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Full text of "Natur und Museum"

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Die Neubauten der wissenschaftlichen Institute 
an der Viktoria-Allee. 





Physikalischer Verein. Naturhistorisches Museum. Jügelhaus und Bi 





(Nach einer photogeaphischen Aufnahme des Modell 


BERICHT 
DER 
SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN 
GESELLSCHAFT 


IN 


FRANKFURT AM MAIN, 
1904. 


— ——- - -_— 


Vom Juni 1903 bis Juni 1904. 


_— an — — 


Die Direktion der Senckenbergischen Naturforschenden 
Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäß ihren Bericht über 
das verflossene Jahr zu überreichen. 


Frankfurt a. M., im Juni 1904. 


Die Direktion: 


Dr. med A. Knoblauch, I. Direktor. 
Prof. Dr. med. E. Marx, II. Direktor. 
Dr. phil. J. Gulde, I. Sekretär. 

Dr. med. 0. Schnaudigel, II. Sekretär. 


1. Teil. 


Geschäftliche Mitteilungen. 


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aw | 


Jahresfeier 


der 
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
und 


Grundsteinlegung 


zum Neubau des Naturhistorischen Museums 
‚am 15. Mai 1904. 


Akademische Feier. 


In festlicher Weise hat am Sonntag, den 15. Mai 1904, 
im reichgeschmückten Vogelsaale des Museums an der Bleich- 
straße die 87. Jahresfeier derSenckenbergischen Natur- 
forschenden Gesellschaft unter dem Vorsitz des I. Direktors 
Dr. August Knoblauch stattgefunden. 

Als Vertreter der Kaiserin, der Protektorin der 
Gesellschaft, war der Generalinspekteur der III. Armee- 
inspektion Exzellenz von Lindequist erschienen. Ferner 
waren zugegen der Stadtkommandant Generalleutnant von Stülp- 
nagel, Polizeipräsident Scherenberg, Oberbirgermeister 
Dr. Adickes, Oberpostdirektor Maier, Bürgermeister Dr. 
Varrentrapp, Stadtverordnetenvorsteher Geh. Justizrat Dr. 
Humser, Regierungsrat von Wehrs und zahlreiche Mitglieder 
des Magistrats und der Stadtverordneten-Versammlung. Als 
Vertreter der benachbarten Universitäten waren erschienen Geh. 
Rat Prof. Dr. Bauer, Direktor des mineralogischen Instituts, 
aus Marburg, der Rektor der Universität Gießen Prof. Dr. 
Brauns und Geh. Rat Prof. Dr. Curtius, Direktor des che- 
mischen Laboratoriums, aus Heidelberg, ferner die Rektoren 
der Technischen Hochschule zu Darmstadt Prof. Dr. Dingeldey 
und der hiesigen Akademie für Sozial- und Handelswissen- 


— 6 — 


schaften Prof. Dr. Burchard. Als Vorsitzender der Deutschen 
Zoologischen Gesellschaft war Geh. Rat Prof. Dr. Spenge] aus 
Gießen anwesend. Sehr zahlreich waren auch die naturwissen- 
schaftlichen Vereine der Nachbarstädte vertreten, mit denen die 
Senckenbergische Gesellschaft in freundschaftlichen Beziehungen 
steht, die Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Natur- 
kunde in Hanau durch Oberlehrer Dr. Rausenberger, der 
naturhistorisch-medizinische Verein in Heidelberg durch Geh. 
Hofrat Prof. Dr. Bütschli, die Rheinische Naturforschende 
Gesellschaft in Mainz durch Prof. Dr. Nies, die Gesellschaft 
zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften in Marburg 
durch Geh. Rat Prof. Dr. Bauer, der Verein für Naturkunde 
in Offenbach durch Prof. Dr. Metz, Dr. Bachfeld, R. Engel, 
C. Forger, Dr. Grosch und Prof. Storck und der Nassau- 
ische Verein für Naturkunde in Wiesbaden durch Geh. San.-Rat 
Dr. Pagenstecher, sowie die Administration der Dr. Sencken- 
bergischen Stiftung und die ihr angegliederten Vereine, der 
hiesige Ärztliche und Physikalische Verein und der Verein für 
Geographie und Statistik, als deren gemeinsamer Vertreter der 
Wirkl. Geh. Rat Prof. Dr. Schmidt-Metzler an der Feier 
teilnahm. 

Durch Dienstgeschäfte waren leider am Erscheinen ver- 
hindert Kultusminister Dr. Studt, der der Gesellschaft zu der 
Feier seine wärmsten Glückwünsche und für ihre wissen- 
schaftlichen Bestrebungen die Hoffnung auf weiteres erfolg- 
reiches Fortschreiten ausgesprochen hatte, Oberpräsident von 
Windheim, Regierungsprasident Hengstenberg und der 
Kommandierende (seneral des XVIII. Armeekorps General- 
leutnant von Eichhorn. 

Von zahlreichen korrespondierenden Mitgliedern waren 
Glückwunschschreiben und Telegramme eingelaufen. 

In seiner Begrüßungsansprache wies der Vorsitzende zu- 
nächst auf die besondere Bedeutung der diesmaligen Jahresfeier 
hin, mit welcher die Grundsteinlegung zum Neubau des 
Naturhistorischen Museums verbunden war, und hieß den 
Vertreter der Kaiserin und die glänzende Festversammlung 
im Namen der Direktion herzlich willkommen. Sodann wandte 
sich der Vorsitzende an die zahlreicher als sonst erschienenen 
Mitglieder der Gesellschaft mit folgenden Worten: „Nicht 


— Ww — 


zuletzt begrüßen wir auch Sie, meine hochgeehrten Damen und 
Herren, die wir mit Stolz und Freude zu unseren Mitgliedern 
zählen. Auf Ihren Schultern ruht unsere Institution! 
Der freundlichen Förderung, die Sie allezeit unseren wissen- 
schaftlichen Bestrebungen zu teil werden lassen, danken wir 
es allein, daß wir bestrebt sein können, gleichen Schritt zu 
halten mit dem gewaltigen Aufschwung der Naturwissenschaften, 
deren Pflegestätte zu sein unser Museum berufen ist. 

Denken Sie an die rastlos fortschreitende Aufschließung 
bis dahin unbetretener Gebiete unserer Erde in tropischen 
Kontinenten wie in den Eismeeren der Pole, die uns eine 
neue Tier- und Pflanzenwelt kennen gelehrt hat, und bleiben 
Sie eingedenk dessen, daß Ihre Mitarbeit es ist, 
die es unserer Gesellschaft ermöglicht, an den 
slänzenden Ergebnissen der Naturforschung einen 
kleinen Anteil zu nehmen. 

In dem freundlichen Wohlwollen und in der tatkräftigen 
Unterstützung der Frankfurter Bürgerschaft liegen die starken 
Wurzeln des Blühens und Gedeihens unserer Gesellschaft. 
87 Jahre hindurch ist uns diese freundliche Gesinnung unserer 
Mitbürger ununterbrochen zuteil geworden, und hierfür aufs 
wärmste zu danken, ist auch heute wieder meine vornehmste 
Pflicht! Bewahren Sie uns dieses wohlwollende In- 
teresse; tragen Sie es hinaus in immer weitere 
Kreise; dann werden wir auch den neuen großen 
Aufgaben gerecht werden können, die schon die 
allernächste Zukunft an uns stellen wird! 

Mit dieser herzlichen Bitte heiße ich die er- 
lauchte Festversammlung nochmals willkommen.“ 


Hierauf hielt Dr. Fritz Römer den hochinteressanten, 
durch zahlreiche künstlerisch ausgeführte Tafeln illustrierten 
und mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Festvortrag: 


Die Haut der Säugetiere. 
(Siehe diesen „Bericht“, II. Teil, Seite 91—110.) 


Zum Schlusse erstattete der II. Direktor Stabsarzt Prof. 
Dr. Ernst Marx den 


— gt — 


Jahresbericht. 


„Euer Exzellenz! 
Hochansehnliche Versammlung! 


Als wichtigstes Ereignis des verflossenen 
Jahres sei die große Ehre hervorgehoben, die der 
Gesellschaft durch die Übernahme des Protektorats von 
Seiten Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin am 23. No- 
vember 1903 zuteil geworden ist. 

Ich gedenke dann zunächst der vielen und schmerzlichen 
Verluste, die wir durch den Tod zahlreicher Mitglieder er- 
litten haben. 

Wir beklagen aufs tiefste den Heimgang unserer arbei- 
tenden Mitglieder Prof. Dr. E. Askenasy und Konsul 
Dr.O.Fr.von Moellendorff, weiterhin den Tod unserer 
beitragenden Mitglieder Dr.phil.L. Belli, P. Dondorf, 
Generalkonsul J.Gerson, Dr. jur. R.Goldschmidt, Dr. phil. 
O.Gürcke, Baurat Ph. Holzmann, F. Jordan-de Rouville, 
Architekt F.L. Langeloth, Justizrat Dr. W.Lorey, A. Oster- 
rieth-Laurin, F. Modera, Dr. med. J. Sondheimer, 
Geh. Sanitätsrat Dr. A. Spieß, Konsul H. von Stiebel, 
R. Sulzbach und S. Una. 

Ferner schieden von uns die ewigen Mitglieder Max 
von Guaita und Wilhelm Metzler. 

Aus der Reihe unserer korrespondierenden Mit- 
glieder haben wir acht hervorragende Gelehrte verloren: 

Am 18. September 1902 starb in Florenz Prof. Adolfo 
Targioni-Tozzetti, welcher seit dem Jahre 1875 unserer 
Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied angehörte. 

Aın 13. Februar 1823 zu Florenz geboren, wandte er sich 
ursprünglich dem Studium der Botanik zu und beschäftigte sich 
später in fast ausschließlicher Weise mit der Zoologie und der 
vergleichenden Anatomie. Durch eine große Fülle von Publi- 
kationen, die besonders die Entomologie betreffen, hat er die 
Wissenschaft in hervorragendem Maße gefördert. 

Am 5.März 1903 starb in St. Petersburg der Direktor 
des Botanischen Museums der Akademie der Wissenschaften 
Prof. Dr. Michail Stephanowitsch Woronin. Er war 


— ge — 


am 2. August 1838 in St. Petersburg geboren und hatte sich 
zunächst dort, später in Heidelberg und Freiburg dem Studium 
der Botanik gewidmet. Seit 1869 gehörte er unserer Gesellschaft 
als korrespondierendes Mitglied an. 

Am 14. Juni 1903 starb in Heidelberg Geheimrat Prof. 
Dr. Karl Gegenbaur, welcher unserer Gesellschaft seit dem 
Jahre 1869 als Mitglied angehörte. 

Am 21. August 1826 in Würzburg geboren und erzogen, 
wandte er sich im Jahre 1845 dem Studium der Naturwissen- 
schaften und der Medizin zu. Im Jahre 1851 legte er in Würz- 
burg sein Doktorexamen ab und promovierte mit der Dissertation 
„De limacis evolutione*. Ende des Wintersemesters 1853/54 
habilitierte er sich in Würzburg für Anatomie und Physiologie. 
Im Winter 1855/56 nahm er einen Ruf als Prof. Extraordinarius der 
Zoologie in Jena an und blieb dort bis zum Sommersemester 1873. 
Im Wintersemester 1873/74 ging er als Nachfolger Fr. Arnolds 
nach Heidelberg, woselbst er bis zu seinem Tode gewirkt hat. 

Die Bedeutung Gegenbaurs für die Zoologie und Medizin 
auch nur annähernd darzulegen, ist mit wenigen Worten nicht 
angängig. Er ist durch seine zahlreichen vergleichend-anato- 
mischen Untersuchungen der Schöpfer der gesamten modernen 
vergleichenden Anatomie geworden. 

Am 14. Juli 1903 verschied in Greifswald der Major a.D. 
Alexander von Homeyer. Er war am 19. Januar 1834 
zu Vorland bei Krim in Neu-Vorpommern geboren. Seine Er- 
ziehung erhielt er in der Kadettenanstalt Groß-Lichterfelde, aus 
der er im Jahre 1852 in die Armee eintrat. Er garnisonierte 
in verschiedenen Städten des Rheinlandes, so in Trier und 
in Mainz. Ein bedeutungsvolles Ereignis für seine spätere Ent- 
wickelung war seine Versetzung zu dem in Frankfurt einen Teil 
der Bundesbesatzung bildenden preußischen Regiment. Hier trat 
er 1857 unserer Gesellschaft als Mitglied bei und verwaltete 
das Amt eines Sektionärs der ornithologischen Samm- 
lung. Trotz seiner Jugend gehörte er schon damals zu den 
bedeutendsten Vogelkennern Deutschlands, da er schon als 
Knabe jede freie Zeit auf die Beobachtung und das Studium 
der Vogelwelt verwandt hatte. 

Im Jahre 1861 wurde v. Homeyer in die Lage ge- 
setzt, eine Forschungsreise nach den Balearen zu unternehmen, 


— 1 — 


die manchen neuen Aufschluß über die Tierwelt jener Insel- 
gruppe und der westlichen Mittelmeerländer brachte. 1866 focht 
v. Homeyer bei Skalitz, Schweinschädel und Königgrätz. 
Im Jahre 1874 leitete er in Gemeinschaft mit Pogge eine von 
der deutschen Geographischen Gesellschaft ausgerüstete Ex- 
pedition nach Westafrika. Bald warf ihn eine heftige Malaria 
auf das Krankenlager, so daß er, wenn auch reich mit wissen- 
schaftlicher Ausbeute beladen, zurückkehren mußte. 1878 trat 
er als Major in den Ruhestand. Seit dieser Zeit widmete er 
sich ausschließlich der Zoologie. Seine schon früher angelegte 
Vogeleiersammlung zählte zuletzt etwa 12000 Exemplare, 
ungefähr 1825 Arten angehörend.. Diese Sammlung, die eine 
der bedeutendsten ihrer Art ist, ist nach dem Ableben v. Ho- 
meyers in den Besitz unseres Museums übergegangen. 

Am 4. Oktober 1903 starb in Kassel Prof. Heinrich Möhl, 
Oberlehrer an der Gewerbe- und höheren Handelsschule daselbst 
und Leiter der dortigen meteorologischen Station. Möhl gehörte 
unserer Gesellschaft seit dem Jahre 1866 als Mitglied an. 1832 
in Rauschenberg geboren, studierte er Mathematik und Geologie. 
Von 1853 bis 1856 war er als kurhessischer Landesgeolog tätig. 
Dann war er Lehrer der Matlıematik an der Realschule in 
Hofgeismar und siedelte später nach Kassel über. Von besonderer 
Bedeutung für die Wissenschaft waren seine ausgedehnten Studien 
über den Basalt und andere mikroskopische Gesteinsunter- 
suchungen. Zahlreiche Arbeiten Möhls beschäftigen sich mit 
der Meteorologie, die ihm viel zu verdanken hat. 

Durch einen beklagenswerten Unglücksfall verlor im Dezember 
1903 der Deutsche Konsul in Popoyän (Kolumbien) F. C. Leh- 
mann sein Leben; er ertrank im Timbiqui-Flüßchen in der 
Nähe der Stadt Bogotä. Lehmann hat unserem Museum wieder- 
holt wertvolle Sammlungen von Reptilien und Amphibien über- 
wiesen und gehörte unserer Gesellschaft seit 1892 als Mitglied an. 

Am 5. Januar 1904 starb in München Geheimrat Prof. 
Dr. Karl Alfred Ritter von Zittel, der seit 1875 Mitglied 
der Gesellschaft gewesen ist. Er war am 25. Dezember 1839 
zu Balingen in Baden geboren, studierte in Heidelberg und 
Paris und ging 1861 nach Wien, wo er zunächst als Volontär 
an der dortigen geologischen Reichsanstalt bei den in Dalmatien 
veranstalteten Aufnahmen tätig war. In Wien habilitierte er 


— 1* — 


sich 1863, wurde in demselben Jahre als Professor an die Poly- 
technische Hochschule in Karlsruhe und 1866 als Ordentlicher 
Professor der Geologie und Paläontologie an die Universität 
München berufen. Von dort aus unternahm er im Winter 1873/74 
als Mitglied der von Rohlfs geleiteten Expedition Forschungen 
in Ägypten und der Libyschen Wüste. 1899 erfolgte v. Zittels 
Ernennung zum Vorsitzenden der bayerischen Akademie der 
Wissenschaften und zum Generalkonservator der wissenschaft- 
lichen Sammlungen Bayerns. 

Karl von Zittel gehörte zu den bedeutendsten Paläon- 
tologen der neueren Zeit und die zahlreichen Veröffentlichungen aus 
seinem Arbeitsgebiet sind Muster einer klaren, kritischen, auf um- 
fassendstem Wissen beruhenden Darstellung. Besonders erwähnt sei 
sein zwischen 1876 und 1893 im Verein mit Schimper und Schenk 
herausgegebenes vierbändiges „Handbuch der Paläontologie“. 

Schließlich verschied am 2. Mai 1904 in Leipzig Geh. Med. 
Rat Dr. Wilhelm His, Professor der Anatomie und Direktor 

des anatomischen Instituts der Universität.‘ Er war 1869 zum 
korrespondierenden Mitgliede ernannt worden. Am 9. Juli 1831 in 
Basel geboren, hat His daselbst, in Berlin, Würzburg und Wien 
studiert und 1857 die Professur der Anatomie und Physiologie in 
Basel und 1872 die Professur der Anatomie in Leipzig angetreten. 
Bahnbrechend sind seine ausgezeichneten Arbeiten auf dem 
Gebiete seines Lehrfachs und der Entwickelungsgeschichte, ins- 
besondere der Entwickelung des Nervensystems, geworden; aber 
auch zahlreiche andere Zweige der Medizin und der Natur- 
wissenschaften, vor allem Physiologie und Anthropologie, ver- 
danken die fruchtbarste Förderung dem ungemein vielseitigen 
Forscher, der zu den größten seiner Zeit gerechnet werden muß. 

Allen Verstorbenen wird die Gesellschaft ein dauerndes und 
dankbares Andenken bewahren. 

Aus der Reihe der beitragenden Mitglieder sind 
ferner 8 ausgeschieden: durch Austritt die Herren Dr. med. 
E. Fromm, K. Jung, P. Kullmann und Gebrüder Weil; in- 
folge Wegzugs von Frankfurt Fräulein O. L. Lindley, Dr. med. 
W.Liermann und Dr. med. K. Shiga und durch Übertritt in die 
Reihe der ewigen Mitglieder Herr R. de Neufville. 

Die Zahl der ausgeschiedenen beitragenden Mitglieder be- 
trägt also zusammen 26. 


— 12* — 


Neu eingetreten sind dagegen 93 beitragende 
Mitglieder und zwar: 

Herr Dr. med. Franz Alexander, 
Heinrich Ludwig Andreae, 
Julius Aurnhammer, 
Rudolf Bangel, 
Dr. med. Karl Baur, 
Dr. med. Sigmund Berlizheimer, 
Fräulein Bertha Berthold, 
Herr Carl Bertina, 
Frau Lea Blum, 
Herr Oberlehrer Dr. phil. Wilhelm Boller, 
Kommerzienrat Wunibald Braun, 
Oberstabsarzt Dr. Rudolf Brugger, 
Prof. Dr. jur. Kurt Burchard, 
Adolf Freiherr von Büsing-Orville, 
Otto Clemm, 
Prof. Dr. phil. Franeis Curtis, 
David Derlam, 
Karl Ditter, 
Justizrat Dr. Erich Dreves, 
Martin Dürer, 
Hugo Forchheimer, 
Dr. phil. Hans Geisow, 
Oberlehrer K. Gerlach, 
Moritz Getz, 
Dr. med. Joseph Gottschalk, 
Louis Greb, 
Ernst Grieser, 
Max von Grunelius, 
Dr. med. Karl Grünwald, | 
Direktor Adolf Harbers, 
Dr. med. Julius Hesdörffer, 
Leopold Hirschler, 
Konsul Alfred Hoff, 
Dr. med. Ernst Homberger, 
Veterinärarzt Dr. Alfred Jäger, 
Frau Louis Jay, 
Herr Wolfgang Job, 


3 3 3 3 3 


3 3 3 | 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 39 3 3 3 3 3 3 


— 18587 — 


Frau L. M. Jordan-de Rouville, 
Herr Carl Junior, 
Gen.-Direktor Heinrich Kleyer, 
Louis Koch, 
Dr. med. Julius Kohn, 
H. Künkele, 
Dr. med. Arthur Kutz, 
Prof. Richard Lambert, 
Ludwig Lauterbach, 
Leo Lehmann, 
Alfred Lejeune, 
Nicolas Manskopf, 
Alexander Matthes, 
Ludo Mayer, 
Friedrich Melber, 
Prof. Heinrich Morf, 
Dr. med. Julius Neuberger, 
Adolf Neustadt, 
Benny Oppenheimer, 
Lincoln Menny Oppenheimer, 
Stabsarzt Dr. Richard Otto, 
Zahnarzt Hans Peters, 
C. W. Pfeiffer- Belli, 
Dr. med. Oskar Pinner, 
Prof. Dr. phil. Ludwig Pohle, 
Oberlandesgerichtsrat Hermann Quincke, 
» Dr. med. Julius Raecke, 
Frau Amélie Gräfin von Reichenbach-Lessonitz, 
geb. Freiin Goler v. Ravensburg, 
Herr Dr. med. Karl Roth, Gerichtsarzt, 
„ August Rother, 
» Dr. med. Otto Rothschild, 
Herren Saelz & Co., Ingenieure, 
Herr Dr. med. Richard Salomon, 
»„ Fritz Schiermann-Steinbrenk, 
„ Dr. med. Rudolf Schild, 
» Oberlandesgerichtsrat Dr. Walter Schöller, 
» Fritz Sommerlad, 
Frau Konsul H. von Stiebel, 


3 tts 3 ss 3 s 3 31,33 HU PH 333 BT BW BSB 3 4 


— 14 — 


Herr Dr. phil. Ignatz Stroof, 
Dr. phil. Ernst Teichmann, 
Kreistierarzt Dr. phil. Heinrich Thoms, 
Prof. Dr. med. Gustav Treupel, 
Tierarzt Richard Utendörfer, 
Oberlehrer Dr. phil. Karl Vögler, 
Alex Wagener, 
Alfred Weinschenk, 
Wetzlar-Fries, 
Dr. med. Ludwig Wolff, 
simtlich in Frankfurt a. M., sowie 

‘Herr Dr. phil. Karl Goldstein in Hanau, 
Karl Hopf in Niederhöchstadt i. T., 
E. Fr. Krekel, Forstmeister in Hofheim i. T., 
Adolf Laurenze in Großkarben, 
Dr. Lenz, Tierarzt in Aschaffenburg, 
Moritz Freiherr von Leonhardi in Großkarben, 
O. Reinemann, Tierarzt in Hanau, 

„ J. Schaffnit, Apotheker in Rödelheim, 

Die Zahl der beitragenden Mitglieder beträgt somit am 
heutigen Tage 610. 

Mit dieser Zahl von Mitgliedern ist der höchste Bestand 
erreicht, den die Gesellschaft jemals gehabt hat. 

Zu arbeitenden Mitgliedern wurden ernannt: Dr. 
dent. surg. Fritz Schaeffer, Dr. med. Wilhelm Kallmorgen, 
Hütteningenieur Paul Prior, Stadtbaumeister Wilhelm Sattler 
und Martin Dürer. 

In die Reihe der ewigen Mitglieder wurden aufge- 
nommen: Isaak Blum, Eugen Grumbach-Mallebrein 
und Robert de Neufville. Die Zahl der ewigen Mitglieder 
beträgt sonach zurzeit 94. 

Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden ernannt: 

Pıof. Dr. Max Weber in Amsterdam, 

Geh. Hofrat Prof. Dr. Max Fürbringer in Heidelberg, 

Prof. Dr. Hugo de Vries in Amsterdam, 

Dr. Max Schlosser in München, 

Prof. Dr. B. Klunzinger in Stuttgart, 

Konsul Guido von Schröter in San-José (Costa-Rica). 

Apotheker Anton Vigener in Wiesbaden, 


3 2 3 3 3 3 3 3 


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— 15* — 


Dr. W. Wolterstorff in Magdeburg, 

Vicomte Robert du Buysson in Paris und 

Dr. med. Wilhelm Liermann, Direktor des Landkran- 
kenhauses in Dessau, der bereits seit 1893 der Gesellschaft als 
arbeitendes Mitglied angehört hatte. 

Die Zahl der korrespondierenden Mitglieder beläuft sich 
nunmehr auf 174. 

Zum außerordentlichen Ehrenmitglied wurde 
schließlich Se. Exzellenz der Wirkl. Geh. Rat Prof. Dr. Moritz 
Schmidt-Metzler ernannt. 

Aus der Direktion hatten Ende 1903 satzungsgemäß aus- 
zuscheiden der II. Direktor Dr. med. E. Roediger und der 
II. Sekretär Dr. phil. A. Jassoy. An ihre Stelle traten für 
die nächsten zwei Jahre Stabsarzt Prof. Dr. Ernst Marx und 
Dr. med. Otto Schnaudigel. 

Die diesjährige Generalversammlung fand am 27. Februar 
1904 statt. Sie genehmigte, entsprechend dem Antrag der Revisions- 
Kommission, die Rechnungsablage für das Jahr 1903 und erteilte 
dem I. Kassierer Alhard Andreae Entlastung. Ferner ge- 
nehmigte die Generalversammlung den Voranschlag für 1904, 
der in Einnahmen und Ausgaben mit M. 59 203.74 balanziert. 
Nach dem Dienstalter schieden aus der Revisions-Kommission die 
Herren Richard Nestle und Julius Scharff aus. An ihre 
Stelle wurden die Herren Moritz von Metzler und Charles 
A. Scharff gewählt. Vorsitzender der Revisions-Kommission 
für 1904 ist Herr Wilhelm Rohmer. 

Von unseren Publikationen sind im Berichtsjahre er- 
schienen: 

I. Abhandlungen: 

1. Band XXVII, Heft2. Voeltzkow, Beiträge zur Ent- 
wickelungsgeschichte der Reptilien. V. Epiphyse und Para- 
physe bei Krokodilen und Schildkröten. Mit 2 Tafeln. 
Voeltzkow, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der 
Reptilien. VI.Gesichtsbildung und Entwickelung der äußeren 
Körperform bei Chelone imbricata Schweigg. Mit 2 Tafeln. 
Mell, die Landplanarien der Madagassischen Subregion. 
Mit 3 Tafeln und 4 Textfiguren. 

Siebenrock, Schildkröten von Madagascar und Aldabra. 

Gesammelt von Prof. Voeltzkow. Mit 3 Tafeln. 


— 1 — 


2. Band XXVII. Heft 3. Strahl, Beiträge zur vergleichenden 
Anatomie der Placenta. 

Tornquist, Uber eine eocäne Fauna der Westküste von 
Madagascar. Mit 11 Tafeln und 4 Textfiguren. 

3. Band XXIX. Heft 1. Von Reinach, Schildkrötenreste 
aus dem ägyptischen Tertiär. Mit 17 Tafeln. 

II. Bericht für 1903, im Herbst vorigen Jahres veröffentlicht. 
Er enthält außer den geschäftlichen Mitteilungen und den 
Protokollen der wissenschaftlichen Sitzungen folgende Ar- 
beiten und Nekrologe: 

1. Die Originale der paläontologischen Sammlung im Sencken- 
bergischen "duseum und die auf dieselben bezügliche 
Literatur. Yon Prof. Dr. F. Kinkelin. 

2. Brooksella rhenana n. sp. Das erste Medusenfossil aus 
dem Devon. Von Prof. Dr. F. Kinkelin. (Mit Tafel I.) 

3. Beiträge zur Kenntnis der Hymenopteren - Fauna der 
weiteren Umgegend von Frankfurt a. M. Von Prof. Dr. 
L. von Heyden, Königl. Preuß. Major a. D. 

4. Beitrige zur Kenntnis der Fauna der Umgegend von 
Frankfurt aM. Uber das Vorkommen des Feuer- 
salamanders, Salamandra maculosa Laur., im Frankfurter 
Stadtwalde. Von Dr. A. Knoblauch. 

. 5. Geschichte und Beschreibung des botanischen Gartens in 
Frankfurt a. M. Von Prof. Dr. M. Möbius. (Mit Tafel 
II und III und mit 2 Textfiguren). 

6. Über Porphyroidschiefer und verwandte Gesteine des Hinter- 
Taunus. Von Prof. Dr. H. Bücking. (Mit Tafel IV— VI.) 

7. Über den wissenschaftlichen Wert der Schnecken- und 
Muschelschalen. Vortrag, gehalten am 21. März 1903 aus 
Anlaß der Ausstellung der von Moellendorffschen 
Konchylien-Sammlung von Prof. Dr. O. Boettger. 

8. Die Sehorgane der Wirbeltiere. Vortrag, gehalten beim 
Jahresfeste am 17. Mai 1903 von Dr. O. Schnaudigel. 

9. Die Nekrologe: 

Isaak Blum (mit Porträt) von Prof. Dr. H. Reichenbach. 
Fritz Stiebel, von Sanitätsrat Dr. S. Zimmern. 
Paul Wirsing, von Dr. E. Blumenthal, 

Julius Ziegler, von Dr. W. Kobelt. 

Durch die Munifizenz des Herrn Albert von Reinach 


— 1% — 


war es der Gesellschaft möglich, zur Förderung der Wissen- 

schaft und zur Ergänzung ihrer paläontologisch-geologischen 

Sammlung eine Forschungsreise in die Libysche Wüste, 

das Uadi Natrün und in die Fajüm-Oase auszurüsten. Die 

Leitung dieser Expedition ruhte in den Händen des Privat- 

dozenten der Paläontologie und Geologie an der Universität 

München Freiherrn Dr. E.Stromer-von Reichenbach, der 

bereits vor zwei Jahren an einer von der Kgl. Bayerischen Aka- 

demie der Wissenschaften nach derselben Gegend entsandten 

Expedition teilgenommen hatte. 

Im Winter 1903/04 wurden 18 wissenschaftliche 

Sitzungen abgehalten. 

Es hielten Vorträge: 

24. Oktober 1903: Dr. A. Jaeger, Veterinärarzt: „Die 
Physiologie der Schwimmblase der Fische.“ 

31. Oktober 1903: Oberlehrer Dr. Th. Neumann: ,Gift- 
schlangen und Schlangengift.“ 

7. November 1903: Prof. Dr. M. Möbius: „Die Flora des 
Süßwassers.“ 

21. November 1903: Dr. F. Römer: „Die Anpassung der 
Wale an das Leben im Wasser.“ 

28. November 1903: Direktor Dr. A. Seitz: „Meine Reise 
nach den Nilghiri-Bergen in Indien.“ 

5. Dezember 1903: Prof. Dr. W.G.Ruppel: „Biologieder 
Tuberkelbazillen.* 

12. Dezember 1903: Prof. Dr. R.Hauthal aus La Plata (Argen- 
tinien): „Die Bedeutung der FundeinderGrypo- 
theriumhöhle bei Ultima-Esperanza. (Südwest- 
Patagonien).“ 

19. Dezember 1903: Oberlehrer Dr. P. Sack: „Bau und 
Lebensweise unserer einheimischen Fliegen.“ 

9. Januar 1904: Prof. Dr. R. Burckhardt, Basel: „Die 
Biologie der Griechen.“ 

23. Januar 1904: Dr. K. Vohsen: „Sprache und Natur- 
forschung.“ 

30. Januar 1904: Baurat L. Neher: „Der Neubau der 
wissenschaftlichen Institute, insbesondere 
des naturhistorischen Museums, an der Vik- 
toria-Allee,“ 

2 


— ig* — 


6. Februar 1904: Fr. Winter: „Die Süßwasserfische 
Mitteleuropas und ihre Krankheiten.“ 

20. Februar 1904: Prof. Dr. A. Brauer, Marburg: „Die 
Augen der Tiefseefische.“ 

5. März 1904: Oberförster O. Fleck: „Der Wald im Winter.‘ 

12. März 1904: Freiherr Dr. E.Stromer-von Reichenbach, 
München: „Eine geologische Forschungsreise 
in die Libysche Wüste.“ 

19. März 1904: Prof. Dr. J. Morgenroth, Mitglied des Instituts 
für experimentelle Therapie: „Neuere Forschungen 
über Fermente.“ 

26. März 1904: Dr. A. Knoblauch: „Feuersalamander und 
Molche in der Gefangenschaft.“ 

9. April 1904: Prof. Dr. M. Möbius: „Matthias Jakob 
Schleiden, zur Feier seines hundertsten Ge- 
burtstages.“ 

Mit dieser Neuerung, möglichst jeden Samstag eine wissen- 
schaftliche Sitzung abzuhalten, hat die Direktion offenbar 
den Wünschen zahlreicher Mitglieder entsprochen, 
denn der Besuch war ein so reger, daß der große Hörsaal 
stets gefüllt oder überfüllt gewesen ist. 

Die Vorlesungen der Dozenten hatten sich einer 
noch regeren Teilnahme zu erfreuen, als dies in den letzten 
Jahren der Fall gewesen ist. So war z.B. die Vorlesung des 
Herrn Prof. Reichenbach von 91 Hörern besucht. 

Folgende Vorlesungen wurden im Winter 1903/04 gehalten: 

Prof. Dr.H.Reichenbach: „Vergleichende Anatomie 
der Wirbeltiere und desMenschen mit Berück- 
Sichtigung der Physiologie (Zellentheorie, 
Theorie der Befruchtung, Grundzige der Ent- 
wickelungsgeschichte, Skelett, Nervensystem 
und Sinnesorgane, Organe der Fortpflanzung).* 

Dr. K. Östreich, Privatdozent an der Universität Marburg: 
„Allgemeine Geologie (die Wirkung des Eises 
u.s. w.).® 

Prof. Dr. M. Möbius (im Auftrage des Dr. Senckenbergischen 
Medizinischen Instituts): „Kryptogamenkunde, 
II. Teil (Flechten, Moose und Farne) und Fort- 
pflanzung der Phanerogamen.“ 


— 19 — 


Im Sommer 1904 lesen: 

Prof. Dr. H. Reichenbach: Fortsetzung der Winter- 
vorlesungen. 

Dr. F.Römer: „Anleitung zum Sammeln und Kon- 
servieren einheimischer Tiere (mit Exkur- 
sionen).* 

Prof. Dr. M. Möbius: Botanisch-mikroskopischer 
Übungskursus (Botanisches Praktikum).“ 

Prof.Dr.W.Schauf: „Einleitung in die Petrographie.“ 

Prof. Dr. M. Möbius (im Auftrage des Dr. Senckenbergischen 
Medizinischen Instituts): „Biologie der Pflanzen, 
II. Teil.“ 

Sehr lebhaft war auch der Besuch des Naturhisto- 
rischen Museums, besonders an den Sonntagen. 

Neben der auch in diesem Jahre unermüdlichen Tätigkeit 
der Sektionäre traten vor allem diejenigen Arbeiten in 
den Vordergrund, welche die Herstellung einer Schausamm- 
lung für das neue Museum bezwecken. Von dem Kustos 
Dr.F.Römer wurde in Gemeinschaft mit Frau Sondheim 
ene große Zahl überaus wertvoller und lehrreicher ver- 
gleichend-anatomischer Präparate für diesen Teil des 
Museums angefertigt und der Gruudstock für eine umfassende 
histologisch-mikroskopische Sammlung gelegt. Eine 
große Anzahl von Präparaten für Lehr- und Demonstrations- 
zwecke ist auf diese Weise schon in den Besitz der Gesellschaft 
gekommen und hat es ermöglicht, den Dozenten wertvolles 
Material für die Vorlesungen zur Verfügung zu stellen. Da 
die Aufgaben nach dieser Richtung hin immer größer und 
dringender wurden, hat die Gesellschaft am 15. April ds. Js. 
einen Assistenten am Museum, Dr. Julius Wilbelmi, an- 
gestellt, der zunächst ausschließlich mit den Arbeiten für die 
Schausammlung beschäftigt ist. In hochherziger Weise ist von 
dem Vorstand der Georg und Franziska Speyerschen 
Studienstiftung zur Herstellung dieser Lehr- und Unter- 
richtssammlung der Gesellschaft der Betrag von M. 6 500.— 
überwiesen worden. 

Auch die Tätigkeit der Konservatoren ward in 
erster Linie durch den Plan der Schausammlung bedingt. Es 
war nötig, ihnen weitere Hilfe zu verschaffen und sie zugleich 

28 


— 20 — 


in bezug auf die stets zunehmenden Büreauarbeiten zu ent- 
lasten. Dies geschah durch die Anstellung des Handwerkers 
Rudolf Moll, eines zweiten Lehrlings Wilhelm Post 
und der Büreaugehilfin Frl. Ella Schupp. 

Sehr rege war wie immer der Verkehr mit aus- 
wärtigen Gesellschaften und einzelnen Gelehrten; 
auch die verschiedenen Teile der Sammlungen wurden von 
zahlreichen Forschern teils an Ort und Stelle, teils außerhalb 
benutzt. 

In Schriftenaustausch ist unsere Gesellschaft mit 
folgenden Vereinen neu eingetreten: 

Es erhalten den Bericht: 

Université de Rennes, Rennes ; 

Albany Museum, Grahamstown, South Afrika; 
Société Royale Malacologique, Brüssel ; 
Societä Romana per gli studii zoologici, Rom. 

Abhandlungen und Bericht erhalten: 

Ungarisches National-Museum, Budapest; 
Société Linéenne, Bordeaux. 

Der von Reinachpreis fir die ausgezeichnetste Arbeit 
aus dem Gebiete der Geologie kam am 10. Januar 1904 zum 
viertenmal zur Verteilung. Eingelaufen waren drei Arbeiten. 
Die Preiskommission, bestehend aus den Herren Professoren 
Boettger, Kinkelin und Kayser-Marburg, hielt zwei dieser 
Arbeiten in gleicher Weise für würdig, preisgekrönt zu werden. 
Die Verfasser dieser Arbeiten waren cand. rer. nat. Rudolf 
Delkeskamp in Gießen und Bergreferendar Einecke in 
Halle. Zwischen ihnen wurde infolgedessen der Preis geteilt. 

Im vorigen Jahre wurde die bereits im letzten „Bericht“ 
angekündigte Gehaltsordnung der Beamten von der 
Gesellschaft angenommen. 

Auch in dem vergangenen Jahre sind uns von Freunden 
und Gönnern zahlreiche und wertvolle Geschenke für das 
Museum zuteil geworden, welche des Genaueren in den Be- 
richten der Sektionäre beschrieben werden sollen. 

Eine große Bereicherung hat die botanische Sektion 
dadurch erfahren, daß Herr Ingenieur A. Askenasy aus dem 
Vermächtnis seines verstorbenen Bruders, des Prof. Dr. E. Askenasy 
in Heidelberg, uns dessen großes Herbarium, sowie die Samm- 


— 2* — 


lungen anderer pflanzlicher Präparate, besonders die Originale 
zu den von der „Gazelle“ gesammelten und vom Verstorbenen 
bearbeiteten Algen zugewiesen hat. 

Auch der paläontologischen Abteilung sind wert- 
volle Geschenke zuteil geworden: durch Herrn A. Askenasy 
die unermüdliche Aufsammlung und sorgfältige Präparation von 
Blättern aus dem oberpliocänen Braunkohlenflötzen des Klär- 
beckens, die wesentliche Beiträge für die Kenntnis der Flora 
jener Zeit liefern werden, und aus dem Nachlaß des verstorbenen 
Thurn- und Taxisschen Oberpostsekretärs Christian Ankelein 
eine außerordentlich umfangreiche Sammlung schöner Exemplare 
von aus zahlreichen Horizonten stammenden Fossilien. 

Durch die Opferwilligkeit zahlreicher Mitglieder unserer 
Gesellschaft war es möglich, die außerordentlich wertvolle 
v. Moellendorffsche Konchyliensammlung, die v. Homeyer- 
sche Eiersammlung und die Mannsche Schmetterlingssammlung 
zu erwerben. 

Zahlreiche Geldzuwendungen seitens unserer Mit- 
glieder haben dazu beigetragen, die bei den ständig wachsenden 
Anforderungen überaus schwierige pekuniäre Lage der Gesell- 
schaft zu erleichtern. So ist es auch besonders freudig 
zu begrüßen, daß mehrere Mitglieder in dankens- 
werter Weise ihren Jahresbeitrag freiwillig auf 
M 50.— oder M 100.— erhöht haben. 

Wer immer unsere Gesellschaft in ihren Bestrebungen unter- 
stützt, der handelt nach dem leuchtenden, nacheiferungswerten 
Vorbildjeneredlen, hochherzigen Frau, deren gesegnetes 
Andenken in unserer schnelllebigen und raschvergessenden Zeit 
immer und immer wieder zu beleben, eine Ehrenpflicht unserer 
Gesellschaft ist. Frau Gräfin Louise Bose, geb. Gräfin 
von Reichenbach-Lessonitz hat durch ihreim Jahre 
1880 errichtete, ausschließlich Unterrichts- und 
wissenschaftlichen Zwecken dienende, großartige 
Stiftung, deren reiche Erträgnisse größtenteils 
unserer Gesellschaft zugute kommen, unsere 
Finanzen auf eine gesicherte Grundlage gestellt. 
Die Stiftung ist einer besonderen Verwaltung unterstellt, zu der 
unsererseits unsere beiden Kassierer abgeordnet sind. Der auf 
unsere Gesellschaft fallende Anteil aus den Stiftungserträgnissen 


— gor — 


ist in den letzten Jahren, nachdem eine Reihe von Lasten den 
testamentarischen Bestimmungen gemäß abgetragen ist, stetig 
im Wachsen begriffen und hat es uns bis jetzt ermöglicht, 
wenigstens den allernotwendigsten Aufgaben ge- 
recht zu werden. 

Ich bin am Ende meiner Ausführungen. Ich glaube, die 
Gesellschaft kann mit hoher Befriedigung auf das ver- 
flossene Jahr, welches einen Markstein in ihrer Geschichte bildet, 
zurückblicken. Möge Ihr Interesse an unserer Gesell- 
schaft immer ein lebendiges bleiben, meine hochge- 
ehrten Damen und Herren, und möge unsere Gesell- 
schaft in der Stadt Frankfurt stets das freundliche 
Wohlwollen und die tatkräftige Förderung finden 
wie bisher! Dann, glaube ich, können wir ruhig in 
die Zukunft blicken und ohne Zagen an die Vollen- 
dung dessen gehen, was wir begonnen haben!“ 


Ein kunstvoll gearbeitetes Modell des neuen Mu- 
seums und der übrigen an der Viktoria-Allee geplanten Neu- 
bauten der wissenschaftlichen Institute des Senckenbergianums 
war in der Eingangshalle des Museums aufgestellt. 


Nach Schluß des Festaktes führte eine Anzahl Wagen 
der städtischen Straßenbahn die Festteilnehmer nach dem Bau- 
platz an der Viktoria-Allee zwischen Kettenhofweg und Jordan- 
straße, wo bei herrlichstem Sonnenschein pünktlich um 1 Uhr 
die Feier der 


Grundsteinlegung 
zum Neubau des Naturhistorischen Museums 


ihren Anfang nalım. In schlichter, der Bedeutung der Feier 
angemessener Weise war der Bauplatz mit Fahnen und Guir- 
landen geschmückt und eine Tribüne für die erschienenen Mit- 
glieder und ihre Damen errichtet, deren Zalıl sich auf nahezu 
500 belaufen mochte. Auch das Aufzuggerüst über dem Grund- 
stein war reich mit Tannengrün ausgesteckt und bildete eine 
Art Laube, in deren Schatten sich die Haupthandlung des 
feierlichen Aktes abspielte. 


— 2* — 


Zunächt bestieg der I. Direktor Dr. August Knoblauch 
die Rednerbühne und leitete die bedeutungsvolle Feier mit 
folgender Ansprache ein: 


„Euer Exzellenz! 
Hochansehnliche Festversammlung'! 


„Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit 
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ 


Schon ist ein Teil der alten Mauer gefallen, die ein 
Halbjahrhundert lang das Gelände der Stiftung Senckenbergs 
umschlossen hat; bald werden die ehrwürdigen Bauten zwischen 
Eschenheimer Tor und Brönnerstraße niedergelegt sein, das 
alte Bürgerhospital mit seinem Uhrtürmchen, bei dessen 
Vollendung der Stifter selbst durch einen unglücklichen Sturz 
in die Tiefe seinen Tod gefunden hat, das „anatomische 
Theater“ des medizinischen Instituts, das Fürst Primas 
gewaltsam, aber vergebens zu einer medizinisch-chirurgischen 
Spezialschule zu gestalten versuchte, und auch unser Museum 
wird vom Erdboden verschwinden, dessen Grundsteim am 
16. April 1820 im Beisein des älteren Bürgermeisters von 
Günderrode und vieler Mitglieder des Senats und der Bürger- 
repräsentation der freien Stadt Frankfurt an derjenigen Stelle 
gelegt worden ist, wo zuvor Senckenbergs Apotheker- 
küche, sein „Laboratorium chymicum“, gestanden. 

Aber hier an der Viktoria-Allee, auf dem neuerwor- 
benen Grund und Boden der Dr. Senckenbergischen 
Stiftung, werden in aller Kürze neue, stattliche Bauten 
erstehen und kommenden Geschlechtern künden, zu welcher 
Blüte die hochherzige Stiftung eines Frankfurter 
Bürgers und ihre Tochterinstitute sich unter der friedlichen 
Regierung der ersten drei Hohenzollernkaiser des neuerrichteten 
Deutschen Reiches und unter der verständnisvollen Fürsorge 
der hohen Behörden unserer Vaterstadt am Anfang des 20. Jahr- 
hunderts entwickelt haben. 

Und wir, die Senckenbergische Naturforschende 
Gesellschaft, wir sind zuerst am Platze erschienen, um den 
Grundstein zu unserem neuen Hause zu legen. 

Es ist ein Markstein in der Geschichte unserer Gesell- 
schaft. Da geziemt es sich, unsere Blicke rückwärts zu lenken 


— U — 


auf die Entstehung und Entwickelung des Bauprojektes, zu 
dessen Ausführung wir heute schreiten. Zwei Männer aus dem 
Kreise unserer Mitglieder waren es, die fast gleichzeitig im 
Herbst 1897 in hochherziger Weise der Gesellschaft große 
Summen iiberwiesen zur Erweiterung unseres Museums, welche 
die Verwaltung seit langen Jahren als notwendig erkannt, aber 
bei der pekuniären Lage der Gesellschaft auszuführen gerechte 
Bedenken getragen hatte. Es waren Albert Keyl und Albert 
von Reinach. So war mit einem Male der kleine Baufonds, 
den wir in einer Reihe von Jahren aufgesammelt hatten, zu 
einer ansehnlichen Höhe angewachsen; andere hochherzige 
Schenkungen flossen ihm reichlich zu, und heute verfügen wir 
über etwas mehr wie 400000 Mark, die uns die stets bewährte 
Opferwilligkeit unserer Mitbürger für unseren Bau zur Verfügung 
gestellt hat. 

Ein erstes Projekt, welches einen Anbau an unser jetziges 
Museum der Bleichstraße entlang vorsah, erwies sich als un- 
durchführbar, weil es bei der gleichzeitig geplanten Errichtung 
eines neuen Physikalisch-chemischen Instituts den weiteren Be- 
trieb des Bürgerhospitals ernstlich gefährdet und durch die enge 
Bebauung des Stiftungsgeländes den Botanischen Garten dem 
Untergang preisgegeben hätte. Bei dieser Sachlage ist die 
Administration der Dr. Senckenbergischen Stiftung im Herbst 1902 
dem Gedanken einer Veräußerung ihres wertvollen Grundstückes 
und einer Verlegung unserer sämtlichen Institute nach der 
Außenstadt nahegetreten. Sie fand die tatkräftigste Förderung 
ihrer Bestrebungen bei dem Oberhaupte unseres städtischen 
Gemeinwesens, Oberbürgermeister Dr. Franz Adickes, 
dessen klarer Blick die Erhaltung und den weiteren Ausbau 
unserer wissenschaftlichen Institute als eine Ehrenpflicht der 
Stadt Frankfurt erkannte. Am 18. August vorigen Jahres, am 
140. Jahrestage der Errichtung der Stiftung Senckenbergs, 
ist der Vertrag zwischen der Stadtgemeinde und der Administration 
unterzeichnet worden, der die Übernahme des Stiftungsgrund- 
stücks in städtischen Besitz regelt und es der Stiftung ermöglicht 
hat, uns diesen Bauplatz an der Viktoria-Allee und außerdem 
ein Kapital von 800000 Mark zu überlassen als Entschädigung 
für die Räumung unseres jetzigen Museums und als Zuschuß zu 
den Kosten der Aufführung und Einrichtung unseres Neubaues. 


— a — 


Die Administration hat hieran keine besonderen Bedingungen 
geknüpft. Die durch unsere Statuten festgelegten, unabänderlichen 
Grundgesetze, welche die Sicherung unseres Gesellschaftseigen- 
tums betreffen und unser Verhältnis zur Dr. Senckenberg- 
ischen Stiftung bestimmen, bleiben also unberührt. 

Freudigen Herzens und voll stolzer Zuversicht 
sind wir eingezogen auf unseren neuen Bauplatz 
und vollinnigster Dankbarkeit gedenken wir heute 
aller derer, die es uns ermöglicht haben, dieses 
erste Ziel zu erreichen. Unseren innigsten Dank den 
Herren Albert Keyl und Albert von Reinach, allen 
Gönnern und Freunden nnserer Bestrebungen, die uns reiche 
Mittel zu dem Bau gespendet haben, der Stiftungsadmini- 
stration und den hohen städtischen Behörden unserer 
lieben Vaterstadt! 

Bereits im Sommer 1899 hatte sich die Gesellschaft an 
einige hiesige Architekten um Einreichung von Plänen zu dem 
damals beabsichtigten Erweiterungsbau gewandt und war bei 
der Beurteilung derselben durch den Erbauer des Reichstags- 
gebäudes, Geh. Hof- und Baurat Prof. Dr. Paul Wallot in 
Dresden, in der zuvorkommendsten Weise unterstützt worden. 
Auf Grund eines von Wallot erstatteten Gutachtens beschloß 
unsere Verwaltung am 28. April 1900, die weitere Bearbeitung 
des Projektes und die Ausführung des Baues dem Königl. Baurat 
Ludwig Neher zu übertragen. Dieser Beschluß wurde auf- 
recht erhalten, auch nachdem an Stelle des zuerst geplanten Er- 
weiterungsbaues an der Bleichstraße durch unsere Generalver- 
sammlung am 21. Februar vorigen Jahres die Aufführung eines 
Museums-Neubaues an der Viktoria-Allee beschlossen worden 
war. In unserer wissenschaftlichen Sitzung ‚vom 30. Januar 
dieses Jahres hat Baurat Neher die durch Verwaltungsbeschluß 
vom 16. Januar dieses Jahres genehmigten Pläne der Gesellschaft 
vorgelegt und heute Vormittag haben Sie ein Modell unseres 
neuen Museums im Mittelpunkt der geplanten wissenschaft- 
lichen Institute in unserem alten Hause ausgestellt gesehen. 
Zwei Arbeiten Baurat Nehers aus unseren ,Berichten* 1901 
und 1904, welche die ausführliche Geschichte des Bauprojektes, 
perspektivische Ansichten und zahlreiche Pläne enthalten, werden 
wir in dem Grundstein unseres neuen Hanses niederlegen. 


— Ur — 


Am 7. April dieses Jahres ist mit den Erdarbeiten be- 
gonnen worden. Die Ausführung derselben und der Maurer- 
arbeiten wurde der hiesigen Firma Gebrüder Seeger, die 
Ausführung der Steinmetzarbeiten der Firma Philipp Holz- 
mann & Cie. übertragen. Die spezielle Bauleitung ist auf 
Baurat Nehers Antrag in die Hände des Architekten Stephan 
Simon gelegt. 

Möge unter Gottes gnädigem Schutze durch 
den Fleiß der Bauarbeiter unser Neubau rasch 
emporwachsen, auf daß in kurzer Zeit das Museum erstehe, 
welches in Zukunft unsere reichen naturwissenschaftlichen 
Sammlungen beherbergen soll! 

Wir aber, die wir berufen sind, das teuere Vermächtnis 
unserer Vorgänger zu wahren und in dieser großen Zeit die 
Geschäfte der Gesellschaft zu führen, wir geloben in dieser 
feierlichen Stunde aufs neue, im Sinne der Gründer unserer Ge- 
sellschaft ihre idealen Zwecke nach bestem Können zu fördern 
der Wissenschaft zur Ehre, der Vaterstadt zu bleibendem Ruhme, 
allen kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung eingedenk der 
Worte Goethes 

„Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, 
Erwirb es, um es zu besitzen!“ 


Mit diesem Gelöbnis bitte ich Euer Exzellenz als Ver- 
treter unserer Allergnädigsten Protektorin Ihrer 
Majestät der Deutschen Kaiserin und Königin von 
Preußen, den Befehl zur Grundsteinlegung zu erteilen.‘ 


Nachdem der Vertreter der Kaiserin, Exzellenz von Linde- 
quist, die Rechte salutierend am Helm, dieser Bitte entsprochen 
hatte, verlas der korrespondierende Sekretär der Gesellschaft 
Dr. med. Otto Schnaudigel mit weithin vernehmbarer Stimme 
die Urkunde, die in dem Grundstein niedergelegt werden sollte: 


„Im Iahre Cintaufend neunhundert und vier am fünf: 
zehnten des Wionats Mai, im fechszehnten Sabre der Regierung 
Seiner Wiejeftär des Deutfchen Aaifers und Königs von 
Dreußen Wilhelm des Sweiten und im vierunddreißigften 
Sabre des neuerrichteren Deutfchen Reiches, wurde in Gegen: 
wart des Vertreters Ihrer Wiajeftär der Deutfchen Aaiferin 


— 1% —. 


