Skip to main content

Full text of "Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der G.A. Universität zu Göttingen"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commcrcial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automatcd  qucrying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  aulomated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogX'S  "watermark" you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  andhclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http  :  //books  .  google  .  com/| 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  fiir  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .corül  durchsuchen. 


)  ot'b 


( 

r 


I 


Nachrichten 


von  der 


K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften 


und  der 


Georg  -  Augusts  -  Cnivcrsitälr. 


aus  dem 


THIS  ITEM  HAS  BEEN  MICROFILMED  BY 

STANFORD  UNTVERSITY  LffiRARIES 
REFORMATTINGSECTION1994.  CONSUL 
SUL  C  ATALOG  FOR  LOCATION. 


t  .1  » 


Göttingen. 

In  Commission  in  der  Dieterich'schen  Buchhan.Unog. 

1878. 


Man  bittet  die^Verzeichnisse  der  Accessionen 
zugleich  als  Empfangsanzeigen  für  die  der  kgl. 
Societät  übersandten  Werke  betrachten  zu  wollen. 


<••••• 


Reg^ister 

über 

die  Nachrichten  von  der  Eönigl.  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  und  der  Oeorg-Augusts-Universität 

aus  dem  Jahre  1878. 


L.  von  Bar  als  ordentlicher  Professor  in  die 
juristische  Facultät  zu  Göttingen  versetzt  563. 

Fritz  Bechtel,  Habilitation  in  der  philos.  Fa- 
cultät 563. 

H.  Behagel  v.  Adlerskron,  z.  Dr.  phil. 
prom.  432. 

Beneke- Preisstiftung,  s.  Götting.  II  B.c. 

Theodor  Benfey,  Einige  Worte  über  den  Ur- 
sprung der  Sprache  45. 

Altpersisch  Mazdäh,  Zendisch  Mazdaonh, 

Sanskritisch  Medhä's.  Eine  grammatisch-ety- 
mologische Abhandlung  67. 

Die   eigentliche  Accentuation  des  Indica- 

tiv  Präsentis  von  ig  »sein«  und  y«  »spre- 
chen« 165. 

MaJittmy  Nom.  sing,  von  mahdntj   drittes 

Beispiel  Rigveda  IV,  23,  1  190. 

—  —  Einige  Derivate  des  Indogermanischen 
Verbums  *an&A  =  sanskritisch  nabh  213« 

Der  Bindevocal  i  im  Sanskrit  413. 

Jubiläumsfeier  564. 

8  806? 


Heinrich  Ernst  Beyrich  in  Berlin  zum  Cor- 
respondenten  der  k.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften erwählt  509. 

Ädalb .Bezzenberger,  lieber  einige ayestische 
Wörter  und  Formen  251. 

Aug.  Bock  er,  z.  Dr.  phil.  prom.  498. 

Georg  Böhm,  z.  Dr.  phil.  prom.  430. 

Professor  Bohtz,  Jubiläumsfeier  564. 

Paul  Rieh.  Brücber,  z.  Dr.  phil.  prom.  499. 

A.  V.  Brunn,  lieber  die  Vena  azygos  246. 

Eurd  Bürkner,  Habilitation  in  der  medicini- 
schen  Facultät  563. 

Georg  G  a  n  1 0  r  in  Halle  zum  Correspondenten 
der  k.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  er- 
wählt 509. 

D  e  d  ekin  d ,  lieber  den  Zusammenhang  zwischen 
der  Theorie  der  Ideale  und  der  Theorie  der 
höheren  Gongruenzen  1. 

Eob.  Dettloff,  z.  Dr.  phil.  prom.  498. 

Richard  Deutschmann,  Habilitation  in  der 
medicinischen  Facultät  563. 

0.  Drude,  lieber  die  Verwandtschaft  und  sy- 
stematische Bedeutung  von  Ceroxylon  Andi- 
cola  33. 

Carl  Dyck erhoff,  z.  Dr.  phil.  prom.  499. 

Victor  Ehrenberg,  Habilitation  in  der  juri- 
stischen Facultät  563. 

Friedr.  August  Eduard  Ehrenfeuchter,  An- 
zeige seines  Todes  278. 

A.  Enneper,  Üeber  die  Flächen  mit  planen 
und  sphärischen  Krümmungslinien  332. 

—  —  üeber  eine  Gleichung  zwischen  Theta- 
F  -—   n  550. 


Andreas  Freiherr  von  Ettingshausen,  An- 
zeige seines  Tpdes  508.  Zum  Andenken  an 
denselben  516. 

Walter  Friedens  bürg,  z.  Dr.  phil.  prom. 
431. 

J.  Fuchs,  lieber  eine  Classe  von  DiflFerenzial- 
gleichungen,  welche  durch  Abelsche  oder 
elliptische  Functionen  integrirbar  sind  19. 

Theod.  Friederici,  z.  Dr.  phil.  prom.  498. 

Eugen  Geinitz,   Habilitation  in   der  philoso- 
phischen Facultät  280. 
Georg  Geisenhof,  erhält  einen  Theil  des  Prei- 
ses der  theologischen  Facultät  329. 
Wilk  Gercken,  z,  Dr,  phil.  prom.  498. 
Oskar  Göltschke,  z.  Dr.  phil.  prom.  499. 
Theodor  Görges,  erhält  den  Preis  der  medici- 

nischen  Facultät  330. 
Eugen  von  Gorup-Besanez,   Anzeige  seines 

Todes  508. 
Göttingen: 

I.  Königliche  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
A.  Feier  des  Stiftungstages  505. 
£.  Jahresbericht,    erstattet   vom   Secretär, 
Herrn  Geheimen  Obermedicinalrath  W  ö  h« 
1er  505. 

a.  das  Directorium  der  Societät  ist  zu 
Michaelis  d.  J.  von  Herrn  Grisebach 
in  der  physikalischen  auf  Herrn  We- 
ber in  der  mathematischen  Classe 
übergegangen  508. 

b.  Bericht  über  die  1877  durch  den  Tod 
verlorenen  Mitglieder  und  Gorrespon- 
denten  508. 

c.  Verzeichniß  der  neu  erwählten  Mit- 
glieder und  Gorrespondenten  509. 

C.  Verzeichniß  der  gehaltenen  Vortrage  und 


6 


vorgelegten  Abhandlungen:  Fr.  Wüsten- 
feld, die  Familie  el-Zubeir  1.  Abth.  1 
(in  den  Abhandinngen  gedruckt).  —  R. 
Pauli,  Earolingische  Geschichte  in  alteng- 
lischen Annalen  1.  —  Dedekind,  üeber 
den  Zusammenhang  der  Theorie  der  Ideale 
und  der  Theorie  der  Gongruenzen  1  (in 
den  Abhandlungen  gedruckt).  —  P. 
de  Lagard 6,  TertuUianea  15.  —  J. 
Fuchs,  üeber  eine  Glasse  von  Differen- 
tialgleichungen, welche  durch  Abelsche 
oder  elliptische  Functionen  integrirbar 
sind  19.  —  0.  Drude,  üeber  die  Ver- 
wandtschaft und  systematische  Bedeutung 
von  Geroxylon  Andicola  33.  —  Th.  Ben- 
fey,  Einige  Worte  über  den  Ursprung 
der  Sprachö  45.  —  F.  Wüstenfeld, 
Die  Familie  el-Zubeir  2.  Abth.  67  (in 
den  Abhandlungen  gedruckt).  —  Th. 
Benfey,  Altpersisch  Mazdah,  Zendisch 
Mazdäodh,  Sanskritisch  Medhas  67  (in 
den  Abhandlungen  gedruckt).  —  P.  de 
La  gar  de,  Kritische  Anmerkungen  zum 
Buche  Isaias  67  (in  den  Abhandlungen 
gedruckt).  —  J.  Petersen,  Beweis  eines 
Lehrsatzes  betreffend  die  Integration 
algebraischer  Differentialausdrücke  be- 
ziehungsweise algebraischer  Differential- 
gleichungen unter  geschlossener  Form  68. 
—  Karl  Schering,  Mittheilung  aus  einer 
Experimentaluntersuchung  über  die  »Rei- 
bungsströmec  88.  —  Marme,  Mittheilun- 
gen aus  dem  pharmacologischen  Institute  zu 
Göttingen  102.  —  H.  0.  Lang,  Beiträge 
zur  Physiographie  gesteinsbildender  Mi- 
neralien IL  153.  —  Th.  Benfey,  Die 
eigentliche  Accentuation  des  Indicativ  Prä- 


sentis  von  ig  »sein«  und  g>ä  »sprechen« 
so  wie  einiger  griechischer  Präpositionen 
165.  —  Derselbie,  JfaMw»,  Nom.  sing. 
Drittes  Beispiel  190.  —  J.  He  nie,  Zur 
vergleichenden  Anatomie  der  Krystalllinse 
213.  —  Th.  B  enfey ,  Einige  Derivate  des 
Indogermanischen  Verbums  *anhh  =  san- 
skritisch nabh  213.  —  P.  de  Lagarde, 
Erklärung  chaldäischer  Wörter  213  (in 
den  Abhandlungen  gedruckt).  —  H.  Lud- 
wig, Die  Bursae  der  Ophiurenen  und  de- 
ren Homologen  bei  den  Pentremiten  215« 

—  A.  Orisebach,  Die  systematische 
Stellung  von  Sclerophylax  und  Gortesia 
221.  —  R.  Pauli,  Drei  volkswirthschaft- 
liche  Denkschriften  aus  der  Zeit  Hein- 
richs yni.  von  England ,  zum  ersten  Mal 
herausgegeben  221  (in  den  Abhandlungen 
gedruckt).  —  M.  Stern,  Beiträge  zur 
Theorie  der  Bernoulli'schen  und  Euler'- 
Bchen  Zahlen  221  (in  den  Abhandlungen 
gedruckt).  —  W.  Marme,  Beobachtun- 
gen  zur  Pharmakologie   des  Salicin  229. 

—  A.  v.  Brunn,  üeber  das  Verhältniß 
der  linken  Intercostal venen  zur  Vena  azygos 
246.  —  Adalb.  Bezzenberger,  Ueber 
einige  avestische  Wörter  und  Formen 
251.  —  F.  Wüsten feld,  Coptisch- 
Arabische  Handschriften  der  Eönigl.  Uni- 
versitäts-Bibliothek 285.  —  A.  Grise- 
bach,  Der  Dimorphismus  der  Fort- 
pflanzungsorgane von  Cardamine  cheno- 
podifolia  Pers.  332.  —  A.  Enneper, 
Ueber  die  Flächen  mit  planen  und  sphä- 
rischen Krümmungslinien  332  (in  den  Ab- 
handlungen gedruckt).  —  W.  Henne- 
berg,   Chemische   Untersuchungen    auf 


8 

apistiBchem  Gebiete  341.  —  Schwarz, 
lieber  den  verstorbenen  Corresp.  der  Soc. 
Graßmann  332.  —  P.  de  Lagard e,  Zur 
Erklärung  der  aramäischen  Inschrift  Ton 
Carpentras  357.  —  Marme,  Beobach- 
tungen zur  Pharmakologie  des  Salicin 
373.  _  W.  C.  E  ö  n  t g  e  n ,  üeber  Entladun- 

fen  der  Elektricität  in  Isolatoren  390.  — 
'h.  Benfey,  Der  BindeTOcal  {  im  San- 
skrit 413  (in  den  Abhandlungen  gedruckt). 
W.  Marm^,  üeber Duboisia myoporoides 
R.  Br.  413.  —  L.  Kiepert,  üeber  die 
Auflösung  der  Gleichungen  fünften  Grades 
424.  —  G.  Klein,  üeber  den  Feldspath 
vom  Hohen  Hagen  bei  Göttingen  und 
seine  Beziehungen  zu  dem  Feldspath 
von  Mte.  Gibele  auf  der  Insel  Pan- 
tellaria  449.  ^-  J.  Themae,  Sätze 
aus  der  Functionentheorie  466.  —  A. 
Grisebach,  Symbolae  ad  Floram  ar- 
gentinam  473  (in  den  Abhandlungen 
gedruckt).  —  E.  Riecke,  üeber  das 
ponderomotorische  Elementar-Gesetz  der 
Elektrodynamik  473  (in  den  Abhandlun- 
gen gedruckt).  —  J.  Beinke,  üeber 
eine  Fortpflanzung  des  durch  die  Be- 
fruchtung erzeugten  Wachsthums-Reizes 
auf  vegetative  Glieder  473.  —  P.  de 
Lagarde,  üeber  die  koptischen  Hand- 
schriften der  hiesigen  Bibliothek  und  über 
den  Stand  der  Arbeiten  zur  Kritik  des 
Bibeltextes  505  (in  den  Abhandlungen 
gedruckt).  —  Fr.  Wieseler,  üeber  die 
neuesten  archäologischen  Entdeckungen 
505.  —  J.  Henle,  Zur  Erinnerung  an 
E.  H.  Weber  509.  —  B.  Listing, 
Zum  Andenken  an  A.  von  Ettiogshausen 


516.  —  R.  Pauli,  Magister  Thomas 
Brunns ,  Beamter  Rogers  von  Sicilien  und 
Heinrichs  IL  von  England  523.  —  R. 
Biecke,  üeber  das  ponderomotorische 
Elementargesetz  der  Elektrodynamik  541. 

—  A.  Enneper,  üeber  eine  Gleichung 
zwischen  Theta-Functionen  550.  —  0. 
Erümmel,  Die  mittlere  Tiefe  der 
Oceane  und  das  Wasserverhältniß  von 
Land  und  Meer  556. 

D.  Preisaufgaben: 

a.  der  kgi.  Gesellschaft  der  Wisserschaf- 
ten:  Die  für  den  November  d.  J.  von 
der  physikalischen  Glasse  gestellte  phy- 
siologische Preisaufgabe  hat  einen  Be- 
arbeiter nicht  gefunden ;  sie  wird  nicht 
von  Neuem  aufgegeben  506. 

Für  den  November  1879  von  der  ma- 
thematischen Glasse  gestellte  Preis- 
aufgabe 506. 

Für  den  November  1880  von  der  hi- 
storisch-philosophischen Glasse  507. 

Für  den  November  1881  von  der  phy- 
sikalischen Glasse  507. 

b.  Wedekind'sche  Preisstiftung  für 
Deutsche  Geschichte.  Preisaufgaben 
405. 

E.  Yerzeichniß  der  bei  der  kgl.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  eingegangenen  Druck- 
schriften 42,  65, 195,  220,  282,  327,  354, 
404,  469,  500.  568. 

Jöttingen: 
IL  Universität. 

A.  Yerzeichniß  der  während  des  Sommerse- 
mesters 1878  gehaltenen  Vorlesungen  197 

—  der  während  des  Wintersemesters 
18^779  433. 


10 

B.  a.  Preisvertheilung  an  die  Studierenden, 

eingeleitet  durch  eine  Rede  von  Geh. 
Regierungsrath  Sauppe  über  die  Sa- 
gen von  einer  glücklicheren  Urzeit  und 
die  Schilderungen  eines  idealen  Staates 
der  Zukunft  329. 

b.  Neue  Preisaufgaben  330. 

c.  Ben eke' sehe    Preisstiftung.       Neue 
Preisaufgabe  280. 

d.  Petsche- Stiftung,    Neue    Preisauf- 
gabe 327. 

C.  OefiPentliche  Institute. 
Pharmakologisches  Institut  102,  229,  373, 

413,  482. 

D.  Habilitationen 

in  der  medicinischen  Facultät  563. 

in  der  juristischen  Facultät  563. 

in  der  philosophischen  Facultät  280,  563. 

E.  Promotionen  in  der  philosophischen  Fa- 
cultät 430,  498. 

A.  Grisebach,  Die  systematische  Stellung  von 
Sclerophylax  und  Cortesia  221. 

Der  Dimorphismus  der  Fortpflanzungs- 
organe von  Gardamine  chenopodifolia  Pers. 
Ein  Beitrag  zur  Theorie  der  Befruchtung  332. 

Symbolae  ad  Floram  argentinam  473. 

Louis  Grub  er,  z.  Dr.  phil.  prom.  498. 

Herrn.  Hahn,  z.  Dr.  phil.  prom.  431. 

Ludw.  Hänselmann,  Geschenk  beglaubigter 
Abschriften  von  82  Briefen  von  und  an  Gftuß 

413. zum  Gorrespondenten  der  k.  Gesell« 

Schaft  der  Wissenschaften  erwählt  509. 

Gustav  Hartmann,  zum  ordentlichen  Profes- 
sor in  der  juristischen  Facultät  berufen  279. 

Georg  Rob.  Hasse,  z.  Dr.  phil.  prom.  499. 

"  *    fch  Eduard  Heine  in  Halle   zum  auswar- 


11 

tigen  Mitgliede  der  k.  Gesellschaft  der  Wis- 
senschaften erwählt  509. 

J.  He  nie,  Zur  vergleichenden  Anatomie  der 
ErystalUinse  213. 

Zur  Erinnerung  an  E.  H.  Weber  509. 

W.  Henneberg,  Chemische  Untersuchungen 
auf  apistischem  Gebiete  341. 

Georg  Huges,  z.  Dr.  phil.  prom.  431. 

Paul  Hunaeus,  z.  Dr.  phil.  prom.  432. 

Otto  Kern,  z.  Dr.  phil.  prom.  432. 

Diro  Eitao,  z.  Dr.  phil.  prom.  499. 

Maximilian  Elatt,  z.  Dr.  phil.  prom.  431. 

C.  Klein,  üeber  den  Feldspath  im  Basalt  vom 
Hohen  Hagen  bei  Göttingen  und  seine  Beziehun- 
gen zum  Feldspath  von  Mte.  Gibele  auf  der 
Insel  Pantellaria  449. 

Job.  Herm.  Kloos,  z.  Dr.  phil.  prom.  431. 

Professor  Dr.  Kraemer,  Anzeige  seines  Todes 
568. 

Aug.  von  Kries,  Habilitation  in  der  juristischen 
Facultät  563. 

Otto  Krümmel,  Habilitation  in  der  philoso- 
phischen Facultät  280. 

—  —  Die  mittlere  Tiefe  der  Oceane  und  das 
Massenverhältniß  von  Land  und  Meer  556. 

Job.  Nie.  Kruse,  z.  Dr.  phil.  prom.  432. 

P.  de  Lagarde,  TertuUianea.  15. 

—  —  Kritische  Anmerkungen  zum  Buche 
Isaias  67. 

Erklärung  chaldäischer  Wörter  213. 

Zur  Erklärung  der  aramäischen  Inschrift 

von  Carpentras  357. 

üeber   die   koptischen  Handschriften  der 

hiesigen  Bibliothek  und  über  den  Stand  der 
Arbeiten  zur  Kritik  des  Bibeltextes  505. 


12 

H.  0.  Lang,  Beiträge  zur  Physiographie  ge- 
steinsbildender Mineralien  II.  153. 

J.  G.  Rud.  Langenbeck,z.  Dr.  pbil.  prom. 498. 

Ernst  Lausch,  z.  Dr.  pbil.  prom.  432. 

Rud.  Lebmann,  z.  Dr.  pbil.  prom.  499. 

Josepb  von  Lenbossekin  Pest,  zum  Correspon- 
denten  der  k.  Gesellscbaft  der  Wissenschaften 
erwählt  509. 

B.  Listing,  Zum  Andenken  an  A.  von  Ettings- 
hausen  516. 

Samuel  Löwenfeld,  z.  Dr.  pbil.  prom.  431, 

H.  Ludwig,  Die  Bursae  der  Ophiuren  und 
deren  Homologon  bei  den  Pentremiten  215. 

Rob.  Heinr.  Lüning,  z.  Dr.  pbil.  prom.  499. 

W.  Marme,  Experimentelle  Beiträge  zur  Wir- 
kung des  Pilocarpin  102.  , 

Beobachtungen    zur   Pharmakologie     des 

Salicin  229.  —  Erklärung  der  dazu  gehören- 
den Abbildung  497. 

Beobachtungen    zur  Pharmakologie    des 

Salicin,  Fortsetzung  373. 

üeber  Duboisia  myoporoides  R.  Br.  413, 

Beobachtungen  zur  Verwerthung  der  Li- 
gatur der  großen  Hirnarterien  für  experimen- 
tell-pbarmakologische  Untersuchungen  413. 

Georg  Matthaei,  z,  Dr.  pbil.  prom.  432. 

Pastor  prim.  Ad.  Morath,  Erneuerung  des 
Doctordiploms  430. 

Fr.  Chr.  Müller,  z.  Dr.  pbil.  prom.  482. 

J.  Orth,  zum  ordentlichen  Professor  in  der 
medicinischen  Facultät  ernannt  279. 

Reinhold    Pauli,    Karolingische   Geschichte   in 

altengliscben  Annalen  1. 
Drei   volkswirtbschaftliche   Denkschriften 


13 

aus  der  Zeit  Heinrichs  VIII.  von  England, 
zum  ersten  Mal  herausgegeben  221. 

B.  Pauli,  Magister  Thomas  Brunus,  Beamter 
Sogers  von  Sidlien  und  Heinrichs  H.  von  Eng« 
land  523. 

J.  Petersen,  Beweis  eines  Lehrsatzes  betref- 
fend die  Integration  algebraischer  DifiPeren- 
tialausdrücke  beziehungsweise  algebraischer 
Differentialgleichungen  unter  geschlossener 
Form  68. 

Petsche- Stiftung,  s. Göttingen. Universität B. d. 

Ponf  ick  nach  Breslau  versetzt  280. 

Aug.  Friedr.  Pott,  Erneuerung  des  Doctor- 
diploms  430. 

Heinrich  P recht,  z.  Dr.  phil.  prom.  498. 

Preisaufgaben  der  Universität,  s.  Göttingen 
n.  B.  b.  —  der  kgl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften 506.  —  der  Beneke-Stiftung  280.  — 
der  Petsche-Stiftung  327.  —  der  Wedekind'- 
schen  Preisstiftung  405. 

John  Will.  Raveil,  z.  Dr.  phil.  prom.  498. 

Henri  Victor  Begnault,  Anzeige  seines  Todes 
508. 

J.  Beinke,  Ueber  eine  Fortpflanzung  des  durch 
die  Befruchtung  erzeugten  Wachstbums-Reizes 
auf  vegetative  Glieder  473. 

E.  Ei  ecke,  Ueber  das  ponderomotorische  Ele- 
mentar-Gesetz  der  Elektrodynamik  473.  541. 

B.  Biedel,  Habilitation  in  der  medicinischen 
Facultät  563. 

Carl  Eodenberg,  z.  Dr.  phil.  prom.  499. 

Kob.  Rollwage,  z.  Dr.  phil.  prom.  432. 

W.  C.  Röntgen,  Ueber  Entladungen  der  Elek- 
tricität  in  Isolatoren  390. 

Ernst  Rosochatius,  z.  Dr.  phil.  prom.  431. 

Gustav  Rümelin  zum  außerordentlichen  Pro- 
fessor in   der  juristischen  Facultät  ernannt; 


u 

folgt   einem  Rufe   als   ordentlicher  Professor 
nach  Freibarg  i.  6r.  280. 

Qeinr.  Schaf  er ,  z.  Dr.  phil.  prom.  499. 

Karl  Schering,  Mitthellung  aus  einer  Experimen- 
taluntersuchung  über  die  »Reibungsströmec  88. 

C.  Otto  Schultess,  z.  Dr.  phil.  prom.  432. 

Theodor  Schwann  in  Lüttich,  zmn  auswärti- 
gen Mitgliede  der  k.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften erwählt  509. 

Schwarz,  lieber  den  verstorbenen  Gorrespon- 
denten  der  Soc.  Graßmann  332. 

Friedr.  Schwarzer,  z.  Dr.  phil.  prom.  431. 

J.  Spanuth  erhält  den  Preis  der  philosophi- 
schen Facultät  330. 

Jos.  Will.  Spencer,  z.  Dr.  phil.  prom.  431. 

M.  Stern,  Beiträge  zur  Theorie  der  Bernoulli'- 
schen  und  Euler'schen  Zahlen  221. 

John  T.  Stoddard,  z.  Dr.  phil.  prom.  499. 

Unter-Bibliothekar  Dr.  Stromeyer,  Anzeige 
seines  Todes  566. 

J.  Thomae,  Sätze  aus  der  Functionentheorie 
466. 

Ernst  Heinrich  Weber,  Anzeige  seines  Todes 
508.  —  Zur  Erinnerung  an  denselben  509. 

Wede kindische  Preisstiftung  für  Deutsche 
Geschichte  405. 

Heinrich  Wendlandt,  z.  Dr.  phil.  pronu  498. 

Martin  Wetzel,  z.  Dr.  phil.  prom.  498. 

Professor  Wiggers  Jubiläumsfeier  564. 

Franz  Wilkens,  z.  Dr.  phil.  prom.  431. 

N.  Wulfsberg,  üeber  Milchinfusionen  136. 

Untersuchung  einer  aus  Afrika  stammen- 
den Rinde  143. 


15 

Fr.  Wieseler,  Ueber  die  neuesten  archäologi- 
schen Entdeckungen  505. 

F.  Wüstenfeld,  Die  Familie  el-Zubeh*.  1. 
Abth.  1.    2.  Abth.  67. 

—  —  Coptisch-Arabische  Handschriften  der 
EönigL  Universitäts-Bibliothek  285. 

Carl  Zeumer,  z.  Dr.  phil.  prom.  432. 


Oottlngen, 

Druck  doi  Dieterichschen  ünir. -Bucbdnickerei. 
Fr.    W.   Kaeitiner. 


Nachrichten 

sr  Ktinigl.  Gesellscbafi;  der 
ften  und  der  G.  A.  Univeraity 
Göttingen. 


icbe  Gesellsclaft  der  WisseuchsfUi. 

Sitznng  am  5.  Januar, 
ifeld,  Die  Familie  el-Zubfflr.    Ente  Abtheilnng, 
eint  in  den  Abhandlungen.} 

EBTolingiEche  Geschichte  in  alteugliaohetiiÄiinftleii. 
agarde,  TertuUianea. 

ind,  aaewärt  Mitglied.  Üeber  den  Zusammen- 
zwiBchen  der  Theorie  der  Ideale  and  der  Theorie 
)hem  CoDgmenzen.     (Erscheint  in  den  Abhond- 

laiuwärt.  Mitglied.  Üeber  eine  CluBe  von  DifFs* 
Igieichungen,  welche  durah  Abelaohe  oder  ellipti- 
Tanctionen  integrirbar  sind. 
Üeber  die  Verwandtmihäfl  und  syatematisohe  B» 
lg  TOQ  Cermylon  Andioola.  (Torgelegt  von  Qri* 
>)■ 


in gi SC  he    Gescbichte    in    alteng- 
lischen  Annalen. 

Ton 

Beinliold  Pauli. 

aderbolte  BeschäftigaDg  mit  den  älteren 
a  Euglands  nöthigfc  mich  früher  yeröffeot- 
Be  merk  an  gen  durch  weitere  Ergebnisae 
rollständigen.  '  Aus  ihnen  geht  nnumehr 
daß  die  Nachrichten  über  die  featilän^^^ 


Geschichte  während  der  Epoche  der  Karolinger 
auf  drei  räumlich  und  zeitlich  verschiedenen 
Wegen  zu  der  Insel  hinüber  drangen. 

Die  älteste  Verbindung,  die  mit  Noithum- 
brien,  insbesondere  mit  York,  wurzelt  in  der 
von  Baeda  dem  Ehrwürdigen  ausgehenden,  gerade 
die  Pflege  der  Jahrbücher  im  christlichen  Abend- 
lande unmittelbar  beeinflussenden  Schule  und  in 
der  aus  denselben  Gegenden  lebhaft  betriebenen 
Mission  unter  Franken,  Friesen  und  Sachsen, 
Zu  dem,  was  nach  dieser  Richtung  hin  zuerst 
Stubbs  in  seiner  vorzüglichen  Ausgabe  der 
Chronik  des  Roger  von  Hoveden  Vol.  I,  p. 
XXVIII.  XXIX  vom  Jahre  1868  anregte  und 
was  ich  in  den  Forschungen  zur  Deutschen  Ge- 
schichte Xn,  139  und  441  weiter  ausgeführt 
habe^),  ist  materiell  nichts  Neues  hinzugekommen. 
Nur  läßt  sich  das  ürtheil  über  die  in  des  Si- 
meon  von  Durham  Compilation  De  Regibas 
Anglorum  et  Dacorum  zwischen  den  Janren 
781  und  803  steckenden,  vielfach  ihre  ursprüng- 
liche Form  bewahrenden  northumbrischen  An- 
naleu formell  noch  präciser  fassen  und  ihre  Sub- 
stanz noch  strenger  von  fremdartigen  Bestand- 
theilen  scheiden.  Diese  Gesta  veterum  Nor- 
thanhumbrorum  oder  Gesta  Anglorumi 
als  welche  sie  noch  distinct  anderen  mittelalier* 
liehen  Autoren  bekannt  gewesen  sein  müssen, 
sind  aufs  engste  verwandt  mit  den  kurzen  von 
731  bis  766  reichenden  Jahrbüchern,  welche, 
bald  nach  Baedas  Tode  entstanden,  dem  Ms. 
Pbillipps  1089,  sowie  der  Ausgabe  seiner  Hist. 
eccles.  gentis  Anglorum  in  den  Mon.  Hist.  Brit. 
I,  288 — 289  angehängt  sind.  Beide  Reihen  sind 
handschriftlich  zwar  nur  aus  dem  zwölften  Jahr- 

1)  Vgl.  auch  Wattenbach,  Deatschlands  Geschichts- 
«n  I*.  199. 


htliidört  filierliefert,  allein  die  Prüfung  der  ein- 
zelnen  Jähre, .  namentlich   auch  mit  Bücksicht 
auf  die  astronomischen  Erscheinungen,   ergibt, 
diEiB   bifida    gleichzeitig    oder    doch    unmittelbar 
nach  dei^   koiiiäischen  und  politischen  Ereignis- 
sen, die  sie  verzeichnen,  und  nur  in  Nordengland 
an  der  Kirche  von  Lindisfarne,  York  oder  Hex- 
ham  verfaßt  sein    können.      Beide  sind   gleich 
aufmerksäih   auf   die  Dinge   des   Festlands   ge- 
richtet.     Wie   die    kürzere   bis   766    reichende 
Beihe  za   741    den  Tod  Karl  Martells  und   die 
Nachfolgt    seiner  Söhne    notiert  und   wie   es  in 
beidiiti  wittei:   754  von  Bonifacius  heißt:   qui  et 
Witifridus,  martyrio  coronatus  est  cum  quinqua- 
giiiiia  fribtis   (cum  quinquaginta  tribus  martyrio 
coronätäf),'    so    bewahren   die    bei   Simeon    von 
Dnrhani  erhaltenen  und  später  auch  in  die  Chro- 
nik   des   Roger  von  Hoveden  so   wie  theilweise 
in  dl*  d^  Roger  von  Wendover  und  die  Chronik 
von  Melros^  eingeflossenen  etwas  längeren  Jahr- 
bücher untfet  768  die  Nachricht  vom  Tode  Pip- 
pins  des  Kleinen  und   bis  800  inhaltreiche  An- 
gaben übeil  KBfrl  den  Großen.    Ich  bin  nunmehr 
genügt  dii6  rfovenienz  der  letzteren  im  Einzelnen 
nolsh  t&lkfr  in  bestimmen  ^   als  in  dem  Aufsatz 
iii'  den  Fdti^Qhungen  geschehen  ist.      Die  Nach- 
TidätSiü  zn  771  Karlmanns  Tod  und  Karls  Allein- 
hi^i^hafl),  772  Sachsenkrieg,  774  Unterwerfung 
des  liängoWrdenreichs ,    775   Sachsenkrieg  sind, 
wie  kaum  td  bezweifeln ,  jenem  Aluberht  zuzu- 
weisen, dier   nach    der  Angabe  unter  767   vom 
Erzbischof  Aethelberht  von  York  zum  Missions- 
bischof geweiht  wurde  —  ad  Ealdsexos  ordi- 
natus  est  episcopus  —  als  solcher  von  Ut- 
recht aus  wirkte  und  den  jungen  Liadger  nach 
dessen  Vita,  SS.  11,  407  auf  ein  Jahr  zunächst 
za  Alcuin   auf  die  Schule  nach  York  brachte. 


Aach  Alaberht  kam  noch  einmal  herüber  um 
unter  Friesen  und  Sachsen  thäidg  zu  sein.  Was 
andererseits  die  Jahre  786  die  Sendung  Papst 
Hadrians  I.  nach  England,  792  die  Uebersendung 
des  Liber  synodalis  durch  König  Karl  eben  dort- 
hin, 794  Tod  und  Bestattung  Papst  Hadrians, 
795  den  großen  Sieg  über  die  Ayaren  und  800 
die  Kaiserkrönung  betrifft,  so  dürften  diese  Ein- 
tragungen bis  auf  Alcuin  selber  zurückgehen. 
Die  Notiz  zu  799  dagegen  über  die  Mißhandlung 
Papst  Leos  III.  durch  die  Römer  begegnet,  wie 
gleich  hernach  gezeigt  werden  soll,  auch  in  Süd- 
england und  beruht  auf  allgemeiner  Verbreitung. 
Eine  zweite  Leitung  zwischen  dem  karolin- 
gischen  Festlande  und  der  Insel  ergibt  sich  aus 
den  ältesten  Annalen  von  Winchester,  wie  man 
sie  nach  Earle  ^)  fortan  getrost  wird  nennen 
dürfen.  Sie  sind  bekannÜich  noch  völlig  er- 
kennbar überliefert  in  dem  bis  891  von  einer 
Hand  redigierten  ältesten  Stück  der  sogenannten 
angelsächsischen  Chronik,  jenem  ehrwürdigen 
und  frühsten  Erzeugniß  der  Geschichtsschreibung 
in  germanischer  Prosa,  die  im  Wiederspruche 
mit  der  in  England  noch  immer  üblichen  Be- 
zeichnung thatsächlich  aus  verschiedenen  Reihen 
von  Jahrbüchern  besteht.  An  verschiedenen 
Orten  und  über  mindestens  vier  Jahrhunderte 
hin  verfaßt,  schon  durch  die  Sprache  wesentlich 
von  den,  so  viel  wir  wissen,  nur  lateinisch  ab- 
gefaßten Annalen  Northumbriens  verschieden, 
stammen  die  sechs  erhaltenen  vernacularen  Jahr- 
bücher (A  bis  F)  nebst  dem  Fragment  eines 
siebenten  (G)  sämmtlich  ans  Süd-  und  Mittel- 
en gland,  wodurch  freilich  eine  Gemeinsamkeit 
mit  nordenglischen  Quellen  in  Stoff  und  Inhalt 


i\ 


Two  of  the  Saxon  ChronioleB  p.  XI« 


niclit  ausgeschlossen   wird,   wie  denn  ein  Aus- 
tausch desselben  sich   gerade    mit  Hilfe  des  Si- 
meon  von  Durham  für  den  Anfang  des  zwölften 
Jahrhunderts  nachweisen   läßt.      A  stammt  nun 
der  Hauptsache   nach   aus  Winchester  und  hat 
erst  später  in  Canterbury  Zuthaten  und  Abän- 
derungen bis  1070  erfahren.    B  ist  eine  bis  977 
reichende  im  St.  Augustin  Kloster  zu  Canterbury 
angefertigte   Beinschrift   aus   der  ersten   Hälfte 
des  eilft^  Jahrhunderts.     Bei  C,  das  bis  1066 
reicht,  weisen   unyerkennbare    Zeichen   auf  das 
Kloster  Abingdon  in  der  Nähe  von  Oxford  hin. 
p,  dessen  letzte  Notiz  unter  1079  steht,  ist  eine 
in  Worcester    unternommene    abermalige    Bear- 
beitung mit  wichtigen,  die  Landesgeschichte  be- 
toeffenden  Fortsetzungen.     Was  indeß  die  Karo- 
Kngischen  Daten   betrifft,   so   sind  B.  C.  D  von 
A.  oder  seiner  ursprünglichen  Vorlage  völlig  ab- 
hängig, so  daß  sie,  von  Orthographie  und  Dia- 
lekt  abgesehen,    kaum    nennenswerthe   Abwei- 
chungen  bieten.     E   dagegen,   eine   im  Kloster 
Peterborough   in  Northamptonshire   zu    Anfang 
des  zwölften   Jahrhunderts    unternommene    Re- 
daction,  die  zwar  vielfach  auf  Worcester  zurück- 
weist, aber  von   1121   bis  zum   Schluß  in  meh- 
reren Absätzen  selbständig  ist,  und  F,  eine  gleich- 
fells   im    zwölften    Jahrhundert    in    Canterbury 
ansgefuhrte ,    bis    1058    erhaltene    Bearbeitung, 
englisch   mit  Jahr  für  Jahr   lateinischer  Ueber- 
öeteung,  im  Original  vorhanden,  weichen,   was 
die  Karolinger  betrifft,  in  gewissen  Notizen  wie 
in  dem  Idiom  von  A.  B.  C.  D  höchst  augenföllig 
ab  und   kommen   erst   für  die  streng   abzuson- 
dernde dritte  Gruppe  in  Betracht. 

Die  zweite  Gruppe  festländischer  Nachrichten, 
die  also  in  Winchester,  dem  Mittelpunkt  von 
Kirche  und  Staat  der  Westsachsen  ^  gpsammßlt 


6 

wurden,  wird  zunächst  repräsentiert  durch  eine 
einsame  Notiz  über  Karls  Sachsenkriege  zu  780 
(779  I),  aus  ihm  E):  Her  Aid  ^e&xe  and 
Krancau  gefuhton.  Sie  hat  Nichts  mit  de|i 
au»fiihrlichea  Notizen  der  Northnmibrier  uniet 
772  und  775  oder,  wie  wir  noch  sehen  werden, 
mit  den  stets  auf  Karl  selber  Bäcksicht  neh- 
menden Anmerkaugen  der  dritten  Gruppe  zwi- 
jiohen  den  Jahren  771  und  780  gemein.  Ans 
>Yiiiehester  stammt  ferner  die  Nachricht  über 
den  von  A  bis  E  unter  812,  von  F  unter  814 
verKeiohneten  Tod  Karls:  Her  Carl  cyning 
forRforde.  And  he  ricsode  45  wintrfi. 
Viol  bodüutsamer  jedoch  sind  die  eben  dort  ein- 
tet niK^nen  folgenden  Nachrichten,  Welche  eixien 
dYniiMtischen  Zusammenhang  erschliefien  und 
nieht  nur  Yon  genealogischem  Interesse,  sondern 
von  Aufmerksamkeit  auf  die  Geschichte  der  zer^ 
fnlloiuicn  Earolingischen  Reiche  eingegeben  wor- 
den :  855  die  Vermählung  Konig  Aettielwulfs  von 
WeHsex  mit  Judith,  der  Tochter  Karls  des  E[ah- 
lon ;  885  bei  Gelegenheit  des  Todes  des  west- 
frJinkiHchen  Karlmann  (irrig  Karl  genannt,  f  Dec. 
12.  KK4)  dessen  Genealogie  bis  zurfick  auf  Karl 
doli  Kamen,  so  wie  fernerhin  die  Vereinigung 
ditri  westfränkischen  mit  dem  ostfränkischen 
\U*\vh  unter  Karl  III,  woran  sich  abermals  ein 
Miiiinmbaum  bis  auf  Karl  den  Großen  und  selbst 
ripiiin  den  Kleinen  schließt;  Nachricht  vom 
Todii  Karls  III,  den  sein  Neffe  Arnulf  ausge- 
triubon,  worüber  indeß  das  Reich  in  fünfTheile, 
d(^r<tn  Grenzen  angegeben  werden,  auseinander 
bricht,  die  »either  aber  alle  in  Unfrieden  leben; 
HÜ)  König  Arnulfs  Sieg  über  die  Nordmänner, 
win  der  Annalist  yersichert,  daa  gemeinsame 
W($rk  der  Ostfranken,  Sachsen  und  Bayern.  Die 
rwUrde  berücksichtigt  er  niemals.     Als  ein 


SpäÜing  solcher  dynastisoh*politIschen  Interessen 
ist  unter  982  in   die  Jahrbücher  Yon  Abingdon 
(C)  die  merkwürdige  Mittheilung  über  Ottos  ü. 
nnglncklichen    Feldzug   in    Süditalien    nnd   den 
Tod  seines  Neffen    Otto,    eines  Sohns  Liudolfs 
imd  daher  Enkels   Ottos  des   Großen   und   der 
angelsächsischen  Eadgytb,  eingedrungen.    Unbe- 
rücksichtigt  lasse  ich  die  zahlreichen  Einzeich- 
nnngen  der   Winchester  Jahrbücher  (880.   881, 
882.  883.  884  886.  887.  890.  893)  über  die  Be- 
wegungen der  zu  Wasser  und  zu  Lande  verhee- 
renden Scandinaven   zwischen  England  und  den 
Gebieten   der    Westfranken   und   der    Flandrer, 
fiber  welche  der  gleichzeitige  Annalist  angstvoll 
genaue  Erkundigungen  einzog,    obwohl   sie  für 
die  Belagerung  von  Paris  durch  die  Nordmänner 
geradezu  den  unmittelbaren    Quellen   beigezählt 
werden  müssen.     Femer  sei  bemerkt,    daß  alles 
£[arolingische ,    was  zwischen  855  und  887  fällt 
ans  den  Jahrbüchern,   die    auf  Winchester  zu- 
rückgehn,  in  mehrere  lateinische  Bearbeitungen, 
nämlich  die  Gesta  Aelfredi  Assers,   die  Chronik 
Aethelwards,  die  Chronik  des  Florenz  von  Wor- 
cester,  die  Historien  des  Heinrich  von  Huntingdon 
übergegangen  ist,    wobei  bisweilen  noch  eigene 
ZuÜi^ten  begegnen.    In  zweiter  Linie  erst  schö- 
pfen daraus  wieder   der  northumbrisohe  Simeon 
von    Durham   und   als   Vertreter    der    späteren 
Ghronistik  Boger  von  Hoveden  und  Roger  von 
Wendover  (Matthaeus  Paris). 

Nur  unter  799,  in  der  Nachricht  von  der 
MiBhandlung  Papst  Leos  HI.  und  dem  an  ihm 
geschehenen  Wunder  findet  sich  ein  Einklang 
zwischen  den  northumbrischen  Annalen  und 
denen  von  Winchester: 


8 


799 


Her  Romane  Leone  ^ssm 
papan  his  tangan  for- 
carfon  and  his  eagan 
astangon  and  hiene  of  his 
seile  afliemdon.  And  ^a 
sona  eft,  Gode  faltumi- 
endam,  he  meahte  ge- 
seon  and  sprecan,  and 
efb    wses  papa  swa  he  sor 

W8BB. 


Homani...  Leonem  papam 
sanctissimum  apprehende- 
rant  ligaveruntque,  caias 
1  i  n  g  u  a  inter  mazillas  duri- 
ter  protraota  et  in  gattnre 
oradeliter  exiensa  praecisa 
est  ab  ipsis.  Ernernnt 
et  ooalos  praedicti  ponti- 
fiois  radicitos...  Dominus 
postpaaoi  temporis  in- 
ter stitium  sie  eam  sala- 
tifero  s  a  n  a  V  i  t  antidoto, 
nt  postmodam  yidere 
clareet  loqai  posset... 

Von  dem  Eindracke  dieser  ünthat  zeigen 
sich,  wie  kaum  anders  zu  erwarten,  die  ver- 
schiedensten Annalen  drinnen  und  draußen  noch 
anf  lange  hin  erfüllt.  Man  vergleiche  unter  den 
festländischen  nur  Ann.  Einhardi  799  SS.  I, 
187,  die  von  erutis  oculis  und  lingua  am- 
putata  sprechen^  und  die  Jahrbücher  von  Lund 
(Esrom),  Üsinger,  die  dänischen  Annalen  S.  42, 
wo  es  zu  799  heißt:  Hoc  anno  Romani  lin- 
guam  Leonis  papae  amputaverunt  et 
oculos  eins  eruerunt  et  expulerunt  eum. 
Die  durch  die  gemeinsamen  kirchlichen  Canäle 
erwirkte  Gleichmäßigkeit  der  Schreckenskunde 
und  des  Wunders  erhellt  noch  aus  dem  wohl 
kaum  gleichzeitigen,  sondern  von  Simeon  her- 
rührenden Zusatz  der  northumbrischen  Annalen: 
hoc  miraculum  repente  diffusum  est  per  car- 
dines  quadrati  orbis. 

Ganz  anderer,  aber,  wie  wir  sehen  werden, 
nicht  der  uninteressantesten  Herkunft  sind  die 
in  der  dritten  Gruppe  erhaltenen  Karolingiscfaen 
Notizen,  welche  in  einer  fern  abliegenden  Be- 
zugsquelle wurzeln.  Sie  tauchen  auf  in  den 
jüngsten  Exemplaren  der  angelsächsischen  Jahr- 


büclieT  (E.  F) ,  die  erst  im  zwölften  Jahrhtindert 
m  Stande  kamen,  und  zwar  bemerkenswertb', 
stets  in  lateinischer  Fassung,  und  pflanzen  sich 
noch  über  ein  Jahrhundert  in  einer  betrachte 
liehen  Anzahl  in  England  verfaßter  Annaleii 
fort,  die  dort  bisher  zum  großen  Theil  Weder 
untersucht  noch  herausgegeben  sind,  wie  -sehr 
sie  beides  auch  aus  anderen ,  als  uns  hier  '  be- 
schäftigenden Gründen  verdienen. 

Zwar   steht  mir   vollständiges  Material  noch 
lange  nicht  zur  Verfüguog,  doch  glaube  ich  aus 
dem,  was  vorliegt,    zu  nachstehenden  Schlaßfol- 
gerangen  bereits  hinreichend  berechtigt  zu  sein. 
Während   die  frühsten  Jahrbücher  der  Franken) 
Alamannen   und    Bayern    gewisse    nordbritische 
Namen  au   der  Spitze   tragen    und  dadurch  an- 
deuten,  wie    einst   die   Annalistik   von  Englamd 
I     aas  zu  den  Germanen  des  Festlands  herüber  ksm^ 
so  sind  umgekehrt  mit  der   normannischen  Er^ 
1     oberung  Englands  die  Jahrbücher  des  Gontinents 
1     in  altbestehende ,    nun   aber   m^hr    romanisierte 
[     Benedictiner  Klöster,  darunter  auch  Winchester, 
Canterbury,   Worcester  u.  a.  m.    so   wie  in  die 
Häuser  der  Glnniacenser  und  Gistercienser  eing^ 
drangen.     Folgende  Beispiele  mögen  genügen^  v 
m.   E    der   angelsächsischen    Annalen,   also 
die  zu  Peterborough  um   1121    compilierte.  und 
bis   1154    fortgeführte    Bodleische    Handschrift 
Land  636,  hat  mitten  im  angelsächsischen  Text: 
769  Initium  regni  Earoli  regis. 
778  Earolus   in  Hispanias  intravit.    Earoliis 
SaxoDiam   venit.      Earolus   Pampileniam   urbetni 
destmxit  atque  Gesar  Augustam  exercitum  suuni 
coniunxit  et  acceptis   obsidibus   subiugatis  Sarä- 
cenis  per  Narbonam  Wasconiam  Franciam  rediit. 
788  Earolus   per  Alemanniam  venit  ad  fipes 
Banuarie.  * :     i 


10 

'  800  Earolus  rex  Imperator  factus  est  et  a 
Somanis  appellatus  Angnstiis,  qni  illos,  qoi  Leo- 
nem  papam  dehonestayerant,  morte  dampnaviti 
sed  precibns  pape  morte  indolta  exilio  retmsit. 
Ipse  enim  papaLeo  imperatorem  eum  sacrayerat. 

810  Earolus   cum  Niceforo  imperatore  Gon- 
stantinopolitano  pacem  fecit. 

812  Cireneins  Earolo  imperatori  legatos  saos 
cum  pace  mittit.    Earolus  Imperator  obiit. 

Viel  dürftiger  ist  Ms.  F,  wo  unter  767  ver- 
einzelt und  verwirrt  die  Notis :  Hie  Oarlomaguns 
obiit  begegnet.  Dagegen  ist  814  Bex  Carolns 
obiit,  regnavit  autem  45  annos  lediglich  latei- 
nische Version  der  Annalen  von  Winchester  m 
812.  Offenbar  ist  aber  auch  in  den  eigenthäm- 
lichen  Einschaltungen  zu  E  viel  verschoben  und 
verdorben,  unter  778  aus  einer  sehr  alten  Vor- 
lage- der  Zug  nach  Spanien  mit  dem  Sachsen* 
zuge  von  779  zusammengeworfen  und  aus  einer 
anderen  Quelle  dann  wieder  Näheres  über  die 
spanische  Expedition  hinzugefügt.  Indeft  der 
Wortlaut  dieser  Auszüge  sowohl  wie  die  Zeit 
der  Compilation  um  1121  spricht  gegen  die  Be- 
nutzung des  Sigebert,  wie  sie  etwa  die  Cistercienser 
von  Waverley  durchgeführt  haben  ^).  Dagegen 
helfen  auf  der  Fährte  weiter  die  Annalen  von 
Dore,  einem  während  der  Regierung  Eönig  Ste- 
phans (1135 — 1154)  in  Hereford  shire  errichteten 
Cistercienserkloster,  erhalten  in  Ms.  Phillipps  12200 
und  von  einer  Hand  bis  1320  geschrieben  mit 
flüchtigen  Fortsetzungen  bis  1362.  Als  ich  im 
letzten  Sommer  gemeinsam  mit  Herrn  Gdi.  Reg. 
Waitz  in  Gheltenham  arbeitete,  habe  ich  die 
Handschrift   näher  untersucht  und   für  die  Mo- 


1)  Annales  de  Wayerleia  bei  Lnard,  Annales  Mona- 
Büci  U,  155  ff. 


11 

nnmente  abgeschrieboD .  Saaber  in  zwei  Colnmnen 
zn  beiden  Seiten  der  Ostertafel  eingetragen  fin- 
den sich  links  Im  per  atores  etBeges,  rechts 
Pape,  Archiepiscopiet  Sancti.  Folgende 
Eintragungen  kommen  hier  in  Betracht: 
687  Pipinns  maior  domus  efficitur. 

717  Earolus  filias  Pipini  maior  domus  fit« 

718  Pugna  in  Vinciaco. 
752  Pipinus  rex  efficitur. 

756  Benedictus  est  Pipinus  a  S.  Stephane 
papa  Parisius  et  filius  eins  Karolus  et  E^rolo- 
mannus  et  filia  Sigila  inter  sacra  missarum  eio- 
lempnia  precipiente  s*  Petro  et  s.  Paulo  et  beato 
Dionisio. 

769  Obiit  Pipinus  rex  8  Eal.  Octobris.  Ini- 
tium  regni  Earoli  regis. 

771  Obiit  Earolomannus  frater  Earoli  Noqo 
Decembris. 

774  Earolus  Romam  vadit.  Jude  reyessus 
Papiam  cepit  cum  rege  Desiderio  captis  civita- 
tibus  ItaÜe  et  direptis  universis. 

777  Conversio  Saxonum. 

778  Earolus  Hispaniam  intravit.  Earolus 
Papiloniam  urhem  4estruxit  apud  Gesar  ^ugustam 
exercitum  coniunxit  et  acceptis  obsidibus  sobiu- 
gatisque  Saracenis  per  Narbonam  et  Vasconiam 
Franciam  rediit. 

780  Earolus  Saxoniam  venit  et  Saxonia  capta 

782  Earolus  Romam  vadit. 

786  Signum  crucis  in  vestibus  apparuit. 

787  Iterum  Earolus  Bomam  perrexit,  deinde 
^d  8.  Beuedictum  et  Capuam. 

789i  ^rolus  per  Alemanniam  venit  ad  fines 
Bavarie. 

791  Bassilo  (sie)  dux  venit  in  Franciam  et 
Bauuaria  capta  est. 


12 

?0^  Ktri-^'i:?  p^rgit  in  SclaTOS,  qui   dicnntnr 

"'(i.j  Kfiri'^lns  rex  Hnngrorura  regnum   vastat. 

"Of'  K&ri'^lns   rex    imperator   factug   est    et  a 

'.  v.».i.>  jipwllatns  Angnstns,  qni  illos,  qui  Leo- 

•  ".    T^- i^fim  Jehonestaverant ,    morte  dampnavit, 

<•..    n-*v:bii!s  pape  morte   indnlta  exilio  retrusit. 

;  -SS    r:  r.*.  Tupa  Leo  imperatorem  enm  sacrayerat. 

V..  KAroIns  cnm  Niceforo  imperatore  Con- 
>B<Nin'in.*:vlitano  pacem  fecit. 

s;^  Viarolns  imperator  gloriosüs  moritnr  etc. 
-i^;'»  :^j!v»bert,  wie  schon  Einiges  vorher  nnd 
»n^iiiv^rtt  nachher,  das  ich  übergehe. 

.'^fts  Vorstehende  nun  begegnet  mit  nur  ge- 
f\^}ir(T'.  Abweichungen  in  den  Worten,  aber  chro- 
,*  »i.y>'''h  weniger  verschoben  in  den  von  Delisle 
«I  Ä-n  Beilagen  zu  Le  Prevosts  Ausgabe  des 
.1  cvvns  Vitalis  V,  139  fF.  Paris  1855  abge- 
ii.tsXt«M\  Annales  üticenses,  den  Jahrbüchern 
««M  St.  Evroult  im  Bisthum  Lisieux,  die  bis 
»«'*^'^'^  Ausgang  des  eilften  Jahrhunderts  von 
.»^v.-v  Hand  an  den  Seiten  der  Ostertafel  ge- 
*,iV.-^ben  und  wesentlich  den  ältesten  Annalen 
,v^^  Ronen  entlehnt  (V,  p.  LXVIII.  LXIX)  besser 
^K-*  ursprüngliche  Form  der  in  der  Normandie 
^yl«\>rfenen  Jahrbücher  repräsentieren,  als  was 
;».*,  die  Zwecke  gegenwärtiger  Untersuchung  un- 
<%*««jX«*nd  Duchesne  in  den  SS.  Norm,  heraus- 
^v^«*ben  hat.  Es  leuchtet  auf  den  ersten  Blick 
,v^^,  daß  die  trümmerhaften  lateinischen  Ein- 
behaltungen in  den  altenglischen  Jahrbüchern 
>o«  Peterborough  denselben  Ursprung  haben. 
V'.n  ähnlicher  Zusammenhang  ergibt  sich  femer 
Vi  dtMi  Aunalon  der  seit  1106  eingesetzten  re- 
^uliovten  Chorherron  von  S.  Maria  in  Southwark, 
^r  Oity  von  London  gegenüber  (heute  S.  Mary 
^v— "     auch  St.  Savionr),    die    in   Ms,   Cotton, 


13 

Fanstina  Ä.  YIH  erhalten  und  von  äuhrereA' 
Händen,  zuletzt  gleichzeitig  bis  1239  herabgefüfart 
sind^). 

In  ihnen  heißt  es:  t  ' 

752  Pipinus  rex  ef ficitnr. 

767  8  Kai.  Octobris  obiit  Pipinns  rex  Fran- 
cornm.    Saccessit  filins  eins  Earolos  Magünsw 

781  Earolus  Romam  vadit.  Inde  reversus 
Papiam  cepit  cum  rege  Desiderio  oaptis  universis- 
ciyitatibus  Italie  et  direptis. 

784  Karolus  m^nas  ex  rege  Francomm  fac- 
tos  est  Imperator  et  a  ßomanis  appellatas  est 
Augastus,  qui  illos^  qui  Leonem  papam  dehone- 
shti  erant,  morte  dampnavit,  sed  precibns  päpe 
morte  indnlta  exilio  retrasit.  Ipse  enim  Papa 
Leo  imperatorem  eam  consecravii 

813  Karolas  Imperator  obiit. 

Auch  an  weiteren,  zum  Verdruß  der  Wissen- 
schaft  bisher  nur  haüdschriftlich  zugänglichen 
Beispielen  fehlt  es  nicht.  Allein  die  vorstehenden 
genügen  schon  um  das  Einströmen  karolingischer 
Notizen  auf  einem  dritten  Wege,  im  Abschluß 
nämlich  an  die  normannische  Eroberung  zu  yeran- 
schaolichen.  Wie  spät  und  indirect  es  aber  auch 
eintritt,  wie  sehr  es  auch .  namentlich  für  die  ka- 
rolingische  Epoche  nach  814  mit  der  Benutzung 
der  Chronik  des  Sigebert  zusammenfließt,  so  wird 
es  doch  überaus  interessant  dadurch ,  daß  den 
Annalisten  von  Kouen  und  St.  Evroult,  welche 
die  Vermittler  mit.  dem  eroberten  '  Inselreiche 
worden y  alte,  echte,  bisher  in  England  unbe* 
bnnte  Substanz  zu  Gebote  stand,  die,  wie  eine 
Vergieichung  ergibt,  bis  zu  den  ehrwürdigen 
Annales   Sangallenses  Breves    aus    dem   Beginn  ■• 

1)  Im  vergangenem  Sommer  hat  sie  Herr  Dr.  Li(^ber*' 
ouain  für  die  Monumente  abgescbriebent 


16 


I.    De  spectacülis. 

^  erste  Zeile  des  Buchs  de  spectactdis  lä 
Ml,  dafl  der  Verfasser  seine  Arbeit  in  di 
^  ihnleu  werde :  aber  die  Erwartung  wird  g 
tt.  Nach  den  einleitcDden  Worten  besehe 
ich  TertuUian  mit  den  opiniones  ethnicoru 
iw  von  ihm  zur  Behandlung  gestellte  Frag 

Abschnitt  reicht    von   ad   utrumque  1  l 

von  Kapitel  2:  3  Anfang  läßt  Tertullis 
u,  daß  er  ein  Neues  anhebt.  Unterabth< 
II  bemerke  ich  drei: 

nihil  obstr^ere  u.  s.  w,:  1  (17,9) 

$iint  gui  existimant  u.  s.  w.:  1  (18,5) 

iam  vero  u.  s.  w.:  2  (18,14). 
i  ergibt  sioh^,  daß  2  (18,14)  für  iam  vei 
vst,  gui  non  hoc  quoque  praetendat  geschri 
Verden .  muß  iam  vero  non  nemo  estj  q\ 
\oque  praetendat.  In  2  ist  außer  dem  fri 
on  mir  gebesserten  Dehlers  datam  19,  ] 
lai^dschriften  tantam)  in  trihutam^  zu  äi 

lictiam  wäre  ein  bequemerer  Ausdruck  fi 
Gegensatz  von    deUtam,    allein    graphisc 

Ucita^i  von  tantam  zu  weit  ab,  wen 
licht   die  Entstehung  des  Fehlers  erst  ii 

Jahrhundert  yerlegen  wollen,  und  2 
Tertullian  selbst  von  voluptates  a  deo  cai 
te.  Weiter*  muß  19,19  minus  ein  e  mel 
:  eminus  nosse  wird  dasselbe  sein,  W£ 
liaß  kurz  vorher  e  longinquo  nosse  genani 
aan  vergleiche  Plinius  11,240  Bomae  on 
gentium  bona  commimts  iudicantur.  I 
Vfeiten  Hälfte  des  Kapitels  bemerke  ma 
ei  Glieder  vides  (20,  7  mit  Junius,  wo  Oel 
}),  proinde  (20, 11),  ipse  homo  (20, 16),  un 
a  Ritten  dieser  drei  die  Auseinanderhaitun 
yrpus  (20, 19)  und  Spiritus  (20,  22). 


17 

Die  eigentliche  Behandlang  des  Gegeustandes 
beginnt  mit  Kapitel  3. 

I.  de  scripturis  auctoritas  3  (22,  2): 
II.  a/uctcrüas  ipsivs  signaculi  nostri  4  (24,  3) : 
in.  ex  dbundanti  14  (44, 1). 
In  Kapitel  3  hat  man  23,  6  die  Ueberlieferang 
cum  quid  ^aliter  etiam  speciaiiter  interpretari  capü 
oder  gar  ohne  aliter.    Es    mu£^   natürlich   dem 
speäditer   nicht  aliter^   sondern    generaliter  ge- 
genüberstehn.     Tertullian  schließt,  da  die  Bibel 
9U1Z  allgemein  concilium  impiorum  u.  s.  w.  ver- 
Uete,  verbiete    sie  im  genus  auch  die  species^ 
dao  anch   die  Theater   n.  dgl.  m.     Ans  14  (44, 
6  ff.)  wird  man  sich  überzeugen,  daß  die  Aende- 
nug  im  Sinne  Tertullians  ist. 

Kapitel  4  —  13  verlaufen  fünftheilig,  und  der 
Schriftsteller  gibt  am  Ende  des  vierten  Kapitels 
seine  Disposition  selbst  an ,  wie  er  zu  Anfang 
des  dreizehnten  Kapitels  unter  ausdrücklicher 
AuMhlung  seiner  Leistungen  sich  über  die  Durch- 
föhruDg  seines  Planes  selbst  beglückwünscht. 
Das  Schema  ist,  der  Reihe  nach  flir  lud%  scae» 
«»cae  res^  agones^  nmnera^ 
crigim     4  (24, 14)  5  (25, 6)  10  (36,  8)  11  (40,  6) 

12  (41, 11)  13  (43, 1) 
um         4  (25, 1)  6  (28, 10)  10  (36, 9)  11  (40,  8) 

12(41,17)  13(43,1) 
Ofpcsratus  4(25,2)7(29,11)10(36,11)11(40,11) 

12(42,72)  13(43,72) 
foca  4(25,2)  8(31,3)  10(37,4)  11(40,13) 

12(42,6)  13(43,2) 
arte  4  (25,  3)  9  (34,  5)  10  (39,  4)  1 1  (40, 17) 
12(42,9)  13(43,2). 
Wenn  man  die  Behandlung  der  einzelnen 
Theile  miteinander  vergleicht,  ergibt  sich,  daß 
zu  Anfang  des  fünften  Kapitels ,  wo  jetzt  Beif- 
ferscheid  aus  dem  Agobardinus  eine  Lücke  meldet, 

2 


18 

die  Anfangsperiode    des  ersten  Abschnitts ,    das 
heißt  nicht  eine  Rubrik,    sondern  ein  Säte  des 
Schlages  fehlt,  wie  der  Kapitel  6  eröffnende :  es  ist 
mithin^  zu  Anfang  von  Kapitel  5  eine  Zeile  Ponkte 
in  den  Text  zu  setzen.     Weiter  ergibt  sich,  daß 
in  Kapitel  13  (43,  2)  Franz  du  Jon  und  La  Gerda 
das    sacrificiis    der   Ueberlieferung    mit    gutem 
Grunde  in  artificiis  verändert  haben:   nur  eine 
knabenhafte  Gedankenlosigkeit  vermag  sacrificiis 
an  dieser  Stelle   im  Texte  zu  lassen.  8  (81, 15) 
ist  parent   zu  Roensch   Itala  und  Vulgata*  374 
nachzutragen.  16  (46,13)  zweifle  ich  an  der  Rich- 
tigkeit des  überlieferten  gula  und  figv/rai    das 
weiße  Tuch,   mit  welchem  der  Praetor  das  Zei- 
chen zum  Anfange   der  Spiele  gab,  konnte  man 
doch   kaum  Kehle    oder  gar  Figur   des  Teufel» 
nennen :    ich   neme   ti  von  praedpitati  zu  gula^ 
hinzu,   und  schreibe^  diaboli  ab  alto  jpraedpvtaü^ 
ligula:   der  Satan  züngelt  nach  den   Seelen  deir 
Besucher  des  Gircus.     Ebenda  (47,  2)  ist^  hinteir 
maledicta  das  Zeichen   der  Lücke  zu  setzen:    da« 
die  parallelen  Wörter  convicia  und  suffragia  diö 
Zusätze  sine  iustitia  odii  und  sine  merito  amori^ 
bei  sich  füren,  wird  auch  maledicta  ein  derartigem 
sine  gehabt  haben.     Kläglich  ist  es,   wenn  Ri— 
galt  17  (48, 12)  ervbescant  wünscht  und  druckt^^ 
wo  erubescunt  das  allein  richtige  ist:  Senat  und 
alle  Stände   mögen  roth  werden,    da  sogar   die 
merdrices    wirklich    roth    werden.     27  (59, 21) 
muß    es   für  proinde  natürlich®  perinde  heißen  : 
was  Geßner   im   thesaurus  IV  1106  gibt,  kenne 
ich :  aber  da  die  je  erste  Sylbe  von  proinde  und 
perinde  in  den    Handschriften    durch   ein    ver- 
schieden gehaktes^  ausgedrückt  wird,  halte  ich 
bis  auf  weiteres  an  allen  Stellen ,  in  denen  pro- 
inde in    der  Bedeutung    von  perinde  vorkommt, 
einen  Lesefehler  für  wahrscheinlich. 


Heber  eine  Glasse  von  Dif f erenzial- 
gleichangen,  welche  durch  Abelsche 
oder  elliptische   Functionen  integrir- 

bar  sind. 

Von 

Ii.  Foclis  in  Heidelberg* 

Die  Differenzialgleichung 

durch  welche  bekanntlich  die  Lameschen  Func- 
tionen definirt  werden,  ist  nach  Lame  insbeson- 
dere von  Herrn  Heine    zum    Gegenstande    ein- 
gehender    Untersuchungen      gemacht      worden. 
Während  man  sich  jedoch  bis  dahin  darauf  be- 
schränkte, nur  solche  Werthe  von  h  in  Betracht 
zu  ziehen ,    fiSt  welche  die  Diflferenzialgleichung 
durch  doppeltperiodische  Functionen  integrirbar 
ist,  hat  in  neuerer  Zeit  Herr  Hermite  es  unter- 
nommen,   dieselbe  Differenzialgleichung  für  be- 
liebige Werthe  von  h  zu  integriren  (sur  quelques 
ai^lications    des     fonctions    elliptiques    in   den 
Comptes  fiendus  de  Tacad^mie  des  sciences   de 
Paris    15,  Öctobre  1877,  sqq.).      Unter    diesen 
Umständen    scheint  es     nicht    ohne    Interesse, 
auf  eine  Glasse  von  linearen  DiSerenzialgleichun- 
^en  zweiter  Ordnung  hinzuweisen,    welche  ich 
in   meiner   Arbeit   (Borchardt's    Journal    Band 
81  p.  116—118   Nr.  13)  durch    Abelsche    oder 
elliptische    Funktionen   integrirt  habe,  und  wo- 
von   nicht    nur    die    Lamesche   Differenzialglei- 
chung (A),  sondern  auch  diejenigen  Differenzial- 
gleichungen,  welche  Herr  Heine  (Borchardts  Jour- 

2* 


20 

s^I  Baad  60  p.  252)  den  Lameschen  Fanctio 
ki^f^rer  Ordnung  zn  Grunde  gelegt  hat,  bef 
(kr«  Fälle  sind. 

1. 

Wir  resumiren  zuerst  die  Resultate  der  Nr. 
u.  116 — 118  meiner  Arbeit  in  Borchardt's  Je 
ua)  B.  81. 

Die  noth wendige  und  hinreichende  Bedingi 
daför,  daß  eine  Differenzialgleichung: 

^u  Integral  der  Form 

1)  y  =  vW'e      4Jy(») 

liabe,  wo  9>(^)'  eine  rationale  Function  ^ 
M  und  X  eine  Uonstante,  ist  die,  daß  P  die  Fo 
habe: 

^      ^-^\    dz    )    ^  ^     dz'         V 

1)  Ist  A  von  Null  verschieden,  so  hat  Gl.  i 
das  Fundamentalsystem  von  Integralen*: 

2)  Ist  A  =  0,  so  sind 

E)  y,  =  »(^)*  ^2  =  »(^)*J^) 

^^"  TTnixdamentalsystem. 


21 

Für  die  Werthe  von  z^  für  welche  tp[z\  un- 
endlich wird,  ist  P  ebenfalls  unendlich,  för  die 
NuUwerthe  ft  von  qi(z\  dagegen  ist  P  nur  dann 
nicht  unendlich,  wenn 

* 

F)        y'(6)«  =  _  A,  wo  9'(^)  =  ^. 

2. 
Wir  betrachten  nnnmelir  den  speciellen  Fall : 

WO  B(;er),  £r(;er)  ganze  rationale  Functionen  resp. 

vom  Grade  w  und  m— 2  sind  undiJ'(;0f)  =  — —^ 

dz 

lind  außerdem  P(jef)  nur  ungleiche  Lienarfacto- 

ren  hat. 

Wendet  man  die  Substitution 

1)«*=  J?(jgr)~^.y  (s.  meine  oben  citirte  Ab- 
bandluDg  p.  102)  an,  setzt 

2)  g>  =  G.R* 

^d  berücksichtigt,  daß  die  zu  den  singulären 
Punkten  der  Gleichung  6)  gehörigen  determini- 
l^nden  Fundamentalgleichungen  die  Wurzeln  0,  \ 
liaben,  so  folgt  aus  Nr.  1,  daß  die  Gleichung 
Cr) dann  und  nur  dann  ein  Integral  der  Form 

3)  u  =  G^e      VgYm 

bat,  wenn  69^  eine  ganze  rationale  Function  ist 


22 

.t>>~  ISfienscliafi;,  daB  for  jeden  Nollwerth 


y  kl 


;•..>.»  R{b)  =  —i,  G'(z)  =  ^^\  nnd 

de 

-^W  .d^ogö     dloggdlogj?        ;i     -1 
*i     U   ]^    dz"    "*    d^       dz    ■*"4(?».ijJ 

l»i  i  von  Null  verschieden,  so  ist  demnach 
*^J  siurch  keinen  quadratischen  Factor  theilbar 
.iiU   iiir   die  Wurzeln  der  Gleichung  Bis^z)  =  0 
^vsi  Null  verschieden. 

Isq  dc^egen  i  =  0,  so  ist  G{z)  f ür  £r  ä=:  6 
Nutt   «weiter  oder    erster  Ordnung  je  nachdem 
vV»)  von  Null  verschieden  oder  gleich  Null  ist. 
l5i^   fC;6)  von  Null  verschieden,  so  ist 

iP^Q))  E(b)  d^ 

Ut  A  =  0,  so  wird  die  quadratische  Form 
^  116   Nr.  13   Gl.  1)   meiner    citirten    Arbeit 

otu  Quadrat,   es   genügt   daher  ]/(r  der   Glei- 
chung Gr). 

3. 

Nach  S.  129  Nr.  21  meiner  citirten  Arbeit 
jjenügt  G(z)  unter  allen  Umständen  der  Diffe- 
renzialgleichung : 


23 

h 


d^B  ^  ^(Ä)  /H  ^  ^A)    . 


Man  gelangt  daher  anch  auf  folgendem  Wege 
zur  Bestimmung  der  Coefficienten  von  H(z).  Damit 
GleichuDg  jB)  durch  eine  ganze  rationale  Func- 
tion 2wten  Grades  G{sf)  befriedigt  werde,  setze 
man 

in  dieselbe  ein.    Es  sind  alsdann  diem4-2n — 2 
Gleichungen 

J)     :^.[(?  +  3-i)(Z  +  l)(Z  +  2-|i)l>,+ 

0 

(4Z+8-2i)^      ]c=  0 

für  Z  =  0,  1,  2,  ....,  m  -\-2n—S   zu   befriedi- 
gen, wo 

m  w— 2 

gesetzt  ist.     Zwischen  diesen  Gleichungen  elimi- 

nire   man    die  Größen   c^,  c,,  . .  c^  ,  und  erhält 

0     1  2n 

für    die   Coefficienten  Ä^y  Ä^^  ...  A      „,  m — 2 

0       1  m — ö 

Gleichungen,  wodurch  sie  sämmtlich  als  Func- 
tionen eines  derselben,  z.  B.  Äq^  welcher  will- 
kürlich bleibt,  sich  ergeben. 

Soll    die   Gleichung  G)    durch  die  Function 

VG   befriedigt   werden,    so    tritt  zu  den  Glei- 


24 

üiiit^^u  <Y^  i)Och  eine  Gleichung  hinzn,  welche 
«uv^^;iiK<vC«  daß  G(£i)  durch  einen  quadratischen 
*'iuu>i  liioilbar  wird.  Oder  man  substituire  nach 
V.   ü'  lu  Gleichung  G) 


\^u   /^a^)  eine    ganze    rationale    Function    vten 

Virade«,  welche  nur  für  die  Wurzeln  der  Glei- 
chung li{g)  =^  0  und  für  diese  nur  erster 
Oiiinuug  verschwindet,  und  stelle  die  Bedingungs- 
^ii)k*hungen  für  die  Coefficienten  c'q,  c'^,  .  -  c'  , 

.1^,  A^  .  .  Ä^_2  *^^-  Nach  der  einen  oder  der 
t4tulert)u  Methode  ergieht  sich  eine  algebraische 
lilüichung  für  den  im  allgemeinen  Falle  will- 
küilioh   verbleibenden  Coefficienten  Äq. 

4. 

Ut  0(ig)  durch  keinen  quadratischen  Factor 
t heilbar,  und  für  die  Wurzeln  der  Gleichung 
H\^jf)  =  0  von  Null  verschieden ,  so  ist  nach 
Nr.  2  A  von  Null  verschieden,  und  man  erhält 
nl«  Kundamentalsystem  von  Integralen  der  Glei- 
vhung  6r) 

K)  u=G^e        3  gVh  ,  w  =6^^  3^1^. 

1  £i 

llozeichnen  wir  mit  6^  62'  •  •  &2»  ^^®  Wurzeln 
dt»r  Gleichung  G{i3)  =  0  und  setzen 

1)  G'(&^)V^  =  *.Viri, 


25 

^    dz 

so  ist  nach  Nr. 2  «   =  +  1  und  AI/ — X\ 

ein  Abelches  Integral  dritter  Gattung  und  für 
s  =  6^.  unendlich    wie    \b^  log  {z-^l^.     Durch 

Sinfuhrnng  der  Abelschen  Functionen  lassen  sich 
daher  yi,  y»  durch  Thetafunctionen  mit  q  Ar- 
gumenten darstellen,  wenn  m  =  2  ^  -)-  1  oder 
2  e  +  2  ist 

Indem  wir  uns  die  Ausführung  dieser  Rech- 
nong,  so  wie  die  eingehendere  Untersuchung  des 
Falles  A  =  0,  welcher  sich  auf  die  von  Herrn 
Beine  den  Lameschen  Functionen  höherer  Ord- 
nung zu  Grunde  gelegten  Differenzialgleichungen 
bezieht,  vorbehalten,  beschränken  wir  uns  gegen- 
wärtig auf  den  speciellen  Fall  der  Lameschen 
Differenzialgleichung. 

5. 

Transformirt  man  die  Gleichung  A)  durch 
die  Substitution 

de  

1)  ^  =  VRiz\  B(e)  =  (i-^^)(l^K^j,^), 

so    erhält   man   als   besonderen    Fall   der  Glei- 
chung 6) 

Für  diesen  Fall  genügt  der  Gleichung  H) 
für  jeden  Werth  von  h  eine  ganze  rationale 
Function  von  e,  G{e)j  2nten  Grades,  der  Form 

2)  Gig)  =  Co  +  Ci«2_|.c2ir*  +  ..  +  c„4r2''. 


26 

Das  System  der  Gleichungen  J)  redndrt  sich 
nämlich  in  diesem  Falle  auf  die  n  folgenden: 

(21  +  2)  [{4P  f  8  Z  +  4)  (««  +  1)  +  4Ä]  c^+i 
+  (2i  +  l)(2?— 2n)(2Z+2n+2)x»c^  =  0 

für  i  =  0,  1,  2,  .  ,  .,  n — 1,  während  die  An-   ; 
zahl   der   Unbekannten    Cq,  c-t,  c^,  •  •  e    gleich  \ 

n  +  1. 

Setzen  wir 

4)  is  =  sin  am  x^  h^  =  sin  am  ß^ 

und     drücken     das    Integral     dritter    Gattung 

.   dz 

\\/ — X\ durch  Thetafunktionen   aus,    so 

erhält  man  unter  Berücksichtigung  der  Glei- 
chung 1)  Nr.  4  nach  Gleichung  E)  das  folgende 
Fundamentalsystem  der  Gleichung  A) 

yi  = 
'fei  '  @(xy 

n  e       ^^i^ 

fei  e{xf 


27 

6. 

Sine  Ausnahme  tritt  naph  Nr. 2  dann  nnd 
nnr  dann  ein,  wenn  die  Gleichung  G')  ein 
Integral  von  einer  der  Formen 


fit  =  1^.  i  l/"-ß(^) 

besitzt,  worin  F^^  eine  ganze  rationale  Function 

von  JSf  vom  Grade  n — a — ß  bedeutet. 
Setzen  wir 

so  liefert  die  Substitution  der  Functionen  er)  in 
die  Gleichung  G')  zur  Bestimmung  der  Größen 
^0»  ^v  ^2'  •  •  ^n— «— Ä  ^*®  System  von  Glei- 
ehnngen 

4-  X«  (i+a+jS+n— 1)  (?+«+/?- w— 2) /j^_2=0 

für  Z  =  0,  1^  2,  .  .  .  w— «— /?+2 

worin  a,  /}  resp.  durch  die  Combinationen  0,  0; 
1,  0;  0,  1;  1,  1  zu  ersetzen  sind.  Je  nachdem 
n — a^ß  gerade  oder  ungerade,  kann  man  die 
Coefficienten  von  c  mit  ungeradem  oder  geradem 
Index  gleich  Null    wählen,    und  es  verbleiben 

zur  Bestimmung  der  übrigen 1-1,  resp« 

"^""7^+^  Größen  c  ebenso  viele  Gleichnngen. 
Setzt  man  die  Derminante  derselben  gleich  Null, 


3S 

so  eiliält  man  eine  algebnüdie  Gleicbini$r  fnr  h 
.M)  VW  =  0, 

welche  im  Wesentlieben  mit  deijeniireii  über- 
einstimmt, welche  Lame  und  Herr  Heine  als 
Bedingung  for  die  Existenz  ganzer  Lösnngen 
der  Lameschen  Differenzialgleichung  anfgjestellt 
haben. 
Eis  sei 


1)  n-a-ß  =  ft 

so  ist 

2 

oder 

2a)  F^  =  i^C^-fti^X^-fta^-C^-^Lj*^' 

"2~ 

je  nachdem  f»  gerade  oder  ungerade  ist,  worin 
die  Gröften  b-  von   den   Wurzeln  der  Gleichang 

B{£:)  =  0  verschieden  sind. 

Redncirt  man  das  Integral  \ —  anf  die 

Normalform,  was  am  zweckmäßigsten  durch  das 
bekannte  Verfahren  des  Herrn  Weierstraft  ge- 
schieht (s.  meine  Arbeit  B.  71  des  Borchardt- 
sehen  Journals  Nr.  9),  so  ergiebt  sich  unter 
Berücksichtigung  der  Gleichung:  ^(6)/'_^"(6^-|- 

i  ^'(l>i)faß(Pt)  =  0,   daß   die  IntegiJale  dritter 

Gattung  herausfallen  (vergl.  Heine  Handb.  der 
Eugelfnnctionen  p.  241). 

Setzen  wir  nach  geschehener  Beduction 


29 


z  ==  sin  am  o;,  6/  =  sinaw/J^., 

so  ergeben  die  Gleichungen  E),  Gl.  1  in  Nr.  2 
das  folgende  Fnndamentalsystem  von  Integralen 
der  Gleiehnng  A) 


y\  =  Up  = 


A 


1^ 


2    H{x^ß^)H[x^ß>i 


&{xf 


— « 


N)(y2= 


2 


—  eD\o^H{x)  +  «yDlogJEri{aO  +  /J(JZ)log0i(a;)l 

wo  c  =  0  oder  1 ,  je   nachdem  /t  gerade  oder 
ungerade, 


Y  = 


-B'(l)-P'„/(l) 


d  = 


2 


«ü'(i)i^«y»|^) 


2 


ff  =  —  X»  r 


V 


Vfaß^Pd'mH 


-|-  ayae^  -f-  /Jd 


«,  =- 


1  2 


30 

Mau  bat  für  a,  ß  die  Gombinationen  0,  0; 
1,  0  ;  0,  1 ;  1 , 1  zu  setzen.  Natärlich  ist  die  letzte 
nur  für  n  >  2  möglich: 

Ist  z.  B.  n  =  1, 
so  ergeben  die  Gl.  I') 

G(js)  =  sin^ama  — ^*, 
wenn  man  mit  Herrn  Hermite 

h  =  — 1 — X*  +  «' sin' oma 
setzt.    Die  Gleichungen  E^)  werden: 

Nach  Gleichung  L)  ist 

1)  für  a  =  0,  /?  =  0,  die  Gl.  M)   h  =—1—«», 
^  =  1,  e  =  1,  /"oo  =  Fot  =  g,  die  Gl.  N): 

yt  =  sin  am  x,  y,  =ain  a«t  a;  [-=.«  —  X>log£^(a;)  j 

2)  für  o  =  1,  /?  =  0  die  Gl.  Jlf):  A  «=— 1, 

1  X*  1 


Die  Gl.  N): 

«i.  :^  COS  am  0^1  ya  = 


31 

1  rJ—K*^  ^,       „   .    •^ 

—^  cosamx  — — —  x  -  DlogH^  (x) 

3)  a=0,  ß  =  l,  die  Gl.  (M)  Ä=— x»,  /i»  =  0, 
6  =  0,  d  =  i-  <y,=      a;,T=  4  Die  Gl.  (N): 

XX  X 

!BesTiltate,  welche  mit  denen  des  Herrn  Hermite 
L  e.  p.  826  übereinstimmen. 

7. 

Während  für  ein  willkürliches  h  die  Glei- 
chung -4)  durch  ein  Fundamentalsystem  von 
Integralen  K')  befriedigt  wird  ,  deren  logarith- 
mische Ableitung  doppelt  periodisch  ist,  findet 
dieses  für  diejenigen  besonderen  Werthe  von 
A,  für  welche  die  Gleichung  G')  durch  eine 
Function    der    Form    ff^ß{sf)     befriedigt     wird, 

jiicht  mehr   statt,  wie  die  Gl.  N)   zeigen.     Man 

kann    dieses  aber   auch   a  priori   ohne  Zuhülfe- 

nahme  der  Integrale  N)  erkennen.     Es  sei  näm- 

/•     dz 
liph  ui=ifA^\  so  kann  zunächst  m  =  u\  g  ,y— 

nicht  algebraisch  sein.  Denn  da  die  zu  den 
edugulären  Punkten  der  Gleichung  G*)  gehörigen 
determinirenden  Fundamentalgleichungen  die 
Wurzeln  0,  ^  haben,  so  würde  sich  ^in  Inte- 
gral u%  ergeben  der  Form  W2  =  f„'Az)^  (s.  meine 

Abh.  B.  66  des  Borchardtschen  Journals  Nr.  6 
11),  worin  die  Combination  a  ß'  von  der  Com- 
bination  a  ß  verschieden  wäre.  Dieses  ist  aber 
nicht  möglich,  denn  da  die  zum  Punkte  ^  =  00 


32 

gehörige  deteriuinirende  Fn  odamentalgleichung 
der  lUeichung  G'J  die  Wurzeln  —  n  und  n-j-1 
hat,  uud  /' «,  f^g,  beide  für  xr  =  00  unendlich  nter 

Ordnung  werden,  so  müßte  f^^,  =  Const.  /  -  sein. 

bis  seien  nunmehr  a  a'  zwei  beliebige  sin- 
gulare Punkte  der  Gleichung  6'),  so  gehört 
Ml  =  /„äW  zu   einer  der  Wurzeln  0,  ^  der  zu 

a  gehörigen  determinirenden  Fundamentalglei- 
chung, und  es  gehöre  ein  Integral  t<s  resp.  zn 
I  oder  0.  Ferner  sei  171,  fi%  ein  zu  0,  ^  resp. 
gehöriges  auf  a*  bezügliches  Fundamentalsystem, 
so  ist 

Ml    =   Cll  lyi    +    CI8 17«,   U2    =   C8II71    -f-   CJ2  fSf 

wo  entweder  Cn  =  0  oderci2  =  0,  weil  U\  = 
/'  Az)>    Es  sind    aber  wenigstens  für  irgend  ein 

a'  die  Größen  csi,  css  von  Null  verschieden,  weil 
Ms  nicht  algebraisch  ist.  Nach  einem  Umlaufe 
um  a  nnd  a'  gehen  tii,  M2  resp.  über  in 

CiiC»ii4-ci2C2i        2ciiCi«M2    2C21C22M1      C21C12+C11C2«  ^ 

^o  z/  =  Cll  C22 — C12C21  von  Null  verschieden 
ist.  Da  C211  C22  nicht  verschwinden  ,  so  ist  M2 
nicht  in  sich  selbst  multipiicirt  mit  einer  Con- 
Mtauten  übergegangen,  oder,  was  auf  dasselbe 
hinaus  kommt,  es  ist,  wenn  man  u%  =5  f{x) 
setzt,  D  \o%t\oS)  nicht  periodisch,  da  ein  Umlauf 
von  e  um  zwei  singulare  Punkte  der  Gl.  6^ 
einer  Vermehrung  von  x  um  eine  der  Perioden 
gleichkommt. 

Heidelberg  15.  December  1877. 


33 

üeb'er  die  Verwandtschaft  und   syste- 
matische   Bedeutung     von    Ceroxylon 

Andicola. 

Von 

Dr.  Oscar  Drude. 

Wie  ich  in  nieiner  letzten  Mittheilang  über 
Carludövica  eine  weit  verbreitete  und  auffallende 
PfläDZ^ügäittühg  des  tropischen  Amerikas  behan- 
delte, welche  trotzdem  in  Bau  und  Verwandt- 
schaft sehr  unklar  geblieben  war,  so  möchte  ich 
jetzt  eiiie  noch  viel  berühmtere  Palme  der  bota- 
nischen Analyse  unterwerfen,  die,  in  denselben 
Ländern  wachseud,  durch  ihre  äußere  Erschei- 
nung und  Lebensbedingungen  seit  lauge  die  Auf- 
merksamkeit auf  sich  gelenkt  hat,  ohne  daß  bis- 
her ihr  Charakter  und  ihre  Bedeutung  für  das 
natürliche  Palmensystem  bekannt  geworden  wäre. 

Ceroxylon  Andicola  eröffnet  in  den  »Plantae 
aequinöctiial^s«  die  Reihe  neuer  Pflanzen,  welche 
Humboldt  und  Bonpland  als  Früchte  ihrer  Reise 
publicirten;  sie  hatten  diese  bis  zu  60"^  hohe 
Palme,  deren  mit  dicker  VPachsschicht  bedeckter 
Stancim  eine  Krone  von  nur  zehn  6 — 7™  langen 
Fiederblättern  trägt,  in  einer  Höhe  von  1750 — 
2800"*  auf  den  Anden  Neu-Granadas  gesammelt, 
nur  800™  unter  jenem  Niveau,  in  welchem  schon 
Schneefälle  denBodfen  bedecken;  ihrer  Beschrei- 
bung und  Abbildung  verdankt  man  bisher  Alles  i 
was  man  über  diese  Palme  wußte.  Sie  wurde 
demgemäß  Iriartea  beigesellt;  aber  gerade  diese 
Stellung  machte  eine  erneute  Prüfung  sehr  wün- 
Bchenswerth,  weil  die  Tribus  der  Iriarteen  einen 
vortrefflichen  vegetativen  Charakter  in  den  brei- 
ten strahlig  -  nervigen  Blattsegmenten  besitzt, 
wäirend  dieselben  bei  Ceroxylon  von  einem  star- 


»1 


34 


,r  V'ttc\i".*rT  durchzogen  werden   und  in  Form 
^l:  'issiviid  weißer   Unterseite  einigeu    Gocoi- 
^^  ■  ^•V;xiothemium  u.  a.)  täuscheud  ähnlich  se- 
Vl^uso  laftt  die   eine  vollständige  Scheide 


.     iifr  lADg^  ^^^  ganzen  Blüthenrispe ,    die  an 

'  "^  *^»chnant  aufreißt   und  nach  der  Blüthezeit 

t^"^    auf  die  Trihus  der  Cocoineen  schließen, 

*^r-i::*i  die  große  Rispe  gestielter  Blüthen  selbst, 

vbf  AU  Aesten  dritter  Ordnung  stehen,  unter 

tri  fVl^rp^I^^^  "^^  ^^^  ^^^  Arecineen  und  den 
k..,^horbeen  ihre  Analoga  findet. 
'  iVe  Geschlechtervcrtheilung    ist    einstweilen 
vi  zweifelhaft;    Humboldt   und  Bonpland  be- 
^i^nben  sie  als  polygamisch,  indem  einige  Eol- 
Vr.  nur  weibliche,  andere  männliche  und  herma- 
nji^Jitisch  blühende,  aber  nicht  zur  Frucht  sich 
Irinickelnde  Blüthen  erzeugen  sollen,    während 
»)i    selbst   nur    männliche    oder  nur    weibliche 
Käthen   mit   starkem   Rudiment   des    fehlenden 
(n\<chlechtstheiles  an  je  einem  Kolben  auffinden 
konnte;   daß  in  diesem  Punkte  ein  Irrthum  der 
Teuannten  Autoren  nicht  ausgeschlossen  ist,  geht 
ans  der  Thatsache   hervor,    daß   dieselben  auch 
iu   ihrer  Gattung  Kunthia   die   männlichen  Blü- 
then itiit  großem  Pistillrudiment  für  hermaphro- 
ditisch «erklärten.     Da  die  Blüthen  durchaus  ein- 
sein und  weit  von  einander  entfernt  stehen,    so 
erinnert  die  Inflorescenz   selbst  zunächt   an    die 
Hyophorbeen    und    schließt     wenigstens   die    in 
der  Zweigbildung   des  Kolbens  ähnlichen  Areci- 
Aoon   aus;   die  ßlüthen    dagegen    stimmen    mit 
keiner  Gattung  so  sehr  überein  als  mit  Wettinia, 
welche   wir   nach    den  Untersuchungen   Spmce's 
[Journ.  Linn.  Soc,  III,  p.  191]  als  anomale  Iri- 
artee  kennen;  nur  ist  in  den  männlichen  Blüthen 
von  Ceroxylon    die  Trimerie  stets  wohl  bewahrt 
*  ein  starkes  Pibtillrudimeut  entwickelt,  dage- 


35 

gen  hat  auch    diese   Palme   in    den    weiblichen 
Blüthen    den    auflFalleudeu   Charakter,    von  den 
drei   Ovarien   nur    eins   zu    entwickeln,    so   daß 
dieses  eine   fruchtbare    einen   langen  Stylus  mit 
drei  ausgebreiteten   Stigmen   seitlich  trägt    und 
von  den   beiden  abortirenden  Ovarien   schon  zur 
Blüthezeit  nur    die  verkümmerten,    knopfartigen 
Reste  an  seiner  Basis  aufweist.     Dennoch  wächst 
wiederum    eine    der  Wettinia    sehr    unähnliche 
Frucht   aus  diesem    Ovarium  heran:   eine   blau- 
schwarze  Beere,   deren   kugliger  Samen  mit  sei- 
nen zarten   Rapheästen   und    basilarem  Embryo 
ebenso  gut  mit  Arecineen  und  Hyophorbeen  als 
mit  Iriarteen  verglichen  werden  kann. 

Wie  stark  daher  nun  die  wichtigsten  Merk- 
male^ deren  man  sich  bei  der  Bestimmung  der 
Palmentribus  bedienen  muß ,  in  unserer  Gattung 
schwanken,  mag  aus  folgender  Zusammenstellung 
hervorgehen : 

Habitus  der  ausgewachsenen    Pflanze:    soll    im 
Gesamm tauschen  hohen  Iriarteen  ähnlich  sein ; 
Blatt:  sehr  ähnlich  den  Oocoineen. 
Form  und  Nervatur    der  Segmente:    Cocoineen, 

weniger  Arecineen  und  Hyophorbeen. 
Blüthenscheide :  Cocoineen. 

Eolbenverzweigung :    Arecineen    und    Hyophor- 
been. 
Geschlechtsvertheilung :    Hyophorbeen,  außerdem 
Wettinia  unter  den  Iriarteen  und  Attalea  nebst 
Orbignia  unter  den  Cocoineen. 
Blüthenstellung:  Hyophorbeen. 
Blnthenbäu:  Wettinia  unter  den  Iriarteen;  Ent- 
wicklung des  Ovarium  zugleich  Geonoma  ver- 
wandt. 
Frucht :  Geonomeen,  Hyophorbeen  und  Iriarteen. 
Samen:   Arecineen  und  Hyophorbeen  [Kunthia], 
dann  Geouomeön  und  Iriarteen. 


36 

p-.  v; : A ;&:i'itschaftlicben  Beziehungen  erstre- 
iki*'  >- *  diher  über  fünf  Tri bus,  und  da  sie 
^u'\\  «"^''  ^«i^  Wage  halten .  so  würde  man  über 
^r.e  Sw'.'.ii"*^  ^^"  Ceroxjlou  sehr  zweifelhaft  blei- 
Iv::  niüsÄiu  wenn  nicht  einige  verwandte  Arten, 
cen'u  interessanter  Bau  bisher  gleichfalls  unbe- 
ki'jut  war  oder  unbeachtet  blieb,  zur  Lösung 
Jfr  jTostellteu  Frage  beitragen  könnten. 

In    den   Hochkjebirgen    von    Venezuela     und 
>>u-Ot'anada  sammelte  Karsten  neue  Arten  von 
Wachspalmen,  ohne  die  Humboldtsehe  Original- 
x;vcios    wiederum    beobachtet  zu  haben;    er  be- 
tr.whtete  dieselben  als  generisch  verschieden  und 
Kjrründete   auf  sie    seine   Gattung    Klopstockia 
(in  Linnaea  XXVIII  p    2ol],  welche  aber  sowohl 
von  Martins  [Hist.    nat.    Palm.  III.    p.    3141   als 
Ton  Wendland  in  dessen  kritischen  Bemerkungen 
über  Ceroxylon    [Bonplandia  VIII   p.    69]   nicht 
am^rkannt  wuiJe.  da  in  der  That  unter  den  von 
Karsten  aufjiestellten  Charakteren  nur  die  große 
Zahl  von  Blüthen.scheid*-n  erheblich  von  Ceroxy- 
lon abwich.     Er.-t  jetzt  bei  sorgfältiger  Bliithen- 
unttTHUchung    bin  ich  zur  Kenntniß  der  wahren 
l-iiterHchifd*»  gf'laugt,  welche  die  Selbständigkeit 
Ji.r  Gattung   Klopstockia    beweisen;   die   CoroUe 
(l(ir  männlichen  Blüthen  bildet  in  letzterer  einen 
kiir/i<x'ji  Tubus  und  ist  mit  dem  Androeceum  auf 
(•ignnthürijliche  Art  verwachsen,  dessen  drei  an- 
ttiin?  Starainen    frei    mit   den  Fetalen   alterniren, 
während  der    innere  Staminalkreis  dedoublirt  ist 
und  Hechs  Filamente  paarweise  lang  den  Fetalen 
liiigi; wachsen    zeigt,   alle   mit  tief-pfeiUormigen 
^iiihüniti    verseben;  in   den  weiblichen   Blüthen 
iih'jr    hijrjet  das  sterile  Androeceum  einen  strah- 
lig<;fi    Kranz   mit    sehr    rudimentären   Antheren, 
jihulich    wie  b*.'i  Iriartea  pubescens  Karst.,  wel- 
ch« von  Wendland  [1.  c.  p.  104J  zu  der  Gattung 


37 

Giitoblastus   sehr    richtig  erhoben   ist    und  ohne 
Zweifel  der  anomalen Wettinia sehr  nahekommt; 
das  Gynaeceam     endlich   besteht   hier   aus   drei 
syncarpen  Ovarien ,    von   denen   nicht  nur  jedes 
em  Ei  enthält   sondern   dasselbe   sogar  zum  Sa- 
men entwickeln  kann,  da  ausnahmsweise  Früchte 
aus  je  drei  apocarpen  Beeren  gebildet  beobachtet 
sind.    Diese  unterschiede,  welche  zur  Aufrecht- 
haltnug   der  Gattung  Klopstockia  zwingen,    ver- 
mehren   zugleich    für  das    verwandte    Ceroxylon 
die  Verwandtschaft  mit  den  Palmentribus,  deren 
Scheidenzahl   eine    größere   ist,    also    mit    den 
fljophorbeen  und  Iriarteen,  und  zeigen,  daß  sich 
in  Bezug  auf  den  Fruchtknoten  bau  Ceroxylon  zu 
Klopstockia  verhält,  wie  Wettinia  zu  Gatoblastus 
und  Iriartea.     Die  Scheiden  werden   von  Karsten 
sehr   zahlreich  angegeben   und    die    fünf  oberen 
vollständigen  sollen  nach  einander  abfallen;  die- 
ser Charakter   scheint  zu  schwanken,    da  Eugel 
[Linuaea  v.  XXXIII.  p.  673]   einige  Species  ge- 
funden hat,   welche  nur  drei  Scheiden  besitzen; 
zwei   Scheiden    schreibt     derselbe    einer    neuen 
Wachspalme  aus  Neu-Granada  zu,  auf  welche  er 
die  ungenügend  charakterisirte  Gattung  Beetho- 
venia  stützt,  welche  bei  genauerer  Prüfung  viel- 
leicht eine  innige  Verwandtschaft  zu  Klopstockia 
zeigen  dürfte,   wenn  nicht  gar  mit  letzterer  zu- 
sammenfällt. 

Noch  eine  letzte  Palme  bleibt  aber  zu  unter- 
suchen übrig:  die  »Chonta«  der  Insel  Juan  Fer- 
nandez,  von  Bertero  entdeckt,  von  Philippi  für 
eine  Morenia  (also  eine  Hyophorbee)  gehalten, 
von  Martins  dagegen  als  Ceroxylon  australe  zu 
unserer  Gattung  gebracht,  deren  Blüthenbau  bis- 
her gleichfalls  völlig  unbekannt  war  und  in  Be- 
zug auf  die  männlichen  Blüthen  auch  noch  fer- 
neren Untersuchungen  überlassen  bleibt. 


:^H 


t 


p>»    weiblichen    Bliithen   allein    zeigen    aber 
üchoü    ein»'    so   große    Verschiedenheit    von  Ce- 
rv»\vlv>n.  iIass  an   der  Selbständigkeit    der  Juan 
KonunJi»z-Pahne  mich  nicht  der  geringste  Zwei- 
fei bloiben  kann;   das   aus  breit   sich  deckenden 
firund'Mi  Sepalen    und  Fetalen  gebildete  Perian- 
thiiiin    schließt   an  Stelle  der  vielstrahligen  An- 
droceuniseheibe    von  Ceroxylon    und  Klopstockia 
nur  sechs  sehr  zarte,   einzeln  inserirte  Stamino- 
dien  ein,  welche   sich  fast  der  Beobachtung  ent- 
ziehen,   und    wird    von    einem  langcylindrischen 
Gynaceum  überragt,  dessen  abgerundeten  Gipfel 
drei   sitzende  Stigmen    krönen;    die   Bliithe   hat 
BOinit  das  Ansehen  einer  Hyophorbee,  und  that- 
sächlich    fanden   sich    im  Innern  der  drei  innig 
svuearpen  Ovarien  drei  an  der  Mittelaxe  inserirte 
heniitrope  Samenknospen  [wie  bei  Chamaedorea]; 
da  Philippi    nur    durch    habituelle   Rücksichten 
bewogen  dit'se  l\ilme  zu  Morenia  brachte,  so  läßt 
sich    erwarten,    daß  der  Habitus   gleichfalls  den 
Hyophorbeen  entspricht,  doch  zeigten  mir  junge 
g,J„„.iipHany.en    in    Kew  noch  mehr  Aehnlichkeit 
niit  (-oetJineen,    denen  ja   auch  Ceroxylon,    ihre 
nächste*  Vorwandte,    so  sehr  gleicht.    Jedenfalls 
muß   "ber  diesi»  i*alme  eine  eigene  Gattung  bil- 
den,   welelie  ich  nach   ihrem  Wohnorte    Juania 
luMio»»"*' ;   >*"*    bewohnt   hier   die    feuchten  Berg- 
^jilJor   l»iH    KU  l)eträchtlicher  Höhe  und  vervoll- 
ütüiHÜgt   den    pflanzengeographischen   Charakter 
ihm  kleinen   Milandes,  indem  sie    seinen    vier  en- 
l^iiii^elieiH  Gattungen  eine  fünfte  hinzufügt.     Auf 
il««r  Keurenilbiirlitfgunden    Küste    von  Chile    bildet 
^me  tVn'.iiiiiee  (.lubaea)   die   Südgreuze   der   Pal- 
itiiMiveil>reit.uiif<,  und  so  zeigt  sich  auch  hier  die 
5i,»|hit'niili}fKiMt.  des  Inaelgebietes  in  hervörragen- 
ili»\  Winnie  dur(!li  die  Palmen  bestätigt,    ähnlich, 
^  '*'vliiing  (Irisebachia  die  Selbständigkeit 


/ 


39 

der  Flora  der  Lord  Howe's  Inseln  Australiens 
Kaste  gegenüber  bekräftigt;  die  Palmen  haben 
bei  ihrer  in  engen  Grenzen  gezogenen  Yerbrei- 
tang  viele  Endemismen  geliefert. 

Es  mögen  hier    nun  die   Blüthencharaktere 
der  drei  besprochenen  Gattungen  folgen: 

Ceroxylon.      »Spatha   1    completa  in    ventre 

aperta  demum  caduca«.     Fl.  d:  Petala  usque  ad 

basin  fere    libera  disco   androecei    aequali  con- 

jancta,  aequilonga;    stamina  12  (raro  plures)  in 

discum   basalem   centmm   floris  occupantem  un<- 

diqae    filamenta    exserentem   connata ;    germinis 

radimentum   breve  trifidum.     Fl.  $ :  Galyx  bre-> 

yissimns;   petala  inaequilonga   brevissime  imbri- 

cata  anguste-lanceolata,  tertium  ab  axi  remotum 

loDge  euspidatum;   androeceum    coroUä   brevius 

e  staminodiis    12  antheras  efifoetas  gerentibus  in 

patellam    radiatam     germinis    basin    cingentem 

connatum;   germeu    coroUa    brevius    globosum; 

Stylus   longus   in   Stigmata  tria  excurrens  ovario 

fertili  lateraliter  insertus,   ovariis   duobus  steri- 

libus  minutis  appendiculatus. 

Spec.  1 ;  Ecuador,  Nova  Granata,  Venezuela. 

Klqpstockia.  »Spathae  3-qo  ,  inferiores  incom- 
pletae,  saperiores  infloresceutiam  includentes  in 
ventre  dehiscentes  denium  deciduaec  Fl.  ^: 
Petala  in  tubum  brevem  ad  basin  connata  inae« 
quilonga  cuspidata;  stamina  9  vel  12,  tria  cum 
petalis  altemantia  libera,  reliqua  6  vel  9  binatim 
yel  ternatim  petalis  opposita  iisque  alte  adnata ; 
germinis  rudimentum  breve  trifidum.  Fl.  q: 
Galyx  brevissimns;  petala  inaequilonga  e  tubo 
basali  brevi  acuminato-lanceolata,  tertium  ab  axi 
remotum  longius;  androeceum  coroUämulto  bre- 
vius e  staminodiis  9 — 12  antheras  miuutas  ge- 
rentibus in  patellam  germinis  basin  cingentem 
connatum;  germen    globosum    coroUä    dimidio 


z*  • 


Vr-T-i  ~z  "rir-".r  •.rtz?  «iTcarpis  trilobuin  in 
.••fr:r:  :t  ■..•«>•..  sr-^-n^Tir -•  tri  dt:«  se»libiu  co- 
zwiiT.:--  TTir:.  s.l::^^:  plenusque  majore  in 
iru.:-n  ii-rciriiz:  ricreäc^-st*. 

J-..\t'.--i.  »S:Ä:hal  £ii  2.  ztraqae completa». 
Kl  /  :  —  F..  *  :  »Jclvi  iriz:  r^s^-paiia  iripartitiis  corol- 
I^iü.  i—'Jiin  i^--äi.«:  :-r:.ala  e  bad  breTissime 
<y:i:i-:;i  ^  4r^-**u»:ä  ciriäM— :vÄta  acuta  late  im- 
br-.^itsä:  *:air.:r:cö:a  o  v?!  riauciora  tenerrima  pc- 
ia>!s  o— 4plo  "creT::T&  äLsrincia  corollae  tubo 
irs-r-TA:  ir-riE«?::  cT.izircTix  e  corolla  longe  ex- 
5er: '^s:  in  apice  rct::ciatö  stigmadbiis  tribus 
cra55is  red-ei.«  ccroratTin:  trilocnlare,  localis  an- 
gU5t:5  at^ -.AÜl-.;»  cvi,;:;n:  aii  iL*ertuni  forfentibns. 
Sptc.  1 ;  Jean  Fcrrardez. 

Wir  haben  Lun  durcb  Hiczuziehnng  der  bei- 
iWu   VfrwandteL    von   Ctroivlon    den    Vortheil 

m 

gewönne:: .  die  systematische  Jftellung  derselben 
leiohter  feststellen  zu  kön::en:  Elopstockia  reiht 
sich  den  Iriarteen  leichter  an  als  irgend  einer 
anderen  Tribus.  wen i: gleich  als  anomale  Gattung; 
Juania  dagegen  kann  nur  mit  den  Hyophorbeen 
verbunden  werden,  und  bis  auf  genauere  Kennt- 
niß  von  ihr  entspricht  einstweilen  nur  ihre  ge- 
ringe Scheidenzahl  nicht  den  Charakteren  dieser 
Tribus;  Cercxvlon  selbst  steht  zwischen  beiden 
Gattungen,  die  beiden  ohne  dies  sehr  nahe  ver- 
wandten Tribus  verbindend,  so  daß  wir  folgende 
Reilie  als  natürliche  Verwandschaftskette  anneh- 
men können  :  Moreuia  —  Kunthia  —  Juania  — 
Ceroxylon  —  Klopstockia  —  Wettinia  —  Ca- 
toblastus.  Ceroxylon  selbst  müßte  nach  der  von 
Herrn  Hof  rat  h  Grisebach  vorgeschlagenen  Be- 
zeichnungsweise in  folgender  Weise  gestellt  werden : 


41 

Es  darf  aber  nicht  unberücksichtigt  bleiben, 
daß  Ceroxylon  und  seine  nächsten  Verwandten 
nicht  so  einfache  Mittelstellungen  zeigen,  wie 
wir  sie  sonst  bei  verbindenden  Gliedern  zu  sehen 
gewohnt  sind,  sondern  wichtige  Beziehungen  zu 
einer  Reihe  yonTribus  außerdem  besitzen.  Alle 
genannten  fünf  Tribus,  denen  ich  als  sechste 
die  bisher  unerwähnt  gebliebenen  Garyotineen 
Ostindiens  hinzufügen  will,  zeigen  nun  in  allen 
Organen  so  viel  Aehnlichkeit  und  Gleichheit  der 
Charaktere,  daß  mir  die  Noth wendigkeit  einleuch- 
tete, dieselben  in  eine  engere  Beziehung  den 
übrigen  Palmentribus  gegenüber  zu  bringen. 

Unter  letzteren  sind  die  verwandtschaftlichen 
Beziehungen  viel  leichter  zu  erkennen  und  durch 
Martins  schon  vortrefflich  verwerthet,  der  die 
drei  Gruppen  Lepidocaryinae,  Borassinae  flabelli- 
frondes  und  Goryphinae  daraus  bildete,  die  ich 
in  meinem  Palmensystem  als  drei  Unterordnun- 
gen mit  zusammen  sechs  Tribus  adoptirt  habe; 
die  vierte  Unterordnung  nun  kann  ich  mit  kei- 
ner passenderen  Gattung  als  mit  Geroxylon  be- 
zeichnen, da  sie  von  den  vielen  in  ihr  zusam- 
mengefaßten Tribus  viele  Gharaktere  gemein- 
schaftlich besitzt;  ich  bemerke,  daß  die  Bildung 
dieser  großen  Gruppe  Geroxylinae,  deren  viel- 
seitigste Begründung  mir  lange  klar  geworden 
war,  ehe  ich  den  Bau  von  Geroxylon  selbst  ken- 
nen gelernt  hatte,  das  Palmensystem  natürlich 
zu  machen  bestimmt  ist  und  den  wichtigsten 
Unterschied  meiner  Anordnung  der  Palmentribus 
gegenüber  der  von  Martins  gewählten  ausmacht, 
der  nach  seinem  eigenen  Ausspruch  in  diesen 
Studien  nicht  zu  Ende  gelangt  war. 

Die  Eigenthümlichkeit  von  Geroxylon,  durch 
die  Vielseitigkeit  seiner  Beziehungen  als  Reprä- 
sentant einer  großen  Gruppe   dienen  zu  können^ 

4 


42 

macht  aber  diese  Gattung  interessant  für  allge- 
meine Probleme  der  natürlichen  Systematik ;  dran 
man  hat  hier  ein  klares  Beispiel  vor  Augen,  wie 
eine  Pflanze,  welche  sich  nur  schwer  in  nähefe 
Beziehung  zu  einer  scharf  präciairtan  Gruppe 
bringen  läßt,  durch  seine  Abweichungen  eine 
größere  Zahl  von  verwandten  Gruppen  gleieli- 
mäßig  berührt;  vermuthlich  werden  sich  manche 
schwer  zu  erklärende  Pflanzen  besser  unterbfio- 
gen  lassen,  wenn  man  sich  nicht  nur  bemiiht, 
sie  in  eine  Zwischenstellung  zu  bringen«  sondern 
wenn  man  zugleich  die  sich  ergebenden  Abwei- 
chungen als  auf  einen  größeren  Verwandtschafts- 
kreis  hinzeigeud  betrachtet,  dessen  Charaktere 
die  abweichende  Pflanze  in  bunter  Auswahl  zur 
Schau  trägt.  — 


Verbesserungen 

in  der  letzten  Nummer  des  vorigen  Jahrgangeß 

der  Nachrichten. 

S.  764  Zeile  4  v.  o.  statt  Glariaut  lies  Glsiraut 
781      »     6  V.  0.     »      Tnf4^ö      »    T^-Amr 
—       »     8  V.  o.      »      ISmal      »     17mal 
806     »12  V.  0.     »     994.8217  »     994.2817 
809      »    17  V.  o.     >  Q  »  p* 


Bei    der    Königl.    Gesellschaft   der    Wia- 
senschaften  eingegangene  Druckschriften. 

(Fortsetzung}. 

Nature.  418—422. 

B.  Claasius,  die  PotentialfonotioneD  a.  das  Po4^tiaL 

1877. 
K.  Weihraaoh,  Zehsjährige  MittelwerUie   för  Dorpat. 
,    lß77. 


43 


de  la  Sod^tö  Maihem.  de  France.  T.  V.    No.  6. 

et  dender.    1877. 
J.  Barrande,  Gephalopodes.    ^Stades  g^neralee.    Prag. 

1877. 
H.  V.  Scblagintweit-Sakünlänski,  klimatischer  0ha- 

raoter  der  pflanzengeographischen  Regionen  Hochasieoe. 

München.    1876.    4. 
Leopoldina.    Hft.  XIIL    Nr.  19—20. 
Proeeedingsofthe  London  Mathem.  Society.  Nr.  115— 118* 
Jahrbücher  der  E.  Akad.  gemeinnütziger  Wies,  zn   Er- 
furt   H.  8-9.    1877. 
lOttheilnngen  der   deutschen  Gesellsch.   für  Natur-  und 

Völkerkunde  Ostasiens.    Hft.  11.  1876. 
Schweizerisches  ürkundenregister.     Bd.  II.  H.  6.    Bern. 

1877. 
Nova  Acta  Reg.  Societatis  Scient.    Üpsaliensis«    Volumen 

oartra  ordinum  editum.    1877.    4. 
Rnles  and  list  of  members  of  the  R.  Soc.  of  New-South- 

Wales.  1877. 
Transactions  of  the  Cambridge  philos.  Soc.  Vol.  XI«  P.  8. 

1871.    4. 
-  Dieselben.    Vol.  XII.  P.  1—2.    1878—77.    4. 
Proceedings  of  the  Cambridge  philos.  Soc.  Vol.  III.  P.  1—2. 
Monatsbericht  der  Berliner  Akad.  d.  Wiss.  August.  1877. 
J.  O.  Oroysen  u.  M.  Dnncker,    Preußische    Staats- 

Bohriiten.    Bd.  I.    Berlin.  1877. 
A.  E.  Jendrassik,  Das  neue  physiol.  Institut    an  der 

Universität  zu  Budapest.  1877.    4. 
^Der  königl.  Ungarischen  Budapester  Universität   Lehr- 

ordnnngför  das  Schuljahr  1876— 1877.  l.u.  2.  Halbjahr. 
^Feier  zor  97  jährigen  Reorganisirung  der  Budapester  Uni- 

venitat.    1877. 
*A]maaach  derselben.  1876—77. 
*Bedea  bei  dem  Antritt  von  Rector  u.  Senat  für  das  J. 

1876-77. 
*Bede  rar  Erfifinung  des  Schuljahrs  1876—77. 
BaUflün  de  la  Soci6t§  Ouralienne  d'amateurs  des  scienoes 

naturelles.     T.  III.    Nr.  2.    Ekaterinenburg.  1876.    4. 

(Russisch). 
SiUungsbericbte  der  physik.  medic.  Societät  zur  Erlangen. 

Hft.  9.    1876    77. 
H.  Kun  drat»  die  Belbstverdauungsprocesse  der  Magen« 

Schleimhaut 


*  Die  mit  *  in  ongar«  Sprache. 


44 

Balletio  de  l'Acad.  Imp.  des  Sc  de  St.  Petersboorg.    T. 

XXIV.    Nr.  2. 
Leopoldina.    H.  XIII.    Nr.  21.  2?. 
Geolo^sche  Karte    des  Großh.  Luxemburg    nebst  Weg« 

weiser.  1877. 
Nature.  428-426. 

The  London  Mathem.  Soo.  8.    Nov-  1877. 
Hivista  Europea.    Vol.  IV.  Fase.  2.  5.  6. 
Neues  Laositzisches  Majrazin.     Bd.  58.    H.  2.  1877. 
Jahresbericht   46    der   Schles.   Gesellsoh.  für   vaterl&nd. 

Cultur.  1877. 
T.  V.  Ilayden,  Ninth  Annnal  Report  of  the  ü.  S.  Oeo- 

logical  and    GeojSfraphical   Survey   of   the  Territoreis. 

For  1875. 
Annual  Report  of  the   Board  of  Regents  of  the  Smith- 

sdhian  Institution.     Washington.  1877. 
E.  Goues,  Fur-bearing  animals  a  monograph   of  North 

American  Mustelidae.    Ebd.  1877. 
The  Canadian  Journal  of  Science  etc.    Vol.  XV.    No.  6. 

Toponto.  1877. 
Monthly  Notices  of  the  R.  Astronomical  Society.     Vol. 

38.    Nr.  1. 
Drei  Gedenktafeln  (v.  Haller,  Gauss,  Germ.  Museum.) 
Abhandl.  der  K.  Akademie  d.  Wiss.    zu   Berlin.    Jahrg. 

1876.    4. 
Sitzungsber.  d.  mathem.  physik.  Gl.  der  Akad.  d.  Wies,  zu 

München.  1877.     2. 
Atti  della  Societä  Tosoana  di  Soienze  nat.  Vol.  III.  fasc. 

1.    Pisa.  1877. 
Sitzungsberichte  der  E.  Akad.  der  Wiss.  zu  Wien.  1876. 

Philosoph.  -  histor.  Glasse.    Bd.  82.     U.  3.    Bd.  88.  H. 

1—4.     Mathem .-naturwiss.  Glasse.    Erste  Abth.  Bd.  78. 

H.  1—6.     Bd.  74.     H.  1—2.     Zweite  Abth.     Bd.  78* 

H.  4—6.     Bd.  74.     H.  1-2.     Dritte  Abth.     Bd.  78 

H.  1-6. 
Fontes  rerum  Austriacarnm.    Bd.  89.    Wien.  1876. 
Archiv   für  Oesterreicbische  Geschichte.    Bd.  64.    H.  2. 

Wien.  1876. 
Publications  de  l'Institut  R.  de  Luxembourg.    T.  XVI. 
Vierteljahrsechrift   der   Astronom.  Gesellsch.     Jahrg.  12. 

H.  8. 
Bulletin  de  l'Acad.  R.  des  Sciences  de  Belgiqne.    T.  44. 

Nr.  9-10. 

Fortsetzung  folgt. 


45 

Naehriehten 

von  der  Königl.  Gesellschaft;  der  Wissen- 
schaften und  der  6.  A..  Universität  zu 

Göttingen. 


30.  Janaar.  M  2.  1878. 


Königliche  Gesellschaft  der  WissenschafteD. 

Einige  Worte    über  den  Ursprung  der 

Sprache. 

Von 

Theodor  Benfey. 


T     I 


Alle  meine  Gebeine  sol- 
len sprechen. 

(Psalm.  XXXV.  10.) 

Schon  seit  ziemlich  langer  Zeit  ist  der  Vf. 
in  Bezng  auf  das  in  der  Ueberschrift  bezeich- 
nete Problem  zu  üeberzeugungen  gelangt,  welche 
Ton  den  ihm  bekannten  Darstellungen  desselben 
wesentlich  abweichen  und  auch  durch  das  Stu- 
dium der  neueren  darauf  bezüglichen  Schriften 
viel  eher  verstärkt  als  geschwächt  wurden. 
Pietät  gegen  anerkannt  bedeutende  Männer, 
welche  sich  mit  der  Lösung  desselben  seit  mehr 
^  zwei  Jahrtausenden  in  umfassender  oder  frag- 
mentarischer Weise  beschäftigt  haben,  und  eben- 
so sehr  das  Gefühl  mit  seinen  —  er  möchte  fast 
sagen  —  Ketzereien  vielleicht,  ja  höchst  wahr- 
scheinlich ^  sehr  vereinsamt  dazustehen,  hielten 
ihn  nicht  bloß  von    der  Veröffentlichung    der- 


i6 

selben  ab,  sondern  legten  ihm  auch  das  Bedn 
niß,  ja  die  NothwendSgkeit  nahe,  sie  wiederh< 
der  sorgsani^teli  Pifflftriig  zu  tWÄfett^etfiöii.  ; 
darf  mit  gjHHsm  Gewissen  die  Y^MchtelAillg  «i 
sprechen,  daß  er  sich  alle  Mühe  gegeben  h 
diese  Prüfung  mit  allen  ihm  zu  Gebote  stehe 
den  Mitteln  und  Kräften,  mit  strengster  Unp 
theilichkeit ,  mit  Zweifeln,  —  ja  den  üügfihsti 
sten  Voraussetzungen  bezüglich  seiner  Berech 
gung,  oder  gar  Befähigung,  dieser  Frage  au 
nur  nahe  zu  treten  —  zu  vollziehen.  Aber  an 
diese  Prüfungen  haben  nicht  vermocht,  ihn  v 
seinen  üeberzeugungen  abzubringen.  Dennoch 
er  weit  davon  entfernt  zu  verkennen,  daß  < 
große  Schwierigkeit  des  Problems  auch  ihn 
die  Irre  geführt  haben  könne  und  würde  de: 
gemäß  auch  jetzt  noch  nicht  wagen,  seine  üeb< 
Zeugungen  in  Bezug  auf  dasselbe  zu  veröffei 
liehen,  wenn  er  es  nicht  für  eine  unaWöislic 
Pflicht  gegen  die  Wissenschaft  hielte,  Resulta 
zu  denen  gewissenhafte  und  sorgliche  Erwägu 
geführt  haben,  mögen  sie  von  hergebracht 
Ansichten  auch  noch  so  sehr  abweichen^  d< 
öffentlichen  Urtheil  zugänglich  feu  machen. 

§.  1. 

Bei  der  menschlichen  SpracKfae  treten  t 
vor  allem  zwei  characteristische  Erscheinung 
entgegen:  einerseits  werden  liautä  und  Lai 
complexe  hervorgebracht,  atdrerseite  iris/iA 
diese  verstanden. 

Fragt  man  nun  nach  dem  Ursprung  der  i 
sten  Erscheinung,  oder  Thätigkeit:  der  Aeul 
rung  von  Lauten,  so  scheint  mir  diese  Fra 
wesentlich  auf  derselben  Stufe  zu  ffteben,  v 
etwa  die  Frage  nach  dem  Ursprung  des  Gehe: 
d.  h.  wie  das  Gehen  entstanden   sei,  oder  v 


47 

der  Mensch,  oder  überhaupt  die  Wesen,  welche 
geben,  dasra  gekommen  seien,  diese  Art  der  Be- 
irq[ang  zu  voUaehen. 

Wollte  man  z.  B.  wissen,  wie  es  komme, 
daß  die  dem  Menschen  näcbststehenden  vier- 
iuBigea  nnd  vierhändigen  Sängethiere  gehen,  so 
glanbe  ich  würde  man  keine  andre  Antwort  zu 
erwarten  haben,  als :  der  im  Organ  des  Intellects 
onbewnfit  oder  bewußt  entstehende  Wille  wirkt 
auf  die  motorischen  Nerven ,  welche  in  Folge 
davon  die  Beweguugsorgane  bestimmen,  oder 
nothigen  die  gewollte  Bewegung  auszuführen. 

Fragt  man  nun  nach  dem  Ursprung  des 
menschlichen  Gehens,  dann  wird  man  dieselbe 
Antwort  erhalten ;  will  man  aber  wissen,  warum 
das  Gehen  des  Menschen  von  dem  der  vierfüßi* 
gen  und  vierhändigen  Thiere  verschieden  ist, 
dann  wird  der  Befragte  die  Verschiedenheit  der 
menschlichen  Bewegungsorgane  von  denen  jener 
Thiere  erläutern,  wird  hervorheben,  daß  der 
Mensch  von  jenen  vier  Extremitäten  sich  in  der 
Begel  nur  zweier  zur  Fortbewegung  bedient, 
.der  andern  beiden  dagegen  zum  Greifen,  daß 
jene  beiden  einen  Bau  haben,  durch  welchen  die 
aufrechte  StelliH^g  und  Bewegung  derselben  be- 
dingt ifit  n.  «.  w^  würde  jedoch  zu  allem  Ueber- 
floB  hinzufü^n,  daft  aber,  trotz  dieser  Verschie- 
denheit der  Bewegung,  der  Ursprung  oder  die 
Ursache  derselfben  völlig  dieselbe  sei  wie  bei 
den  verglichenen  Thieren;  dies  würde  er  —  wenn 
nothig  —  dadurch  zu  erhärten  im  Stande  sein, 
daS  er  nachweist,  daß  auch  bei  den  Thieren 
Yersohiedenheiten  der  Bewegung  bestehen,  welche 
einzig  auf  den  Verschiedenheiten  im  Bau  der 
Bewegongsoj^ane  derselben  beruhen. 

Diese  Antwort  würde  wesentlich  gleichartig 
Mufallen,  mag  man  den  Standpunkt  der  Lamarck- 


48 

Darwinschen  Theorie :  die  Entwicklung  der  Artei 
durch  Umbildung  aus  einer  oder  wenigen  urspcnng 
liehen,  einnehmen,  oder  eine  schon  ursprünglicl 
verschiedne  Vielheit  von  Arten  festhfdten.  L 
jenem  Fall  würde  man  aber  dann  sagen :  e 
giebt  gar  keinen  menschlichen  Ursprang  de 
Gehens,  sondern  das  menschliche  Gehen  ist  nu 
eine  Modification  des  thierischen,  herbeigefuhr 
durch  die  Veränderungen  der  Bewegungsorgane 
welche  mit  der  Umbildung  eines  menschenähn 
lieben  Thieres  zu  einem  Menschen  verknüpf 
waren.  In  diesem  dagegen:  es  giebt  zwar  einei 
menschlichen  Ursprung  des  Gehens,  er  beruht 
aber  wesentlich  auf  denselben  Ursachen ,  d.  h 
ist  identisch  mit  dem  Ursprung  des  Gehens  dei 
Thiere;  von  diesem  ist  er  nur  insofern  yerschie 
den,  als  die  Bewegungsorgane  der  Menschen  voi 
denen  der  Thiere  schon  ursprünglich  yerschie 
den  waren. 

§.  2. 

Es  darf  jetzt  als  anerkannt  verausgesetz^ 
werden,  daß  Sprache  im  weitesten  Sinn,  d.  h 
die  Fähigkeit  sich  einander  verständliche  Mii 
«  theilungen  zu  machen,  auch  einer  großen  An 
zahl  von  Thieren  zuzusprechen  ist.  Die  Zei 
chen,  durch  welche  diese  Mittheilungsfähigkei 
bei  den  Wesen,  welche  sie  besitzen,  verwirldich 
wird,  sind  noch  nicht  vollständig  erkannt;  di 
jedoch,  so  viel  man  bis  jetzt  annehmen  darl 
alle  Vermittlung  mit  dem,  was  sich  außer  einen 
Individum  befindet,  nur  durch  die  Sinne  ermög* 
licht  wird,  so  werden  auch  diese  Zeichen  zunächs 
durch  Sinnen  Werkzeuge  erfaßbar  sein.  Nehmei 
wir  an,  daß  alle  Thiere,  welche  verständliche; 
Mittheilung  fähig  sind,  nur  dieselben  Sinne  h» 
ivoTi.    ^e    die  den  Menschen   näher   stehende] 


49 

Thiere    und   der  Mensch   selbst,    dann    würden 
jene  Zeichen  hörbare,  sichtbare,  fühlbare,  riech- 
bare, vielleicht  sogar  schmeckbare  sein  können« 
Allein  die  erst  jüngst  begonnenen  Untersuchun- 
gen über   die  Aufgabe  der  Fühlhörner  bei  den 
Schmetterlingen    machen   auch    diese   Annahme 
unsicher  und  bei  manchen  Thieren  —  bei  denen 
man  nur  dieselben  Sinne  wie  bei  den  Menschen 
Yoraussetzt  —  mag   es   noch    zweifelhaft    sein, 
durch  welchen  Sinn  sie  die  ihnen  verständlichen 
Mittheilungen  aufnehmen.     So  z.  B.  haben  Lüb- 
beckes Untersuchungen  über  die  Gewohnheiten  der 
Ameisen  (im  Fortnightly  Review  1877,  1  March, 
,    p.  287  ff.)  den  Beweis  geliefert,  daß  diese ;  mit 
einem      auffallend     hohen    Intellect    begabten, 
Thierchen,  wie  er  sich  ausdrückt,  simple  ideas 
einander  mitzutheilen  fähig  sind,  welche  jedoch, 
[  wie  mir  scheint,  auf  ziemlich  complicirten  Beo- 
^  bachtungen  und  Schlüssen  beruhen;  allein  durch 
welche  Zeichen   diese  Mittheilung    Statt  findet, 
\akj  soviel  mir  bekannt,  bis  jetzt  noch  nicht  mit 
Sicherheit  ermittelt    worden;  sind    es  hörbare, 
dann  sind  die  Laute,  deren   sie  sich  bedienen, 
far  ein  menschliches  Gehör  bis  jetzt  unvernehm- 
bar; ob  der  Mangel  eines  Lautapparats  bei  ihnen 
nachgewiesen  sei  —  wodurch  diese  Möglichkeit 
natürlich  ausgeschlossen   sein  würde  —  ist  mir 
nicht  bekannt. 

Doch  für  unsere  Zwecke  ist  dies  von  keinem 
Belang,  da  es  unzweifelhaft  ist,  daß  bei  den 
Thieren  I  welche  dem  Menschen  nahe  ste- 
hen,  die  Mittheilung,  wie  bei  diesem,  in  der 
Regel  durch  hörbare  Zeichen  Statt  findet. 
Wenn  nun  Jemand  nach  dem  Ursprung  der 
Sprache  dieser  Thiere  fragt,  so  wird  die  Ant- 
wort wesentlich  dieselbe  sein,  wie  in  Bezug  auf 
den  Ursprung  des  Gehens :  der  im  Intellect  oder 


50 

deHtieu  Organ,  dem  Centralorgan ,  bewuBt  oder 
unbewußt  entstandene  Wille  zur  Mitiheilung 
setzt  durch  Nervenleitung  die  Organe  in  Thätig- 
keit ,  welche  zur  Ausführung  dieser  Mittheilung 
dienen,  also,  wo  hörbare  Zeichen  allein  oder 
vorwaltend  dazu  bestimmt  sind,  die  Werkzeuge, 
durch  welche  Laute  hervorgebracht  werden. 
Diese  Erklärurg  gilt  natürlich  in  demselben 
Maaße,  wie  für  die  Thiere,  welche  eine  Laut- 
sprache haben ,  auch  für  den  Menschen. 

§.  3- 

Jetzt  aber  erhebt  sich  eine  große  Schwierig* 
keit.  Die  Erklärung,  welche  für  den  Ursprung 
des  Gehens  ganz  genügte,  genügt  für  den  der 
Sprache,  und  zwar  sowohl  der  der  Thiere  als  Men- 
schen, gewissermaßen  nur  zur  Hälfte;  sie  er- 
klärt die  —  um  mich  so  auszudrücken  —  active 
Seite  derselben:  den  Ursprung  des  Sprechens, 
nicht  aber  die  andere,  so  zu  sagen,  passive:  den 
Ursprung  des  Yerstehens,  d.  h.  wie  es  zuginff, 
möglich  war,  oder  möglich  wurde,  daß  einer  die 
Laute  oder  Lautcomplexe ,  welche  ein  andrer 
hervorbrachte,  in  demselben  Sinn  auffaßte,  in 
welchem  dieser  sie  aufgefaßt  wissen  wollte. 
Diese  letztere  Seite  ist  aber  augenscheinlich  für 
die  Erklärung  des  Ursprungs  der  Sprache  die 
wichtigste:  denn  wie  hätte  alle  Bildung  von 
Lauten  oder  Lautcomplexen,  oder  anderen  Zeichen 
der  Mittheilang  den  Ursprung  der  Sprache  an 
Stande  zu  bringen  vermocht,  wenn  diese  Zei- 
chen nicht  verstanden  wären  ?  Sie  ist  aber  auch 
um  schwierigsten  zu  begreifen;  denn  auf  den 
ersten  Anblick  scheint  es  fast  unmöglich,  eine 
Lösung  der  Frage  zu  finden,  wie  so  es  zugieng, 
daß  Dinge  und  Zeichen,  zwischen  denen  gar 
kein  natürliches  Verhältniß  besteht,  durch  wel- 


51 

ebes  sie  sich   als  einander  deckend  unmittelbar 
liervortretei;i    konnten     (wie    z.  B.     das    Wort 
'Wald*  als  Zeichen  für  eine  größere,  einen  grö- 
ßeren Banm  bedeckende,  Anzahl  von  Bäumen), 
in  eine  so   innige  Verbindung  mit  einander  ge- 
riethen,  d^ß  der  Sinn,    welchen  der  Sprechende 
oder   überhai^pt  4er  das  Zeichen  Gebrauchende 
damit  verbindet,  \ei  dem  Hörenden,  oder  über- 
haupt bei  dem   das   Zeichen  gewahrenden,  ge- 
weckt wird,  das  Zeichen  bei  ihm  das  damit  ge- 
meinte Ding  zum  Bewußtsein  bringt. 

So   schwierig  aber  auch  die  Lösung  dieser 
Frage   schein^ ,   so  ist   doch  die  Aufgabe  selbst 
schon   seit  uuden^icher  Zeit   gelöst  und  zwar 
nicht  bloß  yp^  den  Menschen,  sondern,  wie  be- 
merkt, auch  von  ^iner  großen  Anzahl  von  Thier- 
gat;t;upgen,  vielleicht  von  allen  lebenden  Wesen. 
Stellen   wijr   uns  nun  auf  den  Darwin^schen 
Standpunkt,   so  fallt    dadurch  die  Frage  nach 
dem  Ursprung  der  menschlichen  Sprache  in 
spe^ie   gan?;  weg.    Der    aus  einem  verwandten 
Thier  durch  Umbildung  entwickelte  Mensch  hat 
schon  von  diesem  den  Anfang  oder  gar  die  An- 
fange der  Sprache   in  die   neue  Entwickelung, 
durch  welche  er  Mensch  geworden  ist,  hinüber- 
genommen  und    all  die  Steigerungen,  Vermeh- 
rungen und  Umwandlungen  —   gewissermaaßen 
quantitativer  und  qualitativer  Art  —  der   phy- 
sischen und  intellectuellen  Basen   der  Sprache, 
deren  er   im  Verhältniß  zu    den  Thieren    theil- 
haft  geworden  ist,   dienen  nur  dazu,   die  über- 
kommenen Anfange  der  Sprache   zu  vermehren 
und  sie   bei    den    verschiedenen    naturgemäßen 
Menschencomplexen  zu   Systemen   von  bezeich- 
nenden Lauten  und  Lautcomplexen  zu  entwickeln, 
welche,  trotz  ihrer  oft  sehr  großen  Verschieden- 
heiten, doch  alle  darin  übereinstimmen ,  daß  sie 


52 

die  zu  demselben  Menschencomplex  gehörigen 
in  den  Stand  setzen,  durch  diese  Zeichen  alle 
Gefühle,  Empfindungen,  Wahrnehmungen,  Vor- 
stellungeu ,  BegriflFe,  Absichten,  kurz  alles,  was 
sie  sich  zum  Bewußtsein  gebracht,  mag  es  außer 
oder  in  ihnen  vorgehen ,  einander  auf  gegen- 
seitig verständliche  Weise  mitzutheilen. 

Anders  gestaltet  sich  die  Lage,  wenn  man 
eine  schon  ursprünglich  gesonderte  Entstehung 
der  Arten,  speciell  des  Menschen  annimmt ;  dann 
ist  natürlich  auch  ein  besonderer  Ursprung  der 
menschlichen  Sprache  anzunehmen.  Im  Allge- 
meinen ist  dieser  noch  leichter  denkbar,  als  der 
der  Thiersprachen;  denn  einerseits  stehen  den 
Menschen,  wie  schon  angedeutet,  viel  mehr  Mit- 
tel der  Lautunterscheidung  zu  Gebot,  als  den 
Thieren,  so  die  verschiedensten  Grade  der  Laut^ 
Intensivität  —  die  sich  vom  hohen  Schrei  bis  zum 
leisesten  Geflüster  abstuft  —  die  mannigfachste 
Modulation ,  endlich  die  Articulation ;  ebenso 
verfügen  sie  über  Mittel  den  Sinn,  oder  die  Be- 
deutung der  lautlichen  Bezeichnungen  genauer 
zu  bestimmen ,  welche  den  Thieren ,  wie  es 
scheint,  theils  ganz  theils  fast  ganz  abgehen  und 
in  dem  kleinen  Aufsatz,  welcher  in  den  Göttin- 
ger Nachrichten  1873  S.  408  veröffentlicht  ist, 
als  Accessorien  der  Bede  bezeichnet  sind,  näm- 
lich Augensprache,  Mienenspiel  und  Gebärden. 
Anderseits  setzt  der  höhere  Intellect  der  Men- 
schen sie  in  den  Stand  die  zu  bezeichnenden 
Dinge  bestimmter  zu  erkennen,  zum  Bewußtsein 
zu  bringen,  zu  unterscheiden  und  überhaupt  zu 
bezeichnen. 

Allein  wenn  wir  erwägen,  daß  die  Thiere 
die  Anfänge  der  Lautsprache  gewonnen  haben^ 
ohne  der  Mittel  zu  bedürfen  ,  welche  die  Men- 
schen vor  ihnen  voraus  haben ,   so  können  wir 


53 

nns  der  Vermuthang  nicht  enthalten ,  daß  auch 
ein  besonderer  Ursprung  der  menschlichen  Spra- 
che einzig  den  sprachlichen   Mitteln    verdankt 
wird,  welche  die  Menschien  mit  den  Thieren  ge- 
meinsam   besitzen,   so   daß;  in  Bezug  auf    den 
Ursprung  der  menschlichen  Sprache   dessen  Er- 
klärung    vom     Darwin'schen     Standpunkt    aus 
anch   bei  Auffassung    des  Menschen    als    eine 
schon  ursprünglich  besondre  Gattung  kaum  mo- 
dificirt  wird.     Bei  beiden  Annahmen  sind  es  die 
thierischen  Eigenschaften  oder  Anlagen ,  welche 
den  Ursprung  der  Sprache  zu  Stande  gebracht 
haben  und   für   den  Ursprung  selbst  macht  der 
Umstand,   daß    sie  dort  —  nach  der  Darwin*- 
schen  Auffassung  —  schon   außer    dem  Men- 
schen, hier,  jedoch   in  gleicher  Weise,  in  dem 
Menschen     wirkten,    keinen    Unterschied.    Die 
Vermuthung,  daß  es  auch  in  letzterem  Fall  nur 
die  dem  Menschen  mit  den  ihm  nächst  verwand- 
ten Thieren   gemeinsamen  Anlagen  waren,  wel- 
che den  Ursprung  der  Sprache  zu  Wege  brach- 
ten, erhält  aber  auch  dadurch  eine  gewisse  Be- 
stätigung, daß  die  erwähnten   physischen  Mittel 
der  Sprachbildung,    welche  der  Mensch  vor  den 
Thieren  voraus  hat  —  wie  Intensivität  und  Mo- 
dulation der  Stimme  —  schon   die  Bezeichnung 
von  Dingen  durch  Laute  —  d.  h.  den  Ursprung, 
oder  ersten  Anfang  der  Lautsprache  voraussetzen. 
Ja  in  Bezug  auf  die  Articulation  —  durch  wel- 
che die  menschliche  Sprache   sich   am  stärksten 
von  der  der  Thiere   unterscheidet  —  ist  es  von 
schwer  in's   Gewicht  fallender  Bedeutung,  daß 
mehrere  Thiere,   z.  B.  die   Papagayen    u.  s.  w. 
anch  dieser  mächtig  sind.     Freilich  bedienen  sie 
sieh   derselben  nicht    unter  einander  zur    Mit- 
theilung, lernen   sogar  erst  durch  Nachahmung 
der  Menschen   articulirte   Wörter   aussprechen ; 


54 

dies  erinnert  aber  fast  an  Verhältnisse^  welche 
anch  Tinter  den  Menschen  vorkommen;  wie  z.B. 
an  den  Gebranch  der  SchnaMante ,  deren  sich 
nnr  einige  afrikanische  Volker  zn  sprachlichen 
Bezeichnungen  bedienen,  während  die  übrigen 
Menschen  sie  zwar  bilden  können,  aber  nie  als 
begriffdifferenziirende  Elemente  in  ihren  Spra- 
chen verwenden. 

Ist  aber  der  Ursprung  der  Lautsprache  bei 
Thieren  und  Menschen  aus  denselben  Basen  zu 
erklären,  dann  wird  eine  Erklärung  desselben 
möglich  werden,  wenn  wir  Erscheinungen  nach- 
zuweisen imstande  sind,  welche  beiden  gemein- 
sam sind;  in  Bezug  auf  die  bloß  den  Menschen 
eigenthümliche  Benutzung  articulirter  Laute 
aber  werden  wir  nur  eine  Analogie  mit  jenen 
Erscheinungen  aufzuzeigen  haben. 

§.  4. 

Die  ganze  Menschheit,  seit  manchen,  wohl 
vielen,  Jahrtausenden,  und  jeder  einzelne  seit 
frühester  Jugend  an  Sprachen  gewöhnt ,  welche 
einen  Schatz  von  Lauten  und  Lautcomplexen 
besitzen ,  deren  Bedeutung  den  Mitgliedern  der 
Völker,  welchen  diese  Sprachen  angehören,  be-i 
kannt  sind,  so  daß  der  Hörende  im  Allgemeinen 
mit  jedem  ihrer  Laute  und  Lautcomplexe  (ien- 
selben  Sinn  verbindet,  wie  der,  welcher  sie  aus- 
spricht, kann  sich  kaum  eine  Zeit  vorstellen, 
in  welcher  ein  Sprechender  Laute  und  Laut- 
complexe äußerte,  deren  Sinn  er  nicht  kannte 
und  welche  dennoch  von  einem  Hörenden  in 
dem  Sinn  verstanden  wurden,  welchen  er  — 
wenn  auch  unbewußt  —  damit  verband.  Und 
dennoch  muß  Jeder,  welcher  annimmt,  daß  die 
Sprache  einen  Ursprung  hat  —  eine  Annahme, 
deren    Berechtigung    zu   beweisen    wohl   kaum 


55 

oocli  nöthig   sein  möchte  —  auch   eine  solche 
Zeit  annehmen ,   mag   er  ihr  gleich  eine  wenn 
auch  noch  so   kurze  Dauer  zusprechen:  denn  in 
dem  Augenblick,  in  welchem  dem  Sprechenden 
nnd  Hörenden  auch  nur   ein   Laut   oder   Laut- 
complex  als  Zeichen   für  ein  und  dasselbe  Ding 
oder  einen  und   denselben  Begriff  zu  bewußtem 
geistigen  Besitz  geworden   war,   war  das   erste 
Wort  geschaffen  und  damit  auch  der  Ursprung 
der  Sprache  vollendet.     Das   zweite   wie    jedes 
folgende  Wort  gehört  dem  Stadium  der  Sprach- 
entwickelung an,  auf  welche  die  Aufgabe  dieses 
Aufsatzes    nicht    einzugehen  hat.    Dafür    aber, 
daß  es  eine  2eit   geben  konnte,  in  welcher  we- 
der  der    Sprechende   noch  der   Hörende    einen 
bestimmten  Sinn  mit  den  benutzten  Lauten  ver- 
band und  beide  sich  dennoch  einander  verstan- 
den, d.  h.  eine  Zeit,  in  welcher  die  für  die  Mög- 
lichkeit eines  Ursprungs  der  Sprache  nothwen- 
digen    Bedingungen    sich    vorfanden,    sprechen 
schon  Erscheinungen,  welche  uns  Tag  für  Tag 
in  den  höchst  ausgebildeten  Sprachen  begegnen : 
wie   oft   drückt  sich  einer  unklar  aus,   braucht 
ein  Wort,  welches  dem  von  ihm  gewollten  Sinn 
nicht  entspricht,    verspricht  sich  u.  s.  w.,  wird 
aber  von  dem  Hörenden    durch  Wirkung    des 
Zusammenhangs  der  Bede,  der  Umstände,  unter 
denen  sie  gesprochen  wird,   oder  auf  welche  sie 
sich  bezieht  und  anderes   dennoch  ganz  richtig 
verstanden  —  und  zwar  nicht  selten ,  ohne  daß 
der  Sprecher  oder  der  Angeredete  die  Mängel  in 
der    Form  der  Mittheilung  erkennen  oder  auch 
nur  ahnen. 

Wie  man  sich  den  Vorgang  vorstellen  könne, 
durch  welchen  Laute  und  Lautcomplexe,  die  ur- 
sprünglich ohne  jedes  Bewußtsein  eines  begriff- 
lichen Werthes  geäußert,  dennoch  von  den  Hö- 


56 

renden  verstauden  und  dadurch  Elemente  der 
Sprache  wurden^  d.  b.  mit  Bewußtsein  ihres  be- 
grifflichen Werthes  vollzogene  und  verstandene 
Laute  und  Lautcomplexe^  will  ich  mir  an  einem 
Beispiel  zu  erläutern  versuchen,  welches  dem 
gemeinsamen  Thier-  und  Menschenleben  entlehnt 
werden  möge  und  an  zweien  aus  dem  mensch- 
lichen Leben. 

Das  dem  Ei  entschlüpfte  Vögelchen  piept, 
eben  geborene  Kätzchen  und  Hündchen  winseln, 
des  Menschen  Kinder  wimmern,  schreien,  weinen. 
Alle  diese  Laute  sind  von  dem  Bedürfniß  auEh 
gespreßt  Nahrung  zu  erhalten;  zuerst  und  wohl 
noch  einige  Zeit  lang,  am  längsten  bei  dem 
Menschen ,  unzweifelhaft  einzig  in  Folge  des 
durch  den  Mangel  hervorgerufenen  Unbehagens, 
ohne  bewußte  Verbindung  irgend  eines  Sinnes, 
einer  Bedeutung  oder  gar  eines  begrifflichen 
Werthes  mit  diesen  Tönen.  Dennoch  werden 
sie  von  den  Eltern  des  Vögelchen,  der  Mutter 
des  Kätzchen,  Hündchen,  des  Säuglings  verstan- 
den, möglicherweise  von  den  ersten  der  Gattung 
nicht  sogleich,  aber  unter  Beihülfe  der  Umstände, 
des  Naturtriebes,  des  Intellects  doch  sicherlich 
in  kurzer  Zeit.  In  dem  Augenblick,  wo  dies 
der  Fall  ist,  sind  diese  Töne  Elemente  —  wenn 
auch  noch  nicht  voUkommne  —  der  thierischen  so- 
wohl als  der  menschlichen  Sprache :  sie  sind  hör- 
bare Zeichen,  welche  ein  Verlangen  ausdrücken 
und  verstanden  werden.  Zu  vollkommnen  werden 
sie  durch  das  —  wenn  auch  nicht  in  gleichen 
Graden  ~  den  Menschen  und  Thieren  gemein- 
same Erinnerungsvermögen  oder  überhaupt  ihren 
lutellect.  Mit  dem  Erstarken  desselben  merkt 
der  Sproß,  daß  sein  Piepen,  Winseln,  Wimmern, 
Schreien,  Weinen  verursacht,  daß  sein  Bedürfniß 
befriedifirt  wird,  die  Mutter,  daß  das  Vögelchen, 


57 

laizcheü,  Hündchen,  Kindchen,  wenn  es  Nah- 
rnng  erhalten  hat,  dadnrch  beruhigt  wird.    Bei- 
derseits prägt  sich  die  Erfahrung  dem  Gedächt- 
oiB  ein;  Sproß ^  Eltern  und  die  ganze  etwaige 
Umgebung  lernen   die   Bedeutung    dieser   Töne 
rollständig  kennen;   für    beide  erhalten   sie  die 
gleiche  Bedeutung:    lautliche  Zeichen  des   Be- 
dürfnisses   nach  Nahrung   zu  sein;   die   kleinen 
äußern  sie  um  ihr  Bedürfniß  durch  diese  Laute 
kand    zu  thun,   die  Mütter   u.  s.  w.    y erstehen 
den  Sinn  dieser  Laute :  Sprecher  und  Hörer  yer- 
binden  denselben  Sinn  mit  ihnen;   es  sind  voll- 
kommne  Elemente  der  Sprache,  wenn  auch  nicht 
der  articulirten.    Freilich  ist  das  Weinen,  Win- 
seln u.  s.  w.   nicht  bloß   ein  Zeichen   des  Hun- 
gers, sondern  auch  anderen  Ungemachs  und  an- 
deren Begehrens.    Dadurch    hört  es  aber  eben 
so  wenig  auf  ein  echt   sprachliches  Element  zu 
sein,  als  Wörter  der  ausgebildetsten    menschli- 
chen Sprachen  dadurch,   daß  sie. sehr  viele  Be- 
deutungen haben  oder  haben  können,  aufhören, 
echte  Wörter  zu  sein.     Wie  der  Hörer  die  ge- 
wollte Bedeutung  eines  vieldeutigen  Wortes  aus 
dem  Zusammenhange  oder  begleitenden  umstän- 
den erkennt,  z.  B.  die  von   ^Schärfe*  durch  die 
Verbindung   mit  *des  Schwerdtes',  'der  Augen' 
^des  Verstandes'  'der  Haut',  oder  indem  ein  Spre- 
chender bei  den  Worten :  *siehe  die  Schärfe'  dem 
Hörenden  ein  Messer   zeigt  u.  s.  w.,  so  suchen 
die  Eltern  auch  aus  den  begleitenden  Umständen 
die  specielle  Bedeutung  des  Weinens  zu  erschlie- 
ßen;  wenn  des  Kindes  Hunger  z.  B.  eben  erst 
gestillt  ist,  folgern  sie,   daß  in  dem   gegebenen 
Moment  nicht  dieser  die  Bedeutung  des  Weinens 
sein  könne ;  sie  werden  auf  anderes  rathen,  an- 
dere Versuche  machen,  das  Kind  zu  beruhigen 
und  wenn  ihnen  dieses^ gelingt,  annehmen,  daß 


SB 

das  Weinen  auch  anderes  Ungemach  des  pbj- 
aiaoheu  Lebens  bedeuten  könne,  gerade  wie 
Schärfe  sehr  verschiedene  Eigenschaften  concr^ 
ter  und  abstracter  Objecto  ausdrückt,  die  man 
sich  durch  mancherlei  geistige  Thätigkeiten  klar 
»u  machen  genöthigt  ist«  Sollte  aber  das  Ejnd 
in  Folge  der  Erfahrung,  daß  ihm  Weinen  und 
Schreien  in  sehr  vielen  und  sehr  verschiedenen 
Fällen  Befreiung  von  Ungemach  und  Gewinn 
von  Annehmlichkeiten  verschafft  haben,  kraft 
des  menschlichen  Abstractionsvermögens  die  Be- 
deutung dieser  Lautzeichen  zum  Ausdruck  des 
entschiedensten,  keine  Verweigerung  zulassenden, 
Willens  erweitern,  dann  werden  vernünftige  El- 
tern auch  diese  Bedeutung  verstehen,  den  Ver- 
such aber  dazu  benutzen,  dem  Kinde  den  Un- 
terschied zwischen  vernünfliigem  und  unvernünf- 
tigem Willen  beizubringen. 

Ein  Beispiel,  wie  man  sich  den  Ursprung 
eines  articulirten  Wortes  vorzustellen  vermöge, 
entnehme  ich  meiner  eignen  Erfahrung ;  es  leben 
aber  noch  mehrere  glaubwürdige  Personen,  wel- 
che deren  Wahrheit  bezeugen  können;  auch  bin 
ich  überzeugt,  daß  analoge  Erscheinungen  in 
vielen  Häusern  vorkommen,  aber  wenig  beach- 
tet, oder  wieder  vergessen  werden,  obgleich  deren 
Veröffentlichung  für  manche  sprachliche  Fragen 
nicht  werthlos  sein  würde. 

Ich  kannte  ein  Eind,  welches  etwa  im  sech- 
sten Monat  seines  Lebens,  wenn  ihm  Nahrung 
angeboten  wurde,  die  es  nicht  mochte,  seinen 
Kopf  zurückwarf  und  mit  den  energischsten 
Zeichen  des  Unwillens  ^rach'  schrie.  Ich  war 
damals  noch  sehr  jung  —  12 — 13  Jahr  alt  — 
so  daß  ich  nicht  genau  weiß,  wie  diese  Laute 
zuerst  auftraten;  ich  vermuthe  jetzt,  daß  sie 
ursprünglich    nur    eine  Verbindung   von  r  und 


59 

Ifll  wSrett-,  etwa  in  der  Weise,  wie  diese,  im 
Vereili  mit  einer  starken  Terziehnng  des  Ge- 
lichtB,  beim  Eintritt  von  Ekel  von  selbst  sich 
Gleitend  machen  nnd  gewissermaßen  einen  Ansatz 
zam  Erbrechen  bilden.  Ist  das  richtig  —  wofür 
ich  aber  nicht  einstehen  will  —  so  waren  sie 
gewissermaßen  zuerst  eine  nnwillkührliche  Inter- 
jection  des  Ekels.  Allein  schon  sehr  früh  fing 
der  Knabe  an,  diese  Laute  nicht  mehr  —  we- 
nigstens nicht  immer  —  mit  der  energischen 
oder  characteristischen  Eigenthümlichkeit,  wie 
Interjectionen  hervorzubrechen  pflegen  —  gleich- 
sam als  wären  sie  ungewollte  Ausbrüche  des 
Gefühls,  im  Gegensatz  zu  den  gewollten  Aeuße- 
rungen  des  Intellects  —  zu  äußeren,  sondern 
oft  ganz  ruhig,  ganz  wie  ein  Begrifl'swort,  ge- 
rade als  wenn  es  ruhig  sagen  wollte:  'das  mag 
ich  nicht',  oder,  wenn  bewegter,  'das  will  ich 
nicht'.  Wie  es  gewöhnlich  mit  der  Umgebung 
von  Kindern  geht,  daß  sie  mit  ihnen  ihre  Spra- 
che spricht,  so  geschah  es  auch  in  Bezug  auf 
diesen  Lautcomplex;  er  wurde  zuerst  dem  Kinde 
gegenüber  gebraucht;  wollte  man  daß  dasselbe 
etwas  nicht  berühre,  so  brauchte  man  nur  zu 
sagen  'räch'  und  man  konnte  sicher  sein,  daß 
68  von  ihm  nicht  berührt^  geschweige  in  den 
Mnnd  gesteckt  wurde;  als  es  die  Bedeutung  der 
Negation  kannte,  brauchte  man  umgekehrt  nur 
begütigend  zu  sagen  'nicht  räch'  und  konnte 
wenigstens  in  vielen  Fällen  dadurch  den  Ab- 
scheu, welchen  es  vor  manchen  Dingen  hatte, 
entfernen.  Dieser  ursprünglich  ohne  jedes  Be- 
wußtsein eines  begrifflichen  Werthes  hervorge- 
stoßene Laut  war  also  nach  und  nach  und  zwar 
ziemlich  rasch  zu  einem  echten  sprachlichen 
Element  geworden,  von  dem  Sprechenden  in 
einem  ganz  bestimmten  Sinn  gebraucht^  von  den 


60 

Hörenden  in  demselben  Sinn  verstanden  ni 
sogar,  oft  nicht  blofi  dem  Kinde  gegenüber,  so 
dem  auch  in  der  Familie  untereinander  ang 
wendet.  Bis  za  seinem  fünften  Jahre  — -  ^ 
der  Knabe  mir  für  einige  Jahre  aus  den  Aug< 
kam  —  brauchte  er  ^rach^  in  den  Bedeutung 
Ton  ^unangenehm^  bis  'abscheulich^  und  wur 
darin  nicht  wenig  dadurch  bestärkt,  daß  d 
Wort,  wie  gesagt,  auch  in  der  Familie  in  dies 
Bedeutungen  gebraucht  wurde.  Später  als 
in  seiner  Muttersprache  einen  reichen  Scha 
von  Wörtern  für  alle  Auf-  und  Abstufungen  d 
^mißfälligen*  fand,  verschwand  das  Wort  nati 
lieh  aus  seinem  Particularlexicon,  wie  es  selhi 
verständlich  noch  weniger  in  der  Familie  sei 
Existenz  lange  zu  fristen  vermochte. 

Es  braucht  wohl  kaum  bemerkt  zu  werde 
daß  nach  dieser  Analogie  recht  gut  ein  erst 
Wort  der  menschlichen  Sprache  .entstehen  uj 
sich  von  der  Familie  aus,  in  welcher  es  si< 
eingebürgert  hatte,  über  immer  mehr  sich  e 
weiternde  Kreise  ausdehnen  konnte.  Dageg 
erlaube  ich  darauf  aufmerksam  zu  machen,  d 
es  auch  ganz  dazu  geeignet  gewesen  wäre,  c 
Basis  reicher  Entwickelungen  zu  bilden;  es  lä 
sich  in  phonetischer  Beziehung  ganz  gut  a 
eine  Stufe  mit  der  größten  Anzahl  der  sog 
nannten  indogermanischen  Wurzeln  stellen 
nämlich  mit  denjenigen,  welche  aus  einem  z^ 
sehen  zwei  Consonanten  gesprochenen  Yo( 
bestehen  —  und  hätte  ganz  wie  diese  eine  Fü 
von  verbalen  und  nominalen  Bildungen  a 
sich  zu  erzeugen  vermocht.  Dies  wird  um 
unzweifelhafter  erscheinen,  wenn  ich  Recht  hal 
ihm  eine  Art  interjectionellen  Ursprungs  zu2 
schreiben.  Denn  es  ist  bekannt,  daß  die  Int< 
jectionen  die  Grundlage  für  eine  Fülle  von  ec 


61 

ten  Sprachbildangen  abgegeben  haben,  z.  B. 
HD  Gritehisehen  Ton  af,  Interjection  desSchmer- 
sesy  ahil^m  n.  s.  w. ,  yon  oi  in  gleichem  Sinn 
AStf  n«  s.  w«,  wie  von  uuserm  ach:  ächzen; 
sogar  von  ot  fkO§  *weh  mir' ,  als  ein  Wort  ge- 
faßt; das  Terbnm  otfiwC<o  'wehklagen'  mit  einer 
nicht  nnbeträchtHchen  Zahl  yon  Derivaten. 

Dies  führt  mich  auf  das  zweite  Beispiel  aus  der 
menschlichen  Sprache,  durch  welches  ich  die  Yor- 
Btellnng,  welche  ich  mir  von  der  Entstehung  der 
Sprache,  und  qpeciell  der  menschlichen,  mache, 
einigermaßen  vöranschaulichen  wollte.    Ich  will 
dazu  unsre  deutsche  Interjection  des  Absehens  ^pfui' 
benutzen.  Zwar  ist  die  Entstehung  derselben,  wel- 
che ich  erwSBnen  werde,  obgleich  sie  auch  von 
andern    angenommen    wird    und    unzweifelhaft 
höchst  wahrscheinlich  ist,  keinesweges  ganz   si- 
eher^  eben  so  wenig  die  Yermuthung,  welche  sich^ 
ebenfaUs  mit  großer  Wahrscheinlichkeit ,   daran 
knüpfen   lassen  wird,    allein  für  unsren  Zweck 
wfirde  dieses  Beispiel  auch  dann  gebraucht  wer- 
den dürfen,   wenn  diese  Annahmen  bloße  Mög- 
Uehkeiien  wären.    Daneben  bildet  es   aber  ein 
sidu'es   Beispiel   wiederum    für  den  üebergang 
yon    Intenectionen   in  Begrififswörter ,    worüber 
man   die  Wörterbücher  der  deutschen  Sprache, 
insbesondre  das   von    Sanders  unter   'pfui'  yer- 
gleiehen  möge;  so  erscheint  es  wie  eine  Präpo* 
sitiOfi   mit  dem  Genetiv ,  Dativ,  Accusativ   con- 
dttnirt,    wie  ein  Adverb   mit  den  Präpositionen 
*uber\  *auf  verbunden,  wird  behandelt  als  wäre 
es   ein  Substantiv,    ein   Yerbum   und  erscheint 
als  zusammengesetztes  Yerbum  (anpfujeu) '). 

1)  Beilänfig  bemerke  ich,  daß  dem  von  Sanders  ange- 
föhrten  'l^fai  dich  an'  ein  plattdeutscher  Reflex  gegen- 
über tritt,  welcher  in  meiner  Jugend  und  noch  später, 
aber  in  einem  Wort  --*  nämlich  Fudekan  —  gespro- 

6 


62 

Der  Lautcomplex  *Pfai'  wird  wesentlich 
durch  dieselbe  Mundstellnng  und  dieselbe  ge- 
waltsame Ausstoßung  des  Luftstromes  hervor- 
gebracht, welche  die  Ausspritzung  von  Speichel 
herbeifuhrt,  und  da  bei  außerordentlich  vielen 
Völkern  das  Ausspeien  das  stärkste  Zeichen  des 
Absehens  ist,  auch  bei  unerzogenen  Mensehen 
die  Interjection  sogar  von  einem  Ausspeien  be- 
gleitet wird,  scheint  kaum  bezweifelt  werden  zu 
dürfen,  daß  sie  den  Ansatz  zum  Ausspeien  bil- 
det, gerade  wie  uns  oben  'räch*  ursprünglich 
ein  Ansatz  zum  Erbrechen  schien.  Ist  diese 
Annahme  richtig,  so  sehen  wir  auch  hier  eine 
beabsichtigte  Handlung  zu  einer  Interjection 
werden  und  die  Interjection  den  Character  von 
Begriffswörtern  annehmen. 

Allein  folgende  Betrachtung  macht  es  wahr- 
scheinlich, daß  entweder  aus  einem  nahen  Ver- 
wandten dieser  Interjection,  gerade  wie  aus  den 
oben  angeführten,  z.  B.  at:  alclion  ^  oder  sogar 
aus  einer  Laut -Nachahmung  der  Handlung,  de- 
ren Ansatz  die  Interjection  ausdrückte  und  zwar 
in  verhältnißmäßig  früher  Zeit  —  ebenfalls  Be- 


chen,  als  eines  der  stärksten  Schimpfwörter  galt;  ob 
es  jetzt  noch  im  Gebranch  ist,  wei£  ich  nicht.  Man 
sagte  z.  B.  'du  Fudekan' ,  *solch  ein  Fndekan'.  Nach 
Analogie  des  in  Münden  gehrauchten  *Sidekum'  =  hoch- 
deutsch 'Sieh  dich  um'  als  Bezeichnung  kleiner  Häns- 
chen,  von  denen  aus  man  eine  schöne  Aussicht  genieit, 
nahm  ich  Fu  im  Sinn  einer  zweiten  Person  Singularis 
des  Imperativs  und  —  da  Tfui'  Yerabscheuung  ausdrückt, 
ursprünglich  aber,  wie  im  Text  (S.  62)  bemerkt  ist,  höchst 
wahrscheinlich  aus  der  Handlung  des  Ausspeiens  entstand  —, 
die  Zusammensetzung  entweder  im  Sinne  'speie  dich  an', 
oder  *rufe  dir  Pfui  zu'.  Der  Geschimpfte  wurde  demnach 
durch  das  Schimpfwort  als  ein  solcher  bezeichnet ,  der 
sich  anspeien,  selbst  vor  sich  den  tiefsten  Abscheu  füh- 
len müßte. 


63 

griffswörter   in    außerordentlich  großer  Anzahl 
lenorgegangen  sind. 

Wesentlich  gleiche  Bedeutung  mit  *Pfui'  ha- 
ben nämlich  bekanntlich  die  fast  lautgleichen 
loterjectionen :  lateinisch  phui,  griechisch  (pi). 
Danach  dürfen  wir  wohl  vermuthen ,  daß  diese 
Interjection,  wenigstens  in  den  indogermanischen 
Sprachen  Europas,  schon  zur  Zeit,  in  welcher 
diese  noch  eine  Einheit  bildeten,  gebraucht  ward. 
Da  nun  aber  Verschärfung  des  Luftstroms  den 
Zischlaut  herbeiführt,  so  ist  es  gar  nicht  un- 
möglich, daß  lateinisch  spuo,  sammt  den  ihm 
enteprechenden  Wörtern  mit  der  Bedeutung 
speien  (vgl.  Fick,  P,  835  und  Pott,  Etym. 
Pschgen,  2te  Aufl.,  I.  2  [1867],  S.  1367)  die 
Beflexe  und  Derivate  eines  ihnen  zu  Grunde  lie- 
genden Verbums  sind,  welches  entweder  aus 
jener  Interjection  hervorgegangen  war,  t)der, 
wie  diese  selbst,  ebenfalls  aus  der  im  Ansatz 
zum  Speien  stehen  gebliebenen  Nachahmung 
dieser  Handlung. 

Was  die  letztere  Auffassung  betrifft,  so  läßt 
sich  wenigstens  nicht    in    Abrede   stellen,   daß 
diese  Weise,  die  Handlung  zu  bezeichnen ,  eine 
sehr  nahe  liegende  war,  daß  sie  sich  wenigstens 
nach  und  nach  unwillkürlich  von  selbst  ergeben 
and  von  dem  Hörenden   unmittelbar  verstanden 
werden  konnte.    Stellen   wir  uns  z.  B.  vor,  daß 
Jemand  etwas   im  Munde   hatte  und  ein  andrer 
wünschte  —  etwa  weil  er  es  für  nachtheilig  für 
ihn  hielt  —  daß   er   es  ausspeie,  dann  mochte 
er    ihm   zuerst   wohl   die    Handlung    des    Aus- 
speiens  vormachen ;    kam  es  aber  mehrmal  vor, 
dann  durfte  der  eine  wohl  mit  Sicherheit  erwar- 
ten,  daß  schon  die   gewaltsame  Aeußerung   der 
beim  Ausspeien  eintretenden  Laute  (sphu  oder 


64 

»pu)  genügen  würde,  den  andern  zum  VoUseng 
\lie<^.'r  Handlang  zu  bestimmen. 

§.5. 

Doch  diese  Beispiele,  so  gering  aoch  ihre 
Anzahl  ist,  mögen  für  den  beabsichtigten  Zweck 
sfeuügen ;  ich  konnte  sie  mehren ;  allein  ich 
fühle  eine  gewisse  Sehen,  mich  einem  Problem, 
dessen  vollständige  Lösung,  seiner  ganzen  Natur 
nach,  wohl  in  alle  Ewigkeit  eine  Unmöglichkeit 
bleiben  wird,  zu  sehr  zu  näheren.  Auch  hat 
jeder  Versuch  weiter  vorzudringen,  den  Ursprung 
der  Sprache  sogar,  wie  er  thatsäehlich,  historisch 
vor  sich  gegangen  sei,  schildern  zu  wollen,  ah 
ob  man  dabei  gewesen  wäre,  —  geradezu  und 
unumwunden  gesprochen  —  fast  immer  zu  wahr- 
haft lächerlichen  Absurditäten  gefuhrt;  und 
zwar  keinesweges  bloft  unbedeutende,  sondern 
selbst  solche  Männer,  vor  deren  geistigen  An« 
lagen  man  die  höchste  Achtung  haben  muß; 
sie  ließen  sich  von  Phantastereien  gefangen  neh- 
men, zogen  aus  Voraussetzungen,  deren  Berech« 
tigung  sie  nicht  hinlänglich  geprüft  hatten,  un- 
berechtigte Folgerungen,  oft  mit  groftem  Scharf- 
sinn, aber  zugleich  ohne  besonnenes  Urtheil. 
Ich  wage  es  nicht,  weder  das  erste  mensehücfae 
Wort,  noch  die  Veranlassung  des  ersten  Schreis^ 
errathen  oder  ergründen  zu  wollen;  ich  möchte 
OS  nicht  einmal  über  mich  nehmen  zu  bestim- 
men, welcher  Categorie  jenes  angehörte,  ob  der 
der  Interjectionen,  oder  der  Schallnachahmungen, 
ob  es,  durch  einen  mächtigen  Eindruck  hervor- 
gerufen, gleichsam  als  dessen  Reflex,  oder  Echo 
ertönte,  oder  ob  es  aus  der  bloßen  Lust  an  den 
mannigfachen  Lauten ,  deren  der  Mensch  sich 
mächtig  fühlte,  hervorbrach  und,  unter  Beihülfe 
der  erwähnten  Accessorien    der  Lautsprache^  zu 


65 

einem;  mit  deren  Hälfe  leicht  verstäudlichen,  Be- 
griffwerth  gelangte.  Unter  diesen  nnd  andern 
Möglichkeiten  wage  ich  um  so  weniger  eine 
Wald  zu  trefifen,  als  ich  glaube  überzeugt  sein 
zu  dürfen,  daß  unter  dem  mächtigen  und  un- 
widerstehlichen Druck  des  Bedürfnisses  gegen- 
seitig verständlicher  Mittheilung,  welcher  in  den 
Anfängen  der  Sprache  herrschte  —  denn  was 
man  kann,  das  muß  man  —  alle  physi- 
Bchen  und  geistigen  Kräfte  sich  an  dem  ersten 
Wort  ebenso  wohl  wie  an  den  ersten  bethei- 
ligen konnten  und  daß,  um  jenem  Bedürfniß 
KU  genügen,  mehrere  derselben  —  vielleicht  zu- 
gleich —  thätig  waren,  etwa  so  wie  es  der 
große  Eöpigliche  Sänger  in  den  Worten,  welche 
ich  an  die  Spitze  dieses  Aufsatzes  gestellt  habe, 
beim  Preise  Gottes  von  sich  selbst  verlangt. 
Freilich  möchte  ich  mir  dann  erlauben  in  der 
üebersetzung  dieses  Mottos  statt  'Gebeine*  ein 
anderes  Wort  zu  unterstellen  und  die  hebräi- 
schen Worte  zu  übertragen:  'Alle  meine 
Kräfte  (die  der  Seele  wie  die  des  Leibes) 
sollen  8prechen\  Doch  dies  droht  uns  schon 
in  die  Entwickelung  der  Sprache  hinüber  zu 
uhren,  der  wir  für  jetzt  fern  zu  bleiben  beab- 
ichtigen. 


tei   der    Königl.   Gesellschaft   der    Wis- 
enschaften  eingegangene  Druckschriften. 

(Fortsetzung}. 

onalee  de  l'Observatoire  R.  des  Sciences  de  Belgique. 

T.  XXm-XXV.    1874-77.    4. 

muaire  de  rObservatoire  R.  1877.    44e  annee. 

)tio6e  extraites  de  rAnnuaire  pour  1875.    Idem  poar  1876. 

7 


66 

£•  Mailly,  Easai  sor  la  vie  et  les  oavrages  de  L.  A, 

J.  Qaeielet. 
Lee  Peneide«  en  1874.    Aurores  boreales  du  mois  d'Oc 

tobre.  1874. 
M.  Melsens,  de  Papplication  du  Rhe-Eleotrometre  aca 

paratonneres  des  t^legraphes. 
Em.  Quetelet,  memoire   bot  la  temp^ratore  de  l'ad 

ä  Broxelles.     1888-1872.    4. 
The  TransactionB  of  the  Limiean  Society.    Ser.  II.  Zoa 

logy.    Vol.  I.  P.  4.    4. 
Idem.  Botany.  Serie  II.    YoL  I.  P.  4.    4. 
The  Journal  of  the  Linnean   Soc.  Botany.  Vol.  XY.  Nn 

86-88.    Vol.  XVI.    Nr.  89— 92. 
Idem  Zoology.  Vol.  XII.    Nr.  64.  Vol.  Xin.  Nr.  66-71. 
List  of  the  Linnean  Society.  1876. 
Bulletin  de  la  Soc.  mathem.  T.  VI.  Nr.  1. 
JiÄresbericht  7   des  naturwiss.  Vereins   zu   Magdebius. 

1877. 
Verhandlungfen  des    naturwiss.  Vereins  von  Hamburg«  — 

Altena.    Neue  Folge.  1. 
Bulletin  of  the  American  Geographical  Society.  SessioB 

of  1876-1877.    Nr.  4.    New  York.  1877.    8. 
Monatsbericht  der  Eönigl.  Pr.  Akademie   der  Wies,  n 

Berlin.    Sept.  Ootober.  1877. 


f  > 


67 


Naehriehten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
itl     Schäften,  und  der  G.  A.  Universität  zu 
jt  Göttingen. 


20.  Februar.  M  8.  1878. 


Kiiiglich«  fiesellschaft  der  Wisdenschafteii. 

Sitzung  vom  2.  Februar. 

Wfistenfeld,  Die  Familie  el  Zabeir.    Abth.  2.     Tod 
des  Mag'ftb  ben  el-Zobeir.    Arabisch  und  Deutsch.  (Er- 
scheint in  den  Abhandlungen). 
Benfey,    Altpersisch    Mazdäh,    Zendisch     Mazdäonh, 
.  Sanslöritisch  Medhü's.    Eine  grammatisch-etymologische 
Abhandlung.    (Erscheint  in  den  Abhandlungen). 

—  Maha'm,  Nom.  sing.,  drittes  Beispiel. 

'—  Die  eigentliche  Accentnation  des  Indicatiy  Praesentis 
von  h  »sein«  und  (per  »sprechen«. 

de  Lagarde,  Kritische  Anmerkungen  zum  Buche  Isaias. 
(Erscheint  in  den  Abhandlungen). 

J.  Petersen  in  Kopenhagen,  Beweis  eines  Lehrsatzes 
betreffend  die  Integration  algebraischer  Differential- 
ansdrücke unter  geschlossener  Form.  (Vorgelegt  von 
Schwarz). 

Biecke,  Mittheilung  einer  Experimentaluntersuchung 
von  Carl  Schering  über  Reibungsströme. 

Marm^,  Mittheilungen  aus  dem  pharmacologischen  In- 
stitut zu  Göttingen. 

1.  Exp.    Beitrage    zur  Wirkung  des  Pilocarpin  von 
Prof.  Marm^. 

2.  üeber  Milchinfusionen  von  N.  Wulfsberg. 

8.    Untersuchung  einer  neu  importirten   afrikanischen 
Rinde  von  N.  Wulfsberg. 
Lang,  Beitrage  zur  Physiographie  gesteinbildender  Mi- 
neralien.   II. 


8 


68 

Beweis  eines  Lehrsatzes  betreffend 
die  Integration  algebraischer  Diffe- 
rentialausdrücke beziehang  ftweise 
algebraischer  Differentialffleichnn- 
gen  unter  geschlossener  Form. 

Von 
Dr.  Jnlius  Petersen  in  Kopenhagen. 

Bei  der  Integration  eines  algebraischen  Diffe- 
rentialansdmckes  bietet  sich  die  Frage  dar: 
Welche  Gestalt  muß  ein  solcher  Ausdruck  ha- 
ben, wenn  es  möglich  sein  soll,  das  Integral 
desselben  mittelst  algebraischer  Functionen  und 
der  Function  Logarithmus  in  geschlossener  Form 
darzustellen  ? 

Diese  für  specielle  Fälle  von  Abel  beant- 
wortete Frage  ist  selbst  ein  specieller  Fall  einer 
allgemeineren. 

