
„letzte Befriedigung“ finden konnen? Kollege Albrecht 
sagt: Die „Kunst“ ist es nicht, denn sie ist unendliche 
Phantasie, die Sinnestäuschungen nicht ausschliesst, 
und er hat recht. Wenn er aber weiter meint, „an 
Hand mathematischer Gesetze“ die Lösung der 
Welt- und Menschbeitsprobleme, bzw. -Rätsel an- 
bahnen zu können, dann bezweifle ich aufrichtig 
seinen Erfolg. Um der suchenden Seele eine erhabene 
Weltanschauung zugänglich zu machen, reicht meines 
Erachtens die ganze Wissenschaft der Psycho - Philo- 
sophie nicht aus, noch viel weniger aber die steinernen 


————. 





[Nachdruck verboten.) 
Gesetze der Mathematik. Kollege Grienwaldt sagt 
so schön: „Nicht geistiger Hochmut ist es, vom tiefsten 
menschlichen Empfinden an andere abgeben zu wollen, 
es entspringt innerem Bedürfnis.“ Aus diesem ehr- 
lichen Bedürfnis heraus möchte ich zur Erweiterung 
des Gesichtskreises beitragen, zunächst mit der Be- 
hauptung, dass die Lösung des Welt- und Menschheits- 
problems keine wissenschaftliche, noch eine politische 
oder berufliche, sondern nur eine religiöse Frage sein 
kann, deren Ausgangs- und Endpunkt der uns un- 
fassliche ewige Gott ist. Ueber diese Brücke muss die 
Menschheit und auch die berufliche Persönlichkeit er- 
starken, und unsere Rettung und letzte Befriedigung 
finden wir durch unsere sittliche Kraft. 

Ich könnte nun an Stelle eines Gewährsniannes 
für meine Behauptung die Geschichte und all die 
Grossen und Grössten sprechen Jassen, die ihre 
Schaffenskraft aus tiefstem Gottesglauben schöpften; 
aber ich will einen der Modernsten anführen: August 
Strindberg, das Dichtergenie unserer Zeit, von dem 
niemand behaupten könnte, dass ein tiefer Gottesbegriff 
die Triebfeder zu seinen Werken war; aber dessen 
bohrender Intellekt und nach Wahrheit schmachtende 
Seele sich zu einer theistischen Deutung der Welt- 
geschichte durchgerungen haben, so dass er in einer 
seiner letzten Dichtungen ausruft: 

O Ewiger! Ich lasse deine Hand nicht, 

Die harte Hand, bis du mich segnest; 

O segne mich, o segne deine Menschheit, 

Die leidet, leidet unter dem Geschenk des Lebens! 

OÖ segne mich, der litt am meisten — 

Der litt am meisten unterm Schmerz, 

Nicht sein zu können, der er wollte sein, 


BEE ————— - ——— 


Innungs- und Vereinsnaehriehten, 


Filige Einladungen zu Versammlungen müssen bis Montag jeder Woche eingesandt sein, um noch in der am Donnerstag zum Versand 


kommenden Nummer erscheinen zu Können. 


Von den Vereiusberichten sind nur Auszüge einzusenden. 


Für die Nachrichten übernimmt 


die Redaktion keine Verantwortung. 


Sächsiseher Photographen-Bund (E. YV.). 

Um unnötige Beunruhbigung der Mitglieder infolge 
des vom Landtage angenommenen Sonntagsruhegesetzes 
zu vermeiden, teile ich hierdurch mit, dass das Gesetz 


sich nicht auf das Photographengewerbe bezieht. 
Sollte die gegenteilige Behauptung aufgestellt werden, 
dass auch die sogenannten Bedürfnisgewerbe, wozu das 
Photographengewerbe gehört, unter das Gesetz fallen, 


BPHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. | 425 


so trifft dieses nicht zu. Für die Photographen gelten 
nach wie vor die Vorschriften der Reichsgewerbeordnung 
sowie die landrechtlichen Bestimmungen, wonach wir 
das Recht haben, 4 Stunden Sonntags offenhalten zu 
dürfen. 

Ich bitte dringend alle Mitglieder, die Bestim- 
mungen genau einzuhalten, damit nicht durch Verstösse 
die Behörden veranlasst werden, die Ausnahme für die 
Photographen aufzuheben, wodurch dann alle Kollegen 
geschädigt werden. Der Vorstand. 

R. Schlegel, Vorsitzender. 


+I99-- 


Photographischer Verein zu Berlin. 
(Gegr. 1863.) 