Augufte Diktoria, der Allergnädigften Proteftorin der Senden- 
bergifcben Viaturforfcbenden Befellfchaft, des Generaladjucancen 
Seiner Wajeftdr des Raifers und Könige und Generale der 
Infanterie Oskar von Lindequift der Grundftein, in dem 
diefe UrFunde verfchloffen wurde, gelegt und damit unter tar: 
Fräftiger Sörderung durch Stadt und Dr. Sendlenbergifche 
Stifrung der Yieubau des narurbiftorifchen Wufeums, zu dem 
Sranffurter Bürger reiche Wlittel gefpender, dem beiliegenden 
Diane des Baumeifters Zudwig Vleber, Adniglichen Bau: 
rats, (Bericht der Sendenbergifcben Yiaturforfchenden Gefell: 
fcbafe 1904, Seite 27 bis 39) gemäß begonnen. 

Wir befeblen diefen Bau dem gnädigen Schutze des 
Allmächtigen! Widge er dauern in die Tabrbunderte binein, 
ein ftolzes Denkmal Deurfchben Bürgerfinnes, eine Pflegeftärte 
narurwiflenfchaftlicher Sorfebung, eine Quelle der Belebrung 
für alle Fommenden Befchlechter | 

Das walte Gott!“ 


In eine kupferne Kassette wurden eingeschlossen diese 
Urkunde,') eine Abschrift der seinerzeit im Grundstein des 
jetzigen Museums niedergelegten Urkunde,?) die beiden Arbeiten 


1) Die Urkunde war schon vorher von dem Vertreter der Kaiserin, den 
Ehrengästen, den Vertretern der Gesellschaft und dem Baumeister, die auch 
die Hammerschläge auf den Grundstein führten (cf. pg. 29*—31*), unter- 
zeichnet worden. 


*) Die Urkunde, die bei der Grundsteinlegung des jetzigen Museums 
am Eschenheimer Tor am 16. April 1820 in dem Grundstein verwahrt wurde, 
lautet: 

„Als das von weiland Zeren Dr. Johann Cheriftian Senden: 
berg, hiefigem rubmvoll ausübenden Arzte und Phys. ord. dem gleid 
großen freunde der Menfchheit und der Wilfenfchaften zur VDervollFommnung 
und Beförderung der vaterlandifden Heilfunde geftiftere medisinifche Inftitut 
durch die Bedrängnilfe und Kaften eines 2S-jahrigen Rrieges und den Mangel 
an einer Unterftügung dergeftalt in Verfall gerathen war, daß für die KEr- 
halrung des anatomifchen Theaters und des botanifhen Gartens nur eine 
unzureichende Summe wie es der geringe Rapitalftod ergab, verwendet 
werden Fonnte, vereinigten fih die an den genannten Unftalten _ 
arbeitendenKehrer mit mehreren Mitgliedern der Senden- 
bergifden Stiftungs-Adminiftration und andern dem Studium 
der Vaturwilfenfchaften ergebenen Bürgern diefer freien Stadt zur Grin: 
dung einer naturforfchenden Gefellfyaft, weldye aus Achtung für ihr großes 
Vorbild ih den Viahmen ,Gendenbergifde' beilegte. 


— 98* — 


Baurat Nehers, ein Verzeichnis der Schenker, Heft1 
des 29. Bandes der „Abhandlungen“ (Von Reinach, 
„Schildkrötenreste aus dem ägyptischen Tertiär“, mit 17 Tafeln), 
der letzte „Bericht“, enthaltend u. a. das Protokoll der 
Generalversammlung vom 21. Februar 1903, welche 
die Verlegung des Museums nach der Viktoria-Allee be- 
schlossen hatte, und eine Arbeit von Prof. Möbius „Geschichte 
und Beschreibung des botanischen Gartens in Frankfurt a.M.“, 
sowie die von Sömmerring- und die Tiedemann- 
Medaille der Gesellschaft in Silber. Hierauf wurde die Kassette 
verlötet und in der abgepaßten Höhlung des Grundsteins 
niedergelegt. 
Nachdem der Parlier Ferdinand Seipel den Mörtel 
aufgestrichen hatte, wandte er sich an den Baumeister mit den 
Worten: „Im Namen der Zunft überreiche ich Ihnen 
die Kelle!“ Hierauf verstrich Baurat Neher kunstgerecht 
den Mörtel und gab den Befehl zur Niederlassung des Deck- 
steins, auf dem Datum und Jahreszahl der Feier in römischen 
Ziffern eingemeißelt sind. Auf das Kommando des Oberparliers 
Peter Neuhaus: „Achtung! Auf!“ wurden die Ketten von 
den festlich gekleideten Maurergesellen angezogen und nun 
senkte sich der Deckstein, von kundiger Hand geführt, langsam 
Diefe Gefellfhafe beabiidhriger: 

J) die Erhaltung der beftehenden Anftalten des Sendenberg. mediz. Inftituts 
und hat für diefes Verhältniß eine in bier beiliegenden Statuten ent 
haltene Yiorm feftgefesst ; 

2) firebt {te dahin mit dem Geifte der wiffenfdafrliden Erkenntniß, welde 
durd die Cultur der gefammten YWaturFunde ihren Seitgenoifen aller 
Staaten Luropa’s zu Theil geworden, gleiden SGdritt zu halten, und 
dur Anfchaffung und öffentlihe Benugung einer alle Fader der 


Harurwilfenfhaft umfallende Sammlung ihren Mirbürgern nüglid 
3u werden. 

In diefer AUbficyr conftituirre (id die Befellfihaft am 22. Ytovember 1817. 
Dod hatte fie nidhes zur Ausführung ihres Planes, als den guten Willen 
und die Fräftige Thatigheit ihrer Mitglieder. Ihre Erwartungen gründeten 
fi auf wohlwollende Unterfrügung, welde fie in der Grofmuth der Bürger- 
fhaft diefer freien Stadt zu finden hoffte, und fand. 

Die nadfolgenden Bürger der freien Stadt Sranffurt, welde reid 
an Mitteln und an KErkenntniß deffen was dem Varerlande Yrorh thut in 
fo vielen fallen fi die Adytung ihrer Mirbürger erworben, haben (th 
durd einen freiwilligen Beitrag zur Lebauung eines natuchiftorifcyen 
Mufeums im Locale der Sendenbergifhen Stiftung mit Uuszeihnung her 


— 29% — 


auf das für ihn bestimmte Lager.') Auf ein Zeichen des Bau- 
meisters überreichte sodann der I. Direktor dem Vertreter 
der Kaiserin einen mit Lorbeer und Schleifen reich ge- 
schmückten Hammer mit den Worten: 

„Hier ist der Hammer, den der verdiente Geolog unseres 
Museums Albert von Reinach ein Menschenalter lang zu 
seinen Forschungen im Taunus gebraucht hat. Wir bitten, 
ihn als Symbol unserer treuen, emsigen Arbeit im 
Dienste der Wissenschaft heute zu benützen!“ 


Jetzt trat Exzellenz von Lindequist an den Grund- 
stein und begleitete die üblichen drei Hammerschläge mit dem 
Spruche: 

„Im Allerhöchsten‘Auftrage der Hohen Protektorin, 
Ihrer Majestät der Kaiserin, 

Zur Förderung der Wissenschaft, 

Zur Ehre Gottes!“ 


Dann folgten die geladenen Ehrengäste: 


Oberbürgermeister Dr. Adickes: 
„Goethescher Geist erfülle dies Haus: 
Willst du ins Unendliche schreiten, 
Geh nur im Endlichen nach allen Seiten!“ 


vorgethan und durd die ihrem KYahmens-Verzeihniß bepgefügte gefdhenfre 
Summen die Erbauung eines naturhiftorifdhen Nlufeums möglich gemadht ; 
von weldem hodpherzigen Benehmen diefer edlen Vaterlandsfreunde gegen: 
wärtiger am JG. April des Jahres JEX im Beifern fammelider wirflider 
und Ehrenmitglieder der Befellfehaft, fowie der dsermalen wohlregierenden 
Zerren Bürgermeifter, 
Zercn SHSF und Senator Sriedrihd Marimilian Sreiberr 
von Günderrode als älterer und 
ZJerrn Senator Dr. Johann Peter Hieronimus „od als 
jüngerer Bürgermeifter, 
fowie aud vieler anderer Mitglieder eines hohen Senats und [dblider 
Bürgerrepraefentation, im Ungelidht eines großen Theils der Bürgerfchaft 
mit Seierlichkeir im Wahmen Gottes gelegter Grundftein und defen Inhalt 
für ewige Seiten ein zeugendes Denfmahl fein foll.‘ 

1. Der Grundstein ist der Sockel eines der Pfeiler am Ein- 
gangsbogen des Lichthofes; diejenige Fläche des Steins, die Datum und 
Jahreszahl 

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MDCCCCI v 
trägt, ist nach dem Lichthofe zu gerichtet. 


— 90% — 


Geh. Regierungsrat Birgermeister Dr. Varrentrapp: 

„Tief und fest sei das Museum der Senckenbergischen 
Naturforschenden Gesellschaft begründet auf der Teilnahme 
und Mitarbeit der ganzen Biirgerschaft. 

. Weithin erstrecke es seine segensvollen Wirkungen 
über breite Schichten des Volkes. 

Hoch rage der Bau empor als eine stolze Stätte freier 
Wissenschaft !“ 

Geh. Justizrat Dr. Humser als Vorsteher der Stadtver- 
ordnetenversammlung : 

„Ohn’ Gottes Gunst 

Alles Bauen umsunst!* 
Generalleutnant von Stülpnagel: 

„Der Wissenschaft zur Ehre!‘ 

Polizeipräsident Scherenberg: 

„Möge dieser Bau zur dankbaren Erinnerung an 
Johann Christian Senckenberg und zu Ehren der Stadt 
Frankfurt den kommenden Geschlechtern ein Denkmal sein !* 

Der Rektor der Universität Gießen Prof. Dr. Brauns als 
Vertreter der Universitäten Gießen, Heidelberg und Marburg: 

„Der Wissenschaft zum Nutzen, 
Frankfurt zur Ehre, 
Deutschland zum Ruhme'!“ 

Rektor Prof. Dr. Dingeldey als Vertreter der Technischen 

Hochschule zu Darmstadt: 
„Zur Belehrung des Volkes, 
Zur Förderung der Wissenschaft, 
Zur Zierde der Stadt!“ 

Rektor Prof. Dr. Burchard als Vertreter der hiesigen 

Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften: 
„Dem Dienste der Wissenschaft, 
Der Vertiefung der Bildung 
Und der Freude an der Natur!“ 

Geheimer Sanitätsrat Dr. Pagenstecher-Wiesbaden als 
Vertreter der naturforschenden Gesellschaften und Vereine von 
Hanau, Heidelberg, Mainz, Marburg, Offenbach und Wiesbaden: 

„Zu Ehren der Stadt, 
Zum Preise des Vaterlandes, 
Zum Wohle der Menschheit!“ 


— $1* — 


und Wirkl. Geheimrat Prof. Dr. Schmidt-Metzler als Ver- 
treter der Dr. Senckenbergischen Stiftung, des Frankfurter Arzt- 
lichen und Physikalischen Vereins und des Vereins fiir Geo- 
graphie und Statistik: 

„Dank unserer Allerhöchsten Protektorin, 

Ruhm der geliebten Vaterstadt Frankfurt, 

Ehre dem Andenken Senckenbergs!“ 


Als Vertreter der Bauherrin sprachen: 


der I. Direktor Dr. August Knoblauch: 
„Zum Andenken an die Gründer unserer Gesellschaft, 
Zum Ruhme unserer Mitbürger, 
Uns und unseren Nachkommen zu Nutz und Frommen'!* 
Major a. D. Prof. Dr. von Heyden für die früheren 
I. Direktoren: 
„Der Naturwissenschaft zum Nutzen! 
Der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
zum Blühen! 
Der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
zum Gedeihen in alle Zukunft!‘ 
und Prof. Dr. Kinkelin für die Sektionäre des Museums: 
„Rastlos — vorwärts — zielbewußt!“ 


Als letzter führte der Baumeister, Baurat Neher, für 
sich, die Bauleitung und die Bauarbeiter drei Hammerschläge 
auf den Grundstein mit den Worten: 

„Indem ich als Baumeister zum letzten Schlag auf den 
Grundstein den Hammer erhebe, tue ich es für mich und alle, 
die berufen sind, mit mir an dem hier begonnenen Werk zu 
arbeiten, mit dem Gelöbnis, unsere ganze Kraft einzusetzen zur 
Rechtfertigung des in uns gesetzten Vertrauens und für das 
Gelingen der schönen uns gestellten Aufgabe. 

Als Sinnspruch zum heutigen Tage weiß ich keinen 
treffenderen als den, welchen Frankfurts größter Sohn 
dereinst meinem Großvater, dem Großherzoglich weimarischen 
Oberbaudirektor Coudray ins Stammbuch geschrieben hat und 
den ich als Familienschatz in meinem Hause bewahre: 

„Zum Beginnen, zum Vollenden Zirckel, Bley und Winckelwage; 

Alles stockt und starrt in Händen, leuchtet nicht der Stern 

dem Tage.“ 


— 32* — 


Möge ein guter, glücklicher Stern über unserer verant- 
wortungsvollen Arbeit walten, das ist mein innigstes Hoffen 
und Wünschen! Vertrauensvoll gedenke ich beim ersten Hammer- 
schlag des Landesherrn, der uns beschützt, beim zweiten 
der Stadt, die uns birgt, beim dritten der Kunst und 
Wissenschaft, der wir dienen! 

Fest wie dieser Grundstein wollen wir halten: 
"fest und treu zu Kaiser und Reich — fest und un- 
ermüdlich für unser schönes Frankfurt — fest und 
ehrlich im Streben nach Wahrheit in Kunst und 
Wissenschaft!“ 


Sodann betrat wieder der I. Direktor die Rednerbühne: 
„Nun ist der Grundstein zu unserem neuen Hause gefestigt 
und viele guten Wünsche sind unserer Gesellschaft dargebracht 
worden, für die wir aus tiefstem Grunde unseres Herzens 
danken! Möge unser Bau unter der friedlichen Regie- 
rung der Hohenzollern-Könige und Kaiser Jahrhunderte 
überdauern zum Segen der Wissenschaft, zum Ruhme Frank- 
furts und zur Ehre des deutschen Namens! So schließen wir 
diese erhebende Feier mit dem begeisterten Rufe: Hoch lebe 
Seine Majestät unser Allergnädigster Kaiser, König 
und Herr Wilhelm II.!* 


Von dem Bauplatz an der Viktoria-Allee aus begaben sich 
die Teilnehmer an der Feier in großer Zahl nach dem nahe- 
gelegenen Palmengarten, in dessen großem Saal um 2 Uhr 
nachmittags das 

Festessen 
stattfand. 

Den ersten Trinkspruch auf das Kaiserpaar brachte 
Dr. August Knoblauch aus: 


„Euer Exzellenz! 
Hochgeehrte Damen und Herren! 


Vor einer Stunde haben wir den Grundstein zu unserem 
neuen Hause gelegt. In aller Kürze — so hoffen wir — wird 
der Physikalische Verein, die Senckenbergische Bibliothek und 


— 33* — 


die Jiigelstiftung ein gleiches tun und eine Reihe stattlicher 
Bauten wird sich an der Viktoria-Allee erheben, der Pflege und 
der Förderung der Wissenschaft geweiht! Solche Früchte hat 
das Samenkorn gezeitigt, das vor nahezu 150 Jahren Sencken- 
berg dem mütterlichen Boden seiner Stiftung anvertraut hat. 
„Ad augendam rem patriae medicam“ hat er sie errichtet, 
„zur Förderung der Natur- und Heilkunde in seiner Vater- 
stadt”, nicht ahnend, daß seine Schöpfung in kommenden Zeiten 
weit über die Grenzen Frankfurts und unseres deutschen Vater- 
landes hinaus nutzbringend und fördernd wirken werde Ein 
wesentlicher Bestandteil seines „medizinischen Instituts“, 
der Lieblingsschöpfung Senckenbergs, sein Naturalien- 
Kabinett, hat sich — beeinflußt durch die Macht des göttlichen 
Wortes eines Goethe — zu dem Museum unserer Naturforschenden 
Gesellschaft entwickelt, die sich zu ehrendem Andenken an den 
unvergeßlichen Stifter die „Senckenbergische“ nennt. Zahlreiche 
wissenschaftliche Arbeiten sind in einer langen Flucht von 
Jahren aus unserer Gesellschaft hervorgegangen und sind zum 
Bindeglied geworden, welches uns mit den Naturforschenden 
Gesellschaften aller Kulturstaaten der Erde vereinigt. 
Denn die Wissenschaft schreitet überdieSchranken 
der Nationalitäten hinweg; sie erstrebt in fried- 
lichem Wetteifer ein gemeinsames Ziel, der Wahr- 
heit zu dienen, die uns frei macht! 

Tief sind von jeher solche Gedanken nicht bloß in die 
deutsche gelehrte Welt, sondern auch in das deutsche Volk ein- 
gedrungen. Wir wollen und wünschen den Frieden mit allen 
Völkern und erblicken in der Wissenschaft eins der stärksten 
Mittel, die unberechtigten nationalen Gegensätze zu überwinden. 
In diesem Wunsche wissen wir uns, weiß die ganze deutsche 
Nation sich eins mit unserem geliebten Kaiser, der in der Auf- 
rechterhaltung des Friedens seine vornehmste Aufgabe sieht, 
und darum blicken wir dankerfüllt auf zu dem Oberhaupte 
unseres Staatswesens, das die Krone als Symbol der Macht 
und Größe des Reiches ehrfürchtig und selbstlos 
trägt, dessen milde Hand das Szepter mit Stärke 
und Gerechtigkeit führt zur Wahrung des Friedens! 

Eingedenk der unvergeßlichen Worte seines Großvaters 
Kaiser Wilhelms des Ersten „Das in jedem preußischen 

3 


— 344 — 


Könige einwohnende Gefühl für Wissenschaft ist 
auch in Mir lebendig“ und in pietätvoller Erinnerung der 
engen Beziehungen, welche seine erlauchte Mutter, die hoch- 
selige Kaiserin Friedrich, mit unserer Gesellschaft ver- 
bunden haben, hat unser geliebter Kaiser im vergangenen 
Herbste seiner hohen Gemahlin das Protektorat über unsere 
Gesellschaft zu übernehmen gerne gestattet. So geziemt es 
uns, heute bei diesem festlichen Anlaß auch unserer Aller- 
gnädigsten Protektorin zu gedenken und unsere innigsten 
Wünsche zu vereinen für das Wohl Ihrer Majestäten und des 
ganzen Königlichen Hauses! Möge unserem geliebten 
Kaiser ein langes Leben und eine friedliche Regie- 
rung beschieden sein und möge unsere Sencken- 
bergische Naturforschende Gesellschaft blühen im 
Genusse dieses Friedens in saeculorum saecula, eine 
wahre Pflegestätte naturwissenschaftlicher Forschung 
in unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich! 

Und nun brause durch den festlichen Saal ein Ruf wie 
Donnerhall: Hoch leben Ihre Majestäten Kaiser 
Wilhelm II. und unsere Allergnädigste Protektorin! 
Hoch, hoch, hoch !* 


Das zweite „Hoch“ galt der Stadt Frankfurt und 
unseren Städtischen Behörden; es wurde kurz und schneidig 
von dem II. Direktor Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx ausgebracht: 


„Euer Exzellenz! 
Hochansehnliche Versammlung! 


Seitdem die Gesellschaft alljährlich im Mai ihr Jahresfest 
feiert, ist es ein schönes Vorrecht des II. Direktors, an der 
Festtafel den Gefühlen der Gesellschaft Ausdruck zu verleihen, 
die sie der Stadt und ihrem Oberhaupt entgegenbringt. 
Wenn jemals dieses Recht als ein schönes empfunden ist, so 
glaube ich, muß es diesmal der Fall sein, wenn wir dank- 
erfüllten Herzens auf die Spanne Zeit zurückblicken, die zwischen 
dem vorigen und diesem Jahresfest gelegen ist. Damals war 
die Zukunft der Gesellschaft noch keine klare; keiner wußte, 
was sich aus den mancherlei Plänen ergeben würde Wie 
anders dagegen heute! Die Zeit der Projekte und Luftschlösser 


— 35* — 


ist vorüber; wir stehen jetzt in der realen, der schönen Wirk- 
lichkeit. 

Wenn wir dies alles, was wir heute erlebt haben, er- 
reichten, dann danken wir es zum großen Teil der Stadt 
Frankfurt und ihren Bürgern. Wir sehen es daher als eine 
Auszeichnung und ein günstiges Omen für die Zukunft an, 
daß wir heute die Ehre haben, hier die Herren Oberbürger- 
meister Dr. Adickes und Bürgermeister Geheimrat Dr. Varren- 
trapp begrüßen zu können. Wir danken den geehrten Herren 
für ihr Erscheinen, welches uns eine Bürgschaft sein soll für 
die guten Beziehungen, die stets zwischen der städtischen Ver- 
waltung und unserer Gesellschaft bestehen bleiben mögen. 

Wir danken aber auch der Bürgerschaft Frank- 
furts, welche uns auf das tatkräftigste unterstützt hat. Nicht 
nur denen gebührt unser Dank, die unserer Gesellschaft reiche 
Stiftungen zugewandt haben, sondern auch allen anderen, die 
durch Anteilnahme an unseren wissenschaftlichen Veranstaltungen 
und durch ihr Interesse an unserem naturhistorischen Museum 
uns gezeigt haben, daß unsere Bestrebungen auf günstigen 
Boden fallen. 

Möge dies auch im neuen Heim für alle Zeiten so bleiben; 
möge unsere Gesellschaft stets, wie sie es bisher mit Stolz 
sagen konnte, ein wesentlicher TeilFrankfurts selbst 
bleiben und niemals ein fremdes Anhängsel werden! 

Ich bitte Sie, sich zu erheben, die Gläser zu leeren und 
einzustimmen in den Ruf: Die Stadt Frankfurt und ihre 
Bürgermeister Hurra!“ 


Unmittelbar, nachdem das prächtige Lied „Hoch Frankfurt‘ 
verklungen war, erhob sich Oberbürgermeister Dr. Adickes 
und führte in seiner verbindlichen Art etwa folgendes aus: 


„Auf die freundlichen Worte des Vorredners zu antworten, 
ist für den Bürgermeister der Stadt Frankfurt eine angenehme 
Aufgabe, gewiß angenehmer als manche Aufgabe des Berufes. 
Hilfreich und edel soll der Mensch sein, sagt das Sprichwort. 
Wieviel mehr hat diese Verpflichtung die Stadt Frankfurt, 
sozusagen als moralische Person. Das ist ihr leicht, wenn sie 
einer Gesellschaft helfen soll, wie der Senckenbergischen, die, 
von der Bürgerschaft getragen, große Ziele erreicht hat und. 

3# 


— 36* — 


größeren Zielen zustrebt. Man kann in der Tat sagen, es ist 
heute für die Senckenbergische Gesellschaft zugleich 
ein Erntetag und ein Säetag; ein Erntetag ist es für sie, weil 
sie in den letzten Jahren in den Gaben der Bürger die Ernte 
empfangen hat für alles, was sie in langer, 87jähriger 
Tätigkeit für Frankfurt geleistet; Säetag ist es, weil 
der Grundstein heute gelegt worden ist zu einem Gebäude, in 
dem der Wissenschaft noch auf mehr Altären ge- 
opfert werden soll als bisher. Ich glaube, wenn die 
Gesellschaft diesen Stein gelegt hat, daß sie verfahren ist wie 
der Feldherr, von dem unsdie Geschichte berichtet, 
daß er seinen Truppen voran in die belagerte Stadt 
den Marschallstab warf, wiewohl er wußte, daß es aller 
Anstrengungen bedürfe, den Marschallsstab wiederzugewinnen. 
Die Gesellschaft vertraute, wie jener Feldherr seinen 
Soldaten, der Bürgerschaft Frankfurts und ich glaube, 
sie wird sich darinnen nicht täuschen. Der heutige 
wundervolle Maientag möge ein Symbol sein der 
Zukunft der Gesellschaft! Im lichten Sonnenschein, in 
der begeisterten Stimmung aller möge sie weiter bemüht sein, 
ihre Ziele zu erreichen ; möge sie weiter bemüht sein, den Sinn 
für die Wissenschaft in der Bürgerschaft Frankfurts zu heben 
und zu entwickeln! Der freundliche, helle Sonnenschein möge 
die Saaten der Reife entgegenführen und die jetzige Generation 
der Gesellschaft, deren Vertreter heute in so wunder- 
voller Weise ihren Gefühlen Ausdruck gegeben 
haben, möge mehr und mehr die Sicherheit gewinnen, daß in 
künftigen Jahrzehnten und Jahrhunderten der Same immer herr- 
licher aufgehe! Im festen Glauben und Vertrauen auf 
die Bürgerschaft Frankfurts erheben wir die Gläser. 
Stimmen Sie ein in den Ruf: Die Senckenbergische 
Naturforschende Gesellschaft lebe hoch!“ 


Es folgte der Gesang eines humoristischen Liedes, das 
Prof. Dr. F. Richters zum Dichter hatte, „Der Umzug‘, 
nämlich aus dem alten Museum am Eschenheimer Tor nach 
der Viktoria-Allee. 

Weitere Toaste brachten Dr. O. Schnaudigel auf die 
zahlreichen Gäste, Vertreter der benachbarten Universitäten, 


— 37 — 


Akademien und der auswärtigen und hiesigen naturwissenschaft- 
lichen Vereine und Dr. K. Vohsen auf die Damen aus, die 
zu dem Festmahl in gleich stattlicher Zahl erschienen waren, 
in der sie sonst an den Vorlesungen der Gesellschaft und ihren 
wissenschaftlichen Sitzungen teilzunehmen pflegen. Im Namen 
der Gäste dankte mit bewegten Worten der Generalinspekteur 
der III. Armeeinspektion Exzellenz von Lindequist, 
dessen Hoch nochmals der Senckenbergischen Natur- 
forschenden Gesellschaft galt: 


„Ich bitte, mich einen Augenblick der Würde als Vertreter 
Ihrer Majestät der Kaiserin entkleiden zu dürfen. Sie wissen, 
daß ich Frankfurt in kurzer Zeit verlasse und daß mir das 
Herz bei diesem Gedanken schwer ist. Unwillkürlich komme 
ich darauf zurück, da ich hier vor einem Kreis von Frank- 
furtern das Wort ergreife Ich bin mit meinem ganzen 
Herzen in der Stadt, in der ich so freundlich auf- 
genommen worden bin und wo ich so glückliche 
Jahre verlebt habe. Aber ich spreche nicht für mich, 
sondern für die Gäste der Senckenbergischen Gesellschaft. Als 
ältester Gast infolge meiner Lebensjahre habe ich das Recht, 
zu danken für die liebenswürdige Aufnahme bei der heutigen 
schönen Feier. Ich tue das im Namen aller Gäste aus vollem 
Herzen. Wir alle wünschen der Gesellschaft, daß sie 
blühen und gedeihen möge durch Jahrhunderte hin- 
durch, daß sie ruhmreich wirken möge wie bisher 
zur Ehre der Stadt Frankfurt, zum Wohl des Vater- 
landes und der ganzen wissenschaftlichen Welt. Ich 
‚ bin Mitglied der Gesellschaft, aber leider ein recht träges. Ich 
bin hier ein seltener Gast, nicht weil mir das Interesse für die 
Bestrebungen der Gesellschaft, sondern weil mir die Zeit felılte. 
Und doch gibt es kein schöneres Leben, als wenn man vom 
Morgen bis Abend in seinem Beruf steht. Das ist der einzige 
Grund, weshalb ich mich so selten sehen ließ. Vielleicht ist 
es mir vergönnt, da ich jetzt in ruhigere militärische Verhält- 
nisse hineinkomme, auch als Gast der Senckenbergischen Natur- 
forschenden Gesellschaft hin und wieder lauschen zu dürfen, 
(Lebhafter Beifall.) DieSenckenbergische Naturforschende 
Gesellschaft hoch! hoch! hoch!“ 


— 3g* — 


Wahrend der Tafel wurde noch eine Reihe weiterer, zum 
Teil humoristischer Reden gehalten; so sprach der Rektor der 
Universität Gießen Prof. Dr. Brauns für die Universitäten 
Gießen, Heidelberg und Marburg; Rektor Prof. Dr. Dingeldey- 
Darmstadt überbrachte die Glückwünsche der Technischen Hoch- 
schule, Prof. Dr. Burchard, Rektor der hiesigen Akademie 
für Sozial- und Handelswissenschaften, wünschte der Gesellschaft 
im Namen der Akademie Blühen und Gedeihen; Prof. Dr. Nies, 
Oberlehrer am Staatsgymnasium in Mainz, gedachte der engen 
Beziehungen, die zwischen der Rheinischen Naturforschenden 
Gesellschaft in Mainz und der Senckenbergischen Gesellschaft 
bestehen. Prof. KE. Hartmann gratulierte namens des Physi- 
kalischen Vereins und wurde von dem Wirkl. Geheimen Rat 
Prof. Dr. Schmidt-Metzler für die scherzhafte Rüge, daß der 
Physikalische Verein zu gunsten des Museums von der Ad- 
ministration stiefmütterlich behandelt werde, mit der Aufforde- 
rung abgefertigt, doch auch den Marschallstabins feind- 
liche Lager zu werfen. 

Schließlich gedachte Prof. Dr. Reichenbach der Ver- 
dienste des I. Direktors um das schöne Gelingen der Feier und 
brachte ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Dr. Knob- 
lauch aus. 

Der Verlauf des Mahles trug ein sehr gemütliches Ge- 
präge; gemeinschaftliche Lieder wurden gesungen und nach 
Aufhebung der Tafel wurde in den oberen Sälen der Kaffee 
serviert. Ein Rundgang durch den Palmengarten und 
durch dessen neuerrichtete, prachtvolle Gewächshäuser unter 
Führung Dir. A. Sieberts und einiger Mitglieder des Ver- 
waltungsrates beschloß die denkwürdige Feier. 


— 39 — 


Verteilung der Amter im Jahre 1904. 


Direktion. 
Dr. med. A. Knoblauch, J. Direktor. | A. Andreae-von (irunelius, Kassier. 
Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx, Generalkonsul Stadtrat A. von 
II. Direktor. Metzler, Kassier. 
Dr. phil. J. Guide, I. Sekretär. Dr. jur. F. Berg, Konsulent. 


Dr. med. O. Schnaudigel, II. Sekretär. 


Revisions-Kommission. 


W. Rohmer, Vorsitzender. W. Stock. 

G. Minoprio. M. von Metzler. 

Stadtrat A. Meyer. | Ch. A, Scharff. 

Abgeordneter für die Revision der vereinigten Bibliotheken. 
A. Weis. 


Abgeordn. fair die Kommission der vereinigten Bibliotheken. 
Prof. Dr. H. Reichenbach. 


Bücher-Kommission. 
Prof. Dr. F. Richters, Vorsitzender. Prof. Dr. H. Reichenbach. 
Prof. Dr. M. Möbius. | Prof. Dr. W. Schauf. 
A. von Reinach. | Dr. F. Romer. 
Redaktion der Abhandlungen. 
D. F. Heynemann, Vorsitzender. | W. Melber. 
Prof. Dr. L. von Heyden, | Prof. Dr. M. Möbius. 
Prof. Dr. 0. Boettger. _ Dr. F. Römer. 


Redaktion des Berichts. 
Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. 
Dr. phil. J. Gulde. 
Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx. 


Bau-Kommission. 

Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. - R. de Neufrllie. 
A, Andreae-von Grunelius, A. von Reinach. 
Prof. Dr. L. von Heyden, Dr. med. E. Roediger. 
D. F. Heynemann. Dr. med. 0. Schnaudigel. 
Dr. phil. A. Jassoy. Dr. phil F. Römer. 

Finanz-Kommission. 
Dir. H. Andreae, Vorsitzender. Dr. med. A. Knoblauch. 
A. Andreae-von Grunelius. | E. Ladenburg. 
0. Höchberg. | R. de Neufrille. 


Dr. phil. A. Jassoy. | A. von Reinach. 


40* 


Dozenten. 
Zoologie ee 
Botanik 
Mineralogie . 
Geologie und Paläontologie 
Bibliothekare. 


Dr. Fr. G. Schweuck. 


Kustos. 
Dr. phil. F. Römer. 


Prof. Dr. M. Möbius. 


Prof. Dr. H. Reichenbach. 
und Dr. F. Römer. 

Prof. Dr. M. Möbius. 

Prof. Dr. W. Schauf. 
Prof. Dr. F. Kinkelin. 


Ph. Thorn. 


Zoologischer Assistent. 


Dr. phil J. Wilhelmi. 


Sektionäre. 
Vergleichende Anatomie und Skelette. 
Säugetiere 
Vögel . tos 
Reptilien und Batrachier 
Fische . 


und Krustaceen . 
Lepidopteren 
Krustaceen 


Mollusken 2 


Wirbellose Tiere mit Ausschluß der Arthro- 
poden und Mollusken 


Arthropoden mit Ausschluß der Lepidopteren 


Prof. Dr. H. Reichenbach. 
Dr. W. Kobelt. 

R. de Neufville. 

Prof. Dr. 0. Boettger. 
vacat. 

Prof. Dr. L. von Heyden, 
A. Weis und Dr. J. Guide. 
Hofrat Dr. B. Hagen. 
Prof. Dr. F. Richters. 

D. F. Heynemann und 
Dr. W. Kobelt. 


Prof. Dr. H. Reichenbach. 
Prof. Dr. M. Möbius und 
M. Dürer. 

Prof. Dr. W. Schauf. 
Prof. Dr. F. Kinkelin. 
Prof. Dr. 0. Boettger und 
Prof. Dr. F. Kinkelin. 


Botanik 
Mineralogie . 
Geologie . 
Paläontologie . . . 2 2 2 2 2 nen | 
Museums-Kommission. 
Die Sektionäre und der II. Direktor. 
Konservatoren. Handwerker. 


Adam Koch. 
August Koch, 


Christian Fahlberg. 
| Rudolf Moll. 


Bureaugehilfin. 
Frl. Ella Schupp. 


| Lehrlinge. 


Hermann Franz. 
| Wilhelm Post. 


— 4t — 


Verzeichnis der Mitglieder 


der 


Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. 


I. Stifter. 


Becker, Johannes, Stiftsgirtner am Dr. Senckenbergischen med. Institut. 1817, 
~ 24. November 1833. 

*y. Bethmann, Simon Moritz, Staatsrat. 1818. + 28. Dezember 1826, 

Bögner, Joh. Wilh. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817. 
+ 16. Juni 1868. 

Bloss, Joh. Georg, Gilasermeister, Entomolog. 1817. + 29. Februar 1820. 

Bach, Joh. Jak. Kasimir, Dr. med. und phil., Mineralogy. 1817. + 13.März 1861. 

Cretzschmar, Phil. Jak., Dr. med., Lehrer der Anatomie am Dr. Sencken- 
bergischen med. Institut, Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, 
Physikus und Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung (1817 
zweiter Direktor). 1817. + 4. Mai 1845. 

*Ehrmann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat. 1818. + 13. August 1827. 

Fritz, Joh. Christoph, Schneidermeister, Entomolog. 1817. + 21. August 1835, 

*Freyreiss, Georg Wilh., Prof. der Zoologie in Rio Janeiro. 1818. + 1. April 1825. 

*v. Gerning, Joh. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. + 21. Februar 1837. 

*G@runelius, Joachim Andreas, Bankier. 1818. + 7. Dezember 1852. 

von Heyden, Karl Heinr. Georg, Dr. phil., Oberleutnant, nachmals Schiff und 
Bürgermeister, Entomolog (1817 erster Sekretär). 1817. + 7. Jan. 1866. 

Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adeligen uralten Gesellschaft des 
Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. 7 5. März 1829. 

*Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. + 5. Oktober 1831. 

Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818. 
+ 10. Februar 1854. 

*Löhri, Johann Konrad Kaspar, Dr. med, Geheimrat, Stabsarzt. 1818, 
T 2. September 1828. 

*Metzler, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818, } 11. März 1820. 

Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. f 1. Januar 1836. 

Miltenberg, Wilh. Adolf, Dr. phil., Prof. Mineralog. 1817. } 31. Mai 1824. 

*Melber, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. + 11. August 1824. 
Anmerkung: Die 1818 eingetretenen Herren, welche nachträglich 

unter die Reihe der Stifter aufgenommen wurden, sind mit * bezeichnet. 


— 49¢ — 


Neeff, Christian Ernst, Dr. med., Prof., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospi- 
talarzt am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. + 15. Juli 1849. 

Neuburg, Joh. Georg, Dr.med., Administrator der Dr.Senckenbergischen Stiftung, 
Mineralog und Ornitholog (1817 erster Direktor). 1817. + 25. Mai 1830. 

de Neufville, Mathias Wilh., Dr. med. 1817. + 31. Juli 1842. 

Reuss, Joh. Wilh., Hospitalmeister am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 
1817. 7 21. Oktober 1848. 

*Rüppell, Wilh. Peter Eduard Simon, Dr.med., Zoolog und Mineralog. 1818. 
+ 10. Dezember 1884. 

*y. Soemmerring, Samuel Thomas, Dr. med., Geheimrat, Professor. 1818. 
+ 2. März 1830. 

Stein, Joh. Kaspar, Apotheker, Botaniker. 1817. + 16. April 1834. 

Stiebel, Salomo Friedrich, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817. 
+ 20. Mai 1868. 

*Varrentrapp, Joh. Konr., Dr. med., Prof., Physikus und Administrator der 
Dr. Senckenbergischen Stiftung. 1818. + 11. März 1860. 

Völcker, Georg Adolf, Handelsmann, Entomolog. 1817. + 19. Juli 1826. 

*Wenzel, Heinr. Karl, Dr. med., Geheimrat, Prof., Direktor der Primatischen 
medizinisch-chiurgischen Spezialschule 1818. + 18. Oktober 1827. 

*y. Wiesenhütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Oberstleutnant, 
Mineralog. 1818. + 8. November 1826. 


1I. Ewige Mitglieder.*) 


Ewige Mitglieder sind solche, die, anstatt den gewöhn- 
lichen Beitrag jährlich zu entrichten, es vorgezogen haben, der 
Gesellschaft ein Kapital zu schenken oder zu vermachen, dessen 
Zinsen dem Jahresbeitrag mindestens gleichkommen, 
mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß dieses Kapital ver- 
zinslich angelegt werden müsse und nur ein Zinsenertrag zur 
Vermehrung und Unterhaltung der Sammlungen verwendet 
werden dürfe. Die den Namen beigedruckten Jahreszalilen be- 
zeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächtnisses. Die 
Namen sämtlicher ewigen Mitglieder sind auf Mar- 
mortafeln im Museumsgebäude bleibend verzeichnet. 


Hr.Simon Moritz v. Bethmann.1827. | Hr.Georg Melchior Mylius. 1844. 
, Georg Heinr. Schwendel. 1828. „ Baron Amschel Mayer v. Roth- 
„ Joh. Friedr. Ant. Helm. 1829. schild. 1845. 

„ Georg Ludwig Gontard. 1830. „ Joh. Georg Schmidborn. 1845. 

Frau Susanna Elisabeth Bethmann- „ Johann Daniel Souchay. 1845. 

Holweg. 1831. „ Alexander v. Bethmann. 1846. 

Hr.Heinrich Mylius sen. 1844. „ Heinrich v. Bethmann. 1846. 


*) II—VI nach dem Mitgliederbestand am Jahresfeste, 1b. Mai 1904. 


Hr. 


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Dr. jur. Rat Fr. Schlosser. 1817. 

Stephan v. Guaita. 1847. 

H. L. Débel in Batavia. 1847. 

G@. H. Hauck-Steeg. 1848. 

Dr. J. J. K. Buch. 1851. 

G. v. St. George. 1853. 

J. A. Grunelius. 1853. 

P. F. Chr. Kröger. 1854. 

Alexander Gontard. 1854. 

M. Frhr. v. Bethmann. 1854. 

Dr. Eduard Ritppell. 1857. 

Dr. Th. Ad. Jak. Enı. Müller. 
1858. 

Julius Nestle. 1860 

Eduard Finger. 1860. 

Dr. jur Eduard Souchay. 

J. N. Gräffendeich. 1864. 

E. F. K. Büttner. 1865. 

K.F. Krepp. 1866. 

Jonas Mylias. 1866. 

Konstantin Fellner. 1867. 

Dr. Hermann v. Meyer. 1869. 

W. D. Soemmerring. 1871. 

J.@. H. Petsch. 1871. 

Bernhard Dondorf. 1872. 

Friedrich Karl Rücker. 1874. 

Dr. Friedrich Hessenberg. 1875. 

Ferdinand Laurin. 1876. 

Jakob Bernhard Rikoff. 

Joh. Heinr. Roth. 1878. 

J. Ph. Nikol. Manskopf. 1878. 

Jean Noé du Fay. 1878. 

„ Gg. Friedr. Metzler. 1878. 


1862. 


1878. 


Frau Louise Wilhelmine Emilie 


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. Karl August Graf Bose. 


Gräfin Bose, geb. Gräfin von 
Reichenbach-Lessonitz. 1880. 
1880. 
(ust. Ad. de Neufville. 1881. 
Adolf Metzler. 1883. 

Joh. Friedr. Koch. 1883. 
Joh. Wilh. Roose. 1884. 
Adolf Soemmerring. 1886. 
Jacques Reiss. 1887. 


*Albert von Reinach. 1889. 


43* 


' Br. Wilhelm Metzler. 


Frau Ad. von Brüning. 
Hr. 


Frl. Elisabeth Schultz. 
Hr. Karl Ebenau. 


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1890. 

*Albert von Metzler. 1891. 

L. S. Moritz Frhr. v. Bethmann. 
1891. 

Victor Moessinger. 1891. 

Dr. Ph. Jak. Cretzschmar. 1891. 

Theodor Erckel. 1891. 

Georg Albert Key), 1891. 

Michael Hey. 1892. 

Dr. Otto Ponfick. 1892. 

Prof Dr. Gg. H. v. Meyer. 1892. 

Fritz Neumüller. 1893. 

Th. K. Soemmerring. 1894. 

Dr. med. P. H. Pfefferkorn. 1896. 

Baron L, A.v. Léwenstein. 1896. 

Louls Bernus, 1896. 

1896. 

Friedr. Jaennicke. 1896. 

Dr. phil. Wilh. Jaennicke. 1896. 

P. A. Kesselmeyer. 1897. 

Chr. G. Ludw. Vogt. 1897. 

Anton L. A. Hahn. 1897. 

Moritz L. A. Halın. 1897. 

Julins Lejeune. 1897. 

1898. 

1898. 

Max von Gualta. 1899. 

Walther vom Rath. 1899. 

*Prof. Dr. Moritz Schmidt. 1899. 

Karl von Grunelius. 1900. 

Dr. jur. Friedrich Hoerle. 1900. 

Alfred von Neufvilie. 1900. 

With. K.Frhr. v. Rothschild. 1901. 

Marcus M. Goldschmidt. 1902. 

Paul Siegm. Hertzog. 1902. 

Julius Ziegler. 1902. 

Moritz von Metzler. 

Georg Speyer. 1903. 

Arthur Gwinner. 1903. 

Isaak Blum. 1903. 

Eugen Grumbach-Mallebrein. 
1903. 

*Robert de Neufville. 


1903. 


1903. 


„ Dr. phil. Eugen Lucius. 1904. 


Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet. 


— 444 — 


III. Beitragende Mitglieder. 


a) Mitglieder, die in Frankfurt wohnen. 
Hr. Abendroth, Moritz, Buchhindl. 1886. | Hr.*Bardorff, Karl, Dr. med. 1864. 


, Adickes, Franz, Dr. med., Ober- 
bürgermeister. 1891. 

Fr. Adler, Henriette. 1900. 

Hr. Alexander, Franz, Dr. med. 1904. 

Alt, Friedrich, Buchhändler. 1894. 

*Alten, Heinrich. 1891. 

Andreae, Albert. 1891. 

Andreae, Arthur. 1882. 

Andreae, Heinrich Ludwig. 1904. 

*Andreae, Hermann, Bankdir. 1873. 

Andreae, J. M. 1891. 

Andreae, Richard. 1891. 

Andreae, Rudolf. 1878. 

Andreae, Viktor. 1899. 

*Andreae - v. Grunelius, 

1899. 

Fr. Andreae-Lemmé, Karoline Elise. 
1891. 

Hr. Andreae-Passavant, Jean, Kom- 
merzienrat, Bankdirektor, Ge- 
neralkonsul. 1869. 

„ Apolant, Hago, Dr. med. 1903. 

, v. Arand, Julius. 1889. 

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Alhard. 


Askenasy, Alex, Ingenieur. 1891. 
Auerbach, L., Dr. med. 1886. 

„ “Auerbach, S., Dr. med 189. 
Auffarthsche Buchhandlung. 1874. 
Hr. Aurnbammer, Julius. 1903. 
Baer, Jos. Moritz, Stadtrat. 1873. 
Baer, Max, Generalkonsul. 1897. 
Baer, M. H., Dr. jur., Justizrat, 


Rechtsanwalt. 1891. 
„ Baer, Simon Leop., Buchhändler. 
1860. 


Baer, Theodor, Dr. med. 1902. 


„ Baerwald, A., Dr. med. 1901. 

„ Baerwindt, Franz, Dr. med. 1901. 
„ Bangel, Rudolf. 1904. 

» Bansa, Julius. 1860. 


von Bardeleben, Friedr., General- 
major z. D. 1900. 


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» Barndt, W., Generalagent. 1902. 
, de Bary, Aug., Dr. med 1903. 
» de Bary, Jakob, Dr. med., San.- 
Rat. 1866. 
de Bary, Karl Friedr. 1891. 
de Bary-Jeanrenaud, H. 1891. 
*Bastier, Friedrich. 1892. 
Baunach, Robert. 1900. 
Baur, Karl, Dr.med. 1904. 
Bechhold, J. H., Dr. phil. 1885. 
Becker, H., Dr. phil. 1903. 
Beer, J. L. 1891. 
Behrends, Robert, Ingenieur. 1896. 
Behrends-Schmidt, Karl, Konsul. 
1896. 
Beit, Eduard. 1897. 
Benario, Jacques, Dr. med. 1897. 
Bender, August. 1897. 
Berg, Alexander, Dr. jur., Rechts- 
anwalt. 1900. 
„ *Berg, Fritz, Dr. jur., Rechtsan- 
walt. 1897. 
» Berlizheimer, Sigmund, Dr. med. 
1904. 
Frl. Berthold, Bertha. 1903. 
Hr. Bertina, Karl. 1904 
„ Binding, Karl. 1897. 
„ Binding, Konrad. 1892. 
„ Bittelmann, Karl. 1887. 
, Bleicher, H., Dr. phil., Prof. 1903. 


„ *Blum, Ferd., Dr. med. 1893. 
Fr. Blum, Lea. 1903. 
Hr. Blumenthal, Adolf. 1883. 


„ *Blumenthal, E., Dr. med. 1870. 

„ *Bockenheimer, Jakob, Dr. med., 
Geh. San.-Rat. 1864. 

, Bode, Paul, Dr. phil., Direktor der 
Klingeroberrealschule. 1895. 

„ Boettger, Bruno, 1891. 

„ *Boettger, Oskar, Dr. phil., Prof. 
1874. 


Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet. 


Hr.Boller, Wilhelm, Dr. phil., Ober- 


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- Donner, Karl Philipp. 


lehrer. 1903. 
Bolongaro, Karl. 1860. 
Bonn, Sally. 1891. 
Bonn, William B. 1886. 
Borgnis, Alf. Franz. 1891. 
Borgnis, Karl. 1900. 
Braun, Wunibald, Kommersienrat 
1903. 
Braunfels, Otto, Kommerzienrat, 
Konsul. 1877. 
Brodnitz, Siegfried, Dr. med. 1897. 
Brofft, Franz. 1866. 
Brückmann, Karl. 1903. 
Brückmann, Phil. Jakob. 1882. 
Brugger, Rudolf, Dr., Oberstabs- 
arzt. 1904. 
Bücheler, Anton, Dr. med. 1897. 
v. Büsing-Orville, Adolf, Frhr. 1903. 
Bütschly, Wilhelm. 1891. 
Büttel, Wilhelm. 1878. 
Burchard, Kurt, Dr. jur., Prof. 1904. 
Cahen-Brach, Eugen, Dr. med. 1897. 
Cahn, Heinrich. 1878. 
Cahn, Paul. 1903. 
Canné, Ernst, Dr. med. 1897. 
*Carl, August, Dr. med, San.-Rat 
1880. 


Cassian, Karl, Dr. med. 1892. 


Clemm, Otto, Bankdirektor. 1903. 


Cnyrim, Viktor, Dr. med. 1866. 
Coben, Eduard. 1900. 
Coustol, Wilhelm, 1891. 
Cunze, D., Dr. phil. 1891. 
Curtis, F., Prof, Dr. phil. 
Daube, G.L. 1891. 
Delosea, S. R., Dr. med. 1878 
Demmer, Theodor, Dr. med. 1897. 
Derlam, David. 1904. 
Diesterweg, Moritz. 1883. 
Dietze, Hermann. 1891. 
Dietze, Karl. 1875. 
Ditmar, Karl Theodor. 
Ditter, Karl. 1908. 
Doctor, Ferdinand. 1892. 
Dondorf, Karl. 1878. 


1903. 


1891. 


1873. 


45* 


Hr. Dreves, Erich, Dr., Justizrat. 1908, 


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Dreyfus, Is. 1891. 

Drory, William, Direktor. 1897. 
Du Bois, August. 1891. 

*D)ürer, Martin. 1904. 

Ebeling, Hugo, Dr. med. 1897. 


Ebenau, Fr., Dr. med. 1899. 
*Edinger, L., Dr. med., Prof. 1884. 
Egan, William. 1891. 
*Ehrlich, P., Dr. med., Prof., Geh. 
Med.-Rat. 1887. 
Eiermann, Arnold, Dr. med. 1897. 
Ellinger, Leo. 1891. 
Ellissen, Moritz Ad. 1891. 
Enders, M. Otto. 1891. 
Engelhard, Karl Phil. 1873. 
Epstein, J., Dr. phil., Prof. 1890. 
Eyssen, Remigius Alex. 1882. 
Feis, Oswald, Dr. med. 1903. 
Fellner, Otto, Dr. jur. 1903. 
Fester, August, Bankdirektor. 1897. 
Fischer, Karl. 1902, 
Fischer, Ludwig. 1902. 
Fleck, Otto, Oberförster. 
Fleisch, Karl. 1891. 


1903. 


Fr. Fleischmann, Siegm. 1903. 
Hr. Flersheim, Albert. 


1891. 
Flersheim, Martin. 1898. 
Flersheim, Robert. 1872. 
*Flesch, Max, Dr. med., Prof. 1889. 
Flinsch, Heinrich, Stadtrat. 1866. 
Flinsch, W. 1869. 
Forchheimer, Hugo. 
*Franck, E., Direktor. 1899. 
Frank, Hch., Apotheker. 1891. 
Fresenius, Phil., Dr. phil., Apo- 
“ theker. 1873. 
*Freund, Mart., Dr. phil., Prof. 1896. 
Freyeisen, Willy. 1900. 
*Fridberg, Rob., Dr.med., San.-Rat. 
1873. 
Fries Sohn, J.S. 1889. 
Fritsch, Ph., Dr. med. 1873. 
Fuld, 8., Dr. jur., Justisrat. 1866. 
Fulda, Karl Herm. 1877. 
Fulda, Paul. 1897. 
*Gäbler, Bruno, Landrichter. 1900, 


1903. 


Hr, Gans, Adolf. 


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1897. 

Gans, Fritz. 1891. 

Gans, L., Dr.phil., Geh. Kommerzien- 
rat. 1891. 

Geiger, B., Dr. jur., Justizrat. 
1878. 

Geisow, Hans, Dr. phil. 

*Gerlach, Karl, Dr. med. 

Gerlach, K., Oberlehrer. 

Getz, Moritz. 1904 

Goering, Viktor, Direktor 
Zoolog. Gartens. 1898. 

v. Goldammer, F. 1903. 

Goldschmid, J. E. 1901. 

Goldschmidt, B. M. 1891. 

Goldschmidt, S. B. 1891. 

v. Goldschmidt-Rothschild, Max, 
Generalkonsul. 1891. 

Gottschalk, Joseph, Dr. med. 1903. 

Grandhomme, Fr., Dr. med. 1903. 

Greb, Louis. 1903. 

Greiff, Jakob, Rektor. 

Grieser, Ernst. 1904. 