Erstens  kann  nämlich  an  die  Stelle  der 
Function  Logarithmus  eine  endliche,  übrigens 
beliebig  große  Anzahl  von  transcendenten  Func- 
tionen treten,  welche  einzeln  oder  in  Verbindung 
mit  einander  sowie  mit  algebraischen  Functionen 
zur  Darstellung  des  Integrals  sollen  benutzt  wer- 
den dürfen,  unter  dieser  allgemeineren  Voraus- 
setzung wird  man  gleichfalls  berechtigt  sein, 
von  einer  Darstellung  unter  geschlossener  Form 
zu  reden,  sobald  festgesetzt  ist,  welche  transcen- 
denten Functionen  neben  algebraischen  zu  einer 
solchen  Darstellung  sollen  benutzt  werden  dür- 
fen, wobei  dann  jede  einzelne  dieser  Functionen 
nur  eine  endliche  Anzahl  Mal  vorkommen  darf. 
Bezüglich  der  transcendenten  Functionen  wird 
hierbei  die  Voraussetzung  festgehalten,  daß  die- 
selben einzeln  durch  algebraische  Differential- 
gleichungen  erster  Ordnung    erklärt  sind,   für 


69 

niche  ein    algebraischer   integrirender    Factor 
6ikiitirt« 

Zweitens  kann  man  an  die  Stelle  der  er- 
wähnten Integralfnnction  das  allgemeine  Integral 
einer  algebraischen  Differentialgleichung  erster 
Ordnong  treten  lassen,  indem  man  folgende 
Frage  stellt:  Die  Veränderlichen  x,  y  sind  durch 
eine  algebraische  Differentialgleichung  erster 
Ordnung  mit  einander  verbunden;  unter  welcher 
Bedingung  ist  es  möglich,  dem  allgemeinen 
btegrale  dieser  Differentialgleichung  die  Form 
%  s=r  f(^x,  y,  o)  =  0  zu  geben,  wo  c  die  Con- 
ilante  dler  Integration  bedeutet^  während  u  in 
Aschlosseiier  Form,  d.  h.  mittelst  algebraischer 
Fimctionen  und  einer  endlichen  Anzahl  gegebener 
transcendenter  Functionen  der  vorher  erwähnten 
Alt  dargestellt  werden  kann? 

Diese  Frage  findet  durch  den  im  Nachfolgen- 
den zu  beweisenden  Lehrsatz  ihre  Beantwortung. 

1. 

Eine  algebraische  Function  eines  oder  meh- 
teirar  Argumente  wird  erklärt  als  Wurzel   einer 
Algebraischen     Gleichung,     deren    Coefficienten 
ganze  rationale  Functionen  der  Argumente  sind. 
Die  Abgeleiteten  einer  algebraischen  Function 
and  wieder  algebraische  Functionen  der  Argumente. 
Solche   Functionen   nun,    deren   Abgeleitete 
algebraische  Functionen    der    Argumente    sind, 
mSgen   hyperalgebraische  Functionen  ge- 
nannt werden.    Solche  sind  z.  B.  log  x^  arc  sin  x, 
die  elliptischen  Integrale  u.  s.  w.    Die  algebrai- 
schen  Functionen   sind    hiernach     als    specielle 
Fälle  unter  'den  hyperalgebraischen  enthalten. 

2. 
Jede  algebraische  Differentialgleichung  erster 

8* 


70 


OrduuDg  mit  einer  abhängigen  Variablen  a 
n  unabhängigen  Variablen  v^^  v^  ...  t;^ 
sich  auf  die  Form  bringen. 

(1)    d(o  +  N^  dvi  +  -^2 ^^2  +  •  •  +  N^^Vn 

wo  N.f  N^  ..  Nn  algebraische  Funct 
der    Größen    v^,  v^  ..  vn  und    »    bezeic 

welche  den  bekannten  Integrabilitätsbedingi 
genügen. 

Die  Gleichung  (1)  bestimmt  im  Allgem 
€0  als  eine  transcendente  Function  der  Hj 
mente  v^,  v^  . .  ^n*  Si^^  ^i®  Großen^ na 
den  Größen  v,  nicht  aber  von  «  explici^ 
hängig,  so  ist  (o  eine  hyperalgebraische  ] 
tion  der  Größen  v. 

Es  bezeichne  (p  einen  integrirenden  F 
für  den  auf  der  linken  Seite  der  Gleichun 
stehenden  Differentialausdruck,  und  U  beze 
die  Function  von  «?i,  «^^  . .  v„,  «,  für  vi 
die  Gleichungen 

erfüllt  sind.  Während  ein  Theil  der  folge 
Untersuchungen  allgemeine  Geltung  hat, 
in  No.  7  und  im  Folgenden  die  besoi 
Voraussetzung  zu  Grunde  gelegt,  daß  es 
den  unendlich  vielen  integrirenden  Fac 
einen  gebe,  welcher  eine  algebraif 
Function  der  Größen  i?^,  v^  ...  v^  und  m 

3. 

Sind  die  Variablen  i?i,  t?2  ...  v,,,  von  c 
die  in  No.  2  betrachtete  transcendente  Fun 
CO  abhängt^    algebraische  Functionen  von    i 


71 

len  Variablen  w^^  w^  •••  t^m,  welche  anstatt 
der  Größen  v  als  unabhäDgige  Variable  betrach- 
tet werden  sollen,  so  geht  die  Transcendente  m 
in  eine  Function  der  Größeo  w  über. 

Ein  Ausdruck  nun,  welcher  nur  algebraische 
Functionen  einer  oder  mehrerer  Größen  (o  und 
Yon  deren  Argumenten  w  enthält,  soll  eine 
transcendente  Function  erster  Stufe  der  Grö- 
ften  w  genannt  werden. 

Eine  transcendente  Function  erster  Stufe, 
deren  Argumente  w  in  Bezug  auf  andere  Va- 
riable—  welche  anstatt  der  Größen  m;,  als  unab- 
töugige  Variable  betrachtet  werden  sollen,  — 
selbst  wieder  transcendente  Functionen  erster 
Stnfe  sind,  soll  in  Bezug  auf  diese  neuen  Argu- 
mente eine  transcendente  Function  zweiter 
Stafe  genannt  werden. 

Auf  diese  Weise  können  transcendente  Func- 
tionen beliebig  hoher  Stufe  erklärt  werden. 

Wenn  man   eine  solche  Function  betrachtet, 
80  kann  man  von  vornherein  annehmen,  1)  daß 
keine  der  in  Betracht  kommenden  Transcenden- 
ten   sich    auf  eine    niedrigere    Stufe   reduciren 
lasse;   d.  h.,   daß  keine    dieser   Transcendenten 
eine  algebraische  Function  von   Transcendenten 
derselben  Art  sei,  welche  sämmtlich  von  niedri- 
gerer Stufe    sind   als   sie  selbst  und    2)  daß  die 
Anzahl  der  eingehenden  Transcendenten  höch- 
ster Stufe  möglichst  klein  sei,  d.  h.  daß   zwi- 
schen denselben   und   Transcendenten  niedrige- 
rer Stufe  keine  algebraische  Gleichung  bestehe. 
Wären  nämlich  die  unter  1)  und  2)  angegebenen 
Voraussetzungen  nicht  erfüllt,  so   ließe  sich  der 
betrachtete  Ausdruck  in  einen  anderen  und  zwar 
in  einen  einfacheren   überführen,    für   welchen 
jene  Voraussetzungen  erfüllt  sind. 

Hieraus  ergiebt  sich,   daß  jede  algebraische 


72 

Gleichung  zwischen  den  erwähnten  TrsaaGendei; 
ten  höchster  Stnfe  und  anderen  Transeemdente 
niedrigerer  Stufe  bezüglich  der  ersteren  ideii 
tisch  erfüllt  sein  muß.  Wäre  dieses  nämlicl 
nicht  der  Fall,  so  könnte  eine  solche  Olelohunj 
zur  Elimination  einer  der  Tranaeendenten  m 
dem  Ausdruck  und  folglich  zur  Yereinfachunj 
desselben  benutzt  werden. 

4. 
Es  sei 

(3)  äff  =  P, dXi  -f  P^dx^  -f  . ..  +  Pj^dXk 

eine  gegebene  algebraische  DifFerentialglt 
chung  erster  Ordnung.  Die  Größen  P  sind  ak 
algebraische  Functionen  von  x^^  x^^  ,  .  Xk  undi 
welche  den  Integrabilitätsbedingungen  genügei 
Wir  nehmen  an,  es  sei  möglich,  das  allg« 
meine  Integral  dieser  Differentialgleichung  j 
die  Form 

(4)  u  —  fix^,x^  . .  a?^, «/,  Wi,  «a  . .  «p)  =  cona 

zu  setzen,  wo  f  eine  algebraische  Function  ihn 
Argumente  ist,  und  die  Größen  a>  transcendem 
Functionen  beliebiger  Stufen  von  x^y  x^  ,. ,  i 

und  y  sind.    Man  setze  nun 

u  =  F{x^,  x^  . .  x^,  y,  w) 

indem  man  eine  der  Transcendenten  höchst 
Stufe  mit  co  bezeichnet  und  alle  übrige  Abhäi 
gigkeit  —  insofern  nämlich  auch  die  übrige 
Größen  (o  von  y  und  von  den  Größen  x  al 
hängen  — ,  durch  das  Functionszeichen  F^  b 
zogen  auf  die  Argumente  x  und  y  ausdrücls 
{F  ist  demnach  in  Bezug  auf  a>  eine  algebraiscl 
Function). 


73 

Hierbei  wird  indeß  der  Fall  ausgenommen,  in 
welehem 

(5)  t»  «  Vi+V^Ä+'-'+Wi 

ist,  wo  Ui  eine  algebraische,  tp^^  tp^  ...  hyper- 
algebraische Functionen  sind,  während  unter 
den  Argum«nteii  dieser  Functionen  Transcenden- 
ten  ni^hsthöchster  Stufe  vorkommen  können. 
In  diesem  Ausnahmefalle  bezeichne  a>  eine  der 
Yorkommenden  Tra&scendenten  nächsthöch- 
ster Stufe,  so  daß  u^  eine  algebraische, 
^u  ^2  •  •  *  hyperalgebraische  Functionen  von  üo 

sind.    In  allen  Fällen   wird  also  m  in  ^-   nur 

algebraisch  und  neben  Transcendenten  von  der- 
selben oder  von  niedrigerer  Stufe  vorkommen 
können. 

Bei  den  folgenden  Differentiationen  soll  un- 

iu  du  dF         äF 

ter  -r-  und  -^  stets  -^-  und  ^-  verstanden  wer- 
ix^  oy  öx^         öy 

den,  indem  dem  Zeichen  d  die  Bedeutung  beige- 
legt wird :  partielle  Differentiation  in  Bezug  auf 
eine  gewisse  Variable  insofern  diese  sich 
explicit  unter  den  Argumenten  der 
Function  befindet;  wirschreiben  also  z.B. 

du   du       du  dm 

dx^       dx^      d«  dx{ 

Die  Bedingungen  dafür,  daß  die  Differential- 
gleichnng  (3)  durch  die  Gleichung  (4)  allgemein 
integrirt  wird,  sind  (t  =  1,  2  . . .  i) 


Diese   Gleichungen  sind    in  Bezng    anf  die 
Transcendente  o)   algebraische  Gleichungen;  in 
Folge  der  unter  No.  3  getroffenen  Voraussetzung 
müssen  also  diese  Gleichungen  identisch  erfalli 
sein.    Man  darf  daher  in  Bezug  auf  m  differen- 
tiiren  und  erhält 


(7) 


S*u 


d*u    dm        du  i  idm\ 


+  ( 


dx^dta       d(o^  '  dx^       d(o  dm  \dxj 

d^u        dhi    dm       du    d  /ö«\\  p   

dy  dm      dm^ '  dy        dm  dm  \dyfj    * 


0.  i 


Die  linke  Seite  dieser  Gleichung  multiplicire  man 
mit  a^  einer  nachher  zu  bestimmenden  Function 
von  Xi^  x^  ...  und  y,  und  setze 


ß  =  a 


du  ^ 
du' 


dann  ist 


dß  idhtdm    ,      d^u  \   ,   du    da 

-  — ~  fl{  I  —  —  —1- 1  -j— ,  — 

dx^  \dm^  dx^      dx^  dm)       dm  '  dx^ 


dß  i 

a»  =  °( 


d^u  dm   ,     d^u 


+ 


y+ 


du    da 


dm^ dy       dydm'       dm    dy' 


Bestimmt   man  nun    die  Function  a   durch 
die  Gleichungen 


da   d  idmx       da 


d  idmy 


dxi  dm\dxij'     dy  dmydyi 

( —  die  Möglichkeit  dieser  Bestimmung  wird 
später  bewiesen  werden  — )  so  lassen  sich  die 
Gleichungen  (7)  schreiben,  wie  folgt: 


75 

(9)  ^-  +  ^P=  0 

Ott 

oder  es  ist,  wenn  wir  für  P»    ~-  einsetzen, 

ß  =  eonst. 

Hieraus  folgt:  Wenn  a  die  Gleichungen  (8)  be- 
friedigt, so  ist  /?  =  c  entweder  eine  Identität, 
oder  eine  neue  Form  der  Integralgleichung 
von  (3). 

Wir  wollen  jetzt  beweisen,  daß  es  immer  un- 
endlich viele  Functionen  a  giebt,  die  den  Glei- 
chungen (8)  genügen.    Zu  diesem  Zwecke  setzen 

?nr  a  =  —  und  erhalten,    indem  x  sowohl  x^ 
kls  ^bedeuten  kann, 

dq>   .        d  löte  dVi      im  dv^         .a 

l^an  ist  aber  in  Folge  der  Gl.  (1) 

öv 
biso,  da  die  Größen  — -    o»  nicht  enthalten, 

ox 


0  =  1? 

ox 


^\d»  dx^  6a  dx    ^     ) 


76 

Diese  Gleichung  ist  befriedigt,  wenn  9  ein 
integrirender  Factor  von  (1)  ist,  denn  man  hat 
in  diesem  Falle 

öy  6(pd(A      dtp  dv^       dtp  dv^   , 

dx        6(0  dx      (fej  dx       dv.2,  flo? 
wo 

also 

dx  -  d«(ö^  +  ^*  ö^  +^«  öo:  +•••)' 

mithin,  da   die  ElammergröBe   des  ersten  Glie- 
des der  rechten  Seite   identisch  gleich  Null  ist 

d(p  ,dN^  dvi      dN^  dv^ 


dx 


'^(ic^ö^+d«   0^  +  ')  =  ®- 


Ist  also  9)  ein  integrirender  Factor 
von  (1),  so  befriedigt  a  =  —  die  Glei- 
chungen (8). 

Es  ist  also  der  folgende  Satz  bewiesen: 

Wenn  die  Differentialgleichung 

dy  =  P^dxi  +P^dx2  +  ...  +  PkdXk 

mit  einer    abhängigen   Variablen  das 
Integral 


77 

u  ==  F(x^^  a?2  •  ••  y,  ^)  =  c 
oder 

^i+^2  +  ---  +  w,  =  c 

hat,  wo  a>  eine  der  Transcendenten 
höchster  beziehungsweise  nächsthöch- 
ster Stufe  ist,  so  ist 

du 
(10)  ^  =  C9 

entweder  eine  Identität,  oder  eine 
neue  Form  der  Integralgleichung. 


5. 

Die  Bedingungsgleichungen  (6)   sind   in  Be- 

zng   auf  10  identisch;    die  Abgeleiteten  —  ent- 

halten  die  Integrationsconstante  der  Function 
nicht  explicite,  sondern  nur  insofern,  als  diesel* 
ben  gegebene  Functionen  von  no  sind ;  man 
kann  daher  der  in  üo  eingehenden  Con- 
stante  jeden  Werth  beilegen,  ohne 
daß  u  =  c  aufhört,  eine  Integralglei- 
chung von  (3)  zu  sein. 


6. 
Hat  u  nicht  die  Form 

y^i  -f-V'a +  •••  +  «*! 

und   ist   (10)  keine  Identität^  so   hat  man  zwei 
Formen  der  Integralgleichung 


78 
1     du 


=  c,   und  u  =  c; 


(O. 


(p  '  da) 
man  muß  dann  haben 

wo  (^  eine  unbekannte  Function  ist.  Hierausfolgt 

Der  Fall,  in  welchem  (10)  eine  Identität  ist, 
ist  hierunter  einbegriffen,  indem  dann  ^(w)  eine 
Constante  wird.  In  /yd«  ist  nur  «  als  varia- 
bel zu  nehmen. 

Die  Größe  auf  der  linken  Seite  ist  eine  Func- 
tion von  w;  sei  (oö)  der  Werth  von  w,  den  wir 
aus  u  =  c  entnehmen  können,  so  ist 


80  daß 


(«.) 


(tf 


(14)  f(pdfo  =  c 

H 

eine  neue  Integralgleichung  ist.    Die  Größe  («) 
enthält  a>  nicht,  sondern  ist  eine  algebraische 
Function  der  übrigen  Transcendenten. 
Durch  Integration  von  (1)  erhält  man 

Ol  t?j  t?8 

(15)  {ipä«>+i[9N,-]dv,  -\-i[<pN^]dv^  f..  =  0, 
i  i         «  J         "•* 


79 

wo  a,  i,  c . .  beliebige  Gonstanten  sind  und  [(pNfJ 

bezeichnet,  daß  a  für  üo,  b  inr  v^  u.  s.  w.  ein- 
geisetzt  ist.  In  Folge  dieser  Gleichung  wird 
die  Integralgleichung  (14) 

(16)    \wdeii  +  ([y^i]  <it?i  +  . . .  =  const. 


7. 

Wir  wollen  jetzt  eine  Einschränkung  ein- 
treten lassen,  indem  wir  voraussetzen,  daß  es 
unter  den  integrirenden  Factoren  g> 
der  Differentialgleichung  (1)  einen 
giebt,  der  eine  algebraische  Function 
von  «,  Vj,  V2  ...  ist.  (Dieselbe  Voraussetzung 
bezieht  sich  auf  die  Differentialgleichungen^  durch 
welche   die  übrigen   Transcendenten   a^  erklärt 

werden)«    In  der  Bestimmungsgleichung  für  a> 

ü  =  € 

ist  dann  U  eine  hyperalgebraische  Function  von 
»,  Vj  t?2  •••  Da  die  Integralgleichung  (16)  aus 
JJ  =  c  gebildet  wird,  wenn  man  (c»)  für  co  ein- 
setzt —  (daß  man  durch  diese  Einsetzung  eine 
neue  Form  der  Integralgleichung  erhält,  ist 
auch  unmittelbar  einleuchtend)  —  so  ist  ihre 
linke  Seite  eine  hyperalgebraische  Function  von 
(«),  Vj,  ^2  ...  Unter  diesen  Größen  kommt  c» 
nicht  vor. 

Der    Integralgleichung    kann    also    in    allen 
Fällen  die  Form  gegeben  werden 

(17)  V  =  const., 


80 

wo  tp  eine  hyperalgebraische  Fanction  ihrer  A?" 
gnmeDte  ist.  (Die  Form  (5)  ist  offenbar  aach  in 
(17)  enthalten).    Ist  nun  eo^  eine  der  unter  dem 

Functionszeichen  %fß  enthaltenen  Transcendenten 
höchster  Stufe,  so  ist 

1     d\b 

—  C; 


entweder  eine  Identität  oder  eine  neue  Form 
der  Integralgleichung.  Das  letztere  ist  nicht 
möglich ,  ^  weil  in  dieser  Gleichung  keine  neue 
Transcendente  und  auch  üo  nicht  mehr  vor- 
kommt, während  vorausgesetzt  war^  daß  es  un- 
möglich wäre,  die  Anzahl  der  in  u  =  c  vor- 
kommenden Transcendenten  höchster  Stufe  zu 
verkleinern.     Wir   müssdn  also  identisch  haben 

somit 


f 


(19)  V>  =  OiU>id<^i-\-[tl>] 


a 


wo  a  eine  beliebige  Constante  ist.  Das  Integral 
läßt  sich  hier,  vermittelst  der  Bestimmungs- 
gleichung für  «;•  in  [U^a)'=a  umformen.     Es 

hat  u  die  Form 

beibehalten,  aber  unter  den  Argumenten  der 
Functionen  tp  kommt  a>,-  nicht  vor. 


81 

Wir  ersehen  hieraus,  daß  u  so  lange  seine 
einfachste  Form  noch  nicht  angenommen  haben 
kann,  als  noch  Transcendenten  anter  den  hyper- 
algebraischen Functionszeichen  vorkommen ;  also : 
Wenn  eine   algebraische   Differen- 
tialgleichung    erster     Ordnung     mit 
einer  abhängigen  Variablen  das  Inte- 
gral u  =  c  hat,   wo  u  durch   beliebige 
Superposition     von     Transcendenten 
der  hier  besprochenen  Art  ausdrück- 
bar ist,   so   ist  u  in  seiner   einfachsten 
Form  gleich  einer  Summe  von  hyper- 
algebraischen   Functionen    erster 
Stufe. 

8. 

Wir  haben  bisher  nur  die  Form  der  Integral- 
gleichung u  =  c  betrachtet;  wir  können  aber 
beweisen,  daß  der  Fall,  in  welchem  die  Integral- 
gleichung von  (3)  die  Form 

u  =  f(x^,  x^  ...  y,  c)  =  0 

hat,  sich  auf  den  betrachteten  Fall  zurückführen 


Ist  nämlich  u  eine  hyperalgebraische  Func- 
tion, dann  ist 

du  du 

■^r-  +  P-  V-  =  0- 
dXi  ^  ^»  dy 

Wenn  c  aus  dieser  Gleichung  nicht  identisch 
verschwindet,  so  bildet  dieselbe  eine  neue  Form? 
der  Integralgleichung;  dann  hätte  aber  u  nicht 
seine  einfachste  Form;  verschwindet  aber  c  iden- 
tisch aus  dieser  Gleichung,   so  ist  (3)  auch  für 


82 

M  =^  c,  befriedigt,   und    man    hat   danu^   wen: 
man   c  einen   willkürlichen    Werth  beilegt,   di 
früher  betrachtete  Form. 
Ist  hingegen 

u  =  F(a?,,  x.^  ...  y^  »,  c)  =  0 

eine  algebraische  Function  von  co,  so  entnehme) 
wir  aus  der  Gleichung  u  =  0  »  =  (m)  un< 
setzen  den  Werth  in  die  Bestimmnngsgleichnn] 
von  Ol  ü"  =  0  ein.  Wir  erhalten  d^lnrch  ein 
neue  Form  der  Integralgleichung 


k        ^ 


Da  nun   U  eine   hyperalgebraische  Functioi 
ist,  so  ersehen  wir,  wie  im  ersten  Falle,  daß 

i:^]a.==M  =  Const. 
ebenfalls  die  gegebene  Gleichung  befriedigt. 

9. 
Die  gegebene  Gleichung  war 

dy  =  P^dx^  +P2(Za?2  +  ... 
Aus  u  =  c  erhalten  wir  aber 
r^^x     ^u  .     ,    du   ^       ,    du   ^ 

V-  ist  also  ein  integrirender  Factor  und  aus  de 

gefundenen  Form  von  u  ersehen  wir,  daß  diese: 
Factor  eine  algebraische  Function  ist.  Wi: 
können  außerdem    beweisen,   daß   eine  gewissM 


m 

Potenz  dieses  Factors   eine   rationale  Function 
der  Größen  x,  P  und  y  ist. 

Es     sei    näinlicli    y    der    Factor,     so    ist 
(»i  =  1 ,  2,  . .  Ä) 

andererseits  sei 

(aa)  fF«=  y^  +  A^ 9**- V  ^, <y'*-2+..+^«  =  0 

die  irreductible  algebraische  Gleichung, 
welcher  q>  genügt,  und  deren  Coefficienten  ra- 
tionale Functionen  von  ^n  a;.^  ..  «/,  P^,  P^  .. 
sind. 

Man  erhält  aus  beiden  Gleichungen 

dV  dV         dVdP: 

Diese  Gleichung  hat  mit  (22)  eine  gemein- 
schaftliche Wurzel;  also  genügen  alle  Wurzeln 
[■  der  Gleichung  (22)  zugleich  den  Gleichungen 
(23);  es  sind  daher  alle  Wurzeln  y^,  <p^  ..  y„ 
integrirende  Factoren.  Berücksichtigt  man 
nun,  daß 

(24)  A^  ==  ±9i»2  ••  9n 

"^e  rationale  Function  von 

a?i,  x^  .•  X]^^  y,  Pj,  P^  >>  Fj^ 


ist  und  daß  YAn  für  q>  gesetzt  den  Gleichungen 
(21)  genügt,  so  ergiebt  sich 


84 


(25)  9  =  i/i;r 

Um  den  integrirenden  Factor  zu  finden,  i 
man  daher  za  untersuchen,   ob  die  Gleichung 

dxi         ^  dy  dy 

für  einen  ganzzahligen  Werth  von  n  ein  pai 
culäres  Integral  haben,  welches  eine  ration 
Function  der  Größen  rr,  P  und  y  ist. 

10. 

Wenn  die  Gleichung  (3)  keinen  algebraiscl 
integrirenden  Factor  hat,  so  ist  die  Integrati 
derselben  unter  geschlossener  Form  vermittelst  ( 
erklärten  Transcendenten  nicht  möglich.  V 
wollen  untersuchen,  ob  es  dann  nicht  einen  in 
grirenden  Factor  giebt,  welcher  durch  diesell 
Transcendenten  ausdrückbar  ist. 

Geben  wir  dem  Factor  die  Form 


so  müssen  wir  haben 

Diese  Gleichungen  müssen  in  Bezug  auf 
identisch  sein;  diifereutiiren  wir  nach  «, 
fällt  das  letzte  Glied  fort  und  wir  erhaU 
Gleichungen,  die  der  Form  nach  mit  den  Gl 
chungen  (7)  übereinstimmen,  nur  mit  dem  ünt 
schiede,  daß  X  an  die  Stelle  von  u  getreten  i 
können  also  schließen,  daß 


l 

I 

f 


85 

27)  -^  =  c 

(pom 

eine  Identität  oder  ein  Integral  der  gegebenen 
Differentialgleichang  ist.  Im  letzteren  Falle 
hätte,  wie  wir  eben  bewiesen  haben,  die  Diffe- 
rentialgleichang einen  algebraischen  integriren- 
den  Factor;  im  ersteren  Falle  haben  wir 
identisch 

(28)  l  =  cf^dio 

und  können  dann  wie  früher  vermittelst  der  Be- 
stimmangsgleichnng  von  (o  rednciren.  Der 
integrirende  Factor  mnß  also  die  Form 
haben 

(29)  e^  =  gV'i+^2  4-..^ 


wo   die   Functionen   tp   hyperalgebrai- 
sche Transcendentenerster  Stufe  sind. 
'    Ein   Beispiel    bietet    die     lineare    Differential- 
gleichung dar. 


11. 

Wir  haben  der  Einfachheit  wegen  ange- 
nommen, daß  die  gegebenen  Größen  P  algebrai- 
sche Functionen  von  y  und  den  Größen  x  sind. 
Nehmen  wir  indessen  au,  daß  die  Größen  P 
Transcendenten  beliebiger  Stufen  sind,  so  bleibt 
unsere  Entwickelung  dennoch  gültig,  wenn  wir 
fiberall  an  die  Stelle  algebraischer  Functionen 
Ton  0?,  y  algebraische  Functionen  von  ap,  y  und 
P  setzen. 

9* 


86 

12. 

Als  eine  einfache  Anweödimg  des  im  Vorher- 
gehenden bewiesenen  allgemeinen  Lehrsatzes  er- 
giebt  sieh  nnn  Folgendes: 

Es  seien  Pj,  P^  ..  P,»  algebraische  Functio- 
nen von  X,  welche  nicht  die  Ableitungen  alge- 
braischer Functionen  sind;  führt  man  dann  die 
Functionen 

als  Transcendenten  ein>  so  ist  es  unmöglich,  das 
Integral 

X 

fPdx 

wo  P  eine  algebraische  Function  von  x  bedeutet, 
unter  endlicher  Form  vermittelst  algebraischer 
Functionen,  der  Functionen  0  und  ihrer  inver- 
sen  Functionen  auszudrücken,    es  sei  denn,   dafi 

(30)    ./P^  =  2:2c^,,<p^(a;^,,)4-x, 

wo  x^^  ^  und  X  algebraische  Functionen  von  x 

bezeichnen. 

Ein  sehr  specieller  Fall  dieser  Functionen  O 
ist  der  Logarithmus. 

Wenn  es  daher  überhaupt  möglich 
ist,  ein  algebraisches  Differential 
mittelst  algebraischer  Functionen 
und  mittelst  der  elementaren  Trans- 
enten (log  X,  a*,  sin  a?,  arc  sin  x  u.  s.  w.) 


87 

in  geschlossener  Form  zu  integriren, 
so  ist  dieses  nur  möglich,  wenn  man  hat 

(31)  /Prfa;  =  2c^logx^  +  X, 

wo  x^  und  X  algebraische  Functionen  bezeich- 
nen. Man  beweist  leicht,  daß  diese  alge- 
braischen Functionen  sich  rational 
durch  X  und  P  ausdrücken  lassen. 
Jedenfalls  lassen  sie  sich  nämUch  rational  aus- 
drücken durch  X,  P  und  die  Wurzel  y^  einer  ir- 
reductiblen  algebraischen  Gleichung,  deren 
Coefficienten  rationale  Functionen  von  x  und  P 
sind.  Durch  Differentiation  von  (31)  erhält  man 
eine  Gleichung,  welche  von  y^  und  daher  auch 
von  den  übrigen  Wurzeln  y^  "  Vk  ^®^  "^®" 
ductiblen  Gleichung  befriedigt  wird;  man  kann 
daher  in  den  Ausdruck  für  JPdx  für  y^  jeden 
anderen  Werth  von  y  einsetzen ;  durch  Addition 
der  sodann  erhaltenen  Gleichungen  erhält  man 
einen  neuen  Ausdruck  für  fPdx^  in  welchem 
die  Größen  y  symmetrisch  auftreten ;  die  symme- 
trischen Functionen  der  Größen  y  lassen  sich 
aber  rational  durch  x  und  P  ausdrücken. 

Hat  man  auch  die  elliptischen  Integrale  U 
nnd  deren  inverse  Functionen  eingeführt,  so 
können  in  dem  Ausdruck  für  fPdx  auch  Glie- 
der von  der  Form 

Torkommen.  Ungefähr  in  dieser  Form  hat  Abel 
den  Satz  in  einem  Briefe  an  Legendre  ausge- 
sprochen, (Oeuvres  compl.  T.  II  Fg.  262)  jedoch 
mit  der  Einschränkung,  daß  er  nur  Transcen- 
d^nten  erstor  Stufe  und  nicht  die  inversen  Func- 
tionen in  Betracht  zieht.     Ein  Beweis  für  ^i^^ 


88 

sen  Satz  findet  sich  in  Abels  Werken  nicht;  es 
ist  mir  aber  von  Hm.  Sylow  in  Fredrikshald 
mitgetheilt  worden,  daß  ein  solcher  in  den  von 
Abel  hinterlassenen  Papieren  sich  vorfindet. 
Ein  Theil  der  vorstehend  mitgetheilten  Unter- 
suchungen ist  in  einem  im  Jahre  1876  nnter 
dem  Titel:  Om Integralregningens Transcendenter 
in  der  Zeitschrift  Zenthen's,  3te  Reihe,  later  Band, 
pag.  1  bis  9  veröffentlichten  Aufsätze  des  Ver- 
fassers enthalten. 


Mittheilung  aus   einer   Experimental- 
untersuchung  über  die  »Beibungs- 

ströme«. 

Von 

Karl  Schering. 

(Vorgelegt  von  Riecke.) 

Auf  die  electrischen  Ströme,  welche  in  einem 
Leitungsdrahte  beobachtet  werden,  dessen  Enden 
mit  zwei  verschiedenen  Stellen  des  Reibzengs 
einer  Electrisirmaschine  verbunden  sind,  ist 
neuerdings  durch  die  Beobachtungen  des  Herrn 
Prof.  Zöllner^)  die  Aufmerksamkeit  gelenkt, 
welcher  die  Allgemeinheit  des  Auftretens  dieser 
electrischen  Ströme  nachgewiesen  hat. 

Die  unten  mitgetheilten  Beobachtungen  ha- 
ben den  Zweck,  die  bisher  nicht  untersuchte 
Abhängigkeit  der  Intensität  dieser  Ströme,  von 
der  gegenseitigen  Entfernung  der  mit  einander 
verbundenen    Stellen   des  Reibzeugs   zu    zeigen. 

1)  Annalen  der  Physik   und  Chemie.     Bd.  CLYIII. 
'^—689. 


89 

Auf  Grund  dieser  Beobachtungen  ergiebt  sich 
dann  eine  Erklärung  der  »Beibungsströme«  als 
einer  Ausgleichung  verschieden  großer  Electrici- 
tatsm engen  mit  gleichem  Vorzeichen. 

Für  die  Veranlassung  zu  der  folgenden  Unter- 
suchung, so  wie  für  die  gütige  Erlaubniß  zur 
Benutzung  der  Instrumente  des  hiesigen  physi- 
kalischen Instituts  bin  ich  Herrn  Prof.  Riecke 
zu  Dank  verpflichtet. 

Die  Versuche  sind  auf  folgende  Weise  ange- 
stellt: Als  Isolator  diente  eine  cjlindrische  Glas- 
walze, nach  Art  der  zu  den.  früheren  Reibungs- 
electrisirmaschinen  gebrauchten.  Sie  wurde  um 
eine  horizontale  Achse  vermittelst  einer  Kurbel 
gedreht.  Das  Reibzeug  bildete  ein  40™°*  breiter 
Biemen  von  weichem  Leder,  der  quer  über  die 
Walze  gelegt,  isolirt  befestigt,  und  durch  ein 
Gewicht  an  dem  einen  Ende  gespannt  und  so  an 
die  Walze  angedrückt  wurde.  Er  berührte  diese 
in  einer  Länge  von  200 — 300"™.  Die  geriebene 
Oberfläche  des  Leders  war  nicht  mit  Amalgam 
präparirt.  Oben  in  den  Riemen  wurden  an 
zwei  verschiedenen  Stellen  Stahlspitzen  einge- 
steckt, und  jede  derselben  mit  einem  Ende 
des  Multiplicatordrahtes  eines  empfindlichen 
Wie  de  mann 'sehen  Galvanometers  verbunden, 
und  dieses  mit  Fernrohr  und  Scala  beobachtet. 

Als  allgemeines  Resultat  ergab  sich :  Wurde 
die  eine  in  das  Reibzeug  eingesteckte  Spitze  in 
ihrer  Stellung  ungeändert  gelassen,  die  andere 
Spitze  dagegen  in  verschiedenen  Entfernungen 
von  der  ersten  in  den  Riemen  eingesteckt,  in 
welchen  eine  Centimeterscala  eingeritzt  war,  so 
nahm  mit  zunehmender  Entfernung  der  Spitzen 
von  einander  auch  die  Ablenkung  der  Nadel  des 
GhJvanometers  zu. 

Die  Berechnung  mehrerer  Beobachtungsreihen 


90 

erg»b^  daB  diese  Aenderuug  der  StromintenBitai 
mit  großer  Annäherung  analytisch  dargestellt 
worden  kann  durch  die  Formel 

1  y  =  c^x  —  c^x^ 

wenn,  x  die  Entfernung  der  beiden  Spitsen  auf 
dem  Riemen  von  einander,  y  die  Ablenkung  der 
Nadel  in  Scalentheilen,  Cq,  c^  positive  Comstan- 
ten  bedeuten. 

Eine  mit  dieser  Formel  innerhalb  der  beob- 
achteten Grenzen  gleichwerthige  ergiebt  die  von 
Herrn  Prof.  Riecke  vor  Kurzem  entwickelte: 
»Theorie  der  electrischen  Scheidung 
durch  Reibung«^).  Die  allgemeinen  Formeln, 
welche  sich  auf  Grund  der  in  dieser  Theorie 
aufgestellten  Differentialgleichungen,  für  die 
electrische  Dichtigkeit  auf  einer  cylindrischen, 
nicht  abgeleiteten,  Glaswalze  und  aufdemReib- 
zcnge,  nach  ^Umdrehungen  der  Walze,  ableiten 
lassen,  stellen  diese  Dichtigkeiten  dar  als  ganze 
Functionen  wten  Gerudes  der  Zeit  und  des  Ortes 
auf  der  Walze,  resp.  dem  Reibzeuge,  und  als 
rationale  Functionen  der  Exponentialfunction 
derselben  Argumente.  Da  diese  Formeln  aber 
allgemein  keiner  directen  Prüfung  fähig  sind, 
so  erscheint  ihre  Mittheilung  dem  Zwecke  dieser 
Experimentaluntersuchung  zu  fernliegend,  unter 
der  Voraussetzung  aber,  daß  die  Walze  abge- 
leitet wird,  oder  daß  wenigstens  die  durch  (n  —  1) 
Umdrehungen  auf  der  Walze  und  dem  Reibzeuge 
erzeugten  Eleotricitätsmengen,  keinen  merkbaren 
Einfluß  haben  bei  der  wten  Umdrehung  auf  die 
Differenzen  der  an  den  verschiedenen  Stellen 
des  Reibzeugs  befindlichen    electrischen  Dichtig- 


■  X      VLm 


'«lirioli«ea:  1377.  Nov.  3  pag.  7i)L 


91 


keiten,  können  wir  die  in  der  eben  erwähnten 
Abhandlung  abgeleiteten  Formeln  anwenden. 
Diese  ergeben  für  die  Differenz  der  electrischen 
Dichtigkeiten,  also,  ^enn  hierin  die  Ursache 
der  I^ibungsströme  liegt,  für  eine  der  Ab- 
lenkung y  proportionale  Größe  den  Ausdruck: 

wenn  x  die  Entfernung  der  beiden  mit  einander 
Yerbundenen  Stellen  des  Riemens  bedeutet, 
Cj  ist  eine  Gonstante,  Cq  und  C^  sind  der  Theorie 
nach  noch  von  der  Zeit  abhängig.  Die  Beob- 
achtung zeigt  aber,  daß  schon  nach  einer  ge- 
ringen Drehung  der  Walze  die  Ablenkung  der 
Nadel  vollkommen  constant  bleibt.  Es  muß 
also  auf  dem  ßeibzeuge  sehr  rasch  in  Folge  der 
Ausgleichung  in  dem  Riemen  selbst,  von  der 
die  Theorie  zunächst  noch  abgesehen  h,at,  ein 
mit  der  Zeit  sich  nicht  mehr  ändernder  Zustand 
hergestellt  werden.  Bei  den  angestellten  Beob- 
achtungen müssen  wir  also  C^  und  C^  als  con- 
stant ansehen. 

Mit  der  Formel  II  stimmt  die  folgende,    ab- 
gesehen von  Gliedern  mit  x^,  überein: 


in  y  =  B.x.e 


~Cx 


Von  diesen  Gliedern  können  wir  bei  der  Be- 
rechnung absehen,  da  die  aus  der  Beobachtung 
gewonnene  Formel  I  ergiebt,  daß  der  Coefficient 
von  x^  nicht  einmal  auf  Zehntel-Scalentheile 
einen  merkbaren  Einfluß  hat. 

Nach  der  Formel  III  sind  von  den  folgenden 
sämmtlichen  Beobachtungsreihen,  10  berech- 
net, indem  aus  den  einzelnen  Beobachtungen  die 


92 

wahrscheiiiHclisteii  Werthe  von  B  und  C  abge- 
leitet  Rind,    und   aus  diesen  wieder  zur  Präfomg 
die  Werthe  von  y\ 
Es  bedeutet  also: 
X   die  Entfernung  der  beiden  Spitzen  anf  dem 

Bienien  von  einander,  in  Millim. 
y  die  Ablenkung  der  Nadel  in  Scalenth. 
>;,  die  relative  Feuchtigkeit)  ^^^  ^^^^ 
-Tg  die  absolute         ,i  ) 

F^  und  Ft^  sind  berechnet  aus  den  Tempera-  j 
turdifferenzen  der  Thermonieter  eines  August'- 
sehen    Psychrometer,   die  vor  und   nach   jeder 
Beobachtungsreihe  abgelesen  wurden. 

Die  Entfernung  der  Scala  vom  Spiegel  betrug 
am  Dec.  13,  14  2,54  M, 

am  Dec.  18,  21,  22    2,37  M, 
am  Jan.     3,     5,     8    2,70  M. 
Zeitdauer     einer    Beobachtungsreihe    1    Viertel- 
stunde, mit  Ausnahme  von  I. 

Die.  Walze  wurde  in    1  See.   einmal  herum- 
gedreht. 

Der   Riemen    war    durch    ein   Gewicht  von 
1  K.  gespannt. 

Die  mittlere  Abweichung  in  Procenten,  der 
beobachteten  und  berechneten  Werthe  in  den  :1 
folgenden  Tabellen  ist  nicht  nach  der  groBten  | 
Ablenkung  in  Scalentheilen,  sondern  nach  der  i 
mittleren  Ablenkung  berechnet.  j 


i-Jl 


Deo.  33.'  Deo.  32.  !|  Jan.  3.  I  Jan.  3.      Jan.  8. 


1= 

0.11316    1 

0,07318    10.13270    ■ 

0,86920 

0,96460 

0,16332 

!  = 

0,0OM73  „0,00700    |.Ü,003105  .]0,00305    1'0,01HS9 

0,001661 

J= 

0,64          jO,68         j;0,69          ilo,70         i;0,73 

0,64 

U 

7^2*           |!7,79 

_\_ 

8,90          -8.33          :,9,16          1.9,36 

'        y 

.V 

y     W      -j     W     y      W      y 

»     Baol..  IB«. 

Baob.  1  Bar.     Beob.  IBet.  llBuob.  |  Bor.  llBaob.  |  Ber.  1)  Eoob.l  Ber, 

40 

2,5     a,6 

5,5 

4,5 

13,4 

13,1!  128,0 

^4,3 

M 

3.6 

5.2 

60 

5.0 

6,8 

4,4 

4,2 

6,1 

6,5 

17,8 

18,6  35,1 

28,9 

9,8 

10,0 

ro 

6.6 

elfi 

. 

80 

7,5 

7,4 

6.8 

6,6 

7,7 

S,3 

22,9 

23,3  36,0 

30,5 

14,3 

18,6 

w 

7,!) 

Ö.1 

00 
10 
JO 

9,1 
9.5 
10.2 

8,8 
9,4 

10,0 

7,8 

6,8 

7,8 

9,9 

26,9 

37,5' 27,6 

30,8 

16,5 

16,7 

3,3 

8,1 

13,4 

U.4 

31,3 

31,l',29,5 

2B,B 

19,1 

18,8 

10 

10,7 

10,6 

10 

U.6 

11,1 

8,4 

9,3 

13,8 

12,8 

35,7 

34.2  39,2 

26,7 

31,2 

20,6 

60 

13,1 

11,6 

.60 

13,6 

ia,0    9,9 

10,4 

14.6 

14,0 

38,2 

36,9 

27,4 

24,2 

23,3 

23,9 

i70 

18,6 

13,6 

180 

13,6 

)2,9  11,4 

11,6 

16  2 

15,1 

39,4 

39,1 

24,0  ;  31,6 

23,6 

24,9 

:w 

14,0 

13,31 

\ 

IDO 

14,1 

16,7i  14,0 

12,7 

17,5 

16.1 

40,9 

11,0,19.8  |19.0 

24,9 

26,9 

no 

13,9 

u,o; 

ao 

14,7 

14,3  13,3 

18,8 

17,5 

17.0 

43,4 

43,5 

17,6  16,6 

27,0 

38,7 

ao 

15.6 

14,6 

HO 

15,0 

149 

14,0 

14,8 

43,1 

43,7 

38,2 

30,8 

ISO 

15,3 

isii 

m 

14,6 

15,3 

14,6 

16,9 

»0 

li,6 

16,6 

1 

so 

146 

15  8 

16,6 

16,8 

1» 

15,0 

15;9 

100 

16,1 

16,0!' 17,0 

17,8 

1 

1 

UldcAbweicbangj                  || 

Scslenth.  4-0,5  \\    +0.7    ||  +0,9 

+0,6 

±2,1 

±10 

Pro. 

.CDl. 

4,3 

1 

6,4" 

1      7 

3" 

1 

9" 

8 

5' 

* 

8« 

94 


y  =   B  .  X 


VII. 
Deo.  21. 


vra. 

Dec.  22. 


IX. 
Dec.  22. 


X. 

Deo.  22 


B  = 
C  = 


0,16040 
0 


2^1= ;     0,68 
2?',=  .    6,66 


«  y 

mm    II  Beob.  {   Ber. 


40 
60 
80 
100 
120 
140 
160 
180 
200 
220 
240 
260 
280 


8,8 

9,6 

13,6 

12,8 

16,1 

16,0 

17,4 

19,2 

24,6 

22,5 

27,2 

25,7 

81,6 

28,9 

84,0 

82,1 

85,0 

85,8 

36,0 

88,5 

89,6 

41,7 

44,1 

44,9 

8,5  !  12,1 


14,6 
22,2 
24,6 
27,9 
30,4 
32,7 
84,3 
88,0 


15,1 
18,1 
21,2 
24,2 
27,2 
80,2 
33,8 
86,8 


1,21    1,4 


86,9    39,8 


38,5 


42,3 


1,9 
2,5 
8,1 
3,5 
3,8 
4,3 
5,1 
5,0 
5,9 


1,9 
2,4 
2,9 
3,4 
3,8 
4,3 
4,8 
5,3 
5,8 


2,0 
2,6 
8,9 
5,0 
6,3 
6,8 
7,6 
9,7 
10,8 
11,8 


1( 


Mittl.  Abweichung 
inScalenth.  4-1,4 

in  Procent       5,1® 


±2,8 
9,6* 


±0,1 

2,8 


±0,8 
4,8 


'Xl. 

XII. 

xm.  SIV.SV. 

XVI.  xvn.  ixviii.  ixrx. 

Is 

2 

2      =^3 

^     \     vi     l     ^ 

^ 

li 

1 

1  i'J 

i  i  1 ;  1 

1     1 

1 

F,= 

0,66  0,68  |0,70 

0,71 !  0,76     0,68 

0,70 

Ft= 

7,72  7,84  '8,B8 

10,&3|10,33     fl.36 

9.1S 

'    i^ 

y 

y       y  1  y      .'/    1   y    ■    y 

y 

10 

7,9 

4,8 

1 

1  0,6 

5,0 

7,3 

10,0 

18,1 

SO 

'  «,1 

60 

■  6,0 

17,4  :i5,l 

1,8 

9,5 

9,4 

16,1 

19,7 

70 

10,9 

80 

la,! 

12,3 

32,0 

20,ö 

3,6 

11,2 

10,0 

21,1 

21,6 

SO 

14,2 

too 

U,4 

23,9 

22,4 

3,0 

13,2 

U,9 

33,3 

23,7 

110 

16,4 

m 

13,2 

17,2 

23,3 

28,e 

3,9 

13,2 

U,5 

26,9 

25,0 

iro 

U0,5 

14D 

21,8 

24,0 

26,8 

4,4 

13,2 

13,6 

25,8 

883 

m 

22,0 

leo 

170 

15,4 

22,2  37,1 
21.7; 

26,4 

4,a 

15,1 

17,3 

28,7 

24.4 

ISO 

23,2j28,0 

27,7  ,  4,8 

1Ü,8 

18,8 

31,6 

23,1 

ISO 

as.e! 

uS 

19.6 

33,3  37,7 

24,7 

28Ji 

26,5 

6,3  20,9 

19.1 

81,8 

19,9 

m 

ISO 

27,6 

6,8  i 

19,9 

83,5 

16,8 

»0 

10,1 

26,7 

28,9 

6,4 

Jede  der  angegebeneu  GrSßeu  y  ist  das  Mit- 
tel aus  3  bis  5  Äblesuugen,  uach  je  10  Um- 
drehnngen  der  Walze  bei  fortgeaetzter  nnd  nach 
den  Schlägen  einer  Secundenubr  möglicbat  regel- 
nüßig  ansgefübrteD  Drehung.  Die  Biuzelneu  Äb- 
leanugen  difTerirten    um  circa  1 — 2  Scalentheile. 

Die  Intensität  des  Stromes  zeigt  sich  auch 


96 

bei  denselben  Stellungen  der  beiden  Spitzen  und 
unveränderter  Drehungsgeschwindigkeit  und  Span- 
nung des  Riemens  zu  verschiedeneu  Zeiten  sehr 
verschieden ;  ein  einfacher  Zusammenhang  mit 
dem  Fenchtigkeitäzustande  der  Luft  läßt  sich 
nicht  erkennen.  Es  erschien  deshalb  auch  eine 
Verwerthung  der  10  berechneten  Werthe  von  B 
UQd  C  zur  Bestimmung  einer  von  der  Natur  der 
an  einander  geriebenen  Körper  abhängigen  Con- 
stanten nicht  angemessen,  da  diese  Werthe  auch 
nach  Reduction  auf  die  Tangente  des  Ausschlags 
sich  sehr  veränderlich  zeigten.  In  den  Reihen 
VII  bis  X  ergab  sich  C  nicht  merklich  von  Null 
verschieden. 

Bildet  man,  um  ein  Urtheil  über  die  wahr- 
scheinliche Richtigkeit  der  zur  Berechnung  an- 
gewandten Formel  III  zu  gewinnen,  die  Quadrat- 
wurzel aus  der  Summe  der  Quadrate  der  mitt»  . 
leren  Abweichungen  in  Procenten  bei  den  10 
berechneten  Beobachtungsreihen,  dividirt  durch. 
die  um  2  verminderte  Anzahl  derselben,  so  er- 
giebt  sich  eine  mittlere  Abweichung  von  6,7  Proc- 

Nach  dem  eben  angegebenen  ist  die  aus  der 
Unregelmäßigkeit  der  Drehung  entspringende 
Unsicherheit  der  Beobachtung,  1  Sealentheil  auf 
den  noch  etwas  hoch  gegriffenen  Mittelwerth  von 
20  Scalenth.  der  Ablenkung,  d.  i.  5  Proceni 
Darnach  würde  also  die  Abweichung  der  ana- 
lytischen Curve,  diese  Beobachtungsfehler  um 
etwa  2  Scalentheile  auf  100  übertreffen,  und  es 
kann  daher,  mit  Rücksicht  auf  die,  einer  Beob- 
achtung sich  entziehende  Veränderlichkeit  des 
electrischen  Verhaltens  der  Halbleiter,  die  For- 
mel als  eine  mit  den  Beobachtungen  hinreichend 
übereinstimmende,  angesehen  werden.  Einige 
der  Beobachtungsreihen  sind  in  der  beigefügten 
Tafel  graphisch  dargestellt. 


97 

Der  Maximalwertli ,  welchen  y   iiir   x  =  ^ 

annimmt,  ist  nur  in  den  unmittelbar  nach  einan- 
der angestellten  Beobachtungsreihen  V  und  XIX 
beobachtet. 

Die  Richtung  des  Stromes  stimmte  immer 
mit  der  von  Professor  Zöllner  beobachteten 
überein.  Bezeichnet  man  dasjenige  Ende  des 
Beibzeugs,  welchem  sich  bei  der  Drehung,  noch 
nicht  geriebene  Stellen  der  Walze  nähern,  als 
die  vordere  Kante  (T')  das  andere  Ende  als 
die  hintere  (H)  (eine  Bezeichnung,  die  sich  un- 
mittelbar ergiebt,  wenn  man  sich  die  Drehung 
der  Walze  durch  eine  Bewegung  des  Reibzeugs 
in  entgegengesetztem  Sinne  um  die  feste  Walze 
hernm  ersetzt  denkt),  so  ging  der  Strom  Ton  der 
Uaterea  zur  forderen  Kante. 

Bei  den  sonst  angestellten  Beobachtungen  der 
Reibungsströme  wurde  die  Electricität  des  Isola- 
tors nicht  abgeleitet.  Geschieht  dies  aber  durch 
einen  Saugkamm,  so  ist  die  Intensität  des  Rei- 
bungsstromes weit  stärker,  verglichen  mit  der 
unmittelbar  vorher  beobachteten  bei  Nicht- 
ableitung  der  Walze.  Die  Abhängigkeit  von 
der  Entfernung  der  Spitzen  wird  aber  dadurch 
nicht  geändert,  wie  die  Beobachtungsreihen  III, 
It,  V,  XVI,  XVII,  XIX  zeigen,  die  bei  Ablei- 
tung der  Walze  beobachtet  sind. 

Diese  Beobachtung  führte  zu  einer  besonde- 
ren Untersuchung  des  Vorzeichens  der  auf  dem 
Reibzeuge  befindlichen  Electricität.  Es  wurde 
zunächst  jedes  Ende  des  Reibzeugs  mit  einem 
Goldblättchenelectroscop  verbanden,  die  Walze 
gedreht  und  dann  die  Electricitäteu  geprüft.  Das 
mit  der  vorderen  Kante  des  Lederriemens  ver- 
bundene zeigte  immer  eine  größere  Menge  Elec- 
tricität an,  und  immer  negative.    Das  ander 


98 

aber  mit  der  hinteren  Kaute  verbundene  war  in 
den  meisten  Fällen,  wenn  die  Walze  nich*t  ab- 
geleitetwurde, mit  positiver  Electricität  ge- 
laden (übereinstimmend  mit  den  Beobachtungen 
des  Herrn  Prof.  Zolin  er).  Wurde  aber  die  Walze 
abgeleitet,  so  verschwand  auch,  mit  Ausnahme 
einer  Beobachtung,  die  -^-TSl.  auf  der  hinteren 
Kante  des  Beibzeugs,  und  das  Electroscop  gab 
—  au.  Da  aber  bei  der  Beobachtung  mit  den 
Electroscopen  die  Möglichkeit  nicht  auflge- 
schlossen  war,  daß  diese  Influenzelectricität  zwei- 
ter Art  von  der  Walze  enthielten,  so  worden 
diese  Beobachtungen  auch  mit  Hülfe  des  Galvano- 
meters angestellt. 

Es  sei  der  Kürze  halber  mit  [J?,  6r,  F]  die  Ver- 
bindung der  hinteren  Kaute  oder  der,  der  hinteren 
Kante  zunächst  eingesteckten  Spitze,  mit  dem  Gal- 
vanometer und  der  vorderen  Kante  bezeichnet;  die 
Biichtung  der  bei  dieser  Verbindung  beobachte- 
ten Ablenkung  der  Nadel  bei  Drehung  der  Walze 
sei  die  positive.  Es  wurde  dann  die  Verbindung 
der  vorderen  Kante  mit  dem  einen  Ende  des 
Galvanometerdrahtes  gelöst,  und  dieses  Ende,  so 
wie  die  vordere  Kante,  jede  für  sich,  mit  der 
Erde  in  leitende  Verbindung  gesetzt,  dagegen 
blieb  die  Verbindung  der  hinteren  Kante  mit 
dem  Galvanometer  ungeändert.  VerbinduBg 
[J9,  Cr,  jE'].  Die  bei  der  Drehung  der  Walze 
dann  beobachtete  Ablenkung  war  dann  also  eine 
Wirkung  der  von  der  hinteren  Kante  abströ- 
menden Electricität,  und  zwar  mußte  das  Vor- 
zeichen derselben  -f-  sein,  wenn  die  Ablenkung 
der  Nadel  bei  gleicher  Drehungsrichtung  wie 
bei  der  Verbindung  [i/,  6r,  V]  in  gleichem 
Sinne  geschah,  und  — ,  wenn  der  Sinn  der  Ab- 
lenkung entgegengesetzt  war.  In  dieser  Weise 
ergaben  zwei  Beobachtungsreihen,  bei  denen  die 


Walze  nicht  abgeleitet  wurde,  auf  der  biateren 
Kante  -\-  Electricität,  dagegen  9  andere,  bei  Äb- 
leitang  der  Walze,  saf  dem  ganzen  Beibzeage 
—  £Iectricität.  Wnrde  die  Walze  abwecbeelnd 
al^leitet,  und  nicbt  abgeleitet,  so  trat  aach  so- 
fort bei  der  Verbindang  [H,  G,E]  ein  Wechsel 
in  dem  Sinn  der  Äbleaknug  ein. 

Efl  möge  noch  folgende  Beobachtuiigsreilie 
mitgetheilt  werden,  ans  welcher  der  electriscbe 
Zustand  anf  dem  Reibzenge  leicht  ersichtlich  ist. 
Es  worden  die  Ableukongen  bei  den  beiden  Ver- 
bindnngen  iE,  G,  F]  nnd  {H,  G,  E\  nach 
einander  beobachtet  und  abwechselnd  in  einer 
Entfernung  ^  240°™  der  beiden  Spitzen,  und 
in  einer  rariablen  Eutfernang  x  ausgeführt,  wo- 
bei die  Spitze  an  der  vorderen  Kante  immer  in 
ihrer  Stellung  nngeändert  gelassen  wurde. 


1878.  Ju 

10 

Eutf.  A.  SoaU  V 

Spie«,l 

2,70M. 

8h  45»_6l>  0»                   WalM  abpileite 

1      =240—     1 

Etjü. 

11 

der 

%    Ywbindnng:   S 

Spi- 

dl      I.      1     11.    'o 

^1p,g,v!h,g,  e£ 

tEen. 

m. 

IV.  'i-m. 

II -IV. 

X     |H,G,V 

H,G,E,| 

Äbleuk  in 

ScalBDtfa. 

Ablenk,  in  SoalentheUen. 

"l 

13,2 

—11,1 

21     40 

1.S 

-17.7 

11,9 

6,6 

8 

H,5 

-18,2 

4'     60 

6,1 

-19,9 

9,4 

6,7 

s 

138 

—14,2 

e'   80 

6,7 

-17,9 

7,1 

3,7 

7 

ii;9 

-U,3 

8     100 

6,4 

-18,2 

6,5 

8,9 

9 

10,7 

-15,2 

10    120 

6,7 

-18,0 

4,0 

2,8 

n 

9,i 

-16,3 

la   140 

6,9 

-18,5 

a,5 

2,2 

13 

8,6 

-16,2 

14|  160 

6,8 

-17,7 

2S 

1,5 

15 

7,7 

-16,1 

16     180 

6,4 

-17,5 

1,3 

1,* 

17 

6,9 

-16,1 

18 

aoo 

6,6 

-16,4 

0,8 

0,8 

Die  Differenzen  (I— III)    sind    proportioDal 
den  latensitäten    der  Reibangsströme    für  die 


100 

EutfernuDgen  [240 — x]  der  beiden  Spitzen.  Sie 
befolgen  wieder  das  oben  angegebene  Geartx. 
Die  algebraischen  Differenzen  U-^IY  sind  pro» 
portional  den  Unterschieden  der  —  electriscnen 
Mengen  anf  dem  Reibzenge  an  denjen^en  8tel•^ 
len,  in  welche  die  um  [240 — x]  entfernten 
Spitzen  eingesteckt  sind.  Diese  Diffeorenzen 
ändern  sich  in  demselben  Sinne  wie  die  Intein- 
sitäten  der  Ströme.  Es  weist  also  diese  Beob* 
achtung  unmittelbar  darauf  hin,  daß  in  di^ 
sen  Strömen  diese  Differenzen  der  — 'electri-* 
sehen  Mengen  sich  ausgleichen.  Die  Spalte  I 
zeigt  ferner,  daß  während  der  Zeit  von  75  Min. 
die  Intensität  des  Stromes  abnahm,  während 
nach  Spalte  U,  die  — electrische  Menge  an  der 
hinteren  Kante  zunahm.  Es  mußte  also  die 
Differenz  der  Electricitäten  an  der  vorderen 
und   hinteren  Kante   kleiner  werden. 

Die  Beobachtung  hat  also  die  Resultate  er- 
geben : 

Für  das  Entstehen  der  »Reibungsströme«  ist  es 
unwesentlich^  ob  die  Electricität  des  Isolators 
abgeleitet  ist  oder  nicht,  ebenso  unwesentlicb 
das  Auftreten  entgegengesetzter  ^leictrjoitäts- 
mengen  an  den  beiden  Enden  des  Reibzeugs. 

Die  Electricität  des  Isolators ,  welche  bei 
Nichtableitnng  desselben  an  der  hinteren  Kante 
des  Reibzeugs  auftreten  kann,  ist  yo^  dem  Iso- 
lator auf  das  Reibzeug  übergeleitet  oder  wirkt 
influenzirend  auf  die  hintere  Kante  de&t  Reibzengs 
ein,  so  daß  diese,  wenn  abgeleitet,  die  Electrici- 
tät des  Isolators  angeben  kann. 

Bei  Ableitung  des  Isolators,  bilden  die  i^Rei- 
bungsströme«  die  Ausgleichung  der  Differenzen 
verschieden  großer  aber  gleichartiger  electrischen 
Mengen  auf  dem  Reibzeuge. 

Die    Intensität   dieser   Ströme  {y)  läßt    sich 


101 

daisWl^n  Skh  Function  dar  Entfernung  (x)  der 
l)eidea  xmt  ai^apder  verbanjdenein  Stellen  des 
SeibzeogSi  dnreh  diie  Formel: 

y  =  JB  .x.e" 

Diese  letzteren  Resultate  stimmen  also  mit 
de«  von  Herrn  Professor  Biecke  theoretisch 
gewonnenen  überein. 

Göttingen  1878  Jan.  24. 

Anmerkung: 

Herr  Professor  Biecke  hatte  die  Güte,  mich 
von  eiuem  in  diesen  Tagen  eingelaufenen,  an 
ihn  gOTchteten  Brief  von  Prof.  B  i  e  s  s  Kennt- 
oifi  nehmen  zu  lassen.  Es  wird  hierin  der  von 
Herrn  Prof.  Zöllner  angestellte  Versuch  er- 
wähnt 4  in  welchem  an  den  entgegengesetzten 
Rändern  eitles  Beibers  durch  ein  Electroscop 
entgegengesetzte  Electricitäten  angezeigt  werden. 

Prof.  Biess  fährt  dann  fort: 
»Diesen  Verbuch  habe  ich  seiner  Zeit  wieder- 
>holt  und  gründen,  daß  er  bei  sorgföltiger  An- 
»stellnng  nicht  geUogt;  beide  Bänder  geben 
»dem  Electroscope  dieselbe  Electricität,  näm- 
»lidi  die,  welqbe  der  Beiber  besitzte . 

»Berlin,  27*  Jfinnar  1878«. 


10' 


102 


Mittheilangen    ans    dem    pharmacolo- 
gischen  Institut   der  Universität 

Göttingen. 

Von 

Professor  Harmi. 

I.    Experimentelle  Beiträge   zur  Wir- 
kung des  Pilocarpin, 

▼on 

Prof.  Marme. 

Die  Wirkung  des  Pilocarpin,  desAlcaloids 
aus  den  Folia  Jaborandi,  den  Blättern  der 
brasilianischen  Rutacee,  Pilocarpus  pinna- 
tus^  welche  Goutinho  1874  nach  Paris 
brachte,  ist  von  sehr  vielen  Seiten  theils  an 
Menschen,  Gesunden  wie  Kranken,  theils  an 
Thieren  untersucht  worden.  Die  Ergebnisse  der 
verschiedenen  Forscher  stimmen  darin  überein, 
daß  das  Pilocarpin  subcutan  applicirt  oder  intern 
genommen  9  nicht  nur  eine  ungewöhnliche 
Schweiß- und  Speichelsecretion,  sondern 
auch  eine  auffallende  Vermehrung  der  meisten 
anderen  Secretionen  hervorrufen  kann. 
Hinsichtlich  dieser  letzteren  zeigen  die  Angaben 
der  verschiedenen  Autoren  nicht  unerhebliche 
Differenzen.  Da  nun  ein  Theil  dieser  Contro- 
versen  und  auch  einzelne  Fragen  hinsichtlich 
der  beiden  ersteren  Secrete  sich  der  experimen- 
tellen Prüfung  zugänglich  zeigten,  haben  wir 
eine  Reihe  von  Versuchen  an  verschiedenen 
Thieren  angestellt,  deren  Veröffentlichung  wir 
uns  gestatten,  weil  sie  neue  Thatsachen  ergeben 
und  manche  scheinbare  Widersprüche  verschie- 
dener Autoren,  wie  wir  hoffen,  in  befriedigender 
Weise  aufheben. 


103 

Das  von  uns  benutzte  krystallinische  Piio- 
earpinom  muriaticnni  hatte  Herr  E.  Merk  in 
seiner  bekannten  Liberalität  die  dankenswerthe 
Güte  dem  Institute  zur  Verfügung  zu  stellen. 

Die  Secrete,  deren  Vermehrung  durch  Pilo- 
carpin wir  genauer  verfolgt  haben,  sind: 

i.    Die  Schweißsecretion^). 

Die  ausgezeichnete  hydrotische  Wirkung  des 
Salzsäuren  Pilocarpin,   die   sich   beim  Menschen 
auf  die   subcutane  Application   von  0,02  in  der 
ßegel  10 — 25,   seltner   schon    5   und   nur  aus- 
namnsweise  erst  60  Minuten  nach  der  Injection 
geltend  macht,  ist  allgemein    anerkannt      Wäh- 
rend aber  Vul plan  ^)  nur  die  peripheren  Enden 
der  Schweißfasern   als   Angriffspuncte   des  Pilo- 
carpin ansieht j  hat  Luchsinger  dem  Alcaloid 
anSer   der   peripheren   auch  eine  centrale  Erre- 
gung der  Schweißsecretion  vindicirt').  Während 
bisher    allgemein    angenommen   war,    daß   das 
Atropin   die   Wirkung    des   Pilocarpin   auf  die 
verschiedenen  Secrete  aufhebe,  haben  Langley^) 

m 

1)  Ich  moB  hier  bemerken,  daß  meine  sämmtlichen  auf 
die  Schweißsecretion  bezügflichen  Experimente  ausgeführt 
waren,  ehe  mir  die  von  Lachsinger  im  Ootoberheft 
1877  des  Archivs  f.  d.  ges.  Phys.  veröfifentliohten  fast 
ganz  gleichen  Yersache  bekannt  worden.  Nach  Eennt- 
niinahme  der  letzteren  war  es  mir  natürlich  wünschens- 
werth  die  doppelten  Angrififspanote  des  Pilocarpin  für 
sin  zweites  Secret  nachzuweisen,  was  mir  namentlich  für 
die  Thraenensecretion  mit  meist  viel  eolatanterem  Er- 
folge gelungen  ist 

2)  Ynlpian  Gaz.  hebd.  II.  S.  T.  XII  1875  p.  81 
Q.  82. 

8)  Luch  sin  ger  Archiv  f.  d.  ges.  Physiol.  1877. 
Bd.  XV  S.  482-492. 

4)  Langley  Journ.  of  Anat.  and  Physiologie  XI 
p.  178  1876  and  Studies  from  the  phys.  Lab»  of  Cam- 
bridge 1877  P.  in  S.  48, 


104 

und  Lachsiüger  gefunden,  daß  die  sogenannte 
lähmende  Wirkang  des  Atropin  durch  noch 
größere  Mengen  Pilocarpin  wieder  überwunden 
werden  kann. 

Die  neueren  physiologischen  Untersuchungen  ^) 
über  die  secretorischen  Schweißfasem  und  deren 
Gentrum  eröffneten  die  Möglichkeit  experimen- 
tell zu  entscheiden  von  welchen  Theilen  des 
Nervensystems  aus  das  Pilocarpin  die  Schweiß- 
drusen in  Thätigkeit  versetzt. 

Katzen ,  (junge  von  1700—2280  Grm.  Kör- 
pergewicht am  leichtesten,  aber  auch  alte,  wenn 
die  Homschicht  an  den  Pfoten  durch  warmes 
Baden  entfernt  ist)  schwitzen  an  den  nnbehaartea 
Theilen  der  Pfoten  meistens  sehr  leicht  auf  ge- 
wisse Eingriffe.  Unsanftes  Anfassen,  Anbinden, 
Kneifen  des  Schwanzes  rufen  Schweißsecretion 
an  den  genannten  Theilen  hervor.  -^  Thiere 
die  auf  diese  Reize  noch  nicht  oder  nur  sehr 
schwach  mit  Transpiration  reagiren  so  veieaucb 
solche  Thiere,  deren  Großhirn  außer  Function 
gesetzt  ist,  können  in  der  Regel  durch  folgende 
von  Luchsinger  und  Kendall  angegebene 
Reize  a.  höhere  Temperatur  (Aufenthalt  in  ei- 
nem auf  60— 70®C  erwärmten  Brutofen),  b.  In- 
jection  von  45®  C  warmer  verdünnter  Kochsalz- 
lösung in  eine  Vena  lugul.  ext. ,  o.  vorüberge- 
hende Unterbrechung  der  Respiration,  d.  Veor- 
giftung  mit  Nicotin  zu  reichlicher  Diaphorese 
veranlaßt  werden. 

Hatte  Luchsinger  bei  jungen  Katzen  einen 
Ischiadicus   durchschnitten   und  dann  die   anter 

5)  Kendall  und  Lnchsinger  Archiv  f.  d.  gea, 
Physiol.  1876  XIH  S.  212  a.  XIY  S.  369,  Ostronmow 
Jahresb.  v.  Hofmann  a.  Schwalbe  1876  Y.  o.  Gen- 
iralb.  f.  d.  med.  W.  1878  No.  1.  Nawrocki  Centralb. 
187«  No.  1  u.  2  und  Lachsinger  ebeud.  Ko.  8. 


105 

a— c.  genannten  Reize  applicirt,  so  sah  er  immer 
nur  an  den  drei  unverletzten  Pfoten  Schweiß 
erscheinen.  Beizte  er  nun  aber  den  peripheri- 
schen Stumpf  des  Ischiadicus  electrisch,  so 
schwitzte  auch  die  operirte  Pfote.  Die  Secretion 
dieser  Pfote  zeigte  sich  wesentlich  unabhängig 
Yon  jeglichen  Girculationsverhältnissen ,  sie  trat 
sogar  noch  in  den  ersten  15 — 20  Minuten  nach 
der  Amputation  des  Beines  ein.  Injicirte  L  u  c  h- 
singer  einer  Katze,  deren  N.  Ischiadicus  an  ei- 
nem Beine  durchschnitten  war,  subcutan  0,01 
Filocupin,  so  trat  an  allen  4  Pfoten  Schweiß 
auf.  Sechs  Tage  nach  der  Operation  rief  die- 
selbe Menge  des  Alcaloids  an  der  operirten 
Pfote  keinen  Schweiß  mehr  hervor. 

Dieselben  Experimente   haben  wir  an  einer 
großen  Zahl  von  jungen  und   alten  Katzen   an- 
gestellt.     Den  N.  Ischiadicus  hatten  wir  entwe- 
der einfach  durchschnitten   oder  wir  hatten  ein 
Stack   von   1  Cm.  Länge   aus   dem  N.  excidirt. 
Immer  trat  schon  nach  subcutaner  Application 
von  0,004  Pilocarpinum  Schweiß  an  den  gesun- 
den  und   etwas  später   an  der   operirten  Pfote 
auf.     Diese  eigenthümliche  Wirkung  des  Pilo- 
carpin trat  nicht  nur  gleich  nach  der  Operation^ 
sondern  (bei  an  jedem  dritten  Tage  vorgenom- 
mener  Prüfung)    bis   gegen   Ende   der   zweiten 
Woche  ein.    Die  Schweißsecretion  erfolgte  selbst 
dann  noch,   wenn   an  dem  Metatarsaltheil   des 
operirten   Beines   ausgebreiteter  Decubitus   sich 
e&blirt  hatte.    Bedingung  für  die  längere  Fort- 
dauer  des   Schweißvermögens   an  der   operirten 
Pfote  ist  eine   sorgfältige  Behandlung  der  klei- 
nen Wunde  und  eine  gute,  reichliche  Ernährung 
und  Pflege  des  Thieres.     Schlecht  genährte  und 
schwächliche  Thiere  schwitzten  schon  zu  Anfang 


106 

der  zweiten  Woche  selbst  auf  größere  Dosen 
von  Pilocarpin  nicht  mehr. 

Wenn  die  sabcutane  Application  von  Pilo- 
carpin au  dem  operirten  Beine  keine  Schweiß- 
secretion  mehr  veranlaßt,  pflegt  auch  der  mo- 
torische Theil  des  peripheren  Ischiadicus  voll- 
ständig gelähmt  zu  sein. 

Bei  einem  von  unseren  Versuchsthieren  konn- 
ten wir  selbst  zwei  Monate  nach  Durchschnei- 
dung des  Hüftnerven  durch  Pilocarpin  die  be- 
treffende Pfote  in  Transpiration  versetzen.  An- 
fangs November  1877  hatten  wir  den  Ischiadicus 
durchschnitten  und  die  Wunde  sorgfältigst  ge- 
schlossen. Im  Januar  1878  demonstrirte  ich 
bei  Gelegenheit  eines  Vortrages  über  Pilocarpin 
die  Wirkung  auf  die  operirte  Pfote.  Als  das 
noch  zu  anderen  Versuchen  benutzte  Thier  spä- 
ter secirt  wurde,  fanden  wir  die  Schnittfläche 
des  Ischiadicus  verwachsen.  Electrische  Reizung 
oberhalb  der  vernarbten  und  verdickten  Schnitt- 
stelle hatte  keine  Einwirkung  auf  die  Musculator 
des  Beines,  Reizung  unterhalb  der  Narbe  ver- 
setzte die  betreffenden  Muskeln  in  tetanische 
Gontraction.  Hier  waren  durch  einen  günstigen 
Heilproceß  sowohl  die  motorischen  wie  die  secre- 
torischen  Fasern  des  peripheren  Theils  des  Ischia- 
dicus, obgleich  vom  Centrum  getrennt,  vor  De- 
generation bewahrt  geblieben. 

Wir  haben  auch  andere  Diaphoretica  mit  dem 
Pilocarpin  verglichen.  lujicirten  wir  Gampher 
in  Oel  gelöst  subcutan  oder  Liquor  Ammonii 
acetici,  so  trat  bei  den  Versuchsthieren,  so  lange 
sie  ganz  unverletzt  waren,  an  allen  vier  Pfoten 
Schweiß  auf.  Nachdem  aber  ein  Ischiadicns 
durchschnitten  war,  erregten  die  genannten  Hy- 
drotica  nur  mehr  an  den  nicht  operirten  Pfoten 
Seh  weißsecretion . 


107 

Die  secretorischeu  Schweißfaseru  für  die  Hin- 
terpfote verlaufen,  wie  unabhängig  von  einander, 
Lachsinger  in  Zürich  und  Ostroumow   in 
Moskau  fanden,  im  Bauchstrang  des  Sympathicus 
und  gelangen  aus  diesem  in  den  N.  Ischiadicus. 
In  den  Bauchsympathicus  treten  sie  nach  L  u  c  h- 
singer  aus  den   vier  ersten  Wurzeln  des  Len- 
denmarks und  den  zwei   bis  drei  letzten  Wur- 
zehi  des  Brustmarks.  Durchschnitt  Luchsinger 
das  Bückenmark  zwischen  8.  und  9.  Brustwirbel^ 
80  bekam  er  durch  die  früheren  (a.  —  c.)  Reiz- 
mittel gleichwohl  noch  Schwitzen  an  den  Hin- 
terpfoten, dieses  blieb  aber  constant  aus,  sobald 
er  diesen   hinteren  Abschnitt   der  Medulla  aus- 
gerottet hatte,  ohne  daß  an  dem  Transpirations- 
yermögen  der  Vorderpfoten  sich  etwas  geändert 
hätte.      Nach  Luchsinger  befindet  sich  dem- 
nach das  Schweißcentrum  für  die  Hinter- 
pfoten in  dem  unteren  Theile  des  Brust- 
marks und  oberen  Theile  des  Lenden- 
marks.   Dieses  Schweißcentrum  konnte  er  durch 
die  genannten  Beizmittel  in  Action  setzen.   Daß 
in  diesen  Fällen  die  Schweißsecretion  nicht  auf 
reflectorischem   Wege  zu   Stande   kam,    bewies 
Luchsinger    durch   folgende    Versuche.      Es 
wurde  bei  jungen  Katzen  das  Rückenmark  zwi- 
sclien  8.  und  9.  Brustwirbel  getrennt,   der  hin- 
tere Abschnitt  durch  Abtragen  der  Wirbelbogen 
bis   zum  Abgang  der  Sacralwurzeln   bloßgelegt, 
die   dura  mater  eröffnet   und  die  hinteren  Wur- 
zeln sämmtlich  auf  beiden  Seiten  durchschnitten, 
endlich  die  Wunde  sorgfältig  geschlossen.    Nach 
zwei  Stunden  wurde   das  Thierchen,   eingehüllt 
in  Watte  in  den  Brütofen  gesetzt;   es  trat  auch 
jetzt   deutliches  Schwitzen   an   den  Hinterpfoten 
ein.     Nun  wurde  jenes  vorher  begrenzte  Mittel- 
stück  des  Marks   gänzlich   entfernt,   das  Thier 


108 

nochmals  in  den  Brütofen  gesetzt  Während 
die  Vorderpfoten  wieder  in  Schweiß  geriethen, 
blieb  die  Secretion  an  den  Hinterpfoten  ans. 

Nawrocki,  der  im  Jannar  dieses  Jahres 
ähnliche  Versuche  veröffentlicht  hat,  ist  zn  et- 
was anderen  Resultaten  gekommen.  Er  bestä- 
tigte den  Verlauf  der  SchweißfaserD  (für  die 
Hinferpfoten)  in  dem  Bauchstrang  und  Ischia- 
dicus,  fand  dann  aber,  daß  diese  Fasern  zwar 
in  der  Höhe  der  4  oberen  Lendenwirbel  und 
der  2  unteren  Brustwirbel  das  Mark  verlassen, 
aber  nicht  in  diesem  Abschnitt,  sondern  in  der 
MeduUa  oblongata  ihr  Gentrum  erreichen.  Wenn 
er  die  MeduUa  am  10.  Brustwirbel  durchschnitt, 
blieben  in  seinen  Versuchen  die  Hinterpfoten 
immer  trocken,  während  die  Vorderpfoten  reich- 
lich schwitzten.  Das  Resultat  blieb  dasselbe, 
wenn  die  Durchschneidung  am  9.,  7.  nnd  5. 
Brustwirbel  ausgeführt  worden  war. 

In  unseren  Versuchen  sind  wir  zu  denselben 
Ergebnissen  wie  Nawrocki  gekommen.  Nie- 
mals sahen  wir  an  den  Hinterpfoten  Schweiß* 
auftreten,  wenn  wir  das  Rückenmark  in  der 
Höhe  des  9.  Brustwirbels  durchschnitten  hatten. 
Die  Hinterpfoten  blieben  an  dem  Tage  der  Ope- 
ration wie  auch  an  den  folgenden  trocken,  wah- 
rend die  Vorderpfoten  schwitzten,  wenn  wir  die 
Thiere  Reizmitteln  unterwarfen.  Es  war  hin- 
sichtlich des  Erfolges  ganz  gleichgültig,  ob  wir 
die  Thiere  kurze  Zeit  nach  der  Operation  oder 
erst  an  den  folgenden  Tagen  auf  ihr  Schweifi- 
vermögen  prüften^). 

Auch   wenn  wir  solchen   Thieren    Campher 

1)  Die  Versuche  gelingen  am  besten,  wenn  die  Dnrch- 
sohneidongen  des  Rückenmarks  an  verschiedenen  Stellen 
an  verschiedenen  Tagen  ausgeführt  werden. 


109 

labcutau  beibrachten,  blieb  der  Erfolg  unverän- 
dert. Wenn  wir  ihnen  aber  statt  dessen  Pilo* 
carpin.  muriat.  injicirten,  tmt  Schweißsecretion 
an  allen  4  Pfoten  auf. 

Lnchsinger  und  Nawrocki  haben  auch 
die  Schweißfasern    der   Vorderpfoten     verfolgt. 
Ersterer   hatte  in  seinen  citirten  Arbeiten  nur 
angegeben,  daß  dieselben  in  den  Brachialnerven 
bei  Hunden  und  Katzen  verlaufen  und  daß  Rei- 
zung dieser  Nerven,  wie  auch  schon  Golts  ge- 
sehen, häufig  starke  Schweißsecretion  an  den  un- 
behaarten Theilen   der  Pfote  zur   Folge   hatte. 
Nachdem  dann  Nawrocki  1.  c.  seine  Versuche 
kurz  veröffentlicht  und  als  Endresultat  mitgetheilt 
hatte,  daß  das  gemeinschaftliche  Schweißcentrum 
för  Vorder-  und  Hinterpfoten   in   der  MeduUa 
oblongata  liege,  femer  daß  die   Schweißfasern 
für  die  Vorderpfoten    das  Bückenmark    am   4. 
Brustwirbel   verlassen ,   hierauf   im   Bruststrang 
nach  dem  G.  stellatum  verlaufen,  weiter  in  den 
Plexus  brachialis  übertreten  und  schließlich  bald 
im  Medianus,   bald  in  diesem   und  im  Ulnaris 
nachgewiesen  werden  können,  machte  Luch  sin- 
ge r  folgende  fast  gleichlautende  Angaben,  Gen- 
tralbl.  3.   S.  36.    „Die  Schweißfasern  der  Vor- 
derpfoten stammen   wie  jene   der  Hinterpfoten 
aus  dem  Rückenmark.      Sie    verlassen  dasselbe 
nicht  mit  den  sensiblen  und  motorischen  Fasern 
des  Beines,   sie  verlaufen  vielmehr  genau  gleich 
wie  die  entsprechenden   Gefäßnerven   (Schiff, 
Gjon)    durch    die    Bahnen     des    Sympathicus. 
Durchschneidet  man  einer  Katze  den  Grenzstrang 
unter  dem  Sternganglion,  so  ist  auf  der  entspre- 
chenden  Vorderpfote  weder  durch  Hitze  ^   noch 
Dyspnoe  Schweiß  hervorzurufen.    Reizt  man  un- 
ter passenden  Bedingungen  jene  von  hinten  her 
in  das  Sternganglion  führenden  Fasern  des  Grenz- 


110 

Stranges,  so  tritt  dagegeu  wiederum  Schwitzen 
auf  der  Vorderpfote  ein.  Von  dem  Stemganglion 
gelangen  die  Schweißfasern  in  mehreren  Zweigen 
zam  Flexas  brachialis,  die  Fasern  für  die  ulnare 
Seite  verlaufen  weiter  im  N.  ulnaris  jene  für 
die  radiale  Seite  im  N.  medianus^^  üeber  das 
Centrum  dieser  Fasern  hat  Luch  sin  ger  in  der 
vorläufigen  Mittheilung  nichts  ausgesagt  und 
auch  an  seinen  früheren  Angaben  nichts  geändert. 

Wenn  wir  bei  unseren  Thieren  das  Bücken- 
mark in  der  Höhe  des  ersten  Brustwirbels  durch- 
schnitten, sahen  wir  nachher  weder  die  Vorder- 
pfoten noch  die  Hinterpfoten  Schweiß  secemiren, 
obgleich  sie  vorher  reichlich  geschwitzt  hatten. 
Gleich  negativ  fielen  die  Versuche  aus,  wenn  wir 
nach  der  Operation  Gampher  applicirten.  So- 
bald wir  aber  Pilocarpin  subcutan  injicirten,  tra- 
ten an  allen  Pfoten  sehr  rasch  Schweißperlen 
zu  Tage. 

Während  die  bisherigen  Experimente  die  pe- 
ripherischen Theile  der  Schweißfasem  als  An- 
griffspunkte des  Pilocarpin  erscheinen  lassen, 
beweisen  die  folgenden  in  üebereinstimmung  mit 
Luchsinger  1.  c,  daß  sie  es  nicht  allein  sind^). 
Zunächst  wurde  eine  besonders  geformte  Tra- 
chealkanüle eingelegt  (siehe  Seite  119)  und  künst- 
lich Respiration  unterhalten,  dann  das  Thier  mit 
Curare  schwach  vergiftet ;  drittens  die  vier  großen 
Halsarterien  so  unterbunden,  daß  beide  Subclaviae 
dicht  an  ihrem  Ursprung  verschlossen  waren, 
viertens  wurde  die  Abdominalaorta  oberhalb  der 
Iliaca  communis  unterbunden  und  nun  Pilocarpin 

1)  Za  diesen  Experimenten  haben  wir  ältere  Thiere 
von  V«  bis  2  Jahren  immer  vorgfszogen  und  selbstver- 
ständlich nach  jedem  Versuche  durch  die  Section  uns 
überzeugt,  daß  einerseits  die  Unterbindungen,  anderseits 
die  Durchschneidnngen  vollständig  gelungen  waren. 


111 

ins  snbcutaue  Bindegewebe  injicirt.    Es  trat  an 
allen  vier  Pfoten  Schweißsecretion  auf  nnd  au- 
lerdem  auch  Speichel-  und  Thränenflnß.      An 
den  Vorderpfoten   erschien   der  Schweiß   zuerst, 
(^wa   2  Minuten),    an  den  Hinterpfoten  etwas 
spater  (4 — 6  Minuten  nach  der  Injection)  in  all- 
mählich   großer   werdenden  Wassertropfen ,    die 
wie  Perlen  auf  der   bis   dahin   trocknen    Haut 
.  lagen.     Natürlich   hatten   wir  vor  der  Injection 
die  sämmtlichen  Pfoten  nicht  nur  gut  getrock- 
net, sondern  auch  die  Schweißdrüsen  durch  wie- 
derholtes Pressen   vollständig   entleert.     Später 
als  der  Schweiß  erschienen  Speichel  und  Thränen. 
In  einem  Experiment  fing  der  Speichel  erst  16 
Minuten  nach   der  Injection  an  aus  dem  Munde 
zu  träufeln,    während  die  Thränen  schon  einige 
Minuten   früher  über  die    Lider  tropften.     Bei 
einzelnen  Thieren   folgte   auf   eine   wiederholte 
Gabe  von  Pilocarpin   auch  Entleerung  theils  fe- 
ster, theils  flüssiger  Faecalmassen.     Nachfolgende 
Atropininjection  kleiner  und  selbst  größerer  Do- 
sen, die  bei  ungestörter  Girculation  die  Schweiß- 
secretion rasch  sistirt,  hat  hier  kein  entscheiden- 
des Besultaf  ergeben.    Die  Secretionen  schienen 
danach  geringer  zu  werden  und  hörten  allerdings 
nach   einiger   Zeit  auf.     Das   letztere   ist   aber 
wegen  der  Arterienligatur    auch   ohne  Atropin 
relativ  früh  der  Fall.     Eine  Einwirkung  auf  die 
Iris  ist  dabei  nicht  sicher  zu  constatiren  da,  wie 
Eußmaui  ^)  bereits  betont  hat ,  durch  die  Unter- 
bindung  der   Halsarterien  leicht    eine   Beizung 
von  Sympathicusfasern  gegeben  wird,  in  Folge 
deren  eine  Erweiterung  der  Pupille  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  eintritt. 

Da  diese  letzteren  Experimente  noch  darüber 

1)  EaBmaal,  Verhandl.  d.  ph.  med.  Ges.  zo  Würz- 
barg  VI.  S.  16  (1856). 


112 

im  Zweifel  ließen,  ob  das  Pilocarpin  auf  dai 
in  der  MeduUa  oblongata  gelegene  SchweiBcen-f 
trnm  oder  abgesehen  von  ihren  peripherischen 
Endungen  auf  die  von  ihm  ansgohenden  theOs 
im  Bückenmark,  theils  im  Sympathicns  veriaiH 
fenden  Schweißf  a  sern  einwirkt,  stellten  wir  noeh 
zwei  Beihen  von  Versuchen  an.  In  der  ersten 
Beihe  durchschnitten  wir  spontan  schwitzenden 
Thieren  erst  das  Bückenmark  in  der  Hohe  dei 
6.  Brustwirbels,  stillten  die  Blutung  und  schlos« 
sen  die  Wunde  mit  gröBter  Sorgfalt.  Nachdem 
die  Thiere  sich  erholt,  überzeugten  wir  uns,  daB 
an  den  Hinterpfoten  kein  Schweifi  zu  erzielen 
war;  unterbanden  darauf  die  Iliaca  communis, 
schlössen  rasch  die  kleine  Bauchwunde  und  inji- 
cirten  subcutan  Pilocarpin.  An  den  Hinterpfo- 
ten trat  auch  jetzt  kein  Schweiß  auf,  während 
die  Vorderpfoten  reichlich  schwitzten  und  sich 
Speichel-  und  Thränenträufeln  einstellte.  In  der 
zweiten  Beihe  durchschnitten  wir  das  Bücken- 
mark in  der  Höhe  des  I.Brustwirbels,  unterban- 
den an  dem  curaresirten  Thiere  die  vier  Halsaj> 
terien  (in  der  vorher  angegebenen  Weise)  femer 
die  Iliaca  communis,  injicirten  subcutan  Pilocar- 
pin und  erhielten  jetzt  an  keiner  Pfote  mehr 
Schweißsecretion  y  wohl  aber  noch  Speichel-  und 
Thränensecretion.  Die  beiden  letzteren  Secrete 
erscheinen  unter  den  genannten  Bedingungen 
allerdings  viel  spärlicher.  In  den  seltenen  Fal- 
len, wo  trotz  Unterbindung  der  Halsarterien  Pi- 
locarpin reichlich  Speichel-  und  Thränenfluß  ver- 
ursacht hatte,  sind  wir  bei  der  Section  stets 
einer  Anomalie  in  dem  Arteriengebiete  begegnet 
Es  entsprang  dann  zwischen  Subclavia  sinist. 
und  Truncus  anonymus  direct  aus  dem  Arcus 
eine  ziemlich  starke  Arterie,  die  nach  einem  re- 
lativ langen  Verlauf  am  Halse  sich  in  ein  foramen 


113 

intenrertebrale  einsenkte  0  Nachdem  nns  diese 
Anomalie  wiederholt  das  erwartete  Resultat  des 
Tersachs  vereitelt  hatte,  spritzten  wir,  um  des 
Erfolges  sicher  zu  sein,  dem  Versuchsthier  nach 
Unterbindung  der  großen  Halsarterien  kalt  gesät- 
tigte Lösung  von  Indigoschwefelsaurem  Natrium 
in  die  Vena  Ingularis  ext.  bis  zur  Blaufärbung 
der  EUiutdecke  und  verwertheten  das  Thier  nur 
dann  zu  den  beschriebenen  Experimenten,  wenn 
die  Conjunctivae  sich  nicht  blau  gefärbt  hatten  ^). 

In  den  beiden  letzten  Versuchsreihen  hätte 
das  PUocarpin  auf  die  Schweißfasem  zwischen 
Centrum  und  Peripherie  einwirken  können  und 
müssen,  um  Transpiration  zu  veranlassen.  Es 
trat  aber  kein  Schweiß  auf.  Mir  müssen  also 
annehmen,  daß  das  Pilocarpin ,  wenn  es 
nicht  zur  Peripherie  der  Schweißfa- 
sern gelangen  kann,  von  dem  Schweiß- 
centram aus  Diaphorese  veranlaßt. 

Ob  das  Pilocarpin  auf  die  peripheren  Enden 
der  Schweißfasern  selbst  einwirkt  oder  auf  Qang- 
lien,  die  Langerhans  in  der  Umgebung  der 
Schweißdrüsen  gesehen  haben  will,  müssen  wir 
vorläufig  unentschieden  lassen;  wünschen  aber, 
daß  die  von  Luchsinger  angekündigte  Unter- 
suehung  über  das  Verhalten  der  Schweißfasern 
zu  dem  Schweißdrüsen -Epithel  recht  bald  die 
erwünschte  Aufklärung  bringen  möge. 

Der  von  Katzen  an  den  nackten  Partien  der 
Pfoten  secernirte  Schweiß,  mag  er  spontan  oder 

1)  Diese  GtefäEanomalie  erklärt  die  schon  von  Lach* 
t^gir  gemachte  Beobachtong,  daß  Katzen  bisweilen  trotz 
Unterbindung  der  4  Halsarterien  fortathmen. 

2)  Mit  Hülfe  dieser  Tinctionsmethode  kann  man  sich 
leicht  überzeugen,  daB  nicht  nur  (wie  bekannt)  bei  Han- 
dsD,  sondern,  daß  auch  bei  jungen  Ziegen  die  Unterbin- 
dung der  4  großen  Arterien  am  Halse  die  Blutzufahr 
nun  Gehirn  nicht  völlig  abschneidet. 


114 

auf  Anwendung  von  Pilocarpin  erscheinen,  re 
girt  immer,  wie  auch  Luchsin ger  anfuhrt,  8 
kaiisch.  Er  färbt  nicht  nur  Gurcumapapi 
bräunlich,  sondern  auch  rothes  Lakmuspapi 
intensiv  blau.  Diese  Beaction  rührt  nicht  y< 
fremden  Beimischungen  her,  denn  in  allen  uns 
ren  Versuchen  (bei  einigen  80  Setzen)  hab 
wir  vor  Beginn  derselben  die  Pfoten  der  Thie 
peinlichst  gereinigt^). 

In  den  Pilocarpinschweiß  gehen  Arzneimiti 
über.  Spritzten  wir  Katzen  von  circa  1700  6ri 
Körpergewicht,  subcutan  0,5  Natriumsalicyl 
ein  und  nach  15  Minuten  eine  kleine  Menge  I 
locarpin  muriat.  sammelten  den  Pfotenschwe 
auf  kleinen  Streifen  Fließpapi^  während  V 
Stunden,  behandelten  das  Papier  mit  angesäue 
ten  Aether,  so  konnten  wir  in  dem  Aetherrüc 
stand  mit  Eisenchlorid  die  Salicylsäure  nac 
weisen.  Bei  Menschen  hat  Buß^)  die  Elimini 
tion  der  Salicylsäure  durch  den  Schweiß  darg 
than,  während  der  Nachweis  Fürbringer 
nicht  geglückt  ist. 

In  den  menschlichen  Schweiß  gehen  na( 
älteren  und  neueren  Beobachtungen  auch  Fi 
mente  über.  Nach  älteren  Angaben  ^)  soll ,  a 
gesehen  von  Blutfarbstoff,  das  Pigment  des  i 
nerlich  genommenen  Rhabarbers  und  Indigo  : 

1)  Nach  Robin  (Virohow  n.  HirBoh  Jahresb 
1874  I.  S.  509}  reagirt  bei  Menschen  der  Pilocar{ 
Bchweifi  anfangs  saner,  später  anf  der  Höhe  der  Abs 
derung  nentral  nnd  sohUefilich  schwach  oder  stark 
kaiisch. 

2)  Bufi,  ebendaselbst  f.  1875  pag.  486 

8)  Fürbringer,  ebendaselbst  f.  1875  pag.  484. 

4)  Bei  Sohnchardt  Hdb.  d.  Arzneimittellehre  1( 
pag.  80  finden  sich  die  Angaben  von  Stark,  Seh« 
tin  nnd  Andern  zusammengestellt;  femer  bei  Rani 
arondzüge  der  Physiologie  1872  Seite  75.  178.  558. 


■ 

\ 


115 

Sciiirtiße  artiftröteii.  Bizio  hat  nach  Ranke 
im  Schweifte  Indican  nachgewiesen.  In  neuerer 
Zeit  ist  wiedör  ein  Fall  von  blauem  Schweiß  in 
der  Petersburger  med.  Wochenschr,  1876  be- 
«hriebeä  *).  Kletzinsky  hat  statt  des  eigent- 
lich obsoleten  Indigo  Indigoschwefelsaure  Alka- 
lien als  Medicaiäent  empfohlen  *).  Als  im  phar- 
maeol(^schein  Institut  Infusionen  von  Indigo- 
sehwefelsaurem  Natrium  gemacht  wurden,  um  die 
Heideühain'schen  Niereupräparate  herzustel- 
len, benutzten  wir  die  Gelegenheit  und  infun- 
dirten  auch  jungen  Katzen  von  %  Jahren ,  die 
reichlich  schwitzten ,  30—40  CC  kalt  gesättigte 
Lösang  des  nach  Beidenhain  dargestellten 
Präparats.  Auch  wenn  wir  die  Schweißsecretion 
durch  triederholte  Injection  von  Pilocarpin  län- 
gere Zeit  unterhielten,  blieb  der  Schweiß  immer 
frei  von  Farbstoff,  weder  Indigo  noch  Indican 
konnte  nachgewiesen  werden.  Bei  Katzen  geht 
hiemach  die  Indigoschwefelsäure  zwar  in  den 
Harn  und  andere  Secrete  über ,  aber  nicht  in 
den  Schweiß. 

Atropin  sistirt  die  Schweißsecretion,  wenn 
es  zur  Peripherie  der  Schweißfasern  gelangen 
kann.  Von  einem  doppelseitigen  Antagonismus 
zwischen  Atropin-  und  Pilocarpin  den  Luch- 
sing er*  1.  c.  beschreibt,  konnten  wir  uns 
nicht  überzeugen. 

2.     Die  Secretion  der  Gl.  ceruminosae. 

Die  den  Schweißdrüsen  im  Bau  vollkommen 
gleichen  Ohrenschmalzdrüsen  werden  bei  Katzen 
gleichfalls    durch   kleine   Dosen    von   Pilocarpin 

1}  Schmidt's  Jahrbücher  1877  No.  26. 
2)  Hq 86 mann  Arzneimittelehre  I  S.  412. 

11 


116 

zur  Secretion  angeregt.  Hat  man  die  von  Außen 
zugänglichen  Theile  der  Eatzenohren  vor  dem 
Versuche  auf  das  Sorgfältigste  gereinigt  und  ge- 
trocknet, injicirt  dann  kleine  Dosen  rilocarpin, 
so  sieht  mau  während  Speichel,  Schweiß,  ThrSr 
neu  und  Nasensecret  reichlich  abgesondert  wer- 
den, auch  im  Ohre  neues  Secret  erscheinen,  wel- 
ches unter  dem  Microscop  stark  fetthaltig  erscheini 
Setzt  man  den  Versuch  längere  Zeit  fort  und 
nimmt  das  Secret  mit  Fließpapier  auf,  so  kann 
man  nach  einiger  Zeit  auch  macroscopisch  den 
Fettgehalt  des  Ohrensecrets  deutlich  erkennen  ^). 
Zu  einer  weiteren  Verfolgung  dieses  Secrets  ge- 
ben die  heutigen  physiologischen  Kenntnisse  lei- 
der keinen  genügenden  Anhaltspunct. 

Atropin  sistirt  die  durch  Pilocarpin  vermehrte 
Ohreuschmalzsecretion . 

3,    Thränensecretion. 

Die  Absonderung  der  Thränen  wird,  wie 
allgemein  bekannt  ist,  leicht  vom  Centrum  aus 
durch  psychische  Einflüsse  (bei  Menschen)  be- 
wirkt. Diese  Thränenabsonderung  dürfte  in  ei- 
ner centralen  Erregung  des  Trigeminus  ihren 
Ursprung  haben.  Reizung  der  Trigeminuswur- 
zeln  bedingt,  wie  Czermak*)  experiment<ell  (an 
abgetrennten  Thierköpfen)  beobachtet  hat,  eine 
Zunahme  der  Augenflüssigkeit.  Nach  den  Un- 
tersuchungen  von    Herzen  st  ein  ^),     Demt- 

1)  Steigerung  der  AbsoDderung  des  Gehörgangs  kommt 
vor  bei  Personeu,  welche  stark  am  Kopfe  schwitzen: 
Tröltsch  Lehrb.  der  Ohrenheilk.  1878  S.  82. 

2)  Moieschotts Untersuchungen  z. Naturlehre  1860, 
VII,  S.  379. 

3)  Herzen  st  ein,  Beiträge  z.  Physiologie  undXhera- 
^i^  Aur  Thranenorgane,  Berlin  Birschwald  1866. 


, 


117 

Bchenko  *)  und  Wolf  er  z  ^)  pft  außerdem 
Reizung  des  N.  Lacrymalis  uud  des  Subcutaneus 
malae  Vermehrung  der  Thränensecretion  hervor. 
[  Ferner  ist  die  Reizung  des  -Halssympathicus 
auch  nach  vorgängiger  Durchschneidung  des  N. 
Lacrymalis  und  N.  Subcutaneus  malae  von  ei- 
ner unverkennbaren  Thränen Vermehrung  beglei- 
tet. Reflectorisch  kann  bei  Integrität  eines  der 
beiden  genannten  Trigeminuszweige  und  selbst 
bei  durchtrenntem  Halssympathicus  von  sensiblen 
Hirn-  und  Rückenmarksnerven,  sowie  durch  in- 
tensiven Lichtreiz  vom  Opticus  aus  die  Secretion 
der  Thränendrüse  (die  doch  vorzugsweise  die 
Angenfenchtigkeit  liefert)  unzweifelhaft  vermehrt 
werden. 

Wir  haben   die  Experimente  genannter  For- 
scher —  nur   die   von  Czermak  ausgeführten 
fieizungen   des  Trigeminus  haben  wir  weggelas- 
sen —   wiederholt    und    benutzten    dazu    große 
Hunde,    welche   durch  Chloralhydrat  tief  narco- 
tisirt   waren.      Bei   diesen    haben    wir    die  von 
Herzenstein   nach  Durchschneidung   des  La- 
crymalis   und    Subcutaneus    malae    beobachtete 
continnirliche    Thränensecretion    nie    gesehen  *). 
Injectionen  von  Pilocarpin  riefen,  nachdem  vor- 
her der  N.  Lacrymalis   und   Subcutaneus    malae 
und  der  betreflTende  Vagosympathicus  am  Halse 
dorchfcrennt  waren,  stets  deutlich  vermehrte  Thrä- 


1)  Demtsohenko,  Archiv  für  die  gesammte  Phy- 
siologie 1872  VI.  Bd.  8.  191. 

2)  Wolferz,  InaugaraldiBsertatioD.    Dorpat  1671. 

8)  Herzenstein  betrachtet  die  von  ihm  beobachtete 
continuirliche  ThräDenabsonderong  als  eine  paralytische 
—  ganz  gewiß  mit  Ünrechtf  da  er  die  Reizeffecte,  welche 
die  compiicirte  Operatiooswunde  zur  Folge  hat,  ganz 
anfler  Becimaug  gelassen  hat. 

11* 


118 

iienabsonderung  hervor.     Nachfolgende  Injection 
von  Atropin.  sülfaric.  sistirte  die  Secretion. 

Wie  wir  schon  vorher  angeführt  haben,  er- 
regt das  subcutan  applicirte  Pilocarpin  auch  dann 
noch  Thrliuenfließen  •  wenn  die  4  großen  Arte- 
rien am  Halse  unterbunden  sind.  Die  einzige 
Bedingung  tiir  das  Zustandekommen  dieser  Se- 
cretion (wie  auch  der  Speichelsecretion)  besteht 
darin,  daß  der  Halssympathicus  nicht  durchschnit- 
ten ist. 

Zum  Beweise  führe  ich  kurz  nur  zwei  von 
vielen  Experimenten  an. 

1.  iin>Bcfli.  weibliches  Eaninchen,  8680  Ghm.  schwer 
(ilaMrachealkaBüie.  Curtre.  künstliche  Respiration:  Un- 
torlniu^unjs  dor  vier  groBen  Anerien  am  Halse  und  zwa: 
so.  liaB  morst  die  beiden  Snbclaviae  mit  ligatoren  verse 
lien  ur.d  suletrt  erst  die  beiden  Carotiden  so  geschnür 
worden.  Dareiitr>fccang  der  Sympathici  am  Halse  jnU 
suboutAno  Ir.uvtion  von  Pilocarpin.  Es  erfolgt  wedea 
Thninoii-  r.och  S^Hncbolseoretion.  Acch  nachdem  nooh- 
toä':s  oino  rwoi:e  Dv^si«  Pi'^.^'carpin  applicirt  ist,  hleibt 
Mv.:ul  ;:r.d  Aupf  :rLvker- 

-.  im^^e«,  n*.*r.r.lichrt  Kaninchen.  3990  Gnn.  schwer, 
u\  »:'ioioh;*r  Wo:»o  w:o  vorher  operlr:,  nur  die  Sympathid 
r.ic V.:  \iurc hs».*>. v.i:: er. . 

l.i  Ihr  l  M.  ?::K:::ar.  0.iV4  Pilocarpin,  muriat. 

li     •      7    *    Si>o:cbf'  :r>"*pft  au?  dem  Monde. 

Hrov.oi:-A*ä*^"rr?:    irln     reichlich    in    die 

iV.Aj^kar.ü*.e.  v-jrl  enifemt. 

li     •    10   j^    w*rd  c.fr  Verse ci  unierbrochen  nnd  bei 

der  Scv::c-"   olvvso  wie  \vtö«:   ü*  jtlxaigene  Unterbin- 

dur.c   der  Ars^r^er.  ;ir^  AV>ft^Ktfr^i:  rcz  GetäfianomalieD 

oo.;»utirt  *^. 

IVi  Kaux^v.  i:>:  ;:'\:<r  ii'eictei:  BedingODgeii 
die  ThniiHMiAvrviiou  bsur.*:  viel  <iäxker. 

Hm  umu'.  Njiinv.:v.$äk::i'v'.;%:  :::  da^  snbcntane 
Bindieit^w^be  gv^^vn:^:.  5o  fcsr.::  r.-.M2  schon  sehi 

K«t»««l  1^  c*  r>^  »:&:£i  aasBft^Kveise  bei  Ka 


119 

bald  Salicylsänre  in  den  dnrch  Pilocarpin  reich- 
lich abgesonderten  Thränen  auffinden.  Indigo- 
sdiwefelsanres  Natrium  dagegen  haben  wir  nie 
in  die  Thränen  übergehen  gesehen. 

Die  durch  Pilocarpin  stark  vermehrten  Thrä- 
nen fließen  zum  Theil  durch  die  Nase  ab  und 
erscheinen  in  den  Nasenöfifnungen  meistens  frü- 
her, als  sich  eine  gesteigerte  Secretion  der  Na- 
senschleimhaut  manifestirt.  Diese  letztere  Secre- 
tion haben  wir  nicht  genauer  verfolgt. 

Atropin  sistirt  die  Secretion  der  Thränen- 
drüsen  und  der  Nasenschleimhaut. 

4.    Die  Secretion  der  Bronchialschleimhatit 

Die  Vermehrung  der  Bronchialschleim- 
haut durch  Pilocarpin,  welche  einzelne  Autoren^) 
bei  Menschen  fast  constant  beobachtet  haben, 
wird  von  den  meisten  Beobachtern  in  Abrede 
gestellt.  Bei  Thieren  ist  sie  uns  coüstant  begeg- 
net, solange  wir  kräftige,  gut  genährte  Indivi- 
duen benutzen  konnten.  Bei  decrepiten  Versuchs- 
thieren  bleibt  nicht  nur  die  Vermehrung  der  Bron- 
chialsecretion,  sondern  auch  des  Schweißes  aus. 

Die  gesteigerte  Absonderung  des  Bronchial- 
secrets  kann  man  sehr  schön  beobachten,  wenn 
man  bei  Hunden,  Katzen,  Kaninchen,  Ziegen 
statt  der  von  Ludwig*)  angegebenen  Tracheal- 
kanülen T-formige  Glaskanülen  benutzt.  Die 
senkrecht  auf  den  beiden  anderen  Schenkeln 
stehende  Mündung  wird  mit  einem  Ludwig^schen 
Excentrik  verbunden.     Der  eine  der  beiden  ge- 

1)  Robio  1.  c.  u.  Weber  Gentralblatt  f.  d.  m.  W. 
1876  No.  40  sahen  das  Bronchialsecret  bei  Erkrankungen 
der  Lnitwege  flüssiger  werden  und  die  Krankheitsprocesse 
(Bronchitis  n.  Croup)  günstiger  verlaufen. 

2)  Ludwig  im  Atlas  zur  Methodik  von  Cyon  Taf. 
L  %  2  n.  Taf.  U.  Fig.  13  a.  14. 


120 

raden  Schenkel  muß  entsprechend  ausgezogen 
sein ,  damit  er  in  der  Trachea  sicher  befestigt 
werden  kann.  Die  dritte  Oeffnung  wird  mit 
einem  kurzen  in  eine  enge  Oeffnung  auslaufenden 
Glasröhrchen  und  Kautschukschlauch  nur  so 
weit  geschlossen,  daß  die  Expirationsluft  und 
die  überflüssige  Inspirationsluffc  leicht  entweichen 
können^).  Sobald  in  Folge  der  Pilocarpinwir- 
kung  in  der  Glaskanüle  reichlich  Bronchialse- 
cret  erscheint,  kann  man  dasselbe  (nachden 
man  den  Kautschukschlauch  mit  dem  zugespitzten 
Glasröhrchen  entfernt  hat)  leicht  mit  konischen 
Fließpapiercylindern  entfernen  und  zu  weiterei 
Untersuchung  sammeln.  —  In  dem  bei  Pilo- 
carpinmedication  reichlich  abgesonderten  Bron- 
chialsecret  läßt  sich  die  subcutan  eingeführte 
Salicylsäure  stets  nachweisen^).  Auch  das  ins 
Blut  infundirte  Indigoschwefelsaure  Natron  er- 
scheint zum  Theil  in  den  Sputis. 

Atropin  sistirt  auch  die  Vermehrung  des 
Bronchialsecrets. 

5.    Die  Spekhelsecretion, 

Die  Speichelsecretion  wird  durch  Pilo- 
carpin im  höchsten  Grade  gesteigert  Der  pro- 
fuse Speichelfluß  tritt  bei  Thieren  und  Menschen 
sehr  häufig  schon  vor  der  Schweißsecretion  auf. 
Daß  das  Pilocarpin  die  Submaxillardrüsen,  wahr- 
scheinlich auch  die  anderen  Speicheldrüsen  durch 

1)  Diese  leicht  herzustellenden  und  leicht  zu  reini- 
genden Glaskanülen  empfehlen  sich  in  allen  Fällen,  wo 
die  Respiration  längere  Zeit  kunstlich  unterhalten  werden 
muß. 

2)  BuB  hat  bei  Menschen  den  Uebergang  der  Sali- 
cylsäure in  die  Sputa  nachweisen  können,  während  Für- 
bringer  1.  c.  negative  Resultate  erhielt.    . 


121 

peripherische  Erregung  ihrer  secretorischen  Fa- 
sern zu  gesteigerter  Function  veranlasst  und 
daß  Atropin  diese  Secretion  unterdrückt,  haben 
Carville*)  schon  1875,  Schwahn  und  Lang- 
ley  1876  experimentell  erwiesen, 
'.  Die  Richtigkeit  der  Carville' sehen   Beob- 

achtungen können  wir  aus  eignen  Versuchen  be- 
,  statigen.  Nach  unseren  Experimenten  müssen 
j  wir  aber  weiter  hinzufügen,  daß  dasAlcaloid 
auch  vom  Speichelcentrum  in  der  Me- 
dulla  oblongata  aus  dieSecretion  noch 
anregen  kann,  solange  dasselbe  durch  die  im 
Sympathicus  verlaufenden  Fasern  mit  den  Secre- 
tionsorganen  in  Zusammenhang  steht.  Ist  der 
Halssympathicus  durchschnitten  und  dem  Pilo- 
carpin der  Zugang  zu  den  anderen  secretorischen 
Pasern  der  Speicheldrüsen  abgesperrt,  so  tritt, 
wie  die  (Seite  118)  mitgetheilten  Experimente 
lehren,  keine  Speichelsecretion  mehr  ein. 

Weiter  haben  wir  bei  Thieren,  welchen  lu- 
digoschwefelsaures  Natrium  ins  Blut  infundirt 
worden  war,  den  aus  dem  Munde  fließenden 
Speichel  einige  Zeit  nach  der  Pilocarpininjection 
sich  schwach  blau  förben  gesehen.  Der  Subma- 
xillarspeichel,  den  wir  durch  eine  in  den  ductus 
Whartonianus  eingelegte  Canüle  sammelten,  zeigte 
dagegen  keine  deutliche  Blaufärbung. 

Den  Uebergang  von  subcutan  applicirter  Sa- 
licylsäure  in  den  Speichel  haben  wir  bei  jungen 
Ziegen  mit  Hülfe  von  Pilocarpin  stets  leicht  con- 
statiren  können.  Dieser  Nachweis  eignet  sich 
selbst   zum  Vorlesungsversuche.     Man  setzt  vor 

1)  Garville,  Virchow  u.  Hirsch  Jahresber.  für 
1875  S.  520  n.  Schwahn  Centralb.  f.  d.  m.  W.  1876 
No.  26  S.  440  441  mit  Folia  Joborandi ;  Langley  Vir- 
dhow  n.  Hirsch  Jahresbericht  für  1876  S.  447  mit 
Pilooarpinom  uitricum. 


122 

Beginn  des  GoUegs  die  Pilocarpinwirkang  kräf- 
tig in  Gang,  spritzt,  nachdem  man  eine  Quan- 
tität Speichel  aufgefangen  bat,  eine  Lösung  ¥on 
Natriumsalicylat  vor  den  Augen  der  Zuhörer  ms 
subcutane  Bindegewebe  junger,  aber  schpn  fres« 
Sender  Ziegen  und  läßt  den  Speichel  vom  Dianer 
in  viertelstündig  abgesonderten  Portionen  sam* 
mein.  In  der  Regel  kann  man  ^u  Ende  dar 
Vorlesung  in  der  zuletzt  gesammelten  Partie 
durch  einfachen  Zusatz  von  Eisenchlorid  zu  dem 
schwach  angesäuerten  Speichel  die  Salicylsänre* 
Beaction  demonstriren.  Ist  das  nicht  der  Fall, 
so  schüttelt  man  in  bekannter  Weise  den  Speichel 
mit  angesäuertem  Aether  und  setzt  Eisenehlorid 
zu  dem  in  wenig  Wasser  aufgenommenen  Aether* 
rückstand. 

6.    Die  Müchsecretion. 

Inconstant  und  nur  von  Wenigen')  bei  Frauen 
beobachtet,  ist  eine  Vermehrung  der  Müchsecre- 
tion. Wir  haben  weder  bei  Kaninchen  noch  bei 
einer  Mutterziege  eine  irgend  erhebliche  Ein- 
wirkung des  Pilocarpin  auf  die  Quantität  der 
Milch  festzustellen  vermocht.  Weil  das  letztere 
Thier  zu  einer  Reihe  anderer  Versuche  dienen 
sollte ,  haben  wir  auf  jede  Infusion,  von  Indigo- 
schwefelsaurem Natrium  verzichtet.  Dagegen 
ist  es  uns  gelungen  den  Uebergang  der  in  den 
Magen  eingeführten  Salicylsäure  und  von  Spal- 
tungsproducten  des  intern  gereichten  Salicin  in 
die  Milch   zu  constatiren. 

Nach  Feser's  Angaben^  konnte  Fried- 
berg er  bei  einer  mit  großen  Dosen  Salicylsäure 

1)  Virchow  u.  Hirsch  Jahresber.   f.   1876  S.  616. 

2)  Feser,  Archiv  f.  wissenscb.  u.  pract.  Thierheil- 
kunde  1876  I.  S.  66  sagt   »in  die  Milch  scheint  SflJüi^t" 


123 

ynndelten  Kuh  die  letztere  in  der  Milch  nicht 
wiederfinden.  Wahrscheinlich  deßhalb  nicht,  weil 
die  Milchnntersnchnng  nicht  lange  genug  fortge- 
setzt wnrde. 

Eine  Mutterziege  erhielt  vom  28.  April  1876 
bis  zum  6.  Mai  täglich  Salicylsaures  Natrium 
in  mit  Wasser  angerührter  Eleie.  Die  täglich 
2mal  gemolkene  Milch  wurde  entschieden  ange- 
säuert und  dann  reichlich^it  Alcohol  versetzt, 
gut  umgerührt  und  nach  einigem  Stehen  erst 
colirt  und  dann  filtrirt.  Die  Filtrate  wurden 
stets  sofort  auf  dem  Wasserbade  eingeengt  und  der 
Backstand  mit  angesäuertem  Aether  geschüttelt. 
Nachdem  das  Thier  3  Tage  lang  Natriumsalicylat, 
im  Ganzen  22,0,  erhalten  hatte,  zeigte  am  4. 
Tage  die  Morgenmilch  exquisite  Salicylsäurereac- 
tion.  Vom  4.  Tage  an  wurde  unter  Aufsicht 
3mal  täglich  ein  junges  Ziegenlamm  direct  aus  dem 
Euter  des  Mutterthieres  gefüttert  und  nach  je- 
der Fütterung  in  einen  zur  Sammlung  des  Harns 
geeigneten  Kasten  gesetzt.  Am  4.  Mai  erschien 
die  Salicylsäure  selbst  nachdem  der  Harn  mit 
Aether  ausgeschüttelt  war,  nur  undeutlich.  Als 
iber  der  am  5.  und  6.  Mai  gesammelte  Harn 
vereinigt  untersucht  wurde,  färbte  Eisenchlorid 
deu  in  Wasser  aufgenommenen  Aetherrückstand 
intensiv  violett. 

In  ähnlicher  Weise  verfuhren  wir,  um  den 
Uebergang  der  Salicinspaltungsproducte  in  die 
Milch  der  Mutterziege  nachzuweisen  und  gelang- 
ten auch  hier  zu  demselben  positiven  Resultat. 
1    —   Ziegen  eignen  sich  schon  deßhalb  viel  bes- 

iBnre  oder  ein  saUcylsaures  Salz  nicht  überzugehen.  Die 
Ijülch  der  Eoh,  welche  Prof.  Friedberger  wegen  Sep- 
^Ktemie  mit  groBen  Mengen  der  Substanz  (Salicylsäure) 
MbandeLte,  war  bei  wiederholter  Untersuchung  stets  frei 


124 


ser   als  Kiihe   zu   diesen  Untersuchnngen ,   y 
die  kleinere  Quantität  Milch,  die  sie  liefern, 
quemer  und  sicherer  zu  untersuchen  ist  ^). 

7,    Die  Harnsecretion. 

Auch  über   die   Einwirkung    des   Pilocar 
auf   die  Harnsecretion  sind    die   Ansicb 
der  Autoren  sehr  getheilt.     Nach  unseren  \ 
suchen  an  Thieren   vermögen   kleine  Dosen 
locarpin  bei  Katzen  und  Hunden  ein  fortdauc 
des  Ausfließen  des  Harns  aus  der  Blase  währ 
der    ganzen    Zeit    der    secretionsbefomdern 
Wirkung  des  Alcaloids  (auf  Speichel   etc.) 
constant  hervorzurufen*).     Indeß  verlieren  gr 
Dosen  auch  keineswegs  die  anregende  Wirk 
auf  die  Nierenthätigkeit,  aber  die  Excretion 
Harns  pflegt  dabei  meist  nicht  mehr  einzutrei 
Hat  man  großen  Katzen   und  Kaninchen  in 
früher   angegebenen  Weise  die   4   großen  H 
arterien  unterbunden  und  injicirt   dann  in  1 
zen   Zwischenräumen    den    bewußtlosen,     du 
künstliche    Respiration    am    Leben    erhalte 
Thieren,    nachdem    man   das  Abdomen  eröfl 
hat,  etwa  8 — 10  Mgrm.  Pilocarpin,  so  sieht  i 
die  Blase,  selbst  wenn  sie  schon  ziemlich  gef 
war,  sich  stärker  und  stärker  mit  Harn  anfül 
ohne  daß  die  Excretion  zu  Stande  kommt, 
diesen  Yersuchsthieren  mag  die  Bewußtlosigl 

1)  Nach  dem  Jahresb.  über  die  Fortschritte  in 
Thierchemie  für  1876  S.  256  hat  Beneke  den  Ue 
g9xig  der  Salicylsaare  in  die  Frauenmilch  conatat 
können. 

2)  Dieses  Resultat  stimmt  mit  den   Beobachtm 
von  Bobin,  Gantani  1.  c.  1875  S.  516  u.  Anderen 
läßt  vermnthen,  dafi  Binger  u.  Gould,  (ebend.)  im 
größere  Gaben  von  Püooarpin  resp.  Fol.  Jaborandi  « 
wendet  haben. 


125 

und  ferner  die  ünthätigkeit  des  prelum  abdomi- 
nis  zum  Theil  die  Ausscheidung  gehindert  ha- 
ben. Vielleicht  verursacht  das  Pilocarpin  aber 
anch  einen  Krampf  des  Sphincter  yesicae.  Es 
bedarf  jedenfalls  eines  bedeutenden  Drucks  um 
die  angefüllte  Blase  zu  entleeren.  Es  ist  außer- 
dem aus  Beobachtungen  am  Krankenbett  be- 
kannt, daß  größere  Dosen  von  Pilocarpin  neben 
anderen  störenden  Nebenerscheinungen  auch 
Dysurie  und  Ischurie,  selbst  heftige  Schmerzen 
in  der  Urethra,  der  Nierengegend  und  oberhalb 
der  pubes  veranlassen  können  ^).  Unter  allen 
Umständen  bleibt  die  Vermehrung  der  Harn- 
aecretion  weit  hinter  der  Vermehrung  der  übri- 
gen Secretionen  zurück. 

Die  Frage,  in  welcher  Weise  das  Pilocarpin 
in  kleinen  und  in  großen  Dosen  die  geschilderten 
Wirkungen  auf  den  uropoietischen  Apparat  her- 
▼orbringt,  ob  sie  mit  der  Beeinflussung  des 
Blutdrucks  oder  der  Nierennerven  durch  Pilo- 
carpin oder  mit  beiden  Bedingungen  in  causalem 
Znsammenhang  stehen,  haben  wir  bei  der  Un- 
möglichkeit die  Nierennerven  mit  Sicherheit  alle 
an  isoliren  nicht  weiter  zu  lösen  versucht. 


8.    Die  Darmsecretion  und  Excretion. 

Die  durch  Medicamente  veranlaßte  Steige- 
rung der  Darmentleerungen  wird  ziemlich  all- 
gemein auf  eine  gesteigerte  Peristaltik  zurück- 
geführt und  nicht  auf  eine  vermehrte  Transsu- 
dation.     Die  Mittelsalze   bedingen ,   wie  neuer- 

1)  Beobachtungen  von  Pilci  ei  er,  Oehme,  Lorisch, 
Sakowaki,  Dräsche,  Stumpf,  Robin,  Ringer  u. 
Murreil.  (Virchow  u.  Hirsch  Jahresb.  pro  187B 
8.  618.) 


126 

liehst  Brieger^)  bewiesen  hat,  eine  yermehrte 
Secretiou  der  Drüsen  der  Darmschleimhant. 

Da  nun  bei  Thieren   größere  Dosen  Ton  Pi- 
locarpin   (bei  Katzen    bis   0,008  oder  0,016)  re- 
gelmäßig nicht  nnr  einfache  Darm-Entleerangen,   ', 
sondern   eine    länger   andauernde  Excretion  Yon 
Flüssigkeiten  per   anum   zur  Folge  haben   and 
die  Beobachtungen   der   yerschiedenen   Autoren   I 
bei  Menschen   hinsichtlich  dieser   Wirkung  des   i 
Alcaloids  sehr  auseinander  gehen,    kam  es  uns    ^ 
zunächst  darauf  an,  zu  prüfen,  ob  Pilocarpin  im    ^ 
Stande  sei ,  die  Peristaltik   bei  Thieren  zu  stei- 
gern   oder   hervorzurufen.      Bei  Kaninchen  hat 
Schwahn^)  unmittelbar   auf  Injection   von  6 
— 7  grm.  eines   wässrigen   Aufgusses  von  Folia 
Jaborandi  (1  : 4,8)   in   eine  Drosselvene   stürmi- 
sche Peristaltik   mit  stoßweißer  Kothentleenmg 
gesehen. 

Die  Physiologie  lehrt  uns,   daß  die  Peristal- 
tik des  Darms,  energisch  veranlaßt  werden  kann« 
central   vom   Gehirn   aus    durch    Erregung   der 
Vagusursprünge.     Neuere  Untersuchungen  mi^     i 
chen  es  ferner  höchst  wahrscheinlich,  daß  zwar 
nicht  jede  Veränderung   in  der  Girculation  des 
Darms,    wie   es  Donders   wollte,    wohl  aber   j 
vermehrter  Blutgehalt  und  verstärkter  Blutdruck  . 
in  den  Intestinalgefaßen   und    andererseits  auch 
eine  qualitativ  veränderte  Blutmischung  die  Pe- 
ristaltik sowohl  iutra  vitam  wie  kurze  Zeit  post 
mortem  kräftig  zu  erregen  vermögen.     Anaemie 

1)  B rieger' 8  Experimente  (Archiv  för  ezperimeni 
Phath.  u.  Pharm.  1878  VIII,  S.  856-€60)  eignen  nok 
wie  ich  hervorheben  will,  sehr  gut  zu  yorlefilmg8ve^ 
suchen,  um  das  Interesse  der  Zuhörer  far  das  onappetit* 
liehe  Kapitel  der  Pnrgantien  durch  DemonBtration  eines 
eclatanten  und  reinlichen  Erfolges  leben^  zu  eriudten. 

1)  Schwahn,  Centralblatt  f.  d.  m.  W.  1876  8.  440 
n.  441. 


127 

les  Darms  Tetonlaßt  im  Widerspruch  mit  älte- 
ren Angaben  niemals  Darmbewegungen  ^).  Drit- 
tens nimmt  man  allgemein  an ,  daß  das  den 
ganzen  Darm  durchziehende,  zuerst  von  G.  Meiß- 
ner genauer  beschriebene ,  von  Anderen  bestä- 
tigte und  weiter  untersuchte  gangliöse  Nerven- 
geflecht  bei  seiner  Erregung  peristaltische  Be- 
wegungen des  Darms  auslöst.  Zweifelhaft  bleibt 
68,  ob  die  N.  Splanchnici  neben  hemmenden 
aach  rein  motorische  Fasern  enthalten,  wie  es 
ja  auch  in  neuerer  Zeit  fraglich  geworden  ist, 
ob  die  Ton  Pflüger*)  constatirte  Hemmungs- 
wirkung  der  Splanchnici  durch  wirkliche  Hem- 
mnngsfasem,  wie  Pflüger  annimmt,  zu  Stande 
kommt  oder  nur  dadurch  bedingt  wird,  daß  die 
Reizung  der  Splanchnici  als  vasomotorischer 
Nerven  den  Blutgehalt  des  Darmcanals  beschränkt. 
Durch  0.  Nasse®)  wissen  wir  endlich,  daß  eine 
Beihe  von  Medicamenten  und  Giften  vom  Blut 
aus  die  Peristaltik  erregen  kann  ohne  Mitwir- 
koog  des  Vaguscentrums. 

Um  zu  entscheiden  durch  welches  der  ge- 
nannten Momente  und  ob  etwa  durch  Concnr- 
ittiz  mehrerer  derselben  die  Wirkung  auf  die 
Abdominalorgane  zu  Stande  kommt,  haben  wir 
folgende  Experimente  angestellt,  bei  denen  es 
ms  darauf  ankam  den  Einfluß  des  Hirns  auf 
len  Darm  ohne  Anwendung  von  Narcotica  voU- 
itändig  zu  eliminiren. 

Ghroße  Katzen    oder  Kaninchen   werden  mit 

1)  van  Braam  Houckgeest,  über  Peristaltik  des 
[agou  und  Darmkanals.  Archiv  für  die  gesammte  Phy- 
ologie  1872  VI,  S.  266-302. 

2)  Pflüger,  üeber  das  Hemmungsnervensystem  fiir 
ie  peristaltischen  Bewegungen  der  Gedärme,  Berlin  1857. 

8)  0.  Nasse,  Beitrage  zur  Physiologie  der  Darmbe- 
egungi  Leipzig  1666. 


128 

einer  Traehealkanüle  versehen  und  schwacK  mit 
Garare  vergiftet«  Während  künstlicher  Respira- 
tion, die  das  ganze  Experiment  hindurch  unter- 
halten werden  mnß,  unterbinden  wir  die  4  gro- 
ßen Halsarterien  wie  früher  angegeben  und  diudi- 
schneiden  die  beiden  Vagi  am  Halse.  In  eine 
Vena  lugularis  ext.  wird  eine  mit  Pilocarpinlö- 
sung  gefüllte  Kanüle  eingebunden.  Oe£Pnet  man 
jetzt  bei  dem  Thier,  dessen  Gehirn  gänzlich  aus- 
ser Function  gesetzt  ist,  das  Abdomen,  so  findet 
man  die  Darm  Windungen  in  vollkommener  Buhe. 
Wird  dann  eine  Dosis,  etwa  0,004  Pilocarpin  in 
warmer  0,6^0  Kochsalzlösung  in  die  Vena  jn- 
gularis  eingespritzt  so  tritt  nach  kurzer  Zeit 
lebhafte  Peristaltik  des  Dünndarms  ein.  Hat  man 
vor  der  Injection  die  Brustaorta  durch  ein  in 
den  Thorax  geschnittenes,  kleines  Fenster  compii* 
mirt,  so  bleibt  die  Peristaltik  aus  und  tritt  erik 
wieder  ein,  nachdem  die  Gompression  au%eho« 
ben  ist. 

Um  den  Einfluß  der  atmosphärischen  Luft 
auszuschließen ,  wird  das  Experiment  mit  glei- 
chen Erfolge  so  variirt,  daß  man  das  Abdomen 
unter  blutwarmer  0,6%  Kochsalzlösung  nach 
dem  Vorgang  von  SSander  Ezn  eröffnet. 

ötatt  der  Injection  in  eine  Vena  Jugularis  ha- 
ben wir  in  anderen  Versuchen  Injectionen  in 
eine  Mesenterialarterie  gemacht  und  auch  hier 
den  Eintritt  von  lebhaften  Darmbewegungen  ohne 
Ausnahme  beobachtet. 

Um  aber  auch  den  möglichen  EinfluB  yer^ 
änderter  Blutmischung  auszuschließen,  änderten 
wir  die  Experimente  dahin,  daß  wir  einem,  wie 
angegeben,  vorbereiteten  Thiere  (bei  Katzen) 
eine  Kanüle  mit  der  Spitze  nach  dem  Darm  zu 
in  die  Pfortader  einbanden  u.  dann  durch  In- 
jection blutwarmer  0^67o  Kochsalzlösung  in  eine 


129 

Hesenterialarterie  einen  Theil  der  DarmschÜDgen 
80  vollständig  wie  möglich  blutleer  machten. 
Spritzten  wir  dann  0,004  Pilocarpin  ein  oder 
mehrere  Male  in  dieselbe  Art.  mesenterica,  so 
beobachteten  wir  regelmäßig  in  den  möglichst 
Untleeren  Darmschlingen  peristaltische  Bewe- 
gungen. 

Wir  glauben  hieraus  schließen  zu  dürfen, 
daß  unser  Alcaloid  die  Peristaltik  bei  Thieren, 
jedenfalls  bei  Katzen  und  Kaninchen,  durch  di- 
recte  Beizung  des  gangliösen  Darmgeflechts  er- 
regen kann. 

Auf  keinen  Fall  ist  die  verstärkte  Peristal- 
tik bedingt  durch  eine  directe  Reizung  der  Darm- 
moBCulatur.  Denn  hatten  wir  nach  Bezold 
nnd  Bio e bäum ^)  die  Darmganglien  durch  Atro- 
pa in  Unthätigkeit  versetzt,  so  ließ  sich  durch 
nachträgliche  Injection  von  sonst  wirksamen 
Dosen  Pilocarpin  keine  Peristaltik  mehr  erzielen, 
obgleich  die  Darmmusculatiir  nicht  gelähmt  war, 
sondern  auf  electrischeu  Ueiz  sich  energisch 
eontrahirte. 

Vulpian^)  hat  bei  geöfi^netem  Abdomen 
ond  gleichzeitig  eröfinetem  Mageu  und  Darm 
durch  Jaborandi-Infas,  welches  er  in  eine  Vene 
ipritzte,  Vermehruug  der  Secretion  der  Magen- 
lehleimhaut,  des  Pancreas,  der  Leber  (Galle) 
ond  der  Niere  eintreten  gesehen.  Wir  haben 
008  in  anderer  Weise  von  der  Einwirkung  des 
Pilocarpin  auf  die  Secretion  der  Darmdrüsen 
überzeugt 

Bei  großen  Kaninchen  und  Hunden  wurde 
onter  den    üblichen  Cautelen  ein   recht  langes 

1)  Bezold  und  Bloebaum,  Untersuchungen  a.  d. 
pbys.  Lab.  in  Würzburg  v.  1867,  I.  H.  S.  1—72. 

2)  Vulpian:  Gazette  hebd.  d.  med.  et  de  chir.  IL 
8.  T.  Xn  1875  S.  188. 


« 


130 

Stück  des  Dünndarms  aus  einer  kleinen  Schnitt- 
wunde  in  der  linea  alba  hervorgehoben,  an  bei- 
den  Enden   unterbunden,  nach  Morean^s  Me- 
thode   gereinigt    und    nach    sorgfaltigem  Ver- 
schluß  der   Wunden   reponirt  und    die   Bancfa- 
wunde  vernäht.      Alsdann  injicirten  wir  gaben- 
tan  eine  relativ  große  Dosis  Pilocarpin  und  sa- 
hen nun   die  von  Zeit  zu  Zeit  controlirie  Darm- 
schlinge sich  mit  einer  Flüssigkeit  reichlich  füllen, 
die  in  Aussehen  und  Beactionen  mit  dem  Darm- 
saft, wie  ihn   Thiry   beschrieben   hat,  überein- 
stimmte.    Im  Abdomen  der  Versuchsthiere  fimd 
sich  kein  Transsudat. 

Das  Pilocarpin  vermag  demnach  nicht  nur 
die  Peristaltik  anzuregen ,  sondern  auch  eine 
reichliche  Secretion  der  Darmdrüsen  herbeim- 
führen.  Vielleicht  wird  die  Wirkung  auf  die 
Peristaltik  noch  verstärkt  durch  die  Verandemog 
des  Blutdrucks  und  der  Pulsfrequenz,  welche 
Pilocarpin  nach  Untersuchung  von  Langley 
1.  c.  und  von  Kahler  und  Soyka^)  bewirkt. 

Die  bei  Katzen  und  Kaninchen  durch  gi9- 
ßere  Dosen  Pilocarpin  verursachten  Diarrhoeen 
können  durch  Atropin  unterdrückt  werden. 
Auch  hier  wurde  die  Wirkung  des  letzteren  Al- 
caloids  nie  durch  größere  Dosen  des  enteren 
übercompensirt. 

Salicylsäure  subcutan  applicirt  und  Indigo- 
schwefelsaures Natrium  ins  Blut  infundirt  er* 
scheinen  auch  in  den  Darmentleerungen. 


unsere    Experimente      begründen     folgende 
Schlußergebnisse : 

1)  Kahler  n.  Soyka,  Archiv  für  experiment*  FftthoL 
u.  Phannacol.  VII,  S.  435—468. 


131 

1.  Das  Pilocarpin  veranlaßt  Schweißsecre- 
tion  an  den  Pfoten  von  Katzen  einerseits  durch 
periphere  Beiznng  der  durch  Luchsinger, 
Ostrouniow  und  Nawrocki  nachgewiesenen 
SchwieiBfasem,  anderseits  aber  auch,  wie  Luch- 
singer  richtig  beobachtet  hat,  durch  Reizung 
iß»  Schweißcentmms. 

2.  Auf  die  Schweißfasern  in  ihrem  Verlaufe 
xirischen  Centrum  und  Peripherie  wirkt  das  P. 
ucht  erregend  ein. 

3.  Auch  die  Secretion  der  Thränendrusen 
vermehrt  das  Pikx^rpin  einerseits  von  der  Peri- 
pherie, anderseits  von  dem  Gentrum  aus. 

4.  Die  Centrale  Erregung  der  Thräneuse- 
cration  Yermittelt  (bei  Abschluß  der  Blutzufnhr 
Tom  Hirn)  der  Sympathicus. 

5.  Das  P.  vermehrt  auch  die  Absonderung 
der  61.  ceruminosae. 

6.  Es  vermag  ferner  die  Secretion  der  Bron- 
chialsehleunhaut  zu  vermehren  und  zu  verflüs- 
sigen. 

7.  Es  vermehrt  die  Speichelsecretion  nicht 
Bor  durch  periphere  Reizung  der  secretorischen 
Kerren&aevn,  sondern  auch  durch  Erregung  des 
ttoretovischen  Speichelcentrums  in  der  meduUa 
obloBgaia. 

8.  Auch  hier  vermittelt  der  Sympathicus 
die  cemtrale  Erregung  der  Speichelsecretion  bei 
Abichluß  der  Blutotufuhr  zum  Gehirn. 

9.  Die  Milchfiecretion  vermehrt  das  P.,  wenn 
überhaupt,  nur  sehr  unsicher  und  unbedeutend, 
nach  Röhrig  nur  durch  Steigerung  des  Blutdrucks. 

10*  Die  Hamsecretion  und  Excretion  ver- 
niehrt  es  zwar,  wenn  es  in  kleinen  Dosen  ange- 
wendet wird,  aber  immer  in  beschränkterem 
Ibaße  als  die  meisten  anderen  Secrete.  In  grö- 
fcreü  Dosen   gebraucht,  hebt  es    die  Secretion 

12 


132 


zwar  nicht  auf,   erschwert  aber  und  hindert  so- 
gar leicht  die  Excretion. 

11.  P.  erregt  die  Peristaltik  dorch  directe 
Reizung  der  Darmganglien  und  steigert  die  Se- 
cretion  der  Darmdräsen ,  wenn  es  in  groBeren 
Dosen  angewendet  wird.  In  Folge  dessen  kann 
es  nicht  nur  einfache,  sondern  selbst  wasserreidie 
Darmentleerungen  reranlassen. 

12.  Atropin  sistirt  in  geeigneter  Dosis  alle 
die  genannten  Secretionen  und  auch  die  der  Na- 
senschleimhaut. 

13.  Größere  Dosen  Pilocarpin  können  wirk- 
same Atropindosen  nicht  nbercompensiren. 

14.  Innerlich  genommene  oder  subcutan  in- 
jicirte  Salicjlsaure  geht  nicht  nur  in  den  Harn, 
sondern  auch  in  die  durch  Pilocarpin  vermehrten 
Secrete  der  Schweift-,  Thränen-,  Speichel-  und 
Milchdrüsen  und  ebenso  der  Bronchial-  und 
Darmschleimhaut  über. 

15.  Auch  Derirate  des  innerlieh  genomme- 
nen Salicin  erscheinen  in  der  Milch. 

16.  Die  Elimination  des  ins  Blut  infnndirten 
Indigoschwefelsauren  Natriums  geschieht  haupt- 
sächlich, wie  langst  und  besonders  durch  Hei- 
denhain bekannt,  durch  den  Harn,  außerdem 
auch  durch  Speichel-Bronchial-  und  Darmsecreti 
nicht  durch  Schweift  und  Thranen. 

17.  Das  Schweiftcentrum  für  alle  4  Pfoten 
liegt  bei  Katzen  in  der  medulla  oblongata  wie 
Nawrocki  zuerst  ang^eben  hat.  Em  beson- 
deres Centrum  für  die  Hinterpfoten  im  unteren 
Theil  des  Brust-  und  oberen  Theil  des  Lenden- 
marks ezistirt  bei  Katzen  nach  unseren  Versu- 
chen nicht. 

18.  Das  Schweißcentrum  liegt  wahrschein- 
lich tiefer  als  das  Respirationscentrum  im  ver^ 
längerten  Mark.    Es  fnnctionirt  noch  (nachün- 


133 

terbindang  der  vier  großen  Arterien  am  Halse) 
wenn  das  Bespirationscentmm  bereits  functions- 
anfiUiig  ist. 

19.  Oampher  erregt  im  Gegensatz  zu  Pilo- 
carpin die  Schweißsecretion  nicht  von  der  Peri- 
pherie, sondern  vom  Centram  ans. 

20.  Wie  der  Gampher  wirken  wahrschein- 
lich alle  Diaphoretica^  deren  wirksamer  Bestand- 
theil  ein  aetherisches  Oel  ist. 

21.  Der  Pfotenschweiß  der  Katzen,  er  mag 
spontan  auftreten  oder  reflectorisch  oder  durch 
Gampher  oder  Pilocarpin  veranlaßt  sein,  reagirt 
immer  alkalisch. 

22.  Pilocarpin  kann  in  bestimmten  Fällen 
Yon  traumatischen  Hemi-  und  Paraplegien  als 
diagnostisches  Hülfsmittel  benutzt  werden,  um 
Ernährungszustand  und  Functionsfahigkeit  secre- 
torischer  und  wahrscheinlich  auch  motorischer 
Nervenfasern  zu  controliren. 

23.  Die  secretorischen  Fasern  eines  gemisch- 
ten Nerven  scheinen  nach  einer  tiefen  Verletzung 
desselben  ziemlich  gleichzeitig  mit  seinen  moto- 
lischen  Fasern  zu  degeneriren. 

24.  unsere  Experimente  erklären  die  gün- 
stige Wirkung  des  Pilocarpin  in  Fällen  einsei- 
tiger und  doppelseitiger  Länmungen,  wie  sie  von 
Binger  und  Burg  (Gentralblatt  f.  d.  med.  W. 
1877  No.  31  S.  576)  mitgetheilt  sind.  Ferner 
ebenso  den  Nutzen  bei  bestimmten  Bronchial- 
nnd  Larynxaffectionen,  wie  sie  Bob  in,  Weber 
1.  c  und  Andere  beschrieben  haben. 

25.  Wenn  die  Vielseitigkeit  seiner  secretions- 
befördemden  Wirkung  keine  Gontraindication 
abgiebt  und  wenn  kleine  Dosen  genügen,  ist  P. 
ein  in  vielen  und  sehr  verschiedenen  Erankheits- 
^Uen  verwerthbares  Arzneimittel. 

12* 


134 

26.  Als  schÄtzenawerthes  Hülfsmittel  fiir  dia 
experimenteUen  DisoipUneii  erleichtert  es  mtUb 
nur  die  Untersnchnng  physiologischer  und  pham 
macolc^soher  Probleme ,  sondern  aneb  die  De- 
monstration Y^Ttchiedttier  physiologiseher  qid 
arzneilicher  Wirkungen. 

27.  Bei  Katzen  entspringt  anenahmsiveise 
zwischen  Art.  Subclavia  sinistr.  und  TrusCb  ano« 
nym.  eine  ziemlich  große  Arterie  aus  den  Arcus' 
Aortae,  welche  sich  in  ein  foramen  interrertehrale 
der  Halswirbel  einsenkt.  Wo  diese  YorhandeOi 
schneidet  die  Unterbindung  der  4  grollen  Arte- 
rien am  Halse  die  Blutzufuhr  zum  Gemm  nicht  ab. 

28.  Trotzdem  kann  man  die  von  Sig.  Mayer 
empfohlene  Untersuchungsmethode  auch  bei 
Katzen  sehr  gut  yerwerthen,  nöthigenfalls  kann 
man  sich  nach  Unterbindung  der  4  großen  Hal»- 
arterien  durch  Injection  von  Indigoschwefelsaurem 
Natrium  von  der  Abwesenheit  der  Gef&ßanomalie 
vergewissern. 

29.  Ebensowenig  wie  bei  Hunden  ist  es  bei 
Ziegen  nicht  möglich  durch  Unterbindung  der  4 
großen  Arterien  am  Halse  die  Blutzufnhr  zum 
Gehirn  aufzuheben. 

30.  Wo  künstliche  Respiration  lange  2!eit 
unterhalten  werden  muß  empfi^t  sich  die.  auf 
Seite  119  beschriebene  Glastradiealkanüle^ 

Zum  Schluß  erlaube  ich  mir  noch  ehier  Be- 
merkung. Es  war  unvermeidlich  bei  der  häu- 
figen Anwendung  desAtropins  auch  dessen  Ein- 
fluß auf  die  Pupille  genauer  zu  untersuchen. 
Wir  verfolgten  die  Frage,  da  es  ja  immer  noch 
unentschieden  ist,  ob  das  Alcaloid  seine  mydria- 
tische    Wirkung  nur  durch  Lähmung  des  Ocn- 


135 

lomotorios  oder  gleichzeitig  durch  Reizung  des 
Sympathicns  bewirkt.  Wir  haben  aber  nicht 
nur  das  Atropin,  sondern  auch  noch  eine  Reihe 
anderer  Stoffe  in  ihrer  Einwirkung  auf  die  Pu- 
pille geprüft.  Die  zahlreichen  und  zum  Theil 
sehr  complicirten  Experimente,  zu  denen  wir 
uns,  um  ein  Resultat  zu  erlangen,  genöthigt  sa- 
hen, sind  gemeinschaftlich  mit  Herrn  Wulfsberg 
ausgeführt.  Wir  werden  dieselben  als  besondere 
Arbeit  veröffentlichen  und  darin  den  Beweis 
liefern,  daß  der  Sympathicus  bei  der  Atropin- 
mydriasis  gar  nicht  betheiligt  ist. 


Nachschrift. 

Während  des  Druckes  dieser  in  der  Sitzung 
im  2.  Februar  der  Societät  vorgelegten  Arbeit 
ist  im  Centralbl.  f.  d.  med.  W.  vom  9.  Febr. 
eke  vorläufige  Mittheilung  von  F.  Nawrocki 
ober  Einwirkung  des  Pilocarpinum  muriaticum 
auf  den  thierischen  Organismus  erschienen,  in 
welcher  die  centrale  Erregung  der  Schweißse- 
cretion  dnroh  das  Aloaloid  bestritten  wird.  Dem 
gegenüber  muß  ich  meine  durch  zahlreiche  Yer- 
snäie  gesicherteA  Resultate  ungeschmälert  auf- 
recht erhalten. 

Marme. 


186 

IL  .lieber  Milchiufusionen. 

Von 

N.  Wulfsberg  aus  Christiania, 
Assistenten  am  pharmaool.  Institut  zn  Gottingei 

Der  bekannte  amerikanische  6ynaec< 
Gailiard  Thomas  hat  bei  einer  ovariotom 
Patientin  eine  Milchinfusion  anscheinend  mi 
bensrettendem  Erfolge  gemacht^).  Der  Ei 
heitsfall  ist  folgender :  Bei  einer  sehr  entkräf^ 
Kranken  hat  Thomas  eine  innerhalb  kurzer 
zu  enormer  Große  gediehene  doppelseitige 
rialgeschwulst  exstirpirt.  Die  Operation  vi 
ohne  besondere  Fährlichkeit  in  3(5  Minute 
Ende  geführt.  Patientin,  deren  Nachbehand 
ein  Dr.  Jones  leitete,  erhielt  in  den  erste] 
Stunden  in  mehrstündigen  Zwischenräumen  e 
Milch  und  außerdem,  weil  sich  bei  einer/ 
peratur  von  39,9  und  sehr  frequentem 
wiederholt  Brechneigung  einstellte,  alle  I 
Stunden  kleine  Dosen  Morphin.  Die  Operf 
war  am  Donnerstag  gemacht.  Am  Sonna 
Morgen  und  nochmals  am  Abend  desselben  T 
traten  profuse  Metrorrhagien  ein.  Der  Co 
sus  erreichte  einen  so  hohen  Grad,  daß  der 
in  der  folgenden  Nacht  erwartet  wurde. 
Kranke  erlebte  aber  noch  den  Montag,  obg 
die  inzwischen  per  os  und  per  rectum  angeste 
Emährungsversuche  gänzlich  scheiterten, 
tientin  erbrach  sogar  die  gereichten  Eispi 
Bei  dem  rasch  zunehmenden  Kräfteverfall 
langte  Dr.  Jones  eine  Bluttransfusion.  Tho 
gestützt  auf  drei  frühere  nicht  näher  bescl 
bene  Fälle,  verweigerte  dieselbe.  Da  abe: 
gend  etwas  geschehen  sollte,  vereinigten  sich 

1)  Americal  Jonrn.  of  med.  sciences ,  Jan.  1876. 


137 

beiden  Herrn  zu  einer  Milchiufasiou.  Frisch 
gemolkene,  thierwarme  Kuhmilch  wurde  der  Pa- 
tientin in  die  vena  mediana  basilica  eingespritzt. 
Nachdem  90  CC.  injicirt  waren,  klagte  Patientin 
fiber  sehr  heftigen  Kopfschmerz,  Trotzdem 
wurden  alimählich  circa  250  6rm.  infundirt. 
Eine  Stunde  später  trat  ein  Frostanfall  ein,  die 
Temperatur  stieg  auf  40,0  C,  der  Puls  auf  150 — 
160.  Aber  schon  vor  Mitternacht  sank  die 
Temperatur.  Patientin  fiel  in  einen  ruhigen 
Schlaf  und  befand  sich  am  nächsten  Morgen  viel 
besser.  Es  trat  nun  eine  regelmäßige  Reconva- 
lescenz  ein,  am  21.  Tage  war  die  Kranke  außer 
Bett  und  nach  6  Wochen  völlig  hergestellt. 

Dieser  günstige  Ausgang  legte  den  Gedanken 
nahe,  daß,  besonders  bei  dem  hohen  Ansehen,  in 
welchem  G.  Thomas  nicht  nur  in  seinem  Vater- 
lande steht,  Milchinfusionen  in  ähnlichen  Fällen 
versucht  werden  könnten.  Es  schien  mir  deß- 
lialb  von  Interesse,  zunächst  festzustellen,  wie 
Milchinfusionen  auf  Thiere  wirken,  um  einige 
objective  Anhaltspunkte  für  die  Beurtheilung 
des  Werthes  von  Milchinfusionen  zu  gewinnen. 

Die  bisher  bei  Menschen  und  Thieren  ver- 
BQchten  Milchinfasionen  haben,  wie  bekannt,  zu 
ganz  widersprechenden  Resultaten  geführt.  Ich 
fibergehe  deßhalb  die  bei  Cholerakranken  und 
Phthisikem  von  verschiedenen  Seiten  angestellten 
Milchinfnsionen  und  führe  von  den  zahlreichen, 
bis  in  früheren  Jahrhunderte  zurückreichenden 
Infosionsversuchen  nur  diejenigen  an,  welche 
Don  n  e  in  seinem  Cours  microscopique  1844  mit- 
theilt und  welche  auch  Thomas  in  seiner  obi- 
gen Mittheilung  citirt.  Donne  studirte  micros- 
copisch  und  microchemisch  die  Bestandtheile  des 
Blutes  und  gelangte  bei  seinen  Infusionsver- 
snchen  zu  dem  Ergebniß,  daß  die  Milchkügelcher 


138 

sich  in  farblose  Blatkörperchen  nmwandelo. 
Die  kleineren  sollen  nach  ihm  sich  zu  3  od«r  4 
vereinigen  nnd  mit  einer  Hülle  sich  versehen, 
die  größeren  gleichfalls  eine  Hülle  annehmen 
und  sich  dann  von  der  Mitte  ans  theilen.  Das 
Blut  sah  Donne  einige  Zeit  nach  Milchinfn- 
sionen  sehr  reich  an  farblosen  Blutkörperchen. 
Diese  Donne' sehen  Versuche  habe  ich  viel&ch 
wiederholt  und  das  Endresultat  allerdings  bestär 
tigt  gefunden.  Die  Vermehrung  der  Blutkörper- 
chen habe  ich  aber  entsprechend  den  heutigen 
Anschauungen  in  ganz  anderer  Weise  zu  Stande 
kommen  gesehen. 

Werden  Kaninchen  6 — 8  Grm.  frisch  gemol** 
kener,  thierwarmer  Kuh-  oder  Ziegenmilch  in 
eine  Vena  Jugularis  ext.  injicirt,  so  sieht  man 
wenige  Minuten  später  das  Blut  gleichmäßig  ge* 
mischt  mit  Milchkugeln,  die  theils  frei  umher- 
schwimmen, theils,  besonders  die  kleineren,  den 
farblosen  Blutkörperchen  anhaften.  —  Nach 
Verlauf  einer  ganzen  bis  halben  Stunde  sieht 
man  in  einer  neuen  Blutprobe  nicht  mehr  so 
viel  freischwimmende  Milchkugeln,  man  findet 
aber  schon  jetzt  einzelne  farblose  Blutkörperchen 
die  neben  Kern  und  Eernkörperchen  ein  Milch- 
kügelchen  enthalten.  Sucht  man  weiter,  so  sieht 
man  immer  mehr  farblose  Blutkörperchen,  die 
meist  1 — 2,  selten  3,  ausnahmsweise  auch  4 
Milchkugeln  enthalten.  Unter  günstigen  Be- 
dingungen trifft  man  farblose  Blutkörperchen, 
welche  an  einer  Seite  einen  Fortsatz  aussenden 
wie  eine  sproßbildende  Hefezelle  und  in  diesem 
fangarmartigen  Fortsatz  eine  Milchkugel  ent- 
halten. Gewöhnlich  liegt  die  Milchkugel  in  dem 
farblosen  Blutkörperchen  excentrisch ,  indeß 
kommen  auch  ganz  central  gelagerte  vor.  Bringt 
man  Strömungen  in  demObjecte  hervor,  so  diä 


139 

die  Blatkörperchen  rotiren,    so  kann  man  sich 
unzweifelhaft  überzeugen,  daß  die  Milchkügelchen 
wirklich  im  Inneren  der  farblosen  Blatkörperchen 
liegen  nnd   nicht  nur  der  Oberfläche  angelagert 
sind.     Am  deutlichsten   wird  das  microscopische 
Bild,    wenn   man  bei  300 — 400facher,   linearer 
Vergrößernng  eine  solche  Essigsäureconcentration 
im  Objecte  trifft,    welche    die    rotheu  Blutkör- 
perchen zu  sogenannten  Schatten  reducirt,  ohne 
m  gänzlich   zum  Verschwinden  zu  bringen.  — ■ 
Bei  den  folgenden  Blutproben  findet  man  immer 
weniger  freie  Milchkügelchen  und  immer  mehr 
weiße  Blutkörperchen,     welche   Milchkügelchen 
enthalten,    sit   venia    yerbo,    gefressen   haben. 
2—6  Stunden  nach  der  Milchinjection  findet  man 
keine  freie  Milchkügelchen  mehr,   auch  verhält- 
niftmäßig  wenig  eingeschlossene,  dagegen  eine  auf- 
fallende Vermehrung  der  relativen  Zahl  der  farb- 
losen Blutkörperchen.     24   Stunden    nach    der 
Inieotion  unterscheidet  sich   das  Blut  in  keiner 
Weise  von  dem  normalen.  —  Nach  diesen  Beo- 
bachtungen bewirkt  die  Infusion  einer  geringen 
Menge  Milch  ähnlich    wie   eine   gute   Mahlzeit 
eine  vorübergehende  Vermehrung  der  farblosen 
Blutkörperchen. 

Die  weitere  sich  daran  anschließende  Frage, 
ob  08  nun  wirklich  möglich  sei,  ein  Thier  durch 
Hüchinfusionen  zu  ernähren,  muß  nach  einer 
zweiten  Reihe  von  Versuchen ,  die  ich  an  ver- 
schiedenartigen Thieren  angestellt  habe,  unbe- 
dingt verneint  werden.  Wenn  Hunde  auch  wie- 
derholte Injectionen  von  70 — 250  Grm.  Milch 
ertangen,  so  nahm  ihr  Körpergewicht  doch  rasch 
ftb  nnd  die  meisten  starben  sogar  nach  Injection 
i^t  znletzt  genannten  Dosis.  —  Niemals  zeigten 
die  Thiere  bei  Lebzeiten  Symptome  tieferer  Er- 
kranknnng.    Post  mortem  fanden  sich  im  Blute 


140 

stets  noch  unveränderte  Milchkngeln,  in  den 
Lungen  größere  oder  kleinere  hämorrhagische 
lufarcte,  innerhalb  welcher  sich  ein  erweitertes 
mit  Blutcruor  aasgefälltes  Gefäß  nachweisen 
ließ.  Eigentliche  Fettembolien  konnten  mit 
Sicherheit  nicht  constatirt  werden.  Die  Nieren 
erwiesen  sich  bei  mikroskopischer  Untersnchang 
stets  gesund. 

Nebenbei  gesagt,  war  es  auch  nicht  möglich 
durch  subcutane  Injection  größerer  Mengen  fri- 
scher Milch  Thiere  zu  ernähren.  Die  Versuchs- 
thiere  atrophirten  und  wenn  sie  einige  Tage 
nach  der  letzten  Injection  getödtot  wurden,  fan- 
den sich  an  der  Injectionsstelle  immer  beträcht- 
liche Reste  der  geformten  Milchbestandtheile. 
Dieser  Befund  steht  allerdings  im  Widerspruch 
mit  Angaben  anderer  Autoren.  Vielleicht  haben 
diese  sehr  stark  verdünnte  (getaufte)  Milch  zu 
ihren  Injectionen  benutzt.  Auf  keinen  Fall  darf 
man  allzugroße  Hoffnungen  auf  eine  Ernährung 
durch  Milchinfusionen  oder  die  von  anderen 
Seiten  empfohlenen  subcutanen  Milchinjectionen 
setzen. 

Nun  ist  es  aber  auch  durchaus  nicht  wahr- 
scheinlich, daB  O.  Thomas  bei  seiner  Patientin 
die  verweigerte  Bluttransfusion  einfach  durch 
Milchinfusion  habe  ersetzen  wollen.  Es  liegt  ja 
auf  der  Hand,  daß  die  Milch  unmöglich  die  In- 
dicationen  erfüllen  kann,  die  eine  Bluttransfusion 
bezweckt.  Im  günstigsten  Falle  könnte  man 
annehmen,  daß  nicht  lethale  Mengen  Milch  zwar 
nie  absolut,  aber  vielleicht  relativ  die  Sauerstoff 
aufnehmenden  Blutkörperchen  im  Gefäßsystem 
sehr  blutarmer  und  stark  collabirter  Individuen 
vermehren  dürften.  Es  ist  wenigstens  denkbar, 
daß  die  infundirte  Milch,  wenn  sie  ganz  nnschäd- 
lich  wäre^  die  in  coUabirten  Gefäßen  zurückge- 


141 

haltenen,  rothen  Blutkörperchen  wieder  in  Cir- 
colation  setzte.    Ob  dies  wirklich  geschieht^  ist 
freilieh  eine  Frage,  die  sich  experimentell  schwer 
entscheiden  lassen  dürfte.     Um  der  Lösung  dieser 
Frage  etwas  näher  zu  treten,  habe  ich  eine  An- 
aahl  von  Milchinfusionen   bei  Hunden  gemacht, 
denen  vorher  größere  Quantitäten  Blut,   bis  zu 
72%     der    berechneten     Blutmenge    entzogen 
waren.     Es  hat  sich    dabei  herausgestellt,    daß 
auch  solche  Thiere  kleinere    Quantitäten  Milch 
ertragen,   nach  Infusion  größerer  Mengen  meist 
aber  schon   auf  dem  Operationstisch  zu  Grunde 
gehen.      Diese   Versuche    wurden   daher    nicht 
weiter  verfolgt,  einmal  weil  die  Milch  sich  kei- 
neswegs als  eine  unschädliche  Injections-Flüssig- 
keit  manifestirte ,  dann  aber  hauptsächlich,  weil 
88  nicht  thunlich  ist,  das  Minimum  eines  lethal 
wirkenden   Blutverlustes    aus    der    berechneten 
Blntmenge  festzustellen. 

Die  letzteren  Versuche  führten  zur  Beobach- 
tung   einer    eigenthümlichen    Einwirkung    der 
Milchinfusionen  auf  die  Herzthätigkeit.     Waren 
bei  den  Thieren  in   Folge  starker  Blutverluste 
die  Herztöne   sehr  schwach ,  fast  unhörbar  ge- 
worden, so  wurden  sie  gleich  nach  der  Milchin- 
jection   wieder  sehr   laut  und  deutlich.     Dieser 
eigenthümliche  Befund    veranlaßte    eine    letzte 
Reihe  von  Infusionsversuchen,  die  an  mögliebst 
blutleeren  Thieren  und  zwar  dann  erst  angestellt 
wurden,  nachdem  bei  ihnen  die  Respiration  voll- 
standig  aufgehört  und  selbst   mit  der  Herznadel 
keine   Spur  von  Herzaction   mehr    nachweisbar 
war.     Bei    allen    diesen   Thieren    traten    gleich 
nach   der  Infusion   wieder   rythmische  Herzcon- 
tractionen,  mit  fühlbarem  Herzstoß  auf.    Etwas 
später  stellten  sich  auch  Respiratiousbewegungen 
ein.    Setzten  Respiration  und  Herzaction   nach 


142 

einiger  Zeit  wieder  aus,  so  gelang  es  meistens 
zum  zweiten  Mal  dnrch  eine  geringe  Milchinfh- 
sion  beide  Functionen  wieder  hervorzurufen, 
einzelne  Hunde  fingen  sogar  an  zu  bellen.  Na*» 
türlich  war  es  nicht  möglich,  auch  nicht  beab- 
sichtigt die  fast  ganz  blutleeren  Thiere  durch 
Infusion  kleiner  Mengen  Milch  dauernd  am  Leben 
zu  erhalten.  Aus  dieser  letzten  Versuchsreihe 
scheint  aber  hervorzugehen,  daß  kleine  Mengen 
Milch  ins  Gefäßsystem  injicirt  die  Herzthätig- 
keit,  wenn  sie  gesunken  ist,  anregen ^  wenn  sie 
deit  kurzer  Zeit  erloschen  ist,  wieder  in  Gang 
setzen  können.  Ob  dieser  excitirende  Einfluß 
auf  die  Herzaction  als  eine  indirecte  durch  Rei- 
zung der  Nervencentra  bedingte  Wirkung  oder 
als  eine  directe,  vielleicht  sogar  rein  mechanische 
Reizung  des  Herzmuskels  aufzufassen  sei,  bleibt 
allerdings  unentschieden. 

Für  die  Praxis  dürfte  sich  aber  aus  diesen 
Versuchen  ergeben,  daß  trotz  des  günstigen 
Ausgangs  in  dem  Thomas^schen  Falle  die 
Milchinfusionen  nicht  zu  empfehlen 
sind.  Denn  da  nur  relativ  geringe  Quantitäten 
Milch  ohne  Schaden  injicirt  werden  dürfen,  da 
diese  nur  ganz  vorübergehend  eine  relative  Ver- 
mehrung der  farblosen  Blutkörperchen  bedingen 
und  da  anderseits  die  Infusion  einer  g)x>Aen 
Menge  Milch  zu  Lungenembolien  führt,  niemalB 
aber  eine  Bluttransfusion  ersetzen  kann  und  da 
wir  endlich  die  Herzaction,  wo  es  überhaupt 
möglich  ist,  mit  unschädlicheren  Mitteln  anregen 
und  in  Gang  setzen  können  —  so  dürften  Milob- 
infusionen  auch  nicht  als  ultimum  refugium  2U 
wagen  sein. 


143 

IIL      Untersuchung    einer     aus    Africa 

(wahrflcheinlich  von   Holarrhena   africana 

DC)  stammenden  Rinde, 

von  N.  Wulfsberg. 

Die  Binde,  die  ich  auf  Veranlassung  des 
Herrn  Prof.  Marm^  untersucht  habe,  stammt  aus 
Africa  von  eineiQ  Baume^  den  die  Eingeborenen 
>6bomi«  nennen  und  zu  allen  möglichen  häus- 
lichen Zwecken,  aber  auch  als  Heilmittel  gegen 
Dysenterie  benutzen.  Mitglieder  der  norddeut- 
sdien  Missionsgesellschaft,  welche  im  tropischen 
Africa  auf  dem  südlichsten  Theile  der  Sclaven* 
käste,  im  Ewe- Gebiete  als  Missionare  wirken 
und  welche  an  sich  selbst  die  gute  Wirkung  des 
Heilmittels  erprobt  hatten,  haben  die  Binde 
nach  Europa  gebracht.  Durch  Yermittelung  des 
&üher  hier  thätigen  Professor  theol.  Zahn  ge- 
langte die  Drogue  an  die  Herrn  Jordan  und 
Faast  dahier.  Der  letztere  stellte  aus  dersel- 
ben ein  Alcaloid  dar,  welches  im  hiesigen  phar- 
macologischen  Institut  einer  eingehenden  Prüfung 
unterzogen  worden  ist.  —  Die  Drogue  bildet 
flach  rinnenförmige  Bindenstücke  von  länglicher, 
sehr  verschiedener  Form  und  Größe,  bis  11  Cm. 
lang  und  7  Cm.  breit.  Die  Dicke  beträgt  3—4  Mm. 
Die  Oberfläche  graugelb  bis  dunkelbraun  mit 
zahlreichen,  elliptischen  bis  linienförmigen,  wel- 
lenförmig gebogenen  Erhabenheiten  yon  1  —5  Mm. 
lÄnge,  größtentheils  längs  der  Mitte  geborsten 
und  dann  mit  ausgestülpten  Bändern.  Zuweilen 
ist  die  Binde  mit  gelblichgrauen  Flechten  (ste- 
rilen Lecanora-Arten)  tiberwachsen.  Die  ünter- 
fläche  glatt  oder  der  Länge  nach  zartgestreift, 
fotblichgelb,  mit  mißfarbigeu,  schimmeligen  Fle- 
cken. Der  Längsschnitt  zeigt  eine  regelmäßige 
Streifang  mit  abwechselnden  hellen  und  dunkeln 


144 

Streifen  von  V* — V»  Mm.  Breite,  indem  das  Pe- 
riderm  eine  papierdünne,  blänlichbranne  Schioht 
bildet,  während  die  innere  Binde  ans  abwech- 
selnden harten  nnd  weichen  Phloemlamellen 
besteht. 

Geruchlos,  von  schwachbitterem  Gteschmack, 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt  ganz 
nach  Außen  eine  bräunliche  Schicht  von  Ter- 
schiedener  Mächtigkeit,  aus  abgestorbenen  Cel- 
lenwänden  bestehend,  deren  ursprüngliche  Struo- 
tur  nicht  mehr  deutlich  erkennbar  ist.  Zuweilen 
finden  sich  in  derselben  Reste  von  den  später 
zu  beschreibenden  Steincellen.  Nach  Innen  geht 
diese  Schicht  allmälig  in  den  Kork  über,  der 
aus  5 — 10  Gellenlager  von  gewöhnlicher  Form 
und  BeschafiTenheit  besteht  und  nach  Innen  von 
der  Eorkmuttercellenschicht  (dem  Phellogen)  be- 
grenzt wird.  Die  Korkmuttercellen  liegen  in 
denselben  verticalen  und  radialen  Reihen  ange- 
ordnet wie  ihre  Tochtercellen,  sind  aber  von  der 
doppelten  Größe,  enthalten  Protoplasma  und 
haben  Geliulosewände. 

Weiter  nach  innen  kommt  zunächst  Weich- 
bast, dessen  äußerste  Gellenschioht  gegen  die 
Eorkmuttercellenschicht  mauerförmig  gelagert 
ist.  Dieser  äußere  Weichbast  grenzt  nach  Innen 
an  eine  Sclerenchymschicht  und  es  folgen  jetzt 
nach  einander  8—10  solche,  jede  Schicht  durch 
Weichbast  von  der  nächstfolgenden  getrennt.  In 
den  beiden  Gewebsformen  kommen  zerstreute 
Milchsaftgefässe  vor,  namentlich  zahlreich  im 
Weich  hast.  Spiegelfasern  durchsetzen  beide, 
fehlen  jedoch  in  den  oberflächlichsten  Schichten. 
Aechte  Bastbündel  kommen  nicht  vor. 

Der  Weichbast  besteht  hauptsächlich  aus 
Gambiform,  enthält  aber  auch  neben  den  Milch- 
saftgefäßen  Gittercellen    und   Siebröhren.     Die 


145     ^ 

eambiformen  Gellen  enthalten  stellenweise  sehr 
liA  Starke  in  kleinen  runden  nnd  größeren  läng- 
liehen Kömern  ohne  deutliche  Schichtung,  an 
anderen  Stellen  kommen  senkrechte  Reihen  von 
dergleichen  Gellen  vor,  die  mit  rhomboedrischen 
Krystallen  erfüllt  sind,  welche  nach  ihren  mikro- 
ehemischen  Reactionen  als  aus  oxalsaurem  Kalk 
bestehend  betrachtet  werden  müssen. 

Das  Sclerenchym  besteht  aus  Steincellen,  die 
nach  allen  drei  Dimensionen  ziemlich  isodiamer 
trisch  sind  nnd  deßhalb  im  Querschnitt  sowie 
in  den  beiden  Längsschnitten  dieselben  mehr 
oder  weniger  regelmäßigen  polygonalen  Felder 
zeigen.  Die  Wände  sind  dunkel  gefärbt,  sehr 
zierlich  geschichtet  und  so  dick,  daß  nur  eine 
ganz  kleine  Höhle  übrig  bleibt,  von  der  ver- 
zweigte Porenkanälchen  nach  allen  Richtungen 
hin  ausstrahlen.  Oft  enthalten  sie  ähnliche  Kry- 
sblle  wie  die  im  Gambiform  vorkommenden. 
Das  Sclerenchym  bildet  tangentiale  Platten ,  diei 
in  radicaler  Richtung  2 — 4  Gellen  zählen  und 
nnr  an  wenigen  Stellen,  in  den  äußersten  Platten 
jedoch  häufiger,  von  Weichbast  unterbrochen 
sind.  Wo  die  Spiegelfasem  dasselbe  durchsetzen, 
bben  deren  Gellenwände  eine  ähnliche  Härte 
und  Dicke.  Die  zwischen  den  Sclerencbymplat- 
ten  Uzenden  Weichbastschichten  sind  gewöhnlich 
etwas  mächtiger  als  jene. 

Die  Milchsaftgefäße  sind  50— ISOMikromilli- 
nieter  weit  nnd  mit  einem  coagulirten  krümme- 
Ügen  Inhalt  erfüllt.  Wir  haben  an  denselben 
weder  deutliche  Querwände  noch  Verzweigun- 
gen unterscheiden  können. 

Die  Spiegelfasem  bestehen  in  verticaler  Rich- 
tung aus  5 — 10  Gellenreihen,  in  tangentialer  aus 
luicnstens  3  oder  4.  Im  Weichbast  bilden  sie 
ein   zartwandiges ,    stärkeführendes   Parenehym 


146 

aas  parallelepipedischen ,  radial  gestreckten  C 
leUf  im  Solerenehym  Ikaben  sie  diesdbe  Fo 
und  Größe,  aber  staurk  veordiekie  Wände  und  za 
reiehe  Tüpfel,  sind  somit  selbst  in  Steinoel 
verwandali. 


Als  von  derselben  Pflanze  herrührend  Iie{ 
uns  noch  vor: 

;  1)  Die  Wurzelrinde.  Es  sind  unreg 
mäßige  Rindenstücke  von  rothgelber  Farbe  i 
verschiedener  Größe.  Die  größten  3 — 4Cmla 
und  bis  1  Gm  breit,  sämmtlich  unregelmäi 
gekrümmt,  eingebogen  oder  gerollt,  zuwei 
rückwärts  gebogen.  Die  meisten  sind  obeni 
unten  schmäler  und  haben  große  Aehnlichl 
mit  Schnittspähnen.  Unter  dem  Mikroskop  s 
gen  sie  ähnliche  Sclerenchymschalen  wie 
oberirdische  Rinde  in  einem  viel  Stärke  enti 
tendem  Parenchym  eingebettet. 

2)  Stücke  von  einem  mehrjährig 
Aste.  Dieselben  sind  etwas  gebogen,  plattru 
lieh,  18  und  25  Mm  dick.  Die  Rinde  1  Mm  di 
rothbraun,,  längsrunzelig,  ohne  Risse,  stellenwi 
mit  1  bis  2  Cm  langen  eiförmigen ,  von  E< 
überzogenen  Narben  nach  abgefallenen  Aes 
oder  sonstigen  alten  Beschädigungen.  Auf  d 
Querschnitte  zeigt  die  Rinde  eine  äußere,  m 
lere  und  innere  dunkle  Schicht  durch  zwei  daz 
schenliegende  hellere  Schichten  getrennt.  ] 
Holz  ist  weißgelb,  fest,  von  mäßiger  Härte,  lei 
und  vollkommen  i  n  allen  Richtungen  spaltl 
Der  Querschnitt  zeigt  11  deutliche,  sehr  exe 
trifiche  Zuwachsringe,  zahlreiche  Gefaßöffnunj 
und  bis  an  den  Mittelpunkt  verlaufende  Spie{ 
fasern,  kein  deutliches  Mark. 


147 

3)  Stucke  von  alten,  verholzten  Wur- 
l%}n.  Sie  sijad  mjehr  weniger  cylindrisch,  oben 
iui4  TjLvAen  ^^bgescbn^ttepf  bis  22  Gm  lang,  13 — 
18  Mm  dick.  Büu  Stück  ist  gabelförmig  ver- 
zweigt, an  zwei  anderen  hängen  noch  Beste  von 
1—2  Mm  9tftrken  Seitenwurzeln. 

Die  Binde  ißt  rothbrann,  längsranzelig  und 
ÜAg^rissig,  abschilfernd.  Sie  ist  verhältnißmäßig 
etwas  dicker,  als  an  den  Stammästen,  zeigt  zwei 
dunkle  un4  zwei  nach  innen  von  diesen  liegende 
bellß  Schichten.  Das  Holz  besitzt  dieselbe  Be- 
Bcliaffenheit  wie  das  oberirdische,  nur  sind  die 
Zufacl^inge  sehr  undeutlich. 

