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Full text of "Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg ..."

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von der 



fi. GeseUschaft der Wissenschaften 



und der 



Georg - Augusts - üniTersität 

zu Qöttingen. 



Aus dem Jahre 1881. 

No. 1-16. 



Göttingen. 

Dieterich'sche Verlags-Buchhandlang. 

1881. 



Man bittet die Verzeichnisse der Accessionen 
zugleich als Empfangsanzeigen für die der Kgl. 
Societät übersandten Werke betrachten zu wollen. 



i DEUTSCHER ^^^, 

ir.aO.lESEVERBN 

..V- (,a'i;\/i -* 



aber 

die Nachricliten von der Eönigl. Gesellschaft der 
Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität 

aus dem Jahre 1881. 



H. L. Ähren s, Nachricht von seinem Tode 366. 

Th. Benfey, Zusatz zudem Aufsatz «üeber die 

eigentliche Accentuation von ig, sein» 2. 
— — Nachricht von seinem Tode 366. 

A. Ben-Sande, Beiträge zur Kenntnis der 
optischen Eigenschaften des Analcim 226. 

Th. Bergk, Nachricht von seinem Tode 366. 
J. Bernays, Nachricht von seinem Tode. 366. 
H. Boedeker, Lycopodin 337. 
F. Bücheler, zum Gorrespondenten der Societät 
erwählt 367. 

B. von Dorn, Nachricht von seinem Tode 366. 

E. Ehlers, Beiträge zur Kenntnis des Gorilla 
und ctes Chimpanse (Abhandl. Bd. XXVII) 249. 

A.Enneper, Zur Theorie der Curven doppelter 
Krämmung 291. 

Bemerkungen über einige Transformatio- 
nen von Flächen 305. 



F. Frensdorff, zum ordentlichen Mitgliede 

erwählt 367. 
C. Fromme, ßemerkangeu zu einer Abhandlung 

von Warburg «Ueber einige Wirkungen der 

magnetischen Coercitivkraft» 119. 
L. Fuchs, lieber Functionen zweier Variabein, 

welche durch Umkehrnng der Integrale zweier 

gegebener Functionen entstehen 2. 

Göttingen. 
I. Königliche Gesellschaft der Wissenschaften. 

A. Feier des* Stiftungstages 361. 

B. Jahresbericht 361. 

a. Directoriatsübergang 366. 

b. Bericht über die durch den Tod ver- 
lorenen Mitglieder und Correspondenten 
366. 

c. Verzeichnis der neu erwählten Mitglie- 
der und Correspondenten 367. 

G. Verzeichnis der gehaltenen Vorträge 
und vorgelegten Abhandlungen: 
Th. Benfey, Zusatz zu dem Aufsatz 
»Ueber die eigentliche Betonung von 
ig, sein« 2. — F. Wieseler, Scenische 
und kritische Bemerkungen zu Euri- 
pides* Kyklops 1. — E. Riecke, I. 
lieber die Bewegung eines elektrischen 
Theilchens etc. 17; IL Ueber die von 
einer Influenzmaschine zweiter Art ge- 
lieferte Elektricitätsmenge etc. 22; HI. 
Messung der vom Erdmagnetismus auf 
einen drehbaren linearen Stromleiter 
ausgeübten Kraft 41. —L. Fuchs, Ueber 
Functionen zweier Variabein etc. 2, — 
L. Königsberger, Ueber einen Satz 
von der Erhaltung der algebraischen 
Beziehung etc. 6. — C. Klein, U6ber 



,5 



den Einfluß der Wärme auf die opti- 
schen Eigenschaften des Boracit 73. — 
F. Wie sei er, Verbesserungsvorschläge 
zu Euripides' Kyklops 177. — W. 
Holtz, Elektr. Schattenbilder, 3. Abth. 
80. 4. Abth. 241. — K. Heun, 
Neue Darstellung der Kugelfunctio- 
nen und der verwandten Functionen 
durch Determinanten 104. — C. 
Fromme, Bemerkungen zu einer Ab- 
handlung von Warburg etc. 119. — IL 
Schering, Beobachtungen im magne- 
tischen Observatorium 133. 361. — F. 
Wüsten feld, Magister Pacht gegen 
Friedrich d. Gr. 209. — L. Königs- 
berger, Ueber die Irreductibilität von 
Differentialgleichungen 222. — A. Ben- 
Saude, Beiträge zur Kenntnis der opti- 
schen Eigenschaften des Analcim 226. — 
E. Ehlers, Beiträge zur Kenntnis des 
Gorilla und des Ghimpanse (Abhandl. 
B. XXVII) 249. - R. Pauli, Ueber 
einige Bestandtheile des Königlichen 
Staatsarchivs in Hannover 249. —Kron- 
ecker, Auszug aus einem Briefe an 
E. Schering 271. — P. de Lagarde, 
Johannis Euchaitorum archiepiscopi quae 
in codice Vaticano supersunt graece 
281. 345, Abh.B.XXVin.— F. Kohl- 
rausch, Messung des Erdmagnetismus 
auf galvanischem Wege 281. — A. En- 
neper. Zur Theorie der Curven dop- 
pelter Krümmung 291. — Bemerkungen 
über einige Transformationen von Flä- 
chen 305. — F. Wüsten feld. Die 
Geschichtsschreiber der Araber und ihre 
Werke 337. 345 , Abhandl. B. XXVIIL 



6 

— P. Wieseler, Ueber die Biehler- 
selie Gemmensammlung 337. — E. 
Boedeker, Ueber das Lycopodin 337. 

— R. Pauli, Noch einmal über das 
RechnuDgsbach zur zwei^ieii Kreuzfahrt 
des Grafen Heinrich von Derby 345. 

— P. de Lagarde, Zur Nachricht. 
357. — E. Schering, Ueber Geschenke 
des Princ. Boncompagni an Gauss* Bib- 
liothek 345. — Graf H. zu Solms- 
Laubach, Die Herkunft, Domestication 
und Verbreitung des gewöhnlichen Fei- 
genbaums 361, Abb. B. XXVm. — R. 
Pauli, Ueber Jean Robethon 361. — 
P. de Lagarde^ Ueber die semitischen 
Namen des Feigenbaums 368; Astarte 
396; Die syrischen Wörter ]T^03 und 
lT»ba 400; Das hebräische "»ay 404. 

D. Preisaufgaben. 

a. der Eönigl. Gesellschaft der Wissen- 
schaften : 

Gelost die Preisaufgabe der physika- 
' lischen Glasse 362. 

Neue Preisaufgaben: 

Der mathematischen Glasse (wieder- 
holt.) 364. 

Der historisch-philologischen Glasse 
365. 
Der physikalischen Glasse 365. 

b. der W e d e k i n d'sch en Preisstiftung 366. 

E. Verzeichnisse der bei der Königl. Societät 
eingegangenen Druckschriften: 15. 55. 
239. 246. 280. 341. 360. 406. 

n. Universität. 

A. Vorlesungsverzeichnisse : 
Sommer 1881 57. 
Winter IS^Vs« 321. 



B. Preisvertheiluugeu : 

a. üniversitätspreise: 

Bericht über die Lösung der gestellten 
Aufgaben, eingeleitet durch eine Bede 
von Geh. Begierungsrath Sauppe: 
»Ueber die Stellung des Beligion im 
Leben Athens, sowol der Einzelnen als 
des Staates« 302. 
Neue Preisaufgaben 303. 

b. Beneke -Stiftung 243. 

c. Petsche-Stiftung 232. 
G« Oeffentliche Institute: 

Bericht über die Poliklinik für Ohren- 
kranke, von Dr. K. Bürkner 10. 
D. Promotionen: 

In der juristischen Facultät 244. 
III. Gesellschaft für Eirchenrechtswissenschaft 
in Göttingen 235. 

H. E, Heine, Nachricht von seinem Tode 366. 
K. Heun, Neue Darstellung der Eugelfunctio- 

neu uDd der verwandten Functionen durch 

Determinanten 104. 
G. Ho ff mann, zum Gorrespondenten erwählt 367. 
W. Holtz, Elektrische Schattenbilder 80. 241. 

A. Eirchhoff, zum auswärtigen Mitgliede er-* 
wählt 367. 

C. El ein, üeber den Einfluß der Wärme auf 
die optischen Eigenschaften des Boracit 73. 

A. von Eoenen, zum ordentlichen Mitgliede 
erwählt 367. 

L. Königsberger, Ueber einen Satz von der 
Erhaltung der algebraischen Beziehung zwischen 
den Integralen verschiedener Difl^erentialglei- 
chungen und deren Differentialquotienten 6. 

F. Kohlrausch, Absolute Messung der Stärke 



8 

des Erdmagnetismus auf galvauiscliem We 
ohne Zeitbestimmung 281. 
Eronecker, Auszug aus einem Briefe an 
Schering 271. 

P. de Lagarde, Johannis Euchaitorum archi 

piscopi quae in codice Yaticano supersu 

graece 281. 345. 

Zur Nachricht 367. 

üeber die semitischen Namen des Feige 

baums und der Feige 368. 

Astarte 396. 

Die syrischen Wörter "ji^oa und )v'b> (40( 

Das hebräische ■»a:^ (404). 

A. de Longperier, zum Gorrespondenten e 

wählt 367. 

A. Nauck, zum Gorrespondenten erwählt 36 

B. Pauli, üeber einige Bestandtheile desEönij 
liehen Staatsarchivs zu Hannover 249. 

Noch eimal das Bechnuugsbuch zur zweite 

Kreuzfahrt des Grafen Heinrich von Derby 34i 
' üeber Jean Bobethon 361. 

E. Biecke, üeber die Bewegung eines elektr 
sehen Theilchens in einem homogenen ma| 
netischen Felde und das negative elektrisch 
Glimmlicht 17. 

— — üeber die von einer Influenzmaschii 
zweiter Art gelieferte Electricitätsmenge uc 
ihre Abhängigkeit von der Feuchtigkeit 22. 

Messung der vom Erdmagnetismus ai 

einen drehbaren linearen Stromleiter ausg« 
übten Kraft 41. 



Sainte-Claire«Deville, Nachricht Ton seinem 
Tode 366. 

E. Schering, üeber Geschenke desPrinc. Bon- 
Gompagni an Gauss' Bibliothek 345. 

K. Schering, Beobachtungen im magnetischen 
Observatorium 133. 361. 

Graf H. zu Solms-Laubach, Die Herkunft, 
Domestication und Verbreitung des gewöhn- 
lichen Feigenbaums 361. 

L. y. Spengel, Nachricht von seinem Tode 366. 

J. Weizsäcker, Zum auswärtigen Mitgliede er- 
wählt 367. 

F. Wieseler, Sceoische und kritische Bemer- 
kungen zu Euripides' Kyklops 1, 

Verbesserungsvorschläge zu Euripides' 

Kyklops 177. 

— — üeber die Biehler'sche Gemmensamm- 
lung 337. 

F. Wüstenfeld, Die Geschichtsschreibung der 
Araber und ihre Werke 337. 345. 

Magister Pacht gegen Friedrich den Gr. 209. 



1 



Nachriehten 

von der Königl. Gesellschaft der Wissen- 
schaften und der G. A. Universität zu 

Göttingen. 



19. Januar. M, !• 1881. 



Ko«i«licli« fieiellsehaft der WiiseiiKchafteii. 

Die E. Gesellschaft der Wiss. bringt in Er- 
innerung, daß auf Honorar für Beiträge zu den 
Nachrichten nur die ordentlichen Mitglieder und 
Assessoren, so wie der Bedacteur derselben, 
auch wenn er nicht Mitglied ist, Anspruch ha- 
ben. Für Mittheilungen ex officio (Verzeich- 
nisse der Voorlesunge» , Universitätsnachrichten, 
kurze Todesanzeigen , Promotionsverzeichnisse, 
Beridbte über die Institute, Sitzungsberichte der 
Gesellschaft d. W., Verzeichnisse der neu einge- 
gangnen Bücher) wird kein Honorar bewilligt. 



Sitzung am 8. Januar. 

Benfey: Ziuatip -«a dem Aufsatz »üeber die eigentliche 
Acceotuation des lodicativ Präsentia von ig ^seien' a.8.w.« 
in ^Nachrichten' 1878 8. 189 Z. 6 v. u. = *Vedica 
und Linguistioa' S. 114 Z. 6 v. u. 

Wiesel er: Seenische und kritische Bemerkungen zu 
Eoripides' Eyklops. (Erscheint in den Abhandlangen). 

Rieake: I. Ueber die Bewegung eines elektrischen 
Theilchens in einem homogenen magnetischen Felde 
und das negative elektrische Glimmlicht. 

— n. üeber die von einer Influenzmaschine zwei- 
ter Art gelieferte Elektricitätsmenge und ihre Abhängig- 
keit Ton der Feuchtigkeit. 

— III. Messung der vom Erdmagnetismus auf ei« 
nen drehbaren linearen Stromleiter ausgeübten Kraft. 

1 



Fuchs, ans w. Mitglied : Ueber Fonktionen zweier Varia« 
beln, welche durch Umkebrung der Integrale zweier 
gegebener Funktionen entstehen. (Erscheint in den 
Abhandl.). ' 

Eoenigsberger, Gorresp.: Ueber einen Satz von der 
Erhaltung der algebraischen Beziehung zwischen den 
Integralen yerschiedener Differentialgleichungen und 
deren Differentialquotienten. 



Zusatz zu dem Aufsatz 'üeber die ei- 
gentliche Accentuation von ^c, seien* 
in 'Nachrichten' 1878, S. 189 Z. 6 v. u. 
= *Vedica und Linguistica' S. 114, Z. 

6 V. u. 

« 

Von 
Theodor Benfey. 

Ich bitte hinter ^konnten' hinzuzufügen: 
^ außer wenn ein EncUticon folgte z, B. Hom. II. 
XVII. 760 m^i «' d(Ag>i rs Tdg)QOP} Od. XVI. 6 
n€QC t€ xtvnog ^k&s* 

und dazu folgendes als Note: 

'Daraus folgt aber eben so wenig, daß negi 
der Sprache als selbstständiges Wort mit dieser 
Accentuation angehört, als z. B. aus ei t§g yi 
fwi folgt, daß die Sprache ein yi als selbststän- 
diges Wort gekannt hätte, oder aus (pli.o$ %^vig 
fio$, ein ttpigj oder aus dp&Qwndg (aov, gar ein 
äp&Qwnög. Alle diese Accentuationen sind nur 
Folge der 'Veränderungen des Wortaccentes im 
Zusammenhang der Rede\ Daß z. B. ys als 
Wort sogar schon im Indogermanischen tonlos 
war, wird höchst wahrscheinlich, ja wohl gewiß, 
durch die Tonloaigkeit des entsprechenden vedi- 
schen gha. Daß ein nvig als selbstständiges 
Wort ein sprachliches Unding ist, bedarf wohl 
kaum eines Beweises. Der Nominativ Pluralis 



konnte als selbstständiges Wort nnr ttpeg lau- 
ten, nnd so lautet er, wenn das Wort seine in- 
terrogative Bedeutung bewahrt; wenn es dage- 
gen in der indefiniten gebraucht wird, wird es 
tonlos (vgl. Nachrichten a. a. 0. S. 174 = Ve- 
dica und Ling. S. 99) und erst im Zusammen- 
hang der Bede durch Einfluß eines folgenden 
Encliticon zu nvig. üeber äv&Qmnog bedarf es 
natürlich keiner Bemerkung. 

Hieran verstatte man mir einige Worte in 
Bezug auf G. Gurtius^ Miscellen (in Leipziger 
Studien z. class. PhiloL 1880 S. 322 ff.) zu schlie- 
Ben. Wenn er daselbst S. 325 meint, daß ich 
gegen itni nichts einzuwenden hätte, dann irrt 
er sich sehr. Wenn meine Auffassung der Ac- 
centnation des Präsens von ig richtig ist^ so ist 
die von itni^ gerade wie die von nvig^ nur Folge 
des Zusammenhangs im Satze und ebenso wenig 
wie diese als die des selbstständigen Wortes auf- 
zufassen. Wenn ich mich darüber in dem in 
der üeberschriffc bezeichneten Aufsatze nicht 
aasgelassen habe, so geschah dies, weil ich über- 
haupt in Bezug auf die Anwendung meiner Auf- 
fassung in den Griechischen Grammatiken kein 
Wort fallen lassen, sondern diese den Speciali- 
sten anheim stellen wollte^). 

1) Wenn ich mich habe verleitien lassen, im Wider- 
apmch mit dieser Absicht, im 12ten (dem letzten) § die- 
ses Anfsatses eine Bemerkung^ in fiezng auf die Präpo- 
sitionen äno u. s. w. za machen, so war dies eigentlich 
nur eine Folge davon, da£ dieser § mehrere Wochen 
nach Abfassang des Aufsatzes, im Anfang des Jahres 1878 
unter dem Eindruck trüber Erinnerungen hinzugefügt 
ward, zu denen der Rückblick auf die Beachtung, welche 
meine fünfzigjährige wissenschaftliche Thätigkeit in mei- 
nem Vaterlande mir gefunden zu haben scheinen mußte 
oder wenigstens konnte, nur zu sehr veranlassen durfte. 
Es thut mir jedooh jetzt leid, daft ioh mich von diesem 

1* 



Yöllig unzus{iinmeDgebörige6 tnerbindet ebet 
Gartius an derselben Stelle (S. 325) ^ wenn er 
glanbt iau und iöti mit äkXa nnd dkia Eusam- 
tnenstellen zu dürfen; neben alla nnd dlXd 
ist nirgends, wie neben i(fu und iifti ein tonlo- 
ses ifn$j so ein tonloses dlla möglich; äkkd ist 
freilich in der That ursprünglich mit aAAa, dem 
Acc. Plur. Ntr. von ällo, identisch^ aber durch 
den Uebertritt in eine andre Wortkat^gorie (ans 
der der Adjectiya in die der Ad^erbia) und die 
damit verbundene Bedeutangsverschiedenheit ('be« 
sonders u. s. w.' statt *die andren') hat es si<ch 
im Sprach be wußtsein von seiner Basis getrennt 
und diese Verschiedenheit ist es^ welche die 
DifferenziiruDg des Accents herbeigeführt hat. 
Derartige Differenziirungen der Accentüation 
lassen sich fast in allen Sprachen, deren Aecen- 
tuation uns genauer bekannt ist , nachweisen ; 



Eindruok habe überwältigen lassen und ioli würde dem- 
gemäß wünschen den Abdruck dieses § ungeschehen ma« 
chen zu können ; allein andrerseits kann ich nicht leug-^ 
nen, daB es mir doch dienlich schien, da6 das in ihm 
Gesagte — snmal mit dem jetzt gegebnen Zusats, der 
jedes Mißverstandniß ausschließt - einmal gesagt werd«. 
Denn daß die ganz verkehrte Behandlung, welche die 
griechischen Grammatiken den in jenem Aufsatze be- 
sprochenen Verben und Präpositionen angedeihen lassen, 
einer wissenschaftlichen Platz zu machen habe, wird Je- 
der zugeben müssen, welcher meine Darstellung für rich- 
tig anerkennt, und daß dies nicht mit so großen Schwie- 
rigkeiten verbunden sein wird, wie Ourtius (nach S. 826 
der angeführten Miscellen) anzunehmen scheint, davon 
wird man sich leicht überzeugen. Man braucht nur die 
grammatische, oder selbstständige, in einer wissenschaft- 
lichen Grammatik auch die ursprüngliche, Accentuation 
von derjenigen zu trennen, welche diese im Zusammen- 
hange der Rede oder des Satzes erleidet und es wird 
alles, was sich mit Sicherheit lehren läßt, vnsseBschaft- 
lich, klar und selbst leicht hervortreten. 



816 treten zwar keinesweges immer, aber doch 
ziemlioh häufig ein. Warum nicht immer, läßt 
sich in den einzelnen Fällen nicht mit Sicher- 
heit erklären; aher im Allgemeinen wird man 
wohl unbedenklich annehmen dürfen, daß wenn 
ein derartiger Uebergang nach und nach und 
gewissermaßen vom Sprachbewußtsein unbemerkt 
eintrat, oder wenn gar, wie in (jkaXXop fidXtata 
das Adjectiv ganis eingebüßt war und nur das 
Adverb sich erhielt, der ursprüngliche Accent 
unverändert blieb, wenn dagegen die Differenz 
dem Sprachbewußtsein scharf entgegentrat, sie 
auch in der Difierenziirung des Accents ihren 
Ausdruck empfieng. Gerade so wie auf diese 
Weise hier älla und dXXä durch den Accent 
geschieden wurden, finden wir im Sanskrit vom 
Adjectiv äpara, der, die, das folgende, im Accus. 
Sing, Ntr. das Adjectiv äparam^ aber als Ad- 
verb, mit der Bedeutung *in der Folge, in Zu- 
kunft' apardm ; eben so im Dativ Sing, das Ad- 
ject. dparäya^ aber als Adverb wiederum aparäya. 
Der Unterschied zwischen den beiden Fällen 
des Griechischen und des Sanskrit, nämlich äXXd 
und apardm, liegt wesentlich nur darin, daß im 
Sanskrit, wie hier durchgreifend, der Acc. Sing. 
Ntr. die Adverbialbedeutung annimmt, im Grie- 
chischen dagegen, wie hier häufig, der Acc. P 1 u r. 
Ntr. Daß die Accentdifferenz zwischen äXXa 
und äXXd nicht eine Analogie für San und ictl 
bilde, wird übrigens über jeden Zweifel erhoben 
und vollständig dadurch entschieden , daß sie 
nicht auf Verwandlung von Paroxytona (dXXa) 
in Oxytona {aXXct) beschränkt ist, sondern auch 
umgekehrt Adverbia von oxytonirten Adjectiven 
oder Wörtern in Paroxytona verwandelt; so sind 
im Griediiaehen aus dem Acc. Plur. Ntr. von 
Adj. auf f$ a. B» w^et/, %axv die Adverbia oina. 



tdxcc her7orgetreteu , die sich unbedenklich aus 
den ursprünglicheren Formen jenes Casus fittia 
%axia erklären lassen, indem sa — wie z. B. 
in nXia für %XiBa^ bei Hesiod mXeXay von »Xioq — 
zu ä ward. Ganz ebenso scheidet sich durch 
Accentvorziehung im Sanskrit vom Instrumental 
Sing. divU ^ durch den Tag' das Adverb diva 
^am Tage'. In wesentlich gleicher Weise ist es 
im Griechischen z. B. auch zu erklären, wenn 
dasAdjectiv ^av&og durch den üebertritt in die 
Categorie der Nomina propria zu Sar^og wird. 
Am stärksten treten uns durch dieses Princip 
herbeigeführte Accentdifferenziirungen bekannt- 
lich in einer modernen Sprache, der englischen, 
entgegen. Hier scheiden sich bekanntlich eine 
beträchtliche Anzahl von, in allem übrigen glei- 
chen, Themen bloß durch die Accentdifferenz in 
Nomina und Verba, z. B. objecto verworfen, to 
abject verwerfen; in Adjectiva und Substantiva 
z. B. campdd, verbunden, compact^ Vertrag; in 
verschiedne Bedeutungen, z. B. sinister^ link, 
sinister, hinterlistig. 



Ueber einen Satz von der Erhaltung 
der algebraischen Beziehung zwischen 
den Integralen verschiedener Differen- 
tialgleichungen und deren Differen- 
tialquotienten. 

Von 
L. Koenigsberger in Wien. 

Ich habe in früheren Arbeiten einen Satz 
bewiesen, nach welchem — um hier nur den 
einfachsten Fall von zwei Differentialgleichun- 
gen hervorzuheben — eine algebraische Bezie- 



hang zwischen eiuem partikalären Integrale ei- 
ner beliebigen Differentialgleichung und einem 
particulären Integrale einer anderen, aber irre- 
ductibeln Differentialgleichung nnverändert bleibt^ 
wenn man in dieselbe irgend ein beliebiges 
anderes partikuläres Integral der irreductibeln 
Differentialgleichung und ein bestimmtes anderes 
der ersteren Differentialgleichung substituirt ^ 
und von diesem Satze habe ich bereits mehrere 
Anwendungen auf die Aufstellung des A b e T- 
schen Theorems für Integrale von Differential- 
gleichungen, auf die Untersuchung der Irreduc- 
tibilitat von Differentialgleichungen, auf die 
Feststellung der Form der algebraisch-logarith- 
mischen Integrale linearer Differentialgleichun- 
gen u. s. w. gemacht. Bei einer üntersuchuug, 
welche die algebraische Ausdrückbarkeit des all- 
gemeinen Integrales zweiter Ordnung durch par- 
ticuläre Integrale desselben zum Gegenstand hat, 
brauchte ich jedoch eine Verallgemeinerung des 
oben ausgesprochenen Satzes und eben diese 
bildet den Gegenstand einer Arbeit, die in Kur- 
zem veröffentlicht wird und deren Inhalt ich 
hier angeben will. 

Besteht jsfunsehen einem particulären Integrale 
JSi der algebraischen Differentialgleichung 

<■) • • -^ ('• '■ 1 0)-« 

und dessen Ableitungen^ und einem partikulären 
Integrale y^ der irreductibeln algebraischen Dif- 
ferentialgleichung 

(2)...r(..l,.|....g) = 



8 

t^nd dessen Ableitungen eine algäivaiscke Be* 
stiehung 



(3) 



so bleibt diese erhalten^ wenn man für y^ irgend 
ein Integral jener irreductibeln Differentiatgtei" 
chung (2) setist, vorausgesetzt daß für z^ ein 
passendes Integral der Differentialgleichung (1) 
substituvrt wird. 

Der Beweis zerlegt sich in die beiden Falle, 
in denen z^ eine algebraische Function von y^ 
und dessen Ableitungen ist oder z^ nur die 
Lösung einer algebraischen Differentialgleichung 
piQY oder niederer Ordnung ist, deren Coeffi- 
cienten algebraisch aus y^ und dessen Ableitun- 
gen zusammengesetzt sind. , 

Nachdem sodann eine Untersuchung der Ir- 
reductibilität der linearen homogenen Differen- 
tialgleichung zweiter Ordnung 

worin P und Q algebraische Functionen von x 
bedeuten, vorausgeschickt worden, welche unter 
anderem das Resultat liefert, daß wenn in einer 
reductibeln linearen homogenen Differentialglei- 
chung zweiter Ordnung nicht ein partikuläres 
Fundamentalintegral eine algebraische Function 
eines anderen ist, das einer Differentialgleichung 
niedrigerer Ordnung genügende lütegral stets 
eine lineare^ im Allgemeinen nicht homogene^ 
Differentialgleichung erster Ordnung befriedigen 
muß, wird die Form der allgemdnsten alge*^ 
braischen Beziehung zwischen zwei Fnndamen- 



talintegralen einer irreduetibeln ÜDearen homo- 
genen Differentialgleichung zweiter Ordnung und 
deren erste Differentialqaotienten anfgestellt und 
als Bpecieller Fall unter der Annahme, daA 

P = — — ~ — ist, worin Ä eine algebraische 

dx 

Function bedeutet, die Existenz der bekannten 

Beziehung 



^^2 ^Hl A 



hergeleitet. 



Ich benutze diese Gelegenheit , um zu einer 
die Theorie der linearen Differeütialgleichungen 
betreffenden und der k. Societät im vorigen 
Jahre vorgelegten Notiz als Ergänzung einen 
Satz zu erwähnen, dessen Beweis in Kurzem in 
dea mathematischen Annalen veröffentlicht wird; 
derselbe lautet: 

Wenn eine lineare Differentialgleichung 

in welcher Fj, Fg, . . Y^^ Vi älgd>raische Ftmc- 
tianen von x bedeuten^ ein algebraischea Integral 
besitzt und dieses ist nickt schon selbst so be- 
schaffen^ daß es rational in a?, Zj, F^, . . F« 
und y^ ausdrückbar istj so besüet die Differenr 
ticdgleichung jedenfalls noch ein partictdäres In^ 
tegral von dieser Beschaffenheit^ 

vorausgesetzt, daß nicht F«» »= CVi i worin C 
eine Constante, welcher Fall, wie unifiittelbar 



10 

SU sehen , auf die lineare homogene Differential- 
gleichung führt. 

Aehnliches gilt für logarithmische und ellip- 
tische Integrale und mit einigen Modificationen 
für den Fall, daß A b e T sehe Integrale der Diffe- 
rentialgleichung genügen. 



IJiiTersität 

Bericht über die Poliklinik für 
Ohrenkranke 

des 

Dr. K. Bürkner. 

In der Zeit vom I.Januar bis l.December 1880 
(vom 1. December bis zum Jahresschlüsse war 
ich leider durch Krankheit verhindert, die poli- 
klinischen Sprechstunden abzuhalten) wurden in 
meiner Poliklinik für Ohrenkranke im Ganzen 
an 428 Personen mit 467 verschiedenen Krank- 
heitsformen 2179 Consultationen ertheilt. 385 
Patienten wurden in Behandlung genommen, 43 
dagegen als gänzlich unheilbar abgewiesen. 

Geheilt wurden 179. 

Wesentlich gebessert 81. 

üngeheilt blieben 22. 

Ohne Behandlung entlassen wurden . 43. 

Vor beendigter Kur blieben aus . . 72. 

Gestorben ist 1. 

In Behandlung verblieben ...... 30. 

428. 

Es war somit Heilung zu verzeichnen in 
42,0%, Besserung in 19,1% der Fälle; von den 
zur Consultation gekommenen Kranken wurden 



11 

mitbin 73,25% mit vollständigem oder theilwei- 
sem Erfolge behaudelt. 

Von den 428 Patienten waren 

ans Göttingen 134, d. i. 31,37o, 
von auswärts 294, d. i. 68,7% ; 
aof das männliche Geschlecht kamen 271, 
d. i. 63,5% , 

anf das weibliche Geschlecht kamen 157, 
d. i. 36,5%. 

Kinder waren 151, d. i. 35,3%? 
Erwachsene 277, d.i. 64,7%. 
Nach dem Erankheitsschema vertheilen sich 
die Fälle in folgender Weise: 

A. Krankheiten des änßeren Ohres. 

115 Fälle. 

1. Neubildungen des äußeren Ohres. 1 Fall. 
Bei einem 6jährigen Mädchen wurde aus jedem 
Lobulus je eine aus dem Ohrlochkanale ent- 
springende kirschkerngroße Geschwulst (Fibrom) 
mit Messer und Wilde'scher Schlinge entfernt. 

2. Othaemaiom. 1 Fall, einen Locomotiv- 
heizer betrefiPend ; die Geschwulst wurde incidirt, 
worauf sich Serum und frisches Blut entleerte ; 
nach 14 Tagen war die Heilung vollständig. 

3. Äbscess des äußeren Ohres, durch Trauma 
(Verletzung an einem eisernen Stachel eines 
Eutschentrittbretteis) entstanden. Durch Incision 
geheilt. 

4. Ecaem der Ohrmuschel und des äußeren 
Gehörganges. 12 Fälle. 

Einseitig 7 mal. Acut 5 mal. 

Doppelseitig 5 mal. Chronisch 7 mal. 
Die Behandlung wich von der in meinem 
letzten Berichte (Nachrichten v. d. K. Ges. d. 
WW. und der Georg- Augusts-Uni versitat 1880, 
iS. 79) angeführten nicht wesentlich ab. 



12 

5. Diffuse Entgündung des mßeren Gehör- 
ganges, 17 Fälle. 

Einseitig 1 mal. Acut 10 mal. 

Doppelseitig 7 mal. Chronisch 7 mal. 
Geheilt wurden 11 Kranke, während 6 aus- 
blieben ^ ehe die Kur beendigt war. 

6. Circumscripte Entzündung des äußeren 
Gehörganges. 13 Fälle. 

Einseitig 12 mal. Acut 12 mal. 

Doppelseitig 1 mal. Chronisch 1 mal. 

7. Cerumindlpfröpfe. 68 Fälle. (Außerdem 
sehr häufig als Nebenbefund). 

Einseitig 31 mal (I7mal rechts, 24mal links). 

Doppelseitig 37 mal. 
Vollständige Wiederherstellung des Gehöres 
wurde in 57 Fällen, erhebliche Besserung (bei 
Complicationen) 11 mal erreicht. 

8. Fremdkörper. 2 Fälle. (Außerdem mehr- 
fach als Nebenbefund). 

Einseitig 1 mal. 
Doppelseitig 1 mal. 
Leichte Fälle; die Gegenstände waren mit- 
tels der Spritze gut zu entfernen. 

B. Krankheiten des Trommelfelles. 

12 Fälle. 

9. Acute Entzündung des Trommelfelles. 
6 Fälle. 

Einseitig 6 mal. 
Doppelseitig — 
Sämmtl^ch geheilt, 

10. Chronische Entjrimdumg des Trommel- 
felles. S Fälle. 

Einseitig 2 mal. 
Doppelseitig 1 mal. 



13 

11. TraumaUsche Affectionen des Trommel- 
felles. 3 Fälle, 

Einseitig 3 mal. 
Doppelseitig — 

12. Veraltete TrommelfellanomaUen wurden 
sehr häufig als Gomplicationen beobachtet; so: 
Yerkftlkangen 28 mal , Narben 32 mal , beide 
combinirt ll'mal. 

G. Krankheiten des Mittelohres. 

' 252 Fälle. 

13. Acuter emfcicher MUteUhrcatarrh. 20 
Fälle. 

Einseitig 11 mal. 

Doppelseitig 9 mal. 
Meist durch Paracentese der Pankenhöhlef 
eine Operation, welche in drei Fällen wiederholt 
vorgenommen werden mußte, geheilt. 

14. Chronischer einfacher Mittelohrcatarrh. 
99 Fälle. 

Einseitig 13 mal. 
Doppelseitig 86 mal. 
Auch hier gilt das im vorigen Berichte An- 
gegebene. 

15. Acuter Tubencatarrh. 12 Fälle. 
Einseitig 8 mal. 
Doppelseitig 4 mal. 

16. Chronischer TubencatarrK 5 Fälle. 
Einseitig 3 mal. 

Doppelseitig 2 mal. 

17. Actde eiterige Mittdohrentmndung. 24 
Fälle. 

Einseitig 15 mal. 

Doppelseitig 9 mal. 
^Zum Theil sehr schwere Fälle, über welche 
an einem andren Orte Bericht erstattet werden 
soll. 



14 

« 

18. Chronische eiterige Mittelohrentzündung. 
76 Fälle. 

Einseitig 48 mal. 

Doppelseitig 28 mal. 
Als Complicationen wurden 13 mal Polypen, 
8 mal Caries und Necrose notirt ; kleinere poly^ 
poide Granulationen kamen ungemein häufig in 
veralteten Fällen vor. Auch in diesem Jahre 
wurde mit befriedigendem Erfolge ausgedehnter 
Gebrauch von pulverisirter Borsäure gemacht, 
theilweise mit Zusatz von Salicylsäure (1%). 

19. Abgelaufene Mittdohrprocesse. 16 Fälle. 
Einseitig 6 mal. 

Doppelseitig 10 mal. 
Yemarbangen, Perforationen, Verkalkungen, 
Atrophien u. s. w. 

20. Periostitis des Warzenfortsatees (ohne 
Betheiligung des Mittelohres) 2 Fälle. 

Einseitig 2 mal. 
Doppelseitig — 

D. Krankheiten des inneren Ohres. 

17 Fälle. 

21. Chronische Lahyrinthaffectionen. 17 Fälle. 
Einseitig 2 mal. 

Doppelseitig 15 mal. 

E. Verschiedenes. 32 Fälle. 

11 mal Taubstummheit (4 mal erworben, 7 mal 
angeboren), 3 mal Otalgie^ 5 mal Brausen ohne 
Befund^ 3 mal normal, 8 mal keine Diagnose. 

An Operationen wurden in der Poliklinik 
ausgeführt: Indsionen in Furunkel 10 mal, in 
Abscesse am äußeren Ohr 2 mal, in ein Othaema- 
tom 1 mal ; Exstirpation von Fibromen 2 mal ; 
Fremdkörper 3 mal, Paracentese der Paukenhöhle 
26 mal ; Polypenextraäion 1 1 mal , Wüde^scher 
Schnitt 1 mal. 



15 

Zum Schlosse spreche ich Herrn Dr. Behm, 
Assistenten am pathologisch-anatomischen Insti- 
tute, für mehrmalige Vertretung in der Poli- 
klinik meinen yerbindlichsten Dank aus. 



Bei der Königl. Gesellschaft der Wis- 
senschaften eingegangene Druckschriften. 



Maa bittet diea« Yeneichnisse zvgleicli als EmpftkngsaiUEeigeii tnaebeii 

zu wollen. 



December 1880. 

Nature. 679. 580. 581. 583. 

Bleyista Euskara. Anno tercero. No. 81. 

Leopoldina. H. XVI. No. 21—22. 

J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XY. Dec 

1880. 
Verhandlungen des naturhistor. medicin. Vereins zu Hei- 
delberg. N. F. Bd. 2. H. 5. 
Donders u. Engelmann, Onderzoekingen gedann in 

het physiologisch Laboratorium de Utrechtsche Hooge- 

school. Derde reeks. V 3de Afler. 1880. 
E. Winkelmann, über die ersten Staats-Universitäten. 

Heidelb. 1880. 
G. vom Rath, naturwissensch. Studien. Bonn. 1879. 
G. Lindström, Fragmenta silurica e dono G. H. We- 

gelin. Holmiae. 1880. 4. 
J. Biker, Supplemento a collec^äo dos tratados, etc. 

T. XXn. XXHL XXVI. Lisboa. 1880. 
Journal of the B. Microscopical Society. Vol. IH No. 6. 

With Lists. 
£. Morselli, Gritica e Riforma del metodo in Antro- 

pologia fondate sulle leggi statistiche e biologiche dei 

yalori seriali. Roma. 1880. 
Gli istituti e le scuole dei Sordomuti in Italia. Ebd. 

1880. 
Monthly Notices of the R. Astronomical Society. Vol. 

XLL No. 1. 
Ordinamento della Statistica delle cause di morte. Roma. 

1880. 2 Exemplare. 



16 

Pbilosophical Transactions of London. ¥ol. 170. P. 1 . — 

2. — Vol. 171. P. 1. 
Fellows. 1. December 1879. 
Proceedings. Vol. XXIX. No. 198-201. 
Bulletin de PAcad. E. des Sciences de Belgique. T. 50. 

No. 9—11. 
Proceedings of the London Mathem. Society. No. 163 — 

164. 
Jahresber. des bistor. Vereins von ünterfranken und 

Ascbaffenburg. 1879. 
Archiv dess. Titel zu Bd. 23. 
Die Gescbicbte des Bauernkrieges in Ostfranken von 

Magister L. Fries. Würzburg. 1879. 
Atti della B. Accademia dei Lincei. Transunti. Vol. V. 

Fase. 1. 
Lotos. Neue Folge. Bd. 1. 1880. 
Erd^lyi Muzeum. 10. SZ. ävfolyam. 1880. 

Januar 1881. 

Palaeontologia Scandinavica, auctore N. P. Angelin. P. 1. 

Holmiae 1878. 
Bevista Euskara. Anno terzo. No. 32. 
Congrös provincial des Orientalistes. T. 1. 2. Lyon, 

1880. 4. 
Luzzatti, statistiscbe Tabelle. Born. 
Mus^e Guimet, Catalogue des objets exposäs. Lyon. 1880. 

Von der k. k. Akademie d. Wiss. in Wien. 
Denkschriften. Math, naturwiss. Glasse. Bd. 40. 42. 4. 
Sitzungsberichte. Philosoph, bistor. Classe. Bd. 96. H. 

2-3. 
— math.' naturwiss. Classe. 1. Abthlg. Bd. 81. H. 1— 5. 

Bd. 82. H. 1-2. 

Zweite Abth. Bd. 81. H. 4—6. Bd. 82. H. 1—2. 

Dritte Abth. Bd. 81. H. 4. 5. Bd. 82. H. 1—2. 

Register zu Bd. 76 — 80. 

Archiv für Österreich. Geschichte. Bd. 60. 2. Bd. 61. 

1—2. Bd. 62. 1. 
Almanach. 1880. 

(Fortsetzung folgt.) 



Für dieEedaction verantwortiich: S. Rehnisck, Directord. G6tt. gel. Anz* 
Commiasions- Verlag der Diä$ricJesehm YmlagS' BwhkamOmig, 
Druck der DieUricVachen Vniv.'Buchdrna0r» (W, MV. Katsttmh 



17 

Nachriehten 

von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg- Augusts-Universität 

zu Göttingen. 



2. Febmar. JV& 2* 1881, 

I. 

Ueber die Bewegung eines elektri- 
schen Theilchens in einem homogenen 
magnetischen Felde und das negative 
elektrische Glimmlicht 

Von 

Eduard Blecke. 

Ein elektrisches Theilchen von der in elektro- 
statischen Einheiten gemessenen Masse e sei ver- 
bunden mit der trägen Masse b^ die Coordinaten 
desselben mit Bezug auf ein im Räume festes 
Coordinatensystem seien rr, y, ^, die Gomponen- 
ten seiner Geschwindigkeit u, t;, w. Ist außer- 
dem gegeben ein magnetischer Punkt mit der 
Masse fi und den Coordinaten o, 6, c, so sind 
die Gomponenten der von demselben auf das 
elektrische Theilchen ausgeübten Kraft gegeben 
durch: 

c r* 

„ ^ (x — a)w — (a-'C)u 
Y = l^f,e ^3-^^ '- 

Sß (ff^b)u-( x-a)v 
c r' 



18 

Bezeichnen mt dnreh P das von dem Punkte 
f* ausgeübte magnetische Potential, so erhalten 
wir die Gleichungen: 

^ V2 (öP dP 



Y — 


C 


(ÖP 


ÖP 

dx 


w 


Z ^ 


c 


löP 


dP 
dy 


u 



welche in dieser Form allgemein gelten, gleich- 
gültig ob das Potential P herrührt von einem 
einzelnen magnetischen Punkt oder von einer 
beliebigen Yertheilnng magnetischer Massen. Die 
Diflferentialgleichungen, durch welche die Bewe- 
gung des elektrischen Theilchens e in dem mag- 
netischen Feld bestimmt wird, sind: 

^'dt^ ~ V'^ldy 'dt dz 'dt 
' di^ c ' {dz'dt dx'dt 

*^ _ if \^^ ^_^ ^A 

^'di^ ~ c '^\dx 'dt dy'dt 

Das Integral der lebendigen Kraft ist gege- 
ben durch 

(i-f)'+(^+(^1"=-- 

d. h. die Bahngeschwindigkeit des Theilchens ist 



19 

eipp C!aB«4^tei wolol^e ivß Fplge»den durch o be- 
z^\Q3mai werdßn soll. 

Ist insbesondere das magnetisehe Feld eiu 
bomogenes, so hat das Potential die Form 

nnd die Bewegangsgleichnngen werden: 

d*x_\l2 \dy dz] 
dt* ~ c * rdi~-^dt 

d»» _\ß \ dz_ dx\ 

d'^x Sl2 {^dx .dy\ 
«r e [dt dt 

Ans .de;iselben folgt zTmächst 

^W^-^It*^ ^dfi-^ 

A^-f 4-B^y + C^ =Const. 
dt T <i<. T dt 

Es ergiebt sich somit, daß anch die Compo- 
Benfce dier B^hBge$chwindigkeit oach der. Rich- 
tnng der magnetiadien EraftUnien konstant ist. 
Bezeichnen wir die ganze Intensität des magne- 
tischen Feldes mit J, jene konstante Geschwin- 
digkeit mit ;, so haben wir die Gleichnng: 



und hieraus 



^1« + J?y+ C^ = Ijt 

2» 



20 

wenn voransgesetzt wird,, dafi das Tbeilchen e 
sich znr Zeit im Anfangspunkt des Goordina- 
tensystems befinde« 

Versteht man unter a den Winkel, welchen 
ein Element der von dem Theilchen e durchlau- 
fenen Bahn mit der Richtung der Kraftlinien 
einschließt, so gilt die Gleichung 

oosa = — 

Es ist also dieser Winkel a ebenfalls konstant, 
alle Elemente der yon dem Tbeilchen e durch- 
laufenen Bahn sind unter demselben Winkel ge- 
gen die Richtung der magnetischen Kraftlinien 
geneigt. 

Bezeichnen wir mit ds ein Element dieser 
Bahn, welches von dem elektrischen Theilchen e 
in der Zeit dt durchlaufen wird, so ist: 



ds _ 
dt~ ^ 



und daher 



dx dx d^x d^x 

dt ~ ds'^'di^ ~d? 

Substituiren wir diesen Werth in den Dif- 
ferentialgleichungen der Bewegungen, so ergiebt 
sich: 

ds* c { dt dt 

.d^y \ß \.dz ^dx\ 
ds* c [ dt dt 

ds* c l dt dt 



• .«• 



21 
und bietaas: 

.{dy d*z de d^y\ Vä" I . , rM 

(de d*x dx dh\ \ß (_ , _.dy] 

Wd?-d-s-d-?i-T'r'-^'M 

.(dx d*y dg d*x\ \J2 (^ , ^ .de 
'''^\ds'd?-ds'd?\-T'\^'^-^'rt\ 

Aus diesen Gleichnngea ergiebt sich für den 
reciproken Erummungshalbmesser der Bahnkurve 
der Werth _ 

SJ2 el w 

t — • • • '~Z' 

WO 1^ = ^cr* — p die ebenfalls konstante Com- 
ponente der Bahngeschwindigkeit a nach einer 
zur Sichtung der Kraftlinien senkrechten Ebene 
bezeichnet. Der Krümmungshalbmesser der von 
dem Theilchen e durchlaufenen Bahn ist also 
konstant, d. h. die Bahn selbst hat die Gestalt 
einer Schraubenlinie. Da aber die Elemente der 
Bahn alle denselben Winkel a mit der Richtung 
der magnetischen Kraftlinien einschließen, so 
muA die Axe der Schraubenlinie der Richtung 
der Kraftlinien parallel sein. Die Projection der 
Bahnkurve auf eine zur Richtung der Kraftlinien 
senkrechte Ebene ist ein Kreis vom Halbmesser 

sin'a c « 

t \ßel 

Die Höbe eines Sebraubenganges ist: 



IT- 9 



h SMS nc^2—iCC0Ba 



22 

Es ergiebt sich hieraus, daß dieVoii HMorf 
beobachtete schraQbenförmi|ge Windung des elek- 
trischen Glimmlichtes unter, der Wirkuhg mag(- 
netischer Kräfte durch die ÄDüahme -einer Aus- 
strahlung von mit träger Masse verbundenen 
elektrischen Theilchen erklärt werden kaiib. , . 



n. 

Ueber die von einer Influenismaechine 
zweiter Art gelieferte Elektricitäts- 
menge und ihre Abhängigkeit Von der 

Feuchtigkeit. 

Von 
Eduard Eieoke. 

Die folgenden Beobachtungen beziehen sich 
auf eine Elektromaschine zweiter Art mit ent- 
gegengesetzt rotirenden Scheiben. Es wurden 
bei denselben die beiden vorderen horizontalen 
Conduktoren der Maschine metallisch mit ein- 
ander verbunden. In den Schließungskreis wurde 
die Tangentenboussole eingeschaltet, welche von 
Weber in den elektrodynamischen Maaßbestim- 
mungen ^) beschrieben worden ist. Dei^ diame- 
trale Conduktor war entfernt, die beiden hinte- 
ren vertikalen Conduktoren durch eiuen Mes- 
singbügel verbunden. Der mltüete Abstand der 
beiden Scheiben betrug 1,34 mm, der Thittlei*e 
Abstand der vorderen Spitzeti von det Ober- 
fläche der vorderen Scheibe betrug 4.1 mm, der 
mittlere Abstand der hmteren Spit^n von der 
Oberfläche der hintifren Scheibe 5.4 mm. Die 
Drehung der Maschine geaehä;h mit d^'fiaM, 

1) Weber, Zorückföhrung d. StropintenBitatsmessun« 
gen auf mechatiisdilto MaaH Abk. d. math. phys. GL d. 
K. S. G. d. W. Bd. m. fS. 289. 



23 

wobei die Qeaofawindigkeit nach den Schlägen 
eines Sekundenzählers regnlirt wurde. Eine 
TTmdrehung der Kurbel war gleich 5.0033 Unx^ 
jlrehnngen der vorderen und gleich 5.0058 Um- 
drehungen der hinteren Scheibe. 

Es wurde zuerst eine Reihe von Beobach- 
tungen angestellt, welche den Zweck hatten, 
die bei verschiedenen Drehungsgeschwindigkeiten 
entwickelte Elektricitätsmenge zu bestimmen. 
Bei diesen Beobachtungen blieben weder die 
Temperatur Verhältnisse, noch die Feuchtigkeit 
der Luft konstant; um eine vollständigere Kennt- 
niß von den Eigenschaften der Maschine zu ge^ 
winnen war es daher nothwendig, über den 
Einfluß jener beiden Elemente durch eine be- 
sondere Versuchsreihe Aufklärung zu gewin- 
nen. Die Feuchtigkeitsverhältnisse der Luft in 
dem Beobachtungsraume , einem Zimmer von 
etwa 40 cm Bauminhalt, wurden geändert, theils 
durch Verdampfen von ausgesprengtem Wasser, 
theils durch Einlassen von frischer Luft durch 
Oeffnung der Fenster und Thüren. Dabei konn- 
ten natürlich stärkere Schwankungen der Tem- 
peratur nicht vecmieden werden; es zeigte sich 
ferner, daß bei raschem Wechsel der Feuchtig- 
keit und Temperatur die Maschine den neuen 
Verhältnissen nicht sofort sich anpaßt, sondern 
offc noch längere Zeit in einem den früheren 
Verhältnissen entsprechenden Zustande verharrt. 
Beide Umstände beeinträchtigen die Brauchbar- 
keit der erhaltenen Resultate. Eine ffepauere 
Prüfung des Gesetzes, durch welches idi meine 
fieobachtui^en darzustellen versucht habe, mit 
vollkommeneren experimentellen Einrichtungen 
ist daher noch zu wünschen« 

Mit «Bezug auf die Ausführung der Beobach- 
tungen imöge folgendes bemerkt werden. . D^r 



24 

Magnetspiegel, welcher im Mittelpunkte des 
Bings der Tangentenboassole anfgehängt war, 
besaß eine Schwingnngsdauer von 2,3 Sekunden ; 
seine Schwingungen waren durch einen densel- 
ben umgebenden Eupferring so stark gedämpft, 
daß das Verhältniß zweier auf einanderfolgender 
Schwingungen 1,94 betrug. Die Stellung des 
Ringes der Tangentenboussole wurde geprüft, 
indem der Strom eines Danieirschen Elementes 
unter Einschaltung eines Widerstandes von 26100 
Siemens in der einen und in der entgegenge- 
setzten Richtung durch denselben hindurchgelei- 
tet wurde. Es ergab sich dabei eine Ablenkung 
nach der einen Seite von 3® 19.84', nach der 
anderen eine solche von 3® 19.74', woraus sich 
ergiebt, daß die Abweichung der Ebene des 
Rings von dem magnetischen Meridian vernach- 
lässigt werden kann. Für den Torsionskoeffi- 
cienten des Cokonfadens wurde gefanden & =s 
0.00244. Die Stromstärke in magnetischem 
Maaße ergiebt sich aus dem Ablenkungswinkel 
<p mit Hülfe der Formel: 

Für die Horizontalintensität im Mittelpunkte 
der Tangentenboussole ergab sich aus zwei sehr 
gut übereinstimmenden Beobachtungen, bei wel- 
chen der Magnetspiegel der Tangentenboussole 
als Hülfsüadel diente, der Werth 1.956. Die 
Ablenkungen, welche durch den Strom der In- 
fluenzmaschine hervorgerufen wurden, sind be- 
stimmt, indem von 7 zu 7 Sekunden der Stand 
des Magnetspiegels mit Fernrohr und Skale be- 
obachtet wurde. Aus einer größeren Reihe sol- 
cher Standbeobachtungen wurde mit Rücksicht 
auf das Dämpfungsverhältniß die mittlere Ab- 



25 



lenkung berechnet. Die relative Feuchtigkeit 
wurde mit Hülfe zweier zu beiden Seiten der 
Maschine aufgestellter Hygrometer von gut über- 
einstimmende Gange gemessen. 

Es möge beispielsweise das Protokoll einer 
BeobachtuDgsreihe mitgetheilt werden. 
Mittwoch d. 12. Febr. 1879. 
Umdrehungszahl der Kurbel = ^1% 
Relative Feuchtigkeit = 58.5% 

Temperatur = 19.8<> 

Buhelage des Magnetspiegels = 398.8 

Drehung positiv. Standbeobachtungen. 



816.8 


814.8 


819.7 


816.8 


818.8 


816.5 


814.0 


817.8 


819.6 


818.6 


810.8 


817.2 


812.2 


811.8 


816.8 


819.1 


816.0 


811,0 


817.6 


811.9 


311.0 


810.8 


818.6 


818.6 


818.2 




811.0 


815.6 






810.8 


819 8 






817.0 








812.6 




814.8 


818.6 


318.b 


817.8 



Hauptmittel = 314.9. 

Drehung negativ. Standbeobachtungen. 



481.8 


479.6 


474.8 


472.6 


474.6 


480.8 


477.8 


479.2 


479.4 


471.2 


476.6 


486.0 


474.0 


476.6 


482.0 


474.9 


476.9 


478.2 


480.8 


476.0 


476.7 


— 


478.6 




477.0 


480.2 


479.6 


479.0 




477 


477.4 


478.6 


■ 




488.8 


477.6 


478.6 


477.7 


478.1 


477.4 



Hauptmittel = 477.9. 
Buhelage des Magnetspiegels 
Temperatur 
Belative Feuchtigkeit 
Entfernung von Spiegel zu Skale 



397.8 
19.3 
60.0. 
2595 mm. 



26 

Hieraus ergiebt sich 

i = 0.0001157. 

Die Umdrehungszahl der vorderen Scheibe 
ist gleich 2.5016; wird die in mechanischem 
Maaß ausgedrückte Stromstärke durch diese 
Umdrehungszahl dividirt, so erhält man die 
während einer Umdrehung der Scheibe durch 
den Querschnitt des Verbindungsdrahtes strö- 
mende Menge positiver Elektricität in elektro- 
statischen Einheiten. Wird diese, wie im Fol- 
genden immer, durch e bezeichnet, so ergiebt 
sich aus dem vorliegenden Beispiele 

e = 71.93 X 10^ 

In der folgenden Tabelle sind die Resultate 
derjenigen Beobachtungsreihen, welche zur Er- 
mittlung des Einflusses der Umdrehungsgeschwin- 
digkeit angestellt worden waren , zusammenge- 
stellt. Hiebei bezeichnet m die Umdrehungszahl 
der vorderen Scheibe ^ q die relative Feuchtig- 
keit, t die Temperatur. 



27 




12/2 79. 



U/2 79. 



18/2 79. 



20/2 79. 



24/2 79. 



26)0 79. 



28/2 79. 



4/3 79. 



Ü.625 
1.251 
2.502 
0.625 
1.251 
2.502 
5.003 
0.6ä5 
1.261 
2.502 
5.003 
0.625 
1.251 
2.502 
5.003 
0.625 
1.251 
2.502 
5.008 
0.625 
1.251 
2.502 
5.003 
0.625 
1.251 
2.502 
5.003 
0.625 
1.251 
2.502 



0.tJ4 


20.T 


0.55 


207 


0.59 


19.5 


0.47 


21.2 


46 


23.4 


0.45 


25.1 


0.48 


24.7 


0.49 


18.5 


0.&3 


18.1 


0.56 


17.5 


0.58 


16.9 


0.41 


21.3 


0.45 


21.4 


0.47 


21.1 


0.51 


20.6 


0.42 


19.4 


0.40 


21.7 


0.40 


21.6 


0.43 


21.1 


0.89 


22.6 


0.40 


23.2 


0.41 


23.1 


0.44 


22.6 


0.34 


24.2 


0.36 


24.7 


0.39 


24.3 


0.44 


23.5 


0.41 


21.3 


0.43 


22.0 


0.45 


22.5 



•69.7 
71.9 
71.9 
71.7 
69.9 
68.0 
67.4 
70.6 
71.1 
71.6 
73.8 

71.0 
70.4 
70.9 
72.5 
74.0 
68.7 
67.1 
71.4 
72.6 
72.4 
74.1 
74.5 
70.9 
71.7 
73.9 
74.7 
75.1 
72.6 
72.8 



28 



Wenn ans sämmtlichen bei gleicher Bota- 
tionsgeschwindigkeit angestellten Beobachtungen 
das Mittel genommen wird, so ergiebt sich die 
folgende Znsammenstellnng : 



a> 


Q 


t 


e . 10-*^ 


0.635 
1.361 
3.602 
6.003 


0.48 
0.45 
0.46 
0.48 


21.1 
31.9 
31.8 
31.6 


71.9 
71.1 
71.8 
73.4 



Hiernach dürfte die darch eine Umdrehung 
gelieferte Elektricitätsmenge e von der Umdre- 
hungszahl im Wesentlichen als unabhängig zu 
betrachten sein. 

Es mögen nun auch die Resultate der zwei- 
ten Beobachtnngsreihe , welche zur Ermittlung 
des Einflusses der Feuchtigkeit angestellt wor- 
den war, zusammengestellt werden ; f bezeich- 
net hiebei die aus relativer Feuchtigkeit und 
Temperatur berechnete absolute Feuchtigkeit. 



29 



1. Umdrehangszahl der vorderen Scheibe 
0.625. 



Tftff der 
Beobaoht. 


Q 


t 


/ 


e.lO~* 


26/8 79. 


0.88 


22.5 


7.7 


70.2 




0.88 


24.2 


8.2 


72.7 




088 


24.1 


8.8 


70.0 




0.84 


19.2 


6.6 


70.6 




0.86 


20.8 


6.8 


78.8 




0.86 


21.4 


6.7 


67.7 




0.61 


20.0 


8.7 


61.9 




0.64 


19.9 


9.2 


64.9 




0.66 


19.8 


9.4 


87.0 




0.60 


19.0 


9.7 


89.1 




0.61 


18.9 


9.8 


44.8 




0.62 


18.6 


9.8 


41.2 


26/8 79. 


0.89 


17.4 


6.7 


70.6 




0.89 


18.6 


6.2 


70.8 




0.40 


19.0 


6.4 


69.2 




0.48 


18.6 


7.6 


67.8 




0.61 


18.4 


8.0 


649 




0.68 


18.2 


8.2 


64.2 




0.68 


17.7 


8.8 


88.8 




0.69 


17.6 


8.9 


80.6 




0.60 


17.5 


8.9 


86.2 


28/8 79. 


0.66 


19.6 


11.0 


81.4 




0.66 


19.6 


11.1 


20.4 




0.67 


19.4 


11.1 


81.6 



2. UmdrelinngBzaU der Torderen Scheibe 
1.251. 



WdT 


e 


t 


. / 


-.10-» 


38/8 7». 


0.40 




8J) 


70.0 




0.42 




8.S 


68.7 




0.48 




ae 


71.9 




0.54 




■1 ■ 


62.1 




0S58 






48.8 




0.ßO 






88.4 




OM 






80.6 




0.66 






86.1 




066 






80.8 


8I/fl 79. 


0.44 
0.46 
0.46 
0.69 
0.61 






74.6 
74.8 

SS;i- 

63.1 




0.62 






84.B 




0.60 




9.6 . 


74.2* 




0.60 


19.7 


10.1 


78.8« 




0.61 


ao.o 


lOJS 


79.1* 


1/4 7». 


0.66 


32.0 


12.5 , 


87.6 




0,66 


22.1 


12^ ' 


36.1 




0.66 


23.1 


iij.9 


w.e 



31 



3. Umdrehongszahl der 
2,502. 



vorderen Scheibe 



Tag der 
Beobaobt 


Q 


t 


/ 


e . 10"® 


1/4 79« 


0.47 


28.2 


9.6 


71.4 




0*48 


24.7 


10.7 


68.9 




0.48 


25.0 


11.1 


72.2 




0.57 


28.8 


12.1 


80.8* 




0.69 


24.0 


12.6 


651 




0.61 


24.0 


18.1 


65.9 




0.60 


19.8 


10.2 


79.6* 




0.62 


21.2 


11.6 


78.7* 




0.64 


21.8 


12.1 


76.8* 


2/4 79. 


0.68 


18.7 


10.2 


76.4* 




0.62 


20.2 


10.8 


76.2* 




0.60 


21*0 


10.9 


77.2* 




0.67 


19.9 


11.5 


54.4 




0.68 


20.3 


12.0 


50.8 




0.68 


20.6 


12.2 


52.2 




0.72 


20.6 


12.8 


21.5 




0.72 


20.6 


12.9 


25.9 


9/4 79. 


0«68 


22.0 


11.1 


69.0 




0.58 


2U6 


10.9 


71,7 




0.58 


21.5 


10.9 


73.4 




0.61 


19.5 


10.2 


89.5 




0.68 


20.2 


11.0 


47.7 




0.64 


20.6 


IM 


65.5 




0.66 


18.6 


10.5 


67.0* 




0.67 


18.8 


10.8 


48.7 




0.68 


18.8 


10.9 


38.5 




0.66 


17.7 


10.0 


56.4 




0.68 


18.0 


10.5 


48.6 




0.69 


18.8 


10.7 


41.8 




0.74 


18.6 


11.7 


21.9 




0.75 


18.6 


11.9 


23.8 




0.76 


18.7 


11.9 


23.9 



32 

DaB der Einfluß der Feuchtigkeit auf die 
von^ der Maschine gelieferte Electricitätsmenge 
ein sehr bedeutender ist, ergiebt sich aus der 
Betrachtung dieser Tabellen ohne weiteres. Um 
zu einer genaueren Bestimmung desselben zu ge- 
langen^ kann man davon ausgehen, daß die Elek- 
tricitätsmenge e eine Funktion der absoluten 
Feuchtigkeit und der Temperatur ist. Um diese 
Funktion zu ermitteln, kann man zunächst alle 
diejenigen Beobachtungen vereinigen, welche sich 
auf dieselbe Temperatur beziehen, und mit 
Hülfe derselben die Elektricitätsmenge e als Funk- 
tion der absoluten Feuchtigkeit darstellen. So- 
dann würden die in der gefundenen Funktion 
auftretenden Goefficienten durch Yergleichung der 
auf verschiedene Temperaturen sich beziehenden 
Beobachtungsreihen in ihrer Abhängigkeit von 
der Temperatur bestimmt werden. Man kann 
aber auch vermuthen, daß die Elektricitätsmenge 
e wesentlich nur abhängig sei von der relativen 
Feuchtigkeit ^, so daß, wenn man e als Funktion 
von Q darstellt, die auftretenden Goefficienten 
mit der Temperatur nur noch in geringerem 
Grade sich ändern. Wenn man von dieser An- 
nahme ausgeht, so wird man sich darauf beschrän- 
keUy aus den bei derselben relativen Feuchtigkeit 
erhaltenen Werthen von e das Mittel zu nehmen 
und diesen Mittelwerth durch eine Funktion von 
Q auszudrücken. Um für die weitere Verfolgung 
der beiden angedeuteten Wege eine bequemere 
Grundlage zu gewinnen, wurden die bei den 
drei verschiedenen Botationsgeschwindigkeiten er- 
haltenen Beobachtungen in zwei Tabellen geord- 
net, von welchen die eine nach steigenden Wer- 
then der absoluten, die andere nach steigenden 
Werthen der relativen Feuchtigkeit fortschritt. 

Die Untersuchung der nach den Werthen 



38 



der absoluten Fetichtigkeit geordneten Tabellen 
zeigte y daß die Beobachtungen zur Berechnung 
mehrerer Wertiirdheii von e zu unyolLständig 
waren. Es wurde daher nur für die Umdrehungs- 
zahl Oj6S5 eine Werihreihe aufgestellt, indem 
die TorUegenden Beobachtungen auf eine gewisse 
Mitteltemperatur [bezogen wurden unter Ausschluß 
aller derjenigen , welche bei einer vom Mittel 
um mehr als 0,5® kbwäichenden Temperatur an- 
gestellt waren. 

„ Auf diese Weise ergab sich die folgende 
Tabelle: 



Umdrehungszahl 0.625 
Temperattur 18.9. 









/ 


«.10 




beob. 


her. 


M 


70^ 


76.8 


6.2 


70.8 


72.4 


6.4 


69.2 


71.1 


Tj6 


67.8 


62.5 


8.0 


64.9 


69.4 


9.7 


89.1 


44.1 


^a 


C7 


48.1 


11.Ö 


81.4 


8M 


U.l 


26.0 


80.8 



Will man die beobachteten Werthe von 

e . 10 durch eilie nach Potenzen von f fort- 
schreitende Reihe darstßllen, so kann man da- 
bei die höchst wahtscheinliche Annahme benu- 

tzen, daß der Differentialquotient 31. flir /* = 

af 

Terschwindet; beschränkt man sich dann auf das 

erste Glied der Entwicklung, so ergiebt sich : 

3 



34 



e = e, 



Jc.f 



wo dann e^ diejenige Elektricitatsmenge darstellt, 
welche bei Abwesenheit aller Feuchtigkeit erhall- 
ten würde. In dieser Weise sind die berechne- 
ten Werthe der vorhergehenden Tabelle erhalten 
und zwar mit Hülfe der Formel: 

c.lO"* = 92.0 — 0.51. /-l 

Die nach steigenden Werthen der relativen 
Feuchtigkeit geordneten Tabellen sind im folgen- 
den für die drei verschiedenen Umdrehungsge- 
schwindigkeiten zusammengestellt. 

(Siehe die Tabelle auf. der folgenden Seite.) 

Zum Zwecke der weiteren Verwerthung wur- 
den die in dieser Tabelle enthaltenen Wertiipaare 
von e und q graphisch dargestellt, und auf Grund 
der Zeichnung die benachbarten Werthpaare von 
e und Q ersetzt durch die zugehörigen Mittel- 
werthe. Auf diese Weise entstenden die folgen- 
den Tabellen. 

Umdrehungszahl der vorderen Scheibe m 
«. 0,625. 







_-6 


e 


«.10 


beob. 


her. 


0.86 


70.7 


77.0 


0.89 


70.6 


72.6 


0.48 


67.3 


61.2 


0.62 


63.7 


65.4 


0.64 


54.9 


52.2 


0.59 


88.2 


48.8 


0.66 


27.8 


81.1 



Die berechneten Werthe sind erhalten mit 
Hülfe der Formel: (Seite 36) 



35 



Ol =s 


0.625 


0) =: 


1.251 


ta £= 


2.502 


9 


e . 10^^ 


9 


e . 10-^ 


9 


e . 10~* 


0.84 


7a6 


0.40 


70.0 


0.47 


71.4 


0.85 


78.8 


0.42 


68.7 


0.48 


68.9 


a86 


67.7 


0.48 


71.9 




72.2 


0.88 


70.0 


0.44 


74.8 


0.57 


80.8* 




70.2 


0.45 


74.8 


0.58 


71.7 


• 


72.7 


0.46 


78.0 




69.0 


0.89 


7a6 


0.54 


62.1 




78.4 




70.8 


058 


48.8 


0.59 


65.1 


0.40 


69.3 


0.59 


59.8 


0.60 


79.6* 


0.48 


67.3 


0.60 


74.2* 




77.2* 


0.51 


64.9 




78.8* 


0.61 


65.9 




61.9 


» 


88.4 




89.5 


0.58 


64.2 


0.61 


62.1 


0.62 


78.7* 


0.54 


54.9 




79.1* 




76.2* 


0.56 


870 


0.62 


34.3 


0.68 


76.4* 


0.58 


88.8 


^ 0.64 


80.6 




47.7 


0.59 


80.6 


0.65 


86.1 


0.64 


76.8* 


0.60 


86.2 




87.5 




55.5 




89.1 


0.66 


80.8 


0.66 


67.0* 


0.61 


44.8 




86.1 




56.4 


0.62 


41.2 




89.8 


0.67 


54.4 


0.66 


81.4 








48.7 




20.4 






0.68 


50.8 


0.67 


81.6 

• 






0.69 
0.72 

0.74 
0.75 


52.2 
88.5 
48.6 
41.8 
21.5 
25.9 
21.9 
28.8 
28.9 



38 



c.lO 



-6 



3 



94.8 — 146 . Q. 



die dufch eine Umdt'ehaBg enlwidkelte Menge 

positiver Elektricität 94.$ X 10 elektrostatische 
Einheiten betragen hüben , in gnter Oebeieiu" 
Stimmung mit dem früher geKindenen Werth 

92.0 X 10^ De* Bruch -^ giebt das Quadrat 

derjenigen relativen j^euchtigkeit^ bei welcher die 
Wirksamkeit der Maschine anfhbrdn wärde ; für 
diese selbst berechnet sich daniud ädt Werth 0.81« 

Umdrehungszahl der vorddren Scheibe » 
= 1,261. 



0.42 
0.46 
0.64 
0.18 
OM 
OM 
0.^1 
0.^4 
0.66 
0.46 



€.10"" 

beob. I bet*. 



70.2 
76.7 
62.1 
48.8 
69.8 
88.4 
48.2 
80.6 
8a8 
85.4 



7a4 
7^2 
6715 
6a4 

4a4 

4614 
44.6 
88k8 
86^4 
840 



Die beiN9ckn^ten W^rthe sibd erhalten mit 
Hülfe der Foto^l: 

e.lO"*' = 105.1— lfc3.^^ 

Die für ^ =* und e = auftretenden 
Grenzwerthe der Elektricitätsmenge uud der re- 
lativen Feuchtigkeit werden hiernach 



6 



Cq = 105.1 X 10 und q 



0.80. 



37 



Uiii4f«ba«gsml|I der Torderen 



Scheibe 



9 


#.10 * 




beob. 


her. 


0.4e 


70.8 


76.8 


0.ft8 


71,4 


61.0 


0.69 


6^.1 


69.8 


0.61 


52.7 


56.1 


o.es 


47.7 


62.7 


0^ 


66.9 


49.8 


0.Q7 


61.6 


46.7 


0,68 


48.8 


43.9 


0.69 


41.8 


42.1 


0.79 


28.7 


86.4 


0.76 


28.0 


80.6 



Die Wevtfae sind berechnet nach der Formel : 
e.KT* = 106.3 — 185. e^ 

Hiemach werden die Grenzwerthe der Elek» 
tricitätimenge nnd der relativen Feuchtigkeit 

^0 =^ lOß.3 X 10*. Q^ = 0.89. 

Die Figforen 2-— 4 enthalten eine Zasammen» 
stelluDg der aas den angefahrten Qleichangea 
sich ergebenden Qarven mit den beobachteten 
Werthefi. Figur 1 gibt eine Zasammenstellang 
der f5p die drei ümdrehongszahlen gefundenen 
Gurren. 

Mit Be^i^; apf die vorhergehenden Tabellen 
muß noch bemerkt werden , daB bei ihrer Be- 
rechnung alle diejenigen Beobachtungen, weiche 
in den früheren Ta^^llefi mt einem Sternchen be- 
zeichnet worden sind, vollständig ausgeschlossen 
word^p. Ik\\e ip iwm Wwe (^psgeaifichiieten 
Werthie Y09 e l^beipk eine abnorme OröSe, wie 



38 

sie bei den entsprechenden Feuchtigkeitsgraden 
nicht wohl vorkommen kann. Diese ungewöhn- 
lich großen Elektricitätsmengen traten auf, wenn 
kurz zuvor durch Oeffnen der Fenster und Thü- 
ren des Beobachtungszimmers frische Luft in das- 
selbe eingelassen war. Es scheint, daß die Ma- 
schine durch den Zug der trockeneren Luft in 
einen Zustand größerer Wirksamkeit versetzt 
wurde, welcher noch anhielt, auch nachdem die 
Luft durch verdampfendes Wasser wieder einen 
höheren Feuchtigkeitsgrad erreicht hatte. 

Im Mittel ergiebt sich aus den drei Beob- 
achtungsreihen für die Abhängigkeit der Elek- 
tricitätsmenge von der relativen Feuchtigkeit die 
Gleichung 

e . 10"^ = 102. 1 — 148 . q\ 

Die zuerst besprochenen Beobachtungen hatten 
zu dem Resultate geführt, daß die Elektricitäts- 
menge e von der Umdrehungszahl im wesentli- 
chen als unabhängig betrachtet werden katin. 

Nehmen wir aus den für die 4 verschiedenen 
Umdrehungszahlen gefundenen Werthen das Mit- 
tel, so ergiebt sich die Elektricitätsmenge 7L7xlO 
entsprechend einer relativen Feuchtigkeit 0,45; 
wenden wir anf diese Zahlen die vorhergehende 
Formel an, so ergiebt sieh für die bei Abwesen- 
heit aller Feuchtigkeit auftretende Elektricitäts- 
menge die Gleichung: 

e, . 10""^= 71.7 + 148x0.45^ 

somit: 

e^ = 101.6x10*^ 

Als Resultat der Untersuchung können d^n- 
1) ach die folgenden Sätze ausgesprochen weirden. 



39 



1. Die durch eine Umdrehnng der Maschine 
gelieferte Menge e von positiver Elektrieität ist 
von der Umdrehungszahl im Wesentlichen un- 
abhängig. 

2. Dem lufttrockenen Zustand entspricht 

eine Elektricitätsmenge e^ von 102 X 10 elek- 
trostatischen Einheiten. 

3. Die Abhängigkeit der Elektricitätsmenge 
e von der relativen Feuchtigkeit q kann in er- 
ster Annäherung dargestellt werden durch den 
Ausdruck 

c. 10""* = 102— 148. e* 

Eine Ergänzung finden diese Sätze in den 
Beobachtungen von Rosetti^). In der umfas- 
senden Arbeit, in welcher derselbe die Maaßbe- 
ziehungen des Stromes einer Elektromaschine 
erster Art untersucht hat, finden sich 4 Beob- 
achtongsreiben , welche sich auf 4 verschiedene 
Hygrometerstände beziehen. Die in denselben 
mi^etbeilten Beobachtungen wurden durch eine 
allerdings etwas unsichere graphische Interpola- 
tion auf gleiche Umdrehungsgeschwindigkeiten 
reducirt und daraus die folgende Tabelle für die 

Werthe von e . 10 gewonnen. 



ftf 




Belative Feuchtigkeit 






0.85 


0. 49 0. 54 


0.69 


2. 


162.9 


156.2 


127.1 


110.9 


3. 


154.4 


156.7 


181.9 


118.2 


4. 


164.6 


166.8 


146.9 


118.7 


5. 


162.0 


165.1 


157.5 


180.5 


6. 


169.4 


159.0 


159.8 


148.4 


7. 


170.4 


158.1 


160.4 


146.9 



1) Bosetti, Neae Stadien über die Ströme der Eleki 
tririrmaBobinen. Pogg. Ann. 154. S. 507. 1876. 



40 

Es ergiebt «ich ans dieser TftbeUe, daft die 
ElektricttötsineDge e namentlich bei heberen 
Feachtigkeitsgraden mit wachsender Umdrehaiig4ih 
zahl zunimmt; in geringerem Grade und daher 
nicht mit derselben Sicherheit läBt sich ein sol- 
ches Verhalten auch bei der von mir untersuch- 
ten Elektromaschine zweiter Art erkennen. Es 
wurde daraus folgen, daft in der Gleichung 

e 8= e^ — a.q 

durch welche die Elektricitätsmenge e in ihrer 
Abhängigkeit von der relativen Feuchtigkeit dar- 
gestellt wird , der GoefGcient a nicht konstant 
ist> sondern mit wachsender Umdrehungsgeschwin- 
digkeit abnimmt« 

Die bei einer Umdrehung der vorder^a Scheibe 
aus dem einen der horizon^len Conduktoren von 
den Spitzen zur Scheibe überströmende Menge 
positiver Elektricitat ist nach dem Vorhergehen* 
den gleich e. Während einer halben Umdrehung 

strömt über die Elektricitätsmenge ^^ und diese 

genügt, um die vorher negative Ladung der 
Scheibe in eine ebenso starke positive zu ver- 
wandeln. Daraus ergiebt sich, daft sobald der 
stationäre Zustand der Maschine eingetreten ist, 
auf dem einen der durch die horizontfileB Con- 
duktoren geschiedenen Halbring« der vorderen 

Scheibe die Elektricitätsmenge -{- — auf dem 

e ^ 
andern die Elektricitätsmenge — —sic^i befindet. 

Bei der Maschine, an welcher die torliegen- 
den Beobachtungen angestellt worden sind, hat 
der der Breite der Spitzenkanin^ entspr^^ende 
Ring einen innern Halbmesser von 112 ^ einen 



41 

ä«<tar»a Halbmeaa^r yoa 200 miE« Nimmi m^iih 
WM in Wirklichkeit alWdinga oiobt g^nau ft«r 
trifft, an, daß die Glektcic^itäteD mit g^cl^T^fUlir 
ger Pichtigkeit auf den beiden Haibringen auch 
gebreitet eind, so ergiebt sich, da9 auf 1 Qnm 
58 Einheiten positiver beziebnngaweise nQgativ:e|r 
^ektrioität kommen* 

Wenn aber auf diese Weise die Yertheilnng 
def Elektricität auf den beidep Scheiben der 
Maschine bestimmt ist, so ist die Miiglicbkcit 
der Berechnung der von den Scheiben der Ma^ 
schine ausgeübten elektrischen Kräfte und damit 
die Grundlage für eine vollständige Theorie d^r 
Mascbiue gewonnen. 



m. 

Messung der vom Erdmagnetismus auf 

einen drehbaren linearen Strom-t 

leiter ausgeübten Kraft. 

Von 

Eduard Biecke. 

1. Nach dem elektromagnetischen Grundge^ 
setze ist die Transversalkraft, welche ein Ms^ 
netpol fft auf ein zu der Richtung der Entfemui^g 
senkrechtes Stromelement ausübt, gegeben dnircE 

Ist der Pol [a soweit von dem Element fy 
entfernt, daß das von /t* erzeugte mag^9ti9ipb9 
Feld als ein homogenes betrachtet werdi^^ T^^JW^t 

so stellt ~ die Intensität dieses Feldes vor. Ist 
also das Element i (2« horizontal gerichtet, so ist 



42 

die von der Vertikalkomponente des Erdmagne- 
tismus auf dasselbe ansgeübte Transyersalkraft 
gleich Vids^ wenn wir durch V die vertikale 
Intensität des Erdmagnetismus bezeichnen. Es 
möge nnn das Element ds einem längeren, gerad- 
linigen und horizontalen Leiter angehören, wel* 
eher um eine durch seinen Anfangspunkt hin- 
durchgehende vertikale Axe drehbar ist. Bezeich- 
nen wir die Entfernung des Elements ds von 
dem Anfangspunkt des Leiters durch $, so ist 
das von der Vertikalkomponente des Erdmagne- 
tismus auf ds ausgeübte Drehungsmoment gleich 
Visds; ist also die ganze Länge des Leiters 
gleich {, so ist das ganze auf denselben ausge- 
übte Drehungsmoment gleich 

2. Um das durch diesen Ausdnick bestimmte 
Drehungsmoment zu messen, wurde eine Ereis- 
scheibe von Kupfer an einem Drahte von har- 
tem Messing in ihrem Mittelpunkte so aufgehängt, 
daß sie in horizontaler Stellung im Gleichgewichte 
sich befand; die obere Fläche der Scheibe war 
mit Siegellack überzogen, die untere mit einer 
kreisrund geschlifiFenen Glasplatte so weit bedeckt, 
daß nur am Bande derselben ein Bing freiblieb. 
Die Scheibe war eingetaucht in ein mit Kupfer- 
vitriollösung gefülltes Gefäß ; der Boden des letz- 
teren war in der Mitte durchbohrt; durch diese 
Durchbohrung war eine vertikale messingene 
Säule in das Innere des Gefäßes eingeführt, auf 
welche eine mit der zuvor beschriebenen voll- 
kommen gleiche Scheibe aufgeschraubt war; die 
nach oben gekehrte Seite derselben war mit 
einer Glasplatte bedeckt^* so daß an ihrem Bande 
ein Eupferring freiblieb von genau derselben 
Breite wie bei der beweglichen Scheibe. Wurde 



43 

nim durch den Snspensioiisdraht ein gaWanigcfaer 
Strom in die drehbare Seheibe eingeleitet, so trat 
derselbe ans dem freien Rand der unteren Fläche 
ans, nnd gieng dnrch die EnpfervitrioUösung 
hindurch in den gegenüberstehenden Band der 
Standscheibe ; aus diesem wird er dann durch 
einen mit ihrem Träger verbundenen Draht ver- 
tikal nach unten abgeleitet. In den Stromkreis 
war außerdem eingeschaltet eine Tangentenbussole 
und ein Siemensscher Rheostat. Die Anordnung 
der Verbindungen ist aus Fig. 5 der beigelegten 
Tafel zu ersehen. Die beiden Rechtecke STMP 
und STNQy welche von dem galvanischen Strom 
stets in entgegengesetztem Sinne umkreist werden, 
lagen in einer und derselben Ebene der Ebene 
des magnetischen Meridians. Als Beobachtungs- 
raum diente der eisenfreie Pavillon des physika- 
lischen Institutes. 

Die Betrachtung des durch den Strom auf 
der beweglichen oder der Standscheibe erzeugten 
Eupfemiederschlages zeigte, daß derselbe sich aber 
die ganze Fläche der Elektrodenringe anscheinend 
gleichförmig vertheilte. Man wird also ohne 
einen merklichen Fehler zu begehen annehmen 
können, daß der Austritt oder Eintritt des Stro- 
mes in der ganzen Fläche der Elektroden mit 
derselben Stromdichtigkeit sich vollzieht. Mit 
Hülfe dieser Annahme ergiebt sich für das von 
der Vertikalkomponente des Erdmagnetismus auf 
die von dem Strom i durchflossene Scheibe 
ausgeübte Drehungsmoment der Ausdruck: 



«■(•+?) 



iF«« 1 + 



irenn man dnrch l den mittleren ibdbmesaer 



44 

de» Ebktrodenriiiges , dnreh 6 die halbe Breite 
deeselben beaeicdmei Wird dareh dieses Moment 
die Sebeibe um einen Winkel 9 gedreht« so hat 
man, wenn unter D die Direktionskraft der Ter^ 
sion verstanden wird, 






Wird die Drehung der Sebeibe mit Hijlfe von 
Spiegel und Skale beobachtet, und ist der Ska- 
lenausschlag gleich n, die Entfernung ^wischen 
Spiegel pnd Skale gleich r, so ist: 



2g> 



n( 1 n»\ 



Somit : 



3. Messung der horizontalen und vertikalen 
Intensität des Erdmagnetismus. 

Eine Bestimmung dieser beiden OröBen in 
dem n^agnetischen Pavillon des Institutes wurde 
im Jahre 1879 mit Hülfe eines transportablen 
MAgnetoi^et^rs von Meyerstein ausgeführt. Das 
TragheitsspiOwent desselben wurde für eine Tem- 
peratur von Graden gefunden gleich 

16083 . 10*. 

Der Torsionskoefficient war 0,01117; die 
SeAiwiBgnngsdaner wurde immer am Anfang und 



45 



SohlitA dmr Medsang beoisochict Bei dM Abn 
hmkangsbeobachtangen wurde der Haüptstab 
auf den an dem Stativ^ befeetigten Measingar'* 
men in zwcd veirdohiedenen Entfernungen Ton 
der Hülfsnadel sowohl östlich als westlioh auf* 
gelegt; diese Entfernungen waren für eine Tem- 
peratur Ton 0^ gleich 4S0.0Ö mm und 600.07 mm. 
Der Torsionskoefficient det Hälfsnadel war 
0.00485; das V^hältnid yoh T m M wurde 
berechnet nach der Foriliel 

M _ r»(l +^)tgy 

Die an 6 verschiedenen Tagen angestellten 
Beobachtungen und deren Resultate sind im 
Folgenden zusammengestellt: 



wo 



Taff der 
Beobacbt 



•Mite 



n 1,111 



t 



10.148 



^ 



9% 



\\ iim umii lim 



404^ 



M 



dlkAÜiMäM 



38. Sept 



mBMW^AAb* 



10.117 



laOO 88&ß.l6* 1^609 



ä4. Sept 



2^8.48 



6«26.26 



1520 



8221.10* 



1.8708 



26. dept 



10.111 
10.124 



2*18.87' 



6<»25.90 



1770 



8310.10* 1.8688 



' 



36. 8ept 



10.099 
10.110 



9. Ooi. 



ICOtJ» 

l().109 

II iiiii I 



2n8.ö8' 



5«26.67 



1180 



8224.10* 



1.6*02 



2n8.88 



(^«26.28 



10. Oot 



10.092 
10.102 



2*18.70' 6«a6.88 



Mittelwerthe f&r d. 2. Oet 1879 



1840 



1660 



1840 



8225.1Ö«1.8tW 



8286.10* 



8288.10" U708 



1.87t)l( 



> j < » 1 1 > % 



46 



Das VerhaltniB der yertikalen zur horizoii 
talen Componente des Erdms^etismas wnrd 
mit Hälfe eines Erdindaktors gemessen, nnd ei 
wurden an drei aufeinanderfolgenden Beobach- 
tnngstagen die folgenden Werthe erhalten: 



Tag der 
Beobacht 


A 


B 


V 
T 


1. Oct. 


740.81 


819.56 


2.2786 


2. Oct 


741.80 


819.61 


2.2764 


8. Oct. 


740.88 


819.81 


2.2764 



Hier sind A und B die bei Anwendung der 
Vertikal- und Horizontalinteusitat erhaltenen 
Skalenausschläge bei einer Entfernung von 
2827 mm zwischen Spiegel und Skale. Im 
Mittel ergiebt sich für den 2. Oktober der Werth 

Z. = 2.2748 



woraus sich die Inklination zu 66^16.15' die 
vertikale Intensität zu 4.2549 berechnet. 

Die Beobachtungen des auf die elektrody- 
namische Drehwage, wie wir die bewegliche vom 
Strom durchflossene Scheibe nennen können, 
ausgeübten Drehungsmomentes wnrden im Jahre 
1880 in der zweiten Hälfte des Oktober ange- 
stellt. Die für diese Zeit geltenden Werthe der 
erdmagnetischen Elemente können aus den oben 
angefiihrten mit Hülfe der bekannten jährlichen 
Variationen berechnet werden. Die jährliche 
Zunahme der horizontalen Intensität betragt 
nach neueren Beobachtungen 0.0018, die jähr- 



47 

liehe Abnahme der Inklination 1^29'^ Hier- 
nach ergeben sich für den Oktober des Jahres 
1880 in dem magnetischen Pavillon die Werthe 

T = 1.8723 3 = 66« 14,67'. 

Für die Horizontalintensität liegt außerdem 
für den Oktober des Jahres 1880 eine direkte 
Bestimmung vor, welche Herr Dr. Schering in 
dem magnetischen Observatorium angestellt hat. 
Dieselbe ergab den Werth 

To = 1.8649, 

Andererseits ergab eine ebenfalls von Herrn 
Dr. Schering angestellte Vergleichnng - für das 
Yerhältniß der Intensitäten in dem magnetischen 
Pavillon und dem magnetischen Obseirvatorium 
den Werth 1,0033 ; somit ist die Horizontalin- 
tensität in dem magnetischen Pavillon gleich 
1.8710 in vollkommener üebereinstimmung mit 
dem oben gefundenen Werthe. Bei der Berech- 
nung der an der Drehwage angestellten Beob- 
achtungen können wir demnach setzen: 

t = 4.253. 

4. Directionskraft der Drehwage. 

Die Direktionskraft der Drehwage wurde 
nach dem Gauß^schen Verfahren bestimmt, zwei 
cylindrische in der Axe ausgebohrte Bleigewichte 
von einer Gesammtmasse von 399705 mg w^ren 
auf den die drehbare Scheibe tragenden Suspen- 
sionsstift aufgeschoben. Nachdem bei dieser 
Lage derselben die Schwingungsdauer des gan- 
zen Systems bestimmt worden war, wurden die 
Gewichte entfernt und auf zwei vertikale Stifte, 
aufgesetzt, welche an einem mit dem Suspen- 
sionsstifte verbundenen horizontalen Träger in 



48 



gl^her fifitf^rdtitig von der Mitte angebraelrt 
waren. Die Sobwingougsdatier 4m Systems 
tmrde von nenem bestimmt mnd mit Hülfe des 
bekannten Abstandes der Mittelpunkte* der äu- 
ßeren Stifte die Direktionskraft berechnet, 
dieser letztere Abfttand beträgt bei Grad 
100,086 mm. 

Es wurden zwei Bestimmungen der Direk- 
tionskraft ausgeführt, die eine vor, die andere 
nach der Anstellung der elektromagnetischen 
Messungen. Die ^leeultate derselben sind im Fol- 
genden zusammengestellt. 



'^1 'a 


^« 


D 


21.252 
dl.29tr 


42.407 


42.259 


295U0« 


21.280 
31^268 
21.226 


42.887 


42.148 


29^.10« 



ffier bezeichnet t, die Schwingungsdauer mit 
Gewichten in der Mitte, t^ und t' die Schwin- 

gungsdauern mit Gewichten außen in zwei um 
180^ gegen einander gedrehten Stellm^fto. Im 
Mittel ergiebt sich 

' D = 2955 . 10* 

Biäi den elektromagnetischen Messungen wird 
Ai^^ Direktionskraft in Folge der Erwärmung 
defä Suspensionsdrahtes durch den Strom eine 
y^rminderting erleiden ; die hiedurch bedingte 
Correction ist im Folgenden vernachlässigt, da 
ein Mittel zur Messung der Temperatur des 
Drahtes nicht vorhanden war. 



49 

5. Messung der Stromstärke. 

Um die Gonstanz der an der Drehwage be- 
obachteten Ablenkung zu prüfen, war es noth- 
wendig, den Strom längere Zeit in einer und 
derselben Richtung geschlossen zu halten, ohne 
durch eine Gommutation desselben in der Tan- 
gentenboussole eine Unterbrechung zu veranlas- 
sen. Die Stromstärken waren also aus einseiti- 
gen Ablenkungen der Nadel der Tangenten- 
boussole zu bestimmen. Bezeichnet man den 
Winkel, welche« die Ebene der Windungen mit 
dem magnetischen Meridian einschließt, durch 
er, einen Ausschlag, bei welchem der Nordpol 
der Nadel nach Osten abgelenkt wird durch 9, 
einen Ausschlag nach Westen durch ^, so gel- 
ten für die benutzte Tangentenboussole die Glei- 
chungen : ^ 

öjg^TägCosly + «){ l-0.028in»(y+«)j= Tam<p 

^^-cos(v;-«){ l-0.02sin«(V^-«)}= Tsin^^ 

Aus der Beobachtung zweier derselben Strom- 
stärke entsprechender Werthe von 9 und ^ er- 
giebt sich 

^ 2 sin 9> sin tp 

Zur Bestimmung des Winkels a wurde der 
Strom zweier Qrovescher Elemente unter Ein- 
schaltung eines Widerstandes von 25 Siemens 
durch dieTangentenbonssole geleitet; es ergab sich: 

9 » S&480 tp »: 39.02<> 
woraus 

a — 0.69^ westlich. 

4 



5© 

Was den W^dih S»t B6rt»^ntelifi«^ität fär 
den Mitielp/ankt dei* Tangeilteiiboüescllie aiibekfagt, 
so ist za bemerken, daA das zur Bestimniung 
dbr HoriebntalintieiHiitat dienende Magtietometer 
in einer dtä^h den Mittelpac^t der Bottisale tonk- 
recht zQin inagniätischen Meridian hindnrch^e^ 
henden Yertik^lebbne anfgälitellt wd.r. Dto Mit- 
telpunkt des Magnets war vbn dem Mittelpunkt 
der Boussore in horizontaler Richtung üiti 1183 
mm, in vertikaler iüa 165 mtx entfernt. Dar- 
nach etgiebt dich für di^ HorizontalintenfeiitSt 
idi Mittel|)unkt der Boitssolb der Werth 

. «etrv 822.1Ö* , .^^ 

1.8710 TT^rnr — l.*662. 

1194' 

Zur Bestimmung idei* Stromstärke ergäben sich 
somit die Formeln: 

6. Die Ablenkungsbeobachking^n an aer 
Drehwage. 

Die mit der Drehwage aosgefilUrten Versuchs- 
reihen sind in aen fd^genaen Tabellen zusammen- 
geistellt. Die Binljtettbngbn der. S<»beibe wurden 
dui*ch Standb^obachtüngen^ ermittelt ( -es wurde 
in der -ß^l von 5 zu 6 MiMten .;^in Sc^te von 
Beöba'chtungejQ giBmacht, wobei dieSififttelluiE^^n 
von 9 zu 9 Sekunden notirt wurclen. Da die 
SchwingungiiÜätter ^e^ S(9Mbb dSh^Ru gleich 18 
Sekunden war, so konnte aus je zwei um >1S«SI^ 
künden von eMihd^ alMstMiend^ Einstellungs- 



51 



beobachtungen die Buhelage der Scheibe berechnet 
werden, wobei für das Dämpfnngsverhältniß der 
Wertji 1,7 zu setzeu war. I^ie Ablenkungen der 
Naüei der Tangentenboussofe wurden mrt Öülfe 
zweier zu ihrer Axe senkrechter Glasföden \)e6h' 
aejitet, welche «ber einep au^ein^r Spiegelplatte 
befindlichen Theilkreise ^ich bewegten. Diese bei- 
den Fäden ^ind im Folgei^den mit o und w bezeich- 
net. Es möge nun das |Prot9koll ^er zuerst an- 
gesteUten Beobachtungsreihe in etwas ausfübr- 
Ucherer Weise mitgetfaei^t werden; zu bepoierken 
ist noch, di^^ einer BeM^egung der Zeiger o upcl 
^ nach zunebjEii/ßn^^n Gfada^ eine ostlic^^ ASt- 
lepkung entspn^ht. 

(Siehe die Tab^le auf der folgenden Seitje*) 

Es ergeben kch hieraus dje folgenden ^usam- 
mengel^örigen Ablenkungen der Tpgentenbous- 
8,01? W^ % Drehwa^eF 



Zeit 



■^9^ 






n 



Zß\i 



'1 



\j\r 



^ 



n 



m 



6 
10 
16 
20 
23 



64.52 
56.0S 
65.04 
65.03 



ß.9 
'ß.6 
6.7 
6.4 
6.6 
6.6 



fl 
6 

'8 



56.24 
66.79 
65.74 
66.75 



6.4 
6.6 
6^ 
6.6 



' '" Mittel ' I 64.<K)P ' | 6.60 \'^ ' tt^ttel | ' 65.88 ' f ' 6.68 

Die Besu|tate vXon Icai ander^ in c^erselben 
'Weise langefijtellten Beopäobtungsrjeihen sind 'iin 
Fiolgenaen zusammengestellt. 



5iS 



15. Oct. 1880. Der positive Strom geht von 
der Peripherie der Scheibe zum Centrum. 



Zeit 


■ 
1 


Tangentanb. 


Dreh* 


Zeit 




Taiigentenb. 


Dreh- 






o 


10 


wage 


&^%/AV 







w 


wage 


9^ 60m 








914.0 






105.0 


285.0 




55 




105.05 


285.0 


914.1 


lOii 40" 


i 






914.8 


58 


• 






914.4 


42 








914.8 


59 




Strom geschlossen. 


44 




Strom geschlossen. 


59 


838 

42 

51 






922.1 
920.1 
919.9 


44 


83« 

42 

51 






922.7 
920.6 
921.0 


10 




9 

18 

27 






921.9 
922.1 
921.8 
920.8 


45 




9 

18 

27 






922.8 
922.8 
922.0 
921.4 


10 5 




159.56 


839.5 


920.9 


10 50 




48.52 


229.0 


921.2 


10 




160.08 


840.0 


921.1 


55 




49.02 


229.4 


921.1 


15 




160.08 


840.02 


950.f 


11 




49.05 


229.47 


921.8 


20 




160.07 


840.02 


920.9 


5 




49.05 


229.45 


921.8 


23 








921.0 


8 








921.8 


24 




Strom geöffnet. 


U 9 




Strom geöffnet. 


24 


88 
42 






914.0 
916.9 


9 


88 
42 






916.1 
917.0 




51 






915.7 


» 


51 






916.0 


25 




9 

18 

27 






918.9 
918.7 
914.4 
914.9 


10 




9 

18 

27 






913.8 
914.0 
916.0 
915.6 


10 80 








914.8 


15 








914.9 


85 








914.6 


20 
26 








914.7 
914.9 



53 



16. Oct. 1880. Der positive Strom geht vom 
Centrum der Scheibe znr Peripherie. 



Zeit 


^ 


n 


Zeit 


9> 


n 


11h 25m 

80 
86 

88 


68.79 
63.68 


9.8 
9.1 
9.2 
9.8 


11h 66» 
12 
6 
8 


68.08 
62.99 


k 

9.8 
9.1 
9.0 
8.9 


Mittel 


68.78 


9.22 


Mittel 


68.01 


9.07 



18. Oct. 1880. Der positive Strom geht von 
der Peripherie der Scheibe znm Gentrüm. 



Zeit 


V^ 


n 


9h 15m 




8.8 


20 


62.90 


8.6 


26 


68.29 


86 


80 


68.87 


88 


86 


68.89 


9.0 


40 


68.40 


8.7 


48 




8.9 




Mittel I 68.27 | 8.76 | 

19. Oct. 1880. Der positive Strom geht vom 
Gentram der Scheibe zur Peripherie. 



Zeit 



9 



n 



Zeit 



9I1 40» 
46 
60 
66 
68 



69.76 
69.78 
59.76 



7.8 
7.7 
7.7 
7.7 

7.7 



10b I6in 
20 
26 
80 
88 



60.26 
60.80 
60.80 



7.9 
7.7 
7.7 
7.7 
7.7 



Mittel i 28.76 | 7.72 | Mittel | 60.28 | 7.74 



J 



54 



7. Die beitechneton Werthe der Abbp^pag. 

Die Entfercutig Ewiselien Spiegel nni Sik^^ß 
betrug 2644.5 Skalen theilej die Ablenkunjgeu n 
köu^en demnach Wecbpet werdei;L nach ^er 
Fjormfil 






Für den inperen Dnrchmesser der Kupfer- 
scliefte erga!) sich hei dn^r Teimperalfcnr Ton 
15® der Werth 164.13 mm, für den äußeren 
l^fcbmesser l3ei 1^ der WerA 175i91 mm. 
Hiernach istr 

Sq"^H ^rhalätfiD wil Jsit Bücksicht laof die 
früher für F und D j^e^f benen Werthe 

n f= 2.7ß9>ci 

Hiernach ergiefat dic|| die folgenije ZABam- 
menstelHong der berechneten opd boobacbteten 
Werjbh^ ttm n. 



• 

« 


n her. 


n beob. 


nl>e^. 


1 


.t»*pr. 


2.84Q 


SAB 


6.60 


1.026 


ajifij 


JSJÜ , 


£M . 


isäa 


»i215 


8*^ 


9.3? 


1.0^6 


8.269 


8.95 


9.07 


1.018 


871^2 " 


^M ' 


^.76 • 


I.OIB 


8.246 


$,89 


949 


1.088 


Sia^4 


7*79 


7J? 


e^w 


fiil»6 


f.,68 


7« 


i^D«^ 



Die Differenz sswischen den beobachtetea und 
becechneiem Werthen lietisägt im Mii;tel rO.16 
Skalentheile, während ein Skalentheil einem Win- 
kel von 39 Sekunden entspricht. Mit einer Aus- 



&5 



nähme tsiäi ^ heohnt^his^n Weiibe gvCfcr süi 
die Wwhüeten und Äwar itü Mittel mxi 0.6267o 
Eine solcke Differenz Wurde durch eiiie firwär- 
mtiBg des SüupeQsionsdrftbtes um etwa 40 Cr^ada 
ihre Erklärung finden. 



Bei der Iftönigl. Gesellsöhaft der Wis- 
senschaften eingegangene Druckschriften. 

' • • ...... 

Mui bittot diese Verzeichnisse zngleicli als EmpliftngwiAzeigea «usehen 

SU wollen. 



JaMä^ 1881. (FottsetÄüng.) 

Zeitscbrift der morgenländ. Gesellsöhaft. Bd. Bi. 0. 4. 
J. D. Wliitnef!» the aariieroüs GtfAvel« df tbe Sierra 

nevada of Oalifornia. Cambridge 1880. 4. 
— UM cUmatie «hanges iof lator gvdtogioal ümes. Claia* 

bridge 166a 4. 
AiuHtti Teii^rt tff tke Cttrator of the Mueam «f «ompara- 

ivn Zooloi;^. 1879^-80. 
BuUetm of the Maseam of oomparative Ziölagy «t Har- 
vard College. YoL VL .Ko> 8**^!!, 
-* de k flooidt^ MathteatiqUe. T. YUL No. «. 
Natnre. 684—686. 
Jakrbo^h der FeiUehmtle der MathMtetilc B4. la 187& 

H. 6. 
J. H an n, Zeitschrift für Meteorologie. Bd.iVL a881. 

(liOici^iVH«) 
Yerhandl. der phy8ik.-medioin. Gesellsohttft za Wänbarg. 

Bfl KYu O. 4^. iL imi. 
H. Wild, Repertoriam für Meteot«i«gib. Bd.Vrll. H. 1. 

8t FelcnMrg 1880. 4. 
J. Biker, Saj^pUmeito feVo« T. XKV^ XXYlI-.XXlX. 
LeopdAiiw. H. XVl. Ke. i8-M. Titel «u XVJ. 
AtU deUa ß, AoöKdeiiiia deitUnoeL Yol.V. :Faao.2-4. 

1881. 4. 
Q. Celoria, sopra aloani eclissi lii aoVe «lünchi e sa 

qaello di Agatocle in partioolare. Borna 1880. 4. 
Bnlletin of the American geograph. Society. 1879. No. 6. 
American Jeannal of MalbeaBtioa. VoL ÜL j^o. di 
Atti dcUa J5o«ieia ^setta dsiSoiaiiBe nato. ,lk 44, Nov. 

JJUUL 



56 

Tfomaö MaBeuma Aanhefter IIL Tromiö 1880. 

F. V. Müller, a desoriptive Atlas of the Eucalypts of 
Anstralia and the adjoiniDg islands. Seventh deoade. 
Melbourne 1880. 4. 

PotiÜBohe CorrespondenE Friedrichs de« Grossen. Bd. V. 
Berlin 1880. 

Erdelyi Mnaeam. 1. SZ. YIII ^vfolyam. 1881. 

Monthly Notices of theB. Astronomical Soo. Vol. XLI. No. 2. 

L. F. V. Eberstein, Urkundliche Nachtrage zu den ge* 
schichtlichen Nachrichten von dem Geschlechte Eber- 
stein. 8. Folge. 1880. 

Bulletin de la Soc. Imp. des Naturalistes de Mosoou. 
188a No. 2. 

Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 66. H. 2. 

Astronomical Papers. Yol.1. P.S. Washington 1880. 4. 

Bulletin de l'Acad. R. des Sciences de Belgique. T. 50. 
No. 12. 

Annnaire de l'Acad. B. de Belgique. 47i^e ann^ 1881. 

J. de Maeare, Bassin de Li^ge. (4 große Karten.) 

fl. Wolf, Geologische Gruben-Bevier^Karte des Kohlen- 
beckens von Teplitz-Dux« Brunn im nordwestlichen 
Böhmen. Lief.I. Blatt 10, 18, 14, 16. Wien 1880. 