GroBheim, Karl, Dr., Generalarzt 
u. Korpsarzt d. XVIII. Armee- 
korps. 1900. 

Griinewald, August, Dr. med. 1897. 


1904. 
1869. 
1903. 


des 


1880. 


Grünwald, Karl, Dr. med. 1903. 
v. Grunelius, Adolf. 1858. 

v. Grunelius, Max. 1903. 

v. Gronelius, M. Ed. 1869. 
Günzburg, Alfred, Dr. med. 1897. 
*Gulde, Johann, Dr. phil. 1898. 
Guttenplan, J., Dr. med. 1888. 


Haag, Ferdinand. 1891. 
Häberlin, E. J., Dr.jur., Justizrat. 
1871. 
*Hagen, B., Dr.med., Hofrat. 1895. 
Hayens, K., Dr., Wirkl. Geh. Ober- 

Justizrat u.Oberlandesgerichts- 
Präsident. 1900. 
Hallgarten, Fritz, Dr. phil. 1893. 
Hallgarten, H. Charles L. 1891. 
Hamburger, K., Dr. jur., Geh. Justiz- 
rat. 1891. 
Hammeran, Valentin. 
Harbers, Adolf, Direktor. 


1891. 
1903. 


-— Se 2214 


46* 


Hr. Harbordt, Ad., Dr. med., San.-Rat. 


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1891. 
v.Harnier, E.,Dr., Geh.Justizr. 1866. 
Hartmann, Eugen, Professor. 1891. 
Hauck, Alex. 1878. 
Hauck, Georg. 1898. 
Hauck, Moritz, Rechtsanwalt. 1874. 
Hauck, Otto. 1896. 
Haurand, A., Geh. Kommerzienrat. 
1891. 
Heicke, Karl, Stadtgarten-Dir.1903. 
Heimpel-Manskopf, W.E. Aug. 1899. 
Heister, Ch. L. 1898. 
Henrich, K. F., Kommerzienr. 1873. 
Henrich, Ludwig. 1900. 
*Hergenhahn, Eugen, Dr. med. 1897. 
.Herxheimer, Fanny. 1900. 


Hr.Herxheimer, Karl, Dr. med. 1898. 


Herz-Mills, Ph. Jac., Direktor. 1903. 

Herzberg, Karl, Konsul, Bank- 
direktor. 1897. 

Hesdörffer, Julius, Dr. med. 1903. 

Hesse, Hermann. 1900. 


Fr. Hetzer, Thekla. 1899. 

Hrn. Heuer & Schoen. 1891. 

Hr. Heußenstamm, Karl, Dr. jur., 
Bürgermeister a. D. 1891. 


n 


*y. Heyden, Lukas, Dr. phil., Prof., 
Major a. D. 1860. 
v. Heyder, Gg. 1891. 


„ *Heynemann, D. F, 1860. 


„ Hirsch, Ferdinand. 


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Fr. Horstmann, Elise. 
Hr. Horstmann, Georg. 


1897. 
Hirschberg, Max, Dr. med. 1892. 
Hirschfeld, Otto H. 1897. 
Hirschler, Leopold. 1903. 
Hochschild,Zachary, Direktor. 1897. 
Höchberg, Otto. 1877. 

Hof, Adolf, Dr. phil. 1900. 

Hoff, Alfred, Konsul. 1903. 
Hoff, Karl, Kommerzienrat. 1860. 
v. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867. 
Homberger, Ernst, Dr. med. 1904. 
Homburger, Aug., Dr. med. 1899. 
Homburger, Michael. 1897. 
Horkheimer, Fritz. 1892. 

1903. 

1897. 


— 47* 


Hr. Huck, August. 1900. 

„ v. Hoven, Franz, Baurat. 1897. 

„ *Hübner, Emil, Dr. med. 1896. 

„ Hüttenbach, Adolf. 1903. 

„ Jacquet, Hermann. 1891. 

„ Jäger, Alfred, Dr., Veterinärarzt 
1903. 

„ Jaeger-Manskopf, Fritz. 1897. 

„ *Jassoy, August, Dr. phil., Apo- 
theker. 1891. 

Fr. Jay, Louis. 1903. 

„ Jeidels, Anna, 1901. 

Hr. Jelkmann, Fr., Dr. phil. 

„ Job, Wolfgang. 1903. 

Fr. Jordan-de Roaville, L. M. 
Hr. Jungmann, Eduard. 1897. 
, Junior, Karl. 1903. 

» Jureit, J. C. 1892. 

» Kahn jun., Bernhard. 

» Kahn, Ernst, Dr. med. 

Kahn, Hermann. 1880. 

Kalb, Moritz. 1891. 

*Kallmorgen, Wilh., Dr. med. 1897. 

Katz, H. 1891. 

Kayser, Heinr., Dr. med. 1903. 

Kayßer, Fritz, Architekt. 1899. 

Keller, Adolf. 1878. 

Keller, Otto. 1885. 

*Kinkelin, Friedrich, Dr. phil., 
Prof. 1873. 

Kirberger, Emil, Dr. med. 189. 

Kirchheim, S., Dr. med. 1873 

Kleinsteuber, Paul, Postprakti- 
kant. 1901. 

Kleyer, Heinr.,Gen.-Direktor. 1903. 

Klippel, Karl. 1903. 

Klitscher, F. Aug. 1878. 

Klotz, Karl E., Bankdirektor. 1891. 

Knauer, Joh. Chr. 1886. 

Knickenberg, Ernst, Dr. med. 1897. 

» *Knoblauch, Aug., Dr. med. 1892. 

Fr. Koch, geb. von St. George. 1891. 

Hr.Koch, Karl. 1902. 

Koch, Louis. 1903. 

Kohn, Julius, Dr. med. 1904. 

Köhler, Hermann. 1891. 

Kömpel, Eduard, Dr. med. 


1893. 


1897. 
1897. 


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1897. 


1903. | 


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' Hr.v. Königswarter, H., Baron. 1891. 


Könitzers Buchhandlung. 1893. 

Hr.Koßmann, Alfred, Bankdirektor. 
1897. 

Kotzenberg, Gustav. 1873. 

Kotzenberg, Karl. 1903. 

Kowarzik, Jos., Bildhauer. 1898. 

Kramer, Robert, Dr. med. 1897. 

Kreuscher, Jakob. 1880. 

Kreuzberg, Robert. 1891. 

Küchler, Ed. 1886. 

Küchler, Fr. Karl. 1900. 

Künkele, H. 1903. 

Kugler, Adolf. 1882. 

Kulp, Anton Marx. 1891. 

Kutz, Arthur, Dr. med. 1904. 

*Lachmann, Bernh., Dr. med. 1885. 

Ladenburg, August. 1897. 

Ladenburg, Ernst. 1897. 

Lambert, R., Prof., Dr. phil., 1903. 

Lampe, Eduard, Dr. med. 1897. 

Lampe, J. D. W. 1900. 

Laquer, Leopold, Dr. med. 1897. 

Lautenschlager, Ernst, Stadtrat. 
1900. 

Lauterbach, Ludwig. 

Lehmann, Leo. 1903. 

Leisewitz, Gilbert. 1903. 

Lejeune, A., Dr. med. 1900. 

Lejeune, Alfred. 1903. 

*Levy, Max, Dr. phil. 1893. 

*Libbertz, Arnold, Dr. med., San.- 
Rat. 1897. 

Liebmann, Jakob, Dr. jur., Rechts- 
anwalt. 1897. 

Liebmann, Louis, Dr. phil. 1888. 

v. Lindeguist, Oskar, Exzellenz, 
General d. Infanterie u.General- 
adjutant Sr. Majestät d. Kaisers 
und Königs, Generalinspekteur 
der III. Armeeinspektion. 1900. 

Lismann, Karl, Dr. phil., Zahn- 


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1903. 


3 = 3 3 3 3 3 3 


arzt. 1902. 
Fr. Livingston, Frank. 1897. 
Frl. Livingston, Rose. 1903. 


Hr.*Loretz, Wilh., Dr. med. 1877. 
„ Lotichius, W. Heinr. 1903. 


Hr. Maas, Simon, Dr. jur. 1869. 


Fr.von Marx, Mathilde. 
Hr. Matthes, Alexander. 


” 


Fri. Mayer, Josephine. 
Hr. Mayer, Ludo. 


” 


Fr 


Hr.Merton, Hugo. 


” 


3 3 3s 3 


” 


Fr 


Hr. Minoprio, Karl Gg. 


” 


» Mouson, Joh. Daniel, Stadtrat. 1891. 


Maier, Herm. Heinr., Direktor. 1900. | 

Majer, Alexander. 1889. 

Majer, Joh. Karl. 1854. Ä 

Manskopf, Nicolas. 1903. 

*Marx, Ernst, Dr. ıned., Prof., Stabs- 
arzt. 1900. 

Marx, Karl, Dr. med. 


1897. 

1897 

1904. 

Matti, Alex., Dr. jur., Stadtrat. 1878. 

May, Ed. Gust. 1873. 

May, Franz L., Dr. phil. 

May, Martin. 1866. 

May, Robert. 1891. 

v. Mayer, Adolf, Freiherr. 1903. 

v.Mayer, Eduard, Buchhändl. 1891. 

v. Mayer, Hugo, Freiherr. 1897. 

1897. 

1903. 

v. Meister, Herbert, Dr. phil. 1900. 

Melber, Friedrich. 1903. 

*Melber, Walter. 1901. 

.Merton, Albert. 1869. | 

1901. 

Merton, W. 1878. | 

Mettenheimer, Bernh., Dr. jur. 1902. | 

*von Mettenheimer, H., Dr. med. 
1898. 

Metzger, L., Dr. med. 1901. 

Metzler, Hugo. 1892. 

v. Metzler, Karl. 1869. 

Meyer, Anton, Stadtrat. 1892. 

Meyer, P., Dr. jur, Ober-Regie- 
rungsrat. 1903. 

*y. Meyer, Edw., Dr med. 1893. 

.Minjon, Sophie. 1898. | 

1869. 

*Mobius, M., Dr. phil., Prof. 

Moessinger, W. 1891. 

Morf, F. H., Dr. phil, Prof. 1903. 

Morgenroth, Jul., Dr. med., Prof. 
1903. Ä 

Mouson, Jacques. 1891. 


1891. 


-— om u - 


1894. . 


v. Müffling, Wilh.,Freiherr, Polizei- — 
Präsident a. D. 1891. | 


48* 


F 


' Hr. Miller, Karl, Berginspektor. 1903. 


» Müller, Paul. 1878. 
Müller Sohn, A. 1891. 


„ Mumm v. Schwarzenstein, A. 1869. 
„ Mummv.Schwarzenstein, P.H.1873. 
„ Nathan, S. 1891. 

„ *Naumann, Edmund, Dr. phil. 1900. 
„ Nebel, August, Dr. med. 1896. 

„ Neher, Ludwig, Baurat. 1900. 

„ Neisser, Max, Dr. med., Prof. 1900. 
r. Neisser, Emma. 1901. 
Hr. Nestle, Hermann. 1900. 

Nestle, Richard. 1891. 


Nestle, Wilhelm. 1903. 

Netto, Kurt, Prof., Bergingenieur. 
1897. 

Neuberger, Julius, Dr. med. 1903. 

Neubürger, Otto, Dr. med. 1891. 

Neubiirger, Theod., Dr. med., San.- 
Rat. 1860. 

de Neufville, Adolf. 1896. 

de Neufville, Eduard. 1900. 

de Neufville, Rud., Dr. phil. 1900. 

v. Neufville, Adolf. 1896. 

v.Neufville, Karl, Gen.-konsul. 1900. 

Neustadt, Adolf. 1903. 

Neustadt, Samuel. 1878. 

Niederhofheim, Heinr. A., Direktor. 
1891. 

» VY. Noorden, K., Dr. med., Prof. 1900. 

v. Obernberg, Ad., Dr. jur., Stadt- 
rat a D. 1870. 

Ochs, Hermann. 1873. 

„ Oehler, Rud., Dr. med. 1900. 

Oppenheim, Moritz. 1887. 

Oppenheimer, Benny. 1903. 

Oppenheimer, Lincoln Menny. 1903. 

Oppenheimer, O., Dr. med. 1892. 

Osterrieth-du Fay, Robert. 1897. 

„ Oswalt, H., Dr., Justizrat. 1873. 

Otto, Richard, Dr ‚Stabsarzt. 1904. 

Pachten, Ferd., Dr. jur. 1900. 

Passavant, G. Herm. 1903. 

Passavant-Gontard, R, Kommer- 
zienrat. 1891. 

Pauli, Ph, Dr. phil. 
1901. 


3 


3 3 


3 3 3 3 3 3 J J 3 3 


3 


3 3 3 3 3 3 


4 


Stadtrat. 


A 


— 49° 


Hr. Peipers, G. F. 1892. 
Peters, Hans, Zahnarzt. 1904. 
Petersen, E., Dr. med. 1903. 


3 3 = 3 a 4 3 3 4 s r) 3 a3 


4 


*Petersen, K. Th., Dr. phil., Prof. 
1873. 

Pfeffel, Aug. 1869. 

Pfeiffer-Belli, C.W. 1903. 

Pfeiffer, Ludw. 1901. 

Pfungst, Arthur, Dr. phil. 1900. 

Pichler, H., Ingenieur. 1892. 

Pinner, Oskar, Dr. med. 1903. 

Plieninger, Theud., Direktor. 1897. 


Pohle, L., Dr. phil., Prof. 1903. 
Ponfick-Salomé, M. 1891. 
Popp, Georg, Dr. phil. 1891. 


Posen, J. L. 1891. 

Posen, Sidney. 1898. 

*Prior, Paul, Hiitteningenieur. 1902. 

Propach, Robert. 1880. 

Priimm, Max, Ingenieur. 1900. 

Quincke, Hermann, Oberlandes- 
gerichtsrat. 1903. 

Raab, A.., Dr. phil., Apotheker. 1891. 

Ravenstein, Simon. 1873. 


Fr. Regnier, Emma, geb. Fischer. 1900. 


Hr. Reh, Robert. 


1902. 


| Hr. 
|, Ritter, Hermann. 


*Rehn, J. H., Dr. med., Geh. San.- : 


Rat. 1880. 
Rehn, Louis, Dr. med., Prof. 1893. 


Fr. Griffin v. Reichenbach - Lessonitz, 


geb. Freiin Göler v. Ravensburg. 
1903. 


Hr.*Reichenbach, Heinrich, Dr. phil., 


3 


7 


4 


Fr. Riese, Karl. 
Hr.Riese, Otto, Baurat. 


n 


Prof. 1872. 
Reinemer, Karl. 1900. 
Reiss, Paul, Justizrat. 
Rennau, Otto. 1901. 
Reutlinger, Jakob. 1891. 
Richter, Johannes. 1898. 


1878. 


*Richters, Ferdinand, Dr. phil., | 


Prof. 1877. 

1897. 

1900. 
Riesser, Edaard. 1891. 

Rikoff, Alfons. Dr. phil. 1897. 
Ritsert, Eduard, Dr. phil., Fabrik- 


direktor. 1897. 


*Ritter, Franz. 1882. 
1903. 
*Roediger, Ernst, Dr. med. 1888. 


» Roediger, Paul, Dr. jur. 1891. 
„ *Rorig, Ad., Forstmeister a. D. 1897. 
, Rößler, Friedrich, Dr. phil. 1900. 


3s 3 3 3 3 3 3 


Rößler, Heinrich, Dr. phil. 1884. 
Rößler, Hektor. 1878. 

Roger, Karl, Bankdirektor. 1897. 
Rohmer, Wilh. 1901. 

Roos, Heinrich. 1899. 

Roques, Adolf., Dr. phil. 1900. 
Roques-Mettenheimer, Etienne. 

1897. 


Rosenbaum, E., Dr. med. 1891. 


» Rosengart, Jos., Dr. med. 1899. 
„ Rosenthal, Rudolf, Dr. jur., 


3 D | = 3 


Hrn. Saelz & Co., Ingenieure. 


Rechtsanwalt. 1897. 
Roth, Karl, Dr. med., Gerichts- 

arzt. 1903. 
Rother, August. 1903. 
Rothschild, Otto, Dr. med. 
Rueff, Julius, Apotheker. 
Rumpf, Christian. 1899. 
Sabarly, Albert. 1897. 
Sabarly, Karl. 1899. 
Sachs, Hans, Dr. med. 
*Sack, Pius, Dr. phil. 


1904. 
1873. 


1903. 
1901. 
1904. 


Hr. Salomon, Bernhard, Prof., General- 


3 3 


3 


3 


3 3 3 Ss 3 


3 uw 


2s 


Direktor. 1900. 
Salomon, Richard, Dr. med. 1903. 
Sandhagen, Wilhelm. 1873. 
*Sattler, Wilhelm, Stadtbaumeister. 
1892. 
*Schäffer-Stuckert, Fritz, Dr. dent. 
surg. 1892. 
Scharff, Charles A. 1897. 
Scharff, Ernst. 1903. 
Scharff, Julius. 1900. 
Schaub, Karl. 1878. 
*Schauf, Wilh., Dr. phil., Prof. 1881. 
Scheller, Karl, Buchhandler. 1897. 
Schepeler, Hermann. 1891. 
Schierinann-Steinbrenk. Fritz. 1903. 
Schild, Rudolf. Dr. med. 1903. 
Schiller, Gustav. 1902. 
4 


50* 


Hr.Schleußner, Friedr., Direktor. 1900. ' Hr.Sonnemann, Leopold. 1873. 


3s 3 3 8 » 


3 3 > 3 = 


3s u» 3 3 3 


Schleußner, Karl, Dr. phil. 1898. 
Schlund, Georg. 1891. 
Schmidt-Polex, Anton. 1897. 


*Schmidt-Polex, Fritz,Dr.jur. 1884. 

Schmidt-Polex, Karl, Dr. jur., 
Justizrat. 1897. 

Schmölder, P. A. 1873. 

*Schnaudigel, Otto, Dr.med. 1900. 

Schneider, Johannes. 1898. 

Schöller, Walter, Dr., Oberlandes- 
gerichtsrat. 1903. 

Schott, Alfred, Direktor. 1897. 

*Schott, Eugen, Dr. med., San.-Rat, 
1872. 

Schott, Theod., Dr. med., Prof. 1903. 

Schrader, Rudolf, Stadtrat. 1900. 


Schürmann, Adolf. 1891. 

Schulze-Hein, Hans. 1891. 
Schumacher, Heinr. 1885. 
Schuster, Bernhard. 1891. 


Schwarz, Georg Ph. A. 1878. 
Schwarzschild, Martin. 1866. 
Schwarzschild-Ochs, David. 1891. 
Schwenck, Fr. G., Dr. med. 1889. 
Scriba, Eugen, Dr. med. 1897. 
Seefrid, Wilh., Direktor. 1891. 
Seeger, G., Architekt. 1893. 
Seidel, A., Stadtrat. 1891. 


*Seitz, A., Dr. phil., Direktor d. . 
Frl. Velde, Julie, Oberlehrerin. 1902. 
Hr.v. d. Velden, Wilh., Bankdirektor. 


Zoolog. Gartens. 1893. 
Seligman, Henry. 1891. 
Seuffert, Theod., Dr. med. 1900. 
Siebert, Arthur, Konsul, Bank- 

direktor. 1900. 

*Siebert, August, Gartenbaudirekt 

1897. 

Siebert, Karl August. 1869. 
Siegel, Ernst, Dr. med. 1900. 
Siesmayer, Philipp. 1897. 


| 
| 
i 


| 


| 


1897. 
1893. 


Spieß, Gustav, Dr. med. 
Stern, Richard, Dr. med. 


Fr.Stern, Theodor. 1901. 
Hr.Stern, Willy. 1901. 


Fr. v. Stiebel, H., Konsul. 


1903. 


Hr. Stiebel, Karl Friedrich. 1903. 


SJ 3z 2 u. = oe 3 8 


3 3 3 


3 3 3 S 


” 


n 


Stock, Wilhelm. 1882. 

Straus, Caesar. 1891. 

Strauß, Ernst. 1898. 

Streng, Wilhelm, Dr. med. 1897. 

Stroof, Ignatz, Dr. phil. 1903. 

Sulzbach, Emil. 1878. 

Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891. 

Teichmann, Ernst, Dr. phil. 1903. 

Thebesius, Louis, Dr. jur., General- 
konsul. 1900. 

Thoma, Phil. 1893. 

Thomé, Robert, Eisenbahn-Direk- 
tions-Präsident. 1900. 

Thoms, Heinrich, Dr. phil., Kreis- 
tierarzt. 1904. 

Thorn, Phil. 1900. 

Treupel, Gustav, Dr. med., Prof. 
1903. 

Trier, Th. 1898. 

Trost, Fritz. 1897. 

Utendörfer, Richard, Tierarzt. 1904. 

Varrentrapp, Adolf, Dr. jur , Geh. 
Reg.-Rat, Bürgermeister. 1900. 


1901. 
Vögler, Karl, Dr. phil., Oberlehrer. 
1903. 
*Vohsen. Karl, Dr. med. 
Vowinckel, M., Direktor. 
Wagener, Alex. 1904. 


1886. 
1891. 


' Frau Gräfin v. Wartensleben, Gabriele, 


Sioli, Emil, Dr. med., Direktor der | 


Irrenanstalt. 1893. 


Sippel, Albert, Dr. med., Prof. 1896. _ 


Sittig, Edmund, Oberlehrer. 1900 


Sommerhoff, Louis. 1891. 
Sommerlad, Fritz. 1904. 
Sondheim, Moritz. 1897. 


Hr. Weber, Heinrich, Dr. med. 


” 


n 


Dr. phil. 1902. 

1897. 

*Weigert, Karl, Dr. med., Prof., 
Geh. Med.-Rat. 1885. 

Weiller, Jakob Alphons. 

Weiller, Jakob H. 1891. 

Weinberg, Arthur, Dr. phil. 1897. 


Weinberg, Karl, Gen.-Konsul. 1897. 


1891. 


Hr. Weinschenk, Alfred. 1903. 


*Weis, Albrecht. 1882. 


Weisbrod, Aug., Druckerei. 1891. 


Hr. Weismann, Daniel 1902. 
Weismantel, O., Dr. phil. 1892. 
Weiß, Georg, Chemiker. 1902. 
Weller, Albert, Dr. phil. 1891 
Wendt, A. H., 1%1. 

Werner, Felix. 1902. 
Wertheimber, Julius. 1891. 


9 
9 
9 


Hr.*Alzheimer, Alois, 


Wertheimber-de Bary, Ernst. 1897. | 


51* 


Hr. Wetzlar-Fries, Emil. 


n 


n 


1903. 
v. Wild, Rudolf, Dr. med. 1896. 
Winter,, Friedr. W. 1900. 


Frl. Winterhalter, Elisab.,Dr.med.1903. 
Hr. Winterwerb, Rud., Dr. jur., Bank- 


direktor. 1900. 


Wolff, Ludwig, Dr.med. 1904. 


„ Wüst, K. L. 1866. 


9 


Zeltmann, Theod. 1899. 
Zimmern, Siegmund, Dr. med., San.- 
Rat. 1899. 


b) Mitglieder, die außerhalb Frankfurts wohnen. 
Hr. Laurenze, Ad. in Großkarben. 1903. 


Dr. med. in 
Mfinchen. 1896. 

Andreae, Achilles, Dr. phil., Prof., 
Direktor des Rémer- Museums 


in Hildesheim. 1878. 


Bibliothek, Kénigl., in Berlin. 1882. 
Hr. v. Briining, Gustav, Dr. phil. in 


w 


PY 


Höchst a. M. 1903. 

Drehwald, Karl, Bankdirektor in 
Offenbach. 1900. 

*v, Erlanger, Freiherr Carlo in 
Niederingelheim. 1899. 

Feist,Fr, Dr. phil.. Prof.in Kiel.1887. 

Fresenius, Ant., Dr. med., Sanitäts- 
rat in Jugenheim. 1893. 

Goldschmidt, Rich., Dr. phil. in 
München. 1901. 

Goldstein, Karl, Dr. phil. in Hanau. 
1904. 

v. Guaita, Georg, Dr. phil. in 
Freiburg i. B. 1898. 

Heräus, Heinrich in Hanau. 1889. 

Herxheimer, G., Dr. med. in Wies- 
baden. 1901. 

Hopf, Karl in Niederhöchstadt i.T. 
1904, 

Joos, Carlo in Basel.. 1903. 

*Kobelt, W., Dr. med. et phil. in 
Schwanheim a. M. 1878. 

Krekel, E. Fr., Forstmeister in 
Hofheim i.T. 1904. 


„ Laubenheimer, August, Dr. phil., 


Prof., Geh. Reg.-Rat, in Höchst 
a. M. 1896. 


u nn 


7 


9 


be] 


*" 


Lenz, Dr., Tierarzt in Aschaffen- 
burg. 1903. 
v. Leonhardi, Moritz, Freiherr in 


Großkarben. 1904. 

*Lepsius, B., Dr. phil. Prof, 
Fabrikdirektor in Griesheim 
a. M. 1883. 


Loewi, Otto, Dr. med., Privatdozent 
in Marburg i. H. 1901. 

Mönckeberg, J. G., Dr. med. in 
Gießen. 1903. 

Raecke, Julius, Dr. med. in Kiel. 
1903. 

Reichard, Adolf, Dr. phil. in Hei- 
delberg. 1901. 

Reinemann, O., Tierarzt in Hanau. 
1904. 

Reiss, Eduard, Dr. ıned. in Ham- 
burg. 1903. 

Ruppel, Dr., Prof. in Höchst a. M. 
1903. 

Schaffnit, J., Apotheker in BRödel- 
heim. 1903. 

Schmick, Rudolf, Oberbaurat in 
Darmstadt. 1900. 

Scriba, L., in Höchst a. M. 1890. 

Weiß, Julius, in Deidesheim. 1897. 

Wetzel, Heinr.. in Ludwigsburg. 
1864. 

Wittich, Ernst, Dr. phil. in Darm- 
stadt. 1898. 


jr 


1900. 
1903. 


1866. 


1848. 
1850. 
1853. 


1853. 
1860. 


1860. 


1862, 
1862. 
1863. 
1868. 
1869. 


1872. 
1872. 


1873. 


1873. 
1873. 


1873. 
1873. 


1873. 
1873. 


— 62* — 


IV. Außerordentliche Ehrenmitglieder. 


Hr. Wallot. Paul, Prof. Dr., Geh. Hof- und Baurat in Dresden. 
„ Schmidt-Metzler, Moritz, Prof. Dr., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz in 
Frankfurt a.M. 


V. Korrespondierendes Ehrenmitglied. 


Rein, J. J., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor der Geographie an 
der Universität Bonn. 


VI. Korrespondierende Mitglieder.*) 


Philippi, Rud. Amadeus, Direkt. des Museo Nacional in Santiago de Chile. 

Scheidel, Sebastian Alexander, Privatier in Bad Weilbach. 

v. Kölliker, Albert, Dr., Geh. Medizinalrat, Exzellenz, Professor emer. 
in Würzburg. 

Buchenau, Franz, Dr. phil., Prof. und Direkt. der Realschule in Bremen. 

Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Hohen-Wittlingen bei Urach, 
Württemberg. 

Weismann, August, Dr. phil, Geh. Hofrat, Professor der Zoologie an 
der Universität Freiburg i. B. (von hier). 

Steffan, Phil., Dr. med. in Marburg i. H. (von hier). 

Deichler, J. Christ., Dr. med. in Jugenheim (von hier). 

de Saussure, Henri, Dr. in Genf. 

Hornstein, F., Dr. phil., Professor in Kassel. 

Barboza du Bocage, José Vicente, Lente Catedratico an der Escola 
Polytechnica und Direktor des Museo Nacional in Lissabon. 

Westerlund, Karl Agardh, Dr. phil. in Ronneby, Schweden. 

Hooker, Jos. Dalton, Dr., früher Direktor des butanischen Gartens in 
Kew bei London. 

Giinther, Albert, Dr., früher Keeper of the Department of Zoology am 
British Museum (N. H) in London. 

Sclater, Phil. Lutley, Secretary of the Zovlogical Society in London. 

v. Leydig, Franz, Dr. med., Geh. Med.-Rat, emerit. Professor der ver- 
gleichenden Anatomie und Zoologie in Würzburg. 

Schmarda, Ludwig Karl, Dr., Hofrat, emerit. Professor in Wien. 

Schwendener, Simon, Dr, Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik an der 
Universität Berlin. 

Fries, Th., Dr., Professor in Upsala. 

Schweinfurth, Georg, Dr., Professor, Präsident der Geographischen 
Gesellschaft in Kairo. 


*) Die beigefügte Jahreszahl bedeutet das Jahr der Aufnahme. — Die 


verehrl. Korrespondierenden Mitglieder werden höflichst ersucht, eine Verände- 
rung des Wohnortes oder des Titels der Direktion der Senckenbergischen Natur- 
forschenden Gesellschaft gefälligst anzuzeigen. 


1874. 


1874. 


1875. 


1875. 


1875. 
1875. 


1876. 


1876. 
1876. 


1876. 


1876. 
1877. 


1877, 
1878. 


1880. 
1881. 
1881. 
1882, 


1882. 


1882, 
1883, 


1883. 


1883. 


1883. 


1883. 


1884. 


— 53% — 


v. Fritsch, Freiherr Karl Wilhelm Georg, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor 
der Mineralogie und Geologie an der Universitit, Direktor des mine- 
ralogischen Museums, Präsident der K. Leopoldino - Karolinischen 
Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle a. S. 

Gasser, Emil, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Professor der Anatomie und 
Direktor des anatomischen Instituts an der Universitit Marburg 
(von hier). 

Bütschli, Johann Adam Otto, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor der 
Zoolugie an der Universität Heidelberg (von hier). 

Klein, Johann Friedrich Karl, Dr., Geh. Bergrat und Professor an der 
Universität Berlin. . 

Moritz, A., Dr., Direktor des physikalischen Observatoriums in Tiflis. 

Probst, Joseph, Dr. phil., Kapitels-Kämmerer und Pfarrer in Unteressen- 
dorf, Oberamt Waldsee, Württemberg. 

Liversidge, Archibald, Dr., Professor der Chemie und Mineralogie an 
der Universität in Sidney, Australien. 

Boettger, Hugo, Generalagent, hier. 

Le Jolis, August Franz, Dr., Président de la Société nationale des 
Sciences naturelles et mathémat. in Cherbourg. 

Meyer, Adolf Bernhard, Dr. med., Geh. Hofrat und Direktor des zoolo- 
gischen und anthropologisch - ethnographischen Museums in Dresden. 

Wetterhan, J. D. in Freiburg i. Br. (von hier). 

v. Voit, Karl, Dr. med., Geh. Rat, Professur der Pbysivlogie an ier 
Universität München. 

Becker, L., Oberingenieur in Johannesburg (Transvaal). 

Chun, Karl, Dr., Professor der Zoologie an der Universität Leipzig 
(von hier). 

Jickeli, Karl, Dr. phil. in Hermannstadt. 

Todaro, A., Dr., Professor, Direktor des botanischen Gartens in Palermo. 

Snellen, P. C. F. in Rotterdam. 

Retowski, Otto, k. Staatsrat, Konservator an der Kaiserl. Eremitage 
in St. Petersburg. 

Retzius, Magnus Gustav, Dr. med.. emerit. Professor in Stockholm. 

Russ, Ludwig, Dr. in Jassy. 

Koch, Robert, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Generalarzt I. Kl. & la 
suite des Sanitätskorps, o. Honorar-Professor, Direktor des Instituts 
für Infektions-Krankheiten, Mitglied des Staatsrats, o. Mitglied des 
K. Gesundheitsamts in Berlin. 

Loretz, Mart. Friedr. Heinr. Herm., Dr. phil., Landesgeolog in Berlin. 

Ranke, Johannes, Dr., Professor der Naturgeschichte, Anthropologie und 
Physiologie an der Universität, Generalsekretär der Deutschen anthro- 
pologischen Gesellschaft in München. 

Jung, Karl, Kaufmann, hier. 

Boulenger, George Albert, F.R.S.. I. Class Assistant am British Museum 
(N. H.), Department of Zoology, in London. 

Lortet, Louis, Dr., Professeur de Parasitologie et de Microbiolugie 
a la Faculté de Médecine in Lyon. 


1884. 


1884, 


1884. 


1884, 
1885. 


1886. 
1886. 


1887, 
1887. 
1887. 
1887. 
1888. 


1888. 


1888. 


1888, 


1888. 
1889. 


1889. 
1890. 
1890. 


1890. 
1891. 
1891. 
1891. 


1891. 
1892. 
1892. 
1892. 


1892. 


— Bu — 


Se. Königliche Hoheit Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Dr. med. 
in Nymphenburg. 

von Koenen, Adolf, Dr., Geh. Bergrat, Professor der Geologie und 
Paläontologie, Direktor des geologisch-paliontologischen Museums 
an der Universität Göttingen. 

Knoblauch, Ferdinand, früher Konsul des Deutschen Reiches in Noumea, 
Neukaledonien, (von hier). 

Miceli, Francesco in Tunis. 

Flemming, Walther, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Professor der Anatomie, 
Direktor des anatom. Instituts und Museums an der Universität Kiel. 

von Bedriaga, Jacques, Dr. in Nizza. 

Koerner, Otto, Dr. med., o. Professor der Ohrenheilkunde an der Univer- 
sität Rostock (von hier). 

Schinz, Hans, Dr. phil., Professor, Direktor des botan. Gartens in Zürich. 

Stratz, C. H., Dr. med. im Haag, Holland. 

Breuer, H., Dr., Professor in Montabaur. 

Hesse, Paul, Kaufmann in Venedig. 

von Kimakowicz, Mauritius, Kustos der zoologischen Abteilung des 
Museums des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in 
Hermannstadt. 

Zipperlen, A., Dr. med. in Cincinnati, Ohio. 

Brusina, Spiridion, Dr., Professor der Zoologie und Direktor des zoolo- 
gischen National-Museums an der Universität Agram. 

Rzehak, Anton, Professor der Paläontologie und Geologie an der k. 
und k. technischen Hochschule in Brünn. 

Reuss, Johann Leonhard, Kaufmann in Kalkutta (von hier). 

Roux, Wilhelm, Dr. med., Professor der Anatomie und Direktor des 

anatomischen Instituts an der Universität Halle a. 8. 

Brandenburg, K., Oberingenieur der k. ungarischen Staatsbahn inSzegedin, 
Ungarn. 

von Berlepsch, Hans, Graf auf Schloß Berlepsch, Hessen-Nassau. 

Fritsch, Anton Johann, Dr., Professor der Zoologie und Kustos der zoolo- 
gischen und paläontologischen Abteilung des Museums an der Uni- 
versität Prag. 

Haacke, Joh. Wilh., Dr. phil. in Jena. 

Engelhardt, Hermann, Professor am Realgymnasium in Dresden. 

Fischer, Emil, Dr. phil., Professor der Chemie an der Universität Berlin. 

Hartert, Ernst, Dr. phil.h.c., Curator in charge of the Zoological Museum 
in Tring, Herts, England. 

Strubell, Adolf, Dr. phil., Privatdozent der Zoologie an der Univer- 
sität Bonn. 

von Both, Alex., Oberstlentnant z. D. in Kassel. 

Beccari, Eduard, Professor emeritus in Florenz. 

van Beneden, Eduard, Dr., Professor der Zoologie an der Universität 
Lüttich, Belgien. 

Dohrn, Anton, Dr., Geh. Rat, Professor und Direktor der zoologischen 
Station in Neapel. 


1892. 


1892. 


1892. 


1892, 
1892. 


1892. 


1892. 


1892. 


1892. 
1892. 


1892. 


1893. 
1893. 


1893. 
1893. 


1894, 


1894. 


1894. 


— 55¢ — 


Engler, Heinrich Gustav Adolf, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der 
Botanik und Direktor des botanischen Gartens und des botanischen 
Museums an der Universität Berlin. 

Haeckel, Ernst, Dr., Professor der Zoologie an der Universität in Jena. 

Möbins, Karl August, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor, Direktor des Königl. 
zoologischen Museums in Berlin. 

Nansen, Fridtjof, Dr., Prof., Direktor der biologischen Station in Christiania. 

Schulze, Franz Eilhard, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Zoologie an 
der Universität und Direktor des zoologischen Instituts in Berlin. 

Straßburger, Eduard, Dr. phil,, Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik 
und Direktor des botanischen Gartens an der Universität Bonn. 

Suess, Eduard, Dr., Professor der Geologie, Direktor des geologischen 
Museums an der k. u. k. Universität Wien. 

Waldeyer, Heinrich Wilhelm Gottfried, Dr. med., Geh. Medizinalrat, 
Professor der Anatomie an der Universität Berlin. 

Fleischmann, Karl, Konsul, Kaufmarn in Guatemala. 

Bail, Karl Adolf Emmo Theodor, Dr., Professor, Gymnasial-Ober- 
lehrer a.D. in Danzig. 

Conwentz, Hugo Wilbelm, Dr., Professur, Direktor des westpreussischen 
Provinzial-Museums in Danzig. 

Verworn, Max, Dr. med., o. Prof. d. Physiologie a. d. Universität Göttingen. 

Koenig, Alexander Ferd., Dr. phil., Tit.-Professor, Privatdozent der 
Zoologie an der Universität Bonn. 

Liermann, Wilh., Dr. med., Dir. d. Landkrankenhauses in Dessau (von hier). 

Noll, Fritz, Dr. phil., Professor der Botanik an der Universität Bonn 
und an der landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf. 

Urich, F. W., Secretary of the Trinidad Field Naturalists’ Club in 
Port of Spain, Trinidad. 

Douglas, James, President of the Copper Queen Company ,,Arizona” in 
New York. 

Pagenstecher, Arnold, Dr. med., Geh. Sanitätsrat, Inspektor des Königl. 
naturhistorischen Museums in Wiesbaden. 


. Dreyer, Ludwig, Dr. phil. in Wiesbaden. 
. Dyckerhoff, Rudolf, Fabrikbesitzer in Biebrich a. Rh. 
. Kraepelin, Karl Mathias Friedrich, Dr., Professor, Direktor des natur- 


historischen Museums in Hamburg. 


. Bolau, Heinrich, Dr., Direktor des zoologischen Gartens in Hamburg. 
. Kükenthal, Willy, Dr. phil., o. Professor der Zoologie u. Direktor 


des zoologischen Instituts und Museums der Universität Breslau. 


. Seeley, Harry Govier, Professor of Geography and Lecturer in Geology am 


King’s College in London. 


. v. Behring, Emil, Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Professor der 


Hygiene an der Universität Marburg i. H. 


. Murray, John, Dr. phil., Director of the Challenger Expedition Publi- 


cations Office in Edinburgh. 
Scharff, Robert, Dr. phil, Keeper of the Science and Art Museum in 
Dublin (von hier). 


1896. 


1896. 


1896. 


1896. 


1896. 
1897. 


1897. 
1897. 
1897. 


1898. 
1898. 
1898. 
1898. 
1898. 
1898. 
1898. 
1899. 


1899. 


1899. 
1899. 


1899. 
1899. 
1899. 
1899. 
1899. 
1899. 
1900. 
1900. 


1900. 


— 56¢ — 


Bücking, Hugo, Dr. pbil, Professor der Mineralogie an der Universität 
StraBburg i. E. 

Greim, Georg, Dr. phil, Professor der Geologie an der technischen 
Hochschule in Darmstadt. 

Möller, Alfred, Dr. phil, Forstmeister und Professor der Botanik an 
der Forstakademie in Eberswalde. 

Lepsius, Richard, Dr. phil., Geh. Oberbergrat, Professor der Geologie 
und Mineralogie an der technischen Hochschule, Inspektor der geol. u. 
mineral. Sammlungen am Großh. Museum u. Direktor der geolo- 
gischen Landesanstalt für das Großherzogtum Hessen, in Darmstadt. 

von Méhely, Lajos, Prof., Kustos des k. Nationalmuseums in Budapest. 

Verbeek, Rogier Diederik Marius, Dr. phil. hon. caus., Ingénieur en 
chef des mines des Indes Néerlandaises in Buitenzorg, Java. 

Voeltzkow, Alfred, Dr. phil., Professor in Straßburg i. E. 

Riist, David, Dr. med. in Hannover. . “ 

Kaiser, Heinr. Dr., Professor an der Kgl. tierärztlichen Hochschule in 
Hannover. 

v. Ihering, H., Dr., Prof. in Säo Paulo, Brasilien. 

Forel, A., Dr. med., Prof. in Chigny bei Morges, Kanton Waadt. 

Retter, Apotheker in Samarkand, Turkestan. 

Sarasin, Fritz, Dr. in Basel. 

Sarasin, Paul, Dr. in Basel. 

Burckhardt, Rud., Dr., Professor an der Universität Basel. 

Schmiedeknecht, Otto, Dr., Prof. in Blankenburg, Thüringen. 

Kossel, Albrecht, Dr. med., Professor, Direktor des physiologischen In- 
stituts der Universität Heidelberg. 

Maryanski, Modest, Bergingenieur in Santa Maria bei Albany, West- 
australien. 

Stirling, James, Government Geologist of Victoria in Melbourne. 

Le Souéf, Dudley, Director of the Acclimatisation Society, Royal Park 
in Melbourne. 

Martin, Charles James, Dr., Director of the Lister Institute of Preventive 
Medicine, London. 

Eckhard, Konrad, Dr. med. et phil., Geh. Medizinalrat, Prof., Direktor 
des physiologischen Instituts an der Universität Gießen. 

Strahl, H., Dr. med., Prof., Direktor des anatomischen Instituts in 
Gießen. 

Fischer, Emil, Dr. med. in Zürich. 

Lenz, H., Dr. phil., Prof., Direktor des naturhistor. Museums in Lübeck. 

Schenck, H., Dr. phil., Professor, Direktor des botanischen Gartens 
in Darmstadt. 

Dönitz, Wilhelm, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Prof. in Charlottenburg. 

Ludwig, H., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor, Direktor des zool. 
und vergleichend-anatomischen Instituts und Musenms der Uni- 
versität Bonn. 

Engelmann, W., Dr. med., Geh. Medizinalrat, Prof., Direktor des physio- 
logischen Instituts in Berlin. 


1900. 
1900. 
1900. 
1900. 
1900. 
1900. 
1901. 
1901. 
1901. 


1901. 
1901. 
1901. 
1901. 
."Döderlein, Ludw., Dr., .Prof. in Straßburg i. Els. 
1901. 
1901. 
1901. 
1901. 
1902. 


1901 


1902. 
1902. 
1902. 
1902. 
1902. 
1902. 


1902. 
1902. 
1902. 
1902. 
1902. 
1902. 
1902. 
1903. 


1903. 
1903. 
1903. 
1903. 
1903. 
1903. 
1904. 
1904. 
1904. 


— 57 — 


Munk, Herm., Dr. med., Professor an der Universität Berlin. 

Fresenius, Heinrich, Dr. phil., Professor in Wiesbaden. 

Zinndorf, Jakob in Offenbach. 

Spandel, Erich in Nürnberg. 

Montelius, Oskar, Dr., Professor in Stockholm. 

Becker, Jago, Direktor in Valencia (Spanien). 

Thilo, Otto, Dr. med. in Riga. 

Nissl, Franz, Dr. med., Professor in Heidelberg. 

von Martens, Eduard, Dr,, Geh. Regierungsrat, Prof., II. Direktor des 
Königl. zoologischen Museums in Berlin. 

von Wettstein, Rich., Dr., Prof. in Wien. 

Steindachner, Franz, Dr., Hofrat in Wien. 

Heerwagen, Aug., Dr., Prof., Direktor der Naturhist, Gesellsch. in Nürnberg. 

v. Graff, Ludw., Dr., Prof., Hofrat in Graz. 


Simroth, Heinr., Dr., Prof. in Leipzig. 

Schillings, C. G., Weiherhof bei Düren. 

Lampert, Kurt, Dr., Prof., Oberstudienrat in Stuttgart. 

Friese, Heinrich, Jena. 

Treboul, E., Président de la Société nationale des sciences naturelles 
et mathématiques, Cherbourg. 

Schneider, Jakob Sparre, Konservator am naturhist. Museum in Tromsö,. 

Kayser, E., Dr., Prof. in Marburg. 

Spengel, J. W., Dr., Prof., Geh. Rat, GieBen. 

Credner, Herm., Dr., Prof., Geh. Bergrat in Leipzig. 

Reis, Otto M.. Landesgeolog in München. 

Notzny, Albert, Bergwerksdirektor und Bergassessor anf Heinitzgrube 
in Beuthen, Oberschlesien, 

Beyschlag, Franz, Dr., Prof., Geh. Bergrat ın Berlin. 

Schmeisser, K., Geb. Bergrat in Berlin. 

de Man, J. G., Dr. in Ierseke, Holland. 

Boveri, Theod., Dr., Prof. in Würzburg. 

Weidmann, Karl, Kgl. Torfverwalter in Carolinenhorst. Pommern. 

Oestreich, Karl, Dr., Privatdozent in Marburg (von hier). 

Preiss, Paul, Geometer in Ludwigshafen. 

Schaudinn, Fritz, Dr., Regierungsrat, Privatdozent an der Universität 
Berlin. 

Weber, Max, Dr., Prof. in Amsterdam. 

Fürbringer, Max, Dr., Prof., Geh. Hofrat in Heidelberg. 

de Vries, Hugo, Dr., Prof. in Amsterdam. 

Schlosser, Max. Dr. in München. 

Klunzinger, B., Dr., Prof. in Stuttgart. 

v. Schröter, Guido, Konsul in San Jost, Costa-Rica. 

Vigener, Anton, Apotheker in Wiesbaden. 

Wolterstorff, W., Dr., Kustos des naturhistor. Museums in Magdeburg. 

Vicomte du Buysson, Robert in Paris. 


— 58* — 


Rechte der Mitglieder. 


Durch die Mitgliedschaft werden folgende Rechte 
erworben: 


1. Das Naturhistorische Museum an Wochentagen von 8—1 
und 3—6 Uhr zu besuchen und Fremde einzuführen. 


2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen und 
wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen. 


3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen. 
Außerdem erhält jedes Mitglied alljährlich den , Bericht‘. 


— 59 — 


Auszug aus der Bibliothek-Ordnung. 


. Den Mitgliedern der Senckenbergischen Naturforschenden 
Gesellschaft, sowie denen des Arztlichen Vereins, des 
Physikalischen Vereins und des Vereins für Geographie 
und Statistik steht die Bibliothek an allen Werktagen von 
10—1 Uhr und — Samstag ausgenommen — von 6—8 Uhr 
zur Benutzung offen. Das Ausleihen von Büchern findet 
nur in den Vormittagsstunden statt. 

. Das Lesezimmer ist dem Publikum zugänglich und jeder- 
ınann kann daselbst Bücher zur Einsicht erhalten. Bücher, 
die am Abend im Lesezimmer benutzt werden sollen, müssen 
bis spätestens 11 Uhr am Vormittage des betrefienden 
Tages schriftlich bestellt sein. 


3. Zur Entleihung von Büchern sind die hiesigen Mitglieder 


der beteiligten Vereine und deren Dozenten berechtigt. 
Die Bibliothekare sind gehalten, in zweifelhaften Fällen 
den Ausweis der persönlichen Mitgliedschaft durch die 
Karte zu verlangen. Auswärts wohnende Mitglieder sowie 
andere Personen haben den Bürgschein eines hier wohnenden 
Mitgliedes beizubringen. 

. An ein Mitglied können gleichzeitig höchstens 6 Bände 
ausgeliehen werden; 2 Broschüren entsprechen 1 Band. 


5. Die Rückgabe der Bücher an die Bibliothek hat nach 


4 Wochen zu erfolgen; die Entleihungsfrist kann jedoch 
verlängert werden, wenn die Bücher nicht von anderer 
Seite in Anspruch genommen werden. 

). Jeder Entleiher ist verpflichtet, der von der Bibliothek an 
ihn ergangenen Aufforderung zur Zurückgabe unbedingt 
Folge zu leisten, ferner im Falle einer Reise von mehr 
als acht Tagen die Bücher vorher zurückzugeben, wenn 
auch die Entleihungsfrist noch nicht abgelaufen sein sollte. 
. Auswärtige Dozenten erhalten Bücher nur durch Bevoll- 
mächtigte, die Mitglieder unserer Gesellschaft oder eines 
der genannten Vereine sind und den Versand besorgen. 
. Am 15. Mai jeden Jahres sind sämtliche entliehenen Bücher 
behufs Revision, die Anfang Juni stattfindet, an die 
Bibliothek zurückzuliefern. 





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Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen. 


24, Oktober 1903. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Der Vorsitzende begriiBt die zahlreich erschienenen Mit- 
glieder und Gäste zu Beginn des Wintersemesters und teilt mit, 
daß für dasselbe nahezu alle acht Tage wissenschaftliche Sitzungen 
in Aussicht genommen sind. 

Sodann berichtet der Vorsitzende eingehend über die Tätig- 
keit der Gesellschaft in dem abgelaufenen arbeitsreichen 
Sommerhalbjahr. Hochherzige Schenkungen hiesiger Bürger in 
der Höhe von 15000 Mark haben es ermöglicht, die in ihrer Art 
einzige Konchyliensammlung des kürzlich verstorbenen 
Konsuls Dr. von Möllendorff und die wertvolle Mannsche 
Schmetterlingssammlung für das Senckenbergische Museum 
zu erwerben. Allerdings betrug der Ankaufspreis der beiden 
hervorragenden Sammlungen, welche in der letzten wissenschaft- 
lichen Sitzung am 21. März d. Js. ausgestellt gewesen sind, das 
doppelte der bis jetzt aufgebrachten Summe und, da die Gesell- 
schaft nicht in der Lage ist, den Rest aus ihren laufenden 
Mitteln zu bestreiten, muß sie auf weitere Schenkungen hoch- 
herziger Freunde und Gönner hoffen. 

Nachdem am 18. August d. Js. der Vertrag zwischen der 
Dr. Senckenbergischen Stiftung und der Stadtgemeinde unter- 
zeichnet worden ist, nach welchem der Naturforschenden Ge- 
sellschaft ein ausreichender Bauplatz an der Viktoria-Allee und 
ein erheblicher Zuschuß zu den Baukosten des neuen Museunis 
überlassen werden soll, hat die Gesellschaft in den letzten 
Monaten die Vorbereitungsarbeiten zur Ausführung ihres Bau- 
projektes wieder aufgenommen. Eine von Baurat Neher ent- 
worfene Skizze liegt augenblicklich der Verwaltung zur Be- 


— 63+ — 


ratung vor. Inzwischen haben die Konservatoren des Museums 
Adam und August Koch und die beiden Direktoren der Ge- 
sellschaft die großen Museen in den deutschen Hauptstädten 
besucht und die Einrichtung derselben, namentlich die Auf- 
stellung der Schausammlungen besichtigt, auf welche mit Recht 
auch in dem hiesigen neuen Museum ein ganz besonderer Wert 
gelegt werden soll. 


Nach diesem Bericht des Vorsitzenden spricht Veterinär- 
arzt Dr. Alfred Jaeger über 


„Die Schwimmblase der Fische.“ 


Die Erklärung der Schwimmblase der Fische umfaßt ein- 
mal die Aufgaben, welche dieses Organ dem Fische in seinem 
Elemente zu erfüllen hat, und zweitens die Frage nach der 
Herkunft der Schwimmblasenluft. Beide Probleme hatten bisher 
ihrer Lösung geharrt; denn das Rätsel, das über dem Eintritt 
der Gase in das Schwimmblasenlumen und ihrem Austritt schwebte, 
hatte auch keine befriedigende Lösung des Problems von der 
Bedeutung der Schwimmblase aufkommen lassen. 

Es war bisher eine offene Frage, wo und wie die Sauer- 
stoffabscheidung nach dem Binnenraume der Schwimmblase sich 
abspielt und welchen Einfluß dieselbe auf den Prozentgehalt der 
Schwimmblasenluft an Stickstoff und Kohlensäure ausüben muß. 

Nach theoretischen Erwägungen war zunächst festzustellen, 
welches in der Schwimmblase die Sauerstoff abscheidenden 
Organe und welches die Sauerstoff aufnehmenden sind. 

Die Untersuchungen des Vortragenden haben nun folgende 
Resultate erbracht: 

Es besitzt die Schwimmblase bei den Fischen, wo sie ge- 
schlossen ist, also keinen Schwimmblasengang aufweist, zwei 
ganz verschiedene Organe, den roten Körper und das Oval. 

Der rote Körper liegt der unteren Schwimmblasenwand 
auf — er ist beim Eréffnen der Schwimmblase sofort an seiner 
roten Farbe zu erkennen — und besteht aus einem enorm ver- 
breiteten und außerordentlich feinen Blutgefäßnetz, das in der 
innersten der drei Membranen, welche die Schwimmblasenwand 
konstituieren, zur Entwickelung gelangt und dessen Maschen . 
von Drüsenzellen erfüllt werden, die zu einem Epithelkörper 
sich zusammenschließen. 