4)  Stück  von  einem  einjährigen 
Triebe  25  Cm  lang^  oben  und  unten  abge- 
8c})nitten,  Von  demselben  entspringen  4  Paar 
ge(;eiistai:idige  Blätter  in  regelmäßigen  Abständen 
Ton  etwa  7  Gm.  Aus  den  Blattwinkeln  sprossen 
anfrechtstehende ,  in  ihrem  weiteren  Verlauf 
schlaff  nftcb  Außen  überhängende  Aeste,  die  in 
derselben  Wieise  beblättert  sind.  Der  Stengel 
ist  dunkelbraun,  rund,  glatt  und  kahl,  an  den 
Ursprungsßt^llßn  der  Blätter  schwach  aufgetrie- 
ben, ßiiiQn  rjngförn^igen  Wulst  bildend ,  ohne 
Jfarbejgi  V4;>xi  Nebenblättern. 

J)^  Siusgewacbsenen  Blätter  kurz  gestielt, 
af^firechtatoheiid-  BUttstiel  etwas  herablaufend, 
4  }fjp[L  Iwgj  k^ine  Nebenblätter;  Blattplatte 
BÜipti^chy  oben  plötzlich  verschmälert,  mit  aus- 
I^Qgeiif^r  Spitee.  Sie  sind  hautartig,  undurch- 
^)^ijgn  obo^  dankelgrün,  unten  heller,  fieder- 
n^oryig,  Sauptrippe  bis  an  die  Spitze  deutlich, 
ftU  ^ex  TJoterseite  stark  hervortretend,  seitlich 
SQsammengedrückt,  hellbraun.  Seitenrippen  bis 
jn  die  Nähe  des  Blattrandes  fast  gerade,  dann 
in  einer  Strecke  von  1—2  Cm  demselben  ent- 
lang bogenförmig  verlaufend,  überall  durch  deut- 

13 


148 

liebes  aber  wenig  erbabenes  Ademetz  verbundeii. 
Das  Blatt  ist  yoUkommen  ganzrandig,  der  Band 
sebwacb  znrückgescblagen«  Länge  der  Blattplatte 
bis  14  Cm,  größte  Breite  bis  6,2  Cm. 

Durch  eine  sinnreiche  Yermuthnng  des  Herrn 
Medicinalratb  Wiggers  war  die  Untersnchnng 
gleich  anfangs  darauf  gerichtet,  ob  diese  neue 
Rinde  vielleicht  mit  der  schon  im  vorigen  Jahr- 
hundert aus  Ostindien  importirten  Conessirinde 
übereinstimme.  Die  Conessi-  oder  Cudarinde 
stammt  angeblich  von  mehreren  Apoeyneen,  na- 
mentlich Hölarrhena  antidysenterica  DC  and 
Wrightia  antidysmterica  Br.  ^) 

Der  vorliegende  beblätterte  Zweig  unserer 
africanischen  Pflanze  zeigt  schon  beim  ersten 
Anblick  den  Habitus  der  Apoeyneen.  Die  nähere 
Untersuchung  ergibt  mehrere  dieser  Famüie  ei- 
genthümliche  Merkmale,  so  namentlich  die  gegen- 
ständigen, ungetheilten  und  ganzrandigen,  im 
Großen  ovalen  Blätter  ohne  Nebenblätter,  und 
die  Familienbestimmung  gewinnt  die  größte 
Wahrscheinlichkeit,  wenn  man  analytisch  ver- 
fährt und  die  Unterabtheilungen  und  Gattungen 
untersucht.  Es  zeigt  sich  dann,  daß  mehrere 
aufiTällige  Eigenthümlichkeiten  unserer  Pflanze 
gerade  solche  sind,  die  in  den  Gattungen  Hö- 
larrhena und  Wrightia  vielfach  beschrieben  wor- 
den sind  und  deren  verschiedenes  Zusammen- 
treten werthvolle  Artkennzeichen  darbietet. 
Hierher  gehören:  der  kurze  Blattstiel,  dieplöte- 
lich  verengte  und  dann  ausgezogene  Blattsnitze, 
die  dem  Blattrand  entlang  gebogenen  secundären 

1)  Flückiger  in  Schweizerische  WoohenBohrilt  fGbr 
Pharmacie  Nr.  25,  1865.  O'S  h  a  a  g  h  n  e  b  8  y,  The  Benflil 
Dispensatory.  Calcatta  1841.  p.  446.  De  C  and  olle, 
Prodromas.    Pars  YIIL    Paris  1844.  p.  418. 


149 

Blattnerren ,    die   netzförmig    auf  der  Unterseite 
herrortretenden  tertiären  Blattneryen,  die  haut- 
artige BeschafiFenheit  des  ganzen  Blatts  u.  s.  w. 
Die   mikroskopische    Untersuchung   bestätigt 
diese  Bestimmung.    Durch   die  Güte  des  Herrn 
Hofrath  Grisebach  sind  wir  im  Stande  gewe- 
sen folgende  Apocyneen  zu  vergleichen. 
Nerium  Oleander  L.  cultivirt. 
Baissea  sp.  aus  Africa. 
Strophanthus  sp.  aus  Africa. 
Wrightia  tomentosa  R.  &  Seh.    Ostindien. 
»         tinctoria  Br.     Ostindien. 
»         Wallichii  DG.         » 
Holarrhena  antidysenterica  DG.     Ostindien. 

>  pubescens  DG.     Ostindien. 

Diese  Pflanzen  zeigen  einen  bei  sämmtlichen 
fibereinstimmenden  Bau  des  Holzes.  Dem  Marke 
zn  liegt  innen  ein  ein-  mehrfacher  Kranz  von 
Spiralgefößen  [die  Blattspuren],  dann  nach  außen 
steihlenförmig  geordnete,  zahlreiche  Gefaßbündel, 
'  dureh  Holzcellen  zu  einer  festen  Masse  verbun- 
den. Die  stammeigenen  Stränge  bestehen  aus 
Soßen  dünnwandigen,  oft  radial  gepaarten  Tüp* 
^efäften.  Dieselben  sind  ziemlich  kurzgliedrig, 
mit  schräg  gestellten,  einfach  durchlöcherten 
Querwänden  und  länglichen,  horizontal  gestellten 
Tapfeln  versehen.  Die  Holzcellen  sind  theils 
gewöhnliches  Holzparenchym  mit  Schräggestell- 
teo,  gehöften  Tüpfeln,  theils  sind  es  langge- 
itreckte  Gellen  mit  horizontalen  Querwänden 
ond  kreisförmigen,  gehöften  Tüpfeln  an  der  ra- 
dialen Wand. 

Der  Bast  enthält  zahlreiche  Milchsaftgefäße, 
die  im  ersten  Jahre  als  senkrechte  Reihen  von 
knrzen  und  weiten  Parenchymcellen  auftreten, 
später  durch  Absorption  der  wagerechten  Zwi- 
Khenwände  weite,  nicht  verzweigte  Röhren  bil- 

13* 


deu,  die  hj^ufig  von  Ci^tjtercellen  i;ind  Siebi^tunui 
dermaßeu  ni^spoiifiiSii  siiKi«  daß  es  mjßßhlit  00 
anssieljit,  ajs  besäßjen  die  genapnii^p  iGhB^l^  mm 
«elbständige  Wandscnlptnr,  was  sieli  abpr  bd 
genauerer  Untersuchung  nicht  bestätigt. 

Die  Oberhaut  besteht  an  dem  jungiBn  7mk9 
aus  einem  einfachen  Gellenlager^  woraus  S[At^ 
die  erste  Eorkbildung  hervorgeht ,  iQ4^I^  die 
Gellen  sich  durch  tangentiale  Wän^^e  ibeüen, 
worauf  die  äußere  Gelle  ihren  Inhalt  verliert 
und  der  Yerkorkung  ihrer  Wände  pnt^vUegt, 
während  die  innere  als  Eorkmuttercelle  &dch 
immer  und  immer  in  derselben  Weise  tJieilt. 


Aus  den  soeben  beschriebenen  Organen  li^ssen 
sich  keine  Kennzeichen  für  engere  Abtbeiliingen 
herausbringen.  Solche  ergeben  sich  aber  ajos 
den  mechanischen  Qeweben  des  Bastes  und  ans 
der  primären  Binde. 

Aechte  Bastfasern  kommen  bei  allein  pntsiv 
suchten  Apocyneen  vor.  Bei  Nerium  bildet  sich 
im  ersten  Jahr  ein  unterbrochener  Kr^  von 
Bastbündeln.  Später  entstehen  alle  Ji^qre  io 
dem  aus  dem  Gambium  hiervorgehen^ßii  VAp^ 
dickungsring  neue  Bastfasern,  swar  mit  9iiiid|<^ 
menden  Alter  ^arsamer,  aber,  soweit  wir  das 
Yerhältniß  haben  verfolgea  können,  niemals  voll- 
ständig verschwindend.  Die  GattungßQ  BaisßeOf 
StrophanÜius  und  WrigJdia  haben  im  Jahrestvidb 
ähnliche  zerstreute  Bastbündel.  Bei  ^ßp,  9nts|y 
suchten  Holarrhenen  findet  sich  äag/ßgeiß  im 
ersten  Jahr  ein  vollkommen  zusammenMuagßnder 
Ring  von  Bastfasern.  Im  zweiten  Jßjire  bilden 
sich  aus  dem  Gambium  neue  Bastfasern  ia  ser^ 
streuten  Bündeln,  aber  zu  gleicher  Zeit  fäng]k  in 
gewissen   Gellen  der  primären  Rinde  und  des 


151 

Weichbastes  ein  weiteres  Wachstham  an,  zu- 
folge dessen  sie  sieh  in  Steincellen  umwandeln 
und  Sclerenchymplatten  bilden.  Sobald  diese 
Bildung  angefangen  hat,  entstehen  keine  neue 
Bastfasern  mehi^,  jeder  neue  Yerdickungsring 
enthält  nur  Weicfabast,  aus  dessen  jüngsten 
Oellenschicfhteii  später  eine  Sclerenchymschale 
liervorgeht. 

Die  primäre  Rinde  besteht  bei  allen  den 
untersuchten  Pflanzen  aus  einem  koUenchyma- 
tösen  Hypoderm  und  einem  tieferliegenden  lo- 
ckeren Rinden  parenchym.  Bei  Nerium  scheint 
keine  secundäre  Korkbildung  stattzufinden  ^  bei 
zunehmender  Dicke  scheinen  entsprechende,  ra- 
diale Theilungen  der  Korkmuttercellen  sowie 
der  Cellen  der  primären  Rinde  einzutreten;  man 
findet  selbft  in  ziemlich  alten  Stämmen  unter 
ißt  Eorkschicht  das  glänzende  Hypoderm  ^). 

Bei  der  Gattung  Holarrhena  hört  die  primäre 
Eorkbildung  schon  im  zweiten  Jahre  auf  und  es 
gibt  eine  Zeit,  wo  die  äußere  schützende  Hülle 
m  Zweiges  von  dem  nach  und  nach  abster- 
benden Hypoderm  gebildet  wird.  Das  secundäre 
Phellogen  tritt  schon  wie  die  folgenden  im  Weich- 
baete  anf.  Dieser  Entwickelungsgang  ist  am 
Toüsiandigsten  bei  der  Holarrhena  antidysente- 
liea  untersucht  worden,  was  wir  von  anderen 
Arten  sahen,  war  mit  den  entsprechenden  Ent- 
wickelnngsstufen  dieser  Art  völlig  übereinstim- 
mend. 

Dieselbe  yollkommeneUebereinstimmuug  fin- 

1)  Daß  es  noch  das  nrspriingliche  Hypoderm  ist  and 
it  vielleicht  eine  Form  von  dem  uns  sehr  problema- 
^h  erscheinenden  Organ,  was  Sanio  Phelloderm  genannt 
hL  zeigt  die  maaerformige  Anordnung  der  äußersten 
CeuenBohicht  den  Korkmuttercellen  gegenüber,  sowie  die 
gleiohi^ige  Mächtigkeit  des  Lagers, 


152 

det  sich  nun  auch  bei  unserer  afrikanischen 
Pflanze,  so  daß  gar  kein  Zweifel  fibrig  bleibt, 
daß  dieselbe  der  Gattung  Holarrhena  zugerechnet 
werden  muß.  Der  Hauptunterschied  liegt  in  der 
Zahl  der  Gellenreihen  des  Hypoderms,  die  bei 
H.  antidysenterica  4 — 5  betragen,  während  bei 
der  afrikanischen  nur  2  solche  Gellenreihen  vor- 
handen sind,  was  übrigens  bei  der  sonst  der  H. 
antidysenterica  am  Nächsten  stehenden  H.  pn- 
bescens  auch  der  Fall  ist. 

Be  Candolle  (1.  c.)   beschreibt  7  Arten  der 
Gattung  Holarrhena  und   gibt  3  von  diesen  als 
africanische  an,  nämlich  die  H.  Landolphioides, 
ovata   und  Africana.    Die  erstere  unterscheidet 
sich    durch    umgekehrt   eiförmige   Blätter,    die 
zweite   durch  ihre   seidene  Behaarung   von  der 
unsrigen  Pflanze,   die  aber  völlig  mit  der  Be- 
schreibung H.  Africana  übereinstimmt.    Von  den 
nicht  africanischen  Arten   hat  Holarrhena  mitis 
lanzettförmige   Blätter     mit   lang  ^  ausgezogener 
Spitze  und  plötzlich  abschmälerndem  Blattgrund; 
H.  antidysenterica  und  pubescens,   von  welchen 
Arten  wir  auch   bei  Honrath  Grisebach  Grde- 
genheit  gehabt,   ostindische  Exemplare    zu  ver- 
gleichen, haben:   die  erstere  lederartige  Blätter 
mit   abgestumpftem  Blattgrund  und  an  der  un- 
teren Seite  mehr  hervortretendem  Ademetz ,  di» 
letztere,    die  von  De  Gandolle  als  kaum  nnier— 
schieden  angeführt  wird,   seidenhaarige  Blätter* 
und  Zweige  nur  mit  mehr  abgestumpfter  Spitze«. 
H.  Godaga  Don,  die  auch  der  H.  pubescens  sehr* 
nahe  stehen  soll,  hat  ebenfalls  behaarte  Blätter* 
mit  abgestumpftem  Blattgrund. 


Es  darf  hiermit  als  erwiesen  betrachtet 
den,  daß  die  vorliegende,  von  den  africanischers- 
Missionären  geschickten  Pflanzentheile  entwedeir 


153 

einer  neuen  Art  der  Gattung  Holarrhena  oder, 
was  wahrscheinlicher  ist,  der  von  De  Gandolle 
beschriebenen  Holarrhena  Africaua  angehören. 
Vollständig  sicher  läßt  sich  ein  Urtheil  erst 
dann  fällen,  wenn  Blüthe  und  Frucht,  deren  Zu- 
sendung bereits  in  Aussicht  steht,  untersucht 
werden  können. 


Beiträge  zur  Physiographie  gesteins- 
bildender Mineralien^) 

von 
Eeinr.  Otto  Lang. 

n. 

Granat  aus  erratischem  Gneisse 
von  Wellen  bei  Bremen. 

Dieser  Granat  zeichnet  sich  anderen  Vor- 
kommen gegenüber  durch  säulenförmige 
Verzerrung  aus;  da  eine  solche  nirgends 
sonst  an  Granat  beobachtet  worden  oder,  meines 
Wissens  wenigstens,  in  der  bezüglichen  Literatur 
erwähnt  ist  und  da  auch  die  übrigen  Verhält- 
nisse dieses  Vorkommens  manches  Interessante 
bieten,  möge  seine  eingehende  Beschreibung  hier 
Platz  finden  und  zwar  um  so  mehr,  als  aus  letz- 
terer auch  der  Grund  jener  anormalen  Ausbil- 
dung ersichtlich  werden  wird.  Beifügen  muß 
ich  noch  die  Notiz ,  daß  ich  auch  an  den  Indi- 
viduen eines  großkörnigen,  homogenen  Granat- 
Aggregats ,  sogenannten  » derben  c  Granats  eine 
Andeutung  säulenförmiger  Verzerrung  beobachtet 
habe  und  zwar  bei  einem  ebenfalls  erratischen 
Stücke  von  Charlottenburg  (in  der  Wöhler'schen 
Sammlung). 

Wie  in  der  Ueberschrift  angedeutet^  kommt 

1)  Vergl.  Jahrg.  1877,  S.  689, 


154 

der  säulenförmig  verzerrte  Granat  in  Gneüt  ans 
einer  Massenablagernng  erratischer  Oesteiiie  in 
der  Nähe  von  Wellen  bei  Stubben  im  Hetzog- 
thum  Bremen  vor;  die  daselbst  znsammengela- 
gerten  Geschiebe  zu  beschreiben  und  ihrer  Her- 
kunft nachzuforschen  ist  eine  Aufgabe,  die  mich 
schon  längere  Zeit  beschäftigt.  Granatfnhrend 
erwiesen  sich  mehrere  der  mir  zur  Untersuchung 
übersandten  GneifUHandstücke;  die  säolenfSrmi- 
gen  Granaten  aber  fanden  sich  in  dunklem  GneiA 
und  zwar  in  zwei  Varietäten  desselben,  einer 
mittel-  oder  größerkörnigen  und  einer  kleinkör- 
nigen. Beiden  Varietäten  waren  von  Gemeng- 
theilen  gemein:  Quarz,  Feldspath,  brauner,  in 
großer  Menge  vorhandener,  ferner  ziemlich  farb- 
loser Glimmer,  Granat,  sowie  endlich  ein  in  gans 
vereinzelten,  grünen,  pleochroitischen,  rundlichen 
Körnern  auftretendes  Mineral  (wahrdcheinlich 
Epidot);  der  kleinkörnige  Gneifi  war  aufterdenl 
verhältnißmäßig  überreich  an  Apatit  und  führte 
auch  opake  Erzkörnchen.  Als  eine  petrographiscli 
wichtige  Eigenthümlichkeit  beider  GneiBe  darf 
nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  sie  den  Plagiokläs 
unter  ihren  Gemengtheilen  vermissen  lassen;  es 
hat  wenigstens  den  Anschein,  als  ob  nur  eine 
Feldspath- Art  vorläge,  deren  Natur  bei  der  so 
überaus  unregelmäßigen  Gestalt  der  Feldspath- 
körner,  dem  Mangel  gut  ausgesprochner  Spalt- 
barkeit und  daraus  folgender  Unmöglichkeit  ge- 
nauer optischer  Orientirnng  allerdings  schwer  tu 
bestimmen  ist;  die  vorwaltend  einheitlich  chro- 
matische Polarisation  jedoch  und  besonders  die 
Beobachtung,  daß  in  vielen  solchen  Fällen,,  wo 
noch  nach  Grenzlinien  oder  Spaltbarkeits-An- 
deutungen  eine  rohe  Orientirnng  möglich  war. 
Auslöschen  zwischen  gekreuzten  Nicols  ein- 
trat  bei    Parallelstellung    solcher   Richtung  zu 


155 

einer    Nicol-Diagonale ,    spricht  für  die  Ortho-* 
klas-Natar.    Da  von   dem  grofikörnigen  6d€fifie 
mir  ein  SchlifiF  noch  übrig  war   (das  übersaiädte 
kleine    Handstück    ist    anscheinend    bei   einem 
Wohnungswechsel  abhanden  gekommen),  in  wel* 
chem  möglicher  Weise  alle  Plagioklase  ihre  Ta- 
felflache  M  der  Schliff-,  resp.  Schiefemngs-Fläcbe 
parallel  gelagert  haben  konnten,  war  die  Abwe* 
aenheit  des  Plagioklases  hier  nicht  so  sicher  zu 
constatiren,  wie  in  den  Schliffen  des  kleinkörni- 
gen Gneißes,   die   nach  drei  zu  einander  senk- 
rechten Richtungen  orientirt  waren.     Allerdings 
war  biet  nicht  so  selten  eine  lamellare  Strnettir 
an  Feldspathen  zu  beobachten,  z.  Th.  sogar  recht« 
winkligie  Gitterbildung :    einer  lamellaren  Yiel-» 
Ungshildnng  schien  mir  diese  Erscheinung  jedoch 
nicht  zu  entsprechen,  sondern  vielmehr  auf  me^ 
chanisohe  Druckwirkungen  zurückzuführen:   die 
betreffenden  Lamellen  waren  selten,  wenigstens 
nieht  allseitig  scharf  begrenzt;  sie  durchsetzten 
das  betr.  Feldspath-Individuum  fast  nie  in  dessen 
ganzer  Erstreckong,  sondern  keilten  sich  in  schar« 
fen  Spitzen   aus;  meist  waren  diese  Lamellen- 
mteme   nur  auf  die  peripherischen  Paftien  der 
üidiYiduen  beschränkt;   die  Lamellen-Breite  und 
Lange  yariirte  im  System  selbst  sehr;   audh  im 
sonstigen   Habitus  machten  die  betr.  Feldspath- 
ittdiyiduen  den  Eindruck,    als  ob  sie  in  der  La- 
melleD-Richtung  oder  in  einer  wenig  davon  ab- 
weichenden Richtung  einen  Druck  erlitten  hät- 
ten und  so  Qleitflächen  producirt  worden  seien, 
ha  polarisirten   Lichte    traten    diese    Lamellen 
besondejs   hervor,   gewöhnlich    nur  einseitig  in 
ihfer  Färbung  scharf  begrenzt ,   andrerseits  ver- 
schwimmend;  z.  Th.  löschten   sie   zugleich  mit 
dem  Hauptindividuum,  welchem  sie  eingeschaltet 
waren,   zwischen  gekreuzten  Nicols  aus,  z.  Th^ 


156 

bildeten  ihre  und  des  Hauptindividuums  Haupt- 
SchwingnugsrichtuDgen  spftze  Winkel  bis  gegen 
40®;  zuweilen  waren  sie  nicht  ganz  geradlinigi 
sondern  am  Rande  des  Hanptindiyidaams  etwas 
abgebogen;  ein  Individuum  zeigte  in  gewissen 
Lagen  zwischen  gekreuzten  Nicols  ein  Farben- 
bild, das  ganz  der  von  A.  Michel-Levy  im  Bull, 
d.  1.  soc.  geol.  d.  France^  3.  s6r.  t.  Y.  pl.  I.  fig.  3 
gegebenen  Photographie  eines  micropegmatit^s 
entsprach,  das  aber  in  anderen  Lagen  und  auch 
bei  der  Dunkelstellung  Yollständig  yerschwand; 
es  scheinen  mir  also  hier  keine  Plagioklas-Yiel- 
linge,  sondern  der  Lamellarpolnrisation  Biot's 
entsprechende  Verhältnisse  vorzuliegen.  —  Mit 
den  dem  Gneiß  eigenthümlichen  Parallel-Struo- 
turen  finden  wir  an  diesen  Gneißen  die  porphyri- 
sche Structur  verknüpft,  vorzugsweise  bedingt 
durch  die  eingelagerten  Granaten ;  erstere  Stmetcup- 
Arten  und  insbesondere  die  lineare  Parallelstructnr 
beobachten  wir  in  eminentem  Grade  ausgebildet 
am  kleinkörnigen  Gneiße;  seine  verwitterte, 
weißliche  bis  hellgraue  oder  bräunliche  Geschie- 
befläche bietet  den  Habitus  eines  großen  Holz- 
splitters; mehr  oder  weniger  (bis  5  mm)  tiefe 
und  feine  Furchen  ziehen  in  Stränge  geschart 
und  z.  Th.  flach  wellig  gewunden  auf  der  Ober- 
fläche hin ;  die  Grate  zwischen  ihnen  bildet  durch 
Auswitterung  der  übrigen  Gemengtheile  poröser, 
grauer  bis  weißer  Quarz;  nicht  selten  verbrei^ 
tern  sich  die  Grate  oder  aber  die  Furchen  er- 
\7eitern  sich  zu  in  die  Länge  verzogenen,  spitz- 
rhombenäbnlichen  „Astlöchern^S  ^^^  deren  Grun- 
de die  hier  rosenfarbnen  Granaten  hervortreten; 
sind  letztere  zu  mehreren  geschart,  so  wird  die 
lineare  Parallelstructnr  in  stärkerem  oder  gerin- 
gerem Maße  gestört.  Die  lineare  Parallel- 
structnr  hat   nun   anscheinend  einen  mächtigen 


157 

Einflnss  ausgeübt  aaf  die   Formaasbildaug 
und   Lagerung   aller  größeren  Gemengtheile, 
sowie  sogar   auf  die  Anordnung  ihrer  mi- 
kroskopischen Interpositionen.    Indem 
kleinkörnigen   Gneiße,    dessen    Gemengtheile  in 
der  Mehrzahl  nicht  über  0,2  mm  Größe  errei* 
ehen,  finden  sich  z.  B.  größere,  bis  2^5  mm  lange 
Qnarz-   und  Feldspathindividuen ,    die  bei  sonst 
ganz  regelloser  Form  doch  erkennen  lassen,  wie 
sie  der  Richtung   der  Gesteinsstructur  entspre- 
chend verlängert  und  gelagert  sind  und  wie  auch 
ihre  Einschlüsse  Parallelität  dazu  erstreben.     Am 
Auffallendsten    aber   ist   diese   Erscheinung   bei 
den  Granaten. 

Dieselben  besitzen  auch  keine  ganz  regelmäß- 
ige Gestalt,  aber  entschieden  säulenförmigen 
Habitns;  sie  erreichen  mehr  als  1  cm  Länge, 
hei  0,5  cm  höchster  Breite,  in  der  Mehrzahl 
aher  sind  sie  3,5 — 6,0  mm  lang  und  1,2 — 2,2  mm 
hreit;  sie  sind  ziemlich  von  Quarzhärte,  aber 
äoAerst  bröcklich;  hin  und  wieder  lassen  sich 
rhomboederähnliche  Spaltnngsformen  und  musch- 
liger  Bruch  erkennen ;  auf  den  Geröllflächen  be- 
sitsen  sie  rosa-  bis  fast  pfürsichblüthrothe  Fär- 
hnng,  die  im  Innern  z.  Th.  ins  Yiolblaue  über- 
geht. Unter  dem  Mikroskope  sind  die  Umrisse 
oer  röthlichen  und  mit  rauher  Schlifffläche  aus- 
gestatteten Erystalloide  nicht  ganz  regelmäßige 
und  stetige ,  sondern  oft  aus-  und  eingezackte ; 
regellos  geformte,  mehr  oder  minder  große  An- 
I^gsel  stören  die  Säulenform  und  auch  da,  wo 
inan  bei  geringerer  Vergrößerung  geradlinig  ste- 
tige Begrenzung  zu  beobachten  glaubt,  enthüllt 
B&rkere  Vergrößerung  eine  flachwellige,  hin  und 
^eder  leicht  ein-  oder  ausgezackte  Linie.  Die 
Breite  der  Längsschnitte  ist  deßhalb  sehr  wech- 
sehid;  in   Folge  der  Aus-  und  Einbuchtungen 


158 

macheu  manche  derselben  den  Eindruck,  ak  ob 
die  Säalen  dorch  Änfeinanderpfiropfen  von  E5r- 
uem  resnltirt  seien.  Dieser  Annahme  wider"* 
streitet  jedoch  schon  die  an  allen  Individuen 
beobachtbare  Beschaffenheit  des  Kluft -Netzes; 
alle  Ivranaten  werden  nämlich  von  etwas  gebo- 
^u  u::d.  soweit  sie  einander  entsprechen,  nicht 
immer  parallel  verlaufenden  Quer-  und  Längs- 
klütteu  darchsetzt,  von  denen  die  gleichnamigen 
einander  gewöhnlich  auslösen,  stellenweisd  ein- 
ander sehr  genähert,  stellenweise  (zumal  die 
Längsklafte)  bis  über  1  mm  von  einander  ent- 
fernt laufen:  an  einem  6  mm  hngen  uud  etwa 
1/2  mm  breiten  Granat -Längsschnitte  waren 
Längsklüfte  zu  beobachten,  die  bis  auf  2,3  mm 
Erstreckung  stetig  verliefen ;  sonst  lösen  sich,  wie 
gesagt,  diese  dunkeln,  z.  Th.  mit  Eisenoxydhydrat 
impragnirten  und  mehr  oder  minder  breiten 
Klüfte  gern  aus ;  trotz  dieser  Auslösungen  hängt 
jedoch  das  Kluftnetz  in  allen  seinen  Partien  zu- 
sammen, ist  wesentlich  einheitlich  orientirt  und 
bildet  ein  zusammenhängendes  Gitterwerk,  wie 
solches  nur  bei  einem  Individuum,  nicht  bei  ei- 
nem Körner- Aggregate  zu  finden  sein  dürfte.  Die 
Klüfte  entsprechen  dabei  wohl  den  Spaltbarkeits- 
richtungen  nach  cx>0.  —  Neben  diesen  Granat- 
säulen,  die  jedenfalls  der  linearen  Parallel« 
structur,  d.  h.  der  Fluctuation  bei  der  6e- 
steinsbildung  ihre  derselben  parallele  Lagerung 
und  säulenförmige  Ausbildung  verdanken, 
letztere  als  Verzerrung  nach  den  rhom- 
bischen Zwischenaxen  betrachtet,  finden 
wir  in  dem  gröberkörnigen  Gneiße  (seine  durch- 
schnittliche Korngröße  beträgt  1,2  mm)  noch 
klerne  Granatkömer,  allerdings  in  ganz  spär- 
licher Menge;  sie  liegen  in  näch8ter|Nachbarsehaft 
often  säulenförmigen  Krystalloide ,  und 
ähnlich  in  der  Verlängerung  derselben 


159 

und  besitzen  circa  0,2  mm   Durchmesser;   auch 
ne  sind  oft,  bei  gleicher  Orientirang  ihrer  betr. 
Dimensionen  und  Spaltnngsklüfte  mit  den  gro- 
ßen Säulen,  in  deren  Längs-Richtang  sie  liegen, 
etwas  verzerrt;   manche  von  ihnen  zeigen  Kry- 
stallformen  und  zwar  einen  sechseckigen  Durch- 
Bchnitt,  dessen  der  Fluidal-Bichtnng  und  so  auch 
der  Längsrichtung  der  benachbarten  Granatsäule 
paralleles  Seitenpaar  etwas  länger  als  die  anderen 
ist;  so  hat  z.  B.  ein  dergleichen   »Trabant«  in 
der  Fluidalrichtung  0,23  mm  Durchmesser,    quer 
daza  aber,  in  welcher  Richtung  gewöhnlich  Elüfte 
angedeutet  sind,  nur  0,17mm.    Nach  der  Form 
dieser   kleinen  Trabanten   zu  urtheilen  ist  also 
die  Normalform  der  Granaten  dieser  Gneiße  das 
Bhombeudodecaeder. 

In  Betreff  der  mikroskopischen  Interpositio- 
neu  unterscheiden  sich  die  Granaten  der  beiden 
Gueißvarietäten  etwas,  wenn  auch  nicht  wesent- 
lich; unter  jenen  finden  sich  nämlich  nicht  selten 
Partikel  der  übrigen  Gesteinsgemengtheile ,  so 
z.  B.  meist  regellos  gestaltete,  aber  an  Größe 
mcbt  unbedeutende  (zuweilen  schon  makrosko- 
pisch erkennbare)  Glimmer-Fetzen,  Quarz-Eörner 
etc.;  in  den  Granaten  des  kleinkörnigen  Gneißes 
Wbachten  wir  deßhalb  häafig  Apatit-Säulen, 
deren  die  Granaten  aus  dem  größerkörnigen  Gneiße 
l>egreiflicher  Weise  ermangeln.  Wichtiger  und 
interessanter,  dabei  den  Granaten  beider  Gesteine 
gemeinsam,  sind  von  mikroskopischen  Interpo- 
ütionen  farblose,  nadelähnliche  Mikrolithe;  ihre 
^Dimensionen  betragen  im  großkörnigen  Gneiße 
durchschnittlich  0^07  mm  in  der  Länge  bei 
0,003  mm  Breite,  im  kleinkörnigen  aber  sind 
sie  0,5-0,025  mm  lang  und  0,025—0,002  mm 
jlfdit;  sie  endigen  meist  flach  abgerundet,  die 
längeren  unter  ihnen  aber  sind  zuweilen  mehr- 
fach quergebrochen.    Ihr  LichtbrechungaY^vsil 


160 

gen    nuig   wohl  von  dem  des  Granats  sehr  \ 

irachen,    denn   sie  erscheinen   verhältniBmä 

imikri  umrandet ;  dabei  zeigen  sie,  nnr  mit  d 

Poluriaator  geprüft,  deutlich  Lichtabsorption,  i 

stirai  anf  polarisirtes  Licht.schon  chromatisch  i 

idachen  zwischen  gekreuzten  Nicola  bei  (schon 

angenäherter)  ParaUelstellong  ihrer  Längsrichti 

tu  einer  Nicol-Diagonale  ans.    Die  Menge,  in 

sie  in  den  einzelnen  Granitindividuen  auftreten, 

sehr   Terschieden;   einzelne   Granatdurchschn: 

sind  80  reich  an  ihnen,  daß  sie  grau  gefasert  i 

fast  Toll^tindig  doppeltbrechend,   allerdings  i 

Ag^fr^t-Polarisation   erscheinen.    Ihre  Ano 

T.iiDjr  in  d^n  Granaten  erweist  sich  zuweilen  we: 

l^c^etsmUKg;  wirr  gehäuft,  meist  aber  in  Böse 

«mi   ^triuig*  gruppirt   vermeiden    sie  die  Li 

qiMC  tnr  längsaxe  der  Granatsäulen  und  hat 

^^  <irsio-hlIieh   eine  Concordanz  mit  der  Yerz 

Tt^nipt^Kichtnuff   des   Granates  angestrebt.     I 

IVWrgwifcu  ihrer  einzelnen  Individuen  wie  ih 

St^^S*   von   Granatpartikel   zu   Granatparti 

^Koni  au  Korn)   bezeugt  dabei  auch  die  Zusa 

i^^^njt^Origkeit  dieser  Elüftungs-Eörner  zu  ein 

luditidmuu;    zuweilen   schwenken    ihre   Bün 

und  8tr&uge,  den  Granat-Umrissen  folgend, 

d^n    Knden    der    Granatsäulen    scharf    faerc 

8uul  diese  Mikrolithe   vorzugsweise    im  Grai 

iuUrpouirt,    so    treten    sie  doch  auch  hin  n 

wimiar  in  den  andern  Gesteinsgemengtheilen  i 

\iUii  »lud  insbesondere  im  kleinkörnigen  Gnei 

^u  «lob  ihnen    oft  bis  1  mm   lange  Apatit-Si 

Wu  gesellen,   einzelne   Feldspathindividuen   s< 

rtlloh  daran,  abgesehen  von  den  gewohnlich  i 

\\m  Ilandzonen  des  Feldspaths;  ihre  Anordnu 

int    dann   eine    ähnliche   wie  in  den  Granate 

in  diesen  völlig  farblosen  Wirthen  aber  ersch 

*  K   falls  sie   nicht   zu  dünn  sind,    um  < 

nng  zum  deutlichen  Ausdruck  komm 


161 

za  lassen,  blaßgrünlich  oder  flaschengrünlich  und 
deatlich  dichroitisch ;  daß  die  in  dem  Granat 
inierponirten  Mikrolithe  diese  Erscheinung  nicht 
erkennen  lassen,  schreibe  ich  einzig  der  blaß- 
lothlichen,  complimentären  Färbung  des  Wirthes 
so.  Welchem  Minerale  diese  Mikrolithe  ange- 
liSren,  läßt  sich  nicht  sicher  entscheiden;  sie 
ihneln  den  in  yielen  Cordieriten  vorkommenden 
MikroUthen;  ein  Yorkommen  solcher  oder  dem- 
Shnlicher  in  Granat  ist  aber  bis  jetzt  nicht  be- 
kannt; nur  » blaßbräunliche  € ,  dem  Turmaline 
resp.  dem  Zirkone  zugerechnete  Mikrolithe  ha- 
ben Zirkel  und  Ealkowsky  (Mikr.  Beschaffenh. 
d.  Min.  u.  Gest.  8.  196;  Zeitschr.  d.  geol.  Ges. 
1876,  S.  682)  aus  Granat  beschrieben;  blaß- 
bräunlich  sind  sie  aber  entschieden  nicht;  ich 
möchte  eher  annehmen,  daß  sie  der  Hornblende 
angehören,  obgleich  Hornblende  unter  den  eigent- 
lichen Gesteinsgemengtheilen  dieser  Gneiße  fehlt, 
und  zwar  bin  ich  zu  dieser  Annahme  geneigt 
anf  Grund  ihres  optischen  Verhaltens.  —  Nur 
im  Granat  des  größerkörnigen  Gneißes  habe  ich 
weiter  äußerst  kleine,  rundliche  oder  unregel- 
mäßig schlauchförmige,  in  Schlieren  und  Flasern 
ffehäufte  Interpositionen  beobachtet;  die  in  die 
Lange  gezogenen,  ei-  oder  schlauchförmigen  In- 
terpositionen sind  concordant  der  Richtung  der 
Schlieren  und  Flasern  in  ziemlich  gleichen  Ab- 
ständen geordnet  und  diese,  nicht  gerade  zu  häu- 
figen, aber  auch  nicht  überaus  spärlichen  Schlie- 
ren durchsetzen  die  Granatsäulen-Längsschnitte 
^gefähr  in  querer  Richtung.  Ueber  die  Natur 
dieser  Interpositionen  konnte  ich  mir  auch  nicht 
Gewißheit  verschafiFen ;  anscheinend  sind  es  Hohl- 
ränme  und  feste  Körperchen,  letztere  wohl  oft  in 
ersteren  (möglicher  Weise  auch  z.  Th.  träge  Bläs- 
chen führende  Flüssigkeiten !) ;  nur  soviel  ist  zr 
^^onstatiren,  daß  die  bezeichnetiBnSchVaue\\^XQfi» 


162 

iceiA  homogenes  Inpere  besitzen,   sondern  noch 
duojcle  Sabstsmz  fobrop  nnd  dass  ia  4ßn  Siehlie^ 
reu  ¥iele  i^n^rh^Ib  oder  aoBerhajA)  der  SohlSpAh? 
bßimdliche  Partik^  ;^af  polari^rtes  Licht  ref^^n^ 
Vor  dem  Löthrohre  gabea  betr.  Granats^jjljteir 
keine  charakteristische  Reaction,  desglsic^ei^  nipl^ 
bei  üntersnchnng   mit  dem    Spectral«-Appacatot 
welche  Üntersnchnng  Herr  Dr.  Bente  so  freund- 
lich war  mit  dem  Apparate  des  agricnltnrchemi- 
scben  Laboratoriums  auszuführen.    Die  quanti- 
tative Analyse,  welche  ich  der  Freundschaft  des 
Herrn  Dr.  Polstor£P  verdanke  und  deren  Resul- 
tate nuten  folgen,   giebt  auch  keinen  Au&chluA 
über  den  Farbstoff  des  Granats,   denn  Herr  Dr» 
Polstorff  constatirte,  daß  Mangan  vollständig 
fehle.    Die  Analyse  ist  mit  äußerst  wenig  Sub- 
stanz, nur  0,23  grm  ausgeführt,  die  ich  mit  der 
Lupe  aas   zerstoßnem  Materiale   des  kleinkörni- 
gen Gneißes  ausgesucht  hatte.    Die   beiden  Ozy— 
dationsstufen   des  Eisens  konnten  der  geringen. 
Menge  des  Materials  wegen  nicht  getrennt  be- 
stimmt werden;   es  wurde   nur  FesOs  bestimm'fc 
und  zwar   mit  43,07%;    der  größte   Theil    de^ 
Eisens  dürfte  jedoch    als  Oxydul  zugegen  aeiim 
wenn  auch  nicht  in  so  großer  Menge,    wie  ida»- 
um   die   Summe   100  zu   erhalten,   angereohn^ ' 
habe.    Die  Analyse  ergab  darnach: 

ßi  0«    43,64  o/o ;  Sauerstoff:  23,27  =  2  x  1 1,63- 

AUO«  11,63  5,419\  .ak 

FejOs     1,77  0,531/  ^'^^^ 

FeO    37,16  8,256  J 

MgO     3,78  1,512  10,8Ai= 

CaO       2,02  0,577 ) 

Summe :  T00,00 

Wie   ersichtlich,    fügen   sich  die  erhaltenen 
Werthe  keiner  Formel  und  mag  dieser  Umstacxi/ 


163 

einerseits  daher  rühren,  daß  die  Gewichtsbestim- 
naungen  wegen  des  zu  geringen  Analysen-Mate- 
rials zu  ungenau  sind,  andrerseits  daher,  daß  die 
mikroskopischen    Interpositionen     das   Resultat 
beeinflussen;  letzteren,  insbesondere  eingewach- 
Benen   Quarzpartikelchen   und  kieselsäurereichen 
Silicaten    (den  kleinen,    in  Masse   auftretenden 
Nadeln!?,  die  darnach  wohl  der  Hornblende  zu- 
gehören dürften)  ist  gewiß  der  für  Granat  allzu 
hohe  Eieselsäuregehalt  zuzuschreiben.    Hat  dar- 
nach die  Analyse  auch  nicht  alle  Räthsel  gelöst, 
80  ist  doch  wohl  sicher ,   daß   der   betr.   Granat 
der  Gruppe  der  Eisenthongranate  angehört.   Es 
sei  deßhalb  erlaubt,  ihn  noch  mit  einem  andern 
Eisen-Thon-Granate  aus  Gneiß  derselben  Fund- 
statte zu  vergleichen.    Dieser  kommt  in  einem 
großkömigen,    dunklen  aber  nur  Biotit-haltigen 
Gneiße    vor,    erscheint  in   rundlichen  Kömern, 
schließt  keine  nadeiförmigen  Mikrolithe  ein,  son- 
dern erweist  sich  ziemlich  homogen  und  in  der 
Farbe  sehr  dem    vorbeschriebnen  ähnlich;   sein 

2>ecifisches  Gewicht  bestimmte  ich  zu  4,09;  zur 
nalyse,  die  Herr  Dr.  Polstorff  ebenfalls  anszu- 
ßihren  die  Freundlichkeit  hatte,  konnte  ich  auch 
nur  wenige  Gramm  aussuchen,  doch  erlaubte 
selbst  diese  geringe  Menge  die  Hauptwerthe  der  Ana- 
lyse mehrfach  zu  bestimmen.    Die  Werthe  sind: 

810,  38,32  7o;  Sauerstoff:  20,43  =  2        x  10,225 

Fio'.S  1JSJ}11,27=  1,102x10,225 

FeO  32,06  7,121 

SSo     2%  »8,68=0,839x10,225 

CaO     l',81 
Aftalien  Sporen. 

100,44 
Dieser  Granat  enthält  also  merklich  weniger 
Kieselkure,   Magnesia  und  Kalk,  an  deren  Än- 

14 


1(}4 


nNtfhMnuig  im  «ntbesehriebeiieQ  GraDat 
jmyiduMtoi,  wohl  die  interponirten  Mit 
dum  Sehidd  tragen  dfirften.  Elntspricht  ai 
da»  VerhiltniB  der  Saaerstoff-Mengen  der 
daäotiuiiitefeii ,  wie  lu  ersehen  (2  : 1,102  : 
ttiükk  genau  dem  durch  die  Granatfonn 
tangten  9 : 1 : 1»  so  wird  doch  die  Verwand 
«it  anderem  Eiaen-Thongranaten  ersi* 
w^tttt  wan  das  Heenltat  der  Analyse  mit 
ni^n  aadeiwr«  heaonders  des  Almandin 
^Uwwr  «fei  «uaes  Onnals  ron  Orawit: 
^(imM:  Wlalwt  bnde  differiren  in  der 
<ibtgiiiMiHpt  v^w  diesem  Weilener  Granate 
vKi^"^  II  atti  nimmt  dieser  Granat  von  ^ 
i|m<iw»  AnalTse  hierunter  nochmals  (an< 
awwdiMi  denen  jener  beiden  folgen  soll , 
Nur  labnsehen  Ton  der  Thoneidemeng« 
Milk4tleUnag  xwisdien  ihnen  ein. 

U    Almandin   (rother  Granat)    vom  Grei 
Killerthal,  nach  Eobell  in  Schwgg.  J.  64 

III«    Granat  ans  Glimmerschiefer  von  Oi 
im  Bannt,  nach  KjemU;  im  J.  f.  pr.  Ch.  6 


L 

n. 

IIL 

SiOi  39,12 

38,32 

37,52 

AltO»  21,08 

21,55 

20,00 

FetOb    6,00 

4,10 

FeO  27,28 

32,06 

36,02 

MnO    0.80 

0,85 

1,29 

MgO     ^ 

2,25 

2,51 

CaO    5,76 

1,31 

0,89 

100,04  100,44 

98,23. 

165 

Naehriehten         \^^  ^^ 

von  der  KönigL  Gesellschaft  der  Wu^""         *** 


f       Schäften  und  der  G.  A.  Universität  ^^cb^^-w- 

Göttingen.  ^'^ 


27.  Februar.  M  4.'  1878. 


Uugiiclie  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

Sitzung  vom  2.  Februar. 
(Fortsetzung). 

Die  eigentliche  Accentuation  des  In- 
dicativ  Präsentia  von  ig  'sein'  und  y« 
Sprechen',   so  wie  einiger  griechischen 

Präpositionen. 

Von 

Theodor  Benfey. 

§.  1. 

In  der  'Zeitschrift  für  vergleichende  Sprach- 
forschung, N.  F.  ni.  S.  581'  heißt  es  in  einem 
Aufsatz  von  OsthoflF  über  griechisch  i(S&k  'sei': 

'Nebenbei  bemerkt,  ist  dann  dagegen  im 
griechischen  Sing.  Präs.  der  Accent  von  der  alten 
Norm  abgewichen  und  hierin  haben  sich  viel- 
Diehr  ic-i^i  sl-f^ij  ia-ai,  ia  xi  nach  den  von  alters 
her  oxytonierten  Pluralformen  gerichtet,  so  wie 
*^ich  *  bei  der  ebenfalls  stammabstufenden  Wurzel 
9^  die  Singularfornien  (pfi'fJtiy  (ffi-üi  ihren  Accent 
^^ch  dem  Plural  tpa^ikiv^  (pa-ii^  dorisch  (fa-v%i 
^^rändert  haben  müssen'. 

Der  Herr   Verfasser  hegt  also  die  Ansicht, 

15 


/ 

r 


IW 


it.ii    r.-     A- •  ••  V    ä^-wr  I:i<iieabTe    des   PräseDS 

^r^;.      u.      liMi.^*:'  .c-'U    .ifüCTiicli    gewesen    sei, 

tTi'"i'^i      11   S:.'>Är'.*:     :::>    Ti:   as   entgegentritt 

r^x    r.v:*     i«wi-i«     . .  i.  "•T  •    i^ci  f5r   griechidch 

e-     ..i.  :?*.c.  1 .1  '<^:.     N  -ii^ien  wir  einen  Angen- 

....  .       a         ..^     .— ^:::.     fcr     '^ZT^h^^'    mit  BBkr. 

.,.   ^*.  c-.iicvi     ir*.:::>jcii5e!.  eine  Anr-aLme,  welche 

^  .-.:;><: iieir.Iioakeit  ßr  ?ü  hat,  da 

.  ^  .    -i^.?^:iea    iad  Gewahre: «.lien  durch 

..^'-u      liu    Sprechen'    (gewisserxn&JiHi  durch 

».    T0Oii;'Ie  .  die  Wörter  für  die  Begriffe 

^  c.  •  .i,    ti:,ra.  sprechen',  aufs  en^te  zusam- 

,r>.  .-^^t-ii.    üi-  ^- B.  im  Sanskrit  i-Ayd  "schauen' 

..    *j.itciieii".  r  ik6h  'Sehen'  und  'sagen',  latei- 

^:;    i.*    i.  B.  in  dic-are  in-dic-are^  ju^ic)  ^ 

^ ,,,.  .    i$x  :»kr.  dir  u.  3.  w.  *zeigen'  und  in  die 

^.:     .cH.    Bildung    nach   Analogie    der    sskrit 

.>itu   /jii.iagutions-Classe)  'sagen'.    Dann  wür- 

.'.::  -iC'i  jiuiiuder  gegenüber  treten: 

>^«itskritisoh  griechisch  sanskritisch  griechisch 
v...^iii:ir:  .isuii       **?/iä*  bhä'mi         *7'^/«« 

äsi         €lg  ei         hhäsi  q^^^ 

Hsti       icu  bhä'ti  *9>^a» 

*u.i-  ^'     *thas     Ij,,^'  bhäthäs     ) 

<.  stäs   r*^"    bhätfe    l»'«»' 

V\\xx.      siuas      idybiv         hhämäs       fpaiiiv 
stha       iciti  bhäthä         ffati 

siiuti  €l(Si{y)  hhänti  fpatA{v) 
Ich  darf  nicht  umgehen,  darauf  aufmerksam 
,vi  uuv'Uon,  daß  in  dieser  Uebersicht  weder  sskr. 
jifMiCf  t\\  griech.  sicl{y)  noch  hhä'nti  zu  q>afsi{y) 
»tiutmt  und  ich  glaube,  daß  dies  wohl  manchen 
^c^^'iv  die  Annahme  einer  eigentlich  gleichen 
\v\viituation  dieser  Formen  im  Sanskrit  und 
VihuH^hiHchcn  etwas  stutzig  gemacht  haben  würde. 
tVuit  PH  git)l)t  keine  einzige,  irgend  verlässige, 
^»ur,   (laß    iu  den   indogermanischen    Sprachen 


167 

jBütols'  döi^  Adcent  in  der  3tön  Person  Plur.  auf 
darf  austeittiide'  i  geütfeto  sW;  zWai*  existirt  eine 
ErfeHemnllig,  WeleS^  anf  deÄ'  ersteit  Anblick  fufr 
SS  idö^ichkciill  6inär  solchen  Accisntcraftion  zu 
q^icbeii!  sdieiÄen  könnte,  abeil  wer  sie  kennt, 
fdii  deifi  biii^  ich'  überzeugt;*  äeiß  er  auch  nach- 
liaweibeiif  iiA'  Ständig  üät^  daft^  eine  derartige  Fol- 
gerung aus  ihr  htig  sein  würde,  und  halte  es 
«her  fui^  Papier-  und  Zeitverschwendung,  sie 
l^f  zu  didcutiren. 

Ich  halte  dtAt^f  Aies^  Differenz  für  eine  sehr 
tedeuf^nde  rriid  glaube,'  daß  sie^  im  Verein  mit 
an^OTiefii  iloAi'önterf,  un-s  gegen  des  Verfassers 
Aflfcfah]!i^e,  daß  die  Accentuation  des  Duals  und 
Plurals  itff  Griechischen  dadurch  zu  erklären  sei, 
isA  in-  ihr  die  ttrsprüngliche  indogermafnische 
bewahrt  sei,  sehr  bedenklich  machen  muß. 
ßegeÄ  dief  -7  ohnd  jeglichen  Grund  —  bloß 
durch  dÄ«  S^tlußwobH;  'jtoüssen'  dem  Leser  auf- 
gezwuÄgetie  Erklärtmg  der  Umwandlung  des 
früheren  Äcceiits  des  Singulars  durch  den  Ein- 
IbB  dfes  Dätth  und  Plurals  wird  «i<ih  wohl  jeder 
Us^i  von  disllbst  alufl^6nei>;  denn  er  wird  nicht 
^iläif  k^l^tfo^ii ,'  die*  Frage  auizuwerfen ;  wie  so 
lomiili^  D^al'  und  Phir.  dazu,  hier  eine  solche 
^tt  MBlt^heÜ^  da'  sieh  sonst  auch  kein  ein- 
zigi^fFäll  liachWbis^n  lä!ß^,  in  welchem  sie  einen 
^äehen  öäer  üu^  äJhiilichen  Einfluß  auf  den 
^B^lar  anxsgifeübt  hättet*. 

§.  2. 

Gegen  die  Annahme,  daß  die  Accentuation  im 
Dual  und  Plural  als  Bewahrung  dfer  ursprüng- 
lichen indogermanischen  aufzufassen  sei,  spricht 
*W,  außer  jener  Differenz  in  der  3ten  Person 
Wut.  (rfcrf(f')  gegenüber  von  sänti,  g)aal{v)  von 
^nH)  noch  der  Umstand,  daß  der  einstige  in- 

15* 


168 

dogermanische  (im  Sskrit  bewahrte)  Accent  auch' 
sonst  in  diesen  Verben  nicht  bewahrt  ist.  Wie 
so  wäre  es  z.  6.  zu  erklären,  warum  der  ur- 
sprüngliche Accent,  wenn  er  im  Doal  und  Plnr. 
bewahrt  wäre,  nicht  auch  z.  B.  in  2  Sing.  Im- 

Serativi  bewahrt  ist;  diese  Form  lautete  in  der 
rrundsprache  as-dhi,  warum  nicht  auch  im 
Griechischen  ttsdt,  warum  Jcr^«?,  warum  femer, 
gegenüber  von  grundsprachlichem  astat^  nicht 
Icttui,  sondern  scrreo,  warum  gegenüber  von 
ds'tdm  nicht  iatov,  sondern  sötoy,  von  ctö^ä'm 
nicht  iatwv  sondern  atnoav,  von  ds4d  nicht  i^d, 
sondern  eotv?  Ebenso  von  9>a,  wie  Buttmann 
mit  seinem  feinen  grammatischen  Tact,  bei  dem 
Streite  der  Grammatiker,  richtig  annimmt,  nicht, 
nach  Analogie  von  grundsprachl.  hha-dM^  ipa9i 
sondern  yd^k? 

Allein   in   Bezug   auf  diese   Accentuationen 
von   Iks&i  u.  s.  w.   stehen   diese    Formen    nicht 
vereinsamt,    sondern   vielmehr  in  Analogie   mit 
andern  griechischen,    welche,  bezüglich  des  A&- 
Cents,    sich   in    demselben    Gegensatz    zu    der 
grdsprchlichen  und  sskr.  Accentuation  befinden ; 
so  z.  B.  von  i  'gehen',  grdspr.  i-dhi  irtat  u.  s.  w» 
aber  im  Griech.  i&$j  %%(o  u.  s.  w.,  von  vid  'wissea* 
grdspr.  md-dU,  vid-tat,  aber  im  Griech.  cicr*», 
piotiA,    Ganz  analog  steht  dem  grundspraohücheii 
ar-nu-mäs  (sskr.  m^umäs)  im  Griechischen  nicht 
dqpvfjtip^  sondern  oQVVfMV  gegenüber,  dem  grund- 
sprchl.  dadhärmds  (=  SBkr.dadhmds)  nicht  u9s'' 
Ikiv^  sondern  Ti&sfisy  und   ganz  oder  wesentlicli 
gleich  ist  die  Differenz  in  allen  denjenigen  Bil- 
dungen,   welche  im  Griechischen  sanskritischen 
Formen  der  sogenannten  2ten  Gonjugation  eat- 
sprechen* 

Mit  einem  Worte:  Während  im  Sanskrit  die 
Personalendungen  des  Singulars  des  Präsens  und 


169 

Imperfect  des  Parasmaipada;  der  ersten  Personen 
des  Imperativs,  und  der  3ten  desimperat.  Sing. 
Parasm.  aaf  tu  unfähig  sind  den  Accent  zu 
tragen,  haben  die  übrigen  des  Präs.  Impf,  und 
hnpty.  in  der  2ten  Gonjugation  diese  Fähigkeit 
bewahrt.  Im  Griechischftn  dagegen  giebt  es 
außer  sieben  Formen  des  Präs.  Indicat.  von  ig 
und  gia  auch  nicht  einen  einzigen  Fall  weiter, 
in  welchen  die  Personalendungen  den  Accent 
haben  können.  • 

Diesem  umfassenden  Gesetz  gegenüber  wäre 
es  doch  wahrhaft  wunderbar,  wenn  sich  die  ur- 
sprüngliche Accentuation  der  Personalendungen 
als  eigentliche  im  Dual  und  Plural  von  ig  und 
(fa  erhalten  haben  sollte  und  sogar  so  mächtig 
gewesen  wäre,  allen  Analogien  zum  Trotz,  diese 
Accentuation  auch  dem  Singular  aufzudrängen, 
welcher,  wie  die  sogenannte  Gunirung  der  den 
Personalendungen  vorhergehenden  Silben  in  der 
2ten  Gonjugation  zeigt,  schon  vor  der  Spaltung 
unfähig  geworden  war,  die  Personalendungen  zu 
iccentuiren. 

Demgemäß  dürfen  wir  unbedenklich  anneh- 
men, daß  die  Oxytonirung  des  Präs.  Ind.  von 
k  nnd  qfa  (außer  2  Sing.)  wohl  einer  anderen 
Erklärung  bedarf,  als  der  von  Osthoflf,  ohne  je- 
den Versuch  einer  Begründung,  aufgestellten. 

§.  3. 

Die  Erklärung,  welche  mir  die  richtige  scheint, 
l^&be  ich  schon  seit  Jahren  in  meinen  Vorle- 
sungen über  vergleichende  Grammatik  der  Indo- 
germanischen Sprachen  mitgetheilt;  sie  findet 
sieb  schon  in  einer  der  ältesten  Bearbeitungen 
derselben  (Heft  Nr.  XLVI  S.  4).  Allein  sie  ist 
üicht  in  allen  Semestern ,  in  welchen  ich  diese 
Vorlesung  hielt,  vorgetragen.    Penn  der  große 


170 

rtufttug  meines  Heftes  nothigte  mid^,  bald  d 
bald  andere  Theile  desselben  aiiiS2uc^aB6eD. 

kh  nehme  an,  daß  der  Indicativ  .<Jes. Präsei 
von  i^  sowohl  als  ya,  gleich  wie  deren  übrij 
Formen,  ganz  nach  Analogie  der  nbrjgeia  z 
derselben  Categorie  gekörigea  Verba  im  Griech 
sehen  accentuirt  war,  d.  h.  unfähig  war,  ^ 
Accent  auf  den  Personalexponenten  ;&u  sprechen 
daß  aber  in  Folge  ihres  vorwaltenid  enx^Utdfiche 
Gobrancbs  — ?  d.  h.  beziehungsweise  TÖlligjBr  Tor 
losigkoit,  oder  —  in  Folge  des  iin  griechische 
enrmickelten  Einflusses  der  Silben^bl  ß^t  di 
HiVetttuation  im  Satze  —  Eintritt  de^  Gravi 
od«r  Acut  auf  der  letzten  Sil^e  —  j^  Ursprung 
Yit^  Accentuation  —  außer  in  2  Sing,  slg  un 
fpjjCs  und  in  3  Sing,  ian  unter  gewis&nen  JB^dii] 
pii»^u  —  ganz  vergessen  und  die  Oxytonijrung  - 
HTil^r  in  den  angeführten  Formen  des  2te 
Äi*;^»  —  irriger  Weise  als  die  ursprüngliche  an 
^^«ioiumen  ward. 

\)h  diese  Auffassung  mittlerweile  von  irgen 
^Sv^oiu  andern  Grammatiker  —  unabhängig  vo 
^\T  —  veröffentlicht  ist,  wageich  weder  zu  b( 
^^w  noch  zu  verneinen.  Denn  ich  darf  nicl 
xv^r^chweigen,  daß  ich  seit  1868,  in  welchem  Jah 
}f^\\\  eines  Auge  plötzlich  erblindete,  das  andi 
yAw  geschwächt  ward,  nicht  mehr  im  Stand 
^\n,  so  viel  zu  lesen ,  als  ich  früher  für  mein 
»^rtioht  hielt. 

faliue  vollständig  verschiedene  Ansicht  war 
\\u*  zwei  Jahren  von  einem  meiner  begabteste 
Schüler,  J.  Wackernagel  in  der  Zeitschrift  fii 
^tii'tfleichende  Sprachforschung  N.  F.  III.  S.  457  f 
xorgetragen.  Trotz  der  darin  unverkennbar  heri 
)^^»himden  Sorgsamkeit  der  Ausführung  im  Ein 
«iiliHUi  gestehe  ich,  daß  ich  durch  sie  nichts  wc 
wlgur  aU  überzeugt  und  weit  entfernt  bin  ih 


171 

beitreten  zu  können.  Die  Gründe  meines  Wi- 
derspruchs hier  anzuführen  verstattet  mir  meine 
dnrcn  andere  Arbeite^  in  Anspruch  genommene 
Zeit  für  jetzt  nicht;  man  wird  sie  jedoch  der 
Abhandlung  entnehmen  können,  in  welcher  ich 
die  Einbuße  und  Bewahrung  des  Verbalaccents 
in  den  Veden  erörtern  werde.  Nur  in  Bezug 
auf  einen  iPunkt  verstatte  ich  mir  einige  Worte. 

Wackernagel  bemerkt  nämlich  S.  457  in  Be- 
zog ^uf  die  Erklärung  dieser  Eigenthümlichkeit 
des  Präsens  Jndic.  von  elpk  und  q^ijiJtn  ^Die  zu- 
Mchst  liegende  Erklärung,  die  Zurückführung 
der  Tonschwäche  auf  Schwäche  und  Farblosig- 
leit  der  Bedeutung^  die  sehr  einleuchtend  wäre, 
venn  st/Ai  allein  stände,  wird  durch  qtfjiAl^  das 
gewiB  von  ebenso  voller  Bedeutung  ist,  als  jedes 
andere  Verbum,  unbedingt  ausgeschlossen'. 

Mir  scheint  diese  Unbedingtheit  sehr  zweifel- 
haft. Denn  wenn  wir  unsern  Blick  auf  die 
Worter  werfen,  welche  in  den  verschiedenen 
Sprachen  tonlos  werden,  oder  ihren  Ton  behal- 
hn,  dann  erkennt  map^  daß  es  äußerst  schwierig 
ist  sichere  Gründe  für  diese  Erscheinung  in  je- 
dem einzelnen  Fall  anzugeben,  daß  man  sich 
begnügen  muß,  anzunehmen ,  daß  in  der  einen 
Sprache  dieses  in  der  andern  jenes  bald  durch 
8ebe  Bedeutung  allein,  bald  durch  Verbindung 
derselben  mit  einem  nicht  sehr  ins  Gewicht  fal- 
lenden Lautkörper  nach  und  nach  seinen  ur- 
sprünglichen Ton  verlor.  So  wird  z.  B.  das 
»krit.  Präsens  Indic,  welches  dem  griechischen 
«'jt»»  entspricht,  bezüglich  des  Accents  auch  nicht 
entfernt  anders  behandelt,  als  alle  übrigen  Prä- 
sentia; es  verliert  oder  behält  ihn,  wo  auch 
diese  ihn  verlieren ,  oder  behalten.  Wie  wenig 
das,  was  u  n  s  Farblosigkeit  der  Bedeutung  scheint, 
entscheidend  ist,  zeigt,  daß  z.  B.  das  lateinische 


172 

Verbam  substantivuin  seiueu  Ton  durchweg  be- 
wahrt hat  und  eben  so  das  deutsche  und  das 
vieler  anderen  Sprachen.  Umgekehrt  wird  man 
wohl  kanm  eine  Sprache  nachweisen  können, 
wo  ein  dreisilbiges  Wort,  mit  starkem  Laut- 
körper in  der  Bedeutung  *jeder,  alle,  irgend  ei- 
ner (in  negativen  Sätzen  d.  h.  nicht  irgend  einer = 
keiner),  ganz'  tonlos  geworden  wäre,  wie  dies 
mit  dem  sanskr.  samdsmat,  samasya^  samcismin 
saniasmai^)  eben  so  sehr,  wie  in  dessen  zwei- 
silbigen Casus  samam,  same  der  Fall  ist.  Es  ist 
daher  nicht  im  Entferntesten  mit  Gewißheit  zu 
behaupten^  daß  das  kleine  Wörtchen  y>^(A$  u.  s.  w. 
nicht  in  der  lebendigen  Sprache  —  vielleicht 
sehr  oft  —  in  einer  Weise  gebraucht  ward,  daß 
seine  Bedeutung  ganz  farblos  zu  sein  schien. 
Brauchen  wir  doch  unser  'sagt'  in  der  lebendi- 
gen Rede  oft  genug  so,  daß  es  eigentlich  über- 
flüssig ist;  ich  erinnre  in  dieser  Beziehung  nur 
an  das  bekannte  Couplet  in  'die  Wiener  in. 
Berlin':  In  Berlin,  sagt  er',  mußt  du  fein,  sagb 
er  und  gescheidt,  sagt  er  u.  s.  w. 


1)  Es  gehört  nicht  wieGrassm.  unter  sama  annimmb 
zu  vrikäya,  sondern,  wie  Sdyana  es  constrniri,  zu  cighäyaUw 
Das  Uebergreifen  des  Sinnes  aus  einem  Stollen  in  den. 
andern,  findet  im  Yeda  zwar  nicht  sehr  häufig  statt,  abei^ 
doch  häufig  genug,  um  es  in   aUen  Fällen  anzonehmen^ 
wo  sonst,  wie  hier,   eine  falsche  Wortstellung  oder  txcm- 
unangemessener  Sinn  eintreten  würde.    Leider  hat  aod^ 
Ludwig  die  irrige  Gonstruction.    Die  beiden  Stollen  findeiv- 
sich  Bv.  YL  51,  6  und  lauten 

mä'  no  vrikä'ya  vriky^  (zu  lesen  vrikie)  samasrnft 
aghäyate  riradhata  yajatrah. 

Wenn  samasmai  zu  vrikd'ya  gehören  sollte, 
vrikyh  nicht  dazwischen  stehen.    £s   ist  zu  übersetzen 
Üeberlaßt  uns  nicht  dem  Wolf,  der  Wölfin,  nidit  irgeni 
einem  (d.  h.  keinem  irgend)  Bösgewillten'. 


173 

§.4 
Ich  nebme  also  au,  daß  der  Indic.  des  Pm- 
aens  cl/t*«,  VW^  ^™  Griechischen,  nachdem  die 
.  Unfähigkeit  die  Personalexponenten  zu  accen- 
toiren,  sich  geltend  gemacht  hatte,  ganz  nach 
Analogie  des  Präsens  von  l  'gehen'  accentuirt 
ward,  also 

S(fu  g)^(f$ 

Sctov  {pdrov 

s(f[A€P  g)d(i€P 

8(fl€  (pdix 

ela$  (pdiSi, 

Nachdem  aher  diese  Formen,  mit  Ausnahme 
von  2  Sing.,  in  den  meisten  Fällen  enklitisch  — 
cL  L  eigentlich  tonlos  und  nur  dann  accentuirt, 
wenn  die  Wortverbindung  einen  Accent  for- 
derte —  geworden  waren,  wurden  sie  ganz  so 
behandelt,  wie  andre  zweisilbige  Wörter,  welche 
[  ihren  ursprünglichen  Accent  einbüßten.  So  z.  B. 
^Uq  lern,  gerade  wie  9tai  uvog\  ipiXoq  iöii,  wie 
iUog  novi]  aiXa^  ia%\v  Sv&a,  wie   aiXa^  noiü 

Daß  diese  Auffassung  richtig  ist,  dafür  spricht 
die  Vergleichung  andrer  zweisilbiger  Enclitica. 

So   wird   z.   B.    das  Fragwort   %ig  in   allen 

zweisilbigen  Casus  paroxytonirt ;  wo  es  dagegen 

ftls  Pronomen  indefinitum  gebraucht  wird,  ist  es 

rin  Encliticum.     Es   wird   nun  aber  wohl  noch 

Niemand  eingefallen  sein  anzunehmen,  daß  es  in 

letzterer  Bedeutung   ein   ganz   andres  Wort  sei, 

als  in  ersterer,   und  wenn   es  Jemand    einfiele, 

^Jeße   sich    durch  Vergleichung  der   verwandten 

^P^achen  die  richtige  Auffassung  leicht  erweisen. 

^*s  Verhältniß  ist  augenscheinlich  dasselbe,  wie 

^*®    unsres  Frageworts  wer  zu  dem  indefiniten 


174 

wer,  z.  B.  Wör  war  das?  Aber  'es  ist  wer  j 
koinmen\  In  letztrem  Fall  wird  der  Accent  < 
Fragpronomens  so  sehr  gedämpft,  daß  das  Wc 
wie  mg  für  zig,  nvog  für  fipog  n.  s.  w.,  ton 
gesprochen  wird. 

So  ist  auch  die  ursprüngliche  Accentaati 
in  nöi^t  bewahrt,  wie  nicht  bloß  durch  die  ; 
kliuatiousunfähigen  av&k  S^t  td^$  äXXo&k  < 
tö^k  odQttPd&t  ix€t&tj  sondern  auch  und  vorzuj 
weise  durch  das  sskr.  ädhi  erwiesen  wird, 
indefiniter  Bedeutung  dagegen  ist  es  tonlos  { 
worden,  fällt  aber  unter  die  Regeln  über  < 
Enclitica,  d.  h.  einen  Theil  der  Regeln,  welc 
im  Griechischen  die  Veränderungen  des  Toi 
der  Wörter  im  Zusammenhang  der  Rede  — 
Satze  —  bestimmen. 

Beiläufig  bemerke  ich,  daß  man  auf  den  < 
sten  Anblick  über  den  ursprünglichen  Acce 
von  nöd-sv  schwanken  kann  (eigentlich  nöi 
wie  nqogd'e  dniö^e^  vvq\q\lq  nqog^ev  und  oTrto^ 
nur  vor  Yocalen  lauten,  und  die  Entstehung  c 
Endung  aus  ursprünglichem  dhas  zeigen;  d 
aaslautendes  g  im  Griechischen  bisweilen  eingebt 
wird,  zeigt  z.  B.  «f  neben  dg,  auch  wohl  ovt(o  neb 
ovKKag  wo  tfag  bekanntlich  für  ursprüngliches  %(o% 
sskr.  tä%  altem  Ablativ  vom  Pronomen  tä  = 
steht;  daß  ferner  das  v  ephelkystikon  bisweil 
fest  —  integrirender  Bestandtheil  eines  Wortes 
ward,  zeigt  insbesondere  die  Endung  der  3.  Pli 
Imperativi  -vtwv,  statt  deren  z.  B.  auf  dorisch 
Monumenten  vzw,  ohne  v,  erscheint,  welches  c 
richtige  Reflex  der  indogermanischen  Form  n, 
ist).  Im  Sskrit  erscheint  nämlich  nur  eine  e: 
zige  Bildung  auf  dhas^  nämlich  adhds  (=  grie< 
Svd-sv  =  lat.  inde^  wie  sskr.  adha  =  grie( 
svx^a  =  lat.  indu;  wegen  des  Mangels  des  n  i 
Sskrit  vgl.   man   für  jetzt  lat.  infero  infimo  = 


175 

fiskr.  ddhara^  adhamd)^  welche  oxytonirt  ist.    A]r 
lein   die  Analogie   der  übrigen  griechischen  Bil- 
dungen auf  ^€Pj  von  denen  keine  oxytonirt  ist, 
Tgl.  z.  B.  i^i&BV  äXXo&ßv,  so  wie  der  auf  ^k  und 
^a  machen  es  mir  wahrscheinlich,  daß  auch  in 
ivi^sv    die   alte  —    wenigstens    griechische   — 
ILccentuation    anzuerkennen    ist.     Im    Sanskrit 
nnd  noch   mehr  Differenzen  zu  notiren ,    z.  B., 
neben  äiha^  $ahä  für  sadhd. 

§.  5. 
Ich  glaube,  daß  ich  zur  Begründung  meiner 
Auffassung,  daß  €tfM&  iatov  iafAbV  stsrs  elat,  so 
wie  (ptjfbk  u.  s.  w.  im  Griechischen,  so  lange  sie 
nicht  enklitisch  geworden  waren,  nach  Analogie 
von  slg,  Sott  also  €tfA&  itswv  u.  s.  w.  accentuirt 
wurden  und  erst,  nachdem  sie  enklitisch  gewor- 
den, wesentlich  wie  das  indefinite  thvoq  behan- 
delt wurden,  weiter  nichts  hinzuzufügei^  brauche. 
Allein,  da  ich  in  meinen  Vorlesungen  über  ver- 
gleichende Grammatik  bei  dieser  Gelegenheit 
auch  einige  Präpositionen  besprach,  deren  ei- 
gentlicher Accent  aus  ziemlich  ähnlichem  Grunde 
in  der  Griechischen  Grammatik  verkannt  ist,  so 
möge  mir  verstattet  sein,  auch  das  darüber  mit- 
getheilte  hier  zu  veröffentlichen. 

§.6. 

Daß  die  sogenannten  Proclitica  ursprünglich 
accentuirt  waren  und  nur  durch  ihre  Stellung 
vor  depa  Worte ,  mit  welchem  sie  dem  Sprach- 
l^wußtsein  in  innigster  Verbindung  zu  stehen 
"Whieiien,  ihren  Accent  einbüßten,  wird  Niemand 
iestjreiten.  Durch  Aufgabe  ihres  Accentes  ver- 
Wen  sie  gewissermaaßen  ihre  Selbständigkeit 
^nd  wurdjen  fast  ein  integrirender  Theil  des  fol- 
genden Wortes. 

Für  0  ^  wird  die  ursprüngliche  Accentuation 


176 

durch  die  entsprechenden  accentnirten  F< 
des  Sanskrit  sd  sä  erwiesen;  daß  also  ai 
ai  einst  accentnirt  waren,  versteht  sich  der 
Yon  selbst.  Bekannt  ist,  daß  der  Pronoi 
stamm  sä  eigentlich  der  und  einer  bede 
Durch  die  im  Griechischen  eingetretene  S 
chung  des  Pronomens  zum  Artikel  erklär 
die  Einbuße  des  Accents,  jedoch  nur  thei' 
zum  nicht  geringen  Theil  ist  sie  zugleich 
des  schwachen  Lautkörpers  dieser  vier  Fo 
wie  sich  daraus  ergiebt,  daß  in  allen  ül 
Gasusformeu,  Ntr.  %6,  Acc.  Msc.  %6v  u.  s.  ^ 
Accent  sich  erhalten  hat. 

Daß  0^  ursprünglich  accentuirt  war,  wir 
durch  erwiesen,  daß  am  Ende  des  Satzei 
in  einigen  andern  Fällen  ov,  mit  Acut,  ersc 

Auch  fiq  findet  sich  mehrfach  mit  A 
und  zwar  in  der  Bedeutung  von  ovt(oq  mil 
cumflex  w^j  also  gerade  wie  niaqs  nach  Her 
(de  em.gr.  Gr.  rat.  p.  119)  auch  %äq  (statt 
so  daß  wohl  dies  für  den  eigentlich  griechii 
Accent  zu  nehmen  ist;  steht  es  hinter 
Worte,  dem  es  vorhergehen  sollte,  dann  ersc 
es  mit  Acut. 

Endlich  hat  auch  ix^  i^,  wenn  es  dem  T^ 
dem  es  vorhergehen  sollte,  nachsteht  den 
z.  B.  xaxwp  ilg. 

§.  7. 

Der  letzte  Fall,  wo  eine  sogenannte  F 
sition,  wenn  sie,  wie  das  im  Griechische 
weit  überwiegendem  Grad  vorherrschend 
Fall  ist,  dem  von  ihr  näher  bestimmten  < 
vorhergeht,  ohne  Accent  erscheint,  dagegen, 
sie  ihm  nachfolgt,  accentuirt  ist,  kann  uns  i 
die  Vermuthung  nahe  legen,  daß  die  sogeni 
Anastrophe  wesentlich  auf  dieselbe  Wöise  z 


177 

klären  ist,  d.  h.,  daß  in  diesem  Fall  im  Allge- 
meinen nieht  der  Accent  als  ursprünglicher  zu 
Iratrachten  ist;  welchen  die  Präposition  hat  (oder 
vielmehr,  in  Folge  eines  falschen  Schlusses  aus 
der  Verwandlung  eines  Acuts  auf  der  letzten 
Sübe  eines  Wortes  in  den  Gravis  in  mitten  der 
fiede,  zu  haben  schien),  wenn  sie  vor  dem  von 
üiT  bestimmten  Casus  steht,  sondern  vielmehr 
derjenige,  welchen  sie  hat,  wenn  sie  hinter  dem- 
selben erscheint;  also  z.  B.  von  dno  nicht  der 
in  and  vetoy  (aus  welchem  die  Grammatiker  ir- 
rig auf  ein  einstiges  anq  schlössen),  sondern  der 
in  vscav  äno  erscheinende;  daß  also  nicht  etwa 
za  sagen  ist,  wie  ich  in  einer  viel  gebrauchten 
ßriecMschen  Grammatik  lese :  'Wenn  die  Präpo- 
sition demjenigen  Worte,  dem  sie  vorangehen 
sollte,  nachgesetzt  wird,  so  wird,  um  anzuzeigen 

SB.  was  dieser  Grammatiker  nicht  alle  weiß!); 
l  die  Präposition  nicht  auf  das  folgende,  son- 
dern das  vorhergehende  .Wort  bezogen  werden 
müsse,  der  Accent  von  ultima  3.\ii  pemdiima  zu- 
rackgezogen\   sondern  vielmehr:   der  ursprüng- 
fiche  Accent  der  Präpositionen  ist  im  Allgemei- 
nen derjenige,  welchen  sie  haben,  wenn  sie  hin- 
ter dem  Casus  stehen,  zu  welchem  sie  gehören; 
treten  si^  dagegen  davor,  so  wurde  bei  den  ein- 
silbigen iy  (vgl.  fiV»)  slg  Sx   der  Accent  einge- 
büßt: sie  wurden  Proclitica;  bei  zweisilbigen  hätte 
dies  ebenfalls  geschehen  können  oder  gar  müssen, 
wenn  die  griechische  Satzaccentuation  ein  zwei- 
silbiges   accentloses   Procliticon    hätte   ertragen 
können;  da  sie  dieses  aber  nicht  konnte,  so  wur- 
den sie  nicht  ganz  eben  so,  aber  ähnlich  wie  die 
£nclitica  behandelt,  d.  h.  statt  ihres  Accents  trat 
der  enklitische  ein,  z.  6.  wie  €at&  zu  itnl  wurde, 
80  ward  niqi  zu  nsql;  allein   da   sie  durch  den 
begrifflichen  Zusammenhang  mit  dem  folgenden 


178 

Wort  an  dieses  gewissermaßen  gefesselt  wa- 
ren, erlitten  sie,  darin  von  den  Encliticia  ganz 
abweichend,  nicht  den  geringsten  Einfluß  Ton 
dem  ihnen  vorhergehenden,  so  daß  z.  B.  riiQt 
nicht  —  wie  auch  San  zu  itra  und  iütt  ward  — 
so  ebenfalls  auch  zu  n€Q&  und  nsQi  werden  konnte. 

§.  8. 

Daß  diese  Auffassung  richtig  ist,  zeigt  zu- 
nächst der  Umstand,  daß  mehrere  der  hieher 
gehörigen  Präpositionen  mit  den  im  Sanskrit 
entsprechenden  Inder Accentuation  übereinstim- 
men, welche  in  der  Anastrophe  eintritt,  nicht 
aber  in  der,  welche  sie  haben,  wenn  sie  Yor 
dem  durch  sie  bestimmten  Casus  erscheinend 
St)  entspricht  Sno,  nicht  aber  and^  dem  sskrit 
dpa,  im  (nicht  inl)  dem  sauskritischen  opt,  nd(jä 
(nicht  nciqä)  dem  sanskritischen  pärä^  niQ&  (nicht 
nsqi)  dem  sanskritischen  pari.  Auch  ino  (nicht 
ind)  dürfen  wir  mit  sskr.  üpa  wegen  der  Be- 
deutung und  der  üebereinstimmung  in  den  drei 
Lauten  vn  o,  zusammenstellen,  obgleich  es  sich 
durch  den  anlautenden  Spiritus  asper,  den  treuen 
Beflex  des  lateinischen  s  in  Sid),  als  eine  Zu- 
sammensetzung —  höchst  wahrscheinlich  mit  in- 
dogerm.  sa,  in  Demonstrativbedeutung,  gewisser- 
maßen dar- unter  für  'unter',  wie  im  Sanskrit 
z.  B.  adhds'täty  eigentlich  unten  von  de'm, 
ganz  identisch  ist  mit  adhäs  unten,  pagca-tätf 
eigentlich  hinten  von  dem,  ganz  identisch 
mit  pagcä' ,  hinten  —  kund  giebt.  Denn  die 
Einbuße  des  a  von  sa  in  vno^  so  wie  die  Be- 
wahrung des  Accent  von  adhdsy  poQca  in  den 
Zusammensetzungen  mit  tat  macht  es  wahrschein- 
lich, daß  auch  in  vno  für  sa-iipa  der  Accent  von 
'Apa  bewahrt  ist. 

Präpositionen ,    welche    xaza   und   [ksra  ent- 


179 

»rechen,  finden  sich  zwar  in  Sanskrit  nicht; 
lein  in  Bezng  anf  fMta  ist  wohl  kaum  zu  be- 
weifehi,  daß  fks  =  zend.  ma  in  mat  =  goth.  nd 
n  im1>  dem  ma  in  sskr.  sma  entspricht,  dessen 
^eutr.  smdd  in  den  Yeden  die  Bedentang  mit 
hat').  Dieses  Toransgesetzt,  ist  es  wohl  kaum  eine 
gewagte  Vermuthnng  zu  nennen,  wenn  wir  im 
SofGx  ta  den  Reflex  des  sskr.  Suffixes  thäj  thä 
(mit  VerkSrzung  des  auslautenden  Vocals,  wie' 
in  Partikeln  oft,  vgl.  z.  B.  Suffix  trä  in  asmor 
IrS^  aber  trä  in  der  Partikel  d-tra)  sehen,  wel- 
elies  gerade  aus  Pronominalstämmen  Adverbia 
mit  der  Bed.  *in  .  .  .  Weise'  bildet  und  in  tdthä 
Sn  solcher  Weise'  ydthä  4n  welcher  Weise' ,  so 
wie  dihd,  vedisch  dthä^  in  Paroxytonis  erscheint. 
Danach  dürfen  wir  dann  wohl  unbedenklich  anneh- 
men, daß  auch  in  fAsta  die  Accentuation  in  der 
Sogenannten  Anastrophe ,  nämlich  (Mira  die  ur- 
Bptfingliche  ist.  Dasselbe  dürfte  auch  unbedenk- 
&h  für  xerror,  also  »clta.  anzunehmen  sein,  wenn 
dBich  der  erste  Theil  des  Wortes  xa  noch  ganz 
iuikel  ist;  denn  Fick's  Aufstellung  (II^  50)  ist 
olme  Analogie. 

Freilich  erscheint  in  den  Veden  Jcathä'  vom 
Pronomen  interrogativum  ka  'in  welcher  Weise  ?' 
ozytonirt,  und  diese  Accentuation  erhält  eine 
Stutee  durch  it4hä%  so  wie  kchthdm,  it-thdm^  de- 
nn Suffix  durch  den  Accusativ  des  im  Suffix 
Kegenden  Themas  tha  gebildet  ist,  so  wie  durch 
tfÄÄY,  in  welchem  der  Ablativ  desselben  er- 
scheint, während  in  tha  dessen  alter  Instrum. 
nng.  zu  erkennen  ist.  Ja  daß  die  ursprünglichste 
Accentuation  der  Nomina  auf  sskr.  tha  griech. 
%  von  welchen  uns  in  diesen  adverbial  gewor- 

1)  Ich  brauche  wohl  kaam  zu  bemerken,  daß  ich  das 
«üaatende  «  wie  in  mh  (S.  178}  und  super  (S.  182),  für 
Best  von  <a  nehme. 


180 

denen  Casus  Trümmer    erhalten    sind,    auf  die 
letzte  Silbe  fiel,  wird  höchst  wahrscheinlich  da- 
durch, daß  sich  in  fast  allen  Fällen,  wo  Oxyto« 
nirung    mit  einer  andern  Accentuation  daneben 
erscheint,    die  erstre  als  die  ursprünglichere  er- 
giebt,  so  daß  caeteris  puribus  stets  zu  vermnthen 
ist,  daß  sie   die   ältere  sei.     Aber  auch   dieses 
angenommen,  ist  dennoch,  wegen  der  üeberein- 
stimmung  des  Griechischen  und  Sanskrit  in  den 
angeführten  Fällen  täthä  u.  s.  w.  mit  /u^ia,  «cna 
in  der  Anastrophe,  der  Accentwechsel  als  schon 
in  der  Grundsprache   eingetreten  zu  betrachten. 
Er  erklärt  sich,  wie  insskrit.  divä  adv.  für  dw£ 
Instr.,  durch  den  üebertritt  in  die  Categorie  der 
Adverbia.     Daß   die  Accusative  und  der  Ablairr 
nicht   ebenfalls  den   Accent    wechselten,   findet 
seine  Analogie  darin,  daß  sowohl  der  Accus,  des 
Neutrum  als  der  Ablat.  Sing,  überaus  häufig  ad- 
verbiale Bedeutung  haben,  ohne  darum  den  Ao- 
cent  zu  ändern;  jener  regelmäßig,  dieser  spora- 
disch (z.  B.  balät  gewaltsam  z.  6.  Pancat.  27, 10 
u.  sonst).    Der  Zusammenhang  dieser  adverbial  ge- 
wordenen Casus  mit  dem  Nomen  haftete  eütweder    i 
fest  im  Sprachbewußtsein  und  bewahrte  deßhalb  den    [ 
ursprünglichen  Accent,   oder    der  üebertritt  in 
die  Categorie  der  Adverbia  hatte  sich  in  ihnen   * 
so  unmerklich  vollzogen,    daß   die  Accentuation 
dadurch  nicht  afficirt  ward.     WsLsJcathä'  betriffl^    '.. 
so   ist   die  Annahme   nicht  unmöglich ,  daß  wie    : 
kada  und  kddä  im  Yeda  neben  einander  erschei-  j 
nen  und  auch  sonst  viele  doppelte  Accentuatio-  '] 
nen,  so  auch  Mthä  neben  Jcatha  existirte. 

§.9. 

Ferner  spricht  für  unsre  Auffassung,  und  fest 
noch  entscheidender,  der  Umstand,  daß  sich  da- 
durch erklärt,  warum  dgAtpi  keine  Anastrophe  er- 


181 

.eidet«     Es  entspricht  ihm  nämlich  unzweifelhaft 
askr.  cibhir  in  abhirtoLS  mit  denBedd.  1.  zu  bei- 
den Seiten,  2.  von  allen  Seiten,   rings, 
imd  wir   ersehen  daraus,  daß  diese  Präposition 
schon   ursprünglich   oxytonirt   war   und   diesen 
Aecent   natürlich   auch   dann   bewahren  mußte^ 
wenn  sie  dem  Casus,   dessen  Bedeutung  durch 
ne  erläutert  ward,  nachfolgte.    Für  diese  Accen- 
toation  spricht  auch  die  unzweifelhafte  Abstam- 
mimg  von    indogerm.    anibhä^    beide,  =  sskr. 
«ika,   welches  nur  oxytonirt  erscheint,  und  = 
griechisch  äi^po^  welches  in  dfkyiotv  entschieden 
otMfö  voraussetzt   (vgl.  ^so:   ^eoXv  ^  aber  löyo: 
Uyotv\  während  es  im  Nom.-Acc.  äiktpfm  paroxy- 
tonirt  ist.     Auch  erklärt  sich  die  Einbuße   des 
m  in  sskr.  cibhi-  für  awi>h%  nach  einer  Fülle  von 
Analogien,    gerade  durch   die  Accentuation  der 
folgenden  Silbe,  welche  überaus  häufig  im  Sans- 
krit die  Einbuße   eines  Nasals  in  der  vorherge- 
henden Silbe  herbeifuhrt  (vgl.  z.  B.  indogerm. 
-  tmmrta  mit  bewahrtem  n  im  lat.  com-men-to  von 
mminiscor,  aber  im  Sskr.  ma-tä).    Manche  Ety- 
mologen betrachten   die   sskr.  Präposition  äbhi 
iberbaupt  als  identisch  mit  griech.  dfAyiiy  z.  B. 
Mich  das  St.  Petersburger  Sanskrit-Wörterbuch ; 
BÜr  würde  das  uicht  unwahrscheinlich  vorkom- 
men, wenn  sich  alle  Bedeutungen  desselben  auf 
lei'    reduciren    lassen    und    dieses    als    eine 
Schwächung  von  ^rings  um*  genommen  werden 
.  hnn;  allein  es  treten  dabei  Schwierigkeiten  ent- 
Regen,  welche  ich  nicht  zu  überwinden  vermag. 
Dagegen  ist  es  keinen  Zweifel  zu  unterwerfen, 
4aB  abhi  wie  in  ahhirtas  so  auch  in  einigen  an- 
^  Fällen  zu  äiitpi^  lat.  anib  ahd.  umb  gehört, 
**B.  in  der  Zusammensetzung  cMii-mra  'Helden 
ringsum    (sich)    habend'   (Rv.   X.    103,  5). 
Mü^ch  wäre  es,  daß  in  dbU  zwei  ursprünglich 

16 


182 

verschiedene  Präpositionen  durch  lAntHche  Um- 
wandlnngen  (wie*  hier  die  entschiedene  EinboSe 
des  m)  zusammeDgefallen  waren ;  doch  isk  diese 
Frage  fäü  unsre  Zwecke  gleichgültig,  daher  ich 
aie  hier  nicht  weiter  erörtern  wilL 

GegQn  meine  Auffassung  könnte  d^ümBtand 
zu  sprechen  scheinen,  daß  InßQ  sogenannte  Anftr 
strophe  erleidet;  denn  im  Sanskrit  entepiicbfc 
tqmri,  so  daß,  nach  Analogie  von  «nor,  weichet 
trotz  seiner  Zusammensetzung  mit  sa  den  nr* 
sprünglichen  Accent  bewahrte,  auch  hmg  trofai 
seiner  ebenfalls  eingetretenen  Zusammensetzung 
mit  sa  (vgl.  lat.  super)  als  ursprünglich  oxyto« 
nirt  angesetzt  werden  müßte  und  demgemSA 
eben  so  wenig  wie  a/i^l  der  Anastrophe  hätte 
unterworfen  werden  können.  Ja  für  die  Oxyto- 
nirung  spricht  die  Form  i;/i«/^,  welche,  abgesehen 
von  dem  Spiritus  asper,  mit  dem  sogenanntes 
üebertritt  des  ursprünglich  dem  q  folgenden 
Yocals  vor  denselben,  der  allertreueste  Befiel 
von  sskr.  upäri  ist  und  in  der  That  die  Ana-^ 
Strophe  nicht  erleidet 

Bei  derartigen  Accentvergleichangen  uni 
Fragen  ist  stets  zu  beachten,  daß  der  Aoeesit 
in  Folge  seines  zwiefachen  Characters  —  indem 
er  eben  so  wohl  ein  logisches  als  ein  eigentliok 
musikalisches  Element  der  Sprache  ist —  manchen' 
Schwankungen  und  Wechsel  unterliegt;  denn 
sobald  er  seine  logische  Aufgabe  —  ein  Woii 
so  zu  kennzeichnen,  daß  seine  Bedentong  im> 
Sprachbewußtsein  fixirt  ist  —  erfüllt  hat,  kann, 
er  sich  ganz  seiner  musikalischen  Natur  übes- 
lassen,  gerade  wie  die  articulirten  Laute  eines 
Wortes,  sobald  sie  die  Bedeutung  desselben  im 
Sprachbewußtsein  hinlänglich  fixirt  haben,,  ohne 
Nachtheil  für  sie  den  phonetischen  Neigungen 
der  Sprache  folgen  können  und  sich::  diädureh  oft 


183 

so    sehr   verändelm,    daB   von   der  eigentlichen 
Gnuldlage'  des-  Wortes  kaum  oder   sogar  keine 
Spur  übrig  bleibt  (wie  in  (idü&kff  für  l'fAda&Xfj 
Tön  dem  Vb.  l  oder  f  'binden',  vgl.  sskr.  sc  und 
<d'  w<^r  «j  melürfach  eintritt).    Die   mnsikali- 
aeben  Nefguhgta  der  Sprachen   sind  aber  noch 
Tei<8clüedenBrt!ger  ak  die  phonetischen.    Es  ist 
demgemäfi    bei  Yergleichung   der  Accentnation 
veiiBcfaiedener  Sprachen  festzuhalten,  daß  Ueber- 
einstimknung  in  BezUg  auf  sie  weit  überwiegen- 
der in^  Gewicht  fällt  als  Abweichung.    Es  wäre 
also  nicht  unmöglich,    daß  sich  nach  Analogie 
yon  ijwB(fog,  dfttQoy^   mit  demselben  Accent  wie 
in  ssfcr.  üparä,   neben  *iniQ$  in  insiQ  auch  ein 
*lhu^'  oder   efst  v7t€Q  fixirt  hätte;    möglich  je- 
doch auch-,  daß  v^^  zwar  die  eigentliche  Form 
lyar',  abeif   mjt  Unrecht  sich   der  Analogie  der 
zweisilbigen'  Präpositionen  anschloß,  welche  den 
Accent^  weil  er  ihr  ursprünglicher  ist,  wenn  sie 
Unter  dem  Casus'  stehen  zu  dem    sie  gehören, 
mit  Refeht-auf  der  ersten  Silbe  haben. 

Umgekehrt  steht    es   mit   dvn.'   Dieses   er- 
Kheint  hinftei^  seinem  Casus  oxytonirt,  während 
e8'im>Sskri€  paroxytonirt  ist  und   mti  lautet, 
abo  eigentlich  an  dieser  Stelle  wie  äno^  u.  s.  w. 
ivw  accentuirt  seih  müßte.     Wenn  aber  anti  auf 
einem'  zrlsanitnengesetzten  Pronominalstamm  be- 
ruht ,  elfwa  an4a  (fSr  orna-ta) ,  dann  TOre*  nach 
ders6gleieh<  folgenden  ersten  Erklärung  des'Ver* 
hÜtnisses'  von  griech.  dpd  zu  sskr.  änu  HbOxj" 
tonimn^  dieursjprüngliche  Accentnation  gewesen 
und  die  Anästrophe  würde  mit  Recht  fehlen. 

Für  die  übrigen  Präpositionen,  welche  keine 
Änastrophe  erleiden,  haben  wir  im  Sanskrit  keine 
riebren  Keflexe ;  denn  ob  cera  wirklich  dem  sskr. 
dnu  gleichzusetzen  und  beide  aus  ursprünglichem 
<mam  (sskr.  t^  für  am  wie  z.   B.  in  tibM  für 

16* 


184 

anibM)  hervorgegangen  seien,  ist  keineswegs  ganz 
sicher,  mir  jedoch,  zumal,  da  die  Entstehung 
beider  ans  anam  dnrch  viele  Analogien  gesichert 
werden  kann  (vgl.  für  griech.  a  statt  am  s.  B. 
die  Endung  der  Isten  Sing.  Aor.  grdsprchL  sam 
griech.  aa)y  kaum  auch  nur  zweifelhaft. 

Allein  es  entsteht  hier  wie  eben  auch  bei 
anti  die  Frage,  ob  das  Sanskrit  oder  das  Grie« 
chische  den  ursprünglichen  Accent  bewahrt  hat 
und  hier  vorausgesetzt,  daß  anam  würklich  die 
gemeinsame  Grundlage  von  anu  und  dpa  ist^  wird 
sie  sich  wahrscheinlich  zu  Gunsten  des  Gtriechi- 
schen  entscheiden.  Denn  bei  dieser  Vorausse- 
tzung ist  fast  so  gut  wie  sicher,  daß  anam  der 
adverbial  gebrauchte  Acc.  Si.  Ntr.  des  zusam- 
mengesetzten Pronomens  ana  ist ;  dieses  aber  hat, 
wie  im  Sanskrit  alle  zusammengesetzten  Pro- 
nominalthemen und  im  Griechischen  mehrere, 
den  Accent  auf  dem  letzten  Glied  der  Zusam- 
mensetzung (vgl.  im  Sanskrit  i-md^  e-näy  e4d, 
eshd  (für  e-sä),  OrSOM^  a-mü,  a-miy  im  Griech. 
ad'td,  fi-av-«^,  ifA^av-zd) ;  so  erscheint  denn  von 
Orfiä,  welches  keine  vollständige  Declination  im 
Sanskrit  mehr  besitzt,  sondern  nur  Nebenformen 
des  Pronomen  idäm  bildet,  anena^  andyä^  and/j/cs 
und  nach  diesen  Analogien  dürfen  wir  unbedingt 
behaupten,  daß  der  Acc.  Sing,  des  Neutrum  ur- 
sprünglich amm  lautete.  Da  im  Sanskrit  der 
Wechsel  der  Categorie  und  Bedeutung  oft  — 
öfter  speciell  als  im  Griechischen  —  einen  Wechsel 
des  Accents  herbeiführt  (vgl.  §.  8),  so  ließe 
sich  auch  in  änu  für  anam  der  Wechsel  des 
Accents  dadurch  erklären,  daß  das  Wort  —  zu- 
mal in  der  Form  änu  —  aufgehört  hatte,  ein  Casus 
des  Pronomens  anä  zu  sein  und  zu  einem  Ad- 
verb dann  Präposition  geworden  war. 

Unbemerkt  darf  ich  jedoch  nicht  lassen,  dat 


185 

auch  dva  bekanntlich  in  einem  Falle  zu  äpa 
wird  (8.  §.  10)  und  Hermann  zu  Eurip.  Medea 
ed.  Elmsley  v.  1143  die  Nichtanastrophi- 
rnng  yon  dpa  überhaupt  für  eine  grundlose 
Behauptung  der  Grammatiker  erklärt.  Hat  Her- 
mann Becht,  dann  ist  auch  für  dpoj  in  Ueber- 
einstimmung  mit  sskr.  änuy  die  Paroxytonirung 
als  die  ursprüngliche  Accentuation  aufzustellen. 
Eine  Entscheidung  dieser  Frage  ist  nur  von  ei- 
nem classischen  Philologen  zu  erwarten,  welcher 
zugleich  Linguist  ist;  ich  stehe  jener  zu  fern, 
um  sie  wagen  zu  können. 

Was  d&d  betrifft,  welches  ebenfalls  auch 
hinter  seinem  Casus  oxytonirt  wird,  so  ist  dieses 
wohl  eigentlich  ein  vermittelst  des  Exponenten  des 
Instrum.  Sing,  aus  dvi  gebildetes  Adverb  und 
mußte,  als  von  einem  einsilbigen  Thema  gebildet, 
den  Accent  auf  der  Endung  haben,  so  daß  in  der 
Ozytonirung  dieser  Präposition  auch  hinter  dem 
dazu  gehörigen  Casus  der  ursprüngliche  Accent  wie 
in  d($q>i  bewahrt  ist  (vgl.  ^Das  Indogermanische 
aema  des  Zahlworts  'Zwei'  ist  DU'  im  XXI. 
Band  der  Abhandlungen  der  Eon.  Ges.  der 
Wissensch.,  S.  7). 

Was  endlich  die  Oxytonirung  von  vnat,  dtai, 
nttQai  hinter  ihren  Casus  betrifft,  so  ist  die  Ent- 
stehung dieser  Formen  noch  zu  dunkel,  um  über 
ihren  eigentlichen  Accent  ein  ürtheil  zu  fällen, 
liegt  in  dem  angetretenen  *  ein  Suffix  oder  eine 
Partikel  —  etwa  das  &  in  oivo(f~i  —  so  versteht 
sick  natürlich  fast  von  selbst,  daß  vnat  SLXisvna 
fir  vno,  nagat  aus  ndga  dadurch  zu  Oxytonis 
f  ,  werden  mußten. 

r  §.  10. 

L         Für   meine   Auffassung  spricht   aber   ferner 
I     noch   der   Umstand,    daß    diese  Präpositionen, 


186 

wenn  sie  iu  Adverbialbedeutang  gebraacht  wer- 
den, paroxytouirt  ersoheinen,  so  z.  B.  ndQ$^  wenn, 
wie  es  iu  der  Grammatik  heißt,    in  4er  Beden- 
tuug  von  nsgiaacagj  äno^  wenn  in  der  Bed.  Ton 
uno&€V,    Nun,  es  weiß  jetzt  wohl  Jeder,  daB  die 
sogenannten  Präpositionen   ursprünglich  Adver- 
bia  oder  adverbial   gewordene  Casus  waren  und 
erst  später  zur  näheren  Bestimmung  von  GasoB 
gebraucht  sind;    wer  es  aber  nicht  weiß,    kann 
sich  leicht  davon  überzeugen,  wenn  er  ihre  Ver- 
wendung im  Sanskrit  oder  auch  iinr  im  Bigveda 
vergleicht,   was   ihm   durch   ia»  Grassznannsche 
Wörterbuch  leicht  gemacht  wird ;  hier  findet  er, 
daß  sie  so  ziemlich   alle  in  Adverbialbedeutnng 
gebraucht  werden,  z.B.  pari  sowohl  als  Adverb, 
wie  als  Präposition;  ja  d^S  mehrere  derselben, 
(jlereiji  Reflexe  im  Griechischen,  Latein  oud  Deut- 
schen als  Präpositionen  dienen,  im  Rigveda  nur 
als  Adverbia  erscheinen,   z.  B.  dpa,   pärä,  prd 
(dieses  auch  im  Avesta).     ün^gekehrt  dient  dti 
im  Yeda  als  Adverb  und  Präposition,  während 
dessen  Reflex  weder  im  Griechischen  noch  La- 
tein in  letztere  Gategorie  übergetreten  ist.     Wenn 
aber  die    adverbiale   Bedeutung  die  ursprüngli- 
chere ist,  so  versteht  es  sich   von  selbst,    daß 
auch  der  in   ihr   erscheinende   Accent    der  ur- 
sprünglichere sein  wird. 

Zu  diesem  adverbialen  Gebrauch  gehört  na- 
türlich auch  der  Fall,  wo  die  zweisilbigen  Prä- 
positionen, für  welche  wir  Paroxytonirung  als 
ihre  eigentliche  Accentuation  nachzuweisen  uns 
bemühen,  wie  eine  Grammatik  sich  ziemlich 
naiv  ausdrückt  'verkürzte  Verbalformeu  vertreten', 
z.  B.  ndga  im  Sinne  von  nagst/Ak  gebraucht 
wird.  Wir  würden  natürlich  sagen  ndga  steht 
hier  im  Sinne  des  Adverbs  und  das  Verbum 
substantivum  fehlt,  wie  in  den  alten  Phasen  der 


187 

indogermanischen  Sprachen  so  häufig  und  selbst 
noch  in  den  modernsten,  wie  z.  B.  bei  uns  im 
Appell  mnf  den  Aufruf  auch  nur  mit  *hier^  ge- 
antwortet und  das  ^bin  ich'  gespart  wird.     Na- 
üriich  kann  auch  ein  andres  selbstverständliches 
nod  daher  leicht  zu  ergänzendes  Yerbum  fehlen, 
2.  B.  bei  äpa^  welches  in  diesem  Fall  entschie- 
den  paroxytonirt  wird    (s.  §.  9),    der  Imperativ 
2  Sing«   des  Verbum   cfref,    'stehen',   gerade  wie 
auch  wir  'auf*  statt  'steh  auf  sagen  können. 

§.  11. 

Es  liefie  sich  wohl  noch  anderes  für  die  6e- 
rechtigung  meiner  Auffassung  geltend  machen. 
So,  um  nur  ein^s  anzudeuten,  läßt  sich  aus  der 
Stellung  der  sogenannten  Präpositionen ,  welche 
bekannÜich  sehr  häufig,  im  Widerspruch  mit 
ihrer  Benennung,  hinter  ihrem  Casus  Statt 
findet,  insbesondere  im  vedischen  Sanskrit  — 
z.  B.  a  etwa  186  mal  hinter  und  nur  13  mal 
davor,  sdcä  38  mal  hinter,  7  mal  vor  — 
und  andren  Momenten  mit  hoher  Wahrschein- 
lichkeit feststellen,  da£die  Präpositionen  ursprüng- 
lich —  wenigstens  vorwaltend  —  hinter  ihrem 
Oasus  standen.  Ist  das  aber  der  Fall  gewesen, 
so  ist  natürlich  derAccent,  welchen  sie  in  dieser 
Stellung  zeigen,  auch  als  der  ursprüngliche  an- 
zuerkennen. 

Der  Wechsel  der  Stellung  läßt  sich,  wie  mir 
seheint,  in  einleuchtender  Weise  aus  der  Fülle 
von  Casus  erklären,  welche  der  Indogermanische 
Sprachstamm  noch  zur  Zeit  seiner  Spaltung  be- 
saß, obgleich  sie,  wie  sich  zeigen  läßt,  schon 
damals  zusammengeschmolzen  war.  Diese  Fülle 
machte  die  Verwendung  von  Präpositionen  früher 
wohl  ganz  unnöthig,  da  sie  jede  Verbindung  von 
Nominibus  mit  Verben  zu  bezeichnen  im  Stande 


188 

wareD.  Als  aber  die  Anzahl  der  Gasns  immer 
mehr  zusammenschmolz,  indem  ein  Casus  den 
andern  absorbirte,  dadurch  aber  so  viele  Bedeu- 
tungen erhielt,  daß  eine  nähere  Bestimmung  der- 
selben zuerst  dienlich,  dann  nothwendig  ward, 
wurden  Adverbien  zu  dieser  näheren  Bestimmung 
verwandt,  welche  auch  wohl  vorher  schon  ge- 
wissermaaßen  pleonastisch  ergänzend  hinzuge- 
fügt waren.  So  lange  sie  pleonastisch  oder  nur 
der  Dienlichkeit  wegen  hinzutraten,  nahmen  sie 
die  rhetorisch  untergeordnete  Stellung  —  der 
alten  Wortordnung  gemäß  die  ergänzende  — 
hinter  dem  Casus  ein.  Als  aber  das  richtige 
Verständniß  der  Verbal-  und  Nominal-Verbin- 
dung  immer  mehr  durch  ihre  Verwendung  be- 
dingt ward,  sie  also  nothwendig  wurden, 
traten  sie  an  die  rhetorisch  hervorragende  — 
der  alten  Wortordnung  gemäß  die  bestim- 
mende —  vor  das  durch  sie  bestimmte  Wort 
Natürlich  hing  die  Auffassung  ob  ergänzend 
oder  bestimmend  von  der  Intention  des  Spre- 
chenden ab,  so  daß  auch  die  Stellung  vor,  wenn 
gleich  später  die  vorwiegende,  doch  nie  die  ein- 
zig herrschende  ward. 

Doch  dies  und  anderes  noch  zur  Vertheidi- 
gung  meiner  Auffassung  des  weiteren  auszu- 
führen ,  scheint  mir  kaum  geboten.  Denn  ich 
glaube,  daß  das  bisher  geltend  gemachte^  Jeden 
überzeugt  haben  wird,  daß  äno  sn&  ndqa  7tiQ& 
mit  Paroxytonirung  entschieden  die  ursprüng- 
liche Aussprache  war  und  dno  inl  nagd  jrsQl 
nur  in  Folge  der  proklitischen  Stellung  im  Zu- 
sammenhang der  Rede  statt  jener  eintrat.  Eben 
so  wird  auch  Jeder  zugestehen,  daß  dieselbe  Auf- 
fassung für  das  Verhältniß  von  vno:  vnd,  vmQ: 
vneq,  xclza:  xatä,  fMita:  fjbetd  höchst  wahrschein- 
lich ist;   nicht   unwahrscheinlich  sogar  für  das 


189 

ron  ßpa:  dvct   (nämlich  in    der  Voraussetzung, 

dali  Hermann  Recht  hat,  ein  dvd  zu  verwerfen)^ 

Dagegen   ist  äikq>i   schon  vor  der  Spaltung 

oxytonirt  gewesen,  dvii  und  did  in  griechischer 

Zeii 

§.  12. 

Wenn  die  hier  gegebene  Auffassung  als  er- 
wiesen betrachtet  zu  werden  verdient  —  und  ich 
glaube  kaum,  daß  man  an  ihrer  Berechtigung 
wird  zweifeln  dürfen  —  dann  kann  ich  nicht 
umhin,  den  Wunsch  auszusprechen,  daß  sie 
nicht  das  Schicksal  haben  möge,  so  lange  im 
deutschen  Reich  Quarantaine  erleiden  zu  müssen 
als  ein  großer  Theil  der  Resultate  meiner  übri- 
gen Forschungen.  Nicht  wahrlich  meinetwegen ; 
ich  kann  Geduld  haben  und  glaube,  daß  ich  hin- 
länglich gezeigt  habe,  daß  meine  wissenschaftliche 
Thätigkeit  nie  weder  von  Anerkennung  noch  Lob 
oder  Tadel  abhängig  geworden  ist. 

Allein  es  ist  nicht  besonders  rühmlich  für  die 
griechische  Philologie,  daß,  nachdem  sie  mehr 
als  zwei  Jahrtausende  mit  verhältnißmäßig  ge- 
ringer Unterbrechung  geübt  ist,  noch  in  ihren 
jüngsten  Lexicis  und  Grammatiken  die  Formen 
dno,  int,  nagd,  jugi,  vno^  Hcndj  fMva' aufgestellt 
werden,  welche  in  der  Sprache  weder  je  vorkom- 
men noch  vorkommen  konnten. 

Daß  die  Lehre  von  der  Anastrophe  ganz  weg- 
fiallen  und  die  Umwandlung  von  äno  u.  s.  w. 
zu  dnd  u.  s.  w.  unter  die  Lehre  von  den  Pro- 
cliticis  eingereiht  werden  muß,  versteht  sich  von 
selbst. 


190 


Mahä'm^     Norainativ    Singularis    von 
mahänt^   drittes   Beispiel   Bigveda  lY. 

23,  1. 

Von 
Theodor  Benfey. 

Daß  fiiaham  nicht  bloß  der  Aceusatiy  von 
maJiänt  sei,  sondern  anch  der  Nomin.  sing.,  habe 
ich  in  meiner  Abhandlung  'üeber  die  Entate- 
hnng  u.  8.  w.  der  mit  r  anlautenden  Personal- 
endungen* (Abhandlungen  der  Eon.  Ges.  der 
Wissensch.  Bd.  XV)  §.  38.  39  (vgl.  'Ueber  die 
Entstehung  des  Indogerman.  Vokativa'  (ebds. 
Bd.  XYII)  Ezcurs  am  Schluß)  nachgewiesen. 
Die  Variante  des  Säma-Veda  I.  5.  1.  5.  10 
moiha^  für  das  in  der  entsprechenden  Stelle  des 
Rig-Yeda  IX.  109,  7  erscheinende  mahd'm^  die 
entschiedene  Zusammengehörigkeit  desselben  mit 
dem  Nominativ  sing.  rant;ah  in  Rv.  11.  24,  11, 
welche  wir  nun  auch  in  IX.  109,  7  fär  anu- 
purvyah  (wie  statt  dnu  pürvydh  mit  dem  Peters- 
burger Wörterbuch  zu  lesen  ist)  geltend  machen 
dürfen,  die  Erklärung  der  Entstehung  dieses  m 
in  Analogie  mit  dem  m  neben  n  in  Vom  (neben 
Von)  und  den  zendischen  Yocativendungen  anf 
m,  die  einfache  Yerständlichkeit  der  beiden  Stel- 
len, welche  dadurch  erzielt  wird,  geben  dieser 
Annahme  eine  solche  Berechtigung,  daß  wir 
selbst  ohne  derartige  entscheidende  Mo- 
mente wagen  dürfen,  maM'm  auch  in  solchen 
Stellen  für  Nominativ  zu  nehmen,  wo  dadurch 
ein  angemessnerer  Sinn  erlangt  wird,  alä  durch 
die  Auffassung  desselben  als  Accus,  sing,  von 
mahdnt  oder  als  Genetiv  Pluralis  von  mah. 

Eine  derartige  Stelle  ist  die  in  der  Ueber- 
schrift  bezeichnete.    Sie  lautet 


191 

katba'  maham  avridhat  käsya  hötur 
yaJDam  jushäno  abhi  sömam  ü'dhafa 

pibann  a9äii6  jushamäno  ändho 
yayakshä  rishvah  9acate  dhanäya. 

Säyana  nimmt  niaham  natürlich  als  Accus, 
sing.;  dadurch  ist  er  aber  genöthigt,  um  in  den 
Satz  einigen  Sinn  zu  bringen,  avpdhat^  die 
dritte  Person  Sing.  Indicativi  Aor.  II.  (nach 
meiner  Zählung)  des  primären  Yerbums  vardh 
im  Sinne  der  3ten  Sing.  Potentialis  des  Gausale 
s&a  nehmen  (s=  vardhayet)  und  zu  suppliren 
asmaipreritä  dutf\i,  so  daß  nach  ihm  zu  über-^ 
setzen  wäre :  'Wie  (erläutert  bei  ihm  durch  ^uf 
welche  Weise')  möchte  (der  von  uns  vorgetra- 
gene Lobgesang)  den  großen  wachsen  machen?' 
Das  Präsenstiiema  mrdha  hat  freilich  neben  der 
intransitiven  auch  transitive  Bedeutung,  wie  sich 
das  in  den  Yeden  bei  Präsensthemen  der  söge« 
nannten  Isten  Gonjugationsclaßse  nicht  selten 
findet.  Daraus  folgt  aber  noch  nicht,  daß  dieee 
Bed.  auch  dem  unreduplicirten  Aorist  zukomme; 
dieser  hat  im  Particip  vridhdnt  und  vriähänd 
nur  intransitive  Bedeutung,  daher  wir  berech- 
tigt, 39»  wohl  verpflichtet  sind,  diese  auch  hier 
anzunehmen ;  djßnn  Bv.  X.  81 ,  5  ist  fraglich 
mit  welchem  Verbum  tanväm  zu  verbinden  ist; 
Ludwig  macht  es  von  yajasva  abhängig;  gehört 
es  «u  vridhänd  so  ist  es  nach  Analogie  des 
griechischen  Gebrauchs  zu  erklären,  'gewachsen 
am  Leibe';  ich  ziehe  die  letztere  Deutung  vor 
und  werde  in  der  Syntax  der  vedischen  Gram«» 
matik  darüber  sprechen;  inBv.  YIII.  2,  29  aber 
ißt  in  vridhdnias  oder  Mrinam  ein  Fehler  zu 
vermpthen.  Säyana  freilich  zieht  es  zu  stütas^ 
welches  er  zu  einem  Masculinum  macht,  wäh- 
rend es  ein  Femininum  ist;  das  dazu  gehörige 
Femininum  yd's  aber  trennt  er  davon  und  sup« 


192 

plirt  dazu  tadtydh  stutayas.  Daß  wir  solche  nn- 
grammatisclie  und  antihermeneutische  Aufiassun- 
gen  nicht  mehr  gebrauchen  können,  darf  wohl 
als  zugestanden  betrachtet  werden.  Ehe  wir  zu 
derartigem  Flickwerk  unsre  Zuflucht  nehmen, 
setzen  wir  lieber  einem  Stern  an  die  Stelle  der 
XJebersetznng  und  dürfen  sie  der  Zukunft  um  so 
vertrauensvoller  überlassen,  da  wir  mit  Bestimmt- 
heit die  üeberzeugung  aussprechen  können,  daß 
die  grammatische  Erforschung  der  Vedensprache 
mit  yerhältnißmäßig  wenigen  Ausnahmen  ein 
sichres  philologisches  Verständniß  der  Veden  er- 
öffnen wird. 

Mit  der  Erklärung  des  übrigen  Theiles  dieser 
Strophe  sieht  es  bei  Säyana  eben  nicht  besser 
aus;  doch  wollen  wir  uns  hier  nicht  auf  eine 
Gritik  derselben  einlassen ,  sondern  uns  darauf 
beschränken,  sie  kurz  mitzutheilen,  die  von  ihm 
angenommenen  Ergänzungen  und  Glossen  in 
Klammern  einfugend.  Demgemäß  lautet  das 
Weitere: 

'Wessen  Opferers  Opfer  liebend  (mochte  eben 
dieser  Indra)  heran  (kommen)?  Die  überaus  er- 
habne {atipravnddha  als  Glosse  von  udhar)  Soma 
Speise  kostend,  (sie)  liebend  (und)  genießend 
(?  sevamänäh  als  Glosse  von  jusMmänah)  trägt 
(vavdkshe  identificirt  mit  vahati  und  glossirt 
durch  dhärayati)  der  große  (Indra  sie)  zu  leuch- 
tendem Reichthum  (um  derartigen,  als  Gold 
u.  s.  w.  gekennzeichneten,  Reichthum  dem  Opfrer 
zu  geben)'. 

Ohne  uns  bei  anderen  aufzuhalten  ^  wollen 
wir  uns,  um  zu  sehen,  was  dabei  heraus  kömmt, 
wenn  man  mahäm  hier  als  Accusativ  faßt,  so- 
gleich zu  Alfr.  Ludwig  wenden.  Denn  er  ist 
einer  der  besten  Kenner  der  Vedensprache  und 
der  Veden  überhaupt,  zugleich  überaus  gewissen- 


193 

haf^  angenscheinlicli  bestrebt,  über  das  was  er 
nicht  za  verstehen  vermochte  nnd  über  die  Art| 
wie  er  das  aufgefaßt  habe,  was  er  verstanden  zu 
haben   glaubt,   dem  Leser    keinen    Zweifel   zu 
Ittsen.     unbemerkt    darf    ich    übrigens   nicht 
lassen,  daß  diese  Strophe  bei  ihm  als  eine  solche 
bezeichnet  ist,  zu   welcher  in  dem   noch  nicht 
veröffentlichten  Gommentar  eine  Erläuterung  er- 
Kheinen  wird.    Sollte  in  ihr  die  Auffassung  von 
9Mhd'm  als  Accusativ  an  dieser  Stelle  gerecht- 
fertigt und  meine  als  Nominativ  ernstlich  wider- 
I^  werden,  dann  bin  ich  gern  bereit  sie  hier  — 
iiicht  aber  an  den  früher  besprochenen  Stellen  — 
au&ngeben. 

Ludwig^s  üebersetzung   findet   sich  im  Uten 
Bande  S.  100  und  lautet 

^Wie    doch    [und]    welches    hotars    großes 
Opfer  hat  er  gedeihen  lassen.  Gefallen  findend 
am  Soma  [an  der  Quelle]  am  Euter?   trinkend 
mit  Begierde,  sich  freuend  am  Safte,  ist  ange- 
wachsen der  hohe  zu   glänzendem  Reichthum\ 
Es  sind  hier  zwei  Fragwörter  in  Fragbedeu- 
tang  in  demselben  Satz  angenommen  und  deß- 
halb  ein  'und*  eingeschoben.    Es  ließe  sich  ver- 
teidigen,  obgleicn  ich   mich  —  wenigstens  in 
diesem  Augenblick  —  keiner  analogen  Stelle  im 
Bjgveda  erinnre.    Säyana  hat  es,  wie  ich  glaube, 
^it  vollem  Rechte   nicht  gewagt.    Das   einge- 
Bilobene   'an   der  Quelle'  scheint   eine  Erläute- 
rung des  Wortes  *Soma'  zu  sein,  deren  Begrün- 
unng   im  Gommentar    abzuwarten   sein    würde. 
Dhe  ich  meine  Üebersetzung  mittheile,  muß 
^ch  bemerken,  daß  somam  udhc^  wiederum  einen 
aer  Fälle  bildet,  in  denen  zwei  Wörter,  obgleich 
J^Verknüpft  neben   einander   stehend  oder   nur 
dtiirch  nd  ('gleichwie')  getrennt,  wie  eine  Zusam- 
mensetzung zu  fassen  sind.    Ich  habe  auf  diesen 


194 

iFedischen  Sprachgebrauch  in  Anmerknng  690 
*U'  Rv.  I.  66,  1  (in  'Orient  und  Oocidenl/  L 
p.«  595)  im  Jahre  1862  aufmerksam  gemacht 
(vgl.  Äuch.  Göttinger  Nachr.  1875  S.  195  wo  Z. 
10  n.  9  y.  a.  in  den  Zahlen  einige  Fdbler-  silid^ 
welche  ich  mir  hier  zu  corrigiren  erlaabe.  Ed 
ilst  nämlich  I.  66,  1  u.  69,  1  und  I.  S.  695  n» 
690  und  S.  597  n.  713  zu  lesen).  Leider  er^ 
laubt  mir  meine  Zeit  auch  jetzt  nicht,  alle  voll 
mir  gesammelten  Beispiele  dieses  Gebrauches 
mitzutheilen;  doch  will  ich  zu  den  schon  früher 
angeführten  noch  einige  fügen,  so  Rv.  VI.  66,  11 
girayo  na  pah  'wie  Bergwasser';  I.  85,  1  jömayo 
nä  sdptaydh  'wie  Stutengespanne'  (wegen  der 
Schnelligkeit;  auch  bei  den  Griechen  dienen 
Stuten  als  Wagengespann);  VIII.  46,  30  gä'vö 
na^yäthäm  'wie  eineKinderheerde;  L92,  A:  ffavo 
nä  vrajdm  'wie  einen  Kuhstall'. 

So  bedeutet  sömam  udhah  wörtlich  Sofnch' 
etdeTj  bezeichnet  aber  das  Gefäß,  in  welchem  der 
Somatrank  enthalten  ist.  Indem  dieses  'Euter' 
genannt  wird,  wird  der  Somatrank  gewisser- 
maßen mit  Milch  verglichen;  das  Gefäß  enthält 
den  Soma  wie  das  Euter  die  Milch. 

Ferner  will  ich  darauf  aufmerksam  machen, 
daß  dvtidhat  nachPän.  I.  3,  91.  III.  1,  55  (vgl. 
Vollst.  Gramm,  d.  Sskritsprache  §.  858,  VIII, 
S.  395)  der  regelrechte  Aorist  ist.  Bezüglich 
risJmd  erinnre  ich  an  das  in  den  'Nachrichten* 
1876  S.  310  Bemerkte. 

Meine  Uebersetzung  lautet  demgemäß: 

'Wie  ist  der  Große  herangewachsen?  An 
wessen  Opfrers  Opfer  Belieben  gefunden  habend, 
mit  Lust  das  Soma-Euter  trinkend,  sich  labend 
am  Safte,  wuchs  der  Hehre  empor  zu  strahlen- 
den Reichthum?' 

Zur  Erläuterung'  bemerke  ich  folgendedr  Die 


195 

erste  Frage  bedeutet:  wie  ist  Indra  so  mächtig 
geworden.  Die  Antwort  würde  dem  vedischen 
Glauben  gemäß  sein :  'Dtirch  das  Trinken  des 
heiligen  Somatrankes^  welcher  bekanntlich  den 
Bauptbestandtheil  des  den  Göttern  darzubrin- 
genden Opfers  bildet.  Dieae  Antwort  ist  in  eine 
neue  Frage  gekleidet,  welche  eigentlich  nur  den 
Opfrer  betreffen  sollte,  der  ihn  mit  so  kräftig 
wirkendem  Soma  verehrt  habe.  Daraus  sind 
aber  drei  eng  in  einander  verschlungene  Satz- 
theile  gebildet,  nämlich:  welches  Opfrers  Opfer 
gefiel  ihm  so  sehr,  daß  er  bei  ihm  den  Soma 
mit  Lust  trank  und  dadurch  zu  solcher  Macht 
gelangte,  daß  er  strahlenden  Reichthum  gewann. 

Dieser  Beichthum  ist  der  befruchtende,  alle 
Schätze  der  Erde  den  Verehrern  des  Indra  er- 
schließende, Regen,  der  himmlische  Soma  als 
Lohn  fär  den  ihm  geopferten  irdischen. 

Zur  Empfehlung  meiner  Uebersetznng  mache 
ich  schließlich  darauf  aufmerksam,  daß  darin,  wie 
avridhat^  so  auch  der  Aorist  jushänds  im  Gegen- 
satz zu  dem  Präsens  ^WAdmano^,  zu  seinem  Rechte 
gekommen  ist. 


Bei   der    Königl.   Gesellschaft   der    Wis- 
senschaften eingegangene  Druckschriften. 

Natnre  427-430. 

Bivista  Europaea.    Vol.  Y.    Faso.  1—2. 

H.  Brnns,  Die  Figar  der  Erde.    Berlin  1878.    4. 

Saeieta  Toscana  di  SoieuEe  natacalL  Adananza  del  di 
18.  Nov.  1877. 

Sitzungsbericht  der  k.  Akad.  d.  Wiss.    Wien  1877  Nr.  27. 

A.  Orth,  üeber  die  Anforderung  der  Geographie  und  der 
Land-  und  Forstwissenschaft  an  die  geognost.  Karto- 
graphie des  Grund  und  Bodens.    1877. 


196 

H.  Wild,  Bepeiiorium  (ur  Meteorologie.    Bd.  Y.  H. 
1877.    4. 

—  Die  Temperatur -Yerhältnisse   des  Rofls.  Beiehi. 
1877.    4. 

Leopoldina.    H.  XIU.  Nr.  28--24. 

J.  Oppert  et  J.  Menant,    Doooments  joridiqiMB  c 

FABsyrie  et  de  la  Chaldee;    Paris  1877. 
H.  Lloyd,  Misoellaneons Papers  connected  with  Phyaioi 

Science.    London  1877. 
Flora  Batava  289—240.    Afl. 
M^moires  de  l'Acad.  des  Sciences  etc.  de  Lyon.    Claa 

de  Sciences.    T.  22.    1876-77. 

—  de  l'Acad.    Classe  des  Lettres.    T.  17.    1876  -77. 
Annales  de  la  Societe  d'Agricnlture  etc.  de  Lyon.    T. 

1875. 
F.  de  Müller,    Fragmenta  Phytographiae    aostralia 

Vol.  VII- Vm.    Melbourne. 
M.  B.  de  Berlanga,  Los  nuevos  Bronces  de  Ooui 

Malaga  1876. 
Jahrbudi  der  k.  k.  geolog.  Beichsanstalt.    Jahrg.  1S1 

Bd.  27  mit  Tschermak,   mineralog.  Mittheil.  Bd.  V 

H.  8. 
Verhandl.  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  Nr.  11—18. 
Monthly  Notices  of  the  R.  Astron.  Society.    Vol.  88  Nr. 
Verhandl.  der  phys.  med.  Qesellschafbzu  Würzburg.  Bd.  1 

H.  8-4. 
Jahresber.  10  des  akadem.  Lesevereins  in  Graz. 
Gatalogue  of  the  scientific  papers  (1864—1873).    Vol.  V 

London  1877.    4. 
L.  Müller,  det  saakaldte  Haeekors'  Anwendelse  og  I 

tydning  i  Oldtiden.    Ejöbenhavn  1877. 
Oversigt  over  det  k.  Danske  Vidensk.  Selskabs  Förhan( 

1877. 
Philosoph.  Transactions  of  the  R.  Soc.  of  London.    V 

166.  P.  2.    Vol.  167.  P.  1.    1877.    4. 
Proceedings  of  the  R.  Society.    Vol.  XXV.    Nr.  175  - 1^ 

Vol.  XXVL    Nr.  179-183. 
J.  Plateau,   Bibliographie   analytique   des   prinoipa 

phenom^nes  subjectifs  de  la  vision. 
Berichte  des   naturwiss.   medic.  Vereins   in  Innsbitu 

VIL  Jahrg.    H.  1. 

(Fortsetzung  folgt). 


197  /r^. 


lläehricliten  'P^^^^Stt  -^ 

von  dir  KönigL  GesellschaÄ  det^Wflraeu^i^' ' 
«fcbafteli  uÄö  det  Q.  A.  ünive*Ö1ät  zn.ty 

Göttingen.  '^^i'tlh^ 


/ 


87.  Februar.      .       M  5*  1878. 

tBifersität. 

Verzeichniß  der  Vorlesungen  auf  der  Georg- 
^^^^Bts-Universität  zu  Göttingen  während  des 
«ö^iu^ialbj^hrs  1878.  Die  Vorleöungen  be- 
^^en  den  24.  April  und  enden  den  24.  August. 

Theologie. 

^.     ^rkHUruhe  cter  Cteiiesis:  Prof.   de  Lagarde  fänfstün- 

^«  Jtim  10  Uhr. 

j^^.    SrKI&rüng^  der  rsaliQen :  Prof*  Bertheau  fünfstündig 

^0  Uhr. 
^^  Erklärung  des  Öeuteronomiums:   Prof.  Duhm  zwei- 

^*^«iig  um  7  Ühr^  öffentlich. 
Az      ^Yklftruiig  aes  Buches  Jesaia:  Prof.  Duhm  fünfstün- 
^*^   Um  10  Uhr* 

y.j^  .  ^^inleitüüi;  in  das  Neue  Testament:   Prof.   Wiesinger 

i^*^  wöchentlich  um  12  Uhr. 
^        Oeschiebte  des  apostolischen  Zeitalters;  Lic.   Wendt 

^^i%tündig  Moni.  Mittw.  Freit,  um  11  Uhr. 
^^      Synoptische  Erklärung  der  Evangelien  des  Matthäus, 
^^^^cos  und  Lucas:    Prof.    Lilnemann  sechsstündig  um 

%rkl|ürung  des  Römerbriefs:  Prof.  Wiesinger  fünfmal 

«  Uhr. 
Krklänmg  des  Hebtäerhriefs :  Prof.  AiiscM  fünfmal 

9  Uhr. 


_  _       Hieheiigesehiohte  I.  Theil :  Prof.   Wagerimann  fanf- 
^^tXi:Ädig  um  8  Uhr. 


198 

Kirohengeschiohte  des  Mittelalters:  Prof.  Beuter 
sechsmal  um  11  Uhr. 

Kirchengeschiohte  der  Neuzeit:     Prof.     Wagenmann 
viermal  um  7  Uhr.  • 

Theologie  der  Beformatoren :  Lio.  Kattenhue^  drei- 
stündig Mont.  Dienst.  Donnerst,  um  4  Uhr,  unentgeltlich. 

Apologie  des  Ghristenthums :  Prof.  SehuHz  fünf- 
stündig um  11  Uhr. 

Dogmatik  11.  Theil:  Prof.  Schöberlein  ÜLuSrntl  um  8 
Uhr  und  Sonnabend  um  12  Uhr. 

Theologische  Ethik:  Prof.  ItitscM  sechsstündig  um 
8  Uhr. 

Comparative  Symbolik:  Prof.  Reuter  sechsmal  um 
12  Uhr.  

Praktische  Theologie:  Prof.  Schöberlein  fünfiitündig, 
Mont.  Dienst.  Donnerst.  Freit,  um  5  Uhr  und  Mitt- 
wochs um  4  Uhr. 

Kirchenrecht:  s.  unter  Bechtswissenschaft. 


Die  Uebungen  des  Königl.  Homiletischen  Seminars 
leiten  abwechslungsweise  Prof.  Wiesinger  und  Prof. 
Schultz  Sonnabends  10—12  Uhr  öffentlich. 

Katechetische  Uebungen:  Prof.  Wiesinger  Mittwochs 
5—6  Uhr;  Prof.  Schultz  Sonnabends  4—5  Uhr  öffentlich. 
Die  liturgischen  Uebungen  der  Mitglieder  des  prak- 
tisch-theologischen Seminars  leitet  Prof.  Schöberlein 
Sonnabends  9-  11  Uhr  und  Mittwochs  6— 7  Uhr  öffentlich. 


Eine  dogmatische  Societät  leitet  Prof.  Seköberlem 
Donnerstags  um  6  Uhr ;  eine  historisch-theologische  Prof. 
Wagenmann  Freit,  um  6  Uhr;  kirchenhistorische  Uebun- 
gen Prof.  Eeuter  Donnerstags  um  5  Uhr;  eine  theolo- 
gische Societät  Prof.  Schultz  Freitags  um  7  Uhr. 


Rechts  Wissenschaft. 

Encyklopftdie  der  Bechtswissenschaft:  Prof.  John 
Montag,  Mittwoch  und  Freitag  von  12—1  Uhr. 

Institutionen  und  römische  Bechtsgeschichte :  Prof« 
V.  Ihering  täglich  von  11— 12  und  Dienstag,  Donnerstag 
und  Sonnabend  von  12—1  Uhr. 


199 

Pandekten  -mit  AusscIiIubb  des  Familien-  und  Erb« 
rechts:  Prof.  Sartmann  täglich  Ton  8— 10  Uhr. 

Pandekten  zweiter  Theil,  und  zwar:  Familienrecht 
Montag  von  4—6  Uhr;  Erbrecht  Dienstag  und  Don- 
nerstag von  4—6  Uhr  Dr.  Zitelmann, 

Pandekten-Prakticum :  Prof.  v,  Ihering  Montag,  Mitt- 
wech  und  Freitag  von  12—1  Uhr. 

Pandekten-Exegeticum !  Dr.  Zitelmann  Dienstag  und 
Donnerstag  von  12—1  Uhr. 

Deutsche  Bechtsgeschichte :  Prof.  Dove  fünfmal  wö- 
chentlich von  8—9  Uhr. 

Deutsche  Rechtsgeschichte:  Dr.  Stckel  fünfmal  wö- 
chentlich von  12—1  Uhr. 

Deutsches  Privatrecht  mit  Lehn-  und  Handelsrecht, 
Wechsel-  und  Seerecht:  Prof.  PTo/^ täglich  von  8— 10 Uhr. 

Deutsches  Privatrepht  mit  Lehnrecht:  Dr.  Ehrenberg 
t&glich  von  8—9,  Sonnabend  auch  von  7—8  Uhr. 

Handelsrecht  mit  Wechselrecht  und  Seerecht  nach 
seinem  Buch  (Handelsrecht  Aufl.  5;  Wechselrecht  Aufl.  4) : 
Prof.  ThUl  fünfmal  wöchentlich  von  7—8  Uhr. 

Preussisohes  Privatrecht:  Prof.  Ziebarth  fünfmal  wö- 
chentlich von  9—10  Uhr. 

Gemeines  Strafrecht:  Prof.  Ziebarth  fünfmal  wöchent- 
Hch  von  11—12  Uhr. 

Deutsches  Straf]*echt :  Dr.  r.  Kries  fünfmal  wöchent- 
lich von  10—11  Uhr. 

Deutsches  Staatsrecht  (Kelchs-  und  Landesstaats- 
recht): Prof.  jFV«n«(ior^ fünfmal  wöchentlich  von  9— 10  Uhr. 

Erklärung  der  Verfassungsurkunde  des  deutschen 
Reichs:  Prof.  Frensdorff  Mittwoch  von  11—12  Uhr 
öffentlich. 

Verwaltungsrecht  mit  besonderer  Bücksicht  auf 
Preussent  Prof.  Mejer  viermal  wöchentlich  von  1 1— 12  Uhr. 

Völkerrecht:  Prof.  J^r£fi«(/or^  Dienstag,  Donnerstag 
und  Sonnabend  von  12 — 1  Uhr. 

Protestantisches  und  katholisches  Kirchenrecht,  ein- 
schliesslich des  Eherechts:  Prof.  Mejer  fünfmal  wö- 
chentlich von  10 — 11  Uhr. 

Kirchenrechtliche  Uebungen  leitet  Prof.  Dove  Diens- 
tag um  7  Uhr  Abends  privatissime  und  unentgeltlich. 

17* 


200 

Theorie  isM  dealsoii^ii  Oi^piocABMsi  IVof/AAulfig- 
lieh  von  9—10  Uhx. 

StrafprocesB:  Prof.  John  Montag,  DienAtagf»  Don« 
nerstag,  Freitag  von  11—12  Uhr. 

Criminal-Prakticum :  Prof.  John  Mittwpoh  yon4<— 6  Vhr> 

Medicin. 

Zoologie,    Botanik,    Chemie   8.  unter  Katttrwissen- 

Bchaften. 

Knochen-  und  Bänderlehre:  Dr.  vonBnmn  ]>ia|iff|af» 
Donnerstag  und  Sonnabend  Ton  11 — 12  Uhs« 

Systematische  Anatomie  II.  Theil  (G«ft9a-  und  N#tf- 
yenlehre):  Prof.  Menle  tdglich  von  12—1  Uhr. 

Allgemeine  Anatomie:  Prof.  HenU  Montag,  Mitt- 
woch, Freitag  von  11—12  Uhr. 

Anatomie,  Histologie  und  vergleichende  Anatomie 
der  Drüsen  trägt  Dr.  von  Brtmn  Mittwooh  und  Sonn- 
abend von  7—8  Uhr  öffentlich  vor. 

Mikroskopische  Uebungen  in  der  normalen  Gew.ebcH 
lehre  hält  Dr.  von  Brunn  vier  Mal  wöohentUoh  in  zu 
verabredenden  Stunden. 

Mikroskopische  Curse  in  normaler  Histologie  hält 
Prof.  Krause  Montag,  Dienstag,  Donnerstag,  Freitag 
von  2—3  Uhr  oder  zu  anderen  passenden  Stunden. 

Allgemeine  und  besondere  Physiologie  mit  bläute- 
rungen  durch  Experimente  und  mikroskopische  Bemonv 
strationen :  Prof.  Herbst  sechsmal  wöohentuch  um  10  Ühr. 

Experimentalphysiologie  1.  Theil  (Physiologie  dar  Er- 
nährung): Prof.  Meissner  täglich  von  10 — 11  Uhr. 

Physiologie  der  Zeugung  nebst  allgemeiner  und  ape- 
cieller  Entwicklungsgeschichte:  Prof.  MeMmmr  Fraitag 
von  5—7  Uhr. 

Physiologische  Optik  s.  S.  206. 

Arbeiten  im  physiologischen  Institut  leitet  Prof.. 
Meissner  täglich  in  passenden  Stunden. 

Allgemeine  Pathologie  und  Therapie  lehrt  Prof. 
Krämer  Montag,    Dienstag,   Donnerstag  um  4  Uhr* 

Specielle  pathologische  Anatomie  lehrt  Pro£  Ponfi^ 
täglich  ausser  Sonnabend  von  2 — 3  Uhr. 

Einen  demonstrativen  Cursus  der  pathologischen  Ana- 
tomie und  Histologie  hält  Prof.  Ponfick  Dienstag  und 
ffonnabend  von  7—8  Uhr  "DoimeialÄ^  N<>Tk  \— ^\  v^Nt. 


201 

Praktischen  Curstt«  der  pathologischen  Histologie  hält 
Prof.  Tonfkk  Mittwach  und  Sonnabend  von  2—4  Uhr. 

P^ydkidiadbe  Disgnoatik  verbunden  mit  praktischen 
Uebungen  lehrt  Prof.  Jßiehhorst  Montag,  Dienstag  und 
Donnenfeag  von  4-^5  Uhr ;  Dasselbe  trftgt  Dr.  Wiese 
viermal  iv^chefft^ich  in  später  näher  zu  bestimmenden 
Stunden  Tor« 

Uebungen  in  der  Handhabung  des  Kehlkopfspiegels 
hält  Prof.  EichAftrH  Sonnabend  von  12—1  Uhr. 

Diagnostik  des  Harns  und  Sputums  mit  praktischen 
XJebiiii@en:  Prof*  Eiisl^rsi  Mittwoch  von  B — 4  und  Sonn- 
abend vom  2-^3  Uhr. 

ExporimottteUQ  Ars^mittellehre  und  Beceptirkunde 
lehrt  Prof.  Marm^  wr  Mal  wöchentlich  von  5—6  Uhr. 

Die  getammAe  ^rsueämittellehre  erläutert  durch  De- 
monstrationen uiMt  Versuche  und  mit  praktisehen  Uebun- 
gen im  AbfasedA  talUeh^  Verordnungen  verbunden  trägt 
VtoL  Süimmcumi  flQinfmal  wöchentlich  um  3  Uhr  vor. 

Experimentelle  Toxiki^gie  trägt  Prof.  Marnii  Don- 
newteig  noa  6—7  Uhr  vor. 

Ueb«r  giftige  lm4  esabare  Pilze  trägt  Prof.  Huae- 
mann  öffentlich  Dienstag  von  5—6  Uhr  vor. 

PhMrmAkogmotsls  lehrt  Prof.  Wiggera  fünfmal  wöchent- 
lich von  2h^  Uhv  nach  «einem  HAndbuche  der  Phar- 
mak«gnoAie^  5.  Aufl.  Göttingen  1864. 

Pharmaftie  lehrt  Frei.  Wiggers  sechsmal  wöchentlich 
YOft  6^—7  Uhr  Morgens;  Dasselbe  lehrt  Prof.  von  Udar 
vier  Mal  wöchentUeb^  <im  3  Uhr;  Dasselbe  Dr.  ^^o- 
mey^  privatiasimei, 

Orgdniacke  Chemie  für  Mediciner»  Vgl.  Naturwissen- 
sohafteof  8.  206. 

Ein  pharmakologisQheB  £xa,minatorium  und  pharma- 
kologische und  tocdkologische  Untersuchungen  leitet  Prof. 
MarnU  im  pharmakologischen  Institut  unentgeltlich; 
solche  Uebungen  und  Untersuchungen  leitet  auch  Prof. 
Husemann  in  gewohnter  Weise. 

Einen  elektrotherapeutischen  Cursus  hält  Professor 
Martni'  awei  Mal  wöchentlich  von  2—3  Uhr. 

Specielle  Pathologie  und  Therapie  I.  Eälfte:  Prof. 
Ebstein  täglich,  ausser  Montag,  von  7—8  Uhr. 

Ueber  acute  Infectionskrankheiten  trägt  Prof.  Hasse 
vier  Mal  wöchentlich  vor. 

Veher  Xinäerkr&nkheiien  trägt  Prof.  EicKKorst  ^'VCl^ 
tag  uad  Mittwoch  vou  5—6  Uhr  vor. 


202 

Ueber  Hautkrankheiten  und  Syphilif  trägt  Prof. 
Krämer  Mittwoch  und  Freitag  um  4  Uhr  vor. 

Die  medicinisohe  Klinik  und  Poliklinik  hält  Prof. 
JEbstein  täglich  von  lOf— 12  Uhr. 

Allgemeine  Chirurgie  lehrt  Prof.  Lohmeyer  f&nf  Mal 
wöchentlich  Ton  8—9  Uhr;  Dasselbe  Prof.  J^senbach 
fünf  Mal  wöchentlich  von  7—8  Uhr  Abends  oder  ni 
anderen  passenden  Stunden. 

Die  chirurgische  Klinik  h&lt  Prof.  Kifnip  f&nf  Mal 
wöchentlich  um  9|^  Uhr. 

Chirurgische  Poliklinik  hält  Prof.  KOnig  in  Verbin- 
dung mit  Prof.  Roaenhach  Sonnabend  von  10^ — 11 J^  Uhr. 

Einen  chirurgisch  -  diagnostischen  Curtus  hält  Dr. 
Riedel  für  jüngere  Kliniker  zweistündig. 

Uebungen  in  chirurgischen  Operationen  an  der  Leiche 
leitet  Prof.  König  Abends  von  5 — 7  Uhr. 

Verbandcursus  hält  Dr.  Riedel  einstündig. 

Augenheilkunde  lehrt  Prof.  Leber  Montag,  Mittwoch, 
Donnerstag,  Freitag  Morgens  von  7—8  Uhr. 

Augenspiegelcursus  hält  Prof.  Leber  gemeinschaftlich 
mit  Dr.  Deutschmann  Mittwoch  und  Sonnabend  von 
12-1  Uhr. 

Einen  Cursus  der  Funotionsprüfungen  des  Auges  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  für  die  Praxis  nOthi- 
gen  Brillenbestimmungen  hält  Dr.  Deuischnumn  swei 
Mal  wöchentlich  in  su  bestimmenden  Stunden* 

Die  Klinik  der  Augenkrankheiten  hält  Prof.  L^ter 
Montag,  Dienstag,  Donnerstag,  Freitag  von  12 — 1  Uhr. 

Ausgewählte  Capitel  der  OhrenheiUiunde  trägt  Dr. 
Bürkner  wöchentlich  in  einer  zu  bestimmenden  Stunde  vor. 

Demonstrativen  Cursus  der  Pathologie  und  Therapie 
des  Onres,  verbunden  mit  Uebungen  im  Untersuchen 
des  Gehörorgans  hält  Dr.  Bürkner  Montag  und  Don- 
nerstag von  4—5  Uhr. 

Gynaekologie  wird  Dr.  Hartwig  Montag,  Dienstag, 
Donnerstag,  Freitag  von  3 — 4  Uhr  vortragen. 

Geburtshülflichen  Operationscursus  am  Phantom  hält 
Prof.  Schwartz  Mittwoch  und  Sonnabend  um  8  Uhr. 

Geburtshülflich- gynaekologisohe  Klinik  leitet  Prof. 
Schwartz  Mont.,  Dienst.,  Donnerst.,  Freit,  um  8  Uhr. 

Psychiatrische  Klinik  hält  Prof.  Meyer  Montag  und 
Donnerstag  von  4 — 6  Uhr. 

Forensische  Psychiatrie ,  erläutert  an  Geisteskranken, 


208 

lehrt  Prof.  Mey^r  wöchentlich  in  zwei  zu  verabredenden 
Stunden.  

Prof.  Baum  wird  zu  Anfang  des  Sommersemesters 
Vorlesungen  ankündigen. 

Die  äusseren  Krankheiten  der  Hausthiere  und  Beur- 
theilungslehre  des  Pferdes  und  Rindes  trägt  Vtot  Esaer 
wöchentlich  fünf  Mal  von  7—8  Uhr  vor. 

Klinische  Demonstrationen  im  Thierhospitale  wird 
Derselbe  in  zu  verabredenden  Stunden  halten. 

Philosophie. 

Geschichte  der  alten  Philosophie:  Prof.  Baumann, 
Montag,  Dienstag,  Donnerstag,  Freitag  5  Uhr. 

Allgemeine  Geschichte  der  Philosophie:  Dr.  Ueber- 
hörst,  5  St.,  5  Uhr. 

Einleitung  in  das  Studium  der  platonischen  und  ari- 
stotelischen Schriften:  vgl.  Oriech,  und  LaU  Sprache 
S.  210. 

Die  Philosophie  Schopenhauers:  Dr.  CTeberhorst, 
Mittw,  6  Uhr,  unentgeltlich. 

Logik :  Prof.  Baumann,  Montag,  Dienstag,  Donners- 
tag, Freitag  8  Uhr. 

Metaphysik:  Prof.  Loize,  4  St.,  10  Uhr. 

Psychologie :  Dr.  Müller ,  4  St. ,  12  Uhr. 

Religionsphilosophie :  Prof.  Bohtz,  Dienstag  und  Frei- 
tag, 4  Uhr. 

Religionsphilosophie,  Dr.  Rehnisch,  4  St.  3  Uhr. 

Praktische  Philosophie:  Prof.  Lotze,  4  St.,  4  Uhr. 

Prof.  Baumann  wird  in  einer  philosophischen  Socie- 
t&t,  Montag  6  Uhr,  Abschnitte  aus  Kants  Kritik  der 
reinen  Vernunft  behandeln. 

In  der  einen  seiner  philosophischen  Sodetäten  wird 
Prof.  Peipers  ausgewählte  Abschnitte  aus  Aristoteles' 
Nikomachischer  Ethik,  Dienst.  6  Uhr,  in  der  andern 
Kants  Krisik  der  praktischen  Vernunft,  Freitag  6  Uhr, 
behandeln,  beides  öffentlich. 

Geschichte  der  Erziehungslehre:  Prof.  Krüger,  2 St., 
2  Uhr. 

Die  Uebungen  des  K.  pädagogischen  Seminars  leitet 
Prof.  Sauppe,  Mont.  und  Dienst.  11  Uhr,  öffentlich. 


m 

Mathematik  und  A8iroii(>iiiie. 

Elementargeometriflche  Herleitung  der  wiohtigiten 
Eigentohaften  der  Kegelschnitte:  Prof;  SeitMmz,  Mont. 
u.  Donnerst.,  4  Uhr,  öffentlich. 

Einleitung  in  die  synthetische  Geometrie:  Prof. 
Schwan,  Mont.  bis  Freit.,  9  Uhr. 

Differential-  und  Integralrechnung!  Prof.  Stnm,  5 
St.,  7  Uhr. 

Grundlage  der  Differentialgltiohuiigoii :  Fiof.  Mtm^- 
per,  öffentliäi. 

Theorie  der  bestimmten  Integrale:  Prof.  JEnnep&r, 
Mont.  bis  Freit.,  10  Uhr. 

Variationsrechnung  und  ihre  Anwendung  auf  Mecha- 
nik: Prof.  Stern,  4  St.,  8  Uhr. 

Anwendungen  der  ellipti)Bohe&  iVinktioneji  aiif  ««»• 
gewählte  Aufgaben  der  Ueomettiie  und  dev  Meoliaiiik: 
Prof.  Schwarz,  Mont.  bis  Freit.,  11  Uhr. 

Analytische  Mechanik :  Prof.  Schering,  Mpnt.  Dieist. 
Donnerst.  Freit.,  9  Uhr. 

Praktische  Geometrie:  Prof.  Vlrieh,  4  Tage,  5-T7Iflir. 

Sph&risohe  Astronomie:  Prof;  KUmkärfiuBB,  Montag, 
Dienstag,  Mittwoch  und  Donnerstag,  Vt  Uki. 

Geometrische  Optik  und  Mathematische  ^eorie  des 
Magnetismus  und  der  Elektricitftt :  s.  ^^uxwiss,.  S.  206. 

Mathematische  Colloquien:  Prof.  ScKwari^  priyajtis- 
sime  und  unentg.,  wie  bisher,  1  St. 

In  dem  mathematisch -physikalischen  Semmar  Pvof. 
Schwarz \  Ueber  diejenigen  Flächen,  welche  in  jedem 
ihrer  Punkte  gleich  grosse  und  entgegengesetzt  gerich- 
tete Hauptkrfimmungsradien  besitzen,  Freitag  12  Uhr; 
Prof.  Schering:  Besondere  Theile  der  analytischen  Me- 
chanik, Mittwoch  9  Uhr,  Prof.  Stern:  über  die  An- 
wendung einiger  Reihen  auf  die  Zahlentheorie,  Mitt- 
woch 8  Uhr.  Prof.  Klinkerfues  giebt  einmal  wöchej^t- 
lieh  zu  geeigneter  Stunde  Anleitung  zu  astronomischfn 
Beobachtungen,  alles  öffentlich.  —  Vgl.  Ifaturwimn- 
schafben  S.  206. 

Naturwissenschaften . 

Allgemeini?  Zoologie:  Prof.  Mhlers,  Mont.  bis  Don- 
nerst., 7  Vhr, 


205 


e  Zoologie,  erster  Theil:  Prof.  Ehlers^  l^eh. 
nnd  Sonnabend,  7  Uhr. 

Zootomischer  Kars:  Prof.  JEhier$,  Dienst,  u.  Donnerst., 
9-11  ühr. 

Anatomie  und  Entwiokelungsgesohiohte    der  Arthro« 

len:  Dr,  Ltuhoig,  2  St. 

Zoologische  Uebungen :  Prof.  JEhUr»,  privatiseime» 
wie  bisher. 

Allgemeine  und  specielle  Botanik:  Proi^^  Ch-iseb^ehf 
'  6  St.,  8  Ühr.  —  Demonstrationen  yon  Pflanzen  d^s,  bjQr 
t8Di«ph^n  Q^^ns:  Derselbe^  Mittw.,  1,1  Vhx,  6f[ß^ifyih, 
—  Uebungen  in  der  systematischen  Botanik :  jpb^rseibe^ 
Botanische  Kzcursionen:  Derselbe,  in  Verl^.ndung  mit 
Dr.  Drude, 

Uebungen  im  Bestimmen  und  Demonstrirei^  ^ei.  ein- 
heimischen Pflanzen:  Pj*of.  Reinke,  Dienst.,,  Mütw,, 
Donnerst,  u.  Freit.,  7  Uhr  Morgens.  —  MikrQskop^h- 
botanischer  Cursus:  Ikrselbe,  in  vier  n&he^  fu  b^tj^o^-: 
menden  Stunden.  —  Mikroskopisch -pharmaeei^tiBißhei^ 
Conus:  Derselbe,  Sonnab.  9 — 11  Uhr.  —  MikrpskiQpi- 
Bcher  Cursus  zur  Untersuchung  von  Nahrungs-  u,Bd  Q^ 
nuismitteln:  Derselbe,  Sonnab.,  11— 1  Uhi^.  —  Satanir 
sehe  Excursionen  veranstaltet  Derselbe, 

Flora  von  Deutschland,  Phanerogamon :  Di.  Dvtfde, 
5  St. ,  10.  yhr ;  dazu  botaniscl^  Excursioneo,,  —  Jjs, 
s^ii^er  botanischen  Societ&t  wird  er  praktische  Uebyp£|^xi, 
in  491  Pflanzen -Systematik  und  Morphologie  ansteUqn» 
Dienstag  und  Freitag  6  Uhr. 

Uin^rSciogift:  Pi:ot  Klein^  5  St.,  U  Uh«, 

KJty^triljpgr^pbie:  Prof.^  Khin,  4  St.,  4  Uhri* 

Qeognosie:  Prof.  von  Seebach,  5  St.,  8  Uhr,  verbuan 
de»  mit  ExcujirsioneB« 

Gesteinskunde:  Dr.  Zanai,  Dienst,  u.  Freitag,  5Uhr^ 
verbunden  mit  Uebungen  und  Ezcuxsionen. 

Die  gesteinsbildenden  Mineralien :  Dr.  Oein^,  Mont. 
u.  Donnerst.,  10  Uhr  (und  1  St.  Übungen). 

Geologie  der  Sibeinkohlen:  Dr.  Oemit»,  Donoerstag 
5  Uhr,   unentgeltlich. 

Mineralogische  Uebungen:  Prof.  Klein,  Sonnabenc^ 
10—12  Uhr,  öffentlich. 

SLrystaUogpraphiflche  Uebungen:  Prof.  Klein,  Mittw. 
2—5  Uhr^  privatissime,  aber  unentgeUAloh. 

PßtrogrsLpbiBche  vLüd  paiaeontologische  \3e\>\M;i|^^u\&v 


206 

iet  Prof.  von  Seebaeh  privatissime ,    aber  unentgeltlich^ 
Mont.  Dienst.  Donnerst.,  9—1  Uhr. 
.    Petrographische  Uebungen  im  geologischen  Institute: 
Dr.  Geinitz,  unentgeltlich« 

Experimentalphysik,  erster  Theil:  Mechanik,  Aku- 
stik und  Optik:  Prof.  Rieche,  Montag,  Dienstag,  Don- 
nerstag und  Freitag,  5  Uhr. 

Einleitung  in  die  mathematische  Theorie  des  Magne- 
tismus und  der  Elektricität:  Dr.  Fromme^  Dienst,  und 
Donnerst.  12  Uhr. 

Geometrische  und  physische  Optik:  Prof.  ZMngt 
4  St.  um  12  Uhr. 

Ueber  Auge  und  Mikroskop:  Prof.  Listing,  privatis- 
sime  in  2  zu  verabredenden  Stunden. 

Physikalisches  CoUoquium:  E^of.  Listing,  Sonnabend 
11-1  Uhr. 

Repetitorium  der  Physik:  Dr.  Fromme,  privatisume, 
in  gewohnter  Weise ,  Dienst,  u.  Donnerst,  (später  drei- 
stündig), 7  Uhr  Morgens« 

Praktische  Uebungen  im  Physikalischen  Laboratorium 
leitet  Prof.  Rieche,  in  Gemeinschaft  mit  den  Assistenten 
Dr.  Fromme  und  Kand.  NiemUUer,  Dienst. ,  Donnerst, 
Freit.  2—4  Uhr  und  Sonnab.  9—1  Uhr. 

In  dem  mathematisch -physikalischen  Seminar  leitet 
physikalische  Uebungen  Prof.  Listing,  Mittwoch  12  Uhr, 
und  behandelt  Prof.  Rieche  ausgewählte  Kapitel  der 
Experimentalphysik,  Mittwoch  11  Uhr.  —  Vgl.  Mathe- 
matik S.  204.  

Allgemeine  Chemie:  Prof.  Hühner,  6  St.,  9  Uhr. 

Allgemeine  organische  Chemie:  Prof.  Hitimer,  Mon- 
tag bis  Freitag  12  Uhr. 

Organische  Chemie,  für  Mediciner:  Prof.  von  Uslar, 
in  später  zu  bestimmenden  Stunden. 

Chemische  Technologie:  Dr.  Post,  3  St. 

Einzelne  Theile  der  theoretischen  Chemie:  Dr. 
Stromeyer ,  privatissime . 

Agriculturchemie  (Pflanzen  ernährungslehre) :  Prof. 
Tollens,  Mittw.  Donnerst.  Freit.,  10  Uhr. 

Uebersicht  der  sogenannten  Kohlenhydrate:  Prof. 
Tollens,  einmal  wöchentl.,  öffentlich. 

Die  Vorlesungen  über  Pharmacie  und  Pharmakogno- 
sie s.  unter  Medicin  S.  200. 

Die    praktisch- chemischen    Uebungen    und    wissen- 


207 

tthafUiehen  Arbeiten  im  akademischen  Laboratorium 
leiten  Prof.  Wohler  und  Prof.  Hübner  in  Gemeinschaft 
mit  den  Assistenten  Dr.  latmaseh,  Dr.  Poat,  Dr.  Fre- 
riehSf  Dr.   Wiesinger  ^  Dr.  Polstorf  ^  Dr.  Brückner, 

Prof.  Boedeker  leitet  die  praktisch  -  chemischen  Ue- 
bongen  im  physiologisch -chemischen  Laboratorium  täg- 
Heb  (ausser  Sonnabend)  8—12  und  3—5  Uhr. 

Die  Uebungen  im  agrikulturchemischen  Laboratorium 
IiHet  Prof.  Toüens  in  Gemeinschaft  mit  dem  Assistenten 
Dr.  Schmögery  Montag  bis  Freitag,  8 — 12  und  2—4  Uhr. 

Historische  Wissenschaften. 

Einleitung  in  das  Studium  der  allgemeinen  Erdkunde: 
Prof.  Wappäus,  Montag,  Dienstag,  Donnerstag  und 
Preitag,  11  Uhr. 

Länder-  und  Völkerkunde  des  Alterthums:  Prof. 
Kissen,  4  St.,  12  Uhr. 

Ghrundzüge  der  antiken  Chronologie:  Prof.  Nissen, 
lUKttw.,   12  Uhr,  öffentlich. 

Lateinische  Palaeographie :  Prof.  Steindorff,  4  St., 
Mittw.  und  Sonnab.  10—12  Uhr. 


Historische  Propaed eutik :  Dr.  Bernheim,  Dienst. 
Donnerst.  Freit.,  10  Uhr. 

Geschichte  der  orientalischen  Völker  bis  Darius :  Dr. 
Gilbert,  Dienst.  Donnerst.  Freit.,  8  Uhr. 

Deutsche  Kaiserzeit  bis  zum  Interregnum:  Prof. 
Weizsäcker,  4  St.,  9  Uhr. 

Allgemeine  Geschichte  in  der  Periode  des  Ueber- 
^ngs  vom  Mittelalter  zur  neuern  Zeit:  Dr.  Hühlbaum, 
l  St.,  Dienst,  u.  Freitag. 

Zeitalter  Ludwigs  XIV.  und  Friedrichs  des  Grossen, 
Prof.  Pauli,  4  St.,  5  Uhr. 

Zeitalter  der  französischen  Revolution:  Prof.  Wetg- 
täcker,  4  St.,  4  Uhr. 

Englische  Verfassungsgeschichte:  Prof.  Pauli,  4  St., 
3  Uhr. 

Geschichte  Italiens  im  Mittelalter:  Dr.  Th,  Wüsten- 
feld,  Montag,  Dienstag,  Donnerstag,  Freitag,  10  Uhr, 
oder  in  anderen  mit  den  Zuhörern  zu  vereinbarenden  St, 

Epochen  der  orientalischen  Frage:  Dr.  ßühlbaumm 
Montag  6  Uhr,  unentgeltlich. 


208 

Historisolie  Uebungen  leitet  Prof.  Pauli  Mittwoch 
6  Uhr,  öffentlich. 

Historische  Uebungen  leitet  Prof.  FTtfüwtfdlMr  Freitag 
6  Uhr,  öffentlich. 

Historische  Uebungen  über  Herodot  leitet  Prof.  Ni»- 
sen  in  einer  noch  eu  bestimmenden  Stunde,  öffentiioh. 

Historische  Uebungen  leitet  Prof.  SUmdarffDotment, 
6  Uhr,  öffentlich.  ' 

Historische  Uebungen  leitet  Dr.  Bern?ieim,  Ditnataf 
6  Uhr,  unentgeltlich.  i 

Kirchengeschichte :  s.  unter  Theologie  S.  197. 

Staats  Wissenschaft  und  Landwirthscliafl     | 

i 

'  Volkswirthschafbslehre     (Nationaloekonomie):     P»)f. 
Sarusen,  5  St.,  8  Uhr.  i 

Oeffentliche  Armenpflege:  Prof.  Hanas^n,  Sonnibeid 
10  Uhr,  öffentlich. 

Wirthschaftliche  Gesetzgebung  im  Reiche:  Dr.  IVirt* 
torßt  Dienst.  Donnerst.  Freit.  5  Uhr. 

Geschichte  der  sozialen  Theorien;  Dr.  IHertierf, 
1  St.,  unentgeltlich. 

Beyölkerungs-  und  Moralstatistik  (mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Controverse  über  das  Verh&ltniss  der 
Ergebnisse  der  letzteren  zur  Willensfreiheit):  Dr.  Mek- 
nisch,  Mittw.  und  Sonnab.  12  Uhr,  unentgeltlich. 

Volkswirthschaftliche Uebungen:  Prof. Soetbeer,  privatis- 
sime,  aber  unentgeltlich,  in  später  zu  bestimmenden  St. 

Einleitung  in  das  landwirthachafbliohe  Studium:-  Pvofi 
Drechsler,  in  noch  zu  bestimmenden  Stunden. 

Ackerbaulehre,  speciellerTheil:  Derselbe,  ^Bt.,  12Uhr. 

Die  Theorie  der  Organisation  der  Landjgüter:  Proi 
Griepenkerl,  Dienstag,  Donnerstag,  Freitag,  5  Uhr. 

Die  landvirthschaitlicheThierproductionslehre  (Lehre 
von  den  Nutzungen,  Kacen,  der  Züchtung,  EmAhmng 
und  Pflege  des  Pferdes,  Hindes,  Schafes  und  Sohweinas): 
Derselbe ,  Mont. ,  Dienst. ,  Donnerst. ,  Freit. ,  8  Uhr. 

Im  Anschluss  an  diese  Vorlesungen  werden  Exkur- 
sionen nach  benachbarten  Landgütern  und  Fabriken 
veranstaltet  werden. 

Die  Lehre  von  der  Futterrerwerthung :  Prof..  Heth 
neherg,  Mont.,  Dienst.,  11  Uhr. 

Uebungen  in  Futterberechnungen.:  Prof.  ffenneberg, 
Mittw.,  11  Uhr  öffentlich. 


209 

Allgemeine  und  speoielle  Züohtungslehr«  nnd  Racen- 
kande,  mit  besonderer  BerÜcksiohiigung  der  Controver- 
wk  foB  Nbtkusiuft-Sett^gait  (unler  Ausaohlues  d«r  Er- 
Bihnmgslehre):  Dr.  Fesea,  Mittw.  und  Donnerst.  10  Uhr. 

LandwirthschaftiieheslSracticum  (l.Uebungen  im  land- 
ibthichaftlicheB  Laboratorium,  Freit.  2—6  Uhr,  Sonnab. 
9*1  Uhr;  2.  Uebungen  in  landwirthsohaftliohen  Berech- 
Migen,  Mont.  u.  Donnerst.  6  Uhr):  Prof.  Drechsl&r, 

Excursionen  auf  benachbarte  Güters  Prof.  Dreehiler* 

Krankheiten  der  Hausthiere:  s,  Medicin  S*  208. 

Agrikulturchemie,  Agrikulturchemisehes  Praktikum: 
i.N&turm88.  S.  206. 

Literärgeschichte. 

Geschichte  der  epischen  Poesie  bei  den  Griechen: 
Prof.  Düihey,  4  St. ,  8  Uhr. 

Geschichte  der  deutschen  Dichtung  Tom  Anfang  des 
17.  Jahrhunderts:  Dr.  TiUmann,  5  St.,  10  Uhr. 

Geschichte  der  deutschen  Nationalliteratur  Ton  Les- 
lings  Zeit  bis  zur  Gegenwart:  Prof.  Bohie,  Montag, 
Dienstag,  Donnerstag,  11  Uhr. 

Ueber  Lessings  Leben  und  Schriften:  Prof.  Ooedeke, 
Uittw.  5  Uhr,  öffentliche 

Geschichte  der  Philosophie:  vgl.  Philosophie  S.  208. 

Alterthumskunde. 

Geschichte  der  bildenden  Künste  bei  den  Griechen 
and  Römern:  Prof.  Wieseler,  Mont,  Dienst.  Donnerst./ 
10  Uhr. 

Umriss  der  griechischen  MQnzkunde  für  Philologen 
ind  'Historiker:  Prof.  Wieseler,  Freit,  u.  Sonnabend, 
LO  ühr. 

Im  K.  archäologischen  Seminar  wird  Prof.  Wieseler 
öffentlich  ausgewählte  Kunstwerke  zur  Erläuterung  vor- 
legen, Sonnabend,  12  ühr. 

Die  Abhandlungen  der  Mitglieder  wird  Derselbe  pri- 
faüssime  beurtheüen,  wie  bisher. 

Vergleichende  Sprachlehre. 

Die  Uebungen  der  Sprachverglelohenden  Societät  lei- 
tet Prof.  Fick,  Mittwoch  6  Uhr. 

GMeehisohe  Dialekte  und  Nominalkomposition  der 
griech.  Sprache  tgl.  Oriech,  und  hU  Sprache  S.  SIIO. 


210 

Orientalische  Sprachen. 

Die  Vorlesungen  über  das  A.  Testament  s.  unter 
Theoloeie  S.  197. 

Arabische  Grammatik:  Prof.  WiUtenfeldp  piiYatissime. 

Arabische  Schriftsteller  lässt  Prof.  de  Lagaird$  e^ 
klftren,  in  noch  zu  bestimmenden  Stunden,  öffentlich. 

Unterricht  in  der  Syrischen  Sprache:  F^f.  BerÜmii^ 
Dienst,  und  Freit.»  2  Uhr. 

Grammatik  der  Sanskritsprache:  Fiof, Berifey,  Mont. 
Dienst.  Donnerst.  5  Uhr. 

Interpretation  seiner  Sanskrit-Chrestomathie  und  Ye& 
scher  Lieder:  Prof.  Benfey^  Mittw.  und  Freit,  5  Uhi 
und  Donnerst.  6  Uhr. 

Erklärung  von  Yftskas  Niruktam,  Dr.  Bezzenherper 
2  St. 

Griechische  und  lateinische  Sprache. 

Geschichte  der  epischen  Poesie  bei  den  Griechen 
vgl.  LiterärgeBchichte  S.  209. 

Vergleichende  Uebersicht  der  griechischen  Dialekte 
Prof.  Fick,  4  St.,  10  Uhr. 

Ueber  Nominalkomposition  und  Bildung  der  Eigen 
namen  in  der  griechischen  Sprache:  Prof.  Fick^  2  St, 
10  Uhr,  öffentlich. 

Herodot:  vgl.  Historische  Wissenschaften  S.  207. 

Piatons  Gastmahl:  Prof.  Sauppe,  Montag,  Dienetag 
Donnerstag,  Freitag,  9  Uhr. 

Einleitung  in  das  Studium  der  platonischen  und  ari 
stotelischen  Schriften:  Prof.  Peipers,  Mont.  Dienst 
Donnerst.  8  Uhr. 

Aristoteles  Nikomach.  Ethik:  vgl.  Philosophie  S.  203 

Lateinische  Grammatik:  Prof.  Sauppe^  Moni.  Dienst 
Donnerst.  Freit.,  7  Uhr  Morgens. 

Tacitus  Historien :  Prof.  von  Leutsch,  4  St.,   10  Uhr 

Lateinische  Paläographie :  vgl.  Histor,  Wissenaeh,  8. 10 

Im  K.  philologischen  Seminar  leitet  die  Bchriftlichei 
Arbeiten  und  Disputationen  Prof.  Sauppe,  Mittwoch  1! 
Uhr,  lässt  Musäos'  Gedicht  von  Uero  und  Leander  er 
klären  Prof.  DÜthey^  Montag  und  Dienstag,  11  Uhr, 
lässt  das  4.  Buch  von  Vergils  Georgica  Prof.  vonLeuUei 
erklären,  Donnerstag  und  Freitag,  11  Uhr,  alles  Öffenüich 

Im  philologischen  Pro&emlnar  leiten  die  schriftUchex 
Arbeiten    und    DispulatloTveii    ^^  ^i^^.  ^onti   Xt««Aafiih 


211 

Saufpe  und  Dilthey,  Mittwoch  9  und  10  und  2  Uhr;  l&sst 
du  iweite  Buch  yon  Vergils  Oeorgica  Prof.  von  Leutseh 
Mittwoch   10  Uhr   und   den   homerischen  Hymnus   auf 

Hennes  Prof.  Dülhey  Mittwoch  9  Uhr  erklftren,    alles 

(Ifinitlich. 

Deutsche  Sprache. 

Historische  Grammatik  der  deutschen  Sprache :  Prof. 
WUh.  Müller,  5  St.,  3  Uhr. 

Den  Parzivdl  von  Wolfram  von  Eschenbach  erklärt 
Prof.   Wüh.  Müller,  Mont.  bis  Donnerst.,  10  Uhr. 

Altdeutsche  Metrik:  Dr.  Wilken,  Mittwoch  und  Sonn- 
abend, 11  Uhr. 

Angelsächsische  Grammatik  und  Lektüre  des  Beövulf : 
Dr.   Jrilken,  Mont.  Dienst.  Donnerst.,  11  Uhr. 

Die  Uebungen  der  deutschen  Gesellschaft  leitet  Prof. 
Wäh.  Müller. 

Althochdeutsche  Uebungen:  Dr.  Wilken,  einmal 
wöcb.,  imentgeltlich. 

Geschichte  der  deutschen  Literatur:  vgl.  Literärge- 
schichte S.  209. 

Neuere  Sprachen. 

Corneille's  Gd  wird  Prof.  TA.  Müller  in  französi- 
scher Sprache  erklären ,  mit  Vergleichung  des  spanischen 
Originals,  las  mocedades  dei  Cid  von  Guulen  de  Castro, 
Montag  und  Donnerstag  4  Uhr. 

Uebungen  in  der  französischen  und  englischen  Sprache 
veranstaltet  Derselbe ,  die  erster en  Montag,  Dienstag  und 
Mittwoch,  12  Uhr,  die  letzteren  Donnerstag,  Freitag 
und  Sonnabend,  12  Uhr. 

Oeffentlich  wird  Derselbe  in  der  romanischen  Socie- 
tät  die  Anfangsgrtlnde  der  spanischen  Sprache  lehren, 
Freitag  4  Uhr. 

Schöne  Künste.  —  Fertigkeiten. 

Unterricht  im  Zeichnen  wie  im  Malen  ertheilt,  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  naturhistorische  und  anatomi- 
idie  Gegenstände,  Zeichenlehrer  Feiere. 

Geschichte    der    modernen    Musik:    Ptoi.    KrUger^ 
4  8t,  12  Uhr. 


219 

Hannonie  -  tind  EotntbOBitiotulehre ,  yerbMfdttk  tta 
prakti«cheii  Üdbtmgfeii:  Musikdirector  jETiKfe)  M  |(Mb& 
don  SttnidM. 

Zur  Theilmhttd  An  deb  üebuifg«xf  ifH  Sittf^ 
demie  and  des  Orchesterspielyereins  ladet  DeriäA^  ^ 

Beitonterriclit  ertheilt  in  der  IL  üniyermt&tB-Ba] 
bahn  der  Univ.-Stallmeister  Schw^tpe,  JtContag,  Dienste 
Donnerstag,  Freitag,  Sonnabend  Morgens  Ton  7—11  tu 
Nachm.  (ausser  Sonnabend)  yon  4 — 5  Uhr. 

f^ephtkunst  lehrt  der  Üniversit&tsfeohtmeisfer  Cfr§n 
klee,  TtuBaknnst  der  UniTersitfttstanuneifiter  SMsks. 

Oeffentliclie  Sammlungien. 

Die  Unitersiiätshibltoihek  ist  geöffnet  Montag,  Dionsiag 
DoAileMtag  and  Freitag  von  2  bis  3,  Mittwoch  und  Soiu- 
abend  von  2  bis  4  Uhr.  Zar  Ansicht  aaf  der  BibHoibd 
erhält  man  jedes  Werk,  das  man  in  gesetdieher  Ytm 
verlanet;  verliehen  werden  BQcher  nach  Abgabe  eisfli 
Seme^tkarte  mit  der  Bürgschaft  eines  Professors. 

Das  zoologische  und  ethnographische  Mtiseum  ist  Diens- 
tag and  Freitag  yon  3 — 5  Uhr  geöffnet. 

Die  Gemäldesammlung  ist  Donnerstag  yon  12 — lük 
geöffnet. 

Dör  botanische  Garten  ist,  die  Sonn-  und  Festtagi 
ausgenommen»  tSglich  yon  5—7  Uhr  geöfi&iet. 

