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von der
fi. GeseUschaft der Wissenschaften
und der
Georg - Augusts - üniTersität
zu Qöttingen.
Aus dem Jahre 1881.
No. 1-16.
Göttingen.
Dieterich'sche Verlags-Buchhandlang.
1881.
Man bittet die Verzeichnisse der Accessionen
zugleich als Empfangsanzeigen für die der Kgl.
Societät übersandten Werke betrachten zu wollen.
i DEUTSCHER ^^^,
ir.aO.lESEVERBN
..V- (,a'i;\/i -*
aber
die Nachricliten von der Eönigl. Gesellschaft der
Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität
aus dem Jahre 1881.
H. L. Ähren s, Nachricht von seinem Tode 366.
Th. Benfey, Zusatz zudem Aufsatz «üeber die
eigentliche Accentuation von ig, sein» 2.
— — Nachricht von seinem Tode 366.
A. Ben-Sande, Beiträge zur Kenntnis der
optischen Eigenschaften des Analcim 226.
Th. Bergk, Nachricht von seinem Tode 366.
J. Bernays, Nachricht von seinem Tode. 366.
H. Boedeker, Lycopodin 337.
F. Bücheler, zum Gorrespondenten der Societät
erwählt 367.
B. von Dorn, Nachricht von seinem Tode 366.
E. Ehlers, Beiträge zur Kenntnis des Gorilla
und ctes Chimpanse (Abhandl. Bd. XXVII) 249.
A.Enneper, Zur Theorie der Curven doppelter
Krämmung 291.
Bemerkungen über einige Transformatio-
nen von Flächen 305.
F. Frensdorff, zum ordentlichen Mitgliede
erwählt 367.
C. Fromme, ßemerkangeu zu einer Abhandlung
von Warburg «Ueber einige Wirkungen der
magnetischen Coercitivkraft» 119.
L. Fuchs, lieber Functionen zweier Variabein,
welche durch Umkehrnng der Integrale zweier
gegebener Functionen entstehen 2.
Göttingen.
I. Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
A. Feier des* Stiftungstages 361.
B. Jahresbericht 361.
a. Directoriatsübergang 366.
b. Bericht über die durch den Tod ver-
lorenen Mitglieder und Correspondenten
366.
c. Verzeichnis der neu erwählten Mitglie-
der und Correspondenten 367.
G. Verzeichnis der gehaltenen Vorträge
und vorgelegten Abhandlungen:
Th. Benfey, Zusatz zu dem Aufsatz
»Ueber die eigentliche Betonung von
ig, sein« 2. — F. Wieseler, Scenische
und kritische Bemerkungen zu Euri-
pides* Kyklops 1. — E. Riecke, I.
lieber die Bewegung eines elektrischen
Theilchens etc. 17; IL Ueber die von
einer Influenzmaschine zweiter Art ge-
lieferte Elektricitätsmenge etc. 22; HI.
Messung der vom Erdmagnetismus auf
einen drehbaren linearen Stromleiter
ausgeübten Kraft 41. —L. Fuchs, Ueber
Functionen zweier Variabein etc. 2, —
L. Königsberger, Ueber einen Satz
von der Erhaltung der algebraischen
Beziehung etc. 6. — C. Klein, U6ber
,5
den Einfluß der Wärme auf die opti-
schen Eigenschaften des Boracit 73. —
F. Wie sei er, Verbesserungsvorschläge
zu Euripides' Kyklops 177. — W.
Holtz, Elektr. Schattenbilder, 3. Abth.
80. 4. Abth. 241. — K. Heun,
Neue Darstellung der Kugelfunctio-
nen und der verwandten Functionen
durch Determinanten 104. — C.
Fromme, Bemerkungen zu einer Ab-
handlung von Warburg etc. 119. — IL
Schering, Beobachtungen im magne-
tischen Observatorium 133. 361. — F.
Wüsten feld, Magister Pacht gegen
Friedrich d. Gr. 209. — L. Königs-
berger, Ueber die Irreductibilität von
Differentialgleichungen 222. — A. Ben-
Saude, Beiträge zur Kenntnis der opti-
schen Eigenschaften des Analcim 226. —
E. Ehlers, Beiträge zur Kenntnis des
Gorilla und des Ghimpanse (Abhandl.
B. XXVII) 249. - R. Pauli, Ueber
einige Bestandtheile des Königlichen
Staatsarchivs in Hannover 249. —Kron-
ecker, Auszug aus einem Briefe an
E. Schering 271. — P. de Lagarde,
Johannis Euchaitorum archiepiscopi quae
in codice Vaticano supersunt graece
281. 345, Abh.B.XXVin.— F. Kohl-
rausch, Messung des Erdmagnetismus
auf galvanischem Wege 281. — A. En-
neper. Zur Theorie der Curven dop-
pelter Krümmung 291. — Bemerkungen
über einige Transformationen von Flä-
chen 305. — F. Wüsten feld. Die
Geschichtsschreiber der Araber und ihre
Werke 337. 345 , Abhandl. B. XXVIIL
6
— P. Wieseler, Ueber die Biehler-
selie Gemmensammlung 337. — E.
Boedeker, Ueber das Lycopodin 337.
— R. Pauli, Noch einmal über das
RechnuDgsbach zur zwei^ieii Kreuzfahrt
des Grafen Heinrich von Derby 345.
— P. de Lagarde, Zur Nachricht.
357. — E. Schering, Ueber Geschenke
des Princ. Boncompagni an Gauss* Bib-
liothek 345. — Graf H. zu Solms-
Laubach, Die Herkunft, Domestication
und Verbreitung des gewöhnlichen Fei-
genbaums 361, Abb. B. XXVm. — R.
Pauli, Ueber Jean Robethon 361. —
P. de Lagarde^ Ueber die semitischen
Namen des Feigenbaums 368; Astarte
396; Die syrischen Wörter ]T^03 und
lT»ba 400; Das hebräische "»ay 404.
D. Preisaufgaben.
a. der Eönigl. Gesellschaft der Wissen-
schaften :
Gelost die Preisaufgabe der physika-
' lischen Glasse 362.
Neue Preisaufgaben:
Der mathematischen Glasse (wieder-
holt.) 364.
Der historisch-philologischen Glasse
365.
Der physikalischen Glasse 365.
b. der W e d e k i n d'sch en Preisstiftung 366.
E. Verzeichnisse der bei der Königl. Societät
eingegangenen Druckschriften: 15. 55.
239. 246. 280. 341. 360. 406.
n. Universität.
A. Vorlesungsverzeichnisse :
Sommer 1881 57.
Winter IS^Vs« 321.
B. Preisvertheiluugeu :
a. üniversitätspreise:
Bericht über die Lösung der gestellten
Aufgaben, eingeleitet durch eine Bede
von Geh. Begierungsrath Sauppe:
»Ueber die Stellung des Beligion im
Leben Athens, sowol der Einzelnen als
des Staates« 302.
Neue Preisaufgaben 303.
b. Beneke -Stiftung 243.
c. Petsche-Stiftung 232.
G« Oeffentliche Institute:
Bericht über die Poliklinik für Ohren-
kranke, von Dr. K. Bürkner 10.
D. Promotionen:
In der juristischen Facultät 244.
III. Gesellschaft für Eirchenrechtswissenschaft
in Göttingen 235.
H. E, Heine, Nachricht von seinem Tode 366.
K. Heun, Neue Darstellung der Eugelfunctio-
neu uDd der verwandten Functionen durch
Determinanten 104.
G. Ho ff mann, zum Gorrespondenten erwählt 367.
W. Holtz, Elektrische Schattenbilder 80. 241.
A. Eirchhoff, zum auswärtigen Mitgliede er-*
wählt 367.
C. El ein, üeber den Einfluß der Wärme auf
die optischen Eigenschaften des Boracit 73.
A. von Eoenen, zum ordentlichen Mitgliede
erwählt 367.
L. Königsberger, Ueber einen Satz von der
Erhaltung der algebraischen Beziehung zwischen
den Integralen verschiedener Difl^erentialglei-
chungen und deren Differentialquotienten 6.
F. Kohlrausch, Absolute Messung der Stärke
8
des Erdmagnetismus auf galvauiscliem We
ohne Zeitbestimmung 281.
Eronecker, Auszug aus einem Briefe an
Schering 271.
P. de Lagarde, Johannis Euchaitorum archi
piscopi quae in codice Yaticano supersu
graece 281. 345.
Zur Nachricht 367.
üeber die semitischen Namen des Feige
baums und der Feige 368.
Astarte 396.
Die syrischen Wörter "ji^oa und )v'b> (40(
Das hebräische ■»a:^ (404).
A. de Longperier, zum Gorrespondenten e
wählt 367.
A. Nauck, zum Gorrespondenten erwählt 36
B. Pauli, üeber einige Bestandtheile desEönij
liehen Staatsarchivs zu Hannover 249.
Noch eimal das Bechnuugsbuch zur zweite
Kreuzfahrt des Grafen Heinrich von Derby 34i
' üeber Jean Bobethon 361.
E. Biecke, üeber die Bewegung eines elektr
sehen Theilchens in einem homogenen ma|
netischen Felde und das negative elektrisch
Glimmlicht 17.
— — üeber die von einer Influenzmaschii
zweiter Art gelieferte Electricitätsmenge uc
ihre Abhängigkeit von der Feuchtigkeit 22.
Messung der vom Erdmagnetismus ai
einen drehbaren linearen Stromleiter ausg«
übten Kraft 41.
Sainte-Claire«Deville, Nachricht Ton seinem
Tode 366.
E. Schering, üeber Geschenke desPrinc. Bon-
Gompagni an Gauss' Bibliothek 345.
K. Schering, Beobachtungen im magnetischen
Observatorium 133. 361.
Graf H. zu Solms-Laubach, Die Herkunft,
Domestication und Verbreitung des gewöhn-
lichen Feigenbaums 361.
L. y. Spengel, Nachricht von seinem Tode 366.
J. Weizsäcker, Zum auswärtigen Mitgliede er-
wählt 367.
F. Wieseler, Sceoische und kritische Bemer-
kungen zu Euripides' Kyklops 1,
Verbesserungsvorschläge zu Euripides'
Kyklops 177.
— — üeber die Biehler'sche Gemmensamm-
lung 337.
F. Wüstenfeld, Die Geschichtsschreibung der
Araber und ihre Werke 337. 345.
Magister Pacht gegen Friedrich den Gr. 209.
1
Nachriehten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
19. Januar. M, !• 1881.
Ko«i«licli« fieiellsehaft der WiiseiiKchafteii.
Die E. Gesellschaft der Wiss. bringt in Er-
innerung, daß auf Honorar für Beiträge zu den
Nachrichten nur die ordentlichen Mitglieder und
Assessoren, so wie der Bedacteur derselben,
auch wenn er nicht Mitglied ist, Anspruch ha-
ben. Für Mittheilungen ex officio (Verzeich-
nisse der Voorlesunge» , Universitätsnachrichten,
kurze Todesanzeigen , Promotionsverzeichnisse,
Beridbte über die Institute, Sitzungsberichte der
Gesellschaft d. W., Verzeichnisse der neu einge-
gangnen Bücher) wird kein Honorar bewilligt.
Sitzung am 8. Januar.
Benfey: Ziuatip -«a dem Aufsatz »üeber die eigentliche
Acceotuation des lodicativ Präsentia von ig ^seien' a.8.w.«
in ^Nachrichten' 1878 8. 189 Z. 6 v. u. = *Vedica
und Linguistioa' S. 114 Z. 6 v. u.
Wiesel er: Seenische und kritische Bemerkungen zu
Eoripides' Eyklops. (Erscheint in den Abhandlangen).
Rieake: I. Ueber die Bewegung eines elektrischen
Theilchens in einem homogenen magnetischen Felde
und das negative elektrische Glimmlicht.
— n. üeber die von einer Influenzmaschine zwei-
ter Art gelieferte Elektricitätsmenge und ihre Abhängig-
keit Ton der Feuchtigkeit.
— III. Messung der vom Erdmagnetismus auf ei«
nen drehbaren linearen Stromleiter ausgeübten Kraft.
1
Fuchs, ans w. Mitglied : Ueber Fonktionen zweier Varia«
beln, welche durch Umkebrung der Integrale zweier
gegebener Funktionen entstehen. (Erscheint in den
Abhandl.). '
Eoenigsberger, Gorresp.: Ueber einen Satz von der
Erhaltung der algebraischen Beziehung zwischen den
Integralen yerschiedener Differentialgleichungen und
deren Differentialquotienten.
Zusatz zu dem Aufsatz 'üeber die ei-
gentliche Accentuation von ^c, seien*
in 'Nachrichten' 1878, S. 189 Z. 6 v. u.
= *Vedica und Linguistica' S. 114, Z.
6 V. u.
«
Von
Theodor Benfey.
Ich bitte hinter ^konnten' hinzuzufügen:
^ außer wenn ein EncUticon folgte z, B. Hom. II.
XVII. 760 m^i «' d(Ag>i rs Tdg)QOP} Od. XVI. 6
n€QC t€ xtvnog ^k&s*
und dazu folgendes als Note:
'Daraus folgt aber eben so wenig, daß negi
der Sprache als selbstständiges Wort mit dieser
Accentuation angehört, als z. B. aus ei t§g yi
fwi folgt, daß die Sprache ein yi als selbststän-
diges Wort gekannt hätte, oder aus (pli.o$ %^vig
fio$, ein ttpigj oder aus dp&Qwndg (aov, gar ein
äp&Qwnög. Alle diese Accentuationen sind nur
Folge der 'Veränderungen des Wortaccentes im
Zusammenhang der Rede\ Daß z. B. ys als
Wort sogar schon im Indogermanischen tonlos
war, wird höchst wahrscheinlich, ja wohl gewiß,
durch die Tonloaigkeit des entsprechenden vedi-
schen gha. Daß ein nvig als selbstständiges
Wort ein sprachliches Unding ist, bedarf wohl
kaum eines Beweises. Der Nominativ Pluralis
konnte als selbstständiges Wort nnr ttpeg lau-
ten, nnd so lautet er, wenn das Wort seine in-
terrogative Bedeutung bewahrt; wenn es dage-
gen in der indefiniten gebraucht wird, wird es
tonlos (vgl. Nachrichten a. a. 0. S. 174 = Ve-
dica und Ling. S. 99) und erst im Zusammen-
hang der Bede durch Einfluß eines folgenden
Encliticon zu nvig. üeber äv&Qmnog bedarf es
natürlich keiner Bemerkung.
Hieran verstatte man mir einige Worte in
Bezug auf G. Gurtius^ Miscellen (in Leipziger
Studien z. class. PhiloL 1880 S. 322 ff.) zu schlie-
Ben. Wenn er daselbst S. 325 meint, daß ich
gegen itni nichts einzuwenden hätte, dann irrt
er sich sehr. Wenn meine Auffassung der Ac-
centnation des Präsens von ig richtig ist^ so ist
die von itni^ gerade wie die von nvig^ nur Folge
des Zusammenhangs im Satze und ebenso wenig
wie diese als die des selbstständigen Wortes auf-
zufassen. Wenn ich mich darüber in dem in
der üeberschriffc bezeichneten Aufsatze nicht
aasgelassen habe, so geschah dies, weil ich über-
haupt in Bezug auf die Anwendung meiner Auf-
fassung in den Griechischen Grammatiken kein
Wort fallen lassen, sondern diese den Speciali-
sten anheim stellen wollte^).
1) Wenn ich mich habe verleitien lassen, im Wider-
apmch mit dieser Absicht, im 12ten (dem letzten) § die-
ses Anfsatses eine Bemerkung^ in fiezng auf die Präpo-
sitionen äno u. s. w. za machen, so war dies eigentlich
nur eine Folge davon, da£ dieser § mehrere Wochen
nach Abfassang des Aufsatzes, im Anfang des Jahres 1878
unter dem Eindruck trüber Erinnerungen hinzugefügt
ward, zu denen der Rückblick auf die Beachtung, welche
meine fünfzigjährige wissenschaftliche Thätigkeit in mei-
nem Vaterlande mir gefunden zu haben scheinen mußte
oder wenigstens konnte, nur zu sehr veranlassen durfte.
Es thut mir jedooh jetzt leid, daft ioh mich von diesem
1*
Yöllig unzus{iinmeDgebörige6 tnerbindet ebet
Gartius an derselben Stelle (S. 325) ^ wenn er
glanbt iau und iöti mit äkXa nnd dkia Eusam-
tnenstellen zu dürfen; neben alla nnd dlXd
ist nirgends, wie neben i(fu und iifti ein tonlo-
ses ifn$j so ein tonloses dlla möglich; äkkd ist
freilich in der That ursprünglich mit aAAa, dem
Acc. Plur. Ntr. von ällo, identisch^ aber durch
den Uebertritt in eine andre Wortkat^gorie (ans
der der Adjectiya in die der Ad^erbia) und die
damit verbundene Bedeutangsverschiedenheit ('be«
sonders u. s. w.' statt *die andren') hat es si<ch
im Sprach be wußtsein von seiner Basis getrennt
und diese Verschiedenheit ist es^ welche die
DifferenziiruDg des Accents herbeigeführt hat.
Derartige Differenziirungen der Accentüation
lassen sich fast in allen Sprachen, deren Aecen-
tuation uns genauer bekannt ist , nachweisen ;
Eindruok habe überwältigen lassen und ioli würde dem-
gemäß wünschen den Abdruck dieses § ungeschehen ma«
chen zu können ; allein andrerseits kann ich nicht leug-^
nen, daB es mir doch dienlich schien, da6 das in ihm
Gesagte — snmal mit dem jetzt gegebnen Zusats, der
jedes Mißverstandniß ausschließt - einmal gesagt werd«.
Denn daß die ganz verkehrte Behandlung, welche die
griechischen Grammatiken den in jenem Aufsatze be-
sprochenen Verben und Präpositionen angedeihen lassen,
einer wissenschaftlichen Platz zu machen habe, wird Je-
der zugeben müssen, welcher meine Darstellung für rich-
tig anerkennt, und daß dies nicht mit so großen Schwie-
rigkeiten verbunden sein wird, wie Ourtius (nach S. 826
der angeführten Miscellen) anzunehmen scheint, davon
wird man sich leicht überzeugen. Man braucht nur die
grammatische, oder selbstständige, in einer wissenschaft-
lichen Grammatik auch die ursprüngliche, Accentuation
von derjenigen zu trennen, welche diese im Zusammen-
hange der Rede oder des Satzes erleidet und es wird
alles, was sich mit Sicherheit lehren läßt, vnsseBschaft-
lich, klar und selbst leicht hervortreten.
816 treten zwar keinesweges immer, aber doch
ziemlioh häufig ein. Warum nicht immer, läßt
sich in den einzelnen Fällen nicht mit Sicher-
heit erklären; aher im Allgemeinen wird man
wohl unbedenklich annehmen dürfen, daß wenn
ein derartiger Uebergang nach und nach und
gewissermaßen vom Sprachbewußtsein unbemerkt
eintrat, oder wenn gar, wie in (jkaXXop fidXtata
das Adjectiv ganis eingebüßt war und nur das
Adverb sich erhielt, der ursprüngliche Accent
unverändert blieb, wenn dagegen die Differenz
dem Sprachbewußtsein scharf entgegentrat, sie
auch in der Difierenziirung des Accents ihren
Ausdruck empfieng. Gerade so wie auf diese
Weise hier älla und dXXä durch den Accent
geschieden wurden, finden wir im Sanskrit vom
Adjectiv äpara, der, die, das folgende, im Accus.
Sing, Ntr. das Adjectiv äparam^ aber als Ad-
verb, mit der Bedeutung *in der Folge, in Zu-
kunft' apardm ; eben so im Dativ Sing, das Ad-
ject. dparäya^ aber als Adverb wiederum aparäya.
Der Unterschied zwischen den beiden Fällen
des Griechischen und des Sanskrit, nämlich äXXd
und apardm, liegt wesentlich nur darin, daß im
Sanskrit, wie hier durchgreifend, der Acc. Sing.
Ntr. die Adverbialbedeutung annimmt, im Grie-
chischen dagegen, wie hier häufig, der Acc. P 1 u r.
Ntr. Daß die Accentdifferenz zwischen äXXa
und äXXd nicht eine Analogie für San und ictl
bilde, wird übrigens über jeden Zweifel erhoben
und vollständig dadurch entschieden , daß sie
nicht auf Verwandlung von Paroxytona (dXXa)
in Oxytona {aXXct) beschränkt ist, sondern auch
umgekehrt Adverbia von oxytonirten Adjectiven
oder Wörtern in Paroxytona verwandelt; so sind
im Griediiaehen aus dem Acc. Plur. Ntr. von
Adj. auf f$ a. B» w^et/, %axv die Adverbia oina.
tdxcc her7orgetreteu , die sich unbedenklich aus
den ursprünglicheren Formen jenes Casus fittia
%axia erklären lassen, indem sa — wie z. B.
in nXia für %XiBa^ bei Hesiod mXeXay von »Xioq —
zu ä ward. Ganz ebenso scheidet sich durch
Accentvorziehung im Sanskrit vom Instrumental
Sing. divU ^ durch den Tag' das Adverb diva
^am Tage'. In wesentlich gleicher Weise ist es
im Griechischen z. B. auch zu erklären, wenn
dasAdjectiv ^av&og durch den üebertritt in die
Categorie der Nomina propria zu Sar^og wird.
Am stärksten treten uns durch dieses Princip
herbeigeführte Accentdifferenziirungen bekannt-
lich in einer modernen Sprache, der englischen,
entgegen. Hier scheiden sich bekanntlich eine
beträchtliche Anzahl von, in allem übrigen glei-
chen, Themen bloß durch die Accentdifferenz in
Nomina und Verba, z. B. objecto verworfen, to
abject verwerfen; in Adjectiva und Substantiva
z. B. campdd, verbunden, compact^ Vertrag; in
verschiedne Bedeutungen, z. B. sinister^ link,
sinister, hinterlistig.
Ueber einen Satz von der Erhaltung
der algebraischen Beziehung zwischen
den Integralen verschiedener Differen-
tialgleichungen und deren Differen-
tialquotienten.
Von
L. Koenigsberger in Wien.
Ich habe in früheren Arbeiten einen Satz
bewiesen, nach welchem — um hier nur den
einfachsten Fall von zwei Differentialgleichun-
gen hervorzuheben — eine algebraische Bezie-
hang zwischen eiuem partikalären Integrale ei-
ner beliebigen Differentialgleichung und einem
particulären Integrale einer anderen, aber irre-
ductibeln Differentialgleichung nnverändert bleibt^
wenn man in dieselbe irgend ein beliebiges
anderes partikuläres Integral der irreductibeln
Differentialgleichung und ein bestimmtes anderes
der ersteren Differentialgleichung substituirt ^
und von diesem Satze habe ich bereits mehrere
Anwendungen auf die Aufstellung des A b e T-
schen Theorems für Integrale von Differential-
gleichungen, auf die Untersuchung der Irreduc-
tibilitat von Differentialgleichungen, auf die
Feststellung der Form der algebraisch-logarith-
mischen Integrale linearer Differentialgleichun-
gen u. s. w. gemacht. Bei einer üntersuchuug,
welche die algebraische Ausdrückbarkeit des all-
gemeinen Integrales zweiter Ordnung durch par-
ticuläre Integrale desselben zum Gegenstand hat,
brauchte ich jedoch eine Verallgemeinerung des
oben ausgesprochenen Satzes und eben diese
bildet den Gegenstand einer Arbeit, die in Kur-
zem veröffentlicht wird und deren Inhalt ich
hier angeben will.
Besteht jsfunsehen einem particulären Integrale
JSi der algebraischen Differentialgleichung
<■) • • -^ ('• '■ 1 0)-«
und dessen Ableitungen^ und einem partikulären
Integrale y^ der irreductibeln algebraischen Dif-
ferentialgleichung
(2)...r(..l,.|....g) =
8
t^nd dessen Ableitungen eine algäivaiscke Be*
stiehung
(3)
so bleibt diese erhalten^ wenn man für y^ irgend
ein Integral jener irreductibeln Differentiatgtei"
chung (2) setist, vorausgesetzt daß für z^ ein
passendes Integral der Differentialgleichung (1)
substituvrt wird.
Der Beweis zerlegt sich in die beiden Falle,
in denen z^ eine algebraische Function von y^
und dessen Ableitungen ist oder z^ nur die
Lösung einer algebraischen Differentialgleichung
piQY oder niederer Ordnung ist, deren Coeffi-
cienten algebraisch aus y^ und dessen Ableitun-
gen zusammengesetzt sind. ,
Nachdem sodann eine Untersuchung der Ir-
reductibilität der linearen homogenen Differen-
tialgleichung zweiter Ordnung
worin P und Q algebraische Functionen von x
bedeuten, vorausgeschickt worden, welche unter
anderem das Resultat liefert, daß wenn in einer
reductibeln linearen homogenen Differentialglei-
chung zweiter Ordnung nicht ein partikuläres
Fundamentalintegral eine algebraische Function
eines anderen ist, das einer Differentialgleichung
niedrigerer Ordnung genügende lütegral stets
eine lineare^ im Allgemeinen nicht homogene^
Differentialgleichung erster Ordnung befriedigen
muß, wird die Form der allgemdnsten alge*^
braischen Beziehung zwischen zwei Fnndamen-
talintegralen einer irreduetibeln ÜDearen homo-
genen Differentialgleichung zweiter Ordnung und
deren erste Differentialqaotienten anfgestellt und
als Bpecieller Fall unter der Annahme, daA
P = — — ~ — ist, worin Ä eine algebraische
dx
Function bedeutet, die Existenz der bekannten
Beziehung
^^2 ^Hl A
hergeleitet.
Ich benutze diese Gelegenheit , um zu einer
die Theorie der linearen Differeütialgleichungen
betreffenden und der k. Societät im vorigen
Jahre vorgelegten Notiz als Ergänzung einen
Satz zu erwähnen, dessen Beweis in Kurzem in
dea mathematischen Annalen veröffentlicht wird;
derselbe lautet:
Wenn eine lineare Differentialgleichung
in welcher Fj, Fg, . . Y^^ Vi älgd>raische Ftmc-
tianen von x bedeuten^ ein algebraischea Integral
besitzt und dieses ist nickt schon selbst so be-
schaffen^ daß es rational in a?, Zj, F^, . . F«
und y^ ausdrückbar istj so besüet die Differenr
ticdgleichung jedenfalls noch ein partictdäres In^
tegral von dieser Beschaffenheit^
vorausgesetzt, daß nicht F«» »= CVi i worin C
eine Constante, welcher Fall, wie unifiittelbar
10
SU sehen , auf die lineare homogene Differential-
gleichung führt.
Aehnliches gilt für logarithmische und ellip-
tische Integrale und mit einigen Modificationen
für den Fall, daß A b e T sehe Integrale der Diffe-
rentialgleichung genügen.
IJiiTersität
Bericht über die Poliklinik für
Ohrenkranke
des
Dr. K. Bürkner.
In der Zeit vom I.Januar bis l.December 1880
(vom 1. December bis zum Jahresschlüsse war
ich leider durch Krankheit verhindert, die poli-
klinischen Sprechstunden abzuhalten) wurden in
meiner Poliklinik für Ohrenkranke im Ganzen
an 428 Personen mit 467 verschiedenen Krank-
heitsformen 2179 Consultationen ertheilt. 385
Patienten wurden in Behandlung genommen, 43
dagegen als gänzlich unheilbar abgewiesen.
Geheilt wurden 179.
Wesentlich gebessert 81.
üngeheilt blieben 22.
Ohne Behandlung entlassen wurden . 43.
Vor beendigter Kur blieben aus . . 72.
Gestorben ist 1.
In Behandlung verblieben ...... 30.
428.
Es war somit Heilung zu verzeichnen in
42,0%, Besserung in 19,1% der Fälle; von den
zur Consultation gekommenen Kranken wurden
11
mitbin 73,25% mit vollständigem oder theilwei-
sem Erfolge behaudelt.
Von den 428 Patienten waren
ans Göttingen 134, d. i. 31,37o,
von auswärts 294, d. i. 68,7% ;
aof das männliche Geschlecht kamen 271,
d. i. 63,5% ,
anf das weibliche Geschlecht kamen 157,
d. i. 36,5%.
Kinder waren 151, d. i. 35,3%?
Erwachsene 277, d.i. 64,7%.
Nach dem Erankheitsschema vertheilen sich
die Fälle in folgender Weise:
A. Krankheiten des änßeren Ohres.
115 Fälle.
1. Neubildungen des äußeren Ohres. 1 Fall.
Bei einem 6jährigen Mädchen wurde aus jedem
Lobulus je eine aus dem Ohrlochkanale ent-
springende kirschkerngroße Geschwulst (Fibrom)
mit Messer und Wilde'scher Schlinge entfernt.
2. Othaemaiom. 1 Fall, einen Locomotiv-
heizer betrefiPend ; die Geschwulst wurde incidirt,
worauf sich Serum und frisches Blut entleerte ;
nach 14 Tagen war die Heilung vollständig.
3. Äbscess des äußeren Ohres, durch Trauma
(Verletzung an einem eisernen Stachel eines
Eutschentrittbretteis) entstanden. Durch Incision
geheilt.
4. Ecaem der Ohrmuschel und des äußeren
Gehörganges. 12 Fälle.
Einseitig 7 mal. Acut 5 mal.
Doppelseitig 5 mal. Chronisch 7 mal.
Die Behandlung wich von der in meinem
letzten Berichte (Nachrichten v. d. K. Ges. d.
WW. und der Georg- Augusts-Uni versitat 1880,
iS. 79) angeführten nicht wesentlich ab.
12
5. Diffuse Entgündung des mßeren Gehör-
ganges, 17 Fälle.
Einseitig 1 mal. Acut 10 mal.
Doppelseitig 7 mal. Chronisch 7 mal.
Geheilt wurden 11 Kranke, während 6 aus-
blieben ^ ehe die Kur beendigt war.
6. Circumscripte Entzündung des äußeren
Gehörganges. 13 Fälle.
Einseitig 12 mal. Acut 12 mal.
Doppelseitig 1 mal. Chronisch 1 mal.
7. Cerumindlpfröpfe. 68 Fälle. (Außerdem
sehr häufig als Nebenbefund).
Einseitig 31 mal (I7mal rechts, 24mal links).
Doppelseitig 37 mal.
Vollständige Wiederherstellung des Gehöres
wurde in 57 Fällen, erhebliche Besserung (bei
Complicationen) 11 mal erreicht.
8. Fremdkörper. 2 Fälle. (Außerdem mehr-
fach als Nebenbefund).
Einseitig 1 mal.
Doppelseitig 1 mal.
Leichte Fälle; die Gegenstände waren mit-
tels der Spritze gut zu entfernen.
B. Krankheiten des Trommelfelles.
12 Fälle.
9. Acute Entzündung des Trommelfelles.
6 Fälle.
Einseitig 6 mal.
Doppelseitig —
Sämmtl^ch geheilt,
10. Chronische Entjrimdumg des Trommel-
felles. S Fälle.
Einseitig 2 mal.
Doppelseitig 1 mal.
13
11. TraumaUsche Affectionen des Trommel-
felles. 3 Fälle,
Einseitig 3 mal.
Doppelseitig —
12. Veraltete TrommelfellanomaUen wurden
sehr häufig als Gomplicationen beobachtet; so:
Yerkftlkangen 28 mal , Narben 32 mal , beide
combinirt ll'mal.
G. Krankheiten des Mittelohres.
' 252 Fälle.
13. Acuter emfcicher MUteUhrcatarrh. 20
Fälle.
Einseitig 11 mal.
Doppelseitig 9 mal.
Meist durch Paracentese der Pankenhöhlef
eine Operation, welche in drei Fällen wiederholt
vorgenommen werden mußte, geheilt.
14. Chronischer einfacher Mittelohrcatarrh.
99 Fälle.
Einseitig 13 mal.
Doppelseitig 86 mal.
Auch hier gilt das im vorigen Berichte An-
gegebene.
15. Acuter Tubencatarrh. 12 Fälle.
Einseitig 8 mal.
Doppelseitig 4 mal.
16. Chronischer TubencatarrK 5 Fälle.
Einseitig 3 mal.
Doppelseitig 2 mal.
17. Actde eiterige Mittdohrentmndung. 24
Fälle.
Einseitig 15 mal.
Doppelseitig 9 mal.
^Zum Theil sehr schwere Fälle, über welche
an einem andren Orte Bericht erstattet werden
soll.
14
«
18. Chronische eiterige Mittelohrentzündung.
76 Fälle.
Einseitig 48 mal.
Doppelseitig 28 mal.
Als Complicationen wurden 13 mal Polypen,
8 mal Caries und Necrose notirt ; kleinere poly^
poide Granulationen kamen ungemein häufig in
veralteten Fällen vor. Auch in diesem Jahre
wurde mit befriedigendem Erfolge ausgedehnter
Gebrauch von pulverisirter Borsäure gemacht,
theilweise mit Zusatz von Salicylsäure (1%).
19. Abgelaufene Mittdohrprocesse. 16 Fälle.
Einseitig 6 mal.
Doppelseitig 10 mal.
Yemarbangen, Perforationen, Verkalkungen,
Atrophien u. s. w.
20. Periostitis des Warzenfortsatees (ohne
Betheiligung des Mittelohres) 2 Fälle.
Einseitig 2 mal.
Doppelseitig —
D. Krankheiten des inneren Ohres.
17 Fälle.
21. Chronische Lahyrinthaffectionen. 17 Fälle.
Einseitig 2 mal.
Doppelseitig 15 mal.
E. Verschiedenes. 32 Fälle.
11 mal Taubstummheit (4 mal erworben, 7 mal
angeboren), 3 mal Otalgie^ 5 mal Brausen ohne
Befund^ 3 mal normal, 8 mal keine Diagnose.
An Operationen wurden in der Poliklinik
ausgeführt: Indsionen in Furunkel 10 mal, in
Abscesse am äußeren Ohr 2 mal, in ein Othaema-
tom 1 mal ; Exstirpation von Fibromen 2 mal ;
Fremdkörper 3 mal, Paracentese der Paukenhöhle
26 mal ; Polypenextraäion 1 1 mal , Wüde^scher
Schnitt 1 mal.
15
Zum Schlosse spreche ich Herrn Dr. Behm,
Assistenten am pathologisch-anatomischen Insti-
tute, für mehrmalige Vertretung in der Poli-
klinik meinen yerbindlichsten Dank aus.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Maa bittet diea« Yeneichnisse zvgleicli als EmpftkngsaiUEeigeii tnaebeii
zu wollen.
December 1880.
Nature. 679. 580. 581. 583.
Bleyista Euskara. Anno tercero. No. 81.
Leopoldina. H. XVI. No. 21—22.
J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XY. Dec
1880.
Verhandlungen des naturhistor. medicin. Vereins zu Hei-
delberg. N. F. Bd. 2. H. 5.
Donders u. Engelmann, Onderzoekingen gedann in
het physiologisch Laboratorium de Utrechtsche Hooge-
school. Derde reeks. V 3de Afler. 1880.
E. Winkelmann, über die ersten Staats-Universitäten.
Heidelb. 1880.
G. vom Rath, naturwissensch. Studien. Bonn. 1879.
G. Lindström, Fragmenta silurica e dono G. H. We-
gelin. Holmiae. 1880. 4.
J. Biker, Supplemento a collec^äo dos tratados, etc.
T. XXn. XXHL XXVI. Lisboa. 1880.
Journal of the B. Microscopical Society. Vol. IH No. 6.
With Lists.
£. Morselli, Gritica e Riforma del metodo in Antro-
pologia fondate sulle leggi statistiche e biologiche dei
yalori seriali. Roma. 1880.
Gli istituti e le scuole dei Sordomuti in Italia. Ebd.
1880.
Monthly Notices of the R. Astronomical Society. Vol.
XLL No. 1.
Ordinamento della Statistica delle cause di morte. Roma.
1880. 2 Exemplare.
16
Pbilosophical Transactions of London. ¥ol. 170. P. 1 . —
2. — Vol. 171. P. 1.
Fellows. 1. December 1879.
Proceedings. Vol. XXIX. No. 198-201.
Bulletin de PAcad. E. des Sciences de Belgique. T. 50.
No. 9—11.
Proceedings of the London Mathem. Society. No. 163 —
164.
Jahresber. des bistor. Vereins von ünterfranken und
Ascbaffenburg. 1879.
Archiv dess. Titel zu Bd. 23.
Die Gescbicbte des Bauernkrieges in Ostfranken von
Magister L. Fries. Würzburg. 1879.
Atti della B. Accademia dei Lincei. Transunti. Vol. V.
Fase. 1.
Lotos. Neue Folge. Bd. 1. 1880.
Erd^lyi Muzeum. 10. SZ. ävfolyam. 1880.
Januar 1881.
Palaeontologia Scandinavica, auctore N. P. Angelin. P. 1.
Holmiae 1878.
Bevista Euskara. Anno terzo. No. 32.
Congrös provincial des Orientalistes. T. 1. 2. Lyon,
1880. 4.
Luzzatti, statistiscbe Tabelle. Born.
Mus^e Guimet, Catalogue des objets exposäs. Lyon. 1880.
Von der k. k. Akademie d. Wiss. in Wien.
Denkschriften. Math, naturwiss. Glasse. Bd. 40. 42. 4.
Sitzungsberichte. Philosoph, bistor. Classe. Bd. 96. H.
2-3.
— math.' naturwiss. Classe. 1. Abthlg. Bd. 81. H. 1— 5.
Bd. 82. H. 1-2.
Zweite Abth. Bd. 81. H. 4—6. Bd. 82. H. 1—2.
Dritte Abth. Bd. 81. H. 4. 5. Bd. 82. H. 1—2.
Register zu Bd. 76 — 80.
Archiv für Österreich. Geschichte. Bd. 60. 2. Bd. 61.
1—2. Bd. 62. 1.
Almanach. 1880.
(Fortsetzung folgt.)
Für dieEedaction verantwortiich: S. Rehnisck, Directord. G6tt. gel. Anz*
Commiasions- Verlag der Diä$ricJesehm YmlagS' BwhkamOmig,
Druck der DieUricVachen Vniv.'Buchdrna0r» (W, MV. Katsttmh
17
Nachriehten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg- Augusts-Universität
zu Göttingen.
2. Febmar. JV& 2* 1881,
I.
Ueber die Bewegung eines elektri-
schen Theilchens in einem homogenen
magnetischen Felde und das negative
elektrische Glimmlicht
Von
Eduard Blecke.
Ein elektrisches Theilchen von der in elektro-
statischen Einheiten gemessenen Masse e sei ver-
bunden mit der trägen Masse b^ die Coordinaten
desselben mit Bezug auf ein im Räume festes
Coordinatensystem seien rr, y, ^, die Gomponen-
ten seiner Geschwindigkeit u, t;, w. Ist außer-
dem gegeben ein magnetischer Punkt mit der
Masse fi und den Coordinaten o, 6, c, so sind
die Gomponenten der von demselben auf das
elektrische Theilchen ausgeübten Kraft gegeben
durch:
c r*
„ ^ (x — a)w — (a-'C)u
Y = l^f,e ^3-^^ '-
Sß (ff^b)u-( x-a)v
c r'
18
Bezeichnen mt dnreh P das von dem Punkte
f* ausgeübte magnetische Potential, so erhalten
wir die Gleichungen:
^ V2 (öP dP
Y —
C
(ÖP
ÖP
dx
w
Z ^
c
löP
dP
dy
u
welche in dieser Form allgemein gelten, gleich-
gültig ob das Potential P herrührt von einem
einzelnen magnetischen Punkt oder von einer
beliebigen Yertheilnng magnetischer Massen. Die
Diflferentialgleichungen, durch welche die Bewe-
gung des elektrischen Theilchens e in dem mag-
netischen Feld bestimmt wird, sind:
^'dt^ ~ V'^ldy 'dt dz 'dt
' di^ c ' {dz'dt dx'dt
*^ _ if \^^ ^_^ ^A
^'di^ ~ c '^\dx 'dt dy'dt
Das Integral der lebendigen Kraft ist gege-
ben durch
(i-f)'+(^+(^1"=--
d. h. die Bahngeschwindigkeit des Theilchens ist
19
eipp C!aB«4^tei wolol^e ivß Fplge»den durch o be-
z^\Q3mai werdßn soll.
Ist insbesondere das magnetisehe Feld eiu
bomogenes, so hat das Potential die Form
nnd die Bewegangsgleichnngen werden:
d*x_\l2 \dy dz]
dt* ~ c * rdi~-^dt
d»» _\ß \ dz_ dx\
d'^x Sl2 {^dx .dy\
«r e [dt dt
Ans .de;iselben folgt zTmächst
^W^-^It*^ ^dfi-^
A^-f 4-B^y + C^ =Const.
dt T <i<. T dt
Es ergiebt sich somit, daß anch die Compo-
Benfce dier B^hBge$chwindigkeit oach der. Rich-
tnng der magnetiadien EraftUnien konstant ist.
Bezeichnen wir die ganze Intensität des magne-
tischen Feldes mit J, jene konstante Geschwin-
digkeit mit ;, so haben wir die Gleichnng:
und hieraus
^1« + J?y+ C^ = Ijt
2»
20
wenn voransgesetzt wird,, dafi das Tbeilchen e
sich znr Zeit im Anfangspunkt des Goordina-
tensystems befinde«
Versteht man unter a den Winkel, welchen
ein Element der von dem Theilchen e durchlau-
fenen Bahn mit der Richtung der Kraftlinien
einschließt, so gilt die Gleichung
oosa = —
Es ist also dieser Winkel a ebenfalls konstant,
alle Elemente der yon dem Tbeilchen e durch-
laufenen Bahn sind unter demselben Winkel ge-
gen die Richtung der magnetischen Kraftlinien
geneigt.
Bezeichnen wir mit ds ein Element dieser
Bahn, welches von dem elektrischen Theilchen e
in der Zeit dt durchlaufen wird, so ist:
ds _
dt~ ^
und daher
dx dx d^x d^x
dt ~ ds'^'di^ ~d?
Substituiren wir diesen Werth in den Dif-
ferentialgleichungen der Bewegungen, so ergiebt
sich:
ds* c { dt dt
.d^y \ß \.dz ^dx\
ds* c [ dt dt
ds* c l dt dt
• .«•
21
und bietaas:
.{dy d*z de d^y\ Vä" I . , rM
(de d*x dx dh\ \ß (_ , _.dy]
Wd?-d-s-d-?i-T'r'-^'M
.(dx d*y dg d*x\ \J2 (^ , ^ .de
'''^\ds'd?-ds'd?\-T'\^'^-^'rt\
Aus diesen Gleichnngea ergiebt sich für den
reciproken Erummungshalbmesser der Bahnkurve
der Werth _
SJ2 el w
t — • • • '~Z'
WO 1^ = ^cr* — p die ebenfalls konstante Com-
ponente der Bahngeschwindigkeit a nach einer
zur Sichtung der Kraftlinien senkrechten Ebene
bezeichnet. Der Krümmungshalbmesser der von
dem Theilchen e durchlaufenen Bahn ist also
konstant, d. h. die Bahn selbst hat die Gestalt
einer Schraubenlinie. Da aber die Elemente der
Bahn alle denselben Winkel a mit der Richtung
der magnetischen Kraftlinien einschließen, so
muA die Axe der Schraubenlinie der Richtung
der Kraftlinien parallel sein. Die Projection der
Bahnkurve auf eine zur Richtung der Kraftlinien
senkrechte Ebene ist ein Kreis vom Halbmesser
sin'a c «
t \ßel
Die Höbe eines Sebraubenganges ist:
IT- 9
h SMS nc^2—iCC0Ba
22
Es ergiebt sich hieraus, daß dieVoii HMorf
beobachtete schraQbenförmi|ge Windung des elek-
trischen Glimmlichtes unter, der Wirkuhg mag(-
netischer Kräfte durch die ÄDüahme -einer Aus-
strahlung von mit träger Masse verbundenen
elektrischen Theilchen erklärt werden kaiib. , .
n.
Ueber die von einer Influenismaechine
zweiter Art gelieferte Elektricitäts-
menge und ihre Abhängigkeit Von der
Feuchtigkeit.
Von
Eduard Eieoke.
Die folgenden Beobachtungen beziehen sich
auf eine Elektromaschine zweiter Art mit ent-
gegengesetzt rotirenden Scheiben. Es wurden
bei denselben die beiden vorderen horizontalen
Conduktoren der Maschine metallisch mit ein-
ander verbunden. In den Schließungskreis wurde
die Tangentenboussole eingeschaltet, welche von
Weber in den elektrodynamischen Maaßbestim-
mungen ^) beschrieben worden ist. Dei^ diame-
trale Conduktor war entfernt, die beiden hinte-
ren vertikalen Conduktoren durch eiuen Mes-
singbügel verbunden. Der mltüete Abstand der
beiden Scheiben betrug 1,34 mm, der Thittlei*e
Abstand der vorderen Spitzeti von det Ober-
fläche der vorderen Scheibe betrug 4.1 mm, der
mittlere Abstand der hmteren Spit^n von der
Oberfläche der hintifren Scheibe 5.4 mm. Die
Drehung der Maschine geaehä;h mit d^'fiaM,
1) Weber, Zorückföhrung d. StropintenBitatsmessun«
gen auf mechatiisdilto MaaH Abk. d. math. phys. GL d.
K. S. G. d. W. Bd. m. fS. 289.
23
wobei die Qeaofawindigkeit nach den Schlägen
eines Sekundenzählers regnlirt wurde. Eine
TTmdrehung der Kurbel war gleich 5.0033 Unx^
jlrehnngen der vorderen und gleich 5.0058 Um-
drehungen der hinteren Scheibe.
Es wurde zuerst eine Reihe von Beobach-
tungen angestellt, welche den Zweck hatten,
die bei verschiedenen Drehungsgeschwindigkeiten
entwickelte Elektricitätsmenge zu bestimmen.
Bei diesen Beobachtungen blieben weder die
Temperatur Verhältnisse, noch die Feuchtigkeit
der Luft konstant; um eine vollständigere Kennt-
niß von den Eigenschaften der Maschine zu ge^
winnen war es daher nothwendig, über den
Einfluß jener beiden Elemente durch eine be-
sondere Versuchsreihe Aufklärung zu gewin-
nen. Die Feuchtigkeitsverhältnisse der Luft in
dem Beobachtungsraume , einem Zimmer von
etwa 40 cm Bauminhalt, wurden geändert, theils
durch Verdampfen von ausgesprengtem Wasser,
theils durch Einlassen von frischer Luft durch
Oeffnung der Fenster und Thüren. Dabei konn-
ten natürlich stärkere Schwankungen der Tem-
peratur nicht vecmieden werden; es zeigte sich
ferner, daß bei raschem Wechsel der Feuchtig-
keit und Temperatur die Maschine den neuen
Verhältnissen nicht sofort sich anpaßt, sondern
offc noch längere Zeit in einem den früheren
Verhältnissen entsprechenden Zustande verharrt.
Beide Umstände beeinträchtigen die Brauchbar-
keit der erhaltenen Resultate. Eine ffepauere
Prüfung des Gesetzes, durch welches idi meine
fieobachtui^en darzustellen versucht habe, mit
vollkommeneren experimentellen Einrichtungen
ist daher noch zu wünschen«
Mit «Bezug auf die Ausführung der Beobach-
tungen imöge folgendes bemerkt werden. . D^r
24
Magnetspiegel, welcher im Mittelpunkte des
Bings der Tangentenboassole anfgehängt war,
besaß eine Schwingnngsdauer von 2,3 Sekunden ;
seine Schwingungen waren durch einen densel-
ben umgebenden Eupferring so stark gedämpft,
daß das Verhältniß zweier auf einanderfolgender
Schwingungen 1,94 betrug. Die Stellung des
Ringes der Tangentenboussole wurde geprüft,
indem der Strom eines Danieirschen Elementes
unter Einschaltung eines Widerstandes von 26100
Siemens in der einen und in der entgegenge-
setzten Richtung durch denselben hindurchgelei-
tet wurde. Es ergab sich dabei eine Ablenkung
nach der einen Seite von 3® 19.84', nach der
anderen eine solche von 3® 19.74', woraus sich
ergiebt, daß die Abweichung der Ebene des
Rings von dem magnetischen Meridian vernach-
lässigt werden kann. Für den Torsionskoeffi-
cienten des Cokonfadens wurde gefanden & =s
0.00244. Die Stromstärke in magnetischem
Maaße ergiebt sich aus dem Ablenkungswinkel
<p mit Hülfe der Formel:
Für die Horizontalintensität im Mittelpunkte
der Tangentenboussole ergab sich aus zwei sehr
gut übereinstimmenden Beobachtungen, bei wel-
chen der Magnetspiegel der Tangentenboussole
als Hülfsüadel diente, der Werth 1.956. Die
Ablenkungen, welche durch den Strom der In-
fluenzmaschine hervorgerufen wurden, sind be-
stimmt, indem von 7 zu 7 Sekunden der Stand
des Magnetspiegels mit Fernrohr und Skale be-
obachtet wurde. Aus einer größeren Reihe sol-
cher Standbeobachtungen wurde mit Rücksicht
auf das Dämpfungsverhältniß die mittlere Ab-
25
lenkung berechnet. Die relative Feuchtigkeit
wurde mit Hülfe zweier zu beiden Seiten der
Maschine aufgestellter Hygrometer von gut über-
einstimmende Gange gemessen.
Es möge beispielsweise das Protokoll einer
BeobachtuDgsreihe mitgetheilt werden.
Mittwoch d. 12. Febr. 1879.
Umdrehungszahl der Kurbel = ^1%
Relative Feuchtigkeit = 58.5%
Temperatur = 19.8<>
Buhelage des Magnetspiegels = 398.8
Drehung positiv. Standbeobachtungen.
816.8
814.8
819.7
816.8
818.8
816.5
814.0
817.8
819.6
818.6
810.8
817.2
812.2
811.8
816.8
819.1
816.0
811,0
817.6
811.9
311.0
810.8
818.6
818.6
818.2
811.0
815.6
810.8
819 8
817.0
812.6
814.8
818.6
318.b
817.8
Hauptmittel = 314.9.
Drehung negativ. Standbeobachtungen.
481.8
479.6
474.8
472.6
474.6
480.8
477.8
479.2
479.4
471.2
476.6
486.0
474.0
476.6
482.0
474.9
476.9
478.2
480.8
476.0
476.7
—
478.6
477.0
480.2
479.6
479.0
477
477.4
478.6
■
488.8
477.6
478.6
477.7
478.1
477.4
Hauptmittel = 477.9.
Buhelage des Magnetspiegels
Temperatur
Belative Feuchtigkeit
Entfernung von Spiegel zu Skale
397.8
19.3
60.0.
2595 mm.
26
Hieraus ergiebt sich
i = 0.0001157.
Die Umdrehungszahl der vorderen Scheibe
ist gleich 2.5016; wird die in mechanischem
Maaß ausgedrückte Stromstärke durch diese
Umdrehungszahl dividirt, so erhält man die
während einer Umdrehung der Scheibe durch
den Querschnitt des Verbindungsdrahtes strö-
mende Menge positiver Elektricität in elektro-
statischen Einheiten. Wird diese, wie im Fol-
genden immer, durch e bezeichnet, so ergiebt
sich aus dem vorliegenden Beispiele
e = 71.93 X 10^
In der folgenden Tabelle sind die Resultate
derjenigen Beobachtungsreihen, welche zur Er-
mittlung des Einflusses der Umdrehungsgeschwin-
digkeit angestellt worden waren , zusammenge-
stellt. Hiebei bezeichnet m die Umdrehungszahl
der vorderen Scheibe ^ q die relative Feuchtig-
keit, t die Temperatur.
27
12/2 79.
U/2 79.
18/2 79.
20/2 79.
24/2 79.
26)0 79.
28/2 79.
4/3 79.
Ü.625
1.251
2.502
0.625
1.251
2.502
5.003
0.6ä5
1.261
2.502
5.003
0.625
1.251
2.502
5.003
0.625
1.251
2.502
5.008
0.625
1.251
2.502
5.003
0.625
1.251
2.502
5.003
0.625
1.251
2.502
0.tJ4
20.T
0.55
207
0.59
19.5
0.47
21.2
46
23.4
0.45
25.1
0.48
24.7
0.49
18.5
0.&3
18.1
0.56
17.5
0.58
16.9
0.41
21.3
0.45
21.4
0.47
21.1
0.51
20.6
0.42
19.4
0.40
21.7
0.40
21.6
0.43
21.1
0.89
22.6
0.40
23.2
0.41
23.1
0.44
22.6
0.34
24.2
0.36
24.7
0.39
24.3
0.44
23.5
0.41
21.3
0.43
22.0
0.45
22.5
•69.7
71.9
71.9
71.7
69.9
68.0
67.4
70.6
71.1
71.6
73.8
71.0
70.4
70.9
72.5
74.0
68.7
67.1
71.4
72.6
72.4
74.1
74.5
70.9
71.7
73.9
74.7
75.1
72.6
72.8
28
Wenn ans sämmtlichen bei gleicher Bota-
tionsgeschwindigkeit angestellten Beobachtungen
das Mittel genommen wird, so ergiebt sich die
folgende Znsammenstellnng :
a>
Q
t
e . 10-*^
0.635
1.361
3.602
6.003
0.48
0.45
0.46
0.48
21.1
31.9
31.8
31.6
71.9
71.1
71.8
73.4
Hiernach dürfte die darch eine Umdrehung
gelieferte Elektricitätsmenge e von der Umdre-
hungszahl im Wesentlichen als unabhängig zu
betrachten sein.
Es mögen nun auch die Resultate der zwei-
ten Beobachtnngsreihe , welche zur Ermittlung
des Einflusses der Feuchtigkeit angestellt wor-
den war, zusammengestellt werden ; f bezeich-
net hiebei die aus relativer Feuchtigkeit und
Temperatur berechnete absolute Feuchtigkeit.
29
1. Umdrehangszahl der vorderen Scheibe
0.625.
Tftff der
Beobaoht.
Q
t
/
e.lO~*
26/8 79.
0.88
22.5
7.7
70.2
0.88
24.2
8.2
72.7
088
24.1
8.8
70.0
0.84
19.2
6.6
70.6
0.86
20.8
6.8
78.8
0.86
21.4
6.7
67.7
0.61
20.0
8.7
61.9
0.64
19.9
9.2
64.9
0.66
19.8
9.4
87.0
0.60
19.0
9.7
89.1
0.61
18.9
9.8
44.8
0.62
18.6
9.8
41.2
26/8 79.
0.89
17.4
6.7
70.6
0.89
18.6
6.2
70.8
0.40
19.0
6.4
69.2
0.48
18.6
7.6
67.8
0.61
18.4
8.0
649
0.68
18.2
8.2
64.2
0.68
17.7
8.8
88.8
0.69
17.6
8.9
80.6
0.60
17.5
8.9
86.2
28/8 79.
0.66
19.6
11.0
81.4
0.66
19.6
11.1
20.4
0.67
19.4
11.1
81.6
2. UmdrelinngBzaU der Torderen Scheibe
1.251.
WdT
e
t
. /
-.10-»
38/8 7».
0.40
8J)
70.0
0.42
8.S
68.7
0.48
ae
71.9
0.54
■1 ■
62.1
0S58
48.8
0.ßO
88.4
OM
80.6
0.66
86.1
066
80.8
8I/fl 79.
0.44
0.46
0.46
0.69
0.61
74.6
74.8
SS;i-
63.1
0.62
84.B
0.60
9.6 .
74.2*
0.60
19.7
10.1
78.8«
0.61
ao.o
lOJS
79.1*
1/4 7».
0.66
32.0
12.5 ,
87.6
0,66
22.1
12^ '
36.1
0.66
23.1
iij.9
w.e
31
3. Umdrehongszahl der
2,502.
vorderen Scheibe
Tag der
Beobaobt
Q
t
/
e . 10"®
1/4 79«
0.47
28.2
9.6
71.4
0*48
24.7
10.7
68.9
0.48
25.0
11.1
72.2
0.57
28.8
12.1
80.8*
0.69
24.0
12.6
651
0.61
24.0
18.1
65.9
0.60
19.8
10.2
79.6*
0.62
21.2
11.6
78.7*
0.64
21.8
12.1
76.8*
2/4 79.
0.68
18.7
10.2
76.4*
0.62
20.2
10.8
76.2*
0.60
21*0
10.9
77.2*
0.67
19.9
11.5
54.4
0.68
20.3
12.0
50.8
0.68
20.6
12.2
52.2
0.72
20.6
12.8
21.5
0.72
20.6
12.9
25.9
9/4 79.
0«68
22.0
11.1
69.0
0.58
2U6
10.9
71,7
0.58
21.5
10.9
73.4
0.61
19.5
10.2
89.5
0.68
20.2
11.0
47.7
0.64
20.6
IM
65.5
0.66
18.6
10.5
67.0*
0.67
18.8
10.8
48.7
0.68
18.8
10.9
38.5
0.66
17.7
10.0
56.4
0.68
18.0
10.5
48.6
0.69
18.8
10.7
41.8
0.74
18.6
11.7
21.9
0.75
18.6
11.9
23.8
0.76
18.7
11.9
23.9
32
DaB der Einfluß der Feuchtigkeit auf die
von^ der Maschine gelieferte Electricitätsmenge
ein sehr bedeutender ist, ergiebt sich aus der
Betrachtung dieser Tabellen ohne weiteres. Um
zu einer genaueren Bestimmung desselben zu ge-
langen^ kann man davon ausgehen, daß die Elek-
tricitätsmenge e eine Funktion der absoluten
Feuchtigkeit und der Temperatur ist. Um diese
Funktion zu ermitteln, kann man zunächst alle
diejenigen Beobachtungen vereinigen, welche sich
auf dieselbe Temperatur beziehen, und mit
Hülfe derselben die Elektricitätsmenge e als Funk-
tion der absoluten Feuchtigkeit darstellen. So-
dann würden die in der gefundenen Funktion
auftretenden Goefficienten durch Yergleichung der
auf verschiedene Temperaturen sich beziehenden
Beobachtungsreihen in ihrer Abhängigkeit von
der Temperatur bestimmt werden. Man kann
aber auch vermuthen, daß die Elektricitätsmenge
e wesentlich nur abhängig sei von der relativen
Feuchtigkeit ^, so daß, wenn man e als Funktion
von Q darstellt, die auftretenden Goefficienten
mit der Temperatur nur noch in geringerem
Grade sich ändern. Wenn man von dieser An-
nahme ausgeht, so wird man sich darauf beschrän-
keUy aus den bei derselben relativen Feuchtigkeit
erhaltenen Werthen von e das Mittel zu nehmen
und diesen Mittelwerth durch eine Funktion von
Q auszudrücken. Um für die weitere Verfolgung
der beiden angedeuteten Wege eine bequemere
Grundlage zu gewinnen, wurden die bei den
drei verschiedenen Botationsgeschwindigkeiten er-
haltenen Beobachtungen in zwei Tabellen geord-
net, von welchen die eine nach steigenden Wer-
then der absoluten, die andere nach steigenden
Werthen der relativen Feuchtigkeit fortschritt.
Die Untersuchung der nach den Werthen
38
der absoluten Fetichtigkeit geordneten Tabellen
zeigte y daß die Beobachtungen zur Berechnung
mehrerer Wertiirdheii von e zu unyolLständig
waren. Es wurde daher nur für die Umdrehungs-
zahl Oj6S5 eine Werihreihe aufgestellt, indem
die TorUegenden Beobachtungen auf eine gewisse
Mitteltemperatur [bezogen wurden unter Ausschluß
aller derjenigen , welche bei einer vom Mittel
um mehr als 0,5® kbwäichenden Temperatur an-
gestellt waren.
„ Auf diese Weise ergab sich die folgende
Tabelle:
Umdrehungszahl 0.625
Temperattur 18.9.
/
«.10
beob.
her.
M
70^
76.8
6.2
70.8
72.4
6.4
69.2
71.1
Tj6
67.8
62.5
8.0
64.9
69.4
9.7
89.1
44.1
^a
C7
48.1
11.Ö
81.4
8M
U.l
26.0
80.8
Will man die beobachteten Werthe von
e . 10 durch eilie nach Potenzen von f fort-
schreitende Reihe darstßllen, so kann man da-
bei die höchst wahtscheinliche Annahme benu-
tzen, daß der Differentialquotient 31. flir /* =
af
Terschwindet; beschränkt man sich dann auf das
erste Glied der Entwicklung, so ergiebt sich :
3
34
e = e,
Jc.f
wo dann e^ diejenige Elektricitatsmenge darstellt,
welche bei Abwesenheit aller Feuchtigkeit erhall-
ten würde. In dieser Weise sind die berechne-
ten Werthe der vorhergehenden Tabelle erhalten
und zwar mit Hülfe der Formel:
c.lO"* = 92.0 — 0.51. /-l
Die nach steigenden Werthen der relativen
Feuchtigkeit geordneten Tabellen sind im folgen-
den für die drei verschiedenen Umdrehungsge-
schwindigkeiten zusammengestellt.
(Siehe die Tabelle auf. der folgenden Seite.)
Zum Zwecke der weiteren Verwerthung wur-
den die in dieser Tabelle enthaltenen Wertiipaare
von e und q graphisch dargestellt, und auf Grund
der Zeichnung die benachbarten Werthpaare von
e und Q ersetzt durch die zugehörigen Mittel-
werthe. Auf diese Weise entstenden die folgen-
den Tabellen.
Umdrehungszahl der vorderen Scheibe m
«. 0,625.
_-6
e
«.10
beob.
her.
0.86
70.7
77.0
0.89
70.6
72.6
0.48
67.3
61.2
0.62
63.7
65.4
0.64
54.9
52.2
0.59
88.2
48.8
0.66
27.8
81.1
Die berechneten Werthe sind erhalten mit
Hülfe der Formel: (Seite 36)
35
Ol =s
0.625
0) =:
1.251
ta £=
2.502
9
e . 10^^
9
e . 10-^
9
e . 10~*
0.84
7a6
0.40
70.0
0.47
71.4
0.85
78.8
0.42
68.7
0.48
68.9
a86
67.7
0.48
71.9
72.2
0.88
70.0
0.44
74.8
0.57
80.8*
70.2
0.45
74.8
0.58
71.7
•
72.7
0.46
78.0
69.0
0.89
7a6
0.54
62.1
78.4
70.8
058
48.8
0.59
65.1
0.40
69.3
0.59
59.8
0.60
79.6*
0.48
67.3
0.60
74.2*
77.2*
0.51
64.9
78.8*
0.61
65.9
61.9
»
88.4
89.5
0.58
64.2
0.61
62.1
0.62
78.7*
0.54
54.9
79.1*
76.2*
0.56
870
0.62
34.3
0.68
76.4*
0.58
88.8
^ 0.64
80.6
47.7
0.59
80.6
0.65
86.1
0.64
76.8*
0.60
86.2
87.5
55.5
89.1
0.66
80.8
0.66
67.0*
0.61
44.8
86.1
56.4
0.62
41.2
89.8
0.67
54.4
0.66
81.4
48.7
20.4
0.68
50.8
0.67
81.6
•
0.69
0.72
0.74
0.75
52.2
88.5
48.6
41.8
21.5
25.9
21.9
28.8
28.9
38
c.lO
-6
3
94.8 — 146 . Q.
die dufch eine Umdt'ehaBg enlwidkelte Menge
positiver Elektricität 94.$ X 10 elektrostatische
Einheiten betragen hüben , in gnter Oebeieiu"
Stimmung mit dem früher geKindenen Werth
92.0 X 10^ De* Bruch -^ giebt das Quadrat
derjenigen relativen j^euchtigkeit^ bei welcher die
Wirksamkeit der Maschine anfhbrdn wärde ; für
diese selbst berechnet sich daniud ädt Werth 0.81«
Umdrehungszahl der vorddren Scheibe »
= 1,261.
0.42
0.46
0.64
0.18
OM
OM
0.^1
0.^4
0.66
0.46
€.10""
beob. I bet*.
70.2
76.7
62.1
48.8
69.8
88.4
48.2
80.6
8a8
85.4
7a4
7^2
6715
6a4
4a4
4614
44.6
88k8
86^4
840
Die beiN9ckn^ten W^rthe sibd erhalten mit
Hülfe der Foto^l:
e.lO"*' = 105.1— lfc3.^^
Die für ^ =* und e = auftretenden
Grenzwerthe der Elektricitätsmenge uud der re-
lativen Feuchtigkeit werden hiernach
6
Cq = 105.1 X 10 und q
0.80.
37
Uiii4f«ba«gsml|I der Torderen
Scheibe
9
#.10 *
beob.
her.
0.4e
70.8
76.8
0.ft8
71,4
61.0
0.69
6^.1
69.8
0.61
52.7
56.1
o.es
47.7
62.7
0^
66.9
49.8
0.Q7
61.6
46.7
0,68
48.8
43.9
0.69
41.8
42.1
0.79
28.7
86.4
0.76
28.0
80.6
Die Wevtfae sind berechnet nach der Formel :
e.KT* = 106.3 — 185. e^
Hiemach werden die Grenzwerthe der Elek»
tricitätimenge nnd der relativen Feuchtigkeit
^0 =^ lOß.3 X 10*. Q^ = 0.89.
Die Figforen 2-— 4 enthalten eine Zasammen»
stelluDg der aas den angefahrten Qleichangea
sich ergebenden Qarven mit den beobachteten
Werthefi. Figur 1 gibt eine Zasammenstellang
der f5p die drei ümdrehongszahlen gefundenen
Gurren.
Mit Be^i^; apf die vorhergehenden Tabellen
muß noch bemerkt werden , daB bei ihrer Be-
rechnung alle diejenigen Beobachtungen, weiche
in den früheren Ta^^llefi mt einem Sternchen be-
zeichnet worden sind, vollständig ausgeschlossen
word^p. Ik\\e ip iwm Wwe (^psgeaifichiieten
Werthie Y09 e l^beipk eine abnorme OröSe, wie
38
sie bei den entsprechenden Feuchtigkeitsgraden
nicht wohl vorkommen kann. Diese ungewöhn-
lich großen Elektricitätsmengen traten auf, wenn
kurz zuvor durch Oeffnen der Fenster und Thü-
ren des Beobachtungszimmers frische Luft in das-
selbe eingelassen war. Es scheint, daß die Ma-
schine durch den Zug der trockeneren Luft in
einen Zustand größerer Wirksamkeit versetzt
wurde, welcher noch anhielt, auch nachdem die
Luft durch verdampfendes Wasser wieder einen
höheren Feuchtigkeitsgrad erreicht hatte.
Im Mittel ergiebt sich aus den drei Beob-
achtungsreihen für die Abhängigkeit der Elek-
tricitätsmenge von der relativen Feuchtigkeit die
Gleichung
e . 10"^ = 102. 1 — 148 . q\
Die zuerst besprochenen Beobachtungen hatten
zu dem Resultate geführt, daß die Elektricitäts-
menge e von der Umdrehungszahl im wesentli-
chen als unabhängig betrachtet werden katin.
Nehmen wir aus den für die 4 verschiedenen
Umdrehungszahlen gefundenen Werthen das Mit-
tel, so ergiebt sich die Elektricitätsmenge 7L7xlO
entsprechend einer relativen Feuchtigkeit 0,45;
wenden wir anf diese Zahlen die vorhergehende
Formel an, so ergiebt sieh für die bei Abwesen-
heit aller Feuchtigkeit auftretende Elektricitäts-
menge die Gleichung:
e, . 10""^= 71.7 + 148x0.45^
somit:
e^ = 101.6x10*^
Als Resultat der Untersuchung können d^n-
1) ach die folgenden Sätze ausgesprochen weirden.
39
1. Die durch eine Umdrehnng der Maschine
gelieferte Menge e von positiver Elektrieität ist
von der Umdrehungszahl im Wesentlichen un-
abhängig.
2. Dem lufttrockenen Zustand entspricht
eine Elektricitätsmenge e^ von 102 X 10 elek-
trostatischen Einheiten.
3. Die Abhängigkeit der Elektricitätsmenge
e von der relativen Feuchtigkeit q kann in er-
ster Annäherung dargestellt werden durch den
Ausdruck
c. 10""* = 102— 148. e*
Eine Ergänzung finden diese Sätze in den
Beobachtungen von Rosetti^). In der umfas-
senden Arbeit, in welcher derselbe die Maaßbe-
ziehungen des Stromes einer Elektromaschine
erster Art untersucht hat, finden sich 4 Beob-
achtongsreiben , welche sich auf 4 verschiedene
Hygrometerstände beziehen. Die in denselben
mi^etbeilten Beobachtungen wurden durch eine
allerdings etwas unsichere graphische Interpola-
tion auf gleiche Umdrehungsgeschwindigkeiten
reducirt und daraus die folgende Tabelle für die
Werthe von e . 10 gewonnen.
ftf
Belative Feuchtigkeit
0.85
0. 49 0. 54
0.69
2.
162.9
156.2
127.1
110.9
3.
154.4
156.7
181.9
118.2
4.
164.6
166.8
146.9
118.7
5.
162.0
165.1
157.5
180.5
6.
169.4
159.0
159.8
148.4
7.
170.4
158.1
160.4
146.9
1) Bosetti, Neae Stadien über die Ströme der Eleki
tririrmaBobinen. Pogg. Ann. 154. S. 507. 1876.
40
Es ergiebt «ich ans dieser TftbeUe, daft die
ElektricttötsineDge e namentlich bei heberen
Feachtigkeitsgraden mit wachsender Umdrehaiig4ih
zahl zunimmt; in geringerem Grade und daher
nicht mit derselben Sicherheit läBt sich ein sol-
ches Verhalten auch bei der von mir untersuch-
ten Elektromaschine zweiter Art erkennen. Es
wurde daraus folgen, daft in der Gleichung
e 8= e^ — a.q
durch welche die Elektricitätsmenge e in ihrer
Abhängigkeit von der relativen Feuchtigkeit dar-
gestellt wird , der GoefGcient a nicht konstant
ist> sondern mit wachsender Umdrehungsgeschwin-
digkeit abnimmt«
Die bei einer Umdrehung der vorder^a Scheibe
aus dem einen der horizon^len Conduktoren von
den Spitzen zur Scheibe überströmende Menge
positiver Elektricitat ist nach dem Vorhergehen*
den gleich e. Während einer halben Umdrehung
strömt über die Elektricitätsmenge ^^ und diese
genügt, um die vorher negative Ladung der
Scheibe in eine ebenso starke positive zu ver-
wandeln. Daraus ergiebt sich, daft sobald der
stationäre Zustand der Maschine eingetreten ist,
auf dem einen der durch die horizontfileB Con-
duktoren geschiedenen Halbring« der vorderen
Scheibe die Elektricitätsmenge -{- — auf dem
e ^
andern die Elektricitätsmenge — —sic^i befindet.
Bei der Maschine, an welcher die torliegen-
den Beobachtungen angestellt worden sind, hat
der der Breite der Spitzenkanin^ entspr^^ende
Ring einen innern Halbmesser von 112 ^ einen
41
ä«<tar»a Halbmeaa^r yoa 200 miE« Nimmi m^iih
WM in Wirklichkeit alWdinga oiobt g^nau ft«r
trifft, an, daß die Glektcic^itäteD mit g^cl^T^fUlir
ger Pichtigkeit auf den beiden Haibringen auch
gebreitet eind, so ergiebt sich, da9 auf 1 Qnm
58 Einheiten positiver beziebnngaweise nQgativ:e|r
^ektrioität kommen*
Wenn aber auf diese Weise die Yertheilnng
def Elektricität auf den beidep Scheiben der
Maschine bestimmt ist, so ist die Miiglicbkcit
der Berechnung der von den Scheiben der Ma^
schine ausgeübten elektrischen Kräfte und damit
die Grundlage für eine vollständige Theorie d^r
Mascbiue gewonnen.
m.
Messung der vom Erdmagnetismus auf
einen drehbaren linearen Strom-t
leiter ausgeübten Kraft.
Von
Eduard Biecke.
1. Nach dem elektromagnetischen Grundge^
setze ist die Transversalkraft, welche ein Ms^
netpol fft auf ein zu der Richtung der Entfemui^g
senkrechtes Stromelement ausübt, gegeben dnircE
Ist der Pol [a soweit von dem Element fy
entfernt, daß das von /t* erzeugte mag^9ti9ipb9
Feld als ein homogenes betrachtet werdi^^ T^^JW^t
so stellt ~ die Intensität dieses Feldes vor. Ist
also das Element i (2« horizontal gerichtet, so ist
42
die von der Vertikalkomponente des Erdmagne-
tismus auf dasselbe ansgeübte Transyersalkraft
gleich Vids^ wenn wir durch V die vertikale
Intensität des Erdmagnetismus bezeichnen. Es
möge nnn das Element ds einem längeren, gerad-
linigen und horizontalen Leiter angehören, wel*
eher um eine durch seinen Anfangspunkt hin-
durchgehende vertikale Axe drehbar ist. Bezeich-
nen wir die Entfernung des Elements ds von
dem Anfangspunkt des Leiters durch $, so ist
das von der Vertikalkomponente des Erdmagne-
tismus auf ds ausgeübte Drehungsmoment gleich
Visds; ist also die ganze Länge des Leiters
gleich {, so ist das ganze auf denselben ausge-
übte Drehungsmoment gleich
2. Um das durch diesen Ausdnick bestimmte
Drehungsmoment zu messen, wurde eine Ereis-
scheibe von Kupfer an einem Drahte von har-
tem Messing in ihrem Mittelpunkte so aufgehängt,
daß sie in horizontaler Stellung im Gleichgewichte
sich befand; die obere Fläche der Scheibe war
mit Siegellack überzogen, die untere mit einer
kreisrund geschlifiFenen Glasplatte so weit bedeckt,
daß nur am Bande derselben ein Bing freiblieb.
Die Scheibe war eingetaucht in ein mit Kupfer-
vitriollösung gefülltes Gefäß ; der Boden des letz-
teren war in der Mitte durchbohrt; durch diese
Durchbohrung war eine vertikale messingene
Säule in das Innere des Gefäßes eingeführt, auf
welche eine mit der zuvor beschriebenen voll-
kommen gleiche Scheibe aufgeschraubt war; die
nach oben gekehrte Seite derselben war mit
einer Glasplatte bedeckt^* so daß an ihrem Bande
ein Eupferring freiblieb von genau derselben
Breite wie bei der beweglichen Scheibe. Wurde
43
nim durch den Snspensioiisdraht ein gaWanigcfaer
Strom in die drehbare Seheibe eingeleitet, so trat
derselbe ans dem freien Rand der unteren Fläche
ans, nnd gieng dnrch die EnpfervitrioUösung
hindurch in den gegenüberstehenden Band der
Standscheibe ; aus diesem wird er dann durch
einen mit ihrem Träger verbundenen Draht ver-
tikal nach unten abgeleitet. In den Stromkreis
war außerdem eingeschaltet eine Tangentenbussole
und ein Siemensscher Rheostat. Die Anordnung
der Verbindungen ist aus Fig. 5 der beigelegten
Tafel zu ersehen. Die beiden Rechtecke STMP
und STNQy welche von dem galvanischen Strom
stets in entgegengesetztem Sinne umkreist werden,
lagen in einer und derselben Ebene der Ebene
des magnetischen Meridians. Als Beobachtungs-
raum diente der eisenfreie Pavillon des physika-
lischen Institutes.
Die Betrachtung des durch den Strom auf
der beweglichen oder der Standscheibe erzeugten
Eupfemiederschlages zeigte, daß derselbe sich aber
die ganze Fläche der Elektrodenringe anscheinend
gleichförmig vertheilte. Man wird also ohne
einen merklichen Fehler zu begehen annehmen
können, daß der Austritt oder Eintritt des Stro-
mes in der ganzen Fläche der Elektroden mit
derselben Stromdichtigkeit sich vollzieht. Mit
Hülfe dieser Annahme ergiebt sich für das von
der Vertikalkomponente des Erdmagnetismus auf
die von dem Strom i durchflossene Scheibe
ausgeübte Drehungsmoment der Ausdruck:
«■(•+?)
iF«« 1 +
irenn man dnrch l den mittleren ibdbmesaer
44
de» Ebktrodenriiiges , dnreh 6 die halbe Breite
deeselben beaeicdmei Wird dareh dieses Moment
die Sebeibe um einen Winkel 9 gedreht« so hat
man, wenn unter D die Direktionskraft der Ter^
sion verstanden wird,
Wird die Drehung der Sebeibe mit Hijlfe von
Spiegel und Skale beobachtet, und ist der Ska-
lenausschlag gleich n, die Entfernung ^wischen
Spiegel pnd Skale gleich r, so ist:
2g>
n( 1 n»\
Somit :
3. Messung der horizontalen und vertikalen
Intensität des Erdmagnetismus.
Eine Bestimmung dieser beiden OröBen in
dem n^agnetischen Pavillon des Institutes wurde
im Jahre 1879 mit Hülfe eines transportablen
MAgnetoi^et^rs von Meyerstein ausgeführt. Das
TragheitsspiOwent desselben wurde für eine Tem-
peratur von Graden gefunden gleich
16083 . 10*.
Der Torsionskoefficient war 0,01117; die
SeAiwiBgnngsdaner wurde immer am Anfang und
45
SohlitA dmr Medsang beoisochict Bei dM Abn
hmkangsbeobachtangen wurde der Haüptstab
auf den an dem Stativ^ befeetigten Measingar'*
men in zwcd veirdohiedenen Entfernungen Ton
der Hülfsnadel sowohl östlich als westlioh auf*
gelegt; diese Entfernungen waren für eine Tem-
peratur Ton 0^ gleich 4S0.0Ö mm und 600.07 mm.
Der Torsionskoefficient det Hälfsnadel war
0.00485; das V^hältnid yoh T m M wurde
berechnet nach der Foriliel
M _ r»(l +^)tgy
Die an 6 verschiedenen Tagen angestellten
Beobachtungen und deren Resultate sind im
Folgenden zusammengestellt:
wo
Taff der
Beobacbt
•Mite
n 1,111
t
10.148
^
9%
\\ iim umii lim
404^
M
dlkAÜiMäM
38. Sept
mBMW^AAb*
10.117
laOO 88&ß.l6* 1^609
ä4. Sept
2^8.48
6«26.26
1520
8221.10*
1.8708
26. dept
10.111
10.124
2*18.87'
6<»25.90
1770
8310.10* 1.8688
'
36. 8ept
10.099
10.110
9. Ooi.
ICOtJ»
l().109
II iiiii I
2n8.ö8'
5«26.67
1180
8224.10*
1.6*02
2n8.88
(^«26.28
10. Oot
10.092
10.102
2*18.70' 6«a6.88
Mittelwerthe f&r d. 2. Oet 1879
1840
1660
1840
8225.1Ö«1.8tW
8286.10*
8288.10" U708
1.87t)l(
> j < » 1 1 > %
46
Das VerhaltniB der yertikalen zur horizoii
talen Componente des Erdms^etismas wnrd
mit Hälfe eines Erdindaktors gemessen, nnd ei
wurden an drei aufeinanderfolgenden Beobach-
tnngstagen die folgenden Werthe erhalten:
Tag der
Beobacht
A
B
V
T
1. Oct.
740.81
819.56
2.2786
2. Oct
741.80
819.61
2.2764
8. Oct.
740.88
819.81
2.2764
Hier sind A und B die bei Anwendung der
Vertikal- und Horizontalinteusitat erhaltenen
Skalenausschläge bei einer Entfernung von
2827 mm zwischen Spiegel und Skale. Im
Mittel ergiebt sich für den 2. Oktober der Werth
Z. = 2.2748
woraus sich die Inklination zu 66^16.15' die
vertikale Intensität zu 4.2549 berechnet.
Die Beobachtungen des auf die elektrody-
namische Drehwage, wie wir die bewegliche vom
Strom durchflossene Scheibe nennen können,
ausgeübten Drehungsmomentes wnrden im Jahre
1880 in der zweiten Hälfte des Oktober ange-
stellt. Die für diese Zeit geltenden Werthe der
erdmagnetischen Elemente können aus den oben
angefiihrten mit Hülfe der bekannten jährlichen
Variationen berechnet werden. Die jährliche
Zunahme der horizontalen Intensität betragt
nach neueren Beobachtungen 0.0018, die jähr-
47
liehe Abnahme der Inklination 1^29'^ Hier-
nach ergeben sich für den Oktober des Jahres
1880 in dem magnetischen Pavillon die Werthe
T = 1.8723 3 = 66« 14,67'.
Für die Horizontalintensität liegt außerdem
für den Oktober des Jahres 1880 eine direkte
Bestimmung vor, welche Herr Dr. Schering in
dem magnetischen Observatorium angestellt hat.
Dieselbe ergab den Werth
To = 1.8649,
Andererseits ergab eine ebenfalls von Herrn
Dr. Schering angestellte Vergleichnng - für das
Yerhältniß der Intensitäten in dem magnetischen
Pavillon und dem magnetischen Obseirvatorium
den Werth 1,0033 ; somit ist die Horizontalin-
tensität in dem magnetischen Pavillon gleich
1.8710 in vollkommener üebereinstimmung mit
dem oben gefundenen Werthe. Bei der Berech-
nung der an der Drehwage angestellten Beob-
achtungen können wir demnach setzen:
t = 4.253.
4. Directionskraft der Drehwage.
Die Direktionskraft der Drehwage wurde
nach dem Gauß^schen Verfahren bestimmt, zwei
cylindrische in der Axe ausgebohrte Bleigewichte
von einer Gesammtmasse von 399705 mg w^ren
auf den die drehbare Scheibe tragenden Suspen-
sionsstift aufgeschoben. Nachdem bei dieser
Lage derselben die Schwingungsdauer des gan-
zen Systems bestimmt worden war, wurden die
Gewichte entfernt und auf zwei vertikale Stifte,
aufgesetzt, welche an einem mit dem Suspen-
sionsstifte verbundenen horizontalen Träger in
48
gl^her fifitf^rdtitig von der Mitte angebraelrt
waren. Die Sobwingougsdatier 4m Systems
tmrde von nenem bestimmt mnd mit Hülfe des
bekannten Abstandes der Mittelpunkte* der äu-
ßeren Stifte die Direktionskraft berechnet,
dieser letztere Abfttand beträgt bei Grad
100,086 mm.
Es wurden zwei Bestimmungen der Direk-
tionskraft ausgeführt, die eine vor, die andere
nach der Anstellung der elektromagnetischen
Messungen. Die ^leeultate derselben sind im Fol-
genden zusammengestellt.
'^1 'a
^«
D
21.252
dl.29tr
42.407
42.259
295U0«
21.280
31^268
21.226
42.887
42.148
29^.10«
ffier bezeichnet t, die Schwingungsdauer mit
Gewichten in der Mitte, t^ und t' die Schwin-
gungsdauern mit Gewichten außen in zwei um
180^ gegen einander gedrehten Stellm^fto. Im
Mittel ergiebt sich
' D = 2955 . 10*
Biäi den elektromagnetischen Messungen wird
Ai^^ Direktionskraft in Folge der Erwärmung
defä Suspensionsdrahtes durch den Strom eine
y^rminderting erleiden ; die hiedurch bedingte
Correction ist im Folgenden vernachlässigt, da
ein Mittel zur Messung der Temperatur des
Drahtes nicht vorhanden war.
49
5. Messung der Stromstärke.
Um die Gonstanz der an der Drehwage be-
obachteten Ablenkung zu prüfen, war es noth-
wendig, den Strom längere Zeit in einer und
derselben Richtung geschlossen zu halten, ohne
durch eine Gommutation desselben in der Tan-
gentenboussole eine Unterbrechung zu veranlas-
sen. Die Stromstärken waren also aus einseiti-
gen Ablenkungen der Nadel der Tangenten-
boussole zu bestimmen. Bezeichnet man den
Winkel, welche« die Ebene der Windungen mit
dem magnetischen Meridian einschließt, durch
er, einen Ausschlag, bei welchem der Nordpol
der Nadel nach Osten abgelenkt wird durch 9,
einen Ausschlag nach Westen durch ^, so gel-
ten für die benutzte Tangentenboussole die Glei-
chungen : ^
öjg^TägCosly + «){ l-0.028in»(y+«)j= Tam<p
^^-cos(v;-«){ l-0.02sin«(V^-«)}= Tsin^^
Aus der Beobachtung zweier derselben Strom-
stärke entsprechender Werthe von 9 und ^ er-
giebt sich
^ 2 sin 9> sin tp
Zur Bestimmung des Winkels a wurde der
Strom zweier Qrovescher Elemente unter Ein-
schaltung eines Widerstandes von 25 Siemens
durch dieTangentenbonssole geleitet; es ergab sich:
9 » S&480 tp »: 39.02<>
woraus
a — 0.69^ westlich.
4
5©
Was den W^dih S»t B6rt»^ntelifi«^ität fär
den Mitielp/ankt dei* Tangeilteiiboüescllie aiibekfagt,
so ist za bemerken, daA das zur Bestimniung
dbr HoriebntalintieiHiitat dienende Magtietometer
in einer dtä^h den Mittelpac^t der Bottisale tonk-
recht zQin inagniätischen Meridian hindnrch^e^
henden Yertik^lebbne anfgälitellt wd.r. Dto Mit-
telpunkt des Magnets war vbn dem Mittelpunkt
der Boussore in horizontaler Richtung üiti 1183
mm, in vertikaler iüa 165 mtx entfernt. Dar-
nach etgiebt dich für di^ HorizontalintenfeiitSt
idi Mittel|)unkt der Boitssolb der Werth
. «etrv 822.1Ö* , .^^
1.8710 TT^rnr — l.*662.
1194'
Zur Bestimmung idei* Stromstärke ergäben sich
somit die Formeln:
6. Die Ablenkungsbeobachking^n an aer
Drehwage.
Die mit der Drehwage aosgefilUrten Versuchs-
reihen sind in aen fd^genaen Tabellen zusammen-
geistellt. Die Binljtettbngbn der. S<»beibe wurden
dui*ch Standb^obachtüngen^ ermittelt ( -es wurde
in der -ß^l von 5 zu 6 MiMten .;^in Sc^te von
Beöba'chtungejQ giBmacht, wobei dieSififttelluiE^^n
von 9 zu 9 Sekunden notirt wurclen. Da die
SchwingungiiÜätter ^e^ S(9Mbb dSh^Ru gleich 18
Sekunden war, so konnte aus je zwei um >1S«SI^
künden von eMihd^ alMstMiend^ Einstellungs-
51
beobachtungen die Buhelage der Scheibe berechnet
werden, wobei für das Dämpfnngsverhältniß der
Wertji 1,7 zu setzeu war. I^ie Ablenkungen der
Naüei der Tangentenboussofe wurden mrt Öülfe
zweier zu ihrer Axe senkrechter Glasföden \)e6h'
aejitet, welche «ber einep au^ein^r Spiegelplatte
befindlichen Theilkreise ^ich bewegten. Diese bei-
den Fäden ^ind im Folgei^den mit o und w bezeich-
net. Es möge nun das |Prot9koll ^er zuerst an-
gesteUten Beobachtungsreihe in etwas ausfübr-
Ucherer Weise mitgetfaei^t werden; zu bepoierken
ist noch, di^^ einer BeM^egung der Zeiger o upcl
^ nach zunebjEii/ßn^^n Gfada^ eine ostlic^^ ASt-
lepkung entspn^ht.
(Siehe die Tab^le auf der folgenden Seitje*)
Es ergeben kch hieraus dje folgenden ^usam-
mengel^örigen Ablenkungen der Tpgentenbous-
8,01? W^ % Drehwa^eF
Zeit
■^9^
n
Zß\i
'1
\j\r
^
n
m
6
10
16
20
23
64.52
56.0S
65.04
65.03
ß.9
'ß.6
6.7
6.4
6.6
6.6
fl
6
'8
56.24
66.79
65.74
66.75
6.4
6.6
6^
6.6
' '" Mittel ' I 64.<K)P ' | 6.60 \'^ ' tt^ttel | ' 65.88 ' f ' 6.68
Die Besu|tate vXon Icai ander^ in c^erselben
'Weise langefijtellten Beopäobtungsrjeihen sind 'iin
Fiolgenaen zusammengestellt.
5iS
15. Oct. 1880. Der positive Strom geht von
der Peripherie der Scheibe zum Centrum.
Zeit
■
1
Tangentanb.
Dreh*
Zeit
Taiigentenb.
Dreh-
o
10
wage
&^%/AV
w
wage
9^ 60m
914.0
105.0
285.0
55
105.05
285.0
914.1
lOii 40"
i
914.8
58
•
914.4
42
914.8
59
Strom geschlossen.
44
Strom geschlossen.
59
838
42
51
922.1
920.1
919.9
44
83«
42
51
922.7
920.6
921.0
10
9
18
27
921.9
922.1
921.8
920.8
45
9
18
27
922.8
922.8
922.0
921.4
10 5
159.56
839.5
920.9
10 50
48.52
229.0
921.2
10
160.08
840.0
921.1
55
49.02
229.4
921.1
15
160.08
840.02
950.f
11
49.05
229.47
921.8
20
160.07
840.02
920.9
5
49.05
229.45
921.8
23
921.0
8
921.8
24
Strom geöffnet.
U 9
Strom geöffnet.
24
88
42
914.0
916.9
9
88
42
916.1
917.0
51
915.7
»
51
916.0
25
9
18
27
918.9
918.7
914.4
914.9
10
9
18
27
913.8
914.0
916.0
915.6
10 80
914.8
15
914.9
85
914.6
20
26
914.7
914.9
53
16. Oct. 1880. Der positive Strom geht vom
Centrum der Scheibe znr Peripherie.
Zeit
^
n
Zeit
9>
n
11h 25m
80
86
88
68.79
63.68
9.8
9.1
9.2
9.8
11h 66»
12
6
8
68.08
62.99
k
9.8
9.1
9.0
8.9
Mittel
68.78
9.22
Mittel
68.01
9.07
18. Oct. 1880. Der positive Strom geht von
der Peripherie der Scheibe znm Gentrüm.
Zeit
V^
n
9h 15m
8.8
20
62.90
8.6
26
68.29
86
80
68.87
88
86
68.89
9.0
40
68.40
8.7
48
8.9
Mittel I 68.27 | 8.76 |
19. Oct. 1880. Der positive Strom geht vom
Gentram der Scheibe zur Peripherie.
Zeit
9
n
Zeit
9I1 40»
46
60
66
68
69.76
69.78
59.76
7.8
7.7
7.7
7.7
7.7
10b I6in
20
26
80
88
60.26
60.80
60.80
7.9
7.7
7.7
7.7
7.7
Mittel i 28.76 | 7.72 | Mittel | 60.28 | 7.74
J
54
7. Die beitechneton Werthe der Abbp^pag.
Die Entfercutig Ewiselien Spiegel nni Sik^^ß
betrug 2644.5 Skalen theilej die Ablenkunjgeu n
köu^en demnach Wecbpet werdei;L nach ^er
Fjormfil
Für den inperen Dnrchmesser der Kupfer-
scliefte erga!) sich hei dn^r Teimperalfcnr Ton
15® der Werth 164.13 mm, für den äußeren
l^fcbmesser l3ei 1^ der WerA 175i91 mm.
Hiernach istr
Sq"^H ^rhalätfiD wil Jsit Bücksicht laof die
früher für F und D j^e^f benen Werthe
n f= 2.7ß9>ci
Hiernach ergiefat dic|| die folgenije ZABam-
menstelHong der berechneten opd boobacbteten
Werjbh^ ttm n.
•
«
n her.
n beob.
nl>e^.
1
.t»*pr.
2.84Q
SAB
6.60
1.026
ajifij
JSJÜ ,
£M .
isäa
»i215
8*^
9.3?
1.0^6
8.269
8.95
9.07
1.018
871^2 "
^M '
^.76 •
I.OIB
8.246
$,89
949
1.088
Sia^4
7*79
7J?
e^w
fiil»6
f.,68
7«
i^D«^
Die Differenz sswischen den beobachtetea und
becechneiem Werthen lietisägt im Mii;tel rO.16
Skalentheile, während ein Skalentheil einem Win-
kel von 39 Sekunden entspricht. Mit einer Aus-
&5
nähme tsiäi ^ heohnt^his^n Weiibe gvCfcr süi
die Wwhüeten und Äwar itü Mittel mxi 0.6267o
Eine solcke Differenz Wurde durch eiiie firwär-
mtiBg des SüupeQsionsdrftbtes um etwa 40 Cr^ada
ihre Erklärung finden.
Bei der Iftönigl. Gesellsöhaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
' • • ......
Mui bittot diese Verzeichnisse zngleicli als EmpliftngwiAzeigea «usehen
SU wollen.
JaMä^ 1881. (FottsetÄüng.)
Zeitscbrift der morgenländ. Gesellsöhaft. Bd. Bi. 0. 4.
J. D. Wliitnef!» the aariieroüs GtfAvel« df tbe Sierra
nevada of Oalifornia. Cambridge 1880. 4.
— UM cUmatie «hanges iof lator gvdtogioal ümes. Claia*
bridge 166a 4.
AiuHtti Teii^rt tff tke Cttrator of the Mueam «f «ompara-
ivn Zooloi;^. 1879^-80.
BuUetm of the Maseam of oomparative Ziölagy «t Har-
vard College. YoL VL .Ko> 8**^!!,
-* de k flooidt^ MathteatiqUe. T. YUL No. «.
Natnre. 684—686.
Jakrbo^h der FeiUehmtle der MathMtetilc B4. la 187&
H. 6.
J. H an n, Zeitschrift für Meteorologie. Bd.iVL a881.
(liOici^iVH«)
Yerhandl. der phy8ik.-medioin. Gesellsohttft za Wänbarg.
Bfl KYu O. 4^. iL imi.
H. Wild, Repertoriam für Meteot«i«gib. Bd.Vrll. H. 1.
8t FelcnMrg 1880. 4.
J. Biker, Saj^pUmeito feVo« T. XKV^ XXYlI-.XXlX.
LeopdAiiw. H. XVl. Ke. i8-M. Titel «u XVJ.
AtU deUa ß, AoöKdeiiiia deitUnoeL Yol.V. :Faao.2-4.
1881. 4.
Q. Celoria, sopra aloani eclissi lii aoVe «lünchi e sa
qaello di Agatocle in partioolare. Borna 1880. 4.
Bnlletin of the American geograph. Society. 1879. No. 6.
American Jeannal of MalbeaBtioa. VoL ÜL j^o. di
Atti dcUa J5o«ieia ^setta dsiSoiaiiBe nato. ,lk 44, Nov.
JJUUL
56
Tfomaö MaBeuma Aanhefter IIL Tromiö 1880.
F. V. Müller, a desoriptive Atlas of the Eucalypts of
Anstralia and the adjoiniDg islands. Seventh deoade.
Melbourne 1880. 4.
PotiÜBohe CorrespondenE Friedrichs de« Grossen. Bd. V.
Berlin 1880.
Erdelyi Mnaeam. 1. SZ. YIII ^vfolyam. 1881.
Monthly Notices of theB. Astronomical Soo. Vol. XLI. No. 2.
L. F. V. Eberstein, Urkundliche Nachtrage zu den ge*
schichtlichen Nachrichten von dem Geschlechte Eber-
stein. 8. Folge. 1880.
Bulletin de la Soc. Imp. des Naturalistes de Mosoou.
188a No. 2.
Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 66. H. 2.
Astronomical Papers. Yol.1. P.S. Washington 1880. 4.
Bulletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. T. 50.
No. 12.
Annnaire de l'Acad. B. de Belgique. 47i^e ann^ 1881.
J. de Maeare, Bassin de Li^ge. (4 große Karten.)
fl. Wolf, Geologische Gruben-Bevier^Karte des Kohlen-
beckens von Teplitz-Dux« Brunn im nordwestlichen
Böhmen. Lief.I. Blatt 10, 18, 14, 16. Wien 1880.
Monatsbericht der Berliner Akad. der Wiss. Sept o.
Oot. 1880.
B« Wolf, Astronomische Mittheilungen. LL
Mesures proposees pour Pabolition du cours force. Par
M.M. les ministres Magliani et Miceli. Boma 1881.
Prowedimenti per l'abolisione del corso forzoso. Progetto
di legge presentato dai ministri Magliani et MicelL
Ebd. 1881.
0. Struve, Obsenrations de Poulkova. Vol. XI« St.
Petersb. 1879.
Jahresbericht für 1878—79 und 1879—80 der Hanpstem-
warte. St. Petorsb»
E. Meyer, die Spermatogenese bei den S&ugethieren.
(Mem. der Akad. T. XXVII. No. 14.)
J. Dansky u. J. Kostenitsch, über die Entwicklungs-
geschichte der Keimblätter u. des Wolffschen Ganges
im Hühnerei. (Mem. d. Akad. T. XX VII. No. 18.)
St. Petersb. 1880.
Fftr diaBedacttoB Terantwortiich; S, Bskmiteh, Directord. Gdttgal. Ans.
CommiflsioDB-TMrlag der JH§Unek'aekm Virfayt - Bmdkhemdlm^.
Druok der DUttricKaOtm Um9.' BuckdrH€istm (W, F)r, Xamtmmi,
57
Nachrichten
von der
Königl, Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Angusts-Universität
zu Göttingen.
16. Februar. M 3* 1881.
I) n i T e r 8 i t ä i
Verzeichniß der Vorlesungen
auf der Georg-Angusts-Universität zu Göttingen
während des Sommerhalbjahrs 1881.
= Die Vifrkaungm beginne» dm 20, Aprü tmd endm dm 15. August =
Theologie.
Alttestamentliche Theologie: Prof. Schultz fcinfstün»
dig um 10 Uhr.
Biblische Lehre von den Engeln und Teufeln: Prof.
Duhm Freitags 4 Uhr, öffentlich.