Monatsbericht der Berliner Akad. der Wiss. Sept o. 
Oot. 1880. 

B« Wolf, Astronomische Mittheilungen. LL 

Mesures proposees pour Pabolition du cours force. Par 
M.M. les ministres Magliani et Miceli. Boma 1881. 

Prowedimenti per l'abolisione del corso forzoso. Progetto 
di legge presentato dai ministri Magliani et MicelL 
Ebd. 1881. 

0. Struve, Obsenrations de Poulkova. Vol. XI« St. 
Petersb. 1879. 

Jahresbericht für 1878—79 und 1879—80 der Hanpstem- 
warte. St. Petorsb» 

E. Meyer, die Spermatogenese bei den S&ugethieren. 
(Mem. der Akad. T. XXVII. No. 14.) 

J. Dansky u. J. Kostenitsch, über die Entwicklungs- 
geschichte der Keimblätter u. des Wolffschen Ganges 
im Hühnerei. (Mem. d. Akad. T. XX VII. No. 18.) 
St. Petersb. 1880. 



Fftr diaBedacttoB Terantwortiich; S, Bskmiteh, Directord. Gdttgal. Ans. 
CommiflsioDB-TMrlag der JH§Unek'aekm Virfayt - Bmdkhemdlm^. 
Druok der DUttricKaOtm Um9.' BuckdrH€istm (W, F)r, Xamtmmi, 



57 



Nachrichten 

von der 

Königl, Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Angusts-Universität 

zu Göttingen. 



16. Februar. M 3* 1881. 



I) n i T e r 8 i t ä i 

Verzeichniß der Vorlesungen 

auf der Georg-Angusts-Universität zu Göttingen 
während des Sommerhalbjahrs 1881. 

= Die Vifrkaungm beginne» dm 20, Aprü tmd endm dm 15. August = 

Theologie. 

Alttestamentliche Theologie: Prof. Schultz fcinfstün» 
dig um 10 Uhr. 

Biblische Lehre von den Engeln und Teufeln: Prof. 
Duhm Freitags 4 Uhr, öffentlich. 

Erklärung der Genesis: Prof. Duhm fiUifstiindig um 
10 Uhr; vgl. Orientalische Sprachen S. 69. 

Erklärung des Buches Hiob: Derselbe dreistündig, 
Montags, Dienstags, Donnerstags, um 4 Uhr. 

Erklärung der Psalmen: Prof. Bertkeau fünfstündig 
tun 10 Uhr. 



Einleitung in das Neue Testament: Prof. Wiesinger 
viermal um 3 Uhr. 

Neutestamentliche Theologie: Lic. Wendt fünfmal um 
9 Uhr. 

G^chichte des apostolischen Zeitalters : Derselbe drei« 
mal, Montag, Dienstag, Donnerstag, um 4 Ühr. 

Erklärung des Evangeliums Johannis : Prof. Lünemann 
fünfstündig um 9 Uhr. 

Erklärung des Bomerbriefs: Prof. Wieiinger funfinal 
von 9—10 ühr. 



58 

Erklärong der katholischen Briefe : Prof. Bitschi fünf- 
mal um 11 ühr. 

Allgemeine Kirchengeschichte Theil.I: Prof. Wagen* 
mann fünfstündig um 8 ühr. 

Kirchengeschichte des Mittelalters unter Rücksicht 
auf Hase's Kirchengeschichte: Prof. Reuter fünfornl am 
8 Uhr, Sonnabends um 9 ühr. 

Dogmengeschichte: Prof. Wagenmann fünfstündig um 
7 ühr. 

Dogmatik I. Theil : Prof. Rüschl fünfmal um 12 ühr. 

Dogmatik ü. Theil: Prof. Schober lein sechsmal um 
12 ühr. 

Theologische Ethik : Prof. Schultz fünfstündig um 8 ühr. 

Comparative Symbolik: Prof. Reuier fün&al um 11 
ühr, Sonnabends um 8 ühr. 

Praktische Theologie: Prof. Schöberlein viermal, Mont* 
Dienst. Donnerst. Freit., um 6 ühr und Mittwochs um 4 Uhr. 
Kirchenrecht: s. unter Rechtswissenschaft. 



Die alttestamentlichen üebungen der wissenschaftli- 
chen Abtheilung des theologischen Seminars leitet Prof. 
Bertheau Freitags um 6; die neutestamentlichen Prof. 
Wiesinger Dienstags um 6 ; die kirchen- und dogmenhisto- 
rischen Prof. Beuter Montags um 5; die dogmatischen 
Prof. Bitschi Donnerstags um 6 ühr. 

Die homiletischen üebungen der praktischen Abthei- 
lung des theologischen Seminars leiten abwechslungsweise 
Prof. Wiesinger und Prof. Schulig Sonnabend 9 — 12 
ühr öffentlich; die katechetischen üebungen: Prof. Wie- 
singer Mittwoch 5 — 6 ühr; Prof. Schuka Sonnabend 
2—3 ühr öffentlich; die liturgischen üebungen: Prof. 
Schöber lein Mittwoch 6—7 ühr und Sonnabend 9-11 
ühr öffentlich. 

Eine dogmatische Societät leitet Prof. Schöberlein 
Montag 6 — 8 ühr; eine historisch -theologische Prof. 
Wagenmann Freitags 6—8 ühr. 

Rechts Wissenschaft. 

Rechtsphilosophie und Encyklopädie : Prof. v. Bar 
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 12—1 ühr. 

Römische Rechtsgeschichte: Prof. v. Ihering fünfmal 
von 11—12 ühr. 



59 

Institutionen des Römischen Rechts: Prof. Leonhard 
fünfmal Ton 10 — 11 Uhr. 

Pandekten I. Theil (AUg. Lehren, Sachenrecht, Obli- 
gationenrecht) : Prof. Hartmann täglich Yon 8—10 Uhr. 

Pandekten n. Theil (Erbrecht und Familienrecht): 
Prof. Leonhard fünfmal von 11—12 Uhr. 

Pandekten-Prakticum : Prof. v, Ihering Montag, Mitt- 
woch und Freitag von 12 — 1 Uhr. 

Pandekten-Exegeticum : Prof. Leonhard Dienstag und 
Donnerstag von 12—1 Uhr. 

Römischer Civilprocess : Dr. v. Kries Montag und 
Donnerstag von 4—5 Uhr. 

Deutsche Rechtsgeschichte: Prof. Dove fünfmal von 
7—8 Uhr. 

Deutsche Rechtsgeschichte: Dr. Sichel fünfmal von 
4—5 Uhr. 

Uebungen im Erklären deutscher Rechtsquellen : Prof. 
I*refudorff Montag Nachm. um 6 Uhr öffentlich. 

Deutsches Privatrecht mit Lehn- Handels- Wechsel- 
und Seerecht: Prof. IVolff fünfmal von 8—10 Uhr. 

Deutsches Privatrecht mit Lehnrecht: Dr. Ehrenberg 
fünfmal von 8—9 Uhr. 

Handelsrecht mit Wechselrecht und Seerecht: Prof. 
Thöl fünfmal von 7—8 Uhr. 

Handels- Wechsel- und Seerecht : Dr. Ehrenberg fünf- 
mal von 9—10 Uhr. 

Landwirthschaftsrecht : Prof. Ziebarth Dienstag, Don- 
nerstag, Freitag von 7—8 Uhr. 

Deutsches Strafrecht: Prof. Jb^n fünfmal von 10— 11 Uhr. 



Deutsches Staatsrecht (Reichs- und Landesstaatsrecht) : 
Prof. JFVe»«A>r^ fünfmal von 8-9 Uhr. 

Deutsches Yerwaltungsrecht : Prof. FrenBdorff IAqu- 
tag, Mittwoch, Freitag von 11—12 Uhr. 

Evangelisches und katholisches Eirchenrecht , ein- 
schliesslich des Eherechts: Prof. Mejer fünfmal von 10 
—11 Uhr. 

Civilprocess, einschliesslich des Eonkurs und der sum- 
marischen Processe: Prof. John fOmfioial von 11— 12 Uhr. 

Straf process: Prof. Ziebarth fünfmal von 9—10 Uhr. 

Strafprocess : Dr. v. Kries Montag, Dienstag, Don- 
nerstag und Freitag von 10 — 11 Uhr. 



60 

GmiproceBS-Frakticum : Prof. v. Bar Donnerstag von 
4—6 Uhr. 

üeber Entscheidungen des Reichsgerichts civilrecht- 
liehen Inhalts: Prof. Leonhard Dienstag von 6—7 ühr. 

Strafrechtliche Uebungen: Prof. v, Bar Dienstags von 

4—6 ühr. 

* 

Medicin. 

Zoologie, Botanik, Chemie s. nnter Naturwissenschaften. 

Knochen- und Bänderlehre: Dr. von Brunn Dienstag, 
Donnerstag und Sonnabend von 11—12 Uhr. 

Die Mechanik der Gelenke: Prof. Krause Mittwoch 
von 2-- 3 Uhr oder zu anderer passender Stunde öffentlich. 

Systematische Anatomie n. Theil (Geföss- und Nerven- 
lehre): Prof. Henle täglich von 12—1 Uhr. 

Allgemeine Anatomie : Prof. Henle Montag, Mittwoch, 
Freitag von 11—12 Uhr. 

Gewebelehre des Menschen trägt Prof. Krause Diens- 
tag, Donnerstag und Sonnabend von 11—12 Uhr oder 
zu anderen passenden Stunden vor. 

Mikroskopische Uebungen (allgemeine Histologie für 
Anfänger wie auch specielle mikroskopische Anatomie für 
Geübtere) hält Dr. von Brunn je vier Mal wöchentlich in 
zu verabredenden Stunden. 

Mikroskopische Curse in normaler Histologie hält 
Prof. Krause vier Mal wöchentlich um 2 Uhr. 

Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläute- 
rungen durch Experimente und mikroskopische Demon- 
strationen : Prof. herbst sechsmal wöchentlich um 10 Uhr. 

Experimentalphysiologie I. Theil (Physiologie der Er- 
nährung): Prof. Meissner täglich von 10—11 Uhr. 

Physiologie der Zeugung nebst allgemeiner und spe- 
cieller Entwicklungsgeschichte: Prof. Meissner Freitag 
von 6—7 Uhr. 

Ausgewählte Gapitel der physiologischen Chemie mit 
praktischen Uebungen : Dr. Flügge Sonnabend von 3—5 Uhr. 

Physische Optüc s. S. 65. 

Ueber Morphologie und Biologie der hygienisch wich- 
tigen Mikroorganismen verbunden mit Demonstrationen 
und Experimenten wird Dr. Flügge Dienstag von 5—7 
Uhr vortragen. 

Arbeiten im physiologischen Institut leitet Prof. 
Meissner gemeinschaftlich mit Dr. Flügge täglich in pas- 
senden Stunden. 



61 

Specielle pathologische Anatomie lehrt Prof. Orth täg- 
lich ausser Sonnahend von 12—1 Uhr. 

Pathologische Anatomie der Knochen und Muskeln 
lehrt Prof. Orth Mittwoch um 2 Uhr öffentlich. 

Sectionscursus hält Prof. Orth in passenden Stunden. 

Praktischen Gursus der pathologischen Histologie hält 
Prof. Orth Dienstag und Freitag um 2 Uhr. 

Physikalische Diagnostik verbunden mit praktischen 
Uebungen lehrt Prof. Eichhorst Montag, Mittwoch und 
Donnerstag von 4—5 Uhr; Dasselbe trägt Dr. Wiese 
viermal wöchentlich in später näher zu bestimmenden 
Stunden vor. 

Uebungen im Gebrauch des Kehlkopfspiegels hält Prof. 
Eichhorst Sonnabend von 12—1 Uhr. 

Untersuchung des Harns und Sputums verbunden mit 
praktischen Uebungen: Prof. Eichhorst Mittwoch von 
3—4 Uhr. 

Arzneimittellehre und Receptirkunde verbunden mit 
Experimenten und Demonstrationen lehrt Prof. Marme 
drei Mal wöchentlich Montag, Dienstag, Donnerstag von 
von 5—6 Uhr. 

Die gesammte Arzneimittellehre mit Demonstrationen, 
Versuchen und praktischen Uebungen im Abfassen ärzt- 
licher Verordnungen trägt Prof. JSusemann fünfmal wö- 
chentlich um 3 Uhr vor. 

Die organischen Gifte (H. Theil) demonstrirt experi- 
mentell Prof. Marmi ein Mal wöchentlich Donnerstag 
von 6—7 Uhr öffentlich. 

Ueber essbare und giftige Pilze trägt Prof. Husemann 
Dienstag von 5—6 Uhr öffentlich vor. 

Pharmacie lehrt Prof. Boedeker fünf Mal wöchentlich 
von 9—10 Uhr; Dasselbe lehrt Prof. von Uslar vier Mal 
wöchentlich um 3 Uhr. 

Organische Chemie für Mediciner: Vgl. Naturwissen- 
schaften S. 66. 

Ein pharmakognostisches Prakticum, Uebungen im Be- 
stimmen der officinellen Droguen und ihrer Verwechslun- 
gen hält Prof. Marmi ein Mal wöchentlich Freitag von 
5—7 Uhr. 

Ein pharmakologisches Prakticum, Uebungen im Be- 
ceptiren und Dispensiren hält Prof. Marmi ein Mal wö- 
chentlich von 6—7 Uhr. 

Pharmakologische und toxikologische Untersuchungen 
leitet Prof. MarmS im pharmakologischen Institut täglich 
in passenden Stunden; solche Uebungen und Untersuchun- 
gen leitet auch Prof. ffuaemann privatissime. 



62 



Specielle Pathologie und Therapie I. Hälfte: Prof. 
Ebstein täglich, ausser Montag, von 7—8 Uhr. 

üeber Einderkrankheiten I. Theil trägt Prof. Eich- 
horst Dienstag und Freitag von 4—5 Uhr vor. 

Die medicinische Klinik und Poliklinik hält Prof. Eb- 
stein täglich von 1078-12 Uhr (Sonnabend von 9*/» — 
IOV4 Uhr). 

Poliklinische Eeferatstunde hält Prof. Eichhorst ein 
Mal wöchentlich. 

Uebungen in der Untersuchung von Nervenkranken 
mit besonderer Berücksichtigung der Elektrotherapie hält 
Prof. Ebstein gemeinschaftlich mit Dr. Damsch zwei Mal 
wöchentlich in näher zu bestimmenden Stunden. 

Allgemeine Chirurgie lehrt Prof. Rosenhach fünf Mal 
wöchentlich von 8-9 Uhr. Dasselbe lehrt Prof. Lohmeyer 
viermal wöchentlich von 8—9 Uhr. 

Die chirurgische Klinik hält Prof. KUnig fünf Mal 
wöchentlich von 978-10»/^ Uhr. 

Chirurgische Poliklinik hält Prof. Künig in Verbindung 
mit Prof. Mosenbach Sonnabend von 10'/4— 12 Uhr öf- 
fentlich. 

Einen chirurgisch-diagnostischen Cursus hält Dr. BUdel 
zwei Mal wöchentlich von 4—5 Uhr. 

Uebungen in chirurgischen Operationen an Leichen, 
insofern Material vorhanden, leitet Prof. KOnig von 5— 7 
Uhr Nachmittags. 

Yerbandcursus hält Dr. Riedel ein Mal wöchentlich. 

Ueber Aetiologie der Augenkrankheiten wird Prof. 
Leber ein Mal wöchentlich öffentlich vortragen. 

Ueber die Anomalien der Befraction und Accommoda- 
tion verbunden mit praktischen Uebungen der Functions- 
prüfungen des Auges trägt Dr. Deutsehmann zwei Mal 
wöchentlich in näher zu bestimmenden Stunden vor. 

Augenspiegelcursus hält Dr. Deutschmann Mittwoch 
und Sonnabend von 12—1 Uhr. 

Die Klinik der Augenkrankheiten hält Prof. Leber 
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 12—1 Uhr. 

Ueber die Krankheiten des Ohrs mit Einschluss der 
Anatomie und verbunden mit Uebungen im Untersuchen 
an Gesunden und Kranken trägt Dr. Bürkner Dienstag 
und Freitag in näher zu bestimmenden Stunden vor. 

Otiatrische Poliklinik: Dr. Bürkner, an zwei zu be- 
stimmenden Tagen, 12 Uhr. 

Ueber Frauenkrankheiten wird Prof. Schwartz Mon- 
tag, Dienstag, Donnerstag u. Freitag um 3 Uhr vortragen. 

Uebor KraTikheiten der Wöchnerinnen: Dr. Hartwig 



63 

wöchentlich in 2 noch näher zu bestimmenden Stunden 
öffentlich. 

Geburtshülflichen Operationscursus hält Dr. Hartwig 
Mittwoch und Sonnabend um 8 Uhr. 

Geburtshülfiich-gynaekolögische Klinik leitet Prof. 
Schwartz Mont., Dienst., Donnerst., Freit, um 8 Uhr. 

Psychiatrische Klinik in Verbindung mit systematischen 
Vorträgen über Pathologie und Therapie der Geisteskrank- 
heiten hält Prof. Meyer Montag u. Donnerstag von 3 — 5 Uhr. 

Forensische Psychiatrie lehrt Prof. Meyer wöchentlich 
in zwei zu verabredenden Stunden. 



Die äusseren Krankheiten der Hausthiere und die 
Beurtheilungslehre des Pferdes und Rindes trägt Prof. 
Eeser wöchentlich fünf Mal- von 7—8 Uhr vor. 

Klinische Demonstrationen im Thierhospital wird 
Derselbe in zu verabredenden Stunden halten. 

Philosophie. 

Geschichte der alten Philosophie: Prof. JBaumann, 
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, 5 Uhr. 

Darstellung der Philosophie Kants: Prof. Peipere, 
Mittwoch und Sonnabend 11 Uhr. 

'Die deutsche Philosophie der Gtegenwart: Dr. Ueber^ 
höret t Montag und Donnerstag 6 Uhr, unentgeltlich. 



Logik : Prof. O. E. Müller, 4 Stunden, 10 Uhr. 

Metaphysik: Prof. Itehnüehf 4 Stunden, 10 Uhr. 

Psychologie: Br, ■ Ueberhorei, 4 Stunden, 12 Uhr. 

Elemente der Psychophysik: Prof. O. S. MUUer, 
Mittwoch und Bonnabend 10 Uhr. 

Ueber Probleme und Controversen der praktischen 
Philosophie: Prof. JRehniech, 2 Stunden, öffentlich. 

In einer philosophischen Societät wird Prof. Baumann^ 
Montag 6 Uhr, Probleme aus der Metaphysik zur Bespre- 
chung vorlegen. 

In einer philosophischen Societät wird Prof. Feipere 
Lockes Essay concerning human understanding behanoeln, 
Mittwoch 6 Uhr, öffentlich. 

Geschichte und System der Paedagogik: Prof. JBau- 
mann, Mont., Dienst., Donn., Freit., 8 IHir. 

Die Uebungen des K. paedagogischen Seminars leitet 
Prof. Sauppe, Mont. und Dienst. 11 Uhr, Öffentlich. 



64 
Mathematik und Astronomie. 

Analytische Geometrie: Dr. Mettner, Mont., Dienst., 
Mittw., bonn., 12 Uhr. 

Synthetische Geometrie: Prof. Sehtoarz^ Mont. bis 
Freit. 9 Uhr. 

Differential- und Integralrechnung: Prof. Stern, 5 St., 

7 Uhr. 

Theorie der bestimmten Integrale: Prof. JSnneper^ 
Mont. bis Freit. 10 Uhr. 

Analytische Functionen: Prol £. Sehering , Dienst., 
Mittw., Donnerst., Sonnab. Morg. 7 Uhr. 

IFeber die Gaussische hypergeometrische Reihe: Prof. 
Schwarz, Mont. und Donnerst. 4 Uhr, öffentlich. 

Anwendungen der elliptischen Functionen: Prof. 
Schwarz, Mont. bis Freit. 11 Uhr. 

Theorie der Zahlen : Pro£ E, Sehering, Dienst. Donn. 
Sonnab. 8 Uhr und Mittw. 10 Uhr. 

Undulationstheorie des Lichtes: Dr. JT. Schering, 
Dienst, u. Donnerst. 12 Uhr. 

Theorische Astronomie: Prof. KUnkerfius, Montag, 
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 12 Uhr. 

Geometrische Optik: s. Naturwise» S. 65. 

Mathematische Societät: Prof. E, Sehering , in einer 
geeigneten Stunde. 

Mathematische Golloquien wird Prof. Schwarz wie 
bisher privatissime leiten, unentgeltlich. 

In dem mathematisch-physikalischen Seminar Prof. 
E.Schering: Geodätische Uebungen, Mittw. 9 Uhr; Prof. 
Schwarz: Ueber Minimalflächen, Freit. 12 Uhr; Prof. 
Stern : Ueber einige merkwürdige Reihen, Mittwoch 8 Uhr. 
Prof. KUnkerfuee giebt einmal wöchentUch zu geeigneter 
Stunde Anleitung zu astronomischen Beobachtungen, alles 
öffentlich. — Vgl. Naturwieaenechaften S. 66. 

Naturwissenschaften . 

Zoologie, Uebersicht des Gesanmitgebietes : Prof. Eh- 
lers, täglich 8 Uhr. 

Zootomischer Kurs : Prof. Eklere, Mittw. u. Donnerst., 
11-1 Uhr. 

Naturgeschichte der Wirbelthiere : Dr. Spengel, Dienst, 
Donnerst., Freit., 5 Uhr. 

Zoologische Uebungen : Prof. Ehlers, wie bisher, täg- 
lich (mit Ausnahme des Sonnabends) von 9—1 Uhr. 



65 

Uebaogen im Untersttchen und Bestimmen der Ge- 
wächse: Prof. Graf zu Soims, Dienstag 3—5 Uhr. — 
Ueber die wichtigeren einheimischen Waldbäume : Derselbe, 
Donnertag 4 Uhr, öffentlich. — Anleitung zu botanischen 
Arbeiten im Laboratorium des botanischen Gartens, aus- 
schliesslich für Vorgeschrittenere, giebt Derselbe , in zu 
bestimmenden Stunden, privatissime. 

Grundzüge der gesammten Botanik: Prof. Beinke, 
Dienst, bis Sonnab., 7 Uhr früh. — Mikroskopisch-bota- 
nischer Cursus: Derselbe, Sonnabend 9-1 Uhr. — Täg- 
liche Arbeiten im pflanzenphysiologischen Institut: Der- 
selbe. — Botanische Excursionen: Derselbe, 

Ueber Archegoniaten und Gymnospermen (Moose, 
Farne und Nadelhölzer): Dr. Falkenberg ^ Montag und 
Freitag 4 Uhr. 

Ueber die Vegetation des Meeres: Dr. Falk&nberff, 
Donnerstag 6 Uhr. 

Mineralogie: Prof. Klein, 5 Stunden, 11 Uhr. 

Erystallographie: Prof. Klein, 6 Stunden, 9 Uhr. 

Gesteinskunde: Dr. Lang, verbunden mit geologischen 
Excursionen, in zwei zu verabredenden Stunden. 

Palaeontologie : Prof. von Koenen, 6 Stunden. 

Ueber die geologischen Verhältnisse des mittleren 
Deutschlands: Prof. von Koenen, 1 St, öffentlich, verbun- 
den mit Excursionen. 

Mineralogische Uebungen: Prof. Klsin, Sonnabend 
10—12 Uhr, öffentlich. 

Praktische Uebungen: Prof. von Koenen^ 2 Tage, öf- 
fentlich. 

Mikroskopisch-petrographische Uebungen: Dr. Lang, 
in 2 zu verabredenden Stunden, privatissime, aber unent- 
geltlich. 

Experimentalphysik, ernter Theil: Mechanik, Akustik 
und Optik: Prof. Riecks, Montag, Dienstag, Donnerstag, 
Freitag, 5 Uhr. 

Geometrische und physische Optik, ausgewählte Ka- 
pitel: Prof. Listing, 3 Stunden, 12 Uhr. 

Ueber Auge und Mikroskop: Prof. Listing, privatis- 
sime in 2 zu verabredenden Stunden. 

Physikalische Uebungen leitet Prof. Riecke, in Ge- 
meinschaft mit den Assistenten Dr. JT. Sehering und Dr. 
Meyer (I. Abtheilung Dienst., Donnerst., Freit. 2 — 4 
ühr und Sonnab. 9-1 Uhr. 11. Abtheilnng Donnerst. 
2—4 Uhr und Sonnab. 9-1 Uhr). 



66 

Undulationstheorie des Lichtes: s. Mathematik S. 64. 

Physikalisches Colloquinm: Prof. Listing, Sonnahend 
11—1 Uhr. 

In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet 
physikalische üebungen Prof. Listing^ Mittwoch 12 Uhr, 
und behandelt Prof. lüecke ausgewählte Theile der ma- 
thematischen und Experimentalphysik, Montag 2 Uhr. 
— Vgl. Matheinatik S. 64. 

Allgemeine Chemie (s. g. unorganische Chemie) : Prof^ 
Hühner, 6 St., 9 Uhr. 

Allgemeine organische Chemie: Prof. Hübner, Moni., 
Dienst., Donnerst., Freit., 12 Uhr. 

Organische Chemie, für Mediciner: Prof. von Uslar, 
4 St., 9 Uhr. 

Analytische Chemie (vorzugsw. quantitative Analyse): 
Prof. Post, 2 St. 

Chemische Technologie in Verbindung mit Exkursio- 
nen: Prof. Post, 2 St. ^ 

Pharmacentische Chemie (anorgan. Theil): Dr. Pol- 
»torß, Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 5 Uhr. 

Ueber die Verunreinigungen und Verfälschungen der 
Nahrungs- und denussmittel und deren Erkennung: Dr. 
Polstorff, Dienst, u. Freit., 8 Uhr, oder in 2 zu verab- 
redenden Stunden. 

Pflanzenemährungslehre (Agricultorchemie) : Prof. 
ToUens, 8 St., 10 Uhr. 

Die Vorlesungen über Pharmacie und Pharmakognosie 
8. unter Medicin S. 61. 

Die praktisch-chemischen Üebungen und wissenschaft- 
lichen Arbeiten im akademischen Laboratoriam leiten die 
Professoren Wöhler und Hiibner, in Gemeinschaft mit 
den Assistenten Prof. Post, Dr. lannasch^ Dr. Polsiorff^ 
Dr. Stünkel und Dr. Lellmann. 

Prof. Soedeker leitet die praktisch-chemischen Üebun- 
gen im physiologisch^chemischen Laboratorium täglich 
(ausser Sonnabend) 8—12 und 2—4 Uhr. 

Üebungen im agriculturchemischen Laboratorium lei- 
tet Prof. Toilens (in Gemeinschaft mit dem Assistenten 
Dr. Kehrer) täglich 8—12 und 2-4 Uhr. 

Historische Wissenschaften. 

Praktische Diplomatik mit Üebungen : Prof. Wetzsäeker^ 
Mont. u. Dienst. 9 Uhr. 



67 

Lateinische Palaeographie : Prof. Steindorff, 4 Stundeu, 
Mittwoch u. Sonnabend 9—11 Uhr. 



Römische Geschichte bis zu Sullas Zeit: Prof. Vol- 
quardgen^ Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 8 Uhr. 

Römische Yerfassungsgeschichte: Dr. Gilbert, 4 St., 
4 Uhr. 

Geschichte der deutschen Kaiserzeit bis zum Inter- 
regnum: Prof. Weiisäcker, 4 St., 4 Uhr. 

Neueste Geschichte seit 1815, mit besonderer Berück- 
sichtigung der Yerfassungsgeschichte: Dr. Bernheim, 
Mont. Dienst. Donnerst. Freit. 10 Uhr. 

Geschichte Grossbritanniens und des Parlamentarismus 
seit 1688; Prof. Pauli, 4 St., 5 Uhr. 

Geschichte Italiens im Mittelalter: Dr. TA. Wüsten- 
feldt Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 11 Uhr, 
unentgeltlich. 

Historische Uebungen leitet Prof. PauU Mittwoch 
6 Uhr, öffentlich. 

Historische Uebungen leitet Prof. Weizsäcker Freitag 
6 Uhr öffentlich. 

Historische Uebungen leitet Prof. VolqtMrdsen^ Dienst. 
6 Uhr, öffentlich. 

Historische Uebungen leitet Prof. Steindorff Donnerst. 
6 Uhr, öffentlich. 

Historische Uebungen leitet Dr. Bwnheim Montag 
6 Uhr, unentgeltlich. 

Eirchengeschichte : s. unter Theologie S. 58. 

Erd- und Völkerkunde. 

Allgemeine Erdkunde, 2. Theil (Klimatologie und geo- 
graphische Verbreitung der Organismen): Prof. Wagner, 
4 Stunden. 

Geographie und Statistik des Deutschen Reichs: Dr. 
Krümmel, Sonnab. 10-12 Uhr. 

Ueber den geographischen Unterricht : Prof. Wagner, 2 St. 

Geographische Uebungen: Prof. Wagner^ 1 St. öffentlich. 

Staats mssenschaft und Landwirthschaft. 

Politik: Prof. Pauli, 4 St., 8 Uhr. 

Geschichte des Parlamentarismus; vgl. Historitche 
Wiseenschqften S. 67. 

Deutsche und Römische Yerfassungsgeschichte: vgl. 
Jiifitnr. Wifmensehnften S. 67. 



68 

Volkswirthschaftslehre (Nationiüi^onomie) : Prof. 
Hanssen, 5 St., 4 Uhr. 

Die Yolkswirthschaftlichen Verhältnisse des deatschen 
Reiches: Dr. Eggert, 4 St., 5 Uhr. 

Eameralistisches Conversatorium : Prof. Hannen ^ in 2 
noch näher za bestimmenden Stunden, privatissime, aber 
unentgeltlich. 

Volkswirthschaftliche üebungen: Prof. Soetheer, pri- 
vatissime, aber unentgeltlich, in später zu bestimmenden 
Stunden. 



Einleitung in das landwirthschaßliche Studium: Pro£ 
DreehaUTf 1 Stunde. 

Ackerbaulehre, specieller Theil : Derselbe, 4 St., 12 Uhr. 

Die allgemeine und specielle Züchtungslehre (Pferde-, 
Rindvieh-, Schaf- und Sehweine-Züchtung): Prof. Orim- 
penkerl, Mont. u. Dienst., 8 Uhr. 

Die Rassenkunde: Prof. Oriepenkerl, Donnerstag und 
Freitag 8 Uhr, öffentlich. 

Die Ackerbausysteme (Felderwirthschaft , F^ldgras- 
wirthschaft, Fruchtwechselwirthschaft u. s. w.): Prof. 
Oriepenkerl, in 2 passenden Stunden. 

Im Anschluss an diese Vorlesungen werden Exkursio- 
nen nach benachbarten Landgütern veranstaltet werden. 

Die Lehre vom Futter: Prof. Henneberg, Montag, 
Dienstag und Mittwoch, 11 Uhr. 

Ausgewählte Kapitel aus der Züchtungslehre, mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Gontroversen von Nathn- 
sius-Settegast : Dr. Fesea, 2 St., 11 Uhr. 

Landwirthschaftliches Practicum: 1. Üebungen im land- 
wirthschaftlichen Laboratorium, Freit. 2— 6 Uhr, Sonnab. 
9—1 Uhr, unter Leitung des Prof. Dreeheler und Dr. 
Feeea: 2. Üebungen in landwirthschaftlichen Berechnun- 
gen, Mont. u. Donnerst. 6 Uhr: Prof. Drechsler, 

Landwirthschaftliche Excursionen und Demonstratio- 
nen im Versuchsfelde : Prof. Drechsler, 

Krankheiten der Hausthiere: 8. Medicin S. 63. 

Landwirthschaftsrecht : vgl. Rechtewissenschaft S. 59. 

Agriculturchemie , Agriculturchemisches Practicum : 
8. Naturwiss, S. 66. 



Literärgeschichte. 

Geschichte der griechischen Prosaliteratur bis zum 
Zeitalter Alexanders des Grossen: Dr. Bruns^ 3 St. 



69 

Geschichte der griechischen Historiographien Prof. 
Volquardaen, Mittw. u. Sonnab. 8 Uhr, öffentlich. 

Leben und Schriften Lukians: Dr. Bruna, 1 St.^ un* 
entgeltlich. 

Qeschichte der deutschen Dichtung im 17. Jahrhun- 
dert: Assessor Dr. Tittmann, 5 St. 

üeber Schillers Leben und Schriften: Prof. Ooedeke, 
Mont. 4 Uhr, öffentlich. 

Altfranzösische Literaturgeschichte: Dr. Andresen, 
Mittw. u. Freit. 11 Uhr. 

Geschichte der Philosophie: Tgl. Philosophie, S. 63. 

Alterthumskunde. 

Umriss der Kunstgeschichte: Prof. WieseUr, 2 St., 
10 Uhr, zugleich mit einer Erklärung der Antiken und 
Gypsabgüsse des E. Museums. 

Ln K. archäologischen Seminar wird Prof. Wiesehr 
ausgewählte Kunstwerke öffentlich erläutern lassen. 

Die Abhandlungen der Mitglieder wird Deraeßte pri- 
vatissime beurtheilen, wie bisher. 

Geschichte der griechisch-römischen (seit Alexander 
d. Gr.) und der alt-italischen Kunst: Dr. Körte, Mittw. 
u. Sonnabend, 9—11 Uhr. 

Archäologische Uebungen: Dr. Körte, privatissime, 
mentgeltlich. 

Vergleichende Sprachlehre. 

Vergleichende Grammatik der griechischen Sprache: 
Prof. Fiek, 4 St., 10 Uhr. 

Litauische Texte: Dr.Bechtel, unentgeltlich, Imalwöch. 

Orientalische Sprachen. 

Die Vorlesungen über das A. Testament s. u. TheoL S. 67. 

Die Anfangsgründe der arabischen Sprache: Prof. 
Wü$tenfeld, privatissime. 

Syrische Sprache: Prof. Bertheau, Dienst, und Freit., 
2 Uhr, öffentlich. 

Erklärung der sumerischen Hymnen im IV. Band der 
„Cuneiform Inscriptions of Western Asia*^ nebst Abriss 
der Grammatik der lisänu nakbu: Dr. Haupt, Montag, 
Mittw. u. Freit., 7 Uhr. 

Anfangsgründe der assyrischen Sprache und Erklärung 
leichter KeUsehrifttexte : Dr. Haupt, zweimal in zu be* 
stimmenden Stunden, unentgeltlich. 



70 

Die Keilinschriffcen und die Qenesis: Dr. Haupt, 1 St., 
unentgeltlich. 

Grammatik der Sanskritsprache: Dr. Beehtel, dreimal 
in passenden Stunden. 

Ausgewählte Hymnen der Rigreda: Prof. Ben/ey, 
Mont., Dienst, und Donnerst., 4 TJhr, 

Griechische und lateinische Sprache. 

üebersicht der griechischen Dialekte : Prof. Fick, 2 St. 

Vergleichende Grammatik der griech. Sprache: vgl. 
Vergleichende Sprachlehre S. 69. 

Uesiods Theogonie, mit Anleitung zur griechischen 
Mythologie: Prof. Wieseler, 3 St., 10 Uhr. 

Piatons Gastmahl : Prof. Sauppe, Mont. Dienst. Donn. 
Freit. 9 Uhr. 

Geschichte der griech. Prosa, und: Leben und Schrif* 
ten Lukians: vgl. Liter ärgeechichte S. 68. 69. 

Geschichte der griech. Historiographie: vgl. LUerär- 
geachiehte S. 69. 

Lateinischer Stil mit praktischen Uebungen: Prof. 
Sauppe, Mont. Dienst. Donnerst. Freit., 7 Uhr Morgens. 

Die Elegien des Propertius nach einer Einleitung über 
dessen Leben, Dichtung, Vorbilder: Prof. Dilthey^ Mont. 
Dienst. Donnerst. Freit., 12 Uhr. 

Historien des Tacitus: Prof. von Xeu^^cA, 4 St., 10 Uhr. 

Lateinische Palaeographie : vgl. Historische Wissen^ 
Schäften S. 67. 

Im E. philologischen Seminar leitet die schriftlichen 
Arbeiten und Disputationen Prof. Sauppe^ Mittwoch 11 Uhr, 
lässt den homerischen Hymnus auf Demeter erklären Prof. 
Dilihey , Montag und Dienstag, 11 Uhr, lässt Vergils 
Aeneis B. VI erklären Prof. von Leutsch, Donnerstag 
und Freitag, 11 Uhr, alles öffentlich. 

Im philologischen Proseminar leitet die schriftlichen 
Arbeiten und Disputationen Prof. Sattppe, Mittwoch 2 Uhr, 
lässt Prof. fson Leutsch Euripides Alkestis Mittw. 9 Uhr 
und Vergils Aeneis B. H Mittwoch 10 Uhr erklären, 
alles öffentlich. 

Deutsche Sprache. 

Historische Grammatik der deutschen Sprache: Prof. 
Wüh, Müller, 5 St., 3 Uhr. 

Gedichte Walthers von der Vogelweide erklärt Prof. 
JVilh. Müller, Mont. Dienst. Donnerst, 10 Uhr. 

Altdeutsche Metrik : Dr. Wilken, Mittw. u.Sonnab., llühr. 



71 

Altoaehfliche Grammatik üad Erklärung des Heliand: 
Dr. Wilken, Mittw. u. Sonnabend, 10 Uhr. 

Die Hebungen der deutschen Gesellschaft leitet Prof. 
Wüh. Müller, 

Neuere Sprachen. 

Comeilles Cid erklärt in französischer Sprache Prof. 
Th, Müller f mit Yergleichung des spanischen Originals 
„Las mocedades del Cid von Guillen de Castro", Montag 
und Bonnerstag, 4 Uhr. 

Uebungen in der französischen und englischen Sprache 
veranstaltet Derselbe, die ersteren Montag, Dienstag und 
Mittwoch, die letzteren Donnerst., Freit, u. Sonnab. 12 Uhr. 

Oeffentlich wird Derselbe in der romanischen Societät 
ausgewählte altfranzösische Dichtungen (nach Bartsch's 
Chrestomathie) erklären lassen, Freitag 4 Uhr. 

Erklärung von Shakspeares Antony and Cleopatra: 
Dr. Andresen, Sonnabend 11 Uhr, unentgeltlich. 

Altfranzösische Literaturgeschichte: vgl. Ziterärge' 
schichte S. 69. 

Schöne Künste. — Fertigkeiten. 

Ueber Baphael, als Einführung in die neuere Kunst- 
wissenschaft : Dr. Schmarsow, Mittw. 11 — 1 Uhr, unentgeltl. 

Eunsthistorische Uebungen (über die Hauptmeister der 
ombrischen Malerschule bis auf Eaphael) : Dr. Schmarsow 
eimnal, in zu verabredender Stunde. 

Unterricht im Zeichnen ertheilt Zeichenlehrer Peters, 
Dienstag 4—6 Uhr, unentgeltlich. 

Unterricht im Malen Derselbe in zn verabredenden St. 



Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit 
praktischen Uebungen : Musikdirector Jfille , in passen- 
den Stunden. 

Zur Theilnahme an den Uebungen der Singakademie 
und des Orchesterspielvereins ladet Derselbe ein. 



Beitnnterrioht ertheilt in der K. Universitäts-Beit- 
bahn der Univ.-Stallmeister, Rittmeister a. D. Schweppe, 
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonnabend, 
Morgens von 7—11 and Nachm. (ausser Sonnabends) 
von 4-5 Uhr. 



72 

Fechtknngt lehrt der ünirerBitfttefeclitmeiBier Grüne- 
kUe, Tanzkunst der UniyersitfttBtanuneiflter J£dU%ke, 



Oeffentliche Sammlungen. 

Die üniversitätahiblioihek ist geö&et Montag, Dienstage, 
Donnerstag a. Freitag von 2 bis 3,- Mittwoch und Sonn- 
abend von 2 bis 4 Uhr. Zar Ansicht auf der Bibliothek 
erhält man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise 
verlangt; verliehen werden Bücher nach Abgabe einer 
Semesterkarte mit der Bürgschaft eines Professors. 

Die Gemälde$ammlung ist Donnerstag von 12—1 Uhr 
geöffiiet. 

Der botanische Oarten ist, die Sonn- and Festtage 
ausgenommen, täglich von 5 — 7 ühr geöffnet. 

Ueber den Besuch und die Benutzung der theologi- 
schen SeminarhibliotheJc , des Theatrum anatomicum , des 
physiologischen Instituts, der pathologischen Sammlung, 
der Sammlung von mathematischen Instrumenten und Mo- 
dellen, des zoologischen und ethnographischen MuseumSf 
des botanischen Gartens, und des pßan&enphgsiologisehen 
Instituts, der Sternwarte, des phgstkaUschenlCabinetsvaid 
Laboratoriums f der mineralogischen und der geognostiseh- 
paläontologischen Sammlung, der chemischen Laboratorien^ 
des archäologischen Museums, der Gemäldesammlung, der 
Bibliothek des philologischen Seminars, der Bibliothek des 
mathematisch-physikalischen Seminars, des diplomaÜsehen 
Apparats, der Sammlungen des landwirthschaftliehen In- 
stituts bestimmen besondere Reglements das Nähere. 



Bei dem Logiscommissär, Pedell Bartels (Eleperweg 2), 
können die, welche Wohnungen suchen, sowohl über 
die Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten und 
auch im voraus Bestellungen machen. 



Fftr di0 RedaetioB yenrntirorttich: & BähniteK Direetor d. G6tl. irel. Aas. 
Commissions- Vorlag d«' Dieterieh'sehm YerlaffS'Bu^kaHdluHg. 
DtiieV der JHetertcK sehen Unit,' Buehdvwikm-^ (W. Fr, XiaestMrl, 



73 

Nachrichten 

von der 

Konigl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Augusts-Universität 

zu Göttingen. 



23. Februar. M, 4. 1881. 



Kdiigliclie Gesellschaft der WisseiiscIiafteB. 

Sitzung am 5. Februar. 

Klein: Ueber den Einfloss der Wärme auf die optischen 
Eigensohafben des Boracit. 

Wieseler: Verbesserungsversacbe zu Earipides' Eyklops. 

H 1 1 z , Corresp. : Ueber elektrische Schattenbilder. Abb. 8 . 

Henn : Nene Darstellung der Eugelfunctionen und der ver- 
wandten Functiouen durch Determinanten. (Yorgel. 
Ton Schering.) 

Fromme: Bemerkungen zu einer Abhandlung von Hm. 
Warburg: ^ Ueber einige Wirkungen der magneUechen 
Coercitivkraf^, (Vorgel. von Uiecke.) 



üeber den Einfluß der Wärme auf die 
optischen Eigenschaften des Boracit. 

Von 

C. Klein. 

In der Absicht durch Erwärmung und darauf 
folgende rasche Abkühlung etwaige versteckte 
Spaltrichtuilgen' in den Boracitkrystallen zur 
Darstellung zu bringen , untersuchte ich eine 
schöne Platte aus einem BhombendodekaSder 
dieses Minerals, parallel einer Fläche letzterer 
Gestalt geschnitten. 

Nicht gering war mein Erstaunen, als 

6 



74 

ich nach dem Erhitzen der Platte, die 
etwa der Fig. 14 auf Tafel 1 meiner yorjährigen 
Abhandlunff (Nachrichten 1880 Nr. 2) glich, den 
Gentraltheil A (vergL Fig. 15) fast völlig 
verschwanden und an seiner Stelle die 
Theile D, E, JP, G erscheinen sah! 

Diese so äufterst überraschende Thatsache 
forderte sofort za näherer Prüfung anf, die als- 
bald an Schliffen aus rhombendodekaedrischen^ 
würfelförmigen und scheinbar okta^drischen Kry- 
stallen von Boracit, sämmtlich parallel ooO(llO) 
genommen, ausgeführt wurde. 

Bei der Deutung der Resultate hat man sich 
zu erinnern, daß der Theil Ä und die Theile JB, 
G die Bolle von Endflächen des rhombischen 
Systems im optischen Sinne spielen, der Ebene 
zweier Elasticitätsaxen parallel laufen, parallel 
den Diagonalen der äußeren rhombischen Be- 
grenzung auslöschen und den Austritt zweier 
Axen, symmetrisch zur Normale der Fläche ge- 
lagert zeigen ; die Theile D, E, F, O dagegen im 
optischen Sinne von der Bedeutung von Pyra- 
midenfiächen sind, unter 45^ zu den Diagonalen 
des Rhombus auslöschen und den Austritt einer 
der beiden optischen Axen, geneigt zur Normale 
der Fläche darbieten. 

Wird nun eine Platte parallel ooO(llO) er- 
wärmt, so behalten die Grenzen der Theile ji. — 
G gegeneinander nicht mehr ihre ursprüngliche 
Lage bei. 

Im Falle geringster Veränderung werden diese 
Grenzen verwaschen., die Theile 5, E, F, G rü- 
cken mehr gegen die Theile Ä, B, C vor, oder 
umgekehrt werden diese größer und verdrängen 
etwas erstere. 

Im Falle stärkerer Veränderung verschwinden 
die Theile Ä, B, C ganz oder nahezu ganz und 



75 

kommen beim Erkalteo in von der ursprüngli- 
chen yerschiedener Ansdehnang, zum Theil an 
den frnheren Stellen, dann aber auch da, wo 
früher keine Spur von ihnen vorhanden war, zum 
Vorschein. 

Wenn ein Theil A, B, C verschwindet, so 
rückt an seiue Stelle ein Theil D^E/F, Cr mit 
der für ihn charakteristischen Auslöschnngsrich- 
tung und sonstigen optischen Beschaffenheit, als 
z. B. Austritt der Axe , ein. Wenn umgekehrt, 
wie man dies bisweilen beim Erkalten sehr schön 
beobachten kann, ein Theil D, JB, F, Q durch 
einen Theil A^ B, C ersetzt wird , so verschwin- 
det momentan die Farbe des z. B. auf Hellig- 
keit eingestellten Theils D,E,F,G, die Dunkel- 
heit des einschießeuden Theils A oder JB, C er- 
scheint plötzlich, für die bestimmte Stelle ruck- 
weise, ohne vermittelnden üebergaug und sofort 
danach erkennt man , daß die Stelle nunmehr 
den Austritt zweier Axen darbietet, wie er Thei- 
len -4, JB, C zukommt ^). 

An allen von mir untersuchten Präparaten 
waren beim Erwärmen Aenderungen wahrzu- 
nehmen. Dieselben erstreckten sich von Ver- 
änderungen an den Grenzen der Theile bis zum 
völligen Verschwinden der Theile ^, J5, C, die 
beim Erkalten theil- und stückweise, stets in 
anderer Oestalt wie früher, häufig an ganz an- 
deren Stellen wie vorher, aber oft mit haar- 

1) Dieser Axenaastritt , manch' Mal gleich nach dem 
Umstehen schwach zu sehen, tritt nach dem EIrkalten 
deutlich an derselben Stelle hervor. Im Allgemeinen 
icheint der Axenwinkel durch Temperaturerhöhung 
wenig verändert su werden, wenigstens so lange Tempe- 
raturen bis etwa 100^ C in Frage kommen (vergl. auch 
DesCloizeaux Miner. 1874 p. 4) ; erst bei höheren Tem- 
peraturen andern die Felder ihre Bedeutung. 



76 

scharfen Begrenzungen gegen die anderen Theile 
bin, wiederkehrten. Etliche Platten gestatteten 
eine drei bis vierfache Wiederholung der Ver* 
suche, die ich zum Theil vor versammelter Zu- 
hörerschaft ausführte. 

Sehr auffallend sind Form und Lage der 
Theile D, E^ F^ G, wenn sie in Ay B, C einsohie- 
ßen. Sie entsprechen dann Theiien y, d, wie 
ich sie in Fig. 16 dargestellt habe und zeigen 
mitunter, wie dort angegeben, verschwommene 
Grenzen, nicht selten aber auch haarscharfe, 
senkrecht stehend auf den Kanten des Bhombus. 

Die Temperaturen, bei welchen diese Verände- 
rungen vor sich gehen, sind bei verschiedenen 
Erystallen durchaus nicht die gleichen: die ei- 
nen verändern die Contouren ihrer Theile schon 
bei Temperaturen von 150^—200® C, andere müs- 
sen beträchtlicher erhitzt werden. Die Erhitzung 
selbst wurde so vorgenommen, daß die gereinigte 
Platte (womöglich ein recht dünner Schliff) auf 
eine Glasplatte gelegt und über einer Spiritus- 
oder Gasflamme erwärmt und dann auf einer 
kühleren Platte unter das Mikroskop gebracht 
wurde. Stets ward Bedacht darauf genommen 
bei den Präparaten, auf Grund deren Erschei- 
nungen eine Schlußfolgerung gezogen werden 
sollte, die Erhitzung der Platte nicht höher zu 
steigern, als es die Erhaltung des frischen An- 
sehens derselben vertrug. Bei dem Beginn ei- 
ner leichten Trübung sofort nicht weiter erhitzt, 
läßt die Platte die Erscheinungen schön hervor- 
treten und zeigt durch die Frische der Polari- 
sationsfarben , daß sie in ihrer chemischen Con- 
stitution nicht alterirt sei. 

Wird dann die Erhitzung noch mehr gestei- 
gert, so zerlegt sich ein Theil der öfters ver- 
hältnißmäßig einheitlichen Felder D, £, JP, G in 



77 

Streifen, senkrecht zu den Kanten des Rhombus, 
die nicht scharf in ihrer Begrenzung sind nnd 
nicht völlig zu gleicher Zeit aaslöschen. An- 
dere Stellen besagter Theile zerfallen in Lamel- 
lensysteme, parallel den Diagonalen des ßhom- 
bas, höchst scharf nnd präcis gebildet nnd un- 
ter kleinen Winkeln zu einander auslöschend. 

Die Erhitzung der Würfelflächen lieferte das 
Resultat, daß die Theile, die den Austritt einer 
Axe zeigen, meist gegen die vorrücken, die ei- 
ner Endfläche im optischen Sinne entsprechen 
(Fig. 10 in den Ecken). Letztere und erstere 
bedecken sich dann bei stärkerer Erhitzung mit 
Streifen parallel den Kanten des Würfels und 
erzeugen im Falle von Ueberlagerung Gitter- 
structur. Die Auslöschung der einzelnen Strei- 
fen erfolgt nicht zu gleicher Zeit und es treten 
beträchtliche Auslöscfaungsverschiedenheiten wie 
bei Zwillingen auf^). 

Bei der Erhitzung von Schliffen parallel den 
Tetraederflächen verschwinden, wenn vorher vor- 
handen, die scharfen Grenzen, die einzelnen 
Theile drängen sich in einander ein, und blatt- 
förmige Lamellen, wie ich sie in den Fig. 29 
und 30 von nicht erhitzten Schliffen darstellte, 
erfüllen das Präparat und machen es rasch un- 
durchsichtig. 

XJeberblickt man die vorstehend beschriebe- 
nen Versuche, so zeigen sie, daß die Grenzli- 
nien der einzelnen optischen Felder, die einige 
Forscher als Zwillingsgrenzen auffassen zu müs- 
sen glaubten, dies nicht sind, denn sie erweisen 
sich veränderlich mit der Temperatur und ver- 
schwinden oft völlig, um entweder nicht wieder 

1) Eine Aehnlicfakeit dieser Partien mit von Zwillings- 
lamellen darchsetzten LeucitscUiffen ifit unTerkeBiibar. 



78 

zu kommen oder an ganz anderen Stellen, nicht 
selten auch in anderen Richtungen , wieder zu 
erscheinen. 

Zwillingsgrenzen können sonach diese opti* 
sehen Grenzlinien nicht darstellen, ebensowenig 
sind aber die durch sie von einander geschiede- 
nen Theile Zwillingspartien, die doch bei Tem- 
peraturändernngen unverändert bleiben müßten 
und nicht regellos hin und her schwanken könnten. 

Ein üebergang des durch den optischen Be- 
fund angezeigten Systems in ein anderes von 
niederer Symmetrie (an den man etwa denken 
könnte) findet aber bei der Temperaturände- 
rung ebenfalls nicht statt, da stets Theile, wie 
sie von Anfang an vorhanden waren, erhalten 
bleiben und sich nur auf Kosten anderer ver- 
größern , was beweist, daß die neu erscheinenden 
Theile denselben Symmetrieverhältnissen gehor- 
chen , unter denen die schon vorhandenen ste- 
hen. Bei diesen Vorgängen erscheinen und ver- 
schwinden scharfe, wie verschwommene Grenzen 
der Theile gegen einander. Ebensowenig bietet 
aber dies Verschieben der Theile gegen einander 
Grund zur Annahme eines Systems von niederer 
Symmetrie für den Boracit, da dessen Theile 
di£ferenter optischer Bedeutung, z. B. auf den 
Flächen von ooO(llO) eben nur diesen üe- 
bergang in einander beim Erwärmen 
zeigen und nicht ein jeder für sich in eine 
beliebige neue Gleichgewichtslage, die im Falle 
ersterer Annahme zunächst erwartet werden 
müßte, übergeht. Wir dürfen daher das durch 
die optische Untersuchung nachgewiesene Sy- 
stem nicht durch ein solches von niederer Sym- 
metrie ersetzen, und etwa durch Veränderung 
der Lage der Mittellinie [ausgehend von der 
Anfangslage: Normale auf ooO(llO)] die Ver- 



79 

ändernngen, welche optisch vor sich gehen, zu 
erklären versuchen wollen *). 

Eine Aendemng aber, wie sie beobachtet ist, 
fordert, daß eine Fläche von der Bedeutung ei- 
nes Hauptschnitts im optischen Sinne diese Be- 
deutung verliere und zu einer Fläche werde, die 
die drei Elasticitätsaxen in endlichen Abständen 
schneidet und umgekehrt. Einen solchen Ueber- 
gang und Bücklauf kennen wir für den hier in 
Frage kommenden Fall des optisch -zweiaxigen 
S3n9tem8 nicht. Die bekannten Fälle von Aende- 
mngen innerhalb der Hauptschnitte können nicht 
herangezogen werden, da die von mir beobachte- 
ten Erscheinungen eine vollständige Aenderung 
der Lage des Elasticitätsellipsoids erfordern wür- 
den, also von ganz anderer Art sind. 

Das eigenthümliche Verhalten der Boracit- 
krystalle gegen die Wärme läßt daher die bei 
diesem Mineral beobachteten optischen Erschei- 
nungen als nicht aus ursprünglicher Anlage re- 
Bultirende erkennen. Im Verein mit den schon 
früher von mir nachgewiesenen optischen Be- 
sonderheiten , die bei wahrer Doppelbrechung 

1) Eigfentlich könnte dann nnr ein System, das trikline, 
in Frage kommen , wenn man *von obigem Uebergang 
der Felder und der durch Annahme dieses Systems ent- 
stehenden geometrischen Schwierigkeiten absieht. Im 
monoklinen System genügt das Elinopinakoid für 
die Fläche, zu der die Elasticitätsaxe normal ist, nicht, 
da diese letztere sich in ihrer Lage ändert. Eine Fläche 
AUS der 2iOne der Orthodiagonale entspricht ebenfalls dem 
£rfordemis8 nicht , da hier zwar die zu ihr normale (zu- 
fällig normale) Elasticitätsaxe sich in ihrer Lage ändern 
und in der Symmetrieebene bewegen kann, die Auslö- 
schongen aber immer, wie zu Anfang, in derselben Weise 
erfolgen müssen , welchem Erfordemiss die Thatsachen 
widersprechen. 

Andere Flächen des monoklinen Systems können nicht 
in Betracht kommen. 



80 

nicht Yorkomoaeiiy fordern die neuen Thatsachen 
zu der Annahme auf, die das Krystallsystem in 
Bau, Flächenanlage uud Flächenneigungen er- 
heischt, und welche die von mir beobachteten Aetz- 
erscheinnngen verlangen, nämlich: daß die Bora- 
cite nicht einem zwillingsmäßigen Aufbau von Thei- 
len niederer Symmetrie ihre Entstehung verdan- 
ken, sondern regulär sind, einfache Individuen 
darstellen uud die optischen, in scheinbar grel- 
lem Widerspruch damit stehenden Eigenschaften, 
durch beim Wachsthum erzengte Spannungen 
hervorgerufen und bedingt sind. Dieselben zer- 
fallen den Erystall in Tbeile verschiedener Span- 
nung, von denen, wie es die Versuche zeigen, 
die jeweils stärkeren die schwächeren für gewisse 
Temperaturen und Stellen des Erystalls unter- 
drücken. — In Beziehung zu Form und Be- 
grenzungselementen desselben stehend, erzeugen 
diese Spannungen die regelmäßige Compression 
und Dilatation im Sinne Neumann's, vermöge 
derep im regulären Boracit und ohne dessen 
morphologische Eigenschaften zu beeinflussen, 
die Erscheinungen der rhombischen Zweiaxig- 
keit zu Stande kommen. 



Elektrische Schattenbilder. 
(3te Versuchsreihe). 
Von 
W. HoUs. 

Spedellere Unterschiede des Olmmlichts bei po- 
sitiver und negativer Elektridtät. 

Das Glimmlicht der Spitze, welche der sei- 
denen Fläche gegenübersteht, erscheint ober- 
flächlich betrachtet als ein schwach leuchten- 



81 

der Stern; bei genauerer Betrachtung aber bietet 
es sehr bestimmte polare Verschiedenheiten dar. 
Bei positiver Spitze zeigt sich ein schwach röthlich 
glänzender Punkt oder vielmehr ein Spitzchen, 
welches von einer bläulichen Hülle umgeben ist* 
Bei negativer repräsentirt sich ein schwach röth- 
lich sebimmender Kegel ohne bläuliche Hülle 
und etwa 3—4'*™ lang. Genau so verhält sich 
das Glimmlicht aber auch sonst, so oft es an 
einer oder an beiden zugespitzten Entladungs- 
sfeangen erscheint. Die Seide ändert hierin also 
Nichts; sie bewirkt nur, daß sicher ein Glim- 
men und nicht eine Büschelbildung erfolgt. Auch 
dadurch läßt sich in gedachten Erscheinungen 
Nichts ändern, daß man schneller oder lang- 
samer dreht, einseitig ableitet, die Elektroden 
näher oder ferner zu einander stellt, noch da- 
durch, daß man die Seidenlage vervielföltigt, 
höchstens, daß Form und Farbe der Erscheinung 
um ein Minimum variirt. 

Das Glimmlicht der seidenen Fläche verhält 
sieh anders; hier treten polare unterschiede 
überhaupt nur bei verstärkter Seidenlage auf, 
ich meine Unterschiede in der Structur der Licht- 
fläche, nicht in ihrer sonstigen Gestaltung, von 
welcher hier abgesehn werden soll. Bei 1 — 2- 
&cher Lage haben wir stets den Eindruck, als 
ob ein schwacher Lichtschein auf eine fein matt- 
geschliffene Glastafel fiele. Bei stärkerer Lage 
ist; es bei negativer Fläche eher, als ob die 
Glastafel mit besonders grobem Sande geschliffen 
wäre. Ist die Seide 4 — 8fach, so löst sich das 
Licht der negativen Fläche mehr und mehr in 
eine große Zahl einzelner Punkte auf, welche 
durch dunkle Zwischenräume getrennt in be- 
ständigem Wechsel des Ortes bald hier bald 
dort auftauchen und verschwinden. Auch auf 



82 

der positiven Fläche treten wohl nach nnd nach 
eine kleinere Zahl hellerer Punkte hervor, welcfaci 
sich ähnlich bewegen; aber die Fläche bietet 
hierbei noch immer jenen ursprünglichen homo- 
genen Lichtschimmer dar. Sehn wir genauer 
bin, so ergiebt sich, daß alle helleren Punkte 
hier wie dort mit einer schwach leuchtenden 
Hülle umgeben sind, aber diejenige der positiven 
ist unvergleichlich größer , sie lehnt sich schei- 
benförmig an die noch schwächer leuchtende 
übrige Fläche an. Verstärken wir das Seiden- 
zeug noch weiter, so geht nun auch der posi- 
tiven Fläche mehr jener homogene Schimmer 
verloren; zur selbigen Zeit setzen sich an ihre 
helleren Punkte oder an deren Lichthüllen län- 
gere oder kürzere Büschelftden an. Zuweilen 
— zumal, wenn die Maschine kräftiger wirkt ^- 
werden letztere so lang, daß sie fast die andre 
Elektrode erreichen, wobei das wispernde Ge- 
räusch, welches sonst die Erscheinungen begleitet, 
mehr einem Rauschen ähnlich wird. In allen 
Fällen übt aber die Ableitung zugleich einen 
wesentlichen Einfluß auf die Structur der 
Lichtfläche aus. Bei Ableitung der Spitze rü- 
cken die helleren Punkte näher, bei Ableitung 
der Fläche rücken sie weiter von einander ab. 
Die Ableitung der Spitze wirkt nebenbei noch 
dahin, daß sie die JBüschelföden der positiven 
Fläche vermehrt oder verlängert und daß sie 
dieselbe eher ihres homogenen Schimmers be- 
raubt. Die Farbe des Lichtes variirt bei Alle- 
dem kaum weder bei der Ableitung, noch beim 
Wechsel der Polarität. Sie ist constant ein 
bläuliches Grau, wie auch sonst, wo das Glimm- 
licht einer größeren Fläche angehört. 

Da der Lichtschein, je mehr wir die Seiden- 
lage verstärken, zwar intensiver wird, aber gleich- 



8?^ 

zeitig an Zusammenhang verliert, so ist es zar 
Darstellung der Schattenbilder am geeignetsten, 
wenn man eine mittlere Stärke, etwa eine 4 — 6- 
fache Lage wählt. Bei größerer Stärke gelingt 
die Darstellung am wenigsten bei positiver Fläche, 
weil jede Buschelbildung die Schattenbildung 
stört. 

Weitere Untersdiiede der EleJdricüäten in der 
Gestaltung der Lichtfläche und der Form der 

Schatten. 

Ich bemerkte ehedem, daß die Lichtfläche, 
wenn dieselbe die negative Elektrode bilde, um- 
fangreicher sei. Dies ist auch im Allgemeinen 
richtig, aber es treten je nach der Art der Ab- 
leitung noch wesentliche Abstufungen ein. Viel 
großer ist die negative Lichtfiäche, als die posi- 
tive, so lange beide Elektroden nicht abgeleitet 
werden. Nur wenig größer ist sie, wenn sie 
selbst , und kaum größer , wenn die Spitze eine 
Ableitung erfahrt Genauer betrachtet verhält 
sich die Sache folgendermaßen. Wird die Spitze 
abgeleitet, so sind beide Lichtfiächen fast gleich- 
mäJig klein. Heben wir die Ableitung auf, so 
wäiChst die positive nur wenig, wogegen die ne- 
gative nach undnach umfangreicher wird. Der 
Grund liegt darin, daß die negative gewisser- 
maßen durch das Spiel der Maschine selbst 
eine Ableitung erfahrt, was sich am einfachsten 
darin manifestirt, daß man aus dieser, wenn man 
den Knöchel nähert, kaum einen Funken erhält. 
Wie groß der Unterschied der freien Elektricität 
der beiden Pole ist, erfährt man am sichersten, 
wenn man etwa in folgender Weise operirt. 
Man lasse die Elektroden zunächst einander be- 
rühren, leite sie hierbei ab, und stelle sie als- 
dann auf eine größere Entfernung ein, hierauf 



84 

lasse man die Maschine einige Zeit wirken nnd 
nähere, während sie fortwirkt, den Knöchel dem 
einen Gondactor an; dann wiederhole man die 
ganze Operation von Neuem, bevor man sich 
dem andern Gondactor nähert. Der positive, 
gleichviel, ob mit Spitze oder Fläche commnni- 
cirend, nnd nebenbei auch, wenn letztere gar 
keine Seidenlage hat, wird stets einen namhaften 
Fanken geben, während man am negativen nur 
eben eine Ausgleichang spürt. Hiermit harmo- 
nirt auch eine Beobachtung von Poggendorff, 
welcher die vollständig geschlossene Leitung 
gleichfalls immer schwach positiv elektrisch fand. 
Eine Erklärung bieten die Wie de mann* und 
Rühlmann'schen Versuche, nach welchen ne- 
gative Elektrieität leichter ausstrahlt und so eher 
dem Ganzen verloren geht. 

War die Spitze vorher al^eleitet, und leiten 
wir hiemach die Fläche ab, eo verschiebt sidi 
der Lichtkreis sich vergrößernd zugleich aus dem 
Gentrum seiner Elektrode. Das Strahlenbündel 
flieht nämlich die Glasscheibe der Maschine, 
wenn diejenige Hälfte derselben, welche mit der 
Spitze communicirt, an freier Elektrieität ge- 
winnt. Das Bündel gehorcht also eher einer 
Störung, welche näher der Spitze wirkt, wie es 
nach Früherem in ähnlicher Weise bei seitli- 
cher Annäherung eines Gegenstandes geschiebt. 
Die so verschobene Fläche aber ist nicht mehr 
rund, sondern etwas oval, weil die der Glas- 
scheibe näheren Strahlen begreiflicher Weise 
stärker verschoben werden. In Alledem sind 
sich beide Elektricitäten gleich; aber daneben 
treten Erscheinungen auf, welche ausschließlich 
nur einer positiven Fläche angehören. Zunächst 
finden wir, daß sich die Lichtfläche in demselben 
Momente, wo sie sich vergrößert, in ihrer mitt- 



85 

leren Tbeilen verdunkelt. Der verdunkelte Theil 
ist etwa so groß, als vorher bei Ableitung der 
Spitze die gesammte Ausdehnnng betrog. Es 
erscheint also gewisser mafien ein Ring; aber 
die Erseheinnng ist n]<^t dauernd , die Lieh1>- 
unterschiede gleichen fi»eh in wenigen Seonnden 
aoa Hierbei ist zn beachten, daß der verdun» 
kelte Theil auch darin der früheren hellen Fläche 
entspricht, daß er mehr in der Mitte der Elek- 
trode liegt. Hat sich der Contrast wieder ver- 
wischt, und bleibt die Ableitung constant, so re- 
präsentirt sich nunmehr ein Bild von entgegen- 
gesetzter Goloratnr. Die Lichtfläehe wird dort, 
wo sie eben dunkler war, heller als der übrige 
mehr eliptische und mehr nach vorne verscho- 
bene Theil. Diese Erscheinung ist constant^ 
und man kann aus derselben entnehmen, daß 
bei Ableitung der Flä4&he zwei Strahlenbündel 
ontstehn, ein inneres, welches seine centrale 
Lage behauptet und ein äußeres, welches allein 
eine Ablenkung erfährt. Weshalb die Licht- 
fläche des ersteren auf Augenblicke dunkel wird^ 
soll im ikäehsten Kapitel eine sehr einfache Er- 
klärung finden. Noch einer anderen Erscheinung 
mag hier gedacht werden, welche gleichfalls nur 
einer positiven Fläche angehört, aber an keine 
Ableitung gebunden ist, es ist eine kleine hin 
und her wogende Verdunklung im Gentrum dur 
Fläche, welche bald mehr bald weniger in die 
Augen fällt. Ich möchte aue derselben fast 
schließen, daß der kleine röthliche Kegel der 
n^ati'een Spitze kein volfer Kegel ist, oder daß 
er zum Wenigsten in nächster Nähe der Axe 
eine geringere* Triebkraft hat. ' 

Daß die Schattenbilder beider Elektricitäten 
differiren, habe ich gleichfalls schon im Früheren 
sogßdeutet. loh bemerkte, daß die Schatten bei 



86 

positiver Spitze radial ausgedehnter , circular 
schmaler erschienen. Hierbei ist jedoch die 
durchweg größere Ausdehnung der negativen 
Liohtfläche nicht weiter beachtet, und es mag 
richtiger sein, eine Parallele zu ziehn für den 
Fall, daß jene Fläche dieselbe Größe hat. Dies 
trifiTt nach Obigem annähernd zu, wenn die Spitze 
Consta nt eine Ableitung erfährt, und betrachten 
wir die Bilder alsdann, so erscheinen diejenigen 
einer negativen Fläche nur radial verdünnt. Ich 
meine, daß ein Streifen Garton auf einer solchen 
nicht länger, sondern eben nur dünner erscheint, 
als auf einer positiven Fläche, auf welcher ne- 
benbei die peripherischen Verstärkungen noch 
besonders ezcelliren. Aber auch sonst sind Un- 
terschiede vorhanden, zunächst darin, daß eine 
negative Fläche constantere Bilder liefert. Bei 
einer positiven sind es namentlich die periphe- 
rischen Verstärkungen , welche fortwährenden 
Schwankungen unterworfen sind. Dann läßt 
sich bei positiver Fläche, sofern wir die Fläche 
ableiten, überhaupt kein symmetrischer Schatten 
gewinnen, weil wir nach Obigem allemal zwei 
verschiedene excentrische leuchtende Flächen er- 
zeugen. Endlich besteht auch, wenn ich mich 
nicht täusche, ein Unterschied in der Vergrö- 
ßerung, wenn das Object der Spitze genähert 
wird. Ich meine, daß eine namhafte Vergrö- 
ßerung bei negativer Fläche erst in größerer 
Nähe der Spitze erfolgt. 

Das Grookes'sche LuMkreua als Nachwirkung 

eines SchaUenkreuees. 

Nimmt man den schattenwerfenden Körper, 
während die Maschine weiter wirkt, fort, so 
stellt sich unter gewissen Bedingungen, welche 
ich gleich näher besprechen will, eine neue merk- 



87 

würdige Erscheinung heraus, eine Liehtyerstär* 
kang dort, wo der Schatten beobachtet war. 
Die form ist genau die des letzteren; es tritt 
also die peripherische Verstärkung gleichfalls 
hier?or. Die Erscheinung indessen ist nur flüch- 
tig, zumal in ihren Umrissen; nach Sekunden 
ist sie vollständig verwischt. 

Bei 1 — 2facher Seidenlage ist der EfiFect nur 
sehr schwach und flüchtig, so daß er leicht ganz 
unbeachtet bleibt. Desgleichen tritt die Zeich« 
nang nur undeutlich hervor, wenn der schatteu" 
gebende Körper nicht fest gestellt war. Die 
Maschine ferner muß einige Zeit wirken, zum 
wenigsten 4 — 5 Sekunden, bevor man den 6e« 
genstand entfernt. Daneben ist es wesentlich, 
daß sie möglichst kräftig wirkt, und daß jener 
dann, während sie fortwirkt, möglichst schnell 
beseitigt wird. Endlich handelt es sich noch 
am eine Bedingung, welche absolut noth wendig 
and grade am merkwürdigsten ist. Die Licht- 
yeratärkung erfolgt nur auf positiver Fläche, 
also nur bei Ausstrahlung negativer Elektricität. 
Das Phänomen stimmt also vollkommen mit 
dem Crookes' sehen Lichtkreuze überein, wäh- 
rend doch die Schattenbilder sonst an andre 
Bedingungen gebunden sind. 

Aber die ganze Erscheinung läßt sich auch 
umkehren, wenn wir kein Schattenbild, sondern 
ein Lichtbild wirken lassen. Es tritt dann nach 
Ausloschung des letzteren eine partielle Verdun- 
kelung der übrigen Lichtfläche hervor. Es ist 
angegeben, daß man sich zur Darstellung eines 
Lichtbildes «einfach eines Gartonscbirmes bedient| 
in welchem eine Figur ausgeschnitten ist. In- 
terpoliren wir einen solchen auf kurze Zeit und 
heben ihn dann schnell fort, so tritt jene Figur 
ak Verdunkelung hervor. Die bei negativer 



88 

AoBfltraUaBg darch den Gartonsehirm begün- 
stigte Bildung von Büscheln hebt man am be- 
sten durch zeitweise Ableitung der Fläche auf. 

Hierin liegt nun zugleich die Erklärung, wes- 
halb sich die Lichtfläche central yerdunkelt^ 
wenn wir erst die Spitze und hiemach die Fläche 
ableitend berühren. Die verkleinerte Fläche ist 
gewissermaßen das Lichtbild, welches wir aus- 
löschen, sobald wir eine größere Fläche erzeu- 
gen. In der That können wir eine ganz ähn- 
liche Verdunkelung dadurch erzeugen, daß wir 
einen Gartonschirm mit runder Oeffnung wäh- 
len, und im Debrigen wie angegeben verfahren. 
Außerdem spricht für diese Erklärungsweise der 
umstand, daß auch jene Erscheinung nur bei 
negativer Ausstrahlung erfolgt. 

Welches die Ursache der beiderseitigen Nach- 
wirkungen, und weshalb sie nur an einer posi- 
tiven Fläche auftreten, darüber wage ich nicht 
mich zu äußern, ich möchte jedoch noch einen 
Versuch anfuhren, welcher möglicherweise wei- 
tere Aufschlüsse geben kann. Läßt man die 
Maschine besonders kräftig wirken, sei es da- 
durch, daß man die Hülfsconductoren entfernt, 
oder die Drehung besonders beschleunigt, und 
steht die Spitze der Fläche nicht zu fem, und 
wendet man eine verhältnißmäßig starke Seiden- 
age an, so sieht man im ersten Aufglühn der 
Erscheinung lange Büschelfaden nach der b»* 
treffenden Stelle schießen, oder von derselben 
ausgehn, als ob sich im B>anme körperlich die 
Zeichnung der Fläche wiederholen wollte. Abo 
nicht auf der Fläche allein tritt eine verstärkte 
Action ein, sondern überhaupt im ganzen Strab- 
lengebiet in den mit der Zeichnung correspon- 
direnden Schichten. Es dürfte also jedenfalls 



89 

die Crookes'sche Erklänmg des analogen Phä- 
nomens hier nicht stichhaltig sein. 

Zuweilen hat man übrigens anch bei positiver 
Ansstrahlnng den Eindruck, als ob dem Schatten 
eine ganz flüchtige Lichtyerstärkung folge. Ich 
glaube jedoch eher, daß dies eine subjective Er- 
scheinung, eine Contrastwirkung, als eine wirk- 
liche Lichtyerstärkung ist. 

Wenn die Fläche unterhalb der Seide ein ver^ 
schiedenes Leitungsvermögen hat. 

Ersetzt man die Metallscheibe durch eine 
Holzscheibe , so wird man ohne Weiteres kaum 
abweichende Erscheinungen gewahren. Gleich- 
wohl sind Unterschiede vorhanden , aber man 
erkennt sie bei aufeinanderfolgender Betrachtung 
ihrer Geringfügigkeit halber nicht. Weit eher 
gelingt es sie festzustellen , wenn man die Ver- 
suche so arrangirt, dafl man die beiderseitigen 
Erscheinungen gleichzeitig überblickt, oder doch 
mehr oder weniger gleichzeitig, und dies ist der 
Fall, wenn man eine Metallscheibe oder eine 
Holzscheibe partiell ungleich leitend macht. 
Bei einer Holzscheibe ist übrigens noch ein Um- 
stand zu berücksichtigen; man hat zu verhüten, 
daß die Entladungsstange nicht durch ihre Masse 
hindurch wirkt. Man muß sie aus diesem 
Grunde verhältnißmäßig dick wählen , oder ihre 
hintere Fläche mit einer kegelförmigen Verstär- 
kung versehn. 

Legt man unter die Seidenlage einer Me- 
tallscheibe einen Papierstreifen, so tritt derselbe 
auf der leuchtenden Fläche als Verdunklung 
hervor. Umgekehrt verhält sich ein Streifen 
Stanniol , wenn man einen solchen unter die 
Seidenlage einer Holzscheibe legt. Ein schlech- 
terer Leiter also verdunkelt die Lichtfläche, ein 



90 

besserer bringt gtiöftere Helligkeit hervor. Wählt 
man größere Stücke, dort von Papier , hier von 
Stanniol , so bemerkt man anch , daß sich die 
Lichtstructnr ändert. Bei einem schlechteren 
Leiter erscheint sie homogener nnd ruhiger, bei 
einem bessern mehr unterbrochen nnd lebhafter 
bewegt. Ein besserer Leiter wirkt also in dem- 
selben Sinne, als bei gleicher Grundlage eine 
Verstärkung der Seide. Fixiren wir die leuch- 
tende Fläche durch constante Ableitung eines 
der Pole und legen ein halbkreisförmiges Stück 
so, daß es grade unter der Hälfte derselben liegt, 
so treffen wir diese, jenachdem sie der bessere 
oder schlechtere Leiter ist, etwas verkleinert, 
respective vergrößert an. Auch hierin wirkt ein 
unterschied in der Seidenlage analog , wovon 
wir uns überzeugen können, wenn wir die Scheibe 
halb und halb mit ungleicher Lage bedecken. 
Eine partielle Verdunkelung läßt sich übrigens 
auch dadurch gewinnen, daß man ein Papierstück 
nicht innerhalb , sondern außerhalb am Seiden- 
zeuge haften läßt. Ein Stanniolstück haftet 
nicht, und kleben wir es an, so ist es lichtlos, 
wie die Scheibe selbst, soweit ihr die seidetie 
Armirung fehlt. Die Unterlage eines Papier- 
respective Stanniolstücks bietet aber noch einen 
besondern Nutzen, wenn wir es grade so legen, 
daß die Spitze nach demselben zeigt. V7ir kön- 
nen uns dadurch genauer, als auf andere Weise, 
von den Schwankungen der Lichtfiäche bei ein'- 
seitigen Ableitungen überzeugen. Wir finden 
so , daß auch bei Ableitung der Spitze jene 
nicht ganz central bleibt , sondern etwas nach 
"hinten verschoben wird , während bei Ableitung 
der Fläche , und auch schon ohne diese , wie 
hervorgehoben, eine starke Verschiebung nach 
vorne erfolgt« Als Unterlage wendet naan in 



91 

diesem Falle iiat9rlich am besten ei^ kleines 
rundes Scheibchen an. 

Wie gestalten sich nun unter solchen Ver- 
hältnissen die Schatten? Hierfür hat sich eine 
sehr einfache Richtschnur ergeben. Wo die 
Lichtfläche dunkler, gleichviel durch welche Mit- 
tel, nimmt der Schatten bei geringerer Schwärze 
größere Dimensionen an. Sehr in die Augen 
fallend ist diese Vergrößerung freilich nicht, 
und man muß , um hierin schlüssig zu werden, 
überhaupt etwas vorsichtig experimentiren. Zu- 
ificbdt näuß der schattengebende Körper unver- 
rückt bleiben. Dann muß derselbe in genau 
gleicher Länge die Scheidegränze überragen. 
Endlich darf man auch nicht die vordere und 
die hintere Lichthälfte mit einander vergleichen, 
weil die vordere, der seitlichen Ablenkung halber, 
durchgängig stärkere Schatten giebt. Man hefte 
die Unterlage also entweder an die obere oder 
an die untere Hälfte der Scheibe und lasse die 
diagonale Schnittlinie genau in Höhe der Spitze 
liegen. Dann rüste man einen an einem seitli- 
chen Halter horizontal sehwebenden Gartonstrei- 
fen mit zwei kurzen und genau gleichen Seiten- 
armen ans. Endlich stelle man das Ganze so 
eküy daß dei^ Schatten des horizontalen Streifens 
genau die Lichtscheide trifft. Eine andere und 
vielleicht einfachere Versuchsform ist die fol- 
gende. Man nehme zur Unterlage einen Streifen 
von 15- — ^20™» Breite. Man hefte ihn so an, 
daß er vom Gentrum der voraussichtlichen Licht- 
fläche radieal nach oben verläuft. Dann stelle 
man einen CKshUnalen Gartonstreifen so, daß sein 
oberer Sch<att^ noch vollständig innerhalb des 
fraglichen Streifens fällt. Dreht man die Scheibe 
dann schnell nirt Hülfe des £bonitheftes, so wird 
der 8<^atrten, jenachdem er auf eine hellere od^ 



92 

dunklere Fläche tritt, kleiner oder größer er- 
scheinen. 

Ich habe den gedachten Phänomenen um des- 
willen eine größere Aufmerksamkeit geschenkt, 
weil sie mit meiner früheren Erklärung der pe- 
ripherischen Verstärkungen harmoniren. 

Statt der d>enen Fläche convexe und concave 

Kugelflächen, 

Es ist im Bisherigen fast ausschließlich der 
Fall betrachtet , wo einer Spitze eine ebene 
Fläche gegenüber steht. Dieser Fall ist auch 
unstreitig der einfachste , und es lag nahe , ihn 
mit besonderer Vorliebe zu behandeln. Nun 
mögen aber an Stelle der ebenen Fläche nach 
und nach einige andre Flächen, und in erster 
Linie Kugelflächen treten, und die Erscheinungen, 
soweit sie von den früheren differiren, in kürze- 
ren Worten gekennzeichnet werden. 

Das Experimentiren mit Eugelflächen wird 
dadurch unbequem, daß sich das Seidenzeug 
nicht faltenlos an die Fläche fügen läßt. Am 
ehesten gelingt dies noch bei convexer Fläche, 
weil man hier eher einen Druck ausüben und 
eine hintere Befestigung anwenden kann. Die 
Pressung hat aber wieder den Uebelstand , daß 
das Zeug für andre Versuche eher neu aufge- 
plättet werden muß. Bei kleiner Fläche dient 
zur Befestigung einfach ein Gummiring. . An 
einer solchen würde das Zeug übrigens ohne 
Befestigung gar nicht haften. 

Betrachten wir zunächst die Wirkung einer 
convexen Eugelfläche d. h. die Wirkung einer 
Kugel selbst von größeren oder geringeren Di- 
mensionen. 

Die mittlere Größe der Lichtfläche ist klei- 
ner, als auf ebener Fläche, und y.erkleinert sich 



93 

mehr und mehr, je kleiner die Engel wird. 
Ihre 6rößendi£ferenz bei einseitigen Ableitnngen 
dagegen ist erheblicher , nnd wächst mehr und 
mehr, je kleiner die Engel wird. Wieder anders 
verhält es sich mit der Große der Lichtfläche, 
wenn man sie alsTheil der jedesmaligen ganzen 
Fläche betrachtet. Bei Ableitung der Spitze 
nimmt sie bei Verkleinerung der Engel — zu- 
mal bei positiver Ausstrahlung — einen immer 
kleineren Theil derselben ein. Bei Ableitung 
der Engel dehnt sie sich bei Verkleinerung der 
Engel — zumal bei positiver Ausstrahlung — 
über einen immer größeren Theil derselben aus. 
Zur bessern Orientirung mögen einige absolute 
Bestimmungen folgen. Ich wandte Engeln von 
200, 100, 75 und 25°^ an. Von diesen war 
bei Ableitung der Engel unter sonst gleichen 
Verhältnissen etwa ^, |, | und | der Fläche 
hell. Bei Ableitung der Spitze war der helle 
Raum im Maximum vielleicht ein Markstück 
groß und nahm der Reihe nach bis auf Erbsen- 
große ab. In der Structur des Lichtes wirkt 
die Erümmung der Fläche ähnlich einer Ver- 
stärkung des Seidenzeugs, insofern wenigstens, 
als sie auch die Entstehung der Büschel mehrt. 
Schon bei zweifacher Lage von Seidenzeug ist 
aus diesem Grunde bei kleineren Engeln eine 
positive Fläche kaum noch für Schattenbilder 
zu verwerthen. 

Die Schattenbildung weicht namentlich in 
folgendem Punkte von der früheren ab. Auf 
ebener Fläche wird der Schatten constant grö- 
ßer, wenn der Eörper der Spitze, und constant 
kleiner, wenn derselbe der Fläche genähert 
wird. Zum Wenigsten tritt bei Annäherung an 
letztere , wenn auch zuletzt kaum noch eine 
Verkleinerung, so doch gewiß keine Vergröße- 



94 

ruug eiu. Bei einer Kugel kehrt sich diese Re- 
gel bis zu einem gewissen Grade um und wird 
nebenbei je nach Umständen sehr eigenthümlich 
modificirt. Zunächst findet allemal bei Annähe- 
rang an die Kugel in größerer Nähe derselben 
eine schwache Vergrößerung statt, und früher 
und stärker, je kleiner die Kugel ist. Aber 
auch bei Annäherung an die Spitze findet in 
größerer Nähe derselben eine starke Vergröße- 
rung statt, solange die Kugel abgeleitet ist. 
Der Punkt, wo das Bild am kleinsten , liegt je- 
denfalls näher der Kugel, aber nach ihrer Grpße 
und der Elektricitätsart etwas yerschieden. Ganz 
anders bei Ableitung der Spitzel hier resultirt 
eiiie const£^nte Verkleinerung, so lange der Körper 
der Spitze genähert wird , bei größeren Kugeln 
wohl weniger eutschiedeHi als bei kleineren, 
aber sicher schon bei Kugeln you 7ö™^ an. Eim 
weitere Abweichung docpmentirt si^h darin, daß 
hier bei seitlicher Annäherung noch früher eine 
Schattenbildung erfolgt, noch früher, als bei 
ebener Fläcl^e , wo eine solche schon erfolgte, 
bevor der Mantel des eingebildeten Kegels durch- 
brochen war. Pie Ausbauchung des Strahlen- 
gebietes ist Jjxier ^Iso größer, und scheinbar um 
so größer, je kleiner die Kugel ist. D^fl die 
pheripberischen Strahlen bei einer solchen vor- 
zugsweise große Curven becichreiben müsseii, 
läßt sich übrigens schon aus der Mitbeleuchtung 
der hinteren Fläche schliellßQ. Hier entfteht 
deiin auch der Schatten zuerst iin^ rückt dana 
mehr und ni^ehr auf die vordere Fläche, je mehr 
wir uns der mittleren Axe n^her?i* Das seitliche 
Bild ist in der Regel stark verzerrt, aber wir 
können es durch eine entsprechende Prehuug 
des Körpers fs^st unverzerrt erhalten. Nähern 
wir uns seitlich mehr in Nachbarschaft der Ka- 



95 

gel, so erhalten wir das seitliche Bild weniger 
vollständig, als wenn wir uns in Nachbarschaft 
der Spitze nähern. Daß sich das Strahlenbündel 
aach sonst nahe der Spitze gegen eine seitliche 
Annäherung vorzugsweise empfindlich zeigt, stimmt 
mit den Erscheinungen bei ebener Fläche überein. 
Noch eine Abweichung aber mochte ich mit auf- 
führen, wenn es auch möglichst ist, daß ich hier 
in einer Täuschung befangen bin. Es scheint 
mir, als ob die pheripherischen Verstärkungen 
bei Kugeln verhältnißmäßig größere sind. 

So gestalten sich die Verhältnisse bei con- 
vexen Flächen. Mit concaven habe ich nur we- 
nige Versuche angestellt. Es fehlten mir metal- 
lische Halbkugeln mit der nöthigen Modificirung 
des Kandes um größere Ausstrahlungen zu ver- 
hüten, um gleichwohl einige Einsicht zu ge- 
winnen, nahm ich halbkugelförmige Schalen aus 
HolZy welche eher zu beschaffen waren. Sie 
zeigten wenigstens , daß sich die Erscheinungen 
in ihrem Hauptcharacter so gestalteten, wie nach 
dem Bisherigen zu erwarten war. Die leuchtende 
Fläche zeigte sich entschieden größer, als an 
ebener Fläche ; bei einem Eugeldurchmesser von 
200™" nahm sie die ganze innere Höhlung ein. 
Schon bei geringerer Entfernung von der Schale 
wurde der Schatten außerordentlich groß. Er 
dehnte sich linear leicht ebenfalls über die ganze 
innere Höhlung aus. Bei Annäherung nahm 
derselbe beständig ab, aber scheinbar weniger 
schnell von dem Momente an, wo der Körper 
in's Innere der Schaale trat. 

Statt der ebenen Fläche convexe und concave 

Cylinderflächen. 

Cylindrische Flächen sind leicht zu beschaffen 
und bieten dem Experimente wieder die Bequem- 



96 

lichkeit, daß sich die Seide ohne Falteo anlegen 
läßt. Daneben haben sie den Yortheil, daß sie 
bis zn einem gewissen Grade wenigstens die Ei- 
genschaften einer Engel- und einer ebenen Fläche 
in sich vereinen. Jedes cylindrisch geformte 
Blech kann als convexe Elektrode gelten, wenn 
nnr nicht die scharfen Kanten grade der Spitze zu- 
gerichtet sind. Eine concave Elektrode gewinnt 
man in einem Halbcylinder, dessen Längskanten 
noch etwas halbmnd nach hinten gebogen sind. 
Die Axe stellt man natürlich senkrecht znrEnt- 
ladnngsstange , an welcher das Stück mit Hülfe 
einer kleinen Hülse befestigt wird. Die Länge 
wählt man so, daß, wenn man es mit der Ent- 
ladnngsstange dreht, es noch frei an den Ein- 
Saugern der Maschine vorübergeht. 

An einer convexen Gylinderfläche bieten sich 
folgende Erscheinungen dar. Die leuchtende 
Fläche ist oval und zwar verlängert in der 
Längsrichtung des Cylinders, und um so mehr, 
je enger der Gylinder ist. Dieser Form schließt 
sich die Gestaltung der Schatten an. In der 
längern Richtung der Fläche sind alle verlän- 
gert respective verstärkt. Der Cylinder liege 
z. B. horizontal, und der Körper sei ein auf- 
rechtes Kreuz, dann sind die horizontalen Schat- 
tenarme sehr lang und dabei dünn, die vertika- 
len hingegen sind kurz, vielleicht drei- bis fünf- 
fach so kurz , und dabei außerordentlich breit. 
Drehen wir den Cylinder, so tritt zunächst eine 
Verzerrung , dann eine theilweise Ausgleichung 
der unterschiede , dann eine neue Verzerrung, 
und endlich das umgekehrte Verhältniß ein. 
Nähern wir das Kreuz bei horizontal liegendem 
Cylinder nach und nach der Spitze, so tritt fol- 
gende, nach Früherem theilweise zu erwartende 
Modificirung des Bildes ein. Die horizontalen 



97 

Arme nehmen constant in ihrer Länge za , in 
ihrer Breite aber nehmen sie anfanglich ab, nm 
sich später wieder zn verstärken. Die vertikalen 
Arme nehmen constant in ihrer Dicke zn , in 
ihrer Länge aber nehmen sie anfanglich ab, nm 
sich später wieder zu verlängern. So ist es we- 
nigstens im Durchschnitt; gewisse Abweichungen 
resnltiren je nach der Entfernung der Elektro- 
den , ihrer Ableitung , ihrer Polarität und der 
Weite der Cylinder. 

Auch bei einer concaven Fläche ist die Licht- 
fläche ein Oval, aber diesmal ein solches, welches 
in der Richtung der Rundung verlängert ist. 
Die Schatten schließen sich wieder dieser Ge- 
staltung an, es ist Alles nach gedachter Richtung 
länger respective verstärkt. Bei Annäherung an 
die Spitze findet hier aber keine partielle Ab- 
nahme , sondern überall nur ein Wachsen der 
Größe statt , nur daß sich die auf die Rundung 
fallenden Arme des Kreuzes vorzugsweise schnell 
verlängern , wogegen sich die andern besonders 
Bchnell verstärken. Eine concave Fläche darf 
man beiläufig bemerkt nicht zu klein wählen, 
damit die Lichtfläche vollständig in die Höhlung 
des Bleches fällt. Man stellt letzteres daneben 
am besten aufrecht, damit der Körper mit seinem 
Halter auch in's Innere treten kann. 

Es liegt nahe, die Beziehungen , welche sich 
früher zwischen der Lichtfläche und den Staub- 
flgaren ergaben , auch für gekrümmte Flächen 
SU verfolgen. Für eine convexe Kugelfläehe 
stände eine Verkleinerung, für eine concave eine 
Vergrößerung des Staubringes zu erwarten. Auf 
einer Cylinderfläche müßte derselbe oval sein, 
auf convezer verlängert , auf concaver verkürzt 
in der Richtung der Axe. Kugelförmige Ebonit- 
flächeu sind schwerer zu beschaffen, als cylin- 



j j -> ■> . j^ 



98 

drische; ich habe daher uur an letzteren einige 
Versuche ausgeführt. Ich beklebte die der Tisch- 
platte zugewandte Seite mit Stanniol, damit sie 
überall abgeleitet sei. Im Uebrigen verfuhr ich, 
wie früher; ich ließ kleine Flaschenentladungea 
durch eine mit einer J^ugel armirte Holzspitze 
aus einiger Entfernung auf die bestaubte obere 
Fläche wirken. Ich erhielt auch jedesmal eia 
Oval , aber jedesmal ein umgekehrtes seiner 
Verlängerung nach, als nach Obigem zu erwar- 
ten war. 

Desgleichen einige Flächen von gemischter Form. 

Man biege ein Blechstück so, dafi es eine 
längere runde Kante und zwei sich daran schlie- 
ßende parallele Flächen repräsentirt. Man 
klemme es so auf die Entladungsstange, daß die 
runde Kante rechtwinklig der Spitze gegenüber- 
steht. Die Lichtfläche, welche neben der Kun- 
düng dann gleichzeitig einen Tbeil der Flächen 
beherrscht; ist dann sehr ungleich erhellt. Sie 
ist vorzugsweise hell an der Rundung, und desto 
heller, je 9tärker die Krümmung derselben ist. 
Dort ist aber auch der Schatten eines Carton- 
Streifens, welcher der Kante parallel und in 
Höhe der Spitze liegt, ganz besonders schmal, 
während er sich sofort verbreitert, sobald man 
ihn auf eine der beiden Flächen fallen läßt. 

Man biege ein Blechstüch wellenförmig, und 
stelle die so geformte Fläche der Spitze gegen- 
über. Man mache die leuchtende Fläche so 
groß, daß sie mehrere Vertiefungen und Erh&* 
hungen beherrscht. Die Lichtfläche erscheint 
dann an den erhabenen Stellen heller, mag man 
die Seide auch noch so genau in die Vertiefun- 
gen pressen, und der Schatten eines der Biegung 
parallelen Streifens wird abwechselnd scbmtd 



99 

und breit, jeDachdem er Berge oder Thäler 
passirt. 

Weaden wir an Stelle einer größeren Hohl- 
Bcheibe eine kleinere, etwa eine solche von 6—9 
Centimeter an, so ist auch hier die Lichtfläche nicht 
überall gleich hell, und am wenigsten, je größer 
sie ist. Der mittlere Theil ist stets etwas dunk- 
ler und je mehr, je weiter der Rand beleuchtet 
ist. Der Rand selbst aber ist vorzugsweise hell, 
hier setzen sich auch am ersten die längeren 
Buschelfaden an. Daher kommt es denn auch, 
daß die Schattenbilder auf solcher Scheibe sehr 
wesentlich von jenen auf ebener Fläche diffe- 
riren. Schon bei axialer Lage fällt die peri- 
pberieehe Verstärkung mehr und mehr fort, oder 
schläft erentueU sogav in eine Verjüngung um. 
Aas axialer Lage verschoben liefert der Körper 
im Ganzen kein vergrößertes, sondern eher ein 
verkleinertes Bild. Trifft das Bild aber den 
Rand , so ist es sicher am kleinsten, also am 
kleinsten wieder dort, wo die größere Helligkeit 
dominift. 

Allgemein scheint also einer größeren Hel- 
ligkeit d. h. einer schnelleren Bewegung eine 
verringerte Scbattengt>ö86 EU entsprechen. 

Die Doppelsehatten bei Anwendung 0weißr Flä- 
chen als EleTäroden. 

Stellen wir einer ebenen Fläche eine sehr 
kleine Kugel gegenüber, so ist schon die Licht- 
fläche anf jener kleiner, als wenn eine Spitze die 
Kugel vertritt Noch kleiner wird sie, wenn 
wir eine größere Kugel wählen und successive 
kleiner , je größer dieselbe ist. Aber auch auf 
der Kugel entsteht gleichzeitig eine Lichtfläche 
und zwar bei kleineren Kugeln, wenn dieselben 
auch gar nicht mit Seide überzogen sind, vielleicht 



100 

besser sogar als mit Seide, wahrend größere Ku- 
geln , namentlich als negative Elektrode , ge- 
dachten üeberzages bedürfen. Anch die Licht- 
fläche der Engel nimmt mit Größe derselben ab, 
absolnt betrachtet sowohl, als anf die gesammte 
Fläche bezogen. Zwei lenchtende Flächen er- 
hält man aber auch sonst bei Gegenüberstellnug 
von Flächenelektroden von dieser oder jener 
Form, wenn man sie eventuell entsprechend mit 
Seide bedeckt, desgleichen für eine geeignete 
Strömung, für den richtigen Abstand und die 
richtige Ableitung sorgt. Zum Wenigsten ist 
dies bei Kugeln verschiedener Größe, bei einer 
großen und einer kleinen Hohlscheibe, sowie bei 
zwei kleinen Hohlscheiben der Fall. Für zwei 
große Hohlscheiben habe ich es bis jetzt nicht 
constatiren können , weil mir nur eine derglei- 
eben zu Gebote stand. So bequem als bei An- 
wendung einer Spitze ist freilich das Experi- 
mentiren mit doppelseitigen Flächenelektroden 
nicht. Das Glimmlicht schlägt leicht in Bü- 
schelentladungen um, zumal, wenn die negative 
die kleinere Fläche ist. Characteristisch ist, 
daß auch Abs Glimmen sehr häufig durch einen 
momentanen, fast fnnkenähnlichen Büschel ein- 
geleitet wird. 

Aber auch die leuchtenden Flächen sind keine 
homogenen ; sie werden beständig von wolken- 
ähnlichen Verdunkelungen überzogen. Die Wol- 
ken der einen mögen dadurch entstehn, daß in 
der andern die bevorzugten Ausstrahlungspunkte 
wechseln, vielleicht aber auch dadurch, daß die 
einander begegnenden Molelüle sich bald hier 
bald dort dichter zusammendrängen und stören. 
Jedenfalls dürfte, während bei Anwendung einer 
Spitze voraussichtlich eine Bewegung der Mole- 
knie vorzugsweise nur in einer Richtung erfolgt, 



• * 4 . 



101 

im vorliegendeiD Falle eine zweifache entgegen- 
gesetzte Bewegung und in dieser eine partielle 
Aasgleichung resultiren. Wunderbar bleibt es 
freilich, dafl gedachte Ausgleichung keine uni- 
verselle ist, daß nicht alle Moleküle, ihre Elek- 
tricitäten ausgleichend, auf einander prallen und 
sieh hemmen. Daß dies nicht der Fall, beweisen 
freilich die beiden leuchtenden Flächen nicht an 
and für sich, wohl aber die Erscheinungen, 
welche ich gleich näher erörtern will. Es müs- 
sen also die beiderseitigen Bewegungen doch 
derartig differencirt sein, daß sie die Moleküle 
eher von einander, als auf einander treiben. 

Bringen wir einen Gegenstand zwischen beide 
leuchtende Flächen , so ereignet sich , was ich 
schon in meiner ersten Mittheilung flüchtig be- 
sprach. Es bildet sich ein Schatten auf beiden 
Flächen , soweit dieselben eben nicht von Wol- 
ken durchzogen sind. Stellt man den Körper 
mehr in die Mitte , so sind beide Schatten zu- 
gleich da, in den meisten Fällen aber von sehr un- 
gleichen Dimensionen. Der auf positiver Fläche 
ist länger und breiter, d.h. das Bild ist nach allen 
Richtungen verstärkt. Nähert man den Körper 
mehr der einen, so wird nach und nach der 
Schatten auf der andern Fläche kleiner , bis er 
vollständig erlischt. Der andre Schatten hinge- 
gen wird allemal größer, es sei denn daß man 
mit einer größeren Hohlscheibe operirt. Steht ei- 
ner solchen eine große Kugel gegenüber, so nimmt 
der Schatten der Scheibe bei Annäherung au 
diese ebenfalls zu; stehtjener indessen eine kleine 
Kugel gegenüber, so nimmt der Schatten bei 
gleicher Annäherung wie bei Wirkung einer 
Spitze ab. An beiden Schatten treten periphe- 
rische Verstärkungen, wenn überhaupt, nur in 
sehr verringertem Maaße auf. Bei Gegenüber- 



102 

BtelUmg zweier kleinerer Hohlsebeiben seijOtt sich 
die Mitte der Lichtfläeheti in berorzngter Weise 
dunkel. Man erhält hier schwer nur ein Schat* 
tenbild, leichter in Nähe des Randes, wo es freilich 
kleiner erscheint. Ueberbaapt aber z^gen sich 
alle Schatten für gewöhnlich so wenig eoH0ta»t^ 
als die leuchtenden Flächen selbst. 

Sei einem seidenen Schirme zwischen Spitzen^ 

dektroden. 

Zu dieser in meiner ersten Mittheilang in 
zweiter Linie empfohlenen Versncfasform möchte 
ich noph folgende ergänzende Bemerkungen 
machen. 

Ist einer der Pole abgeleitet, so ist die leneb- 
tende Fläche klein; nimmt man die Ableitung 
fort, so wird sie plötzlich sehr groß. Die ver- 
größerte ist auch hier stark nach vorn verscho- 
ben , und wohl stärker , als sonst , da die Glas* 
Scheibe hier auf beide Strahlenbündel wirkt. 
Deshalb tritt eine peripherische Verstärkung der 
Schatten auch hier ganz besonders an der vor* 
denn Seite der Lichtfläche hervor, so daß ein 
Sehattenkreuz, wenn es auch sonst eine centrale 
Lage hat , an seinem vorderen Arme vorzugs- 
weise umfangreich erscheint. 

Haben wir reine Seide, so ist der Eindruck 
derselbe, ob der beschattende Körper vor oder 
hinter dem Schirme st^bt. Etwas größer ist 
bereite der Unterschied , wenn wir ein Papier* 
s^k innerhalb der Seidenlage verbergen. Bei 
ein^m StannioMück dürfen wir einen Schatten 
nur an der beschatteten Seite suchen , aber 
können jede Seite für sieh bescbatten lasseUf 
hier bei positi'ver, dort bei negativer Elek- 
tricitSfl. 



im 

Aber auch bei reiner Seide können wir vor 
jede Spitze einen besonderen Gegenstand stellen, 
und 80 gemischte Bilder erzeugen. Hierbei tre* 
ten einige nicbt uninteressante Erscheinungen 
auf , welche zeigen , wie sehr die jenseitigen 
Strahlen auf die diesseitigen reagiren. Stellen 
wir dort etwa einen Kartonstreifen horizontal, 
nnd hier einen solchen senkrecht , so daß die 
Spitze dieses noch etwas unterhalb des andern 
liegt, so hat der horizontale Schatten dort eine 
Wölbung nach oben, wo ihn der senkrechte 
trifft. Durch seitliches Verschieben des dem 
letzteren angehörigen Streifens rückt gedachte 
Wölbung wellenförmig in dem oberen Schatten 
fort. Sehr hübsch zeigt sich die beiderseitige 
Abstoßung der Schatten noch in einem andern 
eben so einfachen Versuche. Mau stelle vor 
beide Spitzen je einen schmalen Cartonstreifen 
senkrecht. Man wird dann nie erreichen kön- 
nen , daß sich die beiden Schatten vollständig 
decken. Läßt man den einen dem andern nahe 
treten , so weicht dieser anfangs ein wenig 
ans und hüpft dann plötzlich über den an- 
dern fort« 

Auch in dieser Versuchsform zeigt sich das 
Crookes'sche Lichtkreuz als Nachwirkung ei- 
nes Schattenkreuzes , aber doch in etwas andrer 
Weise als sonst. Zunächst heller, als zwischen 
Spitze und Hohlscheibe, aber dann auch in so- 
fern anders, als es hier ausnahmslos erfolgt. 
Dort zeigte es sich nur bei negativer Spitze; 
hier ist es gleich, ob wir den Körper vor diese, 
oder jene Spitze stellen, was freilich darin seine 
Erklärung findet, daß auch das Schattenbild 
nicht an gedachte Stellung gebunden ist. Die 
frühere Darstellungsweise hat aber doch einen 
Vortheil. Dort können wir den Effect auch 



104 



dadareh erzeugen, da6 wir nur die Scheibe dre- 
hen, ohne den Körper Terrücken zu mfissen, 
wenn ee sich darum handefai soUte, den Einwand 
zu beseitigen, daB die fragliche Wirkung nur 
eine subjective Erscheinung sei. 