Ueber  den  Besuch  und  die  Benutzung  der  theotoäi 
sehen  Seminarhibliothek ,  des  Theatrum  anatomicum^  de 
physiologischen  Instituts,  der  pathologischen  Sammlwu 
der  Sammlung  von  Maschinen  und  Modellen  ^  des  sook 
gisdhen  and  ethnographischen  Museums,  des  botanische 
Gartens,  der  Sternwarte,  des  physikalischen  Cabinei 
der  Mineralogischen  xmd  der  geognostisch-paläoniologisehi 
Sammlung,  di6r  chemischen  Laboratorien ,  des  arehäolog\ 
sehen  Museums,  der  Gemäldesammlung,  der  Bibüowi 
des  k.  philologischen  Seminars,  des  diplomatischen  .Appa 
rats,  der  Sammlungen  des  landmrihsehaftUeken  Insittu 
bestimmen  besondere  Reglementfi  das  Nähere; 

Bei  demLogiscommissär,  Pedell  jBar^28(Weender8t.82 
können  die,  welche  Wohnungen  suchen,  sowohl  fibc 
die  Preise,  als  andere  Umstände  Auskunft  erhftM»! 
und  auch  im  voraus  Bestellungen  machen. 


~"% 


Sfaclirichteii  %.,^i|iS' 

von  der  KönigL  Gesellschaft  der^'WjsBTO:^"' 
Schäften  und  der  G.  Ä.  Universität  zu 
Göttingen. 


].  larz.  M  6.  1878. 


Ktaigliche  GeBeUsckaft  der  Vkseischafteu. 

Sitznng  vom  2.  März. 

Henl«,  Zar  vergleiobenden  ÄDatomie  der  EryaUlUinse. 
Btafey,  Einige  Derivate  des  IndogennatuMhen  Yerbums 

*MiA  =  EttDikritisoh  nabh. 
JiLkgftrde,    Erklärung    cbaldäisober    Wörter.     (Er- 

nhout  io  den  AbhandlongeD.) 
Indwig,  Die  Borsae  der  Ophiariden  und  deren  Homo' 

logoi  bei  den  Pentnmiten.    (Vorgelegt  von  Eblen.) 


Znr  vergleicIieQden  Anatomie  der 

KrystalUinse. 

Von 

J.  Henle. 

Za  den  manchfaltigen  verwandtBchaftlicheii 
Beaalinngeii ,  welclie  zwiachen  den  GlasBeu  der 
Vflgel  und  Eeptilien  beatehen ,  gehört  anch  die 
Aehnlichkeit  im  Bau  der  KryatalUinse,  Cbarac- 
^Btiscb  für  das  Yogeiaoge  ist  der  Ring  oder 
^gWDlst,  der  den  Aeqnator  der  Linse  amgiebt, 
■■uteliend  aus  Zellen,  welche  gegen  die  Ober- 
fliehe  der  eigentlichen,  ans  mehdionalen  Fasern 
19 


zusammengesetzten  Linse  in  senkrechter  Riehtan 
verlängert  und  zu  prismatischen  Fasern  auie^^« 
zogen  sind,   die  gröfite  Länge  am  Aeqnaiior  etr— 
reichen   und  von   da   gegen   den   vo^d^roxi  iul^ 
hinteren  Pol  der  Linse  allmählig  kürzer  werden, 
um  nach  vorn  in  das  innere  Epithel  der  Kapsel, 
nach   hinten   in  die  meridionalen  Fasern  über- 
zugehn. 

H.  Müller  entdeckte  eine  dem  Ringwulst 
der  Yogellinse  vollkommen  ähnliche  Bildung  im 
Auge  des  Chamäleon  und  der  Eidechse;  ich  kann 
hinzufügen,  daß  die  Blindschleiche  sich  durch 
die  Structur  ihrer  Linse  als  ächter  Saurier  er- 
weist. Den  Schlangen  und  Schildkröten  sprach 
H.  Müller  den  Ringwulst  ab.  Beide  Angaben 
bedürfen  einer  Berichtigung.  Den  Schild]b:oten 
—  ich  untersuchte  die  Augen  der  Testudo  graeca 
und  einer  großen  Ghelonia  —  fehlt  der  Ring* 
wüst  nicht;  er  ist  nur  verhältnißmäßig  schmal, 
noch  schmaler,  als  bei  den  Nacht-Raubvögeln. 
Die  größte  Breite  desselben  betrug  an  einer 
Schildkrötenlinse  von  6  mm  Aequatorial-Durch- 
messer  0,07  mm.  "Was  aber  die  Schlangen  be- 
trifft, von  denen  mir  freilich  nur  eine  Art,  die 
Natter,  aber  in  vielen  Exemplaren  zu  Gebote 
stand,  so  besitzen  sie  die  zu  prismatischen  Stäbchen 
verlängerten  Epithelzellen,  wie  die  Vögel  und 
Saurier,  aber  an  einer  anderen  Stelle,  wo  sie 
nicht  dazu  dienen,  den  Aequatorialdurchmesser, 
sondern  vielmehr  die  Axe  der  Linse  zu  vergr&fiem, 
demnach  auch  die  Bedeutung  eines  die  Linse 
umfassenden  Rings  verlieren  und  in  physiologi- 
scher Hinsicht  noch  räthselhaffcer  erscheinen,  als 
die  Fasern  des  Ringwulstes  der  Vögel.  Sie  er^ 
reichen  ^das  Maximum  ihrer  Länge,  0,1  mm  in 
einer  fast  kugligen  Lm^^  \otl  2^  mm  Durchm«, 
ßm  vordem  Pol  der  lim^^,  Tv^Xvm^xi  ^^tl  ^  "«j^ 


215 

nach  allen  Seiten  gleichmäßig  an  Länge  ab  und 
sind  noch  vor  dem  Äequator  auf  die  Mächtigkeit 
gewohnlicher  Pflasterepithelzellen  reducirt. 

Während  demnach  die  zu  Fasern  ausgewachse- 
nen Epithelzellen  der  Vögel,  Saurier  und  Schild- 
kröten einen  gegen  beide  Ränder  zugeschärften 
Sing  darstellen,  gleichen  die  entsprechenden 
fasern  der  Schlangen  in  ihrer  Gesammtheit 
einer  auf  die  Vorderfläche  der  Linse  aufgesetzten, 
.  gewölbten  Platte  mit  zuge&chärftem  kreisför- 
migen Bande. 

Die  Bnrsae  der  Ophinren  und  deren 
•    Homologon  bei  den  Pentremiten. 

Von 

Dr.  Hubert  Ludwig. 
(Vorgelegt  von  Ehlers.) 

Bereits  in  meinen  Beiträgen  zur  Anatomie 
der  Ästenden  (Morpholog.  Studien  an  Echino- 
dermen  p.  198)  habe  ich  darauf  hingewiesen, 
daß  die  herkömmliche  Auflassung  der  Genital- 
spalten der  Ophinren  eine  irrthümliche  ist.  Die 
weitere  Verfolgung  dieses  Gegenstandes  hat  nun 
zu  Ergebnissen  geführt,  welche,  da  die  Veröffent- 
lichung meiner  ausführlichen  Abhandlung  über 
die  Anatomie  der  Ophinren  wohl  erst  gegen 
Ende  dieses  Jahres  wird  stattfinden  können, 
einer  Yorläufigen  Mittheilung  an  dieser  Stelle 
nicht  unwerth  erscheinen  dürften. 

Bekanntlich  wird  allgemein  behauptet,  daß 
die  Genitalprodukte  bei  den  Ophinren  in  die 
Leibeshöhle  entleert  werden  und  von  hier  aus 
durch  die  sog.  Genitalspalten  nach  außen  ^q- 
hkDgen;  letztere  soUen  direct  iu  die  LevVi^'^Oj^^ 


216 

fuhren  uud  außer  zur  Ausfuhr  der  Genitalpro- 
dukte auch  noch  zur  Einfuhr  Yon  Seewasser  in 
die  Leibeshöhle  dienen.  Von  diesen  Behanptnn- 
gen  ist  nur  das  Eine  richtig,  daß  Eier  und  Sa- 
men durch  die  Genitalspalten  ins  Freie  gelangen; 
alles  Uebrige  ist  irrthümlich,  insbesondere  werden 
weden  die  Geschlechtsproducte  in  die  Leibe»- 
höhle  entleert  noch  münden  die  Genitalspalten 
in  die  letztere. 

An  den  Rand  einer  jeden  Genitalspalte 
setzt  sich  ein  häutiger  Sack  an,  welcher  in  die 
Leibeshöhle  eindringt  und  in  derselben  blindge- 
schlossen endigt.  Die  Wand  des  Sackes  ist  im 
Allgemeinen  sehr  dünn  und  leicht  zerreißlich. 
An  den  Rändern  der  Genitalspalten  nimmt  sie 
allmälig  die  Beschaffenheit  der  äußeren  Haut 
an;  bei  einigen  Arten,  so  insbesondere  bei  den 
Arten  der  Gattung  Ophioglypha  setzen  sich  die 
Ealktafeln  der  äußeren  Haut  an  dem  der  Ge- 
nitalspange gegenüberliegenden  Rande  der  Ge- 
nitalspalte mit  einer  Tafelreihe  in  die  Wand 
des  Sackes  hinein  fort;  bei  anderen  Arten  besitst 
die  Wand  des  Sackes  mehr  oder  minder  zahl- 
reiche platte  Ealkkörper  z.  B.  bei  Ophiocoma 
scolopendrina  und  Ophioderma  longicauda.  Der 
Sack  ist  demnach  als  eine  Einstülpung  des 
äußeren  Integumentes  zu  betrachten.  Gegen  die 
Leibeshöhle  hin  zieht  sich  der  Sack  oder  die 
Bursa,  wie  wir  ihn  einstweilen  mit  einem  mte^ 
liehst  indifferenten  Namen  nennen  wollen,  m 
mehrere  Zipfel  aus,  von  welchen  einer  sich  über 
die  Ealkstücke  des  Peristoms  hinüberlegt,  bis 
dicht  an  das  Mundstück  des  Darmes  herantritt 
und  bei  keiner  der  von  mir  bis  jetzt  untersuchten^) 

1)  Es  sind  dies :   Ophiologlypha  Sarsii  u.  0.  albida, 
OpbiocomA  scolopendrina  n.  0.  rn^ta^  Qi^hiomyxa  pen- 
tagoDa,  Opbiopholis  beUiB ,  Op\i\o\]&raL  fe^vS^vE^ ,  ktu^JisBsxv 
ßlUbrmiB,  Ophioderma  longvQaxxdA^. 


217 

;n  fehlt.  Die  nbrigeu  Zipfel  scbeiuen  sich 
i  Zahl;  Form  und  Lagerung  bei  den  ver- 
^denen  Arten  und  vielleicht  selbst  bei  den  ver- 
ädenen  Individuen  mehr  oder  weniger  un- 
jh  zu.  verhalten.  Bei  der  Gattung  Ophioglypha 
lur  ein  weiterer  Zipfel  der  Bursa  vorhanden, 
her  sich,  was  ich  bei  keiner  der  übrigen 
rauchten  Gattungen  beobachtete,  auf  die 
lalseite  des  Darmsackes  hinüberschlägt.  Be*^ 
ich  der  Gattung  Ophioderma  möge  erwähnt 
,  dafi  die  äußere  Vermehrung  der  Genital- 
ien auf  vier  in  jedem  Interradius  nicht  von 
r  entsprechenden  Vermehrung  der  Bursae 
eitet  ist;  je  zwei  hintereinander  gelegene 
ten   führen   in   dieselbe  Bursa  und  sin^  auf 

einzige  in  der  Mitte  überbrückte  Spalte  zu-» 
zuführen. 
Die    einzelnen    Genitalschläuche   verbinden 

mit   einem   sehr  kurzen  Ausführungsgange 

der  Wand  der  Bursa  und  münden  in  die 
ere  mit  kleinen  doch  schon  mit  der  Loupe 
rnehmbaren  Poren.  Jeder  einzelne  Genital- 
luch  besitzt  seinen  eigenen  Porus.  Sämmt- 
)  Poren  liegen  (ich  beziehe  mich  hier  zu- 
ist auf  die  Gattung  Ophioglypha)  in   einer 

Bande  der  Genitalspalte  im  Allgemeinen 
llel  verlaufenden  Linie.  Da  die  letztere  dem 
le  der  Genitalspalte  zugleich  sehr  nahe  liegt, 
leibt  in  Folge  dessen  (und  das  gilt  auch  von 
übrigen  untersuchten  Arten)  die  Wand  der 
a  in  ihrer  größten  Ausdehnung  und  be- 
ers  an  ihren  blinden  Endzipfeln  stets  frei 
Genitalschläuchen.  Das  deutet  schon  darauf 
daß  die  Bursa  nicht  nur  eine  Genitaltasche 
äa  genitalis  wie  ich  sie  früher  nannte)  ist, 
em   daß  sie  auch   noch  eine  andere  Bedeu- 

haben  muß.     Dies  wird   noc\i  '^«Jai^vOcÄVsx- 


218 

lieber  durch  die  Thatsaehe,  daß  die  Bursa  m. 
ihren  Zipfeln  schon  ausgebildet  ist,  bevor  d: 
Genitalprodukte  zu  reifen  beginnen.  Daß  ab< 
auch  nicht  etwa  nur  die  Bildung  eines  Brutraum< 
hier  vorliegt,  geht  daraus  hervor,  daß  die  Bursc 
bei  den  männlichen  Thieren  ganz  ebenso  ausgc 
bildet  sind  wie  bei  den  weiblichen;  bei  de: 
lebendiggebärenden  Arten  scheint  die  Bnrsa  allei 
dings  die  Funktion  eines  Brutraumes  zu  übei 
nehmen.  Wenn  ich  eine  Vermuthung  über  di 
Function  der  Bursae  der  Ophiuren  ausspreche 
soll,  so  ist  es  die,  daß  wir  in  ihnen  die  bishc 
nicht  bekannten  Respirationsorgane  dieser  Thiei 
vor  uns  haben;  ich  bin  mir  dabei  aber  wol 
bewußt,  daß  es  zur  vollen  Sicherung  dieser  Ax 
sieht  noch  der  Beobachtung  am  lebenden  Thic 
bedarf.  Von  den  sogen.  Eiemenbläsehen  d< 
Asterien  unterscheiden  sie  sich  wesentlich  ds 
durch;  daß  jene  verdünnte  Parthien  der  Eörpei 
wand  darstellen,  welche  nach  außen  ausgestül{ 
sind,  während  die  Bursae  nach  innen  eingestülpi 
verdünnte  Parthien  der  Eörperwand  sind,  sowi 
ferner  dadurch,  daß  sie  nur  in  bestimmter  Ai 
zahl  und  an  ganz  bestimmten  Eörperstelleti  voi 
kommen.  Für  die  Ausdeutung  der  Bursae  a 
Bespirationsorgane  wird  es  bei  Untersuchung  de 
lebenden  Thiere  von  besonderer  Wichtigkeit  sei 
festzustellen,  ob  eine  Erneuerung  des  Wassers  i 
denselben  durch  Wimperbewegung  und  Contrali 
tionen  der  Wand  stattfinde,  für  letzteres  spricl 
das  Vorhandensein  von  Muskelfasern  in  de 
Wand  der  Bursa.  Die  Verbindung  der  Genita! 
schlauche  mit  dem  Randtheile  der  Bursalwan 
betrachte  ich  als  eine  secundäre  Erscheinunj 
Aus  diesem  Grunde  möchte  ich  auch  die  Bezeicl 
nung  »Genitalspalte«  durch  »Bursalspalte«  ei 
setzen. 


219 

Sehen  wir  uns  nnn  nacli  morphologisch  den 
Börne   der   Ophiaren   entsprechenden   Gebilden 
W  anderen  Echinodermen  um,   so   finden  wir 
u^nds  bei  den  lebenden  Formen  etwas  Aehn- 
liches,  wohl  aber  bei  fossilen  und  zwar  merk- 
wSrdigerweise   bei   jener    räthselhaften   Gruppe 
der  Pentremiten.     Rofe  und  Billings  haben  ge- 
leigt,  daß  die  sogen.  Genitalröhren  der  Pentre- 
miten jederseits   von  jedem  Ambulacrafeld  ein 
einheitliches  Organ  darstellen,  welches  mit  seiner 
inneren   blindgeschlossenen  und  in   verschieden 
tthlreiche   Längsfalten    gelegten   Seite     in    die 
Eingeweidehöhle    hineinragt,    nach    außen   aber 
durch  eine  Reihe  hintereinander  gelegener  Poren 
angmtindet  ^).    Am  geringsten  ist  die  Zahl  dieser 
inleren  Oeffnungen  bei  Pentremites  carjophjl- 
latas,   bei  welchem  jederseits  von  jedem   Am- 
bnlacrum   nur  vier   schlitzförmige   Spalten   sich 
finden,    welche    in  ihrer  Lagerung   die   größte 
Uebereinstimmung  mit  den   sog.   Genitalspalten 
der  Ophiuriden  zeigen,  bei  welchen  ja  auch  eine 
Yermehrung   der  Spalten   auf  je   zwei   bei  der 
Gattung  Ophioderma  vorkommt.    Billings  nennt 
das  gemltete  Organ,  indem  er  es  als  ein  Respi- 
rationsorgan  in  Anspruch  nimmt,  »Hjdrospire«. 
Aof  die  weitere  Zurückfiihrung   der  Hydrospire 
der  Blastoideen    auf  die    >pectinates    rhombs« 
der  Cystideen,    welche   Billings   gleichfalls    als 
Sespirationsorgane  betrachtet,  einzugehen  wärde 
Uer  za  weit  fuhren ;  ich  werde  in  meiner  Ab- 

1)  John  Rofe ,  Notes  on  some  Echinoderxnata  from 
the  Mountain-Limestone  etc.  Oeol.  Mag.  Vol.  II.  London 
1B66.  p.  249.  PL  VIII.  E.  Billings,  Notes  on  the  strac* 
|an  of  the  Grinoidea ,  Cystidea  and  Blastoidea.  Amerio. 
Jonm.  of  Science  and  Arts  by  Sillinian  and  Dana.  2« 
Dcr.  Yol  48,  49,  60.    New  Haven  1869  — I^IO. 


handlaug    diese   Verhältnisse   eingehend   sa  er- 
örtern   suchen.     Hier   mochte    ich    nnr   darauf 
hinweisen,  daß  ich  in  den  Barsae  der  Ophitariden 
das  Honiologon  der  »Hydrospirenc  der  Bhiätoideen 
glaubte  gefuudeu  zu  haben,   ein  Fnnd,   der  mir 
iiir    die   Erkenntnift     der    verwandtschafUidien 
Beziehungen    der   Ecbinodernien    untereinander 
von  sehr  hoher  Bedeutung  zu  sein  scheint 
Göttiugen,  2.  März  1878. 

••>•?; 


Berichtigung  ^ 
.Seite  173  Zeile  13  qai»  statt  qa'ct. 


Bei   der    Königl.    Gesellschaft   der    Wis- 
senschaften eingegangene  Druckschriften. 

(Fortsetzung.) 

R.  Wolf,  Memoire  aar  la  periode  commune  ii  la  fr^ 

qaence  des   taches  solaires  et  &  la  Tariation  de  la  d6- 

clinaison  magnetiqae.    4. 
y.  Rosen,  Manoscrits  Arabea.    St.  Petersbonrg.  1877. 
Do rn ,  Monuaies  des  Ehalifes  etc.    St.  Peterabourg.  1877. 
H.  C.  Rüssel,    Climate  of  New  South  Walea.     Sidney 

1877. 
Ch.  Robinson,   The   progress  and  resooices   of  N.  S. 

Wales.    Sidn.  1877. 
Journal  and  Proceedings  of  the  R.  Soo.  of  N.  S.  Wtles. 

Vol.  X. 
Report   of  the  Council  of  education  upon  the  ccmdition 

of  the  public  Schools  for  1876.    Sidney  1877. 

(Fortsetzung  folgt). 


•^1 


221 

Afachriehten 

von  der  Königl.  Qesellschafl;  der  Wissen- 
-Bohaften  nnd  der  G.  A.  Univeraität  zu 

Göttingen. 


15.  Mai.  M  1.  1878. 


Kiiigliche  Gesellschaft  der  WisseniscbafteD. 

Sitzung  am  4*.M^i* 


Grisebaoh,    Die  systematische   Stellung    von    Sclero- 

phylax  and  Gortesia. 
Faali,  Drei  volkswirthsohaftliohe  Denkschriften  aas  der 
Zeit  Heinrichs  YIII.  von  England,    zam   ersten  Mal 
herausgeben   von  B.  Pauli.      (Erscheint   in   den   Ab- 
handlangen.) 

Stern,  Beiträge    zur  Theorie  der  Bemonlli'schen    und 
Ealers'schen  Zahlen.   (Erscheint  in  den  Abhandlungen) 

Wüstenfeld,   Coptisch  -  Arabische  Handschriften    der 
Königl.  Üniversitäts-Blbliothek. 

M  arm6,  Beobachtungen  zur  Pharmacologie  des  Salicins. 

▼.Brunn,  üeber  die  Vena  azygos.  (Vorgelegt  von  Heule.) 

Besxenb erger,   lieber  einige   avestische  Wörter  und 
Formen.    (Vorgelegt  von  Benfey.) 


Die  systematische  Stellung  von 
Sclerophylax  und  Gortesia. 

Von 

A.  Grisebach. 

Die  in  meiner  Abhandlung  über  die  beiden 
ersten  Pflanzensammlungen  des  Professor  Lorentz 

19 


222 

beschriebene  nnd  abgebildete  Gattung  Sterrhy- 
menia  hat  sich  nach  einer  brieflichen  und  später 
veröffentlichten  Mittheilnng  Bentham's  dnreh 
Vergleichung  von  Originalexemplaren  als  iden- 
tisch mit  Sclerophylax  Mrs.  heransgestellt.  Da 
die  Ergebnisse  systematischer  Vergleichnng  theib 
von  der  Beschaffenheit  des  Materials,  theils  von  der 
Zuverlässigkeit  und  Vollständigkeit  der  in  der 
Literatur  niedergelegten  Beobachtungen  bedingt 
sind,  so  war  es  in  diesem  Falle  nicht  snlassig 
gewesen ,  auf  die  Identität  beider  Pflanzen 
schließen  zu  dürfen.  Denn  Miers  hatte  von 
seiner  Gattung  Sclerophylax  eine  in  mehrfachen 
und  wichtigen  Beziehungen  irrthümliche  Charak- 
teristik entworfen:  die  CoroUa  regnlaris  be- 
zeichnete er  als  »subbilabiatac ,  das  Ovarinm 
septo  superne  inter  ovula  desinente  incomplete 
biloculare  als  vollständig  zweiföcherig  und  den 
geraden  axilen  Embryo  als  »incurvatus».  Den- 
noch würde  ich  wahrscheinlich  seine  Beschrei- 
bung als  irrig  erkannt  haben,  wenn  mir  damals 
schon  seine  Abbildungen  von  Sclerophylax  (Miers, 
Illustrations ,  1.  t.  25.  26.)  zugänglich  gewesen 
wären,  welche  den  Habitus  wiedergeben  und 
aus  den  analytischen  Einzelnheiteu  auf  die  Ueber- 
einstimmung  mit  Sterrhymenia  schließen  lassen. 
Allein  von  den  beiden  Kupferwerken  des  Ver- 
fassers besaß  unsere  Bibliothek  nur  die  Gontri- 
butions  to  Botany  und  hat  die  Illustrations  of 
South-American  plants  erst  kürzlich  erworben, 
lieber  die  systematische  Stellung  von  Sclero- 
phylax sind  die  Ansichten  getheilt,  eine  nähere 
Verwandtschaft  der  Gattung  mit  bekanntem 
Typen  ist  bisher  überhaupt  nicht  nachgewiesen. 
Miers  verglich  sie,  zugleich  entferntere  Beziehun- 
gen berührend,  namentlich  mit  den  Solaneen  nnd 
Boragineen  and  erhob  sie   sodann   zu  einer  be- 


£23 

>rii  Familie,  seineii  Scleroph  jlaceen,  wodureh 

l^rage   «ben   als   eine   nngeiöste   bezeichnet 

Bentfaam  unA  Hooker  stellen  Sclerophylax 

in  zweifelhaftes  Glied  der  Solaneeii  an  da« 

dieser  Familie  nnd  bemerken^  dafi  die  Gat- 
zwar  dorcb  die  nnr  mit  einem  einzigen  Ei 
statteten  Abschnitte  des  Oyarium  sehr  ano- 
»ei^  aber  doch  mit  keiner  andern  Gruppe 
r,   als   mit    den    Solaneen    übereinstimme 

plant.  2.  p.  913).  Sie  würden  vielleicht 
'S  geurtheilt  haben,  wenn  ihnen  dieUnvoU- 
igkeit  der  Scheidewand  des  Ovarinms  be- 
b  gewesen  wäre,  worin  abgesehen  von  andern 
ikteren  die  entschiedenste  Abweichung  von 
Typus  der  Solaneen  besteht.  Höchstens 
\>e  man  von  der  mit  eigenthümlicher  Sproß- 
ag  verbundenen  Gemination  der  Blätter 
Verwandtschaft  mit  dieser  Familie  ableiten, 

in    dieser   Beziehung    stimmt   unter   den 
pneen  Asperugo  mit  vielen  Solaneen  über- 

Mit  dieser  Gattung  hat  bereits  Agardh 
jphylax  verglichen,  und  glaubt,  jedoch  ohne 
e  Beobachtungen  zu  besitzen,  den  Typus 
Boragineen  darin  zu  erkennen  (Theoria 
natis,  p.  194),  wobei  er  ein  Hauptgewicht 
f  legt,  daß  bei  diesen  und  den  Hydro- 
3en  die  Eier  epitrop  seien ,  die  er  in  den 
en  andern  sympetalischen  Familien,  und 
ntlich  auch  bei  den  Solaneen,  apotrop  ge- 
n  hatte. 

Us  ich  nach  meiner  Untersuchung  aus 
n  Gründen  zu  einem  ähnlichen  Ergebniß, 
Lgardh,  gelangt  war  und  Sterrhymenia  den 
)phylleen  anreihte  (PI.  Lorentzianae,  p. 
B3),  bemerkte  ich  zugleich,  daß  zwischen 
L  und  den  Boragineen  keine  scharfe  Grenze 
nden  sei  und  daß  nur  der  axile,  von  flei- 

19* 


224 

schigem  Albumen  umschlossene  Embryo  mich 
veranlasse,  die  Gattung  den  erstem  anzuschließen. 
Damals  war  mir  die  als  Boraginee  aus  der 
Gruppe  der  Ehretieen  allgemein  anerkannte  und 
mit  Sclerophylax  in  denselben  Gegenden  Ar- 
gentiniens einheimische  Gattung  Gortesia  noch 
nicht  vorgekommen,  die  erst  späterhin  von  Pro- 
fessor Hieronymus  in  der  Gegend  von  Cordoba 
aufgefunden  wurde  und  deren  bis  jetzt  nicht 
richtig  verstandener  Bau  auf  die  Stellung  von 
Sclerophylax  ein  unerwartetes  Licht  wirft. 

Miers  hat  auch  von  Gortesia  eine  ausfuhr- 
liche Analyse  veröffentlicht  und  Gavanilles'  ältere 
Darstellung  zu  vervollständigen  gesucht  (Gon.- 
tributions,  2.  p.  215.  tab.  83  6.),  aber  die  merk- 
würdigste Eigen thümlichkeit  der  Gattung,  die 
von  ihm  zuerst  bemerkt  wurde,  morphologisch 
nicht  zu  deuten  gewußt.  Diese  besteht  darin, 
daß  Miers  innerhalb  des  Organs,  welches  bisher 
als  Kelch  galt,  und  außerhalb  der  Oorolla  blatt- 
artige Gebilde  fand,  die  aus  einem  zarten,  fa- 
denförmigen Unguis  in  einen  rhombisch  gestal- 
teten, zugespitzten  Laminartheil  auslaufen ,  nnd 
die  er  als  Appendices  bezeichnet,  ohne  ihre 
Lage  und  Bedeutung  näher  festzustellen.  Ben- 
tham  und  Hooker  haben  diese  Organe^  die  auch 
auf  Miers*  Steintafel  ungenau  gezeichnet  sind 
(Fig.  4)^  nicht  aufzufinden  vermocht  und  sprechen 
den  Zweifel  aus,  ob  es  nicht  monströse  Bil- 
dungen gewesen  sein  möchten  (Gen.  plant.  2, 
p.  841):  aber  dieser  Einwurf  ist  unbegründet 
und  rührt  nur  daher,  daß  sie  frühzeitig  entfernt 
werden  und  an  der  aufgebrochenen  Blüthe  be- 
reits verschwunden  sind.  Glücklicher  Weise 
fanden  sich  an  den  von  Hieronymus  mir  mit- 
getheilten  Exemplaren  zwei  Blüthenknospen,  an 
denen    die   zweifelhaft   gebliebenen   Appendices 


225 

selbständige  Eelchorgane  von  ungewöhnlicher 
rm  unmittelbar  unter  der  CoroUe  am  Torus 
'estigt  sich  zeigten,  während  ihre  behaarten 
oainartheile  über  der  Knospe  imbrikativ  ver- 
tränkt sind,  so  daß,  wenn  die  Gorolle  sich 
rch  ihr  Wachsthum  verlängert,  diese  Knospen- 
ike einen  Druck  erfährt,  der  vermuthlich  die 
ranlassung  ist,  daß  die  zarten  Üngues  von 
em  Insertionspunkt  oder  auch  in  ihrer  Con- 
aität  abreißen  und  somit  das  ganze  Gebilde 
hr  oder  weniger  vollständig  abgeworfen  wird. 
3bei  ist,  um  die  Öomologie  desselben  mit 
em  Kelche  vollends  zu  begründen,  noch  be- 
iders  erwähnenswerth,  daß  ich  in  beiden 
iOspen  die  Zahl  dieser  Organe  den  Abschnitten 
•  CoroUe  entsprechend  fand;  die  Angabe  bei 
3rs,  daß  5  bis  10  Appendices  vorkommen 
len,  von  denen  einige  rudimentär  blieben, 
'd  hiedurch  also  nicht  bestätigt  und  möchte 
lurch  zu  erklären  sein ,  daß  die  Beste  von 
gerissenen  Üngues  leicht  mit  den  Haaren  des 

Blüthe  umschließenden  Organs  verwechselt 
rden  können.  Dieses  röhrenförmige  Organ^ 
1  ungewöhnlich  fester  Textur  und  innen  mit 
liegenden  Borsten  bekleidet,  bisher  als  Kelch 
leutet,  würde,  wenn  die  Appendices  getrennte 
Ichblätter  sind,  als  eine  Involucralbildung  he- 
chtet werden  können,  welche  nach  dem  Ver- 
b  des  Kelchs  die  Funktionen  desselben  auch 
jh  bei  der  Fruchtreife  übernimmt.  Diese 
ffassung  wird  dadurch  unterstützt ,  daß  zwi- 
en  demselben  und  der  Blüthe  ein  kurzes 
emodium  sich  findet,  welches  nach  oben  durch 
i  wirklichen  Kelch  und  die  CoroUe  abge- 
lossen  ist  und  von  Miers  bereits  ungenau  als 
•pophorum  aufgefaßt  wurde  (»Ovarium  tur- 
ato-stipitatum«) ,    indem   er  nicht  bemerkte, 


226 

daß  dasselbe  unterhalb  der  ganzen  Blüthe  liegt 
Außerdem  ist  auch  die  Zahl  der  Glieder,  aas 
denen  das  Involucrum  zusammengesetzt  ist  and 
die  an  dessen  Spitze  sich  zu  kleinen  Zähnen  ab- 
sondern, gegen  die  Ansicht,  daß  es  ein  äußerer 
Kelch  sei,  von  Bedeutung.  Miers  giebt  die  An- 
zahl dieser  Zähne  zu  10  bis  15  an :  auch  ich 
fand  sie  schwankend,  aber  an  der  Mehrzahl  der 
Blüthen  nur  7  oder  8  und  nur  in  einem  Falle 
10.  Betrachtet  man  die  Zahl  8  als  die  typische, 
so  würde  diese  den  am  Blüthenstiel  zu  2  oder 
4  genäherten  oder  sogar  opponirten  Blättern 
entsprechen,  wogegen  die  Altemanz  mit  den 
fünfgliedrigen  Blüthenwirteln  ausgeschlossen  ist. 
Nach  diesen  Erörterungen  würde  der  Charakter 
von  Cortesia  sich  bedeutend  weiter  von  den 
übrigen  Ehretieen  entfernen,  als  bisher  ange- 
nommen wurde,  aber  dabei  ist  zu  erinnern,  daß 
auch  die  mit  Gordia  verwandten  Gattungen  dem 
Typus  der  Boragineen  gegenüber  in  der  ver- 
schiedenartigen Bildung  des  auswachsenden  Kelchs 
anomal  sind  und  daß  sowohl  Patagonula,  vne 
Saccellium,  gleich  Cortesia  und  Sclerophylaz, 
in  den  nordwestlichen  Provinzen  Argentiniens 
einheimisch  sind. 

Cortesia  Cav.  (char.  reform.) 
Calyx  SphjUus,  inaequalis,  unguibas  te- 
nuissime  filiformibus  apice  in  limbos  rhombeo- 
cuspidatos  supra  corollam  nascentem  imbri- 
cativos  dilatatis  eaque  crescente  deciduis,  invo- 
lucello  tubuloso  duro  intus  strigoso  apice  plicato 
8  (7— »15«)denticulato  internodio  brevi  tur- 
binato  a  flore  remoto  circa  drupam  persistente 
cinctus.  Corolla  regularis ,  infundibuliformis, 
limbo  Spartito  imbricativo.  Stamina  5,  inae- 
Qualia ,  exserta,  versus  medium  tubum  coroUae 
i'userta^    filamentis   aea\iW«A)\Q\i^  ücvt^^W^ysää-snä 


227 


basi  in  nodnlnm  incrassatis,  2—3  longioribus, 
antheris  incambentibus  bilocularibus ,  loculis 
distinctis  rima  profande  sülcatis*  Ovarium  snpe- 
ram,  subglobosam  ^  biloculare,  loculis  semisepto 
diyisis  biovulatis,  ovalis  ex  apice  loculi  pendulis. 
Stylus  terminalis,  crassiusculus,  ad  ^/s  bifidus  et 
incaryatns,  ramis  inflexis  apice  in  stigma  patel- 
liforme  palKdum  dilatatis.  Drnpa  involucello 
campannlato  semiinclnsa ,  »dipyrena^  pyrenis 
bilocolaribns  dispermis.  Semina  oblongo-Iinearia, 
exalbuminosa  (sec.  icon.),  radicala  brevi  supera«. 
Wenn  schon  die  Vergleichnng  der  Vegeta- 
tionsorgane, der  Sproßbildnngen  und  der  In- 
florescenz  eine  Verwandtschaft  von  Cortesia  und 
Sderophylax  nicht  verkennen  läßt,  so  geht  dies 
mit  größerer  Entschiedenheit  aus  der  folgenden 
Zusammenstellung  ihrer  Blüthencharaktere  her- 
vor, denen  ich  die  Verschiedenheiten  ihres  Baus 
abgesondert  anreihe: 


Cortesia 
Oalyx  inaequalis 


cadacns, 
involuoel- 
lo  tabulo- 
Bo  omctiiB. 
inlimdiba- 
liformis, 


Corolla  re^aris, 

limbo  imbncaÜTO 

5parfcito. 

Stamma  6,  inae- 

qualia,  aestiyatione 

infleoca ,  tubo  co- 

r<dlae   venös  me- 
dium iiiserta^         exserta. 
Antheramm    lo- 
culi    distincti, 
ovoidei,  rima  pro- 
funda solcati. 

Ovariam  superum  biloculare. 


Sderophylax. 
Galyz  bilabiatos    persisteDS, 

nudus. 


Corolla  regularis,  tubuloso- 

dentibus  6  imbri-  clavata. 

cativis. 

Stamina  5^   inae- 

qualia,  aestivatione 

incurva,  tubo  co- 

rollae  infame  in- 

serta  inclnsa. 

Antheramm    lo- 
culi distincti,  ovo- 
idei ,    rima   de- 
hiscentes. 

Ovarium  supemm  incomplete 

biloculare. 


228 


Cortesia. 

Sclerophylaz. 

Stylus  terminalis, 

Stylus  terminalis, 

incunratas              bifidos, 

inourvatus            simples, 

stigmati- 

stigmate 

bos  patel- 

ObtOBO. 

liformibus 

Ovula   ex  apioe 

Ovula  ex  apice 

ovarii  pendula      4. 

ovarii  pendula      2. 

FructuB  involucello 

Fmctus  oalyce  in- 

indurato semiin- 

durato  inclusus     utricularis, 

dusuB                    drnpaceus, 

uni  (»bi«)- 

»biloonla- 

looolaris, 

ris,  tetra- 

moiu>(- 

spermus«. 

»diii^spet' 

muB. 

Semen  pendulam  oblongo- 

Semen  pendnlom  oraiam, 

lmeare,ex- 

albomino- 

albnmi- 

snm,  em- 

nosum, 

bryone 

radicula  supera    brevL 

radicola  supera    oo^ledo- 

mbuB  ae- 

quilonga. 

Das  Ergeboiß  dieser  üntersucliUDg  laAt 
sich  demnach  dabin  zusammenfassen,  daß  dnrcli 
die  Verwandtschaft  beider  Gattungen  ein  neuer 
Beweis  für  die  enge  Verbindung  der  Boragineen 
mit  den  BydropbjUeen  gegeben  ist,  die  es  an- 
gemessen erscheinen  läßt,  beide  Gruppen  eu 
einer  einzigen  zu  vereinigen.  Will  man  jedoch, 
wie  bisher,  die  Hydrophylleen  (mit  Einschluß  der 
Hydroleaceen)  abgesondert  bestehen  lassen,  so 
würde  Sclerophylax  wegen  des  albuminosen 
Samens  als  anomale  Gattung  den  ISchluß  der- 
selben und  Cortesia  das  Anfangsglied  der  Bora* 
gineen  bilden  können. 


229 


Mittheilungen  aus  dem    pharmacolo- 
giBchen  Institut   zu    Göttingen. 

Beobachtungen  zur  Pharmacologie 

des  Salicin. 

Von 
Professor  W.  Mannö. 

In  den  letzten  Jahren  ist  das  yor  ungefähr 
einem  halben  Saeculum  aus  der  Weidenrinde  rein 
dargestellte,  als  Surrogat  des  Chinin  gepriesene 
und  nach  einem  kurzen  Modestadium  fast  ganz 
außer  Gebrauch  gekommene  Salicin  von  Neuem 
im  In-  und  Auslande  als  Antipyreticum  ganz  be- 
sonders zum  Ersatz  der  Salicylsäure  und  des 
Natriumsalicylats  dringend  empfohlen  und  viel- 
seitig benutzt  worden. 

Als  besondere  Vorzüge  vor  diesen  beiden 
heutigen  Lieblingen  der  antifebrilen  Therapie 
werden  zu  Gunsten  des  Salicin  angeführt,  daß 
es  selbst  in  sehr  großen  Dosen  den  Magen  gar 
nicht,  jedenfalls  nie  so  wie  die  Salicylsäure  be- 
lästige; femer  daß  der  bittere  Geschmack  des 
Salicin  vielen  Patienten  weit  zusagender  sei,  als 
der  süßlich  fade,  bei  Manchen  nauseos  wirkende 
des  gelösten  Natriumsalicylats  und  endlich,  daß 
Salicin  sich  sehr  rasch  sowohl  bei  interner  wie 
bei  subcutaner  Application,  ja  selbst  nach  di- 
recter  Injection  in  die  Blutbahn  zum  Theil  we- 
nigstens in  Salicylsäure  umsetze. 

Durch  die  Fähigkeit  sich  sehr  leicht  zu  zer- 
legen und  in  seinen  Spaltungsproducten  weiter 
umzusestzen  gewinnt  das  Salicin  für  den  Pbar- 
macologen  ein  ganz  besonderes  Interesse.  Es 
gestattet  nämlich  wie  kaum  ein  anderes  Medica- 
ment  den  experimentellen  Nachweis  der  mannig- 


230 

fadhen  Schicksale ,  die  ein  Heilmittel  auf  seiner 
Wanderung  durch  den  Organismus  erfahren  kann. 
Wie  außerhalb  des  Körpers  das  Salicin,  ab- 
gesehen von  einigen  anderen  hier  nicht  in  Frage 
kommenden  ümwandelungsproducten,  unter  dem 
Einfluß  von  Fermenten  und  rein  chemischen 
Agentien  sich  umsetzt 

1.  in  Saligenin  oder  Oxybenzylalcohol 

und  Zucker;  ferner  durch  Oxydation 

2.  in  Salicylaldehyd  oder  salicylige  Säure 

^'^*|cOH 
und 

3.  in  Salicylsäure  CeHilpQ  tt 

und  endlich  unter  Abgabe  von  Wasser  u.  Aufnahme 
von    Glyocoll   oder  Amidoessigsäure  J  qq* -o; 

4  in  Salicylursäure  Ca  He  NO  4 
ebenso  erleidet  es  bei  seinem  Durchgang  durch 
den  thierischen  Organismus  die  gleichen  Um- 
setzungen und  erscheint  im  Harn  theils  unzer- 
setzt,  theils  in  Gestalt  der  unter  1-— 4  genannten 
Körper. 

Merkwürdiger  Weise  unterliegt  nach  der  seit 
18  Jahren  herrschenden  Ansicht  das  Salicin  den 
genannten  Umsetzungen  nur  im  Organismus  des 
Menschen  und  der  Herbivoren,  durchwandert  da- 
gegen den  Körper  des  Hundes^  wenn  nicht  aller 
Carnivoren,  unverändert,  um  als  solches  im  Harn 
unzersetzt  wieder  zu  erscheinen. 

Diese  Lehre,  die  sich  in  allen  Handbüchern 
der  Arzneimittellehre   älteren  und  neuesten  Da- 
tums wiederfindet,  gründet  sich  auf  eine  experi- 
mentelle  Untersuchung  nou  \>t«  ^^V^ii^x ,  ^^ 


231 

mit  grossem  Fleiße  anter  Leitung  von  Prof.  K. 
P.  Falk  gearbeitet  ist  »Das  Salicin,  eine  phar- 
macologische  Monographie.  Inaugural-Disserta- 
tion.  Marburg  1860.«  Die  betreflFenden  An- 
gaben, auf  die  ich  in  mehrfacher  Beziehung  zu- 
rückkommen muß,  lauten  S.  35  »Das  Salicin 
wird  im  Blute  des  Huudes  nicht  oder  so  gut 
wie  nicht  zersetzt,  im  Blut  des  Kaninchens  und 
des  Menschen  wird  es  aber  mit  Energie  zerlegt.« 
Verfasser  spritzte  einem  Hunde  eine  Lösung  von 
circa  2  Gramm  Salicin  in  das  Blut  und  unter- 
suchte vor  und  nach  der  Infusion  den  Urin.  Es 
gelang  ihm  sehr  bald  nach  der  Injection  mit 
Schwefelsäure  im  Urin  Rutilin  zu  bilden.  Eisen- 
chlorid dagegen  bewirkte  im  Urin  zuweilen  etwas 
dunklere  Färbung,  aber  zu  keiner  Zeit  die  cha- 
racteristisch  violette  Färbung,  welche  die  Zer- 
setzungsproducte  des  Salicin  im  Verein  mit  dem 
Eisenchlorid  hervorbringen. 

Hiernach  mußten  Hunde  die  geeigneten  Ver- 
suchsthiere  sein,  einmal  um  das  Salicin  als  Re- 
präsentant der  Medicamente  Digestiva  amara  in 
seinen  Wirkungen  auf  die  verschiedenen  Organe 
und  Systeme  des  Organismus  zu  studiren,  zweitens 
um  den  experimentellen  Beweis  zu  liefern  für 
die  aus  theoretischen  Gründen  allgemein  ange- 
nommene Ansicht,  daß  das  Salicin  nur  durch 
seine  Umwandelung  in  Salic jlsäure  antipyretisch 
vrirke. 

Nach  Versuchen  von  H.  Köhler  bewirken 
bittere  Mittel  »eine  Reizung  des  Gefäßnerven- 
centrum  in  der  Medulla  oblongata  bei  Gleich- 
bleiben der  Pulsfrequenz  und  Nichtafficirtwerden 
der  Herznerven  ^).«  »Reizung  dieses  Centrums 
ist,   fährt  derselbe  Autor  fort,    von  Steigerung 

1)  H.  Köhler,  Grnndriß  der  Mal.  m^^cA,  Iäv^t^^ 
X878  Ä  62. 


232 

des  Blutdrucks  im  gesammten  BlutgeföSsystem 
gefolgt  und  werdeu  demzufolge  sämmtliche  Blnt- 
gefäßdrüsen  stärker  secerniren.  Indem  somit 
Speichel-,  Magen-,  Pankreassaffc  und  Galle  in 
größerer  Menge  als  in  der  Norm  abgesondert 
werden,  wird  mehr  Chymus  gebildet,  die  Blnt- 
bildung  befördert  und  die  Ernährung  begünstigt 
werden;  indem  aber  andererseits  auch  das  Blut 
in  den  Nierengefäßen  unter  höherem  Druck 
steht,  werden  auch  die  Excretionsorgane  eine 
erhöhte  Thätigkeit  zeigen  und  Diurese  und 
Schweißsecretion  vermehrt  werden  müssen.  Mit 
einem  Worte :  die  Amara  bedingen  eine  zu  Gun- 
sten der  Ernährung  ausschlagende  Förderung 
sowohl  der  progressiven  als  der  regressiven  Stoff- 
metamorphose.« 

Spritzten  wir  Hunden  vorsichtig  kleine  Dosen 
Salicin  gelöst  in  blutwarmer  0,5^0  Kochsalz- 
lösung (oder  auch  in  aq.  dest.)  in  eine  V.  ju- 
gularis  ext.  ein,  so  zeigte  die  mit  Ludwig^s 
Kymographium  aufgenommene  Blutdruckcurve 
durchaus  keine  Veränderung.  Sie  bleibt  auch 
ganz  constant,  wenn  man  die  Injection  im  Laufe 
einer  halben  oder  ganzen  Stunde  öfters  wieder- 
holt. Dies  Ergebniß  erhält  man  an  curaresirten 
und  künstlich  respirirten,  an  narcotisirten  und 
selbst  an  nicht  vergifteten  Thieren,  wenn  diese 
letzteren  sich  während  des  Versuches  ganz  ruhig 
verhalten.  Bei  Katzen  setzen  kleine  Dosen  Sa- 
licin gleichfalls  nicht  die  geringste  Veränderung 
des  Blutdrucks,  vorausgesetzt,  daß  die  Injection 
so  allmälig  geschieht,  daß  niemals  plötzlich  eine 
größere  Quantität  Flüssigkeit  ins  Herz  geschleudert 
wird.  Vorsichtig  injicirt  veranlassen  selbst  große 
Dosen  Salicin  bei  beiden  Carnivoren  keine  we- 
sentliche Aenderung  an  der  Blutdruckcurve,  wäh- 
rend bei  Herbivoren,    Kaninchen    und   jungen 


233 

Ziegen,  dadurch  nach  einiger  Zeit  ein  Sinken 
des  Blutdrucks  erzielt  wird.  Weil  nach  interner 
Einfuhrung  eines  bitteren  Mittels  durch  allmälig 
erfolgende  Resorption  möglicher  Weise  noch  viel 
kleinere  Dosen  als  nach  directer  Injection  in  ein 
Blutgefäß  zu  der  medulla  oblongata  gelangen 
und  weil  durch  solche  vielleicht  eine  Erregung 
des  vasomotorischen  Centrum  bedingt  werden 
könnte,  haben  wir  zunächst  bei  curaresirten, 
künstlich  respirirten  Katzen  den  Blutdruck,  nach- 
dem kleine  (0,1)  und  größere  Dosen  (0,5 — 1,0)  Sali- 
cin  (natürlich  bei  verschiedenen  Thieren)  in  den 
Magen  in  Lösung  injicirt  oder  in  Pillen  mittelst 
Oesophagotomie  eingebracht  waren.  Stunden  lang 
verfolgt,  aber  auch  hierbei  an  der  Curve  ver- 
gebens Dach  einer  Steigerung  des  Blutdrucks 
gesucht.  —  Nach  diesen  negativen  Ergebnissen 
kann  das  Resultat,  welches  Köhler  bei  seinen 
Versuchen  erhalten  hat,  die  mit  Cetrarin  und 
Golumbin  an  Kaninchen  angestellt  wurden,  nicht 
als  ein  für  alle  Amara  gültiges  Gesetz  hinge- 
stellt, noch  als  Basis  für  so  vielseitige  Folge- 
rungen benutzt  werden. 

Außer  diesen  hinsichtlich  cles  Blutdrucks  ne- 
gativen Resultaten  haben  die  Versuche  an  Katzen 
ein  anderes  positives  ergeben.  Der  3  Stunden 
nach  der  internen  Application  von  Salicin  ent- 
leerte Harn  wird  auf  Zusatz  von  Eisenchlorid 
abgesehen  von  dem  praecipitirten  Eisenphosphat 
sofort  violett  gefärbt.  Es  erfährt  also  das  Salicin 
auch  auf  seiner  Wanderung  durch  den  Organis- 
mus eines  ächten  Garnivoren  eine  Zerlegung. 
Diese  oft  wiederholte  Beobachtung  lenkte  die 
Untersuchung  natürlich  in  andere  Bahnen,  da 
sie  es  auch  bei  Fleischfressern  unmöglich  machte, 
das  Salicin  als  Amarum  in  seiner  Wirkung  auf 
Magen  und  Darmkanal  näher  zu  prüfen. 


234 

Zimächst  drängte  sich  uatiirlicli  die  Frage 
auf,  ob  die  Katze  aach  das  ihr  direct  ins  Blut 
gebrachte  Salicin  umsetze.  Folgendes  Experi- 
ment,  oft  wiederholt  y  giebt  darüber  Äufschloft. 

Einem  groS^en  nur  mit  Fleisch  and  Milch  gefötterten 
Kater  wird  Morgens  11  Uhr  1  Grm.  reines  Salicin^}  ge- 
löst in  15  C.C.  Wasser  in  eine  Y.  jugal  ext.  injicirt.  12 
Uhr  80  M.  erste  Harnsecretion ;  eine  Probe  desselbea 
wird  durch  Eisenchlorid  nar  getrübt.  Der  Rest  des  Harns 
mit  angesänertem  Aether  geschüttelt,  der  Aether  doroh 
etwas  abs.  Aloohol  geklärt,  abgehoben  nnd  der  freiwil- 
ligen Verdunstung  überlassen,  der  Rückstand  mit  wenig 
Wasser  aufgenommen,  wird  durch  Eisenchlorid  grün. 
Der  nächste  Morgenham  ebenso  mit  Aether  ausgezogen, 
gibt  einen  nach  Salicylaldehyd  riechenden  Rückstand  und 
wird  durch  Eisenchlorid  blau.  Fm  Mittag,  etwa  25  St 
nach  der  Injection  wird  das  Thier  getödtet,  die  prall 
gefüllte  Blase  unterbunden,  der  Inhalt  gesammelt,  eine 
Probe  gibt  mit  Eisenchlorid  einen  schmutzig  grünlich 
grauen  Niederschlag ;  der  Aetherauszug  in  Wasser  anfge- 
nommen  wird  durch  Eisenchlorid  intensiv  blau.  Die 
Aetherauszüge  des  Magen-  nnd  Dünndanninhaltes  enthalten 
keine  Salicinderivate. 

Auf  direete  Injection  von  Salicin  in  die  Blat- 
bahn  treten  bei  Katzen  im  Harn  spurweise  Zer- 
setzungsproducte  auf,  die  nur  im  Aetherauszüge 
nachweisbar  sind.  Wird  dagegen  Salicin  in  Lo- 
sung oder  in  Pulver  in  den  Magen  der  Thiere 
gebracht,  so  lassen  sich  die  Spaltungsprodacte 
des  Glycosids  direct  im  Harn  constatiren. 

Da  nach  allen  bisherigen  Anschauungen  unier 
den  Carnivoren  nicht  solche  Verschiedenheiten 
wie  zwischen  ihnen  und  den  Herbivoren  ange- 
nommen werden,  hielten  wir  es  für  nöthig  den 
Versuch   von   Falk  und  Scheffer  zu  wieder- 

1)  Blendend  weißes,  krysta^lisirtes  Salicin  von  E.Merk 
bezogen  gab  bisweilen  eine  Lösung,  welche  durch  Eisen- 
chlorid gebläut  wurde.  Hierdurch  veranlaßt,  haben  wir 
immer  nur  mit  Aether  gereinigtes  Salicin,  dessen  Lösung 
sich  darchaus  indifferent  g^g^n  F^Cl^  tav^  ^  zu  onseren 
YerBaoben  benutzt. 


235 

holen,  znmal  beide  Autoren,  soviel  aas  der  Dis- 
sertation zn  ersehen  ist,  niemals  Aetherauszüge 
des  Harns  nntersncht  haben. 

Es  wird  genügen  drei  Experimente  mitzu- 
theilen : 

1.  Vormittags  11  Uhr  wird  einem  kleinen  Hunde  1 
Grm.  Salicin  in  Aq.  dest.  in  eine  Jagularvene  gespritzt. 
Am  Morgen  des  2.  VersachBtages  früh  8  Uhr  erste  Harn- 
seeretion  (236  CG.  von  saarer  Reaction  and  1014  sp.  G.). 
Der  neotndisirte  Harn  auf  dem  Wasserbade  eingeengt, 
nach  dem  Erkalten  mit  angesäuertem  Aether  behandelt ; 
der  verdonstete  Aether  hinterlaüt  einen  Rückstand,  den 
Eisenohlorid  blau  förbt.  Am  8.  Tage  werden  690  G.G. 
Harn  direct  mit  angesänertem  Aether  ausgeschüttelt;  der 
Aetherrüokstand  wird  durch  Eisenchlorid  blau.  Am  4. 
Tage  Beigen  710  G.G.  Harn  von  1010  sp.  G.  dasselbe 
Yeriialten.  Den  folgenden  Tag  gibt  der  Aetherrückstand 
von  540  G.G.  Harn  mit  Eisenohlorid  nur  braune  Färbung ; 
ebenso  am  6.  7.  und  8.  Versuchstage. 

2.  Großer,  nur  mit  Fleisch  und  Milch  gefütterter 
Schäferhund,  erhält  am  1.  Tage  Morgens  11  Uhr  80  M. 
in  eine  Schenkelvene  8  Grm.  reines  Salicin.  Kurz  vor 
der  Injection  sehr  reichliche  Hamsecretion.  Nach  der 
Operation  fiiBt  der  Hund  1  Pfand  Fleisch ,  läßt  die  vor- 
gesetzte Milch  stehen.  Setzt  erst  am  2.  Tage  früh  9  Uhr 
§8  G.G.  hochgestellten,  sauren  Harn  von  1080  sp.  G.  ab, 
welcher  weder  bei  directer  Prüfung  mit  Fl,  Gig  und  SO4 
Hs,  noch  im  aetherischen  Auszug  irgend  eine  auf  Salicin- 
derivate  deutende  Reaction  gibt.  Nachmittags  2  Uhr  des- 
selben Tages  296  G.G.  Harn  von  saurer  Rsaction  1028 
sp.  G.  und  ganz  demselben  Verhalten  wie  der  Morgen- 
ham.  Am  8.  Tage  früh  nur  46  G.G.  Harn  und  gegen  12 
Uhr  278  G.G.  sauren  Harn  von  1026  sp.  G.  Auch  diese 
Portionen  zeigen  im  Aetherauszüge  keine  Spur  von  Sali- 
cinzerlegnng.  Nun  erhalt  derselbe  Hund  Morgens  ]  2  Uhr 
per  08  2,5  Gr.  reines  Salicin  in  Fleischboli  und  gegen 
Abend  desselben  Tages  nochmals  dieselbe  Dosis.  Erst 
am  nächsten  Morgen  (4.  Tag)  früh  8  Uhr  16  M.  läßt  er 
Harn  (162  G^G.  stark  sauer,  von  1026  sp.  G.);  eine  Probe 
auf  weißem  Porzellanteller  ausgebreitet  und  mit  ver- 
dünntem möglichst  neutralem  Eisenchlorid  versetzt,  gibt 
außer  dem  unvermeidlichen  Niederschlag  eine  schwach 
violette  Färbung;  der  übrige  Harn  gibt  im  ^^^k^T^'a^Txy^ 
mögUobat  intemive  Salicjlreaction.     üacbmilVAL^  ^  X^'^ 


236 

45  M.  die  zweite  Hamsecretion  (228  G.G.  saaer,  1028  Bp. 
G.)  eine  Probe  mit  verdünntem  Eiienohlorid  venetit 
wird  sofort  dankeWeilchenblaa. 

8.  Ein  nur  mit  Fleisch  und  Milch  gefutterter  Hand 
erhält  Morgens  9  Uhr  45  M.  8  Grm.  reines  Salicin  in 
Fleischboli;  läßt  4  Uhr  46  M.  den  ersten  Harn.  (448 
G.G.  sauer.  1016  sp.  G.),  er  wird  mit  angesäuertem  Aether 
geschüttelt;  eine  kleine  Probe  des  Aethers  Yerdnnstet, 
der  Rückstand  färbt  sich  mit  Fe^Gl,  intensiv  blan;  der 
übrige  Aether  aufgehoben  und  der  Harn  wiederholt  mit 
neuen  Aethermengen  geschüttelt  bis  eine  Probe  idofat 
mehr  gebläut  wird.  Nachmittags  erhält  der  Hand  wieder 
3  Grm.  reines  Salicin.  In  der  nächsten  Nacht  l&Bt  der 
Hund  viel  Harn,  (1180  G.G.  sauer.  1018  sp.  G.)  er  wird 
wie  der  gestrige  mit  angesäuertem  Aether  vollständig 
ausgeschüttelt,  der  Aether  mit  dem  gestrigen  vereinigt. 
In  gleicher  Weise  wird  am  8.  4.  und  6.  YerBuchstage 
verfahren  und  weiter  kein  Harn  gesammelt.  Die  verei- 
nigten Aethermengen  werden  mitAq.  destill.  verBetstund 
nun  bei  gelinder  Wärme  der  Aether  abdestillirt.  Eine 
kleine  Probe  des  wässerigen  Rückstandes  wird  dnrdi 
Eisenchlorid  tief  dankelblau,  eine  andere  naoh  vorsich- 
tigem Eintrocknen  durch  cono.  Schwefelsäure  charaoteri- 
stisch  rosenroth.  Der  ganze  wässerige  Rückstand  wird 
in  kleinem  Kolben  ans  dem  allmälig  erhitzten  Oelbad 
weiter  destillirt.  Bei  etwa  180—182^  G.  sieht  man  mit 
den  Wasserdämpfen  (der  Kühler  ist  von  Qlas)  oeliffe 
Tropfen  übergehen;  das  Destillat  in  neuer  Vorlage  ist 
leicht  getrübt,  riecht  characteristisch  nach  bitteren  Man- 
deln ;  eine  Probe  wird  durch  Eisenchlorid  intensiv  violett- 
blau. Der  Hund  hatte  also  jedenfialls  das  Salicin  ge- 
spalten, im  Aetherauszug  des  Harns  sind  Saligenin  und 
Salicylige  Säure  constatirt ;  nach  Salloylsänre  wurde  niefai 
gesucht. 

Ans  diesen  Yersachen  ergiebt  sich,*  daft  im 
Hundeblut,  wie  auch  Falk  und  Scheffer  an- 
nehmen, Salicin  gar  nicht  oder  so  gut  wie  nicht 
zerlegt  wird,  daß  dagegen  der  Hand,  wenn  er 
Salicin  innerlich  in  Substanz  erhält,  das  Salicin 
umsetzt  und  Salicin derivate  mit  dem  Harn  aus- 
scheidet. Wie  der  Hund  verhält  sich  auch  die 
Katze.  Ich  kann  hinzufügen^  daß  auch  fieisch- 
fresseude    Vögel,   ^KräViörL)  ^ÄiÄSL^  '^%ä  ^-^osv^^sc^. 


m 

ioAerlicb  beigebracht  wird^  zersetzen^  Köfner- 
'firisser,  (Tanben  and  Hübner)  zersetzen  es  ra- 
seher  imd  selbst  dann  wenn  es  ihnen  subcutan 
injieitt  wird. 

Im  Gegensatz  hierzu  stehen  die  Schlnßfol- 
gernngen  yon  Scheffer.  Nach  »einen  Yer- 
suchen  wird  dicht  nnr  im  Blute,  son- 
dern aueb  im  Körper  des  Hundes  so  gut 
wie  kein  Salioin  zerlegt.  Im  Darm  und 
IfagtfU  wird  e»  weder  verändert  noch  zersetzt, 
sottfllerft  ans  den  ersten  Wegen  unverändert  in 
doa  BI»t  übergeführt.  Der  Beobachtung  von 
Staedeler^  daß  Salicis  durch  Speichel  zersetzt 
wird  5  m)1  heine  physiologische  Bedeutung  zu- 
koHtmen;«  weil  nach  Control versuchen  von  Prof. 
Failb  Spiekhel  (außer Ilalb  des  Körpers)  erst  nach 
128tünd%ev  Digestion  Salicin  in  Spuren  zersetzt 
and  weil  anderseits  schon  90-45  Minu'ten  naeh 
den  Eintiebmeii  des  Sttliein  Zersetznngsproduete 
im  HajTB  deis^  Menschen  nachweisbar  sind.  Eben- 
sowenig noll  dem  Magensaft,  der  Galle  und  dem 
paBereotidchen  Saft  ein  zersetzender  Einfluß  auf 
das  in  die  ersten  Wege  gebrachte  Salicin  zu- 
kommen. Sehe  ff  er  spritzte  eine  Lösung  von 
Sadicifi  dart^h  den  After  in  den  Darm  des  Menschen 
und  fand  danaeh  im  Urin  dieself)en  Stoffe  wi^ 
nach  der  Einlührung  in  den  Magen.  Dies  wäre 
naeh  seiner  Auffassung  unmöglich,  wenn  der 
Magensaft  oder  die  Galle  oder  der  pancreatische 
Saft  einen  besonderen  Einfluß  auf  das  Salicin 
aosfibten«  Auch  die  Sehleimhaut  des»  Darms 
darf  nach  8 eh eff  er  nicht  als  Zersetzungsmittel 
des  Saiicine  angesehen  wei^den^  weil  eine  von  ihm 
in  das  Reclüm  injicirte  und  nach  Va-^l  Stunde 
wieder  eivtleerte  Saliciulösung  keine  Zei'-setzungs-' 
pvodncte  enthielt.  Hierdurch  glaftiibt  Scheffer 
constaiirt  zu  bwben^   daß  itt  den  et^\)^\i  ^  ^^^"^ 


238 

des  Handes  Salicin  anzersetzi  bleibt  imd  schlieBen 
zu   dürfen,    daß  es  in   den   ersten  Wegen  des' 
Menschen  aach  nicht  zerlegt  wird.     S.  34.  L  c 
Noch   ein   Experiment    muß   ich    erwähnen, 
mit   welchem   Sehe  ff  er  den   ziemlich  raschen 
Uebergang    einer  Salicinlosnng  ans  den  ersten 
Wegen  ins  Blnt  darthnt,   wen   anch  dieses  als 
Beweis  gegen  jede  Zersetzung  des  Salicin  in  den 
ersten  Wegen  gedeutet  werden  könnte.     »Ein 
Hund,   dem  4  Grm.  Salicin  in  wäßriger  Losong 
in  den  Magen  gespritzt  waren,  wurde  3  Standen 
später  geschlachtet  und  secirt.    Magen  und  Dünn- 
darm  dieses  Thieres   waren  so  gut  wie  ausge- 
waschen, weder  von  Salicin  noch  von  Zersetzungs- 
producten   war  in  den  ersten  Wegen  eine  Spur 
zu  finden  €.    Da  der  leere  Magen  und  Darm  niditB 
mehr  enthielten   und   in  diesem  Versuche  keine 
Untersuchung  des  Harns   vorliegt,   vermuthlich 
weil  der  Hund  innerhalb  der   3  Stunden  nach 
der   Injection   Harn    weder   se-   noch   excemirt 
hatte,  so  kann  dieses  Experiment  als  stringenter 
Beweis  gegen   die  Möglichkeit  einer  Zersetzung 
des  Salicins    in  den   ersten  Wegen   des  Hundes 
ebenso  wenig  augesehen  werden   wie  die  vorher 
angeführten.      Denn    wenn    auch  außerhalb  des 
Körpers   der  Speichel   erst  in   12   Stunden   das 
Salicin  zersetzt,  so  folgt  daraus  nicht,  daß  inner- 
halb  des   Organismus   der  Proceß   ebenso   träge 
verläuft.      Treten  nach  der  Injection  einer  Sali- 
cinlösung  in  das  Rectum   Spaltungsproducte  im 
Harn  ai>f,  so  spricht  das  nur  dafür,  daß  die  Zer- 
setzung auch  ohne  Mitwirkung   des  Dünndarm- 
und  Pancreassecrets  erfolgen  kann.     Der  Befund, 
daß   die  Salicinlösung ,  welche  eine  längere  Zeit 
in  dem  Rectum  verweilt   hat,   keine  Spaltungs- 
producte enthält,  macht  es  allerdings  wahrschein- 
Jich^    daß  die  Secrete  der  ^^Wxci-^0G\<Q^\!Es2cfi»s^ 


289 

keine  Zersetzung  veranlassen,  obwohl  nicht  über- 
sehen werden  darf,  daß  etwa  entstandene  Zer- 
setzungen rasch  resorbirt  werden  und  deßhalb 
ans  der  Salicinlösnng  verschwinden  können. 

Es  läßt  sich  direct  beweisen,  daß 
das  Salicin,  wenn  es  bei  Hunden  und 
Katzen  in  die  obere  Hälfte  des  Dünn- 
darms gelftngty  hier  schon  eine  theil- 
weise  Zersetzung  erfährt. 

Zum  Belege  führe  ich  einige  an  Katzen  an- 
gestellte Versuche  an,  die  alle  an  Hunden  mit 
gleichem  Erfolge  wiederholt  worden  sind. 

1.  Eiiner  Katze  wird  1  Uhr  80  M.  1  Grm.  reines  Sa- 
Hein  m  Wasser  gelöst  in  den  Magen  gespritzt.  Weil  bei 
anderen  Katzen  eine  solche  Injection  bisweilen  emetisch 
gewirkt  hatte,  wird  der  Oesophagus  unterbunden  und  in 
den  oberen  Theü  desselben  eine  Canüle  eingelegt,  um 
den  verschlnokten  Speichel  aus  der  Wunde  abzuleiten. 
8  Uhr  15  M.  das  Thier  getödtet.  Der  Harn  aus  der  ge- 
füllten Blase  wird  durch  Eisenohlorid  sofort  violettblau. 
Der  Danndarm  am  Fylorus,  vor  der  Einmündung  in  den 
Dickdarm  und  ungefähr  in  der  Mitte  doppelt  unterbunden. 
Der  Inhalt  beider  unterbundenen  Theile  in  je  ein  Becher- 
fflM  mit  Aqua  destillat.  von  87,6^  G  ausgespült  und  mit 
Aether  ausgeschüttelt.  Das  Extract  der  unteren  Dünn- 
darmhälfbe  ohne  jede  Spur  von  Salicinderivaten ,  das  der 
oberen  Hälfte  wird  in  einer  ersten  Probe  durch  Eisen- 
chlorid blau,  in  einer  zweiten  durch  conc.  Schwefelsäure 
rosenroth,  enthält  also  jedenfalls  ein  Spaltungsproduct, 
wahrscheinlich  das  in  Aether  lösliche  durch  die  beiden 
Reaotionen  gekennzeichnete  Saligenin. 

2.  Einer  Katze  wird  1  Ubr  30  M.  durch  eine  Oeffnung 
in  der  Linea  alba  der  Dünndarm  unterhalb  des  Pylorus 
und  oberhalb  der  Yalv.  Bauhini  unterbunden  und  in  den 
Darm  0,5  reines  Salicin  in  10  G.G.  Wasser  gelöst  mittelst 
feiner  Stechkanüle  injioirt  und  die  Bauchwunde  geschlossen. 
8  Uhr  80  M.  das  Thier  getödtet,  der  Dünndarm  auch  in 
der  Mitte  unterbunden  und  beide  Theile  wie  vorher  be- 
handelt.   Resultat  dasselbe  wie  im  1.  Experiment. 

8.  Eine  seit  8  Tagen  wie  die  beiden  vorigen  Thi»t^ 
Dar  mit  Fleisch  und  Milch   gefutterte  Kati«  ^  \ge\Jb^\»^\.^ 

20* 


340 

Der  Dünndarm  in  der  Mitte  unterbunden,  etwas  xmiBh 
halb  des  Pylorus  eine  waBrige  Löanng  von  0,6  reinen  8i- 
licin  injicirt  u.  der  Darm  dicht  unterhalb  des  Eimtiehi 
unterbunden.  Das  unterbundene  Darmstuck  in  dner 
0,5  ^/o  reinen  Kochtalslösung  eine  Stunde  lang  bei  87,5*  C 
digerirt,  dann  der  Inhalt  nach  dem  Erkalten  mit  mög- 
lichst wasserfreiem  Aether  ausgeschüttelt.  Der  Aetho^ 
rückstand  wird  durch  Eisenchlorid  blau  und  mit  oonc 
Schwefelsäure  roth. 

Nach  diesen  Versuchen  kann  es  keinem  Zwei- 
fel unterliegen ,  daß  das  Salicin  in  der  oberen 
Hälfte  des  Dünndarms  zersetzt  wird.  Höchst 
wahrscheinlich  erfolgt  diese  Umsetzung  unter 
dem  Einfluß  der  in  diesen  Darmabschnitt  sieh 
ergießenden  Drüsensecrete ,  obgleich  auch  noch 
andere  Agentien  die  Zersetzung  b^^nstigen 
können.  Wäßrige  Salicinlösungen  zerlegen  sich 
an  der  Luft,  wie  Moitessier  gefunden  hat, 
unter  dem  Einfluß  von  Schimmelpilzen ,  nnter 
dem  Einfluß  von  Bierhefe  bei  Gegenwart  von 
Natrium bicarbonat,  wie  Ranke  beobachtet  hai 
Wir  haben  die  Zersetzung  auch  ohne  Natrium- 
salz eintreten  gesehen. 

In  eine  reine  Va  Stunde  in  Siedhilze  erhaltene»  dann 
auf  ihre  Reinheit  geprüfte  Salioinlösung  wurde  g:at  ge- 
waschene Bierhefe  gebracht  und  das  Kölbohen  mit  BaiUD- 
wolle  die  auf  110^  erhitzt  war  verschlossen.  Si^on  nach 
12  Tagen  war  Saligenin  und  Zucker  gebildet. 

Außerdem  bewirken  aber  auch  BacterieUi 
wenn  sie  unter  gleichen  Cautelen  zu  einer  Sali- 
cinlösung  gebracht  werden,  schon  nach  10  Tagen 
die  Spaltung  in  Saligenin  und  Zucker.  —  Wyg' 
lieber  Weise  begünstigen  die  im  Darme  nie  feh- 
lenden Bacterien  die  Spaltung  des  Salicin.  Daß 
sie  allein  aber  in  so  kurzer  Zeit  die  Zersetzung 
nicht  bewirken,  geht  aus  dem  oben  bereits  ange- 
führten Verhalten  des  Salicin  im  unteren  Dünn- 
darm hervor  und  wird  durch  das  folgende  öfter 
wiederholte  Experiment  bekräftigt. 


241 

Eine  5  ^/g  Salioinlösangf  in  die  untere  Hälfte  des  an- 
terbandenen  Dfinndarms  eines  lebenden  Handes  gespritzt 
und  naoh  2  Standen  entleert,  zeigt  nur  anverandertes 
Sttlifsin. 

Nicht  nur  Warmblüter,  sondern  auch  Kalt* 
blüier  zerlegen  das  ihnen  applicirte  reine 
Salicin.  Durch  wiederholte  Versuche  habe 
ich  mich  überzeugt,  daß  Frösche  und  Kröten, 
nachdem  ihnen  Salicin  in  wäßriger  Lösung  unter 
die  Bückenhaut  gespritzt  ist,  innerhalb  24  Stun- 
den ein  mit  Eisenchlorid  sich  blau  färbendes 
Spaltungsproduct  mit  dem  Harn  in  das  sie  um- 
gebendie  Wasser  secerniren.  Da  namentlich 
Frdsche,  wie  bekannt,  die  Elxstirpation  der  gro- 
Ben  ünterleibsdrüsen  ertragen  und  auch  Tage 
lang  ohne  Athmung  leben,  wünschte  ich  festzu- 
stellen, ob  die  Thiere  auch  unter  solchen  künst- 
lich gesetzten  Bedingungen  Saliciu  zerlegen  und 
yeranlaßte  deßhalbHerm  W  ul fsber g  zu  nach- 
stehenden Versuchen,  die  im  Winter  IS'*/??  aus- 
geführt wurden. 

1.  Goraresirten  Fröschen  wird  reines  Salicin  in  wäß- 
riger Lösang  anter  die  Rückenhaat  gespritzt,  die  Thiere 
BorgHUtig  in  feuchter  Kammer  erhalten  and  nach  zwei 
Tagen  getödtet,  fein  zerkleinert  nnd  mit  Aether  aasge- 
schfitielt  Der  Aetherrüokstand  wird  darch  Eisen- 
chlorid-bkn. 

2.  Einer  gröBeren  Anzahl  von  Fröschen  (21)  wird 
Salicin  wie  vorher  applicirt.  Jedes  Thier  in  ein  hohes 
CyHnderffhs  mit  etwas  Aq.  destill,  gebracht  und  nach 
24  Standen  das  Wasser  mit  Aether  eztrahirt.  Aether- 
rfickstand  wird  darch  Eisenchlorid  lohn  and  dnrch  conc. 
SohwefeUure  roth. 

8.  Salioin  (0,5  in  15  OC.  Kochsalzlösung  von  0,5%) 
mit  frischem  Froschblate  versetzt,  gibt  naoh  24  Standen 
SB  Aether  kein  Spaltangsprodnct  ab. 

Ebenso  verhalt  sich  eine  w&Brige  Salioinlösang  gegen 

Blat. 

4.  Eine  gleiohe  Salieinlösang  mit  frischen  H&nten 
von  Frösohen  hingestellt.  Nach  24  Standen  das  Wasser 
wie  vorher  behandelt.    Aethereztract  ohne  Reaotion. 


242 

5.  Eine  gleiche  Salioinlösang  za  Wasser  gssstit, 
worin  Frösobe  längere  Zeit  gelebt  hatten.  Nach  84 
Standen  enthält  dasselbe  kein  SalicinspaltimgBprodQeti 

6.  Sechs  männliche  Frösche  enüebert  und  Mittags 
12  Uhr  am  29./11.  76  jedem  sabcntan  0,023  reines  8i- 
licin  in  wäßriger  Lösung  unter  die  Rüokenhaiit  gesuritil 
und  idle  in  Wasser  gesetzt:  nach  24  Standen  wird  der 
Aethorauszuff  des  Wassers  durch  Eisenchlorid  blao.  Am 
80./11.  erhalten  die  Thiere  wieder  0,022  Salioin  und  84 
Stunden  später  verhalt  sich  das  erneute  Wasser  wie  du 
erste.  Am  2./12.  wurden  die  Thiere  decapitirt.  Die 
Section  zeigt  bei  allen  vollständig  gelungene  EzstirpatioD 
der  Leber. 

7.  Dasselbe  Experiment  an  8  männlichen  FrSsehtti 
am  6./ 12.  wiederholt,  nur  mit  dem  Unterschied,  daB  das 
Wasser  die  ersten  8  Tage  jedesmal  erneuert  nnd  jeden 
Tag  jedem  Thier  0,29  Salioin  injicirt  wird.  Vom  8«  bii 
6.  Tage  wird  das  Wasser  nicht  erneuert,  dasselbe  wird 
dann  am  6.  Tage  bei  directem  Zusatz  von  EüsenoUerid 
violettblau.  —  Bei  der  Seotion  zeigten  melurere  Thiere 
die  Harnblase  gefüllt,  deren  Inhalt  durch  Eisenohlorid 
gebläut  wurde. 

8.  Gontrolversuch :  8  Frösche  mit  Salieiniirjeetien 
versehen  und  in  Wasser  gesetzt.  Eine  Ptobe  des  Was« 
ser  nach  24  Stunden  zeigt  nur  im  Aethereztraot  Blau- 
färbung ;  eine  zweite  nach  48  Stunden  desgleidien.  Nach 
72  Stunden  wird  das  Wasser  auf  dkecten  Zosats  von 
Eisenchlorid  gebläut. 

9.  Acht  Frösche  gen.  maso.  entniert  und  mit  Salioin* 
lösung  versehen.  28./12.  —  Jeden  Tag  wird  die  Kin- 
spiritzung  wiederholt  und  das  umgebende  Wasser  mit 
Aether  ausgezogen.  Es  zeigt  während  des  gansen  Yec^ 
suches  niemals  eine  Reaction  auf  Eisenohlorid.  Am  2» 
Januar  sind  8  Thiere  todt.  Sie  zeigen  starkes  Anasarea, 
welches  durch  conc.  Schwefelsäure  roth  und  doreh  Ei- 
senchlorid nicht  gebläut  wird.  Die  todten  Thiere  wer- 
den fein  zerkleinert  und  mit  Aether  extrahirt,  der  Aether 
ooDservirt.  Am  8./1-  stirbt  wieder  ein  Thier,  dessen  Ansr 
sarca  dasselbe  Verhalten  zeigt.  Dcnr  Aetheraussng  wird 
mit  dem  gestrigen  vereinigt.  Am  4«  starben  die  beiden 
letzten  Thiere.  Die  Anasarcaflüssigkeit  wird  durch  Ei- 
senohlorid ganz  schwach  blau  und  mit  oono.  Sohwefel- 
säure  roth.  Der  Aetherauszug  der  Thiere  wird  mit  den 
beiden  früheren  vereinigt,   der  Aether  der  freiwilligen 


243 

Verdanfitong  überlassen,  der  Rückstand  in  Wasser  aufge- 
nommen, weil  sehr  trübe,  filtrirt  und  das  Filtrat  noch- 
mala  mit  Aether  ausgeschüttelt.  Der  jetzt  erhaltene 
Bückstand  wird  durch  Elisenchlorid  blau.  —  Diese 
Frösche  hatten  in  6—7  Tagen  etwas  Salicin  zerspalten, 
w&hrend  bei  normalen  Thieren  schon  in  24  Stunden 
die  Zerlegung  im  Gange  ist  und  mit  jedem  Tage  mehr 
SiEklicinderiYate  durch  den  E[am  excemirt  wird.  Bei 
entnierten  Thieren  enthielt  das  umgebende  Wasser 
niemals  ein  Spaltungsproduct ,  es  wird  also  die  Zerle- 
gung höchst  wahrscheinlich  nicht  durch  die  Hautdrüsen 
besorgt. 

Bei  Fröschen  wird  Salicin  nach  subcutaner 
Injection  zerlegt;  ziemlich  rasch,  wenn  die  Thiere 
normal,  ebenso  rasch  wenn  die  Thiere  ohne  Le- 
ber existiren,  dagegen  sehr  langsam  und  spär- 
lich wenn  die  Nieren  entfernt  sind.  Versuche, 
welche  an  entleberten  und  zugleich  entnierten 
Thieren  angestellt  wurden,  gaben  kein  entschei- 
dendes Resultat,  weil  die  Thiere  schon  am  er- 
sten Tage  zu  Grunde  gingen.  —  Entmilzte 
Frosche  verhalten  sich  wie  entleberte.  Gleich- 
sseitige  Exstirpation  von  Leber  und  Milz  wurde 
nnr  24  Stunden  ertragen  und  Thiere,  die  dieser 
Operation  unterzogen  worden  waren,  zersetzten 
Salicin. 

Nach  allen  bisher  mitgetheilten  .  Versuchen 
erfährt  das  Salicin  eine  Zersetzung  im  Körper 
▼on  Gamivoren,  Hunden  und  Katzen,  wenn  es 
intern  applicirt  wird ,  während  die  Umsetzung 
nach  directer  Injection  in  das  Blut  sehr  spärlich 
oder  gar  nicht  zu  Stande  kommt.  Nach  subcu- 
taner Injection  von  Salicin  (0,5  —  1,0)  ist  sie 
bei  Hunden  und  Katzen  gleichfalls  fast  null, 
vielleicht  weil  hier  das  Salicin  vollständig  zur 
Rildung  der  von  Baum  an n  im  Harn  nachge- 
wiesenen gepaarten  schwefelsauren  Salze  ver- 
wandt wird.  Bei  Fröschen  dagegen  wird  sub- 
cutan applicirtes  Salicin  zersetzt,  allerdings  viel 


244 

langsamer  als  bei  Warmblütern ,  aber  es  wiri 
zersetzt  selbst  dann,  wenn  die  Respiration  si- 
stirt,  wenn  die  Leber  nnd  die  Milz  exstirpirt 
sind.  Nur  sehr  spärlich  tritt  ZersetfsnQg  fjn, 
wenn  die  beiden  Nieren  entferqt  sind.  DftA  W 
letzteren  Falle  die  Operation  an  sieh  keiat 
Schuld  an  der  Hemmung  tragt,  bewies  das  Ver- 
halten zahlreicher,  kastrirter  Frößche* 

Von  der  Ueberlegnng  außgehendy  4^  Yid- 
leicht  die  Niere  eine  besondere  Bolle  bfii '  im 
Zersetzung  des  Salioins  im  Blute  der  HarUroren 
spiele ;  haben  wir  Durchströmupgen  von  Nisrea 
frisch  getödteter  Ziegenlämmer  mit  defibrlnivtaa 
salicinhaltigem ,  beständig  auf  37,5^  arhalieneai 
Blute  wiederholt  angestellt  und  bis  10  Siandra 
lang  im  Gange  erhalten.  In  dem  dnroh  dea 
Ureter  entleerten  Harn  haben  wir  niemals  ein 
Spaltungsproduct  des  Saliein  naehweisen  kSa* 
nen.  Ebenso  fielen  gleich  lang  fortgesetite 
Durchströmungen  von  Katzen-  und  Hundenierea 
mit  saligeninhaltigem ,  defibrinirtem  und  auf 
37,5o  erhaltenem  Hunde-  und  Katzenblut  yolU 
ständig  negatiy  aus.  Die  Stunden  lang  dnrcJif 
strömten  Nieren  zeigten  unter  dem  MiorQaaop 
ganz  normales  Verhalten.  Der  zu  diesen  Dorcb- 
strömiingen  benutzte  Apparat  ist  aus  der  beir 
liegenden  Zeichnung  hinreichend  veratändlieb. 
(Siebe  am  SchluB). 

Die  Zersetzung  des  Saliein  im  Blute  lebender 
Herbivoren  und  die  Oxydation  des  Saligeidn  im 
Blute  der  CarniiiK)jen  kann  nicht  allein  bedingt 
sein  durch  die  Function  der  Blutk&rperchea. 
Es  muß  jedenfalls  noch  etwas  dazn  kommen. 
Der  herkömmlichen  Meinung  nach*,  soll  der 
active  Sauerstoff  des  Blutes  das  Sa]ioin  im  Blute 
von  Thier  und  Mensch  höher  oxydiren.  Be^ 
weise  für  die  Bichtigkeit  dieser  Hypothese  fek* 


245 

len  g&nzlieh.  Gorup  Besanez  hat  Yersnche 
mitgetheilt^  nach  welchen  das  Salicin  außerhalb 
des  Körpers  der  Wochen  lang  fortgesetzten  Ein- 
wirkung des  Ozon  vollständig  widersteht.  Wir 
haben  ähnliche  VQrßU.Qhß  mit  gleichem  Resultate 
wiederholt.  Glücklicher  dagegen  waren  wir  bei 
der  Behandlnng  von  Saligenin  mit  Ozon.  Das 
von  uns  beobachtete  Verfahren  ist  folgendes. 

In  einen  kleinen  beständig  in  Bewegung  er- 
haltenen Kolben  ,  der  mit  reinem  Salicin  nnd 
Peiroleumäther  (worin  ersteres  unlöslich)  be- 
sehickt  ist,  wird  Ozon  geleitet.  Das  Ozon  wurde 
in  emer  Babo* sehen  Röhre  ^),  die  Herr  Hofrath 
Meiiner  die  große  Güte  hatte  mir  anzufer- 
tigen u.  durch  welche  trockner,  reiner  Sauerstoff 
s^ch,  mittelst  eines  Funkeninductors  und  2 
6rove*8  entwickelt.  Nach  Tsttindiger  Einwir- 
kung d^s  Omn  wurden  die  blendend  weißen  Sa- 
ligeninplättchen  an  den  Rändern  gelb  und  gelbe 
Tropfen  setzten  sich  an  den  Wänden  ab.  Diese 
Tropfen  reagirten  sauer.  Nun  wurde  der  Pe- 
troleumäther  durch  dest.  Wasser  ersetzt  und  der 
Inhalt  der  Destillation  unterworfen.  Das  trübe 
Destillat  rooh  characteristiseh  nach  salieyliger 
Sisare  und  wurde  durch  Eisenchlorid  gebläut. 
BShere  Oxvdationsstufen  wurden  auch  durch 
fortgesetzte  Einwirkung  von  Ozon  nicht  ge- 
wonnen. 

1)  G«  M eissnsp,   üntersachimgen  über  den  Saqer- 
(FQrtsetzung  in  der  JIuiRtmer  ft). 


Heber  dae  Yerhältnifi  der  linken  Intei- 
costalreDen  zar  Vena  aEygoa. 

Von 

'Dr.  A.  V,  Bninn. 

Vorgelegt  von  J.  Heole. 

Das  Verhältniß  der  Vena  az^os  xur  V.  he- 
miazygos  und  den  daa  Blat  der  linken  obenn 
Interco&talränme  anfnehmenden  Venen  i>t  einer 
von  den  Pnncten,  über  welche  die  Angaben  dn 
Handbücher  am  meisten  anaeinandergehen ,  so- 
wohl in  Bezog  anf  die  Zahl  der  anfier  der  Hb- 
miazygoa  von  linke  her  in  die  Azygos  ttetendm 
Venen,  wie  über  die  Verein^nngsstelle  der  bei* 
den  Hanptatämme. 

So  giebt  Bock  an ,  die  Hemiazf  gos  gehe  bii 
znm  7.  oder  8.  Bmatwirbel  und  mände  hier  in 
die  Azygos;  bisweilen  trete  sie  mit  2  Zweien 
ein,  immer  aber  sei  sie  darch  kleine  hinter  der 
Aorta  hin  weglaufende  Commnnieationsgänge  mit 
ihr  Terbnnden.  Von  den  übrigen  linken  Inter- 
costalrenen  treten  die  mittleren  häufig  m  einem 
Stamm  zosammeD,  der  zur  Azygoe  herabsteige, 
die  obersten  geben  in  die  Y.  intercost.  prima 
nnd  diese  in  die  Subclavia.  HyrtI  stellt  als 
Begel  auf,  daß  die  Hemiazygos  bis  zum  7- 
oder  S.  Bmatwirbel  aufsteige  nnd  dort  in  die 
Azygos  gehe,  «owie  daß  die  ob 
rippenvenen  sieh  zn  einem 
mündenden  Stamm  vereinir;^ 

Rüdinger  läflt  die  be' 
vor  dem  8.  Brustwirbt' 
oberen  Intercostalvp 
fließen    nnd   die    ' 
auonyma  gefae* 


247 

Auch  Luschka  nennt  den  8.  Brustwirbel  als 
Mündangsstelle  der  Hemiazygos  und  sagt,  die 
oberen  Intercostalvenen  sammelten  sich  zu  einem 
bald  dicht  über  der  Hemiazygos  in  die  Azygos 
gehenden,  bald  mit  eraterer  sich  yerbindenden 
Stammchen. 

Vor  dem  8.  —  9.  Brustwirbel  läßt  Krause, 
vor  dem  7. — 9.  Hollstein,  vor  dem  7. — 10.  Hoff- 
mann die  Vereinigung  erfolgen.  Bezüglich  der 
übrigen  linken  Venen  giebt  Hollstein  die  Ver- 
einigung zu  einer  Hemiazygos  sup.  oder  access. 
als  Begel  an  und  hält  er  das  Vorkommen  von 
zwischen  eigentlicher  und  accessorischer  Hemia- 
zygos direct.in  die  Azygos  eintretenden  Venen 
für  Ausnahme,  während  die  beiden  anderen 
1 — 3  isolirt  eintretende  Intercostalvenen  für 
die  Norm  erklären. 

Nach  Henle  ist  die  Zahl  der  Verbindungs- 
zweige verschieden.  Selten  ist  es  ein  einziger, 
gegen  den  sich  der  Strom  im  unteren  Theil  der 
V.  hemiazygos  aufwärts ,  im  oberen  abwärts 
wendet;  häufiger  sind  es  zwei,  zwischen  wel- 
chen dann  die  Gontinuität  des  Stammes  aufge- 
hoben zu  sein  pflegt,  so  daß  derselbe  in  ein 
unteres  Stück,  die  eigentliche  V.  hemiazygos 
und  ein  oberes ,  V.  hemiaz.  access. ,  zerföllt. 
Nicht  minder  häufig  schaltet  sich  zwischen  die 
eigentliche  und  die  accessorische  V.  hemiaz.  ein 
drittes  transversales  Stämmchen  ein,  zu  welchem 
zwei  oder  drei  Vv.  intercostales  zusammentreten« 

Es  fehlt  also  offenbar  an  Material,  um  aus 
den  vielen  Variationen,  welche  dieses  Verhält- 
niA  darbietet,  dasjenige  herauszufinden,  welches 
die  Begel  bildet 

Mein  Material  sind  bisher  auch  nur  54  Fälle ; 
dasselbe  hat  aber  bezüglich  der  Vereinigungs- 
stelle der  beiden  Hauptstämme  ein  Resultat  er- 


248 

geben,  welches  mit  den < meisten  Angaben  niobt 
übereinstimmt  and  am  deft willen  leb  scbon  dieee 
wenigen  Fälle  veröffentlicbe. 

Wie  za  erwarten,  zeigte  sich  nan  znnäebsk 
eine  große  Variabilität  der  Zahl  der  Yon  links 
in  die  V.  azygos  mündenden  Venen.  Es  fttndea 
sich  deren  1  bis  5,  nämlich : 

18mal  2, 
14mal  3, 
12mal  4, 
ömal  1, 
4mal  5, 
sodaß  man  wohl  mit  Henle  2 — 8  Verbindungen 
als  das  Hänfigste  ansehen    maß.    JedenfiJb  i^t 
das    von    Hyrtl   als   Regel    angenommene   Ver* 
hältniß  die  Aasnahme ;  ich  fand  in  nur  6  Fällen 
einen   einzigen  Zaflaß   von  links,    unter  ihnen 
sind  noch  zwei,  die  Yon  Hjrtls  Norm  abweichen, 
indem   hier   einmal  die  5 ,   das  andremal  90gar 
die  8  obersten  Intercostalvenen   sich   sn   einem 
aufwärts  gehenden    and  direet  in  die  Snbelavia 
mündenden  Stamme  sammeln. 

Unter  den  18  Fällen,  in  denen  swei  ¥on 
links  her  kommende  Venen  in  die  V.  azygos 
münden,  sind  9,  bei  denen  die  eigentliche  luid 
accessorische  Hemiazygos  getrennt  sind  und  dicht 
über  einander  in  die  Azygos  sich  ergießen,  die 
erstere  die  unteren ,  die  letztere  die  oberen  In* 
tercostalvenen  aafnehmend.  In  den  meisten  (6) 
Fällen  anastomosirte  die  V.  hemiaz.  acc.  durch 
die  V.  intercost.  sapr.  mit  der  V.  sabclavia,  in 
den  übrigen  ist  diese  Anastomose  nicht  vorban«- 
den;  indem  das  Blnt  der  2  —  3  obersten  Zwi- 
schenrippenräame  sich  zu  einem  besondere 
Stämmchen,  V.  intercost.  snpr.,  sammelt. 

In  den  9  anderen  Fällen  dieser  Abtheilnng 
finden  sich  zwei  parallele,  die  Brusthöhle  dnrob^ 


249 

messende  Stämme,  die  durch  zwei  Anastomoseu 
yerbunden  sind,  Fälle,  in  denen  also  das  bis 
zur  unteren  Communication  reichende  Stück  der 
eigentlichen,  das  oberhalb  der  oberen  gelegene 
der  accessorischen  Y.  hemiaz.  gleichzusetzen  ist. 
Yen  diesen  Fällen  hat  einer  das  Besondere,  daß 
die  beiden  Anastomosen  die  Aorta  ringförmig 
umfassen,  indem  die  eine  vor,  die  andere  hinter 
derselben  verläuft,  während  ja  sonst  alle  hinter 
der  Aorta,  liegen.  Anzusehen  ist  ein  solches 
Yorkommen,  dessen  auch  Luschka  gedenkt,  wohl 
als  eine  bedeutende  Erweiterung  einer  der  stets 
T(Miiaiidenen  Gommunicationen  zwischen  den  aus 
der  Aorteawand  kommenden  und  in  die  Y.  azy- 
g06  und  hemiaz.  gebenden  Yenen. 

Die  14  Individuen,  deren  V.  azygos  drei  Zu- 
flüsse von  Links  erhält,  zerfallen  in  mehrere 
Katdgarieen.  9mal  findet  sich  das  von  Henle 
als  sehr. häufig  angegebene  Yerhältniß,  daß  sich 
zwischen  die  getrennt  mündenden  Yv.  hemiaz. 
und  hemiaz.  access.  ein  besonderes  Stämmchen 
einschaltet,  welches  das  Blut  aus  1  —  3  Inter- 
costairäumen  sammelt;  auch  in  dreien  von  die- 
sen erreicht  die  Hemiaz.  access.  den  Anschluß 
an  die  Y.  subcl.  nicht  durch  Absonderung  einer 
Intercost.  supr.  In  2  anderen  Fällen  anasto- 
mosirt  der  eingeschaltete  Stamm  mit  der  acces- 
aorisohen,  in  einem  mit  der  eigentlichen  Y.  he- 
nniaai.',  in  2  weiteren  mit  beiden,  sodaß  in  diesen 
letzteren    ebenfalls    zwei .  senkrechte   durch   die 

Sanze   Länge   der  Brusthöhle  gehende   Stämme 
ft  sind. 

Die  12  Leichen  mit  4  und  die  4  mit  5  in 
die  Azygpa  eintretenden  Yenen  zeigen  so  große 
Yerschiedenheiten  des  Yerhaltens,  daß  sie  sich 
nicht  anders  als  einzeln  würden  beschreiben 
lassen  und  zu  ihrer  Classificirung  ^ne  sehr  viel 


250 

größere  Anzahl  von  Fällen  nothig  wäre.  Die 
Vier-  und  Fünfzahl  der  Znflfigse  kommt  ro 
Stande  theils  durch  Einschaltung  zweier  oder 
dreier  Stämmchen  zwischen  Hemiaz.  und  Hemiaz. 
access.,  welche  dann  wieder  unter  einander  und 
mit  den  Hauptstämmen  anastomosiren  können, 
theils  durch  Erweiterung  der  zwischen  der  Y. 
azygos  und  den  beiden  linken  Haoptetämmen 
normal  vorhandenen,  hinter  der  Aorta  gelegenen 
feinen  Verbindungen. 

Bei  Fällen  der  letzten  Arten  kann  es  na- 
türlich schwer  sein,  zu  entscheiden,  welcher  der 
von  Links  kommenden  Yerbindungsäste  die  He- 
miaz., welcher  die  Hemiaz.  access.  sei;  in  zwei- 
felhaften Fällen  habe  ich  stets  die  si&rkste  der 
fraglichen  Communicationen  als  Hemiaz.  oder 
Hemiaz.  access.  aufgefaßt. 

Was  nun  die  Einmündungsstelle  der  Hemiaz. 
in  die  V.  azygos  betri£Fi;,  so  lag  dieselbe: 
vor  dem      6.  Brustwirbel    Imal 

11        11  "•  ^^  1^  11 

11      i>   9/10.  )        „  3  „ 

11       11       10.  „  17  „ 

»      »10/11.  „  4  „ 

i>         11         *■*■•  ii  ^11 

Daraus  geht  hervor,  daß  für  meine  54  Fälle  die 
Angabe ,  vor  dem  7.  oder  8.  Brustwirbel  finde 
in  der  Regel  die  Vereinigung  statt  (Bock,  HyrÜ, 
Luschka ,  Büdiuger) ,  nicht  zutreffend  ist ;  daB 
in  den  meisten  Fällen  die  Vereinigung  vor  dem 
9.  und  10.  Brustwirbel  gelegen  ist. 

Endlich  führe  ich  noch  an,  daß  unter  jenen 

1)  Soll  die  Bandscheibe  zwischen  9.  nnd  10.  Brust- 
wirbel bezeichnen. 


2Ö1 

54  Fällen  iu  8  eine  Y.  hemiaz.  access.  fehlt, 
indem  die  Intercostalvenen  bis  zur  5ten  oder 
noch  tiefer  herab ,  sich  zu  einem  zur  Y.  sub- 
elavia  aufsteigenden  Stamme  sammeln. 

Weitere  Untersuchungen  müssen  über  die 
allgemeine  Gültigkeit  oder  Ungültigkeit  der  an- 
gegebenen Resultate  entscheiden ;  ich  werde 
dieee  Untersuchungen  fortsetzen  und  namentlich 
an  der  Ebnd  größeren  Materials  versuchen,  et- 
waige Einflüsse,  welche  das  Zustandekommen 
der  einen  oder  anderen  Form  begünstigen  kön- 
nen, anfisnfinden. 


Einige  avestische  Worter  undFormen.^) 

Yon 
A.  Bezzenberger. 

1.    Sechs  avestische  Monatsnamen, 

Die  Namen  der  sechs  Gahanbärs  sind  trotz 
der  Bemühungen  Burnoufs  (Commentaire  sur 
le  ya$na  an  verschiedenen  Stellen),  de  La^arde's 
(Psalterium  juxta  Hebraeos  Hieronymi,  Lipsiae 
1874,  p.  161  f.)  und  anderer  noch  nicht  be- 
friedigenderklärt, weil  bislang  nicht  erkannt  ist, 
daft,  wie  ich  im  folgenden  zeigen  will,  in  jenen 
Namen    Monatsnamen    enthalten    sind^).       Die 

1)  Das  A^jectivam  »avestische,  das  besser  als  »alt- 
baktrisch«  oder  »zendischc  ist,  braache  ich  im  Anschluß 
an  Harles's  etades  avesUques, 

2)  Ist  das  richtig,  so  sind  die  AenAenmgen  J.  Orimm's 
ZGD&*79f.  und  F.  Josti's  im  »Ausland«  1872  S.  124  we* 
senüich  an  berichtigen. 


352 

Gahanbärs  sind  an  yerschiedenen  Stellen  dei 
Avesta  namhaft  gemacht;  ich  beschränke  nhh 
hier  darauf,  eine  der8ell>en  anaofohreni  Ym^ßk 
1.  9  W.  =  1.  26  ff.  Sp.:  niyaedhaYSmi,  haJi- 
kärayemi  yäiryaeibyo,  ashahe  ratnbyo:  maidhyd- 
zaremyai  ^),  ashaoue  ashahe  rathw£;  niv®^  baik* 
maidhyöshmäi  ^) '),  aBh<^  asho  rath<>;  niv^^,  hsSk^^ 
paitish'ahyäi *),  ash«  ash«  rath®;  niv^  hafik^  ayft- 
thremäi  ^)^),  fraouryaestremäi  varshni-haarstftka^ 
ash<>  ash®  rath^;  niv^  ha2ik<^  maidhyftii^U,  aah^ 
ash^  rath®;  uiv®,  hank®  bama9pathmaidyai  ^)f  Btik^ 
ash®  rath® ;  niv®  hank®  9aredha6ibyö  athfihd  rakilnr& 
D.  h.:  ich  übergebe,  ich  weihe  [dieses  Opror] 
den  Genien  der  Jahreszeiten^),  den  Herren  des 
reinen  :  dem  maidbyozareroya,  dem  reinen  Herrn 
des  reinen,  dem  maidhyoshma,  d.  r.  H.  d.  r., 
dem  paitish  ahya,  d.  r.  H.  d.  r.,  dem  ayäthrema» 
dem  Förderer  (?)^)  und  Regenspender*®),  d.  r. 
H.  d.  r.,  denii  maidhyäirya.  d.  r.  H.  d.  r.,  dem 
hama9pathmaidya,  d.  r.  H.  d.  r.;  den  Jahres- 
genien, den  Herren  des  reinen. 

Die  Namen  der  Genien  der  Jahreszeiten  oder 

1)  Sp. :  maidhyo.  zaremayäi,  var.  maidhyo.  zaremyAi, 
maidbyoizaremayäi,  maidhy6i.  zaramayät. 

2)  »These  two  werde  are  as  often  wrüten*  fliaidbyd- 
ahema  and  äyathrima  both  inE&and  inthe  oüneroejpiox 
Westerg. 

3)  Sp. :  maidhyoshemäi,  var.  maidhyoshm&i,  maidfa^ip 
semäi. 

4)  Sp.:  paitis.  habyäi. 

5)  Sp.  var.:  ayathrimäi,  jh.  thramfti. 

6)  Sp.:  varshni.  barstsdca. 

7)  Sp.:  bamaQpathmaedhayäi. 

8)  Nicht  »den  Jahresgenien«,  die£  sind  die  ^^aiedha. 

9)  Wohl  eher  dem  »Vollender«,  »Beendiger«  sc.  des 
Sommers  und  der  Feldarbeit. 

10)  Statt  varshni-harstdi  leseich  varsh-nihartUUyJhL 
Sg.  von  varsh-niharsta  »Regen -ausgießend«.  Zu  vmnh^ 
=  varsha-  vgl.  drmaiti  =  aräniaii. 


253 

—  es  läuft  das  auf  dasselbe  hiuaas  —  ihrer 
Feste,  der  Gaiianbars  sind  also  (ich  gebe  die 
Najmen  in  der  mir  richtig  scheinenden  Form): 
nMidhffOßfaremyay  maidhyoshema, paitisJiahya,  ayä^ 
thremaf  maidhyäirya,  hamagpatlmiaddya.  Diese 
Namen  zerfallen  formell  in  zwei  Gruppen,  in- 
dem drei  Yon  ihnen  übereinstimmend  und  im 
Gegensatz  zu  den  drei  anderen  mit  maidhya- 
(piaidhyo-)  beginnen;  ebenso  zerfallen  die  sechs 
Gahanbars  in  zwei  Gruppen  indem  drei  von 
ihnen  einst  je  in  der  Mitte  eines  Monats  ge- 
feiert wurden,  die  drei  anderen  aber  nicht ;  vgl. 
Anquetil  bei  Burnouf  Comm.  p.  297  ff.,  Buude- 
hesh  ed.  Josti  Kap.  25,  Hyde  bist*  relig.  vet. 
Persarum  p.  164  ff.,  JustiWbch.  s.  vv.,  Spiegel 
Av.  tJebers.  IL  C,  4,  Vullers  Fragmente  über  d. 
Religion  d.  Zoroaster  S.  23  f. ,  West  Mainyo-i- 
khard  Glossary  p.  81  f.  ^).  Da  beide  Gruppen 
zusammenfallen,  da  die  Gtihanbärs,  deren  Namen 
mit  maidhya-  (maidhyö-)  beginnen,  eben  die- 
jenigen sind,  die  je  in  die  Mitte  eines  Monats 
fallen,  da  maidhya-  »Mittler,  Mitte«  bedeutet 
imd  da  Gomposita,  deren  erstes  Glied  maidhya- 
ist,  bedeuten  können  »die  Mitte  von  — «  (sc. 
dem  durch  das  zweite  Compositionsgliede  ausge- 
sagten, vgl.  skr.  madhyähnOy  madhyavrtta,  madh- 
yajihva)^  so  ergiebt  sich  mit  zwingender  Noth- 
wendigkeit,  daß  zwischen  jener  sachlichen  und 
jener  sprachlichen  Unterscheidung  ein  Zusam- 
menhang besteht,  daß  maidhyozaremya ,  maidh- 

1)  Maidhyozaremya  fiel  anf  d.  11.^15.  Ardibehesht 
(April),  maidhydshema  auf  dieselben  Tage  des  Ttr  (Jani), 
mtadby&irya  aaf  d.  16.— 20.  des  Däe  (December)  oder 
Behmen  (Januar),  paitishahya  aaf  d.  26.— 80.  Schahriver 
(Aogost),  ayithrema  aaf  diesdben  Tage  des  Mithra  (Sep- 
tember), hamaQpathmaedya  endlich  fiel  aaf  die  fünf  Schalt- 
tage am  Ende  des  Espendermad  (Febraar). 

Vi 


ydshema  und  maiähyaxrya  eben  deshalb  das  Wort 
mmdhya  enthalten,  weü  man  sie  je  in  der  Mitte 
eines  Monats  feierte.  Ebenso  zwinsend^  aber, 
wie  dieser  Schlnft^  ist  der  weitere,  oaB  in  den 
Schlnfltheilen  dieser  drei  Namen  Monatsnamen 
stecken.  Sachliche  oder  sprachliche  Schwierig- 
keiten treten  dieser  Folgerung  nicht  entgegen; 
denn  es  ist  keine  Schwierigkeit,  daA  -xweniya 
(in  maidhyojgaremya)  in  der  Bedeutung  »Frfihlingc 
vorkommt  (Hang  18.  Kap.  d.  Yendid.  in  d.  Sitznngs- 
ber.  d.  Bayer.  Akad.  1868,  II.  534)  und  dafi  in 
maidhyoshemaj  das  nach  Analogie  von  nuricA- 
yöshad  zu  erklären  ist,  das  Wort  hama  »Som- 
mer« steckt,  da  zaremya^  hama  ja  anßer  ihren 
allgemeineren  Bedentangen  sehr  wohl  auch  die 
specielleren  »Frühlingsmonat«^),  »Sommermonat« 
gehabt  haben  können.  —  Da  also  die  Ansicht, 
daß  in  den  Schloßtheilen  von  maiähydearemyc^ 
maidhyoshema  und  matäAy^ir^a  Monatsnamen  ent- 
halten sind,  logisch  geboten  nnd  sachlich,  wie 
sprachlich  nnbedenklich  ist,  so  liegt  aller  Grund 
vor,  sie  festzuhalten  und  weiter  zu  yerfolgen« 
zumal  da  die  die  Datirung  der  Gahanbärs  betreffende 
Ueberlieferung ,  auf  welche  ich  o.  Bezug  nahm, 
nur  dann  aufrecht  erhalten  werden  kann,  wenn 
man  diese  Ansicht  annimmt;  jede  yon  ihr  ab- 
weichende  Auffassung  von   maidhydaarernya  u. 

1)  Der  Mahyasht  enÜiält  eine  deatliclie  Anspidang 
auf  die  zwölf  Monate,  vgl.  (Yt.  7.  5):  yajs&i  msU)nhem 
gaocithrem,  bagbem  1)  raevafitem  2)  qarenanhaiitem  8) 
afnanhailtem  4)  tafiianhafitem  5)  varecanhaiitem  6)  IJiatft- 
vatitem  7)  istivantem  8)  yaokhstivafitem  9)  ^aokayailtem 
10)  zairimyävantem  11)  vobvftva&tem  12)  baffbem  balahip 
ztm.  Möglioherweise  bezieht  siob  hier  »a^rimyävanUm 
auf  den  von  mir  angenommenen  »Frühlingsmooat« ,  dem 
zaremya  (=:  zairimya). 


255 

s.  w.  ^)   mafi   sich    nothwendig   von   vornherein 
über  jene  Ue  herlief erung  hinwegsetzen. 

Waren  bei  der  Benennung  von  dreien  der 
sechs  Gahanbärs  Bäcksichten  auf  die  Monate 
maSgebend,  in  welchen  sie  gefeiert  warden,  so 
wird  das  wohl  überhaupt  der  Fall  gewesen  sein, 
und  ich  trage  kein  Bedenken,  paitisJiahya,  ayär 
ihrema  und  hamagpcUhmaedya  für  Monatsnamen 
zu  erklären.  Da  aber,  wie  wir  aus  der  ange- 
führten Stelle  wissen,  dieselben  Namen  zugleich 
Genien  der  Jahreszeiten  und  —  was  jene  Stelle 
allerdings  nicht  sagt,  aber  zur  Genüge  bekannt 
ist  —  ihrer  Feste  bezeichnen,  so  könnte  Jemand 
einwenden,  es  sei  nicht  wahrscheinlich,  daß  die- 
selben Namen  in  so  verschiedener  Bedeutung 
gebraucht  seien.  Indessen  dieß  kommt  vor ;  ich 
erinnere  an  das,  was  ich  oben  über  -zaremya 
und  -{Schema  zu  bemerken  hatte,  und  ferner 
u.  a.  daran,  daß  der  Niederdeutsche  sein  Maifest 
kurzweg  als  »Mei<  bezeichnet  (Schiller  u.  Lübben 
mndd.Wbch.  III.  57)  und  daß  Walther  von  der 
Vogelweide  einen  »her  Meie«  kennt  (46.  30 
Lachm.).  um  zu  leugnen ,  daß  in  paüish'dhya 
u.  8.  w.  Monatsnamen  vorliegen,  müste  man  vor- 
her leugnen  y  daß  solche  in  maidhyözaremya  u. 
8.  w.  enthalten  sind;  wie  willkürlich  dieß  sein 
würde,  habe  ich  oben  schon  angedeutet  und  be- 
darf keiner  Ausführung. 

Es  erübrigt  noch,  die  Namen  maidhyäirya 
(er  fiel  in  den  December  oder  den  Januar,  die  An- 
gaben schwanken  hier),  paitisVahya  (=  August), 

1)  Eine  'solche  tr&gt  Haag  Essays  p.  178  vor;  ich 
▼erstehe  weder,  wie  Hang  zn  seinen  Erklärongeu  von 
nuüdhyözaremya  als  >mid-8nmmer« ,  maidhyö-shema  als 
»mid-winter« ,  maidhyäirya  »the  middle  of  the  year«  u. 
8.  w.  geJLommen  ist,   nooh  wie  er  sie  hätte  begründen 

2V* 


Sf56 

ayathrenia  (=sr  September)  und 
(=  Februar)  eu  erklären,  soweit  es  möglich  wt; 
maidhyöjsaremya  (April)  und  maUOiij/itiiema 
(Juni)  sind  schon  oben  erklart  worden«  -^ 
Den  Namen  mcddhyäirya  weiB  ich  hinriehtBch 
seines  Schlußbestandtheiles  nicht  befriedigend  ra 
erklären;  daß  derselbe,  wie  Jnsti  annimmt^ 
yäirya  sei,  ist  nicht  ganz  sicher.  --^ PaiHsh'ähya 
erkläre  ich  als  »Herr  des  Getreides«  (t^L^  den 
skr.  Namen  des  Schaltmonates  camcmgpaH 
Weber  ind.  Stud.  I.  88),  indem  ich  paiiis  ab 
Nom.  Sg.  von  paiti  »Herr«  betrachte  (wegen  der 
Verwendung  des  Nom.  Sg.  als  erstes  Conrpositions- 
glied  s.  Yf.  Kbeitr.  8.  363,  hinsichtlich  der  in« 
yertirten  Stellung  der  Compositionsglieder  Tgl. 
u.  a.  JustiGram.  §.  399,  Vf.  ZGLS.  SS.  106  rf., 
352).  —  Ayathrenia  ist  gebildet  wie  aimfrüikrema 
»das  Lauschen«^);  es  gehört  zu  a-yä  und  heiBt 
»Heimkehr«  (vgl.  skr.  A^am  »zurückkehren«), 
der  September  ist  also  darnach  benannt,  daA  in 
ihm  die  Arbeiter,  die  Senner,  die  Hirten  nnd 
Heerden  beim  Herannahen  der  kälteren  Jahres- 
zeit in  ihre  719  zurückkehrten  (vgl.  Yend.  2.  22 
W.  in  der  üebersetzung  Hangs,  e£s.  S.  204,  dem 

1)  Die  Tageszeit  von  Mittag  bis  mm  fiinti^ieB  der 
Dämmerang  heiBt  rapithwina  »die  Zeit,  in  der  das  Baien 
zur  Hand  istc  (vgl.  arSmpitUy  arim  sc  skr.  ärw/n;  s.  Fiek 
Wbch.^  I.  874);  der  oraprünglioh  nur  dem  Begiun  des 
KaohmittagB  zukommende.  Name  ist  abo  auf  den  ganien 
Nachmittag  ausgedehnt.  So  mag  auch  aüoicrÖMrema^ 
der  Name  der  Tageszeit  vom  Erscheinen  der  Bteme  bis 
Mitternacht,  ursprünglich  nur  der  Name  des  ersten  Theiles 
derselben  gewesen  sein;  die£  aber  ist  die  Zeit  des  Lan- 
schens  auf  Rede  und  Erzählung,  wie  sie  aaoh  Homer 
schildert:  mqni  /niv  nokkjy  fivS^y  l.  879.  —  Was  Bomoof 
Gomm.  p.  257  f.  über  aiwi^threma  lehrt,  ist  alles  »iii^ 
d*un  peu  trop  loinc ,  ebenso  das,  was  de  Lagarde  Bsitr. 
z.  baktr.  Lexikographie  p.  7  über  rapiihwina  vorträgt.    . 


257 

Hfibachmanu  ZDMG.  28.  82  f.  folgt).  Möglich 
wäre  es  awar  auch,  daß  ayäthrema  »Umkehr« 
hieße,  deem  mit  dem  September,  dem  siebenten 
Monat  des  parsischen  Jahres,  beginnt  die  a weite 
Hälfte  des  Jahres,  mit  seinem  Beginn  wendet 
sich  also  das  Jahr  zu  seinem  Ausgangspunkte 
zurück«  loh  ziehe  indessen  die  erste  Erklärung 
vor;  zu  aj^d^rema  »Heimkehr«  stimmt  aimgama 
»das  Zusammenkommen,  sich  Nähern«,  der  Name 
des  Winters  (¥gl.  skr.  abhi-gam  »herbeikommen, 
sich  üäherii,  koqimen  zu«).  —  Hamagpaihmaedya 
enthält  zunächst,  wie  mir  scheint,  den  Genit.  Sg. 
von  Twm  ^s  hama  »Sommer«^),  ferner  das  Wort 
pathma  (T.  46^  4  W.),  das  ich  mit  Hang  und 
Harlez  durch  »Weg,  Pfad«  fibersetze;  über  den 
letztjsn  Bfistfii^dtheil  des  Wortes  weiß  ich  nichts 
sicheres  vovzubrivigen ,  er  muß  »frei  machend, 
öffnend«  bedeutet  haben  ^).  Denn  der  hamaQ- 
pathmaedya  ist  der  letzte  der  winterlichen  Mo- 
nate,  die  den  Sommer ')  verdrängt  haben  und 
seine  Bückketir  hindern  ^  erst  der  Februar  giebt 
ihm  die  Bahn  frei. 

1)  Yom  Stamme  harn  sind  im  Av.  der  Genit.  ham6 
und  der  Instr.  hama  ^aohzuweisen ;  vgl.  skr.  aiehdmaa. 

.3)  Sirwi^t  mag  werden,  daß  nach  Geldner  Metrik 
deß  jung.  Aresta  §.  2  Yt.  18.  49  der  Acc.  Sg.  hamappaih' 
maidayam  sa  lesen  ist«  Diese  Form  ist  aber  vermuthlich 
erst  ans  hama^aihmaidyam  entstanden,  vgl.  appaSm  Yt. 
14*  81  (von  a^a  =  skr.  ägvf/d). 

8)  Der  Sommer  steht  im  Avesta  als  eine  Hälfte  des 
Jahres  dem  Winter  gegenüber,  s.  Jasti  s.  v.  hama.  — 
Der  Yerfasser  der  Glosse  zu  Yend.  1.  4  W«  (hapta  henti 
hXmtno  mäonha,  panca  zayana  askare)  wies  dem  Sommer 
sieben,  dem  "Winter  fänf  Monate  zu;  in  derselben  Weise 
hatte  Dirghatamäs  die  Monate  eingetheilt,  wenn  sich  wirk- 
lich, wie  Graßmann  üebers.  IL  457  vermuthete,  pdnca- 
pädatn  rv.  164.  12  auf  die  fünf  feuchten,  saptdcakre  auf 
die  sieben  trocknen  Monate  bezöge.    Diese  Y^nnathung 


258 

Ick  knüpfe  hieran  einige  naheliegende  Be- 
merkungen an.  Daß  das  Volk,  in  dem  das 
Avesta  entstand ,  sechs  Jahreszeiten  hatte ,  wie 
zum  Theil  die  Inder  (Weher  ind.  Stnd.  1.  88), 
geht  klar  daraus  hervor,  daß  es  sechs  Jahres- 
zeitenfeste hatte;  daß  auch  bei  ihm,  wie  z.  B. 
bei  den  Indern  und  Germanen,  je  zwei  Monate 
zu  einem  Paar  verbunden  und  mit  gemeinsamen 
Namen  benannt  seien,  ist  möglich,  aber  nicht 
beweisbar.  Was  für  die  Eintheilung  des  Jahres 
in  sechs  Theile  maßgebend  war,  ob  klimatische, 
astronomische  oder  politische  Gründe,  nnd  ob 
zwischen  jener  Eintheilung  und  der  Eintheilnng 
der  das  karshvare  qaniratha  umgebenden  Erde  in 
sechs  Theile  ein  Zusammenhang  besteht,  wage  ich 
nicht  zu  entscheiden  (vgl.  Spiegel  ZDMG.  6.  75, 
Bundehesh  Kap.  11,  12,  aber  auch  Kap.  5). 

Spiegel  Av.  üebera  11.  XGVIII  sagt,  es  lasse 
sich  nicht  bestimmt  angeben,  wie  alt  die  par« 
sischen  Monatsnamen  seien.  Es  scheint  mir 
nicht  zweifelhaft  zu  sein,  dafl^  mehrere  derselben 
älter  sind,  als  Darius,  denn  in  dem  6tiriyä^iya 
der  großen  Inschrift  von  Behistan  (I.  89,  IIL  18) 
ist  der  spätere  ddar  (November)  nicht  zn  ver- 
kennen (Benfey  Keilins.  S.  75) ;  femer  sind  zwei 
jener  Namen,  wenn  auch  nicht  selbst,  so  doch 
in  synonymen  Wörtern  nachzuweisen,  ich 
meine  die  Monatsnamen  hägaydd^i  (Beb.  L  55) 
und  v'iyaJchna  (Beb.  I.  37,  IIL  67).  Von  ihnen 
scheint  mir  der  erstere  dem  späteren  dai  (De- 
cember)  =  av.  dadhväo  zu  entsprechen,  denn 
dadhväo  ist  im  Avesta  Bezeichnung  des  Ormezd, 
der  in  den  apers.  Keilinschriften  als  der  größte 

ist  aber  unsicher,  s.  Haag  Sitzongsber.  d.  Mündh.  Akad. 
phil.-phil  Gl.  1876  IL  3.  S.  22  des  Separatabdraoke. 


259 

der  baga  bezeichnet  wird  und  als  baga  xat 
iiüX^^  aufgefaßt  werden  kann.  So  laufen  dai^ 
der  dem  Ormezd  heilige  Monat ,  und  bägayäd'i 
der  Monat,  in  welchem  baga  verehrt  wird,  sach- 
lich auf  dasselbe  hinaus^).  ViyaTchna  ferner 
muß,  wie  mir  scheint  auf  den  Monat  mihr 
(September)  bezogen  werden;  vyakhna  ist  im 
Avesta  öfters  als  Epitheton  Mithras  verwendet 
(Windischmann  Abhandlungen  f»  d.  Kunde  d. 
Morgenlandes  I.  29).  Zu  Gunsten  dieser  etymo- 
logischen Bestimmung  der  apers.  Monatsnamen 
bäga/yäc^i  und  'diyakhna  sollen  gleich  sachliche 
Gründe  angeführt  werden,  vorher  aber  hebe  ich 
noch  hervor,  daß  der  Monat  garmapada  »Fuß 
;=  Anfang  der  Wärme«,  wenn  wir  uns  von  der 
Etymologie  leiten  lassen,  nur  als  »Mai«  aufge- 
faßt werden  kann  und  so  dem  np.  gherma-apishai 
entsprechen  würde  (Benfey  Eeilins.  S.  80,  Ben- 
fey  und  Stern  Monatsnamen  S.  130,  Hyde  a.  a. 
0.  p.  197).  Zwischen  gherma-apzhäi  und  dai 
liegen  sechs  Monate;  ebenso  viele  müssen  zwi- 
schen garmapada  und  bagayad^i  gelegen  haben, 
denn  Gaumäta-Bard'iya  trat  am  9.  Garmapada 
jseine  Herrschaft  an  und  wurde  am  10.  Bägayäcfi 
getödtet*),  seine  Begierungszeit  umfaßte  aber 
pach  den  Angaben  des  Herodot  und  desEtesias') 

1)  Spiegel  ap.  Eeilins  S.  211  wendet  gegen  die  im 
Text  angenommene  Erkläraog  von  hdgaydd^i  »die  Länge 
des  a  in  hdga^  ein.  Indessen  dieser  Einwand  ist  doch 
nicht  kräftig  genag,  um  dieselbe  zn^  widerlegen.  Bä- 
gayäd^i  verhält  sich  zu  bagoy  wie  ^rsf^otis  zu  avigAog» 

2)  Gaimapadahya  mähyä  IX  raucabis  thakatä  aha, 
avathä  khsatrfon  agarbäyata  I.  11  (42—48);  Bägayädais 
m&hya  X  ranoabis  thakata  äha,  avatha  adam  hadä  kama- 
naibis  martiyaibis  avam  Gaormätam  tyam  Mag'nm  aväja- 
nam  I.  18  (66-67). 

8)  —  anjjmx«  Kaf^ßvifijy  tov  K^Qovi ßatSkUvtSayra  ftsy 
ri  näytfic  hnä  tisa  xtti  i^^ya^  nirrf  Her.  3.  66,  6  (fc  d^ 


260 

auf  welche  bereits  Oppert  Journ.  as.  lY  a^rie  i 
17  pag.  383  f.  hingewiesen  hat,  etwa  sieben 
Monate  —  folglich  steht  der  obigen  Bestimmung 
der  Monatsnamen  Garmapada  und  BägayädTi 
nichts  im  Wege,  sie  stimmt  vielmehr  zu  den 
historischen  Thatsachen  auf  das  Beste,  die  wir 
auf  folgende  Weise  zusammenstellen  dürfen:  am 
9.  Garmapada  warf  sich  Gaumäta  zum  Herrscher 
auf  —  auf  die  Kunde  hiervon  brach  Eambnf  iya 
gegen  jenen  auf  und  starb  unterwegs  gegen 
Ende  des  Garmapada  (nachdem  er  sieben  Jahre 
und  fünf  Monate  regiert  hatte)  —  Gaumäta 
herrschte  die  folgenden  sechs  Monate  —  im  An- 
fange des  siebenten  der  auf  den  Garmapada  fol- 
genden Monate,  oder,  wenn  wir  diesen  als  den 
ersten  Monat  der  Regierung  des  Gaum&ta  be- 
trachten, im  Anfange  des  achten  Monats  der« 
selben  zettelte  ütäna  seine  Verschwörung  an, 
durch  die  Gaumäta  am  10.  Bägayäd^i  gestürzt 
wurde. 

Die  Annahme,  daß  der  Monat  ^iydkhna  dem 
mihr  entspreche,  läßt  sich  nicht  in  gleichem 
Grade  wahrscheinlich  machen,  aber  es  läßt  sich 
zu  ihren  Gunsten  doch  ein  umstand  anführen: 
Gaumäta  hat  seinen  Aufstand  gewiß  nicht  plan- 
los ,  nicht  am  ersten ,  besten  Tage  begonnen, 
sondern  er  hat  ihn  sicher  zu  einer  Zeit  erhoben, 
in  der  er  am  meisten  Aussicht  hatte  zu  reussiren, 
also  wahrscheinlich  vor  einem  der  großen  Feste, 
vor  dem  Nauroz-  oder  dem  Mithrafest,  weil  da 
seine    Gegner    durch   Vorbereitungen   zu    ihren 

ficcyos  ftltwiirayTos  Ka(iß^<st(ä  ä^tm  ißaaihvifi,  intfia- 
Tivojy  Tov  6f4(oyv/4ov  JS/aegdios  tovKvgov^  f^^yas  ^nr  tovs 
iinXoinovq  Ka/^ßvüp  !$>  ta  oxtea  hfa  7^s  nktjgtAifMf  das« 
67 ,  6yd6(p  de  jurjyl  lyivixo  xarddtjkoq  tgonfp  rotta&B  das« 
(o  juäyog  — )  ifia^tTo ,  xai  lilos  xatmtttmi^tlg  vno  ttSy 
inrn  ani&ay§,  ßamlfvcag  ^9i'a(^;r7d  Etes.  de  reb.pers»  14. 


261 

Feierlichkeiten  in  Anspruch  genommen  waren 
nnd  weil  er  nach  ihrer  üeberrumpeluog  das 
Volk,  das  sich  zur  Feier  jener  Feste  vereinigt 
hatte,  eben  deshalb  leichter  in  größeren  Massen 
für  sich  gewinnen  konnte,  als  dieß  zu  anderen 
Zeiten  des  Jahres  möglich  war.  Das  Mithrafest 
aber  mußte,  weil  es  in  den  Herbst  fällt,  dem 
Gaumäta  für  seine  Zwecke  geeigneter  scheinen, 
als  das  in  das  Frühfahr  fallende  Naurözfest, 
schon  deshalb,  weil  der  bald  nach  dem  Mithra- 
fest beginnende  Winter  ihn  einigermaßen  vor 
einem  baldigen  Angriff  des  Eambu/iya  sicherte. 
Das  Mithrafest  nun  beginnt  am  16.  Mihr,  also 
wenn  meine  Bestimmung  des  vMyakhna  richtig 
ist,  zwei  Tage  nach  dem  Tage,  an  welchem 
nach  der  Inschrift  von  Behistan  Ganmäta  seinen 
Aufstand  begann^).  —  Worauf  sich  die  dieser 
Annahme  widersprechende  Behauptung  Dunckers 
(Gesch.  d.  Alterthums  4.  S.  441)  »Gaumata  er* 
reichte  es,  sich  zwei,  drei  Monate  nach  seinem 
Auftreten  die  Krone  förmlich  aufsetzen  zu  kön- 
nen« stützt,  weiß  ich  nicht. 

Ueber  den  Rest  der  uns  bekannten  alt- 
persischen  Monatsnamen  läßt  sich  wenig  sagen« 
DaA  anämaka  =  skr.  anämaJca  als  Schaltmonat 
anfeufassen  sei ,  haben  schon  andere  bemerkt 
oder  angedeutet  (z.  B.  Mordtmann  ZDMG.  24.  9, 
Kossowicz  inscr.  pal.-pers.  glos.  p.  6) ;  in  ad^uJcani 
ist  ♦cwfw  »Weg,  Pfad«  {adhwan  und  adhu,  Nom. 
PI.  aähavd  Yt.  8.  29)  enthalten.  Es  erinnert  da- 
durch an  av.  hamagpathmaedya. 

2*     VididhväOy  Jceredushä. 

Das  erste  der  in  der  Ueberschrift  genannten 
Worte  vrird  von  Justi  ohne  Erklärung  der  Form 

1)  Y'iyakhnahya  znähyä  XIV   raucabis  thakatä  aha, 
yad'iy  udapatatä  Beh.  I.  11  (37--  38). 


262 

zu  vid  »wisseD,  kennen«  gestellt  nnd  mit  »ge- 
lehrig« abersetzt ;  Spiegel  Gomm.  II.  624  fiber- 
setzt es  mit  »aosscbauendc  nnd  leitet  es  von  cB 
> sehen«  ab,  was  mir  grammatisch  unmöglich 
ZQ  sein  scheint  Tgl.  r/^Hyttöatoiy  pipffushimj  U- 
trivdo.  Die  Form  iereiushä  nimmt  Jnsti  für 
»partic.  plnr.  nom.«  Ton  iar  nnd  nbersetst  sie 
»die  wirkenden«;  Spiegel  comm.  II.  209  hält 
sie  für  »eine  Weiterbildung  ans  einem  Adjectiv 
leredus*  —  eine  Erklärung,  die  der  Erklärung 
ausweicht;  Hang  Gäth.  I.  80  will  keredushä  zu 
Ted.  kr'tvas  stellen,  was  weder  lautlich  noch 
begrifflich  angeht.  Einen  Schritt  weiter,  als  die 
Genannten,  ist  Alf.  Ludwig  Inf.  i.  Veda  S.  60 
gegangen,  welcher  die  Zusammengehörigeit  der 
Formen  vididhväo  und  keredushä  mit  einander 
und  mit  Ted.  mWiväms  -erkannte,  worin  ich  ihm 
durchaus  beistimme,  während  ich  dem,  was  er 
zur  Erklärung  jener  Formen  Torbringt,  durch- 
aus nicht  beitreten  kann,  denn  daft  das  Suffix 
des  Part.  Perf.  Act.  einen  anlautenden  Dental 
eingebüßt  habe,  ist  eine  Tollig  haltlose  Behaup- 
tung, welche  durch  einen  Hinweis  auf  kelsiX" 
Ikot-  nicht  im  entferntesten  bewiesen  wird,  zumal 
da  neben  demselben  h%ikdt»  und  h^ikdim  liegen ; 
oder  sollen  diese  aus  JUx^p^^  ^^d  hx'päim  ent- 
standen sein? 

Betrachten  wir  nun  die  Stellen,  ap  denen 
vididhväo  und  keredushä  Torkommen!  Vididhväo 
findet  sich  Yt.  14.  13:  yö  histaiti  TididhTao, 
yatha  qkqia  hamö-khshathrö ;  man  kann  dieS 
übersetzen :  er  steht  wissend,  wie  [ihn]  der  Herr 
belehrte,  oder:  er  steht,  wie  der  Herr  befahl, 
Terständig.  Hinsichtlich  der  Bedeutung  tou 
vididhväo  laufen  beide  üebersetzungen  auf  das- 
selbe hinaus,  beide  lassen  vididhväo  als  gleich- 
bedeutend mit  vidhväo  erscheinen.  —  Keredushä 


263 

lesen  wir  Y9n.  29.  3:  hatam  hvo  aojisto,  yah- 
m&i  zav^ng  jimä  kerednshä.  Ich  übersetze  dieß, 
indem  ich  yahmäi  von  jimä  (I.  Sg.  Praes.)  and 
aaviiig  von  keredushä  abhängen  lasse  und  indem 
ich  Jceredushä  als  dativisch  gebrauchten  Instru- 
mental auf  yahmäi  beziehe  (vgl.  Hübschmann 
z.  Casuslehre  SS.  221  f.,  265  f.):  unter  denen, 
die  sind,  ist  er  der  mächtigste,  zu  dem  ich 
komme,  sobald  er  gerufen  hat  (=  den  Ruf  ge- 
macht hat).  Zu  dem  Flur,  zavefig  vgl.  rv.  I. 
122.  6:  9rutäm  me  miträvarunä  hävemä'.  — 
Keredushä  ist  also  Instrum.  Sg.  und  zwar,  wie 
Jasti  richtig  erkannt  hat,  eines  Part.  Praet.  von 
Tcar  »machen € ;  sein  Nom,  Sg.  Msc.  würde  keredh- 
väo  lauten. 

Erklären  wir  vididhväo  und  Jceredhväo  für 
prateritale  Participalformen  von  vid  und  kar 
und  sehen  wir  uns  nach  einer  Erklärung  der- 
selben um,  so  scheint  eine  solche  sehr  nahe  zu 
liegen,  sobald  wir  uns  an  z.  B.  lit.  Up-davau, 
lip'dav^,  Ttp^vus%  gelhe-dav^,  gelbe-davusi  und 
überhaupt  an  die  Formen  erinnern,  die  man  als 
»schwache  Praeterita«  zu  bezeichnen  pflegt,  wie 
femer  gt.  skulda^  nasida.  Diese  beiden  Formen  yer- 
halten  sich  genau  so  zu  einander,  wie  ay.  keredh- 
väo  zu  mdidhväo;  keredhväo  beruht  wie  skulda 
auf  der  Wurzel,  dagegen  vididhväo  wie  nctsida 
auf  einem  abgeleiteten  Verbalstamm  (vidi  bez. 
vidjfa^  vidaya)^  der  auch  in  skr.  viditd  »kennen 
gelernt,  gekannt,  bekannt«  erscheint.  Ich  er- 
kenne also  in  kere-  und  vidi- Verbalstämme ;  ob 
nun  aber  keredhväo  und  vididhväo  Participien 
einer  dem  schwachen  Praeteritum  der  europäi- 
schen Sprachen  unmittelbar  gleichstehenden  Form 
sind,  ob  in  ihnen  also  Zusammensetzungen  von 
kere-y  vidi-  mit  -dhväo,  dem  Part.  Perf.  von  da 


264 

u.rlifpen  M  —  Jiese  Frage  wage  ich  nicht  zu  eni- 

MhtultM^  Kii!  eiJtsoheiJender  Grund  spricht  gegen 

iiiu   ilirar::s:e  Ai  nähme  freilich  nicht  {vididhvao 

\\\.".]i  >.-:  "z'r^ii  ciJvüo  stellen,  wie  got.  (/a^^fj({a 

-.  :  :»: .   .' ;    ;•  i  c.  as.  ijeng,  ahd.  ietic)^  aber  sie  ist 

.:>..!:-     ii.'j  iS  Ivsteht   die  Möglichkeit,  daß 

■    .    .    ;    .•   •-•*  .n»>j'.  unreduplicirt«Part.  Perf. 

.t '  ru.-.:  H'iz    ''v-.rt'J.   *vidi(l   sind,    die  aus 

...    '  .    .'\f  -.-jr'iirzt  und  durch  Composition 

ti:  /"  entstanden  sein  würden  (vgl. 

r  i    •!.;->.   LTt?jffen  die  letnere  Erklärung 

^-A-  !uer  werden,    daß  min  von  dem 

-.     ^-.:  .'  r-niithema  *vidid  ein  periphrasti- 

.  ->       ^cwtf.'ituii  /AI  erwarten  habe ;  dieser  Ein- 

■...     t?iioch   gegenüber  iriritharen   iririr 

..    .. ;:       vi   iem  freilich  zweifelhaftem  urwrudhr 

;  .:-cr  Metrik.  S.  42  §.  56,  Spiegel  Comm. 

vt^ui^  gewichtig  zu  sein.    Zu  Gunsten  der 

.    ..i-:.     rirklärung  aber  spricht  die  von  Benfey 

Nadir.  1874  S.  370  aufgestellte  Erklärung 

cU.    '/«iilAraife,   das  meines  Erachtens  von 

..  io.ia  uud  vihidhvdo  formell  nicht  zu  trennen 

^      ^viue    verbale  Basis   hat  sich  im  Sanskrit 

..VI    Koht  enthalten. 

"^V^-Xxi  Eutscheidung  unter  den    hier    aafge- 
.   :ti!  arklürungen  von  vididhvao  und  keredusM 

hiii'»   kann  aas  -dadhvBo  verkürst   sein,    vgl. 

I  'lebeu  y-Aozhdadhditi  oder  —  wo  freüieh  ni(Sit 

^    üviin'lu-AiiouMilbe  geschwunden  ist  —  got  tavidu^ 

u..     '*>•  *-^-  ^^^   Meritume's  neben  got.  taridedvh,    nan- 

\  ...       Ob     ^.ifrJi'i^art.Perf.  von  da  =  skr.  ähä,  oder 

^•-    AÄ  ist,   läßt  sich  nicht  entscheiden,  vgL 


''' 


v«i.   ../<i.      'utma  da.  gr.  nig-^a :   lat.  per-do,  »kr. 


v.       »c.  .'t^^P'io,  [got.  skul'da:  mak-ta?7]. 

•    v.xk'iv  \\*rbd  der  Art    hat  Benfey  »Jabeo  und 

N  .o^nVac*   S.    2  2  ff.  besprochen       Ein  besonders 

' '\.^^..cat  ;»c  Ji»  ved.  id.  das  bislang  nicht  bestimmt 

^-jik^tti'«'  -^^  «oiui^t?  Andeutungen  finden  sich  in  Ben- 

g«y,   s.  :sUud>tfda'     es  ist  aus  yaj'dd  entstanden, 


^65 

kann  ich  zur  Zeit  nicht  treffen;  ich  bin  zufrier 
den,  wenn  es  mir  gelungen  ist;  diese  schwierigen 
Formen  ihrer  Erklärung  etwas  näher  zu  bringen. 

3,  Khshänmme. 

Ya^na  29. 9  findet  sich  das  Wort  hhshänmene : 
ate&  geas  urvä  rao9tä  y6  aüaeshem  khshaumene  ^) 
r^em  |  Täcim  ueres  acürahyä  yem  ä  va9emt 
!sh&-khshatbrem.  Die  Uebersetzung  dieser  Stelle 
hängt  wesentlich  von  Jchshänmene  ab,  das  Spiegel 
Comm.  II.  215  an  skr.  Jcsham  »ertragen«  an- 
schließt, während  Hang  Gäth  I.  88  es  aus  einer 
rednplicirten  Form  der  Wurzel  han  =  san  »spen- 
den« erklärt  und  Justi  es  zweifelnd  von  khshan 
»hauen y  verwunden«  ableitet.  Harlez  endlich 
(Av.  IL  107)  übersetzt  die  obige  Stelle :  malheu- 
reux  qui  n'ai  obtenu  qu*un  don  sans  valeur,  la 
voix  d'un  homme  faible  u.  s.  w.  —  Im  Folgenden 
sollen  drei  dem  für  JchshänmenS  vorauszusetzen- 
den Stamme  khshänman  etymologisch  entspre- 
chende Stämme  nachgewiesen  werden ;  ob  einer 
von  ihnen  in  Jchshänmene  anzunehmen  ist,  muß 
ich  der  Entscheidung  der  iranischen  Philologen 
überlassen 

Ich  habe  G5tt.  geLAnz.  1878  S.  201  darauf 
hingewiesen,  daß  sich  der  Vorschlag  eines  Gut- 
torals  vor  einem  Sibilanten  nicht  nur  in  den 
glavolettischen  Sprachen  findet,  sondern  auch 
donst,  speciell  in  der  Sprache  des  Avesta  und 
ich  füge  zu  den   a.  a.  0.  gegebenen  Beispielen 

• 

was  Bich  IreiHch  nur  durch  den  Gebrauch  des  WorteB  be- 
weiflBD  läftt.  Ich  neune  diese  Verbum  »besondera  interes- 
sant« aus  phonologisohen  Gründen,  die  jeder  Kundige  so- 
fort erkennen  wird. 

1)  Dazu  die  Yarianten  khshnänmene  (W.),  khsbäaum- 
nd,  Idisftn.mend,  khsnün •  meno ,  khsn&nmend,  khsnSln« 
ttaiid  (Sjp.)* 


267 

SS  HhshänmenS  an,  so  mn0  dasselbe  auf  *$mnene 
loraokgeführt  werden,  und  diese  Form  ist  deut- 
lich Dat.  Sg.  eines  Stammes  sämafiy  den  wir  drei- 
mal im  Sanskrit  finden  (saman)  mit  den  Be-» 
dentangen  1]  Gesang  2)  Erwerb,  Besitz,  Reich- 
ifaiim,  Fülle  3)  gute,  beschwichtigende  Worte, 
Hilde,  freundliches  Entgegenkommen. 

4,    Drighu,  dregvafU,  drim. 

Die  Worter  drighu  (dareghu,  drigu,  dregu,  fem. 
dirtvi)  »arm«,  dregvoM  »schlechte^  driwi  »Bettel«  (?) 
yTflL.dr%w%ka  »Armuth«  gehören  offenbar  zusam- 
men, aber  weder  ihre  Etymologie  noch  das  ge- 
genseitige  Yerhältniß  ihrer  Laute  ist  in  das 
Reine  gebracht.  Ohne  das  Letztere  hier  aus- 
fuhrlich besprechen  zu  wollen  bemerke  ich  nur, 
daB  das  Yerhältniß  von  dHwi  zu  drighu  nicht 
ohne  Weiteres  mit  dem  von  lat.  levis  zu  skr. 
laghu  verglichen  werden  darf  (Windischmann 
Mithra  p.  43,  Spiegel  Gomment.  IL  119),  weil 
av.  w  dem  lat.  v  nicht  correspondirt.  —  Was 
die  Etymologie  von  drighu  u.  s.  w.  anlangt,  so 
ist  sie  unschwer  zu  erkennen,  vrgl.  lit.  dirgstu 
([/dirg)  »zu  nichte  werden,  versagen«,  sudirgstu 
»schwach^  elend  werden  (von  Menschen  und 
Thieren);  abnehmen^  herunterkommen;  schlecht 
unangenehm,  ungünstig  werden  (vom  Wetter)«. 

5.    Häidhista. 

Das  Wort  häidhista  Tt.  12.  8  (atbista,  häi- 
dhista,  jaghnista,  na9ista  täyumca  hazanhanem- 
ca  11.  s.  w.)  wird  von  Justi  durch. »am  meisten 
tötend«,  von  Spiegel  durch  »bewaffnet«  äber- 
setxt;'  beide  üebersetzungen  sind  rein  conjec- 
taral,  weder  etymologisch,  noch  philologisch  hin- 
reichend gestützt.  Ich  glaube  aus  der  erwähnten 
auf  Bashnn  beasüglichen  Stelle  schließen  zu  sol- 


— ri:    wir  u 

::.-   -ier  ersi 

---len  Para] 


- 

•.  .^/;f.>ru.  s< 

Ä 

>  «iäz  um 

>            • 

■ 

:     :i.^   in   il 

» •  A  i . 

.11        IrlL    Vi 

\i'.. 

•.  '   >  i^frF 

•  i:U.; 

:.??0;1.:  veri 

'■'/'/ 


• 

a 
• 

— 

■»   • 

v*.^      .    ^.  . 

.     -f.'/'«.-  c 

, 

__ 

r"_4  r  .t « . 

:-ii   iin^ 

«  •            ^ 

—  ■ 

■ 

— 

*  «■  * 

^> 

,.    - 

• 

.    .           .  T 

'•  -  r  - . 

l-4»-il    V 

-     -     • 

•      .'i    -> 

269 

Stelle,  wo  jenfe  beiden  Wörter  vorkommen  (Y. 
62.  2  W.),  perenäyus  für  sich  als  Compositum 
ans  perena  -|-  äyu  auffassen  und  demgemäß  über- 
setzen könnte,  so  widerspricht  dem  doch  das 
perenäyus  parallel  stehende  und  ihm  deshalb 
entsprechend  zu  erklärende  dahmäytiSj  das  nicht 
»frommes  Leben  führend«  oder  drgl.  bedeuten 
kann,  da  es  sich  auf  einen  der  yazats,  das  Feuer 
bezieht,  das  ein  Mensch  nicht  wohl  ermahnen 
kann,  ein  frommes,  gutes  Leben  zu  fuhren. 
Alle  Schwierigkeiten  fallen  fort,  sobald  wir  in 
perenäyUy  dahmäyu  nicht  -äyu  Leben  suchen  ^), 
sondern  sie  zu  den  erwähnten  vedischen  Adjec- 
tiven  stellen,  deren  Formation  vielleicht  auch 
durch  Ahhuyu  im  Avesta  vertreten  ist.  Dann 
läßt  sich  perenäyu  durch  »mit  Fülle  versehen«, 
»von  Fülle  umgeben«,  dahmäyu  durch  »von 
Frommen  umgeben«  wiedergeben,  und  die  ganze 
in  Betracht  kommende  Stelle  wäre  zu  übersetzen : 
sei  [stets]  von  Fülle  umgeben  in  Beziehung  auf 
[deine]  Nahrung,  sei  in  Beziehung  auf  [deine] 
Nahrung  [nur)  von  Frommen  umgeben,  o  Feuer, 
Sohn  des  Ormezd;  dem  Feuer  wird  also  ge- 
wünscht, daß  es  stets  reichliche  Nahrung  finden 
möge,  daß  ihm  dieselbe  von  Frommen  besorgt 
werde,  d.  h.  von  solchen,  die  das  Feuer  in  keiner 
Weise  verunreinigen*),  es  nicht  mit  grünem 
Holze  nähren,  nicht  Haare  und  drgl.  in  es  wer- 
fen (vgl.  Ardä-Viräf  10.  7  ff.,  34.  5  ff.)  und  daß 
ihm  nicht  ünfromme  nahen,  die  es  verunreini- 
gen ,  oder  gar  auslöschen  (a.  a.  0.  37.  6  ff., 
55.  4  ff.) 

1)  Dis  Ledarten  perendy4s  und  dahmdyüs  in  E6  er- 
ümem  an  sk.  ^yw;  allein  dieß  kommt  im  Avesta  nicht 
vor. 

3)  üeber  dahma  vgl.  Haag  über  den  gegenw.  Stand 
der  Zend-Phik)logie  S.  27  ff. 

2i 


270 

Ttv^  RiUangen  auf  -yu^  m  denen  ich  pere- 
niui  ikiimdj^i^  gestellt  habe,  sind  in  einer 
Hv^oHiin^  höchst  instractiv,  sie  yeranachanlichen 
Hüinii^r  ^hr  klar  den  von  Fick  behaupteten 
'/t>8tini»i^nhang  der  Nominal bildnng  und  Yer- 
KH^hii^Jtttg  ^),  sie  zeigen  klar  die  Entstehung  no- 

' '  IXe  Arbeit  Ficks,  auf  weldie  ich  Ider  Beeng  nelnM 
:fMir.  K  1  ff )  tcheint  einifiren  deutschen  Gelehrten  gioien 
^mmM  gie^ben  su  haben;  da£  aie  einurea  Bedenldiche 
Wifc  Ufuj(Eie  ich  nicht,  daß  aber,  was  Fick  dort  vofge- 
iHiC<ftt  hat,  daß  speciell  seine  Behandlong  gnmdapradili- 
«v. ,  »Wurceln«  wie  bhar,  dram  von  hei  ireilem  giülmci 
XKiiHi(ttnflr  und  Wahrscheinlichkeit  iat,  als  jene  ineinuu 
M*J  ala  die  tinnloae  Besprechnngr  der  fragtMihen  Arbeit 
u  i«r  Jeu.  Lit  -Ztg.  1876.  S.  760  anerkennt,  mb^m  fol- 
^ciiJe  Aeußerungen  beweisen: 

Herr  G.  J.  A9Coli  Studj  critici  IL  S.  29  X.  10  sagt: 
•Nou  per  yana  pompa.  ma  per  la  realta  della  stone,  e 
11  iapecie  per  notare  come  l'intima  concordawn  ik^ 
Hutun  implica  la  i-erita  generale  del  prinoipio.  Mi  fs  le- 
<iU.>  di  qui  avvortire  la  graudissima  somigiiana  che  corre 
iiH  lo  »tudiu  del  Fick:  Wurzeln  und  WurzeUe^ermisar 
Ac  C^'er^fl.  WörterK*  9->7— 1014  .  IV.  1-120:  1870, 
lS7ti^  e  il  sei'itndo  de^mtei  'Studj  ario  wiaiöci^ .  letto 
Ali'  Istituto  lA>mbaTdo  nella  lomata  del  6  la^io  18IK 
^  pubblk'ato  in  ^aello  ateseu  anno.  Ne  io  en  il  peinw 
güc  »i  mettosst*  |.vi*  quella  via.  Che  te  in  tirdiae  aiua 
ucklui-a  dei  'dott-mtiuativi"  iu  parte  auizora  si  däeence,  ciu 
no;)  iiu|K^rta  alcuua  esseiizia!c  diffeienza:  tacco  e  rem, 
che  io  livtvlo  lettenilmente  me  stesso  nelk  oasenrnoni 
t^euerali  intomo  ai  tipi  nominal i  bhara  dnmn  ecu. 
:ui&erK.irL  alle  suppiiete  radici  bhar  dram  cce. .  cks  il 
Kiok  prepone  a  uu  recenie  suo  Articolo  inei  'Beitrige' 
oic-  l.  I  9«'4;:g.^ ;  cfr.  la  uota  che  qoi  segne  a  pag.  53 
«gg.  Mau  a>Q  c:6  non  ictecdo  mica  d'acctrinre  ctiphigio 
i.jiK'dto  s;a^liardo  e  o^-^n:'«*.'  ilemanno!« 

Herr  Hocore  Chavee  Lieolog-e  lexicrfn^que  (l^ans 
\a/S^  S.  6tl'.  sagte:  »F^itiir  le  noBeni.  qa'ü  me  aoifi  per* 
iius  vreiabhr  uue  difference  protocde  eatre  1«  Tmihiae 
luouotivllabhiu«»    Premiers.     -   pronoms   et  Terts  simpiei 

^  nne  fiwie  de  racÜM«  HoncajUahiqnei  ä   cunKinne 
jre  qoe  K  ^oa  L  poor  R' '  teUcs 


271 

imaler  Biamnie  ans  ¥erbftlei)^  denn  es  kann 
keinem  Zweifel  nbteriiegen ,  daß  jene  Bildungen 
ans  Verbahtämmen  auf  -ya  entstanden  nind. 
Wie  das  geschah ,  bedarf  nodi  genauerer  Unter- 
suchung. 

7.     Qtri^  (ti,  -gtar. 

Av.  gtri  »=  skr.  stn  »Weib«  ist  bisher  ety- 
ttologiseh  nicht  erklärt;  dann  dier  Behauptung, 
strt  sei  aus  Hutri  entstanden  (Graßmann  Wbch. 
c.  1596)  kann  nidit  als  Erklärung  gelten.  Sie 
ist  niebt  besser  als  die  Behauptung  Yäkas  Nir. 
IZL  21,  stri  komme  von  styä  »sidi  schämen« 
(afdirtra^)^  i^stnn  wie  diese  nimmt  sie  eine  un- 
veffaättniAmäßige  Verstümmelung  des  Wortes 
an,. indem  sie  zugleich  unbeachtet  läßt,  daß  die 
für  strt  vorausgesetzte  Form  "^sutri  sich  im 
AthaiTvaveda  in  der  Bedeutung  »Geburtsglied« 
findet  ( Av.  IX.  7.  14 ;  vgl.  PW.  s.  v.). 

Denkt  tnan  sich  das  aus  av.  gtri  und  skr. 
st^t  ergebende  arische  Wort  $tH'  einen  Augen- 
blick als  ans  *asUrt  entstanden,  so  ist  seine  Ety- 
mologie sofort  klar  9  denn  alsdann  verhält  sich 
strt  zu  OS»  (av.  cnhu)^  das,  wie  die  begrifip- 
liehe  Uebereinstimmung  von  lat.  herus^  erus 
(Bmgman  EZs.  23.  96)  und  av.  anhu  (Justi 
8«  y^    Hang  Sitzuugsber.  d.  B.  Akad.  phil.-phil. 

pat,  pa^,  vrt«  rabh,  radh,  etc.,  etc.,  formes  tronqudes 
des  d6riv6s  dissyllabiqaes  ta-na  et  ta-uu,  ma-na  et  ma-nu, 
pa-ta  et  pa-ti,  pa-da  (derive  par  le  pronom  demonstratif 
da ,  comne  pa-ta  Pest  par  le  pronom  d^tnonstratif  ta), 
VT'^tm ,  ra-bha  (derive  par  bba,  paraitre,  formant  des  in* 
oboatifg),  ra-dba  (di^ve  par  dba,  faire,  formant  des  in- 
tenaifs),  etow^  e^.< 

Zu  dem  was  ich  Göt.  gel.  Anz.  1877  8.  884  im  An- 
gcMnß  aD  ^Prcks  Ansiobten .  über  Formen  wie  f/agirgtc  ge- 
sagt feiabe,  biite  iofa  so  vercleicheii ,  was  Beofey  Odt. 
Nadkr.  1677  8.  Ul  «her  die  Svarabbakti  benierkt  bat 

2^* 


272 

C1.  1872  I.  109  ff.)  wahrscheinlich  macht,  schÖD 
in  der  ar.  Grundsprache  die  Bedentong  »Herr« 
hatte  —  alsdann,  sage  ich ,  verhält  sich  sbri'  zu 
dsUj  wie  skr.  hhartrt  »Erhalterin  ^  Ernährerin^ 
Mutter«  zu  bharü  »Herr«.  Bharirt  ist  Femin. 
zu  bhartr'  (oder  hhdrtx)  »Erhalter,  Ernährer, 
Herr,  Gatte« ;  demnach  ist  für  ar.  strt  ein  mas- 
ful.  *5^6ir  vorauszusetzen  —  daß  dasselbe  ver- 
loren ist,  begründet  natürlich  keinen  Einwand 
gegen  die  aufgestellte  Erklärung  von  strt. 

Ar.  dsu  »Herr«  wird  mit  Recht  zvl  \/as 
»sein«  gestellt;  vergleichen  wir  mit  jenem  nun 
stri\  so  verhält  sich  jenes  zu  diesem  ebenso, 
wie  sich  die  Singnlarformen  skr.  dsnii,  äsij  ästi, 
av.  ahmi^  ahi,  ogH,  zu  den  Pluralformen  skr. 
smds,  sthä,  sdnti,  av.  mahi^  gtä,  heMi  verhalten. 
Die  verschiedene  Form  der  Wurzel  in  den 
angeführten  Singular-  und  Pluralformen  resultirt 
aus  der  Verschiedenheit  der  Betonung  dieser 
Formen;  es  liegt  auf  der  Hand,  daß  die  Diffe- 
renz der  wurzelhaften  Bestandtheile  in  av.  antm 
und  skr.  strt  =  zend.  giri  sich  aus  gleichem 
Grunde  gebildet  hat.  —  Immerhin  ist  die  Bil- 
dung eines  Nomen  actoris  *$tär,  fem.  strt  voti 
\/^as  eine  Unregelmäßigkeit,  aber  sie  steht  nicht 
vereinzelt,  vgl.  av.  keretar,  deretar,  beretar,  skr. 
ushtr  ,  uptrima{?)^  gr.  tarcog  (falls  es  nicht  als 
iötoiQ  aufzufassen  und  dem  skr.  vettr  gleichzu- 
stellen ist),  lat.  iixor  neben  vector  (Fick  Wbch.' 
IL  244)  u.  A. 

Von  Wurzel  as  sind  mit  Einbuße  des  wur- 
zelhaffcen  Vocals  auch  skr.  sti  =  av.  gti  und 
av.  gta  gebildet  (Graßmann  Wbch.  c.  1590). 
Diese  Behauptung  ist  unrichtig,  wenn  Roth  über 
Ya9na  31  S.  23  aus  der  Form  p^öi,  die  er  für 
Dativ  erklärt,  ein  msc.  Thema  gtä  mit  Recht 
erschlossen   hat.      Hiergegen    scheint   mir   aber 


273 

ein  gewichtiges  Bedenken  zu  sprechen:  wäre 
gtoi  Dativ  eines  Thema  gtä,  so  wäre  dieses,  wie 
Roth  selbst  bemerkt,  flectirt  wie  z.  B.  skr.  gu- 
cipa* ;  dann  aber  wäre  das  ä  in  gtä  verbal,  dann 
läge  in  diesem  y^gtä  »stehen«  vor  und  dann 
wäre  der  auch  von  Roth  (a.  a.  0.  und  im  Pe- 
tersb.  Wbch.  s.  v.  sti)  angenommene  und  klar 
auf  der  Hand  liegende  Zusammenhang  zwischen 
dem  für  gtöi  angenommenen  Thema  gtä  und  dem 
von  ihm  nicht  zu  trennenden  gti  einerseits  und 
skr.  sH  andrerseits  unmöglich,  da  dieses  letztere, 
wie  sein  nicht  aspirirter  Dental  zeigt,  nicht  von 
}/  sthä  herkommen  kann.  Wer  diese  Consequenz 
vermeiden  will,  dem  bleibt,  wie  mir  scheint, 
nichts  übrig,  als  die  Ansicht  aufzugeben,  daß 
gtoi  Dativ  eines  Thema  gtä  sei.  Wie  die  Form 
definitiv  zu  erklären  sei,  weiß  ich  nicht;  daß 
gtoi  (=  gte)  dativisch  gebrauchter  Locativ  sei, 
wäre  eine  reichlich  wohlfeile  Erklärung.  Man 
berücksichtige  Y.  68.  14  W.:  v!9paya  vi9e  mäz- 
daya9ne.  —  Gegen  die  Annahme,  daß  av.  gti 
und  ved.  sti  zu  \/as  gehören,  kann  eingewendet 
werden,  daß  neben  diesem  im  Yeda  die  volle 
Form  *a>sH  in  svasti  vorkomme.  Indessen  dieser 
Einwand  würde  nicht  viel  besagen,  denn  es 
kommt  ja  nicht  selten  vor,  daß  in  einer  Sprache 
zwei  lautlich  verschiedene  Wörter  erscheinen, 
die  sich  aus  gleichen  Elementen  gebildet  haben, 
oder  daß  —  um  mich  anders  auszudrücken  — 
eine  Sprache  ein  Wort  in  verschiedenen  Gestal- 
ten besitzt ,  deren  Bildung  dann  freilich  in  der 
Regel  verschiedenen  Phasen  angehört.  Ich  er- 
innere hier  nur  an  die  schon  oben  angeführten 
lat.  Wörter  uxor  und  vector ;  einen  Monstrebe- 
leg  für  das  Gesagte  würde  J.  Schmidt  gegeben 
haben,  wenn  er  Voc.  IL  492  lit.  ilgas  »laug« 
und  draikas  »lang  gestreckt«  mit  Recht  für  wur- 


274 

zelhaft   verwandt  erklärt  hätte.     Das  besweifle 
ich  UQQ  freilich. 

Nach  der  Flexion  von  ca  av.  ah  »aeinc  rieb* 
tet  sich  ad  »esseDc,  mit  demUntersehiede  jedo^, 
daß  diese»  in  den  schwachen  Fonsaen  sein  a  be» 
wahrt.  Nehmen  wir,  was  nicht  nnwafaracheii»* 
lieh  ist,  au,  daß  einst  anch  ad  »formabstttfend«  ^) 
conjugirte,  so  würden  z.  B.  seine  PlorBlfonneB 
in  der  arischen  Grandsprache  dmagi,  dta^  dmUi 
gelautet  haben.  Hierzu  würde  ein  NomuActor 
ilkir  oder  dird  (vgl.  tishtr  und  li^itro  a«  av* 
"iistra)  stimmen.  Dasselbe  hat  sich  in  aip.i&r^/^*» 
-^ra  erhalten,  wenn  die  Yon  Hav^  stela  Ttfrtre« 
tene  Erklärung  dieses  Wortes  als  »FleiaAiesoert 
richtig  ist  (z.  B.  Gäth.  p.  3  »carnem-diovorantes« 
sx  Jchrafgirä^  Ahuna-yairya-Foimel  S.  125  Annk 
1).  Ob  sie  das  ist,  will  ich  nicht  entscheiden; 
ich  wollte  nur  zeigen,  daß  sie  mdglich  ist. 

8.    Bis^  baeshaz. 

Die  Wörter  bis  und  baeshaz  nebst  skr.  hhish- 
aj  ^  bhishäj  ^  bhishajy,  bhishnaj,  bheshajä  haben 
ohne  Noth  große  Schwierigkeiten  gemacht;  eine 
einfache  Erklärung  derselben  liegt  sehr  nahe, 
und  ich  erlaube  mir,   dieselbe  hier  vorzutragen. 

Skr.  blidsh  »reden,  sprechen«  ist  vennnthlich 
aus  %häs  entstanden  (vgl.  lash,  Benfey  über 
jubeo  S.  37);  davon  konnte  ein  Nomen  bhis 
> Spruch,  Besprechung,  Heilspruch,  Heilung«,  ge- 
bildet werden,  vgl.  ved.  *gis  in  ägis  »Bitte,  Ge- 
bet, Wunsch«,  svä(is  »mit  gutem  Gebete  verse- 
hen«, pragis  »Befehl,  Vorschrift«  von  V^gäs  »be- 
lehren,   preisen«   u.  A.     Jenes   bhis  findet  sich 

1)  Weshalb  dieser  ^ute  Ausdniok  Bopps  jetst  allge- 
mein dfuroh  den  schiechteren  »«tamniBbstufeiid«  ersetat 
wird,  verstehe  ich  nicht 


275 

iiiin  in  av.  eredhwöbis,  vigpöbis,  huMs,  Epitheteu 
eines  wanderbaren  Baumes  (Windischmann  Zor. 
Sind.  S.  166  ff,).  Von  jenem  der  arischen  Grund- 
sprache zuznsi^reibenden  bkis  sind  abgeleitet: 
skr.  hMBhoQ  (Verb.  u.  Nom.)  aus  dem  weiter 
bhishajy  (vgl.  dhrshäj ,  sanäj,  äsvapnaj)  gebildet 
wurde,  und  bkishnaj  (vgl.  trshnaj  neben  trshyä'- 
vant);  andrerseits  (mit  gunirung)  av.  haeshaz 
und  hikSshaisa  s»  skr.  bheshaja^  haeshazya. 

Die  Richtigkeit  dieser  aufgestellten  Erklä- 
rung wird  einlenchteDder  werden,  wenn  man 
vergleiebt:  slav.  hc^ati  »fabulari,  incantare,  me- 
deri«,  halii  »ineantator,  medicus« ,  bcdovati  »cu- 
rarec,  baiovamje  »medicinac,  balistvo  »incantatio, 
medieinac. 

Die  Berechtigung  bkis  aus  bhäs  schon  in  der 
arischen  Grundsprache  entstehen  zu  lassen,  ge- 
ben av.  vi-inüa,  frormüa,  berezirmita  (daneben 
mMa)  =  skr.  miia  (Part.  Perf.  Pas.  von  ma)^ 
av.  {fiA^i^-ymiti  =  skr.  miti  »Maß«  u.  A. 

9.    Agyayäo,  täshyayäOj  magyayäo. 

Die  comparativischen  Nomin.  Sg.  Fem.  ägya- 
yäo  und  täschyayäo  finden  sich  Visp.  7.  3  (W.): 
nairyam  häm  varetim  yazamaide  framen-naram 
framen-naro-viräm,  yä  ägaot  äfyayäo,  yk  takhmo  *) 
fasyayäo  *)  u.  s.  w.     Eine   Erklärung   derselben 

1)  So  sollreibe  loh  abweichend  von  Westergaar d  und 
Jasü,  die-  iukhmS^  und  das  fol^endo  Wort  za  einem  Com- 
poiitiim  verbinden,  denn  takhmö  kann  gar  nichts  anderes 
als  Ablativ  sein;  das  beweist  das  parallele  ä^aot,  Takh- 
mo ist  aus  takhmät  entstanden,  indem  das  t  abfiel  (an- 
dere F&lle  der  Art  verzeichnet  Hübschmann  z.  Casusl.  S. 
242)  and  das  ä  durch  den  Einfluß  des  vorhergehenden 
m  am  6  wurde. 

^  Spiegcb  Text  (8.  14)  weicht  unwesentlich  ab ;  die 
Varianten  bei  W.  und  Sp.  sind  ohne  Wwth. 


276 

ist  meines  Wissens  bisher  nicht  gegeben;  die 
meisten  scheinen  sich  mit  der  Vermathtmg  be- 
friedigt zu  haben  ^  daß  -yay&o  Schreibfehler  f&r 
-yao  sei,  was  ich  für  sehr  unwahrscheinlich  halte, 
um  so  mehr,  als  jene  Formen  sehr  wohl  sn  er- 
klären sind. 

Vergleicht  man  gtävaesta  mit  skr.  sthdmMia 
(Justis.  ▼.,  M.Müller  KZs.  18.^13\  so  sieht  man, 
daß  der  Stammanslant  eines  mehrsiloigen  AdjecÜTs 
vor  dem  Saffix  des  Superlatiys  and  folglich  auch 
des  Comparativs  in  der  Sprache  des  Ayesta  erhalten 
bleiben  konnte  wie  im  Slav.  n.  Prenss.  Demnach 
trenne  ich  in  äoyay&o  und  täshyayaö^)  -yäo  alsGom- 
parativendung  des  Nom.  Sg.  Fem.  ab ;  so  gewinneu 
wir  die  adjectivischen  Stämme  ä^a'  und  täskyah. 
Diese  Stämme  sind  im  Avesta  außer  imCompan 
nicht  nachzuweisen,  denn  »schnell«  heißt  ä^ 
»  stark  «  takhma.  Aber  darum  ist  das  bisher  Vorge- 
tragene nicht  zu  beanstanden,  denn  ein  Stamm  ägyar 
verhält  sich  zu  ägu-^  wie  got.  hardior  zu  hcurdury 
lit.  grazior  zu  grazu-j  gr.  rroAio-  zu  nolv-  (Z6LS. 

S.  153).  Agyayäo  neben  oqu  lehrt  also,  daß  das 
Tauschverhäliniß,  welches  zwischen  adjectiv.  u- 
und  ;a-Stämmen  in  mehreren  europäischen  Spra- 
chen besteht,  auch  der  Sprache  des  Avesta  nicht 
fremd  war.  Das  Nicht- Vorkommen  eines- selb- 
ständigen Stammes  täshyor  spricht  ferner  nicht 
gegen  das  Gesagte,  weil  weder  täshyayäo  noch 
—  wenn  dieses  wirklich  falsch  sein  sollte  — 
Häshyäo  ja  doch  auf  keinen  Fall  von  talckma 
gebildet  sein  können,  mit  Nothwendigkeit  also 
neben  diesem  ein  anderer  Stamm  angesetzt  wer- 
den muß,  der  außer  in  jenem  Comparativ  nicht 

1)  So  (mit  sh)  schreibt  mit  Recht  Spiegel  Qram.  S« 
176  und  nach  seinem  Vorgänge  Hübschmann  Kbeitr.  7. 
462;  wegen  des  sh  vgl.  hasha,  hasM  neben  hakhi. 


277 

im  Avesta  vorkommt.  Der  von  mir  angenom- 
mene Stamm  täshya  ==  Hanhia-  findet  sich  im 
Litauischen,  das  in  der  Flexion  des  Adjectivs  tan- 
hus  »dichte  mehrfach  einen  Stamm  tankior  zeigt. 
DaA  die  Sprache  des  Avesta  jemals  neben  dem 
Stamme  *tankiar  anch  den  im  Lit.  mit  diesem 
verbundenen  ti-Stamm  gekannt  habe,  läßt  sich 
nicht  behaupten,  ist  aber,  wie  das  Nebenein- 
ander von  OQU  und  ägya  lehrt,  wohl  möglich. 

Wie  ä^ayäo  und  täshyayäo  ist  magyayäo  zu 
erklären;  dieses  findet  sich  Vend.  5.  24  (W.) 
in  den  besten  Hss. :  magyayäo  äfs  ...  magyayäo 
vana.  Westergaard  liest,  den  schlechteren  Hss. 
folgend,  magyäo;  Spiegel  hat  in  seiner  Ausgabe 
(5.  72,  73)  magyayäo  angenommen  ,  in  seinem 
Gommentar  aber  (1. 172)  durch  ma^yoo  ersetzt  ^)« 
Mir  scheint  es  in  Hinblick  auf  ägyayäo  und 
täshya/yäo  geboten  zu  sein,  magyayäo  festzuhal- 
ten. Ich  wärde  dieß  noch  bestimmter  behaup- 
ten, wenn  ich  den  hierfür  vorauszusetzenden 
Stamm  magyor  nachweisen  könnte. 

Sollte  sich  die  vorgetragene  Erklärung  der 
Formen  ägyayäo,  täshyayäo  und  magyayäo  als 
unrichtig  herausstellen,  so  wird  es  am  nächsten 
liegen,  ihren  Ausgang  -yayäo  aus  einer  Verdopp- 
lung des  Comparativsuffixes  zu  erklären  (vgl. 
ahd.  merorOj  meriro).  Einer  solchen  Erklärung 
stehen  aber  viel  größere  Schwierigkeiten  entge- 
gen,  als  der  oben  gegebenen. 

1)  Mit  Bezug  auf  eine  dort  geäußerte  Bemerkung 
Spiegäs  hebe  ich  hervor,  das  in  der  Sprache  des  Avest» 
ein  besonderes  Thema  für  das  Femin.  des  Gompar.  nicht 
gebildet  zu  werden  braucht  (was  freilich  vorkommt),  daß 
dort  vielmehr  —  wie  im  Grieoh.  und  Latein.  —  derselbe 
Stamm  für  Mso* ,  Fem.  und  Ntr.  des  Gompar.  verwendet 
werden  kann. 


278 


Uiifersität 

Am  20.  März  entschlief  sanft  nach  jalurelan- 
gern  Leiden  der  ordentliche  Professor  der  Theo* 
logie  und  erster  UniTersitätsprediger,  Obereon* 
sistorialrath  Dr.  theol.  Ehrenfeuchter.,  Abt 
zn  Bnrsfelde. 

Friedrich  August  Eduard  Ehren  feuchter 
war  am  15.  Decbr.  1814  zu  Leopoldshafen  im 
Großherzogthum  Baden  geboren  und  erhielt  seine 
wissenschaftliche  Vorbildung  auf  dem  Lyceum 
zu  Mannheim,  wohin  sein  Vater  als  Oberlehrer 
versetzt  worden.  Bereits  im  17.  Lebensiahre 
bezog  er  Michaelis  1881  die  Universilät  Heidel- 
berg, auf  welcher  er  bis  Ostern  1885  Theologie 
und  Philosophie  studierte.  Nach  Beendigung 
seiner  Universitätsstudien  übernahm  er  die  Steile 
eines  Religionslehrers  an  dem  Lyceum  bu  Mann- 
heim, wurde  vier  Jahre  darauf  Pfarrverweser  in 
Weiuheim  und  bald  darauf  Hof-  und  StadtrViear 
in  Garlsruhe.  Von  hier  folgte  er  im  Spätjahr 
1845  einem  Rufe  als  außerordentlicher  Professor 
der  Theologie^  Universitätsprediger  und  Director 
des  homiletischen  Seminars  nach  Göttingen«  wor- 
auf zu  Anfang  des  folgenden  Jahrs  die  theolo- 
gische Facultat  der  Universität  Heidelberg  ihm 
die  Würde  eines  Doctors  dier  Theologie  verlieh. 
Im  Jahr  1849  wurde  er  zum  ordentUehen  Pro- 
fessor in  der  theologischen  Facultat  für  das  Fach 
der  praktischen  Theologie  und  i.  J.  1858  zum 
Oberconsistorialrath  ernannt,  nachdem  er  i.  J. 
1857  zum  ordentlichen  Mitgliede  des  Gousisto- 
riums  zu  Hannover  und  i.  J.  1858  zum  auBer- 
ordentlichen  Mitglied  des  Staatsraihs  eruaniit 
worden.  Die  Würde  eines  Abts  zu  Bursfelde 
wurde  ihm    nach  dem  Tode  Lücke's  i,  J.    1856 


279 

eriheilt.  J.  J.  1866  wurde  er  auch  außeror- 
denÜiches  Mitglied  des  neuerrichteten  Landes- 
Consiatoriums. 

Ehrenfeuchter,  der  unerachtet  mehrerer  und 
zam  Theil  sehr  verlockender  Rufe  Göttingen 
und  seiner  einflußreichen  Thätigkeit  in  der  ]£n- 
noverschen  Landeskirche  mit,  deren  Geistlichen 
GtemeinsdlMift  anzuknüpfen  und  zu  pflegen  er 
wie  wohl  kein  anderer  Universitäts- Lehrer  be- 
reit war,  treu  gebliehen  ist,  hat  auch  noch 
lange  naeh  iem  ersten  Auftreten  seiner  Krank- 
heit, welche,  durch  eine  Geschwulst  im  Hirn 
verHraoeht,  schon  yor  funfaehn  Jahren,  damals 
Erblindung  drohend,  sieh  zeigte,  seine  segena- 
reicbe  Thätigkeit  auf  Katheder  und  Kauzel  in 
treuer  Hingebung  und  mit  Aufbietung  seiner 
letzten  körperliehen  Kraft  bis  vor  zwei  Jahren 
fortgesetzt,  wo  er  sich  ganz  zurückziehen  mußte. 
Doch  behielt  er  noch  die  geistige  Kraft,  ein 
wissenschaftliches  Werk,  welches  ihn  viele  Jahre 
lang  beschäftigt  and  welches  er  als  das  Haupt- 
werk seines  Lebens  sich  vorgesetzt  hatte,  druck- 
fertig machen  zu  können. 


Se.  Ifajestat  der  Kaiser  und  König  haben 
allergnädigst  geruht  den  Großherzoglich  Baden- 
schen  Geheimen  Hofrath  und  ordentlichen  Pro- 
fessor Dr.  Gustav  Hartmann  zu  Freiburg  i. 
Br.,  unter  Verleihung  des  Charakters  als  Gehei- 
mer Jnstiz-Rath,  zam  ordentlichen  Professor  in 
der  juristischen  Facultät,  und  den  ersten  anato- 
misenen  Assistenten  am  pathologischen  Institute 
der  Friedrich- Wilhelms -Universität  zu  Berlin, 
Dr.  J.  Orth,  zum  ordentlichen  Professor  iu  der 
medicinischen  Facultät  der  hiesigen  Universität 
zu  ernennen. 