Erklärung der Genesis: Prof. Duhm fiUifstiindig um
10 Uhr; vgl. Orientalische Sprachen S. 69.
Erklärung des Buches Hiob: Derselbe dreistündig,
Montags, Dienstags, Donnerstags, um 4 Uhr.
Erklärung der Psalmen: Prof. Bertkeau fünfstündig
tun 10 Uhr.
Einleitung in das Neue Testament: Prof. Wiesinger
viermal um 3 Uhr.
Neutestamentliche Theologie: Lic. Wendt fünfmal um
9 Uhr.
G^chichte des apostolischen Zeitalters : Derselbe drei«
mal, Montag, Dienstag, Donnerstag, um 4 Ühr.
Erklärung des Evangeliums Johannis : Prof. Lünemann
fünfstündig um 9 Uhr.
Erklärung des Bomerbriefs: Prof. Wieiinger funfinal
von 9—10 ühr.
58
Erklärong der katholischen Briefe : Prof. Bitschi fünf-
mal um 11 ühr.
Allgemeine Kirchengeschichte Theil.I: Prof. Wagen*
mann fünfstündig um 8 ühr.
Kirchengeschichte des Mittelalters unter Rücksicht
auf Hase's Kirchengeschichte: Prof. Reuter fünfornl am
8 Uhr, Sonnabends um 9 ühr.
Dogmengeschichte: Prof. Wagenmann fünfstündig um
7 ühr.
Dogmatik I. Theil : Prof. Rüschl fünfmal um 12 ühr.
Dogmatik ü. Theil: Prof. Schober lein sechsmal um
12 ühr.
Theologische Ethik : Prof. Schultz fünfstündig um 8 ühr.
Comparative Symbolik: Prof. Reuier fün&al um 11
ühr, Sonnabends um 8 ühr.
Praktische Theologie: Prof. Schöberlein viermal, Mont*
Dienst. Donnerst. Freit., um 6 ühr und Mittwochs um 4 Uhr.
Kirchenrecht: s. unter Rechtswissenschaft.
Die alttestamentlichen üebungen der wissenschaftli-
chen Abtheilung des theologischen Seminars leitet Prof.
Bertheau Freitags um 6; die neutestamentlichen Prof.
Wiesinger Dienstags um 6 ; die kirchen- und dogmenhisto-
rischen Prof. Beuter Montags um 5; die dogmatischen
Prof. Bitschi Donnerstags um 6 ühr.
Die homiletischen üebungen der praktischen Abthei-
lung des theologischen Seminars leiten abwechslungsweise
Prof. Wiesinger und Prof. Schulig Sonnabend 9 — 12
ühr öffentlich; die katechetischen üebungen: Prof. Wie-
singer Mittwoch 5 — 6 ühr; Prof. Schuka Sonnabend
2—3 ühr öffentlich; die liturgischen üebungen: Prof.
Schöber lein Mittwoch 6—7 ühr und Sonnabend 9-11
ühr öffentlich.
Eine dogmatische Societät leitet Prof. Schöberlein
Montag 6 — 8 ühr; eine historisch -theologische Prof.
Wagenmann Freitags 6—8 ühr.
Rechts Wissenschaft.
Rechtsphilosophie und Encyklopädie : Prof. v. Bar
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 12—1 ühr.
Römische Rechtsgeschichte: Prof. v. Ihering fünfmal
von 11—12 ühr.
59
Institutionen des Römischen Rechts: Prof. Leonhard
fünfmal Ton 10 — 11 Uhr.
Pandekten I. Theil (AUg. Lehren, Sachenrecht, Obli-
gationenrecht) : Prof. Hartmann täglich Yon 8—10 Uhr.
Pandekten n. Theil (Erbrecht und Familienrecht):
Prof. Leonhard fünfmal von 11—12 Uhr.
Pandekten-Prakticum : Prof. v, Ihering Montag, Mitt-
woch und Freitag von 12 — 1 Uhr.
Pandekten-Exegeticum : Prof. Leonhard Dienstag und
Donnerstag von 12—1 Uhr.
Römischer Civilprocess : Dr. v. Kries Montag und
Donnerstag von 4—5 Uhr.
Deutsche Rechtsgeschichte: Prof. Dove fünfmal von
7—8 Uhr.
Deutsche Rechtsgeschichte: Dr. Sichel fünfmal von
4—5 Uhr.
Uebungen im Erklären deutscher Rechtsquellen : Prof.
I*refudorff Montag Nachm. um 6 Uhr öffentlich.
Deutsches Privatrecht mit Lehn- Handels- Wechsel-
und Seerecht: Prof. IVolff fünfmal von 8—10 Uhr.
Deutsches Privatrecht mit Lehnrecht: Dr. Ehrenberg
fünfmal von 8—9 Uhr.
Handelsrecht mit Wechselrecht und Seerecht: Prof.
Thöl fünfmal von 7—8 Uhr.
Handels- Wechsel- und Seerecht : Dr. Ehrenberg fünf-
mal von 9—10 Uhr.
Landwirthschaftsrecht : Prof. Ziebarth Dienstag, Don-
nerstag, Freitag von 7—8 Uhr.
Deutsches Strafrecht: Prof. Jb^n fünfmal von 10— 11 Uhr.
Deutsches Staatsrecht (Reichs- und Landesstaatsrecht) :
Prof. JFVe»«A>r^ fünfmal von 8-9 Uhr.
Deutsches Yerwaltungsrecht : Prof. FrenBdorff IAqu-
tag, Mittwoch, Freitag von 11—12 Uhr.
Evangelisches und katholisches Eirchenrecht , ein-
schliesslich des Eherechts: Prof. Mejer fünfmal von 10
—11 Uhr.
Civilprocess, einschliesslich des Eonkurs und der sum-
marischen Processe: Prof. John fOmfioial von 11— 12 Uhr.
Straf process: Prof. Ziebarth fünfmal von 9—10 Uhr.
Strafprocess : Dr. v. Kries Montag, Dienstag, Don-
nerstag und Freitag von 10 — 11 Uhr.
60
GmiproceBS-Frakticum : Prof. v. Bar Donnerstag von
4—6 Uhr.
üeber Entscheidungen des Reichsgerichts civilrecht-
liehen Inhalts: Prof. Leonhard Dienstag von 6—7 ühr.
Strafrechtliche Uebungen: Prof. v, Bar Dienstags von
4—6 ühr.
*
Medicin.
Zoologie, Botanik, Chemie s. nnter Naturwissenschaften.
Knochen- und Bänderlehre: Dr. von Brunn Dienstag,
Donnerstag und Sonnabend von 11—12 Uhr.
Die Mechanik der Gelenke: Prof. Krause Mittwoch
von 2-- 3 Uhr oder zu anderer passender Stunde öffentlich.
Systematische Anatomie n. Theil (Geföss- und Nerven-
lehre): Prof. Henle täglich von 12—1 Uhr.
Allgemeine Anatomie : Prof. Henle Montag, Mittwoch,
Freitag von 11—12 Uhr.
Gewebelehre des Menschen trägt Prof. Krause Diens-
tag, Donnerstag und Sonnabend von 11—12 Uhr oder
zu anderen passenden Stunden vor.
Mikroskopische Uebungen (allgemeine Histologie für
Anfänger wie auch specielle mikroskopische Anatomie für
Geübtere) hält Dr. von Brunn je vier Mal wöchentlich in
zu verabredenden Stunden.
Mikroskopische Curse in normaler Histologie hält
Prof. Krause vier Mal wöchentlich um 2 Uhr.
Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläute-
rungen durch Experimente und mikroskopische Demon-
strationen : Prof. herbst sechsmal wöchentlich um 10 Uhr.
Experimentalphysiologie I. Theil (Physiologie der Er-
nährung): Prof. Meissner täglich von 10—11 Uhr.
Physiologie der Zeugung nebst allgemeiner und spe-
cieller Entwicklungsgeschichte: Prof. Meissner Freitag
von 6—7 Uhr.
Ausgewählte Gapitel der physiologischen Chemie mit
praktischen Uebungen : Dr. Flügge Sonnabend von 3—5 Uhr.
Physische Optüc s. S. 65.
Ueber Morphologie und Biologie der hygienisch wich-
tigen Mikroorganismen verbunden mit Demonstrationen
und Experimenten wird Dr. Flügge Dienstag von 5—7
Uhr vortragen.
Arbeiten im physiologischen Institut leitet Prof.
Meissner gemeinschaftlich mit Dr. Flügge täglich in pas-
senden Stunden.
61
Specielle pathologische Anatomie lehrt Prof. Orth täg-
lich ausser Sonnahend von 12—1 Uhr.
Pathologische Anatomie der Knochen und Muskeln
lehrt Prof. Orth Mittwoch um 2 Uhr öffentlich.
Sectionscursus hält Prof. Orth in passenden Stunden.
Praktischen Gursus der pathologischen Histologie hält
Prof. Orth Dienstag und Freitag um 2 Uhr.
Physikalische Diagnostik verbunden mit praktischen
Uebungen lehrt Prof. Eichhorst Montag, Mittwoch und
Donnerstag von 4—5 Uhr; Dasselbe trägt Dr. Wiese
viermal wöchentlich in später näher zu bestimmenden
Stunden vor.
Uebungen im Gebrauch des Kehlkopfspiegels hält Prof.
Eichhorst Sonnabend von 12—1 Uhr.
Untersuchung des Harns und Sputums verbunden mit
praktischen Uebungen: Prof. Eichhorst Mittwoch von
3—4 Uhr.
Arzneimittellehre und Receptirkunde verbunden mit
Experimenten und Demonstrationen lehrt Prof. Marme
drei Mal wöchentlich Montag, Dienstag, Donnerstag von
von 5—6 Uhr.
Die gesammte Arzneimittellehre mit Demonstrationen,
Versuchen und praktischen Uebungen im Abfassen ärzt-
licher Verordnungen trägt Prof. JSusemann fünfmal wö-
chentlich um 3 Uhr vor.
Die organischen Gifte (H. Theil) demonstrirt experi-
mentell Prof. Marmi ein Mal wöchentlich Donnerstag
von 6—7 Uhr öffentlich.
Ueber essbare und giftige Pilze trägt Prof. Husemann
Dienstag von 5—6 Uhr öffentlich vor.
Pharmacie lehrt Prof. Boedeker fünf Mal wöchentlich
von 9—10 Uhr; Dasselbe lehrt Prof. von Uslar vier Mal
wöchentlich um 3 Uhr.
Organische Chemie für Mediciner: Vgl. Naturwissen-
schaften S. 66.
Ein pharmakognostisches Prakticum, Uebungen im Be-
stimmen der officinellen Droguen und ihrer Verwechslun-
gen hält Prof. Marmi ein Mal wöchentlich Freitag von
5—7 Uhr.
Ein pharmakologisches Prakticum, Uebungen im Be-
ceptiren und Dispensiren hält Prof. Marmi ein Mal wö-
chentlich von 6—7 Uhr.
Pharmakologische und toxikologische Untersuchungen
leitet Prof. MarmS im pharmakologischen Institut täglich
in passenden Stunden; solche Uebungen und Untersuchun-
gen leitet auch Prof. ffuaemann privatissime.
62
Specielle Pathologie und Therapie I. Hälfte: Prof.
Ebstein täglich, ausser Montag, von 7—8 Uhr.
üeber Einderkrankheiten I. Theil trägt Prof. Eich-
horst Dienstag und Freitag von 4—5 Uhr vor.
Die medicinische Klinik und Poliklinik hält Prof. Eb-
stein täglich von 1078-12 Uhr (Sonnabend von 9*/» —
IOV4 Uhr).
Poliklinische Eeferatstunde hält Prof. Eichhorst ein
Mal wöchentlich.
Uebungen in der Untersuchung von Nervenkranken
mit besonderer Berücksichtigung der Elektrotherapie hält
Prof. Ebstein gemeinschaftlich mit Dr. Damsch zwei Mal
wöchentlich in näher zu bestimmenden Stunden.
Allgemeine Chirurgie lehrt Prof. Rosenhach fünf Mal
wöchentlich von 8-9 Uhr. Dasselbe lehrt Prof. Lohmeyer
viermal wöchentlich von 8—9 Uhr.
Die chirurgische Klinik hält Prof. KUnig fünf Mal
wöchentlich von 978-10»/^ Uhr.
Chirurgische Poliklinik hält Prof. Künig in Verbindung
mit Prof. Mosenbach Sonnabend von 10'/4— 12 Uhr öf-
fentlich.
Einen chirurgisch-diagnostischen Cursus hält Dr. BUdel
zwei Mal wöchentlich von 4—5 Uhr.
Uebungen in chirurgischen Operationen an Leichen,
insofern Material vorhanden, leitet Prof. KOnig von 5— 7
Uhr Nachmittags.
Yerbandcursus hält Dr. Riedel ein Mal wöchentlich.
Ueber Aetiologie der Augenkrankheiten wird Prof.
Leber ein Mal wöchentlich öffentlich vortragen.
Ueber die Anomalien der Befraction und Accommoda-
tion verbunden mit praktischen Uebungen der Functions-
prüfungen des Auges trägt Dr. Deutsehmann zwei Mal
wöchentlich in näher zu bestimmenden Stunden vor.
Augenspiegelcursus hält Dr. Deutschmann Mittwoch
und Sonnabend von 12—1 Uhr.
Die Klinik der Augenkrankheiten hält Prof. Leber
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 12—1 Uhr.
Ueber die Krankheiten des Ohrs mit Einschluss der
Anatomie und verbunden mit Uebungen im Untersuchen
an Gesunden und Kranken trägt Dr. Bürkner Dienstag
und Freitag in näher zu bestimmenden Stunden vor.
Otiatrische Poliklinik: Dr. Bürkner, an zwei zu be-
stimmenden Tagen, 12 Uhr.
Ueber Frauenkrankheiten wird Prof. Schwartz Mon-
tag, Dienstag, Donnerstag u. Freitag um 3 Uhr vortragen.
Uebor KraTikheiten der Wöchnerinnen: Dr. Hartwig
63
wöchentlich in 2 noch näher zu bestimmenden Stunden
öffentlich.
Geburtshülflichen Operationscursus hält Dr. Hartwig
Mittwoch und Sonnabend um 8 Uhr.
Geburtshülfiich-gynaekolögische Klinik leitet Prof.
Schwartz Mont., Dienst., Donnerst., Freit, um 8 Uhr.
Psychiatrische Klinik in Verbindung mit systematischen
Vorträgen über Pathologie und Therapie der Geisteskrank-
heiten hält Prof. Meyer Montag u. Donnerstag von 3 — 5 Uhr.
Forensische Psychiatrie lehrt Prof. Meyer wöchentlich
in zwei zu verabredenden Stunden.
Die äusseren Krankheiten der Hausthiere und die
Beurtheilungslehre des Pferdes und Rindes trägt Prof.
Eeser wöchentlich fünf Mal- von 7—8 Uhr vor.
Klinische Demonstrationen im Thierhospital wird
Derselbe in zu verabredenden Stunden halten.
Philosophie.
Geschichte der alten Philosophie: Prof. JBaumann,
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, 5 Uhr.
Darstellung der Philosophie Kants: Prof. Peipere,
Mittwoch und Sonnabend 11 Uhr.
'Die deutsche Philosophie der Gtegenwart: Dr. Ueber^
höret t Montag und Donnerstag 6 Uhr, unentgeltlich.
Logik : Prof. O. E. Müller, 4 Stunden, 10 Uhr.
Metaphysik: Prof. Itehnüehf 4 Stunden, 10 Uhr.
Psychologie: Br, ■ Ueberhorei, 4 Stunden, 12 Uhr.
Elemente der Psychophysik: Prof. O. S. MUUer,
Mittwoch und Bonnabend 10 Uhr.
Ueber Probleme und Controversen der praktischen
Philosophie: Prof. JRehniech, 2 Stunden, öffentlich.
In einer philosophischen Societät wird Prof. Baumann^
Montag 6 Uhr, Probleme aus der Metaphysik zur Bespre-
chung vorlegen.
In einer philosophischen Societät wird Prof. Feipere
Lockes Essay concerning human understanding behanoeln,
Mittwoch 6 Uhr, öffentlich.
Geschichte und System der Paedagogik: Prof. JBau-
mann, Mont., Dienst., Donn., Freit., 8 IHir.
Die Uebungen des K. paedagogischen Seminars leitet
Prof. Sauppe, Mont. und Dienst. 11 Uhr, Öffentlich.
64
Mathematik und Astronomie.
Analytische Geometrie: Dr. Mettner, Mont., Dienst.,
Mittw., bonn., 12 Uhr.
Synthetische Geometrie: Prof. Sehtoarz^ Mont. bis
Freit. 9 Uhr.
Differential- und Integralrechnung: Prof. Stern, 5 St.,
7 Uhr.
Theorie der bestimmten Integrale: Prof. JSnneper^
Mont. bis Freit. 10 Uhr.
Analytische Functionen: Prol £. Sehering , Dienst.,
Mittw., Donnerst., Sonnab. Morg. 7 Uhr.
IFeber die Gaussische hypergeometrische Reihe: Prof.
Schwarz, Mont. und Donnerst. 4 Uhr, öffentlich.
Anwendungen der elliptischen Functionen: Prof.
Schwarz, Mont. bis Freit. 11 Uhr.
Theorie der Zahlen : Pro£ E, Sehering, Dienst. Donn.
Sonnab. 8 Uhr und Mittw. 10 Uhr.
Undulationstheorie des Lichtes: Dr. JT. Schering,
Dienst, u. Donnerst. 12 Uhr.
Theorische Astronomie: Prof. KUnkerfius, Montag,
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 12 Uhr.
Geometrische Optik: s. Naturwise» S. 65.
Mathematische Societät: Prof. E, Sehering , in einer
geeigneten Stunde.
Mathematische Golloquien wird Prof. Schwarz wie
bisher privatissime leiten, unentgeltlich.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar Prof.
E.Schering: Geodätische Uebungen, Mittw. 9 Uhr; Prof.
Schwarz: Ueber Minimalflächen, Freit. 12 Uhr; Prof.
Stern : Ueber einige merkwürdige Reihen, Mittwoch 8 Uhr.
Prof. KUnkerfuee giebt einmal wöchentUch zu geeigneter
Stunde Anleitung zu astronomischen Beobachtungen, alles
öffentlich. — Vgl. Naturwieaenechaften S. 66.
Naturwissenschaften .
Zoologie, Uebersicht des Gesanmitgebietes : Prof. Eh-
lers, täglich 8 Uhr.
Zootomischer Kurs : Prof. Eklere, Mittw. u. Donnerst.,
11-1 Uhr.
Naturgeschichte der Wirbelthiere : Dr. Spengel, Dienst,
Donnerst., Freit., 5 Uhr.
Zoologische Uebungen : Prof. Ehlers, wie bisher, täg-
lich (mit Ausnahme des Sonnabends) von 9—1 Uhr.
65
Uebaogen im Untersttchen und Bestimmen der Ge-
wächse: Prof. Graf zu Soims, Dienstag 3—5 Uhr. —
Ueber die wichtigeren einheimischen Waldbäume : Derselbe,
Donnertag 4 Uhr, öffentlich. — Anleitung zu botanischen
Arbeiten im Laboratorium des botanischen Gartens, aus-
schliesslich für Vorgeschrittenere, giebt Derselbe , in zu
bestimmenden Stunden, privatissime.
Grundzüge der gesammten Botanik: Prof. Beinke,
Dienst, bis Sonnab., 7 Uhr früh. — Mikroskopisch-bota-
nischer Cursus: Derselbe, Sonnabend 9-1 Uhr. — Täg-
liche Arbeiten im pflanzenphysiologischen Institut: Der-
selbe. — Botanische Excursionen: Derselbe,
Ueber Archegoniaten und Gymnospermen (Moose,
Farne und Nadelhölzer): Dr. Falkenberg ^ Montag und
Freitag 4 Uhr.
Ueber die Vegetation des Meeres: Dr. Falk&nberff,
Donnerstag 6 Uhr.
Mineralogie: Prof. Klein, 5 Stunden, 11 Uhr.
Erystallographie: Prof. Klein, 6 Stunden, 9 Uhr.
Gesteinskunde: Dr. Lang, verbunden mit geologischen
Excursionen, in zwei zu verabredenden Stunden.
Palaeontologie : Prof. von Koenen, 6 Stunden.
Ueber die geologischen Verhältnisse des mittleren
Deutschlands: Prof. von Koenen, 1 St, öffentlich, verbun-
den mit Excursionen.
Mineralogische Uebungen: Prof. Klsin, Sonnabend
10—12 Uhr, öffentlich.
Praktische Uebungen: Prof. von Koenen^ 2 Tage, öf-
fentlich.
Mikroskopisch-petrographische Uebungen: Dr. Lang,
in 2 zu verabredenden Stunden, privatissime, aber unent-
geltlich.
Experimentalphysik, ernter Theil: Mechanik, Akustik
und Optik: Prof. Riecks, Montag, Dienstag, Donnerstag,
Freitag, 5 Uhr.
Geometrische und physische Optik, ausgewählte Ka-
pitel: Prof. Listing, 3 Stunden, 12 Uhr.
Ueber Auge und Mikroskop: Prof. Listing, privatis-
sime in 2 zu verabredenden Stunden.
Physikalische Uebungen leitet Prof. Riecke, in Ge-
meinschaft mit den Assistenten Dr. JT. Sehering und Dr.
Meyer (I. Abtheilung Dienst., Donnerst., Freit. 2 — 4
ühr und Sonnab. 9-1 Uhr. 11. Abtheilnng Donnerst.
2—4 Uhr und Sonnab. 9-1 Uhr).
66
Undulationstheorie des Lichtes: s. Mathematik S. 64.
Physikalisches Colloquinm: Prof. Listing, Sonnahend
11—1 Uhr.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet
physikalische üebungen Prof. Listing^ Mittwoch 12 Uhr,
und behandelt Prof. lüecke ausgewählte Theile der ma-
thematischen und Experimentalphysik, Montag 2 Uhr.
— Vgl. Matheinatik S. 64.
Allgemeine Chemie (s. g. unorganische Chemie) : Prof^
Hühner, 6 St., 9 Uhr.
Allgemeine organische Chemie: Prof. Hübner, Moni.,
Dienst., Donnerst., Freit., 12 Uhr.
Organische Chemie, für Mediciner: Prof. von Uslar,
4 St., 9 Uhr.
Analytische Chemie (vorzugsw. quantitative Analyse):
Prof. Post, 2 St.
Chemische Technologie in Verbindung mit Exkursio-
nen: Prof. Post, 2 St. ^
Pharmacentische Chemie (anorgan. Theil): Dr. Pol-
»torß, Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 5 Uhr.
Ueber die Verunreinigungen und Verfälschungen der
Nahrungs- und denussmittel und deren Erkennung: Dr.
Polstorff, Dienst, u. Freit., 8 Uhr, oder in 2 zu verab-
redenden Stunden.
Pflanzenemährungslehre (Agricultorchemie) : Prof.
ToUens, 8 St., 10 Uhr.
Die Vorlesungen über Pharmacie und Pharmakognosie
8. unter Medicin S. 61.
Die praktisch-chemischen Üebungen und wissenschaft-
lichen Arbeiten im akademischen Laboratoriam leiten die
Professoren Wöhler und Hiibner, in Gemeinschaft mit
den Assistenten Prof. Post, Dr. lannasch^ Dr. Polsiorff^
Dr. Stünkel und Dr. Lellmann.
Prof. Soedeker leitet die praktisch-chemischen Üebun-
gen im physiologisch^chemischen Laboratorium täglich
(ausser Sonnabend) 8—12 und 2—4 Uhr.
Üebungen im agriculturchemischen Laboratorium lei-
tet Prof. Toilens (in Gemeinschaft mit dem Assistenten
Dr. Kehrer) täglich 8—12 und 2-4 Uhr.
Historische Wissenschaften.
Praktische Diplomatik mit Üebungen : Prof. Wetzsäeker^
Mont. u. Dienst. 9 Uhr.
67
Lateinische Palaeographie : Prof. Steindorff, 4 Stundeu,
Mittwoch u. Sonnabend 9—11 Uhr.
Römische Geschichte bis zu Sullas Zeit: Prof. Vol-
quardgen^ Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 8 Uhr.
Römische Yerfassungsgeschichte: Dr. Gilbert, 4 St.,
4 Uhr.
Geschichte der deutschen Kaiserzeit bis zum Inter-
regnum: Prof. Weiisäcker, 4 St., 4 Uhr.
Neueste Geschichte seit 1815, mit besonderer Berück-
sichtigung der Yerfassungsgeschichte: Dr. Bernheim,
Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 10 Uhr.
Geschichte Grossbritanniens und des Parlamentarismus
seit 1688; Prof. Pauli, 4 St., 5 Uhr.
Geschichte Italiens im Mittelalter: Dr. TA. Wüsten-
feldt Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 11 Uhr,
unentgeltlich.
Historische Uebungen leitet Prof. PauU Mittwoch
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Weizsäcker Freitag
6 Uhr öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. VolqtMrdsen^ Dienst.
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Prof. Steindorff Donnerst.
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebungen leitet Dr. Bwnheim Montag
6 Uhr, unentgeltlich.
Eirchengeschichte : s. unter Theologie S. 58.
Erd- und Völkerkunde.
Allgemeine Erdkunde, 2. Theil (Klimatologie und geo-
graphische Verbreitung der Organismen): Prof. Wagner,
4 Stunden.
Geographie und Statistik des Deutschen Reichs: Dr.
Krümmel, Sonnab. 10-12 Uhr.
Ueber den geographischen Unterricht : Prof. Wagner, 2 St.
Geographische Uebungen: Prof. Wagner^ 1 St. öffentlich.
Staats mssenschaft und Landwirthschaft.
Politik: Prof. Pauli, 4 St., 8 Uhr.
Geschichte des Parlamentarismus; vgl. Historitche
Wiseenschqften S. 67.
Deutsche und Römische Yerfassungsgeschichte: vgl.
Jiifitnr. Wifmensehnften S. 67.
68
Volkswirthschaftslehre (Nationiüi^onomie) : Prof.
Hanssen, 5 St., 4 Uhr.
Die Yolkswirthschaftlichen Verhältnisse des deatschen
Reiches: Dr. Eggert, 4 St., 5 Uhr.
Eameralistisches Conversatorium : Prof. Hannen ^ in 2
noch näher za bestimmenden Stunden, privatissime, aber
unentgeltlich.
Volkswirthschaftliche üebungen: Prof. Soetheer, pri-
vatissime, aber unentgeltlich, in später zu bestimmenden
Stunden.
Einleitung in das landwirthschaßliche Studium: Pro£
DreehaUTf 1 Stunde.
Ackerbaulehre, specieller Theil : Derselbe, 4 St., 12 Uhr.
Die allgemeine und specielle Züchtungslehre (Pferde-,
Rindvieh-, Schaf- und Sehweine-Züchtung): Prof. Orim-
penkerl, Mont. u. Dienst., 8 Uhr.
Die Rassenkunde: Prof. Oriepenkerl, Donnerstag und
Freitag 8 Uhr, öffentlich.
Die Ackerbausysteme (Felderwirthschaft , F^ldgras-
wirthschaft, Fruchtwechselwirthschaft u. s. w.): Prof.
Oriepenkerl, in 2 passenden Stunden.
Im Anschluss an diese Vorlesungen werden Exkursio-
nen nach benachbarten Landgütern veranstaltet werden.
Die Lehre vom Futter: Prof. Henneberg, Montag,
Dienstag und Mittwoch, 11 Uhr.
Ausgewählte Kapitel aus der Züchtungslehre, mit be-
sonderer Berücksichtigung der Gontroversen von Nathn-
sius-Settegast : Dr. Fesea, 2 St., 11 Uhr.
Landwirthschaftliches Practicum: 1. Üebungen im land-
wirthschaftlichen Laboratorium, Freit. 2— 6 Uhr, Sonnab.
9—1 Uhr, unter Leitung des Prof. Dreeheler und Dr.
Feeea: 2. Üebungen in landwirthschaftlichen Berechnun-
gen, Mont. u. Donnerst. 6 Uhr: Prof. Drechsler,
Landwirthschaftliche Excursionen und Demonstratio-
nen im Versuchsfelde : Prof. Drechsler,
Krankheiten der Hausthiere: 8. Medicin S. 63.
Landwirthschaftsrecht : vgl. Rechtewissenschaft S. 59.
Agriculturchemie , Agriculturchemisches Practicum :
8. Naturwiss, S. 66.
Literärgeschichte.
Geschichte der griechischen Prosaliteratur bis zum
Zeitalter Alexanders des Grossen: Dr. Bruns^ 3 St.
69
Geschichte der griechischen Historiographien Prof.
Volquardaen, Mittw. u. Sonnab. 8 Uhr, öffentlich.
Leben und Schriften Lukians: Dr. Bruna, 1 St.^ un*
entgeltlich.
Qeschichte der deutschen Dichtung im 17. Jahrhun-
dert: Assessor Dr. Tittmann, 5 St.
üeber Schillers Leben und Schriften: Prof. Ooedeke,
Mont. 4 Uhr, öffentlich.
Altfranzösische Literaturgeschichte: Dr. Andresen,
Mittw. u. Freit. 11 Uhr.
Geschichte der Philosophie: Tgl. Philosophie, S. 63.
Alterthumskunde.
Umriss der Kunstgeschichte: Prof. WieseUr, 2 St.,
10 Uhr, zugleich mit einer Erklärung der Antiken und
Gypsabgüsse des E. Museums.
Ln K. archäologischen Seminar wird Prof. Wiesehr
ausgewählte Kunstwerke öffentlich erläutern lassen.
Die Abhandlungen der Mitglieder wird Deraeßte pri-
vatissime beurtheilen, wie bisher.
Geschichte der griechisch-römischen (seit Alexander
d. Gr.) und der alt-italischen Kunst: Dr. Körte, Mittw.
u. Sonnabend, 9—11 Uhr.
Archäologische Uebungen: Dr. Körte, privatissime,
mentgeltlich.
Vergleichende Sprachlehre.
Vergleichende Grammatik der griechischen Sprache:
Prof. Fiek, 4 St., 10 Uhr.
Litauische Texte: Dr.Bechtel, unentgeltlich, Imalwöch.
Orientalische Sprachen.
Die Vorlesungen über das A. Testament s. u. TheoL S. 67.
Die Anfangsgründe der arabischen Sprache: Prof.
Wü$tenfeld, privatissime.
Syrische Sprache: Prof. Bertheau, Dienst, und Freit.,
2 Uhr, öffentlich.
Erklärung der sumerischen Hymnen im IV. Band der
„Cuneiform Inscriptions of Western Asia*^ nebst Abriss
der Grammatik der lisänu nakbu: Dr. Haupt, Montag,
Mittw. u. Freit., 7 Uhr.
Anfangsgründe der assyrischen Sprache und Erklärung
leichter KeUsehrifttexte : Dr. Haupt, zweimal in zu be*
stimmenden Stunden, unentgeltlich.
70
Die Keilinschriffcen und die Qenesis: Dr. Haupt, 1 St.,
unentgeltlich.
Grammatik der Sanskritsprache: Dr. Beehtel, dreimal
in passenden Stunden.
Ausgewählte Hymnen der Rigreda: Prof. Ben/ey,
Mont., Dienst, und Donnerst., 4 TJhr,
Griechische und lateinische Sprache.
üebersicht der griechischen Dialekte : Prof. Fick, 2 St.
Vergleichende Grammatik der griech. Sprache: vgl.
Vergleichende Sprachlehre S. 69.
Uesiods Theogonie, mit Anleitung zur griechischen
Mythologie: Prof. Wieseler, 3 St., 10 Uhr.
Piatons Gastmahl : Prof. Sauppe, Mont. Dienst. Donn.
Freit. 9 Uhr.
Geschichte der griech. Prosa, und: Leben und Schrif*
ten Lukians: vgl. Liter ärgeechichte S. 68. 69.
Geschichte der griech. Historiographie: vgl. LUerär-
geachiehte S. 69.
Lateinischer Stil mit praktischen Uebungen: Prof.
Sauppe, Mont. Dienst. Donnerst. Freit., 7 Uhr Morgens.
Die Elegien des Propertius nach einer Einleitung über
dessen Leben, Dichtung, Vorbilder: Prof. Dilthey^ Mont.
Dienst. Donnerst. Freit., 12 Uhr.
Historien des Tacitus: Prof. von Xeu^^cA, 4 St., 10 Uhr.
Lateinische Palaeographie : vgl. Historische Wissen^
Schäften S. 67.
Im E. philologischen Seminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof. Sauppe^ Mittwoch 11 Uhr,
lässt den homerischen Hymnus auf Demeter erklären Prof.
Dilihey , Montag und Dienstag, 11 Uhr, lässt Vergils
Aeneis B. VI erklären Prof. von Leutsch, Donnerstag
und Freitag, 11 Uhr, alles öffentlich.
Im philologischen Proseminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof. Sattppe, Mittwoch 2 Uhr,
lässt Prof. fson Leutsch Euripides Alkestis Mittw. 9 Uhr
und Vergils Aeneis B. H Mittwoch 10 Uhr erklären,
alles öffentlich.
Deutsche Sprache.
Historische Grammatik der deutschen Sprache: Prof.
Wüh, Müller, 5 St., 3 Uhr.
Gedichte Walthers von der Vogelweide erklärt Prof.
JVilh. Müller, Mont. Dienst. Donnerst, 10 Uhr.
Altdeutsche Metrik : Dr. Wilken, Mittw. u.Sonnab., llühr.
71
Altoaehfliche Grammatik üad Erklärung des Heliand:
Dr. Wilken, Mittw. u. Sonnabend, 10 Uhr.
Die Hebungen der deutschen Gesellschaft leitet Prof.
Wüh. Müller,
Neuere Sprachen.
Comeilles Cid erklärt in französischer Sprache Prof.
Th, Müller f mit Yergleichung des spanischen Originals
„Las mocedades del Cid von Guillen de Castro", Montag
und Bonnerstag, 4 Uhr.
Uebungen in der französischen und englischen Sprache
veranstaltet Derselbe, die ersteren Montag, Dienstag und
Mittwoch, die letzteren Donnerst., Freit, u. Sonnab. 12 Uhr.
Oeffentlich wird Derselbe in der romanischen Societät
ausgewählte altfranzösische Dichtungen (nach Bartsch's
Chrestomathie) erklären lassen, Freitag 4 Uhr.
Erklärung von Shakspeares Antony and Cleopatra:
Dr. Andresen, Sonnabend 11 Uhr, unentgeltlich.
Altfranzösische Literaturgeschichte: vgl. Ziterärge'
schichte S. 69.
Schöne Künste. — Fertigkeiten.
Ueber Baphael, als Einführung in die neuere Kunst-
wissenschaft : Dr. Schmarsow, Mittw. 11 — 1 Uhr, unentgeltl.
Eunsthistorische Uebungen (über die Hauptmeister der
ombrischen Malerschule bis auf Eaphael) : Dr. Schmarsow
eimnal, in zu verabredender Stunde.
Unterricht im Zeichnen ertheilt Zeichenlehrer Peters,
Dienstag 4—6 Uhr, unentgeltlich.
Unterricht im Malen Derselbe in zn verabredenden St.
Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit
praktischen Uebungen : Musikdirector Jfille , in passen-
den Stunden.
Zur Theilnahme an den Uebungen der Singakademie
und des Orchesterspielvereins ladet Derselbe ein.
Beitnnterrioht ertheilt in der K. Universitäts-Beit-
bahn der Univ.-Stallmeister, Rittmeister a. D. Schweppe,
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonnabend,
Morgens von 7—11 and Nachm. (ausser Sonnabends)
von 4-5 Uhr.
72
Fechtknngt lehrt der ünirerBitfttefeclitmeiBier Grüne-
kUe, Tanzkunst der UniyersitfttBtanuneiflter J£dU%ke,
Oeffentliche Sammlungen.
Die üniversitätahiblioihek ist geö&et Montag, Dienstage,
Donnerstag a. Freitag von 2 bis 3,- Mittwoch und Sonn-
abend von 2 bis 4 Uhr. Zar Ansicht auf der Bibliothek
erhält man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise
verlangt; verliehen werden Bücher nach Abgabe einer
Semesterkarte mit der Bürgschaft eines Professors.
Die Gemälde$ammlung ist Donnerstag von 12—1 Uhr
geöffiiet.
Der botanische Oarten ist, die Sonn- and Festtage
ausgenommen, täglich von 5 — 7 ühr geöffnet.
Ueber den Besuch und die Benutzung der theologi-
schen SeminarhibliotheJc , des Theatrum anatomicum , des
physiologischen Instituts, der pathologischen Sammlung,
der Sammlung von mathematischen Instrumenten und Mo-
dellen, des zoologischen und ethnographischen MuseumSf
des botanischen Gartens, und des pßan&enphgsiologisehen
Instituts, der Sternwarte, des phgstkaUschenlCabinetsvaid
Laboratoriums f der mineralogischen und der geognostiseh-
paläontologischen Sammlung, der chemischen Laboratorien^
des archäologischen Museums, der Gemäldesammlung, der
Bibliothek des philologischen Seminars, der Bibliothek des
mathematisch-physikalischen Seminars, des diplomaÜsehen
Apparats, der Sammlungen des landwirthschaftliehen In-
stituts bestimmen besondere Reglements das Nähere.
Bei dem Logiscommissär, Pedell Bartels (Eleperweg 2),
können die, welche Wohnungen suchen, sowohl über
die Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten und
auch im voraus Bestellungen machen.
Fftr di0 RedaetioB yenrntirorttich: & BähniteK Direetor d. G6tl. irel. Aas.
Commissions- Vorlag d«' Dieterieh'sehm YerlaffS'Bu^kaHdluHg.
DtiieV der JHetertcK sehen Unit,' Buehdvwikm-^ (W. Fr, XiaestMrl,
73
Nachrichten
von der
Konigl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
23. Februar. M, 4. 1881.
Kdiigliclie Gesellschaft der WisseiiscIiafteB.
Sitzung am 5. Februar.
Klein: Ueber den Einfloss der Wärme auf die optischen
Eigensohafben des Boracit.
Wieseler: Verbesserungsversacbe zu Earipides' Eyklops.
H 1 1 z , Corresp. : Ueber elektrische Schattenbilder. Abb. 8 .
Henn : Nene Darstellung der Eugelfunctionen und der ver-
wandten Functiouen durch Determinanten. (Yorgel.
Ton Schering.)
Fromme: Bemerkungen zu einer Abhandlung von Hm.
Warburg: ^ Ueber einige Wirkungen der magneUechen
Coercitivkraf^, (Vorgel. von Uiecke.)
üeber den Einfluß der Wärme auf die
optischen Eigenschaften des Boracit.
Von
C. Klein.
In der Absicht durch Erwärmung und darauf
folgende rasche Abkühlung etwaige versteckte
Spaltrichtuilgen' in den Boracitkrystallen zur
Darstellung zu bringen , untersuchte ich eine
schöne Platte aus einem BhombendodekaSder
dieses Minerals, parallel einer Fläche letzterer
Gestalt geschnitten.
Nicht gering war mein Erstaunen, als
6
74
ich nach dem Erhitzen der Platte, die
etwa der Fig. 14 auf Tafel 1 meiner yorjährigen
Abhandlunff (Nachrichten 1880 Nr. 2) glich, den
Gentraltheil A (vergL Fig. 15) fast völlig
verschwanden und an seiner Stelle die
Theile D, E, JP, G erscheinen sah!
Diese so äufterst überraschende Thatsache
forderte sofort za näherer Prüfung anf, die als-
bald an Schliffen aus rhombendodekaedrischen^
würfelförmigen und scheinbar okta^drischen Kry-
stallen von Boracit, sämmtlich parallel ooO(llO)
genommen, ausgeführt wurde.
Bei der Deutung der Resultate hat man sich
zu erinnern, daß der Theil Ä und die Theile JB,
G die Bolle von Endflächen des rhombischen
Systems im optischen Sinne spielen, der Ebene
zweier Elasticitätsaxen parallel laufen, parallel
den Diagonalen der äußeren rhombischen Be-
grenzung auslöschen und den Austritt zweier
Axen, symmetrisch zur Normale der Fläche ge-
lagert zeigen ; die Theile D, E, F, O dagegen im
optischen Sinne von der Bedeutung von Pyra-
midenfiächen sind, unter 45^ zu den Diagonalen
des Rhombus auslöschen und den Austritt einer
der beiden optischen Axen, geneigt zur Normale
der Fläche darbieten.
Wird nun eine Platte parallel ooO(llO) er-
wärmt, so behalten die Grenzen der Theile ji. —
G gegeneinander nicht mehr ihre ursprüngliche
Lage bei.
Im Falle geringster Veränderung werden diese
Grenzen verwaschen., die Theile 5, E, F, G rü-
cken mehr gegen die Theile Ä, B, C vor, oder
umgekehrt werden diese größer und verdrängen
etwas erstere.
Im Falle stärkerer Veränderung verschwinden
die Theile Ä, B, C ganz oder nahezu ganz und
75
kommen beim Erkalteo in von der ursprüngli-
chen yerschiedener Ansdehnang, zum Theil an
den frnheren Stellen, dann aber auch da, wo
früher keine Spur von ihnen vorhanden war, zum
Vorschein.
Wenn ein Theil A, B, C verschwindet, so
rückt an seiue Stelle ein Theil D^E/F, Cr mit
der für ihn charakteristischen Auslöschnngsrich-
tung und sonstigen optischen Beschaffenheit, als
z. B. Austritt der Axe , ein. Wenn umgekehrt,
wie man dies bisweilen beim Erkalten sehr schön
beobachten kann, ein Theil D, JB, F, Q durch
einen Theil A^ B, C ersetzt wird , so verschwin-
det momentan die Farbe des z. B. auf Hellig-
keit eingestellten Theils D,E,F,G, die Dunkel-
heit des einschießeuden Theils A oder JB, C er-
scheint plötzlich, für die bestimmte Stelle ruck-
weise, ohne vermittelnden üebergaug und sofort
danach erkennt man , daß die Stelle nunmehr
den Austritt zweier Axen darbietet, wie er Thei-
len -4, JB, C zukommt ^).
An allen von mir untersuchten Präparaten
waren beim Erwärmen Aenderungen wahrzu-
nehmen. Dieselben erstreckten sich von Ver-
änderungen an den Grenzen der Theile bis zum
völligen Verschwinden der Theile ^, J5, C, die
beim Erkalten theil- und stückweise, stets in
anderer Oestalt wie früher, häufig an ganz an-
deren Stellen wie vorher, aber oft mit haar-
1) Dieser Axenaastritt , manch' Mal gleich nach dem
Umstehen schwach zu sehen, tritt nach dem EIrkalten
deutlich an derselben Stelle hervor. Im Allgemeinen
icheint der Axenwinkel durch Temperaturerhöhung
wenig verändert su werden, wenigstens so lange Tempe-
raturen bis etwa 100^ C in Frage kommen (vergl. auch
DesCloizeaux Miner. 1874 p. 4) ; erst bei höheren Tem-
peraturen andern die Felder ihre Bedeutung.
76
scharfen Begrenzungen gegen die anderen Theile
bin, wiederkehrten. Etliche Platten gestatteten
eine drei bis vierfache Wiederholung der Ver*
suche, die ich zum Theil vor versammelter Zu-
hörerschaft ausführte.
Sehr auffallend sind Form und Lage der
Theile D, E^ F^ G, wenn sie in Ay B, C einsohie-
ßen. Sie entsprechen dann Theiien y, d, wie
ich sie in Fig. 16 dargestellt habe und zeigen
mitunter, wie dort angegeben, verschwommene
Grenzen, nicht selten aber auch haarscharfe,
senkrecht stehend auf den Kanten des Bhombus.
Die Temperaturen, bei welchen diese Verände-
rungen vor sich gehen, sind bei verschiedenen
Erystallen durchaus nicht die gleichen: die ei-
nen verändern die Contouren ihrer Theile schon
bei Temperaturen von 150^—200® C, andere müs-
sen beträchtlicher erhitzt werden. Die Erhitzung
selbst wurde so vorgenommen, daß die gereinigte
Platte (womöglich ein recht dünner Schliff) auf
eine Glasplatte gelegt und über einer Spiritus-
oder Gasflamme erwärmt und dann auf einer
kühleren Platte unter das Mikroskop gebracht
wurde. Stets ward Bedacht darauf genommen
bei den Präparaten, auf Grund deren Erschei-
nungen eine Schlußfolgerung gezogen werden
sollte, die Erhitzung der Platte nicht höher zu
steigern, als es die Erhaltung des frischen An-
sehens derselben vertrug. Bei dem Beginn ei-
ner leichten Trübung sofort nicht weiter erhitzt,
läßt die Platte die Erscheinungen schön hervor-
treten und zeigt durch die Frische der Polari-
sationsfarben , daß sie in ihrer chemischen Con-
stitution nicht alterirt sei.
Wird dann die Erhitzung noch mehr gestei-
gert, so zerlegt sich ein Theil der öfters ver-
hältnißmäßig einheitlichen Felder D, £, JP, G in
77
Streifen, senkrecht zu den Kanten des Rhombus,
die nicht scharf in ihrer Begrenzung sind nnd
nicht völlig zu gleicher Zeit aaslöschen. An-
dere Stellen besagter Theile zerfallen in Lamel-
lensysteme, parallel den Diagonalen des ßhom-
bas, höchst scharf nnd präcis gebildet nnd un-
ter kleinen Winkeln zu einander auslöschend.
Die Erhitzung der Würfelflächen lieferte das
Resultat, daß die Theile, die den Austritt einer
Axe zeigen, meist gegen die vorrücken, die ei-
ner Endfläche im optischen Sinne entsprechen
(Fig. 10 in den Ecken). Letztere und erstere
bedecken sich dann bei stärkerer Erhitzung mit
Streifen parallel den Kanten des Würfels und
erzeugen im Falle von Ueberlagerung Gitter-
structur. Die Auslöschung der einzelnen Strei-
fen erfolgt nicht zu gleicher Zeit und es treten
beträchtliche Auslöscfaungsverschiedenheiten wie
bei Zwillingen auf^).
Bei der Erhitzung von Schliffen parallel den
Tetraederflächen verschwinden, wenn vorher vor-
handen, die scharfen Grenzen, die einzelnen
Theile drängen sich in einander ein, und blatt-
förmige Lamellen, wie ich sie in den Fig. 29
und 30 von nicht erhitzten Schliffen darstellte,
erfüllen das Präparat und machen es rasch un-
durchsichtig.
XJeberblickt man die vorstehend beschriebe-
nen Versuche, so zeigen sie, daß die Grenzli-
nien der einzelnen optischen Felder, die einige
Forscher als Zwillingsgrenzen auffassen zu müs-
sen glaubten, dies nicht sind, denn sie erweisen
sich veränderlich mit der Temperatur und ver-
schwinden oft völlig, um entweder nicht wieder
1) Eine Aehnlicfakeit dieser Partien mit von Zwillings-
lamellen darchsetzten LeucitscUiffen ifit unTerkeBiibar.
78
zu kommen oder an ganz anderen Stellen, nicht
selten auch in anderen Richtungen , wieder zu
erscheinen.
Zwillingsgrenzen können sonach diese opti*
sehen Grenzlinien nicht darstellen, ebensowenig
sind aber die durch sie von einander geschiede-
nen Theile Zwillingspartien, die doch bei Tem-
peraturändernngen unverändert bleiben müßten
und nicht regellos hin und her schwanken könnten.
Ein üebergang des durch den optischen Be-
fund angezeigten Systems in ein anderes von
niederer Symmetrie (an den man etwa denken
könnte) findet aber bei der Temperaturände-
rung ebenfalls nicht statt, da stets Theile, wie
sie von Anfang an vorhanden waren, erhalten
bleiben und sich nur auf Kosten anderer ver-
größern , was beweist, daß die neu erscheinenden
Theile denselben Symmetrieverhältnissen gehor-
chen , unter denen die schon vorhandenen ste-
hen. Bei diesen Vorgängen erscheinen und ver-
schwinden scharfe, wie verschwommene Grenzen
der Theile gegen einander. Ebensowenig bietet
aber dies Verschieben der Theile gegen einander
Grund zur Annahme eines Systems von niederer
Symmetrie für den Boracit, da dessen Theile
di£ferenter optischer Bedeutung, z. B. auf den
Flächen von ooO(llO) eben nur diesen üe-
bergang in einander beim Erwärmen
zeigen und nicht ein jeder für sich in eine
beliebige neue Gleichgewichtslage, die im Falle
ersterer Annahme zunächst erwartet werden
müßte, übergeht. Wir dürfen daher das durch
die optische Untersuchung nachgewiesene Sy-
stem nicht durch ein solches von niederer Sym-
metrie ersetzen, und etwa durch Veränderung
der Lage der Mittellinie [ausgehend von der
Anfangslage: Normale auf ooO(llO)] die Ver-
79
ändernngen, welche optisch vor sich gehen, zu
erklären versuchen wollen *).
Eine Aendemng aber, wie sie beobachtet ist,
fordert, daß eine Fläche von der Bedeutung ei-
nes Hauptschnitts im optischen Sinne diese Be-
deutung verliere und zu einer Fläche werde, die
die drei Elasticitätsaxen in endlichen Abständen
schneidet und umgekehrt. Einen solchen Ueber-
gang und Bücklauf kennen wir für den hier in
Frage kommenden Fall des optisch -zweiaxigen
S3n9tem8 nicht. Die bekannten Fälle von Aende-
mngen innerhalb der Hauptschnitte können nicht
herangezogen werden, da die von mir beobachte-
ten Erscheinungen eine vollständige Aenderung
der Lage des Elasticitätsellipsoids erfordern wür-
den, also von ganz anderer Art sind.
Das eigenthümliche Verhalten der Boracit-
krystalle gegen die Wärme läßt daher die bei
diesem Mineral beobachteten optischen Erschei-
nungen als nicht aus ursprünglicher Anlage re-
Bultirende erkennen. Im Verein mit den schon
früher von mir nachgewiesenen optischen Be-
sonderheiten , die bei wahrer Doppelbrechung
1) Eigfentlich könnte dann nnr ein System, das trikline,
in Frage kommen , wenn man *von obigem Uebergang
der Felder und der durch Annahme dieses Systems ent-
stehenden geometrischen Schwierigkeiten absieht. Im
monoklinen System genügt das Elinopinakoid für
die Fläche, zu der die Elasticitätsaxe normal ist, nicht,
da diese letztere sich in ihrer Lage ändert. Eine Fläche
AUS der 2iOne der Orthodiagonale entspricht ebenfalls dem
£rfordemis8 nicht , da hier zwar die zu ihr normale (zu-
fällig normale) Elasticitätsaxe sich in ihrer Lage ändern
und in der Symmetrieebene bewegen kann, die Auslö-
schongen aber immer, wie zu Anfang, in derselben Weise
erfolgen müssen , welchem Erfordemiss die Thatsachen
widersprechen.
Andere Flächen des monoklinen Systems können nicht
in Betracht kommen.
80
nicht Yorkomoaeiiy fordern die neuen Thatsachen
zu der Annahme auf, die das Krystallsystem in
Bau, Flächenanlage uud Flächenneigungen er-
heischt, und welche die von mir beobachteten Aetz-
erscheinnngen verlangen, nämlich: daß die Bora-
cite nicht einem zwillingsmäßigen Aufbau von Thei-
len niederer Symmetrie ihre Entstehung verdan-
ken, sondern regulär sind, einfache Individuen
darstellen uud die optischen, in scheinbar grel-
lem Widerspruch damit stehenden Eigenschaften,
durch beim Wachsthum erzengte Spannungen
hervorgerufen und bedingt sind. Dieselben zer-
fallen den Erystall in Tbeile verschiedener Span-
nung, von denen, wie es die Versuche zeigen,
die jeweils stärkeren die schwächeren für gewisse
Temperaturen und Stellen des Erystalls unter-
drücken. — In Beziehung zu Form und Be-
grenzungselementen desselben stehend, erzeugen
diese Spannungen die regelmäßige Compression
und Dilatation im Sinne Neumann's, vermöge
derep im regulären Boracit und ohne dessen
morphologische Eigenschaften zu beeinflussen,
die Erscheinungen der rhombischen Zweiaxig-
keit zu Stande kommen.
Elektrische Schattenbilder.
(3te Versuchsreihe).
Von
W. HoUs.
Spedellere Unterschiede des Olmmlichts bei po-
sitiver und negativer Elektridtät.
Das Glimmlicht der Spitze, welche der sei-
denen Fläche gegenübersteht, erscheint ober-
flächlich betrachtet als ein schwach leuchten-
81
der Stern; bei genauerer Betrachtung aber bietet
es sehr bestimmte polare Verschiedenheiten dar.
Bei positiver Spitze zeigt sich ein schwach röthlich
glänzender Punkt oder vielmehr ein Spitzchen,
welches von einer bläulichen Hülle umgeben ist*
Bei negativer repräsentirt sich ein schwach röth-
lich sebimmender Kegel ohne bläuliche Hülle
und etwa 3—4'*™ lang. Genau so verhält sich
das Glimmlicht aber auch sonst, so oft es an
einer oder an beiden zugespitzten Entladungs-
sfeangen erscheint. Die Seide ändert hierin also
Nichts; sie bewirkt nur, daß sicher ein Glim-
men und nicht eine Büschelbildung erfolgt. Auch
dadurch läßt sich in gedachten Erscheinungen
Nichts ändern, daß man schneller oder lang-
samer dreht, einseitig ableitet, die Elektroden
näher oder ferner zu einander stellt, noch da-
durch, daß man die Seidenlage vervielföltigt,
höchstens, daß Form und Farbe der Erscheinung
um ein Minimum variirt.
Das Glimmlicht der seidenen Fläche verhält
sieh anders; hier treten polare unterschiede
überhaupt nur bei verstärkter Seidenlage auf,
ich meine Unterschiede in der Structur der Licht-
fläche, nicht in ihrer sonstigen Gestaltung, von
welcher hier abgesehn werden soll. Bei 1 — 2-
&cher Lage haben wir stets den Eindruck, als
ob ein schwacher Lichtschein auf eine fein matt-
geschliffene Glastafel fiele. Bei stärkerer Lage
ist; es bei negativer Fläche eher, als ob die
Glastafel mit besonders grobem Sande geschliffen
wäre. Ist die Seide 4 — 8fach, so löst sich das
Licht der negativen Fläche mehr und mehr in
eine große Zahl einzelner Punkte auf, welche
durch dunkle Zwischenräume getrennt in be-
ständigem Wechsel des Ortes bald hier bald
dort auftauchen und verschwinden. Auch auf
82
der positiven Fläche treten wohl nach nnd nach
eine kleinere Zahl hellerer Punkte hervor, welcfaci
sich ähnlich bewegen; aber die Fläche bietet
hierbei noch immer jenen ursprünglichen homo-
genen Lichtschimmer dar. Sehn wir genauer
bin, so ergiebt sich, daß alle helleren Punkte
hier wie dort mit einer schwach leuchtenden
Hülle umgeben sind, aber diejenige der positiven
ist unvergleichlich größer , sie lehnt sich schei-
benförmig an die noch schwächer leuchtende
übrige Fläche an. Verstärken wir das Seiden-
zeug noch weiter, so geht nun auch der posi-
tiven Fläche mehr jener homogene Schimmer
verloren; zur selbigen Zeit setzen sich an ihre
helleren Punkte oder an deren Lichthüllen län-
gere oder kürzere Büschelftden an. Zuweilen
— zumal, wenn die Maschine kräftiger wirkt ^-
werden letztere so lang, daß sie fast die andre
Elektrode erreichen, wobei das wispernde Ge-
räusch, welches sonst die Erscheinungen begleitet,
mehr einem Rauschen ähnlich wird. In allen
Fällen übt aber die Ableitung zugleich einen
wesentlichen Einfluß auf die Structur der
Lichtfläche aus. Bei Ableitung der Spitze rü-
cken die helleren Punkte näher, bei Ableitung
der Fläche rücken sie weiter von einander ab.
Die Ableitung der Spitze wirkt nebenbei noch
dahin, daß sie die JBüschelföden der positiven
Fläche vermehrt oder verlängert und daß sie
dieselbe eher ihres homogenen Schimmers be-
raubt. Die Farbe des Lichtes variirt bei Alle-
dem kaum weder bei der Ableitung, noch beim
Wechsel der Polarität. Sie ist constant ein
bläuliches Grau, wie auch sonst, wo das Glimm-
licht einer größeren Fläche angehört.
Da der Lichtschein, je mehr wir die Seiden-
lage verstärken, zwar intensiver wird, aber gleich-
8?^
zeitig an Zusammenhang verliert, so ist es zar
Darstellung der Schattenbilder am geeignetsten,
wenn man eine mittlere Stärke, etwa eine 4 — 6-
fache Lage wählt. Bei größerer Stärke gelingt
die Darstellung am wenigsten bei positiver Fläche,
weil jede Buschelbildung die Schattenbildung
stört.
Weitere Untersdiiede der EleJdricüäten in der
Gestaltung der Lichtfläche und der Form der
Schatten.
Ich bemerkte ehedem, daß die Lichtfläche,
wenn dieselbe die negative Elektrode bilde, um-
fangreicher sei. Dies ist auch im Allgemeinen
richtig, aber es treten je nach der Art der Ab-
leitung noch wesentliche Abstufungen ein. Viel
großer ist die negative Lichtfiäche, als die posi-
tive, so lange beide Elektroden nicht abgeleitet
werden. Nur wenig größer ist sie, wenn sie
selbst , und kaum größer , wenn die Spitze eine
Ableitung erfahrt Genauer betrachtet verhält
sich die Sache folgendermaßen. Wird die Spitze
abgeleitet, so sind beide Lichtfiächen fast gleich-
mäJig klein. Heben wir die Ableitung auf, so
wäiChst die positive nur wenig, wogegen die ne-
gative nach undnach umfangreicher wird. Der
Grund liegt darin, daß die negative gewisser-
maßen durch das Spiel der Maschine selbst
eine Ableitung erfahrt, was sich am einfachsten
darin manifestirt, daß man aus dieser, wenn man
den Knöchel nähert, kaum einen Funken erhält.
Wie groß der Unterschied der freien Elektricität
der beiden Pole ist, erfährt man am sichersten,
wenn man etwa in folgender Weise operirt.
Man lasse die Elektroden zunächst einander be-
rühren, leite sie hierbei ab, und stelle sie als-
dann auf eine größere Entfernung ein, hierauf
84
lasse man die Maschine einige Zeit wirken nnd
nähere, während sie fortwirkt, den Knöchel dem
einen Gondactor an; dann wiederhole man die
ganze Operation von Neuem, bevor man sich
dem andern Gondactor nähert. Der positive,
gleichviel, ob mit Spitze oder Fläche commnni-
cirend, nnd nebenbei auch, wenn letztere gar
keine Seidenlage hat, wird stets einen namhaften
Fanken geben, während man am negativen nur
eben eine Ausgleichang spürt. Hiermit harmo-
nirt auch eine Beobachtung von Poggendorff,
welcher die vollständig geschlossene Leitung
gleichfalls immer schwach positiv elektrisch fand.
Eine Erklärung bieten die Wie de mann* und
Rühlmann'schen Versuche, nach welchen ne-
gative Elektrieität leichter ausstrahlt und so eher
dem Ganzen verloren geht.
War die Spitze vorher al^eleitet, und leiten
wir hiemach die Fläche ab, eo verschiebt sidi
der Lichtkreis sich vergrößernd zugleich aus dem
Gentrum seiner Elektrode. Das Strahlenbündel
flieht nämlich die Glasscheibe der Maschine,
wenn diejenige Hälfte derselben, welche mit der
Spitze communicirt, an freier Elektrieität ge-
winnt. Das Bündel gehorcht also eher einer
Störung, welche näher der Spitze wirkt, wie es
nach Früherem in ähnlicher Weise bei seitli-
cher Annäherung eines Gegenstandes geschiebt.
Die so verschobene Fläche aber ist nicht mehr
rund, sondern etwas oval, weil die der Glas-
scheibe näheren Strahlen begreiflicher Weise
stärker verschoben werden. In Alledem sind
sich beide Elektricitäten gleich; aber daneben
treten Erscheinungen auf, welche ausschließlich
nur einer positiven Fläche angehören. Zunächst
finden wir, daß sich die Lichtfläche in demselben
Momente, wo sie sich vergrößert, in ihrer mitt-
85
leren Tbeilen verdunkelt. Der verdunkelte Theil
ist etwa so groß, als vorher bei Ableitung der
Spitze die gesammte Ausdehnnng betrog. Es
erscheint also gewisser mafien ein Ring; aber
die Erseheinnng ist n]<^t dauernd , die Lieh1>-
unterschiede gleichen fi»eh in wenigen Seonnden
aoa Hierbei ist zn beachten, daß der verdun»
kelte Theil auch darin der früheren hellen Fläche
entspricht, daß er mehr in der Mitte der Elek-
trode liegt. Hat sich der Contrast wieder ver-
wischt, und bleibt die Ableitung constant, so re-
präsentirt sich nunmehr ein Bild von entgegen-
gesetzter Goloratnr. Die Lichtfläehe wird dort,
wo sie eben dunkler war, heller als der übrige
mehr eliptische und mehr nach vorne verscho-
bene Theil. Diese Erscheinung ist constant^
und man kann aus derselben entnehmen, daß
bei Ableitung der Flä4&he zwei Strahlenbündel
ontstehn, ein inneres, welches seine centrale
Lage behauptet und ein äußeres, welches allein
eine Ablenkung erfährt. Weshalb die Licht-
fläche des ersteren auf Augenblicke dunkel wird^
soll im ikäehsten Kapitel eine sehr einfache Er-
klärung finden. Noch einer anderen Erscheinung
mag hier gedacht werden, welche gleichfalls nur
einer positiven Fläche angehört, aber an keine
Ableitung gebunden ist, es ist eine kleine hin
und her wogende Verdunklung im Gentrum dur
Fläche, welche bald mehr bald weniger in die
Augen fällt. Ich möchte aue derselben fast
schließen, daß der kleine röthliche Kegel der
n^ati'een Spitze kein volfer Kegel ist, oder daß
er zum Wenigsten in nächster Nähe der Axe
eine geringere* Triebkraft hat. '
Daß die Schattenbilder beider Elektricitäten
differiren, habe ich gleichfalls schon im Früheren
sogßdeutet. loh bemerkte, daß die Schatten bei
86
positiver Spitze radial ausgedehnter , circular
schmaler erschienen. Hierbei ist jedoch die
durchweg größere Ausdehnung der negativen
Liohtfläche nicht weiter beachtet, und es mag
richtiger sein, eine Parallele zu ziehn für den
Fall, daß jene Fläche dieselbe Größe hat. Dies
trifiTt nach Obigem annähernd zu, wenn die Spitze
Consta nt eine Ableitung erfährt, und betrachten
wir die Bilder alsdann, so erscheinen diejenigen
einer negativen Fläche nur radial verdünnt. Ich
meine, daß ein Streifen Garton auf einer solchen
nicht länger, sondern eben nur dünner erscheint,
als auf einer positiven Fläche, auf welcher ne-
benbei die peripherischen Verstärkungen noch
besonders ezcelliren. Aber auch sonst sind Un-
terschiede vorhanden, zunächst darin, daß eine
negative Fläche constantere Bilder liefert. Bei
einer positiven sind es namentlich die periphe-
rischen Verstärkungen , welche fortwährenden
Schwankungen unterworfen sind. Dann läßt
sich bei positiver Fläche, sofern wir die Fläche
ableiten, überhaupt kein symmetrischer Schatten
gewinnen, weil wir nach Obigem allemal zwei
verschiedene excentrische leuchtende Flächen er-
zeugen. Endlich besteht auch, wenn ich mich
nicht täusche, ein Unterschied in der Vergrö-
ßerung, wenn das Object der Spitze genähert
wird. Ich meine, daß eine namhafte Vergrö-
ßerung bei negativer Fläche erst in größerer
Nähe der Spitze erfolgt.
Das Grookes'sche LuMkreua als Nachwirkung
eines SchaUenkreuees.
Nimmt man den schattenwerfenden Körper,
während die Maschine weiter wirkt, fort, so
stellt sich unter gewissen Bedingungen, welche
ich gleich näher besprechen will, eine neue merk-
87
würdige Erscheinung heraus, eine Liehtyerstär*
kang dort, wo der Schatten beobachtet war.
Die form ist genau die des letzteren; es tritt
also die peripherische Verstärkung gleichfalls
hier?or. Die Erscheinung indessen ist nur flüch-
tig, zumal in ihren Umrissen; nach Sekunden
ist sie vollständig verwischt.
Bei 1 — 2facher Seidenlage ist der EfiFect nur
sehr schwach und flüchtig, so daß er leicht ganz
unbeachtet bleibt. Desgleichen tritt die Zeich«
nang nur undeutlich hervor, wenn der schatteu"
gebende Körper nicht fest gestellt war. Die
Maschine ferner muß einige Zeit wirken, zum
wenigsten 4 — 5 Sekunden, bevor man den 6e«
genstand entfernt. Daneben ist es wesentlich,
daß sie möglichst kräftig wirkt, und daß jener
dann, während sie fortwirkt, möglichst schnell
beseitigt wird. Endlich handelt es sich noch
am eine Bedingung, welche absolut noth wendig
and grade am merkwürdigsten ist. Die Licht-
yeratärkung erfolgt nur auf positiver Fläche,
also nur bei Ausstrahlung negativer Elektricität.
Das Phänomen stimmt also vollkommen mit
dem Crookes' sehen Lichtkreuze überein, wäh-
rend doch die Schattenbilder sonst an andre
Bedingungen gebunden sind.
Aber die ganze Erscheinung läßt sich auch
umkehren, wenn wir kein Schattenbild, sondern
ein Lichtbild wirken lassen. Es tritt dann nach
Ausloschung des letzteren eine partielle Verdun-
kelung der übrigen Lichtfläche hervor. Es ist
angegeben, daß man sich zur Darstellung eines
Lichtbildes «einfach eines Gartonscbirmes bedient|
in welchem eine Figur ausgeschnitten ist. In-
terpoliren wir einen solchen auf kurze Zeit und
heben ihn dann schnell fort, so tritt jene Figur
ak Verdunkelung hervor. Die bei negativer
88
AoBfltraUaBg darch den Gartonsehirm begün-
stigte Bildung von Büscheln hebt man am be-
sten durch zeitweise Ableitung der Fläche auf.
Hierin liegt nun zugleich die Erklärung, wes-
halb sich die Lichtfläche central yerdunkelt^
wenn wir erst die Spitze und hiemach die Fläche
ableitend berühren. Die verkleinerte Fläche ist
gewissermaßen das Lichtbild, welches wir aus-
löschen, sobald wir eine größere Fläche erzeu-
gen. In der That können wir eine ganz ähn-
liche Verdunkelung dadurch erzeugen, daß wir
einen Gartonschirm mit runder Oeffnung wäh-
len, und im Debrigen wie angegeben verfahren.
Außerdem spricht für diese Erklärungsweise der
umstand, daß auch jene Erscheinung nur bei
negativer Ausstrahlung erfolgt.
Welches die Ursache der beiderseitigen Nach-
wirkungen, und weshalb sie nur an einer posi-
tiven Fläche auftreten, darüber wage ich nicht
mich zu äußern, ich möchte jedoch noch einen
Versuch anfuhren, welcher möglicherweise wei-
tere Aufschlüsse geben kann. Läßt man die
Maschine besonders kräftig wirken, sei es da-
durch, daß man die Hülfsconductoren entfernt,
oder die Drehung besonders beschleunigt, und
steht die Spitze der Fläche nicht zu fem, und
wendet man eine verhältnißmäßig starke Seiden-
age an, so sieht man im ersten Aufglühn der
Erscheinung lange Büschelfaden nach der b»*
treffenden Stelle schießen, oder von derselben
ausgehn, als ob sich im B>anme körperlich die
Zeichnung der Fläche wiederholen wollte. Abo
nicht auf der Fläche allein tritt eine verstärkte
Action ein, sondern überhaupt im ganzen Strab-
lengebiet in den mit der Zeichnung correspon-
direnden Schichten. Es dürfte also jedenfalls
89
die Crookes'sche Erklänmg des analogen Phä-
nomens hier nicht stichhaltig sein.
Zuweilen hat man übrigens anch bei positiver
Ansstrahlnng den Eindruck, als ob dem Schatten
eine ganz flüchtige Lichtyerstärkung folge. Ich
glaube jedoch eher, daß dies eine subjective Er-
scheinung, eine Contrastwirkung, als eine wirk-
liche Lichtyerstärkung ist.
Wenn die Fläche unterhalb der Seide ein ver^
schiedenes Leitungsvermögen hat.
Ersetzt man die Metallscheibe durch eine
Holzscheibe , so wird man ohne Weiteres kaum
abweichende Erscheinungen gewahren. Gleich-
wohl sind Unterschiede vorhanden , aber man
erkennt sie bei aufeinanderfolgender Betrachtung
ihrer Geringfügigkeit halber nicht. Weit eher
gelingt es sie festzustellen , wenn man die Ver-
suche so arrangirt, dafl man die beiderseitigen
Erscheinungen gleichzeitig überblickt, oder doch
mehr oder weniger gleichzeitig, und dies ist der
Fall, wenn man eine Metallscheibe oder eine
Holzscheibe partiell ungleich leitend macht.
Bei einer Holzscheibe ist übrigens noch ein Um-
stand zu berücksichtigen; man hat zu verhüten,
daß die Entladungsstange nicht durch ihre Masse
hindurch wirkt. Man muß sie aus diesem
Grunde verhältnißmäßig dick wählen , oder ihre
hintere Fläche mit einer kegelförmigen Verstär-
kung versehn.
Legt man unter die Seidenlage einer Me-
tallscheibe einen Papierstreifen, so tritt derselbe
auf der leuchtenden Fläche als Verdunklung
hervor. Umgekehrt verhält sich ein Streifen
Stanniol , wenn man einen solchen unter die
Seidenlage einer Holzscheibe legt. Ein schlech-
terer Leiter also verdunkelt die Lichtfläche, ein
90
besserer bringt gtiöftere Helligkeit hervor. Wählt
man größere Stücke, dort von Papier , hier von
Stanniol , so bemerkt man anch , daß sich die
Lichtstructnr ändert. Bei einem schlechteren
Leiter erscheint sie homogener nnd ruhiger, bei
einem bessern mehr unterbrochen nnd lebhafter
bewegt. Ein besserer Leiter wirkt also in dem-
selben Sinne, als bei gleicher Grundlage eine
Verstärkung der Seide. Fixiren wir die leuch-
tende Fläche durch constante Ableitung eines
der Pole und legen ein halbkreisförmiges Stück
so, daß es grade unter der Hälfte derselben liegt,
so treffen wir diese, jenachdem sie der bessere
oder schlechtere Leiter ist, etwas verkleinert,
respective vergrößert an. Auch hierin wirkt ein
unterschied in der Seidenlage analog , wovon
wir uns überzeugen können, wenn wir die Scheibe
halb und halb mit ungleicher Lage bedecken.
Eine partielle Verdunkelung läßt sich übrigens
auch dadurch gewinnen, daß man ein Papierstück
nicht innerhalb , sondern außerhalb am Seiden-
zeuge haften läßt. Ein Stanniolstück haftet
nicht, und kleben wir es an, so ist es lichtlos,
wie die Scheibe selbst, soweit ihr die seidetie
Armirung fehlt. Die Unterlage eines Papier-
respective Stanniolstücks bietet aber noch einen
besondern Nutzen, wenn wir es grade so legen,
daß die Spitze nach demselben zeigt. V7ir kön-
nen uns dadurch genauer, als auf andere Weise,
von den Schwankungen der Lichtfiäche bei ein'-
seitigen Ableitungen überzeugen. Wir finden
so , daß auch bei Ableitung der Spitze jene
nicht ganz central bleibt , sondern etwas nach
"hinten verschoben wird , während bei Ableitung
der Fläche , und auch schon ohne diese , wie
hervorgehoben, eine starke Verschiebung nach
vorne erfolgt« Als Unterlage wendet naan in
91
diesem Falle iiat9rlich am besten ei^ kleines
rundes Scheibchen an.
Wie gestalten sich nun unter solchen Ver-
hältnissen die Schatten? Hierfür hat sich eine
sehr einfache Richtschnur ergeben. Wo die
Lichtfläche dunkler, gleichviel durch welche Mit-
tel, nimmt der Schatten bei geringerer Schwärze
größere Dimensionen an. Sehr in die Augen
fallend ist diese Vergrößerung freilich nicht,
und man muß , um hierin schlüssig zu werden,
überhaupt etwas vorsichtig experimentiren. Zu-
ificbdt näuß der schattengebende Körper unver-
rückt bleiben. Dann muß derselbe in genau
gleicher Länge die Scheidegränze überragen.
Endlich darf man auch nicht die vordere und
die hintere Lichthälfte mit einander vergleichen,
weil die vordere, der seitlichen Ablenkung halber,
durchgängig stärkere Schatten giebt. Man hefte
die Unterlage also entweder an die obere oder
an die untere Hälfte der Scheibe und lasse die
diagonale Schnittlinie genau in Höhe der Spitze
liegen. Dann rüste man einen an einem seitli-
chen Halter horizontal sehwebenden Gartonstrei-
fen mit zwei kurzen und genau gleichen Seiten-
armen ans. Endlich stelle man das Ganze so
eküy daß dei^ Schatten des horizontalen Streifens
genau die Lichtscheide trifft. Eine andere und
vielleicht einfachere Versuchsform ist die fol-
gende. Man nehme zur Unterlage einen Streifen
von 15- — ^20™» Breite. Man hefte ihn so an,
daß er vom Gentrum der voraussichtlichen Licht-
fläche radieal nach oben verläuft. Dann stelle
man einen CKshUnalen Gartonstreifen so, daß sein
oberer Sch<att^ noch vollständig innerhalb des
fraglichen Streifens fällt. Dreht man die Scheibe
dann schnell nirt Hülfe des £bonitheftes, so wird
der 8<^atrten, jenachdem er auf eine hellere od^
92
dunklere Fläche tritt, kleiner oder größer er-
scheinen.
Ich habe den gedachten Phänomenen um des-
willen eine größere Aufmerksamkeit geschenkt,
weil sie mit meiner früheren Erklärung der pe-
ripherischen Verstärkungen harmoniren.
Statt der d>enen Fläche convexe und concave
Kugelflächen,
Es ist im Bisherigen fast ausschließlich der
Fall betrachtet , wo einer Spitze eine ebene
Fläche gegenüber steht. Dieser Fall ist auch
unstreitig der einfachste , und es lag nahe , ihn
mit besonderer Vorliebe zu behandeln. Nun
mögen aber an Stelle der ebenen Fläche nach
und nach einige andre Flächen, und in erster
Linie Kugelflächen treten, und die Erscheinungen,
soweit sie von den früheren differiren, in kürze-
ren Worten gekennzeichnet werden.
Das Experimentiren mit Eugelflächen wird
dadurch unbequem, daß sich das Seidenzeug
nicht faltenlos an die Fläche fügen läßt. Am
ehesten gelingt dies noch bei convexer Fläche,
weil man hier eher einen Druck ausüben und
eine hintere Befestigung anwenden kann. Die
Pressung hat aber wieder den Uebelstand , daß
das Zeug für andre Versuche eher neu aufge-
plättet werden muß. Bei kleiner Fläche dient
zur Befestigung einfach ein Gummiring. . An
einer solchen würde das Zeug übrigens ohne
Befestigung gar nicht haften.
Betrachten wir zunächst die Wirkung einer
convexen Eugelfläche d. h. die Wirkung einer
Kugel selbst von größeren oder geringeren Di-
mensionen.
Die mittlere Größe der Lichtfläche ist klei-
ner, als auf ebener Fläche, und y.erkleinert sich
93
mehr und mehr, je kleiner die Engel wird.
Ihre 6rößendi£ferenz bei einseitigen Ableitnngen
dagegen ist erheblicher , nnd wächst mehr und
mehr, je kleiner die Engel wird. Wieder anders
verhält es sich mit der Große der Lichtfläche,
wenn man sie alsTheil der jedesmaligen ganzen
Fläche betrachtet. Bei Ableitung der Spitze
nimmt sie bei Verkleinerung der Engel — zu-
mal bei positiver Ausstrahlung — einen immer
kleineren Theil derselben ein. Bei Ableitung
der Engel dehnt sie sich bei Verkleinerung der
Engel — zumal bei positiver Ausstrahlung —
über einen immer größeren Theil derselben aus.
Zur bessern Orientirung mögen einige absolute
Bestimmungen folgen. Ich wandte Engeln von
200, 100, 75 und 25°^ an. Von diesen war
bei Ableitung der Engel unter sonst gleichen
Verhältnissen etwa ^, |, | und | der Fläche
hell. Bei Ableitung der Spitze war der helle
Raum im Maximum vielleicht ein Markstück
groß und nahm der Reihe nach bis auf Erbsen-
große ab. In der Structur des Lichtes wirkt
die Erümmung der Fläche ähnlich einer Ver-
stärkung des Seidenzeugs, insofern wenigstens,
als sie auch die Entstehung der Büschel mehrt.
Schon bei zweifacher Lage von Seidenzeug ist
aus diesem Grunde bei kleineren Engeln eine
positive Fläche kaum noch für Schattenbilder
zu verwerthen.
Die Schattenbildung weicht namentlich in
folgendem Punkte von der früheren ab. Auf
ebener Fläche wird der Schatten constant grö-
ßer, wenn der Eörper der Spitze, und constant
kleiner, wenn derselbe der Fläche genähert
wird. Zum Wenigsten tritt bei Annäherung an
letztere , wenn auch zuletzt kaum noch eine
Verkleinerung, so doch gewiß keine Vergröße-
94
ruug eiu. Bei einer Kugel kehrt sich diese Re-
gel bis zu einem gewissen Grade um und wird
nebenbei je nach Umständen sehr eigenthümlich
modificirt. Zunächst findet allemal bei Annähe-
rang an die Kugel in größerer Nähe derselben
eine schwache Vergrößerung statt, und früher
und stärker, je kleiner die Kugel ist. Aber
auch bei Annäherung an die Spitze findet in
größerer Nähe derselben eine starke Vergröße-
rung statt, solange die Kugel abgeleitet ist.
Der Punkt, wo das Bild am kleinsten , liegt je-
denfalls näher der Kugel, aber nach ihrer Grpße
und der Elektricitätsart etwas yerschieden. Ganz
anders bei Ableitung der Spitzel hier resultirt
eiiie const£^nte Verkleinerung, so lange der Körper
der Spitze genähert wird , bei größeren Kugeln
wohl weniger eutschiedeHi als bei kleineren,
aber sicher schon bei Kugeln you 7ö™^ an. Eim
weitere Abweichung docpmentirt si^h darin, daß
hier bei seitlicher Annäherung noch früher eine
Schattenbildung erfolgt, noch früher, als bei
ebener Fläcl^e , wo eine solche schon erfolgte,
bevor der Mantel des eingebildeten Kegels durch-
brochen war. Pie Ausbauchung des Strahlen-
gebietes ist Jjxier ^Iso größer, und scheinbar um
so größer, je kleiner die Kugel ist. D^fl die
pheripberischen Strahlen bei einer solchen vor-
zugsweise große Curven becichreiben müsseii,
läßt sich übrigens schon aus der Mitbeleuchtung
der hinteren Fläche schliellßQ. Hier entfteht
deiin auch der Schatten zuerst iin^ rückt dana
mehr und ni^ehr auf die vordere Fläche, je mehr
wir uns der mittleren Axe n^her?i* Das seitliche
Bild ist in der Regel stark verzerrt, aber wir
können es durch eine entsprechende Prehuug
des Körpers fs^st unverzerrt erhalten. Nähern
wir uns seitlich mehr in Nachbarschaft der Ka-
95
gel, so erhalten wir das seitliche Bild weniger
vollständig, als wenn wir uns in Nachbarschaft
der Spitze nähern. Daß sich das Strahlenbündel
aach sonst nahe der Spitze gegen eine seitliche
Annäherung vorzugsweise empfindlich zeigt, stimmt
mit den Erscheinungen bei ebener Fläche überein.
Noch eine Abweichung aber mochte ich mit auf-
führen, wenn es auch möglichst ist, daß ich hier
in einer Täuschung befangen bin. Es scheint
mir, als ob die pheripherischen Verstärkungen
bei Kugeln verhältnißmäßig größere sind.
So gestalten sich die Verhältnisse bei con-
vexen Flächen. Mit concaven habe ich nur we-
nige Versuche angestellt. Es fehlten mir metal-
lische Halbkugeln mit der nöthigen Modificirung
des Kandes um größere Ausstrahlungen zu ver-
hüten, um gleichwohl einige Einsicht zu ge-
winnen, nahm ich halbkugelförmige Schalen aus
HolZy welche eher zu beschaffen waren. Sie
zeigten wenigstens , daß sich die Erscheinungen
in ihrem Hauptcharacter so gestalteten, wie nach
dem Bisherigen zu erwarten war. Die leuchtende
Fläche zeigte sich entschieden größer, als an
ebener Fläche ; bei einem Eugeldurchmesser von
200™" nahm sie die ganze innere Höhlung ein.
Schon bei geringerer Entfernung von der Schale
wurde der Schatten außerordentlich groß. Er
dehnte sich linear leicht ebenfalls über die ganze
innere Höhlung aus. Bei Annäherung nahm
derselbe beständig ab, aber scheinbar weniger
schnell von dem Momente an, wo der Körper
in's Innere der Schaale trat.
Statt der ebenen Fläche convexe und concave
Cylinderflächen.
Cylindrische Flächen sind leicht zu beschaffen
und bieten dem Experimente wieder die Bequem-
96
lichkeit, daß sich die Seide ohne Falteo anlegen
läßt. Daneben haben sie den Yortheil, daß sie
bis zn einem gewissen Grade wenigstens die Ei-
genschaften einer Engel- und einer ebenen Fläche
in sich vereinen. Jedes cylindrisch geformte
Blech kann als convexe Elektrode gelten, wenn
nnr nicht die scharfen Kanten grade der Spitze zu-
gerichtet sind. Eine concave Elektrode gewinnt
man in einem Halbcylinder, dessen Längskanten
noch etwas halbmnd nach hinten gebogen sind.
Die Axe stellt man natürlich senkrecht znrEnt-
ladnngsstange , an welcher das Stück mit Hülfe
einer kleinen Hülse befestigt wird. Die Länge
wählt man so, daß, wenn man es mit der Ent-
ladnngsstange dreht, es noch frei an den Ein-
Saugern der Maschine vorübergeht.
An einer convexen Gylinderfläche bieten sich
folgende Erscheinungen dar. Die leuchtende
Fläche ist oval und zwar verlängert in der
Längsrichtung des Cylinders, und um so mehr,
je enger der Gylinder ist. Dieser Form schließt
sich die Gestaltung der Schatten an. In der
längern Richtung der Fläche sind alle verlän-
gert respective verstärkt. Der Cylinder liege
z. B. horizontal, und der Körper sei ein auf-
rechtes Kreuz, dann sind die horizontalen Schat-
tenarme sehr lang und dabei dünn, die vertika-
len hingegen sind kurz, vielleicht drei- bis fünf-
fach so kurz , und dabei außerordentlich breit.
Drehen wir den Cylinder, so tritt zunächst eine
Verzerrung , dann eine theilweise Ausgleichung
der unterschiede , dann eine neue Verzerrung,
und endlich das umgekehrte Verhältniß ein.
Nähern wir das Kreuz bei horizontal liegendem
Cylinder nach und nach der Spitze, so tritt fol-
gende, nach Früherem theilweise zu erwartende
Modificirung des Bildes ein. Die horizontalen
97
Arme nehmen constant in ihrer Länge za , in
ihrer Breite aber nehmen sie anfanglich ab, nm
sich später wieder zn verstärken. Die vertikalen
Arme nehmen constant in ihrer Dicke zn , in
ihrer Länge aber nehmen sie anfanglich ab, nm
sich später wieder zu verlängern. So ist es we-
nigstens im Durchschnitt; gewisse Abweichungen
resnltiren je nach der Entfernung der Elektro-
den , ihrer Ableitung , ihrer Polarität und der
Weite der Cylinder.
Auch bei einer concaven Fläche ist die Licht-
fläche ein Oval, aber diesmal ein solches, welches
in der Richtung der Rundung verlängert ist.
Die Schatten schließen sich wieder dieser Ge-
staltung an, es ist Alles nach gedachter Richtung
länger respective verstärkt. Bei Annäherung an
die Spitze findet hier aber keine partielle Ab-
nahme , sondern überall nur ein Wachsen der
Größe statt , nur daß sich die auf die Rundung
fallenden Arme des Kreuzes vorzugsweise schnell
verlängern , wogegen sich die andern besonders
Bchnell verstärken. Eine concave Fläche darf
man beiläufig bemerkt nicht zu klein wählen,
damit die Lichtfläche vollständig in die Höhlung
des Bleches fällt. Man stellt letzteres daneben
am besten aufrecht, damit der Körper mit seinem
Halter auch in's Innere treten kann.
Es liegt nahe, die Beziehungen , welche sich
früher zwischen der Lichtfläche und den Staub-
flgaren ergaben , auch für gekrümmte Flächen
SU verfolgen. Für eine convexe Kugelfläehe
stände eine Verkleinerung, für eine concave eine
Vergrößerung des Staubringes zu erwarten. Auf
einer Cylinderfläche müßte derselbe oval sein,
auf convezer verlängert , auf concaver verkürzt
in der Richtung der Axe. Kugelförmige Ebonit-
flächeu sind schwerer zu beschaffen, als cylin-
j j -> ■> . j^
98
drische; ich habe daher uur an letzteren einige
Versuche ausgeführt. Ich beklebte die der Tisch-
platte zugewandte Seite mit Stanniol, damit sie
überall abgeleitet sei. Im Uebrigen verfuhr ich,
wie früher; ich ließ kleine Flaschenentladungea
durch eine mit einer J^ugel armirte Holzspitze
aus einiger Entfernung auf die bestaubte obere
Fläche wirken. Ich erhielt auch jedesmal eia
Oval , aber jedesmal ein umgekehrtes seiner
Verlängerung nach, als nach Obigem zu erwar-
ten war.
Desgleichen einige Flächen von gemischter Form.
Man biege ein Blechstück so, dafi es eine
längere runde Kante und zwei sich daran schlie-
ßende parallele Flächen repräsentirt. Man
klemme es so auf die Entladungsstange, daß die
runde Kante rechtwinklig der Spitze gegenüber-
steht. Die Lichtfläche, welche neben der Kun-
düng dann gleichzeitig einen Tbeil der Flächen
beherrscht; ist dann sehr ungleich erhellt. Sie
ist vorzugsweise hell an der Rundung, und desto
heller, je 9tärker die Krümmung derselben ist.
Dort ist aber auch der Schatten eines Carton-
Streifens, welcher der Kante parallel und in
Höhe der Spitze liegt, ganz besonders schmal,
während er sich sofort verbreitert, sobald man
ihn auf eine der beiden Flächen fallen läßt.
Man biege ein Blechstüch wellenförmig, und
stelle die so geformte Fläche der Spitze gegen-
über. Man mache die leuchtende Fläche so
groß, daß sie mehrere Vertiefungen und Erh&*
hungen beherrscht. Die Lichtfläche erscheint
dann an den erhabenen Stellen heller, mag man
die Seide auch noch so genau in die Vertiefun-
gen pressen, und der Schatten eines der Biegung
parallelen Streifens wird abwechselnd scbmtd
99
und breit, jeDachdem er Berge oder Thäler
passirt.
Weaden wir an Stelle einer größeren Hohl-
Bcheibe eine kleinere, etwa eine solche von 6—9
Centimeter an, so ist auch hier die Lichtfläche nicht
überall gleich hell, und am wenigsten, je größer
sie ist. Der mittlere Theil ist stets etwas dunk-
ler und je mehr, je weiter der Rand beleuchtet
ist. Der Rand selbst aber ist vorzugsweise hell,
hier setzen sich auch am ersten die längeren
Buschelfaden an. Daher kommt es denn auch,
daß die Schattenbilder auf solcher Scheibe sehr
wesentlich von jenen auf ebener Fläche diffe-
riren. Schon bei axialer Lage fällt die peri-
pberieehe Verstärkung mehr und mehr fort, oder
schläft erentueU sogav in eine Verjüngung um.
Aas axialer Lage verschoben liefert der Körper
im Ganzen kein vergrößertes, sondern eher ein
verkleinertes Bild. Trifft das Bild aber den
Rand , so ist es sicher am kleinsten, also am
kleinsten wieder dort, wo die größere Helligkeit
dominift.
Allgemein scheint also einer größeren Hel-
ligkeit d. h. einer schnelleren Bewegung eine
verringerte Scbattengt>ö86 EU entsprechen.
Die Doppelsehatten bei Anwendung 0weißr Flä-
chen als EleTäroden.
Stellen wir einer ebenen Fläche eine sehr
kleine Kugel gegenüber, so ist schon die Licht-
fläche anf jener kleiner, als wenn eine Spitze die
Kugel vertritt Noch kleiner wird sie, wenn
wir eine größere Kugel wählen und successive
kleiner , je größer dieselbe ist. Aber auch auf
der Kugel entsteht gleichzeitig eine Lichtfläche
und zwar bei kleineren Kugeln, wenn dieselben
auch gar nicht mit Seide überzogen sind, vielleicht
100
besser sogar als mit Seide, wahrend größere Ku-
geln , namentlich als negative Elektrode , ge-
dachten üeberzages bedürfen. Anch die Licht-
fläche der Engel nimmt mit Größe derselben ab,
absolnt betrachtet sowohl, als anf die gesammte
Fläche bezogen. Zwei lenchtende Flächen er-
hält man aber auch sonst bei Gegenüberstellnug
von Flächenelektroden von dieser oder jener
Form, wenn man sie eventuell entsprechend mit
Seide bedeckt, desgleichen für eine geeignete
Strömung, für den richtigen Abstand und die
richtige Ableitung sorgt. Zum Wenigsten ist
dies bei Kugeln verschiedener Größe, bei einer
großen und einer kleinen Hohlscheibe, sowie bei
zwei kleinen Hohlscheiben der Fall. Für zwei
große Hohlscheiben habe ich es bis jetzt nicht
constatiren können , weil mir nur eine derglei-
eben zu Gebote stand. So bequem als bei An-
wendung einer Spitze ist freilich das Experi-
mentiren mit doppelseitigen Flächenelektroden
nicht. Das Glimmlicht schlägt leicht in Bü-
schelentladungen um, zumal, wenn die negative
die kleinere Fläche ist. Characteristisch ist,
daß auch Abs Glimmen sehr häufig durch einen
momentanen, fast fnnkenähnlichen Büschel ein-
geleitet wird.
Aber auch die leuchtenden Flächen sind keine
homogenen ; sie werden beständig von wolken-
ähnlichen Verdunkelungen überzogen. Die Wol-
ken der einen mögen dadurch entstehn, daß in
der andern die bevorzugten Ausstrahlungspunkte
wechseln, vielleicht aber auch dadurch, daß die
einander begegnenden Molelüle sich bald hier
bald dort dichter zusammendrängen und stören.
Jedenfalls dürfte, während bei Anwendung einer
Spitze voraussichtlich eine Bewegung der Mole-
knie vorzugsweise nur in einer Richtung erfolgt,
• * 4 .
101
im vorliegendeiD Falle eine zweifache entgegen-
gesetzte Bewegung und in dieser eine partielle
Aasgleichung resultiren. Wunderbar bleibt es
freilich, dafl gedachte Ausgleichung keine uni-
verselle ist, daß nicht alle Moleküle, ihre Elek-
tricitäten ausgleichend, auf einander prallen und
sieh hemmen. Daß dies nicht der Fall, beweisen
freilich die beiden leuchtenden Flächen nicht an
and für sich, wohl aber die Erscheinungen,
welche ich gleich näher erörtern will. Es müs-
sen also die beiderseitigen Bewegungen doch
derartig differencirt sein, daß sie die Moleküle
eher von einander, als auf einander treiben.
Bringen wir einen Gegenstand zwischen beide
leuchtende Flächen , so ereignet sich , was ich
schon in meiner ersten Mittheilung flüchtig be-
sprach. Es bildet sich ein Schatten auf beiden
Flächen , soweit dieselben eben nicht von Wol-
ken durchzogen sind. Stellt man den Körper
mehr in die Mitte , so sind beide Schatten zu-
gleich da, in den meisten Fällen aber von sehr un-
gleichen Dimensionen. Der auf positiver Fläche
ist länger und breiter, d.h. das Bild ist nach allen
Richtungen verstärkt. Nähert man den Körper
mehr der einen, so wird nach und nach der
Schatten auf der andern Fläche kleiner , bis er
vollständig erlischt. Der andre Schatten hinge-
gen wird allemal größer, es sei denn daß man
mit einer größeren Hohlscheibe operirt. Steht ei-
ner solchen eine große Kugel gegenüber, so nimmt
der Schatten der Scheibe bei Annäherung au
diese ebenfalls zu; stehtjener indessen eine kleine
Kugel gegenüber, so nimmt der Schatten bei
gleicher Annäherung wie bei Wirkung einer
Spitze ab. An beiden Schatten treten periphe-
rische Verstärkungen, wenn überhaupt, nur in
sehr verringertem Maaße auf. Bei Gegenüber-
102
BtelUmg zweier kleinerer Hohlsebeiben seijOtt sich
die Mitte der Lichtfläeheti in berorzngter Weise
dunkel. Man erhält hier schwer nur ein Schat*
tenbild, leichter in Nähe des Randes, wo es freilich
kleiner erscheint. Ueberbaapt aber z^gen sich
alle Schatten für gewöhnlich so wenig eoH0ta»t^
als die leuchtenden Flächen selbst.
Sei einem seidenen Schirme zwischen Spitzen^
dektroden.
Zu dieser in meiner ersten Mittheilang in
zweiter Linie empfohlenen Versncfasform möchte
ich noph folgende ergänzende Bemerkungen
machen.
Ist einer der Pole abgeleitet, so ist die leneb-
tende Fläche klein; nimmt man die Ableitung
fort, so wird sie plötzlich sehr groß. Die ver-
größerte ist auch hier stark nach vorn verscho-
ben , und wohl stärker , als sonst , da die Glas*
Scheibe hier auf beide Strahlenbündel wirkt.
Deshalb tritt eine peripherische Verstärkung der
Schatten auch hier ganz besonders an der vor*
denn Seite der Lichtfläche hervor, so daß ein
Sehattenkreuz, wenn es auch sonst eine centrale
Lage hat , an seinem vorderen Arme vorzugs-
weise umfangreich erscheint.
Haben wir reine Seide, so ist der Eindruck
derselbe, ob der beschattende Körper vor oder
hinter dem Schirme st^bt. Etwas größer ist
bereite der Unterschied , wenn wir ein Papier*
s^k innerhalb der Seidenlage verbergen. Bei
ein^m StannioMück dürfen wir einen Schatten
nur an der beschatteten Seite suchen , aber
können jede Seite für sieh bescbatten lasseUf
hier bei positi'ver, dort bei negativer Elek-
tricitSfl.
im
Aber auch bei reiner Seide können wir vor
jede Spitze einen besonderen Gegenstand stellen,
und 80 gemischte Bilder erzeugen. Hierbei tre*
ten einige nicbt uninteressante Erscheinungen
auf , welche zeigen , wie sehr die jenseitigen
Strahlen auf die diesseitigen reagiren. Stellen
wir dort etwa einen Kartonstreifen horizontal,
nnd hier einen solchen senkrecht , so daß die
Spitze dieses noch etwas unterhalb des andern
liegt, so hat der horizontale Schatten dort eine
Wölbung nach oben, wo ihn der senkrechte
trifft. Durch seitliches Verschieben des dem
letzteren angehörigen Streifens rückt gedachte
Wölbung wellenförmig in dem oberen Schatten
fort. Sehr hübsch zeigt sich die beiderseitige
Abstoßung der Schatten noch in einem andern
eben so einfachen Versuche. Mau stelle vor
beide Spitzen je einen schmalen Cartonstreifen
senkrecht. Man wird dann nie erreichen kön-
nen , daß sich die beiden Schatten vollständig
decken. Läßt man den einen dem andern nahe
treten , so weicht dieser anfangs ein wenig
ans und hüpft dann plötzlich über den an-
dern fort«
Auch in dieser Versuchsform zeigt sich das
Crookes'sche Lichtkreuz als Nachwirkung ei-
nes Schattenkreuzes , aber doch in etwas andrer
Weise als sonst. Zunächst heller, als zwischen
Spitze und Hohlscheibe, aber dann auch in so-
fern anders, als es hier ausnahmslos erfolgt.
Dort zeigte es sich nur bei negativer Spitze;
hier ist es gleich, ob wir den Körper vor diese,
oder jene Spitze stellen, was freilich darin seine
Erklärung findet, daß auch das Schattenbild
nicht an gedachte Stellung gebunden ist. Die
frühere Darstellungsweise hat aber doch einen
Vortheil. Dort können wir den Effect auch
104
dadareh erzeugen, da6 wir nur die Scheibe dre-
hen, ohne den Körper Terrücken zu mfissen,
wenn ee sich darum handefai soUte, den Einwand
zu beseitigen, daB die fragliche Wirkung nur
eine subjective Erscheinung sei.
Nene Darstellung der Eugelfunctionen
und der verwandten Functionen durch
Determinanten
Karl HeuL
(Vorgelegt von Herrn Prof. E. Schering).