— + — 


Die gewonnenen mikroskopischen Bilder haben nun ge- 
zeigt, daß der rote Körper die für die Funktionsfähigkeit der 
Schwimmblase unbedingt erforderliche Sauerstoffdrüse darstellt, 
welche also die Aufgabe hat, den Sauerstofi des Blutes zu ver- 
dichten und ihn nach dem Binnenraume der Schwimmblase über- 
zuführen entgegen einem weitaus höheren absoluten Partial- 
druck dieses Gases. Denn im Blute beträgt hier die Sauerstoff- 
tension nur !/s Atmosphäre, während zum Beispiel bei den 
Fischen in den Tiefen des Meeres der Sauerstoff im Schwimm- 
blasenlumen eine Partialspannung von 40 Atmosphären und 
mehr besitzt. 

In den Blutgefäßen der Drüse gehen die roten Blutkörper- 
chen, die Elemente des Blutes, unter dem Einfluß der Drüsen- 
zellen — walırscheinlich durch Abscheidung eines Giftes — zu 
Grunde. Der im vorliegenden Fall hierbei frei werdende Sauer- 
sto, der vorher an die roten Blutkörperchen gebunden war, 
gerät in statu nascendi unter eine relativ sehr hohe Tension 
und zwar nach den Berechnungen des Vortragenden unter eine 
Spannung von zirka vier Atmosphären. Damit ist es unaus- 
bleiblich, daß der Sauerstoff aus den Blutkapillaren nach den 
angrenzenden Drüsenepithelien in großer Dichte überdiffundiert. 
Die Drüsenepithelien verdichten dann den Sauerstoff noch weiter, 
bis er die Spannung im Schwimmblasenlumen erreicht. Demnach 
fällt der Anfang der Sauerstoffverdichtung ins Blut und die Be- 
endigung in die Drüsenepithelien, bis der Sauerstoff dann schließ- 
lich in Gasform und in erforderlicher Spannung durch die 
Drüsenausführungsgänge nach dem Schwimmblasenlumen ab- 
geschoben wird. 

Legt man z. B. der Betrachtung den Fall eines Meeres- 
fisches zu Grunde, der sich in 60 m Tiefe aufhält, so herrscht 
in seiner Schwimmblase ein Druck von 6 Atmosphären — Druck 
von 10m Wasser = 1 Atmosphäre. Will nun der Fisch tiefer 
gehen, so kann er dies momentan durch Muskeltätigkeit bewirken, 
will er sich aber auf dem tieferen Niveau, z.B. in 65 m Tiefe, 
aufhalten, so muß er unbedingt die Schwimmblasenluft vermehren, 
um ihre Spannung auf 6'/s Atmosphären — entsprechend den 
darüber lastenden 65 m Wasser — zu bringen. Denn nur so 
ist er imstande, die Größe der Schwimmblase, die ja sonst in- 
folge des größeren Außendrucks abnehmen würde, auf den 


— 65* — 


früheren Dimensionen zu erhalten, und das ist nach obigen Aus- 
führungen unabweisliches Erfordernis für die mit einer Schwimm- 
blase ausgerüsteten Fische. Demnach löst im vorliegenden Falle 
beim Schwimmen in die Tiefe die Reizung von Nerven die 
Tätigkeit der Sauerstofidrüse in der Weise aus, daß zunächst 
der Zerfall der roten Blutkörperchen eingeleitet und dann von 
den Drüsenzellen der ihnen bereits unter einem Druck von 
zirka 4 Atmosphären zuströmende Sauerstoff auf eine Spannung 
von 6'/sz Atmosphären gebracht wird. Denn nur in dieser Ver- 
dichtung kann er bei einer Tiefe von 65m von der Drüse nach 
dem Schwimmblasenlumen abgegeben werden und hier die Gas- 
menge vermehren. 

Noch ist zu erwähnen, daß bei den Fischen, die keinen 
roten Körper besitzen, z. B. den Angehörigen des Karpfen- 
geschlechts wie Karpfen, Schleie, Rotfeder, eigenartige, nur 
mikroskopisch sichtbare Zellstränge an der inneren Schwimm- 
blasenfläche als Sitz der Sauerstoffabscheidung anzusprechen sind. 

Die entgegengesetzte Funktion wie der rote Körper 
übernimmt das Oval. Dasselbe ist jedenfalls der für den Aus- 
tritt des Sauerstoffs aus der Schwimmblase bestimmte Ort, da 
es nach seinem Bau imstande ist, relativ große Mengen Gas 
aufzunehmen, und das ist notwendig, wenn der Fisch beim 
Ubergehen in höhere Wasserschichten den Druck der Schwimm- 
blasenluft verringern muß. Dieses Organ liegt in der hinteren 
Hälfte der oberen Schwimmblasenwand und ist bier nach Er- 
öffnung der Schwimmblase nur bei genauem Zusehen mit 
bloBem Auge zu erkennen. Es stellt in der inneren Schwimm- 
blasenfläche eine ovale Unterbrechung dar, deren Grenzen 
durch einen feinen weißen Saum angedeutet werden. 

Das Oval kann nun durch Wirkung von Muskeln gedffnet 
oder geschlossen werden, so daß es bald ein großes Areal ein- 
nimmt, bald ein kleines. Die angestellten Versuche zeigten, daß 
bei Tieren, die eines natürlichen Todes gestorben waren, das Oval 
stark erweitert war, während es sich bei Fischen, die im vollen 
Besitz ihrer Lebenskräfte plötzlich getötet wurden, auf ein 
Minimum zusammengezogen vorfand. 

Nach dem Gesagten wird also der Fisch, wenn er nach 
oben schwimmt und sich in dem höheren Niveau aufhalten 
will, zwecks notwendiger Verminderung der Schwimmblasen- 

a 


— * — 


luft das geschlossene Oval mit seinem außerordentlich reichen 
Blutgefäßnetz öffnen und hier den in hoher Tension befindlichen 
Sauerstoff aus dem Schwimmblasenlumen ins Blut übertreten lassen. 
Natürlich ist dies als keine bewußte Tätigkeit desFisches anzusehen. 

Interessanterweise haben die Fische, die kein Oval be- 
sitzen, einen Schwimmblasengang, der ihnen gestattet, über- 
schüssiges Gas aus der Schwimmblase einfach mechanisch zum 
Maule hinaus zu entfernen. Oval und Schwimmblasengang 
schließen sich also gegenseitig aus und sind damit physiologisch 
gleichwertige Apparate. 

Berücksichtigt man schließlich die erhebliche Sauerstoff- 
menge im Binnenraume der Schwimmblase, so kommt man zu 
einem ganz überraschenden Schluß. Es muß die innere Aus- 
kleidung der Schwimmblase unabweislich in der Richtung nach 
außen für Sauerstoff undurchgängig sein. Andernfalls würde 
durch dieselbe unter dem hohen Sauerstofidrucke im Schwimm- 
blasenlumen eine so mächtige Aufnahme dieses Gases eingeleitet 
werden, daß wohl keine nur mögliche Tätigkeit der Sauerstoff- 
drüse ihr das Gleichgewicht halten könnte. 

Auszunehmen von dieser Undurchlässigkeit für Sauerstoff 
wäre die innere Überkleidung des Ovals, die selbstverständlich 
für Sauerstoff durchgängig sein muß. Dafür kann aber das 
Oval nach dem Schwimmblasenlumen hin abgeschlossen werden, 
so daß, wenn es nicht in Tätigkeit tritt, die Schwimmblase nur 
von sauerstoffundurchlässigem Gewebe ausgekleidet ist. 

Die ganze Tätigkeit der Schwimmblasenorgane, also des 
roten Körpers und des Ovals, wird offenbar in der Weise aus- 
gelöst, daß einmal bei Ausdehnung der Schwimmblase über ein 
gewisses Maß, d. h. beim Schwimmen nach oben, eine be- 
stimmte Art von Nervenfasern in der Schwimmblase gereizt 
wird und Öffnung des Ovals und damit Sauerstoffaustritt, bezw. 
Übertritt ins Blut erfolgen. Wird das Volumen der Schwimm- 
blase zu klein, d. h. beim Schwimmen in die Tiefe, so wird 
die entgegengesetzt wirkende Art von Nerven erregt und der 
rote Körper zur Sauerstoffabscheidung veranlaßt. 

Nach diesen Erörterungen über die Gasvermehrung und 
-Verminderung in der Schwimmblase zieht der Redner hieraus 
die Folgerungen für die Funktion der Schwimmblase und zeigt, 
welche Aufgaben dieses Organ dem Fische zu erfüllen hat. 


— 67 — 


Zwei Erklärungen der Schwimmblase sind es da, die um 
die Oberhand kämpfen: Hier Atmungs-, da statisches Organ. 
Letztere Anschauung ist von den-meisten Forschern vertreten 
worden; aber auch hier gehen die Meinungen weit auseinander 
und es ist keine Einheitlichkeit in sie zu bringen. 

Für die Auffassung der Schwimmblase als Atmungsorgan 
haben die Untersuchungen des Vortragenden nicht den geringsten 
Anhalt ergeben. Dagegen liegt der Gedanke, daß die Schwimm- 
blase ein statisches Organ vorstellt, sehr nahe. 

Die angestellten Versuche beweisen, daß die Fische bei 
den geringsten Veränderungen des auf ihnen lastenden Druckes 
eine Änderung der Größe ihrer Schwimmblase erleiden und daß 
das Volumen der Schwimmblase dem Fischkörper so angepaßt 
ist, daß schon eine Vergrößerung derselben um weniger als ein 
Fünftel die Fische an die Oberfläche treibt. Es läßt sich indes 
beweisen, daß die Anpassung noch eine viel genauere ist. 
Man kann nämlich beobachten, daß Fische mitten im Wasser 
ruhig dastehen, ohne auch nur eine Flosse zu bewegen. Hier haben 
die Fische ohne Frage das spezifische Gewicht ihrer Umgebung. 

Es muß demnach die Größe des mit Gas gefüllten Raumes 
so der Masse des übrigen Körpers angepaßt sein, daß die Ge- 
samtmasse gerade das spezifische Gewicht des Wassers hat. 
Dieser Zustand ist auch für das Steigen und Sinken des Fisches 
der günstigste, denn nun treibt ihn jeder Flossenschlag hinauf 
oder hinunter. 

Im Fische herrscht überall der Druck des umgebenden 
Wassers, denn die Gewebe leiten den Druck wie Wasser. Steigt 
nun der Fisch, so gerät er unter verminderten Druck und die 
Schwimmblase erweitert sich, der ganze Fisch wird spezifisch 
leichter. Dadurch steigt er von selbst weiter. Das 
Umgekehrte findet beim Sinken statt. Da das Volumen des 
ruhenden oder geradeaus schwimmenden Fisches in allen 
Wassertiefen das gleiche sein muß, erhebt sich die wichtige 
Frage, welche Dienste kann die Schwimmblase dem Fisch beim 
Auf- und Niedersteigen leisten und wie vermag er sie beim 
Übergang vom Steigen, resp. Sinken zur Ruhe oder zum geradeaus 
Schwimmen wieder auf das alte Volumen zu bringen. 

Was zunächst den letzten Fall angeht, so ist es klar, daß ein 
Fisch, der im Aufsteigen begriffen war und nun plötzlich diese 

5* 


— 68 — 


Bewegung unterbrechen will, seine Schwimmblase momentan 
verkleinern muß, damit sie auf das Volumen zurückkehrt, das 
sie vorher besaß. Denn sonst würde er von selbst weiter 
steigen. Daß bei solch schnellen Volumenswechseln der Schwimm- 
blase die Sauerstoff abscheidenden, resp. aufnehmenden Organe 
derselben nicht in Anspruch genommen werden können, ist 
gewiß, denn ihre Funktion ist eine relativ zu langsame. Da- 
gegen kann der Fisch durch Muskelkraft seine Schwimm- 
blase zusammenpressen oder durch Erschlaffen erweitern. Will 
er sich jetzt auf dem höheren Niveau aufhalten, so ist dies 
sogar für ihn die einzige Möglichkeit, dem weiteren Steigen zu 
entgehen, während ihm, wenn er nach dem Steigen wieder in 
die Tiefe gehen will, selbstverständlich auch noch die Kraft 
seiner Flossen zu Gebote steht. Außerdem paßt sich dann der 
neu gewonnenen Höhe die Schwimmblase durch Sekretion bezw. 
Absorption von Sauerstoff an; doch wird, wie gesagt, im An- 
fang immer eine Muskelaktion eintreten müssen. 

Dieselbe Fähigkeit, die Schwimmblase durch Muskelaktion 
zu erweitern oder zu verengern, wird dem Fisch nun auch zu 
statten kommen, wenn er aufsteigen oder sinken will. In der 
Tat kann man beobachten, wie Schleien, Goldfische u.s.w. ohne 
sichtbare Flossenbewegung vollkommen senkrecht steigen oder 
sinken, was wohl nur durch diese Art der Regulierung zu er- 
klären ist. 

Faßt man das Gesagte zusammen, so ergibt sich: Bei 
plötzlichem Höhenwechsel ändert der Fisch das 
Volumen seiner Schwimmblase aktiv durch Muskel- 
tätigkeit. Die endgültige Einstellung des Fisches 
auf ein bestimmtes Niveau, auf dem er verharrt, 
übernehmen die Organe der Schwimmblase, d. i. roter 
Körper und Oval. 

Es ist nun evident, daß dieses Vermögen der Schwimm- 
blasenregulierung durch Muskeltätigkeit nur ein begrenztes ist, 
denn die Kraft der Muskulatur ist beschränkt. Wenn also der 
Fisch durch irgendwelche äußeren Einflüsse über die Grenze, 
bis zu welcher er den Volumensänderungen seiner Schwimm- 
blase durch Muskeltätigkeit begegnen kann, hinausgetrieben 
wird, so ist die unausbleibliche Folge, daß seine willkürliche 
Beweglichkeit aufhört und er nun in die Tiefe versinken bezw. 


— 69% — 


nach der Oberfläche steigen muß und zwar mit ständig 
wachsender Geschwindigkeit. Ein eklatantes Beispiel hierfür 
bietet der Fang von Tiefseefischen, bei denen beim fortgesetzten 
Heraufziehen die Schwimmblasenluft die Blase entsprechend dem 
zusehends abnehmenden Wasserdruck derartig ausdehnt, daß 
die Tiere platzen oder die Eingeweide zum Maule heraus- 
gepreßt werden. 

Der Meeresfisch ist beim Wechsel der Tiefen wesentlich 
auf den Gebrauch seiner Flossen angewiesen. Dafür hat aber 
ein solcher Höhenwechsel auch an sich nur eine geringe Wirkung 
auf die passive Erweiterung resp. Verkleinerung der Schwimm- 
blase durch den wechselnden Wasserdruck, so daß der Meeres- 
fisch in den Tiefen seines Elements viel freier in der Änderung 
seiner Höhenlage ist als an der Oberfläche resp. der Fisch der 
Binnengewässer. Differenzen von mehreren Metern Wasser 
werden bei diesen Tiefen keinen in Betracht kommenden Effekt 
auf die Größe der Schwimmblase ausüben. Es kommt also für 
den Fisch in der Tiefe des Meeres nicht die Kraft der Mus- 
kulatur für die Größe der Schwimmblase in Frage, vielmehr 
wird das Schwimmblasenvolumen hier nur durch die Sauerstoff- 
drüse und das Oval reguliert. 

Es ist ferner von der Schwimmblase angenommen worden, 
daß sie es ist, die die aufrechte Lage des Fisches herbeiführt. 
Zwecks Klarstellung dieser Frage experimentierte und machte 
der Vortragende Schwerpunktsbestimmungen an fünf ver- 
schiedenen Fischarten: Barsch, Schleie, Döbel, Plötze und Hecht. 
Die erzielten Resultate sind dahin zusammenzufassen, daß bei 
Barsch, Schleie und Döbel dieSchwimmblase zum größeren Teil die 
obere Körperhälfte einnimmt. Infolgedessen muß sie diese Tiere 
im Gleichgewicht erhalten. Anders bei Plötze und Hecht. Hier 
gibt die Schwimmblase der unteren Körperhälfte das Übergewicht, 
so daß diese Fische nur mit Hilfe der Flossen die aufrechte 
Lage im Wasser bewahren können. 

Wozu dienen dann aber Rücken- und Afterflosse, wenn 
auch ohne sie gewisse Fische mit dem Rücken nach oben zu 
schwimmen vermögen? Es wird dies an der Hand eines Ver- 
gleichs erläutert. Segelboote, die eine sehr große Segelfläche 
besitzen, würden bei starkem oder unregelmäßigem Winddruck 
sehr leicht Gefahr laufen, zu kentern. Um dem vorzubeugen, 


— Wr —. 


läßt man am Kiel des Bootes eine Holz- oder Eisenplatte, ein 
sogenanntes Schwert, in die Tiefe, um auf diese Weise dem 
starken resp. unregelmäßigen Segeldruck einen Gegendruck im 
Wasser bieten zu können. So hat das Boot einen ruhigen, 
gleichmäßigen Lauf und wird durch kurze Windstöße nicht 
beeinträchtigt. Analog hierzu funktionieren Rücken- und After- 
flosse bei Barsch, Schleie und Döbel. Hier genügt die Schwimm- 
blase wohl, den Fisch in der Ruhe und bei schwachen Be- 
wegungen im Gleichgewicht zu erhalten, aber bei kräftigerem 
Schwimmen würde er durch die starken Ruderbewegungen des 
Schwanzes unfehlbar umkippen, wenn nicht Rücken- und After- 
flosse durch ihre Flächenausbreitung diesen energischeren Be- 
wegungen einen Gegendruck bieten und so ein ruhiges, sicheres 
Schwimmen ermöglichen würden. 

Der Schwerpunkt der Schwimmblase liegt vor dem des 
Körpers, die Schwimmblase also zum größeren Teil in der 
vorderen Körperhälfte und hierauf ist offenbar die gegen die 
Horizontalebene etwas geneigte Lage zurückzuführen, die die Fische 
im Wasser bei absoluter Ruhe der Flossen einnehmen. Man wird 
stets finden, daß die Fische, gleichgültig ob sie einfache oder 
doppelte Schwimmblasen haben, beim sogen. „Stehen“ im Wasser 
den Kopf etwas höher haben wie den Schwanz, z.B. der Hecht. 

Überlegt man nun die Wirkung, die eine Volumens- 
änderung der Schwimmblase bei dieser Lage haben muß, so ist 
es evident, daß z. B. bei Erweiterung dieses Organs die vordere 
Körperhälfte mehr hiervon betroffen werden muß als die hintere. 
Infolgedessen wird die nur wenig schräge Lage, die der Fisch- 
körper bei der Ruhe im Wasser einnimmt, noch geneigter gegen 
die Horizontalebene werden, wodurch natürlicherweise der 
Fisch in eine zum Aufsteigen äußerst günstige Lage 
versetzt wird. In entgegengesetzter Richtung spielt sich dieser 
Vorgang ab, wenn der Fisch sinken will. Doch wird hier die 
Kompression der Schwimmblase nur eine beschränkte Wirkung 
haben können, denn unter allen Umständen wird der Vorder- 
teil des Fischkörpers leichter bleiben als der hintere. Will 
also der Fisch mit dem Kopfe voran in die Tiefe, so muß er 
das durch Tätigkeit der Flossenmuskulatur erzwingen. In der 
Tat beginnt ein solches Absteigen immer mit einem starken 
Schlagen der horizontalen Flossen. 


— Mt — 


Noch mehr ist diese durch die Schwimmblase bedingte 
Erleichterung des Steigens und Sinkens bei Karpfen, Schleien, 
Rotfedern und einigen anderen Fischen ausgeprägt. Bei diesen 
besteht die Schwimmblase aus einer vorderen und hinteren 
Abteilung, die durch einen Schließmuskel von einander ge- 
trennt sind. Ihre Gewebsstruktur läßt mit Sicherheit erkennen, 
daß diese Tiere durch Volumensänderungen der vorderen Blase 
den Vorderteil des Körpers spezifisch schwerer oder leichter 
machen und so ein Sinken und Steigen im Wasser bedeutend 
unterstützen können. Augenscheinlich hat die Natur diesen 
Vorteil den Fischen gewährt, die im Gegensatz zu anderen 
sehr voluminös gebaut und daher unbeholfen und zum ge- 
schickten Schwimmen weniger geeignet sind, für die also die 
geringe ungleiche Verteilung der Schwimmblase auf die vordere 
und hintere Körperhälfte für den vorliegenden Zweck allein 
nicht ausreichend gewesen wäre. 

Auch zwei Familien von Fischen mit einfachen 
Schwimmblasen besitzen besondere Einrichtungen an diesem 
Organ, durch die sie sich das Aufsteigen und das Hinabgehen 
in ihr Element erleichtern; es sind dies die Welse und die 
Schlangenfische (Ophidiiden). Erstere verfügen am ersten 
Wirbel rechts und links über je einen mit diesem durch ein 
Gelenk verbundenen Knochenfortsatz, letztere über einen solchen 
an der Basis des zweiten Wirbels und mit Hilfe dieser sind sie 
durch die Tätigkeit besonderer Muskeln in der Lage, den 
vorderen Teil der Schwimmblase verengern und erweitern zu 
können. Dieser Apparat ist augenscheinlich wieder bei solchen 
Fischen vorhanden, die ohne ihn stets einen gewissen Kampf 
mit ihren nicht proportionalen Körperkräften — es sei nur an 
den schweren Kopf der Welse erinnert — zu bestehen haben 
würden. Er wird diesen Tieren dieselbe Aufgabe erfüllen wie die 
vordere Schwimmblase den Angehörigen des Karpfengeschlechts. 

Nach dem Gesagten läßt sich die Bedeutung der Schwimm- 
blase der Fische in folgendem kurzen Überblick präzisieren: 

In der Schwimmblase sind dreierlei Vorrichtungen vor- 
handen, unter deren bestimmendem Einfluß das Gasgemenge 
dieses Organs steht. 

1. Die Gasdrüse, der sogenannte rote Körper, drückt den 
Sauerstoff, der allein bei einer Vermehrung der Schwimmblasen- 


— nr — 


luft in Betracht kommt, vom Blute nach dem Binnenraum der 
Schwimmblase. 

2. Die Verminderung der Schwimmblasenluft wird er- 
möglicht bei den Fischen mit geschlossener Schwimmblase im 
Oval durch Sauerstoffübertritt ins Blut, bei den anderen durch 
Ausscheidung von Luft durch den Schwimmblasengang. 

3. Die innere Schwimmblasenauskleidung (Plattenepithel) 
ist für Sauerstoff undurchlässig. 

Durch diese regulierende Tätigkeit der Schwimmblasen- 
organe wird der auf den Fisch einwirkende wechselnde Wasser- 
druck in der Weise paralysiert, daß in allen Wassertiefen das 
Volumen des Fisches das gleiche und sein spezifisches Gewicht 
gleich dem der Umgebung, also = 1, ist. 


31. Oktober 1903. 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 
Oberlehrer Dr. Th. Neumann spricht über 
„Giftschlangen und Schlangengift.“ 


Zu allen Zeiten und wohl bei fast allen Völkern haben die 
Schlangen die Aufmerksamkeit der Menschen in hohem Grade 
auf sich gezogen. Wir finden sie in Sprichwörtern und Redens- 
arten; sie erscheinen in den Märchen und Sagen als redende, 
handelnde Personen; bis in unsere Tage spielen sie im Aber- 
glauben der Leute eine nicht unbedeutende Rolle; ja, bei 
manchen wilden Volksstämmen sind sie sogar die Träger reli- 
giöser Gebräuche und man erweist ihnen göttliche Ehren. 

Der Umstand, daß manche Schlangen durch ihren Biß Tod 
und Verderben bringen können, hat am meisten zu Fabeln und 
Übertreibungen Veranlassung gegeben. Dies ist um so beklagens- 
werter, als dadurch nicht allein der Unwissenheit und dem 
Aberglauben neuer Vorschub geleistet worden ist, sondern weil 
gerade hier mehr als sonst die Unschuldigen mit den Schuldigen 
leiden müssen. Für viele scheint es überhaupt gar keine gift- 
losen, unschädlichen oder gar nützlichen Schlangen zu geben; 
für sie ist eben jede Schlange eine Giftschlange und manch 
harmloses, ja nützliches Tier, das sich noch lange seines Lebens 
hätte freuen können, wenn die Wahrheit bekannt gewesen wäre, 


— 3 — 


ist so dem Vorurteile, dem Hasse und der Unwissenheit zum 
Opfer gefallen. 

Selbstverständlich gilt ja für die Giftschlangen vieles, was 
auch für die giftlosen, für die Schlangen im allgemeinen richtig 
ist. So zeichnen sich alle durch den spitz zulaufenden Schwanz 
und die Fähigkeit aus, ihr Maul außerordentlich weit zu öffnen. 
Auch der Bau der Wirbelsäule und deren große seitliche Be- 
weglichkeit, die Art und Weise, wie sie die Rippen und die 
Bauchschilder zur Fortbewegung gebrauchen, wie die Zähne 
(nicht die Giftzähne) im Rachen angebracht sind und verwendet 
werden, wie die Zunge gebaut ist und die Dienste eines Tast- 
organs verrichtet, dies alles stimmt bei giftlosen und Giftschlangen 
im allgemeinen fast völlig überein. 

Um so mehr Berechtigung hat die Frage, woran man die 
Giftschlangen mit Sicherheit als solche erkennt. Weder der kurze, 
dicke Körper, noch der scharf dreieckige Kopf, noch der rasch 
spitz zulaufende Schwanz finden sich nur bei Giftschlangen, 
und was man von dem furchteinflößenden, gefahrdrohenden, mit 
Zauberkraft begabten Blicke dieser Wesen seit alters gesagt 
hat, gehört vollends in das Reich der Fabel. Es mag an allen 
diesen Angaben etwas Wahres sein; keines der erwähnten 
Merkmale aber genügt zur erforderlichen zweifellosen Fest- 
stellung, was für ein Tier wir vor uns haben, und so bleibt 
nur noch ein, dafür aber auch um so untrüglicheres Kennzeichen 
übrig, der Besitz der Giftzähne oder des gesamten Giftapparates. 

Wie die Giftdrüse wahrscheinlich eine Art modifizierter 
Speicheldrüse ist, so darf man das Schlangengift selbst mit dem 
Mundspeichel vergleichen, ja es wird von vielen Chemikern und 
Physiologen geradezu als eine Art Speichel angesehen, der nach 
und nach seine gefahrdrohenden Eigenschaften angenommen hat. 
Diese Ansicht wird durch den Umstand bestätigt, daß es Gift- 
schlangen gibt, deren Biß, obgleich schmerzhaft und von unan- 
genehmen Folgen begleitet, nicht gefährlicher ist als der Stich 
eines Skorpions oder einer Hornisse. Das Gift sieht in den 
meisten Fallen sehr unschuldig aus, eine wasserklare, oft leicht 
bewegliche, zuweilen auch zähe gelbliche oder grünliche Flüssig- 
keit ohne Geruch und Geschmack, die blaues Lackmuspapier 
rötet und dadurch ihren sauren Charakter verrät. Über seine 
chemische Zusammensetzung steht so viel fest, daß es zu den 


— mw — 


Eiweißkörpern gehört und daß es aus zwei Hauptbestandteilen 
gebildet ist, deren einer zu den Peptonen gerechnet werden 
muß, während der andere große Ähnlichkeit mit Globulin auf- 
weist. Jeder einzelne besitzt aber noch seine eigentümlichen 
Eigenschaften und Fähigkeiten, die uns nötigen, beide doch als 
ganz besondere, für sich stehende und für sich zu betrachtende 
Körper anzusehen. 

Beide lassen sich ohne große Schwierigkeit aus dem 
Schlangengift gewinnen, wenn man dasselbe, in etwas destilliertem 
Wasser gelöst, in einen Zylinder bringt, dessen unteres, offenes 
Ende mit tierischer Blase überbunden ist und in einem anderen 
mit Wasser gefüllten Gefäß steht. Das Pepton geht durch die 
durchlässige Scheidewand hindurch, das Globulin bleibt als weiße 
Masse zurück, die sich leicht wieder in ein wenig Salzwasser 
auflist. Aus beiden Substanzen läßt sich durch Mischung das 
ursprüngliche Gift wieder herstellen. 

Versucht man nun, die Wirkung der Einzelbestandteile auf 
den tierischen oder menschlichen Körper festzustellen, so ergibt 
sich das Folgende. Das Peptongift (oder Giftpepton) bringt an 
der Bißstelle selbst nur unbedeutende Veränderungen hervor; 
um so tiefgreifender ist aber seine Einwirkung auf die Gesamt- 
heit des Nervensystems. Von der Wunde an bis zum Zentral- 
nervensystem werden die kleinen wie die großen Nervenstränge 
von einer Lähmung befallen, die sich oft mit grauenhafter 
Schnelligkeit verbreitet und die Ursache davon ist, daß alsbald 
ein furchtbarer Kräfteverfall eintritt, der den Tod zur Folge hat. 
Namentlich werden die Nervenzentren davon betroffen, die die 
Atembewegung beeinflussen und regeln, so daß der Mensch oder 
das Tier, das mit solchem Giftstoff behandelt worden ist, geradezu 
den Erstickungstod sterben muß. 

Ganz andere Wirkung übt der zweite Hauptbestandteil 
des Schlangengiftes, das Globulingift (oder Giftglobulin), aus. 
Während beim normalen Tiere die Blutgefäße für die Blut- 
flüssigkeit vollständig undurchlässig sind und die letztere selbst 
sofort gerinnt, sobald sie mit der Luft in Berührung kommt, 
hebt das Globulin des Schlangengiftes beide Eigenschaften sofort 
auf, sowie es auch nur in winziger Menge mit dem Blute, also 
an einer Bißstelle, in Berührung kommt, und diese Einwirkung 
findet nicht nur an der Wunde, sondern näher und weiter ent- 


— + — 


fernt davon, in schweren Fällen überall im Körper an hunderten 
von Stellen, statt, so daß es erscheint, als ob der Mensch oder 
das Tier an innerer Verblutung zugrunde gegangen wäre. Im 
Gehirn, in der Lunge, in der Leibeshöhle, überall ist das Blut 
aus den Gefäßen durch die Wände derselben in die umliegenden 
Gewebe getreten und überall hat es die Fähigkeit verloren, zu 
gerinnen, so daß auch hier der Tod in vielen Fällen eine unaus- 
leibliche Folge ist, streng genommen wieder ein Tod durch 
Ersticken, aber nicht aus denselben Gründen, wie im ersten 
Falle, sondern weil die Lunge mit Blut gefüllt und somit das 
Atmen unmöglich gemacht ist. 

Nun enthält das Gift der Cobra und mit ihr vieler anderer 
Schlangen Asiens und Afrikas etwa 98 Prozent Pepton, das der 
Kreuzotter und der Klapperschlange etwa 5 Prozent, wobei in 
jedem Falle der andere Giftstoff den Rest bildet. So kommt 
es, daß man leicht auf den ersten Blick schon an den örtlichen 
und allgemeinen Symptomen erkennen kann, welche Schlangenart 
gebissen hat. Allerdings hängt die Wirkung eines Schlangen- 
bisses noch von gar vielen begleitenden Umständen ab, von 
der Größe und dem Alter der Schlange, von der Beschafienheit 
des gebissenen Menschen oder Tieres, von der Stelle, wo die 
Wunde liegt, von der Witterung, der Jahreszeit u.s.w., nicht 
zum wenigsten auch von der Willenskraft, mit der der gebissene 
Mensch den lähmenden Einflüssen des Giftes Widerstand zu 
leisten entschlossen ist. 

Die Zahl der Gegenmittel ist Legion. Hierbei ist zu be- 
rücksichtigen, daß es in der Tat eine Reihe Chemikalien gibt, 
die die Wirkung des Schlangengiftes aufheben; einmal sind sie 
aber gewöhnlich nicht zur Hand, wenn weit draußen im Walde 
oder Gebirge jemand gebissen worden ist; ja selbst wenn sie 
angenblicklich bei der Hand sind und so rasch als möglich zur 
Anwendung gebracht werden, so hat doch in Bruchteilen von 
Sekunden das Gift schon hinreichend die Möglichkeit gehabt, 
seinen unheilvollen Einfluß auszuüben, und die Hilfe kommt zu 
spät; andererseits aber zerstören viele solcher Mittel nicht nur 
das Gift, sondern zugleich auch die Gewebe, mit denen sie in 
Berührung gebracht werden, und so sind sie schlimmer als nutzlos. 

Am besten hat sich noch Alkohol in großen Mengen, 
äußerlich wie innerlich, bewährt, streng genommen, nicht als 


— 16 — 


Gegenmittel, sondern nur als Stimulans fiir die Nerven, die ja 
durch das Gift in einen Zustand der Schwäche versetzt, ge- 
lähmt worden sind und meist im Begriff stehen, ihre Tätigkeit 
ganz einzustellen. 

Gegen die Wirkung des Schlangengiftes auf das Blut 
gibt es bis jetzt noch kein wirklich verläßliches Mittel. Vielleicht 
gelingt es später einmal, die Serumbehandlung auch auf diesem 
Gebiete anzuwenden, denn man hat schon festgestellt, daß 
Tiere, die zwar gebissen worden waren, sich aber erholt 
hatten, später gegen weit größere Mengen Schlangengift un- 
empfindlich blieben und daß ihr Blut, in andere Tiere ein- 
gespritzt, immunisierende Eigenschaften aufwies. 


7. November 1903. 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 
Prof. Dr. M. Möbius spricht über 
„Die Flora des Süßwassers.“ 


Wohl nirgends prägt sich der Charakter einer Pflanzen- 
genossenschaft so deutlich aus wie in der Vegetation eines 
Teiches oder Sees und zwar wegen der ziemlich scharf ge- 
zogenen Grenzen und wegen der Gleichheit der von der 
Feuchtigkeit bestimmten Lebensverhältnisse. Von der Pflanzen- 
welt des Meeres unterscheidet sich die des Süßwassers wesent- 
lich sowohl durch die verschiedenen Lebensbedingungen als 
auch durch die verschiedenen Bestandteile, indem hier die 
Blütenpflanzen eine viel größere Rolle spielen als dort. An 
jedem größeren See können wir drei Gruppen in der Vege- 
tation unterscheiden: den Ufergürtel oder das litorale Gebiet, 
dessen untere Grenze bestimmt wird durch das Eindringen der 
Lichtstrahlen und dessen Pflanzen meistens im Boden fest- 
wurzeln; zweitens das profunde Gebiet, das von der unteren 
Grenze des ersteren an die Tiefe des Sees einnimmt und nur 
ausnahmsweise Pflanzen enthält, und drittens das pelagische 
Gebiet, das des freien Wassers, in dessen oberflächlichen 
Schichten die meistens mikroskopisch kleinen Algen, das so- 
genannte pflanzliche Plankton bildend, schweben. Die größeren 
freischwimmenden Blütenpflanzen wie auch die Wasserlinsen 
finden sich bei größeren Seen nur in der Nähe des Ufers, ge- 


_ WW — 


hören also zum litoralen Gebiet, dessen Vegetation am mannig- 
faltigsten und dessen Flora am artenreichsten ist. Hier können 
auch noch verschiedene Tiefengürtel unterschieden werden. 

Es wird nun versucht, die Vegetation in ihren wichtigsten 
Vertretern zu schildern mit Hilfe von lebendigen und getrock- 
neten Pflanzen, Präparaten und Abbildungen, wobei haupt- 
sichlich die Verhältnisse unserer Gegend oder wenigstens 
Mitteleuropas berücksichtigt, die ferneren Zonen nur gelegentlich 
erwähnt werden. Es wird ferner hingewiesen auf die Unter- 
schiede zwischen der Pflanzenwelt der größeren Seen und der 
kleineren Teiche, Sümpfe, Flüsse und Gebirgsbäche. Schließlich 
wird noch der Verbreitung der Süßwasserpflanzen gedacht, die 
hauptsächlich durch Tiere erfolgt und zu einer auffallend 
weiten Ausdehnung des Wohnbezirkes vieler Arten führt. 


21. November 1903. 
Vorsitzender: Dr. E. Roediger. 
Dr. F. Römer spricht über 
„Die Anpassung der Wale an das Leben im Wasser“. 


Es gibt wohl kaum eine Tiergruppe, über die so viel Falsches 
und Fabelhaftes berichtet und geschrieben worden ist, wie über 
die Wale oder, wie sie in den zoologischen Büchern meist noch 
heißen, „Walfische‘“. 

Zunächst ist schon der Name „Walfische“* gänzlich falsch, 
denn mit Fischen haben die Wale nichts zu tun; es sind viel- 
mehr echte Säugetiere, daher hat man in der neueren 
Literatur auch diesen unpassenden Namen durch Waltiere 
oder kurzweg Wale ersetzt. Schon auf den ersten Blick er- 
gibt sich bei den Walen eine große Abweichung der äußeren 
Gestalt gegenüber den landbewohnenden Säugetieren. Die Merk- 
male, welche ein Säugetier als solches charakterisieren — das 
Haarkleid, die äußeren Ohren, die Einteilung des Körpers in 
Kopf, Hals, Rumpf und Schwanz, die zwei paar Gliedmaßen 
sowie das Gebähren von lebendigen Jungen, welche von der 
Mutter gesäugt werden, — sind bei den Walen scheinbar gar 
nicht vorhanden oder nur schwer zu beobachten. Ihr Körper 
hat eine spindelförmige, fischähnliche Gestalt, ein abgesetzter 
Hals fehlt, der Kopf geht allmählich in den Rumpf und dieser 


— 718 — 


wieder ebenso unmerklich in den Schwanz fiber; von den Glied- 
maßen fehlen die hinteren Gliedmaßen vollständig, während die 
Vorderbeine zu Flossen umgewandelt sind, die Haut ist gänzlich 
haarlos und äußere Ohrmuscheln sind nicht vorhanden. 

Das Wasserleben hat die äußere Gestalt sowie auch die 
inneren Organe der Wale mächtig beeinflußt und abgeändert, 
daher auch das späte Erkennen ihrer wahren Säugetiernatur 
und ihrer richtigen Stellung im System der Wirbeltiere. 

Die Umänderungen, welche die einzelnen Organe durch 
den Einfluß des Wasserlebens erlitten haben, wurden im einzelnen 
näher besprochen. Redner gab in seinem Vortrag eine Zusammen- 
fassung der neueren Walarbeiten, welche von Professor 
W. Kükenthal und seinen Schülern in den letzten zehn Jahren 
geleistet worden sind. Professor W. Kükenthal hat auf seinen 
beiden Reisen im nördlichen Eismeer in den Jahren 1886 und 
1889 ein großes und seltenes Material an Walorganen und 
Walembryonen gesammelt und an demselben die einzelnen Teile 
des Walkörpers bearbeitet oder von seinen Schülern bearbeiten 
lassen. Sodann hatte auch der Vortragende selbst Gelegenheit, 
an den norwegischen Walstationen die Verarbeitung der Wale 
mitzumachen und durch Sektionen an Riesenwalen den Bau des 
Riesenwalkörpers aus eigener Anschauung kennen zu lernen. 

Zahlreiche Wandtafeln mit Abbildungen von Walen und 
einzelnen Organen, Schädel und ausgestopfte Tiere waren zur 
Erläuterung des interessanten Vortrages ausgestellt. 


28. November 1903. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Vor Eintritt in die Tagesordnung ergreift der Vorsitzende 
das Wort zu einer bedeutungsvollen Mitteilung: 


Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben soeben 
auf Wunsch Sr. Majestät des Kaisers das Protektorat über 
die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft über- 
nommen. 

Diese hohe Auszeichnung ist ein Zeichen der 
AllerhöchstenAnerkennung der wissenschaftlichen 
Leistungen der Senckenbergischen Gesellschaft, 
auf welche diese selbst und unsere gesamte 


— 79 — 


Vaterstadt stolz sein dürfen. Der Vorsitzende ver- 
liest die kaiserliche Kabinetsordre vom 23. Novem- 
ber und ein Schreiben aus dem Kabinet der Kaiserin, 
welche bei der Versammlung eine begeisterte Auf- 
nahme finden. 


Hierauf spricht der Direktor des Zoologischen Gartens 
Dr. A. Seitz über 


„eine Reise in die Nilghiri-Berge in Vorderindien.“ 


Nach einer herrlichen Reise bis Ceylon auf dem Dampfer 
„Bremen“ vom Norddeutschen Lloyd, einem der besten Schiffe 
der Erde und mit dem durch seine liebenswürdige Freundlich- 
keit und Fürsorge geradezu berühmten Kapitän Nierig ging die 
Reise auf der sehr mäßigen englischen „Ethiopia* bis zur 
Hafenstadt Tuticovin. Ein längerer Aufenthalt in dieser fast 
nur von Schwarzen bewohnten Stadt ist für den Europäer kaum 
möglich und die Umgegend bietet so wenig Schönes wie die 
ganze Strecke bis Madras. Wer sich Indien als ein märchen- 
haftes Zauberland vorstellt, wird arg enttäuscht sein und mit 
Betrübnis den furchtbar schweren Kampf wahrnehmen, den der 
Mensch dort um seine Existenz führt. Redner sah Kinder 
und junge Weiber im tropischen Sonnenbrand ihr Brot mit 
Steinklopfen an Chausseen verdienen und Hungersnot und Pest 
drücken der Bevölkerung den Stempel unsäglichen Elends auf. 
Von dem ewig heiteren Blick der üppigen Bewohner Ceylons 
ist in Südindien keine Spur zu finden. Ganz besonders die 
Weiber machen einen kümmerlichen Eindruck, worin der Vor- 
tragende vornehmlich eine Folge der überfrühen Heiraten sieht; 
die Kindersorgen und schwere Arbeit der selbst noch kindlichen 
Mütter lassen die zum Wachstum und zu kräftiger Entwickelung 
nötigen Kräfte gar nicht aufkommen. Äußerst hinderlich im 
Verkehr und auch für die europäischen Ansiedler, die mit Ein- 
geborenen zu arbeiten haben, sehr lästig ist das Kastenwesen. 
Die Verschiedenheiten der Abzeichen lassen auf eine große Anzahl 
von Gruppen schließen, die sich sozial vielfach gegenüber und im 
Wege stehen. Kein Angehöriger einer hohen Klasse darf von 
einem Manne niederer Kaste etwas annelımen und selbst die 
von den Fremden — die als unrein gelten — während der 


— gor — 


Hungersnot gelieferten Viktualien werden von den Vornehmen 
aus religiösen Gründen verschmäht. 

Als nach mehrtägiger Reise die Nilghiri-Berge erreicht 
waren, bezog Dr. Seitz einen Bungalo in den „Tigerbergen“, 
deren reiche Tierwelt eingehend geschildert wird. An land- 
schaftlichen Schönheiten ist diese Gegend reich und die obere 
Terrasse des Plateaus wird von einem dem der Ebene unähn- 
lichen Menschenstamme, den Toda, bewohnt. Sprache und Sitten 
haben mit denen der Hindu nichts zu tun und kennzeichnen die 
Toda als eine inferiore Rasse, in der manche die Reste einer 
einst weit verbreiteten Urrasse zu finden glaubten.. Bei seinen 
Versuchen, mit Hilfe indischer Führer in das Toda-Gebiet weiter 
einzudringen, stieß Dr. Seitz auf hartnäckigen Widerstand. 
Zur Illustration des Vortrages waren Vertreter der Nilghiri- 
Fauna aufgestellt und eine von Dr. Seitz zusammengebrachte 
Kollektion buntfarbiger Schmetterlinge aus den „Tigerbergen“ 
wurde dem Senckenbergischen Museum vom Vortragenden als 
Geschenk überwiesen. 

Zum Schluß dankt der Vorsitzende dem Redner für seinen 
interessanten, mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag und 
für seine hochherzige Schenkung, welche die Schmetter- 
lingssammlung des Museums in sehr wünschenswerter Weise 
ergänzt. 


5. Dezember 1903. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 

Professor Dr. W. Ruppel aus Höchst a. M. spricht 
über die 

„Biologie der Tuberkelbazillen.“ 

Die bakteriologische Forschung beschränkte sich anfänglich 
auf den Nachweis der Mikroorganismen und auf das Studium 
ihrer morphologischen Eigenschaften. Mit dem stetigen Fort- 
schreiten der jungen Wissenschaft traten indessen sehr bald 
wichtige Fragen in den Vordergrund. zu deren Beantwortung 
ein eingehendes Studium der Lebensvorgänge in jenen kleinsten 
aller Lebewesen erforderlich war. Schon die Isolierung und die 
Züchtung der Bakterien auf künstlichen Nährböden machten es 
notwendig, die für jede Bakterienart günstigsten Wachstums- 
und Züchtungs-Bedingungen ausfindig zu machen. Die Verände- 


— 81 — 


rungen, welche viele Bakterienarten in den ihnen dargebotenen 
künstlichen Nährsubstraten hervorriefen, waren weiterhin so 
augenfälliger Natur, daß hierdurch die bakteriologischen Arbeiten 
immer mehr in biologische Bahnen gelenkt wurden. Man er- 
kannte sehr bald, daß den Mikroorganismen nicht nur ana- 
lytisch abbauende oder spaltende, sondern auch synthetisch 
aufbauende, neuschafiende Kräfte innewohnten. Diese Studien 
verschafiten uns einen Einblick in das Wesen der Gärung und 
der Faulnis. Bei der Gärung werden die Kohlenhydrate und 
zwar vornehmlich der Zucker durch die Lebenstätigkeit der 
Hefezellen in Alkohol und Kohlensäure zerlegt, während bei 
der Fäulnis die Eiweißkörper unter dem Einfluß bakterieller 
Zersetzung in tiefgreifender Weise gespalten werden, so daß 
das kompliziert zusammengesetzte Eiweißmolekül schließlich in 
chemisch wohl definierbare, kristallinische Substanzen zerfällt, 
welche gewissermaßen als die Bausteine des großen Eiweiß- 
moleküls anzusehen sind. Neben diesen Bruchstücken des Ei- 
weißmoleküls aber fanden sich in gefaulten Materien Ver- 
bindungen vor, welche man nicht ohne weiteres als Zerfalls- 
produkte der Eiweißkörper ansprechen konnte, sondern welche 
man als Neubildungen ansehen mußte. Für diese neuen Ver- 
bindungen mußte ebenfalls die Lebenstätigkeit der Fäulnis- 
erreger verantwortlich gemacht werden und es war hierdurch 
der Beweis geliefert, daß diesen Mikroorganismen entschieden 
aufbauend oder synthetisch wirkende Kräfte zuerkannt werden 
müssen. Die bei den Fäulnisvorgängen neugebildeten Ver- 
bindungen hat man wegen ihrer basischen und toxischen Eigen- 
schaften den pflanzlichen Alkaloiden an die Seite gestellt und 
hat ihnen, ihren Fundorten Rechnung tragend, die Bezeich- 
nungen Kadaveralkaloide oder Ptomaine beigelegt. Während 
die Ptomaine hinsichtlich ihrer chemischen Konstitution ge- 
wissen Bruchstücken des Eiweißmoleküls immer noch sehr 
nahe stehen und wegen der relativen Einfachheit ihrer Zu- 
sammensetzung die Zurechnung zu den pflanzlichen Alkaloiden 
eigentlich wenig verdienen, treten in den Kulturflüssigkeiten 
anderer Bakterienarten neue Verbindungen auf, von denen wir 
annehmen müssen, daß ihr chemischer Bau ein höchst kompli- 
zierter ist. Die Erzeugung der Ptomaine ist außerdem eine 
Fähigkeit, welche einer ganzen Reihe verschiedener Bakterien- 
® 


— 8% — 


arten gemeinschaftlich zukommt, die Bildung jener komplexeren 
Verbindungen dagegen ist eine rein spezifische in dem Sinne, 
daB eine bestimmte Verbindung dieser Gruppe immer nur von 
einer ganz bestimmten Bakterienart hervorgebracht werden 
kann. Es sind dies die eigentlichen Bakteriengifte oder Toxine, 
von welchen das Diphtherietoxin und das Tetanustoxin hinsicht- 
lich ihrer physiologischen und toxikologischen Eigenschaften 
am genauesten studiert worden sind. Die Toxine sind vor 
allen anderen bisher bekannten mineralischen oder pflanzlichen 
Giftstoffen durch eine hervorragende Giftigkeit ausgezeichnet. 
Sie vermögen in ganz erstaunlichen Verdünnungen bei Ver- 
suchstieren schwere Vergiftungserscheinungen auszulösen und 
diese Vergiftungserscheinungen bieten dasselbe Krankheitsbild 
dar, wie es eine Infektion mit dem entsprechenden lebenden 
Bakterium veranlaßt, welchem das betrefiende Toxin seine 
Bildung verdankt. Verleibt man einem Organismus die Bak- 
terientoxine in allmählich ansteigenden Dosen ein, so erlangt 
derselbe hierdurch Giftfestigkeit oder Immunität und zwar so- 
wohl gegen das betrefiende Toxin als auch gegenüber einer 
Infektion mit dem entsprechenden Erreger. Bei dieser Gift- 
behandlung treten im Blute der immunisierten Tiere die 
entsprechenden Gegengifte oder Antitoxine auf, d. h. das 
Blutserum der Tiere gewinnt die Fähigkeit, das zur Vorbe- 
handlung benutzte Toxin sowohl in vitro wie auch im Organismus 
eines anderen Individuums unschädlich zu machen. Durch die 
Studien der letzten Jahre sind die quantitativen Beziehungen 
zwischen Toxinen und Antitoxinen in schärfster Weise fest- 
gelegt worden. Die Bestimmung der Giftigkeit eines Toxins 
und die Bewertung der Antitoxine sind analytische Operationen, 
welche man heutzutage mit Hilfe des Tierexperiments bis zu 
demselben Grade der Genauigkeit ausführen kann, wie der 
Chemiker den Gehalt einer Säure- resp. Alkali-Lösung durch 
Titration mit Hilfe eines beliebigen Indikators bestimmt. Die 
Erfolge der Gift- und Antitoxin-Bewertung verdienen um so 
mehr anerkannt zu werden, als man weder Toxine noch Anti- 
toxine bisher in reiner Form herzustellen vermochte. Die Bak- 
teriengifte z. B. besitzen und verwenden wir nur in Form der 
Kulturflüssigkeiten oder allenfalls in Form von Niederschlägen, 
welche man durch Alkohol, Neutralsalze oder andere Fällungs- 


— g3* — 


mittel in diesen Kulturfliissigkeiten erzeugen kann. Alle diese 
Präparate bilden Gemenge der heterogensten Substanzen wie 
Eiweißkörper, Salze, Kohlenhydrate, welche fast ausnahmslos 
dem angewandten Nährmaterial entstammen und unter denen 
das betrefiende Toxin quantitativ jedenfalls nur eine sehr ge- 
ringe Menge ausmacht. Die Abscheidung der Toxine von diesen 
Stoffen wollte bisher auf keinerlei Weise gelingen. Über die 
eigentliche chemische Natur der Toxine wissen wir infolge- 
dessen so gut wie nichts und es ist vollkommen willkürlich, 
die Toxine einer bestimmten Kategorie chemischer Verbindungen 
unterordnen und sie beispielsweise, wie dies tatsächlich ge- 
schehen ist, den Eiweißkörpern an die Seite stellen zu wollen. 
Die Bezeichnung der Bakteriengifte als Toxalbumine entbehrt 
bis jetzt noch jeder Begründung. 

Unter den Bakteriengiften nimmt das Toxin der Tuberkel- 
bazillen eine Ausnahmestellung ein. Es unterscheidet sich von 
den Toxinen der Diphtherie und des Tetanus durch seine 
streng spezifische Reaktion. Während nämlich das Diphtherie- 
gift und das Tetanusgift ihre eminente Giftigkeit auch bei nor- 
malen, völlig gesunden Individuen entfalten, ist das Tuberkulose- 
toxin gesunden Menschen und Tieren gegenüber ein relativ 
indifferenter Stoff, welcher fast keine Giftreaktionen auszulösen 
vermag. Solche Individuen dagegen, welche Tuberkelbazillen 
in ihrem Organismus beherbergen, also tuberkulös erkrankt 
sind, reagieren auf ungemein geringe Dosen des Giftes mit 
typischen, spezifischen Vergiftungserscheinungen. Es gelingt, 
tuberkulöse Versuchstiere mit Dosen von Tuberkulosetoxin zu 
töten, welche bei normalen Tieren ohne jede Reaktion ver- 
tragen werden. 

Fernerhin ist das Tuberkulosetoxin im Vergleich mit den 
übrigen Bakteriengiften ein gegen alle chemischen und physi- 
kalischen Eingriffe verhältnismäßig widerstandsfähiger Körper. 

Diesen beiden Eigenschaften haben wir es zu danken, daß 
wir über die chemische Natur des Tuberkulosetoxins nicht 
mehr im Zweifel sind, sondern uns wohlbegründete Kenntnisse 
seines chemischen Baues verschaffen konnten. 