I, Vorsitzender und Vereinsadresse: Johannes Lüpke, Berlin-Lichter- 
felde, Boothstrasse ia, Amt Lichterfelde 236. — I]. Schriftführer: 
Artur Ranft, Berlin-Wilmersdorf, Duisburger Str. ı2, Amt Uhland 6206. 
— Geschäftsstelle und Kassenangelegenheiten: R. Conrad, Berlin- 
Schöneberg, Kaiser- Wilhelm - Platz 2, Amt Stephan 4480. — Biblio- 
thek: Fräulein Pflug, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6. Amt 
Lützow 1224. — Sterbekasse des C.V. und Diplomkommission: 
Frangols Cornand, Steglitz, Am Fichtenberg rı. 
Einladung zur Hauptversammlung 
am Donnerstag, den 5. Januar 1922, abends 7 Uhr, 


in den „Kammersälen“, Teltower Strasse 1/4. 


Tagesordnung: ” ı. Annahme und Aufnahme 
neuer Mitglieder. 2. Jahresbericht des Vorstandes. 
3. Kassenbericht des Schatzmeisters. 4. Bericht der 
Kassenprüfer, 5. Entlastung des Vorstandes und des 
Schatzmeisters. 6. Neuwahl des Vorstandes, des Ehren- 
sats und der Kassenprüfer. 7. Festsetzung des Mit- 
gliederbeitrages. 8. Vorführung einer praktischen Heim- 
kamera. g Vorlage von Bildern des Herrn Dr. Queden- 
feldt- Düsseldorf mit Erläuterung. 10. Verschiedenes. 


— Fragekasten. 
Der Vorstand. 


I. A.: Richard Conrad, Schatzmeister, 
Geschäftsstelle des Vereins: 
Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 


Als neue Mitglieder waren genieldet: 
Herr Wilhelm Linnartz, Berlin SW, Oranien- 
strasse 128. 
Herr Klaude, Berlin-Südende, Lichterfelder Strasse 39, 
i. Fa.: Albertini - Film. 


Der Vorstand. 
1. A.: Richard Conrad, Schatzmeister. 
Geschäftsstelle des Vereins: 


Berlin- Schöneberg, Kaiser - Wilhelm - Platz 2. 
Fernsprecher: Amt Stephan 4480. — Postscheckkonto: Berlin 20.087. 


—ıe8+- 


Photographen - Innung (Zwangsinnung) 
: zu Berlin. 


Ordentliche Versammlung  _ 
am Donnerstag, den I2. Januar, abends pünkt- 
lich 7 Uhr, in den „Kammersälen“, Teltower 

Strasse 1/4. 


Tagesordnung. r. Geschäftliche Mitteilungen. 
2. Vorlegung des Jahresabschlusses 1922 und Entlastung 


des Vorstandes Der Abschluss liegt vom 4. Januar 
ab im Innungsbureau zur Einsichtnahme aus. 3. Neu- 
wahl eines I. Vorsitzenden, da die Amtsperiode des 
derzeitigen Vorsitzenden beendet ist. 4 Neuwahl von 
fünf Vorstandsmitgliedern; satzungsgemäss scheiden 
aus die Herren: Boedecker, Kammer, Barges, 
Kuzelowski und Lüpke. 5 Wablen der Meister- 
beisitzer für das Gehilfen- und Lehrlingswesen an Stelle 
der satzungsgemäss ausscheidenden Herren Wirth und 
Titzenthaler. 6. Satzungsänderung: Der Beschluss 
der Innungsversammlung vom ı8. Februar soll durch 
Einfügung eines $ ı5b in die Satzungen aufgenommen 
werden. Der $ ıs5b soll lauten: 


Zur Förderung des Gemeingeistes unter Jen 
Innungsmitgliedern und da es ein Gebot der Standes- 
ehre ist, dass die Mitglieder der Photographeninnung 
im Falle ihres Todes ein anständiges Begräbnis er- 
halten, die Kosten hierfür jedoch zur Zeit sehr hohe 
sind, ist beim Ableben eines Innungsmitgliedes an 
die Hinterbliebenen aus der Innungskasse sofort ein 
Betrag von 2500 Mk. auszuzahlen als Zuschuss zu 
den Beerdigungskosten. 