1. Setzt man in der allgemeinen Deter-
minante :
i?<"> =
• • . •
E
£
E
»1»»
\h \h
E
KK
immer diejenigen Elemente einander gleich
welche als Samme ihrer Zeilen -Nammer und
Spalten-Nnmmer einen gleichen Werth haben:
l^m ^^ l + ft '= v<2n
105
80 entsteht die spectelle Determinante:
\h
\»»
\h' '
*l*l»-l
\k,
\*»
\h
\i4. • •
• \*»
\t.
\*,
\*.
\h '
•• ®*.»»
\*n
ET? Ti' 11* Ti'
Es sind also alle Elemente , welche auf der-
selben zur Nebendiagonale parallelen Sehne ste-
hen, einander gleich. Vertauscht man in dieser
Determinante irgend eine Zeile mit derjenigen
Spalte, welche sie in der Hauptdiagonale schnei-
det, so ändern die Elemente der Determinante
nicht ihre Plätze. Alle von einander verschie-
denen Elemente , und zwar immer in bleicher
Reihenfolge tri£Pt man , wenn man auf irgend
einem Wege, aber an jeder Stelle entweder nur
in der Zeile oder nur in der Spalte um Einen
Schritt vorwärt« gehend vom ersten Elemente
E,, bis zum letzten Elemente E,j^^ gelangt.
Ich will defihalb solche Determinanten im Fol-
genden, nach dem Vorschlag des Herrn Prof.
Schering, einreihige nennen. Ans den
Bandelementen ergeben sich die übrigen Ele-
mente theils durch:
nemlich wenn:
8
theils durch:
wenn:
106
r+8<n+l
*r*» * r | i wV
r + 5>n+l
2. Ich habe nun für einige schon vielfach
untersuchte, sowie für einige weniger eingehend
behandelte Functionen die Form solcher einrei-
higen Determinanten gefunden, deren Elemente
lineare Functionen des Argumentes sind. Ent-
wickelt man nach Herrn Heine (»Mittheilung
über Eettenbrüche.c Grelle J. Bd. 67) die Function:
•v X —
SO ergiebt sich für den vten I^äherungsnenner
JN^**^ ein Ausdruck vom Grade w, welchen ich
als die einreihige Determinante:
«««—«« \ ^— «,^.1» «H-i *'"*»+«
0»-J«— »« »ft.-«« — «8—8
darstelle. Die GoSfficienten a^ bestimmen sich
durch die Gleichnngen:
107
«1 =Jf{e)ße
«
J
Ol a= / ef{e) de
a
In dem speciellen Falle
m =!,-« = /»=!
wird;
<r = f
— ]gtZJl±
^X—l
-1
2
Der Werth dieses Integrals ist = — , wenn
y eine ungerade Zahl ist, und sac Nall, wenn
y eine gerade Zahl ist.
Der nte Nähernngsnenner- der Eettenbmch-
ar+l
entwicklnng von ü = lg — ~^ der in diesem
Falle anch vom Grade n ist, stimmt dann^ ab-
gesehen von einem constanten Factor, mit der
Kugelfnnction einer Veränderlichen überein^
8*
108
und die Detenninante deaaelboi hat folgende be-
merkenswerthe Gesfadt:
«. -i. i«, — i, i« • — ^^
«, +,; T»
n+1' « + 1 ' ^2«— 1
wenn n eine gerade Zahl ist In diesem Falle
scfaliefit also die erste Reihe mit einem Gliede,
welches x nicht enthält. Ist dagegen der Index
der Kngelfdnction eine ongerade Zahl, dann hat
die Detenninante die Form:
1
«» — i. i«. — i -«
— h i«. —h *«•••• — ^üTf*
111 1
Xm • — ■ X . . t • • • . X
n**' n+rn+1 2n— 1
Die so definirte Function P^\x) stimmt yoU-
ständig mit dem Legendre'sehenEntwicklimgs-
109
coefficieuten des reciproken Werthes der Ent-
femnng zweier Pancte überein , wenn man die
coQstanien Factoren C^ und C^ in geeigneter
Weise bestimmt.
»Die nte Kugelfunction P^^(x) ist also
abgesehen yon einem constanten Factor eine
einreihige Determinante, deren characteri-
stische Biandelemente, abwechselnd ans dem Pro-
dnct des Argumentes in die reciproken Werthe
der aufeinander folgenden ungeraden Zahlen,
und aus denselben nur mit entgegengesetzten
Vorzeichen versehenen Zahlen gebildet sind.«
Beispiele :
1) n = 2
Dann ist:
3
1
5^
C^T^ix) =
n =
2)
X,
^ =~ra!
3.5
4
— £»* +
-i
1 1 .
3«. 5 3»
= OTT («'-*«)
3». 5
Q
110
Eine andere Oarstellang derselben Function in
Form einer Detorminanto hat Olaischer gege-
ben (TergL Messenger of Matiiematics Vol. VI«
pag. 49.). Er findet:
F^''\x) =
H^-
1,
1,
0,
....
0,
«1
1,
....
1),
x\
2x,
1 ....
0,
X'
3a!«,
3a! ....
Und speciell ffir n = 8:
P^(x) =
1, 1,
0,
0, J!,
1,
K»«-i), z;
2a!,
1
0, «»,
3a!»,
3a!
f (»'-*)
Diese Darstellnngsform ist jedoch viel zn wenig
übersichtlich I um als Hfilfsmittel znr Untersn-
chnng der Eigenschaften der Eogelfanctionen
dienen za können.
3. Neben die P*'\x) treten in der Theorie
der Kngelfanctionen die »Zngeordnetenc
Pl'\x)j welche Lösungen der Differentialglei-
chung:
sind. Sie sind bestimmt durch die Gleichung:
d_
dx
111
A (^) - ^(„+;i)(l *) ^
Die Function -p— a^f der rechten Seite
dxr
dieser Gleichung ist für jeden Werth von A ra-
tional in Bezug auf das Argument x. Sieht
man von einem constanten Factor ab, dann kann
dieselbe ebenfalls in Form einer einreihigen De-
terminante dargestellt werden. Die Coefficienten
a ^ a^ • ' • ^2n d®^ Elemente derselben bestim-
men sidi durch die Gleichungen :
«1 = r (1— ^*)*Ä^
-1
i
02, = /•■^>-l(l-*«)*<fc'
—1
Die Answerthang dieser bestimmten Integrale
giebt
«2,.=
112
wo n die Gharacteristik der bekannten Gauß"-
schen Function ist. Hieraus ergiebt sich der
Werth der Determinante Gf\x) für ein belie-
biges X. Der besseren üebersicht wegen führe
ich, statt des allgemeinen Resultats , einige Bei-
spiele an.
1) n = 3, i = 1
Dann ist:
Of {X) = 4«
X
iTs'
i_
3.5'
3.5
X
S75
2*. 3»' 2
5' dP^'jx)
2*.3» ' dx
2) n =
4 , X^l
X
ö<f («) = 4»
1.3' 3.5'
1 X
3.5' 3.5'
X 1
3.5' 5.7'
4»
4». 8
X
1
~5T7
X
3.5^
3». 5». 7»
(«' — f a?)
113
2». 4» 5.7
3)
4«.
3». 5*. 7»' 2«
~ S*.b*.V' dx
n = 5, 1 = 2
afix) =
X 1
{X* — fx)
X
1.3.5'
1_
X
3.5.7'
X
37577'
1
3.5.7
1
5.7.9
X
57779
3.5.7' 5.7.9'
4*. 2*
_ _2».4« 7.9 ,
~ 5*.7*.9»~2~^^~* ^
&*.7*.9''~ dx*
»Der rationale Bestandtheil von I'i\x) ist all-
gemein eine einreihige Determinante (n — il)ten
Grades, deren Elemente abwechselnd aus dem
Argument and der negativen Einheit mnltiplicirt
in den reciproken Werth des Prddactes von je
A-|-l aufeinanderfolgenden ungeraden Zahlen
gebildet sind.«
4. Man erhält den Ausdruck der Kngelfunc-
tion I. Ordnung oder von cosn^i als Func-
tion von cosf) = X betrachtet in Form einer
einreihigen Determinante, wenn man setzt:
114
1
— a = /» = 1
Dann wird:
„+1 o„ de
«a
'+i=/,^''vf^
^-r^-'^.=^
Folglich:
• •
1.3 1.3
—4» *«' ■~2',4' O* * ' ' '
Li ^-^ 1.3.5
**' 2.4' 274^^' ~2.4.6
• • •
»Der Cosinus des n-fachen Winkels als Func-
tion von cosy = X betrachtet ist abgeseben
von einem constanten Factor eine einreihige
Determinante , deren characteristische Randele-
mente, abwechselnd aus dem Product des Argu-
mentes in die aufeinanderfolgenden binomischen
Entwickluncscoefficienten von und aas
115
denselben mit entgegengesetzten Vorzeichen ver-
sehenen Zahlen gebildet sind.«
Beispiele:
1) n = 2
\cob2(P
=
= i»»-i
= K2a!»-1)
Folglich :
co829> = 2co8*7 — 1
2) n = 3
a?t — i,
1«
2,cos3y =
— *i i«.
X 1.3
*^' ~2.4'
1.3
2.4
1.3
2.4
-«»)
4
ie(*^
5»— 3«)
= ^(4cos*y — Scosf))
Folglich :
cos 3 9 = 4cos'9) — 3 cos 9)
5. Aehnliche ebenso einfache Determinanten
kann man für — ; als Function von coso) be-
sing
trachtet, die hypergeometrische Reihe mit end-
licher Oliederzahl und noch allgemeinere Func-
n
116
tionen aufstellen, welche ganze Fanctionen des
Argumentes sind.
Diese Resultate und die üntersuchang der
allgemeinen einreihigen Determinante mit Hälfe
der analytischen Methoden des Herrn Prof. Sche-
ring (Abhandlungen der Eönigl. Gesellsch. der
Wissensch. t. 22. »Analytische Theorie der
Determinanten«), die eine Betrachtung der Ei-
genschaften jener Functionen, ohne Zuhülfenahme
einer Diflferentialgleichung H. Ordnung, ermögü-
chen, werde ich in kurzer Zeit im Zusammen-
hang veröffentlichen.
Anhang.
Während des Drucks der vorstehenden Seiten
bemerke ich einen einfachen Zusammenhang zwi-
schen der erzeugenden Function:
J X — u
du
und den Elementen der Determinante, welche
die Näherungsnenner der Eettenbruchentwicklung
dieser Function darstellen. Dieser Zusammenhang
gestattet es die obigen speciellen Resultate unter
einen allgemeinen Oesichtspunct zu bringen.
Entwickelt man in dem Integrale:
J X — u
du
in die Reihe:
117
1 1 u u*
X — U X X^ X'
80 wird:
»'=00 ß ^
Nan ist aber nach der obigen Bezeichnung
(pag. 107):
J
FolgUch:
1^=00 a
0= ^ -S
Wir haben also das Resultat: »Der vie Nähe-
ningsnenner N^ der Kettenbruchentwicklang von:
•/ a? — u
a
welcher vom nten Grade sein möge, ist abgese-
hen von einem constanten Factor C eine De-
terminante nten Grades von der Form:
118
a^x — Os, aj«— 04 . . a^iO? — o^^
Die Goefficienten a^, a, . . • Og^ sind die
Goeffidenten der Entwicklnng von
«•'a.
J x — u
a
nach absteigenden Potenzen von x.€
In dem speciellen Falle, daA die N^ mit den
Engelfonctionen znsammen&llen, hat man:
/•+^ Ott , x+i
Mithin wenn man den gemeinsamen Factor 2
fortlafit :
«1 = I1 ^8 = ii »5 =*= i • • •
a, s= 0, O4 = 0, a^ =s . . .
In dem zweiten oben betrachteten Falle war
(yergl. Heine Theorie der Kogelfanctionen.
I. pag. 293) :
119
*
{1 , 1 , 1.3 1 , . ,
""i^ + i^' + O^^+^^-i
Folglich wird naoh Forüassang des gemeinsamen
Factors n:
«1 = 1» «8 = i» «6 = 2^4
• • •
«2 =0, a^ = 0, a« =
• • •
Ans dem obigen allgemeinen Theorem ergeben
sich unmittelbar die Elemente derjenigen einrei-
liigen Determinante , welche , von einem Factor
abgesehen, die allgemeine hypergeometrische
Reihe darstellt, deren erstes Element eine nega-
ti?e ganze Zahl ist.
Göttingen, 4. Februar 188L
Bemerkungen zu einer Abhandlung von
Hrn. Warburg: ^Ueber einige Wirkungen der
magnetischen Coerd^ivhraff.
Von
Carl Fromme.
In den Verhandlungen der naturlorschenden
Gfesellschaft zu Freiburg i. Br. Bd. VIU, 1. hat
Hr. War bürg kürzlich die Resultate einer Un-
tersuchung mil^etbeilt, deren Ausgangspunkt in
naher Beziehung zu den Arbeiten steht, welche
ich unter dem Titel »Magnetische Experimentalun-
tersuchungen« in Wiedemann's Annalen Bd. IV,
S. 76—107 und Bd. V, S. 345—388, cf. auch
120
Nachr. von d. k. Ge«. d. Wissensch. za Göttin-
gen, 1877, veröffentlicht habe.
Die Erscheinung , welche Hr. War barg
stndirt hat, und an welche er sodann sinnreiche
Betrachtungen anknüpft, ist folgende:
Läßt man die auf einen Eisenstab ¥rirkende
magnetisirende Kraft von Null bis P c o n ti n u i r-
lich wachsen, darauf ebenso continuirlich
bis zur Null abnehmen^ so findet man, nachdem
dieses Verfahren genügend oft wiederholt worden
ist, ganz constant den von einer beliebigen Kraft
p: 0<Cp^P inducirten Magnetismus in der
aufsteigenden Reihe der Kräfte kleiner als in
der absteigenden Reihe.
Trägt man die Kräfte p als Abscissen und
die magnetischen Momente als Ordinaten eines
rechtwinkligen Coordinatensystems ein, so ent-
sprechen jeder Abscisse mit Ausnahme von
Null und P zwei Ordinaten; man erhält als
graphische Darstellung eine geschlossene Ourve,
deren Flächeninhalt die während eines Cjclas
an dem Eisenstab geleistete Arbeit ist.
Die von Hm. Warburg für die Differenz
der Momente, welche in der ab* und aufsteigen-
den Reihe der Kräfte inducirt wurden, gegebenen
Zahlenwerthe wurden nur unter der Bedingung
erhalten , daß bei der Variation der Kraft jede
Erschütterung des Stabs ausgeschlossen war.
Wurde der Stab während des Processes er-
schüttert, so fiel die Differenz viel kleiner ans.
Die von mir Wied. Ann. IV p. 102—105
mitgetheilten Versuche bestanden darin, dafl ich
einen Stahlstab, dessen permanenter Magnetismus
nahe seinen Maximalwerth besaß, so daß er
durch die angewandten Kräfte nicht mehr ge-
steigert wurde, der magnetisirenden Kraft P ei-
nes Stroms von 2 Bunsen unterwarf, dessen
121
Itttensität in Folge delr gewählten , sehr yer-
dttiintea Salpetersäure stark abnahm.
Der indncirte Magnetismiüs nahm dann eben-
falls ab^ aber in bei weitem geringeren Verhält-
niß ak die Kraft. Denn wenn man, nachdem
die Kraft constant (p) geworden war, den Stab
ans der Spirale entfernte , also die auf ihn wir-
kende Kraft von p auf Null reducirte , und ihn
anmittelbar darauf wieder in die Spirale brachte,
so war das nun von p ioducirte d. h. das ganze
Moment weniger dem permanenten bedeutend
(bis au 27%) kleiner als vorher.
Dies ist aber der Versuch von Hrn. War-
burg, mit dem Unterschiede nur, daß derselbe
gettaaere Messungen der Kräfte und der Mo-
mente vornahm und nicht nur bei einer Kraft
p^ sondern bei mehreren beobachtete.
Mir kam es bei diesen Versuchen hauptsäch-
lich darauf an festzustellen, ob, wie ich vermu-
thete, «ine Erschütterung des einer continuirlich
abnehmenden Kraft unterworfenen Stabs unter
üinstanden eine Abnahme des Moments ver-
anlassen könnte.
In der That gelang dies auch , sobald nur
dier Anfangawerth P hinlänglich größer war, als
diejenige Kraffc p, bei welcher die Erschütterung
gefeehah. War die Differenz P—p kleiner , so
konnte sich der Stab gegen Erschütterungen
unempfindlich verhalten ; erschütterte man end-
lich, als nach dem Eintritt des constanten Wer-
thes der Stab aus der Spirale entfernt und wie-
der eingeschoben war , so beobachtete man eine
Zunahme des Moments. Aber es erreicht da-
durch bei Weitem nicht denWerth, aufweichen
es voriger durch die Erschütterungen gesunken
war — bei einer Beobachtung war das Verhält-
nift 213:153 — , und ganz entsprechend wurde
9
122
aach bei Warburg's Beobachtungen die Diffe-
renz der Momente in der ab- und aufsteigenden
Reihe der Kräfte in Folge yon Erschfitternngen
zwar kleiner, aber nicht gleich Null gefunden.
Ich habe früher die Ansicht ausgesprochen,
daß die bei Erschätterung während einer kon-
tinuirlich abnehmenden Kraft eintretende Ab-
nahme des Moments und die bei konstanter
Kraft erfolgende Zunahme sich gegenseitig ergän-
zen , indem beide Erscheinungen auf eine Art
von Beibungswiderstand hindeuten , welcher der
Drehung der Molekularmagnete entgegenwirkt
Auch Hr. War bürg weist auf die Analogie
der von ihm untersuchten Erscheinung mit der
bei der Bewegung fester Körper auftretenden
Reibung hin.
Käme aber allein eine Art Reibung der Mo-
lekularmagnete in Betracht, so sollte man er-
warten, daß die Momente in der ab- und auf-
steigenden Reihe der Kräfte bei hinzutretender
Erschütterung gleich würden •— was weder nach
Hm. Warburg's noch nach meinen Versuchen
der Fall ist.
Ich glaube deßhalb, daß man besser thnu
wird, von einer Analogie mit der Reibung fester
Körper ganz abzusehen, und will im Folgenden
zeigen, daß die von Hrn. War bürg beobachtete
Erscheinung vielmehr unter den Begriff der
magnetischen Nachwirkung fällt, welche ich
Wied. Ann. IV p. 88 — 92 eingehender unter-
sucht habe.
Wir setzen voraus , ein Stab besitze ein so
großes permanentes Moment, daß eine Reihe
von Kräften nicht im Stande ist, dasselbe za
vergrößern. Unterwerfen wir den Stab einer
dieser Kräfte — sie sei p — , so läßt sich durch
wiederholtes Einschieben und Ausziehen des Stabs
128
aus der Spirale , d. h. durch häufigen Wechsel
zwischen den Grenzen und p erreichen^ daß
das von p inducirte Moment einen konstanten
Werth annimmt, sich bei weiterer Wiederholung
der Impulse nicht mehr ändert.
Lassen wir dann vorübergehend eine größere
Kraft P wirken und stellen, nachdem wir
zuvor P auf Null reducirt haben, p
wieder her^ so zeigt sich jetzt das Moment
vergrößert.
Die Zunahme des Moments, welche als Nach-
wirkung ' der größeren Kraft bezeichnet wurde,
ließ sich nur dadurch wieder beseitigen, daß
man die Kraft p mehrmals wirken ließ : Je öf-
ter man zwischen p und wechselte , desto
kleiner wurde das Moment, bis es schließlich
wieder den frfiheren Weii^h erreichte.
Die Zunahme des von p inducirten Moments
wuchs mit P. Blieb P constant und wurde p
varürt, so nahm mit von P an abnehmendem
p die Nachwirkung von Null bis zu einem
Maximum zu und convergirte mit weiter abneh*
mendem p mit diesem gegen Null. Sie folgt
aber nicht dem einfachen Gesetze:
N = Const. p {P—p),
sondern einem viel complicirteren, etwa
N = Const. p« (P— jp)N
wo a und b positive echte Bräche.
Diese Nach Wirkungserscheinungen mußten
sich naturlich auch bei der vorhin beschriebenen
Wirkunff einer inconstanten, continuirlich ab-
nehmenden Kraft zeigen , und ich habe damals
auch dairauf hingewiesen (1. c. p. 104.), daß
wenn nach dem Eintritt eines constanten Werths
124
p diese Kraft mit einer Reihe von Impulsen
wirkte, nicht sofort beim ersten ein eonstantes
Moment eintrat. Doch blieb die bei folgenden
Impnlsen noch eintretende Abnahme des Moments
klein im Vergleich zn der naeh der ersten Ent-
fernung des Stabs ans der Spirale beobachteten.
Beispielsweise wnrde ein Stab einer Kraft.
P = 467 aasgesetzt, welche continuirlieh bis
p ssr 369 abnahm. Das indncirte Moment war
dann TMq =418. Darauf wurde, während
die Spirale ein constanter Strom yon der magne-
tisirenden Kraft p = 369 durchfloß , d^ Stab
aus der Spirale entfernt und wieder eingeschoben.
Er gab nun TM^ =» 307. Beducirte man noeh"
mals die Kraft auf Null und steigerte sie wie*
der auf p, so war TM^ ss 300, und so fiel bei
weiteren Impulsen TM bis zu einem (hier nicht
beobachteten) kleinsten Werthe jTJfn, der uron
der Größe von P ganz unabhängig war.
Während ich nun früher die DifiPerenz TMi
— TMn als Nachwirkung der Kraft P beaeich*.
nete, scheint es mir richtiger, mit TM^ zu:bfiK
ginnen und unter der durch P erzengten Naeih
Wirkung den unterschied TMq — TMn au let^
stehen.
Die Berechtigung hierzu liegt auf der Hand;
man vergleiche aber auch die von Hrn. Wai-
burg mit y bezeichneten Differenzen der magne-
tischen Momente^ weichte der obigen Differenz
TMq — TMi entsprechen, mit meinen Nachwir-
kungszahlen N (p. 89).
y = TM,
Zum Beispiel.
Warburg
TM^ I I 39
43
27 I
bei jp I I 20
41
60 |89(P)
125
Fromdue ' .'
y= rjf^ —rjfn|o| 4,3 1 15,3 |io,5
5,2 1
bei p
214|857(P)
0|31 I 72 I 129
• Man sieht sofort, daß die .y und N denselben
Verlaaf haben: sie sind beide der Nnll gleich
for p =s= nnd p ^s= P nnd besitzen bei einer
zwischen und P liegenden Kraft ein Maximum,
sie lassen sich beide nicht durch eine Gleichung
von der Form JV = Const. p {P'—p) darstellen*
Hiernach dürfte es mehr als wahrscheinlich
sein, dafi die von Hm» Warburg gemessenen
Unterschiede der magnetischen Momente zu der
Ersebeinung der magnetischen Nachwirkung ge»
hören, d. h. einen' Theil derselben, aber den
weitaus gröfiten bilden. Die magnetische Nach-
wirkung ist aber eine Erscheinung, welche sich
aus den hypothetischen Vorstellungen, die in die
Lehre vom Magnetismus bis^ jetzt Eingang ge-
fnnden haben^ schwerlich erklaren läßt; es ent-
apnehik ihr atich keine analoge Erscheinung auf
einem .anderen Gebiete der Physik; es wäre
denn die nach Hrn. Streintz bei den Tor-
sionsschwingungen von Metaildräthen eintretende
»Ascommddatlon«, deren Bestehen indeß durch
die ' Beobachtungen von. Hrn. P. M. Schmidt
einigermaaAen in Frage gestellt ist.
' ■ < --^ — ^~
'£siioll nun. untersucht werden, ob die Diffe-
r^Z'der magnetischen Momente und folglich die
Airbeit^ welche dem Stab bei Durchlaufung eines
Cyclne P..p..O.*p..P zugeführt wird,
mi der Geschwindigkeit, mit welcher die Kraft
geändert wird, abhängt?
Hr. War bürg hält es für wahrscheinlich,
daft eine solche Abhängigkeit nicht besteht, we-
nigstens nicht bei dünnen Dräthen.
126
Ich will im Folgenden auf Grund der Ver-
suche, welche ich in der 3. AWhandlung Wied.
Ann. V. p. 345 — 388 mitgetheilt habe , diese
Frage zu beantworten suchen.
Nachdem von v. Waltenhofen vor län-
geren Jahren schon beobachtet war, daß es bei
plötzlicher Unterbrechung des magnetisirenden
Stroms möglich ist, einem Eisenstab ein perma-
nentes Moment zu ertheilen, dessen Vorzeichen
dem des temporären Moments entgegengesetzt
ist, hatte G. Wiedemann in seinem »Gal-
vanismus« darauf aufmerksam gemacht, daß diese
anomale Magnetisirung yielleicht nidit in der
Natur des Magnetismus, sondern in den Strömen
begründet sei , welche beim Oeffnen des magne-
tisirenden Stroms in der Masse des Eisens indn-
cirt werden.
Ich habe dann den Versuch v. Waltenho»
fen's wieder aufgenommen in der Meinung, daß
wenn auch die Vermuthung Wiedemann's
sich als richtig ergeben und dem Versuch sein
theoretisches Interesse nehmen sollte, er doch
für die Praxis magnetischer Untersuchungen von
fundamentaler Bedeutung bleibt.
Die Untersuchung wurde in der Weise ge-
führt, daß man den magnetisirenden Strom ent-
weder schloß , bevor der Eisen- oder Stahl-
körper (langsam und ohne Erschütterung) in die
Spirale eingeschoben wurde, und ihn öfPnete,
nachdem der Körper ebenso aus der Spirale
entfernt war, oder daß man ihn schloß und öff-
nete, während sich der Körper in der Spirale
befand. Die bei beiden Verfahren resultirenden
magnetischen Momente wurden mit einander
verglichen.
Ich führe nur folgende Ergebnisse der Un-
tersuchung an;
127
1. Das ganze von einer Kraft erregte Mo*'
ment, also das temporäre plus dem permanenten
Moment y ist bei Befolgung des zweiten Verfah-
rens gröfier, das permanente Moment kleiner, als
bei l^ignetisimng nach dem ersten Verfahren.
2. Die unterschiede sind desto geringer , je
härter der Körper ist und je gestrecktere Form
er besitzt, derart, daß der Unterschied der gan-
zen Momente, welcher immer viel kleiner ist als
der der permanenten, sowohl bei Stahlstäben
nud -Dräthen, als auch bei sehr dünnen £isen*
drathen nahezu der Nnll gleich wird.
3. Der unterschied der permanenten Mo-
mente wächst bei compakten Stäben stetig mit
der magnetisirenden Kraft, bei dünnen Drath-
bfindeln dagegen zeigt er Maxima und Minima.
4. Wenn der zu magnetisirende Körper mit
einem geschlossenen leitenden Bohr umgeben
ist, so daS sich im Aagenblick der Stromschlie-
Baog und -Oeffnung Induktionsströme in dem-
selben bilden können, so werden die obigen Un-
terschiede bedeutend kleiner, namentlich der der
permanenten Momente, welcher bei Stahlstäben
imd Eisen- oder Stahldrathbündeln und nicht zu
großer magnetisirender Kraft sogar ein dem
oben angegebenen entgegengesetztes Vorzeichen
erhalt.
5. Beducirt man bei dem zweiten Verfahren
die Kraft derart auf Null, daß man sie zunächst
auf einen sehr kleinen Werth bringt — etwa
durch Einschaltung einer Parallelleitung von
sehr kleinen Widerstände zur Magnetisirungs-
spirale — und dann erst den Strom unterbricht,
80 findet man bei Eisenstäben den Unterschied
der permanenten Momente kleiner, bei Stahl-
Btäben und Eisendrathbündeln aber nahezu gleich
128
NliU und filxfc.diilem dem in L aagegebdiieaeut-
gegengeaetoußn Vorzeichen.
Aai GTund dieser Besnltate glaubte ich schlie-
ßen zu müssen, dali^ den Unterschieden >, welche
die magnetischen Momente bei den genannten
beiden Magnetisiran^sverfahren apfweisf^n, eine
Ursache zu Grunde hegt, welche auß dem Wesen
des Magnetismus selbst abgeleitet werden mnß.
Daß die Erscheinung sich nicht auf Indnk-
tionsätröme zurückführen läßt, beweist am besten
ihr Auftreten auch bei Büudeln dünnsten Pariser
Blumendraths, es ist aber auch daraus schon. «r-
sichtlich, daß sie viel weniger ausgeprägt ist und
sogar verschwinden kann, wenn man absichtlich
das Auftreten von Induktionsströmen befördert
durch Umgebung des Stabs mit einem geschlos-
senen Mefcallrohr oder durch Reduktion dfer mag-
netisirenden Kraft bei geschlossen bleibender
Leitung.
Ich habe deßhalb versucht, meine Resultate
mit Hülfe der Vorstellungen zu erklären', welche
-wir uns nach der Hypothese drehbarer Moleka-
larmagnete von dem Vorgang der Magnetisirang
bilden, und ich denke, daß dieser Versuch die
Möglichkeit einer solchen Erklärung für die
Mehrzahl der von mir beobachteten Thatsacfaen
gezeigt hat.
In der jüngsten Zeit ist nun der Waltan-
hofen' sehe Versuch von Hm. Righi^) als neu
publicirt worden. Er hält die anomale Magne-
tisirung für eine in theoretischer Beziehung
wichtige Erscheinung, wohingegen die Hrn.
Bartoli und Alessandri^) die Meinung gel-
tend gemacht haben, daß der Erscheinung jede
1) Righi, C. R. 90. p. 688. 1880.
2) Bartoli und Alessandri. Cim. (3) VIII f). 16-19.
1880.
129
Bedeutung fehle, da sie bei ihren Versuchen
sofort nur normalen Magnetismus gefunden hät-
ten, sobald sie den starken Oeffnungsfuuken am
Quecksilber vermieden. Dies geschah, indem sie
den Strom durch Entfernung zweier Zinkelek-
troden in Zinksulfatlösung oder durch Abwicklung
eines Wheatstoneschen Rheost&ten sehr stark
schwächten , bevor sie ihn an Quecksilber un-
terbrachen.
Dieses Resultat ist nicht neu , denn dieselbe
langsame Reduktion der magnetisirenden Kraft
erreicht man mit Hülfe des von mir vorhin als
ersten bezeichneten Magnetisirungsverfahrens, das
stets normale Momente lieferte.
Wenn ferner die Hm. Bartoli und Ales-
sandri den permanenten Magnetismus bei
kleinen Elräften anomal, bei größeren aber nor-
mal fanden f so entspricht das meinem Resultat
(1. c. p. 360 a. E. p. 361 a. A.), daß der Un-
terschied der permanenten Momente bei den
beiden Magnetisirungsverfahren , in Theilen des
nach dem ersten gefundenen ausgedrückt , mit
wachsender Itraft bis zu einem Maximum zu-
nimmt, von welchem er bei Stäben wieder
herabsinkt.
Die Verf. geben aber zu , daß eine vollstän-
dige Untersuchung der Erscheinung schon deß-
häb nützlich sei, weil sie Aehnlichkeit mit den
bei der Entladung einer Leydner Batterie beob-
achteten Magnetisirungsvorgängen zeige.
Diese Analogie habe ich aber a. a. 0. p. 381
— 382 schon ausführlich begründet.
Hr. Bighi^) hat in einer Erwiederung auf
die Bemerkungen der Hm. Bartoli und Ales-
sandri weitere in dieser Richtung von ihm
1) Righi, Cim. (3) Vül. p. 102-108. 1880.
10
ISO
gemachte Versnche in Aassicht gestellt , vom
denen ich noch keine EenntniB habe n^men
können*
In einem kurzen Referat ^) über die Yersache
von Bartoli nnd Alessandri bemerkt Hr.
6. Wiedemann, daß dieselben mit seiner Er-
klärung der Erscheinung durch Induktionsströme
stimmen.
Daß und warum ich dieser Erklärung keine
Berechtigung mehr zugestehen kann, habe ich
oben schon gesagt. Ich glaube vielmehr: die
beschriebenen Erscheinungen liefern uns den
Beweis, daß die Große des temporären und des
permanenten Moments von der Geschwindigkeit,
mit welcher man die magnetisirende Kraft bis
zu dem gewünschten Werthe ansteigen oder fal-
len läßt, abhängt; und daß man die Erklä-
rung direkt in unseren theoretischen Vorstellun-
gen vom Magnetismus suchen muß.
Nachdem somit bewiesen ist, daß die 6e^
schwindigkeit , mit welcher die magnetisirende
Kraft von einem Werthe zu einem anderen über-
geht auf die Größe des inducirten Moments ei-
nen Einfluß ausübt, bleibt die Frage zu erörtern,
ob unter den Versuchsbedingungen, unter wel-
chen Hr. War bürg arbeitete, dieser Einfluß
überhaupt von merkbarer Größe war?
Die continuirliche Variation der magnetisiren-
den Kraft wurde mit Hülfe eines dem Du Bois'-
schen ähnlichen Rheostaten ausgeführt, nur der
Uebergang von dem kleinsten Werthe derKrafii,
bei welchem das inducjrte Moment beobactitet
wurde, bis zur Null und umgekehrt geschah
durch Ausziehen resp. Eintauchen des LeiWngS-
draths in Quecksilber. Es konnte vom einer
1) Beibl. IV, p. 738. 1880.
181
ocmtinrnrlidben Ab- und Zunahme bei kleinen
Kräften deBhalb abgesehen werden, weil sich
herausstellte, daft das obige Verfahren die glei-
chen Besnltate lieferte — was man nach den
Ergebnissen meiner Versuche ohne Weiteres
numt erwarten sollte.
Drei Ursachen können eine Differenz der
Resultate verdeckt haben:
1) £ine sehr gestreckte Form des Stabs.
2) Eine stahlartige Beschaffenheit desselben.
3) Die Wickelung der Spirale auf ein ge-
schlossenes Metallrohr.
Die erste Ursache sowohl als die zweite sind
jede für sich schon genügend , den Unterschied
zwischen den induoirten (Terschwindenden) Mo-
menten fast vollständig aufzuheben, während
eine jede der drei Ursachen den Unterschied der
permanenten Momente vermindert^ und falls zwei
von ihnen zusammenwirken, auf ein Minimum
reducirt.
Die erste Bedii^ag war in der That bei
den Versuchen meiet erfüllt, und auf das Statt-
finden der zweiten sehliefie ich ans der zuweilen
bedeutenden GrBAe der permanenten Momente,
üeber die Wickelung der Spirale liegt keine
Angabe vor.
Es genügt aber auch eine sehr gestreckte
Form der Eisenkörper zur Führung des Nach-
weises, daB die Differenzen der inducirten Mo-
mente in der ab- und aufsteigenden Reihe der
Kräfte von der Geschwindigkeit, mit welcher die
Kraft geändert wurde , nicht merkbar beeinfluBt
worden sind. Denn es sind die Momente in der
aufsteigenden Reihe nach Satz 2) und die in der
absteigenden nach Satz 5) von der Geschwin-
digkeit fast vollkommen unabhängig.
132
Id beiden Fällen ist dies eine Wirkung des
Extrastromes , wie ich a. a. 0. gezeigt habe.
Dagegen muß die Geschwindigkeit, mit wel-
cher die Kraft geändert wird, in folgendem
Sinne ihren Einflaß geltend machen, sobald man
Eisenstäbe wenig gestreckter Form dem Processe
nnterwirft: Je größer man die Geschwindigkeit
wählt, desto tiefer wird der Anfangspunkt nnd
desto höher der Endpunkt der Gurre rücken.
Die Gurye erhält eine größere Ausdehnung in
der Länge, zugleich aber gehen ihre beiden Aeste
näher zusammen.
In welcher Weise sich hierdurch der Flächen-
inhalt der Gnrve, also die Arbeit, ändert, läßt
sich ohne Weiteres nicht entscheiden.
Gießen, im Januar 1881.
Zusatz zu p. 129 a. E. und p. 130 a. A.
Während der Gorrectur lese ich in den
Beibl. V. p* 62—65 eine Zusammenstellung aller
yon Hm. Righi erhaltenen Gesetze. Dieselben
sind zum Theil in meiner oben citirten Abhand-
lung schon enthalten. Mit Bündeln Ton sehr
dünnen Eisendräthen hat Hr. Righi, wie es
scheint^ nicht experimentirt.
Gegenüber den Bemerkungen des Hm. Bef.
halte ich meine Ansicht aufrecht, daß ich durch
meine Versuche mit Eisendrathbündeln, welche
ebenfalls den Unterschied der permanenten Mo-
mente in der regelmäßigsten Weise , ze^teut
schon nachgewiesen zu haben glaube , daß In-
duktionsstrome keinesfalls zur Erklärung aus-
reichen können.
Fflr dieBedftction Terutwoitlieh: JBL JUmüek, Uureoterd. 6€t(.f«LAis.
CommissioBB- Verlag der JHHiriek*iehen Terkig§'BuMitmdhmff.
Druck der Viätrieh^achmt Univ,' SwMkne1ter«i (W Fr, KantMrl.
133
Naefarichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
2. März. M 5. 1881.
Beobachtungen
im magnütischen Observatorium.
Von
Karl SoheriiLg.
I. Bestimmung der Horieontal-IntensHät
In dem Gauß' sehen eisenfreien magnetischen
Observatorium der hiesigen Sternwarte sind im
J^hre 1880 eine Anzahl Bestimmungen der ab^
soluten Intensität T der horizontalen erdmagne-
tischen Eraft nach der Gauß'schen Methode
ausgeführt. Während einer jeden solchen Be-
stimmung wurden die magnetischen Variations-
instrumente abgelesen. Die in den Monaten
April, August, October von mir angestellten Be-
obachtungen haben das Resultat ergeben:
Göttingen. Zeit: 1880,56. T == 1,86332.
Dieser Werth, dem die Gau ß' sehen Maaß-
einheiten : Milligramm, Millimeter, Secunde mitt-
lerer Zeit zu Grunde liegen, ist das Mittel aus
mehreren von den täglichen Variationen befrei-
ten Werthen.
§ 1-
Die einzelnen uncorrigirten Beobachtungsre-
snltate sind in der angehängten Tabelle Nr. I.
zusammengestellt. Darin bedeuten
134
U^ Wy B sehr nahe gleichzeitig abgelesene Theil-
striche auf den IScalen der Yariationsinstru-
mente, nämlich des Unifilarmagnetometer {U)j
resp. der Hülfsnadel ( W) am Bifilar, resp. des
Bifilar (B) selbst. Auf den Werth, den die
Intensität in dem Momente besaß, in welchem
die Instrumente auf diesen Scalentheilen ein-
standen, sind die einzelnen Beobachtungen
während einer jeden Bestimmung von T re-
ducirt. Wachsenden Scalentheilen am Bifilar
entspricht wachsende Intensität und daher
abnehmende Werthe von:
t der Schwingungsdauer des Hauptmagnets in See.
fh Vm Vuh yiv sind die Winkel , um welche die
Ablenkungsnadel durch den transversal von
Ost nach West gelegten Hauptmagnet abge-
lenkt wurde, und zwar war dieser Winkel
gleich :
yi wenn die Nadel in I d.h. nahe 2000™" nord-
lich vom Hauptmagnet hing.
yn wenn die Nadel in II d. h. nahe 1500™™ nörd-
lich vom Hauptmagnet hing.
q>iu wenn die Nadel in III d.h. nahe 1500"*™ süd-
lich vom Hauptmagnet hing.
yiv wenn die Nadel in IV d. h. nahe 2O0O™™ süd-
lich vom Hauptmagnet hing.
Die Ablenkungsbeobachtungen geschah en,
wie hieraus ersichtlich ist, nach dem »Modus
secundus« wie ihn Gauß in der »Intensitas vis
magnet.« § 19 definirt hat (Gauß Werke
Bd. V. p. 108).
q>i ist das Mittel aus ^^n und fui
9>2 ist das Mittel aus ifi und <piY*
(Ueber die aus der Tabelle I ei-sichtliche Diffe-
renz zwischen 9)11 und (pm so wie zwischen (pi und
^ly s. unten § 4).
135
Aas diesen beobachteten Größen sind die
Unbekannten
T^ die Horizontalintensität (ohne Correctionen)
Jlf^ das magnetische Moment des Hanptmagnets
und der Coefficient C mit Hülfe der bekannten
Gleichungen :
(1) M,T^{l + ^)fi = n^K
71/ / 1 f1 \
(2) (l + »)tmg9, = ^i^,-^'j;y=h2
berechnet, in denen:
K das Trägheitsmoment des Hauptmagnets
6 den Torsionscoefficienten des Hauptmagnets
tu^ den Torsionscoefficienten der Ablenkungsnadel
J2<, jßj die beiden Entfernungen der Ablen-
KUDgsnadel vom Hauptmagnet bedeutet.
Die Gleichungen (2) werden für die Rechnung
bequemer, wenn man setzt:
\B^I tangy, B^
sin/? sinr«
cosy, = - , sinyi = — -^
sin« cosp
Dann ist:
^ = J^2 (1+^) taug y, ^ iZ; (l+^ )tangy,
C = (B,siny,)« = (B.siny,)«
Die sich zeigende Verschiedenheit der Werthe
von C wird durch die Bemerkung erklärt wer-
den, daß eine Aenderung von y^ resp. y« um
-f 0,1 Scalentheil eine Aenderunjir von C um
11*
cosa
136
— 897 resp. -f 1847 znr Folge hat. Der Ein-
floß des Werthes von C auf T ist sehr gering ;
es entspricht einer Aenderang TOD Cum 4~100O
eine Aenderung von T um — 0,00047.
Die drei mit einem * bezeichneten Werthe
von T verdienen weniger Zutrauen aus den un-
ter der Rubrik: »Bemerkungen« angeführten
Gründen.
Die Variationsinstrumente wurden genaa
gleichzeitig mit den zur Bestimmung von T nö-
thigen Beobachtungen im April, August, October
von meinem Bruder Prof. E. Schering abge-
lesen, außerdem aber auch von mir an den
Tagen: April 10—18, Aug. 10-14, Oct. 20— 24
ungefähr Morgens um 8 Uhr, Mittags um 1 Uhr
und Abends um 9 Uhr oder auch am Tage alle
zwei Stunden. Die so erhaltenen Ablesungen
am Bifilar müssen zunächst von der, aus den
Beobachtungen der Hülfsnadel und des Varia-
tionsmagnetometer sich ergebenden Aenderung
des magnetischen Moments des Magnets im Bi-
filar befreit werden (mit Hülfe der unten § 2
angegebenen Formel). Die in dieser Weise re-
ducirten Werthe von B der Tabelle I sind un-
ter B. in Tabelle II angegeben. Die Reduction
ist auf dasjenige Moment des bifilar aufgehäng-
ten Magnets ausgeführt, das er zur Zeit der un-
terstrichenen Werthe B^ in Tab. II, die also
gleich B in Tab. I sind, besass. B^ ist das
aus den mehrtägigen auf gleiches magnetisches
Moment redncirten Ablesungen am Bifilar ge-
nommene Mittel.
Die Reihisnfolge, in welcher die Winkel bei
den Ablenkungsbeobacbtungen bestimmt wurden,
war entweder yi, gu, ynii yivi Vuj Vi o^^er yjy
^uiy VUt Vh ymi yiv« Aus den Differenzen der
beiden Werthe für die beiden zweimal beobach-
137
teteu Winkel (s. § 4) siad die Gewichte ermit*
telt, welche den einzelnen Beobachtungen in der
Tabelle II gegeben sind. Mit Berücksichtigung
dieser Gewichte und unter Ausschluß der mit
* bezeichneten Resultate ist der Mittel werth C^
sowie Tg berechnet. Der letztere mag für den
26. Juli = 0,56 in Bruchtheilen des Jahres, den
mittleren Tag der im April, August, October
angestellten Beobachtungen gelten.
An diesen Werth Tg ist noch eine Correo-
tion anzubringen wegen des durch Inductions-
Wirkung der horizontalen Gomponente des Erd-
magnetismus in der Stahlmasse des Hauptmagnets
erzeugten magnetischen Moments. Dieses Mo-
ment kommt zu dem permanenten Momente
hinzu während der Bestimmung der Schwin-
gungsdauer, fallt dagegen wieder fort während
der Ablenkungsbeobachtungen, da dann der
Magnet in der Richtung Ost- West liegt. Es
bezeichne :
m das durch eine , in der Richtung der magne-
tischen Achse des Magnets wirkende, constante
Kraft von der Intensität Eins in der Stabl-
masse erzengte magnetische Moment in abso-
luten Einheiten^ ferner sei M^ der Werth
des permanenten Moments, der in derselben
Weise aus den einzelnen Werthen M^ der
Tab. I erhalten sei wie Tg aus T^; dagegen
seien Jf^, T^ die von dem Einflüsse der In-
ductionswirkung befreiten Werthe.
Dann ist:
{M, +mTJ T, = Jfg.T«;
woraus folgt:
T, t;
138
oder hinreichend genan:
'■' = ^'('-»t)
Der Indnctionscoefficient m wurde nach der
Methode von Hrn Geh. Rath Weber (s. Göttinger
Abhandlangen. 1855 Bd. VI) bestimmt mit Be-
nutzung eines Apparats, dessen Theorie und
Gonstanten in der Abhandlung von Hrn Prof.
Biecke: (Die Magnetisirungszahl des Eisens.
Göttingen 1871) angegeben sind. Es ergab sich:
1880 Dec. m = 442080.
(Zur Berechnung von m wurde für den Magnet
ein aequivalentes BotationselUpsoid snbstituirt:
Aequatorachse = 26,49"^. Rotationsachse =
545,92™™. Die bei Anwendung der Zurückwer-
fungsmethode beobachteten größten Ausschläge
des Galvanometer waren bei der Drehung der
Inductionsspirale ohne Magnet: 30,81; 62,15,
mit Magnet: 173,66; 347,78 in Scalentheilen.
Entfernung: Scala vom Spiegel = 4470™^).
Es genügt offenbar, in der Correctionsformel
an Stelle von M^ den Mittelwerth der beob-
achteten Werthe M^ zu benutzen, also zu setzen:
M. = 522 992 000
dann wird : '
—' = 0,001577
4^-2's =0,00147.
Ferner muß T^ auf die Normalmaaße reducirt
werden. Dem Werthe T^ liegt als Längenein-
heit ein Theilintervall = 1 (m . m) eines der
ganzen Länge nach eingetheilten Messingstabes
J
139
zn Grunde, der im Auftrage von Gauß durch
Herrn Dr. Meyerstein für die auf die Dar-
stellung der Hannoverschen Normalmaaße be-
züglichen Arbeiten in den Jahren 1840—44 ge-
liefert war. Auf die Einheit = (m . m) sind
die Scalentheile der benutzten Scalen und Maaß-
stäbe reducirt. Der erwähnte Messingstab wurde
mit Hülfe eines Repsold*schen Gomparators des
Physikalischen Instituts mit einem von der Kai-
serlichen Normal-Eichungscommission zu Berlin
an das hiesige Physikalische Institut gelieferten
Normalmeter (Silberstreifen in Messing eingelas-
sen) verglichen, das Herr Prof. Riecke zu die-
sem Zwecke gütigst mir zur Verfügung stellte.
Das Resultat der Vergleichung war:
1880 Juli 12. 600 (m . m) = 600,316»».
Da T durch einen Ausdruck von der Form
— (p = Masse; l = Länge; t = Zeit) ge-
messen wird, so beträgt die:
Corr. auf »» = —0,0002633 X T^ = —0,00049.
Die Gewichtseinheit, in welcher T^ :au8ge-
drückt ist, ist gleich dem millionsten Theile des
ebenfalls von der Eichungscommission geliefer-
ten Normalkilogramm Nr. 9 des Physikalischen
Instituts. Dieses Gewicht ist nach der Angabe
der Commission um 8,6™«^' zu leicht, die des-
halb anzubringende Correction auf mgr kann
vernachlässigt werden ; sie beträgt nur —0,00001.
Die beobachteten Zeiten der Schwingungs-
dauer sind auf das Chronometer Enoblich (Ham-
burg) Nr. 1950 reducirt, das unter den auf der
Seewarte in Hamburg im Winter 1878/9 geprüf-
ten 51 Chronometern mit Nr. 16 bezeichnet ist.
140
Die Correctiou auf die Secunde mittlerer Zeit
ist ebenfalls Nall.
Wir erhalten nach diesen Correctionen :
T = 1,86528 -^ 0,00147 - 0,00049
T = 1,86332 (s. üben p. 133).
— Nach Abschluß der mitgetheilten Beobaoh-
tüngsreihe und vollständiger Rednetion der ein-
zelnen Resultate fand sieh im Nov. noch Gele-
genheit, unter thätiger Mitwirkung des Herrn
H e u Q, Studirenden der Mathematik^ einige Be-
obachtungen im magnet. Obseryator. auszuführen.
Eine Bestimmung der absoluten Intensität am
Not. 17 ergab 1,86725; die Correctiou auf das
Mittel zweitägiger AUesungen am Bifilar betrag
— 0,00084, außerdem ist wie oben die Correc-
tiou — 0,00196 anzubringen, so dafi man erhält:
1880 Nov. 17—18. T = 1,86445.
Die Abweichung von den oben angegebenen
Werthen ist so gering, daß ich es nicht für
nöthig erachtet habe, diu neues Mittel zu be-
rechnen. Bei der Ableitung der Yariationsformel
in § 5 ist der Werth vom Nov. berücksichtigt.
§ 2.
Dü benutzten Instrumente und ihre Constanten,
Die Instrumente sind in den Jahren 1801—
1866 im Auftrage von Hm 6eh.-Rath Weber
in der physikalischen Werkstätte von Hm Dr.
Meyer stein angefertigt, und mit ihnen hat
gleich nach der Aufstellung Hr Prof. F. Kohl-
rausch die iu den Gröttinger Nachrichten 1868
p. 159, 1870 p. 622 ; Pogg. Annal. Bd. 149 p. 174;
Ergänzungsbd. VI p. 23 veröffentlichten Resul-
tate erhalten. ÜHmiitelbar vor den Beobacfa-
141
tangeu i. J. 1880 sind einige Aeuderuugen an
den Instramenten angebracht.
1) Der Hanptmagnet , der ans zwei Halbcy-
lindern von 477"™ Länge und 25°™ Durchmesser
besteht und in einer, zum Zweck absoluter De-
clinationsbestimmuDg mit Glaslinsen verschlos-
senen, Messinghülse unverrückbar fest einge-
schlossen ist, wird mit seinem Schiffchen, Tor-
sionskreis und Spiegel von einem circa 2,8"^
langen Kupferdrahte getragen. Das Gewicht des
Magnetometers ist ungefähr 2200^. Zur Be-
stimoQung des Trägheitsmoments sind im Jahre
1879 folgende Einrichtungen getroifen. Auf
der Messinghülse des Magnets sind 4 Paare von
punktförmigen Vertiefungen (circa 0,5"™ tief,
0,3™" breit) so angebracht, daß der Mittelpunkt
der Verbindungslinie jedes Paares mit dem
Schwerpunkte des Apparats sehr nahe in derselben
Yerticalen liegt. Jedes der beiden anzuhängenden
Gewichte trägt an einem Arme einen kleinen
Cylinder aus Argentan. Das untere Ende dieses
C^linders ist konisch zugespitzt, so daß es in
die Vertiefungen der Messinghülse paßt; auf der
Mitte der oberen Fläche des Gylinders ist ein
feiner Punkt markirt. Die Masse der beiden
Gewichte zusammen ist:
999844°»»'.
Der Unterschied in den Massen beider Gewichte
beträgt nur 2,5"«'.
Um den bei der Bestimmung des Trägheits-
moments in Betracht kommenden Abstand der
beiden Verticaleu von einander zu bestimmen,
welche durch die Schwerpunkte der eingehäng-
ten Gewichte gehen, wurde der Magnet in seiner
Uessinghülse auf einen eisenfreien Comparator
gelegt, so daß er in derselben Weise unterstützt
war wie in seinem Schiffchen , dann der hori-
142 •
zontale AbstaDd der Punkte auf den Argentan-
cylindern der eingehängten Gewichte mikrosko-
pisch genau gemessen und zur Elimination der
Ezcentricität dieser Punkte (die im Mittel 0,094'°''
betrug), nach einer Umdrehung der eingehäng-
ten Gewichte um 180^ um die yerticale Achse,
dieselbe Messung wiederholt In dieser Weise
ergab sich, wenn
r^ die halbe Distanz der Punkte eines Paares
bezeichnet :
rj = 20,485""^
r, = 135,015 für Temp. = 4-5«
r, = 219,836
r^ = 239,801
Da die Entfernungen der Punkte auch in ver-
schiedenen Combinationen unter einander ge-
messen waren, so konnte aus den sich ergeben-
den Bedingungsgleichungen der mittlere Fehler
einer Bestimmung von r^ berechnet werden ; er
war =0,008"™. Die Werthe von r^ für eine
andere Temperatur ergeben sich mit Hülfe des
AusdehnungscoefFicienten von Messing : 0,000018.
DaA durch das Aufhängen der Gewichte
keine Verschiebung des Schwerpunktes des
Magnetometer statt fand, wurde mit Hülfe eines
seitlich angebrachten und mit Femrohr und
verticaler Scala beobachteten Spiegels oontrollirt,
dessen Normale mit der Verbindungslinie der
Schwerpunkte der eingehängten Gewichte nahezu
parallel war.
Zur Bestimmung des Trägheitsmoments wur-
den die Gewichte in alle 4 Punktpaare gehängt
und die 4 Schwiugungsdauern in bekannter
Weise mit Fernrohr-Beobachtung und Scala be-
stimmt. Die Resultate waren :
143
1880 Jali 4. Beob. Ber. Ber.-Beob.
Temp. = + 18« 20,489 21,0626 21,0542 +0,0017
185,047 24,9888 24,9357 -0,0081
219,867 80,8878 80,8914 +0,0042
239,857 81,8705 81,8708 -0,0002
Unbelastet 20,8915
r bedeutet den Abstand der Gewichte von der
Drehungsachse in mm; (genauer in Einheiten
k.m) 8. p. 138.
t die Schwingungsdaner in Secnnden. Die un-
ter »Ber.« angegebenen Werthe von t sind
durch streng durchgeführte Ausgleichung nach
der Methode der kleinsten Quadrate erhalten.
Ans dön Differenzen >6er.-Beob.« folgt als mitt-
lerer Fehler einer Schwingungsdaner: (A(t) =
0,0032 See. Das Resultat der Ausgleichung er-
gab:
K = 43544 . 10« für Temp. = + 18®
und den mittleren Fehler: ^^^^ = 0,00036.
ÜDgefahr | der Masse des Magnetometers besteht
ans Stahl, ^ aus Messing, demnach ist der Aus-
dehnungscoefficient der Gesammtmasse 0,000014
und es ist für eine Temp. = t
logK = 10,638923 + 0,000028 {t—18^)
2) Die zweite Glasse der auszuführenden Be-
obachtungen, die Ablenkungen einer Magnetna-
del durch den Hauptmagnet, erfordert eine Trans-
versallage des letzteren, so daß seine Achse vom
magnetischen Ost nach West gerichtet ist.
Um dies zu erreichen, ist im Jahre 1879 fol-
gende Einrichtung getroffen. An dem Schiff-
eben des Magnetometer sind, außer dem bei der
Beobachtung der Schwingungsdauer benutzten
Spiegel (Nr.l), seitlich zwei andere Spiegel, von
144
denen jeder mit Hülfe eines Systems von Ge-
lenken und Scliranben nm zwei zu einander
senkrechte Achsen drehbar ist, so angebracht,
daß die Normalen derselben nahezu rechtwin-
kelig zur Normale des Spiegels (1) steheu. Femer
kann einfach durch Drehungen des Magnets um
seinen Suspensionsdraht erreicht werden, daß
die Scala des Beobachtungsfernrohrs auch in
dem einem oder dem andern der seitlichen Spie-
gel erscheint. Um die rechtwinkelige Stellung
der Normalen der Spiegel zu einander genau
zu erreichen, wird das Schiffchen mit einer ge-
eigneten Vorrichtung auf der Achse eines Theo-
doliths befestigt, ein Fernrohr mit Scala auf
den Spiegel (1) eingestellt, dann der Theodolith
genau um 90^ um seine verticale Achse gedreht
und an den Correctionsschrauben des betreffen-
den seitlichen Spiegels so lange corrigirt, bis
derselbe Sealentheil sichtbar ist wie im Spiegel
Nr. 1. Sind beide seitlichen Spiegel eingestellt,
so behalten sie während des ganzen Verlaufs
der Beobachtungen ihre Lage. Es ist ersichtlich,
wie mit Hülfe eines so eingerichteten Spiegel-
systems die magnetische Achse des Magnets ge-
nau von dem magnetischen Ost nach West ge-
richtet werden kann. Er muß dann in dieser
Lage festgehalten werden. Zu dem Zwecke sind
jetzt zwei, an ihi'em oberen Ende in einer ge-
eigneten Vorrichtung eingeklemmte und durch
eisenfreie Bleigewichte gespannte yertical hän-
gende Eupferdrähte so bäestigt, daß der Magnet
mit den äußersten Enden seiner Messinghülse
an ihnen anliegt, wenn derselbe in einer trani-
versalen Lage sich befindet. Der obere Befesti-
gungspunkt jeder dieser beiden Drähte ist mit
Hülfe von Schrauben beweglich aber in jeder
Stellung fixirbar. Befindet sich z. B, der Magnat,
145
der immer im/ir von seinem Snspensionsdrahte
getragen wird, in der Lage, in welcher sein
Nordpol nach Osten gerichtet ist, so liegt e(r
mit dem nordöstlichen und dem südwestlichen
Bande seiner Hülse an je einem Drahte an nn4
wird so -am Zurückdrehen in seine natürliche
Lage gehindert. Hierzu würde allerdings schon
ein einziger Draht ausreichen, doch könnte die-
ser, wenn auch nur wenig, den Mittelpunkt des
Magnets von Norden nach Süden verschieben.
Dagegen ist bei der Anwendung zweier Drähte
jede solche seitliche Verschiebung unmöglich,
und es wird daher der gemessene Abstand der
Sospensionsdrähte des Hauptma^nets und der
Ablenknngsnadel durch die Arretirung des Hanpt-
magnets nicht geändert. Nachdem die Gorrec-
tionsschrauben an den oberen Befestigungspunk-
ten der beiden Arretirungsdrähte bei einer trans-
versalen Lage des Magnets so eingestellt sind,
daß derselbe ost-westlich hängt, wird er um 180^
herumgedreht und es dient dann ein zweites
Paar eben so eingerichteter gespannter Drähte
mr Arretirung.
Die Ablenkunganadel, ein cjlindrischer Magnet
von 28S™" Länge und 11"*™ Durchmesser, ist mit
einem Torsionskreise und, nach der jetzigen
Ebrichtung, mit zwei Spiegeln versehen, deren
Normalen bei der natürlichen La^e der Nadel
naeh dem magnetischen Norden nahezu resp.
naeh dem magnetischen Süden gerichtet sind.
Bei den Ablenknngsbeobachtungen wird die
Nadel nach einaixder mit der geeigneten Vor-
richtung an Drähte gehängt, welche von der
Decke des Zimmers über den in der Figur mit
IiII,III,IY bezeichneten Punkten herunterhängen
nnd zwar so, daß sie sämmtlich in einer magne-
tischen Meridianebene sich befinden. H bedeutet
146
den Mittelpunkt des transversal liegenden Haupt-
magnets.
8t A
Fi] IV ui wr n
\
h
Von den beiden eisenfreien mit Scalen S^ und
82 versehenen Fernrohren Fj^ nnd F^ wird das
erstere zur Beobachtung benutzt, wenn die Na-
del in III und IV, das zweite wenn sie in I und
II hängt. Die fünf Drähte in I, II, jGT, III, IV
sind oben an ein und derselben Messingröbre
befestigt, die an ihren beiden Enden auf den
Dachsparren aufliegt, und befinden sich daher
sehr nahe in ein und derselben Ebene; ihre
Länge beträgt ungefähr 2,8°^.
Die Ebene der Drähte muß mit der Ebene
des magnetischen Meridians zusammenfallen.
Um dies zu erreichen, wurde die Messingröhre
so lange seitlich verschoben bis die Nadel in 11
oder in III, mit Fernrohr und Scala beobachtet
ihre Richtung nicht änderte, mochte der Haupt-
magnet sich in H in seiner natürlichen Lage
befinden oder ganz fortgenommen sein. Der
geringe Einfiufi des bei dieser Einstellung noch
übrigbleibenden Fehlers auf das Resultat ist un*
ten (§ 4) berechnet. Die Abstände der Drähte
wurden im Laufe des Sommers 1880 an fünf
verschiedenen Tagen und jedesmal yriederholt
mit einem 5 Meter langen, in Centimeter ge-
theilten und mit einem in Millimeter getheilten
Schlitten versehenen, Holzmaaßstabe gemessen
und dann nach Yergleichung dieses Maaßstahes
mit dem Meyer st ein' sehen Messingstabe auf
147
Einheiten des letzteren (m . m) (s. oben p. 138)
reducirt. Das Resultat war in Einheiten (m . m) :
Abstände :
(ff, IV) (fl; ni) (H, II) (H, I)
1999,95 1499,64 1500,18 1999,93 Temp. + lO»
Das Gesammtmittel aus den vier mittleren Feh-
lem einer Beobachtung einer dieser vier Größen
betrug: 0,24™™, der mittlere Fehler der obigen
Resultate aus 5 Messungen ist daher 0,10™™.
Bei den Berechnungen sind die Mitte] werthe:
Temp. + 10^
för die kleinere Distanz: 22^ = 1499,91
für die weitere Distanz: B^ = 1999,94
benutzt und auf die jedesmalige Temperatur mit
Hülfe des Ausdehnungscoefficienten der Messing-
röhre 0,000018 reducirt. Zur Fixirnng der Sca-
len der Fernröhre jP^ und F^ hängt vor jeder
Scala unmittelbar vor dem Sealentheil, der sich
über der Mitte des Fernrohrs befindet, ein
Coconfaden von der Decke herab, der durch ein
Messinggewicht gespannt ist.
Bezeichnen wir auch diese Fäden einfach
durch jP^ und F^ , so sind die Abstände der
Scala vom Spiegel :
(F„ IV) (F„ III) (F„ II) (F„ I)
4521,4 4021,4 4036,3 4536,1
in Millimeter (genauer: in Einheiten (m.h), s.
oben p. 138). Hierin ist schon der Abstand der
Spiegel der Ablenkungsnadel vom Suspensions-
drahte (12,9 resp. 13,4™™) und die Dicke der
Spi^el berücksichtigt. Dagegen ist zu den
obigen Zahlen noch zu addiren ( — J d -j- *) wenn
^ die Dicke einer noch zwischen Spiegel und
Scala eingeschalteten planparallelen Glasplatte
bedeutet und « den bei jeder Beobachtung zu
148
prüfenden Abstand des Senkels von der Scala
bezeichnet, der nnr Brachtheile eines Millime*
ters beträgt.
Der TorsioQSCoefiicienl^des Drahtes des Hanpt-
magnets ergab sich aus 19 einzelnen Bestimmun-
gen zu
6 = 0,01042
derjenige der 4 Drähte der Ablenknngsnadel in
Mittel zu:
& = 0,00132
Von diesem Mittel weicht & für die einzelnen
Drähte nur um 0,00002 ab.
— Die Variationsinstrumente sind in den
westlichen Räumen der Sternwarte aufgestellt;
mit Hülfe eines Glockenzuges können vom mag-
netischen Observatorium Signale gegeben werden
zum Zweck genau gleichzeitiger Beobachtungen.
Bezeichnet :
I. die Mitte des Magnets im Bifilar.
L* die Mitte der Hülfsnadel.
IL die Mitte des Variationsmagnetometer.
III. die Mitte des Hauptmagnets im magnei
Observatorium, und sind x, y, e die entsprechen-
den Goordinaten dieser Punkte in Metern {x po-
sitiv nach Süden, y positiv nach Westen, z po-
sitiv zum Zenith), so ist für:
I.
I*
II.
m.
flj s= -
-3,4 -
-3,4
16,6
— 23.6
y = -
h6,7 H
h6,7
+ 4,8
+ 69,2
S =
hi,7 H
-0,5
-- 0,8
- 2.2
[Der Nullpunkt des Goordinatensystems (s.6aüt,
Result. 1840 p.32. Gauß Werke Bd. V p.433)
fällt zusammen mit dem Punkte, in welchem
eine durch die Mitte des Reichenbach'schen Me-
ridiankreises gezogene Verticale den Fußboden
der Sternwarte schneidet].
149
Nach Bestimmungen vätn März 1880 beträgt
die Aenderang um einen Sctilentheil am Bifilar-
magnetometer in Theilen der ganzen Intensität
0,0000931 ,
der Winkel zwischen der Verbindnngslinie der
nnteren Drahtenden des Biiilar and der der
oberen Drahtenden 48<^ 88S6,
der Bogen- Werth eines Scalentheils für die nnter
45^ gegen den Meridian gerichtete Hälfsn'adel
des Bifilars 22",065
und far das Variationsmagnetometer 20",073.
Das Bifilar ist identisch mit dem von 6 a u ß
benutzten Instrumente (Gewicht des Magnets
11870«^).
Die von Herrn Geh.-Rath W. W e b e r abgeleitete
Formel zur Berechnung der Intensitätsänderung
(s. Gottinger Abhandlungen. Bd. VI. 1855) er-
halt hiemach in unserm Falle die Gestalt:
10«^= 88(r5+50(iri7— 2.1,067dTr)
worin iB^ iXJ.iW die Zunahmen der Scalenable-
Bungen am Bifilar resp. am Magnetometer resp.
an der Hül&nadel bedeuten. Bezeichnet femer
iB* diejenige Aenderung am Bifilar, die einge-
treten sein würde , wenn das magnetische Mo-
ment des Magnets ungeändert geblieben wäre,
80 folgt aus der obigen Formel :
iW = dB 4- 0,568 [dV— 2 . 1,067 cTTf ).
Als Variationsmagnetometer diente ein älteres
schon von Gauß benutztes Instrument, das jetzt
zum Inyentar des Physikalischen Instituts ge-
hört, aber von Herrn Prof. Biecke für diese
Beobachtungen gütigst geliehen ist. Es stimmt
aberein mit dem in den Result. 1836 auf Taf. X
abgebildeten Instrumente, nur ist die Suspen-
sionsvorrichtung und die Befestigung des Spie-
gels geändert (Gewicht des Magnets 1520^).
12
ISO
§ 3.
JBeüpiel emwr BtobaeMung.
Um die Art und die Reihenfolge, in welcher
die Beobachtungen für eine absolute Bestimmung
angestellt wurden, zu erläutern, möge ein yoU-
ständiges Beispiel einer Beobachtung folgen.
(Siehe Tab. HL).
Die angegebenen VI Elongationszeiten sind
aus je 8 Beobachtungen der Momente aufeinander-
folgender Durchgänge des schwingenden Haupt-
magnets durch die Ruhelage berechnet. Die
Reduction auf T^ ist durch Hinzufügung von:
dT
ausgeführt, die Reduction auf kleine Bogen
beträgt :
— t — ; r = 4083,6
schließlich die Reduction auf Secunden mittlerer
Zeit:
86400
wenn 8 = der Anzahl Secunden ist, um welche
die Uhr in 24^ voraneilt.
Während der Beobachtungen unter (2) der
Tcibdle III wurde das Yariationsmagnetometer
genau gleichzeitig mit den Ablesungen an der
Ablenkungsnadel beobachtet, um diese Ablesun-
gen von einer der Zeit nicht proportionalen
Aenderung der Declination befreien zu können.
Das Bifilar wurde während der Zeit beobachtet,
die zur Umhängung der Ablenkungsnadel auge-
wandt wurde; die Werthe von dT für die zwi-
schenliegenden Zeiten sind interpolirt.
J
151
Ans der hier genügend genauen Gleichung
für die Ruhelage der Ablenkungsnadel
M
T(\ +;^)sin9 = ^-jcosy
wo R den Abstand vom Hauptmagnet bedeutet,
leitet man ab, daß die Beduction des Standes
der Nadel auf T^, in Scalentheilen ausgedrückt,
beträgt:
dT
± r sin 2qp —
+ wenn die Nadel auf wachsende, — wenn sie
auf abnehmende Zahlen abgelenkt ist (r ist =
dem Abstände: Scala- Spiegel). Analog erhält
man für die Reduction auf gleiche Declination
T
-^cosy*.<l?7
T
wo r' = 4696,6 gleich dem Abstände: Scala-
Spiegel für das Variationsmaguetometer ist. Die
Rechnung ergiebt:
f
Nadel in rsiii29) — cosy*
I 317 0,97
n 672 0,86
m 660 0,85
IV 314 0,96
Wie aus der Tabelle III hervorgeht, ist bei
der Reduct. auf Dq jedesmal der Stand für die
mittlere Beobachtung z. B. zu den Zeiten 9^6^ 55 ;
9^19*55 als Nullpunkt angenommen. — Die
Correctionen wegen Scalenfebler haben sich aus
der Vergleich ung der Scalen mit dem Messing-
maaßstab (h . m) ergeben.
Wq ist der Sealentheil, der sich über der Mitte
12 *
152
des Fernrohrs befindet, und vor dem das
Senkel herunterhängt. Wenn ^"T - von n^
verschieden ist, lautet die genaue Formel zur
Beduction auf die Tangente des doppelten
Ablenkungswinkel tfx
2rtang29) - (n^ -n,)-/ -^-^ - nA -^^
= (Wi — n^) + »Reduct. auf gl. + Ablenkg.«
Aus den beiden Werthen von n^ — Wj für
»Nadel in Ic ist schlieftlich das Mittel genom-
men, ebenso aus den beiden für »Nadel in IL«
§ 4.
Constante Iruirumental'Fehler»
Da bei den Ablenkungsbeobachtungen die
Bedingungen, welche für die Lage der beiden
Magnete, des Hauptmagnets und der Ablenkungs-
nadel, von der Theorie vorgeschrieben sind, in
der Praxis nicht leicht vollständig streng erfüllt
werden können, so muß der Einfluß, welchen
die fehlerhaften Lagen der Magnete auf das
Resultat haben, geprüft werden. Sei:
X = dem Winkel zwischen dem magnetischen
Meridiane und der Ebene, in welcher die
Suspensionsdrähte sich befinden.
d zss der Neigung der Verbindungslinie der
Mittelpunkte beider Magnete gegen die Hori-
zontalebene.
Sei ferner der Winkel, welchen die magne-
tische Achse des in die transversale Lage ge-
drehten Hauptmagnets (und zwar ihre positive
dem Nordpole zugewandte Richtung) mit dem
magnetischen Meridian bildet, gleich:
153
-— «1 wenn sein Nordpol im Osten,
z
5" — «g wenn sein Nordpol im Westen sich be-
findet ,
so besteht, wie aas dem Potential der Wechsel-
wirkung zweier Magnete abgeleitet werden kann,
statt der Gleichung (2) auf p. 135, die genauere :
(l+^)tang9.(l + C') = J/l_^\
worin
(? =
('i+*,)tang»+3x«+|(«i-*,)x-H(«!+«l)+f'"
ist Da in erster Annäherung
2rtang9 = --y-^
gesetzt werden kann, so giebt der Werth
2r tang tp,C* die Scalentheile an, deren Vernach-
lässigung bei den Ablenkungsbeobachtungen den-
selben EinfluA auf das Resultat hat, wie die
Vernachlässigung von C. — Bei einer Verschie-
bung des einen Endes der die Aufhängungsdrähte
der Instrumente tragenden Messingröhre um 5™°
konnte noch deutlich eine Ablenbing der Nadel
in n oder in III durch den Hauptmagnet be-
merkt werden (s. p. 146). Angenommen jedoch,
die Einstellung der Röhre sei um 10™^ unrich-
tig, so wurde, da die Röhre n^e 5000"™ lang
ist, für X ein Werth von circa T sich ergeben,
in C* also
7
einzusetzen sein. Wenn ferner die Nadel in II
154
oder III. 5""* tiefer hängt als der Hauptmagnet,
so ist:
1500
nnd wenn bei der transversalen Lage des Mag-
nets in den seitlichen Spiegeln ein um 20 Sca-
lentheile von der Rnhelage verschiedener Theil-
striche erscheint (s. p. 144), so wird :
^1 - - *2 - 2 4Ö84
Bei den Beobachtungen haben rf, €^, s^ niemals
diese Größe gehabt, kaum die Hälfte derselben
ejrreicht.
Nach Einsetzung dieser Werthe erhält man aus
2rtangy.C' =
2rtangy.C" =ä
= +0,008+0,010 +0,002 +0,011
C kann also unbedenklich vernachlässigt werden.
— Die Excentricität jedes der beiden be-
nutzten Magnete d. i. der horizontale Abstand
des magnetischen Mittelpunktes von dem ver-
längerten Suspensionsdrahte wird durch die Be-
obachtungen in den verschiedenen Lagen elimi-
nirt. Gleichwohl fordert die regelmäßige Diffe-
renz zwischen yu und (pui resp. zwischen yi und
yiv (s. Tab. I) auf, die Excentricität e der Ab-
lenkungsnadel zu berechnen. Aus den hier
genügend genauen Gleichungen
C C
tangyn=v^~;^-,, *«'°g*'ni= Tg^-p, G = Const.
und analogen für ifi nnd ifn erhält man:
155
wenn:
c = a'd' = a''&* (in ™»)
1500 .. . 2000
— a" = 4
-.8
206264,8sin29>in 206264,8sin29)iy
ist. Die Rechnung #rgiebt :
« in
mm
atn;
ans:
^n.^n
^1 U.^iv
Mittel
Temp.
April 9.
0,84
0,74
0,89 H
h 6,6
> 18.
1,23
1,28
1,25
- 15,0
Aug. 10.
1,63
1,52
1,57
- 18,0
Oct. 20.
1,76
2,51
2,03
- 10,0
» 21.
1,91
2,83
2,32
- 9,5
> 22.
1,98
1,43
1,72
- 8,0
Es scheint daraus hervarzngehen , daß diese Ex-
centricität, deren geringer Werth übrigens bei
einem Magnet von 232™™ Länge sehr glaublich
ist, mit der Zeit zugenommen oder mit der
Temp. sich geändert hat.
§ 5.
Oenauere Fortntl.
Es bleibt ferner noch zu prüfen, um wie
viel der ans den Gleichungen (2) § 1 :
(2) (l + *)tangy, =
2'i W Kl
in der auf p. 135 angegebenen Weise berechnete
Werth Tj von dem genaueren T* abweicht,
der ans
für V = 1 ; 2 abgeleitet wird. Zwischen den
156
Werthen: M*, T*, tu deaen aaeh O* gehört,
nnd den Werthen : Jlf^, T^ besteht ferner die
Beziehm^ :
(3) M^T^ r^ M* T*.
ADS (2) folgt:
(l + *)|Bjtangy,-iJ5taMgy,} «^(Ej-iit)
aus (2*) dagegen:
(l + *){Bjtaiig9),-iJ^.tangy,| =
es ist daher mit Räcksicht anf (S):
Die GröBen G* und Cj hängen von der Ver-
theilnng der magnetiscben Massen in den be-
natzten Magneten ab. Bedeutet nämlich :
2L den gegenseitigen Abstand der beiden Punkte
im Hauptmagnet, in denen magnetische Massen
concentrirt gedacht werden können, so dat
deren Wirkung auf die Hülfsnadel gleich ist
derjenigen des Magnets, und bezeichnet:
21 das analoge für di^ Hülfsnadel, so ist:
0* = fL«-6;iS Ol = — vL*+VL'>t«-i^*
[s. die Abhandlung von Herrn Prof. Riecke:
Zur Lehre von den Polen eines Stabmagnetes.
Wiedem. Annal. Bd. VIU. p. 324. (1879)].
An Stelle von C* können wir den aus den
Beobachtungen entnommenen Mittelwerth :
C = 8357 (Tab. IL)
annehmen. Da augenblicklich noch keine Eiu-
richtungen getroffpj^ sjo4) tim die AblenkKDgea
157
aneh nach dem »modus primus« entsprechend
genan ftoszufahren, so ist nur eine angenäherte
Bestimmung von L und X möglich. Man nimmt
in der Regel an, daß das Doppelte dieser Grö-
ßen gleich 0,85 mal der Länge des Magnets ist ;
die nach dieser Annahme Berechneten Größen
seien mit L' und l^ bezeichnet, dann ist:
477 2^2
L' = 0,86 . 4- = 203»» ; i' = 0,86 . "^ = 99»»
Ab die wahrscheinlichsten Werthe von L und l
mögen dann diejenigen angesehen werden, welche
sich aus den Gleichungen
8357 = IL« — 6i«
L == L'+«; l = A'+«i; <*+«f = Minimum
ergeben, nämlich: L «== 204 Jl »= 95
Dann wird : C^ = 39815 . 10*
und: J» = T^+jT^-^*- = ^1+0,00041
wenn T^ = 1,863 ; R^ = 15P0 ; Ä, = 2000 ist.
Es würde aber wohl kaum thunlich sein, auch
abgesehen von der jetzt noch in L und X lie-
genden Unsicherheit, die^ Gorrection an T an-
zubringen, da die Ungenauigkeit der Ablenkungs-
beobachtungen einen doppelt so großen mittle-
ren Fdiiler einer Bestimmung von T, nämlich :
+ 0,00088 (s. unten p. 160) verursacht.
§ 6.
MiiÜerer FehUr.
Den Einfluß der mittleren Fehler der beob-
achteten Größen auf das Resultat habe ich nach
158
der Methode der kleinsten Quadrate bestimmt.
Wenn wir dnrch (M{g) den mittleren Fehler einer
Größe g bezeichnen und :
M
MT= a; - = b
setzen, so ist:
b' T* ^ a* "^6«
Unter der Annahme, daß:
oft _ B* . . 2 1 Jf.
Ö6 1 Bl
9^1 P* — 1 C08*^j
; tgV»„=(l+6)i«?,
*) Die Bedingung des Minimum von jz — I + |s— -I
159
Für die Mittelwerthe :
tfß^ = 2« 0' R^ = 1500
^, = 4^44' R, = 2000
erhält man:
10«^*) = 18 f*\R) + 0,106f*^»)
worin fk(R) in Millimeter, ji»(y) in Bogensecunden
einzusetzen ist.
Wie auf p, 136 angegeben ist, wurden bei
jeder Bobachtungsreihe zwei der Winkel 9 je
zweimal beobachtet. Die Differenzen, um welche
die zwei Werthe desselben (p von einander ab-
wichen, waren, in Scalentbeilen aus gedruckt:
April 9. T'-T April 18. r*-? Aug. 10. t'-t
2(yWfm)= -0,03 .Q. -0,56 ,Q„ +0,94 .^7
^^tf-9iy)^ -0.21. +"'* -0,26 +*^^ +0,18 ^"''
Octob.20. f'-T Oct.21. f'-T Cot. 22. t'-i
a(f 'i -^Pi ) « +0,62 "^^'^ -0,18 '♦"^'^ —0,82 ^"''
WO y' immer den zweiten der erhaltenen Werthe
und («^^ir) die Temperaturdifferenz in Graden
bedeutet.
Der Mittelwerth ist:
2(9'— y) « 0,34; 9'—q> — 0,17
Darnach ist der mittlere Fehler einer Beobach-
tung Ton ip :
Ky) — ^jü = 0,12 in Seal. = 2",9.
all Fonotion von ^ führt, unter der Annahme, dt£ man
lor coeVi ^ivd oosV» einen gemeintamen Mittelwerth
setzen kann, auf die Gleiohang: h = 3^*®— 6^®— 2 = 0;
för e = ß* = 1,818896 ist h = +0,00006 ; NäherungB-
werthe von p* sind: |, ||, tj. S. Qoldschmidt,
BemHate d, magnet. Vereins, eöttingen 1840. p. 180.
160
Dieser Werth würde sich allerdings noch etwas
ändern, wenn er von der, in Folge der Tempe-
ratnrandenmg eingetretenen, Abnahme des mag-
netischen Moments des Hanptmagnets befreit
würde. Es ist ferner oben schon angegeben
KiJ) = 0,10«^ p. 147.
^ = 0,00036 p. 143.
fk{t) = 0,003 See. p. 143.
Mach dem Einsetzen dieser Werthe in die obi-
gen Grieichnngen erhält man:
106 ^ = 1,069 10« ^ =r 0,212
— 0,00057 fä(T) = 0,00104
nnd zwar ist der Beitrag zn f^7), der von den
Fehlem in R nnd K herrührt nnd also als oon*
stanter Fehler zn bezeichnen ist, gleich : 0^00043.
Ans den bei jeder Beobachtung ermitteltgp 6ro*
Ben g> nnd t allein ergiebt sich für 2* der
mittlere Fehler zn 0,00092, der sieh wieder
aus den von fk(y) herrührenden Betrage : 0,00088
nnd dem ans fKO folgenden : 0,00027 zusammen-
setzt«
Man erkennt hieraus, dafi die Fehler beiden
Ablenkungsbeobachtungen (qi) einen 3 — 4 mal
größeren Beitrag ergeben als diejenigen der
Schwingungsdauer. Aus dem Gründe wurden
aueh bei einer Beobachtnngsreihe nicht die Be-
stimmung der letzteren Qröße, sondern die Ab-
lenkungen wiederholt Aus den Besnltaten von
Oct.20j 21^ 22 würde sich eine mittlere Abweichung
von nur 0,00021 ergeben an Stelle des theoretisdi
161
berechneten Weirtlies 0,00092, man wird daher
eine solche üebereinstimmnng nicht immer er^
warten können.
Etwaiger Loealeinfit^ß.
Schließlich muß noch die Größe des Lo-
cal-Einflusses berechnet werden, welcher von
einer eisernen Gasrohrleitung herrfihrt, die im
Jahre 1873, an dem magnetischen Observatorium
vorbeifiihrend , gelegt ist. Diese Leitung liegt
in der Richtung von Ost nach West, und zwar
80, daß der Abstand von der Mitte des Haupt-
magnets (£), der im Süden der Leitung sich
befindet, bis zum nächsten Punkte (Ä) der
Leitung 6,4^^ beträgt. Die Rohren sind aus
Gußeisen; jede, 2^ lang? hat einen inneren
Durchmesser von 45™^ und eine Wanddicke von
S^. Man wird annehmen können, daß die Röh-
ren keinen permanenten Magnetismus besaßen,
ehe sie gelegt wurden , daß sie also nur durch
lie InductionsWirkung der Erde magnetisirt sind,
um daher den Einfluß dieser Leitung zu prüfen^
wurde eine solche, von der städtischen Gasan-
stalt geliehene, Rohre, in einer Entfernung
von 1,5" von H so hingelegt, daß die Ver-
bindungslinie zwischen H und der Mitte der
Bohre horizontal war und mit der Richtung;
des magnetischen Meridians übereinstimmte, daß
femer die Richtung der Längsachse der Röhre
ost-weatlich war. Es wurde dann der Haupt-
magnet um 7,22 Scalth. auf wachsende Zahlen
abgelenkt; der Werth ist das Mittel aus 8 Be-
ol^chtungen. Wenn dagegen die Röhre an der
Stelle auf die Erde gelegt wurde , unter der die
Leitung sich befindet, so war keine Aendemng
der Ruhelage mit Sicherheit zu bemerken.
162
Sei nan m das Moment eines kleinen Magnets,
A^t in der Mitte der Röfare sich befindet, dessen
Achse ferner dieselbe Richtung hat wie die der
Bohre, also ostwestlich ist^ und der dann auf H
dieselbe Wirkung in der Entfernung Ton 1,5°^
ausübt, wie die Söhre, so ergiebt sich aus der
folgenden Formel
^n 7,22 . 25, 255
r = 1500
ist, die Große m = 1371 . 10*
In der obigen Gleichung haben die Größen
dieselbe Bedeutung wie bei Gauß (Resultate
aus d. Beobb. d» magnet. Vereins. Göttingen
1840 p. 30, 31. Gauß Werke Bd. V p. 428);
nämlich es bezeichnet D die Declination, r die
Entfernung der Mitte eines Magnets von dem
Paukte, für den die Wirkung desselben berechnet
werden soll, T die absolute Intensität.
Würde dieser Magnet im Punkte A der
Böhrenleitung mit ost-westlich gerichteter Achse
sieh befinden, so würde er eine Declinationsän-
derung dD hervorrufen, die aus
dD = — — , cos 2); . r, = 6400
Tri
gleich —0,22 in Scalth. folgt. Der kleine Magnet
ersetzt die dem Punkte H nächste Röhre, deren
Mitte wir in A annehmen. Bezeichnen wir
163
dieBe Röhre mit 1, jede der beiden in der Bich-
tnng nach Osten and nach Westen lienachbar-
ten mit Nr. 2 u. s. w. so wird die Declinations*
ändening dD^ und die Inten&itätsändemng dT ,,
welche dnrch die vte nach Westen hin folgende
Bohre hervorgerufen werden, mit Hülfe der Glei-'
chungen
^^r = ^1 (3cosV^8inflf^8in(g^~D)-.cosZ))
^^V m
T ^ TV» CScosY^singf^cosfer^— Z))-sinD)
ermittelt und die analogen von der Einwirkung
der yten nach Osten hin folgenden Bohre her-,
rührenden Größen aus den Formeln:
^^p = ^sl 3coBV^8insf>n(D+flf^)— cos2)|
¥ m
r-= ^-j|-3cosY^8in^^cos(D+^J -sinDj
abgeleitet, in denen: j' — 2, 3, 4 . . . zu seteen
wt und
^*-^!+4(i'-l)«; tang(y^= fcl^
^ = 6400 sin/"^ = sin/*iC0S5r
Di» Leitung liegt 1,9" tiefer als H und die bo-
riswntale Entfernung der Leitung von H beträgt
*
Man erhält aus den obigen Gleichuugen:
164
i
3
4
5
6
dD^ in Scalenth.
Bebra
-0,22
10«
m
—0,18
—0,07
+0,00
—0,02
—0,03
—0,11
+0,01
--0,02
—0,06
--0,05
WMtlkan OorfEito
Bohre
—7
4-15 —22
-1-20
--16
+10
4- 7
—23
-15
— 8
— 3
Die Summen:
dB— — 0,39 Scalenth. dT= — 0,000011; T
können mii grofter Annähemng als die Gesanimt-
virknng der Leitnng angesehen weii:'den. Der
EinflnB anf T ist eine zu vernachlässigende
OröAe, sie wird sogar übertroffen von der Ein-
wirkung des Bifilarmagnetometer in der Stern-
warte (s. die Goordinaten p. 148). Diese Ein>
Wirkung betrng 1840 (s. Besolt. 1840 p. 83.
Ganß Werke V. p.433) +0,0000132. T und
ist jetzt vielleicht nur um ein Geringes kleiner in
Folge einer etwaigen Abnahme des Montonts f9r
den Magnet im Bifilar.
§ 8.
Saeeularvariation der Intensität.
Die ersten Bestimmungen der Intensität,
welche &anß i. J. 1832 anstellte (s. Gaut
Werke Bd. Y. p. 115) sind in den Banmeor der
hiesigen Sternwarte ausgeführt. Die spateres
in eisenfreien Gebäuden in Göttingen von ver-
schiedenen Beobachtern erhaltenen Resultate sind
folgende :
165
^»/•. a_>^MS_'«J • >mt Jk, , \, ^m .» ^ , . f
.V-
i
T
r
II II / 1 t l<M »^ i 'l « n..i 1.-» »«
]]i6i^4 JaH 19
B 1889 Septbr. 10
in[]!840 Septbr: 10
Ff 1841 Mi: 1
y 185S Jdi 29
i\ 16^7 Juli 9'
vn
vm
1869 Aug. 18
kxi%* 21
2db
1880 AjM 10-18
Aug. 10*14
Oct. 20-24
NöV. 17-18
1,77480
1,78200
1,78178
t,7d^7
1,80145
1,84121
1,8896
l,6a87
1,86920
1^86821
1,86868
i,86d22
1,86847
136446
Ganß
Gtrixliclibiidt
Goldschmidt
Goldyciin^iub
W. W^Ber
F. Eo&lräasch
F« Eohhvasch
F. £^ohlraydi
K. Schering
»» 1»
>» I»
»» »
1» »»
E.Sob.u.H6tm
Resalt 1840
p. 1&6
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GöttAbh'.VL
1866 p. 28
Gött.lNachr,
1868 p. 169
ISet^' p. 36
)i
»
Nr. II ist redixoirt auf mittl. Intensität am 31.
Aug. 1839 aas A'blesnngea am Biiilar.
IV) Mittel aas 4Werthen vomJttliSl bib Aög. 1.
Redacirt aaf Mittel von 2 Tagen am Bifilar.
V) Mittel aHis 1>2' WertBen, refl. aal^tägesmittel
am Bifilar (Jalj 28 bis Jali 30).
VI) Mittel aas 2' Bestimmungen , im Zwischen-
räume von etwa 14 Tagen red. auf dtägiges
Mittel am Bifilar.
VII) Aoier den beiden* absolut^ii Beobb. sind
noch mehrere vergleichend^ ausgeführt: Aug.
17. 6»»: 1,8420'; Aug. 17. 23»^ : r,8»98r A^g^.
13
166
19. 21>': 1,8393; Ang. 20. 12»»: 1,8882; Aug.
22. 23*^: 1,8410; Aug. 23. 20»^: 1,8404. Diese
Werthe verdanke ich einer gütigen schriftli-
chen Mittheilung des Herrn Prof. F. Kohl-
. rausch mit dem Bemerken:
»Die Zahlen lauten ein wenig anders als die
»gedruckten, weil letztere sich nur auf diejeni-
»gen Zeiten beziehen, welche für die abs. Wi-
»derstandsbestimmung gebraucht wurden , die
»umstehenden aber auf die ganze Zeit, während
» welcher die Yariat. - Instrumente beo bachtet
»wurden. Aug. 19. ll'^ V. und Aug. 22. 11^ V.
»wurden abs. Bestimmungen gemacht, an welche
»sich die anderen Beobachtungen ansch]ipßen.€
VIII) sind die Werthe auf Tabelle II (mit Aus-
Schluß der mit * versehenen) und der Werth
vom Not. auf p. 140, nach Berücksichtigmig
der Correction: —0,00196 (pag. 140).
Die Resultate I — IV sind mit denselben Instru-
menten im magnetischen Observatorium erhalten
r4pfiindige Magnete); es ist jedoch der Einfluß
der Inductionswirkung des Erdmagnetismus auf
den Hauptmagnet noch nicht berücksichtigt. Für
einen der damals von Goldschmidt benutzten
Magnete, die jetzt im Physik. Institute sich be-
finden, habe ich jenen GoeMcienten bestimmt
und für die Großem (s. p. 187) erhalten
1881 Jan. 4. w = 630770.
Unter Annahme des Mittelwerths der in den
Besult. 1840 p. 153 angegebenen Momente und
des Mittelwerths von T für 1834-1841 ergiebt
mT
sich -zrf asa 0,00149; daher ist von jedem der
Besultate unter I bis IV die Größe
167
mT*
i ^- = 0,00133
abzuziehen.
(Die von Herrn Geh. Rath W.Weber in den
Gott. Abb. Bd. VI. p. 29 an den Werthen I bis
IV angebrachte Correction beruht auf der »Au-
fnahme, daß der Stahl der zu den früheren
»Messungen gebrachten Ablenkungsstäbe, in Be-
»ziehung auf beharrlichen und veränderlichen
»Magnetismus, von dem Stahl der zaletzt ge-
»brauchten Ablenknngsstäbe nicht wesentlich
»verschieden sei«).
Das Resultat Nr. V ist aus Beobachtungen
in einem eisenfreien Pavillon im Garten des
Physik. Instituts, das innerhalb der Stadt ge-
legen ist, abgeleitet (Gewicht jedes der benutz-
ten Magnete: 151«'). Im J. 1870 verglich Herr
Prof. F. Kohlrauch (s. Gott. Nachr. 1871
p. 54) mit dem compensirten Magnetometer die
Intensität (Tm) im magn. Observat, der Stern-
warte mit derjenigen (Tp) im eisenfreien Pavil-
lon des Instituts und fand :
(1870) ^ = 1,0036
J-m
Vor kurzer Zeit habe ich solche Beobachtung
wiederholt und es ergab sich:
1880 Novbr. 15 ^' = 1,0056 |
■m
Unter der etwas unsicheren Annahme, daß
der Mittel werth: 1,0046 auch für das Jahr 1853
T
das Verhältniß -^ angäbe, wurde der Werth
Nr. V auf das magnet. Observator. reducirt,
sich in:
Nr. (V*) 1,79316
verwandeln.
168
lieber die bei den Beobb. VI — VIII ange-
wandten Instrumente (Oewicbt des Hanptmag-
nets 21008^) ist in § 2 das ^öthige gesagt.
Trägt mau die Werthe Fon T als Ordinaten
in eine Tafel ein, deren zugehörigen Abseilen
durch die Werthe der JZeit t gegeben sind, so
ist sofort zu erkennen, daß die jährliche Aende-
rung während der Jahre 1834—1841, sowie
während 1867 — 1880 geringer war als in dem
zwischenliegenden Zeiträume. Dies führt auf
pj^e Darstellung durch eiffe periodische Func-
tion z. B. von der Form:
«, ' ^ . . 2fi(t— ft)
T« y^+asin > ^
wo Tq, i», &, 5r zu bestimmei^de Gonstantef) sind.
Legjt man eine Sinusljj[iie durph folgende
vjiör Pun^fie:
1) durch das Mittel der Resultate unter VIII.
2) durch das Mittel ans VI und demMittel-
werthe der Resultate unter VII.
3) durch das Mittel aus ü, III, IV (nach
Subtraction von: 0,00133).
4) durch I (nach Su^raction yqu: 0,00133),
so erhält man:
To= 1,82200 b = 1860,63
a = 0,054.86 % = 148,50 JaJ^re.
Die so erhaltene Curve ist auf der beig^efögtßn
Tafel constiruirt; die beobacj|fteten Werthe smd
dprch ein x b^^ichn^t.
Der Vergleich zwischen Beobachtung und
Rechnung ergiebt:
169
t
Tbeob.
Thtif.- Tbeob.
I
1834,54
1,77347
0,00046
n
1839,69
1,78067
0,00116
Ul
1840,69
1,78040
+ 0,00061
^
1841,58
1,78344
— 0,00102
¥
1853,57
1,80145
+ .0,00440
VI
1867,52
1,84121
0,00344
VII
1869,63
1,83990
+ 0,00249
YIII
1880,64
1,86357
— .0,00054
Weun ,dfif Werth von T auch jepseits des
Zeitraumes, innerhalb jdessen die Beobachtungen
liegen, dur,ch die obige Formel gegebei^ wird, so
hsSt die Ifitensitat i. J. 1823,5 den kleinsten
Werth 1,7^71 gehabt und wir* 1897,8 ihr Maxi-
mam 1,870 erreichen.
— Für eine Sinuslinie dagegen, weiche durch
die Punkte 1) 2) 3) wie vorher, ferner
4) durch den ^ett^ Nr. V*
gelegt wird und dann an alle 8 Beobb. (aber V'*',
statt Y) nach der Methode dpr kleinsten Qua-
drate ia)gßfchlofii3en wjr,d, erhält müj^ ^ie Constasr
ten:
T* =^ 1,82264 b* = 1862,^2
t^ ^ 0,04284 S* = 88,48 Jahre.
Die mit diesen .Co^stfi^ten berechneten W|9rt}]ue
von T er^ß})w folgende Differenzen zmigokßiL
Baobachtnng und Rechnung:
l'tier.-beob.
Thw.-.
beob.
I
+ 0,01049
— 0,00074
V«
+
OA
IQ?08
s
VI
oA
10482
— 0,00060
VIT
+
oA
K)239
IV
- 0,00857
V«I
0,Q0081
170
T a b e 1.
"1880 I Temp.
yn ym yi^iT
April 6
9k 12h
+10,0
April 9
19^ 80 ~
22^ Bdm
April 18
-91»- iah
+ 6,6
+ 16,0
Attgf. 10
9^-1 ih
+ 18,0
Aug. 11
8h80itt-Uh
+19,0
Aug. 12
9h-llh30»
+20,0
Octb. 20
8h 80»-
10h 30»
Octb. 21
9h dOm—
11h 30in
Ootb. 22
8h - 10h
+ 10,0
+ 9,6
+ 8,0
ü
W
B
V
W
B
ü
W
B
U
W
B
V
W
B
ü
W
B
U
w
B
U
w
B
786
523
495
767
492
470
800
588
860
792
578
350
795
575
850
818
682
899
843
644
889
820
642
405
4«» 43' lü'',0
4 48 44 ,8
1 59 52 ,1
2 9 ,9
4 44 37 ,6
4 48 88 ,6
2 26 ,0
2 10 ,3
4 48 58 ,5
4 4:^ 38 ,5
2 4 ,1
1 59 36 ,8
4 48 8 ,7
4 41 15 ,8
1 59 48 ,8
1 59 16 ,2
4 44 87 ,9
4 41 20 ,0
2 7 ,0
1 58 38 ,0
4 43 86 ,2
4 42 38 ,8
1 59 40 ,0
1 58 50 ,7
4 44 19 ,8
4 42 20 ,4
2 28 ,7
1 59 29 ,6
4 44 48 ,4
4 42 89 ,6
2 84 ,4
1 59 38 ,4
4 44 50 ,2
4 42 86 ,9
2 24 ,8
1 59 45 ,9
yn yi; <^
4« 43' 22",4
2 1 ,0
20,86*9 •
4 44 d ,2
2 18 ,1
20,85799
4 43 16 ,0
1 59 50 ,4
20,87857
4 42 9 ,4
1 59 82 ,4
20,88832
4 42 58 ,9
1 59 22 ,5
20,89717
4 48 7 ,2
1 59 15 ,3
20,89633
4 43 16 ,6
1 59 56 ,6
20,8685*
4 43 44 ,0
2 8 ,9
20,87821
4 43 43 ,5
2 5 ,8
20߀556
1 e I. (Zu p. 134)
171
1880
i April 5
April 9
Ml 1^1
523 397 000
1,8668
C I Bemerkungen.