Das Tuberkulosetoxin wurde im Jahre 1890 von Robert 
Koch, dem Entdecker des Tuberkelbazillus, in den Kultur- 
flüssigkeiten der Tuberkelbazillen nachgewiesen. Es findet seit- 

6* 


— ro — 


dem in der Form des Kochschen Tuberkulins eine ans- 
gedehnte Anwendung in der menschen- und tierärztlichen 
Praxis, wo es zur diagnostischen Feststellung der Tuberkulose, 
aber auch als Heilmittel benutzt wird. Das Kochsche 
Tuberkulin ist keine einheitliche Substanz, es bildet ein Ge- 
misch aller möglichen Stoffe, die dem zur Züchtung der 
Tuberkelbazillen benutzten Nährmaterial entstammen. Das 
eigentliche Tuberkulosetoxin, auf welchem die spezifische 
Reaktion des Tuberkulins beruht, ist hier nur in sehr ge- 
ringer Menge vorhanden. Diesem Umstande ist es zuzu- 
schreiben, daß die Versuche, das Tuberkulosetoxin aus dem 
Tuberkulin zu isolieren, anfänglich fehlschlugen, wiewohl 
sich Autoritäten wie der verstorbene Physiologe Kühne 
in Heidelberg mit diesem Problem befaßten. Das Resultat der 
Untersuchungen Kühnes war fast völlig ergebnislos. Er fand, 
daß die Veränderungen, welche die Tuberkelbazillen in ihrem 
flüssigen Nährboden hervorrufen, äußerst geringe sind. Eine 
geringe Zunahme an echtem Pepton, das Auftreten eines roten, 
dem Tryptophan ähnlichen Farbstoffes und einer durch Essig- 
säure fällbaren Substanz, welch letztere aber gleichfalls, wie 
später gefunden wurde, dem zur Herstellung des Nährbodens 
verwendeten Witteschen Handelspepton entstammte, dies waren 
die einzigen Unterschiede, die Kühne beim Vergleich des Tuber- 
kulins mit der ursprünglichen Nährflüssigkeit konstatieren konnte. 
Aus diesem Grunde wandte man sich naturgemäß der Untersuchung 
der Leibessubstanz der Tuberkelbazillen selbst zu. Hierbei 
fand man nun bald die Erklärung für die Tatsache, daß von 
den im Zellinnern der Tuberkelbazillen enthaltenen löslichen 
Stoffen nur so geringe Mengen in die Kulturflüssigkeiten ge- 
langen können. Die Tuberkelbazillen sind nämlich umgeben 
von einer Fett- resp. Wachsschicht, welche für Flüssigkeiten 
fast undurchdringlich ist und welche außerdem die große Wider- 
standsfähigkeit der Bazillen gegen chemische und physikalische 
Eingriffe bedingt. Durch die Anwendung der kräftigsten Fett- 
löser wie Alkohol, Äther, Chloroform und Benzol gelingt es, 
die Tuberkelbazillen von ihrem Wachspanzer zu befreien. Der 
Gehalt der Bazillen an Fett resp. Wachs beträgt 25 bis 30 
Prozent der Trockensubstanz der Bazillenleiber. Die chemische 
Untersuchung dieser Substanzen ergab, daß sich das Tuberkel- 


— §8§5* — 


bazillen-Fett in charakteristischer Weise von den Fetten 
tierischen oder pflanzlichen Ursprungs unterscheidet. Wabrend 
nämlich die gewöbnlichen Fette esterartige Verbindungen des 
Glyzerins mit höheren Fettsäuren und zwar vornehmlich der 
Palmitin- und der Stearinsäure sind, finden sich anstelle des 
Glyzerins in den Fetten der Tuberkelbazillen höhere, feste, 
kristallinische Alkohole und zwar der Myrizilalkohol und der 
Cerylalkohol, während die Fettsäuren durch die Laurinsäure, 
die Palmitinsäure, die Stearinsäure und die Arachinsäure ver- 
treten sind. 

Von wirklichen Glyzeriden sind jedenfalls nur Spuren 
vertreten, denn der Nachweis des Glyzerins in diesen Wachs- 
massen gelingt nur mit Hilfe der allerschärfsten chemischen 
Reagentien. Dieses Fehlen der Glyzeride in dem Fette der 
Tuberkelbazillen ist eine um so auffallendere Tatsache, als die 
Tuberkelbazillen für ihr Wachstum gerade des Glyzerins un- 
bedingt bedürfen. Um Tuberkelbazillen auf flüssigem Nährboden 
zu züchten, ist es erforderlich, die Nährbouillon mit 2—4 Prozent 
Glyzerin zu versetzen. Dieser Gehalt an Glyzerin erleidet durch 
die fortschreitende Entwickelung der Kultur eine beständige 
Abnahme und kann im Verlaufe von vier Wochen bis auf 80 
Prozent des ursprünglichen Wertes gesunken sein. An Stelle 
des Glyzerins aber findet man in der Nährbouillon eine ester- 
artige Verbindung dieses dreiwertigen Alkohols mit der Phosphor- 
säure, nämlich die Glyzerinphosphorsäure vor. Die Aufgabe, 
welche dem Glyzerin für die Entwickelung der Tuberkelbazillen 
zufällt, wird durch das Vorkommen der Glyzerinphosphorsäure 
in der Kulturflüssigkeit in folgender Weise erklärt. Die Tuberkel- 
bazillen führen das Glyzerin mit Hilfe der in der Nährbouillon stets 
anwesenden Phosphate durch einen synthetischen Vorgang in 
Glyzerinphosphorsäure über, es wird also hierdurch der ur- 
sprünglich anorganisch gebundene Phosphor in organische Bin- 
dung übergeführt; das Glyzerin spielt hierbei die Rolle eines 
Phosphor-Überträgers und man konnte aus diesem Befunde be- 
reits a priori schließen, daß der Gehalt der Tuberkelbazillen 
an organischen Phosphorverbindungen ein sehr hoher sein 
müsse. Schon den oben erwähnten Wachsarten war eine ge- 
ringe Menge von phosphorhaltigen Fetten, nämlich von Lecithin 
beigemengt. Der durch die Entfettung aufgeschlossene Zellleib 


— St — 


der Tuberkelbazillen aber besteht fast ausschließlich aus orga- 
nischen Phosphorverbindungen, welche hinsichtlich ihrer che- 
mischen Zusammensetzung den organischen Phosphorverbindungen 
anderer tierischer und pflanzlicher Zellen ganz analog gebildet 
sind. Als Bestandteile des Zellkerns tierischer und pflanzlicher 
Zellen kennen wir die Nucleine oder Nucleoproteide, welche 
sämtlich als die Derivate einer organischen Phosphorsäure, 
nämlich der Nucleinsäure, aufzufassen sind. Die Nucleinsäure 
ist im Zellkern entweder gepaart mit dem Protamin, einem 
basischen Stoff, den man neuerdings als das Prototyp des ein- 
fachsten Eiweißkörpers anspricht, oder mit genuinen Proteinen 
und Protamin. Die Verbindungen der Nucleinsäure mit dem 
Protamin werden als die echten Nucleine bezeichnet, die 
komplexeren Verbindungen, welche außer dem Protamin noch 
beliebige Eiweißkörper in ihrem Molekül beherbergen, nennt 
man Nucleoalbumine oder besser Nucleoproteide. Ganz analog 
verhalten sich die phosphorhaltigen Verbindungen, welche wir 
in der Leibessubstanz der Tuberkelbazillen aufgefunden haben. 
Auch hier findet sich eine Nucleinsäure, welche der Vortragende 
als Tuberkulinsäure bezeichnet hat, und Verbindungen der Tuber- 
kulinsäure mit einem basischen, dem Protamin analog konsti- 
tuierten Stoff und mit genuinen Eiweißkörpern. Während so eine 
völlige Analogie zwischen den Tuberkelbazillen und anderen 
tierischen und pflanzlichen Zellen besteht, weichen die in den 
Tuberkelbazillen aufgefundenen Verbindungen hinsichtlich ihrer 
chemischen Konstitution und ihrem physiologischen Verhalten 
nach von den entsprechenden Verbindungen anderer Fundorte 
sehr bedeutend ab. Vor allen Dingen sind die Verbindungen 
der Tuberkulinsäure durch die spezifische Reaktion des Tuber- 
kulosetoxins ausgezeichnet, und da die Tuberkulinsäure die 
gemeinschaftliche Komponente aller der obengenannten phosphor- 
haltigen Verbindungen aus den Tuberkelbazillen ist, so lag es 
nahe, gerade diese als die Trägerin der spezifischen Reaktion 
anzusprechen, eine Annahme, welche durch die weiteren Unter- 
suchungen durchaus bestätigt werden sollte. Es gelang, die 
Tuberkulinsäure in freiem Zustande aus den Tuberkelbazillen 
abzuscheiden, und dieser freien Tuberkulinsäure haftet die 
spezifische Reaktion in erhöhtem Maßstabe an. Es gelang aber 
auch ferner, die Spaltungsprodukte der Tuberkulinsäure darzu- 


— 87* — 


stellen und unter diesen Spaltungsprodukten spezifisch giftige 
von indifferenten, also nicht spezifischen Stoffen zu unterscheiden. 
Bei der Spaltung zerfällt das Molekül der Tuberkulinsäure zu- 
nächst in eine andere organische Phosphorverbindung, welche 
Prof. Ruppel als Tuberculo-Thyminsäure bezeichnet hat, und 
in basische Körper, welche zur Gruppe der Alloxurbasen ge- 
hören und unter welchen namentlich Guanin und Xanthin ge- 
funden wurden. Guanin und Xanthin sind zwei längst bekannte 
Verbindungen, denen keine spezifisch toxischen Eigenschaften inne- 
wohnen, während die Tuberculo-Thyminsäure spezifisch giftiger ist 
als die Tuberkulinsäure. Bei weitererSpaltung zerfällt die Thymin- 
säure in Phosphorsäure, in Glyzerin und Kohlehydrate. Überdies 
aber entsteht hierbei eine in hexagonalen Plättchen kristalli- 
sierende Substanz, welche die Eigenschaften einer Säure und 
einer schwachen Base besitzt, so daß sie befähigt ist, mit Säuren 
kristallinische Salze, mit den Salzen der Metalle und zwar 
namentlich mit denen des Silbers, des Quecksilbers und des Bleies 
schwer lösliche Doppelverbindungen einzugehen. Die weitere 
Spaltung dieser Substanz, welche nur aus Kohlenstoff, Wasser- 
stoff, Stickstoff und Sauerstoff besteht, ist bisher nicht gelungen, 
und da diese Verbindung die spezifische Reaktion des Tuber- 
kulins besitzt, so sind wir bei ihrer verhältnismäßig einfachen 
molekularen und chemischen Zusammensetzung berechtigt, sie 
als den denkbar einfachsten Körper anzusehen, welchem die 
spezifische Reaktion des Tuberkulins noch innewohnen kann. 
Prof. Ruppel legte dieser kristallinischen Substanz die Bezeich- 
nung Tuberkulosin bei und ist der Ansicht, daß das Tuber- 
kulosin in freiem Zustande oder eingeschlossen in ein größeres 
Molekül überall da vorhanden sein muß, wo die spezifische Tuber- 
kulin-Reaktion nachgewiesen wird. Im Kochschen Tuberkulin bei- 
spielsweise ist die Trägerin der spezifischen Reaktion die Tuberkulo- 
Thyminsäure, welche durch das Darstellungsverfahren des 
Tuberkulins aus den Tuberkelbazillen und zwar aus der Tuber- 
kulinsäure entstanden ist. Prof. Ruppel hat das Tuberkulosin 
resp. seine komplexen Verbindungen in Tuberkelbazillen der ver- 
schiedensten Herkunft nachgewiesen. Es fehlte weder in mensch- 
lichen Tuberkelbazillen, noch in den Erregern der Rinder- und 
der Hühner-Tuberkulose und man wäre berechtigt, hieraus den 
Schluß der Artgleichheit aller Tuberkelbazillen zu ziehen. 


— sae — 


Nachdem im vorstehenden eine eingehende Analyse des 
spezifischen Tuberkulose-Giftes gegeben wurde, entsteht nun- 
mehr die Frage, wie es sich mit dem entsprechenden 
Antitoxin verhält. Es gelingt tatsächlich durch Immunisierung 
von Pferden und Rindern mit den verschiedenen oben be- 
schriebenen Präparaten Antitoxine zu erzeugen, mit welchen 
man die tödliche Minimaldosis für kleine Versuchstiere und 
selbst ein vielfaches derselben zu neutralisieren imstande ist. 
Die Leistung dieser Antitoxine aber muß im Vergleich mit der 
eminenten antitoxischen Kraft des Diphtherie- und des Tetanus- 
Heilserums als eine äußerst minimale bezeichnet werden. Aber 
selbst wenn wir ein hochgradig wirksames Tuberkulose-A ntitoxin 
besäßen, so würde für die therapeutische Bekämpfung der 
Tuberkulose hierdurch doch nur wenig gewonnen sein. Die 
Diphtherie, bei deren Bekämpfung die antitoxische Serumtherapie 
ihre größten Triumphe gefeiert hat, ist eine Erkrankung, bei 
welcher die Diphtheriebazillen als solche gar nicht in den er- 
krankten Organismus eindringen; sie siedeln sich an der Ein- 
gangspforte zum Organismus an und kommen nur hier, völlig 
lokalbegrenzt, zur Entwickelung. Von hier aus aber entsenden 
sie in den befallenen Organismus ihre verderblichen, tödlichen 
Giftstoffe, welche die Allgemeinerkrankung des Körpers veran- 
lassen. Zerstört man die in den Körper gelangten Giftstoffe 
durch Einverleibung des Antitoxins und stellt auf diese Weise 
wieder normale Verhältnisse her, so wird der wieder gesundete 
Körper über die lokal angesiedelten Bazillen mit Leichtigkeit 
und ohne jedes äußere Hilfsmittel Herr werden. Bei der 
Tuberkulose liegen die Verhältnisse anders. Hier dringen die 
Bazillen tatsächlich in den Organismus ein und setzen sich in 
irgend einem Organ, in welchem sie die für ihre Entwickelung 
günstigsten Lebensbedingungen vorfinden, fest und beginnen 
hier langsam, aber sicher ihr Zerstörungswerk. Giftreaktionen 
treten zwar bei tuberkulös Erkrankten gleichfalls auf, sie spielen 
aber nur eine nebensächliche Rolle. Man hat es deshalb auf- 
gegeben, nach einem antitoxischen Heilserum gegen die Tuber- 
kulose zu suchen und hat in neuester Zeit vielmehr sein Augen- 
merk darauf gerichtet, die in jedem Organismus vorhandenen 
natürlichen Schutzstoffe zu vermehren und auf diesem Wege 
die Ausbreitung der Tuberkulose prophylaktisch zu bekämpfen. 


— gor — 


Von diesem Gesichtspunkte ausgehend hat v. Behring vorge- 
schlagen, alle gesunden Rinder durch eine einmalige Injektion 
vom Menschen stammender Tuberkelbazillen, welche fir die 
Rinder ein abgeschwächtes Tuberkulose-Virus darstellen, gegen 
eine spätere Infektion zu schützen. Auf den Menschen wird 
dieses Verfahren aber wohl niemals anwendbar sein, da wir 
diesen doch nicht mit lebenden Bazillen-Kulturen behandeln 
können. Wohl aber wäre es möglich, daß von den beschriebenen 
Substanzen, die wir aus Tuberkelbazillen in reiner Form ab- 
scheiden können, einer oder der anderen die gleiche immuni- 
sierende Kraft innewohnt, wie den lebenden Bazillen selbst. 
Sollte sich diese Hoffnung bestätigen, so würde die biologisch- 
chemische Untersuchung der Tuberkelbazillen auch der thera- 
peutischen Bekämpfung der Tuberkulose zu gute kommen. 


12. Dezember 1903. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblanch. 


Professor Dr. R. Hauthal aus La Plata (Argentinien) 
spricht über 


„Die Bedeutung der Fundein der Grypotheriumhöhle 
bei Ultima Esperanza (Südwestpatagonien).“ 


Nach einigen kurzen, einleitenden Bemerkungen, welche 
die Geschichte der in der Höhle beim Fjord Ultima Esperanza 
gemachten Funde von Resten ausgestorbener Tiere (Grypotherium, 
Onohippidium usw.) betreffen, schildert der Vortragende zunächst 
die örtlichen Verhältnisse der Höhlengegend. 

Eine Stunde östlich vom Fjord Ultima Esperanza erhebt 
sich ein isolierter Höhenzug bis zu 600 Meter Meereshöhe. 
An dem steilen, nach Südwesten gewandten Abhange dieses 
Höhenzuges befindet sich in der Höhe von 300 Metern eine 
Terrasse und im Niveau dieser Terrasse sind mehrere Höhlen, 
nischenartig in den Berg hinein sich erstreckend. In Betracht 
kommen vornehmlich zwei Höhlen, von denen aber nur die 
größere bisher genauer durchsucht worden ist. 

Diese erstreckt sich 200 Meter in den Berg hinein, ist 
80 Meter breit und 30—40 Meter hoch. 

Das Gestein des Berges ist ein Konglomerat mit dünnen 
Lagen eines feineren Sandsteines. Ein aus von der Decke 


— 9* — 


herabgefallenen Trümmern gebildeter Schuttwall teilt diese Hihlein 
zwei fast gleiche Räume. Der Boden des hinteren Raumes besteht 
aus Sand, mehr oder minder lehmig ; alle Grabungen, die hier bisher 
vorgenommen wurden, haben keinerlei Ausbeute geliefert. 

Nur der vordere Raum scheint Tieren und Menschen zum 
Aufenthalte gedient zu haben; denn hier haben Grabungen eine 
reiche Ausbeute von Knochen sowohl lebender als auch ausge- 
storbener Tiere sowie auch von Gegenständen, die darauf hin- 
weisen, daß die Höhle dauernd von Menschen als Wohnung 
benutzt wurde, gegeben. 

In der vorderen Hälfte des vorderen Raumes befindet 
sich ein etwa 6 Meter hoher Hügel und zwischen diesem 
Hügel und dem oben erwähnten Schuttwalle, der die Höhle 
in zwei Hälften teilt, muß der Aufenthaltsort der Tiere ge- 
wesen sein. Hier besteht der Boden aus einer 2 Meter mäch- 
tigen Dungschicht, in welcher regellos zerstreut die Knochen 
sowohl der ausgestorbenen wie lebenden Tiere liegen. Von 
den lebenden Tieren wiegen Hirsch und Guanako vor und 
unter den Resten der ausgestorbenen Tiere ziehen besonders 
die Reste von einer großen Löwenart (Felis Listai Roth), einer 
kleinen Pferdeart (Onohippidium Saldiasi Roth) und vor allem 
von einem großen Edentaten (Grypotherium Darwini var. 
domesticum R.) unsere Aufmerksamkeit auf sich und zwar des- 
wegen, weil alles darauf hinweist, daß diese ausgestorbenen 
Tiere nicht nur gleichzeitig mit dem Menschen gelebt haben, 
sondern daß die letztere Tierart wahrscheinlich in einer Art 
halbgezähmtem Zustande gehalten wurde. Finden sich doch 
die Spuren des Menschen vornehmlich in der vorderen Höhlen- 
hälfte in Form einer bis 1’/s Meter mächtigen Kulturschicht 
zu beiden Seiten des oben erwähnten Hügels und ist doch 
diese Kulturschicht scharf getrennt von der Dungschicht, die 
den von den Tieren innegehabten Raum erfüllt. 

Ferner weist die Art und Weise, wie die Reste der 
Tiere, vor allem große, isoliert in der Dungschicht liegende 
Fellstücke von Grypotherium, gefunden werden, darauf hin, 
daß diese Tiere von den Menschen getötet, abgehäutet und 
dann verzehrt wurden. 

Auffallend ist, daß in einer in der Nähe gelegenen, etwas 
kleineren Höhle bisher Reste vom Grypotherium nicht ge- 


— 91* — 


funden worden sind, wohl aber von Onohippidium, Hirsch und 
Guanako. 

Wir haben also hier den hochinteressanten Fall, daß eine seß- 
hafte Urbevélkerung mit wahrscheinlich in der jingeren Diluvialzeit 
ausgestorbenen Tieren zusammenlebte und zwar in einer Weise, 
die auf die ersten Aufänge der Haustierzucht schließen läßt. 

Daß die Bevölkerung seßhaft war, wird nicht nur durch 
die Mächtigkeit der Kulturschicht wahrscheinlich gemacht, 
sondern auch durch den Umstand, daß sich in unmittelbarer 
Nähe des Höhlenberges (zwischen dessen Nordwestfuß und 
einem großen, nahegelegenen See) viele Spuren alter Feuer- 
stätten gefunden haben, die eine langdauernde Anwesenheit 
der Bewohner voraussetzen. 

Zur Erläuterung des hochinteressanten Vortrags dient 
eine reiche Sammlung von Fundstücken aus der 
Höhle, von denen einige besonders erwähnt seien. Von 
Grypotherium Darwini liegt ein großes Fellstück mitsamt 
den eigentümlichen Hautknochen vor sowie eine Schädelkapsel, 
mehrere Ober- und Unterkiefer und der eigenartige Nasalbogen- 
knochen, welcher den Nasenknochen mit dem Oberkiefer ver- 
band und von dem das Tier seinen Namen bekommen hat, und 
ferner Jochbeine, Schenkelknochen, Wirbel, Klauen und mehrere 
Dungballen. 

Von Felis Listai, dem großen Raubtiere, seien erwälnt 
ein Schädel, von einem älteren Tiere herrührend, mit einer 
teilweise vernarbten Verwundung, ein Unterkiefer, ein Fell- 
stück, an dem sogar die verschiedene Färbung noch gut zu er- 
kennen ist, mehrere einzelne Knochen, einige Zähne und eine 
Klaue; von Onohippidium Saldiasi ein Unterkieferstiick mit Be- 
zahnung, einzelne Zähne und Hufe. 

Von besonderem Interesse sind zwei Knochenpfriemen, 
die in der Dungschicht der Höhle mit anderen Spuren mensch- 
licher Tätigkeit gefunden, unzweifelhaft auf ein zeitliches 
und örtliches Beisammensein von Mensch und 
Grypotherium hinweisen. 

Eine Anzahl prachtvoller Photographien des Fjord 
Ultima Esperanza und der einzelnen Höhlen erläutert außerdem 
den hochinteressanten Vortrag, zu welchem auch Prinz und 
Prinzessin Friedrich Karl von Hessen erschienen waren. 


— 0 — 


19. Dezember 1903. 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 
Oberlehrer Dr. P. Sack spricht tiber 
„Bau- und Lebensweise der einheimischen Fliegen.“ 


Die Fliegen oder Dipteren haben unter den Insekten- 
sammlern nicht viele Freunde gefunden. Einmal bieten sie nur 
wenig in die Augen fallende Formen, dann aber sind sie auch 
schwieriger zu behandeln, zu konservieren und zu bestimmen. 
Es kann deshalb auch nicht auffallend sein, wenn diese Gruppe 
der Insekten in Laienkreisen nur wenig bekannt ist. Die Auf- 
merksamkeit des Menschen wird nur auf die 4—5 Arten ge- 
lenkt, die, wie unsere Stubenfliege, direkt lästig sind. Nun 
haben wir aber in Deutschland allein etwa 3000 Arten, die in 
Form und Lebensweise diesen Plagegeistern nur wenig ähneln. 
Viele Arten sehen wie Hummeln aus, andere ähneln Bienen 
oder Wespen, andere endlich haben die Gestalt von Wanzen 
oder Spinnen. Neben den Fliegen, die wie unsere Stubenfliege 
von Flüssigkeiten der verschiedensten Arten leben und deren 
Larven in verfaulenden Pflanzenstoffen gefunden werden, gibt 
es solche, die sich nur von Blütensaft nähren. Hierher gehören 
die Syrphiden oder Schwebefliegen und die Bombyliiden 
oder Wollschweber. Die Larven der letzteren sind meist 
Schmarotzer bei anderen Insekten. Das ganze Heer der 
Tachinen, die gleichfalls als geschlechtsreife Tiere Blüten- 
besucher sind, schmarotzt im Jugendzustande in den Raupen 
der Schmetterlinge und ist mithin sehr nützlich. Diesen gegen- 
über sind die Biesfliegen oder Oestriden, deren Larven im 
Darm oder unter der Haut des Wildes, der Rinder und Pferde 
leben, äußerst schädlich. Der jährliche Verlust, den diese Tiere 
allein in Preußen verursachen, wird auf mehrere Millionen Mark 
geschätzt. Die Schmeißfliegen (Calliphora) sind meist nur als 
Schädlinge bekannt, weil sie oft Fleischvorräte unbrauchbar 
machen; im Haushalte der Natur spielen sie aber durch Be- 
seitigung von Aas eine sehr wichtige Rolle. Ganze Gruppen 
von Fliegen endlich saugen als vollkommene Individuen Blut, 
wie die Viehbremsen (Tabaniden) und Schnaken (Culiciden), 
während ihre Larven strenge Vegetarier sind. 


— 93° — 


Von allen anderen Insekten unterscheiden sich die Fliegen 
‘ durch den Besitz von zwei und nur zwei Flügeln. Sie haben 
deshalb den wissenschaftlichen Namen Dipteren oder Zwei- 
flügler erhalten. Ihre Flügel sind den Vorderflügeln der 
übrigen Insekten homolog, während die Hinterflügel zurück- 
gebildet sind und die Form eines Trommelstockes besitzen. 
Das Vorhandensein dieser Schwinger läßt uns vermuten, daß 
die Fliegen sich aus vierflügeligen Insektenarten entwickelt 
haben. Durch den Wegfall der Hinterflügel wurde die wirksame 
Flügelfläche bedeutend verkleinerte Um dieses auszugleichen, 
müssen die Dipteren die Flügel bedeutend schneller bewegen 
wie die übrigen Insekten. Man hat die Schwingungszahl aus 
der Tonhöhe auf etwa 330 in der Sekunde bestimmt. Da der 
Verlust des hinteren Flügelpaares auch eine Verschiebung des 
Schwerpunktes zur Folge haben mußte, so ist der zweite Brust- 
ring, der die Flügel trägt, ganz bedeutend vergrößert, der dritte 
Brustring und der Hinterleib dagegen bedeutend verkürzt 
worden. Welche Folge eine Störung des Gleichgewichts für 
den Flug der Insekten hat, erkennen wir, wenn wir eine Fliege 
der Schwinger berauben; sie sinkt dann kopfüber zu Boden 
und kann sich nicht mehr erheben. Dies geschieht aber sofort, 
wenn wir durch Anbringung eines kleinen Wachsstückchens 
auf dem Hinterleib das Gleichgewicht wieder herstellen. Da 
aber das Tier nicht mehr imstande ist, seine Richtung zu ändern, 
so müssen wir mit Weinland annehmen, daß jede Veränderung 
in der Stellung der Schwinger eine Änderung der Flugrichtung — 
zur Folge hat. Infolge Arbeitsteilung hat demnach der Flug- 
apparat der Dipteren eine sehr hohe Stufe der Entwickelung 
erreicht, wovon sich jeder durch Beobachtungen selbst über- 
zeugen kann. 

Die auf den Flügeln vorhandenen Adern liefern für das 
Bestimmen der Zweiflügler sehr brauchbare Merkmale. Weniger 
ist dies mit den Mundteilen der Fall. Diese sind bei allen 
Fliegen zum Saugen eingerichtet. Die fleischige Unterlippe 
bildet ein Halbrohr, den eigentlichen Rüssel, das oben von der 
Oberlippe geschlossen wird und bei den blutsaugenden Arten 
die Stechborsten enthält. Das Aufsaugen der Flüssigkeit ge- 
schieht durch das Erweitern und Zusammenziehen des oberen 
Teiles der Speiseröhre. Es ist bemerkenswert, daß vollständige 


— of — 


Mundwerkzeuge nur bei den Dipterenweibchen vorkommen! 
Selbst bei den blutgierigen Bremsen und Stechmückeu können, ' 
nur die Weibchen stechen und Bint saugen, während die 
Männchen sich mit Nektar begnügen müssen. 

Es läßt sich vermuten, daß so gewandte Flieger wie die 
Dipteren auch gut entwickelte Sinnesorgane besitzen müssen. 
Doch sind nicht alle Sinne gleich scharf. Trotz der großen 
Augen, die bei den Männchen fast den ganzen Kopf einnehmen, 
sehen die Fliegen nicht gut. Nur Bewegungen werden leicht 
wahrgenommen, was offenbar mit dem Bau der Facettenaugen 
zusammenhängt. Besonders fein entwickelt ist bei vielen Arten 
das Gehör und der Geruch. Als Sitz dieser beiden Sinne be- 
trachtet man die Fühler. Man findet an ihnen Gruben, in 
denen Nerven münden. Es sind dies vermutlich die Enden der 
Geruchsnerven. Man findet sie nämlich in großer Zahl bei den 
aasfressenden und blutsaugenden Arten, deren Geruchsvermögen 
bekanntlich sehr entwickelt ist. Nach den Versuchen von 
Alfred Mayer scheinen die Fühler auch die Organe des Ge- 
hörs zu sein. 

Die Form der Fühler ist sehr mannigfaltig und zeigt sehr 
charakteristische Unterschiede, die man gleichfalls in der Syste- 
matik verwendete. Man teilte die Dipteren in Nematoceren 
oder Langhörner und Brachyceren oder Kurzhörner ein. Zu 
den ersteren rechnete man alle Fliegen, deren Fühler mehr als 
drei Glieder besitzen. Die Antennen der letzteren sollten nur 
drei Glieder besitzen. Diese Annahme hat sich als falsch er- 
wiesen. Man unterscheidet deshalb jetzt mit Brauer 
cycloraphe und orthoraphe Dipteren. Die letzteren schlüpfen 
durch eine Längsspalte aus der Puppenhaut, während bei den 
ersteren die ersten Ringe der Tonnenpuppe wie ein Deckel 
abspringen. Zum Öfinen der Tonne besitzen sie eine Stirn- 
blase, deren Rest zeitlebens als Quernaht auf der Stirne sicht- 
bar bleibt. 

Eine reichhaltige Sammlung meist einheimischer Fliegen, 
der Vertreter der besprochenen Familien, nebst ihren Larven 
und Puppen und eine Anzahl von Wandtafeln erläutern den 
interessanten Vortrag. 


— I — 


9. Januar 1904. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Der Vorsitzende begrüßt die zahlreich erschienenen Mit- 
glieder in der ersten Sitzung des neuen Jahres und teilt mit, 
daß an Stelle der mit Ende 1903 nach zweijähriger Amts- 
führung satzungsgemäß aus der Direktion ausgeschiedenen 
Herren Dr. med. E. Roediger und Dr. phil. A. Jassoy die 
Herren Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx als II. Direktor 
und Dr. med. O. Schnaudigel als II. Sekretär für die 
Jahre 1904 und 1905 gewählt worden sind. 

Das abgelaufene Jahr 1903 hat sich zu einem ganz be- 
sonders erfolgreichen und glücklichen für die Gesellschaft 
gestaltet. Vor allem sind die langjährigen Verhandlungen 
zwischen der Administration der Dr. Senckenbergischen 
Stiftung und der Stadtgemeinde zu einem befriedigenden 
Abschluß gekommen, so daß in den nächsten Monaten mit 
der Aufführung des Museums-Neubaues an der 
Viktoria-Allee begonnen werden kann. Die Pläne für 
den Neubau sind fertiggestellt und werden in der 
Sitzung vom 30. Januar von Herrn Baurat Neher vorgelegt 
und erläutert werden. Die Befürchtung hinsichtlich des Aus- 
tritts zahlreicher Mitglieder, zu der das Projekt der Verlegung 
des Museums anfänglich Anlaß gegeben hatte, hat sich als un- 
begründet erwiesen. Die Zahl der ausgeschiedenen Mitglieder — 
4 — hat sich durchaus in den Grenzen der alljährlich erfolgenden 
Austritte gehalten, dagegen sind im abgelaufenen Jahre 103 
Mitglieder der Gesellschaft neu beigetreten gegen 
85 Mitglieder in den vorvergangenen drei Jahren 1900—1902 
zusammen. Und dieser sehr erfreuliche Mitgliederzuwachs hält 
an: denn in der ersten Woche des neuen Jahres sind schon 
wieder 3 Mitglieder eingetreten. 

Das stetig wachsende Interesse an den Bestrebungen der 
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, 
welche in der Übernahme des Protektorats durch die 
Deutsche Kaiserin die allerhöchste Anerkennung gefunden 
haben, hat sich in dankenswerter Weise auch darin geäußert, 
daß einzelne Mitglieder der Gesellschaft ihren Jahres- 
beitrag freiwillig auf 50 Mark, bezw. 100 Mark er- 


— 9 — 


höht haben. Dieses hochherzige Beispiel wird hoffentlich 
weitere Nacheiferung finden. Denn nur dann können die laufen- 
den Mittel der Gesellschaft zur Durchführung der mit der Er- 
richtung des Neubaues notwendig gewordenen Neuerungen — 
Herstellung einer völlig neuen Schausammlung nach 
biologischen Gesichtspunkten, wie sie z. B. die neueren 
Museen in Altona, Bremen und Köln besitzen — annähernd 
ausreichen, wenn ihre regelmäßigen jährlichen Einnahmen durch 
eine Steigerung der Mitgliederzahl und eine freiwillige Erhöhung 
des Jahresbeitrages sehr erheblich wachsen. 

Voll Zuversicht ist die Gesellschaft in das neue Jahr ein- 
getreten, in dem freudigen Bewußtsein, daß das warme Interesse 
der Frankfurter Bürgerschaft an ihren Bestrebungen und an 
der naturwissenschaftlichen Forschung nicht erkalten wird. 

Nach diesen Mitteilungen des Vorsitzenden hält Herr Prof. 
Dr. Rudolf Burckhardt aus Basel, welcher der Gesellschaft 
seit langen Jahren als korrespondierendes Mitglied an- 
gehört, einen anziehenden, mit großem Beifall aufgenommenen 
Vortrag über 

„Die Biologie der Griechen.® 
(Siehe diesen „Bericht“, 11. Teil, Seite 3.) 


23. Januar 1904. 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Zunächst verkündet der Vorsitzende den Beschluß der 
Direktion vom 16. Januar bezüglich der diesmaligen Er- 
teilung des von Reinach-Preises. Über vier Preise ver- 
fügt die Senckenbergische Naturforschende Gesell- 
schaft, welche periodisch für die ausgezeichnetsten Leistungen 
auf den verschiedenen Gebieten der naturwissenschaftlichen 
Forschung zur Verleihung kommen. Es sind der von Soemmer- 
ring-, Tiedemann-, Stiebel- und von Reinach-Preis. Der 
letztere, 1892 gestiftet und für hervorragende Arbeiten in der 
Geologie, Paläontologie und Mineralogie der weiteren Umgebung 
Frankfurts bestimmt, ist in den Jahren 1893, 1895 und 1900 
an die Herren Prof. F. Kinkelin-Frankfurt (Geologie), Prof. 
A. Andreae-Hildesheim (Paläontologie), Prof. W. Schauf- 
Frankfurt und Prof. C. Chelius-Darmstadt (Mineralogie) ver- 
liehen worden und diesmal wiederum für das Gebiet der 


— 997 — 


Geologie ausgeschrieben gewesen. Auf Vorschlag der Preis- 
kommission, welche aus den Herren Prof. O. Boettger- 
Frankfurt, Prof. E. Kayser-Marburg und Prof. F. Kinkelin- 
Frankfurt zusammengesetzt gewesen ist, sind diesmal zwei 
Arbeiten, welche in gleicher Weise hervorragende Beiträge 
zur Geologie der weiteren Umgebung Frankfurts liefern, mit 
dem aus 1000 Mark bestehenden Preise, und zwar jede mit 
der Hälfte desselben, gekrönt worden, die Arbeiten der Herren: 
R. Delkeskamp, Assistent am mineralogisch-geolo- 
gischen Institut der Universität Gießen: „Die Genesis 
der Thermalquellen von Ems, Wiesbaden und 
Kreuznach und deren Beziehung zu den Erz- 
gängen des Taunus und der Pfalz“, 
und Einecke, Bergreferendar in Halle a.S.: „Ist die 
durch Bauer und Wenkenbach bei Geisig, Weyer, 
Wellmich, Werlau und Peterswalde festgelegte 
südwestliche Fortsetzung des Holzappeler Gang- 
zuges tatsächlich dort zu suchen?* 

Zum 1. Oktober 1905 wird der v. Reinach-Preis wiederum, 
diesmal für das Gebiet der Paläontologie, ausgeschrieben 
werden. 

Sodann legt der Vorsitzende die in den letzten Monaten 
erschienenen Hefte der „Abhandlungen“ der Gesellschaft 
vor, nämlich Band 27 Heft 2 und Band 29 Heft 1. 

Das 2. Heft des 27. Bandes enthält Arbeiten, welche das 
Voeltzkowsche Reisematerial behandeln, von Prof. Voeltzkow 
selbst, Dr. Mell und Dr. Siebenrock. Die Arbeit des 
letzteren befaßt sich mit den Schildkröten von Madagaskar 
und Aldabra, die auf einer Tafel in einer bisher noch nicht 
erreichten Schönheit und Feinheit abgebildet sind. 

Das 1. Heft des 29. Bandes nimmt eine einzige Arbeit 
des Herrn Albert von Reinach ein über die Schild- 
kröten aus dem ägyptischen Tertiär. Diese ausge- 
zeichnete Arbeit bildet die Fortsetzung der im 28. Bande der 
Abhandlungen von demselben Autor bearbeiteten Schild- 
kröten des Mainzer Tertiärbeckens. Das Material zu 
der vorliegenden Arbeit war von den Münchener Geologen 
Freiherrn Dr. E. Stromer-von Reichenbach und Dr. 
M. Blanckenhorn auf einer Forschungsreise in Ägypten im 

7 


— 9g — 


Jahre 1901/1902 gesammelt worden. Außerdem wurden noch 
fossile Schildkrétenpanzer aus dem Senckenbergischen Museum 
und aus dem Königlichen Museum für Naturkunde in Berlin, 
aus den gleichen ägyptischen Tertiärablagerungen stammend, zur 
Beschreibung herangezogen. Diese hervorragende Arbeit von 
Reinachs bildet eine willkommene Bereicherung der syste- 
matischen Forschungen über das ägyptische Tertiär, dem von 
den bisher beschriebenen europäischen tertiären Schildkröten- 
faunen die des Untereocäns von Sheppey in England am 
nächsten steht. 


Nach diesen Mitteilungen des Vorsitzenden hält Dr.K.Vohsen 
einen außerordentlich interessanten, mit lebhaftem Beifall auf- 
genommenen Vortrag: 


„Sprache und Naturforschung.“ 


In Anknüpfung an den Vortrag Professor Burckhardts 
in der letzten wissenschaftlichen Sitzung bespricht der Redner 
die Anschauung der alten Griechen über die menschliche 
Sprache. Plato und Aristoteles beherrschten mit ihren 
Weltanschauungen das Mittelalter. Die Kirche entschied den 
scholastischen Streit der Nominalisten und Realisten zu 
gunsten der letzteren, die in den Worten die wahren Wesen- 
heitensahen. Die erstarkende Naturwissenschaft entwickelte 
sich zunächst ohne Rücksicht auf erkenntnistheoretische Fragen. 
Kant erst liste die Frage nach dem Verhältnis unserer Vernunft 
zur Welt durch Annahme der Materie der Sinnesempfindung als 
des Gegebenen, das von unserer Vernunft in die ihr eigentüm- 
lichen Formen von Zeit, Raum, Kausalität und Substanz ver- 
wandelt wird. Wir betrachten mit Wundt diese Formen des 
Vernunftdenkens als das (regebene und sehen die Aufgabe der 
Physik im weitesten Sinne in „der Erklärung der Welt als 
Bewegung nach Elimination der subjektiven Elemente der Sinnes- 
wahrnelimung, die Aufgabe der Psychologie darin, die sub- 
jektiven Elemente der Sinneswahrnehmung unter sich und mit 
den sonstigen, rein subjektiven Tatsachen unserer unmittelbaren 
Erfahrung zu analysieren“. In dieser Analyse spielt die Er- 
klärung der Sprache eine bedeutsame Rolle, indem sie es ja ist, 
durch welche unser Denken erst möglich wird. Die Frage nach 
dem Ursprung der Sprache überhaupt muß dem Sprachforscher 


— 99 — 


überlassen bleiben; der Naturforscher fragt nach dem Zu- 
standekommen der Sprache im Individuum, das seiner Beobachtung 
zugängig ist, und studiert die Sprache als Ausdrucks- 
bewegung. 

Der Vortragende bespricht nun die Bewegungserscheinungen 
der Zelle, des Muskels, der Sprachmuskulatur und ihren Zu- 
sammenhang mit den nervösen Zentralorganen. Die wichtigsten 
Bereicherungen unserer Erkenntnis der Sprache entstammen der 
Beobachtung des Kindes und der Pathologie der 
Sprache, die mit der Entdeckung Brocas im Jahre 1862 
beginnt. Die Bewegungen der kindlichen Sprachmuskulatur 
hinterlassen Eindrücke in den dem Bewußtsein dienenden Zentren 
der Großhirnrinde, die wir als das sensorische Muskel- 
bewegungszentrum für Sprachlaute oder „glosso-kinästhe- 
tisches Zentrum“ nach Bastian bezeichnen. Neben diesem 
besteht noch das Zentrum für akustische und optische Eindrücke, 
mit Einschluß der Objekte und Schriftbilder, sowie ein in seiner 
Lokalisation nicht genau bekanntes Zentrum für die Bewegungen 
der Hand beim Schreiben, von Bastian „cheiro-kinästhe- 
tisches Zentrum“ genannt. Diesen Zentren untergeordnet 
sind die rein reflektorisch oder auf Willensimpulse antwortenden 
Zentren des verlängerten Marks, von denen aus die 
Bewegungen der Sprachmuskeln direkt ausgelöst werden. Nur 
so sind Fälle erklärbar, in denen bei gut entwickelter Intelligenz 
völlige Stummheit bis zum fünften oder siebenten Jahre be- 
obachtet wurde, die plötzlich durch eine psychische Erregung 
zum Schwinden kam; es stellte sich dann die Sprache in kurzer 
Zeit vollständig ein. Die vorschreitende Entwickelung des 
Großhirns des Neugeborenen entspricht dieser Auffassung der 
Sprachzentren; denn erst im siebenten Jahre, wo die Sprach- 
entwickelung vollkommen abgeschlossen ist, hat das Großhirn 
die Reife seiner Markscheidenentwickelung erreicht: die Bahnen 
sind nun eingeschliffen, auf denen die Entwickelung des Intellekts 
erfolgt. 

An Hand eines von dem Neurologen Storch erdachten 
Schemas entwickelt der Vortragende den innigen Zusammenhang 
der Muskeltätigkeit mit unseren Sinneswahrnehmungen und 
unserer geistigen Tätigkeit, die sich ja auch im Sprach- 
gebrauch spiegelt, wenn wir geistige und Gemüts-Vorgänge 

7% 


— 100* — 


mit einer Metapher als Gedanken- und Gemüts-Bewegungen 
bezeichnen. 

Die Arbeit des Sprachforschers, der die Geschichte 
des menschlichen Denkens schreibt, des Linguisten, der die 
Gesetzmäßigkeiten in bezug auf Laut und Bedeutungswandel, 
die phonetische Seite der Sprache auf Grund physikalischer 
Methoden erforscht, wird ergänzt von der Arbeit des Biologen. 
Ihn führt sein Weg bei Erforschung der Bewegungsvorgänge der 
Sprache zu den tiefsten Problemen des Menschengeistes. Und 
die Lösung dieser Probleme wird zu einer Weltanschauung führen, 
die den Zwiespalt zwischen der Welt der Sinneswahrnehmung 
und des Denkens aufhebt, einen Zwiespalt, der die Menschheit 
jahrtausendelang gepeinigt hat. 


30. Januar 1904. 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 
Baurat L. Neher spricht über den 


„Neubau der wissenschaftlichen Institute, insbe- 
sondere des Senckenbergischen Naturhistorischen 
Museums an der Viktoria-Allee.“ 

(Siehe diesen „Bericht“, II. Teil, Seite 27.) 


6. Fehruar 1904. 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 
Herr Fritz Winter spricht über 


„Die Süßwasserfische von Mitteleuropa und ihre 
Krankheiten.“ 


‘Die mitteleuropäischen Süßwasserfische, welche etwa 
90 Arten angehören, verteilen sich in der Hauptsache auf die 
Familien der Teleostier oder Knochenfische, nach ihrem 
knöchernen Skelett so benannt. Davon gehören zur Familie 
der Cyprinoiden oder karpfenähnlichen mit nur einer 
Rückenflosse 48 Arten, während auf die Familie der Salmo- 
niden oder Edelfische, die zwischen Rücken- und Schwanz- 
flosse noch eine Fettflosse haben, nur 18 Arten kommen. Die 
übrigen, darunter diejenigen mit doppelter Rückenflosse, wie 


— 101* — 


Zander und Stichling, treten in der Zahl zurück. Einerseits 
die Variabilität — kann man doch aus einem Schuppen- 
karpfen durch Überführen aus schnellfliießendem Wasser in 
einen Teich anfangs einen Spiegelkarpfen, in den nächsten 
Generationen einen ausgesprochenen Lederkarpfen ohne 
Schuppen ziehen — andererseits die leichte Verbastar- 
dierung der Fische untereinander erschweren auch einem 
geübten Ichthyologen die systematische Bestimmung unserer 
Süßwasserfische ungemein. Das gab mit die Anregung zur 
Herstellung eines großen Tafelwerkes, welches in einer bis 
jetzt noch nicht erreichten Vollkommenheit die bildliche Dar- 
stellung der gesamten Fische von Mitteleuropa. nebst ihren 
Varietäten auf 31 Tafeln enthält. 

Die leichte Variabilität der Fische war für uns von großem 
Nutzen, indem sie z.B. beim Karpfen, unserem ältesten Nutz- 
fisch, der schon auf der Tafel Theoderichs des Großen, wie 
Felix Dahn nachgewiesen hat, gern gesehen wurde, einige Rassen 
durch künstliche Zuchtwahl entstehen ließ, die durch große Renta- 
bilität, kleines Skelett, kleine Flossen, hohen Fleischansatz und 
rasches Wachstum sich auszeichnen. Im Mittelalter taten sich be- 
sonders die Klöster in der Züchtung der Karpfenrassen 
hervor; um 1543 wird berichtet, daß die Erzbischöfe von 
Bamberg Prämien aussetzten für Karpfen, die so hochrückig 
sein mußten, daß sie Tellerform einnahmen. Aus den Tälern 
des Aischgrundes ist heute noch die Aischgründer Rasse die 
höchstrückige, die auf den Markt kommt. Am verbreitetsten 
ist jedoch die böhmische Rasse, da sie die größte Widerstands- 
fähigkeit besonders gegen Witterungseinflüsse besitzt. 

Die rationelle Züchtung der Edelfische ist erst ein 
Produkt der letzten Jahrzehnte. In dem Maße, wie die Fisch- 
zucht sich hob, stieg auch das Bedürfnis nach Erkenntnis der 
zahlreichen Fischkrankheiten. Die bayerische Regierung, welche 
den Schaden erkannte, den Fischerkrankungen jährlich in der 
Volksnahrung ausmachen, war weitsichtig genug, ein Institut 
zur biologischen Erforschung der Fischkrank- 
heiten in München zu errichten, dem Professor Dr. Hofer 
vorsteht. Professor Hofer hatte die Liebenswürdigkeit, aus 
der Sammlung seiner Anstalt 36 Ölbilder von erkrankten Fischen 
zu dem Vortrag zur Verfügung zu stellen. 


— 102* — 


Im weiteren Verlauf des Vortrags werden einige Krank- 
heiten in Ursache und Wirkung geschildert wie Bakterien- 
Seuchen, Myxosporidienkrankheiten (die Pockenpest des Karpfens, 
die Beulenseuche der Barbe u.a.m.), Costien- und Chilodon- 
krankheit, letztere die verbreitetste Krankheit unserer Goldfische, 
und andere Erkrankungen. Den meisten epidemischen Krank- 
heiten durch Bakterien und Protozoen liegen im allgemeinen 
ungünstige, abschwächende biologische Verhältnisse zugrunde, 
welchen der Fisch ausgesetzt gewesen war. Besonders ungünstig 
wirken Sauerstoffmangel und Temperaturveränderungen, worauf 
beim Umsetzen der Fische zu wenig geachtet wird, Ein Fisch 
ist gegen plötzliche Temperaturabnahme weitaus empfindlicher 
wie ein in der Luft lebendes Tier, denn im freien Wasser 
kommen plötzliche Temperaturschwankungen niemals vor. Eine 
Verminderung der Temperatur von 3,5 Grad hat schon eine 
leichte Erkältung der Oberhaut im Gefolge. 

Zu dem Vortrage wird eine Reihe von erkrankten 
Fischen lebend vorgezeigt; einige mikroskopische Prä- 
parate erläutern außerdem die besprochenen Krankheiten. 
Ferner sind die erwähnten Ölbilder von erkrankten 
Fischen sowie die 31 Tafeln des in der hiesigen lithographischen 
Anstalt von Werner & Winter hergestellten Werkes über 
die „Süßwasserfische von Mitteleuropa“ ausgestellt, 
welche der Vortragende dem Senckenbergischen Museum zum 
Geschenk macht. 

In seinem Schlußwort dankt der Vorsitzende dem Redner 
für seine interessanten, mit lebhaftem Beifall aufgenommenen 
Ausführnngen und für die hochherzige Schenkung der künst- 
lerisch ausgeführten Tafeln, welche in dem neuen 
Museum bei der Sammlung der mitteleuropäischen Fische Auf- 
stellung finden werden. 


20. Februar 1904. » 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 
Professor Dr. August Brauer aus Marburg hält einen 
Vortrag über 
„Die Augen der Tiefseefische.“ 
Nachdem der Redner darauf hingewiesen hat, wie die 
Tiefsee im allgemeinen in bezug auf die Existenzbedingungen 


— 103* — 


zwar durch große Einförmigkeit ausgezeichnet ist, aber in bezug 
auf die besonderen Lichtverhältnisse, welche durch leuchtende 
Organismen geschaffen werden, eine Sonderstellung gegenüber 
anderen Gebieten einnimmt, schildert er, wie wahrscheinlich in 
engster Beziehung zu diesem Licht das Auge der Tiere, 
speziell der Fische, sich umgestaltet hat. Im Gegensatz zu 
früher herrschenden Anschauungen hat besonders das Material, 
das die deutsche Tiefsee-Expedition uns gebracht hat, 
gelehrt, daß die Fische nicht blind sind oder schlecht sehen, 
sondern im Gegenteil in der größten Zahl außerordentlich hoch 
entwickelte Augen besitzen, zum Teil sogar viel höher differen- 
zierte, als sie die Formen, die im Bereich des Sonnenlichtes 
leben, besitzen. Besonders fallen zwei Arten von Veränderungen 
auf, einmal eine starke, mitunter enorme Vergrößerung des 
Auges und dann die Umgestaltung zu einem bisher unbekannten 
Augentypus, dem sogenannten Teleskopauge. Während das 
gewöhnliche Fischauge seitlich gerichtet ist, die kugelfürmige 
Retina einheitlich und der Abstand zwischen ihr und der Linse 
gering ist, ist das Teleskopauge nach oben oder nach vorn ge- 
richtet, die beiden Augen liegen eng aneinander und stehen 
parallel, sie sind röhrenförmig. Die Linse ist groß, die Pupille 
stark aufgeweitet, die Retina ist geteilt in eine Hauptretina, 
welche den Grund des Auges einnimmt und in weitem Abstand 
von der Linse liegt, und in eine Nebenretina, welche an 
einer Seite des Rohres in geringer Entfernung von der Linse 
liegt. Die Bedeutung dieser Veränderungen ist wahrscheinlich 
darin zu suchen, daß die Nebenretina besonders sich bewegende 
und entfernte Objekte sieht und die Annäherung von anderen 
Tieren signalisiert, die Hauptretina dagegen, welche allein für 
verschiedene Entfernungen zu akkomodieren imstande ist, ein 
scharfes Bild von nahen Gegenständen gewinnen kann. Außerdem 
ermöglicht die große Linse, die weite Pupille und die Tiefe des 
Auges eine stärkere Ausnutzung der schwachen Lichtquelle. 
Weiter schildert der Redner die interessante Entwickelung des 
Teleskopauges aus dem gewöhnlichen Auge. Sie erfolgt nicht 
durch einfache Vertiefung des gewöhnlichen Auges sondern 
durch eine eigentümliche Drehung der Netzhaut und Iris, durch 
Verlagerung der Linse und durch eine Teilung der zuerst ein- 
heitlichen Retina in die Haupt- und Nebenretina. 


— 104% — 


Eine Anzahl künstlerisch ausgeführter Tafeln erläutert 
den lehrreichen Vortrag und gibt den zalılreichen Zuhörern ein 
anschauliches Bild von der monströsen Form und dem anato- 
mischen Bau des Auges der Tiefseefische. 


5. März 1904. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 
Oberférster O. Fleck spricht über das anziehende Thema 
„Der Wald im Winter.“ 


Wehmütig, fast klagend in Wort und Melodei, klingt des 
Dichters Lied aus, wenn es den Winter besingt. der die Natur 
ihres schönsten Schmuckes beraubt und die Gefilde weithin mit 
einem Leichentuch bedeckt, der alles Lebende verdorren und 
erstarren läßt, oder in todähnlichen Schlaf versenkt und in- 
mitten von Eis und Schnee als gestrenger Herr sein Regiment 
führt. 

Und doch ist der Wechsel der Jahreszeiten durch die 
Neigung der Erdachse gegen den Äquator in Verbindung mit 
der Ekliptik und die hierdurch hervorgerufene, zeitlich ver- 
schiedenartige Erwärmung und Beleuchtung einer Erdgegend 
durch die Sonne naturgesetzlich bestimmt. Winter muß sein, 
ob er sich nun als Kältewinter wie in unserer Zone äußert, 
oder ob Regenzeit und Dürreperiode einander ablösen. 