280 

Der  ordentliche  Professor  in  der  medicini* 
sehen  Facultät  Dr.  med.  Ponfick  ist  in  glei- 
cher Eigenschaft  in  die  medicinische  Facnltäi 
zu  Breslau  versetzt  worden. 

Der  Privatdocent  in  der  jnristischen  Facoltat, 
Dr.  jar.  Gustav  Rümelin  ist  zum  aufierordent- 
lichen  Professor  in  dieser  Facultät  ernannt,  und 
demselben  darauf,  nachdem  er  inzwischen  einem 
an  ihn  ergangenen  Rufe  als  ordentlicher  Pro- 
fessor nach  Freiburg  i.  Br.  Folge  geleistet  hatte, 
die  von  ihm  erbetene  Dienstentlassnug  von 
Ostern  ab  ertheilt  worden. 

In  der  philosophischen  Facultät  haben  sich 
als  Privatdocenten  habilitiert: 

Dr.  phil.  Eugen  Geinitz  zu  Michaelis  1877 
für  das  Fach  der  Geologie,  und 

Dr.  phil.  Otto  Krümmel  Ostern  1878  fittr 
das  Fach  der  Geographie. 


Philosophische  Facultät. 

Benekesche   Preisstiftung. 

Die  chemische  Zusammeüstellung  der  gleichen 
iu  demselben  Entwicklungsstadium  stehenden 
Organe  ein  und  derselben  Pflanzenspecies  ist  bei 
verschiedenen  Individuen  innerhalb  gewisser 
Grenzen  eine  verschiedene.  Die  Samenkörner 
des  Weizens  z.  B.  enthalten  bald  mehr  bald 
weniger  Phosphorsäure,  bald  mehr  bald  weniger 
Eiweißstoffe,  bald  mehr  bald  weniger  Stärke. 
Von  Einfluß  auf  die  Zusammensetzung  sind  unter 
andern:  Klima  und  Witterungsverhältnisse,  Bo- 
den und  Düngung.  Die  Darlegung  der  bis  jetzt 
bekannten  Thatsachen  und  der  Versuch  einer 
Erforschung  der  hier  waltenden  Gesetze  wird 
als  Preisaufgabe  für  das  Jahr  1881    gestellt.  — 


281 

Es  wird  gewünscht: 

1.  Eine  umfassende  Zusammenstellnng  der 
bis  jetsst  Yorliegenden  Beobachtungen  und  Un- 
tersuchaugen ,  sowie  kritische  Beleuchtung  der 
bei  den  Untersuchungen  angewandten  Methoden. 

2.  Die  Anstellung  selbständiger  Versuche 
in  der  fraglichen  Richtung ,  soweit  solche  zur 
Begründung  der  Beweisführung  erforderlich  sind. 

3.  Eine  eingehende  Darlegung  der  geeig- 
netsten Mittel  und  Wege,  um  die  noch  vorhan- 
denen Lücken  in  der  Erkenntniß  der  betreffen- 
den Gesetze  auszufüllen. 

Bewerbungsschriften  sind  in  Deutscher,  La- 
teinischer, Französischer  oder  Englischer  Sprache 
mit  einem  versiegelten  Briefe,  den  Namen  des 
Verfassers  enthaltend,  beide  mit  gleichem  Motto 
bezeichnet,  bis  zum  31.  August  1880  an  uns 
einzusenden;  die  Entscheidung  über  die  Preise 
(1700  und  680  Reichsmark)  erfolgt  am  11.  März 
1881,  dem  Geburtstage  des  Stifters,  in  öffent- 
Hcher  Sitzung  der  Facultät. 

Gekrönte  Arbeiten  bleiben  unbeschränktes 
Eigenthum  ihrer  Verfasser. 

Die  Preisaufgabe  für  das  Jahr  1880  ist 
S.  280  der  Nachrichten  von  1877  bekannt  ge- 
macht worden. 


!•  Mai  1878. 


Die  philosophische  Facultät  der 
Georgia  Augusta. 

Der  Decan:    F.  Wüstenfeld. 


:3i 

he„FM«W,  H 


1,.  Bic»»»'- 


Bei    der    KöiiigL    üesellschaft    der    Wis- 
senschaften eingegangene  Dracksohriftea. 

(Fortsetsong.) 

W.  R  i  d  le y ,  Eämilaröi  and  other  Anstralian  langnages. 

Second  edition,  .with  comparat.  tables  ef  words  ete. 

Sidney  1875.    4. 
Railways  of  New  South  Wales.    Report.     Fxom  1872 

—1875.    Sid.  1876.    Fol. 
Ann  aal  Report  of  the  Department  of  mines   of  K.  8. 

Wales  for  1876.    4. 
Bulletin  de  TAcad.    R.  des  Sciences  de  Belgique.    T. 

44.  No.  11. 
Mittheilungen   der   Geschichts-    und  Altertbnmsfoneh. 

Gesellschaft  d.  Osterlandes.   Bd.  8.   H.  8.   AliealMiig. 
Nature.    431—434. 
Mittheil ungen  aus  dem   naturwiss.   Vereine  in  Greift- 

wald.    Jahrg.  9. 
Rivista  Europea.    Vol.  V.    Fase.  III. 
A.  Scacchi.    sopra   un    masso  dli  pomioi   tfOT»to  in 

Pompei.     1877.    4. 
Id.  Dell  'Anglesite  sulle  lave  vesuviaae.    1878.    4. 
Corrections  to  Hansen *s  tables  of  the  Moon.    Washington 

1878. 
Donders  u.  Engelmann  ,   Ondersoekingen.      Derde 

Reeks.    V.  1.    Aflev. 
Leopoldina.    XIV.    No.  1—2. 
Societk  Toscana  di  Sciense  naturali.     Proc.  verfau  18. 

1878. 
Monthly  Notes   of  the   R.  Atron.     Society.     Vol.  88. 

No.  3. 
Bulletin  de  la  Soc.  math^matique.    T.  VI.    No.  2. 
Verhandelingen  rakende  den   natnurlijken   en  geopen- 

baarden  Godsdienst.    Zesde  DeeL    Harlem.  1877. 
F.  Bleeker,     Memoire    sur    les   Ghromides    marins. 

Harlem.     1877.    4. 
Archives  Näerlandaises.  T.  XII.    Livr.  2—5. 
Catalogus  der  Bibliothek  van  de  Maatschapp^j  der  ne- 

derlandsche   Letterkunde   te   Leiden.      1.     GMeelte 

Handschrift. 
Handelingen  en  Medeelingen  van  de  Maatschappij.  1877. 


283 

Levensberichten  d.  afgestorvene  Medeleden  van  de  Maat- 

ehappjj.   Bilaae  tot  de  Handelingen  von  1877.    Leiden. 
Zeitschrift  der  deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft. 

Bd.  31.    H.  4. 
W.  Wright,    Catalogue   of  the   ethiopic  Manuscripts 

in  British  Museum. 
IConatsberioht  der  Berliner  Akademie  d.   Wiss.    Nov. 

1877. 
VerbandeHngen  der  £.  Akademie    van   Wet.    Amster- 
dam.   4.    Afd.    Natnurknnde.    T.  XVIL    Afd.    Let- 

terknnde.    T.  IX.  XI. 
Verskigwi  ea  Mededeelingen.    Natuurk.  2.  XL   Letterk. 

2.  VL 
Jaarboek  van  de  K.  Akad.  te  Amsterdam.    Voor  1876. 
Processen— YerbaaL  1876—77. 
Pastor  bonus.    Preisschrift.    Amsterdam  1877. 
Oaiia  g^ologiqae  de  la  SuMe.    No.  57-62. 
Dazu  8  Beschreibungen. 
0.  Q-nmaelius,   om   glaciala  bildningar.    Q.   Nath- 

hörst,  om  on  Gycad^kotte  vid  Tinkarp  i  Skäne.    H. 

Santeson,  kemisl»  Bergartsanalyser  I.  G.  L  i  n  n  a  r  s  o  n. 

ofversigt  af  Nerikes  Oefvergängs bildningar.    G.  N  a  t  h- 

horst  nya  fyndorter  f5r  arktiska   vaxtlemningar  i 

Skane.    0.  T  o  r  e  1 1 ,  sur  les  traces  les  plus  anciennes 

de  Päidsteiioe  de  l^homme  en  Sn^e. 
Tran^Uitions   of  the  Connecticut  Academy  of  Arts  and 

Sciences.    VoL  IV.    P.  1.    New.  Haven.    1877. 
Ael4  Hocti  Petropolitani.    T.  V.  Fase.  1.  1877. 
Atti  della  B.  Accademia  dei  Lincei.    Vol.  IL  Fase«  1 — 2. 
Abhandl.  der  naturhist.  Gesellsch.  ku  Nürnberg.  Bd.  VI, 
AttBales  de  TObservat.  de  Bruxelles.    5. 
Bulletin   de   la  Soc.  Imp.  des  Natural istes   de  Moscou. 

1877.    Ne.  3. 
Pveceeddnffs  of  the  London  Math.  Soc.  No.  122— 123. 
23.  Jahresbericht  des  Germ.  Museums.  Jahrg.  l.  1877.  4. 
Anseiger  der  Kunde    der    deutschen    Vorzeit.      1877« 

1-12.    4. 
Sitsangiiberjelvt  der  phil.   histor.  Gl.   der  Akad.  d.  W. 

München.     1877.    ^6— 4. 
Verhandl.    des  natiiri  Vereins   in   Brunn.    XV.     1—2. 
Mittheil.   d.  Vereins   für  Geschichte   der  Deutschen  in 

Böhmen.    Jahrg.  XV.    No.  3—4.    Jahrg.   XVI.  1—2. 
J.  Enieschek,   der  Ackermann   aus    Böhmen.    Prag. 

1877. 
Bulletin  de  TAcad.R.  des  Sc.  de  Belgique.  T.44.  No.  12. 


284 

Nature.  435-443. 

Compte-Rendu  de  la  Soc.  Entomologiqne  de  Belffiqne. 

Serie  IL    47-49. 
Rivista  Europea.    Vol.  VI.    Fase.  1—4. 
Jahrbuch  für  Schweizerische  Geschichte.  Bd.  2.   Zflrich. 

1877. 
Verhandl.  d.  naturf.  Gesellschaft  in  Basel.    Th.  6.  H.  3. 
Verhandl.  des  histor.  Vereins  von  Oberpfalz  etc.  Bd.  82. 
R.  Wolf,  Astronom.  Mittheilungen.    XLV,  XLVI. 
Monthly    Notices    of    the    R.    Astron.       Soc.    Anniial 

Report.    Vol.  38. 
Memoires  de  la  Soc.    der  Sciences  phys.  et  natnr.  de 

Bordeaux.    T.  II. 
Abhandlungen  der  K.  K.  Geolog.  Reiohsanstalt.   ViU. 

Band.    Fol.    (D.  Stur,   die  Culm- Flora  der  üstianer 

und  Waldenburger  Schichten.) 
Jahrbuch    der  E.    K.   geolog.    Reichsanstalt.      XXVII. 

Bd.     No.  4.     Dabei: 
G.  Tschermak,  mineralog.  Mittheilungen.    Jahrgang 

1877. 
Verhandlungen  der  K.  E.  geolog.  Reichsanstält.    1877. 

14-18. 
Leopoldina.    Hft.  XIV.  No.  3-6. 
Annales  de  TObservatoire  de  Bruxelles.    6 — 7. 
P.  Willems,    le   S^nat   de   la   R^publique   Romaine. 

T.  L     Louvain.    1878. 
S.  Ferency,  TörtönelmeböL    Pest.     1870. 
M.    Tudom.     Akademiai  Almanach.     1873.     Bndapeei 

1873. 
Revista  Euskara.    No.  1—3.    Pamplona.    1878. 
Mämoires  de  la  Soc.  Roy.  des  Sciences  de  Lieg^.    Ste. 

2.  T.  VL 

Bulletin  of  the  American  geograph.  Soc.    No.  5. 
Jahrbuch   über   die  Fortschritte  der  Mathematik.    Bd. 

8.    H.  1. 
Monatsbericht  der  Berliner  Akademie.    December  1877. 

Januar  1878. 
Atti   della  R.  Accademia   dei  Lincei.    Vol.  II.    Faso. 

3.  4.    Roma.    4. 

(Fortsetzung  folgt). 


28S 

von  der  Kön%l.  Q^esellschaif);  der  Wksen- 
lichaÄefÄ  Bind  d6r  G.  A.  üniversifät  zu 

GSttingen. 


29,  MäL  Mi  8*  1878. 


ÜBigliche  CleseÜschftft  der  WisseiiscJiiiften. 

1»  ■■■••• 

G optisch- Arabische  Handschriften 
der  Königl.  Universitäts-Bibliothek. 

Beschrieben  von 
Ferd;  WüstenfelH. 

Die  Königliche.  Universitäts- Bibliothek  hat 
kürzlich  eine  Sammlung  Orientalischer  Hand- 
schriften erworben,  welche,  wenn  auch  in  ver- 
schiedeüen  Sprachen  geschrieben,  mit  Ausnahme 
von  dreien  sämmtlich  der  Coptischen  Literatur 
angehören.  Es  soll  zwar  lioch  eine  ziemlich  be- 
dentende  Anzahl  Goptischer  Handschriften  in 
Aegyi^ten  rorhanden  sein,  sie  sirid  aber  von  ih- 
reü  Besitzern  sehr  schwer  zu  erlangen  und  wer- 
den nach  und  nach  zu  Grunde  gehen ,  und  je 
weniger  davon  bisher  nach  Europa  gekommen 
ist,  uxn  so  wichtiger  ist  es,  die  erreichbaren 
XJeberblfeibsel  in  Sicherheit  zu  bringen,  und  Herr 
Dr.  Bmgsch  Bey,  welcher  schon  im  Jahre  1853 
eine  Sammlung  mitbrachte,  die  sich  in  der  Königl. 
Bibliothek  zu  Berlin  befindet,  hat  sich  das  Ver- 
dienst erworben,  im  Jahre  1870  aus  einem  der 
größten   und   berühmtesten  Klöster  den   letzten 

23 


L€a 


m 

Best  einer  Bibliothek  zu  retten,  nachdem  die 
immer  mehr  der  Unwissenheit  verfallenden  Mönche 
den  übrigen  Theil  derselben  nach  nnd  nach  ver- 
schleudert hatten;  und  gerade  dadurch,  daß 
diese  Sammlung  bei  einander  bleibt,  wird  ihr 
Werth  noch  erhöht. 

Das  Kloster  ist  das  des  Amba  Bischoi^),  beim 
Beginn  der  Libyschen  Wüste  in  der  gänzlich 
unfruchtbaren  Ebene  Askit,  welcher  Name  aus 
dem  Aegyptischen  durch  »Wage  der  Herzenc 
erklärt  wird ,  an  dem  kahlen  Berge  Schthät, 
einige  Stunden  von  dem  Wädi  Habib  entfernt, 
in  welchem  sich  die  Natron  Teiche  befinden, 
wovon  die  Klöster  den  Namen  der  Natron  Klö- 
ster erhalten  haben.  Ihre  Anzahl  betrug  vor 
Zeiten  über  Hundert,  sie  waren  in  weiter  Aus- 
dehnung in  drei  Reihen  erbaut  und  das  Kloster 
des  Amba  Bischoi  lag  in  der  dritten  Reihe; 
gegenwärtig  sind  außer  diesem  nur  noch  drei 
übrig,  das  des  Macarius,  das  der  Domina  (Maria) 
von  el-Baramus  und  das  der  Syrer,  alle  andern 
liegen  in  Trümmern^). 

Die  ganze  nicht  sehr  umfängliche  Literatur 
der  Gopten  besteht  vorzugsweise  aus  religiösen 
Schriften  und  solche  bilden  auch  unsere  Samm- 
lung, sie  enthält  XJebersetzungen  der  Bibel,  Com- 
mentare  dazu,  Liturgien,  theologische  Abhand- 
lungen und  Kirchengeschichte  in  der  Geschichte 
der  Goptischen  Patriarchen  und  Heiligen.    Etwa 


1)  Die  Arabische  Schreibart  ist  verschieden 

2)  Alle  hier  gebrauchten  Namen  werden  von  Ma- 
crizi,  Geschichte  der  Gopten,  erwähnt  und  kommen 
auch  in  den  Unterschriften  unserer  Handschriften  vor. 
Vergl.  H.  Brugsch,  Wanderung  nach  den  Natron* 
klöstem  in  Aegypten.    Berlin  1855. 


M.» 


•      287 

die  Hälfie  der  Handschriften  ist  datirt  und  aus 
der  Aehnlichkeit  der  übrigen  geht  hervor,  daß 
die  meisten  erst  am  Ende  des  vorigen,  einige 
erst  in  diesem  Jahrhundert  geschrieben  sind; 
wenn  aber  schon  eine  derselben  die  Angabe  ent- 
hält, daß  die  .Vorlage,  aus  welcher  sie  copirt 
wurde,  die  Jahreszahl  1073  der  Märtyrer  (1356 
Chr.)  trug,  so  reichen  die  Verfasser  der  meisten 
in  eine  noch  viel  frühere  Zeit  zurück.  Der 
größte  Theil  ist  Arabisch  geschrieben,  es  ist 
aber  eine  eigenthümliche  Erscheinung,  daß  die 
kirchlichen  Schriften  der  Gopten  aus  einem  Ge- 
misch von  Goptisch  und  Arabisch  bestehen  und 
selbst  beim  Gottesdienst  in  den  Vorlesungen  und 
Gebeten  das*  Arabische  mit  dem  Goptischen  ab- 
wechselt; zuweilen  steht  neben  dem  Goptischen 
die  Arabische  üebersetzung  und  in  sonst  nur 
Goptischen  Werken  sind  die  üeberschriften  der 
Abschnitte  zugleich  Arabisch  oder  nur  Ara- 
bisch angegeben.  Aus  diesem  Grunde  habe  ich 
in  der  nachfolgenden  Beschreibung  die  mehr 
Goptischen  nicht  von  den  bloß  Arabischen  ge- 
schieden, sondern  alle  nach  dem  Inhalte  zusam- 
men, geordnet. 

Die  Sprache  soll  Alt-Arabisch  sein  und  in 
den  biblischen  Schriften  ist  sie  auch  noch  er- 
träglich, 80  daß  man  sieht,  daß  sie  auf  einer 
guten  Grundlage  ruhen,  die  übrigen  Werke  sind 
aber  der  Art,  daß  man  ohne  üebertreibuug  sa- 
gen kann,  daß  durchschnittlich  fast  in  jeder 
Zeile  ein  grammatikalischer  Fehler  vorkommt; 
sie  waren  von  Anfang  an  nicht  correct  und  sind 
dann  durch  die  Abschreiber  immer  schlechter 
geworden  und  diese  haben  das  selbst  gefühlt 
und  bitten  in  den  Unterschriften  wegen  der 
Fehler  um  Entschuldigung.  Indeß  verstanden 
l^aben   die  Mönche   noch;    was   sie   lasen,    und 

2^* 


288 

den  täglicben  Gebraucl^  9a  a^geput^t,  99  ^eSrJb 
dies  bei  den  Heiligenl:^eiide9  laicht  zui^efiles» 
lisrelclie  in  dem  schlechtesten  Ar^bipi^h  g^cbdep* 
1]|en  sind  ui^d  bei  dej\^  m^  doQb  f u>  iWstpAdr 
i^iB  voraus^^tz^n  mu^  im  71^  bßgr^ifea,.  immm 
gerade  diese  am  meisten  gebre^nebt  fiad^  d& 
außer  der  äußeren  Beschaffenheit  dj^e  iftnzaUigeai 
Wachsflecken  im  Innern  auf  das  ft^tknmlttshft 
darauf  hinweisen,  daß  sie  beim  Schein  dev  Waobfr« 
kerzen  viel  gelesen  wurden. 

Einen  auffallenden  Gegensatz  zu  dieiser  Vec* 
derbniß  in  der  Sprache  bilden  die  fast  adiönen, 
großen,  deutlichen  Schriftzüge,  in  denen  alle 
diese  Handschriften  geschrieben  sind,  so  daft  man 
einige  auf  den  ersten  Anblick  für  alt  «xid  aus 
der  besten  Zeit  der  Arabischen  Literatur  stam- 
mend halten  könnte;  sie  wurden  aus  älteren 
Exemplaren  theils  von  Mönchen,  theila  von  Ab* 
Schreibern  von  Profession  und  auf  Bestellung 
copirt,  um  sie  dem  Kloster  zum  Geschenk  zu 
machen,  und  alle  waren  als  Wakf  d.  i.  als  un- 
veräußerliches Eigenthum  in  das  Kloatepß  geati£t- 
tet.  Die  Stiftungsurkunden  sind  vom  ödes  am 
Schluß  eingeschrieben  und  immer  iu  deooaelben 
Wendungen  abgefaßt:  es  soll  eijxt  OandiKsllsiffc 
unter  keinem  listigen  Yorwande  aus,  dem  Kloster 
entfernt,  nicht  gestohlen  oder  verkauft  werden, 
und  wer  dagegen  fehlt,  wird  mijt  E:!(QOittsiuni^ 
cation  und  ewigen  Strafen  bedroht ,  ^  soll  ihm 
ergehen  wie  Simon  dem  Zauberer,  Juda»  dem 
Verstoßenen,  Diocletian  dem  Ketzen  undiBerodes 
dem  Abtrünnigen ;  eine  der  ausfüborliohsten  die- 
ser Urkunden  ist  als  Muster  für  alle  unten  bei 
Nr.  14  abgedruckt. 

^a  kann  nicht  der  Zweck  dieser  Zeilen  sein, 


289 

auf  eiiie  Ei'itik  der  Texte  näher  einzugehen  und 
z.  B.  üfcer  das  Alter  und  den  Ursprung  der 
UebetsrtiKilligdö  der  biblischen  Bücher  Untersu- 
chungen anzustellen  oder  wie  sich  zu  ihnen  die 
in  deii  Vorlesungen  und  liturgischen  Gebeten 
Yorkömitaeilden  Te^te  verhalten,  das  wird  einem 
atideren  yörbebalten  bleiben,  welcher  in  diesen 
Dingen  berH'änderter  ist  als  ich.  Ebensowenig 
konnte  idh  meine  Untersuchungen  auf  die  Ver- 
fasser aufSdehnenf,  da  unsere  Hülfsmittel  hierfür 
zu  Tingenfilgend  ätüd  und  dieselben  so  oft  wie- 
derkehr^deü  Nattieti,  wie  Macarius,  Athanasius, 
Anastasiu»,-  leieht  zu  Verwechselungen  Anlaß 
geben.  Meine  Abdicht  ist  nur,  das  mit  einiger 
VollstSndigkeit  aulzuführen,  was  wir  besitzen, 
und  ich  bemerke  dazu,  daß  fast  alle  Handschriften 

mit  der  Formel  beginnen:  rA;^'^  o^^'^  ^^'  C"^ 
^mcXW      Im  Namen  des  Vaters,  des  Sohnes  und 

des  heiligen  Geistes! 

1.  jiV^Uii  Arabische  Uebersetzung  der  Psal- 
men, der  Anfang  fehlt,  Ps.  xix — cli;  die  Zäh- 
lung folgt  der  Septuaginta  und  der  Syrischen 
Uebersetzung,  in  den  Ueberschriften  ist  die  Zahl 
der  Versglieder  qJ?vä^\   (U^xov  angegeben,    am 

Rande  finden  sich  einzelne  Abweichungen  aus 
der  Syrischen,  Griechischen  und  Coptischen 
Uebersetzung  angemerkt.     Der  apokryphe  Ps.  cli 

äjLH^  ^yM^I^  c5v^L^5  jyijl\  hat  die  Ueberschrift 

X,-.lL.  W  ^pA^ljiJ   ^0^  ^  g^L>  v^^tjJ  jyiji\   \dj> 

vi>w«  j^^  oLJL>  jj\i  U  «tX>-3  iuX^  (sie)  oyAM^-t^ 

^j^^iXMi\  »y^  »dieser  Psalm,  welcher  über  die  ge- 
wöhnliche Zahl  von  150  Psalmen  hinausgeht,  ist 
yon  Pavid  einzeln  geschrieben,  als  er  den  Kampf 


290 

gegen  Goliat  bestand,  er  hat  16  Gliedere;  zu 
zwei  Zeichen  im  Text  ist  am  Rande  bemerkt, 
daß  das  12.  und  13.  Glied  sich  nur  im  Syrischen 
finden. 

Als  Anhang  folgen,  ebenso  wie  in  der  Sep- 
tuaginta,  aus  anderen  Büchern  des  A.  Test,  die 
Loblieder  und  Gebete  des  Moses,  der  Hanna ,  des 
Hiskia ,  Manasse ,  Jonas  u.  s.  w.  mit  der  Angabe 
von  größeren  Zusätzen  oder  Abweichungen  im 
Coptischen  oder  Griechischen.  Das  letzte  Stuck 
ist  der  Lobgesang  der  Engel  »Ehre  sei  Gott  in 
der  HöhM«  nach  der  Ausführung  des  Athanasius, 

Patriarchen  von  Alexandria  l^US'^  KXj^t  k^jm3 
jü^OojC^'lJt  ^jjija^  ^J^  (j^^juMiUS't  v^t  Hierauf 
das  Vaterunser  und  das  Glaubensbekenntniß  der 
318    in  Nicäa  versamn^plten  Bischöfe  jäL  KiU'^S 

jJS:^  ^U%   nebst  einer  Erwiederung  des  Jahja 

ben  'Adi^)  ä-s^^^  M  ^  ^0^  ^  ,^^^.  ^^ 

ÄJwL^I  XiU^I  ^  oU  äJ^  ^Wt  ^^ß  ^  ^^\y>  — 

Den  Schluß  machen  20  Uwjfid  Ka^nffiata  Sitzun- 
gen ,  d.  i.  Gebete ,  welche  hinter  ebensoviel  be- 
stimmten Psalmen  gesprochen  werden,  während 
die  Gemeine  sich  niedersetzt;   z.B.  ^^^'^\  UwjtLäll 

1)  Dies  ist  der  mit  Vornamen  Abu  Zakarija  genannte 
Jaoobitische  Arzt  und  Philosoph  zu  Bagdad,  welcher  sich 
durch  die  Uebersetzung  mehrerer  Griechischen  Werke 
verdient  gemacht  hat,  gest.  im  J.  Chr.  974.  VergL  Ge- 
schichte der  Arab.  Aerzte  §.  110.  Seine  Theologischen 
Schriften  nennt  Van  sieb,  hist.  de  Peglise  d'Alexandriei 
pag.  344. 


291 


\ij\j^jy^\  »APj   « ^jAojy^^  ^yy Li^       Die    erste 

Ka&iüfka,  nach  dem  8.  Psalm,  es  wird  gespro- 
chen das  äytog  und  das  darauffolgende  dreimal, 
das  natSQ  ^fumy  und  das  xvq^s  eXstjcfoy  und  dies 
sind  die  tgonagta  — 

200  Blätter  Octav.  Da  nach  der  Zählung 
der  Papierlagen  vorn  vier  derselben  fehlen,  so 
müssen  diese  etwas  mehr  als  die  fehlenden  18 
ersten  Psalmen  enthalten  haben  und  der  ganz 
ähnliche  Codex  im  Britischen  Museum  Gatalog. 
Codd.  Mss,  Arab.  P,  11.  Nr.  3  enthält  auch  eine 
ausführliche  Vorrede,  während  sie  in  dem  Ox- 
forder Codex,  Nie  oll,  Bibl.  Bodl.  Cod.  X  nicht 
vorkommt.  Vergl.  auch  Uri,  Bibl.  Bodl.  Codd. 
Christ,  pag.  30.  Cod.  X.  XIII. 

2.  jjLftj  M^'!i!  Arabische  Uebersetzung  der 
vier  Evangelien  mit  kurzen  Vorreden  und  In- 
haltsangaben.    Anfang:    ^Lm  M  q^u  i^ßO<jUl 

Ä«.A»NXÜt  y.LÄü   Äju^^»  iUJüJj  g..M^JÜ  nOlüj\  ^jM^^ 

d.  i.  Wir  beginnen  mit  Gottes  Hülfe  und  seiner 
guten  Leitung  mit  der  Abschrift  der  Vorrede  zu 
den  vier  heil.  Evangelien.  —  üeber  Matthäus 
heisst  es:  Sein  Name  war  Lewi,  er  war  Steuer- 
einnehmer und  wurde  Schüler  und  Apostel;  sein 
Name  bedeutet  ^^alauatl   der  Auserwählte  und  er 

gehörte  zum  Stamme  Isaschar,  aus  der  Stadt 
Nazaret,   sein  Vater    hieß    l^^i>,    seine    Mutter 

^^Lufj.tf.  Er  schrieb  sein  Evangelium  in  He- 
bräischer Sprache,  begann  damit  in  Palästina 
und  vollendete  es  in  Indien,  als  die  Schüler  aus 
dem  Lande  Judäa  vertrieben  wurden  im  ersten 
Jahre   der  Regierung  des  Kaisers  Claudius  und 


292 

im  neunten  der  Himmelf abri    Er  erUtt  dag  Mu- 

tyrium   iu    der    Stadt  v^j*^    durch    Steinigung 

am  12.  des  Monats  Bäbefa  und  wurde  in  xJL^Ü?,! 

j 

iuJu^   begraben.       Das  Eyangelium  übersetzte 

Johannes  der  Sohn  des  Zebedäus  in  der  Stadt 
^ywJ*^!  und  verkündete  es  in  Indien  und  in  Je- 
rusalem.    Es  ist  in  101  Capitel  getheilt. 

Die  Vorrede  zu  dem  Eyangelium  des  Mar- 
cus bewegt  sich  in  allgemeinen  Redensarten 
und  erwähnt  nichts  über  seine  Persönlichkeit; 
es  enthält  54  Capitel. 

Nach  der  Vorrede  zum  Eyangelium  des  Lu- 
cas waren  er  und  Gleophas  die  beiden,  welche 
mit  Jesus  auf  dem  Wege  nach  Emmaoe  zusam- 
mentrafen. Lucas  hielt  sich  erst  zu  Petrus,  in 
der  Folge  zu  Paulus ;  er  schrieb  sein  Evangelium 
Griechisch  in  Alexandrien  ii^  14*  4:  h  letzten 
Jahre  der  Regierung  des  Claudius,  im  22.  nach 
der  Himmelfahrt.  Zuerst  verkündete  es  Paulus, 
dann  Lucas  selbst  in  der  Stadt  Macedonia;  er 
starb  zu  Rom  als  Märtyrer  am  22.  des.  Monats 
Bäbeh.     86  Capitel. 

Johannes  schrieb  sein  Eyangelium  Grie- 
chisch zu  Ephesus  im  8.  Jahre  der  Regierung 
des  Nero,  30  Jahre  nach  der  Himmelfahrt;  er 
verkündigte  es  zuerst  in  den  Städten  von  Asien, 
nachher  in  Ephesus  und  blieb  dort  27  Jahre, 
nämlich  unter  Nero  6,  Vespaaian  10,  Titus  2, 
Domitian  9,  bis  ihn  dieser  nach  der  Insel  imvaIu 

Patmos  verbannte,  wo  er  sich  sieben  Jahre  auf- 
hielt, eine  Kirche  baute  und  die  drei  katholi- 
schen Briefe  schrieb.  Er  hatte  drei  Schüler  bei 
sich:  Ignatius,  nachher  Patriarch  von  An- 
tiochien  bis  er  in  Rom  den  wilden  Thieren  vor- 
fijeworfen    wurde;     (jw5jL»JLo    verschrieben    aus 


293 

(ji^li^li   Polykarpus,   nachher   Bischof  tou 

^y^  Smyrna,  welcher  den  Feuertod  erlitt,  und 

jas>^    Pügtr   (soll  wohl  Papias  sein),    welcher 

in  Ephesus  sein  Nachfolger  wurde.  Als  Trajan 
zur  Regierung  gekommen  war,  lebte  Johannes 
noch  sechs  Jahre  zu  Ephesus,  er  starb  dort  am 
4.  des  Monats  Tuba  und  wurde  dort  begraben ; 
er  erreichte  ein  Alter  von  101  Jahr,  von  denen 
30  vor  und  71  nach  der  Himmelfahrt.  Er  hatte 
seinen  Schüler  Pü'gtr  letztwillig  verpflichtet,  daß 
er  Niemanden  die  Stelle  seines  Grabes  wissen 
lasse,  und  so  ist  sie  unbekannt  geblieben,  denn 
daa  Grab,  welches  dafür  ausgegeben  wird,  ist 
das  des  Pü^r.  Dieser  ist  es,  welcher  die  Apo- 
calypse  aus  dem  Munde  seines  Lehrers  Johannes 
aufechrieb.  Der  Vater  des  Johannes  hieß  Zebe- 
däns,  seine  Mutter  anfangs  Theophila,  nachher 
Maria;  er  war  aus  Bethsaida  und  gehörte  zum 
Stamme  Sebulon.  Als  Johannes  sein  Ende  nahe 
fühlte,  grub  Pü'^r  ein  Grab  nach  dem  Maaße 
seiner  Größe,  dann  schickte  ihn  Johannes  fort, 
um  für  ihn  Todtenkleider  zu  holen,  und  als  er 
zurückkam,  fand  er  das  Grab  zugeschüttet,  aber 
von  Johannes  fand  er  nichts  als  seine  beiden 
Schuhe.     Das  Evangelium  hat  46  Capitel. 

Die   Unterschrift   des  Codex  ist:    vä^JL«^^  > 
^^^N-JüUj  v^l  h*M  xUw  J^'bH  ^j  j^  ^J^  siiJ^  jA^ 

iUU^  ^6  vJ«l^\  xJ^I  iCu^t  Hy?HlI  iUiU%. 

M    L-JL-33^  ^t^^l    i^tOUtAJt  ^L^^l    i:|j4^  v^^l^ 


294 

{^\  ^^Uaj  d^^  ple\s^     Vollendet   am    29. 

Buna,  übereinstimmend  mit  dem  15.  Rabf  L 
1208  der  Hi^ra  nach  dem  Arabischen  Mondjahr 
übereinstimmend  mit  dem  J.  1515  der  Märtyrer 
(Chr.  21.  Oct.  1798).    200  Blätter  kl.  Quart. 

3.  Arabische  Uebersetzung  der  vier  Evan- 
gelien  mit  Gommentar;  die  Blätter  sind  gezählt 
von  12  bis  373,  es  fehlt  die  erste  Papierlage, 
welche  vermuthlich  eine  allgemeine  Einleitung 
und  eine  besondere  zum  Matthäus  enthielt  und 
es  beginnt  sogleich  das  Evangelium  des  Mat- 
thäus .Lä-JI  ^^^SL^*ai\  J<j^  d^^  ^^  1^1  Abschnit- 
ten.—  Die  Einleitung  zum  Marcus  J^cpl  K^lä 
^jjgs^t  ^j^jA  v^yt  giebt  an,  daß  er  sein  Evan- 
gelium im  vierten  Jahre  der  Regierung  des  Clau- 
dius, 12  Jahre  nach  der  Himmelfahrt  Griechisch 
in  Rom  geschrieben  habe,  wo  es  sein  Lehrer 
Petrus  zuerst  verkündete;  Marcus  selbst  that 
dies  in  Alexandria,  Mi^r  (Gahira)  und  dessen 
Districten  und  in  den  fünf  Städten ;  er  starb 
als  Märtyrer  in  Alexandria.  Die  üebersicht  der 
54  Gapitel  ist  in  einer  Tabelle  enthalten.  — 
Die  Vorreden  zum  Lucas  und  Johannes  sind 
mit  dem  vorigen  Codex  fast  wörtlich  gleichlau- 
tend.   Vergl.  NicoU  1.  1.  Cod.  XIV. 

In  den  Ueberschriften  ist  zugleich  angegeben, 
an  welchen  Sonn-  und  Festtagen  die  Abschnitte 
beim  Gottesdienste  vorgelesen  werden.  Der 
Commentar  ist  aus  den  Schriften  der  Kirchen- 
väter zusammen  getragen;  es  werden  genannt 
Johannes  Chrysosthomus  vJ^jJt  ^ii  Epiphanius, 

Severus  von  Caesarea,  Cyrillus  von  Jerusalem, 
Titus,  Basilius,'Eu8ebius  (j^^^Lw^J  oder  (j^jjuLwj! 

an  einigen  Stellen  yv^LM^t,  was  man  Ausonius 

lesen    könnte,     Clemens    g^^LjU-JSJ,    Gregorius 


295 

Theologns  ^j*^^[xl\  oder  der  Wunderthäter 
(^.L^Jt ,  Apolinns ,  Athanasius ,  Timotheus, 
(j^jJuJIj,   Theophilüs,  Dydimus. 

Die  letzten  14  Blätter   sind  in  neuerer  Zeit 
ergänzt  und  darauf  bezieht  sich  die  Unterschrift : 

^  J^\  \Js^^^  15^^  ^jA^  j^  y.LÄü  Jüu^^l  ^.4£=^ 

J3UJ|5  ^^\   Low   ^j<J   Ä-y-jjm    ^•|(;J  ^(^^1   J^lv^ÄJ^l 

XftJL^  y«>J  v^Upi  vly^J  e5^L:^5  O^^^'  CM^'  jA^' 
^?  J^  ^\  f^\j\  JoüÜL  ^  u-Uä  ^%  ^\^  ^\ 

u^^'^'u-^j>Lr^5  g^'  ^W^*  c^ly^J  o^*^ 

Zu  Ende  sind  die  vier  Evangelien  des  Matthäus, 
Marcus,  Lucas  und  Johannes,  die  Ströme  des 
Wassers  des  Lebens,  die  den  Durst  löschen,  die 
Erläuterung  und  Erklärung,  durch  den  Segen 
des  Herrn ,  Amen.  Die  Vollendung  dieser  Er- 
neuerung erfolgte  am  Donnerstag  den  12.  des 
Monats  Epep  im  Jahre  der  Märtyrer  1527  (Chr. 
1810).  Der  Abschreiber  ist  der  niedrige ,  ver- 
ächtliche, träge,  sündhafte.  Staub  und  Asche, 
das  niedrigste  und  geringste  der  Geschöpfe  Got- 
tes, dem  Namen  nach  Priester,  nicht  der  That 
nach ,  Ibrahim  Abu  Tabl  Ibn  Sam'än  el-Chawä- 
nikl;  Schüler  des  seligen  Presbyter  Gurgis,  des 


296 

Vaters  des  ^yovfMPOQ  Philemon,  Diener  des  Mär- 
tyrer Mercurius,  er  bittet  euch  um  Fürbitte. 

4.  Coptische  üebersetzung  der  vier  Evan- 
gelieu  200  Blätter  gr.  Folio,  große,  schone 
Schrift;  das  erste  Blatt  zeigt  ein  Krexiz  in  bun- 
ten Farben,  auch  das  erste  Blatt  jedes  Eyange- 
liums  ist  bunt  verziert.  Die  Ueberschriften  und 
der  Inhalt  oder  die  Anfänge  der  Capitel  sind 
am  Bande  auch  Arabisch  beigefugt,  wie  Jj^^I 

^i^^l  py^o    Matthäus  hat  85,  Marcus  52^  Lucas 
84,  Johannes  40  Capitel. 

Unterschrift:     U5>^   u^.0üill   J^{  ^^  J 

yiU  ^J^\  ^;U5N»  ^  ^j^\  vjit  er  y^^^  jÄ^t 
^LfbNil  ^luX^^  (coptische  Zahlen)  1491  i^y*^j^ 

^L^l  y.LÄj|  ^^V  ^^.  ^^  0K5  ^'^>^  Üi^t^ 
L-x-it  ^^j^all  g^yi  ^UJI  J^LÄi!  v^l  sLJt  *U 

iu«3^l  ya^.  (^^;^l  iC>^lj   ä^s^J  \^»Am\  ^j^^juwUjI 
p^l  8^Lä  ^LÜI  f^y\  ^1  J^.  er  i^jJ^  «5^^ 


Zu  Ende  ist  das  Evangelium  des  heil.  Evan- 
gelisten Jobannes,  Amen!  am  Dienstag  den  10. 
des  Monats  Mesore  im  J.  1491  der  Märtyrer  (CSbr.« 
1774);  die  alte  ursprüngliche  Zeit  (der  Hand- 
schrift, als  welcher  die  jetzige  copirt  wurde) 
war  das  J.  1073  der  Märtyrer  (Chr.  1356);  und 
der,  durch  dessen  Sorge  (auf  dessen  Kosten)  die 
neue  Abschrift  dieser  Evangelien,  der  Ströme 
des  Wassers  des  Lebens,  bewirkt  wurde,  ist  der 


2Ö7 

>rtrefiniche ,  wohlthätige ,  freigebige ,  geehrte 
atoff  Amba  Athanasins,  Bischof  des  Districtes 
[asafia  an  der  Seeseite  von  Mi9r,  und  diese 
eoe  Abschrift  ist  gemacht  durch  den  niedrigen 
Drahim,  Abschreiber  in  der  Oriechen-Straße  zu 

5.    Der  von  späterer  Hand  vorn  eingeschrie- 
ene  Titel  ist: 

^yi—A^L. ÄÄit^  LT^  vk^  y  c5J^t  V^t  ^^ 

Dieses  Buch  enthält  die  Briefe  des  Paulas,  die 
Latholischen   und   die   JlgalSe^g.^     Den   Anfang 

lacht  JUjJt  ^ji  er^'  ^^^  ^^  ^^^  mOJU 
iLu  JIj  U  J^  fUöt  iUiUi-  g^  »Einleitung  in  die 

Jriefe  des  Paulus,  verfaßt  von  el-Mutamin  ben 
l'Assäl,  sie  besteht  aus  acht  Theilen,  wie  nach- 
ler  näher  angegeben  wird;«  nämlich 

_3U  5  Ouu  iüjj^  JÜSiJ  xiLrJ  ^  Jb.  ^ j  jJ5i 


^LmJI^  äIjU^.  vi^  j^  ^j^Lit^  o^iOLJi  äILääÜ^ 

>1.  Seine  Lebensumstände  vor  seiner  Be- 
ecehrung.  2.  Sein  Leben  nach  seiner  Bekeh- 
mng.  3.  Seine  Wunder.  4.  Sein  Lebensalter 
and  d^r  Tag  an  welchem  er  das  Matyrium  er- 


298 

litt  und  in  das  Himmelreich  einging.  5.  Er- 
klärung einiger  Ausdrücke  in  seinen  Briefen. 
6.  Die  Weissagungen,  welche  er  in  seinen  Brie- 
fen als  Zeugnisse  anfuhrt.  7.  Die  Zeugnisse, 
womit  er  den  größten  Theil  der  in  seinen  Brie- 
fen enthaltenen  Aassprüche  heweist.  8.  Erkla- 
'  rang  der  Arabischen  Ausdrücke,  welche  in  die- 
ser Einleitung  gebraucht  sind.« 

Blatt  85  beginnt  die  Uebersetzung  der  Briefe 
des  Paulus  selbst;  Bl.  225  folgen  die  sieben  ka- 
tholischen Briefe,  Bl.  274  die  Apostelgeschichte. 

Den  Schluß  macht  JuJLj  ^J^^JaJJ^  0^.0^1  ÄiLi^ 

^jJoL}  ^;;v-«ji^l  e^r^^^j^t  ^I^AX^i  ^\  Q^^j^Ojl 

V^l  er  LT^Li-t  v5  *A^3;  '^^tt^.  i/^^^  »Brief  des 

heil.  Dionysius,  Schülers  des  Apostel  Paulus,  an 
den  heil.  Timotheus,  Schüler  des  genannten 
Apostels,  wegen  des  Martyrium  der  beiden  gro- 
ßen Apostel  Petras  und  Paulus  in  der  Stadt 
Rom  am  5.  Epep.«     Die  Adresse  ^tyjJt  ist: 

ä-x-äL;^^  *1«  0^  ^L:>5^l  ^^«3  ^^5  JuuJbJI 


u-^bU^  ^\s>^J\  v^b  ^-^5  fJ^'  g^'^' 

»An  den  Schüler  in  Gott  und  den  Söhn  im  Geist, 
den  Diener  Gottes  und  seinen  Auserwählten  und 
den  Vollbringer  seines  Willens,  den  Standhaften 
in  Bedrängnissen,  den  über  jedes  Lob  Erhabe- 
nen, den  Lehrer  der  Wahrheit  und  den  geisti- 
gen Vater  Timotheus.«  6  Blätter,  der  Schluß 
fehlt.  Dieser  Brief  findet  sich  auch  in  Oxford, 
Uri,  Bibl.  'BodL  Codd.  Christ,  p.  46  Cod.  civ.  2. 


Ö99 

Epistola  cousolatoria  Dionysii  ad  Timotheum  de 
Petri  et  Panli  martyrio.  Wenn  man  auch  darin 
ein  späteres  Machwerk  erkennen  muß,  so  be- 
weist doch  die  Ueberschrift ,  daß  in  der  Gopti« 
schen  Kirche  der  Timotheus^  an  welchen  Biony-^ 
sius  Areopagüa  seine  Schriften  richtete,  für  den 
Schuler  des  Apostels  Paulus  gehalten  wurde. 
Vergl.  Biblioth.  graeca  ed.  Migne.  Vol.  III. 
Colum.  25.  Vol.  IV.  Colum.  929. 

6.  Dasselbe  Werk  in  einer  ungleich  älteren 
Ausgabe,  nach  dem  Aussehen  zu  urtheilen  schon 
vor  mehr  als  hundert  Jahren  gänzlich  verbunden, 
so  daA  der  Text  des  Briefes  an  die  Römer  vor- 
ansteht und  die  Einleitung  an  verschiedenen 
Stellen  zwischen  geschoben  ist.  Die  Zeit  der 
Abschrift  steht  am  Ende  des  Briefes  an  die  He- 
bräer : 

••  .1    ••  ••       ,^       \*  • 

Zu  Ende  ist  der  Brief  an  die  Hebräer  und  da- 
mit enden  seine  Briefe;  er  schrieb  ihn  aus  Ana- 
tolia^)  und  sandte  ihn  durch  Timotheus.  —  Die 
Vollendung  .der  Abschrift  desselben  erfolgte  am 
Dienstag  den  25.  Bäbeh  985,  übereinstimmend 
mit  den  6.  Qafar  667  (Chr.  IS.Oct.  1268).  Am 
Bande  sind,   mit  ^  und  ^  bezeichnet,   einige 

1)  So  ist  hier  nnd  in  dem  vorletzten  Verse  deutlich 
geschrieben  statt  des  sonst  vorkommenden  (-aJLIxsJ  Italia. 


äoö 

Varianten  der  Coptischen  tmd  Syrischen  Ueber- 
setzang  angemerkt.  —  246  Blätter  Octay. 

7.  Coptisch,   204  Blätter  Polio  große  deuü- 
liche  Schrift  (j^^ULS  Ka^tjfASQog^)   Vorlesuügen 

für  alle  Sonntage  in  der  Fastenzeit,  Ostern  bis 
Pfingsten.  Das  über  den  Coptischen  Titel  iber- 
geklebte    Blatt   hat    die    Arabische   Aufschrift: 

|»yaJ|  OyXs>^  ij^JJa3  iJü^  J^t  ^t  ^J\  (X^t  i^ 
»^— AoU-JI^  ^>-^J  {J^j^^  CÄr***^'  i>3i>^3  8^LÄ-J|5 

Darunter  daß  dies  mit  der  Arabischen  XJeber- 
setznng  der  Evangelien  und  der  übrigen  Schrif- 
ten  des  N.   Test,   übereinstimmt:    J>^  ^j^  \d^ 

^  jJl  j^Xfi^  ^      Die    Ueberschriften    für    jeden 

Sonntag  sind  Arabisch. 

8.  Lectionarinm  Coptisch,  Anfang  und  Ende 
defect;    das   noch   erhaltene  Schlnßblatt  hat  die 

Unterschrift :     ^j\Jdi  U^mJ^  (j^JüuJt  \Jü:^\  I«AP 

ßJ^  M^\^  ^^Ij  (^<Ai{  »dies  ist  das  heilige  Buch; 

welches  KadfifAsgog  genannt  wird,  das  bedeutet 
das  täglich  Vorgeschriebne  für  den  Monat.« 
Die  Ueberschriften  sind  Coptisch  und  Arabisch, 


die  erste :   L-JL^  S:i^  «^Ja^»  CT  o^/^'^  O^^^ 
jy^jl^'  ^sy^  ^y*^^  Fy**^*    ^^^™  ^^*    ^^^   Elhak, 

1)  Man  findet  aach  (jM^oÜai   und  ^  (jM^UUbS  geeohrie* 

ben ;    Yansleb  1.  1.  p.  62  hat  das  Wort  nicht   erkannt 
und  schreibt  Il-Cotmams. 


301r 

GeburtsfeBt  unseres  Herrn  Jesus  Christus, 
Abends 9   der  Psalm;«    die  letzte:    iu^ y^ jS>\ 

j^jXt  äaAc  am  letzten   des  Monats  Tuba,    am 

Feste  der  heiligen  Pistis  und  ihrer  Begleite- 
rinnen Helpis  und  Gäpis;«  auf  dem  Ueberbleib- 
sel  eines  abgerissenen  Blattes  kommen  die  drei 
Namen  wieder  vor  und  der  letzte  ist  hier  (j*<uoliit 

Agapis  geschrieben,  also  Glaube,  Hoffnung, 
Liebe.  —  228  Blätter. 

9.  Coptisch,  schöne  große  Schrift  127  Blät- 
ter gr.  Folio,  ohne  besonderen  Titel,  enthält 
die  Utnrgischen  Vorlesungen  Morgens  und  Abends 
Yom  4.  Sonntage  in  den  Fasten  bis  zum  Palm- 
Sonntage.     Die  Ueberschriften  sind  Arabisch  in 

Thuluth-Schrift,  die  erste  iüt;^?  er  '^^*^'  r^-  /^ 

Lü^   ^^JÜJ  (jmJüUI  >«jAaJ?  ^y,  Jüut^l,    die   letzte 

10.  (jM^Ubd  Arabisches  Lectionarium  mit  der 

üeberschrift:    iULuftJI  ÄJUJt  Ji^i  ^r  ^V  'r-*^.  ^ 

^LaJ?  o^»^  er  J^^'  ^^^^^  '^'  /f^  '^^  4^5 
^-  ^^  jUAc  Juh:pt     »Was   gelesen  werden  muß 


vom  Anfang  des  Coptischen  Jahres,  dessen  An- 
fang der  Monat  Tut.  Erster  Sonntag  des  Mo- 
nats Tfit,  Evangelium  am  Abend,  Matthäus  — 
(Copt.  Zählung  d.  i.  Cap.  XI,  11).«  Ausschließ- 
Ucb  aus  dem  N.  Testament  fik  alle  Sonntage 
und  einige  Festtage;  erster  Theil,  die  ersten 
sechs  Monate    enthaltend.     Am  Schluß  des  6. 

24 


MoBite  AidrUf  isl  eine  Stifkuiig,  Wtef,  Ar 
jbtf>  Dofter  Amha  Biacbol  von  späterer  Hand 
eixifireftdbnekHi  and  begmnt:  j»A>^t  ^^h»^^  ^  c^ 
X^  «^  >.'t^  V^  DmsA  feigen  von  der 
Hftnii  Ä»  ersten  Schreibers  noch  einigf  Ab- 
«hbTT^a»  fnr  die  Festtage  der  Maria,  des  Engels 
IfiiteH  und  der  Märtyrer.  209  Blätter  kl.Qimt. 
Alf*  i^n  ersten  Blatte  bat  sich  eiü  anderer 
:^v*i«ttkgeber  fär  das  Kloster  Priester  Johiinnes 
«■»  F^am  genannt. 

11.  Arabisches  Lectionarinm  fSr  jeden  Tag, 
j^  $.  nnd  4.  Monat  des  CScptiaehen  Jc^res, 
Halur  und  Kihak,  enthaltend,  anf  dem  Deckel 
9wl  in  der  Ueberschrift  mit  dem  Titel:  ^.Ubä 

^^i^yjyX^j^^ü^.  220  Blätter  Qnart.  In 
1^  Unterschrift  ist  als  die  Zeit  dieser  Absl^hrift 
angegeben  Dienstag  den  15.  des  Mi^ats  TAt  iwH 
J.  1500  der  Märtyrer  (Chr.  1783)  und  als  Ab- 
Schreiber  nennt  sich  Aid  el'Sajjid,  (wie  in  Nr.  16). 

^\^  ^y>yt  cXjmJI  oxfc  eJjÄLÄMJf  JJJüütj,  ejy*' 

L^Jt  ^y^t^  /UJuJt  Oy>^t   «J^  w^  ^^f^iVAft 

12.  Dasselbe  Lectionarinm  für  di^elben 
beiden  Monate  Coptisch,  die  Ueber^chriften  fSr 
die  Tage  Arabisch  i^^ä  jkXö?.  ij^  u^)'^  vl-*^ 
u5U^^  ^y:^     234  Blätter  Folio.  '  Abschrift'  be^ 

am   Sonntag    den   25.  Kihak   IMl    der 


3(«r 

Märtyrer    (Chr.    1784)   nach    der   Uaterscbrift : 

l^^    Y^^   demselben  Werke   der   5.   und  6. 
Ifotkat,   Tftbä  ütitä  Amsefair,   Goptidcb.    ^Jj:äb 

tefSnebrift,  abdr  ton  derselbiett  Haild  wie  ä&t 
TOrig»  Band.    320  Blätter  Folio. 

14*     Von  demselben  Wwke  der  IL  nnd  12. 
fionai,  fipep  und  Sieöore,  Coptiscb,  die  Üeber- 

&»hriften  awk  Ayabisck,  wie  im  Attfang  ^y^^ 

LP*;  vj*'  c^  f^^  Lfy^^  "^f^  7^  ''^'^'^^'  ^^°^^ 

31  jytiA  XaAc  wAJüt  j^     Am  Ende  ded  Jahres 

die  Voriesungeii  für  xKe  fiinf  Schalttage  ^^j^( 

Den  äohfaiB  macht  eine  lange  Arabiscdie  Nach- 
schrift, worin  als  die  Zeit  der  Beendigung  dieser 
A%0dhyift  Fratag  der  tierte  Ti^  dtes  Monats 
Bona  1496  der  Märtyrer  (Chr.  1779)  und  als 
dör,  1iv^lch6i'  nie  vefanlaßte  und  stiftete,  der 
Prtestor  Xxoj^l^is  gen.  Abul-Mnchlic  ange- 
geben witd. 


904 


uJt  ^^JuJt  owwJt  mIä&j  ^tjiA^t  y^  er 

:>.  ^^U,  ^L^t^J  efc^Si?  ȀMiUt  XSI(5  ^IX,!<5 

C&:>  J^  ^  tRrJLo-  j^'  JW^^i  t^jtjJt  Ä  l^tf  o*)Jt 

iCiU-^Jt  t^^  ^bat  (^jvjtin  0^  er  %)^t  Xil^  tjUoil, 
u^uM^t  Lf^t  er  v}l-«>^'  H^^  «AÜläJt  JU»-U0  «jtS^aMlt 


juÄjit  «LtoLäJJ  jLg=5it  (^  jJUuü  iLsyl*  8>  ^ 
JÜUj^l  «L4J^  j^UJJ  ^♦^rs;:!  i  5«^»  ;?UÄ»*J5 
g^jAÄJt    Ui^l  Ä*^  o«-«<*S  ej!!/&*5  *«4^^l>  «»l»'}«*' 

j^Lfü;,  >y.^>  jf^^  JyuJt  ,_5^-  ^^t  *<JC^iUt 


tm 


>  luJ^J  vva-l-»  j1y-^l  ^  v^«  oy«  jL*it 

»j      »I       h    n-X&KXi-  «Ul  «LftlMl  ^t   {U«J^t  ^t^^t 

i£>tJ  XeU^;  o^^vJt  rt;*=n>*  i  V'iya';  K^syt  »U 
«^£Jl  ^^JuJt  vJijJi^  'i)4^^s  jii^^  ,yJ<*^  olelÄAJt 

jaJJj  0^1  jÄJJI  .-oLe  oLJLt«  v^  iL  «JC^UI 

^  ,»^L^5  o*#XäJI  MAj  ^  \SiJif  l1*&5  iJxjy.  Löj 
■JJ  «5ÜJ  J^l  ^  j?i:U  VjÄj  t-Ji-»!^  c'O^t  J-«^  ü' 

y{  f,f^\  u-*>Jül  J->'vsrt*  t5«>'y  vy*I'  o'i** 


m 


»^AytuJ^  vjjif^  ^  vr>-^  'J  !>««£  "^^  9^^l  >«>  et* 

u»V«*^  y*^^  u<yU>^UiP>  {itOüt  i^««»  j»UJt 
iWM^  (4»«t^  U>l  |N^t  (jt>ws\iltt  e))^M^  i4)'^ 

a^l  Blätter. 

15.  (4>ul'  (.?f*^  rf*  (*>Ä.  v^  u(yL*W  Le«- 
tionarinm  für  den  Monat  Mesore  Arabisch.  Un- 
terschrift :  jytfj^  jjjy«l  y»jil  (^  c^^  «A***^  .;*^  »J^ 

yAJI  iU*.  wjjj  er  C?!;^'  "^j^'  &i^^  rj^  *^  ä;*^ 
L-Lju.  jJDVj.  jL^^J  lü^frÄÜ  üv*-*i:j  »3iÜj  äyl^j»^ 

^^t  »Zu  Ende  ist  der  Monat  Mesore.  Die  Be- 
endigung erfolgte  am  EHenstag  deR  4.  Bftna  1498 
^v  Mä^rex  (Chr.  177§).€  Pvift  folgj^  ^99^ 
die   fünf 'Schalttage ,    welche  jfJuai]  ^^fJ&Jt    >der 

kleine  MoBAt«  genasdai  werden.  -^  92  SHUter 
in  QQa,rt. 

Ehi  fose  darm  liegende»  Blaft  beschreibt  ite 


907 

CelU«(baft^^  Ar^büiM^h«  wi#  im  J.  1579  der  Märt« 
fChr.  1862)  am  20.  des  Monats  Bermuda  in  der 
dlitt6B  Wcfite  BMb  Pfingsten  d«r  lll.Pi^triaroh 
Amba  Dengietrins  znm  Besuch  nach  dem  Kloster 
cles  heü.  Macariifts  kam  in  Begleitung  des  Amba 
Pifiitvi;^  Metropoliten  von  Cahira%  und  des  An^ba 
U^W.    Jonas  oder  Johannes,    Metropolitan   des 

Dlstrietes  Mannfia,  und  mit  großen  Ehren  em- 

Sfan^«  wurde;  er  begab  sich  dann  auch  nach 
en  Klöstern  der  Syrer,  des  Amba  Bischol  und 
d^  Maria  in  Baramos;  in  dem  letzteren  wurden 
YOn  ihtti  seht  Priester,  in  dem  Kloster  des  Ma- 
earitis  bei  seiner  Rttckkehr  sechs  Priester  ein- 
gesegnet. 

fü^^  O^^  oL»3^  j^A^t  y^    Antipboparium. 

1.  Tfaeii,  vem  A&ft»ig  des  Tut  bis  zum  £nde 
des  SfPAats  Amschir.  Die  Antiphonie  besteht 
darin,  daB  an  jedem  Tage  zwei  Sprüche  Coptisch 
oit  yaitschied^oier  Mod^l^tiou  der  Sti^im^  YOiy 

^tragea   werden  ^  die   eine   j»bt  ^  ^ccL  fjxog 

qifiaik.  die   aiidere   \j^\^  ^h   '^ctX.  fjxof  ßatoq. 

Für  jeden  Spruch  folgt  eine  Erläuterung  Arabisch 
^\Si\  jJo^S  jA;M*SLi  und  ^j^tjJt  ^\  yy«*^  und  an 

eind  derselben  ist  ebenfaHs  Arabisch  eine  kurze 
Q^acb^iS^  4es^  ^^gaißh^iUgen  angeknüpft  Diese 
Greschichten  stimmen  in  der'Beinenfoige  ftir  je- 
den Tag  and  in  ihrem  wesentlichen  Inhalte  mit 
dem  Calender  der  Heiligenlegenden  Nr.  27.  28 
fiberein.  In  der  Nachschrift  wird  als  Datum 
dieser  Abscbrifl;  der  17.  des  Monats  Bermahät 
im  J*.  1504  (Chr.  1787)  angegeben  und  der  Ab- 
schreiber nennt  sich  Abd  el-Sajjü  mit  Namen, 


-MoDcb  im   Kloster  des  Amba  Bischoi.    ^^^  ß 

^'  c^^^     ^^^^   zweite  Nachschrift  giebt  den 

Namen  des  Stifters  an  'Gorf^s  mit  dem  Beinamen 
el-Nachili,  Mönch  wohnhaft  in  dem  Kloster  des 
heil.  Amba  Bischoi  nnd  wiederholt  die  Jahrszahl 
auf  doppelte  Weise  1504  der  Märtyrer  d.i.  1202 

der  Hi'gra.     s^US  Uu^t  d^^LXt  v^^^  <•>«  (*^!$ 

^Ju  ^  s-^l^  J^t  V^fiU?  ^j^^  >%ÄiJ» 

^/cXji  y^S  ^^  wX*>t  oi^^  U!j.^JiuJI,j-.H|J^ 

tiX^  ^üu^l^  xsUs^M^S  "--^^  ''^^  <^^^  j:^)^  ^1^^' 
eÄ— X^iU^  vJÜ!  'ioM.  5üuyJ{  8^Ä^  UüJ^t  ^Ljfc^l 

^{  ^LJt^  L5jLfti'^    226  Blätter  in  Folio. 

oL>3^!3  oLLoj^l^  «Uy»  ÄJU;^!^  oUrtiXi*  Die 
tpaXfAwdta    für   den    Monat  Eihak,    die    sieben 

1)  So  fend  auch  Vensieb  1.1.  p.  62  a.  825  den  Titel 
and  erkannte  die  Entstellung  nicht,  indem  er  le  Deiiiari 
schreibt;  er  nennt  als  Verfasser  den  70.  Patriarchen  Ga- 
briel b.  Tureik,  welcher  846—861  (Chr.  1180«- 1144)  auf 
dem  Stuhle  saß. 


809 

^«odoxKr,  die  vier  nächtliehen  Umgänge,  die 
t/ßelX$a  und  die  Antiphonien.  Koptisch  und  Ara- 
bisch.    Unterschrift:   tJo^^LoS^S  »lAP  J>4^^^  >>* 

j^t  ^  L4JL0  ^/l\  oi^^üy''  vy«  er  r^^  '^^^^5 

(kopt.Zahlen  1516)  äJLw  ^J  »v>^y  ^  er  j-^  (j^^UJt 

K^kQ•^  jk^^t   KXfMiJ]      Zn  Ende   sind  diese  heil. 

Psalmodien;  die  Beendigung  der  Abschrift  war 
am  16.  des  Monats  Bermuda  im  J.  1516  der 
Märtyrer  (Chr.  1799). 

04^  «y»>  c\e>^  jo^i  jxäJ!  ^j^:^t  v,;^AJJi  (sie) 

gJt  ^^t^  y>Jüt   tcXP  ^  iuU  x«:UAJt  «5ÜJu     Der 

Stifter  dieser  Psalmodien  'ist  der  liebe  Bruder, 
der  weise  Philosoph,  der  mit  Engelsgestalt  an- 
gethane,  der  einzige  seiner  Zeit,  die  Perle  seines 
Jahrhunderts,  unser  Vater  der  geehrte  Priester 
Gabriel,  einer  der  Priester  der  heil.  Domina  bei 
den  Syrern,  aus  Liebe  zu  dem  heil.  Amba  Bischoi, 
dessen  Fürsprache  er  dafür  erhoflFt  in  dieser  und 
der  zukünftigen  Zeit  u.s.w.  —  213  Blätter  Folio. 

18.   Auf  dem  Deckel  ^Lm*JÜI^  JL>^t  jU:>  v^^ 

^Uppt^    Gebete    bei    Leichenfeierlichkeiten    für 

Männer,  Frauen  und  Priester.  Coptisch  und 
Arabisch.     Der  Anfang  fehlt,    eine  üeberschrift 

lautet:     ü<6yi  jfaa^\  ji^  ^  \ßi  ^^jJt  vj^oi»  f>ijJP 


810 

sind  die  Stücke,  welche  gelesen  werden  beim 
Aufheben  der  Matte,  man  nimmt  einen  seaen 
Topf,  thut  Wasser  nnd  Sals  hinein,  der  Priester 
spricht  das  Dankgebet,  erhebt  dasitanch&i  niid 
liest  folgende  Abschnitte«  gne  dem  Pnln  '— * 
pL^yi  j^'  —  iü^UÄJt  pSdF  —    Abschrift 

beendigt  am  14.  Buna  1269  der  Märtyrer  (Ckr. 
1552).     102  Blätter  in  Qoari 

19.  Arabisch.  Vorn  fehlen  19  Bl&ttev;  BL 
20 — 116  Theologische  Abhandlungen  in  Gsiprt- 
chen  zwischen  dem  Lehrer  nnd  dem  Schaler,  — 
Bl.  117  -  198  80^.^  ^  b^l  jfM  JU  Ige  vb(^ 

LfJLfi  «i^L^ld  o^ÜU  »Eine  Ansahl  von  FrtgeQi  die 

einer  der  Väter  an  den  Verfasser  gerichtet  hatte, 
und  seine  Antworten  darauf,  c  Acht  Fragen  m 
acht  Capiteln.  ^^^\  vi^n^'  ^Uut  ^  ^^il  v^ 
viAtk^^]^     1.  Gap.   Erklärung    der  Dreiheit   der 

Personen  (in  Christo)  nnd  seiner  Eifilirit.  -^ 
Ende  fehlt 

20.  Bruchstücke  einer  theologischen  Ab- 
handlung in  Gesprächen  zwischen  dem  Lehrer 
und  Schüler,  Arabisch.  Abth.  29  bis  43  siiid 
größten   Theils  erhalten,    die   Ueberschrift  der 


29.  Abth.  ist:    jü>  ^t  iu3  ^  oif^  '^^  ^ 

&>Uw«  sc:^  (>3^  ^^-^Ij  v^^t  Oi*^  «i^JdMwt  ui^jdiSSt 

LöjI  g^^i^L  M  iPOui^  ^\  yU3!  ^^jfyx^  —   180 

Blätter  in  Quart.  Die  Zahl  43  läftt  vermnilidi^ 
daß  dies  dasselbe  Buch  sei,  von  dem  Vansleb  1.L 
p.  346  —  347  sagt:  Tedao,  de  Baha,  a  &it  ün 
tiyre  iutitulfi,  le  Mmire^  &  le  IHsagSs^  II  ooo- 
tient  43.  coUoques.  Et  j*ai  envoye  ä  la  Biblio- 
theque  du  Eoy  t»  ÜTre. 


811 

21.  Theologische  und  moralische  Abhand* 
langen,  Arabisch.  Quart.  Die  erste  Papierlage 
fehlt;    Blatt  13^   beginnt  der  3.  Abschnitt  Jaa3 

des  5.  Kapitels  ^yB  oder   ^   über  den   Hoch- 

Mstli   jHfjAÜI  Sii  J    4.  Abschn.  über  den  Mord. 

5.  Abschn.  über  Buhlerei  und  die  verschiedenen 
Arten  derselben  und  über  verbotene  Verheira- 
thMgen  JU^I  Ä^^l^  Kt^]yS\^  füji\  ^  Bl  24\  Vom 

6.  bis  zum  49.  Kap.  Alles  wird  mit  Stellen  aus 
den  Ganones  der  Kirchenväter  belegt  und  es 
Mhlietoi  sich  daran  noch  mehrere  ungezählte 
Beweisstücke,  das  letzte  mit  besonderer  Ueber- 
sehrift  Bl.  98:  das  Verhalten  derer,  die  ihre 
verborgenen  Sünden  bekennen,  von  Amba  Theo- 
doros,  Obern  des  Klosters  el-I^taudion.  Daß 
dieser  Theodoros  der  Verfasser  sei,  geht  aus  den 
Anfangsworten    hervor    ^;J^XM^!  \j\  J^!.      ünter- 

flehri£b  Bl.  104:  beendigt  Freitag  den  5.  Tuba 
des  Copt.  J.  1257  (Chr.  1540).    Bl.  104^  H^^Ji 

.JUaJI  ^^\  Oüu-^t  vy>^J  —  Kurze  Gedichte  über 

das  Brbtheil  der* Christen  nach  ihren  Classen, 
verfaSt  von  dem  berühmten  Scheich  el-As'ad  Ibn 
el-^Assal;  zum  Schluß  drei  kurze  Gedichte  aus 
clen   Canones    des  Amba   Gabriel    Lit  ^|>d  q^ 

^^  37  Fragen  (und  Antwortet)  gefunden  von 
der  Hand  des  Amba  Michael,  Bischof  von  Mall^. 


312 

andere  Erklärung  ausgezogen  aus  den  Canones 
der  heil.  Väter  und  Lehrer  der  orthodoxen  Kirche. 

Bl  121-    J.^.^-  ^yt  ^  i^^  J^U>.  ^V 

%5fs^5  Fragen  und  Abschnitte  über  Gegenstände 

die  sich  auf  Priester,  Mönche  und  Laien  besie- 
hen,  nach  den  Bestimmungen  der  ersten  Lehrer 
der  Christlichen  Religion. 

Bl.  129  <i)d5  ^  j^\  U  XiU^  iÜ'uiMt  X^it 

>ukJüt  ÄAxJI^  ÄAJ^jJt  u^l^^l  er  1^^  Fragil  die 

sich  daran  reihen  aus  den  apostolischen  Canones 
in  der  Coptischeu  Kirche ;  von  Amba  Athanasiiu^ 
Bischof  der  Stadt  CÜ9. 


Bl.  138     pju.^  iüuJi  (sie)  ^\  gU^-  J^Ui 

xIUwc  ^y^^  ÄJLMM  27  Fragen,  deren  die  Kirche 

bedarf;  nur  bis  zur  17.  Frage  erhalten. 

22.  Ohne  Titel.  Abhandlungen  über  Fragen 
und  Stellen  aus  der  Bibel,  arabisch.  Es  ist 
das  Autograph  des  unbekannten  Ver&ssen  im 
Entwurf  und  nicht  leicht  zn  lesen,  mit  aniei^e- 
strichenen  und  veränderten  Sätzen  nnd  Zusätzen 
am  Rande,  und  zwar  nur  der  vom  defecte  zweite 
Theil  des  Werkes,  die  Blätter  mit  coptischen 
Zahlen  von  13  bis  453  gezählt.  In  den  ersten 
Blättern  kommt  ein  Citat  aus  der  Chronik  des 
Sa'id  Ihn  Patrik  (Eutychius)  vor.  'Bl.  23  be- 
ginnt der  2.  Absch.  des  1.  Cap.  des  2.  Theils: 


L^i  0^^\  ^^\  '^rF^\  c^  ^V 


sia 


»* 


Wk  v'.mUj  U  iic5Üv3  ^^    »Ueber  den  Baum, 

welchem  aasschließlieh  anter  den  Bäumen 
Paradieses  Adam  zu  essen  verboten  war, 
alb  er  ihm  verboten  war,  was  für  ein  Baum 
ir  und  was  seine  Wirkung  und  warum  sich 
["od  an  den  Genuß  desselben  knüpfte,  was 
l^od  war,    auf  den   hingedeutet   wurde    und 

ähnliches,  worauf  die  Bede  kommt.  — 
kp.    üeber  den  Feigenbaum,   welchen  unser 

verfluchte.  —    In  dem  letzten  Abschnitte, 

den  orthodoxen  Glauben ,  werden  einige 
irer  genannt:    Marcion,  Bardesanes,  Sabel- 

Paulus  von  Samosate,  Mani  der  Lügner, 
(,  Macedonius  und  seine  beiden  Genossen 
itbius  uud  Ausonius,  Nestorius,  mit  Nach- 
ep  über  ihre  Person,  z.  B.  über  Bardesanes. 
}  Eltern  lebten  auf  einem  el-Ghariba  ge- 
ten  Landgute^  der  Vater  war  genöthigt  eine 
häftsreise  nach  el-Buhä  (Edessa)  zu  machen 
nahm  seine  Frau  mit.  Unterwegs  an  dem 
in,  einem  Nebenfluß  des  Euphrat,  kam  sie 
ir  und  das  Kind  erhielt  davon  den  Namen 
Dei^an,  Sohn  des  Deigan,  am  Flusse  Dei9an 
ren.  Sie  gingen  mit  ihm  nach  Mambi^, 
Bardesanas  unter  Götzendienern  aufwuchs; 
»r  kam  er  nach  el-Ruhä,  die  dortigen  Chri- 
zogen  ihn  zu  sich  herüber,  er  wurde  ein 
;es  Glied  der  Kirche,    verfaßte   eine   Schrift 

* 
a    Marcion    uud    eine    andere    gegen    ^^1 

mJ!^,   bis  er  selbst  auf  Abwege  gerieth. 


eitong,    wonach   sich  derjenige   zu    richten 


/ 


314 

liat,  v-r'..lrr  «iLii  Jem  Prieäterstaiide  widmen 
will.«  r-.e  Alllei ran^  selbst  ist  Arabiscb;  die 
dazv^^iiea  railenden  Gebete  lind  Coptisch.  80 
BÜnfr  :::  '^-irr.    nicht  ganz  Tollständig. 

I^.  Sruc:.?c::ck  einer  aodfuhrlichen  GescUchto 
^z  JcTCavhtiiP^criarcheD,  Arabisch,  folürt  fon 
5u*r:  17^  ":is  277.  von  dem  51.  Patriarchen 
r::«r7i:  '^.i:iic  J[arz  rou  Anfang)  bis  zum  6fi, 
r\iir..ir£i:rn  Chr^^cocolos   ^nichi  ganz   zn  Ende). 

^•^u.'v  ^>)f  s.^   Leben  des 


^— 


:!ti^.  Vicvr^  Fachomins.  Anfang:  ÄSiL^  M  Kjf 
j*  ^2  '*L*5i2?  Wort  Gottes,  welches  alle  Dinge 
jTsebxfen  bar.  <  —  Wiewohl  daa  Werk  ganx 
»•"'sttLni:^:  st  ücJ  der  jetzt  sehr  abgenutMe 
IrTMri  /cht  rrehr  umfassen  konnte,  mnft  dodH 
L-scrit^-'c-!  ^in  anderer  groller  Abschnitt  tot- 
iT'^ci"-:^'-*  ^eir.  worauf  sowohl  die  fortlanfimd 
A^:^-*  jT^iah-en  Papierlagen,  als  auch  ik 
hu:  *  ::?er^::5r:n:n:enden  Coptischen  Zahlen  der 
5.;i:t^:r<r":  ^*on  109  bis  232  hinweisen.      Unter- 

^y^i  ^>ju^^  -Oiis?  JÄ*3  'sSji      Quart  in  groler 

4^T  i<*vit!:oher  Schrift. 

ii,\  Geschichte  der  Märtyrer,  Aethiopiseh 
m'  ;\'r>:-.i:vetit  ( Gazellenhaut)  159  Blatter  in 
f;>c  -v  ört'i  Columnen  sehr  sorgfaltig  geschrie- 
)^j.»      ;i -iivbl-.ch    iins   der  Bibliothek   des   Königs 

^^^  J^'  ^*^^  Jtyt-u  äLj^Jj  c5^I      f^NI    ]\ 


315 

SfeL4»y^  ^\  luS  Q^  ^L^t  Q*^     »Compendium 

der  Lebensbesdireibimgen  der  Märtyrer  und 
Heiligen  für  die  Zeit  der  ersten  sechs  Monate, 
und  dies  ist  das  Buch,  welches  im  Griechischen 
W9  Sw€(idQf  heiftt,  dessen  Erklärung  im  Arabi- 
fldien  ^i^t    »der  Sammlerc  ist;    zuerst  kommt 

der  Monat  Tut,  da?  i«t  der  erste  der  Coptischen 
Monate  und  zwar  bei  der  Herbst-  (Tag-  und 
Ifracht-)6teiche,  weil  der  Tag  darin  zwölf  Stun- 
den liat.« 

iDfis  Griechische  Wort  ist  richtig  erklärt,  hat 
aber  im  Neu  -  Griechischen  die  specielle  Bedeu- 
tong  "von  »Heiligenlegenden«  bekommen;  bei 
ÄL  da  Sonuweta^  Tesoro  della  lingua  Greca« 
TOlgarQ  ed  Italiana.  Parigi  1709  ist  Jt;i/o£a^ 
Libro  deUe  vite  de  santi.  Daß  das  ganze  Werk 
•Hl  dem  Griechischen  übersetzt  sei,  würde  man 
Dicht  daraus  allein  folgern  können,  daß  viele 
GrieDbische  Wörter  beibehalten  sind,  denn  diese 
gehörten  der  Orientalischen  Eirchenspracbe  an, 
aber  die  zahllosen  grammatikalischen  Fehler, 
die  nicht  alle  den  Abschreibern  zur  Last  fallen 
können,  wenn  sie  auch  durch  dieselben  noch 
YOteiehrt  sein  mögen,  lassen  es  nicht  zweifelhaft, 
daft  das  Arabische  dem  Verfasser  nur  eine  schlecht 
angelernte  Sprache  war.  — 

Unterichrift  2    »üü>  y»^  ^.jJLot  ^  J^3  Jf 


316 


;     '.iiiio    'St     ler   Müiiat    Anidchir    und    damit 

;i  :'0t    ;ie  Hälfte    ies  Coptischen  Jahres.     Die 
*  'enTizunii  «ler  Abschrift  dieses  Buches,  nämlich 

•r      'oiiijitMili'izenden    erfolgte    Freitags   in   der 
'viMt»'!i  Wnebe  nach  Pfinjjsten    im   J.  1543  der 

!ärivr.T  [C\\T.  lS'2t)V     112  Blatter  gr.  Folio. 
>.     Oasselbe  Werk    mit  einer  kurzen  Vor- 

'iie.     iie    iiesriunt :     wJJ^^  ^J^  ^'^  JIS    »Der 

^.iiitinier  ■•.iv>t>  r  »u  ..t^  ^j»^*    —   Am  Ende  der 

...Mif    "  r  ri    ■>     ll1'*^^1r   >Lzimler   habe  schon 

.:,     :ii.       -*    ^  ■•.-;    ■■jTj'^Tuiuier.  das  aber  nicht 

..,....:^     .u       n-M      :-     ''»vmsjer  zn   früh  ge- 

n,, »••      .-.■.5:.:iin    feine  Hälfe  ge- 

'  I  •....    *hl'*    TS^ro  -er  zum  Gründe 

..  .,  -      .    .       4ci'in-K.K.     vfiche    er  am 

■    ?.>i*     I    '<'»7n  -iCL^es  Kreuzes 

- ..  .  Jiri      .eui    irSnger    die 

.-'11     ^dcnhii-nifr.      JyätfJI 

ifs-sr  Hezeiiinung  ist 

:ii    ...cijtrt    .«t-ur   n  sehen. 

icii    .uci.    iec  Beiheu- 

I  iciAWei««r    iber    üe  Fest- 

.4    »uä  Aanmiien  lu  erleich- 


•.V."- 

...  ■•■' 

■?  .  -  .  1    •  ■" 

....  l'fc. 


■  »**■ 


,.     .  -.-    ^.-i  -N— V  ^S-*—       ^'jii    diesem 

A2    i.udx:    ieä   iecuäteu.   Mouats, 

"*  ^  .;. -;    .o  '^  »?rkes  ^eibbt.    die  bei- 

*.«-»       :-;-     -''  M^-'iiüis  Tut.     Gezählt  sind 

■.s   '■    "Uli  'i'-^  •■»is  21'^  in  Qaart. 
"  ■    ■;  ^._j :   ■«  J.^«  .^{   ^     Be- 

«r  «rixe    ILeii  von  dem  Ivpa^ag^. 


317 


er*  »jft*9  f^>  't*«/'  t5*j<*  t>-«Ld{w«  LJJ  v,.WU^! 

• 

vDer  zwtarter  Tbeil  ron  dem  SvvalSiiQ&  nach  der 
Anaräniuig  des  Vaters  Bischof  Amba  Michael 
auf  dem;  Sttihlie  ton  Atrtb  und  Mali'g  nnd  an- 
derer Väter.«  Diese  Angabe  stimmt  nicht  ge- 
nau zu  der  des  vorigen  Codex ,  wozu  wir  hier 
doch  augenscheinlich  den  zweiten  Theil  haben, 
dWQ  60  wierden  in  gleicher  Weise  die  Legenden 
der  Heiligen  für  die  sechs  Monate  der  zweiten 
Wmt&  des  Jahires  erzählt.  Ebenso  bezeichnet 
Ässemani  das  aus  dem  Orient  mitgebrachte  und 
Ton  ihm  Kbl.  Orient.  Tom.  I.  pag.  624  aufge- 
führte Exemplar:  Sjnaxarinm  s.  Martyrologium 
Coptorum,  auctore  Michaele  Episcopo  Meligensi« 
Indeft^fiennt  VcM^eb-  pag.  62  u.  335  einen  Pe- 
trus  Bischof  von  Mali^  als  Verfasser  des  Synaxar, 
welches'  er  in  Aegypten  in  Coptischer,  Arabischer 
und  Habessiniecher  Sprache  gesehen  habe,  und 
unser  zweiter  Theil  ist  in  viel  besserem  Arabisch 
gesohiieben«  als  der  erste.  Die  Abschrift  datirt 
auch  schon  vom  Dienstag  den  19.  Bermuda  1198 
(Clir.  1481)  nach  der  Unterschrift  unter  dem 
Monat  Faichoas;  und  nach  einer  Stiftungsur- 
kunde auf  dem  efsten  Blatte,  wurde  dieser  Co- 
dex attt  7.  des  Monats  Tuba  1204  (Chr.  1487) 
durch  Uebereinkunft  zwischen  Abd  el-Masih, 
^jai   d.i.  ^yovfjisvog   ans   dem  Kloster  des  Amba 

Bischoi  und  Gyriacus ,  ^yovfisvog  aus  dem  Kloster 
der  Syrer  in  Gegenwart  mehrerer  Priester  aus- 
getauscht gegen  das  Buch  der  Vier  und  der 
Woche  (?)  Coptisch,  sodad  dieses  in  das  Kloster 
der  Syrer  und  jenes  in  das  Kloster  des  Amba 
BischoT  gestiftet  wurde.  Und  jeden,  welcher 
ein^  von  diesen  Büchern  aus  einem  der  Klöster 


:t* 


T2M:  <fe  keO. 


=•5 


asi 


j 


CS      -  o 


im  SeiilnA   isadiistt   die  Schalttage   mit  be- 
swr  Ueberackrift:    ^  jUm3*  ^^  ,^-^'  >4«' 

g  3^  ij^  jLM«^      Der  Schalttage  sind   fünf 


id  im  jedem  Jahre   and   wenn   vier 


819 

Jabre  abgelaufen  sind,  werden  es  in  diesem  (vier- 
ten) Jahre  sechs  und  dies  ist  das  Schaltjahr  ^).  — 
254  Blätter  in  Quart,  das  letzte  mit  der  Unter- 
schrift fehlt.  Beim  Einbinden  dieses  Bandes 
sind  Blätter  eines  älteren  £!xemplares  desselben 
Werkes  verwandt;  das  Blatt  vom  29.  Mesore  ist 
auf  der  innern  Seite  des  Deckels  aufgeklebt,  es 
finden  sich  darin  abweichende  Lesarten. 

30.     Auf   dem  Deckel    ist   der  Titel   v'^^^ 
,^g^  Ui|^  oi^lJU  v;^UÄit     »Das  Buch  der   drei 

Macarius  und  des  Amba  Bischoi'.«    Im  Einzelnen 


1)  Blatt  1  —  52:    ^..^LiÜI  ^j^0^\  v^' 

oLpy  j^  er  o^j-^!^  fi?!-**^'  1^5  i  »Memoria  *) 

des  heil.  Vaters  Macarius,  des  Vaters  aller  Prie- 
ster in  der  Wüste  el-Asktt,  geschrieben  von  dem 
Vater  Serapion,  Oberhaupt  der  Schüler  des 
Vaters  Antonius,  welcher  am  27.  des  Monats 
Bermahät  gestorben  ist.€   Unterschrift:  b^jum  s:^ 

oL^aAj  »Zu  Ende  ist  die  Lebensbeschreibung 
des  großen  Heiligen  Abu  Macar,  des  Vaters  der 

1)  Daher  bei  Freitag  s.  v.  {j*^  nach  dem  Camus 
nicht  subtraMtur,  sondern  additur, 

2)  j4^   in   diesem  Bande,   als  gleichbedeutend  mit 

HjAiM,   ist  vermuthlich  entlehnt  von   ]^^^  »Yerkündi- 

gung ,  Yortrag« ;  das  .  anklingende  Wort  Memoria  schien 
mir  den  Sinn  am  deuiUchsten  auszudrvickent 


ii:   iia    3iW2e)  Schi- 


.Mi*.     ^^) ^       - 


^h^*»- 


0   ^\ 

ir  ^z.  :nisereni  Ya- 


^ 

:"r       ZtCi  -t.i  3£i4:ar .   Bi- 
...i-    jz:    rü  jcjnea  unseres 


MMirta 


J 

...^       ^        I :   Z-i.:  -    iT    dir   Ldb^jüsiseaclirei- 

..     — ".-r    .  ..zriir     -=.:«!    '«"i'^'s^     ZiÄcioi   dcr 
'-..."      .~      ---.iruT   rj:    :=^   ic  1   !r^liu..ie;i  den 

'..". -^.  .    -'LT     •«:    iT    i 'irTr^i-i'^ii  ier  zweite 

^ :i  }£iCLr  izi  Bdrs«  Schi- 


üLiT   -i-i'  J 


.*.A*x-j*   »L-ri^n,  from- 


> 


r*-  ■•  -,?    iiz  21  ?L"^-£r±  ri-r  Alfxindrii,  wider- 
.^.t  *izl   i.-f  ifTT.   Cizrl  TZ  liilkrdcn  dem   hier.ge- 

i:«*r   i:e  LeLr*  res  der  Xatnr  Chrifti 


iCtii   r*?sir..-ss 


^^  "^—^  deizuL'r  rf rcfttiit ;  Macanus  war  seinLeidene- 


321 

tner  Wandel  und  Kampf  unseres  heil.  Vaierj, 
des  Yollendeten  glückseligen  Amba  Macar,  Pres- 
hyter  yon  Alexandria,  des  dritten  nach  dem  gro- 
ßen Vater  Abu  Macar.« 

4)  Bl.  110—150:  JjG  ^m  ^,^^1  L^\  g^ 

^ji\  ^"i  lüüUiJ  i  5u^  1^  j^^jf:^^  u-^.^» 

UUUt  ^Uit  yJüL,^]  crk;I^J  ^l^>Jt  (J^  Xiuä^t 

«j^  er  '^.  crly^'^->^  <-^'  ^j^ai5  yM>JUt  njida 

»Lebensbeschreibung  des  großen  Lichtes,  des  in 
allen  Tugenden  yollendeten,  unseres  heil.  Vaters, 

JyovfAsvog  des  Klosters  Waage  der  Herzen,  Abu 
bhannes  des  kleinen,  erzählt  aus  dem  Verlan- 
gen zu  nützen  von  dem  mit  dem  Geist  der  Wahr- 
heit angethanen  Lehrer  der  Religion,  Zacha- 
rias,  dem  vortrefflichen  Bischof  der  dem  Mes- 
sias lieben  Stadt  Sacha,  als  bei  ihm  lautere  Brü« 
der  —  anwesend  waren  an  seinem  heil.  Gedächt- 
nifttage  d.  i.  am  20.Babeh.€     Unterschrift:  v:>JUy 


oLj-yÄü  (j^^lÄo  ^,jJtsiMi\  y*u.jJül  5ü^    »Zu   Ende 

ist  die  Lebensbeschreibung  unseres  heil.  Vaters, 
des  großen  Lichtes,  ^yovfjtevog  in  seinem  Kloster 
in  der  Wüste  des  großen  Heiligen  Macarius  am 
Schlhät.« 

5)  Bl.  150^—  180:    y^.Jüül  li^!  ^L^^  '^jxms 

j  ^\  u**^jüüJ  lijjl  ^t  pLAoil  o^t^t  JycJl 


323 


1)  Bl.  216  —  227:    ^»J^.tr»  ^.ujvXä«  Is^t  »^x^ 

i>^'^t  v-^IjSt  iS^  ^^  (>^^f^t    »Lebensbescbrei- 

bang  unseres  Vaters  des   heil,  großen  Märtyrers 
Abu  Mnsa   gen.  der  scbwarze  Möneb.«    Unter- 


ift:  .>^^l  ^y^  Lil  jj^JJÜl  ^j4^  ^^  J  Zu 

Bnde  ist  die  Memoria  des  heil.  Amba  Mnsa  des 
aehwarzen. 

31.    o- iO^^!^^  i:;^:^'^'^ 
jp  crA4)  J^^  <>5^  '-**^'  !;'^  "-^^^  ltJ'^^'  ij$ 

M'  jP  U-^:;  UW^l-^^^^  CÄ:^^  W^b  Si^Ä«  LJI3 

mL^    In  diesem  Titel  sind  mehrere  Fehler,   die 

neb  ans  den  üeberschriften  der  einzelnen  Ge- 
sohicbten  herstellen  lassen;   es  muß  heißen    Lit^ 

f^34j  Lil  jA>  yMjv^  (j^^^juwUi^jt     Danach  ist   der 

Titel:  »40  Geschichten  der  frommen  Heiligen 
ans  dem  Munde  des  heil.  Macarins,  Bischof  von 
Nakins,  des  Boctor,  Oberen  des  Klosters  zu  el- 
Bahs&mat,  des  Amba  Ishak,  Oberen  des  Klosters 
des.  Amlm  Samuel  zu  el-Calamün,  des  Amba 
Ja*cnb,  Amba  Benjamin  und  des  Anastasius, 
Oberen  des  Klosters  des  Amba  Pachom.«  Von 
Maearius  dem  Bischof  sind  4  Geschichten,  von 
Amba  Ishak  von  el-Calamün  7,  von  Amba  Ja'cub 
(Bischof  von  AjytM^t  Ausim)  2,  von  Amba  Benja- 
min 1,  von  Anastasius  3;  sonst  kommen  noch 
vor  Maearius  der  Secretär,  Amba  Theodoros  und 
Amba  (oder  M&ri)  Ishak,  Bischof  von  Ninive  mit 


334 

u    FintiT   ^^«fecUclrte:   "bti   den   übrigen    sind  die 

hr/üiiier  Licht   genannt.     282  Blätter   in  Qnart 

?£.    Merzehn    BtattEr  Pefgaaaent  m  Qtfart 

i*(iuuüi.frzid  Brachstücke   aus  dem  Coran  in  Ea- 

n^^'.iuc  SsJirifL  nämlich  Blatt  1  —  8  Sure  43,  12 

-  -V    81.  9  Sure  47,  32—37.    Bl.  10. 11  Sure 

4S   ii  — 20.     Bl.  12  Sure  48.  25  —  27.     BI.13. 

..  Sr:*  49,  12-50,  4. 

5:.^    ^uJüLt  ^jS    »Das  Buch  der  ünterwei- 

m.ru:<.   ein  Compendium  der  Alchymie  von  Abu 
T«f«k?  Mchanimed  ben  Zakarija  d^Bojsu     In  der 
'\  ;.r:vce    sagt   der   Verfasser :    Die   Yeranlassung 
'/fTs:  Abfas^ius  dieses  Buches  war.    daft  ein  jan- 
f^x  Schaler  Namens  Muhammed  ben  Junu8,  der 
.7.  den   mathematischen ,  naturwissenschaftlichen 
t?*i   dialectisohen   Wissenschaften   sehr    gut  be- 
n[.&r.dert  ist.  mich  bat,  nachdem  ich  die  12  Bü- 
^ViT  über  die  Kaust,  die  Widerlegung  des  Eindi ') 
v,Vvi  des  Muhammed  ben  el-Sinni  el-Rasaili  be- 
^ivitirt  hatte,    ihm    etwas  über  die   Geheimnisse 
A<-r  Kuust  zu  sammeln,  was  ihm  als  Führer  und 
Stütze  dieuen  konnte;    da  habe  ich  für  ihn  die- 
ne«  Buch   ceschrieben  und   ihm   damit  ein  Ge- 
^*heuk  gemacht,  wie  ich  es  keinem  Fürsten  und 
kvinem  Emire  gemacht  habe,  und  ihm  darin  so- 
rtel   von  der  Kunst   auseinandergesetzt,    dafi   er 
nun  alle  meine  anderen  Bücher  in  dieser  Bezie- 
ttung  enthehren  kann.      Also  habe  ich  diese  Un- 
terweisung  verfaßt  und   wenn  ich  nicht   wüßte, 
iaft    meine  Tage    gezählt   und   mein  Ende   nahe 
i»r«  und  nicht  fürchtete,  daß  das  rerloren  ginge, 
wv^m   ich  ihm  Hoffnung   gemacht   habe,    würde 
rch  nicht  dieses  Alles   in   meinem  Buche  gesam- 
melt und  mir  nicht  soviel  Sorge  und  Mühe  ver- 

O  Vei^l  Geschichte  der  Anb.  Aente.  §.  98  Nr.  142 


825 

unacht  haben.  — •  Absohrift  datirt  von  Freitag 
cL  13.  Schawwal  ^g^;    wenn   hier    ^    zu  lesen 

wäre  und  die  Jahrgzahl  676  (Chr.  1278)  ausge- 
druckt s^in  sollte,  so  stimnit  der  Wochentag 
lücht.  -r-  143  Seiten  kl.  Quart  in  kleiner  aber 
deutlicher  Magribinischer  Schrift. 

34.  Dieser  Sammlung  ist  noch  beigefügt  ein 
Papyi'us-Streif  mit  Demotischer  Schrift,  zwischen 
zwei  Glasplatten. 

35.  u.  36.  Zwei  Steine,  welche  Herr  Dr. 
Brngsch  Bey  in  Süd-Arabien  aus  einer  Felswand 
hat  heraqidiaueQ  lassen;  sie  enthalten  Alt -Ara- 
bische Inschriften,  der  größere  45  cm  lang,  21 
cm  hoch  9U  vier  Zeilen,  der  kleinere  20  cm  ins 
Gevierte  zu  fünf  Zeilen. 


Nachschrift. 


Herr  Dr.  Brugsch  Bey  hat  bei  seinem 
Weggänge  von  Göttingen  der  Königl.  Universi- 
täts-Bibliothek noch  mit  mehreren  werthvollen 
Geschenken  bedacht,  wovon  wir  hier  um  so  lie- 
ber eine  kurze  Nachricht  geben,  als  die  Eennt- 
niß  dayon  in  weiteren  Kreisen  erwünscht  sein 
möchte.  Außer  ein  Paar  Arabischen  und  Persi- 
schen gedruckten  Büchern,  Fragmenten  von  be- 
schriebenen Leinenstreifen  aus  einem  Aegypti- 
sohen  Grab«  und  einem  sehr  schön  verzierten, 
abwechselnd  ipit  Gold,  Roth  und  Schwarz  ge- 
iBofarielMnen  Türkischen  Fi^rnüiii  vom  Jahre  111^8 
(1755),  wodurch  Sultan  Othmän  HL  den  Chri- 
sten im  Orient  freie  Keligionsübung  zusichert,  ist 
besonders  eine  sehr  schätzbare  Sammlung  von 
Abklatschen  von  Aegyptischen  Denkmälern,  dar- 

%6 


S26 

uuter  eiuige  von  bedeutender  Größe,  hervorzn- 
heben,  welche  DT)ch  nicht  bekannt  gemacht  Wür- 
den, ja  deren  Monnmente  in  den  fanfnodzwanzig 
Jahren ,  die  seit  der  Abnahme  der  Copien  ver- 
flossen, zum  Theil  entweder  durch  Naturereig- 
nisse und  Verfall  untergegangen,  oder  durch  die 
Anwohner  abgebrochen  und  als  Baumaterial  an- 
derweit verwandt  sind.  Wir  geben  hier  das  Ver- 
zeichniß  derselben,  wie  es  nach  der  Angabe  des 
Herrn  Dr.  Brugsch  Bey  aufgestellt  ist. 

1.  Tempel  von  Dendera,    7  Tafeln. 

2.  Tempel  von  Edfu. 

3.  Stele  des  Amasis,  auf  der  Insel  Elephantine 
gefunden. 

4.  Stele    Königs   üsurtasen    I.    (Museum    zn 
Bulak). 

5.  Tempel  von  Der  el-Bahri  (Theben). 

6.  Arthiopenstele  König  Bianchi*s. 
6.     Aethiopenstele  aus  Meroe. 

8.  Stele  aus  Mendes  in  Unterägypten. 

9.  Stele  Tutmes  I.  (Museum  zu  Bulak). 

10.  Stelen  aus  Abydos. 

11.  Stele  der  12ten  Dynastie  (aus  Bulak). 

12.  Bianchi- Stele. 
18.  Stele  aus  Mendes. 

14.  Stele  aus  Uua   (5te  Dynastie). 

15.  Die  große  Alexander- Stele  (aus  Bulak). 

16.  Stele  der  ISten  Dynastie  (aus  Bulak). 

17.  Stele  des  üna  (5te  Dynastie). 

18.  Stele  des  Mendes. 

19.  Abdrücke   aus   den   Gräbern   der  4.  —  5. 
Dynastie  bei  'Gizeh  und  Saggara. 

20.  Abdrücke  aus  dem  Grabe  Sekenraufs  bei 
Saggara. 


327 


ViiYersitäi 

Petsche  Stiftung. 

Die  theologische  Fakultät  stellt  für  die  Preis- 
stiftnug  der  Wittwe  des  weiland  Gastwirths 
Petsche,    geb.  Labarre  die  Preisfrage: 

„Was  Tersteht  das  Alte  Testament  anter 
„der  HeiUgkelt  &ottes?'< 

Znr  Bewerbung  sind  alle  die  zugelassen,  welche 
in  dem  laufenden  oder  im  folgenden  Halbjahre 
an  hiesiger  Universität  als  Studirende  einge- 
schrieben sind. 

Die  Arbeiten  müssen  spätestens  bis  zum  1. 
Januar  1879  an  den  Decan  der  theologischen 
Facultät  übergeben  werden,  mit  einem  Motto 
versehen ,  welches  gleichlautend  auf  einen  ver- 
siegelten, inwendig  den  Namen  des  Verfassers 
enthaltenden,  Zettel  zu  setzen  ist. 

Der  Preis  beträgt  einhundert  und  achtzig 
Reichsmark. 

GSttingen,    1.  Juni  1878. 

Die  theologische  Facultät 
der  Georgia  Augusta. 

Der  Decan  Dr.  Schultz. 


Bei    der    Kötiigl.    Gesellschaft   der    Wis- 
senschaften eingegangene  Druckschriften. 

(Fortsetzung.) 

A.  Ernst,  Estudios  sobre  las  Deformationes  enferme- 
dades  y  enemigOB  dei  arbol  de  caffe  en  Venezuela. 
GttraoMu  1878.  4. 


T'  uii .  f  11 . 1 1-.  Awüsrcv^mkal  Obaervationi  made  at  ihe 
K   "i»HMirvM.f.T7EcaVET^  VoLXlV.  For  1870-77.  4. 

lliiiiiiiiri»    öt  j'Acad.  Imp.  des  Sciences  de    Si.  Peten- 
utiLTg.    VTI  e  Serie.    T.  DIV.  1877.    4. 

^1.  4.    J.  F.  Brandt,    Monegciyphie   der   tichoriiinen 

Jir   U.    S.  T.  Kokicharow,  Aber  das  nuaiaehe  Both- 

»jjffien. 
Xi.  6.     A.    Wischnegradsky,     über     verapbiedene 

AzLjIene  u.  Amylalkohole. 
Xr.  7.*    C  h  r.  G  0  b  i,  die  Rothtange  des  FlniscIieB  Meer- 

basenfl. 
Xr.  S.    A.  von   der  Fahlen,    Mono^pniphi^   der  b^- 

tiach  -  silurischen   ^rten    der   Bracbiopoden  -  Qattimg 

Orthiflena. 
Kr.  9.    N.  von  Eokscharow,  über  das  Krystall-Sy- 

stem  det  Glimmers. 
Nr.  10.    J.  D  0  g  i  e  l ,    Anatomie   und  Physiologie  des 

Hersens  der  Larve  von  Gorethra  plnmicomis. 
Nr.  11.    W.  Grub  er,   Monographie  über  das  sweige- 

theilte  erste  Keilbein  der  Fnsswtunel  beim  MenBdben. 

VII  e  S^rie.    T.  XXV.    1877. 

Xr.  1.    A.  Schiefner,  über  Ploralbezeichnmiff^  im 

Tibetschen. 
Nr.  2.    L.  Gienkowski,  zur  Morphologie  der  Bak- 
terien. 
Nr.  3.    G.  S 0 hm idt  u.  F.  Dohrandt,  Wassermenge 

und    Suspensionschlamm  des   Amu-Daija  in   seinem 

unterlaufe. 
Nr.  4.    N.  V.  Koksoharow,   über  Waluewit. 
Linnaeana,  in  Nsderland  aanwezig.    Amsterdsum.  1878. 
A.  Oudemans,  Rede  ter  herdenking  van  den  sterftag 

van  G.  Linnaeus. 
F.  G.  Noll,  der  loologische  Garten.    Jahrg.  XVIIL  4—6. 
Memoire   of  the  R.  Astronomioal  Society.    VoL  XUIL 

1875  —  76.    London.   4. 
Societit  Toscana  di   scienie    natnrali.     Proc.  yerb.  10. 

März.  1878. 
Bericht  I   des  natnrwiss.   Vereins   in  Aussig  für    1876 

und  1877. 
Bulletin  de  TAcad.  R.  des  Sciences  de  Betgiqne.    T-  45. 

9«  Ser.  Wo.  1  —  2. 

(Fortsetiimg  folgt). 


8@0 


.  Naehrichten 

vim  der  üCönigl.  iQasellschafib  der  Wissen- 
«(diaftea  und  d«:  Q.  A.  Universität  zu 

Qöttingen. 


12.  ^vpL  M «.  1S78. 

llBiTergitAt 

PreisYertheilnng. 

Am  4.  Juni  fand,  in  alter  Weise  die  Preis* 
Terihailnng  der  Universität  statt.  Die  Festrede 
hielt  Professor  Sanppe  über  die  Sagen  von  einer 
plöcklicheren  Urzeit  nnd  die  Schildemngen  eines 
idealen  Staates  der  Znkanft. 

Die  Aufgaben,  welche  vor  dem  Jahre  gestellt 
worden  w^ren,  hatten  größere  Beachtung  gefan- 
den, als  dies  seit  einer  Reihe  von  Jahren  ge- 
fcMihen  war« 

Die  Aufgabe  der  theologischen  Fakul« 
üii  Weshalb  ist  die  Kindeiibaufe  in  unserer 
Eirehe  beibehalten  worden  und  beizubehalten? 
hütta  einea  Bearbeiter  gefunden,  der  zwar,  weil 
die  Ai^gabe  nicfat  vollständig  gelöst  erscheint, 
nicht  den  vollen  Preis  erhalten  konnte,  aber  bei 
deo  Yor9Ügen  der  Arbeit  und  dem  dargelegten 
FleiB  und  Talent  mit  Genehmigung  des  Cura- 
toriums  irinevi  entsprechenden  Theil  des  Preises 
bekomifiben  solL  Bei  Erö£Pnung  ergab  sich  als 
Verfasser  der  Abhandlung  Georg  Geisenhof, 
Cand.  theol.  aus  HannoTer. 

27 


330 

Die  An^ibe    der   juristischen   Fakultät 
nesT  nicht;  beubeitet  wOTden. 

FfirfieAn^beder  medicinischenFaknl- 
ab;  uhBt  üe  a^Uache  Reaktion  des  Harnes  war 
emt  ioMt  cingegaDgeD,  welcher  die  Faknltät 
imi  ^KoSon  Preis  zuerkennt.  Der  geöffiiiete  Zet- 
als  Verfasser  Theodor  Gorges, 
ned.  aus  Lüneburg. 

TnK  den  zwei  Au%iben  der  philosophi-r 
ii:l«x  Fakultät  ist  nur  für  die  erste:  Yeteris 
TtiOOKnti  emendandi  pericula,  qnae  Herdems 
«^  :^  fedt  aut  ab  alüs  facta  comprobayit, 
iüi%rupantur  et  examinentur.  eine  Bearbeitang 
»«cwuigen.  Ol^Ieich  die  Fakultät  wegen  for- 
wmiuc  rnTollkommenheiten  sich  nicht  entschlieften 
^noft»  die  Arbeit  unter  ihrer  Auetoritat  drucken 
fr  Ptosen,  so  ertheilt  sie  doch  dem  Yer&sser  in 
^fe<«i|t^u!g  der  entschiedenen  Yorzugef  welche 
^hnüKbe  hat,  den  vollen  Preis.  Als  Yerfasser 
iwtttte  sich  in  dem  eröffneten  Zettel  J.  Spanuth, 
>;m^  theol.  aus  Hannover. 


Che  neuen  Aufgaben  für  das  Jahr  1878/d 
>mit  folgende: 

t.     Die  theologische  Fakultät   stellt  als 

II^Mtia  für  die  wissenschaftliche  Arbeit:  JEcdesiae 

«l«rwa/io  a    Waldensibus  et  fratribus  bohendeis 

suMiil^  quomodo  a  Lutheri  ratione  ecdesiae  re- 

^KMMMtlae  distincta  sü,  eocponatur. 

jtt»  Text  für  die  Preispredigt  giebt  sie  Jo- 
tlMKMe  17,  17. 

:{:  Die  juristische  Fakultät  stellt  die 
vi^Qggabe:  Historisch-dogmaHsche  Darstellung  der 
^lüHrfftin^  des  Patronatsrechts  in  den  pratestan- 
sj^  1  Deutschlands. 


331 

3.  Die  mediciniscbe  Fakultät  stellt  die 
Anfjgabe:  Die  neueren  auf  Experimente  sich 
s^üUfenden  Angaben  über  dm  günstigen  Einfluß, 
wdchen  längere  Zeit  fortgesetete  Einführung  Mei- 
ner Dosen  von  QuecJcsilberpräparaten  auf  die  Blut- 
mischung  und  Ernährung,  auch  hei  Gesunden^  an- 
geblich äußert,  sollen  durch  Versuche  an  Thieren^ 
unter  genauer  Berüchsichtigung  der  Nahrungsßu- 
fuhty  des  Körpergewichts  und  der  KörperoMsgaben, 
einer  eingehenden  Prüfung  unterzogen  werden. 

4.  Die  philosophische  Fakultät  stellt 
die  zwei  Aufgaben: 

J.   Doctrina  et  Jcantiana  et  schleiermacheriana 
de  vohptate,  quaestionum  ad  psychologiam 
et  ad  moralem  phüosophiam  pertinentium 
maxime    ratione   habita,  explicetur   atgue 
diiudicetur. 
IL   Auffindung  einer    neuen,    einfachen  und 
hauptsächlich  ergiebigen  Darstellungsweise 
der  Orthonitröbeneoesäure  oder  des  Orthonir 
tramidobenzols. 
Die  Bearbeitung   der  Aufgaben   wird  in  der 
Sprache  erwartet,  in  der  sie  gestellt  sind. 

Die  Bearbeitungen  mässen^  mit  einem  Motto 
versehn  und  begleitet  von  einem  versiegelten 
Zettel,  der  außen  das  gleiche  Motto  trägt  und 
innen  den  Namen  des  Verfassers  enthält,  bis 
zum  15.  April  1879  den  Dekanen  der  Fakul- 
täten übergeben  werden. 


Die  Feier  schloß,  um  den  Gefühlen  des 
Schmerzes  und  der  Entrüstung,  mit  denen  alle 
die  grauenvolle  Kunde  von  dem  wiederholten 
Mordversuch  gegen  unsem  Kaiser  und  König 
erfüllt   hat,   und   den   innigsten  Wünschen  für 

27* 


■'.32 


.<£    oäidise    Geneanns  öfieBtHdiBn    Aoadmck 

_'?oeii.   imx    einem    iicÖBmiigm    Hock   der 

r    /.aolrdchai    rsfL^euunimig    anf  Seine 


•-.TuoR^ '.uxii,    .um. 


■  •«iiHt'i.  iJjvnrpniMWni    uQC 


■^•' 


.-1-   ^.  ii^acnaii  mic  pu 

■  t. >-ii  vcriHutemt  in  üdK  aManiEl) 

rr  ■  i^iamingdn  da  cHaccncutt  jl  2Ui« 


uismaä  der  Fortpflaazung»- 
irdamiae  vihenopodifalia 


P-jra. 


ÜLeorie  der  Befrnditiuig. 
Von 


befannte  Thatsaefae,   dal 


/ 


333 

die  Ton  CSommeraon  im  südlichen  Brasilien  nnd 
in  üntgaay  entdeckte  Cardamine  chenopodifolia 
neben  der  gewöhnlichen  Fruchtbildung  dieser 
Qattung  aus  ihrer  grundständigen  Blattrosette 
eine  zweite  Art  von  Früchten  in  der  Gestalt  von 
Schötchen  eraeugt»  wobei  jedoch  unbemerkt  blieb, 
daß  die  letzteren  sich  in  die  Erde  eingraben  und 
somit  an  einen  für  die  Keimung  ihrer  Samen 
geeigneten  Ort  gelangen.  Eine  bildliche  Dar- 
stellung des  Dimorphismus  von  Schoten  und 
Sohötchen^^  wodurch  bei  derselben  Pflanze  die 
siliqaosen  und  siliculosen  Gruciferen  verknüpft 
weisen,  findet  sich  in  St.  Hilaire*s  südbrasiliani- 
seher  Flora  (Taf.  106).  Die  genauere  Beobach- 
tung dieser  zwiefachen  Art  der  Fortpflanzung 
schien  geeignet,  auf  die  Befruchtung  und  deren 
Bedeutung  auf  das  Pflanzenleben  einiges  Licht 
za  werfen:  denn  hier  ist  weder  der  JDimorphis- 
laoBy  wie  bei  Viola  mirabilis,  ein  Wechsel  von 
fruchtbaren  und  unfruchtbaren  Blüthen,  noch 
die  selbstthätige  Versenkung  von  Erdfrüchten, 
wie  bei  Trifolium  subterraneum  und  nidificum, 
luif  die  Leistung  eingeschränkt,  den  Samen  an 
einen  passenden  Ort  zu  versetzen,  sondern  beide 
Arten  von  Blüthen  werden  befruchtet  und  er- 
zeugen keimfähige  Samen.  Hier  durfte  man 
also  vielleicht  einen  Aufschluß  über  die  funda-^ 
mentale  Frage  der  Phjrsiologie  erwarten,  weshalb 
neben  der  den  Pflanzen  allgemein  zukommenden 
Theilungsfahigkeit  und  Reproduction  des  Orga^ 
nismus,  der  vegetativen  Fortpflanzung,  die  zur 
Erhaltung  der  Arten  allein  genügen  würde,  bis 
zu  den  einfachsten  Gebilden  der  organischen  Na- 
tur hinab  die  entweder  diklinische  oder  gegen- 
seitige Befruchtung  verschiedener  Individuen  be- 
steht, um  Keime  zu  erzeugen,  deren  Eigenschaf- 
ten von  beiden  Eltern   beeinflußt  sind,    unter 


334 

diejiein  Gmchtspankte  können  namlicli  die  Erd- 
frücbte  jener  Cracifere  als  eins  der  entschieden- 
ste: Beispiele  Ton  Selbstbefruchtung  dienen,  anf 
v>!oäe   kein   zweites   Individuum  einen  EinflnA 
i-^^ujc»   wohingegen  die  an  den  Bltithentranben 
^  >ilüeten  Schoten   der   gegenseitigen  Befrnch- 
'rrj'Z  ^n  andern  ladividuen  zugänglich  sind. 
Die  miher  im  Leben  noch  nicht  genauer  be- 
.^ciicece  Pflanze  wurde  kürzlich  durch  Samen  kus 
-.ter  ijn^^uanischen  Provinz  Entrerios  in  unsem 
^.cai^i^'ueu  tirarten    eingeführt   und  sowohl  aus 
Leu    ib^tKuatiert   gesammelten   Erdfrüchten   als 
tu:>    2»u   lumstl  entwickelten  Schoten   erzoffen. 
>>iäer?et  ^^tfimM  «wiesen  sich  in  gleichem  Iftsifie 
vtriuiiSinic  ^wM  jedoch  Anfangs  die  Entwicke- 
lt^ ier^itnrTAuizen  sich  darin  ungleich  zeigte, 
.ür  tt«^«»ipHr..  welche  von  den  Erdfrüchten  ab- 
^ftiiiutam.    «i«  übrigen    in   ihrem   Wachsthum 
f  iitit^^itm.    Indessen  hatte  sich  diese  Yerschie- 
.«iiiH(t>  ii'^  itie  Pflanzen  nach  drei  bis  vierMo- 
^i«u    3tt   Fihie   April)   zur   Blüthe  gelangten, 
jbe^   >v&i&«äkmü^  ausgeliehen,   und  sie  ist  wohl 
;^Äik^  AU   erklaren,  dai  in  den  Schoten  zahl- 
«.aku^.    Ht  it^tt  Schotchen  nur  zwei  Samen  ent- 
\utt!u    ^iht   und  daher   die   letztern    von   der 
XuiC«r5H6ut4e   besser  ernährt  und  zur  Keimung 
•  v^i^:«^H^mrt  ^tA  werden,  als  die  erstem,  üebri- 
^Jis  ^cuett  bei  der  im  Mai  beobachteten  Frucht- 
v«re   iitc^  ^^  "^tt  Kulturpflanzen  beide  Eier  des 
AfrirlWtWr'^e^tt  Schöcchens  befruchtet,  nicht,  wie 
w**  ^  S^iair^  itt^fegteben  wurde,    nur  das  eine 
v^,.^    aiwa  ^um  SsüÄea  ausgebildet. 

!^u;uaK^  -tt  üe  craubenformigen  Blüihen- 

x«Ativi«    iiie^eiWouw  Axen   sind  Ajollarsprossen, 

>^c   -iu««^uu^i»ii   ^'»  ifweige   erster  Ordnung  aus 

,<i '    '        M»  vikir  tffamroeette.   werden  16  bis  20 

k^  uthi  tnig<eit  einige  Laubblätter, 


385 

von  denen  die  obersten  zuweilen  kürzere  Trau- 
ben zweiter  Ordnung  unterstützen.  Die  Blatt- 
rosette selbst,  welche  aus  der  verkürzten  Haupt- 
axe  entspringt,  ist  nach  oben  durch  6  bis  10 
diclit  gedrängte  cylindrische  Nebenaxen  begrenzt, 
welche  die  Blüthenstiele  der  unterirdischen  Fort- 
pflanznngsorgane  sind  und,  gleich  denen  der 
Traube  ohne  eigene  Stützblätter,  die  Hauptaze 
naöh  oben  abschließen.  Im  morphologischen 
Sinne  ist  demnach  die  Traube  der  seitlichen 
Axen  an  der  Hauptaxe  zu  einer  Dolde  verkürzt, 
die  Blüthenstiele  der  Trauben  sind  denen  der 
unterirdischen  Dolde  homolog  und  werden  in 
beiden  Fällen  durch  eine  einzige  Blüthe  abge- 
schlossen. 

Gleichzeitig  mit  dem  Aufblühen  der  Blüthens 
trauben  sind  die  Blüthenstiele  der  Dolde  bereit- 
tief in  die  Erde  hineingewachsen.  Kaum  aus 
der  Blattrosette  sichtbar  hervorgetreten,  biegen 
sie  sich  in  steilem  Bogen  nach  abwärts  und 
wachsen  neben  den  Blattstielen  der  Rosette  nach 
allen  Seiten  sofort  senkrecht  bis  zu  einer  Tiefe 
von  durchschnittlich  zwei  Oentimeter  in  den 
Erdboden  hinab.  Ihre  Blüthe  ist  mit  unbewafiP- 
netemAuge  kaum  bemerkbar:  denn  sie  erreicht 
nur  die  L&nge  von  einem  Millimeter  (bei  einem 
Qaerdurchmesser  von  etwa  zwei  Drittel  Milli- 
meter) und  gleicht  der  stumpfen  Spitze  des  Blü- 
thenstiels  um  so  mehr,  als  sie  geschlossen  bleibt. 
Aber  auch  die  normalen  Blüthen  der  Traube 
sind  von  geringer  Größe,  ihre  Blumenblätter  (etwa 
4  Millimeter  lang)  ragen  nur  wenig  aus  dem  Kelche 
hervor.  Während  aber  diese  Blüthen  den  typi- 
schen Bau  der  Gruciferenblüthe  zeigen,  bestehen 
die  der  unterirdischen  Dolde  nur  aus  4  grünen 
Kelchblättern,  4  ihnen  anscheinend  opponirten 
Staminen  und  dem,    vom  Kelch  umschlossenen, 


Mißleiten  PbittiL  Dto  LaüAnt  cntfcili  in  jedem 
ie«  bmufHL  flkLcT  cäai  «iiiiaigt%  lrinigende%  aiuiF 
rt^fM»  ifi  QCDd  in  Tcim  (isr  kklbkagdAndigeii, 
'•rHJBu  firfarcfateii  XiirW  giftzoBt.  Aiamabnifr' 
*JWM«  «e^mgt  ei  dea  nüTiHhMlwIfn  nicht,  in 
in»  Sräreicn  einzndnzifiea:  dnnn  Kegen  sie 
ichlsul  aan  Boden,  wie  in  St.  ffilaiin*s  AbUI» 
inng^  nod  die  Scbötehen  «nden  grGn,  kaben 
Ab«r  denselben  Ban.  wSe  die  nnteriidiidien,  die« 
iem  Liebte  entiogen,  die  Heicba  Farbe  be- 
wahren. 

Die  Vorginge  bei  der  Befriichtnng  det  nnter- 
irdiachen  Blütben,  deren  Untennebnng  von  Dr. 
Drode  anagefuhrt  wnrde,  enrieaen  aiah  weit 
merkwfirdiger,  als  der  abweiehende  Bnn  der 
Blüthen.  Ton  der  Bichtigkeft  der  Beobaflhtim- 
gea  habe  ich  mich  an  den  anfbewahrtea  Prä* 
paraten  flbenengt,  aneh  war  der  argentiniBehe 
Botaniker  Hieronymos  bei  den  ünterandiimgen 
gegenwärtig.  Die  beiden  Fieber  jeder  AnUiere 
enthalten  nur  etwa  je  12  Polkniellen  Ton  kn* 
geliger  Form  mit  tetraedrich  geordneten  P<»eB 
und  einer  sehwach  warzigen  Ezine.  Ohne  daft 
eine  Dehisoenz  der  Anihere  stattfindet,  trcibeii ' 
die  Pollenzellen  einzeln  innerhalb  des  Faeks 
ikren  Schlauch,  der  sodann  die  Wandung  der 
Anthere  durchbricht  und,  indem  er  die  nnrntt* 
telbar  anschließende  Narbe  erreicht,  sofort  in 
diese  hineinwachst.  Dieser  Vorgang  in  dem 
engen  Baume,  den  der  geschlossene  Eeleh  übrig 
läßt,  kann  mit  der  Befiruchtung  von  Zoetera 
Terglichen  werden.  Im  Ovarium  konnten  die 
Pollenschläuche  bis  in  die  Mikropyle  des  Ei*s 
verfolgt  werden,  in  welchem  die  Befruchtung 
schon  erfolgt  war,  aber  die  Schläuche  noch 
sichtbar  blieben. 

Als  ich    die    isolirten  PoUeuzellen  in   den 


837 

lerenfachern  der  nnterirdiscben  BIfithen  mit 
n  verglich)  die  in  großer  Menge  in  den  de« 
retiden  Antheren  der  Lnftblüthen  enthaltott 
f  Bo  zeigten  diese  zwar  denselben  Ban,  abet 
dem  physiologisch  bemerkenswerthen  Unter'-' 
^de,  daß  sie  yermittelst  des  von  der  £xif<# 
eschiedenen  Klebstoffs  zuElümpchen  züsäm" 
hängen  und  in  dieser  AnhänfuDg  sich  fretn^ 
Körpern  anhängen  können,  nachdem  sid 
^rändert  ans  dem  Fache  ausgetreten  sifid«^ 
iü  man  sich  hiebei  der  schönen  ünterdn- 
igen  Kemer*s  über  die  Bedeutung  des  Kleb<> 
9  am  Pollen  für  die  Befruchtung  durch  Iti-» 
en  erinnert,  den  er  bei  den  im  Winde  stStf* 
len  Pollenzellen  vermißte,  so  ist  es  einleudh-« 
,  daß  die  an  der  Luft  sich  öSnendeii,  fflit 
Qenblättem  und  hypogynischen  Drüsen  atld» 
itteten  Blüthen  der  Traube  zur  gegenseiti«* 
Befruchtung  verschiedener  Individuen  äatth 
ende  Insekten  bestimmt  sind.  Bei  den  unter- 
chen Blüthen  hingegen  ist  die  Selbstbe^ 
btung  durch  unmittelbare  Beobachtung  nach- 
lesen. 

Gegenwärtig  sind  die  Erdfrüchte,  welche  die 
ihe  Färbung  des  Ovariums  bewahren,  schon 
reit  ausgebildet,  daß  sie  an  Qröße  und  Gel- 
der Beschreibung  und  Abbildung  St.  Hi- 
's  entsprechen.  Wenden  wir  uns  nun  zu 
Frage,  welche  physiologische  XicistuDg  mit 
iT  zwiefachen  Fortpflanzungsweise  erreicht 
,  so  kann  man  zunächst  kUmatische  Bedin- 
gen in*s  Auge  fassen,  deren  störender  Hin- 
zu bekämpfen  ist.  Am  nächsten  im  Auf- 
der  Vegetationsorgane  steht  unserer  Cruci- 
Cardamine  axillaris,  die  auf  den  feuchtern 
m  von  Gatamarca  bis  Bolivien  wächst.  Der 
ein   Dauer  regenloser   Jahrszeiten   ill    den 


838 

südamerikanischen  Ebenen  jenseits  des  Wende- 
kreises scheint  es  zu  entsprechen,  dafi  die  Keim- 
kraft des  Samens  durch  Versenkung  in  den  Erd- 
boden sicherer  gestellt  wird,  wogegen  die  in 
den  Schoten  erzeugten  Samen,  an  der  Oberfladie 
durch  den  Wind  zerstreut,  leichter  zu  Grunde 
gehen.  Mit  dem  Eintritt  erneuter  Niederschlage 
können  die  Erdfrüchte  sofort  zur  Entwickelung 
gelangen,  nachdem  die  einjährige  Mutterpflanze 
auf  demselben  Boden  längst  zerstört  war.  Die 
Ausstreuung  des  Samens  in  die  Atmosphäre  hat 
aber  nicht  bloß  die  Bedeutung,  denselben  dahin 
zu  fähren,  wo  seine  Ernährung  gesichert  ist, 
sondern  auch  die  Ausbreitung  der  Arten  auf 
neue  Standorte  möglich  zu  machen.  Somit  wür- 
den die  Erdfrüchte  die  Erhaltung  der  Art  in 
einem  ungünstigen  Klima,  die  durch  die  Luft 
verbreiteten  Samen  die  Wanderungen  derselben 
sicher  stellen  oder  doch  begünstigen. 

Wenn  indessen  die  Natur  die  verschieden- 
artigsten Ziele  oft  mit  denselben  Werkzeugen 
der  Organisation  erreicht,  so  kann  man  doeh 
nicht  umhin  anzunehmen,  daß  der  Befruchtung, 
als  einer  der  allgemeinsten  ihrer  Einrichtungen, 
neben  solchen  Wirkungen,  die  nur  dem  einfeet 
nen  Falle  zu  Gute  kommen,  auch  eine  gemein- 
same Bedeutung  für  die  bestehende  Ordnung 
des  organischen  Lebens  zu  Grunde  liegt.  Nun 
kennen  wir,  unter  der  Voraussetzung,  daB  der 
befruchtende  Stoff  und  das  Ei  von  verschiedenen 
Individuen  erzeugt  werden,  als  allgemeine  Folgo 
ihres  Zusammenwirkens  die  Thatsache,  daß  cUe 
Gestaltung  des  neuen  Individuums  von  beiden 
Eltern  abhängig  ihre  etwaigen  Eigenthümlich- 
keiten  vermittelt  und  ausgleicht. 

Man  kann  in  der  Bildungsgeschichte  des  Or- 
ganismus zwei  Klassen  von  Kräften  unterschei- 


839 

en,  von  denen  die  eine,  als  erbliche  Anlage 
»ezeiclmet,  den  Plan  der  typischen  Gestaltung 
iner  Art  zur  Ausführung  bringt,  die  andere 
ene  Yariationsfahigkeit  bedingt,  durch  deren 
oannigfache  Wirksamkeit  jedem  Individuum  ein 
li^enthümliches  Gepräge  verliehen  wird.  Es  ist 
in  nicht  minder  großes  Gewicht  darauf  gelegt, 
lie  Individuen  zu  besondern  Lebensformen  zu 
[estalten,  als  den  Typus  der  bestehenden  Arten 
estzuhalten.  Diese  letztere  Aufgabe  aber  wird 
Inrch  die  erstere  beeinträchtigt,  und,  wenn  die 
Variation  bald  die  verschiedensten  Organe  er- 
preifty  bald  zu  Mißbildungen  sich  steigert,  so 
:ann  der  Typus  zu  Grunde  gehen.  Aus  der 
/'oraussetznng,  daß  auf  diesem  Wege  neue  Ge- 
bilde aus  den  vergangenen  entstanden  sind,  ist 
üe  Descendenzhypothese  erwachsen. 

Die  Yariationsfahigkeit  aber  ist  eine  Kraft, 
iie  nur  in  den  Anfängen  der  Entwicklung  von 
Ceimen  wirksam  ist,  am  erwachsenen  Indivi- 
,unm  geht  sie  verloren.  Ist  der  Organismus 
er  Pflanze  erst  einmal  zu  seiner  individuellen 
Sigenthümlichkeit  ausgestaltet,  so  bleibt  ihm 
lur  noch  eine  oft  staunenswerth  ausgebildete 
Leproductionsfähigkeit  seiner  Organe,  ohne  daß 
ene  Yeränderungen  hervortreten.  Hierauf  be- 
nht  der  wesentliche  Charakter  der  vegetativen 
'ortpflanzung,  die  nicht  bloß  den  Bildungsplan, 
ondem  auch  die  Eigentbümlichkeiten  des  Indi- 
iduums  bewahrt  und  dadurch  für  die  Erhaltung 
rerthvoller  Eigenschaften  bei  den  Eulturgewäch- 
3n  eine  so  hohe  Bedeutung  hat.  Dies  ist  nur 
ine  Fortsetzung  des  individuellen  Lebens,  so 
ollständig  dabei  auch  die  Yermehrung  der  Ein - 
slwesen  und  die  Erhaltung  ungeschwächter 
^eprodnctionskraft  erreicht  wird.  In  jedem  Or- 
Etn,   welches   von    der  Mutterpflanze   getrennt 


940 

wnrde,  ja  in  der  eiDzelnen  Zelle,  wenn  sie  nn« 
ter  angemessene  Lebensbedingungen  gestellt 
trfirde,  rnht,  darf  man  annehmen,  jene  leben- 
dige Reprodnctionskrafb ,  die  alle  verlorenen 
Tbcile  des  Organismus  in  gleicher  Gestaltnfig 
und  Mischung  der  Stoffe  wiederherzustellen 
fähig  ist.  Die  Parthenogenesis  ist  in  diesem 
9inue  als  vegetative  Fortpflanzung  aus  der  ein» 
seinen  Keimzelle  aufzufassen. 

Diesen  Vorgängen   nun  entgegengesetzt  ver- 
hält  sich   die   Fortpflanzung    aus   befruchteten 
Bltithen,   wenn   dabei  zwei  verschiedene  Indivi- 
duen thätig  waren.    Abgesehen  von   der  YariA- 
tionsfähigkeit ,    die  hier   zur  Geltung   gelangen 
kann,   erleidet  der  Keim  eine  Einbuße  an  indi- 
viduellen Eigenschaften,   in  dem  Sinne,    daS  sie 
durch    die    Einwirkung   beider  Eltern    auf  eil 
mittleres  Maß   zurückgeführt  und  dadurch  dem 
Typus  des  Bildnngsplans  um  so  mehr  genähert 
werden,  je  verschiedenartiger  die  Einflüsse  voa 
beiden   Seiten  sind.     In   der   diklinischen   oddt 
gegenseitigen    Befruchtung    der    Pflanzen    tritt 
demnach  ein  langsam,  aber  allgemein  und  stetig 
wirksames  Mittel  in  Thätigkeit,  die  individuellen 
Ausartungen  und  Abschweifungen  vom  Bildnngs« 
plane  einzuschränken  und  den  Typus  der  Arten 
in  der  unbegrenzten  Reihenfolge  der  GeneratiO" 
neu  zu  erhalten.   Was  bei  der  Zuchtwahl  künst* 
lieh   vereitelt    wird,   erreicht   die   Natur  durch 
das   zufällige  Zusammenleben   verschiedenartiger 
Individuen.     Wenn   man  wüßte,   daß  die  Varia- 
tionsfähigkeit ,    von   deren   Quellen    wir    jedoch 
nicht  unterrichtet   sind,   durch   die  äußern  Exi« 
steuzbedingungen  allein  oder  wesentlich  bedingt 
würden,  so  könnte  man  schließen,    daß  säculare 
Aenderungen  des  Klimans  oder  ähnliche  geologi- 
sehe  Einflüsse   den  Typus  der  Arten  yerandem 


841 

müBiea,  wenn  sie  in  einer  einseitigen  Weise  die 
(Organismen  beebflnfiten.  Allein  d«  wir  sehen, 
JM  in  der  ganasen  organischen  Katar  eine  Ein«- 
richtnog  berteht,  die  Variationen  ahanaohwächen, 
BD  ist  man  nicht  l>erechtigt,  die  Deseendens* 
h^pothese  ak  allgemeines  Prinoip  der  Artete 
büdnng  anzusehen,  wenn  auch  in  einzelnen  Fäl* 
kn  neue  Formen  auf  diesem  W^ge  der  Umbil- 
dnng  ein  selbständiges  Bürgerrecht  in  den  Flo* 
reu  nnd  Fannen  erlangt  haben. 

Von  dem  Ueberblick  dieser  Anschauungen 
zu  der  doppelten  Befruch tangsweise  unserer 
Crucifere  zurückzukommen,  darf  man  die  Bil- 
dung der  Erdfrüchte  mit  einer  vegetativen  Fort« 
Pflanzung  vergleichen,  zu  welcher  hier  ausnahms- 
weise statt  der  unterirdischen  Brutknospen 
selbatbefruchtete  Samen  verwendet  sind,  die  ver- 
möge ihrer  Hüllen  und  Nährstoffe  besser  gegen 
dk  Trockenheit  der  Jahreszeit  verwahrt  sind,  ak 
jene.  Und  wiewohl  zwkchen  den  ausErd-  oder 
Luftfrachten  gezogenen  Pflanzen  keine  Verschie- 
denheit eich  wahrnehmen  läßt,  so  würde  doch 
dk  ungleiche  Wirkung  von  Befruchtung  durch 
insectem  and  von  Selbstbefruchtung  im  Laufe 
der  Generationen  zuletzt  zur  Geltung  kommen« 


Chemische    Untersuchungen    auf    api- 

stischem  Gebiete. 

Von 

W.  Henneberg. 

Auf  Veranlassung  des  bienenwirthschaftlichen 
Centralveveins  für  Hannover  und  von  dem   Se- 


842 

cretär  desselben,  Herrn  flanptlehrer  Lehzen 
in  Hannover  als  bienenwirthscnafÜicliem  Sach- 
verständigen unterstützt,  habe  ich  mich  in  6e- 
meinschaft  mit  den  Herren  Dr.  M.  Fleischer, 
Dr.  E.  Kern,  Dr.  F.  Meinecke  und  Dr.  K  Mül-* 
1er  während  der  Jahre  1872,  73  und  76  theüs 
in  Weende,  theils  in  Göttingen  mit  apistischen 
Untersuchungen  beschäftigt.  Ich  erlaabe  mir 
der  E.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  eine 
kurze  Mittheilung  darüber  zu  machen,  indem 
ich  wegen  aller  Einzelheiten  der  umfangreichen 
Arbeit  auf  einen  so  eben  im  »Journal  fSr 
Landwirthschaft«  ^)  erschienenen  ausfuhrlichoi 
Bericht  verweise. 

Es  handelte  sich  bei  diesen  Untersuchungen 
an  erster  Stelle  um  eine  der  verderblichsten 
Bienenkrankheiten,  die  sog.  bösartige  Faulbrat 
Das  Gharacteristische  derselben  besteht  darin, 
daß  die  Brut  nach  dem  Bedeckein,  während  des 
Uebergangs  aus  dem  Zustande  der  Made  (Larve) 
in  den  des  ausgebildeten  Insects  abstirbt  und  in 
eine  eigenthümliche  Fäulniß  übergeht,  deren 
höchst  übelriechende,  zähflüssige  Producte  ans 
den  betr.  Zellen  wegzuschaffen  die  Arbeitsbienen 
sich  nicht  bequemen.  Die  Zahl  solcher  Zellen 
nimmt  mit  der  Zeit  mehr  und  mehr  zu,  das 
Volk  schmilzt  rasch  zusammen,  weil  es  nicht 
genügend  durch  neu  auslaufende  Brut  ergänzt 
wird,  und  geht  in  der  Regel  schon  im  ersten 
Jahre  des  Erkranktseins  zu  Grunde. 

Bezüglich  der  bösartigen  Faulbrut  stand,  wie 
mehrfach  sonst  in  analogen  Fällen,  der  Ansicht, 
daß  sie  eine  Infectionskrankheit  sei,  die  Ansicht 
gegenüber,  daß  mangelhafte  Ernährung  die 
grundlegende  Ursache  bilde. 

l)  25.  Jahrg.  S.  877—401  and  S.  461-589. 


343 

Zu  einer  Elärnng  dieser  Ansichten  vom  che- 
mischen Standpunkte  aus  beizutragen  war  uns 
als  hauptsachfichste  Aufgabe  gestellt  und  da- 
durch die  Fragestellung  gegeben:  Lassen  sich 
bestimmte  qualitative  oder  quantitative  Unter- 
schiede zwischen  der  in  gesunden  und  in  kran- 
ken Stocken  verwandten  Nahrung,  sowie  zwi- 
schen Thieren  aus  gesunden  und  aus  kranken 
Stöcken  nachweisen? 

Die  allerdings  nur  in  beschränktem  Umfange 
ausgeführten  Untersuchungen  der  Nahrung  ha- 
ben ein  negatives  Resultat  geliefert,  die  Unter- 
suchungen der  Thiere  in  ihren  verschiedenen 
Entwickelungsstadien  dagegen  gelehrt,  daß  na- 
mentlich bei  dem  Korpergewicht  Unterschiede 
zu  Ungunsten  der  kranken  Stocke  auftreten. 
Eine  im  Jahre  1876  gemachte  Beobachtung 
stellt  es  jedoch,  wie  mir  scheint,  außer  Zweifel, 
daß  die  durch  die  Verminderung  des  Körperge- 
wichts angedeutete  mangelhafte  Ernährung  nur 
ak  eine  Folge  der  Krankheit  aufzufassen  ist 
und  daß  die  Krankheit  selbst  in  derXhat  durch 
Infection  hervorgerufen  wird.  Diese  Beobach- 
tung geht  dahin: 

Am  7.  Mai  wurden  die  acht  stärksten  Völ- 
ker eines  durchaus  gesunden  Bienenstandes  von 
Weende  nach  Göttingen  auf  den  im  landwirth- 
schaftlichen  Institutsgarten  errichteten,  bis  dahin 
nnbenuti&ten  Versuchsstand  versetzt  und  bald 
hinterher  dreien  von  diesen  Völkern  Stücke  faul- 
brätiger  Waben  in  eine  Tafel  neben  der  Brut- 
wabe eingespeilt.  Die  faulbrütigen  Waben  wa- 
ren aus  Osnabrück  geliefert  und  entstammten 
einem  im  Vorjahre  (1875)  durch  die  Krankheit 
zu  Grunde  gerichteten  Stocke;  der  faulige  In- 
halt der  kranken  Zellen  war  im  Verlauf  der 
Zeit  von  Motten  etc.  verzehrt,  die  Waben  waren 


nvr  getchro- 
leaes  «semiuL  —  Der  iBBoi^  wwe^  dsA  ach  litt 
«Uta:  Umanmunm«  «dl  iT.  Mai  Ae  dm  8C5ebi 
«mTniäkm  lia  ^rräric  «lüaiH.  Die  ftbfftgoi 
funt  gtrit^iiff,  liKosiL  mkä  nx  Seite  oder  nke 
ioer  ii9i__aiu'3ri]sc  jpnrrwFiw  eidhaedl,  Uiebcoi 
TT^a  ier  ArüakJbBS  «aacmflOL  DkaellM  Erfrib* 
rxiiic  jeaft  sHa  L^«3  ;ihii  »S  im  Weoide  ge- 
nacac:  inczL  suxa^  2&aii  kKÖee  Cebertngimg 
'ier  Krankhuifc  vjn.  änuäcis^ccB  SiäekeH,  die 
7oa  kosw^Tfa  laaü  iaa.  Braaaachwrigiedifm  ni 
IjmiMnirzx8C3ffli.'  Mn^assB.  vsra,  a«f  didit  dip 
aeöea  ^teiiffliifff  ^psmaust  iseflL  OCInlHr  niid 
iiM^zrm  3UC  äisäisäfiis  «i«ieHtct|  deft  der  in* 
3£ir?ade  SoaiF  211  ieo.  rfüricfgea  ndt  gaUit 
y^iurer  Zeit  sposcxieii  d»  Apiedkcr  ah  adehen 
•sLae  Bacfierienan  an.  oxxd  ittbeM  mr  Heilimg 
für  Faclomc  äofisepGESCOie  ICfiteL  «felgreick  u- 
zewaiidt.  7n«am  mjmfemwwt»  oad  bitieclie  IGfe- 
ciieil-ing!«!  iüzuber  hat  lELiwr  der  eUesBafea 
ILdücerder  Gegenwart««  Herr  P.  Kiciiie-Iiwthoafc 
&r  iäut  yJoQiuaL  Hr  I^itdMirtkadkdk*  äe  An»* 
mM  gwcettt  —  — 

Unsere  Untersnfh  fingen.  iiabeB  ariienbei  fOM 
gcDAoeie  Kenntnii  dar  qoeiitifeitiicn  YednU- 
niaK  des  G«aaiiiaii3fiidhi«dbaek  der  BieneBfani 
auEgefaiimt  md  dw  mr  YiTrniHnlindignng  diaasr 
Kmntufi  einzuBcklageBdni  Wega  gneigL. 

Die  iiier  Tonvgswciae  in  Beindii  koBBman* 
den  analytiadien  Befude  amd  im  den  bcddni 
Tabellen  S.  346—349  iriaaieaieagwHtpIlfi  an  deren 
Erlantennig  m  bemerken: 

SimmtlKBhe  Angaben  beaielien  ädi  anf  k* 
faende   Brat    Ton  Arbeitsbienen,   bei  denen  die 

twkkeinng  denYerlanf  mmmtt  deA  die  llade 

^Ablavf  des  6ten  Tages  aehdeaDLAnaBcUnplen 
Im  Ei  nur  Bedeekelnng  gelangt  (mü  einem 


345 

Waclisdeckel  in  der  Zelle  verschlossen  wird)  und 
nach  Ablanf  von  18  Tagen  seit  dem  Aus- 
Bchlfipfen  oder  12  Tagen  seit  dem  Bedeekeln 
als  ausgebildetes  Insect  die  Zelle  verläßt.  — 
»Nymphe  ohne  Kopf«  bedeutet  bedeckelte  Brut 
mit  noch  nicht  ausgebildetem  Kopfe,  »Nymphe 
mit  Kopf«  solche  mit  bereits  ausgebildetem 
Kopfe ;  ersterer  ist  ein  durchschnittliches  Lebens- 
alter von  etwa  9  Tagen  seit  dem  Ausschlüpfen 
ans  dem  Ei  (^  3  Tagen  seit  dem  Bedeckein), 
letzterer  ein  solches  von  15  (bezw.  9)  Tagen 
beiznlegen.  —  Von  den  in  den  Tabellen  aufge- 
führten Wertben  sind  die  für  »stickstoffhaltige 
Snbstanz«  und  die  davon  abhängige  für  »son- 
stige stickstofffreie  Substanz«  (organische  Sub- 
stanz im  Ganzen  minus  Fettsubstanz  minus  stick- 
stoffhaltige Subst.)  nur  als  mehr  oder  weniger 
grobe  Näherungswerthe  zu  betrachten,  da  den- 
selben die  Annahme  zu  Grunde  liegt,  daß  die 
Thiere  ihren  sämmtlichen  Stickstoff  sämmtliche 
Entwickelungsperioden  hindurch  in  der  Form 
von  Eiweißstoffen  mit  16  Proc.  Stickstoff  ent- 
halten haben  ^).  Es  ist  also  das  schon  von  vorn 
herein,  insbesondere  aber  nach  Untersuchungen 
von  Städeler  und  Frerichs,  C.  Schmidt  u.  A.  nicht 
zn  bezweifelnde  Vorkommen  von  stickstoffhalti- 
gen Nicht-Eiweißstoffen,  von  Leucin,  Tyrosin, 
Harnsäure,  Chitin  etc.,  unberücksichtigt  geblie- 
ben und  es  bedarf  unsere  Arbeit  namentlich 
nach  dieser  Seite  hin  einer  wesentlichen  Ver- 
vollständigung. Ich  habe  jedoch  in  meinem 
ausführlichen  Berichte  gezeigt,  daß  die  Verluste 

1)  iHe  fiückstofflialtige  Babstanz  ist  nach  dem  Ver« 
Laitidß  16 :  100  aus  dem  direet  besümmten  Stickstoffge- 
halt  berechnet  (1  Gew.  Th.  Stickstoff  =  6,25  stickstoffhalt. 
Snbst.). 

28 


Darcbachnitttioliea  Bflwioht 
bestandtheile  pr« 


KözpBP. 



Fnokao' 

Tita. 

gemiOA. 

■nbatw». 

fW- 

Oeumder  Stook  1878. 

-^^^ 

9ijSi 

81^ 

78,76 

Hjiopbm  ohne  Kopf 
Nymphen  mit  Kopf 

Ul,40 

ao,M 

IW,« 

186,05 

86,96 

luloB 

118,17 

16,68 

10W8 

Krinker  Stock  I  1878. 

108,78 

84,7« 

Sil» 

Nymphen  ohne  Kopf 
Nymphen  mit  KopT 

189,83 

83,88 

109,51 

138.86 

n.i» 

109,67 

103,56 

19,75 

B9Ä 

Kranker  Stock  III  1878. 

80,06 

17,03 

68,04 

Nympbw  ohne  Kopf 
Nymphen  mit  Kopf 

183,88 

B0;5Il 

101,8s 

127^8 

a«,45 

160,58 

AuBliriecfaeDde  Bienen 

100,06 

18.68 

8M5 

Gei.  Stöcke,   be>w.   gei 

Ableget    mit    Brot   am 

KeinDdenStöoken  1876. 

0,1876 

A,020 

0,117» 

Eintägige  Maden  (Ableger) 
Füof-bi«  Kwhst. Maden  (desgl.) 

1,889 

0,278 

1,067 

144,90 

80,60 

114J0 

Nymphen  ohne  Kopf 

U9,67 

88,86 

ll«i6B 

118,80 

174B 

MQ^ 

Kranke   Stöcke,    heaw. 

geaaDdeAblegerm.BrDt 

a.  krank.  Stöokon  1876. 

Eier 

0,186 

0,017S 

0ill76 

ssrJÄiSSÄ. 

1,6*7 
193,11 

0,891 
36,94 

1,986 
166^ 

hen  ohne  Kopf 

187,68 
U»,TO 

Bi:98 

IW,65 

Mbeode  Biewn 

WjM 

96;i0 

Ata  E3rp«ra  und  der  Körp 
Stack  In  Milligramm. 


II 

, 

Organ. 

Stinii.      Bon- 

Fett- 

Sub- 

Btoffhal-     atige 

i 

stick- 

BtM12 

Uge  Sab-    aticli- 

BOb- 

im 

Btanz  (als'  stoff- 

•loff. 

Qan- 

EiweiH-     freie 

stanz. 

Stoffe  be-    Sub- 

■8=5 

o< 

rechoet).    stanz. 

0.94 

0,46 

0,07 

1,47 

8,17 

20,10 

9,19 

7,74 

1,02 

0,88 

0,06 

WO 

6,S8 

29,92 

11,26 

13,34 

i^ 

0,8« 

0,08 

1,89 

4,70 

34,94 

11,81 

8,46 

i/ä 

- 

2,19(7) 

1,61 

16,67 

18.69 

0,57 

1.» 

0,4S 

0,07 

1,66 

8,9«. 

38,68 

9,75 

9,98 

i> 

OiSl 

tfn 

1,96 

6,84 

31,04 

13,87 

13,88 

ES 

OM 

o,ee 

1,90 

4.88 

34,66 

11,87 

7,78 

1,15 

2,46(7) 

— 

16,60 

15,39 

- 

0,M 

0,41 

0,09 

1,84 

2.17 

16,18 

8,87 

6,64 

m 

0,60 

0,08 

2,10 

6,79 

29,61 

18,13 

10,60 

1,U 

0,64 

0,10 

2,06. 

i/n 

26,33 

12,87 

7,38 

1,U 

3,06 

2.18 

17,60 

12,81 

9,61 

M» 

- 

- 

2,18 

6.24 

39,43 

18,81 

1087 

118 

2J14 

6,14 

32,17 

14,00 

12,08 

1,18 

2,18 

1,49 

16,70 

18,60 

1,61 

,12 

- 

- 

1,60 

4,26 

34,12 

10.00 

«ii 

,u 

2,11 

6,06 

80W 

18,19 

11,61 

,u 

— 

— 

2,16 

1,49 

le^e 

I8;44 

1,66 

348 


n.    Procentische 


WOB- 


Eier. 

Gesunde  Stöcke  1876  (0,1876  mg)*)  86,46 

Kranke  Stöcke  1876  (0,186  mg)  87,04 

Maden. 

Eintäg.  M.  1876  Abi.  ges.  (1,889  mg)  79,67 

»        »      »        »kr.    (1,647  mg)  79,28 

Ges.  Stock  1878  (94,82  mg)  77,81 

Krank.  Stock  I  1878  (108,78  mg)  77,24 

»        »    in      »     (80,06  mg)  78,74 

Fünf-  bis  seobstäg.  M.  1876  Abi.  ges.  (144,90  mg)  78,88 
»      »        »  »      »      »       kr.  (182,11mg)      80,89 

Nympben  ohne  Kopf. 

Ges.  Stock  1873  (141,40  mg)  78,12 

Krank.  Stock  I  1878  (139,98 -mg)  76,90 

»    in     >     (182,88  mg)  *  76,92 

Ges.  Stöcke  1876  77,72 

Kranke  Stöcke  1876  76,76 

Nympben  mit  Kopf. 

Ges.  Stock  1873  (186.06  mg)  80.92 

Krank.  Stock  I  1878  (128,26  mg)  78,97 

»    in    »      (127,08  mg)  79,18 

Anskrieobende  Binnen. 

Ges.  Stock  1873  (118,17  mg)  86,96 

Kranker  Stock  I  1873  (102,66  mg)  80,74 

>  »    in    »      (100,08  mg)  81,88 

Ges.  Stöcke  1876  (118,30  mg)  84,89 

Kranke  Stöcke  1876  (112,70  mg)  84,89 

1)   Die  eingeklammerten   Wertbe   bedeuten    dorch- 
be8  Gewicbt, 


349 


Zasammensetzang. 


Mineral* 
Stoffe. 

Stickstoff- 
haltige 
Substanz. 

Fett- 
sabstanz. 

Sonstige 
Stickstoff- 
freie Sub- 
stanz. 

Stick- 
stoff. 

0,99 

9,69 

8,34 

8,17 

1,55 

0,98 

8,96 

8,68 

9,18 

1,48 

1,05 

10,45 

2,71 

7,05 

1,67 

0,81 

9,18 

8,68 

7,50 

1,47 

0,85 

7,57 

8,22 

7,47 

1,21 

0,72 

7,96 

8,77 

9,43 

1,27 

0,91 

8,84 

4,17 

9,18 

1,41 

0,79 

9,91 

4,87 

8,01 

1,59 

0,79 

9,85 

4,10 

8,04 

1,50 

0,81 

9,59 

4,41 

8,44 

1,53 

0,76 

8,68 

8,45 

6,20 

1,89 

0,90 

9,36 

8,80 

6,07 

1,48 

0,89 

10,18 

8,99 

5,81 

1,62 

0,86 

11,58 

1,28 

0,82 

1,85 

1,12 

14,90 

-•) 

8,24») 

2,88 

1,18 

12,80 

2,18 

2,51 

2,05 

1,00 

11,49 

1,26 

1,86 

1,84 

0,99 

11,98 

1,82 

1,87 

1,91 

2)'*  Fett  nicht  bestimmt. 
8)  ind.  Fett. 


350 

au  ^soustiger  stickstofffreier  Substanz«,  welche 
die  Thiere  im  Puppen-  und  Entpappungwu- 
staude  vou  einer  Lebensperiode  zur  anderen  er* 
leKlen,  trotz  jener  mißlichen  Annahme  nnbe- 
deuklieh  aus  den  in  die  Tabelle  aufgenommenen 
Wertheu  für  »sonstige  stickstofffr.  Substanz« 
abjfeleitet  werden  können.  —  Ueber  die  näheren 
Beä^tandtheile  der  »sonst,  stickstofffr.  Substanz« 
fehlt  es  (ebenso  wie  bei  der  stickstoffhalti- 
gen Substanz  und  der  durch  Extraction  mit 
Aether  bestimmten  Fettsubstanz)  an  Untersu- 
chungen ;  man  darf  indeft  yermuthen,  daß  yon 
der  Nahrung  herstammender  Zucker  (Honig)  den 
hauptsächlichsten  Bestandtheil  derselben  ausge- 
macht haben  wird. 

Aus  den  in  den  Tabellen  niedergelegten  und 
anderen  nebenher  gehenden  Beobachtungen  er^ 
giebt  sich  u.  A. : 

Das  Bienen-Ei  hat  ein  Gewicht  von  0,13  bis 
0,14  mg«  Das  ausgeschlüpfte  Thier  wiegt  als 
»Eiütägige  Made«  bereits  1,3  bis  1,5  mg,  also 
etwa  10  mal  so  viel  wie  das  Ei.  Die  Zunahme 
vertheilt  sich  jedoch  nicht  gleichmäßig  auf 
Trockensubstanz  und  Wasser,  solidem  überwiegt 
relativ  bei  der  ersteren,  indem  die  Menge  der- 
selben vom  Ei  angerechnet  in  dem  Yerhältnift 
Yon  1  zu  14  bis  18,  die  Menge  des  Wassers  da- 
gegen nur  in  dem  Yerhältniß  von  1  zu  9  bis  10 
zunimmt.  In  Folge  davon  erhöht  sich  der  proc 
Gehalt  an  Trockensubstanz  von  13  bis  15  beim 
Ei»  auf  20  bis  21  bei  der  eintägigen  Made. 
Das  rasche  Wachsthum  dauert  bis  zum  Be- 
deckein, am  Schluß  des  sechsten  Lebenstages 
fort;  das  Körpergewicht  beträgt  zu  jener  Zeit 
130—150  mg,  also  reichlich  das  lOOOfache  von 
dem  Gewicht  des  Eis.    Auch  in  dieser  späteren 


351 

Zeii  4e8  MadezilebeDS  überwiegt  die  relativ^e  ZtH 
pabme  der  Tiockensubstanz  die  des  Wassers, 
alMT  Bur  noch  in  geringem  Orade ,  da  der  6e^ 
liait  an  Trockensubstanz  mit  22  bis  23  Proc. 
seinen  Höheponkt  erreicht.  An  der  Zunahme 
der  Trockensubstanz  eind  ferner  die  Stickstoff** 
haltigen  und  die  stickstofffreien  Stoffe  in  ver- 
sdiiedenem  Yerhältniß  betheiligt.  Bei  Maden 
von  etwa  70  mg  Körpergewicht  —  auf  ei^er 
Entwicklungsstufe;  wo  sie  ungefähr  ihr  halbes 
Endgewicht  erlangt  haben  —  beträgt  der  ab- 
solute Gehalt  an  stickstoffhaltiger  Substanz 
7  Ins  8,  an  Fettsubstanz  2  mg;  am  Schluß  des 
Madenlebens  dagegen  bez.  11  bis  14  und  5  bis 
6  mg.  Die  Menge  der  stickstoffhaltigen  Sub« 
stanz  ist  demnach  in  dem  betr.  Zeiträume  auf 
nicht  ganz  das  2fache,  die  der.  Fettsubstanz  da* 
gegen  auf  das  2V2  bis  Sfache  gestiegen.  Wie 
mit  dem  Fett  verhält  es  sich  auch  ipit  der  son- 
stigen stickstofffreien  Substanz.  Ihre  Menge  be« 
trägt  b^  Maden  von  etwa  70  mg  Körpergewicht 
4  bis  &  mg,  bei  Maden  von  etwa  110  mg  Kör- 
peirgeipricht  10  bis  11  mg  und  bei  ausgewaehsie^ 
nea  Maden  18  bis  14  mg,  aleo  von  einem  Sta- 
dium sum  anderm  in  dem  Yerkältniß  1:2  bis 
2Vb  :  3  mehr. 

Nach  dem  Bedeckein  der  Brut  hört  die  Nah- 
rungszufuhr auf  und  lebt  das  Thier  nur  auf 
Kosten  des  in  seinem  Körper  bis  dahin  aufge- 
speieherten  Stoffvorraths.  Die  Vorgänge  wäh- 
rend der  Entwickelung  von  »Nymphe  ohne 
Kopf«  zur  »Nymphe  mit  Kopf«  und  von 
»Nynitphe  mit  Kopf«  zur  auskriechenden  Biene 
stimmen  darin  überein,  daß  Verluste  an  Stick- 
stoff nicht  stattfinden  (die  beobachteten  Verluste 
sind  entweder  minimal  oder  negativ).  Es  hat 
sich  also  auch  bei  der  Bienenbrut  die  Erfahrung 


352 

bestätigt,  welche  man  bei  allen  anderen  neuerer 
Zeit  darauf  untersuchten  Thieren  gemacht  hat, 
daß  von  dem  Stickstoff  der  im  Stoffwechsel  um- 
gesetzten organischen  Stoffe  keineswegs,  wie 
man  früher  annahm,  ein  beträchtlicher  Theil 
den  Körper  in  Gasform  yerläßt.  Für  ein  ande- 
res Insect  in  einem  andern  Entwickelungs- 
Stadium,  für  die  fressende  Seidenraupe  ist  dieser 
Nachweis  bekanntlich  schon  früher  Yon  Peligot  ^) 
erbracht.  —  Die  Bienenbrut  lebt  mithin,  so 
kann  man  sagen,  Tom  Beginn  bis  zum  Ende 
der  Verpuppung  auf  Kosten  von  stickstoff- 
freier Substanz.  Der  Verbrauch  und  dessen 
Vertheilung  auf  fettartige  und  nichtfettartige 
Substanz  gestalten  sich  aber  während  des  Ueber- 
gangs  von  Nymphe  ohne  Kopf  zur  Nymphe  mit 
Kopf  (Nymphenperiode)  und  während  des  Ueber- 
gangs  von  Nymphe  mit  Kopf  zur  auskriechenden 
Biene  (Entpuppungsperiode)  sehr  yerschieden. 
Je  nachdem  man  annimmt,  daß  die  Brut  schon 
vor  dem  Auskriechen  oder  erst  nachher  Excre- 
mente  ausscheidet,  worüber  die  Ansichten  der 
Apistiker  noch  nicht  feststehen,  erhält  man  fol- 
gende Minimal-  und  Maximalwerthe  für  den  Be- 
spirations-  und  Perspirationsverbrauch  und  für 
die  dabei  gebildeten  Producte^)  in  Milligramm« 

1)  Compt«  rend.  LXI,  866. 

2)  Letztere  unter  der  vorläufigen  Annabme,  dai  das 
zerstörte  Fett  die  proc.  Elementu'zuBainmenBetziuig  dei 
Körperfetts  der  höheren  Thiere  (76,6  G  und  12,0  H),  die 
zerstörte  sonstige  stickstofffreie  org.  Substanz  die  £le- 
mentarzusammensetznng  Gg  Hu  Og  besessen  und  die  inaen* 
siblen  Ausgaben  sich  auf  Kohlensäure  und  Waaserdampf 
beschränkt  haben. 


868 


Pro  Stuck  im  Oanzen 


Nymphen-       Entpuppungsperiode 
(rr^)  (8  Tage) 


Feit  verbraocht 
Sonst  rti<dtttofffireie 

org.  SaM.  desgl. 
KomeBB&ne  ansge- 

sebieden 

Wasserdampf  desgl. 
Teillast  aa  Eörper- 

gowicht 


1878 
0,77 


1873 
8,02 


8,40—4,40   4,48—5,48 


7,15-8.61 
6,09-6,69 

7,46 


14,92—16,88 
21,72—22,32 

28,50 


Pro  Tag  und  Stück 


Fett  verbranoht 
Sonst,  stickstofifreie 

org.  Sübst.  desgl. 
Köblensftiire  ansge*» 

sduedeo 

Waaserdampf  deagl. 
Yerlost  an  Körper- 

gewicht 


0,18 

0,67-  0,78 

1,19—1,44 
0,86-0,96 

1,24 


1,01 

1,48-1,81 

4,97—5,46 
7,24-7,44 

7,83 


1876 
8,78 

4,00-6,00 

16,47-17,94 
17,88-17,98 

20,88 


1,26 

1,83-1,67 

5,49—6,98 
5,78  -  5,98 

6,78 


Daraus  geht  zonächst  herror,  daß  der  Stoff- 
wechsel im  EDtpuppangsstadium  weit  energi- 
scher yerläuft,  als  während  des  Nymphenlebens, 
offenbar  im  Zusammenhange  damit  und  abhängig 
davon,  daß  das  Thier  dann  aus  dem  Zustande 
der  Ruhe  in  den  einer  lebhaften  Thätigkeit  und 
Bewegung  übergeht  (Durchnagen  des  Wachs- 
deckels, Herausarbeiten  aus  der  Zelle  etc.).  Die 
unterschiede  im  Stoffverbrauch  und  was  damit 
zusammenhängt,  würden  muthmaßlich  noch  grel- 
ler hervortreten,  wenn  man  für  das  Entpuppungs- 
stadium  statt  der  Stägigen  Durchschnittswerthe 
die  auf  den  3ten,  letzten  Tag  als  den  des  wirk- 
lichen Zustandekommens  der  Entpuppung  fallen- 
den Werthe  zum  Vergleich  heranziehen  könnte. 

In  den  vorstehenden  Zahlen  prägt  sich,  fer- 


854 

ner  auf  das  deutlichste  der  unterschied  ans,  daA 
das  Fett  an  dem  Stoffverbrauch  im  Nymphen- 
zastande  nur  in  absolut  und  relativ  sehr  ge- 
ringem, an  dem  Stoffverbrauch  in  der  Eot- 
puppungsperiode  dagegen  in  sehr  erheblichem 
Grade  betbeiligt  ist.  Während  des  Nymphen« 
lebens  wird  das  Fett  geschont  und  Yollzieht  sich 
die  Entwickelung  des  Thieres  vorzugsweise  auf 
Kosten  von  nichtfettartiger  stickstofffreier  Sub- 
stanz ;  bei  der  Entpuppung  hört  diese  Schonung 
auf  und  der  in  dem  sog.  Fettkorper  der  Nymphe 
angesammelte  Fettvorrath  kommt  unter  gleich- 
zeitig zwar,  aber  bei  weitem  nicht  ebenso  ge- 
steigertem Verbrauch  von  sonstiger  stickstoff- 
freier Substanz  zu  ausgiebiger  Verwendung.  — 
In  einem  Anhange  zu  dem  ausfuhrlichen  Be- 
richte habe  ich  die  mir  bekannt  gewordenen 
zum  Vergleiche  mit  den  unsrigen  und  zur  Eiv 
gänzung  derselben  geeigneten  quantitativen  Un- 
tersuchungen bei  anderen  Insecten  (bei  Bombyx 
Mori,  Vanessa  Jo,  V.  Urticae  etc.  von  Haber- 
landt,  Peligot,  Wicke,  Blasius,  Verson  u.  A.)  zu- 
sammengestellt. 


Bei   der    Königl.    Gesellschaft   der    Wis- 
senschaften eingegangene  Druckschriften. 

(Fortsetzung.) 

Annuaire  statistique  de  Belgiqne.  8e  ann^e.  1877.  Broz, 
Von    der  Ungarischen  K.  naturwissensch.  Gbsellsch.  in 

Budapest.    4. 
E«  Stahl  berger,  die  Ebbe  und  Fluth  in  der  Rhede 
1  Fiume.  1874, 


865 

0*  Herman,  Ungarns  Spinnen-Fauna.    Bd.  I— II.  1878. 

H.  G^ia,  Honographia  Lygaeridarum  Hungariae.  1875. 

6.  Samu,  Botatoria  Hungariae.  1877. 

A.Erenner,   die  Eishöhle  von  Dobsohad.  1874. 

EL  Tam&8,  Magyaroyssäg  Jellemzöbb  Doh&nyalinak  eto. 
1.  B.  1877. 

Kerpely  Antal,  Magyarovszäg  vaskOvei  es  Vaster- 
menyei  etc.  1877. 

Verhandlungen  der  E.  E.  geolog.  Beichsanstalt.   1874. 

.  14-15. 

Jahrbfioher  des  Nassau.  Vereins  für  Naturkunde.  Jahrg. 
29  u.  80. 

G.  Giebel,  Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissen- 
schaften. 1877.  Bd.  I. 

Openingsplechtighed  van  de  Tentoonstelling.  Amsterd. 
1878. 

Jahresbericht  der  Lese-  und  Bedehalle  der  deutschen 
Studenten  in  Praff.    Vereinsjahre  1872—1876. 

Chicago  Academy  of  Sciences.    Annual  Address.   1878. 

Abhandl.  der  histor.  Gl.  der  E.  Akad.  der  Wiss.  zu  Mün- 
chen.   Bd.  EXIL  3. 

—  der  philosoph.-philolog.  Cl.    Bd.  XIV.   2. 

Bestimmung  der  geograpn.  Breite  der  E.  Sternwarte  bei 
München.    4. 

J.  ▼.  Döllinger,  Aventin  und  seine  Zeit.  München. 
1877. 

Ifittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen 
in  Böhmen.    I.  u.  IV. 

Jahresbericht  dess.   2—5.    1863—66.  • 

Bibliotheque  uniyerselle.    No.  243.   1878. 

Sitxnngsberichte  d.  naturf.  Gesellsch  zu  Leipzig.  No. 
2—12.    3  fiMC. 

J.  Lan^e,  det  joniske  Eapitaels  Oprindelse  og  for- 
histone.    ^öbenhavn.    1877.    4. 

VUI.  Jahresbmcht  (von  1877.)  des  naturwiss.  Vereins 
zu  Magdeburg. 

H.  Wild,  Annalen  des  physikal.  Central-Observato- 
riums.   Jahrs.  1876.   St.  Petersb.   4. 

0.  Struve,  Observations  de  Poulkova.  Vol.  VIT.  St.  Pe- 
tersb.   1877.    4. 

Jahresbericht  11.  Mai  1877  an  d.  Comit^  Nioolai-Haupt- 
stemwarte. 

Bulletin  de  la  Soc.  math^m.  de  France.    T.  VI.    No.  3. 

Proceedings  of  the  London  mathem.  Soc.   No.  124,  125, 


856 

Atti  della  R.  Accademia  dei  Linoei.  Glaase^  di  soienie 
fiBiohe,  mathem.  e  Daturali.  Vol.  I.  Dispensa  1  e 
2.— Gl.  morali,  storiche  e  filolo^^cbe.  VoL  I.  Borna. 
1877.    4. 

K.    K.    Akademie     der    Wissenichaften    in 

Wien: 

Denkschriften.  MathematiBch-naturwiss.  Classe.  Bd. 
37.    4. 

Philoeophisch-hiBtorisehe  Glasse.    Bd.  26.     4. 

Sitsungsberichte.  Philoeoph.-bistor.  Classe.  Bd.  LXXXIV. 
H.  1-a   Bd.  LXXXV.  H.  1-3.  Bd.  LXXXVL  1-8. 

Bd.  Lxxxvn. 

Sitzungsberichte.    Mathem.-natarwis8.  Classe. 

Abth.  I.    Bd.  LXXIV.  H.  8-5.  Bd.  LXXV.  H.  1—5. 

Abth.  II.   Bd.  LXXIV.  H.  8-5.   Bd.  LXXV.  H.  1-6. 
Bd.  LXXVL  H.  1. 

Abth.  III.    Bd.  LXXIV.   H.  1—5.    Bd.  LXXV.  1-5. 
Fontes  renim  anstriaoamm.    XL.  Bd. 
Archiv   für  Oesterreichische  G^eschiehte.    Bd.  55;  1—2. 

Bd.  56.  1. 
Almanach  der  E.  Akademie  der  Wissensch.   Jahrfir.  27. 

1877. 
Monthly  Notices  of  the  B.  Astronomical  Society.    Vol. 

88.    No.  5. 
E.  preuB.  geodätisches  Institut.    Das  rheinische  Drei- 
ecknetz,   n.  Hft.    1878.    4. 
*)Abhandlnngen   u.   Berichte  aus    den   Sitsonffen    der 

Akademie  d.  Wiss.  zu  Erakau.    Philol.  Abl£.    T.  5. 

Mathem.  naturwiss.    T.  IV.    1877. 
Bericht  der  physiolog.  Commission   d.  Akad.  der  WfiM. 

T.  XI.     Erakau.     1877. 
Eatalog   der  Handschriften   der   Jnstikonischen  üniir.- 

Bibliothek.    H.  1. 
Geographische  slawische  Namen,  zusammenffestellt  nach 

ihrer  deutschen,  italienischen ,  rumänischen,  tmgari- 

sehen,    türkischen  Bedeutung    durch   S.  Zuranskicso. 

Ebd.     1878. 
Abhandl.  der  Commission  zur  Erforschung  der  Emuit  in 

Polen.     1. 

*)  Die  Erakauer  Schriften  in  polnischer  Spradie, 

(Fortsetzung  folgt). 


357 

Hachriehten 

Von  dter  KÖnigL  Gesellschaft  der  Wissen- 
ddittfteti  und  der  G.  A.  Universität  zu 

Göttingen. 


19.  Junfc  .  M  10.  1878. 


MMi^lkhi  CkfieHschaft  der  Wisseaschafteii. 

Sitzong  am  1.  Juni. 
(Fortsdtzangf.) 

Zur    Erklärnng    der    aramäischen    In- 
schrift.von  Garpentras. 

Von 

Fatll  de  Lagarde. 

In  dem  am  1  Januar  1878  fälligen,  aber  erst 
am  18  Mai  1878  in  meine  Hände  gelangten  ersten 
Hefte  de»  Bandes  XXXII  der  Zeitschrift  der  deut- 
iebeii  morgenländischen  Gesellschaft  veröffentlicht 
Herr  C.  Sehlottmahn  einen  auf  der  Philologen- 
Tersammlnteg  zu  Wiesbaden  am  28  September  1877 
mikgetbeilten  Aufsatz  »Metrum  und  Beim  auf 
einer  aeg^ptiödi^^rarmäischen  Inschrift«.  Das  in 
Wiesbaden  yerlesene  Manuscript  ist  nach  192  an 
Einer  Stella  für  den  Druck  wesentlich  geändert 
worden:  die  »Nachschrift«  trägt  kein  Datum, 
was  auch  gleichgültig  ist.  Herr  Schlottmann 
erklärt  193,  daß  er  seinen  Aufsatz  »erst  nach 
wiederholter  Prüfung  nach  Verlauf  mehrerer 
Jafare  veröffentlichte  habe :  um  so  schwerer  fallen 
dann  seine  Fehler  ins  Gewicht,  da  sie  mit  Ueber- 
eilung  nicht  entschuldigt  werden  können. 

30 


3S8 

Der  Stein  von  Carpentras  —  denn  dieser  ist  es, 
welcher  die  gereimte  nnd  metriscli  gemessene  ara- 
mäische Inschrift  enthalten  soll —  heißt  so,  weil 
or  in  der  Bibliothek  der  Bischöfe  von  Carpentras 
aufbewahrt  wird.  Er  bietet  eine  bildliche  Darstel- 
lung —  eine  Mumie  auf  der  Bahre,  darüber  eine 
Frau  als  ewig  Lebende  vor  Gottheiten  und  einem 
roichbesetzten  Altare  erscheinend  — ,  nnd  eine 
vior  Zeilen  lauis^''  aramäische  Anrede  an  jeneTodte. 
Von  dem  ?t^:r.e  besitzt  man  in  Paris  einen  Gips- 
ahi^nß.  '»*rV):^:t  Herr  D^renboarg  für  seine  Arbeit 
iilvT  d'f  ^.r^'hrift  leider  nicht  benutzt  hat:  es 
A-heirt  «*^■  ,i4;:vud  geboten,  neuen  "Versuchen  einen 
Pj»n'e:>>VL:'-ot  des  Originals  zu  Grunde  zu  legen: 
n'y'  fU^y  ^vorhandenen  alten  Abzeichnungen  wird 
n...,  ^>>feerlioh  zu  Rande  kommen,  auch  wenn 
inw  ^'i^.  Tutersuchung  des  semitischen  Altertums 
K.v«iv  AU^erüstet  ist  als  Herr  Schlottmann. 

^X , :    über   den  B.eim    eines   semitischen  Ge- 

\>tNNx   SN'hroiben    wollte,    hatte   vor   allem   die 

j'*»\'^i    s«   erkunden,    was  im  semitischen  Mor- 

^s.  u  00  Keim   heißt.      Ein   Blick  in   einige  für 

:'.  1  ,'  ^\slvuokte  arabische  Poeten  hätte  das  einen 

'.  ^  s>*.'hen    Professor  lehren    können :    Arnolds 

V  V.  w.At  und  .\.  Müllers Imrualqais  wären  wohl 

...   ,v\i,to»   jTowesen.   Sonst  boten  sich,  um  von 

*.«>  .>i>chou   und  englischen  Behandlungen   des 

,\v<%'>^xUVvu>Qt  abzusehen,   zum  Studium  dar:   G. 

\\     ^^v^tA^  li^'^O  erschienene  Darstellung  der 

.  .,>  *>  t^-,\    Ver^uwst    296—333,    P.  Zingerles 

\    v*(i.     OMv^  X  Ih^— 116,    Th.  Nöldekes  Be- 

..   \ixvv  "i^^l^^  ^>^^'II  ^31-   >'acli  altsemiti- 

,^>,  •   ti.X--*^"^    wx^loho  wir  bei  einem  Dichter 

,:.  \     'No  s^'.^.^Jki^  s-^r^i     Yorausrusetien    alles   Recht 

^bv«.    iviu*,i  >fc^;^r  ätV«  aut  nrr,   noch  "»Brin 

^v^    >\lsn  ^^7    ^.^i<r  *ryr::   bei    Ausgängen 

l(\>yV    ouis6^it)    der    Keim  erst   durch   die 


359 

Identität  des  jenen  «v(rt)  rorhergehenden  Con- 
lonanten.  Man  brancht  der  Stellang,  welche 
ier  Yocal  in  der  semitischen  Grammatik  ein- 
limmt,  noch  keine  besonders  gründliche  Be- 
nrachtong  gewidmet  zu  haben^  um  zu  wissen,  daß 
1er  Vocal  allein,  der  im  Semitischen  überhaupt 
lirgends  und  nie  existiert,  einen  Beim  zu  bilden 
infahig  ist.  Herr  Joseph  Derenbourg,  welcher 
luerst  in  der  Inschrift  von  Garpentras  Reime 
^esncht,  hat  sich  als  tüchtiger  Kenner  arabischer 
?oesie  wohlweislich  gehütet,  sie  anderswo  als  in 
Tön  —  nTabttJ  zu  finden:  der  Tadel,  welcher  ihm 
lir  sein  nicht-Erkennen  des  übrigen  Materials 
»^on  Herrn  Schlottmann  auf  Seite  191  gespendet 
vird,  dient  lediglich  zur  Gharacterisierung  des 
Tadelnden. 