624 047 000
April 18
Ang. 10
622 462 000
1,86481
1,86732*
9451
5445
522 184 000
Aog. 11
Aug. 12
Oetb. 20
Octb. 21
Ootb. 22
520 108 000
519 365 000 1,87545*
1,86693
1,87261*
622 976 000
622 882 000
522 972 000
12692
Ohne Variationsbeob«
achtangen.
Alte Arretimng.
Von April 9 ab Varia-
tionsbeobachtungen
and neue Arretimng.
In der Nähe des Mag-
nets Bleigewichte, die
sich Später eisenhaltig
erwiesen.
1,86647
1,86518
1,86587
8822
6415
7120
Grosse Variationen:
Schwanken am:
0,0044. T
Qrosse Variationen
Schwanken am:
0,0070. T
172f
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476,88
1118,30
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110,95
1464,05
Nadel in I (Temp. + 8«,3)
1115.05
476,46
1112,04
48 46
46 46
49 46
COOeO
kO
9 46
18 5
15 56
176
Zusatz.
Die großen Schwankungen, welche die Inten-
sität and die Bichtang der horizontalen erdmag-
netischen Kraft an den Abenden des 11. n. 12.
Aug. 1880 während der zur Berechnung von T
angestellten Beobachtungen so wie auch an den
folgenden Tagen gezeigt haben, gewinnen be*
sonderes Interesse noch durch den Umstand, daß
an denselben Tagen Störungen in den Telegra-
phenleitungen über weit ausgedehnte Gebiete
und außerdem Nordlicht-Erscheinungen bemerkt
sind, wie der Herr Geh. Postrath Ludewig in
der :^ Elektrotechnischen Zeitschrift € (1881. Heft L
p. 10; Heft II: Karte) berichtet. £s ist darnach
ein Nordlicht iu Schweden, Norwegen, Bußland,
Dänemark, an der deutschen Nordseeküste und
in England beobachtet; Störungen in den Tele-
graphenleitungen haben sieb über ganz Europa
verbreitet und sind sogar an der Ostküste von
Afrika, von Aden bis Port Natal, und iu Japan
und China von Teddo bis Hongkong bemerkt.
Da die Störungen, die der elektrische Zustand
der Erde vom 11. — 14. Aug. gezeigt hat, soweit
sich erstreckt haben, würde es sehr wünscbens^
werth sein, auch über die Variationen der erd-
magnetischen Elemente au diesen Tagen in ver-
schiedenen Gegenden der Erde Kenntniß zu er-
halten. Wenn sich die Gelegenheit bietet, die
im magnetischen Observatorium in Göttingen
erhaltenen Ablesungen der Variationsinstrumente
vom 10. — 14. Aug. 1880 mit Beobachtungen,
die an andern Orten angestellt sind, zu verglei-
chen, werde ich sie zur Veröffentlichung su-
sammenstellen.
FiVr die Redaction Terantworttieli: B. JtclMMk, DirBCtor^. 6441.;^. An«
Cominissions- Verlag der DieUrick'aelun ftrloßs-Buckhemähmg.
Dniok der JHekrich'schm Onw,- Buchdmcktrti (W Fr, Katainnh
-^ — I-
A
-J — V
I I
_| L.
I I
-* V
1
177
Nachriehten
von der
Sl- Gesellschaft der Wissenschaften
^^ der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
9. aiSrz,
Äöi
M 6.
1881.
e
^^fterungsversuche zn Enripides*
Ejklopa.
^^
Von
Friedrich Wieseler.
de»?^>\ nachfolgenden Versuche bilden nebst
dto^ ' Welche in einer gleichzeitig erscheinen-
^j^ ^ w^ ^^® Abhandlungen der K. Geselischafb
Tr^Vj^^ssenschaften bestimmten Schrift „Sce-
*^> VopJ!?^ kritische Bemerkungen zu Euripides*
^^ 4(/i>/)f ^^.'^^®°^^^^* werden, eine Fortsetzung
Wfl i ^''^ihnes criticae ad Euripidis Cyclopem,
^% d0O[^ Index scholarum der Georgia Au-
Ul|f ^ÄS Wintersemester 1879—1880 bei-
A V i^^^cl. Außer den in diesen drei Schriften
^^yC'^^^ig'fcen Stellen giebt es im Eyplops
AV^^^^i^^nzahl von Stellen, die ich nebst An-
VV^^^S^^ «tllein für verderbt halte , aber jetzt
^\r ^.^^t ^^1 meiner Zufriedenheit herzustellen
3v Tu<? Vielleicht wird durch meine Darlc-
y^W^'^txcli Anderen die üeberzeugung zu Theil,
1?^*^^^ bisher bei der Herstellung des so aur
T^^^i^etitlich verderbten Textes weder die Art
^4 Vfeiso der Verderbnisse, die meist zur
^.?ilii«g "^^^ sehr geringer Veränderungen be-
erten, nochi den G^anken der einzelnen Stellen,
15
177
Naehriehten
Yon der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
9. März. M e. 1881.
Verbessernngsversnche zu Enripides*
Ejklops.
Von
Friedrich Wieseler.
Die nachfolgenden Yersnche bilden nebst
denen , welche in einer gleichzeitig erscheinen-
den, für die Abhandlungen der K. Gesellschaft
der Wissenschaften bestimmten Schrift „Sce-
nisehe und kritische Bemerkungen zu Euripides*
Kyklops'* veröfiPentHeht werden, eine Fortsetzung
der Adnotationes criticae ad Emripidiis Gyclopem,
welche dem Index scholarnm der Georgia Au-
gnsta far das Wintersemester 1879—1880 bei-
gegeben sind. Aufi^r den in diesen drei Schriften
beroeksichtigten Stellen giebt es im Eyplops
noch eine Anzahl von Stellen, die ich nebst An-
deren oder allein für yerderbt halte , aber jetzt
noch nicht zu meiner Zufriedenheit herzustellen
yermi^. Vielleicht wird durch meine Darle-
gongen auch Anderen die üeberzeugung zu Theil,
daß man bisher bei der Herstellung des so au-
ßerordentlich Terderbten Textes weder die Art
and Weise der Verderbnisse, die meist zur
Heilung nur sehr geringer Veränderungen be-
dürfen, noch den Gedanken der einzelnen Stellen,
15
178
noch den Zusammenhang des Ganzen gehörig
ins Auge gefaßt hat.
Vs 55 fg. Nauck. .
ana^Y^vtag fjbatnoig xdXatSov'
di^M ^iikata^ anoQog,
Sg Xeinetg ägvcov ^aXdfMtg.
Da die handschriftliche Lesart cnoqäg aus
metrischen Gründen nicht die richtige sein kann,
so könnte man schwanken, ob ein gleichbedeu-
tendes Substantiv oder ein Participium einzu-
setzen sei. Letzteres hat F. V. Fritzsche Dissert. I
de Euripidis choris glyconeo polyschematisto
scriptis, Rostock 1856, angenommen, der nogoitf
schrieb. Größere Wahrscheinlichkeit würde naq-
ov(f haben. Bei dieser Annahme erregt aber
das Femininum ag Bedenken, da unten Ys 225,
234 und 256 das Wort aQPsg als Masculinum
vorkommt und in Vs 189, wo clQVsg als Femi-
ninum gebraucht ist, Schafe weiblichen Ge-
schlechts, Mutterschafe, zu verstehen sind, wäh-
rend nicht wohl einzusehen ist, inwiefern
an der vorliegenden Stelle nur von weiblichen
Lämmern die Bede sein könnte. Um so wahr-
scheinlicher ist es, daß es sich um ein Substantiv
handelte. Dann liegt aber nichts so nahe wie:
%QOipdg^ vgl. unten Vs 189: ik^ivtddmv äqvA»
TQoq>ai. 2nOPA£ entstand aus 2ITP0fbA2.
Vs 74 fg.
CO fpiXog w g>ils Ban%Bts, not olonoXmv
l^avd'äv %alvav CsUtg;
Die Handschriften bieten: otonoX$tg. Eine leich-
tere und passendere Veränderung ist: otonoX^iiioA
besonders oioholst cvlg., mit einem Fragezeichen
hinter olon. und einem Komma hinter ais^g.
Vs 113 fg.
OA, tlg d* ^d€ Xfaqa, »al viveg vaUnxA VkV\
2EL jßtyaXog ox^og 2M€Uag ifÜQ%awg*
179
Daß die Worte *al tiveg vaiovtsi VkV in Ys
113 nicht in Ordonog siud, zeigt die Antwort
in Vs 114 Dnd der Umstand, daß dieselbe Frage
mit den Worten: üv€g d* Sxava^ yaXav, in Vs 117
gethan wird, wo sie an ihrer rechten Stelle ist.
Ich yermnthe, daß geschrieben war: xdx %tvog
»alovCk, „nach wem oder was nennt man/^
X^vofMxißiy &e uvog „nach etwas benennen^^ bei
Homer IL X, 68, Sophocl. Oed. Bex 1036
Q. 8. w. Anch das nav in Vs 115 paßt nicht,
Silens Worte in Vs 114 können dem Odysseus
auch nicht die mindeste Veranlassung geben zo
fragen, wo die feste Stadt, sondern nur, ob
eine solche vorhanden sei. Also sagte er: fs<x9
di nov^ an; Dazu paßtauch die Antwort Silens
ot» €Mr' besser.
Vs 121 fg.
OJ. aitsiQOVü^ d\ $1 %^ i&Ck, J^ikfjtqog (fvdxvv;
Mit Recht nahm Nauck an ßoQq Anstoß.
Aber seine Vermuthung: xQ^qs, steht der band«
schriftlichen üeberlieferung doch etwas fern;
auch erwartet man nicht, daß, da doch vom
Kleinvieh die Bede ist, das Fleisch desselben
ausdrücklich bezeichnet wäre. So schreibe ich:
cnoQ^- Daß die auf junges Kleinvieh lautende
Angabe besonders passend ist, liegt wohl auf
der Hand. Vgl. Vs 162: tvQevfHxuf ^ fä^Xmr
Vs 129.
Vor diesem Verse nahm G. Hermann eine
Lücke an: nam quum credi non possit, tarn
negligentem fuisse Euripidem, ut Ulixem de
illo Cyclope, de quo nondum quidquam compe-
15*
180
reraty qiiaereiiteoi faoeret, aliquot ve^^iis inier-
ime neoesse est, -quibas ad Polypliemam dddnc-
tnm faerit diTerbium. Allerdinss würde eine
Lücke anzunehmen sein, wenn avtdg in Vs 129
wirklich yon dem Dichter herrührte. Aber was
könnte in der Lücke ffestanden haben? Genaue-
res über Polyphem im besonderen sn hören,
als was er über die Eyklopen des Landes scbon
erfahren hatte, konnte nicht eben in Odysseiis'
Interesse liegen; nur das mußte er wissen, ob
ein Eyklop in der Nähe oder in der Höhle weile,
die er nach Ys 118 als Wohnung eines solchoi
betrachten mußte. Ich denke, wenn man schreibt:
aitov dl Kvxi^Mtff nov* ürtv ij d6f$wr itfm;
(„ist hier in der Nähe irgendwo ein Eyklop
oder im Hause 9^0) ^^ werden die Schwierigkeiten
auch ohne Annahme einer Lücke gehoben sein.
Vs 133 fg.
OJ. odfiaop ^(aZp (fttov^ oi anavi^of^ey.
2EL ovx €(fnp, AfruQ ktnov, aXXo nlrjp xgia;*
QJ, dlk* ^^ Xifiov xal tifds ax^Q^otf.
2EL ic^ tv^g dfdag i(fu neal ßod^ jrdXa.
Die Worte Jctuq efnov beziehen sich auf
¥s 122, wo nicht allein Fleisch, sondern auch
Milch und Eäse erwähnt werden. Es ist daher
pausend, nach nqititg nicht einen Punkt sondern
ein Zeichen unterbrochener Bede zu setzen, die
in Vs 136 .wieder aufgenommen wird.
In diesem Verse befreundet das Wort ^0^*
In Vs 122 war von Milch im Allgemeinen die
Bed^. Dad Polyphem auch Milch vom Elein-
yieh hatte und genoß, erhellt, wenn es dazu ei-
nes besonderen Beweises bedarf, aus Vs 218.
Wollte man etwa sagen, Silen erwähne gerade
Kuhmilch, weil die för etwas Besseres gebalten
sei als Eleinviehmikh , so wäre das doch eise
bedenkliche i^achp. Auch wird man ^ieht ein-
181
wenden dürfen, daß auch sonst ähnliche Angaben
nicht darchaus übereinstimmen, wie z. B. Silen
V8 122 als tbierische Nahrung der Eyklopea nur
(k^ka erwähnt, während Polyphem Ys 248 fg. nur
Yon Löwen und Hirsehen spricht und auch Ys 325
nnr ikoCffiv dmiv und n x^^quop ddnoq nennt.
M^Xa machten eben die gewöhnliche thierische
Nahrung der Kyklopen aus; Wild und Färsen
kamen nur da^n an die Reihe ; wenn die Jagd
jene geliefert hatte und es sich um etwas Außec-
ordentUches handelte. Wenn Polyphem iü Ys
325 n^ben dem Wild' nur ikodyifiv dmov evwähnrt,
Bo paßt das sehr gut dasu, daß er sich bei Er-
eignissen wie das dort erwähnte besonders gtlt-
heh thiit ; auch in dar Stelle Ys 248 fg. schlägt
er das Wild besonders hoch an^ Wenn ihm aueh
Menseheiifleigob noch lieber isi Zuden» liegt es
auf der Hand, daß in Ys 122 deshalb nur f/^^
eiwähnt werden, weil gerade diese in dem gleich
darauf erwähnten Btode) mi^ Odyttieus in Be-
tracht kommen. Euripides hätte den Anstoß,
welchen, wie ich hinterdrein sehe, schon Söali^er
an dem ßüo^ im Yä 136 nahm , vermeide kön-
nen, wenn er ßorofSi oder ßM$p ydla aehrieb:
,Jlileh vom tVeidevieb,^^ Worunter sowohl Kkiv^
yieh als Kühe rerstanden werden konnten« Aber
ieh zweifle sehr daran, daür er so schrieb. Genau
genommen, Wäre ja der Zusiatz ßarov ganz über-
fiässig. In Betreff des Käse wird nicht gesa^
von welchem Thiere er herrühre, sondern nur,
belebe Eigenschaft er habe. Danach erwartet
QiMi ein Epitheton zu ^^ctlät yotf der Art wie
inActg zu tvqdg sieh veifhäit. Nun wird bekAnnt-^
lieh in der Anführung dieses Yelrsee^ bei Athe*^
näos XIY, p. 658, c und darnach bei Bustathiotf
zu HoAier , p. 1485 , 30 geschrieben gefanden t
^ö( ydla. DiEiß Jiig Uinm^licb My liegt ml
182
der Hand: aber es kann recht wohl als der ur-
sprünglichen Schreibweise näher stehend be-
trachtet werden. Diese scheint gewesen zu sein:
nXov y,
Vs 138 fg.
Wenn Odyssens anf die Frage Silens:
antwortet:
so bedeutet g>iQm ,,ich bringe dar, biete an/^
obgleich Odyssens wirklich Geld bei sich hatte,
wie ans Ys 160 fg. erhellt, wo er sich erbietet,
dem Silen außer dem von ihm selbst angebotenen
Weine auch Geld zu geben. Wenn nun Silen
Vs 144 in Bezug auf den Wein an Odyssens
die Frage richtet:
iv (f43ifAa<f$v 9Biiq ittuv , f g)SQ€$g (fv viv;
so halte ich q>i^^g für nicht passend, sondern
glaube, daßijp^^«» cv, „mit dir fuhrst/* geschrie-
ben war. 0iQ€a&M auch Vs 88 u. 191.
Vs 162
sagt Odyssens:
ixq^^Qcts vvv tVQevfAcn* ij ft^JlMv xontov.
Silen aber bringt wie aus Vs 189 fg. und 224 fg.
ersichtlich ist, junge Lämmer und Käse. Wollte
etwa der Dichter absichtlich andeuten, daß Silen,
um den gewünschten Wein in reichlichem Matte
zu erhalten, sich stärker an dem Besitze seines
Herrn vergriff als er der Forderung nach no-
thig hatte, oder schrieb er in Vs 162 tvgsvfka
»ai fiijL T.? Daß an den beiden andern Stellen,
wo das erste Wort bei Euripides vorkommt (un-
ten Vs 190 u. Blectr. 496) auch der Plural ge-
braucht ist, kann schwerlich etwas ausmachen.
Vorher Vs 137 versteht Odyssens unter den
herauszubringenden Gegenständen gewiß Fleisch,
Käse und Milch. Es wäre eigenthümlich , wenn
183
er sich jetzt, da Silen zum Handel so bereit ist,
sich mit einem, Käse oder Kleinvieh^ begnügte.
Die Milch konnte er, wenn er Eäse erhielt, im-
merhin daran geben. Oder wollte man den Um-
stand, daß Odjssens Ys 256 nnr die Lämmer
als von Silen verkanft angiebt, daher erklären,
daft er nnr diese verlangt habe nnd die Eäse von
Silen zugegeben seien? Das Wahrscheinlichere
ist doch wohl, daß Odyssens nnr die Lämmer
erwähnt, weil sie das Wichtigste sind.
Vs 169 fg.
Iv' S<tu tovti «' Sq^öp i^avKtfdvM
fHX(t%ov %B dQayfkdg xal naqBftnsvMikivov
fffctvüak %sqo%v XstfAwvog, dgx^fftvg ^* crfior«
Eine wegen des Wortes nagetrxtvaCfAivov
viel, aber stets ohne Glück behandelte Stelle.
Daß jenes verderbt ist, unterliegt keinem Zweifel.
Wer sich an Stellen des Aristophanes erinnert,
wie Lysistr. Vs 88:
ebenda Vs 149 fg. :
%dv toXq x$tiavio^^ %otg dpogylvokg
jrvßvai futgioifkev, dikva naqa%9uX(kivm,
0%i9kVto & ävöqsg xdju^/MUv nXitts^y,
auch an die iQXV^^^^i ^^^ ^^ ^^^ Fröschen
dem auf sie begierigen Xanthias* Silen von der
Therapaina Vs 516 als
^ßvXXMiaa$ nagu naqtxmuXiUva^
bezeichnet werden, der wird wohl nicht anstehen
mir beizupflichten, wenn ich behaupte, daß der
Dichter schrieb: naqstfnvd'^fSikivov* Aller-
dings kommt, so viel ich mich erinnere, naga-
(tmf^iis&y sonst nicht vor, sondern anotfnvd'i^^y
nnd das Simplex önv^iü^p^ beide auch bei Eu-
ripides. Aber ich möchte deshalb nicht nag'
iifxv&$tffk4vov schreiben, zumal da gerad^e naga-
184
0»v&iliß$y in Bezug auf die Scham passender iii
Daft da» Wegscbsäen der Haare an der Scham
ebensowohl durch Rasiren (^sxv^iüßtp) als dureh
Ausrupfen {dlle^y) geschehen konnte, bedarf
kaum der Bemerkung. Aehnlich gehen auch &»
Ausdrücke dnoteuifUrog cwiiftov (Aristoph* At.
806) und clfMxsnoQfkivog cxd^ov (Aristoph.
Tbesm. 888) neben einander her.
Vs 195
nimmt Eirchhoff an den letzten der Worte Silens:
mit Recht Anstol^. Er Termuthet: Id^vil Uu/^*
Aber man kann mit einer viel leichteren Aen-
derung abkommen, indem man für y^ schreibt:
Tift y^anf irgendwelche Weise/^
Vs 201 %.
diX et d'OVfXv ist, Ma^yovfks&* edyepmg.
Die Handschriften bieten nd^^g $v und nor
Qog / si (fmcofksy. Härtung wollte: %dr sulQOt^
C, EirchhofiP: tdv ndqoid^ isKfmtfvpsp. Es ist is
der That zu verwundern, dal^ Niemand an: top
naq6v% (,vden Torhandenen^O '^ ^« dachte. Be-
wahren kann man doch nur, was man noeh hai
Vgl. Aeeobyl. Prom. Vinci. 392 : <To£fi «sk naq-
opta povp^ Eh anzutasten ist gar kein Gruüd;
im Gegentbeil pafit das Wort zum Gtedaukes
vortrefflich.
Va20&fg.
sagt der Kyklop:
f ngig t£ fta^MH eiiU x^nd (Mftiqmfif
nXsvQ^g %qi%ov(U^ axfnptvo$g v' ip t%v%(B6»»
Die Herstellung deä zweiten Verses rikhrt
von Mttsgrave, Dindoirf und 6. Hermann her.
Aber si« giebi ja ganz offenbar einm dürckott
185
anpassenden Gedanken. Die Lämmer können
doeh nicht an den Entern sein nnd nnter den
Seiten der Mütter hinlanfen. Dieses steht jenem
diametral entgegen. Das von Musgrave getilgte
f vor xvnd (oder %' ^^ wie im Cod. C nnd in
der Aldina steht) bietet entschiedeu das Rich-
tige; ebenso das slütv nnd ys in Cod. C nnd der
Aid. Anch Hermann's Aendernng des ersten f
in 17 (welches der Cod. B in der That bietet)
trifft das Wahre. Das x' ^^^ ^^^^ verderbt. Der
Dichter schrieb:
17 nqogfB f$aatotg sltuv, f '^^ vnd fMj^^^cov n. s. w. ;
Das *^^ welches wir für % eingesetzt haben,
ist Ifft, wie unten in Ys 561: „oder laufen sie
Doch^^ XL s. w«; M^\ worauf man etwa anch
verfallen könnte, würde, abgesehen davon, daß
es der handschriftHcben Ueberliefernng nicht
ganz so nahe steht ^ nicht ganz so bezeichnend
seiB. Das vnd fka<no9g elvm ist das , worauf es
dem Ejklopen ankommt. Daher paßt das r^
hinter nffo^ besonders gut.
Anch mift dem letzten Verse weiß ich Nichts
anzofangen. Was soU dienn nX^fmfHt %v(mSp
bedeuten? Eine Menge Käse? Denn die Be»
densaart mit nhfqmika iatw^, Eur. Med. 203,
zusammenzuBtelleu, wie benu» gethan bat, geht
doch noch weniger an. Ferner: was soll denn
iiijfßsX/f^vop heißen? Jemand hat gemeint: „aus-
gepreßt.^^ Allein die Zuläsmgkeit dieser An-
nahme wäre noch erst DaehzwweiseD. Ich denke^
daß man für tvgm^ zu schreiben hat: Ta^^ofr,
fyd^r Horden^\ (Hesych. fw^ol* %d djryita tuh^
WQ(Sv^ ttB^Qog* nX^fka xaXäfHPOV, ig>' oi tw)g
tVQoüg SfiQaivav(f$v , ta^%eiB* dfysXa iv oU ol
w^oi tlßvxovtm, Eustath. z. Homer, p. 1625:
vzqcol dk »crAo^Amo« ir elf tv^Mfw6inj PoUux
00.1, 2M, X, 130). Ygl. Hamer. Od. IX, 219;
186
%a(Hfol fkkp WQiop ßgt&ov, nnd Tbeocrit Id. XI,
36 fg. : tVQog (T od Isine^ fi' — tagaol & in^
dx&ieq ahl, wo es sich jedesmal nm den Besitz
des Eyklopen handelt. Die Käse werden bei
Enripides bezeichnet dnrch den Znsatz H^p^ly-
fkivov , ,4ii den binsenen Oeräthen vorhandene,
ansgemolkene Füllung der Horden^^ bedeutet nichts
anderes als: genügend viele Geräthe mit geron-
nener Milch auf den Horden. Daß für i(rü zn
schreiben ist: itm, bedarf kaum noch der Be-
merkung.
Vs 231 fg.
KY» od* ^fffxv ovra &€6v fM xal d^swv ärto;
2EL ilsyop iyA %dd^' ot & i^OQOVV ta x^ijlfftafo
*ai top YB tVQÖv ov* id&vtoq ^a^$ov
todg i aQvag ilSeq)OQoipto.
Daß ich in den Anotat. crit. p. 5 fg. mit
Recht für itpoqovv schrieb: ig>Q6povp^ glaube
ich auch jetzt noch. Aber die beiden anderen
Aenderungen, welche ich in Vs 232 vornahm,
billige ich nicht mehr. Es bedarf weiter keiner
Veränderung, wenn man nur annimmt, daß
Silen das Wort x^ijf/vavtt in der Pronuntiation
hervorhob: „ich sagte das; sie aber waren auf
deine Habseligkeiten bedacht (nicht auf
meine Worte, kümmerten sich nicht um diese).
Daß in Vs. 232 iai^tsw zu schreiben nnd
dieses Wort mit iT^BtpoQOvvto zu verbinden sei,
habe ich a. a. 0. schon bemerkt. Es kann etwa
noch hinzugefügt werden, daß zu der VerderbniB
des ia&k&p in fjtsS'Mv etwa auch der umstand
beitrug, daß nach Homer Od. IX, l3Xfg. Odjssens
und seine Gefährten von dem Käse aßen.
Vs 238 fg.
Ttjg vijdg ifkßakovzeg dnodüicskv uvl
nitqovq (ko%Xsmiv, 41^ g (nvXmpa xataßaXitif*
187
In den Büchern steht: ij nvXmva uataßalstv*
Die im Obigen wiedergegebene Rnhnken'sche
Yerbessernng hat mit Recht allgemein Beifall
gefunden. Ob sie aber das Wahre vollständig
biete, kann doch gefragt werden. Eine jeden-
falls nicht bedentendere Veränderung wäre: ^
fkvhSya xatalaßstp^ „einen Platz in einer
Mühle einznnehmen^^ Diese Herstellung hat
vor jener sogar noch den Vorzug, daß das Sub-
jekt dasselbe bleibt wie bei |»o%X€i;€»y* Unten in
Vs 541 bietet der Cod. G xataXdßfi, der Cod. B
aber nataßdX^ (so!), was in diesem Falle das
Richtige zu sein scheint.
Vs 241 fg.
EY, äX^^eg*^ ovuavv nonidag mg Td%^ lAv
&ij^$&g fkaxaigag xal fAfyav qxivtBXw %vXmv
irud'slg dvatpetg; w^ afpayivtsg aitixa
nXij(fov<f$ Vfjdiv t^v ifk^r dn* äv&qantog
^SQfä^y Sdovtog daX%^ ätsQ xqsavo^mv ,
fo d^ in XißijTog i(p&d xal Tsv^nota*
Die Schreibart ätsg xQsaröfkmr in Vs 245
rührt von 6. Hermann her; die Bücher geben:
«ä »Q€avdf$m, Aus Vs 326 fg. erhellt, daß in
der That Polyphem selbst die Oeföhrten des
Odysseus tödtet und ihr Fleisch zerlegt.^ Da«
nach wird er auch hier als der xQ€€€yöfkog zu
betrachten sein. Entsprechend wird er von
Odysseus Vs 397 'Atoov fAdys^gog genannt»
Schreibt man also: tov »Qsavof^ov (was, wie
ich hinterdrein sehe, schon von Buhnken vor-
geschlagen ist), so kann auch idovtog unange-
tastet bleiben. Was die Form der Bede anbe-
trifft, so vergleiche man unten Vs 345 fg., wo
Polyphem sagt:
dXX^ iqne^ €i(fw, tdi »at^ avUov ^sdt
Iv' dfkq>i ßmfMÖv tndvteg siwxiJTS fte,
und unter dem d^sdg xat* aUXioy auch er selbst
188
zu verstehen ist , und Vs 477 fg. , wo in den
Worten des Odysseus:
mit tot(S$y <K^;i(l«8in«<r* er selbst gemeint ist.
Vs 251 fg.
soll Silen zum Eyklopen sagen:
od YctQ ai rsm^ü ys
äXXif§ ngdg avtQa %ä 01» y^ difinorso l^i¥ot.
In den Handschriften steht: td rf dtfhww.
Das von NaHck nadi Hermann's Vorgang auf-
genommene ffd f rührt vcm L. Dindorf her.
Heimsoeth wollte: n^dc oi»4wg üoi^g. In der Thal
paßt das ye nicht wohl. Ohne Zweifel ist zu
schreiben: nfdg Srt^ zd & i^agtimtiho^ ¥(^.
unten zu Vs 288. Eiaaqniitifmp^ auek iB der
Androm. Vs 13. Jlqig ¥ViKp9%9i^ shsßatwtv bei
Soph. Antig. 1204 fg. Wie leiokt ig hinter «ao'
ausfallen kovste^ Hegt »ttt der Bbnd.
Vs 256 fg.
sägt Odysseus naek den Handschriftom über Silen:
wSg i* äqyag fifktv oitog dvf iriWov «üsiffoir
dntifk^ka ts addUdov nuMif laß^ht.
. DaA Siten für das vo» ihm Verhandelte mehr
als „ei^^i^ Becher Weinst* habeti wollte, hkisi
Vorlwirgeheiklen zur Genfige asngedeutet. West
er Vs 191 fg. am Schlüsse seiner Verhanäkng
sagt:
^iqttfdvy x^Q^^"^^ ^C vi%h9fl SytQwv dm
ßowQ^og ifAol nmiif dpudövug sitav^
so meint er nicht einen Trunk^^ vom Tratsbei"
naß, sondern „Getränke/^ ebenso wie Vsl72fg.:
sh' iyd odx cJi^fobjEior
TOtdrds nmfjba.
An der Stelle Vs 147:
svh d^ '9&fiw> Träft' itf%v dp i^ dakov ^tij,
hat ihm Odysseus selbst gesägt, daH nodi> zweih
189
mal 80 vial Wein vorhanden sei als der Scblancbi
weldien er bei sieb fäbre, enthalte, und ihn da-
durch wesentlieb mm Verkauf des Eigenthnma
des Zyklopen geneigt gemacht. Dazu kommt,
da8 es dem Odyaseoa in dem, was er Ys 256 fg,
2am Eyklopen sagt, daran Uegim muß, diesem
d» em rechtlieber Mann zu erscheinen, der
nicht bloß den Weindurst Silens sich zu Nutze
maehte, sondern für die Waare auch genägendes
Entgelt gab. Aueb in den Worten nuTv laßmv
wird ¥on Odyssens hervorgehoben, dafi der Han-
del nicht auf blindes Bisico, sondern nach
Prüfung der Waare von Seiten Silens abge-
macht sei. Aus diesen Gründen glaube ich,
daß der Dichter schrieb: äv^ aivov Cfix^ov,
„gegen reichlieben Wein.^^ — SchlieBlich sei
noch bemerkt, daß das Wort iiidov nicht im
allgemeinen dasselbe bedeutet wie ^nfff^nöXa^
sondern noch den bes(mderen Vorwurf enthält,
daßSilen seibat auch die Waare ausgeliefert habe«
Vs 259 fg.
schlieftt Odjsseus seine Bicde mit den Worten:
iful Mottehj^&fi 09^ lii^^nfAhav %ä ad.
Wedi&r <)as xatsX^fpx^ti der Handschriften,
noch Heath^s von Valckenaer gebilligtes y^ iliig>&^^
Doeh Hermann'» oiu il^tp&fi (mit Fragezeichen
am Sehluft des Verses) kann das Richtige sein,
da ja Silen nicht bei seinem Handel ertappt
vorde. Allerdings trifft ihn der Eyklop nach
Vs ä22 fg. bei Odysaeus und dessen Gefährten
und dem diesen überlieferten Eigenthum Poly-
fheniB, aber dieser merkt ja auch nicht das
Uindeate vcm «einer Sohuld, Aller Wahrsehein-
lidikeit nach war, wie schon anderseitig he-
nterki ist, in Vs 260 so etwas gesagt, wie: „da
er nicht zu seinem Ziele gelangte als er das
190
Deinige verkaufen wollte." Wer nun im Ge-
gensätze gegen Gr. Hermann (Eurip. Cyel. p.
XYI) meint, daß der Anapäst geduldet werden
könne, der kann etwa schreiben: xav^ilffly^f. ,
Mehr kommt das Simplex lst7ua^a$ in en1»pre-
chender Bedeutung vor, z. B. im Sinne toe
durchfallen „bei Plutarch Mar. Y: X. iv f^ dj^
gapofkiq. Das Particip findet sich auch bei
Xenoph. Oecon. XYIII, 5; taika oddip ^
Xeine^ Y^yv^aauwv. Auch deshalb scheint es das
Gerathenste, das Simplex vorzuziehn und zu
schreiben: y^ iXaUf^fi.
Ys 262 fg.
2EL (kä %6v Docsidw tdp tenöwa &, w Kvxlmtff,
Ikd %dv fU/av Tqiuava ttal fdv Niigia^
fud t^v KaXvtpm tag ts N^img KOQag,
fid \^* i€Qd xvfAcn^ Ixdvmv %s näv yivoq,
dnwfjLod's cü xdXhfJtov w Kv*Xwn$0Vj
w dsanmUnts^ fA^ td a' iJ^oddp iym
i4po&c$ xQ^fka%\ ^ xaxwg ovm$ *a»o^
ol natdeg än6loi>v&*, ovg fia^or* ifta qaX».
XO. aiitdg !%'• fymys %otg ^ärotg zd xeif^^'^a
ncQvdpva a* sldar' si «f iy^ tfßwdij Uym,
dnoXoh^^ i nat^f fHW, toig ^i^avg da jt^
Daß der Anfang von Ys 265 verderbt is^
unterliegt keinem Zweifel. Yor Uqd stand
sicherlich der Artikel; aber Hermann^s Herstel-
lung Tcc &' uQd ist entschieden unzulässig, wie
jede andere, durch welche fkd geopfert wird.
Man schreibe ^d %d d^ Ugd. Das ts hinter ti
entspricht dem hinter Ix&fSiAV,
Daß man an den letzten Worten des Chon
bisher gar keinen Anstoß genommen hat, ist
sehr zu verwundern. Da das, was der Chor über
Silen aussagt, in der That nicht falsch ist, so
würde er sich ja dahin aussprechen , daß dem
191
Silen nichts Schlimmes widerfahren und den
Fremden die gerechte Strafe zu Theil werden
möge. Er will aber offenbar gerade das 6e-r
gentheil. Also sagte er: sl d' iym od tpßvd^
Hyrnj „nicht Falsches, Wahres."
Vs 288
sagt nach der handschriftlichen üeberlieferung
Odyssens zn Polyphem:
fkij tX'^q ngdg ävtqa (Sovq dytyf$ipovg l^^pavg
xtavsfy u. s. w.
Daß in aoi>g ein Fehler stecke, sah Hermann
ein, der deshalb %d cd y^ schrieb, wie oben Vs
252, während Heimsoeth anch hier oXxovq aoig
Termnthete. Allerdings sind beide Stellen in
wesentlich gleicher Weise zn verbessern. An
der jetzt in Rede stehenden ist zu lesen: ärt^a
(f 6iaa<p$yfkirovg.
Vs 356 fg.
XO. evqsiag (päQvyyog, ä KvxXoiyj,
aya(n6fAOV to x^^^^' ^^ ho$fkd co$
ifpd'd nal omd xa» dv^Qaxtag äno pfaisiv,
ßQVxetP, MQeoxonstv fkdXfj ^Svmv,
Daß Ys 358 nocht nicht richtig hergestellt
ist, unterliegt keinem Zweifel. Kai hinter dmd
kann nicht geduldet werden. Die Worte dmd
and dp&Qax$äg äno gehören zusammen, beide
Ausdrücke t)ezeichnen dieselbe Sache. Das sah
schon Scaliger ein, der xal seltsamerweise in
xov* verändern wollte. Aus neuerer Zeit sind
wir nur zwei Yerbesserungsversuche bekannt,
nämlich der von Nauck gar nicht erwähnte
Kirchhoff 's: omaU' dv^qanwig, und der von je-
nem angeführte J. Krause's : xqi\ Dieses gefallt
aber schon wegen des folgenden xqsonoTutv
mit nichten. Beachtenswerther ist Kirchhoff's
Versuch. Aber es bedarf nicht einmal der Ver-
änderung eines einzigen Buchstabens. Es war
192
geschrieben: OUT AKAI, d.i. o\n%' dxq, "jhq
ist ans Find. Pyth. lY, 277 bekannt. Das stamm-
terwandte und gleichbedeutende JJMa kommt in
der Bedeutung „gelinde/^ und in der YerbindiiBg
^9ta ikaqaivsad^ah bei Oppian, Halieut. II, 66 wÄ
in der Anthol. Pal. Y, 279 in der von „allmälig,
nach und nach^^ vor.
Ys 37S fg.
schließt der Ohor mit den Worten:
dr&QWTUiOP ^iQfA^ dfE* dv&qdxm» %^a.
In denselben stecken zwei Fehler. Es muttie
angedeutet sein, daß die mp&ä von den t^^'
dn* ay^Qdteeor xgäa yerschieden sind; außerdem
ist dvd'Qoinmy offenbar verderbt. Was nun dieses
anbetrifft 9 so äußerte Hermann die schw^ za
glaubende Ansicht: nihil est nisi diyersa scri*
ptura, adscripta ad dvd^xwhf. Dagegen waren
Eoßbach und Westphal (Metrik III, S. 380) der
Ansicht, daß dviqmv geschrieben gewesen sei.
Um kurz zu sein: auch hier ist gar keine Bach-
stabenveränderang nöthig. In der Handschrift,
die den unserigen zu Grunde liegt, stand: ANQN,
Dieses ist bekanntlich eine nicht selten vorkoin-
mende Abkürzung von dv&qoinmv und so entstand
dieses. Jenes ANQN sollte aber yielmehr sein:
ävcüP, in der Bedeutung „verzehrend^ gebraucht,
die äpvm z. B. in Homers Od. XXIY, 71: fütfl
ae ^rwS€P, hat Nun läßt sich der zw^te Fehler
laicht verbessern. Man schreibe nur: ikvau"
qQlai t' idovakv.
Ys 388 fg.
heißt es vom Eyklopen:
fkiüxavg dfkiiiag, Xsvxdv 9lc%iaq ydla,
Da<ß ik6ü%ovQ nicht allein von den Färsen
verstanden werden dürfe, ist schon in den Seen, n*
193
krit. Bemerknngen zu Enrip. Eyklbps S. 12,
Änm. 3 bemerkt. Schon an sich würde es be-
fremdlich sein, daß nur die Färsen, nicht auch
die andern Milchkühe erwähnt werden. Der
Zweifel an der Echtheit jenes Wortes muß sich
aber steigern, wenn man erwägt, daß unter /»o-
üxot auch die milchenden Schafe mit verstanden
werden müssen, nicht bloß aus dem a. a. 0.
hervorgehobenen Grunde, sondern auch deshalb,
weil die in den Worten des Dichters angegebene
Quantität der Milch eine sehr bedeutende ist.
Wird man sich aber entschließen können, unter
IMCxot junge Mutterschafe mit zu verstehen?
Nach dem, was PoUux VII, 184 über die ngo-
ßccttoy ^X&xiat sagt, tdv (asp and yovijg sinotg äv
[AOüxioPj ließe es sich für einen Dichter wohl
zugeben. Vgl. auch Lobeck Pathol. serm. Gr. Pro-
leg, p. 52. Aber auch hier stellt sich die Frage,
warum gerade die Jugend hervorgehoben, wird.
Sollte der Dichter für fAÖ(fxovg äfASXl^ag nicht
geschrieben haben: [lactov ^^afA^X^ag? Vgl. Ae-
schyl. Choeph. Vs 883 fg. und Macedon. in der
Anthol. Pal. IX, 645, 8 oder bei Jacobs Delect.
epigr. IX, 20, 8, p. 343: ov^atog ix ßozQvwv
T^avd-dv a/ucA^fi ydpog. Die Worte fi>aöwv *Ja-
likiiiag sind keinesweges überflüssig, da sie die
Andeutung frischer Milch enthalten.
Vs 393
ist in den Adnot. crit. p. 8 besprochen. Es
wäre vielleicht nicht unzweckmäßig gewesen,
wenn ich besonders hervorgehoben hätte, daß
die gewöhnliche Bedeutung von cg)ay€ta ^^Becken
zum Auffangen des Blutes des Opferthieres,^^ durch-
aus nicht vorausgesetzt werden könne. Wenn
auch der Kyklop bei Vergil, Aen. III, 622 und
0?id, Metam. XIV, 195 das Blut der Gefährten
des Odysseus trinkt, so ist doch daran bei En-
16
194
ripides nicht im mindesten zn denken. — Bei
dieser Gelegenheit bemerke ich zugleich in Betreff
der von mir in Ys 395 vorgeschlagenen Verbess^
rnng yvd&ovq ausdrücklich, daß mir Kirchhofs
Ausgabe des Euripides bei der Abfassung jener
Schrift nicht zur Hand war, in welcher yvdSoH
schon richtig hergestellt ist. Auch für Ys 667
hat Eirchhoff schon an das von mir a. a. 0.
p. 14 empfohlene tatad^ gedacht.
Ys 398 fg.
erzählt Odyssens , wie seine beiden Gefährten
von Polyphem behandelt wurden, wie er sich
dabei verhielt und welchen Eindruck die ünthat
auf seine übrigen Gefährten machte:
tdv ff ai, %iPOPtog agndaag Skqov nodog,
natcdv ngdg ef^^y ütövvxa iwiQalov U&ov,
ifui(paijov ü^iqqave, xal na^aqndcag
Xdßgip (AttxaiQq fsdquag i^eSTna nvgi,
%d d' sig Ußffif ig>fjxBV hpsa&ai ikikti*
iXQ^f^Tndfk^v KfSxhßnk xdd^axopovv
dilot 6^ Snmg Sqvk^Bg iv fkVxoXg nitgag
mij^aPteg slxopj atgAa 6' o^ar iv^v jf^l.
In Ys 398 (Adn. crit. p. 9) möchte ich jetzt
lesen: ^v&(Am %i v^v.
Ob Euripides in Ys 402 Ka&agndcag schrieb,
steht sehr dahin, wie auch Herwerden in der Bev.
de philol., Nouv. ser. II, p. 55 urtheilt An dem
*a&aQnd(fag würde ich allein wegen desägnaü«^
in Ys 400 keinen Anstoß nehmen, wenn xa&aih
nd^hV an sich paßte, was man um so weniger be-
haupten wird, wenn man bedenkt, daß es sieh
um ein scharfes Messer handelt und daß das
fragliche Participium Aoristi allem Anschein
nach sich nicht allein auf adqnag beziehen soll,
105
sondern auch auf andere Theile von dem Körper
der Getödteten. An «aftt^vfoa^^ etwa in dem
Sinne von „zurechtmachen,^^ ist schwerlich zu
denken. Dagegen hat es große Wahrscheinlich-
keit, daß ein in der hier nöthigen Bedeutung
minder gebrauchliches und mißverstandenes
Wort, welches zugleich zu dem Begriff von Aa-
ßQog paßte , durch vta^aqnüaaQ verdrängt ist.
Ein solches Wort ist »a%a$fiaaq^ über welches
HesychioB bemerkt: xct%aG%Usai' o\ yaq dyatt^
^ivug Ifuina xatioxtüoP aitd, Iva f*^ aQ&wüt
nagd nrap. Ebenso Photios und Suidas u. d. W.,
nur daß beide hinter dvan&dPTsg hinzufügen:
Totg &80lgj und am Schlüsse bieten: Iva pnj ng
a^j). Die betreffende Schriftstelle ist uns nicht
erhalten. Aber für die Gültigkeit der Deutung
sprechen auch die Erklärungen, welche sich bei
Hesychios unter alri^Bt und atriJiß$p finden, dort:
»atatf'i^^' dtacnq, hier: d$a<fnäv, iu fAstafpogäg'
nuQ* o xal td aiyiißC^a§, dnd täv »ata$yidmp^
Ebenso Suidas u. d. W. airiiiBtr. Vgl. auch Zo-
naras u. d. W. afyiJistr, Danach entsprachen
die betreffenden Worte den Homerischen, Od. IX,
291:
19VC ii dkaiksXeMi tafuop iinXt<fffceto doqnov.
Daß auch der folgende Vers, in welchem
Heath td & richtig für jäff verbesserte, keines-
weges vollständig hergestellt ist, liegt, denk* ich,
auf der Hand, obgleich Niemand vor mir An-
stoß genommen hat. Die ikiXi^ können doch
nicht den adqxsg entgegengesetzt werden. Zu-
dem ist das Wort f*^iU^ so gestellt, daß man
fahlt, es solle nicht allein mit %d d' verbunden
werden. Nach Homer, Od. IKy 193 handelt es
sieh außer den ttdqutsg um die Syntatd ts xal
ifsda ikveX6sPta •). Meine frühere Vermuthung,
*) Aehnlich heißt es bei Ovid , Metam. XIY, 208 fg.
16*
196
daB das Wort f*^lf in emem Zusammenhange
gestanden habe, in welchem es nun Ansdrücken
der Homerischen Angabe Jmk|kjUS(A» tafkwn^
diente, ist jetzt nicht mehr nöthig. Aach habe
ich jetzt eine leichtere nnd passendere Herstel*']
Inng gefanden. Man schreibe: i^sc-^ah V'
fttl^ d. i. ig$§ul^, 9t was paAte gekocht zu wei^j
den.*' *Ef$fk£liiq findet sich in dieser Bedentonj
nicht bloA bei Prosaikern, sondern auch
Aristophanes, Eccles. Vs 807. Hinsichtlich dei
Gonstraction mit dem Infinitivos Passivi vgl
in$tijd*$Oi vfKiaiQs&^PM bei Thnkydides YHI, 70j
Weiter scheint in Vs 404 nichts za Teräi
dem za sein. Wenn Naack für iff^xav vor-
schlug i^fjxetf and ich ihm bestimmte, so dachl
ich nicht an die anmittelbar folgenden Verse^
in denen von Odyssens* Dienstleistang die Bed<
ist (der far Silen eintreten maß, ygl. Vs 31^
weil dieser anfähig ist sein Amt za verrichten]
s. Vs 432 fg.). Das Legen in den Kessel sei
wohl dem Odjsseas zugekommen sein. Poly«^
phem sendet durch ihn die betreffenden Stück«
in jenen.
Wohl aber glaube ich, daß in Vs 407 eil
Fehler steckt. '^U.o$ ist sicherlich nicht zi
dulden. Eirchhoff schlug aUo« vor, auf weichet
auch ich zuerst verfallen bin. Jetzt aber glaube
ich vielmehr, daß geschrieben war: Xaol. Di
jedenfalls nur an „die Leute^^ des Odysseuc
welche noch am Leben waren, zu denken isl
vom Eyklopen:
Yisceraqae et oames cninqae albis ossa mednUlB
Semianimesqae artas ayidam oondebat in al?iim.
Hier hat man unter artiis die Extremitäten einzelm
Eörpertheile , namentlich Hände nnd Füße zn verstehe]
wie auch Vs 196 und bei Vergil, Aen. III, 627. Das ftü
des Earipides hat mit dem artos bei 0?id nnd Yergi
nichts zu schaffen«
197
liegt auf der Hand. Es war aber passend, das
so gen an als möglich za bezeichnen, jiaol be-
darf des Artikels nicht, vgl. z. B. Hom. II. X,
205, Eurip. Hec. 553 *).
Vs 449 fg.
OJ, ovdsv toiovTOV, ödXiog ^ ^n$&V(Ata.
XO, nwg dai\ üotpov toi tf ovi? äxovofAsv nctXai.
&J, xcofifOV fASV avtov %ovS* änaXkdlm, Xiymv
wg ov KimXwtpi, nüofAa XQ'^ dovvat töde,
fiovoy d* Sxoptcc ßlozov ^dScag äysiv.
In Vs 451 ist änaXXd^at Lesart aller Hand-
schriften. l^naXXd^w rührt von Casaubonus
her. G. Hermann verschmähte aber mit Recht
diese sich so leicht darbietende Aendernng. In
der That sieht man nicht ein, wie änaXla^at
in dem betreffenden Verse so allgemeine Auf-
nahme finden konnte, wenn es nicht auf üeber-
lieferung beruhte. Aber Hermann^s Erklärung:
„pendet infinitivus ex nqodvikoq slfAt^ quod in-
est in dohog ^ nqo&vikia, kann allerdings nicht
gnt geheißen werden, und dieser Umstand hat
wohl dazu geführt, der aller inneren Wahrschein-
lichkeit entbehrenden Correctur Casaubonus' Glau-
ben beizumessen. Sollte etwa zu schreiben sein:
aitov y' old- änaXXdl^M^ „ich verstehe mich
darauf, bin im Stande, ihn*abzubringen^^? Das
y' hinter at/roV paßt recht wohl: „gerade ihn,"
den Weinbegierigen. Freilich kann es auch
weggelassen werden, da es auch möglich ist,
daß der Anfangsbuchstabe von tovds durch Dit-
tographie des v am Ende von ceitdv entstand,
ja, nachdem einnial ovd^ aus old^ entstanden war,
*) Gelegentlich hier die Bemerkung, daß, wenn Her-
werden a. a. 0. p. 65 in ys422 ipvos geschrieben wissen
will, ich das nicht für nöthig halte, ja nicht einmal
för wahrscheinlich, da bei Homer, dessen Nachahmung
"''fade im Eyklops so sehr hervortritt, Od. XXI, 298, steht :
0^ <rff TQiatt,
198
die Ergänzung jenes zn toi^* sich von selbst
machte.
Vs 472
erwiedert auf die Worte des Chors:
ndvav yäq tovSs uotvmvBtp &£Xm
Odyssens :
dtt yovv ftiyag yäq dalog, ov ^XXfimioy.
Hermann schrieb nach Beiske's Vorgänge,
nnr daß er ein Kolon hinter daXdg setzte: oi
|., indem er hinzufügte: Quae ratio loqnendi
eamdem vim habet, ac si dixisset w<fu cvXlf'
miov. Mir ist das Wahrscheinlichste: wg $t^il-
Xijntiov, welche Veränderung, zumal da in den
Handschriften üvXkipvtiinf stät, ToUkommen so
leicht ist wie die Beiske'sche.
Vs 523 fg.
ist zwischen dem Eyklopen und Odysseus von
dem Weingott die Bede:
KY. iqvyfdvtß yovv a^tdv ^ddmg iyüS.
OJ, voioad^ i dalfjmp' otidiva ßXdfm$ ßQOTfov.
In Vs 524 scheint es doch passender zu seioi
wenn man liest: o^d' iva. Der Eyklop würde
es doch wohl übel nehmen, wenn Odysseus so
spräche, daß man auch nur im entferntesten
daran denken konnte, derselbe halte ihn für ei-
nen Sterblichen; vgl. Vs 281 fg. und Odysseus
selbst in Vs.286fg. Stellen wie Vs 199, 591
und 605, wo Odysseus hinter dem Bücken des
Eyklopen spricht, können nicht in Betracht
kommen. Sagte Odysseus in Vs 524 aber „nicht
einmal einen von den Sterblichen," indem
er das letzte Wort noch besonders hervorhob,
so sagte er etwas, das dem Eyklopen durchaus
genehm sein mußte.
Vs 457 fg.
sagt Odysseus in Beziehung auf den dx^iMiV
iXaiag :
199
Idio VkV, agag ^sQfMV slg (ibiativ ßaXAv
Kvximnog S\pkV df*(Aav* ixtij^m twqL
Mit Recht nimmt Nauck an ^JCTf^co Anstoß;
sagt doch Odysseus selbst karz darauf tfvy-
avavm xogag. Aber das von Nauck nach
Hertlein's £mendation in Ys47ö vorgeschlagene
ixM^fm hat durchaus keine Wahrscheinlichkeit.
Die leichteste Veränderung ist jedenfalls: ^x-
atii^j die auch dem Sinne nach bestens paßt,
insofern als das ffä^&r mit dem Brenneisen ge-
schah. ^ExmKfitv bedeutet herausstechen und her-
ausbrennen zugleich. Daß dieses Wort nur hier
vorkommt, verschlägt nichts.
Vs 527 fg.
KV* oi wvg ^80vg XQ^r d«f/»' i'xs&v iv diqikaükv.
OJ. 'äd\ siCB %iqnB^ /} ^ td diQfMi (fo$ rnngöv;
Der zweite Vers ist schwerlich ohne Fehler.
Was soll denn das Subjekt zu vtqnsi sein? Daß
man nicht ergänzen darf „vinum in utre conten-
tum/^ liegt auf der Hand. Ich denke, daß zu
schreiben ist: si ö^e Tigmi/, „wenn es ihnen,
d. i. den Göttern, Freude macht.^^ In der
zweiten Abtheilung des Verses ist dann zu be-
tonen ifoi^ wodurch hervorgehoben wird, daß
der Eyklop auch zu den Göttern gehört. Die
Verderbnng von tf(p€ in c« ist auch für Vs 704
anzunehmen, vgl. „Scen.n. krit. Bemerkung. z.Eur.
Kyklops^' S. 34, Anm. , und in Vs 555 ist, wie
wir unten sehen werden, cg>^ von den Abschrei-
bern ganz weggelassen.
Vs 541 fg.
KY. »al [A^ laxifmdig f oidag ävd^ffqq X^og.
2EI. «a^ nqog ys d'dXnog ilkiov nlvstv »aXör.
In Vs 541 scheint doch die handschriftliche
Ueberlieferung dp&^gäg x^^V^ ^^^^ näher als
auf Eirehhoff^s dvd^nqq X^oi} hinzuweisen auf:
200
ap^HQaZg x^oatg. Xldcu dv&imv bei Pla-
tarch Mor. p. 565, E.
In Betreff von Vs 542 äußerte schoD Spengel
in der Zeitschrift „Eos,'' Jahrg. I, 1864, 8. 193:
das in diesem Verse Gesagte „ist gnt griechisch
nnd verständlich, daß es fast verwegen scheint,
daran zn zweifeln, aber schärfer wird der Ge-
danke doch hervorgehoben, wenn man schreibt
nal ngög ys ^dXnog ^Uov niyetr naiet
nnd überdies ladet die Sonnenhitze zum Trinken
ein," wozu er Vs 150 anführt:
dixatov* ^ fäq ysiiika v^v tir^v xcthsl.
Nimmt man an, daß »aXovv geschrieben ge-
wesen sei, so handelt es sich nicht allein nm
eine bedeutend leichtere Aenderung, sondern
auch nm eine genauere Entsprechung beider Verse
in Betreff des Ausdrucks.
Vs 552 fg.
KY. oitog, vi ^Q^f; ^p olvov ixnivHg Xa^qa;
HEI. avM, dXX' «f»^ oivog ixvaev, on »aXdv ßXinm,
KY. *Xa€ü€k^ g>iXwv tov ofvw ai q^kXovvtd ce.
SEL pal f$a Ji\ inet (iov g>fj(f iqäv Svwg »aXov»
KY. SyxBty nXiwy di %6v ü*vq>ov' dtdav fkdvw.
SEI. nwg ovv »ittgctta^; g>iQS d&aaxstpui/AsS'a.
Die Schreibweise g>ti^ in Vs 555 rührt nicht
bloß vonFlorens Ghristianus her, sie findet sich
auch im God. B. unter den Handschriften, welche
g>^g bieten, befindet sich auch der God. G. Ge-
gen die gewöhnliche Auffassung jenes Verses
bemerkte schon Spengel a. a 0; S. 193 fg.:
„die bejahende Zustimmung val /a& JP muB
doch einfach auf nXawfSi, nicht auf (ftXtSv ge-
hen; dann erwartet man nicht, was der Wein
sagt, sondern Beziehung auf das, was der Ej-
klops so eben gesagt hat, also (p^g, die zweite
Person." Gewiß mit Recht. Er fahrt dann fort:
„wiederholt man zwei Buchstaben fbov ov 9^g —
201
eine Sjnizesis, die im drama satjricum viel-
leicht nicht nnmöglich ist — so bezieht sich
die Antwort auf das ov (ptXovvtd es und Silenus
erwidert: allerdings werde ich weinen , da da
sagst, daß er mich nicht liebe, der ich doch so
schon bin ; es ist Portsetznng des obigen aji*' o J-
mg 'sxvffBP oth xalov ßkSnm.^^ Der Gedanke^
welchen Spengel voraussetzt, ist sicherlich der-
jenige, welchen Enripides ausdrücken wollte,
aber derselbe liegt mit nichten in den Wor-
ten, welche er als die des Dichters giebt, denn
nach denen sagt ja Silen, Polyphem leugne ihn
(den Silen) zu lieben. Die Zulässigkeit der Syn-
izese wird der verehrte Gelehrte schwerlich noch
aufrecht erhalten wollen. Enripides schrieb : iml
ov ikov yjjV ö'y' iqav. Wie leicht <ry' (d* i. %6v
ohov als Accusativus Subjecti) ausfallen konnte,
liegt auf der Hand. Verbindet man oi(*) iqäv^
so entspricht das dem vorhergehenden ov ^*-
loovta noch genauer, als wenn man ov zu g>^g
zieht Vgl. Soph. Philoct. 1389: q)^(Ai & oi as
Die Schreibung von Vs 556 ist die von G.
Hermann gegebene, welcher bemerkt: Veretur
Cyclops, ne ille non plenum sibi scyphum datu-
ras sit: ubi sat vini infusum putat dicit didw>
[köpov. Danach sieht es ja ganz so aus, als än-
dere der Eyklop mit diesen Worten seinen Sinn,
beanspruche er nicht mehr den vollauf gefüllten
Becher. Auch scheinen sich an dieselben die
folgenden Worte Silens nicht passend anzuschlie-
ßen. Man erwartet eher so etwas wie „aber
erst muß untersucht werden, wie die Mischung
ist." Sollte nicht der Dichter geschrieben haben :
iyX^t, nliwp d^ vdv (fxvq>ov didov v6f$ov?
Vgl. Aristoph. Thesmoph. 347 fg. : zov xo^fg ly
%mv MOtvlfSv td vdfn(ffAa,
202
Vs 561
hat Nauck wiederum herausgegeben:
dnof»vntioy di aoi V, onm^ l^tfßf§ nuiiv,
obgleich Eirchhoff mit Becht an r^ Austoft ge-
nommen hatte. Dieser meint, dafi zu schreiben
sei : di cot *a%\ Mir scheint für / ein Wort mit
der Bedeutung von „noch^^ entschieden passen-
der, ja fast noth wendig. Daher vermuthe ich:
*^\ d. i. Ä». Vgl. oben zu Vs 207.
Vs 603 fg.
schließt Odjsseus seine Bitte an Hephästos, der
das Auge des Eyklopen verbrennen ^ und an
Hypnos, der ihn in den tiefsten Schlaf versenken
soll, mit den Worten:
Mal fHf *nl xaXU(Tw$m TQw&xoig n6pa$g
aitov TS vavtag ü dmXd^ttit' ^OivaaSm
in* ävdqoq, ä &bwv oidh^ ^ ßgauSr fkiXsh
Wie man hier dnoX4(f^ hat dulden können)
ist unbegreiflich. Es ist offenbar zu schreiben:
dnsXdiSfi'^: „weiset mich nicht ab wegen eines
Mannes.^^ ^AnBXavvsc&M „abgewiesen werden
mit einem Gesuche" bei Herodoi V, 94. Hin-
sichtlich des vnd vgl. ijukav&dvse^ai %^V0^ vni
uvoq bei Piaton Apol. p. 17, A.
Gegen die von Nauck in Vs 605 aufgenom-
mene handschriftliche Lesart oÜbv ^bemerkte
6. Hermann mit Recht: Non tarn languide lo-
quentem Euripides fecit ülixem. Aber seine Ve^
änderung: oidiv, od ßqotmv hat auch keine
Wahrscheinlichkeit. Odysseus will ohne Zweifel
den Hephästos und den Hypnos vornehmlid
darauf hinweisen , daß der Kyklop sich niclit
um die Gotter bekümmere. Der Menschen ge-
schieht nur nebenbei Erwähnung. Der Dichter
schrieb wohl: oi nXiov ßq,, d. i. nüoy ^ ß^
%(av. Das i^ rährt von einem Erklärer her. Wie
203
dem Eyklopen ßgomy ikiXs^, ist aus dem Schicksal
des Odyssetts und seinen Gefährten bekannt
Vs 627 fg.
heißt Odyssens die Satyrn sich ganz rahig zu
yerhalten,
nie f*^ ^l^BY^qd^ td huhov, S&t* äv ofJkfAatog
S\ff$^ Kwimnog ilSafHXlii&fj twqL
Den Ansdnick naxöp hat man auf den Ey-
klopen bezogen, der vorher Ys 599 als ysitmv
xcatdg des Hephastos bezeichnet werde. Aber
dazu passen die folgenden Worte durchaus nicht.
Schon an und für sich wird man geneigt sein, jenen
Ausdruck im Sinne von „Unheil, Verderben"
zu &8sen und iysiq€i,v als „erregen/^ Dann
paßt aber der bestimmte Artikel td nicht so gut
wie T*. Vgl. Ys 597 fg.: u dnäXa(kvov, 652: u
Ys 630fg.
OJ. &YB wv Snmg ä^etr&c tot daXov x^Qotp
its^ ftoXoPTsg' didnvQog d* i<fi^v xaXmg.
Daß man an den Worten iaco (Aolövtsg gar
keinen Anstoß genommen hat, ist sehr auffal-
lend. Man beachte doch nur Ys 635 fg. :
HM. ^fMstg (a4v iöfMV fAauQÖtSQOP ngd x&v &vqwv
itftwtsg ti&Btv ig TOP itpd^aXfkdp td nS^.
Passen denn diese Worte zu der Aufforderung
des Odysseus, in die Höhle hineinzugehen? Oder
hält man es für möglich, daß der Dichter ab-
sichtlich den Sprecher von Ys 635 fg. die Auf-
forderung vollständig ignoriren ließ? Es ist
ohne Zweifel zu schreiben: ig 8(ß>(i^ iXdSpteg,
i. i. iXaCopteg, „um ihn ins Auge zu treiben.^^
Auf diese Worte bezieht sich das d&stp-nvQ in
Vs 636 unmittelbar. Das Participium Puturi
Att. findet sieh auch Phoeniss. Vs 607 (iJSeXmp).
Vs 632 fg.:
XO. ovxovp ai) tdl^Hg o^hupag nQoiuwg XQ^^^
204
xavrdv fio^Aov Xaßovtag inxdetv tö ipwg
K^xlmno^} tig äv tilg tvx''1^ xotPwfiS'S'a.
Ist »avtov richtig für das xai tdv der Hand-
schriften hergestellt, was wohl keinem Zweifel
nnterliegt, so erregt ixxdetv Bedenken, wie schon
Höpfher bemerkte. Die leichteste nnd passendste
Veränderung wäre wohl: ixvtvdskv^ vgl. V8 486:
Xa/ATtgap SrpiV d$axvai€f8&. Jenes Wort konnte
um so eher verderbt werden, als es, nnd zwar
in der Aoristform i^iKrtjae, nur bei Herodot
YII, 239 in entsprechender Bedeutung vorkommt
Vs 650 fg.
sagt Odysseus zum Chor:
vvp J* otd^ dfMkVop. tota$ & ot»elo$g ifihug
Xq^tsd'ai jti' ävdYVtfi. xbi^I d* st f^div (f&hfstg,
dXX* ovP ineynilsvi f\ fig sdywxtctv
ipiXmv xslevCfAOtg totc^ cotg »t^tfwfAsd'a.
Dachte er wirklich durch die Zurufe sich
guten Muth nur für seine Freunde zu verschaf-
^n? Hielt er sich selbst der Standhaftigkeit
für so sicher, daß er den Zuspruch nicht nöthig
hatte? und war es billig, daß er seinen stamm-
verwandten, aus seiner Heimath stammenden
Freunden (pineio^g qfilo^)^ die er noch eben vor-
her keinesweges geringschätzig erwähnt hatte,
und zwar hinter deren Bücken, nicht aber auch
sich, einen Mangel an Standhaftigkeit beimaß?
Die Stelle Vs 407 fg. wird man doch nicht dafür
veranschlagen wollen. Vs 193 gerieth Odysseus
bei dem Erscheinen des Eyklopen selbst in
Schrecken. Sein Sprechen und Handeln von
Vs 624 an deutet keinesweges auf ruhige, des Er-
folges sichere Beherztheit; vgl. die Seen. u. krit.
Bemerkungen zu Eurip. Kyklops S. 27. Bei
Homer , Od. IX , 531 fg. erhält er seine vier
Gefährten durch das Loos als Theilnehmer an
dem Wagestück, und zwar gerade dieselben, welche
205
er sich selbst ausgewählt haben würde. Alle
zwölf, welche er mitgenommen hat, gehören zu
den „Besten^^ der ganzen Mannschaft (Od. IX,
193 fg.). Er sieht sich allerdings veranlaßt, kurz
Yor der Ausführung allen Muth einzusprechen,
damit sie sich nicht zurückziehen. Aber die
Worte Vs 380 fg., die sich auf den Augenblick
unmittelbar vor der Handlung beziehen: ddqooQ
Mnvevcsv fkiya SalfAcov, sollen sich ohne Zweifel
ebensowohl auf ihn selbst als auf seine Gefährten
beziehen, wie denn auch nachher nach dem Auf-
schrei des Kyklopen nicht bloß diese in Furcht
gerathen und weglaufen (Vs 396). Hiernach ist
es wohl nicht zu gewagt, wenn ich das (fiXm¥
bei Enripides Ys 653 als verdächtig betrachte.
Die leichte Veränderung mtpikf^v^ „erwünschte,
willkommene,^^ würde das oben geäußerte Be-
denken heben.
Vs 661 fg.
%6qv6v\ lAx«, /»ijf & i^odvr^&elg
ÖQaC^ u ikdta^ov.
Schon Musgrave nahm mit vollstem Recht
an ilxs Anstoß, quod occasioni non conveniret,
wie G. Hermann angiebt, der in sehr verwun-
derlicher Weise den Englischen Gelehrten durch
einfache Verweisung auf die bekannte Stelle
Homers Od. IX, 384 fg. abfertigen zu können
vermeint. Doch trifft Musgrave's ihitov , saucia,
gewiß nicht das Richtige. Vermuthlich schrieb
der Dichter: sllXs^ in der Bedeutung von
„treibe um, drehe'* (Aristoph. Nub. 761 , Apol-
Ion. Rhod. Arg. II, 671, Piaton. Tim. p. 40, b,
Aristot. de caelo II, 13).
Auch die folgenden Worte des Nauck^schen
Textes sind nicht in Richtigkeit Daß der Chor
die an der Blendung des Kyklopen Betheiligten
auffordert, zu drehen und umzutreiben, damit der
206
Eyklop ihnen kein Leid znfuge, scheint dnrch-
ans anpassend. Jenes wie das, wozn der Chor im
Vorhergehenden anBerdem noch antreibt, ge-
schieht, um an dem Eyklopen Bache zn nehmen.
Dazu kann immerhin vom Chor der Wnnsch
werden, daß dem Odyssens nnd seinen
trten bei der That durch den Kyklopen
nichts Schlimmes widerfahren möge. Ob es
ähnliche Erwägongen waren, dnrch die Hermann
yeranlaAt wurde f*i^ di tf i^odvvtid'sig zn schrei-
ben, mag dahin gestellt bleiben. Nach seinen
Worten sieht es ganz so ans, als thne er es wegen
der Anctorität des Flor. 1. 2, die di für a^ bie-
ten, wie auch im Cod. C f^d* (sol) steht. Ich
habe, ehe ich dieses wußte , das di hergestellt
Da aber iiodvväa&€t$ sonst, so viel ich weiA,
nicht vorkommt und — was mehr sagen will -
hier nur passend ist, wenn es wesentlicli in der-
selben Bedeutung gefaßt wird, welche S6vv§i^iig
hat, nicht aber in dem Sinne von „schmerzbe-
freiV^ so glaubte ich, und glaube das noch, daß
geschrieben war:f*f^ d* ig a^ ddvpfj^sig. Jqäv
u «K nvci bei Sophocl. Oed. CoL Ys 976; d^ot'
6s%pa «K t»y<v bei Cassius Dio LXXI, 3.
Vs 677
erwähnt der Eyklop denOdysseu&mit den Worten:
6 i^a^oji^ ig f/kot doi)g to näfjka xceviulvcs,
worauf der Chor Vs 678 bemerkt:
ds$ydg yctg otpog »ccl naXaUa&M ßaqvg.
Die Handschriften bieten in Vs 677 als letztes
Wort na%6navfSB. KatiMkvcs rührt von Canter
her. Musgraye vermuthete: Matinlaoe. Wenn
Hermann bemerkte: Mihi optima visa est Canteri
emendatio, quae et facillima est, et cum caeteris
yerbis optime consentit, so berücksichtigte er
in den letzten Worten das nalal€G&a$ nicht
Der Begriff dieses („niedergerungen werden/^ vgl*
207
Enr. Electr. 686 in Bezug auf Aegkihos : d na^
ltt$ü^l^ fn^fM ^a^dff^ikov m0et) spricht gerade
fSr xatinXaüB, was bei Theokrit, Id. XXV, 146 fg.
im eigentlichen Sinne ,fniederbreehen, niederben-
gen^* vorkommt. Zndem empfiehlt sieh xctH^
»letac anch dadurch, daß es viel kräftiger und
beseichnender ist. Für dasselbe spricht ferner
aach wohl die von zweiter Hand herrührende
Lesart im Cod. B: Matianaas. Vgl. anch
Homer Od. IX, 516, wo Polyphem sagt: inst
fi* idaikdacato olvm^ nnd besonders Plntarch.
Hör. p. 596: nBnkaCfkivo^ j^^^g* Was endlich
die Leichtigkeit der Aendernng betrifft, so ist
der Uebergang von Kj4TEKAA2E in KATB^
KAV2E nicht eben schwerer als der von JT^-
TEKAV2E, znmal wenn man annimmt, daß
jenem ein Verschreiben in KATEKA2E oder
KAEKAASE zn Grunde lag.
Vs 694 fg.
sagt Odyssens zum Eyklopen :
xauiSg ydg äv Tqoiav yB dtenvQ^aapiev
§1 fkij a* haiQmp ffovov infu^QififdfifiP.
Kirehhoff nimmt an dem xanw^ Anstoß, wel-
ches auch mir wenig zuaagt. Er schlägt vor:
uaiwg. Ich glaube viel eher, daß zu schreiben ist :
»äXlwg^ ''AXlmg: „ohne Grund.^^ Im zweiten
Verse ist zu betonen f*^ 0*, da das Pronomen
im Gegensätze zu Tgoiar ;"' -steht.
Vs 696 fg. :
KT. aiat' naXmdg XQ^^P^^^ iunsQah^^m$.
%vg)Xijv r^Q SyßiP in ifi&sp cxijas^v fk* iqi^
T^iag d^OQfiiiöivtog, dXXd »al ai to$
dinag v(piis$p dvti mv6^ i^icnuSB,
noliv -^aXdiSit^ xqoviiv ipa$WQOvfM9for.
OJ. xlaisiP ff uwifu' %ai Üd^wnü onsg lfy(».
ijrti d' in* dxtdg bI(m »al v^oog tfndipog
^am ^nl ndpiov 2$ubIöv ig t' ifk^v ndtqav.
208
In den früheren Ausgaben wird Ys 701 ge-
schrieben: »al didoQx^ onmq Xifw, welche Schreib-
weise Yon Mnsurns herrührt. Seit Musgraye
schreibt man nach den Handschriften: xal di^
^Q^lC ^^^Q ^Y^9 meistentheils ohne Andentung
der Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit eines
Fehlers. Nur Kirchhoff, der zugleich für «g»
diÖQax^ vermuthete : »oi dido^x\ und Paley scUn-
gen für Xiyw vor, jener : XiyB^, dieser : 3Liy€$g, und
Nauck bezeichnet kSyco als verderbt. Man wird
auch durch eine andere Veränderung als die
eben erwähnten, wenig zusagenden schwerlich
einen passenden Gedanken herausbringen. Da-
gegen erhält man einen solchen, wenn man
nur ddÖQax' in didoQx" verändert. Odysseus sagt
zu dem Eyklopen, daß es ihm unglücklich ge-
hen möge, und fügt dann hinzu „und ich sehe,
was ich sage.^^ Der Eyklop hat ja wirklich
das größte Leid erlitten. Mit jenem Worte
nimmt Odysseus auf das von Polyphem erwähnte
Orakel Bezug, nach welchem es auch ihm schlimm
ergehen soll, indem er andeutet, daß das eine
bloße Prophezeiung sei, deren Erfüllung noch
dahinstehe , die ihn jedenfalls nicht schrecke.
Daran schließen sich dann sehr passend die
Worte i)^w d' in* dntaq cJJui u. s. w.
Vs 708 fg.
XO. ^ftetg de avvvavvai ys tavd* Odvaaims
ovtsg %6 lotnoV Battxifp dovXsvaofMt^.
Werden denn die Satyrn als Schiffsgesellen
des Odysseus dem Bakchios dienen? Vgl. Vs
435 fg. u. 466 fg. Es ist ohne Zweifel zu schrei-
ben : fjfMtg d^j vvv vainal ys %, 'O. Svrsq, u. s. w.
In Ys 705 bietet der Cod. B, vvv vavtmct, so , daß
vvv in aifv corrigirt ist. Auch die anderen fiand-
schriften bieten getrennt civ vafjta$a$.
Fttr die Bedaction Terantwortlicli: R Ba»n48cK Directord. Oöti. gel. Ans.
Oommissioos- Verlag der DUterich^scU» YerlagB'Buelüumdhmg.
Druck der DUkrieVachen ünift,- Bttchdmcktrii (W Fr, Kat8t>t«i)'
209
Nadiriehten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
16. März. M 7* 1881.
Kiiiglicke GeBellsciiaft iler WisseBsehafttn.
Sitzung am 5. März.
Wnstenfeld: Magister Pacht gegen Friedrich d. Gr.
Eönigflberger, Oorresp. : üeber die Irredoctibilitat
von Differentialgleichungen.
A. Ben-Sande: Beiträge znr Eenntniß der optischen
Eigenschaften des Analcim. (Vorgelegt von C. Klein.)
Magister Pacht gegen Friedrich d. Gr.
Von
F. Wüstenfeld.
Diese Überschrift ist gewählt worden, um
damit anzudeuten, wie ich dazu gekommen bin,
über die PersönUchkeit und die Lebensumstände
des Mag. Pacht nachstehende Untersuchungen
aazusteUen , was mir um so näher lag , als sie
zugleich das Schulwesen meiner Vaterstadt fiann.-
Münden um die Mitte des vongen Jahrhunderts
betrafen.
Jobann Ludwig Pacht wurde im J. 1716
geboren, dies ergiebt sich unzweifelhaft aus der
SchluBbemerknng über das Alter, welches er er-
reichte; wenn daher Rotermund-Jöcher als das
17
210
Gebnrtsjahr 1720 augiebt, so beruht dies sicher
nur auf der Yermuthung, daß er etwa 18 Jahre
alt gewesen sein könnte, als er die üniyersität
bezog, er war aber zu der Zeit schon alter*
Pacht selbst nennt sich mehrmals Schambecca-
Lunaeburgensis , als wenn er in dem Pfarrorte
Scharnebeck l^/s Stunden von Lüneburg geboren
sei, in den dortigen Kirchenbüchern kommen
aber seine Vornamen nicht vor; jedoch findet
sich in dem Trauregister, daß ein gewisser JoL
Andreas Pacht aus Neustadt am ßubenberge am
7. März 1707 sich mit Margarethe Elisabeth
Eleonore Vorthampf, der Tochter des Organisten
Job. Sebast. Vorthampf in Scharnebeck verhei-
rathet habe und dies sind unzweifelhaft; die El-
tern des Job. Ludwig. Die Mutter hatte am
25. März 1710 bei ihren Eltern in Scharnebeck
einen Knaben geboren, welcher in der Taufe
die Namen Carl Siegmuud erhielt, weiter kommt
dann der Name Pacht dort nicht vor. Die Er-
kundigungen in Neustadt a. B« waren leider!
vergeblich , weil daselbst bei einem großem
Brande die älteren Kirchenbücher zu Grunde
gegangen sind und die jetzigen erst mit dem
J. 1757 beginnen. Man wird sich also auf die
VermuthiLQg beschränken müssen, daß Job. Lud-
wig zwar in Neustadt geboren , aber bei seinen
Großeltern in Scharnebeck erzogen sei und sich
danach Scharnbecca*Lunaeb. genannt habe. Dat
er den Schulunterricht in Lüneburg genossen
habe, ist an sich wahrscheinlich, aber nicht mit
Bestimmtheit zu erweisen ^ da in den noch er^
haltenen Glassenbüchern des Johanneum sein
Name nicht vorkommt; er konnte auch die St
Michaelis-Schule besucht haben, und wenn man
annehmen möchte, daß er aus den reichen Le-
gaten zu Lüneburg als Schüler oder als Student
211
ein Stipendium erhalten habe, weil er eine
Schrift den Mitgliedern des dortigen Magistrats
dedicirte , so ist auch hierüber aus den Stipen-
dien*>Rechnungen nichts zu ersehen gewesen.
Jedenfalls muß seine Schulbildung eine Tor-
zügliche gewesen sein und mit den besten Kennt-
nissen ausgerüstet bezog Pacht die Universität
Gtittingen, wo er am 19. April 1738 als studii
theologici cultor immatriculirt wurde. Schon
am Ende des zweiten Studienjahrs hielt er eine
öffentliche Disputation, wozu Prof. Schmauß
das Programm geschrieben hatte: Diss. philos.
De ignorantia docta, quam consensu amplissimae
facultatis philosophicae in Academia Georgia
Augusta, praeside M. Godofredo Everardo
Schmaussio ad diem XXIX. Martii A. 1740 in
auditorio philosophico publice tuebitur Joannes
Ludovicus Pacht , Scharnbecca - Luneburgicus
philos. et th. cultor. Gottingae. Der Decan
Prof. Hollmann hatte Chr. Lud. Obbarius, da-
mals Adjunct der philos. E'acultät, und Mag.
Woog aus Dresden, welcher der Universität nicht
angehörte, zu Opponenten bestimmt. (Decanats-
Acten).
Mit einer Dedication als Gratulation zum
Neujahr 1741 an seine hohen Gönner in dem
Magistrat zu Lüneburg erschien von Pacht selbst
als Erstlingsarbeit, studiorum sacrorum primi-
tiae, eine Dissertation, welche er öffentlich ver-
theidigte: Diss. philol. De Christi responsione
Quod dixi dico Joh. YIII. 25 , quam in Acad.
Georg. Aug. praeside Andrea Georg Waehner
liüg. or. P. P. 0. d. 7. Jan. 1741 publico eru-
ditorum examini submittet auctor respondens
Jo. Lud. Facht, Scharnbecca - Lunaeburgensis,
philos. et theol. cult. Gottingae. — Am 20.
Oct. 1741 erhielt Pacht eine Vocation als Con-
17*
212
rector an die Schule zu Monden, machte vor
seinem Abgange dahin das Magister - (Doctor-)
Examen und schrieb dazu: Diss. inaug. pbiloL
De eruditione Judaica, quam pro conaeqnendis
summis in philosophia honoribus praeside An-
drea Georgia Waehnero, praeceptore suo deve-
nerando d. V. Januar. 1742 publico eruditorum
examini submittet auetor Jo. Lud, Pachte Ly-
cei Mündens. conr. design. Das Datum Y. Ja-
nuar, ist corrigirt in XIII. Jan. und von diesem
Tage ist auch das Diplom ausgestellt unter dem
Prorectorat von Feuerlein und dem Decanat
von Heumann. Das Verhältniß zu Prof. Wäh-
ner hatte sich zu einem sehr freundschaftlichen
gestaltet , und dieser ließ zum Abschied noch
eine Abhandlung erscheinen : De sanctificatis per
conjuges conjugibus ad 1. Cor. YU. 14 disserit
et Joa. Ludovico Pacht, amico suo in paucis di-
lectissimo summos in philosophia honores et
conrectoris apud Mundenses munus gratulatur
Andreas Georg Wadmer^ Gottingae. Wenn man
die beiden vorhin genannten Dissertationen hier
und da, selbst in der Geschichte der Universität
Göttingen, Wähner zugeschrieben findet, so läßt
sich dies noch besonders aus dessen eigenen
Worten in der letztgenannten Abhandlung S. h
in der Anrede an Pacht widerlegen: Dedisti
anno proxime elapso publicum eruditionis phi-
lologicae specimen in locum Johanneum Cap.
YIII. 25, interpretibus vexatissimum. Novum
jam edis de Eruditione Judaica, cet.
Die Schule zu Münden befand sich in den
Jahren 1730 — 40 in dem traurigsten Zustande^),
von den vier Lehrern Rector, Gonrector, Cantor
1) Benutzt sind die Schol-Acten von Münden mit der
Aafschrift: »Unterhaltung der Sofaul-Bediente«, und dem
Titel: »Bescbreibiing der Besoldungen, l^eben-fiinkünfte
213
und Subconreetor muftten endlich 1737 die bei-
den ersteren mit vollem Gehalt »pro emeritis
declariret« werden, der »seit vielen Jahren [seit
1719] als Cantor« fungirende Constantin Beller-
mann wurde »mit ansehnlicher Gehaltserhöhung«
(zu den bisherigen 109 Thl. 6 mgr. 2% Pf. ka-
men 62 Thl. 31 mgr. öVs Pf.) zum Conrector
befordert und ein Schreibmeister angestellt, die
Stelle des Rector blieb wegen mangelnder Mittel
unbesetzt. Naehdem dann am 24. Dec. 1739
der Rector emeritus Schumann gestorben , aber,
»da dessen Wittwe noch ein halbes Gnadenjahr
genoß«, erst am 10. Aug. 1740 ein CoUega Quin-
tus hinzugekommen war, wählte der Magistrat
am 16. Oct. 1741 den Conrector Bellermann zum
Rector mit 208 Thl. Gehalt (mit den Aecidentien
zusammen 300 Thl.) und am 18. Oct. den Gan-
didaten FacM zum Conrector mit einer Besol-
dung aus fünf verschiedenen Cassen von zusam-
men 138 Thl. 12 gr. nebst etwa 25 Thl. als dem
fünften Theile des ganzen Schulgeldes, (ein
Knabe bezahlte bis dahin 12, von jetzt an 24
mgr. jährlich), nachdem davon 20 Thl. für den
Conrector emeritus abgezogen waren , dazu ka-
men vier Klafter Holz, ein kleiner Garten und
einige Aecidentien; er verdiente sieh in der
Folge noch etwa 200 Thl. jährlich durch Pri-
vatunterricht , und im J. 1745 wurde sein Ge-
such, das Hausmiethegeld von 10 Thl. um 12
ThL zu er hohen, auf Antrag des Magistrats von
der Regierung (Münchhausen) »seines Wohlver-
baltens wegen« genehmigt^).
und übrigen Emolamentoram der jetzigen Schal-Bediente
bei hiesiger Baths-Schule« (1744).
1) Bei seinem Abgange von Münden im J. 1754
wurden seinem Nachfolger alle solche persönlichen Zu-
lagen gestrichen, der Gehalt vermindert und das Schnl-
214
Bellermaiin mag in seiner Stellang ein ganz
guter Gesanglehrer und Organist gewesen sein,
er hat mehrere Motetten, Gantaten nnd Orato-
rien geschrieben, auch selbst Gedichte gemacht
und in^ Musik gesetzt, ist sogar im J. 1754 von
dem Bürgermeister in Münden J. G. Mejer als
Poeta laureatus Caesareus gekrönt, wird aber in
wissenschaftlichen Werken als Musiker kanm,
als Dichter gar nicht erwähnt ^). An classischer
Bildung war ihm Pacht unstreitig weit überle*
gen, welcher sogar einigen Schülern ein CoUe-
gium privatissimum Sjriaco-chaldaicum hielt,
und daß ein so gelehrter und vielseitig gebilde-
ter junger Mann sich in den alten Schlendrian
einer kleinen Stadtschule nicht recht fugen
wollte, ist nur zu begreiflich, zumal da ihm bei
seiner Anstellung das Condirectorium übertragen
war. Es entstanden zwischen ihnen bald Strei-
tigkeiten, auch mit den anderen Lehrern konnte
sich Bellermann nicht vertragen und im Jani
1744 trug er förmlich seine Beschwerden vor,
welche von dem Med. licent. Scholarcha et Se-
nator Dan. Phil. Bosenbach zu Protokoll ge-
nommen und danach von demselben zu einer
Eingabe an den Magistrat ausgearbeitet wurden.
Von den 23 Elagpuncten beziehen sich 15 speciell
auf den Conrector Pacht : »daß er die Lectionem
Theologicam alzu sublim mithin ultra captum
discipulorum tractire; daß er dabei nicht das
in der Gesnerianischen Schulordnung verordnete
Compendium Theologicum Tromsdorfii, sondern
seine eigenen theses tractire und dictire; daß er
geld wieder aaf den firüheren Satz von 12 mgr. jabrlioh
herabgesetzt.
1) Er war 1696 in Erfurt geboren und starb 1763
in Münden, nicht Minden, wie man hier und da, auch in
der Deutschen Biographie, liest.
215
im Lateinischen uicht des Gellarii von Hn« Praf.
Gegner revidirte Grammatic, sondern des Langii
6rammatic tractire; daß er die privatisten dem B^
tori abspänstig mache; daB er keine gute methode
in Führnng der Schnigelderrechnnng habe« n. s. w.
DerOonrector widerlegte bei seiner Yernehmting
die meisten dieser Punkte und gab nur weniges
zu mit Anführung der (Gründe, der Rector nahm
einiges zurück, blieb aber in den meisten Fällen
bei seiner Meinung und nun wurden die Acten
zur Begutachtung an den Prof. G^ner nach
Göttingen geschickt.
Durch Eönigl. Verordnung d. d. Hampton-
coart d. -^-^ Aug. 1737 war nämlich der Magi-
strat von Münden angewiesen , über Desideria
Seholastica sich des Bathes des Prof. Gesner zu
bedienen und auf dieses »ansinnen der Königl.
und Churfürstl. Regierung hatte Senains dem
Hn.Prof. Gesner wegön seiner der Schule halber
habenden Müh waltung jährlich eine remuneration
von 8 Thl. aus der Cämmerey accordiret und
demselben bißher auf die fällige Zeit zugesandt«.
Gesner gab ein ausfuhrliches Gutachten ab,
welches den mir zugestellten Acten leider! nieht
beilag, aus welchem indeß am Rande der aben
erwähnten Eingabe Rosenbach^s der wesentliche
Inhalt bei den meisten Elagpnncten »Juxta
Gesnerum« angeführt ist. Hiernach wurde dann
am 10. Dec. 1744 in einem Erkenntoiß des Ra-
thes »das Betragen des Hn. Bectoris intuitu der
ungegründeten und empfindlichen Anschuldigun-
gen contra Gonrectorem« gerügt, dagegen eine
persönliche Beleidigung des letzteren gegen den
ersten (er hatte ihn einmal einen Lügner und
Stänker genannt) »unter umständen , die dem
Hn. Bectori gar leicht zu gleicher Last kommen
dürften«, mißbilligt und beide zur Verträglichkeit
216
ermahnt. Dem Prof. Gesner warde >anf aus-
drückliches Verlangen des Hn. Conrectoris von
denen hieranfip genommenen BathsEntschließangen
gleichmäßige Gommunicationc gemacht mit ei-
nem Begleitschreiben , an dessen Schlosse es
heißt: » nnd haben wir selbigem solches [diese
Commnnication] nm so weniger versagen kön-
nen, da wir ihm das Zeugnis eines überans flei-
ßigen, trenen und mit vielem nntzen arbeitenden
SchnlMannes beylegen müssen«. Gesner ant-
wortete darauf in folgendem im Original bei den
Acten befindlichen Schreiben:
HochEdelgebohme und Hochgelehrte, anch
HochEdel u. Hochachtbare Insonders Hoch-
geehrteste Herren, n. Geneigteste Gönner
Ew. Edelgebohren etc. erkenne mich ge-
horsamst verbanden , daß dieselben von der
untersnchnng n. Abthnang einiger Irrnngen
hej Dero Schule mir originale nachricht e^
theilcB wollen.
Ich Areue mich über die hervorleuchtende
Klugheit u. moderation, womit die Sache trae-
tirt worden, u. wünsche herzlich daß der
abgezielte endzweck vollkommen bey den leh-
renden u. lernenden erreicht werden möge.
Ich finde zu meinem Vergnügen viel gutes
von dem Hn. M. Pacht u. gleich wie Hr.
Bellemsnn's Brief u. letzt edirte Sachen mir
gleiehfäills eine vielbessere Meinung von ihm ma-
chen, als ich ehedem nicht ohne Grund gehabt:
so will nicht alle Hofnung fahren lassen Ew.
Edelgebohren etc. werden mittel und wege
finden, die beiden Leute wo nicht gana unter
einen Hut zu bringen; doch also zu balanci-
ren, daß die Schule beider Männer gutes ge-
nießen, u. sie selbst einander, das ist der Ju-
gend, auf die es endlich hanausläuft , nicht
217
schaden könneD. Der Hr. Conrector Pacht
wird insonderheit wol thun , wenn er be-
trachtet, daß er anch mit der Zeit Bector
werden könne, n. sich der verhoflPentl. billigen
estime, die ich ihm von Grund der Selen
gönne, nicht zum despect seines oberen CoUe-
gen , mithin zum offenbaren Schaden der
Schule, mißbrauchen. Ich habe das ins talio-
nis in diesem punct sehr offt wahrgenommen;
als Conrector manches erlitten, aber in meinen
2 Bectoraten, so lange dieselbe verwaltet, die
vollkommenste Ruhe und Zufriedenheit nicht
nur selbst genossen, sondern auch unter mei-
nen Cöllegen erhalten. — Jedoch Ew. HEdel-
geb. verlangen und bedürfen dieser Betrach-
tungen nicht, u. werden schon ohne meinen
Beytritt die gehörigen Vorstellungen u. Ver-
fügungen machen: daher ich auch, was etwa
sonst wegen der Grammatic u. des Vocabeln-
lemens zu erinneren hätte, gerne zurück be-
halte, aber doch um des besten der Schule
willen, wünschen wollte, Ew. HEdelgeb. möch-
ten sich gefallen lassen, die von mir geschrie-
bene Vorrede der Cellarianischen Grammatic,
(: welche nebst dem libro memoriali in Berlin
u. Merseburg nachgedruckt, u. in unterschie-
denen auswärtigen Schulen eingeführt worden :)
mit bedacht u. Überlegung zu lesen.
Nebst herzl. anwünschung alles gedeylichen
Wohlergehens von Dero hochgeschätzten Per-
sonen, Aemtern u. Familien, nahmentl. geseg-
neter Feyertage u. eines glüekl. Jahrwechsels,
beharre mit aller Hochachtung u. Ergebenheit
Ew. HEdelgebohren etc. Meiner Hochge-
neigten Gönner gehors. tr. Dr.
Gefner.
Göttingeu, d. 18. Dec. 1744.
218
Aus der Zeit seiner Lehrthätigkeit in Münden
werden von Pacht drei Schnlprogramme erwähnt,
welche ich mir nicht habe yerschaffen können,
die Titel sind:
De lingnamm et imprimis Ebraeae nsn et
noxio earnndem in scholis neglectü. Gottingae
1747.
De literas elegantiores in scholis tradendi
ratione. ib. 1748.
De historia providentiae divinae theatr. ib.
1749.
DaA er seine philologischen Studien unab-
lässig fortsetzte, werden wir weiterhin sehen.
Im J. 1750 erschienen die Memoires ponr
servir a Thistoire de Brandenburg. Außer eini-
gen Mitgliedern der Berliner Academie wußten
anfangs wohl nur wenige, daß Friedrich d, Gr.
der Verfasser war. Von dem ungewöhnlichen
Aufsehen, welches dieses Werk hervorrief, geben
die damaligen kritischen Blätter und die gleich
darauf von mehreren Seiten unternommenen
Uebersetzungen Zeugniß^); es fehlte auch nicht
an Widerspruch und es sind sogar einige Ge-
genschriften erschienen, wie
»Bescheidene Erinnerungen an den Hm, Verf.
der Denkwürdigkeiten der Brandenburgischen
Geschichte , darinnen dessen Vorgeben geprüfet
wird: Ob die Reformation in Deutschland ein
1) Die anonym unter dem Titel »Merkwürdigkeiten
zur Erläuterung der Brandenburgischen Geschichte« zo
Frankfurt gedruckte Uebersetzung ist von Joh, Cstph*
Stockhausenf welcher seinen Namen in das Ebcempbr der
Bibliothek der deutschen Gesellschaft eingeschrietoi hat;
derselbe ist 1784 als Consistorialrath und Superintendent
zu Hanau gestorben. Der Verfasser der »bescheidenen
Erinnerungen« benutzte aber außer dem Französisoben
Originale die andere Uebersetzung »Denkwürdigkeiten der
Brandenburgischen Geschichte«.
219
Werk des Eigennutzes? In Frankreich eine
Wirkung des Gassen-Liedes? Und in Engelland
ein Erfolg der Liebe? Zur Vertheidigung der
Wahrheit und Bettung des Ehren-Gedächtnisses
des sei. Lutheri ans Licht gestellei s. ]. 1751«.
168 Seiten kl. Octav.
Der Verf. beginnt seine Vorrede mit den
Worten: »Die Denkwürdigkeiten der Brandenb.
Geschichte verdienen mit Becht einen Platz un-
ter denjenigen wohlgerathenen Schriften, welche
die Mitte dieses J. H. zieren«. Er würde ihm
das Lob eines vollkommenen Geschicht-Schreibers
»nicht streitig machen, wenn nicht eine alzn-
grofte Neigung zur Tadel-Sucht gar zu vielen
Antheil daran schiene genommen zu haben«.
»Besonders hat dem H. V. gefallen, allen seinen
Witz und Lebhaftigkeit aufzubieten, den Anfang
and Erfolg der Beformation auf eine verklei-
nernde Art vorzustellen. Luther und Calwin
genießen bei ihm nicht das Vorrecht, daß man
Bonsten wolverdienten Männern des Alterthnms
in gönnen pflegt«. Das letztere ist der einzige
Ponct, gegen welchen diese »Bescheidenen Er-
innerungen« gerichtet sind und die auf dem Ti-
tel aufgeworfenen drei Fragen beziehen sich auf
die Stelle der Memoires S. 27 : >Si donc on veut
rednire les causes des progres de la Beforme ä
des principes simples, on verra qu*en AUemagne
ce fut rOuvrage de Tlnteret, en Angleterre celui
de TAmour, & en France celui de laNouveaute,
ou peut-etre d'une Chanson«.
Voran geht eine kurze, aber aus den Quellen
geschöpfte Geschichte der Reformation , worin
der Verf. seine große Bücherkenntniß und Be-
lesenheit zeigt, ohne welche es nicht möglich
gewesen wäre , neben seinen Berufsgeschäften
in kurzer Zeit eine solche Darstellung zu lie-
220
fem ; erst im letzten Drittel des Baches §. 5
kommt er auf die »Ehreurettang Luthers« und
§. 7. 8. n. 9 werden jene drei Fragen erörtert,
indem nach der Ansicht Friedrichs d. Gr. die
Reformation in Deutschland vorzugsweise dem
Verlangen der protestantischen Fürsten nach
den geistlichen Gütern , in Frankreich einem
Gassen-Liede mit dem Refrain: Moines!
Meines! il faut vous marier, und in England
dem Widerspruch des Papstes Clemens VII. ge-
gen die Scheidung Heinrichs YIII. Ton seiner
Gemalin Catharina und seine Yerheirathung mit
Anna Bulen zuzuschreiben sei. Das Ganze läuft
also auf eine kurze aber wohlgelungene Darstel-
lung der Reformation Luthers hinaus, dessen
Verdienste zu schmälern in unseren Tagen nadi
den Werken von Ranke, Eöstlin und Anderen
ein eitles Bemühen sein würde ^).
Der Verf. ist Herr Magister Pachte Conrector
m Münden. Gedruckt ist dieses Buch in CrSt-
tingen, woselbst es die Sehmidtsehe Buchhomdiung
verlegt hat. So steht auf dem Vorsatzblatt eines
Exemplars geschrieben, welches aus der Biblio-
thek der Deutschen Gesellschaft hierselbst stam-
mend kürzlich der Eönigl. üniversitäts - Biblio-
thek einrerleibt worden ist. Der Schreiber die-
ser Notiz war der Prof. Gohm^ Secretär und
Bibliothekar der genannten Gesellschaft, also
ein ganz zuverlässiger Zeuge, und es ist auffal-
lend, daß die Univ.-Bibl. erst im J. 1858 ans
1) Aach der Verfasser einer Englisohen Gegenschrift
hat es für nöthig gehalten, Galwin und die Protestanten
in Frankreich in Schutz zn nehmen: A Oomment npoo
the Memoirs of the Hoose of Brandenburg; wherein the
Mistakes , Misrepresentations, Inconsistencies, of the Inge-
nious Author are candidly discussed. With a sketch of
a Compassion between Cromwell and Lewis XIY. and a
Yindation of the French Protestants. London 1751.
221
der von Prof. Wrisberg (f 1808) binterlassenen
Büchersammlung ein anderes Exemplar erwarb
Q&d daher weder bei dem Titel , noch bei dem
Namen Pacht sich eine Bemerkung über dessen
Autorschaft fand , welche anch sonst nicht be-
kannt gewesen sein möchte. Auf der vorderen
Seite des Blattes ist von derselben Hand noch
bemerkt: geschenket von dem Herrn Candidaten
Biscamp eu Münden 1752 ; dieser Justns Albert
Biscamp war ein Schüler Pacht's und studirte
in Göttingen 1750 bis 1752.