Zur Deckung der hieraus der Iunungskasse er- 
wachsenden Kosten werden auf Beschluss der Innungs- 
versammlung Zusatzbeiträge zu den regelmässigen 
Beiträgen erhoben ($ ı5, Abs. 4, des Statuts). Ein 
Rechtsansp uch der Hinterbliebenen an die Innungs- 
kasse besteht jedoch hieraus nicht. Diejenigen In- 
nungsmitglieder, welche länger als ein halbes Jahr 
mit ihren Zahlungen an die Innung im Rückstande 
bleiben, ohne dass ihnen dieselben vom Vorstande 
gestundet sind, können durch Vorstandsbeschluss der 
Vergünstigung aus diesem $ ı5b für verlustig er- 
klärt werden. 

n. Satzungsänderung, betrifft Ordnungsstrafen. $ 22, 

Abs. 3 wird dahin geändert, dass es heisst: 

a) für ausserhalb der Stadtgemeinden Berlin, Char- 
lottenburg, Schöneberg, Neukölln, Wilmersdorf, 
Lichtenberg, Panko=, Weissensee, Steglitz, Treptow, 
Tempelhof, Mariendorf, Grunewald, Halensee und 
Schmargendorf wohnende Mitglieder 5 Mk., im 
Wiederholungsfalle ıo Mk.; 

b) für die in diesen Stadtgemeinden wohnenden 
IS Mk., im Wiederholungsfalle 20 Mk. 


8. Die Entschädigungen für die Gehilfenprüfungs- 
kommission, sowie die Prüfungs- und Einschreibe- 
gebühren werden gemäss den neuen Sätzen der Hand- 
werkskammer erhöht. 9. Verschiedenes, 


Der Vorstand. 
Lorenz Tiedemann, I. Vorsitzender. 
Hugo Kammer, I. Schriftführer. 


Es wird darauf hingewiesen, dass eine endgültige 
Beschlussfassung über die Punkte 6 und 7 nur möglich 
ist, wenn die Hälfte der stimmberechtigten Mitglieder 
zur Versammlung erschienen sind, im anderen Falle 
muss innerhalb 4 Wochen eine zweite Versammlung 
stattfinden, in der alsdann obne Rücksicht auf die 
Anzahl der erschienenen Mitglieder abgestimmt wird, 


nn t<te 


428 





BHoToGRAPHISCHE CHRONIK. 








Vereinigung Plauener Fach- 
‚photographen. 
Monatsversammlung am 14. November im Yereinslaen) 
„Cafe Jacob“. 

Punkt ı. Vorditeender Kollege Dastis gibt nach 
Eröffnung der Sitzung und Begrüssung der vollzählig 
erschienenen Mitglieder die Tagesordnung bekannt, 
worauf Verlesen der letzten Niederschrift erfolgt, gegen 
die kein Einwand erhoben wird. Als Punkt 2 gibt der 
Vorsitzende anlässlich des einjährigen Bestehens der 
Vereinigung einen Jahresbericht über unsere Erfolge 
und Veranstaltungen, bei welch letzteren er auch das 
am 7. November stattgefundene erste Stiftungsfest (mit 
grossem Gansessen) als besonders gelungen hervor- 
hebt. Er dankt den Mitgliedern für das schöne 'Geburts- 
tagsgeschenk, den Mitgliedsdamen für die am Stiftungs- 
tage überreichte Klingel mit Inschrift, ferner allen 
Kollegen für das eifrige Mitarbeiten, welches sie stets 
bewiesen durch vollzähliges Erscheinen. Besonderen 
Dank sprach der Vorsitzende noch Herrn Kersten, 
Vertreter der Firma Photogrosshandlung Karl Brau- 
mann-Kiel, aus für das persönliche Erscheinen mit 
den vielen Neuheiten unseres Berufes. Er wünsche dem 
Herrn guten Erfolg, der auch nicht ausblieb. Bevor 
Kollege Dastis den Punkt 3 der Tagesordnung an- 
schnitt, sprach er noch sein Bedauern aus, dass so 
wenig Fabrikanten die Gelegenheit wahrnahmen, um- 
sonst, also sehr billig, den Plauener Fachphotographen 
ihre Erzeugnisse zu unterbreiten, er wünscht, dass dieses 
im neuen Jahre anders würde Zu Punkt 3, Kassen- 
bericht, gibt der Kassierer Kollege Nowotny Bericht 
über die Rinnahme und Ausgabe im abgelaufenen 
Vereinsjahre. Nach Prüfung der Kasse durch Kollegen 
Ziemann und Freund wird dem Kassierer Entlastung 
erteilt. Bei Punkt 4, Neuwahlen laut Statut, werden 
der I. Vorsitzende Kollege Dastis, der Kassierer Kol- 
lege Nowotny und der Schriftführer Kollege Bail 
durch Zuruf wiedergewählt. Photohändler und Kollege 
Hertling lehut eine Wiederwahl als Vergnügungsvor- 
stand ab und schlägt vor, einen II. Vorsitzenden zu 
wählen, da doch in diesem Jahre noch mehr fachliche 
Interessen herangezogen werden sollten. Der Antrag 
wird angenommen und als II. Vorsitzender Kollege Zie- 
mann gewählt. Aus der Versammlung heraus wurde 
sodann noch den bisherigen Amtsinbabern der Dank 
für ihre uneigennützige Mühewaltung ausgesprochen. 
Darauf werden die bisherigen Mitglieder der erweiterten 
Kommission, Kollegen Müller, Lagillierund Freund, 
worauf bei Punkt 6 der Tagesordnung 