Zu  dieser  verwende  ich  auch  die  für  die  Schlüsse 
les  die  Inschrift  von  Garpentras  als  gereimt 
kusehenden  Herrn  ziemlich  nothwendige  Ans- 
prache "«iii:  das  ist  ein  Hebraismus,  welchen  in 
liner  aramäischen  Bede  ohne  zwingende  Gründe 
o  leicht  niemand  annehmen  wird,  und  welchen 
lerr  Schlottmann  nicht  einmal  als  Hebraismus 
:ennzeichnet,  was  doch  Gesenius  noch  für  nöthig 
rächtet  hatte.  1837  durfte  hingehn  was  1878 
Lach  dem  großen  Aufschwünge  der  semitischen 
'hilologie  durchaus  unerträglich  ist,  am  uner- 
räglichsten  im  Munde  eines  Vorstehers  einer 
•rientalischen  Gesellschaft.  Aus  einem  in  einer 
ramäischen  Inschrift  stehenden  Femininum  '^in, 
las  selbstverständlich  hway  lautet,  auf  einen 
leim  auf  t  zu  schließen ,  weil  man  im  Hebräi- 
chen  hwt  sagte,  —  denn  so  etwa  wird  im  bes- 
Bn  Falle  der  Herr  Interpret  geschlossen  ba- 
ten — ,  das  wäre  etwa  so  geistvoll,  wie  die  Behaup- 
ang  geistvoll  sein  würde,  im  Deutschen  reime 
Vasser  auf  Kater;  weil  im  Englischen  für  Wasser 

30* 


T-i.\<r  x'^Äti*'  '▼^nr'fc.  l3  fen  cJiaJifizsclien  StS- 
;.'i-j'.i  iiM  \S*a  rtiCriLif3:s  indet  sich  nschLtik- 
vjk^'X'  i  "^^  '^^  i'iiii  Teisnie^  L*«  laperativs  Fe- 
ü  :i.!::  fiiiiTUürs  *'.:i«s  '  *r^c3is  "?:  im  Man- 
(wkSw.u-.i  t'inmr  üi-sie:  Injisisfr  Ttsn  «*rt  nach 
>r'.*it-;i-  i    . '«   uuör  -.'j:     liiar  aacli  deinBel1>ea 

j    ":       -;?.     '^    -r*"*^    -^-r*.    "^TT*.    "TTT»   (fic  Swte 

1:*.'     Unir..    -T-T:iii:i'iHi  3itisiniKiß   *iz€r   Verwen- 

*.•;-•.-.-.;    rir  iii:  ^-^ --->>*■  Wt'm-r    iz.  herahen): 
-    <  --SL_:-ii  ^  itet  die  ei:^ir«äisni2   nnd  sem 
:i;..7^>^  J.m  •';rr.  rrnlenüLi'  7!  rrTJfmann  ä22 
» . .  -    :T:  md  -Ki  wird  auch  "^jü  üi  T^m^D  und 
'  .i-^-.m  iberall  gesagt  weriez.  nüasriL   Auf  ge- 
.:•.-. -irfs  ihaldäische  GrammatitsL  3*5  bekannthch 
.-.  ATsnahme  der  seit  1673  ir  irn ischer  Ueber- 
<taiin;{  vorliegenden  Lazzattc«  ftr  irin  Verlaß: 
Li  ier  Sprache  des  Babylonischen  TalmuD  kennt 
„azzatto  §  87  für  die  Verba  rtr  keinen  anderen 
liiijjeratiTu.s    Feminini   Singnlaris     ab   den   auf 
^^ .  mit  ausdrücklich   geschriebener  Lesemntter: 
^r'  nennt  als  Beispiele  "«25,  "»"rr:.  weiter  ^anü, 
"jccr'fit.     Ueber  die  Sprache  der  Targnme  wird, 
wer  Wahrheit  sucht,  sich  jetzt  aus  meinem  1872 
erschienenen  Abdrucke  des  Codex  Reuchlins  orien- 
tieren: wer  die  chaldäische  üebersetzung  in  die- 
sem  alten  Zeugen   auch    nur  für   ein  Paar  der 
bekanntesten  Zeitwörter  nachschlägt,    wird  wis- 
sen,   was  er   über  die  Angabe  älterer   und  auf 
den   Schultern    der   älteren    stehender    neuerer 
chaldäischer  Grammatiker   von  einem  Imperati- 
vus  Singuluris    Feminini    "itri    zu    denken    hai 
Etwa  Hebräischem  "^«^    entspricht  ^fictn   Sam.  a 
25,17  35    lud.  16,5  und    «m    Isa.  49,18  60,4 
lerem.  2,  19  3,  2:  darum  ist  ''tn  Reg.  a  17,  23 
»natürlich  x*zÄy  7.U   lesen.   Vergleiche  «ban*»«  fSr 
'  Isaias  52, 1    und  ähnliches.     Wenn   Herr 


361 

ScblotttQann  A.  Berliners  Massorali  zum  Targum 
Oxi^elofi  76  114  anzusehen  belieben  wollte,  würde 
er  len;i9n,  daß  auch  im  jüngsten  Pentateuehtar- 
gum  die  Harudschriften  '>^y^^  oder  '•«jrt  oder 
'^^^  oder  •'iinrt  bieten,  wo  die  Lesemutter  k 
EfeiTii  Schlottmänns  Aussprache  ^iti,  so  nöthig 
diese  für  seine  allerdings  auf  Frivatansichten 
über  den  semitischen  Reim  ruhende  Beweisfüh- 
rung isty  schlechterdings  unmöglich  macht.  Nach 
diesen  Auseinandersetzungen  wird  klar  sein, 
daft  in  einer  aran^aischen  Inschrift  "^lii  als  An- 
rede aj\  ein  Weib  zu  suchen  so  gelehrt  ara- 
mäisch ist,  wie  Schlottmannus  docta  oder  mulier 
formosifißimus  gelehrt  lateinisch  wäre.  Weder 
Tor  noch  itk  noch  nach  Wiesbaden  hat  man  dies 
'^ntn  dei^  Halleschen  Sachverständigen^  obgleich 
ani  ihm  die  vorgelegte  Argumentation  mit  ruhte, 
beanstandet:  nehmen  wir  an,  daß  man  nicht 
aus  Mangel  an  Kenntnis  geschwiegen,  sondern 
nur  »unpöthige  Schroffheit«  habe  vermeiden 
wollen.  Das  Zeitwort  «irt,  von  welchem  jenes 
angebliche  '^'jn  herstammt,  ist  im  Aramäischen 
soviel  wie  sum,  fui,  esse  im  Lateinischen. 

Was  nun  das  Metrum  anlangt,  so  hat  auch  in 
diesem  Punkte  Herr  Schlottmann  den  französi- 
schen Orientalisten  Herrn  Derenbourg  zum  Yor- 
f;änffer,  doch  nur  insoweit,  als  auch  dieser  die 
nschrift  von  Carpentras  für  metrisch  hält:  im 
Einzelnen  gehn  die  beiden  Gelehrten  auseinander. 
Herr  Schlottmann  sagt  195  richtig  aus,  daß  die 
syrischen  Verse  kein  andres  metrisches  Princip 
kennen,  als  Sylbenzählung.  Wenn  er  aber  hin- 
zufügt, dies  Princip  sei  dort  [so]  sicher  nicht 
zufallig:  »es  ist  aus  den  Lautverhältnissen  des 
Aramäischen ,  welches  unter  allen  semitischen 
Dialecten  am  meisten  die  ursprünglichen  Vokale 
beseitigt,  und  in  Folge  dessen  die  Hauptmassen 


362 

schwerer  Sylben  unvermittelt  nebeneinander  ge- 
stellt hat,  mit  innerer  Nothwendigkeit  hervor- 
gegangen«, 80  scheint  er  über  den  Sachverhalt 
doch  nicht  genügend  •  orientiert.  Nur  wer  auf 
dem  Boden  etwa  der  Uhlemannschen  Gramma- 
tik steht,  kann  die  allerdings  nicht  geschriebe- 
nen, aber  sehr  deutlich  (vergleiche  die  Aspira« 
tionsregeln)  vorhandenen  Halbvocale  des  Ara- 
mäischen übersehen:  syrisches  *] "^5 nj  hat  nnr  den 
Schlußvocal  weniger  als  das  entsprechende  ara- 
bische wätibina,  syrisches  'j'^ttjr^äö  gilt  freilich 
im  Verse  schon  zu  Ephraims  Tagen  für  zwei- 
sylbig ,  entspricht  aber  nichtsdestoweniger  bis  auf 
den  Auslaut  einem  arabischen  muba^X^t^n^i  ist 
also  viersylbig:  von  unvermittelter  Nebeneinan- 
derstellung der  Hauptmassen  (was  ist  das?)  schwe- 
rer Sylben  bedaure  ich  durchaus  nichts  zu  se- 
hen. Sodann  zeigen  auch  die  zum  Theil  recht 
alten  Dialecte  des  Arabischen  stark  eingeschmol- 
zenen Vocalismus,  ohne  daß  sie  in  Versen  die 
Sylben  zählten.  Vielleicht  erinnert  man  sich  auch 
mit  Nutzen  an  die  Thatsache,  daß,  wie  R.  West- 
phal,  Aurel  Mayr  und  R.  v.  Roth  (über  Ta9na  31 : 
Festschrift  für  die  Tübinger  Philologenversamm- 
luug)  gelehrt,  auch  das  Bactrische  ßr  die  Poesie 
die  Sylben  zählt,  trotzdem  in  ihm  nicht  »ur- 
sprüngliche Vocale  beseitigt,  und  in  Folge  dessen 
die  Hauptmassen  [was  ist  das?]  schwerer  Sylben 
unvermittelt  nebeneinander  gestellt«  sind. 

Will  man  in  der  Inschrift  von  Garpentras  »sy- 
rische« Metrik  nachweisen,  so  wird  man  vor  allem 
die  Lesung  der  einzelnen  Worte  festzustellen, 
danach  zu  fragen  haben,  ob  die  jetzigen  Halb- 
vocale von  den  Aramäern  des  Ptolemäerreiches 
noch  voll  gesprochen  worden  sind ,  und  erst  nach 
Erledigung  dieser  beiden  Vorfragen  wird  man  die 


363 

Sylben  der  Inschrift  zählen,  und  das  Ergebnis 
der  Zählung  buchen  und  verwenden  dürfen. 

Nun  steht  in  jeder  Zeile  ^^r  Inschrift 
mindestens  Ein  Wort,  dessen  Aussprache  oder 
Lesung  ganz  unsicher  ist :  allzu  vorsichtig  ist  es 
mithin  nicht,  Schlüsse  auf  ein  Metrum  zu  ma- 
chen, welches  nur  in  der  Zahl  der  Sylben  besteht. 

«an  und  ^Dtrn  findet  Herr  Schlottmann  188 
«7on  Herrn  Fr.  Lenormant  befriedigend  nach  [so] 
dem  Aegyptischen  erklärt.  Wenn  er  Recht  hat, 
80  wird  gewiß  nicht  von  Taxpi  geredet  werden 
dürfen,  denn  Herr  Lenormant  liest  »sans  aucun 
doute  possiblec  TaHapi  (JAP  VI  x  513)  =  celle 
qui  appartient  ä  Apis,  wozu  Lagarde  Symmicta 
105,  35  nachgesehen  werden  mag.  TaHapi  (zu 
vergleichen  mit  der  von  Usener  Anecdoton  Hol- 
den 44  verkannten  Tiiice  =  der  Isis  gehörig) 
ist  dreisylbig,  wodurch  des  Herrn  Schlottmann 
»Metrum«  vernichtet  wird.  Man  wird  zu  mer- 
ken haben:  Herr  Lenormant  erklärte  "icnn  be- 
friedigend TaHapi,  folglich  ist  —  zweisylbig  — 
Taxpi  zu  sagen.  Die  Aussprache  des  Gottesna- 
mens '^'iDi(<  ist  durch  "Oae^qi^q  Lagarde  Glemen- 
tina  76,  21  nicht  gesichert.  Den  Hieroglyphi- 
kern  traue  ich  bitterwenig:  Diodor  deutet  a  11 
*Otfhqk^  TwXvoip&aXikoq  y  was  durch  ocg  kcgö.i  und 
das  altcy  im  Koptischen  durch  f^^'K  ersetzte  ipi 
erläutert  werden  ^  aber  nicht  richtig  sein  kann, 
da  0  von  "^"lOi«  unsres  Steins  und  von  ^"^ON  Isa. 
10,4  Lagarde  Symmicta  105  Semitica  I  19  bis 
auf  weiteres  zum  cg  von  ocg  «^cgewi  nicht  paßt. 
Wie  ^*nDi»  gesprochen  worden,  ist  noch  durch- 
aus ungewiß. 

In  der  zweiten  Zeile  ist  die  Lesung  der  zwei- 
ten Hälfte  unsicher,  in  der  dritten  Zeile  schwan- 
ken die  Ausleger  zwischen  "»np,  ')':»  und  ti^p,52'3 
oder   gar   n':jR5'^»,   in  der  vierten  verstehn  wir 


364 

'^n2»933  nicht,  and  ist  der  ScUuA  niiTDHattndig'eg* 
halten:  beiläufig  sei  bemerkt,  daß  im  Aramäi- 
schen, wenigstens  im  Syrischen,  niehts  davon 
bekannt  ist,  daß  i  vor  ^721/^  za  n  wird,  alm  'W 
ein  Hebraismns  wäre:  i"^^.!,  was  dem  syriflraen 
Brauche  entspräche,  enthielte,  nach  den  Ghroni- 
sätzen  des  Herrn  Schlottmann  gemesBen,  «ine 
Sylbe  weniger  als  y2\  eine  Sylbe,  weldhs  der 
Herr  für  sein  System  nicht  zn  entbehren  vermag.^ 

Die  zweite  Vorfrage  betraf  die  Ebübrcoale. 
Es  lohnt  mir  in  diesem  Zusammenhanf^  die  Mähe 
nicht,  meine  Sammlungen  anszoschütten :  ich 
erinnere  nur  an  die  aus  dem  neuen  Tettanyente 
hinlänglich  bekannten  TaXi&a,  Taß^&Oj  Mafi^ 
ä&ä  Marc.  5,  41  Act.  9,  36  40  Cor.  a  16,22.: 
nach  Herrn  Schlottmanns  Ansieht  würde  Tli&m^ 
Tß^d'Uy  Magay  -^a  zu  sagen  gewesen  seis:  wm 
im  ersten  Jahrhundert  nach  Christus  noeh  gev 
gölten  hat,  ist  schwerlich  unter  einem  der  älteren 
Ptolemäer  schon  veraltet  gewesen.  Auch  die 
Aussprache  t<n^^>  '^^  ^^^^  Schlottmann  I&hi 
mißt,  könnte  man  bemängeln,  da  die  Syrer  M^rbli 
sagen,  beiläufig  eine  für  die  Ableitung  von  ta'^nbK 
recht  wichtige  Form,  da  sie  eine  Steigerungsfann 
sein  könnte.  Ich  will.  Weiteres  vorbehaltend^ 
anmerken,  daß  aus  dem  Eigennamen  M^^^t} 
Payne  Smith  590  und  ähnlichem  allerdings  ein 
ri^frt  folgt,  und  daß  die  sXa  griechischer  Zeugen 
erst  näher  untersucht  werden  müssen,  ehe  man 
sie  ins  Gefecht  führen  darf. 

Ich  knüpfe  an  diese  Auseinandersetzungen 
einige  Bemerkungen  zu  den  einzelnen  Zeüen  der 
Inschrift  und  der  Lesung  des  Halleschen  Ge- 
lehrten. 

1.  Was  sagt  *^t  gegen  das  sonst  übliche  ^"n 
über  die  Heimat  des  hier  vorliegenden  Dialeets 
aus?    Das  von    Nöldeke    in   der    mandüschen 


S65 

Ghranunatik  §  46  Gegebene  verdient  eben  so  sehf 
Erwägung  wie  alles  was  0.  Blau  nnd  Andere 
seit  ZDMQ  IX  81  über  das  "«t  der  Münzen  and 
Gewichte  geäußert:  freilich  ist'^t  gewiß  nicht  die 
»ältere  Form«  yon'^'i.  Herrn  Schlottmann  stand 
aufter  der  ZDMG  auch  Geigers  zweite  Zeitschrift 
I  204  zur  Verfügung. 

2«  Die  Deutung  des  ^"«ten  taa^nsTs  durch 
»etwas  Schlechtes«  behauptet  Herr  Schlottmann 
Yon  Herrn  Halevy  entlehnt  zu  haben.  Sie  lag 
völlig  auf  der  Hand:  A.  Geiger  hat  sie  sehon 
1868  im  sechsten  Bande  seiner  zweiten  Zeitschrift 
158  g^eben:  dieser  Band  ist  in  der  Bibliothek 
der  Gesellschaft  vorhanden,  zu  deren  Vorstände 
Herr  Schlottmann  gehört:  ZDMG  XXII  xxxvii 
Nummer  3064  XXIII  xviii  Nummer  11:  ick  sAellf 
fest,  daß  Herr  Halevy  in  den  von  Herrn  Sebloit«- 
mann  189  citierten  melanges  152  )D'^»:x  ts^Pl^'n 
gar  nicht  im  Originale  anführt ,  Herr  Seblottf- 
mann  also  sein  sicher  nicht  bei  ihm  selbst  ge«* 
wachsenes  w^»^  taa^^Stt  gar  nicht  aus  Halevy 
hat:  wegen  tas^na^  sieht  man  seit  1875  Tb.  Nöl«- 
dekes  mandäische  Grammatik  §  150  ein.  Uebrir 
gens  ist  es  sehr  naiv;  wenn  Herr  Schlottmann 
sich  über  zwei  ihm  von  einem  Freunde  angelie^ 
ferten  Beispiele  für  u)^(tl  tas^nasa  so  herzUck 
freut:  die  Redensart  ist  im  Aramäischen  so  alt- 
täglich wie  »etwas  Schlechtes  €  im  Deutschen, 
nanip  w  im  Griechischen.  An  das  specifisch 
hebräische  \d^m  hätte  man  in  einem  rein  ara- 
maisch  geschriebenen  Stücke  nie  denken  sollen: 
vergleiche  meine  Symmicta  40  ff.  Stelle  man 
sich  vor,  auf  dem  Kreuze  eines  deutschen  Gra- 
bes stehe  die  Bemerkung,  eine  Mutter  sei  drei 
Tage  äfter  ihrem  Kinde  gestorben,  oder  in  ei- 
nem Schreiben  an  eine  deutsche  Behörde  werde 
von  belämmemden  Umständen  geredet,  weil  der 


366 

Engländer  after  the  death  sagen,  der  Nieder- 
länder über  omslagtige,  belemmerende  an  niet 
zelden  met  het  taaleigen  strijdende  Titnlatoren 
sich  beschweren  darf:  erwäge  man  dabei  9  daA 
eine  Verehrerin  des  Osiris  kaum  Yeranlassang 
hatte,  ihr  gutes  niederSemitisch  gerade  mit  he- 
bräischen, wohl  allemal  etwas  nach  Adonai  rie- 
chenden Yocabeln  zu  durchsetzen:  erwäge  man 
weiter,  daß  unter  den  Ptolemäern  das  Hebräische 
wahrscheinlich  überhaupt  nicht  mehr,  sicher 
aber  nicht  mehr  in  Aegypten  geredet  wiude, 
und  daß  ein  v3'>M  =  Mann  zu  entlehnen,  kaum 
irgend  welche  Veranlassung  vorlag,  da  »Manne 
kein  technischer  Begriff  ist.  Die  Annahme  der- 
artiger Sprachmengerei  möchte  die  Urtheilsfi- 
higkeit  derer  kaum  sonderlich  empfehlen,  welche 
nns  an  sie  zu  glauben  zumuthen. 

Selbstverständlich  ist  auch  in  der  zweiten 
Hälfte  der  zweiten  Zeile  v3'>fi;  nicht  zu  suchen: 
ich  werde  nachher  auf  diesen  Punkt  znrttckkom- 
men.  Zu  Anfang  dieser  zweiten  Hälfte  fanden 
die  älteren  Ausleger  '«ä'^^n,  Herr  Schlottmann 
findet  '>^*ip.  Ich  bin  nicht  Epigraphiker,  und 
darf  daher  weniger  als  viele  Andere  wagen,  in 
dieser  Sache  dem  Gelehrten  entgegen  zn  tre- 
ten, welcher  bei  Gelegenheit  des  Ankaufs  der  Moa- 
bitischen Schätze  amtlich  für  den  besten  Kenner 
semitischer  Epigraphik  in  Deutschland  erklärt 
worden  ist :  ich  darf  über  ^S^Si  und  ^5tip  nicht 
entscheiden.  Nur  gegen  die  Uebersetzung  des 
«iz*ip  oder  '^S'i^  durch  calumnias  (Gesenins),  Ver- 
leumdungen (Schlottmann)  möchte  ich  Beden- 
ken äußern.  Das  syrische  Kä'ip  'b'D»  (niemals  sagt 
man  M^^ip  *193&(,  und  man  kann  es  der  Natnr  der 
Sache  nach  nicht  sagen)  wird  von  Payne  Smith 
178  179  besprochen,  womit  man  Nöldekes  Sätze 
in  der  neusyrischen  Grammatik  406  vergleichen 


367 

volle:  von  einem  y^p  =  Verleumdung  ist  mir 
chlechterdings  nicnts  bekannt,  so  daß  mir  [Herrn 
ichlottmanns  Uebersetzung  wiederum  nur  zu 
teiner  eigenen  Characterisierung  beizutragen 
icheint.  Wenn  Herr  Derenbourg  und  der  ver- 
torbene  A.  Geiger  in  "»iSIlDi  die  hebräische  Wnr- 
!el  MS:*^  suchten,  so  ist  das  um  nichts  glückli- 
jher  als  was  Gesenius  und  Herr  Schlottmann 
vorgebracht:  das  hebräische  tiisn  lautet  im  Ara- 
aäischen  ä3>i,  wie  aus  meinen  Semitica  I  26 
dar  hervorgeht:  Herr  Derenbourg  gibt  wenig- 
itens  zu  erkennen,  daß  er  von  dem  Gesetze  selbst 
vei&.  Daß  ^rnn  am  Ende  eines  Satzes  so  stehn 
conne,  wie  Herr  Schlottmann  nach  seinen  Vor- 
gängern glaubt,  halte  ich  für  unmöglich.  Wer 
oviel  Aramäisch  gelernt  hat,  um  tt)"»NS  ta3>n5J3 
uit  xaxöp  n  zu  geben,  möchte  in  nön  einen  Ver- 
reter  des  Byrischen  tannja  vermuthen :  tann»  —  tsib 
>der  tainöö  —  «b  =  niemals.  Vergleiche  man 
)ei  Titus  von  Bostra  14,  31  (gr.  11,  6)  44,  3 
34,33)60,13  (48,12)  79,23(64,23):  besonders 
khnlich  ist  60, 9  =  gr.  48, 9  tanntt  b:i^3T  «ais  «b : 
iehe  auch  HofiPmann  hermen.  Arist.  190.  man 
lürfte  abzuwarten  haben,  was  ein  Papierabdruck 
les  Originals  an  dieser  Stelle  zeigen  wird. 

3.  Gegen  Herrn  Schlottmanns  "^rjß  "j";»  ist 
)ereits  in  Wiesbaden  bemerkt  worden,  daß  npb 
in  hebräisches,  kein  aramäisches  Wort  ist.  Herr 
ichlottmann  beruft  sich  zur  Vertheidignng  die- 
BS  Hebraismus  auf  u3'«i(  der  Zeile  2.  Da  er  von 
em  ihm  nicht  nennbar  erschienenen  A.  Geiger 
or  2^  post  festum  hat  lernen  müssen,  daß  dort 
in  einer  aramäischen  Inschrift)  u3'>&(3  nicht  das 
ebräische  Hauptwort  tt5"»N  mit  der  Präposition  3, 
andern  das  aramäische  Adjectiv'  tt?*^»^  ist^  über 
reiches  er  auch  mich  zu  Proverbien  6, 11  nach- 
osehen   beliebe,   sa  wäre   ein   Zweifel    an  der 


368 

Richtigkeit  der  Auslegung  von  2' vielleicht  nicht 
unangebracht  gewesen:  wer  in  einer  Grabschrift 
unmittelbar  nach  einer  Anrede  an  die  Verstor- 
bene (man  denkt  zunächst,  es  werde  in  der 
zweiten  Person  fortgefahren  werden),  wer  da  die 
Zeile  findet:  »Fetzen  eines  homme  hat  nicht 
gesagt  eine  accomplie«,  hat  alle  Yeranlassong 
gegen  die  Genauigkeit  der  Deutung  bedenklich  zu 
sein:  wenigstens  sollte,  falls  die  Deutung  richtig 
wäre,  der  Stein  gleich  vom  ersten  Steinmetzen  eine 
Randglosse  mitbekommen  haben,  welche  uns  be- 
lehrte, daß  diese  Worte  besagen  wollen :  die  hier  Be- 
grabene hat  nie  verleumdet.  Einer  Seligen  zurufen 
»Nimm  Wasser«  ist  überhaupt  trotz  der  von  Beer 
beigebrachten  Parallele  vom  ywxqöv  idfoq  des 
Osiris  eigenthümlich:  auf  dem  Steine  steht  aber 
noch  dazu  nichts  weniger  als  Wasser  vor  der 
Seele:  Gesenius  erkannte  fünf  Kyphibüchsen, 
einige  Brote,  zwei  Näpfe,  eine  graue  öans,  ein 
geköpftes  Kalb,  ein  lebendiges  Huhn,  drei  Spen- 
degefäße. Vor  diesem  Aufbaue  die  Entschlafene 
ermahnen  »Nimm  Wasser«,  oder  um  die  Sprach- 
mischung und  die  Wortstellung  wiederzugeben 
»Wasser  prenez«,  das  scheint  mir  die  Antwort  zn 
verdienen :  Ich  sehe  keines^  wo  soll  ichs  herneh- 
men? Doch  das  wäre  vielleicht  s^schroff«  ge- 
wesen. 

4.  Herr  Schlottmann  spricht  nn^fi  ans«  Er 
sagt  190  »statt  des  gewöhnlichen  ^t^t{  nehme 
ich  aus  metrischem  Grunde  [er  meint:  um  meine 
Behauptung,  die  Inschrift  sei  s/jbfuzQog,  zu  stü- 
tzen] eine  Form  mit  erhaltenem  i  der  mitüeren 
Sylbe  an,  wie  solche  in  dem  Targum  der  Bomben 
ger  [so]  Ausgabe  vorkommt  [,]  zum  Beispiel  tt'r^:^'^ 
sammelnd  Ruth  2,16  (wofür  BuxtorfM'nrii&S^At): 
sonst  müßte  man,  um  drei  Sylben  zu  erHalten, 
eine  Intensivform  ^nH  annehmen,  wie  sie  allen 


369 

Sati]p4diftlecten  gemeinsam  ist ,  wie  sie  aber  das 
^xattiäische  gerade  bei  dieser  Wurzel  nicht  auf- 
ü^ist  (rergleicbe  das  arabische  falläx  mit  ande- 
ter  BedeQtnng)«.  Es  zeugt  von  großer  Grüint« 
tichkeit  und  vielem  Geschmacke  an  nutzl^&s^ 
Arbeit  in  Bombergs  schwer  zugänglicher,  ohne 
Zählung  der  Yerse  gedruckter  Folioausgabe  zu 
tesen,  was  man  in  meinem  (vocallosen)  ONßtavab- 
Irucke  der  Bombergiana  so  bequem  finden  konnte. 
Noch  eigenthümlicher  ist  es,  die  gemeine  Lese- 
mutter "^  (denn  eine  solche  ist  nach  Herrn  Schiott» 
DQiann  das  "^  von  fit'n'^^^)  zur  Aufgrabung  einer 
archaischen  Form  in  Mitten  einer  aller  Archais- 
DDien  schlechthin  haaren  Umgebung  zu  benutzen. 
Sind  die  ursemitischen  Yocale  in  der  Sprachig 
iieser  Inschrift  in  syrischer  Art  behandelt  (nach 
Herrn  Schlottmann  stehn  ja  »die  Hauptmassen 
schwerer  Sylben  unvermittelt  nebeneinander« !), 
80  sieht  ein  tinbt  =  JinTjö  hier  genau  so  a«s, 
wie  ein  tgans^cccüP  oder  ein  %otg  tdv  tpätpov  fpS" 
fÖPtcCifi  bei  einem  Geheimsekretäre  der  Com- 
oenenzeit  aussehen  würde.  Bomberg  hat  übri* 
gens  mit  fi^*^*^^^  gewiß  nicht  das  Femininum  des 
Particips  gemeint.  Characteristisch  ist  die  Be^ 
hauptung,  daß  die  Intensivform  iinV&  im  Ära-* 
maischen  nicht  aujfzu weisen  sei:  sie  ist  völlig 
Ejltäglich,  und  da  Herr  Schlottmann  sich  klar 
darüber  sein  mußte,  wie  Noth  es  ihm  thut^  ara-* 
maische  Wörterbücher  einzusehen,  bevor  er  sich 
über  Aramäisches  äußert,  so  hätte  er  die  Mühe 
nicht  scheuen  sollen,  auch  in  diesem  speciellen 
Falle  den  syrischen  Castellus  in  der  Ausgabe  von 
J.  D.  Michaelis  707,  G.  H.  Bernsteins  Wörter- 
buch zur  Chrestomathie  399,  F.  ühlemanns  Wör- 
terverzeichnis in  der  Grammatik  ^  xlvi,  E.  Bö- 
digers  Lexicon  zur  Chrestomathie  ^  82  nachzu- 
schlagen :    auch  G.  HofFmanns   im   Namen  der 


370 

Universität  Kiel  zu  Herra  Olshausens  Jubilaenm 
herausgegebene  Festschrift  hätte  88^  45—89^  4 
gnte  Dienste  geleistet:  wenn  das  dort  stehende 
nicht  genügt,  so  stelle  ich  die  Beispiele  schock* 
weise  zur  Verfügung.  Sonst  siehe  Nöldekes  man- 
däische  Grammatik  §  lOB,  aus  welcher  sich  die 
Lehre  des  Herrn  Schlottmanu,  daß  die  Form 
qattal  allen  Hauptdialecten  des  Semitischen  ge- 
meinsam ist,  ermäßigen  wird.  Allerdings  hätte 
ein  Andrer  als  Herr  Schlottmann  sich  vielleicht 
gefragt,  ob  iihVt  dem  Sinne  nach  möglich  sei: 
einer  Seligen  zuzurufen  »sei  eine  Bäuerin«, 
möchte  kaum  irgendwo  üblich  gewesen  sein: 
für  nicht-Orientalisten  bemerke  ich,  daß  das  auch 
in  Deutschland  sattsam  bekannte  Felläh  =  Bauer, 
das  Herr  Schlottmann  zum  Ueberflusse  ja  selbst 
anführt,   das  Masculinum  zu  diesem    rmVö  ist 

V    V  ^ 

Des  Herrn  Schlottmann  nn^s  könnte  nur  die 
außerordentlich  seltene  Bildung  sein,  welche  zum 
Beispiel  in  fit&'^tpuj  lohannes  12,8  vorliegt:  daA 
diese  so  wenig  wie  iinVe  paßt^  brauche  ich  Ken- 
nern nicht  erst  auseinanderzusetzen. 

Herr  Schlottmann  sagt  193  »statt  des  am 
Ende  von  Zeile  4  nach  Derenbourg  hergestell- 
ten SiJabtt)  forderte  man  [in  Wiesbaden] 
fi(n»bi23.  Auch  hier  gilt  dasselbe  wie  [so]  in  dem 
vorhergehenden  Falle.  Man  übersah  die  Ana- 
logie von  niD'^ia  Zeile  1  und  3,  n»n  Zeile  2, 
JinbD  Zeile  3,  (nicht  ÄnD'>'na  u.  s.  *w.).  üebri- 
gens  wäre  auch  für  die  Lesung  Mn^b«)  oder 
nn»btt3  hinlänglicher  Baum  in  der  Lücke  vor^ 
banden«.  196  kommt  er  auf  dies  SinTsbtt)  mit 
unverkennbarer  Neigung  zurück :  daß  iin^abid  un- 
möglich macht  von  einem  Beime  zu  reden, 
übersieht  er:  nnabu)  und  n»n  würden  nur  in 
Halle,  nicht  im  semitischen  Morgenlande  reimen. 

Wiesbaden  ist  vielleicht  eines  der  beliebten 


371 

lisyerständuisse«  yorgekommen:  Herr  Schiott- 
änn  aber  hat  jedenfalls  die  seiner  Angabe  nach 

Wiesbaden  gemachte  Bemerkung  für  werth- 
ill  angesehen,  wovon  ich  Akt  nehme.  fitnTabtt? 
}  ein  MttbiD  mit  dem  Artikel:  Eosegarten  faßte 
i34  in  der  Vorrede  zu  K.  M.  Agrells  supple- 
3nta  syntaxeos  syriacae  viii  ix  die  Regeln 
^e\]ß  aber  das  Praedicat  im  syrischen  sItze 
sammen.  Wenn  es  Herrn  Schlottmann  nicht 
rauf  ankommt  für  nöbio  »n»b^  oder  nnöbtt) 
.  lesen,   so  zeigt  er  nichts  geringeres,  als  daß 

bei  lacobus  1,  19  für  €(ttco  taxvg  auch  s&tm  d 
Xvg  dulden  würde,  oder  im  Französischen  für 
yez  sage  ein  soyez  le  sage,  fitnubu)  wäre  als 
raedicat  in  altem  Aramäisch  schlechthin  un- 
nkbar. 

Da  die  letzte  Arbeit  des  Herrn  Schlottmann 
;h  von  seinen  früheren  in  nichts  unterscheidet, 
.tte  ich  über  sie  so  gut  schweigen  dürfen, 
:e  ich  über  die  früheren  schweigen  durfte, 
siß  ich  diesmal  rede,  hat  in  dem  Herannahen 
ler  neuen  moabitischen  Invasion  seinen  Grund, 
is  Athenaeum  hat  die  nöthigen  Mittheiluugen 
id  Warnungen  gebracht:  der  deutsche  Consul 
Jerusalem,  Herr  von  Münchhausen,  bezeugt,  daß 
esmal  die  Sachen  —  es  handelt  sich  aber  noch 
cht  um  den  gleich  zu  nennenden  Hauptschatz 

»unmöglich«  gefälscht  sein  können.  Für  Viele 
ird  der  Umstand  zur  Aufklärung  genügen,  daß 
3  Sammlung  auch  Bruchstücke  von  dem  bleier- 
rn  Sarcophage  des  israelitischen  Richters  Sam- 
n  enthält , .  auf  welchen  Samsons  und  seines 
aters  Manoe  Namen  durch  ein  vorzugsweise 
itiges  Geschick  besonders  geschützt  worden 
id:  der  Verstorbene  schreibt  sich  mit  Waw 
IZ)»1D,  was  wohl  den  Freunden  derartiger 
aare   kaum    zum    Is^d   fit'b»    verhelfen    wird. 


372 

Das  Dasein  einer  Vorsehung  kann  nun  in  der 
That  nicht  weiter  gelengnet  werden,  nachdem 
einem  znm  Christen thnme  bekehrten  Jnden  1877 
genau  die  Reste  jenes  Heroensai^es  in  die  Hände 
geepielt  worden,  welche  die  Herrlichkeiten  — 
nicht  mir  noch  meinen  Freunden,  aber  Andern  — 
kaufwürdig  erscheinen  lassen.  Man  schlage  den 
xweiten  Band  des  Athenaeums  für  1877  auf  den 
Seiten  699  733  773  815  nach,  welche  alle  in 
den  December  des  bezeichneten  Jahres  fallen. 
Das  jüdische  Litteraturblatt  von  M.  Rahmer  fragt 
in  Nummer  1  des  laufenden  Jahrganges  bereits 
an,  ob  nicht  vielleicht  nächstens  auch  die  Grab- 
üchrift  von  Adam  und  Era  zum  Vorschein  kom- 
tu^u  werde.  Herr  Schlottmann  ist  von  der  preu- 
ßisohon  Regierung  für  das  erste  Unheil  als  Sach- 
verständiger benutzt  worden.  Da  wiederholte 
^>riYate  Warnungen  in  Halle  und  Leipzig  nichts 
gefruchtet  haben,  schien  es  Pflicht,  bei  erster 
Vielegeuheit  öflentlich  festzustellen,  wie  es  mit 
dtHjt  Herrn  Schlottmann  Sachverständigkeit  be- 
schaffen ist:  wir  wollen  durchaus  keine  zweite 
Autlage  Moabitica  erleben ,  und  verzichten  auch 
mit  dem  nllerauf richtigsten  Yergnttgen  auf  alle 
die  Znthateu,  welche  an  der  ersten  Auflage  gehan- 
gon  haben  und  noch  hangen.  Meine  Auseinan- 
dersotzuQg  wird  hofl^entlich  so  ausgefallen  sein, 
dnd  etwas  weiteres  nicht  nöthig  ist,  und  sie  wird 
den  am  deutschen  Horizonte  erscheinenden  Sar- 
cophng  des  Samsou  und  des  Moabitischen  Plun- 
der« niuthmaßlich  einzigen,  aber  hochgestellten 
und  eiuthißreioheu  Freund  ebenso  grell  beleuch- 
ten wie  uiHuehes  andere,  das  hier  nicht  ausdrück- 
lich aufgez&hlt  werden  soll. 


373 

Beobachtungen  zur  Pharmacologie 

des  Salicin 

Von    ■ 

W.  Marmi. 

(Fortsetzong  von  Seite  246). 

Die  Oxydation  zu  Salicylsäurie,  die  weder 
durch  fortgesetzte  Einwirkung  von  Ozon  noch 
durch  längere  Einwirkung  von  Wasserstoffhype- 
roxyd  *)  außerhalb  der  Körper  erreicht  wird,  ge- 
lingt dem  thierischen  Organismus  innerhalb  kur- 
zer Zeit.  Erhalten  Fleischfresser  (Hunde 
und  Katzen)  innerlich  fortgesetzt  Sali- 
cin, so  scheiden  sie  ebenso  wie  Pflan- 
zenfresser und  Omnivoren  neben  Sa- 
licin, Saligenin  and  salicyliger  Säure 
im  Harn  auch  Salicylsäure  aus*  Sie  se- 
tzen demnach  das  Salicin  bei  interner  Applica- 
tion ganz  wie  der  Mensch  um.  Der  Nachweis 
der  Salicylsäure  gelingt  leicht,  wenn  man  den 
ti^lich  gesammelten  Harn  möglichst  rasch  ver- 
dampfty  mit  Weingeist  auszieht  und  den  Verdun- 
stungsrfickstand  dieses  Extracts  mit  angesäuertem 
Aether  ausschüttelt.  Die  im  Laufe  von  8 — 14 
Tagen  gesammelten  Aetherauszüge  hinterlassen 
naä  dem  Verdunsten  die  Salicylsäure  in  ausge- 
bildeten Ejrystallen  neben  der  öligen  salicyligen 
Säura 

Der  nahe  liegenden  Annahme,  die  Salicyl- 
säure bilde  sich  im  thierischen  Organismus  aus 
der   salicyligen  Säure   einfach  durch  Aufnahme 

1)  Die  Ozydationsversuche  mit  einer  10%  Lösung  von 
WassentofiPhyperoxyd  (einem  englisohen  im  Handel  be* 
findliohen,  von  Dr.*  H.  Friedländer  zu  Berlin  bezogenen 
Pr&parat  fielen  bis  jetzt  nicht  befriedigend  aus.  Es  säeint 
Saluretin  statt  Saligenin  gebildet  zu  werden. 


374 

v:j  I  Mol.  Süaerstoff,  stehen  die  Resultate  der 

.i'.":t?k:i::nteii  Cntersachnngen,  die  Wöhler  und 

y  r  i  r . :  i  3  "i  mit  salicyliger  Säure  und    anderen 

rci:i  :k.'!ien  Substanzen  angestellt  haben^  anschei- 

KMui   ffiT^^iren.     Aaf  wiederholte  Gaben  von  V« 

4    .-rtu.    siliovlige    Saure   enthielt   der   Harn 

::  ij'-r   Tr^rrkiderte  spirige  Säure.     Salicylsanre 

vi.-iif  T-*rrf*>rZ5  gesucht.     Die  salicylige  Säure 

V  -'in.  -w-e  i:e>c  Versuche  lehrten  und  wie  später 

':\l-:l:i.  niid  Fa!k  bestätigt  haben,   stark  rei- 

5;7.£  £uf  die  Sch'einiblute  der  ersten  Wege,  aber 

..:  den   angewandten  Do$4rn  nicht  giftig.     Nach 

unseren    Versuchen    wirkt    die    freie    salicylige 

Säure  nicht  allein  irritirend  auf  die  Äpplications- 

organe,    sondern    auch  stark   erregend  auf  die 

Herzactiou.     Wird  sie  in  nicht  zu  großen  Dosen 

innerlich  gegeben  oder   direct  ins  Blut«  injicirt, 

so    wird    der  Puls    sehr  beschleunigt  (von  8  auf 

'2o   in  ö  See.    bei  Hunden)  und  die   Herzaction 

<ehr  verstärkt.      Vielleicht  gibt  diese  erregende 

K'v.wirkusg  auf  das  Herz   zum  Theil  die  Erklä- 

rv.:**:  flir  .iie  von  Wöhler  undFrerichs  con- 

<^;::r;e  Ausscheidung  der  eingeführten  salicyligen 

Ssiure    ;::    unverändertem  Zustande.  —  Mit   der 

Viro.>^  iier  Dosis,  in  welcher  die  salicylige  Säure 

;r.  der.  Kör^vr  des  Hundes  eingebracht  wird,  und 

:v*.i  vier  größeren  Beschleunigung  der  Herzaction 

^x:ühs:  die  Tu  Wahrscheinlichkeit  für  die  Oxyda- 

::or.  der  saliovlicen  Säure  in  ihrer  Gesammtheit 

v\:or  in    nachweisbarer  Quantität.      Wenn   aber 

v\r.igonir.  vom  Darm  aus  oder  Salicin  direct  ins 

U  Wöhler  uci  Frerichs.  Ueber  die  VeräDde- 
n;;\}^t»:\.  woloho  c&meiitlich  organische  Stoffe  bei  ihrem 
l>l>^rpir.;  in  den  Harn  erleiden.  (1848)  Annalen  der 
Oh^wio  u.  Tb.  Bd.  65  S.  SS6. 

**«n\on  und  Falk  in  Canstatts  Jahresbericht  vom  J. 


Blut  gelangt,  so  kann  die  allmählich  sich  bil- 
dende salicylige  Säure  in  statu  nosceati  viel  eher 
eine  Oxydation  erfahren.  Obgleich  die  Möglich- 
keit, daß  das  ins  Blut  gelangte  Salicin  auch  di- 
rect  zu  Salicylsäure  sich  oxjdirt,  nicht  abgewiesen 
werden  kann.  Immerhin  war  es  denkbar,  daß 
kleine  aber  fortgesetzt  in  den  Magen  eingeführte 
Dosen  -von  salicyliger  Säure  im  Organismus  zum 
Theil  wenigstens  zu  Salicylsäure  oxydirt  würden. 
Indem  wir  dieser  Frage  nachgingen,  haben  wir 
in  der  Voraussetzung,  daß  sehr  kleine  Mengen 
salicyliger  Säure  in  den  ersten  Wegen  höchst 
wahrscheinlich  an  Alkalien  gebunden  und  so  erst 
resorbirt  werden,  nicht  mit  freier  Säure,  sondern 
mit  salicyligsaurem  Natrium  experimentirt  und 
außer  der  angegebenen  auch  noch  die  Frage  nach 
der  angeblich  diuretischen,  der  bestrittenen  gif- 
tigen und  einer  etwaigen  temperaturherabse- 
tzenden Wirkung  des  Salzes  näher  verfolgt. 

Das  Natriumsalz  haben  wir  aus  der  nach 
Ettling^)  aus  Salicin  dargestellten  und  durch 
wiederholte  Destillation  rectificirten ,  salicyligen 
Säure  dadurch  gewonnen,  daß  wir  diese  mit 
einer  kalt  gesättigten,  alkoholischen  Lösung  von 
Natriumhydroxyd  versetzten  bis  die  Mischung 
zu  einem  steifen  Brei  erstarrte.  Diesen  lösten 
wir  in  heißem  Alkohol  und  das  nach  dem  Er- 
kalten auskrystallisirte  Salz  preßten  wir,  nach- 
dem es  mit  kaltem  Alkohol  ausgewaschen  war, 
rasch  zwischen  Fließpapier  und  trockneten  es 
ttber  Schwefelsäure.  Die  seideglänzenden,  blen- 
dend weißen  Erystalle  lösen  sich  leicht  in  warmen 
Wasser.  Die  Lösung  zersetzt  sich  aber  nach 
einiger  Zeit,  wie  sich  an  dem  Uebergang  ihrer 
hellgelben  in   eine  anfangs  dunkelgrüne,   später 

1)  Ettling  in  Annalen  der  Ch.  q.  Ph.  v.  J.  1840  Bd. 
89  S.  269. 

31* 


376 

fast  schwarze  Farbe  zu  erkennen  gibi^).  Zu 
den  Experimenten  haben  wir  immer  ganz  firiscli 
bereitete  warme  Lösongen  oder  das  Salz  in  Sub- 
stanz benutzt. 

Die  Untersuchung  des  Harns  von  Hondea 
und  Ziegen,  die  fortgesetzt  kleine  Dosen  des 
Salzes  innerlich  erhalten  hatten,  können  wir  leider 
noch  nicht  als  beendet  ansehen.  Die  Versuche 
mußten  unterbrochen  werden.  Nach  vierwöchent- 
licher  Dauer  derselben  war  nämlich  derYorrath 
an  Salz  consumirt  und  kein  neues  Salicin  aufsa- 
treiben.  Jetzt  von  Neuem  aufgenommene  Ver- 
suche dürften  aber  günstig  ausfidlen,  nur  müssen 
dieselben  längere  Zeit  fortgesetzt  werden.  Denn 
die  Oxydation  der  als  Salz  eingeführten  Säure 
geht  jedenfalls  nur  in  sehr  beschränktem  Maafte 
und  allmählich  vor  sich.  Dafür  spricht  auch  der 
Umstand,  daß  das  Natriumsalz  in  frisch  defibri- 
nirtem  Blute  nicht  reducirend  wirkt;  das  Blnt 
behält  unverändert  die  beiden  Absorptionsstreifen 
des  Oxyhämoglobins. 

Werden  größere  Dosen  des  Salzes  bei  Hun- 
den, Ziegen  und  Kaninchen  innerlich  gegeben, 
so  wird  jedenfalls  der  größte  Theil  desselben  un- 
verändert ausgeschieden.  Die  alkoholischen  Aus- 
züge des  Harns  setzen  reichlich  Erystalle  ab, 
welche  in  Wasser  gelöst  und  durch  Salzsäure 
zersetzt  an  Aether  die  saUcylige  Säure  abgaben. 
Neben  ihr  konnten  wir  größere  Mengen  von  Sa- 
licylsäure  nicht  mit  Sicherheit  isoliren,  obwohl 
in  der  wäßrigen  Lösung  des  Aetherrückstandes 
Brom  einen  krystallinischen  Niederschlag  her- 
vorrief, der  neben  den  characteristischen ,  sehr 
langen  Nadeln  der  bibromsalicyligen  Säure  auch 

1)  Nach  Piria  zersetzt  sich  das  Salz  in  fenchtem  Zu- 
stand anter  Grün  und  Schwarzfarbnng  in  Melan  und  Es- 
sigsäure.    Annal.  d.  Fh.  v.  J.  1889  Bd  80.  S.  167. 


377 

kleine  farblose  Prismen  aufwies,  die  für  eine 
Bromverbindung  der  Salicylsäure  angesehen  wer- 
den konnten.  In  der  Hoffnung  diese  letzteren 
in  größerer  Anzahl  zu  erhalten,  werden  die  obigen 
Versuche  mit  kleineren  Dosen  noch  fortgesetzt. 
Die  local  irritirende  Wirkung  der  freien  sa- 
Ucyligen  Säure  besitzt  auch  das  Natriumsälz. 
Bei  Ziegen  und  Kaninchen  manifestirt  sich  die- 
selbe, wenn  größere  Dosen  in  Lösung  applicirt 
werden,  theils  in  Anoresie,  theils  in  profluvium 
alyi.  Bei  Hunden  und  Katzen  erregten  schon 
3,0  des  Salzes,  wenn  es  in  Substanz  gereicht 
war,  nicht  selten  Erbrechen,  was  übrigens  Han- 
nen auch  bei  Anwendung  der  freien  Säure  be- 
obachtet hat  und  wenn  Falk  dies  bezweifelt, 
weil  er  wie  auch  Wöhler  undFrerichs  keine 
Emese  bei  ihren  Hunden  gesehen  haben,  so  steht 
zu  vermuthen,  daß  in  diesen  Fällen  die  ange- 
wandte Säure  in  starker  Verdünnung  und  wahr- 
scheinlich bei  mehr  oder  weniger  angefülltem 
Magen  gereicht  worden  ist.  Bei  Hunden  beob- 
achteten wir  Erbrechen  auch  dann,  wenn  sie 
vor  der  Einführung  der  Pillen  (in  Fleischboli) 
gefüttert  worden  waren ;  nur  trat  dann  die  eme- 
tische Wirkung  später  ein.  Das  Auftreten  der 
Emesis  machte  es  unmöglich  bei  Hunden  und 
ebenso  bei  Katzen,  die  gleichfalls  leicht  des 
Salzes  ausbrechen,  die  dosis  toxica  und  lethalis 
bei  innerer  Application  zu  bestimmen.  Die  gif- 
tige Wirkung  des  Salzes,  auf  die  schon  Hannen 
(nach  Falk  ohne  experimentelle  Beweise)  hin- 
gewiesen hat,  zeigte  sich  bei  anderen  Versuchs- 
thieren  in  entschiedenster  Weise.  Kaninchen 
von  2000  Grm.  Körpergewicht  vertragen  allerdings 
intern  1,0 — 1,5  Grm.,  erst  sehr  viel  höhere 
Gaben  wirken  in  ähnlicher  Weise  giftig  wie 
geringere   nach  directer  Injection   in  die  Blut- 


878 

bahn.  Es  erklärt  sieb  dies  offenbar  ans  der 
stets  vorhandenen  Anfüllung  des  Eaninchenmagens 
mit  Futterstoffen.  Spritzt  man  verdünnte  (5Vo) 
oder  concentrirtere  (l,57o)  Lösung  direct  in  das 
Blnt,  so  treten  intensive  Vergiftungserscheinungen 
auf,  die  mit  Tod  durch  Syncope  oder  Aophyxie 
enden.  Begistrirt  man  gleichzeitig  die  Blutdrnck- 
curve,  so  sieht  man  schon  bald  nach  der  Injec- 
tion  eine  sehr  bedeutende  Beschleunigung  der 
Herzaction  eintreten  ohne  wesentliche  Aendemng 
des  Blutdrucks.  Die  Vagusenden  im  Berzen 
werden  nicht  gelähmt,  sie  reagiren  bis  kurz  vor 
dem  Tode  auf  elektrischen  Reiz.  Es  stellt  sich 
aber  fast  gleichzeitig  eine  Beeinträchtigung  der 
Respiration  ein.  Die  Thiere  athmen,  wenn  sie 
nicht  narcotisirt  noch  curaresirt  sind,  mit  starker 
Anstrengung  der  In-  und  Exspirationsmuskeln. 
Erbrechen  haben  wir  bei  Hunden  nach  Injection 
des  Salzes  ins  Blut  nie  eintreten  gesehen.  So- 
bald aber  die  dosis  toxica  erreicht  ist,  stellen 
sich  sowohl  bei  Kaninchen  wie  bei  Hunden,*  so- 
wohl in  der  Morphinnarcose  wie  ohne  dieselbe 
Zuckungen  ein,  die  rasch  an  Zahl  und  Intensität 
zunehmen  bis  sie  den  Oharacter  eines  änderst 
heftigen  Schüttelfrostes  annehmen.  Sistirt  man 
jetzt  die  Injectionen,  so  erholen  sich  die  Thiere 
nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  vollständig  und 
sind  nach  spätestens  24  Stunden  wieder  ganz 
gesund.  Bei  Hunden  von  8—10000  Grm.  Kör- 
pergewicht genügt  etwa  1,0  und  bei  2 — 3000 
Grm.  schweren  Raninchen  circa  0,1 — 0,15  des 
Salzes  um  bei  directer  Injection  die  Schüttel- 
krämpfe hervorzurufen.  Setzt  man  nach  Eintritt 
derselben  die  Injectionen  fort,  so  steigern  sich 
die  Krämpfe  zu  ausgebildetem  Tetanus  mit  Si- 
stirung  der  Respiration.  Die  Krämpfe  treten 
selbst   bei  Thieren  auf,   deren  Gerelerum  durch 


379 

ünterbindnng  der  großen  Arterien  am  Halse 
vom  Gifte  verschont  bleibt.  Läßt  der  Krampf- 
anfall naclf,  so  erscheint  die  Respiration  keu- 
chend, anfangs  etwas  beschleunigt  und  dann  wieder 
wie  vorher  verlangsamt.  Die  V* — V«  Minute 
dauernden  Anfälle  wiederholen  sich  jedoch  noch 
mehrmals  ehe  eine  durch  steiles  Absinken  des 
Blutdrucks  und  kleinste  Pulswellen  characterisirte 
Erlahmung  des  Herzmuskels  eintritt.  Der  Tod 
erfolgte  in  der  Mehrzahl  unserer  Versuche  durch 
Herzstillstand,  auf  welchen  noch  6  —  8  tiefe, 
schnappende  Inspirationsbewegungen  folgten. 
Nur  in  einzelnen  Fällen  sistirte  bei  Kaninchen 
die  Respiration  vor  dem  Herztod. 

Zwei  Experimente  dürften  genügen  den  Symp- 
tomencomplex  darzulegen. 

•  _  

1.  Mittelgroßsr  Hand,  9380  Grm.  schwer.  Tracheal- 
kanüle, beide  Vagi  am  Halse  isolirt,  die  vena  jognl.  ext. 
deztra  mit  einer  Kanüle  versehen  und  die  rechte  art. 
femoralis  mit  L  u  d  w  i  g'  s  Eymographiam  verbanden.  Wegen 
sehr  großer  Unrohe  werden  0,04  Morph,  hydrochl.  in  die 
Vene  injicirt.  Weil  bald  daraaf  die  Respiration  still- 
steht wird  künstlich  respirirt.  Nach  15  Minaten  hat  der 
Blutdrack  die  arsprüngliche  Höhe  and  das  Herz  seine 
frühere  Energie  wiedererlangt.  Jetzt  werden  in  Zwischen- 
räumen von  5  und  10  Minuten  0,18  salicyligsaures  Na- 
trium in  blutwarmer  Lösung  injicirt.  Nachdem  bei  fast 
unverändertem  Blutdruck,  starker  Beschleunigung  der  Herz- 
action  und  erhaltener  Reizbarkeit  des  Yagas  9,0  injicirt 
sind,  treten  heilige  Zuckungen  auf,  die  an  Zahl  und 
Intensität  zunehmen  und  das  Thier  so  heftig  erschüttern, 
daS  trotz  der  Sicherheitsligatur  der  Gummiansatz  der  Glas- 
kanüle reißt.  Experiment  abgebrochen,  die  Gefäße  unter- 
banden, die  Wanden  geschlossen  und  mit  Thymol  ver- 
banden. Während  fter  nächsten  Viertelstunde  treten  die 
Krämpfe  häufig  unSheftig  auf  und  nehmen  dann  immer 
mehr  ab.  Am  näcnten  Morgen  hat  der  Hund  sich  voll- 
ständig erholt,  frißt  begierig  sein  Futter.  Erst  nach  2 
Tagen,  als  ihm  ein  Maulkorb  angelegt  wird,  läßt  er 
dankelgrünen  Harn.  Er  erhält  nun  in  die  linke  vena  jugular. 
ext.  in  blutwarmer  Lösung  größere  Dosen  Balioyligs.  Natr. 


380 


12  L.  22  Herzaot.  8  in  6  See  Beep.  2— 3  in 6  See. 


28 
24 
36 
26 
27 
28 
30 
31 
83 
34 
86 
36 
87 
88 


20 

17-18 

16—17 


10 

9-10 
10 
10 


8 
8 
8 


0,45  injiobt 


8 
3-5 
4-5 

8 


gzoieünnliA. 


Bohr  angestrengt 
de^^L 


0,45iigiflirt. 

20         »         >  8    gewaUsam. 

18         »         >  leichte  Zuckung. 

14  »  die  Zuckungen  Btftrkera.hftii^ger. 

•  .  •  •  intensiver  Schüttelkrampf  und 
sehr  angestrengt  BespinitiaiL 

39  werden  wieder  injioirt  0|45. 
89,5  Herzaot.  20  in  6  See. 

40  Die  Zackongen  treten  mit  grofter  Heftigkeit 
anf,  die  Respiration  sehr  erschwert;  kendhead; 
Herztöne  nicht  xa  nnterscheideii,  da  'die  Zn- 
ckoneen  in  Schattelkiampf  aosarten»  der  ViM« 
anhält. 

41  Herzaction  20  in  5  See.  Besp.  4—5  in  5  S. 
sehr  mühsam. 

42  Eünzekie  Zuckungen. 

43  Herzaction  20  in  5  See.  Besp.  5  in  6  8. 
43,75  heftiger  Schüttelkrampf,  Bespir.  setzt  ans. 
44,25  Krampf  laBt  nach,  Besp.  beginnt  wieder,  4— 

5  sehr  angestrengte  Besp.  in  5  See 
45,5  ansffebildeter  Starrkrampf. 

46  Nachlaß  und  Injeotion  von  0,46. 
46,5  Herzacüon  16  in  5  S.  Bespirat.  8  in  5  See. 

47  Streckkrampf. 
48,5  wahrend  eines  Streckkrampfs  0,45  ixgioirt. 

49  Herzaction  ganz  undeutlich,  Bespiration  aneh 
in  der  Pause  sistirt. 

50  Herzaction  nicht  hörbar;  einzelne  mit  Inter- 
vallen auftretende  Bespirationsbewegangen. 

51  Die  eingeführte  Herznadel  steht  still ;  es  folgen 
noch  mehrere  sdmappende,  tiefe  InspirationB- 
bewegungen  in  längeren  Pausen. 

Section  nach  10  Minuten.  Schleimhaut  der  Trachea 
iiyicirt.  Die  Lungen  beiderseits  durchweg  Infthaltiff  boeh 
und  hellroth   gefärbt.    Herz   in  beiden  Yentrikem  mit 


381 

Blotgerinsel  geföllt,  im  rechten  die  lockeren  Gerinsel 
donkel,  im  Imken  auffallend  hellroth.  Weder  auf,  noch 
im  Herzen  etwas  abnormes  sichtbar.  Der  Muskel  zeigt 
bei  der  mikroskopischen  Untersachnng  seine  ganz  normsJe 
Qaerstreifang.  Speiseröhre  blaß,  Magen  mit  Futter  ge- 
föllty  seine  Schleimhaut  mäßig  geröthet.  Die  Gefäße  des 
Mesenteriums  prall  gefüllt.  Schleimhaut  des  Dünndarms 
iigioirt,  Leber  marmorirt.  Beide  Nieren  sehr  blutreich, 
von  normaler  Structur.  In  der  Harnblase  etwas  schmutzig 
gelber  Harn,  der  frei  von  Eiweiß  und  Zucker  ist. 

2.  Männliches  Kaninchen  von  2630  Grm.  Körperge- 
wicht, linke  Carotis  mit  dem  Kymograph.  verbunden, 
rechte  Yen,  jngnl.  ext.  mit  Kanüle  versehen.  Innerhalb 
12  Minuten  werden  in  Absätzen  0,075  salicyligs.  Natr. 
izgicirt.  Es  erscheinen  die  ersten  Zuckungen.  Nachdem 
in  den  folgenden  22  Minuten  nochmals  0,075  injicirt  sind, 
haben  sich  die  Zuckungen  zu  intensiven  Schüttelkrämpfen 
gesteigert;  Respiration  sehr  angestrengt,  markirt  die  Puls« 
conre.  ^^thrend  den  Krampfespausen  beruhigt  sich  bis- 
weilen die  Respiration  nnd  dann  erscheinen  die  Pnlscurven 
für  kurze  Zeit  unverändert  wie  vor  Eintritt  der  Zuckungen, 
die  Pulse  sind  von  16  auf  24—26  in  5  See.  beschleunigt. 
Nachdem  in  den  folgenden  7  Minuten  noch  0,09  injicirt 
sind,  steht  die  Respiration  still,  während  das  Herz  an 
der  steil  abgefallenen  Gurve  noch  einzelne  Pulse  verzeichnet. 

Nach  diesen  und  andern  Experimenten  läßt 
sich  die  lethale  Dosis  bei  directer  Injection  fUr 
entsprechende  Hunde  auf  2—2,5  Grm.  und  für 
Kaninchen  auf  0,2 — 0,25  normiren. 

Bei  diesen  und  ebenso  bei  anderen,  aber  nur 
bis  zum  Eintritt  von  Intoxicationserscheinungen 
behandelten  Tfaieren  zeigte  das  ins  Rectum  ein- 
geführte Thermometer  keine  Abnahme  der  Kör- 
pertemperatur, weder  bei  Hunden  und  Katzen, 
noch  bei  E[aninchen  und  Ziegen,  während  nach 
interner  Einführung  von  großen,  aber  nicht 
toxisch  wirkenden  Dosen  von  Salicin  junge  Ziegen 
eine  Temperaturabnahme  bisweilen  um  PC.  für 
längere  Zeit  darboten.  Das  Salicin  kann  seine  an- 
tipyretische Wirkung  nicht  einmal  zum  Theil 
seiner  Umsetzung  in  salicylige  Säure  verdanken. 


382 

Die  der  salicyligen  Sänre  nnd  ihren  Alkali- 
salzen zugeschriebene  diuretische  Wirkung  haben 
wir  nicht  bestätigt  gefunden.  Bekanntlich  hat 
Hannon  in  Brüssel,  nachdem  Obriot  und 
Tessier  die  Stipites  et  Herba  Spiraeae  nlmariae 
als  kräftiges  Diureticum  bei  Hydropsien  em- 
pfohlen hatten,  die  salicylige  Säure  als  wirk-, 
samen  Bestandtheil  der  Drogue  zum  Ersatz  der- 
selben dringend  empfohlen.  Als  geeignete  Prä- 
parate rühmte  er  neben  einer  Tinctura  und  Potio 
salicylica^)  die  salicyligsauren  Alkalien.  Viel- 
leicht hat  Hannon^)  das  Kaliumsalz  gemeint, 
das  möglicher  Weise  wie  andere  Verbindungen 
des  Kaliums  mit  organischen  und  unorganischen 
Säuren  vermöge  der  bekannten  Einwirkung  auf 
Herz  und  Gefäßnerven  eine  Steigerung  der  Diä- 
rese bewirkt.  Nur  wird  dabei  nach  unseren 
Versuchen  die  salicylige  Säure  in  den  von  Han- 
non empfohlenen  Dosen  durchaus  ohne  Bedeu- 
tung sein. 

Sowohl  Hunde  wie  Katzen  und  ebenso  Ziegen 
und  Kaninchen ,  welche  salicyligsaures  Natrium 
innerlich  oder  subcutan  oder  direct  ins  Blut  er- 
halten hatten,  lieferten  weder  mehr  noch  häu- 
figer Harn  als  vor  der  Application  des  Mittels. 
Es  stellte  sich  im  Ge(]^entheil  sogar  fast  immer 
eine  Verzögerung  der  Harnescretion  ein,  obgleich 
gewiß  keine  Iseturie  vorlag.  Denn  so  wie  sie 
auf  den  ihnen  bekannten  Operationstisch  ge- 
bracht wurden,  lieferten  Hunde,  Katzen  und 
Ziegen  den  vollgültigsten  Gegenbeweis. 

Das  nicht  nur  irritirend,  sondern  in  geeig- 
neten Dosen  auch  giftig  wirkende,  salicyligsaure 

1)  Siehe  bei  W.R eil  Materia  medica  der  reinen  chemi- 
schen Pflanzenstoffe  Berlin  18&7  S.  287. 

2)  Hannon's  Originalmittheilong  Ballet,  de  Thertp. 
Dec.  1851  war  uns  nicht  zaganglich. 


383 

Natiiam  wirkt  weder  antipyretisch  noch  diare- 
tisch.  Die  experimentelle  Prüfung  der  Salicin- 
spaltangsproducte  bestätigt  also  die  Annahme, 
daß  das  Salicin  seine  febrifuge  Wirkung  nur 
seiner  Umsetzung  in  Salicylsäure  verdankt.  Denn 
da  das  Salicin  als  solches  im  Thierkörper  jeden- 
&lls  nur  kurze  Zeit  besteht,  das  Saligenin  gleich- 
falls leicht  oxydirt  wird  und  die  salicylige  Säure 
nicht  antipyretisch  wirkt  bleibt  nur  die  Salicyl- 
säure als  antifebriles  Spaltungsproduct  übrig  ^). 
Nachdem  der  lebhaft  geführte  Streit  über 
die  antipyretische  Wirkung  der  Salicylsäure  po- 
sitiv zu  Gunsten  derselben  und  ihres  Natrium- 
salzes entschieden  ist,  stehen  sich  immer  noch 
die  Ansichten  über  die  Art  und  Weise  des  Zu- 
standekommens der  Wirkung  der  als  Natrium- 
salz  im  Blute  circulirenden  Säure  schroff  gegen- 
über. Während  H.  Köhler  gestützt  auf  eigene 
Untersuchungen  und  die  Lehre  von  Eolbe,  daß 
nur  die  freie  Salicylsäure  antiseptisch  wirke,  in 
einer  deprimirenden  Einwirkung  des  Natrium- 
salicylats  auf  Herz  Girculation  und  Respiration 
den  wesentlichen  Factor  der  antifebrilen  Wirkung 
sucht,  plaidirt  C.  Binz  für  eine  innerhalb  der 
Organe  durch  freie  Kohlensäure  bedingte  Zer- 
setzung des  salicylsauren  Natriums  und  legt  der 
frei  gewordenen  Salicylsäure  eine  dem  Chinin 
ähnliche,  antiseptische  Wirkung  bei.  H.  Köh- 
ler*), Fleischer*)  u.  A.  haben  sich  bemüht 
die  Unhaltbarkeit  der  Binz^schen  Hypothese, 
die    sich   auf   bekannte,   leicht   zu   bestätigende 

1)  Die  Salioylarsäare  darf  wohl  ganz  außer  Rechnung 
bleiben,  da  sich  wohl  schwerlich  die  Annahme  bestreiten 
läßt,  daß  sie  ebenso  wie  nach  Meißner,  Schmiedes- 
berg und  Bange  die  Hippnrsaare  aas  der  Benzoesäure 
erst  in  den  Nieren  aas  der  Salicylsaare  entsteht 

2)  Köhler  in  Centralbl.  f.  d.  m.  W.  1876  No.  82. 
8)  Fleischer  Arch.  f.  kl.  Med.  XIX.  81. 


384 

Versuche  stützt,  darzuthun.  Er  konnte  unter 
keinen  Umständen  im  normalen  Blute  lebender 
Thiere,  die  salicylsaares  Natrium  erhalten  hatten, 
freie  Salicylsäure  nachweisen;  im  Erstickungs- 
blute  gelang  es  dagegen  leicht.  Ganz  mit  Becht 
macht  Binz^)  dagegen  geltend,  daß  ein  ge- 
sundes Kaninchen  keineswegs  gleich  gesetzt 
werden  dürfe  einem  fiebernden  Menschen. 
Ferner  wenn  das  Blut  und  die  Gewebe  des  ersteren 
das  Natriumsalicylat  nicht  zerlege,  sei  man  nicht 
berechtigt  zu  schließen,  daß  auch  die  des  letz- 
teren es  nicht  können.  Da  außerdem  die  Span- 
nung der  Kohlensäure  in  entzündeten  Geweben 
nach  Ewald*)  die  des  Erstickungsblntes  um 
mehr  als  die  Hälfte  übertreffen  könne,  hält  Bim 
sich  immer  noch  berechtigt,  seine  Hypothese  von 
der  antipyretischen  Wirkungsweise  desNatrinm- 
salicylats  aufrecht  zu  erhalten. 

Versetzt  man  Kaninchen  nach  der  zuerst  von 
Otto®)  bei  Epileptikern  und  Pel*)  bei  Men- 
schen und  Kaninchen  gemachten  Erfahrung  durch 
subcutane  Injection  von  kleinen  Dosen  Digitalin 
für  einige  Stunden  in  Fieberzustand  und  gibt 
ihnen  gleichzeitig  möglichst  große  Dosen  Natri- 
umsalicylat innerlich,  so  läßt  sich  doch  zur  Zeit, 
wo  der  Harn  bereits  Salicylsäure  enthält,  ans 
dem  Blute  der  fiebernden  lliiere  keine  freie 
Salicylsäure  mit  reinem  Aether  ausschütteln. 

Weder  bei  Hunden  noch  Ziegen  konnten 
wir  die  Temperatur  durch  subcutane  Injection 
kleiner  Dosen  Digitalin  steigern,    ebenso  wenig 

1)  Binz  im  Aroh.  f.  ezp.  Patb.  und  Pharm.  1877 
Bd.  VII.  S.  276. 

2)  Ewald  Arch.  f.  Anat.  und  Phys.  v.  Reuohert  and 
Dnbois  1876  S.  446. 

8)  Otto  Arch.  f.  kl.  M.  XVI.  S.  140. 
'^  Pol  C.  f.  m.  W.  1877  S.  269. 


385 

gelang  es  dadurch  die  Pulsfrequenz  zu  vermehren 
und  grStßere  Dosen  setzten  bei  beiden  Thieren 
eine  Yerlangsamung  der  Herzaction.  Durch  In- 
jection  pnfander  Flüssigkeit  kann  man  aber 
(ebenso  wie  bei  Kaninchen)  für  längere  Zeit 
hohes  Fieber  erzielen.  Verabreicht  man  fie  bernden 
Hunden  oder  Ziegen  größere  Dosen  Natriumsa- 
lycilat,  so  kann  auch  bei  diesen  Thieren  aus 
dem  Blute  mit  reinem  Aether  keine  freie  Salicyl- 
Etture  gewonnen  werden. 

Unser  Verfahren  war  folgendes. 

Die  fiebernden  und  im  Harne  bereits  Sali- 
cylsänre  absondernden  Thiere  wurden  mit  einer 
Trachealkanüle  versehen,  mit  Morph,  hydrochl. 
narcotisirt;  dann  wurde  durch  ein  an  der  rechten 
Thoraxseite  angelegtes  Fenster  rasch  in  die  zu- 
geklemmte Vena  caya  ascendens  eine  knieförmige 
Glaskanüle  so  eingeführt,  daß  der  eine  Schenkel 
bis  KU  den  Venae  hepaticae  reichte.  Durch  die 
befestigte  Kanüle  floß  das  Blut  in  ein  mit  Aqua 
destiUata  versehenes  Gefäß,  in  welchem  es  so- 
gleich mit  Aether'  geschüttelt  werden  konnte. 
Um  größere  Quantitäten  Blut  zu  erhalten,  wurde 
bei  Händen  während  künstlicher  Respiration 
gleichzeitig  die  Leber  von  der  Vena  portar.  aus 
mit  ausgekochtem,  blutwarmen  Wasser  durch- 
spült. In  keinem  Falle  enthielt  der  Aetherrück- 
stand  Salicylsäure.  Wurde  die  Bespiration  nach 
Eröffnung  des  Thorax  nicht  in  ergiebigster  Weise 
unterhalten,  so  gab  der  Aetherrückstand  des 
Blutes  bisweilen  mit  Eisenchlorid  eine  blaue 
Färbung. 

Bei  diesen  Versuchsthieren  hatte  also  auch 
das  Fieberblut  in  der  Leber  keine  Spaltung  des 
Natriumsalicylats  veranlaßt.  Daß  das  Blut  des 
fiebernden  Menschen  sich  ebenso  verhält  ist 
damit  freilich  nicht  bewiesen^   aber  es  ist  min- 


3d6 

destens  darchaas  nicht  wahrscheinlich,  daB,  was 
im  Fieberblut  von  Fleisch  und  Pflanzenfressern 
nicht  geschieht,  im  Blute  eines  fiebernden  Men- 
schen zn  Stande  kommen  sollte.  Wenn  dem 
aber  doch  so  wäre,  so  steht  in  keinem  Falle 
die  verlockende,  aber  unbewiesene  und  zur  Zeit 
unbeweisbare  Annahme  der  Zersetzung  des  Na- 
triumsalicylats  durch  die  Kohlensäure  des  Fieber- 
blutes mit  einer  von  Köhler  urgirten  depres- 
sorischen  Wirkung  der  Salicylsäure  und  ihres 
Natriumsalzes  auf  die  Circulation  und  Respiration 
im  Widerstreit  Da  der  letztere  Autor  selbst 
zugibt,  daß  diese  letztere  Wirkung  allein  das 
rapide  Absinken  der  Körpertemperatur  nicht  er- 
klären kann  ^)  und  dieselbe  nach  den  überein- 
stimmenden Ergebnissen  sämmtlicher,  klinischen 
Beobachter  beim  fiebernden  Menschen  kaum  und 
meist  gar  nicht  zur  Geltung  gelangt,  anderseits 
aber  Binz  für  die  Salicylsäure  und  deren  Natrium- 
verbindung  ebensowenig  wie  für  die  Chininsalze 
eine  ausschließliche  antiseptische  Wirkung  bean- 
sprucht^), können  die  von  beiden  Autoren  ver- 
tretenen Wirkungen  nebeneinander  und  neben 
anderen  noch  unaufgeklärten  Einflüssen  des  Na- 
triumsalicylats  auf  den  fiebernden  Organismus 
friedlich  und  sich  ergänzend  einhergehen.  Die 
trotzdem  immer  noch  mangelhafte  Einsicht  in 
das  Wesen  der  Wirkung  des  Salicylats  wird  er- 
heblich vervoUstäudigt  durch  eine  unter  Dra- 
gendorffs  Leitung  ausgeführte  Untersuchung 
von  Buchholtz  über  Antiseptiren  und  Bacte- 
rien^).      Durch    diese    sorgfältig    ausgeführten, 

1)  Köhler  Separatabdmck  aas  der  deutschen  Zeü- 
schrifb  für  praotische  Medicin  S.  22. 

2)  Binz  Arch.  f.  exp.  Path.  n.  Pharm.  Bd.  YII  S.  271. 
8)  Bachholtz  Archiv  für  exp.  Pathologie  und  Phar- 

'^^e  V.  J.  1825  Bd.  IV  8.  1-81. 


>.^.i. 


387 

omparatiyen  Versuchen  wissen  wir  jetzt,  daß 
Colbe^s  Lehrsatz  »nur  die  freie  Salicylsäure 
nrkt  antiseptisch«  wesentlich  eingeschränkt 
rerden  muß,  weil  das  salicylsäure  Natrium  für 
[ewisse  kleinste  Organismen  ein  energisches, 
aanche  andere  ähnlich  wirkende  StofPe  weit 
ibertreffendes  Antisepticum  ist.  Nach  allen  bis- 
lerigen  Erfahrungen  wird  man  der  antiseptischen 
Wirkung  des  Natriumsalicylats  den  Löwenantheil, 
ler  etwaigen  Depression  von  Circulation  und 
lespiration  besten  Falles  eine  begünstigende 
iTebenwirkung  bei  der  Antipyrese  zugestehen. 

Endlich  haben  wir  noch  einige  Beobachtungen 
iber  die  Elimination  des  Salicin  und  seiner  Spal- 
ungsprodncte  mitzutheilen.  Während  Schottin 
vergeblich  Zersetzungsproducte  des  innerlich  ge- 
lommenen  Salicin  im  Schweiß  gesucht  hat,  ist 
i&  uns  gelungen  mit  Hülfe  von  Pils  carpinum 
nuriaticum  Salicinderivate  im  Pfotenschweiß  jun- 
ger Katzen  mit  Sicherheit  zu  constatiren  ^).  Ebenso 
gelingt  es  den  Uebergang  derselben  Producte  in 
las  Secret  der  Speichel-  und  Thränendrüse  dar- 
luthun.  Bei  Ziegen  lassen  sich  Spaltungspro- 
lucte  des  Salicin  auch  an  der  Milch  (ohne  An- 
wendung von  Pilocarpin)  gewinnen. 

Eine  mehrjährige,  frisch  milchende  Ziege  er- 
lielt  während  4  Tagen  innerhalb  je  24  Stunden 
[0  Grm.  Salicin  innerlich  in  Eibischwurzelpillen. 
)ie  täglich  gesammelte  Milch  wurde  mit  ange- 
äaertem  Alcohol  extrahirt  und  am  5.  Tage  die 
lämmtlichen  Extracte  vereinigt  und  der  Yerdun- 
itungsrückstand  mit  Aether  erschöpft.  Der  in 
i/V^asser  aufgenommene  Bückstand  des  Aetherex- 
iracts   gab    auf  Zusatz   von  Eisenchlorid  die  in- 

1)  Der  Nach  weiß  warde  nach  derselben  Weise  geführt 
Lie  in  diesen  Nachrichten  No.  3  ds.  Jahres  für  Salicyl« 
läure  angegeben  ist. 


:388 

:i3;$Lv^»Ck!    BlAntUrbozig.      Der    Harn   der   Ziege 
w-iriid  jelioa  im  zweitezi  Tage  durch  das  Beii- 

^a«  ^hiLTkUSünäciach.  blaa  tingirt. 

?i»  iliniiziiisica  ies  innerlich  gegebenen  Sa- 
-v\ix:»  ^^.  ieL^tfc  I>siT:Ue  wird  hauptsächlich 
.:;r.a  i:t»  Ver-a.  nni  Theil  aber  aneh  durch 
i.v  >..!  Teii-  ^ceId:eI:-  T^tzänen-  and  Milchdrosen 


As  Resultate  unserer  Experimente  ergeben 
-^«..:  rollende  Schlußsätze: 

1.  Das  Salicin,  ein  a^iscesprochen  bitteres 
Miccel.  veranlaßt  keine  Reizung  des  Gefaßnerven- 
.tucrums,  weder  bei  directer  InjecÜon  in 's  Blnt, 
- Lov ii  bei  interner  Application. 

2.  Die  durch  H.  Köhler  1.  c  aufgestellte 
Lehre  Yon  der  Wirkung  der  bitteren  Mittel  auf 
d'.e  Circulatiou  und  die  daraus  abgeleiteten  Fol- 
gerungen haben  keine  allgemeine  Gültigkeit. 

3.  Im  Blute  der  Fleischfresser  wird,  wie 
Scheffer  1.  c  angegeben,  Salicin  so  gut  wie 
uieht  umgesetzt.  Kleine  Gaben  werden,  wie 
Baumann  1.  c.  mittheilt,  zur  Bildung  von  ge- 
paarter Schwefelsaure  benutzt.  Nach  i  n  t erner 
Application  größerer  Dosen  setzen  Fleischfresser, 
Säuger  sowohl  wie  Vögel,  das  Salicin  ebenso 
^weun  auch  vielleicht  etwas  langsamer)  um,  wie 
Pflanzenfresser  und  der  Mensch. 

4.  Die  Umsetzung  des  Salicin  beginnt  schon 
in  dem  oberen  Theil  des  Dünndarms,  ist  bedingt 
durch  die  Einwirkung  von  Fermenten  und  wird 
vielleicht  unterstützt  durch  die  gleichzeitige  Ein- 
wirkung kleinster  Organismen. 

5.  Im  oberen  Theil  des  Dünndarms  läßt  sich 
kurze  Zeit  nach   der  internen   Application  von 

mit  Sicherheit  Saligenin  nachweisen. 


389 

6.  Nicht  nur  Warmblüter,  sondern  auch 
Ealiblfijbsr  iSßmdi%ßn  das.Salicin  naid  zvar  innert- 
kalb  d«r  Blatbal^  nnd  sogar  ohne  Mitwirkang 
4eir  wichtigsten  DiÜMfi  (Leber,  Milz,  Eautdrüsen) 
und  bei  AnsscWuß  der  Nieren  mi  der  Lange»- 

7.  Außerhalb  des  lebenden  Körpers  wird  Sa- 
lieia  jiwrcb  defibrinintes  bei  Körperwärme  eine 
Niere  oder  .die  Leber  dnirehströmendes  Blut  selbst 
nftch  10  Stunden  nicht  umgesetzt. 

8.  Darob  Ozon  wird  reines  krystallisirtes 
Saligenin  zu  salicyliger  Säure  oxydirt,  während 
Salicin  davon,  wie  schon  Goriip-Besanez  an- 
gegeben hat,  selbst  nach  Wochen  langer  Einwir- 
kung unyerändert  bleibt. 

9.  Salicylige  Säure  wirkt  nic|it  nur  im  fi^eien 
Zustande,  sondern  auch  als  iNatriam9alz  local 
irritireud  und  na^  erfolgter  Resorption  stark 
excitirend  auf  die  Herzthätig]seit. 

10.  ßalicyligsaures  Natrium  in  größeren  Do- 
sen angewandt,  wirkt  giftig  und  führt  unter 
heftigen,  vom  Rückenmark  aasgehenden  Convul- 
sionen  zum  Tode  durch  Syucope  oder  Asphyxie. 

11.  Innerhalb  des  Orgaqi^mus  erfolgt  jeden- 
falls nur  eine  sehr  spärliche  Oxydation  des  ein- 
geführten salicyligsauren  Natriums,  der  bei  Weitem 
größte  Theil  wird,  wie  uficb  Wo  hier  und  Fre- 
richs  die  freie  salicylige  Säure,  unyerändert 
mit  d^m  H«<rp  elif^wrt. 

12.  Weder  saUcylige  Säure  vmk  ibr  Natri- 
umsab  wirkep  atttipyretiAch. 

18.  Pem  saUc^ligaauitem  Ndtrium  kommit 
keiue  diuretis^he  WkkuoDg  ^u. 

H.  ßalioia  setfit  bei  FflAns&enfre$seru  bes. 
Zi^igen  auch  die  normale  Tempecatur ,  selbst  bis 
um  l^C^  henA, 

32 


390 

15.  Die  antipyretische  Wirknng  verdankt  es 
nachweisbar  nor  seiner  Umsetzung  in  SaUcyMure. 

16.  Nach  Eäniahnmg  sehr  groBer  Dosen  Sa- 
liein  erscheint  im  Harn  relativ  mehr  salicylige 
Säore  als  Salicylsänre. 

17.  Salicylsanres  Natrinm  wird  auch  im  Blute 
debemder  Thiere  nicht  lersetzt. 

IS.  Die  Elimination  der  im  Korper  von  Men- 
schen nnd  Thieren  gebildeten  Salicinderivate  er- 
folgt zwar  hanptsachlich  im  Harn,  auAerdem 
aber  aach  im  Schweifi,  dem  Speichel,  der  Thränen 
and  der  Milch. 

19.  Salicin  ist  kein  Aequivalent  der  Salicyl- 
sänre  oder  des  salicylsanren  Natrinms. 

20.  Das  Salicin  ist  als  Arzneimittel  entbehrlich, 
weil  es  im  Organismus  nnr  zum  Theil  in  Sali- 
cylsäure  umgesetzt  ¥rird,  weil  erofiere  Dosen  Sa- 
licin im  Harn  relativ  mehr  stuicylige  Saure  als 
Salicylsäure  liefern,  weil  endlich  die  salicylige 
Säure  in  größeren  Gaben    geradezu  giftig  wirft. 


Ueber    Entladungen    der    Elektricität 

in  Isolatoren. 

Ton 

W.  C.  Bontgen. 

In  der  folgenden  Mittheilung  sind  die  Resul- 
tate einer  schon  seit  längerer  Zeit  angefangenen, 
jedoch  öfters  unterbrochenen  Experimentalunter- 
suchuDg  über  die  zerreißende  Entladung  der  Elek- 
tricität durch  Isolatoren  enthalten.  Ich  hatte 
mir  nämlich  die  Aufgabe  gestellt  zu  erforschen, 
ob  bei  einer  solchen  Entladung  eine  angebbare 
lg  zwischen  der  physikalischen  Beschaf- 


391 

foDheit  des  Isolators  und  der  zn  einer  Entladung 
benöthigten  Potentialdifferenz,  sowie  der  entla- 
denen Elektricitätsmenge  bestellt. 

Die  üntersnchnng  erstreckte  sich  auf  feste, 
flüssige  and  gasförmige  Körper;  es  ist  mir  jedoch 
bis  jetzt  nnr  gelungen  bei  den  letzteren  eine 
solche  Beziehung  aufzufinden. 

Die  festen  Körper,  größten  Theils  Krystalle, 
worden  in  Gestalt  von  dünnen  Platten  zwischen 
zwei  abgerundete  Messingspitzen  gebracht,  von 
denen  die  eine  zur  Erde  abgeleitet,  die  andere 
mit  einer  Elektricitätsquelle,  meistens  einer  Holtz'- 
schen  Maschine  verbunden  war.  Durch  lang- 
sames Drehen  der  Maschine  wurde  das  Potential 
solange  gesteigert ,  bis  ein  Funke  die  dünne 
Platte  durchsetzte.  Ein  für  den  vorliegenden 
Fall  besonders  construirtes  Elektrometer  gestattete 
den  Verlauf  des  Potentials  zu  verfolgen  und  das- 
selbe im  Augenblick  der  Entladung  genau  zu 
bestimmen.  Ich  hoffte  nun  in  dieser  Weise  bei 
Platten  aus  verschiedenen  Substanzen  und  insbe- 
sondere bei  Platten,  die  in  verschiedener  Rich- 
tung aus  demselben  Krystall  geschnitten  waren^ 
eine  für  jede  Substanz  und  für  jede  Richtung 
charakteristische  Potentialdifferenz  zu  erhalten; 
allein  bis  jetzt  waren  meine  Bemühungen  frucht- 
los. Es  war  mir  nicht  möglilich  bei  einer  und 
derselben  Platte  aus  verschiedenen  auf  einander 
folgenden  Versuchen  genügend  übereinstimmende 
Werthe  dieser  Potentialdifferenz  zu  erhalten ;  die 
Ursache  dieser  Unregelmäßigkeit  ist  ohne  Zweifel 
in  einer  nicht  zu  vermeidenden  Verschiedenheit 
in  der  Anordnung  der  Elektricität  auf  den 
Spitzen  und  der  Platte  zu  suchen.  Die  zur  Fun- 
kenentladung benöthigte  Potentialdifferenz  ist 
wesentlich  von  dieser  Anordnung  abhängig  und 
letztere    ändert    sich    bei  der    gewählten  Ver* 

32* 


392 

Sachsmethode  bevor  der  Funke  fiberscUigt  in 
Folge  einer  kleineren  oder  größeren  Leituig»- 
fähigkeit  der  Phtte  und  ihrer  Oberfläche,  sowie 
in  Folge  von  durch  Conyection  von  der  Spitie 
zngefiihrter  Elektricität  in  einer  miregelmaiigen 
und  nicht  controlirbaren  Weise. 

Vielleicht  wurden  Versuche  mit  viel  groAeren 
Platten  und  mit  sehr  achwach  gewölbten  Elek- 
troden im  Stande  sein^  günstigere  Resnltate  -su 
liefern. 

Die  Versuche,  welche  ich  mit  Flüaaigkeiteii 
anstellte  sind  trotz  ihrer  Zahl  noch  zn  unvoU- 
ständig  und  bieten  noch  zu  wenig  allgemeine 
Gesichtspunkte  um  darüber  Näheres  mittheilen 
zu  können. 

Bekanntermaaßen  sind  die  Elektricitätsent- 
ladungen  in  Gasen  öfters  Gegenstand  der  Unter- 
suchung gewesen;  es  wurde  sowohl  die  Funken- 
entladung bei  größeren  und  kleineren  Drucken 
als  auch  die  unter  dem  Namen  Zerstreuung  be- 
kannte langsame  Entladung  mehrfach  untersuchi;. 
Es  läßt  sich  aus  diesen  Versuchen  keine  ein- 
fache Beziehung  zwischen  irgend  welcher  Gon- 
stante  der  verschiedenen  Gase  und  der  jedem  Gas 
entsprechenden,  zur  Entladung  benöthigten  Po- 
tentialdifferenz oder  der  entladenen  Eleklaricitats- 
mengen  mit  Sicherheit  ableiten.  Es  würde  jedoch 
gewagt  sein  auf  Grund  dieser  Versuche  zu  schlie- 
ßeU;  daß  eine  derartige  Beziehung  nicht  exisiirt; 
denn  erstens,  muß  man  bei  den  Funkenentladongen 
immer  befürchten,  daß  die  bei  einigen  Gasen 
ohne  Zweifel  stattfindende  Zersetzung,  sowie  die 
bedeutende  Temperatnrändrung  in  der  Funken- 
bahn eine  solche  Beziehung  möglicherweise  ver- 
decken,  und  zweitens,  haben  bis  jetzt  nicht  ver- 
öffentlichte Versuche  von  Hrn.  Warburg  ge- 
zeirr^     daß  eine  Zerstreuung  der  Gase  nicht  mit 


393 

Sicherheit  nachweisbar  ist;  der  von  Oonlomb, 
Bieß,  Warbarg  etc.  beobachtete  Elektricitäts- 
yerlast  von  Conductoren,  die  in  Gasen  isolirt 
anfgesteUt  sind,  wird  sehr  wahrscheinlich  nur 
dareh  die  isolirenden  Stützen  und  durch  Stanb- 
theilchen  bewirkt^). 

Ich  habe  mich  in  Folge  dessen  nach  manchen 
Vorversuchen  und  nach  reiflicher  üeberlegung 
entschlossen,  für  meinen  Zweck  eine  Eotladungs- 
art  zu  wählen,  welche  bis  jetzt  noch  wenig  un- 
tersucht war,  nämlich  die  sogenannte  fortführende 
Entladung;  dieselbe  findet  bekanntermaaßen  zwi- 
schen einer  sehr  scharfen  Spitze  und  einer  großen 
ebenen  Platte  bei  nicht  zu  geringen  Drucken 
statt.  Ich  glaube  es  in  der  That  dieser  Wahl 
zuschreiben  zu  können ,  wenn  es  mir  schießlich 
gelungen  ist  die  gesuchte  Beziehung  aufzufinden. 

Die  zuletzt  als  brauchbar  befundene  Yer- 
suchsmetiiode  war  folgende.  Durch  einen  Schmidt'- 
schen  Waasermotor  wurde  eine  Holtz'sche  Ma- 
schine bei  möglichst  constanter  und  großer  Ro- 
tationsgesehwindigkeit  der  Scheibe  in  Thätigkeit 
erhalten.  Die  eine  Elektrode  war  durch  die 
Gkudeitung  mit  der  Erde  verbunden  und  von  der 
zweiten  führte  ein  mit  Guttapercha  überzogener 
Eapferdraht  zu  den  inneren  Belegungen  zweier 
nach  W.  Thomson' s  Angabe  aus  gut  isoli- 
rendem  Glas  und  Schwefelsäure  construirten 
Leydner  Flaschen,  deren  äußere  Belegungen  zur 
Erde  abgeleitet  waren.  Diese  Flaschen  bildeten 
ein  elektrisches  Magazin  von  ziemlich  bedeutender 
Capaoität  und  hatten  den  Zweck  die  vielleicht 
durch  unregelmäßige  Elektricitätsentwickelung 
der  Maschine  verursachten  Schwankungen  des 
Potentials  möglichst  abzuschwächen.  Hinter 
diesen  Flaschen   theilte  sich  die  Leitung :     Der 

^)  Sehe.  Boltsman.  Pogg.  Ann.  Band  165  S.  415. 


394 

eine  Zweig  ging  zu  einer  engen  mit  Glycerin 
gefüllten  Glasröhre,  welche  als  Rheostat  diente; 
durch  einsenken  oder  herausziehen  einer  metalli- 
schen Erdleitung  konnte  der  Glycerin  wiederstand  in 
stetiger  Weise  verkleinert  oder  vergrößert  werden. 
Der  zweite  Zweig  führte  zuerst  zu  der  Spitze  in 
dem  Entladungsapparat,  und  von  da  zu  einem 
eigens  für  die  Untersuchung  construirten  Elek- 
trometer. 

Der  Entladungsapparat  bestand  aus  folgenden 
Theilen.  Eine  verticale,  unten  mit  einer  ver- 
goldeten Nähnadel  versehene  Messingstange  ging 
gut  isolirt  durch  den  Tubus  einer  weiten  Glas- 
glocke, die  luftdicht  auf  einen  Luftpumpenteller 
gesetzt  war.  In  dem  durch  die  Glocke  abge- 
sperrten Baum  stand  sorgfaltig  vom  Teller  isolirt, 
in  einer  Entfernung  von  19,8  mm  der  Spitze 
centrisch  gegenüber  eine  polirte  Messingacheibe 
von  132  mm  Durchmesser;  dieselbe  war  in  lei- 
tender Verbindung  mit  dem  einen  Ende  der  Win- 
dungen eines  äußerst  empfindlichen  Spiegelgal- 
vanometers von  sehr  großer  WindungszaU;  das 
andere  Ende  der  Windungen  führte  zur  Giaslei- 
tung.  —  Durch  eine  Luftpumpe  und  weitere 
geeignete  Einrichtungen  konnte  die  Glocke  mit 
verschiedenen  Gasen,  bei  verschiedenen  Drucken, 
die  durch  ein  Manometer  bestimmt  wurden,  ge- 
füllt werden. 

Das  benutzte  Elektrometer  hat  sich  zwar  für 
die  vorliegende  Untersuchung  als  brauchbar  er- 
wiesen, dasselbe  hat  aber  noch  viele  Mängel  die 
beseitigt  werden  müssen.  Ich  bin  somit  mit  der 
Gonstruction  eines  besseren  Apparates  beschäftigt 
und  hoffe  später  darüber  zu  berichten.  Es  sei 
nur  noch  erwähnt,  daß  dasselbe  nach  Art  des 
T  h  0  m  s  0  n'schen  Quadrantenelektrometers  ein- 
gerichtet war  und   daß   die   Ablesungen   durch 


395 

Vergleichung  mit  einem  long  ränge  Elektrometeri 
welches  ich  zum  größten  Theil  nach  Thomson's 
Angaben  anfertigen  ließ,  auf  yergleichbares  Maaß 
redücirt  wurden.  Es  ergab  sich  weiter,  daß  6 
der  Einheiten,  in  welchen  im  Folgenden  die  Poten- 
tialdifferenzen ausgedrückt  sind,  ungefähr  einer 
Potentialdifferenz  von  5  Daniell  entsprechen; 
indessen  möchte  ich  auf  diese  Angabe  kein  zu 
großes  Gewicht  legen,  da  die  mir  zur  Verfügung 
stehende  Batterie  zu  klein  war,  um  eine  genauere 
Bestimmung  ausführen  zu  können.  — 

Nehmen  wir  nun  an,  daß  die  mit  der  Gas- 
leitung verbundene  Elektrode  der  Holtz^schen 
Masciune  die  negative  Elektricität  wegführt, 
so  findet  die  von  der  anderen  Elektrode  weg- 
gehende positive  Elektricität  zwei  Wege,  erstens 
durch  den  Bheostaten  zur  Gasleitung  und  zwei- 
tens durch  den  Entladungsapparat  und  das  Gal- 
vanometer ebenfalls  zur  Gasleitung.  Man  kann 
nun  durch  Aendrung  des  Rheostatenwiederstandes 
die  Menge  Elektricität,  welche  durch  den  Ent- 
ladungsapparat geht  innerhalb  weiter  Grenzen 
variiren.  Das  Galvanometer  giebt  über  diese 
Menge  Aufschluß,  und  das  Elektrometer  mißt 
die  Potentialdifferenz  zwischen  Spitze  und  Platte. 

Ich  machte  nun  bald  die  Beobachtung,  daß 
die  Entladung  nicht  bei  jeder  Potentialdifferenz 
stattfindet,  sondern  daß  vielmehr  immer  eine 
ganz  bestimmte  Differenz  zum  Einleiten  derselben 
erforderlich  ist.  Hat  man  beim  Anfang  des 
Versuches  den  Bheostatenwiederstand  nahezu 
gleich  0  gemacht,  wobei  selbstredend  die  Aus- 
schläge des  Galvanometers  und  des  Elektrometers 
ebenfalls  gleich  0  sind  und  vergrößert  nun  all- 
mählig  diesen  Wiederstand,  so  bemerkt  man  zwar 
am  Elektrometer  ein  stetiges  Steigen  des  Poten- 
tials;   dasselbe    muß   jedoch    einen   bestimmten 


396 

Werth  erreicht  haben,  bevor  das  GhdTanometer 
durch  ein^a  plötzlichen,  Tefrhaltnümäfiig  grölen 
und  bei  constant  bleibendem  Rheostatenwioder- 
stand  Constanten  Ausschlag  die  eingetretene  Ent- 
ladung anzeigt.  Ist  einmal  die  Entladung  vor^ 
haaden,  so  kann  man  den  Bheostatenwiedetatand 
und  somit  das  Potential  wieder  yerkleinern,  wo* 
durch  die  Entladung  zwar  stetig  abnimmt,  jedoch 
nicht  sofort  auf  0  herabsinkt.  Erst  bei  cdner 
Potentialdifferenz,  die  wesentlich  kleilier  ist  als 
diejenige  bei  welcher  die  Entladung  anfing,  hört 
diese  wieder  vollst&ndig  anf.  "^ 

Es  ergab  sich  nun  Weiter,  daB  der  Anfiuig 
der  Entladung  Ton  manohen  Nebenumat&iden, 
z.  B.  davon  abhängig  war,  ob  seit  kürzerer  dder 
längerer  Zeit  eine  Entladung  Stattgefunden  hatte; 
auch  haben  nicht  zu  vermeidende  kleine  Stanb- 
theilchen  wahrscheinlich  einen  Einfluft.  Dagegen 
lieferten  die  Bestimmungen  der  Poteütialdifferenz, 
bei  welcher  die  Entladung  aufbort,  ans  verschie- 
denen, durch  längere  Zeiträume  Von  einander 
getrennten  Versuchen  Werthe,  welche  vorzfiglick 
unter  einander  übereinstimmten.  Ich  habe  mich 
deßhalb  entsefaloss^n  wenigstens  vorläufig  meine 
Hauptaufmerksamkeit  anf  die  Bestimmung  dieser 
Potentialdifferenz )  die  wir  Minimum  Potential- 
differenz  benennen  und  der  Kürze  halber  mit 
M.P.  bezeichnen  wollen,  zu  richten. 

Der  Moment,  wo  die  Entladung  aufhört  macht 
sieh  meistens  dadurch  in  charakteristischer  Weise 
bemerkbar,  daß  der  schon  sehr  klein  gewordene, 
nur  noch  2 — 4  Scalentheile  betragende  Galvano- 
meterausschlag, nach  einer  weitereü  sehr  geringen 
Wiederstandsverminderung  im  Rheostaten  plöia- 
lich  zu  Null  wird;  in  diesem  Augenblick  wird 
am  Elektrometer  dieM.P.  abffelesen.  Ich  möchte 
diese   Erscheinung   durch   die   kleinen   Schwan- 


397 

knngen,  welche  das  Potential  trotz  der  einge- 
schalteteb  Leydner  Flaschen  erleidet  erklären. 
Das  Elekttometet ,  welches  mit  einer  starken 
Dämplniig  versehen  ist,  gieht  den  Mittel werth 
an  am  welchen  das  Potential  schwankt.  —  Daß 
nnn  auch  wirklich  die  Entladung  aufgehört  hatte, 
habe  ich  noch  in  anderer  Weise  controlirt;  wurde 
nämlich  das  Galvanometer  durch  stärkere  Asta- 
tisirang  bedeutend  empfindlicher  gemacht,  so 
varäcLwand  der  Ausschlag  desselben  genau  bei 
derselben  Potentialdifferenz  wie  früher;  ebenso 
wurde  ein  Elektroskop,  welches  anstatt  des  Gal- 
vanometers mit  der  Platte  im  Entladungsapparat 
verbanden  wurde  nicht  geladen,  und  es  verschwand 
die  im  Dunkeln  sichtbare,  bei  einer  Entladung 
vorhandene  charakteristische,  sternförmige  Licht- 
erscheinung,  wenn  die  M.P.  erreicht  war.  — 

Bei  sämmtlichen  Versuchen,  die  im  Folgenden 
angegeben  werden,  blieb  der  Abstand  der  Spitze 
von  der  Platte  derselbe.  Weiter  war,  wenigstens 
bei  ä&ü.  Versuchen  y  die  direct  mit  einander  ver- 
glicheil Werden  aollen,  die  Temperatur  constant 
and  schließlich  ist  zu  beachten,  daß  die  Spitze 
imtneir  positiv  ist,  wenn  nicht  ausdrücklich  das 
Oegenthdil  erwähnt  wird. 

Leider  mußte  die  Untersuchung  unterbrochen 
werden ;  erstens,  weil  die  Frühlings-  und  Sommer- 
zeit zu  Arbeiten  mit  statischer  Elektricität  sehr 
angeeignet  ist,  und  zweitens,  weil  für  die  Fort- 
setzung der  umbau  einiger  Apparate,  insbesondere 
des  Elektrometers  durchaus  nothwendig  geworden 
war.  Von  den  vielen  Fragen,  die  man  sich 
stellen  kann  konnten  somit  nur  einige  beant- 
wortet werden.  Die  Resultate  sind  in  dem  Fol- 
genden mi^etheilt. 

1.  Wie  hängt  bei  einem  Gas  die  M.P.  vom 
Druck  ab?    Die  Frage  wurde  mehrfach  für  tro- 


398 


ckene,  kohlensäarefreie  Luft  beantwortet.  Fig.U 
stellt  das  Ergebniß  eines  Versuches  dar.  Ab 
Abscissen  wurden  die  in  Mm.  Quecksilber  ausge- 
drückten Drucke,  als  Ordinaten  die  M.P.  auf- 
getragen; die  Einheit,  in  welcher  die  letzteren 
ausgedrückt  sind,  ist  nicht  direct  mit  der  oben 
besprochenen  vergleichbar. 


Druck  idI 
mm  Hg.  616 


644 


499 


445 


885 


266 


198 


188 


68 


29.0 


10.9 


7.1 


M.P.   |639|602|577|547 


503489402 


861 


801 


258 


198 


189 


Es  geht  aus  diesen  Versuchen  hervor,  daft 
bei  Drucken  über  200  mm  die  Zunahme  des 
Druckes  wenigstens  sehr  nahezu  der  Zunahme 
der  M.  P.  proportional  ist.  Unter  dieser  Grenze 
nimmt  die  M.  P.  verhältnißmäßig  viel  rascher  ab. 
Bei  anderen  Gasen  wurden  ähnliche  Verhältnifte 
gefunden. 

2.  Wie  hängt  bei  einem  Gas,  welches  unter 
einem  bestimmten  Druck  steht,  die  entladene 
Menge  Elektricität  mit  der  Potentialdifferenz 
zwischen  Spitze  und  Platte  zusammen? 

Es  wurde  trockene  kohlensäurefreie  Luft  bei 
den  Drucken  391;  294;  203.4;  109.7;  51.8  mm. 
Hg.  geprüft.  Die  größte  Potentialdifferenz,  welche 
mit  meinem  Elektrometer  bestimmt  werden  konnte, 
war  3684  Einheiten:  (6  Einh.  =  5  Dan.)  die 
größte  Menge  Elektricität,  die  gemessen  werden 
konnte  betrug  etwas  über  500  willkürlich  ge- 
wählte Einheiten.  In  den  folgenden  Tabellen 
stehen  in  der  ersten  Yerticalcolumne  die  Poten- 
tialdifferenzen,  in  der  zweiten  die  entladenen, 
entsprechenden  Elektricitätsmengen  und  in  der 
dritten  habe  ich  unter  dem  Namen  »disponibele 
Potentialdifferenzen«  die  Differenzen  der  in  der 
ersten  Columne  vorkommenden  Zahlen  und  der 


399 


jedem  Drnck  entsprechenden  M.F.,  (bei  welcher 
selbstredend  die  entladene  Menge  =  0  ist)  an- 
gegeben. Ich  habe  diese  Differenzen  berechnet 
und  ihnen  den  angegebenen  Namen  gegeben, 
weil  möglicherweise  die  Anschauung  richtig  ist, 
daft  die  M.  P.  zur  üeberwindung  eines  gewissen 
üebergangswiederstandes  benöthigt  ist,  und  daß 
bloft  die  disponibele  Potentiaidifferenz  für  die 
entladene  Menge  maaßgebend  ist.  Die  letztere 
soll  der  Ettrze  halber  mit  D.  P.  bezeichnet  werden« 


Druck  51.8 


Druck  109.7 


Pot.  Diff. 

Eotl.  Menge 

D.P. 

1462 

0 

0 

1727 

71 

265 

2004 

171 

542 

2199 

271 

737 

2349 

371 

887 

2487 

471 

1025 

Pot.  Diff. 

Entl.  Menge 

D.P. 

1806 

0 

0 

2094 

38 

288 

2859 

208 

1053 

3896 

370 

1590 

3684 

522 

1878 

Druck  203.4 

PoLDUr. 

Entl. Menge  D.P. 

2162 

0 

0 

2645 

45 

483 

2859 

67 

697 

3396 

138 

1234 

3684 

192 

1522 

Druck  294 


Pot.  Diff. 

Entl.  Menge 

D.P. 

2433 

0 

0 

2859 

29 

426 

3396 

72 

963 

3684 

105 

1251 

Druck  391. 


Pot.  Diff. 


2775 
3169 
3684 


Eotl. Menge]  D.P. 


0 
24 
65 


0 

394 
909. 


la  Fig.  2.  ist  die  erste  dem  Druck  51.8  ent- 
sprecheade  Tabelle  graphisch  dargestellt.  Die 
Abscissen  bezeichnen  die  entladenen  Mengen, 
die  Ordinaten  die  D.P.  Die  Gurveu  fttr  die  an- 
deren Drucke  haben  ähnliche  Gestalt. 


400 


3.  Wie  hängt  bei  einem  Qos  bei  einer  be- 
stimmten Potentialdifferenz  die  entladene  Elek- 
tricitäts-Menge  von  dem  Drucke  ab?  Es  wurde 
in  aasfübrlicher  Weise  trockene^  kohlensanrefreie 
Luft  bei  der  Potentialdifferenz  3684  antersacbi 

Drnok  in  mm  Hg.  |641. 2  466.4  391.0  294.0|208.4|  109.7 


Entlad.  Menge    |    0    {  41.6  |   66  |  105  |  192  |  532 

Fig.  3.  stellt  die  Tabelle  graphisch  dar;  die 
Abscissen  bezeichnen  die  entladenen  ElektricilSts- 
mengen,  die  Ordiuaten  die  Drucke.  Andere 
Gase  verhalten  sich  in  ähnlicher  Weise. 

Bei  diesen  Versuchen  war,  wie  erwahnti  die 
Potentialdifferenz  constant,  da  jedoch  nach  1.  bei 
verschiedenen  Drucken  die  Entladung  bei  ver- 
schiedenen Potentialdifferenzen  aufhört,  resp.  an- 
fängt, so  waren  die  D.  P.  nicht  dieselbe^;  es 
wäre  somit  noch  fraglich,  ob  keine  einfache  Be- 
ziehung zwischen  Druck  und  entladener  Elektri- 
citätsmenge  bestände,  wenn  bei  verschiedenen 
Drucken  nicht  die  absolute  Potentialdifferenz, 
sondern  die  disponibele  Potentialdifferenz  constant 
erhalten  wird.  Die  Frage  läßt  sich  aus  den  Data 
von  2.  beantworten.  Ich  habe  aus  der  graphi- 
schen Darstellung  der  Tabellen  folgende  für  die  D.  P. 
=  1000  gültige  Zusammenstellung  entnommen. 


Druck  in  mm.  Hg. 


Entlad.  Menge 


391 


71 


294|203,4|109,7 


79 1 106  I  194 


51,8 


450 


In  Fig.  4  findet  man  die  graphische  Dar^ 
Stellung;  eine  einfache  Beziehung  ist  nicht  er« 
kennbar;  allerdings  ist  das  Product  aus  Druck 
und  Menge  für  die  vier  letzten  Drucke,  sehr  na- 
hezu comtant,  allein  bei  dem  Druck  391  findet 
man  eine  bedeutende  Abweichung  von  dieser  Regel. 

Zur  vollständigen  Beantwortung  der  Fragen 
2.  und  3.  werden  Versuche,  die  mit  verschiedenen 


401 


lasen  zwisohen  weiteren  Greneen  der  Potential- 
iffer^ueaif  der  Drucke  «nd  der  entladenen 
Cengen  nnbedigt  nothwendig  sein. 

4.  Beäteht  eine  angebbare  Bezieknng  zwischen 
[er  Minimnmpotentialdifferenz  nnd  der  Natnr 
ier  yerschiedenen  Gase,  worin  die  Entladung 
tattfindet?  Die  Gase  wnrdon  sämmtlich  bei  zwei 
)moken,  nahezu  205  und  110  mm.  Hg.  geprüft; 
Versuche  bei  höheren  Drucken  waren  ausge- 
chlossen,  weil  das  Elektrometer  die  entsprechenden 
^otentialdifPerenzen  bei  einzelnen  Gasen  nicht 
lehr  zu  messen  im  Stande  war.  Es  sei  noch 
rwähnt,  dafi  diese  Versuche  nicht  direct  mit 
.en  obigen  vergleichbar  sind. 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  Mittelwerthe 
US  yerschiedenen  mit  einander  gut  in  Einklang 
tehenden.  Bestimmungen  angegeben. 


Gase 

M.P.bei 

M.P.bei 

205  mm 

110  mm 

Wasserstoff 

1296 

1174 

Sauerstoff 

2402 

1975 

Kohlenoxyd 

2634 

2100 

Grubengas 

2777 

2317 

Stickoxydul 

3188 

2543 

Kohlensäure 

3287 

2655 

In  dieser  Tabelle  sind  die  Gase  nach  stei- 
;«nden  Werthen  der  M.P.  geordnet;  vergleicht 
aan  diese  Reihe  mit  derjenigen,  welche  man  er- 
iSU^  wenn  die  Gkise  nach  abnehmenden  Werthen 
hrer  mittleren,  molecularen  Weglängen  geordnet 
Ferdem,  so  findet  man,  sowohl  bei  dem  Druck  von 
t05alBbei  dem  Druck  von  110  mm  eine  voUständiga 
Jebereinstimmung.  Da  die  Minimumpotential- 
liffereaz  ein  directes  Maas  für  die  Isolationsfär 
ligkdbb  des  Gases  ist,  so  kann  man  das  in  obiger 
Tabelle  enthaltene  Resultat  in  folgender  Weise 


402 


aussprechen:  die  Gase  haben  ein  desto  gröBeres 
Isolationsvermogen,  je  kleiner  ihre  Weglange  iiL 
Nun  ist  bekanntermaaBen  die  Weglänge  desto 
größer,  je  kleiner  die  Gasmoleküle  sind,  folglich 
wird  man  auch  sagen  können:  die  Gase  sind 
desto  isolationsfähiger,  je  größer  ihreMoleciile  sincL 
Der  Zusammenhang  zwischen  der  M.P.  und 
der  Weglänge  tritt  noch  überzeugender  herror, 
wenn  man  för  jedes  Gas  das  Product  ans  W^ 
länge  und  M. P.  bildet: 


Gase. 

Prodnot  ans  Wegifinge  and  H.  P. 

X^  %mfy%^  • 

Drook  206  mm 

|Drnok  110  mm 

Wasserstoff 

240 

218 

Sauerstoff 

254 

209 

Kohlenozyd 

259  . 

207 

Grabengas 

236 

197 

Stickoxydnl 

217 

173 

Eohlensänre 

224. 

181 

Die  Weglängen  sind  aus  den  Graham'schen 
Transpirationsversuchen  berechnet  und  dem  Bach: 
0.  E.  Meyer,  Gastheorie  entnommen ;  der  Faktor 

— -  ist  überall  weggelassen. 

Aus  diesen  Zahlen  ergiebt  sich  nun  eine 
merkwürdige  Beziehung :  es  folgt  nämliöh  sowohl 
aus  der  ersten  wie  aus  der  zweiten  Reihe,  daß 
das  Product  aus  der  Weglänge  und  der  bei  glei- 
chem Druck  gemessenen  Minimumpotentialdiffe- 
renz bei  allen  untersuchten  Gasen  sehr  nahesa 
denselben  Werth  hat. 

Von  Stefan  wurde  auf  den  Zusammenhang 
zwischen  Weglänge  und  Brechungsexponent  aii^ 
merksam  gemacht  und  Boltzmann's  Versuche 
haben  gezeigt,  daß  die  Dielektricitätsconstanteder 
Gase  in  der  von  dem  MaxwelFschen  Gesetz  ge- 
forderten Beziehung  zum  Brechungsexponenten 


4Ö3 

steht;  durch  die  vorliegende  Arbeit  ist  auch  die 
Isolationsfahigkeit  der  Gase  mit  den  drei  ge- 
nannten Eigenschaften  in  Gausalverband  gebracht. 
Das  Isolationsyermögen  eines  Gases  ist  demzu- 
folge desto  kleiner  je  größer  sein  Yertheilungs- 
Termögen  ist,  und  umgekehrt.  — 

Es  sei  noch  erlaubt  darauf  hinzuweisen,  daß 
ähnliche  einfache  Beziehungen  zwischen  Weg- 
länge und  M.  P.  für  ein  und  dasselbe  Gas,  aber  bei 
rerschiedenen  Drucken  bestehen;  eine  einfache 
Discussion  der  unter  1.  besprochenen  Versuche 
fahrt  zu  diesem  Resultat. 

Außer  den  angeführten  Gasen  wurde  noch 
Slbildendes  Gas  untersucht;  die  besprochene 
Gesetzmäßigkeit  wurde  bei  demselben  nicht  be- 
stätigt gefonden,  denn  das  Product  aus  M.P. 
und  Weglänge  war  bei  den  Drucken  205  und  110 
mm  =  149  resp.  =  123.  Ich  glaube  jedoch 
auf  diese  Abweichung  kein  Gewicht  legen  zu 
dürfen,  da  die  Entladungserscheinungen  einen 
ffoiz  anderen  Charakter  hatten  als  bei  den  übrigen 
Gasen  und  fast  mit  Sicherheit  auf  eine  Zersetz- 
ung des  Gases  schließen  ließen. 

Zum  Schluß  sei  noch  bemerkt,  daß  bei  feuchter 
Luft  die  M.  P.,  folglich  die  Isolationsfahigkeit 
viel  größer  war  als  bei  trockener* 

5.  Eine  Reihe  yon  Versuchen  mit  Luft  und 
Wasserstoff  beweisen,  daß  die  M.  P.  unter  sonst 
gleichen  Umständen  kleiner  ist  bei  negativer 
Ladung  der  Spitze  als  bei  positiver;  ob  auch 
ähnliches  stattfindet  in  Bezung  auf  die  Poten- 
tialdifferenz, bei  welcher  die  Entladung  anfängt, 
habe  ich  bis  jetzt  nicht  entscheiden  können. 


Aus  dem  Vorstehenden  geht  hervor,  daß  die 
Untersuchung    nicht  frei   von  Lücken  ist,   und 


404 

somit  nicht  als  abgeschlossen  betrachtet  werden 
darf.  Ich  behalte  mir  Yor  im  nächsten  Wiixbx 
mit  besseren  und  mehr  geeigneten  Hülfsmittek 
die  Versuche  zu  wiederholen  und  das  Gebiat 
derselben  zn  erweiteren. 
Straßburg  i/E.  Mai  1878. 


Bei   der    Königl.    Gesellschaft    der    Wis- 
senschaften eingegangene  Druckdpl]Lri{itjSi]i. 

(Fortsetzung.) 

Die  Sulljisohe  Abtei.    Ein  üeberrest  der  Architeotor  dei 

13.  J.  H.  beschrieben  von  Wlad.  Loszotddwecs.    Kra- 

kaa  1677. 
Abhandl.  der  Akad.  d.  Wies.    MaÜiem.  Bi^tarwisB.  Äbth. 

T.  m.    Ebd. 
Memoires  de  la  Societe  Nationale  des  Soiences  NatoroUeB 

de  Cherbourg.    T.  XX. 
Mittheil,  des  naturwiss.  Vereins  för  Steiermark.  Jahrg.  1877. 
Nachrichten  u.  gelehrte  Denkschriften  der  Eaieerl.  Easaa'- 

sehen  Universitikt.    Jahi^.  44.    Nx>.  l-"^    Kiaan.1877. 

(Russisch). 
Memoires  de  l'Acad.  de  Montpellier.    Seotioin  des  Soi^oes. 

T.  IX.  1er  fasc.  1876.  --  ^ection  des  LeUres.    T.  VL 

2e  fasc.  1876.  4. 
J.  L.  Ussing,  kritiske  Bidrag  til  GraekenknAi  jfamle 

Geographie.    Ejöbenha^^  1878.    4. 
£.  Holm,  ander  den  svensk-mssike Eng  fra } 788— 1790. 

Ebd.  1868.    4. 
Yerhandelingen    van    het  Bätaviaasch  Clenootsoliap   m) 

Ennsten  en  Weteirachappen.     Deel  19.    St.  1.    BtM^ 

▼ia  1877.    4. 
Tijdsckrift  voor  Indische  Taal-  L^ad-  en  Y«U|ca|)(wd0. 

Deel.  24. 
Twede  Yervolg  —  Gatalogos  der  Bibliothek  van  het  Ba- 

taviaasoh  Genootschap. 
Notulen  van  het  allgemeene  en  Besturs •  Yergaderingeo. 

D.  15.    No.  1. 


405 

IVaehriehteo 

von  der  KSnigl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
sdiafien  and  der  G.  A.  Universiält  zu 

Göttingen. 


19.  Jani.  M  11.  1878. 


KtaigHcli«  Gesellschiift  der  Wissenschaften. 

Preisanfgaben 

der 

Wedekindsohen  Preisstiftung 

für  Deutsche  Geschichte. 


Der  Verwaltnngsrath  der  Wedekindschen  Preis- 
sfeiftong  for  Deutsche  Geschichte  macht  hierdurch 
die  A^^gaben  bekannt,  welche  von  ihm  für  den 
yievten  Yerwaltungszeitraum,  vom  14.  März  1876 
Ihb  zum  14.  März  1886,  nach  den  Ordnungen 
der  Stiftung  (§.  20)  gestellt  werden. 
Für  den  ersten  Preis. 
Der  Yerwaltungsrath  verlangt  eine  allen  An- 
forderungen der  Wissenschaft  entsprechende  Aus- 
gabe der  Yon  dem  Mainzer  Eberhard  Windeck 

y^rftifiten  Denkwftrdigkeiten  ttber  Lehen  und 
Zeit  Kaiser  SULgismands. 

B&  gilt  den  völlig  werthlosen  und  unbrauch- 
liaren  Aibdruok  bei  Mencken  durch  eine  nach 
Seite  der.  Sprache  wie  des  Inhalts  gleich  tüch- 
tige Ausgabe  zu  ersetzen.  Auch  nach  den  Vor- 
arbeiten von  Dnmge,  Mone,  Aschbach,  Droysen, 
die  mehr  nur  andeutend  als  abschließend  ver- 
fahren konnten^  stecht  das  Verhältniß  der  bis  an 
die  Zeit  des  Yerfassers  hinaufreichenden  Hand* 
sohrifien  noch  keineswegs  fest. 

Vor  allem  ist  erforderlich,  die  aus  Nürnberg 
Bißfm»ejj4%  aber  voisi  da  nach  England  verkaufte 
Ebnersche  Handschrift  wieder  aufzufinden  und 


406 

festzustellen,  ob  die  in  der  jetzt  zu  Cheltenham 
befindlichen  Bibliothek  des  verstorbenen  Sir 
Thomas  Phillipps  unter  No.  10,381  aufgeführte 
Handschrift  der  Beschreibung  bei  Asohbach,  Eonig 
Siegmund  lY,  458,  entspricht.  Da  nur  auf  Grund 
einer  vollständig  zuverlässigen  Abschrift  dersel- 
ben der  Nachweis  geführt  werden  kann,  ob  in 
ihr  das  Original  vorliegt  oder  nicht,  so  wird 
der  Yerwaltungsrath  so  bald  ala  möglich  ffir 
eine  solche  Abschrift  Sorge  tragen  und  diese 
der  hiesigen  Universitätsbibliothek  übergeben, 
von  der  sie  Bearbeiter  der  Aufgabe  zur  Be- 
nutzung erhalten  können^). 

Es  wird  aber  nothwendig  sein  auch  die  übri- 
gen Handschriften  des  15.  Jahrhunderts  zu  Gotha 
und  Hannover  zu  untersuchen,  wo  m^lich  noch 
unbekannte  oder  unbeachtete  heranzuziehen  und 
sowohl  ihr  Yerhältniß  unter  einander  als  die  Ab- 
leitung der  späteren  Abschriften  festzustellen. 
Es  wird  dabei  vor  allem  darauf  ankommen,  die 
verschiedenen  vom  Yerfasser  selbst  herrührenden 
Bearbeitungen  und  Zusätze,  auf  welche  Droysen 
eingehend  hingewiesen  hat,  in  den  Texten  selbst 
nachzuweisen,  um  Entstehung  und  Ausbildung 
der  Denkwürdigkeiten  durchschauen  zu  können. 

Die  Urkunden  und  Aktenstücke  aller  Art, 
welche  dem  Werke  zahlreich  eingefügt  sind,  er- 
fordern genaue  Untersuchung  in  Bezug  auf  Her- 
kunft, Wiedergabe  und  anderweitige  Benutzung, 
eventuell  Ersetzung  durch  die  in  den  Archiven 
noch  vorhandenen  Originale.  Desgleichen  ist 
wenigstens  annäherungsweise  der  Yersuch  zu 
machen  für  die  rein  erzählenden  Theile  Ursprung 
oder  Quelle  beizubringen,  namentlich  in  Bezug 
auf  An-  und  Abwesenheit  des  Yerfassers.  Eä 
darf  dem  Text  an  Erläuterung  in  sprachlicher 
und  sachlicher  Hinsicht  nicht  fehlen. 

1)  Es  ist  gesohehn:  die  Abschrift  ist  im  Besitz  der 
jCK^   TTniversitätsbibliothek. 


407 

Die  Sprache,  welche  auf  Mainz  als  die  eugere 
Heimath  Windecks  hinweist,  verlangt  in  der 
Einleitung  eben  so  gut  eingehende  Erörteruug 
als  die  mannichfachen  Lebenssjchicksale  des  Ver- 
fassers, die  Beziehungen  zu  seiner  Vaterstadt, 
seine  Reisen,  sein  Verhältniß  zum  Kaiser  und 
za  andern  namhaften  Zeitgenossen,  seine  übrigen 
Werke  in  Prosa  und  Dichtung.  Auch  ist  es 
sehr  wünschenswerth,  daß  die  bei  der  Untersu- 
chung und  Herstellung  des  Textes  befolgte  Me- 
tiiode  klar  auseinandergesetzt  werde. 

Viel  Schwierigkeit  wird  voraussichtlich  das 
sprachliche  Wortverzeichniß  machen,  doch  ist 
es,  um  eine  wirklich  brauchbare  Ausgabe  herzu- 
stellen, ebenso  unerläßlich,  als  die  Wiedergabe 
der  originalen  Rubriken  und  Kapitelüberschrif- 
ten und  die  Zusammenstellung  eines  geschickten 
Sach-,  Personen-  und  Ortsverzeichnisses. 

Für  den  zweiten  Preis 
wiederholt  der  Verwaltungsrath  die  für  den  vo- 
rigen Verwaltungszeitraum  gestellte  Aufgabe: 

Wie  viel  auch  in  älterer  und  neuerer  Zeit 
für  die  Geschichte  der  Weifen,  und  namentlich 
des  mächtigsten  und  bedeutendsten  aus  dem 
jüngeren  Hause,  Heinrich  des  Löwen,  gethan  ist, 
doch  fehlt  es  an  einer  vollständigen,  kritischen^ 
das  Einzelne  genau  feststellenden  und  zugleich 
die  allgemeine  Bedeutung  ihrer  Wirksamkeit  für 
Deutschland  überhaupt  und  die  Gebiete,  auf  welche 
sich  ihre  Herrschaft  zunächst  bezog,  insbesondere 
im  Zusammenhang  darlegenden  Bearbeitung. 

Indem  der  Verwaltungsrath 

eine  Cfeschiehte  des  Jttngeren  Hauses  der 
Weifen  Ton  1055—1235  (von  dem  ersten 
Auftreten  Weif  IV.  in  DeutseUand  Ms 
zur  Errichtung  des  Herzogthums  Braun- 
dchweig-Lüneburg) 
ausschreibt,  verlangt  er  sowohl  eine  ausführliche 
aus  den  Quellen  geschöpfte  Lebensgeschichte  der 


408 

eins^lnen  Mitglieder  der  Familie,  namentliok  der 
Herzoge,  als  auch  eine  genaae  DarateUang  der 
Verfassung  und  der  sonstigen  Zostände  in  dei 
Herzogthümern  Bayern  und  Sachsen  n»ter  den- 
selben, eine  möglichst  vollständige  Angabe  der 
Besitzungen  des  Hauses  im  südlichen  wie  im 
nördlichen  Deutschland  und  der  2ieit  und  Weise 
ihrer  Erwerbung,  eine  Entwickelung  aller  Ve^ 
hältuisse,  welche  zur  Vereinigung  des  suletst 
zum  Herzogthum  erhobenen  Weifischen  Territo» 
riums  in  Niedersachsen  gefuhrt  haben.  Beizu- 
geben sind  Register  der  erhaltenen  Urkunden, 
jedesfalls  aller  durch  den  Drock  bekannt  ge- 
machten, so  yiel  es  möglich  auch  solcbeir,  die 
noch  nicht  veröffentlicht  worden  sind. 


In  Beziehung  auf  die  Bewerbung  nai  diese 
Preise,  die  Ertheilung  des  dritten  Preisea  und 
die  Rechte  der  Preisgewinnenden  wird  aus  den 
Ordnungen  der  Stiftung  Folgendes  wiederholt: 

1.  Ueber  die  zwei  ersten  Frelse»    I^ 

Arbeiten  können   in   deutscher  oder  lateiniacher 
Sprache  abgefaßt  sein. 

Jeder  dieser  Preise  beträgt  1000  Tbaler  in 
Gold  (3300  Reichsmark)  und  muß  jadesmal  gase, 
oder  kann  gar  nicht  zuerkannt  werden. 

2.  Ueber  den  dritten  Preis.  Für  den 
dritten  Preis  wird  keine  bestimmte  Ao^be 
ausgeschrieben,  sondern  die  Wahl  des  Stofib 
bleibt  den  Bewerbern  nach  Maßgabe  der  folgen- 
den Bestimmungen  überlassen. 

Vorzugsweise  verlangt  der  Stifter  für  denselr 
ben  ein  deutsch  geschriebenes  Geschichtsbuch, 
für  welches  sorgfältige  und  geprüfte  Zusammen- 
stellung der  Thatsachen  zur  ersten,  und  Kunst 
der  Darstellung  zur  zweiten  Hauptbedingnng  ge- 
macht wird.  Es  ist  aber  damit  nicht  bloß  eine 
gut  geschriebene  historische  Abhandlung,  sondern 
Ain     umfassendes    historisches    Werk    gemeint. 


409 

Speeiallandesgeschichteu  sind  nicht  ausgeschlos- 
sen, doch  werden  vorzugsweise  nur  diejenigen 
dfitf  «röSam  (15)  deutschen  Staaten  berücksichtigt. 

Zur  Erlangung  des  Preises  sind  die  zu  die- 
aam  Zwecke  handschriftlich  eingeschickten  Arbei- 
teuf  und  die  von  dem  Einsendungstage  des  vori- 
gen Yerwaltungszeitraums  bis  zu  demselben  Tage 
des  laufenden  Zeitraums  (dem  14.  März  des  zehn- 
ten Jahres)  gedruckt  erschienenen  Werke  dieser 
Art  gleichmäßig  berechtigt.  Dabei  findet  indes- 
»u  der  Unterschied  statt,  daß  die  ersteren,  so- 
fern sie  in  das  Eigenthum  der  Stiftung  übergehen, 
den  vollen  Preis  von  1000  Thalern  in  Gold, 
die  bereits  gedruckten  aber,  welche  Eigenthum 
des  Verfassers  bleiben,  oder  über  welche  als 
sein  Eigenthum  er  bereits  verfügt  hat,  die  Hälfte 
des  Preises  mit  500  Thalern  Gold  empfangen. 

Wea»  keine  preiswürdigen  Schriften  der  be- 
asfiohneien  Art  vorhanden  sind,  sodarf  der  dritte 
Prata  angewendet  werden,  um  die  Verfasser  sol- 
cher Schriften  zu  belohnen,  welche  durch  Ent- 
deolkan^  und  zweckmäßige  Bearbeitung  unbe- 
kannter oder  unbenutzter  historischer  Quellen, 
Deoiikmäler  und  Urkundensammlungen  sich  um 
die  dtntsehe  Geschichte^  verdient  gemacht  haben. 
SolcboB  Schriften  darf  aber  nur  die  Hälfte  des 
Preises  zuerkannt  werden. 

Es  steht  Jedem  frei,  für  diesen  zweiten  Fall 
Werke  der  bezeichneten  Art  auch  handschriftlich 
einzusenden.  Mit  denselben  sind  aber  ebenfalls 
alle  gleichartigen  Werke,  welche  vor  dem  Einsen- 
dungstage des  laufenden  Zeitraums  gedruckt  er- 
schienen sind,  für  diesen  Preis  gleich  berechtigt. 
Wird  ein  handschriftliches  Werk  gekrönt,  so  er- 
hält dasselbe  einen  Preis  von  500  Tbalern  in 
Gold;  gedruckt  erschienenen  Schriften  können 
nach  dem  Grade  ihrer  Bedeutung  Preise  von 
250  Thlr.  oder  500  Thlr.  Gold  zuerkannt  werden. 

Ans  dem  Vorstehenden  ergiebt  sich  von  selbst^ 


410 

daß  der  dritte  Preis  anch  Mehreren  zugleich  sn 
Theil  werdeu  kaun. 

3.  Rechte  der  Erben  der  gekrSnten 
Schriftsteller«  Sämmtliche  Preise  fallen,  wenn 
die  Verfasser  der  Preisschriften  bereits  gestorben 
sein  sollten,  deren  Erben  za.  Der  dritte  Preii 
kann  auch  gedrackten  Schriften  zuerkannt  wei^ 
den,  deren  Verfasser  schon  gestorben  sind,  und 
fällt  alsdann  den  Erben  derselben  zq. 

4.  Form  der  Prelsschriften  und  ihm 
Einsendung.  Bei  den  handschriftlichen  Werken, 
welche  sich  um  die  beiden  ersten  Preise 
bewerben,  müssen  alle  äußeren  Zeichen  vermieden 
werden^  an  welchen  die  Verfasser  erkannt  werden 
können.  Wird  ein  Verfasser  durch  eigene  Schuld 
erkannt,  so  ist  seine  Schrift  zur  Preisbewerbnng 
nicht  mehr  zulässig.  Daher  wird  ein  Jeder,  der 
nicht  gewiß  sein  Kann,  daß  seine  Handschrift 
den  Preisrichtern  unbekannt  ist,  wohl  thun,  sein 
Werk  von  fremder  Hand  abschreiben  zu  lassen. 
Jede  Schrift  ist  mit  einem  Sinnspruche  zu  Ter- 
sehen,  und  es  ist  derselben  ein  versiegelter  Zettel 
beizulegen,  auf  dessen  Außenseite  derselbe  Sinn- 
spruch sich  findet,  während  inwendig  Name, 
Stand  und  Wohnort  des  Verfassers  angegeben  sind. 

Die  handschriftlichen  Werke,  welche  sich  nm 
den  dritten  Preis  bewerben,  können  mit  dem 
Namen  des  Verfassers  versehen,  oder  ohne  den- 
selben eingesandt  werden. 

Alle  diese  Schriften  müssen  im  Laufe  des 
neunten  Jahres  vor  dem  14.  März,  mit  welchem 
das  zehnte  beginnt,  also  diesmal  vor  dem  14. 
März  1885,  dem  Director  zugesendet  sein,  wel- 
cher auf  Verlangen  an  die  Vermittler  der  Uebersen- 
duug  Empfangsbescheiuigungen  auszustellen  hai 

5.  Ueber  ZnlSssigkeit  zur  Prelsbewer- 

Ibang.  Die  Mitglieder  der  Königlichen  Societät, 
welche  nicht  zum  Preisgerichte  gehören,  dturfen 
aiikh  ^e  jeder  Andere  um  alle  Preise  bewerben« 


411 

dagegen  leisten  die  Mitglieder  des  Preisgerichts 
nf  jede  Preisbewerbung  Verzicht. 

A.  Yerkflndignng  der  Preise.  An  dem 
4.  März,  mit  welchem  der  neae  Yerwaltungs- 
sitranm  beginnt,  werden  in  einer  Sitznng  der 
odetät  die  Berichte  über  die  Preisarbeiten  vor- 
etragen,  die  Zettel,  welche  zu  den  gekrönten 
ohriften  gehören,  eröffnet,  und  die  Namen  der 
ieger  yerkündet,  die  übrigen  Zettel  aber  ver- 
rannt. Jene  Berichte  werden  in  den  Nachrich- 
m  über  die  Königliche  Societät,  dem  Beiblatte 
er  Oöttingenschen  gelehrten  Anzeigen,  abge- 
mckt.  Die  Verfasser  der  gekrönten  Schriften 
der  deren  EIrben  werden  noch  besonders  durch 
en  Director  yon  den  ihnen  zugefallenen  Preisen 
enachrichtigt,  und  können  dieselben  bei  dem 
^izteren  gegen  Quittung  ^ogleich  in  Empfang 
ehmen. 

7.  Znrflckforderang  der  nicht  gekrOnten 

lehriften.  Die  Verfasser  der  nicht  gekrönten 
•ohriften  können  dieselben  unter  Angabe  ihres 
innspruches  und  Einsendung  des  etwa  erhalte- 
,en  Empfangsscheines  innerhalb  eines  halben 
ahres  zurückfordern  oder  zn  rückfordern  lassen, 
lofem  sich  innerhalb  dieses  halben  Jahres  kein 
instand  ergiebt,  werden  dieselben  am  14.  Octo- 
»er  von  dem  Director  den  zur  Empfangnahme 
lesseichneten  Personen  portofrei  zugesendet. 
fach  Ablauf  dieser  Frist  ist  das  Recht  zur  Zu- 
fickf orderung  erloschen. 

8.  Druck  der  Freisschriften.  Die  hand- 
chriftlichen  Werke,  welche  den  Preis  erhalten 
laben,  gehen  in  das  Eigenthum  der  Stiftung  für 
liejenige  Zeit  über,  in  welcher  dasselbe  den  Ver- 
assem  und  deren  Erben  gesetzlich  zustehen 
vnrde.  Der  Verwaltungsrath  wird  dieselben  einem 
iTerleger  gegen  einen  Ehrensold  überlassen  oder, 
venn  sich  ein  solcher  nicht  findet,  auf  Kosten 
[er  Stiftung  drucken  lassen,  und  in  diesem  Utir 


412 

teren  Falle  den  Vertrieb  einer  zuverlässigen  und 
thätigen  Bachhandlang  übertragen.  Die  Auf- 
sicht über  Verlag  and  Verkauf  führt  der  Direetor. 

Der  Ertrag  der  ersten  Aaflage,  welche  aus- 
schließlich der  Freiexemplare  höchstens  1000 
Exemplare  stark  sein  darf,  fällt  dem  yerfügbaren 
Capitale  za,  da  der  Verfasser  den  erhaltenen 
Preis  als  sein  Honorar  za  betrachten  hat.  Wenn 
indessen  jener  Ertrag  angewöhnlich  groB  ist, 
d.  h.  wenn  derselbe  die  Drnckkosten  am  das 
Doppelte  übersteigt,  so  wird  die  Königliche  So- 
cietät  aaf  den  Vortrag  des  Verwaltangerathes 
erwägen,  ob  dem  Verfasser  nicht  eine  anfteror- 
dentliche  Vergeltang  zuzabilligen  sei. 

Findet  die  Königliche  Societät  fernere  Anfia- 
gen  erforderlich,  so  wird  sie  den  Verfasser,  oder, 
falls  derselbe  nicht  mehr  leben  sollte,  emen  an- 
dern daza  geeigneten  Gelehrten  zar  Bearbeitung 
derselben  veranlassen.  Der  reine  Ertamg  der 
neuen  Auflagen  soll  alsdann  zu  außerordentli- 
chen Bewilligungen  für  den  Verfasser,  oder,  falls 
derselbe  verstorben  ist,  für  dessen  Erben,  und 
den  neuen  Bearbeiter  nach  einem  von  der  Kö- 
niglichen Societät  festzustellenden  Verhältnisse 
bestimmt  werden. 

9.  Bemerkung  auf  dem  Titel  derselben. 

Jede  von  der  Stiftung  gekrönte  und  herausgegebene 
Schrift  wird  auf  dem  Titel  die  Bemerkung  haben : 
Von  der  Königlichen  Societät   der  Wissen- 
schaften iu  Göttingen  mit  einem  Wedekind- 
schen  Preise  gekrönt  und  herausgegeben. 

10.  Freiexemplare.  Von  den  Preissohrif- 
ten,  welche  die  Stiftung  herausgiebt,  erhalten 
die  Verfasser  je  zehn  Freiexemplare* 

Göttingen,'   den  14.  März  1877. 

Der  Verwaltungsrath  der  Wedekindschen 

Freisstiftung. 


413 


UTaehrichten 

Ton  der  KSnigl.  Gesellgchafit;  der  Wissen- 
eehaften  und  der  G.  A.  Universität  zu 

Göttingen« 


IT«  JnU.  M  12.  1878. 


Ktidlgticlie  Geseliscliaft  der  WissenschafteD. 

Sitzung  am  6.  Juli. 

ftenfeyi  Der  Biadevooal  i  im  Sanskrit. 

Kidpert,  lieber  die  Äuflöflong  der  Gleiohnngen  fnnflen 

'Gbetdei.    (Torgel.  Ton  Schwarz.) 
Marxn^^  Uebar  Dnboiiia  myoperoidev. 
Schrtriiig,  üebeErai(Aimg  der  beglaubigten  Absohriften 

von  82  Briefen  von  und  an  Gkauft  als  .Geschenk  von 

HbetL  Hl  n  Beim  an  n  in  Braonschweig. 


Mittheilmngen  ans  dem  pharmacologi- 
»elieii  Injatitut  der  Univereität 

Göttingen. 

üeber  Dnboisia  myoporoides  R.  Br. 

von 
W.  Hanno. 

In  der  Düboisia  myoporoides  R.  Br.  |),  einem 
in  Australien  und  Neu-Caledonien   ein- 

1)  Abbildw^gen  bei  Mi  er  s  ninat.  87  und  Joum.  d. 
Pharm,  et  da  Ghimie  Jain  1878,  p.  487  n.  488  u.  a. 

34 


414 

heimischen  ^) ,  4 — 5  Meter  Höhe  erreichenden 
strauchartigen  Baume,  den  Endlicher  zu  den 
äbro^AuZarine^ zählte, Ben tham  und  Hooker 
neuerdings  zu  den  Solaneen  stellen,  ist  der  Arz- 
neischatz in  diesem  Jahre  um  ein  MydHaticum 
bereichert  worden ,  das  die  bisher  gebränchlich- 
sten ,  das  Ätropin ,  Hyoscyamin  und  Datwrin 
anscheinend  an  Wirksamkeit  weit  überb^ 
Dr.  Bancroft  in  Brisbane  entdeckte  die 
auffallend  stark  mydriatische  Wirkung  der  ani 
verschiedenen  Theilen  der  Duboisia  dargestellten 
wäßrigen  Extracte.  Dr.  Fortescue  in  Syd- 
ney, dem  er  seine  Beobachtungen  mittheilte, 
sandte  zuerst  im  December  vorigen  Jahres  das 
Extract  nach  England,  wo  Dr.  Tweedy,  Ant 
am  Royal  London  Ophthalmie  Hospital,  Syd- 
ney Binger  und  William  Murell  das  neue 
Mittel  nach  verschiedenen  Richtungen  prüften 
und  eine  große  Aehnlichkeit  zwischen  ihm  und 
dem  Belladonuaextract  constatirten.  Gerrard 
in  London  und  Petit  iu  Paris  bemühten 
sich  mit  Erfolg  den  wirksamen  Bestandtheil  ans 
dem  Extract  zu  isoliren  und  betonen  beide  die 
auffallend  große  Uebereinstimmung  seiner  ch^ 
mischen  Eigenschaften  mit  denen  des  Atropin, 
sind  aber  doch  der  Ansicht,  daß  das  Duboisin 
mit  dem  Alkaloid  der  Tollkirsche  nicht  iden- 
tisch sei. 

Gerrard  *)  bediente  sich  zur  Gewinnung 
des  Duboisin  fast  ganz  derselben  Methode,  die 
zur  Darstellung  des  Atropin  von  verschiedenen 
Chemikern  empfohlen  ist.     Das  gereinigte,    mit 

1)  In  Australien*^  ist  Daboisia  nach  Bentham  und 
Müller  Flora  Australiensis  L.  1869  Yol-YI  S.474  sehr 
verbreitet ,  ist  aber  auch  in  Neu-Galedonien  bes*  auf  Ba- 
ladea  and  der  Fichteninsel  baofig  anzntreffen. 

2)  Pbarmaceatical  Journ.  a.  Tr.  April  1878, 


415 

Wasser  yerdännte  und  mit  Ammoniak  im  Ueber- 
schaß  versetzte  Extract  schüttelte  er  mit  Chloro- 
form, löste  den  Chloroformrückstand  in  ver- 
dännter  Schwefelsäure  und  zog  aus  dieser  alka- 
lisch gemachten  Lösung  das  Alcaloid  mit  Aether 
aus.  Die  gewonnene  Substanz  löste  sich  außer 
in  Aether,  Alcohol,  Chloroform,  Benzol,  Schwe- 
felkohlenstoff auch  in  Wasser,  dem  sie  eine  ent- 
schieden alkalische  Beaction  ertheilt.  Obgleich 
sie  in  ihrem  Verhalten  gegen   die  meisten  Rea- 

fentien  —  Aetzalkalien,  Gerbsäure,  Goldchlorid, 
latinchlorid ,  Schwefelcyankalium  und  Subli- 
mat —  mit  dem  Atropin  übereinstimmt,  konnte 
Ger  rar  d  den  neuen  Körper  nicht  krystallisirt 
erhalten.  Wahrscheinlich  war  derselbe  noch 
nicht  völlig  rein  und  deßhalb  kann  es  auch  nicht 
Wnnder  nehmen,  daß  er  bei  Behandlung  mit 
conc.  Salpetersäure  und  Schwefelsäure  etwas  an- 
dere Farbenreactionen  zeigt  als  Atropin.  Petit 
in  Paris  ist  es  nach  neueren  Nachrichten  gelun- 
gen den  wirksamen  Bestandtheil  in  Erystallform 
zn  gewinnen.  Er  soll  in  Wasser  zehnmal  lös- 
licher sein  als  Atropin.  Ausführlichere  Detail- 
angabe über  das  von  Petit  »Duboisin«  ge- 
tanfte  Alcaloid  sind  uns  zur  Zeit  nicht  bekannt 
geworden. 

Die  in  England  und  Frankreich,  neuerdings 
auch  in  Deutschland  an  Menschen  und  Thieren 
angestellten  Versuche  mit  Duboisin  haben  das- 
selbe als  ein  energisch  wirkendes  Mydriaticum 
dargethan,  das  nach  den  Experimenten  von 
Bing  er  und  Murr  eil  außerdem  ähnlich  wie 
das  Atropin  auch  die  Schweiß-  und  Speichelse- 
cretion*  beschränkt  oder  sistirt,  ferner  den  durch 
Muscarin  bedingten  Herzstillstand  aufhebt  und 
bei  Fröschen  innerhalb  24  Stunden  Tetanus  ver- 


416 

Durch  meinen  verehrten Gollegen  Leber  erhielt 
ich  eine  ans  Paris  bezogiene  0,5  %  farblose,  klare 
Losung  des  Alcaloids  und  ctürch  Uetia  n.  Co. 
eine  Ideine  Blechdose  Extractnm  Daboisiae,  inif 
welchen  beiden  Präparaten  ich  eine  Reihe  von 
Experimenten  ausgeführt  habe,  die  einerseits 
jene  Resultate  der  englischen  Beobachter  bes^ 
ti^en,  anderseits  noch  weitere  Äehnlichkeiteii 
mit  Atropin,  aber  auch  gewisse  Differenzen  zu 
Taffe  gefördert  haben. 

in  der  Empfindlichkeit  und  Resi- 
stenzfähigkeit gegen  die  giftige  Wirkuijg 
des  Duboisin  zeigen  ähnlich  wie  geglBn  Atröpin 
die  verschiedenen  Thiere  eine  sehr  aüfiallenäe 
Verschiedenheit.  Pflanzenfresser  —  Säuger  und 
Vögel  —  werden  am  geringsten  alfiicirt^  FteüacB- 
fresser  zeigen  auf  verhalinSniaßig  kleine  Dosen 
schon  ausgesprochene  Vergiftungserscheinnnj|»n. 
—  ßesorbirt  wird  das  Duboisin  von  allen  App& 
cationsstellen  aus.  Bei  Fröschen,  denen  iie  Lo- 
suug  auf  die  unverletzte  Bauchhaut  auJgesibncW 
wird,  treten  die  Intoxicationssjmptome  relaa? 
spät  auf.  Nach  interner  oder  subcutaner  Aj^li- 
cation  machen  sich  die  Wirkung  auf  CirculiEäioii 
und  Secretiouen  in  kürzester  2eit  schon  geYteüA. 
Wie  das  Alcaloid  rasch  resorbirt  wird,  umerli^ 
es  auch  einer  beschleunigten  Elimination  und 
verläßt  jedenfalls  zum  Tneil  unveränderi  den 
thierischen  Organismus,  am  raschesten  offenbar 
den  der  Pflanzenfresser. 

Spritzt  man  Kaninchen  täglich  kleine  Quan* 
titäten  des  Extracts  in  Wasser  gelost  in  cb» 
unter hautbindege webe,  sammelt  den  £[am,  ver^ 
setzt  denselben  mit  Oxalsäure,  engt  das  nentra- 
lisirte  Filtrat  ein,  macht  es  alkalisch  und  sclifii- 
telt  es  mit  Chloroform  aus,  nimmt  den  Ruokcitana 
in  schwach  angesäuertem  Wasser  auf,    so   kann 


417 

man  mit  die&ier  LöBang  die  mydriatische  and  die 
characteristische  Wirkung  auf  den  Herzvagos 
ohne  Schwierigkeit  constatiren. 

Die  practisch  wichtigste  Wirkung  auf 
Pifpille  und  Accompdation  ist  hei  Men- 
^Mn  zuerst  heohachtet.  Die  Pupille  wird  so- 
wohl nach  fJinträufelung  minimaler  Mengen  in 
ieu  Coniunctivalsack  wie  nach  interner  oder 
svibcut$gier  Applicatioi^  etwas  größerer  Mengen 
stark  erweitert.  Diese  Dilatation  tritt  hei  Men- 
schen niid  Thier^n  innerhalh  sehr  kun^er  Zeit 
ein.  ^i  Vögeln  hleibt  sie  selbst  nach  Anwen- 
duAg  ^o^^r  Dosen  aus.  Bringt  man,  um  die 
Wi^jbmg  des  Atropin  und  Duhoisin  zu  verglei- 
chen,  einepa  großen  Hunde  in  ein  Auge  0,00005 
Daho^p  in  Wasser  gelöst  und  ebensoviel  Atro- 
pin in  das  andere,  so  sieht  man  die  Pupille  des 
ers^eren  ^nges  viel  früher  sich  erweitem  als  die 
des  Atropinäuges.  Die  Erweiterung  nimmt  ra- 
scher zu,  .erreicht  früher  das  Maximum  und  dau- 
ert ^uch  lr~2  Tage  länger.  Ebenso  tritt  die 
Upepipfindlichkeit  der  duboisinirter  Pupille  gegen 
Lichteindräp^e  und  Eserinwirkung  früher  ein 
and  erhält  sich  länger  als  bei  atropinisirten 
Angon«  Das  Duhoisin  wirkt  also  (die  Richtig- 
keit der  französischen  Lösung  vorausgesetzt) 
rascher,  energischer  und  länger  auf  die  Pupille 
ein  als  Atropin.  Nach  verschiedenartigen  Be- 
obachtungen an  Menschen  soll  es,  ähnlich  wie 
nach  A.  von  Gräfe  das  Daturin,  auch  in  sol- 
chen Fällen  zweckmäßig  zu  verwerthen  sein,  wo 
Atropin  nicht  oder  nicht  mehr  vertragen  wird. 
Aehnliph  wie  die  Pupille  beeinflußt  das  Duhoisin 
auch  die  Accomodation  stärker  als  das  Atropin. 
—  Bringt  man  Duhoisin  in  ein  Auge  dessen 
Cornea  p^oriit  ist,  so  bewirken  selbst  größere 
Dosen  (0,0001)  zunächst   gar  keine  Dilatation 


j,rz 


:  -  ■  ?  :  l.t  :_  :  -.rr.  ziii,  rr.iger  Zeit  stellt  sicli 
..:  :.:  i^r-:--:^:!:::  z.:-sri:i^T:ui'Z  ein,  während 
-  :-  j  r  lit-j:  iz:  ii^  r-.iiz.äi  Auge  gebrachte 
:-.::..:^  i  t.i-:-  I  -=:•  Üz^st  die  Jlazimalwir- 
■- :.:j  -  ri  i:  !li:.  I»:-rS^  Beobachtnng  die 
T  ..:  :  -.  •  i:-  :-:  r.i.-i-rz  R-rining  des  Sphincter 
3:.  ...i:  ".It.  •  i--  i^n  ungehinderten  Abfloß 
:•  >Il-_.  1.  T-^:-«r-r:?  i"  -riLrichst^r  Wcisc  erklart, 
^7?*:it.i:  :-r  i-riir-T'Sr'^  c-rsöoders  »merkwür- 
-.x«  "i:  ^Tstire:  *: zierlich  gar  keine  SchloA- 
:..^T:"_:*ri  :>::  iü  Vc rb^üdensein  erweitern- 
z-.:   •«.-- :'.-.   : -r r  I.-. tz: "i*: ~  :it ur.  *  • 

yi..-  -zji'iTrz  Vt-rri-hei:  scheint  das  Duboi- 
T.z  i" . !:  :  i  T  E  z  i  e  n  der  sensiblen  Fa- 
?-:z  ir-  Eil'.-^  iz  e:^a  abzustumpfen.  We- 
-:.»!'!  Tt".  t^  ~z5  iii,  daß  sowohl  Warm-  wie 
?I3>.  l::-r  ziil  irr  Application  von  Daboisin 
B-r .-.>..-: iTrz  irrO.rzeä.  Sciera  nnd  ConjunctiTa 
vi-!  r-'i:^'rr  rrtrz^ez  :ind  erst  anf  stärkere  An- 

N'i.ir:  der  Ei" Wirkung  auf  die  Nerven  des 
A  :i--i:s  i^:  .-.n:  krärtigsten  ausgesprochen  der  Ein- 
.*:..'..  den  E^ib'.isic  auf  Circulation  und  N. 
V  a  'V  u  -  .tu-j'ibt.  Schon  sehr  kleine  Posen  setzen 
d:-:  ileii:r_';njsfaserii  des  Herzvagus  im  Herzen 
aiiTier  FuriOtion.  Die  Herzaction  wird,  soviel 
^vir  bis  jetzt  gesehen  habeu.  ohne  vorangehende 
VerlanL'^amunir  unter  gleichzeitiger  Steigerung 
de.s  f Blutdrucks  enorm,  bis  auf  die  doppelte  Puls- 
zahl beschleunigt  und  diese  Wirkung  tritt  bei 
Hunden  gleichfalls  sehr  rasch,  fast  unmittelbar 
nach  der  subcutanen  Apj)lication  oder  der  direc- 
tan  Injection  in  die  Blutbahn  auf.  Sie  ist  haupt- 
sächlich bedingt  durch  Lähmung  der  im  Herzen 

1)  Vergl.  die  ähnliche  Wirkung  des  Atropin  nach 
'^'-'-  bei  Nothnagel  und  Roßbaoh  1.  o. 


419 

gelegenen  letzten  Yagnsendigungen,  vielleicht  auch 
durch  eine  gleichzeitige  directe  oder  indirecte  Erre- 
gung des  Vasomotorischen  Gentrums.  Die  stärkste, 
electrische  Reizung  des  Halsvagus  vermag,  wenn 
diese  Wirkung  ausgebildet  ist,  keine  Verlang- 
aamung  der  Herzaction  herbeizuführen,  während 
die  Beizung  der  Nn.  depressores  beim  Kaninchen 
den  Blutdruck  nach  wie  vor  herabsetzt.  Für 
diese  Wirkung  auf  den  Vagus  genügen  0,00005 
bis  0,0001  Duboisin.  Größere  Gaben  setzen  den 
Anfangs  gesteigerten  Blutdruck  herab  und  sehr 
gro^  lähmen  auch  die  excitomotorischen  Gang- 
lien des  Herzens,  der  Puls  verlangsamt,  die 
Contractionen  des  Herzens  werden  schwächer 
bis  schließlich  das  Herz  in  Diastole  stillsteht 
und  der  Tod  durch  Herzlähmung  eintritt. 

Mit  der  Beschleunigung  der  Herzaction  ver- 
bindet sich  eine  auffallende  Unruhe  der 
vorher  ganz  geduldigen  Versuchshunde  ähnlich 
wie  bei  Menschen  nach  Atropinvergiftung  ein 
Stadium  der  Aufregung  sich  ausbildet.  Zur  Er- 
klärung dieser  Excitation  eine  directe  Erregung 
des  Cerebrum  durch  Duboisin  resp.  Atropin  an- 
znnehmen,  können  wir  uns  nach  den  bis  jetzt 
vorliegenden  Versuchsresultaten  nicht  entschlie- 
ßen. Der  von  Einigen  gemachte  Versuch  die 
Aufregung  mit  der  gestörten  Circulation  in  Cau- 
salnexus  zu  bringen,  scheint  uns  durchaus  nicht 
widerlegt.  Namentlich  ist  der  Einwand,  daß 
Durohschneidung  des  Vagus  zwar  Beschleunigung 
der  Herzaction  und  Steigerung  des  Blutdrucks, 
aber  keine  Aufregung  veranlasse  ganz  hinfällig. 
Die  durch  Duboisin  gesetzte  Lähmung  der  Hem- 
mungsfasern,  ist  doch  nicht  gleichwerthig  mit  der 
durch  die  Discision  gleichzeitig  gesetzten  Beein- 
trächtigung sensibler,  vasomotorischer,  acceleriren- 
der  und  trophischer  Nerven  .des  Vagosympathicus. 


Zu  der  Wirkung  anf  die  HensMtkm  g€ieltt 
^ich  KUftb  eine  nach  kon  dauernder  Yex&ogUf 
iiiun^  eiutreteade  starke  BeBchlennigHiig 
(litr  K«8iiiration.  Diese  letrt«e  erliSlt  aick 
wie  btri  der  Atropinintoxication  sowobl  wahrend 
«lt*r  Krhühun^  wie  während  der  HerabaetniBg 
«U'H  Uliit<Inic.k8. 

KnUnnvJi^nd  der  Einwirknng  auf  Reepira- 
(.u\v.  %\rf,\  i\i\nilation  wird  durch  kleinste  (Sahen 
i^üMiMi  .Me  Körpertemperatar  iffhoht, 
yUi\ii  v-oiew  Terminidert. 

sinuvviisiioh  der  Einwirkung  des  Duhoiein 
k.i.  .K  jArui|ranglien  und  den  N.  splanch- 
,  .  1  >  !tfiuiinen  unsere  Resultate  nicht  gans  mit 
.tu  itvbdchtungen  die  Keuchel  ^)  und  BoS- 
>  ^.  i  M  bei  ihren  Versuchen  mit  Ateopin  er- 
Uk.ua  hüben.  Niemals  hahen  wir  auch  beiAn- 
^,...v:'J'J^  dor  kleinsten  Dosen  (iu  erwärmter 
..^»^tjg  injicirt)  eine  lebhaftere  Darmbewegung 
..Acicceu  gesehen,  wenn  vorher  bei  den  schwach 
...  a.isüvteu ,  künstlich  respirirten  Thieren  uaeh 
\^.chäohi\tMduu^  des  Halsvagus  das  Abdomen 
...^%:i  0,0 '\«  blut warmer  Kochsalzlösung  eröffnet 
'*^i  uuil  von  der  Luft  während  des  ganaen  Ver- 
^^^wliäi  cibv:e$chlo5seu  blieb.  Die  Darmsehlingen 
.w.^coii  vielmehr  eine  ganz  auffallende  Bake,  die 
>«^ä  (.luivh  mei'hauischen  Reiz  nurlocal,  anschei- 
.vud  diuvh  directeu  Muskelreiz  in  Bewegung 
.oiäeczeu  lieJD.  Uaß  dabei  die  Tasomotorisehen 
\ci.on  Je.^  Splanchmcus  nicht  afficirt  waren, 
.^.^co  das  Scei^ix  des  Blutdrucks  bei  BeiauBf 
lo    -uiien    SyiAiichnicu;*    'jach   der  Ton  Asp*) 

l'  ü^c2h»I   Jad  A:ro(?in  'ond  die  HemmmigBerreo, 


2)  AiYueimitt^iltihre   vou    Xothnsgel    and    ^^^***^ 


421 

meret  in  Lndwig^s  Labor&torium  ausgeführten 
Methode  an  dem  ans  der  Salzlösung  entfernten 
Versnehsthiere  (Kaninchen,  Katze). 

Die  Thätigkeit  der  Absonderungs- 
n  er  Ten,  die  Pilocarpin  in  früher  angegebener 
Weise  anregt  ^),  sistirt  Duboisin  schon  in  sehr  klei- 
ner Doris.  Nachdem  jetzt  B.  Heidenhain  in 
seiner  aenesten,  klassischen  Arbeit  ^)  die  Existenz 
zweier  bisher  in  ihrer  Wirkungsweise  vielfach 
durcheinander  geworfener  Klassen  von  Nervenfa- 
sern,4ie  er  als  secretorischeundals  trophi- 
8ohe1i»ezeichnet,  in  überzeugendster  Weise  endgül- 
tig dargel^an  und  zugleich  bewiesen  bat,  daß  einer- 
seifhB  iäs  Pilocarpin  wenigstens  bei  den  Speichel- 
drüsen die  hauptsächlich  (beim  Hunde  für  die 
Parotis  sogar  ausschließlich)  in  den  cerebralen 
Abeonderungsnerven  und  nur  spärlich  im  Sym- 
pathicns  verlaufenden  secretorischen  Fasern  zu 
ffesteigerter  Thätigkeit  erregt  und  anderseits  das 
Atropm  die  Thätigkeit  dieser  Nervenfasern  auf- 
hc/M,  dürfen  wir  für  das  Duboisin  ganz  gewiß 
dieselbe  Wirkungsweise  in  Anspruch  nehmen. 
Einen  doppelten  Antagonismus  wie  ihn  Luch- 
sing er  fiir  Atropin  und  Pilocarpin  behauptet, 
haben  wir  ebensowenig  beim  Duboisin  wie  beim 
Atropin  gesehen. 

Duboisin  kann  endlich  ebenso  wie  Atropin 
bei  schwerer  Morphinvergiftung  gün- 
stig wirken.  Hat  man  Hunde  mit  ]Vu)rphin. 
hvdrocHl.  so  weit  vergiftet,  daß  die  Herzaction 
bis  auf  2—3  Gontractionen  in  5.  See.  gesunken 
ist  und  die  Respiration  unregelmäßig  geworden, 
für   längere   Pausen   aussetzt   und   injicirt   nun 

li  Pieie  Naehrichten  No.  8.  1878. 
2)  Ardiiv  ?.  d.  ges.  Phyriolog.  vom  J.  1878  Bd.  XTÜ 
H.  1  S.  1—67. 


422 

kloiue  Posen  Doboisin  in  das  snbcntane  Binde- 
^vweW  oder  in  die  BIntbahn,  so  kräftigt  und 
Srscr.'.eari^t  sich  sofort  die  Herzaction  und  re- 
iv*.:  >:v:r.  in  kurzer  Zeit  die  wieder  freqnenter 
C^v.T'.lere  Respiration.  Anderweitige  soge- 
vav::i?  v/.rd^cnistische  Wirkungen  zeigt  das 
'^'^^i'x* -*::!  ilx^seh^n  von  Papillendilatation  so- 
^•?ii  ■-:  ▼•■?  vli*  Atrrrin.  öenfigt  die  eingespritzte 
?i;si?* .  ':ei  i«? z  inmer  noch  tief  narcotisirten 
V*!i»?r-i:  riiiü:?-  Sci'af  zu  ermöglichen,  so  er- 
lole-i  >itf  <:ci  :r.e:5t  5i:c»:a  nach  wenig  Stunden; 
<ijii  ia^Cf^  wiederbc'-T«*  Injectionen  TonDnboi- 
>^.!  ^rc nierlich  nm  d:«  z«»ankene  Herzaction 
i  u:  ':x<?sp:rarIon  zn  belew::.  so  ist  der  Ausgang 
^trv:au':oh  ein  letaler. 

cvk:inntlieh  wird  in  ^len  Sammelwerken 
uLs  Paturiu  ftir  identisch  mit  Atropin  ansg^e- 
'>e*^  Diese  angebliche  Identität  stützt  sich  1. 
iut  eine  einzige  Kohlen-  nnd  Wasserstoffbestim- 
'r.i:n^  des  Daturingoldchlonds  und  2.  auf  zwei 
Stickstoffbestimmnngen  des  Alcaloids.  Ton  wel- 
chen I.  c.  die  eine  für  glaubwürdiger  als 
vlie  andere  erklärt  wird  und  auf  drei  fernere 
Kohlen-  und  WasserstoäTbestimmnnsren  •  deren 
Resultate,  wie  t.  Planta*»  S.  255  selbst  sagt 
>i::cht  jene  Febereinstinimungen  bieten,  wie  man 
sie  bei  ^riten  Analysen  zu  verlangen  gewohnt 
ist.*  Buohheim*^  hat  daher  gewiß  Recht, 
wenn  er  die  Identität  des  Atropin  und  Daturin 
f;;r  nicht  erwiesen  ansieht .  so  lange  nicht  für 
das  letztere  Alcaloid  dieselben  Spaltungsproducte ") 

r  A::r.ik:en  der  Chemie  und  Ph.  v.  1650  Bd.  74  S. 

J^  Buch  heim,  die  phsrmieol.  Grnppe  des  Atiopio, 
Arch.  f.  «p.  P*th.  u=d  Pharm.  IS76  Bd.  V  S.  470. 

S  KrAu:  und  Lossen  Annal.  d.  Ch.  B.  138.  S. 
ÄS).  —  Bd.  131.  S.  48.  —  Bd.  133.  S.  87.  —  Bd.  188. 
—  60.  148.  S.  236. 


423 

wie  für  das  erstere  oonstatirt  sind.  Schroff*), 
der  Altmeister  der  experimentellen  Pharmacolo- 
gie,  hat  hei  seinen  Untersuchungen  über  Atro- 
pin  und  Daturin  zwar  eine  qualitativ  gleiche, 
aber  quantitativ  so  verschiedene  Wirkung  ge- 
funden, daß  er  dem  Daturin  die  doppelte  Wirk- 
samkeit zuschreibt.  Danach  allein  schon  kann 
YQn  einer  Identität  beider  Alcaloide  keine  Bede 
sein..  Da  nun  das  Duboisin  in  einer  Dosis,  die 
fast  zehnfach  kleiner  als  die  des  Atropin  ist,  die- 
selbe Wirkung  wie  dieses  auf  die  Yagusenden 
und  andere  Nerven  ausübt,  schließen  wir  uns 
der  Ansicht,  die  Gerrard  und  Petit  aus  dem 
chemischen  Verhalten  des  Alcaloids  bereits  ab- 
geleitet haben,  daß  d  a  s  D  u  b  o  i  s  i  n  mit  Atro- 
pin nicht  identisch  sei,  aus  experimentell- 
pharmacologischen  Gründen  an  und  kommen  so- 
mit zu  dem  Schlußresultat  daß  das  Duboi- 
sin in  seiner  Wirkung  auf  Pflanzen- 
fresser und  Fleischfresser,  in  seiner 
Einwirkung  auf  Pupille,  Accommoda- 
tion  und  sensible  Nerven,  auf  Circula- 
tion  und  N.  Vagus,  auf  die  Function 
der  Nervencentra,  auf  Respiration  und 
Temperatur,  auf  Darmganglien  und  N. 
splanchnicus,  auf  die  Thätigkeit  der 
secretorischen  Nerven  und  endlich  auch 
in  seiner  Eigenschaft  als  sog.  physio- 
logisches Antidot  bei  Mprphinvergif- 
tungen  qualitativ  demAtropin  gleich- 
steht, quantitativ  aber  nach  allen  ge- 
nannten Richtungen  hin  das  Atropin 
und  auch  das  doppelt  so  stark  wirkende 
Daturin  weit  übertrifft. 

4)  Zeitschr.  d.  Ges.  d.  AerzÜe  z.  Wien  1862.  S.  211. 


424 

TaViar  die  Aat'lösnng  der  Gleichungen 

tnnften  Grades 


L.  Eiepcrt  in  Darmstadt. 

Dw   nenerdings    von  den  Herren   Klein  *)» 
Pri'Mch:*')  nnd  Gordan  •)  über  die  Anflosung 
li»r  Gleiohanget  fünften  Grades  veroffentliJiten 
\r'^»;t«z  haben  mich  TeranlaBt,    eine  UnteiBD- 
^'h^-^   aber  denselben   Gegenstand    anzasfcellQLf 
iirct  .i*ret  Ereebniß,   wie  mir    scheint,, eine 
-ich-,  --bed-otende  Vereinftchung  der  von  Herrn 
r-  -  -  i  a  -    ffgebeaen  Ausdrücke     herbeigefUhrt 
rr«:      wai«id  namhch  Herr  Gordan  seiner 
\C^Tu:  fe  J^rrard-Hermiteschen  Formeln 
-  »"T-iaifril?^-  ^^^  ™*^  °^i*  Anwendung  der 
y.-'ngrn  ^*?:"straß  eingeführten  Function 
-    .^.-.ffl«  kürzeren  Wege  zum  Ziel  galan- 
te    ntr  k^iaighchen  Gesellschaft  der  Wissen- 
=^:>xrteü    ^»•*"    ^^^    ^^^^    im    Nachfolgenden 
^  i^^sg   aus   meiner  Untersuchung  mit- 


-'*-.??  i_®"'P*^^*^®   Function    pu  definirt 
M  Gleichun&c 

•i^V°;    Weitere  Untersuchungen  über  das  Dro- 
;v<JI*^*  Annalen  Bd.  12.    p.  503—560) 

^JL'^'^'n''!,'  ^""HS  ^"^  ^"flösung  der  Gleichungen 
clhiAen   Grade.     (Math.  Annalen  Bd.    18.    p!l09 

\Ü?'^a"  Lt^^^^'i'®  Auflösung  der  Gleichungen 
teften  Qimde.    (Math.  Annalen  Bd.  J8.     p.  375 

Yrgl.  Borchardt'fl  Jonmal  Bd.  76.    p.  21—38. 


t 


425 

während  2a,  2«'  ein  Paar  Fandamentalpe- 
rioden  dieser  Function  bezeichnen;  dann  sind 
fnr  r  =  0, 1, 2, 3, 4 


f* 


1 


die  Wurzeln  der  Gleichnng 

(1.)     r  +  ^/'-^-^r  +  ^  =  o. 

wo 

ist  t)ie  Berechnung  der  Größen  /",  /"©  >  /"i  i  A;  Ai  f^ 
wird  erleichtert  durch  eine  Umformung,  die  man 
Mk  AehtiAhht  vötnehmen  kabn ,  und  durch  die 
man  erhält 

(2.)  f  =  Ki  ^iVSU(L=^^ 


2m  mni 


wobei  €  1==  "^       ist ,    und  %  i=s  e  ^     bferechtadt 


426 

werden   kann,    sobald   man    die   absolute  Inva- 

riante  -  j  der  elliptischen  Function  kennt. 

Entwickelt  man  ^(1  —h^).f  und  n[\  —h^'').^ 

nach  Potenzen  von  A,    so  findet  man  folgende 
Belafcionen  bestätigt: 

(3.)  k  +»A  +«*A+«V8+«Y4  =  0, 

§.2. 

Setzt  man  jetzt 

(4.)  »r  = 

^[(f  -/V)(^*r+2-/'r+8)(/V+4-/'r+l)V, 
|/5 

so   werden  yoi^n^s*  ^3*^4   "i*®  Wurzeln  einer 
Gleichung  fünften  Grades 

(5.)    J'y^  +  10  J'y»  +  45^y  —  216^^,  =  0. 

Auf  diese  Gleichung  läßt  sich  aber  die  all- 
gemeine Gleichung  fünften  Grades 

(6.)      «*  -{-äx*+Bps^+Ox*-\-Dx-\-E  ==  0 
zurückführen  durch  die  Substitution 

(7.)       ^^-ux  +  v  =  -l±^,  =  ., 


421 


9^ 
wobei   die  Größen  m,  v^  a,  ß^  -|  darch  AuflösuDg 

Yon  nur  zwei  quadratischen  Gleichungen 
bestimmt  werden.     Zunächst  folgt  aus 

daft  0  wieder  die  Wurzel  einer  Gleichung  fünf« 
ten  Grades  ist,  in  der  man  aber  durch  passende 
Bestimmung  yon  u  und  v  die  Summe  der  Wur- 
zeln und  die  Summe  der  Quadrate  der  Wurzeln 
gleich  Null  machen  kann.  Dies  erreicht  man 
indem  man  setzt 

i5t;  =  —Au-^A^  +  2B, 
(2JL«  ^  5JB)  u^  +  (4^»  —  HAB  + 15(7)  u  + 
2^*— 8^«J5  +  10-40  +  SJB»-  102)  =  0. 

Man  findet  also  für  u  und  v  die  Werthe 
durch  Auflösung  einer  quadratischen  Gleichung 
und  erhält  für  gi  die  Gleichung 

(9.)  e^  +  hU^  ~  5m;8f  +  w  =  0, 

wobei 

f5i.=  —  10t?8  — a*»  +  (— ^C  +  4D)w«  + 

{^AD^BG  ^hE)u-  2AE+2BD  -  CP, 

bm  =  5v^  +  lOlv-Du^+{-AD  +  6E)u*  + 
(10.){         (4AE—  BD)u^  +  (SBE -  CD) w  + 

2CJ5  —  i)^ 

n  =  —  t?^  —  blv^  -j"  Swv  — 

^(«»^+J.w^  +  -Bw3  +  Cm«+Dw  +  JE0. 


-..-■M4Bi 


.  .1  . 


«        «* 


429 

§3. 

Zur  YollständLgen  Auflösung  einer  allge- 
meinen Gleichung  fünften  Grades  sind  nach 
dem  Vorhergehenden  also  nur  folgende  Bech- 
jUKOgs^peiflttiotien  nöthig: 

1)  Man  bereohne  aus  einer  quadratischen 
Grieichung  (8.)  die  Größe  u,  dann  geben  die 
Gleichungen  (8.)  und  (10.)  unmittelbar  die  Werthe 
Ton  Vj  ly  m  und  n. 

2)  Sodann  berechne  onan  aus  einer  zweiten 
quadraltiächen  Gleichung  (12»)  a  und  setze  den 
gefimdeüM  W^rth  in  die  Fotmeln  Cl3.)  ein. 


ani 


Ol 


3)  Man  berechne  aus  -^  die  Größe  h  =  e 

(Vergl.  H.  Brüts,  üeber  die  Perioden  der  ellip- 
tisekeii  Integrale  «rater  dnd  zweiter  Gattung, 
Dorpat  1875). 

4)  Ma&  bestimme  f  und  f^  (r  33=  0,  1>  2, 3,  4) 
durch  die  Gleichungen  (2.) 

lOVv 


»*^K,n(i^) 


%V 


beiechne 

8& 


430 


«r  =  — 


■  «+/»yr 


3  +  ^»f 


dann  sind  die  Wurzeln  x^,  ajj,  x^,  x^,  x^  der 
allgemeinen  Gleichung  fanften  Qrades  (6L),  wie 
unmittelbar  aus  Gleichung  (7.)  folgt,  für  r  =  0, 
1,  2,  3,  4 


•4/M    •—■ 


llniTersität 


Se.  Majestät  der  Kaiser  und  König  haben 
allergnädigst  geruht  dem  Hofrath  Dr.  Grise- 
bach  den  Charakter  als  Geheimer  Regierungs- 
Rath  zu  verleihen. 