Nene Darstellung der Eugelfunctionen 
und der verwandten Functionen durch 

Determinanten 



Karl HeuL 
(Vorgelegt von Herrn Prof. E. Schering). 

1. Setzt man in der allgemeinen Deter- 
minante : 



i?<"> = 









• • . • 



E 



£ 
E 



»1»» 



\h \h 



E 



KK 



immer diejenigen Elemente einander gleich 

welche als Samme ihrer Zeilen -Nammer und 
Spalten-Nnmmer einen gleichen Werth haben: 

l^m ^^ l + ft '= v<2n 



105 
80 entsteht die spectelle Determinante: 



\h 


\»» 


\h' ' 


*l*l»-l 


\k, 


\*» 


\h 


\i4. • • 


• \*» 


\t. 


\*, 


\*. 


\h ' 


•• ®*.»» 


\*n 



ET? Ti' 11* Ti' 

Es sind also alle Elemente , welche auf der- 
selben zur Nebendiagonale parallelen Sehne ste- 
hen, einander gleich. Vertauscht man in dieser 
Determinante irgend eine Zeile mit derjenigen 
Spalte, welche sie in der Hauptdiagonale schnei- 
det, so ändern die Elemente der Determinante 
nicht ihre Plätze. Alle von einander verschie- 
denen Elemente , und zwar immer in bleicher 
Reihenfolge tri£Pt man , wenn man auf irgend 
einem Wege, aber an jeder Stelle entweder nur 
in der Zeile oder nur in der Spalte um Einen 
Schritt vorwärt« gehend vom ersten Elemente 
E,, bis zum letzten Elemente E,j^^ gelangt. 

Ich will defihalb solche Determinanten im Fol- 
genden, nach dem Vorschlag des Herrn Prof. 
Schering, einreihige nennen. Ans den 
Bandelementen ergeben sich die übrigen Ele- 
mente theils durch: 

nemlich wenn: 

8 



theils durch: 



wenn: 



106 



r+8<n+l 



*r*» * r | i wV 



r + 5>n+l 



2. Ich habe nun für einige schon vielfach 
untersuchte, sowie für einige weniger eingehend 
behandelte Functionen die Form solcher einrei- 
higen Determinanten gefunden, deren Elemente 
lineare Functionen des Argumentes sind. Ent- 
wickelt man nach Herrn Heine (»Mittheilung 
über Eettenbrüche.c Grelle J. Bd. 67) die Function: 

•v X — 

SO ergiebt sich für den vten I^äherungsnenner 

JN^**^ ein Ausdruck vom Grade w, welchen ich 
als die einreihige Determinante: 

«««—«« \ ^— «,^.1» «H-i *'"*»+« 



0»-J«— »« »ft.-«« — «8—8 



darstelle. Die GoSfficienten a^ bestimmen sich 
durch die Gleichnngen: 



107 



«1 =Jf{e)ße 
« 

J 
Ol a= / ef{e) de 



a 

In dem speciellen Falle 

m =!,-« = /»=! 

wird; 

<r = f 

— ]gtZJl± 
^X—l 

-1 

2 

Der Werth dieses Integrals ist = — , wenn 

y eine ungerade Zahl ist, und sac Nall, wenn 

y eine gerade Zahl ist. 

Der nte Nähernngsnenner- der Eettenbmch- 

ar+l 
entwicklnng von ü = lg — ~^ der in diesem 

Falle anch vom Grade n ist, stimmt dann^ ab- 
gesehen von einem constanten Factor, mit der 
Kugelfnnction einer Veränderlichen überein^ 

8* 



108 

und die Detenninante deaaelboi hat folgende be- 
merkenswerthe Gesfadt: 

«. -i. i«, — i, i« • — ^^ 



«, +,; T» 



n+1' « + 1 ' ^2«— 1 

wenn n eine gerade Zahl ist In diesem Falle 
scfaliefit also die erste Reihe mit einem Gliede, 
welches x nicht enthält. Ist dagegen der Index 
der Kngelfdnction eine ongerade Zahl, dann hat 
die Detenninante die Form: 

1 
«» — i. i«. — i -« 

— h i«. —h *«•••• — ^üTf* 



111 1 

Xm • — ■ X . . t • • • . X 

n**' n+rn+1 2n— 1 

Die so definirte Function P^\x) stimmt yoU- 
ständig mit dem Legendre'sehenEntwicklimgs- 



109 



coefficieuten des reciproken Werthes der Ent- 
femnng zweier Pancte überein , wenn man die 
coQstanien Factoren C^ und C^ in geeigneter 

Weise bestimmt. 

»Die nte Kugelfunction P^^(x) ist also 
abgesehen yon einem constanten Factor eine 
einreihige Determinante, deren characteri- 
stische Biandelemente, abwechselnd ans dem Pro- 
dnct des Argumentes in die reciproken Werthe 
der aufeinander folgenden ungeraden Zahlen, 
und aus denselben nur mit entgegengesetzten 
Vorzeichen versehenen Zahlen gebildet sind.« 

Beispiele : 

1) n = 2 
Dann ist: 

3 

1 

5^ 



C^T^ix) = 



n = 



2) 



X, 



^ =~ra! 



3.5 

4 



— £»* + 



-i 

1 1 . 

3«. 5 3» 



= OTT («'-*«) 



3». 5 

Q 



110 

Eine andere Oarstellang derselben Function in 
Form einer Detorminanto hat Olaischer gege- 
ben (TergL Messenger of Matiiematics Vol. VI« 
pag. 49.). Er findet: 



F^''\x) = 



H^- 



1, 


1, 


0, 


.... 


0, 


«1 


1, 


.... 


1), 


x\ 


2x, 


1 .... 


0, 


X' 


3a!«, 


3a! .... 



Und speciell ffir n = 8: 



P^(x) = 



1, 1, 


0, 





0, J!, 


1, 





K»«-i), z; 


2a!, 


1 


0, «», 


3a!», 


3a! 


f (»'-*) 







Diese Darstellnngsform ist jedoch viel zn wenig 
übersichtlich I um als Hfilfsmittel znr Untersn- 
chnng der Eigenschaften der Eogelfanctionen 
dienen za können. 

3. Neben die P*'\x) treten in der Theorie 
der Kngelfanctionen die »Zngeordnetenc 

Pl'\x)j welche Lösungen der Differentialglei- 
chung: 



sind. Sie sind bestimmt durch die Gleichung: 



d_ 
dx 



111 

A (^) - ^(„+;i)(l *) ^ 

Die Function -p— a^f der rechten Seite 

dxr 
dieser Gleichung ist für jeden Werth von A ra- 
tional in Bezug auf das Argument x. Sieht 
man von einem constanten Factor ab, dann kann 
dieselbe ebenfalls in Form einer einreihigen De- 
terminante dargestellt werden. Die Coefficienten 
a ^ a^ • ' • ^2n d®^ Elemente derselben bestim- 
men sidi durch die Gleichungen : 

«1 = r (1— ^*)*Ä^ 
-1 

i 



02, = /•■^>-l(l-*«)*<fc' 
—1 



Die Answerthang dieser bestimmten Integrale 
giebt 

«2,.= 



112 



wo n die Gharacteristik der bekannten Gauß"- 
schen Function ist. Hieraus ergiebt sich der 

Werth der Determinante Gf\x) für ein belie- 
biges X. Der besseren üebersicht wegen führe 
ich, statt des allgemeinen Resultats , einige Bei- 
spiele an. 

1) n = 3, i = 1 
Dann ist: 



Of {X) = 4« 



X 

iTs' 
i_ 

3.5' 



3.5 

X 

S75 






2*. 3»' 2 

5' dP^'jx) 
2*.3» ' dx 



2) n = 



4 , X^l 

X 



ö<f («) = 4» 



1.3' 3.5' 
1 X 



3.5' 3.5' 
X 1 



3.5' 5.7' 



4» 



4». 8 



X 

1 

~5T7 

X 

3.5^ 



3». 5». 7» 



(«' — f a?) 



113 



2». 4» 5.7 



3) 



4«. 



3». 5*. 7»' 2« 

~ S*.b*.V' dx 
n = 5, 1 = 2 
afix) = 

X 1 



{X* — fx) 



X 



1.3.5' 
1_ 

X 



3.5.7' 

X 

37577' 
1 



3.5.7 
1 

5.7.9 

X 

57779 



3.5.7' 5.7.9' 
4*. 2* 

_ _2».4« 7.9 , 

~ 5*.7*.9»~2~^^~* ^ 

&*.7*.9''~ dx* 



»Der rationale Bestandtheil von I'i\x) ist all- 
gemein eine einreihige Determinante (n — il)ten 
Grades, deren Elemente abwechselnd aus dem 
Argument and der negativen Einheit mnltiplicirt 
in den reciproken Werth des Prddactes von je 
A-|-l aufeinanderfolgenden ungeraden Zahlen 
gebildet sind.« 

4. Man erhält den Ausdruck der Kngelfunc- 
tion I. Ordnung oder von cosn^i als Func- 
tion von cosf) = X betrachtet in Form einer 
einreihigen Determinante, wenn man setzt: 



114 
1 



— a = /» = 1 

Dann wird: 

„+1 o„ de 



«a 



'+i=/,^''vf^ 



^-r^-'^.=^ 



Folglich: 






• • 



1.3 1.3 

—4» *«' ■~2',4' O* * ' ' ' 

Li ^-^ 1.3.5 

**' 2.4' 274^^' ~2.4.6 



• • • 



»Der Cosinus des n-fachen Winkels als Func- 
tion von cosy = X betrachtet ist abgeseben 
von einem constanten Factor eine einreihige 
Determinante , deren characteristische Randele- 
mente, abwechselnd aus dem Product des Argu- 
mentes in die aufeinanderfolgenden binomischen 

Entwickluncscoefficienten von und aas 



115 



denselben mit entgegengesetzten Vorzeichen ver- 
sehenen Zahlen gebildet sind.« 
Beispiele: 
1) n = 2 



\cob2(P 


= 






= i»»-i 




= K2a!»-1) 




Folglich : 




co829> = 2co8*7 — 1 




2) n = 3 






a?t — i, 


1« 


2,cos3y = 


— *i i«. 

X 1.3 
*^' ~2.4' 


1.3 

2.4 
1.3 

2.4 




-«») 


4 


ie(*^ 


5»— 3«) 





= ^(4cos*y — Scosf)) 

Folglich : 

cos 3 9 = 4cos'9) — 3 cos 9) 

5. Aehnliche ebenso einfache Determinanten 

kann man für — ; als Function von coso) be- 
sing 

trachtet, die hypergeometrische Reihe mit end- 
licher Oliederzahl und noch allgemeinere Func- 



n 



116 

tionen aufstellen, welche ganze Fanctionen des 
Argumentes sind. 

Diese Resultate und die üntersuchang der 
allgemeinen einreihigen Determinante mit Hälfe 
der analytischen Methoden des Herrn Prof. Sche- 
ring (Abhandlungen der Eönigl. Gesellsch. der 
Wissensch. t. 22. »Analytische Theorie der 
Determinanten«), die eine Betrachtung der Ei- 
genschaften jener Functionen, ohne Zuhülfenahme 
einer Diflferentialgleichung H. Ordnung, ermögü- 
chen, werde ich in kurzer Zeit im Zusammen- 
hang veröffentlichen. 

Anhang. 

Während des Drucks der vorstehenden Seiten 
bemerke ich einen einfachen Zusammenhang zwi- 
schen der erzeugenden Function: 



J X — u 



du 



und den Elementen der Determinante, welche 
die Näherungsnenner der Eettenbruchentwicklung 
dieser Function darstellen. Dieser Zusammenhang 
gestattet es die obigen speciellen Resultate unter 
einen allgemeinen Oesichtspunct zu bringen. 

Entwickelt man in dem Integrale: 



J X — u 



du 



in die Reihe: 



117 
1 1 u u* 



X — U X X^ X' 






80 wird: 



»'=00 ß ^ 

Nan ist aber nach der obigen Bezeichnung 
(pag. 107): 

J 



FolgUch: 

1^=00 a 



0= ^ -S 

Wir haben also das Resultat: »Der vie Nähe- 
ningsnenner N^ der Kettenbruchentwicklang von: 

•/ a? — u 

a 

welcher vom nten Grade sein möge, ist abgese- 
hen von einem constanten Factor C eine De- 

terminante nten Grades von der Form: 



118 
a^x — Os, aj«— 04 . . a^iO? — o^^ 



Die Goefficienten a^, a, . . • Og^ sind die 
Goeffidenten der Entwicklnng von 



«•'a. 



J x — u 

a 

nach absteigenden Potenzen von x.€ 

In dem speciellen Falle, daA die N^ mit den 

Engelfonctionen znsammen&llen, hat man: 

/•+^ Ott , x+i 

Mithin wenn man den gemeinsamen Factor 2 
fortlafit : 

«1 = I1 ^8 = ii »5 =*= i • • • 
a, s= 0, O4 = 0, a^ =s . . . 

In dem zweiten oben betrachteten Falle war 
(yergl. Heine Theorie der Kogelfanctionen. 
I. pag. 293) : 



119 

* 

{1 , 1 , 1.3 1 , . , 

""i^ + i^' + O^^+^^-i 

Folglich wird naoh Forüassang des gemeinsamen 
Factors n: 

«1 = 1» «8 = i» «6 = 2^4 



• • • 



«2 =0, a^ = 0, a« = 



• • • 



Ans dem obigen allgemeinen Theorem ergeben 
sich unmittelbar die Elemente derjenigen einrei- 
liigen Determinante , welche , von einem Factor 
abgesehen, die allgemeine hypergeometrische 
Reihe darstellt, deren erstes Element eine nega- 
ti?e ganze Zahl ist. 

Göttingen, 4. Februar 188L 



Bemerkungen zu einer Abhandlung von 

Hrn. Warburg: ^Ueber einige Wirkungen der 

magnetischen Coerd^ivhraff. 

Von 

Carl Fromme. 

In den Verhandlungen der naturlorschenden 
Gfesellschaft zu Freiburg i. Br. Bd. VIU, 1. hat 
Hr. War bürg kürzlich die Resultate einer Un- 
tersuchung mil^etbeilt, deren Ausgangspunkt in 
naher Beziehung zu den Arbeiten steht, welche 
ich unter dem Titel »Magnetische Experimentalun- 
tersuchungen« in Wiedemann's Annalen Bd. IV, 
S. 76—107 und Bd. V, S. 345—388, cf. auch 






120 

Nachr. von d. k. Ge«. d. Wissensch. za Göttin- 
gen, 1877, veröffentlicht habe. 

Die Erscheinung , welche Hr. War barg 
stndirt hat, und an welche er sodann sinnreiche 
Betrachtungen anknüpft, ist folgende: 

Läßt man die auf einen Eisenstab ¥rirkende 
magnetisirende Kraft von Null bis P c o n ti n u i r- 
lich wachsen, darauf ebenso continuirlich 
bis zur Null abnehmen^ so findet man, nachdem 
dieses Verfahren genügend oft wiederholt worden 
ist, ganz constant den von einer beliebigen Kraft 
p: 0<Cp^P inducirten Magnetismus in der 
aufsteigenden Reihe der Kräfte kleiner als in 
der absteigenden Reihe. 

Trägt man die Kräfte p als Abscissen und 
die magnetischen Momente als Ordinaten eines 
rechtwinkligen Coordinatensystems ein, so ent- 
sprechen jeder Abscisse mit Ausnahme von 
Null und P zwei Ordinaten; man erhält als 
graphische Darstellung eine geschlossene Ourve, 
deren Flächeninhalt die während eines Cjclas 
an dem Eisenstab geleistete Arbeit ist. 

Die von Hm. Warburg für die Differenz 
der Momente, welche in der ab* und aufsteigen- 
den Reihe der Kräfte inducirt wurden, gegebenen 
Zahlenwerthe wurden nur unter der Bedingung 
erhalten , daß bei der Variation der Kraft jede 
Erschütterung des Stabs ausgeschlossen war. 

Wurde der Stab während des Processes er- 
schüttert, so fiel die Differenz viel kleiner ans. 

Die von mir Wied. Ann. IV p. 102—105 
mitgetheilten Versuche bestanden darin, dafl ich 
einen Stahlstab, dessen permanenter Magnetismus 
nahe seinen Maximalwerth besaß, so daß er 
durch die angewandten Kräfte nicht mehr ge- 
steigert wurde, der magnetisirenden Kraft P ei- 
nes Stroms von 2 Bunsen unterwarf, dessen 






121 

Itttensität in Folge delr gewählten , sehr yer- 
dttiintea Salpetersäure stark abnahm. 

Der indncirte Magnetismiüs nahm dann eben- 
falls ab^ aber in bei weitem geringeren Verhält- 
niß ak die Kraft. Denn wenn man, nachdem 
die Kraft constant (p) geworden war, den Stab 
ans der Spirale entfernte , also die auf ihn wir- 
kende Kraft von p auf Null reducirte , und ihn 
anmittelbar darauf wieder in die Spirale brachte, 
so war das nun von p ioducirte d. h. das ganze 
Moment weniger dem permanenten bedeutend 
(bis au 27%) kleiner als vorher. 

Dies ist aber der Versuch von Hrn. War- 
burg, mit dem Unterschiede nur, daß derselbe 
gettaaere Messungen der Kräfte und der Mo- 
mente vornahm und nicht nur bei einer Kraft 
p^ sondern bei mehreren beobachtete. 

Mir kam es bei diesen Versuchen hauptsäch- 
lich darauf an festzustellen, ob, wie ich vermu- 
thete, «ine Erschütterung des einer continuirlich 
abnehmenden Kraft unterworfenen Stabs unter 
üinstanden eine Abnahme des Moments ver- 
anlassen könnte. 

In der That gelang dies auch , sobald nur 
dier Anfangawerth P hinlänglich größer war, als 
diejenige Kraffc p, bei welcher die Erschütterung 
gefeehah. War die Differenz P—p kleiner , so 
konnte sich der Stab gegen Erschütterungen 
unempfindlich verhalten ; erschütterte man end- 
lich, als nach dem Eintritt des constanten Wer- 
thes der Stab aus der Spirale entfernt und wie- 
der eingeschoben war , so beobachtete man eine 
Zunahme des Moments. Aber es erreicht da- 
durch bei Weitem nicht denWerth, aufweichen 
es voriger durch die Erschütterungen gesunken 
war — bei einer Beobachtung war das Verhält- 
nift 213:153 — , und ganz entsprechend wurde 

9 



122 

aach bei Warburg's Beobachtungen die Diffe- 
renz der Momente in der ab- und aufsteigenden 
Reihe der Kräfte in Folge yon Erschfitternngen 
zwar kleiner, aber nicht gleich Null gefunden. 

Ich habe früher die Ansicht ausgesprochen, 
daß die bei Erschätterung während einer kon- 
tinuirlich abnehmenden Kraft eintretende Ab- 
nahme des Moments und die bei konstanter 
Kraft erfolgende Zunahme sich gegenseitig ergän- 
zen , indem beide Erscheinungen auf eine Art 
von Beibungswiderstand hindeuten , welcher der 
Drehung der Molekularmagnete entgegenwirkt 

Auch Hr. War bürg weist auf die Analogie 
der von ihm untersuchten Erscheinung mit der 
bei der Bewegung fester Körper auftretenden 
Reibung hin. 

Käme aber allein eine Art Reibung der Mo- 
lekularmagnete in Betracht, so sollte man er- 
warten, daß die Momente in der ab- und auf- 
steigenden Reihe der Kräfte bei hinzutretender 
Erschütterung gleich würden •— was weder nach 
Hm. Warburg's noch nach meinen Versuchen 
der Fall ist. 

Ich glaube deßhalb, daß man besser thnu 
wird, von einer Analogie mit der Reibung fester 
Körper ganz abzusehen, und will im Folgenden 
zeigen, daß die von Hrn. War bürg beobachtete 
Erscheinung vielmehr unter den Begriff der 
magnetischen Nachwirkung fällt, welche ich 
Wied. Ann. IV p. 88 — 92 eingehender unter- 
sucht habe. 

Wir setzen voraus , ein Stab besitze ein so 
großes permanentes Moment, daß eine Reihe 
von Kräften nicht im Stande ist, dasselbe za 
vergrößern. Unterwerfen wir den Stab einer 
dieser Kräfte — sie sei p — , so läßt sich durch 
wiederholtes Einschieben und Ausziehen des Stabs 



128 

aus der Spirale , d. h. durch häufigen Wechsel 
zwischen den Grenzen und p erreichen^ daß 
das von p inducirte Moment einen konstanten 
Werth annimmt, sich bei weiterer Wiederholung 
der Impulse nicht mehr ändert. 

Lassen wir dann vorübergehend eine größere 
Kraft P wirken und stellen, nachdem wir 
zuvor P auf Null reducirt haben, p 
wieder her^ so zeigt sich jetzt das Moment 
vergrößert. 

Die Zunahme des Moments, welche als Nach- 
wirkung ' der größeren Kraft bezeichnet wurde, 
ließ sich nur dadurch wieder beseitigen, daß 
man die Kraft p mehrmals wirken ließ : Je öf- 
ter man zwischen p und wechselte , desto 
kleiner wurde das Moment, bis es schließlich 
wieder den frfiheren Weii^h erreichte. 

Die Zunahme des von p inducirten Moments 
wuchs mit P. Blieb P constant und wurde p 
varürt, so nahm mit von P an abnehmendem 
p die Nachwirkung von Null bis zu einem 
Maximum zu und convergirte mit weiter abneh* 
mendem p mit diesem gegen Null. Sie folgt 
aber nicht dem einfachen Gesetze: 

N = Const. p {P—p), 

sondern einem viel complicirteren, etwa 

N = Const. p« (P— jp)N 

wo a und b positive echte Bräche. 

Diese Nach Wirkungserscheinungen mußten 
sich naturlich auch bei der vorhin beschriebenen 
Wirkunff einer inconstanten, continuirlich ab- 
nehmenden Kraft zeigen , und ich habe damals 
auch dairauf hingewiesen (1. c. p. 104.), daß 
wenn nach dem Eintritt eines constanten Werths 



124 



p diese Kraft mit einer Reihe von Impulsen 
wirkte, nicht sofort beim ersten ein eonstantes 
Moment eintrat. Doch blieb die bei folgenden 
Impnlsen noch eintretende Abnahme des Moments 
klein im Vergleich zn der naeh der ersten Ent- 
fernung des Stabs ans der Spirale beobachteten. 

Beispielsweise wnrde ein Stab einer Kraft. 
P = 467 aasgesetzt, welche continuirlieh bis 
p ssr 369 abnahm. Das indncirte Moment war 
dann TMq =418. Darauf wurde, während 
die Spirale ein constanter Strom yon der magne- 
tisirenden Kraft p = 369 durchfloß , d^ Stab 
aus der Spirale entfernt und wieder eingeschoben. 
Er gab nun TM^ =» 307. Beducirte man noeh" 
mals die Kraft auf Null und steigerte sie wie* 
der auf p, so war TM^ ss 300, und so fiel bei 
weiteren Impulsen TM bis zu einem (hier nicht 
beobachteten) kleinsten Werthe jTJfn, der uron 
der Größe von P ganz unabhängig war. 

Während ich nun früher die DifiPerenz TMi 
— TMn als Nachwirkung der Kraft P beaeich*. 
nete, scheint es mir richtiger, mit TM^ zu:bfiK 
ginnen und unter der durch P erzengten Naeih 
Wirkung den unterschied TMq — TMn au let^ 
stehen. 

Die Berechtigung hierzu liegt auf der Hand; 
man vergleiche aber auch die von Hrn. Wai- 
burg mit y bezeichneten Differenzen der magne- 
tischen Momente^ weichte der obigen Differenz 
TMq — TMi entsprechen, mit meinen Nachwir- 
kungszahlen N (p. 89). 



y = TM, 



Zum Beispiel. 

Warburg 
TM^ I I 39 



43 



27 I 



bei jp I I 20 



41 



60 |89(P) 



125 
Fromdue ' .' 

y= rjf^ —rjfn|o| 4,3 1 15,3 |io,5 



5,2 1 



bei p 



214|857(P) 



0|31 I 72 I 129 

• Man sieht sofort, daß die .y und N denselben 
Verlaaf haben: sie sind beide der Nnll gleich 
for p =s= nnd p ^s= P nnd besitzen bei einer 
zwischen und P liegenden Kraft ein Maximum, 
sie lassen sich beide nicht durch eine Gleichung 
von der Form JV = Const. p {P'—p) darstellen* 
Hiernach dürfte es mehr als wahrscheinlich 
sein, dafi die von Hm» Warburg gemessenen 
Unterschiede der magnetischen Momente zu der 
Ersebeinung der magnetischen Nachwirkung ge» 
hören, d. h. einen' Theil derselben, aber den 
weitaus gröfiten bilden. Die magnetische Nach- 
wirkung ist aber eine Erscheinung, welche sich 
aus den hypothetischen Vorstellungen, die in die 
Lehre vom Magnetismus bis^ jetzt Eingang ge- 
fnnden haben^ schwerlich erklaren läßt; es ent- 
apnehik ihr atich keine analoge Erscheinung auf 
einem .anderen Gebiete der Physik; es wäre 
denn die nach Hrn. Streintz bei den Tor- 
sionsschwingungen von Metaildräthen eintretende 
»Ascommddatlon«, deren Bestehen indeß durch 
die ' Beobachtungen von. Hrn. P. M. Schmidt 
einigermaaAen in Frage gestellt ist. 



' ■ < --^ — ^~ 



'£siioll nun. untersucht werden, ob die Diffe- 
r^Z'der magnetischen Momente und folglich die 
Airbeit^ welche dem Stab bei Durchlaufung eines 
Cyclne P..p..O.*p..P zugeführt wird, 
mi der Geschwindigkeit, mit welcher die Kraft 
geändert wird, abhängt? 

Hr. War bürg hält es für wahrscheinlich, 
daft eine solche Abhängigkeit nicht besteht, we- 
nigstens nicht bei dünnen Dräthen. 



126 

Ich will im Folgenden auf Grund der Ver- 
suche, welche ich in der 3. AWhandlung Wied. 
Ann. V. p. 345 — 388 mitgetheilt habe , diese 
Frage zu beantworten suchen. 

Nachdem von v. Waltenhofen vor län- 
geren Jahren schon beobachtet war, daß es bei 
plötzlicher Unterbrechung des magnetisirenden 
Stroms möglich ist, einem Eisenstab ein perma- 
nentes Moment zu ertheilen, dessen Vorzeichen 
dem des temporären Moments entgegengesetzt 
ist, hatte G. Wiedemann in seinem »Gal- 
vanismus« darauf aufmerksam gemacht, daß diese 
anomale Magnetisirung yielleicht nidit in der 
Natur des Magnetismus, sondern in den Strömen 
begründet sei , welche beim Oeffnen des magne- 
tisirenden Stroms in der Masse des Eisens indn- 
cirt werden. 

Ich habe dann den Versuch v. Waltenho» 
fen's wieder aufgenommen in der Meinung, daß 
wenn auch die Vermuthung Wiedemann's 
sich als richtig ergeben und dem Versuch sein 
theoretisches Interesse nehmen sollte, er doch 
für die Praxis magnetischer Untersuchungen von 
fundamentaler Bedeutung bleibt. 

Die Untersuchung wurde in der Weise ge- 
führt, daß man den magnetisirenden Strom ent- 
weder schloß , bevor der Eisen- oder Stahl- 
körper (langsam und ohne Erschütterung) in die 
Spirale eingeschoben wurde, und ihn öfPnete, 
nachdem der Körper ebenso aus der Spirale 
entfernt war, oder daß man ihn schloß und öff- 
nete, während sich der Körper in der Spirale 
befand. Die bei beiden Verfahren resultirenden 
magnetischen Momente wurden mit einander 
verglichen. 

Ich führe nur folgende Ergebnisse der Un- 
tersuchung an; 



127 

1. Das ganze von einer Kraft erregte Mo*' 
ment, also das temporäre plus dem permanenten 
Moment y ist bei Befolgung des zweiten Verfah- 
rens gröfier, das permanente Moment kleiner, als 
bei l^ignetisimng nach dem ersten Verfahren. 

2. Die unterschiede sind desto geringer , je 
härter der Körper ist und je gestrecktere Form 
er besitzt, derart, daß der Unterschied der gan- 
zen Momente, welcher immer viel kleiner ist als 
der der permanenten, sowohl bei Stahlstäben 
nud -Dräthen, als auch bei sehr dünnen £isen* 
drathen nahezu der Nnll gleich wird. 

3. Der unterschied der permanenten Mo- 
mente wächst bei compakten Stäben stetig mit 
der magnetisirenden Kraft, bei dünnen Drath- 
bfindeln dagegen zeigt er Maxima und Minima. 

4. Wenn der zu magnetisirende Körper mit 
einem geschlossenen leitenden Bohr umgeben 
ist, so daS sich im Aagenblick der Stromschlie- 
Baog und -Oeffnung Induktionsströme in dem- 
selben bilden können, so werden die obigen Un- 
terschiede bedeutend kleiner, namentlich der der 
permanenten Momente, welcher bei Stahlstäben 
imd Eisen- oder Stahldrathbündeln und nicht zu 
großer magnetisirender Kraft sogar ein dem 
oben angegebenen entgegengesetztes Vorzeichen 
erhalt. 

5. Beducirt man bei dem zweiten Verfahren 
die Kraft derart auf Null, daß man sie zunächst 
auf einen sehr kleinen Werth bringt — etwa 
durch Einschaltung einer Parallelleitung von 
sehr kleinen Widerstände zur Magnetisirungs- 
spirale — und dann erst den Strom unterbricht, 
80 findet man bei Eisenstäben den Unterschied 
der permanenten Momente kleiner, bei Stahl- 
Btäben und Eisendrathbündeln aber nahezu gleich 



128 

NliU und filxfc.diilem dem in L aagegebdiieaeut- 
gegengeaetoußn Vorzeichen. 

Aai GTund dieser Besnltate glaubte ich schlie- 
ßen zu müssen, dali^ den Unterschieden >, welche 
die magnetischen Momente bei den genannten 
beiden Magnetisiran^sverfahren apfweisf^n, eine 
Ursache zu Grunde hegt, welche auß dem Wesen 
des Magnetismus selbst abgeleitet werden mnß. 

Daß die Erscheinung sich nicht auf Indnk- 
tionsätröme zurückführen läßt, beweist am besten 
ihr Auftreten auch bei Büudeln dünnsten Pariser 
Blumendraths, es ist aber auch daraus schon. «r- 
sichtlich, daß sie viel weniger ausgeprägt ist und 
sogar verschwinden kann, wenn man absichtlich 
das Auftreten von Induktionsströmen befördert 
durch Umgebung des Stabs mit einem geschlos- 
senen Mefcallrohr oder durch Reduktion dfer mag- 
netisirenden Kraft bei geschlossen bleibender 
Leitung. 

Ich habe deßhalb versucht, meine Resultate 
mit Hülfe der Vorstellungen zu erklären', welche 
-wir uns nach der Hypothese drehbarer Moleka- 
larmagnete von dem Vorgang der Magnetisirang 
bilden, und ich denke, daß dieser Versuch die 
Möglichkeit einer solchen Erklärung für die 
Mehrzahl der von mir beobachteten Thatsacfaen 
gezeigt hat. 

In der jüngsten Zeit ist nun der Waltan- 
hofen' sehe Versuch von Hm. Righi^) als neu 
publicirt worden. Er hält die anomale Magne- 
tisirung für eine in theoretischer Beziehung 
wichtige Erscheinung, wohingegen die Hrn. 
Bartoli und Alessandri^) die Meinung gel- 
tend gemacht haben, daß der Erscheinung jede 

1) Righi, C. R. 90. p. 688. 1880. 

2) Bartoli und Alessandri. Cim. (3) VIII f). 16-19. 
1880. 



129 

Bedeutung fehle, da sie bei ihren Versuchen 
sofort nur normalen Magnetismus gefunden hät- 
ten, sobald sie den starken Oeffnungsfuuken am 
Quecksilber vermieden. Dies geschah, indem sie 
den Strom durch Entfernung zweier Zinkelek- 
troden in Zinksulfatlösung oder durch Abwicklung 
eines Wheatstoneschen Rheost&ten sehr stark 
schwächten , bevor sie ihn an Quecksilber un- 
terbrachen. 

Dieses Resultat ist nicht neu , denn dieselbe 
langsame Reduktion der magnetisirenden Kraft 
erreicht man mit Hülfe des von mir vorhin als 
ersten bezeichneten Magnetisirungsverfahrens, das 
stets normale Momente lieferte. 

Wenn ferner die Hm. Bartoli und Ales- 
sandri den permanenten Magnetismus bei 
kleinen Elräften anomal, bei größeren aber nor- 
mal fanden f so entspricht das meinem Resultat 
(1. c. p. 360 a. E. p. 361 a. A.), daß der Un- 
terschied der permanenten Momente bei den 
beiden Magnetisirungsverfahren , in Theilen des 
nach dem ersten gefundenen ausgedrückt , mit 
wachsender Itraft bis zu einem Maximum zu- 
nimmt, von welchem er bei Stäben wieder 
herabsinkt. 

Die Verf. geben aber zu , daß eine vollstän- 
dige Untersuchung der Erscheinung schon deß- 
häb nützlich sei, weil sie Aehnlichkeit mit den 
bei der Entladung einer Leydner Batterie beob- 
achteten Magnetisirungsvorgängen zeige. 

Diese Analogie habe ich aber a. a. 0. p. 381 
— 382 schon ausführlich begründet. 

Hr. Bighi^) hat in einer Erwiederung auf 
die Bemerkungen der Hm. Bartoli und Ales- 
sandri weitere in dieser Richtung von ihm 

1) Righi, Cim. (3) Vül. p. 102-108. 1880. 

10 



ISO 

gemachte Versnche in Aassicht gestellt , vom 
denen ich noch keine EenntniB habe n^men 
können* 

In einem kurzen Referat ^) über die Yersache 
von Bartoli nnd Alessandri bemerkt Hr. 
6. Wiedemann, daß dieselben mit seiner Er- 
klärung der Erscheinung durch Induktionsströme 
stimmen. 

Daß und warum ich dieser Erklärung keine 
Berechtigung mehr zugestehen kann, habe ich 
oben schon gesagt. Ich glaube vielmehr: die 
beschriebenen Erscheinungen liefern uns den 
Beweis, daß die Große des temporären und des 
permanenten Moments von der Geschwindigkeit, 
mit welcher man die magnetisirende Kraft bis 
zu dem gewünschten Werthe ansteigen oder fal- 
len läßt, abhängt; und daß man die Erklä- 
rung direkt in unseren theoretischen Vorstellun- 
gen vom Magnetismus suchen muß. 

Nachdem somit bewiesen ist, daß die 6e^ 
schwindigkeit , mit welcher die magnetisirende 
Kraft von einem Werthe zu einem anderen über- 
geht auf die Größe des inducirten Moments ei- 
nen Einfluß ausübt, bleibt die Frage zu erörtern, 
ob unter den Versuchsbedingungen, unter wel- 
chen Hr. War bürg arbeitete, dieser Einfluß 
überhaupt von merkbarer Größe war? 

Die continuirliche Variation der magnetisiren- 
den Kraft wurde mit Hülfe eines dem Du Bois'- 
schen ähnlichen Rheostaten ausgeführt, nur der 
Uebergang von dem kleinsten Werthe derKrafii, 
bei welchem das inducjrte Moment beobactitet 
wurde, bis zur Null und umgekehrt geschah 
durch Ausziehen resp. Eintauchen des LeiWngS- 
draths in Quecksilber. Es konnte vom einer 

1) Beibl. IV, p. 738. 1880. 



181 

ocmtinrnrlidben Ab- und Zunahme bei kleinen 
Kräften deBhalb abgesehen werden, weil sich 
herausstellte, daft das obige Verfahren die glei- 
chen Besnltate lieferte — was man nach den 
Ergebnissen meiner Versuche ohne Weiteres 
numt erwarten sollte. 

Drei Ursachen können eine Differenz der 
Resultate verdeckt haben: 

1) £ine sehr gestreckte Form des Stabs. 

2) Eine stahlartige Beschaffenheit desselben. 

3) Die Wickelung der Spirale auf ein ge- 
schlossenes Metallrohr. 

Die erste Ursache sowohl als die zweite sind 
jede für sich schon genügend , den Unterschied 
zwischen den induoirten (Terschwindenden) Mo- 
menten fast vollständig aufzuheben, während 
eine jede der drei Ursachen den Unterschied der 
permanenten Momente vermindert^ und falls zwei 
von ihnen zusammenwirken, auf ein Minimum 
reducirt. 

Die erste Bedii^ag war in der That bei 
den Versuchen meiet erfüllt, und auf das Statt- 
finden der zweiten sehliefie ich ans der zuweilen 
bedeutenden GrBAe der permanenten Momente, 
üeber die Wickelung der Spirale liegt keine 
Angabe vor. 

Es genügt aber auch eine sehr gestreckte 
Form der Eisenkörper zur Führung des Nach- 
weises, daB die Differenzen der inducirten Mo- 
mente in der ab- und aufsteigenden Reihe der 
Kräfte von der Geschwindigkeit, mit welcher die 
Kraft geändert wurde , nicht merkbar beeinfluBt 
worden sind. Denn es sind die Momente in der 
aufsteigenden Reihe nach Satz 2) und die in der 
absteigenden nach Satz 5) von der Geschwin- 
digkeit fast vollkommen unabhängig. 



132 

Id beiden Fällen ist dies eine Wirkung des 
Extrastromes , wie ich a. a. 0. gezeigt habe. 

Dagegen muß die Geschwindigkeit, mit wel- 
cher die Kraft geändert wird, in folgendem 
Sinne ihren Einflaß geltend machen, sobald man 
Eisenstäbe wenig gestreckter Form dem Processe 
nnterwirft: Je größer man die Geschwindigkeit 
wählt, desto tiefer wird der Anfangspunkt nnd 
desto höher der Endpunkt der Gurre rücken. 
Die Gurye erhält eine größere Ausdehnung in 
der Länge, zugleich aber gehen ihre beiden Aeste 
näher zusammen. 

In welcher Weise sich hierdurch der Flächen- 
inhalt der Gnrve, also die Arbeit, ändert, läßt 
sich ohne Weiteres nicht entscheiden. 

Gießen, im Januar 1881. 

Zusatz zu p. 129 a. E. und p. 130 a. A. 

Während der Gorrectur lese ich in den 
Beibl. V. p* 62—65 eine Zusammenstellung aller 
yon Hm. Righi erhaltenen Gesetze. Dieselben 
sind zum Theil in meiner oben citirten Abhand- 
lung schon enthalten. Mit Bündeln Ton sehr 
dünnen Eisendräthen hat Hr. Righi, wie es 
scheint^ nicht experimentirt. 

Gegenüber den Bemerkungen des Hm. Bef. 
halte ich meine Ansicht aufrecht, daß ich durch 
meine Versuche mit Eisendrathbündeln, welche 
ebenfalls den Unterschied der permanenten Mo- 
mente in der regelmäßigsten Weise , ze^teut 
schon nachgewiesen zu haben glaube , daß In- 
duktionsstrome keinesfalls zur Erklärung aus- 
reichen können. 

Fflr dieBedftction Terutwoitlieh: JBL JUmüek, Uureoterd. 6€t(.f«LAis. 
CommissioBB- Verlag der JHHiriek*iehen Terkig§'BuMitmdhmff. 
Druck der Viätrieh^achmt Univ,' SwMkne1ter«i (W Fr, KantMrl. 



133 

Naefarichten 

von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Augusts-Universität 

zu Göttingen. 

2. März. M 5. 1881. 



Beobachtungen 
im magnütischen Observatorium. 

Von 
Karl SoheriiLg. 

I. Bestimmung der Horieontal-IntensHät 

In dem Gauß' sehen eisenfreien magnetischen 
Observatorium der hiesigen Sternwarte sind im 
J^hre 1880 eine Anzahl Bestimmungen der ab^ 
soluten Intensität T der horizontalen erdmagne- 
tischen Eraft nach der Gauß'schen Methode 
ausgeführt. Während einer jeden solchen Be- 
stimmung wurden die magnetischen Variations- 
instrumente abgelesen. Die in den Monaten 
April, August, October von mir angestellten Be- 
obachtungen haben das Resultat ergeben: 

Göttingen. Zeit: 1880,56. T == 1,86332. 

Dieser Werth, dem die Gau ß' sehen Maaß- 
einheiten : Milligramm, Millimeter, Secunde mitt- 
lerer Zeit zu Grunde liegen, ist das Mittel aus 
mehreren von den täglichen Variationen befrei- 
ten Werthen. 

§ 1- 

Die einzelnen uncorrigirten Beobachtungsre- 
snltate sind in der angehängten Tabelle Nr. I. 
zusammengestellt. Darin bedeuten 



134 

U^ Wy B sehr nahe gleichzeitig abgelesene Theil- 
striche auf den IScalen der Yariationsinstru- 
mente, nämlich des Unifilarmagnetometer {U)j 
resp. der Hülfsnadel ( W) am Bifilar, resp. des 
Bifilar (B) selbst. Auf den Werth, den die 
Intensität in dem Momente besaß, in welchem 
die Instrumente auf diesen Scalentheilen ein- 
standen, sind die einzelnen Beobachtungen 
während einer jeden Bestimmung von T re- 
ducirt. Wachsenden Scalentheilen am Bifilar 
entspricht wachsende Intensität und daher 
abnehmende Werthe von: 

t der Schwingungsdauer des Hauptmagnets in See. 

fh Vm Vuh yiv sind die Winkel , um welche die 
Ablenkungsnadel durch den transversal von 
Ost nach West gelegten Hauptmagnet abge- 
lenkt wurde, und zwar war dieser Winkel 
gleich : 

yi wenn die Nadel in I d.h. nahe 2000™" nord- 
lich vom Hauptmagnet hing. 

yn wenn die Nadel in II d. h. nahe 1500™™ nörd- 
lich vom Hauptmagnet hing. 

q>iu wenn die Nadel in III d.h. nahe 1500"*™ süd- 
lich vom Hauptmagnet hing. 

yiv wenn die Nadel in IV d. h. nahe 2O0O™™ süd- 
lich vom Hauptmagnet hing. 

Die Ablenkungsbeobachtungen geschah en, 
wie hieraus ersichtlich ist, nach dem »Modus 
secundus« wie ihn Gauß in der »Intensitas vis 
magnet.« § 19 definirt hat (Gauß Werke 
Bd. V. p. 108). 

q>i ist das Mittel aus ^^n und fui 
9>2 ist das Mittel aus ifi und <piY* 

(Ueber die aus der Tabelle I ei-sichtliche Diffe- 
renz zwischen 9)11 und (pm so wie zwischen (pi und 
^ly s. unten § 4). 



135 

Aas diesen beobachteten Größen sind die 
Unbekannten 

T^ die Horizontalintensität (ohne Correctionen) 
Jlf^ das magnetische Moment des Hanptmagnets 

und der Coefficient C mit Hülfe der bekannten 
Gleichungen : 

(1) M,T^{l + ^)fi = n^K 

71/ / 1 f1 \ 

(2) (l + »)tmg9, = ^i^,-^'j;y=h2 

berechnet, in denen: 

K das Trägheitsmoment des Hauptmagnets 
6 den Torsionscoefficienten des Hauptmagnets 
tu^ den Torsionscoefficienten der Ablenkungsnadel 
J2<, jßj die beiden Entfernungen der Ablen- 
KUDgsnadel vom Hauptmagnet bedeutet. 

Die Gleichungen (2) werden für die Rechnung 
bequemer, wenn man setzt: 

\B^I tangy, B^ 

sin/? sinr« 

cosy, = - , sinyi = — -^ 

sin« cosp 

Dann ist: 

^ = J^2 (1+^) taug y, ^ iZ; (l+^ )tangy, 

C = (B,siny,)« = (B.siny,)« 

Die sich zeigende Verschiedenheit der Werthe 
von C wird durch die Bemerkung erklärt wer- 
den, daß eine Aenderung von y^ resp. y« um 
-f 0,1 Scalentheil eine Aenderunjir von C um 

11* 



cosa 



136 

— 897 resp. -f 1847 znr Folge hat. Der Ein- 
floß des Werthes von C auf T ist sehr gering ; 
es entspricht einer Aenderang TOD Cum 4~100O 
eine Aenderung von T um — 0,00047. 

Die drei mit einem * bezeichneten Werthe 
von T verdienen weniger Zutrauen aus den un- 
ter der Rubrik: »Bemerkungen« angeführten 
Gründen. 

Die Variationsinstrumente wurden genaa 
gleichzeitig mit den zur Bestimmung von T nö- 
thigen Beobachtungen im April, August, October 
von meinem Bruder Prof. E. Schering abge- 
lesen, außerdem aber auch von mir an den 
Tagen: April 10—18, Aug. 10-14, Oct. 20— 24 
ungefähr Morgens um 8 Uhr, Mittags um 1 Uhr 
und Abends um 9 Uhr oder auch am Tage alle 
zwei Stunden. Die so erhaltenen Ablesungen 
am Bifilar müssen zunächst von der, aus den 
Beobachtungen der Hülfsnadel und des Varia- 
tionsmagnetometer sich ergebenden Aenderung 
des magnetischen Moments des Magnets im Bi- 
filar befreit werden (mit Hülfe der unten § 2 
angegebenen Formel). Die in dieser Weise re- 
ducirten Werthe von B der Tabelle I sind un- 
ter B. in Tabelle II angegeben. Die Reduction 
ist auf dasjenige Moment des bifilar aufgehäng- 
ten Magnets ausgeführt, das er zur Zeit der un- 
terstrichenen Werthe B^ in Tab. II, die also 
gleich B in Tab. I sind, besass. B^ ist das 
aus den mehrtägigen auf gleiches magnetisches 
Moment redncirten Ablesungen am Bifilar ge- 
nommene Mittel. 

Die Reihisnfolge, in welcher die Winkel bei 
den Ablenkungsbeobacbtungen bestimmt wurden, 
war entweder yi, gu, ynii yivi Vuj Vi o^^er yjy 
^uiy VUt Vh ymi yiv« Aus den Differenzen der 
beiden Werthe für die beiden zweimal beobach- 



137 

teteu Winkel (s. § 4) siad die Gewichte ermit* 
telt, welche den einzelnen Beobachtungen in der 
Tabelle II gegeben sind. Mit Berücksichtigung 
dieser Gewichte und unter Ausschluß der mit 
* bezeichneten Resultate ist der Mittel werth C^ 
sowie Tg berechnet. Der letztere mag für den 
26. Juli = 0,56 in Bruchtheilen des Jahres, den 
mittleren Tag der im April, August, October 
angestellten Beobachtungen gelten. 

An diesen Werth Tg ist noch eine Correo- 
tion anzubringen wegen des durch Inductions- 
Wirkung der horizontalen Gomponente des Erd- 
magnetismus in der Stahlmasse des Hauptmagnets 
erzeugten magnetischen Moments. Dieses Mo- 
ment kommt zu dem permanenten Momente 
hinzu während der Bestimmung der Schwin- 
gungsdauer, fallt dagegen wieder fort während 
der Ablenkungsbeobachtungen, da dann der 
Magnet in der Richtung Ost- West liegt. Es 
bezeichne : 

m das durch eine , in der Richtung der magne- 
tischen Achse des Magnets wirkende, constante 
Kraft von der Intensität Eins in der Stabl- 
masse erzengte magnetische Moment in abso- 
luten Einheiten^ ferner sei M^ der Werth 
des permanenten Moments, der in derselben 
Weise aus den einzelnen Werthen M^ der 
Tab. I erhalten sei wie Tg aus T^; dagegen 
seien Jf^, T^ die von dem Einflüsse der In- 
ductionswirkung befreiten Werthe. 

Dann ist: 



{M, +mTJ T, = Jfg.T«; 
woraus folgt: 



T, t; 



138 
oder hinreichend genan: 



'■' = ^'('-»t) 



Der Indnctionscoefficient m wurde nach der 
Methode von Hrn Geh. Rath Weber (s. Göttinger 
Abhandlangen. 1855 Bd. VI) bestimmt mit Be- 
nutzung eines Apparats, dessen Theorie und 
Gonstanten in der Abhandlung von Hrn Prof. 
Biecke: (Die Magnetisirungszahl des Eisens. 
Göttingen 1871) angegeben sind. Es ergab sich: 
1880 Dec. m = 442080. 

(Zur Berechnung von m wurde für den Magnet 
ein aequivalentes BotationselUpsoid snbstituirt: 
Aequatorachse = 26,49"^. Rotationsachse = 
545,92™™. Die bei Anwendung der Zurückwer- 
fungsmethode beobachteten größten Ausschläge 
des Galvanometer waren bei der Drehung der 
Inductionsspirale ohne Magnet: 30,81; 62,15, 
mit Magnet: 173,66; 347,78 in Scalentheilen. 
Entfernung: Scala vom Spiegel = 4470™^). 

Es genügt offenbar, in der Correctionsformel 
an Stelle von M^ den Mittelwerth der beob- 
achteten Werthe M^ zu benutzen, also zu setzen: 

M. = 522 992 000 
dann wird : ' 

—' = 0,001577 

4^-2's =0,00147. 

Ferner muß T^ auf die Normalmaaße reducirt 
werden. Dem Werthe T^ liegt als Längenein- 
heit ein Theilintervall = 1 (m . m) eines der 
ganzen Länge nach eingetheilten Messingstabes 



J 



139 

zn Grunde, der im Auftrage von Gauß durch 
Herrn Dr. Meyerstein für die auf die Dar- 
stellung der Hannoverschen Normalmaaße be- 
züglichen Arbeiten in den Jahren 1840—44 ge- 
liefert war. Auf die Einheit = (m . m) sind 
die Scalentheile der benutzten Scalen und Maaß- 
stäbe reducirt. Der erwähnte Messingstab wurde 
mit Hülfe eines Repsold*schen Gomparators des 
Physikalischen Instituts mit einem von der Kai- 
serlichen Normal-Eichungscommission zu Berlin 
an das hiesige Physikalische Institut gelieferten 
Normalmeter (Silberstreifen in Messing eingelas- 
sen) verglichen, das Herr Prof. Riecke zu die- 
sem Zwecke gütigst mir zur Verfügung stellte. 
Das Resultat der Vergleichung war: 

1880 Juli 12. 600 (m . m) = 600,316»». 
Da T durch einen Ausdruck von der Form 

— (p = Masse; l = Länge; t = Zeit) ge- 

messen wird, so beträgt die: 

Corr. auf »» = —0,0002633 X T^ = —0,00049. 

Die Gewichtseinheit, in welcher T^ :au8ge- 
drückt ist, ist gleich dem millionsten Theile des 
ebenfalls von der Eichungscommission geliefer- 
ten Normalkilogramm Nr. 9 des Physikalischen 
Instituts. Dieses Gewicht ist nach der Angabe 
der Commission um 8,6™«^' zu leicht, die des- 
halb anzubringende Correction auf mgr kann 
vernachlässigt werden ; sie beträgt nur —0,00001. 

Die beobachteten Zeiten der Schwingungs- 
dauer sind auf das Chronometer Enoblich (Ham- 
burg) Nr. 1950 reducirt, das unter den auf der 
Seewarte in Hamburg im Winter 1878/9 geprüf- 
ten 51 Chronometern mit Nr. 16 bezeichnet ist. 



140 

Die Correctiou auf die Secunde mittlerer Zeit 
ist ebenfalls Nall. 

Wir erhalten nach diesen Correctionen : 

T = 1,86528 -^ 0,00147 - 0,00049 
T = 1,86332 (s. üben p. 133). 

— Nach Abschluß der mitgetheilten Beobaoh- 
tüngsreihe und vollständiger Rednetion der ein- 
zelnen Resultate fand sieh im Nov. noch Gele- 
genheit, unter thätiger Mitwirkung des Herrn 
H e u Q, Studirenden der Mathematik^ einige Be- 
obachtungen im magnet. Obseryator. auszuführen. 
Eine Bestimmung der absoluten Intensität am 
Not. 17 ergab 1,86725; die Correctiou auf das 
Mittel zweitägiger AUesungen am Bifilar betrag 

— 0,00084, außerdem ist wie oben die Correc- 
tiou — 0,00196 anzubringen, so dafi man erhält: 

1880 Nov. 17—18. T = 1,86445. 

Die Abweichung von den oben angegebenen 
Werthen ist so gering, daß ich es nicht für 
nöthig erachtet habe, diu neues Mittel zu be- 
rechnen. Bei der Ableitung der Yariationsformel 
in § 5 ist der Werth vom Nov. berücksichtigt. 

§ 2. 

Dü benutzten Instrumente und ihre Constanten, 

Die Instrumente sind in den Jahren 1801— 
1866 im Auftrage von Hm 6eh.-Rath Weber 
in der physikalischen Werkstätte von Hm Dr. 
Meyer stein angefertigt, und mit ihnen hat 
gleich nach der Aufstellung Hr Prof. F. Kohl- 
rausch die iu den Gröttinger Nachrichten 1868 
p. 159, 1870 p. 622 ; Pogg. Annal. Bd. 149 p. 174; 
Ergänzungsbd. VI p. 23 veröffentlichten Resul- 
tate erhalten. ÜHmiitelbar vor den Beobacfa- 



141 

tangeu i. J. 1880 sind einige Aeuderuugen an 
den Instramenten angebracht. 

1) Der Hanptmagnet , der ans zwei Halbcy- 
lindern von 477"™ Länge und 25°™ Durchmesser 
besteht und in einer, zum Zweck absoluter De- 
clinationsbestimmuDg mit Glaslinsen verschlos- 
senen, Messinghülse unverrückbar fest einge- 
schlossen ist, wird mit seinem Schiffchen, Tor- 
sionskreis und Spiegel von einem circa 2,8"^ 
langen Kupferdrahte getragen. Das Gewicht des 
Magnetometers ist ungefähr 2200^. Zur Be- 
stimoQung des Trägheitsmoments sind im Jahre 
1879 folgende Einrichtungen getroifen. Auf 
der Messinghülse des Magnets sind 4 Paare von 
punktförmigen Vertiefungen (circa 0,5"™ tief, 
0,3™" breit) so angebracht, daß der Mittelpunkt 
der Verbindungslinie jedes Paares mit dem 
Schwerpunkte des Apparats sehr nahe in derselben 
Yerticalen liegt. Jedes der beiden anzuhängenden 
Gewichte trägt an einem Arme einen kleinen 
Cylinder aus Argentan. Das untere Ende dieses 
C^linders ist konisch zugespitzt, so daß es in 
die Vertiefungen der Messinghülse paßt; auf der 
Mitte der oberen Fläche des Gylinders ist ein 
feiner Punkt markirt. Die Masse der beiden 
Gewichte zusammen ist: 

999844°»»'. 
Der Unterschied in den Massen beider Gewichte 
beträgt nur 2,5"«'. 

Um den bei der Bestimmung des Trägheits- 
moments in Betracht kommenden Abstand der 
beiden Verticaleu von einander zu bestimmen, 
welche durch die Schwerpunkte der eingehäng- 
ten Gewichte gehen, wurde der Magnet in seiner 
Uessinghülse auf einen eisenfreien Comparator 
gelegt, so daß er in derselben Weise unterstützt 
war wie in seinem Schiffchen , dann der hori- 



142 • 

zontale AbstaDd der Punkte auf den Argentan- 
cylindern der eingehängten Gewichte mikrosko- 
pisch genau gemessen und zur Elimination der 
Ezcentricität dieser Punkte (die im Mittel 0,094'°'' 
betrug), nach einer Umdrehung der eingehäng- 
ten Gewichte um 180^ um die yerticale Achse, 
dieselbe Messung wiederholt In dieser Weise 
ergab sich, wenn 
r^ die halbe Distanz der Punkte eines Paares 

bezeichnet : 

rj = 20,485""^ 

r, = 135,015 für Temp. = 4-5« 

r, = 219,836 

r^ = 239,801 

Da die Entfernungen der Punkte auch in ver- 
schiedenen Combinationen unter einander ge- 
messen waren, so konnte aus den sich ergeben- 
den Bedingungsgleichungen der mittlere Fehler 
einer Bestimmung von r^ berechnet werden ; er 

war =0,008"™. Die Werthe von r^ für eine 

andere Temperatur ergeben sich mit Hülfe des 
AusdehnungscoefFicienten von Messing : 0,000018. 

DaA durch das Aufhängen der Gewichte 
keine Verschiebung des Schwerpunktes des 
Magnetometer statt fand, wurde mit Hülfe eines 
seitlich angebrachten und mit Femrohr und 
verticaler Scala beobachteten Spiegels oontrollirt, 
dessen Normale mit der Verbindungslinie der 
Schwerpunkte der eingehängten Gewichte nahezu 
parallel war. 

Zur Bestimmung des Trägheitsmoments wur- 
den die Gewichte in alle 4 Punktpaare gehängt 
und die 4 Schwiugungsdauern in bekannter 
Weise mit Fernrohr-Beobachtung und Scala be- 
stimmt. Die Resultate waren : 



143 



1880 Jali 4. Beob. Ber. Ber.-Beob. 

Temp. = + 18« 20,489 21,0626 21,0542 +0,0017 

185,047 24,9888 24,9357 -0,0081 

219,867 80,8878 80,8914 +0,0042 

239,857 81,8705 81,8708 -0,0002 
Unbelastet 20,8915 

r bedeutet den Abstand der Gewichte von der 
Drehungsachse in mm; (genauer in Einheiten 
k.m) 8. p. 138. 
t die Schwingungsdaner in Secnnden. Die un- 
ter »Ber.« angegebenen Werthe von t sind 
durch streng durchgeführte Ausgleichung nach 
der Methode der kleinsten Quadrate erhalten. 
Ans dön Differenzen >6er.-Beob.« folgt als mitt- 
lerer Fehler einer Schwingungsdaner: (A(t) = 
0,0032 See. Das Resultat der Ausgleichung er- 
gab: 

K = 43544 . 10« für Temp. = + 18® 

und den mittleren Fehler: ^^^^ = 0,00036. 

ÜDgefahr | der Masse des Magnetometers besteht 
ans Stahl, ^ aus Messing, demnach ist der Aus- 
dehnungscoefficient der Gesammtmasse 0,000014 
und es ist für eine Temp. = t 

logK = 10,638923 + 0,000028 {t—18^) 

2) Die zweite Glasse der auszuführenden Be- 
obachtungen, die Ablenkungen einer Magnetna- 
del durch den Hauptmagnet, erfordert eine Trans- 
versallage des letzteren, so daß seine Achse vom 
magnetischen Ost nach West gerichtet ist. 
Um dies zu erreichen, ist im Jahre 1879 fol- 
gende Einrichtung getroffen. An dem Schiff- 
eben des Magnetometer sind, außer dem bei der 
Beobachtung der Schwingungsdauer benutzten 
Spiegel (Nr.l), seitlich zwei andere Spiegel, von 



144 

denen jeder mit Hülfe eines Systems von Ge- 
lenken und Scliranben nm zwei zu einander 
senkrechte Achsen drehbar ist, so angebracht, 
daß die Normalen derselben nahezu rechtwin- 
kelig zur Normale des Spiegels (1) steheu. Femer 
kann einfach durch Drehungen des Magnets um 
seinen Suspensionsdraht erreicht werden, daß 
die Scala des Beobachtungsfernrohrs auch in 
dem einem oder dem andern der seitlichen Spie- 
gel erscheint. Um die rechtwinkelige Stellung 
der Normalen der Spiegel zu einander genau 
zu erreichen, wird das Schiffchen mit einer ge- 
eigneten Vorrichtung auf der Achse eines Theo- 
doliths befestigt, ein Fernrohr mit Scala auf 
den Spiegel (1) eingestellt, dann der Theodolith 
genau um 90^ um seine verticale Achse gedreht 
und an den Correctionsschrauben des betreffen- 
den seitlichen Spiegels so lange corrigirt, bis 
derselbe Sealentheil sichtbar ist wie im Spiegel 
Nr. 1. Sind beide seitlichen Spiegel eingestellt, 
so behalten sie während des ganzen Verlaufs 
der Beobachtungen ihre Lage. Es ist ersichtlich, 
wie mit Hülfe eines so eingerichteten Spiegel- 
systems die magnetische Achse des Magnets ge- 
nau von dem magnetischen Ost nach West ge- 
richtet werden kann. Er muß dann in dieser 
Lage festgehalten werden. Zu dem Zwecke sind 
jetzt zwei, an ihi'em oberen Ende in einer ge- 
eigneten Vorrichtung eingeklemmte und durch 
eisenfreie Bleigewichte gespannte yertical hän- 
gende Eupferdrähte so bäestigt, daß der Magnet 
mit den äußersten Enden seiner Messinghülse 
an ihnen anliegt, wenn derselbe in einer trani- 
versalen Lage sich befindet. Der obere Befesti- 
gungspunkt jeder dieser beiden Drähte ist mit 
Hülfe von Schrauben beweglich aber in jeder 
Stellung fixirbar. Befindet sich z. B, der Magnat, 



145 

der immer im/ir von seinem Snspensionsdrahte 
getragen wird, in der Lage, in welcher sein 
Nordpol nach Osten gerichtet ist, so liegt e(r 
mit dem nordöstlichen und dem südwestlichen 
Bande seiner Hülse an je einem Drahte an nn4 
wird so -am Zurückdrehen in seine natürliche 
Lage gehindert. Hierzu würde allerdings schon 
ein einziger Draht ausreichen, doch könnte die- 
ser, wenn auch nur wenig, den Mittelpunkt des 
Magnets von Norden nach Süden verschieben. 
Dagegen ist bei der Anwendung zweier Drähte 
jede solche seitliche Verschiebung unmöglich, 
und es wird daher der gemessene Abstand der 
Sospensionsdrähte des Hauptma^nets und der 
Ablenknngsnadel durch die Arretirung des Hanpt- 
magnets nicht geändert. Nachdem die Gorrec- 
tionsschrauben an den oberen Befestigungspunk- 
ten der beiden Arretirungsdrähte bei einer trans- 
versalen Lage des Magnets so eingestellt sind, 
daß derselbe ost-westlich hängt, wird er um 180^ 
herumgedreht und es dient dann ein zweites 
Paar eben so eingerichteter gespannter Drähte 
mr Arretirung. 

Die Ablenkunganadel, ein cjlindrischer Magnet 
von 28S™" Länge und 11"*™ Durchmesser, ist mit 
einem Torsionskreise und, nach der jetzigen 
Ebrichtung, mit zwei Spiegeln versehen, deren 
Normalen bei der natürlichen La^e der Nadel 
naeh dem magnetischen Norden nahezu resp. 
naeh dem magnetischen Süden gerichtet sind. 
Bei den Ablenknngsbeobachtungen wird die 
Nadel nach einaixder mit der geeigneten Vor- 
richtung an Drähte gehängt, welche von der 
Decke des Zimmers über den in der Figur mit 
IiII,III,IY bezeichneten Punkten herunterhängen 
nnd zwar so, daß sie sämmtlich in einer magne- 
tischen Meridianebene sich befinden. H bedeutet 



146 

den Mittelpunkt des transversal liegenden Haupt- 
magnets. 

8t A 



Fi] IV ui wr n 



\ 



h 



Von den beiden eisenfreien mit Scalen S^ und 
82 versehenen Fernrohren Fj^ nnd F^ wird das 
erstere zur Beobachtung benutzt, wenn die Na- 
del in III und IV, das zweite wenn sie in I und 
II hängt. Die fünf Drähte in I, II, jGT, III, IV 
sind oben an ein und derselben Messingröbre 
befestigt, die an ihren beiden Enden auf den 
Dachsparren aufliegt, und befinden sich daher 
sehr nahe in ein und derselben Ebene; ihre 
Länge beträgt ungefähr 2,8°^. 

Die Ebene der Drähte muß mit der Ebene 
des magnetischen Meridians zusammenfallen. 
Um dies zu erreichen, wurde die Messingröhre 
so lange seitlich verschoben bis die Nadel in 11 
oder in III, mit Fernrohr und Scala beobachtet 
ihre Richtung nicht änderte, mochte der Haupt- 
magnet sich in H in seiner natürlichen Lage 
befinden oder ganz fortgenommen sein. Der 
geringe Einfiufi des bei dieser Einstellung noch 
übrigbleibenden Fehlers auf das Resultat ist un* 
ten (§ 4) berechnet. Die Abstände der Drähte 
wurden im Laufe des Sommers 1880 an fünf 
verschiedenen Tagen und jedesmal yriederholt 
mit einem 5 Meter langen, in Centimeter ge- 
theilten und mit einem in Millimeter getheilten 
Schlitten versehenen, Holzmaaßstabe gemessen 
und dann nach Yergleichung dieses Maaßstahes 
mit dem Meyer st ein' sehen Messingstabe auf 



147 

Einheiten des letzteren (m . m) (s. oben p. 138) 
reducirt. Das Resultat war in Einheiten (m . m) : 

Abstände : 

(ff, IV) (fl; ni) (H, II) (H, I) 

1999,95 1499,64 1500,18 1999,93 Temp. + lO» 

Das Gesammtmittel aus den vier mittleren Feh- 
lem einer Beobachtung einer dieser vier Größen 
betrug: 0,24™™, der mittlere Fehler der obigen 
Resultate aus 5 Messungen ist daher 0,10™™. 
Bei den Berechnungen sind die Mitte] werthe: 

Temp. + 10^ 
för die kleinere Distanz: 22^ = 1499,91 
für die weitere Distanz: B^ = 1999,94 

benutzt und auf die jedesmalige Temperatur mit 
Hülfe des Ausdehnungscoefficienten der Messing- 
röhre 0,000018 reducirt. Zur Fixirnng der Sca- 
len der Fernröhre jP^ und F^ hängt vor jeder 
Scala unmittelbar vor dem Sealentheil, der sich 
über der Mitte des Fernrohrs befindet, ein 
Coconfaden von der Decke herab, der durch ein 
Messinggewicht gespannt ist. 

Bezeichnen wir auch diese Fäden einfach 
durch jP^ und F^ , so sind die Abstände der 
Scala vom Spiegel : 
(F„ IV) (F„ III) (F„ II) (F„ I) 

4521,4 4021,4 4036,3 4536,1 

in Millimeter (genauer: in Einheiten (m.h), s. 
oben p. 138). Hierin ist schon der Abstand der 
Spiegel der Ablenkungsnadel vom Suspensions- 
drahte (12,9 resp. 13,4™™) und die Dicke der 
Spi^el berücksichtigt. Dagegen ist zu den 
obigen Zahlen noch zu addiren ( — J d -j- *) wenn 
^ die Dicke einer noch zwischen Spiegel und 
Scala eingeschalteten planparallelen Glasplatte 
bedeutet und « den bei jeder Beobachtung zu 



148 

prüfenden Abstand des Senkels von der Scala 
bezeichnet, der nnr Brachtheile eines Millime* 
ters beträgt. 

Der TorsioQSCoefiicienl^des Drahtes des Hanpt- 
magnets ergab sich aus 19 einzelnen Bestimmun- 
gen zu 

6 = 0,01042 

derjenige der 4 Drähte der Ablenknngsnadel in 
Mittel zu: 

& = 0,00132 

Von diesem Mittel weicht & für die einzelnen 
Drähte nur um 0,00002 ab. 

— Die Variationsinstrumente sind in den 
westlichen Räumen der Sternwarte aufgestellt; 
mit Hülfe eines Glockenzuges können vom mag- 
netischen Observatorium Signale gegeben werden 
zum Zweck genau gleichzeitiger Beobachtungen. 

Bezeichnet : 

I. die Mitte des Magnets im Bifilar. 

L* die Mitte der Hülfsnadel. 
IL die Mitte des Variationsmagnetometer. 
III. die Mitte des Hauptmagnets im magnei 
Observatorium, und sind x, y, e die entsprechen- 
den Goordinaten dieser Punkte in Metern {x po- 
sitiv nach Süden, y positiv nach Westen, z po- 
sitiv zum Zenith), so ist für: 





I. 


I* 


II. 


m. 


flj s= - 


-3,4 - 


-3,4 


16,6 


— 23.6 


y = - 


h6,7 H 


h6,7 


+ 4,8 


+ 69,2 


S = 


hi,7 H 


-0,5 


-- 0,8 


- 2.2 



[Der Nullpunkt des Goordinatensystems (s.6aüt, 
Result. 1840 p.32. Gauß Werke Bd. V p.433) 
fällt zusammen mit dem Punkte, in welchem 
eine durch die Mitte des Reichenbach'schen Me- 
ridiankreises gezogene Verticale den Fußboden 
der Sternwarte schneidet]. 



149 

Nach Bestimmungen vätn März 1880 beträgt 
die Aenderang um einen Sctilentheil am Bifilar- 
magnetometer in Theilen der ganzen Intensität 

0,0000931 , 
der Winkel zwischen der Verbindnngslinie der 
nnteren Drahtenden des Biiilar and der der 
oberen Drahtenden 48<^ 88S6, 
der Bogen- Werth eines Scalentheils für die nnter 
45^ gegen den Meridian gerichtete Hälfsn'adel 
des Bifilars 22",065 

und far das Variationsmagnetometer 20",073. 
Das Bifilar ist identisch mit dem von 6 a u ß 
benutzten Instrumente (Gewicht des Magnets 
11870«^). 

Die von Herrn Geh.-Rath W. W e b e r abgeleitete 
Formel zur Berechnung der Intensitätsänderung 
(s. Gottinger Abhandlungen. Bd. VI. 1855) er- 
halt hiemach in unserm Falle die Gestalt: 

10«^= 88(r5+50(iri7— 2.1,067dTr) 

worin iB^ iXJ.iW die Zunahmen der Scalenable- 
Bungen am Bifilar resp. am Magnetometer resp. 
an der Hül&nadel bedeuten. Bezeichnet femer 
iB* diejenige Aenderung am Bifilar, die einge- 
treten sein würde , wenn das magnetische Mo- 
ment des Magnets ungeändert geblieben wäre, 
80 folgt aus der obigen Formel : 

iW = dB 4- 0,568 [dV— 2 . 1,067 cTTf ). 
Als Variationsmagnetometer diente ein älteres 
schon von Gauß benutztes Instrument, das jetzt 
zum Inyentar des Physikalischen Instituts ge- 
hört, aber von Herrn Prof. Biecke für diese 
Beobachtungen gütigst geliehen ist. Es stimmt 
aberein mit dem in den Result. 1836 auf Taf. X 
abgebildeten Instrumente, nur ist die Suspen- 
sionsvorrichtung und die Befestigung des Spie- 
gels geändert (Gewicht des Magnets 1520^). 

12 



ISO 
§ 3. 

JBeüpiel emwr BtobaeMung. 

Um die Art und die Reihenfolge, in welcher 
die Beobachtungen für eine absolute Bestimmung 
angestellt wurden, zu erläutern, möge ein yoU- 
ständiges Beispiel einer Beobachtung folgen. 
(Siehe Tab. HL). 

Die angegebenen VI Elongationszeiten sind 
aus je 8 Beobachtungen der Momente aufeinander- 
folgender Durchgänge des schwingenden Haupt- 
magnets durch die Ruhelage berechnet. Die 
Reduction auf T^ ist durch Hinzufügung von: 

dT 

ausgeführt, die Reduction auf kleine Bogen 
beträgt : 

— t — ; r = 4083,6 

schließlich die Reduction auf Secunden mittlerer 
Zeit: 

86400 

wenn 8 = der Anzahl Secunden ist, um welche 
die Uhr in 24^ voraneilt. 

Während der Beobachtungen unter (2) der 
Tcibdle III wurde das Yariationsmagnetometer 
genau gleichzeitig mit den Ablesungen an der 
Ablenkungsnadel beobachtet, um diese Ablesun- 
gen von einer der Zeit nicht proportionalen 
Aenderung der Declination befreien zu können. 
Das Bifilar wurde während der Zeit beobachtet, 
die zur Umhängung der Ablenkungsnadel auge- 
wandt wurde; die Werthe von dT für die zwi- 
schenliegenden Zeiten sind interpolirt. 



J 



151 

Ans der hier genügend genauen Gleichung 

für die Ruhelage der Ablenkungsnadel 

M 
T(\ +;^)sin9 = ^-jcosy 

wo R den Abstand vom Hauptmagnet bedeutet, 
leitet man ab, daß die Beduction des Standes 
der Nadel auf T^, in Scalentheilen ausgedrückt, 
beträgt: 

dT 

± r sin 2qp — 

+ wenn die Nadel auf wachsende, — wenn sie 
auf abnehmende Zahlen abgelenkt ist (r ist = 
dem Abstände: Scala- Spiegel). Analog erhält 
man für die Reduction auf gleiche Declination 

T 

-^cosy*.<l?7 

T 

wo r' = 4696,6 gleich dem Abstände: Scala- 
Spiegel für das Variationsmaguetometer ist. Die 
Rechnung ergiebt: 

f 
Nadel in rsiii29) — cosy* 

I 317 0,97 

n 672 0,86 

m 660 0,85 

IV 314 0,96 

Wie aus der Tabelle III hervorgeht, ist bei 
der Reduct. auf Dq jedesmal der Stand für die 
mittlere Beobachtung z. B. zu den Zeiten 9^6^ 55 ; 
9^19*55 als Nullpunkt angenommen. — Die 
Correctionen wegen Scalenfebler haben sich aus 
der Vergleich ung der Scalen mit dem Messing- 
maaßstab (h . m) ergeben. 
Wq ist der Sealentheil, der sich über der Mitte 

12 * 



152 

des Fernrohrs befindet, und vor dem das 

Senkel herunterhängt. Wenn ^"T - von n^ 

verschieden ist, lautet die genaue Formel zur 
Beduction auf die Tangente des doppelten 
Ablenkungswinkel tfx 

2rtang29) - (n^ -n,)-/ -^-^ - nA -^^ 

= (Wi — n^) + »Reduct. auf gl. + Ablenkg.« 

Aus den beiden Werthen von n^ — Wj für 
»Nadel in Ic ist schlieftlich das Mittel genom- 
men, ebenso aus den beiden für »Nadel in IL« 

§ 4. 

Constante Iruirumental'Fehler» 

Da bei den Ablenkungsbeobachtungen die 
Bedingungen, welche für die Lage der beiden 
Magnete, des Hauptmagnets und der Ablenkungs- 
nadel, von der Theorie vorgeschrieben sind, in 
der Praxis nicht leicht vollständig streng erfüllt 
werden können, so muß der Einfluß, welchen 
die fehlerhaften Lagen der Magnete auf das 
Resultat haben, geprüft werden. Sei: 
X = dem Winkel zwischen dem magnetischen 
Meridiane und der Ebene, in welcher die 
Suspensionsdrähte sich befinden. 
d zss der Neigung der Verbindungslinie der 
Mittelpunkte beider Magnete gegen die Hori- 
zontalebene. 
Sei ferner der Winkel, welchen die magne- 
tische Achse des in die transversale Lage ge- 
drehten Hauptmagnets (und zwar ihre positive 
dem Nordpole zugewandte Richtung) mit dem 
magnetischen Meridian bildet, gleich: 



153 



-— «1 wenn sein Nordpol im Osten, 
z 

5" — «g wenn sein Nordpol im Westen sich be- 
findet , 

so besteht, wie aas dem Potential der Wechsel- 
wirkung zweier Magnete abgeleitet werden kann, 
statt der Gleichung (2) auf p. 135, die genauere : 

(l+^)tang9.(l + C') = J/l_^\ 

worin 
(? = 

('i+*,)tang»+3x«+|(«i-*,)x-H(«!+«l)+f'" 
ist Da in erster Annäherung 

2rtang9 = --y-^ 

gesetzt werden kann, so giebt der Werth 
2r tang tp,C* die Scalentheile an, deren Vernach- 
lässigung bei den Ablenkungsbeobachtungen den- 
selben EinfluA auf das Resultat hat, wie die 
Vernachlässigung von C. — Bei einer Verschie- 
bung des einen Endes der die Aufhängungsdrähte 
der Instrumente tragenden Messingröhre um 5™° 
konnte noch deutlich eine Ablenbing der Nadel 
in n oder in III durch den Hauptmagnet be- 
merkt werden (s. p. 146). Angenommen jedoch, 
die Einstellung der Röhre sei um 10™^ unrich- 
tig, so wurde, da die Röhre n^e 5000"™ lang 
ist, für X ein Werth von circa T sich ergeben, 
in C* also 

7 

einzusetzen sein. Wenn ferner die Nadel in II 



154 

oder III. 5""* tiefer hängt als der Hauptmagnet, 
so ist: 

1500 

nnd wenn bei der transversalen Lage des Mag- 
nets in den seitlichen Spiegeln ein um 20 Sca- 
lentheile von der Rnhelage verschiedener Theil- 
striche erscheint (s. p. 144), so wird : 

^1 - - *2 - 2 4Ö84 

Bei den Beobachtungen haben rf, €^, s^ niemals 
diese Größe gehabt, kaum die Hälfte derselben 
ejrreicht. 

Nach Einsetzung dieser Werthe erhält man aus 

2rtangy.C' = 

2rtangy.C" =ä 

= +0,008+0,010 +0,002 +0,011 

C kann also unbedenklich vernachlässigt werden. 
— Die Excentricität jedes der beiden be- 
nutzten Magnete d. i. der horizontale Abstand 
des magnetischen Mittelpunktes von dem ver- 
längerten Suspensionsdrahte wird durch die Be- 
obachtungen in den verschiedenen Lagen elimi- 
nirt. Gleichwohl fordert die regelmäßige Diffe- 
renz zwischen yu und (pui resp. zwischen yi und 
yiv (s. Tab. I) auf, die Excentricität e der Ab- 
lenkungsnadel zu berechnen. Aus den hier 
genügend genauen Gleichungen 

C C 

tangyn=v^~;^-,, *«'°g*'ni= Tg^-p, G = Const. 

und analogen für ifi nnd ifn erhält man: 



155 



wenn: 



c = a'd' = a''&* (in ™») 
1500 .. . 2000 



— a" = 4 

-.8 



206264,8sin29>in 206264,8sin29)iy 

ist. Die Rechnung #rgiebt : 





« in 


mm 








atn; 


ans: 








^n.^n 


^1 U.^iv 


Mittel 


Temp. 


April 9. 


0,84 


0,74 


0,89 H 


h 6,6 


> 18. 


1,23 


1,28 


1,25 


- 15,0 


Aug. 10. 


1,63 


1,52 


1,57 


- 18,0 


Oct. 20. 


1,76 


2,51 


2,03 


- 10,0 


» 21. 


1,91 


2,83 


2,32 


- 9,5 


> 22. 


1,98 


1,43 


1,72 


- 8,0 



Es scheint daraus hervarzngehen , daß diese Ex- 
centricität, deren geringer Werth übrigens bei 
einem Magnet von 232™™ Länge sehr glaublich 
ist, mit der Zeit zugenommen oder mit der 
Temp. sich geändert hat. 

§ 5. 
Oenauere Fortntl. 

Es bleibt ferner noch zu prüfen, um wie 
viel der ans den Gleichungen (2) § 1 : 



(2) (l + *)tangy, = 



2'i W Kl 



in der auf p. 135 angegebenen Weise berechnete 
Werth Tj von dem genaueren T* abweicht, 
der ans 

für V = 1 ; 2 abgeleitet wird. Zwischen den 



156 

Werthen: M*, T*, tu deaen aaeh O* gehört, 
nnd den Werthen : Jlf^, T^ besteht ferner die 
Beziehm^ : 

(3) M^T^ r^ M* T*. 

ADS (2) folgt: 

(l + *)|Bjtangy,-iJ5taMgy,} «^(Ej-iit) 

aus (2*) dagegen: 

(l + *){Bjtaiig9),-iJ^.tangy,| = 

es ist daher mit Räcksicht anf (S): 

Die GröBen G* und Cj hängen von der Ver- 
theilnng der magnetiscben Massen in den be- 
natzten Magneten ab. Bedeutet nämlich : 
2L den gegenseitigen Abstand der beiden Punkte 
im Hauptmagnet, in denen magnetische Massen 
concentrirt gedacht werden können, so dat 
deren Wirkung auf die Hülfsnadel gleich ist 
derjenigen des Magnets, und bezeichnet: 
21 das analoge für di^ Hülfsnadel, so ist: 

0* = fL«-6;iS Ol = — vL*+VL'>t«-i^* 

[s. die Abhandlung von Herrn Prof. Riecke: 
Zur Lehre von den Polen eines Stabmagnetes. 
Wiedem. Annal. Bd. VIU. p. 324. (1879)]. 

An Stelle von C* können wir den aus den 
Beobachtungen entnommenen Mittelwerth : 

C = 8357 (Tab. IL) 
annehmen. Da augenblicklich noch keine Eiu- 
richtungen getroffpj^ sjo4) tim die AblenkKDgea 



157 

aneh nach dem »modus primus« entsprechend 
genan ftoszufahren, so ist nur eine angenäherte 
Bestimmung von L und X möglich. Man nimmt 
in der Regel an, daß das Doppelte dieser Grö- 
ßen gleich 0,85 mal der Länge des Magnets ist ; 
die nach dieser Annahme Berechneten Größen 
seien mit L' und l^ bezeichnet, dann ist: 

477 2^2 

L' = 0,86 . 4- = 203»» ; i' = 0,86 . "^ = 99»» 

Ab die wahrscheinlichsten Werthe von L und l 
mögen dann diejenigen angesehen werden, welche 
sich aus den Gleichungen 

8357 = IL« — 6i« 

L == L'+«; l = A'+«i; <*+«f = Minimum 
ergeben, nämlich: L «== 204 Jl »= 95 
Dann wird : C^ = 39815 . 10* 

und: J» = T^+jT^-^*- = ^1+0,00041 

wenn T^ = 1,863 ; R^ = 15P0 ; Ä, = 2000 ist. 

Es würde aber wohl kaum thunlich sein, auch 
abgesehen von der jetzt noch in L und X lie- 
genden Unsicherheit, die^ Gorrection an T an- 
zubringen, da die Ungenauigkeit der Ablenkungs- 
beobachtungen einen doppelt so großen mittle- 
ren Fdiiler einer Bestimmung von T, nämlich : 
+ 0,00088 (s. unten p. 160) verursacht. 

§ 6. 

MiiÜerer FehUr. 

Den Einfluß der mittleren Fehler der beob- 
achteten Größen auf das Resultat habe ich nach 



158 

der Methode der kleinsten Quadrate bestimmt. 
Wenn wir dnrch (M{g) den mittleren Fehler einer 
Größe g bezeichnen und : 

M 
MT= a; - = b 

setzen, so ist: 

b' T* ^ a* "^6« 

Unter der Annahme, daß: 

oft _ B* . . 2 1 Jf. 

Ö6 1 Bl 



9^1 P* — 1 C08*^j 



; tgV»„=(l+6)i«?, 



*) Die Bedingung des Minimum von jz — I + |s— -I 



159 

Für die Mittelwerthe : 

tfß^ = 2« 0' R^ = 1500 
^, = 4^44' R, = 2000 

erhält man: 

10«^*) = 18 f*\R) + 0,106f*^») 

worin fk(R) in Millimeter, ji»(y) in Bogensecunden 
einzusetzen ist. 

Wie auf p, 136 angegeben ist, wurden bei 
jeder Bobachtungsreihe zwei der Winkel 9 je 
zweimal beobachtet. Die Differenzen, um welche 
die zwei Werthe desselben (p von einander ab- 
wichen, waren, in Scalentbeilen aus gedruckt: 

April 9. T'-T April 18. r*-? Aug. 10. t'-t 

2(yWfm)= -0,03 .Q. -0,56 ,Q„ +0,94 .^7 
^^tf-9iy)^ -0.21. +"'* -0,26 +*^^ +0,18 ^"'' 

Octob.20. f'-T Oct.21. f'-T Cot. 22. t'-i 
a(f 'i -^Pi ) « +0,62 "^^'^ -0,18 '♦"^'^ —0,82 ^"'' 

WO y' immer den zweiten der erhaltenen Werthe 
und («^^ir) die Temperaturdifferenz in Graden 
bedeutet. 

Der Mittelwerth ist: 

2(9'— y) « 0,34; 9'—q> — 0,17 

Darnach ist der mittlere Fehler einer Beobach- 
tung Ton ip : 

Ky) — ^jü = 0,12 in Seal. = 2",9. 

all Fonotion von ^ führt, unter der Annahme, dt£ man 
lor coeVi ^ivd oosV» einen gemeintamen Mittelwerth 
setzen kann, auf die Gleiohang: h = 3^*®— 6^®— 2 = 0; 
för e = ß* = 1,818896 ist h = +0,00006 ; NäherungB- 
werthe von p* sind: |, ||, tj. S. Qoldschmidt, 
BemHate d, magnet. Vereins, eöttingen 1840. p. 180. 



160 

Dieser Werth würde sich allerdings noch etwas 
ändern, wenn er von der, in Folge der Tempe- 
ratnrandenmg eingetretenen, Abnahme des mag- 
netischen Moments des Hanptmagnets befreit 
würde. Es ist ferner oben schon angegeben 

KiJ) = 0,10«^ p. 147. 

^ = 0,00036 p. 143. 

fk{t) = 0,003 See. p. 143. 

Mach dem Einsetzen dieser Werthe in die obi- 
gen Grieichnngen erhält man: 

106 ^ = 1,069 10« ^ =r 0,212 



— 0,00057 fä(T) = 0,00104 



nnd zwar ist der Beitrag zn f^7), der von den 
Fehlem in R nnd K herrührt nnd also als oon* 
stanter Fehler zn bezeichnen ist, gleich : 0^00043. 
Ans den bei jeder Beobachtung ermitteltgp 6ro* 
Ben g> nnd t allein ergiebt sich für 2* der 
mittlere Fehler zn 0,00092, der sieh wieder 
aus den von fk(y) herrührenden Betrage : 0,00088 
nnd dem ans fKO folgenden : 0,00027 zusammen- 
setzt« 

Man erkennt hieraus, dafi die Fehler beiden 
Ablenkungsbeobachtungen (qi) einen 3 — 4 mal 
größeren Beitrag ergeben als diejenigen der 
Schwingungsdauer. Aus dem Gründe wurden 
aueh bei einer Beobachtnngsreihe nicht die Be- 
stimmung der letzteren Qröße, sondern die Ab- 
lenkungen wiederholt Aus den Besnltaten von 
Oct.20j 21^ 22 würde sich eine mittlere Abweichung 
von nur 0,00021 ergeben an Stelle des theoretisdi 



161 

berechneten Weirtlies 0,00092, man wird daher 
eine solche üebereinstimmnng nicht immer er^ 
warten können. 

Etwaiger Loealeinfit^ß. 

Schließlich muß noch die Größe des Lo- 
cal-Einflusses berechnet werden, welcher von 
einer eisernen Gasrohrleitung herrfihrt, die im 
Jahre 1873, an dem magnetischen Observatorium 
vorbeifiihrend , gelegt ist. Diese Leitung liegt 
in der Richtung von Ost nach West, und zwar 
80, daß der Abstand von der Mitte des Haupt- 
magnets (£), der im Süden der Leitung sich 
befindet, bis zum nächsten Punkte (Ä) der 
Leitung 6,4^^ beträgt. Die Rohren sind aus 
Gußeisen; jede, 2^ lang? hat einen inneren 
Durchmesser von 45™^ und eine Wanddicke von 
S^. Man wird annehmen können, daß die Röh- 
ren keinen permanenten Magnetismus besaßen, 
ehe sie gelegt wurden , daß sie also nur durch 
lie InductionsWirkung der Erde magnetisirt sind, 
um daher den Einfluß dieser Leitung zu prüfen^ 
wurde eine solche, von der städtischen Gasan- 
stalt geliehene, Rohre, in einer Entfernung 
von 1,5" von H so hingelegt, daß die Ver- 
bindungslinie zwischen H und der Mitte der 
Bohre horizontal war und mit der Richtung; 
des magnetischen Meridians übereinstimmte, daß 
femer die Richtung der Längsachse der Röhre 
ost-weatlich war. Es wurde dann der Haupt- 
magnet um 7,22 Scalth. auf wachsende Zahlen 
abgelenkt; der Werth ist das Mittel aus 8 Be- 
ol^chtungen. Wenn dagegen die Röhre an der 
Stelle auf die Erde gelegt wurde , unter der die 
Leitung sich befindet, so war keine Aendemng 
der Ruhelage mit Sicherheit zu bemerken. 



162 

Sei nan m das Moment eines kleinen Magnets, 
A^t in der Mitte der Röfare sich befindet, dessen 
Achse ferner dieselbe Richtung hat wie die der 
Bohre, also ostwestlich ist^ und der dann auf H 
dieselbe Wirkung in der Entfernung Ton 1,5°^ 
ausübt, wie die Söhre, so ergiebt sich aus der 
folgenden Formel 

^n 7,22 . 25, 255 

r = 1500 
ist, die Große m = 1371 . 10* 

In der obigen Gleichung haben die Größen 
dieselbe Bedeutung wie bei Gauß (Resultate 
aus d. Beobb. d» magnet. Vereins. Göttingen 
1840 p. 30, 31. Gauß Werke Bd. V p. 428); 
nämlich es bezeichnet D die Declination, r die 
Entfernung der Mitte eines Magnets von dem 
Paukte, für den die Wirkung desselben berechnet 
werden soll, T die absolute Intensität. 

Würde dieser Magnet im Punkte A der 
Böhrenleitung mit ost-westlich gerichteter Achse 
sieh befinden, so würde er eine Declinationsän- 
derung dD hervorrufen, die aus 

dD = — — , cos 2); . r, = 6400 
Tri 

gleich —0,22 in Scalth. folgt. Der kleine Magnet 
ersetzt die dem Punkte H nächste Röhre, deren 
Mitte wir in A annehmen. Bezeichnen wir 



163 

dieBe Röhre mit 1, jede der beiden in der Bich- 
tnng nach Osten and nach Westen lienachbar- 
ten mit Nr. 2 u. s. w. so wird die Declinations* 
ändening dD^ und die Inten&itätsändemng dT ,, 

welche dnrch die vte nach Westen hin folgende 
Bohre hervorgerufen werden, mit Hülfe der Glei-' 
chungen 



^^r = ^1 (3cosV^8inflf^8in(g^~D)-.cosZ)) 

^^V m 

T ^ TV» CScosY^singf^cosfer^— Z))-sinD) 

ermittelt und die analogen von der Einwirkung 
der yten nach Osten hin folgenden Bohre her-, 
rührenden Größen aus den Formeln: 

^^p = ^sl 3coBV^8insf>n(D+flf^)— cos2)| 



¥ m 



r-= ^-j|-3cosY^8in^^cos(D+^J -sinDj 

abgeleitet, in denen: j' — 2, 3, 4 . . . zu seteen 

wt und 

^*-^!+4(i'-l)«; tang(y^= fcl^ 
^ = 6400 sin/"^ = sin/*iC0S5r 



Di» Leitung liegt 1,9" tiefer als H und die bo- 
riswntale Entfernung der Leitung von H beträgt 

* 
Man erhält aus den obigen Gleichuugen: 



164 



i 

3 
4 
5 
6 



dD^ in Scalenth. 



Bebra 
-0,22 



10« 



m 



—0,18 
—0,07 
+0,00 
—0,02 
—0,03 



—0,11 
+0,01 
--0,02 
—0,06 
--0,05 



WMtlkan OorfEito 
Bohre 
—7 
4-15 —22 



-1-20 
--16 
+10 

4- 7 



—23 
-15 

— 8 

— 3 



Die Summen: 



dB— — 0,39 Scalenth. dT= — 0,000011; T 

können mii grofter Annähemng als die Gesanimt- 
virknng der Leitnng angesehen weii:'den. Der 
EinflnB anf T ist eine zu vernachlässigende 
OröAe, sie wird sogar übertroffen von der Ein- 
wirkung des Bifilarmagnetometer in der Stern- 
warte (s. die Goordinaten p. 148). Diese Ein> 
Wirkung betrng 1840 (s. Besolt. 1840 p. 83. 
Ganß Werke V. p.433) +0,0000132. T und 
ist jetzt vielleicht nur um ein Geringes kleiner in 
Folge einer etwaigen Abnahme des Montonts f9r 
den Magnet im Bifilar. 

§ 8. 

Saeeularvariation der Intensität. 

Die ersten Bestimmungen der Intensität, 
welche &anß i. J. 1832 anstellte (s. Gaut 
Werke Bd. Y. p. 115) sind in den Banmeor der 
hiesigen Sternwarte ausgeführt. Die spateres 
in eisenfreien Gebäuden in Göttingen von ver- 
schiedenen Beobachtern erhaltenen Resultate sind 
folgende : 



165 



^»/•. a_>^MS_'«J • >mt Jk, , \, ^m .» ^ , . f 



.V- 






i 



T 



r 

II II / 1 t l<M »^ i 'l « n..i 1.-» »« 



]]i6i^4 JaH 19 
B 1889 Septbr. 10 
in[]!840 Septbr: 10 
Ff 1841 Mi: 1 

y 185S Jdi 29 
i\ 16^7 Juli 9' 



vn 



vm 



1869 Aug. 18 

kxi%* 21 
2db 

1880 AjM 10-18 
Aug. 10*14 
Oct. 20-24 

NöV. 17-18 



1,77480 
1,78200 
1,78178 
t,7d^7 
1,80145 
1,84121 

1,8896 

l,6a87 

1,86920 

1^86821 

1,86868 
i,86d22 
1,86847 
136446 



Ganß 

Gtrixliclibiidt 

Goldschmidt 

Goldyciin^iub 

W. W^Ber 

F. Eo&lräasch 

F« Eohhvasch 
F. £^ohlraydi 
K. Schering 

»» 1» 

>» I» 
»» » 

1» »» 
E.Sob.u.H6tm 



Resalt 1840 
p. 1&6 



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GöttAbh'.VL 
1866 p. 28 
Gött.lNachr, 
1868 p. 169 
ISet^' p. 36 



)i 



» 



Nr. II ist redixoirt auf mittl. Intensität am 31. 
Aug. 1839 aas A'blesnngea am Biiilar. 

IV) Mittel aas 4Werthen vomJttliSl bib Aög. 1. 
Redacirt aaf Mittel von 2 Tagen am Bifilar. 

V) Mittel aHis 1>2' WertBen, refl. aal^tägesmittel 
am Bifilar (Jalj 28 bis Jali 30). 

VI) Mittel aas 2' Bestimmungen , im Zwischen- 
räume von etwa 14 Tagen red. auf dtägiges 
Mittel am Bifilar. 

VII) Aoier den beiden* absolut^ii Beobb. sind 
noch mehrere vergleichend^ ausgeführt: Aug. 
17. 6»»: 1,8420'; Aug. 17. 23»^ : r,8»98r A^g^. 

13 



166 

19. 21>': 1,8393; Ang. 20. 12»»: 1,8882; Aug. 
22. 23*^: 1,8410; Aug. 23. 20»^: 1,8404. Diese 
Werthe verdanke ich einer gütigen schriftli- 
chen Mittheilung des Herrn Prof. F. Kohl- 
. rausch mit dem Bemerken: 

»Die Zahlen lauten ein wenig anders als die 
»gedruckten, weil letztere sich nur auf diejeni- 
»gen Zeiten beziehen, welche für die abs. Wi- 
»derstandsbestimmung gebraucht wurden , die 
»umstehenden aber auf die ganze Zeit, während 
» welcher die Yariat. - Instrumente beo bachtet 
»wurden. Aug. 19. ll'^ V. und Aug. 22. 11^ V. 
»wurden abs. Bestimmungen gemacht, an welche 
»sich die anderen Beobachtungen ansch]ipßen.€ 

VIII) sind die Werthe auf Tabelle II (mit Aus- 
Schluß der mit * versehenen) und der Werth 
vom Not. auf p. 140, nach Berücksichtigmig 
der Correction: —0,00196 (pag. 140). 

Die Resultate I — IV sind mit denselben Instru- 
menten im magnetischen Observatorium erhalten 
r4pfiindige Magnete); es ist jedoch der Einfluß 
der Inductionswirkung des Erdmagnetismus auf 
den Hauptmagnet noch nicht berücksichtigt. Für 
einen der damals von Goldschmidt benutzten 
Magnete, die jetzt im Physik. Institute sich be- 
finden, habe ich jenen GoeMcienten bestimmt 
und für die Großem (s. p. 187) erhalten 

1881 Jan. 4. w = 630770. 

Unter Annahme des Mittelwerths der in den 

Besult. 1840 p. 153 angegebenen Momente und 

des Mittelwerths von T für 1834-1841 ergiebt 

mT 
sich -zrf asa 0,00149; daher ist von jedem der 

Besultate unter I bis IV die Größe 



167 

mT* 
i ^- = 0,00133 

abzuziehen. 

(Die von Herrn Geh. Rath W.Weber in den 
Gott. Abb. Bd. VI. p. 29 an den Werthen I bis 
IV angebrachte Correction beruht auf der »Au- 
fnahme, daß der Stahl der zu den früheren 
»Messungen gebrachten Ablenkungsstäbe, in Be- 
»ziehung auf beharrlichen und veränderlichen 
»Magnetismus, von dem Stahl der zaletzt ge- 
»brauchten Ablenknngsstäbe nicht wesentlich 
»verschieden sei«). 

Das Resultat Nr. V ist aus Beobachtungen 
in einem eisenfreien Pavillon im Garten des 
Physik. Instituts, das innerhalb der Stadt ge- 
legen ist, abgeleitet (Gewicht jedes der benutz- 
ten Magnete: 151«'). Im J. 1870 verglich Herr 
Prof. F. Kohlrauch (s. Gott. Nachr. 1871 
p. 54) mit dem compensirten Magnetometer die 
Intensität (Tm) im magn. Observat, der Stern- 
warte mit derjenigen (Tp) im eisenfreien Pavil- 
lon des Instituts und fand : 

(1870) ^ = 1,0036 

J-m 

Vor kurzer Zeit habe ich solche Beobachtung 
wiederholt und es ergab sich: 

1880 Novbr. 15 ^' = 1,0056 | 



■m 



Unter der etwas unsicheren Annahme, daß 
der Mittel werth: 1,0046 auch für das Jahr 1853 

T 

das Verhältniß -^ angäbe, wurde der Werth 

Nr. V auf das magnet. Observator. reducirt, 
sich in: 

Nr. (V*) 1,79316 
verwandeln. 



168 

lieber die bei den Beobb. VI — VIII ange- 
wandten Instrumente (Oewicbt des Hanptmag- 
nets 21008^) ist in § 2 das ^öthige gesagt. 

Trägt mau die Werthe Fon T als Ordinaten 
in eine Tafel ein, deren zugehörigen Abseilen 
durch die Werthe der JZeit t gegeben sind, so 
ist sofort zu erkennen, daß die jährliche Aende- 
rung während der Jahre 1834—1841, sowie 
während 1867 — 1880 geringer war als in dem 
zwischenliegenden Zeiträume. Dies führt auf 
pj^e Darstellung durch eiffe periodische Func- 
tion z. B. von der Form: 

«, ' ^ . . 2fi(t— ft) 
T« y^+asin > ^ 

wo Tq, i», &, 5r zu bestimmei^de Gonstantef) sind. 

Legjt man eine Sinusljj[iie durph folgende 
vjiör Pun^fie: 

1) durch das Mittel der Resultate unter VIII. 

2) durch das Mittel ans VI und demMittel- 
werthe der Resultate unter VII. 

3) durch das Mittel aus ü, III, IV (nach 
Subtraction von: 0,00133). 

4) durch I (nach Su^raction yqu: 0,00133), 
so erhält man: 

To= 1,82200 b = 1860,63 

a = 0,054.86 % = 148,50 JaJ^re. 

Die so erhaltene Curve ist auf der beig^efögtßn 
Tafel constiruirt; die beobacj|fteten Werthe smd 
dprch ein x b^^ichn^t. 

Der Vergleich zwischen Beobachtung und 
Rechnung ergiebt: 



169 





t 


Tbeob. 


Thtif.- Tbeob. 


I 


1834,54 


1,77347 


0,00046 


n 


1839,69 


1,78067 


0,00116 


Ul 


1840,69 


1,78040 


+ 0,00061 


^ 


1841,58 


1,78344 


— 0,00102 


¥ 


1853,57 


1,80145 


+ .0,00440 


VI 


1867,52 


1,84121 


0,00344 


VII 


1869,63 


1,83990 


+ 0,00249 


YIII 


1880,64 


1,86357 


— .0,00054 



Weun ,dfif Werth von T auch jepseits des 
Zeitraumes, innerhalb jdessen die Beobachtungen 
liegen, dur,ch die obige Formel gegebei^ wird, so 
hsSt die Ifitensitat i. J. 1823,5 den kleinsten 
Werth 1,7^71 gehabt und wir* 1897,8 ihr Maxi- 
mam 1,870 erreichen. 

— Für eine Sinuslinie dagegen, weiche durch 
die Punkte 1) 2) 3) wie vorher, ferner 

4) durch den ^ett^ Nr. V* 

gelegt wird und dann an alle 8 Beobb. (aber V'*', 
statt Y) nach der Methode dpr kleinsten Qua- 
drate ia)gßfchlofii3en wjr,d, erhält müj^ ^ie Constasr 
ten: 

T* =^ 1,82264 b* = 1862,^2 

t^ ^ 0,04284 S* = 88,48 Jahre. 

Die mit diesen .Co^stfi^ten berechneten W|9rt}]ue 
von T er^ß})w folgende Differenzen zmigokßiL 
Baobachtnng und Rechnung: 





l'tier.-beob. 




Thw.-. 


beob. 


I 


+ 0,01049 
— 0,00074 


V« 


+ 


OA 


IQ?08 


s 


VI 




oA 


10482 


— 0,00060 


VIT 


+ 


oA 


K)239 


IV 


- 0,00857 


V«I 




0,Q0081 



170 



T a b e 1. 