wiedergewählt, 
der 


Verschiedenes der Kollege Nowotny beantragt, 
fortschreitenden Geldentwertung Rechnung zu tragen 
und den bisberigen Monatsbeitrag von 2 Mk. auf 5 Mk- 
zu erhöhen. Kollege Axtmann beantragt 1o Mk., 
worüber sich eine lebhafte Debatte „Für“ und „Wider“ 
entspinnt, in deren Folge gemäss Mehrheitsbeschluss 
der Monatsbeitrag auf ı0 Mk. festgesetzt wird. Kollege 
Hertling beantragt sodann, es möge, um in Innungs- 
angelegenheiten besser auf dem laufenden zu Sein, von 
seiten unserer Vereinigung, als zablenmässig stärkstes 
Mitglied der Innung, zur nächsten Versammlung der- 


selben der Antrag gestellt werden, einen Beisitzer zum 
Innungsvorstand zu wählen; es wird auch beschlossen, 
den Antrag zu stellen und unseren I. Vorsitzenden, 
Kollegen Dastis, vorzuschlagen. 

Weiter beantragt Kollege H ertlin g, dass da 
noch immer Mahnungen in Sachen „Ströhla" em- 
gehen, durch Aufruf im Fachblatt endlich Erledigung 
finde, und wird dementsprechend beschlossen. Kollege 
Freund stiftet sodann der Vereinigung einen kleinen 
Vereinsschrank, der mit herzlichem Dank angenommen 
wurde. 


Ernst Bail, 
Schriftführer. 


Manuel Dastis, 
Vorsitzender. 


Thüringer Photographen - Bund. 
Sitz Erfurt. 
Bericht über die 66 Mitgliederversammlung - 
am Dienstag, den ı8. Oktober, in Gotha. 


(Unliebsam verspätet.) 


Unsere diesjährige Herbstversammlung fand in 
Gotha statt. Der Besuch war ein aussergewöhnlich 
guter; trotz allen Erustes der Zeit waren 35 Kollegen 
erschienen. Stimmuug und Arbeitslust zur Tagesord- 
nung hielten sich die Wage und die Sitzung verlief in 
allseitig auregendster Weise. Herzliche Begrüssungs- 
worte waren es, mit denen unser Vorsitzender Strnad 
Gäste und Mitglieder begrüsste und die Sitzung er- 
öffnete, Bei Bekanntgabe des Hinscheidens unseres 
früheren Mitgliedes C. Zink-Gotha, später Berlin, er- 
hoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. Eine 
Würdigung und Ehrung seiner Person war bereits 
früher in der „Photogr. Chronik“ durch Kollegen 
Sontag erfolgt. 

An Eingängen lagen vor und wurden bekannt- 
gegeben ein Schreiben von der Grossen Deutschen 
Gewerbeschau in München 1922, mit gleichzeitiger 
Aufforderung, einen Vertreter unseres Bundes für den 
dortigen Fachausschuss zu ernennen und ihn bekannt- 
zugeben, vorderhand wurde hierauf verzichtet. 

Im Anschluss an die Verlesung seines erschöpfen- 
den Berichts über die Central-Verbandssitzung in 
Frankfurt seitens des unterzeichneten Schriftführers 
empfiehlt Strnad nochmals und immer wieder den 
Beitritt zur Sterbekasse des C. V. Auf Vorschlag der 
Kollegen Meyer und Kühn-Erfurt soll Anfrage 
eventuell Antrag in Dresden gestellt werden, ob unsere 
Kollegenfrauen nicht auch als Mitglieder aufgenommen 
werden könnten; dies wurde von allen Seiten sehr 
unterstützt. 