Den Winter hat sich aber die Natur als Helfer auserkoren, 
. um dem allzu üppigen Gedeihen Einhalt zu gebieten, den Kampf 
ums Dasein abzukürzen und Unvollkommenes zu vernichten, 
und um stets im Werden und Vergehen ein Gleichgewicht zu 
bewahren. 

Der Wald im Winter aber zeugt so recht von dieser 
erhaltenden und zerstörenden Naturkraft. 

Unsere Laubhölzer haben sich durch Umwandlung des 
Chlorophylis in Xanthophyll und Ansammlung von Pigmenten 
im Zellsaft verfärbt und verlieren durch Zellenschwellung am 
Blattstielgrunde, bisweilen unter Mitwirkung von Eiskristallen 
innerhalb der Trennungsschicht, ihr Laub. Die Kohlensäure- 
assimilation hat infolgedessen aufgehört; ebenso die Saftleitung 
im Holzteil der Gefäßbündel infolge der Temperaturerniedrigung. 
Im Holzparenchym haben sich Vorräte an Stärke, die Reserve- 


— 105* — 


stoffe, angesammelt, welche nach Beendigung der Saftruhe den 
neu zu bildenden Organen zugeführt werden. Zum Teil sind 
letztere schon sichtbar (Blatt- und Blütenknospen) oder ausge- 
bildet (Kätzchen von Erle, Birke, Aspe, Hasel, Weide). 

Die Nadelhölzer behalten, abgesehen von Lärche, Sumpf- 
zypresse u.a., ihre gegen Winterkälte geschützten, dickzelligen, 
harzreichen Assimilationsorgane und entledigen sich nur periodisch 
der ältesten Nadeljahrgänge. Temperaturerniedrigung und geringe 
Lichtintensität lassen aber trotzdem eine Assimilation nicht zu. 

Auch die Sträucher verlieren ihr Laub im Winter und 
perennierende Kräuter und Gräser verdorren über dem Wurzel- 
stock. Eine Ausnahme hiervon machen die wintergrünen und 
immergrünen Gewächse, bei welchen ein allmählicher Ersatz 
stattfindet, z. B. Ligustrum vulgare, Rubus fruticosus, Hedera 
helix, Spartium scoparium, Vaccinium vitis idaea, Ledum palustre, 
Pirola, Vinca u.a. 

Durch den Verlust abfallender Organe führt aber der 
Baum dem Boden Ersatz für entzogene Kräfte wieder 
zu. Das in chemischer und physikalischer Beziehung so nütz- 
liche Produkt dieser Abfallstoffe, die humose Bodendecke, 
wirkt besonders mildernd auf die dem Boden ungünstigen Extreme 
der Temperatur. Der Bodenfrost ist aber ein Hauptfaktor des 
Verwitterungsprozesses, indem die mechanische Kraft des ge- 
frierenden Wassers auf Gesteine zertrümmernd wirkt, das Poren- 
volumen der Bodenschichten vergrößert, die Bodenaufschließung 
begünstigt. 

Schädlich wirkt der Frost als „Barfrost* dadurch, daß auf 
unbedeckten Böden die Eiskristalle junge Pflänzchen aus dem 
Boden emporheben und infolge raschen Auftauens am Zurück- 
sinken hindern. 

Der eigentliche Winterfrost schadet unseren Waldbäumen 
in ihrer Vegetationsruhe wenig, da alle angedeuteten Nen- 
bildungen nach Bedarf geschützt sind. Nur „Frühfröste“ zer- 
stören unverholzte Triebe (Johannistriebe und Stockausschläge) 
wie bei Robinia, Juglans, Ailanthus. 

Radial verlaufende ,Frostrisse“ und „Frostleisten®, die 
durch Schwinden des Imbibitionswassers aus den Zellwänden 
und durch Lösung der eingetretenen Spannung entstehen, kommen 
bei unseren Harthölzern mit starken Markstrahlen vor. 


— 106* — 


Weit nachteiliger für den Wald sind die wegen ihres 
winterlichen Charakters hier zu erwähnenden ,Spatfriste* (Mai- 
fröste), die neugebildete, zarte Triebe und Blüten zerstören 
(Tanne, Fichte, Buche, Eiche, Esche, Obstbäume). Durch plötz- 
liche Temperaturerniedrigung unter den Gefrierpunkt tritt Wasser 
aus den Zellen in die Interzellularräume beziehungsweise in das 
Lumen der Blattepidermis u.s. w. und gefriert dort, während 
die hydrostatische Gewebespannung (Turgoreszenz) nachläßt. 
Bei plötzlichem Wiederauftauen durch die Sonne kann das 
Wasser nicht mehr zurücktreten, die Gewebe müssen vertrocknen. 
Nach der neuen Theorie von Professor Dr. Molisch in Prag 
tritt der Gefriertod durch Zerstörung der Molekularstruktur des 
Protoplasmas infolge der geschilderten Wasserentziehung ein. 

Auch der Schnee wirkt wohltätig und zerstörend im 
Walde. Er schützt Jungwüchse, Neubildungen und Boden; er 
führt letzterem die sogenannte Winterfeuchtigkeit zu, ist der 
Lieferant von Ammoniak und schwächt infolge der allmählichen 
Schneeschmelze im Wald die Hochwassergefahr ab. Verderblich 
äußert er sich durch ,Schneedruck* und „Schneebruch‘“, indem 
er bei geringerer Kälte, zu wässerigen Flocken geballt, fest 
am Baum und Gezweig haftet und schließlich durch gewaltige 
Last namentlich Nadelhölzer zum Fallen und Brechen bringt. 
Ähnliche Schäden verursachen Rauhreif (Duftanhang) und Eis- 
anhang. 

Sehr verschiedenartig ist das Winterstadium unserer 
kleinen Lebewelt im Walde. 

Von den forstlich schädlichen Schmetterlingen über- 
wintert die gefürchtete Nonne (Liparis monacha) als Ei, 
ebenso die durch ihre Gifthaare lästigen Eichen- und Kiefern- 
prozessionsspinner (Cnetocampa processionea und pinivora), sowie 
Schwammspinner (Liparis dispar), Ringelspinner (Gastropacha 
neustria) und die Frostspanner (Hibernia defoliaria, Cheimatobia 
brumata und boreata). 

Als Raupe überwintert der sehr schädliche Kiefernspinner 
(Gastropacha pini), der Harzgallenwickler (Tortrix resinana), 
der Weidenholzbohrer (Cossus ligniperda) und die als Sack- 
trägerin bekannte Lärchenminiermotte (Coleophora laricella). 

Im Puppenstadium befinden sich der Kiefernschwärmer 
(Sphinx pinastri), die Forleule (Trachea piniperda), der Kiefern- 


— 107% — 


spanner (Fidonia piniaria), der Bürstenspinner (Rotschwanz) 
(Dasychira pudibunda), der Eichenwickler (Jortrix viridana), 
sowie der Mondvogel (Pygaera bucephala). 

Unter den Blattwespen finden wir die erste Generation 
von Lophyrus pini als Larve im tönnchenartigen Cocon, die 
zweite als Puppe. 

Von den überaus zahlreichen forstlich wichtigen Käfern, 
die in einfacher, doppelter, einjähriger, zwei- bis fünfjähriger 
Generation vorkommen, überwintern als Imago die Blattkäfer 
(Chrysomeliden) und die meisten Bostrychiden (Borkenkäfer) 
wie Ilylesinus micans, Hylesinus piniperda (Waldgärtner). Von 
den wurzelbrütenden Hylesinen (ater, attenuatus, augustatus, 
ligniperda), die in doppelter Generation auftreten, tiberwintern 
Käfer und Larve gleichzeitig. Auch bei dem großen, braunen 
Rüsselkäfer (Hylobius abietis) finden wir, entsprechend seiner 
zwei Jahre dauernden Entwickelung, im Winter Käferlarve, 
Käfer-Vater und -Sohn. Melolontha (Maikäfer), die sich be- 
kanntlich in 3—5 Jahren entwickelt, kommt auch als Larve 
und Puppe vor. 

Die genaue Kenntnis der einzelnen Stadien dieser Schäd- 
linge ist nicht nur für Sammler und Forscher, sondern auch 
für den Forstmann von großer Wichtigkeit, da er seine Vor- 
beugungs- und Vertilgungsmaßregeln auf Grund derselben 
namentlich im Winter anordnen muß. 

Von den gefiederten Waldbewohnern haben uns 
die Zugvögel verlassen. Die heimisch bleibenden haben zum 
besseren Schutze ein dem Landschaftsbild mehr entsprechendes 
graues und weißes Kleid angelegt wie Buchfink, Goldammer, 
Sperling, während sich Meise, Baumläufer, Zaunkönig und 
Häher mehr durch das Dickicht schützen. Nur der heiser 
krächzende Galgenvogel hebt sich in seinem Trauerkleide 
schroff vom Leichentuche der Natur ab. Der Gesang ist ver- 
stummt; Selbsterhaltungstrieb ist die Hauptsache. Und um bei 
uns den Nahrungsmangel zu heben, in südlichen Ländern da- 
gegen die üppige Fülle zu verringern, hat die Natur selbst die 
Zugvögel in die Fremde geschickt. 

Auch unser Wild hat ein wärmeres Kleid mit längeren 
Haaren und einer der Natur mehr angepaßten Farbe bekommen. 
Hirsch und Reh haben ihr Gehörn abgeworfen. Auch der Balg 


— 108 — 


von Hase und Raubzeug (Fuchs, Marder, Iltis, Wiesel) hat sich 
verdichtet und befestigt und schützt gegen Winterkälte Nur 
der Mangel an Äsung macht sich namentlich bei hohem Schnee 
bemerkbar; schwächere Stücke gehen ein; ein kräftiger Schlag 
wird gezeitigt. Meister Grimbart allein hat sich in seinem Bau 
ein fettes Bäuchlein angemästet und schläft dort den Schlaf des 
Gerechten. 

Doch nun zum edelsten Teil der Schöpfung, zum Menschen. 
Des Jägers Welt besteht in Wald und Winter, Wild 
und Weidwerk. Der Jagd Hochsaison ist der Winter. Der 
weiße Pfad, der dem Jäger pürschen und spüren hilft, ist der 
beste Leithund. 

Der Forstmann aber muß neben der Büchse auch Risser, 
Zollstock und Kluppe führen. Die Vegetationsruhe, die bessere 
Verwertbarkeit von Nutz- und Brennhölzern, der bessere Holz- 
transport bei Schnee, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und 
anderes wirken bestimmend für die winterliche Holzfällung. 
So bringt der Wald dem Besitzer ein gut Stück Geld ein und 
ernährt viele tausende von Menschen in der beschäftigungslosen, 
kalten Jahreszeit. 

Der der Ruhe bedürftige Mensch aber findet, fern vom 
Dunste qualmender Fabrikschlote, fern vom Getümmel hastenden, 
nervenzerstörenden Verkehrs, in ozonreicher, keimfreier Luft, 
in heiliger Waldesstille, was er sucht, Erholung und Seelen- 
frieden. 
Denn gerade im friedlichen Schweigen der Winterpracht 
des Waldes stört ihn kein profanes Geräusch. Sein Geist be- 
freit sich dort jeglichen Druckes und nur voller Begeisterung 
schaut er die Natur in ihrem weislichen Wirken, wie sie alles 
erhält, neues Leben vorbereitet und — wie sie zur Herstellung 
des notwendigen Gleichgewichts hinwieder für Verzehrung und 
Zerstörung ihrer eigenen Schöpfung sorgt. 


12. März 1904. 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 
Mit warmen Worten begrüßt der Vorsitzende Freiherrn 
Dr. Stromer-von Reichenbach, welcher vor kurzem von 


einer paläontologischen Forschungsreise nach Unterägypten 
zurückgekehrt ist. 


— 109% — 


Dr. Stromer hat bereits vor zwei Jahren an einer von 
der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften aus- 
gesandten Expedition nach der gleichen Gegend teilgenommen. 
Es war also selbstverständlich, daß ihm die Leitung der von 
der Senckenbergischen Gesellschaft ausgerüsteten Expedition 
übertragen wurde. 

Der Vorsitzende bedauert lebhaft, daß Herr Albert 
von Reinach, welcher durch Schenkung reicher Mittel diese 
Forschungsreise ermöglicht hat, zurzeit aus Gesundheitsrück- 
sichten von Frankfurt abwesend ist, und hofit, daß derselbe 
bald vollständig genesen zurückkehren möge, um selbst die 
Bearbeitung des reichen Materials an fossilen Schildkröten, die 
Dr. Stromer mitgebracht hat, übernehmen zu können. 


Hierauf bält Dr. Ernst Stromer-von Reichenbach, 
Privatdozent der Paläontologie und Geologie an der Universität 
München, seinen Vortrag tiber 


„Eine geologische Forschungsreise in die Libysche 
Wüste.“ 


Er war im Auftrage und auf Kosten der Sencken- 
bergischen Naturforschenden Gesellschaft vom No- 
vember 1903 bis zum Februar d. J. in Ägypten und unter- 
nahm von Kairo als Standquartier außer kleinen Ausflügen 
zu dem benachbarten Ost- und Westrand des Niltales einige 
mehrwöchentliche Touren in den nordöstlichen Teil der 
Libyschen Wüste: in das Uadi Natrün, Uadi Faregh 
und in die Fajüm-Oase und deren Umgebung. 

Wind und Wetter und die zwar gutmütigen, aber unzu- 
verlässigen und habgierigen Eingeborenen bereiteten ihm 
manche Schwierigkeiten, dafür fand er bei den Europäern viel 
Entgegenkommen und hatte in einem deutschen Naturalien- 
sammler eine vorzügliche Hilfskraft. 

Seine Hauptaufgabe war, versteinerte Reste von Wirbel- 
tieren zu sammeln, die vom Mitteleocän (Alttertiär) an in 
Ägypten häufig sind. Doch machte er natürlich auch geo- 
graphische und geologische Beobachtungen und 
sammelte Gesteinsproben und viele versteinerte Reste von 
wirbellosen Tieren (Korallen, Schnecken, Muscheln, Seeigeln 
und Krebsen) und Pflanzen (verkieselte Hölzer und Blattabdrücke). 


— 110° — 


Die geologische Geschichte Agyptens vom Mitteleocän an 
ist vor allem dadurch charakterisiert, daß ein im Süden ge- 
legenes Festland sich allmählich nach Norden zu vergrößert. 
In der Pliocänzeit (jüngstes Tertiär) jedoch bildeten sich in- 
folge von Einbrüchen die Grabensenkungen des Niltales und 
des Roten Meeres, in welche das Meer eindrang. Erst in der 
Diluvialzeit, während welcher regenreiche Perioden mit trockenen 
abwechselten, erscheint der Nil in seinem Tale und beginnt 
das Delta aufzuschütten. Aber schon vom Mitteleocän an 
lassen sich in der Libyschen Wüste die Spuren eines großen, 
von Süden kommenden Stromes, des , Urniles‘ von Dr. Blancken- 
horn, verfolgen. Aus seinen Delta-Ablagerungen stammen die 
meisten der gesammelten Reste. 

Aus den rein marinen Schichten des unteren Mitteleocäns 
brachte der Vortragende von Wirbeltierresten nur solche von 
vielen Fischen, Krokodilen, Seekühen und riesigen Urwalen 
(Zeuglodon) mit, aus dem oberen Mitteleocän aber Reste von 
Sägefischen, Panzerwelsen, gavialartigen großen Krokodilen, 
Schildkröten, Seekühen, kleinen Urwalen, Urraubtieren 
(Creodonten) und von den ältesten bekannten Vorfahren der 
Mastodonten und Elefanten (Moeritherium), also auch von 
Süßwasser- und Landtieren. In den untersuchten Obereocän- 
und noch mehr in den Pliocän-Ablagerungen überwiegen 
letztere die marinen Tiere. In ersteren fanden sich nämlich 
Knochen und Zähne von vielen Schildkröten, Krokodilen und 
Landsäugetieren (Urraubtieren, Creodonten), Urmastodonten 
(Palaeomastodon), primitiven Huftieren (Ancodus), in den 
Pliocänschichten solche von Welsen, Schildkröten und Kroko- 
dilen, sowie von Flußpferden, Antilopen, dem Kameel und von 
Raubtieren. Im Quartär endlich sammelte der Reisende Süß- 
wasserkonchylien und Wiederkauerreste.. 

Zahlreiche Lichtbilder nach Photographien, welche der 
Vortragende oft unter recht schwierigen Verhältnissen während 
seiner Reise aufgenommen hat, und die reiche Ausstellung 
der wichtigsten, mitgebrachten Fossilien erläutern 
den interessanten Vortrag, welcher von den zahlreich er- 
schienenen Zuhörern mit großem Beifall aufgenommen wird. 


— lll* — 


19. Marz 1904. 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Professor Dr. J. Morgenroth, Mitglied des Königlichen 
Instituts für experimentelle Therapie, spricht über 


„Neuere Forschungen über Fermente.‘ 


Die meisten Nahrungsstoffe müssen, bevor sie von der 
Darmwand aufgenommen und dem Blute zugeführt werden, 
chemisch verändert werden. Diese Veränderung besteht in einer 
Spaltung, die zu kleineren Molekülen führt; aus Stärke ent- 
steht Zucker, aus Eiweiß entstehen Albumosen, Peptone und 
gewisse organische Säuren. Während derartige Spaltungs- 
vorgänge außerhalb des Organismus nur durch kräftig wirkende 
chemische Agentien, wie z. B. Säuren, zu stande kommen, 
verfügt der Organismus über besondere Hilfsmittel in den 
Fermenten, welche die mannigfachen nötigen Spaltungen der 
Nahrungsstoffe vollbringen. Es kommen hier vor allem die auf 
Stärke einwirkenden Diastasen der Speicheldrüsen, das Pepsin 
des Magens und das Trypsin der Bauchspeicheldrüse in Betracht, 
welch letztere Eiweiß verdauen, d. h. chemisch spalten. 
Die eiweißverdauenden Fermente entstehen in den Zellen der 
Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse, sind aber zuerst 
in einer unwirksamen Form, als Profermente vorhanden, 
die erst durch verschiedenartige Einflüsse in die wirksamen 
Fermente übergeführt werden. Die Sekretion der Fermente 
läßt sich auch mikroskopisch an ganz charakteristischen Ver- 
änderungen der Zellen verfolgen. 

In letzter Zeit fanden nun Pawlow und Chepo- 
wallnikoff, daß das Protrypsin durch den an sich unwirksamen 
Darmsaft in das wirksame Trypsin übergeführt wird. Es liegt hier 
ein zweckmäßiges Zusammenwirken zweier Substanzen vor, das 
eine interessante Analogie mit gewissen Erscheinungen auf dem 
Gebiete der Immunität zeigt, indem die bakterienzerstörende 
Kraft des Blutes gleichfalls auf einem ähnlichen koordinierten 
Zusammenwirken zweier Schutzstoffe des Serums beruht. 

Zwischen der Sekretion der Verdauungsfermente und der 
Gehirntätigkeit höherer Tiere besteht ein enger Zusammenhang, 
indem schon durch den Anblick entsprechender Speisen die Sekretion 
der zu ihrer Verdauung geeigneten Fermente angeregt wird. 


— 119% — 


Eines der interessanten Probleme der Physiologie bildet 
das Problem der Selbstverdauung des Magens und Darmes. Die 
eiweißverdauenden Fermente greifen während des Lebens die 
Magen- und Darmwand, die doch selbst zum großen Teil aus 
Eiweiß besteht, nicht an. Eine Schutzwirkung dürfte hier dem 
im Blute enthaltenen normal vorkommenden Antifermenten 
zukommen, wie sie auch wahrscheinlich im Organismus der 
Eingeweidewürmer vorhanden sind, denen sie die Möglichkeit 
gewähren, in dem an Verdauungsfermenten reichen Darmsaft 
zu leben. 

Die Forschungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß 
fast alle tierischen Organe während des Lebens gleichsam im 
Kampfe mit verdauenden Fermenten liegen, die in deren eigenem 
Gewebe enthalten sind. Nach dem Tode kann ein Zerfall der 
Organe durch diese Fermente stattfinden, der als Autolyse 
bezeichnet wird. Bei dem Schutz des Körpers gegen eindringende 
krankheitserregende Bakterien und bei der Heilung von Krank- 
heiten (Lungenentzündung) kommt der Autolyse vielleicht eine 
gewisse Rolle zu. Ebenso dürfte sie von Bedeutung sein für 
die Rückbildung von Organen bei der Metamorphose der Tiere. 

Zweifellos sind die autolytischen Fermente durch ihre 
eiweißspaltenden Wirkungen von Bedeutung für die Lebens- 
prozesse, es ist aber auch daran zu denken, daß sie zum A uf- 
bau der Organe beitragen, nachdem in den letzten Jahren die 
synthetischen Funktionen gewisser Fermente erkannt worden sind. 

Es ist eine der wichtigsten Aufgaben der physiologischen 
Chemie, zu untersuchen, inwieweit sich die chemischen Leistungen 
der Organismen auf Fermentwirkungen zurückführen lassen. 


26. März 1904. 
Vorsitzender: Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx. 


Eine reichhaltige Ausstellung lebender Salamander 
und Molche, ihrer Futtertiere und Feinde bildete den Abschluß 
der diesmaligen Winterveranstaltungen. Ausgestellt waren: 

Salamandra maculosa Laur., Feuersalamander: Er- 
wachsene und halbwüchsige Exemplare aus dem Taunus, der 
Bergstraße, dem Schwarzwald, aus Tirol und vom Mte. Bre bei 
Lugano (z. T. seit langen Jahren in der Gefangenschaft gehalten); 
ein dreijähriges und ein zweijähriges Exemplar, in den Jahren 


— 113% — 


1901 bezw. 1902 aus Larven gezogen (das zweijährige Exemplar 
ist in der Gefangenschaft geboren); zahlreiche einjährige Exem- 
plare, aus Larven gezogen, darunter zwei Tierchen, die als 
Larven im Frankfurter Stadtwalde im Mai 1903 gefangen wurden; 
eine überwinterte Feuersalamanderlarve, im Juli 1903 bei Niedern- 
hausen im Taunus gefangen (abnorm lange Dauer des Larven- 
zustandes) und zahlreiche diesjährige Feuersalamanderlarven (am 
17. März 1904 in der Gefangenschaft geboren). 

Salamandra atra Laur., Alpensalamander: Erwachsene 
und halbwüchsige Exemplare von der Konstanzer Hütte am 
Patteriol, Arlberg, 1800 m Höhe (leg. Dr. A. Jassoy) und ein ein- 
jähriges Exemplar, in der Gefangenschaft am 15. Juni 1903 geboren. 

Salamandrina perspicillata (Savi), Brillensalamander: 
Aus Florenz (leg. Prof. Dr. L. Edinge r). 

Molge cristata (Laur.), Kammmolch: Erwachsene Männchen 
und Weibchen im Hochzeitskleide aus der Umgegend von Frank- 
furt (im Wasser überwintert); ein zweijähriges Exemplar von 
125 mm Länge und zahlreiche einjährige Exemplare von 80— 
105 mm Länge (als Larven gefangen und dauernd im Wasser 
gehalten). M. cristata var. carnifex Laur. aus Italien, var. longipes 
Strauch aus Griechenland. 

Molge alpestris (Laur.), Bergmolch: Erwachsene Männchen 
und Weibchen im Hochzeitskleide aus der Umgegend von Frankfurt. 

Molge vulgaris (L.), Streifenmolch: Desgl.; var. meridio- 
nalis Bigr. aus Epirus. 

Molge palmata (Schneid.), Fadenmolch: Im Freien über- 
winterte vorjährige Larven, gefangen am 27. Februar und 
12. März 1904 (leg. P. Enghardt in Grünenplan, Hils bei 
Alfeld a. d. Leine). 

Molge boscae (Lat.), Boskascher Molch: Männchen und 
Weibchen im Hochzeitskleide aus Portugal. 

Molge marmorata (Latr.), marmorierter Molch: Männ- 
chen und Weibchen im Hochzeitskleide aus Südfrankretch. 

Molge blasii de Isle, Blasiusscher Molch: Einjähriges 
Exemplar, in der Gefangenschaft geziichtet von Dr. W. Wolters- 
torff in Magdeburg (d M. marmorata aus Porto, 2 M. cristuta 
var. carnifex aus Neapel); Bastardeier von M. cristata var. carnifex 
aus Neapel, befruchtet von M. marmoratu d aus Argentan(Kiablage: 
15.—19. März 1904). Don. Dr. W. Wolterstorff in Magdeburg. 

8 


— 114" — 


Molge pyrrhogastra Boie, Feuerbauchmolch: Männchen 
und Weibchen aus Japan. 

Molge waltlii (Michah.), Rippenmolch: Aus Kadix (Don. 
Dr. W. Wolterstorff in Magdeburg). 

Ferner waren ausgestellt frisch abgelegter Laich und kleine 
Kaulquappen des braunen Grasfrosches, lebende Forellen und Stich- 
linge, Flußkrebse, Wasserasseln, Flohkrebse (Gammarus fluviatilis 
Roesel und G. pulex L.), Daphnien und Cyclopiden, groBe Wasser- 
käfer (Dyticus marginalis L., Cybister Roeseli Füßly und Hydrophilus 
piceus L.) und Libellen nebst ihren Larven, Köcherfliegenlarven, 
Schnakenlarven (Culex pipiens L., Chironomus plumosus L. u. a.), 
sog. Mehl wiirmer und Regenwiirmer, die teils Futtertiere, teils 
Feinde der Salamander- und Molchlarven darstellen. 

An der Hand dieses reichhaltigen lebenden Materials 
hielt Dr. August Knoblauch einen anziehenden Vortrag über 


„Feuersalamander und Molche in der Gefangenschaft.“ *) 


Neben dieser Ausstellung lebender Tiere wurde der 
Vortrag durch zahlreiche biologische und entwickelungsgeschicht- 
liche Präparate aus dem Senckenbergischen Museum und 
durch eine Reihe kolorierter Abbildungen erläutert, welche die 
Entwickelung der Frösche und Kröten, der Molche und Salamander 
und die verschiedenen Färbungs-Spielarten des Feuer- 
salamanders zur Auschauung bringen. 


In seinem Schlußwort gab der Vorsitzende Prof. Dr. Marx 
einen kurzen Rückblick auf den äußerst befriedigenden Verlauf 
der wissenschaftlichen Sitzungen in diesem Winter. Dieselben 
hatten sich, obwobl sie fast alle acht Tage stattfanden, durch- 
weg eines wesentlich stärkeren Besuches zu erfreuen wie in allen 
früheren Jahren. Dasselbe gilt für die Vorlesungen der Dozenten 
Prof. Dr. Reichenbach, Prof. Dr. Möbius und Privatdozent 
Dr. Östreich. Vor allem zeigt sich aber das wachsende 
Interesse, welches der Senckenbergischen Natur- 
forschenden Gesellschaft in allen Kreisen der 
Bürgerschaft entgegengebracht wird, in dem steten 
Anwachsen der Mitgliederzahl, welche in den letzten 
Tagen 600 überstiegen hat. 


*) Der Vortrag ist in „Natur und Haus“, 1904, erschienen. 


— 115% — 


9. April 1904. 


Matthias Jakob Schleiden. 
Zur Feier seines hundertsten Geburtstages: 5. April 1904. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Die heutige auBerordentliche Sitzung gilt dem An- 
denken eines Mannes, der weit tiber das Gebiet seines Spezial- 
faches, der Botanik, hinaus bahnbrechend gewirkt und der 
ein Menschenalter lang in engen Beziehungen zur Sencken- 
bergischen Naturforschenden Gesellschaft gestanden 
hat. ,Am 21. April 1849 wurde der damalige Jenenser Professor 
Schleiden zum korrespondierenden Mitgliede ernannt 
und, nachdem er zu Anfang der 70er Jahre seinen Wohnsitz 
nach Darmstadt, Wiesbaden und schließlich nach Frankfurt 
verlegt hatte, sind viele unserer Mitglieder ihm persönlich nahe 
getreten. In dankbarer Erinnerung dessen, was er der Wissen- 
schaft und uns gewesen ist, haben wir an seinem hundertsten 
Geburtstag in früher Morgenstunde einen Lorbeerkranz am 
Grab des heimgegangenen Freundes niedergelegt und dankbar 
haben wir es empfunden, daß auch der Magistrat unserer 
Vaterstadt ein gleiches getan und daß als Vertreter des 
Magistrats die Herren Bürgermeister Geheimrat Dr. Varren- 
trapp und Stadtrat Zimmmer zu unserer heutigen Sitzung er- 
schienen sind. Wir feiern Schleiden als den großen 
Gelehrten, der die Botanik zu einer induktiven 
Wissenschaft erhoben und damit der gesamten Biologie 
zielbewußt und mit überraschender Klarheit neue Wege ge- 
wiesen hat, und wir feiern ihn, weil wir mit Stolz bekennen 
dürfen: Er war unser! Und wenn abermals hundert Jahre 
in die Welt gegangen sein werden, und keiner von uns mehr am 
Leben ist, wird eine andere Generation sein Andenken dank- 
bar ehren, wie wir es heute tun!“ 

Nach diesen einleitenden Worten des Vorsitzenden hält 
Prof. Dr. M. Möbius 


die Gedächtnisrede. 

Nachdem der Vortragende zunächst auf die Bedeutung 
Schleidens für den Aufschwung der Naturwissenschaften im 
vorigen Jahrhundert hingewiesen hat, gibt er einen kurzen 

8* 


— 116* — 


Lebensabriß des heute Gefeierten. Die Familie Schleiden 
ist eine norddeutsche; der Großvater Matthias Jakob, dessen 
Namen der berühmte Enkel erhielt, war Gutsbesitzer in Kiel, 
der Vater, Andreas Benedikt, Stadtphysikus in Hamburg. 
Matthias, der älteste Sohn, besuchte die Schulen seiner Vater- 
stadt und begab sich 1824 zum Studium der Jurisprudenz 
nach Heidelberg, wo er 1826 zum Doktor promoviert wurde. 
Darauf ließ er sich in Hamburg als Advokat nieder, fand 
aber so wenig Geschmack an seinem Berufe, daß er ihn aufgab 
und Medizin zu studieren beschloß. Er besuchte zu diesem 
Zweck die Universität Göttingen, wo ihn der Botaniker Bart- 
ling für sein Fach gewann. Das Studium der Botanik setzte 
er dann unter der Leitung seines Onkels Horkel in Berlin 
fort, bis er 1839 nach Jena übersiedelte, wo er den philosophi- 
schen Doktorgrad erwarb und zunächst außerordentlicher Pro- 
fessor der Botanik, später (1856) ordentlicher Professor und 
Direktor des botanischen Gartens wurde. In dieser 
seiner Stellung entfaltete er eine sehr reiche Tätigkeit durch 
seine Vorlesungen über Botanik, Pharmakognosie und Anthro- 
pologie, durch Unterricht in seinem Laboratorium und vor allem 
durch seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Von Aka- 
demien und Gesellschaften wurden ihm mehrfach Auszeichnungen 
zuteil und auch die Senckenbergische Naturforschende 
Gesellschaft ernannte ihn 1849 zu ihrem korrespon- 
dierenden Mitglied. Störend wirkten die politischen Un- 
ruhen der Jahre 1848 und 1849 und weitere Umstände ver- 
schiedener Art veranlaßten ihn sogar im Jahre 1862, seine 
Stellung aufzugeben und nach Dresden als Privatmann über- 
zusiedeln. Zwar wurde er von hier bald nach Dorpat als 
Professor der Anthropologie berufen, aber ebenso schnell 
kehrte er von dort zurück und lebte nun in Dresden, Frank- 
furt (1872), Darmstadt, Wiesbaden und wieder in unserm 
Frankfurt, wo er am 23. Juni 1881 nach längerem Leiden 
starb. Die letzte Periode seines Lebens war schriftstellerischer 
Tätigkeit auf den verschiedensten Gebieten gewidmet. 

Das wichtigste seiner Werke ist sein Lehrbuch, die 
„Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik“, in 
dessen ausführlicher Einleitung er seine induktive Methode 
darlegt und zeigt, wie die Anschauung die Grundlage für alles 


— 117 — 


Wissen abgeben und bei allen Untersuchungen die Entwick- 
lungsgeschichte die Hauptrolle spielen muß. Näher kann 
auf den Inhalt eines solchen Lehrbuchs nicht eingegangen werden; 
dagegen wird zu zeigen versucht, in welcher Weise Schleiden 
die Lehre von der Zelle als dem Grundorgan des 
Pflanzenkörpers begründet hat und wie im Anschluß daran 
Schwann die Zelle auch als Grundorgan des tierischen 
Organismus erkannte. Ferner wird die eigentümliche Theorie, 
die Schleiden über die Befruchtung der Blütenpflanze auf- 
gestellt hat, besprochen, eine Theorie, die von vornberein wenige 
Anhänger und viele Gegner fand und von ihrem Urheber 
schließlich selbst als Irrtum erkannt wurde. Er hat aber auch 
dabei unsere Kenntnisse über diesen Gegenstand vielfach be- 
reichert und seine zahlreichen anderen, nur erwähnten Arbeiten 
zeigen, daß er auf fast allen Gebieten der reinwissenschaftlichen 
und der angewandten Botanik tätig gewesen ist. Schon in 
Jena hat Schleiden durch populäre Vorträge die botanischen 
Probleme dem großen Publikum verständlich zu machen ver- 
sucht und aus diesen Vorträgen ist das früher berühmte, in 
6 Auflagen herausgegebene Bach „Die Pflanzen und ihr 
Leben“ entstanden. Aus der großen Anzahl populärer Schriften, 
die meistens der späteren Periode angehören, seien nur die 
erwähnt, die als selbständige Bücher erschienen sind: Die 
„Studien“, eine Sammlung von meistens physikalischen und 
astronomischen Vorträgen, „Das Meer“, von wesentlich zoo- 
logischem Inhalt, „Die Rose“ und „Das Salz“. Im Anschluß 
an die Erwähnung dieser und anderer Arbeiten wird Schleidens 
Stellung zum Darwinismus, seine philosophische Weltaufassung, 
seine religiöse Überzeugung und seine Ansicht von dem Judentum, 
zu dessen Gunsten er mit seinen beiden letzten Schriften ein- 
getreten ist, kurz angedeutet. Schließlich wird erwähnt, daß 
er viel Verständnis für die bildende Kunst und große Fähig- 
keiten im Zeichnen besaß und sich auch in der Poesie mit 
zwei Bändchen von Gedichten versucht hat. 


— 118* .— 


Museums-Bericht. 


I. Zoologische Sammlung. 


1. Die Säugetier-Sammlung. 


Von den aus dem Zoologischen Garten eingelieferten Tieren 
wurde eine ganze Anzahl gestopft und montiert, auch wurden 
aus den Balgvorräten früherer Jahre verschiedene Tiere für die 
Schausammlung aufgestellt. 

Die Hauptarbeit erstreckte sich aber auf die Herstellung 
der großen Gruppen aus der einheimischen Fauna, worüber 
weiter unten näheres berichtet ist. 


Geschenke: Karl Kullmann: ein sehr schönes Pär- 
chen von Arctomys marmotia L., das zwischen dem Morteratsch- 
und dem Roseggletscher erlegt worden war. 

Siegmund von Mumm: einen Cams dingo Blumenb. 

Neue Zoologische Gesellschaft: einen neugeborenen 
Cervus elaphus L., Cricetus frumentarius L., Mus rattus Pall., 
Cervus capreolus L., neugeboren, Lagostomus trichodactylus Brook., 
Felis leo L., 6 Wochen alt, Scaurus bilineatus Desm., Mephitts 
zorilla v.d. Hoev., 2 Monate alt, in Formol. 

Karl Huth: Mus sylvaticus L. 

Karl Hopf, Niederhöchstadt am Taunus: neugeborene 
Bernhardiner Hunde und einen Schädel einer rassenreinen eng- 
lischen Bulldogge eigener Züchtung. 

Förster Obertreis, Grube Heinitz: einen acht Tage 
alten Dachs. 

Frl. E.Römer, Mörs: mehrere Hausratten. 

Kauf: Neue Zoologische Gesellschaft: Cercopithecus 
mona Schreb., C. buettikoferi Jent., C. diana L., Cercocebus collaris 
Gray, Semnopithecus leucoprymnus Desm., Macacus cynomolgus, 
Cynocephalus hamadryas L. juv., Nasua narica Desm., Felis tigris L, 


— 119° — 


neugeboren, Lynx caracal Güldenst., Herpestes robusius Gray, 
Canis axarae Wied., C. lagopus L., Dasyurus maculatus Kerr., 
Didelphys axarae Temm., Hupsiprymnus murinus L., Macropus 
agilis Gould., Bettongia lesueurt Q. et G., Phalangista rulpina L., 
Phoca vitulina L., Sciurus prevosti Desm., Sc. macrurus Penn., 
Arctomys marmotta L., Coelogenys paca L., Bison americanus 
Gm., Connochaetes taurinus Burch., Tragulus meminna Erxl., 
Tamandua tetradactyla L. 

Hermann Rolle, Berlin, folgende Säugetierbälge aus 
Rumänien: Talpa europaea var. romanica, Erinaceus romanicus, 
Putorius sarmaticus Pall., P. dombrowski, Latreola lutreola L., 
Spermophilus citillus L., Mesocricetus newtoni Nehr., Crecetus 
nehringt und Lepus transsylvantcus. 

Emil Weiske in Dolsenhain in Sachsen folgende Säuge- 
tiere aus Australien und Neu-Guinea, von ihm selbst gesammelt: 
Daclylopsila trivirgata Gray., Phalanger maculalus K. Geofir., 
Psewiochirus canescens Waterh., Pogonomys lepidus Thomas und 
Macropus agilis Gould. 

J.F.G.Umlauff in Hamburg: Oris karelini Sev., Kashgar, 
Capra megaceros Hutton, Himalaja, Ovts montana, Nord-Amerika. 
J. Menges in Limburg: Dolichotis patagonica Shaw. 

Pelzhandler Nitsche: eine sehr schine gelbe Varietät des 
Itis, Putorius typus L. 

Zoologische Station in Helder: eine junge Phocaena 
communis Less. in Formalin konserviert. 


Die Lokal-Sammlung. 


In der Lokalsammlung wurde hauptsächlich an der Vor- 
bereitung der Gruppen aus der einheimischen Tierwelt, welche 
in der Schausammlung des neuen Museums Aufstellung finden 
sullen, gearbeitet. Es ist beabsichtigt, die einheimischen Tiere 
wie Hirsch, Reh, Fuchs, Dachs, Wildschwein, Marder u.s.w. 
familienweise in ihrer natürlichen Umgebung zu gruppieren und 
diese Gruppen in besonders gebauten Kojen zur Schau zu 
bringen, wie dies im Baubericht (II. Teil, S. 34 u. 35, Abbildung) 
näher erläutert ist. Auch soll durch Darstellung der Tiere im 
Sommer- und Winterkleid zur Anschauung gebracht werden, 
wie Dichte und Färbung des Haarkleides u. dergl. mit den 
Jahreszeiten wechseln. 


— 120* — 


Die Vorbereitungen bestanden nicht nur in einer Programm- 
aufstellung, welche Tiere genommen und wie dieselben gruppiert 
werden sollen, sondern auch in einer genauen Modellierung der 
einzelnen Tierfamilien in Ton und Herrichtung solcher Kojen 
in !/ıo natürlicher Größe durch unsere Konservatoren. 

Sodann war auf die Erwerbung neuen und frischen Ma- 
terials Bedacht zu nehmen, wobei wir von unserem Sektionär 
Herrn Robert de Neufville in dankenswerter Weise unter- 
stützt wurden. Herr de Neufville lieferte uns eine prächtige 
Hirschkuh mit Kalb, Cervus elaphus L., in schönem Winterkleid 
und eine Rehgeiß mit Kitz, Cervus capreolus L., wofür wir auch 
an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank abstatten möchten. 
Die Tiere sind bereits dem Plan der neuen Gruppen entsprechend 
hergerichtet und gestopft. 

Um aber diese Gruppen bis zur Eröffnung unseres Neu- 
baues fertigzustellen, bedürfen wir noch weiterhin eines guten 
Materiales von verschiedenen Tieren und wir richten daher an unsere 
jagdausübenden Mitglieder und Freunde die ergebenste Bitte, 
zur Vollendung dieser Gruppen beizutragen. Zur Kenntnis diene, 
daß folgende Tiere ganz besonders erwünscht sind: 

1. Im Sommerkleid: 

Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen, Weibchen 
und Junges; 

Reh, Cervus capreolus L., Männchen und Junges; 

Dachs, Afeles taxus L., Männchen, Weibchen mit Jungen; 

Wildschwein, Sus scrofa L., Männchen, Weibchen 
mit Jungen. 

2. Im Winterkleid: 

Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen; 
Dammbirsch, Dama vulgaris L., Männchen undWeibchen; 
Reh, Cervus capreolus L., Männchen; 

Fuchs, Canis vulpes L., Männchen. 

Es ist wichtig, daß die Tiere möglichst frisch und un- 
verletzt in die Bearbeitung durch unsere Konservatoren gelangen. 
Wir sind gerne bereit, auf Benachrichtigung einen Präparator 
zum Abbalgen des Tieres an Ort und Stelle zu entsenden. 

Geschenke: Robert de Neufville: einen schönen 
Edelmarder, Mustela martes L. 

Prof. Dr. L. Edinger: Sorer fodiens L. 


— 121* — 


2. Die vergleichend-anatomische Sammlung. 

Im verflossenen Jahre kamen zahlreiche Tiere zur ana- 
tomischen Verarbeitung; namentlich wurde das Material aus 
dem Zoologischen Garten zu den verschiedensten Präparaten 
für die Schausammlung und die Lehrsammlung benützt. Auch 
wurde anatomisches Arbeitsmaterial wie Gehirne, Augen, Zungen 
etc. in reicher Menge konserviert. Die Ausnützung der be- 
trefienden Tiere richtet sich in erster Linie nach ihrer anato- 
mischen Erhaltung, sodann nach ihrem Wert für die Schau- 
sammlang, ob Balg und Skelett für diese gebraucht werden. 
Bei allen diesen anatomischen und Konservierungsarbeiten er- 
freuten wir uns nach wie vor der bewährten Hilfe von Frau 
M. Sondheim, welche unsere Sammlung u. a. auch durch ver- 
schiedene große und schöne anatomische Präparate bereicherte. 

Zur Verarbeitung kamen folgende Tiere: 

Felis caracal Güldenst., Dipus gerboa Oliv., Cricetus fru- 
mentarius Pall., Lagostomus trichodactylus Brook., Cercopithecus 
pygerythrus F. Cuv., Felis leo L, 6 Wochen alt, Dasyurus 
maculatus, Dulelphys axarae Temm., Tamandua tetradactyla L., 
Macropus agtlis Gould., Arclomys marmotia Schreb., Macacus 
cynomolgus L., Hypsiprymnus murinus Ill., Sciurus bilineatus 
Desm., Cercocebus collaris Gray., Coelogenys paca L., Tragulus 
meminna Erxl., Cercopithecus cephus, Connochaetes taurinus 
Burch, Cants dingo L., Cants lagopus L., Phoca vitulina L., Oyno- 
nycteris collarıs Ill., Semnopithecus leucoprymnus Z., Ara mara- 
cana, Phoenicopterus roseus Pall., Aramides ypecaha Vieill, Spt- 
lornıs melanotis, Halhiaetus albicilla L., Cereopsis novae-hol- 
landiae Lath., Cacatua roseocapilla Vieill., Grus virgo L., Pavo 
cristatus L., Tropidorhynchus corniculatus, (Goura coronala, 
Testudo daudins Merr. 

Ferner wurde eine Anzahl junger Katzen und Hunde zu 
einer Serie von Präparaten über die Zahnentwickelung ver- 
arbeitet und für die Lehrsammlung aufgestellt. 

Geschenke: Prof. F. Richters: Augen von Phocaena 
communis Less. in Formol konserviert. 

Geheimrat Prof. Dr. C. Weigert: Menschengehirne in 
Formol. 

Buchhändler Dörbecker: einen Haarballen aus dem Magen 
eines Kalbes. 


— 122* — 


Dr. med. F. Schnell: eine Placenta. 

Dr. med. H. Weber und Prof. Flesch: verschiedene 
menschliche Embryonen. 

Prof. Rud. Burckhardt in Basel: Präparat des Rectums 
von Salmo salar L. 

Die Präparate der älteren Lehr- und Unterrichtssammlung 
wurden einer Durchsicht und gänzlichen Neuordnung unterzogen, 
da alle Präparate in ungeeigneten Gläsern untergebracht und 
seit Jahren nicht revidiert waren. Auch für die anatomische 
Sammlung wird eine vollständige Teilung in eine Unterrichts- 
oder Lehrsammlung und in eine Schausammlung durchgeführt, 
indem für erstere kleinere Stücke in handlichen Gläsern mit 
besonderem Etikett aufgestellt werden, während für die Schau- 
sammlung größere Stücke montiert werden. Soweit als möglich 
werden die Präparate in flachen Gläsern mit schwarzem oder 
weißem Hintergrund aufgestellt. 

Wissenschaftliche Benützung: Prof. P. Matschie 
in Berlin erhielt 2 Photographieen von Büflelschädel, Bos caffer 
aus Abessinien, von Rüppell gesammelt. 

Prof. P. Möbiusin Leipzig erhielt 21 Schädel von Männchen 
und Weibchen verschiedener Säugetiere zum Vergleich, welche 
bereits wieder zurückgeschickt wurden. 

Dr. med. J. Dräseke in Hamburg erhielt Gehirne von 
Auchenia lama und Camelus dromedarius in Formalin konserviert. 

Das Zoologische Museum in München erhielt auf 
Wunsch Lagothrix infumatus Spix. zum Vergleich. 

Das Königl. Musenm in Berlin sandte eine Anzahl 
Schädel zurück, welche von Prof. Matschie zum Vergleich 
entliehen waren. 

Von hiesigen Künstlern und Kunstschülern wurden mehr- 
fach Skelette und Tiere als Vorlage zum Zeichnen benutzt. 


3 Die Vogel-Sammlung. 

Unsere Vogelsammlung erhielt in dem verflossenen Jahre einen 
erheblichen Zuwachs durch den Ankauf der von Homeyerschen 
Eiersammlung, welchen wir hauptsächlich der tatkräftigen 
Anregung des Herrn Robert de Neufville verdanken. Auf 
sein Betreiben fand sich eine Reihe von Gönnern der Gesellschaft 
bereit, die Homeyersche Eiersammlung unserem Museum zum 


— 123 — 


Geschenk zu machen. An diesem beteiligten sich außer dem 
Sektionär Robert de Neufville die Herren: Generalkonsul 
Baer, Konrad Binding, Otto Braunfels, Heinrich 
Flinsch, C. Fulda, A. Hauck, O. Hauck, Geheimrat 
Laubenheimer, Prof. Dr. B. Lepsius, V. Mössinger, 
A. von Reinach und Justizrat Reis. 

Durch die Hochherzigkeit dieser Herren sind wir in den 
Besitz einer Eiersammlung gelangt, welche 1825 Vogelarten mit 
mehr als 14000 Eier enthält. Bereits im Jahre 1858 legte 
Alexander von Homeyer, der damals die Vogelsammlung 
unseres Museums verwaltete, den Grund zu dieser EBier- 
sammlung, die er bis zu seinem am 14. Juli 1903 erfolgten 
Tode unermüdlich vervollständigt und ergänzt hat. Sie ist 
deshalb so besonders wertvoll, weil sie in der Hauptsache aus 
Eiern paläarktischer Vogelarten besteht, von denen die meisten, 
namentlich die europäischen Raubvögel, in großen Suiten ver- 
treten sind. Die Homeyersche Eiersammlung war die drittgrößte 
in deutschem Privatbesitz und die Gelegenheit zur Erwerbung 
einer so umfangreichen Sammlung wird so leicht nicht wiederkehren. 

Ferner hat die Vogelsammlung durch Zuwendungen ihres 
Sektionärs Rob. de Neufville einen sehr erfreulichen Zu- 
wachs erhalten, wovon in erster Linie prächtige Kolibris Sappho 
sparganura Shaw. d von Bolivia, 2 Oreopyra leucaspis Gould. d 
und $ von Panama, 2 Rhamphodon naerius Dumont. g und 8, 
St. Paulo, 2 schöne Bellona cristata L. mit Nest und Eiern, von 
(granada, 2 Oyanolesbia cyanura caudata Gould, 2 Acestrura 
heliodori Bourc. d und $, 1 Oxypogon lindeni Boiss d und einige 
Papageienarten: Pionopsitiacus pyrtlia Bp. von Columbien, 2 Kos 
bornea cyanotts d und 2 W. Buru, 2 Priontturus montanus & &, 
P. discurus Vieill., Philippinen, und Tanygnathus affinss Wall. 
zu erwähnen sein dürften; ferner das Weibchen eines Paradies- 
vogels Falcinellus meyeri Finsch, 2 wilde Kanarienvögel Serinus 
canarius L. d und 2 von Riba Brava, 2 Puffinus assimilis Gould 
dé und 2 von Porto Santo, Phasianus principalis Scl. 2, Trans- 
kaspien, Henicorhina prostholeuca Scl., Grallaria princeps Scl. 
und Salv., Dendrornis ‘lacrymosa Lawr., Tachyphonus nichdis- 
simus Salv., Panama, Pheucticus auriventris d’Orb et Lafr. 3, 
Bolivia, Triophtlus longtrostris Vieill., Saltator sömilis d’Orb. et 
Lafr. d, Brasilien, Panoplites flavescens Gm., Helianthea eos 


— 124* — 


Gould, Bourcieria conradi Bourc., Eulampis holosericeus L., 
einige Nester mit in Formol gehärteten Jungen, Diylossopis 
caerulescens Scl., Sericossypha albicristata Lafr., Iridornis dubusia 
Bfr., Xanthoura cyanodorsalis Dubois, Tyrantscus chrysops Sel.. 
Pseudocolaptes boissoneauli Lafr. von Columbien. 

Neue Zoologische Gesellschaft schenkte: Accentor 
collaris Scop. d, Panurus biarmicus L. $, Cardinalis cardınalıs L., 
Sturnopastor contra L. 3, Acridotheres tristis L. 3, Dissemurus 
daradiseus L. 9, Hyphantornis cucullaius S. Müll., Palaeornis 
rosea Bodd. d, P. torqguata Bodd. d, Indien, Manorhina garrula 
Lath. d, Pisorhina scops L. 2, Columba oenas L., Caccabis sara- 
tilis chukar Gray 2 und Numida meleagris L &. 

Louis Witzel, Comuna Bärza, Rumänien: Agzela me- 
lanaetus L. und Bubo bubo L. 

Wöhlerschüler Krapf: Amadina pectoralis Gould. 

Verwalter K. Thomas: Pavo cristatus L. (Nestjunges). 

W. Hies: Corylhaiz meriani Rüpp. 

Freiherr von Bevernförde in Grabenstädt am Chiem- 
see: Pandion haliaetus L. d, Falco subbuteo L., Buteo buteo Iı., 
Numenius arcuatus L. 3, Colymbus cristatus L. & $, Gallinula 
porxana und das Nest eines Rohrsängers. 

Karl Kullmann: Spixa cyanea L. &. Nordamerika. 

H. Schumacher: Hypochaera nitens ultramarina Gm. 

A. Zeh: Bolborhynchus lineolaius Cass. 9, Venezuela, 
Poéphila gouldiae Gould 2. Australien. 

Karl Huth: 2 federfüßige porzellanfarbige Zwergkaul- 
hühner, 9 2. 

P. Cahn: Ei von Numida vulturina Hardw., im Zoo- 
logischen Garten gelegt. 

Sanitätsrat Dr. Libbertz: 2 Eier von Cacatua m oluccensis, 
in der Gefangenschaft gelegt. 

Kauf: Nene Zoologische Gesellschaft: Parus 
varius Temm. & Schleg. d‘, Japan, Sptilornis melanotis Jerd., Ceylon, 
Geranaéius melanoleucus Vieill. d, Chili, Barnardius zonarius 
Shaw. d, Australien, Callipepla squamata Vig. d 9, Mexiko, 
Oedienemus bistriatus Wag). 2, Columbia, Polyplectron germaini 
Elliot d, Cochinchina, Cariama cristata L. 9, Südamerika, Dendro- 
cygna javanica Horsf. d, Java, Metoptana peposaca Vieill. d‘, 
Chili, und Chenalopex aegyptiacus L. d, Nordafrika. 


— 125% — 


J. Menges in Limburg: Nettapus albipennis Gould 9, 
Australien. 

Emil Weiske in Dolsenhain, Sachsen: Loria loriae 
Salvad. d, Diphyllodes magnifica Penn. $, Amblyornis subalaris 
Sharpe, Neuguinea. 

C.F.Grießbauer: Bubo bubo L. d. 

W.F.H. Rosenberg in London: Kmberiza pusilla Pall., 
Alcippe nipalensis Hodgs., Psaroglossa spiloptera Vig., Xantho- 
pygia fuliginosa Vig., 2 Gampsorhynchus rufulus Blyth., Am- 
peliceps coronatus Blyth., Palaeornis indoburmanica und Pyrr- 
hura hoffmanni Cab., Jellapur, Br. N.-Indien. 