Der Gonrector Mag. Pacht wurde im J. 1754
als Pastor nach Parensen bei Göttingen gesetzt
mit dem Filial Kloster Marienstein, dort vollen-
dete er eine in Münden begonnene philologische
Arbeit, die nun zum Druck kam :
Historicus Gornelianus d. i. Nachamungen
über den Cornelius — nach Anleitung des Vo-
cabularii KnoUiani aus vieljäriger SchulErfarung
entworfen von Job. Ludow. Pacht, M. Pr. zu
Parensen bei Gott, und Kl. St. Mar.-Stein. Göt-
tingen, Kubier s. a. Die Vorrede ist datirt:
Parensen bei Göttingen d. 20. Juni 1755.
Im Sept. 1757 wurde Pacht auf die Pfarre
zu Lengeiern mit dem Filial Holtensen befördert
nnd hier schrieb er:
Daß Jairi Tochter nicht aus der Ohnmacht,
sondern dem Tode durch Jesum erwekket wor-
den: wieder die neuliche Erklärung eines geler-
ten Mannes aus Heil. Schrift dargethan von M.
Je. Ludow. Pacht, Pred. zu Lengeiern und Hol-
tensen bei Göttingen. Göttingen u. Leipzig 1762.
Diese Schrift ist besonders gerichtet gegen
»den sonst witzigen Vortrag des gel. Herrn Pa-
stor Bautenberg zu Goppenbrügge, der nun nach
Braunschweig berufen worden«^).
1) Betrachtung über die Oeschichte der Auferwecknng
222
Im No?. 1762 warde Pacht auf die Saperin-
tendenfcur zu Einbeck und die damit verknüpfte
Predigerstelle bei dem dortigen Stift St. Alexan-
dri befördert, nachdem er in dem Berichte an
den König als »ein gelehrter nnd ad resagendas
aufgelegter Manne empfohlen war. Als er im
J. 1773 »wegen seiner zunehmenden Jahre« die
leichtere Stelle in Hardegsen zu bekommen
wünschte, wurde er im Februar 1774 als Supe-
rintendent dahin versetzt, nachdem er damaliger
Sitte gemäß als Ephorus in dem Consistorinm
zu Hannover eine Lateinische Abhandlung De
Christo Novi Testamenti conditore vorgetragen
hatte, welche zu den Gonsistorial-Acten gegeben
ist. Dort ist er am 6. März 1780 gestorben und
hat , nach einer gefälligen Mittheilung des Hn.
Superintendenten Soltmann aus dem Eirchen-
buche zu Hardegsen , ein Alter von 64 Jahren
erreicht.
üeber die Ir reductibilität von
Differentialgleichungen.
Von
Leo Koenigsbeiger in Wien.
Die Irreductibilitätsbedingungen, welche ich
in der in der k. Societät veröffentlichten An-
zeige meiner Arbeit »allgemeine Bemerkungen
zum Abel'schen Theorem« (Crelle's Journal
B. XC, H. 2) angegeben habe , lassen sich noch
in eine andere aequivalente Form bringen , die
der Tochter Jairi» von C. G. Rautenberg. In den Han-
nov. Beitragen zum Nutzen und Vergnügen. 1761. St. 88.
S. 1886.
223
for manche Üntersachungen brauchbarer ist,
und ich erlaube mir, den Inhalt einer darauf be«
züglichen Arbeit, welche nächstens Terö£Pentlicht
werden soll, kurz anzugeben.
Es wird zunächst gezeigt , daß die von mir
früher gegebene Irreductibilitätsdefinition ersetzt
werden kann durch die folgende:
Eine Differentiaigleichung
+ /»_,(«', y,y ',.••!/*-'') y^""
+ /■» («, y, y', . • . y^""'') = o
ist irredfictibely wenn sie weder in Beisug auf i/^^
im algd)raischen Sinne reductibd ist, noch mit ein
ner algebraischen Differentialgleichung niederer
Ordnung ein Integral gemein hoit.
Nachdem sodann der Satz bewiesen worden,
daß,
wenn eine algebraische Differentialgleichung mit
einer algebraischen Differentialgleichung niede^
rer Ordnung , welche in Bezug a/uf den höch-
sten Differentialquotienten im algebraischen
Sinne irred/uctibel ist, ein Integral gemein haty
weiches keiner Differentialgleichung noch nie-
derer Ordnung genügt^ sämmtliche Integrale
der eweiten Differentialgleichung auch der er--
sten genügen, oder die Differentialgleichung
niederer Ordnung ein algebraisches Integral der
erst^en ist,
wird als kürzeste Definition der Irreductibilität
dde folgende gegeben:
Eine algebraische DifferentialgleicJmng ist irre-
ductibel, wenn sie in Bezug auf den höchsten
Differentialquotienten im algäyraischen Sinne
224
irredudibel ist und kein algtbraisches Integral
irgend einer Ordnung besitzt.
Eine unmittelbare Folge der {^machten Aus-
einandersetzungen ist der Satz, welcher eine
Erweiterung eines früher von mir bewiesenen ist:
HcA eine Differentiaigleichung, die in Beemg
(mf den höchsten Differenticäquotienten im al-
gebraischen Sinne irreductihd isty ein Inte-
gral, welches nicht ztigleich ein Integral einer
Differentialgleichung niederer Ordnung ist^ mü
einer anderen Differentialgleichung gemein, so
halt sie alle Integrale mit der letzteren gemein^
d. h. sie ist ein algebraisches Integral der
letzteren. •
Dem entsprechend werden sich auch die
Sätze, welche ich in einigen meiner letzten Ar-
beiten bewiesen habe und welche die ünveran-
derlichkeit von algebraischen Relationen zwischen
Integralen verschiedener DifPerentialgleichongen
und den Zusammenhang zwischen dem allgemei-
nen Integrale und den particulären beliebiger
Differentialgleichungen betreffen, erweitern las-
sen, und ich will mich begnügen, hier den letz-
ten der k. Societät mitgetheilten Satz in seiner
neuen Fassung zu geben :
Besteht zwischen einem particulären Integrale
Zi einer algebraischen Differentialgleichung
(A) . . . F{x, z, z\ . . . z^"^^) =
imd einher Beihe van Ableitungen desselben,
und zwischen dem Integrale y^ der in Bezug
oArf den höchsten DifferentialgpMtienten im cd-
gebraischen Sinne irreductibeln algebraischen
Differentialgleichung
(a) . . . fix, y, y', . . - y^"^) =
225
— für welche y^ der Bedingung unterworfen
isty keiner Differentialgleichung von niederer
als der nten Ordnung eu genügen — und ei--
ner Reihe von Ableitungen desselben eine al-
gebraische Rdation
Vi^y Vii y'u • • • ^n ^11 . . .) = 0,
so bleibt diese unverändert ^ wenn man für y^
und dessen Ableitungen irgend ein Integral der
DifferetUialgleiehung (a) und die Ableitungen
desselben setzt, wenn man nu/r für 0^ und des-
sen Ableitungen ein passendes Integral der
Differentiälgleichu/ng (A) u/nd dessen Ablei-
tungen substituvrt
Zum Schluß wird noch eine Anwendung der
gegebenen YereiDfachung der Irreductibilitäts-
definition auf die Theorie der homogenen linea-
ren Differentialgleichungen angefügt; es mag
hier genügen einen der dort bewiesenen Sätze
herTorzuheben :
Hat eine lineare homogene Differentialgleichung
mit einer Differentialgleichung niederer Ord"
nung q , welche in Bezug auf den ^ten Diffe^
rentialquotienten im algebraischen ISinns irre-
ductibel ist, ein Integral gemein ^ welches nicht
zugleich einer Differentialgleichung von niederer
Ordnung als der ^ten genügty so ist unter der
Voraussetzung y daß zwischen den Fundamen-
talintegralen der gegebenen Differentialgleichung
und d^en q — 1 ersten Ableitungen keine aU
gebraische Beziehung besteht, jene algebraische
Differentialgleichung gtev Ordnung eine lineare
und zugleich eine Integrälgleiehung ^ter Ord-
nung der gegebenen Differentialgleichung y und
die letztere hat außerdem die reducirte lineare
Differentialgleichung Qtev Ordnung zum Integral
Wien im Februar 1881.
18
226
Beiträge zur Kemituiß der optischen
EigenschdifteiL des Analcim.
A. BeB-Saade ans Portogal.
(Vorgelegt von C. Klein).
Die optischen Eigenschaften des Analcim
h9.ben schon seit langer Zeit vielfach die Anfinerk-
samkeit der Forscher auf sich gezogen. Gestützt
anf die treffliehen Beobachtungen Brewster's^)
sah man die bei diesem Mineral sich darbieten-
den Erseheinnogen als dareh Drnck erzei:^te an,
bis in neuerer Zeit Maliard^) die Phänomene
durch Zwillingsbildung von Theilen niederer Sym-
metrie erklären wollte. Nach diesem Forseher
sollten drei sich durchkreuzende pseudo-guadra'
tische, in Wahrheit selbst wieder in rhombische
Theile zerfallende Individuen zum Bau des Ery-
stalls zusammentreten. So wenigstens hat Mal-
lard den Aufbau der würfelformigen Analcime
von den Cyclopenrlnseln erklären wollen.
- Auf Veranlas^ng meines hochverehrten lich-
rers, Herrn Professor C. Klein, habe ich mich
seit längerer Zeit mit dem Studium der opti-
schen Eigensehaften dieses Minerals beschäftigt
und konnte meine üntersucbuiAgen anf Krystalle
von Duingen, Andreasberg, Fassathal, Aussig,
Monteechio Maggiore, Aetna, und Ojclopen- In-
seln ausdehnen, welche Vorkommen mir dareh
die Güte des oben genannten Herrn zur Verfü-
gung standen.
1) On a new speeiea of doable reüraction, «oeompi-
nying a remarkable stracture in tbe mineral oalled Anal-
oime (Read 7th Jan. 1822). Tranflact. of the royal soo.
ofEdinburgh Vol X 1824.
2) Explioation des phenom^nes optiques anomanx etc.
Annales des mines T. X 1876.
227
Wenn man ein Ikositetraeder 202 (2il) an
den Terschiedenen Ecken durch Würfel-, Okta*
eder- und Rhombendodekaederfiächen abstumpft,
so seeigen die entsptechenden Schnitte, je nach
ihrer G^talt als Vierecke oder Dreiecke, Vier-
theilnng nach den Diagonalen und Dreitheilung
nach den Ecken, die der schwachen Doppelbre-
chung der Substanz wegen bei Anwendung eines
Gypsblättchens vom Roth der I. Ordnung in cha-
raeteristischen Färbungen des Gesichtsfelds im
Mikroskop hervortreten. Es muß demnach, wenn
man den Ansichten Mallard's folgt, erwartet
werden, daß 24 Individuen zum Aufbau des Iko-
sitetraeders zusammentreten. Schnitte parallel
den Flächen von 202 (211) zeigen nach den vor-
liegenden Präparaten , bis auf geringe unregel^
mäßige Einlagerungen anders orientirter Sub-
stanz, eine einheitliche Erscheinung.
Die Symmetrie der einzelnen Individuen würde
sich, nach den auf Würfbl und Oktaederflächen
vorkommenden, annähernd zu den Begrenzungs-
elementen oder deren Diagonalen orientirten
AuslÖschungsrichtungen ^) und mit Berücksichti-
gung der Nichtorientirung der Auslöschungsrich-
tungen auf den Flächen des Rhombendodeka«'
eders, als optisch zweiachsig, aber nicht als rhom^
bisch, sondern als monoklin oder triklin dar-
stellen. Der zweiachsige Character der hier in
Betracht kommenden secundären optischen Er-'
scbeinungen , ist durch den auf den OktaedeiS'
und Rhombendodekaederfiächen beobachteten Aus-
1) Nicht nnr versi^edene Fundorte, sondern anchEry-
stidle eines und desselben Fandorts, zeigten in dieser he*
nefanng doroiMras nicht da» gleiche Erhalten, so daB
rieh wag der in dieser Hinsioht auftretenden ünregel-
mäBigksit der Mangel an geseitomäftiger Bildung be-
haupten laBt.
18*
228
tritt einer der beiden optischen Achsen ^) con-
statirt. Anf den Würfelflächen bemerkt man
den Austritt zweier Achsen; es würde danach
eine Mittellinie normal oder nahezu normal anf
ooOoo (100) stehen. Diese Verhältnisse sind
der schwachen Doppelbrechung des Minerals we-
gen nur schwierig und vorzugsweise auf den op-
tisch wirksamsten Stellen der einzelnen Felder
gleicher optischer Bedeutung zu constatiren.
Die fast selbständigen Würfel zeigen auf den
Würfelschnitten zunächst das von Mallard beob-
achtete Verhalten bezüglich der Einheitlichkeit,
nach dem Inneren zu tritt Viertheilung ein.
Die Oktaeder - SchliflFe bieten Dreitheilung nach
den Ecken dar. Die Dreitheilung der Flächen
von (111), die Mallard von der Mitte der Sei-
ten nach dem Schwerpunkt des Dreiecks angiebt,
wurde selbständig nie beobachtet; wenn sie vor-
kommt, so tritt sie immer mit ersterwähnter
Dreitheilung nach den Ecken combinirt auf.
Die Bhombendodekaederschliffe , von außen
genommen, weisen einen Zusammenhang mit
gleichliegenden Schnitten ikositetraedrischer Ery-
stalle auf, sind aber schon so verwickelt, daß
ihre Darstellung durch eine einfache Beschrei-
bung ohne Abbildungen nicht wiedergegeben
werden kann«
Studirt man Schliffe aus den oben beschrie-
benen Gestalten, die sich einerseits mehr dem
Würfel, andererseits mehr dem Ikositetraeder
1) Dieselben treten im convergenten polarisirten Liobt
als Barren auf, die sich entgegengesetzt dßrDrebuDg des
Tischs bewegen und innerhalb bestimmter Bezirke der
Platte nicht an den Ort gebunden sind. Außerdem kom-
men auch die damit nicht zu verwechselnden schwarzen
Banden, welche für Spannungsdoppelbreohung ao bezeich-
nend sind, vielfach bei diesem Mineral vor.
229
nähern, so zeigt sich, wie ich in einer dem-
nächsterscheinenden Abhandlung ausführen werde,
daß die beobachteten Erscheinungen der Dop-
pelbrechung ausschließlich von den Begrenzungs-
elementen des Erjstalh abhängen und durch
die Art des Auftretens derselben bedingt sind.
Während größere Krystalle im Allgemeinen sehr
verwickelte Erscheinungen zeigen, sind die klein-
sten vorzüglich geeignet die Erscheinungen klar
hervortreten zu lassen.
Es zeigt sich beim Studium derselben, dass
die optischen Erscheinungen auf Feldern glei-
cher optischer Bedeutung weit davon entfernt
sind einheitliche zu sein; so beobachtet man
neben Stellen, die kräftig auf den Ton eines
empfindlichen Gypsblättchens vom Roth der L
Ord. wirken, solche, die nur höchst schwach rea-
giren und andere , die keine Spur einer Wir-
kung zeigen.
Zuweilen sieht man auf Feldern einer
und derselben optischen Bedeutung
üebergänge dieser Erscheinungen von
stark doppelbrechenden Stellen herab
bis zu solchen, die vollständig isophan
sind.
Um aus dem Bereiche zahlreicher Beobach-
tungen nur eine, wenn auch sehr ausgezeichnete
Erscheinung zu schildern, sei die doppelte Thei-
Inng eines WürfelschlifPs beschrieben, der aus
einem Ikositetraeder nach dessen Medianebene
genommen ist. Der in Rede stehende Schliff
bietet ein Achteck mit Winkeln von 126® 52'
und 143® 8' dar, je zwei gegenüberliegende
spitzere Winkel werden durch die krystallogra-
phischen Hauptachsen, je zwei gegenüber liegende
stumpfere Winkel durch die rhombischen Zwischen-
achsen mit einander verbunden. Nach diesen Ach-
230
sen wird der Schliff in 8 Theile getheilt. Bei der
Siellnngy in welcher die Halbirnngslinien der
spitzeren Winkel mit den gekreuzten Niools
zusammenfallen, tritt das Maximum der Dunkel-
heit ein und die Platte erscheint annähernd
gleicbmäfiig dunkel. Wird der Schliff aus dieser
Lage um ein Weniges (3^ — 5^) nach rechts oder
links gedreht, so erscheinen abwechselnd vier
Sectoren dunkel und vier hell. Wird die Dre-
hung weiter fortgesetzt bis die HalbirungsUnien
der spitzeren Winkel mit den gekreuzten Pola-
risationsebenen der Nicols Winkd von 45® bilden,
so werden die an diesen Linien zusammenstossen-
den Theile stark angeheilt, während vom Mit-
telpunkt nach den stumpferen Winkeln fast in-
active Zonen v.^laüifen, die als ein schwarzes
Kceuz zwischen je 2 aneinanderstoßenden aiilf-
gebellten Seictoren auftreten. Besonders mit
Hülfe des Gypsblättchens kann man wahrnehmen,
daß dieses Kreuz nicht ganz wirkungalas ist und
daß mitten durch die Arme desselben die walire
Trennung der Sectoren als feine Linie verläuft.
Die so getheilten Arme des Kreuzes nehmen,
der Art aber nicht der Intensität nach, die Fär-
bungen an, welche die Sectoren, denen sie an-
liegen, zeigen. Je weiter von diesen sehwach
wiä»enden Zo.nftn eixie Stelle im Sector liegit, mm
so grö0er ist die Lebhaftigkeit ihrer Färhmtg
üfiüid erreicht ihr Maximum/, wenn sie an iden
spitzera^ Wiiikeln 3el)>st gelegen ist« £s ümdet
jBicht allein eipie A^bmaluae der Fajbenintensiiil;
in den senkrecjht 9U den Ikositetraederkavteu
yerlaufepden Hißhtuiigen, sondern auch von den
spitzeren nach d^n stumpferen Winkeln hin «tuti
In der BrAWsier'sehen Beschreibung sind
die stumpferen nnd spitzeren Winkel verirocfa-
a»]t und das sehwuirrfse Krenz als die spita»ren
231
Winkel mit einander verbindend beschrieben.
Außerdem ist die mit dem Erenz nicht zusam-
menfallende Trennung nicht beobachtet. Die
Verwechselung der Winkel kann in der That
bei größeren, unübersichtlichen Präparaten, die
etwa an den Bändern beschädigt sind, sehr
leicht eintreten, während die zweite Theilung ohne
Gypsblatt nur selten unzweideutig beobachtet
werden kann^).
Der Einfluß der Begrenzungselemente auf
die optische Structur, die soeben beschriebenen
Eigenthümlichkeiten, die theilweise schon Bre w-
ster bekannt waren, lassen die Annahme einer
wahren Doppelbrechung fär den Analcim nicht zu.
Wendet man auf dieses Mineral die von
Herrn Prof. C. Klein beim Boracit (diese Nach-
richten 1881, Sitzung vom 5. Februar) angege-
bene Methode der Erwärmung an, so beobachtet
man in SchliflFen parallel ooOoo (100), (111)
und 00 (110) eine bleibende Verstärkung der
Intensität der Doppelbrechung und ein Ver-
schwinden der schwach doppeltbrechend bis iso-
pbanen Theile, die nunmehr ihrerseits auch stark
doppeltbrechend werden. Bei diesen Verände-
rungen ist das Auftreten von distincten und re-
gelmäßigen Trennungslinien in Theilen zu be-
obachten, die vorher schwach doppeltbrechend
oder isophan waren. Letzterer Zustand darf,
da die in Bede stehenden Partien homogen sind,
nicht als Folge von üeberlagerting betrachtet
werden. Seltner ist eine Verminderung der In-
1) Die von A. y. Lasaalx (N. Jahrb. f. Min. etc. 1878
p. 611) am Picranalcim beobachteten Enoheiimngen sind
ebenfalls hier isa vergleichen. Ich behalte mir ferner vor
aof des genannten ForBchers neueste Ansicht bezüglich
der Analcime von den Cyclopen-Inseln (Zeitschr. f. Eryst.
hnd Min. Y 1881. p. 830 a. f.) später zurnokzukommen.
232
tensität der stark doppeltbrechenden Theile zn
bemerken. Hierdurch ist wiederum einleuchtend,
daß es sich bei diesen Erscheinungen nicht um
wahre Doppelbrechung handeln kann.
Zieht man die oben erwähnten Thatsachen
in Betracht, so dürfte die Behauptung gerecht-
fertigt erscheinen y den Analcim als regulär
nach wie vor anzusehen und die an ihm beob-
achteten abnormen optischen Erscheinungen auf
den Einfluß seiner Begrenzungselemente beim
Erystallwachsthum zurückzuführen.
Indem ich mir nähere Mittheilungen über
diesen Gegenstand vorbehalte und dieselben an
der Hand von Figuren zu erläutern versuchen
werde, glaube ich nur noch auf ein merkwür-
diges Verhalten aufmerksam machen zu sollen,
welches Gelatine zeigt, wenn sie in reguläre
Formen, z.B. in solche von 202 (211) gegossen
wird. Schnitte aus den so dargestellten Körpern
lassen eine nahezu vollständige Nachahmung der
Erscheinungen optisch anomaler Erjstalle er-
kennen — ein Kesultat, welches, nach einer
gefalligen Mittheilnng des Herrn Prof. Klein,
gleichzeitig und unabhängig hiervon Herr Prof.
K locke in Freibnrg mit derselben Substanz aber
auf einem anderen W ege der Darstellung gewon-
nen hat.
|] ■ i T e r s i t ä t
Preis -Stiftung der Wittwe Fetsclie
geb. Labarre.
I. Juristische Facultät.
Die von der juristischen Fakultät am 6. Juni
1880 gestellte Preisaufgabe:
233
JJeher Beschädigung durch Thiere und die
daraus entspringenden Civücmsprüche nach
gemeinem Rechte und den im deutschen
Reiche geltenden Codificatianen in vergleichen-
der Darstdlung
hat zwei Bearbeitangen gefanden, von denen die
Fakultät derjenigen mit dem Motto: Utile per
inntile non vitiatur den Preis (Dreihnndert Mark)
zuerkannt hat. Als Verfasser hat sich ergeben:
stud. jwr. Gustav Bö eher aus Göttingen.
Göttingen, den 7. März 1881.
Der Decan der juristischen Facultät
Ziebarth.
n. Medicinische Facultät.
Behufs Bewerbung um den Preis der Pet-
•flche-Stiftung sind der medicinischen Facultät
'^ei Arbeiten rechtzeitig eingereicht. Der mit
jdem Motto »Aus Kleinem Großes« bezeichneten
Abhandlung ist der Preis zuerkannt worden.
Der Verfasser dieser Abha,ndlung, als welcher
Bich bei Eröffnung des mit gleichlautendem Motto
Tersebenen Gouverts der Gand. med. Herr Diet-
rich von Schien aus Hannover ergeben hat,
wird hierdurch aufgefordert , sich bei dem Un-
terzeichneten zur Entgegennahme des Preises zu
melden.
Göttingen, 2. März 1881.
Der Decan der medicinischen Facultät
Schwartz.
III. Philosophische Facultät.
Die philosophische Facultät hatte am 5. Mai
1880, da sie über eine doppelte Preissumme ver-
234
fägen konnte, zwei Aufgaben ausgeschrieben.
Für beide waren an den Dekan mit genügender
Berücksichtigung der bestehenden Bestimmungen
Bewerbnngsschriften eingeliefert. Die eine der
eingereichten Arbeiten brachte die geforderte:
»Zusammenstellung der im Sommer und Herbst
1880 in der Umgegend Göttingen's häufiger tcmt-
kommenden Blattläuse« unter dem Motto: »h
den Naturwissenschafben hat oft gerade das Sta-
dium von Gegenständen, die im gewöhnlichen
Leben verachtet werden» zu sehr wichtigen Auf-
schlüssen geführt«. Die Arbeit wurde für preis-
würdig erachtet und ihrem Verfasser der ausge-
setzte Preis von Einhundert und fünfzig,
Mark zuerkannt. Der geöffnete Zettel nannte
als Verlasser
jET. Kronherg^ stud. ehem. atis Oöiüngen.
Auch die andere mit dem Motto: ^Ne qmidj
nimis' eingereichte Arbeit, welche die Aufgabt:
»Quaeratur, num de codicum rattonibns, quibwl
Livii libri 26 — 30 continentur, A. Luchs rectei
nuper judicaveritc behandelte, wurde für pre»-'
würdig befunden und ihrem Verfasser der aw-i
gesetze Preis von Einhundert und funfsig
Mark zuerkannt. Der geöffnete Zettel nannte
als Ver&sser
Oscar Haccius, stud. phü. aus Ottemdorf.
Die zuerkannten Preise können von den
Preisträgern bei dem Dekan der philosophischen
Facultat erhoben werden.
Göttingen, 1. März 1881.
Die philosophische Facultat.
Der Dekan.
E. Ehlers.
235
AeseUseludüt IVr Eit^enrechtswissensdiaft
in OSttingen.
Am 10. November 1880 hat sich nach län-
geren Forbereitenden Yerhandlungeu in Göttingen
eine Gesellschaft für Eirchearechtsmesenschaft
gebildet. Aof Einladung der Professoren des
Kirehenrechts an der üaiv^sität Göttingen, der
ßeheimen Jastizräthe Dr. 0. M^er und Dr. B.
Dave , femer des Professors der Geschichte Dr.
R Patdi und der Professoren der Theologie
Consistorialräthe Dr. Wagenmcmn und Dr. Ä.
Ritschi y welche zugleich ein Statut entworfen
hatten« sind der Gesellschaft zunächst 27 Mit-
glieder beigetreten, darunter der Gurator der
Georg. Augusts- Universität, 19 Göttinger Uni-
versitätslehrer^), 3 Superintendenten, der In-
spector im theologischen Stift, der Präsident und
c8 Räthe des Landgerichts zu Göttingen. Der
S^orgtand besteht für das erste Jahr aus den
fbben genannten fünf Universitätslehrern. Zum
'Vorsitzenden wurde für das erste Jahr Geh. Ju-
ttizrart;h Dr. Dove , zu dessen Stellvertreter Geh.
JoetieraUi Dr. Mefer, zum Schriftführer Gonsi-
ilorialrath Dr. WüffBnmafm erwählt. Der Bei-
tritt als Mittglied erfolgt bis auf Weiteres (nadh
Statut §. 2) auf Emladung durch den Yorslband.
Das MitgliederverBeiefaniB ist im 1. Sitznngsbe^
richte entlublften* — Zur vorläafigen Orientimmg
diene das Eolgende:
1. Nachricht über die Gesellschaft
für Eirchenrechtswissenschaft.
Die mit 4em Sitze in Göttingen gebildete
Gesälichaft für Kirchenrechtswißsemchaft stellt
sich zur Aufgabe , einen SammelpunM für Be-
1) Seinem sind &^h aünifeMitat8lehrerbeig«ti«teii.
236
strdnmgen im Gebiete des KirchenrecMs ^ des ca-
nonischen Rechts, des Kirchenstaatsrechts , des
Eberechts und ihrer Geschichte jbu hüden^ and
des wissenschaftlichen Austausches mit den ver-
wandten Disciplinen, insbesondere der Theciogie^
Geschichte und Jurisprudenz zu pflegen. Ein-
wirkung auf öffentliche Angelegenheiten bezweckt
sie nicht. (Statut §. 1).
Mittel zur Förderung des Gesellschaftszwecb
sind insbesondere:
1. Die Sitzungen und Verhandlungen der
Gesellschaft.
2. Die Gorrespondenz auswärtiger Gelehrter
und die Gewinnung kirchenrechtlich in*
teressanten urkundlichen Materials.
3. Das wissenschaftliche Organ der Gesell-
schaft.
Ei/ne der Sitzungen soll im Oktober gehaltei^
werden j um a/uch auswärtigen Mitgliedern utid
Correspondenten zur persönlichen Theilnahme Ge^
legenhdt zu gd)en. (Aus: Statut §. 5).
An Vorträge oder Mittheilungen kann eine
Besprechung angeknüpt werden. Abstimmungeoi
finden außer in Gesellschaftsangelegenheiten nicki
statt. (Aus: Statut §. 5).
Die Protokolle über die Sitzungen werden in
der Zeitschrift für Kvrehenrecht abgedruckt. Vor-
tragenden ist gestattet, zur Aufnahme in diesen
Abdruck einen gedrängten Abriß ihres Vortrags
in gemessener Zeit dem Vorstande zugehen zn
lassen. (Aus: Statut §.6).
Die auswärtigen Mitglieder und Correspon-
denten werden vom Vorstande um Förderung
der Gesellschaftszwecke ersucht. Ihre Mäthei'
lungen werden in den Sitzungen vorgetragen,
beziehungsweise vorgelegt. (Aus: Statut §. 10).
237
WissenschaßUdws Organ der GeselUcheft ist
die ^^Zeitschrift für Kirchenrecht* *). Sie stellt
der Gesellschaft tar deren Mittheilungen eine
eigene Rubrik zur Verfügung, in welcher über
die Verhandlungen regelmäßig berichtet wird,
und die Mittheilungen des Vorstandes in Gesell-
schaftsangelegenheiten veröffentlicht werden.
Ein besonderer Ausschuß (Bedactions - Aus-
schuß), welchem der Schriftführer, die Professo-
ren des Eirchenrechts an der Göttinger üni-
Tersität und einige weitere vom Vorstande zu
bezeichnende Mitglieder angehören, soll sich die
Förderung des Gesellechaftsorgans angelegen sein
lassen, insbesondere auch durch Pflege der Be-
leiehungen zu den dem Eirchenrecht angränzen-
den Disciplinen. Im üebrigen normiren hin-
nchtlich des Verhältnisses der Bedaction und
der Mitarbeiter zu dem Inhalte der Zeitschrift
fie folgenden seit 1871 maaßgebenden Grundsätze:
»Die Mitarbeiter sind in der freien Aeuße-
l&ng ihrer wissenschaftlichen und kirchlichen
Üeberzengungen nicht beschränkt. Die Bedac«
Von giebt also durch die Aufnahme einer Ar-
beit nicht ihre Zustimmung zu allen darin aus-
gesprochenen Ansichten, sondern nur zu erken-
nen, daß sie die Arbeit nach Inhalt und Form
inr geeignet zur Veröffentlichung in einer wis-
«enschaffcliehen, dem.Bechte der christlichen Kir-
chen gewidmeten , aber auch die Berechtigung
des Staates zur selbstständigen Erfüllung seines
sittlichen Berufs anerkennenden Zeitschrift hält.
Kein Mitarbeiter ist für etwas anderes verant-
wortlich, als was er selbst geschrieben hat.
Die Aufsätze der Herausgeber stehen mit allen
1) Deren Verlag ist auf die akademische Verlags-
bnchhandlong von J, C, B. Mohr — Paul Siebeek —
in Freihurg im Br. übergegangen.
2S8
übrigen auf voNig gleicher Linie. Audi sie er-
scheinen anter alleiniger wissenschaffelieher Ver-
antwortliehkeit ihxer Yer&sser.« (Ans: Statut
§; 7 nad Anlage dazn).
Die Mitglieder enhaiten eine durch den Vor-
stand unterzeichnete MitgUedsehaftsurkunde. —
Das Stimmrecht in GeaellsohaffaEUingelegenheiteiL
üben nur die peüaönlich anwesenden Mitglieder
aus. (Aus: Statut §. 2).
Mitglieder können durch VefmüÜtmff der Ck-
seilschaß die Zeitschrift für Eirehenrecht für
dm Buchhändl&rpreis beziehen. (Aus: Statut
§. 9)-
Hinsichtlich des Erwerbs der früher ersdne-
nenen TheUe der Zeitschrift hat der Vorstand
der Gesellschaft den Mitgliedern, welche seine*
Yermittelung in Anspruch nehmen, namhafte
Begünstigungen ausgewirkt.
2. Die erste Sitzung der Gesellschaft
hat am 20. December 1880 stattgefunden. Der
betreffende Sitzungsbericht ist im ersten Hefie^
des XYI. Bandes der Zeitschrift; für EirchenzecU
zum Abdrucke gelangt. Wir geben hiec deu;
Inhalt desselben: Anisprache des Yorsitzendea. :
Geschäftliche Mittheilnngen. Besprechung einn
gegangener literarischer Geschenke. — Vortragt
des Geh. Justizraihs. Or. 0. Mejeri Zur Ge*
schichte dea protestantiscben Eherechts im nörd-«
liehen Deutschland von 1539 bis 1570. — Mit*
theilung des Dr. 0« Bernhem^ ein^i bisher un-
bekannten Bericht über das Ooncil zu Pka von-
1135 betreffend. — Ein von Pro£essor Dr. JEQ^o
Imsch in Bonn mitgetheiltes ungedruckies ehe-<
rechtliches Urtheil von 1448, vorgelegt durch
Geh. Jnstizrath Dr. Dave. — Bemerkungen des
Geh. Justizraths Dr. Dave über das Yerhältntf
289
des Staates zur wisseDschaftlichen VorbildaBg
der Geistlichen. — Anlage: Literarische 6e-
sdienke, weldie fßr die Gesellschaft eingegangen
sind Nr. 1— -55.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittot diese Veneiehnine svfleieli »la BnpfftngwuMeifireii anaelien
SQ wollett.
Februar 1881.
J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XYL Fe-
broar 1881.
E.Cardona, dell' antioa Litteratara oatalana. NapolL
1878.
Contribotioos to the Archaelogy of llissoarL Of tbe St.
liOaiB Aoad. of Science. T. I. Salem. Mass. 1880. 4*.
BoUetin of the Esaex Institate. Yol. 11. No. 1—12.
Pioceedings of the American phiL Society. (Philadelphia)
Yol. XVni. No. 106.
List of the Members. 1880.
Pablications of the Gincinnati Observatory. 5. 1878—79.
PioceedingB of the American Aoadeipy of arts and scien-
oas. Vol. VII. P. 2. Boaton.
Aiuuds of Üie Uew York Acad. of Scienc^. Yol. L
No. 9-18.
Annale of the Lycenm of Natural History. Vol. XI«
No. 18. Index and contents.
6. M. Wheeler, Report npon geographioal and geolo-
gioal ezplorations and sunreys west of the one hnn-
dredth meridian. Yol. II. HI. I Y. Y. VI. Washington. 4«.
SUitistiqne internationale des banqaes d'emiBsion. An-
triclie — Hongrie — Pays-Bas etc. Rome. 1881.
StatistiqQe intemationa)e des banques d'emisBion. Frano^. .
Beviata Eus^ra. Anno qnarto. No. 38. Pamplona.
L Bodio, di una statistica sommaria delle Opere pie
esistenti in Italia nel 1878. Borna. 1880.
D. 0. Zesaa, Wirkung der arsenigen Sanre anf gesunde
und kranke Haut. StraBbnrg. 1881.
Leopoldina. H. XYH. No. 1-2.
240
0. Cornea, osservazioni an alcane speoie di Fanghi dd
Napoleiano. 1880.
Jonroftl of the R. Microtcopioal Society. Febmary 1881.
Annali di Stotistica. Ser. 2. Yol. 17. 1880. Vol. 18.
1881. Roma.
Catalog der Bibliothek der hers. teohn. Hocbschnle sn
firauDBohweig. I. 1880.
Bulletin of the Moseum of Comparatiye Zodiogy. YoL YIE
1-2.
Natore. 590^692.
Siizungsber. der Münchener Akad. der Wies. Mathem.
natorw. Claaae. 1881. H. 1.
Monthly Notices of the R. Aatron. Society. YoL XLI,
No. 3.
J. W. Glaiflher, varioos papers and notes. Cambridge.
1881.
Yon demselben 6 Separat-Abdrücke mathem. Inhalts.
Tageblatt der 53. Yeraammlung deutscher Natnrforsch. o. t
'Aerzte in Danzig. 4^
Pablication des k. prenfl. geodätischen Instituts. West>
p h a 1 ,- Winkel- und Seitengleichungen u. Werner,
über die Bezeichnung etc. Berlin 1880.
Nachrichten von der Gesellschaft fiir Eirchenrechtswis»
senschaft in Göttingen. No. 1 — 2.
Atti della R. Aocad. dei Lincei. Yol. Y. Fase 5. 1881«
H. Wild, Annalen des physik. Central - Obseryatoriumik
Jahrg. 1879. 4«.
Erdelyi Muzeum. 2 Sz. YIII evtolyam.
R. Börnes u. M. Accinger, die Gasteropoden der
'Meeres-Ablagerungen der ersten und zweiten Miocinea
Mediterran - Stufe in der Österreich. Monarchie. Wien.
■1880. 4t\
Yerhandlungen der k. k. geolog. Reiohsanstalt. Jahi^.
1880. No. 12-18.
Jahrbuch der k. k. geolog. Rbichsanstalt. Jahrg. 1880.
No. 4.
Abhandhmgen für die Kunde des Morgenlandes. Bd« YIL
No. 2.
F.C. NoU, der zoologische Garten. XXI. Jahrg. No.7— 12.
Atti della Societä Toscana. Proc. verb. Jan. 1881.
Revista Euskara. Anno. 4. No. 34.
(Fortsetz ung folgt.)
Für dieBedftction Terantworflich: £ BtHmiack, Direetord. G^ti. g«l. Abs.
Commissions-Yerlag der DUUridCaehm yedaoB'B¥Mumihmg.
Pmck der JHtierideackm üniv,- Buchdruektrii (W Pr. Ktusiit^.
241
Nachriehten
;Ton der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
11. April. M S. 1881.
KAiiglicke fieselbchaft der WisseaschafteB.
Elektrische Sehattenbilder.
4. Versuchsreihe (im Auszug^)).
Von
W. Holti.
Weitere Versuche zeigten, daß verschiedene
Seidenstoffe sehr ungleich wirken, daß Seide aber
bis zu gewissem Grade auch durch andre Stoffe
zu ersetzen sei, so z. B. durch Seidenpapier,
eyentuell auch durch Schreibpapier oder Wachs-
tafft, wenn man letztere zur Genüge mit feinen
Nadelstichen versieht. Bei etwa 200facher Lage
von Seidenzeug präsentirten sich eigenthümliche
Lichtphänomene , welche man Vergrößerungen
eines einzigen Glimmlichtpnnktes nennen kann,
zusammengesetzt aus einer Büschel- und Flächen-
entladung, erheblich verschieden bei positiver
und negativer Elektricität. Einige andre nicht
erwartete Resultate ergab die Hemmung durch
1) Eine ausführlichere Mittheilung erscheint in
GarTs Repertorium der Physik.
19
341
Seidenzeng, die Einscliließnng und Theilnng des
Strahlenbfindels dnrch' gläserne Röhren. Es
schien, als ob erstere mehr für die positive,
letztere mehr far die negative Ausstrahlung ein
Hinderniß seien. Hierauf untersuchte ich den
Schatten, welchen eine Elektrode durch ihre
eigne Gestalt wirft, welchen ein interpolirter
Körper, wenn man ihn elektrisirt, endUch wel-
chen ein Strahlenbfindel selber wirft, und unter-
suchte zugleich den elektrischen Zustand, wel-
chen ein Körper dadurch annimmt, dafi man ihn
kürzer oder länger zwischen Spitze und Fläche
interpolirt. Die hierbei gewonnenen Besoltate
fährten zu der Erkenntniß, daß der elektrische
Zustand der interpolirten Körper für ihre Schat-
ten und deren eigenthümliche Formen von we-
sentlicher Bedeutung sei, und daß hierbei nicht
bloß die äußerlich mitgetheilte Elektricität, son-
dern auch die Vertheilung der Elektricität in-
nerhalb der Körper selbst durch lufluenz der
Elektroden eine Bolle spiele. So ließ sich auch
eine frühere bisher unerklärte Erscheinung, die
Verzerrung des Bildes in sonst axialer Lage des
Körpers bei einfacher Drehung desselben deuten.
Ferner untersuchte ich, wie weit gleichgerich-
tete Strahlenbündel einander abstoßen, und fand,
daß eher eine Anziehung resultire, für welche
jedoch eine rein mechanische Ursache zulässig
schien. Dann untersuchte ich die Schattenbil-
dnng bei allmählig abnehmendem Druck der Luft,
wobei sich verschiedene Gegensätze bei positiver
und negativer Ausstrahlung erkennen ließen.
Endlich constatirte ich, daß Büschel, an sehr
feinen Spitzen erzengt, ein den Glimmlichtstrab-
len in mehrfacher Hinsicht ähnliches Verhalten
zeigen.
248
Ulli Ter si tat
Beneke*8Che Preisstiftung.
Die Aufgabe der Beoeke*schen Preisstiftnng
für das Jahr 1884 ist folgende :
»Die philosophische Facnltät verlangt, daB
ein allgemeiner Ueberblick aber die Entwick-
lung der Cnltar der italischen Völker gegeben
und dann im Besonderen gezeigt werde, was
die bildenden und zeichnenden Künste bei
den Italern den Künsten der Nichtitaler ver-
danken, und hinwiederum, wo sie außerhalb
der italischen Länder Wurzel getrieben und
wiefern sie einen Einfluß auf die Entwicklung
der Künste bei Nichtitalern gehabt haben, c
Bewerbungsschriften sind in deutscher, lateini-
scher, franzosischer oder englischer Sprache mit
einem versiegelten Briefe, welcher den Namen
des Verfassers enthält, Schrift und Brief mit dem
gleichen Spruch bezeichnet, bis zum 31. Augast
1883 an uns einzusenden.
Die Entscheidung erfolgt am 11. März 1884,
dem Geburtstage des Stifters, in öffentlicher
Sitzung. Der erste Preis beträgt 1700 Mark,
der zweite 680 Mark. Die gekrönten Arbeiten
bleiben unbeschränktes Eigenthum des Verfas-
sers.
Göttingen, 1. April 1881.
Die philosophische Facnltät
Der Dekan.
E. Ehlers.
^44
Promotionen der Juristischen Facultät
in dem Zeiträume vom 18. März 1880
bis dahin 188L
26. April 1880. Graf Perof von Bernstorff
au8 Stinten bürg.
28. April. Max Theodor Patd Spieß aus Berlin.
30. April. Adolf Kuttner aus Berlin.
3. Mai. Richard Wolff aus Cöln.
10. Mai. Ludmg Cohause aus Borken.
12. Mai. Carl Wilhelm Spitta aus Bonn.
14. Mai. Carl Lintbourg aus Bitburg.
14. Juni. Htigo Wrubel aus Breslau.
18. Juni. Julius Waldthausen aus Essen.
19. Juni. Siegfried Sommer aus Rotenburg
a/F.
21. Juni. Eberhard Wichmcmn aus Wolfen-
büttel.
30. Juni. Erich Oehlma/nn aus Braunschweig.
1. Juli. Ludwig Calm aus Bernburg.
2. Juli. Leopold Cohn aus Bremen.
5. Juli. Robert Vokhers aus Hamburg.
9. Juli. Adolf Ludw. Gerhard von Thadden
ans Triglaff.
12. Juli. Georg Meyer aus Berlin.
14. Juli. Max von Bergen aus Hambni^.
16. Juli. Hermann Weigel aus Gassei.
19. Juli. Gustav Simon aus Werden.
21. Juli. Wilhelm Dewite von Woyna aus
Buhrort.
23. Juli. Paul Lorsbach aus Bonn.
26. Juli. Carl SchiUing aus Berlin.
28. Juli.. Ourt Lehmann aus Berlin.
30. Juli. Carl Linehdmann aus Hannover.
31. Juli. Paul Blanchenhom aus GasseL
2. August. Gustav Bhem aus Düsseldorf.
4. August. Carl Bischoff aus Erfurt.
245
5. Aagast. Gebhard Friedrich von Älvens-
lAen ans Potsdam.
6. Aügast. Georg Peckham Miller aus Mil-
wankee.
7. August. Sigismund von Pomian - D^iem-
botPsM aus Marburg.
9. August. Edmund Munroe Smith aus New-
York.
10. August. Paul Hoepke aus Berlin.
11. August. Paul Kent aus Frankfurt a/M.
12. August. Paul Bosenbohm aus Königs-
berg i/Pr.
22. October. Albert Krause aus Bloemfon-
tein, Orange Freistaat, Afrika.
23. October. Franis Hubert von TieU- Winch-
ler aus Schlesien.
29. October. Julius Kotz aus Berlin.
12.. November. Max Hübener aus Hannover.
15. November. Victor Hugo Mcuic Adam
Heidrich aus Brieg.
17. November. Victor Hartogensis aus Haag,
•Niederlande.
19. November. Eduard Hermann Parow
aus Gassei.
22. November. Richard Schilling aus Blan-
kenburg.
24. November. Victor Spanjer- Herford aus
Braunschweig.
6. Decbr. Paul Ko^nick aus Stargard i/P.
7. Decbr. Julius Teichert aus Berlin.
8. Decbr. Friedrich von Michael aus Meck-
lenburg.
11. Decbr. Ludung Schaffner aus Homburg.
13. Decbr. Ludwig Goldschmidt aus Breslau.
14. Decbr. Wolf gang Kapp aus Berlin.
16. Decbr. Ernst Rosenfdd aus Berlin.
17. Decbr. Eugen Dantd aus Gelle.
246
18. Decbr. Max Brüchner ans Calbe a/Saale.
20. Decbr. Alexander Steinmeister a«s Boiii.
21. Decbr. Wdlther Langen aas Bodb.
22. Decbr. Otto Stürken ans Hambnrg.
22. Decbr. Arnold Johnen aus Eirehbel^.
24. Januar 1881. Peter Anton KoU axinEkmt.
26. Januar. Albert Oustav Hermann Luyken
aus Landfort.
28. Januar. Joh.JaJcob Daniel Kriege ^.JÜJii&i.
31. Januar. Leopold Stemau aas Warbarg.
2. Februar. Ernst Gustav Adolf Jacobi aus
Berlin.
7. Februar.
16. Februar.
21. Februar.
23. Februar.
25. Februar.
4. März.
7. März.
8. März.
9. März.
11. März.
12. März.
Eugen Boehm aus Berlin.
Max CaUmann aus Cöln«
Hugo Radt aus Eoschmin.
August Bodenstein aus NedlitiB.
Riehard Henckd aus Ballio.
Gustav Ewald Wiäfing aus Barmen.
Carl Kirsten aus Obrdruf.
Siegfried Reinert aus OstpreuBen.
Alfred Sigismund Heimann a. Berlin.
Paul Zirndorfer aus Frankfurt a/lL
G-eorg August von Ltjpell a. Colberg.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wi*-
senschaften eingegangene Druckschriften.
KsA Utiat di«M VflndelmiM« ragleieh ab Smp&ngBMiwigw atiehii
sn wollm.
Februar 1881.
(Fortsetsang).
Von der Universität Santjago, Chile.
Annario Estadistico de lä Beptiblica de Chile cone-
spondiente a los annos de 1876 a 1877. Tomo ITC -
Santiago 1879.
247
Anales de la Univenidad de Chile la, 2a seccion, cor-
respondiente al anno de 1878 i primer semestre de
1879.
Setkme« del Congreso Nacipnal de Chile correspondiente
ai anno 1878.
Lei de oontribncion sobre los haberes. — Memorias de
los Ministros del Interior; Relaciones Esteriores i Co-
lonisacion; Jnsticia» Calto e Instmccion Publica i
Guerra i Marina — Estadistica bibliogn^ca de la 11-
teratara chilena etc., por don Bamon Brisenno —
Temo 2\ 1879.
Beyista Medica de Chile. Entregas 7a, 8a, 9a, 10a, IIa
i 12a del tomo VI i entregas la, 2a, 3a, 4a, 5a i 6a
del tomo VII. 1878.
Annario Hidrografico de la Marina de Chile. Anno V.
1879.
Qeografia nantica i derrotero de las costas del Peru,
etc., por la Oficina Hidrogr&fica de Chile. Entregas la,
2a 1 Sa 1879.
Mineralojia por Ignacio Domejko profesor de Quimica 1
Mineralojia en la üniversidad de Santiago de Chile,
da edicion. 1879.
Annario de la Oficina Central metdorolöjica de Santiago
de Chile. Annos quinto i Sesto correspondiente a
1878 i 1874. Santiago 1879.
Proyecto de Codigo rural para la Bepdblica de Chile-
Santiago 1878.
BBta(üstioa agricola de la Repüblica de Chile, corre-
spondiente a los annos de 1877 i 1878. Santiago
1879^
Von der Ungarischen Akad. der Wiss.
Budapest*).
Literarische Berichte aus Ungarn. Von P. Hunfaloy.
Bd. 4. Heft 1-4.
ÜDgairische Bevue. Von P. Hunfaloy. 1881. Heft 1.2.
E. Torrn a, Repertorium ad literaturam Daciae ar-
chaeolog. et epigraphicam.
Almanach de,x Ungar. Akad. der Wiss. 1881.
Archaeolog. Mittheilnngen hrsg. y. d. Ung. Ak. d. Wiss.
Bd. 13. Heft 2. 4«.
Philologiube Mittheilungen hrsg. y. d. Ungar. Ak. d«
Wies. Bd. 15. Beft S. Bd. 16. Heft 1. ib. 1880. ^
1) In «ngariseher Sprache. Vom J. 1880 u. 1881.
248
K. Sz&8z, Graf Istvan Siechenyi.
MoDumenta Hungariae arcbaeologica. Bd.4. Hft. 1.2. 4.
Forschangen hrsg. y. d. Ungar. Akad. d. Wies.
Philolog. Abtheilg. Bd. 8. Th. 5—10. Bd. 9. Th.1.2.
Naturwiss. Abtheilg. Bd. 9. Th. 20—25. Bd. 10. Th.
1-18.
Historische Abtheilg. Bd. 8. Th. 10. Bd. 9. Th. 1-3.
Staatswissensch. Abtheilg. Bd. 5. Th. 9. Bd. 6. Tb.
1-8.
Mathemat. Abth. Bd. 7. Th. 6-22.
Archaeologischer Berichterstatter. Organ, d. arehaeoL
Gommission d. üng. Ak. d. Wiss. XUI. 1879. Heft
1-10.
Berichte d. Ungar. Akademie d. Wiss. XIII, 7. 8. XIV,
1-8.
Codex Cumanicus ed. Oeza Kann.
G. Wenzel-, kritische Geschichte des Magjar. Bergbaus.
Frig. Pesty, Das Verschwinden der alten Comitate.
Bd. 1. 2.
E. Thaly, Ladislaus Ocskay 1703—1710.
Sammlung Alt -Ungar. Dichter hrsg. v. d. Ung. Akad.
d. Wiss. Bd. 2.
Monumenta Comitialia regni Transylvaniae. Bd. 6.
1608-1614.
Monumenta Hungariae historica. II. Scriptores 30.
A. Sziladiz, Des Pelbart von Temermar Leben und
Wirken.
E. Abel, Analecta zur Geschichte des HumanismuB in
Ungarn.
Jahrbuch der E. Ungar. Akademie der Wissenschaften.
Bd. 16, Heft 6.
Von der Akademie der Wiss. zu Efakaa').
Scriptores rerum Polonicarum. Tom. 5. Collectanea
ex Arcbivio collegii historici.
Acta historica res gestas Poloniae illustrantia. T. 2.
Acta Joannis Sobieski. T. I. p. 1.
1) In polnischer Sprache. Vom J. 1880.
(Fortsetzung folgt).
_^^_|^^ . L I I I I I I. ■ II II - - ^j— . — ^^^
Für die Bedaction rerantwortlich : F.^Bechtd, Direetor d. <Htt. gol. Anx*
Commissions-Verlag der DUtmich'achtn Ytrlaga-^ichkamdlmiff,
DtwA Mr JMtricKaekm Univ,- Buehdrucluni {W. A*. XmtMiU
24d
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
25. Mai. M 9* 1881.
KoBiglicIie Gesellschaft der WissensehafteD.
Sitzung am 7. Mai.
Ehlers: Beitrage zur Eenntniß des Gorilla und des
Chimpanse. (S. Abhandl. Bd. XXVII.)
Pauli: Ueber einige Bestandtheile des Eönigl. Staats-
archivs in Hannover.
Eronecker, Mitglied: Auszug aus einem Briefe an
£. Schering.
üeber einige Bestandtheile des König-
lichen Staatsarchivs in Hannorer.
Von
S. Pauli.
Die Geschichte des Anrechts der braunschweig-
Itineburgischen Linie des Weifenhauses auf den
englischen Thron ist besonders mit Bücksicht
auf Leibnitz und die Kurfürstin Sophie neuer-
dings in einigen hervorragenden Werken mit
umfassender Benutzung namentlich des urkund-
Uchen Materials behandelt worden. Dagegen
muß es auffallen, daß die Ausführung dieses
Anrechts, das mehr als einmal mit Vernichtung
bedroht war, aus einer Anzahl vorzüglich werth*
20
250
▼oller Akten des hannÖTerischen StaatsarcluYS
bisher nur fast beiläufig berührt worden ist. In
England selber gar, wo man doch gegenwärtig
der Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts mit
gesteigertem Eifer nachgeht, haben dieselben
nicht die allergeringste Beachtung gefunden.
Indeß gerade aus den Jahren des üebergangs
und der Besitznahme der Krone finden sich hier
ganz unschätzbare Berichte, die wegen unmittel-
barer Wiedergabe der dortigen Hergänge den
Leser in Erstaunen setzen. Es sind wesentlich
zwei Gruppen, über welche ich einige Bemer-
kungen gesammelt habe, die vielleicht in weiteren
Kreisen Interesse finden.
Die erste dieser Gruppen besteht aus den
Gorrespondenzen der drei Gesandten, welche der
hannoverische Hof seit 1711 nach einander bei
der Königin Anna beglaubigte. Sie liegen der
Schrift eines bewährten Kenners des Archivs zn
Grunde, nämlich Schaumanns Geschichte
der Erwerbung der Krone Großbritan-
niens vonseiten des HausesHannover.
Aus Akten und Urkunden des Archivs
zu Hannover und den Manual-Akten
Leibnitz's. Hannover 1878. Ich gestehe
gern, daß die Leetüre dieses kleinen Werks dazu
beigetragen hat mir den Wunsch zu bestärken
dem Gegenstande einmal näher nachzugehen.
Doch muß ich zugleich hervorheben, daß über
die Vorgänge in England, wo seit dem Sturze
der Whig-Regierung und der Verdrängung Marl-
borough^s die Tories unter den Lords Oxford
und Bolingbroke am Ruder standen und nahe
daran waren beim Ableben der Konigin das
Scepter in die Hände ihres Stiefbruders zu spielen,
des Stuart Prätendenten, dem Anna selber trotz
allen Tractaten doch im Herzen den Vorzog
251
gegeben zn haben scheint , diese Berichte noch
unendlich viel reicher fließen , als Sohamnanns
Mittheilnngen ahnen lassen.
Eben die Gefahr seine Anspräche einzabüBen,
die mit den Friedensverhandlnngen zn Utrecht
eine brennende wurde ^ veranlaßte den Hof von
Herrenhansen die beinah passive Haltnng anf*
zageben, die er bis dahin im Yertranen auf die
Ad of settlement und die ihr folgenden Ver-
trage zu der wenig entgegenkommenden Sin*-
nesart Annas beobachtet hatte. Er that es in
jenen Missionen, die nicht mehr rein kurfürstli-
chen Zwecken, sondern bereits der großen Po-
litik dienten. Das kurfürstliche Haus unterhielt
in London wie anderswo einen stehenden G^
schäffasträger bürgerlicher Herkunft, der alle
Aufträge zu besorgen, in politischen Kreisen
nnd bei den Levees der Minister Zutritt hatte,
auch wohl Audienz bei der Königin erhielt, aber
doch streng genommen kein Vertreter seines
Herrn, nicht Diplomat von Bang und Stand war.
Im Jahre 1711 wurde ein Herr Berie, ich weiß
nicht ob Franzose oder Engländer TonHerkunft,
Beines Alters wegen von dem Herrn Kreyenberg
abgelöst, der jedenfalls im Kurfürstenthum zu
Hause war. Ihre Stellung entsprach der jener
Gebrüder Bonnet, der beiden provenzalischen
Protestanten^ die in London nach einander den
HohenzoUem yom Großen Kurfürsten bis auf
Friedrich Wilhelm I. herab dienten und im Kö-
niglich Preußischen Staatsarchiv die unvergleich-
Kchen Berichte hinterlassen haben, von denen
Ranke für die englische und namentlich für die
preußische Geschichte einen so vortrefflichen
Gebrauch gemacht hat. Allein der üebergang
der hannoverischen Besidentur von Berie auf
Kreyenberg traf nicht von ungefähr zusammen
20*
252
mit der ersten wirkUchen Geeandtsdiaft. Von
Anfang Jannar 1711 nämlich bis in den Juli
befand sich Johann Caspar von Bothmer, dtur
Gesandte im Haag, ein unter Georg I. hoch yer-
dienter Staatsmann, als sein Bevollmächtigter
am Hofe von St. James in London, mit einigen
officiosen Aufträgen, doch yorzüglich in vertrau-
licher Sendung um die ganze politische Lage,
die Stellung der Parteien, die hervorragenden
Persönlichkeiten beider Seiten, die Stimmung
bei Hofe und in der Nation zu sondiren und
zu beobachten , vertraulich sich mit den Whig
Freunden zu verständigen, nebenbei anch in
aller Stille bei dem neuen Residenten an Stelle
4er bisherigen etwas abgeänderte und vermehrte
YoUmachten der Kurfürstin Sophie för den Fall
des Ablebens der Königin Anna zu hinterlegen.
Wir verdanken Schaumann a* a. 0. S. 61 — 74
lehrreiche Andeutungen über diese staatsmänni-
scbe Thätigkeit und in der Allgem. Deutsch. Bio-
graphie III, 8. 197 sehr erwünschte Personal-
nachrichten über Bothmer selber. Aus seinen
lehrreichen Berichten an den Grafen A. G. Ton
Bemstorff, den langjährigen Leiter der Politik
des Kurfürsten und Königs, und aus lebendigen
Briefen an einige hervorragende Mitarbeiter,
durch welche eine reiche Fülle von Einzelheiten
über die Königin und ihre Minister, über den
Herzog von Marlborough und seine Gemahlin,
über das Leben und Treiben namentlich der
Whig Lords erschlossen wird, hoffe ich näch-
stens an einem anderen Orte eine Reihe inter-
essanter Notizen zusammen zu stellen. Bothr
mer's Instructionen gestatteten ihm nicht, auch
wenn er vertraulich angewiesen wurde sich mit
der Opposition, der Partei der protestantisclien
Zukunft, ins Einvernehmen zusetzen, irgead wie
253
entscheidend einzügreifen. Er sollte lediglich
referiren nnd er hat dies, gestützt auf lang-
jährige eigene Erfahrung nnd auf den trefflichen
Bath anderer, in vorzüglicher Weise gethan.
Nachdem seine Anfgahe gelost, kehrte er zn
seiner eigentlichen Mission am Friedenscongreß
in die Niederlande zurück, wo sich um, diese
Zeit thatsächlich der äußerst bedenkliche Dm-
schwang der englischen Politik vollzog.
Erst über ein Jahr später, als die Dinge in
England nur noch dunkler geworden, erhielt er
in dem Reichsgrafen Thomas von Grote einen
Nachfolger. Derselbe hatte kaum seine Wirk-
samkeit im December 1712 begonnen, als er er-
krankte und am 15. März 1713 neuen Stils auf
seinem Posten starb. Das ist denn auch die
Ursache, weshalb die Papiere seiner Mission, neben
Reinschriften die Concepte, die ihm mitgege-
benen Instructionen und Denkschriften bisweilen
in doppelter Ausfertigung, selbst die seinen Tod
betreffenden Aktenstücke besonders ausführlich
erbalten sind. Er wurde wie sein Vorgänger
angewiesen sich den Häuptern beider Parteien^
so weit eventuell auf ihre Unterstützung bei
der Thronfolge zu hoflBn auch den Tories zu nä«
hern, wobei die von Bothmer verzeichneten Per-
Bonalnotizen offenbar die Bichtschnur bildeten.
Vor den Intrigen Oxfords und seines Vetters
Bfr. Harley, der als Gesandter in Hannover ein
nicht minder zweifelhaftes Benehmen zeigte,
sollte er besonders auf seiner Hut sein. Trotz-
dem wurde er ermächtigt, falls es ihm gelin*
gen sollte, gewisse rückständige Soldzahlungen
ftr Kurhannöverische Hilfstruppen einzucassiren,
bestimmte Procente davon diesen beiden Herren
nnd dem Generalzahlmeister Bridges zu verab-
reichen« Aber selbst den vertrautesten unter
254
den Whigs, den Lords Townshend^ Hali£u und
Somers, darfte er nur im Allgemeinen über die
von ihm erst endgiltig mitgebrachten neuen, bei
Ereyenberg zu hinterlegenden Ernennungen fSr
den bei Annas Tode sofort zn bemfendcn Re-
gentschaftsrath Mittheilnng machen. Wie un-
sicher, wie überans zweideutig Grote die Ver-
hältnisse in England und die ihm von Seiten
der Machthaber zu Theil werdende Behandlong
fand, hat Schanmann a. a. 0. S. 75 in einer
kurzen Analyse der Relation vom 3. (? 7«) Fe-
bruar 1713 angegeben. Allein vor und nach
diesem Datum und selbst noch während seiner
Ejrankheit hat Grote eine Anzahl meist eben so
ausführlicher Berichte entworfen, nicht franzö-
sisch wie Bothmer , sondern vorzugsweise in
deutscher Sprache, in welchen er die Zustände
nicht schwarz genug zu schildern weiB, da er,
als er seine Aufträge anbringen wollte, überall
auf Schritt und Tritt mit Abneigung, Hinhalten
und kleinlichen Ausflüchten zu thun hatte.
Diese Mittheilungeui denen mehrere Schreiben
des Kurfürsten Georg Ludwig beiliegen , harren
eben so wie die seines Vorgängers auf Verwer-
thung für die höchst wechselvolle Entwicklungs-
geschichte der protestantischen Suocession ^).
1) Der Rektion vom 18. Januar 1718 ist folgendes
Postsoriptam angeh&n^, das för d» GeBohichte d^ Mu-
sik und die Biograpme Handels Bedeatnng hat: Auch
hat mir der Mylord Bolingbroke nahmens der Königin
gesaget, es hatte Ihre Majestät Ew. Enrf. Dorchlauät
Gapellmeister Haendel eine Mnsik f&r dieselbe su oom-
poniren anfgeffeben. Weil sie ihn nun an solchem Ende
gerne hier behalte, aber erfahren hatte, daS dessen tod
Ew. Korf. Durohlaaoht erhaltene ErlanbniB sn Ende aeje,
so mochte ich Ew. Knrf. Dorchl. in tmste referiren, dal
Dieselbe Ihr zn gefiillen besagten flfsendel noch eme Wefle
hier sn beUssen belieben mochte. Ich habe solchea gen«
255
Während beim Friedenesclilua mit Frankreieh
sogar der zn Gunsten Hollands aosbedangene
Barrierenvertrag und damit die erste interna-
tionale Änerkeunung der hannoverischen Erb-
folge bedroht erschien und die Tories allen For-
denmgen, daß der Prätendent aus Frankreich
ausgewiesen würde, ein taubes Ohr lieheu, ver-
mochte der Gesandte erst nach wochenlangem
Bemühen bis zu den Ministem selber durchzu-
dringen und vernahm nichts Anderes als leere
Redensarten von der Nothwendigkeit eines har-
monischen Einvernehmens der Königin mit dem
kurfürstlichen Hause. Darüber erkrankte er be-
reits im Februar der Art, daß er vor Rheuma-
tismus nicht die Feder führen konnte. Ver-
gebens hoffte er Linderung seiner Leiden, die
sich auf die Brust geworfen, in der frischeren
Luft von Eensington zu finden. Bald führte
Erey enberg die Geschäfte und berichtete denn auch
schon am 17. März, „daß der Baron von Grote
vorgestern 35 Minuten nach 1 ühr des Nach-
mittags, nachdem ein neuer Paroxysmus ihn um
10 Uhr des Morgens überfallen, aus dieser Zeit-
lichkeit geschieden sei'^ Kurz vor seinem Ende
hatte er noch in Gegenwart des Legationssecre-
tärs Gätke die sämmtlichen Papiere, darunter
seine Instructionen und Vollmachten zu versiegeln
befohlen. Die englische Begierung gewährte
venproohen und anbey bezeoffet, wie ich nicht zweifelte,
60 würde Ew. Earf. Darohl. froh seyn , daß jemand von
Dero Bedienten Ihrer Majestät in einigen Sachen nach
Gefallen zu dienen die Ehre hätte. Diese Masik ist, wie
ich yernehme, ein Tedenm so in der St. Panlskircbe bei
Pablioining des Friedens soll gesangen werden und wer*
den dazn aber hundert Mosicanten employiret werden«
Die Zeit anlangend, so scheinet man damit ziemlich za
eilen and sollte man etwa aaf vier Wochen a dato matli*
maien*
256
eine Jacht um die Leiche über Bremen in die
Heimath zu führen.
Unter äußerst mißlichen Umständen, welche
England beim Friedensschluß fast auf die Seite
Prankreichs und in Gegensatz zu seinen bishe-
rigen AUiirten stellten, war es geradezu unmög-
lich die große Angelegenheit der Successiou
allein den Händen eines Residenten anzuver-
trauen. Doch vergiengen wieder Monate, bis Georg
Wilhelm Helwig Sinold Freiherr von Schatz,
ausgerüstet mit eigenhändig vom Kurfürsten
und seiner Mutter ausgefertigten Instructionen,
sich nach London begab. Neben den noch la-
teinisch abgefaßten Vollmachten finden sich drei
französische Memoires von Georg Ludwig und
eines von der Kurfürstin Sophie ausgestellt, wel-
che seine Aufgabe specificiren, wie denn auch
die Akten dieser Mission in Entwürfen und
Reinschriften fast durchweg doppelt vorhanden
sind. Ein Kanzlei vermerk auf einem der Con-
volute bezeugt, daß die Angehörigen Nichts zu-
rückbehalten: „Erst im Jahre 1798 von Baron
Schütz aus der Hinterlassenschaft seines Bruders
an die Geheime Kanzlei ausgeliefert."
Selbstverständlich erhielt Schütz den Auftrag
endlich Erfüllung der von seinen Vorgängern
eingereichten Anliegen zu erwirken: Ausweisung
des Prätendenten wie aus Frankreich so jetzt
auch aus Lothringen in die Schweiz oder nach
Italien, Jahrgelder (etablissement) für die Kur-
fürstin Mutter als Erbin des Throns, Auszahlung
jenes rückständigen Soldes im Betrage von 682735
holländischen Gulden. Außerdem aber vnirde
ihm dringend eingeschärft im Verkehr nach
links und rechts äußerst vorsichtig zu sein und
von seiner Mission keinen eclat zu machen. Die
Kurfürstin hob hervor, daß er fleißig die Minister,
257
namentlicli auch den Klerus anfsnche, da man
sich beklage: que cette conr negligeoit trop nn
Corps, qni peut avoir tant d'influence sur Taf-
faire de la succession. Er soll stets vom Erb-
recht als fest begründet sprechen: pnisqne les
Papistes etant exclns de la succession, eile passe
de plus droit au plus proche heritier protestant.
Sollten die Minister gegen dies gute Becht des
Hauses taub bleiben, so werde die Nation vol-
lends aufmerken, daß zwischen den beiden Höfen
kein rechtes Einvernehmen bestehe. Ihr Sohn
drang auf Beseitigung noch anderer üebelstände.
Er vries Schütz nicht nur an die Papiere Grote's,
die drei doppelt versiegelten alten und neuen
Vollmachten behufs Einsetzung eines Begent-
schaftsraths , von Kreyenberg in Empfang zu
nehmen, sondern gegen diesen selber eine Un-
tersuchung anzustellen. Es schwebte nämlich
der Verdacht wider ihn , daß er die ihm vom
Kurfürsten und anderen Persönlichkeiten des Hofs
anvertrauten Gelder zum Mindesten mit sträfli-
cher Fahrlässigkeit verwalte. Die Kurfürstin
Sophie, von deren Hand eine Anzahl Briefe, die
zu den letzten ihres Lebens gehören, der Cor-
respondenz beiliegen, beklagt sich wiederholt, daß
die 5000 L. sterl., die sie in Loosen von Har-
ley*8 (Lord Oxford's) Südseecompagnie angelegt,
Nichts abwürfen. Die eigenen Verhältnfsse Krey-
enberg's, der tief in Schulden stack, steigerten
cien Verdacht dahin, qu'il se jette par un coup
de desespoir entre les bras des ennemis de la
succession. Den Whigs für Wahlzwecke, wie
ihm vorgeschlagen worden, Gelder vorzustrecken,
weigeo'te sich der Kurfürst mit dem Bemerken,
daß der Großschatzmeister (Oxford) die vollere
Börse haben werde. Es findet sich bei den
Papieren eine lange Liste von Summen , für
258
welche auch die vomehmsten Häupter des Ober-
hauses käuflich zu haben sein würden. Das
Wichtigste aber war, daß Georg Ludwig seinen
Gesandten anwies, daß bei Lebzeiten der Kö-
nigin Anna von seiner nnd seines Enrprinzen
Uebersiedlung nach England nicht die Rede sein
dürfe, weil dadurch auch wohlgesinnten Tories
vor den Kopf gestoßen würde. So im dritten
Memoire und im Widerspruch mit Schaumann
a. a. 0., der eine solche üebersiedelung geradezu
unter den zu stellenden Forderungen auffuhrii.
Man würde dadurch selber nur dem Prätendenten
in die Hände arbeiten. Schütz soll vor Allem
nicht vergessen: qu'ä Hannovre on ne S9ait paB
ce que c'est Whig et Tori et qu'on n*y recon-
noit que deux partis en Angleterre, s^aroir celni
de la maison Electorale et celui du Pretendant
de Sorte que Son Altesse Elect. doit regarder
comme ses amis ceux, qui seront pour la sac-
cession et oela sans aucune distinction de party.
Höchstens sei im Fall einer jakobitischen Er-
hebung der Beistand der Gutgesinnten ins Ange
zu fassen. Aber die Sachen standen so miß-
lich, daß, wie der Kurfürst selber einräumt, wenn
die Engländer sich dem Stuart fügen würden,
jetzt auch an Hollands Hilfe nicht mehr wie im
Jahre 1688 zu denken wäre.
Schütz fand denn auch , als er im Herbst in
London eintraf, die Lage äußerst kritisch, T0I7
lends aber als im Januar 1714 eine sehr heftige,
obschon vorübergehende Erkrankung der Kö-
nigin das Aeußerste befürchten ließ und seit Er-
öffnung eines neuen Parlaments die Lords ,,the
State of the Nation^^ in ernste Berathung zogen.
Verzweifelte Anschläge von entgegengesekter
Seite waren nicht ausgeschlossen, wenn die Pees
auf eine Proclamation drangen, wonach ein hoher
259
Preis auf Beibricgang des Prätendenten todt
oder lebendig ausgesetzt werden sollte. Gleich-
ss.eitig wurde über den tiefen Zwiespalt zwischen
Bolingbroke und Oxford Allerlei ruchtbar. Wäh-
rend dieser seit dem Januar dem . hannoverischen
GesandteH in stereotypen Phrasen seine treue
Gesinnung für das kurfürstliche Haus versicherte,
schien Bolingbroke die protestantische Successiou
ganz abstreifen zu wollen. Wenn auch die
Thronrede noch derselben gedachte, so wurden
darin doch diejenigen, welche in England darauf
pochten, beschuldigt damit nur Unruhe undVer-
druB hervorrufen zu wollen. Vergebens suchten
die Lords den Dr. Swift wegen der ihm zuge-
schriebenen giftigen Flugschrift: The publick
Spirit of the Whigs zur Verantwortung zu ziehn.
Es wurde bekannt, daß Bolingbroke und der
Lord Kanzler Harcourt Alles aufgeboten hätten
um den jakobitischen Bischof Atterbury von
Bochester zum Erzbischof von York zu beför-
dern. Aus Irland verlautete, daß Truppen abge-
dankt werden s(tllten, welche „für die Successiou in
Ew. Kurf. Durchlaucht hohem Hause gahr zu
sehr afPectioniret sind*S während die schottischen
Hochländer, „jeder Zeit vor offene Jakobiten
gehaltenes vom Hofe bezahlt würden. Im Ober-
hause ereiferten sich die Wohlgesinnten in lang-
athmigen Debatten für Sicherstellung der Erb-
folge und beschlossen zu deren Gunsten mit
76 gegen 62 Stimmen. Die Gemeinen dagegen
stießen schimpflich Richard Steele aus ihrer Mitte,
weil er in Wort und Schrift der Wühlerei der
torystischen Presse zu begegnen suchte. Die
Aeußerungen Oxfords y welchem Schütz Tag für
Tag auf den Leib rückte um auf Ausweisung
des in Lothringen in viel zu bedenklicher Nähe
weilenden Prätendenteu zu dringen oder über
260
die Rückkehr vieler verdächtigen einst mit König
Jakob IL aasgewichenen Irländer Beschwerde
zu führen, wurden immer orakelhafter, üeber
die in dem durch die Verhandlungen der Lords
aufgescheuchten Ministerium herrschende Uneinig-
keit hieß es: „Mylord Bolingbroke, MylordHar-
court und der Duc d^Ormond haben zur Königin
gehen und selbiger declariren wollen, daß es
ihnen unmöglich länger mit Mjlord Oxford zn
dienen , welchen sie mit gahr gutem Grunde in
Verdacht hätten, daß er in ihren mesures nicht
aufrichtig gienge, sondern gahr selbige zu eröff-
nen und zu publiciren gedächte/' Endlich lehnte
die Königin den ihr in der Adresse nahe ge-
legten Wunsch, die Unruhe der Gemüther durch
eine königliche Proclamation zu beschwichtigen,
kurzer Hand ab. Am 13/24. April berichtete
der Gesandte in chiflFrirter Depesche über die
weit verbreitete Stimmung: „Daß Ew. Kurf.
Durchlaucht Succession in diesen Königreichen
von Seiten des Ministerium in großer Gefahr sei,
weswegen sie dann Nichts als einen schlimmen
Ausgang dieses ganzen Werks sich fiirstellen,
falls die Sache in diesem Stande noch eine Zeit
lang bleiben sollte.*' Unter solchen Umständen
entschloß sich Schütz, da er die Entscheidung
vor der Thür sah, zu einem allerdings sehr ge-
wagten Schritt.
Schon im März hatte er in einem nach Han-
nover gerichteten Privatbrief ^) dringend empfoh-
len , der Kurfürst selber möge alsbald wenig-
stens nach Holland kommen, um von dort ans
mit niederländischer und kaiserlicher Hilfe bereit
zu sein, nöthigenfalls in England einzugreifen,
was an den Gedanken anklingt , welchen Lord
1) An Robethon März 16/37. 1714.
261
Halifax im Oberhause in Betreff einer Ernene-
nmg der Allianz mit dem Kaiser und den Nie-
derlanden aassprach. Jetzt wandte sich Schütz,
durch ein den Akten beiliegendes eigenhändiges
Schreiben der Kurfürstin Sophie vom 12. April
dazu ermächtigt, mit der Forderung an den Lord
Kanzler, ihm die Ladung (writ) des Kurprinzen,
der seit einigen Jahren Herzog von Cambridge
in der englisehen Pairie war, in das Haus der
Lords einzuhändigen. Zwei Tage ohne Antwort
drang er am 13/24 April brieflich darauf und
erhielt nunmehr den Bescheid, daß Lord Harcourt
die Angelegenheit der Königin vorgetragen habe,
diese aber ohne alle Nachricht aus Hannover
„sich schwerlich einbilden könne, daß der Frei-
herr von Schütz auf Ordre von Hause diese
Nachfrage gethan hätte.'^ Uebrigens sei die
Ladung wie jede andere den Gesetzen gemäß
ausgestellt. Als Schütz kam um das Instrument
in Empfang zu nehmen, fragte ihn der Lord
Kanzler, bis wann etwa des Herzogs Beise nach
England zu erwarten sei, worauf jener freilich
keine Antwort hatte. Indeß die bloße Abforde-»
rang des Writ genügte um bei Hofe und in den
Parteien je nach den Hoffnungen und Befürch*
tungen, die im Schwünge waren, eine unglaub-
liche Erregung hervorzurufen. Die Minister
machten Herrn von Schütz die heftigsten Vor-
würfe, „daß er diese Sache nicht wohl angefan-
gen^^ und gaben ihm zu verstehen , die Königin
„desapprobire seine Conduite, als habe er an
dem ihr schuldigen Respect manquiret." Nach-
dem ihm am 16/27. April von Lord Oxford und
dem Staatssecretär Bromley der Bath gegeben
fürs El^te lieber nicht zu Hofe zu gehn und
nachdem Tags darauf der Writ ihm ausgeliefert
worden, erschien am 18/29. der Geremonienmeister
262
Sir Clement Gotterei bei ihm um ein Schreiben
des Staatssecretärfii zn verlesen, das ihm im Na-
men der über Mangel an Bespect schwer yei^
letzten Königin den Hof nnd jeden weiteren
Verkehr mit den Ministem verbot. Lord Paget
sollte sich bereit halten in besonderer Mission
nach Hannover zn gehn. Anschreiben der Kö-
nigin an die alte Knrfürstin, ihren Sohn und
Enkel wnrden aufgesetzt um über den Schritt
des Gesandten Beschwerde zn fuhren, vorzüg-
lich aber um dem Eintreffen des Kurprinzen
vorzubeugen. Man sprach es offen aus, daß die
Anwesenheit eines Prinzen von Sophias Geblüt
der Konigin, so lange sie am Leben, widerwärtig
sei. Besonders scharf aber wurde gerügt, daft
die Würde der Monarchin erfordert hätte jenes
Gesuch nicht an den Lord Kanzler, sondern an
sie selber zu richten. Dem gegenüber erhielt
Kreyenberg demonstrativ eine Zuschrift, in wel-
cher seine Person für Weiterführung des Ver-
kehrs als fort agreable bezeichnet wurde. Der
Affront, der einem in allen Formen beglaubigten
und feierlich empfangenen Minister geboten
wurde, konnte nicht ärger sein, um so ernster
ist die Frage, ob und wie weit Schütz auf eigene
Hand oder im Auftrage seiner Vollmachtgeber
gehandelt habe. Jedenfalls liegt es auf der
Sand, daA die Aufträge, die er vom Kurfürsten
und dessen Mutter empfangen, nicht mit ein-
ander stimmten.
Einige Entwürfe von seiner und fremder
Hand deuten auf Dies und Jenes hin. Ein schon
am 16/27. an den Kurfürsten abgegangener Be-
richt enthält Folgendes: „Der Writ J. Durchl.
des Kurprinzen, weswegen ich mich auf Befehl
J. Kurf. Durchl. der Frau Kurfürstin
bei dem Großkanzler Mylord Harcourt ange-
263
geben, hat das hiesige Ministerium in gahr grofie
Unmhe geuetzet, indem sofort daranf Geheimder
Rath bei der Königin gehalten worden/^ Die
Aasliefernng zu verweigern hätte niemand ver*
treten^ aber eben so wenig den Erbprinzen auf
Gmnd seines englischen Titels znr Stelle haben wol-
len. Daher denn der von Lord Oxford aufgebrachte
Vorwand, die Königin sei äußerst erzürnt darüber,
da6 sie umgangen worden. Ein Blatt in engli-
scher Sprache rechtfertigt dagegen die Eingabe
an den Lord Kanzler als allein den englischem
Gesetzen entsprechend und scheint mir im Ein-
verständniß mit dem rechtsgelehrten Lord Somers,
der unter den Whigs Lord Kanzler gewesen,
aufgesetzt zu sein. Auf einem anderen notificirt
der Freiherr von Schütz seine schleunige Rück-
kehr nach Hannover um sich dort zu verant-
worten und bezeichnet es als: thegreastest mor-
ti£cation that ever happened, to find that I am
fallen under Her Majesty^s displeasnre, for whom
I have the greatest respect and veneration ima-
ginable. I could have no comfort under such
a misfortune, were I not conscious to mjself
that I have done nothing to deserve it. I have
precisely and strictly obeyed my orders and fol-
lowed the constant usage and custom of Parlia«
meut etc. Auch finden sich Entwürfe zu Brie-
fen an den Kurprinzen, dem er von dem Jubel
der Freunde über seine demnächst zu erwartende
Ankunft und hinterdrein von der brüsken Ab«
Weisung durch die Königin Anzeige macht. Er
hält die Krone für verloren , wenn der Schritt
nieht trotzdem erfolge : noüs perdrons la couronne,
si ce pas n'est pas soutenu.
Da ist es nun in hohem Grade bezeichnend,
daß Georg Ludwig seinen Gesandten in fast ver*
Jebsender Weise desavouirt hat. In seinem Schrei-
264
ben vom 11. Mai lieiBtes: f^üiifl gereicht Solches
und daft ihr bey solcher Gelegenheit Hochge-
boren unser Fran Mntter Gnaden Nahmen ge-
brauchet zu besonderem Mißfallen nnd Befrem-
dnng,^^ weil ihm das in seinen Instructionen
nicht aufgegeben worden. Es wurde ihm be-
deutet fernerhin: „unseren und keinen anderen
Befehlen zu folgen.^' Sein Gesuch sich nach
der Rückkehr in Herrenhausen yorstellen zu
dürfen wurde zweimal durch Graf Platen ab-
schlug beschieden. Man. weiß, daß die Kar-
fürstin Sophie, tief erschüttert durch die Be-
handlung von Seiten ihrer Nichte der Königin,
welche sie in einem Briefe vom 19/30. Mai hart
und bitter beschuldigte ihr Erbrecht selber ge-
fährdet zu haben — qu'une teile conduite pour-
roit certainement avoir des suites prejudiciables
ä cette succession meme — und vermuthUch
nicht minder durch die Haltung ihres Sohns, der
wieder mit seinem Sohne gespannt war^ am 14.
Juni gestorben ist. Georg Ludwig beantwortete
erst nach der Mutter Tode Annas auch an ihn
gerichtete Vorwürfe ziemlich einsilbig mit der
Versicherung sich immerdar von dem ihr so
widerwärtigen Treiben der Factionen fem ge-
halten zu haben. Leibnitz, damals in Wien,
hatte hoch aufgehorcht, als Schütz zu rechter
Stunde (ä propos ä mon avis) eingeschritten,
aber in dem allerletzten seiner an seine alte
Gönneri^ gerichteten Briefe') doch bemerkt:
Je presume que M. de Schütz a eu ordre de
Mgr. TElecteur de la faire, mais s'il aroit agi
Sans ordre, je le comparerois ä un General d'ar-
mee, qui auroit gagne une bataille, saus avoir
1) Leibnitz h. l'Electrioe Sophie, Vienne, ce 24 de
May 1714. Die Werke von Leibniz Bd. 9. S. 449. 1673.
265
recen da chef Tordre de combattre. Am 31.
Jnli 10. Aagust erfolgte der Tod der Königin
Anna.
In den Gorrespondenzen der Bothmer, Orote,
Schatz erscheint beständig ein anderer Mann,
an den neben Kurfürst und Kurfurstin oder dem
Grafen Bemstorff gelegentlich auch ihre Briefe
gerichtet sind. Das ist der aus Frankreich
stammende Protestant Robethon, so recht der
Repräsentant der über die Kreise des deutschen
Kleinstaats hinausdringenden Politik, die der
Sprache der Diplomatie und der Erfahrung in
den Geschäften anderer Länder nicht mehr ent-
rathen kann. AlsHugenot hatte Bobethon einst
Aufnahme und treffliche Verwendung bei Konig
Wilhelm III. in England gefunden. Dieser staats-
kluge Fürst benutzte ihn nicht nur als Privat-
secretär, sondern gab ihn seinem Vertrauten
dem Grafen von Pembroke im Jahre 1698 zu
jenen Verhandlungen nach Paris mit, in welchen
mit Ludwig XIV. die erste Theilung der spani-
schen Monarchie berathen wurde. Nach Wil-
helms Tode fand er unter Anna keinen Platz
und wurde — man darf vielleicht auf Leibnitz's
Rath schließen — vom Grafen BernstorflF heran-
gezogen , der ihm auch den Adel verschaffte.
Zuerst in Diensten Georg Wilhelms von Gelle,
nach dessen Ableben im Jahre 1708 Georg Lud-
wigs von Hannover war er die Seele der diplo-
matischen Kanzlei. Da er in England die lei-
tenden Persönlichkeiten und den Gegensatz zwi-
schen Whigs und Todes gei(iau kannte und neben
seinem Französisch auch gut Englisch schrieb,
fiihrte er in der Snepessionssache von Hannover
aus vorzugsweise die Gorrespondetiz. SelbstäiHUg
21
266
wie im Auftrage richtete er sich an die dort
heschäftigten uesandten. Während Bothmer's
Abwesenheit vom Haag mnste er ihn dort yer-
treten. „Das hat nie noch ein Secretär in Deutsch-
land gegolten und gewürkt was Bobethon in
Hannover und in England galt^' . . . „Bemstorff
rieth nur was Bobethon gut hieß^* • . • „Ohne
ihn wäre Ghurfürst Georg Ludwig nie Konig
Georg geworden,'^ sagt Spittler von ihm ^). Ak
Geheimer Legationssecretär stand er denn auch
während der ersten Jahre der neuen Begierung
in St. James wie in Herrenhausen dem Könige
und seinen Bäthen mit seinem reichen Wissen
und Können und seiner stets schlagfertigen Feder,
seinem scharfen , kaustischen , fast skeptischen
Stil zur Verfügung. Er war recht eigentlich
das Bindeglied zwischen den englischen und den
kurbraunschweigschen Ministern, das in diesem
überaus delicaten, von steten Beibungen bedroh-
ten Yerhältniß keiner von beiden Theilen ent-
behren konnte. Aber wo ist heute die von ihm
selber in sieben Bänden Quart angelegte Samm-
lung seiner Gorrespondenz aufzufinden, von wel-
cher Spittler noch berichtet? War sie jemals
ein Bestandtheil des hannoverischen Staatsarchivs?
Ist sie im Privatbesitzbesitz vorhanden? Nach
Allem , was wir sonst von Bobethon wissen,
müste sie als eine unvergleichlich werthvoUe
Quelle zur Zeitgeschichte gelten.
Zum Glück stecken viele hundert seiner Schrei-
ben in einer anderen, nicht minder unschätz-
baren Sammlung desselben Archivs, deren Kennt-
1) Meiners und Spittler, Göttingischea HiBtorischei
Magazin Bd. I. S. 646 ff.
2«7
niB und Yerwerthnng für die europäische Ge*
schichte zu Anfang des 18. Jahrhunderts, so weit
ich bemerkt habe, bisher noch sehr geringfügig
ist. Das sind an 50 Bände Protocoles des
negociations faites pour S. M. le Boy
de la Grande Bretagne par Mons. P. L.
de Pesmes, Seigneur de Saint Saphorin,
welche die Jahre 1716 bis 1727, also beinah die
Begierungszeit Georges I., umfassen, in trefflicher
Reinschrift Copien der erhaltenen Anschreiben
und Briefe, von Vertragsentwürfen, Belationen,
Depeschen , Noten , Antworten , wie sie sich in
der Kanzlei einer großen Gesandtschaft ansammeln.
Pran9ois Louis de Pesmes *) , geboren im
Jahre lö68 auf dem Schloß St. Saphorin im
Waadland , also Berner Unterthan , und eben
dort gestorben im Jahre 1737, that zuerst den
vereinigten Niederlanden Kriegsdienste , trat je-
doch bald nach Oesterreich über um unter den
Fahnen des Prinzen Eugen von Savoyen den
großen Krieg gegen die Türken mitzumachen,
der im Jahre* 1699 siegreich mit dem Frieden
von Carlowitz abschloß. Im Jahre 1696 beklei-
dete er das Amt eines Viceadmirals auf der
Donau und schied dann aus mit dem Bange
eines Feld Wachtmeisters. Nachdem er vorüber-
gehend Gesandter des Pfalzgrafen bei den Eid-
genossen gewesen, auch für König Friedrich I.
von Preußen den Uebergang des Fürs^nthum
Neufchatel aus der oranischen Erbschaft verhan-
delt hatte, diente er wieder der Eidgenossenschaft,
deren Bündniß mit Holland vom 2. Januar 1714
sein Werk war. Vom October 1716 an erscheint
er mit dem Bange eines Generallieutenants als
bevollmächtigter Minister Georg's I. in Wien, wo
1) Lutz, Nekrolog Merkwürdiger Schweizer. 8. 892.
21*
er sich namenflich seit Abschlni der Qaadrapel-
allianz durch Umsicht und Thatkraft hohes Ver-
trauen bei seinen YoUmachtgebem and Respect
an dem von Intrigen aller Art nnterwfihlten
Hofe Kaiser EarFs VI. erwarb. Der Herzog
Yon St. Simon freilich munkelt in seinen Me-
moiren^) von unehrenhaften Handlungen, welche
St. Saphorin sich habe zn Schulden kommen
lassen. Doch wird dabei ohne Zweifel der Haft
des Franzosen gegen den sehr energischen Par-
teigänger einer protestantischen Politik im Spiel
gewesen sein. Der Durchführung und Befesti-
gung der protestantischen Erbfolge in England
gegenüber allen Zerklüftungen , welche ihr in
Europa nach Abschluß der Verträge von Utrecht
und von Rastadt und Baden gefährlich werden
konnten, war denn auch in Wien seine Thätig-
keit vorzugsweise gewidmet. Daß er da mit
Bobethon zusammengriff, lag in der Natur der
Dinge und in der Eigenart dieser beiden Männer,
neben welchen noch ein dritter Fremdling er-
scheint, Lucas Schaub, ein Berner von Herkunft,
aber trotz seinem Deutschen Namen gleichfalls
ein französisch geschulter Diplomat, welcher im
Dienste England-Hannovers sowohl an auswär-
tigen Gesandschaften als in unmittelbarer Nähe
des Staatssecretärs , des Grafen Stanhope, thätig
war, im Jahre 1720 als Sir Luke Schaub mit
der englischen Ritterwürde belohnt und 1721
britischer Gesandter in Paris wurde.
Unzählige Aktenstücke , officielle Berichte
und vertrauliche Mittheilungen , füllen diese
Bände. Sie erläutern nicht nur die wechsel-
volle, noch immer von innen und außen bedrohte
Politik Englands unter dem ersten Herrscher
1) VoL XX, p. 198 ed. 1829.
269
ana dem Weifenhause, nicht nur dessen deutsehe
und Beichspolitik zwischen Oesterreich und
PreuAen, Rußland und Scandinavien , Frankreich
und Spanien^ sondern bergen eine noch kaum
angerührte Fundgrube für die allgemeinen Ver-
wicklungen der Epoche vom Ausgange des spa*
nischen Erbfolgekriegs an über die letzten Jahre
des nordischen, über Krieg und Frieden mit den
Osmanen, den von Spanien aus durch Alberoni
hervorgerufenen Ejimpf um die Herrschaft in
Italien, die allmäliche Umwandlung der Allian-
zen, die financielle Erschütterung in Frankreich
und England y die Handels- und Golonialpolitik
der Zeit. Nicht minder liegt in vielen sehr an-
schaulichen Relationen eine reiche Fülle von
Personalien begraben, ein Schatz, der nur darauf
wartet von den Geschichtsforschern gehoben zu
werden. Ich will demnächst anderen Orts ver-
suchen an einem Beispiel auszuführen, was sich
für die engere und weitere Geschichte der Zeit
den Protokollen St. Saphorin's entnehmen läSt,
und schließe diese Bemerkungen, die auf eine
recht fleißige Ausbeutung der unvergleichlichen
Sammlung hinwirken sollen , mit einer für die
Literaturgeschichte interessanten Notiz.
Am 17. Juni 1719 war Joseph Addison, der
die einst viel bewunderte Tragödie Gato und
den Lobgesang auf die Sieger von Höchstädt-
Blenheim gedichtet hatte, von unvergänglicherem
Namen durch seine Beiträge zum Spectator, erst
48 Jahre alt gestorben. Am. 9. September
schreibt sein Freund und Nachfolger im Staats-
seeretariat Craggs an St. Saphorin:
Je prends cette meme occasion pour Yxm»
recommander une souscription pour les ouvrages
de £bu Mr. Addison, mon predecesBeur dans la
Charge ^ Secretaire d'Etat du Roy» lequel foi
270
a laisses dedi^s a moy en temoignage de ramitie,
qai avoit ^te long temps entre Bons dem.
C^estant Dn ecrivain si audela de la portee or-
dinaire qne je serois bien aise de yoir la liste
de ses souscrivains aassi peu commuDe qne Ta
ete le merite de Tantheur. Gomme Pon se pro-
pose d'obtenir de plusieurs princes souverains
la permission d'inserer leurs noms dans cette
liste, rhoniiear qii*on vondroit proeurer ä cet
onvrage seroit complet, si TEmpereur et Tlm-
peratrice y vonloyent paroitre ä la tete. Le
Prince Eugene a ete celebr^ d^une maniere si
relevee par le Sienr Addison, qne je me persnade
qn^il se contentera de laisser yoir son nom, pent-
etre anssi en sera-t-il de meme des antres per-
sonnes distingn^es de la conr de Vienne. Mr.
Tickell , Tun de mes Secretaires , a le soin de
cette publication et vons enyerra ayec cette
lettre des recens signes de Iny.
Eine Antwort yom 4. Noyember lautete we-
nig tröstlich: Je tacheray de remplir de mon
mieux ses souhaits touchant les souscriptions
ä Tegard des oeuyres de feu Mr. Addison. Si
elles etayent latiues, j^espererois de trouyer icy
10 fois plus de souscriptions, qne Ton ne m*a
enyoye de billets. Mais si elles sont en Anglois,
personne ne Tentend dans ce pais. Je n^ay tu
des oeuyres de Mr. Addison qne quelques tra-
ductions, qui sont dans le Spectateur, et son
Caton, mais quoiqne les traductions fassent bean-
coup perdre, personne selon moy n'a ecrit plus
sensement et plus delicatemeut quo luy, outre
que la droiture de son coeur se fait connaitre
dans tous ses ouyrages.
Am 16. schrieb er indeß ho£fnungsyoller: Le
Gomte de Sinzendorff s'est charg^ de parier a
FEmpereur pour les souscriptions du livre de ^^^'
271
Addison. J'en ay parle au Prince Eugene, qui
souBcrira aussi avec plaisir, ainsi j'espere que je
pourray remplir ä cet ^gard les desirs de V. E.
Auszug aus einem Briefe des
Herrn Kroneoker an E. Schering.
Ich erlaube mir Ihnen anläßlich des in Nr. 4
der „Nachrichten^^ abgedruckten Aufsatzes yon
Herrn Karl Heun einige Bemerkungen über die
dort behandelten Determinanten mitzutheilen.
Jacobi ist schon im Jahre 1835 bei derEnt-
Wickelung der Bezoat'schen Eliminations-Methode,
wie er sie in seinem Aufsatze „de eliminatione
rariabilis e duabus aequationibus algebraicis^^ im
15. Bande des Grelleschen Journals dargelegt
hat, auf Determinanten nter Ordnung
\^r+s\ (*•»* = 0, !,...• n~l)
geführt worden, welche aus 2w — 1 Elementen
i^, -4|, . . . -^211— 2 ^^ bilden sind. Er ist
dann, genau 10 Jahre später, bei der Beschäfti-
gung mit einem nahe verwandten Gegenstande
auf solche Determinanten zurückgekommen und
hat dieselben in der bezüglichen vom August 1845
datirten Arbeit „über die Darstellung einer Reihe
gegebener Werthe durch eine gebrochene ratio-
nale Function" (Crelle's Journal Bd. 30) allge-
meiner und ausführlicher behandelt. Nachher
erscheinen dieselben Determinanten in vielen
auf den Sturm'schen Satz und die Kettenbruchs-
Entwickelung rationaler Functionen bezüglichen
Arbeiten, von denen nur zwei ältere, die Cayley-
iche im 11. Bande von Liouviile*s Journal 1846
272
erschienene nnd die Joachimsthalscbe im 48. Bande
des Grelleschen Journals 1854 veröffentlichte
hervorgehoben werden mögen. Doch ist überdies
zu erwähnen, daß dieselben Determinanten den
Gegenstand einer Abhandlung bilden , welche
Hermann Hankel als „Inauguraldissertation zur
Erlangung der philosophischen Doctorwärde an
der Universität Leipzig^^ im Jahre 1861 (Gottin-
gen, Druck der Dieterichschen Üniversitäte-Buch-
druckerei) hat erscheinen lassen, und daß darin
auch eine besondere Bezeichnung („orthosymme-
trisch^^) für die Determinanten vorgeschlagen ist,
welche aber keinen Eingang gefunden hat.
Bei allen Untersuchungen, welche auf die
erwähnten Determinanten M, i J geführt haben,
läßt sich eine unmittelbare Beziehung zu jener
vielfach behandelten Aufgabe erkennen, zu gege-
benen ganzen Functionen f{x) und f^{x) zwei
Multiplicatoren <b{x) und ^{x) zu finden, fSr
welche die Differenz f^{x) ^{x) — f(x) <b{x) sich
auf eine Function von einem bestimmten nie-
drigeren Grade reducirt, d. h. also für zwei ge-
gebene ganze Functionen f(x) und f^ {x\ weldie
resp. vom Grade n und vom Grade n — n^ <n
vorausgesetzt werden, drei ganze Functionen
F{x\ *(a;), W(x) beziehungsweise von den Gra-
den (A, V — Hp V zu bestimmen, so daß
und [1 4" ^ < ^ wird. . Abgesehen davon , daß
sich die Functionen (b{x) und ^{x) als &hler
nnd Nenner der NSherungsbrüchö der Eetten-
btneha-Entwiokelnne von \; / iMstimmen. kömi^n
273
erstens die Fnnctionen <b{x) und ^(po) da-
durch charakterisirt werden, daß die Differenz
für uneiidlieli grofte Werthe von x unendlich
kWü Ton der Ordnung x"^^ werden muß,
wo X eine positive ganze Zahl bedeutet, also
X>1 ist.