Punkt 3 der Tagesordnung. Vorbesprechung und 
Beschlussfassung über unser kommendes 25. Stiftungs- 
fest. Zuerst entwickelt Strnad seine Ideen, wie er 
sich ungefähr Programm und Durchführung gedacht 
hatte, fast ein jeder beteiligte sich, diesen oder jenen 
guten Rat gebend, an der Besprechung. Im Interesse 
det Verwirklichung aller Vorschläge soll vorläufig von 
einer Verlautbarung derselben sbgesehen werden. 
Wünsche und Hoffnungen keunt nun der Vorstand, 
nun soll es ihm und der bereits gewählten, erweiterten 


! 


PHÖTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


429 








Kommission anheimgegeben werden, mit billigen Mitteln 
die Wege zu finden, wie man in froher Weise den 
Tag begehen möchte, der uns vor 25 Jahren zum 
ersten Male auf den Plan rief. Da aber ohne Geld 
Feste zu feiern nicht gut möglich ist, wurde ein Grund- 
stock zu den Unkosten festgestellt, zu dem jedes Mit- 
glied 50 Mk. beisteuert. Die Anwesenden zahlten gleich, 
die übrigen Mitglieder sollen durch Karten hierzu auf- 
gefordert werden und selbstverständlich nicht zurück- 
stehen; hierfür erhält ein jeder Teilnehmer sein (trocknes) 
Gedeck zur Mittagstafel frei. Erfurter Kollegen er- 
bieten sich, auswärtige Kollegen für die Nacht nach 
Möglichkeit bei sich aufzunehmen; der Tag selbst ist 
der 2 Februar 1922 in Erfurt. 

Dies in groben Umirissen, die Gestaltung der Feier, 
auf die ein jeder sich freuen kann; so viel kann ich 
hente schon verraten: schön wird sie, 

Punkt 4 brachte die Aussprache über die kommende 
Fachorganisation; hierzu hielt Kollege Rudolph, der 
sich ganz in die Materie hineingearbeitet hatte, seinen 
interessanten Vortrag, nach vielen „Für“ und manchem 
„Wider“ fand die Diskussion in der Meinung ihren 
Ausdruck, dass man Rudolph Auftrag gab, die An- 
gelegenheit weiter zu bearbeiten. Hierüber weiter zu 
berichten ist in dem engen Rahmen eines Protokolls 
nicht angängig, da zu viele Redner, unter anderen 
der als Gast anwesende Kollege Bischoff-Jena und 
die Mitglieder Grass, Lutz, Sontag, des längeren 
ihre Ansichten über diesen Punkt äusserten, 

Ihren korporativen Eintritt in unseren Bund 
wünschten die Kollegen aus Rudolstadt, Saalfeld und 
Unmgegend, dem anwesenden Vertreter Herrn Lösche 
und dem Saalekreis musste aber bedeutet werden, dass 
ein korporativer Eintritt in unseren Bund ein Novum 
sei, eine Befürwortung aber durch Rudolph gipfelte 
in einem Antrag desselben: Der Thüringer Bund solle 
beschliessen, den korporativen Eintritt zur Aussprache 
resp. zur Annahme der nächsten Generalversammlung 
zu stellen, der einstimmige Annahme fand. 


Nach dem Mittagessen und der Gruppenaufnahnme 
demonstrierte uns Kollege Kersten das neue Tonungs- 
verfahren der Mimosapapiere, namentlich die des Skala- 
toners, dessen Resultate den Kollegen ausserordentlich 
gut gefielen, da auch Fehlresultate bei der Einfachheit 
des Prozesses so gut wie ausgeschlossen sind und der 
braune Ton absolut beständig ist. Danach zirkulierten 
gute Probebilder, mit der kleinen Boehmischen Lampe 
aufgenommen, die Kersten auch noch vorzeigte. Die 
Wahl der Kassenrevisoren fiel auf Grass-Leipzig und 
Hoffmaun-Erfuıt, beide Herren erklärten sich bereit. 
Dann machte uns Kollege König - Lobenstein noch 
auf den neuen Vergrösserungsapparat der Okoli- Gesell- 
schaft in Stadtilm (Römer & Co.) aufmerksam, der 
Apparat arbeitet umgekehrt wie der Trautsche von 
oben nach unten und beansprucht im Raum den denk- 
bar wenigsten Platz; das Papier hat mau frei auf dem 
Tisch vor sich liegen und kann damit ganz nach Be- 
lieben arbeiten. Rudolph zeigte einen neuen elektri- 
schen Wärmeapparat, der, an jede Lichtleituug anzu- 
schliessen, ein famoser Behelf für kalte Tage im Glas- 


haus und namentlich für die Dunkelkammer, die wohl 
— Stiefkind der Photographen — meistens ungeheizt ist. 