"1880 I Temp. 



yn ym yi^iT 



April 6 

9k 12h 



+10,0 



April 9 
19^ 80 ~ 

22^ Bdm 



April 18 

-91»- iah 



+ 6,6 



+ 16,0 



Attgf. 10 
9^-1 ih 



+ 18,0 



Aug. 11 

8h80itt-Uh 



+19,0 



Aug. 12 
9h-llh30» 



+20,0 



Octb. 20 
8h 80»- 
10h 30» 



Octb. 21 

9h dOm— 
11h 30in 



Ootb. 22 

8h - 10h 



+ 10,0 



+ 9,6 



+ 8,0 



ü 
W 
B 



V 
W 
B 



ü 
W 
B 



U 
W 
B 



V 
W 
B 



ü 
W 
B 



U 

w 

B 



U 

w 

B 



786 
523 

495 



767 
492 
470 



800 
588 
860 



792 
578 
350 



795 
575 
850 



818 
682 
899 



843 
644 
889 



820 
642 
405 



4«» 43' lü'',0 

4 48 44 ,8 

1 59 52 ,1 

2 9 ,9 

4 44 37 ,6 

4 48 88 ,6 

2 26 ,0 

2 10 ,3 

4 48 58 ,5 

4 4:^ 38 ,5 

2 4 ,1 

1 59 36 ,8 

4 48 8 ,7 

4 41 15 ,8 

1 59 48 ,8 

1 59 16 ,2 

4 44 87 ,9 

4 41 20 ,0 

2 7 ,0 
1 58 38 ,0 

4 43 86 ,2 

4 42 38 ,8 

1 59 40 ,0 

1 58 50 ,7 

4 44 19 ,8 

4 42 20 ,4 

2 28 ,7 

1 59 29 ,6 

4 44 48 ,4 

4 42 89 ,6 

2 84 ,4 

1 59 38 ,4 

4 44 50 ,2 

4 42 86 ,9 

2 24 ,8 
1 59 45 ,9 



yn yi; <^ 



4« 43' 22",4 

2 1 ,0 
20,86*9 • 



4 44 d ,2 

2 18 ,1 
20,85799 



4 43 16 ,0 

1 59 50 ,4 
20,87857 



4 42 9 ,4 

1 59 82 ,4 
20,88832 



4 42 58 ,9 

1 59 22 ,5 
20,89717 



4 48 7 ,2 

1 59 15 ,3 
20,89633 



4 43 16 ,6 

1 59 56 ,6 
20,8685* 



4 43 44 ,0 

2 8 ,9 
20,87821 



4 43 43 ,5 

2 5 ,8 
20߀556 



1 e I. (Zu p. 134) 



171 



1880 



i April 5 



April 9 



Ml 1^1 



523 397 000 



1,8668 



C I Bemerkungen. 



624 047 000 



April 18 



Ang. 10 



622 462 000 



1,86481 



1,86732* 



9451 



5445 



522 184 000 



Aog. 11 



Aug. 12 



Oetb. 20 



Octb. 21 



Ootb. 22 



520 108 000 



519 365 000 1,87545* 



1,86693 



1,87261* 



622 976 000 



622 882 000 



522 972 000 



12692 



Ohne Variationsbeob« 

achtangen. 

Alte Arretimng. 



Von April 9 ab Varia- 
tionsbeobachtungen 
and neue Arretimng. 



In der Nähe des Mag- 
nets Bleigewichte, die 
sich Später eisenhaltig 
erwiesen. 



1,86647 



1,86518 



1,86587 



8822 



6415 



7120 



Grosse Variationen: 

Schwanken am: 

0,0044. T 



Qrosse Variationen 
Schwanken am: 
0,0070. T 



172f 






CO 






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2 



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ü ^ 

M. 



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-0,67 
+0,67 
-0,67 

+0,88 
-0,66 

+0,B8 




ooo" 

+ 1 


ooo ooo 


f 


+T+ 



-0,01 

+ 0,02 

+0,04 
-0,06 

+ 0,07 


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++++ +++ 


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S- 5 
+ 1 



-I'-Jd"o tf-ä" i-i o ef o 

I I I I +++ +++ 



las 
Ob " 



3 s -as 



1147,03 

514,24 
1146,49 




1461,98 

111,32 
1461,61 


1113,40 

476,88 
1118,30 




;^ 

1 

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1 

1.9 


175 


+ 0.31 


+ 0,81 




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1 + 1 


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00 CO ^ kO 


+0,06 
—0,05 
+0,06 




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00 ^ OO COkO OO 

CO CO CO CO OO CO 




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+ + 




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00 CO 1-1 
CO O 00 

+++ 


00 Ol CO 

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10 7 28 
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10 19 23 
21 28 


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a 


»— • 

.9 

1 


1459,27 

110,95 
1464,05 


Nadel in I (Temp. + 8«,3) 
1115.05 

476,46 
1112,04 




48 46 
46 46 

49 46 




COOeO 
kO 


9 46 
18 5 
15 56 







176 

Zusatz. 

Die großen Schwankungen, welche die Inten- 
sität and die Bichtang der horizontalen erdmag- 
netischen Kraft an den Abenden des 11. n. 12. 
Aug. 1880 während der zur Berechnung von T 
angestellten Beobachtungen so wie auch an den 
folgenden Tagen gezeigt haben, gewinnen be* 
sonderes Interesse noch durch den Umstand, daß 
an denselben Tagen Störungen in den Telegra- 
phenleitungen über weit ausgedehnte Gebiete 
und außerdem Nordlicht-Erscheinungen bemerkt 
sind, wie der Herr Geh. Postrath Ludewig in 
der :^ Elektrotechnischen Zeitschrift € (1881. Heft L 
p. 10; Heft II: Karte) berichtet. £s ist darnach 
ein Nordlicht iu Schweden, Norwegen, Bußland, 
Dänemark, an der deutschen Nordseeküste und 
in England beobachtet; Störungen in den Tele- 
graphenleitungen haben sieb über ganz Europa 
verbreitet und sind sogar an der Ostküste von 
Afrika, von Aden bis Port Natal, und iu Japan 
und China von Teddo bis Hongkong bemerkt. 
Da die Störungen, die der elektrische Zustand 
der Erde vom 11. — 14. Aug. gezeigt hat, soweit 
sich erstreckt haben, würde es sehr wünscbens^ 
werth sein, auch über die Variationen der erd- 
magnetischen Elemente au diesen Tagen in ver- 
schiedenen Gegenden der Erde Kenntniß zu er- 
halten. Wenn sich die Gelegenheit bietet, die 
im magnetischen Observatorium in Göttingen 
erhaltenen Ablesungen der Variationsinstrumente 
vom 10. — 14. Aug. 1880 mit Beobachtungen, 
die an andern Orten angestellt sind, zu verglei- 
chen, werde ich sie zur Veröffentlichung su- 
sammenstellen. 



FiVr die Redaction Terantworttieli: B. JtclMMk, DirBCtor^. 6441.;^. An« 
Cominissions- Verlag der DieUrick'aelun ftrloßs-Buckhemähmg. 
Dniok der JHekrich'schm Onw,- Buchdmcktrti (W Fr, Katainnh 




-^ — I- 



A 



-J — V 



I I 



_| L. 



I I 



-* V 



1 



177 

Nachriehten 

von der 

Sl- Gesellschaft der Wissenschaften 
^^ der Georg-Augusts-Universität 

zu Göttingen. 
9. aiSrz, 



Äöi 



M 6. 



1881. 



e 



^^fterungsversuche zn Enripides* 

Ejklopa. 



^^ 



Von 
Friedrich Wieseler. 



de»?^>\ nachfolgenden Versuche bilden nebst 
dto^ ' Welche in einer gleichzeitig erscheinen- 
^j^ ^ w^ ^^® Abhandlungen der K. Geselischafb 
Tr^Vj^^ssenschaften bestimmten Schrift „Sce- 
*^> VopJ!?^ kritische Bemerkungen zu Euripides* 

^^ 4(/i>/)f ^^.'^^®°^^^^* werden, eine Fortsetzung 
Wfl i ^''^ihnes criticae ad Euripidis Cyclopem, 
^% d0O[^ Index scholarum der Georgia Au- 
Ul|f ^ÄS Wintersemester 1879—1880 bei- 

A V i^^^cl. Außer den in diesen drei Schriften 
^^yC'^^^ig'fcen Stellen giebt es im Eyplops 
AV^^^^i^^nzahl von Stellen, die ich nebst An- 
VV^^^S^^ «tllein für verderbt halte , aber jetzt 
^\r ^.^^t ^^1 meiner Zufriedenheit herzustellen 
3v Tu<? Vielleicht wird durch meine Darlc- 
y^W^'^txcli Anderen die üeberzeugung zu Theil, 
1?^*^^^ bisher bei der Herstellung des so aur 
T^^^i^etitlich verderbten Textes weder die Art 
^4 Vfeiso der Verderbnisse, die meist zur 
^.?ilii«g "^^^ sehr geringer Veränderungen be- 
erten, nochi den G^anken der einzelnen Stellen, 



15 



177 

Naehriehten 

Yon der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Augusts-Universität 

zu Göttingen. 

9. März. M e. 1881. 



Verbessernngsversnche zu Enripides* 

Ejklops. 

Von 
Friedrich Wieseler. 

Die nachfolgenden Yersnche bilden nebst 
denen , welche in einer gleichzeitig erscheinen- 
den, für die Abhandlungen der K. Gesellschaft 
der Wissenschaften bestimmten Schrift „Sce- 
nisehe und kritische Bemerkungen zu Euripides* 
Kyklops'* veröfiPentHeht werden, eine Fortsetzung 
der Adnotationes criticae ad Emripidiis Gyclopem, 
welche dem Index scholarnm der Georgia Au- 
gnsta far das Wintersemester 1879—1880 bei- 
gegeben sind. Aufi^r den in diesen drei Schriften 
beroeksichtigten Stellen giebt es im Eyplops 
noch eine Anzahl von Stellen, die ich nebst An- 
deren oder allein für yerderbt halte , aber jetzt 
noch nicht zu meiner Zufriedenheit herzustellen 
yermi^. Vielleicht wird durch meine Darle- 
gongen auch Anderen die üeberzeugung zu Theil, 
daß man bisher bei der Herstellung des so au- 
ßerordentlich Terderbten Textes weder die Art 
and Weise der Verderbnisse, die meist zur 
Heilung nur sehr geringer Veränderungen be- 
dürfen, noch den Gedanken der einzelnen Stellen, 

15 



178 

noch den Zusammenhang des Ganzen gehörig 
ins Auge gefaßt hat. 

Vs 55 fg. Nauck. . 
ana^Y^vtag fjbatnoig xdXatSov' 
di^M ^iikata^ anoQog, 
Sg Xeinetg ägvcov ^aXdfMtg. 
Da die handschriftliche Lesart cnoqäg aus 
metrischen Gründen nicht die richtige sein kann, 
so könnte man schwanken, ob ein gleichbedeu- 
tendes Substantiv oder ein Participium einzu- 
setzen sei. Letzteres hat F. V. Fritzsche Dissert. I 
de Euripidis choris glyconeo polyschematisto 
scriptis, Rostock 1856, angenommen, der nogoitf 
schrieb. Größere Wahrscheinlichkeit würde naq- 
ov(f haben. Bei dieser Annahme erregt aber 
das Femininum ag Bedenken, da unten Ys 225, 
234 und 256 das Wort aQPsg als Masculinum 
vorkommt und in Vs 189, wo clQVsg als Femi- 
ninum gebraucht ist, Schafe weiblichen Ge- 
schlechts, Mutterschafe, zu verstehen sind, wäh- 
rend nicht wohl einzusehen ist, inwiefern 
an der vorliegenden Stelle nur von weiblichen 
Lämmern die Bede sein könnte. Um so wahr- 
scheinlicher ist es, daß es sich um ein Substantiv 
handelte. Dann liegt aber nichts so nahe wie: 
%QOipdg^ vgl. unten Vs 189: ik^ivtddmv äqvA» 
TQoq>ai. 2nOPA£ entstand aus 2ITP0fbA2. 

Vs 74 fg. 
CO fpiXog w g>ils Ban%Bts, not olonoXmv 
l^avd'äv %alvav CsUtg; 
Die Handschriften bieten: otonoX$tg. Eine leich- 
tere und passendere Veränderung ist: otonoX^iiioA 
besonders oioholst cvlg., mit einem Fragezeichen 
hinter olon. und einem Komma hinter ais^g. 

Vs 113 fg. 
OA, tlg d* ^d€ Xfaqa, »al viveg vaUnxA VkV\ 
2EL jßtyaXog ox^og 2M€Uag ifÜQ%awg* 



179 

Daß die Worte *al tiveg vaiovtsi VkV in Ys 
113 nicht in Ordonog siud, zeigt die Antwort 
in Vs 114 Dnd der Umstand, daß dieselbe Frage 
mit den Worten: üv€g d* Sxava^ yaXav, in Vs 117 
gethan wird, wo sie an ihrer rechten Stelle ist. 
Ich yermnthe, daß geschrieben war: xdx %tvog 
»alovCk, „nach wem oder was nennt man/^ 
X^vofMxißiy &e uvog „nach etwas benennen^^ bei 
Homer IL X, 68, Sophocl. Oed. Bex 1036 
Q. 8. w. Anch das nav in Vs 115 paßt nicht, 
Silens Worte in Vs 114 können dem Odysseus 
auch nicht die mindeste Veranlassung geben zo 
fragen, wo die feste Stadt, sondern nur, ob 
eine solche vorhanden sei. Also sagte er: fs<x9 
di nov^ an; Dazu paßtauch die Antwort Silens 
ot» €Mr' besser. 

Vs 121 fg. 
OJ. aitsiQOVü^ d\ $1 %^ i&Ck, J^ikfjtqog (fvdxvv; 

Mit Recht nahm Nauck an ßoQq Anstoß. 
Aber seine Vermuthung: xQ^qs, steht der band« 
schriftlichen üeberlieferung doch etwas fern; 
auch erwartet man nicht, daß, da doch vom 
Kleinvieh die Bede ist, das Fleisch desselben 
ausdrücklich bezeichnet wäre. So schreibe ich: 
cnoQ^- Daß die auf junges Kleinvieh lautende 
Angabe besonders passend ist, liegt wohl auf 
der Hand. Vgl. Vs 162: tvQevfHxuf ^ fä^Xmr 

Vs 129. 

Vor diesem Verse nahm G. Hermann eine 

Lücke an: nam quum credi non possit, tarn 

negligentem fuisse Euripidem, ut Ulixem de 

illo Cyclope, de quo nondum quidquam compe- 

15* 



180 

reraty qiiaereiiteoi faoeret, aliquot ve^^iis inier- 
ime neoesse est, -quibas ad Polypliemam dddnc- 
tnm faerit diTerbium. Allerdinss würde eine 
Lücke anzunehmen sein, wenn avtdg in Vs 129 
wirklich yon dem Dichter herrührte. Aber was 
könnte in der Lücke ffestanden haben? Genaue- 
res über Polyphem im besonderen sn hören, 
als was er über die Eyklopen des Landes scbon 
erfahren hatte, konnte nicht eben in Odysseiis' 
Interesse liegen; nur das mußte er wissen, ob 
ein Eyklop in der Nähe oder in der Höhle weile, 
die er nach Ys 118 als Wohnung eines solchoi 
betrachten mußte. Ich denke, wenn man schreibt: 
aitov dl Kvxi^Mtff nov* ürtv ij d6f$wr itfm; 
(„ist hier in der Nähe irgendwo ein Eyklop 
oder im Hause 9^0) ^^ werden die Schwierigkeiten 
auch ohne Annahme einer Lücke gehoben sein. 

Vs 133 fg. 

OJ. odfiaop ^(aZp (fttov^ oi anavi^of^ey. 

2EL ovx €(fnp, AfruQ ktnov, aXXo nlrjp xgia;* 

QJ, dlk* ^^ Xifiov xal tifds ax^Q^otf. 

2EL ic^ tv^g dfdag i(fu neal ßod^ jrdXa. 
Die Worte Jctuq efnov beziehen sich auf 
¥s 122, wo nicht allein Fleisch, sondern auch 
Milch und Eäse erwähnt werden. Es ist daher 
pausend, nach nqititg nicht einen Punkt sondern 
ein Zeichen unterbrochener Bede zu setzen, die 
in Vs 136 .wieder aufgenommen wird. 

In diesem Verse befreundet das Wort ^0^* 
In Vs 122 war von Milch im Allgemeinen die 
Bed^. Dad Polyphem auch Milch vom Elein- 
yieh hatte und genoß, erhellt, wenn es dazu ei- 
nes besonderen Beweises bedarf, aus Vs 218. 
Wollte man etwa sagen, Silen erwähne gerade 
Kuhmilch, weil die för etwas Besseres gebalten 
sei als Eleinviehmikh , so wäre das doch eise 
bedenkliche i^achp. Auch wird man ^ieht ein- 



181 

wenden dürfen, daß auch sonst ähnliche Angaben 
nicht darchaus übereinstimmen, wie z. B. Silen 
V8 122 als tbierische Nahrung der Eyklopea nur 
(k^ka erwähnt, während Polyphem Ys 248 fg. nur 
Yon Löwen und Hirsehen spricht und auch Ys 325 
nnr ikoCffiv dmiv und n x^^quop ddnoq nennt. 
M^Xa machten eben die gewöhnliche thierische 
Nahrung der Kyklopen aus; Wild und Färsen 
kamen nur da^n an die Reihe ; wenn die Jagd 
jene geliefert hatte und es sich um etwas Außec- 
ordentUches handelte. Wenn Polyphem iü Ys 
325 n^ben dem Wild' nur ikodyifiv dmov evwähnrt, 
Bo paßt das sehr gut dasu, daß er sich bei Er- 
eignissen wie das dort erwähnte besonders gtlt- 
heh thiit ; auch in dar Stelle Ys 248 fg. schlägt 
er das Wild besonders hoch an^ Wenn ihm aueh 
Menseheiifleigob noch lieber isi Zuden» liegt es 
auf der Hand, daß in Ys 122 deshalb nur f/^^ 
eiwähnt werden, weil gerade diese in dem gleich 
darauf erwähnten Btode) mi^ Odyttieus in Be- 
tracht kommen. Euripides hätte den Anstoß, 
welchen, wie ich hinterdrein sehe, schon Söali^er 
an dem ßüo^ im Yä 136 nahm , vermeide kön- 
nen, wenn er ßorofSi oder ßM$p ydla aehrieb: 
,Jlileh vom tVeidevieb,^^ Worunter sowohl Kkiv^ 
yieh als Kühe rerstanden werden konnten« Aber 
ieh zweifle sehr daran, daür er so schrieb. Genau 
genommen, Wäre ja der Zusiatz ßarov ganz über- 
fiässig. In Betreff des Käse wird nicht gesa^ 
von welchem Thiere er herrühre, sondern nur, 
belebe Eigenschaft er habe. Danach erwartet 
QiMi ein Epitheton zu ^^ctlät yotf der Art wie 
inActg zu tvqdg sieh veifhäit. Nun wird bekAnnt-^ 
lieh in der Anführung dieses Yelrsee^ bei Athe*^ 
näos XIY, p. 658, c und darnach bei Bustathiotf 
zu HoAier , p. 1485 , 30 geschrieben gefanden t 
^ö( ydla. DiEiß Jiig Uinm^licb My liegt ml 



182 

der Hand: aber es kann recht wohl als der ur- 
sprünglichen Schreibweise näher stehend be- 
trachtet werden. Diese scheint gewesen zu sein: 
nXov y, 

Vs 138 fg. 
Wenn Odyssens anf die Frage Silens: 

antwortet: 

so bedeutet g>iQm ,,ich bringe dar, biete an/^ 
obgleich Odyssens wirklich Geld bei sich hatte, 
wie ans Ys 160 fg. erhellt, wo er sich erbietet, 
dem Silen außer dem von ihm selbst angebotenen 
Weine auch Geld zu geben. Wenn nun Silen 
Vs 144 in Bezug auf den Wein an Odyssens 
die Frage richtet: 

iv (f43ifAa<f$v 9Biiq ittuv , f g)SQ€$g (fv viv; 
so halte ich q>i^^g für nicht passend, sondern 
glaube, daßijp^^«» cv, „mit dir fuhrst/* geschrie- 
ben war. 0iQ€a&M auch Vs 88 u. 191. 

Vs 162 
sagt Odyssens: 

ixq^^Qcts vvv tVQevfAcn* ij ft^JlMv xontov. 
Silen aber bringt wie aus Vs 189 fg. und 224 fg. 
ersichtlich ist, junge Lämmer und Käse. Wollte 
etwa der Dichter absichtlich andeuten, daß Silen, 
um den gewünschten Wein in reichlichem Matte 
zu erhalten, sich stärker an dem Besitze seines 
Herrn vergriff als er der Forderung nach no- 
thig hatte, oder schrieb er in Vs 162 tvgsvfka 
»ai fiijL T.? Daß an den beiden andern Stellen, 
wo das erste Wort bei Euripides vorkommt (un- 
ten Vs 190 u. Blectr. 496) auch der Plural ge- 
braucht ist, kann schwerlich etwas ausmachen. 
Vorher Vs 137 versteht Odyssens unter den 
herauszubringenden Gegenständen gewiß Fleisch, 
Käse und Milch. Es wäre eigenthümlich , wenn 



183 

er sich jetzt, da Silen zum Handel so bereit ist, 
sich mit einem, Käse oder Kleinvieh^ begnügte. 
Die Milch konnte er, wenn er Eäse erhielt, im- 
merhin daran geben. Oder wollte man den Um- 
stand, daß Odjssens Ys 256 nnr die Lämmer 
als von Silen verkanft angiebt, daher erklären, 
daft er nnr diese verlangt habe nnd die Eäse von 
Silen zugegeben seien? Das Wahrscheinlichere 
ist doch wohl, daß Odyssens nnr die Lämmer 
erwähnt, weil sie das Wichtigste sind. 

Vs 169 fg. 
Iv' S<tu tovti «' Sq^öp i^avKtfdvM 
fHX(t%ov %B dQayfkdg xal naqBftnsvMikivov 
fffctvüak %sqo%v XstfAwvog, dgx^fftvg ^* crfior« 
Eine wegen des Wortes nagetrxtvaCfAivov 
viel, aber stets ohne Glück behandelte Stelle. 
Daß jenes verderbt ist, unterliegt keinem Zweifel. 
Wer sich an Stellen des Aristophanes erinnert, 
wie Lysistr. Vs 88: 

ebenda Vs 149 fg. : 

%dv toXq x$tiavio^^ %otg dpogylvokg 
jrvßvai futgioifkev, dikva naqa%9uX(kivm, 
0%i9kVto & ävöqsg xdju^/MUv nXitts^y, 

auch an die iQXV^^^^i ^^^ ^^ ^^^ Fröschen 
dem auf sie begierigen Xanthias* Silen von der 
Therapaina Vs 516 als 

^ßvXXMiaa$ nagu naqtxmuXiUva^ 
bezeichnet werden, der wird wohl nicht anstehen 
mir beizupflichten, wenn ich behaupte, daß der 
Dichter schrieb: naqstfnvd'^fSikivov* Aller- 
dings kommt, so viel ich mich erinnere, naga- 
(tmf^iis&y sonst nicht vor, sondern anotfnvd'i^^y 
nnd das Simplex önv^iü^p^ beide auch bei Eu- 
ripides. Aber ich möchte deshalb nicht nag' 
iifxv&$tffk4vov schreiben, zumal da gerad^e naga- 



184 

0»v&iliß$y in Bezug auf die Scham passender iii 
Daft da» Wegscbsäen der Haare an der Scham 
ebensowohl durch Rasiren (^sxv^iüßtp) als dureh 
Ausrupfen {dlle^y) geschehen konnte, bedarf 
kaum der Bemerkung. Aehnlich gehen auch &» 
Ausdrücke dnoteuifUrog cwiiftov (Aristoph* At. 
806) und clfMxsnoQfkivog cxd^ov (Aristoph. 
Tbesm. 888) neben einander her. 

Vs 195 
nimmt Eirchhoff an den letzten der Worte Silens: 

mit Recht Anstol^. Er Termuthet: Id^vil Uu/^* 
Aber man kann mit einer viel leichteren Aen- 
derung abkommen, indem man für y^ schreibt: 
Tift y^anf irgendwelche Weise/^ 

Vs 201 %. 
diX et d'OVfXv ist, Ma^yovfks&* edyepmg. 

Die Handschriften bieten nd^^g $v und nor 
Qog / si (fmcofksy. Härtung wollte: %dr sulQOt^ 
C, EirchhofiP: tdv ndqoid^ isKfmtfvpsp. Es ist is 
der That zu verwundern, dal^ Niemand an: top 
naq6v% (,vden Torhandenen^O '^ ^« dachte. Be- 
wahren kann man doch nur, was man noeh hai 
Vgl. Aeeobyl. Prom. Vinci. 392 : <To£fi «sk naq- 
opta povp^ Eh anzutasten ist gar kein Gruüd; 
im Gegentbeil pafit das Wort zum Gtedaukes 
vortrefflich. 

Va20&fg. 
sagt der Kyklop: 

f ngig t£ fta^MH eiiU x^nd (Mftiqmfif 
nXsvQ^g %qi%ov(U^ axfnptvo$g v' ip t%v%(B6»» 

Die Herstellung deä zweiten Verses rikhrt 
von Mttsgrave, Dindoirf und 6. Hermann her. 
Aber si« giebi ja ganz offenbar einm dürckott 



185 

anpassenden Gedanken. Die Lämmer können 
doeh nicht an den Entern sein nnd nnter den 
Seiten der Mütter hinlanfen. Dieses steht jenem 
diametral entgegen. Das von Musgrave getilgte 
f vor xvnd (oder %' ^^ wie im Cod. C nnd in 
der Aldina steht) bietet entschiedeu das Rich- 
tige; ebenso das slütv nnd ys in Cod. C nnd der 
Aid. Anch Hermann's Aendernng des ersten f 
in 17 (welches der Cod. B in der That bietet) 
trifft das Wahre. Das x' ^^^ ^^^^ verderbt. Der 
Dichter schrieb: 
17 nqogfB f$aatotg sltuv, f '^^ vnd fMj^^^cov n. s. w. ; 

Das *^^ welches wir für % eingesetzt haben, 
ist Ifft, wie unten in Ys 561: „oder laufen sie 
Doch^^ XL s. w«; M^\ worauf man etwa anch 
verfallen könnte, würde, abgesehen davon, daß 
es der handschriftHcben Ueberliefernng nicht 
ganz so nahe steht ^ nicht ganz so bezeichnend 
seiB. Das vnd fka<no9g elvm ist das , worauf es 
dem Ejklopen ankommt. Daher paßt das r^ 
hinter nffo^ besonders gut. 

Anch mift dem letzten Verse weiß ich Nichts 
anzofangen. Was soU dienn nX^fmfHt %v(mSp 
bedeuten? Eine Menge Käse? Denn die Be» 
densaart mit nhfqmika iatw^, Eur. Med. 203, 
zusammenzuBtelleu, wie benu» gethan bat, geht 
doch noch weniger an. Ferner: was soll denn 
iiijfßsX/f^vop heißen? Jemand hat gemeint: „aus- 
gepreßt.^^ Allein die Zuläsmgkeit dieser An- 
nahme wäre noch erst DaehzwweiseD. Ich denke^ 
daß man für tvgm^ zu schreiben hat: Ta^^ofr, 
fyd^r Horden^\ (Hesych. fw^ol* %d djryita tuh^ 
WQ(Sv^ ttB^Qog* nX^fka xaXäfHPOV, ig>' oi tw)g 
tVQoüg SfiQaivav(f$v , ta^%eiB* dfysXa iv oU ol 
w^oi tlßvxovtm, Eustath. z. Homer, p. 1625: 
vzqcol dk »crAo^Amo« ir elf tv^Mfw6inj PoUux 
00.1, 2M, X, 130). Ygl. Hamer. Od. IX, 219; 



186 

%a(Hfol fkkp WQiop ßgt&ov, nnd Tbeocrit Id. XI, 
36 fg. : tVQog (T od Isine^ fi' — tagaol & in^ 
dx&ieq ahl, wo es sich jedesmal nm den Besitz 
des Eyklopen handelt. Die Käse werden bei 
Enripides bezeichnet dnrch den Znsatz H^p^ly- 
fkivov , ,4ii den binsenen Oeräthen vorhandene, 
ansgemolkene Füllung der Horden^^ bedeutet nichts 
anderes als: genügend viele Geräthe mit geron- 
nener Milch auf den Horden. Daß für i(rü zn 
schreiben ist: itm, bedarf kaum noch der Be- 
merkung. 

Vs 231 fg. 
KY» od* ^fffxv ovra &€6v fM xal d^swv ärto; 
2EL ilsyop iyA %dd^' ot & i^OQOVV ta x^ijlfftafo 
*ai top YB tVQÖv ov* id&vtoq ^a^$ov 
todg i aQvag ilSeq)OQoipto. 

Daß ich in den Anotat. crit. p. 5 fg. mit 
Recht für itpoqovv schrieb: ig>Q6povp^ glaube 
ich auch jetzt noch. Aber die beiden anderen 
Aenderungen, welche ich in Vs 232 vornahm, 
billige ich nicht mehr. Es bedarf weiter keiner 
Veränderung, wenn man nur annimmt, daß 
Silen das Wort x^ijf/vavtt in der Pronuntiation 
hervorhob: „ich sagte das; sie aber waren auf 
deine Habseligkeiten bedacht (nicht auf 
meine Worte, kümmerten sich nicht um diese). 

Daß in Vs. 232 iai^tsw zu schreiben nnd 
dieses Wort mit iT^BtpoQOvvto zu verbinden sei, 
habe ich a. a. 0. schon bemerkt. Es kann etwa 
noch hinzugefügt werden, daß zu der VerderbniB 
des ia&k&p in fjtsS'Mv etwa auch der umstand 
beitrug, daß nach Homer Od. IX, l3Xfg. Odjssens 
und seine Gefährten von dem Käse aßen. 

Vs 238 fg. 

Ttjg vijdg ifkßakovzeg dnodüicskv uvl 
nitqovq (ko%Xsmiv, 41^ g (nvXmpa xataßaXitif* 



187 

In den Büchern steht: ij nvXmva uataßalstv* 
Die im Obigen wiedergegebene Rnhnken'sche 
Yerbessernng hat mit Recht allgemein Beifall 
gefunden. Ob sie aber das Wahre vollständig 
biete, kann doch gefragt werden. Eine jeden- 
falls nicht bedentendere Veränderung wäre: ^ 
fkvhSya xatalaßstp^ „einen Platz in einer 
Mühle einznnehmen^^ Diese Herstellung hat 
vor jener sogar noch den Vorzug, daß das Sub- 
jekt dasselbe bleibt wie bei |»o%X€i;€»y* Unten in 
Vs 541 bietet der Cod. G xataXdßfi, der Cod. B 
aber nataßdX^ (so!), was in diesem Falle das 
Richtige zu sein scheint. 

Vs 241 fg. 
EY, äX^^eg*^ ovuavv nonidag mg Td%^ lAv 
&ij^$&g fkaxaigag xal fAfyav qxivtBXw %vXmv 
irud'slg dvatpetg; w^ afpayivtsg aitixa 
nXij(fov<f$ Vfjdiv t^v ifk^r dn* äv&qantog 
^SQfä^y Sdovtog daX%^ ätsQ xqsavo^mv , 
fo d^ in XißijTog i(p&d xal Tsv^nota* 
Die Schreibart ätsg xQsaröfkmr in Vs 245 
rührt von 6. Hermann her; die Bücher geben: 
«ä »Q€avdf$m, Aus Vs 326 fg. erhellt, daß in 
der That Polyphem selbst die Oeföhrten des 
Odysseus tödtet und ihr Fleisch zerlegt.^ Da« 
nach wird er auch hier als der xQ€€€yöfkog zu 
betrachten sein. Entsprechend wird er von 
Odysseus Vs 397 'Atoov fAdys^gog genannt» 
Schreibt man also: tov »Qsavof^ov (was, wie 
ich hinterdrein sehe, schon von Buhnken vor- 
geschlagen ist), so kann auch idovtog unange- 
tastet bleiben. Was die Form der Bede anbe- 
trifft, so vergleiche man unten Vs 345 fg., wo 
Polyphem sagt: 

dXX^ iqne^ €i(fw, tdi »at^ avUov ^sdt 
Iv' dfkq>i ßmfMÖv tndvteg siwxiJTS fte, 
und unter dem d^sdg xat* aUXioy auch er selbst 



188 

zu verstehen ist , und Vs 477 fg. , wo in den 
Worten des Odysseus: 

mit tot(S$y <K^;i(l«8in«<r* er selbst gemeint ist. 

Vs 251 fg. 
soll Silen zum Eyklopen sagen: 

od YctQ ai rsm^ü ys 
äXXif§ ngdg avtQa %ä 01» y^ difinorso l^i¥ot. 
In den Handschriften steht: td rf dtfhww. 
Das von NaHck nadi Hermann's Vorgang auf- 
genommene ffd f rührt vcm L. Dindorf her. 
Heimsoeth wollte: n^dc oi»4wg üoi^g. In der Thal 
paßt das ye nicht wohl. Ohne Zweifel ist zu 
schreiben: nfdg Srt^ zd & i^agtimtiho^ ¥(^. 
unten zu Vs 288. Eiaaqniitifmp^ auek iB der 
Androm. Vs 13. Jlqig ¥ViKp9%9i^ shsßatwtv bei 
Soph. Antig. 1204 fg. Wie leiokt ig hinter «ao' 
ausfallen kovste^ Hegt »ttt der Bbnd. 

Vs 256 fg. 
sägt Odysseus naek den Handschriftom über Silen: 
wSg i* äqyag fifktv oitog dvf iriWov «üsiffoir 
dntifk^ka ts addUdov nuMif laß^ht. 
. DaA Siten für das vo» ihm Verhandelte mehr 
als „ei^^i^ Becher Weinst* habeti wollte, hkisi 
Vorlwirgeheiklen zur Genfige asngedeutet. West 
er Vs 191 fg. am Schlüsse seiner Verhanäkng 
sagt: 

^iqttfdvy x^Q^^"^^ ^C vi%h9fl SytQwv dm 
ßowQ^og ifAol nmiif dpudövug sitav^ 
so meint er nicht einen Trunk^^ vom Tratsbei" 
naß, sondern „Getränke/^ ebenso wie Vsl72fg.: 

sh' iyd odx cJi^fobjEior 
TOtdrds nmfjba. 
An der Stelle Vs 147: 
svh d^ '9&fiw> Träft' itf%v dp i^ dakov ^tij, 
hat ihm Odysseus selbst gesägt, daH nodi> zweih 



189 

mal 80 vial Wein vorhanden sei als der Scblancbi 
weldien er bei sieb fäbre, enthalte, und ihn da- 
durch wesentlieb mm Verkauf des Eigenthnma 
des Zyklopen geneigt gemacht. Dazu kommt, 
da8 es dem Odyaseoa in dem, was er Ys 256 fg, 
2am Eyklopen sagt, daran Uegim muß, diesem 
d» em rechtlieber Mann zu erscheinen, der 
nicht bloß den Weindurst Silens sich zu Nutze 
maehte, sondern für die Waare auch genägendes 
Entgelt gab. Aueb in den Worten nuTv laßmv 
wird ¥on Odyssens hervorgehoben, dafi der Han- 
del nicht auf blindes Bisico, sondern nach 
Prüfung der Waare von Seiten Silens abge- 
macht sei. Aus diesen Gründen glaube ich, 
daß der Dichter schrieb: äv^ aivov Cfix^ov, 
„gegen reichlieben Wein.^^ — SchlieBlich sei 
noch bemerkt, daß das Wort iiidov nicht im 
allgemeinen dasselbe bedeutet wie ^nfff^nöXa^ 
sondern noch den bes(mderen Vorwurf enthält, 
daßSilen seibat auch die Waare ausgeliefert habe« 

Vs 259 fg. 
schlieftt Odjsseus seine Bicde mit den Worten: 

iful Mottehj^&fi 09^ lii^^nfAhav %ä ad. 
Wedi&r <)as xatsX^fpx^ti der Handschriften, 
noch Heath^s von Valckenaer gebilligtes y^ iliig>&^^ 
Doeh Hermann'» oiu il^tp&fi (mit Fragezeichen 
am Sehluft des Verses) kann das Richtige sein, 
da ja Silen nicht bei seinem Handel ertappt 
vorde. Allerdings trifft ihn der Eyklop nach 
Vs ä22 fg. bei Odysaeus und dessen Gefährten 
und dem diesen überlieferten Eigenthum Poly- 
fheniB, aber dieser merkt ja auch nicht das 
Uindeate vcm «einer Sohuld, Aller Wahrsehein- 
lidikeit nach war, wie schon anderseitig he- 
nterki ist, in Vs 260 so etwas gesagt, wie: „da 
er nicht zu seinem Ziele gelangte als er das 



190 

Deinige verkaufen wollte." Wer nun im Ge- 
gensätze gegen Gr. Hermann (Eurip. Cyel. p. 
XYI) meint, daß der Anapäst geduldet werden 
könne, der kann etwa schreiben: xav^ilffly^f. , 
Mehr kommt das Simplex lst7ua^a$ in en1»pre- 
chender Bedeutung vor, z. B. im Sinne toe 
durchfallen „bei Plutarch Mar. Y: X. iv f^ dj^ 
gapofkiq. Das Particip findet sich auch bei 
Xenoph. Oecon. XYIII, 5; taika oddip ^ 
Xeine^ Y^yv^aauwv. Auch deshalb scheint es das 
Gerathenste, das Simplex vorzuziehn und zu 
schreiben: y^ iXaUf^fi. 

Ys 262 fg. 
2EL (kä %6v Docsidw tdp tenöwa &, w Kvxlmtff, 
Ikd %dv fU/av Tqiuava ttal fdv Niigia^ 
fud t^v KaXvtpm tag ts N^img KOQag, 
fid \^* i€Qd xvfAcn^ Ixdvmv %s näv yivoq, 
dnwfjLod's cü xdXhfJtov w Kv*Xwn$0Vj 
w dsanmUnts^ fA^ td a' iJ^oddp iym 
i4po&c$ xQ^fka%\ ^ xaxwg ovm$ *a»o^ 
ol natdeg än6loi>v&*, ovg fia^or* ifta qaX». 
XO. aiitdg !%'• fymys %otg ^ärotg zd xeif^^'^a 
ncQvdpva a* sldar' si «f iy^ tfßwdij Uym, 
dnoXoh^^ i nat^f fHW, toig ^i^avg da jt^ 

Daß der Anfang von Ys 265 verderbt is^ 
unterliegt keinem Zweifel. Yor Uqd stand 
sicherlich der Artikel; aber Hermann^s Herstel- 
lung Tcc &' uQd ist entschieden unzulässig, wie 
jede andere, durch welche fkd geopfert wird. 
Man schreibe ^d %d d^ Ugd. Das ts hinter ti 
entspricht dem hinter Ix&fSiAV, 

Daß man an den letzten Worten des Chon 
bisher gar keinen Anstoß genommen hat, ist 
sehr zu verwundern. Da das, was der Chor über 
Silen aussagt, in der That nicht falsch ist, so 
würde er sich ja dahin aussprechen , daß dem 



191 

Silen nichts Schlimmes widerfahren und den 
Fremden die gerechte Strafe zu Theil werden 
möge. Er will aber offenbar gerade das 6e-r 
gentheil. Also sagte er: sl d' iym od tpßvd^ 
Hyrnj „nicht Falsches, Wahres." 

Vs 288 
sagt nach der handschriftlichen üeberlieferung 
Odyssens zn Polyphem: 
fkij tX'^q ngdg ävtqa (Sovq dytyf$ipovg l^^pavg 
xtavsfy u. s. w. 

Daß in aoi>g ein Fehler stecke, sah Hermann 
ein, der deshalb %d cd y^ schrieb, wie oben Vs 
252, während Heimsoeth anch hier oXxovq aoig 
Termnthete. Allerdings sind beide Stellen in 
wesentlich gleicher Weise zn verbessern. An 
der jetzt in Rede stehenden ist zu lesen: ärt^a 
(f 6iaa<p$yfkirovg. 

Vs 356 fg. 
XO. evqsiag (päQvyyog, ä KvxXoiyj, 

aya(n6fAOV to x^^^^' ^^ ho$fkd co$ 
ifpd'd nal omd xa» dv^Qaxtag äno pfaisiv, 
ßQVxetP, MQeoxonstv fkdXfj ^Svmv, 
Daß Ys 358 nocht nicht richtig hergestellt 
ist, unterliegt keinem Zweifel. Kai hinter dmd 
kann nicht geduldet werden. Die Worte dmd 
and dp&Qax$äg äno gehören zusammen, beide 
Ausdrücke t)ezeichnen dieselbe Sache. Das sah 
schon Scaliger ein, der xal seltsamerweise in 
xov* verändern wollte. Aus neuerer Zeit sind 
wir nur zwei Yerbesserungsversuche bekannt, 
nämlich der von Nauck gar nicht erwähnte 
Kirchhoff 's: omaU' dv^qanwig, und der von je- 
nem angeführte J. Krause's : xqi\ Dieses gefallt 
aber schon wegen des folgenden xqsonoTutv 
mit nichten. Beachtenswerther ist Kirchhoff's 
Versuch. Aber es bedarf nicht einmal der Ver- 
änderung eines einzigen Buchstabens. Es war 



192 

geschrieben: OUT AKAI, d.i. o\n%' dxq, "jhq 
ist ans Find. Pyth. lY, 277 bekannt. Das stamm- 
terwandte und gleichbedeutende JJMa kommt in 
der Bedeutung „gelinde/^ und in der YerbindiiBg 
^9ta ikaqaivsad^ah bei Oppian, Halieut. II, 66 wÄ 
in der Anthol. Pal. Y, 279 in der von „allmälig, 
nach und nach^^ vor. 

Ys 37S fg. 
schließt der Ohor mit den Worten: 

dr&QWTUiOP ^iQfA^ dfE* dv&qdxm» %^a. 
In denselben stecken zwei Fehler. Es muttie 
angedeutet sein, daß die mp&ä von den t^^' 
dn* ay^Qdteeor xgäa yerschieden sind; außerdem 
ist dvd'Qoinmy offenbar verderbt. Was nun dieses 
anbetrifft 9 so äußerte Hermann die schw^ za 
glaubende Ansicht: nihil est nisi diyersa scri* 
ptura, adscripta ad dvd^xwhf. Dagegen waren 
Eoßbach und Westphal (Metrik III, S. 380) der 
Ansicht, daß dviqmv geschrieben gewesen sei. 
Um kurz zu sein: auch hier ist gar keine Bach- 
stabenveränderang nöthig. In der Handschrift, 
die den unserigen zu Grunde liegt, stand: ANQN, 
Dieses ist bekanntlich eine nicht selten vorkoin- 
mende Abkürzung von dv&qoinmv und so entstand 
dieses. Jenes ANQN sollte aber yielmehr sein: 
ävcüP, in der Bedeutung „verzehrend^ gebraucht, 
die äpvm z. B. in Homers Od. XXIY, 71: fütfl 
ae ^rwS€P, hat Nun läßt sich der zw^te Fehler 
laicht verbessern. Man schreibe nur: ikvau" 
qQlai t' idovakv. 

Ys 388 fg. 
heißt es vom Eyklopen: 

fkiüxavg dfkiiiag, Xsvxdv 9lc%iaq ydla, 
Da<ß ik6ü%ovQ nicht allein von den Färsen 
verstanden werden dürfe, ist schon in den Seen, n* 



193 

krit. Bemerknngen zu Enrip. Eyklbps S. 12, 
Änm. 3 bemerkt. Schon an sich würde es be- 
fremdlich sein, daß nur die Färsen, nicht auch 
die andern Milchkühe erwähnt werden. Der 
Zweifel an der Echtheit jenes Wortes muß sich 
aber steigern, wenn man erwägt, daß unter /»o- 
üxot auch die milchenden Schafe mit verstanden 
werden müssen, nicht bloß aus dem a. a. 0. 
hervorgehobenen Grunde, sondern auch deshalb, 
weil die in den Worten des Dichters angegebene 
Quantität der Milch eine sehr bedeutende ist. 
Wird man sich aber entschließen können, unter 
IMCxot junge Mutterschafe mit zu verstehen? 
Nach dem, was PoUux VII, 184 über die ngo- 
ßccttoy ^X&xiat sagt, tdv (asp and yovijg sinotg äv 
[AOüxioPj ließe es sich für einen Dichter wohl 
zugeben. Vgl. auch Lobeck Pathol. serm. Gr. Pro- 
leg, p. 52. Aber auch hier stellt sich die Frage, 
warum gerade die Jugend hervorgehoben, wird. 
Sollte der Dichter für fAÖ(fxovg äfASXl^ag nicht 
geschrieben haben: [lactov ^^afA^X^ag? Vgl. Ae- 
schyl. Choeph. Vs 883 fg. und Macedon. in der 
Anthol. Pal. IX, 645, 8 oder bei Jacobs Delect. 
epigr. IX, 20, 8, p. 343: ov^atog ix ßozQvwv 
T^avd-dv a/ucA^fi ydpog. Die Worte fi>aöwv *Ja- 
likiiiag sind keinesweges überflüssig, da sie die 
Andeutung frischer Milch enthalten. 

Vs 393 
ist in den Adnot. crit. p. 8 besprochen. Es 
wäre vielleicht nicht unzweckmäßig gewesen, 
wenn ich besonders hervorgehoben hätte, daß 
die gewöhnliche Bedeutung von cg)ay€ta ^^Becken 
zum Auffangen des Blutes des Opferthieres,^^ durch- 
aus nicht vorausgesetzt werden könne. Wenn 
auch der Kyklop bei Vergil, Aen. III, 622 und 
0?id, Metam. XIV, 195 das Blut der Gefährten 
des Odysseus trinkt, so ist doch daran bei En- 

16 



194 

ripides nicht im mindesten zn denken. — Bei 
dieser Gelegenheit bemerke ich zugleich in Betreff 
der von mir in Ys 395 vorgeschlagenen Verbess^ 
rnng yvd&ovq ausdrücklich, daß mir Kirchhofs 
Ausgabe des Euripides bei der Abfassung jener 
Schrift nicht zur Hand war, in welcher yvdSoH 
schon richtig hergestellt ist. Auch für Ys 667 
hat Eirchhoff schon an das von mir a. a. 0. 
p. 14 empfohlene tatad^ gedacht. 

Ys 398 fg. 
erzählt Odyssens , wie seine beiden Gefährten 
von Polyphem behandelt wurden, wie er sich 
dabei verhielt und welchen Eindruck die ünthat 
auf seine übrigen Gefährten machte: 

tdv ff ai, %iPOPtog agndaag Skqov nodog, 
natcdv ngdg ef^^y ütövvxa iwiQalov U&ov, 
ifui(paijov ü^iqqave, xal na^aqndcag 
Xdßgip (AttxaiQq fsdquag i^eSTna nvgi, 
%d d' sig Ußffif ig>fjxBV hpsa&ai ikikti* 

iXQ^f^Tndfk^v KfSxhßnk xdd^axopovv 
dilot 6^ Snmg Sqvk^Bg iv fkVxoXg nitgag 
mij^aPteg slxopj atgAa 6' o^ar iv^v jf^l. 
In Ys 398 (Adn. crit. p. 9) möchte ich jetzt 
lesen: ^v&(Am %i v^v. 

Ob Euripides in Ys 402 Ka&agndcag schrieb, 
steht sehr dahin, wie auch Herwerden in der Bev. 
de philol., Nouv. ser. II, p. 55 urtheilt An dem 
*a&aQnd(fag würde ich allein wegen desägnaü«^ 
in Ys 400 keinen Anstoß nehmen, wenn xa&aih 
nd^hV an sich paßte, was man um so weniger be- 
haupten wird, wenn man bedenkt, daß es sieh 
um ein scharfes Messer handelt und daß das 
fragliche Participium Aoristi allem Anschein 
nach sich nicht allein auf adqnag beziehen soll, 



105 

sondern auch auf andere Theile von dem Körper 
der Getödteten. An «aftt^vfoa^^ etwa in dem 
Sinne von „zurechtmachen,^^ ist schwerlich zu 
denken. Dagegen hat es große Wahrscheinlich- 
keit, daß ein in der hier nöthigen Bedeutung 
minder gebrauchliches und mißverstandenes 
Wort, welches zugleich zu dem Begriff von Aa- 
ßQog paßte , durch vta^aqnüaaQ verdrängt ist. 
Ein solches Wort ist »a%a$fiaaq^ über welches 
HesychioB bemerkt: xct%aG%Usai' o\ yaq dyatt^ 
^ivug Ifuina xatioxtüoP aitd, Iva f*^ aQ&wüt 
nagd nrap. Ebenso Photios und Suidas u. d. W., 
nur daß beide hinter dvan&dPTsg hinzufügen: 
Totg &80lgj und am Schlüsse bieten: Iva pnj ng 
a^j). Die betreffende Schriftstelle ist uns nicht 
erhalten. Aber für die Gültigkeit der Deutung 
sprechen auch die Erklärungen, welche sich bei 
Hesychios unter alri^Bt und atriJiß$p finden, dort: 
»atatf'i^^' dtacnq, hier: d$a<fnäv, iu fAstafpogäg' 
nuQ* o xal td aiyiißC^a§, dnd täv »ata$yidmp^ 
Ebenso Suidas u. d. W. airiiiBtr. Vgl. auch Zo- 
naras u. d. W. afyiJistr, Danach entsprachen 
die betreffenden Worte den Homerischen, Od. IX, 
291: 
19VC ii dkaiksXeMi tafuop iinXt<fffceto doqnov. 
Daß auch der folgende Vers, in welchem 
Heath td & richtig für jäff verbesserte, keines- 
weges vollständig hergestellt ist, liegt, denk* ich, 
auf der Hand, obgleich Niemand vor mir An- 
stoß genommen hat. Die ikiXi^ können doch 
nicht den adqxsg entgegengesetzt werden. Zu- 
dem ist das Wort f*^iU^ so gestellt, daß man 
fahlt, es solle nicht allein mit %d d' verbunden 
werden. Nach Homer, Od. IKy 193 handelt es 
sieh außer den ttdqutsg um die Syntatd ts xal 
ifsda ikveX6sPta •). Meine frühere Vermuthung, 

*) Aehnlich heißt es bei Ovid , Metam. XIY, 208 fg. 

16* 



196 



daB das Wort f*^lf in emem Zusammenhange 
gestanden habe, in welchem es nun Ansdrücken 
der Homerischen Angabe Jmk|kjUS(A» tafkwn^ 
diente, ist jetzt nicht mehr nöthig. Aach habe 
ich jetzt eine leichtere nnd passendere Herstel*'] 
Inng gefanden. Man schreibe: i^sc-^ah V' 
fttl^ d. i. ig$§ul^, 9t was paAte gekocht zu wei^j 
den.*' *Ef$fk£liiq findet sich in dieser Bedentonj 
nicht bloA bei Prosaikern, sondern auch 
Aristophanes, Eccles. Vs 807. Hinsichtlich dei 
Gonstraction mit dem Infinitivos Passivi vgl 
in$tijd*$Oi vfKiaiQs&^PM bei Thnkydides YHI, 70j 

Weiter scheint in Vs 404 nichts za Teräi 
dem za sein. Wenn Naack für iff^xav vor- 
schlug i^fjxetf and ich ihm bestimmte, so dachl 
ich nicht an die anmittelbar folgenden Verse^ 
in denen von Odyssens* Dienstleistang die Bed< 
ist (der far Silen eintreten maß, ygl. Vs 31^ 
weil dieser anfähig ist sein Amt za verrichten] 
s. Vs 432 fg.). Das Legen in den Kessel sei 
wohl dem Odjsseas zugekommen sein. Poly«^ 
phem sendet durch ihn die betreffenden Stück« 
in jenen. 

Wohl aber glaube ich, daß in Vs 407 eil 
Fehler steckt. '^U.o$ ist sicherlich nicht zi 
dulden. Eirchhoff schlug aUo« vor, auf weichet 
auch ich zuerst verfallen bin. Jetzt aber glaube 
ich vielmehr, daß geschrieben war: Xaol. Di 
jedenfalls nur an „die Leute^^ des Odysseuc 
welche noch am Leben waren, zu denken isl 

vom Eyklopen: 

Yisceraqae et oames cninqae albis ossa mednUlB 
Semianimesqae artas ayidam oondebat in al?iim. 
Hier hat man unter artiis die Extremitäten einzelm 
Eörpertheile , namentlich Hände nnd Füße zn verstehe] 
wie auch Vs 196 und bei Vergil, Aen. III, 627. Das ftü 
des Earipides hat mit dem artos bei 0?id nnd Yergi 
nichts zu schaffen« 



197 



liegt auf der Hand. Es war aber passend, das 
so gen an als möglich za bezeichnen, jiaol be- 
darf des Artikels nicht, vgl. z. B. Hom. II. X, 
205, Eurip. Hec. 553 *). 

Vs 449 fg. 
OJ, ovdsv toiovTOV, ödXiog ^ ^n$&V(Ata. 
XO, nwg dai\ üotpov toi tf ovi? äxovofAsv nctXai. 
&J, xcofifOV fASV avtov %ovS* änaXkdlm, Xiymv 
wg ov KimXwtpi, nüofAa XQ'^ dovvat töde, 
fiovoy d* Sxoptcc ßlozov ^dScag äysiv. 
In Vs 451 ist änaXXd^at Lesart aller Hand- 
schriften. l^naXXd^w rührt von Casaubonus 
her. G. Hermann verschmähte aber mit Recht 
diese sich so leicht darbietende Aendernng. In 
der That sieht man nicht ein, wie änaXla^at 
in dem betreffenden Verse so allgemeine Auf- 
nahme finden konnte, wenn es nicht auf üeber- 
lieferung beruhte. Aber Hermann^s Erklärung: 
„pendet infinitivus ex nqodvikoq slfAt^ quod in- 
est in dohog ^ nqo&vikia, kann allerdings nicht 
gnt geheißen werden, und dieser Umstand hat 
wohl dazu geführt, der aller inneren Wahrschein- 
lichkeit entbehrenden Correctur Casaubonus' Glau- 
ben beizumessen. Sollte etwa zu schreiben sein: 
aitov y' old- änaXXdl^M^ „ich verstehe mich 
darauf, bin im Stande, ihn*abzubringen^^? Das 
y' hinter at/roV paßt recht wohl: „gerade ihn," 
den Weinbegierigen. Freilich kann es auch 
weggelassen werden, da es auch möglich ist, 
daß der Anfangsbuchstabe von tovds durch Dit- 
tographie des v am Ende von ceitdv entstand, 
ja, nachdem einnial ovd^ aus old^ entstanden war, 

*) Gelegentlich hier die Bemerkung, daß, wenn Her- 
werden a. a. 0. p. 65 in ys422 ipvos geschrieben wissen 
will, ich das nicht für nöthig halte, ja nicht einmal 
för wahrscheinlich, da bei Homer, dessen Nachahmung 
"''fade im Eyklops so sehr hervortritt, Od. XXI, 298, steht : 

0^ <rff TQiatt, 



198 

die Ergänzung jenes zn toi^* sich von selbst 
machte. 

Vs 472 
erwiedert auf die Worte des Chors: 

ndvav yäq tovSs uotvmvBtp &£Xm 
Odyssens : 

dtt yovv ftiyag yäq dalog, ov ^XXfimioy. 

Hermann schrieb nach Beiske's Vorgänge, 
nnr daß er ein Kolon hinter daXdg setzte: oi 
|., indem er hinzufügte: Quae ratio loqnendi 
eamdem vim habet, ac si dixisset w<fu cvXlf' 
miov. Mir ist das Wahrscheinlichste: wg $t^il- 
Xijntiov, welche Veränderung, zumal da in den 
Handschriften üvXkipvtiinf stät, ToUkommen so 
leicht ist wie die Beiske'sche. 

Vs 523 fg. 
ist zwischen dem Eyklopen und Odysseus von 
dem Weingott die Bede: 
KY. iqvyfdvtß yovv a^tdv ^ddmg iyüS. 
OJ, voioad^ i dalfjmp' otidiva ßXdfm$ ßQOTfov. 

In Vs 524 scheint es doch passender zu seioi 
wenn man liest: o^d' iva. Der Eyklop würde 
es doch wohl übel nehmen, wenn Odysseus so 
spräche, daß man auch nur im entferntesten 
daran denken konnte, derselbe halte ihn für ei- 
nen Sterblichen; vgl. Vs 281 fg. und Odysseus 
selbst in Vs.286fg. Stellen wie Vs 199, 591 
und 605, wo Odysseus hinter dem Bücken des 
Eyklopen spricht, können nicht in Betracht 
kommen. Sagte Odysseus in Vs 524 aber „nicht 
einmal einen von den Sterblichen," indem 
er das letzte Wort noch besonders hervorhob, 
so sagte er etwas, das dem Eyklopen durchaus 
genehm sein mußte. 

Vs 457 fg. 
sagt Odysseus in Beziehung auf den dx^iMiV 
iXaiag : 



199 

Idio VkV, agag ^sQfMV slg (ibiativ ßaXAv 
Kvximnog S\pkV df*(Aav* ixtij^m twqL 

Mit Recht nimmt Nauck an ^JCTf^co Anstoß; 
sagt doch Odysseus selbst karz darauf tfvy- 
avavm xogag. Aber das von Nauck nach 
Hertlein's £mendation in Ys47ö vorgeschlagene 
ixM^fm hat durchaus keine Wahrscheinlichkeit. 
Die leichteste Veränderung ist jedenfalls: ^x- 
atii^j die auch dem Sinne nach bestens paßt, 
insofern als das ffä^&r mit dem Brenneisen ge- 
schah. ^ExmKfitv bedeutet herausstechen und her- 
ausbrennen zugleich. Daß dieses Wort nur hier 
vorkommt, verschlägt nichts. 

Vs 527 fg. 
KV* oi wvg ^80vg XQ^r d«f/»' i'xs&v iv diqikaükv. 
OJ. 'äd\ siCB %iqnB^ /} ^ td diQfMi (fo$ rnngöv; 

Der zweite Vers ist schwerlich ohne Fehler. 
Was soll denn das Subjekt zu vtqnsi sein? Daß 
man nicht ergänzen darf „vinum in utre conten- 
tum/^ liegt auf der Hand. Ich denke, daß zu 
schreiben ist: si ö^e Tigmi/, „wenn es ihnen, 
d. i. den Göttern, Freude macht.^^ In der 
zweiten Abtheilung des Verses ist dann zu be- 
tonen ifoi^ wodurch hervorgehoben wird, daß 
der Eyklop auch zu den Göttern gehört. Die 
Verderbnng von tf(p€ in c« ist auch für Vs 704 
anzunehmen, vgl. „Scen.n. krit. Bemerkung. z.Eur. 
Kyklops^' S. 34, Anm. , und in Vs 555 ist, wie 
wir unten sehen werden, cg>^ von den Abschrei- 
bern ganz weggelassen. 

Vs 541 fg. 
KY. »al [A^ laxifmdig f oidag ävd^ffqq X^og. 
2EI. «a^ nqog ys d'dXnog ilkiov nlvstv »aXör. 

In Vs 541 scheint doch die handschriftliche 
Ueberlieferung dp&^gäg x^^V^ ^^^^ näher als 
auf Eirehhoff^s dvd^nqq X^oi} hinzuweisen auf: 



200 

ap^HQaZg x^oatg. Xldcu dv&imv bei Pla- 
tarch Mor. p. 565, E. 

In Betreff von Vs 542 äußerte schoD Spengel 
in der Zeitschrift „Eos,'' Jahrg. I, 1864, 8. 193: 
das in diesem Verse Gesagte „ist gnt griechisch 
nnd verständlich, daß es fast verwegen scheint, 
daran zn zweifeln, aber schärfer wird der Ge- 
danke doch hervorgehoben, wenn man schreibt 

nal ngög ys ^dXnog ^Uov niyetr naiet 
nnd überdies ladet die Sonnenhitze zum Trinken 
ein," wozu er Vs 150 anführt: 

dixatov* ^ fäq ysiiika v^v tir^v xcthsl. 
Nimmt man an, daß »aXovv geschrieben ge- 
wesen sei, so handelt es sich nicht allein nm 
eine bedeutend leichtere Aenderung, sondern 
auch nm eine genauere Entsprechung beider Verse 
in Betreff des Ausdrucks. 

Vs 552 fg. 
KY. oitog, vi ^Q^f; ^p olvov ixnivHg Xa^qa; 
HEI. avM, dXX' «f»^ oivog ixvaev, on »aXdv ßXinm, 
KY. *Xa€ü€k^ g>iXwv tov ofvw ai q^kXovvtd ce. 
SEL pal f$a Ji\ inet (iov g>fj(f iqäv Svwg »aXov» 
KY. SyxBty nXiwy di %6v ü*vq>ov' dtdav fkdvw. 
SEI. nwg ovv »ittgctta^; g>iQS d&aaxstpui/AsS'a. 

Die Schreibweise g>ti^ in Vs 555 rührt nicht 
bloß vonFlorens Ghristianus her, sie findet sich 
auch im God. B. unter den Handschriften, welche 
g>^g bieten, befindet sich auch der God. G. Ge- 
gen die gewöhnliche Auffassung jenes Verses 
bemerkte schon Spengel a. a 0; S. 193 fg.: 
„die bejahende Zustimmung val /a& JP muB 
doch einfach auf nXawfSi, nicht auf (ftXtSv ge- 
hen; dann erwartet man nicht, was der Wein 
sagt, sondern Beziehung auf das, was der Ej- 
klops so eben gesagt hat, also (p^g, die zweite 
Person." Gewiß mit Recht. Er fahrt dann fort: 
„wiederholt man zwei Buchstaben fbov ov 9^g — 



201 

eine Sjnizesis, die im drama satjricum viel- 
leicht nicht nnmöglich ist — so bezieht sich 
die Antwort auf das ov (ptXovvtd es und Silenus 
erwidert: allerdings werde ich weinen , da da 
sagst, daß er mich nicht liebe, der ich doch so 
schon bin ; es ist Portsetznng des obigen aji*' o J- 
mg 'sxvffBP oth xalov ßkSnm.^^ Der Gedanke^ 
welchen Spengel voraussetzt, ist sicherlich der- 
jenige, welchen Enripides ausdrücken wollte, 
aber derselbe liegt mit nichten in den Wor- 
ten, welche er als die des Dichters giebt, denn 
nach denen sagt ja Silen, Polyphem leugne ihn 
(den Silen) zu lieben. Die Zulässigkeit der Syn- 
izese wird der verehrte Gelehrte schwerlich noch 
aufrecht erhalten wollen. Enripides schrieb : iml 
ov ikov yjjV ö'y' iqav. Wie leicht <ry' (d* i. %6v 
ohov als Accusativus Subjecti) ausfallen konnte, 
liegt auf der Hand. Verbindet man oi(*) iqäv^ 
so entspricht das dem vorhergehenden ov ^*- 
loovta noch genauer, als wenn man ov zu g>^g 
zieht Vgl. Soph. Philoct. 1389: q)^(Ai & oi as 

Die Schreibung von Vs 556 ist die von G. 
Hermann gegebene, welcher bemerkt: Veretur 
Cyclops, ne ille non plenum sibi scyphum datu- 
ras sit: ubi sat vini infusum putat dicit didw> 
[köpov. Danach sieht es ja ganz so aus, als än- 
dere der Eyklop mit diesen Worten seinen Sinn, 
beanspruche er nicht mehr den vollauf gefüllten 
Becher. Auch scheinen sich an dieselben die 
folgenden Worte Silens nicht passend anzuschlie- 
ßen. Man erwartet eher so etwas wie „aber 
erst muß untersucht werden, wie die Mischung 
ist." Sollte nicht der Dichter geschrieben haben : 

iyX^t, nliwp d^ vdv (fxvq>ov didov v6f$ov? 
Vgl. Aristoph. Thesmoph. 347 fg. : zov xo^fg ly 
%mv MOtvlfSv td vdfn(ffAa, 



202 

Vs 561 
hat Nauck wiederum herausgegeben: 

dnof»vntioy di aoi V, onm^ l^tfßf§ nuiiv, 
obgleich Eirchhoff mit Becht an r^ Austoft ge- 
nommen hatte. Dieser meint, dafi zu schreiben 
sei : di cot *a%\ Mir scheint für / ein Wort mit 
der Bedeutung von „noch^^ entschieden passen- 
der, ja fast noth wendig. Daher vermuthe ich: 
*^\ d. i. Ä». Vgl. oben zu Vs 207. 

Vs 603 fg. 
schließt Odjsseus seine Bitte an Hephästos, der 
das Auge des Eyklopen verbrennen ^ und an 
Hypnos, der ihn in den tiefsten Schlaf versenken 
soll, mit den Worten: 

Mal fHf *nl xaXU(Tw$m TQw&xoig n6pa$g 
aitov TS vavtag ü dmXd^ttit' ^OivaaSm 
in* ävdqoq, ä &bwv oidh^ ^ ßgauSr fkiXsh 
Wie man hier dnoX4(f^ hat dulden können) 
ist unbegreiflich. Es ist offenbar zu schreiben: 
dnsXdiSfi'^: „weiset mich nicht ab wegen eines 
Mannes.^^ ^AnBXavvsc&M „abgewiesen werden 
mit einem Gesuche" bei Herodoi V, 94. Hin- 
sichtlich des vnd vgl. ijukav&dvse^ai %^V0^ vni 
uvoq bei Piaton Apol. p. 17, A. 

Gegen die von Nauck in Vs 605 aufgenom- 
mene handschriftliche Lesart oÜbv ^bemerkte 
6. Hermann mit Recht: Non tarn languide lo- 
quentem Euripides fecit ülixem. Aber seine Ve^ 
änderung: oidiv, od ßqotmv hat auch keine 
Wahrscheinlichkeit. Odysseus will ohne Zweifel 
den Hephästos und den Hypnos vornehmlid 
darauf hinweisen , daß der Kyklop sich niclit 
um die Gotter bekümmere. Der Menschen ge- 
schieht nur nebenbei Erwähnung. Der Dichter 
schrieb wohl: oi nXiov ßq,, d. i. nüoy ^ ß^ 
%(av. Das i^ rährt von einem Erklärer her. Wie 



203 

dem Eyklopen ßgomy ikiXs^, ist aus dem Schicksal 
des Odyssetts und seinen Gefährten bekannt 

Vs 627 fg. 
heißt Odyssens die Satyrn sich ganz rahig zu 
yerhalten, 

nie f*^ ^l^BY^qd^ td huhov, S&t* äv ofJkfAatog 

S\ff$^ Kwimnog ilSafHXlii&fj twqL 
Den Ansdnick naxöp hat man auf den Ey- 
klopen bezogen, der vorher Ys 599 als ysitmv 
xcatdg des Hephastos bezeichnet werde. Aber 
dazu passen die folgenden Worte durchaus nicht. 
Schon an und für sich wird man geneigt sein, jenen 
Ausdruck im Sinne von „Unheil, Verderben" 
zu &8sen und iysiq€i,v als „erregen/^ Dann 
paßt aber der bestimmte Artikel td nicht so gut 
wie T*. Vgl. Ys 597 fg.: u dnäXa(kvov, 652: u 

Ys 630fg. 
OJ. &YB wv Snmg ä^etr&c tot daXov x^Qotp 

its^ ftoXoPTsg' didnvQog d* i<fi^v xaXmg. 
Daß man an den Worten iaco (Aolövtsg gar 
keinen Anstoß genommen hat, ist sehr auffal- 
lend. Man beachte doch nur Ys 635 fg. : 
HM. ^fMstg (a4v iöfMV fAauQÖtSQOP ngd x&v &vqwv 

itftwtsg ti&Btv ig TOP itpd^aXfkdp td nS^. 
Passen denn diese Worte zu der Aufforderung 
des Odysseus, in die Höhle hineinzugehen? Oder 
hält man es für möglich, daß der Dichter ab- 
sichtlich den Sprecher von Ys 635 fg. die Auf- 
forderung vollständig ignoriren ließ? Es ist 
ohne Zweifel zu schreiben: ig 8(ß>(i^ iXdSpteg, 
i. i. iXaCopteg, „um ihn ins Auge zu treiben.^^ 
Auf diese Worte bezieht sich das d&stp-nvQ in 
Vs 636 unmittelbar. Das Participium Puturi 
Att. findet sieh auch Phoeniss. Vs 607 (iJSeXmp). 

Vs 632 fg.: 
XO. ovxovp ai) tdl^Hg o^hupag nQoiuwg XQ^^^ 



204 

xavrdv fio^Aov Xaßovtag inxdetv tö ipwg 
K^xlmno^} tig äv tilg tvx''1^ xotPwfiS'S'a. 
Ist »avtov richtig für das xai tdv der Hand- 
schriften hergestellt, was wohl keinem Zweifel 
nnterliegt, so erregt ixxdetv Bedenken, wie schon 
Höpfher bemerkte. Die leichteste nnd passendste 
Veränderung wäre wohl: ixvtvdskv^ vgl. V8 486: 
Xa/ATtgap SrpiV d$axvai€f8&. Jenes Wort konnte 
um so eher verderbt werden, als es, nnd zwar 
in der Aoristform i^iKrtjae, nur bei Herodot 
YII, 239 in entsprechender Bedeutung vorkommt 

Vs 650 fg. 
sagt Odysseus zum Chor: 

vvp J* otd^ dfMkVop. tota$ & ot»elo$g ifihug 
Xq^tsd'ai jti' ävdYVtfi. xbi^I d* st f^div (f&hfstg, 
dXX* ovP ineynilsvi f\ fig sdywxtctv 
ipiXmv xslevCfAOtg totc^ cotg »t^tfwfAsd'a. 
Dachte er wirklich durch die Zurufe sich 
guten Muth nur für seine Freunde zu verschaf- 
^n? Hielt er sich selbst der Standhaftigkeit 
für so sicher, daß er den Zuspruch nicht nöthig 
hatte? und war es billig, daß er seinen stamm- 
verwandten, aus seiner Heimath stammenden 
Freunden (pineio^g qfilo^)^ die er noch eben vor- 
her keinesweges geringschätzig erwähnt hatte, 
und zwar hinter deren Bücken, nicht aber auch 
sich, einen Mangel an Standhaftigkeit beimaß? 
Die Stelle Vs 407 fg. wird man doch nicht dafür 
veranschlagen wollen. Vs 193 gerieth Odysseus 
bei dem Erscheinen des Eyklopen selbst in 
Schrecken. Sein Sprechen und Handeln von 
Vs 624 an deutet keinesweges auf ruhige, des Er- 
folges sichere Beherztheit; vgl. die Seen. u. krit. 
Bemerkungen zu Eurip. Kyklops S. 27. Bei 
Homer , Od. IX , 531 fg. erhält er seine vier 
Gefährten durch das Loos als Theilnehmer an 
dem Wagestück, und zwar gerade dieselben, welche 



205 

er sich selbst ausgewählt haben würde. Alle 
zwölf, welche er mitgenommen hat, gehören zu 
den „Besten^^ der ganzen Mannschaft (Od. IX, 
193 fg.). Er sieht sich allerdings veranlaßt, kurz 
Yor der Ausführung allen Muth einzusprechen, 
damit sie sich nicht zurückziehen. Aber die 
Worte Vs 380 fg., die sich auf den Augenblick 
unmittelbar vor der Handlung beziehen: ddqooQ 
Mnvevcsv fkiya SalfAcov, sollen sich ohne Zweifel 
ebensowohl auf ihn selbst als auf seine Gefährten 
beziehen, wie denn auch nachher nach dem Auf- 
schrei des Kyklopen nicht bloß diese in Furcht 
gerathen und weglaufen (Vs 396). Hiernach ist 
es wohl nicht zu gewagt, wenn ich das (fiXm¥ 
bei Enripides Ys 653 als verdächtig betrachte. 
Die leichte Veränderung mtpikf^v^ „erwünschte, 
willkommene,^^ würde das oben geäußerte Be- 
denken heben. 

Vs 661 fg. 
%6qv6v\ lAx«, /»ijf & i^odvr^&elg 
ÖQaC^ u ikdta^ov. 

Schon Musgrave nahm mit vollstem Recht 
an ilxs Anstoß, quod occasioni non conveniret, 
wie G. Hermann angiebt, der in sehr verwun- 
derlicher Weise den Englischen Gelehrten durch 
einfache Verweisung auf die bekannte Stelle 
Homers Od. IX, 384 fg. abfertigen zu können 
vermeint. Doch trifft Musgrave's ihitov , saucia, 
gewiß nicht das Richtige. Vermuthlich schrieb 
der Dichter: sllXs^ in der Bedeutung von 
„treibe um, drehe'* (Aristoph. Nub. 761 , Apol- 
Ion. Rhod. Arg. II, 671, Piaton. Tim. p. 40, b, 
Aristot. de caelo II, 13). 

Auch die folgenden Worte des Nauck^schen 
Textes sind nicht in Richtigkeit Daß der Chor 
die an der Blendung des Kyklopen Betheiligten 
auffordert, zu drehen und umzutreiben, damit der 




206 

Eyklop ihnen kein Leid znfuge, scheint dnrch- 
ans anpassend. Jenes wie das, wozn der Chor im 
Vorhergehenden anBerdem noch antreibt, ge- 
schieht, um an dem Eyklopen Bache zn nehmen. 
Dazu kann immerhin vom Chor der Wnnsch 
werden, daß dem Odyssens nnd seinen 
trten bei der That durch den Kyklopen 
nichts Schlimmes widerfahren möge. Ob es 
ähnliche Erwägongen waren, dnrch die Hermann 
yeranlaAt wurde f*i^ di tf i^odvvtid'sig zn schrei- 
ben, mag dahin gestellt bleiben. Nach seinen 
Worten sieht es ganz so ans, als thne er es wegen 
der Anctorität des Flor. 1. 2, die di für a^ bie- 
ten, wie auch im Cod. C f^d* (sol) steht. Ich 
habe, ehe ich dieses wußte , das di hergestellt 
Da aber iiodvväa&€t$ sonst, so viel ich weiA, 
nicht vorkommt und — was mehr sagen will - 
hier nur passend ist, wenn es wesentlicli in der- 
selben Bedeutung gefaßt wird, welche S6vv§i^iig 
hat, nicht aber in dem Sinne von „schmerzbe- 
freiV^ so glaubte ich, und glaube das noch, daß 
geschrieben war:f*f^ d* ig a^ ddvpfj^sig. Jqäv 
u «K nvci bei Sophocl. Oed. CoL Ys 976; d^ot' 
6s%pa «K t»y<v bei Cassius Dio LXXI, 3. 

Vs 677 
erwähnt der Eyklop denOdysseu&mit den Worten: 

6 i^a^oji^ ig f/kot doi)g to näfjka xceviulvcs, 
worauf der Chor Vs 678 bemerkt: 

ds$ydg yctg otpog »ccl naXaUa&M ßaqvg. 
Die Handschriften bieten in Vs 677 als letztes 
Wort na%6navfSB. KatiMkvcs rührt von Canter 
her. Musgraye vermuthete: Matinlaoe. Wenn 
Hermann bemerkte: Mihi optima visa est Canteri 
emendatio, quae et facillima est, et cum caeteris 
yerbis optime consentit, so berücksichtigte er 
in den letzten Worten das nalal€G&a$ nicht 
Der Begriff dieses („niedergerungen werden/^ vgl* 



207 

Enr. Electr. 686 in Bezug auf Aegkihos : d na^ 
ltt$ü^l^ fn^fM ^a^dff^ikov m0et) spricht gerade 
fSr xatinXaüB, was bei Theokrit, Id. XXV, 146 fg. 
im eigentlichen Sinne ,fniederbreehen, niederben- 
gen^* vorkommt. Zndem empfiehlt sieh xctH^ 
»letac anch dadurch, daß es viel kräftiger und 
beseichnender ist. Für dasselbe spricht ferner 
aach wohl die von zweiter Hand herrührende 
Lesart im Cod. B: Matianaas. Vgl. anch 
Homer Od. IX, 516, wo Polyphem sagt: inst 
fi* idaikdacato olvm^ nnd besonders Plntarch. 
Hör. p. 596: nBnkaCfkivo^ j^^^g* Was endlich 
die Leichtigkeit der Aendernng betrifft, so ist 
der Uebergang von Kj4TEKAA2E in KATB^ 
KAV2E nicht eben schwerer als der von JT^- 
TEKAV2E, znmal wenn man annimmt, daß 
jenem ein Verschreiben in KATEKA2E oder 
KAEKAASE zn Grunde lag. 

Vs 694 fg. 
sagt Odyssens zum Eyklopen : 

xauiSg ydg äv Tqoiav yB dtenvQ^aapiev 
§1 fkij a* haiQmp ffovov infu^QififdfifiP. 
Kirehhoff nimmt an dem xanw^ Anstoß, wel- 
ches auch mir wenig zuaagt. Er schlägt vor: 
uaiwg. Ich glaube viel eher, daß zu schreiben ist : 
»äXlwg^ ''AXlmg: „ohne Grund.^^ Im zweiten 
Verse ist zu betonen f*^ 0*, da das Pronomen 
im Gegensätze zu Tgoiar ;"' -steht. 

Vs 696 fg. : 
KT. aiat' naXmdg XQ^^P^^^ iunsQah^^m$. 

%vg)Xijv r^Q SyßiP in ifi&sp cxijas^v fk* iqi^ 
T^iag d^OQfiiiöivtog, dXXd »al ai to$ 
dinag v(piis$p dvti mv6^ i^icnuSB, 
noliv -^aXdiSit^ xqoviiv ipa$WQOvfM9for. 
OJ. xlaisiP ff uwifu' %ai Üd^wnü onsg lfy(». 
ijrti d' in* dxtdg bI(m »al v^oog tfndipog 
^am ^nl ndpiov 2$ubIöv ig t' ifk^v ndtqav. 



208 

In den früheren Ausgaben wird Ys 701 ge- 
schrieben: »al didoQx^ onmq Xifw, welche Schreib- 
weise Yon Mnsurns herrührt. Seit Musgraye 
schreibt man nach den Handschriften: xal di^ 
^Q^lC ^^^Q ^Y^9 meistentheils ohne Andentung 
der Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit eines 
Fehlers. Nur Kirchhoff, der zugleich für «g» 
diÖQax^ vermuthete : »oi dido^x\ und Paley scUn- 
gen für Xiyw vor, jener : XiyB^, dieser : 3Liy€$g, und 
Nauck bezeichnet kSyco als verderbt. Man wird 
auch durch eine andere Veränderung als die 
eben erwähnten, wenig zusagenden schwerlich 
einen passenden Gedanken herausbringen. Da- 
gegen erhält man einen solchen, wenn man 
nur ddÖQax' in didoQx" verändert. Odysseus sagt 
zu dem Eyklopen, daß es ihm unglücklich ge- 
hen möge, und fügt dann hinzu „und ich sehe, 
was ich sage.^^ Der Eyklop hat ja wirklich 
das größte Leid erlitten. Mit jenem Worte 
nimmt Odysseus auf das von Polyphem erwähnte 
Orakel Bezug, nach welchem es auch ihm schlimm 
ergehen soll, indem er andeutet, daß das eine 
bloße Prophezeiung sei, deren Erfüllung noch 
dahinstehe , die ihn jedenfalls nicht schrecke. 
Daran schließen sich dann sehr passend die 
Worte i)^w d' in* dntaq cJJui u. s. w. 

Vs 708 fg. 
XO. ^ftetg de avvvavvai ys tavd* Odvaaims 
ovtsg %6 lotnoV Battxifp dovXsvaofMt^. 

Werden denn die Satyrn als Schiffsgesellen 
des Odysseus dem Bakchios dienen? Vgl. Vs 
435 fg. u. 466 fg. Es ist ohne Zweifel zu schrei- 
ben : fjfMtg d^j vvv vainal ys %, 'O. Svrsq, u. s. w. 
In Ys 705 bietet der Cod. B, vvv vavtmct, so , daß 
vvv in aifv corrigirt ist. Auch die anderen fiand- 
schriften bieten getrennt civ vafjta$a$. 

Fttr die Bedaction Terantwortlicli: R Ba»n48cK Directord. Oöti. gel. Ans. 

Oommissioos- Verlag der DUterich^scU» YerlagB'Buelüumdhmg. 

Druck der DUkrieVachen ünift,- Bttchdmcktrii (W Fr, Kat8t>t«i)' 



209 

Nadiriehten 

von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Augusts-Universität 

zu Göttingen. 

16. März. M 7* 1881. 



Kiiiglicke GeBellsciiaft iler WisseBsehafttn. 

Sitzung am 5. März. 

Wnstenfeld: Magister Pacht gegen Friedrich d. Gr. 
Eönigflberger, Oorresp. : üeber die Irredoctibilitat 

von Differentialgleichungen. 
A. Ben-Sande: Beiträge znr Eenntniß der optischen 

Eigenschaften des Analcim. (Vorgelegt von C. Klein.) 



Magister Pacht gegen Friedrich d. Gr. 

Von 
F. Wüstenfeld. 

Diese Überschrift ist gewählt worden, um 
damit anzudeuten, wie ich dazu gekommen bin, 
über die PersönUchkeit und die Lebensumstände 
des Mag. Pacht nachstehende Untersuchungen 
aazusteUen , was mir um so näher lag , als sie 
zugleich das Schulwesen meiner Vaterstadt fiann.- 
Münden um die Mitte des vongen Jahrhunderts 
betrafen. 

Jobann Ludwig Pacht wurde im J. 1716 
geboren, dies ergiebt sich unzweifelhaft aus der 
SchluBbemerknng über das Alter, welches er er- 
reichte; wenn daher Rotermund-Jöcher als das 

17 



210 

Gebnrtsjahr 1720 augiebt, so beruht dies sicher 
nur auf der Yermuthung, daß er etwa 18 Jahre 
alt gewesen sein könnte, als er die üniyersität 
bezog, er war aber zu der Zeit schon alter* 
Pacht selbst nennt sich mehrmals Schambecca- 
Lunaeburgensis , als wenn er in dem Pfarrorte 
Scharnebeck l^/s Stunden von Lüneburg geboren 
sei, in den dortigen Kirchenbüchern kommen 
aber seine Vornamen nicht vor; jedoch findet 
sich in dem Trauregister, daß ein gewisser JoL 
Andreas Pacht aus Neustadt am ßubenberge am 
7. März 1707 sich mit Margarethe Elisabeth 
Eleonore Vorthampf, der Tochter des Organisten 
Job. Sebast. Vorthampf in Scharnebeck verhei- 
rathet habe und dies sind unzweifelhaft; die El- 
tern des Job. Ludwig. Die Mutter hatte am 
25. März 1710 bei ihren Eltern in Scharnebeck 
einen Knaben geboren, welcher in der Taufe 
die Namen Carl Siegmuud erhielt, weiter kommt 
dann der Name Pacht dort nicht vor. Die Er- 
kundigungen in Neustadt a. B« waren leider! 
vergeblich , weil daselbst bei einem großem 
Brande die älteren Kirchenbücher zu Grunde 
gegangen sind und die jetzigen erst mit dem 
J. 1757 beginnen. Man wird sich also auf die 
VermuthiLQg beschränken müssen, daß Job. Lud- 
wig zwar in Neustadt geboren , aber bei seinen 
Großeltern in Scharnebeck erzogen sei und sich 
danach Scharnbecca*Lunaeb. genannt habe. Dat 
er den Schulunterricht in Lüneburg genossen 
habe, ist an sich wahrscheinlich, aber nicht mit 
Bestimmtheit zu erweisen ^ da in den noch er^ 
haltenen Glassenbüchern des Johanneum sein 
Name nicht vorkommt; er konnte auch die St 
Michaelis-Schule besucht haben, und wenn man 
annehmen möchte, daß er aus den reichen Le- 
gaten zu Lüneburg als Schüler oder als Student 



211 

ein Stipendium erhalten habe, weil er eine 
Schrift den Mitgliedern des dortigen Magistrats 
dedicirte , so ist auch hierüber aus den Stipen- 
dien*>Rechnungen nichts zu ersehen gewesen. 

Jedenfalls muß seine Schulbildung eine Tor- 
zügliche gewesen sein und mit den besten Kennt- 
nissen ausgerüstet bezog Pacht die Universität 
Gtittingen, wo er am 19. April 1738 als studii 
theologici cultor immatriculirt wurde. Schon 
am Ende des zweiten Studienjahrs hielt er eine 
öffentliche Disputation, wozu Prof. Schmauß 
das Programm geschrieben hatte: Diss. philos. 
De ignorantia docta, quam consensu amplissimae 
facultatis philosophicae in Academia Georgia 
Augusta, praeside M. Godofredo Everardo 
Schmaussio ad diem XXIX. Martii A. 1740 in 
auditorio philosophico publice tuebitur Joannes 
Ludovicus Pacht , Scharnbecca - Luneburgicus 
philos. et th. cultor. Gottingae. Der Decan 
Prof. Hollmann hatte Chr. Lud. Obbarius, da- 
mals Adjunct der philos. E'acultät, und Mag. 
Woog aus Dresden, welcher der Universität nicht 
angehörte, zu Opponenten bestimmt. (Decanats- 
Acten). 

Mit einer Dedication als Gratulation zum 
Neujahr 1741 an seine hohen Gönner in dem 
Magistrat zu Lüneburg erschien von Pacht selbst 
als Erstlingsarbeit, studiorum sacrorum primi- 
tiae, eine Dissertation, welche er öffentlich ver- 
theidigte: Diss. philol. De Christi responsione 
Quod dixi dico Joh. YIII. 25 , quam in Acad. 
Georg. Aug. praeside Andrea Georg Waehner 
liüg. or. P. P. 0. d. 7. Jan. 1741 publico eru- 
ditorum examini submittet auctor respondens 
Jo. Lud. Facht, Scharnbecca - Lunaeburgensis, 
philos. et theol. cult. Gottingae. — Am 20. 
Oct. 1741 erhielt Pacht eine Vocation als Con- 

17* 



212 

rector an die Schule zu Monden, machte vor 
seinem Abgange dahin das Magister - (Doctor-) 
Examen und schrieb dazu: Diss. inaug. pbiloL 
De eruditione Judaica, quam pro conaeqnendis 
summis in philosophia honoribus praeside An- 
drea Georgia Waehnero, praeceptore suo deve- 
nerando d. V. Januar. 1742 publico eruditorum 
examini submittet auetor Jo. Lud, Pachte Ly- 
cei Mündens. conr. design. Das Datum Y. Ja- 
nuar, ist corrigirt in XIII. Jan. und von diesem 
Tage ist auch das Diplom ausgestellt unter dem 
Prorectorat von Feuerlein und dem Decanat 
von Heumann. Das Verhältniß zu Prof. Wäh- 
ner hatte sich zu einem sehr freundschaftlichen 
gestaltet , und dieser ließ zum Abschied noch 
eine Abhandlung erscheinen : De sanctificatis per 
conjuges conjugibus ad 1. Cor. YU. 14 disserit 
et Joa. Ludovico Pacht, amico suo in paucis di- 
lectissimo summos in philosophia honores et 
conrectoris apud Mundenses munus gratulatur 
Andreas Georg Wadmer^ Gottingae. Wenn man 
die beiden vorhin genannten Dissertationen hier 
und da, selbst in der Geschichte der Universität 
Göttingen, Wähner zugeschrieben findet, so läßt 
sich dies noch besonders aus dessen eigenen 
Worten in der letztgenannten Abhandlung S. h 
in der Anrede an Pacht widerlegen: Dedisti 
anno proxime elapso publicum eruditionis phi- 
lologicae specimen in locum Johanneum Cap. 
YIII. 25, interpretibus vexatissimum. Novum 
jam edis de Eruditione Judaica, cet. 

Die Schule zu Münden befand sich in den 
Jahren 1730 — 40 in dem traurigsten Zustande^), 
von den vier Lehrern Rector, Gonrector, Cantor 

1) Benutzt sind die Schol-Acten von Münden mit der 
Aafschrift: »Unterhaltung der Sofaul-Bediente«, und dem 
Titel: »Bescbreibiing der Besoldungen, l^eben-fiinkünfte 



213 

und Subconreetor muftten endlich 1737 die bei- 
den ersteren mit vollem Gehalt »pro emeritis 
declariret« werden, der »seit vielen Jahren [seit 
1719] als Cantor« fungirende Constantin Beller- 
mann wurde »mit ansehnlicher Gehaltserhöhung« 
(zu den bisherigen 109 Thl. 6 mgr. 2% Pf. ka- 
men 62 Thl. 31 mgr. öVs Pf.) zum Conrector 
befordert und ein Schreibmeister angestellt, die 
Stelle des Rector blieb wegen mangelnder Mittel 
unbesetzt. Naehdem dann am 24. Dec. 1739 
der Rector emeritus Schumann gestorben , aber, 
»da dessen Wittwe noch ein halbes Gnadenjahr 
genoß«, erst am 10. Aug. 1740 ein CoUega Quin- 
tus hinzugekommen war, wählte der Magistrat 
am 16. Oct. 1741 den Conrector Bellermann zum 
Rector mit 208 Thl. Gehalt (mit den Aecidentien 
zusammen 300 Thl.) und am 18. Oct. den Gan- 
didaten FacM zum Conrector mit einer Besol- 
dung aus fünf verschiedenen Cassen von zusam- 
men 138 Thl. 12 gr. nebst etwa 25 Thl. als dem 
fünften Theile des ganzen Schulgeldes, (ein 
Knabe bezahlte bis dahin 12, von jetzt an 24 
mgr. jährlich), nachdem davon 20 Thl. für den 
Conrector emeritus abgezogen waren , dazu ka- 
men vier Klafter Holz, ein kleiner Garten und 
einige Aecidentien; er verdiente sieh in der 
Folge noch etwa 200 Thl. jährlich durch Pri- 
vatunterricht , und im J. 1745 wurde sein Ge- 
such, das Hausmiethegeld von 10 Thl. um 12 
ThL zu er hohen, auf Antrag des Magistrats von 
der Regierung (Münchhausen) »seines Wohlver- 
baltens wegen« genehmigt^). 

und übrigen Emolamentoram der jetzigen Schal-Bediente 
bei hiesiger Baths-Schule« (1744). 

1) Bei seinem Abgange von Münden im J. 1754 
wurden seinem Nachfolger alle solche persönlichen Zu- 
lagen gestrichen, der Gehalt vermindert und das Schnl- 



214 

Bellermaiin mag in seiner Stellang ein ganz 
guter Gesanglehrer und Organist gewesen sein, 
er hat mehrere Motetten, Gantaten nnd Orato- 
rien geschrieben, auch selbst Gedichte gemacht 
und in^ Musik gesetzt, ist sogar im J. 1754 von 
dem Bürgermeister in Münden J. G. Mejer als 
Poeta laureatus Caesareus gekrönt, wird aber in 
wissenschaftlichen Werken als Musiker kanm, 
als Dichter gar nicht erwähnt ^). An classischer 
Bildung war ihm Pacht unstreitig weit überle* 
gen, welcher sogar einigen Schülern ein CoUe- 
gium privatissimum Sjriaco-chaldaicum hielt, 
und daß ein so gelehrter und vielseitig gebilde- 
ter junger Mann sich in den alten Schlendrian 
einer kleinen Stadtschule nicht recht fugen 
wollte, ist nur zu begreiflich, zumal da ihm bei 
seiner Anstellung das Condirectorium übertragen 
war. Es entstanden zwischen ihnen bald Strei- 
tigkeiten, auch mit den anderen Lehrern konnte 
sich Bellermann nicht vertragen und im Jani 
1744 trug er förmlich seine Beschwerden vor, 
welche von dem Med. licent. Scholarcha et Se- 
nator Dan. Phil. Bosenbach zu Protokoll ge- 
nommen und danach von demselben zu einer 
Eingabe an den Magistrat ausgearbeitet wurden. 
Von den 23 Elagpuncten beziehen sich 15 speciell 
auf den Conrector Pacht : »daß er die Lectionem 
Theologicam alzu sublim mithin ultra captum 
discipulorum tractire; daß er dabei nicht das 
in der Gesnerianischen Schulordnung verordnete 
Compendium Theologicum Tromsdorfii, sondern 
seine eigenen theses tractire und dictire; daß er 

geld wieder aaf den firüheren Satz von 12 mgr. jabrlioh 
herabgesetzt. 

1) Er war 1696 in Erfurt geboren und starb 1763 
in Münden, nicht Minden, wie man hier und da, auch in 
der Deutschen Biographie, liest. 



215 

im Lateinischen uicht des Gellarii von Hn« Praf. 
Gegner revidirte Grammatic, sondern des Langii 
6rammatic tractire; daß er die privatisten dem B^ 
tori abspänstig mache; daB er keine gute methode 
in Führnng der Schnigelderrechnnng habe« n. s. w. 
DerOonrector widerlegte bei seiner Yernehmting 
die meisten dieser Punkte und gab nur weniges 
zu mit Anführung der (Gründe, der Rector nahm 
einiges zurück, blieb aber in den meisten Fällen 
bei seiner Meinung und nun wurden die Acten 
zur Begutachtung an den Prof. G^ner nach 
Göttingen geschickt. 

Durch Eönigl. Verordnung d. d. Hampton- 
coart d. -^-^ Aug. 1737 war nämlich der Magi- 
strat von Münden angewiesen , über Desideria 
Seholastica sich des Bathes des Prof. Gesner zu 
bedienen und auf dieses »ansinnen der Königl. 
und Churfürstl. Regierung hatte Senains dem 
Hn.Prof. Gesner wegön seiner der Schule halber 
habenden Müh waltung jährlich eine remuneration 
von 8 Thl. aus der Cämmerey accordiret und 
demselben bißher auf die fällige Zeit zugesandt«. 
Gesner gab ein ausfuhrliches Gutachten ab, 
welches den mir zugestellten Acten leider! nieht 
beilag, aus welchem indeß am Rande der aben 
erwähnten Eingabe Rosenbach^s der wesentliche 
Inhalt bei den meisten Elagpnncten »Juxta 
Gesnerum« angeführt ist. Hiernach wurde dann 
am 10. Dec. 1744 in einem Erkenntoiß des Ra- 
thes »das Betragen des Hn. Bectoris intuitu der 
ungegründeten und empfindlichen Anschuldigun- 
gen contra Gonrectorem« gerügt, dagegen eine 
persönliche Beleidigung des letzteren gegen den 
ersten (er hatte ihn einmal einen Lügner und 
Stänker genannt) »unter umständen , die dem 
Hn. Bectori gar leicht zu gleicher Last kommen 
dürften«, mißbilligt und beide zur Verträglichkeit 



216 

ermahnt. Dem Prof. Gesner warde >anf aus- 
drückliches Verlangen des Hn. Conrectoris von 
denen hieranfip genommenen BathsEntschließangen 
gleichmäßige Gommunicationc gemacht mit ei- 
nem Begleitschreiben , an dessen Schlosse es 
heißt: » nnd haben wir selbigem solches [diese 
Commnnication] nm so weniger versagen kön- 
nen, da wir ihm das Zeugnis eines überans flei- 
ßigen, trenen und mit vielem nntzen arbeitenden 
SchnlMannes beylegen müssen«. Gesner ant- 
wortete darauf in folgendem im Original bei den 
Acten befindlichen Schreiben: 

HochEdelgebohme und Hochgelehrte, anch 
HochEdel u. Hochachtbare Insonders Hoch- 
geehrteste Herren, n. Geneigteste Gönner 

Ew. Edelgebohren etc. erkenne mich ge- 
horsamst verbanden , daß dieselben von der 
untersnchnng n. Abthnang einiger Irrnngen 
hej Dero Schule mir originale nachricht e^ 
theilcB wollen. 

Ich Areue mich über die hervorleuchtende 
Klugheit u. moderation, womit die Sache trae- 
tirt worden, u. wünsche herzlich daß der 
abgezielte endzweck vollkommen bey den leh- 
renden u. lernenden erreicht werden möge. 

Ich finde zu meinem Vergnügen viel gutes 
von dem Hn. M. Pacht u. gleich wie Hr. 
Bellemsnn's Brief u. letzt edirte Sachen mir 
gleiehfäills eine vielbessere Meinung von ihm ma- 
chen, als ich ehedem nicht ohne Grund gehabt: 
so will nicht alle Hofnung fahren lassen Ew. 
Edelgebohren etc. werden mittel und wege 
finden, die beiden Leute wo nicht gana unter 
einen Hut zu bringen; doch also zu balanci- 
ren, daß die Schule beider Männer gutes ge- 
nießen, u. sie selbst einander, das ist der Ju- 
gend, auf die es endlich hanausläuft , nicht 



217 



schaden könneD. Der Hr. Conrector Pacht 
wird insonderheit wol thun , wenn er be- 
trachtet, daß er anch mit der Zeit Bector 
werden könne, n. sich der verhoflPentl. billigen 
estime, die ich ihm von Grund der Selen 
gönne, nicht zum despect seines oberen CoUe- 
gen , mithin zum offenbaren Schaden der 
Schule, mißbrauchen. Ich habe das ins talio- 
nis in diesem punct sehr offt wahrgenommen; 
als Conrector manches erlitten, aber in meinen 
2 Bectoraten, so lange dieselbe verwaltet, die 
vollkommenste Ruhe und Zufriedenheit nicht 
nur selbst genossen, sondern auch unter mei- 
nen Cöllegen erhalten. — Jedoch Ew. HEdel- 
geb. verlangen und bedürfen dieser Betrach- 
tungen nicht, u. werden schon ohne meinen 
Beytritt die gehörigen Vorstellungen u. Ver- 
fügungen machen: daher ich auch, was etwa 
sonst wegen der Grammatic u. des Vocabeln- 
lemens zu erinneren hätte, gerne zurück be- 
halte, aber doch um des besten der Schule 
willen, wünschen wollte, Ew. HEdelgeb. möch- 
ten sich gefallen lassen, die von mir geschrie- 
bene Vorrede der Cellarianischen Grammatic, 
(: welche nebst dem libro memoriali in Berlin 
u. Merseburg nachgedruckt, u. in unterschie- 
denen auswärtigen Schulen eingeführt worden :) 
mit bedacht u. Überlegung zu lesen. 

Nebst herzl. anwünschung alles gedeylichen 
Wohlergehens von Dero hochgeschätzten Per- 
sonen, Aemtern u. Familien, nahmentl. geseg- 
neter Feyertage u. eines glüekl. Jahrwechsels, 
beharre mit aller Hochachtung u. Ergebenheit 

Ew. HEdelgebohren etc. Meiner Hochge- 
neigten Gönner gehors. tr. Dr. 

Gefner. 
Göttingeu, d. 18. Dec. 1744. 



218 

Aus der Zeit seiner Lehrthätigkeit in Münden 
werden von Pacht drei Schnlprogramme erwähnt, 
welche ich mir nicht habe yerschaffen können, 
die Titel sind: 

De lingnamm et imprimis Ebraeae nsn et 
noxio earnndem in scholis neglectü. Gottingae 
1747. 

De literas elegantiores in scholis tradendi 
ratione. ib. 1748. 

De historia providentiae divinae theatr. ib. 
1749. 

DaA er seine philologischen Studien unab- 
lässig fortsetzte, werden wir weiterhin sehen. 

Im J. 1750 erschienen die Memoires ponr 
servir a Thistoire de Brandenburg. Außer eini- 
gen Mitgliedern der Berliner Academie wußten 
anfangs wohl nur wenige, daß Friedrich d, Gr. 
der Verfasser war. Von dem ungewöhnlichen 
Aufsehen, welches dieses Werk hervorrief, geben 
die damaligen kritischen Blätter und die gleich 
darauf von mehreren Seiten unternommenen 
Uebersetzungen Zeugniß^); es fehlte auch nicht 
an Widerspruch und es sind sogar einige Ge- 
genschriften erschienen, wie 

»Bescheidene Erinnerungen an den Hm, Verf. 
der Denkwürdigkeiten der Brandenburgischen 
Geschichte , darinnen dessen Vorgeben geprüfet 
wird: Ob die Reformation in Deutschland ein 

1) Die anonym unter dem Titel »Merkwürdigkeiten 
zur Erläuterung der Brandenburgischen Geschichte« zo 
Frankfurt gedruckte Uebersetzung ist von Joh, Cstph* 
Stockhausenf welcher seinen Namen in das Ebcempbr der 
Bibliothek der deutschen Gesellschaft eingeschrietoi hat; 
derselbe ist 1784 als Consistorialrath und Superintendent 
zu Hanau gestorben. Der Verfasser der »bescheidenen 
Erinnerungen« benutzte aber außer dem Französisoben 
Originale die andere Uebersetzung »Denkwürdigkeiten der 
Brandenburgischen Geschichte«. 



219 

Werk des Eigennutzes? In Frankreich eine 
Wirkung des Gassen-Liedes? Und in Engelland 
ein Erfolg der Liebe? Zur Vertheidigung der 
Wahrheit und Bettung des Ehren-Gedächtnisses 
des sei. Lutheri ans Licht gestellei s. ]. 1751«. 
168 Seiten kl. Octav. 

Der Verf. beginnt seine Vorrede mit den 
Worten: »Die Denkwürdigkeiten der Brandenb. 
Geschichte verdienen mit Becht einen Platz un- 
ter denjenigen wohlgerathenen Schriften, welche 
die Mitte dieses J. H. zieren«. Er würde ihm 
das Lob eines vollkommenen Geschicht-Schreibers 
»nicht streitig machen, wenn nicht eine alzn- 
grofte Neigung zur Tadel-Sucht gar zu vielen 
Antheil daran schiene genommen zu haben«. 
»Besonders hat dem H. V. gefallen, allen seinen 
Witz und Lebhaftigkeit aufzubieten, den Anfang 
and Erfolg der Beformation auf eine verklei- 
nernde Art vorzustellen. Luther und Calwin 
genießen bei ihm nicht das Vorrecht, daß man 
Bonsten wolverdienten Männern des Alterthnms 
in gönnen pflegt«. Das letztere ist der einzige 
Ponct, gegen welchen diese »Bescheidenen Er- 
innerungen« gerichtet sind und die auf dem Ti- 
tel aufgeworfenen drei Fragen beziehen sich auf 
die Stelle der Memoires S. 27 : >Si donc on veut 
rednire les causes des progres de la Beforme ä 
des principes simples, on verra qu*en AUemagne 
ce fut rOuvrage de Tlnteret, en Angleterre celui 
de TAmour, & en France celui de laNouveaute, 
ou peut-etre d'une Chanson«. 

Voran geht eine kurze, aber aus den Quellen 
geschöpfte Geschichte der Reformation , worin 
der Verf. seine große Bücherkenntniß und Be- 
lesenheit zeigt, ohne welche es nicht möglich 
gewesen wäre , neben seinen Berufsgeschäften 
in kurzer Zeit eine solche Darstellung zu lie- 



220 

fem ; erst im letzten Drittel des Baches §. 5 
kommt er auf die »Ehreurettang Luthers« und 
§. 7. 8. n. 9 werden jene drei Fragen erörtert, 
indem nach der Ansicht Friedrichs d. Gr. die 
Reformation in Deutschland vorzugsweise dem 
Verlangen der protestantischen Fürsten nach 
den geistlichen Gütern , in Frankreich einem 
Gassen-Liede mit dem Refrain: Moines! 
Meines! il faut vous marier, und in England 
dem Widerspruch des Papstes Clemens VII. ge- 
gen die Scheidung Heinrichs YIII. Ton seiner 
Gemalin Catharina und seine Yerheirathung mit 
Anna Bulen zuzuschreiben sei. Das Ganze läuft 
also auf eine kurze aber wohlgelungene Darstel- 
lung der Reformation Luthers hinaus, dessen 
Verdienste zu schmälern in unseren Tagen nadi 
den Werken von Ranke, Eöstlin und Anderen 
ein eitles Bemühen sein würde ^). 