Zweitens können die Fnnctionen F(x) und
W(x) nach der Cauchyschen Interpolations-
formel als Zähler und Nenner eines rationalen
Bruches bestimmt werden, der für die n
Werthe x = 5^, wofür f{x) = ist, die
vorgeschriebenen Werthe f^{i^ annimmt.
Drittens kann die Function W(x) abge-
sehen von einem constanten Factor durch
die V Gleichungen
2 ^^(U/Yj-) = (« = o,i,...v-i>
und ebenso die Function F(x) durch die (i
Gleichungen
IäwIü^' ('• = «,....•.-0
bestimmt werden, wie z. B. in meinen in den
Monatsberichten der Berliner Akademie abge-
druckten Aufsätzen vom 17. Febr. 1873 und
TOim 14. Fete, 1878 geseheiien ist. Hier be-
deutet f(x) die Ableitung von /"(^ md Üib
274
n Waneln E sind ebenso wie bei der zweiten
Methode zunächst als yerschieden voranszn-
setzen; doch kann man leicht zu dem allge-
meineren Falle, wo beliebig viele einander
gleiche Wurzeln vorkommen, übergehen, wenn
man die Ausdrücke, auf welche sich alsdann
jene Summen , bei denen f (E) im Nenner steht,
reduciren, an Stelle der Summenausdrücke
in den Formeln substituirt. Dies findet sich
schon in der citirten Jacobischen Abhand-
lung vom Jahre 1845 (Crelle's Journal Bd.
30. S. 149) vollständig entwickelt.
Bei allen drei angegebenen Methoden zur
Bestimmung der Functionen F{x\ 0(a;), ^{x)
treten die Determinanten (-4.^ i J ai^f, und zwar
bei der ersten and dritten ganz unmittelbar und
ausschließlich, während sie bei der zweiten Me-
thode, bei welcher bis dahin nur die Cauchysche
combinatorische Formel zur Verwendung ge-
kommen war, erst von Jacobi in der Abhand-
lung vom Jahre 1845 eingeführt worden sind.
Scheinbar haben die Elemente der Determi-
nanten 1-4^ ij in allen den erwähnten Fällen
ihres Auftretens eine specielle Bedeutung, in
Wahrheit aber sind diese Elemente , wie näher
dargelegt werden soll, völlig allgemeine.
Der Einfachheit halber setze ich zunächst
die Wurzeln 5 als verschieden voraus und knüpfe
an die zuletzt erwähnte Methode an, bei der sieb
F{x) abgesehen von einem constanten Factor
als eine Determinante
Y^p+q~^p-\'q+A Ö"^ == o,i,...,*^i)
bestimmt, in welcher die OröAen $ dureh die
Gleiclmiig
275
X
definirt werden (vgl. den Abschnitt II meiner
citirten Arbeit vom 14. Febr. 1878). Bestimmt
man nnn für 2n beliebig gegebene Größen
V ^1' ^2> ' • • • ^2n— 1
n Größen 5^, Sj? • • • 5^ als die n Wurzeln der
Gleichung
|^^p+g-"«;,+y+l| = (p,^ = 0,1,...«-!)
und alsdann n Größen w,, w«, , . . w durch
die n Bedingungen
^A = 2 ^x^x (Ä = 0,l,...n-l)
x=l
80 läßt sich leicht zeigen, daß diese Bedingungen
auch noch für die folgenden n Werthe h = n^
n -4- 1, . . . 2n — 1 erfüllt sind, so daß also, da
die Function f^{x) den n Relationen
gemäß anzunehmen ist, die obige Bedeutung der
Großen s^ nämlich
8,
= 2
s*
(5) A(5)r(5)
beliebigen 2n Größen 8 beigelegt werden kann,
um den Nachweis zu führen, daß die Gleichungen
27«
für Ä =s n, » + li • • • • 2n — 1 erfüllt dsd,
seien o^^, «Jj^, • • • o^^ die n -|- 1 Detenninanten
nter Ordnung, welche aus dem System von
n(n + l) Größen
s
. /p = 0, 1, . . . « \
P^9 \y — 0, 1, . . .n-il
zu bilden sind, und zwar so, daß wenn man diesem
System eine (n+ 1)*® Vertikalreihe a^, a , ...
a^ anfügt, die Determinante gleich
wird. Dies vorausgeschickt, ist bekanntlich
und also für jeden beliebigen Werth von h
während andrerseits vermöge der Bedeutung der
Größen o als Determinanten des Systems s ,
für % = 0, 1, ... n — l die Relationen
bestehen. Nimmt man in beideti Relationen der
Reihe nach h = 0, 1, 2, . • .n— l, so erschiieBt
man daraus der Reihe nach die üebereiustim-
juung von s^ mit
277
X=fl
x=l
für r = w, w + 1, . . . 2n — 1.
Ans der yorstehenden Entwickelang folgt,
daA die ans beliebigen Elementen s^j $^^
^v ' ' ' ^2n-i '^"^ bildenden Determinanten
alle jene Eigenschaften besitzen, welche ich in
meinem mehrfach citirten Aufsatze vom 14. Febr.
1878 für diejenigen Determinanten hergeleitet
habe» die bei der Ketten brachsentwickelung ra*
tionaler Brüche auftreten und a.a.O. mit DAx)
bezeichnet sind. Ich erinnere dabei namentlich
an die früher unbemerkt gebliebene Eigenschaft
der Determinanten D^{x)^ daß alle diejenigen,
fär die nicht eine der beiden Zahlen n — t oder
n — f — 1 als Grad eines Näherungsnenners der
Eettenbruchsentwickelung von -jr\ ^^^^^^^^
identisch gleich Null sind, während die übrigen
mit den „Restfunctionen** f{x\ f^{x\ f^{x)y . . .,
welche sich bei dieser Entwickelnng ergeben
bis auf constante Factoren übereinstimmen; ich
erinnere ferner daran , daß in dem sogenannten
regulären Falle, d. h. wenn bei der Eettenbruchs-
entwickelung alle Theilnenner vom ersten Orade
und also alle Determinanten D^(x) von Null
verschieden sind, zwischen je drei anfeinancler-
folgenden Determinanten D^{x) eine Belation
278
besteht, in welcher a den Coefficienten der höch-
sten Potenz von x in D^(x) dividirt durch den-
jenigen in D^,^{x) bedeutet. Diese Belation
findet sich schon in Jacobi's Abhandlung Yom
Jahre 1835 und ferner im § 9 der citirten Jo-
achimsthalschen Arbeit für beliebige GröBen 8
entwickelt, jedoch unter der dabei erforderlichen
Voraussetzung , * daß die Determinanten D Yon
Null verschieden sind. Von dieser Voraussetzung
habe ich in meiner beregten Arbeit von 1878
völlig abstrahirt; aber es ist darin die andere
Voraussetzung gemacht, daß die Wurzeln der
Gleichung
\^^p+q - ^p+q+l\ ™ ^ (P. ? = 0,...n-l)
von einander verschieden seien. Doch kann auch
diese Voraussetzung fallen gelassen werden, wenn
man die Bedeutung der Größen s so modificirt,
wie es durch jene schon oben angedeutete Um-
gestaltung erfordert wird , welche im Falle glei-
cher Wurzeln die bezüglichen Summenausdrücke
s^ erfahren müssen. Aber der allgemeinere, vor-
aussetzungslose Fall gestattet noch eine einfa-
chere Behandlung, wenn man eine anderweite
Bedeutung jener Summenausdrücke Sj^ in Bück-
sicht zieht , bei welcher es überhaupt nicht in
Frage kommt, ob die Werthe der mit 6^ E^i •••^n
bezeichneten Wurzeln der Gleichung
anter einander gleich oder ungleich sind. Da
27Ö
nämlich zunächst für den Fall ungleicher Wur-
zeln Sj^ oder
x=l
der Coefficient von x * in der Entwickelung
von
x=n fjL
x=l *
nach fallenden Potenzen von x ist, also in der
Entwickelung eines rationalen Bruches mit dem
Nenner
\^^P+q~^P+q+^ (^' ^ = 0, i,...n- 1),
80 kann diese Bedeutung der Größen s auch
im allgemeinen Falle zu Grunde gelegt werden.
Auf diese Bedeutung wird man ganz unmittelbar
geführt, wenn man die oben zuerst angeführte
Methode der Bestimmung der Functionen Q>{x)
und W(x) anwendet; ich habe deßhalb an diese
direct anknüpfend die Eigenschaften der Deter-
minanten D^x) ohne alle beschränkende Vor-
aussetzungen in einer kleinen Arbeit entwickelt,
welche im Monatsberichte der Berliner Akademie
erscheinen wird.
280
Bei der KönigL Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittot diMe YeneieliiiitBe nigleiöh ab BapflngnueigeB uiMlMa
ni wollen.
Febmar 1881.
(FoHsetsnng).
Sammlang Ton Mittheilungen sor yaterländischen A^
chaeologie. T. 4.
Bericht der phyBiologischen Commission der Akad. der
Wiss. Bu Krakaa. T. 14.
Wistocki, Catalog. codicnm maniuo. BibliotheoM
univ. Jagellon. KnLkau. Heft 6.
AbhandluDgen und Sitzungsberichte der Akademie der
Wissenschaften
histor.-philos. Abth. T. 12.
math -naturw. Abth. T. 7.
philolog. Abth. T. 8.
März.
Bulletin de TAcad. Imp. des Sciences de Si Petersbonrg.
T. XXVII. Nr. 1.
Bulletin de TAcad. B. des Sciences de Belgique. 5(^
ann^e, 3e serie. T. 1. Nr. 1—2.
65. Jahresbericht d. naturf. Gesellsch. zu Emden. 1870/80.
Atti della B. Accad. dei Lincei. Vol. V. Faso. 6—9.
1881.
J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XVI. M&rz
u. April 1881.
19. 20. u. 21. Bericht des Offenbacher Vereins fOr Na-
turkunde. 1880.
Mitth. der deutschen Gesellschaft f&r die Exmde Ost-
asiens. Bit. 22. 1880.
A. Issel, lostruzioni scientifiche pei Viaggiatori.
Boma. 1881.
(Fortsetzung folgt.)
Fflr die Bedaetion Terantwortlicli : F, BwMA, Direetor d. OdttgaLAtf.
ComminionB- Verlag der IHdwielitchm Yedt^f-BuaUumdhmg.
Druck der Di^erich'schen Vmv.'Buchdrvckerei {W, JV*. liMrtur>
281
Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
22. Juni. M 10. 188L
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 4. Juni.
de Lagfarde: lohaDiiis Eochaitoram archiepiscopi qnae
in codice Yaticano sopusant graece. (Erscheint in den
Abhandlangen.)
Eohlransoh, aasw. Mitgl. : Messung des Erdmagnetismus
auf galvanischem Wege.
E n n e p e r : Zur Theorie der Gurven doppelter Krümmung.
Absolute Messung der Stärke des Erd-
magnetismus auf galvanischem Wege
ohne Zeitbestimmung.
Von
F. KoUransch, auswärtigem Mitgliede.
Auf Anregung von Herrn Weber habe ich
schon vor längerer Zeit im magnetischen Observa-
torium zu Göttingen den Versuch gemacht, die
Horizontal-Componente des Erdmagnetismus mit
Hülfe des elektrischen Stromes anstatt des Mag-
netes zu messen, und hatte die Ehre, der Eö-
niglichen Oesellschaft der Wissenschaften die
Ergebnisse dieser Arbeit am 6. Februar 1869
Torzulegen.
22
Der Strom dofobli«! sämficli ein groBes
Weber'sches Bifilargalvanometer nnd gleichzeitig
eine Tangentenbussole. Die Ablenkung des Bi-
filargalvanometers mißt hier chas Prodüctaufi
dem Erdmagnetismus in die Stromstärke, die Ab-
lenkung der Tangentenbussole ist dem Quo-
tienten aus beiden Größen ptoportionaL Aus
beiden Beobachtungen zusammen ergibt sich so-
wohl die Stromstärkd» wie die erdmagneüsdie
Intensität.
Wenn so diese Methode entsprechend dem
GaaO*8cheti Wege verfährt, auf welchem ja dtt
Product und der Quotient aus dem Erdmagne-
tismus und einem Stabmaguetismus bestimmt
wird, so bietet das galvanische V^rfahr^a den
wesentlichen Vorteil, daß alle entscheidenden
Messungen gleichzeitig, also unabhän^g von den
erdmagnetischen Variationen ausgefünrt werden.
Eine schätzenswerte Eigenschaft der galvanischen
Methode liegt ferner in dem umgehen aller
dauernden größeren Magnete, die im Beobach-
tungsraume sich und andere Instrumente stören.
Trotz diesen Vorteilen konnte das Verfahren
in der damals bescfariebenen Gestalt mehr nnr
von der theoretischen Seite ein großes Interesse
als eine ausgebreitete praktische Verwendung
beanspruchen« Zu letzterem Zwecke war vor
allem zu wünschen, daß die Instrumente in klei-
neren Dimensionen ausgeführt wurdeii als da-
mals, wo der als Bifilargalvanometer anfgehan*
gene Drahtring einen Durchmesser von ^s Meter
und ein Gewicht von V^ Oentner besaß.
Außerdem lagen in den M<es6nngen eit^e
größere Schwierigkeiten, unter dexien die geotne
Messung der Win^ungsfiäche dels Bifilargalvano«»
meters und die Bestimmung von dessen Träg^
heitsmoment obenan stehen. Auch die elastische
283
Nachwirkung iler dickdraibtigeii Anfbängting des
Galyanömeterii yerlangte besondere Hölfsmittel
der Elimination.
Ich denke hier ein Verfahren zn beschreiben,
welches alle die genannten Schwierigkeiten be***
seitigt. Die Instrumente sind handlich und neh-
men einen kleinen Raum ein, die Elasticitäts-
krafte werden überhaupt nicht zum Messen be-
nutzt. Endlich braucht weder eine Windungs-
fläche noch ein Trägheitsmoment bestimmt zu
werden, ja man bedarf gar keiner ühr zu den
Bestimmungen. Die Tangentenbussole wird durch
einen kleinen magnetisirten Stahlspiegel ersetzt.
Von genauen Messungen werden nur diejenigen
von zwei Scalenausschlägen und die Messungen
einiger Längen und zweier Fadenabstände verlangt.
•
1. Uebersicht des Verfahrens.
Ein Drahtring sei an seinen beiden Zulei-
tungsdrähten mit der Windungsfläche im magne-
tischen Meridian (als ßifilargalyanometer) aufge-
hängt. Seine Windungsfläche sei gleich /, di^
statische Directionskraft der bifilaren Aufhängung
gleich Z), und T bedeute dieHorizontalcomponente
des Erdmagnetismus. Alsdann bringt der Strom
% im Drahtringe eine kleine Ablenkung a des-
selben hervor, gegeben durch
I. Dtanga ;= fiT.
Nördlich oder südlich in dem groBen Abstände
d von der Mitte des Ringes befinde sich eine
Magnetnadel, so erßlhrt die letztere durch den
Strom im Ringe eine Ablenkung 9, gegeben durch
U. anangy = -^.
22*
284
Darch Division beider Oleichnngen fiUlt die
Windnngsfläche f und die Siromstl^ke % heraiu
nnd kommt
TTx «,« -D tanga
m. T^ = —^ -— H_.
a^ tang7
Ermittelung der Directionskrafk D.
Die statische Directionskraft des BifilargaWano-
meters läßt sich, wie schon von Weber im Jahre
1839 geschehen, aus dem Trägheitsmoment und
der Schwinguügsdauer der Rolle bestimmen. Be-
kanntlich liefern aber auch die Dimensionen der
bifilaren AufhängUDg mit dem Gewicht des an-
gehängten Korpers die Directionskraft in abso-
lutem Maaße. Ist l die Fadenlänge, e^ und e,
der gegenseitige Abstand der Befestigangspuncte
der Fäden oben und unten, m die Masse, also
gm das Gewicht des Bifilargalvanometers, so wird
Dies in III eingesetzt, erhält man
a» ^l tgy
Zu messen sind hier also nur 2 Ablenkungs-
winkel, 4 Längen und ein Gewicht. Nur die
Bestimmung von e. und e^ erfordert dabei einen
Aufwand von Sorgfalt, der über die gewöhnlichen
Ansprüche einer Messung hinausgeht. Gegen-
über dem Gauß'schen Verfahren, welches eben-
falls zwei Ablenkungen und ein Gewicht, ferner
aber drei Längen und drei Schwingungsdauern
zu messen aufgiebt, sind wir also wesentlich im
Vorteil. Dazu kommt, daß die Schwingung»-
285
und teilweise auch die Ablenkangs^Beobachtungen
bei Gaoß eine gleichzeitige Beobachtang der In-
tensitätsyariatioDen nicht wohl nmgehen lassen
und daß endlich die Fehler der Magnetabstände
nnd Magnetometeraasschläge, wegen des Gauß'-
schen Eliminationsverfahrens für die Verteilung
des Stabmagnetismus, einen relativ hohen Einfluß
auf das Resultat ausüben. Auch der nicht ein-
fach zu bestimmende „Magnetismus der Lage^^
d. h. der von dem Erdmagnetismus herrührende
Unterschied des Stabmagnetismus, je nachdem
der Magnet als Schwingungsstab oder als Ablen-
kungsstab gebraucht wird, bildet einen unbeque-
men Bestandteil der Messung auf magnetischem
Wege, der bei uns wegfällt.
2. Beschreibung der Instrumente.
Das Bifilargalvanometer bestand zu-
nächst aus einem 200 mm weiten Singe von
feinstem besponnenem EupferdVaht (0,12 mm
Durchmesser). Der Ring enthält bei einem Ge-
wicht von nur 108 g 1300 Windungen, also
etwa 40 qm Windungsfläche. Ein leichter hori-
zontaler Stab von 100 mm Länge trägt diesen
Ring nnd einen dünnen Planspiegel! Der Stab
selbst wird getragen durch zwei 0,09 mm dicke
weiche Eupferdrähte , die mit dem Ringdrahte
in leitender Verbindung stehen und über die
etwas abgeschrägten Endflächen des Stabes nach
oben fuhren. An der Zimmerdecke sind diese
Drähte an einer ähnlichen Suspension befestigt,
die, zur Orientirnng des Ringes in den magne-
tischen Meridian, horizontal drehbar ist.
Der Umstand, daß die Ebene der Aufhänge-
drähte ostwestlich liegt, bewirkt erstens, daß der
Strom kein Drehungsmoment von Seiten des
286
ErdmagnetiBrnns anf die Drähte hervorbringt,
zweitens aber, daß auch die Einwirkung dieses
Stromes auf die BifilarroUe and auf das Ma^e-
tometer sich bei dem Gommatiren heraushebt.
Der Fadenabstand beträgt oben wie nnten
nahe 100 mm. Zu seiner genanen Messung die*
nen kleine Millimeterteilungen , an den vier Be-
festigungspnnkten nahe hinter den Drähten an-
gebracht. Der Abstand der Teilstriche von ein-
ander ist vorher mit dem Comparator gemessen
worden. Die Beobachtung der Teilungen und
der Fäden mittels eines Mikroskopes mit Mikro-
meterocular läßt den Abstand der Fäden auf
einige Hundertel des Millimeters, also relativ
zum Ganzen auf ebensoviele Zehntaus^dtelmessen.
Das kleine Magnetometer wird in einem
Abstände von 700 mm seitlich von dem Bifilar«
galvanometer aufgestellt. Es trägt an einem
kleinen Torsionsbreisa einen am Ooconfaden auf-
gehängten maguetisirten Stahlspiegel. Wegen
des Eisengehaltes fast aller käuflichen Metalle
und wegen des Diamagnetismus , welchen das
reine Kupfer zeigt, ist das Instrument bis auf
einige kleinere kupferne Yerbindungsstüoke ganz
metallfrei gearbeitet. Die Schwingungen werden
durch einen Töpler'schen Luftdämpfer (P(^-
Ann. Bd. U9. 416) beruhigt.
Die gleichzeitige Ablenkung des Bifiiargalva-
nometers und des Magnetometers wird zweimal
gemessen, einmal mit nördlich, das andere Mal
mit südlich gestelltem Magnetometer. Als Ab-
stand a des Magnetemeters von dem Drahtringe
gilt dann die Hälfte des sehr genau meßbaren
Abstandes des Magnetometerfadeus in beidea
Stellungen.
Die Wägung des Drahtringes mit Zubehör
kann controlirt werden, ohne das Instrument von
287
Beinen Drähten abzunehmen. Eine einfache Vor-
richtung liefert dabei die Prüfung, ob die beiden
Drähte gleich stark belastet sind.
Der Ausdruck für T^ verlangt Ton den bei-
den (nahe gleichen) Ablenkungswinkeln a und q>
nur das Verhältnis ihrer Tangenten. Die
Beobachtung beider Winkel geschieht deswegen
an einer und derselben geradlinigen Millimeter«-
scale von 2 m Länge. Hätten die beiden Spiegel
genau denselben Abstand von der Scale, so
brauchte der letstere gar nicht gemessen zu
werden. In Wirklichkeit genügt es wenigstens,
den Abstand genähert zu kennen, aber den klei-
nen unterschied beider Abstände genau zu er-
mitteln, was ohne Mühe di^rqh eine Visirvorrich-
tung erreicht wird.
3. Genauere Berechnung.
Zu der schematischen Behandlung der Auf-
gabe unter Nr. 1 treten einige kleine Ergänzungen.
1. Zu der Directionskraft der bifilaren Auf-
hängung kommt noch di^ Torsionskraft der Fäden.
Es sei s^ und ^^ das Torsionsmoment beider Fäden.
« kann bestimmt werden aus der Schwin-
gungsdaner % eines an den Praht angehängten
Körpers vom Trägheitsmomente x als a = —^ — .
Ans der Länge l des Drahtes und dessen Halb-
messer findet man auch s mit Hülfe des Elasti-
citätsmodul des Kupfers. Als praktisch hier ge-
nügende Rechnungsregel nenne man c das Ge-
wiaht eines Meters von dem Draht in MiUigram-
men. Dann ist s nahe = 100000 -y-. Das
Elastieitätsmoinent ist gegen die ganze Directions-
288
kraft so klein, daß eine rohe Kenntnis von €
genügt.
2. Die Drahtlänge wird nicht aaf beiden
Seiten genau gleich sein. Man setzt far { in
der Formel für D das Mittel beider Längen l^
und l^.
3. Zn dem Gewicht des an den beiden Drähten
aufgehangenen Körpers tritt noch das halbe Ge-
wicht der Aufhängedrähte selbst. Dasselbe sei
in gm bereits mit begri£Pen.
Hiernach wird die gesammte Directionskrafi;
des Bifilargalvanometers
^ = iy^Ö-?»» + *i + V
4. Die Magnetometemadel übt auf den Ort
des Bifilargalvanometers eine kleine, den Erd-
magnetismus verstärkende Kraft aus. Es sei k
das in bekannter Weise bestimmte Verhältnis
des Nadelmagnetismus zum Erdmagnetismus, so
wird die Formel I
5. Die Torsion des Magnetometerfadens wird
in bekannter Weise berücksicht, indem zu T in
Gleichung II der Factor 1 + ö hinzutritt, wo 6
den Torsionscoefficienten der Magnetometernadel
bedeutet.
fi
6. Der Ausdruck ~~ für die Femewirkung
des Drahtringes setzt voraus, daß man das Qua-
drat des Verhältnisses vom ßinghalbmesser r
gegen die Entfernung a vernachlässigen darf.
In unserem Falle aber ist das Verhältnis etwa
289
fi
a
naaer zn setzen ist
T%
= 1:7. Die Rechnang zeigt, daß anstatt — ge-
7. Endlich erleidet die Wirkung der Bifilar-
rolle auf das Magnetometer eine kleine Abschwä-.
chnng dadurch, daß die Rolle durch ihre Ablen-
kung ein wenig aus dem magnetischen Meridian
heraustritt. Man trägt diesem Umstände hin-
reichend genaue Rechnung, indem man in Glei-
II zu fi den Factor setzt.
cosa — 2sinatg9).
Mit Rücksicht auf alle diese Gorrectionen
würde also nach dem Ausdruck zu rechnen sein
! T* =
1+i —
f. e.e^ , , \ *a* cos« — 2sinatga>tga
Die hier neu eingetretenen Größen sind
sammtlich klein und leicht hinreichend genau
zu ermitteln.
Hier bedeutet also
m die Masse des Bifilargalvanometers ein-
schließlich der halben Masse der Aufhänge-
fäden,
r den Halbmesser der Bifilarrolle,
e^ e^ den oberen und den unteren Fadenabstand,
lil^ die Länge der beiden Fäden,
^i <2 deren elastisches Torsionsmoment,
290
g die Schwerbeschlenuigong am Beobach-
tuDgsorte,
2a die EntfernnDg zwischen d^n bcaden Orten
des Maguetometerfadens in der nördlichen
und der südlicheB Stellung des Instruments, '
den TorsionscoSffioienten des Magnetometers,
Tc das Verhältnis des Nadelmagnetismus des
Magnetometers zum Erdmagnetismus,
a den Ablenkungswinkel der Bifilarrolle und
ip den Ablenkungswinkel des Magnetometers,
beide im Mittel aus den beiden Beobachtungen.
4. Beispiel
1880 Dec. 20 wurde in dem von gröBeren
Eisenmengen abgelegenen nordostlichen Zim-
mer des Physikalischen Instituts zu Würzbarg
gefunden ;
m = 144560 mg r «= 97 mm
e^ = 101,83 mm e^ ss 99,54 mm
l^ + l^ = 5402,9 mm
ffj 4- «g =^ 216000
e = 0,mi6 k = 75300
a = 700,0 mm
und bei dem Bcalenabstande 2433,0 mm bei.
2438,7 mm der doppelte Ausschlag der Bifilar-
rolle = 135,07 mm und des Magnetometan» =
142,80 mm, woraus
^ = 0,9481,
tgy
Daraus berechnet sich die Horij&ojttalcompo-
nente des Erdmagnetismus
r= 1,938 -J?^ .
mm* «See
Würzburg im Mai 1881.
291
Zur Theorie der Curven doppelter
ErtimmüDg.
Von
A. Enneper.
In der Note »Probleme de-geometrie« (Jour-
nal de Mathematiques. T. VII p. 65, Annee
1842) hat Hr. Puiseux zuerst nachgewiesen,
daß nur für die Helix eines Kreiscylinders der
Krümmungsradius und der Torsionsradius gleich-
zeitig constant sind. Eine Erweiterung dieses
Satzes hat Hr. Bertrand gegeben in: »Sur la
coarbe dont les deux courburessontconstantes.«
(J. d. M. T. XIU p. 423, A. 1848). Durch
rein geometrische Betrachtungen hat Hr. Ber-
trand gezeigt , daß für die Helix einer belie-
bigen Cylinderfläche das Verhältniß des Krüm-
mnngsradius zum Torsionsradius constant ist und
umgekehrt. Durch eine gewandte analytische
Rechnung , enthalten in »8ur la ligue dont les
deux courbures out etitre ellea un rapport con-
stantc (J. d. M. T. XVI p. 208, A. 1851) hat
Hr. Puiseux den erweiterten Satz deducirt.
Durch etwas einfachere and mehr symmetrische
Rechnungen hat Hr. Serret in der Abhandlung
»Sur quelques formules relatives ä la th^orie
des courbes a double courbure« (J. d. M. T. XVI
p. 197 A. 1851) den Satz des tin. Bertrand
bewiesen* Eine weitere Ausdehnung haben die
Sätze der Hn. Puiseux und Bertrand in den
»Bemerkungen über Curren doppelter Krümmung«
erfahren, welche der Verfasser der vorliegenden
Untersuchungen der EL Societat 1866 mitgetheilt
hat« (Najchricfaten von der E. Gesellschaft d.
Wissenschaften. Göttingen 1866, p. 134— 140).
Im Puauite P einer Curve sei q der Krümmung»-
292
halbmesser, r der Torsionsradius, durch s werde
der Bogen der Curve bezeichnet , von einem fe-
sten Puncte Pq bis zum Puncte P gerechnet.
Sind g und h Constanten , so ist durch die
Gleichung :
1) t^gs + h,
eine geodätische Linie einer Eegelfläche cha^
racterisirt. Für g = geht die Kegelfläche in
eine cylindrische Fläche über, es ergiebt sich
dann der Satz des Hn. Bertrand. Man kann
eine coniscbe Fläche als besondern Fall einer
developpabeln Fläche au£Passen, deren Wende-
curve in jedem Punkte denselben constanten
Krümmungsradius h^. Für eine geodätische
Linie einer solchen Fläche findet folgende Glei-
chung statt, in welcher a, b und e Constanten
bedeuten :
Es ist a der constante Krümmungsradius der
Wendecurve einer developpabeln Fläche. Dem
Fall a = entspricht die Gleichung 1). Es
lassen sich noch einige andere Relationen Ton
der Art der Gleichung 2) aufstellen , wenn die
Wendecurve einer developpabeln Fläche, auf
welcher eine gegebene Curve geodätische Linie
sein soll, einer bestimmten Bedingung zu ge-
nügen hat. Eine kurze Begründung der Glei*
chung 2) und einiger analogen Resultate bildet
den Gegenstand dieser Mittheilung. Es mnftte
dabei ein Weg eingeschlagen werden , welche
wesentlich von dem verschieden ist, auf dem
sich die Gleichung 1) ergeben hat. Maa kann
293
allgemein eine Carve doppelter Erämmang als
geodätische Linie einer developpabeln Fläche
ansehn. In Beziehung hierauf gilt das fol-
gende, leicht zu beweisende, fast selbstyer-.
ständliche
Theorem :
Durch eine Curve doppelter Krümmung C
läßt sich nur eine developpabele Fläche le-
gen, anf welcher die Curve G geodätische
Linie ist. Diese Fläche ist die , von Lau-
eret aufgestellte rectificirende Fläche der
Curve (7.
Dieser einfache Satz gestattet, mit geringem
Aufwand von Rechnung , die Gleichung 2) und
ähnliche Gleichungen herzustellen.
Es seien S, fj^ C die Coordinaten eines Pnnctes
P einer Curve G, Im Puncto P sei ^ der
Krümmungshalbmesser und r der Torsionsradius«
£s seien ferner:
«, ft Yj
K f*i ^;
2, m, n;
die Winkel, welche respective die Tangente, die
Hauptnormftle und die Binormale der Curve G
im runcte P mit den Coordiuatenaxen ein-
schließen. Ist allgemein s der Bogen der Curve,
so können bekanntlich die sämmtlichen be-
merkten Quantitäten als Functionen von s an-
gesehn werden.
Dem Puncte P der Curve G entspreche der
Pnnct Pj einer Curve G^ mittelst der Coordi-
naten 1^, 9,, Ci* Im Puncte P^ sollen die zu
9, 9f r, a, A, Z u. s. w. entsprechenden Quanti-
täten mit dem Index 1 versehen werden. Es
sei P^ der Punct der Weödecurve der rectifici-
u\
204
reuden Fläche der Gwrfe 0, welcher dem Pnncte
P entspricht. Setzt man:
3) — = tangtt
und:
du
d^ '
so bestehen die Gleichungen:
5j = g ^ (cos« sin w — cosZcostt),
, cosu. ^ . .
4) < ijj^ a« §1 ^(cos/Jsmtt — COSWCOStt),
^ ^ cosw .
f j = C — -— (cosysin«4~co8ncogtt).
Nimmt man:
Icosa^ = cososixle« — cosZ cosu,
cos/}| = cos^sinu — cosmcosu,
cos;^i 3= cos;' sin ti — cosnoosUt
so geben die Gleichungen 4) durch Differen-
tiation nach s , mit Rücksicht auf die Glei-
chung 3):
cost«
ds. , W
— sinw*— a
ds ds
Diese Gleichung lafit «ich durch MultipÜAlr J
tion yon cos ti auf folgende Form bringen;
89&
cos%t
6) C08M -^ = — a -V — •
Unter Zuziebnng der Gleichung 3) leitet man
durch Differentiation nach s aus den Gleichun-
gen 5) die folgenden ab:
7) -^-«'.
Q^ as
IcoflA^ aas eoBaco8U-\'COBl sinte,
posfi^ = cos/? cosw + coswsinu,
cosVj = cosr oosu-^-cosn sinu.
Die Gleichung^ •&) und 8) geben:
9) cosZj = — cosA, cosm^ = — cos/»,
cosn^ Ä= — cos f.
Die Gleichungen 9} nach s differentiirt ftih*
Ten in Verbindung xnit den Gleichungen 3) und
8) auf:
10) ^ ^^^ ^
r^ ds (oosu
Die Gleichungen 3), 6), 7) und 10) bilden
die Basis der folgenden Betrachtungen.
Für eine Cylinderfläche sind in den Glei-
chungen 5) a^, ß^f y^^ constant, es ist dann
in 7) jj »= 00, also w' = oder u constant.
Die Gleichung 3) giebt dann den Satz des Hn.
Bertrand. Für eine conische Fläche sind
ds
^v fif ^1 constant, es ist dann -^ sss 0. Die
(ts
Gleichung 6) giebt:
296
C08*W 1 «'
*
tangu = gS'\'h^
wo g and A Gonstanten sind. Setzt man Unb
den Werth von tangu aus 3), so ergiebt sich
wieder die Gleichung 1).
Statt der Gleichung 3) soll eine allgemeinere
Gleichung aufgestellt werden, die zu einigen be^
sondern Fällen Veranlassung giebt. Zu diesem
Zweck führe man den Gontiugenzwinkel As nnd
den Torsionswinkel dio mittelst folgender Glei-
chungen ein:
11) (fc =3: — , dw = —.
« r
In der Abhandlung : »Memoire sur les lignes
courbes non planest (Journal de l'ficole poly-
technique. T. XVIII. Gahier 30. p. 1—76
Paris 1845) hatte Hr. de Saint-Venant
(pag. 48 , Anmerkung) folgende Frage - aufge-
worfen :
»Sur lasurfacegaucheförmee par Pensemble
des rayons de courbure d'une courbe donnee,
peut on tracer une seconde courbe dont les
generatrices de la surface soient aussi des
rayons de courbure?
Diese Frage findet sich beantwortet bei
Bertrand: »Memoire sur les courbes ä double
courbure« (Journ. de Math. T. XV p. 347
Annee 1850). Die gesuchte Bedingung ist ent-
halten in:
-+- = 1,
2W
wo « nnd b Gonstanten sind. Bipen fiehr ein-
fachen cnalytrsclüe^ Qe^^ä hat Hr. S eieret
gegeben in der Note »Snr nn t&eor^me relatif
aux conrbes ä double courbnre«. (J. d. M.
T. XVI, p. 499— 50Ö: Ä. 1851^.) Eiiie i*ein
geometrische Deduction von Hn. Mannheim
findet sich in;> »D^mönstfäfion geom^triqne
d^ane proposition dne ä M; Bertrand. (J. d. M.
2de Serie. T. XVII, p. 403, A. 1872).
Die BediDgang, daft die Han^tnormalen einer
Curve gleichzeitig die Hänptnormalen einer
zweiten Curve sind, soll für die Wendeci^rve der
develbppabeln Fläche angenommen werden und
zwar in folgender Form:
im cosp sinp 1
wo p und a Constanten sind. Die GleicHnng"
12) mit cost* -r^ mnltiplicirt , gjiebt nach 6), 7)
und 10):
cos*w
m^ptöfiu.U* -f — - = et -^— .
Q a ds
Man' setz^ bierixi — ^ «s -r-. Bedeutet b eine
Q OS
Constante, so folgt durch Integration:
13) cosp . sin u + « • si^p = [- 6,
. au*
oder:
23
2d8
sinu.u' , . «.!*' 1 , 6tt'
14) conp j h sinp — ^- = -.
' cos' M COS* u a cos'tt
Es ist nun nach 3) und 10):
«.tt' ,€tang<i 1 ^
— ^g- = d — -^ tang« =
«tangu dn
da ds*
Mit Bücksicht hierauf gieht die Gleichung
14) durch Integration folgende Gleichung, in
welcher c eine beliebige Gonstante ist:
cosp s
— -- + sinp.(«tangtt-oi) = — -+c + 6tangfi,
cos Iv et
oder:
k taug w . (« . sin t> — 6)
IgN cosw • o ^ x- /
— (« . sin» — c) = .
a
Hierin ist u durch die Gleichung 3) bestimmt
Als besondere Fälle sind die folgenden hervor-
zuheben.
Für p = giebt die Gleichung 12) ^^ = o.
Die Gleichung 13) reducirt sich auf:
= &tangf4 |-c.
COSM o
6 c
Setzt man — und — statt b und c, so giebt
a a
299
die yorstehende Gleichung in Verbindang mit
der Gleichung 3):
Durch diese Gleichung ist eine kürzeste Li-
nie einer deyeloppabeln Fläche characterisirt,
deren Wendecurve constanten Krümmungsradius
n
hat Für i> = ^ giebt die Gleichung 12) r ^ .= a.
Die Gleichung 15) giebt dann nach 3):
16) i(fi_6)_(ai-.c) + - = 0.
Durch diese Gleichung ist eine geodätische
Curve einer developpabeln Fläche bestimmt, de-
ren Wendecurve constanten Torsionsradius hat.
Für a SS 00 giebt die Gleichung 12) :
^1
1 s — COtjp.
i
Die Gleichungen 13) und 15) reduciren sich
für a = CX) auf:
cos|)sinu + ««sini> — 6 = 0,
— - -{-Umgu.^SHinp — 6) = «sinp — c.
COSti
Die Elimination von u zwischen diesen Glei-
chungen giebt:
17) («.• Binp — 6)* -|- (a . sinp — c)* = cos* p.
Durch diese Gleichung ist eine geodätische
Linie einer developpabeln Fläche characterisirt,
deren Wendecurve eine beliebige Helix ist.
800
Mail fcaim die Qleieiuing 17) ans der Gfei-
chung 13) auch auf folgende Art k^earleite«. Für
o = op folgt aus 13):
Wird hjerin d» WeiÜi viwi ßini» aus 8| ge-
rätst) 80 folgt:
€ . sinp — h
CÖS^Jp — (€ . S19 jp O)'
±i =
sinjp
Diese Gleichung multiplicire man mit ,
setze:
X _ ^ 1
Durcii lategration «ach s folgt jÄaraufiw^ieier
die Gleichung 17). Dieselbe Jpt sich noch et-
was einfacher sotireiben, 'ivenn:
gesetzt wird. Dann folgt:
18) {,^^^f^{^.^fB,^Y^V.
Für den Fafl , iaiJ (f ^ Ti^d r-t %eide coußtant
sind , ist die Wendecurve der developpabeln
Fl^ebje diß Uß}i^ »iüen KrfiisejKiwfer». A» Stelle
der Gleichung 18) läßt sich daim i^iue idge-
braische Gleichung zwischen q und r aufstelten.
Für eosi) = 1 gi^bfc die ttleibhung 18) t
10)
cos^tf , ,
äOl
In der GleilhdOg 13) hAuusk «lan sinp = 1,
differentiire die erbaltene Geichcqig nach s and
setze c statt a, dftnn folgt:
cp9V
Au» dieser Gleftehcmg trad der Oleieiiviiig 19)
.carliili; mftn:
c
— == acosjw.tit^
I>ie JBJjui;iinaÄ)Ui ^QW t|t' ^Jwiscke^ der vft^^te-
headp9 .QleiQ^a^g n^d der Qleipbung 19) führt
taiiffw4- ?-JCori*w *a -~^.
Wird ei^dKcb u tüitjbeist der Gleichung 3)
eliminirt, 90 ei!h&}t 1na^:
Die yprstehende GJeicJiu^g bestimmt einß
geodätische I^i^j^ dör €l^velopp9belD Fläche^
welche die 5fiii? fine^ Krei*Qyliaderß zur Wß^r
curve ]jiat.
« I . . >« «■! I > I
302
llHiTersität
Pre 18 verth eilung.
Die Feierlichkeit der Preisvertheilung war
diesmal vom 4. Juni, dem Sonnabend vor dem
Pfingstfest, auf den 15. verlegt worden. Die
Festrede, welche nach altem Brauche dem Be-
richt über die bei den vier Fakultäten einge-
gangenen Versuche die Preisaufgaben des vori-
gen Jahres zu lösen vorangeht, hielt diesmal
Professor Sauppe. Er sprach über die Stel-
lung der Reli^on im Leben Athens, sowol
der Einzelnen als des Staates. Aus den Be-
richten der Fakultäten ergab sich, das bei der
medicinischen gar keine Preisarbeit einge-
gangen war, ebensowenig bei der philosophi-
schen für die zweite, aus dem Gebiete der
Physik im vorigen Jahre gestellte Aufgabe.
Dagegen hatten die theologische, die juri-
stische, und die erste Aufgabe der philoso-
phischen Fakultät, aus dem Gebiete der
deutschen Geschichte, je einen Bearbeiter gefun-
den. Der theologischen Abhandlung würde
die Fakultät den Preis zuerkannt haben, wenn
sie nicht deutsch geschrieben wäre, während die
Abfassung in lateinischer Sprache gefordert war.
Die juristische Fakultät konnte dem einge-
reichten Versuch den vollen Preis nicht zuer-
kennen, da weder die Quellen vollständig be-
nutzt sind noch die Untersuchung genügend im
Einzelnen durchgeführt ist. Ebensowenig zeigte
die der philosophischen Fakultät vorliegende
Abhandlung in Forschung und Darstellung die
Reife, welche für die Ertheilung des Preises
nöthig wäre. Aber um dem rühmlichen Fleiß
der Bewerber die verdiente Anerkennung zu
Theil werden zu lassen haben alle drei Fakul-
täten beschlossen den Verfassern, w*enn sie
303
sich bei dem Dekan ihrer Faknität mel-
den, einen Theil der Preissumme auszuzahlen*
Das königliche Curatorium hat schon die Ge-
wogenheit gehabt die Anträge der Fakultäten
zu genehmigen.
Die Aufgaben für das nächste Jahr sind fol-
gende :
1. der theologischen Faknität:
Histaria ecdesiastica Äsiae minoris Äntenicena
ita adumbretur^ ut et rerum neocus appareat et
ülius eedesiae indoUs.
Als Predigttext giebt sie: 1 Petri 2, 9.
2. der juristischen Fakultät:
GeschickÜiche und dogmatische Darstellung der
Lehre von dem Gerichtsstände der belegenen
Sache.
3. der medicinischen Fakultät:
Es soll durch Untersuchimg menschlicher Lun-
gen und unter Zuhülfenahme des Experiments
das Verhalten des Epithels der Lungenalveolen
bei der fibrinösm Pneumonie mit besonderer
Hücksichtnahme auf etwaige ursächliche Be-
jriAungenj welche zwischen Veränderungen die*
ses Epithels und der Gerinnung des Exsudor
tes bestehen^ festgestellt werden.
4. der philosophischen Fakultät:
1. Poetarum scaenicorum Graecorum loci ad or*
natum et gestum scaenicum pertinentes colli^
gantur^ disponantur, explicentur ita, ut contenr
dantur inter se atque cum reliquis scriptorum
veterum locis cumque artium qperibm ad eas-
dem res referendis.
2. Es soll eine kritische Zusammenstellung des-
sen gegeben werden^ was zur Zeit über das
Krystallsystem des Perowskit bekannt ist.
Im Anschluß hieran wäre dann zu erforschen,
wie sich dieses Mineral mit Rücksicht auf die
in letzterer Zeit an optisch anomalen Kry-
V
stallen des regulären System» gewonnenen Be-
öbad^tungen verhakt utid, wenn möglieh y die
Frage nach seinein Ear^sktil^ystem defimtiv «i^
erledi§lien.
(Der Arbeit ist eine wohlgeord^etie ABoaU
vou Zeiehnungen und eio^ solcfae voii optischen
Präparaten anzufügen; an einem Theile letzte-
rer müßten: «Jaob die Aetasersobeinongea dieses
Miuerala ^ahrgenommefi wecden köitnefi).
Die Bearbeitern^ d«r einzelne» Abgaben
wird in der Sprache erwafitdi ,> in« dei> mi ge-
stellt äud.
Die Bearbeitungen niäase&y mit einem' M^tto
yersehn , und' begleitet von einem vörsi^egetten
Zettel, der außen Am gleiehe Motto trägt? imcl
innen den Namen des Verfassers enthält^,. tor
dem 15. Apvil 1882 den Dekanen' der Faknl-
täteil uWxg^ben werdest
Nach diesem B^riobt w^ der Redtier so
glncklioh der ^ahkekheu Yerai^mn^lQng noch
mittheilen m kimUen, A^tm Sdr^ Maj<eetäi tinaer
erbahet^er Kai^^ und K^g' das eine^tiimige
Gesuch des aks^demisebeli Senate b^ldsei^ti anf-
genommeB und uns s^in allerhöotistea Bild $am
Schmuck der Aula allergnädi^t verliehw^ habe,
dasr ;&unä er^t^nmal an dem Ta^ge unseren^ Bäu-
men^ ?iu höhet Zierde ge^reicbte« NaefadeiB' tifif-
gefüblter Dank und innige Wünsche ^ das
Wahl unseres allergnlidigsten S^rsja ia d#n
Worten des Redners Ausdruck gefutnäePr stiimusite
die Versammlung beg^isti^rt i4 dela« BM ^n:
Gott segne- unfern Kai#er i»n4' König
Wilhelm*
Fflr d!ö Bedaotion Tdrant^ortficli : Fl Bechtd» Birecfor d. Gök gel lux.
OommissioiuB-yerlag der DkieriaCwhm Terloffa^Budüumdlmig.
Jhruck der Düierieh'achgn Vn»o,'BuehdntdEtr«i {W, IV. KmOmt),
3<e
STaehriehten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Angusts-Universität
zu Göttingen.
27. JuU. M, !!• 1881.
KougUehe desdlschaft der Wissenschaften.
Bemerkangen über einige Transforma-
tionen von Flächen.
Von
A. Enneper.
Die nachstehenden üntersachungen bilden
eine Fortsetzung einer in den „Nachrichten von
der K. Gesellschaft d. Wissenschaften a. d. J.
1877« (p. 369 — 396) erschienenen Abhandlung.
Der Einfachheit halber sind dieselben Bezeich-
nungen beibehalten ; zur Erleichterung der Ueber-
sicht sollen einige wenige Hauptformeln wieder-
holt werden, so daß diese neue Abhandlung ein
selbständiges Ganze bildet.
Die correspondirenden PuncteP und
Pj zweier Flächen jSund S^ sollen sich
in Beziehung auf einen festen Punct
auf folgende Art entsprechen:
Die Ebene durch die Puncte 0, P
und Pj enthalte die Normalen zu den
Flächen S und S^ in den respectiven
Puncten P und Pj.
Problem: Wann entsprechen allge-
24
S06
meiu denKrümmungslinien der Fläche
iS Curven derselben Art auf der Flä-
che Si?
Der feste Pnnct sei der Anfangspnnct
orthogonaler Goordinaten, man bezeichne darch
x^ y, ^ und oOj^^ y^ 0^ die Goordinaten der
Puncte P und Pj. Es seien 5, <7 f und 5i, flu ti
die Winkel, welche die Normalen zu S und S^
in den Puncten P und Pj mit den Goordinaten-
axen einschließen.
Man setze ferner :
(ic cos 5 + y cos 47 -j- igf cos f = p,
ja?i cos ?i + ifi cos ^1 + ^1 cos f^ = p^
U+yf + 'S^f = ^f.
Es ist p die Länge des Perpendikels, gefällt
vom festen Puncte auf die berührende Ebene
zur Fläche 8 im Puncte P, ferner ist r der
Badiusvector OP. Analoge Bedeutungen haben
p^ und r^.
Es sollen im Folgenden die Flächen ange-
schlossen sein, für welche eine der Quantitäten
r oder p constant ist und solche , für welche p
und r gegenseitig von einander abhängig sind.
Wegen der Gleichungen 1) kann man x^ y
und £} als Functionen von p und r ansehn, also
auch J, f/ und l. Sind x^ y^ und 0^ vod x^ y,
und J3 abhängig, so kann man x^^ y^^ und JSf^
ebenfalls als Functionen von p und r ansehn.
Die Gleichungen :
3)
dx dy , <^^ ^ A
— cos 1+ — cos «7 + V- cos C = 0,
ap dp dp
dx ^ dy dß ^ .
Y- cos § + j - cos «? + -z- cos f = 0,
dr dr dr
3Ö?
in Verbindung mit den Gleichungen 1) geben:
4)
d cos 5 . d cos w , d cos f
d cos ? , d cos 17 , d cos C ^
dr
Es ist ferner:
da;
dr
dr
5)
dy , dz ^
dj) ^djp d^
dx , dy . dz
x-^ +y . +^:^. = ^•
dr
dr
dr
Wegen der gegenseitigen Abhängigkeit der
Flächen S und S^ finden folgende Gleichungen
statt:
cos ? cos fi cos C
a?,
0?
Vi •«:
= 0,
y
z
cos$j cos^j cosCi
ä:
X
y
z
= 0.
Sind M, N, My^ und N^ Unbestimmte, so
lassen sich .die vorstehenden Gleichungen durch
die folgenden ersetzen:
6)
7)
fiCi = M cos ? + Nx^
L = M cos^ + iVy,
[^8^1 = Jlf COS C + ^^'
^JTcos?! = itf 1 COS ? + iVj ic,
'//cos 1?! = jMi cos fj + N^y,
HcoH Ci = -M 1 cos C + /V^i jer,
24*
308
wo:
8) H^ = M\ +2pM^N^'\-r^Nl.
Analog den Gleichungen 3) hat man:
— -^- cos Ji + -- cos 1^1 + ~--^ cos Ci = 0,
dp ^ dp "^ dp
dr
dr
- cos ?i + A^ cös ^1 + ^^- cos f 1 = 0.
Unter Zuziehung der Gleichungen 3) bis 7)
geben die vorstehenden Gleichungen:
(dM_
9)
dN]
L^ Id3/ . dN\ . ^ (
dM, JN
rfp dp
dM, JN
dr ^ dr
+m) =0,
-\-rNJ = 0.
Bedeutet L eine Function von 2> ond r, so
ist in Folgendem
10)
^^ = ^£^^ + ^^^^-
Die Differentialgleichungen der Krümmungs-
linien der Flächen S und 8^ sind in folgenden
Gleichungen, enthalten :
11)
12)
dx dy de
d cos 5 d cos ff d cos J = 0.
cos? cosiy cos?
dx^ dy^ de^
dcos?! dcosi^j dcosfi = 0.
co8?j cos 1^1 cosfj
309
Die Gleichung 12) läßt sich, ungeachtet einer
scheinbaren Complication, leicht behandeln, wenn
der Fall N^ =^ ansgeechlossen wird.
Für ^1=0 hat man aus 7) und 8)
cosJi = cos?, cos «7i = cos4y, cosfj = cos f.
Die Gleichung 12) nimmt dann die Form an:
dx^ dy^ dz^
13) dcosj dcos^y dcosC = 0.
cos 5 cos fi cos 5
Man setze hierin für x^^ y^ und is^ ihre
Werthe aus 6), sollen dann die Gleichungen 11)
und 13) gleichzeitig bestehn, so reducirt sich
die Gleichung 13) auf:
X y 2
äcosS d!cos4|^ äcos^
cos J cos fi cos C
dN = 0.
Hieraus folgt allgemein dN = 0^ also N
constant. Die Gleichungen 9) geben für -Wi ===
und N constant auch für M einen constanten
Werth.
Es sei JNT^ von Null verschieden. In den
Gleichungen 7) und 9) setze man:
^ -
Dann folgt:
H^ cos f 1 = < cos 5 -|- a?,
14) JEfi cos fi^ = ^ cos 47 + y,
JHTi cos ti == ^ cos C + ^>
wo':
= t
310
15)
Hl : t* +2pt -\-r*.
An Stelle der Gleichangen 9) treten die fol-
genden :
16)
Um die Differentialgleichung 11) auf eine
einfache Form zu bringen, führe man folgende
abkürzende Bezeichnungen ein:
17^
I dx dp dz
dp dp dp
X y z
cos$ cosi|^cos£
äcos|(2cosi|^äcosC
dp dp dp
X y z
cosS cos^ cos^
dx dy dz
dr dr dr
^y X y z
iCOS$ cosij/cosi^
äcos|{2cosf(2cos2^i
= B
= 0,
dr dr dr
X y z
cos$ COB17 cosC
=Ä
Zwischen den vorstehenden Determinanten
leitet man mit Hülfe der Gleichungen 3), 4)
und 5) folgende Relation ab:
AB^BC :=^ r.
Zur Herstellung dieser Gleichung ist nocli
folgende zu beachten:
811
dxd cos J dy d cos vi äs d cos C
dp dr dp dr dp dr
dx d cosi dy d cos y dsdcosi
dr dp dr dr dr dp
Man findet die vorstehende Gleichung leicht
durch Differentiation der ersten Gleichung 3)
nach r und der zweiten Gleichung 3) nach p.
Man multiplicire die Gleichung 11) mit der
folgenden :
18)
COS? cos 47 cosC
X y
ycosC — isrcosii^ ^s^cosj — üjcosf a?cos<7 — ycos^
— (r2 — pi).
Mit Bäcksicht auf die Gleichungen 3), 4), 5)
und die in 17) aufgestellten Bezeichnungen folgt:
Ol
rdr dp p = 0,
Adp + Bdr Cdp + Ddr
Setzt man also:
19) :? = {Cdp + Ddr) rdr — {Adp + Bdr) dp,
so ist ^ = die Differentialgleichung der Krüm-
mungslinien der Fläche S.
um die Gleichung 12) auf eine möglichst
einfache Form zu bringen, setze man die Werthe
von x^ y und z aus den Gleichungen 14) in die
Gleichungen 6). Nimmt man zur Abkürzung:
20)
^jv-jf = q.
312
so erhält man:
x^ = — ^cos5 4" ^-ffi cos^i^
y^ = — Q cos ly + JTifj cos i?i,
e^ = — Q cos f 4" NH^ cos C^.
Diese Werthe von x^^ y^ und £?! setze man
in die Gleichung 12), darauf für cosg^, cosf,
and cos 2^1 die Werthe aus den Gleichungen 14).
Werden in der Determinante der Gleichung 12)
der Einfachheit halben nur die Elemente der
ersten Yerticalreihe angemerkt, so nimmt die
bemerkte Gleichung folgende Form an:
21)
d Ö . cos J + ^ d cos Jf
d ^ . cos J + # d cos 5 + da? .
^ cos ? + a?
= 0.
^ 0.
Diese Gleichung multiplicire man mit der
Gleichung 18). Mit Rücksicht auf die Gleichun-
gen 1), 3), 4), 5) und 17) folgt dann:
dQ dt t+p
pdQ-\- Qdp pdt-}- tdp-^ rdr tp-j- r^
Q(Cdp+Ddr) t(Cdp + Ddr)
+ Adp + Bdr
Die vorstehende Gleichung entwickelt gibt,
mit Bücksicht auf die Bedeutung von 2 aus 19):
22) (t + p)Q2 + (r* -p^) 2, = 0,
wo
23) I^ == {Cdp + Ddr){tdQ— Qdt)
+ (Ädp + Bdr)dQ.
313
Es sollen die Gleichungen 11) und 12) zwi-
schen p nnd r dieselbe Di£Perentialgleichiuig
geben. Wegen 2 = reducirt sieh die Glei-
chung 22) auf 2^ = 0. Die beiden Gleichungen
^ = und 2:1 = geben nach 19) und 23):
Ädp-\- JBdr rar
Cdp +~Bdr ~ 'dp'
Ädp + Bdr _ Qdt — tdQ
Gdp + Ddr ~ dQ *
Sollen diese Gleichungen zusammenfallen, so
folgt:
d. i.
rdr _ Qdt — tdQ
dp dQ
dt dQ.^ , idt dQ^
Hieraus folgt unmittelbar:
dt dQ
24) Q——t^ = 0.
' ap ap
dQ
25) j^ = 0.
dr
26)
4' -4'
dr dr
dQ •
dp
314
Die Gleichung 26) nimmt nach 25) die ein-
fachere Form an:
/
27)
ri9 = qI^.
i dp dr'
Ist (p{p) nur von p^ tfß(r) nur von r abhängig,
so geben die Gleichungen 25) und 24):
28) Q = <p{p), t = Qtt,{r) = ^(p)tfir).
Für diese Werthe von Q und t erhält noian
aus der Gleichung 27):
2
V{P)
Bedeutet a eine Constante, so zerfallt die
vorstehende Gleichung in:
9»(p)* r
Hierans folgt :
1
9>(P)
= 20J + aj)), ^(r) = y — ar«,
wo ß and ;' Constanten sind. Mit Hülfe der
vorstehenden Gleichungen erhält man ans 28):
29)
y =
,. « =
Y — otr
s
2(ß+apy 2{ß + apy
In die Gleichungen 16) setze man aus 20)
M ^ tN — Q. Mit Rücksicht auf die Gleichun-
gen 28) nehmen die Gleichungen 16) folgende
Formen an:
315
Diese Gleichungen lassen sich auf folgende
Art schreiben :
^ N\Jt^+2pt + r^ ^ {t + p ) v'(p) + (p (p)
dp \Jt^ ^2pt+r^
30)
^N \/t^ + 2pt + r^ _ ^
dr
Die Elimination von JV^ zwischen den vor-
stehenden Gleichungen führt auf:
|i [(r« -p^) 9ip) -(t + p) <f{p)] =
[{t + p) (f'ip) + y (p)] r.
Nach 28) und 29) reducirt sich die vorste-
hende Gleichung einfach auf:
Diese Gleichung ersetze man durch:
Hierdurch werden die Gleichungen 28) und 29^:
32) t =
316
Die Sabstitutioa der Werthe von ^p) und t
ans den Gleichungen 31) und 32) in die Glei-
chungen 30) gibt:
N(r* + 2pTt-irh*)
^ P + li _ 1
dp « Op + Ä)*
N{r*-\-2ph-\-h*)
dr
Durch Integration folgt hieraus:
33) N =
r2+2pJfc + Ä«'
Es bedeutet m eine beliebige Gonstante, an
Stelle von a ist eine neue Constante g mittelst
der Gleichung
l =-(9 + 2mh)
cc
eingeführt. Die Gleichung 31) wird dann:
g + 2mh
e = -
2(p + jcy
Setzt man diesen Werth von Q^ so wie die
Werthe von t und N aus 32) und 33) in die
Gleichung 20), so ergibt sich für M folgende
Gleichung:
\
S17
oder:
34)
M-m\ ^^9-^fnp)
Mit Hülfe der Gleichungen 33) und 34) sind
nach 6) x^, y^ and 0^ durch folgende Glei-
chungen bestimmt:
,x, = mcos?+ fc^^^l^^t.*^^^^^^
Qt \ )-. . (9 — 2 mp) (y + Ä cos 47)
35)<y, = m cos 17 -4- ^^^ ■ '^
l, = mcosf+fcl^^)(l±ii^)
Die Gleichungen 14), 15) und 32) geben:
cos?i = — cos$ +
QA\ /^^« I ^(P-hmy+kcostj)
00) ( cos Vi = — cos f? H = — — -^ ' i:
cos f , = -. cos ^ + ^ÄP+J)J^±J^O
Aus den Gleichungen 35) und 36) leitet man
noch die folgenden ab; wo + 2mÄJ = A be-
setzt ist: ^ ^
318
Xi -f- wcosJi =
^7) Vi +^co8i7i =
jSi -{- m cos C^ =
*1
(x -{- k cos 5)
r»
+ 2i)Ä + *«'
(y +Jc cos ^)
h
(;? 4" ^ COS £)
y2 _j_ 2j? i + Je*'
Da nach den in 1) gewählten Bezeichnnngen:
(X + fecos$)2 + (y-^-hcosfiy + (^r + icosi)' =
SO geben die Gleichungen 37) unmittelbar:
Eine Parallelfläche der Fläche iS^
ist die transf ormirte Fläche mittelst
r e Cipro kerRadiive et or es einer Parallel-
fläche der Fläche 8 in Beziehnng anf
den Panct 0.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Verzeichnisse zugleich als Emp&ngsanzeigen aiiMhe>
EU wollen.
März 1881.
(Fortsetzung).
Sitzungsb. der philos. - philolog. u. histor. Glasse der
Akad. der Wies, zu München. 1880. H. 4—5.
Memoire of the Geological Suryey of India. VoL XV.
2. Vol. XVII. 2. Calc. 1880.
Memoirs of the Geological Survey of India. (Palaeon-
tologica Indica). Seriee X. Part 4 — 5. Ser. Xm. 2.
Pol. Ebd. 1880.
319
Records of the geolog. Sunrey of India. .Vol. XIII
Part. 2. 1880.
Natnre. 593. 594. 596. 598. 599.
Leopoldina. XVII. Nr. 3-6.
Monatsbericht der Berliner Acad. der Wiss. Nov. und
Deo. 1880.
Monthly notices of the B. Astronomical Society. Ann.
Report. Vol. XLI. Nr. 4. 5.
J. Plateau, Bibliographie analytique etc. 2i^meSuppl.
Verhandlungen des Vereins für Natur- u. Heilkunde zu
Presburg. Neue Folge. Hft. 3. Jahrg. 1873 — 75.
Presb. 1880.
E. Kuhn, wissensch. Jahresb. über die Morgenland.
Studien. Hfb. 1. Leipzig. 1881.
The transactions of the Linnean Soc. of London. Zoology.
Vol. IL P. 1. 40.
— Botany. Vol. I. P. 7—9. 4^
The Jonmal of the Linnean Soc. Botany. Vol. XVEL.
Nr. 103-105. VoL XVIII. Nr. 106-107.
Zoology. Vol. XIV. Nr. 80. VoL XV. Nr. 81—83.
List of Fellows. 1879.
Memoire of the lit. and philosoph. Soc. of Manchester.
Vol. 6. 1879.
Meraoirs, old series. Vol. 6—12. 1842-1855.
Proceedings. VoL 16-19. 1877—1880.
Actas de la Academia national de Cencias. Tomo III.
Entrega 1—2. Buenos-Aires. 1877. 4^
Bulletin de TAcad. national. T. III. Entrega 2 — 3.
Cordoba.
Verhandelingen rakende den natuurlijken en geopen-
baarten Godsdienst. Utgeven door Teyler's godge-
leerte Genootschap. Nieuwe Serie , negende d.. 1— 2
Stuk. Harlem. 1880.
Handelingen en Mededeelingen van de maatschappij te
Leiden. Overheft Jaar 1880.
Levensberichten der afgestorvenen medeleden. Leiden.
1880.
Natuurkundige tidschrift voor Nederlandsch-Indie. D.
39. Batavia. 1880.
Archives Näerlandaises des Sciences exactes et natu-
relles. T. XV. 3—5 Livr.
Mittheil, aus dem naturwiss. Verein von Neupommern
u, Rügen. Jahrg. 12.
American Journal of Mathematics. Vol. III. Nr. 3.
Bulletin de la Soc. Mathem. T. IX. Nr. 1.
920
50—51. Jahresber. des Vog^nd. Alterthumsforsch. Ver-
eins zu Hohenleuben.
Proceed. of the London Mathem. Soc. Nr. 165—66.
M^moires de la Soci^t^ physiqae et d'hist. naturelle d.
öenfeve. T. 27. P. 1.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 1880. Nr.
1-12.
26. Jahresbericht des germanischen Museums. I.Jan. 1880.
Erd^lyi Mnzeum. 3. 4. SZ. VIII. ev. 1881.
Verhandelingen der K. Akademie van Wetensch. Natur-
kunde. Deel XX. Amsterdam. 4®.
Id. Letterkunde. D. XIII. 4^
Verslagen en mededeelingen. Naturk. 2. Reeks. D. XV.
Id. Letterkunde. — — — — IX.
Jaarboek van de k. Akademie to Amsterdam voor 1879.
Processen-Verbal. Afd. Natuurkunde. 1879—80.
Satira et Consolatio. Amsterd. 1880.
Naam - en Zaakregister op de Verslagen. Afd. Natnurk.
D. I-XVII.
Bulletin of the American Geograph. Socie^. 1880. Nr. 2.
Sitzungsber. der naturwiss. Gesellsch. Isis in Dresden.
Jahrg. 1880.
Von der R. Society of New South Wales, Sid-
ney. Austr.
A. Liversidge, report upon certain Museums for
Technologie, Science and Arts, etc. Fol:
Annual Report of the Department of Mines, for 1878
and for 1879. 4°.
Maps to Annual Report for 1879.
Reports of the Council of Education, etc. for 1879.
Transactions of the R.Society, for the year 1868, 1872,
1873.
Transactions of the Philosophical Society. 1862 — 1865.
Journal and Proceedings of the Royal Society. Vol. XIII.
Von der k. Akademie der Wiss. in Brüssel.
M^moires de TAcademie R. T. XLIII. lifere Partie.
1880. 4^
(Fortsetzung folgt.)
Für die Kedactio» verantwortlich: F. BschM, Director d. Gött. gel. Am.
Commissions-Vexlag der JHetericK sehen Yarlaga'JBuchhandhmg.
Druck der Dieterich' schm Univ. -Buchdruckerei (F. Fr. KaesiHer).
Nachrichten
von der
Konigl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg-Augusts-Universität
zu Göttingen.
3. August. M 13. 1881.
llniTersität.
Verzeichniß der Vorlesungen
auf der Georg-Augußts-Üniversität zu Göttingen
während des Sounnerhalbjahrs 1881.
= Die Vorlesungen beginnm den 15. Oetober und enden den 15. März, =
Theologie.
Geschichte des Volks Israel: Trof.Duhm dreistündig,
Mont. Dienst. Mittwochs um 4 ühr.
Hebräische Grammatik: Derselbe, zweistündig, Don-
nerst, und Freitags, um 4 ühr.
üeber die griechischen üebersetzungen der Genesis:
Prof. de Lagarde einmal oder öfter, Dienstags um 2 Uhr
Öffentlich.
Einleitung in das Neue Testament : Prof. Wendt vier-
mal um 9 Uhr.
Erklärung des Buches des Propheten Jesaia: Prof.
BeHheau fünfttündijf um 10 Uhr; Prof. SehulU fünf-
stündig um 10 Uhr.
Erklärung der Psalmen : Prof. Duhm fünfstündig um
10 Uhr.
Erklärung der chaldäischen Abschnitte des Buchs
Daniel : Prof Bertheau Dienstags und Freitags um 2 Uhr.
l^rklärung der synoptischen Evangelien: Prof. Wie-
singer fanfmal um 9 Uhr.
Erklärung des Evang. u. der Briefe Johannis: Prof.
LUnemann fünfmal um 9 Uhr.
Erklärung des Briefe des Paulus an die B/Ömer: Prof,
Bitsehl fünfmal um 11 Uhr.
25
322
Eirchengeschichte Theil II: Prof. Wagenmann fanf-
stündig um 8 Uhr.
Eirchengeschichte seit der Zeit der Reformation:
Prof. Reuter fünfmal um 8 Uhr u. Mittwochs um 11 Uhr.
Geschichte der Eirche und Theologie seit Mitte des
achtzehnten Jahrh., vornehmlich im neunzehnten: Der-
selbe viermal um 11 Uhr.
Hannoversche Eirchengeschichte: Prof. Wagenmann
zweistündig um 6 Uhr.
Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs: Der-
selbe vier- bis fünfstündig um 5 Uhr.
Apologie des Ghristenthums : Prof. Schultz fanfstün-
dig um 4 Uhr.
Dogmatik Th. 11 : Prof. JRitschl fünfstündig um 11 Uhr.
Praktische Theologie: Prof. Wiesinger vier- bis fünf-
mal um 3 Uhr.
Eirchenrecht u. Geschichte der Eirchenverfassung s.
unter Rechtswissenschaft S. 323 f.
Die alttestamentlichen Uebungen der wissenschaft-
lichen Abtheilung des theologischen Seminars leitet
Prof. Bertheau Freitags um 6 Uhr; die neutestament-
lichen Prof. Wiesinger Dienstags um 6 Uhr; diekirchen-
und dogmenhistorischen Prof. Meuter Montags um 5 Uhr;
die dogmatischen Prof. RitscM Donnerstags um 6 Uhr.
Die Uebungen des königl. homiletischen Seminars
leiten Prof. Wiesinger und Prof. Schultz abwechselnd
Sonnabends von 10—12 Uhr öffentlich.
Eatechetische Uebungen: Prof. Wiesimjer Mittwochs
von 2—3 Uhr, Prof. Schultz Sonnabends von 2—3 Uhr
öffentlich.
Eine historisch-theologische Societät leitet Freitags
um 6 Uhr Prof. Wagenmann -, eine exegetische Prof.
Wendt wöchentlich einmal in zu bestimmenden Stunden.
Rechts Wissenschaft.
Encyklopädie der Rechtswissenschaft: Prof. Mn
Montag, Dienstag, Donnerstag von 12—1 Uhr.
Institutionen: Prof. Hartmann, viermal wöchentlich
von 11-12 Uhr.
Römische Rechtsgeschichte: Prof. Äir^an«, fBnfinal
wöchentlich von 10--11 Uhr.
Römischer Civilprocess: Prof. JSTar^ann, Montag und
Donnerstag von 4—5 Uhr.
323
Pandekten, allgemeiner Theil : Prof. Leonhard, Mon-
tag, Dienstag, Mittwoch von 10—11 Uhr.
Römisches Sachenrecht: Prof. v, Jhering viermal
wöchentlich von 11 — 12 Uhr.
Römisches Obligationenrecht: Prof. t?. Jhering fünf-
mal von 12—1 Uhr und Mittwoch von 11 — 12 Uhr.
Römisches Familien- nnd Pfandrecht als Theil der
Pandekten: Prof. Leonhard, Donnerstag und Freitag von
10-11 Uhr öffentlich.
Römisches Erbrecht: Prof Wolff, fünf Stunden von
3-4 Uhr.
Pandektenpraktikum : Prof. Leonhard Montags von
5—7 und Donnerstag von 5 — 6 Uhr.
Exegetische Uebungen für Anfänger : Prof. Leonhard
Donnerstag von 6—7 Uhr.
Anleitung zur Anfertigung wissenschaftlicher Arbei-
ten aus dem Pandektenrecht : Prof. Leonhard nach münd-
licher Verabredung privatissime und unentgeltlich.
Deutsche Rechtsgeschichte: Prof. Mejer, viermal
wöchentlich um 3 Uhr.
Deutsche Yerfassungsgeschichte von der Gründung
der fränkischen Monarchie bis in die erste Hälfte des
13. Jahrhunderts: Dr. Sickel Dienstag und Freitag von
5-6 Uhr.
Deutsches Privatrecht: Prof. Frensdorff fünfmal wö-
chentlich von 11—12 Uhr.
Handelsrecht mit Wechselrecht und Seerecht: Prof.
Thöl viermal wöchentlich von 9—10 Uhr.
Einige schwierigere Lehren des Handelsrechts: Dr.
Ehrenberg zweistündig.
PreuBsisches Privatrecht: Prof. Zieharth fünfmal von
11-12 Uhr.
Deutsches Reichs- und Staatsrecht : Prof. Mejer fünf-
mal wöchentlich von 11—12 Uhr.
Völkerrecht : Prof. Fremdorff Mittwoch und Sonna-
bend von 12—1 Uhr.
Strafrecht: Prof. Zieharth fünfmal wöchentlich von
9 --10 Uhr.
Strafrecht: Dr. v, Kries, Montag bis Freitag von 11
-12 Uhr.
Kirchenrecht einschliesslich des Eherechts: Prof.
Doüe sechsmal von 8—9 Uhr.
Gfeschichte der Kirchenverfassung und des Verhält-
25*
324
nisses von Staat und Kirche: Prof. Dave Dienstag und
Freitag von 6—7 Uhr öffentlich.
Civilprocess: Prof. v, Bar fünfmal wöchentlich von
10-11 Uhr.
Theorie des Goncurs- and der summarischen Pro-
cesse : Dr. t?. Kries Montag u. Donnerstag von 4—5 Uhr.
Strafprocess: Prof. ü. Bar viermal wöchentlich von
9—10 Uhr.
Civilprocesspraktikum : Prof. John Dienstag von 4
-6 Uhr.
Griminalpraktikum : Prof. John Mittwoch von 4—6 Uhr.
Medicin.
Zoologie, vergleichende Anatomie, Botanik, Chemie,
siehe anter Naturwissenschaften.
Knochen- und Bänderlehre: Prof. Henle Montag,
Mittwoch, Sonnabend von 11—12 Uhr.
Osteologie nebst Mechanik der Gelenke trägt Prof.
Krause Montag, Mittwoch, Sonnabend von 1 1 — 12 Uhr vor.
Systematische Anatomie I. Theil: Prof. Henl» täglidi
von 12—1 Uhr.
Topographische Anatomie: Prof. Henle Dienstag,
Donnersteg, Freitag von 2—3 Uhr.
Präparir Übungen: Prof. Henle in Verbindung mit
Prosector Dr. u. Brunn täglich von 9—4 Uhr.
Allgemeine Histologie trägt Prof. Krause Mittwoch
um 2 Uhr oder zu anderer passender Stunde öffentlich vor.
Mikroskopische Uebungen hält Dr. v. Brunn für An-
fänger (allgemeine Anatomie) Dienstag, Donnerstag,
Freitag um 11 Uhr, Mittwoch um 5 Uhr, für Geübtere
(specielle mikroskopische Anatomie) Montag u. Sonna-
bend um 9 Uhr, Sonnabend von 2—4 Uhr.
Mikroskopische Curse in der normalen Histologie
hält Prof. Krause viermal wöchentlich um 2 Uhr.
Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläute-
rungen durch Experimente und mikroskopische Demon-
strationen: Prof. Herbst in sechs Stunden wöchentlich
um 10 Uhr.
Experimentalphysiologie 11. Theil (Physiologie des
Nervensystems und der Sinnesorgane): Prof. Meissner
täglich von 10—11 Uhr.
Die medicinisch wichtigsten Oapitel der Chemie in
Verbindung mit praktischen Uebungen (für Anfänger)
S25
ir&g^ Dr. Flügge Montag und Freitaig von 2—4 Uhr,
Dienstag und Donnerstag von 4—5 Uhr vor.
Arbeiten im physiologischen Institute leitet Prof,
Meisaner täglich in passenden Stunden.
Ein physiologisch-chemisches Prakticum (für Geüb-
tere) hält Dr. Flügge Dienstag u. Donnerst, von 2 — 4 Uhr.
Allgemeine Aetiologie trägt Prof. Orth Freitag von
12—1 Uhr öffentlich vor.
Allgemeine pathologische Anatomie und Physiologie
lehrt Prof. Orth Montag, Dienstag/ Mittwoch, Donnerstag
von 12—1 Uhr.
Demonstrativen Cursus der pathologischen Anatomie
h-ält Prof. Orth privatissime Montag u. Mittwoch um 2 Uhr.
Physikalische Diagnostik mit praktischen Uebungen
lehrt Prof. Eichhorat Montag, Mittwoch, Donnerstag von
5 — 6 Uhr. Dasselbe trägt Dr. Wiese viermal wöchent-
lich in später näher zu bezeichnenden Stunden vor.
Laryngoskopische Uebungen hält Prof. Eiehhorst
Sonnabend von 12 — 1 Uhr.
Ueber Diagnostik des Harns und Sputums verbunden
mit praktischen Uebungen trägt Prof. Eichhorat Mitt-
woch von 6—7 Uhr vor.
Anleitung in der Untersuchung von Nervenkranken
mit Einschluss der Elektrotherapie: Prof. Ebatein in
Verbindung mit Dr. Darnach zweimal wöchentlich in zu
verabredenden Stunden.
Arzneimittellehre und Receptirkunde verbunden mit
Experimenten und Demonstrationen lehrt Prof. Marmd
dreimal wöchentlich von 6—7 Uhr.
Die gesammte Arzneimittellehre, mit Demonstratio-
nen, Versuchen und Uebungen im Abfassen ärztlicher
Verordnungen verbunden, trägt Froi. Huaemann an den
vier ersten Wochentagen von 3—4 Uhr vor.
Die wichtigsten anorganischen Gifte demonstrirt ex-
perimentell Prof. Marm^ ein Mal wöchentlich Freitag
von 6-7 Uhr öffentlich.
Arbeiten im pharmakologischen Institut leitet Prof.
Marfn4 täglich in passenden Stunden.
Ein pharmakologisches Practicum, Uebungen im Be-
ceptiren und Diapensiren, hält Prof. Marmi einmal wö-
chentlich von 7—8 Uhr.
Pharmakologische und toxikologische Uebungen leitet
Prof. Httaemann in passenden Stunden privatissime.
Pharmakognosie lehrt Prof. Mamd viermal wöchent-
lich von 8-*9 Uhr.
326
Pharmacie lehrt Prof. von Uslar viermal wöchentlich
um 8 Uhr.
Specielle Pathologie u. Therapie 2. Hälfte: ProtB-
stein Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 4— 5 Uhr.
Ueber Kinderkrankheiten 2. Theil liest Prof. jBwä-
horat Dienstag und Freitag von 6—7 Uhr.
Ueber die aus dem Genüsse verdorbener Nahrungs-
mittel entstehenden Krankheiten trägt Prof. Husemam
Freitag von 3-4 Uhr öffentlich vor.
Die medicinische Klinik und Poliklinik leitet Prol
Ebstein fünfmal wöchentlich von lOVa - 12 Uhr, Sonn-
abend von 9V2-IOV4 Uhr.
Poliklinische Beferatstunde hält Prof. Eichhorst in
gewohnter Weise.
Specielle Chirurgie lehrt Prof. ^önig in noch sn
verabredenden Stunden; Dasselbe Prof. Lohmeyer fünf-
mal wöchentlich von 8-9 Uhr.
Die Lehre von den chirurgischen Operationen tragt
Prof. Rosenbach viermal wöchentl. Abends von 6—7 Uhr vor.
Die chirurgische Klinik leitet Prof. König von 97)
— IOV4 Uhr täglich ausser Sonnabend.
Chirurgische Poliklinik wird Sonnabend von lO'/^
— 12 Uhr von Prof. König und Prof. Rosenhaeh gemein-
schaftlich gehalten.
Klinik der Augenkrankheiten hält Prof. Leber Mon-
tag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 12 — 1 Uhr.
Augenoperationscursus hält Prof. Leber Dienstag n.
Freitag von 3—4 Uhr.
Augenspiegelcursus hält Dr. Deutschmann Mittwoch
und Sonnabend von 12—1 Uhr.
Ueber die Krankheiten des Gehörorgans mit Ein-
schluss der Anatomie des Ohrs und mit Uebungen an
Gesunden und Kranken trägt Dr. Bürkner Diensäig und
Freitag von 4—5 Uhr vor.
Poliklinik ffir Ohrenkranke hält Dr. Bürkner (f5r
Geübtere) an zwei noch zu bestimmenden Tagen von
12—1 Uhr öffentlich.
Geburtskunde trägt Prof. Sekwartz Montag, Dienstag)
Donnerstag, Freitag um 8 Uhr vor.
Geburtshülflichen Operationscursus am Phantom hält
Dr. Hartwig Mittwoch und Sonnabend um 8 Uhr.
Gynaekologische Klinik leitet Prof. Schwartz Mon-
tag, Dienstag, Donnerstag und Freitag um 8 Uhr.
Psychiatrische Klinik in Verbindung mit systemati-
Bchen Vorträgen über Pathologie und Therapie der Gei-
327
steskrankheiten hält Prof. Meyer Montag u. Donners-
stag von 4—6 Uhr.
Gerichtliche Medicin trägt Prof. Krause Dienstag
und Freitag von 3 — 4 Uhr vor.
Forensische Psychiatrie lehrt Prof. Meyer in wöchent-
lich zwei zu verabredenden Stunden.
Ueber öffentliche Gesundheitspflege trägt Prof. Meiss^
ner Dienstag, Mittwoch, Freitag von 5—6 Uhr vor.
Die hygienischen Untersuchungsmethoden (Untersu-
chung von Luffc, Boden, Wasser etc.) lehrt Dr. Flügge
Montag u. Freitag von 4—5 Uhr.
Ueber die Verfälschungen und die Untersuchung der
Nahrungsmittel trägt Dr. Flügge Mittwoch und Sonn-
abend von 2—3 Uhr öffentlich vor.
Anatomie, Physiologie und den I. Theil der speciellen
Pathologie der Hausthiere lehrt Prof. Fsser fünf Mal
wöchentlich von 8—9 Uhr.
Klinische Demonstrationen im Thierhospitale hält
Prof. Fsser in zu verabredenden Stunden.
Philosophie.
Geschichte der alten Philosophie: Prof. Peipers,
Mont., Dienst., Denn., Freit., 12 Uhr. — Geschichte der
neueren Philosophie mit Ueberblick über Patristik u.
Scholastik: Prof. Baumann, Mont., Dienst., Donnerst.,
Freit., 3 Ukr.
Logik: Prof. Baumannt Mont., Dienst., Denn., Freit.
5 Uhr.
Logik und Encyclopädie der Philosophie: Prof. jßeA-
nisch, vier Stunden, 12 Uhr.
Ueber die Unhaltbarkeit der herkömmlichen logi-
schen Lehre: Prof. Fehnisch, eine oder zwei Stunden,
12 Uhr, öffentlich.
Psychologie: FrotG. F. Müller, vier Stunden, 10 Uhr.
Ueber die Ausbildung des Willens und des Charak-
ters: Prof. Baumann, Mittw. 5 Uhr, öffentlich.
Prof. O, F, Müller wird in einer philosophischen
Sog. Berkeley*s Abhandlung über die Principien der
menschl. Erkenntniss behandeln, Mittw. 10 Uhr, Öffentl.
Prof. Peipera wird in einer philos. Societät Abschnitte
BUS Kants Kritik der reinen Vernunft, Mittw. 12 Uhr,
behandeln, öffentlich. .
Die Uebungen des K. pädagogischen Seminars leitet
Prof. Sauppe, Mont. und Dienfft« 11 Uhr, öJSe&tUoh..
S28
Mathematik und Astranomie.
Algebraische AnalysiB, mit einer Einleitung über die
Grundbegriffe der Arithmetik: Prof. Stern, fünf Stun-
den, 11 Uhr.
Elementargeometrische Herleitung der wichti^ten
Eigenschaften der Kegelschnitte: Prof. Schwarz, Mont.
u. Donn. 4 Uhr, öffentlich.
Analytische Geometrie: Prof. Schwarz, Mont. bis
Preit. 11 Uhr.
Differential- und Integralrechnung nebst kurzer Ein-
leitung in die analytische Geometrie der Ebene: Prof.
£nneper, Mont. bis Freit., 10 Uhr.
Theorie der krummen Flächen und Curyen doppelter
Krümmung: Dr. Hettner, Moni, Dienst., Mittw., Donn.,
12 Uhr.
Elliptische Functionen : Prof. Schering, Dienst., Mittw.,
Donnerst., Sonnabend, 9 Uhr.
Theorie der analytischen Functionen: Prof. Sehtoarz,
Mont. bis Freit. 9 Uhr.
Potential-Functionen : Prof. E, Schering, Dienst.,
Mittw., Donn., Sonnabend, 8 Uhr.
Mechanik: Prof. Stern, vier Stunden, 10 Uhr.
Sphärische Astronomie: Prof. Klinkerfues, Mont.,
Dienst., Mittw., Donnerst. 12 Uhr.
Mathematische Optik für krystallinische Körper und
die Theorien der Dispersion, des Lichtes: Dr. K. Sehe-
ring, Dienst, u. Donnerst. 12 Uhr.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leiten
mathematische Uebungen Prof. Stern, Mittwoch 10 Ühr ;
"Prot JB, Schering, Sonnab. 11 ühr; ^ot Schwarz, Freit.,
12 Uhr ; giebt Anleitung zur Anstellung astronomischer
Beobachtungen Prof. Klinkerfues, in einer passenden
Stunde. Vgl. Naturwissenschaften S. 330 f.
Eine mathematische Societät leitet in geeigneter
Stunde Prof. JB. Schering,
Mathematische GoUoquien wird Prof. Schwarz pri-
vatissime, unentgeltlich, wie bisher leiten.
Naturwissenschaften.
Vergleichende Entwicklungsgeschichte u. Anatomie:
Prof. Ehlers, Mont. bis Freit. 10 Uhr.
Zootomischer Kurs: Prof. JShkrs, Dienst, nud Mittw.
10-12 Uhr.
Zoologische Uebungen wird Prof. Ehlers taglich mit
Ausnahme des Sonnabend von 10—1 Uhr anstellen.
ZoologiMhe Societät für Gefi'btere : Pro£ J^Mr», öfifentL
329
Pflanzen- Anatomie: Prof. Graf zu Solms, Dienst.,
Donn., Freit. 4 Uhr.
Physiologie der Pflanzen : Prof. Reinke, Dienst., Donn.,
Freit. 12 Uhr.
Ueber Thallophyten (Algen und Pilze): Dr. Falken-
berg, Dienst, und Freit. 3 Uhr.
TJeber Pflanzenkrankheiten: Dr. Berihold, Mittw. 12
Uhr, unentgeltlich.
Mikroskopisch - botanischer Kursus: Prof. Reinke^
Sonnabend von 9—1 Uhr.
Mikroskopisch-pharmaceutischer Kursus: Prof. Reinke,
zwei Stunden.
Anleitung zu selbständigen Arbeiten im Laboratorium
des botanischen Gartens, ausschliesslich für Vorgeschrit-
tene, leitet Prof. Graf zu Solms in zu bestimmenden
Stunden.
Tätliche Arbeiten im pflanzenphysiologischen Insti-
tut leitet Prof. Reinke,
Uebungen einer botanischen Societät leitet Prof.
Reinke Freitag 6 Uhr.
Mineralogie: Prof. Klein, fünf Stunden, 11 Uhr.
Krystallographie (nach Miller) Prof. Listing , Mont.,
Dienst., Donn. 4 Uhr.
Geologie : Prof. von Koenen, fünf Stunden, 9 Uhr.
Palaeophytologie : Prof. Graf zu Solms, öffentlich, in
zwei zu bestimmenden Stunden.
Ueber einzelne Klassen von Versteinerungen: Prof.
von Koenen, eine Stunde, öffentlich.
Mineralogische Uebungen: Prof. Klein, Sonnabend
10—12 Uhr, öffentlich.
Krystallographische Uebungen: Prof. Klein ^ priva-
tissime, aber unentgeltlich, in zu bestimmenden Stunden.
Uebungen im Bestimmen: Prof. von Koenen, zwei
Stunden, öffentlich.
Experimentalphysik, zweiter Theil: Magnetismus,
Elektricität und Wärme: Prof. Riecke, Moni, Dienstag,
Donnerstag, Freitag, 5 Uhr.
Ueber Auge und Mikroskop: Prof. Listing,, in zwei
zu verabredenden Stunden, privatissime.
Die Uebungen im physikalischen Laboratorium leitet
Prof. Riecke, in Gemeinschaft mit Dr. Schering und Dr.
Meyer (erste Abtheilung : Dienst., Donnerst., Freit. 2— 4
Uhr u. Sonnab. 9—1 Uhr; zweite Abtheilung : Donnerst«
2-4 Uhr, 8ow»ftb«»d 9—1 Uh?).
330
Physikalisches Colloqmiim: Prof. ZM^tn^, Sonnabend
11-1 Uhr.
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet
physikalische üebungen Prof. Listing^ Mittwoch um 12
Uhr. Ausgewählte Kapitel der mathematischen und
ExperimenWphysik : Prof. Riecke, Vgl. Mathematik und
Astronomie S. 328.
Allgemeine Chemie (s. g. anorganische Chemie) : Prof.
Hübner, sechs Standen, 9 Uhr.
Chemie der Benzol verbindangen: "Prot Sübner, freit
12 Uhr.
Organische Chemie: Prof. Post, 3 Standen, 12 Uhr.
Organische Chemie fiir Mediciner: Prof. v. TJilar^
4 St., 9 Uhr.
Pharmacie: Prof. Boedeker, fünf Standen, 9 Uhr.
Pharmaceutische Chemie (organischer Theil): Dr.
Polstorff, Mont., Dienst., Donnerst., Freit., 5 Uhr.
Gerichtlich chemische Analyse : Dr. Polstorff, Mittw.
a. Sonnabend, 8 Uhr.
Technische Chemie für Landwirthe (mit Excnrsio-
nen): Prof. ToUens, Mont., Dienst., Mittw., 10 Uhr.
Chemische Technologie, in Verbindang mit Excnr-
sionen: Prof. Post, zwei Standen, 12 Uhr.
Die Vorlesangen üb. Pharmacie s. anter Mediein S. 325.
Die praktisch-chemischen Uebangen and wissenschaft-
lichen Arbeiten im akademischen Laboratorium leiten
die Professoren Wühler und Hühner^ in Gemeinschaft
mit den Assistenten Prof. Post^ Dr. Jannasch, Dr. Pol-
storff, Dr. Stünkel und Dr. Lehmann,
Prof. Boedeker leitet die praktisch-chemischen Üebun-
gen im physiologisch-chemischen Laboratorium täglich
(mit Ausschluss des Sonnab.) 8—12 und 2—4 Uhr.
Prof. ToUens leitet die Üebungen im agriculturche-
mischen Laboratorium in Gemeinschaft mit dem Assi-
stenten Dr. Kehrer, Mont. bis Freit, von 8— 12 und von
2-4 Uhr.
Historische Wissenschaften.
Anleitung im Untersuchen von Urkunden der älteren
deutschen Könige und Kaiser: Prof. Steindorff, Montag
11—1 Uhr.
Staat und Volk der Boemer unter dem iuliBch-clan-
331
dischen Eaiserliause: Prof. Volquardsen^ Mittw. u. Sonn-
abend, 8 Uhr, öffeütlich.
Allgemeine Geschichte des Mittelalters: Prof. Pauli,
4 St., 8 Uhr. •
Geschichte unserer Zeit seit 1830: Prof. Pauli, vier
Stunden, 5 Uhr.
Deutsche Geschichte vom Interregnum an : Dr. Bern-
heim, Mont., Dienst., Denn., Freit., 9 Uhr.
Geschichte des niedersächsischen Volksstammes bis
zur Mitte des 13. Jahrhunderts: Frof. Steindorff, Mittw.
u. Sonnabend, 10 Uhr.
Geschichte Italiens seit dem Beginn des Mittelalters :
Assessor Dr. Wästenfeld, Mont., Dienst., Donn., Freit.,
11 Uhr, unentgeltlich.
Historische Uebnngen leitet Prof. Pauli, Mittwoch,
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebnngen leitet Prof. Volquardsen, Dienst.,
6 Uhr, öffentlich.
Historische Uebnngen leitet Prof. Sieindorff, Don-
nerst., 5 Uhr, öffentlich.
Historische Uebnngen; Dr. Bernheim, Moni, 6 Uhr,
unentgeltlich.
Eirchengeschichte : s. unter Theologie S. 322.
Deutsche Bechtsgeschichte vgl. unter MechtswisBen-
Schaft S. 323.
Erd- und Völkerkunde.
Ausgewählte Kapitel der allgemeinen Erdkunde: Dr.
Krümmel, Sonnabend, 10-12 'Air.
Geographie von Europa : Prof. Wagner, Mont. Dienst.
Donnerst. Freitag 11 Uhr.
Vergleichende Physiognomik der Hochgebirge: Dr.
Krümmel, Mittw. 11 Uhr, unentgeltlich.
Geographische Uebnngen: Prot. Wagner, Mittwoch
9 Uhr, öffentlich.
Geographisches GoUoquium: Prof. Wagner, privatis-
sime, aber unentgeltl., in später zu bestimmenden Stunden.
Länder- und Völkerkunde Eleinasiens und Griechen-
lands: s. Alterthumskunde S. 333.
Staatswissenschaft und Landwirthschaft.
Volkswirthschaftspolitik (praktische Nationalökono-
mie): Prof. Sanseen, vier Stunden, 4 Uhr.
382
Finanzwisfienschaffc (mit besonderer BerackBichtigoiig
der Reichsfinaozen) : Dr. JSgi/ert, vier 8tandeiL| 5 Uhr.
Volkswirthschaftliche UebuBgen: Prof, Soeibe&r, pri-
yatissime, aber unentgeltlich, in später zu bestimmen-
den Stunden.
Einleitung in das landwirthschaftliche Studium: Prof.
Drechsler, 1 Stunde, öfientlich.
Allgemeine Ackerbaulehre: Dr. Fesea, 3 St., 10 Uhr.
Die Ackerbausysteme (Felderwirthschaft, Feldgras-
wirthschaft, Frucbtwecbselwirthschaffc u. s. w.): Prof.
Griepenkerl^ in zwei passenden Stunden.
Die allgemeine und specielle landwirthschaftliche
Thierproductionslehre (Lehre von den Nutzungen, der
Züchtung, Ernährung und Pflege des Pferdes, Rindes,
Schafes und Schweines) : Prof. Grüpenkerl, Mont., Dienst.,
Donnerst., Freit., 5 Uhr.
Die Rassenkunde : Prof. Griepenkerl, 2 St., unentgeltl.
Im Anschluss an diese Vorlesungen werden Excur-
sionen nach benachbarten Landgütern und Fabriken
veranstaltet werden.
Landwirthschaftliche Betriebslehre: Prof. Drechsler,
fünf Stunden, 12 Uhr.
Die Lehre von der Futterverwerthung : Prof.fi««»«-
berg^ Mont. und Dienst. 11 Uhr.
Uebungen in Futterberechnungen: Prof. Henneberg,
Mittw. 11 Uhr öffentlich.
Landwirthschaftliches Praktikum: Prof. Drechsler
und Dr. Fesca (Uebungen im landw. Laboratorium,
Freit, und Sonnab. 9—1 Uhr; Uebungen in landw. Be-
rechnungen, Dienst, und Donnerst. 6 Uhr).
Excursionen und Demonstrationen: Prof. Dreeheler,
Mittwoch Nachmittag.
Techn. Chemie u. praktisch-chemische Uebungen f.
Landwirthe vgl. Naturwissenschaften S. 330.
Anatomie, Physiologie u. Pathologie der Hausthiere
vgl. Medicin S. 327.
Literär- und Kunst-Geschichte.
Geschichte der griechischen Poesie, mit Ausschluss
des Drama's , bis auf Alexander d. Gr. : Prof. Diltheg,
vier Stunden ) 12 Uhr.
Geschichte der römischen Beredsamkeit: Prof. v<m
Leutsch, vier Stunden, 10 Uhr.
383
üeber deutsche Dichtnilg des XVI. Jahrhunderts:
Prof. Goedeke, Donnerst. 4 Uhr, öffentlich.
Geschichte der deutschen Dichtung im 17. Jahrhun-
dert: Assessor Dh Tittmanity 5 St., 9 Ühr.
Ueber Lessings Leben und Schriften: Prof. Goedeke,
Montag 4 ühr, öffentlich.
Geschichte der italienischen Kunst im 15. Jahrhun-
dert: Dr. Schmarsoto, Mont., Mittw., Freit. 6 Uhr.
Rom im Zeitalter der Renaissance: Dr. Schmarsotv,
1 Stunde, 6 Uhr, unentgeltlich.
Alterthumskunde.
Alte Länder-, Völker- u. Denkmälerkunde von Elein-
asien und Griechenland : Dr. Gilbert, vier Stunden, 4 Uhr.
Griechische Alterthümer: Prof. Volquardsen, Mont.,
Dienst., Donn., Freit. 8 Uhr.
Archäologische Kritik und Hermeneutik: Prof. Wie^
seier, zwei Stunden, 10 Uhr.
Theaterwesen des Aristophanes und Erklärung der
Vögel: Prof. Wieseler , drei Stunden, 4 Uhr.
Altitalische Kunst und Kulturgeschichte: Dr. Kifrie,
zwei Stunden.
üeber die Burg von Athen, nach Pausanias descriptio
arcis Athenarum, edidit Otto Jahn. Editio altera re-
cognita ab A. Michaelis. Bonnae 1880: Dr. Körte, eine
Stunde, unentgeltlich.
Im k. archäologischen Seminar wird Prof. Wieseler
ausgewählte Kunstwerke erklären lassen, Sonnabend
12 Uhr, öffentlich. — Die schriftlichen Arbeiten der
Mitglieder wird er privatissime beurtheilen.
Archäologische üfebungen: Dr. KUrte , Donnerstag
6 Uhr, privatissime, unentgeltlich.
Vergleichende Sprachlehre.
Entwickelungsgeschichte der indogermanischen Spra-
chen: Prof. Fick, zwei Stunden.
Orientalische Sprachen.
Die Vorlesungen über das A. und N. Testament siehe
unter Theologie S. 321 f.
334
Arabische Grammatik : Prof. Wüstsn/eld, privaiissime.
Die syrische Uebersetzung der Recognitionen des
Clemens legt zweimal, Mont. und Donnerst. 2 Uhr, zur
Erklärung vor Prof, de Lagarde, öffentlich.
Grammatik der assyrischen Sprache: Dr. Haupte
Montag, Dienstag und Donnerst., 5—6 Uhr.
Erklärung ausgewählter akkadischer Zauberformeln:
Dr. Haupt, Montag und Donnerstag, 6 Uhr.
Erklärung leichter Keilschrifttexte (Annalen Sarda-
napaVs etc.): Dr. Haupt, für Anfänger, zweimal in zu
bestimmenden Stunden, unentgeltlich.