Der letzte Punkt‘ Verschiedenes brachte auch in 
Wirklichkeit wieder viel Verschiedenes, eine Menge 
Neuigkeiten und eine höchst anregende Aussprache 
über dies und jenes aus der photographischen Praxis 
und dem geschäftlichen Leben. Damit war das Tages- 
pensum aufgearbeitet. Das war die letzte Versamm- 
lung im ersten 25jährigen Abschnitt unseres Bundes. 

Im Vollgefühl seiner Pflichterfüllung — drei Kol- 
legen sind seit Gründung dabei — blickt der Vorstand 
auf die lange Zeit dankbar zurück, war es ihm doch 
nur möglich, durch die Mitwirkung aller Mitglieder 
das zu erreichen, was erreicht worden ist. Nun mit 
Gott neuen Zeiten entgegen! ‚ 

‚Emil Tesch, protokoll. Schriftführer. 


LI 


Geschäftsberieht der Photographen- 
Zwangsinnung des linken Niederrheins 
für das Geschäftsjahr 1921. 

Nachdem am Io. November 1920 die Gründung der 
von Düsseldorf abgezweigten Innung sich vollzogen hatte, 
konnte bis zur Erledigung der Beschlussfassung über 
das Bestehen der Inruunug von einer Tätigkeit nicht 
gesprochen werden. Als Beginn der eigentlichen 
Innungsarbeit kann daher die Versammlung vom 
Io. Februar gelten. In dieser Versammlung stellte sich 
der vom Vorstande gewählte Geschäftsführer Herr 
Dr. Togrund vor, der in der ganzen Zeit die Geschäfte 
der Innung hervorragend geführt hat. Es fanden nach 
dieser Zeit noch eine ordentliche und eine ausser- 
ordentliche Versammlung statt, welche beide fast voll- 
zählig besucht waren. Ausserdem fanden insgesamt 
vier Vorstandssitzungen in Krefeld, Geldern, Moers und 
Kleve statt. Oertliche Versammlungen der Unter- 
gruppen fanden mit dem einzigen Punkt der Tages- 
ordnung „Richtpreisfestsetzung“ in Krefeld, Kleve und 
Moers statt. An Vorträgen wuıden gehalten: „Die 
neue Reichseinkommiensteuer“ von Herrn Dr. Togrund, 
„Sepiaentwicklung von Gaslichtpapieren“ mit Vorlagen 
von Herrn Steiger, „Preisberechnung im Photo- 
graphenbetriebe“ von Herrn Schambach, „Die neue 
Rheinzollgrenze und die Wirkungen auf unseren Beruf“ 
von Herry Dr. Togrund, „Die Elektri.ität im Dienste 
der Photographie“ von Herın H. Traut- München. 
Gemeinsam mit der Düsseldorfer Iucung fanden zwei 
Vorträge, nämlich von Herrn Wasow- München über 
„Das Ende der sogenannten Kunstphotographie“ mit 
Lichtbildern und von Herrn Perscheid über „Das 
neue Perscheid - Porträtobjektiv“ in Düsseldorf statt. 
Im Auschluss an den Wasow -Vortrag fand ein 
Kursus für Aesthetik in der Photographie im Kunst- 
gewerbemuseum in Düsseldorf statt, woran sich acht 
Mitglieder beteiligten. Am 19. und 20. September fand 
in Kleve ein Photographentag statt, dessen Haupterfolg 
die Festigung unserer jungen Organisation war. Die 
Beziehungen, die wir bei dieser Gelegenheit mit unseren 
Nachbarkollegen in Holland auknüpfen konnten, werden 
von Dauer sein, und war diese Tagung auch im 