Tausch: L. Kuhlmann: 2 Accentor alpinus Scop. und 
Nest von Regulus ignicapillus Temm. 


Die Lokal-Sammlung. 


Justizrat Dr. K. Schmidt-Polex schenkte einen schönen 
Auerhahn aus dem Spessart. 

K. Kullmann: Regulus regulus L. 

Ferdinand Haag: 2 Nester mit Gelegen von Acroce- 
phalus arundinaceus L. und A. streperus Vieill. 

Pastor Kleinschmidt in Nierstein a.Rh.: 4 Chelidonaria 
urbica L. 

C. Koch: Nest von Carduelis carduelis L. 

Prof. Dr. L. Edinger schenkte für die Sektionsbibliothek 
Naumann, die Vögel Mitteleuropas, Band 1—12, sowie 
Haacke und Kuhnert, die Tierwelt der Erde, Band 1—3. 

Wissenschaftliche Benützung: Oskar Neumann 
in Berlin arbeitete vom 9. bis 11. Juni 1903 in der Vogel- 
sammlung. 

E. Hartert in Tring erhielt auf Wunsch 5 Stück Passer 
ttalae rufodorsalis zum Vergleich, welche bereits zurückgeschickt 
wurden. Diese Sperlinge werden von Hartert als neue Form 
„Passer ttaliae senckenbergianus in seinem Werk „Vögel der 
palaearktischen Fauna‘ beschrieben. 

Freiherr Carlo von Erlanger in Berlin erhielt 5 Numida 
ptilorhyncha zum Vergleich, welche bereits zurückgeliefert 
wurden. | 

Das Zoologische Museum in München erhielt auf 
Wunsch des Herrn Hellmayr 4 Crax-Arten zum Vergleich. 


— 196* — 


Amtsrat A. Nehrkorn in Braunschweig und das Zoo- 
logische Institut in Tübingen erhielten den Katalog unserer 
Vogelsammlung. 


4. Die Reptilien- und Batrachier-Sammlung. 

Die zahlreichen Neueingänge wurden durchbestimmt und 
zur Aufstellung vorbereitet und die Herausgabe eines Nach- 
trages zu unseren Katalogen für die nächsten Jahre in Aussicht 
genommen. 

Von besonderem Werte für unsere Sammlung war diesmal 
der Ankauf eines voll erwachsenen Stückes von Chlamydosaurus 
kingi Gray mit auffallend orangegelber Färbung der Brust- 
gegend aus Nordwest-Australien, den uns Herr Dir. Ad. Seitz 
vermittelte (ein zweites lebendes Stück von gleicher Größe be- 
findet sich noch im Zoologischen Garten), und das Geschenk 
eines prächtigen Crotalus confluentus Say aus den westlichen 
Vereinigten Staaten, den wir der Neuen Zoologischen Gesell- 
schaft verdanken. Von sonstigen Geschenken heben wir noch 
hervor das riesige, buntgefärbte Männchen von Chamaeleon 
melleri (Gray) aus dem zentralen Ostafrika, das bei Herru Joh. 
Berg in Lüdenscheid einige Zeit in Gefangenschaft gelebt hat, 
und die leuchtend ziegelrote, schwarzgestreifte Form der Vipera 
renardi (Christ.) aus Batum, wohl die schönste Otter, die bis 
jetzt in ein Museum gekommen ist. Auch die aus Tucuman 
und dem brasilianischen Staate Sta. Catarina erhaltenen Selten- 
heiten und Novitäten sind sehr beachtenswert. 

Geschenke: Neue Zoologische Gesellschaft, hier: 
Leptodactylus ocellatus (L.) d aus Brasilien und 4 Ayla versicolor 
Lec., sowie Cryptobranchus alleghaniensis (Daud.) aus den öst- 
lichen Vereinigten Staaten. — Weiter Cinosternum pennsylvanicum 
(Gmel.) d, Chrysemys scripta (Schépf) und Emys blandingi (Holbr.) 
aus den Vereinigten Staaten und T'estudo graeca L. aus Dal- 
matien; Physignuthus lesueuri Gray aus Queensland, 2 Gerrhonotus 
caeruleus Wiegm. aus den westlichen Vereinigten Staaten, Lioce- 
phalus personatus Cope aus San Domingo, Sceloporus consobrinus 
B. G. und 3 Sc. torquatus Wiegm. aus Mexiko, Lacerta ocellata 
Daud. aus Spanien und 2 L. viridis Laur. 2 aus Südost-Europa, 
3 Algiroides nigropunctatus (D. B.) aus Korfu, Egernia striolata 
Pts. von Queensland und E. whitei (Lacép.) aus Australien und 


— 127% — 


Scincus officinalis Laur. aus Nord-Afrika; Tropidonotus natrix 
(L.) var. persa Pall. aus Ost-Europa, 2 Tr. (Nerodia) taxispilotus 
Holbr. aus den östlichen Vereinigten Staaten, Zamenis lineatus 
(Boct.) und Coluber melanoleucus Daud., C. corais Boie var. 
obsoleta Holbr. und 2 C. guttatus L. aus Mexiko, Liophis andraei 
R. L. aus Cuba, Coronella getula (L.) typ. und var. sayi Holbr. 
aus Florida, 2 Contia aestiva (L.) aus den östlichen Vereinigten 
Staaten, Dryophis mycterizans (L.) aus Britisch Ost-Indien, 
Oxyrrhopus cloelia (Daud.) aus Brasilien, Coelopeltis monspessulana 
(Herm.) aus Nord-Afrika, Naia haie L. typ. aus Ägypten, 
3 Elaps fulvius (L.) typ. und 1 var. fifzingeri Jan aus Mexiko und 
Crotalus confluentus Say aus den westlichen Vereinigten Staaten. 

Jos. Scherer in München: Tachydromus tachydromoides 
(Schleg.) und Eumeces marginatus (Hallow.) von Nagasaki auf 
Kiusiu, Japan. 

J. Menges in Limburg (Lahn): Varanus ocellatus Rüpp. 
aus Nordost-Afrika. 

+ Theod. Kolb in Madras: Nicoria trijuga (Schweigg.) 
von dort. 

Fabrikant Joh. Berg in Lüdenscheid: Chamaeleon melleri 
(Gray) d aus dem Innern von Ost-Afrika. 

Prof. Dr. O. Boettger: Molye cristata (Laur.) var. karelini 
Strch. d von Batum, 2 von Poti und var. longipes Strch. d von 
Lenkoran (Kaspisee) und M. vittata (Gray) von Psebai, sämtlich 
aus Transkaukasien; Teratoscincus scincus (Schleg.) und 
Fumeces scutatus (Theob.) von Ai-Dere in Transkaspien und 
eine prachtvoll ziegelrote, schwarzgestreifte Farbenspielart von 
Vipera renardi (Christ.) aus Batum, Transkaukasien. 

Dr. phil. Baron A. von Reinach: Riickenschild von 7'rionyx 
triunguis Forsk., gefunden in jungen Anschwemmungen oberhalb 
Kairo am Nil. 

Dr. med. A. Lutz in S. Paulo, Brasilien: 2 Puludicola siyni- 
fera (Gir.), Hyla sp. und 14 Bufo sp. pull. von dort. 

Wilh. A. Lindholm in Wiesbaden: Emys orbicularis (L.) 
adult. aus der mittleren Kargalka, einem Nebenfluß der Ssakmara 
im Gouvernement Orenburg. 

Prof. Dr. L. Edinger: Coronella austriaca Laur. von Lugano. 

Apotheker Ad. Kinkelin in Nürnberg: Geotrypetes petersi 
(Blgr.) aus Kamerun. 


— 12 — 


Ingenieur Karl Fischer: Vipera berus L. var. prester L. 
vom Eichelberg bei Bad Boll, Württemberg. 

Ingenieur Paul Prior: Pelodytes punctatus (Daud.) und 
Molge marmorata (Latr.) d' aus Spanien, 4 M.viridescens (Raf.) 
aus den östlichen Vereinigten Staaten und Chalcides tridactylus 
Laur. aus Nord-Afrika. 

B. Kahn jun.: Die von Herrn Jos. Steinbach in Salta, 
Provinz Tucuman, Argentinien, gesammelten Arten: Bufo 
spinulosus Wiegm., 3 B. marinus (L.) und B. variegatus (Gthr.), 
sodann Phyllomedusa sauvagei Blgr. — Ferner von ebenda: 
Homonota whitei Blgr., 2 Liolaemus gracilis (Bell) und 1 nov. gen. 
aff. Hoplocercus nu. sp. und Amphisbaena n. sp. aff. plumbea Gray; 
Lystrophis semicinctus (D. B.), Dromicus chamissoi (Wiegm.) d’ 
und Oxyrrhopus rhombifer D. B. 

Kustos Dr. phil. Fr. Römer: Rana esculenta L. var. ridibunda 
Pall. juv. und Anguis fragilis L. von Rovigno, Istrien, und 3 Lacerta 
muralis Laur. var. litoralis Wern. von der Insel Figarola bei 
Rovigno. 

Oberpostpraktikant Heinr. Bickhardt: Salamandra macu- 
losa Laur. von der Kesselbruchschneise im Frankfurter Wald 
(nächster Fundort bei Frankfurt a. M.!), gesammelt 1901, und 
Coronella austriaca Laur. von Enkheim (ebenfalls unser nächster 
Fundort!), gesammelt 1904. 

Karl Henrich, Brautechniker: Hydrus platurus (L.) 
var. D. von Mollendo, Siid-Peru. 

Dr. jur. Fritz Berg: Schädel eines erwachsenen Crocodilus 
niloticus (L.) aus Ost-Afrika. 

Dr. med. Kar] Gerlach: Hyla arborea (L.) var. japonica 
Schleg. juv., 14 Molge pyrrhogastra Boie und Coluber conspicillatus 
Boie, sämtlich vom Unzengebirge, 2500‘, bei Nagasaki auf 
Kiusiu, Japan. 

Dr. med. Aug. Knoblauch: Mehrere Rana temporaria L. 
von Niedernhausen (Taunus) und Hyla faber Wied aus S. Paulo 
(Brasilien), von Dr. med. A. Lutz daselbst gesammelt, die er 
einige Zeit hier lebend gehalten hat; Salamandra maculosa Laur., 
Larven aus dem Frankfurter Wald und erwachsene Tiere aus 
dem Taunus, der Bergstraße und dem Schwarzwald, Molge 
cristata (Laur.), Larven und junge Landformen, M. alpestris (Laur.), 
Larven, M. vulgaris (L.), Larven, M. palmata (Schneid.), im Freien 


— 129 — 


überwinterte Larven, M. marmorata (Latr.), erwachsene Tiere, die 
meist zu Entwickelungsreihen für die Schausammlung aufgestellt 
wurden, sowie von allen Arten Material an erwachsenen Tieren ; 
ferner Anguis fragilis L., die für die Lehrsammlung benutzt 
und zu anatomischen Präparaten verarbeitet wurden, und 
Trupidonotus natrix (L.) vom Mühlgraben bei Enkhein. 

C. Weidtmann, Königl. Torfverwalter in Carolinenhorst 
(Ostpreußen): Vipera berus (L.) mit Embryonen in Alkohol, die 
zu einem anatomischen Präparat für die Lehrsammlung ver- 
wandt wurde. 

Jos. Müller in Villbach bei Orb: Mehrere lebende Vipera 
berus (L.), die gleichfalls zu anatomischen Präparaten benutzt 
wurden. 

Kauf: Aus 1903: Gecko swinhoei Gthr. $ (im Übergang 
zu G. subpalmatus Gthr.) aus Peking. 

Durch Herrn Direktor Dr. Ad. Seitz: Ein prachtvoller 
Chlamydosaurus kingi Gray adult. aus Nordwest-Australien. 

W. Hies, Missionskaufmann in Kamerun: 2 Crocudilus 
niloticus Laur. juv., Varanus niloticus (L.) juv., Chamaeleon parvi- 
lobus Blgr. d, Calabaria reinhardti (Schleg.), Buodon oliraceus 
(A. Dum.) und 3 B. virgatus (Hallow.), Lycophidium fasciatam 
(Gthr.) var., 2 Simocephalus poénsis (Smith), Chlorophis hetero- 
dermus Hallow., Grayia smythi (Leach), Dipsadomorphus blandingi 
(Hallow.) und 2 Nata melanoleuca Hallow. von dort. 

H. Fruhstorfer, Naturalienhändler in Berlin: 6 Jtuna 
boulengeri Gthr. und 4 R. limnocharis Wiegm., 2 Culophrynus 
pleurostigma Tsch., 8 Microhyla pulchra (Hallow.), Ophryophryne 
microstuma Blgr., 2 Bufo melanostictus Schneid., 5 Ilyla simplex 
Bttgr., Leptobrachium monticola Gthr. und ZL. husselti Tsch. 9 
und 12 Junge, sowie Z'ylototriton verrucosus Anders., sämtlich von 
Tonkin. — Ferner Dumonia subtrijuga (Schlg. M.) aus Siam; 
Gecko verticillatus Laur. juv., 2 Culotes cf. versicolor Daud. (als 
[ruhstorferi n. sp. erhalten), Japalura afl. yunnunensis Anders., 
4 Acanthosaura fruhstorferi Wern., Zachydromus serlineatus 
Daud., Mubuia n. sp. aff. multifasciata Kuhl, 2 Lygosoma (Hindi) 
maculatum (Blyth), 2 L. (Liolepisma) sikkimense (Blyth) und 
L. (Homolepida) fruhstorferi Bttgr.; Zropidonotus stolutus (L.) 
juv. und Simotes purpurascens (Schleg.) juv., sämtlich aus 
Tonkin. 


— 130* — 


W. Ehrhardt in Kolonie Hansa, Staat Sta. Catarina, 
Brasilien: Leptodactylus poecilochilus (Cope) und 6 L. ocellatus 
(L.), 5 Ceratophrys dorsata Wied, 2 Hyla appendicudata Bigr., 
17 H. faber Wied, 15 H. mesophaea Hensel, 16 H. nasica Cope, 
2 H. albomarginata Spix, H. bischoffi Blgr., H. aff. fusca Daud., 
2 Siphonops aff. paulensis Bttgr. — Weiter 6 Enyalius catenatus 
Wied. var. paulista Jhr., Prionodactylus n. sp., Amphisbaena 
darwini D. B., 5 Lepidosternum microcephalum (Wagl.), sowie 
Itlaps corallinus Wied var. B., sämtlich von dort. 

Dr. phil. Franz Werner in Wien: Rana novae-britanniae 
Wern. (Cotype) aus Neuguinea, R. oxyrrhynchus Smith aus Usam- 
bara und R. angolensis Boc. aus Transvaal, Ayla impura Pts. 
Dor. aus Stephansort, Deutsch-Neuguinea; Chrysemys concinna 
(Lec.) aus Nord-Carolina und Chr. ornata (Gray) aus Mexiko; 
Tarentola mauritanica (L.) von Zara, Urostrophus vautieri D. B. 
aus Sta. Catarina, Ameiva bifrontata Cope aus den Vereinigten 
Staaten von Kolumbien, Tachydromus formosanus Bigr. von 
Tamsui, Formosa, Lacerta praticola Eversm. aus Rumänien und 
L. taurica Pall. von Fehertemplom bei Bazias, Süd-Ungarn, so- 
wie 2 Lygosoma (Liolepisma) sikkimense (Blyth) aus Siam; 
endlich Grayia smythi (Leach) vom Kongo. 

Tausch: Dr. phil. Franz Werner in Wien erhielt 13 
Arten von Reptilien und Batrachiern und sandte dafür: Rana 
agilis Thom. von Pola, Istrien, und R. aequeplicata Wern. (Cotype) 
aus Kamerun, Mantidactylus goudoti (Bibr.) und M. rhodoscelis 
(Blgr.), sowie Mantella baroni Blgr. aus Madagaskar, Callula 
obscura Gthr. aus Ceylon, Bufo jerboa Blgr. aus Nordost-Borneo 
und B. typhonius (L.) aus Ecuador. — Ferner: Cinixys homeana 
Bell juv. aus Kamerun; Calotes brevipes Wern. (Cotype) aus 
Tonkin, Cnemidophorus perplexus B. G. aus Texas, Lacerta 
mosoriensis Kolomb. vou der Baba planina in der Herzegowina, 
Mubuia ozorii Boc. von der Insel Annobom, West-Afrika, und 
Lygosoma (Riopa) guineense Pts. aus Togo; Tropidonotus natriz 
(L.) var. persa Pall. aus Sarikeul, Kl.-Asien, Zamenis gemonensis 
Laur. von Zara, Coluber longissimus Laur. von Wien, Chlorophis 
neglectus (Pts.) und Rhamphiophis oxyrrhynchus (Reinh.) aus 
Usambara, sowie Contia collaris (Men.) aus Adana in Cilicien. 

Wissenschaftliche Benutzung: Die Lithographische 
Anstalt von Werner & Winter lieferte den Panzer von 


— 131* — 


Testudo yniphora Vaill. 2 zurück, der in unseren Abhandlungen 
Band 27 in einer Arbeit von Kustos Dr. F. Siebenrock ab- 
gebildet ist. 

Dr. Fr. Werner in Wien erhielt auf Wunsch den Kiefer 
von Fleischmannia obscura Bttgr. zum Vergleich und bestätigte, 
daß diese Schlange opisthoglyph ist (bereits zurückgeliefert), 
ferner auf Wunsch zum Vergleich Uroplates ebenaui Bttgr. und 
Lacerta danfordi (Gthr.) (ebenfalls bereits zurückgelangt). 

Kustos Dr. F. Siebenrock in Wien sandte die Panzer 
von zehn südafrikanischen Testudo-Arten zurück, die er zur 
Bearbeitung der Gruppe der T. geometricu L. entliehen hatte, 
und erkannte darunter eine neue Art, die er dem unterzeichneten 
Sektionär zu Ehren benannt hat. 

Stabsarzt Dr. med. Drimer in Berlin erhielt auf Wunsch 
eine Reihe von Larven der R. esculenta L. mit Sublimateisessig 
konserviert. 

Dr. phil. Baron A.von Reinach entlieh Ocadia sinensis 
(Gray) nebst Skelett zum Vergleich. 

Hofrat Prof. Dr. Fr. Steindachner in Wien erhielt auf 
Wunsch das Originalstück von Agama (Stellio) cyanogaster Rüppell 
zum Vergleich. 

Das Zoologische Institut in Erlangen erhielt auf 
Wunsch Material von sieben Eidechsen-Arten zur anatomischen 
Bearbeitung. Prof. Dr. O. Boettger. 


5. Die Fisch-Sammlung. 

Zur Aufstellung in der neuen Schausammlung schenkte 
Herr Fritz Winter 31 kolorierte Tafeln aus dem großen 
Prachtwerk „die SiiBwasserfische von Mitteleuropa“, welches 
demnächst von der Lithographischen Anstalt von Werner & 
Winter herausgegeben wird. Diese Tafeln wurden mit Glas 
und schmalem Holzrahmen verselien und werden in der Schau- 
sammlung zur Illustrierung der natürlichen Farben der ein- 
heimischen Fische dienen. 

Sodann wurde mit der Schaffung einer Sammlung von 
kranken Fischen und Fischkrankheiten begonnen, wozu die 
Herren FE. Winter und Kastellan Wagner vom Physikalischen 
Verein schöne Beiträge lieferten. 

Geschenke: Ernst Schick: Ein Haifischgebiß. 

9 


— 132* — 


Dr. med. Carl Gerlach: 50 kleine Fische vom Unzen- 
gebirge bei Nagasaki in Japan aus 2500 Fuß Höhe. 

Dr. med. E. Roediger: Eine schön konservierte Scor- 
paena porcus L. aus der Kieler Bucht. 

Stud. jur. P. Oppenheim: Einen großen Stechrochen 
Trygon pastinaca Cuv., 1,05 m lang und 70 cm breit, von Helgo- 
land, von dem schöne Schaupräparate vom Zentralnervensystem, 
Magen, Spiraldarm und Uterus gewonnen wurden; ferner Cteno- 
labrus rupestris C. V., Gadus morrhua L., Ammodytes lanceo- 
latus Less., Motella mustela Nils., Zoarces viriparus Cuv. 

Prof. Dr. F. Blochmann in Tübingen: Einen Mistichthys 
luxonensts von den Philippinen, das kleinste Wirbeltier der Welt. 

Wilhelm Winheim: Einen Igelfisch. 

F. Winter: Salmo salvelinus var. profundus aus dem 
Bodensee, Thymallus vulgaris Nils., einjährig, Gobio fluviatilis 
Flem., Coöitis taenia L., Cottus gobio L., Gastrosteus aculeatulus 
L., Petromyxon fluviatilis L., Clupea harengus L. mit Schuppen, 
aus der Nordsee, welche Fische sämtlich für die Lehrsammlung 
verwandt wurden. Ferner Cyprinus carpio L., mit Piseicola 
besetzt und Bisstellen von Piscicola, pockenkranke Karpfen, 
Epithelioma papulosum, dessen Erreger Myzxobolus cyprini ist, 
Karpfen mit Costienkrankheit, deren Erreger Costia necalri.c 
Moroff ist, Regenbogen-Forelle mit Drehkrankheit, deren Erreger 
Myzxobolus chondrophagus im (Gehörorgan ist. 

Kastellan Wagner: Verschiedene Fische, die mit Sapro- 
legnien besetzt waren. 

Prof. Kathariner in Freiburg, Schweiz, erhielt Embry- 
onen von Mustelus laevis Risso. 

Die k.k. Zoologische Station in Triest sandte die 
gut präparierte Haut eines Mondfisches, Orthagoriscus mola 
Bl. Schn., 1,52 cm hoch und 1,22 cm lang, mit einer Photo- 
graphie und genauen Mafiangaben, so daß ein prächtiges Schau- 
stück daraus gestopft werden konnte. 

Die Zoologische Station in Rovigno sandte eine 
Centrina salviani Risso von 78 cm Länge in Formol, ebenfalls 
ein schönes Stück für die Schausammlung. 

Kauf: Von Dr. F. Werner in Wien wurden einige 
Höhlenfische und von M. Cialona in Messina eine Serie Lepto- 
cephaliden angekauft. 


— 133* — 


6. Die Gliedertier-Sammlung. 

Neben der Erledigung der laufenden Geschifte, welche in 
der Einordnung der neuen Erwerbungen, der Durchsicht der ge- 
ordneten Sammlungen und der Erledigung des Tausches und des 
wissenschaftlichen Verkehres mit anderen Museen und Gelehrten 
bestehen, wurde mit der Präparation und Determination der noch 
vorhandenen Bestände sowie deren sammlungsgemäßen Aufstellung 
fortgefahren. Besonders wurde die im vorigen Jahr begonnene 
Neuordnung der Hymenoptera und Hemiptera weitergeführt. 

Oberlehrer Dr. P. Sack hat freundlicher Weise mit der 
Durchsicht und Ordnung der Dipteren fortgefahren und die 
Familien der Assiliden und Leptiden erledigt. 

Der Assistent Dr. Wilhelmi begann mit der Ausscheidung 
und Aufstellung einer Schausammlung und hat dafür zunächst 
die Skorpione und Myriopoden in Angriff genommen. 

Geschenke: Prof. Dr. von Heyden: Vier Kasten mit 
Hymenopteren aus dem Taunus und von Soden a. d. Werra; 
ferner 8 wertvolle Käfer, prachtvoll gefärbt, von den Philippinen 
(von Semper gesammelt); Dipteren von Falkenstein a. T. in 
37 Arten; Orthopteren, Forficuliden, Hymenopteren, Dipteren, 
und Hemipteren von Geh. Rat Rein inJapan und von Prof. Fritsch 
und Geh. Rat Rein in Marokko gesammelt. 

Albrecht Weis: 171 Dipteren in 108 Arten aus Lugano, 
Airolo und Göschenen. 

Dr. med. Aug. Knoblauch: Eine Entwickelungsserie der 
Larven von Dytieus marginalis L., eine Suite von (rehäusen 
von Phryganiden-Larven, aus dem verschiedensten Material 
gebaut, Locusta viridissima Ti. und Nepa cinerea L. 

Ingenieur Paul Prior: Zecken von Testudo graeca. 

Frau M.Sondheim: Ornithomyia und Milben von Cypselus 
apus, 

Louis Frank: Argas reflerus aus einem Taubenschlag. 

Dr. med. Karl Gerlach: Verschiedene Insekten vom 
Unzengebirge bei Nagasaki in Japan. 

Prof. Dr. Marx: 100 Insekten aus Kalmbach bei Wildbad. 

Frl. H. Röhrig: Ein Hummelnest in einem Meisennest 
aus einem Staarenkasten; Kopf von Lucioperca mit zahlreichen 
Lerneonema an der Zunge, an den Kiefern und an den Kiemen. 

Karl Huth: Eine Raupe von Cossus ligniperda Fabr. 


— 134 — 


Stud. jur. Paul Oppenheim: Viele Larven von Lina 
populi in Sublimat-Alkohol konserviert; ferner Caprella acumint- 
fera, Mysis flexuosa, Podocnemis falcatus, Edotea emarginala, 
ferner Nephrops norvegicus, Homarus vulgaris, Cancer pagurus 
und Carcinus maenas mit Sacculina carcini besetzt, von Helgo- 
land, welche wegen ihrer schönen Konservierung und Erhaltung 
prachtvolle Schaustiicke darstellen. 

Dr. med. E. Roediger: Carcinus maenas Leach aus der 
Kieler Bucht. 

Prof. Dr. F. Richters: Enocyla pusilla, Trichopteren-Larven 
von Buchen und Liponeura brevirostris Löw aus dem Harz. 

H. Feistmann, Offenbach: Holzläuse, welche in einer 
Villa durch massenweises Auftreten lästig wurden, von Dr. En- 
derlein in Berlin als Nymphospocus destructor End. in den 
Zool. Jahrb. Abt. f. Syst. Bd. 9, 1904 S. 727 beschrieben. 

D. F. Heynemann: Gryllotalpa vulgaris L. und Sirer 
gigas L. in Alkohol. 

Frau Prof. Flesch: Eine Kollektion Insekten und Spinnen 
in Alkohol vom Forsthaus Tenne im Taunus. 

Dr. Joh. Gulde: Pseudoskorpione von einer Fliege. 

Oberstleutnant a. D. von Both in Cassel: 220 gespannte 
Käfer in 100 Arten. 

Prof. Alex. Koenig in Bonn: Insekten von seiner Reise 
im Sudan. 

Lehrer H. Kehret: Zecken von einer ostindischen Riesen- 
schlange. 

Konsul Guido von Schröter in San Jose: 40 Kasten 
mit gespannten Schmetterlingen. 

Geometer P. Preiss in Ludwigshafen: 2 monströse Hirsch- 
käfer mit doppelten Fühlergliedern. 

Hans Möbius: Carcinus maenas und Paguriden in 
Buccinum-Schalen von Sylt. 

Zoologische Station in Rovigno: Dromia vulgaris 
L., mit Spongien u.s.w. bewachsen. 

Kauf: Missionskaufmann W. Hies in Kamerun: Ver- 
schiedene Goliathkäfer. 

H. Fruhstorfer in Berlin: 2 Centurien Käfer aus 
Tongking und eine Kollektion großer Stabheuschrecken zum 
Aufstellen in der Schausammlung. 


— 135 — 


Ferner wurde angekauft die Schmetterlingssamm- 
lung unseres verstorbenen Mitgliedes F. W. Mann, die un- 
gefähr 2500 Arten in etwa 8000 Exemplaren umfaßt. (Über 
ihren Wert für unser Museum vergl. den „Bericht“ 1903, S. 157*.) 

Wissenschaftliche Benützung: B. du Buysson 
in Paris erhielt 167 Exemplare Chrysididen, welche nach Derter- 
minierung wieder zurückgesandt wurden. 

Lehrer J. Schilski in Berlin bestimmte die Apzon-Arten, 
worunter A.aestimalum Faust aus Westpreussen, gesammelt von 
Hofrat B. Hagen, für Deutschland neu war. (Sonst nur aus 
dem Kaukasus bekannt.) 

E. Frey-Gessner in Genf erhielt 72 Scolien, welche 
nach Derterminierung wieder zurückgesandt wurden. 

Ernest Andre in Gray erhielt 97 Mustilliden, welche 
nach Derterminierung wieder zurückgesandt wurden. 

Kustos F. Kohl in Wien erhielt 276 Stück Amophila, 
Cerceris, Larridae, Philantus u.s.w. zur Bearbeitung. 

Kustos A. Handlirsch in Wien erhielt 89 Bembex-Arten 
zur Bearbeitung. “ 

Oberst a. D. von Schönfeld in Eisenach erhielt auf 
Wunsch 134 Ontophagus-Arten zur Revision. 

Jean Roux in Basel erhielt auf Wunsch zum Vergleich 
2 Potamon cassiope, von Kükenthal in Ternate gesammelt. 

Edouard Chevreux in Böne, Algier, erhielt auf Wunsch 
konserviertes Material von Gammarus fluviatilis Ris. und G. 
pulex L. aus der Umgegend von Frankfurt. 

Die Sammlung der mikroskopischen Präparate wurde durch 
Toto-Präparate von Milben, Fliegen u.s.w., sowie durch Präparate 
von Mundteilen u.s.w. bedeutend vermehrt; auch hierzu lieferte 
Frau M.Sondheim zahlreiche und wichtige Beiträge. 

Für die Sektionsbibliothek wurde u.a. angeschafit: 
Dalla Torre, Catalogus Hymenopterorum, Bd.1—10; Le- 
thierry und Severin, Catalogue des Hemipteres, Bd.1—3. 


Prof. Dr. v. Heyden, A. Weis, Dr. B. Hagen, Dr. J.Gulde. 


7. Die Mollusken-Sammlung. 
Die malakozoologische Sektion hat im verflossenen Berichts- 
jahre schwer unter der Krankheit und dem Tode des Sektionärs 
Dr.O.F.von Moellendorff gelitten und leidet noch darunter, 


— 136% — 


da es bis jetzt nicht möglich war, einen Ersatz für ihn 
zu finden. 

Die Abteilung erhielt folgende Geschenke: 

Dr. med. Karl Gerlach: 14 Schnecken vom Unzen- 
gebirge bei Nagasaki in Japan aus 2500 Fuß Höhe. 

Dr. med. F. Blum: Vitrina pellucida Mill, Hyalinia 
(Conulus) fulva Müll., H. (Vürea) diaphana Stud., MH. (Polita) 
cellaria Müll., H. nitens Mich. und H. pura Held von Weissen- 
stein bei Solothurn. 

Dr. med. E. Roediger: Mytilus edulis L., aus der Kieler 
Bucht, gruppenweise zusammengewachsen. 

Frau Prof. Flesch: Helix pomatia L. und Unio pictorum 
L. von Tenne im Taunus. 

L. Pfeiffer aus Darmstadt: Eine Suite Landschnecken 
von Nizza an der Riviera. 

Hans Möbius: Buccinum undatum L. und Mytilus edulis L., 
mit Tier in Formol aus Sylt. 

Dr. A. Lutz in Säo Paulo, Brasilien: Landschnecken aus 
Brasilien und verschiedene Nachtschnecken in Alkohol. 

Oberpostpraktikant Bickhardt: Anodonta piscinalis Nils., 
25 Stück, Anodonta piscinalis Nils. var. anatina L., 1 Stück, 
Unio pictorum L., 14 Stück, U. tumidus Phil., 1 Stück, in der 
Überschwemmungszone am Main im März 1904 gesammelt. 

H. Fruhstorfer in Berlin: Nacktschnecken aus Tongking 
und Siam, Veronicella patriatiana Heude, 14 Stück, V. huntera 
C., 10 Stück, Phylomycus dendriticus Clp., viele, Ph. bilineatus 
Bens., 8 Stück. 

Zoologische Station in Triest: Pinna squammosa L., 
3 schöne Stücke von 70, 60 und 45 cm Länge, von denen die 
letztere mit Austernschalen bewachsen ist. 

Dr. O. von Moellendorff: Eine schöne Voluta ponsonbyi 
Smith, aus Natal. 

Hofrat Dr. B. Hagen: Eine Suite Landschnecken vom 
Garda-See. 

Paul Hesse in Venedig: Eine Serie Mollusken von der 
Congomündung, dabei die uns noch fehlende Gattung Fischeria 
in zwei Arten. 

Tausch: Zoologisches Institut in Tübingen sandte 
12 Stück Vitrinella quenstedti aus der Falkensteiner Höhle bei 


— 137¢ — 


Urach (R. Hesse Sammler) und erhielt daftir die Kataloge unserer 
Reptilien- und Vogelsammlung. 

Kauf: J. F.G.Umlauff in Hamburg: Argonauta oweni 
in Alkohol. 

H.Paganetti in Vöslau: Dalmatinische Clausilien, sowie 
die seltene Spelaeoconcha paganetti Stur. 

H. Preston in London: verschiedene Landkonchylien aus 
Ostafrika und Neuguinea. 

Den Ankauf der wertvollen Sammlung von Moellen- 
dorffs (vergl. den „Bericht“ 1903 S.71* und 155*) verdanken 
wir der Hochherzigkeit der Herren W.B.Bonn, Adolf Gans, 
Geh. Komm.-Rat Dr. Leo Gans, Benedikt Goldschmidt, 
Generalkonsul v. Goldschmidt-Rothschild, Charles Hall- 
garten, E. Ladenburg, Frau Dr. Lucius, Malako- 
zoologische Gesellschaft, W.Merton, H.v.Mumm, 
Moritz Oppenheim, Albert v. Reinach, Freifrau 
v. Rothschild, L. Sonnemann, Frau G. Speyer, Frau 
Th. Stern, Dr. Arthur Weinberg und A.H. Wendt. 

Dubletten wurden aus der v. Moellendorfischen Sammlung 
im Tausch und Verkauf abgegeben an die zoologischen Museen 
und Institute von Berlin, Breslau, Dublin, Hamburg, Hildes- 
heim, Jena, Köln, Wien und Wiesbaden; ferner an die Herren 
H. Arnold in Nordhausen, F. Holz in Frankfurt, C. Nater- 
mann in Hann. Münden, H. Rolle in Berlin und Dr. Wagner 
in Wien. 

Die Kobeltsche Sammlung europäischer Landschnecken 
wurde u. a. bereichert durch Dr. Kobelts reiche Ausbeute aus 
der südlichen Bunlicata und Calabrien, ferner durch reiche 
Suiten von Pomatia, welche Herr Karl Heynemann in 
Rumänien teils selbst sammelte, teils in der Fastenzeit auf den 
Märkten kaufen ließ. Auch von Herrn Fabrikant Wohlberedt- 
Triebes wurden einige Serien orientalischerFormen in Tausch 
erworben. 

Wissenschaftliche Benützung: P. Hesse in Venedig 
erhielt 16 Arten Landschnecken aus Italien, von Dr. Kobelt 1903 
gesammelt, zur anatomischen Bearbeitung. 

Geheimrat Prof. Dr. Rein in Bonn entlieh Schalen und 
Perlen von Meliagrina, welche bereits wieder zurückgesandt 
wurden. 


— 138* — 


Geheimrat Prof. v. Martens in Berlin erhielt Schalen von 
Helix cincta Müll., von Dr. F. Römer 1902 an der Adria ge- 
sammelt, die in der Nähe der oberen Windung ovale Löcher auf- 
weisen. Diese rühren nach v. Martens von Käferlarven der Gattung 
Drilus her, worüber v. Martens eine Mitteilung in den Sitzungs- 
berichten der Ges. Naturf. Freunde in Berlin, Jahrg. 1903, S.393, 
veröffentlichte. Ferner: angebohrte Muschelschalen aus der 
Nordsee, Cardium edule L., deren Löcher durch Natica verur- 


sacht sind. Dr. W. Kobelt. 


8. Die Sammlung der wirbellosen Tiere 
(mit Ausschluß der Gliedertiere und Mollusken). 

1. Tunicata. In der Gruppe der Ascidien wurde aus 
dem vom Kustos F.Römer in Rovigno gesammelten Materiale 
von Frau M. Sondheim eine Reihe mikroskopischer Präparate 
und Schnittserien hergestellt. 

Geschenke: Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn 
aus dem Materiale ihrer Spitzbergen - Expedition: Synoecum 
(Amaroucium) incruslatum (Sars) von der Bäreninsel, Kükenthalia 
(Goodsiria) borealis (Gottsch.) von Ost-Spitzbergen. 

2. Würmer. Das Einsammeln von parasitischen Würmern 
aus den eingelieferten Tieren und bei den Tieren des Zoologischen 
Gartens wurde eifrig fortgesetzt. 

Geschenke: Dr. Aug. Jassoy: Ascaris lumbricotdes L., 
Taenia saginata Goeze und Bothriocephalus latus Brems. in Formol 
konserviert. 

Dr. F.Römer und Dr. F.Schaudinn aus dem Materiale 
ihrer Spitzbergen -Expedition: Dibothriocephalus schistochilus 
(Germ.) aus dem Darm von Phoca barbata und Dib. cordatus 
Leuck. aus Phoca vitulina, sowie Schnittserien von genannten 
Würmern und von Dib. rémert Zschokke aus dem Darm von 
Trichechus rosmarus UL. 

Dr. med. E. Blumenthal und Geheimrat Prof. Dr. Weigert: 
Taenia saginata Goeze, in Formol konserviert. 

Neue Zoologische Gesellschaft: Ascaris lumbri- 
cotdes L. aus dem Orang-Utang, in Sublimat-Alkohol konserviert. 

Stud. jur. P. Oppenheim: Nereis pelagica L. und diverse 
kleine Planarien von Helgoland. 


— 139 — 


Karl Hopf, Niederhöchstadt a. T.: Taenıa cucumerina 
Rud. aus dem Darm des Hundes. 

Konsul G.v. Schröter in San Jose: Bipalium kevense Mos. 
aus einer Lagune in 1500 m Höhe am Abhang des Irazu in 
Costa Rica. 

F. Winter: Piscicola geometra BL von der Schleihe. 

3. Echinodermata. Geschenke: Dr. Robert Hart- 
meyer in Berlin: Echinodermalarven von Messina, welche zu 
mikroskopischen Präparaten benutzt wurden. 

Dr. med. K.Gerlach: 5 trockene Ophiuren von Nagasaki 
in Japan. 

Dr. med. E. Roediger: 10 Asterias rubens L. aus der 
Kieler Bucht. 

Kauf: J.F.G. Umlauff in Hamburg: ein großer Meta- 
erinus rotundatus aus der Sagami-Bay. 

Biologische Anstalt auf Helgoland: Auftrieb mit 
Pluteus- und Brachiolaria-Larven, mit Sublimat-Alkohol kon- 
serviert. 

4. Bryozoa. Geschenke: Hans Möbius: einen großen 
Stock von Alcyonidium gelatinosum Johnst., in Formol konserviert, 

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Edinger und 
Cand. phil. Epstein entliehen Material, das bereits zurück- 
geliefert wurde. 

5. Coelenterata. Geschenke: Dr. med. Karl Gerlach: 
6 Hyalanemen (1 mit Palythoa) und 3Hornschwämme von Nagasaki 
in Japan. 

Stud. jur. P.. Oppenheim: Sarsia tubulosa Less., Cratero- 
lophus tethys Clark, Eudendrium rameum Johnst., und ein Glas 
mit Mikroplankton von Helgoland. 

Dr.F.Römer und Dr. F.Schaudinn aus ihrem Spitz- 
bergen-Material: Mertensta ovum O.Fabr. und Beroe cucumis 
O.Fabr. von Spitzbergen, bearbeitet von Dr. F. Römer in Fauna 
arctica, Bd.III, 1903. 

Frau Marie Werner geb. Winter: eine Murer mit 
Löchern von Bohrschwämmen durchisetzt. 

Kauf: J.F.G. Umlauff in Hamburg: Hyalonema re- 
flecum, H.apertum und H. owstont aus Japan. 

Oelbermann und Geissendörfer in Köln a. Rh: 
einen großen Hornschwamm in Ringform gewachsen, 1,70 m 


— 140* — 


hoch und 4,50 m Umfang, ein Prachtstiick für die Schau- 
sammlung. Ferner eine Topfscherbe mit aufgewachsenem Horn- 
schwamm. 

Zoologische Station in Neapel: 30 verschiedene Tier- 
arten, meist fiir Schnittserien und Toto-Präparate. 

Biologische Anstalt auf Helgoland: Futonina socialıs 
und Sarsia tubulosa, in Formol konserviert. 

Wissenschaftliche Benützung: Dr. Joh. Thiele 
sandte 80 Arten Spongien der Kükenthalschen Reiseausbeute 
zurück, welche er im 25. Bande unserer Abhandlungen bearbeitet 
hat. Darunter waren 40 neue Arten. 

Prof. Edinger entlieh verschiedene Medusen zu einem 
Vortrage. 


Die Sammlung der ausländischen Tiere, welche 
lebend in Frankfurt gefunden wurden, ist durch einen Euscorpius 
ttalicus Hbst., welcher in Nußbaumholz aus der Türkei von 
Herrn Lehrer Ph. Meyer in Rödelheim gefangen wurde, und 
durch eine Käferlarve, wahrscheinlich Hammaticherus (Ploce- 
derus) plicatus, aus Quebrachoholz in den Farbstoffwerken von 
Flesch, vermehrt worden. 


Im Sommersemester 1903 wurde von Kustos Dr. F. Römer 
ein Praktikum „Anleitung zum Sammeln und Konservieren ein- 
heimischer Tiere“ mit acht Teilnehmern abgehalten. 

Im Laboratorium arbeiteten außer Frau M.Sondheim 
die Herren Tierarzt Utendörfer, Oberlehrer Löwe und 
Schlachthausdirektor Tierarzt Becker aus Hanau. 

Für das Laboratorium wurde eine Zentrifuge von Alt- 
mann in Berlin angeschafit, ferner für die Vorlesungen und 
Praktika 5 weitere sog. Kurs-Stative von Leitz in Wetzlar 
mit Tubustrieb und Revolver für die Objektive II, IV und VII. 
Zu dem Zeißschen Mikroskop wurde eine homogone Immersion 
hinzugekauft. 

Die Einrichtung des Assistentenzimmers machte eine er- 
hebliche Vermehrung des Inventars an Instrumenten, Präparier- 
becken, Glassachen u.s.w. notwendig. Auch wurde eine Reihe 
Fenstertische, Regale, Raupenkasten u.s.w. von unserem Tischler 
Moll im Museum angefertigt. 


— 1416 — 


Herr Heinrich Alten schenkte ein schönes Mikrotom 
von Jung nebst Zubehör und Paraffinofen, das uns bei der 
erhöhten Benutzung des Laboratoriums sehr willkommen war, 

Für die Handbibliothek des Museums wurde wiederum 
eine Reihe von Lehr- und Handbüchern angeschafft und die 
Sammlung der Arbeiten, welche sich auf die deutsche Fauna 
beziehen, fortgesetzt. 

Die Handbibliothek der Sonderabzüge hat im ver- 
flussenen Jahr eine erhebliche Vermehrung dadurch erfahren, 
daß wir mit den zoologischen Instituten in Breslau, Heidelberg, 
Marburg und Leipzig einen Tauschverkehr einrichteten derart, 
daß uns die Institute aus ihnen hervorgehende Dissertationen 
und Sonderabzüge senden, während sie dafür Separata von 
Arbeiten aus unseren Abhandlungen erhalten. Im Tauschwege 
erhielten wir von Herrn Prof. Chun in Leipzig eine Reihe von 
Bildern und Karten der deutschen Tiefsee - Expedition, welche 
zur Aufstellung in der Schausammlung und zum Gebrauch bei 
Vorträgen willkommen sind. Zu demselben Zwecke wurde an- 
geschaft Haeckel, Kunstformen der Natur. 

Die Tafelsammlung wurde durch einige systematische 
Tafeln über die Süßwasserfische Mitteleuropas und über die 
an ihnen schmarotzenden Tiere, ferner durch 4 Tafeln über 
Wale, Umrißzeichnungen, Embryonen, Gehirne vun der Ober- 
und Unterseite, Haut u. s. w., sowie durch 5 Tafeln über Haare 
und Stacheln, ihre Stellung und Entwickelung vermehrt. Herr 
F. Winter schenkte eine Tafel vom Blutkreislauf des Menschen 
suwie eine Tafel mit Copepoden, die an Fischen schmarutzen. 


II. Botanische Sammlung. 


Um die Ordnung unseres Herbariums hat sich auch in 
diesem Jahr Herr M. Dürer wieder selır verdient gemacht, 
der am 4. Mai 1904 zum Sektionär gewählt worden Ist. Herr 
. Koch hat die Schausammlung und die anderen nicht im 
Herbarium aufbewahrten Objekte einer Revision unterzogen und 
einen Katalog für dieselben anzulegen begonnen; für seine eitrige 
Tätigkeit sei ihm auch an dieser Stelle der verbindlichste Dank 
ausgesprochen. Eine große Bereicherung hat unsere Sektion da- 
durch erfahren, daß Herr Ingenieur A. Askenasy hier aus dem 


— 142* — 


Vermichtnis seines Bruders, des verstorbenen Professors Dr. 
E. Askenasy in Heidelberg, uns dessen großes Herbarium, 
sowie seine anderen Sammlungen pflanzlicher Objekte und 
mikroskopischen Präparate geschenkt hat. Diese Sammlung 
muß leider wegen Mangel an Raum vorläufig in ihrer Verpackung 
gelassen werden. Besonders ist ferner zu erwähnen, daß 
Herr M. Dürer nun auch sein aus 15 Faszikeln bestehendes 
Kryptogamenherbarium unserem großen Herbarium einver- 
leibt hat. 

An Geschenken sind weiter eingegangen: 

Vom Palmengarten: 1. d und % Blütenstand von 
Nepenthes Mastersiana. 2. Blütenrispe von Pandanus furcatus. 
3. Getrockneter Stamm mit Blättern und Blütenstand von 
Caryota excelsa. 

Von der Stadtgärtnerei (durch Herrn Direktor Heicke): 
Eine Anzahl großer Querscheiben von Bäumen aus den Anlagen 
der Stadt. 

Vom Botanischen Garten: 1. Eine Fasziation von 
Digitalis ferruginea. 2. Querscheibe des Stammes von Betula nigra. 

Dr. F. Römer: 1. Exemplar von Polyporus suaveolens. 
2. Stammstücke von Ctbottum Baromex. (Penghawer Djambir). 
3. Zwei ineinander verwachsene Haselniisse. 

C. Koch: 1. Korkstiick mit Flechten aus Teneriffa. 2. 
Zweig von Colletia cruciata. 3. Narrenzwetschen (Exoascus 
Pruni auf Prunus domestica). 4. Früchte von Pfirsich mit 
Sphaerotheca pannosa. 5. Zweige von Koniferen mit Früchten 
und Blüten.: 6. Zapfen von Picea excelsa, von Eichhörnchen 
angenagt. 7. Zweig von Viburnum Opulus mit zahlreichen 
Krebsstellen. 

Harry Frank: Eine große Anzahl Kaktuspflanzen, 
darunter ein großer Melocactus. 

Frau Prof. Dr. Ziegler: Mehrere große Querscheiben 
von Baumstämmen. 

Frl. Thekla Strauß: 1. Frucht von Ceiba pentandra. 
2. Frischer Zapfen von Ales pectinata. 

Prof. Dr. F. Richters: 4 trockene Polsterpflanzen aus 
Spitzbergen. 

Ph. Reichard: Trockene Baumschwämme ausdem Schwarz- 
wald und Spessart. 


— 143* — 


Prof. Dr. Boettger: Handförmig geteilte Kartoffel. 

H. Bücking in Höchst: Fasziation vom Kirschbaum. 

A. Hochstrasser in Cronberg: Eine große Kollektion 
frischer Pflanzen aus Algier, die, soweit es anging, durch 
Trocknen oder Einsetzen in Formol konserviert wurden. 

Dr. W. Kobelt in Schwanheim: Polyporus spec. aus 
Eboli (Provinz Salerno). 

R. Günther: Zweig von Cryptomeria japonica mit Blüten 
und Früchten. 

Dr. Lejeune: Blühende Exemplare von Htemanioglossum 
hircinum. 

K. Prinz in Nieder-Ingelheim : Fasziationen von Spargeln. 

Deutsche Orientgesellschaft in Berlin: Probe 
von Emmerspreu, einer altägyptischen Getreidesorte von 
Abusir. 

Tausch: Prof. Dr. H. Schinz in Zürich: Ein Faszikel 
getrockneter südafrikanischer Pflanzen gegen Pflanzen aus 
unserem Herbarium. 

Kauf: 1. W. Migula in Karlsruhe: Cryptogamae Ger- 
maniae, Austriae et Helvetiae exsiccatae. Fasz. XI—XV. 

2. O. Leonhardt in Stössen i. S.: ca. 125 Nummern 
ausgewählter Herbarpflanzen. 

3. Von der Stadtförsterei: Große Querscheiben aus 
Stämmen verschiedener Waldbäume. 


M. Möbius. M. Dürer. 


IIT. Mineralogische Sammlung. 


A. Geschenke: 

Aus dem Nachlaß von Chr. Ankelein, Oberpostsekretär 
hier: Melaphyrmandelstein, Oberstein: Chalcedon mit Flüssig- 
keitseinschluß, Uruguay; viele Augitkristalle, angeblich vom 
Förmerich-Krater bei Daun (wohl aus den Leien am Firmerich), 
darunter scharf und allseitig ausgebildete, einige von auf- 
fallender Größe; Halbedelsteine (Obersteiner Schülersammlung); 
Auerbacher Kalkspäte; Magnetstein (feldspatfreier Olivingabbro) 
vom Frankenstein i. O.; ein schöner Mikroklin mit c. 10 cm, 
8 cm, 4 cm Kantenlängen, Unterafferbach, Spessart (an Ankelein 
durch F, Ritter gelangt); 2 angeschliffene Achate; 2 Heliotrope ; 


— 144% — 


angeschliffener Rauchquarz; Jaspis von Miinzenberg; brauner 
Glimmer, Eifel; 1 großer Korund, Ostindien, mit gerundeten 
Kanten und ein kleinerer aus Canada (?) in Granit; schlesischer 
Chrysopras; Baryte von Münzenberg und Wendelsheim (Rhein- 
hessen); Tigeraugen vom Kapland (Quarz nach Krokydolith); 
Augite, Wülleschberg bei Lissingen (Eifel); Jaspis vom roten 
Hamm (Main). 

Von Ing. Alexander Askenasy, hier: Ein 14 cm 
langes Skalenoéder Rs von Kalkspat, durchscheinend, mit 
braunen Anwachsstreifen, erworben von Franz Cologna in 
Dorf Gastein bei Lend. Der Kristall stammt von einer ca. im 
langen Platte, die mit einer Menge, z. T. noch größerer Indi- 
viduen besetzt war. Die Bitte an den Finder um Zusendung 
dieser Platte gegen angemessene Vergütung war leider er- 
folglos. 

Von Frau Borgnis, hier: Carnotit (KO - 2UQs- Vz0s - 
3H30), radiumhaltig, Montrose County, Colorado; Uranpecherz, 
Gilpin County, Col.; Waschgold mit Quarz, Montana; 3 Stückchen 
Berggold (4g) in zierlichen Drähten, Cribble Creek; 1 Gangquarz 
mit Gold, Cribble Creek. 

Von C. Ditter, hier: 34 Taunusgesteine, alle in großem 
Format, sorgfältig geschlagene Handstücke ; 24 Spessartgesteine, 
und 9 Odenwaldgesteine; 2 Trachyte von Uberach; Basalt von 
Steinheim; Trachyt von Dietzenbach; 2 Quarzporphyre aus dem 
Murgtal; Granit von Forbach; Rotliegendes von Lichtenthal 
bei Baden-Baden; Ehlite vom Frauenstein, Taunus; Asbest, 
Vockenhausen; Brauneisen und Baryt, Spessart; Kalkspat mm 
Kersantit, Gailbach; Konglomerat, Straßengabel bei Vilbel; 
Kalksinter, Unterberg, Vilbel; Baryt und Fluorit, Mathock 
(angeschliffen) ; 3 Schorlomite und Wollastonit, O.-Schaffhausen ; 
Phillipsit zwischen N.-Rottweil und Breisach; 2 Marmore, 
Berchtesgaden. Karbonfossilien von Glasgow wurden an 
Professor Kinkelin überwiesen. 

Von Ing. Geol. K. Fischer, hier: Quarzit, durch Braun- 
eisen vererzt, Köpperner Tal; ,Steinheimit* aus Assenheimer 
Basalt; gediegen Kupfer in schönen Platten, Reichenbach 1. O.; 
poröser Basalt aus einem Bohrloch östl. von N.-Ursel, näher 
bei Kahlbach, bei 19 m Tiefe unter Plivcän-Thonen und Sanden; 
auch dichter Eisenspat, der bei derselben Bohrung gefördert 


— 145* — 


wurde; Basalt von der Horstmühle bei Kirchbracht im Vogels- 
berg mit Einschlüssen eines steinmarkähnlichen Minerales (ähnlich 
dem Steinheimit Kinkelins); Gangquarz vom Wasserstollen bei 
Idstein, beim Hohlen Stein. mit Manganit und Psilomelan, z. T. 
in schönen Triimern; Pegmatit mit großen Turmalinkristallen, 
an der Straße Aschaffenburg-Gailbach, Schweinheim gegenüber. 