Assyriologische Uebnngen: Dr. Haupt, einmal, pri-
vatissime, aber unentgeltlich.
Anfangsgründe der ägyptischen Sprache: Prof. de
Lagardßy 4 St., 11 Uhr.
Interpretation eines vedischen Textes: Dr. Bechtel,
zwei Stunden, Mittw. und Sonnabend, 12 Uhr.
Griechische und lateinische Sprache.
Aristophanes Frösche: Prof. von Leutach, vier Stun-
den, 12 Uhr.
Aristophanes Vögel: s. Alterthumskunde S. 12.
Interpretation des Thukydides : Dr. Bruns, Mittwoch
und Sonnabend, 12 Uhr.
Pausanias: s. Alterthumskunde S. 13.
Griechische Syntax: Prof. Sauppe, Montag, Dienst.,
Donnerst., Freit., 9 Uhr.
Quellen der griechischen Dialekte: Prof. Fiekf zwei
Stunden, privatissime.
Ueber den homerischen Dialekt: Prof. JVcä, 4 Stunden.
Plautus Pseudolus: Prof. Sauppe^ Mont., Dienst.,
Donnerst., Freit., 2 Uhr.
Im E. philologischen Seminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof. Düthey, Mittw. 11 Uhr;
lässt Euripides Phoenissen erklären Prof. von Leutsch,
Mont. u. Dienst., 11 Uhr; lässt den Dialogus de orato-
ribus el^klären Prof. Sauppe^ Donnerst, u. Freit., 11 ühr,
alles öffentlich.
Im philologischen Proseminar leiten die schriffclicben
Arbeiten und Disputationen die Proff. v, Leutsch (Mittw.
10 Uhr) und Sauppe (Mittw. 2 Uhr); lässt Euripides
Alkestis Prof. von Leutsch erklären, Mittw. 10 Uhr, und
Ausgewählte Briefe des Plinius Prof. Sauppe , Mittw.
2 Uhr, alles öffentlich.
335
Philologische üebungen: Dr. Bruna, eine Stunde,
unentgeltlich.
Deutsche Sprache.
Althochdeutsche Örammatik und Erklärung althoch-
deutscher Texte: Dr. Wüherif Mittw. u. Sonnabend, 11 Uhr.
Ueber althochdeutsche Dialekte und ihre Quellen:
Dr. JBeehtel, Mittw. 6 Uhr, unentgeltlich.
Altsachsische Grammatik und Erklärung des Gedichts
Heliand: Prof. W. Müller, Mont. u. Donnerst. 10 Uhr.
Erklärung des Nibelungenlieds, mit einer Einleitung
über die deutsche Heldensage: Prof. W, Müller , vier
Stünden, 3 Uhr.
Die Üebungen der deutschen Gesellschaft leitet Prof.
W. Müller, Dienst. 6 Uhr.
Geschichte der deutschen Literatur: s. Literärge-
schichte S. 333.
Neuere Sprachen.
Encyclopädie der englischen Philologie: Prof. Voü-
möUer, drei Stunden.
Erklärung von Shakespeare*s lulius Caesar : Dr. An-
dresen, Donnerst. 12 Uhr, unentgeltlich.
Historische Grammatik der französischen Sprache, L:
Prof. Vollmöller, vier Stunden.
Üebungen in der französischen Sprache: Dr. Andre-
sen^ Mont., Dienst., M!ittw. 12 Uhr.
Romanisch -englische Gesellschaft: Erklärung eines
alt&anzösischen Textes; Einfahrung in das Studium der
spanischen Sprache und Erklärung des Poema del Cid:
Prof. VollmVller, 2 Stunden privatissime, aber unent-
geltlich.
Schöne Künste. — Fertigkeiten.
Unterricht im Zeichnen mit besonderer Rücksicht
auf naturhistorische und anatomische Gegenstände:
Zeichenlehrer Peters, Sonnabend Nachm. 2—4 Uhr.
Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit
praktischen Üebungen: Musikdirector Hille, in passen-
den Stunden.
336
Zur Theilnahme an den üebungen der Singakademie
nnd des Orchesterspielvereins ladet Derselbe ein.
Reitnnterricht ertheilt in der E. Üniversitäts-Beit-
bahn der Üniv.-Stallmeister, Rittmeister a. D. Sehweppe,
Montag y Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonnabend,
Morgens von 8—12 und Nachm. (ausser Sonnabend)
Ton 3—4 Uhr.
Fechtkunst lehrt der Universitätsfechtmeister OrUne-
kleej Tanzkunst der üniversitätstanzmeister HbUxke.
Oeffentliche Sammlungen.
Die Universitätshibliothek ist geöfihet Montag, Dienstag,
Donnerstag u. Freitag von 2 bis 3, Mittwoch und Sonn-
abend von 2 bis 4 Uhr. Zur Ansicht auf der Bibliothek
erhält man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise
verlangt; verliehen werden Bücher nach Abgabe einer
Semesterkarie mit der Bürgschaft eines Professors.
üeber den Besuch und die Benutzung der theologi-
schen Seminarbibliothek, des Theatrum anatomicum, des
physiologischen Instituts , der pathologischen Sammlung,
der Sammlung von Maschinen und Modellen, des 200^-
gisehen und ethnographischen Museums, des botanischen
Gartens und des pßanzenphgsiologisehen Instituts f der
Sternwarte, diQ% physikalischen Cabinets xxrndi Laboratoriums^
der mineralogischen und dergeognostisch-paläontologisehen
Sammlung, der chemischen Laboratorien, des archäohgi'
sehen Museums, der Gemäldesammlung, der Bibliothek
des k. philologischen Seminars, des diplomatischen Appa-
rats, der Sammlungen des landtoirthschaftliehen Instituts
bestimmen besondere Reglements das Nähere.
Bei dem Logiscommissär, Pedell Bartets (Kleperweg2),
können die , welche Wohnuugen suchen , sowohl über
die Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten und
auch im voraus Bestellungen machen.
Für die Redaction verantwortlicli : F. Bechtel, Director d. Gott. gel. Abs
Oomnrissiong- Verlag der DietericK sehen Verlags -Buchhandlung.
Drack ier Dteteridi'schen ünH>,-Buchdmckerei (W Fr. KätStMrl
8E7
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
i;ind der Georg- Ai^g^sts-Universität
zu Göttingen.
17. Augnst. M 13» 1881.
Köiiigliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 6. August.
Wüstenfeld: Die Oeschicbtschreiber der Araber und
ihre Werke. (S. Abhandl. XXVUI.)
W i e 8 e l e r : Ueber die Biehler'ßche QemI^ep-S^I^mlu^g.
Boedeker: Ueber das Lycopodija.
Lycopodin
von
Eaii Boedeker.
Jedes Jahr läBt die große Zahl der den pha-
nerogamischen Pflanzen entstammenden Alkaloide
durch neu entdeckte beträchtlich höher an-
schwellen; aber aus dem großen Reiche der
Kryptogamen kennen wir nur aus deren nie-
drigster Ordnung, — der der Pilze, — im Mus-
carin .und Amanitin, zwei interessante Alka-
loide, (ahgesehn von den noch erst sehr unter-
suchungsbedürftigen Alkaloiden im Pilz des
Mutterkorns) ; aus dem weiten Gebiete der übri-
gen Kryptogamen — (der Laub- und Leber-
26
338
Moose, Lichenen und Algen, sowie anch der
sämmtlichen Gefäß-Kryptogamen, -Farne, Schach-
telhalme, Lycopodien u. a.) — ist bisher nicht
ein einziges Beispiel von Alkaloid-Bildung in
der Pflanze bekannt. Möge eine kurze Mitthei-
lung der Darstellung, Zusammensetzung und der
Haupteigenschaften des ersten Alkaloides aas
dieser großen Abtheilung der Pflanzenwelt —
den nicht zu den Pilzen zählenden Kryptogamen
— hier Platz finden.
Lycopodium complanatum L. von Holland
durch Nordwest- bis nach Nordost- auch Mittel-
Deutschland sich ausbreitend, lenkte mich durch
seinen bitteren Geschmack auf seine Unter-
suchung. Einem alkoholischen eingedickten
Auszuge der Pflanze wurde durch Wasser alles
Bittere entzogen, diese Lösung mit Bleiessig ge-
fällt, das Filtrat durch H2S entbleit, dann im
concentriertem Zustande mit Na OH alkalisiert
und mitAether ausgeschüttelt; der aus dem ab-
gehobenen Aether nach dessen Entfernung blei-
bende braune zähe Bückstand wird in neutrales
salzsaures Salz verwandelt und wiederholt um-
krystallisiert.
Durch Ausschütteln der alkalisierten Lösung
des reinen salzsauren Salzes mit Aether, Chloro-
form, Benzol, und Verdunsten solcher Lösungen
hinterbleibt das freie Alkaloid fast nur als zähe
klebrige Masse, die dann aus Alkohol sehr lang-
sam einigermaßen krystallisiert. Es reagiert
stark alkalisch, wird durch Jodwasser auch ans
sehr verdünnter schwachsaurer Lösung stark
kermesbraun gefällt, schmeckt sehr bitter, ist in
Wasser, wie Alkohol, leicht löslich. Auch aas
ziemlich concentrierten Lösungen des salzsauren
Salzes läßt sich das Alkaloid (wegen seiner ho-
ben Löslichkeit in Wasser) nicht wie Chinin^
339
Morphin, faHeii; erst wenn man die ganz con-
centrierte Salzlösung mit höchst concentrierter
Aetzlange und noch festem Aetzkali im üeber-
schuß versetzt, scheidet es sich als eine harzig
klebrige Masse aus, die sich nun aber beim
Stehn unter der Flüssigkeit in farblose 1,5 Gm.
große monokline Prismen verwandelt. Am na-
türlichsten wird dies Alkaloid nach der Familie
nnd der Gattung, der es entstammt, Lycopodin,
zn nennen sein.
Das wasserfrei krystallisierte Ly-
copodin, C82H52N2OS, schmilzt bei 114—115^0.
ohne Gewichts-Aenderung. Die großen Schwie-
rigkeiten das freie Alkaloid in zur umfassenden
Analyse genügender Menge und Reinheit zu er-
balten, ließen hauptsächlich das salzsaure Salz
und das Golddoppelsalz zur Analyse geeignet
erscheinen. Die obige Formel
C82H52N2O8
fordert: gefunden wurde:
C = 75,00 75,8
H = 10,15 10,3.
Salzsaures Lycopodin. Läßt man einer
neutralen Lösung des salzsauren Salzes recht
lange Zeit zum Krystallisieren , so erhält man
es nach öfterem Um krystallisieren endlich in
prächtigen farblosen, glashell glänzenden großen
sehr eigenthümlichen monoklinen Prismen, die
bei oberflächlicher Betrachtung wie 8-seitige
oben und unten gerade abgestutzte Prismen er-
scheinen, üeber ihre krystallographischen, zu-
mal merkwürdigen optischen Verhältnisse dür-
fen wir wohl später auf Mittheilungen von Herrn
Professor Klein hoffen.
34a
OsiHö^NjOs, 2HG1, IHaO
fördert: gefanden ist:
C = 63,68 63,1-^63,3
H ^ 9,29 9,8— 9,2
N ^ 4,65 4,5- 5,2
Cl = 11,77 10,6—10,8.
Bei 100^ 0. gettocknet vörliert das Salz
1 Mol. H2O:
berechnet 3,0 7o; gefunden: 3,0—3,5 <^/o.
Solches Salz
C82H52N2O5, 2HCI
fordert : ^efatiden :
Ci = 12,1 12,1—11,98
N = 4,8 4,7— 4,9.
Salzsanres Lycopodin -Goldchlorid
scheidet sich ans mäßig starker Lösung des neu-
tralen Salzes mittelöt etwas überschüssiger Gold-
chloridlösung zuerst als hellgelbe milchige Trü-
bung aus, die feifeh böitli Stehen unter der Lö-
sung in glänzende Mh^ Nädeichet umsetzt.
C82H52N2O8, 2HC1, 2AuC!i8, IH2O:
fordert: gefunden:
C = 31,74 31,51—31,21
H :^ 4,63 4,70— 4,67
Au= 32,56 82.53—33,07.
Mit I^latinchlorid wurde klein brauchtäres
Döppelchlorid dargestellt. Sobald der Besiiü
Von mehr Lycopodin dife Weitfere Vörfblguilg
einiger bereits beobachteter intleressantter Zer-
Btötzutigeii desselben gestattet, behalte ich mir
weiteren Bißricht tor.
341
Bei der Königl. ÖesöUschaft der Wis-
secscbftften eingegangene DrUck^chrifbön*
Haa bittet diese Yerzeichnisse zngteich als Empfangsanzeijfeii auuthen
za wollen.
März 1881.
(fortdet^ung).
M^moires couronnes et M^m. de« sayants Strängen. T.
XXXIX* 1879. T. XLU. 1879. T. XLIII. 1880. 4^
M^moires couronn^s et autres M^m. T. XXIX» XXX.
xxxn* 8^
Tables des Memoiren des membtes. 1816 — 1857 et
1858-1878.
GoUection des Ghroniqnes Beiges in^dits,
in 4^
Odrttilftite de TAbbaye Dorval. 1879.
Istoire et Ghrdniques de Flaadres. T. I. 1879. T. II.
1880.
Ohrdni^ues de Brabant et de Flandra. 1879.
Gorrespöndance du Gardiflal de Oranville. 1880.
Ly M^tenr des Histors. T. VL 1880.
Camera dei Deputat! Relazione della GommisBione etc.
T. I— n. Roma. 1880.
Gh. Lütken, Spolia Atlantica. Gm Formforandringer
hos Fiske. EjObetihaTH. 1880.
E. P r y t E , UnderHoeffelser ovet Lysets brydning i dempe
og tilsvarande vaedsker. Ebd. 1880. 4^
Oversigt over det Kk Danske Videuskabemefl Selskabs
Forhandlinger. 1880. No. 2.
Sitzutlgsberii&hte der tiatvacf. Gesellsoh. bu Leipzig. 1880.
No. 1-^2.
Da B. Boncompagni» Bnlletino di Bibliografia e di
Storia clell6 Seiend matfaem. e fitiche. Roma. 1880. 4^
Revista Enskara. Anno quarto. No. 36^ S6.
C. Scbmidt, ehem. UnteiiBuchttng«a der Schwarserdem
Ton Ufa u. Ssmara. Dorpat.
Annales ^e la Fa<^lt^ des 4ettx;e8 de B^rdeaUK. 188U
Nr. 1.
St&tjstioa dei Debiti cot
Borna 1880.
Jobn HopfciDS nuiversit; (
1881.
Report of tho United Stat.
for 1877. Wasi. 1880.
H. Wild, die Temperatni
ReiohB. 4". Mit Atlas ii
Uemoira of tba R, Aetroi
1879—80. London 1881
Annalee de la Soci^td Qeo
Li^ge 1881.
Abhandlungen der histor.
zn Mönchen. Bd. XV.
Abhandl, der philo80ph.-pb
3. Ebd.
Meteorolog. nnd maj^netiBC
Sternwarte bei MQ neben
Atti della R. Accademia d
1879 — 80. Serie terea
Sciense Morale. Storicbc
Roma 1880. Memorie d
Mathematicbe e Naturali
SitzuD^Bbericbte der phyeil
in Erlangen. 12. Heft.
Bulletin de TAcad. Imp. dei
T. XXVIT. No. 2. Fol.
Statiatica della Sooietk di
BotaniBcbea Central blatt.
Kassel.
Transaciiona and Proceed.
ciety of South Auxtralia.
Forechunffen auf dem Ge
herausg, tou der üngai
VIII. Hft. IX. 1879, (I
Verhandl. des naturf. Vei
1879.
Beviata Euakara. Anno p
aeenndo. No. 11—21. i
343
Travaux et M^moires du Bureau international des Poids
et Mesures. T. I. Paris 1881. 4^
Annali di Statistica. Vol. 21. 24. 1881. Roma.
K. Pettersen, Lofoten og Vesteraalen. (Archiv for
Mathem. og. Natur yid.) Obristiania 1878.
Rendiconto deir Accademia delle Scienze fisiche e ma-
thematiche. AnuoXV. 1—12. Napoii 1876. A. XVI.
1—12. Nap. 1877. A. XVII. 1—12. Nap. 1878. A.
XVllI. 1—12. Nap. 4. 1879.
Sitzungsber. der pbilos. pbilolog. u. bistor. Gl. d. Akad.
zu Müncben. 1880. VI. 1881. I.
Bulletin de la Socit^t^ matbäm. T. IX. No. 2.
Jabresber. dei naturbistor. Vereins von Wisconsin f&r
1880-1881.
Atti della R. Accademia delle Scienze fisicbe e mate-
maticbe. Vol. 7. Napoii 1878. Vol. 8. ibid. 1879.
Mittbeilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für
Steiermark, Jhrg. 1880. Graz 1881.
Geograpbical ExploratioDS and Surveys. West of tbe
lOOtb Meriian Topograpbical Atlas. Wbeeler 1875.
Mai.
Atti de la R. Accademia dei Lincei. Vol. V. Fase.
10. 11. 12.
Annuario statistico italiano. Anno 1881. Roma.
B. Boncompagui, Bulletino di bibliografia e di
storia delle scienze matbemat. e fisicbe. T. XIII.
Roma. 1880. 4^
Nach einer brieflichen Mittbeilung, die betreffende
Widmung steht auf dem Exemplare selbst, ist dies
Geschenk für die Gauss* Bibliothek bestimmt.
E. Schering.
Journal of tbe R. Microscopical Society. April 1881.
Bulletin of the American Geograpbical Society. 1881.
Nr. 1. 3.
9K0J£iP, 4>J0rAITIS, EFXEIPIJION SYNTAFMATI-
KOT, Athen. 1879.
Wbeeler^ Geograpbical Surveys and Explorations west
of the lOOtli meridian.
Topograpbical Atlas.
Leopoldina. H. XVII. ^o. 7—8.
Annual Report of the J. Hopkins üniversity. Bal-
timore 1880.
i. Bopkii
Nahire. 60!
Hitth. d«r
0*UBteH
Atti della
1881.
.Jsbrbacb i
1881.
Veibaudlaii
doppelt).
Verbandl. <
Bd. XT.
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Bulletin of
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Nachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg- Augusts-Universität
zu Göttingen.
16. November. M li. 1881.
Köiiigliche €eselkdiaft der Wissenschaften.
Sitzang am 5. November.
Wüstenfeld: Die Geschichtsschreiber der Araber and
ihre Werke. Abth. 2. (Abhandl. Bd. XXVIU.)
Pauli: Noch einmal über das Bechnnngsbnoh znr
zweiten Kreuzfahrt des Grafen Heinrich von Derby,
nachmaligen Königs Heinrich IV. von England.
de Lagarde: lohannis Euchaitorum archiepiscopi
quae in codice Vaticano supersunt graece. Th. 2.
(Abhandl. Bd. XXVIII.)
Derselbe: Zur Nachricht.
Schering: Heber Geschenke des Princ. Boncompagni
an Gauss Bibliothek.
Noch einmal über das Rechnungsbuch
zur zweiten Kreuzfahrt des Grafen
Heinrich von Derby, nachmaligen Kö-
nigs Heinrich IV von England
von
K. Pauli.
Nachdem ich eine Ausgabe des Rechnungs-
buchs über die preußisch-lithauische Fahrt des
Grafen Derby vom Jahre 1290/1 so ziemlich
27
846
druckfertig hergestellt habe, damit sie zunächst
in der Sammlung der Camden Society in Lon-
don erscheinen könne, ist mir aus dem Public
Record Office daselbst in gleicher Weise eine
beglaubigte Yollständige Abschrift des Buchs über
die andere, noch unendlich bedeutendere Fahrt
desselben Fürsten zugestellt worden. Erst da-
durch wird es möglich den reichen Inhalt dieser
Urkunde sicherer zu erkennen, als ich es vor
anderthalb Jahren in wenigen flüchtigen Stunden
aus dem Original selber zu thun vermochte.
Meine Mittheilungen in den Nachrichten vom
1. Mai 1880 bedürfen daher viellach einer Er-
gänzung.
Nach einer sorgfältigen Durchsicht der eng
beschriebenen 77 Folioseiten und der über die-
selben vertheilten 23 Rubriken, unter welchen
unzählige Ausgabesätze eingezeichnet sind, läAi
sich, was in erster Linie unerläßlich erscheint,
das Itinerar, so bedeutsam für die Topographie
und Culturgeschichte der Zeit, viel besser fest-
stellen, als ich es damals versuchte.
Ohne Frage galt die zweite Unternehmung
des Fürstensobns ursprünglich ganz wie die erste
lediglich einem Auszuge oder, wie man allge-
mein sagte, einer B e i s e an der Seite der Deutsch-
ritter gegen die heidnischen Lithauer. Im Juli
1392 trat Heinrich von Lynn in Norfolk aus,
einem Hafenort mit hansischem Stahlhof und
im regsten Handelsverkehr mit den deutscheu
Seestädten der Ostsee, die Seefahrt au, über die
aus den Rechnungen nur durchschinimert| dafi
die Küste von Norwegen angelaufen wurde. Die
Landung fand bei Leba au der Küste von Po-«
merellen statt; am 10. August, dem St. Lorenz-
tage, genau wie vor zwei Jahren, ritt Graf Hein-
rieb wieder in Danzig ein. Dort aber warf schon
347
in den nächsten Tagen eine Gewaltthat der
Engländer den bisherigen Eriegsplan um. Die
Erklärung findet sich bei einem gleichzeitigen
preußischen Geschichtsschreiber , Johann von
Posilge, SS. rerr. Pruss. HI, p. 182: „Item dor-
noch uf dem herbest qwam der here von Lant-
kastel in das land, und wolde gereyset habin mit
den herrin. Nu slugen dy synen einen erbaren
Knecht tot czu Danczk, der hys Hannus von
Tergawisch (Targowitz), hie us deme lande. Do
besorgete sich der herre vor synen frunden, das
sie das worden rechen, als sy an hatten gehabin,
und czog weder us deme lande ungereyset.^^
Dies wird bestätigt durch die auf fol. 10 des
Rechnungsbuches unter dem 25. August einge-
tragene Notiz: Rectori ecclesie de Dansk — - d.
h. dem Pfarrherren von St, Marien — pro se-
pultura Hans et famuli sui per convencionem
secum factam per dominum Hugonem Heslec ibi-
dem eodem die 7 nobles 5 solidos sterl. Damit
stimmt ferner auf fol. 66 unter der Rubrik Ob-
laciones et Elemosine nach dem 16. August
die Notiz: Item in oblacione domini et familie
Bue apud Dansk die sepulture Hans et famuli
sui una cum elemosinis distributis ibidem diver-
sis pauperibus eodem die 3 nobles.
Die Fahrt des Grafen von Danzig nach Kö-
nigsberg und zurück: Aug. 26 Dirschau, Aug.
28 Elbing, Aug. 31 Braunsberg, Sept. 1 Heili-
genbeil, Sept. 2 Königsberg, Sept. 4 Branden-
burg, Sept. 5 Braunsberg, Sept. 6 Elbing, Sept.
7 Dirschau galt offenbar einem Besuche der Or-
densbehörden, bei welcher Gelegenheit in Folge
jenes fatalen Ereignisses der Entschlaft zu Stande
kam von einer Reise gegen die Lithauer ab-
zustehen, dagegen aber, vermuthlich doch um
dem gethanen Gelübde nachzukommen, die weite
27 •
>348
Land« and Seefahrt zn den Johannitern auf Bho*
do8 anzutreten nnd von dort aus zum heiligen
Grabe zu pilgern. Zu diesem Behuf war zn-
nächst ein abermaliger Aufenthalt in dem wohl
bekannten Danzig. erforderlich, der sich an einer
Fülle von Anschaffungen bis zum 23. September
verfolgen läßt. Ein Theil der reisigen Mann-
schaft und der Pferde mit ihrer Ausrüstung und
reichlicher Verpflegung wurde zur See in die
Heimath zurückgeschickt, wofür der deutsche
Schiffer f Ludkyn Drankmaister , magister na?is,
vertragsmäßig 100 Mark englisch erhielt, foL
69* Mit den übrigen machte sich Graf Heinrich
nach gehöriger Yerproviantirung landeinwärts
auf. Dentlidi lassen sich die Spufen verfolgen,
daß Fouriere einige Tage früher vorauf giengen
•um Führer und Gespanne anzunehmen und Qua^
tier zu machen.. Auch für Geleitsbriefe derje-
nigen Landesftirsten, deren Gebiet der Zug be-
rührte, mußte gesorgt werden, wie gleich zu An-
£ang des Pommernherzogs Wartislav VU. , pro
scriptura . et . . sigillacione unius sauveconductos
ducis de Stulpez (Stolp), fol. 16. Mächtigeren
Fürsten wurde- dann auch wohl ein Besuch ab-
gestattet, an ihrer Residenz ein längerer Aufent-
halt genommen, was gelegentlich in deren wirth-
-Bcfaaftliche Zustände erwünschte Ausblicke ge-
stattete Das fernere Itinerar des Grafen selber
aber ergiebt sich aus den verschiedenen Rubrikai
-des Bechnungsbuches folgendermaßen:
Sept. 24 Schöneck, Sept. 25 Polysene, Polessine
(mcht Polzin , sondern Poleschken , drei Meilen
weiter,- wie mir Herr Professor Caro in Breslau
freundlichst angegeben), Sept. 26 Hamerstedes^
-Hammerstein, Sept. 27 Schevebene = Schievd-
bein, wo die Länder des Hauses Luxemburgt
zonächfit das Gebiet des Kurfürsten von Branden-
borg, des jnBgen Markgrafen Sigismund, seit
1387 Königs von Ungern, betreten wnrde, Sept.
28 Drawyngburgk = Dramburg, Sept. 29 Arns-.
walde, Oct. 1 Londesburgh = Landsberg, Oet. 2
Dresse *=: Driesen, Oct. 4 Frankfurt a/0., Oct;
5 Gobin s=3 Guben in der Lausitz, Oct. 6 Tre-
boll :^ Tribel, Oct. 7 Gorlech =;;.Görlita, Oct..
7—9 Zittaw = Zittau, Oct. 10 Nemanoe = Nie-
mes in Böhmen, Oct. 11 Whytwatör = Weiß-
wasser, Oct. 12 Brounslowe, vermuthlich Bunzlau.
Vom 13. bis zum 25. October wird in Prag
Quarti^if genommen, was nicht nur die yielen.
Summen^ mit denen in diesen Tagen die Yev^
pflegung und weitere Ausrüstung bestritten
wurde , sondern namentlich auch Ausgaben für >
kostbare Stoffe und kunstvolle Schmuckgegeu*
stände beweisen, wie sijb in der von Karl IVi
mächtig gehobeneu Hauptstadt seines deutsch-
böhmischen Beichs zu haben waren. Der eng-
lische Fürstensohn hat sich demi auch an dem <
stattlichen Orte, in seinen Heiligthtimern und
den Schlossern der Nachbarschaft fleißig umge-'-
seh^, am 20. und 21. October den Hradschin,
castellum de Prake, foL 66, am folgenaen Tage
den stolzen Bau des verstorbenen Kaisers , den
Karlstein — apud Charlestan ad reliqnii^ inka
castrum 3 nobles^ fol. 65, und in denselben Tai-
gen, wie es scheint, zu wiederholten Malen den
mit Biebard IL von England verschwägerten >
Wenzel , König der Römer . und von Böhmen,
auf seinem Lieblingssitz, dem JagdsQh|;oß Bett^ ^
lern (böhmisch Zebrak), besucht: per 3 dies quo
dominus fnit apud BedelP cum rege Bpemie.;..
pro diversis victualibus cdriandis de Prake us- ;
qae Bedeler fol. 21. Sollte nicht auch Berne,
von wo am 19. urid am 22. October verrechiiet
wird, das ich früher durch Bezno südwefitlipli!
350
Ton Btmzlaa erklären Trollte, wofür Profesior
Caro Benatek, speciell Alt-Benatek vorschlägt,'
ebenso ^t wie Bedell' unr eine abgekürete Form'
für Bettlern sein, wie sie dem Schreiber in die
Feder kam? Es ist bekannt, daß Eönig Wenzel '
in den Bedrängnissen, die er sich bereits Enge-'
zogen, höcht nngem tod seinen Schldsaem nach^
Prag kam*). Unsere Rechniangen denten aber
bestimmt auf mehrfachen Verkehr des Iadcs-
sters mit ihm hin.
Am 26. setzte Graf Heinrich die Reise fort'
and rastete Nachts im Prada (Böhmisch Brod?),.
Oct. 27 in Denchebrod — Dentsch Brod, Ort.
18 in Uisserich := Grofi Meseritsch in Mäbreo,
Oct. 29 erreichte er Bronne := Brunn. Von
hier scheint er am 1. November weiter gesogen
za sein nnd an einem Orte übernachtet zn b:^
ben , der fol. 23 als Wiskirke eingetragen ia^
erreiclite am 2. Drising = Drösing in U^to^
Oesterreich, am 3. Seonekirke, Schönkirchen bei'
Gänsemdorf, nnd am 5. Wien (Wene), wo 4
Tage Aufenthalt genommen wurde. Es ist be-
zeichnend, daß er in längeren Quartieren wie
hier, wie in Brunn nnd besonders aach in Prag
die Herbei^e stets durch seinen Lancaster oder
Mowbray Herold mit seinen Wappenschilden
schmücken lieB, rermotblich mit Rücksicht mV
die Tomehmen Besuche, die ihm erwidert wur-
den. In Wien aber wurde nicht nur mit En-
herzog Aihrecht IH., sondern namentlich ancb'
mit dem jungen Sigismnnd, König von Ungarn,
verkehrt, der damals in den ungarischen nnd
böhmischen Wirren mit Oesterreich znaammen-
hiett, nnd vielleicht jetzt schon die politische
fUrt, ibid. 218. 471.
ÖÖJ.
Verbindang zwischen den Häasern Lancaster nnd
Lnxenbürg angeknüpft, welche später zur Zeit
des Gonstanzer Goncils die höchste Bedentang
gewann, vgl. fol. 26 : Nov. 6. pro batillagio ultra
aqnam iuxta mansionem regis Hungarie, willkom-
men für das bis dahin dürftige Itinerar Sigismunds.
Außerdem aber wurde wieder ein mehrtägiger
Aufenthalt in einer größeren Stadt benutzt um
die Schäden an Geschirr und Fuhrwerk auszu-
bessern, Wagenführer mit ihren Thieren, die von
Danzig aus nicht nur bis Prag und Wien, son-
dern sogar bis Venedig Gontract gemacht zu ha-
ben scheinen , abzulöhnen und für weitere Aus-
nistung und Geleit zu sorgen, wie denn z. B.
ein Schildknappe (scutifer) des Erzherzogs von
Wien bis Venedig mitgieng, pro quodam scuti-
fero ducis Ostricie veniente cum domino de Wene
asque Venis, fol. 72.
Die Weiterreise läßt sich wie bisher an den
einzelnen Stationen verfolgen, die zunächst keine
Schwierigkeit machen, denn die zweifachen Da-
ten finden in dem Vorausziehen der Fouriere
ihre Erklärung. Nov. 8 wird noch aus Wien,
aber auch aus Drossekirke == Traiskirch datirt.
Es folgen Nov. 9 Newkirke = Neunkirchen,
Nov. 9 (11) Mersolech = Mürzzuschlag , der
erste Haltplatz in Steiermark, Nov. 10 Slome-
restowe, auch Stamerestowe geschrieben, das sich
nur mit dem Semering decken wird, 11. Kim-
burgh = Kindberg, 12. Lauban = Leoben,, 13.
(14) Knotilsfel == Knitterfeld, 14. Newmark =
Neumarkt, 14.(15) Roudenburgh (Roweingburgh),
Dach Professor Caro's Meinung Rothenthurm bei
Jndenburg, No. 16. (17) Fresak (nicht Husak)
= Pri8ach in Kärnthen, Nov. 15. (16.) Seintfete
= St. Veit, Nov. 17. (18.) Felkirke (Fellekirke)
= Feldkirch, Nov. 17. (18.) F-" k (Fillawk,
tai
St
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de
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d«
Meerfahrt , von der die' Urkunde doch mehr, als
sieh bei der ersten eiligen Darcbsieht heiraus
bringen ließ, ja^ zam Theil sehr bedeutende An-
gaben bewahrt. Mit Unterstützung der rene-
tianischen Behörden, besonders aber, wie aus-
drücklich hervorgehoben wird, durch die Ver-
mittlung des Johanniter Prior» in England, Jo-
hann von ßadingtoü , der sich in Venedig der
Expedition anschloß, wurden für 2785 Ducaten
die Galeen geheuert, welche den Prinzen nach
Jaffa hin und zurück führen sollten: pro Galeis
domini deVenis' usque portumJaff' et redeundo
Venis' ex convencione cum eis facta per priorem
St. Jobannis Jherosolimitar in Anglia et per
senescalcum föl. 69. Daß sie mit Allem ^ was
die Eeise erforderte, versehen wurden, geht aus
vielen Bechnungen hervor. Der Tag der Aus-^
fahrt hingegen ist nicht verzeichnet , nur ergibt
sich aua der Liste der Opferspenden , daß man
am WeihnaeMstage vor Zara lag: in oblac^ do^
mini apud Jarr' diia natalis doiinini fol. 68. Dar-
auf sind Lissa, Corfu, Modon (Südwestspitze des
Feloponnes) angelaufen, bis man nach Rhodos
kam, wo wieder beträchtlich Proviant an Bord
genommen wurde. Nach der Landung bei Jaffa
(Jaffr^) werden die Einzeichnungen , ohne daß
auch liur ein Datum angegeben wäre, in' der
That sehr einsilbig. Offenbar war dem; Prinzen
nur gestattet in wenigen Tagen als schlichter
Pilger das beilige Grab zu bäsuehen. Ein Esel
wird gemiethet um Lebensmittel, darunter Zie-
gen, Beb, Geflügel, Fisch, Eier, Oel, Wein, Zu-
ckerwasser, Salz nach. Bamah (ßamesyd. i. Bamla,
Arimathia) und Ton dort nach Jerusalem zu
sehaffien" ^ Hier Werden Wäöhskertfen (cander
cer;)^ tmd Wein g^kaufi'föL.SÖ.; 40, . Voi Obla-
tionen keine Spur, wenn nicht fol. .60 sujpßf :
354
momUm auf den Oelbeig'za deuten sein durfte.
Ehinn gieng es anf derselben Straße an die 6a-
leen zorfick, die, nachdem sie einige Nahrnngs*
mittel verladen, nnnmehr nach Gypem steuerten,
wo noch immer ein Lnsignan, Jakob I., ein christ-
liches Königreich beherrschte, dessen Beziehun-
gen zu England seit Richard Löwenherz niemals
ganz abgerissen waren ^). Die Eintragungen be-
zeugen, daß man bei Famagosta an das Land
gieng und Ton dort aus an den Eonigshof nach
Nicosia zog: in expensis domini prioris Sancti
Johannisy domini Otes Graunson et aliorom mi-
litnm et scutiferomm enntium versus regem Gy-
prie de Ffami^ast usque Nikasye ... 19 duc.
foL 40. Baff fol. 42, Paphos auf Gypern, wurde
auf der Weiterfahrt berührt. Ein längerer Auf-
enthalt galt alsdann den Johannitern in Rhodos,
in deren Schloß Graf Heinrich nicht nur den
Reliquien der Kapelle Opfer spendete, sondern
auch wieder sein , seiner Ritter und Knappen
Wappenschilde aufhängen ließ. Viele Lebens-
mittel wurden dort angeschaft, fortan auch wäh-
rend der ganzen Heimreise bis England bestän-
dig fnr einen Le'oparden Sorge getragen, der in
Rhodos vermuthlich dem Prinzen zum Geschenk
gemacht wurde. Die Fahrt gen Westen gieng
durch die Inseln des Archipelagus, berührte Kos
(apud Langon) Polykandro (in Comona, d. i.
Gorogna) und Modon. Im adriatischen Meere
wurde bei Corfa, Ragnsa, Lissa, Zara und Pola
angelegt. Unter den von Graf Heinrich im Spiel
verlorenen Summen sind zwei am 23. und 25.
Februar eingetragen: in galeia, fol. 60.
1) Jacob von Cjpem an Richard IL, Jnli 1393 bei
Haine, Extracts from Northern Registers p. 425 vgl.
Stubbs , The Medieval Eingdoms of Gyprus and Arme-
nia, Two Lectures p. 45.
355
Seit dem 21. März spätestens weilte der
Prinz wieder zu San Giorgio in Venedig, anla
domini apud S. Georgium fol. 44, wo er, wie
es scheint, die Osterzeit nnd beinahe den gan-
zen April verbrachte. Allein er wie seine Die-
ner waren in beständiger Bewegung auf Wasser-
nnd Landwegen um zu sehen und zu kaufen,
darunter namentlich viele kostbare Stoffe, Sara-
met, Seide, Brokat, Pelze, Gold und Silber für
Schmuck und Rüstung. Zwölf Ducaten kosteten
die acht Tafeln, auf welchen der Mowbray He-
rold die Wappenschilde des Herrn und seines
edlen Gefolges in San Marco anheften mußte.
Wiederholt wird über Mestre nach Treviso ge-
fahren, wohin gegen Ende April auch das Haupt-
quartier aufbrach. Aus Nowall = Noale wird
am 28. datirt. Die Städte Padua, Vicenza, Ve-
rona, Lodi (Lauda) Mai 10., Mailand (Melan)
Mai 13, Pavia sind, wenn auch nicht alle vom
Prinzen selber, so doch von seinen Boten be-
sucht worden, fol. 46—48. Am 18. dieses Mo-
nats befand sich der Trupp in Vercelli und er-
reichte noch am selben Tage Chevanx = Chi-
vasso. Am 21. stand man in Turiii wieder am
Eingange in die Alpen, am 22. apud Velayn,
apud Avylan = Avigliana, Ryweleo = Rivoli.
Vom 23. — 25. war Sehusa = Susa Heerlager,
von wo aus der Mont Cenis überstiegen wurde.
Die datirten Stationen in Savoyen, Burgund
nnd Frankreich sind hierauf folgende: Mai 26.
Launcebrogge = Lanslebourg, 27. Fourneworthe,
ein arg verschriebener Name, hinter welchem
Termigeon stecken mag, apud S. Michaelem =
28. Chambore = Chambery, 29. 30. Egebelle =
Aigebelette (nicht Aix les bains), 31. Floren'?
Juni 1 Jan = Yenne, wo der Bhoneflnß, ultra
aquam, überschritten wurde, Juni 2. Basseboa
356
EtossiloQ, 3* Syrombert =» St. Rambert, 4 Pom-
pin«t? 5. Fowntenay? Brom? Bagg' = Bage,
6. Macon, 7. Turnes ss= Tournug, 8. Chalons sur
Saone, 9. Bewn, Beaume = Beaune, 10. Ploreyn?
11. Chance = Chanceaux, 12. Moyvilarbard (Am-
pilly les Bordes?), Chastelon = Chätillon sur
Seine, 13. 14. BereeasBar snrSeioe, 15. Troy»
=s Troyes, 16. Marin = Marigny, !?• Nogent,
18. Province as Provins, 19. Graun tpoiase, .20.
Bricounte Robert = Bri Comte Robert^ 21. Pounfc-
chareton = Charenton, 22. Parys.
Nur wenige Tage Erholung in A^t fraÄzöBi-
schen Hauptstadt waren yergönnt, ddrin gieng
es weiter über Ämiens (Amyas) nach Galais,
von wo am 30. die üeberfahrt nach Dover er*
folgte. Am 1. Juli wurde in Canterbury geo-
pfert und datirt, dann ritt man weiter überSit-
tingbourne und Osprey nach Rocb'ester am 2.,
nach Dartford am 8. Juli. Das letzte Datum
Juli 5 ist aus London. Dort wahrscheinlich er-
folgten auch die Ablöhriungen der Mannschaft
am 13. Juli.
Dies Itinerar, das sich über ein ganzes Jahr
erstreckt, cofrigirt nicht nur weseritfich 'den Be-
richt, welchen ein halbes Jährhundert später
John Capgrave über die zweite Kvexxzfahtt des
Grafen von Derby seinem Liber de illustribus
Henricis p. 99 — 101 eingereiht hat, sondern dient
vor allem als das feste Gerippe für die zahllosen
Ausgaben, Löhne und Preise, die in der seltenen
Urkunde als die statisti^hen Belege für die
Verkehrs- Lebens- und Culturverhältnisse der
Zeit in verschiedenen europäischen und» auÄer-
europäischen Ländern verzeichiiet stehn. Daö Do^
cument dürfte für den Verkehr in den genlianisch-
slavischen Grenzgebieten und die pofitiichen'
Bewegungen dasölbst, die »w dem Jahren 1892/3
Hür dfirftig überliefert mnd, geradezu einzig in
seiner Art sein.
Für den Schatzmeister Richard Kyngeston
war eß wahrlich keine kleine Arbeit die Ausga-
ben, darunter reiche Gaben und Geschenke, in
den verschiedensten Währungen nach englischen
Goldnobeln, preußischer Mark, böhmischen Gro-
schen und Gulden, Gulden von Aragon, venetia-
nischen Scudi und Ducaten, orientalischen Aspern,
grosses siccez, picherons, blanks, impe-
riales zu verrechnen, das Wechsel-Agio richtig
auszugleichen und schließlich in Sterling Münze
genau auf Heller und Pfennig anzuschreiben.
Durch Erlaß des Grafen Heinrich, datirt Leice-
ster den 4. Januar 1394, wurde ihm Decharge
ertheilt.
Zur Nachricht.
von
Faul de Lagarde.
Im Jahre 1860 habe ich in der Vorrede zu
meiner Ausgabe der syrischen Uebersetzung der
Geoponica Mitteilungen über eine ebenso wie die
Ton mir zuerst identificierten Geoponiker In
London damals noch nicht als das was sie
ist erkannte Handschrift der nitrischen Samm-
lung gemacht, welche des Antonius Buch über
die Wissenschaft der Rhetorik enthält, und ich
habe die Herausgabe dieser Handschrift vor Al-
lem im Interesse der syrischen Lexikographie ge-
fordert.
Stücke des dort besprochenen Werkes sind
Von mir dem verstorbenen E. Roediger und
858
Herrn Th. Noeldeke zur Verfügung gestellt woi"
den: siehe die zweite Ausgabe von Roedigers
Chrestomathie V und Nöldekes mandäische Gram-
matik 382.
Danach habe ich einem jüngeren Gelehrten,
welcher mich über die zweckmäßigste Art seine
Stadien einzurichten befragte, geraten, diesen
Antonius ins Auge zu fassen: ich konnte im
Jahre 1871 (man sehe jetzt meine Symmicta 1
85, 33 — 41) ankündigen , daß mein Rat befolgt
worden sei.
Seit ich damals — vor nun schon recht lan-
ger Zeit — meiner Freude darüber Ausdruck
gegeben, daß der wichtige Text werde vorgelegt
werden, hat man von Antonius dem Rhetor nichts
mehr gehört und gesehen.
Nunmehr werde ich ihn selbst ans Licht stel-
len, da ich für mir am Herzen liegende lexi-
kalische und syntaktische Studien ihn nicht
entbehren will. Es handelt sich um zwei Bücher,
das über die Rhetorik — in W, Wrights Ca-
talogae Seite 614 — und das über die Vorse-
hung — ebenda Seite 617. Jenes füllt in mei-
ner Copie 156, dieses 126 Seiten in Quart.
Ich werde mich hüten diese Documente be-
sonders herauszugeben: sie sollen — sorgfaltig
bearbeitet, nicht bloß abgeklatscht — in einer
bibliotbeca syriaca mit vielem andern, teils be-
reits angekündigtem, teils noch nicht angekün-
digtem (wie dem vollständigen aufar eräze) zu-
sammen erscheinen. Der einzige Grund sehr
wider meine Neigung eine Reihe einzelner Bäud-
chen statt eines einzigen Quartanten oder Fo-
lianten in die Welt zu schicken war in den letz-
ten Jahren — vor 1866 lag die Sache anders — der
Wunsch, Privatleuten die AuschafiFung dieser Texte
zu erleichtern: da ich aber nach wie vor mit dem
3S9
Abeaize meiner Drucke auf die groDeu Bibliothek
ken allein angewiesen bleibe^ sehe ich nicht ein,
weshalb ich mir das schwere und undankbare
Geschäft des Herausgebens nicht erleichtern und
es nicht nach meinen Wünschen betreiben soll. Für
syrische Typen werde ich sorgen.
Ein eignes Glossar soll meiner bibliotheca
syriaca beigefügt werden oder ihr folgen: ich will
es so einrichten , daß es als syrisches Ebndwör-
terbuch wird dienen können: es ist bestimmt,
die Kosten der Bibliotheca zu beschafiPen: meine
Sammlungen verkommen zu lassen beabsichtige
ich nicht.
Für meine bibliotheca aegyptiaca bat mir
der Bischof von Durham unlängst Fragmente
der 9fiULdischen Uebersetzung des neuen Testa-
ments zum Geschenke gemacht.
Ich hoffe neben und nach meiner im Drucke
befindlichen Septuaginta diese großen Arbeiten und
eine mit erklärendem Commentare versehene Ge-
sammtausgabe aller unter dem Namen des Clemens
von Rom laufenden Schriften noch zu Ende zu
fuhren. Daß ich den Mut für so große Pläne finde,
danke ich meinen schottischen und englischen
Freunden, welche mir im ablaufenden Jahre die
Mittel zu einer Reise nach Rom, und damit die
Möglichkeit verschafft haben, in etwa 18 Wochen
den Ghisianus R vi 88 = 19 Holmes und den
Yaticanus graecus 880 = 108 Holmes zu ver-
gleichen, beziehungsweise abzuschreiben, und in
Folge davon meine Ausgabe der Septuaginta mit
dem ersten Bande (Symmicta U 147) beginnen
zu können: ich danke es auch den römischen
Gönnern, welche mir in der ewigen Stadt eine
Arbeitszeit geschaffen, wie sie dort in gleicher
Ausdehnung so leicht bisher Niemandem zu Ge-
360
böte gestanden hat: Deutschland wird an Allem
was ich etwa noch leisten mag, völlig unschul-
dig sein. Eine einige Bogen starke Ankändi-
gung und Probe meiner Septnaginta soll um das
neue Jahr herum ausgegeben werden : sie bean-
sprucht auch selbstständigen Wert: mehr als
200 oder 250 Exemplare lasse ich von dieser
Ankündigung nicht abziehen.
Göttingen 2 November 1881.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet diese Veneichnisse sogleich als Sinpf»ii|^aaEeigen aueheB
zu wollen.
Mai 1881.
(Fortsetzung).
Annali di Statistica. YoL 20. 23. 1881.
B. Wolf, Aatconomische Mittbeilungen. LH.
J. Bann, Zeitschrift für Meteorologie, ßd. XVI. Juni.
1881.
AOrOJOllA . . . ^ff SMMANO TBA JPAFO TMH. Athen.
1881.
Hugo Gyld^n, Om banan af en punkt etc.
Bericbtigung.
In Kro. 12 dieser Nacbriciaten, S. 321, Z. 10 ist za
lesen: »des Winterhalbjahrs 1881/82« fttr »des S om-
ni er halbjahrs 1881.«
j t . ■ . '__
F6r die Bedaction verautwortlich: F. Bechid, Director d. Gott. gel. Anf<
Commissions-Verlafi^ der Dieteiich'scfien Yerkigs'Buchhcuidlung.
' IH-Uek ü» DieUricKthen- UHiv.'Buekdfudia-ei {W. iV. JKowAMr).
mt
Sfachrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg- Augusts-Universität
zu Göttingen.
3. December. M 15» 1881.
Königliche fiesellsehaft der VisseMehaftei.
öffentKehe Sitzung am 3. December.
Graf zu Solms-Laubacli: Die Herkunft, Domesti-
cation und Verbreitung des gewöhnlichen Feigenbaums
(Ficns Carica.) (8. Abhandl. Bd. XXVHL)
Pauli: Ueber Jean Eobethon und die Thronfolge des
braunschweigisch-lüneburgischen Hauses in England.
de Lagarde: tJeber die semitischen Namen des Fei-
genbaumes und der Feige.
K. Schering: Beobachtungen im magnetischen Obser*
vatorium. (Vorgelegt von E. Schering.)
Die K. Geeellaehaft der Wiss. war am 3. d.
M. yereammelt, am das Andenken an ihren Stif-
tnngstag zum dreiBigsten Mal im zweiten Jahr-
hundert ihres Bastebens zu feiern. Sie feierte
ihn durch einen Vortrag, der von Hrn. Prof*
Pauli über Jean Robethon und die Thronfolge
des forauusehweigisch • liinebui^schen Hauses in
England gehalten wurde. Nachdem die beiden
anderen Mittheilungen vorgelegt waren, wurde
der folgende Jahreäericht abgestattet:
Die in ihren regelmäßigen Sitzungen gehal-
tenen oder vorgelegten auilahrlicheren Arbeiten
28
308
sind in dem in diesem Jabre heransgegebenen
Bd. XXVII and dem demnäcbst erscheinenden
Bd. XXVIII ihrer » Abbandlaiigen« yeröffentlicht;
die kürzeren Mittheilaogen sind in dem gegen-
wärtigen Jahrgang 1881 dieser »Nachrichten«
enthalten. Das Verzeichniß- derselben findet sich
znr Hälfte in der. Vorrede zum XXVIL, zur Hälfte
in der zum XXVUI. Band der Abhandlangen.
Der lebhafte Tan^chverkekr zwischen der K.
Societät uud den auswärtigen Akademien nnd
anderen wissenschaftlichen Vereinen ist in re-
gelmäßiger Weise fortgesetzt, und noch weiter
ausgedehnt worden, wie aus den in den Näch-
richten erscheinenden Accessionslisten zu erse-
hen ist.
Für die auf den November d. J. von der
physikalischen Glasse gestellte Preisaufgabe über
die Entwicklnngsvorgänge bei den Echinodermen,
ist eine Arbeit mit dem Motto »dunt denique
fines« rechtzeitig und mit Beobachtung der vor-
geschriebenen Bedingungen eingegangen. Es ist
ein Manuscript von 186 Seiten 4^ begleitet von
11 zum Theil farbig ausgeführten Tafeln. In
der Arbeit ist der Versuch gemacht, die Lösung
der Aufgabe in der Weise zu geben, daß die
Entwicklung einer chatacteristischen Art beob-
achtet und dargestellt wurde. Gewählt ist dazu
mit gutem Vorbedacht die Asterina gibbosa
(Forb.) und hieran die Entwicklung vom frisch
abgelegten Ei bis zum 7 Wochen alt^i, die
Stemform besitzenden Thiere untersucht.
Das gesteckte Ziel ist insofern nicht erreicht,
als in der Aufgabe gefordert wurde, daß in diesem
Falle die Anlage sämmtlichet Organsysteme des
ausgebildeten Thieres dargestellt werden sollte,
und in der Arbeit die Anlage des Geschlechts-
apparats nicht behandelt wird: die Untersnohfung
868
mafite abgebrochen werden, ehe die jungen
Thiere die Anlage der Genitalorgane erkennen
ließen. Aach das ist zu bemerken, daß bei der
Besprechung der Anlage des Blntgefäßsystemes
die perihaemalen Räume nicht erwähnt werden,
und mithin nicht zu ersehen ist, welche Auf-
fassung etwa der Verfasser der Arbeit von diesen
Bäumen gewonnen hat. — Daß über das Auf-
treten von PoUbläschen im Beginn der Entwick-
lung Nichts mitgetheilt, der Aufbau desLarven-
leibes aus den Embryonalzellen nicht in allen
Einzelheiten verfolgt wurde, giebt zu einer Aus-
stellung keine Veranlassung , da dieser Theil
der Entwicklungsgeschichte bei der Stellung der
Aufgabe nicht gefordert war; daß der Verfasser
ihn mit herangezogen und bearbeitet hat^ ist
um so dankenswerther , als damit die continuir-
Hche Entwicklung des untersuchten Seesternes
vorgeführt wird. — Die Vorgänge, durch welche
in einer Metamorphose der radiäre Leib der
Asterina sich aufbaut , die Organe sich ent-
wickeln , ist klar und anschaulich beschrieben,
und mit gut gewählten bildlichen Darstellungen
erläutert. Ein sorgfältiges Eingehen auf die
Arbeiten früherer Autoren , eine kritische Zu-
sammenstellung dessen, was von der Entwick-
lungsgeschichte anderer Echinodermen bekannt
war, mit dem neu Beobachteten, und das Be-
streben aus der Fülle der Einzelheiten mit Vor-
sicht das allgemein Gültige hervorzuheben^ geben
der Untersuchung den vollen wissenschaftlichen
Werth. Da mithin das Wesentliche der Auf-
gabe, die Darstellung der Metamorphose, in der
Arbeit geliefert wurde, so sieht die K. Gesell-
schaft der Wissenschaften sich veranlaßt, dem
Verfasser den ausgesetzten Preis zuzuerkennen,
in der Hoffnung, daß derselbe Gelegenheit finden
28*
804
möge, die in der Arbeit befindlichezL , von ihm
selbst hervorgehobenen Lücken auszufüllen.
Bei£röffnuDg des versiegelten, mit dem obi-
gen Motto versehenen Zettels ergab es sich, dafi
der Verfasser dieser Arbeit
Herr Professor Dr. Hubert Ludwig
in Gießen ist.
Für die nächsten 3 Jahre werden von der
K. Societät folgende Preisfragen gestellt:
Für den November 1882 von der mathe-
matischen Glasse (wiederholt):
Wirrend in der heutigen UndulatumS"
theorie des Lichtes neben der Voraussetzung
tnmsversaler Oscillationen der Aetheriheüchen
das mechanische Princip der Coexistenz Mei-
ner Bewegungen zur Erklärung der Polari"
sations- und der Interferenz - Erscheinungen
genügt , reichen diese Unterlagen nickt mehr
aus^ wenn es sich um die Natur des unpolor
risirten oder naiürlichen Lichtes^ oder aber
um den Conflict zunschen WeUenzügen handelt,
welche nicht aus derselben lAchtqudle stammen.
Man hat dem Mangel durch die Voraussetzung
einer sogenannten großen Periode von inner-
halb gewisser Grenzen regelloser Dauer abzu-
helfen gesucht, ohne nähere erfahrungsmäßige
Begründung dieser Hülfsvor Stellung. Die £.
Societät wünscht die Anstellung neuer auf die
Natur des unpolarisirten Lichtstrahls
gerichteter Untersuchungen, welche geeignd
seien, die auf natürliches Licht von beliebiger
ÄbJcunft bezüglichen Vop*stellungen hinsuJiÜioh
ihrer Bestimmtheit denen nahe zu bringen^
welche die Theorie mit den verschiedenen
Arten pölarisirten Lichtes verbindet.
365
Für den November 1883 von der histo-
risch-philologischen Classe:
Die Aramäer haben im Laufe der Zeiten
ihre Grenzen mehrfach verlegen müssen: sie
sind durch Eroberer semitischer und nicht-
semitischer Herkunft in nicht wenigen Gegen-
den um ihre Nationalität gebracht worden.
Die K. Gesellschaft der Wissenschaften
wünscht eine vollständige Uebersicht über die
Veränderungen, welche das aramäische Gebiet
in Hinsicht auf seinen Umfang nach außen
und innen erlitten hat.
Eine Zusammenstellung der Gründe, welche
in Betreff gewisser Landstriche anzunehmen
zwingen oder rathen, daß dieselben von einer
ursprünglich aramäischen Bevölkerung be-
wohnt sind, wird sich nicht ohne Bücksicht
auf die vergleichende Grammatik der semiti-
schen Sprachen und nicht ohne Eingehn auf
die Ortsnamen des zu behandelnden Districts
geben lassen: die K. Gesellschaft der Wis-
senschaften erwartet, daß diese beiden' Ge-
sichtspunkte die leitenden der Untersuchung
sein werden: sie unirde es für außerordent-
lieh nützlich erachten, wenn eine vollstän-
dige Liste aller aaramäischen Ortsnamen als
Anhang zu der verlangten Abhandlung vor^
gelegt würde.
Pfir den November 1884 von der physi-
kalischen Classe:
Die vorhandenen Angaben über die Chloride
wnd Amide des Cyans sind zum Theil so un-
sicher, daß sie der Bestätigung oder der Be-
richtigung bedürfen; die K. Societät verlangt
daker eine auf neue genaue Versuche ge-
gründete Erforschung dieser Verbindungen,
366
Die Concurrenzschriften müssen , mit einem
Motto versehen, vor Ablauf des Septembers
des betreffenden Jahres an die E. Gesellschaft
der Wissenschaften portofrei eingesandt werden,
begleitet von einem versiegelten Zettel, welcher
den Namen und Wohnort des Verfassers enthält
und auswendig mit dem Motto der Schrift ver-
sehen ist.
Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte
Preis beträgt mindestens fünfzig Dncaten.
Die Preisaufgaben der Wede kindischen
Preisstiftung für deutsche Geschichte für den
Verwaltungszeitraum vom 14. März 1876 bis
zum 14. März 1886 finden sich in den »Nach-
richten« 1879 S. 225 veröffentlicht.
Das Directorium der Societät ist zu Michaelis
d. J. von Herrn Obermedicinalrath He nie auf
Herrn Geheimen Hofrath W. Weber überge-
gangen.
Die E. Societät hat wieder einen großen
Verlust zu betrauern, den Tod ihres ordentlichen
Mitgliedes Theodor Benfey. Er starb im
73. Lebensjahre.
Von ihren auswärtigen Mitgliedern und Cor-
respondenten verlor sie durch den Tod:
Sainte-Claire-Deville in Paris im 63J.
H. E. Heine in Halle, im 61. J.
Th. Bergk in Bonn, im 69. J.
. H. L. Ähren s in Hannover, im 72. J.
B. von Dorn in St. Petersburg, im 75. J.
L. von Spengel in München, im 78. J.
J. Bernays in Bonn, im 57. J.
367
Als hiesige ordentliche Mitglieder wur-
den begräBt:
Hr. Adolf von Koenen,
Hr. Ferdinand Frensdorff,
mit dem Wunsche, daß ihr wissenschaftliches
Wirken derE.Societät lange erhalten bleibe, gleich
wie es unserm hochverehrten Senior der mathe-
matischen Glasse , Herrn Geheimen Hofrath W.
Weber, erhalten f^eblieben ist, dessen 50 jähri-
ges Jubiläum', als Mitglied der Societät am 12.
vorigen Monats gefeiert worden ist.
Zu auswärtigen Mitgliedern wurden er-
wählt :
Hr. Julius Weizsäcker in Berlin, (seit
1879 hiesiges ord. Mitglied),
Hr. Adolf Eirchhoff in Berlin, (seit 1865
Corresp.).
Zu Gorrespondenten:
Hr. Franz Bücheier in Bonn,
• Ebr. Georg Hoff mann in Kiel,
Hr. Adrian de Longperier in Paris,
Hr. August Nauck in St. Petersburg.
I
368
I. Ueber die »emi.tisehen Nftmen des
Feigenbaams and der Feige.
IL Astarte.
III. Die syrischen Wörter 1^03 und i^ba.
lY. Das hebräische "^33^.
▼on
Paul de Lagarde.
I.
unser College Graf Herman zn Solms-Lan-
bach hat an mich die Frage gerichtet, wie alt bei
den Semiten die Kenntnis des Feigenbaums und
der Feige sei. Ich beantworte diese Frage öf-
fentlich , weil ich dem Herrn Fragsteller die
Möglichkeit verschaffen möchte , über meine Ant-
wort die Ansicht andrer Personen zn hören, be-
vor er auf sie Folgerungen baut, oder auch nur
von ihr öffentlich Notiz nimmt.
Wer die semitißchen Idiome mit einander ver-
gleichen will, wird wohl tun sich zu erinnern,
daß die Doemmente der israelitischen Sprache
wie sie im Canon vorliegt, von etwa 900 bis
etwa 200 vor Christus reichen , und in den letz-
ten 300 Jahren dieses Zeitraums von Schrift-
stellern herrähren, welche Hebräisch nicht als
Muttersprache redeten, sondern als Gelehrte mehr
oder wenig correct schrieben: daß die Urkunden
des Aramäischen aus wirklich wenigstens einigei-
maBen alten Jahrhunderten recht spärlich und nur
wenig umfassend sind, Urkunden des späteren
Aramäisch in erträglicher Naturwächsigkeit sich
nur aus der zwischen 250 und 900 nach Christus
gelegenen Periode finden, wir von den von mir
in den Beiträgen 79 genannten aramäischen Dia-
lekten nur spärlichste Beste kennen: daA das
Arabische erst um 600 nach Christus uns be-
r
369
kannt zu werden begiiiutt und die EenntBis sei-
ner Dialecte uns so gut wie völlig fehlt. Wor-
aus folgt , daß die vergleichende Grammatik und
Lexikographie der semitischen Zungen nicht so
ohne Weiteres Hebräisches, Aramäisches, Ara-
bisches neben einander verwenden darf: daß eine
völlige oder teilweise Entstellung der zur Ver-
gleichung kommenden Formen und Vokabeln an-
zunehmen unbedenklich ist: daß aus dem Um-
stände, daß Einer der drei Dialekte ein Wort
oder eine Wortform in der uns bekannten Epoche
nicht besitzt, nicht gleich geschlossen werden darf,
daß er das Wort oder die Wortform überhaupt
ni^nals besessen habe: daß zu befürchten steht,
uns liege ein Dialektwort vor, wann ein Wort
einer vorerst allgemein geltenden Begel nicht
gehorsamt.
Der Feigenbaum hat — so scheint es zu-
nächst — auf semitisch, das heißt, in dem den
drei oben genannten Einzelsprachen voraufge-
henden Idiome, ti'n, die Feige balas geheißen:
der Feigenbaum gehörte — so scheint es zu-
nächst — der Urheimat der Semiten an.
Das Arabische wie wir es kennen, besitzt
kein ^^*, sondern nur ^: das Hebräische
für Anfänger kein fficrj, sondern nur die ver-
längerte Form njtjn, Welche freilich statt )»p
in den Wörterbüchern aufgeführt zu werden ei-
gentlich kein Recht hat: das Aramäische bietet
nur ein mit jenem njejn scheinbar identisches,
in Wahrheit eine Entortung desselben darstel-
lendes )Ls)Z.
In p^ für ^ ist der zweite Radic^l nicht
mJ^ A}i{, sonderE Yä — es kann leicht noch
einmal ein arabisches ti*an zum Vorscheine kom-
mep, wie ich hiermit nachgewiesen h^ben will,
370
daß die spanischen Araber das Eorankapitel
mit einem sonst nur in den Glossaren stehen-
den Alif als zweitem Bachstaben kannten, d&
die in Spanien gemachte lateinische Uebersetznng
des Koran die Kapitel regelmäßig azoara nennt — :
in nscjri liegt ein durch das n der Einheit ver-
mehrtes 'jßjn vor (Stade § 311*), welches im spä-
teren Style nicht mehr als das was es ist, er-
kannt wird, sondern trotz der Mehrheit Q^se^n
als Nomen der Form übüj? gilt: ]b)Z ist auf
aramäischem Gebiete für nns unverständlich, da
in den uns zugekommenen Urkunden der Sprache
ein K der Einheit nicht mehr lebt, und das
Wort als Diminutivum zu fassen (6. Hoffmann
Auszüge 111) nicht angeht: im Aramäischen ist
in ]j]Z das weibliche Geschlecht doppelt be-
zeichnet: Herr Nöldeke bucht § 81 unter Ver-
weisung auf § 28 ohne Erklärungsversuch die
Tatsache daß »]1Z Feigem [schreibe *die Feigem]
den Plural U]Z bilde.
Die Bedeutung des ti'n und seiner Eotstel-
Ittugen ist in unsern Texten ebenfalls nicht mehr
durchgängig die ursprüngliche, soferne die Wör-
ter nicht bloß den Feigenbaum, sondern vielfach
schon die Frucht des Feigenbaums, die Feige,
bezeichnen: siehe die Lexica und I. Low ara-
mäische Pflanzeunamen §335.
An der Zusammengehörigkeit von )j|2 ^Kr
^yj zweifelt gleichwohl kein Mensch.
BALAs ist durch ^jJb = f|/Vfi; ii^d das
hebräische Denominativum Dbia ein caprificierei^
der Arnos?, 14 als Arabern, Aethiopiern, Israe-
liten bekannte Vokabel erhärtet: auf aram&i-
371
scbem Gebiete ist balas nicht nachweisbar, kann
aber allerdings in historischen Zeiten, über
welche wir nur nicht unterrichtet sind , dort ver-
loren gegangen sein: ist doch aach im alten
Testamente ein Hauptwort obl Feige nicht vor-
handen.
Es fragt sich nun, ob über die oben in vor-
sichtiger Fassung vorgelegte These hinausgegan-
gen werden muß, das heißt, ob man wirklich
behaupten darf, ti'n und balas seien semitische,
vor der Trennung der Semiten in einzelne Na-
tionen vorhandene Wörter — was eines und das-
selbe wäre mit dem Satze, daß der Feigenbaum
der Urheimat sämmtlicher Semiten angehört
habe — , oder ob die nach dem oben Bemerkten
sich von den Israeliten und Arabern hier schei-
denden Aramäer, ob vielleicht auch die Israeli-
ten den Feigenbaum ursprünglich nicht gekannt,
oder aber die Araber ihn vielleicht nicht ur-
sprünglich besessen, sondern von den Israeliten
erhalten haben — was eines und dasselbe wäre
mit dem Satze, daß der Feigenbaum nicht in
der Urheimat der Semiten gestanden habe^ son-
dern von Einem semitischen Volke zu den an-
dern verbreitet worden sei.
Es kommen hier zwei Lautverschiebungsge-
setze in Betracht, über welche nicht nur keine
abschließende , sondern sogar noch gar keine der
Rede werte Untersuchung angestellt ist: meine
eignen Studien sind noch nicht vorlegbar.
Im allgemeinen gilt als Regel, daß
niedersemitisches oder aramäisches d t 6
im mitteisemitischen oder arabischen d . t
und im hochsemitischen oder hebräischen z s $
lantet.
Es ist dabei zu bedenken was ich 1853 zur
Sache gesagt, und 1877 in meinen Symmicta
372
I 122 wiederiiolt habe — es gibt| auch arsprüng-
]ich z 8 c haltende Stämme — : far Theologen
citiere ich hierzn meine deutschen Schriften 1 223.
Waram zeigen alle drei Dialekte gleichmäftig
T als Anlaat?
Ein semitisches Wort t'n mußte aramäisch
J^, hebräisch i^tt?, arabisch ^^* lauten.
Man hat , und zwar ohne von vergleichender
Grammatik der semitischen Sprache etwas Er-
hebliches zu verstehn, inatin (also auch das
entsprechende arabische und aramäische Wort)
als Ableitung einer Wurzel ^3K angesehen: die
Urheber dieser Etymologie haben an die Gesetze
der Lautverschiebung gar nicht gedacht : sie ha-
ben nicht gemerkt, daß die Gleichung
i^ =r o = n
au£Fällig ist , mindestens darum auffällig ist, weil
ihr die andere Gleichung
i! SS e^ = 123
mit recht weitem Geltungsgebiete zur Seite geht.
Wäre die angegebene Etymologie richtig, so
würde t in unserm Worte Bildungsbuchstabe,
und als solcher regelrecht unverschoben sein.
Ueber das in die Wurzel gedrungene t hat
meines Wissens zuerst S. Bocbart im Hierosoi-
con d 26 einige Worte gesagt: 1846 handelte —
allerdings in wenig genügender Weise — ein Mann,
der ohne Zweifel keine semitische Sprache in
Texten verstanden hat, und doch über semitische
Grammatik und Lexikographie noch jetet mit
Nutzen gehört werden wird , F. Dietrich , in den
Abhandlungen zur hebräischen Grammatik 159-*^
172 über den »Character der nominalen Ablei-
tung mit n« wie über »die formale Verwandtschaf);
der drilten, durch n gebildeten Person de» ¥t%nts
873
mit der nominalen Ableitung durch n« (ich bin
mir schuldig, da mein Auge bei Dietrich auf ein
Citat aus des alten HofPmann syrischer Gram-
matik 240 fällt, Herrn Nöldeke für seine Kritik
ZDM6 33 404 auf das dort zu Findende neben
Symmicta II 100 101 zu verweisen): in Schul-»
Wörterbüchern wird pn auf "«oa, ban und cnn
auf ^a und D73 zurückgeführt, und Herr Lotz
verzeichnet in seinem für mich sehr nützlichen
Werke über die Inschriften »Tiglathpilesers« des
ersten 218 mehr als eine Vokabel, welche in
Analogie einer Ableitung des i^n von "^SM auf-
gefaßt werden muß. Ich wage eine Vermutung.
Durch Herrn Lotz 204 weiß ich, daß auf assy-
risch die Krone agii heißt. Herr Friedrich De-
Utzsch behauptet nun zwar im Buche seines
Schülers und Freundes 78, daß das »seiner Ety-
mologie nach so lange streitige« agii >als Lehn-
wort aus sumerischem agu erwiesene sei. Die
Richtigkeit dieses Satzes mögen die Herren un-
ter sich abmachen: ich habe vermutet, .|j sei
vielleicht kein ursprünglich persisches Wort (die
Armenier lehren, daß es einmal nicht tag,
sondern tag gelautet hat) , sondern verhalte sich
als Erweichung eines wie tapdü tamlu gebildeten
ta*gü zu diesem, wie das vulgärarabische r&s zu
ra's. Daß man bei agü bereits — nur ohne die
Form erklären zu können -^ an Js gedacht, hat
Herr Privatdocent Haupt mir gesagt, als ich
ihm meinen Einfall mitteilte. Der unver-
geßliche und nichts vergessende E. W. Lane
kennt allerdings 322 kein ta^g: aber er kennt
auch kein ti'n, und dies wenigstens ist one Frage
einmal da gewesen. Es ist nur natürlich, daß
die Perser das Wort für Krone denjenigen Völ-
kern entlehnten , welche vor'den Persem höchste
374
Herrschaft besaßen — anch unser Krone ist no-
dentsch •— und ihre Könige unter Krone gehn
hießen, also den Assyriern und Babylouiern.
Mit dieser Etymologie ist endlich meinen Noti-
zen gesammelte Abhandlungen 83 84 Symmicta
I 27, 23 armenische Studien § 834—836 der
letzte Abschluß gegeben.
Ich füge hier beiläufig die Erklärung ein,
daß ich das semitische Imperfectum oder Fu-
turum längst nicht mehr als ein Tempus an-
sehe — es ist, indoceltisch geredet, eine Art
Participium — , und daß ich von diesem Ge-
sichtspunkte ans die semitische Tempuslehre um-
zugestalten vorhabe, welche Arbeit mir S.B. Dri-
vers nun in wohlverdienter zweiter Auflage er-
schienenes Buch sehr erleichtern wird : vergleiche
n^»'' und *n'»«73 im Psalterium Hieronymi 154.
Um die Ableitang des ti'h von "^aN glaublich
zu finden^ und ti'n für ein semitisches Wort
halten zu dürfen, muß man nun aber die Ge-
wißheit haben, daß "«3^ in allen drei Dialekten
wie ]l] nnfit behandelt worden ist, das heißt,
daß das Infectum in allen drei Dialecten yi'nat,
nicht ta'nay gelautet hat. Daß nsK je ns«; =
yiWy gebildet, ist mir zweifelhaft: da die
Sprache zwei nsK besaß — das Isaias 3,26 19,8
zu tre£Pende i(nival^6, und unser Wort — und
daneben ein ns^, dessen Ableitungen denen der
beiden n^^( höchst ähnlich sein mußten, wird
sie nach Kräften auf Differenzierung ausgewesen
sein, nr = ^^ liefert Psalm 74, 8 sa'^a: da
yiWy sich von yIkay nur bei sehr genauem
Sprechen unterscheiden läßt, halte ich von vorne
herein für wahrscheinlich, daß die Hebräer von
unserm ti3K ein später zu T\\\k^ gewordenes n^K;
gebildet haben. Dies beweist mir unumstößlicn
375
t
die Ubevlieferte Vocalisierang des ganz sieber
zu ^3K gehöreudeu Wortes nsjfh: denn das von
allen, mir bekannten Lexikographen bei "^3» un-
tergestellte dnai %lqfiikivov '^'i?X^ leremias 2, 24
ist mir zu bedenklich, als dail ich es benutzen
möchte. Die qcin -Vokale (i^C[n ist ein aramäi-
sches Participium^wie y»p^ und nns) gelten mir
wie meine Schüler wissen, längst nur als eine
Art qeri perpetuum: nach dem unsrer Vocali-
sation zu Grunde liegenden Systeme mußte etwa
Ximär n^n werden: da aber die Ueberlieferung
^amör zu sagen lehrte, was in unserm Systeme
ein Fehler gewesen wäre, verband man die Ue-
berlieferung mit dem Systeme so, daß man zu
dem ^ des Systems das . der Tradition hinzu-
setzte: X9^^^ ^^ lesen ist mithin genau genom-
men so. richtig wie njh^: entweder MJ?]; oder
"^^hN, und entweder x?^^^ ^^^^ X^™^^ ^^^^
Punkt unter dem a. Analog fasse ich n3Mh auf«
Üeberliefert warrtiNPi, welches neben •^t:«'^ und
ähnliches zustellen ist: die Gelehrsamkeit brachte
unter das Aleph dieses seltenen Wortes, wagte
aber nicht den aus fi^^ 7^ ä und danach regel-
recht zu 6 gewordenen überlieferten Vokal der
ersten Sylbe zu ändern.
^cji^ sss ti'n ist mithin im Gebiete des He-
bräischen nicht zu Hause, in welchem ein von
^aM stammendes ^fiin sicher yir^ gesprochen wor-
den wäre.
üeber ein aramäisches N^M3 muß ich schwei-
** *
gen, weil die Wurzel KSfii im aramäischen gar
nicht nachweisbar ist, mithin den Erwägungen
jede tatsächliche Grundlage fehlen würde. In
Betreff des Syrischen genügt es auf Payne Smith
za verweisen: Buxtorfe 184 n^|n&^ hat sogar
Herr J. Levy* 1 15^ als zur vierten von nr ge-
hörig erkannt: liMsifi^ (so ist zu sprechen)* ver-
376
hielt sich zu "»3i« (von »;») genau wie !n«j*)T« zu
•^n*)» (von «*T») — ne«*m» ist der Vertrete/ jes he-
bräischen nnhn — : mit dem Artikel Ann*«
(nicht, wie es Herrn Levy beliebt, «n^Hj^)' wie
tin'^n'ifii. Daß netsiet hier richtig* aufffefaAt
worden , zeigt die Vergleichung der yon Boxtorf
beigebrachten Beläge mit dem Urtexte von Leri-
ticus 25, 14 17, in welchem rrj^irr ass n^^ IV zn
lesen steht : bereits Gesenius 601 ^ hat chaldäisches
"^siK und TiH^')» neben hebräisches T\^^r^ gestellt, so
daß für Herrn J. Levy die Straße gebahnt war.
Als einzige Beweise daf&r, daß die uns be-
schäftigende Wurzel '^3M auch auf wenigstens
nachmals aramäischem Gebiete bekannt war,
sehe ich die durch die Herren Schrader ZDM6
26 290 und Lotz 205^ zu mir gedrungenen assy-
rischen Worter a.na und ina an : meine Muße ist zu
knapp, als daß ich die bei dem unhistorischen Cha-
rakter der schwer zu controllierenden Assyriolo-
gie eigentlich durch die Feindschaften ihrer Tra-
ger nötig gemachte Untersuchung anzustellen
vermöchte, ob ana und ina schon von irgend
jemandem erklärt sind: Herrn Schraders Ver-
such übergehe ich lieber mit Stillschweigen.
Ina »in, mit« ist das Masculinum des nachher
zu besprechenden hebräischen Femininums n»
ss; nDK =3 iNAT, und wurde auf mssaoretisch ]fei
lauten: ana »zu, nach« verhielt sich zur Wurzel
"^s» wie 1^ == 12? in l^f^ zn ^^^ iii meinen
Symmictall 101 — 103 ausreichend besprochenen
•79 SS (^0^1 ^ozu assyrisches adi Sohrader
ZDMG 26 289 Lotz 204 (nicht »entsprechend
hebräischem "^is;«, sondern entsprechend dem
von mir nach der Theorie angesetzten und mm
vielleicht geradezu erwiesenen ttip = f^ßJ^ ^ Ver-
bindungsform nnj = adi) gehört.
877
TiQTULu findet sich in Arabien nur an Einer
Stelle. Xarirt erzählt in durrat algauwag 1 84 (Thor-
beckes), da0 in Arabien der Stamm Bahrä sich der
sogenannten taltalat schuldig machte, das heißt,
daß er den Praeformanten des Imperfectnms den
Vocal I gab. Ich finde Bahrä nicht in Wü-
stenfelds Bakri, auch nicht bei Yäqüt: Ibn
Qntaiba 51, 14 (Wüstenfeld) nennt Bahrä unter
den zu Qu^äa gehörigen Stämmen: Silvestre de
Sacy anthologie grammatieale 149 citiert Ibn
Qutaibas einschlägige Angabe nach Eichhorn.
Folglich ist ti'n kein — im technischen Sinne
dieses Ausdrucks — semitisches Wort.
ti'n von *f3(c herleiten hieße vielmehr bis auf
weiteres den Feigenbaum im Clan Bahrä des Stam-
mes Qu^äa zu Hause glauben. Das Wort ti'k
und darum auch der mit tx'n bezeichnete Fei-
genbaum hat mithin eine ganz bestimmte Hei-
mat in Arabien gehabt, und von da wird das
Wort mit der Sache gewandert sein. Die Bota-
nik wird hier ebenso viel entscheiden können
wie die Philologie. Stellte sich etwa heraus, daß
die Botaniker mir unbekannte und wahrschein-
lich für mich unverständliche Gründe haben, die
Heimat des Feigenbaums irgendwo in Arabien
zu suchen , und daß sie diese Heimat im Gebiete
von QuQaa suchen müssen, so würde die Er-
klärung des Wortes 'j'»n sicher sein, und ihrer-
seits die Vermutungen der Botaniker zur Ge-
wißheit erheben. Qngäa läßt A. Sprenger (Le-
ben und Lehre des Muhammed HI cxxix) »früh
von der SüdOstküste Arabiens gekommen« sein,
und sich [später] am roten Meere und in Idii-
maea niedergelassen haben. Der Bahrästamm
lebte zu Muxammads Zeit nach Sprenger HI 433
in der Ebene Goelesyriens : wo er früher gehaust,
entzieht sich meiner Kenntnis : Geographen mö-
29
87«
gen hier Genaneres Erforschen, wenn anders es
lohnt.
Handelt es ach weiter daram festzuateUeD,
was ein von '>^» stammendes ti'n nr^priinglich
bedeutet habe, so mnB ich nnter Yerweisang
auf meine gesammelten Abhandlungen 98, 6 — 11
ablehnen, an dieser Feststellung mkk anders als
unter allen Vorbehalten zu beteiligen. So alt-
modisch ich bin, reiche ich doch nicht in die Zeit
der Sprachbildung, namentlich nicht in die Z^t
der Bildung der mir innerlich fremden semitischen
Sprachen hinauf: einen Feigenbaum habe ich
niemals beobachtet , so daß ich wissen könnte,
was an seiner Entwiokeluog charakteristisch ist^
also zur Namengebung Veranlassung geboten
haben kann. Man muß weit moderner sein, als
ich bin , um hier, mitsprechen zu dürfen.
Ich verlange mir ab, die Beispiele nach
Schocken zu besitzen , in denen ein Wort vor-
kommt, bevor ich ihm eine Etymologie ver-
suche, deren Anname ich fordere: für ^\ I Be-
fert mir Silvestres de Sacy Register aus Xariri
143, 10 den Satz
=: ist es nicht 2feit fnv dich [alten Kerl] der
Lüderlichkeit dich zu enthalten?, und Freytags
Register zur Xamäsa aus dieser 455, 9 den andern
= es ist Zeit für mich unterzugehn: dazQ
kommt die aus W^illmet bekannte Stelle des
Koran 55, 44
o" r^ c:^^. ""«^ p^^
SF sie wandern einher zwischen ihr (der Gahannam)
und zwischen [die Siedehitze] erreichendem Ba<*
dewasser •*> vergleiche Zamaxsaris ka^f 1437, 1
(woher A. Springer Leben und> Lehre des Mo-
m
hammed 11 221 die üebersetznng bald werden
sie sich diesem^ bald stinkendem Eiter nahn hat,
weiß ich nieht: Marracci 694** drcuibunt inter
eum et aquam fervidam caUdissimam: Rodwell 72
to and fro shßU they pass between it and the
bailvng waier).
Bekannt ist eine andere Eoranstelle (33, 53)
weil Lane sie 118 übersetzt hat: not waiting
wr watching for üs becoming thoroughly cooJcedj
or for its cooMng becoming finished. Damit bin
ich am Ende. Mit einer Brille aus so elendem
Fensterglase vor meinen blöden Augen sehe ich
nicht über vier oder fünf Jahrtausende hinweg:
in jener grauen Vorzeit erkenuen nur Leute etwas,
welche noch blinder sind als ich.
Dazu jedoch genügen auch die wenigen vorge-
legten Fälle, die Deutung des naKn — das übrigens
gar nicht zuerst die Frucht, sondern zuerst den
Baum bezeichnet — als »die frühreife Frucht,
von ^1 [dies ist eine dritte Person PerfectiJ zei-
tig sein [dies ist ein Infinitiv], Üt tempus oppor-
tunum« abzuweisen. Was heißt »zeitig sein«?
»Zeitige, das heißt am Ende ihrer Entwickelung,
an dem Punkte angelangt, wo es mit ihr berg-ab
geht, ist jede reife Frucht, die, welche im März,
wie die, welche im November genießbar wird:
es ist also nicht begreifbar wie die Erfinder ei-
ner feinen Sprache gerade den Feigenbaum mit
einem Namen genannt haben sollen, der jedem
Obstbaume zustand, ^t bedeutet aber gar nicht
er (Masculinum) war zeitig, sondern es (Neu-
trum) war Zeit, es kam nahe.
Für das Hauptwort »bt genügen aus der von
Thomas van Erpen 1616 herausgegebenen Ue-
bersetzmig des neuen Testaments (der zu Grunde
29*
380
liegeDde Codex ist 1342 in Ober-Aegjpten ge-
schrieben) folgende Stellen: Corinth. ^ 6, 6 6a-
lat. 5, 22 Ephes. 4, 2 Coloss. 1, 11 3, 12 Ti-
moth. a 1, 16 ß 3, 10 4, 2 Hebr. 6, 12 — in
denen sbl für fAaxgo^v/Ala steht : vergleiche ebenda
.»yt »lit (JhaxQO&vfAia Rom. 2, 4. In der von mir
wiederholten Version des Psalters in der Pari-
ser Polyglotte ist ftaxQÖ^Vfiog »WJ j^^ qß 8,
»W! ^c nff 15, 8b^5 vk^ ^f*^ 8: Scialacs
Text , den ich ja ebenfalls abgedruckt habe, gibt
(AaxQO^vfiog durch ^^J^ oder nli^t jj^ Ttslh Qfjtd 8.
Ich erwäne Xamasa 317, 15
»zu unsern Eigenschaften gehört Langmut, und
manche Leute meinen daß wir träge seien , al-
lein in unsrer Trägheit ist Schnelligkeit«, weil
Tabrfzi dort /^Jl »l^^l glossiert, und ich gerne
daraus Pfßtxxa [noXXij] vnofiov^ der alten Ver-
zeichnisse (meine Oiaomastica sacra 179, 26 197, 29
griechisch , und [muUä] patimtia bei Hieronymus
ebenda 9, 23 74, 29 81, 16) erläutern und er-
wänen mochte, daß Tourneboeufs Ausgabe des
Philo (daß das Psßexxa vnofAOV^ auf Philo ruhe,
bemerkte Siegfried 368) den Namen — ich
denke stehend — Psßexaj nicht Psßsxxa schreibt:
77, 40 Psßexa imfAOPti Twr xaXmv : 88, 31 Ps-
ßsxa ^ vnotkovfis vergleiche 111, 32 287, 32:
291, 35 vnoikov^ Psßexa: 300, 32 nur der Name
Psßsxa: 308, 24 smi^ov^ Peßsxa: 310, 29 Ps-
ßsxtt ff irnfAOvij. Bestätigen die Handschriften
der nicht interpolierten Familie (J. G. Müller
Philos Buch von der Weltschöpfung, Einleitung)
diese Schreibung, so hat das mit dem im syrischen
bei I. D. Michaelis 874 nicht belegten )xLd9 ver-
381
wandte äa^ (die Form Fsßsnnu hat noch nie-
mand seiner Verwnnderung wert gehalten) sein
rif- oder rib so in rebe- umgesetzt, wie das in-
dische ^ in der nnter semitischen Einflüssen
(Lagarde Beiträge 63) entstandenen , und darum
von reinen Indoceltisten für die Lautlehre kaum
mit voller Sicherheit zu untersuchenden soge-
nannten bactrischen Schrift (nicht Sprache, denn
wie kein a^ aai, ao aa, haben die Glassiker
auch kein bqs aus Persien oder Bactrien überlie-
fert, Lagarde Symmicta 1 44, 44) in ere:kere ver-
hält sich zu kar genau wie nsa zu gabr: ich
frage endlich auch einmal öffentlich, zu welcher
Zeit man — in der Gantillation —
ftir J = .,
zwei kleine päTa/ für Ein großes päxax zu schrei-
ben anfieng. Vergleiche noch jj (4^yi* lo^ 7, 16
in meinen beiden Uebersetzungen = tpa (Aaugo-
&v§$ijcfigj womit wir wieder bei Hbt = /ä9«
Tabrizis angelangt wären.
Die Deutung dieses Hbt gibt Tabrtzi zu Xa-
mäsa 600, 9 : sbl steht für sb^ , und hat mit der
Wurzel, von welcher ich oben ^^ abgeleitet,
nichts zu schaffen : in ^UumI und ähnlichem liegt
ebenfalls ein üebertritt des ^^ in ^1 vor.
Vermuten läßt sich aber — ich kehre nach
der Abschweifung zur Sache zurück — über die
Urbedeutung des Wortes ^^ doch etwas: ich
sage Vermuten.
Von jener Wurzel "^SM leitet sich nach Gesenius
thesaurus 167* Olshausen §223f. Böttcher §513
(Ende) Stade § 377^ die sogenannte Praeposition
382
n« mit ab : ich habe die Giiftte trotzdem daft die
Ableitung die landläufige ist, also Gitate eigent-
lich unnütz sind , gehäuft, um nicht wegen einer
allgemein geltenden Ansicht, wenn ihr letzter Ver-
treter irgendwem nicht paßt, allein abgekanzelt zu
werden. r\»= nsK enthält dieselben Elemente wie
•j«r, die Urform des Wortes ^js^ : nur ist jenes reines
Nomen, dieses eine halbparticipiale Yerbalform:
die Bedeutung der beiden muß im Wesentlichen
die gleiche sein. Ich wage i^n als den Baum
zu deuten, welcher nur durch »Zugesellang«
reife Früchte trägt. Aristoteles berichtet tisqI
%ä CtSa latOQifov € 32 ol igireol ol iv loXq iQ^
viotg ixovcft tovg xalovfkipovg ^f va^. yivs%a&' ds
tovvo ngwTOv axmXijxiov, sba TUQtQgayiyvog %ov
d^Qf^atog iitniuxah tovto synatah,nmv o tp^v, xal
stüdvetat etg td twv avxwy ig^vä^ xal dtct am-
Ikdtfav nout fA^ dnoninxtifV tot igträ' dt o tu-
Qidnvovai t€ (das konnte zur Not ^tt^ übersetzt
werden) td igtvä ngog tag avxag ol yeaogyoi, xal
(fv%Bvov(S^ nXfjaiav taXg (Wxatg igkveovg. Am mei-
st«en von allen Obstbäumen werfen (Jv*^ »ai
(fotPi^ (erzählt Theophrast /} 8, 1) die Fruchte
unreif ab , und zwar tut der Feigenbaum dies
in einigen Gegenden weniger oder gar nicht, in
andern häufig: auch die Windrichtung, die Bo-
denbeschaffenheit, die Sorte sind für Reifen oder
Nicht-Reifen der Feigen maßgebend : ngdg ä tuü
%äg ßofi&eiag ^fjtov€f$v * äd-sv ual i ig^vaCikog, ht
yäg tmv sTuxgeyitaikivfAV igtvwv tpi^vsg ixdv6fkßyo&
xats<i&i(n)(Sk xal dtslgovat tag xogv(pdg. Bei Pli-
nius $€ 79 (oder 21 oder 18 Ende) heißt es von
der Feige: admirabilis est pomi huiusce festinatio
unius in cunctis ad maturitatem properantis arte
naturae. capriflcus vocatur e silvestri genere
ficus numquam maturescens, sed quod ipsa non
habet aliis tribuens .... culices parit : hi frau-
383
dati aliaiento in matre ad cognatam ?olatit,
morsaque ficorum crebro .... aperientes ora ea^
rum, ita penetrantes intus solem primo secum
indncnnt oerealisqne auras iminittunt foribus
adapertis , mox lacteam umorem .... absnmnut
.... ideoqne ficetis oaprificus permittitar ad ra-
tionem venti, ut flatus evolantis in ficos ferat.
iude repertnm, ut inlatae quoque aliunde et in-
ter se conligatae inicerentar fico. Vergleiche
dazu Geoponica 10, 48 cvxij ovx änoßdXXsh %dv
uagnov , idv CvxdfAtva Xaßmv XQ^^Ü^ Tavtf^g to
CtäXsxog. ofAoioog .... iäv Slvpd'ovg ai%^ nsqhd-
^fjg' S^ uv€g etg Sxaatov xkddov iyxsVTgiCov-
(X§p [verderbter Text, lies Niclas], Iva fAr »av
ixa&tov ivkttvtdv Big tovto daxolcavtat. Darf
man ^y/ui erklären aj ^ U das womit gebaut
wirdy so darf man auch ^^ aufpassen als
aI ^t U das dem [zu seinem Gedeihen] entgegen-
gehraeht wird.
Ich komme hier noch einmal auf das oben
bereits erwänte hebräische rrjÄh zrarück. Wir
finden diese Vokabel nur Einmal im Buche der
Richter 14, 4 löptiTa »in nDNn == er sucht einen
Vorwand, eine Gelegenheit. Dies rtiNn = ta'nat,
welches mir als die israelitische Gestalt des
qu^äischen h'kat gilt, erlaubt vielleicht den
Feigenbaum als den zu verstehn, welcher eine
Gelegenheit, einen Vorwand bedarf, um seine
Fruchte zu reifen oder sie zu erhalten.
Zum Schlüsse dieser Erörterungen will ich
noch auf den vielleicht einmal etwas zu bedeu-
ten bestimmten Umstand hinweisen, daß der
Clan Bahra, in dessen zuerst in Südost Arabien
belegenen Sitzen ich die Heimat des Feigenbaums
suche, ursprünglich Bahrän geheißen hat: P.
de Lagarde armenische Studien § 1088: unsei^
384
unlängst von uns an Bernhards von Dorn Stelle
berufener College Georg Hoffmann hat ZDMG
32 743 (die Dissertationen zweier meiner Schü-
ler anzeigend) das dort Geschriebene leider nicht
berücksichtigt.
Wende in mich nun zu jjJb flAfll *^^^>
so scheint — ich bitte wohlwollende , gewissen-
hafte und kenntnisreiche Kritiker nicht zu über-
sehen, daß ich von Scheinen rede — so scheint
mir erstens die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
daß diese im Semitischen sonderbare Vokabel
gar nicht ursprünglich semitisch, sondern indisch
sei — es ist zur Zeit in Gottingen niemand, der
die indischen Dialecte verstände—, so scheint mir
zweitens die Gleichung ^^ = zu erweisen, daß
oba kein einheimisch israelitisches Wort ist.
Ich habe in den Symmicta I 114, 1 darauf
hingewiesen, daß o anfönglich $ gewesen sei,
wobei man — ich vermeide abermals einem Ge-
rechten in die Hände zu fallen — ohne Scha-
den an seiner Seele zu leiden immerhin würde
annemen dürfen , daß ich die Geschichte des
griechischen $ kenne: ich citiere gleichwohl A.
Eircfahoffs Studien zur Geschichte des griechi-
schen Alphabets 1, allerdings nur nach der zwei-
ten Auflage, da ich nur diese besitze und die,
wenn ich mich recht erinnere^ erschienene dritte
im Augenblicke nicht erlangen kann.
Eine in den Monatsberichten der berliner Aka-
demie veröffentlichte Abhandlung des Herrn E.
Schrader über die semitischen Zischlaute habe ich,
wie bei den hiesigen Einrichtungen selbstverständ-
lich ist, nicht gesehen, als sie erschien: während
ich diesen Aufsatz schreibe, sind die letzten Jahr-
gänge jener Monatsberichte auf unserer Biblio-
thek allesammt verliehen, und ich habe den viel
385
geplagten Herrn Gnstodeu nicht die Mobe ma-
chen mögen sie einzufordern. Herr Priyatdo-
cent Haupt besitzt jene Abhandlung des Herrn
Schrader nicht: über ihren Inhalt habe ich nichts
erfahren können. Ich begnüge mich also damit,
ihr Dasein zu erwähnen.
Ein Urteil über das Verhältnis der semiti-
schen Zischlaute zu einander hat nur der Ver-
fasser eines hebräischeu Wurzel Wörterbuchs : ich
bekenne mich schuldig, seit 1850 für ein sol-
ches zu denken und zu sammeln , stelle aber^
bis das andere der oben erwähnten Lautgesetze
völlig fest stehn wird, hier nur folgende Tat-
sachen zur Erwägung.
Noch jetzt schwankt im Arabischen der Ge-
brauch von s und s, worüber H. L. Fleischer
dissertatio de glossis Habichtianis (ein schon in
den Symmicta I 95, 27 empfohlenes Buch) 58
W. Spitta Grammatik des arabischen Vulgär-
dialekts von Aegypten 18 G. A. Wallin ZDMG
9 60 (kommt für o == $ ganz besonders in Be-
tracht, was Wallin nicht bedacht hat), und er-
klärend zu des letzteren nach Sacy geschriebe-
nen Mitteilungen S. de Sacy anthologie gram-
maticale 267 wenigstens Einiges beibringen. Be-
vor nicht aus den arabischen Grammatikern
— den originalen , nicht den copierenden — al-
las Einschlägige über den Gebrauch der Dia-
lekte gesammelt, und bevor nicht festgestellt ist,
wie sich die Schriftsprache zu den Dialekten
verhält — etwa das vulgär - Armenische ist in
vielem wie in dem nachschlagenden e, das we-
nigstens oft Best einer verloren gegangenen En-
dung ist, ursprünglicher als das Schrift; -Arme-
nische, und von semitischen Vulgärdialekten kann
dasselbe gelten was vom vulgär- Armenischen gilt — ,
wird man gut ^ tun, nicht zu dreist aufzutreten.
386
VorMlafig ist mein Ergebnis das^ daB r^el-
recht D einem j^ entspricht, nnd daß es mit al«
len Wörtern, in denen diese Gleichung sich
als nicht gültig erweist, eine, von Fall zn Fall
zu erörternde, besondere Bewandnid hat. Mehr
zu sagen verbietet der mir jetzt zugemessene
Raum, und verbietet mein Septnagintadrack :
ich eitlere nur als von ferne hergehörig Semi-
tica I 50. Ich kann Dbti nur dann zu ^jmJj
stellen lassen, zu welchem es ohne Frage gehört,
wenn Db:a nicht ursprünglich israelitisch, son-
dern entlehnt ist. Das würde zu dem über
^l3Mn Ermittelten stimmen.
Noch anhangsweiselöin Wort über einige indo-
celtische Wörter, welche die Feige und den Fei-
genbaum bezeichnen.
Da neben avxov ein tvxov hergeht, neben
avx^ ein tv«^' (Stephanus VII 2569 1017) bin ich
1854 in meinem Hefte zur Urgeschichte der Ar-
menier 820 auf den Einfall gekommen, das ar-
menische ^ov^ Feige mit %v*op = dvxoy zusam-
menzustellen : &^p^ Feigenbaum zeigt die in mei-
nen Beiträgen zar bactriscben Lexicographie 15,
13 behandelten Bildungssylbe, beweist aucn nicht^
daß ov jenes ^oi;^ kurz war: wie ein persisches
möz neben ßavxig steht, könnte auch ein arme-
nisches ^ovt neben rt/xov stehn, allein der An-
laut macht mir Bedenken , über den ich zu wenig
weiß , um mich bindend erklären zu dürfen : ich
möchte jezt widerraten',^ i^ot;f für mit tvxoy =
avxov verwandt zn halten, da das armenische ^
recht oft auf Entlehnung des Wortes weist, in
welchem es vorkommt, und da, falls die Feige aus
dem Südosten nach Griechenland eingewandert
ist, iJvxov selbst kein ursprünglich hellenisches
Wort, mithin mit einem armenischen Worte
auch nicht urverwandt seitl käiin: eSn ^^rsücl
387
av^v tvxop {tvnop ist yielieicht ein Pseudodo-
rismus) aas deu helleuisclieii Dialekten za er-
klären ist meines Wissens noch nicht gemacht:
das gotische smakka, das mit diesem zusammen
gehörende altslavische smokwa Feige (dazu etwa
das plattdeutsche Sehmackeduzchen?) sind wohl
noch ebenso dunkel wie — das verwandte ? — üvuoy.
Wer ein Wissen um die älteste Geschichte
des Menschengeschlechtes erwerben will, muß
mit kleinsten Quadraten zu rechnen verstehn.