Der Verf. ist Herr Magister Pachte Conrector 
m Münden. Gedruckt ist dieses Buch in CrSt- 
tingen, woselbst es die Sehmidtsehe Buchhomdiung 
verlegt hat. So steht auf dem Vorsatzblatt eines 
Exemplars geschrieben, welches aus der Biblio- 
thek der Deutschen Gesellschaft hierselbst stam- 
mend kürzlich der Eönigl. üniversitäts - Biblio- 
thek einrerleibt worden ist. Der Schreiber die- 
ser Notiz war der Prof. Gohm^ Secretär und 
Bibliothekar der genannten Gesellschaft, also 
ein ganz zuverlässiger Zeuge, und es ist auffal- 
lend, daß die Univ.-Bibl. erst im J. 1858 ans 

1) Aach der Verfasser einer Englisohen Gegenschrift 
hat es für nöthig gehalten, Galwin und die Protestanten 
in Frankreich in Schutz zn nehmen: A Oomment npoo 
the Memoirs of the Hoose of Brandenburg; wherein the 
Mistakes , Misrepresentations, Inconsistencies, of the Inge- 
nious Author are candidly discussed. With a sketch of 
a Compassion between Cromwell and Lewis XIY. and a 
Yindation of the French Protestants. London 1751. 



221 

der von Prof. Wrisberg (f 1808) binterlassenen 
Büchersammlung ein anderes Exemplar erwarb 
Q&d daher weder bei dem Titel , noch bei dem 
Namen Pacht sich eine Bemerkung über dessen 
Autorschaft fand , welche anch sonst nicht be- 
kannt gewesen sein möchte. Auf der vorderen 
Seite des Blattes ist von derselben Hand noch 
bemerkt: geschenket von dem Herrn Candidaten 
Biscamp eu Münden 1752 ; dieser Justns Albert 
Biscamp war ein Schüler Pacht's und studirte 
in Göttingen 1750 bis 1752. 

Der Gonrector Mag. Pacht wurde im J. 1754 
als Pastor nach Parensen bei Göttingen gesetzt 
mit dem Filial Kloster Marienstein, dort vollen- 
dete er eine in Münden begonnene philologische 
Arbeit, die nun zum Druck kam : 

Historicus Gornelianus d. i. Nachamungen 
über den Cornelius — nach Anleitung des Vo- 
cabularii KnoUiani aus vieljäriger SchulErfarung 
entworfen von Job. Ludow. Pacht, M. Pr. zu 
Parensen bei Gott, und Kl. St. Mar.-Stein. Göt- 
tingen, Kubier s. a. Die Vorrede ist datirt: 
Parensen bei Göttingen d. 20. Juni 1755. 

Im Sept. 1757 wurde Pacht auf die Pfarre 
zu Lengeiern mit dem Filial Holtensen befördert 
nnd hier schrieb er: 

Daß Jairi Tochter nicht aus der Ohnmacht, 
sondern dem Tode durch Jesum erwekket wor- 
den: wieder die neuliche Erklärung eines geler- 
ten Mannes aus Heil. Schrift dargethan von M. 
Je. Ludow. Pacht, Pred. zu Lengeiern und Hol- 
tensen bei Göttingen. Göttingen u. Leipzig 1762. 

Diese Schrift ist besonders gerichtet gegen 
»den sonst witzigen Vortrag des gel. Herrn Pa- 
stor Bautenberg zu Goppenbrügge, der nun nach 
Braunschweig berufen worden«^). 

1) Betrachtung über die Oeschichte der Auferwecknng 



222 

Im No?. 1762 warde Pacht auf die Saperin- 
tendenfcur zu Einbeck und die damit verknüpfte 
Predigerstelle bei dem dortigen Stift St. Alexan- 
dri befördert, nachdem er in dem Berichte an 
den König als »ein gelehrter nnd ad resagendas 
aufgelegter Manne empfohlen war. Als er im 
J. 1773 »wegen seiner zunehmenden Jahre« die 
leichtere Stelle in Hardegsen zu bekommen 
wünschte, wurde er im Februar 1774 als Supe- 
rintendent dahin versetzt, nachdem er damaliger 
Sitte gemäß als Ephorus in dem Consistorinm 
zu Hannover eine Lateinische Abhandlung De 
Christo Novi Testamenti conditore vorgetragen 
hatte, welche zu den Gonsistorial-Acten gegeben 
ist. Dort ist er am 6. März 1780 gestorben und 
hat , nach einer gefälligen Mittheilung des Hn. 
Superintendenten Soltmann aus dem Eirchen- 
buche zu Hardegsen , ein Alter von 64 Jahren 
erreicht. 



üeber die Ir reductibilität von 
Differentialgleichungen. 

Von 

Leo Koenigsbeiger in Wien. 

Die Irreductibilitätsbedingungen, welche ich 
in der in der k. Societät veröffentlichten An- 
zeige meiner Arbeit »allgemeine Bemerkungen 
zum Abel'schen Theorem« (Crelle's Journal 
B. XC, H. 2) angegeben habe , lassen sich noch 
in eine andere aequivalente Form bringen , die 

der Tochter Jairi» von C. G. Rautenberg. In den Han- 
nov. Beitragen zum Nutzen und Vergnügen. 1761. St. 88. 
S. 1886. 



223 

for manche Üntersachungen brauchbarer ist, 
und ich erlaube mir, den Inhalt einer darauf be« 
züglichen Arbeit, welche nächstens Terö£Pentlicht 
werden soll, kurz anzugeben. 

Es wird zunächst gezeigt , daß die von mir 
früher gegebene Irreductibilitätsdefinition ersetzt 
werden kann durch die folgende: 

Eine Differentiaigleichung 

+ /»_,(«', y,y ',.••!/*-'') y^"" 
+ /■» («, y, y', . • . y^""'') = o 

ist irredfictibely wenn sie weder in Beisug auf i/^^ 
im algd)raischen Sinne reductibd ist, noch mit ein 
ner algebraischen Differentialgleichung niederer 
Ordnung ein Integral gemein hoit. 
Nachdem sodann der Satz bewiesen worden, 

daß, 
wenn eine algebraische Differentialgleichung mit 
einer algebraischen Differentialgleichung niede^ 
rer Ordnung , welche in Bezug a/uf den höch- 
sten Differentialquotienten im algebraischen 
Sinne irred/uctibel ist, ein Integral gemein haty 
weiches keiner Differentialgleichung noch nie- 
derer Ordnung genügt^ sämmtliche Integrale 
der eweiten Differentialgleichung auch der er-- 
sten genügen, oder die Differentialgleichung 
niederer Ordnung ein algebraisches Integral der 
erst^en ist, 

wird als kürzeste Definition der Irreductibilität 

dde folgende gegeben: 
Eine algebraische DifferentialgleicJmng ist irre- 
ductibel, wenn sie in Bezug auf den höchsten 
Differentialquotienten im algäyraischen Sinne 



224 

irredudibel ist und kein algtbraisches Integral 
irgend einer Ordnung besitzt. 
Eine unmittelbare Folge der {^machten Aus- 
einandersetzungen ist der Satz, welcher eine 
Erweiterung eines früher von mir bewiesenen ist: 
HcA eine Differentiaigleichung, die in Beemg 
(mf den höchsten Differenticäquotienten im al- 
gebraischen Sinne irreductihd isty ein Inte- 
gral, welches nicht ztigleich ein Integral einer 
Differentialgleichung niederer Ordnung ist^ mü 
einer anderen Differentialgleichung gemein, so 
halt sie alle Integrale mit der letzteren gemein^ 
d. h. sie ist ein algebraisches Integral der 
letzteren. • 

Dem entsprechend werden sich auch die 
Sätze, welche ich in einigen meiner letzten Ar- 
beiten bewiesen habe und welche die ünveran- 
derlichkeit von algebraischen Relationen zwischen 
Integralen verschiedener DifPerentialgleichongen 
und den Zusammenhang zwischen dem allgemei- 
nen Integrale und den particulären beliebiger 
Differentialgleichungen betreffen, erweitern las- 
sen, und ich will mich begnügen, hier den letz- 
ten der k. Societät mitgetheilten Satz in seiner 
neuen Fassung zu geben : 
Besteht zwischen einem particulären Integrale 
Zi einer algebraischen Differentialgleichung 

(A) . . . F{x, z, z\ . . . z^"^^) = 

imd einher Beihe van Ableitungen desselben, 
und zwischen dem Integrale y^ der in Bezug 
oArf den höchsten DifferentialgpMtienten im cd- 
gebraischen Sinne irreductibeln algebraischen 
Differentialgleichung 

(a) . . . fix, y, y', . . - y^"^) = 



225 

— für welche y^ der Bedingung unterworfen 
isty keiner Differentialgleichung von niederer 
als der nten Ordnung eu genügen — und ei-- 
ner Reihe von Ableitungen desselben eine al- 
gebraische Rdation 

Vi^y Vii y'u • • • ^n ^11 . . .) = 0, 
so bleibt diese unverändert ^ wenn man für y^ 
und dessen Ableitungen irgend ein Integral der 
DifferetUialgleiehung (a) und die Ableitungen 
desselben setzt, wenn man nu/r für 0^ und des- 
sen Ableitungen ein passendes Integral der 
Differentiälgleichu/ng (A) u/nd dessen Ablei- 
tungen substituvrt 
Zum Schluß wird noch eine Anwendung der 
gegebenen YereiDfachung der Irreductibilitäts- 
definition auf die Theorie der homogenen linea- 
ren Differentialgleichungen angefügt; es mag 
hier genügen einen der dort bewiesenen Sätze 
herTorzuheben : 
Hat eine lineare homogene Differentialgleichung 
mit einer Differentialgleichung niederer Ord" 
nung q , welche in Bezug auf den ^ten Diffe^ 
rentialquotienten im algebraischen ISinns irre- 
ductibel ist, ein Integral gemein ^ welches nicht 
zugleich einer Differentialgleichung von niederer 
Ordnung als der ^ten genügty so ist unter der 
Voraussetzung y daß zwischen den Fundamen- 
talintegralen der gegebenen Differentialgleichung 
und d^en q — 1 ersten Ableitungen keine aU 
gebraische Beziehung besteht, jene algebraische 
Differentialgleichung gtev Ordnung eine lineare 
und zugleich eine Integrälgleiehung ^ter Ord- 
nung der gegebenen Differentialgleichung y und 
die letztere hat außerdem die reducirte lineare 
Differentialgleichung Qtev Ordnung zum Integral 
Wien im Februar 1881. 

18 



226 

Beiträge zur Kemituiß der optischen 
EigenschdifteiL des Analcim. 

A. BeB-Saade ans Portogal. 

(Vorgelegt von C. Klein). 

Die optischen Eigenschaften des Analcim 
h9.ben schon seit langer Zeit vielfach die Anfinerk- 
samkeit der Forscher auf sich gezogen. Gestützt 
anf die treffliehen Beobachtungen Brewster's^) 
sah man die bei diesem Mineral sich darbieten- 
den Erseheinnogen als dareh Drnck erzei:^te an, 
bis in neuerer Zeit Maliard^) die Phänomene 
durch Zwillingsbildung von Theilen niederer Sym- 
metrie erklären wollte. Nach diesem Forseher 
sollten drei sich durchkreuzende pseudo-guadra' 
tische, in Wahrheit selbst wieder in rhombische 
Theile zerfallende Individuen zum Bau des Ery- 
stalls zusammentreten. So wenigstens hat Mal- 
lard den Aufbau der würfelformigen Analcime 
von den Cyclopenrlnseln erklären wollen. 

- Auf Veranlas^ng meines hochverehrten lich- 
rers, Herrn Professor C. Klein, habe ich mich 
seit längerer Zeit mit dem Studium der opti- 
schen Eigensehaften dieses Minerals beschäftigt 
und konnte meine üntersucbuiAgen anf Krystalle 
von Duingen, Andreasberg, Fassathal, Aussig, 
Monteechio Maggiore, Aetna, und Ojclopen- In- 
seln ausdehnen, welche Vorkommen mir dareh 
die Güte des oben genannten Herrn zur Verfü- 
gung standen. 

1) On a new speeiea of doable reüraction, «oeompi- 
nying a remarkable stracture in tbe mineral oalled Anal- 
oime (Read 7th Jan. 1822). Tranflact. of the royal soo. 
ofEdinburgh Vol X 1824. 

2) Explioation des phenom^nes optiques anomanx etc. 
Annales des mines T. X 1876. 



227 

Wenn man ein Ikositetraeder 202 (2il) an 
den Terschiedenen Ecken durch Würfel-, Okta* 
eder- und Rhombendodekaederfiächen abstumpft, 
so seeigen die entsptechenden Schnitte, je nach 
ihrer G^talt als Vierecke oder Dreiecke, Vier- 
theilnng nach den Diagonalen und Dreitheilung 
nach den Ecken, die der schwachen Doppelbre- 
chung der Substanz wegen bei Anwendung eines 
Gypsblättchens vom Roth der I. Ordnung in cha- 
raeteristischen Färbungen des Gesichtsfelds im 
Mikroskop hervortreten. Es muß demnach, wenn 
man den Ansichten Mallard's folgt, erwartet 
werden, daß 24 Individuen zum Aufbau des Iko- 
sitetraeders zusammentreten. Schnitte parallel 
den Flächen von 202 (211) zeigen nach den vor- 
liegenden Präparaten , bis auf geringe unregel^ 
mäßige Einlagerungen anders orientirter Sub- 
stanz, eine einheitliche Erscheinung. 

Die Symmetrie der einzelnen Individuen würde 
sich, nach den auf Würfbl und Oktaederflächen 
vorkommenden, annähernd zu den Begrenzungs- 
elementen oder deren Diagonalen orientirten 
AuslÖschungsrichtungen ^) und mit Berücksichti- 
gung der Nichtorientirung der Auslöschungsrich- 
tungen auf den Flächen des Rhombendodeka«' 
eders, als optisch zweiachsig, aber nicht als rhom^ 
bisch, sondern als monoklin oder triklin dar- 
stellen. Der zweiachsige Character der hier in 
Betracht kommenden secundären optischen Er-' 
scbeinungen , ist durch den auf den OktaedeiS' 
und Rhombendodekaederfiächen beobachteten Aus- 

1) Nicht nnr versi^edene Fundorte, sondern anchEry- 
stidle eines und desselben Fandorts, zeigten in dieser he* 
nefanng doroiMras nicht da» gleiche Erhalten, so daB 
rieh wag der in dieser Hinsioht auftretenden ünregel- 
mäBigksit der Mangel an geseitomäftiger Bildung be- 
haupten laBt. 

18* 



228 

tritt einer der beiden optischen Achsen ^) con- 
statirt. Anf den Würfelflächen bemerkt man 
den Austritt zweier Achsen; es würde danach 
eine Mittellinie normal oder nahezu normal anf 
ooOoo (100) stehen. Diese Verhältnisse sind 
der schwachen Doppelbrechung des Minerals we- 
gen nur schwierig und vorzugsweise auf den op- 
tisch wirksamsten Stellen der einzelnen Felder 
gleicher optischer Bedeutung zu constatiren. 

Die fast selbständigen Würfel zeigen auf den 
Würfelschnitten zunächst das von Mallard beob- 
achtete Verhalten bezüglich der Einheitlichkeit, 
nach dem Inneren zu tritt Viertheilung ein. 
Die Oktaeder - SchliflFe bieten Dreitheilung nach 
den Ecken dar. Die Dreitheilung der Flächen 
von (111), die Mallard von der Mitte der Sei- 
ten nach dem Schwerpunkt des Dreiecks angiebt, 
wurde selbständig nie beobachtet; wenn sie vor- 
kommt, so tritt sie immer mit ersterwähnter 
Dreitheilung nach den Ecken combinirt auf. 

Die Bhombendodekaederschliffe , von außen 
genommen, weisen einen Zusammenhang mit 
gleichliegenden Schnitten ikositetraedrischer Ery- 
stalle auf, sind aber schon so verwickelt, daß 
ihre Darstellung durch eine einfache Beschrei- 
bung ohne Abbildungen nicht wiedergegeben 
werden kann« 

Studirt man Schliffe aus den oben beschrie- 
benen Gestalten, die sich einerseits mehr dem 
Würfel, andererseits mehr dem Ikositetraeder 



1) Dieselben treten im convergenten polarisirten Liobt 
als Barren auf, die sich entgegengesetzt dßrDrebuDg des 
Tischs bewegen und innerhalb bestimmter Bezirke der 
Platte nicht an den Ort gebunden sind. Außerdem kom- 
men auch die damit nicht zu verwechselnden schwarzen 
Banden, welche für Spannungsdoppelbreohung ao bezeich- 
nend sind, vielfach bei diesem Mineral vor. 



229 

nähern, so zeigt sich, wie ich in einer dem- 
nächsterscheinenden Abhandlung ausführen werde, 
daß die beobachteten Erscheinungen der Dop- 
pelbrechung ausschließlich von den Begrenzungs- 
elementen des Erjstalh abhängen und durch 
die Art des Auftretens derselben bedingt sind. 
Während größere Krystalle im Allgemeinen sehr 
verwickelte Erscheinungen zeigen, sind die klein- 
sten vorzüglich geeignet die Erscheinungen klar 
hervortreten zu lassen. 

Es zeigt sich beim Studium derselben, dass 
die optischen Erscheinungen auf Feldern glei- 
cher optischer Bedeutung weit davon entfernt 
sind einheitliche zu sein; so beobachtet man 
neben Stellen, die kräftig auf den Ton eines 
empfindlichen Gypsblättchens vom Roth der L 
Ord. wirken, solche, die nur höchst schwach rea- 
giren und andere , die keine Spur einer Wir- 
kung zeigen. 

Zuweilen sieht man auf Feldern einer 
und derselben optischen Bedeutung 
üebergänge dieser Erscheinungen von 
stark doppelbrechenden Stellen herab 
bis zu solchen, die vollständig isophan 
sind. 

Um aus dem Bereiche zahlreicher Beobach- 
tungen nur eine, wenn auch sehr ausgezeichnete 
Erscheinung zu schildern, sei die doppelte Thei- 
Inng eines WürfelschlifPs beschrieben, der aus 
einem Ikositetraeder nach dessen Medianebene 
genommen ist. Der in Rede stehende Schliff 
bietet ein Achteck mit Winkeln von 126® 52' 
und 143® 8' dar, je zwei gegenüberliegende 
spitzere Winkel werden durch die krystallogra- 
phischen Hauptachsen, je zwei gegenüber liegende 
stumpfere Winkel durch die rhombischen Zwischen- 
achsen mit einander verbunden. Nach diesen Ach- 



230 

sen wird der Schliff in 8 Theile getheilt. Bei der 
Siellnngy in welcher die Halbirnngslinien der 
spitzeren Winkel mit den gekreuzten Niools 
zusammenfallen, tritt das Maximum der Dunkel- 
heit ein und die Platte erscheint annähernd 
gleicbmäfiig dunkel. Wird der Schliff aus dieser 
Lage um ein Weniges (3^ — 5^) nach rechts oder 
links gedreht, so erscheinen abwechselnd vier 
Sectoren dunkel und vier hell. Wird die Dre- 
hung weiter fortgesetzt bis die HalbirungsUnien 
der spitzeren Winkel mit den gekreuzten Pola- 
risationsebenen der Nicols Winkd von 45® bilden, 
so werden die an diesen Linien zusammenstossen- 
den Theile stark angeheilt, während vom Mit- 
telpunkt nach den stumpferen Winkeln fast in- 
active Zonen v.^laüifen, die als ein schwarzes 
Kceuz zwischen je 2 aneinanderstoßenden aiilf- 
gebellten Seictoren auftreten. Besonders mit 
Hülfe des Gypsblättchens kann man wahrnehmen, 
daß dieses Kreuz nicht ganz wirkungalas ist und 
daß mitten durch die Arme desselben die walire 
Trennung der Sectoren als feine Linie verläuft. 
Die so getheilten Arme des Kreuzes nehmen, 
der Art aber nicht der Intensität nach, die Fär- 
bungen an, welche die Sectoren, denen sie an- 
liegen, zeigen. Je weiter von diesen sehwach 
wiä»enden Zo.nftn eixie Stelle im Sector liegit, mm 
so grö0er ist die Lebhaftigkeit ihrer Färhmtg 
üfiüid erreicht ihr Maximum/, wenn sie an iden 
spitzera^ Wiiikeln 3el)>st gelegen ist« £s ümdet 
jBicht allein eipie A^bmaluae der Fajbenintensiiil; 
in den senkrecjht 9U den Ikositetraederkavteu 
yerlaufepden Hißhtuiigen, sondern auch von den 
spitzeren nach d^n stumpferen Winkeln hin «tuti 
In der BrAWsier'sehen Beschreibung sind 
die stumpferen nnd spitzeren Winkel verirocfa- 
a»]t und das sehwuirrfse Krenz als die spita»ren 



231 

Winkel mit einander verbindend beschrieben. 
Außerdem ist die mit dem Erenz nicht zusam- 
menfallende Trennung nicht beobachtet. Die 
Verwechselung der Winkel kann in der That 
bei größeren, unübersichtlichen Präparaten, die 
etwa an den Bändern beschädigt sind, sehr 
leicht eintreten, während die zweite Theilung ohne 
Gypsblatt nur selten unzweideutig beobachtet 
werden kann^). 

Der Einfluß der Begrenzungselemente auf 
die optische Structur, die soeben beschriebenen 
Eigenthümlichkeiten, die theilweise schon Bre w- 
ster bekannt waren, lassen die Annahme einer 
wahren Doppelbrechung fär den Analcim nicht zu. 

Wendet man auf dieses Mineral die von 
Herrn Prof. C. Klein beim Boracit (diese Nach- 
richten 1881, Sitzung vom 5. Februar) angege- 
bene Methode der Erwärmung an, so beobachtet 
man in SchliflFen parallel ooOoo (100), (111) 
und 00 (110) eine bleibende Verstärkung der 
Intensität der Doppelbrechung und ein Ver- 
schwinden der schwach doppeltbrechend bis iso- 
pbanen Theile, die nunmehr ihrerseits auch stark 
doppeltbrechend werden. Bei diesen Verände- 
rungen ist das Auftreten von distincten und re- 
gelmäßigen Trennungslinien in Theilen zu be- 
obachten, die vorher schwach doppeltbrechend 
oder isophan waren. Letzterer Zustand darf, 
da die in Bede stehenden Partien homogen sind, 
nicht als Folge von üeberlagerting betrachtet 
werden. Seltner ist eine Verminderung der In- 

1) Die von A. y. Lasaalx (N. Jahrb. f. Min. etc. 1878 
p. 611) am Picranalcim beobachteten Enoheiimngen sind 
ebenfalls hier isa vergleichen. Ich behalte mir ferner vor 
aof des genannten ForBchers neueste Ansicht bezüglich 
der Analcime von den Cyclopen-Inseln (Zeitschr. f. Eryst. 
hnd Min. Y 1881. p. 830 a. f.) später zurnokzukommen. 



232 

tensität der stark doppeltbrechenden Theile zn 
bemerken. Hierdurch ist wiederum einleuchtend, 
daß es sich bei diesen Erscheinungen nicht um 
wahre Doppelbrechung handeln kann. 

Zieht man die oben erwähnten Thatsachen 
in Betracht, so dürfte die Behauptung gerecht- 
fertigt erscheinen y den Analcim als regulär 
nach wie vor anzusehen und die an ihm beob- 
achteten abnormen optischen Erscheinungen auf 
den Einfluß seiner Begrenzungselemente beim 
Erystallwachsthum zurückzuführen. 

Indem ich mir nähere Mittheilungen über 
diesen Gegenstand vorbehalte und dieselben an 
der Hand von Figuren zu erläutern versuchen 
werde, glaube ich nur noch auf ein merkwür- 
diges Verhalten aufmerksam machen zu sollen, 
welches Gelatine zeigt, wenn sie in reguläre 
Formen, z.B. in solche von 202 (211) gegossen 
wird. Schnitte aus den so dargestellten Körpern 
lassen eine nahezu vollständige Nachahmung der 
Erscheinungen optisch anomaler Erjstalle er- 
kennen — ein Kesultat, welches, nach einer 
gefalligen Mittheilnng des Herrn Prof. Klein, 
gleichzeitig und unabhängig hiervon Herr Prof. 
K locke in Freibnrg mit derselben Substanz aber 
auf einem anderen W ege der Darstellung gewon- 
nen hat. 



|] ■ i T e r s i t ä t 

Preis -Stiftung der Wittwe Fetsclie 

geb. Labarre. 

I. Juristische Facultät. 

Die von der juristischen Fakultät am 6. Juni 
1880 gestellte Preisaufgabe: 



233 

JJeher Beschädigung durch Thiere und die 
daraus entspringenden Civücmsprüche nach 
gemeinem Rechte und den im deutschen 
Reiche geltenden Codificatianen in vergleichen- 
der Darstdlung 
hat zwei Bearbeitangen gefanden, von denen die 
Fakultät derjenigen mit dem Motto: Utile per 
inntile non vitiatur den Preis (Dreihnndert Mark) 
zuerkannt hat. Als Verfasser hat sich ergeben: 

stud. jwr. Gustav Bö eher aus Göttingen. 

Göttingen, den 7. März 1881. 

Der Decan der juristischen Facultät 

Ziebarth. 

n. Medicinische Facultät. 

Behufs Bewerbung um den Preis der Pet- 
•flche-Stiftung sind der medicinischen Facultät 
'^ei Arbeiten rechtzeitig eingereicht. Der mit 
jdem Motto »Aus Kleinem Großes« bezeichneten 
Abhandlung ist der Preis zuerkannt worden. 
Der Verfasser dieser Abha,ndlung, als welcher 
Bich bei Eröffnung des mit gleichlautendem Motto 
Tersebenen Gouverts der Gand. med. Herr Diet- 
rich von Schien aus Hannover ergeben hat, 
wird hierdurch aufgefordert , sich bei dem Un- 
terzeichneten zur Entgegennahme des Preises zu 
melden. 

Göttingen, 2. März 1881. 

Der Decan der medicinischen Facultät 

Schwartz. 

III. Philosophische Facultät. 

Die philosophische Facultät hatte am 5. Mai 
1880, da sie über eine doppelte Preissumme ver- 



234 

fägen konnte, zwei Aufgaben ausgeschrieben. 
Für beide waren an den Dekan mit genügender 
Berücksichtigung der bestehenden Bestimmungen 
Bewerbnngsschriften eingeliefert. Die eine der 
eingereichten Arbeiten brachte die geforderte: 
»Zusammenstellung der im Sommer und Herbst 
1880 in der Umgegend Göttingen's häufiger tcmt- 
kommenden Blattläuse« unter dem Motto: »h 
den Naturwissenschafben hat oft gerade das Sta- 
dium von Gegenständen, die im gewöhnlichen 
Leben verachtet werden» zu sehr wichtigen Auf- 
schlüssen geführt«. Die Arbeit wurde für preis- 
würdig erachtet und ihrem Verfasser der ausge- 
setzte Preis von Einhundert und fünfzig, 
Mark zuerkannt. Der geöffnete Zettel nannte 
als Verlasser 

jET. Kronherg^ stud. ehem. atis Oöiüngen. 

Auch die andere mit dem Motto: ^Ne qmidj 
nimis' eingereichte Arbeit, welche die Aufgabt: 
»Quaeratur, num de codicum rattonibns, quibwl 
Livii libri 26 — 30 continentur, A. Luchs rectei 
nuper judicaveritc behandelte, wurde für pre»-' 
würdig befunden und ihrem Verfasser der aw-i 
gesetze Preis von Einhundert und funfsig 
Mark zuerkannt. Der geöffnete Zettel nannte 
als Ver&sser 

Oscar Haccius, stud. phü. aus Ottemdorf. 

Die zuerkannten Preise können von den 
Preisträgern bei dem Dekan der philosophischen 
Facultat erhoben werden. 

Göttingen, 1. März 1881. 

Die philosophische Facultat. 

Der Dekan. 

E. Ehlers. 



235 

AeseUseludüt IVr Eit^enrechtswissensdiaft 

in OSttingen. 

Am 10. November 1880 hat sich nach län- 
geren Forbereitenden Yerhandlungeu in Göttingen 
eine Gesellschaft für Eirchearechtsmesenschaft 
gebildet. Aof Einladung der Professoren des 
Kirehenrechts an der üaiv^sität Göttingen, der 
ßeheimen Jastizräthe Dr. 0. M^er und Dr. B. 
Dave , femer des Professors der Geschichte Dr. 
R Patdi und der Professoren der Theologie 
Consistorialräthe Dr. Wagenmcmn und Dr. Ä. 
Ritschi y welche zugleich ein Statut entworfen 
hatten« sind der Gesellschaft zunächst 27 Mit- 
glieder beigetreten, darunter der Gurator der 
Georg. Augusts- Universität, 19 Göttinger Uni- 
versitätslehrer^), 3 Superintendenten, der In- 
spector im theologischen Stift, der Präsident und 
c8 Räthe des Landgerichts zu Göttingen. Der 
S^orgtand besteht für das erste Jahr aus den 
fbben genannten fünf Universitätslehrern. Zum 
'Vorsitzenden wurde für das erste Jahr Geh. Ju- 
ttizrart;h Dr. Dove , zu dessen Stellvertreter Geh. 
JoetieraUi Dr. Mefer, zum Schriftführer Gonsi- 
ilorialrath Dr. WüffBnmafm erwählt. Der Bei- 
tritt als Mittglied erfolgt bis auf Weiteres (nadh 
Statut §. 2) auf Emladung durch den Yorslband. 
Das MitgliederverBeiefaniB ist im 1. Sitznngsbe^ 
richte entlublften* — Zur vorläafigen Orientimmg 
diene das Eolgende: 

1. Nachricht über die Gesellschaft 
für Eirchenrechtswissenschaft. 

Die mit 4em Sitze in Göttingen gebildete 
Gesälichaft für Kirchenrechtswißsemchaft stellt 
sich zur Aufgabe , einen SammelpunM für Be- 

1) Seinem sind &^h aünifeMitat8lehrerbeig«ti«teii. 



236 

strdnmgen im Gebiete des KirchenrecMs ^ des ca- 
nonischen Rechts, des Kirchenstaatsrechts , des 
Eberechts und ihrer Geschichte jbu hüden^ and 
des wissenschaftlichen Austausches mit den ver- 
wandten Disciplinen, insbesondere der Theciogie^ 
Geschichte und Jurisprudenz zu pflegen. Ein- 
wirkung auf öffentliche Angelegenheiten bezweckt 
sie nicht. (Statut §. 1). 

Mittel zur Förderung des Gesellschaftszwecb 
sind insbesondere: 

1. Die Sitzungen und Verhandlungen der 
Gesellschaft. 

2. Die Gorrespondenz auswärtiger Gelehrter 
und die Gewinnung kirchenrechtlich in* 
teressanten urkundlichen Materials. 

3. Das wissenschaftliche Organ der Gesell- 
schaft. 

Ei/ne der Sitzungen soll im Oktober gehaltei^ 
werden j um a/uch auswärtigen Mitgliedern utid 
Correspondenten zur persönlichen Theilnahme Ge^ 
legenhdt zu gd)en. (Aus: Statut §. 5). 

An Vorträge oder Mittheilungen kann eine 
Besprechung angeknüpt werden. Abstimmungeoi 
finden außer in Gesellschaftsangelegenheiten nicki 
statt. (Aus: Statut §. 5). 

Die Protokolle über die Sitzungen werden in 
der Zeitschrift für Kvrehenrecht abgedruckt. Vor- 
tragenden ist gestattet, zur Aufnahme in diesen 
Abdruck einen gedrängten Abriß ihres Vortrags 
in gemessener Zeit dem Vorstande zugehen zn 
lassen. (Aus: Statut §.6). 

Die auswärtigen Mitglieder und Correspon- 
denten werden vom Vorstande um Förderung 
der Gesellschaftszwecke ersucht. Ihre Mäthei' 
lungen werden in den Sitzungen vorgetragen, 
beziehungsweise vorgelegt. (Aus: Statut §. 10). 



237 

WissenschaßUdws Organ der GeselUcheft ist 
die ^^Zeitschrift für Kirchenrecht* *). Sie stellt 
der Gesellschaft tar deren Mittheilungen eine 
eigene Rubrik zur Verfügung, in welcher über 
die Verhandlungen regelmäßig berichtet wird, 
und die Mittheilungen des Vorstandes in Gesell- 
schaftsangelegenheiten veröffentlicht werden. 

Ein besonderer Ausschuß (Bedactions - Aus- 
schuß), welchem der Schriftführer, die Professo- 
ren des Eirchenrechts an der Göttinger üni- 
Tersität und einige weitere vom Vorstande zu 
bezeichnende Mitglieder angehören, soll sich die 
Förderung des Gesellechaftsorgans angelegen sein 
lassen, insbesondere auch durch Pflege der Be- 
leiehungen zu den dem Eirchenrecht angränzen- 
den Disciplinen. Im üebrigen normiren hin- 
nchtlich des Verhältnisses der Bedaction und 
der Mitarbeiter zu dem Inhalte der Zeitschrift 
fie folgenden seit 1871 maaßgebenden Grundsätze: 

»Die Mitarbeiter sind in der freien Aeuße- 
l&ng ihrer wissenschaftlichen und kirchlichen 
Üeberzengungen nicht beschränkt. Die Bedac« 
Von giebt also durch die Aufnahme einer Ar- 
beit nicht ihre Zustimmung zu allen darin aus- 
gesprochenen Ansichten, sondern nur zu erken- 
nen, daß sie die Arbeit nach Inhalt und Form 
inr geeignet zur Veröffentlichung in einer wis- 
«enschaffcliehen, dem.Bechte der christlichen Kir- 
chen gewidmeten , aber auch die Berechtigung 
des Staates zur selbstständigen Erfüllung seines 
sittlichen Berufs anerkennenden Zeitschrift hält. 
Kein Mitarbeiter ist für etwas anderes verant- 
wortlich, als was er selbst geschrieben hat. 
Die Aufsätze der Herausgeber stehen mit allen 

1) Deren Verlag ist auf die akademische Verlags- 
bnchhandlong von J, C, B. Mohr — Paul Siebeek — 
in Freihurg im Br. übergegangen. 



2S8 

übrigen auf voNig gleicher Linie. Audi sie er- 
scheinen anter alleiniger wissenschaffelieher Ver- 
antwortliehkeit ihxer Yer&sser.« (Ans: Statut 
§; 7 nad Anlage dazn). 

Die Mitglieder enhaiten eine durch den Vor- 
stand unterzeichnete MitgUedsehaftsurkunde. — 
Das Stimmrecht in GeaellsohaffaEUingelegenheiteiL 
üben nur die peüaönlich anwesenden Mitglieder 
aus. (Aus: Statut §. 2). 

Mitglieder können durch VefmüÜtmff der Ck- 
seilschaß die Zeitschrift für Eirehenrecht für 
dm Buchhändl&rpreis beziehen. (Aus: Statut 
§. 9)- 

Hinsichtlich des Erwerbs der früher ersdne- 
nenen TheUe der Zeitschrift hat der Vorstand 
der Gesellschaft den Mitgliedern, welche seine* 
Yermittelung in Anspruch nehmen, namhafte 
Begünstigungen ausgewirkt. 

2. Die erste Sitzung der Gesellschaft 

hat am 20. December 1880 stattgefunden. Der 
betreffende Sitzungsbericht ist im ersten Hefie^ 
des XYI. Bandes der Zeitschrift; für EirchenzecU 
zum Abdrucke gelangt. Wir geben hiec deu; 
Inhalt desselben: Anisprache des Yorsitzendea. : 
Geschäftliche Mittheilnngen. Besprechung einn 
gegangener literarischer Geschenke. — Vortragt 
des Geh. Justizraihs. Or. 0. Mejeri Zur Ge* 
schichte dea protestantiscben Eherechts im nörd-« 
liehen Deutschland von 1539 bis 1570. — Mit* 
theilung des Dr. 0« Bernhem^ ein^i bisher un- 
bekannten Bericht über das Ooncil zu Pka von- 
1135 betreffend. — Ein von Pro£essor Dr. JEQ^o 
Imsch in Bonn mitgetheiltes ungedruckies ehe-< 
rechtliches Urtheil von 1448, vorgelegt durch 
Geh. Jnstizrath Dr. Dave. — Bemerkungen des 
Geh. Justizraths Dr. Dave über das Yerhältntf 



289 

des Staates zur wisseDschaftlichen VorbildaBg 
der Geistlichen. — Anlage: Literarische 6e- 
sdienke, weldie fßr die Gesellschaft eingegangen 
sind Nr. 1— -55. 



Bei der Königl. Gesellschaft der Wis- 
senschaften eingegangene Druckschriften. 

Man bittot diese Veneiehnine svfleieli »la BnpfftngwuMeifireii anaelien 

SQ wollett. 



Februar 1881. 

J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XYL Fe- 

broar 1881. 
E.Cardona, dell' antioa Litteratara oatalana. NapolL 
1878. 
Contribotioos to the Archaelogy of llissoarL Of tbe St. 

liOaiB Aoad. of Science. T. I. Salem. Mass. 1880. 4*. 
BoUetin of the Esaex Institate. Yol. 11. No. 1—12. 
Pioceedings of the American phiL Society. (Philadelphia) 

Yol. XVni. No. 106. 
List of the Members. 1880. 

Pablications of the Gincinnati Observatory. 5. 1878—79. 
PioceedingB of the American Aoadeipy of arts and scien- 

oas. Vol. VII. P. 2. Boaton. 
Aiuuds of Üie Uew York Acad. of Scienc^. Yol. L 

No. 9-18. 
Annale of the Lycenm of Natural History. Vol. XI« 

No. 18. Index and contents. 
6. M. Wheeler, Report npon geographioal and geolo- 

gioal ezplorations and sunreys west of the one hnn- 

dredth meridian. Yol. II. HI. I Y. Y. VI. Washington. 4«. 
SUitistiqne internationale des banqaes d'emiBsion. An- 

triclie — Hongrie — Pays-Bas etc. Rome. 1881. 
StatistiqQe intemationa)e des banques d'emisBion. Frano^. . 
Beviata Eus^ra. Anno qnarto. No. 38. Pamplona. 
L Bodio, di una statistica sommaria delle Opere pie 

esistenti in Italia nel 1878. Borna. 1880. 
D. 0. Zesaa, Wirkung der arsenigen Sanre anf gesunde 

und kranke Haut. StraBbnrg. 1881. 
Leopoldina. H. XYH. No. 1-2. 



240 

0. Cornea, osservazioni an alcane speoie di Fanghi dd 

Napoleiano. 1880. 
Jonroftl of the R. Microtcopioal Society. Febmary 1881. 
Annali di Stotistica. Ser. 2. Yol. 17. 1880. Vol. 18. 

1881. Roma. 
Catalog der Bibliothek der hers. teohn. Hocbschnle sn 

firauDBohweig. I. 1880. 

Bulletin of the Moseum of Comparatiye Zodiogy. YoL YIE 

1-2. 
Natore. 590^692. 
Siizungsber. der Münchener Akad. der Wies. Mathem. 

natorw. Claaae. 1881. H. 1. 
Monthly Notices of the R. Aatron. Society. YoL XLI, 

No. 3. 
J. W. Glaiflher, varioos papers and notes. Cambridge. 

1881. 
Yon demselben 6 Separat-Abdrücke mathem. Inhalts. 
Tageblatt der 53. Yeraammlung deutscher Natnrforsch. o. t 

'Aerzte in Danzig. 4^ 
Pablication des k. prenfl. geodätischen Instituts. West> 

p h a 1 ,- Winkel- und Seitengleichungen u. Werner, 

über die Bezeichnung etc. Berlin 1880. 
Nachrichten von der Gesellschaft fiir Eirchenrechtswis» 

senschaft in Göttingen. No. 1 — 2. 
Atti della R. Aocad. dei Lincei. Yol. Y. Fase 5. 1881« 
H. Wild, Annalen des physik. Central - Obseryatoriumik 

Jahrg. 1879. 4«. 
Erdelyi Muzeum. 2 Sz. YIII evtolyam. 
R. Börnes u. M. Accinger, die Gasteropoden der 

'Meeres-Ablagerungen der ersten und zweiten Miocinea 

Mediterran - Stufe in der Österreich. Monarchie. Wien. 

■1880. 4t\ 
Yerhandlungen der k. k. geolog. Reiohsanstalt. Jahi^. 

1880. No. 12-18. 
Jahrbuch der k. k. geolog. Rbichsanstalt. Jahrg. 1880. 

No. 4. 
Abhandhmgen für die Kunde des Morgenlandes. Bd« YIL 

No. 2. 
F.C. NoU, der zoologische Garten. XXI. Jahrg. No.7— 12. 
Atti della Societä Toscana. Proc. verb. Jan. 1881. 
Revista Euskara. Anno. 4. No. 34. 

(Fortsetz ung folgt.) 

Für dieBedftction Terantworflich: £ BtHmiack, Direetord. G^ti. g«l. Abs. 

Commissions-Yerlag der DUUridCaehm yedaoB'B¥Mumihmg. 

Pmck der JHtierideackm üniv,- Buchdruektrii (W Pr. Ktusiit^. 



241 



Nachriehten 

;Ton der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Augusts-Universität 

zu Göttingen. 



11. April. M S. 1881. 

KAiiglicke fieselbchaft der WisseaschafteB. 

Elektrische Sehattenbilder. 

4. Versuchsreihe (im Auszug^)). 

Von 
W. Holti. 

Weitere Versuche zeigten, daß verschiedene 
Seidenstoffe sehr ungleich wirken, daß Seide aber 
bis zu gewissem Grade auch durch andre Stoffe 
zu ersetzen sei, so z. B. durch Seidenpapier, 
eyentuell auch durch Schreibpapier oder Wachs- 
tafft, wenn man letztere zur Genüge mit feinen 
Nadelstichen versieht. Bei etwa 200facher Lage 
von Seidenzeug präsentirten sich eigenthümliche 
Lichtphänomene , welche man Vergrößerungen 
eines einzigen Glimmlichtpnnktes nennen kann, 
zusammengesetzt aus einer Büschel- und Flächen- 
entladung, erheblich verschieden bei positiver 
und negativer Elektricität. Einige andre nicht 
erwartete Resultate ergab die Hemmung durch 

1) Eine ausführlichere Mittheilung erscheint in 
GarTs Repertorium der Physik. 

19 



341 



Seidenzeng, die Einscliließnng und Theilnng des 
Strahlenbfindels dnrch' gläserne Röhren. Es 
schien, als ob erstere mehr für die positive, 
letztere mehr far die negative Ausstrahlung ein 
Hinderniß seien. Hierauf untersuchte ich den 
Schatten, welchen eine Elektrode durch ihre 
eigne Gestalt wirft, welchen ein interpolirter 
Körper, wenn man ihn elektrisirt, endUch wel- 
chen ein Strahlenbfindel selber wirft, und unter- 
suchte zugleich den elektrischen Zustand, wel- 
chen ein Körper dadurch annimmt, dafi man ihn 
kürzer oder länger zwischen Spitze und Fläche 
interpolirt. Die hierbei gewonnenen Besoltate 
fährten zu der Erkenntniß, daß der elektrische 
Zustand der interpolirten Körper für ihre Schat- 
ten und deren eigenthümliche Formen von we- 
sentlicher Bedeutung sei, und daß hierbei nicht 
bloß die äußerlich mitgetheilte Elektricität, son- 
dern auch die Vertheilung der Elektricität in- 
nerhalb der Körper selbst durch lufluenz der 
Elektroden eine Bolle spiele. So ließ sich auch 
eine frühere bisher unerklärte Erscheinung, die 
Verzerrung des Bildes in sonst axialer Lage des 
Körpers bei einfacher Drehung desselben deuten. 
Ferner untersuchte ich, wie weit gleichgerich- 
tete Strahlenbündel einander abstoßen, und fand, 
daß eher eine Anziehung resultire, für welche 
jedoch eine rein mechanische Ursache zulässig 
schien. Dann untersuchte ich die Schattenbil- 
dnng bei allmählig abnehmendem Druck der Luft, 
wobei sich verschiedene Gegensätze bei positiver 
und negativer Ausstrahlung erkennen ließen. 
Endlich constatirte ich, daß Büschel, an sehr 
feinen Spitzen erzengt, ein den Glimmlichtstrab- 
len in mehrfacher Hinsicht ähnliches Verhalten 
zeigen. 



248 

Ulli Ter si tat 

Beneke*8Che Preisstiftung. 

Die Aufgabe der Beoeke*schen Preisstiftnng 
für das Jahr 1884 ist folgende : 

»Die philosophische Facnltät verlangt, daB 
ein allgemeiner Ueberblick aber die Entwick- 
lung der Cnltar der italischen Völker gegeben 
und dann im Besonderen gezeigt werde, was 
die bildenden und zeichnenden Künste bei 
den Italern den Künsten der Nichtitaler ver- 
danken, und hinwiederum, wo sie außerhalb 
der italischen Länder Wurzel getrieben und 
wiefern sie einen Einfluß auf die Entwicklung 
der Künste bei Nichtitalern gehabt haben, c 

Bewerbungsschriften sind in deutscher, lateini- 
scher, franzosischer oder englischer Sprache mit 
einem versiegelten Briefe, welcher den Namen 
des Verfassers enthält, Schrift und Brief mit dem 
gleichen Spruch bezeichnet, bis zum 31. Augast 
1883 an uns einzusenden. 

Die Entscheidung erfolgt am 11. März 1884, 
dem Geburtstage des Stifters, in öffentlicher 
Sitzung. Der erste Preis beträgt 1700 Mark, 
der zweite 680 Mark. Die gekrönten Arbeiten 
bleiben unbeschränktes Eigenthum des Verfas- 
sers. 

Göttingen, 1. April 1881. 

Die philosophische Facnltät 

Der Dekan. 

E. Ehlers. 



^44 

Promotionen der Juristischen Facultät 
in dem Zeiträume vom 18. März 1880 

bis dahin 188L 

26. April 1880. Graf Perof von Bernstorff 
au8 Stinten bürg. 

28. April. Max Theodor Patd Spieß aus Berlin. 
30. April. Adolf Kuttner aus Berlin. 

3. Mai. Richard Wolff aus Cöln. 

10. Mai. Ludmg Cohause aus Borken. 

12. Mai. Carl Wilhelm Spitta aus Bonn. 

14. Mai. Carl Lintbourg aus Bitburg. 

14. Juni. Htigo Wrubel aus Breslau. 

18. Juni. Julius Waldthausen aus Essen. 

19. Juni. Siegfried Sommer aus Rotenburg 
a/F. 

21. Juni. Eberhard Wichmcmn aus Wolfen- 
büttel. 

30. Juni. Erich Oehlma/nn aus Braunschweig. 

1. Juli. Ludwig Calm aus Bernburg. 

2. Juli. Leopold Cohn aus Bremen. 

5. Juli. Robert Vokhers aus Hamburg. 

9. Juli. Adolf Ludw. Gerhard von Thadden 
ans Triglaff. 

12. Juli. Georg Meyer aus Berlin. 

14. Juli. Max von Bergen aus Hambni^. 

16. Juli. Hermann Weigel aus Gassei. 

19. Juli. Gustav Simon aus Werden. 

21. Juli. Wilhelm Dewite von Woyna aus 
Buhrort. 

23. Juli. Paul Lorsbach aus Bonn. 

26. Juli. Carl SchiUing aus Berlin. 

28. Juli.. Ourt Lehmann aus Berlin. 

30. Juli. Carl Linehdmann aus Hannover. 

31. Juli. Paul Blanchenhom aus GasseL 
2. August. Gustav Bhem aus Düsseldorf. 

4. August. Carl Bischoff aus Erfurt. 



245 

5. Aagast. Gebhard Friedrich von Älvens- 
lAen ans Potsdam. 

6. Aügast. Georg Peckham Miller aus Mil- 
wankee. 

7. August. Sigismund von Pomian - D^iem- 
botPsM aus Marburg. 

9. August. Edmund Munroe Smith aus New- 
York. 

10. August. Paul Hoepke aus Berlin. 

11. August. Paul Kent aus Frankfurt a/M. 

12. August. Paul Bosenbohm aus Königs- 
berg i/Pr. 

22. October. Albert Krause aus Bloemfon- 
tein, Orange Freistaat, Afrika. 

23. October. Franis Hubert von TieU- Winch- 
ler aus Schlesien. 

29. October. Julius Kotz aus Berlin. 

12.. November. Max Hübener aus Hannover. 

15. November. Victor Hugo Mcuic Adam 
Heidrich aus Brieg. 

17. November. Victor Hartogensis aus Haag, 
•Niederlande. 

19. November. Eduard Hermann Parow 
aus Gassei. 

22. November. Richard Schilling aus Blan- 
kenburg. 

24. November. Victor Spanjer- Herford aus 
Braunschweig. 

6. Decbr. Paul Ko^nick aus Stargard i/P. 

7. Decbr. Julius Teichert aus Berlin. 

8. Decbr. Friedrich von Michael aus Meck- 
lenburg. 

11. Decbr. Ludung Schaffner aus Homburg. 

13. Decbr. Ludwig Goldschmidt aus Breslau. 

14. Decbr. Wolf gang Kapp aus Berlin. 

16. Decbr. Ernst Rosenfdd aus Berlin. 

17. Decbr. Eugen Dantd aus Gelle. 



246 



18. Decbr. Max Brüchner ans Calbe a/Saale. 

20. Decbr. Alexander Steinmeister a«s Boiii. 

21. Decbr. Wdlther Langen aas Bodb. 

22. Decbr. Otto Stürken ans Hambnrg. 

22. Decbr. Arnold Johnen aus Eirehbel^. 

24. Januar 1881. Peter Anton KoU axinEkmt. 
26. Januar. Albert Oustav Hermann Luyken 

aus Landfort. 
28. Januar. Joh.JaJcob Daniel Kriege ^.JÜJii&i. 
31. Januar. Leopold Stemau aas Warbarg. 
2. Februar. Ernst Gustav Adolf Jacobi aus 
Berlin. 

7. Februar. 
16. Februar. 
21. Februar. 

23. Februar. 

25. Februar. 
4. März. 

7. März. 

8. März. 

9. März. 

11. März. 

12. März. 



Eugen Boehm aus Berlin. 

Max CaUmann aus Cöln« 

Hugo Radt aus Eoschmin. 

August Bodenstein aus NedlitiB. 

Riehard Henckd aus Ballio. 
Gustav Ewald Wiäfing aus Barmen. 
Carl Kirsten aus Obrdruf. 
Siegfried Reinert aus OstpreuBen. 
Alfred Sigismund Heimann a. Berlin. 
Paul Zirndorfer aus Frankfurt a/lL 
G-eorg August von Ltjpell a. Colberg. 



Bei der Königl. Gesellschaft der Wi*- 
senschaften eingegangene Druckschriften. 

KsA Utiat di«M VflndelmiM« ragleieh ab Smp&ngBMiwigw atiehii 

sn wollm. 



Februar 1881. 
(Fortsetsang). 



Von der Universität Santjago, Chile. 

Annario Estadistico de lä Beptiblica de Chile cone- 
spondiente a los annos de 1876 a 1877. Tomo ITC - 
Santiago 1879. 



247 

Anales de la Univenidad de Chile la, 2a seccion, cor- 
respondiente al anno de 1878 i primer semestre de 
1879. 

Setkme« del Congreso Nacipnal de Chile correspondiente 
ai anno 1878. 

Lei de oontribncion sobre los haberes. — Memorias de 
los Ministros del Interior; Relaciones Esteriores i Co- 
lonisacion; Jnsticia» Calto e Instmccion Publica i 
Guerra i Marina — Estadistica bibliogn^ca de la 11- 
teratara chilena etc., por don Bamon Brisenno — 
Temo 2\ 1879. 

Beyista Medica de Chile. Entregas 7a, 8a, 9a, 10a, IIa 
i 12a del tomo VI i entregas la, 2a, 3a, 4a, 5a i 6a 
del tomo VII. 1878. 

Annario Hidrografico de la Marina de Chile. Anno V. 
1879. 

Qeografia nantica i derrotero de las costas del Peru, 
etc., por la Oficina Hidrogr&fica de Chile. Entregas la, 
2a 1 Sa 1879. 

Mineralojia por Ignacio Domejko profesor de Quimica 1 
Mineralojia en la üniversidad de Santiago de Chile, 
da edicion. 1879. 

Annario de la Oficina Central metdorolöjica de Santiago 
de Chile. Annos quinto i Sesto correspondiente a 
1878 i 1874. Santiago 1879. 

Proyecto de Codigo rural para la Bepdblica de Chile- 
Santiago 1878. 

BBta(üstioa agricola de la Repüblica de Chile, corre- 
spondiente a los annos de 1877 i 1878. Santiago 
1879^ 

Von der Ungarischen Akad. der Wiss. 

Budapest*). 

Literarische Berichte aus Ungarn. Von P. Hunfaloy. 

Bd. 4. Heft 1-4. 
ÜDgairische Bevue. Von P. Hunfaloy. 1881. Heft 1.2. 
E. Torrn a, Repertorium ad literaturam Daciae ar- 

chaeolog. et epigraphicam. 
Almanach de,x Ungar. Akad. der Wiss. 1881. 
Archaeolog. Mittheilnngen hrsg. y. d. Ung. Ak. d. Wiss. 

Bd. 13. Heft 2. 4«. 
Philologiube Mittheilungen hrsg. y. d. Ungar. Ak. d« 

Wies. Bd. 15. Beft S. Bd. 16. Heft 1. ib. 1880. ^ 

1) In «ngariseher Sprache. Vom J. 1880 u. 1881. 



248 

K. Sz&8z, Graf Istvan Siechenyi. 

MoDumenta Hungariae arcbaeologica. Bd.4. Hft. 1.2. 4. 

Forschangen hrsg. y. d. Ungar. Akad. d. Wies. 

Philolog. Abtheilg. Bd. 8. Th. 5—10. Bd. 9. Th.1.2. 

Naturwiss. Abtheilg. Bd. 9. Th. 20—25. Bd. 10. Th. 
1-18. 

Historische Abtheilg. Bd. 8. Th. 10. Bd. 9. Th. 1-3. 

Staatswissensch. Abtheilg. Bd. 5. Th. 9. Bd. 6. Tb. 
1-8. 

Mathemat. Abth. Bd. 7. Th. 6-22. 
Archaeologischer Berichterstatter. Organ, d. arehaeoL 

Gommission d. üng. Ak. d. Wiss. XUI. 1879. Heft 

1-10. 
Berichte d. Ungar. Akademie d. Wiss. XIII, 7. 8. XIV, 

1-8. 
Codex Cumanicus ed. Oeza Kann. 
G. Wenzel-, kritische Geschichte des Magjar. Bergbaus. 
Frig. Pesty, Das Verschwinden der alten Comitate. 

Bd. 1. 2. 
E. Thaly, Ladislaus Ocskay 1703—1710. 
Sammlung Alt -Ungar. Dichter hrsg. v. d. Ung. Akad. 

d. Wiss. Bd. 2. 
Monumenta Comitialia regni Transylvaniae. Bd. 6. 

1608-1614. 
Monumenta Hungariae historica. II. Scriptores 30. 
A. Sziladiz, Des Pelbart von Temermar Leben und 

Wirken. 
E. Abel, Analecta zur Geschichte des HumanismuB in 

Ungarn. 
Jahrbuch der E. Ungar. Akademie der Wissenschaften. 

Bd. 16, Heft 6. 

Von der Akademie der Wiss. zu Efakaa'). 

Scriptores rerum Polonicarum. Tom. 5. Collectanea 

ex Arcbivio collegii historici. 
Acta historica res gestas Poloniae illustrantia. T. 2. 

Acta Joannis Sobieski. T. I. p. 1. 

1) In polnischer Sprache. Vom J. 1880. 
(Fortsetzung folgt). 

_^^_|^^ . L I I I I I I. ■ II II - - ^j— . — ^^^ 

Für die Bedaction rerantwortlich : F.^Bechtd, Direetor d. <Htt. gol. Anx* 

Commissions-Verlag der DUtmich'achtn Ytrlaga-^ichkamdlmiff, 

DtwA Mr JMtricKaekm Univ,- Buehdrucluni {W. A*. XmtMiU 



24d 

Nachrichten 

von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Augusts-Universität 

zu Göttingen. 



25. Mai. M 9* 1881. 



KoBiglicIie Gesellschaft der WissensehafteD. 

Sitzung am 7. Mai. 

Ehlers: Beitrage zur Eenntniß des Gorilla und des 
Chimpanse. (S. Abhandl. Bd. XXVII.) 

Pauli: Ueber einige Bestandtheile des Eönigl. Staats- 
archivs in Hannover. 

Eronecker, Mitglied: Auszug aus einem Briefe an 
£. Schering. 



üeber einige Bestandtheile des König- 
lichen Staatsarchivs in Hannorer. 

Von 

S. Pauli. 

Die Geschichte des Anrechts der braunschweig- 
Itineburgischen Linie des Weifenhauses auf den 
englischen Thron ist besonders mit Bücksicht 
auf Leibnitz und die Kurfürstin Sophie neuer- 
dings in einigen hervorragenden Werken mit 
umfassender Benutzung namentlich des urkund- 
Uchen Materials behandelt worden. Dagegen 
muß es auffallen, daß die Ausführung dieses 
Anrechts, das mehr als einmal mit Vernichtung 
bedroht war, aus einer Anzahl vorzüglich werth* 

20 



250 

▼oller Akten des hannÖTerischen StaatsarcluYS 
bisher nur fast beiläufig berührt worden ist. In 
England selber gar, wo man doch gegenwärtig 
der Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts mit 
gesteigertem Eifer nachgeht, haben dieselben 
nicht die allergeringste Beachtung gefunden. 
Indeß gerade aus den Jahren des üebergangs 
und der Besitznahme der Krone finden sich hier 
ganz unschätzbare Berichte, die wegen unmittel- 
barer Wiedergabe der dortigen Hergänge den 
Leser in Erstaunen setzen. Es sind wesentlich 
zwei Gruppen, über welche ich einige Bemer- 
kungen gesammelt habe, die vielleicht in weiteren 
Kreisen Interesse finden. 

Die erste dieser Gruppen besteht aus den 
Gorrespondenzen der drei Gesandten, welche der 
hannoverische Hof seit 1711 nach einander bei 
der Königin Anna beglaubigte. Sie liegen der 
Schrift eines bewährten Kenners des Archivs zn 
Grunde, nämlich Schaumanns Geschichte 
der Erwerbung der Krone Großbritan- 
niens vonseiten des HausesHannover. 
Aus Akten und Urkunden des Archivs 
zu Hannover und den Manual-Akten 
Leibnitz's. Hannover 1878. Ich gestehe 
gern, daß die Leetüre dieses kleinen Werks dazu 
beigetragen hat mir den Wunsch zu bestärken 
dem Gegenstande einmal näher nachzugehen. 
Doch muß ich zugleich hervorheben, daß über 
die Vorgänge in England, wo seit dem Sturze 
der Whig-Regierung und der Verdrängung Marl- 
borough^s die Tories unter den Lords Oxford 
und Bolingbroke am Ruder standen und nahe 
daran waren beim Ableben der Konigin das 
Scepter in die Hände ihres Stiefbruders zu spielen, 
des Stuart Prätendenten, dem Anna selber trotz 
allen Tractaten doch im Herzen den Vorzog 



251 

gegeben zn haben scheint , diese Berichte noch 
unendlich viel reicher fließen , als Sohamnanns 
Mittheilnngen ahnen lassen. 

Eben die Gefahr seine Anspräche einzabüBen, 
die mit den Friedensverhandlnngen zn Utrecht 
eine brennende wurde ^ veranlaßte den Hof von 
Herrenhansen die beinah passive Haltnng anf* 
zageben, die er bis dahin im Yertranen auf die 
Ad of settlement und die ihr folgenden Ver- 
trage zu der wenig entgegenkommenden Sin*- 
nesart Annas beobachtet hatte. Er that es in 
jenen Missionen, die nicht mehr rein kurfürstli- 
chen Zwecken, sondern bereits der großen Po- 
litik dienten. Das kurfürstliche Haus unterhielt 
in London wie anderswo einen stehenden G^ 
schäffasträger bürgerlicher Herkunft, der alle 
Aufträge zu besorgen, in politischen Kreisen 
nnd bei den Levees der Minister Zutritt hatte, 
auch wohl Audienz bei der Königin erhielt, aber 
doch streng genommen kein Vertreter seines 
Herrn, nicht Diplomat von Bang und Stand war. 
Im Jahre 1711 wurde ein Herr Berie, ich weiß 
nicht ob Franzose oder Engländer TonHerkunft, 
Beines Alters wegen von dem Herrn Kreyenberg 
abgelöst, der jedenfalls im Kurfürstenthum zu 
Hause war. Ihre Stellung entsprach der jener 
Gebrüder Bonnet, der beiden provenzalischen 
Protestanten^ die in London nach einander den 
HohenzoUem yom Großen Kurfürsten bis auf 
Friedrich Wilhelm I. herab dienten und im Kö- 
niglich Preußischen Staatsarchiv die unvergleich- 
Kchen Berichte hinterlassen haben, von denen 
Ranke für die englische und namentlich für die 
preußische Geschichte einen so vortrefflichen 
Gebrauch gemacht hat. Allein der üebergang 
der hannoverischen Besidentur von Berie auf 
Kreyenberg traf nicht von ungefähr zusammen 

20* 



252 

mit der ersten wirkUchen Geeandtsdiaft. Von 
Anfang Jannar 1711 nämlich bis in den Juli 
befand sich Johann Caspar von Bothmer, dtur 
Gesandte im Haag, ein unter Georg I. hoch yer- 
dienter Staatsmann, als sein Bevollmächtigter 
am Hofe von St. James in London, mit einigen 
officiosen Aufträgen, doch yorzüglich in vertrau- 
licher Sendung um die ganze politische Lage, 
die Stellung der Parteien, die hervorragenden 
Persönlichkeiten beider Seiten, die Stimmung 
bei Hofe und in der Nation zu sondiren und 
zu beobachten , vertraulich sich mit den Whig 
Freunden zu verständigen, nebenbei anch in 
aller Stille bei dem neuen Residenten an Stelle 
4er bisherigen etwas abgeänderte und vermehrte 
YoUmachten der Kurfürstin Sophie för den Fall 
des Ablebens der Königin Anna zu hinterlegen. 
Wir verdanken Schaumann a* a. 0. S. 61 — 74 
lehrreiche Andeutungen über diese staatsmänni- 
scbe Thätigkeit und in der Allgem. Deutsch. Bio- 
graphie III, 8. 197 sehr erwünschte Personal- 
nachrichten über Bothmer selber. Aus seinen 
lehrreichen Berichten an den Grafen A. G. Ton 
Bemstorff, den langjährigen Leiter der Politik 
des Kurfürsten und Königs, und aus lebendigen 
Briefen an einige hervorragende Mitarbeiter, 
durch welche eine reiche Fülle von Einzelheiten 
über die Königin und ihre Minister, über den 
Herzog von Marlborough und seine Gemahlin, 
über das Leben und Treiben namentlich der 
Whig Lords erschlossen wird, hoffe ich näch- 
stens an einem anderen Orte eine Reihe inter- 
essanter Notizen zusammen zu stellen. Bothr 
mer's Instructionen gestatteten ihm nicht, auch 
wenn er vertraulich angewiesen wurde sich mit 
der Opposition, der Partei der protestantisclien 
Zukunft, ins Einvernehmen zusetzen, irgead wie 



253 

entscheidend einzügreifen. Er sollte lediglich 
referiren nnd er hat dies, gestützt auf lang- 
jährige eigene Erfahrung nnd auf den trefflichen 
Bath anderer, in vorzüglicher Weise gethan. 
Nachdem seine Anfgahe gelost, kehrte er zn 
seiner eigentlichen Mission am Friedenscongreß 
in die Niederlande zurück, wo sich um, diese 
Zeit thatsächlich der äußerst bedenkliche Dm- 
schwang der englischen Politik vollzog. 

Erst über ein Jahr später, als die Dinge in 
England nur noch dunkler geworden, erhielt er 
in dem Reichsgrafen Thomas von Grote einen 
Nachfolger. Derselbe hatte kaum seine Wirk- 
samkeit im December 1712 begonnen, als er er- 
krankte und am 15. März 1713 neuen Stils auf 
seinem Posten starb. Das ist denn auch die 
Ursache, weshalb die Papiere seiner Mission, neben 
Reinschriften die Concepte, die ihm mitgege- 
benen Instructionen und Denkschriften bisweilen 
in doppelter Ausfertigung, selbst die seinen Tod 
betreffenden Aktenstücke besonders ausführlich 
erbalten sind. Er wurde wie sein Vorgänger 
angewiesen sich den Häuptern beider Parteien^ 
so weit eventuell auf ihre Unterstützung bei 
der Thronfolge zu hoflBn auch den Tories zu nä« 
hern, wobei die von Bothmer verzeichneten Per- 
Bonalnotizen offenbar die Bichtschnur bildeten. 
Vor den Intrigen Oxfords und seines Vetters 
Bfr. Harley, der als Gesandter in Hannover ein 
nicht minder zweifelhaftes Benehmen zeigte, 
sollte er besonders auf seiner Hut sein. Trotz- 
dem wurde er ermächtigt, falls es ihm gelin* 
gen sollte, gewisse rückständige Soldzahlungen 
ftr Kurhannöverische Hilfstruppen einzucassiren, 
bestimmte Procente davon diesen beiden Herren 
nnd dem Generalzahlmeister Bridges zu verab- 
reichen« Aber selbst den vertrautesten unter 



254 

den Whigs, den Lords Townshend^ Hali£u und 
Somers, darfte er nur im Allgemeinen über die 
von ihm erst endgiltig mitgebrachten neuen, bei 
Ereyenberg zu hinterlegenden Ernennungen fSr 
den bei Annas Tode sofort zn bemfendcn Re- 
gentschaftsrath Mittheilnng machen. Wie un- 
sicher, wie überans zweideutig Grote die Ver- 
hältnisse in England und die ihm von Seiten 
der Machthaber zu Theil werdende Behandlong 
fand, hat Schanmann a. a. 0. S. 75 in einer 
kurzen Analyse der Relation vom 3. (? 7«) Fe- 
bruar 1713 angegeben. Allein vor und nach 
diesem Datum und selbst noch während seiner 
Ejrankheit hat Grote eine Anzahl meist eben so 
ausführlicher Berichte entworfen, nicht franzö- 
sisch wie Bothmer , sondern vorzugsweise in 
deutscher Sprache, in welchen er die Zustände 
nicht schwarz genug zu schildern weiB, da er, 
als er seine Aufträge anbringen wollte, überall 
auf Schritt und Tritt mit Abneigung, Hinhalten 
und kleinlichen Ausflüchten zu thun hatte. 
Diese Mittheilungeui denen mehrere Schreiben 
des Kurfürsten Georg Ludwig beiliegen , harren 
eben so wie die seines Vorgängers auf Verwer- 
thung für die höchst wechselvolle Entwicklungs- 
geschichte der protestantischen Suocession ^). 

1) Der Rektion vom 18. Januar 1718 ist folgendes 
Postsoriptam angeh&n^, das för d» GeBohichte d^ Mu- 
sik und die Biograpme Handels Bedeatnng hat: Auch 
hat mir der Mylord Bolingbroke nahmens der Königin 
gesaget, es hatte Ihre Majestät Ew. Enrf. Dorchlauät 
Gapellmeister Haendel eine Mnsik f&r dieselbe su oom- 
poniren anfgeffeben. Weil sie ihn nun an solchem Ende 
gerne hier behalte, aber erfahren hatte, daS dessen tod 
Ew. Korf. Durohlaaoht erhaltene ErlanbniB sn Ende aeje, 
so mochte ich Ew. Knrf. Dorchl. in tmste referiren, dal 
Dieselbe Ihr zn gefiillen besagten flfsendel noch eme Wefle 
hier sn beUssen belieben mochte. Ich habe solchea gen« 



255 

Während beim Friedenesclilua mit Frankreieh 
sogar der zn Gunsten Hollands aosbedangene 
Barrierenvertrag und damit die erste interna- 
tionale Änerkeunung der hannoverischen Erb- 
folge bedroht erschien und die Tories allen For- 
denmgen, daß der Prätendent aus Frankreich 
ausgewiesen würde, ein taubes Ohr lieheu, ver- 
mochte der Gesandte erst nach wochenlangem 
Bemühen bis zu den Ministem selber durchzu- 
dringen und vernahm nichts Anderes als leere 
Redensarten von der Nothwendigkeit eines har- 
monischen Einvernehmens der Königin mit dem 
kurfürstlichen Hause. Darüber erkrankte er be- 
reits im Februar der Art, daß er vor Rheuma- 
tismus nicht die Feder führen konnte. Ver- 
gebens hoffte er Linderung seiner Leiden, die 
sich auf die Brust geworfen, in der frischeren 
Luft von Eensington zu finden. Bald führte 
Erey enberg die Geschäfte und berichtete denn auch 
schon am 17. März, „daß der Baron von Grote 
vorgestern 35 Minuten nach 1 ühr des Nach- 
mittags, nachdem ein neuer Paroxysmus ihn um 
10 Uhr des Morgens überfallen, aus dieser Zeit- 
lichkeit geschieden sei'^ Kurz vor seinem Ende 
hatte er noch in Gegenwart des Legationssecre- 
tärs Gätke die sämmtlichen Papiere, darunter 
seine Instructionen und Vollmachten zu versiegeln 
befohlen. Die englische Begierung gewährte 

venproohen und anbey bezeoffet, wie ich nicht zweifelte, 
60 würde Ew. Earf. Darohl. froh seyn , daß jemand von 
Dero Bedienten Ihrer Majestät in einigen Sachen nach 
Gefallen zu dienen die Ehre hätte. Diese Masik ist, wie 
ich yernehme, ein Tedenm so in der St. Panlskircbe bei 
Pablioining des Friedens soll gesangen werden und wer* 
den dazn aber hundert Mosicanten employiret werden« 
Die Zeit anlangend, so scheinet man damit ziemlich za 
eilen and sollte man etwa aaf vier Wochen a dato matli* 
maien* 



256 

eine Jacht um die Leiche über Bremen in die 
Heimath zu führen. 

Unter äußerst mißlichen Umständen, welche 
England beim Friedensschluß fast auf die Seite 
Prankreichs und in Gegensatz zu seinen bishe- 
rigen AUiirten stellten, war es geradezu unmög- 
lich die große Angelegenheit der Successiou 
allein den Händen eines Residenten anzuver- 
trauen. Doch vergiengen wieder Monate, bis Georg 
Wilhelm Helwig Sinold Freiherr von Schatz, 
ausgerüstet mit eigenhändig vom Kurfürsten 
und seiner Mutter ausgefertigten Instructionen, 
sich nach London begab. Neben den noch la- 
teinisch abgefaßten Vollmachten finden sich drei 
französische Memoires von Georg Ludwig und 
eines von der Kurfürstin Sophie ausgestellt, wel- 
che seine Aufgabe specificiren, wie denn auch 
die Akten dieser Mission in Entwürfen und 
Reinschriften fast durchweg doppelt vorhanden 
sind. Ein Kanzlei vermerk auf einem der Con- 
volute bezeugt, daß die Angehörigen Nichts zu- 
rückbehalten: „Erst im Jahre 1798 von Baron 
Schütz aus der Hinterlassenschaft seines Bruders 
an die Geheime Kanzlei ausgeliefert." 

Selbstverständlich erhielt Schütz den Auftrag 
endlich Erfüllung der von seinen Vorgängern 
eingereichten Anliegen zu erwirken: Ausweisung 
des Prätendenten wie aus Frankreich so jetzt 
auch aus Lothringen in die Schweiz oder nach 
Italien, Jahrgelder (etablissement) für die Kur- 
fürstin Mutter als Erbin des Throns, Auszahlung 
jenes rückständigen Soldes im Betrage von 682735 
holländischen Gulden. Außerdem aber vnirde 
ihm dringend eingeschärft im Verkehr nach 
links und rechts äußerst vorsichtig zu sein und 
von seiner Mission keinen eclat zu machen. Die 
Kurfürstin hob hervor, daß er fleißig die Minister, 



257 

namentlicli auch den Klerus anfsnche, da man 
sich beklage: que cette conr negligeoit trop nn 
Corps, qni peut avoir tant d'influence sur Taf- 
faire de la succession. Er soll stets vom Erb- 
recht als fest begründet sprechen: pnisqne les 
Papistes etant exclns de la succession, eile passe 
de plus droit au plus proche heritier protestant. 
Sollten die Minister gegen dies gute Becht des 
Hauses taub bleiben, so werde die Nation vol- 
lends aufmerken, daß zwischen den beiden Höfen 
kein rechtes Einvernehmen bestehe. Ihr Sohn 
drang auf Beseitigung noch anderer üebelstände. 
Er vries Schütz nicht nur an die Papiere Grote's, 
die drei doppelt versiegelten alten und neuen 
Vollmachten behufs Einsetzung eines Begent- 
schaftsraths , von Kreyenberg in Empfang zu 
nehmen, sondern gegen diesen selber eine Un- 
tersuchung anzustellen. Es schwebte nämlich 
der Verdacht wider ihn , daß er die ihm vom 
Kurfürsten und anderen Persönlichkeiten des Hofs 
anvertrauten Gelder zum Mindesten mit sträfli- 
cher Fahrlässigkeit verwalte. Die Kurfürstin 
Sophie, von deren Hand eine Anzahl Briefe, die 
zu den letzten ihres Lebens gehören, der Cor- 
respondenz beiliegen, beklagt sich wiederholt, daß 
die 5000 L. sterl., die sie in Loosen von Har- 
ley*8 (Lord Oxford's) Südseecompagnie angelegt, 
Nichts abwürfen. Die eigenen Verhältnfsse Krey- 
enberg's, der tief in Schulden stack, steigerten 
cien Verdacht dahin, qu'il se jette par un coup 
de desespoir entre les bras des ennemis de la 
succession. Den Whigs für Wahlzwecke, wie 
ihm vorgeschlagen worden, Gelder vorzustrecken, 
weigeo'te sich der Kurfürst mit dem Bemerken, 
daß der Großschatzmeister (Oxford) die vollere 
Börse haben werde. Es findet sich bei den 
Papieren eine lange Liste von Summen , für 



258 

welche auch die vomehmsten Häupter des Ober- 
hauses käuflich zu haben sein würden. Das 
Wichtigste aber war, daß Georg Ludwig seinen 
Gesandten anwies, daß bei Lebzeiten der Kö- 
nigin Anna von seiner nnd seines Enrprinzen 
Uebersiedlung nach England nicht die Rede sein 
dürfe, weil dadurch auch wohlgesinnten Tories 
vor den Kopf gestoßen würde. So im dritten 
Memoire und im Widerspruch mit Schaumann 
a. a. 0., der eine solche üebersiedelung geradezu 
unter den zu stellenden Forderungen auffuhrii. 
Man würde dadurch selber nur dem Prätendenten 
in die Hände arbeiten. Schütz soll vor Allem 
nicht vergessen: qu'ä Hannovre on ne S9ait paB 
ce que c'est Whig et Tori et qu'on n*y recon- 
noit que deux partis en Angleterre, s^aroir celni 
de la maison Electorale et celui du Pretendant 
de Sorte que Son Altesse Elect. doit regarder 
comme ses amis ceux, qui seront pour la sac- 
cession et oela sans aucune distinction de party. 
Höchstens sei im Fall einer jakobitischen Er- 
hebung der Beistand der Gutgesinnten ins Ange 
zu fassen. Aber die Sachen standen so miß- 
lich, daß, wie der Kurfürst selber einräumt, wenn 
die Engländer sich dem Stuart fügen würden, 
jetzt auch an Hollands Hilfe nicht mehr wie im 
Jahre 1688 zu denken wäre. 

Schütz fand denn auch , als er im Herbst in 
London eintraf, die Lage äußerst kritisch, T0I7 
lends aber als im Januar 1714 eine sehr heftige, 
obschon vorübergehende Erkrankung der Kö- 
nigin das Aeußerste befürchten ließ und seit Er- 
öffnung eines neuen Parlaments die Lords ,,the 
State of the Nation^^ in ernste Berathung zogen. 
Verzweifelte Anschläge von entgegengesekter 
Seite waren nicht ausgeschlossen, wenn die Pees 
auf eine Proclamation drangen, wonach ein hoher 



259 

Preis auf Beibricgang des Prätendenten todt 
oder lebendig ausgesetzt werden sollte. Gleich- 
ss.eitig wurde über den tiefen Zwiespalt zwischen 
Bolingbroke und Oxford Allerlei ruchtbar. Wäh- 
rend dieser seit dem Januar dem . hannoverischen 
GesandteH in stereotypen Phrasen seine treue 
Gesinnung für das kurfürstliche Haus versicherte, 
schien Bolingbroke die protestantische Successiou 
ganz abstreifen zu wollen. Wenn auch die 
Thronrede noch derselben gedachte, so wurden 
darin doch diejenigen, welche in England darauf 
pochten, beschuldigt damit nur Unruhe undVer- 
druB hervorrufen zu wollen. Vergebens suchten 
die Lords den Dr. Swift wegen der ihm zuge- 
schriebenen giftigen Flugschrift: The publick 
Spirit of the Whigs zur Verantwortung zu ziehn. 
Es wurde bekannt, daß Bolingbroke und der 
Lord Kanzler Harcourt Alles aufgeboten hätten 
um den jakobitischen Bischof Atterbury von 
Bochester zum Erzbischof von York zu beför- 
dern. Aus Irland verlautete, daß Truppen abge- 
dankt werden s(tllten, welche „für die Successiou in 
Ew. Kurf. Durchlaucht hohem Hause gahr zu 
sehr afPectioniret sind*S während die schottischen 
Hochländer, „jeder Zeit vor offene Jakobiten 
gehaltenes vom Hofe bezahlt würden. Im Ober- 
hause ereiferten sich die Wohlgesinnten in lang- 
athmigen Debatten für Sicherstellung der Erb- 
folge und beschlossen zu deren Gunsten mit 
76 gegen 62 Stimmen. Die Gemeinen dagegen 
stießen schimpflich Richard Steele aus ihrer Mitte, 
weil er in Wort und Schrift der Wühlerei der 
torystischen Presse zu begegnen suchte. Die 
Aeußerungen Oxfords y welchem Schütz Tag für 
Tag auf den Leib rückte um auf Ausweisung 
des in Lothringen in viel zu bedenklicher Nähe 
weilenden Prätendenteu zu dringen oder über 



260 

die Rückkehr vieler verdächtigen einst mit König 
Jakob IL aasgewichenen Irländer Beschwerde 
zu führen, wurden immer orakelhafter, üeber 
die in dem durch die Verhandlungen der Lords 
aufgescheuchten Ministerium herrschende Uneinig- 
keit hieß es: „Mylord Bolingbroke, MylordHar- 
court und der Duc d^Ormond haben zur Königin 
gehen und selbiger declariren wollen, daß es 
ihnen unmöglich länger mit Mjlord Oxford zn 
dienen , welchen sie mit gahr gutem Grunde in 
Verdacht hätten, daß er in ihren mesures nicht 
aufrichtig gienge, sondern gahr selbige zu eröff- 
nen und zu publiciren gedächte/' Endlich lehnte 
die Königin den ihr in der Adresse nahe ge- 
legten Wunsch, die Unruhe der Gemüther durch 
eine königliche Proclamation zu beschwichtigen, 
kurzer Hand ab. Am 13/24. April berichtete 
der Gesandte in chiflFrirter Depesche über die 
weit verbreitete Stimmung: „Daß Ew. Kurf. 
Durchlaucht Succession in diesen Königreichen 
von Seiten des Ministerium in großer Gefahr sei, 
weswegen sie dann Nichts als einen schlimmen 
Ausgang dieses ganzen Werks sich fiirstellen, 
falls die Sache in diesem Stande noch eine Zeit 
lang bleiben sollte.*' Unter solchen Umständen 
entschloß sich Schütz, da er die Entscheidung 
vor der Thür sah, zu einem allerdings sehr ge- 
wagten Schritt. 

Schon im März hatte er in einem nach Han- 
nover gerichteten Privatbrief ^) dringend empfoh- 
len , der Kurfürst selber möge alsbald wenig- 
stens nach Holland kommen, um von dort ans 
mit niederländischer und kaiserlicher Hilfe bereit 
zu sein, nöthigenfalls in England einzugreifen, 
was an den Gedanken anklingt , welchen Lord 

1) An Robethon März 16/37. 1714. 



261 

Halifax im Oberhause in Betreff einer Ernene- 
nmg der Allianz mit dem Kaiser und den Nie- 
derlanden aassprach. Jetzt wandte sich Schütz, 
durch ein den Akten beiliegendes eigenhändiges 
Schreiben der Kurfürstin Sophie vom 12. April 
dazu ermächtigt, mit der Forderung an den Lord 
Kanzler, ihm die Ladung (writ) des Kurprinzen, 
der seit einigen Jahren Herzog von Cambridge 
in der englisehen Pairie war, in das Haus der 
Lords einzuhändigen. Zwei Tage ohne Antwort 
drang er am 13/24 April brieflich darauf und 
erhielt nunmehr den Bescheid, daß Lord Harcourt 
die Angelegenheit der Königin vorgetragen habe, 
diese aber ohne alle Nachricht aus Hannover 
„sich schwerlich einbilden könne, daß der Frei- 
herr von Schütz auf Ordre von Hause diese 
Nachfrage gethan hätte.'^ Uebrigens sei die 
Ladung wie jede andere den Gesetzen gemäß 
ausgestellt. Als Schütz kam um das Instrument 
in Empfang zu nehmen, fragte ihn der Lord 
Kanzler, bis wann etwa des Herzogs Beise nach 
England zu erwarten sei, worauf jener freilich 
keine Antwort hatte. Indeß die bloße Abforde-» 
rang des Writ genügte um bei Hofe und in den 
Parteien je nach den Hoffnungen und Befürch* 
tungen, die im Schwünge waren, eine unglaub- 
liche Erregung hervorzurufen. Die Minister 
machten Herrn von Schütz die heftigsten Vor- 
würfe, „daß er diese Sache nicht wohl angefan- 
gen^^ und gaben ihm zu verstehen , die Königin 
„desapprobire seine Conduite, als habe er an 
dem ihr schuldigen Respect manquiret." Nach- 
dem ihm am 16/27. April von Lord Oxford und 
dem Staatssecretär Bromley der Bath gegeben 
fürs El^te lieber nicht zu Hofe zu gehn und 
nachdem Tags darauf der Writ ihm ausgeliefert 
worden, erschien am 18/29. der Geremonienmeister 



262 



Sir Clement Gotterei bei ihm um ein Schreiben 
des Staatssecretärfii zn verlesen, das ihm im Na- 
men der über Mangel an Bespect schwer yei^ 
letzten Königin den Hof nnd jeden weiteren 
Verkehr mit den Ministem verbot. Lord Paget 
sollte sich bereit halten in besonderer Mission 
nach Hannover zn gehn. Anschreiben der Kö- 
nigin an die alte Knrfürstin, ihren Sohn und 
Enkel wnrden aufgesetzt um über den Schritt 
des Gesandten Beschwerde zn fuhren, vorzüg- 
lich aber um dem Eintreffen des Kurprinzen 
vorzubeugen. Man sprach es offen aus, daß die 
Anwesenheit eines Prinzen von Sophias Geblüt 
der Konigin, so lange sie am Leben, widerwärtig 
sei. Besonders scharf aber wurde gerügt, daft 
die Würde der Monarchin erfordert hätte jenes 
Gesuch nicht an den Lord Kanzler, sondern an 
sie selber zu richten. Dem gegenüber erhielt 
Kreyenberg demonstrativ eine Zuschrift, in wel- 
cher seine Person für Weiterführung des Ver- 
kehrs als fort agreable bezeichnet wurde. Der 
Affront, der einem in allen Formen beglaubigten 
und feierlich empfangenen Minister geboten 
wurde, konnte nicht ärger sein, um so ernster 
ist die Frage, ob und wie weit Schütz auf eigene 
Hand oder im Auftrage seiner Vollmachtgeber 
gehandelt habe. Jedenfalls liegt es auf der 
Sand, daA die Aufträge, die er vom Kurfürsten 
und dessen Mutter empfangen, nicht mit ein- 
ander stimmten. 

Einige Entwürfe von seiner und fremder 
Hand deuten auf Dies und Jenes hin. Ein schon 
am 16/27. an den Kurfürsten abgegangener Be- 
richt enthält Folgendes: „Der Writ J. Durchl. 
des Kurprinzen, weswegen ich mich auf Befehl 
J. Kurf. Durchl. der Frau Kurfürstin 
bei dem Großkanzler Mylord Harcourt ange- 



263 

geben, hat das hiesige Ministerium in gahr grofie 
Unmhe geuetzet, indem sofort daranf Geheimder 
Rath bei der Königin gehalten worden/^ Die 
Aasliefernng zu verweigern hätte niemand ver* 
treten^ aber eben so wenig den Erbprinzen auf 
Gmnd seines englischen Titels znr Stelle haben wol- 
len. Daher denn der von Lord Oxford aufgebrachte 
Vorwand, die Königin sei äußerst erzürnt darüber, 
da6 sie umgangen worden. Ein Blatt in engli- 
scher Sprache rechtfertigt dagegen die Eingabe 
an den Lord Kanzler als allein den englischem 
Gesetzen entsprechend und scheint mir im Ein- 
verständniß mit dem rechtsgelehrten Lord Somers, 
der unter den Whigs Lord Kanzler gewesen, 
aufgesetzt zu sein. Auf einem anderen notificirt 
der Freiherr von Schütz seine schleunige Rück- 
kehr nach Hannover um sich dort zu verant- 
worten und bezeichnet es als: thegreastest mor- 
ti£cation that ever happened, to find that I am 
fallen under Her Majesty^s displeasnre, for whom 
I have the greatest respect and veneration ima- 
ginable. I could have no comfort under such 
a misfortune, were I not conscious to mjself 
that I have done nothing to deserve it. I have 
precisely and strictly obeyed my orders and fol- 
lowed the constant usage and custom of Parlia« 
meut etc. Auch finden sich Entwürfe zu Brie- 
fen an den Kurprinzen, dem er von dem Jubel 
der Freunde über seine demnächst zu erwartende 
Ankunft und hinterdrein von der brüsken Ab« 
Weisung durch die Königin Anzeige macht. Er 
hält die Krone für verloren , wenn der Schritt 
nieht trotzdem erfolge : noüs perdrons la couronne, 
si ce pas n'est pas soutenu. 

Da ist es nun in hohem Grade bezeichnend, 
daß Georg Ludwig seinen Gesandten in fast ver* 
Jebsender Weise desavouirt hat. In seinem Schrei- 



264 

ben vom 11. Mai lieiBtes: f^üiifl gereicht Solches 
und daft ihr bey solcher Gelegenheit Hochge- 
boren unser Fran Mntter Gnaden Nahmen ge- 
brauchet zu besonderem Mißfallen nnd Befrem- 
dnng,^^ weil ihm das in seinen Instructionen 
nicht aufgegeben worden. Es wurde ihm be- 
deutet fernerhin: „unseren und keinen anderen 
Befehlen zu folgen.^' Sein Gesuch sich nach 
der Rückkehr in Herrenhausen yorstellen zu 
dürfen wurde zweimal durch Graf Platen ab- 
schlug beschieden. Man. weiß, daß die Kar- 
fürstin Sophie, tief erschüttert durch die Be- 
handlung von Seiten ihrer Nichte der Königin, 
welche sie in einem Briefe vom 19/30. Mai hart 
und bitter beschuldigte ihr Erbrecht selber ge- 
fährdet zu haben — qu'une teile conduite pour- 
roit certainement avoir des suites prejudiciables 
ä cette succession meme — und vermuthUch 
nicht minder durch die Haltung ihres Sohns, der 
wieder mit seinem Sohne gespannt war^ am 14. 
Juni gestorben ist. Georg Ludwig beantwortete 
erst nach der Mutter Tode Annas auch an ihn 
gerichtete Vorwürfe ziemlich einsilbig mit der 
Versicherung sich immerdar von dem ihr so 
widerwärtigen Treiben der Factionen fem ge- 
halten zu haben. Leibnitz, damals in Wien, 
hatte hoch aufgehorcht, als Schütz zu rechter 
Stunde (ä propos ä mon avis) eingeschritten, 
aber in dem allerletzten seiner an seine alte 
Gönneri^ gerichteten Briefe') doch bemerkt: 
Je presume que M. de Schütz a eu ordre de 
Mgr. TElecteur de la faire, mais s'il aroit agi 
Sans ordre, je le comparerois ä un General d'ar- 
mee, qui auroit gagne une bataille, saus avoir 

1) Leibnitz h. l'Electrioe Sophie, Vienne, ce 24 de 
May 1714. Die Werke von Leibniz Bd. 9. S. 449. 1673. 



265 

recen da chef Tordre de combattre. Am 31. 
Jnli 10. Aagust erfolgte der Tod der Königin 
Anna. 



In den Gorrespondenzen der Bothmer, Orote, 
Schatz erscheint beständig ein anderer Mann, 
an den neben Kurfürst und Kurfurstin oder dem 
Grafen Bemstorff gelegentlich auch ihre Briefe 
gerichtet sind. Das ist der aus Frankreich 
stammende Protestant Robethon, so recht der 
Repräsentant der über die Kreise des deutschen 
Kleinstaats hinausdringenden Politik, die der 
Sprache der Diplomatie und der Erfahrung in 
den Geschäften anderer Länder nicht mehr ent- 
rathen kann. AlsHugenot hatte Bobethon einst 
Aufnahme und treffliche Verwendung bei Konig 
Wilhelm III. in England gefunden. Dieser staats- 
kluge Fürst benutzte ihn nicht nur als Privat- 
secretär, sondern gab ihn seinem Vertrauten 
dem Grafen von Pembroke im Jahre 1698 zu 
jenen Verhandlungen nach Paris mit, in welchen 
mit Ludwig XIV. die erste Theilung der spani- 
schen Monarchie berathen wurde. Nach Wil- 
helms Tode fand er unter Anna keinen Platz 
und wurde — man darf vielleicht auf Leibnitz's 
Rath schließen — vom Grafen BernstorflF heran- 
gezogen , der ihm auch den Adel verschaffte. 
Zuerst in Diensten Georg Wilhelms von Gelle, 
nach dessen Ableben im Jahre 1708 Georg Lud- 
wigs von Hannover war er die Seele der diplo- 
matischen Kanzlei. Da er in England die lei- 
tenden Persönlichkeiten und den Gegensatz zwi- 
schen Whigs und Todes gei(iau kannte und neben 
seinem Französisch auch gut Englisch schrieb, 
fiihrte er in der Snepessionssache von Hannover 
aus vorzugsweise die Gorrespondetiz. SelbstäiHUg 

21 



266 

wie im Auftrage richtete er sich an die dort 
heschäftigten uesandten. Während Bothmer's 
Abwesenheit vom Haag mnste er ihn dort yer- 
treten. „Das hat nie noch ein Secretär in Deutsch- 
land gegolten und gewürkt was Bobethon in 
Hannover und in England galt^' . . . „Bemstorff 
rieth nur was Bobethon gut hieß^* • . • „Ohne 
ihn wäre Ghurfürst Georg Ludwig nie Konig 
Georg geworden,'^ sagt Spittler von ihm ^). Ak 
Geheimer Legationssecretär stand er denn auch 
während der ersten Jahre der neuen Begierung 
in St. James wie in Herrenhausen dem Könige 
und seinen Bäthen mit seinem reichen Wissen 
und Können und seiner stets schlagfertigen Feder, 
seinem scharfen , kaustischen , fast skeptischen 
Stil zur Verfügung. Er war recht eigentlich 
das Bindeglied zwischen den englischen und den 
kurbraunschweigschen Ministern, das in diesem 
überaus delicaten, von steten Beibungen bedroh- 
ten Yerhältniß keiner von beiden Theilen ent- 
behren konnte. Aber wo ist heute die von ihm 
selber in sieben Bänden Quart angelegte Samm- 
lung seiner Gorrespondenz aufzufinden, von wel- 
cher Spittler noch berichtet? War sie jemals 
ein Bestandtheil des hannoverischen Staatsarchivs? 
Ist sie im Privatbesitzbesitz vorhanden? Nach 
Allem , was wir sonst von Bobethon wissen, 
müste sie als eine unvergleichlich werthvoUe 
Quelle zur Zeitgeschichte gelten. 



Zum Glück stecken viele hundert seiner Schrei- 
ben in einer anderen, nicht minder unschätz- 
baren Sammlung desselben Archivs, deren Kennt- 

1) Meiners und Spittler, Göttingischea HiBtorischei 
Magazin Bd. I. S. 646 ff. 



2«7 

niB und Yerwerthnng für die europäische Ge* 
schichte zu Anfang des 18. Jahrhunderts, so weit 
ich bemerkt habe, bisher noch sehr geringfügig 
ist. Das sind an 50 Bände Protocoles des 
negociations faites pour S. M. le Boy 
de la Grande Bretagne par Mons. P. L. 
de Pesmes, Seigneur de Saint Saphorin, 
welche die Jahre 1716 bis 1727, also beinah die 
Begierungszeit Georges I., umfassen, in trefflicher 
Reinschrift Copien der erhaltenen Anschreiben 
und Briefe, von Vertragsentwürfen, Belationen, 
Depeschen , Noten , Antworten , wie sie sich in 
der Kanzlei einer großen Gesandtschaft ansammeln. 
Pran9ois Louis de Pesmes *) , geboren im 
Jahre lö68 auf dem Schloß St. Saphorin im 
Waadland , also Berner Unterthan , und eben 
dort gestorben im Jahre 1737, that zuerst den 
vereinigten Niederlanden Kriegsdienste , trat je- 
doch bald nach Oesterreich über um unter den 
Fahnen des Prinzen Eugen von Savoyen den 
großen Krieg gegen die Türken mitzumachen, 
der im Jahre* 1699 siegreich mit dem Frieden 
von Carlowitz abschloß. Im Jahre 1696 beklei- 
dete er das Amt eines Viceadmirals auf der 
Donau und schied dann aus mit dem Bange 
eines Feld Wachtmeisters. Nachdem er vorüber- 
gehend Gesandter des Pfalzgrafen bei den Eid- 
genossen gewesen, auch für König Friedrich I. 
von Preußen den Uebergang des Fürs^nthum 
Neufchatel aus der oranischen Erbschaft verhan- 
delt hatte, diente er wieder der Eidgenossenschaft, 
deren Bündniß mit Holland vom 2. Januar 1714 
sein Werk war. Vom October 1716 an erscheint 
er mit dem Bange eines Generallieutenants als 
bevollmächtigter Minister Georg's I. in Wien, wo 

1) Lutz, Nekrolog Merkwürdiger Schweizer. 8. 892. 

21* 



er sich namenflich seit Abschlni der Qaadrapel- 
allianz durch Umsicht und Thatkraft hohes Ver- 
trauen bei seinen YoUmachtgebem and Respect 
an dem von Intrigen aller Art nnterwfihlten 
Hofe Kaiser EarFs VI. erwarb. Der Herzog 
Yon St. Simon freilich munkelt in seinen Me- 
moiren^) von unehrenhaften Handlungen, welche 
St. Saphorin sich habe zn Schulden kommen 
lassen. Doch wird dabei ohne Zweifel der Haft 
des Franzosen gegen den sehr energischen Par- 
teigänger einer protestantischen Politik im Spiel 
gewesen sein. Der Durchführung und Befesti- 
gung der protestantischen Erbfolge in England 
gegenüber allen Zerklüftungen , welche ihr in 
Europa nach Abschluß der Verträge von Utrecht 
und von Rastadt und Baden gefährlich werden 
konnten, war denn auch in Wien seine Thätig- 
keit vorzugsweise gewidmet. Daß er da mit 
Bobethon zusammengriff, lag in der Natur der 
Dinge und in der Eigenart dieser beiden Männer, 
neben welchen noch ein dritter Fremdling er- 
scheint, Lucas Schaub, ein Berner von Herkunft, 
aber trotz seinem Deutschen Namen gleichfalls 
ein französisch geschulter Diplomat, welcher im 
Dienste England-Hannovers sowohl an auswär- 
tigen Gesandschaften als in unmittelbarer Nähe 
des Staatssecretärs , des Grafen Stanhope, thätig 
war, im Jahre 1720 als Sir Luke Schaub mit 
der englischen Ritterwürde belohnt und 1721 
britischer Gesandter in Paris wurde. 

Unzählige Aktenstücke , officielle Berichte 
und vertrauliche Mittheilungen , füllen diese 
Bände. Sie erläutern nicht nur die wechsel- 
volle, noch immer von innen und außen bedrohte 
Politik Englands unter dem ersten Herrscher 

1) VoL XX, p. 198 ed. 1829. 



269 

ana dem Weifenhause, nicht nur dessen deutsehe 
und Beichspolitik zwischen Oesterreich und 
PreuAen, Rußland und Scandinavien , Frankreich 
und Spanien^ sondern bergen eine noch kaum 
angerührte Fundgrube für die allgemeinen Ver- 
wicklungen der Epoche vom Ausgange des spa* 
nischen Erbfolgekriegs an über die letzten Jahre 
des nordischen, über Krieg und Frieden mit den 
Osmanen, den von Spanien aus durch Alberoni 
hervorgerufenen Ejimpf um die Herrschaft in 
Italien, die allmäliche Umwandlung der Allian- 
zen, die financielle Erschütterung in Frankreich 
und England y die Handels- und Golonialpolitik 
der Zeit. Nicht minder liegt in vielen sehr an- 
schaulichen Relationen eine reiche Fülle von 
Personalien begraben, ein Schatz, der nur darauf 
wartet von den Geschichtsforschern gehoben zu 
werden. Ich will demnächst anderen Orts ver- 
suchen an einem Beispiel auszuführen, was sich 
für die engere und weitere Geschichte der Zeit 
den Protokollen St. Saphorin's entnehmen läSt, 
und schließe diese Bemerkungen, die auf eine 
recht fleißige Ausbeutung der unvergleichlichen 
Sammlung hinwirken sollen , mit einer für die 
Literaturgeschichte interessanten Notiz. 

Am 17. Juni 1719 war Joseph Addison, der 
die einst viel bewunderte Tragödie Gato und 
den Lobgesang auf die Sieger von Höchstädt- 
Blenheim gedichtet hatte, von unvergänglicherem 
Namen durch seine Beiträge zum Spectator, erst 
48 Jahre alt gestorben. Am. 9. September 
schreibt sein Freund und Nachfolger im Staats- 
seeretariat Craggs an St. Saphorin: 

Je prends cette meme occasion pour Yxm» 
recommander une souscription pour les ouvrages 
de £bu Mr. Addison, mon predecesBeur dans la 
Charge ^ Secretaire d'Etat du Roy» lequel foi 



270 

a laisses dedi^s a moy en temoignage de ramitie, 
qai avoit ^te long temps entre Bons dem. 
C^estant Dn ecrivain si audela de la portee or- 
dinaire qne je serois bien aise de yoir la liste 
de ses souscrivains aassi peu commuDe qne Ta 
ete le merite de Tantheur. Gomme Pon se pro- 
pose d'obtenir de plusieurs princes souverains 
la permission d'inserer leurs noms dans cette 
liste, rhoniiear qii*on vondroit proeurer ä cet 
onvrage seroit complet, si TEmpereur et Tlm- 
peratrice y vonloyent paroitre ä la tete. Le 
Prince Eugene a ete celebr^ d^une maniere si 
relevee par le Sienr Addison, qne je me persnade 
qn^il se contentera de laisser yoir son nom, pent- 
etre anssi en sera-t-il de meme des antres per- 
sonnes distingn^es de la conr de Vienne. Mr. 
Tickell , Tun de mes Secretaires , a le soin de 
cette publication et vons enyerra ayec cette 
lettre des recens signes de Iny. 

Eine Antwort yom 4. Noyember lautete we- 
nig tröstlich: Je tacheray de remplir de mon 
mieux ses souhaits touchant les souscriptions 
ä Tegard des oeuyres de feu Mr. Addison. Si 
elles etayent latiues, j^espererois de trouyer icy 
10 fois plus de souscriptions, qne Ton ne m*a 
enyoye de billets. Mais si elles sont en Anglois, 
personne ne Tentend dans ce pais. Je n^ay tu 
des oeuyres de Mr. Addison qne quelques tra- 
ductions, qui sont dans le Spectateur, et son 
Caton, mais quoiqne les traductions fassent bean- 
coup perdre, personne selon moy n'a ecrit plus 
sensement et plus delicatemeut quo luy, outre 
que la droiture de son coeur se fait connaitre 
dans tous ses ouyrages. 

Am 16. schrieb er indeß ho£fnungsyoller: Le 
Gomte de Sinzendorff s'est charg^ de parier a 
FEmpereur pour les souscriptions du livre de ^^^' 



271 

Addison. J'en ay parle au Prince Eugene, qui 
souBcrira aussi avec plaisir, ainsi j'espere que je 
pourray remplir ä cet ^gard les desirs de V. E. 



Auszug aus einem Briefe des 
Herrn Kroneoker an E. Schering. 

Ich erlaube mir Ihnen anläßlich des in Nr. 4 
der „Nachrichten^^ abgedruckten Aufsatzes yon 
Herrn Karl Heun einige Bemerkungen über die 
dort behandelten Determinanten mitzutheilen. 

Jacobi ist schon im Jahre 1835 bei derEnt- 
Wickelung der Bezoat'schen Eliminations-Methode, 
wie er sie in seinem Aufsatze „de eliminatione 
rariabilis e duabus aequationibus algebraicis^^ im 
15. Bande des Grelleschen Journals dargelegt 
hat, auf Determinanten nter Ordnung 

\^r+s\ (*•»* = 0, !,...• n~l) 

geführt worden, welche aus 2w — 1 Elementen 
i^, -4|, . . . -^211— 2 ^^ bilden sind. Er ist 
dann, genau 10 Jahre später, bei der Beschäfti- 
gung mit einem nahe verwandten Gegenstande 
auf solche Determinanten zurückgekommen und 
hat dieselben in der bezüglichen vom August 1845 
datirten Arbeit „über die Darstellung einer Reihe 
gegebener Werthe durch eine gebrochene ratio- 
nale Function" (Crelle's Journal Bd. 30) allge- 
meiner und ausführlicher behandelt. Nachher 
erscheinen dieselben Determinanten in vielen 
auf den Sturm'schen Satz und die Kettenbruchs- 
Entwickelung rationaler Functionen bezüglichen 
Arbeiten, von denen nur zwei ältere, die Cayley- 
iche im 11. Bande von Liouviile*s Journal 1846 



272 

erschienene nnd die Joachimsthalscbe im 48. Bande 
des Grelleschen Journals 1854 veröffentlichte 
hervorgehoben werden mögen. Doch ist überdies 
zu erwähnen, daß dieselben Determinanten den 
Gegenstand einer Abhandlung bilden , welche 
Hermann Hankel als „Inauguraldissertation zur 
Erlangung der philosophischen Doctorwärde an 
der Universität Leipzig^^ im Jahre 1861 (Gottin- 
gen, Druck der Dieterichschen Üniversitäte-Buch- 
druckerei) hat erscheinen lassen, und daß darin 
auch eine besondere Bezeichnung („orthosymme- 
trisch^^) für die Determinanten vorgeschlagen ist, 
welche aber keinen Eingang gefunden hat. 