Promotionen   der   philosophischen  Fa- 
cultät    unter    dem    Decanate    von  Pro- 
fessor Wüstenfeld  vom  1.  Juli  1877 
bis  Ende  Juni  1878. 

I.    Zum  fünfzigjährigen  Doctor-Jubiläum  wurde  ' 

das  Diplom  erneuert: 

15.  October  1877  dem  Hm.  Dr.  Aug.  Fried. 
Pott,  Professor  in  Halle. 

8.  März  1878  dem  Hrn.  Dr.  Ad.  Moraht,  Pa- 
stor Primarius  in  MöUen. 

IT.    Von  den  unter  dem  Decanat  des  Professors 
W.  Müller  beschlossenen  Promotionen  wutden 

vollzogen: 

26.  Februar  1877.    Georg  Boehm  aus  Frank« 


431 

fiirt  a.  0-     Dissertation:  Beiträge  zur  geo- 

gnostischen  Kenntuiß  der  Hilsmalde. 
5.  Mai.     Franz  Wilkens  aus  Lüneburg.     Diss.: 

Ueber  Orthochlomitro-  und  zugehörige  Chlo- 

ramido-Benzoesäure. 
7.  Mai.    Job.    Herrn.    Kloos   aus    Amsterdam. 

Diss. :     Geognostische     Beobachtungen    im 

Staate  Minnesota. 
7.  Juni.     Ernst    Bosochatius    aus    Danzig. 

Diss.:   Ueber  Bewegungen  eines  Punktes. 
S.Juni,     flerm.   Hahn    aus   Hamburg.     Diss.: 

De   particnlis  qtmsi  et  velut  apud  Taeitum. 
16.  Juni.    Maximilian    Klatt   aus    Bratwien  in 

Westfalen.     Diss.:     Studien  zur  Geschichte 

des  Eleomenischen  Krieges. 
25.  Juni.    Georg  Huges  aus  Hannover.    Diss.: 

Ueber  die  lineare  Transformation  der  The- 

tafunctionen. 

27.  Juni.     Walter    Friedensburg    aus  Ham- 

burg. Diss.:  König  Ludwig  der  Bayer  und 
Friedrich  von  Oesterreich  von  dem  Vertrage 
zu  Trausnitz  bis  zur  Zusammenkunft  in 
Innsbruck  1325—1326. 

28.  Juni.  Samuel  Löwenfeld  aus  Posen, 
Diss.:  Leo  von  Vercelli  999—1026. 

in.  Fönende  Promotionen  sind  unter  dem  De- 
canate  des  Professors  F.  Wüsten feld  vom  1. 
Juli  1877  bis  zum  30.  Juni  1878    bewilligt  und 

vollzogen  worden: 

11.  JuU  1877.  Friedr.  Chr.  Müller  aus  Wah- 
renholz bei  Gifhorn.  Diss.:  Untersuchungen 
über  die  Struktur  einiger  Arten  von  Elatine. 

14.  Juli.  Friedr.  Schwarzer  aus  Glatz  in 
Schlesien.  Diss. :  Ueber  Additions-  und 
Substitntionsproducte  des  Anthracens. 

20.  Juli.    Joseph    Will.  Spencer  aus  Dundas 


432 

in  Canada.  Diss. :  On  the  Nipigon  or  <3opper- 
bearing  rocks  of  Lake  saperior„  with  notes 
on  copper  mining  in  that  region. 

22.  Juli.  Faul  H  u  n  a  e  u  s  aus  Hannover.  Diss. : 
lieber  gechlorte  Aerylsäuren  und  über  einige 
dem  Chlorid  analoge  Körper; 

27.  Juli.  Carl  Otto  Schlutess  ans  Druxberge 
bei  Magdeburg.    Diss. :  De  Epimenide  Orete. 

29.  Juli.  Herrn.  Behaghel  v.  Adlerskron 
aus  Friedrichshof  in  Liyland.  Diss. :  üeber 
Dinitrosilicylsäure . 

31.  Juli.  Otto  Kern  aus  Hildesheim.  Diss.: 
üeber  die  Einwirkung  von  Brom  auf  M&- 
tamidobenzoesäure  und  von  Chlorbenzoyl  auf 
Orthoamidobenzoesäure ,  sowie  ein  Beitrag 
zur  EenntniA  der  Amide  der  2iimmtsaure. 

1 .  August.     Carl  Z  e  u  m  e  r  aus  Hannover.    Diss. : 

Die  deutschen  Städtesteuerii  im  12.  u.  13. 
Jahrhundert. 

2.  August.    Joh.  Nie.  Kruse  aus  Hennstedt  im 

Ditmarscben.  Diss.:    lieber  die  Alpha  Me- 

tanitro   ortho  amido    benzoesäure   und  die 

Ueberfuhrung  derselben  in  Metanitro  ben- 
zoesäure. 

3.  August.    Georg  Matthaei  aus  Qrünberg  in 

Schlesien.     Diss.:  Die  Klosterpolitik  Kaiser 

Heinrichs  IL     Ein  Beitrag   zur  Geitohichte 

der  Reichsabteien. 
5.  August.    Imm.   Ernst  Lausch  aas  Eönig»- 

berg.     Diss.:  Die  kärnthenisohe  Belehnungs- 

frage. 
7.  August.    Robert  Rollwage  aus  SeUde   am 

Harz.    Diss.:   üeber  gebromte  Salicylsäure 

und  Aethylimidobenzoesäure. 
(Fortseteong  folgt.) 


433 


JNaehriehteii 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften und  der  G.  A.  Universität  zu 

Göttingen. 


24.  JuU.  M  13.  1878. 


Universität 

Verzeichniß     der    Vorlesungen 
auf  der  Georg-Augusts-Üniversität  zu  Göttingen 

während  des  Winterhalbjahrs  IS'^^/iq. 

Die  Vorlesungen  beginnen  den  15.  October  1877 

und  enden  den  15.  März  1878. 

Theologie. 

Kritische  and  hermeneatische  Einleitung  in  die  kano* 
nischen  und  apokryphischen  Bücher  des  Alten  Testaments : 
Prof.  Bertheau  vierstündig  um  3  ühr. 

Einleitung  in  das  Alte  Testament:  Prot  Duhm  vier- 
stündig am  3  Uhr. 

Alttestamentliche  Theologie :  Prof.  Schultz  fünfstündig 
um  11  Uhr. 

Geschichte  des  Volkes  Israel:  Prof.  Duhm  dreistündig 
Montag,  Dienstag,  Mittwoch  um  4  Uhr. 

Leoen  Jesu:  Prof.  Wagenmann  vierstündig  um  9  Uhr. 

Erklärung  der  Genesis:  Prof.  Schultz  fünfstündig  um 
10  Uhr. 

Erklärung  des  Buches  des  Propheten  Jesaia :  Prof.  Ber- 
theau  fünfstündig  um  10  Uhr. 

Erklärung  der  chaldäischen  Abschnitte  des  Buches 
Daniel:  Derselbe  Dienstags  und  Freitags  um  2  Uhr. 

Erklärung  der  Psalmen :  Prof.  de  Lagarde  fünfstündig 
am  10  Uhr. 

Erklärung  der  Bücher  der  Richter  und  Samuelis :  Prof. 
Duhm  Donnerstags  and  Freitags  um  4  Uhr  öffentlich. 

36 


434 

Erklärnnf2f  der  synoptisohen  Evangelien:  Lic.  Wend 
fünfmal  um  9  Uhr. 

Erklärong  der  Briefe  des  Paalns  a^  die  Bölner  und 
Galater:  Prof.  Lünemann  fünfmal  um  9  Uhr.  ^ 

Erklärung  der  paulinischen  fi^efe  ÄÜt  iflitÄnUittttb  des 
Römerbriefs  und  der  Pastoralfariefe:  Prof.  Wieainger 
fünfstündig  um  9  Uhr. 

Erklärung  der  katholischen  Briefe :  Prof.  Ititsehl  fonf- 
mal  um  11  Uhr. 


Eirchengeschichte  Theil  TL:  Prof.  Wagenmann  fonf- 
stündig  um  8  Uhr.  .  •.    j   ^ 

Hannoversche  KirchengescHicnte :  Derselbe  SonnabendB 
um  8  Uhr,  öffentlich. 

Eirchengeschichte  der  neueren  Zeit  s^it  der  iteforntli- 
tion  mit  Rückeicht  auf  Hasse's  Eirchengeschichte:  Prof. 
Reuter  sechsmal  um  12  Uhr. 

Dogmengeschichte:  Derselbe  sechsmal  ttm  ^  Ühr. 

Ueber  die  sogen,  oecumenischen  Symbole:  ISA^Kd^üi^ 
husch  unentgeltlich  Mittwochs  nm  6  ühr. 

Comparative  Symbolik:  Prof.  Schöberlein  viermal  um 
5  Uhr;  Lic.  Kattenhusch  vierstündig. 


Prolegomena  zur  Dogmatik:  Prof.  Schöherteät  Sonn- 
abend um  12  Uhr,  öffentlich.  , 

Dogmatik  Th.  I.:  Prof.  Bitschi  fünfstündig  om  12  üfir. 

Theologische  Ethik:  Prof.  Schöherlein  f&fstundig  nm 
12  Uhr.  

Praktische  Theologie:  Prof.  Wiesinger  vito-  bis  fBnf- 
mal  um  3  Uhr. 

Eirchenrecht  und  Geschichte  der  KirchidnverliUBttttg 
s.  unter  Rechtswissenschaft  S.  485. 

Die  Uebungen  des  königl«  homiletischen  Seminan 
leiten  Prof.  Wiesinger  und  Prof.  Schultz  abwedbsekid 
Sonnabend  von  9—10  und  10 — 12  Uhr  öffentlich.  .. 

Eatechetische Uebungen:  Prof.  Wiesinger  ^AittiroiihByon 
5—6  Uhr,  Prof.  Schultz  Sonnabends  von  4—6  übr  öffentlich. 

Die  liturgischen  Uebungen  des  praktisch-theologischen 
Seminars  leitet  Prof.  Schöberlein  Mittwochs  um  6  Uhr 
und  Sonnabends  von  9—11  Uhr  öffentlich. 


Eine  dogmatische  Societät  leitet  Prof. .  Spfi^rlein 
Donnerstags  um  6  Uhr ;  eine  historisch^theologische  Qpiode- 
tät  Prof.    Wagenmann  Freitags  um  6  Uhr;  kirchenlüisto* 


435 

ÜBckh  UWbxi^  räf.  jR^!^  Ddl)pa«HCdg^  tiM  6  Uhr ; 
eine  hebraiBche, Gesellschaft  leitet  za  gele^f^neii  Sauden 
Ptoti  dif  Lägäfäii. 

Rechtswissenschaft. 

Institationen  des  Römischen  Rediti;  yiefüial  iiföö'hefit- 
%dä  ¥<in  tl--12  TJhir  FKrf.  HaHmähm 

mMmM  dM  röttisoben  R^htft:  fütifxüal  wö^shentlich 
▼cm  12—1  Uhr  Prof.  MätMaüH. 

BömiBoher^Civilprooess:  Prof.  Hartmann  Montags  und 
ÜdnilMtdgii  Von  4—5  tfhr. 

F^dekten^allgemeiner Theil und Sadhenrecht:  tllgliöh 
^tf  n-^12  ÜKr  ütfd  Sonnabetod  vöii  12  — 1  Ühi-  Prof. 

^^mMÄ,  Öbtigidiötiääreiöht:  ftUiföiil  vöt  12—1  Uhr 
Prof.  o.  Jhering. 

Bömisqhes  Erbrecht :  fünfmal  von  8  -  4  Uhr  Prof.  Wolff. 

Bfebitt0&^lSi4SQ^lit:  Ü^.  ZiUimhh  ttönÜ^,  l)iefistag, 
Dolmerstaff  ond  Freitag  von  10—11  Ohr. 

radeft^-hyctiöu&:  Dr.  Aielfnam,  Mittwoch  von  5 
—7  Uhr.  

Deotsohe  Staats*  nndJleeh^eschiohte :  fünfmal  wöchent- 
lich von  10—11  Uhr  Pkif.  Mejer. 
.    (JbssdiiohtQ.  des  .deutschen  Stadtewesens :  Prof.  Frens- 
dorjf  Mittwodki  nnd  Sonnabend  von  12—1  Uhr. 

Deutsches  Privatrecht  mit  Lehnrecht:  Prof.  Fremdorff 
lieMig,  Dienstag,  Donnerstag,  Freitag  von  11—1  Uhr. 

Handelsrecht  und  "^echselrecht  und  Seerecht:  fanftnal 
tfif  0—10  Uhr  Pr(^.  Thfil,  nach  swiem  Buch  (das  Han- 
delneoht  6.  Aufl.    Das  Wechselrecht  4.  Aufl.). 

Semoht:  sweinal  wöchentlich  Dr.  JShrenberg. 

Die  Lehre  von  den  Handelsgesellschaften,  sowie  den 
Erwerb«-  uad  Wirthsohaftsgenossenschaften :  einmal  wo- 
chenÜioh  unentgeltlich  Dr.  Ehrenberg. 

Preussisehe«  Privatrecht:  viermal  wöchentlich  von  11 
— la  Uhr  Prof.  Ziebarth. 

JDQjutaohgB  äirafrecht:  fünfmal  wöchentlich  von  10—11 
Uhr'  l^rof.  John. 

ißeschichte  des  Strafrechts  und  des  Strafprocesses  Dr. 
«.  j^esmbi^ü^j^d,  Donnerstag  von  4—5  Uhr  unentgeltlich. 

Presairiirai^t:  Dr.  v.  Kries  Sonnabend  von  11—12 
yyia  mientgeRlioii. 


I 


-»    ^^ 

1 

.:Ätr"» 

■  • 

:  .1  ■  TT. 

TT    • 

- 

-!rü.; 

lH-t:»!  il- 

-12 

- 

.*.  .• 

..".' 

^ 

*^^£l* 

2^tIinL : 

I»r. 

- 

• 

-    .1"*      t^. 

— 11 

^ 

• 

■-I 

-*>•     '.     ._- 

• 

•rw 

-UlTT! 

'l^'ivll. 

T.'E 

«  . 

1 

J 

kk 

•  •  1  i.t'_«  ■••"•^jjSi 

r"**tr 

::ii: 

'j'*   "»"srhii::- 

• 

'\.y. 

• 

.4  •    m^\t»\*m^m 

"T. 

- 

»  ■  j 

I*ifSffiiae 

::ni 

1 1""         ""^s..    '•      rü: — i:   'iii   j — ir  Till  It. 
.  ..^*i.— s  •  ••  '•  ^:.    :z     J'-^nax  vor  4- 


£?•.•.    Henle    Moni*: 

Prof.  Ilen'tt   täß^iici. 

?"     £'^"....  DienFtar.  I'ol- 

:/.:::.r  r::  Prcsector  I^r.  ;. 

:  ^rvAi  T  •Trwebelehre.  hk'i 

:    Lr-    i'.nLalen  Histolögif 
'^'trr  -.  Freitag  von  2— 

J'rrTi-.lojjie  mit  Erlänt«- 
•i  n-ipi'skopische  Demon- 
-»iiitf    Stunden   wöchentlich 


437 

Ezperimentalphysiologie  II.  Theil  (Physiologie  des 
Nervensystems  und  der  Sinnesorgane):  Prof.  Meissner 
täglich  von  10—11  Ühr. 

Ueber  Ange  und  Mikroskop  trägt  Prof.  Listing  zwei 
Blal  wöchentlich  in  passenden  Stunden  privatissime  vor. 

Arbeiten  im  physiologischen  Institute  leitet  Prof. 
Meissner  täglich  in  passenden  Stunden. 


Allgemeine  Pathologie  und  Therapie  lehrt  Prof.  Krä- 
mer Montag,  Dienstag,  Donnerstag,  Freitag  von  4-5  Uhr 
oder  zu  anderen  passenden  Stunden. 

Allgemeine  Pathologie  trägt  Prof.  OrOt  Montag,  Dienstag, 
Bfittwoch,  Donnerstag  von  12—1  ühr  vor. 

Pathologische  Anatomie  der  Knochen  und  Muskeln 
lehrt  Prof.  Orth  Sonnabend  von  12 — 1  Uhr. 

Demonstrativen  Cursus  der  pathologischen  Anatomie 
und  Histologie  hält  Prof.  Orth  Montag,  Mittwoch ,  Sonn- 
abend von  2—3  Uhr,  verbunden  mit  Sectionsübungen  au 
der  Leiche  zu  passenden  Stunden. 

Praktischen  Cursus  der  pathologischen  Histologie  hält 
Prof.  Orth  in  später  zu  bestimmenden  Stunden. 

Physikalische  Diagnostik  mit  praktischen  Uebungen 
lehrt  Prof.  Eichhorst  Montag  von  4—5,  Donnerstag  von 
4—6  ühr.  Dasselbe  trägt  Dr.  Wiese  viermal  wöchentlich 
in  später  näher  zu  bezeichnenden  Stunden  vor. 

Laryngoskopische  Uebungen  hält  Prof.  Eichhorst 
Montag  von  5-6  Uhr. 

üeber  Diagnostik  des  Harns  und  Sputums  nebst  prak- 
tischen Uebungen  trägt  Prof.  Eichhorst  Mittwoch  von  6 
— 7  Uhr  vor. 

Experimentelle  Arzneimittellehre  verbunden  mit  prak- 
tischen üebuugen  im  Receptiren  und  Dispensiren  lehrt 
Prof.  Marme  dreimal  wöchentlich  von  5—6  Uhr.' 

Die  gesammte  Arzneimittellehre,  mit  Demonstrationen 
und  Versuchen  verbunden,  trägt  Prof.  Husemann  fünfmal 
wöchentlich  von  3 — 4  Uhr  oder  zu  gelegenerer  Zeit  vor. 

Ausgewählte  Capitel  aus  der  Toxikologie  demonstrirt 
esroerimentell  Prof.  Marme  Donnerstag  von  6—7  Uhr 
öfienüich. 

üeber  die  Gifte  des  Mineralreichs  trägt  Prof.  Huse- 
mann Mittwoch  von  2     3  Uhr  öffentlich  vor. 

Pharmakologische  und  toxikologische  Untersuchungen 
leitet  Prof»  Marme  im  pharmakologischen  Institut  täglich 
privatiodme  und  gratis. 


m 

Uebongen  m^  UntopwaohanuB^en  fm  Am  fSitA^i^  fiat 
Pharsoj^ologie  unA  Toxikolggie  Ipitet  frof.  J^u^fif^m^ 
in  gewohnter  Weise. 

Pharmakognosie,  ü.  Thßil,  lehrt  Prof.  Wigß^s  tjifdfaX 
wöchentlich  von  3—8  Uhr. 

Pharmacie,  II.Theil,  lehrt  Prof.  Wigpers  sec^t^nul  wö- 
chentlich von  8-9  Ühr;  Djwplbe  ftpf.  p/9tf  J/j^  ^ 
Stunden  am  8  Uhr;  Dasselbe  l)r, Stromeyer  privalaanme. 

Elektrotherapeatisohe  Corse  verbanden  mit  praktiBohen 
üßbnngekn  an  Qesunj^n  and  Krankon  fattt  BxoL  Ifarmi 
zweimal  wöohentlich  in  spater  isa  beatimiDeiiden  Standou 

Specielle  Pathologie  und  Therapie  9.  fiälfte:  Prof.  M- 
stein  Dienstag,  Mittwoch «  Freit. ,  Sonnab.  von  4r^i  Uke, 

Ueber  aoute  Isieotionskrankheitan  tragt  (Prof.  Mäue 
viermal  wöchentlich  vor. 

Ueber  Hautkrankheiten  und  S^hilis  tv&gt  Prof.  Srä' 
mer  dreistündig  vor. 

Ueber  Kinderkrankheiten  2.  Theil  lieft  Prof.  J^(Morü 
Dienstag  und  Freitag  von  6 — 7  Uhr. 

Die  medioinische  Klinik  and  Poliklinik  leitafc  Prot 
Ebstein  täglich  von  10Vt--il3  TJhr, 

Specielle  Chirurgie :  Prof.  Lohmeyer  fünfmal  .wö(^bent- 
lioh  von  8—9  Uhr. 

Ueber  die  Krankheiten  der  Gelenke  tragt  Prof.  EihUg 
viermal  wöchentlich  von  5—6  lUhr  vor. 

Die  Lehre  von  den  cbirnrgiBQhen  OpQratiopei]|  .tnigt  - 
Prof.  Rosenbach  vier  Mal  wöchentlich  vor. 

Einen  chirargi3ch-diagno8ti8chen  Gorsos  halt  Dr.  JSiedel 
zweistündig. 

Einen  Verband-Gursus  hält  Dr.  Biedel  einatondig. 

Die  chirurgiAohe  Klinik  leiLet  Prof.  Kifnig  -^i^iflich 
ausser  Sonnabend  von  9 — 10  Uhr. 

Chirurgische  Poliklinik  wird  Sonnabend  von  10 — 11 
Uhr  von  Prof.  KOnig  u.  Prof.  üosenhach  gemeinsohaftlioh 
and  öffentlich  gehalten. 

Die  Anomalien  der  Befraction,  AcconunodatiMi  und  der 
Muskeln  des  Auges  mit  praktischen  Uebimgien  labit^Dlr. 
Deutschmann  zweimal  wöchentUeh  in  za  veüabvedfindfn 
Stunden. 

Aagenoperationscorsus  halt  Prof.  X«^' Mittwoch  vnd 
Sonnabend  von  8—4  Uhr. 

Praktische  Uebungen  im  Gebrauch  des  Aagenspiegels 
leitet  Prof.  Leber  gemeii^oh^Uioh  mit  Dtr.  Heuti^mann 
Mittwoch  und  Sonnabend  von  12-rl  Uhr. 


439 

^^luiik  dßr  Augenkrankheiten  hält  Frof,  Leber  Montag, 
Dienstaigr,  Donnemäg,  Freitag  von  12 — 1  Uhr. 

Demonstrativen  Cursas  der  Pathologie  und  Therapie 
dep  Ohren  mit  üebangen  im  üntersachen  des  Gehörorgans 
vwbiind|en  hält  Dr.  BUrkner  Dienst,  n.  Freit,  von  2—3  ühr. 

jPolijuinik  für  Ohrenkranke  hält  Dr.  Bürkner  an  zwei 
noch  ZQ  bestinjimendon  Tagen  von  12 — 1  ühr. 

Gebnrtskandß  trägt  Dr.  Hartwig  Montag,  Dienstag, 
l^tiJivpQh,' ^onnersfag,  Freitag  um  3  ühr  vor. 

''deimirtBlxfllfiiohen  Operationscnrsus  am  Phantomi  hält 
ProlP.  Sehwattz  Mittwoch  und  Sonnabend  am  8  ühr. 

Gyna«kologi8ohe  Klinik  leitet  Prof.  Schtvartz  Montag, 
^ebiftag,'  iDoiinerBtag  und  Freitag  am  8  ühr. 

'pfej^cniatfrfso&e  EUnik  in  Verbindang  mit  systematischen 
Vorträgen  über  Geisteskrankheiten  hält  Prof.  Meyer  Mon- 
taff  iipd  Donnerstag  von  4—6  ühr. 

GjQciohtlicl^  Medicin  trägt  Prof.  Krause  Dienstag  nnd 
Freitag  von  4—6  ühr  vor. 

Ueber  offeiitlidie  Gesundheitspflege  trägt  Prof.  it/ets^ner 
Dienstaif,  JtfiibtFOcb,  Freitag  von  5  —  6  ühr  vor. 


Anatomie,  Physiologie  und  specielle  Pathologie  derHaus- 
thiere  lehrt  TjP6f.  Esser  fönf  Mal  wöohenüioh  von  8— 9  ühr. 

Kfjnische  Demonstrationen  im  Thierhospitale  hält  Prof. 
JSssir  klza  veriftbredenden  Standen. 

•  Philosophie. 

Gefliohichte  der  alten  Philosophie:  Frof.Peipers,  Mont. 
DiemctCDonn.  Freit.,  5  ühr.  — -  Geschichte  der  neueren  Phi- 
loBOJ^e,  mit  Einleitung  über  Patristik  und  Scholastik :  Prof. 
Baumann,  Mont.  Dienst.  Donnerst.  Freit,  5  ühr.  -  DiePhi- 
Ipiföphie  EfmtB:  Dr.  Ueberhorst,  Mittw.  u.  Sonn.  12  ühr. 
■ '''^liogik  and  Encydopädie  der  Philosophie:  Dr.  Eeh' 
piseh,  ^ont.  Dienst.  Donnerst.  Freit.,  11  ühr. 

B2r&ämtni88theorie   und  Metaphysik:   Prof.  Baumann y 
Moni.  Dienst  Donn.  Freit.,  3  Uhr. 
'      PlBychoIbgie:  Prof.  Lotze,  vier  Stunden,  4  Ühr. 

Beligionqihilosophie:  Prof.  Xo/^,  Vier  Stunden,  10  ühr. 

ä^ohichte  una  System  der  Naturphilosophie :  Dr. 
Miükr,  vier  Stunden,  8  ühr. 

'  Ä<9ethdtik:   Pi^f:  Bohtz,   Mont.  Dienst  Donnerst  u. 
Freit,  U^I^u:. 


440 

lieber  die  TonempfinduDgen:  Dr.  Müller,  Mittwoch  4 
Uhr,  unentgeltlich. 

Prof.  Peipers  wird  in  einer  philos.  Sodet&t  AbBchnitta 
aus  Kants  Kritik  der  reinen  Yemonft,  Mittw.  4  Uhr,  be- 
handeln,  öffentlich. 

Philosophische  üebungen:    Dr.  Itehniseh, 

Dr.  Ueberhorsf  behandelt  in  einer  philos.  See.  Hnme's 
Untersuchung  in  Betreff  des  menBchlichen  VeistandsB 
(v.  Kirchmanns  Uebersetznng) ,  Donnerst.  6  Uhr,  un- 
entgeltlich. 

Dr.  Müller  wird  in  einer  psychologiodhen  Soc  einige 
ausgewählte  Kapitel  der  Psychologie  l^handeln ,  Freit.  6 
Uhr,  unentgeltlich. 

Geschichte  der  Pädagojgik:  Prof.  Krüger,  zwei  Staih 
den,  3  Uhr. 

Grundzüge  der  Geschichte  der  neneren  Pädagogik: 
Prof.  Baumann^  Mont.,  6  Uhr,  öffentlich. 

Die  Üebungen  des  K.  pädagogischen  Seminars  leitet 
Prof.  Sauppe^  Donn.  und  Freit.,  11  Uhr,  öffentüolL 

Mathematik  und  Astronomie.    ' 

Analytische  Geometrie:  Frot  Schwarz,  5  Stunden«  9  Uhr. 

Uebor  Maxima  und  Minima  (in  geometrischer  Behand« 
lungsweise) :  Prof.  Schwarz,  Mont.u.  Donn.,  4 Uhr,  öffentlich. 

Theorie  der  realen ,  der  imaginären  und  d^r  idealen 
Zahlen :  Prof.  Schering,  Mont.  Dienst.  Donnerst.  Freit.,  8  Uhr. 

Algebraische  Analysis ,  mit  einer  Einleitung  über  die 
Grundbegriffe  der  Arithmetik:  Prof.  Stern,  fünf  Standen, 
11  Uhr. 

Differential-  und  Integralrechnung  nebst  Einleitung 
in  die  analytische  Geometrie  der  Ebene:  Prof.  Ennepeir, 
Mont.  bis  Freit.,  10  Uhr. 

Theorie  der  bestimmten  Integrale:  Prof.  Stern ,  4 
Stunden,  10  Uhr. 

Einleitung  in  die  Theorie  der  analytischen  Functionen: 
Prof.  SchwarZyb  Stunden,  11  Uhr. 

Theorie  der  elliptischen  Funktionen:  Prof.  Enneper, 
Mont.  bis  Freit.,  12  Uhr. 

Molecular -Mechanik:  Prof.  Schering,  Mont.  Dienst. 
Donn.  Freit.  9  Uhr. 

Hydrostatik:  Prof.  Ulrich,  4  Standen,  5  Uhr.    ^' 


441 

Elektrodynamik  in  mathematischer  Behandlang:  Dr. 
Fromme  y    Dienst,  u.  Donn.  12  Uhr. 

Theoretische  Astronomie:  Prof.  Klinker fues,  Mont. 
Dienst.  Donnerst,  n.  Freit.  12  Uhr. 

In  dem  mathematisch  -  physikalischen  Seminar  leiten 
mathematische  Üebungen  Prof.  Stern  ^  Mittwoch  10  Uhr, 
und  Prof.  Schering,  Mittw.  8  Uhr;  leitet  geometrische 
Uebnngen  Prof.  Schwarz,  Freit.  12  Uhr;  giebt  Anleitung 
ZOT  Anstellung  astronomischer  Beobachtungen  Prof.  Klin' 
kerfues,  in  einer  passenden  Stunde.  Vgl.  Naturwissen- 
schaften S.  441. 

Mathematische  Gollo^uien  wird  Prof.  Schwarz,  priva- 
tissime  und  nnentgeltlich,  wie  bisher  leiten. 

Naturwissenschaften . 

Specielle  Zoologie»  2r  Theil:  Prof.  Ehlers,  Mont — 
Freit.  10  Uhr. 

Anthropologie:  Vvoi, Ehlers,  Mont. Dienst. Mittw.,  6 Uhr. 

Zootomisch-mikroskopischer  Kurs :  Prof.  Ehlers,  Dienst. 
und  Donnerst.  11 — 1  Uhr. 

Zoologische  Uebungen  wird  Prof.  Ehlers  taglich  mit 
Ausnahme  des  Sonnabend  von  10—1  Uhr  anstellen. 

Eine  zoologische  Societät  leitet  Prof.  Ehlers,  priva- 
tissime,  unentgeltlich. 

Allgemeine  Einleitung  in  die  Botanik:  Dr.  Drude, 
Mont.  bis  Freit.,  12  Uhr. 

Allgemeiner  Theil  der  Physiologie  der  Pflanzen:  Prof. 
Cfrisebaoh,  Mont.  u.  Donnerstag,  4  Uhr. 

Pflanzengeographie:  Prof.  Grisehach,  Dienst,  u.  Freit,, 
4  Uhr. 

Allgemeine  Botanik  (incl.  Anatomie  und  Physiologie 
der  Pflanzen):  Prof.  Reinke,  Mont.  Dienst.  Donn.  Freit., 
12  Uhr. 

Ueber  officinelle  und  medicinisch- wichtige  Pflanzen: 
Prof.  Reinke,  Dienst,  u.  Freit.,  4  Uhr. 

üeber  die  Krankheiten  der  Culturgewachse:  Prof. 
Reinke,  Mittw.  12  Uhr. 

Demonstrationen  von  Pflanzen  des  botanischen  Gar- 
tens: Prof.  Orisebach,  Mittw.  11  Uhr,  öfifentlich. 

Mikroskopisch  -  botanischer  Kursus :  Prof.  Reinke, 
Mittw.  von  8-12  Uhr. 

Mikroskopisch-pharmaceutischer  Kursus :  Prof.  Reinke, 
Bdimabexid  9—11  Uhr« 


H9 

MikroskopiBoher  Kuniu  zur  Dntenpohung  von  H|^- 
ruD)^-  und  Genassmitteb :  I^of.  JUinke,  Sgfmabj^  JLl 
—  1  Uhr. 

Anleitung  zu  eigfenen  botaniaefaen  Untemehqogan 
giebt  Dr,  Drude,  Mittw.  2—4  und  Sopnab.  ß— 1  Uhr, 
privatiBsime. 

Mit  den  Fortgeschritteneren  wird  (fr.  Jhrude  ^  bo- 
tanische Societät  Donnerst.  Abend  6  .Uhjr  forUetsen. 

Mineralogie:  Prof.  Klein,  fünf  Standen,  11  Uhr. 

Elemente  der  Mineralogie,  mit  besondirer  Berfiok« 
sichtigung  der  nutsbaren  Mineralien,  verfoondai  mit  De- 
monstrationen und  Uebungen:  Dr.  Lang  ^  Moni.  Difliui 
Donn.  Freit.,  2  Uhr. 

Erystallographie  (nadh  Millee)  wd  Krystalloptik : 
Prof.  Listing,  Mont.  Dienst.  Donn.  Freit.  12  Uhr. 

Palaeontologie :  Prof.  von  Seebaeh,  f&nf  SläuuUii,  9  Uhr. 

Petrographische  und  palaeontologisohe  Uebüigeii  leitet 
Prof.  von  Seebach,  Montag,  Dienstag  und'  Donneratag 
10—1  Uhr,  priyatissime,  aber  unentgeltlioh. 

Mineralogische  Uebungen:  Prof.  Klein,  Sonnabend 
10-12  Uhr,  öffentlich. 

Krystallographische  Uebungen:  Prof.  Klein ^  luriva- 
tissime,  aber  unentgeltlioh,  in  zu  bestimmenden  Skuiden. 

Die  in  der  Geologie  Fortgeschritteneren  ladet  Peel  wm 
Seebach  zu  der  geologischen  Gesellschaft  ein,  Mittwodi 
Abends  6-8  Uhr. 


Experimentalphysik,  zweiter  Theil:  Mag^tismuSi 
Elektricitat  und  Wärme:  Frol  lüecke,  Mont.  Diqä^ 
Donnerstag  Freitag,  6  Uhr. 

Ueber  Auge  und  Mikroskop:  Prof.  Listing,  priyatiB- 
sime,  in  zwei  zu  verabredenden  Stunden.  ' 

Die  praktischen  Uebungen  im  physikalischen  Labora- 
torium leitet  Prof.  Rieche,  in  Gemeinschaft  mit  den  >ä- 
sistenten  Dr.  Fromme  und  Eand.  NiemöÜer  (Ehnite  Ab- 
theilnng:  Dienst.  Donnerst»  Freit.  2—4  Uhr  nna  Spün- 
abend  9~  1  Uhr;  zweite  Abtheilung:  Dienst,  a.  Freit. 
2—4  Uhr,  Sonnabend  11-1  Uhr)! 

Physikalisches  Golloquium:  Prof.  Listing,  Sonnabend 
11—1  Uhr. 

Repetitorium  der  Physik,  in  gelohnter  Weise:  Dr. 
Fromme,  Dienst,  u.  Freit  6  Uhr,  privatissime. 

Mechanik  and  Elektrodynamik:  YgLJ^atherjfuOik  8.440. 


I9  dem  matliematisoh  -  physikalischen  Semin^ar  leitet 
»hysikalisohe  Uebtmgeii  Prof.  Listing,  Mittwoch,  am  13 
Jhftf  AosgVwIUUte  Kapitel  der  Experimentaiphyeiik  and 
1^  m^^ttiAq^^chep  Physik:  Prof.  Mieeke^  MittwQch  11 
Ihr.    YgL  Ma^tsmatik  und  Astronomie  S.  440. 


Allf[emeine  Chemie:  Prof.  Hühner,  sechs  Stand.,  9  ühr. 

A1lg[emeine  organische  Chemie  (2r  Theil) :  Prof.  Hüh" 
ler,  Freit,  12  ühr. 

<%p|[aiii8ohe  Chemie  für  Mediciner:  Prof.  von  Uslar,  in 
^pftter'sa  bestimmenden  Standen. 

Organische  Chemie  für  Landwirthe:  Prof.  ToUens, 
iont.  n.  Dienst.  10  ühr. 

Technische  Chemie  fär  Landwirthe:  Prof.  Toüens, 
ütt^.  Donnerst,  a.  Freit.  10  ühr. 

Chemische  Technologie,  IL  Theil:  Dr.  Post,  Dienst. 
md  DonnMnt,-12  ühr. 

Qoantitatiye  Analyse:  Dr.  Post,  2  Standen. 

^oalitative  Analyse:  Dr.  Post,  2  Standen,  anentoeltlich. 

Einzelne  Zweige  der  theoretischen  Chemie:  Dr.  Stro» 
m/tyifr,  privatissime. 

Uebongen  in  chemischen  Rechnangen  (Stoeohiometrie) : 
Pnrf.  ToUens,  Dienst.,  6  ühr,  öffentlich. 

OieTorlesangen  über  Pharmacie  s.  anter  Medidn  S.  487. 

Die  praktisch-öhemischen  üebungen  and  wissensch'afb- 
lii^ien  Arbeiten  im  akademischen  Laboratorium  leiten  die 
Professoren  Wühler  und  Hühner  in  Gemeinschaft  mit  den 
Ikssistenten  Dr.  Jannasch,  Dr.  Post,  Dr.  Freriehs,  Dr. 
PoHOfitrf,  Dr.  ßrüphner,  Dr.  Mudolph. 

Prof.  Boedeker  leitet  die  praktisch  -  chemischen  Ue- 
Imnjgon  im  physiologisch -chemischen  Laboratorium,  tag- 
lich ^it  Ausschl.  d.  Soünab.)  8 — 12  und  2—4  ühr. 

Prof.  Toüens  leitet  die  üebungen  im  agriculturchemi- 
Bohen  Laboratorium  in  Oemeinschaft  mit  dem  Assistenten 
Dr.  SehmOger ,  Mont.  bis  Freit,  von  8—12  und  von  2— 
i  Vbr.' 


Historische  Wissenschaften. 

m 

f^mgßfOfime  Srdkonde:  Dr.  KrUmmel,  Mont.,  Dienit, 
Domi.,  Freit  6  ühr. 

Pi;a)cti9o)>e  Piplpi^atik  mit  üebui^ien :  Prof.  Wemäcker^ 
Mont.  und  Dienst  9  Ul^jr. 


444 

Allgemeine  Geschichte  des  MitielalterB:  Prof.  Pauli, 
vier  StandeD,  8  Uhr. 

Geschichte  unserer  iZeit :  Prof.  Patdi,  4  Stunden,  6  ühr. 

Deutsche  Geschichte  im  Mittelalter:  Dr.  Bemkekn^  vier 
Stunden,  10  Uhr. 

Vergleichende  Verfassungsgeschichte  Deutschlands  und 
Frankreichs:  Prof.   Weizsäcker ^  4  Stunden«  4  Uhr. 

Aeltere  Geschichte  Frankreichs :  Prof.  Steindarf  ^  Sfitt- 
woch  u.  Sonnabend,  10  ühr. 

Geschichte  Italiens  seit  dem  Beginn  des  Mittelalters: 
Assessor  Dr.  Wüstenfeld ,  Mont.  Dienst.  Denn.  Freit, 
10  ühr,.  unentgeltlich. 

Ueber  moderne  Geschichtsauffassung:  Dr.  Semhemf 
1  Stunde,  6  Uhr,  unentgel^oh. 

Historische  Uebungen  leitet  Prof.  Paulis  Mittwoch,  6 
Uhr,  öffentlich. 

Historische  Uebungen  leitet  Prof,  Weitsäcker,  Freitage 
6  Uhr,  öffentlich. 

Historische  Uebungen  leitet  Prof.  Steindorff,  Donnerst, 
6  Uhr  öffentlich. 

Historische  Uebungen:  Dr.  Bemheim,  Dienst.,  6  Ubr, 
unentgeltlich. 

Historische  Uebungen:  Dr.  Höhlbaum,  1  Stunde,  un- 
entgeltlich. 

Eirchengeschichte :  s.  unter  Theologie  S.  484. 

Geschichte  des  deutschen  Stadtewesens  s.  unter  JRechtt' 
Wissenschaft  S.  485. 

Staats  Wissenschaft  und  Landwirthschaft. 

Einleitung  in  das  Studium  der  Statistik:  Prof.  Wappäus, 
Mittw.  u.  Sonn.,  11  Uhr. 

Nationalökonomie:  Dr.  Pierstorff^  4  Stunden,  5  Uhr. 

Volkswirthschafbspolitik  (praktische  Nationalökonomie) : 
Prof.  Hanssen,  vier  Stunden,  3  Uhr. 

Lehre  vom  Gelde  und  Kredit:  Prof.  Soetbeer,  Dienst, 
und  Donn.,  6  Uhr. 

Entwicklung  der  Fabrikgesetzgebung  in  England:  Dr. 
Pierstorffy  Mittw.,  6  Uhr,  unentgeltlich. 

Unterredungen  über  kameralistische  Gegenstande:  Prof. 
Hanssen^  in  2  zu  bestimmenden  Stunden,  privatissime, 
aber  unentgeltlich. 

Yerfassungsgeschichte  von  Deutschland  und  Frank« 
reich:  vgl    Histor.   Wissensch.  S.  444. 


445 

ESmleitiuig  in  das  landwirthschafbliche  Studium :  Prof. 
Drechsler f  1  Stunde,  öffentlich. 

Allgemeine  Ackerbaulehre :  Dr.  ^e«ca,  zweimal  wöchent- 
Kch,  10—11  Uhr. 

Die  Ackerbausysteme  (Felderwirthschaft,  Feldgraswirth- 
Schaft,  Fruchtwechselwirthschaft  u.  s.w.):  Prof.  Griepen- 
kerU  in  zwei  passenden  Stunden,  unentgeltlich. 

Die  allgemeine  und  specielle  landwirthschaftliche  Tbier- 
prodactionslehre  (Lehre  von  den  Nutzungen ,  Ba^en ,  der 
Züchtung,  £mährung  und  Pflege  des  Pferdes,  Rindes, 
Schafes  und  Schweines):  Prof.  Griepenkerl,  Mont.,  Dienst., 
Donnerst,  und  Freit.,  5  Uhr.  —  Im  Anschluss  an  diese 
Vorlesungen  werden  Exkursionen  nach  benachbarten  Land- 
gutem und  Fabriken  veranstaltet  werden. 

Landwirthschaftliche  Betriebslehre:  Prof.  Drechsler, 
yier  Stunden,  4  Uhr. 

Die  Lehre  vom  Futter:  Prof.  Henneher g^  Mont.,  Dienst. 
nnd  Mittw.,  11  Uhr. 

Landwirthschafbliches  Praktikum:  Prof.  Drechsler  und 
Dr.  Fesca  (Uebungen  im  landw.  Laboratorium,  Freit,  u. 
Sonnabi*  9  —  1  Uhr;  Uebungen  in  landw.  Berechnungen, 
Dienst,  und  Donnerst.,  12  Uhr). 

Landwirthschaftliche  Societät:  Prof.  Drechsler,  priva- 
üssime,  unentgeltlich. 

Exkursionen  und  Demonstrationen:  Prof.  Drechsler, 
Mittwoch  Nachmittag. 

Organ,  u.  techn.  Chemie  u.  praktisch-chemische  Uebungen 
f.  Landwirthe  s.  unter  Naturwissenschaften  S.  441. 

Anatomie,  Physiologie  und  Pathologie  der  Hausthiere 
8.  Mediein  S.  439. 

Literärgeschichte. 

Geschichte  der  griechischen  Dichtung  bis  auf  Alexander 
den  Gr.:  Vrof, Dilthey,  Mont.  Dienst.  Denn.  Freit.,  12 Uhr. 

Geschichte  der  deutschen  Nationalliteratur  bis  zum  An- 
fang des  16.  Jahrhunderts :  Prof.  W,  MüUer,  vier  Stunden, 
8  Uhr. 

Üeber  die  deutsche  Dichtung   des    16.  Jahrhunderts!^ 
Prof.  Goedeke,  Mittw.  5  Uhr,  öffentlich. 

Alterthumskunde. 

Die  bauliche  Einrichtung  des  griechischen  und  römi- 
0chen  Theaters  auseinandersetzen,  die  scenischen  Alter- 


446 

tbümer  der  Griechen  Tortngen  nnä  Emipiäti  Ky^Üm  er- 
kiiren  wird  Prof.  Trit»setW,  vier  ofe  föttf  Sf tulded,  lOüÜr. 

lai  k.  archäoiogiBchen  SeminAr  wird  Fr6f.  WUuUf 
lutfkctiwähite  Kuzutwerke  e^iren  Imasen,  Sonnilbeiid  ^2 
Vbr  >^ntlich.  —  Die  sdiriftlieheii  Arbesten  tfe^  Ifitglie- 
ier  -viri  ^r  privstimime  benrtheilen. 

'.{L^miwfae  Staatsalterthnmer:  Dr.  Gilbert,  vi^  StdiMb, 
*  '.br 

>iitaefie  Hjtkalcstai:  Dr.  Wüken,  MMw.,  4  Uhr,  ilii- 

r-fCisr  dse  deiRAche  Heldeoeage:  Dr.  TiUmofm,  IMüiüt 
X  FrKt-.  6  ühr.  aa*c:«eltlic!i. 

\'ergleicheiide  Sprachlehre. 

Ueber  die  Entwickinng  der  iiidogerBiaBiflebeii  Sprukm 
and  Völker:  Prof.  FüJk.  2  Stunden,  10  Uhr,  öfientüch. 

KrklämDg  der  umbrischen  und  oakiichen  SpracSideiik- 
mäler:  Prof.  ^irA-,  4  Stunden.  10  Chr. 

Litaaiscbe  Grammatik  nnd  Erklirang  litSDisofadr  Teife: 
Dr.  Beizenhergtr^  2  Stonden. 

Orientalische  Sprachen. 

Die  Yorlesoneen  über  das  Ä.  and  N.  Teetament  nebe 
unter  Theohf^te  S.  433. 

Aasg^ewählte  Stücke  aoB  Arabiachen  Schriftstellem  er- 
klärt Prof.   Wfi^tenfeid  privatianme. 

Hebräische  Geeellachaft  s.  Theologie^  S.  486. 

Grammatik  der  Sanskritsprache :  Prof.  Benfey,  m  drei 
zu  verabredenden  Standen. 

Griechische  und  lateinische  Sprache. 

Aristophanes  Fröeche:  Vrot  von  LeuUch,  vi^  Standen, 
12  Uhr. 

Euripidee  Kyklops:   vgl.  AUerthumskunde  8.  446. 

Geschichte  der  griechischen  Metrik  und  die  Elemente 
^  der  Rhythmik :  Prof.  von  Zeutsch,  vier  Standen,  10  XJkt» 

Griechische  Syntax :  Prof.  Sauppe,  Hont.,  Dienst.,  Domi., 
Freit,  9  ühr. 

Geschichte  der  grieoh.  Dichtung  s.  Literärg.  S.  445. 

Plautus  Pseudulus:  FTO{.Saupp€,  Hont  Dienst  Donn. 
Freit.,  2  ühr. 

^m  K.  philologischen  Seminar  lieitöt  die  ildhrifdichen 
ien  nnd  Dispntationen  Prof.  Düthm/,  Mittut.  II  Uhr; 


U7 

VÜit  HicJägülir  eifklaren  Prof.  von  Zeüisch,  Moni,  h,  Dienst., 
11  Uhr:  läast  Lucretius  B.I  erklaren  Prof.  Sauppe^  Don- 
j^frsO:  fMU  11  tJhr,  W^B  öffentUob. 

1^  j^liiiöio^clifat  ^oseitiinar  leiten  die  BchHftlichen 
Arbeitep  und  Disputationen  die  Proff.  v.  LeuUch  (Mitti^. 
16  Üitf) ,  Shujp^e,  (BÜittW.  'l  ühr)  and  Dilthey  (Sbnnab. 
11  tJ&J;  ÄsÄt  Tyr^UÄ  frof.  t>.  LeuUch  MittW.  10  ülir, 
und  Lncretias  B.  VI  Prof.  Sauppe  erklaren,  Mittw.  2  ühr, 
iSÜk  6i^M. 

tHiiitsiche  Sprache. 

Gtrammatik  der  gotischen  Sprache:  Prof.  Ftck,  zwei 
8(Mäi\B^  11  Uhr,  iMit]i6h. 

dmmhä  ^^iäkiSmik  imd  Lekt^e  d^r  götU^chdn  ßib^l- 
ubersetzong:  Dr.  Wtlken,  Mittw.  u.  Sonnab.  11  Uhr. 

Altnor£fM)h6  Grammatik  and  Lektüre:  Dr.  Wüken, 
Mont.  Di^st.  bonnerst.,  9  Uhr. 

mk  altho^deütf^heh  Dialekte  and  ihre  Quellen:  Dr. 
BSM^ifr^r,  I  Stunde,  unentgeltlich. 

l^lmnk  althochdäütscher  und  mittelhochdentscher 
mAtüA^  Säöh  W.  WfLbkemsgels  kl^inerein  Altdeutdebdm 
mn^ya/d^b&i  Prbf.  W,MaUer,  Mont.,  Dienst.,  Donn.,  idUhr. 

Di^  Uäbliäg^  der  deutschen  Gesellschaft  leitet  Pr6f. 
WUh.  Mmier,  Di^x^t.  6  Uhr. 

G^GÜddlite  Aet  deutschen  Literatur :  s.  Literärgeschichte 
9.  49d. 

Neuere  Sprachen. 

AlttenEÖsisohe  Grammatik,  mit  Erläuterung  des  Ro- 
londlifiedes  (nach  seiner  Au^be,  1878) :  Prof.  Th.  Müller, 
Hoii^  Dienst.,  Donnerst.,  4  Uhr. 

Uebutagen  in  der  französischen  und  englisohei^  Sprache, 
die  ohiteren  Mont.  Dienst.  Mittw.,  die  letzteren  Donnerst. 
Freit.  SonnabeM  lH  Uhr:  Prof.  Th,  Müller. 

In  der  romanischen  Societat  wird  Derselbe,  Freitag  4 
JJht^  öfifenÜich,   diä  Elemiänte   der  italienischen  Sprache 

Schöne  Künste.  —  Fertigkeiten. 

Unterricht  im  Zeichnen  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
natnrhistorische  und  anatomische  Gegenstande:  Zeichen- 
lehrer Peters^  Sonnabend  Nachm.  2—4  Uhr. 


•  u 
.  i.« 

t 

r 

i 

.4 


.:jr  i-."." 

.,i.tCtlffl 


449 

Nachrichten 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften und  der  G.  A.  Universität  zu 

Göttingen. 


14.  August.  M  14.  1878. 

Maiglicbe  Gesellschaft  in  Wissenseiiafteii. 

Sitznng  am  8.  August. 

Klein,  über  den  Feldspath  im  Basalt  vom  Hohen  Hagen 
bei  Göttingen  and  seine  Beziehangen  zum  Feldspath 
Ton  Mte.  Gibele  auf  der  Insel  Pantellaria. 

Thomae,  corresp.  Sätze  aus  der  FoBotionstheorie. 


üeber  den  Feldspath  im  Basalt  vom 
Hohen  Hagen  bei  Göttingen  und  seine 
Beziehungen  zu  dem  Feldspath  von 
Mte.  Gibele   auf  der  Insel  Pantellaria. 

Von 

C.  Klein. 

In  den  Studien  des  Göttingischen  Vereins 
bergmännischer  Freunde  1849  Bd.  V  p.  83  u.  f. 
hat  Hausmann  das  Vorkommen  des  sogenannten 
glasigen  Feldspaths  yom  Hohen  Hagen  beschrie- 
ben, sein  specifisches  Gewicht  zu  2,5927  ange- 
geben und  zwei  von  Schnedermann  ausgeführte 
Analysen  mii^etheilt,  von  denen  die  weiter  un- 
ten an  erster  Stelle  stehende  vielfach  in  Lehr- 
und  Handbücher,  so  z.  B.  in  die  Mineralchemie 
von  Bammelsberg  übergegangen  ist. 

Nach  dieser  Analyse  besteht  der  Feldspath 
aus: 

37 


451 

>paltBtnckchen  nach  Basis  nnd  seitlichem  Pina- 
^oid,  so  weichen  sie  wenig  von  90®  ab,  geben 
'ft  «Uesen  Werth  ganz  genau ;  die  optische  Orien- 
irang  ist  in  Schliffen  nach  der  Basis  fast  der 
oute  P  :  M  senkrecht  und  parallel  und  auf 
[em  seitlichen  Pinakoid  findet  mit  derselben 
Quite  eine  Schiefe  der  Hauptauslöschungsricb- 
oi^  des  Lichtes  statt,  die  nur  wenig  von  dem 
ar  den  Sanidin  bekannten  Werthe  verschie- 
Itn  ist. 

Nach  all'  diesen  Merkmalen  könnte  man 
(lanben  einen  monoklinen  Feldspath  vor  sich 
m  haben  und  doch  ist  dem  nicht  so. 

Wenn  man  zu  einer  genaueren  Untersuchung 
Schliffe  nach  der  Basis  herstellt  und  darauf  ach- 
M9t,  daß  dieselben  normal  zum  seitlichen  Pina- 
coid  seien,  so  findet  man  stets  für  die  Haupt- 
DMse  des  Feldspaths   eine  schiefe  Auslöschung 

E^enüber  der  Kante  P  :  M,  Es  wurde  bei 
Wendung  von  Na  licht  und  unter  Zuhülfe- 
lahme  der  Brezina'schen  Doppelplatte  ^)  sowohl, 
iIb  auch  der  Quarzplatte,  vermittelst  des  polari- 
drenden  Mikroskops  gefunden,  daß  eine  Abwei- 
shnng  von  3<^  —  4®   zu  beobachten  ist  und  die 

1)  Bei  dieser  Gelegfenheit  wurde  meist  mit  einer  auf 
Im  Ooalar  des  Mikroskops  orientirt  aufzusetzenden  Bre- 
dna'sdien  Platte  gearbeitet.  ~  Die  Verwendbarkeit  der- 
lelben  beim  Groth'schen  Stanroskop  läßt  sich  dadurch 
uedeatend  steig;em,  daß  man  die  Erystallplatte  nicht 
rSUig  das  Loch  des  schwarzen  Glases,  auf  das  sie  befe- 
ittgt  wird,  überdecken  läßt,  so  daß  noch  etwas  Licht 
MHtlioh  durchgeht.  Durch  Neigen  des  Auges  sieht  man 
laim  die  Erscheinung  ein  Mal  ungestört,  das  andere  Mal 
beobachtet  man  die  Veränderung  derselben,  welche  durch 
lie  Erystallplatte  bewirkt  worden  ist,  kann  durch  Drehen 
Im  TiBohes  die  zweite  Erscheinung  immer  vollkommener 
imden  lassen  and  dieselbe  gewissermaßen  auf  die  erste 
Bugtftllffln,  — 

37* 


452 

klarsten   Stellen  Werthe   von   3Vf^— 3V4®   er- 
geben. 

Vielfach  zeigten  sich  im  polarisirten  Liebte 
Zwillingslamellen  nach  dem  Gesetze:  »Zwillings- 
axe  senkrecht  anf  M*  in  den  Schliffen  einge- 
^schaltet.  Diese  Lamellen  yariiren  in  ihrem  Auf- 
treten sehr  und  yerlanfen  von  breiten  nebenein- 
ander herziehenden  Bändern  bis  zn  den  feinsten 
in  einander  gekeilten  Partien^).  Letztere  wer- 
den, besonders  bei  Anwendung  der  Quarsplatte 
im  Mikroskop,  als  in  Zwillingsstellung  befindlidi 
erkennbar,  die  meisten  der  ersteren  lassen,  bei 
einer  gewissen  Breite,  eine  Abweichung  der 
Hauptauslöschungsrichtung  des  Lichts  von  der 
Kante  P  :  itf  bis  zu  3^  und  4®  wahrnehmen. 

Stellen,  die  sich  bezüglich  der  Kante  P:M 
orientirt  erweisen  würden,  habe  ich  in  den  ge- 
nau senkrecht  zu  M  gefertigten  Schliffen  nicht 
beobachten  können ,  dagegen  zeigten  sieh  mir 
bisweilen  Lamellen,  die  eine  größere  Abweichung, 
als  die  vorhin  erwähnte,  nämlich  von  etwa  10®, 
darboten.  Auf  die  Deutung  dieser  übrigens  nicht 
oft  beobachteten  Lamellen  werde  ich  später  ein- 
gehen. 

Fertigt  man  Schliffe  nach  dem  seitlichen 
Pinakoid  JfcT  an,  so  zeigt  sich  eine  Schiefe  von 
6^40',  gebildet  von  der  Hauptauslöschungsrich- 
tung des  Lichts  mit  der  Kante  P  :  M  und  he- 
gend im  stumpfen  ebenen  Winkel  der  Kanten 
P  :  M  und  31  :  Je.  Diese  Zahl  stellt  einen 
Mittelwerth  zahlreicher  mit  Na  licht  ausgeführter 
Beobachtungen  dar. 


1)  Die  überaus  feine  Bildung  dieser  Zwillingslamelleo 
gestaltet  die  Basis  zu  einer  Scheinfläche  um,  auf  der  die 
Differenzen  der  Neigungen  P  :  M  ausgegliehen  sind,  so 
daß  dann  P  :  M  fast  unter  90^  neigt. 


453 

'  Schleift  man  endlich  DünnschliflFe  aus  der 
Zone  der  Basis  znm  vorderen  Pinakoid  Tc^  so 
zeigen  sich  im  polarisirten  Lichte  die  Zwillings- 
lamellen sehr  deutlich  und  die  Auslöschungs- 
schiefe  nimmt  in  den  einzelnen  Individuen  ge- 
genüber der  Zwillingsgrenze  zu,  bis  der  Schliff 
normal  zur  ersten  Mittellinie  der  optischen  Axen 
steht. 

In  Schliffen,  die  ungefähr  in  der  Bichtung 
des  vorderen  Pinakoids  gefertigt  waren,  aber 
nicht  senkrecht  auf  dem  seitlichen  standen, 
konnte  ich  eine  Schiefe  von  5^  in  dem  einen, 
von  13 Va^  in  dem  anderen  Systeme  der  Zwil- 
lingslamellen beobachten.  In  einem  besser  orien- 
tirten ,  d.  h.  näher  senkrecht  auf  M  stehenden 
Schliff  derselben  Lage,  waren  diese  Abweichun- 
gen 9Va®  und  lO«. 

Waren  die  Schliffe  annähernd  senkrecht  zur 
ersten  Mittellinie  der  optischen  Axen  und  dabei 
möglichst  senkrecht  auf  dem  seitlichen  Pinakoid, 
so  beobachtete  ich  bei  Untersuchung  der  Zwil- 
lingslamellen : 

15®  Abweichung  in  dem  einen;  12®  in  dem  an- 
deren Individuum 

13®  Abweichung  in  dem  einen;  11®  in  dem  an- 
deren Individuum 

14®  Abweichung  in  dem  einen;  12®  in  dem  an- 
deren Individuum 

15®  Abweichung  in  dem  einen;    I4V2®    in  dem 

anderen  Individuum, 

ein  jedes  Mal  von  der  Zwillingsgreuze  aus  ge- 
messen. Ich  glaube  sonach,  daß  bei  genau  senk- 
rechter Führung  ,des  Schliffs  zur  ersten  Mittel- 
linie noch  größere  Werthe  erhalten  werden  kön- 
nen, wenngleich  der  von  Des-Cloizeaux  angege- 
bene Werth  für  die  von  ihm  untersuchten  Oligo- 


454 

klase  mit   18^  10'    nicht   ganz  erreicht  werden 
dürfte. 

Daß  der  vorliegende  Feldspath  aber  ein  Oligo- 
klas  und  kein  Orthoklas  sei,  das  beweisen  die 
eben  erwähnten  Schliffe  auf  das  Beste,  und  nicht 
eine  Spur  von  Feldspath,  der  Auslöschung  senk- 
recht und  parallel  der  Zwillingsgrenze  zeigen 
würde,  ist  in  ihnen  vorhanden,  wie  mich  eine 
eingehende  und  sorgföltige  Prüfung  der  biswei- 
len sehr  feinen  Zwillingslamellen  mit  der  Quarz- 
platte gelehrt  hat.  Ueberdies  beobachtet  man 
noch  in  den  beiden  letzten  Arten  von  Schliffen 
(nach  dem  vorderen  Pinakoid  und  nahe  senk- 
recht zur  ersten  Mittellinie)  Lamellen  annähernd 
nach  der  Basis  (Gesetz:  Zwillingsaxe  die  Makro- 
diagonale) eingelagert,  wodurch  das  Ansehen  der 
Schliffe  im  polarisirten  Lichte  ein  sehr  fein  git- 
terartiges wird. 

An  drei  Präparaten,  annähernd  senkrecht 
zur  ersten  Mittellinie  geschliffen,  konnte  ich 
endlich  auch  Axenaustritt,  Dispersion  und  Cha- 
rakter der  Mittellinie  beobachten.  Wurden  die 
einheitlichsten  und  klarsten  Stellen  dieser  Prä- 
parate zur  Untersuchung  verwandt,  so  zeigte 
sich  ein  ziemlich  großer  Axenwinkel  mit  einer 
Dispersion  der  Axen  ^>t?,  ferner  horizontale 
Dispersion  der  Axenebenen  und  negativer  Cha- 
rakter der  ersten  Mittellinien. 

Im  Axenwinkelapparat  fand  ich: 

2J?^  =  620  15'  Roth  (Li) 

=  610  30'  Gelb  (Na), 

woraus    sich    unter  Berücksichtigung  der   Bre- 
chungsexponenten des  Oels: 

n  =  1,47062  (Li) 
=  1,47220  (Na) 
ergaben : 


455 

iE^  =  980  577»'  (Li) 
=  97039'      (Na). 

Sämmtliche  Stücke ,  in  denen  der  Axenaus- 
tritt  nntersuebt  wurde,  habe  ich  endlich  noch 
daraaf  geprüft,  ob  die  Ebene  der  optischen  Axen 
mit  der  Spalttrace  des  seitlichen  Pinakoids  recht- 
winkelig sei.  In  allen  Fällen  konnte  eine  Ab- 
weichung bis  zu  150  constatirt  werden,  sonach 
ist  auch  dadurch  die  trikline  Natur  des  Feld- 
spaths  erwiesen. 

Sucht  man  nach  diesen  Mittheilungen  die 
Art  des  vorliegenden  Feldspaths  zu  bestimmen, 
so  ist  das  Auftreten  von  monoklinem  Feldspath 
vorab  ausgeschlossen  und  durch  die  Abweichung 
der  Hauptauslöschungsrichtung  des  Lichts  von 
30  — 40  in  SchliflFen  nach  der  Basis,  aber  senk- 
recht auf  dem  seitlichen  Pinakoid,  die  Anwesen- 
heit von  Oligoklas  erwiesen. 

In  den  SchliflFen  dieser  Orientirung  kommen, 
wie  mitgetheilt,  bisweilen  Lamellen  vor,  die  un- 
ter einem  Winkel  von  10^  und  darüber  auslö- 
schen. Ob  dieselben  Mikroklin  sind,  wie  man 
vermuthen  könnte,  soll  am  Schlüsse  gezeigt 
werden.  Jedenfalls  erweist  sich  die  Hauptmasse 
des  Feldspaths  in  SchliflFen  nach  P  als  Oligoklas. 

In  den  SchliflFen  nach  dem  [seitlichen  Pina- 
koid läßt  sich,  da  Oligoklas  und  Mikroklin  hier 
annähernd  gleiche  Schiefe  der  Auslöschung  ha- 
ben, bezüglich  des  Auftretens  dieser  beiden  Feld- 
spathe  nichts  Sicheres  aussagen;  ausgeschlossen 
sind  aber  Albit  und  Labradorit. 

In  SchliflFen,  senkrecht  zu  M  und  ungefähr 
senkrecht  zu  P  weisen  die  Hauptauslöschungs- 
richtungen  des  Lichts  auf  Oligoklas,  Albit  oder 
Mikroklin  hin,  der  Labradorit  ist  hier  ausge- 
schlossen, überdies  auch  durch  die  .Untersuchung 


456 

des  Axenbildes,  der  Dispersion  nnd  des  Charak- 
ters der  ersten  Mittellinie  der  Albit,  sodaß  nnr 
Oligoklas  und  Mikroklin  in  Frage  kommen. 
Sämmtliche  Schlifife  erweisen  endlich  das  Fehlen 
des  Anorthits. 

Somit  bleibt  für  die  Hauptmasse  des  Feld- 
Späths  nur  Oligoklas  übrig,  yorbehaltlieh  der 
Deutung  der  Lamellen,  die  man  als  Mikroklin 
ansehen  könnte. 

Um  dies  Resultat  auch  durch  die  chemische 
Analyse  zu  prüfen,  ersuchte  ich  Herrn  Dr,  Jan- 
uasch,  ersten  Assistenten  am  Wöhler  -  Hfibner'- 
schen  Laboratorium  um  die  Ausfuhrung  einer 
sorgfältigen  ABaljse.  Zu  derselben  wurden  zwei 
lVi>beu  des  Feldspaths  Tom  Hohen  Hagen  Ter- 
w endet,  Ton  denen  die  eine  nur  sehr  klein  war 
und  darthun  sollte,  ob  der  betreffende  KrystaQ, 
von  dem  sie  genommen,  in  der  Hauptsache 
Reiche  Zusammensetzung  mit  den  anderen  habe, 
ilie  etwas  eisenschüssig  waren,  aber  in  reichli- 
cherer Menge  zu  Gebote  standen. 

Die  annähernd  gleiche  Constitution  beider 
Proben  hat  sich  bei  der  Analyse  herausgestellt 
und  die  Probe,    von   dem  reichlich^en  Material 


genommen ,    ergab : 

SiO» 

—  64,33'>/. 

A1»0» 

—  21,97 

Fe»0» 

=    0,45 

CaO 

—    2,07 

MgO 

—    0,13 

Ka»0 

—    4,95 

Na»0 

—    6,99 

100,89. 

Rechnet  man  die  0,45^0  Fe*0'  als  nachtrag- 
lich eingedrungen  ab,  was  durch  den  mikrosko- 
pischen Befund  Tollig  bestätigt  wird,  so  enthält 

"  Wspath  in  100  Theilen: 


457 


Ox. 

SiO» 

—  64,05 

34,16 

10,45 

A1*0» 

—  21,87 

10,23 

3,13 

CaO 

—     2,06 

0,59  1 

MgO 

—    0,13 

0,05  1 

t 

Ka«0 

—    4,93 

0,84    ' 

1 

Na»0 

—     6,96 

1,80  . 

100 
Berechnet  man  aus   den  gefundenen  Mengen 
von  CaO  (MgO),  Ka^O  und  Na^O    die   entspre- 
chenden Feldspathconstitutionen,  so  ergiebt  sich: 
Kalkfeldspath      =  11,10% 
Kalifeldspath        =  29,19,, 
Natron  feldspath  =  58,89,, 

"99,i8o/o' 
Es  liefert  die  Analyse  zu  wenig :  0,05o/o  SiO^, 

zu  viel:      0,87 „AP03. 

Die  optische  Untersuchung  fordert  wesentlich 
Oligoklas.  Ist  nur  dieser  Feldspath  vorhanden, 
so  gibt  die  Berechnung  seine  Zusammensetzung, 
welche  sich  zwischen  den  einfachen  Verhältnis- 
sen der  drei  Feldspathe  1  :  2V2  :  5  und  1:3:6 
bewegt,  ohne  einem  derselben  indessen  völlig  zu 
entsprechen.  Kann  neben  Oligoklas  noch  Mi- 
kroklin  angenommen  werden,  so  ist  eine  Be- 
rechnung der  Zusammensetzung  dieser  beiden 
Feldspathe  nicht  thunlich,  da  man  nicht  sagen 
kann,  ob  der  Oligoklas  reiner  Kalknatronfeld- 
spath  sei  und  keinen  Kalifeldspath  isomorph 
beigemischt  enthalte,  andererseits  kann  auch 
nicht  bewiesen  werden,  daß  der  auftretende  Mi- 
kroklin  aus  reinem  Kalifeldspath  bestehe. 

—  Was  schKeßlich  das  Auftreten  der  Kry- 
stalle  des  Feldspaths  vom  Hohen  Hagen  anlangt, 
so  hahe  ich  der  Hausmann'schen  Beschreibung 
derselben  nur  das  hinzuzufügen,  daß  man  in  den 


459 

1  es  ist  aber  iiicht  nur  nicht  nach- 
Pe  Substanz  wirklieh  orthoklasti- 
,  soudera  es  haben  OligoklaA 
^uch  dem  Orthoklas  sehr  naheste- 
hingssc  bieten. 

iarakteristisehe  SchliflF  zur  Unter- 

Eoklinen  nnd  trikÜDCD  Feldspaths, 

seht  zu  M  und  anch  senkrecht  zu 

macht  worden. 

Brsachte  ich  Herrn  Dr.  Förstner  mir 

jerial    zum  Vergleich    zu   senden   nnd 

Jl  größter  Bereitwilligkeit  mehrere  Kry- 

ffir  ich  hiermit  nochmals  meinen  besten 

Besen  Kry stallen  konnte  ich  zunächst 
TH.  Dr.  Förstuer  angegebenen  optischen 
hingen  beätätigeo,  aber  mich  nicht  der 
mnten  Herrn  gegebenen  Deutung  der- 
bnschließeii.  Die  von  mir  erhaltenen  Be- 
W'änd  die  folgenden: 

feinem  Schliffe  nach   dem  seitlichen  Pino- 
'  M  beobachtet    man    AualÖBchungsschiefen 
Ftler  Kante  P:M,  die  an  vier  verschiedenen 
lien  die  Werthe: 

774',  6»,  5»//  und  6" 
Mn,  Dr.  F.  gibt  den  Werth  von  eVi"  an. 
fOrnnd  dieser  Beobachtungen  kann  man  nicht 
■an,  ob  Orthoklas,  Mihroklin  oder  Oligoklas 
'li^,  dagegen  sind  Albit,  Anorthit  und  La^ 
idor  anBgeschloBsen. 

bi'Schhffen,  annähernd  nuter  90°  zu  P  und 
IKi  unter  90"  zu  M  geschliffen ,  erkennt  man 
tagen  die  völlige  Abwesenheit  von  monoklinem 
■path.  Zahlreiche  Zwillingslamellen  durch- 
m  das  Mineral,  ja  stellenweise  besteht  es 
aof  Bolohen.  Diese  Lamellen  sind  nach  dem 
itaa  »Zmllingsaze  senkrecht  anf  M*,  dem 


T :  .r:ir.:«:iie  Axen- 

.     :-     •■  ..  r      ..:-r    r».Ii:h.'*  die 

■-T-    -■--".:    T-jf^  Z1J.Z.  selten 

.   •    -.       .    irr    5£~-flli2:en 

.    _    ^_    ."..-  :■  «.ii    weilen 

.    .;.  ..n..:-:"    ii:!it    iz    iller 

.""--.       .  .  .r.lTTrr    ier    -ersten 

.    z: .    :.i-r.-irzz'":ar  ne- 

-  .  -  .       -..:~  i..z:-.i:!::z  der 

-'"■-:.::•-   :zi  ilj-e  La^ie 

--     "    :  : :   ~L*      i:^  klii  oder 

.   -.  ■  ...f-.      1...  :     i-T-^rlztr^    Ri.:htniig 

.     .T-    :'-  i.T.i-^    ^::!iis    za   er- 

-    ■    ""-.-:       .1     :-i-:-i    ?:.!:.    i:e  Zwil- 

.-  ■  .        -  .: :_-.  ::J  ir  --Tl.  zcizZr'jL  iLit  dem 

.-.7    .    ;-.•  .."^.-i . !  i"c   -rer-nift.  deut- 

:-•  1"^ .! ;»jrr:z.ie  Libweicheude 

"..•:-...:■.•  -rrrr -riiihr^itliobe Stelleu 

:::•     '-.;  _-rl-T..    11.   Z"v-:Il:iLi:5stellnug  ge- 

^.".»:       Ti.li    Ab^'ri'.-h.iiiigeii    vuu    der 

■•     .1  J/  -chci.'i.u    Spaltung   im    er- 

•  i'.'i    f.'\    V:     zj   »rrkeuiien,   im  letztereu 

•'iifalls    nicht    dcatlich    geneigt ,    sondern  sehr 
(ich  horizonral,  weniger  wahracheinlioh  gekreuzt. 


461 

betrüg  die  Abweichung  nach  der  einen  Seite  15® 
nach  der  anderen  15®,  auch  kamen  Werthe  von 
IS'*  und  16®  in  anderen  Schliffen  vor.  Diese 
Werthe  sprechen  für  Oligoklas,  sind  für  Mikro- 
Uin,  der  etwa  noch  in  Frage  kommen  könnte, 
schon  etwas  groß  und  würden,  wäre  nicht  die 
Beobachtungen  am  Axenbild  widersprechend, 
auch  für  Albit  gelten  können.  Während  sie 
also  ganz  wesentlich  mit  den  Beobachtungen  am 
Oligoklas  stimmen,  kommen  Labradorit  und  mo- 
nokliner  FeMspath  durch  sie  gar  nicht  in  Be- 
tracht. 

Es  war  mir  nun  darum  zu  thun,  auch  die 
Dünnschliffe  der  eben  erwähnten  Lage  auf  den 
Austritt  der  optischen  Axen  zu  prüfen  und  ganz 
besonders  y  neben  der  Hauptmasse  des  Schliffs, 
die  größereu,  zu  beiden  Seiten  gleich  und  unter 
15®  auslöschenden  Lamellen,  deren  ich  soeben 
gedachte. 

Wenn  man  zu  diesem  Zwecke  das  Mikroskop 
mit  Polarisationsvorrichtung  verwendet  *)  und 
das  Hartnack'sche  System  7,  sowie  das  Ocular  3 
gebraucht,  so  sieht  man  bei  gekreuzten  Nicol 
und  passender  Erhebung  des  Auges  oder,  nach- 
dem zwischen  Analysator  und  wieder  dem  Ocular 
genähertes  Auge  eine  achromatische  Loupe  gefügt 
ist,  deutlich  die  beiden  Barren  der  optischen  Axen 
und  ihre  sie  umgebenden  Curven  zum  Beweis, 
daß   auch  diese  Plättchen   annähernd   senkrecht 


1)  Diese  Methode  bat  inzwischen  völlig  unabhängig 
A.  von  Lasaulx  im  N.  Jabrb.  f.  Min.  1878  p.  B77  n.  f. 
in  etwas  abgeänderter  Weise  beschrieben.  In  derselben 
Weise  beschrieben,  aber  wieder  völlig  unabhängig,  findet 
man  sie  von  Bertrand  dargelegt,  cf.  Bulletin  de  la  soci^te 
mineralogique  de  France  1878  p.  22  u.  f.  —  Ich  wende 
de  ächon  seit  einiger  Zeit  mit  Erfolg  an  und  beschreibe 
ibie  in  der  Vorlesung. 


462 

zu  ersten  Mittellinie  der  optisclien  Axen  sind. 
Entfernt  man  die  Lonpe  und  senkt  das  Auge  bis 
zu  der  Lage^  die  es  bei  mikroskopischer  Beo- 
bachtung einnimmt,  so  kann  man  alsbald  wieder 
die  Plättchen  und  die  Schiefe  ihrer  Auslöschnng 
gegen  die  Zwillingsgrenze  bestimmen. 

Untersucht  man  endlich  Schliffe  nach  P,  so 
findet  man,  wenn  dieselben  nicht  normal  auf  M 
sind,  auf  den  einen  Lamellen  Abweichungen,  die 
über  4®  bis  zu  6^  und  darüber  gehen,  wälurend 
die  anderen  fast  orientirt  erscheinen.  Dies  "ent- 
spricht  Herrn  Dr.  Förstner's  Beobachtungen. 

Sind  aber  die  Schliffe  senkrecht  auf  Jf ,  so 
beobachtet  man  gleichmäßige  Auslöschungen  zu 
beiden  Seiten  der  Zwillingsgrenze  und  kann  bei 
näherer  Betrachtung  drei  Fälle  unterscheiden: 

1.  Lamellen  mit  höchst  feiner ,  in  einander 
gekeilter  Zusammensetzung,  die  auch  im  ge- 
wöhnlichen polarisirten  Licht  fast  orientirt  er- 
scheinen, deren  Nichtorientirung  in  Bezug  auf 
die  Zwillingsgrenze  man  qualitativ  zwar  noch 
mit  Hülfe  des  empfindlichen  Tons  der  Quarz- 
platte bestimmen,  aber  nicht  mehr  quantitativ 
genau  feststellen  kann. 

2.  Lamellen,  die  auf  beiden  Seiten  der  Zwil- 
lingsgrenzen Abweichungen  zeigen,  welche  von 
2V2^  —  4®  schwanken  (wohl  in  Folge  der  nicht 
breiten  Lamellen  und  der  dadurch  erzeugten  Un- 
sicherheit in  der  Messung).  Diese  Lamellen  sind 
die  häufigeren  und  gehen  oft  ganz  allmälig  in 
die  ersteren  über,  weßhalb  ich  diese  jenen  zu- 
rechne. Mit  Rücksicht  auf  die  vorhergegangenen 
Untersuchungen  können  sie  nur  dem  Oligoklas 
zugehören. 

3.  Scharf  davon  geschieden  finden  sich  in 
denselben  Schliffen  Partien,  in  denen  die  Lamellen 
~"uter  je   10^,   manchmal ^   aber   seltener,   auch 


463 

unter  je  14® — 15®  gegen  die  Zwillingsgrenze  aus- 
löschen. 

Nachdem,  was  schon  in  Schliffen  gleicher 
Lage  des  Feldspaths  vom  Hohen  Hagen  beob- 
achtet wurde  und  was  hier  in  größerer  Menge 
wieder  auftritt,  sollte  man  an  Mikroklin  denken 
und  in  der  That  liegt  dieser  Gedanke  sehr  nahe. 
Aber  eine  sorgfältige  Prüfung  läßt  ihn  als  ver- 
werflich erscheinen  und  weist  die  so  orientirten 
Lamellen  ebenfalls  dem  Oligoklas  zu.  Prüft 
man  nämlich  die  breiteren  dieser  unter  größerer 
Schiefe  auslöschenden  Lamellen  auf  Axenaustritt, 
80  sieht  man  im  Polarisationsmikroskop  eben- 
falls, wenngleich  gegen  den  Rand  des  Gesichts- 
felds hin  geneigt,  die  optischen  Axen  austreten  ^). 
Sonach  kann  der  Schliff  dieser  Lamellen,  trotz 
der  ähnlichen  Auslöschungsschiefe  nicht  der  Ba- 
sis des  Mikroklin  entsprechen.  Vielmehr  zeigt 
es  sich,  daß  hier  Oligoklas  in  Zwillingsbildung 
nach  dem  Gesetz:  »Zwillingsaxe  die  Yerticale^ 
ZusammensetzuDgsfläche  Jf «  vorliegt,  bei  welcher 
ZwillingsbilduDg  P  des  einen  Individuums  neben 
X  des  anderen  zu  liegen  kommt.  Wird  ein 
Schnitt  nach  der  Basis  des  einen  Stücks  herge- 
stellt, so  wird  der  andere  in  Zwillingsstellung 
dazu  stehende  Erystall  ungefähr  nach  seiner 
Fläche  X  angeschnitten,  die  an  der  Hinterseite 
des  einfachen  Erystalls  fast  gerade  so  gegen  die 
Verticalaxe  neigt,  wie  P  auf  der  Vorderseite 
gegen  dieselbe  Axe  geneigt  ist,  also  unter  etwa 
64".  Somit  würde  der  Schnitt  nach  dieser  Fläche 
zur  Basis  desselben  Krystalls  unter  etwa  128® 
stehen  und  deßhalb  um  etwa  30®  von  einem 
Schliffe  abweichen,   der   auf  der   ersten  Mittel- 

1)  Eine    üntersucbang    des    Charakters    der    ersten 
Mittellinie  ergab  denselben  als  negativ. 


464 

linie  der  opt.  Axen  senkrecht  ist.  DaÄ  man  in 
einem  stkhen  Schliffe  noch  Axenanstritt  beob- 
achten kann ,  beweist  am  besten  der  Sanidin, 
bei  ilem  man  nach  der  Fläche  k^  die  zur  erstem 
Mittellinie  nicht  nnter  90®,  sondern  unter  etwa 
111*^  geneijjt  ist,  noch  deutlich  das  Axenbild 
sieht.  Jedenfalls  lenchtet  ein^  da6  man  bei  dem 
wirkliehen  Mikroklin,  bei  dem  die  erste  Mittel- 
linie der  optischen  Axen  noch  fast  in  die  Basis 
fallt,  nach  dieser  Fläche  keinen  Axenanstritt  be- 
obachten kann. 

Die  in  Rede  stehenden  Zwillingslamellen 
sind  also  ebenfalls  nicht  anderes  als  Oligoklas; 
ein  Gleiches  gilt  von  den  im  Feldspath  des  Hohen 
Ilafjen  unter  denselben  Umständen  gefundenen 
Lamellen  und  von  den  beobachteten  Ausloschnngs- 
wcrthen  ihrer  Individuen  gegen  die  Zwillings- 
grenze müssen  wohl  die  mit  etwa  10®  als  die 
richtigeren  betrachtet  werden,  die  anderen  dürften 
von  gestörten  Lagen  der  Individuen  zu  einander 
herrühren. 

Man  sieht  hieraus  wiederum,  mit  welcher 
Vorsicht  man  bei  dergleichen  Untersuchungen 
verfahren  muß  und  wie  leicht  man  Täuschungen 
anheim  fallen  kann.  Sollte  nicht  mancher  als 
Mikroklin  bestimmte  Feldspath  bei  einer  genauen 
Untersuchung  sich  als  derartig  verzwUlingter 
Oligoklas  erweisen?? 

Die  Schliffe  nach  der  Basis  lassen  endlich 
noch  Ghiseinlagerungen  und  langgestreckte  dop- 
peltbrechende  Krystalln adeln  erkennen.  Mit  der 
Loupe  betrachtet,  zeigen  die  Schliffe,  in  denen 
die  unter  größeren  Winkeln  gegen  die  Zwillings- 
grenze auslöschenden  Lamellen  liegen,  schillernde 
Stellen,  wie  sie  sonst  bei  beiden  Feldspathen 
beobachtet    werden,    wenn    Schnitte    nach   dem 


465 

vorderen  Pinakoid  vorliegen,   ein  neuer  Beweis 
für  die  Zwillingseinlagerungen. 

Berücksichtigt  man  endlich  die  Analyse  des 
Feldspaths  von  Mte  Gibele,  so  liefert  dieselbe 
unter  Abzug  der  3,  27  7o  Fe^O*,  welche  mi- 
kroskopisch nachweisbar  als  fremde  Substanz 
zu  bezeichnen  sind,  auf  100  berechnet: 


SiO«    =  65,55 

34,94 

10,40 

A1»0»  =  21,00 

9,82 

2,92 

CaO     =    2,85 

0,81   1 

MgO    —    0,31 

0,12  ( 

1 

Ka'O  —    2,62 

0,45  l 

X 

Na»0  —    7,67 

1,98  ) 

100 

Berechnet  man  wieder  die  Antheile  von  rei- 
nem CaO  (MgO),  Ka^O  und  Na^O  Feldspath, 
so  erhält  man:  ^ 

Kalkfeldspath        16,22  7o 
Ealifeldspath  15,51  » 

Natronfeldspath     64,89  » 

96,62  7o 

und  es  liefert  die  Analyse  zu  weuig :  0,57  7o  Al^  0^ 
>  >        *         »        »      viel:  8,95%  SiO^ 

Letzterer  üeberschuß  ist  wohl  auf  Rechnung 
der  mikroskopisch  nachgewiesenen  Glaseinschlüsse 
zu  setzen  cf.  Zeitschr.  f.  Eryst.  pag.  556. 

Das  Material  für  einen  dem  Albit  naheste- 
henden, sauren  Oligoklas  ist,  ähnlich  wie  bei 
dem  Feldspath  vom  Hohen  Hagen  auch  hier  vor- 
handen und  wahrscheinlich  ist  er  eine  isomorphe 
Mischung  der  drei  genannten  Normalzusammen- 
setzungen im  Verhältniß  von  1:1:4,  welchen 
Werthen,  die  obenstehenden  Zahlen  sich  nahem. 

Jedenfalls  kann  aber  auf  Grund  dieser  Unter- 
suchungen die  Behauptung  ausgesprochen  werden, 

38 


466 

daß  ^owdhl  dfer  Feldspath  vom  Hoben  Hagen, 
als  auch  der  Yon  Mte.  Gibele  aus  dier  {leihe  ^r 
orthoklastischen  Feldspathe  aasscheiden  mfissen 
nnd  fortan  als  Oligoklase  anzusehen  sind. 


Sätze  aus  der  Functionenth-eorie. 

Von 
J.  Thomae. 

In  seinen  so  interessanten  »Beiträgen  znr 
Mannigfaltigkeitslehre«  im  84ten  Bande  des 
Crelle'schen  Journals  zeigt  Herr  G.  Cantor,  wie 
man  eine  stetige  lineare  Mannigfaltigkeit  von 
n  Dimensionen  und  eine  stetige  Mannigfaltigkeit 
yon  wi  Dimensionen  einander  eindeutig  zuordnen 
Kann,  wenn  der  Correspondenz  die  Bedingung 
nicht  auferlegt  wird,  eine  stetige  zu  sein. 

Der  Beweis  des  umgekehrten  für  w  =  1, 
t^  >  1  evidenten  Satzes,  daß  man  zwei  solche 
Mannigfaltigkeiten  einander  in  stetiger  Corre- 
spondenz nicht  eindeutig  zuordnen  kann,  soll 
nach  Bemerkungen  der  Herrn  Cantor  und  Lüroth 
auf  Schwierigkeiten  stoßen.  Letzterer  hat  für 
den  Fall  m  =  2  in  den  Sitzungsberichten  der 
phys. -medic.  Societät  zu  Erlangen  vom  8.  Juli 
1878  einen  Beweis  geliefert.  Mir  scheint,  daß 
der  Beweis  des  allgemeinen  Satzes  leicht  za 
führen  sei,  wenn  man  eine  Voraussetzung  aus 
den  analysis  situs  macht,  deren  allgemeiner  Gil- 
tigkeit  keine  erheblichen  Bedenken  entgegen 
stehen  dürften.     Ich  meine  den  Satz, 

I.  Eine  zusammenhängende  continuirliche 
Mannigfaltigkeit  M^  von   n  Dimensionen   kann 

durch  eine  oder  mehrere  Mannigfaltigkeiten  von 


467 

n— 2  oderweuagjw?  Dimensionen  (Jf^,  Jf' ^i,  M**yu^>'  l 

V,  1^',  v",  . .  <  w  —  2)  nicht  in  getrennte  Stücke 

zerlegt  werden. 

Dabei  muß  allerdings  Yoraosgesetzt  werden, 
daß  nicht  die  Anzahl  der  Mannigfaltigkeiten 
Jlfy,  jjf'^i,  -W'y"»  •  '   ^^  je^jlem  noch  so  kleiijien 

Stücke  einer  continuirlichen  Mannigfaltigkeit  vou 
ru—\  Dijanensionen  abjsählbar  nnendlich  groß 
s^i.  Diesei;  Fall  kommt  jedoch  hier,  wie  wir 
schleich  sehen  werden,  uicht  in  Betracht, 

Bekanntlich  (vergl.  meine  Einleitui;ig  in  die 
Theorie  der  bestiujnxteu  Integrale  §.  46  und 
§.  48  Seite  32.) 

IL  Nimmt  eine  stetige  Function,  x^  von 
yi »  ^21.  •  •  ^ti  i^   einem  endlichen  Qebiete  d^n 

continuirlich  Veränderlichen  Uiy  Vi^  •  *  Pn  ^^^® 
obere  und  untere  Grenze  mindestens  je  einmal 
wirklich  an. 

Solche  Puncto  seien  A  und  B:  das  Maximum 
üj,  das  ]y(inin;),uin  h 

III.  Verbindet  man  diese  Puncto  A  xn^  J^ 
ini,  >^-dimei\sionalen  Rwpie  durph  Curve^,  so 
nimmt  x^^  jeden  Mittelwerth  c  zwischen  a  und  b 
mindestens  einmal  auf  jeder  derselben  an. 

Der  Werth  c  wird  also  in  M^  unendlich  oft 

erhalten.    Ich  beha^upt^  nun 

IV.  Die  Puncto,  für  welche  s^^  einen  festen 
Mittelwerth  c  annimmt,  erfüllen  9n  mindestens 
einer  Stelle  ein  continuirlich^s  Gebiet  von  w— 1 
Dimensionen  (Jf^_j)  stetig. 

Denn  erfüllten  dieselben  nur  Gebiete  von 
n — 2  oder  weniger  Dimensionen  üf^,  Jf'^,  Jf'^/o  •  •? 

so  könnten  dieselben    nach  I.  M^  nicht  zerstü- 
ekeln,   d.  h.  man  könnte  A  mit  B  durch  eine 


468 

Curve  verbinden,   auf  welcher  x^  jenen  Mittel- 
werth  c  nicht  annähme,  was  gegen  DI  ist. 
Die   Mannigfaltigkeiten    M^ ,  Jf 'y«,  Jf "y</»  .  . 

können  aber  auch  nicht  eine  Mannigfaltigkeit 
M^     1  von  n  —  1  Dimensionen   überall  nur  ab- 

zählbar  unendlich  dicht  besetzen.  Denn  wegen 
der  Yorausgesetzten  Stetigkeit  müßte  dann  x^ 
denselben  Werth   in   allen  Puncten    von  Jf^_i 

annehmen  (vergL  meine  Einleitung  in  die  Theorie 
der  bestimmten  Integrale  §.  7  Seite  6.)  Wir 
haben  also  den  Satz. 

V.  Eine  stetige  Function  x^  einer  conti- 
nuirlichen  Mannigfaltigkeit  von  n  Dimensionen 
nimmt  mindestens  einen  Werth  längs  einer  con- 
tinuirlichen  Mannigfaltigkeit  von  mindestens 
n  —  1  Dimensionen  wirklich  an. 

Ebenso  nimmt  eine  stetige  Function  x^  in 
M^  __  j  längs  einer  continuirlichen  Mannigfaltig- 
keit -3/^_2  ^^^  mindestens  n — 2  Dimensionen 

einen  gewissen  Werth  an.  So  folgt  successive 
der  Satz, 

VI.  Die  m  stetigen  Functionen  x^^y  x^y .  »x^n 

von  2/i  1  ^2?  •  •  ^n»  ^  "^  ^  nehmen  in  einem 
continuirlichen  Gebiete  von  ^i  ^2  •  •  Vn  ^^^^ 
stens  ein  Werthsystem  x^^  x^  .  ,  x^  mindestens 

in  einem  continuirlichen  Gebiete  von  n  —  m  Di- 
mensionen wirklich  an. 

Diesem  Werthsystem  der  x  entsprechen  also 
unendlich  viele  Werthsysteme  der  y,  womit  die 
vorangestellte  Behauptung  erwiesen  ist. 

Freiburg  im  Juli  1878. 


469 


Bei    der    Königl.    Gesellschaft   der    Wis- 
senschaften eingegangene  Druckschriften. 

(Fortsetzung.) 

1*).    Easanisch-Tatarische  Sprachstudien  gesammelt 
und  herausgegeben  von  Gabriel  Balint  von  Szentkatolna 
Heft  I:     Kaz.-Tatar.  Texte       Budapest  1875. 

>  II:      >         >      Wörterbuch       >       1876. 

>  III:     >         >       Grammatik       >       1877. 

2.  Joseph  Budenz,  Magyarisch -Ugrisches  verglei- 
chendes Wörterbuch.    Heft  III.    Pest  1877. 

3.  Andreas  Qyörgy,  Die  Berechtigung  und  Wirkung 
der  Differentialtarife.    Budapest  1876. 

4.  August  Helmar,  Charakteristik  des  Bonfinius  als 
Historiker.    Budapest  1876. 

5.  Alexius  Jakab,  Ueber  Archive  mit  Rücksicht  auf 
den  Stand  des  Ungarischen  Staatsarchivs.    Pest  1877. 

6.  Kalkbrenner,  Icones  selectae.    Fol.     1877. 

7.  Ferdinand  Enauz ,  Die  Chronologie  auf  unsere 
vaterländische  Geschichte  angewandt.    Budapest  1877. 

8.  Anton  Eoch,  Geologische  Beschreibung  des  auf 
dem  rechten  Donauufer  befindlichen  Theiles  der  Donau- 
traohytgruppe.  [Mit  1  geol.  Karte  6  Steindrucken  und 
37  Holzschnitten.]    Pest  1877. 

9.  Sammlung  alt-ungar.  Dichter.  Band  I:  Ueber- 
reste  der  mittelalterlichen  Dichter.    Budapest  1877. 

10.  Sprachdenkmäler  aus  alten  Ungarischen  Hand- 
schriften und  Drucken.    Band  IV.  V.    Pest  1876. 

11.  Franc.  II.  Rakoczi  Confessiones  et  asperationes 
prinoipis  Christiani.    Pest  1876. 

12.  Jakob  Rupp,  Topographische  Geschichte  Ungarns 
mit  Hauptrücksicht  auf  seine  kirchliche  Eintheilung.  Bd. 
III.    Pest  1876. 

13.  Ungarisches  wissenschaftliches  Bepertorium  der 
in-  und  ausländischen  Zeitschriften,  von  Joseph  Szinnyei. 
Abtheilg.  II.  Naturwissenschaft  und  Mathematik.  Band 
I.    Budapest  1876. 

14.  Berichte  der  Ungarischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften. Jahrg.  IX.  Heft  13—17.  1875.  X.  1—15. 
1876.    XI.  1—17.  1877.    Pest. 

*)  No.  1  bis  31  in  ungarischer  Sprache. 


Corve  verbinden ,   auf  welclier  iF^^ 
werth  c  uicht  annähme,  was  eeg€ 

Die   Mannigfaltigkeiten   M^i 
können   aber  auch   nicht   eine 
JW^_,  von  n  —  1  Diraensionen   üW 
zählbar  nuendlich  dicht  besetzen,  g 
der   vorausgesetzten   Stetigkeit 
deoBbiben  Werth    in   allen  Panot 
annehmen  (vergl.  meine  Ei nleitnitg 
der   bestimmten   Integrale   §■ 
haben  also  den  Satz. 

V.  Eine  stetige  Function  st, 
ncirlichen  Mannigfaltigkeit  TOU  ■" 
nimmt  mindestens  einen  WerUi  ü'' 
tiiiuirlichen  Mannigtaltigkeit  v-i 
n — l   Dimensionen  wirklich  U"- 

Ebenso   nimmt   eine   stetig"    I 
■^n  — 1  '^ig*  einer  continoirü'  '  ■ 
keit  M^  _  j  von  mindeflienii    " 
einen   gewissen   Werth    b" 
der  Satz, 

VI.  Die  m  stetigen  ' 
von  //,  ,  y,  ,  -   .   '. 
continnirliohi 

stens  ein  ^^ 


I.  Deuteoh.  Akad.  der 


liloBopb.  Soo.  of  Liver- 


Soc  of  London  for  tbe 
ir  Natur-  and  Völkerkaode 

.  Bcilgique. 

■  :.!  de  St.  Peterabooi^. 

vorjährigen  Cironlar. 
,  ilSoc.  Vol.  S8.  No.6. 
i^iie  des  principeaux 
<  1,  etc.     Deuxifeme  et 

.    ih-botan,  Gesellacli.  in 

za  Bremen.  Bd.  6.  H.3— 4. 

ic  ihrer  Entwicklang  and 

l-nadNantital  Almanac  for  1880. 

\.  of  Arts  andSciencOB. 


..ntnliar 

tnrdle  t 

im,  oa  thi 
f  Btouner 


iionrdle  fiooiätS  indo-chinoise.  Paria.  1878. 
L  oa  the  Dredging  Operation  of  the  TJ.  8. 


n  of  comparative  zoology.  V,  1. 
i'Äcad.  R.  des  Sciencee  de  Belgiqne.    T.  46, 


t  -■" 


•...."..i  -i   1*   .1  ^.0.  4t«.u.«rj.-c   Cr  Bzigique.    T.  11— HI. 

A  •  .1*  .£-*r.    *  «ir  Ab^r'.aor:*  G'.richangen. 
■:  .  :  -.•.:..•.  V'-ra".^t*miMnerurig  c^  Gausa'schen  Criteriom 
..•    irn    ,i*draJ:«»*h-n   Rest  -  Character  einer  Zahl  in 

»  ■;  .  j  auf  i-Jiu-  Riuiprr-. 
•.  :.r.:-..r.  il»r  pl-.vs.k.  .iknuüm.  Gesellsch.  in  Königaberg. 

Jj^r-rj.  IT.   :'    '•      -«Hlrp,  18.  1. 
:  :r.vhi  W.v  .    \\"V   (!:«  Vereins  für  Naturkunde  in 

V  ii!.i*«i ".      •    "'    ^'"'-  -  •"  Akad.  d.  Wies.  Februar.  1878. 
j;\,  X-.     .~'.p.  des   Naturalistea   de  Moecon. 


».. 


•*     V 


V 


.  «eh.  Morgenland.  Gesellsch.  Bd.  82. 

%i.  ilei  Lincei.     Vol.  II.  Fase.  5. 

.-.i-r  Astron.  Gesellschaft.  Jahrg.  18. El* 
.:-  dos  vi^itaux  duRoyaume  de  Norvege. 

fi'.ania.  187S. 
;  K.  Univers,   i  Upsala   Jubiläum  1877. 

uoh   des   Norweg.   meteorol.   Institaii- 
.  ::5t.  4. 

v.a'.urvidoiiskabeme.    23  Binds.   1—4. 
J  H.     Kbd. 
.\:.>k.  Selskabs  Skrifter.    8.  Bind.  4  E 


.  .c>ä;j: *:•.:*  virksomhed  i  aaret    1854  n. 

.     ' . -.  i.  k    ."iT  y a: arvidetskab.    Bd.  I— E 

,i  y.ii:.\  S:r^.  II.   Christ.  1S77. 
N      i;   :.  *-*  ::j:5:riL:f5.    Bd.  VI.  H. 2. 

,.-   >-.^iii  7rÄ*kirerk:i::5t.    Christ. 

■ 

V      ^.i     -^:-<'.:   -Ji^  *:'  «T-iiidsätrin- 
,  V    X.  .  ..   u.  i-.'s    V:  :.:t  :-..-*    :;    Virkscrihed, 

•         .  s*  •    "      ■  •  ■     ." ' 


473 

Naeli  richten 

von  der  KönigL  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften and  der  G.  A.  Universität  zu 

Göttingen« 


13.  November.        M  IS.  1878. 


Ktttigliche  fiesellschaft  der  Wissenschaften. 

Sitzung  am  2.  November. 

Grisebach,  Symbolae  ad  Floram  argentinam.  (Er- 
scheint in  den  Abhandlang^en.) 

Bieoke,  Ueber  daa  ponderomotoriBcheEUementar-G^esetE 
der  Eleotrodyuamik.    (Erscheint  in  den  Abhandl). 

Beinke,  Ueber  eine  Fortpflanzung  des  dureh  die  Be- 
fruchtung erzeugten  Wacbsthums-Reizes  aof  vegetative 
Glieder.    (Vorgelegt  von  Grisebach). 


Ueber   eine  Fortpflanzung   des   dnrch 

die     Befruchtung     erzeugten    Wachs- 

thums-Beizes  auf  vegetative  Glieder» 

Von 

J.  Beinke. 

In  einer  kürzlich  erschienenen  Mittheilung  ^) 
hat  Holle  den  fleischigen  Theil  der  Birnen- 
firucht  dahin  erklärt,  daß  derselbe  als  eine  Wu- 
cherung des  unter  den  Blattspuren  der  Kelch- 
blätter befindlichen  Bindenparenchyms  der  Blü- 
thenaxe   aufzufassen   sei.      Da   nun   die  Birnen 

1)  Monströae  Bimenfrfiohte.  Deatsohe  Garten*  und 
ObttbMuseitong.    1878.    No.  7. 

S9 


I  fatonodiams  ats  du 

QaitdeBetranche  noch 

j,   welche  BXtA 

j  «tte  Thatsacbei  'dw 
Schtem  Bicherlioh  be- 
Pdoch  noch  keine  wi»- 
nug  gcfiinden  bat. 
Seht  terminal  auf  kurzen, 
gebildete  Laubblätter  tra- 
I  aof  diese  achraabig  Dach 
deren  oberstas  latemo- 
fegenüber  beträchtlich  ver- 
^'  die  Blüthe  nnmittelbar 
ein ,  ohne  daß  ein  Blü- 
in geschaltet  wäre, 
n  Herbste  fertile  Sprosse, 
Wgt  haben,  mit  solcher  eben- 
JBn  vergleicht,  dereu  Bläthen 
ranziisetzen,  im  Frühjahr  ab- 
.80  fällt  der  bemerkenawerthe 
i.nge,  daß  die  frachtbaren  Sprosse 
■  Bind,  als  die  correspondirenden 
m  TehitiTen  Hatiptaie  entsprin- 
baren  SprossB,  welche  ihre  Blä- 
mgenar  Befruchtang  abgeworfen 
mt  de«  AuBdrack«  wegen  wollen 
ei  Sprosse  als  befrachtete  und 
htera&heiden. 

;e  «timinen  beide  Sprosse  fiber^ 
ttfigt  3  bis  5  Oeatimeter]  Läa- 
st  in  d«ai  Uafeadea  Jahre  anch 
diteten  Sprossen,  welche  dar<A 
Wf^&st  warem,  nicht  eingetreten. 
)er  «nbefmohteten  Sprosse 
johmäflige,  Abt  imter  den  Blat*- 
A  «^  fttiage  AiuchmllnBgM. 


476 

Es  wurde  der  Durchmesser  Ton  6  IndiVidaen  an 
je  drei  verschiedenen  Stellen  bestimmt  —  war 
der  Qaerschnitt  unregelmäßig,  ward  das  Mittel 
aus  dem  größten  und  kleinsten  Durchmesser  ge- 
nommen —  und  ergaben  diese  Werthe  in  Milli- 
metern 


uruuuvou] 

SproB 

"    unten 

Mitte 

Oben 

^^m^^  ^^wm 

1,5 

1,5 

1,4 

n 

2,2 

2,5 

2,5 

m 

2,5 

2,2 

2,0 

IV 

2,2 

2.0 

1,7 

V 

2,5 

2,0 

2,5 

VI 

1,8 

1,8 

1,8. 

Aus  der  Messung  dieser  6  Sprosse  ergeben 
sich  folgende  Durchschnittswerthe  der  Dicke  für 
den  unbefruchteten  Sproß: 

Unten  Mitte  Oben 

2,1  2,0  2,0 

Diese  Dimension  vertheilte  sich  auf  die  einzelnen 

Gewebe  in  folgender  Weise 

Durchmesser  der  Binde  0,6 

Durchmesser  des  Holzkörpers  0,8 
Durchmesser  des  Markes  0,6 

Die  befruchteten  Sprosse  dagegen  zeigen 
nach  oberwärts  eine  nicht  unbeträchtliche  Zu- 
nahme der  Dicke,  abgesehen  davon,  daß  sie  an 
sich  ja  dicker  sind,  als  die  unbefruchteten.  Das 
zwischen  den  beiden  obersten  Laubblättem  ge- 
legene, kurze  Intemodium  zeigt  dabei  meistens 
eine  tonnenförmige  Anschwellung;  auch  im 
zweitobersten  Intemodium  kann  eine  solche 
tonnenförmige  Verdickung  des  oberen  Stuckes 
vorkommen,  die  übrigen  Stücke  sind  cylindrisch. 

Bei  den  auf  nachstehender  Tabelle  verzeich- 
neten Messungen  ward  die  Dicke  der  Mitte  des 
intersten,  mittleren  und  obersten  Internödiums 


477 

»estimmt;  im  obersten  Internodiam  also  die 
ickste  Stelle  der  tonnenförmigen  Anschwellung^ 
a  den  beiden  andern  der  cylindrische  Theil. 


Befrachteter  SproB 

unten 

Mitte 

Oben 

I 

4,5 

5,0 

7,5 

n 

5,0 

5,5 

8,0 

m 

5,5 

6,5 

6,5 

IV 

5,0 

5,0 

6,0 

V 

4,0 

5,0 

6,0 

IV 

4,5 

5,0 

6,2 

Hieraus  ergeben  sich  folgende  Darchschnitts- 
rerthe  in  Millimetern  für  den  befruchteten  Sproß: 
Unten  Mitte  Oben 

4,7  5,3  6,7 

i^ür    die    einzelnen  Gewebe   betrug   der  Durch- 
Qesser: 

a)  im  cylindrischen  Theil  der  Mitte  eines 
Sprosses. 

Durchmesser  der  Rinde  1,3 

Durchmesser  des  Holzkörpers  3,3 
Durchmesser  des  Markes  1,0 

b)  In  der  Anschwellung  des  obersten  Inter« 
Lodiums: 

Durchmesser  der  Rinde  1,6 

Durchmesser  des  Holzkörpers  2,2 
Durchmesser  des  Markes  3^4 

Demnach  zeigt  sich  zwischen  dem  dänneren 
interen  Theile  des  befruchteten  und  dem  unbe- 
rnchteten  Sprosse  die  üebereinstimmung ,  daß 
ie  Mächtigkeit  des  Holzkörpers  großer  ist  als 
ie  der  Rinde  und  des  Markes;  dagegen  zeigt 
ich  im  angeschwollenen  oberen  Theile  des  be- 
ruchteten  Sprosses  dem  unteren  Theile  dessel- 
ben Sprosses  gegenüber  eine  excessive  Wuche- 
nng  des  Markes,  eine  geringe  Verstärkung  der 
linde  und  eine  Verringerung  des  Holzkörpers. 

Die  Stiele  der  am  befruchteten  Sprosse   ste- 


jcRi.'i«  T:ijcter   »awT   msäs  üe  gviingrte  Asf 

TT^ÄSTHiiL  o^  unMTt  rrbufrücke  Tlieil  einei 
-. — ^:'r:f^*i-t  rir:«KA.  osmsL  E:jzkörper  ja  sehr 
r-T-.c-"  i?^  ':»?iiL  r»!:-:!»»!!«^*!!  dem  Messer 


.  ^-        .«T  * 


:i5flr  :i£5»biger  T^etati- 
iLTr-rTiL  Der  i'lipr*.  u:g««chwolIene 
T'rr.l  :-«  ':»»f^:rT*T*i.  femfiaes  Tiel  weniger 
**c  -^r  fir^r  «*:":•*:  5c:  5::r  jcf«  zad  fiut  weich 
T-«  z:«  7n>:i:  felbit.  Es  berskt  dieoe  gr9Bere 
'V^iäti'iri  tzz  rtzi^jsc  ffsircwn  Tcrückmig  der 
I^Ü-wiz^i-T  £«i  H:li£:*rpen:  MJich  dieHarkzellen 
iiS'i  rrTSrr  "srf  .xk^rer  äh  einuider  gefugt, 
&5  :x.~  ::rtc7«-  T^£«  iet  Sprwc»,  m  daA  dis 
i^a»-    •irr'^f rif    *izfz    kTpertTDphen    Charaeter 

Ihr  Li~  r  rllriirr  der  Blätlien  tragenden  Sprosie 
<i?2-?=.  iri-*  r-f  rritä  hcTTorgehoben,  sclinnbig  nach 
V  =:::  ge?Tr^ln«D  Intemodien.  Das  einzelne 
?'^::  :?7  dreisrnrifir .  das  eine  Gefiftbfindel  des 
?!m^:?^.s  theih  sich  beim  Eintritt  in  den  Stamm 
-  ii^'.  Striüire.  welche  gesondert  in  der  Rinde 
itrs  Intemodiüms  nach  abwärts  laufen,  um  erst 
i::':it  oberhalb  des  nächsten  Knotens  in  den 
,e":rs!enHolzcv1inder  sich  einznfBgen.  Die  den 
oberhalb  des  höchsten  Laabblattes  Yorhandenen 
Holzcylinder  Ensammensetaenden  Crefifibfindel 
r^präsentiren  das  Blattspor  -  System  der  FIoral> 
b^atter. 

Die  branngefarbte  Oberfläche  des  befimchteten 
Sprosses  wird  von  einer  dünnen,  dnrch  zalreiehe 
Lenticellen  durchbrochenen  Korkschidit  gebildet 
lu  dem  noch  stengelähnlichen  Theile  des  Kelch- 
Intemodiums  ist  nur  eine  Epidermis  mit  stark 
AT  nnd  gebrannter  Guticnla  vorhanden; 
ibergang  derselben  in  die  Oberhaut  der 


^ 


479 

Fi^QpIit  hört  diese  Bräunung  auf,  die  sehr  dickei 
Caticnln  wird  glashell,  so  daß  die  Faxbstoffkörnar. 
lundurehschejnen  können.  In  dem  oberen  Theilei 
des  ^elch-Internodiums,  den  wir  als  Fraehtfleiso^ 
hfiaißichnw,  erweitert  der  Mark-Cylinder  seinen 
Oi^rohmessQr  nur  noch  wenig ;  derselbe  setzt  sich 
fort  bis  ZOT  Insartionsßtalle  der  C^rpiden,  d.  h. 
bJLS  zom  K^^nhauae,  wo  er  verschwindet,  um  ei* 
n^xa  äphlr^^me  Platz  zu  machen;  dagegen  her 
gUut  um  plötzUch  die  Aufschwellung  der  {tindei 
^^4  l^det  4^9  eigentliche  Fri^Lchtfleiscb. 

Z^  Zeit  der  Fruchtreife  ist  dex  steng^lähuT 
lichß  Tb^il  des  Kelch^Intempdiums  sehr  fragil, 
dort  pflegt  man  die  Frucht  abzubrechen.  Uq* 
tfprl^klb  dieser  fragilen  Begion  wird,  ki(rz  bevor 
4iß  FxnoM  sf^itig  ist;,  da»  Mark  von  eines  Kork- 
platte durchsetzt,  welche  quer  zur  Axe  ^teht 
T\}^i  iu  kappe^föpmiger  Wölbung  xiOQh  ?iue 
Sfareeke  a^f  der  inp/cren  Sßite  der  Eio^zsträPge 
her^Uauft,  ilolz,  Öal^biu^l  und  Bind§  bilden 
TPF  i^%m  Abbreche^  keipe  solche  Korkplatte 
8,^9,  ^sb  p^h  der  Verletzung  kpipmt  es  hier 
zßj;  l^^berwf^Uupg.  Die  KorkpTatte  des  Marken 
ßißki  etwa  aiqf  dem  durch  das  oberste  La^bbliE^tt 
g9bild^te^  Knoten;  der  brüchige  Tbeil  4er  Blü-* 
tjiienai^e  gehört  zum  Kelch  -  Intemodiapi.  Das 
sQost  yehr  stärkereiohe  Mark  enthalt  oberhalb 
der  Korkplat^e  keine  Starke, 

Per  befruchtete  Sproß  findet  seine  Fo^tset^ 
zl^^  d^urch  Axelsprosse ,  welche  sich  entweder 
gleiphzßitig  fl^it  der  Frucht  entwickeln  oder  ers^ 
im  nächsten  Jahre;  derselbe  wird  dadurch  wie 
ein  normales  QUed  in  das  System  y^getaüver 
Sprosse  de^  Strauches  eingeschaltet.  — 

Sueben  wi|r  diese  Beobachti^^geu  zp(näch#t 
für  die  mprphplogiscbe  Deiptiai^  der  Quitteu<> 
frucht  zu  verwerthen ,    so  kommt  ^^^  G^ltmig, 


480 

daß  die  Internodien  der  befruchteten  Axe 
eine  erhebliche  Verdickung  gegenüber  der  nicht 
befruchteten  zeigen,  während  die  basalen  Theile 
der  Laubblätter  so  wenig  eine  Anschwellnug 
verrathen,  wie  die  der  Kelchblätter.  Die  Inter- 
nodien also  zeigen  ganz  allgemein  Tendenz  zu 
gesteigertem  Dickenwachsthum  in  Folge  der  Be- 
fruchtung, nicht  aber  die  Blätter.  Da  nun  der 
fleischige  Theil  der  Frucht  unzweifelhaft  dem 
zwischen  Eelch  und  erstem  Laubblatt  gelegenen 
Sproßgliede  angehört,  so  sprechen  auch  die  an 
der  Quitte  gemachten  Wahrnehmungen  f&r  die 
von  Holle  gegebene  Erklärung  der  Pomaceen- 
Frucht. 

Allein  die  geschilderten  Verhältnisse  sind 
geeignet,  auch  in  physiologischer  Hinsicht  das 
Interesse  wach  zu  rufen. 

In  überaus  zahlreichen  Fällen  sehen  wir  im 
Pflanzenreiche  durch  die  Befruchtung  Wacbs- 
thums-Bewegungen  zur  Auslösung  kommen,  welche 
sich  mehr  weniger  weit  über  diejenige  Sprofi- 
Begion  hinaus  fortsetzen,  die  wir  morphologisch 
als  Blüthe  zu  bezeichnen  gewohnt  sind :  dadurch 
entstehen  jene  manchfaltigen  Scheinfrüchte,  von 
denen  die  Feige  eine  der  merkwürdigsten  isi 
Aber  in  allen  diesen  Fällen  sind  wir  genothigt, 
die  durch  den  singulären  Wachsthums  -  Proceß 
ergrififenen  Internodien  und  Blätter  physiologisch 
mit  zur  Frucht  zu  rechnen ,  weil  sie  zur  Unter- 
stützung des  von  der  Fruchtbildung  angestrebten 
Zieles  sich  entwickeln,  demgemäß  auch  mit  der 
reifen  Frucht  abgeworfen  werden.  In  der  That 
ist  es  ja  physiologisch  ganz  gleichgültig ,  wenn 
eine  Fleischfrucht  erzielt  werden  soll ,  ob  das 
Fruchtfleisch  aus  den  Fruchtblättern,  aus  dem 
Kelche,  aus  den  Blüthenstiele  oder  den  Deck- 
m  sich  bildet. 


481 

Dagegen  habe  ich  in  der  Literatur  keine  Er- 
wähnung von  Fällen  finden  können,  wie  der  an 
der  Quitte  beschriebene ,  wo  die  in  der  Frucht- 
entwicklung hervorgerufene  Wucherung  des  Ge- 
webes sich  auf  Theile  des  die  Blüthe  tragenden 
Sprosses  fortsetzt,  welche  rein  vegetative  Func- 
tionen versehen ,  mittelst  ihrer  ganz  normalen 
Laabblätter  die  Ernährungs  -  Arbeit  der  nicht 
blähenden  Aeste  theilen  und  im  Laufe  der  Ent- 
wicklung ,  nach  Abstoßung  der  Frucht ,  in  die 
Sproßverkettung  des  vegetativen  Systems  sich 
einfügen. 

Ob  dies  abnorme  Dickenwachsthum  der 
fruchttragenden  Sprosse  der  Quitte  irgendwie 
fiir  die  Fruchtentwicklung  nützlich  sei,  ist  eine 
Frage,  die,  weil  schwer  zu  entscheiden,  wir  hier 
nicht  weiter  erörtern  wollen.  Begünstigt  wird 
die  in  Rede  stehende  Erscheinung  sicher  durch 
den  Umstand,  daß  die  Frucht  der  Quitte  nicht 
mit  der  scharfen  Gliederung  eines  Fruchtstiels 
gegen  den  sie  tragenden  Ast  sich  absetzt ,  wie 
bei  der  Birne,  dem  Apfel.  Wenn  wir  bei  diesen 
letzteren  beiden  Früchten  nicht  selten  fleischige 
Anschwellungen  des  Fruchtstiels  finden,  so  läßt 
sich  das  nicht  vergleichend  hierherziehen ,  weil 
die  Stiele  mit  der  Frucht  abgeworfen  werden. 

Die  Befruchtung  gehört  zu  den  Reizen,  wel- 
che specifische  Wachsthumsbewegungen  erzeugen. 
Das  Licht,  die  Schwerkraft,  äußerer  Druck  oder 
Verwundung  wirken  als  äußere  mechanische  Reize 
in  dieser  Richtung.  Reize,  welche  durch  chemische 
Impfung  einer  heterogenen  Substanz  eigen  thümliche 
Wucherungen  der  Gewebe  verursachen ,  liegen 
uns  vor  in  den  durch  den  Stich  von  Arthropoden 
hervorgerufenen  Gallenbildungen  ^).       An    diese 

1)  Bereits  von  Röper  ist  die  Gallenbildung  mit  dem 
durch  Befrachtung  hervorgerafenen  Wachstham  verglichen 


KMw>n#  sekiMÜ  rieh  der  dnroh  die  VevGuii- 
<«U  BUMsHeker  befraehtander  Sobstanz  mit  der 
Fiawüi»  mcvlwiie  knakot  vol  derjenigen  Wpch»? 
lauamWmeuig«  welche  in  der  Frachir-  nnd  So- 
irt*a^t!ifsK  nns  TorKegi.  DaB  hierbei  der  Yon 
imt  CeBtram  des  B^es  angelogene  inteneiYa 
jVcAKi  Ton  Bildnngastoffen  nicht  der  Fmcht  at 
jKS  in  Gate  zn  kommen  brancht,  sondern  aaoh 
rir  stärkeren  Ernährung  nnd  selbst  Hypertro« 
pliie  benachbarter  Y^etativer  Glieder  dieaen 
kann »  wird  dnrch  das  Beispiel  der  Qnitte  ^ 
KArl  Vermathlich  wird  dies  Beispiel  bei  wieb 
terem  Umblick  kein^  isolirtes  bleibt 


Mittheilungen  aus  dem  pb|trmacQlq^9ißh$n 
Institut  der  Universität  GtöttiiPfgQQ, 

QeobachtKngen   znr  VerwQrt^p.illp  (Ifr 

Ligatur  der  großen  Hirnarteriei^  fv^t 

experimentell-pb^rmfiCQlpglQQliLf) 

Untersnchiingeo« 

Von 

W«  Karsli. 

Die  Unterbindung  der  Wer  gro9en  Hinwrtßrißo« 
die  Euftmaul  und  Tenner  mit  so  glftnufniln^ 
Resultaten  für  die  experimentelle  Pathologie  YfX^ 
werthet  haben,  ist  von  S.  Mayer  fipf  die  e|[p^ 
rimentelle  Prüfung  von  Areneimittelwirknng<9a 
ausgedehnt  worden*).     Während  aber  Mayer 

worden.    Vgl.  die  üebers.  von  D.  C.  's  Pflanzenphysiolo- 
'    asff.  148. 

blay  t  (BMp.  YhÜL  a.  Vkvm,    V.  Bd.  8,  60. 


48S 

besonden  hervorliebt  ^)  »die  ausgiebige  Verwer« 
tli«ng  der  Methode  werde  leider  dadurch  beein* 
träohtigty  daß  dieselbe  nur  bei  Kaninchen  in 
der  (von  ihm)  geschilderten  Weise  anzuwenden 
sei,«  haben  Lnehsinger*)  nnd  ich')  nnab« 
hängig  von  eioander  dieselbe  Methode  auch  an 
Etttzen  mit  Erfolg  in  Anwendung  gebracht.  AI« 
krdings  sind  uns  beiden  unter  den  letzteren 
YetBachrthieren  wiederholt  Individuen  begegnet, 
die  trotz  der  tadellosen  Ligatur  des  Tr.  brachio« 
cepbaHcus  und  der  A.  subclavia  sin.,  wie  dies 
Wi  Hunden  nach  den  übereinstimmenden  Beo» 
bachtungeu  von  A.  Cooper^),  Pannm^),  Hei- 
denhain^  B.  Mayer^)  u.  A.  in  der  Regel  der 
FaU  ist,  ruhig  fortathmeten  und  nieht  in  Gon- 
YoMonea  verfielen.  Da  mir  derartige  unliebsame 
Begegnungen  in  den  letzten  beiden  Semestern 
noch  wiederholt  aufgestoßen  sind  und  das  Re- 
sultat des  Experiments  vereitelt  haben,  drängte 
sich  miff  die  Frage  auf,  ob  S.  Mayer  mit  seiner 
exdusiven  Ansicht  nicht  doch  im  Rechte  sei. 
Ich  sah  mich  daher,  um  jeden  Zweifel  zu  besei- 
tigen, veranlaßt,  bei  allen  im  Institut  gebrauchten 
Katzen  den  Ursprung  und  Verlauf  der  großen 
Halsgefäße  genauer  zu  verfolgen  und  durch  In- 
jectionen  die  Bahnen  festzustellen,  auf  welchen 
ausnahmsweise  bei  diesen  Thieren  trotz  der  Un- 
terbindung der  genannten  Arterien  dem  Gehirn 

1)  Sitzgsb.  d.  kais.  Akad.  d.  W.    78.  Bd.  S.  105. 

2)  Archiv  für  die  gesammte  Physiologie  1877  Bd.  XY. 
und  1878  Bd.  XVI. 

8}  Diese  Naohrichten  No.  3.  1878. 

4)  Goj'b  Hosp.  Rep.    YoL  I  p.  457<^475.  (1886). 

6)  GünsburgB  Zeitsclirift  far  kl.  Medknn  1856.  & 
401—409. 

6)  Studien  des  physiol.  Inst.  z.  Breslau  IV  H.  1868 
S.  87. 

7)'  S.  Mayer  Siizgsb.  d.  k.  Akad.  Bd.  78.  &  101. 106, 


484 

ftanerstoffhaltiges  Blut  zufließt.  Im  AnschluB 
an  diese  Uutersnchangen  habe  ich  auch  bei 
Hunden  die  entsprechenden  Wege  aufgesncht, 
da  dieselben  auch  bei  diesen  Thieren  bisher  Nie- 
mand bestimmt  nachgewiesen  hat.  Zwar  liegt 
ein  dahinzielender  Befond  von  Pannm  La  vor, 
auf  den  ich  zurückkomme,  derselbe  hat  aber  nur 
Gültigkeit  für  das  von  ihm  allein  gewählte  Operar 
tionsverfahren.  Er  unterband  bei  einem  Hunde, 
abgesehen  von  beiden  Garotid.  com.,  die  Aa.  ve- 
tebrales  zwischen  dem  2.  und  3.  Halswirbel, 
während  alle  Anderen  vor  ihm  und  nach  ihm 
beide  Vertebralarterien  viel  näher  dem  Herzen  oder 
statt  dieser  Gefäße  die  Aa.  subclaviae  ligirt  haben. 

Meine  Untersuchungen,  die  sich  auf  etliche 
dreißig  Thiere  erstrecken,  ergeben  als  Besultai^ 
daß  bei  mehr  weniger  erwachsenen  Katzen 
die  Blutzufuhr  zum  Gehirn  nach  der 
Ligatur  des  Tr.  brachioc.  und  der  A. 
subclavia  sin.  nur  durch  eine  Anomalie 
im  Ursprung  oder  im  Lumen  der  Sub- 
claviaäste  ermöglicht  wird. 

Die  Anomalien  des  Ursprungs,  die 
mir  begegnet  sind,  betrafen  stets  die  Aeste  der 
linken  Subclavia.  Eine  derartige  habe  ich  schon 
früher  erwähnt^);  sie  betraf  die  linke  Wirbel- 
arterie, welche  aus  dem  Arcus  Aortae  zwischen 
Tr.  brachioc.  u.  A.  subclavia  sin.  entsprang.  In 
einem  anderen  Falle  zweigten  sich  von  der  Sub- 
clavia sinistra  zwischen  Aorta  und  Vertebralis 
sinistra  zwei,  in  einem  dritten  Falle  nur  eine 
Arterie  ab,  welche  mit  der  unterbundenen  link- 
seitigen  Vertebralis  nicht  weit  von  deren  Ur- 
sprung communicirten. 

Abnorme  Stärke  der  Wirbelarterien  sah 

1)  Diese  Nachrichten  1878  v.  20.  Febr. 


485 

ch  bei  zwei  Thieren.  Hier  konnte,  wie  nach- 
irägliche  Injectionen  constatirten,  das  arterielle 
ilut  nach  Unterbindung  des  Trane,  und  der  A. 
lubcl.  sin.,  ähnlich  wie  wir  es  später  bei  Hunden 
tehen  werden,  durch  Vermittelnng  anderer  Aeste 
ler  Subclavia  und  der  Brustaorta  genügend  rasch 
rnd  in  genügender  Menge  in  die  Wirbelarterien 
gelangen,  um  das  Bespirationscentrum  in  Action 
SU  erhalten.  Bei  allen  anderen  untersuchten, 
jproßen  Katzen  zeigten  sich  die  Yertebralarterien 
lehr  eng  und  linkerseits  gab  die  Subclavia  von 
hrem  Ursprung  bis  zum  Abgang  der  Vertebralis 
^eine  besondere  Arterie  ab. 

Während  die  angeführten  Anomalien  durch 
[njectionen  von  blauer  Leimmasse  klar  zu  Tage 
liraten,  war  es  nicht  möglich ,  durch  dasselbe 
Sklittel  endgültig  den  Beweis  zu  liefern,  daß  die 
Ligatur  der  wiederholt  genannten  Gefäße  die 
Zufuhr  von  Blut  von  dem  Hirn  vollständig  ab- 
sperrt. Der  Grund  dafür  liegt  darin,  daß  es  an 
3inem  Anhaltspunct  zur  Bestimmung  der  Zeit 
fehlt,  wann  die  Injection  abgebrochen  werden 
muß.  Setzt  man  dieselbe  länger  fort,  so  füllen 
sich  schließlich  sämmtliche  mit  unbewafiFnetem 
knge  sichtbaren  Gefäße  des  Hirns  und  Rücken- 
marks und  von  der  Peripherie  aus  selbst  die 
unterbundenen  Arterien  des  Halses. 

Die  Injection  geschah  in  folgender  Weise.  Das  Ster« 
lam  der  curarisirten  oder  ehen  getödteten  Katze,  wurde 
bis  zur  dritten  Rippe  entfernt,  der  Tr.  hrachioo.  und 
lie  Subclavia  sin.  nahe  ihrem  Ursprung  aus  der  Aorta 
und  diese  selbst  (natürlich  am  todten  Thiere)  vom  Ab- 
iomen aus  dicht  über  dem  Diaphragma  unterbunden. 
Oberhalb  der  Ligatur  wurde  eine  möglichst  weite  Glas- 
kanüle eingelegt.  Das  so  vorbereitete,  auf  einer  fileiplatte 
(gefestigte  Thier  senkten  wir  in  einen  großen,  mit  40^  war- 
mem Wasser  gefüllten  Harting'schen  Injectionska&ten  ^), 

1)  Harting,  da«  Mikroskop.    Bd.  1.  S.  119. 


486 

kl  dMBMi  tiefertm  Tkeile  «ohon  fwhAr  ua&  nü  UaiMr 
LeimmaMe  gefällte  Wonlffsohe  Fkiohe  oAtergebnldil 
war.  Von  meeer  letaleren  fährte  ie  ein  Qnmmianhlannh 
tu  der  Aoriakanule,  zu  einem  Qaeokailbennanometer  nnd 
in  eitiem  mit  Luft  gefüllten  GaBomettt,  irelehdtr  wie  M 
dem  «uf  8.  844  No.  7  diever  Kaeki*«  erwttmtaa  Dtttili- 
BtrömungBapparat,  mit  einem  Hahn  der  «t&düi^ttD  fto* 
serleituig  in  Yerbindong  stand.  Die  Iiyeatioiien  .wofdiii 
stets  bei  ganz  geringem  Druck  begonnen  and  derselbe 
fkor  altmälig  gösteiffert,  immer  -aber  weit  nntör  Adr  Dittidf- 
sehDittshGhe  d«s  Biütdraeks  gelmlten ,  weil  «in  li6heMt 
Druck  «ehleohtere  Füllung  der  kleinen  QefiLSe  cur  fWg« 
hat.  Wurden  die  I^jeotionen  länger  ak  16  iümrtan  iOM 
höchstens  Vi  Stunde  fortgesetzt,  so  fanden  wir  24  Stunden 
später  bei  der  Section  ^),  alle  oben  genannten  Geläfie  und 
auBerdem  die  IntercostalaM^erien  und  Mammariäe  int^  nebst 
ihren  AnasiomoBen,  mit  blauem  Leim  gefölH.  Daba 
waren  die  ConjunotiTae  ganz  blaß  geblieben  und  Mund* 
Schleimhaut  und  Zunge  ließen  kaum  einen  blauen  Schimmer 
erkenuen. 

Da  wir  im  Gegensatz  zn  den  Katzen  bei  den 
größten  Lapins,  wenn  die  Ligataren  angelegt 
waren,  selbst  bei  Stunden  lang  fortgesetzter  la- 
jection  nie  eine  ebenso  vollständige  Füllung  der 
Hirn-  und  Scbädelgefäße  erreichten,  wurde  der 
Verdacht  rege,  es  könnte  vielleicht  bei  den  durch 
Curare  gelähmten  Katzen,  während  längerer 
Dauer  eines  Experimentes  art.  Blut  und  mit 
diesem  ein  Theil  des  zu  prüfenden  Arzneimittels 
oder  Giftes  allmälig  ins  Gehirn  geführt  werden. 
Um  bei  dieser  Ungewißheit  zu  einer  bestimmten 

1)  Bei  der  8ecti<m  einer  Katze  fenden  wir  im  Groß« 
him  nnd  im  Rüokenmaric  Je  einen  Biasenwurm,  den  Ck>l- 
lege  Ehlers  die  Güte  hAttö  zu  bestimmen.  Es  war  nieirti 
wie  zu  vencnathen  stand,  Cystie.  fasciolacriB,  iier  in  der 
Hausmaus,  oder  G.  kmgieollis,  der  in  der  Bratthdhle  detf 
Feldmaus  schmarotzt  sondern  der  gemeine  0.  celhiloMae. 
dessen  Vorkonftnfti  im  Rückenmark  d^  Eat^e  weder  bei 
Diesing  noch  Uiderwfirts  aflgefoAirt  ist.  KrankheÜM^ 
soheinungen  hatten  dieParasitsn  bei  Lebzeiten  desXhierei 
nicht  veranlaßt 


I 


487 

BaNäcAieidwig  zu  komirieii)  Tdtttiiöliie  kh  Mfioale 
SfertMeoif  bei  d^nen  entweder  in  der  Cfaloraforiii*> 
natrcoee  öder  lirährend  mögliefaet  seh  wacher  Ca- 
nveläbmung  die  Qefäßstämme  naterbnnden  worden 
mureii)  durch  Sttaden  lang  unterhaltene  Respi- 
MtiOD  am  Leben  zu  erhalten.  Es  stellten  sich 
abte  b^i  den  YersucfaBthieren  faiemmh  spontane 
B^irattondbi^egnngen  ein  und  auch  i^enn  die 
Thiexe  in  einem  geeigneten  W-ärmekaeten  bei 
86^  0.  vor  jeder  naohtheiligen  Abkühlung  ge* 
iMlütat  blieben )  gingen  «ie  schlieAlioh  doch  an 
HeitslKkmmng  zu  Grunde.  -^  Um  zu  entscheiden 
eb  ode^  ob  nicht  Spuren  eines  in  die  Blntbahn 
gespritzten  Giftes  trete  der  Ligatur  ins  Gehirn 
gelangen  können,  injicirte  ich  operirten  Kaninchen 
und  Katzen  während  künstlich  unterhaltener  Re- 
spiration eine  wässerige  Lösung  von  Thallium^* 
Sulfat  in  eine  Sohenkelvene  und  prüfte^)  p.  m. 
das  Gehirn  auf  seineu  Gehalt  an  Thallium.  Al-^ 
lerdings  fand  ich  niemals  im  Hirn  solcher  Thiere 
Thallitttti.  I>ei  aber  auch  bei  ganz  intacten 
Eataen  dto  Nachweis  des  injicirten  Metallsalzes 
im  Gehirn  nicht  in  allen  Fäüen  gelang ,  durffce 
jfeh  aucfh  diesen  Beweis  nicht  gelten  lassen  und 
kam  deßhalb  zu  dem  früher  schon  angegebenen  ') 
Ifitlel.  ich  infandirte  den  operirten  Thieren  bei 
L^bMIten  in  eide  Vene  Natriumindigosulfat. 
DttfCfh  «difeBäs  ¥erftihren  fand  ich  defnn  bei  allen  nor- 
ToA^em^  ausgewa^^hsenen  Katzen  die  oben 
taUfgjbgptö^xtne  Annahtt^  vollkommen  boErftätigt. 

1)  NMh  dcir  18iS7  i.  d.  Nsehr.  No.  20  anjptegfdMnen 
MolM>lyfetodh'^8t>eotfOiBoopiBdien  Methode. 

8)  JOiese  Nadhriehten  1.  c. 

8)  Es  sind  mir  übrigens  anoh  GefaBanomalien  begegnet, 
weloneden IBrfölg  der  UnterbindtiDg  niclit  altehren.  wie 
1  %  iMtMäi  fer  Säbölavtü  läü.  aas  dem  tr.  bittölnd^ 
uvpiuuwus« 


488 

Nicht  so  yerhielten sicli  sehr  junge  Kätz- 
chen. Experimentirt  man  an  solchen,  so  trifft 
man  nnter  diesen  nicht  so  selten  Individuen,  die 
ohne  jede  nachweisbare  Gefaßanomalie  nach  re- 
gelrechter Unterbindung  der  großen  Gefaßstämme 
spontan  fortathmen.  Injicirt  man  p.  m.  die  Ge- 
fäße ,  so  läßt  sich  keine  ungewöhnUche  Anosto- 
mosenbildung  mit  Sicherheit  constatiren.  Da« 
gegen  zeigen  sich  die  Aa.  yertebrales  und  mam- 
mariae  int.  sehr  stark  ausgedehnt  und  prall  an- 
gefüllt. Es  liegt  daher  nahe,  anzunehmen,  daft 
bei  diesen  jungen  Thieren  die  Gefäße  sich  leichter 
und  stärker  ausdehnen,  als  bei  alten  Thieren 
und  daß  namentlich  die  Yertebrales  sich  inner- 
halb ihrer  noch  nicht  verknöcherten  Umgebung 
genügend  rasch  erweitern  können,  um  dem  Ge- 
hirn trotz  der  Unterbindung,  ähnlich  wie  bei 
Hunden,  so  viel  arterielles  Blut  zuzuführen, 
wie  zur  Unterhaltung  der  Bespiration  noth- 
wendig  ist. 

Bei  erwachsenen  Katzen  stimmen  auch  die 
Erscheinungen ,  welche  man  nach  Absperrung 
des  Blutstromes  vom  Hirn  beobachtet  im  We- 
sentlichen mit  denen  überein,  die  bei  'Kaninchen 
vorkommen. 

Gleich  nach  der  Absperrung  sieht  man 
1.  Veränderungen  der  Pupille  wie  sie  Kuß- 
maul unter  gleichen  Bedingungen  bei  Kanin- 
chen beschrieben  hat.  2.  Stürmische  Athembe- 
wegungen  von  kurzer  Dauer  und  heftige  Con- 
vulsionen,  wie  sie  der  Straßburger  Kliniker 
gleichfalls  bei  Kaninchen  anführt.  3.  Auffallend 
starkes  Lungenoedem,  wenn  die  Thiere  nicht 
curaresirt  sind  oder  sich  von  der  Curarewirkung 
wieder  erholt  haben  und  noch  nicht  zu  sehr  er- 
schöpft sind.  4.  Ansteigen  des  Blutdrucks  mit 
nachfolgendem  Sinken  und  allmälig  eintretender 


489 

HenschwBche  5.  kommen  nach  dem  AnfhSren 
der  Himfnnctionen  Befiexfonctionen  des  Bücken- 
marks in  exquisiter  Weise  zar  Beobachtung. 

Löst  man  die  Ligaturen  nach  etwa  10  Mi- 
nuten, so  treten  die  von  L.  Mayer^)  bei  Ka- 
ninchen geschilderten  postanämischen  Bewegun- 
gen auf. 

Katzen  vertragen  übrigens  die  Absperrung 
des  Blutes  vom  Hirn  nur  kurze  Zeit  und  wenn 
nach  Wiederherstellung  der  Hirncirculation  auch 
die  Bespiration  wieder  in  Gang  kommt,  erholen 
sich,  soweit  meine  Beobachtungen  reichen,  die 
Thiere  doch  nie  nlehr  vollständig.  Bis  jetzt  ist 
es  mir  wenigstens  in  keinem  Falle  gelungen  eine 
Katze,  die  wieder  spontane  Athembewegungen 
machte,  dauernd  am  Leben  zu  erhalten.  Dieser 
negative  Erfolg  läßt  sich  nicht  auf  die  Opera- 
tionsmethode als  Ursache  zurückführen.  Denn 
die  Katzen,  die  am  Leben  erhalten  werden  soll- 
ten^ hatte  ich  nicht  nach  der  von  Luchsinger 
1.  c.  angegebenen  Methode  operirt,  sondern  nach 
dem  weiter  unten  beschriebenen  Verfahren,  wel- 
ches bei  Hunden  stets  zu  dem  gewünschten  Be- 
sultate  führte. 

Nach  allen  diesen  Ergebnissen  kann  man 
mit  demselben  Bechte  und  demselben  Erfolge 
wie  bei  Kaninchen  auch  bei  mehr  oder  weniger 
erwachsenen,  normalen  Katzen  die  Unterbindung 
der  großen  Halsarterien  experimentell  verwer- 
then  und  es  bedarf  kaum  einer  besondern  Her- 
vorhebung, wie  wichtig  es  für  den  experimenti- 
renden  Pharmacologen  ist  ein  Arzneimittel  oder 
Gift  unter  ganz  gleichen  Bedingungen  nicht  nur 
an  einem  Herbiroren,  sondern  auch  an  einem 
Bepräsentanten  der  Fleischfresser  untersuchen  zu 
können. 

1)  Centralblatt  f.  d.  med.  W.  No.  82  u.  88  v.  1878 

40 


490 

üeberall  wo  man  bei  der  ezp.  Prüfimg  von 
SubstaDzen  mit  Umgebung  der  Narcotica  und 
Anaesthica  den  Einfluß  des  Großbirns,  des  re- 
spiratoriscben  nnd  vasomotorischen  Centroms 
auf  Girculation  und  Respiration,  auf  die  Organe 
der  Bewegung  und  auf  die  Function  der  Ter- 
scbiedenen  ünterleibsorgane  ausscbalten  will, 
kann  man  die  Unterbindung  der  genannten 
Gefäße  mit  Nutzen  verwertben.  Wenn  es  ferner 
von  Wichtigkeit  ist,  bei  irgend  einer  Untersu- 
chung ein  Arzneimittel  oder  Gift  nur  in  das  Ge- 
hirn und  die  genannten  Gentra  gelangen  und 
auf  diese  Theile  einwirken  zu  lassen,  kann  man 
unter  den  von  L.  Mayer  1.  c.  angegebenen 
Cautelen  und  genauer  ausgeführten  Erweiterun- 
gen des  Experiments  gleichfalls  die  Ligatur  bei 
beiden  Thierarten  in  Gebrauch  ziehen. 

Endlich  ist,  wie  Luobsinger  betont,  die 
Yorgängige  Ligatur  der  Halsarterien  sehr  yor- 
theilhaft ,  wenn  bei  einem  Experiment  die  Dis- 
cision  der  Medulla  spinalis  erforderlich  wird. 
Durch  die  Unterbindung  kann  die  Discision  ohne 
jede  Blutung  ausgeführt  und  fast  jede  störende 
Shock- Wirkung  umgangen  werden.  — 

Bei  den  viel  leichter  zu  behandelnden  Hun- 
den und  wie  ich  hinzufügen  kann  auch  bei  Zie- 
gen, ist  die  Unterbindung  der  großen  Hirnarte- 
rien zu  gleichen  Zwecken  nicht  brauchbar. 
Hunde  leben,  wie  zuerst  A.  Co o per  dargethan 
hat,  nach  dem  Verschluß  der  Garotiden  und 
derVertebrales  in  ungetrübter  Gesundheit 
fort.  Sie  ertragen  ebensogut  die  Unterbindung 
des  Tr.  brachiocephalicus  und  derSub- 
clavia  sinistra.  Am  5.  April  1878  injicirte 
ich  einer  kleinen  Hündin  von  c.  5000  Grm, 
Körpergewicht  in  die  rechte  Schenkel vene  0,12 
Morphin,    hydrochlor.     Dem    tief   narcotisirten 


491 

Thier  unterband  ich  darauf  unter  Thymolspray 
den  Truncus  brachiooephalicus.  Nachdem  hier- 
durch die  Carotis  com.  dext.  und  die  gleichsei- 
tige Subclavia  verschlossen  waren,  ligirte  ich  in 
gleicher  Weise  die  Subclavia  sinist.  na*lie  an  ih- 
icem  Ursprung  aus  der  Aorta.  Einige  Minuten 
später  legte  ich  auch  um  die  Carotis  com.  si- 
nist. eine  Ligatur.  Die  Operationswunde  wurde 
mit  carbolisirtem  Catgut  geschlossen.  Am  fol- 
genden Tage  war  das  Thier  noch  etwas  träge, 
aber  am  dritten  Tage  verzehrte  es  schon  etwas 
Futter  und  erholte  sich  daon  rasch,  während 
die  Operationswunde  ohne  Schwellung  und  Ei- 
terung heilte.  In  den  folgenden  Pfingstferien 
warf  die  Hündin  drei  normale  Junge,  an  welchen 
College  Eichhorst  im  Anschluß  an  frühere 
Arbeiten  dieDiscision  der  meduUa  spinalis  vor- 
nahm. Am  10.  October  habe  ich  das  Thier  ge- 
tödtet,  um  das  weiter  unten  beschriebene  Injec- 
tionspräparat  zu  gewinnen. 

Bei  einiger  Uebung  und  geeigneter  Assistenz 
ist  die  Operation  nicht  schwierig.  Ich  mache 
in  der  Mittellinie  des  Halses  einen  Längsschnitt 
durch  Haut  und  subcutanes  Bindegewebe,  gehe 
anfangs  mit  Hülfe  des  Messers,  später  nur  mit 
Ludwig* s  Schaber  und  Pincette  an  der  late- 
ralen Seite  des  rechten  M.  Sternocleidomast.  ein 
bis  auf  die  Carotis  com.  Von  ihr  geleitet  dringe 
ich,  während  die  Wunde  vom  Assistenten  mit- 
telst zweier  stumpfer  Haken  auseinander  gehal- 
ten wird ,  ohne  jede  Blutung  bis  unter  den  Ur- 
sprung der  Subclavia  vor,  unterbinde  den  Trun- 
cus und  sperre  mit  dieser  einen  Ligatur  rechter- 
seits  beide  großen  Arterienstämme  vom  Herzen 
ab»  Von  der  lateralen  Seite  des  linken  M. 
Sternocleidomast  ist  bei  kleinen  Thieren  die  A. 
Subclavia   sinist.    bald   erreicht.     Sie  wird  vor- 

4Q* 


492 

aichtig  centralwärts  isolirt,  bis  sicli  zwischen 
Aorta  and  Vertebralis  eine  Ligfttar  anbringen 
läßt.  Zweckmäßig  pausirt  man  nnn  etwasehe 
man  auch  die  linke  Carotis  com.  znsclmärt.  — 
In  anderen  Yersnchen  habe  ich  die  linke  Ex>pf- 
Schlagader  erst  14  Tage  später  nnterbnnd^ 
nachdem  die  erste  Operationswunde  vollständig  vep* 
heilt  war,  weil  mir  einzelne  Thiere ,  bei  denen 
die  vier  großen  Halsarterien  fast  gleichzeitig  ver- 
schlossen wurden,  kurz  darauf  trotz  rasch  ein- 
geleiteter und  lange  Zeit  fortgesetzter  Respiration 
zu  Grunde  gegangen  sind. 

Schon  R.  Heidenhain  hat  1.  c.  in  seiner 
schönen  Arbeit  über  die  Speicheldrüsen  darauf 
aufmerksam  gemacht,  daß  bei  Hunden,  das  Ge- 
hirn noch  auf  anderen  Wegen  als  durch  die  ge- 
nannten großen  Arterien  sauerstofißialtiges  Blut 
erhalten  müsse.  Er  hat  wiederholt  bei  Hunden 
die  Garotiden  und  Subclavien  unterbunden.,  die 
Thiere  aber  nie  am  Leben  erhalten,  sondern  zu 
weiteren  Versuchen  verbraucht.  Die  Wege,  auf 
welchen  das  Gehirn  nach  der  Operation  mit 
Blut  versorgt  wird,  hat  Heidenhain  nicht  ge- 
nauer ermittelt. 

S.  Mayer  hat,  wie  er  gelegentlich  seiner 
Studien  zur  Physiologie  des  Herzens  (1.  c.)  mit- 
theilt, an  zwei  Hunden  die  Garotiden  und  die 
Yertebrales,  bei  einem  dritten  die  Garotiden  und 
die  Subclavien  unterbunden.  Die  beiden  ersteren 
Thiere,  welche  mit  Opium  narcotisirt  waren, 
zeigten  keine  Lähmung  der  Respiration  noch 
Girculation.  Bei  dem  dritten  Thiere  ,  welches 
mittelst  Gurare  gelähmt  war,  functionirte  das 
vasomotorische  Gentrum  während  künstlicher 
Respiration  ruhig  fort.  Am  Leben  erhalten  hat 
Mayer  seine  Thiere  nicht  und  gibt  auch  keine 
genauere  anatom,  Erklärung  für  die  Fortdauer 


493 

des  Lebens  nach  der  Operation,  hebt  aber  be- 
sonders hervor,  daß  die  Erklärung,  welche  Pa- 
nnm  vor  zweiundzwanzig  Jahren  gegeben  hat 
nicht  für  seine  Versuche ,  sondern  nur  für  das 
▼on  Panum  und  vielleicht  noch  für  das  viel 
ältere  von  Co o per  angestellte  Experiment  Gel- 
tung haben  könne. 

Panum  war  1856  der  Meinung,  die  ein- 
zigste Stelle,  an  welcher  man  die  Yertebralarte- 
rien  beim  lebenden  Hunde  unterbinden  könne, 
stA  die,  »wo  sie  vom  Kanäle  im  Epitropheus 
aus  in  den  Kanal  im  Atlas  übertritt.€  Er  iso- 
lirte  und  unterband  gelegentlich  einer  Studie 
über  Embolie  1.  c.  beide  Yertebrales  an  dieser  Stelle 
und  ligirte  gleich  danach  auch  beide  Garotiden. 
Vier  Stunden  später  tödtete  er  das  Thier  und 
injicirte  durch  die  Aorta  descendens  nach  oben 
hin  eine  schwarze  Fettmasse.  Obgleich  die  Li- 
gaturen sich  als  impermeabel  erwiesen ,  waren 
die  Hirnarterien  doch  von  der  schwarzen  Injec- 
tionsmasse  stark  angefüllt.  Die  Erklärung  hier- 
für sah  Panum  darin,  daß  die  Yertebralis  un- 
terhalb der  Ligatur  zwischen  2.  und  3.  Hals- 
wirbel einen  sehr  starken  Arterienzweig  zum 
Bückenmark  abgab ,  welcher  sich  mit  dem  ent- 
sprechenden Arterienzweig  von  der  anderen  Seite 
zu  einem  gemeinschaftlichen  Stamm  vereinigt. 
Diesen  letzteren  läßt  Panum  nachdem  derselbe 
etwas  höher  oben  nochmals  zwei  Zweige  von 
der  Yertebralis  aufgenommen  hat,  schließlich 
die  Arterie  basilaris  bilden.  Es  ist  dies  eine 
Auffassung,  die,  wenn  sie  auch  den  Erfolg  des 
Panum'schen  Experiments  erklären  kann,  der 
Anschauung  heutiger  Anatomen  nicht  entspricht. 
Denn  die  im  Wirbelkanal  aufsteigende  Arterie 
Panums  ist,  wie  sich  leicht  constatiren  läßt, 
die  von  den  Yertebrales  stammende  A.  Spinalis 


494 

anterior.  Diese  letztere  gibt  beim  Hnnde,  gerade 
wie  nach  Henle^)  beim  Mensehen,  in  ihrem 
Verlaufe  an  variabeln  Stellen  seitliche  Zweige 
ab,  die  ihrer  Seits  theils  mit  Zweigen  der  A. 
Spinalis  posterior,  theils  mit  tiefem  Parthien 
beider  A.  Vertebrales  und  weiter  abwärts  durch 
die  foramina  interyertebralia  mit  den  Interco- 
stalarterien  Anastomosen  eingehen. 

Auf  den  seiner  Zeit  sehr  berühmten  Versucli 
von  Astley  Gooperpaßt  Panums  Erklärung 
nicht.  Co 0 per  1.  c.  unterband  am  28.  Jan. 
1831  einem  Hunde  beide  Vertebrales  nahe  an 
ihrem  Ursprung  und  gleich  darauf  beide  Garo- 
tiden.  Der  Hund  erholte  sich  und  wurde  erst 
9  Monate  später  getödtet  und  injicirt.  Genaue 
Abbildungen  des  Injectionspräparates  zeigen  so- 
wohl die  Obliterationsstellen  wie  die  zahlreichen 
Anastomosen.  Auf  welchen  Wegen  aber  gleich 
nach  der  Operation  das  Hirn  sauerstoffhaltiges 
Blut  erhält  lehrt  auch  der  G  o  o  p  e  rasche  Versuch 
nicht. 

um  diese  Bahnen  kennen  zu  lernen  präpa- 
rirte  ich  an  frischen  Hundeleichen  die  Aorta  tho- 
racica asc,  den  trnncus  brachioceph.,  (aus  welchem 
bei  Hunden  wie  fast  immer  bei  Katzen^)  die 
rechte  Subclavia  und  beide  Garotiden  entsprin- 
gen), die  rechte  und  linke  Garotis  com.,  die  Sub- 
clavia dextra,  und  die  Aeste,  welche  aus  derselben 
entspringen  ehe  die  Subclavia  über  die  erste 
Rippe  hinweg  auf  die  Außenseite  des  Thorax 
gelangt.  Auf  dieser  Strecke  entspringen  in  der 
Regel  die  Aa.  vetebralis,  mamaria  interna,  die 
cervicalis  profunda,  intercostalis  suprema  und 
thyreoidea.     Die  drei  zuletzt  genannten  Arterien 

1)  Handb.  d.  systAnat.  III  Bd.     1868.    S.  120  n.  121. 

2)  Nach  Lachsinger  L  c.  entspringen  diese  Arterien 
nicht  immer  aas  dem  TroncoB. 


495 

treten  oft  zu  einem  gemeinschaftlichen  Stamme, 
der  ans  cler  Subclavia  entspringt,  zusammen. 
Einmal  sah  ich  sie  mit  gemeinschaftlichem  Stamme 
aus  der  Vertebralis  kommen.  Hinsichtlich  ihres 
Lumens  zeigen  diese  3  Arterien  mannigfache 
Variationen;  meist  war  die  der  Cervicalis  prof, 
beim  Menschen  entsprechende  Arterie  weiter  als 
die  Intercostalis  suprema  und  die  Thyreoidea« 
•Ungefähr  von  gleicher  Weite  wie  die  Vertebralis 
ist  oft  die  Mammaria  int.  Nachdem  diese  sämmt- 
liehen  Aeste  möglichst  vollständig  isolirt  waren, 
unterband  ich  die  beiden  Carotiden,  die  Verte- 
bralis dext.,  die  rechte  Mam.  int.  an  ihrem  Ur- 
sprung und  dann  die  Subclavia  selbst  peripher 
von  der  Cervicalis  profunda.  Es  blieb  also  nur 
•die  zuletzt  genannte  frei.  Dann  wurde  das  Schä- 
deldach in  seiner  ganzen  Ausdehnung  *entfemtf 
das  Hirn  aus  seinen  Verbindungen  gelöst  und 
mit  der  Medulla  oblongata  so  zurückgeschlagen 
(den  Hund  in  Bückenlage  gedacht),  daß  die  Art. 
basilaris  und  die  von  ihr  ausgehenden  beiden 
Schenkel  der  Spinalis  ant.  gut  beobachtet  werden 
konnten.  Nun  injicirte  ich  in  den  Tr.  Berliner- 
blau in  Glycerin  gelöst  und  sah  fast  unmittelbar 
nach  Beginn  der  lujection  aus  der  angeschnit- 
tenen A.  basilaris  die  blaue  Flüssigkeit  austreten. 
Bei  dieser  Anordnung  des  Experiments  vermittelt 
die  Cervicalis  profunda  die  Füllung  der  Verte- 
bralis resp.  der  Basilaris. 

Wird  der  Versuch  so  variirt,  daß  nur  der 
Truncus  brachioc.  und  die  Subclavia  sinistra  dicht 
am  Arcus  Aortae  und  die  Subcl.  dextra  peripher  von 
der  Cervicalis  profunda  unterbunden  sind  und 
injicirt  man  jetzt  von  der  Aorta  thoracica  descen- 
dens  aus,  ähnlich  wie  es  Panum  gemacht  hat, 
nach  dem  Herzen  zu  blaues  Glycerin,  so  füllt 
sich  auch  jetzt  die  A.   basilaris  sehr  rasch.    Es 


496 

vermitteln  unter  den  gegebenen  Bedingungen 
reobterseits  die  Anastomoeen ,  welcbe  die  Inter- 
costttle«  aortieae  mit  der  Mamaria  int.  und  der 
Incercotftalis  soprema  verbinden  zunächst  die 
KüUuii^  des  unterbundenen  Theiles  der  Snbclayia 
dexcr.  und  von  hier  aus  die  Füllung  der  Verte- 
bralid  und  der  beiden  Carotides  com. 

Legt  man  nach  Unterbindung  des  Trumcus 
bnichioceph.  und  der  Subclavia  sinistra  noch  b&- 
doudere  Ligaturen  um  die  Mamariae  int»,  die 
Cervicales  prof.,  die  Vertebralea  und  um  beide 
Carotides  com.,  iujicirt  wieder  in  die  Aorta  tho- 
racica descendens  aufwärts,  so  dringt  auch  jetzt 
noch  das  blaugefärbte  Glycerin  in  die  BasUaris. 
Die  Fällung  kommt  aber  erst  längere  Zeit  nach 
Beginn  der  lujection  zu  Stande  und  es  bleibt 
Bweifelhaft  ob  hier  nicht  die  Füllung  durch  die 
Yenenplexus  im  Wirbelkanal  vermittelt  wird. 

Die  rasche  Versorgung  des  Hundehims  mit 
arteriellem  Blute  besorgen  nach  Unterbindung 
des  Truncns  brachioc.  und  der  Subclavia  sinistra, 
wenn  nicht  allein,  so  jedenfalls  hauptsächlich 
die  Aa.  intercostales  aortieae,  die  Aa.  mammariae 
int.  und  intercostales  supremae.  Daß  diese  Ar- 
terien wirklich  die  hauptsächlichsten  Bahnen  sind, 
auf  welchen  nach  der  Unterbindung  das  Hirn 
mit  arteriellem  Blut  versorgt  wird,  bewies  schliß 
gend  die  Leim**Injection  der  am  5.  April  ope- 
rirten  und  am  10.  October  getodteten  Hündin. 
Die  Intercostales  sowohl  wie  die  Manunariae  und 
die  Cervicales  profund,  zeigten  sich  deutlich  aus- 
gedehnt und  von  den  zuletzt  genannten  Arterien 
liefien  sich  schon  bald  nach  ihrer  Abzweigung 
aus  der  Subclavia  relativ  starke  Anastomosen 
mit  der  Yertebralis  bloelegen. 


497 

Erklärung  der  zu  No.  7  S.  244  dieser  Nachr. 
gebörenden  Abbildung  des  Durchströmnugsap- 
parates  aus  dem  pharmacologischen  Institut. 
Ä.  mit  Luft  fi^efiillter  Gasometer ;  B.  mit  defibrinirtem 
Blute  gefüllte  Glasbirne ;  E.  Manometer ;  F.  Glas- 
birne zur  Aufnahme  des  durch  die  Niere  getrie- 
benen Blutes;  G.  Eochflasche  in  38^ C.  warmem 
Wasser^  in  welcher  das  Blut  aus  F.  gesammelt 
und  mit  Luft  geschüttelt  wird;  a.  Verbindung 
mit  der  städt.  Wasserleitung;  b.  Glashahn;  c. 
Bohre  Ton  Glas  mit  Quetschhahn,  welcher  ge- 
öffnet wird  nachdem  b.  geschlossen  ist,  wenn  das 
in  G.  gesammelte  Blut  durch  den  Trichter  d.  in 
die  Birne  B.  nachgefüllt  wird ;  e.  Gummischlauch- 
yerbindung  mit  einer  Elemmpincette  verschließ- 
bar; t  Glashahn  zur  Verbindung  mit  dem  Ma- 
nometer E;  welcher  außerhalb  desEasteos  g.  h. 
i.  k.  steht;  g.  h.  i  k.  Zinkkasten,  welcher  bis 
zur  punctirten  Linie  1.  m.  mit  0,6%  Eochsalz- 
lÖBung  Yon  37,5—38,00  C.  gefüllt  ist  und  durch 
die  Brenner  n.  und  o.  erwärmt  wird;  p.  Glas- 
kanüle für  die  Nierenarterie;  q.  Metallkanüle, 
sie  yerbindet  den  Ureter  vom  Nierenbecken  an 
mit  der  weiteren  Glasröhre  r,  welche  durch  die 
mit  Quetschhahn  versehene  engere  Glasröhre 
EL  fest  Iniftleer  erhalten  werden  kann;  t.  Glas- 
kanüle für  die  Nierenvene ;  u.  Glasschale  für  die 


-'  V 


\    ■-•■ 

\  ■  ,  ■  :; 


/      'i 


498 

Promotionen  der  philosophischen  Fa- 
cultät   unter    dem    Decanate    von   Pro- 
fessor Wüstenfeld  vom  1.  Juli  1877 
bis  Ende  Juni  1878. 

(Fortsetzung.) 

7.  August.     Louis  Grube  aus  Goslar.      Diss.: 

Ueber  Nitroamidobenzoesäure. 

8.  August.      Martin    Wetzel   aus  Dingelstedt. 

Diss.:  De  consecutionetemporumCiceroniana. 

9.  August.      Heinrich   P  recht    aus   Jobber  in 

Hannover.  Diss. :  Untersuchungen  über  De- 
rivate des  Acetessigäthers  und  der  Dehy- 
dracetsäure. 

1 0.  August.     Wilh.  G  e  r  c  k  e  n  aus  Lesum.    Diss. : 

üeber  die  mathematische  Theorie  der  Disper- 
sion des  Lichtes. 

1 4.  August.    Bobert  Dettloff  aus  Riga.     Diss. : 

Der  erste  Römerzug  Kaiser  Friedrichs  1. 1154. 
1155.      Ein    Beitrag  zur   Reichsgeschichte. 

15.  August.  John  Will.  Raveil  aus  Toronto 
in  Canada.  Diss.:  Verhalten  der  Salpeter- 
säure zur  Parabrombenzoesäure  und  zum  Fa- 
rabrombenzanilid. 

15.  August.  Aug.  Bock  er  aus  Eschede  in 
Hannover.  Diss.:  Ueber  die  Natur  der  Di- 
nitrobenzoesäure    aus  Metanitrobenzoesäure. 

16.  October.  J.  G.  Rud.  Langenbeck  aus 
Göttingen.  Diss.:  Ueber  diejenigen  geodä- 
tischen Linien  auf  dem  dreiaxigen  Ellipsoid, 
welche  durch  einen  der  Nabelpunkte  des- 
selben gehen. 

23.  October.  E.  G.  Heinr.  Wendlandt  aus 
Uelzen.  Diss.:  Die  Sturmschen  Functionen 
zweiter  Gattung. 

28.  October.  Theodor  Friederici  aus  Wehlau 
■n  Ostpreußen.    Diss. :  Ueber  die  Einwirkung 


499 

von  Wasserstoflf  auf  Trichloracetylmetanitro- 
paratoluid  und  Monovalerylmetanitroparato- 
luid. 

J.  November.  Paul  Rieh.  Bruch  er  aus  Glan- 
dorf  in  Hannover.  Diss.:  Grundzüge  der 
Mechanik  des  Hufes  und  einer  darauf  ge- 
stützten naturgemäßen  Diätetik  desselben. 

8.  November.  Heinr.  Schäfer  aus  Galcar.  Diss.: 
De  nonnullarum  particularum  apud  Antiphon- 
tem  usu. 

10.  November.  Oscar  Göltschke  aus  Leirabach 
Prov.  Sachsen.  Diss.:  -Ueberföhrung  der 
B-Nitrosalicylsäure  in  Metanitrobenzoesäure. 

18.  November.  Bobert  Heinr.  Lüning  aus 
Homeburg.  Diss. :  l.Ueber  Natrium,  Schwe- 
felwasserstoff und  Benzonitril.  2.  üeber 
Benzonitril,  Benzylchlorid  und  Zink  oder 
Natrium.  3.  Nitrirung  von  Paratoluidiusul- 
fat.  4.  Propionylchlorid  und  Orthodiamide. 
5.  üeber  ein  Nitrosulfobenzol. 

20.  November.  Carl  Dyckerhoff  aus  Mann- 
heim. Diss. :  Beiträge  zur  Eenntniß  des 
Acetophenons. 

20.  November.  John  T.  Stoddard  aus  Nort- 
hampton  in  Massachusetts.  Diss.:  Ueber 
Anhydrobenzamidotoluylsäure. 

30.  November.  Georg  Bob.  Hasse  aus  Lieg- 
nitz.  Diss. :  Ueber  die  Einwirkung  von  Te- 
-  trachlorkohlenstoff  auf  Phenole  in  alkalischer 
Lösung. 

8.  December.     Carl  Rodenberg   aus  Bremen. 

Diss. :  Die  vUa  Wcüae  als  historische  Quelle. 

9.  Februar  1878.     Bud.  L  e  h  m  a  n  n  aus  Grefeld. 

Diss. :  Kantus  Lehre  vom  Ding  an  sich.    Ein 
Beitrag  zur  Eantphilologie. 
12.  Februar.    Diro  Eitao  aus  Mazzäi  in  Japan. 
Diss.:  Zur  Farbenlehre. 


3«)0 

19.  Febnnr.  Georg  WimteraaiBffwIra.  Din.: 
«jrt^schiciLte  Asi  Bathfi  m  StraUnirg  Ton 
^ineii  ersten  Sparen  bis  nzm  Statut  Ton  1263. 

2i>.  Febmur.  «j«}rgr  Wendt  antSteiidaL  Diss.: 
Die  Natioaalität  der  Bevölkennig  der  deut- 
ächea  Oitiiarkni  Tor  dem  B^inne  der  G^r- 
manisiraii^. 

2ä.  Febmar.  OMar  Gast.  L and grebe  auDü»- 
seldorfL  Disw:  üeber  YerbiDdimgeD  des 
Cjanä  mit  organisehen  Basen. 

2.  Man.  Greorg  Bockwoldt  ans  Biadorf  auf 
Fehmam.  Dt9&:  üeber  die  Enneper'sehen 
Fliehen  mit  constantem  pontiTem  Krüm- 
mungsmaas^  bei  denen  die  eine  Schaar  der 
KrnmmungsKnien  Ton  ebenen  Corren  ge- 
bildet wird. 

7.  Kärz.  Carl  Heinr.  Bemh.  Haehex  ans  Bill- 
wärder.  Dias.:  De  Herodoti  itineribns  et 
scriptis. 

S.März.  Herm.Bentnagel  ansThiedein  Brann- 
schweig.  EHas.:  üeber  Metabrombenzoesanre, 
Bromnitro-  and  Bibrom-Benzoesanre. 

9.  März.  Martin  Klamroth  ans  Fiddiehow  in 
Pommern.  Disa.:  Gregorii  Abolfaragii  bar 
Ebhraya  in  Actos  Äpostolomm  et  Epistnlas 
Catholicas  adnotationes  Syriaoe. 

12.  März.  Emil  Heikenberg  ans  Hagen  in 
Westfalen.  Diss.:  Beitrage  znr  KenntniA 
des  Orcins. 

12.  März.  Leo  Lewy  ans  Posen.  Dias.:  Die 
bei  der  Einwirkung  von  Chloroform  anf  Be- 
sorcin  in  alkalischer  Löenng  entstehenden 
Aldehyde  und  einige  Derivate  derselben. 

13.  März.    Ed.  Aug.  Gostay  Fe  lisch  ans  Hey- 

debeck  in  Pommern.  Diss. :  Beitrag  zur  Hi- 
stologie der  Schleimhäute  in  den  Lnfthöhlen 
^es  Fferdekopfes. 


501 

14»  März.  August  Hecht  aus  Wahnebergen  in 
Hannover.  Diss. :  üeber  die  Einwirkung 
von  Benzoesäure  auf  Bariumparanitro-  und 
Brom-Benzoat. 

14.  März.  Carl  K  r  i  s  c  h  e  aus  Göttingen.  Diss. : 
I.  Ueber  Nitrobenznitrotoluide  und  die  Ein- 
wirkung von  Wasserstoff  auf  dieselben.  U, 
Zur  Kenntniß  der  Sulfanilsäure. 

15.  März.  Okko  Beruh.  Ledin  g  aus  Klein- 
Midlum  in  Ostfriesland.  Diss. :  Die  Freiheit 
der  Friesen  im  Mittelalter  und  ihr  Bund 
mit  den  Versammlungen  beim  üpstallsbom. 

17«  März.   Maximilian  Dohrn  Brütt  aus  Marne 
in   Ditmarschen.      Diss.:    Die  Anfange  der 
classischen  Tragödie  Frankreichs. 
22.  März.     P.  Gr.  Richard  Schwartz  aus  Stol- 
zenau.   Diss. :  Gregorii  bar  Ebhraya  in  Evan- 
gelium Johannis  Commentarius.  E  thesauro 
mysteriorum  desumptum  edidit. 
24.  März.    Adolf  W  u  1 1 z  e  aus  Göttingen.    Diss. : 
üeber  die  Einwirkung  der  Salpetersäure  auf 
paranitrobenzoylirtes  Anilin  und  Beitrag  zur 
Kenntniß  der  Parachlormetanitrobenzoesäure. 
2.  April.    Ignaz  Jastrow  aus  Nakel  in  Posen« 
Diss.:    Zur    strafrechtlichen    Stellung    der 
Sklaven  bei  Deutschen  und  Angelsachsen. 
1.  Juni.     J.  E.  Carl  Schering  aus  Scharnebeck. 
Diss.:  Zur  Theorie  des  Bernhardtschen  arith- 
metisch-geometrischen Mittels  aus  vier  Ele- 
menten. 
28.  Juni.    John  Robin  Irby  aus  Lynchburg  im 
Staat  Virginia.      Diss.:   On  the   Crystallo- 
grapby  of  Galcite. 

Sechs  Candidaten  wurden  nach  der  münd- 
lichen Prüfung  zurückgewiesen,  um  sich  nach 
einem  halben  oder  einem  ganzen  Jahre  zu  einer 
zweiten  Prüfung  zu  melden. 


502 

Fünfzehn  Candidaten  konnten  wegen  der 
nicht  genügend  befundenen  Dissertationen  znr 
mündliehen  Prüfnng  nicht  zugelassen  werden. 

Zwei  Candidaten  zogen  ihre  Bewerbung  zu- 
rück und  Einer  wurde  von  vornherein  abgewiesen« 


6ei    der    KönigL    Gesellschaft   der    Wis- 
senschaften  eingegangene  Druckschriften 

Mai  1878. 

(Fortaetnmg). 

£.  Hertiberg,  om  Kreditteiis  begreb  og  visen*    Ebd. 

1877. 
A.  N.  Kür«  Bidrmg  til  Belysningen  af  SkibB&rtens  öko- 

nomiske  Forhold.    Ebd.    1877. 
J.  Gamborg,  om  Byerne  og  Landet,  eto.    Ebd.   1877. 
Korges  offidelle  Statistik.    67  Hefte.    4. 

F.  Herb  ich,  Das  Szeklerland ,  geolog.  n.  palaontol.  be- 
schrieben.   Pest.  1878. 

XVU.    Soc.  Toscana  di  Sc  natorali.    Proo.  verbalL 
Neues  Laositzisches  Magazin.    Bd.  54.    H.  1. 
Sitzungsber.  der  k.  bötmi.  Geeellsch.  der  Wiss.  in  Prag. 

1677. 
Victor  Schlegel,   Hermann  Grassmann's   Leben  und 

.  Werke.     1878. 
Norske  Frederiks  üniverritet  Aarsberetning.    1859.60.62. 

73.  74.  76. 
Forhandlinger  i  Yidenskabs  Selskabet  i  Christiania.  1876. 

1877. 

Juni  1878. 

Natore.    448  —  453. 

G.  Strüver,  sopra  Spinello  Orientale.    Borna.  1878.    4. 
Rivista  Eoropea.    Vol.  VII.  Fase.  3. 

Leopoldina.  XIV.  No.  9  — 10. 

Astronom.,  magnet  u.  meteorolog.  Beobachtungen  an  der 

Sternwarte  zu  Prag.  1877.  Fol. 
F.  Neumann,  znr  Lant-  and  Flexionslehre  dee  Altfiran- 

zösischen.    1878. 
^    ^ortis,   über  fossile  Schildkröten  ans  der  Proyms 
over.    1878.    4. 


503 

Monthly  notioes  of  the  B.  Astronom.  Society.    Vol.  88. 
No.  7. 

F.  de  Müller,    Fragmenta  phytographiae   Australiae. 
Vol.  X. 

Verhandl.  der  physik.  med.  Gesellsohaft  zu  Würzburg. 

Bd.  XII.    1.  2.  H. 
J,  Schmidt,  Charte  der  Gebirge  des  Mondes.   25  Blät- 
ter.   Gross  Folio  in  Quadrat  nebst  Erläuterongs-Band. 

Klein  Folio.    Berlin.   1878. 
Bulletin  de  l'Acad.  B.  des  Sciences  de  Belgique.    T.  45. 

No.  4. 
Schriften  der  natorforsch.  Gesellsch.  in  Danzig.    Bd.  IV. 

H.  2. 
BivisU  Eoropea.    Vol.  VII.  Fase.  4.  Vol.  Vin.  Fase.  1. 
Pubblicazioni  del  B.  Istitnto   di  studi  snpe- 

riori  in  Firenze: 
Sezione  di  Medioina,  Ghirargia  e  Pharmacia.  Vol.  I. 
Sez.  di  scienze  Fisiche  e  Natorali.    VoL  I. 
Sez.  di  Filosofia  e  Filologia.    Vol.  I. 
Bepertorio  Singo  -  Giapponese.    Fase.  1  —  2. 
Encidopedia  Singo-  Giapponese. 
In  Hegesippi  oratione  de  halonneso  etc. 
Sulla  epistola  oridiana  di  Saffo  a  Faone. 
Sei  tavolette  cerate  scoperte  in  una  antica  torre  in  Firenze. 
II  commento  medio  di  averroe  alla  retorica  di  Anstotele, 

Miscellania. 
Studi  e  ricerche  sui  PicnoyonidL 

Opere  pubblicate  dai  professori  della  sezione  fis.  e  nature. 
Compte-Bendu  de  la  Commission  imp.  archeologique  pour 

l'annee  1875.    Avec  un  Atlas.    St.  Petersbourg.   1878. 

Fol. 
S.  Angelin,  Jeonographia  Crinoideorum  in  stratis  Sue« 

ciae  siluricis  fossilium.    Cum  tabulis  XXIX^    Holmiae. 

1878.    Fol. 
Memoirs  of  the  Museum  of  comp.  Zoology  at  Harvard 

College.    VoL  V.  No.  2. 

G.  J.  Allmann,  Beport  on  the  Hydroida. 
Dieselb.   Vol.  VI.  No.  2. 

L.  Lesquereuz,  Beport  on  the  fossil  plante  of  Sierra 

nevada. 
J.  Plateau,   Bibliographie    analytique  des  principaux 

ph^nomenes  subjectifs  de  la  vision,    Section  IV.  V.  VI* 

1877.   4. 
Sitzungsberichte   der   philosoph.-philolog.  histor.  Classe 

der  E,  Akademie.    München.    1878. 


— April 


Jl     'DU 


i    -ae   Boflson  See  z  Ko.  Skdkt.    TqL  IL 

V..L  in.  PiTL  :— i. 


A.i-^ft.  rabra  itCixüi  ioBs  lOE.  aalm  1871. 
;.  L    Ecö.    -2"i. 

lernt« HA  iel  ZzzBrjir  IsT-l     X.  I— t—    ShiL 

UL     Ebö-  ;'^T*-77. 
'.  Doseyk'^.   Eom.?«   sofcre  ks   dspoBCH   im hfii rw 

ie  Chile-    I^T'Sl 
Hemona  i^a  ±i  zi^esdesre  di  ValpanJn.     1575 — 76. 

iii{0.  l=T$. 
Memorm  de  bvrc^     Ebd.  1576. 
Memonii  de  goem  j  mariiuL    Eb.  1676. 
Coileccion  de  tzsudo«   oelebrudot  por  la  icpoblici  de 

Chile.    T.  IL    1875.    4, 
Anuftho    estmdistieo   de   la   repab.   de  Chile.    T.  XYIL 

1874—75.    Fol. 
Seftione«  ordinahot  de  la   camera  de  diputadoa.    No.  L 

1875.    FoL 
Settonea  ectnordisariot.    Ko.  IL    1875.    FoL 

(Fortfietxong  folgt) 


505    • 

\a<^hriehten         X 

von  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften und  der  G.  A.  Universität  zu 

Göttingen. 


18.  December.        M  16.  .    1C78. 


K5Di«(liche  Clesellschaft  der  Wissenschaft^« 

Oeffentliche  Sitzung  am  7.  December. 

He  nie,  Zar  Erinnerung  an  E.  H.  Weber. 

Listing,  Zum  Andenken  an  A.  von  Ettingshausen. 