Ob er richtig gerechnet, wird er selbst nicht
entscheiden dürfen und mögen: wer ihm nach-
zurechnen sich anschickt, hat seine eigne Mei-
sterschaft in jenem Rechnen selbst zu erhärten,
aber auch das Dasein der für seine Ausübung
derselben notwendigen Vorbedingungen nachzu-
weisen. Es ist hergebracht, die älteste Zeit
unserer Geschichte einfachen Wilden zuzuweisen,
welche je nach Bedarf Jäger, Hirten oder Acker-
bauer gewesen sind: man vergißt diesen einfa-
chen Wilden, daß sie auch die Sprachen gebil-
det haben mußten, deren Tiefsinn ihren Schöp-
fern andere Gedanken- und Empfinduogscentren
nachweist als Zoten — die Religion ist nicht
auf der Bierbank beim zehnten Seidel zur Welt
gekommen, und gesunde Menschen haben trotz
der modernsten mythologischen Wissenschaft,
wann sie Feuer anrieben , gewiß nicht an Vor-
gänge des Geschlechtslebens gedacht — , andre
Gedanken und Empfindungscentren auch als den
Regen , den Sonnenaufgang und den unsern gro-
ßen Männern zufolge in der Urzeit wie eine
Morgenzeitung regelmäßig auftretenden und
wichtigen Blitz : der sogenannte einfache Mensch
kümmert sich um Naturerscheinungen gar
nicht, falls sie nicht in sein praktisches Le-
ben eingreifen. Mir steht zweifellos fest, daß
388
in der ältesten Zeit auch auf dem Gebiete des
Geistes die Ekliptik sich mit Einem Schlage
einmal geändert hat, daß ein großer Fall ein-
getreten ist, von dem aller edlen Volker Erin-
nerangen wissen , and der allein die tatsächlich
vorhandnen Znstände erklärt: mir steht aaeh
fest, daß Religion nrspruDglich Ethos — ich
sage nicht Ethik — , nicht Physik war, wie sie
jetzt Ethos — ich sage abermals nicht : Ethik —
und nicht Dogmatik ist. Daher suche ich in
allem Aeltesten ethischen Sinn, und wo ich ihn
nicht finde y bekenne ich lieber meine Unwis-
senheit, als daß ich zu den Zumutungen der
herrschenden Schule meine Zuflucht nehme. Das
nachher anzuführende Buch Kuhns zum Beispiel
ist in meinen Augen allerdings völlig unwider-
leglich, denn es wendet sich nur an den Glau-
ben, gegen den man bekanntlich mit Gründen
nichts ausrichtet, aber für mich auch völlig un-
beweisend. Wenn etwa nivQa Fels^ für das man
bisjetzt vergeblich nach einem Etymon gesncht
habe, 178 als auf das nächste mit msqiv und
dem neuhochdeutschen Feder verwandt erklärt
wird, und wie das indische patarä geflügelt,
fliegend, im Fluge durchschreitend bedeuten soll,
da die Begriffe Wolke und Berg, Wolke imd
Felsen in einander übergehn, so kann ich dies
nur Dogmatik nennen, nicht Wissenschaft: was
würde mir begegnen, wenn ich derartiges be-
hauptete?
Dies mußte ich voranschicken, um was ich
noch vorzutragen habe, in das rechte Licht zu
rücken. Ich greife über die Scheidung der In-
docelten und Semiten hinüber, und weiß ganz
klar, daß ich dies tue.
A. Kuhn hat in der von ihm und Th. Auf-
recht herausgegebenen Zeitschrift für verglei-
389
cheude Sprachforschung 1 439—470 einen Aufsatz
Saranyü[8] *EQ$PVvg drucken lassen , aus welchem
ich nicht viel mehr für beständig halte als die
Gleichung der üeberschrift, die Bemerkung, daß
i(l$y€dg »dem ein sanskritisches säranyava ent-
sprechen würde« — ä = «? — mit 'EQtPrvg
nahe verwandt sei, und den Nachweis, daß
saranyu herbeieilend bedeute. DieErinnyeu sind
nach meiner Deutung diejenigen, welche niemals
fehlen wo eine Schuld ist, die auf jedes Aas
stoßenden Raubvögel. Ich muß dieser Abhand-
lang Kuhns hier darum gedenken, weil iQt-
vsig ujüder Feigenbaum mir eine Bestätigung
meiner Deutung des ^^ zu bieten scheint. Der
igtvsog ist der Baum, mit welchem die zamen
Feigenbäume nach den oben aus Aristoteles,
Theophrast, Plinius, den Geoponikern ausgeho-
benen Stellen in nutzenstiftende Verbindung tre-
ten: ich denke mir, er habe so gebeißen, weil
seine Sendboten (er ist männlich) auf die weib-
liche cv*^ loseilen. Der Name wäre also von
derselben Tatsache aus gegeben, welche das
Wort ^y/j der Baum, dem man mit etwas kom-
men muß hat bilden heißen.
In A. Kuhns Buche über die Herkunft des
Feuers und des Göttertranks wird 103 eine län-
gere , in ihren Einzelheiten nur ^it großer Vor-
sicht zu benutzende Auseinandersetzung dahin
zusammengefaßt — ich muß den Styl Kuhns
ein wenig ändern — , daß Griechen, Römer und
Inder bei der Wahl der zum Feuerzünden ge-
brauchten Hölzer ganz besonders diejenigen Ge-
wächse ausgesucht haben, welche schon die Na-
tur miteinander vereinigt hatte, Schlingpflanzen
und Schmarotzergewächse , und die Bäume, wel-
che von diesen Schlingpflanzen und Schmarotzer-
890
gewachsen als Stützen erwiüilt za werden pfle^
gen. Ans dem Verhältnisse des indisoben a^-
yattha znr 9ami werden dann bekanntlich tob
Kuhn weitgehende Folgerungen abgeleitet, welche
za billigen ich ablehnen mnß. Es freut mieh
auf die Warnungen H. D. Müllers rerweisen au
können , welche in dessen Mythologie der grie-
chischen Stämme II 219—250 nachgelesen sn
haben Niemanden gereuen wird, der den Mtith
besitzt, mitten unter der mythologischen Dog-
matik der Schulen der Wahrheit selbst nüchtern
nachzuforscheu. Soviel aber glaube ich, nnd
zwar ohne und gegen Kuhn, als richtig anse-
hen zu dürfen , daß Gewächse , welche in den-
selben oder ähnlichen Beziehungen stehn wie
der a9yattha und die $ami, leicht symbolisehe
Bedeutung erhalten, oder aber, daß vor aller
Geschichte eine ethische Idee durch sie zum
Verständnisae gekommen ist. Noch Goethe sah
nach einem seiner bekanntesten Aussprüche
Ideen, während für Schiller die Idee sein Leben
lang unsichtbar geblieben ist: Newton sah sein
— soviel ich weiß, bis heute noch unbewiese-
nes, gleich wol als gültig anerkanntes — Fall-
gesetz: ich meine, wirklich große Mathematiker
sehen noch heute die abstraktesten Wahrheiten
lange ehe sie dieselben irgendwie den Kleinen
durch Erubh aufzwingen können : warum sollte
man nicht annehmen dürfen , daß auch das Ye^
hältnis des igtpeog zur <fvu^ Urvätern die Salse
klar gemacht hat, daß jidvug i9«cSli^ %a%iwHf
äy&gconot und daß naaa dotng d^a^^ nal näf
äüüQtjfMa %iX€iOV dem Menschen aus der Ferne
kommt? Es würde sich so erklären, wie der
Feigenbaum — ganz wie die Palme, deren Liebe
ja viel besungen ist — eine Bedeutung für die
lleligion, den Cultus hat erhalten könneiju Wi
bitte zu yergleieheB was ich in deu Beiträgen
znr baetrischen Lexikographie 28 über gaomaeKa
vermutat habe«
ELi^an wird sich vielleicht eine Erklärung
des Verees Genesis 3, 7 knüpfen dürfen.
Knobel bemerkt »Da die Blätter des gewöbn-
lidien Feigenbaums sich für diesen Zweck [Schür-
zen aus ihnen zu nähen] wenig eignen, so verstehn
manche . . . den . . . Paradiesesfeigenbaum, Pisang,
Banane, Musa genannt [Lassen indische Alter-
tumskunde * I 307] als eine Art Feigen-
baum kam er zur Kunde des Erzählers, der
auch andere indische Erzeugnisse kennt. Schwer-
lieh aber hatte er [nämlich nicht der Feigen-
baum, sondern der Erzähler Lagarde] Kenntnis
von der wahren Größe der oft bis 10 Fuß lan-
gen Blätter, da er ein Zusammennähen erwähnt.«
Herr Dillmann wiederholt dies one Zusatz: für
unsern Herrn Fragsteiler will ich dazu setzen,
daß die jüdische Orthodoxie den Adam 200,
n^oh dem Falle 100 Ellen hoch sein läßt (Ei-
seamenger 821), für welche Größe zebnfüßige
Blätter freilich angemessen gewesen sein würden.
Auf der Insel Ceylon traf Ihn Ba6ü6a 4 181
eine Stapfe Adams, welche eilf Spannen groß
war. Das sieht allerdings nach zehn Fuß lan-
gen Schürzenblättern aus.
Herr Franz Delitzsch* 144: »Dem Wortlaute
nach von ficus carica, vielleicht aber, da die
gewöhnlichen Feigenblätter keine straffen Fasern
haben und zu weich sind, Pisang- oder Bana-
nenlanb von musa paradisiaca , obwohl dieser so-
genapnte Paradiesfeigenbaum mit seinen großen
Blättern und saftigen Früchten, botanisch ange-
sehen, keine Feigenart ist, und, wie auch die
^oßblätterigen Feigenarten, seine Heimat in In-
dien hat.« Feigenbaum bedeutet also auch hier
392
einen Baam, der kein Feigenbaum ist, anch
nicht von ferne wie ein Feigenbanm aussieht.
Herr C. Fr. KeiP 60: >rt3«n bedeutet überall
nur den Feigenbaum, nicht den Pisang, musa pa-
radisiaca, die indische Banane mit Blättern von
12 Fuß Länge und 2 Fuß Breite , die sie nicht
hätten zusammenzunähen brauchen. c Diesem Er-
klärer ist also sicher Adam so klein wie wir
alle sind: und ihm wenigstens ist ein Kalb ein
Kalb.
Einige der älteren Ausleger stehn höher als
diese neuem , weil sie eine Beligionsurkunde als
solche auslegen , wenn sie auch in der Art der
Deutung irre gehn, andre ältere tiefer als die
neuern, weil sie, den Feigenbaum aus eigner An-
schauung kennend, die Schwierigkeit totschwei-
gen. Philo behandelt die Sache in seinen nur in
armenischer Uebersetzung erhaltnen twt^ iv Fe-
piüet Cv^ijfMitMr xal Ivtfct^y ßißkot d in a 41 der
Ausgabe Ankers vom Jahre 1826 spaßhaft ge-
nug, aber zu lang, als * daß ich seine Deutung
hersetzen möchte. Hippolytus in der Catene
des Nicephorus I 87^ (die Stelle fehlt schmäh-
licher Weise in meiner überhasteten Ausgabe
dieses Vaters Seite 125) läßt die Feigenblätter
Symbole der Sünde sein: ein auf die Haut ge-
brachtes Feigenblatt verursache Jucken: Adam
habe sich also selbst die Zukunft geweißagt:
geistiges Jucken = Sündenbewußtsein sei die
Folge der Sünde. Mehr gut gemeint als ge-
schmackvoll. Origenes wird sich die Feigenblät-
terschürze für seine Erbaulichkeiten nicht haben
entgehn lassen , nur kenne wenigstens ich keine
Stelle, in der er sich geäußert — wie viel ist
uns denn von den Schriften dieses ehrlichen
und klugen Enthusiasten erhalten ? über des (Ei-
genes und andrer Väter Meinung von den von
398
Jahwe für die Üreltem gemachten Lederröcken
handelt Peter Daniel Hnet in den Origeniana
ß 8. Ohrysostomus war ein viel zu kluger
Praelat, um über die Feigenblätter sich vor sei-
ner Gemeinde auszulassen , in welcher männig-
lieh wußte, daß Feigenblätter zu einem Schurze
in keiner Weise verwendbar sind: man mag
in Pokornjs Buche über Oesterreichs Holzpflan-
zen (1864), dem einzigen Stücke meiner Biblio-
thek , das mir etwas Citierbares liefert, auf Tafel
14 die Nummern 156 157 ansehen, um sich zu
überzeugen, daß Feigenblätter mit ihren fünf
Lappen schlecht decken: zum Ueberflusse hat
der Feigenbaum noch außerdem spärliche Aeste
(Pokomys Text 52), also auch nur spärliches
Laub. Auch Theodoret schweigt sich satt.
Noch am verständigsten Augustinus, wenigstens
wenn man sein occulto instinctu (de Genesi ad
litteram m 42 = III 291 ^) ausführen darf: man
konnte ja in allerdings wohl einlegender, nicht
auslegender Erörterung dieses Ausdrucks sagen,
in der ersten Angst hätten die Ureltern gerade
das Dümmste von allem getan, was sich habe
tun lassen : sie hätten sich zu verhüllen Unnahba-
res genäht, sich mit Nicht-deckendem gedeckt.
Soll es erlaubt sein, nun auch meine eigne
Auffassung der Sache bescheidenüich vorzu-
tragen?
Feigenbaumblätter sind als zu weich im Stiele
ungeeignet genäht zu werden : sie sind knapp vor-
handen, würden also, selbst wenn sie taugten,
nicht an erster Stelle zu Gewändern genommen
worden sein : sie verbergen schlecht. Gleichwohl
werden Feigenbaumblätter geuannt, auf welche
der dümmste Erfinder nicht hätte fallen können.
Es muß also erstens die Erwänung der Feigen-
baumblätter ein Bestandteil der Urgestalt der Sage
30
3S4
gewesen sein — dies ist es, was unsern Collegen
interessiert — , weil jeder Spätere eine geschick-
tere Wahl getroffen haben würde: es müssen
zweitens die Feigenbaumblätter ursprünglich ei-
nen guten Sinn gehabt haben: denn je älter ein
Autor, desto concreter ist er, desto mehrkesot
er das wirkliche Leben, desto weniger greift er
so töricht umher wie ein Mitarbeiter eines Sonn-
tagsblattes der Provinz.
Bedeutet der Name des Feigenbaums ein
Gewächs , welches nur durch Zutreten eines An-
dern seine Früchte reift oder aber am Zweige
hält, so darf der Feigenbaum als Symbol des
Glaubens gelten, daß ohne Hülfe Gottes der
Mensch nicht gedeihen könne. Wir würden das
in unserm modernen Kauderwelsch ausdrücken:
der Feigenbaum ist das Symbol der Offenbarungs-
und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen: als
solches wird er genannt.
Ich habe schon 1848 in den rudimenta my-
thologiae semiticae § 7 mein Augenmerk auf die
Feige gerichtet gehabt, nur mit dogmatischen
Vorurteilen, indem ich aus q*Uj dölo drcum-
venire studuit erweisen wollte, daß die n3»r
memoriam historiae paradisiacae etymo serraYÜ
Wenn ich nur ein einziges Mal dies ^»Lu in
einem auch nur meiner Texte gelesen hätte! es
stammt aus Frey tag, und wieviel ist es wert?
Entstanden kann der Mythus — ich schelte
mit diesem Worte nicht: ich lobe — nur in ei-
ner Zeit sein, in welcher das Wort ^yu nocli
völlig durchsichtig war. Wer meine Auslegung
annimmt , welche freilich die Richtigkeit meiner
nur unter Vorbehalten gegebenen Etymologie
voraussetzt, nimmt zugleich an, daßderMythns
vom Sündenfalle in sehr hohes Altertum gehöre.
«96
Ob er ursprünglich israelitisch sei, darüber ließe
sich streiten.
Soll ich nun schlieBlich noch etwas über das
Vorkommen der Feige in der hebräischen Lit-
teratnr sagen, so verweise ich zunächst auf das
in meinen deutschen Schriften 1 129 festgestellte,
um so mehr so, als ich das dort Vorgetragene
in den Büchern andrer — die meine Vorlesun-
gen besucht haben — entlehnt finde, welche
selbstverständlich auf jene deutschen Schriften
durch ein Gitat aufmerksam zu machen für nicht
opportun hielten. Die kümmerlichen Beste der
israelitischen Litteratur sind noch nicht so durch-
forscht, daß eine auf allgemeine Zustimmung
zu rechnen berechtigte sichere Datierung ihrer
einzelnen Stücke möglich wäre. Es ist daher
davon Abstand zu nehmen, schon jetzt im größe-
ren Umfange auf angeblich älteste und jüngste
Stucke des jüdischen Canons sich zu beziehen.
Wohl aber darf bemerkt werden, daß die
Sage schon die ersten Menschen nach dem Falle
— siehe oben — Feigenblätter zur Deckung ihrer
Blofte verwenden läßt, also den Feigenbaum als
in der Urzeit vorhanden ansieht: daß der Fei-
genbaum in der Parabel des Bichterbuchs 9 seine
Rolle spielt, daß die Bedensart »unter seinem
Weinstocke und seinem Feigenbaume sitzen« (La-
garde gesammelte Abhandlungen 283, 2) schon
bei dem ganz sicher alten Propheten Michaeas
4, 4 zur Bezeichnung eines nach israelitischen
Begriffen glücklichen Lebens dient, und daß der
ebenfalls sicher alte Prophet Amos nach seiner
eignen Angabe 7, 14 sich mit dem Gaprificieren der
Sycomoren abgab. Man darf behaupten, daß
die Israeliten keine Kunde davon haben , daß es
jemals in ihrem Lande keine Feigenbäume ge-
geben hat.
30*
SM
Ich wnimch«, dafi der verehrte Fragsteller
was ich geboten habe, durch seine eignen Ün-
tersnchoDgen bestätigt finden möge. Er weiß
— und damit kehre ich zum Anfange meines
Aufsatzes zurück — , daß ich sehr zum Scha-
den meines Fortkommens in dieser Welt schlech-
terdings kein Talent zur Unfehlbarkeit besitze:
ich bitte ihn ausdrücklich, ehe er meine Daten
benutzt, die Meinung oder, wenn möglich, das
Urteil anderer Semitisten — als Semitisten muß
ich mich ja heute ansehen — über meine Dar-
legung einzufordern.
Göttingen 19 November 1881.
n. Ast arte.
A. Kuhn hat bei seinen Auseinandersetzun-
gen über die älteste Feuerzündung nichts von
dem gewußt, was Thomas Hyde, ein Gelehrter,
dem jeder Ehrenmann gut sein muß, im fünf-
undzwanzigsten Kapitel der historia religionis
veterum Persamm 333 — 336 der ersten Ausgabe
schon im Jahre 1700 mitgeteilt hat. Ich erin-
nere an Hydes Aufsatz, einmal, weil derselbe
lehren wird , daß man mit Schlüssen auf die lU-
teste Geschichte unsres Geschlechts nicht vor-
sichtig genug sein kann — bei Hyde erscheint
als arabisch was bei Kuhn als autochthon indo-
celtisch behandelt wird — , sodann , weil sich ei-
nige Vermutungen bei seiner Lesung ergeben,
welche ich auf die Gefahr hin widerlegt werden
zu müssen, glaube aussprechen zu sollen.
Auch die Araber zündeten vor Alters (wie
das wohl alle Menschen taten) Feuer mittelst
zweier Hölzer an : das Obere der beiden oder der
Mann hieß den Arabern «Üu^, das untere oder
die Frau ^ja: nach anderen Zeugen ist .L&
397
die Frau, ^^ der Mann. Mein lieber Schüler,
William Bof)ert8on Smith in Edinburg, früher
in Aberdeen, hat diese beiden Hölzer 1880 selbst
im Innern Arabiens nicht mehr im Gebrauche
gefunden: in seinem in einer schottischen Zei-
tung (dem Scotsman) abgedruckten dritten Beise-
briefe ans Xigäz sagt er: tht hroondike marlch
sei used by the Arabs for mahing cordSy und
gibt ohne an Hyde zu denken, eine Antwort
auf dessen Frage Qtiaestio est an march et aphar
sint diversae arbores vel potitis diveraa instru-
menta ex eadem arbore7 cum eadem sit utrius-
que arhoris definitio seu descriptio durch den
Satz in the Suda/n Ismail when a Utile loy saw
a very old man prodace fire by rubbing two
pieces of this wood togäher. Doch ist ^i^ mei-
nes Erachtens nicht die ursprüngliche Gestalt
des Worts. E. W. Lane HI 2090 verweist von
^Uft auf .yt, von diesem auf %^t: es scheint
mir yji die echtere Form der Wurzel zu sein,
und dieselbe Erscheinung vorzuliegen, welche
ich in meinen Orientalia 11 45 in ^ aus f»^,
in j^\ aus .JÜ und in der Umdrehung in sS:^^'
aus \Jlj^' nachgewiesen habe. Jeder Kenner der
semitischen Sprachen weiß, daß dem Stamme
ney die Bedeutung Staub eignet: weil sie dies
tut, vermag ich jJt^ als Pflanzennamen nicht
zur Wurzel ^t9 zu stellen, sondern muB ihr
vj als dialektische Entartung eines sij ansehen,
wie umgekehrt unter den Ableitungen V/on yi^
Vokabeln vorkommen (Lane 1953), welche in
Tat und Wahrheit zu 'ifiy gehören, und wahr-^
soheinlich von Hause aus nur einem der vielen
Dialekte Arabiens eigneten. Nun weist bei jyik,
deese»' älteste Bedeutung — ich wiederhole mit
398
Absiebt Lanes Fassung — a pii dag far a li&n
or other animal, that he maiy fäll into U^ in
Order that he may he taken ist, die letzte, wel-
che man angibt, auf mythologische Färbung:
jJiL ist auch a channd that is dug for fhe pwr-
pose of irrigatmg a palmtree such as is termed
^JMA. Ich kann seit lange den Gedanken nicht
los werden, daß ba^ta nnd n*^rtt)5> mit hierher
ihre Erklärung oder doch eine Erläntemng zu
finden haben. Indem ich W. Wrights Note on
a bilingual inscription latin and aramaic, recenÜy
found at South Shields um das unten über Atar-
gatis zu sagende nachschlage , lese ich dort 4', daft
schon Georg HofiFmann unter Billigung Wrights
\^ß^ such OS it watered hy the ram alone, auf
die Attar zurückgeführt hat. l/i0rdQt§f sichert
die alte Aussprache des hebräischen r^'nhTl?!^ (La-
garde gesammelte Abhandlungen 255/38): die
Homeriten hatten, wie man seit F. Fresnel JAP
1845 n 199 226 und dem ihm folgenden E.
Osiander ZDMG 7 472 (vergleiche ihn auch
ebenda 10 62) weiß, eine yu^: die Istar der
Assyrer läuft jetzt durch aller Lesenden Mund.
Hängen jui^ und ^yt — das ist meine Frage ^
irgendwie mit ^Uc = .Ij^ und ^jA zusammen?
Sie könnten es nur, wenn Hydes andere, nicht
seine ersten Zeugen über die Bedeutung der
Wörter ^li£ und ^j% das Richtige aussagten.
Da man nicht müde wird die Atargatis mit
der Astarte zusammenzubringen, verweise ich auf
William Wrights oben citiertes Schriflichen 4, in
welchem als die in den Inschriften vorliegende Ge-
stalt des Namens Atargatis nny^n^ erscheint, und
ich setze die in meinen gesammelten Abhandlun-
gen 2B8' one Nutzen aufgegrabene Stelle.: des
399
Simplicias daneben (za Aristoteles tuqI ^vtfiump
dxQoafkttmv 150'' Aldas) ^ ne(jMx^ "fof^i ix^^
Uyettu nolkdn^^' dk o *al tv^v (fvgtav ^Ata-
gctm/r tonov &smv xalovtftv xal %^v ""iu&v ol AU
yvftuoh y «c noXXäv ^sdSv Idtot^vag 7KQk8%oviSag.
Simplicius hat nn^nn:? = nn3> 'nnny für -^n«
nny genommen: über 52) = 'luj» siehe die sorg-
sam ansgewählten Citate in meinen armenischen
Stadien § 23: znr Sache Lagarde Symmicta I
23, 29 Gregor von Nyssa über die Seele 229»
(Erabinger 98). Wichtig ist das % des Wortes
AtaQY^''^t sofern es erweist, daß Simplicins tt
one Verdoppelnng als Dentaltennis horte: we-
der Herr Nöldeke ZDMG 84 92 noch William
Wright haben diese ganz außerordentlich erheb-
liche Tatsache bemerkt: Wrights rrn:> "^nn:? =
nn9 '^ny habe ich nämlich nach Analogie des von
Wright selbst angeführten U973:d ^n^:> der Moa-
biter anzuzweifeln keinen Grund. Das andere %
des simplicischen Ataqatii ist im höchsten Maße
schwierig. Bekanntlich kennt schon Strabo die
Ataqy^xt^Q^ welche Form auch Inschriften bestäti-
gen: daneben aber laufen die Namen A&ijaxaßog
Zaßdaa&^g. Wäre nichts als Strabo und Sim-
plicius auf der Welt, so ließe sich rrny als In-
tensiyform fassen, deren Doppeldental zu einfa-
chem V verdünnt worden wäre, wie der Doppelden-
tal des ^jn9 = nnn^ = Atag anerkanntermaßen
zu t verdünnt worden ist: gäbe es nur A&f^a^
xaßo^ und Zaßdaa^^g, so dürfte man annemen,
daß tiny eine Doppelung des n nicht besessen habe :
die Formen A^tjcenaßog Zaßdaa&tjg in derselben
Periode zu finden, in welcher sowohl Strabo
wie Simplicius ein t überliefern , ist äußerst be-
fremdlich, wenn Atargatis wirklich nny *inn9
ist. Noch verwickelter wird die Untersuchung
400
durch das von mir in den armenisehen Studien
§ 846 an das Licht gezogene &araha% Betrhan
&arha%aH Oaratatt Qarad'aH der Armenier. Ich
habe in dem Schriftchen zur Urgeschichte der
Armenier 1060 ff den in Sadyattes Myattes Aly-
attes und auch einzeln erhaltenen Namen de8 ly-
dischen Gottes als '*n:> zu erkennen gemeint:
Guretons Spicilegium 25, 9 mit der Adiabenerin
"«n!», welche göttlich verehrt worden, finde ich
nirgends erklärt.
Warum schließt rrny auf Si? das doch ganz
so aussieht, als sei es das Pronomen der drit-
ten Person Singularis, allerdings in einem zu
dem voraussichtlich weiblichen inn:^ nicht pas-
senden Geschlecht: vergleiche den Eigennamen
aC£]2 9k1m) der Syrer.
III. Die syrischen Wörter "ji-^Oi und it^Vä.
Herr Nöldeke behandelt in seiner syrischen
Grammatik § 128 diejenigen syrischen Haupt-
wörter, welche mit dem Suffixum an gebildet
sind : ich kann nicht sagen , daß dieser Paragraph
auf der Höhe der sonstigen Leistungen des Herrn
Nöldeke stehe.
Ich habe (jetzt Symmicta 1 88, 38 verglichen
mit II 94) zuerst die Forderung aufgestellt, die
Ableitungen der abgeleiteten Formen des Ver-
bums von den Ableitungen der Grundform streng
zu scheiden: ich mache kein Hehl daraus, daß
die Triebfeder meiner Untersuchungen auch hier-
bei ein theologisches Interesse war, wie man
aus meinem Psalterium Hieronymi 158 — 160
(vergleiche Semitica I 32) unschwer ersehen kann.
Ich habe ebenso klar durch das Symmicta
I 98, 37 — 99, 5 gesagte wenigstens erschließen
lassen , daß ich in einer wissenschaffcUchw Gram-
401
matik irgend einer semitischen Sprache das Se-
mitische, das heißt, das ans der gemeinsamen
Urzeit aller semitischen Idiome Stammende von
dem den einzelnen Idiomen Eignenden streng ge»
schieden zu haben fordern mnß: daß ich Lehn-
wörter nicht als Beweismittel für die Gesetze
der entlehnenden Sprache ansehen lasse. Es
hängt dies alles mit dem theologischen, das
heißt historischen, Gharacter meiner Studien zu-
sammen.
Ffirmich sind ^aja von ix£i = arabischem
qLuü, ^j^9 = 'j^'n = arabischem q|^ iind
^Vm s=: ]tn sehr von ^(^ und ^tM — rein
syrischen Bildungen — unterschieden: ich kann
nicht raten, die beiden in Einen Topf zu
werfen.
Herr Nöldeke lehrt: »Von der Verdoppelung
wie in Vnj^ßi )^^'^, erscheint keine sichere Spur
mehr. So weit wir es controlieren können, ist
ev. der 2 Bad. immer weich, der 3 Rad. hart.€
Wir können eben noch sehr wenig contro-
lieren. üeber Bar Esräyä habe ich mich sehr
nnnmwnnden ausgesprochen. Bernsteins Text
der harklensischen Uebersetzung des lobannes
stammt aus einer im Jahre 1483 geschriebenen
Handschrift. Die Ausgabe von ürümia hat mich
wenigstens in den hier zur Frage kommenden
Wörtern im Stiche gelassen: Herr Nöldeke
braucht zum Beispiel in Betreff des ^Mcns^ nur
den 119 Psalm durcbzugehn, um zu erfahren,
daß dort das } des Wortes ohne Angabe über
Weiche und Härte gedruckt ist.
Ich bin also bis auf Weiteres hier zu mei-
nem lebkafton Bedauern nur auf die Ajuilogie
402
angewiesen. Diese lehrt mich, daB ^2xi^ = ^nti\
mit Recht ein weiches Z hat, daß aber ^^^Noi ,
weil es nicht von t*^Ni I er lernte , sondern von
«^i\ji II er lehrte stammt, ynllefan, dafi
^,ro^, weil es nicht zu ^as I, sondern zu ^xid
II gehört, puqqenän == pj^D zn sprechen ist:
sie lehrt mich, daß pnqdän nnd julpän, wo sie
vorkommen, Entartungen sind, welche den Stu-
bengelehrten des dreizehnten und funfisehnten
Jahrhunderts allerdings für gutes Syrisch gegol-
ten haben können, da diesen die Einsicht ab-
gieng , daß Bildungen der zweiten Form von Bil-
dungen der ersten wesentlich verschieden sind.
Es wäre an sich eben so möglich gewesen, daß
diese braven Leute in Folge der Analogie des
^po? = 7hST
lauter Paelformen in ihre Texte hinein cörrigiert
hätten , wie sie nach dem bis jetzt Vorliegenden
nach Analogie von
^Iom = ihn:
lauter Pealformen hergestellt zu haben scheinen.
Herr Nöldeke nennt im Verlaufe seiner Dar-
stellung des ^ der Wörter xuou und ^qi\^^
»alt«, und scheint danach für möglich zuhalten«
daß die in alter Zeit stets an gesprochene En-
dung einmal in noch älterer >ön ünc gelautet habe.
Ich bedaure widersprechen zu müssen.
Die Syrer kennen keine erste Form des Zeit-
worts Iflu: auch die Hebräer haben nur rr&;.
Von «aOU n käme lechteyrisch ^msom waaAj
403
oder ?ifinj/ tanseyä oder ^aoqj nusseyän her:
von diesen drei Möglichkeiten ist, so weit bis
jetzt unsere Kunde reicht, nnr tMDOJ wirklich
geworden.
Nnn haben die Jaden von S7D3 ein regehrech-
tes i'f&s entnommen (Buxtorf 1354). Da die
Versnclinng ein technischer Begrifif der jüdischen
Theologie ist, wanderte das Wort ]*«&p mit der
Yon ihm ansgedrückten Anschannng zu den Ara-
mäern: da es, als es wanderte, bereits Sitte
war (Lagarde reliquiae graece xli') die Endung
an 1*1 zu schreiben, wanderte es als ^Oimi, das
niflseyon zu sprechen ist (der Yocal der offnen
Sylbe vor der betonten wird regelrecht halbiert),
und ^ ist gar nicht »alt«, sondern gerade im
Gegenteile jung.
Analog wird es sich mit ^Odu^v verhalten.
Dafi l'f^a Isaias 8, 1 als ,^aJ\^ entlehnt, und
Yon dieser Bibelstelle aus in der syrischen Lit-
teratur in Umlauf gesetzt worden ist, lehrt Payne
Smith 720. ,cu2^^ = gilleyon ist das im Le-
ben, ^^'^ = gilläyön das aus dem Buche
entlehnte Wort: jenes trat über, weil Offenba-
rung ein israelitischer Begriff war, für den
das »heidnische« Aramäisch kein Aequivalent
hatte: dieses, weil der üebersetzer von Isaias
8,1 das ihm nur in dem Sinne von Offenbarung
bekannte ^*>\^ nicht zu übersetzen verstand, und
ee daher Buchstab für Buchstab abschrieb. Das
echtsyrische — zunächst undogmatische—
ist gily&n zu sprechen ^ und gehört der ersten
404
Form: i'^^j ist als gilliyän auch in das Arabi-
sche aufgenommen, Lane I 448.
üeber ^OmU* = l^'iH Payne Smith 1236 kann
sich nun jeder das Notige selbst sagen.
IV. -^^9 = a^iaÄ.
Als ich den zwölften Bogen des lohannes toh
Euchaita drucken lieB, hatte ich keine Ahnung
davon , daß ich in kurzer Zeit öffentlich zur Er-
klärung semitischer Vokabeln das Wort werde
ergreifen müssen. So ist an eine dort auf Seite 89
zu gebende Erklärung des griechischen ma ans
dem aramäischen t^^y eine Bemerkung ange-
knüpft worden, welche den Fachgenossen zur
Kenntnis zu bringen mir am Herzen lag. Ich
wiederhole sie hier, um ihr eine weitere Verbrei-
tung zu^ sichern.
De «5a yideatur Stephani thesaums V 1710 —
1712 VIII 1983. sunt autem Ja ni fallar duo:
ma = (M^XmTiig , quod GCurtius^ 589 ad oiq ret-
tulit, Via = ):^ Syrorum IDMichaelis 629 La-
garde praetermissa 54, 44: quod ante me Qeor-
gius Hoffmannus mens ZDM6 32 753^^ ad rrMSSKS
Hebraeornm referendum esse intellexit, ego in
Semiticorum parte priore (non prima, taedet
enim C09yitiis me exponere) 22—27 praetermisi,
ut aliud Yocabnlum praetermisi theologorum, si
qui sunt theologi, curae sedulocommendandum:
nam ^'^9 =s tantivog ngaig Hebraeos ab Ara-
maeis mutuo desumpsisse volueram docere injde
ex anno 1863: esse enim hebraice yisx quod
aramaice '^^y diceretur : Arabes n^ habere Frey-
tag III 29* Lane III 1806: confer Arabum g^
^ 3^40 = l^ [vielmehr «-k^] Lftgc^4^ Symr
4m
micta I 144^ 10^. comparandnm cnm ntittM2
Hebraeorum, l^J^ Syrornm Arabnm ^ysojjo et
^yü> Freytag III 1' Lane III 1759. de aoa yide
etiam Schlensneii opnscula critica 358. ne qnis
▼ero miretur qnod fii99 et n«t:£M^ proposuerim,
sciat eam semiticis vocabnlis legem esse scriptam,
nt qaotqaot metaphorice usnrpentur, pluralem
forma feminina effingant, si singnlaris forma
xnascalma gaadeat, mascolinä contra, si ille fe-
miniDam yideatur.
a^iaat wird Proverbien 11, 2 ebenso tanctpo^
übersetzt wie ^a:? an den von Tromm II 873 ver-
zeichneten Stellen: vergleiche bei demselben II
875 %an6ipw(t&g tut "^39 and niay: der Grieche
dachte bei Michaeas 6, 8 für yiz^i, wenn er
2fo»f*o( überträgt^ nicht an ^^^i sondern an
mjjo SS ^3j^, was ja nicht richtig zu sein braucht,
aber doch erklärbar ist.
Wie D^n und jab und ]0[^ Olshausen § 161»,
wie 1^^ und ^ii^A und \ii^ und ^ina Nöldeke
§ 94^ wie ^jM^ und ^ Wright § 232«, würde
'^IZ S^bil^l^^ sein : 1^39 enthielte '^yy -{- dem unver*
standlich gewordenen Nominativvocale u: ver-
gleiche i'^^b^a aus malakaihu.
Daß die Syrer vorzugsweise geeignet waren
den Begri£f der sriay zu finden — they were
always a trodden-down race, sagte oder schrieb
einmal W. Cureton — , ist ebenso sicher wie der
andre Satz , daß von allen semitischen Stämmen
der nia9 niemand von Hause aus ferner stand
als die Israeliten und Phoenicier, deren ni!s9,
wenn sie nicht geradezu als vßQiQ zu den Grie-
chen gewandert ist, jedenfalls ihre charakteri-
stischste, die rri?9 ganz ausschließende Eigen-«
406
Schaft war: vergleiche das Genesis 49, 5 — 7 über
Simeon nnd Levi Geurteilte und die Tatsachen
Genesis 34, auf denen das Urteil des Erzvaters
über die beiden Stamme mhte. Die nnsy inaftte
gerade, weil sie den Israeliten nicht im Blate
lag, ihnen am meisten gepredigt, nnd snr un-
abweisbaren Forderung ihrer besten Männer
werden.
132» wäre znnächst ein sich duckender , "«as^ ein
geduckter. Das Ethos der Synagoge hätte die
aramäische Physis umgebildet und vergeistigt.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
senschaften eingegangene Druckschriften.
Xaa bittet dieM VeizeiobiiiMe zngleiok ata Staipf!ftB|rBU>S0^B aaMh«]i
zu wollen.
Juni, Juli 1881.
Nature 605. 607—609.
Leopoldina. H. XVU. Bd. 9—10.
Bevista Euskara. No. 37. 1881.
Bulletin de la Sociät^ Mathematik ae. T. IX. No. 3.
Movimento della Navigazione ne port6 del regnp. Aimo
XIX. 1879. Borna.
F. V. Müller, EuccJypti of Australia. Sizth Decade.
Melbourne. 4.
Schriften der naturf. Gesellschaft in Dansig. Bd. V.
1. 2. H.
Abhandl. für die Kunde des Morgenlandes. Bd. VII.
No. 4. (A. Weber , das Sapta9atakam der H&la). 1881.
Zeitschrift; für die gesammten Naturwissenschaften. 1880.
Bd. V.
Catalogus der Bibliothek van het k. Zoologisch Genoot-
schap Natura artis magistra te Amsterdam. 1881.
Th. Lyman, Ophiuridae and Astrophytidae of the
Challanger Expedition. F. I. (Bulletin of the Mu*
seum oi Comparative ZoOlogy. Vol. V. No. 7.
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Bulletin des travaux de la Sociäte Murithienne du Va-
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O. Herrn an, Sprache u. Wissenschaft. Budapest. 1881.
Journal of the R. microscopical Soc. Ser. IL Vol. I.
Part 8. 1881.
Abhandl. des naturwiss. Vereins zu Bremen. Bd. VII.
H. 1. 2. nebst Beilage. 8.
G. Struckmann, Parallelismns der hannover. u. der
englischen oberen Jurabildungen.
Brdelyi Muzeum. 6 SZ. VIII. evtolyam. 1881.
Oversigt over det K. Danske Vidensk. Selskabs förhand-
lingar. 1880. Nr. 3. 1881 Nr. 1.
Memorie della Accademia delle Scienze delV Istituto di
Bologna. Serie 4. T. I. 1880. 4.
Indice generali dei di^ci tomi della terza serib delle
Memorie deir Istituto di Bologna, negli anni 1871—
1879.
Verhandl. des Vereins für Natur- u. Heilkunde zuPres-
burg. 1875-1880.
Annales de la Sociedad oientif. Argentina. Entrega V.
T. XL
Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft. 15.
Jahrg, H. 8.
Monthly Notices of the R. Astronomical Society. Vol.
XU. No. 7.
Annuaire statistique de la Belgique. Onzi^me annee.
1880.
Expose de la Situation du royaume de la Belgique de
1861. h 1875. 7 fasc.
Das E. E. Quecksilberwerk zu Idria in Erain. Wien
1881. fol.
Annales de rObservatoire R. de Bruxelles. Astronomie.
T. IlL 1880. 4.
Ann. de TObsery. R. de Brux. Meteorologie. T. 1. 1881. 4.
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Annual Report of the Smithsonian Institution for 1879.
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Transactions of the American Philos. Society. Part HL
1881. 4.
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Proceed. of the Americ. philo«, Society held at Phila-
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Proceeding of the Academy of Natural Sciences of Phi-
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Proceed. of the Amer. Acad. of Arte and Sciences.
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Proceed. of the Amer. Pharmacentical Association. 28.
Meeting. 1880.
Bulletin of the Buffalo Society. Buff. 1877.
Bulletin mensuel de TObservat. M^teorologiqne d'Upsal.
Vol. XII. Ann. 1880. 4.
Popolaäone. Movimento dello stato civile. Anno XVÜL
1879. Introduzione. Id. Anno XVUI. 1879. Parte H.
Proceed. of the London Mathem. Society. No. 170. 171.
Atti della R. Accademia dei Lincei. VoL V. Fase. 13.
Bulletin de TAcad. B. des Sciences de Belgique. 50e
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Bulletin de la Soc. Imp. des Naturalistes de Moscou.
1880. No. 3. 4.
Eevue de Thistoire des religions. T. 1.1—8. T.II.4 — 6.
T. III. No 1. Paris 1880.
' Mämoires de la Societe des Sciences de Bordeaux. T.IV.
2e cahier.
Mi^moires de la Sociätä des Sciences nat. deCherbourg.
T. XXII.
Journal de TEcole polytechnique. T. XXIX. Paris. 1880.
Mämoires de la Sociät^ des Antiquaires de Picardie.
T. IX. Amiens. 1880. 4.
Mittheil, der deutschen Gesellsch. für Natur- u. Völ-
kerkunde Ostasiens. April. 1881.
Bulletin of the American Geographica! Society. 1880.
No. 4.
Verhandl. der k. k. Eeichsanstalt. No. 5. 1881.
Statistique internationale des Banques d'emission. Bus*
sie. Borne. 1881.
Atti della Societä Toscana. Proc. verbau. Maggie. 1881.
Flora Batava. Aflevering 249, 250, 251, 252.
Archiv för Mathematik og Naturvidenskab. Femte bind.
Heft 1—3. Kristiania. 1860.
(Fortsetzung folgt.)
Für die Bedaction verantworüich: F, Btchtd, Director d. GÖit. g«L Arn.
Gonmiflsions-yarlag der DkUHch'achm Tiffiaga-^ttMumShmg,
Druck dir DitUricKsehm Uni9,-B¥ehdruck§rii {W, Fr. 4ßMi*Mr>
409
Naehrichten
von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften
und der Georg- Augusts-Universität
zu Göttingen.
21, December. JV& 16. 1881.
KftMiglicke CMelkchaft der Wisseuchaft».
Jean Bobethon nnd die Thronfolge des
braanschweig-Iüneburgi sehen Hauses
in England
von •
B. PaiüL
Am 7. Mai hatte ich die Ehre der Egl. Ge-
sellschaft der Wissenschaften von Forschungen
Mittheilang zn machen, die sich anf den Regie-
rnngsantritt des Welfenhanses in England bezie*
hen. Das Staatsarchiv in Hannover bietet für
diese groBe Angelegenheit eine kaum berührte
Fundgrube um nicht nur der tragischen Paral-
lele zwischen den Stuarts und den Weifen, son-
dern vor allem den nationalen und internationa-
len Momenten nachzugehen, die aus dem Ereig-
niß entsprangen. Ich bedauerte damals sieben
Bände mit Memoiren und Gorrespondenzen des
Herrn Bobethon im Staatsarchiv nicht vorgefun-
den zu haben, welcheeinstim Jahre 1787 Spittler
vorgelegen, die Hinterlassenschaft eines Mannes,
31
410
der in Verbindung mit LeibnisE wie in den offi-
ciellen Aktenstwktn der hwUPTerischen Regie-
rung, in englischen jßriefs^aumlungen und Auto-
ren der Zeit erscheint , eines Mannes, Ton dei^
Spittler versichert, daß ohne ihn Kurfürst Georg
Ludwig niemals König Oeor^ L von Groftbxitan-
nien und Irland geworden wä^^* Nun weiß ich
auch heute noch nicht, wann und wo Robethon
geboren, wann und wo er gestorben ist. Denn
keine der zahlreichen Eneyklopädien, kem^s der
endlosen Inhaltsverzeichnisse, die ich durchgese-
hen habe, hat auch nur auf die geringste Spur
eines biogipiiphifichan Abriss^a, »nf ein« Pufenhir
tion an^ Sarge oder Aehnliches geführt. Dage-
gen ersah ich erst hinterdrein aus dem i;ienntei^
und bisher letzten Bande der von Ouno Klopp
herausgegebenen Werke von Leibniz, S. LYII,
N. 1 , daß jene 7 Bände in der Stadtbibliothek
zu Hannover auf bewahrt werden. Nicht nur sie,
sondern überdies ein sehr werthvoUes Convolut
mit Papieren desselben Ursprungs, gegenwärtig
Eigenthum des Historischen Vereins für Nieder-
Sfidäisen, sind mir in dankenswertbester Weise
zur Benutzung anvertraut worden , so daß nun-
mehr in Verbindung mit dem, was ich aus den 6e-
sandtschaftsberichten der Bothmer, Grote, Schutz,
St. Saphorin, aus der von Hannover, London
und Wien aus vor und nach dem J^hre 1714
geführten Correspondenz , und aus den b^eits
im Jahre 1775 von James Macpherson in Lon«
don pubjieirten Origmol Papere gesammelt habe,
ein sehr bedeutender Theil des geistigen Ver-
mächtnisses eines Mannes vorliegt, der, ein Fremd-
ling unter Engländern und Deutschen, niemals
z^m leitenden Staatsmann emporstieg, sondern
in der bescheidenen Stellung eines SecisetärB oder
Legatiousra^ibs im Dienste seiner Fürst^ tatiäoB
411
tbätig, w«it anterrHshtet und eoht staatBmännisck
nur cl<u9 eine Ziel yerfalgte, der protestantischen
SiiOQession im England die Stätte zq berei^n und
zu siobern.
Es sei mir erlang an der Hand dieser Do«
ei»nente, über deren Herkunft, Zustand und Um*
fvLng das Ndthigste vorausgeschiokt werden mufi,
ein BiM i^on Robethon's großartiger amtlicher
Wirksamkeit zu entwerfen.
Jctne sieben handschriftlichen Bände, welche
seine Manualakten zwischen 1692 und 1711,
zahllose Originalbriefe an ihn, die er bis 1701
in fast tagebachartige M^^moiren verwebte, seine
Concepte zu Antworten, Denkschriften und Gut*
achten, gedruckte Relationen und Deductiouen,
zum Theil aus seiner Feder enthalten, sind m\i
einem lose beiliegenden Schreiben des Sohns
aus Lüneburg vom 4. Mai 1743 dem Gammer-
meister S. Majestät und kurfürstlichen Hoheit
H. V. Reiche übersandt worden, der den Empfang
am 7. bescheinigt. Der Vater — feu mon pdre
Mr. de Robethon — habe sie vor langer Zeit —
il y a long tems *-> dem Bruder des Adressaten,
dem Qeheimsecretär J. C. von Reiche, verspro-
chen, dessen testamentarische Schenkung an die
Stadt Hannover nach Rathsbeschlufi vom 31.
März 1777 in feierlichem Latein gedruckt jedem
Bande eingeklebt ist. Der Sohn, der sich selt-
samer Weise nicht de Robethon, sondern de
Maxuel (schottisch Maxwell, nach der Mutter?
Stiefsohn?) unterzeichnet und Soldat gewesen zu
sein scheint — nous nous preparons pour notre
marche selon nos ordres , qui sera le 20 de ce
mois — - erwähnt noch andere Papiere seines Va-
ters, qui regardaient les affaires de Sa Majestö,
die mit allem , was die Succession betreffe , dem
Pxäaidenten von Hardenberg in London ansge-
31*
412
liefert seiu müßten. Diese Masse ist vorhaDden,
nur leider auszugsweise ins Englische übersetzt,
in Macpherson's viel benutzten Original Papers
etc. London 1775, 2 Vols. 4., in welchen von
1702 bis 1714 Mittheilungen aus den Stuart
Papers Jahr für Jahr mit solchen aus den Man-
över Papers wechseln. Der Heransgeber oder
besser Verarbeiter giebt I, p. 7 an, daß ihm die
letzteren, welche die ganze Zeit von der Act of
settlement (1701) bis zur Befestigung der Herr-
schaft Georg's I. umfaßten, zehn starke Bände in
Quart, zu literarischen Zwecken mit großer Li-
beraUtät von einem Mr. Duane überlassen seien,
der das gute Glück gehabt sie käuflich zu erwer-
ben. Der Herausgeber, der wenigstens so ge-
wissenhaft ist bei seinen Uebersetzungen anzu-
merken, ob die einzelnen Nummern von einem
französischen oder deutschen Text, aus einem
Original oder Entwurf herrühren, hat I, p. 619
eingeflochten, was er über Robethon in Erfah-
rung gebracht. Derselbe scheint, so sagt er,
französischer Refugie und so etwas wie Privat-
secretär König Wilhelm's III. (a kind of private
secretary to king William) gewesen zu sein, was
wir jedenfalls bestimmter fassen dürfen. Nach
des Königs Ableben trat er zu Celle in die Dien-
ste Georg Wilhelm's, mit dem ihn schon im
Jahre 1701 sein Gönner William Bentinck, Graf
von Portland, Wilhelm's III. Intimus und Lands-
mann, bekannt gemacht hatte, nach Herzog Ge-
org Wilhelm's Tod im Jahre 1705 in die seines
Bruders Kurfürst Georg Ludwig zu Hannover,
für den, seinen Sohn und dessen Gemahlin er
alle Gorrespondenz mit England habe führen
müssen. Originale, die sich noch in England
oder auswärts befinden möchten, seien sämmtlich
nach Robethon's Entwürfen ins Reine gescbrie-
413
ben. Das Haas Hannover hätte für seine Zwe-
cke niemand besser verwenden können, da er
unermüdlich and trea and, wenn auch nicht von
hervorragenden Fähigkeiten, doch von großer
Gewandtheit and mit den englischen Verhältnis-
sen hinreichend vertraat gewesen sei am zahl-
reiche Correspondenten der kurfürstlichen Fami-
lie zu »amüsieren«. Dies etwas spöttische Ur-
theil wird aus meinem umfangreicheren Material
wesentlich zu Bobethon's Gunsten modificirt.
Auch hätte Macpherson nicht verschweigen sol-
len, was er wissen mußte, daß Bobethon unter
Wilhelm HI. lange in England lebte, während
der ganzen Regierung Anna's dagegen abwesend
war und, bis er mit König Georg dorthin zurück-
kehrte, beständig mit den Gesandten seines Herrn
so wie mit leitenden Persönlichkeiten ersten Ran-
ges und nicht nur mit Mitgliedern des kurfürst-
lichen Hauses, welche amüsirt sein wollten, im
intimsten Briefwechsel stand. Die allervertrau-
testen Verbindungen, Fäden , welche bis zu den
Cameronianern in Westschottland, zu Parteigän-
gern in Dublin, bis in die Umgebungen Lud-
wig's XIV, und den exilirten Stuarthof zu St.
Germain reichten, liefen in seinen Händen zu-
sammen. Das wird nicht nur durch das inhalt-
reiche Convolut, welches ich finde nicht wie in
den Besitz des Geschichtsvereins zu Hannover
gerathen ist, nicht nur durch die Gesandtschafts-
akten, sondern gerade durch Macpherson's Aus-
züge hinreichend bezeugt. Sicherlich wird sich
seine Thätigkeit unter Wilhelm HL und Georg
I. im englischen Staatsarchiv, unter ersterem ver-
muthlich auch im Haag weiter verfolgen lassen.
Ob von dort jedoch oder aus den von mir noch
nicht vollständig durchgesehenen Wiener Proto-
kollen des Herrn von St. Saphorin etwas weite
M.*»
res fiber seine Persönlichkeit, über Anfatige and
Ende abfallt, stcheint zweifelhaft.
Ueber Robethon^s Ursprung darf man daher nur
schließen, daß er Franeo»e von Geburt nnd refor-
mirten Glaubens, nach Aufhebung des Edicts yob
Nantes wie viele andere der besten Untertbanen
Ludwig's XIV. ausgetrieben nach Holland kam.
Eine Berührung mit seinem berühmten Lands-
mann y dem Encyklopädisten Bayle , kann iek
nicht nachweisen. Wohl aber erscheint er nach
den frühesten Documenten ans seiner Hadd, ei-
nem Briefe an Leibniz vom Juli 1690 und jeaer
losen Vereinigung von Briefsammlung und M<e-
moiren, frühzeitig im persönlichen Dienst Wil-
belm's IIL, des größten Gegners Ludwig's XIV. ^).
Daß der staatskluge Oranier nur einen politisch
geschulten Geheimsecretär beschäftigen würde,
bedarf keines Nachweises. Spuren dieser Ve^
bindung begegnen in einer englischen Denk-
schrift: Brief an ein Parlamentsmitglied über
den gegenwärtigen Krieg, auf dessen Titel
Bobethon eigenhändig bemerkt: compose par
moy en fran^ois Tan 1692 et traduit en Anglais
par M. Wickard chapellain du Roy. Anf einem
englischen Gutachten über das Testament Karls
II von Spanien bemerkt er ähnlich : Tradaction
par le D^". d^Auvergne chapellain du Boy. Ein
Diener, der regelmäßig vertraute Briefe ans Pa-
ris über die inneren und äußeren, über die mi-
litärischen und kirchlichen Zustände Frankreichs,
dabei auch gelegentlich eine Notiz über die pau-
vres nouveaüx cmvertys^ aus Wien übier den
Türkenkrieg, von dem Baron von Goerta in Got-
1) Die Adresse eines. Briefs des schwedisqhen Ge-
sandten in Paris vom S. Dec. 1700 lautet: k Monsienr,
STönlsieur Röbethön, Seeretäir^ diB 3. M. JBHmimi^tid k
L^ttdtel.
415
torp über die nordkehen Angekgönheiion em*
pfing, der nnertnüdlich auf allen Seiten zar eige*
nen Weiterbildung nnd zur Yerwendiing im
Dienste einer großen enropäischen Sache Infor-
mation sammelte, konnte dem Führer derselben
nur in hohem Grade willkommen dein. Wir
finden ihn daher denn auch beständig in Wit*
^m^sOefolge^ was bei den alljährlaehen üeber^
fahrteü von England nach Holland und zurüek
und während des Sommers in den Campagneil
wider die französischen Marschälle Lnxembourg,
Yilleroi, Bonfflers deutlich beryortritt. Sein Ta*
gebueh verzeichnet punktlich jede Verlegung des
Hauptquartiers, alle größeren nnd kleineren Af-
fairen. Eine Menge Ordres de bataille sind beige-
legt, nicht nur der Armee des Königs, der Truppen
des Kurfürsten von Bayern, des brandenburgi-
sehen Contingents, des Markgrafen von Baden
am Oberrhein, sondern eben so gut die franzo-
sischen, in den Niederlanden wie der armees
d'AUemagne, dltalie, de Gatalogne. Eine Menge
Correspondenten an den verschiedenen KriegEh
Schauplätzen wie über die Bewegungen der Floi^
ten halten Bobethon auf dem Laufenden. In
gleicher Weise aber wie den Krieg begleiteli
diese aus originalen Documenten nnd eigenhän-
digem Text an einander gereihten Memoiren die
inneren, ganz besonders die engtischen Hergänge.
Jedesmal bei Eröffnung nnd SchluB des Parla-
ments übersetzt der Verfasser Thronrdde tiid
Adressen beider Häuser ins Französische nnd
sehliefit das Nötbigste über Gang nnd Bfetültät
der Debatten^ die Einwirkungen der groBen Po»
litik, die Lage der Finanzen in lichtvoller Dar-
stellung mit kürzet Beurtheilnng ati, wie etwa
zu Ende des Jahrs 1696 t J6 ne döute poiht que
8. M. n*obti^nae du Parlement tont ce qn^Blle
416
«ouhaitte. Jamals TAugleterre n'a este si bien
disposee. Gleich darauf jedoch werden der Tod
der Königin Marie, über den sich außerdem im
hannoverischen Archiv ein noch nicht bekannter
Bericht gefanden hat, die Debatten über die
Triennal Bill, über die Währungsverhältnisse und
die Anfänge der Bank von England, und wäh-
rend im Sommer 1695 die Feldzugsakten fehlen,
die europäischen Angelegeuheiten durch die lau-
fende Correspondenz beleuchtet, nicht minder die
Session vom Winter 1695/6, die heftigen An-
griffe des üuterhauses gegen des Königs Verlei-
buDgen an Fremde wie Portland, die Entdeckung
des jakobitischen Attentats, woran der vertrie-
bene Stuart, Wilhelm's Schwiegervater, selbst be-
theiligt erscheint, Proceß und Execution der Gom-
promittirten y die Associationsacte zum Schutze
des Fürsten aus Parlamentsbeschlussen und Do-
cumenten immer breiter ausgeführt. Aehnliches
gilt von der Gampagne des folgenden Sommers,
aus deren günstigem Verlauf und den immer
hoffnungsvolleren Resultaten des Türkenkriegs
trotz der Aussöhnung Ludwig's mit dem Herzoge
von Savoyen der Anfang von Friedensverhand-
lungen entsprang. Die Aufzeichnungen über die
Sessionen und den Feldzug des nächsten Jahrs,
die Gorrespondenzen , welche die Lage in Paris
und Wien, in Polen wie in Holstein und Däne-
mark betreffen, werden nunmehr überflügelt von
Mittheilungen über den diplomatischen Verkehr
zwischen dem Herrn von Dijckvelt und M. de
Gallieres und einer langen Reihe von Briefen
eines Herrn von Kotzebue, der vom Hai^ aus
über die Einleitungen zum Gongreß von Rijs-
wick und den Verlauf der Friedensconferenzen
die eingehendsten Mittheilungen macht. Be-
zeichnend ist eine Notiz vom 26. Juli 1697 aus
-89-
M-
m-
M
417
Paris: II ue 8e passe rieu de cousidörable eu
Flandres si ce n'est les Conferences da Marechal
de Bouffiers avec le comte de Portland, dont on
ignore encore le sujet. Robethon^s vertraute Be-
ziehungen zu diesem einflußreichen Gönner wer-
den wiederholt sichtbar. Schon im September
1796 begegnet auch der Herzog Georg Wilhelm
Ton Gelle , als er mit König Wilhelm in Dieren
zur Jagd föhrt. Zwei Wochen später reisen
beide vom Loo nach Cleve dem Kurfürsten und
der Kurfurstin von Brandenburg einen Besuch
abzustatten, wobei der flüchtige Gedanke der
Wiederverheirathung des Oraniers mit einer bran-
denburgischen Prinzessin auftaucht. Auch die
internationale Anerkennung der hannoverischen
Knrwürde, welche König Wilhelm vor Abschluß
der Friedensverhandlungen vollzogen zu sehen
wünschte, der Eintritt des Herrn von Bothmer
als Bevollmächtigten Georg Ludwig's bei den
Bijs wicker Conferenzen wird durch Aktenstücke
belegt. Der Zeit der zwischen den Königen von
Frankreich und England über Theilung der spa-
nischen Monarchie geführten Verhandlungen ge-
boren die mitunter in Chiffren geschriebenen
und zur Mittheilung an Wilhelm HI. bestimmten
Briefe des schwedischen Gesandten Palmquist in
Paris an. Ich wage es so ausführlich zu wer-
den, weil es mir geradezu unbegreiflich erscheint,
daß so werthvolle unmittelbare Aufzeichnungen,
wie sie in vier starken Bänden vorliegen, bisher
der Aufmerksamkeit der Forscher des In- und
Auslandes über einen der großartigsten Momente
der neueren Geschichte so gut wie völlig ent-
gangen sind.
Nirgends aber habe ich eine Andeutung ent-
deckt, weshalb und auf wessen Anregung Bobe-
thon, wie es scheint, unverzüglich nach Wilhelm's
418
Tode England verlassen hat nnd in welfiadie
Diemte getreten ist. Palmqnist, dar die Cone-
apondenz mit ihm noch eine Weile foit«etzte,
adtesBirte nach Gelle, and Klingraef, der Brann-
«chweid-LuDebnrgische Resident im Haag, beti-
telt: M. de Robetbon, conseiller de S. Alt. Ser.
1« Dnc de Bronswic-LiiDeboarg ä Celle, bis dtch
dem Tode Georg Wilhelnl'B im Jahre 17ÖS Tilal
and Adresse Unten: eonseiller de S. Alt. Elect
de B. L. ä HanaoTre. An beiden. Orten aber
beharrte der onermädlichf " — "- ^~'- *"■"' — '■
gen Tbätigbeit antär dt
Einwirkang der beides g
nieehe Erbfolge nnd die
geführten Kriege, nnr di
hatitaoreriB^ie SncceBsion
er selber mit den Leiter
Politik, inebesondäre den
and von BothiUer, als gen
sten Verkehr steht. In d
üt er wahrBcheinlioh im
and znm conseiller prive <
Elect. befördert worden.
Ana der haunoveriaehe;
sebtiich die Bände IV —
ana dereä tnannigfaltigem
ges hervorhebe. Eine Cc
Baron Ooert2, dataals G
zwiachen den Jahren 1705
Ooadjutorschaft im Bietbrni
Hill ZD Dänemark, die Eri
len nod Saflhaen. Am IS
Qoerta ans dem scbwedi»
Altrahnstädt : Voua savez
1) A new mark of favoiir
tö y6hr gileat nierit. toiA Hl
ee. 1TÖ9 bei SKcttHitMii II, 1
419
delirre au regiment de Meierfeld, an petit deta-
chement le reqait aux portes de Königstein a
minait. Ou ne sait pas encore ce qu*on en fera.
Em anderer Correspondent seit Februar, 1706,
bis er sich im Jahre 1711 entschieden der Sache
der englischen Tories zuwandte, war Lord Raby,
Gesandter der Königin Anna in Berlin, dessen
Briefe viel über Karl XIL, Augast den Starken,
Stanislaus Leczinski, über Patkul, über die An-
-wartschaft Preußens auf Neufchatel enthalten.
Im Juni 1708 bedauert Raby durch Hannover
gereist zu sein: saus avoir pu jouer de votre
conversation, car je ne connois personne, qui est
mieux instrnite que vous. Ein Packet eigen-
händig bezeichneter Lettres de ma femme de
Berlin 1708 et 1709 ist leider, wie ich vermuthe,
durch den Sohn herausgeschnitten, so daß nicht
einmal der Name diener ebenfalls politisch thä-
tigen Dame zu constatieren ist. Ein gewisser
MartineSy der seit 1705 meist in Chiffre aus Pa-
ris schreibt und 1709 nicht ohne Besorgniß mel-
det, daß Ludwig XIV. auf ihn aufmerksam gewor-
den, nebenbei jedoch auch mit dem preußischen
Hofe in Verbindung steht, wünscht durch die
Vermittelung Robethon's und seiner Frau un
caractire de residant a cette cour , d. h. in Paris
zu erhalten, was ihm von Seiten des Landgrafen
von Hessen auch zu Theil wurde. Ein Vetter
Robethon^s hält sich 1710 in London auf.
Robethon's Beziehungen zu den ersten Größen
der Zeit erhellen aus Gutachten von Leibniz^)
über Toscana und die neueste Eurwürde, die er
seinen Sammlungen einverleibt hat, und aus ei-
1) Gin Btief Kobethon's an Leibnie , datirt Gem-
hXout Mi 26/16, 16Ö>Ö. zugleich det f^fibst« beweis sei«
nh^ V^MlälthisHes tu Wilhelm UI. fiiidet Bi<Sh bei J. lt.
Kembl«, Statef^pen a&d Qorreipondeivö« p. 58.
420
nem eehr mtereBBaotea j
Herzog von Marlborongh
nommene Reise in das Hi
nach Berlin nnd Hannover
unr ein Expose über de:
Hinsicht auf die beiden
hinzugefügt, sondern scb
jener ßnndfahrt pereSnlic
za sein.
Eine beträchtliche Auze
von seiner Hand, theils gei
gemein vielseitige sowoh
diplomatische Thätigkeit d
delt es sich nm den Oberl
Herzogs Rudolf August v
fenbüttel 1705, über dieh
in englischem Solii 1706,
Differenzen Hannovers mi
desbeim und der Krone Pn
verhält uiß zwischen dem
Könige von Schweden, üb
b«n vor Magdeburg und I
Die Umbständliche
bei Hocbstedt an der
tenen großen Victor
sofort ins Französische nn
aus der Feder eines frans
Auf das Titelblatt einer i
des armes des Czaren Pe
prince Knrakin. Mich
was das Verhältniß zu Eng
den sich im eigenhändigei
interessez ä cenx qni doi^
du Parlement prochain.
1705, doch fingirt, als ob
herrührend, denn es ist :
von la grande Heyne, gut
421
dhuy die Rede. Bedeutsam für die Biographie
ist der Satz : J*ay passe plnsieures annees ä Lon-
dres et y ayast en des liaisons etroites avec des
personnes des denx partis sans etre prevenu ponr
ancun je me suis fait nne etade d^apprendre ä
les connoitre tant par de freqaents entretiens
avee elles que par la lecture de divers ecrits
pablies de part et d'aatre. Erst die abscheuli-
chen Gabalen gegen König Wilhehn, die ihm
abgenöthigte Auflösung der Armee nach dem
Frieden von Bijswick, die Lüge, daß er durch
die Act of settlement vom Jahre 1701 die Thron-
besteigung Anna's habe verhindern wollen, die
infamen Schmähungen der Tories wider sein An-
denken , die feste Einigung von Jacobiten und
Hochkirchlem haben es dem Verfasser unmög-
lich gemacht parteilos zu bleibeu. Im Jahre
1710 nach dem Sturze der Whigs übersetzt er
aus dem Englischen und läßt in London erschei-
nen: Baisons pour ne pas recevoir lePreteudant
et pour ne pas restablir la ligue papiste avec
quelques questions de la derniere importance k
la Grande Bretagne. Derselben politischen Si-
tuation entspringt dann eine Verwendung im
auswärtigen Dienst, als er vorübergehend den
mit den wichtigsten Aufträgen als Gesandten
nach London abgefertigten Freiherrn von Both-
mer auf dessen Posten in Holland vertreten
mußte. Seine Briefe an den Kurfürsten und an
Bernstorff vom 13. März bis zum 1. August
1711 nebst Abschriften der Relationen Bothmer's
aus London füllen den sechsten, endlich die Er-
lasse Georg'Ludwig^s an Bobethon im Haag den
siebenten Band dieser überaus inhaltreichen
Sammlung.
Eine sehr willkommene Ergänzung ganz vor-
züglich in Hinsicht auf die große englische An-
433
sog« TOP Cambridge die NatoralifiatieD in Eng-
land 2a ertheilen, schreibt Balifax, der als Spe-
eialbotsicfaafter nac^h Hannover ging, an Robe-
tbon am 7. Mai: I am overjojed that i shail
ha^e again tbe hononr to renew our acqaain-
tance and youneeded no reeommandation io^ut
an entire confidenee in Mr. ßobethon. Ale
gleici^eitig die parlamentariecbe Union &wi-
sdien England und Sebottland zu Stande kam,
gedieh eig Oarantievertrag zu O^nsten des han-
noverschen Hauses, zu dem die Instructionen,
Vollmaehten und Urkunden im brieflichen Ein-
yeratä^dnift mit Lord Halifax und Joseph Addi-
son sämmtlieh von Robethon ausgearbeitet wui^
den. In den nächsten Jahren aber gediehen die
Gabalen, dnreh welche die Regierung Marl borough^s
und Godolphin^s entwurzelt, die Whigs gestürzt
werden und bedenkliche Politiker wie Harley
und St. John an das Ruder kommen sollten.
Sie und ihr Anhang empfanden nun freilich
das dringende Bedürfniß wie ihre Gegner die
Whig« ein gutes Verhältniß zum Hof in Hannp-
yer zu gewinnen. So wurde im Herbst 171&
Lord Rivers ohne officiellen Charakter in ver-
traulicher Sendung dorthin abgefertigt. Was er
bei Ueberreichung der Anschreiben Anna's und
der Tory Lord« am 14. October dem Kurfürsten
eröffnete, ist von Robethon^s Hand in jenem
Gonvolut aufbewahrt. Von einer Einladung
Georg Ludwig's nach England oder Uebertragun^
des Commando der verbündeten Armeen an Stelle
des in Ungnade gefallenen Herzogs von Marl-
borough kein Wort. Dagegen ließ die Königin
anzeigen, daß sie sich einer unerträglichen Faction
entwunden, die dem Volke einzureden gewagt,
ihr und des Bauses Hannover Titel zur Krone
beffuhe in einem populären Wahlrecht, \md daß
Hie nunmehr Minister berufen habe: qoi sans
etre dans les interets de cette cabale aont veri-
tablement dans ceux de lenr patrie. Begeistert
für die protestantische Succession, verträten sie
das Erbrecht und damit die in den Garantiever-
trägen gesicherte äache des kurfürstlichen Hau-
ses. Auch die Kirche sei einverstanden, was doch
Angesichts ihres stark hervorgetretenen Jacobi-
tismus mindestens zweifelhaft war. Daher wird
denn in der äußerst zahmen Erwiderung des Kur-
fürsten vom 18. aus Robethon^s Feder das Erb-
recht nicht als ein absolutes, sondern als dans
la ligue protestante et ä I'exclnsion des princes
papistes bezeichnet. Merkwürdig nun, wie gleich
darauf St. John — wer kennt ihn ni^^t anter
dem Namen Lord Bolingbroke — den NV^ersnch
machte, Robethon, der ihm in einem detx^ Lord
Rivers mitgegebenen Briefe vom 23. October die
Correspondenz angetragen und die bevorstehende
Entsendung des Herrn von Bothmer an den Hof
von St. James angekündigt hatte , für sich ein-
zunehmen. Nachdem ein alter Bekannter M.
d'Hervart, ehedem Wilhelm's UL Gesandter
bei der Eidgenossenschaft, am 3. November
brieflich sondirt, am selben Tage jedoch auch
M. de la Motte ein Warnzeichen gegeben hatte,
schrieb St. John selbst am 10. höchst verbind-
lich : Tou will always do me a particular favour,
when you give me your Orders. This is atruth
of which I beg you to be persuaded. Robethon's
Antwort vom 17. December wird den geriebenen
Politiker wenig befriedigt haben. Nicht nur
daß er seinem Herrn dem Kurfürsten ihre Cor-
respondenz vorgelegt und lediglich den Verkehr
für den Fall angeboten zu haben versichert, wenn
Bothmer einmal von London abwesend sein sollte.
Er fügt hinzu: »Ich bin erstaunt, mein Herr,
425
daß Sie für den Minister, deu Ihre Maj. hierher
schicken will, meine Protection erbitten. Ich
habe an diesem Hofe keine solche Stellung, um
irgend jemand zu protegiren; auch bedürfen die
Minister einer so großen Königin hier außer ih-
rem Charakter keiner anderen Protection«. In
einem Briefe vom 11. Januar betheuerte St. John
noch einmal unendlich höflich seine unbegrenzte
Ergebenheit für den Kurfürsten und sein Haus
und bemerkte, daß während Bothmer^s Anwesen-
heit ein directer Austausch zwischen ihnen bei-
den allerdings überflüssig sein dürfte'). Wie
Bothmer weit eher das Vertrauen der Whigs be-
saß als offenem Vertrauen bei Harley und St.
John begegnete, ergeben seine Berichte nach
Hannover. Das chiffrirte Schreiben der Lords
Halifax und Sunderland an Bo bethon vom 10.
November 1710, bei Macpherson II, 202, worin
sie die erlogene Beschuldigung, daß sie {Republi-
kaner seien, mit der Betheuerung ihrer unver-
änderlichen Ergebenheit für die protestantische
Erbfolge zurückweisen^ findet sich auch von Robe«
thon^s Hand copiert im Gonvolut. In seinen Hand-
akten und den officiellen Schreiben ist auch
nicht die geringste Spur eines Verdachts an sei-
ner Treue zu entdecken. Der Umstand, da0 er
in besonders kritischer Zeit den in London ab-
wesenden Bothmer bei den Generalstaaten ver-
treten mußte, bezeugt im Gegentheil hervorra-
gende Zuverlässigkeit. Der Rathspensionarius
Heinsius versichert Bernstorff, der Kurfürst habe
keine geeignetere Persönlichkeit entsenden kön-
nen*). Die Illusionen der Tory Minister Robe-
thon und Bothmer etwa zu corrumpiren waren
1) Alles bei Macpherson II, 199. 200. 201. 204. 242.
2) Aug. 8. 1711 Macpherson 0, 245.
32
426
ileuu auch alsbald zerstobeu. Ihr galliger Fu-
blicist, Jonathan Swift, ist beiden darum bitter
böse. Den zweiten, a very inconsiderable Frencb-
man, hätte man, meint er, zeitig bestechen sol-
len ^). In seiner History of the four last years
of the queen^) heißt es höhnisch: There was
likewise at the elector's court a little French-
man without any merit and conseqnence, called
Robethon, der sich mit Hülfe der Whigs in des
Fürsten Gunst eingeschlichen und ihm von der
Hinneigung der Tories zum Prätendenten und
ihrem faulen Frieden mit Frankreich vorgeredet
hätte. Noch nach dem Tode Annans schreibt
der Schotte Eer an Leibniz, daß selbst Bern-
storfip sich bei der Nase führen lasse: by an ig*
norant fellow called Bobethon, who has nothing
to recommend him, but his own private interest,
party rage and insolence enough to dp too much
miscbief at this critical juncture upon which all
our fature happiness depends'). Diese Animo-
sität findet ihre Erklärung in dem umstand,
daß Bothmer und Robethon statt einem verkapp-
ten Jacobiten wie Ker von Eersland zu trauen,
mit einem gewissen Ridpath in Verbindung stan*
den, den Swift a Scotch rogue schilt, der seit
Ende December 1713 als Flüchtling in Holland,
damit die katholische Reaction nicht siege ^ in
Briefen und Denkschriften auf schleuniges Er-
1) Swift, Inquiry into the bebaviour of the Qaeen's
late ministry. Works, ed. by Sir Walter Scott V, 319.
. 2) Works V, 201.
3) Aug. 25. 1714, Memoirs of John Eer of Eerslaod
in North Britain, Esq., containiDg his recent transac-
tions and negotiations in Scotland, England, the coarts
of Vienoa, Hanover and other foreign parts, pnblished
by himeelf, 2 Vols. 1726.
427
scheiueu de» Kurprinzen iu Euglaud drangt).
Auf derselben entschieden protestantischen Seite
stand ein Bival Ker^s, der Colonel J. Erskine,
der in einer langen, nach dem Frieden von Ba-
stadt (März 6. 1714) verfaßten Eingabe den Han-
noveranern bei ihrem Erscheinen die fanatisch
presbyterianischen , aber streitbaren Cameronia-
ner zur Verfügung stellte. Aus solchen Docu-
menten erhellt allerdings hinreichend, bei wel-
chen Kräften Robethon nach Unterstützung aus-
schauen mußte, sobald Lord Bolingbroke*s Intri-
guen ihr Ziel zu erreichen schienen.
General Schulenburg's absprechendes Urtheil
über Robethon in einem Briefö an Leibniz vom
Juli 1714, auf welches Klopp*) so viel Gewicht
legt, findet in dem kühlen Ton der wenigen
Briefe, welche Leibniz an Robethon richtete,
eine theilweise Erklärung. Bezeichnend aber ist
Schulenburg's Bemerkung, daß letzterer mit Aus-
nahme BernstorfiTs beim hannoverischen Ministe-
rium gründlich verhaßt sei. Im Vergleich zu
den unentwickelten Beamten eines Kleinstaats
war er eben seit Jahren an der großen europäi-
schen Politik hergekommen und viel zu sehr ge-
schulter Diplomat, um sich selbst mit einem
Leibniz, dem philosophischen Gewissensrath der
alten Kurfürstin, auf vertrauten Fuß zu stellen. *
Es würde nun zu weit fuhren, wenn ich hier
die zweite Sendung des Lord Rivers und die
Missionen des Mr. Harley, Vetter des zum Gra-
fen von Oxford erhobenen ersten Lords der
Schatzkammer, nach Hannover, der Herren von
Bothmer, von Grote, von Schütz des jüngeren
nach London bis ins Einzelne begleiten und aus
1) Macphenon II, 519. 540. Zwei andere in Bobe-
thon*s Convolat.
2) Werke von Leibnis IX, p. LXII u. p. 496.
32*
428
den officiellen wie aus den in Haunover und in
England zerstreuten Docnmenten Robethon's
Stellung als des eigentlichen Bindeglieds weiter
erörtern wollte. Genug, daß in allen Dingen,
um die es sich handelte, er die officiellen Auf-
träge ausarbeitete, sie mit eigenen Briefen an
die draußen weilenden Diplomaten bis herab znm
Residenten Ereyenberg und dessen Untergebenem
Galke begleitete und mit den wöchentlichen Re-
lationen und Briefen aus London auch solche far
sich erhielt. Sehr oft liegen auf beiden Seiten
von Instructionen, Vollmachten, Berichten, ver-
traulichen Mittheilungen Kladde und Reinschrift
vor^). Nur Eins will ich aus dieser Periode
noch betonen, die wiederholt zur Erwäguiig
kommende Frage, ob es gerathen sei den Kur-
prinzen als Herzog von Cambridge nach Eng-
land zu schicken, damit sein Erscheinen gegen-
über etwa den jacobitischen Anschlägen Lord
Bolingbroke's und einem plötzlichen Ableben der
Königin Anna die angstvollen Freunde sammle
und ermuthige. Seit 1712 sandte ein englischer
Advocat Roger Acherley Denkschrift über Denk-
schrift zu Gunsten dieses Projects durch Leibniz
an Robethon, in dessen Couvolut sie sich vorfin-
den^). Man weiß dann, wie der Baron v. Schütz
im Frühling 1714 diese Sache durch eine offi-
cielle Eingabe beim englischen Ministerium lösen
wollte, darüber aber in unliebsamer, in der Ge-
schichte der Diplomatie fast unerhörter Weise
aus dem Lande gewiesen wurde. Als sein Vor-
gänger, der Herr von Grote, von den Whigs be-
stürmt wurde, vom englischen Ministerium nicht
nur die Ausweisung des Prätendenten aus Loth-
1) Vgl. Macpherson U» 462. 463.
2) Vgl. Leibniz, Werke IX, 362. 364. 374 v§^L Boeb-
Der, Leibnizens Briefwechsel mit Bemstorff 59.
429
ringen, sondern die schleunige Herüberkuaft des
protestantischen Thronerben zn verlangen, hatte
der Kurfürst sie durch Robethon seiner unverän-
derlichen Treue versichern lassen, aber die Ent-
sendung des Prinzen, und gar mit Truppen und
Geldmitteln entschieden verweigert^). Bei der
schweren Erkrankung Annans um Neujahr 1714
verschärfte sich der Sturm. Von den eigenen
politischen Freunden wurden bereits Bothmer
und EU>bethon, weil sie durch ünthätigkeit den
Jacobiten in die Hände spielten, für alle Folgen
ernstlich verantwortlich gemacht. Die Whigs,
der Herzog von Marlborougfa, der sich nach Ant-
werpen zurückgezogen, die Vertrauten in Edin-
burgh und in Holland, Alles wandte sich immer
nur mit dem einen Anliegen, das allein die Thron-
folge Hannovers retten könne, an Robethon.
Schütz hielt ihn bis zu seiner Katastrophe im
April auf dem laufenden. Lord Townshend, wel-
cher Lord Strafford (Raby) am Utrechter Con-
greß hatte Platz machen müssen, damit der ver-
hängnißvolle Friede mit Frankreich zu Stande
käme, hat ihn lebhaft beglückwünscht, weil die
dem Lord Kanzler abgenothigte Ladung des Prin-
zen zum Hause der Lords sofort die Gemüther
zu beruhigen beginne^). Die einzige Frage ist,
wie steht es mit der Vollmacht, kraft deren
Schütz handelte? In wie weit war Robethon
betheiligt? Der eigenhändige Auftrag der alten
Kurfürstin an Schätz vom 12. April 1714, die
Ladung (writ) ihres Enkels officiell zu erwirken,
li^t bei den im Staatsarchiv zu Hannover be-
findlichen Akten des Gesandten. Dieselben Do-
cumente bestätigen, daß der Kurfürst den ge-
1) Juli 4. 1713 Ifacphenon U, 497.
2) Macpherson n, 597.
430
wagten Schritt desavouirte und Schütz bei sei-
ner Rückkehr nicht vor sich ließ. Der alten
Mutter brach darüber das Herz. Ohne Rührung,
in devoter Kälte erwiderte der Sohn den erbit-
terten Erguß der Königin Anna, die nach we-
nigen Monaten selbst ihrem Ende entgegen ging.
In Robethon^s intimen Akten, dem Gonvolnt, sind
einer anonymen Denkschrift, welche das Erschei-
nen des Kurprinzen als Privatmann befürwortet,
von seiner Hand Baisons pour ne pas envoyer
le Prince Electoräl en Ängleterre beigelegt, die
im Januar 1714 aufgesetzt wurden, man sieht
nicht, ob auf höheren Befehl, oder zu eigener
Verwendung. Es fehlt an jedem Beweise, daß
er das von Schütz der englischen Regierung ein-
gereichte Schreiben Sophia's aufgesetzt habe.
Völlig sicher ist es andererseits, daß Leibniz nicht
darum wußte ^). Die Robethon- Papiere bewah-
ren zwar alle möglichen Formulare für Erlasse
und Ernennungen, damit bei Anna's Ableben
sofort wohlgesinnte Statthalter, Richter, Oberbe-
fehlshaber zur Stelle seien. Diese Instrumente
sind allesammt ursprünglich in Sophia^s Namen
ausgefertigt, ein lateinisches von ihr eigenhän-
dig: Sophia R. paraphirt. Erst hinterdrein
wurde der Name getilgt und überall lateinisch,
französisch, englisch oder deutsch : Georg L, von
Gottes GnadeU; König u. s. w. dafür gesetzt.
Nirgends aber begegnet der Entwurf zu jenem
eigenhändigen Schreiben der Kurfürstin an Schütz
vom 12. April 1712. Es ist daher, wie ich
meine, noch geheimeren Ursprungs und schwer-
lich aus dem geheimen Gabinet des Kurfürsten
erflossen.
1) Letzter Brief an Sophie, Wien, Mai 24. 1714 bei
Klopp IX, 448.
431
Zur entscheideudeo Stande jedoch befand sich
der Freiherr von Bothmer wieder in London,
von wo er seit dem 10. Juli mit jeder Post an
Robethon schrieb. Seine Thätigkeit, znmal nach-
dem Anna am 1. August gestorben, als stummer
Regent Englands, bis der neue König eintreffen
konnte, verdient einmal eine besondere Darstel-
lung. Mittlerweile begrüßten die englischen
Freunde brieflich auch Robethon, unter ihnen
nicht nur Lord Halifax und Joseph Addison,
sondern sogar Lord Strafford (Raby), der sich
beeilte mit der neuen Ordnung gut zu stehn,
wie einst nach Wilhelm'sIIL Tode mit Anna*).
Robethon selbst ist erst im Gefolge des Kö-
nigs sammt dem deutschen Hofstaat und den
Ministern am 30. September in London einge-
troffen und fand gleich den anderen zunächst »in
S. Exe. des Herrn Geh. Raths von Bothmers
Hause sein assignirtes Quartier« '). Zu seinen
ersten Arbeiten wird ein ausführliches, im Con-
volut erhaltenes, Manuscript gehören, eine Ant-
wort auf das perfide Pamphlet: Advice to the
Freeholders of England, in welchem die Jacobi-
ten gegen die Thronbesteigung Hannovers pro-
testirten. Noch mehrere Jahre hindurch kann
ich ihn ununterbrochen am Hoflager verfolgen,
mochte dasselbe nun in St. James oder in Hamp-
toncourt oder , wie fast regelmäßig im Sommer,
in Herrenhausen oder in der Göhrde verweilen.
Die kurfürstlichen Minister wie die englischen
Staatssecretäre, jene einem absoluten Herrn, diese
dem Könige und dem Parlament verantwortlich,
bedienten sich seiner um die Wette. Nur selten
begegnet er wie bei Swift in den gleichzeitigen
1) Macpherson II, 633 folg.
2) Beisejoumal im Staatsarchiv zu Hannover vgl.
mit Tindal (Rapin) History of England IV, 401.
432
Werken englischer Autoren. Der Vflng Tindal ^)
beschuldigt ihn mit echt englischer Abneigung
gegen den Fremdling im Jahre 1716 mit Barn-
ßtorfif und Bothmer die Intriguen Lord Sander-
land's unterdtützt zu haben, durch welche Lord
Townshend und Robert Walpole aus der Begie-
ruug verdrängt wurden. Seine Thätigkeit aber,
die nach wie Tor der auswärtigen Gorrespondenz
gewidmet blieb, ergiebt sich wesentlich aus den
Archiven. Das hannoverische gewährt außer sei-
nen officiellen Entwürfen im Verkehr mit aus-
wärtigen Höfen unstreitig den besten Nachweis
in den zahlreichen Briefen, welche St. Sapfaorin,
von 1716 bis 1727 König Georges L Gesandter
am Eaiserhof in Wien, seinen unvergleichlichen
Protokollen, den vollständigen Abschriften aller
Akten dieser Mission, einverleibt hat. Auf sei-
ner eigenen Gesandtschaft im Haag, wie er an dea
Kurfürsten und Bernstorff berichtet^), war er mit
dem Waadtländer de Pesme, Sieur de Si Sapho-
riu, zusammengetroffen, der bei den Qeneralstaa-
ten die Bepublik Bern vertrat, mit den S^mäch-
ten für das im nordischen Kriege erforderlich
werdende Neutralitätsheer die üebernahme von
Schweizer Soldtruppen verhandelte und zugleich
mit den Angelegenheiten von Neufchatel und
Yalengin, welche der Eonig von Preußen aus
der oranischen Erbmasse beanspruchte, betraut
war. Das oft erwähnte Gonvolut enthält ein
langes an Bobethon gerichtetes Exposö aus dem
Haag vom 2. Januar 1714 , in welchem St. Sa-
phorin beim Abschiede von den Niederlanden
bittet: de me conserver votre amitie, qui me
sera tonjours siprecieuse, dann aber die äußerst
1) Hifitory of England IV, 508.
2) Juni 20. 23. Juli 7. 1711. Bd. VI im Stadtar-
ohiv.
433
gespannte Lage Europas und Englands insbeson-
dere überblickt. Da Holland durch den Utrech-
ter Frieden gefesselt ist, da drüben aber mit dem
Prätendenten die Freiheit und der Glaube be-
droht erscheint, dringt er als guter Protestant
und Gegner Ludwig's XIY. auf schleunigen Bei-
stand der Whigs, der nur Ton Hannover aus in
Verbindung mit den niederländischen Freunden
gewährt werden könne. Für die Ansprüche So-
phia^s und des Kurfürsten ist er voll Begeiste-
rung. Yons connaissez la main, et ainsi il n^est
pas necessaire que signe (eigenhändig :) St. Sapho-
riu. Es ist wohl außer Frage, daß vornehmlich
durch diese intime Beziehung ein eifrig prote-
stantischer Diplomat, ein alter Officier, der un-
ter dem Prinzen Eugen tapfer gegen die Türken
gefochten, in die königlich-kurfürstlichen Dien-
ste kam.
Wie Robethon in den Jahren 1717 bis 1720,
als der nordische Krieg abspielte und Alberoni
von Spanien aus Europa von Neuem in Brand
setzen wollte, recht eigentlich die diplomatische
Action des englischen und des hannoverischen
Cabinets vermittelte, indem er mit gewohntem
Feuer überall die Stuart-Gomplotte und die ka-
tholische Reaction wider die protestantische Thron-
folge in Britannien bekämpfen half, habe ich
aus den erwähnten Protokollen a. a. 0. darzu-
stellen gesucht'). Sein voller Titel lautet fortan:
Conseiller prive d'ambassade de S. M. le roy de
la Grande Bretagne et employe specialement par
Sa dite Majeste dans ses correspondances etran-
geres. Indeß die heikle Aufgabe zwei hetero-
gene Behörden zu einigen ist für ihn an expo-
nirter Stelle eben so wenig glatt verlaufen wie
1) HiBtoriflche Zeitschrift XLVI, S. 254 ff.
4:04:
für das deutsche Köuigshaus selber auf briti-
sehem Thron. Zerwürfnisse mit Vorgesetzten
und Freunden traten ein und führten schließlich
zur Entzweiung. Während Bothmer, wegen sei-
ner Verdienste zum Reichsgrafen erhoben, das
alte , von jeher in denselben Anschauungen und
in einer bedeutenden diplomatischen Erfahrung
wurzelnde Verhältniß aufrecht zu erhalten schien^
trübte sich das zu dem langjährigen Gönner
Bernstorff, dem die Engländer Habgier und Ein-
mischung in ihre Dinge vorwarfen, dessen echt
weifische Abneigung gegen den König von Preu-
Sen nur zu gut bezeugt ist. Auch hat Eifersucht
gegen Freunde und Genossen mitgewirkt, die wie
er fremd geboren und reformirter Gonf6ssion in
auswärtigen Diensten des Königs von England
beschäftigt waren. Der Hergang ist, so viel ich
habe ermitteln können, folgender gewesen.
In zahllosen Briefen an 8t. Saphorin hatte
Robethon während der Jahre 1717 — 1719 die
Aufträge der Lords Sunderland und Stanhope, des
Herrn von BernstorfiT, bisweilen des Königs sel-
ber ausgeführt und eben so oft aus eignem An-
trieb über die mannigfaltigsten Materien der in-
neren und äußeren Politik die werthvoUsten
Winke ertheilt, als seit 1718 die Correspondenz
zunächst von St. Saphorin*s Seite zu erlahmen
begann. Im August 1717 hatte Robethon ein-
mal geschrieben , er und BernstorflF seien beim
Kronprinzen Georg in Ungnade gefallen; nur
Bothmer werde noch vorgelassen. Doch hat das
Zerwürfniß zwischen Georg I. und seinem Sohn
schwerlich eingewirkt. Vielmehr meldete Lucas
Schaub, ein Schweizer, der in Lord Stanhope's
Diensten emporkam und später selber englischer
Gesandter in Paris werden sollte, dem ihm ver-
trauten Landsmanne in Wien am 30. November
435
1717, daß seit seiuem Eintritt ia die Geschäfte
ßobethon nur wenig mit Stanhope, Sunderland
und Botbmer verkehre , um so enger aber mit
Berustorff zusammenhänge. Am 12. Januar 1718
spricht Schaub Ton Robethon's humeurs; mais
qui ne les a pas? und bittet St. Sapborin, daß
er dem alten Freunde bei den englischen Mini-
stem ein gutes Wort rede : avec qui il se brouille
quelque fois. Im Juni, bei einer die Quadrupel-
allianz begutachtenden Sitzung zu St. James fin-
den wir Sunderland, Stanhope, Craggs, Bern-
Btorff, Bothmer und Robethon noch einträchtig
beisammen. Ein Jahr später indeß klagt St.
Saphorin an Schaub über die Uneinigkeit zwi-
schen den englischen und den deutschen Mini-
stern und yerhehlt nicht, daß Bernstorff mit sei-
ner starren Abneigung gegen Preußen und der
Yielgeschäftigkeit in der continentalen Politik
daran Schuld sein möge. Am 3. September 1719
drückt er ihm seinen Kummer aus, daß ihm sein
bester Freund Robethon zürne, weil er angewie-
sen sei in Angelegenheiten des Reichs seine Auf-
träge nur durch Bernstorff zu empfangen, fügt
aber hinzu: je ne cesseray pourtant pas d'estre
de ses aniis. Am 30. October berührt St. Sa-
phorin die Sache in Briefen an Bernstorff und
an Robethon selber. Indem er gegen letzteren
die fatalit6 beklagt, über die er nicht Herr ge-
wesen, yersichert er ihn gleichwohl: de la par*
faite reconnaissance que j'auray tonte ma yie
pourtant et de si reels temoignages d*amiti6 que
j'ay receu de vous. Um Neujahr 1720 endet
ihre zur Geschichte der Zeit überaus lehrreiche
Gorrespondenz.
Allein im November bereits, wie am 9. und
13. Schaub nach Wien schreibt, hatte es in
Hannover einen Auftritt z\vi8chen Bernstorff und
436
Bobethon gegeben. Letzterer war im Unmath
ohne Urlaub abgereist, durch einige nachgesandte
Officiere indeß in Osnabrück wieder eingebracht
und feierte am 7. nebst seiner Gemahlin aaf
einem Souper bei Bernstorff Versöhnung. Am
11. waren dann die beiden mit des Königs Er-
laubniß nach London abgegangen, indem sie
nicht Tergaften Gruße an St. Saphorin anfzutra*
gen. Dieser, dem längere Zeit Lord Gadogan
beigegeben worden, dachte an Bücktritt von sei^
nem rosten , zumal als Bernstorff sich nun vol-
lends mit den englischen Ministern überworfen
^ hatte. Die Katastrophe des Südseeschwindels
' im Jahre 1720, der Tod, welcher rasch nach
einander Stanhope und Graggs hinraffte, hatte
durch Wiedereintritt Townshend^s und Walpo-
le*8 eine Umwandlung des englischen Gabinets
zur Folge ; Bernstorff aber hatte fortan in Han-
nover verbleiben müssen. St. Saphorin, der im
Februar 1721 aus der Gazette erfahren, daß Bo-
bethon und sein Sohn in England naturalisirt
worden, und das gleiche für sich begehrte, schrieb
am 26. März noch einmal über die zwischen ih-
nen eingetretene Entfremdung an Bernstorff und
Bothmer, indem er dringend zu wissen wünschte,
ob und wie Lord Townshend sich mit Bobethon
gestellt habe. Am 15. April antwortete Both-
mer, Bobethon habe als Widersacher des Bünd-
nisses zwischen England, dem Kaiser und Au-
gust IL von Polen den Bruch der beiden Gabi-
nette gefördert und Lord Stanhope's unversöhn-
lichen Haß g^en Bernstorff angefacht, aber
' Nichts für sich dadurch gewonnen. II se trouve
exclu de toutes les affaires. Le chagrin a ruine
entierement sa sante, qui reste toujours languis-
sante. Les principaux amis sont morts; vous
ponvez estre asseure que Mylord Townshend ne
437
Ten dedonimagera pas; uiais il est en revanche
assez bien avec Mylord Carteret — dem anderen
Staatssecretär. Während St. Saphorin beglück-
wünscht Würde, daß er zwischen den beiden
Klippen geschickt hindurch gesteuert, hatte Ro-
betnon, eine entschieden internationale Natur,
als gewiegter Staatsmann sich auf die Seite der
englischen Minister geschlagen, dafUr aber
schließlich den Undank Hannovers geerntet.
Bei der Königl. Gesellschaft der Wis-
seuschaften eingegangene Druckschriften.
Man bittet dieee VsnaLcliiiiMe sngleieh als SmpfaogMuueigen anflehen
SU wollen.
Jöli 1881.
Fortsetzung.
Forhandlingar i Yidensk.-Selskabet i Christiania. Aaar
1880.
De Eongelige Norske Videnskabers Selskabs Skrifter,
1879. Trondjen 1880.
Publ icationen des kgl. Preuss. Geodätischen
Instituts.
Astronomiflch-geodatisohe Arbeiten in den Jahren 1879
und 1880. 4.
W. Seibt, das Mittelwasser der Ostsee bei Swine-
münde. Berlin 1881. 4.
A. Westphal, die Ausdehnungscoefficienten der Kü-
stenvermessung. Berlin 1881. 4.
Sitzungsber. der kgl. Akademie der Wiss. zu München.
Mathem.-phys. Gl. 1881. H. 3.
Verhandlungen der Eaiserl. Leop.-Garol. Akad. der Nar
turf. Bd. 41. Abth. 1 u. 2. 4.
Monatsbericht der Berliner Akademie. Febr. 1881.
438
Bulletin ot' tbe Museum of Oomparutive Zoologj. Vol. 8.
p. 231-284.
Natnre 610. 611. 613. 614.
Leopoldina. H. XVÜ. Nr. 11-12. 13-14.
Berista Enikara. Ann. qoarto. Numb. 38, 39.
ZeitBchrifb für Meteorologie. Bd. XVI. Juli u. August
1881.
Donders en Engelmann, Onderzoekningen in bet
Pbysiol. Laboratorium der Utrechtsche Hoogscbool.
Derde Beeks. VI. Aflev. 1.
Proceedings of the California Academy of Science. Jirni
1881.
Erd^lyi Muzeum. 7. 8. SZ. VIII. dvtolyam. 1881.
L. Grunmacb, über elektromagnetische Drehung der
Polarisationsebene der strahlenden Wärme in testen
und flüssigen Körpern. Berlin 1881.
Monatsbericht der Berliner Akademie. März, April u.
Mai 1881.
Von der geologischen Untersuchung Schwedens. 7 Kar-
ten und 15 Kartenblätter.
S. A. Tullberg, om Agnostus- Arterna.
Den Norske nordhavs-expedition 1876—78. IIL Zoologi.
Gephyrea, ved D. C. Danielssen og J. Koren. Ghri-
stiania 1881. 4.
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Monthly Notices of the B, Astronomical Soo. VoL XLI.
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