Bei allen Untersuchungen, welche auf die 
erwähnten Determinanten M, i J geführt haben, 

läßt sich eine unmittelbare Beziehung zu jener 
vielfach behandelten Aufgabe erkennen, zu gege- 
benen ganzen Functionen f{x) und f^{x) zwei 

Multiplicatoren <b{x) und ^{x) zu finden, fSr 
welche die Differenz f^{x) ^{x) — f(x) <b{x) sich 

auf eine Function von einem bestimmten nie- 
drigeren Grade reducirt, d. h. also für zwei ge- 
gebene ganze Functionen f(x) und f^ {x\ weldie 

resp. vom Grade n und vom Grade n — n^ <n 

vorausgesetzt werden, drei ganze Functionen 
F{x\ *(a;), W(x) beziehungsweise von den Gra- 
den (A, V — Hp V zu bestimmen, so daß 

und [1 4" ^ < ^ wird. . Abgesehen davon , daß 
sich die Functionen (b{x) und ^{x) als &hler 
nnd Nenner der NSherungsbrüchö der Eetten- 

btneha-Entwiokelnne von \; / iMstimmen. kömi^n 



273 

erstens die Fnnctionen <b{x) und ^(po) da- 
durch charakterisirt werden, daß die Differenz 

für uneiidlieli grofte Werthe von x unendlich 

kWü Ton der Ordnung x"^^ werden muß, 
wo X eine positive ganze Zahl bedeutet, also 
X>1 ist. 

Zweitens können die Fnnctionen F(x) und 
W(x) nach der Cauchyschen Interpolations- 
formel als Zähler und Nenner eines rationalen 
Bruches bestimmt werden, der für die n 
Werthe x = 5^, wofür f{x) = ist, die 

vorgeschriebenen Werthe f^{i^ annimmt. 

Drittens kann die Function W(x) abge- 
sehen von einem constanten Factor durch 
die V Gleichungen 

2 ^^(U/Yj-) = (« = o,i,...v-i> 

und ebenso die Function F(x) durch die (i 
Gleichungen 



IäwIü^' ('• = «,....•.-0 

bestimmt werden, wie z. B. in meinen in den 
Monatsberichten der Berliner Akademie abge- 
druckten Aufsätzen vom 17. Febr. 1873 und 
TOim 14. Fete, 1878 geseheiien ist. Hier be- 
deutet f(x) die Ableitung von /"(^ md Üib 



274 

n Waneln E sind ebenso wie bei der zweiten 

Methode zunächst als yerschieden voranszn- 
setzen; doch kann man leicht zu dem allge- 
meineren Falle, wo beliebig viele einander 
gleiche Wurzeln vorkommen, übergehen, wenn 
man die Ausdrücke, auf welche sich alsdann 
jene Summen , bei denen f (E) im Nenner steht, 
reduciren, an Stelle der Summenausdrücke 
in den Formeln substituirt. Dies findet sich 
schon in der citirten Jacobischen Abhand- 
lung vom Jahre 1845 (Crelle's Journal Bd. 
30. S. 149) vollständig entwickelt. 
Bei allen drei angegebenen Methoden zur 
Bestimmung der Functionen F{x\ 0(a;), ^{x) 
treten die Determinanten (-4.^ i J ai^f, und zwar 

bei der ersten and dritten ganz unmittelbar und 
ausschließlich, während sie bei der zweiten Me- 
thode, bei welcher bis dahin nur die Cauchysche 
combinatorische Formel zur Verwendung ge- 
kommen war, erst von Jacobi in der Abhand- 
lung vom Jahre 1845 eingeführt worden sind. 
Scheinbar haben die Elemente der Determi- 
nanten 1-4^ ij in allen den erwähnten Fällen 

ihres Auftretens eine specielle Bedeutung, in 
Wahrheit aber sind diese Elemente , wie näher 
dargelegt werden soll, völlig allgemeine. 

Der Einfachheit halber setze ich zunächst 
die Wurzeln 5 als verschieden voraus und knüpfe 
an die zuletzt erwähnte Methode an, bei der sieb 
F{x) abgesehen von einem constanten Factor 
als eine Determinante 

Y^p+q~^p-\'q+A Ö"^ == o,i,...,*^i) 

bestimmt, in welcher die OröAen $ dureh die 
Gleiclmiig 



275 



X 



definirt werden (vgl. den Abschnitt II meiner 
citirten Arbeit vom 14. Febr. 1878). Bestimmt 
man nnn für 2n beliebig gegebene Größen 

V ^1' ^2> ' • • • ^2n— 1 

n Größen 5^, Sj? • • • 5^ als die n Wurzeln der 
Gleichung 

|^^p+g-"«;,+y+l| = (p,^ = 0,1,...«-!) 

und alsdann n Größen w,, w«, , . . w durch 



die n Bedingungen 



^A = 2 ^x^x (Ä = 0,l,...n-l) 



x=l 



80 läßt sich leicht zeigen, daß diese Bedingungen 
auch noch für die folgenden n Werthe h = n^ 
n -4- 1, . . . 2n — 1 erfüllt sind, so daß also, da 
die Function f^{x) den n Relationen 

gemäß anzunehmen ist, die obige Bedeutung der 
Großen s^ nämlich 



8, 



= 2 



s* 



(5) A(5)r(5) 



beliebigen 2n Größen 8 beigelegt werden kann, 
um den Nachweis zu führen, daß die Gleichungen 



27« 






für Ä =s n, » + li • • • • 2n — 1 erfüllt dsd, 
seien o^^, «Jj^, • • • o^^ die n -|- 1 Detenninanten 

nter Ordnung, welche aus dem System von 
n(n + l) Größen 



s 



. /p = 0, 1, . . . « \ 

P^9 \y — 0, 1, . . .n-il 

zu bilden sind, und zwar so, daß wenn man diesem 
System eine (n+ 1)*® Vertikalreihe a^, a , ... 

a^ anfügt, die Determinante gleich 

wird. Dies vorausgeschickt, ist bekanntlich 

und also für jeden beliebigen Werth von h 

während andrerseits vermöge der Bedeutung der 
Größen o als Determinanten des Systems s , 

für % = 0, 1, ... n — l die Relationen 

bestehen. Nimmt man in beideti Relationen der 
Reihe nach h = 0, 1, 2, . • .n— l, so erschiieBt 
man daraus der Reihe nach die üebereiustim- 
juung von s^ mit 



277 



X=fl 

x=l 



für r = w, w + 1, . . . 2n — 1. 

Ans der yorstehenden Entwickelang folgt, 
daA die ans beliebigen Elementen s^j $^^ 

^v ' ' ' ^2n-i '^"^ bildenden Determinanten 

alle jene Eigenschaften besitzen, welche ich in 
meinem mehrfach citirten Aufsatze vom 14. Febr. 
1878 für diejenigen Determinanten hergeleitet 
habe» die bei der Ketten brachsentwickelung ra* 
tionaler Brüche auftreten und a.a.O. mit DAx) 

bezeichnet sind. Ich erinnere dabei namentlich 
an die früher unbemerkt gebliebene Eigenschaft 
der Determinanten D^{x)^ daß alle diejenigen, 

fär die nicht eine der beiden Zahlen n — t oder 
n — f — 1 als Grad eines Näherungsnenners der 

Eettenbruchsentwickelung von -jr\ ^^^^^^^^ 

identisch gleich Null sind, während die übrigen 
mit den „Restfunctionen** f{x\ f^{x\ f^{x)y . . ., 

welche sich bei dieser Entwickelnng ergeben 
bis auf constante Factoren übereinstimmen; ich 
erinnere ferner daran , daß in dem sogenannten 
regulären Falle, d. h. wenn bei der Eettenbruchs- 
entwickelung alle Theilnenner vom ersten Orade 
und also alle Determinanten D^(x) von Null 

verschieden sind, zwischen je drei anfeinancler- 
folgenden Determinanten D^{x) eine Belation 



278 

besteht, in welcher a den Coefficienten der höch- 
sten Potenz von x in D^(x) dividirt durch den- 
jenigen in D^,^{x) bedeutet. Diese Belation 

findet sich schon in Jacobi's Abhandlung Yom 
Jahre 1835 und ferner im § 9 der citirten Jo- 
achimsthalschen Arbeit für beliebige GröBen 8 
entwickelt, jedoch unter der dabei erforderlichen 
Voraussetzung , * daß die Determinanten D Yon 
Null verschieden sind. Von dieser Voraussetzung 
habe ich in meiner beregten Arbeit von 1878 
völlig abstrahirt; aber es ist darin die andere 
Voraussetzung gemacht, daß die Wurzeln der 
Gleichung 

\^^p+q - ^p+q+l\ ™ ^ (P. ? = 0,...n-l) 

von einander verschieden seien. Doch kann auch 
diese Voraussetzung fallen gelassen werden, wenn 
man die Bedeutung der Größen s so modificirt, 
wie es durch jene schon oben angedeutete Um- 
gestaltung erfordert wird , welche im Falle glei- 
cher Wurzeln die bezüglichen Summenausdrücke 
s^ erfahren müssen. Aber der allgemeinere, vor- 
aussetzungslose Fall gestattet noch eine einfa- 
chere Behandlung, wenn man eine anderweite 
Bedeutung jener Summenausdrücke Sj^ in Bück- 
sicht zieht , bei welcher es überhaupt nicht in 
Frage kommt, ob die Werthe der mit 6^ E^i •••^n 

bezeichneten Wurzeln der Gleichung 

anter einander gleich oder ungleich sind. Da 



27Ö 

nämlich zunächst für den Fall ungleicher Wur- 
zeln Sj^ oder 

x=l 

der Coefficient von x * in der Entwickelung 
von 

x=n fjL 



x=l * 

nach fallenden Potenzen von x ist, also in der 
Entwickelung eines rationalen Bruches mit dem 
Nenner 

\^^P+q~^P+q+^ (^' ^ = 0, i,...n- 1), 

80 kann diese Bedeutung der Größen s auch 
im allgemeinen Falle zu Grunde gelegt werden. 
Auf diese Bedeutung wird man ganz unmittelbar 
geführt, wenn man die oben zuerst angeführte 
Methode der Bestimmung der Functionen Q>{x) 
und W(x) anwendet; ich habe deßhalb an diese 
direct anknüpfend die Eigenschaften der Deter- 
minanten D^x) ohne alle beschränkende Vor- 
aussetzungen in einer kleinen Arbeit entwickelt, 
welche im Monatsberichte der Berliner Akademie 
erscheinen wird. 



280 

Bei der KönigL Gesellschaft der Wis- 
senschaften eingegangene Druckschriften. 



Man bittot diMe YeneieliiiitBe nigleiöh ab BapflngnueigeB uiMlMa 

ni wollen. 



Febmar 1881. 

(FoHsetsnng). 

Sammlang Ton Mittheilungen sor yaterländischen A^ 

chaeologie. T. 4. 
Bericht der phyBiologischen Commission der Akad. der 

Wiss. Bu Krakaa. T. 14. 
Wistocki, Catalog. codicnm maniuo. BibliotheoM 

univ. Jagellon. KnLkau. Heft 6. 
AbhandluDgen und Sitzungsberichte der Akademie der 

Wissenschaften 

histor.-philos. Abth. T. 12. 

math -naturw. Abth. T. 7. 

philolog. Abth. T. 8. 

März. 

Bulletin de TAcad. Imp. des Sciences de Si Petersbonrg. 
T. XXVII. Nr. 1. 

Bulletin de TAcad. B. des Sciences de Belgique. 5(^ 
ann^e, 3e serie. T. 1. Nr. 1—2. 

65. Jahresbericht d. naturf. Gesellsch. zu Emden. 1870/80. 

Atti della B. Accad. dei Lincei. Vol. V. Faso. 6—9. 
1881. 

J. Hann, Zeitschrift für Meteorologie. Bd. XVI. M&rz 
u. April 1881. 

19. 20. u. 21. Bericht des Offenbacher Vereins fOr Na- 
turkunde. 1880. 

Mitth. der deutschen Gesellschaft f&r die Exmde Ost- 
asiens. Bit. 22. 1880. 

A. Issel, lostruzioni scientifiche pei Viaggiatori. 
Boma. 1881. 

(Fortsetzung folgt.) 



Fflr die Bedaetion Terantwortlicli : F, BwMA, Direetor d. OdttgaLAtf. 
ComminionB- Verlag der IHdwielitchm Yedt^f-BuaUumdhmg. 
Druck der Di^erich'schen Vmv.'Buchdrvckerei {W, JV*. liMrtur> 



281 

Nachrichten 

von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Augusts-Universität 

zu Göttingen. 



22. Juni. M 10. 188L 



Königliche Gesellschaft der Wissenschaften. 

Sitzung am 4. Juni. 

de Lagfarde: lohaDiiis Eochaitoram archiepiscopi qnae 
in codice Yaticano sopusant graece. (Erscheint in den 
Abhandlangen.) 

Eohlransoh, aasw. Mitgl. : Messung des Erdmagnetismus 
auf galvanischem Wege. 

E n n e p e r : Zur Theorie der Gurven doppelter Krümmung. 



Absolute Messung der Stärke des Erd- 
magnetismus auf galvanischem Wege 
ohne Zeitbestimmung. 

Von 

F. KoUransch, auswärtigem Mitgliede. 

Auf Anregung von Herrn Weber habe ich 
schon vor längerer Zeit im magnetischen Observa- 
torium zu Göttingen den Versuch gemacht, die 
Horizontal-Componente des Erdmagnetismus mit 
Hülfe des elektrischen Stromes anstatt des Mag- 
netes zu messen, und hatte die Ehre, der Eö- 
niglichen Oesellschaft der Wissenschaften die 
Ergebnisse dieser Arbeit am 6. Februar 1869 
Torzulegen. 

22 



Der Strom dofobli«! sämficli ein groBes 
Weber'sches Bifilargalvanometer nnd gleichzeitig 
eine Tangentenbussole. Die Ablenkung des Bi- 
filargalvanometers mißt hier chas Prodüctaufi 
dem Erdmagnetismus in die Stromstärke, die Ab- 
lenkung der Tangentenbussole ist dem Quo- 
tienten aus beiden Größen ptoportionaL Aus 
beiden Beobachtungen zusammen ergibt sich so- 
wohl die Stromstärkd» wie die erdmagneüsdie 
Intensität. 

Wenn so diese Methode entsprechend dem 
GaaO*8cheti Wege verfährt, auf welchem ja dtt 
Product und der Quotient aus dem Erdmagne- 
tismus und einem Stabmaguetismus bestimmt 
wird, so bietet das galvanische V^rfahr^a den 
wesentlichen Vorteil, daß alle entscheidenden 
Messungen gleichzeitig, also unabhän^g von den 
erdmagnetischen Variationen ausgefünrt werden. 
Eine schätzenswerte Eigenschaft der galvanischen 
Methode liegt ferner in dem umgehen aller 
dauernden größeren Magnete, die im Beobach- 
tungsraume sich und andere Instrumente stören. 

Trotz diesen Vorteilen konnte das Verfahren 
in der damals bescfariebenen Gestalt mehr nnr 
von der theoretischen Seite ein großes Interesse 
als eine ausgebreitete praktische Verwendung 
beanspruchen« Zu letzterem Zwecke war vor 
allem zu wünschen, daß die Instrumente in klei- 
neren Dimensionen ausgeführt wurdeii als da- 
mals, wo der als Bifilargalvanometer anfgehan* 
gene Drahtring einen Durchmesser von ^s Meter 
und ein Gewicht von V^ Oentner besaß. 

Außerdem lagen in den M<es6nngen eit^e 
größere Schwierigkeiten, unter dexien die geotne 
Messung der Win^ungsfiäche dels Bifilargalvano«» 
meters und die Bestimmung von dessen Träg^ 
heitsmoment obenan stehen. Auch die elastische 



283 

Nachwirkung iler dickdraibtigeii Anfbängting des 
Galyanömeterii yerlangte besondere Hölfsmittel 
der Elimination. 

Ich denke hier ein Verfahren zn beschreiben, 
welches alle die genannten Schwierigkeiten be*** 
seitigt. Die Instrumente sind handlich und neh- 
men einen kleinen Raum ein, die Elasticitäts- 
krafte werden überhaupt nicht zum Messen be- 
nutzt. Endlich braucht weder eine Windungs- 
fläche noch ein Trägheitsmoment bestimmt zu 
werden, ja man bedarf gar keiner ühr zu den 
Bestimmungen. Die Tangentenbussole wird durch 
einen kleinen magnetisirten Stahlspiegel ersetzt. 
Von genauen Messungen werden nur diejenigen 
von zwei Scalenausschlägen und die Messungen 
einiger Längen und zweier Fadenabstände verlangt. 

• 

1. Uebersicht des Verfahrens. 

Ein Drahtring sei an seinen beiden Zulei- 
tungsdrähten mit der Windungsfläche im magne- 
tischen Meridian (als ßifilargalyanometer) aufge- 
hängt. Seine Windungsfläche sei gleich /, di^ 
statische Directionskraft der bifilaren Aufhängung 
gleich Z), und T bedeute dieHorizontalcomponente 
des Erdmagnetismus. Alsdann bringt der Strom 
% im Drahtringe eine kleine Ablenkung a des- 
selben hervor, gegeben durch 

I. Dtanga ;= fiT. 

Nördlich oder südlich in dem groBen Abstände 
d von der Mitte des Ringes befinde sich eine 
Magnetnadel, so erßlhrt die letztere durch den 
Strom im Ringe eine Ablenkung 9, gegeben durch 

U. anangy = -^. 

22* 



284 

Darch Division beider Oleichnngen fiUlt die 
Windnngsfläche f und die Siromstl^ke % heraiu 
nnd kommt 

TTx «,« -D tanga 

m. T^ = —^ -— H_. 

a^ tang7 

Ermittelung der Directionskrafk D. 
Die statische Directionskraft des BifilargaWano- 
meters läßt sich, wie schon von Weber im Jahre 
1839 geschehen, aus dem Trägheitsmoment und 
der Schwinguügsdauer der Rolle bestimmen. Be- 
kanntlich liefern aber auch die Dimensionen der 
bifilaren AufhängUDg mit dem Gewicht des an- 
gehängten Korpers die Directionskraft in abso- 
lutem Maaße. Ist l die Fadenlänge, e^ und e, 
der gegenseitige Abstand der Befestigangspuncte 
der Fäden oben und unten, m die Masse, also 
gm das Gewicht des Bifilargalvanometers, so wird 

Dies in III eingesetzt, erhält man 

a» ^l tgy 

Zu messen sind hier also nur 2 Ablenkungs- 
winkel, 4 Längen und ein Gewicht. Nur die 
Bestimmung von e. und e^ erfordert dabei einen 
Aufwand von Sorgfalt, der über die gewöhnlichen 
Ansprüche einer Messung hinausgeht. Gegen- 
über dem Gauß'schen Verfahren, welches eben- 
falls zwei Ablenkungen und ein Gewicht, ferner 
aber drei Längen und drei Schwingungsdauern 
zu messen aufgiebt, sind wir also wesentlich im 
Vorteil. Dazu kommt, daß die Schwingung»- 



285 

und teilweise auch die Ablenkangs^Beobachtungen 
bei Gaoß eine gleichzeitige Beobachtang der In- 
tensitätsyariatioDen nicht wohl nmgehen lassen 
und daß endlich die Fehler der Magnetabstände 
nnd Magnetometeraasschläge, wegen des Gauß'- 
schen Eliminationsverfahrens für die Verteilung 
des Stabmagnetismus, einen relativ hohen Einfluß 
auf das Resultat ausüben. Auch der nicht ein- 
fach zu bestimmende „Magnetismus der Lage^^ 
d. h. der von dem Erdmagnetismus herrührende 
Unterschied des Stabmagnetismus, je nachdem 
der Magnet als Schwingungsstab oder als Ablen- 
kungsstab gebraucht wird, bildet einen unbeque- 
men Bestandteil der Messung auf magnetischem 
Wege, der bei uns wegfällt. 

2. Beschreibung der Instrumente. 

Das Bifilargalvanometer bestand zu- 
nächst aus einem 200 mm weiten Singe von 
feinstem besponnenem EupferdVaht (0,12 mm 
Durchmesser). Der Ring enthält bei einem Ge- 
wicht von nur 108 g 1300 Windungen, also 
etwa 40 qm Windungsfläche. Ein leichter hori- 
zontaler Stab von 100 mm Länge trägt diesen 
Ring nnd einen dünnen Planspiegel! Der Stab 
selbst wird getragen durch zwei 0,09 mm dicke 
weiche Eupferdrähte , die mit dem Ringdrahte 
in leitender Verbindung stehen und über die 
etwas abgeschrägten Endflächen des Stabes nach 
oben fuhren. An der Zimmerdecke sind diese 
Drähte an einer ähnlichen Suspension befestigt, 
die, zur Orientirnng des Ringes in den magne- 
tischen Meridian, horizontal drehbar ist. 

Der Umstand, daß die Ebene der Aufhänge- 
drähte ostwestlich liegt, bewirkt erstens, daß der 
Strom kein Drehungsmoment von Seiten des 



286 



ErdmagnetiBrnns anf die Drähte hervorbringt, 
zweitens aber, daß auch die Einwirkung dieses 
Stromes auf die BifilarroUe and auf das Ma^e- 
tometer sich bei dem Gommatiren heraushebt. 

Der Fadenabstand beträgt oben wie nnten 
nahe 100 mm. Zu seiner genanen Messung die* 
nen kleine Millimeterteilungen , an den vier Be- 
festigungspnnkten nahe hinter den Drähten an- 
gebracht. Der Abstand der Teilstriche von ein- 
ander ist vorher mit dem Comparator gemessen 
worden. Die Beobachtung der Teilungen und 
der Fäden mittels eines Mikroskopes mit Mikro- 
meterocular läßt den Abstand der Fäden auf 
einige Hundertel des Millimeters, also relativ 
zum Ganzen auf ebensoviele Zehntaus^dtelmessen. 

Das kleine Magnetometer wird in einem 
Abstände von 700 mm seitlich von dem Bifilar« 
galvanometer aufgestellt. Es trägt an einem 
kleinen Torsionsbreisa einen am Ooconfaden auf- 
gehängten maguetisirten Stahlspiegel. Wegen 
des Eisengehaltes fast aller käuflichen Metalle 
und wegen des Diamagnetismus , welchen das 
reine Kupfer zeigt, ist das Instrument bis auf 
einige kleinere kupferne Yerbindungsstüoke ganz 
metallfrei gearbeitet. Die Schwingungen werden 
durch einen Töpler'schen Luftdämpfer (P(^- 
Ann. Bd. U9. 416) beruhigt. 

Die gleichzeitige Ablenkung des Bifiiargalva- 
nometers und des Magnetometers wird zweimal 
gemessen, einmal mit nördlich, das andere Mal 
mit südlich gestelltem Magnetometer. Als Ab- 
stand a des Magnetemeters von dem Drahtringe 
gilt dann die Hälfte des sehr genau meßbaren 
Abstandes des Magnetometerfadeus in beidea 
Stellungen. 

Die Wägung des Drahtringes mit Zubehör 
kann controlirt werden, ohne das Instrument von 



287 

Beinen Drähten abzunehmen. Eine einfache Vor- 
richtung liefert dabei die Prüfung, ob die beiden 
Drähte gleich stark belastet sind. 

Der Ausdruck für T^ verlangt Ton den bei- 
den (nahe gleichen) Ablenkungswinkeln a und q> 
nur das Verhältnis ihrer Tangenten. Die 
Beobachtung beider Winkel geschieht deswegen 
an einer und derselben geradlinigen Millimeter«- 
scale von 2 m Länge. Hätten die beiden Spiegel 
genau denselben Abstand von der Scale, so 
brauchte der letstere gar nicht gemessen zu 
werden. In Wirklichkeit genügt es wenigstens, 
den Abstand genähert zu kennen, aber den klei- 
nen unterschied beider Abstände genau zu er- 
mitteln, was ohne Mühe di^rqh eine Visirvorrich- 
tung erreicht wird. 

3. Genauere Berechnung. 

Zu der schematischen Behandlung der Auf- 
gabe unter Nr. 1 treten einige kleine Ergänzungen. 

1. Zu der Directionskraft der bifilaren Auf- 
hängung kommt noch di^ Torsionskraft der Fäden. 
Es sei s^ und ^^ das Torsionsmoment beider Fäden. 
« kann bestimmt werden aus der Schwin- 
gungsdaner % eines an den Praht angehängten 

Körpers vom Trägheitsmomente x als a = —^ — . 

Ans der Länge l des Drahtes und dessen Halb- 
messer findet man auch s mit Hülfe des Elasti- 
citätsmodul des Kupfers. Als praktisch hier ge- 
nügende Rechnungsregel nenne man c das Ge- 
wiaht eines Meters von dem Draht in MiUigram- 

men. Dann ist s nahe = 100000 -y-. Das 

Elastieitätsmoinent ist gegen die ganze Directions- 



288 

kraft so klein, daß eine rohe Kenntnis von € 
genügt. 

2. Die Drahtlänge wird nicht aaf beiden 
Seiten genau gleich sein. Man setzt far { in 
der Formel für D das Mittel beider Längen l^ 
und l^. 

3. Zn dem Gewicht des an den beiden Drähten 
aufgehangenen Körpers tritt noch das halbe Ge- 
wicht der Aufhängedrähte selbst. Dasselbe sei 
in gm bereits mit begri£Pen. 

Hiernach wird die gesammte Directionskrafi; 
des Bifilargalvanometers 

^ = iy^Ö-?»» + *i + V 

4. Die Magnetometemadel übt auf den Ort 
des Bifilargalvanometers eine kleine, den Erd- 
magnetismus verstärkende Kraft aus. Es sei k 
das in bekannter Weise bestimmte Verhältnis 
des Nadelmagnetismus zum Erdmagnetismus, so 
wird die Formel I 

5. Die Torsion des Magnetometerfadens wird 

in bekannter Weise berücksicht, indem zu T in 

Gleichung II der Factor 1 + ö hinzutritt, wo 6 

den Torsionscoefficienten der Magnetometernadel 

bedeutet. 

fi 

6. Der Ausdruck ~~ für die Femewirkung 

des Drahtringes setzt voraus, daß man das Qua- 
drat des Verhältnisses vom ßinghalbmesser r 
gegen die Entfernung a vernachlässigen darf. 
In unserem Falle aber ist das Verhältnis etwa 



289 



fi 

a 
naaer zn setzen ist 



T% 

= 1:7. Die Rechnang zeigt, daß anstatt — ge- 



7. Endlich erleidet die Wirkung der Bifilar- 
rolle auf das Magnetometer eine kleine Abschwä-. 
chnng dadurch, daß die Rolle durch ihre Ablen- 
kung ein wenig aus dem magnetischen Meridian 
heraustritt. Man trägt diesem Umstände hin- 
reichend genaue Rechnung, indem man in Glei- 
II zu fi den Factor setzt. 

cosa — 2sinatg9). 

Mit Rücksicht auf alle diese Gorrectionen 
würde also nach dem Ausdruck zu rechnen sein 

! T* = 

1+i — 
f. e.e^ , , \ *a* cos« — 2sinatga>tga 

Die hier neu eingetretenen Größen sind 
sammtlich klein und leicht hinreichend genau 
zu ermitteln. 

Hier bedeutet also 
m die Masse des Bifilargalvanometers ein- 
schließlich der halben Masse der Aufhänge- 
fäden, 
r den Halbmesser der Bifilarrolle, 
e^ e^ den oberen und den unteren Fadenabstand, 
lil^ die Länge der beiden Fäden, 
^i <2 deren elastisches Torsionsmoment, 



290 

g die Schwerbeschlenuigong am Beobach- 

tuDgsorte, 
2a die EntfernnDg zwischen d^n bcaden Orten 

des Maguetometerfadens in der nördlichen 

und der südlicheB Stellung des Instruments, ' 
den TorsionscoSffioienten des Magnetometers, 
Tc das Verhältnis des Nadelmagnetismus des 

Magnetometers zum Erdmagnetismus, 
a den Ablenkungswinkel der Bifilarrolle und 
ip den Ablenkungswinkel des Magnetometers, 

beide im Mittel aus den beiden Beobachtungen. 

4. Beispiel 

1880 Dec. 20 wurde in dem von gröBeren 
Eisenmengen abgelegenen nordostlichen Zim- 
mer des Physikalischen Instituts zu Würzbarg 
gefunden ; 

m = 144560 mg r «= 97 mm 
e^ = 101,83 mm e^ ss 99,54 mm 

l^ + l^ = 5402,9 mm 

ffj 4- «g =^ 216000 

e = 0,mi6 k = 75300 

a = 700,0 mm 

und bei dem Bcalenabstande 2433,0 mm bei. 
2438,7 mm der doppelte Ausschlag der Bifilar- 
rolle = 135,07 mm und des Magnetometan» = 
142,80 mm, woraus 

^ = 0,9481, 
tgy 

Daraus berechnet sich die Horij&ojttalcompo- 
nente des Erdmagnetismus 

r= 1,938 -J?^ . 

mm* «See 

Würzburg im Mai 1881. 



291 

Zur Theorie der Curven doppelter 

ErtimmüDg. 

Von 

A. Enneper. 

In der Note »Probleme de-geometrie« (Jour- 
nal de Mathematiques. T. VII p. 65, Annee 
1842) hat Hr. Puiseux zuerst nachgewiesen, 
daß nur für die Helix eines Kreiscylinders der 
Krümmungsradius und der Torsionsradius gleich- 
zeitig constant sind. Eine Erweiterung dieses 
Satzes hat Hr. Bertrand gegeben in: »Sur la 
coarbe dont les deux courburessontconstantes.« 
(J. d. M. T. XIU p. 423, A. 1848). Durch 
rein geometrische Betrachtungen hat Hr. Ber- 
trand gezeigt , daß für die Helix einer belie- 
bigen Cylinderfläche das Verhältniß des Krüm- 
mnngsradius zum Torsionsradius constant ist und 
umgekehrt. Durch eine gewandte analytische 
Rechnung , enthalten in »8ur la ligue dont les 
deux courbures out etitre ellea un rapport con- 
stantc (J. d. M. T. XVI p. 208, A. 1851) hat 
Hr. Puiseux den erweiterten Satz deducirt. 
Durch etwas einfachere and mehr symmetrische 
Rechnungen hat Hr. Serret in der Abhandlung 
»Sur quelques formules relatives ä la th^orie 
des courbes a double courbure« (J. d. M. T. XVI 
p. 197 A. 1851) den Satz des tin. Bertrand 
bewiesen* Eine weitere Ausdehnung haben die 
Sätze der Hn. Puiseux und Bertrand in den 
»Bemerkungen über Curren doppelter Krümmung« 
erfahren, welche der Verfasser der vorliegenden 
Untersuchungen der EL Societat 1866 mitgetheilt 
hat« (Najchricfaten von der E. Gesellschaft d. 
Wissenschaften. Göttingen 1866, p. 134— 140). 
Im Puauite P einer Curve sei q der Krümmung»- 



292 

halbmesser, r der Torsionsradius, durch s werde 
der Bogen der Curve bezeichnet , von einem fe- 
sten Puncte Pq bis zum Puncte P gerechnet. 
Sind g und h Constanten , so ist durch die 
Gleichung : 

1) t^gs + h, 

eine geodätische Linie einer Eegelfläche cha^ 
racterisirt. Für g = geht die Kegelfläche in 
eine cylindrische Fläche über, es ergiebt sich 
dann der Satz des Hn. Bertrand. Man kann 
eine coniscbe Fläche als besondern Fall einer 
developpabeln Fläche au£Passen, deren Wende- 
curve in jedem Punkte denselben constanten 
Krümmungsradius h^. Für eine geodätische 
Linie einer solchen Fläche findet folgende Glei- 
chung statt, in welcher a, b und e Constanten 
bedeuten : 

Es ist a der constante Krümmungsradius der 
Wendecurve einer developpabeln Fläche. Dem 
Fall a = entspricht die Gleichung 1). Es 
lassen sich noch einige andere Relationen Ton 
der Art der Gleichung 2) aufstellen , wenn die 
Wendecurve einer developpabeln Fläche, auf 
welcher eine gegebene Curve geodätische Linie 
sein soll, einer bestimmten Bedingung zu ge- 
nügen hat. Eine kurze Begründung der Glei* 
chung 2) und einiger analogen Resultate bildet 
den Gegenstand dieser Mittheilung. Es mnftte 
dabei ein Weg eingeschlagen werden , welche 
wesentlich von dem verschieden ist, auf dem 
sich die Gleichung 1) ergeben hat. Maa kann 



293 

allgemein eine Carve doppelter Erämmang als 
geodätische Linie einer developpabeln Fläche 
ansehn. In Beziehung hierauf gilt das fol- 
gende, leicht zu beweisende, fast selbstyer-. 
ständliche 

Theorem : 
Durch eine Curve doppelter Krümmung C 
läßt sich nur eine developpabele Fläche le- 
gen, anf welcher die Curve G geodätische 
Linie ist. Diese Fläche ist die , von Lau- 
eret aufgestellte rectificirende Fläche der 
Curve (7. 

Dieser einfache Satz gestattet, mit geringem 
Aufwand von Rechnung , die Gleichung 2) und 
ähnliche Gleichungen herzustellen. 

Es seien S, fj^ C die Coordinaten eines Pnnctes 
P einer Curve G, Im Puncto P sei ^ der 
Krümmungshalbmesser und r der Torsionsradius« 
£s seien ferner: 

«, ft Yj 

K f*i ^; 

2, m, n; 

die Winkel, welche respective die Tangente, die 
Hauptnormftle und die Binormale der Curve G 
im runcte P mit den Coordiuatenaxen ein- 
schließen. Ist allgemein s der Bogen der Curve, 
so können bekanntlich die sämmtlichen be- 
merkten Quantitäten als Functionen von s an- 
gesehn werden. 

Dem Puncte P der Curve G entspreche der 
Pnnct Pj einer Curve G^ mittelst der Coordi- 
naten 1^, 9,, Ci* Im Puncte P^ sollen die zu 
9, 9f r, a, A, Z u. s. w. entsprechenden Quanti- 
täten mit dem Index 1 versehen werden. Es 
sei P^ der Punct der Weödecurve der rectifici- 



u\ 



204 

reuden Fläche der Gwrfe 0, welcher dem Pnncte 
P entspricht. Setzt man: 

3) — = tangtt 

und: 

du 
d^ ' 

so bestehen die Gleichungen: 

5j = g ^ (cos« sin w — cosZcostt), 

, cosu. ^ . . 

4) < ijj^ a« §1 ^(cos/Jsmtt — COSWCOStt), 

^ ^ cosw . 

f j = C — -— (cosysin«4~co8ncogtt). 

Nimmt man: 

Icosa^ = cososixle« — cosZ cosu, 
cos/}| = cos^sinu — cosmcosu, 
cos;^i 3= cos;' sin ti — cosnoosUt 

so geben die Gleichungen 4) durch Differen- 
tiation nach s , mit Rücksicht auf die Glei- 
chung 3): 

cost« 



ds. , W 

— sinw*— a 



ds ds 

Diese Gleichung lafit «ich durch MultipÜAlr J 
tion yon cos ti auf folgende Form bringen; 



89& 

cos%t 

6) C08M -^ = — a -V — • 

Unter Zuziebnng der Gleichung 3) leitet man 
durch Differentiation nach s aus den Gleichun- 
gen 5) die folgenden ab: 

7) -^-«'. 

Q^ as 

IcoflA^ aas eoBaco8U-\'COBl sinte, 
posfi^ = cos/? cosw + coswsinu, 
cosVj = cosr oosu-^-cosn sinu. 

Die Gleichung^ •&) und 8) geben: 

9) cosZj = — cosA, cosm^ = — cos/», 

cosn^ Ä= — cos f. 

Die Gleichungen 9} nach s differentiirt ftih* 
Ten in Verbindung xnit den Gleichungen 3) und 

8) auf: 

10) ^ ^^^ ^ 



r^ ds (oosu 

Die Gleichungen 3), 6), 7) und 10) bilden 
die Basis der folgenden Betrachtungen. 

Für eine Cylinderfläche sind in den Glei- 
chungen 5) a^, ß^f y^^ constant, es ist dann 
in 7) jj »= 00, also w' = oder u constant. 
Die Gleichung 3) giebt dann den Satz des Hn. 
Bertrand. Für eine conische Fläche sind 

ds 
^v fif ^1 constant, es ist dann -^ sss 0. Die 

(ts 

Gleichung 6) giebt: 



296 

C08*W 1 «' 

* 

tangu = gS'\'h^ 

wo g and A Gonstanten sind. Setzt man Unb 
den Werth von tangu aus 3), so ergiebt sich 
wieder die Gleichung 1). 

Statt der Gleichung 3) soll eine allgemeinere 
Gleichung aufgestellt werden, die zu einigen be^ 
sondern Fällen Veranlassung giebt. Zu diesem 
Zweck führe man den Gontiugenzwinkel As nnd 
den Torsionswinkel dio mittelst folgender Glei- 
chungen ein: 

11) (fc =3: — , dw = —. 

« r 

In der Abhandlung : »Memoire sur les lignes 
courbes non planest (Journal de l'ficole poly- 
technique. T. XVIII. Gahier 30. p. 1—76 
Paris 1845) hatte Hr. de Saint-Venant 
(pag. 48 , Anmerkung) folgende Frage - aufge- 
worfen : 

»Sur lasurfacegaucheförmee par Pensemble 
des rayons de courbure d'une courbe donnee, 
peut on tracer une seconde courbe dont les 
generatrices de la surface soient aussi des 
rayons de courbure? 
Diese Frage findet sich beantwortet bei 
Bertrand: »Memoire sur les courbes ä double 
courbure« (Journ. de Math. T. XV p. 347 
Annee 1850). Die gesuchte Bedingung ist ent- 
halten in: 

-+- = 1, 



2W 

wo « nnd b Gonstanten sind. Bipen fiehr ein- 
fachen cnalytrsclüe^ Qe^^ä hat Hr. S eieret 
gegeben in der Note »Snr nn t&eor^me relatif 
aux conrbes ä double courbnre«. (J. d. M. 
T. XVI, p. 499— 50Ö: Ä. 1851^.) Eiiie i*ein 
geometrische Deduction von Hn. Mannheim 
findet sich in;> »D^mönstfäfion geom^triqne 
d^ane proposition dne ä M; Bertrand. (J. d. M. 
2de Serie. T. XVII, p. 403, A. 1872). 

Die BediDgang, daft die Han^tnormalen einer 
Curve gleichzeitig die Hänptnormalen einer 
zweiten Curve sind, soll für die Wendeci^rve der 
develbppabeln Fläche angenommen werden und 
zwar in folgender Form: 

im cosp sinp 1 

wo p und a Constanten sind. Die GleicHnng" 

12) mit cost* -r^ mnltiplicirt , gjiebt nach 6), 7) 
und 10): 

cos*w 

m^ptöfiu.U* -f — - = et -^— . 

Q a ds 

Man' setz^ bierixi — ^ «s -r-. Bedeutet b eine 

Q OS 

Constante, so folgt durch Integration: 

13) cosp . sin u + « • si^p = [- 6, 

. au* 

oder: 

23 



2d8 

sinu.u' , . «.!*' 1 , 6tt' 

14) conp j h sinp — ^- = -. 

' cos' M COS* u a cos'tt 

Es ist nun nach 3) und 10): 

«.tt' ,€tang<i 1 ^ 

— ^g- = d — -^ tang« = 

«tangu dn 
da ds* 

Mit Bücksicht hierauf gieht die Gleichung 
14) durch Integration folgende Gleichung, in 
welcher c eine beliebige Gonstante ist: 

cosp s 

— -- + sinp.(«tangtt-oi) = — -+c + 6tangfi, 

cos Iv et 

oder: 

k taug w . (« . sin t> — 6) 

IgN cosw • o ^ x- / 

— (« . sin» — c) = . 

a 

Hierin ist u durch die Gleichung 3) bestimmt 
Als besondere Fälle sind die folgenden hervor- 
zuheben. 

Für p = giebt die Gleichung 12) ^^ = o. 
Die Gleichung 13) reducirt sich auf: 

= &tangf4 |-c. 



COSM o 

6 c 

Setzt man — und — statt b und c, so giebt 
a a 



299 

die yorstehende Gleichung in Verbindang mit 
der Gleichung 3): 

Durch diese Gleichung ist eine kürzeste Li- 
nie einer deyeloppabeln Fläche characterisirt, 
deren Wendecurve constanten Krümmungsradius 

n 

hat Für i> = ^ giebt die Gleichung 12) r ^ .= a. 

Die Gleichung 15) giebt dann nach 3): 

16) i(fi_6)_(ai-.c) + - = 0. 

Durch diese Gleichung ist eine geodätische 
Curve einer developpabeln Fläche bestimmt, de- 
ren Wendecurve constanten Torsionsradius hat. 
Für a SS 00 giebt die Gleichung 12) : 



^1 



1 s — COtjp. 



i 



Die Gleichungen 13) und 15) reduciren sich 
für a = CX) auf: 

cos|)sinu + ««sini> — 6 = 0, 
— - -{-Umgu.^SHinp — 6) = «sinp — c. 

COSti 

Die Elimination von u zwischen diesen Glei- 
chungen giebt: 

17) («.• Binp — 6)* -|- (a . sinp — c)* = cos* p. 

Durch diese Gleichung ist eine geodätische 
Linie einer developpabeln Fläche characterisirt, 
deren Wendecurve eine beliebige Helix ist. 



800 



Mail fcaim die Qleieiuing 17) ans der Gfei- 
chung 13) auch auf folgende Art k^earleite«. Für 
o = op folgt aus 13): 

Wird hjerin d» WeiÜi viwi ßini» aus 8| ge- 
rätst) 80 folgt: 

€ . sinp — h 

CÖS^Jp — (€ . S19 jp O)' 



±i = 



sinjp 
Diese Gleichung multiplicire man mit , 



setze: 



X _ ^ 1 






Durcii lategration «ach s folgt jÄaraufiw^ieier 
die Gleichung 17). Dieselbe Jpt sich noch et- 
was einfacher sotireiben, 'ivenn: 

gesetzt wird. Dann folgt: 

18) {,^^^f^{^.^fB,^Y^V. 

Für den Fafl , iaiJ (f ^ Ti^d r-t %eide coußtant 
sind , ist die Wendecurve der developpabeln 
Fl^ebje diß Uß}i^ »iüen KrfiisejKiwfer». A» Stelle 
der Gleichung 18) läßt sich daim i^iue idge- 
braische Gleichung zwischen q und r aufstelten. 
Für eosi) = 1 gi^bfc die ttleibhung 18) t 



10) 



cos^tf , , 



äOl 

In der GleilhdOg 13) hAuusk «lan sinp = 1, 
differentiire die erbaltene Geichcqig nach s and 
setze c statt a, dftnn folgt: 

cp9V 



Au» dieser Gleftehcmg trad der Oleieiiviiig 19) 
.carliili; mftn: 

c 

— == acosjw.tit^ 

I>ie JBJjui;iinaÄ)Ui ^QW t|t' ^Jwiscke^ der vft^^te- 
headp9 .QleiQ^a^g n^d der Qleipbung 19) führt 

taiiffw4- ?-JCori*w *a -~^. 

Wird ei^dKcb u tüitjbeist der Gleichung 3) 
eliminirt, 90 ei!h&}t 1na^: 

Die yprstehende GJeicJiu^g bestimmt einß 
geodätische I^i^j^ dör €l^velopp9belD Fläche^ 
welche die 5fiii? fine^ Krei*Qyliaderß zur Wß^r 
curve ]jiat. 



« I . . >« «■! I > I 



302 

llHiTersität 

Pre 18 verth eilung. 

Die Feierlichkeit der Preisvertheilung war 
diesmal vom 4. Juni, dem Sonnabend vor dem 
Pfingstfest, auf den 15. verlegt worden. Die 
Festrede, welche nach altem Brauche dem Be- 
richt über die bei den vier Fakultäten einge- 
gangenen Versuche die Preisaufgaben des vori- 
gen Jahres zu lösen vorangeht, hielt diesmal 
Professor Sauppe. Er sprach über die Stel- 
lung der Reli^on im Leben Athens, sowol 
der Einzelnen als des Staates. Aus den Be- 
richten der Fakultäten ergab sich, das bei der 
medicinischen gar keine Preisarbeit einge- 
gangen war, ebensowenig bei der philosophi- 
schen für die zweite, aus dem Gebiete der 
Physik im vorigen Jahre gestellte Aufgabe. 
Dagegen hatten die theologische, die juri- 
stische, und die erste Aufgabe der philoso- 
phischen Fakultät, aus dem Gebiete der 
deutschen Geschichte, je einen Bearbeiter gefun- 
den. Der theologischen Abhandlung würde 
die Fakultät den Preis zuerkannt haben, wenn 
sie nicht deutsch geschrieben wäre, während die 
Abfassung in lateinischer Sprache gefordert war. 
Die juristische Fakultät konnte dem einge- 
reichten Versuch den vollen Preis nicht zuer- 
kennen, da weder die Quellen vollständig be- 
nutzt sind noch die Untersuchung genügend im 
Einzelnen durchgeführt ist. Ebensowenig zeigte 
die der philosophischen Fakultät vorliegende 
Abhandlung in Forschung und Darstellung die 
Reife, welche für die Ertheilung des Preises 
nöthig wäre. Aber um dem rühmlichen Fleiß 
der Bewerber die verdiente Anerkennung zu 
Theil werden zu lassen haben alle drei Fakul- 
täten beschlossen den Verfassern, w*enn sie 



303 

sich bei dem Dekan ihrer Faknität mel- 
den, einen Theil der Preissumme auszuzahlen* 
Das königliche Curatorium hat schon die Ge- 
wogenheit gehabt die Anträge der Fakultäten 
zu genehmigen. 

Die Aufgaben für das nächste Jahr sind fol- 
gende : 

1. der theologischen Faknität: 
Histaria ecdesiastica Äsiae minoris Äntenicena 
ita adumbretur^ ut et rerum neocus appareat et 
ülius eedesiae indoUs. 

Als Predigttext giebt sie: 1 Petri 2, 9. 

2. der juristischen Fakultät: 
GeschickÜiche und dogmatische Darstellung der 
Lehre von dem Gerichtsstände der belegenen 
Sache. 

3. der medicinischen Fakultät: 
Es soll durch Untersuchimg menschlicher Lun- 
gen und unter Zuhülfenahme des Experiments 
das Verhalten des Epithels der Lungenalveolen 
bei der fibrinösm Pneumonie mit besonderer 
Hücksichtnahme auf etwaige ursächliche Be- 
jriAungenj welche zwischen Veränderungen die* 
ses Epithels und der Gerinnung des Exsudor 
tes bestehen^ festgestellt werden. 

4. der philosophischen Fakultät: 

1. Poetarum scaenicorum Graecorum loci ad or* 
natum et gestum scaenicum pertinentes colli^ 
gantur^ disponantur, explicentur ita, ut contenr 
dantur inter se atque cum reliquis scriptorum 
veterum locis cumque artium qperibm ad eas- 
dem res referendis. 

2. Es soll eine kritische Zusammenstellung des- 
sen gegeben werden^ was zur Zeit über das 
Krystallsystem des Perowskit bekannt ist. 
Im Anschluß hieran wäre dann zu erforschen, 
wie sich dieses Mineral mit Rücksicht auf die 
in letzterer Zeit an optisch anomalen Kry- 



V 



stallen des regulären System» gewonnenen Be- 
öbad^tungen verhakt utid, wenn möglieh y die 
Frage nach seinein Ear^sktil^ystem defimtiv «i^ 
erledi§lien. 
(Der Arbeit ist eine wohlgeord^etie ABoaU 
vou Zeiehnungen und eio^ solcfae voii optischen 
Präparaten anzufügen; an einem Theile letzte- 
rer müßten: «Jaob die Aetasersobeinongea dieses 
Miuerala ^ahrgenommefi wecden köitnefi). 

Die Bearbeitern^ d«r einzelne» Abgaben 
wird in der Sprache erwafitdi ,> in« dei> mi ge- 
stellt äud. 

Die Bearbeitungen niäase&y mit einem' M^tto 
yersehn , und' begleitet von einem vörsi^egetten 
Zettel, der außen Am gleiehe Motto trägt? imcl 
innen den Namen des Verfassers enthält^,. tor 
dem 15. Apvil 1882 den Dekanen' der Faknl- 
täteil uWxg^ben werdest 



Nach diesem B^riobt w^ der Redtier so 
glncklioh der ^ahkekheu Yerai^mn^lQng noch 
mittheilen m kimUen, A^tm Sdr^ Maj<eetäi tinaer 
erbahet^er Kai^^ und K^g' das eine^tiimige 
Gesuch des aks^demisebeli Senate b^ldsei^ti anf- 
genommeB und uns s^in allerhöotistea Bild $am 
Schmuck der Aula allergnädi^t verliehw^ habe, 
dasr ;&unä er^t^nmal an dem Ta^ge unseren^ Bäu- 
men^ ?iu höhet Zierde ge^reicbte« NaefadeiB' tifif- 
gefüblter Dank und innige Wünsche ^ das 
Wahl unseres allergnlidigsten S^rsja ia d#n 
Worten des Redners Ausdruck gefutnäePr stiimusite 
die Versammlung beg^isti^rt i4 dela« BM ^n: 
Gott segne- unfern Kai#er i»n4' König 
Wilhelm* 

Fflr d!ö Bedaotion Tdrant^ortficli : Fl Bechtd» Birecfor d. Gök gel lux. 
OommissioiuB-yerlag der DkieriaCwhm Terloffa^Budüumdlmig. 
Jhruck der Düierieh'achgn Vn»o,'BuehdntdEtr«i {W, IV. KmOmt), 



3<e 
STaehriehten 

von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Angusts-Universität 

zu Göttingen. 



27. JuU. M, !!• 1881. 



KougUehe desdlschaft der Wissenschaften. 

Bemerkangen über einige Transforma- 
tionen von Flächen. 

Von 

A. Enneper. 

Die nachstehenden üntersachungen bilden 
eine Fortsetzung einer in den „Nachrichten von 
der K. Gesellschaft d. Wissenschaften a. d. J. 
1877« (p. 369 — 396) erschienenen Abhandlung. 
Der Einfachheit halber sind dieselben Bezeich- 
nungen beibehalten ; zur Erleichterung der Ueber- 
sicht sollen einige wenige Hauptformeln wieder- 
holt werden, so daß diese neue Abhandlung ein 
selbständiges Ganze bildet. 

Die correspondirenden PuncteP und 
Pj zweier Flächen jSund S^ sollen sich 
in Beziehung auf einen festen Punct 
auf folgende Art entsprechen: 

Die Ebene durch die Puncte 0, P 
und Pj enthalte die Normalen zu den 
Flächen S und S^ in den respectiven 
Puncten P und Pj. 

Problem: Wann entsprechen allge- 

24 



S06 

meiu denKrümmungslinien der Fläche 
iS Curven derselben Art auf der Flä- 
che Si? 

Der feste Pnnct sei der Anfangspnnct 
orthogonaler Goordinaten, man bezeichne darch 
x^ y, ^ und oOj^^ y^ 0^ die Goordinaten der 
Puncte P und Pj. Es seien 5, <7 f und 5i, flu ti 
die Winkel, welche die Normalen zu S und S^ 
in den Puncten P und Pj mit den Goordinaten- 
axen einschließen. 

Man setze ferner : 

(ic cos 5 + y cos 47 -j- igf cos f = p, 

ja?i cos ?i + ifi cos ^1 + ^1 cos f^ = p^ 

U+yf + 'S^f = ^f. 

Es ist p die Länge des Perpendikels, gefällt 
vom festen Puncte auf die berührende Ebene 
zur Fläche 8 im Puncte P, ferner ist r der 
Badiusvector OP. Analoge Bedeutungen haben 
p^ und r^. 

Es sollen im Folgenden die Flächen ange- 
schlossen sein, für welche eine der Quantitäten 
r oder p constant ist und solche , für welche p 
und r gegenseitig von einander abhängig sind. 

Wegen der Gleichungen 1) kann man x^ y 
und £} als Functionen von p und r ansehn, also 
auch J, f/ und l. Sind x^ y^ und 0^ vod x^ y, 
und J3 abhängig, so kann man x^^ y^^ und JSf^ 
ebenfalls als Functionen von p und r ansehn. 

Die Gleichungen : 



3) 



dx dy , <^^ ^ A 

— cos 1+ — cos «7 + V- cos C = 0, 
ap dp dp 

dx ^ dy dß ^ . 

Y- cos § + j - cos «? + -z- cos f = 0, 
dr dr dr 



3Ö? 



in Verbindung mit den Gleichungen 1) geben: 



4) 



d cos 5 . d cos w , d cos f 

d cos ? , d cos 17 , d cos C ^ 



dr 

Es ist ferner: 
da; 



dr 



dr 



5) 



dy , dz ^ 
dj) ^djp d^ 

dx , dy . dz 
x-^ +y . +^:^. = ^• 



dr 



dr 



dr 



Wegen der gegenseitigen Abhängigkeit der 
Flächen S und S^ finden folgende Gleichungen 
statt: 



cos ? cos fi cos C 



a?, 



0? 



Vi •«: 



= 0, 



y 



z 



cos$j cos^j cosCi 



ä: 



X 



y 



z 



= 0. 



Sind M, N, My^ und N^ Unbestimmte, so 
lassen sich .die vorstehenden Gleichungen durch 
die folgenden ersetzen: 



6) 



7) 



fiCi = M cos ? + Nx^ 
L = M cos^ + iVy, 

[^8^1 = Jlf COS C + ^^' 

^JTcos?! = itf 1 COS ? + iVj ic, 
'//cos 1?! = jMi cos fj + N^y, 

HcoH Ci = -M 1 cos C + /V^i jer, 

24* 



308 



wo: 

8) H^ = M\ +2pM^N^'\-r^Nl. 
Analog den Gleichungen 3) hat man: 

— -^- cos Ji + -- cos 1^1 + ~--^ cos Ci = 0, 
dp ^ dp "^ dp 



dr 



dr 



- cos ?i + A^ cös ^1 + ^^- cos f 1 = 0. 






Unter Zuziehung der Gleichungen 3) bis 7) 
geben die vorstehenden Gleichungen: 



(dM_ 



9) 



dN] 



L^ Id3/ . dN\ . ^ ( 



dM, JN 
rfp dp 



dM, JN 
dr ^ dr 



+m) =0, 

-\-rNJ = 0. 



Bedeutet L eine Function von 2> ond r, so 
ist in Folgendem 



10) 



^^ = ^£^^ + ^^^^- 



Die Differentialgleichungen der Krümmungs- 
linien der Flächen S und 8^ sind in folgenden 
Gleichungen, enthalten : 



11) 



12) 



dx dy de 
d cos 5 d cos ff d cos J = 0. 
cos? cosiy cos? 

dx^ dy^ de^ 
dcos?! dcosi^j dcosfi = 0. 
co8?j cos 1^1 cosfj 



309 



Die Gleichung 12) läßt sich, ungeachtet einer 
scheinbaren Complication, leicht behandeln, wenn 
der Fall N^ =^ ansgeechlossen wird. 

Für ^1=0 hat man aus 7) und 8) 

cosJi = cos?, cos «7i = cos4y, cosfj = cos f. 

Die Gleichung 12) nimmt dann die Form an: 

dx^ dy^ dz^ 
13) dcosj dcos^y dcosC = 0. 

cos 5 cos fi cos 5 

Man setze hierin für x^^ y^ und is^ ihre 
Werthe aus 6), sollen dann die Gleichungen 11) 
und 13) gleichzeitig bestehn, so reducirt sich 
die Gleichung 13) auf: 



X y 2 

äcosS d!cos4|^ äcos^ 

cos J cos fi cos C 



dN = 0. 



Hieraus folgt allgemein dN = 0^ also N 
constant. Die Gleichungen 9) geben für -Wi === 
und N constant auch für M einen constanten 
Werth. 

Es sei JNT^ von Null verschieden. In den 
Gleichungen 7) und 9) setze man: 

^ - 

Dann folgt: 

H^ cos f 1 = < cos 5 -|- a?, 
14) JEfi cos fi^ = ^ cos 47 + y, 

JHTi cos ti == ^ cos C + ^> 
wo': 



= t 



310 



15) 



Hl : t* +2pt -\-r*. 



An Stelle der Gleichangen 9) treten die fol- 
genden : 



16) 






Um die Differentialgleichung 11) auf eine 
einfache Form zu bringen, führe man folgende 
abkürzende Bezeichnungen ein: 



17^ 



I dx dp dz 

dp dp dp 

X y z 

cos$ cosi|^cos£ 

äcos|(2cosi|^äcosC 
dp dp dp 
X y z 

cosS cos^ cos^ 



dx dy dz 
dr dr dr 
^y X y z 
iCOS$ cosij/cosi^ 

äcos|{2cosf(2cos2^i 



= B 



= 0, 



dr dr dr 

X y z 

cos$ COB17 cosC 



=Ä 



Zwischen den vorstehenden Determinanten 
leitet man mit Hülfe der Gleichungen 3), 4) 
und 5) folgende Relation ab: 

AB^BC :=^ r. 



Zur Herstellung dieser Gleichung ist nocli 
folgende zu beachten: 



811 



dxd cos J dy d cos vi äs d cos C 

dp dr dp dr dp dr 

dx d cosi dy d cos y dsdcosi 
dr dp dr dr dr dp 

Man findet die vorstehende Gleichung leicht 
durch Differentiation der ersten Gleichung 3) 
nach r und der zweiten Gleichung 3) nach p. 

Man multiplicire die Gleichung 11) mit der 
folgenden : 



18) 



COS? cos 47 cosC 

X y 

ycosC — isrcosii^ ^s^cosj — üjcosf a?cos<7 — ycos^ 

— (r2 — pi). 



Mit Bäcksicht auf die Gleichungen 3), 4), 5) 
und die in 17) aufgestellten Bezeichnungen folgt: 

Ol 

rdr dp p = 0, 

Adp + Bdr Cdp + Ddr 

Setzt man also: 

19) :? = {Cdp + Ddr) rdr — {Adp + Bdr) dp, 

so ist ^ = die Differentialgleichung der Krüm- 
mungslinien der Fläche S. 

um die Gleichung 12) auf eine möglichst 
einfache Form zu bringen, setze man die Werthe 
von x^ y und z aus den Gleichungen 14) in die 
Gleichungen 6). Nimmt man zur Abkürzung: 



20) 



^jv-jf = q. 



312 



so erhält man: 

x^ = — ^cos5 4" ^-ffi cos^i^ 
y^ = — Q cos ly + JTifj cos i?i, 

e^ = — Q cos f 4" NH^ cos C^. 

Diese Werthe von x^^ y^ und £?! setze man 
in die Gleichung 12), darauf für cosg^, cosf, 
and cos 2^1 die Werthe aus den Gleichungen 14). 
Werden in der Determinante der Gleichung 12) 
der Einfachheit halben nur die Elemente der 
ersten Yerticalreihe angemerkt, so nimmt die 
bemerkte Gleichung folgende Form an: 



21) 



d Ö . cos J + ^ d cos Jf 
d ^ . cos J + # d cos 5 + da? . 
^ cos ? + a? 



= 0. 



^ 0. 



Diese Gleichung multiplicire man mit der 
Gleichung 18). Mit Rücksicht auf die Gleichun- 
gen 1), 3), 4), 5) und 17) folgt dann: 

dQ dt t+p 

pdQ-\- Qdp pdt-}- tdp-^ rdr tp-j- r^ 
Q(Cdp+Ddr) t(Cdp + Ddr) 

+ Adp + Bdr 

Die vorstehende Gleichung entwickelt gibt, 
mit Bücksicht auf die Bedeutung von 2 aus 19): 

22) (t + p)Q2 + (r* -p^) 2, = 0, 
wo 

23) I^ == {Cdp + Ddr){tdQ— Qdt) 

+ (Ädp + Bdr)dQ. 



313 

Es sollen die Gleichungen 11) und 12) zwi- 
schen p nnd r dieselbe Di£Perentialgleichiuig 
geben. Wegen 2 = reducirt sieh die Glei- 
chung 22) auf 2^ = 0. Die beiden Gleichungen 
^ = und 2:1 = geben nach 19) und 23): 

Ädp-\- JBdr rar 
Cdp +~Bdr ~ 'dp' 

Ädp + Bdr _ Qdt — tdQ 
Gdp + Ddr ~ dQ * 

Sollen diese Gleichungen zusammenfallen, so 
folgt: 



d. i. 



rdr _ Qdt — tdQ 
dp dQ 



dt dQ.^ , idt dQ^ 



Hieraus folgt unmittelbar: 

dt dQ 

24) Q——t^ = 0. 
' ap ap 

dQ 

25) j^ = 0. 

dr 



26) 



4' -4' 

dr dr 
dQ • 
dp 



314 



Die Gleichung 26) nimmt nach 25) die ein- 
fachere Form an: 



/ 



27) 



ri9 = qI^. 

i dp dr' 



Ist (p{p) nur von p^ tfß(r) nur von r abhängig, 
so geben die Gleichungen 25) und 24): 

28) Q = <p{p), t = Qtt,{r) = ^(p)tfir). 

Für diese Werthe von Q und t erhält noian 
aus der Gleichung 27): 



2 



V{P) 

Bedeutet a eine Constante, so zerfallt die 
vorstehende Gleichung in: 

9»(p)* r 

Hierans folgt : 
1 



9>(P) 



= 20J + aj)), ^(r) = y — ar«, 



wo ß and ;' Constanten sind. Mit Hülfe der 
vorstehenden Gleichungen erhält man ans 28): 



29) 



y = 



,. « = 



Y — otr 



s 



2(ß+apy 2{ß + apy 



In die Gleichungen 16) setze man aus 20) 
M ^ tN — Q. Mit Rücksicht auf die Gleichun- 
gen 28) nehmen die Gleichungen 16) folgende 
Formen an: 



315 

Diese Gleichungen lassen sich auf folgende 
Art schreiben : 

^ N\Jt^+2pt + r^ ^ {t + p ) v'(p) + (p (p) 

dp \Jt^ ^2pt+r^ 

30) 

^N \/t^ + 2pt + r^ _ ^ 

dr 

Die Elimination von JV^ zwischen den vor- 
stehenden Gleichungen führt auf: 

|i [(r« -p^) 9ip) -(t + p) <f{p)] = 

[{t + p) (f'ip) + y (p)] r. 

Nach 28) und 29) reducirt sich die vorste- 
hende Gleichung einfach auf: 

Diese Gleichung ersetze man durch: 

Hierdurch werden die Gleichungen 28) und 29^: 



32) t = 



316 



Die Sabstitutioa der Werthe von ^p) und t 
ans den Gleichungen 31) und 32) in die Glei- 
chungen 30) gibt: 

N(r* + 2pTt-irh*) 
^ P + li _ 1 



dp « Op + Ä)* 

N{r*-\-2ph-\-h*) 

dr 
Durch Integration folgt hieraus: 



33) N = 



r2+2pJfc + Ä«' 



Es bedeutet m eine beliebige Gonstante, an 
Stelle von a ist eine neue Constante g mittelst 
der Gleichung 

l =-(9 + 2mh) 
cc 

eingeführt. Die Gleichung 31) wird dann: 

g + 2mh 



e = - 



2(p + jcy 



Setzt man diesen Werth von Q^ so wie die 
Werthe von t und N aus 32) und 33) in die 
Gleichung 20), so ergibt sich für M folgende 
Gleichung: 



\ 



S17 






oder: 




34) 


M-m\ ^^9-^fnp) 



Mit Hülfe der Gleichungen 33) und 34) sind 
nach 6) x^, y^ and 0^ durch folgende Glei- 
chungen bestimmt: 

,x, = mcos?+ fc^^^l^^t.*^^^^^^ 

Qt \ )-. . (9 — 2 mp) (y + Ä cos 47) 
35)<y, = m cos 17 -4- ^^^ ■ '^ 

l, = mcosf+fcl^^)(l±ii^) 
Die Gleichungen 14), 15) und 32) geben: 



cos?i = — cos$ + 






QA\ /^^« I ^(P-hmy+kcostj) 

00) ( cos Vi = — cos f? H = — — -^ ' i: 

cos f , = -. cos ^ + ^ÄP+J)J^±J^O 

Aus den Gleichungen 35) und 36) leitet man 
noch die folgenden ab; wo + 2mÄJ = A be- 
setzt ist: ^ ^ 



318 



Xi -f- wcosJi = 



^7) Vi +^co8i7i = 



jSi -{- m cos C^ = 



*1 


(x -{- k cos 5) 


r» 


+ 2i)Ä + *«' 




(y +Jc cos ^) 


h 


(;? 4" ^ COS £) 



y2 _j_ 2j? i + Je*' 



Da nach den in 1) gewählten Bezeichnnngen: 

(X + fecos$)2 + (y-^-hcosfiy + (^r + icosi)' = 

SO geben die Gleichungen 37) unmittelbar: 

Eine Parallelfläche der Fläche iS^ 
ist die transf ormirte Fläche mittelst 
r e Cipro kerRadiive et or es einer Parallel- 
fläche der Fläche 8 in Beziehnng anf 
den Panct 0. 



Bei der Königl. Gesellschaft der Wis- 
senschaften eingegangene Druckschriften. 



Man bittet diese Verzeichnisse zugleich als Emp&ngsanzeigen aiiMhe> 

EU wollen. 



März 1881. 



(Fortsetzung). 

Sitzungsb. der philos. - philolog. u. histor. Glasse der 

Akad. der Wies, zu München. 1880. H. 4—5. 
Memoire of the Geological Suryey of India. VoL XV. 

2. Vol. XVII. 2. Calc. 1880. 
Memoirs of the Geological Survey of India. (Palaeon- 

tologica Indica). Seriee X. Part 4 — 5. Ser. Xm. 2. 

Pol. Ebd. 1880. 



319 

Records of the geolog. Sunrey of India. .Vol. XIII 

Part. 2. 1880. 
Natnre. 593. 594. 596. 598. 599. 
Leopoldina. XVII. Nr. 3-6. 
Monatsbericht der Berliner Acad. der Wiss. Nov. und 

Deo. 1880. 
Monthly notices of the B. Astronomical Society. Ann. 

Report. Vol. XLI. Nr. 4. 5. 
J. Plateau, Bibliographie analytique etc. 2i^meSuppl. 
Verhandlungen des Vereins für Natur- u. Heilkunde zu 

Presburg. Neue Folge. Hft. 3. Jahrg. 1873 — 75. 

Presb. 1880. 
E. Kuhn, wissensch. Jahresb. über die Morgenland. 

Studien. Hfb. 1. Leipzig. 1881. 
The transactions of the Linnean Soc. of London. Zoology. 

Vol. IL P. 1. 40. 
— Botany. Vol. I. P. 7—9. 4^ 
The Jonmal of the Linnean Soc. Botany. Vol. XVEL. 

Nr. 103-105. VoL XVIII. Nr. 106-107. 

Zoology. Vol. XIV. Nr. 80. VoL XV. Nr. 81—83. 

List of Fellows. 1879. 

Memoire of the lit. and philosoph. Soc. of Manchester. 

Vol. 6. 1879. 
Meraoirs, old series. Vol. 6—12. 1842-1855. 
Proceedings. VoL 16-19. 1877—1880. 
Actas de la Academia national de Cencias. Tomo III. 

Entrega 1—2. Buenos-Aires. 1877. 4^ 
Bulletin de TAcad. national. T. III. Entrega 2 — 3. 

Cordoba. 
Verhandelingen rakende den natuurlijken en geopen- 

baarten Godsdienst. Utgeven door Teyler's godge- 

leerte Genootschap. Nieuwe Serie , negende d.. 1— 2 

Stuk. Harlem. 1880. 
Handelingen en Mededeelingen van de maatschappij te 

Leiden. Overheft Jaar 1880. 
Levensberichten der afgestorvenen medeleden. Leiden. 

1880. 
Natuurkundige tidschrift voor Nederlandsch-Indie. D. 

39. Batavia. 1880. 
Archives Näerlandaises des Sciences exactes et natu- 
relles. T. XV. 3—5 Livr. 
Mittheil, aus dem naturwiss. Verein von Neupommern 

u, Rügen. Jahrg. 12. 
American Journal of Mathematics. Vol. III. Nr. 3. 
Bulletin de la Soc. Mathem. T. IX. Nr. 1. 



920 

50—51. Jahresber. des Vog^nd. Alterthumsforsch. Ver- 
eins zu Hohenleuben. 

Proceed. of the London Mathem. Soc. Nr. 165—66. 

M^moires de la Soci^t^ physiqae et d'hist. naturelle d. 
öenfeve. T. 27. P. 1. 

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 1880. Nr. 
1-12. 

26. Jahresbericht des germanischen Museums. I.Jan. 1880. 

Erd^lyi Mnzeum. 3. 4. SZ. VIII. ev. 1881. 

Verhandelingen der K. Akademie van Wetensch. Natur- 
kunde. Deel XX. Amsterdam. 4®. 

Id. Letterkunde. D. XIII. 4^ 

Verslagen en mededeelingen. Naturk. 2. Reeks. D. XV. 

Id. Letterkunde. — — — — IX. 

Jaarboek van de k. Akademie to Amsterdam voor 1879. 

Processen-Verbal. Afd. Natuurkunde. 1879—80. 

Satira et Consolatio. Amsterd. 1880. 

Naam - en Zaakregister op de Verslagen. Afd. Natnurk. 
D. I-XVII. 

Bulletin of the American Geograph. Socie^. 1880. Nr. 2. 

Sitzungsber. der naturwiss. Gesellsch. Isis in Dresden. 
Jahrg. 1880. 

Von der R. Society of New South Wales, Sid- 

ney. Austr. 

A. Liversidge, report upon certain Museums for 
Technologie, Science and Arts, etc. Fol: 

Annual Report of the Department of Mines, for 1878 
and for 1879. 4°. 

Maps to Annual Report for 1879. 

Reports of the Council of Education, etc. for 1879. 

Transactions of the R.Society, for the year 1868, 1872, 
1873. 

Transactions of the Philosophical Society. 1862 — 1865. 

Journal and Proceedings of the Royal Society. Vol. XIII. 

Von der k. Akademie der Wiss. in Brüssel. 

M^moires de TAcademie R. T. XLIII. lifere Partie. 
1880. 4^ 

(Fortsetzung folgt.) 



Für die Kedactio» verantwortlich: F. BschM, Director d. Gött. gel. Am. 

Commissions-Vexlag der JHetericK sehen Yarlaga'JBuchhandhmg. 

Druck der Dieterich' schm Univ. -Buchdruckerei (F. Fr. KaesiHer). 



Nachrichten 

von der 

Konigl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg-Augusts-Universität 

zu Göttingen. 



3. August. M 13. 1881. 



llniTersität. 

Verzeichniß der Vorlesungen 

auf der Georg-Augußts-Üniversität zu Göttingen 
während des Sounnerhalbjahrs 1881. 

= Die Vorlesungen beginnm den 15. Oetober und enden den 15. März, = 

Theologie. 

Geschichte des Volks Israel: Trof.Duhm dreistündig, 
Mont. Dienst. Mittwochs um 4 ühr. 

Hebräische Grammatik: Derselbe, zweistündig, Don- 
nerst, und Freitags, um 4 ühr. 

üeber die griechischen üebersetzungen der Genesis: 
Prof. de Lagarde einmal oder öfter, Dienstags um 2 Uhr 
Öffentlich. 

Einleitung in das Neue Testament : Prof. Wendt vier- 
mal um 9 Uhr. 

Erklärung des Buches des Propheten Jesaia: Prof. 
BeHheau fünfttündijf um 10 Uhr; Prof. SehulU fünf- 
stündig um 10 Uhr. 

Erklärung der Psalmen : Prof. Duhm fünfstündig um 
10 Uhr. 

Erklärung der chaldäischen Abschnitte des Buchs 
Daniel : Prof Bertheau Dienstags und Freitags um 2 Uhr. 

l^rklärung der synoptischen Evangelien: Prof. Wie- 
singer fanfmal um 9 Uhr. 

Erklärung des Evang. u. der Briefe Johannis: Prof. 
LUnemann fünfmal um 9 Uhr. 

Erklärung des Briefe des Paulus an die B/Ömer: Prof, 
Bitsehl fünfmal um 11 Uhr. 

25 



322 

Eirchengeschichte Theil II: Prof. Wagenmann fanf- 
stündig um 8 Uhr. 

Eirchengeschichte seit der Zeit der Reformation: 
Prof. Reuter fünfmal um 8 Uhr u. Mittwochs um 11 Uhr. 

Geschichte der Eirche und Theologie seit Mitte des 
achtzehnten Jahrh., vornehmlich im neunzehnten: Der- 
selbe viermal um 11 Uhr. 

Hannoversche Eirchengeschichte: Prof. Wagenmann 
zweistündig um 6 Uhr. 

Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs: Der- 
selbe vier- bis fünfstündig um 5 Uhr. 

Apologie des Ghristenthums : Prof. Schultz fanfstün- 
dig um 4 Uhr. 

Dogmatik Th. 11 : Prof. JRitschl fünfstündig um 11 Uhr. 

Praktische Theologie: Prof. Wiesinger vier- bis fünf- 
mal um 3 Uhr. 

Eirchenrecht u. Geschichte der Eirchenverfassung s. 
unter Rechtswissenschaft S. 323 f. 

Die alttestamentlichen Uebungen der wissenschaft- 
lichen Abtheilung des theologischen Seminars leitet 
Prof. Bertheau Freitags um 6 Uhr; die neutestament- 
lichen Prof. Wiesinger Dienstags um 6 Uhr; diekirchen- 
und dogmenhistorischen Prof. Meuter Montags um 5 Uhr; 
die dogmatischen Prof. RitscM Donnerstags um 6 Uhr. 

Die Uebungen des königl. homiletischen Seminars 
leiten Prof. Wiesinger und Prof. Schultz abwechselnd 
Sonnabends von 10—12 Uhr öffentlich. 

Eatechetische Uebungen: Prof. Wiesimjer Mittwochs 
von 2—3 Uhr, Prof. Schultz Sonnabends von 2—3 Uhr 
öffentlich. 

Eine historisch-theologische Societät leitet Freitags 
um 6 Uhr Prof. Wagenmann -, eine exegetische Prof. 
Wendt wöchentlich einmal in zu bestimmenden Stunden. 

Rechts Wissenschaft. 

Encyklopädie der Rechtswissenschaft: Prof. Mn 
Montag, Dienstag, Donnerstag von 12—1 Uhr. 

Institutionen: Prof. Hartmann, viermal wöchentlich 
von 11-12 Uhr. 

Römische Rechtsgeschichte: Prof. Äir^an«, fBnfinal 
wöchentlich von 10--11 Uhr. 

Römischer Civilprocess: Prof. JSTar^ann, Montag und 
Donnerstag von 4—5 Uhr. 



323 

Pandekten, allgemeiner Theil : Prof. Leonhard, Mon- 
tag, Dienstag, Mittwoch von 10—11 Uhr. 

Römisches Sachenrecht: Prof. v, Jhering viermal 
wöchentlich von 11 — 12 Uhr. 

Römisches Obligationenrecht: Prof. t?. Jhering fünf- 
mal von 12—1 Uhr und Mittwoch von 11 — 12 Uhr. 

Römisches Familien- nnd Pfandrecht als Theil der 
Pandekten: Prof. Leonhard, Donnerstag und Freitag von 
10-11 Uhr öffentlich. 

Römisches Erbrecht: Prof Wolff, fünf Stunden von 
3-4 Uhr. 

Pandektenpraktikum : Prof. Leonhard Montags von 
5—7 und Donnerstag von 5 — 6 Uhr. 

Exegetische Uebungen für Anfänger : Prof. Leonhard 
Donnerstag von 6—7 Uhr. 

Anleitung zur Anfertigung wissenschaftlicher Arbei- 
ten aus dem Pandektenrecht : Prof. Leonhard nach münd- 
licher Verabredung privatissime und unentgeltlich. 



Deutsche Rechtsgeschichte: Prof. Mejer, viermal 
wöchentlich um 3 Uhr. 

Deutsche Yerfassungsgeschichte von der Gründung 
der fränkischen Monarchie bis in die erste Hälfte des 
13. Jahrhunderts: Dr. Sickel Dienstag und Freitag von 
5-6 Uhr. 

Deutsches Privatrecht: Prof. Frensdorff fünfmal wö- 
chentlich von 11—12 Uhr. 

Handelsrecht mit Wechselrecht und Seerecht: Prof. 
Thöl viermal wöchentlich von 9—10 Uhr. 

Einige schwierigere Lehren des Handelsrechts: Dr. 
Ehrenberg zweistündig. 

PreuBsisches Privatrecht: Prof. Zieharth fünfmal von 
11-12 Uhr. 



Deutsches Reichs- und Staatsrecht : Prof. Mejer fünf- 
mal wöchentlich von 11—12 Uhr. 

Völkerrecht : Prof. Fremdorff Mittwoch und Sonna- 
bend von 12—1 Uhr. 



Strafrecht: Prof. Zieharth fünfmal wöchentlich von 
9 --10 Uhr. 

Strafrecht: Dr. v, Kries, Montag bis Freitag von 11 
-12 Uhr. 

Kirchenrecht einschliesslich des Eherechts: Prof. 
Doüe sechsmal von 8—9 Uhr. 

Gfeschichte der Kirchenverfassung und des Verhält- 

25* 



324 

nisses von Staat und Kirche: Prof. Dave Dienstag und 
Freitag von 6—7 Uhr öffentlich. 

Civilprocess: Prof. v, Bar fünfmal wöchentlich von 
10-11 Uhr. 

Theorie des Goncurs- and der summarischen Pro- 
cesse : Dr. t?. Kries Montag u. Donnerstag von 4—5 Uhr. 

Strafprocess: Prof. ü. Bar viermal wöchentlich von 
9—10 Uhr. 



Civilprocesspraktikum : Prof. John Dienstag von 4 
-6 Uhr. 

Griminalpraktikum : Prof. John Mittwoch von 4—6 Uhr. 

Medicin. 

Zoologie, vergleichende Anatomie, Botanik, Chemie, 
siehe anter Naturwissenschaften. 



Knochen- und Bänderlehre: Prof. Henle Montag, 
Mittwoch, Sonnabend von 11—12 Uhr. 

Osteologie nebst Mechanik der Gelenke trägt Prof. 
Krause Montag, Mittwoch, Sonnabend von 1 1 — 12 Uhr vor. 

Systematische Anatomie I. Theil: Prof. Henl» täglidi 
von 12—1 Uhr. 

Topographische Anatomie: Prof. Henle Dienstag, 
Donnersteg, Freitag von 2—3 Uhr. 

Präparir Übungen: Prof. Henle in Verbindung mit 
Prosector Dr. u. Brunn täglich von 9—4 Uhr. 

Allgemeine Histologie trägt Prof. Krause Mittwoch 
um 2 Uhr oder zu anderer passender Stunde öffentlich vor. 

Mikroskopische Uebungen hält Dr. v. Brunn für An- 
fänger (allgemeine Anatomie) Dienstag, Donnerstag, 
Freitag um 11 Uhr, Mittwoch um 5 Uhr, für Geübtere 
(specielle mikroskopische Anatomie) Montag u. Sonna- 
bend um 9 Uhr, Sonnabend von 2—4 Uhr. 

Mikroskopische Curse in der normalen Histologie 
hält Prof. Krause viermal wöchentlich um 2 Uhr. 

Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläute- 
rungen durch Experimente und mikroskopische Demon- 
strationen: Prof. Herbst in sechs Stunden wöchentlich 
um 10 Uhr. 

Experimentalphysiologie 11. Theil (Physiologie des 
Nervensystems und der Sinnesorgane): Prof. Meissner 
täglich von 10—11 Uhr. 

Die medicinisch wichtigsten Oapitel der Chemie in 
Verbindung mit praktischen Uebungen (für Anfänger) 



S25 

ir&g^ Dr. Flügge Montag und Freitaig von 2—4 Uhr, 
Dienstag und Donnerstag von 4—5 Uhr vor. 

Arbeiten im physiologischen Institute leitet Prof, 
Meisaner täglich in passenden Stunden. 

Ein physiologisch-chemisches Prakticum (für Geüb- 
tere) hält Dr. Flügge Dienstag u. Donnerst, von 2 — 4 Uhr. 

Allgemeine Aetiologie trägt Prof. Orth Freitag von 
12—1 Uhr öffentlich vor. 

Allgemeine pathologische Anatomie und Physiologie 
lehrt Prof. Orth Montag, Dienstag/ Mittwoch, Donnerstag 
von 12—1 Uhr. 

Demonstrativen Cursus der pathologischen Anatomie 
h-ält Prof. Orth privatissime Montag u. Mittwoch um 2 Uhr. 

Physikalische Diagnostik mit praktischen Uebungen 
lehrt Prof. Eichhorat Montag, Mittwoch, Donnerstag von 
5 — 6 Uhr. Dasselbe trägt Dr. Wiese viermal wöchent- 
lich in später näher zu bezeichnenden Stunden vor. 

Laryngoskopische Uebungen hält Prof. Eiehhorst 
Sonnabend von 12 — 1 Uhr. 

Ueber Diagnostik des Harns und Sputums verbunden 
mit praktischen Uebungen trägt Prof. Eichhorat Mitt- 
woch von 6—7 Uhr vor. 

Anleitung in der Untersuchung von Nervenkranken 
mit Einschluss der Elektrotherapie: Prof. Ebatein in 
Verbindung mit Dr. Darnach zweimal wöchentlich in zu 
verabredenden Stunden. 

Arzneimittellehre und Receptirkunde verbunden mit 
Experimenten und Demonstrationen lehrt Prof. Marmd 
dreimal wöchentlich von 6—7 Uhr. 

Die gesammte Arzneimittellehre, mit Demonstratio- 
nen, Versuchen und Uebungen im Abfassen ärztlicher 
Verordnungen verbunden, trägt Froi. Huaemann an den 
vier ersten Wochentagen von 3—4 Uhr vor. 

Die wichtigsten anorganischen Gifte demonstrirt ex- 
perimentell Prof. Marm^ ein Mal wöchentlich Freitag 
von 6-7 Uhr öffentlich. 

Arbeiten im pharmakologischen Institut leitet Prof. 
Marfn4 täglich in passenden Stunden. 

Ein pharmakologisches Practicum, Uebungen im Be- 
ceptiren und Diapensiren, hält Prof. Marmi einmal wö- 
chentlich von 7—8 Uhr. 

Pharmakologische und toxikologische Uebungen leitet 
Prof. Httaemann in passenden Stunden privatissime. 

Pharmakognosie lehrt Prof. Mamd viermal wöchent- 
lich von 8-*9 Uhr. 



326 

Pharmacie lehrt Prof. von Uslar viermal wöchentlich 
um 8 Uhr. 



Specielle Pathologie u. Therapie 2. Hälfte: ProtB- 
stein Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 4— 5 Uhr. 

Ueber Kinderkrankheiten 2. Theil liest Prof. jBwä- 
horat Dienstag und Freitag von 6—7 Uhr. 

Ueber die aus dem Genüsse verdorbener Nahrungs- 
mittel entstehenden Krankheiten trägt Prof. Husemam 
Freitag von 3-4 Uhr öffentlich vor. 

Die medicinische Klinik und Poliklinik leitet Prol 
Ebstein fünfmal wöchentlich von lOVa - 12 Uhr, Sonn- 
abend von 9V2-IOV4 Uhr. 

Poliklinische Beferatstunde hält Prof. Eichhorst in 
gewohnter Weise. 

Specielle Chirurgie lehrt Prof. ^önig in noch sn 
verabredenden Stunden; Dasselbe Prof. Lohmeyer fünf- 
mal wöchentlich von 8-9 Uhr. 

Die Lehre von den chirurgischen Operationen tragt 
Prof. Rosenbach viermal wöchentl. Abends von 6—7 Uhr vor. 

Die chirurgische Klinik leitet Prof. König von 97) 
— IOV4 Uhr täglich ausser Sonnabend. 

Chirurgische Poliklinik wird Sonnabend von lO'/^ 
— 12 Uhr von Prof. König und Prof. Rosenhaeh gemein- 
schaftlich gehalten. 

Klinik der Augenkrankheiten hält Prof. Leber Mon- 
tag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 12 — 1 Uhr. 

Augenoperationscursus hält Prof. Leber Dienstag n. 
Freitag von 3—4 Uhr. 

Augenspiegelcursus hält Dr. Deutschmann Mittwoch 
und Sonnabend von 12—1 Uhr. 

Ueber die Krankheiten des Gehörorgans mit Ein- 
schluss der Anatomie des Ohrs und mit Uebungen an 
Gesunden und Kranken trägt Dr. Bürkner Diensäig und 
Freitag von 4—5 Uhr vor. 

Poliklinik ffir Ohrenkranke hält Dr. Bürkner (f5r 
Geübtere) an zwei noch zu bestimmenden Tagen von 
12—1 Uhr öffentlich. 

Geburtskunde trägt Prof. Sekwartz Montag, Dienstag) 
Donnerstag, Freitag um 8 Uhr vor. 

Geburtshülflichen Operationscursus am Phantom hält 
Dr. Hartwig Mittwoch und Sonnabend um 8 Uhr. 

Gynaekologische Klinik leitet Prof. Schwartz Mon- 
tag, Dienstag, Donnerstag und Freitag um 8 Uhr. 

Psychiatrische Klinik in Verbindung mit systemati- 
Bchen Vorträgen über Pathologie und Therapie der Gei- 



327 

steskrankheiten hält Prof. Meyer Montag u. Donners- 
stag von 4—6 Uhr. 

Gerichtliche Medicin trägt Prof. Krause Dienstag 
und Freitag von 3 — 4 Uhr vor. 

Forensische Psychiatrie lehrt Prof. Meyer in wöchent- 
lich zwei zu verabredenden Stunden. 

Ueber öffentliche Gesundheitspflege trägt Prof. Meiss^ 
ner Dienstag, Mittwoch, Freitag von 5—6 Uhr vor. 

Die hygienischen Untersuchungsmethoden (Untersu- 
chung von Luffc, Boden, Wasser etc.) lehrt Dr. Flügge 
Montag u. Freitag von 4—5 Uhr. 

Ueber die Verfälschungen und die Untersuchung der 
Nahrungsmittel trägt Dr. Flügge Mittwoch und Sonn- 
abend von 2—3 Uhr öffentlich vor. 

Anatomie, Physiologie und den I. Theil der speciellen 
Pathologie der Hausthiere lehrt Prof. Fsser fünf Mal 
wöchentlich von 8—9 Uhr. 

Klinische Demonstrationen im Thierhospitale hält 
Prof. Fsser in zu verabredenden Stunden. 

Philosophie. 

Geschichte der alten Philosophie: Prof. Peipers, 
Mont., Dienst., Denn., Freit., 12 Uhr. — Geschichte der 
neueren Philosophie mit Ueberblick über Patristik u. 
Scholastik: Prof. Baumann, Mont., Dienst., Donnerst., 
Freit., 3 Ukr. 

Logik: Prof. Baumannt Mont., Dienst., Denn., Freit. 
5 Uhr. 

Logik und Encyclopädie der Philosophie: Prof. jßeA- 
nisch, vier Stunden, 12 Uhr. 

Ueber die Unhaltbarkeit der herkömmlichen logi- 
schen Lehre: Prof. Fehnisch, eine oder zwei Stunden, 
12 Uhr, öffentlich. 

Psychologie: FrotG. F. Müller, vier Stunden, 10 Uhr. 

Ueber die Ausbildung des Willens und des Charak- 
ters: Prof. Baumann, Mittw. 5 Uhr, öffentlich. 

Prof. O, F, Müller wird in einer philosophischen 
Sog. Berkeley*s Abhandlung über die Principien der 
menschl. Erkenntniss behandeln, Mittw. 10 Uhr, Öffentl. 

Prof. Peipera wird in einer philos. Societät Abschnitte 
BUS Kants Kritik der reinen Vernunft, Mittw. 12 Uhr, 
behandeln, öffentlich. . 

Die Uebungen des K. pädagogischen Seminars leitet 
Prof. Sauppe, Mont. und Dienfft« 11 Uhr, öJSe&tUoh.. 



S28 
Mathematik und Astranomie. 

Algebraische AnalysiB, mit einer Einleitung über die 
Grundbegriffe der Arithmetik: Prof. Stern, fünf Stun- 
den, 11 Uhr. 

Elementargeometrische Herleitung der wichti^ten 
Eigenschaften der Kegelschnitte: Prof. Schwarz, Mont. 
u. Donn. 4 Uhr, öffentlich. 

Analytische Geometrie: Prof. Schwarz, Mont. bis 
Preit. 11 Uhr. 

Differential- und Integralrechnung nebst kurzer Ein- 
leitung in die analytische Geometrie der Ebene: Prof. 
£nneper, Mont. bis Freit., 10 Uhr. 

Theorie der krummen Flächen und Curyen doppelter 
Krümmung: Dr. Hettner, Moni, Dienst., Mittw., Donn., 
12 Uhr. 

Elliptische Functionen : Prof. Schering, Dienst., Mittw., 
Donnerst., Sonnabend, 9 Uhr. 

Theorie der analytischen Functionen: Prof. Sehtoarz, 
Mont. bis Freit. 9 Uhr. 

Potential-Functionen : Prof. E, Schering, Dienst., 
Mittw., Donn., Sonnabend, 8 Uhr. 

Mechanik: Prof. Stern, vier Stunden, 10 Uhr. 

Sphärische Astronomie: Prof. Klinkerfues, Mont., 
Dienst., Mittw., Donnerst. 12 Uhr. 

Mathematische Optik für krystallinische Körper und 
die Theorien der Dispersion, des Lichtes: Dr. K. Sehe- 
ring, Dienst, u. Donnerst. 12 Uhr. 

In dem mathematisch-physikalischen Seminar leiten 
mathematische Uebungen Prof. Stern, Mittwoch 10 Ühr ; 
"Prot JB, Schering, Sonnab. 11 ühr; ^ot Schwarz, Freit., 
12 Uhr ; giebt Anleitung zur Anstellung astronomischer 
Beobachtungen Prof. Klinkerfues, in einer passenden 
Stunde. Vgl. Naturwissenschaften S. 330 f. 

Eine mathematische Societät leitet in geeigneter 
Stunde Prof. JB. Schering, 

Mathematische GoUoquien wird Prof. Schwarz pri- 
vatissime, unentgeltlich, wie bisher leiten. 

Naturwissenschaften. 

Vergleichende Entwicklungsgeschichte u. Anatomie: 
Prof. Ehlers, Mont. bis Freit. 10 Uhr. 

Zootomischer Kurs: Prof. JShkrs, Dienst, nud Mittw. 
10-12 Uhr. 

Zoologische Uebungen wird Prof. Ehlers taglich mit 
Ausnahme des Sonnabend von 10—1 Uhr anstellen. 

ZoologiMhe Societät für Gefi'btere : Pro£ J^Mr», öfifentL 



329 

Pflanzen- Anatomie: Prof. Graf zu Solms, Dienst., 
Donn., Freit. 4 Uhr. 

Physiologie der Pflanzen : Prof. Reinke, Dienst., Donn., 
Freit. 12 Uhr. 

Ueber Thallophyten (Algen und Pilze): Dr. Falken- 
berg, Dienst, und Freit. 3 Uhr. 

TJeber Pflanzenkrankheiten: Dr. Berihold, Mittw. 12 
Uhr, unentgeltlich. 

Mikroskopisch - botanischer Kursus: Prof. Reinke^ 
Sonnabend von 9—1 Uhr. 

Mikroskopisch-pharmaceutischer Kursus: Prof. Reinke, 
zwei Stunden. 

Anleitung zu selbständigen Arbeiten im Laboratorium 
des botanischen Gartens, ausschliesslich für Vorgeschrit- 
tene, leitet Prof. Graf zu Solms in zu bestimmenden 
Stunden. 

Tätliche Arbeiten im pflanzenphysiologischen Insti- 
tut leitet Prof. Reinke, 

Uebungen einer botanischen Societät leitet Prof. 
Reinke Freitag 6 Uhr. 



Mineralogie: Prof. Klein, fünf Stunden, 11 Uhr. 

Krystallographie (nach Miller) Prof. Listing , Mont., 
Dienst., Donn. 4 Uhr. 

Geologie : Prof. von Koenen, fünf Stunden, 9 Uhr. 

Palaeophytologie : Prof. Graf zu Solms, öffentlich, in 
zwei zu bestimmenden Stunden. 

Ueber einzelne Klassen von Versteinerungen: Prof. 
von Koenen, eine Stunde, öffentlich. 

Mineralogische Uebungen: Prof. Klein, Sonnabend 
10—12 Uhr, öffentlich. 

Krystallographische Uebungen: Prof. Klein ^ priva- 
tissime, aber unentgeltlich, in zu bestimmenden Stunden. 

Uebungen im Bestimmen: Prof. von Koenen, zwei 
Stunden, öffentlich. 

Experimentalphysik, zweiter Theil: Magnetismus, 
Elektricität und Wärme: Prof. Riecke, Moni, Dienstag, 
Donnerstag, Freitag, 5 Uhr. 

Ueber Auge und Mikroskop: Prof. Listing,, in zwei 
zu verabredenden Stunden, privatissime. 

Die Uebungen im physikalischen Laboratorium leitet 
Prof. Riecke, in Gemeinschaft mit Dr. Schering und Dr. 
Meyer (erste Abtheilung : Dienst., Donnerst., Freit. 2— 4 
Uhr u. Sonnab. 9—1 Uhr; zweite Abtheilung : Donnerst« 
2-4 Uhr, 8ow»ftb«»d 9—1 Uh?). 



330 

Physikalisches Colloqmiim: Prof. ZM^tn^, Sonnabend 
11-1 Uhr. 

In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet 
physikalische üebungen Prof. Listing^ Mittwoch um 12 
Uhr. Ausgewählte Kapitel der mathematischen und 
ExperimenWphysik : Prof. Riecke, Vgl. Mathematik und 
Astronomie S. 328. 



Allgemeine Chemie (s. g. anorganische Chemie) : Prof. 
Hübner, sechs Standen, 9 Uhr. 

Chemie der Benzol verbindangen: "Prot Sübner, freit 
12 Uhr. 

Organische Chemie: Prof. Post, 3 Standen, 12 Uhr. 

Organische Chemie fiir Mediciner: Prof. v. TJilar^ 
4 St., 9 Uhr. 

Pharmacie: Prof. Boedeker, fünf Standen, 9 Uhr. 

Pharmaceutische Chemie (organischer Theil): Dr. 
Polstorff, Mont., Dienst., Donnerst., Freit., 5 Uhr. 

Gerichtlich chemische Analyse : Dr. Polstorff, Mittw. 
a. Sonnabend, 8 Uhr. 

Technische Chemie für Landwirthe (mit Excnrsio- 
nen): Prof. ToUens, Mont., Dienst., Mittw., 10 Uhr. 

Chemische Technologie, in Verbindang mit Excnr- 
sionen: Prof. Post, zwei Standen, 12 Uhr. 

Die Vorlesangen üb. Pharmacie s. anter Mediein S. 325. 

Die praktisch-chemischen Uebangen and wissenschaft- 
lichen Arbeiten im akademischen Laboratorium leiten 
die Professoren Wühler und Hühner^ in Gemeinschaft 
mit den Assistenten Prof. Post^ Dr. Jannasch, Dr. Pol- 
storff, Dr. Stünkel und Dr. Lehmann, 

Prof. Boedeker leitet die praktisch-chemischen Üebun- 
gen im physiologisch-chemischen Laboratorium täglich 
(mit Ausschluss des Sonnab.) 8—12 und 2—4 Uhr. 

Prof. ToUens leitet die Üebungen im agriculturche- 
mischen Laboratorium in Gemeinschaft mit dem Assi- 
stenten Dr. Kehrer, Mont. bis Freit, von 8— 12 und von 
2-4 Uhr. 



Historische Wissenschaften. 

Anleitung im Untersuchen von Urkunden der älteren 
deutschen Könige und Kaiser: Prof. Steindorff, Montag 
11—1 Uhr. 



Staat und Volk der Boemer unter dem iuliBch-clan- 



331 

dischen Eaiserliause: Prof. Volquardsen^ Mittw. u. Sonn- 
abend, 8 Uhr, öffeütlich. 

Allgemeine Geschichte des Mittelalters: Prof. Pauli, 
4 St., 8 Uhr. • 

Geschichte unserer Zeit seit 1830: Prof. Pauli, vier 
Stunden, 5 Uhr. 

Deutsche Geschichte vom Interregnum an : Dr. Bern- 
heim, Mont., Dienst., Denn., Freit., 9 Uhr. 

Geschichte des niedersächsischen Volksstammes bis 
zur Mitte des 13. Jahrhunderts: Frof. Steindorff, Mittw. 
u. Sonnabend, 10 Uhr. 

Geschichte Italiens seit dem Beginn des Mittelalters : 
Assessor Dr. Wästenfeld, Mont., Dienst., Donn., Freit., 
11 Uhr, unentgeltlich. 

Historische Uebnngen leitet Prof. Pauli, Mittwoch, 
6 Uhr, öffentlich. 

Historische Uebnngen leitet Prof. Volquardsen, Dienst., 
6 Uhr, öffentlich. 

Historische Uebnngen leitet Prof. Sieindorff, Don- 
nerst., 5 Uhr, öffentlich. 

Historische Uebnngen; Dr. Bernheim, Moni, 6 Uhr, 
unentgeltlich. 

Eirchengeschichte : s. unter Theologie S. 322. 

Deutsche Bechtsgeschichte vgl. unter MechtswisBen- 
Schaft S. 323. 

Erd- und Völkerkunde. 

Ausgewählte Kapitel der allgemeinen Erdkunde: Dr. 
Krümmel, Sonnabend, 10-12 'Air. 

Geographie von Europa : Prof. Wagner, Mont. Dienst. 
Donnerst. Freitag 11 Uhr. 

Vergleichende Physiognomik der Hochgebirge: Dr. 
Krümmel, Mittw. 11 Uhr, unentgeltlich. 

Geographische Uebnngen: Prot. Wagner, Mittwoch 
9 Uhr, öffentlich. 

Geographisches GoUoquium: Prof. Wagner, privatis- 
sime, aber unentgeltl., in später zu bestimmenden Stunden. 

Länder- und Völkerkunde Eleinasiens und Griechen- 
lands: s. Alterthumskunde S. 333. 

Staatswissenschaft und Landwirthschaft. 

Volkswirthschaftspolitik (praktische Nationalökono- 
mie): Prof. Sanseen, vier Stunden, 4 Uhr. 



382 

Finanzwisfienschaffc (mit besonderer BerackBichtigoiig 
der Reichsfinaozen) : Dr. JSgi/ert, vier 8tandeiL| 5 Uhr. 

Volkswirthschaftliche UebuBgen: Prof, Soeibe&r, pri- 
yatissime, aber unentgeltlich, in später zu bestimmen- 
den Stunden. 



Einleitung in das landwirthschaftliche Studium: Prof. 
Drechsler, 1 Stunde, öfientlich. 

Allgemeine Ackerbaulehre: Dr. Fesea, 3 St., 10 Uhr. 

Die Ackerbausysteme (Felderwirthschaft, Feldgras- 
wirthschaft, Frucbtwecbselwirthschaffc u. s. w.): Prof. 
Griepenkerl^ in zwei passenden Stunden. 

Die allgemeine und specielle landwirthschaftliche 
Thierproductionslehre (Lehre von den Nutzungen, der 
Züchtung, Ernährung und Pflege des Pferdes, Rindes, 
Schafes und Schweines) : Prof. Grüpenkerl, Mont., Dienst., 
Donnerst., Freit., 5 Uhr. 

Die Rassenkunde : Prof. Griepenkerl, 2 St., unentgeltl. 

Im Anschluss an diese Vorlesungen werden Excur- 
sionen nach benachbarten Landgütern und Fabriken 
veranstaltet werden. 

Landwirthschaftliche Betriebslehre: Prof. Drechsler, 
fünf Stunden, 12 Uhr. 

Die Lehre von der Futterverwerthung : Prof.fi««»«- 
berg^ Mont. und Dienst. 11 Uhr. 

Uebungen in Futterberechnungen: Prof. Henneberg, 
Mittw. 11 Uhr öffentlich. 

Landwirthschaftliches Praktikum: Prof. Drechsler 
und Dr. Fesca (Uebungen im landw. Laboratorium, 
Freit, und Sonnab. 9—1 Uhr; Uebungen in landw. Be- 
rechnungen, Dienst, und Donnerst. 6 Uhr). 

Excursionen und Demonstrationen: Prof. Dreeheler, 
Mittwoch Nachmittag. 

Techn. Chemie u. praktisch-chemische Uebungen f. 
Landwirthe vgl. Naturwissenschaften S. 330. 

Anatomie, Physiologie u. Pathologie der Hausthiere 
vgl. Medicin S. 327. 



Literär- und Kunst-Geschichte. 

Geschichte der griechischen Poesie, mit Ausschluss 
des Drama's , bis auf Alexander d. Gr. : Prof. Diltheg, 
vier Stunden ) 12 Uhr. 

Geschichte der römischen Beredsamkeit: Prof. v<m 
Leutsch, vier Stunden, 10 Uhr. 



383 

üeber deutsche Dichtnilg des XVI. Jahrhunderts: 
Prof. Goedeke, Donnerst. 4 Uhr, öffentlich. 

Geschichte der deutschen Dichtung im 17. Jahrhun- 
dert: Assessor Dh Tittmanity 5 St., 9 Ühr. 

Ueber Lessings Leben und Schriften: Prof. Goedeke, 
Montag 4 ühr, öffentlich. 

Geschichte der italienischen Kunst im 15. Jahrhun- 
dert: Dr. Schmarsoto, Mont., Mittw., Freit. 6 Uhr. 

Rom im Zeitalter der Renaissance: Dr. Schmarsotv, 
1 Stunde, 6 Uhr, unentgeltlich. 

Alterthumskunde. 

Alte Länder-, Völker- u. Denkmälerkunde von Elein- 
asien und Griechenland : Dr. Gilbert, vier Stunden, 4 Uhr. 

Griechische Alterthümer: Prof. Volquardsen, Mont., 
Dienst., Donn., Freit. 8 Uhr. 

Archäologische Kritik und Hermeneutik: Prof. Wie^ 
seier, zwei Stunden, 10 Uhr. 

Theaterwesen des Aristophanes und Erklärung der 
Vögel: Prof. Wieseler , drei Stunden, 4 Uhr. 

Altitalische Kunst und Kulturgeschichte: Dr. Kifrie, 
zwei Stunden. 

üeber die Burg von Athen, nach Pausanias descriptio 
arcis Athenarum, edidit Otto Jahn. Editio altera re- 
cognita ab A. Michaelis. Bonnae 1880: Dr. Körte, eine 
Stunde, unentgeltlich. 

Im k. archäologischen Seminar wird Prof. Wieseler 
ausgewählte Kunstwerke erklären lassen, Sonnabend 
12 Uhr, öffentlich. — Die schriftlichen Arbeiten der 
Mitglieder wird er privatissime beurtheilen. 

Archäologische üfebungen: Dr. KUrte , Donnerstag 
6 Uhr, privatissime, unentgeltlich. 

Vergleichende Sprachlehre. 

Entwickelungsgeschichte der indogermanischen Spra- 
chen: Prof. Fick, zwei Stunden. 



Orientalische Sprachen. 

Die Vorlesungen über das A. und N. Testament siehe 
unter Theologie S. 321 f. 



334 

Arabische Grammatik : Prof. Wüstsn/eld, privaiissime. 

Die syrische Uebersetzung der Recognitionen des 
Clemens legt zweimal, Mont. und Donnerst. 2 Uhr, zur 
Erklärung vor Prof, de Lagarde, öffentlich. 

Grammatik der assyrischen Sprache: Dr. Haupte 
Montag, Dienstag und Donnerst., 5—6 Uhr. 

Erklärung ausgewählter akkadischer Zauberformeln: 
Dr. Haupt, Montag und Donnerstag, 6 Uhr. 