430 


nationalen Sinne von nicht zu unterschätzender Be- 
deutung. Es wurden auf dieser Tagung für das Er- 
holungsheim für deutsche Photographen 4000 Mk. ge- 
sammelt und eine Reisekasse zum Besuch der „Ge- 
werbeschau und Photographentag München 1922“ 
gegründet. Im Anschluss an den Photographentag 
fand zuerst in Kleve, alsdann in Krefeld je ein Bronı- 
ölkursus statt, woran sich insgesamt 16 Herren, davon 
ı2 Mitglieder, 2 Holländer und 3 Angestellte beteiligten. 
Das Honorar für zwei Angestellte wurde, weil es Ehren- 
preise darstellten, aus dem Ehreppreisfonds bezahlt. 
Ebenfalls fand anschliessend an den Photograptentag 
ein Kursus im Hintergrundeinzeichnen, gehalten von 
Herın Schambach, statt, welcher die eingegangenen 
Gebühren der Reisekasse stiftete. An diesem Kursus 
beteiligten sich ı6 Herren, davon ıo Mitglieder, ı Hol- 
länder und 5 Kollegen aus benachbarten Innungen. 
Die ausgestellten Lehrlingsarbeiten wurden weiterhin 
in der von der Handwerkskammer veranstalteten Aus- 
stelluug für Lehrlingsarbeiten in Krefeld, alsdann die 
dort prämiierten in Düsseldorf ausgestellt. Von der 
Geschäftsstelle wurden im Laufe des Jahres 4 Rund- 
schreiben an die Mitglieder und 224 Briefeingänge 
erledigt. Ferner wurden 4 Steuerreklamationen, 2 Gut- 
achten über Mietsrationierung und I Gutachten betreffs 
Preiswucher bearbeitet. Die ideellen Erfolge der kaum 
einjährigen Arbeit unserer Innung liegeu unbestritten 
vor. Wollen wir aber auch materielle Erfolge erzielen, 
so muss der Vorstand weit mehr unterstützt werden, 
in erster Linie durch erhöhte Beitragsleistungen, damit 
ibm Mittel in die Hand gegeben werden, un agita- 
torisch gegen alle unlauteren Elemente in unserem 
Beruf vorgehen zu können, was ihm bis jetzt, wie aus 
denı Haushaltplan zu ersehen ist, unmöglich ist. 
Zweitens muss jedes einzelne Mitglied mehr Interesse 
für die Innungsarbeit zeigen, damit dem Vorstand 
immer neue Anregung gegeben wird. Am Schlusse 
des ersten Geschäftsjahres nimmt der Vorstand Gelegen- 
heit, seinem Geschäftsführer, Herrn Dr. Togrund, 
der sich in der kurzen Zeit so sehr um die Erfolge 
verdient gemacht hat, sowie den Mitgliedern, die sich 
in treuer Mitarbeit bemüht haben, dem Vorstand die 
Arbeit zu erleichtern, herzlichst zu danken, Wenn die 
Leistungen der Innung sich in den folgenden Jahren 
so aufwärts bewegen wie im verflossenen, wird auch 
der sichtbare Erfolg nicht ausbleiben. 
E. Steiger, Obermeister. 


"LEI 


Personalien. 
Gestorben sind der frühere Inhaber des photo- 
graphischen Ateliers Frankonia, Herr Kaspar Sanna 
in München, und der Photograph Georg Kramer in 


Berlin. 
-I LE I>rt— 


Ateliernachriehten. 
Aschaffenburg. Hartmann &x Dörr haben 
Würzburger Strasse 46 ein Photoatelier eröffnet. 


PHOTOGRAPHISCHE CHRONIK. 


Gesehäftliches. 


Brandenburg. Dipl.-Optiker Daubenbeck hat 
das Ladengeschäft der Firma K.W.Stein, Haupt- 
strasse 15, übernommen und mit seinem bisherigen 
Geschäft Hauptstrasse 58, vereint. Seine photographische 
Abteilung hat er nach dem bisherigen Geschäft des 
Herrn Optiker Stein, Hauptstrasse 15, verlegt. 


—09+- 


Kleine Mitteilungen. 


— Arbeitsnachweis und Schlichiungsord- 
nung. Bei der Beratung der Gesetzentwürfe für ein 
Arbeitsnachweisgesetz und für eine Schlichtungsordnung 
in der letzten Plenarsitzung des vorläufigen Reichs- 
wirtschaftsrats ist es den Vertretern des selbständigen 
Handwerks gelungen, zwei ausserordentlich wichtige 
Zugeständnisse für das Handwerk durchzusetzen. Bei 
dem Entwurf eines Arbeitsnachweisgesetzes ist ein An- 
trag der Arbeitgebervertreter des Handwerks ange- 
nommen worden, der den gesetzlichen Berufsvertre- 
tungen des Handwerks die Beibehaltung ihrer Ein- 
richtungen für Lebrstellenvermittlung und Berufs- 
beratung sicherstellt. Der Beschluss hat als Ergänzung 
des $S2 folgenden Wortlaut: „Soweit Einrichtungen 
für Lehrstellenvermittlung und Berufsberatung von ge- 
setzlichen Vertretungskörpern im Rahmen ihrer Be- 
fugnisse getroffen sind oder getroffen werden, bleiben 
sie durch die Bestimmungen des vorigen Satzes un- 
berührt.“ Dieser Zusatz gilt entsprechend für $ ı5, 
Abs. 2. Beim Entwurf einer Schlichtungsordnung ist 
ein Beschluss gefasst worden, der ausdrücklich die 
Lehrlinge, die zum Zwecke einer Ausbildung zu einem 
Handwerksberuf beschäftigt werden, von denı Geltungs- 
bereich der Schlichtungsorduung ausnimmt. RH. 


est 


we 


An unsere Leser. 