Pauli,  Magister  Thomas  Brunns,  Beamter  Bogers  von 
Sioilien  und  Heinrichs  II.  von  England. 

de  Lagarde,  Ueber  die  koptischen  Handschriften  der 
hiesigen  Bibliothek  und  über  den  Stand  der  Arbeiten 
zur  Kritik  des  Bibeltextes.  (Erscheint  in  den  Ab- 
handlungen). 

Biecke,  Ueber  das  ponderomotorische  Elementargesetz 
der  Electrodynamik. 

Enneper,  Ueber  eine  Gleichung  zwischen  Theta- Func- 
tionen. 

Erümmel,  Die  mittlere  Tiefe  des  Oceans  und  das 
Massenverhältniß  von  Land  und  Meer.  (Vorgelegt  von 
Wappäus). 

Wieseler,  Ueber  die  neuesten  archäologischen  Ent- 
deckungen. 

Jahresbericht  des  Seoretärs. 


Die  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  feierte 
in  der  heutigen  Sitzung  ihren  Stiftungstag  zum 
siebenundzwanzigsten  Mal  in  dem  zweiten  Jahr- 
hundert ihres  Bestehens.  Nach  den  obigen 
Vorträgen  erstattete  der  Secretär  den  folgenden 
Jahresbericht : 

Die  Societät  hat  in  diesem  Jahre  9  Sitzun- 
gen gehalten,  in  denen    12  ausführlichere  Ab- 

41       . 


'    506 

handlangen  nnd  40  kürzere  Mittheilangen 
vorgetragen  oder  vorgelegt  worden  sind.  Die 
ersteren  machen  den  Inhalt  des  bereits  im  Druck 
vollendeten  XXIII.  Bandes  der  »Abhandlangen 
der  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaftenc  ans; 
die  letztern  sind  in  dem  gegenwärtigen  Jahr- 
gan<^  der  »Nachrichten«  enthalten. 

Die  für  den  November  d.  J.  von  der  physi- 
kalischen Classe  gestellte  physiologische  Freis- 
frage hat  einen  Bearbeiter  nicht  gefanden;  sie 
wird  nicht  von  Neuem  aufgegeben. 

Für  die  nächsten  drei  Jahre  werden  von  der 
K.  Societät  folgende  Preisfragen  gestellt: 

Für  den  November  1879  von  der  mathe- 
matischen Classe: 

Wahrend  in  der  heutigen  Undtäationstheorie 
des  Lichtes  neben  der  Voraussetzung  transver- 
saler Osdllationen  der  Äethertheilchen  das  we- 
chanische  Princip  der  Co'existenz  Meiner  Bewe- 
gungen zur  Erklärung  der  Polarisations-  und 
der  Interferenz  -  Erscheinungen  genügt,  reichen 
diese  Unterlagen  nicht  mehr  aus,  wenn  es  sich 
um  die  Natur  des  unpolarisirten  oder  natürli- 
chen Lichtes  y  oder  aber  um  den  Conflict  zwi- 
schen Wellenzügen  handelt,  welche  nicht  aus 
derselben  Lichtquelle  stammen.  Man  hat  dem 
Mangel  durch  die  Voraussetzung  einer  sogenann- 
ten großen  Periode  von  innerhalb  gewisser  Gren- 
zen regelloser  Dauer  abzuhelfen  gesucht^  ohne 
nähere  erfahrungsmäßige  Begründung  dieser 
Hülfsvor Stellung.  Die  K,  Societät  tvünscht  die 
Anstellung  neuer  auf  die  Natur  des  unpola- 
risirten Lichtstrahls  gerichteter  Unter- 
suchungen ,  welche  geeignet  seien  ,  die  auf  na- 
türliches Licht  von  beliebiger  Abkunft  bezüglichen 
Vorstellungen  hifisichtlich  ihrer  BestimnUheit 
denen  fiahe  zu  bringen,  welche  die  Theorie  mit 


507 

den    verschiedenen  Arten   polarisirten  Lichtes 
verhindet. 
Für  den  Noveinber  1880  von  der  historisch- 
philologischen  Classe  (wiederholt): 

Die  K.  Sodetät  verlangt,  daß  gezeigt  werde^ 
was  die  bildenden  und  zeichnenden  Künste 
bei  den  Griechen  und  Italern  den  Künsten 
der  Nichtgriechen  und  Nichtitaler  verdanken^ 
und  hinwiederum,  wo  sie  außerhalb  der  Grie- 
chischen und  Italischen  Länder  Wurzel  getrie- 
ben und  wiefern  sie  einen  Einfluß  auf  die  Ent- 
wicJcelung  der  Künste  bei  Nichtgriechen  und 
Nichtitalern  gehabt  haben. 
Für  den  November  1881  von  der  physika- 
lisch en  Classe: 

Die  K  Sodetät  verlangt  eine  auf  neue  Un- 
tersuchungen gestützte  Darstellung  derjenigen 
Entwicklungsvorgänge,  durch  welche  die  Gestal- 
tung des  ausgebildeten  Echinodermenleibes  her- 
beigeführt wird.  Es  soll  darin,  in  Anschluß 
an  die  gesicherten  Kenntnisse  von  der  Em- 
bryonenentwicklung der  Echinodermen,  besonders 
gezeigt  werden,  in  welcher  Weise  das  Thier 
aus  der  Larvenform  bis  zur  völligen  Anlage 
sämmtlicher  Organsysteme  erwächst.  Dabei 
bleibt  es  der  Untersuchung  überlassen,  ob  an 
einer  charaderistischen  Art  der  Entwicklungs- 
gang in  allen  Einzelnheiten  erforscht  wird, 
oder  ob  durch  die  Feststellung  der  Entwicklung 
verschiedener  Formen  ein  für  den  ganzen  Kreis 
geltendes  Verhalten  dargelegt  wird;  in  letzterem 
Falle  müßte  aber  die  Untersuchung  soweit  ein- 
dringen, daß  die  hauptsächlichen  Ueberdnstim- 
mungen  und  Abweichungen  in  der  Ausbildung 
der  Organsysteme  bei  den  verschiedenen  Echi- 
nodermenformen  von  ihrem  frühsten  Auftreten 
an  gekennzeichnet  werden. 

41* 


508 


Die  Concurrenzschriften  müssen ,  mit  einem 
Motto  versehen,  vor  Ablauf  des  Septembers 
des  bestimmten  Jahrs  an  die  E.  Qesellschaffc  der 
Wissenschaften  portofrei  eingesandt  werden,  be- 
gleitet von  einem  versiegelten  Zettel,  welcher 
den  Namen  und  Wohnorfc  des  Verfassers  ent- 
hält nnd  aaswendig  mit  dem  Motto  der  Schrift 
versehen  ist. 

Der  für  jede  dieser  Aufgaben  ausgesetaste 
Preis  beträgt  mindestens  fünfzig  Ducaten. 


Die  Preisaufgaben  der  Wedekind* sehen 
Stiftung  sind  in  den  »Nachrichtenc  von  1877 
S.  137  veröffentlicht. 


Das  Directorium  derSocietät  ist  zu  Michaelis 
von  Herrn  Grisebach  in  der  physikalischen, 
auf  Herrn  Weber  in  der  mathematischen  Classe 
tibergegangen. 

Von  ihren  auswärtigen  Mitgliedern  und  Cor- 
respondenten  verlor  die  Societät  in  diesem  Jahre 
durch  den  Tod: 

Den  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie 
Geheimen  Medicinalrath  Ernst  Heinrich  Weber 
in  Leipzig,    starb  im  83.  Lebensjahre; 

Den  Professor  der  Physik  Andreas  Freiherm 
von  Ettingshausen  in  Wien,    im  82.  Jahr; 

Den  Physiker  und  Director  der  Porzellanfabrik 
zu  Sivres Henri  Victor  Regnault,  im  68.  Jahr; 

Den  Archäologen  und  Curator  der  Universität 
Josoph  Emnianuel  R  o  u  1  e  z  in  Gent,  im  72.  Jahr ; 

Den  Professor  der  Philologie  K.  Lehrs  in 
Königsberg,  im  76.  Jahr ; 

Den  Professor  der  Chemie  Eugen  von  Go- 
-Besanez  in  Erlangen,  im  62.  Jahr. ' 


509 

Von  der  Societät  neu  erwählt  wurden: 

Zu  auswärtigen  Mitgliedern: 

Hr.  Theodor  Schwann  in  Lüttich, 
Hr.  Heinrich  Eduard  Heine  in  Halle. 

Zu  Correspondenten: 

Hr.  Heinrich  Ernst  Beyrich  in  Berlin, 
Hr.  Joseph  von  Lenhossek  in  Pest, 
Hr.  Georg  Cantor  in  Halle, 
Hr.  Gösta  Mittag-Leffler  in  Helsingfors, 
Hr.  Ludwig  Hänselmann  in  Braunschweig. 


Zur  Erinnerung  an  E.  H.  Weber. 

Von 
J.  Henle. 

Dem  auswärtigen  Mitgliede,  E.  H.  Weber, 
dessen  Verlust  wir  beklagen,  ein  Wort  des  Ge- 
denkens zu  widmen,  sind  wir  nicht  nur  durch 
seine  wissenschaftliche  Bedeutung  und  unsere 
wissenschaftliche  Verbindung  yeranlaßt ;  im  glück- 
lichen Besitze  des  Einen  der  Trias,  welcher  der 
Verstorbene  angehorte,  durften  wir  ihn  in  einem 
wärmern  Tone  den  Uusrigen  nennen,  sahen  wir 
ihn  oft  bei  uns  verweilen  und  es  sind  gewiß 
Wenige  unter  uns,  denen  nicht  in  diesem  Augen- 
blicke die  Erinnerung  an  den  warmen  Druck 
seiner  Hand^  an  die  von  Herzen  zu  Herzen  drin- 
gende Stimme  vor  der  Seele  schwebt. 

Es  darf  wohl  als  eine  providentielle  Veran- 
staltung gepriesen  werden,  daß  um  die  Wende 
unsers  Jahrhunderts  die  Natur  in  dreifacher 
Zahl  und  in  drei  Zweigen  Eines  Stammes   die 


510 

Geister  schuf,  die  unsere  Wissenschaft  aus  den 
Träumen  der  Naturphilosophie  zu  dem  ernsten 
Tagewerk  methodischer  Forschung  wiedererwe- 
cken sollten.  Und  sie  vollbrachten  dies  ohne 
Polemik,  ohne  ein  hartes  Wort  gegen  die  Träu- 
mer, ohne  gewaltsames  Bütteln  derselben.  Sie 
YoUbrachten  es  durch  ihr  Beispiel,  durch  den 
sichern,  festen  Schritt,  mit  dem  sie  ihre  Bahn 
betraten« 

Wir  wollen  uns  kein  Urtheil  über  die  Art 
der  Arbeitstheilung  in  der  geistigen  Werkstatt 
der  Brüder  erlauben;  möchte  es  doch  ihnen  selbst 
schwer  geworden  sein,  bei  dem  steten  Gedanken- 
austausch, am  häuslichen  Uerd,  auf  Wanderungen, 
im  Verkehr  mit  Freunden,  den  Ort  und  die 
Stunde  zu  bestimmen,  wo  eine  folgenreiche  Idee 
empfangen,  wo  sie  geboren  wurde.  Aber  das 
darf  ohne  Indiscretion  als  eine  geschichtliche 
Thatsache  ausgesprochen  werden,  daß  das  Fa- 
milienglied, welches  seinen  Namen  im  physika- 
lischen Gebiete  verewigen  sollte,  wie  es  den 
Jahren  nach  die  Mitte  zwischen  den  beiden  An- 
dern einnahm,  so  auch  an  Beider  Epoche- ma- 
chenden Werken  sich  betheiligte.  Als  Frucht 
gemeinsamer  Arbeit  der  beiden  altern  Brüder 
erschien  im  J.  1825  die  Wellenlehre,  als  Frucht 
gemeinsamer  Arbeit  der  beiden  jüngeren  im  J. 
1836  die  Mechanik  der  menschlichen  Gehwerk- 
zeuge. Beide  aber  verfolgten ,  die  Eine  mittel- 
bar^ die  andere  unmittelbar  das  Ziel,  die  Gel- 
tung physicalischer  Gesetze  im  Reiche  des  Orga- 
nischen nachzuweisen  und  damit  die  Physiologie 
zum  Range  einer  exacten  Wissenschaft  zu  erheben. 

Ich  erinnere  mich  noch  der  Sensation,  welche 
es  erregte,  als  Wilh.  und  Ed.  Weber  an  Ab- 
drücken von  Durchschnitten  der  Gelenke,  auf 
wel^^^  ^\e  Druckerschwärze   direct   aufgetragen 


511 

war,  den  Beweis  lieferteo,  daß  es  mit  der  Kugel- 
form des  Schulter-  und  Hüftgelenkkopfs,  mit  der 
Cylinderform  der  Scharniergeleuke  vollkommener 
Ernst  sei«  So  tief  hatte  man  sich  in  den  Ge- 
gensatz von  Vitalismus  und  Mechanismus  ver- 
strickt, daß  man  mathematische  Genauigkeit 
nicht  einmal  in  den  Fällen  erwartete,  in  welchen 
der  organische  Apparat  sein  Vor-  oder  vielmehr 
Abbild  in  unsern  künstlichen  Maschinen  findet. 
Ernst  Heinrich  hatte  mit  der  Wellenlehre 
den  Grund  zu  einer  Theorie  des  Blutkreislaufs, 
einer  Hydraulik  des  thierischen  Körpers  gelegt, 
die  noch  heute  in  der  Methode  unübertroffen, 
in  den  Resultaten  unangefochten  dasteht.  Er 
fand  die  Meinung  vor,  die  sich  auf  die  Autorität 
von  H  a  1 1  e  r  und  B  i  c  h  a  t  stützte ,  daß  der 
Puls  in  allen  Arterien  des  Körpers  gleichzeitig 
Statt  finde.  Seine  erste  Abhandlung  (1827)  wi- 
derlegte diesen  Irrthum  und  bestimmte  das  Zeit- 
intervall, welches  zwischen  dem  Pulsschlag  der 
dem  Herzen  näheren  und  der  vom  Herzen  ent- 
fernteren Arterien  verstreicht.  Hieran  reihten 
sich  Aufklärungen  über  den  Antheil  des  Her- 
zens und  der  Arterien  an  den  Erscheinungen 
des  Pulses.  Weber  verdankt  man  die  Unter- 
scheidung der  Wellenbewegung  und  der  Strö- 
mung des  Blutes,  der  Wellenbewegung,  die  eine 
directe  Folge  des  Herzstoßes  ist  und  sich  im 
Pulse  offenbart,  und  der  Strömung,  welche  das 
Herz  indirect  durch  Herstellung  und  Unterhal- 
tung der  Druckdifferenz  an  seinen  Mündungen 
zu  Stande  bringt.  Er  auch  unternahm  es  zuerst, 
experimentell  die  Modificationen  zu  prüfen,  wel- 
che die  Gesetze  der  Bewegung  von  Flüssigkeiten 
in  Röhren  dadurch  erfahren,  daß  die  Röhren 
elastisch  sind.  Der  Apparat,  den  er  zur  Erläu- 
terung  der  complicirten  Verhältnisse  des  Kreis- 


512 

laafs  ersonnen  hatte,  fand  Eingang  in  alle  phy- 
siologischen Hörsaale. 

Wenn  mit  diesen  Arbeiten  nnd  denjenigen, 
welche  sich  an  dieselben  anschlössen,  die  iatro- 
mathematische  Schale  des  17ten  Jahrhunderts 
eine  Wiederauferstehung  in  veredelter  Gestalt 
feierte,  so  eröfiPnete  dagegen  eine  andere  Reihe 
Webe  r'scher  Abhandlungen,  die  unter  dem  be- 
scheidenen Titel  »de  subtilitate  tactus«  erschien, 
dem  Versuche  und  der  Rechnung  ein  Feld,  auf 
welches  die  Physiologie  sich  noch  nicht  gewagt, 
welches  sie  bis  dahin  fast  unbestritten  der  Psy- 
chologie überlassen  hatte. 

Ein  Resüme  seiner  Beobachtungen  in  Müller^  s 
Archiv  v.  Jahre  1835  leitet  Weber  mit  folgen- 
den Worten  ein:  »Die  Lehre  von  den  Sinnen 
ist  ein  Punkt,  in  welchem  einmal  in  Zukunft 
die  Forschungen  der  Physiologen,  der  Psycho- 
logen und  der  Physiker  zusammenstoßen  müssen. 
Denn  es  ist  vorauszusehen,  daß,  wenn  man  die 
Naturkräfte  gehörig  definirt  und  die  Gesetze, 
nach  welchen  sie  wirken ;  aufgefunden  haben 
wird,  es  ein  sehr  dringendes  Bedürfniß  werden 
wird,  einzusehn,  wie  nun  die  in  der  Natur  Statt 
findenden  Bewegungen  auf  unsere  Sinnorgane 
einwirken  und  die  Vorstellungen  von  den  Er- 
scheinungen der  Welt  in  uns  erzeugen.« 

Daß  Weber  zur  Beantwortung  der  Frage, 
wie  wir  zu  unsern  Vorstellungen  gelangen,  sich 
zuerst  an  das  Tastgefühl  wandte,  dazu  bestimmte 
ihn  die  Zugänglichkeit  der  Haut,  die  Unschäd- 
lichkeit der  mit  ihr  anzustellenden  Experimente, 
vor  Allem  aber  eine  Erfahrung,  die  ihn  alsbald 
mitten  in  den  Ideenkreis  versetzen  mußte,  in 
welchem  die  Untersuchung  sich  bewegt.  Er 
'^te  beobachtet,   4^^  Ta^^v  gleichzeitig  auf  die 

'i  gesetzte  7iixkö\a^SfeiÄ\i  >  ^^\5ä  %\^  ^^"^^ml* 


513 

pfindung  von  zwei  gesonderten  Berübrnngen  er- 
wecken sollen,  um  eine  gewisse  Distanz  von  ein- 
ander entfernt  sein  müssen  und  daß  die  Distanz, 
die  gefordert  werde,  um  die  Eindrücke  gesondert 
zu  erhalten,  je  nach  den  Körpergegenden  ver- 
schieden sei.  So  fließen  z.  B.  am  Bücken  und 
an  der  innern  Schenkelfläche  die  beiden  Empfin- 
dungen schon  dann  zu  einer  einzigen  zusammen, 
wenn  die  Cirkelspitzen  4—6  cm.  von  einander 
abstehn,  indeß  die  Zungenspitze  die  beiden  Ein- 
drücke schön  bei  einem  Abstände  der  Zirkel- 
spitzen  von  wenig  mehr  als  1  mm.  unterschei- 
det. Auch  ist  es  nicht  gleichgültig,  ob  die  Cir- 
kelspitzen in  einer  der  Axe  der  Glieder  paralle- 
len Linie  übereinander,  oder  ob  sie  senkrecht 
zur  Axe  nebeneinander  aufgesetzt  werden«  Im 
letztern  Fall  ist  die  Unterscheidung  feiner,  als 
im  ersten. 

Als  Weber  die  eben  geschilderte  Versuchs- 
reihe unternahm,  befand  sich  die  feinere  Ana- 
tomie des  Nervensystems  noch  in  ihrer  Kindheit. 
Der  isolirte  Verlauf  der  Nervenfasern  war  mehr 
geahnt ,  als  bewiesen.  Von  der  peripherischen 
Endigungsweise  der  Nerven  hatte  man  nicht 
einmal  eine  falsche  Vorstellung;  daß  aber  die 
Nerven  und  namentlich  die  Nerven -Enden  in 
der  Haut  ungleich  vertheilt  seien,  darüber  konnte 
nach  dem  Weber'schen  Versuch  kein  Zweifel 
aufkommen.  Seine  Erklärung  desselben,  daß 
wir  ein  Bewußtsein  von  allen  selbständig  fühlen- 
den Punkten  der  Haut  haben  und  die  Entfer- 
nung der  berührten  Stellen  nach  der  Zahl  der 
zwischen  ihnen  liegenden  fühlenden  Punkte 
schätzen ,  ist  auf  Widerspruch  gestoßen ;  im- 
merhin bildet  sie  den  Ausgangspunkt  aller 
Bestrebungen  der  modernen  Psychologie  ^  die 
Baumanscbauung ,    im  Gegen^atiiQ  i4\xt  kscc^^ii^^^s:^^ 


514 

angeborener  Kategorien,  aus  der  Erfahrung  abzu- 
leiten. 

Die  Regionen  der  Haut,  welchen  der  feinste 
Ortssinn  inne  wohnt,  fand  Weber  auch  am 
empfindlichsten  für  Unterschiede  der  Belastung 
und  der  Temperatur.  Dabei  trat  eine  fiast  un- 
glaubliche Schärfe  des  ünterscheidungsvermogens 
zu  Tage,  und  es  wurden  nebenbei  Resultate  ge- 
wonnen ,  die  nur  ihrer  Verwerthung  für  eine 
Physiologie  des  Vorstellens  harrten,  wie  daA  Ton 
zwei  nicht  zu  weit  auseinanderliegenden  Tempe- 
raturen diejenige  als  die  höhere  empfunden 
wird,  die  sich  über  einen  großem  Theil  der 
Hautoberfläche  erstreckt;  daß  die  Seele  sicherer 
ist  im  Vergleichen  von  zwei  Eindrücken,  wenn 
sie  dieselbe  Hautstelle  nacheinander,  als  wenn 
sie  verschiedene  Hautstellen  gleichzeitig  treffen. 
Selbst  die  Zeit,  während  welcher  sinnliche  Vor- 
stellungen haften ,  wurde  der  Rechnung  unter- 
worfen, indem  man  die  zu  vergleichenden  Ein- 
drücke der  Gewichte,  Striche  oder  Töne  in 
gewissen  Zwischenräumen  nach  einander  wirken 
ließ  und  die  Zahl  der  Secunden  bestimmte,  in- 
nerhalb deren  die  Vergleichung  noch  mit  Erfolg 
geübt  werden  konnte.  So  erwuchs  denn  in  der 
That  aus  diesen  Anfängen  die  von  dem  jungem 
Geschlecht  der  Philosophen  eifrig  gepflegte 
Wissenschaft,  welcher  Fechner  den  Namen 
Psychophysik  ertheilte  und  es  war  unserm  ver- 
ewigten Mitgliede  beschieden,  im  Genuß  einer 
würdigen  und  wohlverdienten  Muße  das  Zusam- 
menstoßen der  Physiologen ,  Psychologen  und 
Physiker,  das  er  prophetisch  verkündet  hatte, 
noch  mit  anzusehn. 

Um    den    Antheil    zu   bezeichnen,    welchen 

E     ^     Weber    an    der    Entwicklung    unserer 

Ü  genommen,  mußte   ich  der  Disci- 


515 

den  Vortritt  lassen,  der  er  vorzugsweise 
tempel  seines  Geistes  aufgeprägt  hat.  Doch 
i  neben  der  Umgestaltung,  die  die  Physio- 
durch  ihn  erfuhr,  die  Bereicherungen  nicht 
ssen  werden,  welche  die  vergleichende  und 
ßhliche  Anatomie  seinem  Scharfblick  und 
n  rastlosen  Fleiße  verdankt.  Ich  darf  nur 
wichtigsten  erwähnen:  sein  Erstlingswerk 
das  sympathische  Nervensystem,  seine  Ent- 
mg  der  den  Zusammenhang  des  Gehöror- 
mit  der  Schwimmblase  vermittelnden  Kno- 
cette  bei  einer  Anzahl  von  Fischen,  seine 
^ckungen  in  der  Anatomie  der  Genitalien, 
lUem  die  Wiederauffindung  des  Sinus  pro- 
us,  der  nun  nicht  mehr  in  Vergessenheit 
ben  kann  nach  der  Bedeutung,  die  er  für 
[omologie  der  männlichen  und  weiblichen 
ilechtsorgane  gewonnen  hat.  Unter  den 
ten  über  den  feinern  Bau  der  Drüsen  neh- 
die  von  Weber  der  Zeit ,  wie  dem  Bange 

eine  der  ersten  Stellen  ein :  seine  Injectio- 
3hrten  die  Vasa  aberrantia  der  Gallengänge 
m  und  gaben  die  langersehnte,  sichere 
inft  über  die  Endigungsweise  der  Ausfüh- 
gänge  in  den  traubigen  Drüsen  und  über 
'erhältniß  der  Blutgefäße  zu  den  Drüsen- 
hen.  In  die  weitesten  Kreise  trug  seinen 
)n  die  Bearbeitung  des  Hildebrand  tischen 
mischen  Handbuchs.  Der  specielle  Theil 
iptete  sich  eine  lange  Reihe  von  Jahren 
inon  unseres  anatomischen  Wissens.  Der 
ogische  Theil,  der  von  Grund  aus  neu  zu 
en  war,  zeichnet  sich  aus  durch  die  bevor- 

Stellung,  welche  der  Verfasser  den  mikros- 
3hen  Thatsachen  anweist.  Mit  äußerster 
ilt  sammelte  und  sichtete  er,  was  bis  auf 
Zeit  das  noch  wenig  bekannte  Hülfsmittel 


7.ir* 


oe*  rxiterBucbmir  2x  Tuet  gefaräfin  ^ocstt;.  Und 
i^euL  bttid  daiiacL.  ix  Füige  der  PapiQuianiiig 
0*4  MiuruBLiipfe.  Ott  Grebiet  äerHisioiügif  in  ei- 
ii<^«-  Weiw:  üi>tr£uiiiei  wurde,  diifi  «di»  sTSfeema- 
twsuf:  btsürtieituiig  dtifiseJtoeii  für  Ifinge  Zeit  an- 
t  ij  u L ii'jL  «rw'iiitfB .  so  blmbt  dfion  W « b  e r^seli^ 
W^rk«  dtr  Kabm<,  dem  flidi  in  «dima  andern 
Zw^ij^*:  Ufajle/fe  »^ Elemente  dar  Fhjaologie« 
«rrw^rUru.  Eine  Aera  abgescluoBBen  nod  zugleich 
di<^  Keimt  einer  neuen  gepflinzt  ra  haben. 


Zum  Andenken  an  A.  Ton  Ettinge- 

hauaen. 

Von 
J.  B.  Idfting. 

Am  25.  Mai  d.  J.   starb   zu   Wien  Freiherr 


A  nd  riMiN  von  Ettingshausen,  seit  1864 
(\>rrfM))on(lünt  der  mathematischen  Classe  unserer 
(»om'llHohiii't  angehörend. 

KtiingHhauHon  ist  geboren  1796  den  25.  No- 
v<Mnl>i»r  fM  lloidelberg,  wo  sein  Vater,  zur  Zeit 
MiijiU'  im  östorroiohischen  Generalstabe,  später 
iMM\oralmaj«>r,  statiouirt  war.  Den  Schulunter- 
\w\\\  i^ouoß  er  bis  zum  13.  Jahre  in  Folge  des 
xix'lfaoh  woohiH^hulen  Domicils  des  Vaters  an  ver- 
-N  lv\odv  uou  Ortou  Ungarns^  luerst  in  Essek,  dann 
u\  /v^;uKm\  NousatJu  IVst  und  Erlao.  Nach  be- 
o:Vx\c)i.u\  i«vu)u;iml$ludium  tu  Wien  besuchte 
\ou\  V^ier  <ui^ich$t  für  die  militärische 
\  ..;  :\*  »\  N;N5tiuv:v.u  *;:Äer  den  ^niTe^3itats-Vo^ 
\a  .  cc.'i  v.^vh  o^^e  i.^rtiÄpf,  damals  in  hohem 
K-\s>>*'  xVo\xi^^*  lv^rj:huaier$chule «   in  derer 


517 


imatischen  Bildung  legte.  Mit  Eintritt  des 
3ns  wandte  er  sich  von  der  militärischen 
•ahn  dem  Lehrfach  zu  und  wurde  1817 
Lct  der  Wiener  Lehrkanzel  für  Mathematik 
i^hysik,  1819  Professor  der  Physik  an  der 
irsität  zu  Innsbruck  und  kehrte  zwei  Jahre 
f  als  Professor  der  höheren  Mathematik 
r  nach  Wien  zurück.  Das  mathematische 
im  nahm  an  dieser  Universität  unter  Et- 
lausen's  Thätigkeit  einen  neuen  Aufschwung. 
mei  Zeit  schrieb  er  die  1827  erschienenen 
[esungen  über  höhere  Mathematik«  in  zwei 
3n. 

Is  im  Jahr  1834  Baumgartner,  der  zeitherige 
ssor  der  Physik  in  den  administrativen 
ädienst  übertrat,  wurde  Ettingshausen  dessen 
folger.  In  dieser  Stellung,  die  er  bis  zum 
I  1848  innehatte,  erschieDcn  von  ihm  die 
ingsgründe   der   Physik«,    ein  Compendium 

gewöhnlicher  Art,  welches  sich  durch  den 
genen  Versuch  auszeichnet,  die  elementar- 
ematische  Begründung  möglichst  gleichförmig 
i  das  ganze  Gebiet  der  Physik  durchzuführen. 
1844  an  erschienen  davon  bis  1860  vier 
gen.  Seine  experi mental  -  physikalischen 
jsungen  an  der  Universität  wurden  von  allen 
len  reich  besucht,  aber  daneben  fanden 
mathematisch  -  physikalischen  Vorträge 
n  des  ümfangs  und  der  gediegenen  Be- 
lung  den  Beifall  seiner  zahlreichen  Fach- 
ler. 

n  der  Wiener  Akademie  der  Wissenschaften, 
eren  Gründung  Ettingshausen  bereits  1837 
iner  Denkschrift  die  erste  Anregung  ge- 
1,  bekleidete  er  gleich  anfänglich  die  Stelle 

Generalsecretärs.     Schon   im  Jahre    1848 
übernahm  er  die  Leitung  des  mathematischen 


518 

Stadiums  an  der  neu  umgestalteten  E.  Ingenienr- 
Akademie,  trat  jedoch  1852,  als  diese  Anstalt  in 
eine  rein  militärische  Schule  verwandelt  wurde, 
zu  dem  polytechnischen  Institute  über,  wo  er 
ein  Jahr  hindurch  das  angewandt  mathematische 
und  das  Ingenieurfach  vertrat.  Aber  schon  ein 
Jahr  später,  nach  Doppler's  Tode,  wandte  er 
sich  zur  Universität  zurück,  um  die  Leitung  des 
wenige  Jahre  vorher  gegründeten  physikalischen 
Institutes  der  Universität  zu  übernehmen,  welches 
seine  reiche  Ausrüstung  mit  vorzüglichen  Appa- 
raten und  ^Meßinstrumenten  hauptsächlich  Et- 
tingshausen  verdankt. 

Im  Jahre  1862,  während^  seines  Rectorats 
der  Universität,  verfiel  er  in  eine  schwere  und 
langwierige  Krankheit,  welche  seine  Kräfte  dan- 
ernd  schwächte,  und  trat  1866  in  den  Buhestand, 
nach  fast  fünfzigjähriger  erfolgreicher  Lehrthä- 
tigkeit  in  den  ersten  Stellungen  an  den  verschie- 
denen wissenschaftlichen  Anstalten  Wiens,  und 
ihr  wurde  alsbald  auch  durch  seine  Erhebnog 
in  den  Freiherrnstaud  die  kaiserliche  Anerken- 
nung zu  Theil.  Von  nun  ab  war  er  zwar  wis- 
senschaftlich nicht  mehr  productiv,  aber  noch 
im  vollem  Besitz  geistiger  Kraft.  Er  las  und 
studirte  fleißig  für  sich.  Die  letzten  Lebensjahre 
verbrachte  er  in  stiller  Zurückgezogenheit  mit 
zwei  verwittweten  Töchtern,  während  der  Som- 
merzeit meistens  in  der  stärkenden  Landlnft 
Aussee's  in  Obersteyermark.  In  Folge  eines  er- 
neuerten Nervenanfalls  endete  im  Alter  von  81  Vt 
Jahr  sein  Leben  mit  einem  sanften  Tod  am  25. 
Mai  dieses  Jahres. 

Wir  haben  in  Göttingen  im  Sommer  1840 
wo  sein  Besuch  der  persönlichen  Bekanntschaft 
mit  Gauß  galt,  der  ihm  von  den  damals  noch 
wenig  bekannt  gewordenen  Ergebnissen  theore- 


519 

tischer  üntersachungen  im  Gebiet  des  Magne- 
tismus und  der  Eleetrodynamik  Manches  bereit- 
willig mittheilte,  Gelegenheit  gehabt,  in  Ettings- 
hausen  nicht  nur  den  Gelehrten,  sondern  auch 
den  vielseitig  gebildeten  und  in  geselliger  Hin- 
sicht liebenswürdigen  Mann  kennen  zu  lernen. 

Die  hervorragende  Wirksamkeit  Ettingshau- 
flens  als  Lehrer  auf  dem  Gebiete  der  exacten 
Wissenschaften  und  nicht  minder  die  kritische 
Strenge,  die  er  ebensowohl  bei  seinen  eigenen 
Productionen  übte  wie  gegen  die  Leistungen 
Anderer,  so  daß  er  in  Fällen  lange  vorbereiteter 
Werke  noch  während  des  bereits  begonnenen 
Druckes  die  Arbeit  wieder  vernichtete ,  weil  sie 
seinen  Anforderungen  nicht  mehr  genügte ,  wa- 
ren Ursache ,  daß  seine  Veröffentlichungen  we- 
niger durch  ihren  Umfang  als  durch  die  Klar- 
heit und  Gediegenheit  der  Darstellung  hervor- 
traten. 

Seine  Schriften  sind : 

Die  combinatorische  Analysis ,  als  Vorberei- 
tungslehre zum  Studium  der  höheren  Mathema- 
tik.    Wien  1826. 

Vorlesungen  über  höhere  Mathematik.  Zwei 
Bände.     Wien  1827. 

Anfangsgründe  der  Physik.  1.  Auflage. 
Wien  1844,  2.  1845,  3.  1853,  4.  1860. 

Gemeinschaftlich  mit  Andreas  Baumgartner 
bearbeitet:  des  letzteren  »Naturlehre  mit  Rück- 
sicht auf  mathematische  Begründung«.  6.  Aufl. 
Wien  1839,  7.  1842. 

In  der  Zeitschrift  für  Physik  und  Mathema- 
tik, herausgegeben  von  A.  Baumgartner  und  A. 
von  Ettingshausen.  Zehn  Bände.  Wien  1826 
—1832 : 

Ueber  die  Formeln,  welche  die  Potenzen  des 
Sinns  oder  Cosinus   eines  Kreisbogens  durch  die 


520 

Sinns  oder  Cosinus  der  Vielfachen  dieses  Bogens 
darstellen. '  Bd.  I.    S.  96. 

Ueber  den  Gebrauch  der  Methode  der  unbe- 
stimmten CoSfficienten  bei  der  Entwickelung  der 
Potenzen  des  Cosinus  eines  Bogens  nach  dem 
Cosinas  seiner  Vielfachen.    L  374. 

Analytische  Uebungen  (Ausdruck  der  Glieder 
einer  Reihe  durch  die  Glieder  decDififerenzrei- 
hen.  —  Allgemeines  Glied  einer  arithmetischen 
Reihe.  —     Bemoulli'sche  Zahlen)  I.  493. 

Des  Wiener  Optikers  Plößl  aplanatische  diop- 
trißche  Mikroskope  V.  94. 

Ueber  die  Auflösung  eines  Systems  mehrerer 
Gleichungen  vom  ersten  Grade  mit  ebeiMo  viel 
unbekannten  Größen.     V.  209. 

Auflösung  zweier  arithmetischer  Angaben. 
V.  287. 

Ueber  die  Bestimmung  des  Vergrößerungs- 
Verhältnisses  bei  zusammengesetzten  Mikrosko- 
pen und  über  die  Vergleichung  und  Controlli- 
rung  der  Mikrometer.     V.  316. 

Leichtes  Verfahren,  die  Gleichungen  zwischen 
den  Kanten  der  einfachen  Gestalten  des  tessnla- 
rischeu  Krystallsystems  darzustellen.     V.  385. 

Ueber  die  Entwickelung  zusammengesetzter 
Krystallgestalten.     VI.  1. 

Ueber  Gauß'  Methode  zur  näherungsweisen 
Berechnung  bestimmter  Integrale.     VII,  429. 

Sturm's  Regel  zur  Bestimmung  der  Anzahl 
der  zwischen  zwei  gegebenen  Zahlen  liegenden 
Wurzeln  einer  von  wiederholten  Wurzeln  freien 
numerischen  Gleichung  mit  Einer  unbekannten 
Größe,  nebst  einem  Beweise  derselben.     VII.  444. 

Ueber  die  ebenen  Curven,  welche  ihren  Evo- 
luten ähnlich  sind,    IX.  178. 

In  den  Sitzungsberichten  der  mathematisch- 
naturwissenschaftlichen Classe   der  Eaiserl.  Aka- 


521 

demie  der  Wissenschaften  zu  Wien  finden  sieh 
Mittbeilungen  von  Ettin^haasen  von  Beginn 
1848  (Bd.  I)  bis  zum  Jabre  1867  (Bd.  XXIV), 
namlicb : 

Ueber  die  DiiTerentialgleicbungen  der  Licht- 
schwingun^ren ,  Bd.  I.    S.  02. 

üeber  Soleirs  Saccharometer ,  I.  138. 

üeber  eine  directe  und  strenge  Ableitung 
der  Taylor'scben  Formel,  I.  238. 

Ueber  einen  Satz  Green *s,  das  electriscbe 
Potential  betreffend,  I.  282. 

üeber  den  Ausdruck  der  zwischen  einem 
galvanischen  Strome  und  einem  magnetischen 
Punkte  stattfindenden  Action,  1.  266. 

Beitrag  zum  Beweis  des 'Lehrsatzes  vom  Pa- 
rallelogramm der  Kräfte,    II.  155. 

Bericht  über  Page's  Intej^ration  der  Differen- 
tialforraeln ,  worin  die  Quadratwurzel  aus  einem 
Polynom  des  4.  Grades  vorkommt,  II.  815. 

Zur  Nachweisung  der  Existenz  der  Wurzeln 
algebraischer  Gleichungen,  Y,  31. 

Beitrag  zur  Integration  irrationaler  Differen- 
tialformeln ,    V.  34. 

üeber  Gauß'  dritten  Beweis  der  Zerlejjbarkeit 
ganzer  algebraischer  Functionen  in  reelle  Fac- 
toren,  ibid. 

Bericht  über  drei  Abhandlungen  des  H. 
Spitzer  zur  Theorie  numerischer  Gleichungen, 
V.  82. 

Ueber  einige  Eigenschaften  der  Flächen, 
welche  zur  Gonstruction  der  imaginären  Wurzeln 
der  Gleichungen  dienen,   V.  119. 

Bericht  über  zwei  Abhandlungen  Theod. 
Schönemann^s:  1.  über  die  Beziehungen,  welche 
zwischen  Wurzeln  irreductibeler  Gleichungen 
stattfinden  ,  besonders  wenn  der  Grad  derselben 
eine  Primzahl   ist;    2.  von    der  Empfindlichkeit 

4^ 


522 

der  Brückenwagen  und  der  einfaclueii  iind  sa- 
sammeDgesetzten  Hebel  -  Ketten  -  Systeme.  VIII. 
442. 

Bemerkungen  zu  Petzvars  Anfsatz,  über  ein 
allgemeines  Prindp  der  ündnlations  -  L^re, 
VIII.  593. 

Weitere  Bemerkungen  in  demselben,  IX.  27. 

Bericht  über  das  von  J.  Anathon  eingesen- 
dete Manuscript  »die  natürlichen  Gesetze  der 
Musik« ,   XII.  464. 

Ueber  die  neueren  Formeln  für  das  an  dn- 
fach  brechendeu  Mitteln  reflectirte  und  gebro- 
chene Licht,  XVIII.  369. 

Bericht  über  den  Arithmometer  von  Thomas, 
XXIV.  16. 

Ferner  sind  zu  erwähnen : 

Cauchy's  Methode  zur  Bestimmung  der  In- 
tensität des  reflectirten  und  gebrochenen  Lichtes, 
frei  dargestellt,  Poggendorff's  Annalen,  Bd.  L 
S.  409. 

Note  sur  les  equations  di£ferentieles  des  on- 
dnlations  lumineuses  dans  les  milieux  isphanes. 
Comptes  Rendus  de  l'Acad.  Paris.  7.  xxiv  (1847) 
p.  801. 

Ueber  die  Einrichtung  und  den  Gebrauch 
der  magnetoelectrischen  Maschine,  welche  den 
im  September  1837  .  zu  Prag  versammelten  Na- 
turforschern und  Aerzten  vorgezeigt  wurde,  im 
amtl.  Berichte  über  die  Versammlung  deutscher 
Naturforscher  und  Aerzte  zu  Prag.     1837. 

Die  Principien  der  heutigen  Physik.  Bei 
der  Feier  der  üebernahme  des  ehemaligen  Uni- 
versitätsgebäudes von  der  K.  Akademie  der 
Wissenschaften,  am  29.  October  1857  vorgetragen 


52S 


Magister    Thomas  Brunns,    Beamter 
Bogers  von  Sicilien  und  Heinrichs  IL 

von  England. 

Von 

B.  Pauli. 

Das  geistvolle,   staateogrtindende   Volk   der 
Normannen  hat  bekanntlich  um   eine   und  die- 
selbe Zeit  gegen  Ausgang   des   11.  Jahrhunderts 
und  unter  vielfach  äholicheu  Umständen,  nament- 
lich unter  dem  Segen  der  römischen  Kirche,  sich 
zu  Herreu  in  Sicilien  und  in  England,    in  zwei 
Inselreichen,  zu  machen -gewußt.     Es  hat  in  dem 
mediterranen  Eiland  auf  älteren  Culturelementen, 
hauptsächlich  hellenischen  und  arabischen,  zuerst 
unter   normannischen    Fürsten   und   dann   unter 
dem  großen  schwäbischen  Eaiserhause  ein  Staats- 
wesen aufgerichtet,  das  auf  die  Entwicklung  des 
Reichs    wie    auf   die   Berührung    des   Occidents 
mit  dem  Orient  während  der  Kreuzzüge  wesent- 
lich eingewirkt,  in  der  kurzen  Spanne  von  kaum 
zwei  Jahrhunderten    aber   auch  seine   glänzende 
Bestimmung   erfüllt  hat.      Es   hat  in  Britannien 
gleichfalls  zuerst  unter  normannischen,  dann  in 
der  Descendenz  französischer  und    einheimischer 
Fürsten  Institutionen  schaffen  helfen ,    die  nicht 
nur  durch  Auswanderung  in  beide  Hemisphären 
verpflanzt  worden  sind,    sondern   heute  im  mo- 
dernen Europa  gleich  sehr  zur  Nachahmung  und 
zur  Abwehr  anregen  wie  mit  Ausnahme  der  alt- 
römischen keine  andere  einheitliche  Gesetzgebung, 
von  der  die  Geschichte  weiß. 

Die  historische  Forschung,  namentlich  in  der 
Richtung  vergleichender  V  erfassungsgeschichte 
ist  daher  mit  Becht  wiederholt  den  Ursprüngen 
nachgegangen  um  die  Gründe  aufzudecken,  wes- 

42* 


524 

halb  gewisse  Principien  der  Verfassung  and  Yer^ 
waltung  in  Sicilien  mit  denen  in  England  über- 
einstimmen,   weshalb  die   beiden  Inseln  aber  in 
der  Folge   vielfach  entgegengesetzte  Wege   ein- 
sehlagen  mußten.      Daß  solche  ünsersuchungen 
nicht  zu  großen,  vollen  Resultaten  geführt  haben, 
liegt  einmal  darin,    daß  wir   im  Einzelnen  über 
Ausdehuung    und  Stärke  der   unmittelbaren  Be- 
rührung zwischen   den   beiden  Staaten   selbst  in 
der  kurzen,   streng  normannischen  Periode,   die 
sich   beider   Orten    kaum  über   ein  Jahrhundert 
erstreckt,  aus  den  vorhandenen  Quellen  nur  sehr 
unzulänglich  unterrichtet  sind,  und  zweitens  daß 
man  aus  demselben  Grunde  sich  gern  Annahmen 
hingibt,   denen  die  Beweiskraft  fehlt.      Es  liegt 
ja  nahe,  die  Herkunft  der  Eroberer  Siciliens  und 
Englands  aus  dem  gemeinsamen  Mutterlande  an 
der  Seine  zu   verwenden.      Aber    während  z.  B. 
die  Familiengeschichte  mancher  zu  beiden  Seiten 
des  Canals  auftretender  Geschlechter,  die  Wirk- 
samkeit von  Klerikern  und  Staatsmännern  hüben 
und   drüben   ziemlich    bekannt   ist,    haben   sich 
über   die   Verbindung    der    Stammgenossen   am 
Faro  mit  der  alten   neustrischen  Heimath  doch 
nur  äußerst  dürftige  Angaben  erhalten.    Anderer- 
seits ist  die  Kritik  heute  eher  geneigt  englischen 
Institutionen  ihr  Normannenthum  abzusprechen 
oder  doch  wesentlich  zu  beschränken,  indem  sie 
älteren,  angelsächsischen,  oder  gemeinsamen,  nor- 
dischen,   Ursprung  nachweist  und  insbesondere 
nur  die  Ausprägung  scharfer  Formen  der  Staats- 
kunst   normannischer    Herrscher   und   ihrer  Be- 
amten zuerkennt.    Die  Mitwirkung  der  Normannen 
an  dem  Ausbau  der  englischen  Verfassung  wird 
dadurch  sehr  bestimmt  abgegrenzt  sowohl  gegen 
die  alle  Grundelemente  enthaltende  angelsächsische 
Periode  wie  gegen  die   mit   dem   ersten  Könige 


525 

aas  dem  Hause  Anjou  anhebende  •  zukuuftreiche 
Weiterbildung. 

Trotzdem  verlohnt  es  sich  wohl  allen  vor- 
handenen Spuren  des  Austausches  zwischen  den 
beiden  Inselstaaten  sorgfältig  prüfend  nachzu- 
gehn.  Sie  sind  besonders  zahlreich  im  12.  Jahr- 
hundert, bleiben  aber  an  dynastischen,  kirch- 
lichen und  culturlichen  Beziehungen  bis  gegen 
den  Untergang  der  Hohenstaufen  erkennbar. 
Man  wird  indeß  für  das  12.  Jahrhundert  schon 
zwei  Epochen  unterscheiden  dürfen:  die  bedeu- 
tende Regierung  Bogers  von  Sicilien  (1101 — 1154, 
König  seit  1130),  auf  dessen  Yer wandschaft  Erz- 
bischof Wilhelm  der  heilige  von  York,  ein  NefiFe 
König  Stephans,  sich  beruft,  und  die  Zeit  seiner 
Nachfolger,  von  denen  Wilhelm  II.  eine  Tochter 
fleinrichs  II.  von  England  heirathet.  Der  ersteren 
gehört  an  Nicolaus  Breakspear,  als  Hadrian  lY. 
der  einzige  Papst  englischer  Nation,  durch  eigenen 
Verkehr  mit  den  italischen  Zuständen^)  eben  so 
gut  wie  mit  denen  Scandinaviens  vertraut,  dessen 
geographische  und  ethnographische  Kunde  ihn 
befähigte  den  ersten  Anstoß  zur  Bekehrung 
Finnlands  von  Schweden  aus  und  zur  Unterwer- 
fung Irlands  durch  englische  Normannen  zu 
geben.  Femer  Johannes  von  Salisbury,  bekannt 
als  Kirchenmann,  Staatsmann  und  Philosoph,  der 
in  seinen  Briefen  und  philosophischen  Schriften 
nicht  nur  unschätzbare  Nachrichten  über  seinen 
Freund  und  Landsmann,  Papst  Hadrian,  bewahrt, 
sondern  selber  recht  eigentlich  als  ein  geistiger 
Zwischenträger  zwischen  Nord-  und  Südnor- 
mannen   gelten    kann^.       Sodann    Robert    von 

1)  Residiert   von  November  1165   bis  Jali  1166   in 
Benevent,  Jafifö  R.  P.  R.  6900  ff. 

2)  Darchreiste ,  wie  er  erzählt,  zweimal  ünteritalien, 
und  war  befreundet  mit  seinen  Landsmännern  Kanzler 


526 

Salisbury,  der  im  Jahre  1147  dem  EÖDige 
Roger  als  Kanzler^)  und  ThoBias  Bmniis, 
der,  wie  wir  gleich  näher  sehen  werden,  dem- 
selben Fürsten  nachweislich  längere  Zeit  in  einem 
anderen  wichtigen  Staatsamte  diente.  In  der 
zweiten  Epoche  scheint  der  weite  Rnhm,  welchen 
Thomas  Becket  als  Anstifter  der  geistlichen  Op- 
position gegen  König  Heinrich  U.  und  durch 
seinen  Märtyrertod  in  der  abendländischen  Kirche 
gewann,  hauptsächlich  dazu  beigetragen  zn  haben, 
daß  «ine  Reihe  englischer  Geistlicher  anf  sici- 
lische  Bischofsfltühle  erhoben  wurde.  Riehard 
der  Pilger  (Palmer)  erscheint  als  erwählter  Bi- 
schof von  Sjrakos  und  später  als  Ersbischof 
von  Messina  nnter  den  Gorrespondenten  Becfcets^, 
Herbert  von  Middlesex  war  zwischen  1169  nnd 
1180  Erzbiscbof  von  Gonza^).     Walter^  in  sici- 

Robert  und  Papst  Hadrian ,  bei  dem  er  drei  Monate  in 
Benevent  zubrachte,  Policraticas  VI,  c.  24  (Qpera  ed. 
GilesIV,  p.59),  vgl.  Sohaarschmidt,  Johannee  Saresberien- 
Bis  8.  81. 

1)  Willielmiis  (arehiepisoopns  Eboracenaia) . . .  ad  Ao- 
gemm  regem  Sioiliae,  cognatum  Boum,  divertit  et 
com  Rodberto  canoellario  einsdem  regia  ori- 
undo  de  Anglia,  soilioet  in  Salesberia,  plnrimis 
dieboB  oommoratuB  est.  Erat  aatem  Rodbertos  polentis- 
simuB  inter  amicoe  regis,  pecnnioBUB  -et  donatoB  honoribaB 
xnagniB.  Job.  Hagoetald.  oontin.  Hist.  Simeon.  DmiBbii. 
apud  Twysden  D^em  Soriptores  col.  276.  Job.  Saresb. 
Polioratious  YII  c.  19  (Opp.  IV,  p.  155)  Robertos  lam 
diotiregis  canoellarius...  eoqae  mirabilior  in  partibos 
illis,  quod  inter  Langobardos,  quos  paroiseiinoe,  ne  avaros 
dioam  ,  esse  oonstat . . .  ÜEioiebat  samptns  immeDsos  et 
geutis  suae  magnificentiam  ezhibebat .  • .  erat  enim  An- 
glicus  natione. 

2)  S.  Thom.  Cant.  Opp.  ed.  Giles  TII,  128.  819.  82a 
Pirri  in  Graevii  Thesaarus  Antiq.  Sicil.  U,  298. 

8)  Ughelli,  Italia  Sacra  ed.  1659  VI  coL  999,  vcm  Rad. 
de  Dioeto  Ymagines  Hiatonarum  ed.  Stubbs  11,  87  Her- 
bertoa  Anglioos  natione,  natos  in  Middelsczia  etc.  mit 


527 

lischen  Nachrichten  mit  dem  vermuthlich  eng- 
lischen Beinamen  OfiPamilio,  der  von  1169  bis 
1187  auf  dem  Erzstahl  von  Palermo  saß,  cele- 
brierte  am  13.  Februar  1177  eben  dort  die  Ver- 
mählung der  Johanna  Plantagenet  mit  Wilhelm 
IL^).  Ihm  folgte  im  Erzbisthum  sein  Bruder 
Bartholomaeus,  nachdem  er  von  1172  1187  Bi- 
schof von  Girgenti  gewesen^).  Auch  wird  man 
den  eingehenden  Bericht  nicht  übersehen  dürfen, 
den  Johannes  von  Oxford,  Bischof  von  Norwich, 
ein  von  Heinrich  II.  oft  verwendeter  Staatsmann, 
über  seine  im  Jahre  1176  in  Sachen  jener  kö- 
niglichen Hdrath  in  Begleitung  von  Richard  von 
Gamville,  Balduin  Buelot  und  Paris,  dem  Erz- 
dechanten  von  Bochester,  nach  Palermo  unter- 
nommene Reise  abgestattet  und  dem  ihm  befreun- 
deten Geschichtschreiber  Ralph  de  Diceto,  De- 
cfaanten  der  Paulskirche  in  London,  mitgetheilt 
hat').  Endlich  ist  der  bekannte  Briefsteller  Peter 
von  Blois  zu  erwähnen ,  der  jüngere  Zeitgenosse 
des  Johannes  von  Salisbury,  der,  nachdem  er 
am  Hofe  von  Palermo  beschäftigt  gewesen,  von 
König  Heinrich  H.  in  seine  Nähe  gezogen  wurde, 
unter   den  genannten  nun   hat    keiner  ver- 

dem  Bisohof  Rnfias  von  Gosenza  verwechselt,  welcher  1184 
bei  •inem  Brdbeben  za  Grande  gieng,  üghelli  IX,  261. 

1)  Walteros  eiasdem  sedis  arohiepiscopas  oelehravit 
divina  idus  Febroarü,  Rad.  de  Diceto  Ymagines  Historia- 
mm  I,  418. 

2)  Pirri  bei  Graevias  II,  77.  Die  Gitate  geeammelt 
von  Stabbs,  Chronica  Ro^eri  de  Hoveden  III  p.  XGII  and 
Rad.  de  Diceto  II  p.  XXXI. 

8)  Ymagines  ^toriaram  I,  416.417,  doch  anch  in 
den  Gest.  Henr.  II  des  sog.  Benedict  1, 1 17  (Hoveden  II, 
96).  Dazu  die  Urkunde  Wilhelms  II.  vom  Februar  1177, 
unter  anderen  auch  von  Erzbischof  Walter  von  Palermo 
und  Bischof  Bartholomaeus  von  Girgenti  bezeugt ,  Bene- 
dict I,  71  (Hoveden  U,  97). 


52g 

iBssnngsgeschichtlich  einen  ähnlichen  Namen  hin- 
terlassen wie  Thomas  Brnnns,  oder  nenenglisch 
Thomas  Brown,  der  zwar  in  keinem  GeRchichts- 
werke  der  Zeit,  in  keinem  der  zahlreichen 
Briefe  erwähnt  wird,  dagegen  aber  auf  englischer 
und  sicilischer  Seite  in  Urkunden  begegnet  und  ' 
in  dem  ältesten  gleichzeitigen  Werke  zum  eng- 
lischen Verwaltnngsrecht  rühmlichst  genannt 
wird.  Diese  merkwürdige  Schrift  ist  der  Dia^ 
logns  de  Scaccario,  eine  ausführliche  Abhandlung 
über  das  Recht  des  Exchequer,  der  Schatz- 
kammer, der  in  ihrer  ältesten  Gestalt  bis  an  die 
Tage  Wilhelms  des  Eroberers  hinaufreichenden, 
am  frühsten  aus  der  Curia  regia  abgesonderten 
obersten  fiscalischen  Behörde,  durch  welche  ge- 
wissermaßen wie  in  der  altpreufiischen  Hof-, 
Kriegs-  und  Domänenkammer  die  sämmtlichen 
Aemter  des  Staatswesens  zusammengefaßt  waren. 
Der  Dialogus  hält  sich  an  die  vorhandene  Ein- 
theiluQg  in  ein  Scaccarium  inferius  und  superius, 
jenes  ein  Amt  zur  Aus-  und  Einzahlung,  dieses 
eine  hohe  collegialische  Behörde,  der  eben  so 
gut  wie  der  Curia  regis  die  oberste  Gerichtsin- 
stanz zustand. 

Dies  die  Aemter  im  Einzelnen  so  wie  das 
gesammte  Geschäftsverfahren  genau  darstellende 
Werk  wurde  zuerst  im  Jahre  1711  von  Madoz 
als  Beilage  zu  seiner  Geschichte  und  Alterthümer 
des  Exchequer  der  Könige  von  England  von  der 
normannischen  Eroberung  bis  zum  Ende  Eduards 
IL,  einer  wegen  gediegener  Forschung  und  guter 
Methode  heute  noch  bewunderungswürdigen  Ar- 
beit, herausgegeben^).  Mit  Recht  ist  der  Dia- 
logus neuerdiogs  von  Stubbs  in  sein  handliches 
Urkundenbuch    zur    englischen    Verfassungsge- 

1)  Madoz,  the  History  and  Antiquities  of  the  Exche- 
quer 1711  fol.    1769  2  Vols  4«. 


529 

schichte  ^)  vollständig  anfgeDommen  worden.  Als 
Qaelle  ersten  Ranges  haben  ihn  die  namhaftesten 
.Autorii^ten  der  Gegenwart,  wie  Stubbs  selber 
in  der  Constitntional  History  of  England  so 
Gneist  in  dem  Englischen  Yerwaltungsrecht  und 
Branner  in  der  Entstehung  der  Schwurgerichte^ 
m  Bathe  gezogen  und  erläutert.  Der  Dialogus 
warde,  wie  aus  ihm  selber  hervorgeht,  im  Jahre 
1178,  spätestens  bis  zum  April  1179  verfaßt 
von  dem  damaligen  Thesaurarius  Richard  Fitz 
Nigel,  der  von  1189 — 1198  auch  das  Bisthum 
London  bekleidete,  üeber  diesen  in  die  Ge- 
schichte des  Landes,  der  Institutionen,  der  Li- 
teratur eingreifenden  Autor ,  den  Sprossen  einer 
fast  bis  in  den  Anfang  des  Jahrhunderts  zurück- 
Buverfolgenden  um  die  Staatsverwaltung  der  Zeit 
hoch  verdienten  Beamtenfamilie  so  wie  über  das 
Werk  selber  handelt  eingehend  die  aus  den 
Göttiuger  Studien  hervorgegangene  treffliche 
Dissertation  von  Felix  Liebermann,  Einleitung 
•in  den  Dialogus  de  Scaccario,  Göttingen  1875. 
Im  5.  Paragraphen  des  ersten  Buches  sagt 
nun  der  Magister:  »Auf  der  vierten  Bank,  dem 
Großjnsticiar  gegenübersitzt  oben  an  Magister 
Thomas,  geheißen  Brunns,  mit  dem  dritten 
Rotulus,  der  nach  einer  neuen  Verordnung  un- 
seres Herrn  des  Königs  hinzugefügt  wurde,  weil 
geschrieben  steht:  ein  dreifacher  Strick  wird 
schwerer  reißen.«  und  §  6  sagt  der  Magister: 
»Weiter  zu  Häupten  der  vierten  Bank  den  Ju- 
sticiarien  gegenüber  sitzt  Magister  Thomas,  ge- 
heißen Brunns.  Der  hat  in  der  Schatzkammer 
kein  geringes  Ansehn.  Seine  Treue  und  Gewis- 
senhaftigkeit ist  die  große  und  mächtige  Ur- 
sache,   weshalb   er   von    einem   Fürsten  von  so 

1)  Select  Charten  and  other  Dlustrations  of  English 
OonstitatioDal  Hittory,  Oxford  1870.    2  Ed.  1874. 


530 

anfierordentlicher  Einsicht  auserlesen  wurde  um 
gegen  den  alten  Branch  einen  dritten  Botnlas 
zu  führen,  in  denselben  die  Gesetze  des  Reichs 
nud  des  Königs  Geheimnisse  (secreta  regis)  ein- 
zutragen und  ihn  in  seiner  Verwaltung  mit  sich 
zu  nehmen  wohin  er  will.  Er  hat  auch  seinen 
eigenen  Schreiber  (clericum)  in  der  unteren 
Sehatzkammer,  der  neben  dem  Schreiber  des 
Schatzmeisters  sitzend  die  unbehinderte  Befugnift 
hat  zu  yerzeichnen  was  vom  Schatz  eingenommen 
und  ausgegeben  wird.«  Nun  fragt  der  Disci- 
pulus:  »Ist  denn  dem  Fürsten  seine  Treue  und 
Gewissenhaftigkeit  der  Art  bekannt,  daft  zu  dieser 
Arbeit  kein  anderer  so  würdig  befunden  wurde 
wie  er  ?«  Worauf  wieder  der  Magister :  »Er  war 
groß  am  Hofe  des  großen  siculischen  EönigSi 
vorsichtig  in  seinen  Bathschlägen  und  im  ge- 
heimen Vertrauen  des  Königs  beinah  der  erste. 
Da  kam  aber  ein  anderer  König,  der  von  jenem 
Nichts  wußte,  der,  schlechte  Leute  sur  Seite 
habend,  den  Vater  in  dessen  Leuten  verfolgte. 
So  wurde  jener  Mann  genöthigt,  als  das  Glück 
sich  wandte ,  für  sein  Leben  Sorge  zu  tragen, 
und,  obgleich  ihm  mit  den  höchsten  Ehren  der 
Eintritt  zu  den  meisten  Reichen  o£Pen  stand,  so 
zog  er  doch  vor,  wiederholt  von  Heinrich  dem 
erlauchten  Könige  der  Engländer  eingeladen, 
dessen  Ruhm  nur  geringer  ist  ajs  die  Wirklich- 
keit, in  das  Heimath land  und  zu  seinem  erbbe- 
rechtigten und  besonderen  Herrn  zurückzukehr^ 
(ad  natalesolumet  successorium  ac  singularem 
dominum  suum  accedere).  Von  ihm  aufgenommen, 
wie  es  beiden  geziemte,  ist  er  auch  hier,  wie  er 
einst  bei  dem  Sicilier  Großem  vorgestanden,  mit 
den  großen  Geschäften  der  Schatzkammer  betraut. 
So  hat  er  gleich  wie  den  Platz  auch  das  ehren- 
volle Amt  erhalten ;  auch  wird  er  mit  den  großen 


531 

Herren  zu  allen  großen  Geschäften  der  Schatz- 
kammer zugezogen.« 

Hierin  steckt  schon  ein  Stück  Lebensge- 
Bchichte.  Ein  ans  England,  nicht  aus  der  Nor- 
mandie  gebürtiger  Kleriker  ist  auf  unbekannten, 
vermuthlieh  nicht  weniger  schicksalsvollen  Wegen 
wie  sein  Landsmann  und  Zeitgenosse  Nicolaus 
Breakspear  an  die  römische  Curie,  an  den  Hof 
des  ersten  Normannenkönigs  von  Sicilien  ge- 
kommen und  dort  zu  einem  hohen  Yertrauens- 
amt  emporgestiegen.  Derjenige  König  aber,  der 
von  Joseph  Nichts  wußte,  ist  Wilhelm  der  Böse, 
welcher  1154  auf  Boger  folgte  in  demselben 
Jahre,  in  welchem  Heinrich  II.,  der  erste  Plan- 
tageuet,  den  englischen  Thron  bestieg.  Es  scheint, 
daß  Thomas  gleich  anderen  Dienern  des  Yor- 
gangers  ausgetrieben  wurde  und  für  sein  Leben 
fliehen  mußte.  Erst  seit  dem  Jahre  1159  taucht 
er  in  seiner  englischen  Heimath  auf.  Man  er- 
fährt aber  nicht,  wohin  er  sich  mittlerweile  ge- 
wandt hatte;  doch  hat  ihn  Heinrich  öfter  ein- 
geladen (frequenter  vocatus).  Wahrscheinlich 
doch  hat  er  alsbald  die  im  Dialogus  so  ausführ- 
lich geschilderte  hervorragende  Stellung  in  der 
oberen  Schatzkammer  eingenommen,  die  er  noch 
zwanzig  Jahre  später  nach  dem  ürtheil  des  Bi- 
ehard  Fitz  Nigel  mit  so  viel  Buhm  ausfüllt. 

In  mehreren  sorgfältig  von  Madox')  gerade 
aus  den  Schatzkammer  rollen,  den  ältesten  des 
englischen  Staatsarchivs,  dem  Jahr  für  Jahr  ab- 
geschlossenen sogenannten  Botulus  Magnus  Pipae, 
wird  uns  sein  Dasein  vor  1178  so  wie  späterhin 
seine  Hinterlassenschaft  noch  unter  Bichard  Lö- 
wenherz bezeugt.  Im  5.  Jahre  Heinrichs  IL  (19. 
December   1158  — 18.   December  1159)    werden 

1)  Note  KU  p.  17  des  Dialogas  in  der  Ausgabe  von  1711. 


532 

seinem  Neffen  Ralph  bei  der  Schatzkammer  6  L 
20  d.  ausbezahlt  ^).  Im  14.  Jahre  Heinrichs,  also 
1168,  bezieht  er  selber  sein  Qaartalgehalt  im 
Betrage  von  9  L. ').  Im  15  Jahre  erscheint  er 
mit  dem  Titel  elemosinarins  regis,  wie  es  noeh 
im  16.  Jahrhundert  Wolsey  als  der  allmächtige 
Minister  Heinrichs  VIII.  war,  und  worden  ihm 
L.  7.  12.  1  angewiesen  >).  Im  22,  d.  L  1176  er- 
hält er  als  halbjährliche  Bezahlung,  man  sieht 
nicht  recht  für  welche  Leistung,  76  s.  1  d.  *),  Da 
diese  Buchungen  sämmtlich  durch  den  Sheriff 
von  Hereford  unter  der  Rubrik  Herefordescira 
erfolgen,  wird  er  dort  an  der  Waliser  Mark  be- 
gütert, yermuthlich  auch  gebürtig  gewesen  sein. 
Eine  nähere  Bezeichnung  des  von  ihm  in  der 
Schatzkammer  bekleideten  Amts  begegnet  dabei 
nicht  Er  heifit  stets  Magister  Thomas  Brunus, 
einmal  normannisiert  le  Brun. 

Später  wird  sein  Name  wieder  angetroffen 
in  der  großen  Rolle  des  1.  Jahrs  Richards  L  (3. 
September  1189 — 2.  September  1190),  die  Ton 
der  Record  Commission  herausgegeben  wurde. 
Der  Sheriff  von  Hereford  legt  vor  der  Schatz- 
kammer Rechnung  ab  über  Verwaltung  und  Er^ 
träge  von  Land  und  mehreren  Häusern  des  Tho- 
mas Brunns  bei  der  Stadt  Hereford.  Der  Sheriff 
von  Hampshire  thut  dasselbe  über  Land,  welches 
Thomas  Brunns  in  der  Stadt  Winchester  besessen  ^). 

1)  Et  in  liberatione  oonstitata  Radalfo  nepoti  Thomae 
Bruni  VI  L.  XX  d. 

2)  In  soltis  per  breve  regia  Magistro  Thomae  le  Bnin 
IX  L.  de  liberatione  sua  de  qnarta  parte  anni. 

8)  Et  Magistro  Thomae  Bran  elemoBinario  regis  VII L. 
12  8.  Id. 

4)  Et  Magistro  Thomae  Bnmo  76  s.  et  ob.  de  dimidio 
anno. 

5)  Magnus  Rotalus  Pipae  1  Rio.  I,  1844  p.  142  de 
AKita  terre  Thomae  Broni  extra  villam  de  Hereford ...  in 


533 

Auch  in   der  Bolle  des  2.  Jahrs  Richards  L,  die 
Yollatändig  durch  Lichtdruck  in   den  Facsimiles 
of  National  .  Manuscripts   Part  I  1865   wiederge- 
geben  worden  ist,   heißt  es  anf  Blatt  13:  vice* 
eomes  debet  sex  solidos  de  terra,  quae  fuit  Ma- 
gistri  Brnni  in  civitate  Wintoniense.     Obwohl 
Thomas   in   diesen   Documenten  nicht  jedesmal 
als  Magister  betitelt   wird,    so  ist  doch   an  der 
Identität  des  Maans  so    wenig  zu    zweifeln  wie 
an  der  Thatsache,  daß  er  im  Jahre  1189  bereits 
todt  war  und  in  West-  nnd  Südengland  ein  nicht 
nibeträchtliches   Eigen thum    an    liegender  Habe 
hiiterlassen  hatte,  dessen  Verwaltung  und  Con* 
trde  dem  königlichen  Fiscus  zustand. 

Da  ist  es  nun  von  nicht  geringem  Interesse, 
da&    derselbe  Name    mit    genau  denselben    drei 
Bettandtheilen    in   Süditalien   in    lateinisch    und 
griechisch    abgefaßten   in    Köuig  Rogers  Namen 
auE^estellten  Urkunden  begegnet.      Vor  wenigen 
Jalren  ist    auch    wieder    hier   in  Göttingen  ein 
jüngerer  Gelehrter,  der  sich  mit  Forschungen  in 
südtalienischer  Geschichte    befaßte ,    Herr  Wil- 
heln  Behring  ausElbing,  auf  die  hervorragende 
Be&utung  aufmerksam    geworden,    die  derselbe 
Main  nach   dem  Wortlaut  der  Documente    bei 
den.  Könige    von  Sicilien    gehabt    haben    muß. 
Die  Herausgeber    der    Urkunden    hatten    keine 
Ahning,    daß  sie   es    mit    einem  Engländer  zu 
thun  hatten.      Noch   hatte    bisher   die   neueste 
Gesdichtschreibung  Süditaliens   von   ihm  Notiz 
genonmen.    Zunächst  sind  in  der  Vita  Willelmi 
abbais    auctore  Joanne   a  Nusco    c.  7   in    den 
AA,  3S.  25.  Juni  ^)   zwei    Urkunden  König  Ro- 
gers für  das  Kloster  S.  Maria    di   Moutevergine 

emenetione  domoram  eiasdem  Thomae  p.  206  ....  de  terra 
qnae  3it  Thomae  Brani  in  civitate  Wintoniense. 

l)Nene  Ausgabe  von  1867  Jonios  Yol.  YII   p.  118. 


534 

erlMiltra,  daturt  Ptümno  a  KaL  SepL  (S&.  A«- 
giwl)  ind.  15.  1137,   mi  Fmkrmo  8  laL  Dee. 
(24.  Norembcr)   ind.  13.   114»,    mmeaAdih  fa 
mas»  Magiitri  Thomae  eapellani  ngia  md 
wcrtiiYoIl   wegen  da*  ZeillMatiamiig    ao    wie 
der  auf  die  ehmUklie  Kanilri  dca  Kongi  Ina- 
weiaenden  Aoiteiettiui^     Sodann  Cand  Bekring 
bei  Cnaa,    Diplomi   greci   et   arabi  di  Sieilia  I 
303  ein  Ton  König  Boger  in  Pdermo  erlaiMiief 
Diplom,  dem  der  Heransgeber  kein  Datom  hin- 
zoßgt.    In  demAnmige  bei  Pirri,  Sieilia  Säen 
I,  391  steht  die  irrige  Jahnahl  1144,  die  wegei 
der  Indiction  and  des  Begiernngsjahrs    in  1143 
Terhpflsert  werden   moA.     In   dem    griechischea 
Texte  hebt  die  Zengenliste  an:   tavta  SM  ndvn 

Itmv  nal   m&§ui6^    a^iumr  toif  dvB^fnmv   ^fämv   aal 
fuiaii^  Ot0ftd  uki  ßifovvav  Mtd  fWilUXiMv  nvqoißV 

Diese  von  Casa  Terzeiebnete  Urkunde  mr 
aber  inzwischen  auch  dem  Scharfblick  des  Ir. 
0.  Hartwig,  gegenwärtig  Vorstand  der  üniv-r- 
sitats-Bibliothek  zu  Halle,  nicht  entgangen,  d^ 
sen  Forsch angen  seit  Jahren  die  sicilische  C«- 
schichte  betreffen.  Er  hatte  bereits  den  Magi- 
ster Thomas  in  zwei  Diplomen  bemerkt,  die  im 
ersten  Hefk  der  Docnmenti  per  serrire  alla  to- 
ria  di  Sieilia  p.  12  begegnen.  In  dem  erten 
fertigt  Thomas  die  Urkunde  im  Namen  des  Ho- 
nigs aus,  ist  also  der  mit  den  Geschäften  der 
Kanzlei  vom  Konige  betraute  Beamte.  Das 
zweite,  wieder  irrig  1144  statt  1143  datiert, be- 
trifft in  lateinischer,  etwas  abweichender  .'as- 
sang    dieselbe  Angelegenheit  wie  die    bei  (osa 

Stabbe  Ü  p.  XXXIL 


535 

abgedmckte  griechische  Urkunde  mit  derselben 
Zengenreihe:  astantibns  Bogerio  dnce  Apnliae 
dilecto  filio  nostro  et  Bogerio  yenerabili  electo 
Panormi,  Simone  comite  nepote  nostro  et  Ma- 
gistro  Thoma  nostro  familiari  et  Gnlielmo 
de  Perolio  etc.  Mitten  unter  den  Großen  des 
Beichs  erscheint  hier  Thomas  mit  seinem  schlich- 
ten Magistertitel  als  familiär is  noster. 

Da  hat  nun  Herr  Doctor  Hartwig,  nachdem 
ich  ihn  auf  den  Dialogns  und  die  Verfassungs- 
geschichte  von  Stabbs  hingewiesen,  ein  ausführ- 
liches Schreiben  über  diese  merkwürdigen  insti- 
tutionellen Beziehungen  der  beiden  Beiche  an 
Amari ,  den  berühmten  Verfasser  der  Storia  de' 
Muselmani  in  Sicilia ,  gerichtet,  der  dasselbe  in 
den  diesjährigen  Abhandlungen  der  Beale  Acca- 
demia  dei  Lincei,  Sui  divani  deir  azieuda  Nor- 
manna in  Palermo,  abgedruckt  und  eingehend 
Ton    seinem  Standpunkt    aus   commentiert  hat. 

Hartwig  beleuchtet  die  großartig  organisa- 
torische Thätigkeit  Konig  Bogers,  der  wie  Hugo 
Falcandns,  der  Chronist  des  12.  Jahrhunderts, 
schreibt^):  aliorum  quoque  regum  ac  gentium 
oonsnetudines  diligentissime  fecit  inquiri,  ut 
quod  in  eis  pulcherrimum  aut  utile  videbatur 
sibi  transumeret.  Quoscumque  viros  autconsilii 
ntiles  aut  hello  claros  compererat,  cumulatis 
apud  eos  ad  yirtutem  benefieiis,  inritabat,  was 
▼ollständig  auf  den  Engländer  Thomas  paßt. 
Hartwig  hält  sich  dann  vor  Allem  an  die  Aus- 
f&brungen  Amaris  selber  über  die  besonders  den 
fiitimidischen  Ehalifen  nachgebildete,  auch  unter 
christlichen  Herrschern  bestehende  Amtseinrich- 
tung in  Sicilien ,  die  namentlich  einer  sehr  ge- 
nauen Buchführung  über  die  Finanzen  gewidmet 

1)  Cknmivuh  Bibl  bist.  Bidiiae  1,  4\Q. 


536 


Er  woAh  Ceberanftimmmig  swiBchen  dem 
Diris  i>ier  der  Dohana  de  secretis  und 
de^  Sttccaihsiii.  am  to  mehr  mla  bei  beiden 
die  n«a'täciieu  mit  nchterlichen  Getcbäften  yer- 
bdodefi  «imiy  and  behandelt  die  Frage  nach 
der  Pnohtas.  re:$pL  der  Nachahmang  d»  einen 
Lcätztsts  doreh  das  andere.  Was  läge  nnn  in 
der  Tcai  näher,  als  in  Magister  Thomas  denje- 
ciges.  m  soeben,  der.  naehdem  er  das  treffliehe 
sariceniäehe  ELeehnongswesen  kennen  gelernt,  es 
auch  nach  England  Terpflauit  hatte.  Sogar  die 
Worte  des  Dialogns.  daB  er  ron  Heinrich  IL 
contra  actiqnam  consoetodinem  snr  Festigung 
der  Controle  mit  der  Führnng  eines  dritten  fio- 
tnlus  beaoftragt  worden  sei.  wflrden  dafnr  spre- 
chen. Vielleicht  gar  wäre  anf  diesem  Wege, 
iüge  ich  hinzn,  die  orientalische  Bezeichnung 
Siaccarinm.  Echiquier,  Excheqner  Fon  der  schach- 
brettartigen Eliunchtucg  des  groften  Zahltisches, 
uui  den  in  Westminster  die  Bänke  standen,  am 
einraehsten  zu  erklären.  A.  van  der  Linde  in 
dem  gelehrten  Werke:  Geächichte  nod  Litteratur 
des  Schachspiels  1874  II,  165  findet  freilich  die 
Ableitung  Ton  »der  Vierung  äußerst  verdächtig« 
und  läßt  dem  Namen  Scaccariom  altgermani- 
sches schach,  Raubmord,  wie  es  in  ags.  scäcan, 
concutere,  scaher  bei  Otfried,  hochdeutsch 
Schacher  erscheint,  zu  Grunde  liegen.  Aber  wie 
soll  im  12.  Jahrhundert  in  Neustrien  und  Bri- 
tannien eine  rein  deutsche  Wurzel  zu  einer  so 
entschieden  romanischen  Wortbildung ,  und  gai* 
dem  Fisens  als  Raubnest  zu  einem  Spottnamen 
verholfen  haben?  Auch  spricht  der  Dialogns 
I,  1  nicht  nur  von  tabula  quadrata,  sondern 
auch  von  dem  darüber  gebreiteten  pannns  .  .  . 
yirgis  distinctus.      Da    nun    aber   die  Do- 

e  secretis  in  Sicilien  nicht  bis  hinter  das 


537 

Jahr  1149  zurück  zu  verfolgen  ist  und  anderer- 
Berts  in  England  der  Name  Scaccarinm  einzeln 
schon  unter  Heinrich  L,  des  Eroberers  Sohn, 
(1100 — 1135)  vorkommt  und  das  Rechnungswesen 
dieser  Behörde  bereits  in  dem  Muster  einer  frü- 
heren groften  Aufnahme,  nämlich  im  Domesday 
Wilhelms  I. ^  vorgezeichnet  erscheint,  kommt 
Hartwig  zu  dem  Schluß,  daß  die  Dohana  de  se- 
cretis  jedenfalls  von  Eonig  Roger  errichtet 
wurde,  woan  der  Engländer  Thomas  mit  seiner 
KenntniB  normannisch-englischer  Einrichtungen 
betheiligt  gewesen. 

Gegen  diese  ansprechende  Hypothese  erhebt 
mm  Amari  als  Patriot  und  erster  Kenner  der 
saracenischen  Epoche  seiner  Heimathinsel  eine 
Reihe  gewichtiger  Einwendungen.  Er  möchte 
hyperkritisch  selbst  die  Identität  des  Magister 
Thomas  capellanus  regis  vom  Jahre  1137  mit 
dem  jMct&iQO  &eofiä  tov  ßqovvov  vom  Jahre  1143 
und  dem  Beisitzer  des  Scaccarium  zu  Westmin- 
ster  im  Jahre  1179  bezweifeln  und  hält  den  un- 
ter König  Roger  vermuthlich  noch  jungen  Fremd- 
ling für  ganz  ungeeignet  um  ein  auswärtiges 
Vorbild  zur  Nachahmung  in  Sicilien  zu  empfeh- 
len. Dagegen  geht  er  noch  einmal  in  einer  ge- 
lehrten ,  aus  den  arabischen  Quellen  schöpfen- 
den Abhandlung  die  Aemter  und  Behörden  durch, 
die  von  den  Sitzen  der  Khalifen  in  Persien  und 
Egypten  nach  Sicilien  übertragen  allenfalls  wie- 
der von  dort  aus  auch  den  christlichen  Occiden- 
talen  zur  Nachahmung  hätten  dienen  können. 
Er  beweist,  daß  die  normannischen  Eroberer 
durchaus  die  unter  den  Muhamedanern  bewährte 
fiscalische  Registratur  beibehalten  hätten  und 
daß  die  Finanzämter  während  des  12.  Jahrhun- 
derts insonderheit  unverändert  geblieben  wären. 
Von  einer  ähnlichen  Eintbeilung  wie  die  durch 

43 


53S 

,'.f.  T^jk.-^ra^  und  in  der  späteren  englischen 
^'^iwv^  '>f  y..  ;;ri<"^  s  wischen  einem  Scaccarinm  su- 
-.t:-:  ..>  ;:;.i  :v,::r.:;5v.  Aut  welche  Hartwig  schlieit, 
..;>Ä  ci-r  T.r.  fv.ec:  oollegialisch  bmithenden 
/  :»:-f..ji.r5ur:r2:rT*r.v:  wie  die  Curia  scaccariii 
^\  ..-:  ..:  5.\:j.':*czfr,  ru  dem  die  Dohana  de  se- 
,-•:.;  >  yo-^^str.  w:.rie,  will  er  anch  nicht  die  ge- 
-  .  j:>c^  S-.v.r  f::iTvkt  haben.  Er  kann  deshalb 
i:.:. ;..;:  *:D:r.  iir  c^lecentlich  von  Stnbbs^) 
:  ^-•."T:-:fT  VfrT.::*r.uiic  nicht  zustimmen, 
..li  V:.r..i>  .-.  f  ^ ; .'.^scbe  Schatskammer  einge- 
-- .  :j..v  Vr  i'.i-M  überhaupt  nicht  an 
N   . :  :.     .  :\i    ^.r    -'.rr  vvier  der  anderen  Seite, 

•  .  ."    -  .;  ji^^v     .:.:.'.  iie  Structur  der  mit- 
..  i  .       ..*r:     *..>:  :.-r.. -_-?:*    :d  Sicilien    zunächst 

A  ::>;,'.: .    ^^ :.  ->--    *:7.i.     Trotzdem    will 

:  .^i : .     .'ii  I -ni.  :ii3ter  einem  so  er^ 

:  .  ^.- .     •  :    S::..:  Roirer    besonders 

N   ■  .    .     :    :..-;.  f . .-  Erc'And  her  refor- 

.    :      ?   v<    :.^.  i^>::*  5ir:r  c.ö^en,    »ob- 

.    •    *  ?  r-  ?ü^".    ♦;  T  >r«f:>»r  frbien.c     Dies 

:  "V.    :  .  :      -  7 . -t.  >    Vsä.h    AViem,     was, 

•  ">-:-.      ....:::   1:»:-  Minister  Thomas 


m       -        -  « 


*       *fc 


.:-  \i:,      -.5  T.:£-r  ri:oi:  nur  zwi- 
>:••:.     .   ,-*   ."vi   II 7;!^  b^k-innt   ge- 
<:•;.    '^  :  w^f.-fr  .?rr:ir:5-   coch  To- 
.  .  ^  i  ■  -   ir  /  .  _  ,•    .  I  •    ^''jjjifr  -    iii    letzteres 

>.  ..>.>  :\_  :  5<.'  -'"'zz  ^ir  i.vi  i -nehmen, 
.o  :-  r:*i  .  >:i  *:j;i:-';4: .  bü'i  riihdrm  Ro- 
ai*:-  ,'.  :  "\;.  ji^i-.v-  iiT'^TJTif.  "r^Hf-vh*  z::^!eieh 
V  :  :t  :  Xi.i.r*  rjO.-*:  t;-  5»il:5'r:irT  jlc  den 
V :  H.  r-T .  :•  .\"  iir:  j-i  serr-fr  V^rci-curcen 
-  .'  :  j.:\ii:f  ::V  -iL-f  rxrT  i«v:"rzj::ii*  Ver- 
:  i.-:v.>5>:!;-  1.:^.    ww  i..^  ^^^f  Vri^-i-f  ^Ji  dort 


l    t^' 


Haccf?  :r  ^rrj^ir^T.:  l  sTi. 


539 

bezeugt,  als  familiaris  n oster  verdankte. 
Seine  Yerwendung  spricht  für  die  Weisheit  und 
den  erleuchteten  Sinn  Rogers,  die,  wie  Amari 
selbst  hervorhebt,  kein  anderer  in  so  hohen 
Tönen  gepriesen  hat  wie  Edrisi  in  der  Einlei- 
tung zu  seinem  berühmten  geographischen  Werke, 
der  ohne  alle  Frage  die  größte  Zierde  des  Hofs 
von  Palermo  war.  Der  Sturz  des  Magister  Tho- 
mas geschah  beim  Thronwechsel  des  Jahrs  1154, 
nicht  beim  Begierungsantritt  Wilhelms  II.  im 
Jahre  1166,  weil  sein  Name  schon  in  der  Schatz- 
kammerrolle von  1159  erscheint.  Seiner  ver- 
dienstvollen Thätigkeit  in  Sicilien,  derentwegen 
Heinrich  IL  nicht  abließ,  bis  er  ihn  in  seine 
Dienste  gezogen,  hat  der  Verfasser  des  Dialogns 
doch  ein  schönes  Denkmal  gesetzt,  welches  auf- 
recht bleibt,  mögen  die  Aemter  in  Sicilien  und 
in  England,  in  denen  er  gedient,  auch  noch  so 
wenig  mit  einander  zu  schaffen  haben. 

In  Bezug  auf  das  englische  Exchequer  schließe 
ich  mich  dem  ürtheil  von  Stubbs^)  an,  der  es 
wie  der  Verfasser  des  Dialogus  selber  unentschie- 
den läßt,  ob  das  Institut  des  Fiscus  von  Wilhelm 
dem  Eroberet  oder  schon  von  den  Angelsach- 
senkonigen errichtet  worden.  Nach  seiner  Mei- 
nung ist  dasselbe  in  England  und  in  der  Nor- 
mandie  neben  einander  gediehen ,  wobei  denn 
vielfache  Berührung  unvermeidlich  war.  Dort 
erscheint  der  Name  Scaccarium  unstreitig  zuerst 
unter  Heinrich  I.,  diesseits  erst  unter  Heinrich 
n.,  wodurch  freilich  für  oder  gegen  die  Priorität 
Nichts  entschieden  wird.  Eine  Ueberführung 
aus  der  Normandie  nach  England  ist  früher 
weder  durch  Madox,  noch  neuerdings  durch 
Gneist  oder  Brunner  mit  Sicherheit  nachgewiesen 

1)  CoDBtitational  History  of  England  I,  878.  438. 

43* 


540 

worden,  so  daft  ancli  Liebermanii,  der  wie  jene 
beiden  Gelehrten  S.  110  mit  Recht  an  der  Dar- 
stellang  des  Dialogns  den  normanniachen  Geist 
herrorbebt,  diese  Frage  offen  laftt  DaA  das 
altenglische  Staatswesen  schon  Tor  der  Erobernng 
eine  aosgebfldete  fiacatiaehe  Behörde  beaiB,  die 
wie  so  manches  Andere  Ton  den  Normannenko- 
nigen  nicht  nnterdrnckt,  sondern  nnr  in  featere 
Formen  gegossen  wnrde,  daB  ihnen  fernerhin 
anch  geborene  Engländer  so  gut  wie  ihre  Landa- 
lente  nnd  oft  trener  als  diese  dienten,  daran  ist 
anf  Gmnd  der  Qaellen  nicht  zn  zweifeln.  Ich 
kann  daher  anch  der  Anffaasnng  Freeman'a^), 
den  wir  gleich  Stabbs  zn  den  Correspondenten 
unserer  Oesellschaft  zn  "zahlen  die  Ehre  haben, 
keineswegs  widersprechen,  wenn  er  den  alteng- 
lischen Ursprung  der  Schatzkammer,  die  Conti- 
nnität  zwischen  ags.  hord,  norm,  fiscns,  tiie- 
sanruä,  scaecariam  —  letzteres  ein  Name,  der 
Anfangs  spielend  gebraucht  worden  sei  —  mit 
ähnlich  insularem  Patriotismus  wie  Aman  noch 
stärker  betont  als  Stubbs.  Nach  Allem,  was  vor- 
liegt, war  anch  der  einfache  Kleriker  Thomas 
mit  dem  seinem  Aeußeren  (Haar  und  Haut)  ent- 
nommenen Beinamen^  ags.  brun,  foscus,  sowenig 
wie  Nicolaus,  der  auf  dem  Stiftslande  von  St. 
AI  bans  geborene  spätere  Papst  Hadrian  IV.  nor- 
mannischer, sondern  englischer  Herkunft,  aber 
eines  der  vielen  Beispiele,  wie  rasch  sich  die 
beiden  Nationalitäten  bereits  einander  näherten 
um  drinnen  und  draußen  demjStaat  mit  schöpfe-' 
rischer  Kraft  zu  dienen. 

1)  History  of  the  Norman  Gonquest  of  England,  V,  486« 


541 


üeber  das  ponderomotorische  Elemen- 
targesetz der  Elektrodynamik. 

Von 

K  Blecke. 

Es  liegt  in  der  Natur  der  physikalischen 
Forschung,  daß  denjenigen  Vorstellungen,  welche 
wir  mit  ^den  beobachteten  Erscheinungen  ver- 
knüpfen, eine  absolute  Wahrheit  nie  zugeschrie- 
ben werden  kann.  Wir  werden  dieselben  so 
lange  für  wahr,  d.h.  für  der  Wirklichkeit  ent- 
sprechend halten,  als  keine  Thatsachen  bekannt 
sind,  welche  mit  denselben  in  Widerspruch  sich 
befinden,  wir  werden  unsere  Vorstellungen  än- 
dern oder  durch  neue  Vorstellungen  zu  ersetzen 
suchen,  sobald  wir  auf  Thatsachen  geführt  wer- 
den, welche  in  den  bisherigen  Vorstellungskreis 
nicht  eingeordnet  werden  können.  In  der  Mög- 
lichkeit verschiedener  Vorstellungskreise  für  ein 
und  dasselbe  Gebiet  von  Erscheinungen,  welche 
eine  charakteristische  Eigenthümlicbkeit  aller 
physikalischen  Forschung  bildet,  liegt  aber  auch 
ein  wesentliches  Moment  für  ihre  weitere  Ent- 
wicklung ;  denn  wenn  verschiedene  Vorstellungen 
auf  ein  gewisses  Gebiet  von  Erscheinungen  gleich- 
mäßige Anwendung  finden,  so  erwächst  dadurch 
immer  die  Aufgabe,  neue  experimentelle  Thatsa- 
chen zu  entdecken,  durch  welche  die  Alternative 
zwischen  den  verschiedenen  Vorstellungskreisen 
entschieden  wird.  Wenn  nun  auch  für  das  Ge- 
biet der  elektrischen  Erscheinungen  in  neuerer 
Zeit  mehrfach  der  Versuch  gemacht  worden  ist, 
die  bisherigen  Grundlagen  der  Theorie  durch 
andere  zu  ersetzen,  so  kann  mit  Bezug  auf  diese 
Versuche   von  vornherein  bemerkt  werden,  daß 


542 

e»  sich  bei  denselben  nicht  nm  eine  Aendernng 
jener  Grundlagen  handelt,  welche  durch  neue 
experimentelle  Thatsachen  mit  Nothwendigkeit 
gefordert  würde,  nnd  daß  ebensowenig  unsere 
GruDdvorstellung  von  der  Existenz  imponderab- 
1er  elektrischer  Flüssigkeiten  durch  jene  Unter- 
suchungen berührt  wird.  Dieselben  beziehen 
sich  vielmehr  nur  auf  die  Kräfte,  welche  ent- 
weder von  den  einzelnen  Elementen  eines  galva- 
nischen Stroms  auf  andere  ebensolche  Elemente 
und  auf  bewegte  Leiterelemente  ausgeübt  wer- 
den ,  d.  h.  auf  die  elektrodynamischen  Elemen- 
targesetze, oder  auf  die  elektrischen  Grundkräfte, 
welche  zwischen  den  einzelnen  in  Bewegung  be- 
griffenen elektrischen  Theilchen  anzunehmen 
sind ,  damit  sich  aus  ihrer  Gesammtwirkung  die 
Gesetze  jener  Elementarwirkungen  ergeben.  Die 
Entdeckung  dieser  elektrischen  Grundkräfte  bil- 
det nur  auf  dem  Gebiete  der  elektrostatischen 
Erscheinungen  eine  Aufgabe ,  welche  principiell 
denselben  Grad  von  Einfachheit  besitzt,  wie  die 
entsprechende  Aufgabe  der  Bestimmung  der 
zwischen  den  ponderablen  Körpern  stattfindenden 
Gravitationskräfte.  Alle  elektrodynamischen  Wir- 
kungen sind  Gesammtwirkungen  der  gleichzeitig 
bewegten  positiven  und  negativen  elektrischen 
Theilchen ;  eine  direkte  Bestimmung  der  Grund- 
kräfte ist  daher  hier  nicht  möglich,  vielmehr 
muß  das  Gesetz  derselben  errathen  werden  aus 
dem  Gesetz  der  gesammten  von  allen  in  einem 
Leiterelement  bewegten  elektrischen  Theilchen 
ausgehenden  Wirkung,  d.  h.  aus  dem  Elemen- 
targesetz. Die  Aufgabe,  die  elektrischen  Grund- 
kräfte zu  bestimmen,  wird  "aber  noch  weiter 
erschwert  dadurch,  daß  auch  die  von  den  ein- 
lelnen  Elementen  eines  galvanischen  Stroms 
ausgehenden   Elementarwirkungen  nicht    unmit- 


543 

ielbar  Gegenstand  der  Beobachtung  sind,  son- 
dern daß  wir  immer  nur  die  Gesammtwirkungen 
beobachten,  welche  von  geschlossenen  Stromrin- 
geu  auf  andere  eben  solche  Ringe  oder  auf  be- 
wegliche Theile  derselben  ausgeübt  werden.  Es 
ist  nun  zuerst  Ampere  gelungen,  für  die  ponde- 
romotorische  Wechselwirkung  galvanischer  Ströme 
ein  Elementargesetz  zu  entdecken,  welches  wir 
nach  ihm  als  das  Amperesche  Gesetz  bezeich- 
nen; er  hat  es  aber  versäumt  für  dieses  Gesetz 
einen  directen  thatsächlichen  Beweis  durch  ex- 
acte  Messungen  zu  geben.  Ein  solcher  Beweis 
wurde  wenigstens  für  den  Fall,  daß  die  beiden 
auf  einander  wirkenden  Stromelemente  zweien 
geschlossenen  Stromringen  angehören,  erst  durch 
die  elektrodynamischen  Messuugen  geliefert, 
welche  Weber  in  der  ersten  Abhandlung  über 
elektrodynamische  Maaßbestimmungen  mitgetheilt 
hat.  Weber  hat  sich  aber  nicht  mit  dieser 
Bestätigung  des  Ampereschen  Gesetzes  durch 
genaue  Messungen  begnügt,  sondern  er  hat  von 
diesem  Gesetze  aus  den  Weg  gebahnt  zu  der 
Erforschung  der  elektrischen  Grundkräfte,  und 
hat  für  die  Wechselwirkung  elektrischer  Theil- 
chen  das  nach  ihm  genannte  Grundgesetz  ent- 
wickelt. Dieses  Gesetz  findet  dann  unmittelbar 
Anwendung  auf  die  Bestimmung  derjenigen 
Kräfte,  welche  hervortreten,  wenn  in  einem  Lei- 
terelement die  Stärke  der  galvanischen  Strömung 
irgend  welchen  Aenderungen  unterworfen  oder 
wenn  dasselbe  in  irgend  einer  relativen  Bewegung 
gegen  ein  anderes  Leiterelement  begriffen  ist, 
d.  h.  es  ergeben  sich  aus  dem  Weber^schen 
Grundgesetz  Elementargesetze  für  die  Erschei- 
nungen der  Yoltainduction.  Da  nun  die  so 
ermittelten  Inductionsgesetze  mit  den  beobach- 
teten Erscheinungen  in  vollkommener  üeberein. 


544 

BtimmuDff  sich  befinden,  so  nm£ELBt  die  auf  dem 
Weber'schen  Grundgesetze  sich  aufbauende  Theo- 
rie   in   der   That  das  ganze  Gebiet  der   elektri- 
schen Erscheinungen.    Diese  von  Weber  begrün- 
dete Theorie  wurde  in    neuerer   Zeit  angegrif- 
fen   durch    die   Arbeiten    von    Hehnfaoltz    und 
Glausius,  und  es  wurde  von  beiden  der  Versuch 
gemacht,   die    ihrer   Meinung   nach   fehlerhafte 
Theorie  durch  eine  neue  zu  ersetzen.   Helmholti 
hat  im  Wesentlichen  zwei  Einwände  gegen  das 
Weber^sche  Gesetz  erhoben,   von  welchen  übri- 
gens  der  eine  nicht  so  wohl  dieses  Gesetz,  ab 
vielmehr  gewisse  accessorische  Annahmen  betrifft, 
die  zum  Zweck  der  Untersuchung  der   galvani- 
schen Strömung  im  Inneren  der  Condaktoren  ge- 
macht  worden  sind.     Der  zweite  Einwand  be- 
steht darin,  daß  nach  Helmholtz  das  Weber'sche 
Gesetz  einen  Widerspruch  gegen  dasPrincip  der 
Erhaltung  der   Energie   enthalten  sollte.      Das 
Gesetz,  welches  Helmholtz  an  Stelle  des  Weber - 
sehen  vorgeschlagen  hat,  ergab  sich  dadurch,  daft 
er  einen  gewissen  formalen  Zusammenhang,  wel- 
chen F.  Neumann  zwischen  der  pond^romotorischen 
und   elektromotorischen  Wirkung   geschlossener 
Ströme  entdeckt  hatte,  auf  die  elementaren  Wir- 
kungen   der    galvanischen    Strömung    übertrug; 
dieses   Gesetz  macht   also    nicht  den  Anspruch 
ein    Grundgesetz    der    elektrischen    Wirkungen 
zu  sein,  sondern    es  giebt   zunächst  nur  einen 
einfachen    mathematischen  Ausdruck,    aus   wel- 
chem  als    aus    einer    gemeinsamen    Quelle    die 
verschiedenartigen   elektrodynamischen  Wirkun- 
gen nach   bestimmten  Regeln  abgeleitet  werden 
können.   Die  von  Helmholtz  gegen  das  Weber'sche 
Gesetz  erhobenen  Einwände   sind  durch  die  Ar- 
ten   von  We\>eT  xmöi  ^.  "^«vwaaxsÄ  widerlegt 
ien ;    es  kann  «vödl  i\ao  \^^i^  "ö^sä  x^in^  \sa. 


545 

die  Frage  handeln,  ob  die  Gesetze  von  Helm-« 
holtz  und  Weber  beide  den  gegenwärtig  be- 
kannten experimentellen  Thatsachen  genügen, 
ob  sie  also  diesen  gegenüber  als  gleichberechtigt 
zu  betrachten  sind,  oder  ob  wir  gegenwärtig 
schon  gewisse  Erscheinungen  nachweisen  können, 
welche  die  Alternative  zwischen  den  beiden  Ge- 
setzen entscheiden.  Der  von  Clausius  erhobene 
Einwand  gründet  sich  auf  eine  Folgerung  aus 
dem  Weber'schen  Gesetze,  auf  welche  ich  be- 
reits einige  Jahre  früher  aufmerksam  gemacht 
hatte  und  welche  darin  besteht,  daß  eine  um 
ihre  Axe  gedrehte  und  von  einem  galvanischen 
Strom  durchflossene  Spirale  nach  dem  Weber'- 
schen  Gesetze  auf  einen  benachbarten  Conduc- 
tor  eine  vertheilende  Wirkung  ausübt,  ganz 
ebenso  wie  sie  von  einem  elektrisch  geladenen 
Conductor  ausgehen  würde.  D?e  Prüfung  dieser 
Folgerung  schien  mir  die  Sache  einer  erst  an- 
zustellenden experimentellen  Untersuchung  zusein, 
während  Clausius  aus  dem  Umstände,  daß  diese 
Wirkung  bisher  der  Beobachtung  sich  entzogen 
hat,  die  Unzulässigkeit  des  Weber'schen  Gesetzes 
folgern  zu  müssen  glaubte.  Clausius  hat  dann 
ein  anderes  Grundgesetz  der  elektrischen  Wir- 
kung aufgestellt,  nach  welchem  jene  elektro- 
statische Wirkung  nicht  eintreten  würde. 

Es  möge  mir  nun  gestattet  sein,  einen  Ueber- 
blick  über  den  Inhalt  der  Abhandlung,  welche 
ich  der  E.  G.  vorzulegen  die  Ehre  hatte  und 
eine  kurze  Charakterisirung  der  Stellung,  welche 
dieselbe  den  im  Vorhergehenden  erwähnten  Ar- 
beiten gegenüber  einnimmt,  zu  geben.  Nach  einer 
Vorbemerkung  über  diejenigen  Anforderungen, 
welche  sich  aus  dem  Princip  der  Gleichheit  von 
Action  und  Reaction  für  die  elekttodp\sixQ\^Q>\Nfi:QL 
Wechselwirkungen  ergeben  y  \\^i«t\»  dkftx  i:^^^^ 


itoschnm    äer  AUundlmig  einen  mnf  moglicbst 
«tcnem.    Gmndl&^iPD     rafaeDden    nnd     zngleicli 
niii^iictMi   einlBcheii   Beweis    des    Ampereschen 
tT«iMtseb.      iMsraellie  «chüeit    sich    unmittelbar 
ai   dn   voL  fi-efan  über   das  Grondgeeetx   der 
EHKirnT'mmik      asfestellten      Untenachangen 
«I       xnnm   ^r  zu   den    ron  Ste&n   gemacbten 
^^^»«■■imna   sar  noch   das  Princip  der  Gleichheit 
Tri:   .kcston    and    Beaction    in   leiner    strengen 
.^ttrfnmc  Anrarnict.     Es  ergiebt  nck  gleichzeitig, 
m^  am  n>o  Steian  aafgestellte  Geaeta  jenem  Prin- 
ju  BK*  Sit  Bezog  aaf  translatoriache  Yerschiebun- 
.fiHi  üffLOgt,    während  das  Gesetz   Ton  Clansios, 
««•Cd«»  jils  ein     specieller  Fall   in  dem  Gesetz 
i«ift  5tenui  enthalten  ist,  mit  jenem  Princip  un- 
ar  iileo  Umständen  in  Widerspruch  sich  befin- 
^aK»     Der  dritte  Abschnitt  bespricht  einen  ähn- 
x(Mn  von  Carl  Nenmann   gegebenen  Beweis 
iiM>  ampereschen  Gesetzes  und  zeigt  daft  derselbe 
•^•tt  diner  gewissen  speciellen  von  Neumann  ge- 
MAcdGea    Annahme    unabhängig    ist.     Während 
m  beiden  erwähnten  Beweise  des  Ampereschen 
JM^fizes  synthetischer  Natur  sind,  d.  h.  von  einer 
ittibe    gegebener   Bedingungen    aus    das    Gesetz 
tetnisilig    zu   konstruiren    suchen,     enthält    der 
vi^eude   Abschnitt    eine    analytische  Zerlegung 
i««^  Ampereschen    Gesetzes    in    einzelne    Kraft- 
4\/mponenten,  welche  im  Wesentlichen  identisch 
t4i   mit   der   in  den  Abhandlungen  d.  E.  G.  d. 
^i\.  vom  Jahre  1875  von  mir  mitgetheilten  Zer- 
legung.    Will  man  nun  auf  Grund  dieser  Zerle- 
4^uug   einen    Beweis  dafür  gewinnen ,    daß   das 
Vuip^resche  Gesetz  die  in  Wirklichkeit  zwischen 
AWMi  Stromelementen  vorhandene  ponderomotori- 
\tl  darstellt,    so    wird  einmal  zu  zeigen 
allen  jenen  Eraftcomponenten,  in  welche 
presche  Eraffc  sich  auflösen  läAt,  meB- 


547 

bare  elektrodynamische  Wirkungen  entsprechen, 
und  zweitens,  daß  keine  außerhalb  des  Ampere« 
sehen  Gesetzes  stehenden  Wirkungen  exsistiren 
d.  h.  es  muß  nachgewiesen  werden,  daß  das  Am- 

Serescbe  Gesetz  nicht  allein  der  wirkliche,  son- 
em  auch  der  vollständige  Ausdruck  der  elek- 
trodynamischen Kräfte  ist.  Es  ergiebt  sich, 
daß  unter  der  Voraussetzung  rein  translatorischer 
Wirkungen  zwischen  zwei  Stromelementen  die 
Verbindung  der  Gesetze  der  Wechselwirkung 
geschlossener  Ströme,  mit  den  Erscheinungen 
-der  elektrodynamischen  Botationen  einerseits 
oder  mit  den  Erscheinungen,  welche  die  elektri- 
sche Entladung  in  Geißlerschen  Röhren  unter  mag- 
netischer Einwirkung  darbietet,  andererseits 
zum  Beweise  des  Amp^rescben  Gesetzes  genügt. 
Die  angeführte  Zerlegung  des  Ampereschen  Ge- 
setzes stellt  eine  eigenthümliche  Beziehung  zwi- 
schen demselben  und  dem  Gesetze  von  Helmholtz 
her 9  eine  Beziehung^  welche  mir  schon  früher 
zum  Bewußtsein  gekommen  war,  zu  deren  wei- 
•terer  Verfolgung  ich  aber  erst  durch  ein  genaue- 
res Studium  der  dritten  Abhandlung  von  Helm- 
holtz veranlaßt  wurde,  in  welcher  dieselbe  Bezie- 
hung nur  von  dem  entgegengesetzten  Standpunkte 
aus  sich  bereits  entwickelt  fand.  Die  Beziehung 
ist  einfach  die^  daß  bei  meiner  Zerlegung  des 
Ampereschen  Gesetzes  das  Helmholtzsche  sich 
als  ein  Theil  des  Ampereschen  ergab ,  während 
Helmholtz  umgekehrt  gezeigt  hatte,  daß  das  Am- 
pöresche  Gesetz  einen  Theil  des  seinigen  bildet. 
Diese  Bemerkung  wird  nun  benützt  um  aus  der 
im  vierten  Abschnitt  gegebenen  Theorie  des  Ampe- 
reschen Gesetzes  eine  entsprechende  Theorie  des 
Helmholtzschen  Gesetzes  abzuleiten,  in  welcher 
einige  Punkte  konsequenter  und  vollständiger 
durchgeführt  zu  sein  scheinen,    als    in  der  von 


^~.  -  '«  -rz  «^-^-r  Irr  ]f^!f>riii:i:oh.f-n  iiaere 
'"•.-.--  Lr  -T  i-is  r-Ä-r  ITi^^-ir»*.  iai  dieTon 
^  .  ;-  •:.-  V"  .-•--^ri:!^  itra  Z'riJi-ioL:3scheQ  Ge- 
.  -.:*  .  ^s'.-.l";.-  Lz-^-rizLcuifi  n.  ier  Tzas  keine 
'^  -■.-k"^— T  j-vL'-^i  .-iÄ-.  *-  i«äc:'^.  Dunzen  er- 
-V  •- .  -li-«  li-  :»rr^2T5  ^rwiiii'eiL  Erschei- 
•  :»■••.  -r  -rriTTTs*::--:!  Z^riauunar  zn.  Geüle^ 
^    ■■.     '.  -."•:!     —  -    -riT.    r»-!«rf3e    "»"oa  Helmholtz 

*-      ;>*;:.-  1. -ü*--     ir    xi.rErr!iiin*xe    ivischen 

^^    V  - -r**:ir2i    Tüflczeg  t?iiac!iiiideii  wiii 

t»    •■  .    J't-jl^-'.lz  ■■■iT^'»sft;:i.i6C?i:e  7f±»rCz  ist  ein 

.c-  .ri--."-5e-z     LI.-*  -^^  -   m'Uiinufloar  nicht 

■«i^-irfi     rv^tj    TT  si-rrifltuceiL    '«irkenden 

\.-.:t      T-j»ii:tt?-i    i\K   ^-iT-t.     veiciie  tog  jenen 

v.r.^rtii    iKi   -'11**-   >•  itM»i£F-i    TiäHviea  Verechie- 

•aHi:    irr    it^'ii^r-i    .*.  i*'m**iiv    i!4eiscbc   wird-     In 

.:r^;*rin    Till«*     '.»t^- U*:      1  ;.L      UlLU     LOft    ^-iO^Fäche 

Tiusri— <^''-:  'rrv  ^ -ei"L'A::ii*a  V  ioiiijAlTrirkung 
f.:i  .'.'.^i'-t  1  iii  :.ij-i.i:?  K::iifU  Uli:  Nochwen- 
liiix/?  ~  '.  *'"^  .  •^.:::i- 1  VI  Uli  iiiLii  liusii  dem  W^ 
j>:rt«i. ".»*'■.  .-^r*^'jj^.  *■  1  ? :  ^-iniu  r.v'*ier  Suromele- 
2i-:>  '.z.at.  -r.:  iii:t:-.t.  I •!*«**  ?  iCtfatLil  wird 
..n  *•*?":  ■..<"> :  >.  ".•*•:  *.-.  "ur  v-jriLiiiii  ia:^»*!«;tfllt  and  es 
Irr  *".  •■'..:  :.ii  :.t.*:*»T,  ".e  iit^ü^^Äi;!  sc  zi:t  dem 
Xt  v. '.•  "u.«.:'.':.  r  •.".fTi'iLi.  ■:.  z.!!*  uft  i«Hi*i,  nach 
v>  .;.^.-  ;  i  v.:£.::ijLiL  Urififi  im  ii*ai  Poten- 
•..i  *  i-.T::  *>!.  ».:l:  .  >i   i.i.:i   :»*!n   ^roerschen 

>;:'-,. ;;V:.  Ar.;  hL;Lx'.:'iz  kzi  ii-Ä-^s  Resultat 
.^'.-.r-V:  c:ii  ä'..v,  iÄjri..  i&i  iij  H-ilmholtzsche 
0>>^:*.z  fi:!  ::.:::•.  .i.  Wiitrspri:*  blande  mit 
'.-::.  Vi'frotr.-vir.r::.  hiiLZrrL  rirlzirhr  eine  Folge 
'•^  letzterer:  •«:.  d^ä  abrr  ans  ürserZcrückfüh- 
des  Hn;lsiho!tzäo£ien  Geä«Uc§  aof  seine  tiefer 
ide   Qaelle    eine    ron     den    geir5hnlichen 


54d 

Vorschriften  abweichende  Behandlung  desselben 
resnltire,  bei  deren  Befolgung  alle  aus  dem 
Helniholtzschen  Gesetze  gezogenen  nicht  zulässi- 
gen Folgerungen  verschwinden.  Der  letzte  Ab- 
schnitt der  Abhandlung  enthält  einige  Bemer- 
kungen über  das  Gesetz  von  Clausius.  Dieses  Ge- 
sets  steht  nicht  in  Widerspruch  mit  irgend  wel- 
chen bekannten  Thatsachen,  aber  in  Widerspruch 
mit  dem  Princip  der  Gleichheit  von  Action  und 
Beaction.  Der  schwerwiegende  Einwand  welcher 
sich  hieraus  gegen  das  Gesetz  von  Clausius  er- 
geben würde,  wird  dadurch  gehoben,  daß  dasselbe 
ein  fragmentarischen  Gesetz  ist ,  da  nach  der 
Vorstellung  von  Clausius  die  Wechselwirkung 
zweier  elektrischer  Theilchen  keine  unmittelbare 
ist,  sondern  vermittelt  durch  ein  unbekanntes 
den  Zwischenraum  zwischen  denselben  erfüllen- 
des Medium ;  das  Gesetz  von  Clausius  bestimmt 
nur  die  auf  die  elektrischen  Theilchen  resulti- 
rende  Wirkung  und  läßt  die  auf  jenes  vermit- 
telnde Medium  wirkenden  Kräfte  ganz  unbestimmt. 
Doch  dürfte  von  unserem  gegenwärtigen  Stand- 
punkte aus  die  Wahl  zwischen  den  Gesetzen 
von  Weber  und  Clausius  nicht  zweifelhaft  sein, 
da  zwar  beide  mit  den  beobachteten  Erschei- 
nungen in  Uebereinstimmung  sich  befinden, 
aber  das  Gesetz  von  Weber  diese  Erscheinungen 
nur  von  bekannten  Verhältnissen  abhängig 
macht,  während  das  Gesetz  von  Clausius  eines 
vermittelnden  Körpers  bedarf,  von  dessen  Exi- 
stenz und  Eigenschaften  wir  nicht  die  mindeste 
Kenntniß  besitzen. 

Die  seit  einer  Reihe  von  Jahren  über  das 
Webersche  Gesetz  geführte  Controverse  hat  das 
eigen thümliche  Resultat  gehabt,  daß  gerade  da, 
wo  die  Gegner  desselben  eine  schwache  Stelle, 
einen  Widerspruch   mit  den  Principien  der  Me- 


550 

diaiiik  n  entdecken  glaubten,  ein  unerwarteter 
Reichthnm  nnd  eine  Tollkommene  Harmonie  mit 
jenen  Principien  durch  die  Abhandlungen  yon 
Weber  enthüllt  wurde.  In  diesem  Sinne  dürf- 
ten auch  die  in  der  Torliegenden  Abhandlong 
mitgetheilien  Untemchungen  einen  Beitrag  za 
unaeier  Kenntnis  des  Webeiechen  Gesetzes  ent- 
haltsn. 


P^^^7  4ii5*-«I«ichung  zwischen  Theta- 

Functionen. 

Von 
A.  Bnneper. 

'q  isn  ^fComptes  Rendus^^  vom  Jahre  1877 
,  l;vÜV  p.  731)  hat  Herr  Hermite  eine  be- 
.^■LMMAwerthe  Relation  zwischen  Theta-Funetio- 
:^^  üft^^theilt  und  dieselbe  zur  Integration 
.^Mi  Lhuerentialgleichang  verwandt.  Die  be- 
.,^aJS  Relation  läßt  sich  ohne  ^oAe  Rech- 
^ft^tut»  Jacobi^s  MultipHcatioüs-Tbeorem  der 
ttiiiA-Functioüen  ableiten,  wie  im  Folgenden 
Lj^ajt  werden  soll. 

^le  Argumente  u)^  w^  eta  seien  durch  fol- 
jl^  Gleichungen  verbunden: 


u^ 


w,  =  2 '  ""'  ^  2 ' 

I  w—x+y—M  ¥> — X — y-f-^ 

Im,  = s 1  ^1  = o    — • 


651 

2)  8  ==  nw,)f,{x,)f,{y,)f,{z,), 

WO  /*,  f^^  f^j  und  /*«  beliebige  Functionen  ihrer 
Argumente  sind.  Mit  Rücksicht  auf  die  Glei- 
chungen (1)  findet  man  leicht: 

Sdw'^  Sdx'^  Sdy'^  8d0  ~     f(w^y 

Multiplicirt  man  mit  8^  so  ist  nach  2) 

dS      d^      d^      dS  ^ 
dw      dx      dy      dtt 

Setzt  man  w  = — (^  +  y  +  ^)»  dann  aus  1) 
die  Werthe  von  x*  ,  y^  und  e^ ,  so  geht  die 
Gleichung  (3)  in  folgende  über: 


^)BI+ 


^      dÄ     dSl 

da?      dy      d^Jtt7  +  «+y+«  =  0 


Mit  Hülfe  dieser  allgemeinen  Gleichung  läßt 
sich  die  von  Hrn.  Her  mite  gegebene  Relation 
ohne  Schwierigkeit  ableiten. 

Man  setze  mit  Jacobi: 

t^^(a;)s=:  5(— 1)   g^      ^'  e         '    . 


fai  des  ^foaUkemkm  Ssamen  i«t  »  =s  )/ri, 
«fa*  «ominireDde  EleoKat  «  nimmt  alle  ganz- 
xabKgen  Wertbe  voo  — OC  bis  -f-OO  an. 

Aot  dem  Fandtmental- Theorem  Jacobi's, 
enthalten  in  der  Gkicbnng: 

'.ahran  *JMtt  Awei  weitere  Gleichungen  ab,  indem 
:^«mM   tHy  Xy  y^  z   sämmtlich   um  —  zunehmen, 


ii   i^u  a^  erhaltenen  Gleichung  boe  man  darauf 
%  .uieai  um  n  zanehmen.     Die  Summe  der  bei- 

i4tt   bnuerkten  Gleichnngen   fahrt  am  dem  fol- 

^;;iMiAU  Biddttltate: 

\;  2&{w)d{x)^{y)&{s)  = 

Man  identificire  jedes  der  rechts  stehenden 
th'wUucte  Ton  vier  Theta- Functionen  mit  dem 
lU  i)  aufgeteilten  Ausdruck  für  £s  wende  dann 
j^*  jWes  dieser  Producte  die  Gleichung  4)  an.    Da 

^  bleibt  rechts  nur  das  Prodnet  ihrig,  welches 

abhängt.    Wendet  man   also    die  Glei- 

mI  (&  Gkiehmig  &)  an,  so  folgt,  nach 


553 
6)  -*'(a:  +  y+^)^a?)^)^(£r) 

*'i(0)*i(y+^)^i(^+^)*i(^+y), 

was  die  zu  beweisende  Relation  ist.  Statt  von 
der  Gleichung  5)  auszugehn,  kann  man  ähnli- 
che Gleichungen  zu  Grunde  legen ,  bei  welchen 
auf  der  linken  Seite  das  Product  von  vier  Func- 
tionon  ^  durch  die  Producte  von  vier  Func- 
tionen ^3,  ^j  oder  i>i  ersetzt  ist.  Die  vier 
Terme  auf  der  rechten  Seite  wechseln  dabei  be- 
kanntlich nur  ihre  Vorzeichen.  Die  Resultate, 
welche  sich  so  ergeben,  lassen  sich  auch  aus 
der  Gleichung  6)  herleiten,  wenn  x,  y,  ^  sämmt- 

lich  um  eine  der  Quantitäten —,  — ~,  ^H ^ 

zunehmen.    Auf  der  rechten  Seite  der  Gleichung 
6)  werden    die    Functionen   i^^,    abgesehn    von 
einem  Factor,  reproducirt,  während  auf  der  lin- 
ken Seite  der  Reihe  nach  die  Functionen  ^j,  ^^ ' 
und  ^2  ^°  Stelle  der  Function  ^  treten. 

Eine  andere  Art  vod  Relationen  ergiebt  sich, 
wenn  in  der  Gleichung  6)  je  zwei  der  Quanti- 

n    ilogq   n    .   i\oa,q 
täten  a;,  y  und  £r  um  -,  — — ,  -  -\ -^  zu- 

nehmen. 

Von   diesen   Relationen    hat   Hr.  Hermite 
eine  aufgestellt^  welche  aus  der  Gleichung  6)  für 

y  =  «+-2""'^       ^ — 2~ 

44 


554 

folgt.    Man  erhält  in  diesem  Falle  die  nacliste- 
faende  Gleichung: 

—^'(«+0+6)  ^X)  *i(o)  &^(]b) 
+  *(a;  +  o  +  6)  *'(«)  ;»i(a)  »^(b) 

Weitere  AufstellaDgen  ähnlicher  Gleichungen 
mit  Hülfe  der  Gleichung  6)  bieten  keine  Schwie- 
rigkeiten dar,  so  daß  eine  Ausfuhrung  solcher 
Gleichungen  hier  unterbleiben  kann. 

Nimmt  man  in  der  Gleichung  6)  £?  =  0,  di- 
vidirt  durch  &(0)d(x)^(y)^x  +  y)  setzt  ^^'^(0) 
=  ^(0) '^aCO)  ^3(0),  führt  rechts  die  elliptischen 
Functionen  ein,  so  erhält  man  die  bekannte 
Gleichung  Jacobi's 

'2KJc^  .        2Kx  .        2Ky  .         2K,     .     , 

—     -smam smam sinam — (^  +  y)» 

n  n  n  n 

Aus  dieser  Gleichung  leitet  man  leicht  die 
folgende  ab: 


dx  ^(y) 

2Kk*  .        2Kx  .        2Ky  .        2K,     ,     , 

sin  am sin  am  — -  sin  am  —  (x  -j-  y). 

f  n  n  n 


555 

Bedeutet  6  eine    beliebige   Gonstante,   setzt 
man 

*'t(y) 


und: 


^'iy)    ^\iy)  ^  _l]^ ^ 


cos  am Jsim 


n 


Sin  am 

n 

so  folgt: 

2Ky  ^      2Ky 

,^^rCosam —    -^am 

dt  .2  Kl  n  n 


=-'^#[ 


dx  n   \  2Ky 

sm  am 


2Kx  .         2Ky  .        2^ 

+  Ä^ginam smam sinam  — (ic  +  y)  |. 

n  u  n  ^ 


] 


Diese  Gleichung  führt  für  t  auf  folgende  li- 
neare Differentialgleichung  zweiter  Ordnung: 

das«  ~ 


sm^am 

ft 

44* 


5g6 

Die  TOTsteliende  Differentialgleidiiiiig,^  in  vs- 
wesentlich  anderer  BezeichnoDg,  lallt  mit  einer 
der  Gleichungen  zosammen,  weldie  Hr.  Her- 
rn ite  (1.  c.  p.  824)  auf  ganz 
Wege  aufgestellt  hat 


Die  mittlere  Tiefe  der  Oceane  nnd  dt8 
Massenverhältniß  von  Land  und  Meer. 

Von 

Dr.  Otto  KrümmeL 
(Vorgelegt  von  Wappäns.) 

Die  Unzaverlässigkeit  der  yagen  nnd  sehr 
schwankenden  Schätzungen,  welche  in  den  Lehr- 
büchern für  die  mittlere  Tiefe  der  Oceane  gegeben 
werden ,  bewog  mich  vor  längerer  Zeit ,  an  der 
Hand  des  in  den  letzten  Jahren  so  reichlich  gefioft- 
nen  Materials,  eine  möglichst  sorgsame  Berech- 
nung der  mittleren  Beckentiefe  der  Meeresraume 
vorzunehmen.  Es  lagen  für  den  nordatlantischen 
Ocean  eine  große  Zahl  von  Sondirnngen,  kar- 
tographisch dargestellt  von  Hermann  Berg- 
haus (in  Stieler* s  Handatlas)  vor,  für  die 
Südsee  gleichfalls  eine  hinreichende  Zahl  von 
Messungen,  welche  Petermann  auf  einer  schö- 
nen Tiefenkarte  niedergelegt  hat,  deren  leere 
Räume  sich  in  erwünschter  Weise  dnrch  die  Be- 
obachtungen an  den  Meerbeben  wellen  ergänzen 
lassen.  Für  den  südatlantischen  Ocean  entwarf 
ich  nach  den  Messungen  zweier  englischer  Ex- 
peditionen (Hydra  und  Chal  lenger)  nnd  der 
deutschen  (S.  M.  S.  Gazelle)  selbst  eine  Tie- 
fenkarte; für  den  indischen  Ocean,  sowie  für 
die  ostasiatischen  Bandmeere,  den  australasiati- 
schen  Archipel^   das  Mittelmeer  nnd  die  Ostsee 


557 


deutschen  Admiralitätskarten,  welche  sämmtlich 
ein  reichhaltiges  Material  darboten.  Für  den 
größten  Theil  der  Nordpolarränme  ergaben  die 
zahlreichen  wichtigen  Karten  in  Petermann* s 
„Mittheilnngen^'  erwünschten  Aafschluß.  Gar 
kein  Material ,  auch  nicht  einmal  ein  Anhalt  für 
Schätzungen,  lag  vor  aus  dem  antarktischen  und 
einem  Theile  des  nordischen  Eismeers,  zusam- 
men für  etwa  475000  Quadratmeilen  oder  7Vo 
der  Gesammtmeeresfläche.  Das  Resultat  meiner 
Berechnungen  kann  in  Folge  dessen  nur  eine 
Reihe  von  Näherungswerthen  sein,  und  als  et- 
was anderes  beanspruchen  die  im  Folgenden 
mitgetheilten  Ziffern  nicht  betrachtet  zu  werden 

Dimensionen  der  Meeresräume. 

Mittlere  Tiefe  lAreal  inQua- 
Faden  I  Eilom*  dratmeilen 


1.  Atlantiseber  Ocean 

2.  Indisoher  Ooean .    . 
8.  Südsee 


4.  Sfidliches  Eismeer  . 


5.  Nördliches  Eismeer 

6.  Aostralasiatischer  Arch. 

7.  Amerikan.  Mittelmeer 

8.  Bomanisches  Mittelmeer 

9.  Baltisches  Mittelmeer 

10.  Bothes  Mittelmeer  .    . 

11.  Persisches  Mittelmeer 

12.  Die  Nordsee  .... 
18.  Der  Ganal  etc.    .    .    . 

14.  8t.  Lorens-Golf  .    .    . 

15.  Ostchinesisches  Meer  . 

16.  Japanisches  Meer    .    . 

17.  Ochotskisches  Meer     . 

18.  Berings-Meer     .    .    . 


2013 
1829 
2126 


1800? 


3.681 
3.344 
3.887 


3.3? 


845 

487 

1001 

729 

36 
243 

20 


Die  3  offenen  Oceane  (1—3) 


Die  Mittelmeere  (5-11) 


Die  Bandmeere  (12—18)  . 


48 

47 

160 

66 

1200 

830 

550 


2026 


740 


1.545 
0.891 
1.832 
1.339 
0.067 
0.444 
0.037 


1  394  375 

1  340  295 

2  850  890 


375  000? 


0.089 
0.086 
0.290 
0.121 
2.200 
1515 
1.000 


246  600 

142  700 

82  710 

52  405 

7  545 

8  075 
4  300 


9  945 

3  700 

4  775 
22  310 
18  105 
26  130 
40  845 


3.705 


1.353 


5  585  560 


544  335 


ISnVeltmeer  (1-18)      r'l'lglT'VS:^'^'!»  ^^^  'V^^ 


886  1 0.706  l 


\fl%  VA 


558 

Ks    betrügt    also    die    mittlere  Tiefe  der  ge- 

'«::::r:teii    Meeresräume    ungefähr  1877  Fathoms 

:rr    U:i2   Meter     oder    0^4024    Geogr.  Meilen. 

'?.r  l}-:cails  der  Berechnung  ^)  und  Näheres  über 

11':    u    ier  Tabelle  angedeutete  neue  EÜntheilnng 

ior  Meeresriume    sollen    andern  Orts   ausfiihrli^ 

wvr    TiitUMtheiit  werden.      Eis   sei    hier    nur  be- 

:ri-\t ,    iuii  ich  die  Gesammtmeeresfläche  walir- 

,  MriiiiiLti    im  i;twa  156000  Quadratmeilen,  also 


:ii 


•0/. 


/.\x  kleiu  gefunden  habe  —  eine  Folge 
.-•r  'tiieu  Methode  der  Arealberechnung,  anf 
«ricIiH  ich  angewiesen  war.     In  den  nachfolgen- 

•  li  i>e rech  nullten  nehme  ich  eine  größere  Fläche, 

•  iiiiich  07S<)000  Quadratmeilen  dafür  an,  welche 
^.v.11  «Triebt,  wenn  man  das  Areal  der  fünf  Con- 

iit'uie  (2  454  000  nach  H.  Wagner),  ver- 
ifuri  um  das  der  Polarländer  (etwa  21000  Qua- 
.ictiiiieileii),  von  der  Gesammtoberfläehe  der  Erde 
^  Jtil  000  Q.  M.)  abzieht.  Wir  bleiben  also  bei 
.r.-ui  «4eKenwärti*v  geltenden  Fläche nverh alt niß 
..11  Land  zu  Wasser  wie  1:2.75. 

''*jä  Iie|jct  nahe,  die  mittlere  Erbebung  der 
c>iiiiiider  über  dem  Meeresniveau  mit  der  mitt- 
■ivii  riete  der  Oceane  zu  vergleichen.  Es  man- 
^r-it  ai»er  nofh  an  einem  zufriedenstellenden 
Vnihe  tiir  die  erstere.  Die  Berechnung  H u m- 
>,.  Iilt's  (Kleinere  Schriften  S.  438)  auf  die  wir 
.1,8»  illein  beziehen  können,  muß  als  gegenwär- 
.»;  vöiliu  veraltet  betrachtet  werden.  Er  hatte 
itiiilteu  als  Mittelhöhen  für: 

Asion 350  Meter 

Südamerika Mb      » 

Nortiümerika 228       » 

(Sanz  Amerika    ....  284       » 

Kuropa 205      > 

(ethodd  bat  Peschel  in  seinen  Neuen  Pr:>b- 
"9  der  2«  Aufl.)  angegeben. 


559 

Für  Afrika  und  Australien  hat  er  vermieden 
Mittelzahlen  auszuwerthen ;  doch  glaubte  er  die 
für  Europa,  Asien  und  Amerika  allein  gefunde- 
nen ZifiPern  benutzen  zu  dürfen,  um  darnach 
eine  annähernde  Mittelerhebung  sämmtlicher  Gon- 
tinente  über  den  Meeresspiegel  zu  berechnen. 
Er  fand  sie  zu 

Cj  =  308  Meter. 

Seitdem  haben  sich  wohl  die  Höhenmessun- 
gen in  allen  Ländern  beträchtlich  vermehrt,  aber 
der  Versuch  Humbold t's  hat  bisher  nur  für 
Europa  Nachahmung  gefunden.  Die  Berechnun- 
gen von  Gustav  Leipoldt,  mit  musterhafter 
Sorgfalt  und  strenger  Methode  ausgeführt,  er- 
gaben jedoch  einen  von  dem  H um bold tischen 
stark  abweichenden  Werth;  Leipoldt  fand 
nemlich  die  Mittelböhe  Europas  zu  296.84  oder 
rund  300  Meter.  Humbold t's  Ziffer  ist  also 
also  um  0.44  zu  klein.  Setzen  wir  den  Fall, 
Humboldt  habe  sioh  auch  bei  den  andern  Con- 
tinenten  um  die  gleiche  Quote  geirrt,  so  wür- 
den wir  jiach  Verbesserung  dieses  Fehlers  er- 
halten: 

Europa 300  Meter 

Asien 500      > 

Amerika 880      > 

Geben  wir  nun  Afrika  dieselbe  Hohe  wie 
Asien ,  Australien  aber  eine  Mittelhöhe  von  250 
Meter,  so  würden  wir  als  mittlere  Erhebung 
aller  Festländer  über  der  Meeresoberfläche  er- 
halten: 

c  =  420  m  =  0.0566  Meilen. 

Also  darnach  als  Volum  aller  Festländer  über 
dem  Meeresniveau: 

G  =  140  086  Cubikmeilen. 

Dagegen  erhalten  wir  als  Inhalt  der  Meeres- 


560 

raame,   deren  Fliehe  za  6  786  000   Qnadratmei- 

len,  and  Tiefe  m  i  =  0.4624  gesetzt,  den  Werth: 

0  =  3  138  000  Cabikmeilen. 

Während  rieh  also  die  Continental  fläche 
Terhält  znr  Meeresfläche  wie  1:2.75,  yerhal- 
ten  rieh  die  Yolamina  beider  wie  1 :  22,4.  Man 
könnte  also  die  Continente,  sowrit  sie  über  dem 
Meeresspiegel  liegen,  22.4  mal  in  die  Meeres- 
becken hineinschütten. 

Die  Continente  aber  sind,  nach  Hnmboldfs 
Ansdmck,  gewaltige  Plateans,  die  yom  Meeres- 
boden an&teigen.  Die  ans  richtbaren  Festlän- 
der rahen  also  anf  mächtigen  Sockeln,  deren 
Höhe  gleich  ist  der  Mitteltiäe  der  Meere.  Die 
Gresammterhebong  dieser  FeeUandmaariye  oder 
Erdfesten  beträgt  also 

t  +  e  =  0.519  Meilen  =  8.852  Em. 

Das  Volnm  der  Erdfesten  also: 

F  =  1  284  500  Cnbikmeilen. 

Es  könnten  also  die  Festlandmaariye  (gerech- 
net vom  Niveau  des  Meeresbodens  an)  in  den 
Meeresbecken  nur  2.443  mal  untergebracht 
werden. 

Was  wir  bisher  verglichen  haben,  waren  nur 
die  Ränme  des  Meeres  und  Festlandes;  wollen 
wir  aach  die  Massen  beider  yergleichen,  so 
müssen  wir  die  Yolnmina  mit  den  entsprechen- 
den specifischen  Gewichten  multipliciren. 

Bei  0®C  und  einem  Salzgehalte  von  3.57o 
ist  das  specifische  Gewicht  des  Meerwassers 
^  1.02946,  und  es  ändert  sich  nach  der  von 
J.  Hann  gegebenen  Formel: 

5=  1.02946— 0.000  006  (6.7+ 0^+0.0077  (p— 3.5) 

bei  s  das  specifische  Gewicht,   t  die  Tempe- 
nach   der   hunderttheiligen  Skala  und  p 


xsrrk 


561 

den  Salzgehalt  in  Procenten  bedeutet.  Wir  neh- 
men für  nnsre  Rechnung  den  Salzgehalt  der  ge- 
sammten  Meeresräume  zn  3.5^0  an,  da  kein 
Gmnd  vorliegt,  von  diesem  Mittelwerthe  abzu- 
weichen. Die  mittlere  Temperatur  der  Meeres- 
gewässer aber  haben  wir  nach  10  Temperatnr- 
profilen,  entworfen  nach  den  Messungen  der 
Challenger  Expedition,  zu  3.8^  0«  gefunden. 
Setzen  wir  diese  Werthe  in  die  obige  Formel 
ein,  so  erhalten  wir  s  =  1.02922.  Daraus  er- 
giebt  sich  als  Masse  der  Meeresräume: 

Jf 0  =  3  229  700  Cubikmeilen. 

Dem  gegenüber  finden  wir  als  Masse  der  Erd- 
festen, deren  specifisches  Gewicht  nach  der  all- 
gemeinen Annahme  gleich  2.5  gesetzt, 

JM"^  =  3  211  310,    also 
Mo  —  M^  =  18  390. 

Es  zeigen  sich  also  die  Massen  der  Erdfesten 
(vom  Meeresboden  ab  gerechnet)  und  des  Meeres 
nahezu  gleich;  wir  brauchen  das  specifische  Ge- 
wicht des  Festlandes  nur  von  2.5  auf  2.51432 
zu  erhöhen,  um  das  Gleichgewicht  beider  Mas- 
sen völlig  herzustellen. 

Die  Massen,  die  sich  hier  gegenübergestellt 
werden,  sind  so  gewaltige,  daß  die  Fehler  in 
unseren  Mittelwerthen  am  Gesammtresultat  we- 
nig ändern.  Setzen  wir  beispielsweise-  als  Mit- 
telhöhe der  Festländer  über  dem  Meeresspie- 
gel den  älteren  Humboldt'schen  Werth  ein, 
Ci  =  0,0415  Meilen,  so  würden  wir  erhalten:] 


Gl 

SS 

1  027  300  Cubikmeilen 

Vi 

= 

1  247  120 

» 

■M«. 

= 

3  117  880 

» 

K 

:^ 

111  820 

» 

Wir  mtigsen ,  nm  Jlfo  ^s  M^   zn  machen,  das 


562 

specif.  Gewicht  des  Festlands  immer  nnr  auf 
2.5897  erhöhen  —  was  innerhalb  der  bisheri- 
gen Schätzungen  bleibt,  welche  von  2.5  bis  2.6 
schwanken. 

Nehmen  wir  ferner  versuchsweise  an,  die  von 
uns  gefundene  (wahrscheinlich  nm  2%  zn  kleine) 
Meeresfläche  (6  630  705  Q.  Meilen)  wäre  die 
richtige,  so  würden  wir  darnach  erhalten: 

Ol  =  3  066  260  Cubikmeilen 
Mo,  =  3  155  850  » 

Mo,  —  M^  =  —  55  460  » 

Jfüi  -  M^^  =       37  970 

Um   Mo,  =  M^  zu  machen,  müßte  das  specifi- 

sehe  Gewicht  des  Festlands  s=  2.4557«  und  um 
Mo,  =  M^   zu  machen,  =  2.5043  werden. 

Man  sieht,  wie  wenig  etwaige  Fehler  in  den 
von  uns  zu  Grunde  gelegten  Arealen  oder  Hö- 
henzi£Fem  im  Stande  sind,  das  Gesammtresultat 
zu  beeinflussen.  Wir  dürfen  somit  aassprechen, 
daß  es  mehr  als  wahrscheinlich  ist,  daß 
Gleichgewicht  herrscht  zwischen  der 
irdischen  Meeresdecke  und  den  Erd- 
festen. Wir  unterlassen  mit  Vorbedacht,  über 
die  Ursachen  dieses  Gleichgewichts  Speculatio- 
nen  anzustellen;  wir  wissen  nicht,  ob  und 
warum  esnothwendig  so  ist.  Hier  mag  es 
gestattet  sein,  noch  auf  eine  Schlußfolgerung 
geologischer  Natur  hinzuweisen.  Es  wird  viel- 
fach angenommen,  daß  in  zurückliegenden  Welt- 
altern das  Areal  der  Landflächen  beträchthch 
kleiner  gewesen  sei  als  heute.  Wenn  nun  das 
Gleichgewicht  der  Land-  und  Wassermassen  sich 
nicht  nur  als  ein  momentan  und  zufallig,  son- 
dern noth wendig  und  dauernd  herrschendes  Ge- 
setz erweisen  sollte,  so  müßte  damals  das  spe- 
fische   Gewicht    der  Festlandmassive   ein   ent- 


563 

sprechend  höheres  gewesen  sein  .als  heute:  eine 
Schlußfolgerung,  welche  wirklich  in  der  That- 
sache  Bestätigung  finden  würde,  daß  die  älte- 
ren Gesteine  auch  immer  die  specifisch  schwere- 
reu sind. 


Uiiyersität. 

Der  ordentliche  Professor  der  juristischen 
Facultät  in  Breslau  Dr.  L.  von  Bar  ist  vom  1. 
April  nächsten  Jahrs  ab  als  ordentlicher  Professor 
in  die  juristische  Facultät  dieser  Universität 
versetzt. 

Als  Privatdocent«n  haben  seit  der  letzten  Be- 
richterstattung darüber  sich  habilitiert: 

in  der  juristischen  Facultät  23.  July  1876  Dr. 
Wilh.  Sickel  aus  Roßleben  für  deutsche  Rechts- 
geschichte und  deutsches  Privatrecht  mit  Aus- 
schluß des  Handels-  und  Seerechts;  Dr.  Victor 
Ehrenberg  31.  Jul.  1877  aus  Wolfenbüttel 
für  deutsches  Privatrecht,  deutsche  Rechtsge- 
schichte und  Handelsrecht;  23.  Oct.  1877  Dr.  Aug. 
von  Kries  für  Criminalrecht  und  Criminalprozeß. 

in  der  medicinischen  Facultät;  11.  Juli  1877 
Dr.  Richard  Deutschmann  aus  Liegnitz,  Assi- 
stent an  der  Üniversitäts-Augenklinik,  für  Augen- 
heilkunde ;  27.  Oct.  1877  Dr.  B.  R i  e  d  e  1  aus  Laage 
in  Mecklenburg,  Assistent  an  der  hiesigen  chirur- 
gischen Klinik,  für  Chirurgie  und  22.  Decbr. 
1878  Dr.  Kurd  Bürkner  aus  Dresden  für  Ohren- 
heilkunde. 

in  der  philosophischen  Facultät:  Dr.  Fritz 
Bechtel,  aus  Durlach  für  vergleichende  Sprach- 
wissenschaft. 


564 

Seit  unserem  letzten  Berichte  über  die  üni- 
yersität  bat  dieselbe  die  Jubiläen  dreier  Profes- 
soren gefeiert:  am  30.  Jnli  das  Doctoijnbilanm 
des  Professors  B  o b  tz,  am  1.  October  das  Dienst- 
nnd  Lehrerjabilänm  des  Prof.  nnd  Medicinalratbs 
Wiggers  und  am  24.  October  das  Doctoijnbi- 
Vknm  des  Professors  Benfey« 

Se.  Majestät  der  Kaiser  nnd  König  gembeten 
huldreichst  den  Jubilaren  den  Kronenorden  3. 
Classe  zu  rerleihen,  welcher  ihnen  von  dem  Herrn 
Curator  der  Universität  mit  seinen  persönlichen 
Glückwünschen  übergeben  wurde.  Die  üniyersitat 
und  die  philosophische  Facultät  beglückwünschten 
die  Jubilare  in  üblicher  Weise  durch  Deputationen. 

Außerdem  empfingen  die  Jubilare  noch  son- 
stige vielfache  Beweise  herzlicher  Theilnahme 
und  Ehrenbezeugungen. 

Herr  Prof.  B  oh  tz  ward  insbesondere  erfreut 
durch  ein  herzlichstes  Glückwunschschreiben 
eines  seiner  ältesten  Freunde  und  Fachgenossen, 
des  Professors  der  Philosophie  Rosenkranz  in 
Königsberg. 

Herr  Medicinal-Rath  Wiggers  empfing  von 
Sr.  Durchlaucht  dem  Fürsten  von  Schaumburg- 
Lippe  den  Lippschen  Hausorden  2.  Classe  nnd 
von  den  Schaumburg-Lippe*schen  Regierungs- 
räthen  ein  aufterordentlich  herzlich  und  wohl- 
wollend abgefaßtes  Glückwunschschreiben  mit 
besonderer  Anerkennung  der  auch  nach  Aufhe- 
bung der  von  dem  Jubilar  langjährig  im  Königreich 
Hannover  ausgeführten  General -Inspection  der 
Apotheken  für  das  Fürstenthum  beibehaltenen  In- 
spection der  Apotheken.  Die  hiesige  medicinische 
Facultät  verlieh  dem  Jubilar  die  medicinische 
Doctorwürde  honoris  causa.  —  Eine  eben  so 
^*ch  wie  sinnreich  al^&ßte  und  prachtvoll 
«ttete  Glückwunschadresse  mit  eigenbän- 


&65 

diger  Unterschrift  von  329  Apotheken-Besitzern 
und  sonstigen  früheren  Schülern,  sprach  dem 
Jabilar  au&  Neue  die  Liebe  und  Dankbarkeit 
auSf  welche  ihm  auch  schon  nach  Aufhebung  der 
General-Inspection  der  Apotheken  in  der  Provinz 
Hannover  von  sämmtlichen  Apotheken-Besitzern 
derselben  durch  Stiftung  einer  Wiggers-Stiftung 
zu  Stipenden  für  hier  studierende  Pharmaceuten 
bezeugt  worden  waren.  Ein  dem  Jubilar  zuge- 
dachter Fackelzug  ward  der  Ferien  wegen  bis  zu 
Anfang  des  nächsten  Semest-ers  aufgeschoben. 

Herr  Prof.  Benfey  wurde  außer  durch  die 
Üniversitäts-Deputation  auch  durch  eine  Depu- 
tation der  Königlichen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften beglückwünscht,  bestehend  aus  dem  be- 
ständigen Secretär,  dem  Herrn  Geheimen  Ober- 
Medicinal-Rath  Wo  hier,  dem  zeitigen  Director, 
Herrn  Geheimen  Hofrath  Weber  und  dem  Herrn 
Professor  Wüsten feld,  der  zugleich  als  Depu- 
tierter der  deutschen  Morgenländischen  Gesell- 
schaft ein  Diplom  übergab,  durch  welches  der 
Jubilar  zum  Ehrenmitgliede  dieser  Gesellschaft 
ernannt  ward.  —  Eine  Deputation  früherer  Schü- 
ler, bestehend  aus  den  Herren  Dr.  Georg  Bühler, 
Educational  Inspector  der  Präsidentschaft  Bom- 
bay in  Ostindien,  Dr.  Adalb.  Bezzenberger 
und  Dr.  Bechtel,  überreichte  eine  zu  Ehren 
des  Jubilars  veröffentlichte  und  demselben  ge- 
widmete Festschrift,  enthaltend  Abhandlungen 
von  Leo  Meyer,  Staatsrath  und  Professor  zu 
Dorpat,  Theodor  Nöldeke,  Professor  in  Straß- 
burg, Georg  Bühl  er,  August  Fick,  Professor 
hieselbsty  Joseph  Buden z,  Professor  und  Aka- 
demiker in  Budapest,  Dr.  Jacob  Wackernagel, 
Docent  in  Basel,  Dr.  Ad.  Bezzenberger,  Do- 
cent  hieselbst  und  Dr.  Theodor  Zachariae  in 
London.  —  Herr  Director  Schöning  beglück- 


566 

wünM  htr  den  Jubilar  im  Namen  des  gedämmten 
Lt'hrktiriHüv    dec:   hiesigen  Grmnaaiams   in   wel- 
dit*n.  dtir  Jubilar  seine  Schnlbildang  empfanß[en 
haTit      Vor  6vT  IVpniation  der  philosophischen 
i«.ul:ii:  iiiH>!Tt>irhttai  Herr  Hofrath  Berthean 
;u£RMrl    111  Namen  der  philosophischen  Facnltät 
^i   tt-.ii>T*.i*f!rc  «ne    höchst  ehren voUe  Votivtafel 
..;,  :r  Jrrtirfts.^r  S 1  e  r  n  eine  gleiche  im  Namen 
.*f  ":*:..j:*!»:^:»hsschfr  Facnltät  zu  Kiel.  —  Außer 
.'•r*^:    >-'iaei   ir^anilativ^nstafeln   waren  ähnliche 
^...   Tfc'  !tt-  ar  oiT.  Juhilar  gesandt  von  den  phi- 
•»^   ■^=^>.':     Fa.r.'T»rei:    zu    Halle,     Straßburg, 
^u-  *i:*L  u:u  WLi'.-hs'i:    —  Ebenso  hatten  die  Aka- 
-iii-i   .w    v\  r^^ie-iTsichaften   zu  Berlin    und  Mun- 
:w.      ,-.t-i:.ü:\'ir*ivrroiben    eingesandt.  —  Eine 
"v.! •*■*    w.M/i»r    ».»n:  Professor  Augelo  de  Gu- 
.   -  :  ;      ^    jfE     .^i'.bilar    zu    Ehren    seines    Ju- 
*.,....::i>    ^t » '.."ivti   >T.    nämlich    Gli    scritti   del 
.,,:-^    V*^»-.-      .V  i    Toniba  u.  s<   w.  diente    zum 
'...._"?     .^■'    V  :4:i:eder    des     Internationalen 
-     .  ■:.  ^-r :  -  ,".:*; 'rs«"?    Welcher  im  September 
-.  -      -r'-vi:-. ::  c'It    gewesen    und    w^ar   ihm 
J   >r.::':vbiT  eingehändigt.     Am  24. 
.^        -      :^.  ."   v.vh  der  ihm  vom  Professor 
%  .';•    .j    .v.T'Sfni    Tage    gewidmete    15. 
^.  ,     .:■       .^.'T-.'  Si::viitn  ein.  —  Die  Studen- 
;.-v  w  ■      --st  :>:  >:'w:es  ihre  Theilnahme  durch 
>..:■..:    /A,i^lr'.;g   und    einen   Commers 
».;  .  •-:••    x-     :.v.  >o   wie   den  Herrn  Medici- 
_  .^^   ' '    -  -  ^  ■  **  -- '-^  ^^'  Fackelzug  gleichfalls 


X..X-.     :.v*   i"^^   glücklichen   Ereignisseist 

^v:i   *^^*^    ^-^^    **^-    Todesfälle    zu    berichten, 

'  V-u^'^r^'^^    i^i    diesem   Jahre    noch 

^     Atu  1-4-  August  starb  der  Unter- 

j^  fi^  Dr.  Stromeyer,  Privatdo- 


^ 


567 

Cent  in  der  medicinischen  Facultät  nnd  am  25« 
November  der  außerordentliche  Professor  in  der- 
selben Facultät  Dr.  Eraemer. 

Eduard  Christian  Friedrich  Stromeyer, 
Sohn  des  i.  J.  1835  verstorbenen  Professors  der 
Chemie,  Friedrich  Stromeyer  war  geboren  zu 
Göttingen  am  18.  Octb.  1807,  besuchte  die  Schule 
daselbst  und  in  Holzminden  und  studierte  in 
Göttingen  Medicin  und  Naturwissenschaften  seit 
Michaelis  1826,  nachdem  ihm  schon  i.  J.  1822 
bei  der  Feier  des  Doctorjubiläums  seines  Groß- 
vaters, des  Hofraths  Dr.  med.  Johann  Frie- 
drich Stromeyer  von  dem  damaligen  Prorector, 
Professor  Bergmann  die  Matrikel  eines  Zög- 
lings der  Georgia-Augusta  ertheilt  worden.  Am 
26.  Nov.  1831  erhielt  er  hier  die  medicinische 
Doctorwürde,  und  trat  hier,  nachdem  er  auf 
einer  wissenschaftlichen  Reise  noch  Würzburg, 
Berlin,  Prag,  Wien  und  Paris  besucht  hatte, 
nach  abgelegtem  Staatsexamen  im  Jahre  1835 
als  praktischer  Arzt  und  Ostern  1836  als  Privat- 
docent  in  der  medicinischen  Facultät  auf.  Ostern 
1838  wurde  er  Accessist  bei  der  Bibliothek,  wo- 
rauf er  seine  medicinische  Praxis  aufgab  und 
fortan  seine  Hauptthätigkeit  der  Bibliothek  ge- 
widmet hat,  an  welcher  er  1844  zum  Secretär 
und  1872  zum  Unter-Bibliothekar  ernannt  wurde, 
nachdem  ihm  schon  i.  J.  1866  als  Zeichen  be- 
sonderer Anerkennung  seiner  Amtsführung  das 
Prädicat  »Königlicher  Rath«  ertheilt  worden. 

Der  Verstorbene  war  auf  der  Bibliothek  über 
dreißig  Jahre  lang  mit  der  Ausgabe  der  hier 
nnd  nach  auswärts  verliehenen  Bibliotheks-Bücher 
betraut  und  hat  dies  immer  umfangreicher  ge- 
wordene Geschäft  bis  kurze  Zeit  vor  seinem 
Tode  stets  mit  so  ausgezeichneter  Pünktlichkeit 
und  Liebenswürdigkeit  besorgt,   daß   ihm  auch 


568 

moAerhalb  der  Universität  in  weiten  Kreisen  ein 
cbnkbares  Andenken  bewahrt  werden  wird. 

Johann  Christian  Aibert  Eraemer  ist  m 
65ttingen  31.  Marm  1816  geboren ,  erhielt  da- 
selbst seine  wissenschaftliche  Vorbildung  nnd 
studierte  hier  Medicin.  Im  Jahre  1842  erwarb 
tf  <hi«r  die  medicinische  Doctorwürde,  besuchte 
danach  lu  seiner   ferneren  Ausbildung  mit  dem 

f*  trt  ^eich&lls  yerstorbenen  Professor  Dr.  Max 
angenbeck  noch  die  Pariser. Hospitäler,  ha- 
bilitierte sich  darauf  lu  Ostern  1843  hier  als 
PriTmtdooent  in  der  medidnischen  Facultät  und 
trat  als  Assistent  des  unter  der  Direction  des 
iTMsiorbeBen  Hofiraths  Conradi  stehenden  aksr 
ilMMHebea  Ho^itals  ein,  in  welcher  Stellung  er 
bb  OHiHni  1845  blieb.  Zu  Ostern  1847  wurde 
aattrowJentüchen  Professor  der  Medicin 


der    Königl.    Gesellschaft   der    Wis- 
senschaften   eingegangene  Druckschriften 

(Fortsetraiig.) 

Sef.  ord.  de  la  oamera  de  BensdoreB.  No.1— IL  1875.  FoL 

Ses.  de  la  oomisaion  oonservadonu    1876.    FoL 

Ed.  S^ve,  le  Chili  tel  qaUl  est    T.  L    Yalpar.  1876. 

Quinto  oenso  jeneral  de  la  pobladon  de  Chile.  1875. 
Ebd.    Fol. 

Atti  della  R.  Aooademia  dd  Lincei.  YoL  IL  Fase.  6. 
1878. 

Revista  Easkara.    Anno  I.  No.  4.    Pamplona.  1878. 

AüDaleB  mSt^oroL  de  TObs.  R.  de  Brozelles.  1  —  2.  Bm« 
xelleB.  1878.    4. 

List  of  Banriving  memben  of  the  Amer.  phil.  Soc.  at  Phi- 
ladelphia. 

ProoeedingB  of  the  Amer.  phiL  Society.  YoL  XYll. 
No.  100. 

F.  Klein«  die  Gleichungen  siebenten  Grades.  Mönchen. 
1878. 


569 

Proeeedingrg  of  the  Davenport  Aoademy.    Vol.  11.   P.  1. 
Mittheilangen  d.  Antiquar.  GeBellsoh.  in  Zürioh.  H.  XLII. 

1878.     4. 
Prooeedings  of  the  Lond.  mathem.  Society.  No.  126— 127. 

JuU  1878. 

Leopoldina.    H.  XIV.    No.  11-12. 

Revista  Easkara.     Ann.  I.    No.  6. 

Onoranze  ad  AUessandro  Volta     Pavia.  1878. 

Jahresbericht  d.  physik.  Vereins  zu  Frankfurt  a.  M.  1876—77. 

Monatsbericht  d.  Berliner  Akad.  der  Wiss.    Mai  1878. 

Bulletin  de  l'Acad.  Imp.  des  Sciences  de  St.  Petersbourg. 

T.  XXV.    No.  1. 
A.  Dillmann,  die  Handschriften- Venseichnisse  der  k.  Bi- 
bliothek zu   Berlin.      Dritter  Band.      VerzeichniB  der 

Abessinischen  Handschr.     1878.    4. 
Nature     454  -  456. 

Bulletin  de  la  Soc.  de  Mathematique.    T.  VI;    No.  4. 
American  Journal  of  Mathematics  pure  and  applied.  Vol.  I  • 

No.  1.  2.     Baltimore.     1878.     4. 
Abhandl.  der  mathem.  physik.  Classe  der  E.  bayer.  Aka- 
demie der  Wiss.     Bd.  XIII.  I    4. 
—  der  historischen  Classe.    Bd.  XIV.  I.  4. 
Sitzungsberichte  der  philos.  philolog.  bist.  CL    1878.    H.  2. 
Almanach  für  das  J.  1878. 

A.  Spengel,  über  die  lateinische  Komödie.  Festrede.  1878. 
J.  V.  Lamont,  Meteorol.  u.  magnet.  Beobachtungen  der 

Sternwarte  bei  München.    Jahrgang  1877. 
Transactions  of  the  Zoological  Society  of  London.    Vol.  X. 

P.  6.     1878. 
Prooeedings  of  the  Zoological  Society  for  1878.    Part.  1. 
Bulletin  de  PAcad.  B.  des  Sciences  de  Belgiqne.    T.  45. 

No.  5—6. 
Monthly  Notioes  of  the  R.  Astronomioal  Society.    Vol.  X. 

I.  n.  VI.  XXXII  -  XXXV.    Idem  Vol  XXXVIU.    No.8. 
Zeitschrift  der  deutsch,  morgenland.  Gesellschaft.    Bd.  82. 

H.  2. 
Verhandl.  des   naturhist.  medicin.  Vereins  zu  Heidelberg. 

Bd.  II.     H.  2.     1878. 
Rivista  Europea.    Vol.  VIII.    Fase.  2. 
Prooeedings  of  the  London  Mathem.  Society.    No.  128. 139. 
Transactions   of  the   Connecticnt  Academy  of  Arts  and 

Sciences.    Vol.  III.    P.  2. 
Jahresbericht  VI  des  Westföliechen  Provincial-Vereins  für 

Wiss.  o.  Eonst.  1877. 

45 


»• 


e 


:«?&.    H.  I— IL 
L     liCS.    H.  HL   IV). 

tte  1r  Bis^ipqmt  de 


4e 


rM\w=iKfltf  .&::^«BfaBr  3k  X  ISTm.    4. 


4U< 


7B.    4. 


«1 


ToLX. 


571 

Gatftlogfaes  des  manasorits  Syriaqnes  et  Sab^ens  (Man- 
daites)  de  la  biblioth^qae  nationale.     1874.    4. 

Catalogaes  des  mannscritjs  Häbreox  et  Samaritains  de  la 
biblioth.  nat.     1866.    4. 

Gatalogrues   des    manoscr.    Äthiopiens    de   la   bibl.    nat. 

1877.  4. 

Annales  de  l'Observatoire  R.  de  Broxelles.   Fol.  3.  1878.  4. 
2*  Yerwaltongsberioht  der  akad.  Lesehalle  in  Gzemowitz. 

1878. 
Balletin  de  la  Sooi6te  math^matiqae  de  Franoe.     T«  VI. 

No.  5. 
Monatsbericht  der  Berliner  Akad.  d.  Wiss.     Jnni  —  Au- 

gfost.     1878. 
M6moires   de    la  section    de   mededne    de  l'Acad.    des 

Sciences  et  Lettres  de  Montpellier.     T.  Y.     1   Fase. 

1872-76.    4. 
Memorie    della  Accademia   delle  scienze  delP  Istitnto  di 

Bologna.    Serie  m.    Tomo  VIII.     T.  IX.    Fase.  1.  3. 

Ebd.     1877-78.    4. 
Rendiconto    delle    sessioni    dell'  Aoc.    di    Bol.      Anno 

1877—78. 
19.  Bericht  der  Philomathie  in  Neisse.     1874—1877. 
Balletin  de  l'Acad.  R.  des  scienoes  de  Belgique.     T.  46. 

No.  7-8. 
B.  Wolf,  Astronomische  Mittheilungen.    XLVII. 
Proceedings  of  the  American  pharmaceutical  Association. 

1862-56.     1857—60.  —     1862—64.    Philadelphia. 
Minutes  of  the  Convention  of  Pharmaceutists  and  Drugsrists. 
Proceedings  of  the  Amer.  philosoph.  Society.    Vol.  XYII. 

No.  100. 
List  of  surviving  Members  of  the  Soc. 
Balletin  of  the  Essex  Institute.    Yol.  9.    Salem.    1877. 
J.  O.  Pangborn,  the   new   Rocky  Mountain   Tourist. 

Chicago.     1878. 
Blustrations  of  cretaceous  and  tertiary  Plauts  of  the  we- 

Stern   Territories   of   the    Unit.    States.     Washington. 

1878.  4. 

F.  W.  Hayden,    Report    of  the  Unit.  States  geological 

Survey   of   the   Territories.      YoL  XI.      Washington. 

1877.    4. 
Map  of  the  sources  of  Snake  River. 
Map  of  the  lower  Geyser  basin  on   the  upper  Madison 

River. 
Map    of  the  upper  Geyser  basin  on  tbe  upper  Madison 

River. 


572 

O.e.  Witt 8t ein,  tlie  orgfanio  oonsütiientB *ol plsnliilli 

EnlATged   with  nomeroas  additioiis  by   F.  t.  MfllkB. 

Melboanie.     1878. 
W.  Holti,  Theorie,  Anlage  a.  PrOfaiig  der  Blitiabldte. 

Greifswald.    1878. 
Jahrbach  über  die  Fortsohritte  der  Bfathematik.    Bd.  8. 

H.  2-8. 
Bolletin  of  the  Amerioan  Geographioal  Sooie^.     1878L 

No.  2. 
Arohivea  Nterlandüsee.    T.  Xm.    JAn,  l-*8. 
Nataarkondig  T^dsohrift  vor  Nederlandsoh  ladia.     Beel 

86—87. 
AnnaleB  del  Inttitato  y  Obsenratorio  de  Marina   dm  8ia 

Fernando.    Pablicados  per  Don  C.  PQJazon.    Seookml 

ObeervationaB   meteorologicaa.      Anno   1876   o.    1876. 

San  Fernando.    1877.    Folio. 
AnnaleB  de  la  Soo*  d'Agrioalture  eto*  de  Lyon.     4  itee 

Serie.    T.  IX.    1876. 
Annales   de  la   Soo.   Linntenne   de  Lyon.      An.    1878» 

T.  XXIIL 
Tijdschrifb  voor  Indische  Taal-,  Land-  en  Yolkenkimde. 

Deel  XXI?.    Afl.  6. 
Notalen  van  de  algem.   en  Bestnom-Vergaderingen  van 

hei  Bataviaasoh  Genootschap  van  Künsten  en   Weten- 

schsppen.    D.  XV.  2-4.     1877. 
Jahresbericht   des  histor.  Vereins  von   ünterfranken  flr 

1877. 
L.  Fries,  die  Geschichte  des  Bauernkriegs  in  Ostf ranken« 

Lief.  2. 
Mittheilongen  des  histor.  Vereins  für  Steiermark.    XXVI. 

Heft.    Graz.    1878. 
Beitrage  aar  Kunde  Steiermark.  Gesohichtsquellen.      16. 

Jahr.    Ebd.     1878. 
Sitznngsb.  der  philos.  philolog.  u.  histor.  Glasse  der  Akad. 

d.  y^iss.  in  Manchen.     1878.    4. 
Historia   e   Memorias   da  Academia   R.  das  Sciecias    de 

Lisboa.    Ciasse  de  soienoias  moraies,  politicas  e  belle- 

lettras.    T.  IV.    P.  4. 
Ribeiro,  Historia  dos  Estabelecimentos  8oientificofletc.de 

Portugal.    Ebd.    T.  V.  VII. 
Journal  de  sciencias  mathemaücas ,  physicas  e  naturales. 

T.  V. 
J.  J.  Ferro ira  Lapa  chimica  agrioola.     Lisboa.  1876. 
Sess6o  publica  da  Academia  R.  das  sciencias  de  Lisboa. 

1878. 


573 

Bessfto 1877. 

Joanial  de  soieno.  mathem.  eta    No.  XXI.  XXII.   Lisboa. 
P.  F.  Da  Costa  Alvarengfa,  Lecons  cliniqae«  aar  les 

maladies  da  ooear.    Traduit  da  Portugals  par  F.  B  e  r- 

therand.    Lissabon.     1878. 
J.  W.  L.  Qlaisher,  on  faotor  tables.    Cambridge.    1878. 
Mitth.  der  Antiquar.  Qesellsoh.  in  Zürich.     1876.    4. 
L.  Delisle,  notice  sur  an  manoscrit  merovingeen  de  la 

biblioth^ae  d'Epinal.    Paris.    1878.    4. 
'*'}  Wladislaw  Wislocki,   Katalog  d.  Handschriften  d. 

Jagiellon.  Universitätsbibliothek.     Lief.  2.  3.     Erakaa. 

1878. 
Denkschriften  der  Akademie  der  Wiss.  in  Erakaa.    Phi- 

lol.  o.  histor.  philos.  Cl.    Bd.  8.    Ebd.  1876. 
Jahrbaoh  der  Verwaltung  d.  Akademie  der  Wiss.  zu  Era- 
kaa.   Jahr.  1877.    Ebd.    1878. 
Abhandlungen   a.  Berichte   aus  den  Sitzung,  d.  Akad.  d. 

Wiss.    Histor.-philos.  Abth.     Bd.  8.     Ebd.     1878. 
Pablioation  de   la  Commission  Archeologiqne   de  l'Acad. 

des  Sciences.    Livr.  1.    Ebd.  1877. 
Abbandlangen   der  Commission   z.   Erforschung   d.   Ge- 

■obiohte  der  Ennst  in  Polen.    Liefr.  2.    Ebd.     1878. 
Sunmlang   v.  Nachrichten   d.  anthropol.  Commission   d. 

Akademie  d.  Wiss.    Bd.  2.    Ebd.     1878. 
8<niptore8  rernm  Polonicamm.    T.  4.    Ebd.     1878. 
Xonnmenta    med!  aevi  historica  resgestas.     Poloniae  il- 

lottrantia.    T.  4.     Ebd.     1878. 
Ohr.  Lfttken,  til  Kundskab  om  to  arktiska  slaegter  af 

DybhaTS-Tadsefiske :  Himantolophus  og  Ceratias.    Ejö- 

benhETii.    1678.    4. 
Ameriean  Joamal  of  Mathematios.    Vol.  L   No.  8.    Bal- 
timore.   1878.    4. 
88.  Jahreabericht  der  naturf.  Gesellsch.  in  Emden.    1877. 
ZeÜBohrift  der  deutsch,  morgenl.  Gesellsch.    Bd.  82.   H.  8. 

1678 
Veriiandl  der  natarf.  Gesellsch.  in  Basel.  Th.6.  H.  4.  1878. 
Memorie  del  B  Isütato  Lombarde.    Cl.  di  scienze  math. 

enfttorali.  Vol.  XIV  -  V  della  Ser.  m.   Milano.  1878.  4. 
B.  latitato  Lombardo  di  Scienze  e  Lettere.     Rendiconti. 

Ser.  a.    Vol.  X.     1877. 
Mitth.  der  deutschen  Gesell,  für  Natur-   u.  Völkerkunde 

OiUiifliil.    16  H.    August  1876.    Yokohama.    Fol. 


*)  Die  Enkttuer  Sohriften  in  polniiöher  Sprache. 


574 

Yiertelljalirasohrift  der  Astron.  Gesellsoh.    Jahrg.  12.  Ei1 

J.  18.   H.  4. 

ProoeediDf(8  of  the  London  Mathem.  Society.  No.  180—181.' 
List  of  pablioations  of  the  Smithsonian  Institation.  Joly  1877, 
Bulletin  de  l'Acad.  Imp.  des  Sciences  de  St.  Petersboorii 

T.  XXV.    No.  2. 
Mdmoires  de  la  Soc.  des  Antiqaaires  de  Picardie.    T.  IT. 

1878. 
Mem.  de  la  Soo.  des  So.  phys.  et  natorelles  de  Bordeaiii. 

T.  IL     1878. 
H.  Eisenaoh,  Üebersioht  der  nm  Gasse!   beobaofaftetoi 

Pilze.    1878. 
Flora  Batava.    Aflev.    241-242.    Leyden.     4. 
Bericht  II.  Lief.  2.  der  natorf.  Qesellsoh.  in  Bamberg.  1877. 
Monthly  notioes  of  the   B.  Astron.  Soo.     YoL  XXVnL 

No.  9. 
Acta  Sooietatis  pro  Fauna  et  Flora  Fennica.    YoL  L   Hd- 

singrfors.     1876-77. 
Notiser  nr  Sällskapets  pro  Fauna   et  Flora  Fennioa  f5^ 

handlingrar.    Andra  haftet  1862,  tredje  haftet  1867.    4. 
Notiser,  Haftet  6-7,  9—14.     1861  —  1876. 
MeddelandenafSooietas  pro  Fauna  etc.    Haft.  1— >4.  1876 

-78. 
Sällskapets  inrattningf  och  verksamhet    Ifrän  1821  tili  1871. 
Sällskapets  frän  1821  tili  1871. 

Th.  M.  Fries,  Genm&le  med  aledning  af  Sällskapets  No- 
tiser.   H.   5-6.    Upsala.  1862. 
J.  Wormstall.  Hesperien.    Zur  Lösung  der  religiös-f^ 

schichtliohen  Probleme  der  alten  Welt.     Trier.     1878. 
Publications  of  the  Cincinnati  Observatory.     1877. 
Prooeedings  of  the  California  Academy  of  Sc.  Yol.  YI.  1876. 
Biblioj^aphy  of  N.  American   invertebrate  Paleontology. 

1878. 
First  annual  Report  of  the  U.  States  entomological  Gom- 

mission  for  the  year  1877  relating  to  the  Rocky  Moun- 
tain Locust.   Wash.  1878. 
Prooeedings  of  the  American  Academy  of  Arts  and  Sci- 
ences.    New  Serie.     Yol.  Y.     Whole  Serie   vol.  XIII. 

Part.  2—3.    Boston  1878. 
Proc.   of  the  Amer.   philosophical  Society.     Yol.  XYII. 

No.  101.     Philadelphia. 
Gatalogue  of  the  American  philos.  Soc.  Library.     P.  lU. 

Ebd.  1878. 
G.  Struckmann,  der   obere  Jura  der  Umgegend  von 

Hannover.    1878. 


575 

Memoires  de  la  Societe  de  Physiqae  et  d'Histoire  naturelle 
de  Geneve.  T.  XXV.  Seconde  Partie.  T.  XXVI,  pre- 
miere  P.  1877-78. 


November  1878. 

Nature.    470—473. 

AbhaDdlungen    der   E.  Akademie    der   Wiss.   za   Berlin. 

Jahr  1877. 
Jornal  de  sciencias  mathem.  phys.  e  natoral.   No.23.  1878. 
Rivista  Europea.    Vol.  X.    Fase.  1—3. 
Jahrbaoh  der  k.  k.   geolog.  Reiohsanstalt.     Bd.  XXVIII. 

No.  3.    1878. 
Verhandlungen  derselben.    No.  11—13.     1878. 
Proceed.   of  the   California   Academy  of  So.     Vol.  VIL 

P.  1.     1876. 
Annales  de  la  Soo.  geologiqae  de  Belgique.    T.  4.     1877. 
Yierteljahrsschrift  der   natarf.  Gesellsch.  in  Zürich.    Bd. 

21—22. 
Leopoldina.    Hft.  XIV.    No.  19—20. 
Proceed.  of  the  London  mathem.  Society.    No.  184.  135. 
Sitzungsb.  der  mathem.  phys.  Gl.  der  Akad.  d.  Wiss.  zu 

München.     1878.    3. 
Jahrbuch   für  Schweizerische  Geschichte.     Bd.  3.     1878. 
65.  Jahresb.  der  Schles.  Gesellsch.  für  Vaterland.  Gultur.  1878, 
Fortsetzung  d.  VerzeichniB  ihrer  Arbeiten  von  1864 — 1876. 
W.  G.  Binney,   the   terrestrial   air-breathing  Mollusks. 

Vol.  V.    Cambridge,  ü.  S.    1878. 
Idem,  plates,  vol.  V. 
Balletin  of  the  Museum  of  Comparative  Zoology.    Vol.V* 

No.  2—5. 
Bulletin  de  la  Soc.  Mathem.  de  France.     T.  VI.    No.  6. 
L.  F.  Freiherr  von  Eberstein,  Geschichte  des  Frei- 
herrn vonEberstein  und  ihren  Besitzungen.     Lief. 

I — VI.    Sondershausen  1865. 
Derselbe,  urkundliche  Nachtrage.    Dresden.    1878.    Fol. 
Derselbe,  Beigabe  zu  den  geschichtL  Nachrichten.    Ebd. 

1878.    Fol. 
yi.  Bericht  der  naturwiss.  Gesellsch.  zu  Chemnitz.    1875 

—77. 
XVII.  Bericht  der  Oberhess.  Gesellsch.  für  Natur-  u.  Heil- 
kunde. 
Verhandl.  der  physik.  medidn.  Gesellsoh.  in  Würzburg, 

XII.  3-4. 


576 
December. 

BuUetin  de  la  Soo.  Imp.  des  NatanliaiM  de   Moeean 

1878.    2. 
C.  Marigrnac,  aar  iTtterbine.    Genbve.    1878. 
Sooieti  Tosoana  di  Soienae  nat.  10.  Nov.  1878. 
{  Prooeedings  ofthe  Zoolog.  Soo.  of  London  for  1878.    P.8 

Proceedings  of  the  Royal  Soo.  of  Edinburgh.    1832—1640 




^T 

n 

j 

— 

r 

0 

-j' 

V 

' 

i 

. 

\ 

\ 

\ 

\ 

\^ 

X 

\ 

\l 

N  1 

\  l  [  N 

H 

1 

-- 

_\  ;\ 

\ 

'\ 

: 

1 

\ 

\l 

— 

\ 

\ 

\ 

T    -t-^ 

iJU_>V 

\  '• 

\ 

i\: 

\ 

\ 

' 

\ 

\ 

'    1    1    ;  \ 

\  ^ 

-In 

\ 

\~  ■ 

-T   ■ 

'  '  \ 

\ 

\  i  \ 

\ 

\ 

\ 

\ 

\ 

- 

\ 

\ 

\ 

\ 

\ 

- 

\ 

1 

\ 

- 

h 

\ 

1 

\ 

\ 

\ 

.1 ! 

.! 

IE 

[ 

! 

-]- 

- 

.- 

— 

1 

[ 

- 

"' 

)    1    Ixll 

L- 

t 

L 

^  1  .i_V\?ic?J^ 

y-JUcnk-  in.  SathnOrniva. 
X-£ri//.dtr  Spitxen.  inMilUm 


': 

1    1 

—  i    1 

,  1 

^ 

/ 

' 

^ 

y 

, 

Fi 

.1 

\  ^ 

'  \ 

■4 

-- 

'" 

1 

^ 

- 

- 

■ 

lOD  10t  3C3 


^3;;, 


-Tx 


100         200  300 


1 

^ 

■^ 

/ 

Fi 

.1 

/ 

( 

m        m       3DIJ 

- 

\ 

\ 

Fl 

.3. 

\ 

\ 

V 

^ 

i 

"~ 

1 

iQD        2O0        3an 


,^ 

' 

-- 

<• 

{y 

^ 

r 

/ 

^ 

-^ 

/ 

R 

.1 

^ 

' 

/ 

^ 

( 

. 

/ 

Fiq.2. 

^ 

/ 

lOD 

200 

30O 

400 

1 

! 

1 

iDO  5DD 


\ 

\ 

\ 

3D0 

. 

\ 

Fiq.3. 

\ 

Fi 

.4, 

\ 

\ 

ICfQ 

\ 

V 

■n. 

-^ 

-- 

-_ 

— ■ 

□ 

100 

300 

300 

i 

1 

1 

\ 

lUD  200         3QD 


■ipiflflii 

3  blas  DOS  i.i.[,  7q^ 


STANFORD   UNIVERSITY  LIBRARIE 
CECIL  H.   GREEN   LIBRARY 
STANFORD,   CALIFORNIA  94305-6C 
(415|  723-1493 

All  boolts  may  be  recalled  afier  7  da 

DATE   DUE