Erklärung leichter Keilschrifttexte (Annalen Sarda- 
napaVs etc.): Dr. Haupt, für Anfänger, zweimal in zu 
bestimmenden Stunden, unentgeltlich. 

Assyriologische Uebnngen: Dr. Haupt, einmal, pri- 
vatissime, aber unentgeltlich. 

Anfangsgründe der ägyptischen Sprache: Prof. de 
Lagardßy 4 St., 11 Uhr. 

Interpretation eines vedischen Textes: Dr. Bechtel, 
zwei Stunden, Mittw. und Sonnabend, 12 Uhr. 



Griechische und lateinische Sprache. 

Aristophanes Frösche: Prof. von Leutach, vier Stun- 
den, 12 Uhr. 

Aristophanes Vögel: s. Alterthumskunde S. 12. 

Interpretation des Thukydides : Dr. Bruns, Mittwoch 
und Sonnabend, 12 Uhr. 

Pausanias: s. Alterthumskunde S. 13. 

Griechische Syntax: Prof. Sauppe, Montag, Dienst., 
Donnerst., Freit., 9 Uhr. 

Quellen der griechischen Dialekte: Prof. Fiekf zwei 
Stunden, privatissime. 

Ueber den homerischen Dialekt: Prof. JVcä, 4 Stunden. 

Plautus Pseudolus: Prof. Sauppe^ Mont., Dienst., 
Donnerst., Freit., 2 Uhr. 

Im E. philologischen Seminar leitet die schriftlichen 
Arbeiten und Disputationen Prof. Düthey, Mittw. 11 Uhr; 
lässt Euripides Phoenissen erklären Prof. von Leutsch, 
Mont. u. Dienst., 11 Uhr; lässt den Dialogus de orato- 
ribus el^klären Prof. Sauppe^ Donnerst, u. Freit., 11 ühr, 
alles öffentlich. 

Im philologischen Proseminar leiten die schriffclicben 
Arbeiten und Disputationen die Proff. v, Leutsch (Mittw. 
10 Uhr) und Sauppe (Mittw. 2 Uhr); lässt Euripides 
Alkestis Prof. von Leutsch erklären, Mittw. 10 Uhr, und 
Ausgewählte Briefe des Plinius Prof. Sauppe , Mittw. 
2 Uhr, alles öffentlich. 



335 

Philologische üebungen: Dr. Bruna, eine Stunde, 
unentgeltlich. 

Deutsche Sprache. 

Althochdeutsche Örammatik und Erklärung althoch- 
deutscher Texte: Dr. Wüherif Mittw. u. Sonnabend, 11 Uhr. 

Ueber althochdeutsche Dialekte und ihre Quellen: 
Dr. JBeehtel, Mittw. 6 Uhr, unentgeltlich. 

Altsachsische Grammatik und Erklärung des Gedichts 
Heliand: Prof. W. Müller, Mont. u. Donnerst. 10 Uhr. 

Erklärung des Nibelungenlieds, mit einer Einleitung 
über die deutsche Heldensage: Prof. W, Müller , vier 
Stünden, 3 Uhr. 

Die Üebungen der deutschen Gesellschaft leitet Prof. 
W. Müller, Dienst. 6 Uhr. 

Geschichte der deutschen Literatur: s. Literärge- 
schichte S. 333. 

Neuere Sprachen. 

Encyclopädie der englischen Philologie: Prof. Voü- 
möUer, drei Stunden. 

Erklärung von Shakespeare*s lulius Caesar : Dr. An- 
dresen, Donnerst. 12 Uhr, unentgeltlich. 

Historische Grammatik der französischen Sprache, L: 
Prof. Vollmöller, vier Stunden. 

Üebungen in der französischen Sprache: Dr. Andre- 
sen^ Mont., Dienst., M!ittw. 12 Uhr. 

Romanisch -englische Gesellschaft: Erklärung eines 
alt&anzösischen Textes; Einfahrung in das Studium der 
spanischen Sprache und Erklärung des Poema del Cid: 
Prof. VollmVller, 2 Stunden privatissime, aber unent- 
geltlich. 



Schöne Künste. — Fertigkeiten. 

Unterricht im Zeichnen mit besonderer Rücksicht 
auf naturhistorische und anatomische Gegenstände: 
Zeichenlehrer Peters, Sonnabend Nachm. 2—4 Uhr. 



Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit 
praktischen Üebungen: Musikdirector Hille, in passen- 
den Stunden. 



336 

Zur Theilnahme an den üebungen der Singakademie 
nnd des Orchesterspielvereins ladet Derselbe ein. 

Reitnnterricht ertheilt in der E. Üniversitäts-Beit- 
bahn der Üniv.-Stallmeister, Rittmeister a. D. Sehweppe, 
Montag y Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonnabend, 
Morgens von 8—12 und Nachm. (ausser Sonnabend) 
Ton 3—4 Uhr. 



Fechtkunst lehrt der Universitätsfechtmeister OrUne- 
kleej Tanzkunst der üniversitätstanzmeister HbUxke. 

Oeffentliche Sammlungen. 

Die Universitätshibliothek ist geöfihet Montag, Dienstag, 
Donnerstag u. Freitag von 2 bis 3, Mittwoch und Sonn- 
abend von 2 bis 4 Uhr. Zur Ansicht auf der Bibliothek 
erhält man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise 
verlangt; verliehen werden Bücher nach Abgabe einer 
Semesterkarie mit der Bürgschaft eines Professors. 

üeber den Besuch und die Benutzung der theologi- 
schen Seminarbibliothek, des Theatrum anatomicum, des 
physiologischen Instituts , der pathologischen Sammlung, 
der Sammlung von Maschinen und Modellen, des 200^- 
gisehen und ethnographischen Museums, des botanischen 
Gartens und des pßanzenphgsiologisehen Instituts f der 
Sternwarte, diQ% physikalischen Cabinets xxrndi Laboratoriums^ 
der mineralogischen und dergeognostisch-paläontologisehen 
Sammlung, der chemischen Laboratorien, des archäohgi' 
sehen Museums, der Gemäldesammlung, der Bibliothek 
des k. philologischen Seminars, des diplomatischen Appa- 
rats, der Sammlungen des landtoirthschaftliehen Instituts 
bestimmen besondere Reglements das Nähere. 



Bei dem Logiscommissär, Pedell Bartets (Kleperweg2), 
können die , welche Wohnuugen suchen , sowohl über 
die Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten und 
auch im voraus Bestellungen machen. 



Für die Redaction verantwortlicli : F. Bechtel, Director d. Gott. gel. Abs 
Oomnrissiong- Verlag der DietericK sehen Verlags -Buchhandlung. 
Drack ier Dteteridi'schen ünH>,-Buchdmckerei (W Fr. KätStMrl 



8E7 



von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
i;ind der Georg- Ai^g^sts-Universität 

zu Göttingen. 



17. Augnst. M 13» 1881. 

Köiiigliche Gesellschaft der Wissenschaften. 

Sitzung am 6. August. 

Wüstenfeld: Die Oeschicbtschreiber der Araber und 

ihre Werke. (S. Abhandl. XXVUI.) 
W i e 8 e l e r : Ueber die Biehler'ßche QemI^ep-S^I^mlu^g. 
Boedeker: Ueber das Lycopodija. 



Lycopodin 

von 
Eaii Boedeker. 



Jedes Jahr läBt die große Zahl der den pha- 
nerogamischen Pflanzen entstammenden Alkaloide 
durch neu entdeckte beträchtlich höher an- 
schwellen; aber aus dem großen Reiche der 
Kryptogamen kennen wir nur aus deren nie- 
drigster Ordnung, — der der Pilze, — im Mus- 
carin .und Amanitin, zwei interessante Alka- 
loide, (ahgesehn von den noch erst sehr unter- 
suchungsbedürftigen Alkaloiden im Pilz des 
Mutterkorns) ; aus dem weiten Gebiete der übri- 
gen Kryptogamen — (der Laub- und Leber- 

26 



338 

Moose, Lichenen und Algen, sowie anch der 
sämmtlichen Gefäß-Kryptogamen, -Farne, Schach- 
telhalme, Lycopodien u. a.) — ist bisher nicht 
ein einziges Beispiel von Alkaloid-Bildung in 
der Pflanze bekannt. Möge eine kurze Mitthei- 
lung der Darstellung, Zusammensetzung und der 
Haupteigenschaften des ersten Alkaloides aas 
dieser großen Abtheilung der Pflanzenwelt — 
den nicht zu den Pilzen zählenden Kryptogamen 
— hier Platz finden. 

Lycopodium complanatum L. von Holland 
durch Nordwest- bis nach Nordost- auch Mittel- 
Deutschland sich ausbreitend, lenkte mich durch 
seinen bitteren Geschmack auf seine Unter- 
suchung. Einem alkoholischen eingedickten 
Auszuge der Pflanze wurde durch Wasser alles 
Bittere entzogen, diese Lösung mit Bleiessig ge- 
fällt, das Filtrat durch H2S entbleit, dann im 
concentriertem Zustande mit Na OH alkalisiert 
und mitAether ausgeschüttelt; der aus dem ab- 
gehobenen Aether nach dessen Entfernung blei- 
bende braune zähe Bückstand wird in neutrales 
salzsaures Salz verwandelt und wiederholt um- 
krystallisiert. 

Durch Ausschütteln der alkalisierten Lösung 
des reinen salzsauren Salzes mit Aether, Chloro- 
form, Benzol, und Verdunsten solcher Lösungen 
hinterbleibt das freie Alkaloid fast nur als zähe 
klebrige Masse, die dann aus Alkohol sehr lang- 
sam einigermaßen krystallisiert. Es reagiert 
stark alkalisch, wird durch Jodwasser auch ans 
sehr verdünnter schwachsaurer Lösung stark 
kermesbraun gefällt, schmeckt sehr bitter, ist in 
Wasser, wie Alkohol, leicht löslich. Auch aas 
ziemlich concentrierten Lösungen des salzsauren 
Salzes läßt sich das Alkaloid (wegen seiner ho- 
ben Löslichkeit in Wasser) nicht wie Chinin^ 



339 

Morphin, faHeii; erst wenn man die ganz con- 
centrierte Salzlösung mit höchst concentrierter 
Aetzlange und noch festem Aetzkali im üeber- 
schuß versetzt, scheidet es sich als eine harzig 
klebrige Masse aus, die sich nun aber beim 
Stehn unter der Flüssigkeit in farblose 1,5 Gm. 
große monokline Prismen verwandelt. Am na- 
türlichsten wird dies Alkaloid nach der Familie 
nnd der Gattung, der es entstammt, Lycopodin, 
zn nennen sein. 

Das wasserfrei krystallisierte Ly- 
copodin, C82H52N2OS, schmilzt bei 114—115^0. 
ohne Gewichts-Aenderung. Die großen Schwie- 
rigkeiten das freie Alkaloid in zur umfassenden 
Analyse genügender Menge und Reinheit zu er- 
balten, ließen hauptsächlich das salzsaure Salz 
und das Golddoppelsalz zur Analyse geeignet 
erscheinen. Die obige Formel 

C82H52N2O8 

fordert: gefunden wurde: 

C = 75,00 75,8 

H = 10,15 10,3. 

Salzsaures Lycopodin. Läßt man einer 
neutralen Lösung des salzsauren Salzes recht 
lange Zeit zum Krystallisieren , so erhält man 
es nach öfterem Um krystallisieren endlich in 
prächtigen farblosen, glashell glänzenden großen 
sehr eigenthümlichen monoklinen Prismen, die 
bei oberflächlicher Betrachtung wie 8-seitige 
oben und unten gerade abgestutzte Prismen er- 
scheinen, üeber ihre krystallographischen, zu- 
mal merkwürdigen optischen Verhältnisse dür- 
fen wir wohl später auf Mittheilungen von Herrn 
Professor Klein hoffen. 



34a 

OsiHö^NjOs, 2HG1, IHaO 

fördert: gefanden ist: 

C = 63,68 63,1-^63,3 

H ^ 9,29 9,8— 9,2 

N ^ 4,65 4,5- 5,2 

Cl = 11,77 10,6—10,8. 

Bei 100^ 0. gettocknet vörliert das Salz 
1 Mol. H2O: 

berechnet 3,0 7o; gefunden: 3,0—3,5 <^/o. 
Solches Salz 

C82H52N2O5, 2HCI 

fordert : ^efatiden : 

Ci = 12,1 12,1—11,98 
N = 4,8 4,7— 4,9. 

Salzsanres Lycopodin -Goldchlorid 
scheidet sich ans mäßig starker Lösung des neu- 
tralen Salzes mittelöt etwas überschüssiger Gold- 
chloridlösung zuerst als hellgelbe milchige Trü- 
bung aus, die feifeh böitli Stehen unter der Lö- 
sung in glänzende Mh^ Nädeichet umsetzt. 

C82H52N2O8, 2HC1, 2AuC!i8, IH2O: 

fordert: gefunden: 

C = 31,74 31,51—31,21 
H :^ 4,63 4,70— 4,67 

Au= 32,56 82.53—33,07. 

Mit I^latinchlorid wurde klein brauchtäres 
Döppelchlorid dargestellt. Sobald der Besiiü 
Von mehr Lycopodin dife Weitfere Vörfblguilg 
einiger bereits beobachteter intleressantter Zer- 
Btötzutigeii desselben gestattet, behalte ich mir 
weiteren Bißricht tor. 



341 



Bei der Königl. ÖesöUschaft der Wis- 
secscbftften eingegangene DrUck^chrifbön* 



Haa bittet diese Yerzeichnisse zngteich als Empfangsanzeijfeii auuthen 

za wollen. 



März 1881. 

(fortdet^ung). 

M^moires couronnes et M^m. de« sayants Strängen. T. 

XXXIX* 1879. T. XLU. 1879. T. XLIII. 1880. 4^ 
M^moires couronn^s et autres M^m. T. XXIX» XXX. 

xxxn* 8^ 

Tables des Memoiren des membtes. 1816 — 1857 et 
1858-1878. 

GoUection des Ghroniqnes Beiges in^dits, 

in 4^ 

Odrttilftite de TAbbaye Dorval. 1879. 

Istoire et Ghrdniques de Flaadres. T. I. 1879. T. II. 

1880. 
Ohrdni^ues de Brabant et de Flandra. 1879. 
Gorrespöndance du Gardiflal de Oranville. 1880. 
Ly M^tenr des Histors. T. VL 1880. 



Camera dei Deputat! Relazione della GommisBione etc. 

T. I— n. Roma. 1880. 
Gh. Lütken, Spolia Atlantica. Gm Formforandringer 

hos Fiske. EjObetihaTH. 1880. 
E. P r y t E , UnderHoeffelser ovet Lysets brydning i dempe 

og tilsvarande vaedsker. Ebd. 1880. 4^ 
Oversigt over det Kk Danske Videuskabemefl Selskabs 

Forhandlinger. 1880. No. 2. 
Sitzutlgsberii&hte der tiatvacf. Gesellsoh. bu Leipzig. 1880. 

No. 1-^2. 
Da B. Boncompagni» Bnlletino di Bibliografia e di 

Storia clell6 Seiend matfaem. e fitiche. Roma. 1880. 4^ 
Revista Enskara. Anno quarto. No. 36^ S6. 
C. Scbmidt, ehem. UnteiiBuchttng«a der Schwarserdem 

Ton Ufa u. Ssmara. Dorpat. 
Annales ^e la Fa<^lt^ des 4ettx;e8 de B^rdeaUK. 188U 

Nr. 1. 



St&tjstioa dei Debiti cot 

Borna 1880. 
Jobn HopfciDS nuiversit; ( 

1881. 
Report of tho United Stat. 

for 1877. Wasi. 1880. 
H. Wild, die Temperatni 

ReiohB. 4". Mit Atlas ii 
Uemoira of tba R, Aetroi 

1879—80. London 1881 
Annalee de la Soci^td Qeo 

Li^ge 1881. 
Abhandlungen der histor. 

zn Mönchen. Bd. XV. 
Abhandl, der philo80ph.-pb 

3. Ebd. 
Meteorolog. nnd maj^netiBC 

Sternwarte bei MQ neben 
Atti della R. Accademia d 

1879 — 80. Serie terea 

Sciense Morale. Storicbc 

Roma 1880. Memorie d 

Mathematicbe e Naturali 
SitzuD^Bbericbte der phyeil 

in Erlangen. 12. Heft. 
Bulletin de TAcad. Imp. dei 

T. XXVIT. No. 2. Fol. 
Statiatica della Sooietk di 



BotaniBcbea Central blatt. 

Kassel. 
Transaciiona and Proceed. 

ciety of South Auxtralia. 
Forechunffen auf dem Ge 

herausg, tou der üngai 

VIII. Hft. IX. 1879, (I 
Verhandl. des naturf. Vei 

1879. 
Beviata Euakara. Anno p 

aeenndo. No. 11—21. i 



343 

Travaux et M^moires du Bureau international des Poids 

et Mesures. T. I. Paris 1881. 4^ 
Annali di Statistica. Vol. 21. 24. 1881. Roma. 
K. Pettersen, Lofoten og Vesteraalen. (Archiv for 

Mathem. og. Natur yid.) Obristiania 1878. 
Rendiconto deir Accademia delle Scienze fisiche e ma- 

thematiche. AnuoXV. 1—12. Napoii 1876. A. XVI. 

1—12. Nap. 1877. A. XVII. 1—12. Nap. 1878. A. 

XVllI. 1—12. Nap. 4. 1879. 
Sitzungsber. der pbilos. pbilolog. u. bistor. Gl. d. Akad. 

zu Müncben. 1880. VI. 1881. I. 
Bulletin de la Socit^t^ matbäm. T. IX. No. 2. 
Jabresber. dei naturbistor. Vereins von Wisconsin f&r 

1880-1881. 
Atti della R. Accademia delle Scienze fisicbe e mate- 

maticbe. Vol. 7. Napoii 1878. Vol. 8. ibid. 1879. 
Mittbeilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für 

Steiermark, Jhrg. 1880. Graz 1881. 
Geograpbical ExploratioDS and Surveys. West of tbe 

lOOtb Meriian Topograpbical Atlas. Wbeeler 1875. 



Mai. 

Atti de la R. Accademia dei Lincei. Vol. V. Fase. 

10. 11. 12. 
Annuario statistico italiano. Anno 1881. Roma. 
B. Boncompagui, Bulletino di bibliografia e di 

storia delle scienze matbemat. e fisicbe. T. XIII. 

Roma. 1880. 4^ 

Nach einer brieflichen Mittbeilung, die betreffende 

Widmung steht auf dem Exemplare selbst, ist dies 

Geschenk für die Gauss* Bibliothek bestimmt. 

E. Schering. 
Journal of tbe R. Microscopical Society. April 1881. 
Bulletin of the American Geograpbical Society. 1881. 

Nr. 1. 3. 
9K0J£iP, 4>J0rAITIS, EFXEIPIJION SYNTAFMATI- 

KOT, Athen. 1879. 
Wbeeler^ Geograpbical Surveys and Explorations west 

of the lOOtli meridian. 

Topograpbical Atlas. 
Leopoldina. H. XVII. ^o. 7—8. 
Annual Report of the J. Hopkins üniversity. Bal- 
timore 1880. 



i. Bopkii 

Nahire. 60! 
Hitth. d«r 

0*UBteH 
Atti della 

1881. 
.Jsbrbacb i 

1881. 
Veibaudlaii 

doppelt). 
Verbandl. < 

Bd. XT. 

A. W«bei 
Bilaoci coi 
Montblj S 

XLI, Ho 

Studeute 
Tcrhftndl. d 

B. Ha«. ei 
Peterib. 

A. Schiel 
Näea-Hi 
T. XXVI 

ZoitscbMft 
35. Hft. 

C. N. Cai 
Fireiiie. 

F. Paeini 
Ebd. 18f 
Mon»tsbeti 
Prooeed. of 
Eciilgi Ml 
Bulletin of 
Tftrd Col 
AstronoiaU 



F&c die Eedu 



s^ 



Nachrichten 

von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg- Augusts-Universität 

zu Göttingen. 



16. November. M li. 1881. 



Köiiigliche €eselkdiaft der Wissenschaften. 

Sitzang am 5. November. 

Wüstenfeld: Die Geschichtsschreiber der Araber and 
ihre Werke. Abth. 2. (Abhandl. Bd. XXVIU.) 

Pauli: Noch einmal über das Bechnnngsbnoh znr 
zweiten Kreuzfahrt des Grafen Heinrich von Derby, 
nachmaligen Königs Heinrich IV. von England. 

de Lagarde: lohannis Euchaitorum archiepiscopi 
quae in codice Vaticano supersunt graece. Th. 2. 
(Abhandl. Bd. XXVIII.) 

Derselbe: Zur Nachricht. 

Schering: Heber Geschenke des Princ. Boncompagni 
an Gauss Bibliothek. 



Noch einmal über das Rechnungsbuch 
zur zweiten Kreuzfahrt des Grafen 
Heinrich von Derby, nachmaligen Kö- 
nigs Heinrich IV von England 



von 
K. Pauli. 



Nachdem ich eine Ausgabe des Rechnungs- 
buchs über die preußisch-lithauische Fahrt des 
Grafen Derby vom Jahre 1290/1 so ziemlich 

27 



846 

druckfertig hergestellt habe, damit sie zunächst 
in der Sammlung der Camden Society in Lon- 
don erscheinen könne, ist mir aus dem Public 
Record Office daselbst in gleicher Weise eine 
beglaubigte Yollständige Abschrift des Buchs über 
die andere, noch unendlich bedeutendere Fahrt 
desselben Fürsten zugestellt worden. Erst da- 
durch wird es möglich den reichen Inhalt dieser 
Urkunde sicherer zu erkennen, als ich es vor 
anderthalb Jahren in wenigen flüchtigen Stunden 
aus dem Original selber zu thun vermochte. 
Meine Mittheilungen in den Nachrichten vom 
1. Mai 1880 bedürfen daher viellach einer Er- 
gänzung. 

Nach einer sorgfältigen Durchsicht der eng 
beschriebenen 77 Folioseiten und der über die- 
selben vertheilten 23 Rubriken, unter welchen 
unzählige Ausgabesätze eingezeichnet sind, läAi 
sich, was in erster Linie unerläßlich erscheint, 
das Itinerar, so bedeutsam für die Topographie 
und Culturgeschichte der Zeit, viel besser fest- 
stellen, als ich es damals versuchte. 

Ohne Frage galt die zweite Unternehmung 
des Fürstensobns ursprünglich ganz wie die erste 
lediglich einem Auszuge oder, wie man allge- 
mein sagte, einer B e i s e an der Seite der Deutsch- 
ritter gegen die heidnischen Lithauer. Im Juli 
1392 trat Heinrich von Lynn in Norfolk aus, 
einem Hafenort mit hansischem Stahlhof und 
im regsten Handelsverkehr mit den deutscheu 
Seestädten der Ostsee, die Seefahrt au, über die 
aus den Rechnungen nur durchschinimert| dafi 
die Küste von Norwegen angelaufen wurde. Die 
Landung fand bei Leba au der Küste von Po-« 
merellen statt; am 10. August, dem St. Lorenz- 
tage, genau wie vor zwei Jahren, ritt Graf Hein- 
rieb wieder in Danzig ein. Dort aber warf schon 



347 

in den nächsten Tagen eine Gewaltthat der 
Engländer den bisherigen Eriegsplan um. Die 
Erklärung findet sich bei einem gleichzeitigen 
preußischen Geschichtsschreiber , Johann von 
Posilge, SS. rerr. Pruss. HI, p. 182: „Item dor- 
noch uf dem herbest qwam der here von Lant- 
kastel in das land, und wolde gereyset habin mit 
den herrin. Nu slugen dy synen einen erbaren 
Knecht tot czu Danczk, der hys Hannus von 
Tergawisch (Targowitz), hie us deme lande. Do 
besorgete sich der herre vor synen frunden, das 
sie das worden rechen, als sy an hatten gehabin, 
und czog weder us deme lande ungereyset.^^ 
Dies wird bestätigt durch die auf fol. 10 des 
Rechnungsbuches unter dem 25. August einge- 
tragene Notiz: Rectori ecclesie de Dansk — - d. 
h. dem Pfarrherren von St, Marien — pro se- 
pultura Hans et famuli sui per convencionem 
secum factam per dominum Hugonem Heslec ibi- 
dem eodem die 7 nobles 5 solidos sterl. Damit 
stimmt ferner auf fol. 66 unter der Rubrik Ob- 
laciones et Elemosine nach dem 16. August 
die Notiz: Item in oblacione domini et familie 
Bue apud Dansk die sepulture Hans et famuli 
sui una cum elemosinis distributis ibidem diver- 
sis pauperibus eodem die 3 nobles. 

Die Fahrt des Grafen von Danzig nach Kö- 
nigsberg und zurück: Aug. 26 Dirschau, Aug. 
28 Elbing, Aug. 31 Braunsberg, Sept. 1 Heili- 
genbeil, Sept. 2 Königsberg, Sept. 4 Branden- 
burg, Sept. 5 Braunsberg, Sept. 6 Elbing, Sept. 
7 Dirschau galt offenbar einem Besuche der Or- 
densbehörden, bei welcher Gelegenheit in Folge 
jenes fatalen Ereignisses der Entschlaft zu Stande 
kam von einer Reise gegen die Lithauer ab- 
zustehen, dagegen aber, vermuthlich doch um 
dem gethanen Gelübde nachzukommen, die weite 

27 • 




>348 

Land« and Seefahrt zn den Johannitern auf Bho* 
do8 anzutreten nnd von dort aus zum heiligen 
Grabe zu pilgern. Zu diesem Behuf war zn- 
nächst ein abermaliger Aufenthalt in dem wohl 
bekannten Danzig. erforderlich, der sich an einer 
Fülle von Anschaffungen bis zum 23. September 
verfolgen läßt. Ein Theil der reisigen Mann- 
schaft und der Pferde mit ihrer Ausrüstung und 
reichlicher Verpflegung wurde zur See in die 
Heimath zurückgeschickt, wofür der deutsche 
Schiffer f Ludkyn Drankmaister , magister na?is, 
vertragsmäßig 100 Mark englisch erhielt, foL 
69* Mit den übrigen machte sich Graf Heinrich 
nach gehöriger Yerproviantirung landeinwärts 
auf. Dentlidi lassen sich die Spufen verfolgen, 
daß Fouriere einige Tage früher vorauf giengen 
•um Führer und Gespanne anzunehmen und Qua^ 
tier zu machen.. Auch für Geleitsbriefe derje- 
nigen Landesftirsten, deren Gebiet der Zug be- 
rührte, mußte gesorgt werden, wie gleich zu An- 
£ang des Pommernherzogs Wartislav VU. , pro 
scriptura . et . . sigillacione unius sauveconductos 
ducis de Stulpez (Stolp), fol. 16. Mächtigeren 
Fürsten wurde- dann auch wohl ein Besuch ab- 
gestattet, an ihrer Residenz ein längerer Aufent- 
halt genommen, was gelegentlich in deren wirth- 
-Bcfaaftliche Zustände erwünschte Ausblicke ge- 
stattete Das fernere Itinerar des Grafen selber 
aber ergiebt sich aus den verschiedenen Rubrikai 
-des Bechnungsbuches folgendermaßen: 

Sept. 24 Schöneck, Sept. 25 Polysene, Polessine 
(mcht Polzin , sondern Poleschken , drei Meilen 
weiter,- wie mir Herr Professor Caro in Breslau 
freundlichst angegeben), Sept. 26 Hamerstedes^ 
-Hammerstein, Sept. 27 Schevebene = Schievd- 
bein, wo die Länder des Hauses Luxemburgt 
zonächfit das Gebiet des Kurfürsten von Branden- 






borg, des jnBgen Markgrafen Sigismund, seit 
1387 Königs von Ungern, betreten wnrde, Sept. 
28 Drawyngburgk = Dramburg, Sept. 29 Arns-. 
walde, Oct. 1 Londesburgh = Landsberg, Oet. 2 
Dresse *=: Driesen, Oct. 4 Frankfurt a/0., Oct; 
5 Gobin s=3 Guben in der Lausitz, Oct. 6 Tre- 
boll :^ Tribel, Oct. 7 Gorlech =;;.Görlita, Oct.. 
7—9 Zittaw = Zittau, Oct. 10 Nemanoe = Nie- 
mes in Böhmen, Oct. 11 Whytwatör = Weiß- 
wasser, Oct. 12 Brounslowe, vermuthlich Bunzlau. 
Vom 13. bis zum 25. October wird in Prag 
Quarti^if genommen, was nicht nur die yielen. 
Summen^ mit denen in diesen Tagen die Yev^ 
pflegung und weitere Ausrüstung bestritten 
wurde , sondern namentlich auch Ausgaben für > 
kostbare Stoffe und kunstvolle Schmuckgegeu* 
stände beweisen, wie sijb in der von Karl IVi 
mächtig gehobeneu Hauptstadt seines deutsch- 
böhmischen Beichs zu haben waren. Der eng- 
lische Fürstensohn hat sich demi auch an dem < 
stattlichen Orte, in seinen Heiligthtimern und 
den Schlossern der Nachbarschaft fleißig umge-'- 
seh^, am 20. und 21. October den Hradschin, 
castellum de Prake, foL 66, am folgenaen Tage 
den stolzen Bau des verstorbenen Kaisers , den 
Karlstein — apud Charlestan ad reliqnii^ inka 
castrum 3 nobles^ fol. 65, und in denselben Tai- 
gen, wie es scheint, zu wiederholten Malen den 
mit Biebard IL von England verschwägerten > 
Wenzel , König der Römer . und von Böhmen, 
auf seinem Lieblingssitz, dem JagdsQh|;oß Bett^ ^ 
lern (böhmisch Zebrak), besucht: per 3 dies quo 
dominus fnit apud BedelP cum rege Bpemie.;.. 
pro diversis victualibus cdriandis de Prake us- ; 
qae Bedeler fol. 21. Sollte nicht auch Berne, 
von wo am 19. urid am 22. October verrechiiet 
wird, das ich früher durch Bezno südwefitlipli! 




350 

Ton Btmzlaa erklären Trollte, wofür Profesior 
Caro Benatek, speciell Alt-Benatek vorschlägt,' 
ebenso ^t wie Bedell' unr eine abgekürete Form' 
für Bettlern sein, wie sie dem Schreiber in die 
Feder kam? Es ist bekannt, daß Eönig Wenzel ' 
in den Bedrängnissen, die er sich bereits Enge-' 
zogen, höcht nngem tod seinen Schldsaem nach^ 
Prag kam*). Unsere Rechniangen denten aber 
bestimmt auf mehrfachen Verkehr des Iadcs- 
sters mit ihm hin. 

Am 26. setzte Graf Heinrich die Reise fort' 
and rastete Nachts im Prada (Böhmisch Brod?),. 
Oct. 27 in Denchebrod — Dentsch Brod, Ort. 
18 in Uisserich := Grofi Meseritsch in Mäbreo, 
Oct. 29 erreichte er Bronne := Brunn. Von 
hier scheint er am 1. November weiter gesogen 
za sein nnd an einem Orte übernachtet zn b:^ 
ben , der fol. 23 als Wiskirke eingetragen ia^ 
erreiclite am 2. Drising = Drösing in U^to^ 
Oesterreich, am 3. Seonekirke, Schönkirchen bei' 
Gänsemdorf, nnd am 5. Wien (Wene), wo 4 
Tage Aufenthalt genommen wurde. Es ist be- 
zeichnend, daß er in längeren Quartieren wie 
hier, wie in Brunn nnd besonders aach in Prag 
die Herbei^e stets durch seinen Lancaster oder 
Mowbray Herold mit seinen Wappenschilden 
schmücken lieB, rermotblich mit Rücksicht mV 
die Tomehmen Besuche, die ihm erwidert wur- 
den. In Wien aber wurde nicht nur mit En- 
herzog Aihrecht IH., sondern namentlich ancb' 
mit dem jungen Sigismnnd, König von Ungarn, 
verkehrt, der damals in den ungarischen nnd 
böhmischen Wirren mit Oesterreich znaammen- 
hiett, nnd vielleicht jetzt schon die politische 



fUrt, ibid. 218. 471. 



ÖÖJ. 



Verbindang zwischen den Häasern Lancaster nnd 
Lnxenbürg angeknüpft, welche später zur Zeit 
des Gonstanzer Goncils die höchste Bedentang 
gewann, vgl. fol. 26 : Nov. 6. pro batillagio ultra 
aqnam iuxta mansionem regis Hungarie, willkom- 
men für das bis dahin dürftige Itinerar Sigismunds. 
Außerdem aber wurde wieder ein mehrtägiger 
Aufenthalt in einer größeren Stadt benutzt um 
die Schäden an Geschirr und Fuhrwerk auszu- 
bessern, Wagenführer mit ihren Thieren, die von 
Danzig aus nicht nur bis Prag und Wien, son- 
dern sogar bis Venedig Gontract gemacht zu ha- 
ben scheinen , abzulöhnen und für weitere Aus- 
nistung und Geleit zu sorgen, wie denn z. B. 
ein Schildknappe (scutifer) des Erzherzogs von 
Wien bis Venedig mitgieng, pro quodam scuti- 
fero ducis Ostricie veniente cum domino de Wene 
asque Venis, fol. 72. 

Die Weiterreise läßt sich wie bisher an den 
einzelnen Stationen verfolgen, die zunächst keine 
Schwierigkeit machen, denn die zweifachen Da- 
ten finden in dem Vorausziehen der Fouriere 
ihre Erklärung. Nov. 8 wird noch aus Wien, 
aber auch aus Drossekirke == Traiskirch datirt. 
Es folgen Nov. 9 Newkirke = Neunkirchen, 
Nov. 9 (11) Mersolech = Mürzzuschlag , der 
erste Haltplatz in Steiermark, Nov. 10 Slome- 
restowe, auch Stamerestowe geschrieben, das sich 
nur mit dem Semering decken wird, 11. Kim- 
burgh = Kindberg, 12. Lauban = Leoben,, 13. 
(14) Knotilsfel == Knitterfeld, 14. Newmark = 
Neumarkt, 14.(15) Roudenburgh (Roweingburgh), 
Dach Professor Caro's Meinung Rothenthurm bei 
Jndenburg, No. 16. (17) Fresak (nicht Husak) 
= Pri8ach in Kärnthen, Nov. 15. (16.) Seintfete 
= St. Veit, Nov. 17. (18.) Felkirke (Fellekirke) 
= Feldkirch, Nov. 17. (18.) F-" k (Fillawk, 



tai 
St 
Si 



de 
ki 
■11 
d« 



Meerfahrt , von der die' Urkunde doch mehr, als 
sieh bei der ersten eiligen Darcbsieht heiraus 
bringen ließ, ja^ zam Theil sehr bedeutende An- 
gaben bewahrt. Mit Unterstützung der rene- 
tianischen Behörden, besonders aber, wie aus- 
drücklich hervorgehoben wird, durch die Ver- 
mittlung des Johanniter Prior» in England, Jo- 
hann von ßadingtoü , der sich in Venedig der 
Expedition anschloß, wurden für 2785 Ducaten 
die Galeen geheuert, welche den Prinzen nach 
Jaffa hin und zurück führen sollten: pro Galeis 
domini deVenis' usque portumJaff' et redeundo 
Venis' ex convencione cum eis facta per priorem 
St. Jobannis Jherosolimitar in Anglia et per 
senescalcum föl. 69. Daß sie mit Allem ^ was 
die Eeise erforderte, versehen wurden, geht aus 
vielen Bechnungen hervor. Der Tag der Aus-^ 
fahrt hingegen ist nicht verzeichnet , nur ergibt 
sich aua der Liste der Opferspenden , daß man 
am WeihnaeMstage vor Zara lag: in oblac^ do^ 
mini apud Jarr' diia natalis doiinini fol. 68. Dar- 
auf sind Lissa, Corfu, Modon (Südwestspitze des 
Feloponnes) angelaufen, bis man nach Rhodos 
kam, wo wieder beträchtlich Proviant an Bord 
genommen wurde. Nach der Landung bei Jaffa 
(Jaffr^) werden die Einzeichnungen , ohne daß 
auch liur ein Datum angegeben wäre, in' der 
That sehr einsilbig. Offenbar war dem; Prinzen 
nur gestattet in wenigen Tagen als schlichter 
Pilger das beilige Grab zu bäsuehen. Ein Esel 
wird gemiethet um Lebensmittel, darunter Zie- 
gen, Beb, Geflügel, Fisch, Eier, Oel, Wein, Zu- 
ckerwasser, Salz nach. Bamah (ßamesyd. i. Bamla, 
Arimathia) und Ton dort nach Jerusalem zu 
sehaffien" ^ Hier Werden Wäöhskertfen (cander 
cer;)^ tmd Wein g^kaufi'föL.SÖ.; 40, . Voi Obla- 
tionen keine Spur, wenn nicht fol. .60 sujpßf : 



354 

momUm auf den Oelbeig'za deuten sein durfte. 
Ehinn gieng es anf derselben Straße an die 6a- 
leen zorfick, die, nachdem sie einige Nahrnngs* 
mittel verladen, nnnmehr nach Gypem steuerten, 
wo noch immer ein Lnsignan, Jakob I., ein christ- 
liches Königreich beherrschte, dessen Beziehun- 
gen zu England seit Richard Löwenherz niemals 
ganz abgerissen waren ^). Die Eintragungen be- 
zeugen, daß man bei Famagosta an das Land 
gieng und Ton dort aus an den Eonigshof nach 
Nicosia zog: in expensis domini prioris Sancti 
Johannisy domini Otes Graunson et aliorom mi- 
litnm et scutiferomm enntium versus regem Gy- 
prie de Ffami^ast usque Nikasye ... 19 duc. 
foL 40. Baff fol. 42, Paphos auf Gypern, wurde 
auf der Weiterfahrt berührt. Ein längerer Auf- 
enthalt galt alsdann den Johannitern in Rhodos, 
in deren Schloß Graf Heinrich nicht nur den 
Reliquien der Kapelle Opfer spendete, sondern 
auch wieder sein , seiner Ritter und Knappen 
Wappenschilde aufhängen ließ. Viele Lebens- 
mittel wurden dort angeschaft, fortan auch wäh- 
rend der ganzen Heimreise bis England bestän- 
dig fnr einen Le'oparden Sorge getragen, der in 
Rhodos vermuthlich dem Prinzen zum Geschenk 
gemacht wurde. Die Fahrt gen Westen gieng 
durch die Inseln des Archipelagus, berührte Kos 
(apud Langon) Polykandro (in Comona, d. i. 
Gorogna) und Modon. Im adriatischen Meere 
wurde bei Corfa, Ragnsa, Lissa, Zara und Pola 
angelegt. Unter den von Graf Heinrich im Spiel 
verlorenen Summen sind zwei am 23. und 25. 
Februar eingetragen: in galeia, fol. 60. 

1) Jacob von Cjpem an Richard IL, Jnli 1393 bei 
Haine, Extracts from Northern Registers p. 425 vgl. 
Stubbs , The Medieval Eingdoms of Gyprus and Arme- 
nia, Two Lectures p. 45. 



355 

Seit dem 21. März spätestens weilte der 
Prinz wieder zu San Giorgio in Venedig, anla 
domini apud S. Georgium fol. 44, wo er, wie 
es scheint, die Osterzeit nnd beinahe den gan- 
zen April verbrachte. Allein er wie seine Die- 
ner waren in beständiger Bewegung auf Wasser- 
nnd Landwegen um zu sehen und zu kaufen, 
darunter namentlich viele kostbare Stoffe, Sara- 
met, Seide, Brokat, Pelze, Gold und Silber für 
Schmuck und Rüstung. Zwölf Ducaten kosteten 
die acht Tafeln, auf welchen der Mowbray He- 
rold die Wappenschilde des Herrn und seines 
edlen Gefolges in San Marco anheften mußte. 
Wiederholt wird über Mestre nach Treviso ge- 
fahren, wohin gegen Ende April auch das Haupt- 
quartier aufbrach. Aus Nowall = Noale wird 
am 28. datirt. Die Städte Padua, Vicenza, Ve- 
rona, Lodi (Lauda) Mai 10., Mailand (Melan) 
Mai 13, Pavia sind, wenn auch nicht alle vom 
Prinzen selber, so doch von seinen Boten be- 
sucht worden, fol. 46—48. Am 18. dieses Mo- 
nats befand sich der Trupp in Vercelli und er- 
reichte noch am selben Tage Chevanx = Chi- 
vasso. Am 21. stand man in Turiii wieder am 
Eingange in die Alpen, am 22. apud Velayn, 
apud Avylan = Avigliana, Ryweleo = Rivoli. 
Vom 23. — 25. war Sehusa = Susa Heerlager, 
von wo aus der Mont Cenis überstiegen wurde. 

Die datirten Stationen in Savoyen, Burgund 
nnd Frankreich sind hierauf folgende: Mai 26. 
Launcebrogge = Lanslebourg, 27. Fourneworthe, 
ein arg verschriebener Name, hinter welchem 
Termigeon stecken mag, apud S. Michaelem = 
28. Chambore = Chambery, 29. 30. Egebelle = 
Aigebelette (nicht Aix les bains), 31. Floren'? 
Juni 1 Jan = Yenne, wo der Bhoneflnß, ultra 
aquam, überschritten wurde, Juni 2. Basseboa 



356 

EtossiloQ, 3* Syrombert =» St. Rambert, 4 Pom- 
pin«t? 5. Fowntenay? Brom? Bagg' = Bage, 
6. Macon, 7. Turnes ss= Tournug, 8. Chalons sur 
Saone, 9. Bewn, Beaume = Beaune, 10. Ploreyn? 
11. Chance = Chanceaux, 12. Moyvilarbard (Am- 
pilly les Bordes?), Chastelon = Chätillon sur 
Seine, 13. 14. BereeasBar snrSeioe, 15. Troy» 
=s Troyes, 16. Marin = Marigny, !?• Nogent, 
18. Province as Provins, 19. Graun tpoiase, .20. 
Bricounte Robert = Bri Comte Robert^ 21. Pounfc- 
chareton = Charenton, 22. Parys. 

Nur wenige Tage Erholung in A^t fraÄzöBi- 
schen Hauptstadt waren yergönnt, ddrin gieng 
es weiter über Ämiens (Amyas) nach Galais, 
von wo am 30. die üeberfahrt nach Dover er* 
folgte. Am 1. Juli wurde in Canterbury geo- 
pfert und datirt, dann ritt man weiter überSit- 
tingbourne und Osprey nach Rocb'ester am 2., 
nach Dartford am 8. Juli. Das letzte Datum 
Juli 5 ist aus London. Dort wahrscheinlich er- 
folgten auch die Ablöhriungen der Mannschaft 
am 13. Juli. 

Dies Itinerar, das sich über ein ganzes Jahr 
erstreckt, cofrigirt nicht nur weseritfich 'den Be- 
richt, welchen ein halbes Jährhundert später 
John Capgrave über die zweite Kvexxzfahtt des 
Grafen von Derby seinem Liber de illustribus 
Henricis p. 99 — 101 eingereiht hat, sondern dient 
vor allem als das feste Gerippe für die zahllosen 
Ausgaben, Löhne und Preise, die in der seltenen 
Urkunde als die statisti^hen Belege für die 
Verkehrs- Lebens- und Culturverhältnisse der 
Zeit in verschiedenen europäischen und» auÄer- 
europäischen Ländern verzeichiiet stehn. Daö Do^ 
cument dürfte für den Verkehr in den genlianisch- 
slavischen Grenzgebieten und die pofitiichen' 
Bewegungen dasölbst, die »w dem Jahren 1892/3 



Hür dfirftig überliefert mnd, geradezu einzig in 
seiner Art sein. 

Für den Schatzmeister Richard Kyngeston 
war eß wahrlich keine kleine Arbeit die Ausga- 
ben, darunter reiche Gaben und Geschenke, in 
den verschiedensten Währungen nach englischen 
Goldnobeln, preußischer Mark, böhmischen Gro- 
schen und Gulden, Gulden von Aragon, venetia- 
nischen Scudi und Ducaten, orientalischen Aspern, 
grosses siccez, picherons, blanks, impe- 
riales zu verrechnen, das Wechsel-Agio richtig 
auszugleichen und schließlich in Sterling Münze 
genau auf Heller und Pfennig anzuschreiben. 
Durch Erlaß des Grafen Heinrich, datirt Leice- 
ster den 4. Januar 1394, wurde ihm Decharge 
ertheilt. 



Zur Nachricht. 

von 
Faul de Lagarde. 

Im Jahre 1860 habe ich in der Vorrede zu 
meiner Ausgabe der syrischen Uebersetzung der 
Geoponica Mitteilungen über eine ebenso wie die 
Ton mir zuerst identificierten Geoponiker In 
London damals noch nicht als das was sie 
ist erkannte Handschrift der nitrischen Samm- 
lung gemacht, welche des Antonius Buch über 
die Wissenschaft der Rhetorik enthält, und ich 
habe die Herausgabe dieser Handschrift vor Al- 
lem im Interesse der syrischen Lexikographie ge- 
fordert. 

Stücke des dort besprochenen Werkes sind 
Von mir dem verstorbenen E. Roediger und 



858 

Herrn Th. Noeldeke zur Verfügung gestellt woi" 
den: siehe die zweite Ausgabe von Roedigers 
Chrestomathie V und Nöldekes mandäische Gram- 
matik 382. 

Danach habe ich einem jüngeren Gelehrten, 
welcher mich über die zweckmäßigste Art seine 
Stadien einzurichten befragte, geraten, diesen 
Antonius ins Auge zu fassen: ich konnte im 
Jahre 1871 (man sehe jetzt meine Symmicta 1 
85, 33 — 41) ankündigen , daß mein Rat befolgt 
worden sei. 

Seit ich damals — vor nun schon recht lan- 
ger Zeit — meiner Freude darüber Ausdruck 
gegeben, daß der wichtige Text werde vorgelegt 
werden, hat man von Antonius dem Rhetor nichts 
mehr gehört und gesehen. 

Nunmehr werde ich ihn selbst ans Licht stel- 
len, da ich für mir am Herzen liegende lexi- 
kalische und syntaktische Studien ihn nicht 
entbehren will. Es handelt sich um zwei Bücher, 
das über die Rhetorik — in W, Wrights Ca- 
talogae Seite 614 — und das über die Vorse- 
hung — ebenda Seite 617. Jenes füllt in mei- 
ner Copie 156, dieses 126 Seiten in Quart. 

Ich werde mich hüten diese Documente be- 
sonders herauszugeben: sie sollen — sorgfaltig 
bearbeitet, nicht bloß abgeklatscht — in einer 
bibliotbeca syriaca mit vielem andern, teils be- 
reits angekündigtem, teils noch nicht angekün- 
digtem (wie dem vollständigen aufar eräze) zu- 
sammen erscheinen. Der einzige Grund sehr 
wider meine Neigung eine Reihe einzelner Bäud- 
chen statt eines einzigen Quartanten oder Fo- 
lianten in die Welt zu schicken war in den letz- 
ten Jahren — vor 1866 lag die Sache anders — der 
Wunsch, Privatleuten die AuschafiFung dieser Texte 
zu erleichtern: da ich aber nach wie vor mit dem 



3S9 

Abeaize meiner Drucke auf die groDeu Bibliothek 
ken allein angewiesen bleibe^ sehe ich nicht ein, 
weshalb ich mir das schwere und undankbare 
Geschäft des Herausgebens nicht erleichtern und 
es nicht nach meinen Wünschen betreiben soll. Für 
syrische Typen werde ich sorgen. 

Ein eignes Glossar soll meiner bibliotheca 
syriaca beigefügt werden oder ihr folgen: ich will 
es so einrichten , daß es als syrisches Ebndwör- 
terbuch wird dienen können: es ist bestimmt, 
die Kosten der Bibliotheca zu beschafiPen: meine 
Sammlungen verkommen zu lassen beabsichtige 
ich nicht. 

Für meine bibliotheca aegyptiaca bat mir 
der Bischof von Durham unlängst Fragmente 
der 9fiULdischen Uebersetzung des neuen Testa- 
ments zum Geschenke gemacht. 

Ich hoffe neben und nach meiner im Drucke 
befindlichen Septuaginta diese großen Arbeiten und 
eine mit erklärendem Commentare versehene Ge- 
sammtausgabe aller unter dem Namen des Clemens 
von Rom laufenden Schriften noch zu Ende zu 
fuhren. Daß ich den Mut für so große Pläne finde, 
danke ich meinen schottischen und englischen 
Freunden, welche mir im ablaufenden Jahre die 
Mittel zu einer Reise nach Rom, und damit die 
Möglichkeit verschafft haben, in etwa 18 Wochen 
den Ghisianus R vi 88 = 19 Holmes und den 
Yaticanus graecus 880 = 108 Holmes zu ver- 
gleichen, beziehungsweise abzuschreiben, und in 
Folge davon meine Ausgabe der Septuaginta mit 
dem ersten Bande (Symmicta U 147) beginnen 
zu können: ich danke es auch den römischen 
Gönnern, welche mir in der ewigen Stadt eine 
Arbeitszeit geschaffen, wie sie dort in gleicher 
Ausdehnung so leicht bisher Niemandem zu Ge- 



360 

böte gestanden hat: Deutschland wird an Allem 
was ich etwa noch leisten mag, völlig unschul- 
dig sein. Eine einige Bogen starke Ankändi- 
gung und Probe meiner Septnaginta soll um das 
neue Jahr herum ausgegeben werden : sie bean- 
sprucht auch selbstständigen Wert: mehr als 
200 oder 250 Exemplare lasse ich von dieser 
Ankündigung nicht abziehen. 

Göttingen 2 November 1881. 



Bei der Königl. Gesellschaft der Wis- 
senschaften eingegangene Druckschriften. 



Man bittet diese Veneichnisse sogleich als Sinpf»ii|^aaEeigen aueheB 

zu wollen. 



Mai 1881. 



(Fortsetzung). 

Annali di Statistica. YoL 20. 23. 1881. 

B. Wolf, Aatconomische Mittbeilungen. LH. 

J. Bann, Zeitschrift für Meteorologie, ßd. XVI. Juni. 

1881. 
AOrOJOllA . . . ^ff SMMANO TBA JPAFO TMH. Athen. 

1881. 
Hugo Gyld^n, Om banan af en punkt etc. 



Bericbtigung. 

In Kro. 12 dieser Nacbriciaten, S. 321, Z. 10 ist za 
lesen: »des Winterhalbjahrs 1881/82« fttr »des S om- 
ni er halbjahrs 1881.« 

j t . ■ . '__ 

F6r die Bedaction verautwortlich: F. Bechid, Director d. Gott. gel. Anf< 
Commissions-Verlafi^ der Dieteiich'scfien Yerkigs'Buchhcuidlung. 
' IH-Uek ü» DieUricKthen- UHiv.'Buekdfudia-ei {W. iV. JKowAMr). 



mt 



Sfachrichten 

von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg- Augusts-Universität 

zu Göttingen. 



3. December. M 15» 1881. 



Königliche fiesellsehaft der VisseMehaftei. 

öffentKehe Sitzung am 3. December. 

Graf zu Solms-Laubacli: Die Herkunft, Domesti- 
cation und Verbreitung des gewöhnlichen Feigenbaums 
(Ficns Carica.) (8. Abhandl. Bd. XXVHL) 

Pauli: Ueber Jean Eobethon und die Thronfolge des 
braunschweigisch-lüneburgischen Hauses in England. 

de Lagarde: tJeber die semitischen Namen des Fei- 
genbaumes und der Feige. 

K. Schering: Beobachtungen im magnetischen Obser* 
vatorium. (Vorgelegt von E. Schering.) 



Die K. Geeellaehaft der Wiss. war am 3. d. 
M. yereammelt, am das Andenken an ihren Stif- 
tnngstag zum dreiBigsten Mal im zweiten Jahr- 
hundert ihres Bastebens zu feiern. Sie feierte 
ihn durch einen Vortrag, der von Hrn. Prof* 
Pauli über Jean Robethon und die Thronfolge 
des forauusehweigisch • liinebui^schen Hauses in 
England gehalten wurde. Nachdem die beiden 
anderen Mittheilungen vorgelegt waren, wurde 
der folgende Jahreäericht abgestattet: 

Die in ihren regelmäßigen Sitzungen gehal- 
tenen oder vorgelegten auilahrlicheren Arbeiten 

28 



308 

sind in dem in diesem Jabre heransgegebenen 
Bd. XXVII and dem demnäcbst erscheinenden 
Bd. XXVIII ihrer » Abbandlaiigen« yeröffentlicht; 
die kürzeren Mittheilaogen sind in dem gegen- 
wärtigen Jahrgang 1881 dieser »Nachrichten« 
enthalten. Das Verzeichniß- derselben findet sich 
znr Hälfte in der. Vorrede zum XXVIL, zur Hälfte 
in der zum XXVUI. Band der Abhandlangen. 

Der lebhafte Tan^chverkekr zwischen der K. 
Societät uud den auswärtigen Akademien nnd 
anderen wissenschaftlichen Vereinen ist in re- 
gelmäßiger Weise fortgesetzt, und noch weiter 
ausgedehnt worden, wie aus den in den Näch- 
richten erscheinenden Accessionslisten zu erse- 
hen ist. 

Für die auf den November d. J. von der 
physikalischen Glasse gestellte Preisaufgabe über 
die Entwicklnngsvorgänge bei den Echinodermen, 
ist eine Arbeit mit dem Motto »dunt denique 
fines« rechtzeitig und mit Beobachtung der vor- 
geschriebenen Bedingungen eingegangen. Es ist 
ein Manuscript von 186 Seiten 4^ begleitet von 
11 zum Theil farbig ausgeführten Tafeln. In 
der Arbeit ist der Versuch gemacht, die Lösung 
der Aufgabe in der Weise zu geben, daß die 
Entwicklung einer chatacteristischen Art beob- 
achtet und dargestellt wurde. Gewählt ist dazu 
mit gutem Vorbedacht die Asterina gibbosa 
(Forb.) und hieran die Entwicklung vom frisch 
abgelegten Ei bis zum 7 Wochen alt^i, die 
Stemform besitzenden Thiere untersucht. 

Das gesteckte Ziel ist insofern nicht erreicht, 
als in der Aufgabe gefordert wurde, daß in diesem 
Falle die Anlage sämmtlichet Organsysteme des 
ausgebildeten Thieres dargestellt werden sollte, 
und in der Arbeit die Anlage des Geschlechts- 
apparats nicht behandelt wird: die Untersnohfung 



868 

mafite abgebrochen werden, ehe die jungen 
Thiere die Anlage der Genitalorgane erkennen 
ließen. Aach das ist zu bemerken, daß bei der 
Besprechung der Anlage des Blntgefäßsystemes 
die perihaemalen Räume nicht erwähnt werden, 
und mithin nicht zu ersehen ist, welche Auf- 
fassung etwa der Verfasser der Arbeit von diesen 
Bäumen gewonnen hat. — Daß über das Auf- 
treten von PoUbläschen im Beginn der Entwick- 
lung Nichts mitgetheilt, der Aufbau desLarven- 
leibes aus den Embryonalzellen nicht in allen 
Einzelheiten verfolgt wurde, giebt zu einer Aus- 
stellung keine Veranlassung , da dieser Theil 
der Entwicklungsgeschichte bei der Stellung der 
Aufgabe nicht gefordert war; daß der Verfasser 
ihn mit herangezogen und bearbeitet hat^ ist 
um so dankenswerther , als damit die continuir- 
Hche Entwicklung des untersuchten Seesternes 
vorgeführt wird. — Die Vorgänge, durch welche 
in einer Metamorphose der radiäre Leib der 
Asterina sich aufbaut , die Organe sich ent- 
wickeln , ist klar und anschaulich beschrieben, 
und mit gut gewählten bildlichen Darstellungen 
erläutert. Ein sorgfältiges Eingehen auf die 
Arbeiten früherer Autoren , eine kritische Zu- 
sammenstellung dessen, was von der Entwick- 
lungsgeschichte anderer Echinodermen bekannt 
war, mit dem neu Beobachteten, und das Be- 
streben aus der Fülle der Einzelheiten mit Vor- 
sicht das allgemein Gültige hervorzuheben^ geben 
der Untersuchung den vollen wissenschaftlichen 
Werth. Da mithin das Wesentliche der Auf- 
gabe, die Darstellung der Metamorphose, in der 
Arbeit geliefert wurde, so sieht die K. Gesell- 
schaft der Wissenschaften sich veranlaßt, dem 
Verfasser den ausgesetzten Preis zuzuerkennen, 
in der Hoffnung, daß derselbe Gelegenheit finden 

28* 



804 

möge, die in der Arbeit befindlichezL , von ihm 
selbst hervorgehobenen Lücken auszufüllen. 

Bei£röffnuDg des versiegelten, mit dem obi- 
gen Motto versehenen Zettels ergab es sich, dafi 
der Verfasser dieser Arbeit 

Herr Professor Dr. Hubert Ludwig 

in Gießen ist. 

Für die nächsten 3 Jahre werden von der 
K. Societät folgende Preisfragen gestellt: 

Für den November 1882 von der mathe- 
matischen Glasse (wiederholt): 

Wirrend in der heutigen UndulatumS" 
theorie des Lichtes neben der Voraussetzung 
tnmsversaler Oscillationen der Aetheriheüchen 
das mechanische Princip der Coexistenz Mei- 
ner Bewegungen zur Erklärung der Polari" 
sations- und der Interferenz - Erscheinungen 
genügt , reichen diese Unterlagen nickt mehr 
aus^ wenn es sich um die Natur des unpolor 
risirten oder naiürlichen Lichtes^ oder aber 
um den Conflict zunschen WeUenzügen handelt, 
welche nicht aus derselben lAchtqudle stammen. 
Man hat dem Mangel durch die Voraussetzung 
einer sogenannten großen Periode von inner- 
halb gewisser Grenzen regelloser Dauer abzu- 
helfen gesucht, ohne nähere erfahrungsmäßige 
Begründung dieser Hülfsvor Stellung. Die £. 
Societät wünscht die Anstellung neuer auf die 
Natur des unpolarisirten Lichtstrahls 
gerichteter Untersuchungen, welche geeignd 
seien, die auf natürliches Licht von beliebiger 
ÄbJcunft bezüglichen Vop*stellungen hinsuJiÜioh 
ihrer Bestimmtheit denen nahe zu bringen^ 
welche die Theorie mit den verschiedenen 
Arten pölarisirten Lichtes verbindet. 



365 

Für den November 1883 von der histo- 
risch-philologischen Classe: 

Die Aramäer haben im Laufe der Zeiten 
ihre Grenzen mehrfach verlegen müssen: sie 
sind durch Eroberer semitischer und nicht- 
semitischer Herkunft in nicht wenigen Gegen- 
den um ihre Nationalität gebracht worden. 

Die K. Gesellschaft der Wissenschaften 
wünscht eine vollständige Uebersicht über die 
Veränderungen, welche das aramäische Gebiet 
in Hinsicht auf seinen Umfang nach außen 
und innen erlitten hat. 

Eine Zusammenstellung der Gründe, welche 
in Betreff gewisser Landstriche anzunehmen 
zwingen oder rathen, daß dieselben von einer 
ursprünglich aramäischen Bevölkerung be- 
wohnt sind, wird sich nicht ohne Bücksicht 
auf die vergleichende Grammatik der semiti- 
schen Sprachen und nicht ohne Eingehn auf 
die Ortsnamen des zu behandelnden Districts 
geben lassen: die K. Gesellschaft der Wis- 
senschaften erwartet, daß diese beiden' Ge- 
sichtspunkte die leitenden der Untersuchung 
sein werden: sie unirde es für außerordent- 
lieh nützlich erachten, wenn eine vollstän- 
dige Liste aller aaramäischen Ortsnamen als 
Anhang zu der verlangten Abhandlung vor^ 
gelegt würde. 

Pfir den November 1884 von der physi- 
kalischen Classe: 

Die vorhandenen Angaben über die Chloride 
wnd Amide des Cyans sind zum Theil so un- 
sicher, daß sie der Bestätigung oder der Be- 
richtigung bedürfen; die K. Societät verlangt 
daker eine auf neue genaue Versuche ge- 
gründete Erforschung dieser Verbindungen, 



366 

Die Concurrenzschriften müssen , mit einem 
Motto versehen, vor Ablauf des Septembers 
des betreffenden Jahres an die E. Gesellschaft 
der Wissenschaften portofrei eingesandt werden, 
begleitet von einem versiegelten Zettel, welcher 
den Namen und Wohnort des Verfassers enthält 
und auswendig mit dem Motto der Schrift ver- 
sehen ist. 

Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte 
Preis beträgt mindestens fünfzig Dncaten. 

Die Preisaufgaben der Wede kindischen 
Preisstiftung für deutsche Geschichte für den 
Verwaltungszeitraum vom 14. März 1876 bis 
zum 14. März 1886 finden sich in den »Nach- 
richten« 1879 S. 225 veröffentlicht. 



Das Directorium der Societät ist zu Michaelis 
d. J. von Herrn Obermedicinalrath He nie auf 
Herrn Geheimen Hofrath W. Weber überge- 
gangen. 



Die E. Societät hat wieder einen großen 
Verlust zu betrauern, den Tod ihres ordentlichen 
Mitgliedes Theodor Benfey. Er starb im 
73. Lebensjahre. 

Von ihren auswärtigen Mitgliedern und Cor- 
respondenten verlor sie durch den Tod: 

Sainte-Claire-Deville in Paris im 63J. 
H. E. Heine in Halle, im 61. J. 
Th. Bergk in Bonn, im 69. J. 
. H. L. Ähren s in Hannover, im 72. J. 
B. von Dorn in St. Petersburg, im 75. J. 
L. von Spengel in München, im 78. J. 
J. Bernays in Bonn, im 57. J. 



367 

Als hiesige ordentliche Mitglieder wur- 
den begräBt: 

Hr. Adolf von Koenen, 
Hr. Ferdinand Frensdorff, 

mit dem Wunsche, daß ihr wissenschaftliches 
Wirken derE.Societät lange erhalten bleibe, gleich 
wie es unserm hochverehrten Senior der mathe- 
matischen Glasse , Herrn Geheimen Hofrath W. 
Weber, erhalten f^eblieben ist, dessen 50 jähri- 
ges Jubiläum', als Mitglied der Societät am 12. 
vorigen Monats gefeiert worden ist. 

Zu auswärtigen Mitgliedern wurden er- 
wählt : 

Hr. Julius Weizsäcker in Berlin, (seit 
1879 hiesiges ord. Mitglied), 

Hr. Adolf Eirchhoff in Berlin, (seit 1865 
Corresp.). 

Zu Gorrespondenten: 

Hr. Franz Bücheier in Bonn, 
• Ebr. Georg Hoff mann in Kiel, 

Hr. Adrian de Longperier in Paris, 
Hr. August Nauck in St. Petersburg. 



I 



368 

I. Ueber die »emi.tisehen Nftmen des 

Feigenbaams and der Feige. 

IL Astarte. 

III. Die syrischen Wörter 1^03 und i^ba. 

lY. Das hebräische "^33^. 

▼on 

Paul de Lagarde. 

I. 

unser College Graf Herman zn Solms-Lan- 
bach hat an mich die Frage gerichtet, wie alt bei 
den Semiten die Kenntnis des Feigenbaums und 
der Feige sei. Ich beantworte diese Frage öf- 
fentlich , weil ich dem Herrn Fragsteller die 
Möglichkeit verschaffen möchte , über meine Ant- 
wort die Ansicht andrer Personen zn hören, be- 
vor er auf sie Folgerungen baut, oder auch nur 
von ihr öffentlich Notiz nimmt. 

Wer die semitißchen Idiome mit einander ver- 
gleichen will, wird wohl tun sich zu erinnern, 
daß die Doemmente der israelitischen Sprache 
wie sie im Canon vorliegt, von etwa 900 bis 
etwa 200 vor Christus reichen , und in den letz- 
ten 300 Jahren dieses Zeitraums von Schrift- 
stellern herrähren, welche Hebräisch nicht als 
Muttersprache redeten, sondern als Gelehrte mehr 
oder wenig correct schrieben: daß die Urkunden 
des Aramäischen aus wirklich wenigstens einigei- 
maBen alten Jahrhunderten recht spärlich und nur 
wenig umfassend sind, Urkunden des späteren 
Aramäisch in erträglicher Naturwächsigkeit sich 
nur aus der zwischen 250 und 900 nach Christus 
gelegenen Periode finden, wir von den von mir 
in den Beiträgen 79 genannten aramäischen Dia- 
lekten nur spärlichste Beste kennen: daA das 
Arabische erst um 600 nach Christus uns be- 



r 



369 

kannt zu werden begiiiutt und die EenntBis sei- 
ner Dialecte uns so gut wie völlig fehlt. Wor- 
aus folgt , daß die vergleichende Grammatik und 
Lexikographie der semitischen Zungen nicht so 
ohne Weiteres Hebräisches, Aramäisches, Ara- 
bisches neben einander verwenden darf: daß eine 
völlige oder teilweise Entstellung der zur Ver- 
gleichung kommenden Formen und Vokabeln an- 
zunehmen unbedenklich ist: daß aus dem Um- 
stände, daß Einer der drei Dialekte ein Wort 
oder eine Wortform in der uns bekannten Epoche 
nicht besitzt, nicht gleich geschlossen werden darf, 
daß er das Wort oder die Wortform überhaupt 
ni^nals besessen habe: daß zu befürchten steht, 
uns liege ein Dialektwort vor, wann ein Wort 
einer vorerst allgemein geltenden Begel nicht 
gehorsamt. 

Der Feigenbaum hat — so scheint es zu- 
nächst — auf semitisch, das heißt, in dem den 
drei oben genannten Einzelsprachen voraufge- 
henden Idiome, ti'n, die Feige balas geheißen: 
der Feigenbaum gehörte — so scheint es zu- 
nächst — der Urheimat der Semiten an. 

Das Arabische wie wir es kennen, besitzt 
kein ^^*, sondern nur ^: das Hebräische 
für Anfänger kein fficrj, sondern nur die ver- 
längerte Form njtjn, Welche freilich statt )»p 
in den Wörterbüchern aufgeführt zu werden ei- 
gentlich kein Recht hat: das Aramäische bietet 
nur ein mit jenem njejn scheinbar identisches, 
in Wahrheit eine Entortung desselben darstel- 
lendes )Ls)Z. 

In p^ für ^ ist der zweite Radic^l nicht 
mJ^ A}i{, sonderE Yä — es kann leicht noch 
einmal ein arabisches ti*an zum Vorscheine kom- 
mep, wie ich hiermit nachgewiesen h^ben will, 



370 

daß die spanischen Araber das Eorankapitel 
mit einem sonst nur in den Glossaren stehen- 
den Alif als zweitem Bachstaben kannten, d& 
die in Spanien gemachte lateinische Uebersetznng 
des Koran die Kapitel regelmäßig azoara nennt — : 
in nscjri liegt ein durch das n der Einheit ver- 
mehrtes 'jßjn vor (Stade § 311*), welches im spä- 
teren Style nicht mehr als das was es ist, er- 
kannt wird, sondern trotz der Mehrheit Q^se^n 

als Nomen der Form übüj? gilt: ]b)Z ist auf 

aramäischem Gebiete für nns unverständlich, da 
in den uns zugekommenen Urkunden der Sprache 
ein K der Einheit nicht mehr lebt, und das 
Wort als Diminutivum zu fassen (6. Hoffmann 
Auszüge 111) nicht angeht: im Aramäischen ist 

in ]j]Z das weibliche Geschlecht doppelt be- 
zeichnet: Herr Nöldeke bucht § 81 unter Ver- 
weisung auf § 28 ohne Erklärungsversuch die 

Tatsache daß »]1Z Feigem [schreibe *die Feigem] 
den Plural U]Z bilde. 

Die Bedeutung des ti'n und seiner Eotstel- 
Ittugen ist in unsern Texten ebenfalls nicht mehr 
durchgängig die ursprüngliche, soferne die Wör- 
ter nicht bloß den Feigenbaum, sondern vielfach 
schon die Frucht des Feigenbaums, die Feige, 
bezeichnen: siehe die Lexica und I. Low ara- 
mäische Pflanzeunamen §335. 

An der Zusammengehörigkeit von )j|2 ^Kr 

^yj zweifelt gleichwohl kein Mensch. 

BALAs ist durch ^jJb = f|/Vfi; ii^d das 

hebräische Denominativum Dbia ein caprificierei^ 
der Arnos?, 14 als Arabern, Aethiopiern, Israe- 
liten bekannte Vokabel erhärtet: auf aram&i- 



371 

scbem Gebiete ist balas nicht nachweisbar, kann 
aber allerdings in historischen Zeiten, über 
welche wir nur nicht unterrichtet sind , dort ver- 
loren gegangen sein: ist doch aach im alten 
Testamente ein Hauptwort obl Feige nicht vor- 
handen. 

Es fragt sich nun, ob über die oben in vor- 
sichtiger Fassung vorgelegte These hinausgegan- 
gen werden muß, das heißt, ob man wirklich 
behaupten darf, ti'n und balas seien semitische, 
vor der Trennung der Semiten in einzelne Na- 
tionen vorhandene Wörter — was eines und das- 
selbe wäre mit dem Satze, daß der Feigenbaum 
der Urheimat sämmtlicher Semiten angehört 
habe — , oder ob die nach dem oben Bemerkten 
sich von den Israeliten und Arabern hier schei- 
denden Aramäer, ob vielleicht auch die Israeli- 
ten den Feigenbaum ursprünglich nicht gekannt, 
oder aber die Araber ihn vielleicht nicht ur- 
sprünglich besessen, sondern von den Israeliten 
erhalten haben — was eines und dasselbe wäre 
mit dem Satze, daß der Feigenbaum nicht in 
der Urheimat der Semiten gestanden habe^ son- 
dern von Einem semitischen Volke zu den an- 
dern verbreitet worden sei. 

Es kommen hier zwei Lautverschiebungsge- 
setze in Betracht, über welche nicht nur keine 
abschließende , sondern sogar noch gar keine der 
Rede werte Untersuchung angestellt ist: meine 
eignen Studien sind noch nicht vorlegbar. 
Im allgemeinen gilt als Regel, daß 
niedersemitisches oder aramäisches d t 6 
im mitteisemitischen oder arabischen d . t 
und im hochsemitischen oder hebräischen z s $ 
lantet. 

Es ist dabei zu bedenken was ich 1853 zur 
Sache gesagt, und 1877 in meinen Symmicta 



372 

I 122 wiederiiolt habe — es gibt| auch arsprüng- 
]ich z 8 c haltende Stämme — : far Theologen 
citiere ich hierzn meine deutschen Schriften 1 223. 

Waram zeigen alle drei Dialekte gleichmäftig 
T als Anlaat? 

Ein semitisches Wort t'n mußte aramäisch 

J^, hebräisch i^tt?, arabisch ^^* lauten. 

Man hat , und zwar ohne von vergleichender 
Grammatik der semitischen Sprache etwas Er- 
hebliches zu verstehn, inatin (also auch das 
entsprechende arabische und aramäische Wort) 
als Ableitung einer Wurzel ^3K angesehen: die 
Urheber dieser Etymologie haben an die Gesetze 
der Lautverschiebung gar nicht gedacht : sie ha- 
ben nicht gemerkt, daß die Gleichung 

i^ =r o = n 

au£Fällig ist , mindestens darum auffällig ist, weil 
ihr die andere Gleichung 

i! SS e^ = 123 

mit recht weitem Geltungsgebiete zur Seite geht. 
Wäre die angegebene Etymologie richtig, so 
würde t in unserm Worte Bildungsbuchstabe, 
und als solcher regelrecht unverschoben sein. 

Ueber das in die Wurzel gedrungene t hat 
meines Wissens zuerst S. Bocbart im Hierosoi- 
con d 26 einige Worte gesagt: 1846 handelte — 
allerdings in wenig genügender Weise — ein Mann, 
der ohne Zweifel keine semitische Sprache in 
Texten verstanden hat, und doch über semitische 
Grammatik und Lexikographie noch jetet mit 
Nutzen gehört werden wird , F. Dietrich , in den 
Abhandlungen zur hebräischen Grammatik 159-*^ 
172 über den »Character der nominalen Ablei- 
tung mit n« wie über »die formale Verwandtschaf); 
der drilten, durch n gebildeten Person de» ¥t%nts 



873 

mit der nominalen Ableitung durch n« (ich bin 
mir schuldig, da mein Auge bei Dietrich auf ein 
Citat aus des alten HofPmann syrischer Gram- 
matik 240 fällt, Herrn Nöldeke für seine Kritik 
ZDM6 33 404 auf das dort zu Findende neben 
Symmicta II 100 101 zu verweisen): in Schul-» 
Wörterbüchern wird pn auf "«oa, ban und cnn 
auf ^a und D73 zurückgeführt, und Herr Lotz 
verzeichnet in seinem für mich sehr nützlichen 
Werke über die Inschriften »Tiglathpilesers« des 
ersten 218 mehr als eine Vokabel, welche in 
Analogie einer Ableitung des i^n von "^SM auf- 
gefaßt werden muß. Ich wage eine Vermutung. 
Durch Herrn Lotz 204 weiß ich, daß auf assy- 
risch die Krone agii heißt. Herr Friedrich De- 
Utzsch behauptet nun zwar im Buche seines 
Schülers und Freundes 78, daß das »seiner Ety- 
mologie nach so lange streitige« agii >als Lehn- 
wort aus sumerischem agu erwiesene sei. Die 
Richtigkeit dieses Satzes mögen die Herren un- 
ter sich abmachen: ich habe vermutet, .|j sei 

vielleicht kein ursprünglich persisches Wort (die 
Armenier lehren, daß es einmal nicht tag, 
sondern tag gelautet hat) , sondern verhalte sich 
als Erweichung eines wie tapdü tamlu gebildeten 
ta*gü zu diesem, wie das vulgärarabische r&s zu 
ra's. Daß man bei agü bereits — nur ohne die 
Form erklären zu können -^ an Js gedacht, hat 

Herr Privatdocent Haupt mir gesagt, als ich 
ihm meinen Einfall mitteilte. Der unver- 
geßliche und nichts vergessende E. W. Lane 
kennt allerdings 322 kein ta^g: aber er kennt 
auch kein ti'n, und dies wenigstens ist one Frage 
einmal da gewesen. Es ist nur natürlich, daß 
die Perser das Wort für Krone denjenigen Völ- 
kern entlehnten , welche vor'den Persem höchste 



374 

Herrschaft besaßen — anch unser Krone ist no- 
dentsch •— und ihre Könige unter Krone gehn 
hießen, also den Assyriern und Babylouiern. 
Mit dieser Etymologie ist endlich meinen Noti- 
zen gesammelte Abhandlungen 83 84 Symmicta 
I 27, 23 armenische Studien § 834—836 der 
letzte Abschluß gegeben. 

Ich füge hier beiläufig die Erklärung ein, 
daß ich das semitische Imperfectum oder Fu- 
turum längst nicht mehr als ein Tempus an- 
sehe — es ist, indoceltisch geredet, eine Art 
Participium — , und daß ich von diesem Ge- 
sichtspunkte ans die semitische Tempuslehre um- 
zugestalten vorhabe, welche Arbeit mir S.B. Dri- 
vers nun in wohlverdienter zweiter Auflage er- 
schienenes Buch sehr erleichtern wird : vergleiche 
n^»'' und *n'»«73 im Psalterium Hieronymi 154. 

Um die Ableitang des ti'h von "^aN glaublich 
zu finden^ und ti'n für ein semitisches Wort 
halten zu dürfen, muß man nun aber die Ge- 
wißheit haben, daß "«3^ in allen drei Dialekten 

wie ]l] nnfit behandelt worden ist, das heißt, 

daß das Infectum in allen drei Dialecten yi'nat, 
nicht ta'nay gelautet hat. Daß nsK je ns«; = 
yiWy gebildet, ist mir zweifelhaft: da die 
Sprache zwei nsK besaß — das Isaias 3,26 19,8 
zu tre£Pende i(nival^6, und unser Wort — und 
daneben ein ns^, dessen Ableitungen denen der 
beiden n^^( höchst ähnlich sein mußten, wird 
sie nach Kräften auf Differenzierung ausgewesen 
sein, nr = ^^ liefert Psalm 74, 8 sa'^a: da 

yiWy sich von yIkay nur bei sehr genauem 
Sprechen unterscheiden läßt, halte ich von vorne 
herein für wahrscheinlich, daß die Hebräer von 
unserm ti3K ein später zu T\\\k^ gewordenes n^K; 
gebildet haben. Dies beweist mir unumstößlicn 



375 

t 

die Ubevlieferte Vocalisierang des ganz sieber 
zu ^3K gehöreudeu Wortes nsjfh: denn das von 
allen, mir bekannten Lexikographen bei "^3» un- 
tergestellte dnai %lqfiikivov '^'i?X^ leremias 2, 24 
ist mir zu bedenklich, als dail ich es benutzen 
möchte. Die qcin -Vokale (i^C[n ist ein aramäi- 
sches Participium^wie y»p^ und nns) gelten mir 
wie meine Schüler wissen, längst nur als eine 
Art qeri perpetuum: nach dem unsrer Vocali- 
sation zu Grunde liegenden Systeme mußte etwa 
Ximär n^n werden: da aber die Ueberlieferung 
^amör zu sagen lehrte, was in unserm Systeme 
ein Fehler gewesen wäre, verband man die Ue- 
berlieferung mit dem Systeme so, daß man zu 
dem ^ des Systems das . der Tradition hinzu- 
setzte: X9^^^ ^^ lesen ist mithin genau genom- 
men so. richtig wie njh^: entweder MJ?]; oder 

"^^hN, und entweder x?^^^ ^^^^ X^™^^ ^^^^ 
Punkt unter dem a. Analog fasse ich n3Mh auf« 
Üeberliefert warrtiNPi, welches neben •^t:«'^ und 
ähnliches zustellen ist: die Gelehrsamkeit brachte 
unter das Aleph dieses seltenen Wortes, wagte 
aber nicht den aus fi^^ 7^ ä und danach regel- 
recht zu 6 gewordenen überlieferten Vokal der 
ersten Sylbe zu ändern. 

^cji^ sss ti'n ist mithin im Gebiete des He- 
bräischen nicht zu Hause, in welchem ein von 
^aM stammendes ^fiin sicher yir^ gesprochen wor- 
den wäre. 

üeber ein aramäisches N^M3 muß ich schwei- 

** * 

gen, weil die Wurzel KSfii im aramäischen gar 
nicht nachweisbar ist, mithin den Erwägungen 
jede tatsächliche Grundlage fehlen würde. In 
Betreff des Syrischen genügt es auf Payne Smith 
za verweisen: Buxtorfe 184 n^|n&^ hat sogar 
Herr J. Levy* 1 15^ als zur vierten von nr ge- 
hörig erkannt: liMsifi^ (so ist zu sprechen)* ver- 



376 

hielt sich zu "»3i« (von »;») genau wie !n«j*)T« zu 
•^n*)» (von «*T») — ne«*m» ist der Vertrete/ jes he- 
bräischen nnhn — : mit dem Artikel Ann*« 
(nicht, wie es Herrn Levy beliebt, «n^Hj^)' wie 
tin'^n'ifii. Daß netsiet hier richtig* aufffefaAt 
worden , zeigt die Vergleichung der yon Boxtorf 
beigebrachten Beläge mit dem Urtexte von Leri- 
ticus 25, 14 17, in welchem rrj^irr ass n^^ IV zn 
lesen steht : bereits Gesenius 601 ^ hat chaldäisches 
"^siK und TiH^')» neben hebräisches T\^^r^ gestellt, so 
daß für Herrn J. Levy die Straße gebahnt war. 
Als einzige Beweise daf&r, daß die uns be- 
schäftigende Wurzel '^3M auch auf wenigstens 
nachmals aramäischem Gebiete bekannt war, 
sehe ich die durch die Herren Schrader ZDM6 
26 290 und Lotz 205^ zu mir gedrungenen assy- 
rischen Worter a.na und ina an : meine Muße ist zu 
knapp, als daß ich die bei dem unhistorischen Cha- 
rakter der schwer zu controllierenden Assyriolo- 
gie eigentlich durch die Feindschaften ihrer Tra- 
ger nötig gemachte Untersuchung anzustellen 
vermöchte, ob ana und ina schon von irgend 
jemandem erklärt sind: Herrn Schraders Ver- 
such übergehe ich lieber mit Stillschweigen. 
Ina »in, mit« ist das Masculinum des nachher 
zu besprechenden hebräischen Femininums n» 
ss; nDK =3 iNAT, und wurde auf mssaoretisch ]fei 
lauten: ana »zu, nach« verhielt sich zur Wurzel 

"^s» wie 1^ == 12? in l^f^ zn ^^^ iii meinen 
Symmictall 101 — 103 ausreichend besprochenen 
•79 SS (^0^1 ^ozu assyrisches adi Sohrader 
ZDMG 26 289 Lotz 204 (nicht »entsprechend 
hebräischem "^is;«, sondern entsprechend dem 
von mir nach der Theorie angesetzten und mm 
vielleicht geradezu erwiesenen ttip = f^ßJ^ ^ Ver- 
bindungsform nnj = adi) gehört. 



877 

TiQTULu findet sich in Arabien nur an Einer 
Stelle. Xarirt erzählt in durrat algauwag 1 84 (Thor- 
beckes), da0 in Arabien der Stamm Bahrä sich der 
sogenannten taltalat schuldig machte, das heißt, 
daß er den Praeformanten des Imperfectnms den 
Vocal I gab. Ich finde Bahrä nicht in Wü- 
stenfelds Bakri, auch nicht bei Yäqüt: Ibn 
Qntaiba 51, 14 (Wüstenfeld) nennt Bahrä unter 
den zu Qu^äa gehörigen Stämmen: Silvestre de 
Sacy anthologie grammatieale 149 citiert Ibn 
Qutaibas einschlägige Angabe nach Eichhorn. 
Folglich ist ti'n kein — im technischen Sinne 
dieses Ausdrucks — semitisches Wort. 

ti'n von *f3(c herleiten hieße vielmehr bis auf 
weiteres den Feigenbaum im Clan Bahrä des Stam- 
mes Qu^äa zu Hause glauben. Das Wort ti'k 
und darum auch der mit tx'n bezeichnete Fei- 
genbaum hat mithin eine ganz bestimmte Hei- 
mat in Arabien gehabt, und von da wird das 
Wort mit der Sache gewandert sein. Die Bota- 
nik wird hier ebenso viel entscheiden können 
wie die Philologie. Stellte sich etwa heraus, daß 
die Botaniker mir unbekannte und wahrschein- 
lich für mich unverständliche Gründe haben, die 
Heimat des Feigenbaums irgendwo in Arabien 
zu suchen , und daß sie diese Heimat im Gebiete 
von QuQaa suchen müssen, so würde die Er- 
klärung des Wortes 'j'»n sicher sein, und ihrer- 
seits die Vermutungen der Botaniker zur Ge- 
wißheit erheben. Qngäa läßt A. Sprenger (Le- 
ben und Lehre des Muhammed HI cxxix) »früh 
von der SüdOstküste Arabiens gekommen« sein, 
und sich [später] am roten Meere und in Idii- 
maea niedergelassen haben. Der Bahrästamm 
lebte zu Muxammads Zeit nach Sprenger HI 433 
in der Ebene Goelesyriens : wo er früher gehaust, 
entzieht sich meiner Kenntnis : Geographen mö- 

29 



87« 

gen hier Genaneres Erforschen, wenn anders es 
lohnt. 

Handelt es ach weiter daram festzuateUeD, 
was ein von '>^» stammendes ti'n nr^priinglich 
bedeutet habe, so mnB ich nnter Yerweisang 
auf meine gesammelten Abhandlungen 98, 6 — 11 
ablehnen, an dieser Feststellung mkk anders als 
unter allen Vorbehalten zu beteiligen. So alt- 
modisch ich bin, reiche ich doch nicht in die Zeit 
der Sprachbildung, namentlich nicht in die Z^t 
der Bildung der mir innerlich fremden semitischen 
Sprachen hinauf: einen Feigenbaum habe ich 
niemals beobachtet , so daß ich wissen könnte, 
was an seiner Entwiokeluog charakteristisch ist^ 
also zur Namengebung Veranlassung geboten 
haben kann. Man muß weit moderner sein, als 
ich bin , um hier, mitsprechen zu dürfen. 

Ich verlange mir ab, die Beispiele nach 
Schocken zu besitzen , in denen ein Wort vor- 
kommt, bevor ich ihm eine Etymologie ver- 
suche, deren Anname ich fordere: für ^\ I Be- 

fert mir Silvestres de Sacy Register aus Xariri 
143, 10 den Satz 

=: ist es nicht 2feit fnv dich [alten Kerl] der 
Lüderlichkeit dich zu enthalten?, und Freytags 
Register zur Xamäsa aus dieser 455, 9 den andern 

= es ist Zeit für mich unterzugehn: dazQ 
kommt die aus W^illmet bekannte Stelle des 
Koran 55, 44 

o" r^ c:^^. ""«^ p^^ 
SF sie wandern einher zwischen ihr (der Gahannam) 

und zwischen [die Siedehitze] erreichendem Ba<* 

dewasser •*> vergleiche Zamaxsaris ka^f 1437, 1 

(woher A. Springer Leben und> Lehre des Mo- 



m 

hammed 11 221 die üebersetznng bald werden 
sie sich diesem^ bald stinkendem Eiter nahn hat, 
weiß ich nieht: Marracci 694** drcuibunt inter 
eum et aquam fervidam caUdissimam: Rodwell 72 
to and fro shßU they pass between it and the 
bailvng waier). 

Bekannt ist eine andere Eoranstelle (33, 53) 

weil Lane sie 118 übersetzt hat: not waiting 
wr watching for üs becoming thoroughly cooJcedj 
or for its cooMng becoming finished. Damit bin 
ich am Ende. Mit einer Brille aus so elendem 
Fensterglase vor meinen blöden Augen sehe ich 
nicht über vier oder fünf Jahrtausende hinweg: 
in jener grauen Vorzeit erkenuen nur Leute etwas, 
welche noch blinder sind als ich. 

Dazu jedoch genügen auch die wenigen vorge- 
legten Fälle, die Deutung des naKn — das übrigens 
gar nicht zuerst die Frucht, sondern zuerst den 
Baum bezeichnet — als »die frühreife Frucht, 
von ^1 [dies ist eine dritte Person PerfectiJ zei- 
tig sein [dies ist ein Infinitiv], Üt tempus oppor- 

tunum« abzuweisen. Was heißt »zeitig sein«? 
»Zeitige, das heißt am Ende ihrer Entwickelung, 
an dem Punkte angelangt, wo es mit ihr berg-ab 
geht, ist jede reife Frucht, die, welche im März, 
wie die, welche im November genießbar wird: 
es ist also nicht begreifbar wie die Erfinder ei- 
ner feinen Sprache gerade den Feigenbaum mit 
einem Namen genannt haben sollen, der jedem 
Obstbaume zustand, ^t bedeutet aber gar nicht 

er (Masculinum) war zeitig, sondern es (Neu- 
trum) war Zeit, es kam nahe. 

Für das Hauptwort »bt genügen aus der von 

Thomas van Erpen 1616 herausgegebenen Ue- 
bersetzmig des neuen Testaments (der zu Grunde 

29* 



380 

liegeDde Codex ist 1342 in Ober-Aegjpten ge- 
schrieben) folgende Stellen: Corinth. ^ 6, 6 6a- 
lat. 5, 22 Ephes. 4, 2 Coloss. 1, 11 3, 12 Ti- 
moth. a 1, 16 ß 3, 10 4, 2 Hebr. 6, 12 — in 
denen sbl für fAaxgo^v/Ala steht : vergleiche ebenda 

.»yt »lit (JhaxQO&vfAia Rom. 2, 4. In der von mir 

wiederholten Version des Psalters in der Pari- 
ser Polyglotte ist ftaxQÖ^Vfiog »WJ j^^ qß 8, 

»W! ^c nff 15, 8b^5 vk^ ^f*^ 8: Scialacs 
Text , den ich ja ebenfalls abgedruckt habe, gibt 
(AaxQO^vfiog durch ^^J^ oder nli^t jj^ Ttslh Qfjtd 8. 

Ich erwäne Xamasa 317, 15 

»zu unsern Eigenschaften gehört Langmut, und 
manche Leute meinen daß wir träge seien , al- 
lein in unsrer Trägheit ist Schnelligkeit«, weil 
Tabrfzi dort /^Jl »l^^l glossiert, und ich gerne 
daraus Pfßtxxa [noXXij] vnofiov^ der alten Ver- 
zeichnisse (meine Oiaomastica sacra 179, 26 197, 29 
griechisch , und [muUä] patimtia bei Hieronymus 
ebenda 9, 23 74, 29 81, 16) erläutern und er- 
wänen mochte, daß Tourneboeufs Ausgabe des 
Philo (daß das Psßexxa vnofAOV^ auf Philo ruhe, 
bemerkte Siegfried 368) den Namen — ich 
denke stehend — Psßexaj nicht Psßsxxa schreibt: 
77, 40 Psßexa imfAOPti Twr xaXmv : 88, 31 Ps- 
ßsxa ^ vnotkovfis vergleiche 111, 32 287, 32: 
291, 35 vnoikov^ Psßexa: 300, 32 nur der Name 
Psßsxa: 308, 24 smi^ov^ Peßsxa: 310, 29 Ps- 
ßsxtt ff irnfAOvij. Bestätigen die Handschriften 
der nicht interpolierten Familie (J. G. Müller 
Philos Buch von der Weltschöpfung, Einleitung) 
diese Schreibung, so hat das mit dem im syrischen 

bei I. D. Michaelis 874 nicht belegten )xLd9 ver- 



381 

wandte äa^ (die Form Fsßsnnu hat noch nie- 
mand seiner Verwnnderung wert gehalten) sein 
rif- oder rib so in rebe- umgesetzt, wie das in- 
dische ^ in der nnter semitischen Einflüssen 

(Lagarde Beiträge 63) entstandenen , und darum 
von reinen Indoceltisten für die Lautlehre kaum 
mit voller Sicherheit zu untersuchenden soge- 
nannten bactrischen Schrift (nicht Sprache, denn 
wie kein a^ aai, ao aa, haben die Glassiker 
auch kein bqs aus Persien oder Bactrien überlie- 
fert, Lagarde Symmicta 1 44, 44) in ere:kere ver- 
hält sich zu kar genau wie nsa zu gabr: ich 
frage endlich auch einmal öffentlich, zu welcher 
Zeit man — in der Gantillation — 

ftir J = ., 

zwei kleine päTa/ für Ein großes päxax zu schrei- 
ben anfieng. Vergleiche noch jj (4^yi* lo^ 7, 16 
in meinen beiden Uebersetzungen = tpa (Aaugo- 
&v§$ijcfigj womit wir wieder bei Hbt = /ä9« 

Tabrizis angelangt wären. 

Die Deutung dieses Hbt gibt Tabrtzi zu Xa- 

mäsa 600, 9 : sbl steht für sb^ , und hat mit der 

Wurzel, von welcher ich oben ^^ abgeleitet, 

nichts zu schaffen : in ^UumI und ähnlichem liegt 

ebenfalls ein üebertritt des ^^ in ^1 vor. 

Vermuten läßt sich aber — ich kehre nach 
der Abschweifung zur Sache zurück — über die 
Urbedeutung des Wortes ^^ doch etwas: ich 

sage Vermuten. 

Von jener Wurzel "^SM leitet sich nach Gesenius 
thesaurus 167* Olshausen §223f. Böttcher §513 
(Ende) Stade § 377^ die sogenannte Praeposition 



382 

n« mit ab : ich habe die Giiftte trotzdem daft die 
Ableitung die landläufige ist, also Gitate eigent- 
lich unnütz sind , gehäuft, um nicht wegen einer 
allgemein geltenden Ansicht, wenn ihr letzter Ver- 
treter irgendwem nicht paßt, allein abgekanzelt zu 
werden. r\»= nsK enthält dieselben Elemente wie 
•j«r, die Urform des Wortes ^js^ : nur ist jenes reines 

Nomen, dieses eine halbparticipiale Yerbalform: 
die Bedeutung der beiden muß im Wesentlichen 
die gleiche sein. Ich wage i^n als den Baum 
zu deuten, welcher nur durch »Zugesellang« 
reife Früchte trägt. Aristoteles berichtet tisqI 
%ä CtSa latOQifov € 32 ol igireol ol iv loXq iQ^ 
viotg ixovcft tovg xalovfkipovg ^f va^. yivs%a&' ds 
tovvo ngwTOv axmXijxiov, sba TUQtQgayiyvog %ov 
d^Qf^atog iitniuxah tovto synatah,nmv o tp^v, xal 
stüdvetat etg td twv avxwy ig^vä^ xal dtct am- 
Ikdtfav nout fA^ dnoninxtifV tot igträ' dt o tu- 
Qidnvovai t€ (das konnte zur Not ^tt^ übersetzt 
werden) td igtvä ngog tag avxag ol yeaogyoi, xal 
(fv%Bvov(S^ nXfjaiav taXg (Wxatg igkveovg. Am mei- 
st«en von allen Obstbäumen werfen (Jv*^ »ai 
(fotPi^ (erzählt Theophrast /} 8, 1) die Fruchte 
unreif ab , und zwar tut der Feigenbaum dies 
in einigen Gegenden weniger oder gar nicht, in 
andern häufig: auch die Windrichtung, die Bo- 
denbeschaffenheit, die Sorte sind für Reifen oder 
Nicht-Reifen der Feigen maßgebend : ngdg ä tuü 
%äg ßofi&eiag ^fjtov€f$v * äd-sv ual i ig^vaCikog, ht 
yäg tmv sTuxgeyitaikivfAV igtvwv tpi^vsg ixdv6fkßyo& 
xats<i&i(n)(Sk xal dtslgovat tag xogv(pdg. Bei Pli- 
nius $€ 79 (oder 21 oder 18 Ende) heißt es von 
der Feige: admirabilis est pomi huiusce festinatio 
unius in cunctis ad maturitatem properantis arte 
naturae. capriflcus vocatur e silvestri genere 
ficus numquam maturescens, sed quod ipsa non 
habet aliis tribuens .... culices parit : hi frau- 



383 

dati aliaiento in matre ad cognatam ?olatit, 
morsaque ficorum crebro .... aperientes ora ea^ 
rum, ita penetrantes intus solem primo secum 
indncnnt oerealisqne auras iminittunt foribus 
adapertis , mox lacteam umorem .... absnmnut 
.... ideoqne ficetis oaprificus permittitar ad ra- 
tionem venti, ut flatus evolantis in ficos ferat. 
iude repertnm, ut inlatae quoque aliunde et in- 
ter se conligatae inicerentar fico. Vergleiche 
dazu Geoponica 10, 48 cvxij ovx änoßdXXsh %dv 
uagnov , idv CvxdfAtva Xaßmv XQ^^Ü^ Tavtf^g to 
CtäXsxog. ofAoioog .... iäv Slvpd'ovg ai%^ nsqhd- 
^fjg' S^ uv€g etg Sxaatov xkddov iyxsVTgiCov- 
(X§p [verderbter Text, lies Niclas], Iva fAr »av 
ixa&tov ivkttvtdv Big tovto daxolcavtat. Darf 
man ^y/ui erklären aj ^ U das womit gebaut 

wirdy so darf man auch ^^ aufpassen als 

aI ^t U das dem [zu seinem Gedeihen] entgegen- 

gehraeht wird. 

Ich komme hier noch einmal auf das oben 
bereits erwänte hebräische rrjÄh zrarück. Wir 
finden diese Vokabel nur Einmal im Buche der 
Richter 14, 4 löptiTa »in nDNn == er sucht einen 
Vorwand, eine Gelegenheit. Dies rtiNn = ta'nat, 
welches mir als die israelitische Gestalt des 
qu^äischen h'kat gilt, erlaubt vielleicht den 
Feigenbaum als den zu verstehn, welcher eine 
Gelegenheit, einen Vorwand bedarf, um seine 
Fruchte zu reifen oder sie zu erhalten. 

Zum Schlüsse dieser Erörterungen will ich 
noch auf den vielleicht einmal etwas zu bedeu- 
ten bestimmten Umstand hinweisen, daß der 
Clan Bahra, in dessen zuerst in Südost Arabien 
belegenen Sitzen ich die Heimat des Feigenbaums 
suche, ursprünglich Bahrän geheißen hat: P. 
de Lagarde armenische Studien § 1088: unsei^ 



384 

unlängst von uns an Bernhards von Dorn Stelle 
berufener College Georg Hoffmann hat ZDMG 
32 743 (die Dissertationen zweier meiner Schü- 
ler anzeigend) das dort Geschriebene leider nicht 
berücksichtigt. 

Wende in mich nun zu jjJb flAfll *^^^> 
so scheint — ich bitte wohlwollende , gewissen- 
hafte und kenntnisreiche Kritiker nicht zu über- 
sehen, daß ich von Scheinen rede — so scheint 
mir erstens die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, 
daß diese im Semitischen sonderbare Vokabel 
gar nicht ursprünglich semitisch, sondern indisch 
sei — es ist zur Zeit in Gottingen niemand, der 
die indischen Dialecte verstände—, so scheint mir 
zweitens die Gleichung ^^ = zu erweisen, daß 

oba kein einheimisch israelitisches Wort ist. 

Ich habe in den Symmicta I 114, 1 darauf 
hingewiesen, daß o anfönglich $ gewesen sei, 
wobei man — ich vermeide abermals einem Ge- 
rechten in die Hände zu fallen — ohne Scha- 
den an seiner Seele zu leiden immerhin würde 
annemen dürfen , daß ich die Geschichte des 
griechischen $ kenne: ich citiere gleichwohl A. 
Eircfahoffs Studien zur Geschichte des griechi- 
schen Alphabets 1, allerdings nur nach der zwei- 
ten Auflage, da ich nur diese besitze und die, 
wenn ich mich recht erinnere^ erschienene dritte 
im Augenblicke nicht erlangen kann. 

Eine in den Monatsberichten der berliner Aka- 
demie veröffentlichte Abhandlung des Herrn E. 
Schrader über die semitischen Zischlaute habe ich, 
wie bei den hiesigen Einrichtungen selbstverständ- 
lich ist, nicht gesehen, als sie erschien: während 
ich diesen Aufsatz schreibe, sind die letzten Jahr- 
gänge jener Monatsberichte auf unserer Biblio- 
thek allesammt verliehen, und ich habe den viel 



385 

geplagten Herrn Gnstodeu nicht die Mobe ma- 
chen mögen sie einzufordern. Herr Priyatdo- 
cent Haupt besitzt jene Abhandlung des Herrn 
Schrader nicht: über ihren Inhalt habe ich nichts 
erfahren können. Ich begnüge mich also damit, 
ihr Dasein zu erwähnen. 

Ein Urteil über das Verhältnis der semiti- 
schen Zischlaute zu einander hat nur der Ver- 
fasser eines hebräischeu Wurzel Wörterbuchs : ich 
bekenne mich schuldig, seit 1850 für ein sol- 
ches zu denken und zu sammeln , stelle aber^ 
bis das andere der oben erwähnten Lautgesetze 
völlig fest stehn wird, hier nur folgende Tat- 
sachen zur Erwägung. 

Noch jetzt schwankt im Arabischen der Ge- 
brauch von s und s, worüber H. L. Fleischer 
dissertatio de glossis Habichtianis (ein schon in 
den Symmicta I 95, 27 empfohlenes Buch) 58 
W. Spitta Grammatik des arabischen Vulgär- 
dialekts von Aegypten 18 G. A. Wallin ZDMG 
9 60 (kommt für o == $ ganz besonders in Be- 
tracht, was Wallin nicht bedacht hat), und er- 
klärend zu des letzteren nach Sacy geschriebe- 
nen Mitteilungen S. de Sacy anthologie gram- 
maticale 267 wenigstens Einiges beibringen. Be- 
vor nicht aus den arabischen Grammatikern 
— den originalen , nicht den copierenden — al- 
las Einschlägige über den Gebrauch der Dia- 
lekte gesammelt, und bevor nicht festgestellt ist, 
wie sich die Schriftsprache zu den Dialekten 
verhält — etwa das vulgär - Armenische ist in 
vielem wie in dem nachschlagenden e, das we- 
nigstens oft Best einer verloren gegangenen En- 
dung ist, ursprünglicher als das Schrift; -Arme- 
nische, und von semitischen Vulgärdialekten kann 
dasselbe gelten was vom vulgär- Armenischen gilt — , 
wird man gut ^ tun, nicht zu dreist aufzutreten. 



386 

VorMlafig ist mein Ergebnis das^ daB r^el- 
recht D einem j^ entspricht, nnd daß es mit al« 

len Wörtern, in denen diese Gleichung sich 
als nicht gültig erweist, eine, von Fall zn Fall 
zu erörternde, besondere Bewandnid hat. Mehr 
zu sagen verbietet der mir jetzt zugemessene 
Raum, und verbietet mein Septnagintadrack : 
ich eitlere nur als von ferne hergehörig Semi- 
tica I 50. Ich kann Dbti nur dann zu ^jmJj 

stellen lassen, zu welchem es ohne Frage gehört, 
wenn Db:a nicht ursprünglich israelitisch, son- 
dern entlehnt ist. Das würde zu dem über 
^l3Mn Ermittelten stimmen. 

Noch anhangsweiselöin Wort über einige indo- 
celtische Wörter, welche die Feige und den Fei- 
genbaum bezeichnen. 