Die Satz- und Druckpreise sind seit Sommer d. J. 
um 85 0/9 gestiegen und weitere Steigerungen stehen 
bevor, Auch die Papierpreise sind wieder erheblich 
gewachsen, und dazu kommt die Erhöhung der Post- 
gebühren um mehr als das Dreifache Wir sind der- 
halb genötigt, an unsere Leser die Bitte zu richten, 
uns eine Erhöhung des Bezugspreises für „Atelier“ und 
„Chronik“ zu bewilligen Der bisherige Abonnements- 
preis für diese Zeitschriften war obnehin sehr niedrig; 
dennoch wollen wir uns mit einer Erhöhung der Preise 
um nur etwa 30 0/o begnügen, also einer Erhöhung, die 
nur ganz geringfügig ist im Vergleich zu der Steigerung 
der Herstellungskosten. Auch an die Vereine, welche 
unsere Zeitschrift als Organ halten, müssen wir die 
Bitte richten, eine entsprechende Erhöhung der Vor- 
zugspreise für das Abonnement der Zeitschriften zu 
bewilligen. Die neuen Vorzugspreise werden in einem 
besonderen Rundschreiben bekanntgegeben. Sollte 
einer der Vereine das Rundschreiben nicht erhalten, 
so bitten wir, bei dem Verlag anzufragen. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Regierungsrat Professor Dr. A. Miethe in Berlin- Halensee, Halberstädter Strasse 7; 


tür den Anzeigenteil: Guido Karutz in 


, 


alle a.5. Druck und Verlag van Wilhelm Knapp in Halle a S. 


_ PHoTOGRAPHISCHE CHRONIK. 














ı. Beilage. Halie a.>., 30. Dezember 1921. Nı. 52. 








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Zweck des Kurses ist, die Teilnehmer mit verschiedenen Spezialartikeln, Neuerungen, Er- 
findungen und Patenten praktisch vertraut zu machen. 

Der Arbeitsplan ist im Sinne meines Geschäftes und auf Grundlage meiner Buchführung 
(siehe Heft 7, S. 52, von „Das Atelier des Photographen“) aufgebaut. Er beginnt mit 
Neugründung eines Geschäftes, Feststellen der Bilderpreise, Reklamewesen, Buchhaltung 
und Verkehr mit den Kunden. Diesem folgen Aufnahmen, der Werdegang und Fertig- 
stellung der Bilder bis zu deren Ablieferung und endet mit einem Jahresabschluss der 

er Geschäftsbücher, Rentabilitätsberechnung sowie Steuereinbekenntnis. 


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Den Meldungen ist die Angabe der Leistungsklasse möglichst beizufügen. 





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Retuscheur HL 3 b) Maler und Retuscheur für Oel, Pastell und b) a. Laboranten, Vergrössern in allen Verfahren, 
Retuscheuse . * 4 grosse Sachen auf allen Papieren. sämtlichen Laboratoriumsarbeiten. 
Empfangsdame . ö [3 c) 2. Retuscheure für beide Retuschen bis Kabinett. 
Gehilfe für Alles . " 6 Klasse U. d) 2. Kopierer, m Inde LEDE a. EISCE VEIEDESR. 
ala Alles. = 7 a) 1. Operatenr für alle Aufnahmen, Vergrössern e) 2. Gehilfe für alle Arbeiten der Klasse Ill. 
Ko iererin. j " und sämtliche Laboratoriumsarbeiten. Klasse Ib. 
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Gebilfen fhrindustrielle. Verfahren und Grössen, leichte farbige a) Empfangsdamen für Hilfe bei Empfang, Burean:- 
Werke Er Sachen. arbeiten, kl. Retusche usw. 
Gehilfen für Photoband- - c) ı. Empfangsdamen, Buchführung, kl. Retusche, | b) Hilfskräfte, die Stellung zur weiteren Ausbi)-- 
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Gehilfen für Reproduk- d) ı. Kopierer für alle Verfahren. c) Hilfskräfte, die eine dreijährige Berufstätigkeit: 
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Reisephotograpben il Leiter von Filialen. Tätigkeit. 
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2, 3 |Finger, J.‚Trautenau(T.-Sl.), Hohenbr.Str.ı18) Ile |2,6, 14 Fuld, G., Frankfurt a.M., Kauferstr. 58, II| IIIa 
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