Da neben avxov ein tvxov hergeht, neben 
avx^ ein tv«^' (Stephanus VII 2569 1017) bin ich 
1854 in meinem Hefte zur Urgeschichte der Ar- 
menier 820 auf den Einfall gekommen, das ar- 
menische ^ov^ Feige mit %v*op = dvxoy zusam- 
menzustellen : &^p^ Feigenbaum zeigt die in mei- 
nen Beiträgen zar bactriscben Lexicographie 15, 
13 behandelten Bildungssylbe, beweist aucn nicht^ 
daß ov jenes ^oi;^ kurz war: wie ein persisches 
möz neben ßavxig steht, könnte auch ein arme- 
nisches ^ovt neben rt/xov stehn, allein der An- 
laut macht mir Bedenken , über den ich zu wenig 
weiß , um mich bindend erklären zu dürfen : ich 
möchte jezt widerraten',^ i^ot;f für mit tvxoy = 
avxov verwandt zn halten, da das armenische ^ 
recht oft auf Entlehnung des Wortes weist, in 
welchem es vorkommt, und da, falls die Feige aus 
dem Südosten nach Griechenland eingewandert 
ist, iJvxov selbst kein ursprünglich hellenisches 
Wort, mithin mit einem armenischen Worte 
auch nicht urverwandt seitl käiin: eSn ^^rsücl 



387 

av^v tvxop {tvnop ist yielieicht ein Pseudodo- 
rismus) aas deu helleuisclieii Dialekten za er- 
klären ist meines Wissens noch nicht gemacht: 
das gotische smakka, das mit diesem zusammen 
gehörende altslavische smokwa Feige (dazu etwa 
das plattdeutsche Sehmackeduzchen?) sind wohl 
noch ebenso dunkel wie — das verwandte ? — üvuoy. 
Wer ein Wissen um die älteste Geschichte 
des Menschengeschlechtes erwerben will, muß 
mit kleinsten Quadraten zu rechnen verstehn. 
Ob er richtig gerechnet, wird er selbst nicht 
entscheiden dürfen und mögen: wer ihm nach- 
zurechnen sich anschickt, hat seine eigne Mei- 
sterschaft in jenem Rechnen selbst zu erhärten, 
aber auch das Dasein der für seine Ausübung 
derselben notwendigen Vorbedingungen nachzu- 
weisen. Es ist hergebracht, die älteste Zeit 
unserer Geschichte einfachen Wilden zuzuweisen, 
welche je nach Bedarf Jäger, Hirten oder Acker- 
bauer gewesen sind: man vergißt diesen einfa- 
chen Wilden, daß sie auch die Sprachen gebil- 
det haben mußten, deren Tiefsinn ihren Schöp- 
fern andere Gedanken- und Empfinduogscentren 
nachweist als Zoten — die Religion ist nicht 
auf der Bierbank beim zehnten Seidel zur Welt 
gekommen, und gesunde Menschen haben trotz 
der modernsten mythologischen Wissenschaft, 
wann sie Feuer anrieben , gewiß nicht an Vor- 
gänge des Geschlechtslebens gedacht — , andre 
Gedanken und Empfindungscentren auch als den 
Regen , den Sonnenaufgang und den unsern gro- 
ßen Männern zufolge in der Urzeit wie eine 
Morgenzeitung regelmäßig auftretenden und 
wichtigen Blitz : der sogenannte einfache Mensch 
kümmert sich um Naturerscheinungen gar 
nicht, falls sie nicht in sein praktisches Le- 
ben eingreifen. Mir steht zweifellos fest, daß 



388 

in der ältesten Zeit auch auf dem Gebiete des 
Geistes die Ekliptik sich mit Einem Schlage 
einmal geändert hat, daß ein großer Fall ein- 
getreten ist, von dem aller edlen Volker Erin- 
nerangen wissen , and der allein die tatsächlich 
vorhandnen Znstände erklärt: mir steht aaeh 
fest, daß Religion nrspruDglich Ethos — ich 
sage nicht Ethik — , nicht Physik war, wie sie 
jetzt Ethos — ich sage abermals nicht : Ethik — 
und nicht Dogmatik ist. Daher suche ich in 
allem Aeltesten ethischen Sinn, und wo ich ihn 
nicht finde y bekenne ich lieber meine Unwis- 
senheit, als daß ich zu den Zumutungen der 
herrschenden Schule meine Zuflucht nehme. Das 
nachher anzuführende Buch Kuhns zum Beispiel 
ist in meinen Augen allerdings völlig unwider- 
leglich, denn es wendet sich nur an den Glau- 
ben, gegen den man bekanntlich mit Gründen 
nichts ausrichtet, aber für mich auch völlig un- 
beweisend. Wenn etwa nivQa Fels^ für das man 
bisjetzt vergeblich nach einem Etymon gesncht 
habe, 178 als auf das nächste mit msqiv und 
dem neuhochdeutschen Feder verwandt erklärt 
wird, und wie das indische patarä geflügelt, 
fliegend, im Fluge durchschreitend bedeuten soll, 
da die Begriffe Wolke und Berg, Wolke imd 
Felsen in einander übergehn, so kann ich dies 
nur Dogmatik nennen, nicht Wissenschaft: was 
würde mir begegnen, wenn ich derartiges be- 
hauptete? 

Dies mußte ich voranschicken, um was ich 
noch vorzutragen habe, in das rechte Licht zu 
rücken. Ich greife über die Scheidung der In- 
docelten und Semiten hinüber, und weiß ganz 
klar, daß ich dies tue. 

A. Kuhn hat in der von ihm und Th. Auf- 
recht herausgegebenen Zeitschrift für verglei- 



389 

cheude Sprachforschung 1 439—470 einen Aufsatz 
Saranyü[8] *EQ$PVvg drucken lassen , aus welchem 
ich nicht viel mehr für beständig halte als die 
Gleichung der üeberschrift, die Bemerkung, daß 
i(l$y€dg »dem ein sanskritisches säranyava ent- 
sprechen würde« — ä = «? — mit 'EQtPrvg 
nahe verwandt sei, und den Nachweis, daß 
saranyu herbeieilend bedeute. DieErinnyeu sind 
nach meiner Deutung diejenigen, welche niemals 
fehlen wo eine Schuld ist, die auf jedes Aas 
stoßenden Raubvögel. Ich muß dieser Abhand- 
lang Kuhns hier darum gedenken, weil iQt- 
vsig ujüder Feigenbaum mir eine Bestätigung 
meiner Deutung des ^^ zu bieten scheint. Der 

igtvsog ist der Baum, mit welchem die zamen 
Feigenbäume nach den oben aus Aristoteles, 
Theophrast, Plinius, den Geoponikern ausgeho- 
benen Stellen in nutzenstiftende Verbindung tre- 
ten: ich denke mir, er habe so gebeißen, weil 
seine Sendboten (er ist männlich) auf die weib- 
liche cv*^ loseilen. Der Name wäre also von 
derselben Tatsache aus gegeben, welche das 
Wort ^y/j der Baum, dem man mit etwas kom- 
men muß hat bilden heißen. 

In A. Kuhns Buche über die Herkunft des 
Feuers und des Göttertranks wird 103 eine län- 
gere , in ihren Einzelheiten nur ^it großer Vor- 
sicht zu benutzende Auseinandersetzung dahin 
zusammengefaßt — ich muß den Styl Kuhns 
ein wenig ändern — , daß Griechen, Römer und 
Inder bei der Wahl der zum Feuerzünden ge- 
brauchten Hölzer ganz besonders diejenigen Ge- 
wächse ausgesucht haben, welche schon die Na- 
tur miteinander vereinigt hatte, Schlingpflanzen 
und Schmarotzergewächse , und die Bäume, wel- 
che von diesen Schlingpflanzen und Schmarotzer- 



890 

gewachsen als Stützen erwiüilt za werden pfle^ 
gen. Ans dem Verhältnisse des indisoben a^- 
yattha znr 9ami werden dann bekanntlich tob 
Kuhn weitgehende Folgerungen abgeleitet, welche 
za billigen ich ablehnen mnß. Es freut mieh 
auf die Warnungen H. D. Müllers rerweisen au 
können , welche in dessen Mythologie der grie- 
chischen Stämme II 219—250 nachgelesen sn 
haben Niemanden gereuen wird, der den Mtith 
besitzt, mitten unter der mythologischen Dog- 
matik der Schulen der Wahrheit selbst nüchtern 
nachzuforscheu. Soviel aber glaube ich, nnd 
zwar ohne und gegen Kuhn, als richtig anse- 
hen zu dürfen , daß Gewächse , welche in den- 
selben oder ähnlichen Beziehungen stehn wie 
der a9yattha und die $ami, leicht symbolisehe 
Bedeutung erhalten, oder aber, daß vor aller 
Geschichte eine ethische Idee durch sie zum 
Verständnisae gekommen ist. Noch Goethe sah 
nach einem seiner bekanntesten Aussprüche 
Ideen, während für Schiller die Idee sein Leben 
lang unsichtbar geblieben ist: Newton sah sein 
— soviel ich weiß, bis heute noch unbewiese- 
nes, gleich wol als gültig anerkanntes — Fall- 
gesetz: ich meine, wirklich große Mathematiker 
sehen noch heute die abstraktesten Wahrheiten 
lange ehe sie dieselben irgendwie den Kleinen 
durch Erubh aufzwingen können : warum sollte 
man nicht annehmen dürfen , daß auch das Ye^ 
hältnis des igtpeog zur <fvu^ Urvätern die Salse 
klar gemacht hat, daß jidvug i9«cSli^ %a%iwHf 
äy&gconot und daß naaa dotng d^a^^ nal näf 
äüüQtjfMa %iX€iOV dem Menschen aus der Ferne 
kommt? Es würde sich so erklären, wie der 
Feigenbaum — ganz wie die Palme, deren Liebe 
ja viel besungen ist — eine Bedeutung für die 
lleligion, den Cultus hat erhalten könneiju Wi 



bitte zu yergleieheB was ich in deu Beiträgen 
znr baetrischen Lexikographie 28 über gaomaeKa 
vermutat habe« 

ELi^an wird sich vielleicht eine Erklärung 
des Verees Genesis 3, 7 knüpfen dürfen. 

Knobel bemerkt »Da die Blätter des gewöbn- 
lidien Feigenbaums sich für diesen Zweck [Schür- 
zen aus ihnen zu nähen] wenig eignen, so verstehn 
manche . . . den . . . Paradiesesfeigenbaum, Pisang, 
Banane, Musa genannt [Lassen indische Alter- 
tumskunde * I 307] als eine Art Feigen- 
baum kam er zur Kunde des Erzählers, der 
auch andere indische Erzeugnisse kennt. Schwer- 
lieh aber hatte er [nämlich nicht der Feigen- 
baum, sondern der Erzähler Lagarde] Kenntnis 
von der wahren Größe der oft bis 10 Fuß lan- 
gen Blätter, da er ein Zusammennähen erwähnt.« 
Herr Dillmann wiederholt dies one Zusatz: für 
unsern Herrn Fragsteiler will ich dazu setzen, 
daß die jüdische Orthodoxie den Adam 200, 
n^oh dem Falle 100 Ellen hoch sein läßt (Ei- 
seamenger 821), für welche Größe zebnfüßige 
Blätter freilich angemessen gewesen sein würden. 
Auf der Insel Ceylon traf Ihn Ba6ü6a 4 181 
eine Stapfe Adams, welche eilf Spannen groß 
war. Das sieht allerdings nach zehn Fuß lan- 
gen Schürzenblättern aus. 

Herr Franz Delitzsch* 144: »Dem Wortlaute 
nach von ficus carica, vielleicht aber, da die 
gewöhnlichen Feigenblätter keine straffen Fasern 
haben und zu weich sind, Pisang- oder Bana- 
nenlanb von musa paradisiaca , obwohl dieser so- 
genapnte Paradiesfeigenbaum mit seinen großen 
Blättern und saftigen Früchten, botanisch ange- 
sehen, keine Feigenart ist, und, wie auch die 
^oßblätterigen Feigenarten, seine Heimat in In- 
dien hat.« Feigenbaum bedeutet also auch hier 



392 

einen Baam, der kein Feigenbaum ist, anch 
nicht von ferne wie ein Feigenbanm aussieht. 

Herr C. Fr. KeiP 60: >rt3«n bedeutet überall 
nur den Feigenbaum, nicht den Pisang, musa pa- 
radisiaca, die indische Banane mit Blättern von 
12 Fuß Länge und 2 Fuß Breite , die sie nicht 
hätten zusammenzunähen brauchen. c Diesem Er- 
klärer ist also sicher Adam so klein wie wir 
alle sind: und ihm wenigstens ist ein Kalb ein 
Kalb. 

Einige der älteren Ausleger stehn höher als 
diese neuem , weil sie eine Beligionsurkunde als 
solche auslegen , wenn sie auch in der Art der 
Deutung irre gehn, andre ältere tiefer als die 
neuern, weil sie, den Feigenbaum aus eigner An- 
schauung kennend, die Schwierigkeit totschwei- 
gen. Philo behandelt die Sache in seinen nur in 
armenischer Uebersetzung erhaltnen twt^ iv Fe- 
piüet Cv^ijfMitMr xal Ivtfct^y ßißkot d in a 41 der 
Ausgabe Ankers vom Jahre 1826 spaßhaft ge- 
nug, aber zu lang, als * daß ich seine Deutung 
hersetzen möchte. Hippolytus in der Catene 
des Nicephorus I 87^ (die Stelle fehlt schmäh- 
licher Weise in meiner überhasteten Ausgabe 
dieses Vaters Seite 125) läßt die Feigenblätter 
Symbole der Sünde sein: ein auf die Haut ge- 
brachtes Feigenblatt verursache Jucken: Adam 
habe sich also selbst die Zukunft geweißagt: 
geistiges Jucken = Sündenbewußtsein sei die 
Folge der Sünde. Mehr gut gemeint als ge- 
schmackvoll. Origenes wird sich die Feigenblät- 
terschürze für seine Erbaulichkeiten nicht haben 
entgehn lassen , nur kenne wenigstens ich keine 
Stelle, in der er sich geäußert — wie viel ist 
uns denn von den Schriften dieses ehrlichen 
und klugen Enthusiasten erhalten ? über des (Ei- 
genes und andrer Väter Meinung von den von 



398 

Jahwe für die Üreltem gemachten Lederröcken 
handelt Peter Daniel Hnet in den Origeniana 
ß 8. Ohrysostomus war ein viel zu kluger 
Praelat, um über die Feigenblätter sich vor sei- 
ner Gemeinde auszulassen , in welcher männig- 
lieh wußte, daß Feigenblätter zu einem Schurze 
in keiner Weise verwendbar sind: man mag 
in Pokornjs Buche über Oesterreichs Holzpflan- 
zen (1864), dem einzigen Stücke meiner Biblio- 
thek , das mir etwas Citierbares liefert, auf Tafel 
14 die Nummern 156 157 ansehen, um sich zu 
überzeugen, daß Feigenblätter mit ihren fünf 
Lappen schlecht decken: zum Ueberflusse hat 
der Feigenbaum noch außerdem spärliche Aeste 
(Pokomys Text 52), also auch nur spärliches 
Laub. Auch Theodoret schweigt sich satt. 
Noch am verständigsten Augustinus, wenigstens 
wenn man sein occulto instinctu (de Genesi ad 
litteram m 42 = III 291 ^) ausführen darf: man 
konnte ja in allerdings wohl einlegender, nicht 
auslegender Erörterung dieses Ausdrucks sagen, 
in der ersten Angst hätten die Ureltern gerade 
das Dümmste von allem getan, was sich habe 
tun lassen : sie hätten sich zu verhüllen Unnahba- 
res genäht, sich mit Nicht-deckendem gedeckt. 

Soll es erlaubt sein, nun auch meine eigne 
Auffassung der Sache bescheidenüich vorzu- 
tragen? 

Feigenbaumblätter sind als zu weich im Stiele 
ungeeignet genäht zu werden : sie sind knapp vor- 
handen, würden also, selbst wenn sie taugten, 
nicht an erster Stelle zu Gewändern genommen 
worden sein : sie verbergen schlecht. Gleichwohl 
werden Feigenbaumblätter geuannt, auf welche 
der dümmste Erfinder nicht hätte fallen können. 
Es muß also erstens die Erwänung der Feigen- 
baumblätter ein Bestandteil der Urgestalt der Sage 

30 



3S4 

gewesen sein — dies ist es, was unsern Collegen 
interessiert — , weil jeder Spätere eine geschick- 
tere Wahl getroffen haben würde: es müssen 
zweitens die Feigenbaumblätter ursprünglich ei- 
nen guten Sinn gehabt haben: denn je älter ein 
Autor, desto concreter ist er, desto mehrkesot 
er das wirkliche Leben, desto weniger greift er 
so töricht umher wie ein Mitarbeiter eines Sonn- 
tagsblattes der Provinz. 

Bedeutet der Name des Feigenbaums ein 
Gewächs , welches nur durch Zutreten eines An- 
dern seine Früchte reift oder aber am Zweige 
hält, so darf der Feigenbaum als Symbol des 
Glaubens gelten, daß ohne Hülfe Gottes der 
Mensch nicht gedeihen könne. Wir würden das 
in unserm modernen Kauderwelsch ausdrücken: 
der Feigenbaum ist das Symbol der Offenbarungs- 
und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen: als 
solches wird er genannt. 

Ich habe schon 1848 in den rudimenta my- 
thologiae semiticae § 7 mein Augenmerk auf die 
Feige gerichtet gehabt, nur mit dogmatischen 
Vorurteilen, indem ich aus q*Uj dölo drcum- 

venire studuit erweisen wollte, daß die n3»r 
memoriam historiae paradisiacae etymo serraYÜ 
Wenn ich nur ein einziges Mal dies ^»Lu in 

einem auch nur meiner Texte gelesen hätte! es 
stammt aus Frey tag, und wieviel ist es wert? 

Entstanden kann der Mythus — ich schelte 
mit diesem Worte nicht: ich lobe — nur in ei- 
ner Zeit sein, in welcher das Wort ^yu nocli 

völlig durchsichtig war. Wer meine Auslegung 
annimmt , welche freilich die Richtigkeit meiner 
nur unter Vorbehalten gegebenen Etymologie 
voraussetzt, nimmt zugleich an, daßderMythns 
vom Sündenfalle in sehr hohes Altertum gehöre. 



«96 

Ob er ursprünglich israelitisch sei, darüber ließe 
sich streiten. 

Soll ich nun schlieBlich noch etwas über das 
Vorkommen der Feige in der hebräischen Lit- 
teratnr sagen, so verweise ich zunächst auf das 
in meinen deutschen Schriften 1 129 festgestellte, 
um so mehr so, als ich das dort Vorgetragene 
in den Büchern andrer — die meine Vorlesun- 
gen besucht haben — entlehnt finde, welche 
selbstverständlich auf jene deutschen Schriften 
durch ein Gitat aufmerksam zu machen für nicht 
opportun hielten. Die kümmerlichen Beste der 
israelitischen Litteratur sind noch nicht so durch- 
forscht, daß eine auf allgemeine Zustimmung 
zu rechnen berechtigte sichere Datierung ihrer 
einzelnen Stücke möglich wäre. Es ist daher 
davon Abstand zu nehmen, schon jetzt im größe- 
ren Umfange auf angeblich älteste und jüngste 
Stucke des jüdischen Canons sich zu beziehen. 

Wohl aber darf bemerkt werden, daß die 
Sage schon die ersten Menschen nach dem Falle 
— siehe oben — Feigenblätter zur Deckung ihrer 
Blofte verwenden läßt, also den Feigenbaum als 
in der Urzeit vorhanden ansieht: daß der Fei- 
genbaum in der Parabel des Bichterbuchs 9 seine 
Rolle spielt, daß die Bedensart »unter seinem 
Weinstocke und seinem Feigenbaume sitzen« (La- 
garde gesammelte Abhandlungen 283, 2) schon 
bei dem ganz sicher alten Propheten Michaeas 
4, 4 zur Bezeichnung eines nach israelitischen 
Begriffen glücklichen Lebens dient, und daß der 
ebenfalls sicher alte Prophet Amos nach seiner 
eignen Angabe 7, 14 sich mit dem Gaprificieren der 
Sycomoren abgab. Man darf behaupten, daß 
die Israeliten keine Kunde davon haben , daß es 
jemals in ihrem Lande keine Feigenbäume ge- 
geben hat. 

30* 



SM 

Ich wnimch«, dafi der verehrte Fragsteller 
was ich geboten habe, durch seine eignen Ün- 
tersnchoDgen bestätigt finden möge. Er weiß 
— und damit kehre ich zum Anfange meines 
Aufsatzes zurück — , daß ich sehr zum Scha- 
den meines Fortkommens in dieser Welt schlech- 
terdings kein Talent zur Unfehlbarkeit besitze: 
ich bitte ihn ausdrücklich, ehe er meine Daten 
benutzt, die Meinung oder, wenn möglich, das 
Urteil anderer Semitisten — als Semitisten muß 
ich mich ja heute ansehen — über meine Dar- 
legung einzufordern. 

Göttingen 19 November 1881. 

n. Ast arte. 

A. Kuhn hat bei seinen Auseinandersetzun- 
gen über die älteste Feuerzündung nichts von 
dem gewußt, was Thomas Hyde, ein Gelehrter, 
dem jeder Ehrenmann gut sein muß, im fünf- 
undzwanzigsten Kapitel der historia religionis 
veterum Persamm 333 — 336 der ersten Ausgabe 
schon im Jahre 1700 mitgeteilt hat. Ich erin- 
nere an Hydes Aufsatz, einmal, weil derselbe 
lehren wird , daß man mit Schlüssen auf die lU- 
teste Geschichte unsres Geschlechts nicht vor- 
sichtig genug sein kann — bei Hyde erscheint 
als arabisch was bei Kuhn als autochthon indo- 
celtisch behandelt wird — , sodann , weil sich ei- 
nige Vermutungen bei seiner Lesung ergeben, 
welche ich auf die Gefahr hin widerlegt werden 
zu müssen, glaube aussprechen zu sollen. 

Auch die Araber zündeten vor Alters (wie 
das wohl alle Menschen taten) Feuer mittelst 
zweier Hölzer an : das Obere der beiden oder der 
Mann hieß den Arabern «Üu^, das untere oder 

die Frau ^ja: nach anderen Zeugen ist .L& 



397 

die Frau, ^^ der Mann. Mein lieber Schüler, 
William Bof)ert8on Smith in Edinburg, früher 
in Aberdeen, hat diese beiden Hölzer 1880 selbst 
im Innern Arabiens nicht mehr im Gebrauche 
gefunden: in seinem in einer schottischen Zei- 
tung (dem Scotsman) abgedruckten dritten Beise- 
briefe ans Xigäz sagt er: tht hroondike marlch 
sei used by the Arabs for mahing cordSy und 
gibt ohne an Hyde zu denken, eine Antwort 
auf dessen Frage Qtiaestio est an march et aphar 
sint diversae arbores vel potitis diveraa instru- 
menta ex eadem arbore7 cum eadem sit utrius- 
que arhoris definitio seu descriptio durch den 
Satz in the Suda/n Ismail when a Utile loy saw 
a very old man prodace fire by rubbing two 
pieces of this wood togäher. Doch ist ^i^ mei- 
nes Erachtens nicht die ursprüngliche Gestalt 
des Worts. E. W. Lane HI 2090 verweist von 
^Uft auf .yt, von diesem auf %^t: es scheint 
mir yji die echtere Form der Wurzel zu sein, 

und dieselbe Erscheinung vorzuliegen, welche 
ich in meinen Orientalia 11 45 in ^ aus f»^, 

in j^\ aus .JÜ und in der Umdrehung in sS:^^' 

aus \Jlj^' nachgewiesen habe. Jeder Kenner der 

semitischen Sprachen weiß, daß dem Stamme 
ney die Bedeutung Staub eignet: weil sie dies 
tut, vermag ich jJt^ als Pflanzennamen nicht 

zur Wurzel ^t9 zu stellen, sondern muB ihr 
vj als dialektische Entartung eines sij ansehen, 

wie umgekehrt unter den Ableitungen V/on yi^ 

Vokabeln vorkommen (Lane 1953), welche in 
Tat und Wahrheit zu 'ifiy gehören, und wahr-^ 
soheinlich von Hause aus nur einem der vielen 
Dialekte Arabiens eigneten. Nun weist bei jyik, 

deese»' älteste Bedeutung — ich wiederhole mit 



398 

Absiebt Lanes Fassung — a pii dag far a li&n 
or other animal, that he maiy fäll into U^ in 
Order that he may he taken ist, die letzte, wel- 
che man angibt, auf mythologische Färbung: 
jJiL ist auch a channd that is dug for fhe pwr- 

pose of irrigatmg a palmtree such as is termed 
^JMA. Ich kann seit lange den Gedanken nicht 

los werden, daß ba^ta nnd n*^rtt)5> mit hierher 
ihre Erklärung oder doch eine Erläntemng zu 
finden haben. Indem ich W. Wrights Note on 
a bilingual inscription latin and aramaic, recenÜy 
found at South Shields um das unten über Atar- 
gatis zu sagende nachschlage , lese ich dort 4', daft 
schon Georg HofiFmann unter Billigung Wrights 
\^ß^ such OS it watered hy the ram alone, auf 

die Attar zurückgeführt hat. l/i0rdQt§f sichert 
die alte Aussprache des hebräischen r^'nhTl?!^ (La- 
garde gesammelte Abhandlungen 255/38): die 
Homeriten hatten, wie man seit F. Fresnel JAP 
1845 n 199 226 und dem ihm folgenden E. 
Osiander ZDMG 7 472 (vergleiche ihn auch 
ebenda 10 62) weiß, eine yu^: die Istar der 

Assyrer läuft jetzt durch aller Lesenden Mund. 
Hängen jui^ und ^yt — das ist meine Frage ^ 

irgendwie mit ^Uc = .Ij^ und ^jA zusammen? 

Sie könnten es nur, wenn Hydes andere, nicht 
seine ersten Zeugen über die Bedeutung der 
Wörter ^li£ und ^j% das Richtige aussagten. 



Da man nicht müde wird die Atargatis mit 
der Astarte zusammenzubringen, verweise ich auf 
William Wrights oben citiertes Schriflichen 4, in 
welchem als die in den Inschriften vorliegende Ge- 
stalt des Namens Atargatis nny^n^ erscheint, und 
ich setze die in meinen gesammelten Abhandlun- 
gen 2B8' one Nutzen aufgegrabene Stelle.: des 



399 

Simplicias daneben (za Aristoteles tuqI ^vtfiump 
dxQoafkttmv 150'' Aldas) ^ ne(jMx^ "fof^i ix^^ 
Uyettu nolkdn^^' dk o *al tv^v (fvgtav ^Ata- 
gctm/r tonov &smv xalovtftv xal %^v ""iu&v ol AU 
yvftuoh y «c noXXäv ^sdSv Idtot^vag 7KQk8%oviSag. 
Simplicius hat nn^nn:? = nn3> 'nnny für -^n« 

nny genommen: über 52) = 'luj» siehe die sorg- 
sam ansgewählten Citate in meinen armenischen 
Stadien § 23: znr Sache Lagarde Symmicta I 
23, 29 Gregor von Nyssa über die Seele 229» 
(Erabinger 98). Wichtig ist das % des Wortes 
AtaQY^''^t sofern es erweist, daß Simplicins tt 
one Verdoppelnng als Dentaltennis horte: we- 
der Herr Nöldeke ZDMG 84 92 noch William 
Wright haben diese ganz außerordentlich erheb- 
liche Tatsache bemerkt: Wrights rrn:> "^nn:? = 
nn9 '^ny habe ich nämlich nach Analogie des von 
Wright selbst angeführten U973:d ^n^:> der Moa- 
biter anzuzweifeln keinen Grund. Das andere % 
des simplicischen Ataqatii ist im höchsten Maße 
schwierig. Bekanntlich kennt schon Strabo die 
Ataqy^xt^Q^ welche Form auch Inschriften bestäti- 
gen: daneben aber laufen die Namen A&ijaxaßog 
Zaßdaa&^g. Wäre nichts als Strabo und Sim- 
plicius auf der Welt, so ließe sich rrny als In- 
tensiyform fassen, deren Doppeldental zu einfa- 
chem V verdünnt worden wäre, wie der Doppelden- 
tal des ^jn9 = nnn^ = Atag anerkanntermaßen 
zu t verdünnt worden ist: gäbe es nur A&f^a^ 
xaßo^ und Zaßdaa^^g, so dürfte man annemen, 
daß tiny eine Doppelung des n nicht besessen habe : 
die Formen A^tjcenaßog Zaßdaa&tjg in derselben 
Periode zu finden, in welcher sowohl Strabo 
wie Simplicius ein t überliefern , ist äußerst be- 
fremdlich, wenn Atargatis wirklich nny *inn9 
ist. Noch verwickelter wird die Untersuchung 



400 

durch das von mir in den armenisehen Studien 
§ 846 an das Licht gezogene &araha% Betrhan 
&arha%aH Oaratatt Qarad'aH der Armenier. Ich 
habe in dem Schriftchen zur Urgeschichte der 
Armenier 1060 ff den in Sadyattes Myattes Aly- 
attes und auch einzeln erhaltenen Namen de8 ly- 
dischen Gottes als '*n:> zu erkennen gemeint: 
Guretons Spicilegium 25, 9 mit der Adiabenerin 
"«n!», welche göttlich verehrt worden, finde ich 
nirgends erklärt. 

Warum schließt rrny auf Si? das doch ganz 
so aussieht, als sei es das Pronomen der drit- 
ten Person Singularis, allerdings in einem zu 
dem voraussichtlich weiblichen inn:^ nicht pas- 
senden Geschlecht: vergleiche den Eigennamen 

aC£]2 9k1m) der Syrer. 

III. Die syrischen Wörter "ji-^Oi und it^Vä. 

Herr Nöldeke behandelt in seiner syrischen 
Grammatik § 128 diejenigen syrischen Haupt- 
wörter, welche mit dem Suffixum an gebildet 
sind : ich kann nicht sagen , daß dieser Paragraph 
auf der Höhe der sonstigen Leistungen des Herrn 
Nöldeke stehe. 

Ich habe (jetzt Symmicta 1 88, 38 verglichen 
mit II 94) zuerst die Forderung aufgestellt, die 
Ableitungen der abgeleiteten Formen des Ver- 
bums von den Ableitungen der Grundform streng 
zu scheiden: ich mache kein Hehl daraus, daß 
die Triebfeder meiner Untersuchungen auch hier- 
bei ein theologisches Interesse war, wie man 
aus meinem Psalterium Hieronymi 158 — 160 
(vergleiche Semitica I 32) unschwer ersehen kann. 

Ich habe ebenso klar durch das Symmicta 
I 98, 37 — 99, 5 gesagte wenigstens erschließen 
lassen , daß ich in einer wissenschaffcUchw Gram- 



401 

matik irgend einer semitischen Sprache das Se- 
mitische, das heißt, das ans der gemeinsamen 
Urzeit aller semitischen Idiome Stammende von 
dem den einzelnen Idiomen Eignenden streng ge» 
schieden zu haben fordern mnß: daß ich Lehn- 
wörter nicht als Beweismittel für die Gesetze 
der entlehnenden Sprache ansehen lasse. Es 
hängt dies alles mit dem theologischen, das 
heißt historischen, Gharacter meiner Studien zu- 
sammen. 

Ffirmich sind ^aja von ix£i = arabischem 

qLuü, ^j^9 = 'j^'n = arabischem q|^ iind 

^Vm s=: ]tn sehr von ^(^ und ^tM — rein 

syrischen Bildungen — unterschieden: ich kann 
nicht raten, die beiden in Einen Topf zu 
werfen. 

Herr Nöldeke lehrt: »Von der Verdoppelung 
wie in Vnj^ßi )^^'^, erscheint keine sichere Spur 
mehr. So weit wir es controlieren können, ist 
ev. der 2 Bad. immer weich, der 3 Rad. hart.€ 

Wir können eben noch sehr wenig contro- 
lieren. üeber Bar Esräyä habe ich mich sehr 
nnnmwnnden ausgesprochen. Bernsteins Text 
der harklensischen Uebersetzung des lobannes 
stammt aus einer im Jahre 1483 geschriebenen 
Handschrift. Die Ausgabe von ürümia hat mich 
wenigstens in den hier zur Frage kommenden 
Wörtern im Stiche gelassen: Herr Nöldeke 

braucht zum Beispiel in Betreff des ^Mcns^ nur 

den 119 Psalm durcbzugehn, um zu erfahren, 

daß dort das } des Wortes ohne Angabe über 

Weiche und Härte gedruckt ist. 

Ich bin also bis auf Weiteres hier zu mei- 
nem lebkafton Bedauern nur auf die Ajuilogie 



402 



angewiesen. Diese lehrt mich, daB ^2xi^ = ^nti\ 
mit Recht ein weiches Z hat, daß aber ^^^Noi , 
weil es nicht von t*^Ni I er lernte , sondern von 
«^i\ji II er lehrte stammt, ynllefan, dafi 

^,ro^, weil es nicht zu ^as I, sondern zu ^xid 

II gehört, puqqenän == pj^D zn sprechen ist: 
sie lehrt mich, daß pnqdän nnd julpän, wo sie 
vorkommen, Entartungen sind, welche den Stu- 
bengelehrten des dreizehnten und funfisehnten 
Jahrhunderts allerdings für gutes Syrisch gegol- 
ten haben können, da diesen die Einsicht ab- 
gieng , daß Bildungen der zweiten Form von Bil- 
dungen der ersten wesentlich verschieden sind. 
Es wäre an sich eben so möglich gewesen, daß 
diese braven Leute in Folge der Analogie des 

^po? = 7hST 

lauter Paelformen in ihre Texte hinein cörrigiert 
hätten , wie sie nach dem bis jetzt Vorliegenden 
nach Analogie von 

^Iom = ihn: 

lauter Pealformen hergestellt zu haben scheinen. 
Herr Nöldeke nennt im Verlaufe seiner Dar- 
stellung des ^ der Wörter xuou und ^qi\^^ 

»alt«, und scheint danach für möglich zuhalten« 
daß die in alter Zeit stets an gesprochene En- 
dung einmal in noch älterer >ön ünc gelautet habe. 

Ich bedaure widersprechen zu müssen. 

Die Syrer kennen keine erste Form des Zeit- 
worts Iflu: auch die Hebräer haben nur rr&;. 

Von «aOU n käme lechteyrisch ^msom waaAj 



403 



oder ?ifinj/ tanseyä oder ^aoqj nusseyän her: 
von diesen drei Möglichkeiten ist, so weit bis 
jetzt unsere Kunde reicht, nnr tMDOJ wirklich 

geworden. 

Nnn haben die Jaden von S7D3 ein regehrech- 
tes i'f&s entnommen (Buxtorf 1354). Da die 
Versnclinng ein technischer Begrifif der jüdischen 
Theologie ist, wanderte das Wort ]*«&p mit der 
Yon ihm ansgedrückten Anschannng zu den Ara- 
mäern: da es, als es wanderte, bereits Sitte 
war (Lagarde reliquiae graece xli') die Endung 

an 1*1 zu schreiben, wanderte es als ^Oimi, das 

niflseyon zu sprechen ist (der Yocal der offnen 
Sylbe vor der betonten wird regelrecht halbiert), 

und ^ ist gar nicht »alt«, sondern gerade im 

Gegenteile jung. 

Analog wird es sich mit ^Odu^v verhalten. 

Dafi l'f^a Isaias 8, 1 als ,^aJ\^ entlehnt, und 

Yon dieser Bibelstelle aus in der syrischen Lit- 
teratur in Umlauf gesetzt worden ist, lehrt Payne 

Smith 720. ,cu2^^ = gilleyon ist das im Le- 
ben, ^^'^ = gilläyön das aus dem Buche 

entlehnte Wort: jenes trat über, weil Offenba- 
rung ein israelitischer Begriff war, für den 
das »heidnische« Aramäisch kein Aequivalent 
hatte: dieses, weil der üebersetzer von Isaias 
8,1 das ihm nur in dem Sinne von Offenbarung 
bekannte ^*>\^ nicht zu übersetzen verstand, und 
ee daher Buchstab für Buchstab abschrieb. Das 

echtsyrische — zunächst undogmatische— 

ist gily&n zu sprechen ^ und gehört der ersten 




404 

Form: i'^^j ist als gilliyän auch in das Arabi- 
sche aufgenommen, Lane I 448. 

üeber ^OmU* = l^'iH Payne Smith 1236 kann 

sich nun jeder das Notige selbst sagen. 

IV. -^^9 = a^iaÄ. 

Als ich den zwölften Bogen des lohannes toh 
Euchaita drucken lieB, hatte ich keine Ahnung 
davon , daß ich in kurzer Zeit öffentlich zur Er- 
klärung semitischer Vokabeln das Wort werde 
ergreifen müssen. So ist an eine dort auf Seite 89 
zu gebende Erklärung des griechischen ma ans 
dem aramäischen t^^y eine Bemerkung ange- 
knüpft worden, welche den Fachgenossen zur 
Kenntnis zu bringen mir am Herzen lag. Ich 
wiederhole sie hier, um ihr eine weitere Verbrei- 
tung zu^ sichern. 

De «5a yideatur Stephani thesaums V 1710 — 
1712 VIII 1983. sunt autem Ja ni fallar duo: 
ma = (M^XmTiig , quod GCurtius^ 589 ad oiq ret- 

tulit, Via = ):^ Syrorum IDMichaelis 629 La- 

garde praetermissa 54, 44: quod ante me Qeor- 
gius Hoffmannus mens ZDM6 32 753^^ ad rrMSSKS 
Hebraeornm referendum esse intellexit, ego in 
Semiticorum parte priore (non prima, taedet 
enim C09yitiis me exponere) 22—27 praetermisi, 
ut aliud Yocabnlum praetermisi theologorum, si 
qui sunt theologi, curae sedulocommendandum: 
nam ^'^9 =s tantivog ngaig Hebraeos ab Ara- 
maeis mutuo desumpsisse volueram docere injde 
ex anno 1863: esse enim hebraice yisx quod 
aramaice '^^y diceretur : Arabes n^ habere Frey- 
tag III 29* Lane III 1806: confer Arabum g^ 

^ 3^40 = l^ [vielmehr «-k^] Lftgc^4^ Symr 



4m 

micta I 144^ 10^. comparandnm cnm ntittM2 

Hebraeorum, l^J^ Syrornm Arabnm ^ysojjo et 

^yü> Freytag III 1' Lane III 1759. de aoa yide 

etiam Schlensneii opnscula critica 358. ne qnis 
▼ero miretur qnod fii99 et n«t:£M^ proposuerim, 
sciat eam semiticis vocabnlis legem esse scriptam, 
nt qaotqaot metaphorice usnrpentur, pluralem 
forma feminina effingant, si singnlaris forma 
xnascalma gaadeat, mascolinä contra, si ille fe- 
miniDam yideatur. 

a^iaat wird Proverbien 11, 2 ebenso tanctpo^ 
übersetzt wie ^a:? an den von Tromm II 873 ver- 
zeichneten Stellen: vergleiche bei demselben II 
875 %an6ipw(t&g tut "^39 and niay: der Grieche 
dachte bei Michaeas 6, 8 für yiz^i, wenn er 
2fo»f*o( überträgt^ nicht an ^^^i sondern an 

mjjo SS ^3j^, was ja nicht richtig zu sein braucht, 

aber doch erklärbar ist. 

Wie D^n und jab und ]0[^ Olshausen § 161», 

wie 1^^ und ^ii^A und \ii^ und ^ina Nöldeke 

§ 94^ wie ^jM^ und ^ Wright § 232«, würde 

'^IZ S^bil^l^^ sein : 1^39 enthielte '^yy -{- dem unver* 
standlich gewordenen Nominativvocale u: ver- 
gleiche i'^^b^a aus malakaihu. 

Daß die Syrer vorzugsweise geeignet waren 
den Begri£f der sriay zu finden — they were 
always a trodden-down race, sagte oder schrieb 
einmal W. Cureton — , ist ebenso sicher wie der 
andre Satz , daß von allen semitischen Stämmen 
der nia9 niemand von Hause aus ferner stand 
als die Israeliten und Phoenicier, deren ni!s9, 
wenn sie nicht geradezu als vßQiQ zu den Grie- 
chen gewandert ist, jedenfalls ihre charakteri- 
stischste, die rri?9 ganz ausschließende Eigen-« 



406 

Schaft war: vergleiche das Genesis 49, 5 — 7 über 
Simeon nnd Levi Geurteilte und die Tatsachen 
Genesis 34, auf denen das Urteil des Erzvaters 
über die beiden Stamme mhte. Die nnsy inaftte 
gerade, weil sie den Israeliten nicht im Blate 
lag, ihnen am meisten gepredigt, nnd snr un- 
abweisbaren Forderung ihrer besten Männer 
werden. 

132» wäre znnächst ein sich duckender , "«as^ ein 
geduckter. Das Ethos der Synagoge hätte die 
aramäische Physis umgebildet und vergeistigt. 



Bei der Königl. Gesellschaft der Wis- 
senschaften eingegangene Druckschriften. 



Xaa bittet dieM VeizeiobiiiMe zngleiok ata Staipf!ftB|rBU>S0^B aaMh«]i 

zu wollen. 



Juni, Juli 1881. 

Nature 605. 607—609. 

Leopoldina. H. XVU. Bd. 9—10. 

Bevista Euskara. No. 37. 1881. 

Bulletin de la Sociät^ Mathematik ae. T. IX. No. 3. 

Movimento della Navigazione ne port6 del regnp. Aimo 

XIX. 1879. Borna. 
F. V. Müller, EuccJypti of Australia. Sizth Decade. 

Melbourne. 4. 
Schriften der naturf. Gesellschaft in Dansig. Bd. V. 

1. 2. H. 
Abhandl. für die Kunde des Morgenlandes. Bd. VII. 

No. 4. (A. Weber , das Sapta9atakam der H&la). 1881. 
Zeitschrift; für die gesammten Naturwissenschaften. 1880. 

Bd. V. 
Catalogus der Bibliothek van het k. Zoologisch Genoot- 

schap Natura artis magistra te Amsterdam. 1881. 
Th. Lyman, Ophiuridae and Astrophytidae of the 

Challanger Expedition. F. I. (Bulletin of the Mu* 

seum oi Comparative ZoOlogy. Vol. V. No. 7. 



407 

Transactioiis of the Zoological Society of London. 

Vol. XI. 3-4. 1881. 4. 
Proceedings for 1880. Part IV. 1881. 
Bulletin des travaux de la Sociäte Murithienne du Va- 

lais. IX Fase. Keuchatel 1880. 
29. u. 30. Jahresbericht der naturhistor. Gesellschaft zu 

Hannover. 1880. 
Annales de rObsenratoire R. de Bruxelles. 21. feuill. 
O. Herrn an, Sprache u. Wissenschaft. Budapest. 1881. 
Journal of the R. microscopical Soc. Ser. IL Vol. I. 

Part 8. 1881. 
Abhandl. des naturwiss. Vereins zu Bremen. Bd. VII. 

H. 1. 2. nebst Beilage. 8. 
G. Struckmann, Parallelismns der hannover. u. der 

englischen oberen Jurabildungen. 
Brdelyi Muzeum. 6 SZ. VIII. evtolyam. 1881. 
Oversigt over det K. Danske Vidensk. Selskabs förhand- 

lingar. 1880. Nr. 3. 1881 Nr. 1. 
Memorie della Accademia delle Scienze delV Istituto di 

Bologna. Serie 4. T. I. 1880. 4. 
Indice generali dei di^ci tomi della terza serib delle 

Memorie deir Istituto di Bologna, negli anni 1871— 

1879. 
Verhandl. des Vereins für Natur- u. Heilkunde zuPres- 

burg. 1875-1880. 
Annales de la Sociedad oientif. Argentina. Entrega V. 

T. XL 
Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft. 15. 

Jahrg, H. 8. 
Monthly Notices of the R. Astronomical Society. Vol. 

XU. No. 7. 
Annuaire statistique de la Belgique. Onzi^me annee. 

1880. 
Expose de la Situation du royaume de la Belgique de 

1861. h 1875. 7 fasc. 
Das E. E. Quecksilberwerk zu Idria in Erain. Wien 

1881. fol. 
Annales de rObservatoire R. de Bruxelles. Astronomie. 

T. IlL 1880. 4. 
Ann. de TObsery. R. de Brux. Meteorologie. T. 1. 1881. 4. 
Annuaire de TObserv. 1880 et 1881. 
Annual Report of the Smithsonian Institution for 1879. 

Wash. 1880. 
Transactions of the American Philos. Society. Part HL 

1881. 4. 



408 

Proceed. of the Americ. philo«, Society held at Phila- 
delphia. Vol. XIX. No. 107. . 

Proceeding of the Academy of Natural Sciences of Phi- 
ladelphia. Part. I. n. UI. 1880. 

Proceed. of the Amer. Acad. of Arte and Sciences. 
Vol. Vm. Boston. 1881. 

Proceed. of the Amer. Pharmacentical Association. 28. 
Meeting. 1880. 

Bulletin of the Buffalo Society. Buff. 1877. 

Bulletin mensuel de TObservat. M^teorologiqne d'Upsal. 
Vol. XII. Ann. 1880. 4. 

Popolaäone. Movimento dello stato civile. Anno XVÜL 

1879. Introduzione. Id. Anno XVUI. 1879. Parte H. 
Proceed. of the London Mathem. Society. No. 170. 171. 
Atti della R. Accademia dei Lincei. VoL V. Fase. 13. 
Bulletin de TAcad. B. des Sciences de Belgique. 50e 

annee. 3e Serie. T. I. No. 3. 4. 
Bulletin de la Soc. Imp. des Naturalistes de Moscou. 

1880. No. 3. 4. 

Eevue de Thistoire des religions. T. 1.1—8. T.II.4 — 6. 

T. III. No 1. Paris 1880. 
' Mämoires de la Societe des Sciences de Bordeaux. T.IV. 

2e cahier. 
Mi^moires de la Sociätä des Sciences nat. deCherbourg. 

T. XXII. 
Journal de TEcole polytechnique. T. XXIX. Paris. 1880. 
Mämoires de la Sociät^ des Antiquaires de Picardie. 

T. IX. Amiens. 1880. 4. 
Mittheil, der deutschen Gesellsch. für Natur- u. Völ- 
kerkunde Ostasiens. April. 1881. 
Bulletin of the American Geographica! Society. 1880. 

No. 4. 
Verhandl. der k. k. Eeichsanstalt. No. 5. 1881. 
Statistique internationale des Banques d'emission. Bus* 

sie. Borne. 1881. 
Atti della Societä Toscana. Proc. verbau. Maggie. 1881. 
Flora Batava. Aflevering 249, 250, 251, 252. 
Archiv för Mathematik og Naturvidenskab. Femte bind. 

Heft 1—3. Kristiania. 1860. 

(Fortsetzung folgt.) 



Für die Bedaction verantworüich: F, Btchtd, Director d. GÖit. g«L Arn. 
Gonmiflsions-yarlag der DkUHch'achm Tiffiaga-^ttMumShmg, 
Druck dir DitUricKsehm Uni9,-B¥ehdruck§rii {W, Fr. 4ßMi*Mr> 



409 



Naehrichten 

von der 

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften 
und der Georg- Augusts-Universität 

zu Göttingen. 



21, December. JV& 16. 1881. 



KftMiglicke CMelkchaft der Wisseuchaft». 

Jean Bobethon nnd die Thronfolge des 
braanschweig-Iüneburgi sehen Hauses 

in England 

von • 

B. PaiüL 

Am 7. Mai hatte ich die Ehre der Egl. Ge- 
sellschaft der Wissenschaften von Forschungen 
Mittheilang zn machen, die sich anf den Regie- 
rnngsantritt des Welfenhanses in England bezie* 
hen. Das Staatsarchiv in Hannover bietet für 
diese groBe Angelegenheit eine kaum berührte 
Fundgrube um nicht nur der tragischen Paral- 
lele zwischen den Stuarts und den Weifen, son- 
dern vor allem den nationalen und internationa- 
len Momenten nachzugehen, die aus dem Ereig- 
niß entsprangen. Ich bedauerte damals sieben 
Bände mit Memoiren und Gorrespondenzen des 
Herrn Bobethon im Staatsarchiv nicht vorgefun- 
den zu haben, welcheeinstim Jahre 1787 Spittler 
vorgelegen, die Hinterlassenschaft eines Mannes, 

31 



410 

der in Verbindung mit LeibnisE wie in den offi- 
ciellen Aktenstwktn der hwUPTerischen Regie- 
rung, in englischen jßriefs^aumlungen und Auto- 
ren der Zeit erscheint , eines Mannes, Ton dei^ 
Spittler versichert, daß ohne ihn Kurfürst Georg 
Ludwig niemals König Oeor^ L von Groftbxitan- 
nien und Irland geworden wä^^* Nun weiß ich 
auch heute noch nicht, wann und wo Robethon 
geboren, wann und wo er gestorben ist. Denn 
keine der zahlreichen Eneyklopädien, kem^s der 
endlosen Inhaltsverzeichnisse, die ich durchgese- 
hen habe, hat auch nur auf die geringste Spur 
eines biogipiiphifichan Abriss^a, »nf ein« Pufenhir 
tion an^ Sarge oder Aehnliches geführt. Dage- 
gen ersah ich erst hinterdrein aus dem i;ienntei^ 
und bisher letzten Bande der von Ouno Klopp 
herausgegebenen Werke von Leibniz, S. LYII, 
N. 1 , daß jene 7 Bände in der Stadtbibliothek 
zu Hannover auf bewahrt werden. Nicht nur sie, 
sondern überdies ein sehr werthvoUes Convolut 
mit Papieren desselben Ursprungs, gegenwärtig 
Eigenthum des Historischen Vereins für Nieder- 
Sfidäisen, sind mir in dankenswertbester Weise 
zur Benutzung anvertraut worden , so daß nun- 
mehr in Verbindung mit dem, was ich aus den 6e- 
sandtschaftsberichten der Bothmer, Grote, Schutz, 
St. Saphorin, aus der von Hannover, London 
und Wien aus vor und nach dem J^hre 1714 
geführten Correspondenz , und aus den b^eits 
im Jahre 1775 von James Macpherson in Lon« 
don pubjieirten Origmol Papere gesammelt habe, 
ein sehr bedeutender Theil des geistigen Ver- 
mächtnisses eines Mannes vorliegt, der, ein Fremd- 
ling unter Engländern und Deutschen, niemals 
z^m leitenden Staatsmann emporstieg, sondern 
in der bescheidenen Stellung eines SecisetärB oder 
Legatiousra^ibs im Dienste seiner Fürst^ tatiäoB 



411 

tbätig, w«it anterrHshtet und eoht staatBmännisck 
nur cl<u9 eine Ziel yerfalgte, der protestantischen 
SiiOQession im England die Stätte zq berei^n und 
zu siobern. 

Es sei mir erlang an der Hand dieser Do« 
ei»nente, über deren Herkunft, Zustand und Um* 
fvLng das Ndthigste vorausgeschiokt werden mufi, 
ein BiM i^on Robethon's großartiger amtlicher 
Wirksamkeit zu entwerfen. 

Jctne sieben handschriftlichen Bände, welche 
seine Manualakten zwischen 1692 und 1711, 
zahllose Originalbriefe an ihn, die er bis 1701 
in fast tagebachartige M^^moiren verwebte, seine 
Concepte zu Antworten, Denkschriften und Gut* 
achten, gedruckte Relationen und Deductiouen, 
zum Theil aus seiner Feder enthalten, sind m\i 
einem lose beiliegenden Schreiben des Sohns 
aus Lüneburg vom 4. Mai 1743 dem Gammer- 
meister S. Majestät und kurfürstlichen Hoheit 
H. V. Reiche übersandt worden, der den Empfang 
am 7. bescheinigt. Der Vater — feu mon pdre 
Mr. de Robethon — habe sie vor langer Zeit — 
il y a long tems *-> dem Bruder des Adressaten, 
dem Qeheimsecretär J. C. von Reiche, verspro- 
chen, dessen testamentarische Schenkung an die 
Stadt Hannover nach Rathsbeschlufi vom 31. 
März 1777 in feierlichem Latein gedruckt jedem 
Bande eingeklebt ist. Der Sohn, der sich selt- 
samer Weise nicht de Robethon, sondern de 
Maxuel (schottisch Maxwell, nach der Mutter? 
Stiefsohn?) unterzeichnet und Soldat gewesen zu 
sein scheint — nous nous preparons pour notre 
marche selon nos ordres , qui sera le 20 de ce 
mois — - erwähnt noch andere Papiere seines Va- 
ters, qui regardaient les affaires de Sa Majestö, 
die mit allem , was die Succession betreffe , dem 
Pxäaidenten von Hardenberg in London ansge- 

31* 



412 

liefert seiu müßten. Diese Masse ist vorhaDden, 
nur leider auszugsweise ins Englische übersetzt, 
in Macpherson's viel benutzten Original Papers 
etc. London 1775, 2 Vols. 4., in welchen von 
1702 bis 1714 Mittheilungen aus den Stuart 
Papers Jahr für Jahr mit solchen aus den Man- 
över Papers wechseln. Der Heransgeber oder 
besser Verarbeiter giebt I, p. 7 an, daß ihm die 
letzteren, welche die ganze Zeit von der Act of 
settlement (1701) bis zur Befestigung der Herr- 
schaft Georg's I. umfaßten, zehn starke Bände in 
Quart, zu literarischen Zwecken mit großer Li- 
beraUtät von einem Mr. Duane überlassen seien, 
der das gute Glück gehabt sie käuflich zu erwer- 
ben. Der Herausgeber, der wenigstens so ge- 
wissenhaft ist bei seinen Uebersetzungen anzu- 
merken, ob die einzelnen Nummern von einem 
französischen oder deutschen Text, aus einem 
Original oder Entwurf herrühren, hat I, p. 619 
eingeflochten, was er über Robethon in Erfah- 
rung gebracht. Derselbe scheint, so sagt er, 
französischer Refugie und so etwas wie Privat- 
secretär König Wilhelm's III. (a kind of private 
secretary to king William) gewesen zu sein, was 
wir jedenfalls bestimmter fassen dürfen. Nach 
des Königs Ableben trat er zu Celle in die Dien- 
ste Georg Wilhelm's, mit dem ihn schon im 
Jahre 1701 sein Gönner William Bentinck, Graf 
von Portland, Wilhelm's III. Intimus und Lands- 
mann, bekannt gemacht hatte, nach Herzog Ge- 
org Wilhelm's Tod im Jahre 1705 in die seines 
Bruders Kurfürst Georg Ludwig zu Hannover, 
für den, seinen Sohn und dessen Gemahlin er 
alle Gorrespondenz mit England habe führen 
müssen. Originale, die sich noch in England 
oder auswärts befinden möchten, seien sämmtlich 
nach Robethon's Entwürfen ins Reine gescbrie- 



413 

ben. Das Haas Hannover hätte für seine Zwe- 
cke niemand besser verwenden können, da er 
unermüdlich and trea and, wenn auch nicht von 
hervorragenden Fähigkeiten, doch von großer 
Gewandtheit and mit den englischen Verhältnis- 
sen hinreichend vertraat gewesen sei am zahl- 
reiche Correspondenten der kurfürstlichen Fami- 
lie zu »amüsieren«. Dies etwas spöttische Ur- 
theil wird aus meinem umfangreicheren Material 
wesentlich zu Bobethon's Gunsten modificirt. 
Auch hätte Macpherson nicht verschweigen sol- 
len, was er wissen mußte, daß Bobethon unter 
Wilhelm HI. lange in England lebte, während 
der ganzen Regierung Anna's dagegen abwesend 
war und, bis er mit König Georg dorthin zurück- 
kehrte, beständig mit den Gesandten seines Herrn 
so wie mit leitenden Persönlichkeiten ersten Ran- 
ges und nicht nur mit Mitgliedern des kurfürst- 
lichen Hauses, welche amüsirt sein wollten, im 
intimsten Briefwechsel stand. Die allervertrau- 
testen Verbindungen, Fäden , welche bis zu den 
Cameronianern in Westschottland, zu Parteigän- 
gern in Dublin, bis in die Umgebungen Lud- 
wig's XIV, und den exilirten Stuarthof zu St. 
Germain reichten, liefen in seinen Händen zu- 
sammen. Das wird nicht nur durch das inhalt- 
reiche Convolut, welches ich finde nicht wie in 
den Besitz des Geschichtsvereins zu Hannover 
gerathen ist, nicht nur durch die Gesandtschafts- 
akten, sondern gerade durch Macpherson's Aus- 
züge hinreichend bezeugt. Sicherlich wird sich 
seine Thätigkeit unter Wilhelm HL und Georg 
I. im englischen Staatsarchiv, unter ersterem ver- 
muthlich auch im Haag weiter verfolgen lassen. 
Ob von dort jedoch oder aus den von mir noch 
nicht vollständig durchgesehenen Wiener Proto- 
kollen des Herrn von St. Saphorin etwas weite 



M.*» 



res fiber seine Persönlichkeit, über Anfatige and 
Ende abfallt, stcheint zweifelhaft. 

Ueber Robethon^s Ursprung darf man daher nur 
schließen, daß er Franeo»e von Geburt nnd refor- 
mirten Glaubens, nach Aufhebung des Edicts yob 
Nantes wie viele andere der besten Untertbanen 
Ludwig's XIV. ausgetrieben nach Holland kam. 
Eine Berührung mit seinem berühmten Lands- 
mann y dem Encyklopädisten Bayle , kann iek 
nicht nachweisen. Wohl aber erscheint er nach 
den frühesten Documenten ans seiner Hadd, ei- 
nem Briefe an Leibniz vom Juli 1690 und jeaer 
losen Vereinigung von Briefsammlung und M<e- 
moiren, frühzeitig im persönlichen Dienst Wil- 
belm's IIL, des größten Gegners Ludwig's XIV. ^). 
Daß der staatskluge Oranier nur einen politisch 
geschulten Geheimsecretär beschäftigen würde, 
bedarf keines Nachweises. Spuren dieser Ve^ 
bindung begegnen in einer englischen Denk- 
schrift: Brief an ein Parlamentsmitglied über 
den gegenwärtigen Krieg, auf dessen Titel 
Bobethon eigenhändig bemerkt: compose par 
moy en fran^ois Tan 1692 et traduit en Anglais 
par M. Wickard chapellain du Roy. Anf einem 
englischen Gutachten über das Testament Karls 
II von Spanien bemerkt er ähnlich : Tradaction 
par le D^". d^Auvergne chapellain du Boy. Ein 
Diener, der regelmäßig vertraute Briefe ans Pa- 
ris über die inneren und äußeren, über die mi- 
litärischen und kirchlichen Zustände Frankreichs, 
dabei auch gelegentlich eine Notiz über die pau- 
vres nouveaüx cmvertys^ aus Wien übier den 
Türkenkrieg, von dem Baron von Goerta in Got- 

1) Die Adresse eines. Briefs des schwedisqhen Ge- 
sandten in Paris vom S. Dec. 1700 lautet: k Monsienr, 
STönlsieur Röbethön, Seeretäir^ diB 3. M. JBHmimi^tid k 
L^ttdtel. 




415 

torp über die nordkehen Angekgönheiion em* 
pfing, der nnertnüdlich auf allen Seiten zar eige* 
nen Weiterbildung nnd zur Yerwendiing im 
Dienste einer großen enropäischen Sache Infor- 
mation sammelte, konnte dem Führer derselben 
nur in hohem Grade willkommen dein. Wir 
finden ihn daher denn auch beständig in Wit* 
^m^sOefolge^ was bei den alljährlaehen üeber^ 
fahrteü von England nach Holland und zurüek 
und während des Sommers in den Campagneil 
wider die französischen Marschälle Lnxembourg, 
Yilleroi, Bonfflers deutlich beryortritt. Sein Ta* 
gebueh verzeichnet punktlich jede Verlegung des 
Hauptquartiers, alle größeren nnd kleineren Af- 
fairen. Eine Menge Ordres de bataille sind beige- 
legt, nicht nur der Armee des Königs, der Truppen 
des Kurfürsten von Bayern, des brandenburgi- 
sehen Contingents, des Markgrafen von Baden 
am Oberrhein, sondern eben so gut die franzo- 
sischen, in den Niederlanden wie der armees 
d'AUemagne, dltalie, de Gatalogne. Eine Menge 
Correspondenten an den verschiedenen KriegEh 
Schauplätzen wie über die Bewegungen der Floi^ 
ten halten Bobethon auf dem Laufenden. In 
gleicher Weise aber wie den Krieg begleiteli 
diese aus originalen Documenten nnd eigenhän- 
digem Text an einander gereihten Memoiren die 
inneren, ganz besonders die engtischen Hergänge. 
Jedesmal bei Eröffnung nnd SchluB des Parla- 
ments übersetzt der Verfasser Thronrdde tiid 
Adressen beider Häuser ins Französische nnd 
sehliefit das Nötbigste über Gang nnd Bfetültät 
der Debatten^ die Einwirkungen der groBen Po» 
litik, die Lage der Finanzen in lichtvoller Dar- 
stellung mit kürzet Beurtheilnng ati, wie etwa 
zu Ende des Jahrs 1696 t J6 ne döute poiht que 
8. M. n*obti^nae du Parlement tont ce qn^Blle 



416 

«ouhaitte. Jamals TAugleterre n'a este si bien 
disposee. Gleich darauf jedoch werden der Tod 
der Königin Marie, über den sich außerdem im 
hannoverischen Archiv ein noch nicht bekannter 
Bericht gefanden hat, die Debatten über die 
Triennal Bill, über die Währungsverhältnisse und 
die Anfänge der Bank von England, und wäh- 
rend im Sommer 1695 die Feldzugsakten fehlen, 
die europäischen Angelegeuheiten durch die lau- 
fende Correspondenz beleuchtet, nicht minder die 
Session vom Winter 1695/6, die heftigen An- 
griffe des üuterhauses gegen des Königs Verlei- 
buDgen an Fremde wie Portland, die Entdeckung 
des jakobitischen Attentats, woran der vertrie- 
bene Stuart, Wilhelm's Schwiegervater, selbst be- 
theiligt erscheint, Proceß und Execution der Gom- 
promittirten y die Associationsacte zum Schutze 
des Fürsten aus Parlamentsbeschlussen und Do- 
cumenten immer breiter ausgeführt. Aehnliches 
gilt von der Gampagne des folgenden Sommers, 
aus deren günstigem Verlauf und den immer 
hoffnungsvolleren Resultaten des Türkenkriegs 
trotz der Aussöhnung Ludwig's mit dem Herzoge 
von Savoyen der Anfang von Friedensverhand- 
lungen entsprang. Die Aufzeichnungen über die 
Sessionen und den Feldzug des nächsten Jahrs, 
die Gorrespondenzen , welche die Lage in Paris 
und Wien, in Polen wie in Holstein und Däne- 
mark betreffen, werden nunmehr überflügelt von 
Mittheilungen über den diplomatischen Verkehr 
zwischen dem Herrn von Dijckvelt und M. de 
Gallieres und einer langen Reihe von Briefen 
eines Herrn von Kotzebue, der vom Hai^ aus 
über die Einleitungen zum Gongreß von Rijs- 
wick und den Verlauf der Friedensconferenzen 
die eingehendsten Mittheilungen macht. Be- 
zeichnend ist eine Notiz vom 26. Juli 1697 aus 



-89- 









M- 



m- 



M 



417 

Paris: II ue 8e passe rieu de cousidörable eu 
Flandres si ce n'est les Conferences da Marechal 
de Bouffiers avec le comte de Portland, dont on 
ignore encore le sujet. Robethon^s vertraute Be- 
ziehungen zu diesem einflußreichen Gönner wer- 
den wiederholt sichtbar. Schon im September 
1796 begegnet auch der Herzog Georg Wilhelm 
Ton Gelle , als er mit König Wilhelm in Dieren 
zur Jagd föhrt. Zwei Wochen später reisen 
beide vom Loo nach Cleve dem Kurfürsten und 
der Kurfurstin von Brandenburg einen Besuch 
abzustatten, wobei der flüchtige Gedanke der 
Wiederverheirathung des Oraniers mit einer bran- 
denburgischen Prinzessin auftaucht. Auch die 
internationale Anerkennung der hannoverischen 
Knrwürde, welche König Wilhelm vor Abschluß 
der Friedensverhandlungen vollzogen zu sehen 
wünschte, der Eintritt des Herrn von Bothmer 
als Bevollmächtigten Georg Ludwig's bei den 
Bijs wicker Conferenzen wird durch Aktenstücke 
belegt. Der Zeit der zwischen den Königen von 
Frankreich und England über Theilung der spa- 
nischen Monarchie geführten Verhandlungen ge- 
boren die mitunter in Chiffren geschriebenen 
und zur Mittheilung an Wilhelm HI. bestimmten 
Briefe des schwedischen Gesandten Palmquist in 
Paris an. Ich wage es so ausführlich zu wer- 
den, weil es mir geradezu unbegreiflich erscheint, 
daß so werthvolle unmittelbare Aufzeichnungen, 
wie sie in vier starken Bänden vorliegen, bisher 
der Aufmerksamkeit der Forscher des In- und 
Auslandes über einen der großartigsten Momente 
der neueren Geschichte so gut wie völlig ent- 
gangen sind. 

Nirgends aber habe ich eine Andeutung ent- 
deckt, weshalb und auf wessen Anregung Bobe- 
thon, wie es scheint, unverzüglich nach Wilhelm's 



418 

Tode England verlassen hat nnd in welfiadie 
Diemte getreten ist. Palmqnist, dar die Cone- 
apondenz mit ihm noch eine Weile foit«etzte, 
adtesBirte nach Gelle, and Klingraef, der Brann- 
«chweid-LuDebnrgische Resident im Haag, beti- 
telt: M. de Robetbon, conseiller de S. Alt. Ser. 
1« Dnc de Bronswic-LiiDeboarg ä Celle, bis dtch 
dem Tode Georg Wilhelnl'B im Jahre 17ÖS Tilal 
and Adresse Unten: eonseiller de S. Alt. Elect 
de B. L. ä HanaoTre. An beiden. Orten aber 
beharrte der onermädlichf " — "- ^~'- *"■"' — '■ 
gen Tbätigbeit antär dt 
Einwirkang der beides g 
nieehe Erbfolge nnd die 
geführten Kriege, nnr di 
hatitaoreriB^ie SncceBsion 
er selber mit den Leiter 
Politik, inebesondäre den 
and von BothiUer, als gen 
sten Verkehr steht. In d 
üt er wahrBcheinlioh im 
and znm conseiller prive < 
Elect. befördert worden. 

Ana der haunoveriaehe; 
sebtiich die Bände IV — 
ana dereä tnannigfaltigem 
ges hervorhebe. Eine Cc 
Baron Ooert2, dataals G 
zwiachen den Jahren 1705 
Ooadjutorschaft im Bietbrni 
Hill ZD Dänemark, die Eri 
len nod Saflhaen. Am IS 
Qoerta ans dem scbwedi» 
Altrahnstädt : Voua savez 

1) A new mark of favoiir 
tö y6hr gileat nierit. toiA Hl 
ee. 1TÖ9 bei SKcttHitMii II, 1 



419 

delirre au regiment de Meierfeld, an petit deta- 
chement le reqait aux portes de Königstein a 
minait. Ou ne sait pas encore ce qu*on en fera. 
Em anderer Correspondent seit Februar, 1706, 
bis er sich im Jahre 1711 entschieden der Sache 
der englischen Tories zuwandte, war Lord Raby, 
Gesandter der Königin Anna in Berlin, dessen 
Briefe viel über Karl XIL, Augast den Starken, 
Stanislaus Leczinski, über Patkul, über die An- 
-wartschaft Preußens auf Neufchatel enthalten. 
Im Juni 1708 bedauert Raby durch Hannover 
gereist zu sein: saus avoir pu jouer de votre 
conversation, car je ne connois personne, qui est 
mieux instrnite que vous. Ein Packet eigen- 
händig bezeichneter Lettres de ma femme de 
Berlin 1708 et 1709 ist leider, wie ich vermuthe, 
durch den Sohn herausgeschnitten, so daß nicht 
einmal der Name diener ebenfalls politisch thä- 
tigen Dame zu constatieren ist. Ein gewisser 
MartineSy der seit 1705 meist in Chiffre aus Pa- 
ris schreibt und 1709 nicht ohne Besorgniß mel- 
det, daß Ludwig XIV. auf ihn aufmerksam gewor- 
den, nebenbei jedoch auch mit dem preußischen 
Hofe in Verbindung steht, wünscht durch die 
Vermittelung Robethon's und seiner Frau un 
caractire de residant a cette cour , d. h. in Paris 
zu erhalten, was ihm von Seiten des Landgrafen 
von Hessen auch zu Theil wurde. Ein Vetter 
Robethon^s hält sich 1710 in London auf. 

Robethon's Beziehungen zu den ersten Größen 
der Zeit erhellen aus Gutachten von Leibniz^) 
über Toscana und die neueste Eurwürde, die er 
seinen Sammlungen einverleibt hat, und aus ei- 

1) Gin Btief Kobethon's an Leibnie , datirt Gem- 
hXout Mi 26/16, 16Ö>Ö. zugleich det f^fibst« beweis sei« 
nh^ V^MlälthisHes tu Wilhelm UI. fiiidet Bi<Sh bei J. lt. 
Kembl«, Statef^pen a&d Qorreipondeivö« p. 58. 



420 

nem eehr mtereBBaotea j 
Herzog von Marlborongh 
nommene Reise in das Hi 
nach Berlin nnd Hannover 
unr ein Expose über de: 
Hinsicht auf die beiden 
hinzugefügt, sondern scb 
jener ßnndfahrt pereSnlic 
za sein. 

Eine beträchtliche Auze 
von seiner Hand, theils gei 
gemein vielseitige sowoh 
diplomatische Thätigkeit d 
delt es sich nm den Oberl 
Herzogs Rudolf August v 
fenbüttel 1705, über dieh 
in englischem Solii 1706, 
Differenzen Hannovers mi 
desbeim und der Krone Pn 
verhält uiß zwischen dem 
Könige von Schweden, üb 
b«n vor Magdeburg und I 
Die Umbständliche 
bei Hocbstedt an der 
tenen großen Victor 
sofort ins Französische nn 
aus der Feder eines frans 
Auf das Titelblatt einer i 
des armes des Czaren Pe 
prince Knrakin. Mich 
was das Verhältniß zu Eng 
den sich im eigenhändigei 
interessez ä cenx qni doi^ 
du Parlement prochain. 
1705, doch fingirt, als ob 
herrührend, denn es ist : 
von la grande Heyne, gut 



421 

dhuy die Rede. Bedeutsam für die Biographie 
ist der Satz : J*ay passe plnsieures annees ä Lon- 
dres et y ayast en des liaisons etroites avec des 
personnes des denx partis sans etre prevenu ponr 
ancun je me suis fait nne etade d^apprendre ä 
les connoitre tant par de freqaents entretiens 
avee elles que par la lecture de divers ecrits 
pablies de part et d'aatre. Erst die abscheuli- 
chen Gabalen gegen König Wilhehn, die ihm 
abgenöthigte Auflösung der Armee nach dem 
Frieden von Bijswick, die Lüge, daß er durch 
die Act of settlement vom Jahre 1701 die Thron- 
besteigung Anna's habe verhindern wollen, die 
infamen Schmähungen der Tories wider sein An- 
denken , die feste Einigung von Jacobiten und 
Hochkirchlem haben es dem Verfasser unmög- 
lich gemacht parteilos zu bleibeu. Im Jahre 

1710 nach dem Sturze der Whigs übersetzt er 
aus dem Englischen und läßt in London erschei- 
nen: Baisons pour ne pas recevoir lePreteudant 
et pour ne pas restablir la ligue papiste avec 
quelques questions de la derniere importance k 
la Grande Bretagne. Derselben politischen Si- 
tuation entspringt dann eine Verwendung im 
auswärtigen Dienst, als er vorübergehend den 
mit den wichtigsten Aufträgen als Gesandten 
nach London abgefertigten Freiherrn von Both- 
mer auf dessen Posten in Holland vertreten 
mußte. Seine Briefe an den Kurfürsten und an 
Bernstorff vom 13. März bis zum 1. August 

1711 nebst Abschriften der Relationen Bothmer's 
aus London füllen den sechsten, endlich die Er- 
lasse Georg'Ludwig^s an Bobethon im Haag den 
siebenten Band dieser überaus inhaltreichen 
Sammlung. 

Eine sehr willkommene Ergänzung ganz vor- 
züglich in Hinsicht auf die große englische An- 



433 

sog« TOP Cambridge die NatoralifiatieD in Eng- 
land 2a ertheilen, schreibt Balifax, der als Spe- 
eialbotsicfaafter nac^h Hannover ging, an Robe- 
tbon am 7. Mai: I am overjojed that i shail 
ha^e again tbe hononr to renew our acqaain- 
tance and youneeded no reeommandation io^ut 
an entire confidenee in Mr. ßobethon. Ale 
gleici^eitig die parlamentariecbe Union &wi- 
sdien England und Sebottland zu Stande kam, 
gedieh eig Oarantievertrag zu O^nsten des han- 
noverschen Hauses, zu dem die Instructionen, 
Vollmaehten und Urkunden im brieflichen Ein- 
yeratä^dnift mit Lord Halifax und Joseph Addi- 
son sämmtlieh von Robethon ausgearbeitet wui^ 
den. In den nächsten Jahren aber gediehen die 
Gabalen, dnreh welche die Regierung Marl borough^s 
und Godolphin^s entwurzelt, die Whigs gestürzt 
werden und bedenkliche Politiker wie Harley 
und St. John an das Ruder kommen sollten. 

Sie und ihr Anhang empfanden nun freilich 
das dringende Bedürfniß wie ihre Gegner die 
Whig« ein gutes Verhältniß zum Hof in Hannp- 
yer zu gewinnen. So wurde im Herbst 171& 
Lord Rivers ohne officiellen Charakter in ver- 
traulicher Sendung dorthin abgefertigt. Was er 
bei Ueberreichung der Anschreiben Anna's und 
der Tory Lord« am 14. October dem Kurfürsten 
eröffnete, ist von Robethon^s Hand in jenem 
Gonvolut aufbewahrt. Von einer Einladung 
Georg Ludwig's nach England oder Uebertragun^ 
des Commando der verbündeten Armeen an Stelle 
des in Ungnade gefallenen Herzogs von Marl- 
borough kein Wort. Dagegen ließ die Königin 
anzeigen, daß sie sich einer unerträglichen Faction 
entwunden, die dem Volke einzureden gewagt, 
ihr und des Bauses Hannover Titel zur Krone 
beffuhe in einem populären Wahlrecht, \md daß 



Hie nunmehr Minister berufen habe: qoi sans 
etre dans les interets de cette cabale aont veri- 
tablement dans ceux de lenr patrie. Begeistert 
für die protestantische Succession, verträten sie 
das Erbrecht und damit die in den Garantiever- 
trägen gesicherte äache des kurfürstlichen Hau- 
ses. Auch die Kirche sei einverstanden, was doch 
Angesichts ihres stark hervorgetretenen Jacobi- 
tismus mindestens zweifelhaft war. Daher wird 
denn in der äußerst zahmen Erwiderung des Kur- 
fürsten vom 18. aus Robethon^s Feder das Erb- 
recht nicht als ein absolutes, sondern als dans 
la ligue protestante et ä I'exclnsion des princes 
papistes bezeichnet. Merkwürdig nun, wie gleich 
darauf St. John — wer kennt ihn ni^^t anter 
dem Namen Lord Bolingbroke — den NV^ersnch 
machte, Robethon, der ihm in einem detx^ Lord 
Rivers mitgegebenen Briefe vom 23. October die 
Correspondenz angetragen und die bevorstehende 
Entsendung des Herrn von Bothmer an den Hof 
von St. James angekündigt hatte , für sich ein- 
zunehmen. Nachdem ein alter Bekannter M. 
d'Hervart, ehedem Wilhelm's UL Gesandter 
bei der Eidgenossenschaft, am 3. November 
brieflich sondirt, am selben Tage jedoch auch 
M. de la Motte ein Warnzeichen gegeben hatte, 
schrieb St. John selbst am 10. höchst verbind- 
lich : Tou will always do me a particular favour, 
when you give me your Orders. This is atruth 
of which I beg you to be persuaded. Robethon's 
Antwort vom 17. December wird den geriebenen 
Politiker wenig befriedigt haben. Nicht nur 
daß er seinem Herrn dem Kurfürsten ihre Cor- 
respondenz vorgelegt und lediglich den Verkehr 
für den Fall angeboten zu haben versichert, wenn 
Bothmer einmal von London abwesend sein sollte. 
Er fügt hinzu: »Ich bin erstaunt, mein Herr, 



425 

daß Sie für den Minister, deu Ihre Maj. hierher 
schicken will, meine Protection erbitten. Ich 
habe an diesem Hofe keine solche Stellung, um 
irgend jemand zu protegiren; auch bedürfen die 
Minister einer so großen Königin hier außer ih- 
rem Charakter keiner anderen Protection«. In 
einem Briefe vom 11. Januar betheuerte St. John 
noch einmal unendlich höflich seine unbegrenzte 
Ergebenheit für den Kurfürsten und sein Haus 
und bemerkte, daß während Bothmer^s Anwesen- 
heit ein directer Austausch zwischen ihnen bei- 
den allerdings überflüssig sein dürfte'). Wie 
Bothmer weit eher das Vertrauen der Whigs be- 
saß als offenem Vertrauen bei Harley und St. 
John begegnete, ergeben seine Berichte nach 
Hannover. Das chiffrirte Schreiben der Lords 
Halifax und Sunderland an Bo bethon vom 10. 
November 1710, bei Macpherson II, 202, worin 
sie die erlogene Beschuldigung, daß sie {Republi- 
kaner seien, mit der Betheuerung ihrer unver- 
änderlichen Ergebenheit für die protestantische 
Erbfolge zurückweisen^ findet sich auch von Robe« 
thon^s Hand copiert im Gonvolut. In seinen Hand- 
akten und den officiellen Schreiben ist auch 
nicht die geringste Spur eines Verdachts an sei- 
ner Treue zu entdecken. Der Umstand, da0 er 
in besonders kritischer Zeit den in London ab- 
wesenden Bothmer bei den Generalstaaten ver- 
treten mußte, bezeugt im Gegentheil hervorra- 
gende Zuverlässigkeit. Der Rathspensionarius 
Heinsius versichert Bernstorff, der Kurfürst habe 
keine geeignetere Persönlichkeit entsenden kön- 
nen*). Die Illusionen der Tory Minister Robe- 
thon und Bothmer etwa zu corrumpiren waren 

1) Alles bei Macpherson II, 199. 200. 201. 204. 242. 

2) Aug. 8. 1711 Macpherson 0, 245. 

32 



426 

ileuu auch alsbald zerstobeu. Ihr galliger Fu- 
blicist, Jonathan Swift, ist beiden darum bitter 
böse. Den zweiten, a very inconsiderable Frencb- 
man, hätte man, meint er, zeitig bestechen sol- 
len ^). In seiner History of the four last years 
of the queen^) heißt es höhnisch: There was 
likewise at the elector's court a little French- 
man without any merit and conseqnence, called 
Robethon, der sich mit Hülfe der Whigs in des 
Fürsten Gunst eingeschlichen und ihm von der 
Hinneigung der Tories zum Prätendenten und 
ihrem faulen Frieden mit Frankreich vorgeredet 
hätte. Noch nach dem Tode Annans schreibt 
der Schotte Eer an Leibniz, daß selbst Bern- 
storfip sich bei der Nase führen lasse: by an ig* 
norant fellow called Bobethon, who has nothing 
to recommend him, but his own private interest, 
party rage and insolence enough to dp too much 
miscbief at this critical juncture upon which all 
our fature happiness depends'). Diese Animo- 
sität findet ihre Erklärung in dem umstand, 
daß Bothmer und Robethon statt einem verkapp- 
ten Jacobiten wie Ker von Eersland zu trauen, 
mit einem gewissen Ridpath in Verbindung stan* 
den, den Swift a Scotch rogue schilt, der seit 
Ende December 1713 als Flüchtling in Holland, 
damit die katholische Reaction nicht siege ^ in 
Briefen und Denkschriften auf schleuniges Er- 

1) Swift, Inquiry into the bebaviour of the Qaeen's 
late ministry. Works, ed. by Sir Walter Scott V, 319. 

. 2) Works V, 201. 

3) Aug. 25. 1714, Memoirs of John Eer of Eerslaod 
in North Britain, Esq., containiDg his recent transac- 
tions and negotiations in Scotland, England, the coarts 
of Vienoa, Hanover and other foreign parts, pnblished 
by himeelf, 2 Vols. 1726. 



427 

scheiueu de» Kurprinzen iu Euglaud drangt). 
Auf derselben entschieden protestantischen Seite 
stand ein Bival Ker^s, der Colonel J. Erskine, 
der in einer langen, nach dem Frieden von Ba- 
stadt (März 6. 1714) verfaßten Eingabe den Han- 
noveranern bei ihrem Erscheinen die fanatisch 
presbyterianischen , aber streitbaren Cameronia- 
ner zur Verfügung stellte. Aus solchen Docu- 
menten erhellt allerdings hinreichend, bei wel- 
chen Kräften Robethon nach Unterstützung aus- 
schauen mußte, sobald Lord Bolingbroke*s Intri- 
guen ihr Ziel zu erreichen schienen. 

General Schulenburg's absprechendes Urtheil 
über Robethon in einem Briefö an Leibniz vom 
Juli 1714, auf welches Klopp*) so viel Gewicht 
legt, findet in dem kühlen Ton der wenigen 
Briefe, welche Leibniz an Robethon richtete, 
eine theilweise Erklärung. Bezeichnend aber ist 
Schulenburg's Bemerkung, daß letzterer mit Aus- 
nahme BernstorfiTs beim hannoverischen Ministe- 
rium gründlich verhaßt sei. Im Vergleich zu 
den unentwickelten Beamten eines Kleinstaats 
war er eben seit Jahren an der großen europäi- 
schen Politik hergekommen und viel zu sehr ge- 
schulter Diplomat, um sich selbst mit einem 
Leibniz, dem philosophischen Gewissensrath der 
alten Kurfürstin, auf vertrauten Fuß zu stellen. * 
Es würde nun zu weit fuhren, wenn ich hier 
die zweite Sendung des Lord Rivers und die 
Missionen des Mr. Harley, Vetter des zum Gra- 
fen von Oxford erhobenen ersten Lords der 
Schatzkammer, nach Hannover, der Herren von 
Bothmer, von Grote, von Schütz des jüngeren 
nach London bis ins Einzelne begleiten und aus 

1) Macphenon II, 519. 540. Zwei andere in Bobe- 
thon*s Convolat. 

2) Werke von Leibnis IX, p. LXII u. p. 496. 

32* 



428 

den officiellen wie aus den in Haunover und in 
England zerstreuten Docnmenten Robethon's 
Stellung als des eigentlichen Bindeglieds weiter 
erörtern wollte. Genug, daß in allen Dingen, 
um die es sich handelte, er die officiellen Auf- 
träge ausarbeitete, sie mit eigenen Briefen an 
die draußen weilenden Diplomaten bis herab znm 
Residenten Ereyenberg und dessen Untergebenem 
Galke begleitete und mit den wöchentlichen Re- 
lationen und Briefen aus London auch solche far 
sich erhielt. Sehr oft liegen auf beiden Seiten 
von Instructionen, Vollmachten, Berichten, ver- 
traulichen Mittheilungen Kladde und Reinschrift 
vor^). Nur Eins will ich aus dieser Periode 
noch betonen, die wiederholt zur Erwäguiig 
kommende Frage, ob es gerathen sei den Kur- 
prinzen als Herzog von Cambridge nach Eng- 
land zu schicken, damit sein Erscheinen gegen- 
über etwa den jacobitischen Anschlägen Lord 
Bolingbroke's und einem plötzlichen Ableben der 
Königin Anna die angstvollen Freunde sammle 
und ermuthige. Seit 1712 sandte ein englischer 
Advocat Roger Acherley Denkschrift über Denk- 
schrift zu Gunsten dieses Projects durch Leibniz 
an Robethon, in dessen Couvolut sie sich vorfin- 
den^). Man weiß dann, wie der Baron v. Schütz 
im Frühling 1714 diese Sache durch eine offi- 
cielle Eingabe beim englischen Ministerium lösen 
wollte, darüber aber in unliebsamer, in der Ge- 
schichte der Diplomatie fast unerhörter Weise 
aus dem Lande gewiesen wurde. Als sein Vor- 
gänger, der Herr von Grote, von den Whigs be- 
stürmt wurde, vom englischen Ministerium nicht 
nur die Ausweisung des Prätendenten aus Loth- 

1) Vgl. Macpherson U» 462. 463. 

2) Vgl. Leibniz, Werke IX, 362. 364. 374 v§^L Boeb- 
Der, Leibnizens Briefwechsel mit Bemstorff 59. 




429 

ringen, sondern die schleunige Herüberkuaft des 
protestantischen Thronerben zn verlangen, hatte 
der Kurfürst sie durch Robethon seiner unverän- 
derlichen Treue versichern lassen, aber die Ent- 
sendung des Prinzen, und gar mit Truppen und 
Geldmitteln entschieden verweigert^). Bei der 
schweren Erkrankung Annans um Neujahr 1714 
verschärfte sich der Sturm. Von den eigenen 
politischen Freunden wurden bereits Bothmer 
und EU>bethon, weil sie durch ünthätigkeit den 
Jacobiten in die Hände spielten, für alle Folgen 
ernstlich verantwortlich gemacht. Die Whigs, 
der Herzog von Marlborougfa, der sich nach Ant- 
werpen zurückgezogen, die Vertrauten in Edin- 
burgh und in Holland, Alles wandte sich immer 
nur mit dem einen Anliegen, das allein die Thron- 
folge Hannovers retten könne, an Robethon. 
Schütz hielt ihn bis zu seiner Katastrophe im 
April auf dem laufenden. Lord Townshend, wel- 
cher Lord Strafford (Raby) am Utrechter Con- 
greß hatte Platz machen müssen, damit der ver- 
hängnißvolle Friede mit Frankreich zu Stande 
käme, hat ihn lebhaft beglückwünscht, weil die 
dem Lord Kanzler abgenothigte Ladung des Prin- 
zen zum Hause der Lords sofort die Gemüther 
zu beruhigen beginne^). Die einzige Frage ist, 
wie steht es mit der Vollmacht, kraft deren 
Schütz handelte? In wie weit war Robethon 
betheiligt? Der eigenhändige Auftrag der alten 
Kurfürstin an Schätz vom 12. April 1714, die 
Ladung (writ) ihres Enkels officiell zu erwirken, 
li^t bei den im Staatsarchiv zu Hannover be- 
findlichen Akten des Gesandten. Dieselben Do- 
cumente bestätigen, daß der Kurfürst den ge- 

1) Juli 4. 1713 Ifacphenon U, 497. 

2) Macpherson n, 597. 



430 

wagten Schritt desavouirte und Schütz bei sei- 
ner Rückkehr nicht vor sich ließ. Der alten 
Mutter brach darüber das Herz. Ohne Rührung, 
in devoter Kälte erwiderte der Sohn den erbit- 
terten Erguß der Königin Anna, die nach we- 
nigen Monaten selbst ihrem Ende entgegen ging. 
In Robethon^s intimen Akten, dem Gonvolnt, sind 
einer anonymen Denkschrift, welche das Erschei- 
nen des Kurprinzen als Privatmann befürwortet, 
von seiner Hand Baisons pour ne pas envoyer 
le Prince Electoräl en Ängleterre beigelegt, die 
im Januar 1714 aufgesetzt wurden, man sieht 
nicht, ob auf höheren Befehl, oder zu eigener 
Verwendung. Es fehlt an jedem Beweise, daß 
er das von Schütz der englischen Regierung ein- 
gereichte Schreiben Sophia's aufgesetzt habe. 
Völlig sicher ist es andererseits, daß Leibniz nicht 
darum wußte ^). Die Robethon- Papiere bewah- 
ren zwar alle möglichen Formulare für Erlasse 
und Ernennungen, damit bei Anna's Ableben 
sofort wohlgesinnte Statthalter, Richter, Oberbe- 
fehlshaber zur Stelle seien. Diese Instrumente 
sind allesammt ursprünglich in Sophia^s Namen 
ausgefertigt, ein lateinisches von ihr eigenhän- 
dig: Sophia R. paraphirt. Erst hinterdrein 
wurde der Name getilgt und überall lateinisch, 
französisch, englisch oder deutsch : Georg L, von 
Gottes GnadeU; König u. s. w. dafür gesetzt. 
Nirgends aber begegnet der Entwurf zu jenem 
eigenhändigen Schreiben der Kurfürstin an Schütz 
vom 12. April 1712. Es ist daher, wie ich 
meine, noch geheimeren Ursprungs und schwer- 
lich aus dem geheimen Gabinet des Kurfürsten 
erflossen. 



1) Letzter Brief an Sophie, Wien, Mai 24. 1714 bei 
Klopp IX, 448. 




431 

Zur entscheideudeo Stande jedoch befand sich 
der Freiherr von Bothmer wieder in London, 
von wo er seit dem 10. Juli mit jeder Post an 
Robethon schrieb. Seine Thätigkeit, znmal nach- 
dem Anna am 1. August gestorben, als stummer 
Regent Englands, bis der neue König eintreffen 
konnte, verdient einmal eine besondere Darstel- 
lung. Mittlerweile begrüßten die englischen 
Freunde brieflich auch Robethon, unter ihnen 
nicht nur Lord Halifax und Joseph Addison, 
sondern sogar Lord Strafford (Raby), der sich 
beeilte mit der neuen Ordnung gut zu stehn, 
wie einst nach Wilhelm'sIIL Tode mit Anna*). 

Robethon selbst ist erst im Gefolge des Kö- 
nigs sammt dem deutschen Hofstaat und den 
Ministern am 30. September in London einge- 
troffen und fand gleich den anderen zunächst »in 
S. Exe. des Herrn Geh. Raths von Bothmers 
Hause sein assignirtes Quartier« '). Zu seinen 
ersten Arbeiten wird ein ausführliches, im Con- 
volut erhaltenes, Manuscript gehören, eine Ant- 
wort auf das perfide Pamphlet: Advice to the 
Freeholders of England, in welchem die Jacobi- 
ten gegen die Thronbesteigung Hannovers pro- 
testirten. Noch mehrere Jahre hindurch kann 
ich ihn ununterbrochen am Hoflager verfolgen, 
mochte dasselbe nun in St. James oder in Hamp- 
toncourt oder , wie fast regelmäßig im Sommer, 
in Herrenhausen oder in der Göhrde verweilen. 
Die kurfürstlichen Minister wie die englischen 
Staatssecretäre, jene einem absoluten Herrn, diese 
dem Könige und dem Parlament verantwortlich, 
bedienten sich seiner um die Wette. Nur selten 
begegnet er wie bei Swift in den gleichzeitigen 

1) Macpherson II, 633 folg. 

2) Beisejoumal im Staatsarchiv zu Hannover vgl. 
mit Tindal (Rapin) History of England IV, 401. 



432 

Werken englischer Autoren. Der Vflng Tindal ^) 
beschuldigt ihn mit echt englischer Abneigung 
gegen den Fremdling im Jahre 1716 mit Barn- 
ßtorfif und Bothmer die Intriguen Lord Sander- 
land's unterdtützt zu haben, durch welche Lord 
Townshend und Robert Walpole aus der Begie- 
ruug verdrängt wurden. Seine Thätigkeit aber, 
die nach wie Tor der auswärtigen Gorrespondenz 
gewidmet blieb, ergiebt sich wesentlich aus den 
Archiven. Das hannoverische gewährt außer sei- 
nen officiellen Entwürfen im Verkehr mit aus- 
wärtigen Höfen unstreitig den besten Nachweis 
in den zahlreichen Briefen, welche St. Sapfaorin, 
von 1716 bis 1727 König Georges L Gesandter 
am Eaiserhof in Wien, seinen unvergleichlichen 
Protokollen, den vollständigen Abschriften aller 
Akten dieser Mission, einverleibt hat. Auf sei- 
ner eigenen Gesandtschaft im Haag, wie er an dea 
Kurfürsten und Bernstorff berichtet^), war er mit 
dem Waadtländer de Pesme, Sieur de Si Sapho- 
riu, zusammengetroffen, der bei den Qeneralstaa- 
ten die Bepublik Bern vertrat, mit den S^mäch- 
ten für das im nordischen Kriege erforderlich 
werdende Neutralitätsheer die üebernahme von 
Schweizer Soldtruppen verhandelte und zugleich 
mit den Angelegenheiten von Neufchatel und 
Yalengin, welche der Eonig von Preußen aus 
der oranischen Erbmasse beanspruchte, betraut 
war. Das oft erwähnte Gonvolut enthält ein 
langes an Bobethon gerichtetes Exposö aus dem 
Haag vom 2. Januar 1714 , in welchem St. Sa- 
phorin beim Abschiede von den Niederlanden 
bittet: de me conserver votre amitie, qui me 
sera tonjours siprecieuse, dann aber die äußerst 

1) Hifitory of England IV, 508. 

2) Juni 20. 23. Juli 7. 1711. Bd. VI im Stadtar- 
ohiv. 



433 

gespannte Lage Europas und Englands insbeson- 
dere überblickt. Da Holland durch den Utrech- 
ter Frieden gefesselt ist, da drüben aber mit dem 
Prätendenten die Freiheit und der Glaube be- 
droht erscheint, dringt er als guter Protestant 
und Gegner Ludwig's XIY. auf schleunigen Bei- 
stand der Whigs, der nur Ton Hannover aus in 
Verbindung mit den niederländischen Freunden 
gewährt werden könne. Für die Ansprüche So- 
phia^s und des Kurfürsten ist er voll Begeiste- 
rung. Yons connaissez la main, et ainsi il n^est 
pas necessaire que signe (eigenhändig :) St. Sapho- 
riu. Es ist wohl außer Frage, daß vornehmlich 
durch diese intime Beziehung ein eifrig prote- 
stantischer Diplomat, ein alter Officier, der un- 
ter dem Prinzen Eugen tapfer gegen die Türken 
gefochten, in die königlich-kurfürstlichen Dien- 
ste kam. 

Wie Robethon in den Jahren 1717 bis 1720, 
als der nordische Krieg abspielte und Alberoni 
von Spanien aus Europa von Neuem in Brand 
setzen wollte, recht eigentlich die diplomatische 
Action des englischen und des hannoverischen 
Cabinets vermittelte, indem er mit gewohntem 
Feuer überall die Stuart-Gomplotte und die ka- 
tholische Reaction wider die protestantische Thron- 
folge in Britannien bekämpfen half, habe ich 
aus den erwähnten Protokollen a. a. 0. darzu- 
stellen gesucht'). Sein voller Titel lautet fortan: 
Conseiller prive d'ambassade de S. M. le roy de 
la Grande Bretagne et employe specialement par 
Sa dite Majeste dans ses correspondances etran- 
geres. Indeß die heikle Aufgabe zwei hetero- 
gene Behörden zu einigen ist für ihn an expo- 
nirter Stelle eben so wenig glatt verlaufen wie 

1) HiBtoriflche Zeitschrift XLVI, S. 254 ff. 



4:04: 

für das deutsche Köuigshaus selber auf briti- 
sehem Thron. Zerwürfnisse mit Vorgesetzten 
und Freunden traten ein und führten schließlich 
zur Entzweiung. Während Bothmer, wegen sei- 
ner Verdienste zum Reichsgrafen erhoben, das 
alte , von jeher in denselben Anschauungen und 
in einer bedeutenden diplomatischen Erfahrung 
wurzelnde Verhältniß aufrecht zu erhalten schien^ 
trübte sich das zu dem langjährigen Gönner 
Bernstorff, dem die Engländer Habgier und Ein- 
mischung in ihre Dinge vorwarfen, dessen echt 
weifische Abneigung gegen den König von Preu- 
Sen nur zu gut bezeugt ist. Auch hat Eifersucht 
gegen Freunde und Genossen mitgewirkt, die wie 
er fremd geboren und reformirter Gonf6ssion in 
auswärtigen Diensten des Königs von England 
beschäftigt waren. Der Hergang ist, so viel ich 
habe ermitteln können, folgender gewesen. 

In zahllosen Briefen an 8t. Saphorin hatte 
Robethon während der Jahre 1717 — 1719 die 
Aufträge der Lords Sunderland und Stanhope, des 
Herrn von BernstorfiT, bisweilen des Königs sel- 
ber ausgeführt und eben so oft aus eignem An- 
trieb über die mannigfaltigsten Materien der in- 
neren und äußeren Politik die werthvoUsten 
Winke ertheilt, als seit 1718 die Correspondenz 
zunächst von St. Saphorin*s Seite zu erlahmen 
begann. Im August 1717 hatte Robethon ein- 
mal geschrieben , er und BernstorflF seien beim 
Kronprinzen Georg in Ungnade gefallen; nur 
Bothmer werde noch vorgelassen. Doch hat das 
Zerwürfniß zwischen Georg I. und seinem Sohn 
schwerlich eingewirkt. Vielmehr meldete Lucas 
Schaub, ein Schweizer, der in Lord Stanhope's 
Diensten emporkam und später selber englischer 
Gesandter in Paris werden sollte, dem ihm ver- 
trauten Landsmanne in Wien am 30. November 




435 

1717, daß seit seiuem Eintritt ia die Geschäfte 
ßobethon nur wenig mit Stanhope, Sunderland 
und Botbmer verkehre , um so enger aber mit 
Berustorff zusammenhänge. Am 12. Januar 1718 
spricht Schaub Ton Robethon's humeurs; mais 
qui ne les a pas? und bittet St. Sapborin, daß 
er dem alten Freunde bei den englischen Mini- 
stem ein gutes Wort rede : avec qui il se brouille 
quelque fois. Im Juni, bei einer die Quadrupel- 
allianz begutachtenden Sitzung zu St. James fin- 
den wir Sunderland, Stanhope, Craggs, Bern- 
Btorff, Bothmer und Robethon noch einträchtig 
beisammen. Ein Jahr später indeß klagt St. 
Saphorin an Schaub über die Uneinigkeit zwi- 
schen den englischen und den deutschen Mini- 
stern und yerhehlt nicht, daß Bernstorff mit sei- 
ner starren Abneigung gegen Preußen und der 
Yielgeschäftigkeit in der continentalen Politik 
daran Schuld sein möge. Am 3. September 1719 
drückt er ihm seinen Kummer aus, daß ihm sein 
bester Freund Robethon zürne, weil er angewie- 
sen sei in Angelegenheiten des Reichs seine Auf- 
träge nur durch Bernstorff zu empfangen, fügt 
aber hinzu: je ne cesseray pourtant pas d'estre 
de ses aniis. Am 30. October berührt St. Sa- 
phorin die Sache in Briefen an Bernstorff und 
an Robethon selber. Indem er gegen letzteren 
die fatalit6 beklagt, über die er nicht Herr ge- 
wesen, yersichert er ihn gleichwohl: de la par* 
faite reconnaissance que j'auray tonte ma yie 
pourtant et de si reels temoignages d*amiti6 que 
j'ay receu de vous. Um Neujahr 1720 endet 
ihre zur Geschichte der Zeit überaus lehrreiche 
Gorrespondenz. 

Allein im November bereits, wie am 9. und 
13. Schaub nach Wien schreibt, hatte es in 
Hannover einen Auftritt z\vi8chen Bernstorff und 



436 

Bobethon gegeben. Letzterer war im Unmath 
ohne Urlaub abgereist, durch einige nachgesandte 
Officiere indeß in Osnabrück wieder eingebracht 
und feierte am 7. nebst seiner Gemahlin aaf 
einem Souper bei Bernstorff Versöhnung. Am 
11. waren dann die beiden mit des Königs Er- 
laubniß nach London abgegangen, indem sie 
nicht Tergaften Gruße an St. Saphorin anfzutra* 
gen. Dieser, dem längere Zeit Lord Gadogan 
beigegeben worden, dachte an Bücktritt von sei^ 
nem rosten , zumal als Bernstorff sich nun vol- 
lends mit den englischen Ministern überworfen 
^ hatte. Die Katastrophe des Südseeschwindels 
' im Jahre 1720, der Tod, welcher rasch nach 
einander Stanhope und Graggs hinraffte, hatte 
durch Wiedereintritt Townshend^s und Walpo- 
le*8 eine Umwandlung des englischen Gabinets 
zur Folge ; Bernstorff aber hatte fortan in Han- 
nover verbleiben müssen. St. Saphorin, der im 
Februar 1721 aus der Gazette erfahren, daß Bo- 
bethon und sein Sohn in England naturalisirt 
worden, und das gleiche für sich begehrte, schrieb 
am 26. März noch einmal über die zwischen ih- 
nen eingetretene Entfremdung an Bernstorff und 
Bothmer, indem er dringend zu wissen wünschte, 
ob und wie Lord Townshend sich mit Bobethon 
gestellt habe. Am 15. April antwortete Both- 
mer, Bobethon habe als Widersacher des Bünd- 
nisses zwischen England, dem Kaiser und Au- 
gust IL von Polen den Bruch der beiden Gabi- 
nette gefördert und Lord Stanhope's unversöhn- 
lichen Haß g^en Bernstorff angefacht, aber 
' Nichts für sich dadurch gewonnen. II se trouve 
exclu de toutes les affaires. Le chagrin a ruine 
entierement sa sante, qui reste toujours languis- 
sante. Les principaux amis sont morts; vous 
ponvez estre asseure que Mylord Townshend ne 



437 

Ten dedonimagera pas; uiais il est en revanche 
assez bien avec Mylord Carteret — dem anderen 
Staatssecretär. Während St. Saphorin beglück- 
wünscht Würde, daß er zwischen den beiden 
Klippen geschickt hindurch gesteuert, hatte Ro- 
betnon, eine entschieden internationale Natur, 
als gewiegter Staatsmann sich auf die Seite der 
englischen Minister geschlagen, dafUr aber 
schließlich den Undank Hannovers geerntet. 



Bei der Königl. Gesellschaft der Wis- 
seuschaften eingegangene Druckschriften. 



Man bittet dieee VsnaLcliiiiMe sngleieh als SmpfaogMuueigen anflehen 

SU wollen. 



Jöli 1881. 
Fortsetzung. 

Forhandlingar i Yidensk.-Selskabet i Christiania. Aaar 

1880. 
De Eongelige Norske Videnskabers Selskabs Skrifter, 

1879. Trondjen 1880. 

Publ icationen des kgl. Preuss. Geodätischen 

Instituts. 

Astronomiflch-geodatisohe Arbeiten in den Jahren 1879 
und 1880. 4. 

W. Seibt, das Mittelwasser der Ostsee bei Swine- 
münde. Berlin 1881. 4. 

A. Westphal, die Ausdehnungscoefficienten der Kü- 
stenvermessung. Berlin 1881. 4. 

Sitzungsber. der kgl. Akademie der Wiss. zu München. 
Mathem.-phys. Gl. 1881. H. 3. 

Verhandlungen der Eaiserl. Leop.-Garol. Akad. der Nar 
turf. Bd. 41. Abth. 1 u. 2. 4. 

Monatsbericht der Berliner Akademie. Febr. 1881. 



438 

Bulletin ot' tbe Museum of Oomparutive Zoologj. Vol. 8. 

p. 231-284. 
Natnre 610. 611. 613. 614. 
Leopoldina. H. XVÜ. Nr. 11-12. 13-14. 
Berista Enikara. Ann. qoarto. Numb. 38, 39. 
ZeitBchrifb für Meteorologie. Bd. XVI. Juli u. August 

1881. 
Donders en Engelmann, Onderzoekningen in bet 

Pbysiol. Laboratorium der Utrechtsche Hoogscbool. 

Derde Beeks. VI. Aflev. 1. 
Proceedings of the California Academy of Science. Jirni 

1881. 
Erd^lyi Muzeum. 7. 8. SZ. VIII. dvtolyam. 1881. 
L. Grunmacb, über elektromagnetische Drehung der 

Polarisationsebene der strahlenden Wärme in testen 

und flüssigen Körpern. Berlin 1881. 
Monatsbericht der Berliner Akademie. März, April u. 

Mai 1881. 
Von der geologischen Untersuchung Schwedens. 7 Kar- 
ten und 15 Kartenblätter. 
S. A. Tullberg, om Agnostus- Arterna. 
Den Norske nordhavs-expedition 1876—78. IIL Zoologi. 

Gephyrea, ved D. C. Danielssen og J. Koren. Ghri- 

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Bulletin de TAcad. R. de Bruzelles. 50e ann6e. 3e Se- 
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Atti della R. Accad. dei Lincei. Vol. V. Fase. 14. 
Anales de la Sociedad scientif. Argentina. Junio 1881. 

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H. Scheffler, die Naturgesetze etc. Th. IV. Leipzig 

1881. 
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clature botanique. Paris 1881. 
M6moires de TAcad. des Sciences etc. de Lyon. Cl. 

des Sciences. Vol. 24. 
— Gl. des Lettres. Vol. 15. 
Annales de la Socidte d'AgricuItnre etc. de Lyon. 5e 

Serie. T. 2. 1879. 
Sitzungsberichte der philosoph.-philolog. histor. Classe 

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Jahrbuch für Schweizerische Geschichte. Bd. 6. 
Monthly Notices of the B, Astronomical Soo. VoL XLI. 

Nr. 8.