Von Bankdirektor Arthur Gwinner, Berlin: 2 riesige 
und wohlausgebildete Gipskristalle aus Utah. Die Dimensionen 
des größeren einfachen Kristalles sind: 94, 38, 16 cm, die des 
kleineren, eines Zwillings 67, 35, 22 cm, beide nach c gestreckt: 
beide sind fast durchsichtig und zeigen im Innern schöne Fort- 
wachsungserscheinungen. Sie waren am Ende der c-Achse mit 
ebener Fläche tc aufgewachsen. Der Zwilling zeigt nur 
ıP- xP als natürliche Flächen, am freien Ende einspringende 
Spaltungsflächen nach +P. Der einfache Krystall ist durch 
x P3i2- «Po -—P-+3/sPo begrenzt. Diese Gipse werden 
eine Zierde des neuen Museums bilden. 

Von V. Hammeran, hier: Kupferkies, Pyrit, Serpentin 
aus den Gruben von Casarza und Barcona in Ligurien. 

Von Alexander von Heyking in Buenos Aires durch Ver- 
mittelung der Metallurgischen Gesellschaft, hier: Eine reich- 
haltige Suite von Kupfererzen aus dem Revier der Sierra Famatina 
und den benachbarten Gebieten in Argentinien. Es sind vor- 
wiegend feinkristalline oder dichte, z. T. auch grobkörnige 
Erze: Kupferkies. Eisenkies, Gemenge von beiden, viel Bunt- 
kupfer, Malachit, Kieselkupfer, braune Massen aus dem eisernen 
Hut (z. T. mit Kupfervitriol), wenig Bleiglanz, freies Gold auf 
einem Stück, während beigelegte Analysen einen beträchtlichen 
Gehalt an Gold und Silber nachweisen. Uberraschend ist die 
überaus große Verbreitung des Enargites (CusAsS,), der in 
zahlreichen, prächtigen, stängeligen und körnigen Aggregaten 
von fahlerzähnlichen Aussehen vorliegt. (Qualitative Proben 
mehrerer Stücke ergaben übrigens auch die Anwesenheit von 
Antimon. Als Gangart tritt hauptsächlich (Quarz auf, ferner 
Baryt und Manganspat. Herr von Heyking, der für die Aus- 
beutung dieser argentinischen Lagerstätten, die z. T. schon in 
englischen Händen sind, deutsches Kapital heranziehen möchte, 
hat den Wunsch ausgesprochen, daß die Erze Interessenten zu- 
gänglich gemacht würden, ein Wunsch, dem durch Aufstellung 

10 


— 146¢ — 


der ganzen Sammlung, nach dem die Sachen bestimmt waren, 
in der wegen des seinerzeit geplanten Umbaus ausgeräumten 
Halfte des Mineraliensaales und durch eine Zeitungsnotiz 
(Intelligenzblatt) nachgekommen wurde. 

Von W. Hofmeister, hier: 4 angeschlifiene Platten von 
Odenwälder Graniten und Dioriten. 

Von Prof. F. Kinkelin: Basalttuff von Urach. 

Dr. W. Kobelt hat auf seiner mittel- und süditalienischen 
Reise zahlreiche Gesteine und Mineralien gesammelt: 

Laven vom Monte Somma und Vesuv, darunter auch 
Vesuvlava von 1903 mit Eisenglanz; von der Somma: Glimmer, 
Sanidin, Augit, Olivin, ausgezeichnete Einschlüsse von weißem 
Marmor, Bimsstein; von der Solfatara: zersetztes Kratergestein 
und Realgar; von Monte Nuovo: Tuffe, eine Bombe und einige 
Stücke, die von einem Strom zu stammen scheinen; ferner graue 
und gelbe Tuffe (Amalfi, Salerno, Straße Bojano-Avellino, 
Monte St. Angelo, Posiliptuff bei Neapel); Mergelschiefer, Kalk- 
steine, Kalkbreccien, Hornstein, Gola di Romagnano; fein- 
schiefrige Mergel, Mergel mit Gips, San Pietro la Croce, Monte 
Conero bei Ancona; Kalkspat, Monte Bulgheria, Basilicata; 
Thonschiefer, Nord-Calabrien; Busento-Gerölle bei Cosenza, aus 
den Silabergen stammend: Granit, Aplit, Gneiß. 

Von Berginspektor Karl Müller, hier: Erdige und dichte 
Vivianite, auch kugelige Konkretionen, von Weckesheim, Wetterau 
(Braunkohle), vorzügliche Stücke. 

Von F. Neidlinger, hier: Asbest aus Canada und 
Krokydolith vom Kapland. 

Von L. Pfeiffer, Darmstadt: 5 sehr schöne Bohnerz- 
stufen mit Pseudomorphosen von Brauneisen nach Baryt, Kalk- 
spatkrusten und Skalenoédern Rs, Ilsede bei Peine, Hannover. 

Von Ing. Paul Prior, hier: Bleiglanz von Braubach, 
braune und gelbe Zinkblende von ebendaher. 

Von Ober-Ing. Herm. Streng, hier: Grobkörniges Spat- 
eisen, Schöneberg bei Nieder-Scheldern, Siegen; Kalkspat von 
Eichenberg bei Sommerkahl. 

Von Dr. Stromer von Reichenbach: 2 herrliche große 
Cölestinstufen von Mokattam und eine kleinere. Zahlreiche wohl- 
ausgebildete farblose Kristalle, Drusen in Kalkstein bildend, 
mit den Flächen Px : x Px ; Px x.Ps (oP , Pac -oP. 1/9Poc); 


— 147° — 


bei den größten Individuen ist die Brachyachse (1. Aufstellung) 
3 cm lang. 
Von Frau Prof. Türk: Gabbros und Amphibolite, Saas Fe. 


B. Durch Tausch erhalten: 
Von Herrn C. Natermann in Hann. Münden: 1 Chalcedon 
mit Wassereinschluß, Uruguay. 


C. Gekauft: 

Von der Mineralienniederlage der Königlich Säch- 
sischen Bergakademie in Freiberg folgende böhmische Ge- 
steine: Sodalitsyenit, Bostonit, Essexit, Phonolith, Tinguait und 
Tinguaitporphyr, Nephelinporphyr, Camptonit, Mondhaldeit, 
Mondhaldeitbreccie, Monchiquit, Leucitmonchiquit, Gauteit. 
Sodalithgauteit, Trachyt, Aegirintrachyt, Leucitbasanit, Nephelin- 
basanit, Leucit-, Nephelin-, Hauyn- und Sodalithtephrite, Hauyn- 
ophyr und Magmabasalt. 

Von zehn dieser Gesteine wurden durch Voigt & Hoch- 
gesang Präparate gemacht. 

Ferner von Freiberg: Eine prachtvolle Pyromorphitgruppe, 
Grube Friedrichsegen bei Ems, nelkenbraune Prismen (z. T. mit P) 
mit fast farblosen Enden und eine kleinere Gruppe mit bis 18 mm 
langen und 10 mm dicken Kristallen, 3 Borazite(oc Ox - Q), Wester- 
egeln; Argentit, Freiberg; Almandin (x QO), Bodo, Norw; Topas, 
San Luis Potosi, Mex.; Astrolith, ein neues Silikat, Neumark, 
Vogtland; Tridymit, Euganeen; Stephanit, Freiberg (oP - xP- 
x Px, undeutliche Domen und Pyramiden); Rauchtopas von 
der Géschenenalp fiir pyroelektrische Versuche; Silber, Freiberg; 
Wismut mit Wismutocker. 

Von Reuter & Steeg: 5 Quarzplatten (einfacher Kristall 
und Zwillinge). 

Von Merck: 300g Tonletscher Lösung, 100g Methylen- 
jodid, 100g Methylenjodid mit Jod und Jodoform. 

Die Westphalsche Wage, die bisher nur zur Bestim- 
mung des spezifischen Gewichts schwerer Lösungen ein- 
gerichtet war, wurde vervollständigt durch die für direkte 
Bestimmung des spezifischen Gewichts von Mineralien nötigen 
Vorrichtungen. 

10* 


— 148* — 


Die seinerzeit Herrn Prof. Brauns in Gießen für Her- 
stellung seines Tafelwerks „Das Mineralreich“ geliehenen 
Stufen und Einzelkristalle sind sämtlich wieder unversehrt hier 
angelangt. 

Prof. Dr. W. Schauf. 


IV. Geologisch-paläontologische Sammlung. 


Durch Schenkung, Tausch und Kauf ist auch diesmal die 
geologisch-paläontologische Sammlung in bedeutendem Maße be- 
reichert worden. 

Die wissenschaftlich bedeutsamste Bereicherung an Fos- 
silien unserer Umgegend ist uns auch heuer von Herrn Ingenieur 
Alexander Askenasy zugewendet worden, indem er fort- 
fuhr, das sandigtonige Lager in der Baugrube des Klärbeckens 
nach Pflanzenresten, besonders Blättern, zu durchforschen und die 
mühsam herausgelösten aufs sorgfältigste zu präparieren, wobei 
ihn gelegentlich auch Herr Baron Wolf in Bonn unterstützte. 
Ebenso hat auch Herr Ingenieur Paul Timler sich weiter 
bemüht, aus den Oberpliocänschichten des Klärbeckens Früchte 
zu gewinnen, und sie dem Museum zugewendet. So wird die 
Kenntnis über die Vegetation des westlichen Mitteleuropas zu 
Ende der Tertiärzeit in hohem Maße gemelrt werden. 

Auch Herr Ingenieur K. Fischer hat fortgefahren, die 
sich bietenden neuen Aufschlüsse in und um Frankfurt zu unter- 
suchen, die Fossilien zu gewinnen und unserer Sammlung zu- 
zuführen. Da diese Funde besonderes lokales Interesse haben, 
so führen wir sie auf, soweit sie nicht schon in der Abhand- 
lung: Neue Aufschliisse im Weichbilde der Stadt Frankfurt a. M. 
(dieser Bericht S. 47—58) besprochen sind. 

Aus dem Bohrloch 61 bei Steinbach: Melunopsis callosa 
Al. Br., Neritina callifera Sandb., Psammobia sp., Congeria brardi 
Fauj.sp., Bulanus stellaris Al. Br. 

Aus dem Landschneckenkalk von Flörsheim eine Suite 
seltenerer Fossilien: Strobilus diptyx Boettg. sp., Strobilus uni- 
plicatus Al. Br.sp., Patula multiplicata, Patula disculus Al. Br. sp., 
Vallonia sandbergeri Desh., Iyalinia deplanata Reuß, Hyalinia 
mattiaca n.sp. Boettg., Archaeozonites mit Fraßspuren von Oleacina, 
Pachylimax sandbergeri Boettg., Pupilla impressa Sandb., Pupa 


— 149° — 


tiarula Al. Br., Pupa suturalis Sandb., Vertigo protracta Sandb., 

V. ovatula Sandb., V. kochi Boettg., Leucochilus didymodus 

Al. Br., Isthmia cryptodus Al. Br., Geckoneneier, Eckzahn und 

Schienbein von Dremotherium. 

Aus den Süßwasserschichten des Cyrenenmergels von Nieder- 
Ingelheim: Das Fragment eines Längsknochens. 

Die stratigraphisch bedeutsamsten Funde sind die, welche 
bei den vom Städtischen Tiefbanamt im Untermaingebiet vor- 
genommenen Bohrungen von Herrn K. Fischer gemacht 
worden sind: 

1. Gegenüber Dietesheim wurde in 7 m Teufe in einem den 
Oberpliocänschichten des Klärbeckens völlig gleichen, licht- 
grauen Sand die für diese Absätze charakteristische Frucht 
von Preudonyssa palmiformis Kink. gefunden. 

2. In lithologisch ähnlichen Absätzen sind im Brunnen Ja bei 
Dorf Weilbach in ca. 18,75 m Teufe Braunkohlenstammstücke 
gefunden worden. Aus einem diesem Schichtkomplex an- 
gehörigen Ton hat Herr Fischer Früchtchen, unter denen 
die von Carpinus die zahlreichsten sind, ausgeschlämmt. In 
35,4—36,0 m Teufe stieß man auf eine zweite Holzschicht. 

3. Aus eben solchen Schichten, und zwar aus der Bohrung 
No.55 bei Eschborn in 48m Teufe, wurde mir von Herrn 
Stadtbaumeister Sattler eine gut erhaltene Nuß (Juylansn.sp.) 
übergeben. 

4. Die Bohrung No. 45 im Tal des Westerbaches zwischen Esch- 
born und ElisabethenstraBe fürderte ebenfalls aus grauen 
Sanden in 46 m Tenfe Pflanzenreste — einen stark verletzten 
Zapfen und Holzstücke. 

5. Im Versuchsbrunnen III bei Praunheim, nahe der Bohrung 
No. 55, traf man in 22,6 m Teufe auf ein Holzstücke führendes 
Braunkohlentlötz. 

Es sind dies Funde, die die Ausbreitung der Oberplivcän- 
schichten im Osten des Frankfurter Beckens, dann westlich von 
Höchst a. M. und in der unteren Wetterau nahe dem Südfuß 
des Taunus beweisen und das oberpliocäne Alter von lithologisch 
ähnlichen — sandigen, tonigen und sandigtonigen — kalkfreien 
Schichten am Südabhang des "Taunus bezeugen. 

Bei dieser (selegenheit sprechen wir den Herren Wasser- 
baudirektor Scheelhaase und Bauinspektor Weber für die 


— 1508 — 


gütigen Mitteilungen neuer Grabungen im Frankfurter Gebiet 
unseren verbindlichen Dank aus. 

Im Jahre 1894 waren wir in der glücklichen Lage, über 
eine ganz bedeutende Schenkung berichten zu können; es ist 
die Schenkung von Herrn Ankelein, dem unermüdlichen und 
glücklichen Sammler in der Eifel, gemeint. Die schöne mittel- 
devone Fauna von Gerolstein und Pelm wurde dadurch erst in 
unserer Sammlung vertreten. Tertiäre und jurassische Sammlungen 
haben sich dem angeschlossen. Neuerdings noch konnte ich weiter 
von hochwertvollen Gaben, die uns Herr Ankelein zutrug, 
berichten; ich erinnere an Sektionsbericht 1903, pag. 91*. Nun 
trauern wir um den liebenswürdigen, munifizenten alten Herrn. 
Überraschend in hohem Grade ist es, welche Sammlungen er 
von neuem in seinem hohen Alter in den letzten acht Jahren 
zusammengebracht hat. Sie geben der ersten Schenkung nichts 
nach. Von den tertiären Fossilien seien nur folgende genannt: 
der mittelste Zahn eines Notidanus-Gebisses, der Flossenstachel 
eines Aétobates von Eckelsheim und das Zähnchen eines Lepido- 
pides von Weinheim. Unter den Eifeler Fossilien ist die Zahl und 
Mannigfaltigkeit der selbstgesammelten Crinoideen und Brachio- 
poden eine ganz außerordentliche, was wir auch zur Tausch- 
verwendung sehr schätzen. Dasselbe gilt auch von den triasischen 
und jurassischen Teilen seiner Sammlung; daraus sei Goniatites buch, 
Spiriferina hirsuta und Ammonites spiratissimus hervorgehoben. 

Sehr zu Dank verpflichtet sind wir der Direktion der 
Geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu 
Berlin für eine recht beträchtliche Sendung von Carbonpflanzen 
von verschiedenen Lokalitäten und Horizonten, wodurch sie 
einem Ersuchen unsererseits nach dieser Seite freigebig aufs 
ausgiebigste entsprach. 

Eine schätzenswerte Gabe an Carbonpflanzen verdanken wir 
auch Herrn Paul Fulda dahier. 

Heuer, wie schon manches Jahr, war unser korrespondie- 
rendes Mitglied Herr Erich Spandel in Nürnberg so liebens- 
würdig, von seinen Reisen uns Suiten zuzuführen. Die heurigen 
stammen aus den oberen Juraschichten des Harzes und aus den 
Bryozven führenden Oligucinschichten Priabonas. 

Wir dürfen hier wohl auch noch auf die aus der Eberhardt- 
höhle bei Ultima Esperanza in Südwest-Patagonien stammenden 


— 151* — 


Reste des so hochinteressanten Grypotherium darwini hinweisen, 
die uns Herr Prof.R. Hauthal von La Plata zugewendet hat. 


Auch dieses Jahr erfreuten wir uns in hohem Grade 
der sachkundigen und opferfreudigen Beililfe in der Bestimmung 
von Fossilien, die in unserer Sammlung liegen. Vor Allem 
sprechen wir den verbindlichsten Dank unserem korrespon- 
dierenden Mitglied, Herrn Prof. H. Engelhardt in Dresden, 
aus, der nicht müde wird, durch seine Tätigkeit den Wert 
unserer Sammlung fossiler Pflanzenreste zu erhöhen. 

Aus den Congerienschichten von Königsgnad hatte Herr 
Gufler uns außer vielen Konchylien auch eine kleine Suite 
von Blattabdrücken gesandt — Fossilien, die von dort noch 
nicht bekannt sind. Nach den Bestimmungen Engelhardts 
gehören sie folgenden Pflanzen an: 

Sphaeria fici Eghdt. Alnus kefersteini GÖpp. sp. 
(rlyptostrobus europacus Populus latior Al. Br. 
Brgn. sp. Populus bulsamoides Göpp. 
Pinus hepios Ung. Ficus tiliaefolia Al. Br. 
Cyperus sp. Planera ungeri Kov. sp. 
Poacites laevis Heer. Cassia sp. 
Cassia hyperborea Ung. 

Durch die Untersuchung der letzten Aufsammlung in Wieseck, 
die wir Herrn Max Stern hier verdanken, hat sich die Zahl 
der von dort bekannten Pflanzen beträchtlich gemehrt. Der Zu- 
Sammensetzung dieser Florula nach zu urteilen, gehört sie sicher 
dem Oligocän an. 


Poacites lepidus Heer. 
Myrica ?. 

Myrivca acuminata Ung. 
Quercus goepperti Web. 
Salix arcinervia Web. 
Ficus lalages Ung. 
Ficus lanceolata Heer. 
Juglans bilinica Ung. 


Juglans acuminata Al. Br. 


Juglans ungeri Heer’? 
Laurus lalayes Ung. 
Laurus primigenia Ung. 


Cinnamomum rossmaessleri Heer. 
Cinnamomum lanceolatum 
Ung. sp. 
Cinnumomum buchi Heer? 
Benzoin antiquum Heer. 
Andromeda protogaca Ung. 
Rhamnus decheni Web. 
Rhamnus (eridani Ung. ?) 
Chrysophylhan reticulosam 
RoBm. sp. 
Sapotacites minor Ett. 
Cassia phaseolites Ung. 


— 152* — 


Auch in diesem Jahr hat Herr Prof. Dr. Sterzel in Chemnitz 
wieder einen beträchtlichen Teil unserer Carbonpflanzen seiner 
fachkundigen Durchsicht unterzogen, so daß wohl im kommenden 
Jahr, also vor dem Auszug ins neue Museum, unsere ganzen 
Vorräte an Carbon- und Permpflanzen sicher bestimmt sind. 

Auch hier sprechen wir Herrn Konservator Dr. Max 
Schlosser in München unseren verbindlichsten Dank aus für 
die so reiche Gabe, die in den Gipsabgüssen der von Baron 
v. Reinach beschriebenen, im Münchener Museum liegenden, 
fossilen ägyptischen Schildkröten besteht. 

Durch die gütige Untersuchung von Herrn Konservator 
Dr. M. Schlosser ist für das Nordbassin und Weisenau der 
Nachweis von einigen, in der vorjährigen Liste noch nicht 
nachgewiesenen Nagern und Insektenfressern sichergestellt. 

In neuerer Zeit werden in dem Flörsheimer Landschnecken- 
kalk organische Reste gefunden, die man aus früherer Zeit 
nicht kannte. Dazu gehören Eier von Geckonen in guter Er- 
haltung, ferner die Inkrustationen von Libellenlarven. Herr 
Dr. Diderich von Schlechtenda] in Halle a. d. S. hatte 
die Freundlichkeit, die Bearbeitung der nicht unbeträchtlichen 
Aufsammlung solcher Reste zu übernehmen. 

Auch an dieser Stelle spreche ich Herrn Rektor Lienen- 
klaus in Osnabrück unseren Dank aus, sich der außerordentlich 
miihsamen Bearbeitung der in den Mainzer Tertiärschichten 
befindlichen Ostrakodenreste unterzogen zu haben. Einer sach- 
kundigeren Hand hätten wir sie nicht übergeben können. So 
hoffe ich, daß es sich ermöglicht, daß nun im kommenden Jahres- 
bericht diese wertvolle Arbeit der Öffentlichkeit übergeben 
werden kann. 


Paläontologische Sammlung. 


Geschenke: An Geld: Von Herrn Baron v. Reinach 
für eine Tour nach dem Uadi Faregh: 200 Mark. 

An Naturalien: Vom Städtischen Tiefbauamt 
(Wasserabteilung) durch Herrn Stadtbaumeister Sattler hier: 
Eine schöne Nuß und Bohrproben (40,5—48,5 m Teufe) aus dem 
Braunkohlenflétz von Bohrloch 55, Gemarkung Eschborn, ferner 
Stammstücke mit einem Koniferenzapfen aus der Bohrung 45 im 
Tal des Westerbaches aus 46 m Teufe. 


— 163* — 


Von Herrn Direktor Franck hier: Eine Suite Fossilien 
aus dem Muschelkalk von Ober- und Niederbronn. Karbonisiertes 
Sigillarien-Stammstück aus dem Ruhrbecken. 

Von Fräulein Gall hier: Ostrea cyathula mit Balanus über- 
zogen vom Zeilstück bei Weinheim. 

Von Herrn Schulze-Hein, Zahnarzt hier: Cassidaria 
depressa aus dem Meeressand von Weinheim bei Alzey; ein Fisch 
vom Gaualgesheimer Kopf: Unionen aus dem Mosbacher Sand. 

Von Herrn Professor Dr. Kinkelin hier: Eine Suite 
Fossilien aus der unteren Kreide von der Bezeck zwischen 
Andelsbuch und Bezau im Bregenzer Wald; eine Suite Zähne 
aus dem eocänen Bohnerz von Oberbuchsiten, Heidenheim und 
Frolinstetten. 

Von Herrn Karl Götzger, Rentner in Lindau: Fine Suite 
Fossilien von der Bezeck im Bregenzer Wald. 

Von Herrn Oberlehrer Dr. Simon hier: Eine Balanophyllia 
auf Meeressandstein von Weinheim. 

Von Herrn Oberingenieur Streng hier: Stenomphalen aus 
dem Cerithienkalk von Flirsheim; Lima lineata von Lengfeld. 

Von Herrn Seeger & Cie. hier: Ein Mammutbackenzahn 
mit wohlerhaltenen Wurzeln aus dem Löß der Ringofenziegelei 
von Rödelheim. 

Von Herrn Carl, Ingenieur hier: Zwei Stücke von ver- 
kieseltem Nadelholz aus dem Rotliegenden von Chemnitz. 

Von Herrn Oberlehrer Michelis hier: Das Prachtexemplar 
eines Pecten cf. latissimus, ferner Cyrenenmergel von Offenbach, 
gesammelt gelegentlich der Anlage der Wasserleitung. 

Von Herrn Professor Dr. F. Richters hier: Eine fossil- 
reiche Platte sog. Holsteiner Gesteines von Laboe; Dromien und 
Bryozoen aus dem Senon von Limhavn in Schweden. 

Von Herrn Dr. F. Römer hier: Die Photographie eines 
2 m langen Ichthyosaurus-Schädels vom Kloster Banz bei 
Bamberg. 

Von Herrn Paul Wirsing, Techniker hier: Eine Suite 
pflanzlicher Fossilien von Salzhausen und Miinzenberg, ferner 
eine bearbeiteter jungfossiler Knochen. 

Von Herrn Johannes Müller, Bauunternehmer hier: 
Eine Prachtplatte voll Mytilus aquitanicus aus dem Cerithien- 
kalk der Offenbacher Landstraße in Oberrad. 


— 1 — 


Von Herrn Dr. Ferd. Blum hier: Ein Krokodilzahn und 
Pflasterzähne von Pycnodus hugit aus dem Weißen Jura von 
Solothurn, ferner Monotis nıuensteri vom Weißenstein. 

Von Herrn Karl Kirchhoff hier: Fragment des Ober- 
arms eines großen Rindes, gespalten, aus einer Sandgrube bei 
Kleinkarben. 

Von Herrn Wilhelm Körner, Obersekundaner hier: Eine 
Suite Goniatiten, Orthoceratiten, Cardiolen etc. aus dem Ober- 
devon von Odershausen bei Bad Wildungen. 

Von Herrn Paul Prior, Bergingenieur hier: Eine Kohlen- 
schieferplatte mit Sphenophyllen. 

Von Herrn Wührmann, Ingenieur hier: Steinkerne von 
Gastropoden und Bivalven aus dem Meeressand von Gut Rhein- 
grafenstein am Kehrenbach. 

Von Herrn Dr. Geisow hier: Das Stück eines verkieselten 
Araucarioxylon. 

Von Herrn Stadtbauinspektor A. Koch hier: Eine Suite 
Blattabdrücke aus dem Carbon vom Piesberg bei Osnabrück. 

Von Herrn Prof. R. Hauthal, La Plata in Argentinien: 
Ein Molar, ein Stück der Haut mit Haaren und Hautknochen, 
einzelne Hautknochen und Kotballen von Grypotherium aus der 
Eberhardthöhle bei Ultima Esperanza, Südwest-Patagonien. 

Von Herrn Baron von Reinach hier: Aus dem Cambrium 
Lingula ampla von Dresbach (Minnesota), Discina sp. von 
Coulome (Herault), Discina und Lingula von Andrarum 
(Schweden); Lamna- und Chrysophrys-Zihne, Ostracoden und 
Foraminiferen aus dem Rupelton von Büdesheim. Trionyxreste 
(Tr. senckenbergiana) aus dem Untermiocän von Moghara und 
der GipsabguB eines Podocnemisschadels. Ferner Podocnemis 
stromeri v. Rein, aus dem Mitteleocän des Fajiim (Ägypten), 
endlich der Unterkieferast von Palaeochverus meisneri von 
Erbenheim. 

Von Herrn Dr. Max Schlosser, Konservator der geo- 
logisch-paläontologischen Sammlungen des Staates, München: 
Die Gipsabgüsse der in dem Münchener Museum befindlichen 
v. Reinachschen Originale fossiler ägyptischer Schildkröten. 

Von Herrn Alexander Askenasy, Ingenieur hier: 
Eine große Sammlung selbstpräparierter Blätter aus dem ober- 
pliocinen Braunkohlenflötzchen in der Klärbeckenbaugrube. 


— 155* — 


Von Herrn Paul Fulda, Kaufmann hier: Eine schéne 
Suite Carbonpflanzen aus dem Ruhrbecken, darunter Lepido- 
dendren, Stigmarien, Sigillarien und Farnblätter. 

Vom Großherzogl. Museum in Darmstadt: Eine kleine 
Suite Fossilien (Steinkerne) aus dem Meeressand von Vilbel, 
durch Herrn Assistent Dr. Wittich. 

Von der Direktion der Königl. Preußischen 
Geologischen Landes-Anstalt in Berlin: Eine größere 
Sammlung pflanzlicher Fossilien von Manebach, ferner aus dem 
Carbon von Wettin, von Westfalen, Harz, Nieder- und Ober- 
schlesien, durch Herrn Geheimen Oberbergrat Schmeiser. 

Von Herrn Thomas, Architekt hier: Fragment eines 
StuBzahnes und Radius vom Mammut aus dem Löß von Heddern- 
heim (Falkenhahnsche Ziegelei). 

Von Fräulein Marie Winter hier: Ein Ananckites aus 
der Weißen Kreide von Dover. 

Von Herrn Pfeifer, Darmstadt: Fossilien ans dem Bohn- 
erz von Ilsede (Hannover). 

Von Herrn Direktor Dr. Seitz hier: Einige Kreide- 
fossilien von El Kantara am Atlas zwischen Biskra und Batna. 

Von Herrn Oberstabsarzt Dr. Brugger hier: Leuciscus 
oeningensis, Lebias perpusillus und Podogonium knorri aus dem 
Öninger Süßwasserkalk. 

Von Herrn C. Ditter hier: Farnwedel aus dem Carbon der 
Gegend von Glasgow. 

Von Herrn B. Dondorf, Fabrikbesitzer hier: Ein Krebs, 
ein Aptychus. Leptolepis und Ammonit aus Solenhofer Schiefer. 

Von Herrn H. Kleyer, Generaldirektor hier: Zwei lig- 
nitische Braunkohlenstücke aus der Brunnenbohrung in der 
Fabrik an der Höchster Landstraße. 

Von Herrn Hermann Weyland, Primaner hier: Ein 
Zahn von Lamna cuspidata vom Eschbacher Schloß bei Landau 
und zwei Lamna contortidens von Feil bei der Ebersburg, 
beide aus dem Meeressand. 

Von Herrn Major Prof. Dr. von Heyden hier: Eine 
Suite von Fossilien aus dem Kalk von Flörsheim und Mombach, 
gesammelt von Herrn Senator Dr. Karl v. Heyden. 

Von Herrn Dr. med. E. Roediger hier: Pectenreicher 
Miocänkalk von Pont du Gard und Les Baux pres Arles, 


— 1564 — 


Kalksinter von Pont du Gard und oberer Jurakalk vom Monte 
Tacanaglia bei Nizza. 

Von Herrn Karl Fischer, Ingenieur hier: Eine große 
Zahl z. T. sehr seltener, z. T. stratigraphisch wichtiger Fossilien 
aus verschiedenen Aufschlüssen Frankfurts und seiner Um- 
gegend; Pecten aff. septemradiatus aus Leithakalk in Ungarn. 
Paludina vivipara aus dem Sand von Mosbach; ein Stammstück 
mit Bohrgängen aus dem Landschneckenkalk von Flörsheim ; 
ferner von da ein Stück mit inkrustierten Wurzeln. 

Von Herrn Ankelein, Oberpostamtssekretir, nach testa- 
mentarischer Bestimmung: Eine selr ansehnliche Sammlung 
Petrefakten aus den Devonschichten der Eifel, aus dem Wellen- 
und Muschelkalk von Warth bei Pforzheim, aus dem Schwäbischen 
Jura und dem Mainzer Tertiär. 

Von Herrn Mundermann, Lehrer in Nieder-Ingelheim: 
Ein fragmentärer Unterkieferast und ein Oberarm (distaler Teil) 
von Rhinoceros aus dem Kies und Cyrena convexa, Cytherea 
incrassata, Tympanotomus margaritaceus, Potamides plicatus 
papillatus aus dem Cyrenenmergel von Nieder-Ingelheim. 

Von Herrn Erich Spandel, Eigentümer des General- 
anzeigers in Nürnberg: Eine Kollektion oligocäner Bryozoen 
von Priabona und eine Suite Fossilien aus dem Malm und 
Lias des Harzes. 


Geologische Sammlung. 


Von Herrn K. Götzger, Rentner in Lindau i. B.: Tuffe 
aus der Gegend von Urach. 

Von Herın Prof. Dr. Kinkelin hier: Erratika von der 
Höhe des Pfänders bei Bregenz und Nagelfluhgeschiebe mit Ein- 
drücken von ebendaselbst. 

Von Herrn Oberingenieur H. Streng hier: Spaltenaus- 
fillungen und Konkretionen in Muschelkalk von Nassig bei 
Wertheim a. M. 

Von Herrn Karl Fischer, Ingenieur hier: Oolithischer 
Kalk von der Rendelerstraße am Prüfling in Bornheim; Blasen- 
züge aus dem Dolerit von Bockenheim; Sandschliff auf Horn- 
blendebasalt im Bahneinschnitt Urberach; Trachyt vom Hohen- 
berg bei Dietzenbach mit Rutschfläche ; Ammonites raricostatus in 
nierenförmigem Pyrit eingehüllt von Pliensbach bei Boll in 


— 157* — 


Wirttemberg; Kalkbank mit Trockenrissen vom Gaualgesheimer 
Kopf; Kalktuff mit Blattabdriicken von Ahlersbach bei Elm. 

Von Herrn Prof. Dr. v. Heyden hier: Photographie des 
Bilsteines bei Lauterbach in Oberhessen (Basaltbruch). 

Von Herrn Ingenieur Viesohn hier: Ein Klapperstein 
aus diluvialem Kies von Hattersheim. 

Von Herrn Hermann Böckler hier: Kugelige Kiesel- 
konkretionen aus der Schotterterrasse an der Gehspitz im 
Stadtwald. 

Von Herrn Prof. Dr. O. Boettger hier: Junger Meeres- 
kalk mit Pecten senatorius, 3 km von Kupang auf der Insel 
Timor; Sandschliff auf Hornblendebasalt im Bahneinschnitt von 
Urberach. 

Von Herrn Hofrat Dr. B. Hagen hier: Sog. Korallenkalk, 
Karang, tatsächlich Foraminiferenkalk von Warrnambul, Süd- 
küste von Australien. 

Von Herrn Prof. Dr. Schauf hier: Sandschliff auf Horn- 
blendebasalt im Bahneinschnitt von Urberach. 

Von Herron Mundermann, Lehrer in Nieder-Ingelheim: 
Eine Septarie aus dem Cyrenenmergel von Nieder-Ingelheim. 


Durch Tausch erworben: In beträchtlichem Maß hat die 
paläontologische Sammlung auch durch Tausch zugenommen. 
Hierbei wurden Objekte, die uns bisher völlig fehlten, erworben, 
um teils den Organismus, teils den von ihm gekennzeichneten 
geulogischen Horizont vertreten zu haben. 

Es sei zuerst einer interessanten Suite aus dem böhmischen 
Obersilur und Devon (E, Fi, Fa und G2) gedacht, welche 
Herr Maria Petrobok zusammengebracht und Herr Dr. 
Kobelt durch eine Konchyliensendung an ihn wett gemacht 
hat. Die hauptsächlichsten Fundpunkte sind Lochkov, Kosor 
und Slivenetz. 

Gegen eine Sammlung von Fossilien aus den pliocinen 
Süßwasserseen Slavoniens, Kroatiens, Ungarns, Siebenbürgens 
und der Krim erlielten wir von Herrn Prof. Dr. E. Kayser 
in Marburg eine Suite Fossilien aus dem rheinischen Devon, 
die uns sowohl durch die uns ganz neuen Arten als auch 
besonders durch den geologischen Horizont, dem sie ent- 
stammen — Siegener Schichten aus dem Westerwald, aus dem 


— 15* — 


Iberger Kalk bei Langenaubach und Hercyn aus dem Kellerwald 
— wert sind. Dazu war noch eine fiir die Allgemein-geologische 
Sammlung erwiinschte, aus dem devonen Schalstein stammende 
Bombe beigefiigt. 

Gelegentlich der Anwesenheit des Herrp Prof. R. Hau- 
thal von La Plata wurde ein Tauschverkehr ausgemacht, der 
uns in der Folge sowohl Fossilien aus den Devon-, Jura- und 
Kreideschichten Argentiniens wie auch aus den Pampasschichten 
daselbst zuführen soll. Es ist denn auch schon Ende Dezember 
eine erste, aus 400 Fossilien des rheinischen Devon und Culm 
bestehende Sendung an das National-Museum in La Plata abge- 
gangen. Wir sehen mit großem Interesse der ersten Gegen- 
sendung entgegen. 

Ein weiterer Tauschverkehr ist mit dem Direktor der 
Berner geologischen Sammlung, Herrn Dr. Kissling, abge- 
sprochen. Als erste Gegensendung steht schon eine größere Samm- 
lung aus dem Mainzer Becken fertig. 

Eine ebensolche Sammlung (ca. 170 Arten) hat Herr Prof. 
Dr. Schardt in Neuchätel, mit dem ich ‚schon länger in leb- 
haftem, gewiß für beide nützlichem Tauschverkehr stehe, er- 
halten. Mit großem Interesse sehe ich der Gegensendung 
entgegen, die nach meinem Wunsche diesmal der Allgemein- 
geologischen Sammlung zu gute kommen soll. 

Gegen Fossilien aus den Paludinenschichten Slavoniens 
etc. konnte ich von Herrn Riemenschneider eine größere 
Zahl der Anodonta koeneni Graul von Uslar im Solling erwerben, 
von denen ich nun anderen im Tausch anbieten kann. 

Ob der mit Prof. Togo von der Universität Tokyo ver- 
abredete Tauschverkehr in nächster Zeit, nachdem der japanisch- 
russische Krieg ausgebrochen ist, beginnen wird, ist nun recht 
zweifelhaft geworden. Ich hoffe, durch ihn fossile Vertreter 
aus Trias und Kreide von Japan zu erhalten. 

Gegen v. Möllendorffsche Konchylien gingen zwei 
Sternberger Kuchen von Mecklenburg ein. 

Von Herrn Prof. Dr. Gottsche am Naturhistorischen 
Museum in Hamburg ist die langersehnte Sendung eingegangen, 
die den Beweis lieferte: Gut Ding will Weil haben. Seine Gegen- 
sendung bestand aus einer auserwällten, großen Kollektion von 
seltenen Konchylien aus dem norddeutschen Miocän. 


— i159* — 


Durch Kauf erworben: Von mehreren Arbeitern in 
den Kalkbrüchen bei Flörsheim: Mehrere Inkrustationen von 
Libellenlarven; seltenere Gastropoden, darunter: Acme limbata, 
Strobilus uniplicatus, Helix affinis, H. lepidotricha, H. sublenticula, 
Limnaeus thomaei, Torquilla subfusiformis etc. u. Psammobia tenuis 
ferner große Mengen von häufigeren Helices und Cyclostomen 
zur Gewinnung von Pupen u.a. aus dem Cerithienkalk, mehrere 
Blattabdrücke aus dem Rupelton und seltenere Fische und Säuge- 
tierreste von ebendaher. 

Von Petrefaktenhändier Lind in Weinheim bei Alzey: 
Eine größere Sammlung von selteneren Gastropoden und Bivalven 
aus dem Meeressand, von ebenda auch Ausstellungsstücke von 
Teredines und Austernbänken; ferner Mastodon- und Rhinoce- 
rotenzähne aus dem Eppelsheimer Sand. 

Von Steinbruchbesitzer Pharion in Steinheim bei Heiden- 
heim: Geweihstücke und Skeletteile von Dicrocerus, Canon und 
Astragalus von Micromeryx, Milchmolar von Rhinoceros minutus, 
Oberkiefermolar und Radius von Ith. sansaniensis, Unterkiefer- 
ast mit Zähnen von einem unbekannten Säuger; Oberarm und 
Oberschenkel einer Schildkröte, durch Herrn K. Fischer. 

Aus dem Rhein beim Baggern gewonnen: Ein oberer Molar 
von Rhinoceros mercki und die Tibia eines jungen Llephas antiquus. 

Von Bohrmeister Bausch in Windecken: Ein Mammut- 
molar und Pferdereste aus dem LOB. 

Von Theobald Bootz I in Gimsbach am Glan: Eine Suite 
(sesteine mit Stylolithen und mit Tuten, ferner von permocar- 
bonischem J,andschaftensinterkalk. 

Von Joh. KoBel in Triest: Blattabdriicke und Fische von 
Trifail in Steiermark und ein Cvelodus von Lesina. 

Von Ziegelarbeitern in Heddernheim: Ein Mammutwirbel 
und der Unterkieferast eines diluvialen Rindes aus dem Löß. 

Von Klärbeckenarbeitern: Früchte aus der Klärbecken- 
baugrube. 

Von F. L. A. Brod in Vilbel: Eine größere Suite Fossilien 
aus dem Meeressand von Vilbel. 


Ich komme schließlich noch auf eine Unternehmung zu spre- 
chen, die meine Zeit und Arbeit in beträchtlichem Maße in An- 
spruch genommen hat, so daß es mir fast unmöglich war, die Arbeit, 


— 160* — 


die mir am nächsten stand, nämlich die Bearbeitung der Früchte 
aus dem Klärbeckenflötzchen, zu fördern. Die Bearbeitung der von 
Herrn Ingenieur Alexander Askenasy präparierten Blätter 
aus derselben Lokalität hat unser verehrtes korrespondierendes 
Mitglied, Herr Prof. H. Engelhardt übernommen. Auf meinen 
Antrag beauftragte die Gesellschaft den Privatdozenten Herrn 
Dr. Stromer von Reichenbach in München mit einer Sammel- 
reise nach Ägypten, besonders nach der Libyschen Wüste. Hierzu 
unterstützte Hr. Baron v. Reinach die Gesellschaft in bekannter 
freigebiger Weise. So war neben der Gewinnung von Säuger- 
resten, wie sie in den letzten Jahren die wissenschaftliche Welt 
überrascht hatten, die von Schildkrötenresten das wesentlichste 
Ziel, um Herrn von Reinach weiteres Material zu liefern, die 
tertiäre Schildkrötenfauna Ägyptens durch seine sachverständige 
Bearbeitung noch vollständiger, als es schon durch die eben in 
unseren Abhandiungen (Bd.29 Heft 1) niedergelegte Arbeit ge- 
schehen ist, kennen zu lernen. Nachdem vom Sektionär und 
I. Direktor die Sache in die Wege geleitet war, waren es Korre- 
spondenzen, die ersteren mit dem Reisenden in Verbindung 
erhielten. Nach seiner Rückkunft sprach Dr. Stromer in 
der wissenschaftlichen Sitzung vom 12. März 1904 über den 
Verlauf der Reise, und der Sektionär legte den arbeitenden 
Mitgliedern die reiche Ausbeute geordnet vor. Über die Samm- 
lungsergebnisse der Reise berichtet Dr. Stromer selbst in 
diesem Bericht S.111. Nun begannen die Korrespondenzen mit 
den Fachmännern, die einzelne Teile der Ausbeute bearbeiten 
sollten, und die Versendung an dieselben. An Herrn Dr. Stromer 
gingen die Fischreste (Pristis, Fajumia etc.) aus dem Fajüm und 
von Mokattam, auch vom Natrontal, an Herrn Dr. Abel an 
der geologischen Reichsanstalt in Wien die Seekuhreste vom 
Fajüm und von Mokattam. Für die verkieselten Stammreste von 
den verschiedenen Lokalitäten konnte ich noch keinen Bearbeiter 
gewinnen, ebenso für die Bearbeitung (Analyse etc.) der Salze aus 
den Natronseen. Herr Dr. Paul Oppenheim in Charlottenburg, 
der mit der Bearbeitung der eocänen Fossilien (Gastropoden, 
Bivalven, Echinodermen und Korallen) Ägyptens beschäftigt ist, 
hatte die Freundlichkeit, sofort die Bestimmung der reichen 
Ausbeute Stromers zu übernehmen. Mit Ausnahme weniger 
Objekte, die noch zu zeichnen sind, liegt diese Aufsammlung 


— 161* — 


aus Fajim und Mokattam nun schon bestimmt im Museum 
— eine wesentliche Ergänzung unserer mitteleocänen Meeres- 
fauna. Die Bearbeitung der Schildkröten fällt mit unserem 
sehnlichsten Wunsche zusammen, dem Wunsche, daß Herr 
von Reinach, wie er nach schwerer Krankheit gekräftigt aus 
Italien zurückkam, nun voller Gesundung entgegengehe und so 
durch seine Fachkenntnis diesen Resten erst zu ihrem Wert 
verhelfe Für die Bearbeitung der gut erhaltenen Hirnhöhlen- 
ausgüsse von eocänen Welsen aus dem Fajüm hoffen wir Herrn 
Prof. Dr. R. Burckhardt in Basel zu interessieren. Die Be- 
arbeitung der recht erheblichen Ausbeute an Zeuglodonresten 
wie die des Moeritherium wird wohl Herr Dr. Stromer über- 
nehmen. Herr Professor H. Engelhardt in Dresden hatte, 
wie ja immer, wenn ich ein Anliegen habe, die Freundlichkeit, 
die leider wenigen, aber sehr interessanten eocänen Blattreste 
aus dem Fajüm zu bearbeiten. Unser korrespondierendes Mit- 
glied Herr Erich Spandel hatte die Güte, die Gesteine vom 
Uadi Natrün und Herrr Prof. Dr.O. Boettger die Konchylien 
aus dem Uadi Faregh zu untersuchen. Die Gesteine vom Uadi 
Faregh und Uadi Natrün gingen schließlich an Herrn Dr. Stromer. 

Um weitere Schildkröten- und Säugerreste aus dem Uadi 
Faregh zu gewinnen, unternimmt eben in unserem Auftrage auf 
Anregung von Herrn Dr. Stromer und mit Unterstützung des 
Herrn von Reinach (200 Mark) der Sammler Herr Markgraf 
in Kairo, der Dr. Stromer auf seinen Touren wesentlich unter- 
stützt hatte, eine weitere Sammeltour ins Uadi Faregh. Ich 
spreche auch hier Herrn Prof. Dr. E. Fraas in Stuttgart den 
besten Dank aus, diesen in seinem Dienste stehenden, erfahrenen 
Mann uns auch für diese Tour abgetreten zu haben. 


Juni 1904. Prof. Dr. F. Kinkelin 
Prof. Dr. O, Boettger. 


11 


— 163% — 


Bibliotheks-Bericht. 


A. Geschenke. 
Die mit * versehenen sind vom Autor gegeben. 


Akademie fürSozial- und Handelswissenschaften, hier: Bericht 
des Rektors 1901/03. 
— Vorlesungsverzeichnis W.S. 1903,04. S.8. 1904. 
van den Arend, Gerhard, Rotterdam: Fleischer, M., Musci der Flora von 
Buitenzorg. I. 
Askenasy, Al, Ingenieur, hier, aus dem Nachlaß seines verstorbenen 
Bruders Prof. Dr. E. Askenasy in Heidelberg: van Aller, Der Monitor. 
— Arneth, A., System der Geometrie. 
— Baltzer, R., Theorie und Anwendung der Determinanten. 
— Baltzer, R., Die Elemente der Mathematik. 
— Bernthsen, A., Lehrbuch der organischen Chemie. 
— Bourdon, M., Elements d’algebre. 11. Edition. 
— Briot-Bouquet, R., Lecons de géometrie analytique. 
— David, L., und Skolik, Ch., Die Photographie mit Bromsilbergelatine. 
— Dingeldey, Fr., Topologische Studien. 
— Doelp, H., Die Determinanten. 
— Duhamel, C, Lehrbuch der reinen Mechanik. 
— Erdmann, B., Die Axiome der Geometrie. 
— Ferrers, N., An elementary treatise on trilinear coordinates. 
— Fiedler, W., Elemente der projektivischen Geometrie. 
— Fort, O., und Schlömilch, O., Lehrbuch der analytischen Geometrie. I. 
— Fremoire, L., Elementar-Geometrie. 
— Gandtner, O., Die Elemente der analytischen Geometrie. 
— Ghersi, J., Metodo facili per risolvere i problemi di geometria. 
— Graetz, L., Die Elektrizität und ihre Anwendung. 6. Aufl. 
— Grelle, Fr., Prinzipien der Arithmetik. 
— Hann, J., Handbuch der Klimatologie. 
— Heger, R., Elemente der analytischen Geometrie. 
— Heis, E., Sammlung von Beispielen und Aufgaben. 7. Aufl. 
— Joachimsthal, F., Elemente der analytischen Geometrie. 
— Kauffmann, E.E., Lehrbuch der ebenen Geometrie. 
— Kauffmann, E.F., Lehrbuch der Stereometrie. 3. Aufl. 
— Killing, Wilh., Die nicht euklidischen Raumformen. 
— Klempt, A., Lehrbuch der Algebra. 


-— 163 — 


Askenasy, Al, Ingenieur, hier, aus dem Nachlaß seines verstorbenen 
Bruders Prof. Dr. E. Askenasy in Heidelberg: Krebs, G., Leitfaden der 
Experimentalphysik. 

— Lacroix, 8. F., Anleitung zur Trigonometrie. 

— Laubenheimer, A., Grundzüge der organischen Chemie. 

— Lefébure de Fourcy, 9 Abhandlungen aus der Algebra. 

— Legendre, M., Elements de géometrie. 12. éd. 

— Lejeune-Dirichlet, P.G., Vorlesungen über Zahlentheorie. 

— Lübsen, H.B., Lehrbuch der Analysis. 7. Aufl. 

— Lübsen, H.B., Einleitung in die Infinitesimal-Rechnung. 

— Lübsen, H.B., Einleitung in die Mechanik. 

— Lübsen, H.B., Lehrbuch der Trigonometrie. 

— Meier-Hirsch, Sammlung geometrischer Aufgaben. I. II. 

— Nell, A.M., Fiinfstellige Logarithmen. 

— Pascal, E., I determinanti teoria ed applicazioni. 

— Poncelet, J. V., Lehrbuch der Mechanik. I. ‘TL. 

— Reidt, F., Vorschule der Theorie der Determinanten. 

— Reye, Theod., Die Geometrie der Lage. I. 

— Riecke, Mathematische Unterhaltungen. I. 

— Riemann, B., Partielle Differentialgleichungen. 

— Ritter, A., Lehrbuch der analytischen Mechanik. 

— Roscoe-Schorlemmer, Lehrbuch der Chemie. 8. Aufl. 

— Rühblmann, M., Grundzüge der Mechanik. 

— Rihlmann, M, Hydromechanik. 

— Scarpis, M., Primi elementi della teoria dei munere. 

— Schlömilch, O., Compendium der höheren Analysis. 

— Schlömileb, O., Übungsbuch zum Studium der höheren Analysis. 

Bd. 1—2. 3. Aufl. 

— Schröder E., Lehrbuch der Arithmetik und Algebra. 

— Sohnke, L., Differential- und Integralrechnung. 

— Stumpf, C., Physiologischer Ursprung der Raumvorstellung. 

— Wittstein, Th., Lehrbuch der Differential- und Integralrechnung. 
Ausschuß für Volksvorlesungen, hier: Bericht 1902/03. 
*Bail, Prof., Dr., Danzig: 2 Separatabdrücke. 

Bechhold, J.H., Dr. phil., bier: Annuaire par le bureau des longitudes. 
1902. 1903. 

— Baule, A., Lehrbuch der Vermessungskunde. II. Aufl. 

— Boyer, J., La phothographie et l’&tude des nuages. 

— Engel, Tb., Die Schwabenalb und ihr geologischer Aufbau. 

— Fritsche, H., Die tägliche Periode der erdmagnetischen Elemente. 

— Haid, M., Die modernen Ziele der Erdmessung. 

— Knauer, F., Handwörterbuch der Zoologie. 

— Kronfeld, M., Schönbrunner Thierbilder. 

— Plumandon, J., Le barométre appliqué 4 la prévision du temps. 

— Sachs, A., Wesen und Wert der Mineralogie. 

*Berwerth, Fr., Prof.Dr., Wien: Verzeichnis der Meteoriten im K.K.Natur- 
historischen Hofmusenm. 

11* 


*Boulanger, E., Paris: Germination de l’ascospore de la truffe. 

— Les mycelinm truffiers blancs. 

*Boveri, Theod, Prof. Dr., Würzburg: Ergebnisse über die Konstitution 
der chromatischen Substanz des Zellkerns. 

— Uber das Verhalten des Protoplasmas bei monocentrischen Mitosen. 
*Chicago Press, Chicago: A catalogue of publications. 

*Chun, C., Prof. Dr., Leipzig: Aus den Tiefen des Weltmeeres. II. Aufl. 

— 50 Separata. 
*Dörr, F., Direktor der Liebig-Realschule, hier: Jahresbericht 1903/04. 
*Engelhardt, H., Prof. Dr., Dresden: Tertiärpflanzen von Kleinasien. 
Freibibliothek, hier: 9. Jahresbericht. 
*Fresenius, H., Prof. Dr., Wiesbaden: Bad Ems. 
Friedländer & Sohn, Berlin: Register zu Novitates naturae 1881—1885. 

1889. 1892—1903. 

— Naturae novitates 1904, No.1 ff. 

— Verlagsbericht 1903. 
*Firbringer, Max, Prof. Dr., Heidelberg: 5 Separata. 
‘Gordon, M.O., Dr. phil, Aberdeen: The geological structure of monzoni. 
*Graff, L.v., Prof. Dr., Graz: Die Turbellarien als Parasiten und Wirte. 
*Haeckel, E., Prof. Dr, Jena: Anthropogenie. I—II. 5. Aufl. 

— Die Weltritsel. 7. Aufl. Dasselbe, Volksausgabe. 
*Hagen, B., Hofrat, hier: Die Gajo-Länder auf Sumatra. 
Hagen, Frau Hofrat, hier: Flora von Ost- und Westpreußen. I, 2. 
*Hallock-Greenewalt, M.Ph, Dr., Philadelphia: Pulse and Rythm. S.A. 
Heynemann, D.F., hier: Annales musei nationalis Hungarici. Vol.I, p. 1. 

— Travaux scientifiques de l’universit@ de Rennes. Tom. I, fasc. 3. 

*Jäger, Fr., Dr. phil. Offenbach: Uber Oberflächengestaltung im Oden- 
wald. Diss. inaug. Heidelberg. 

Jardin botanique de l'état, Bruxelles: Bulletin. Vol.I, fasc. 4. 

Institut fiir Gemeinwohl, hier: 7. Bericht 1902/03. 

Mineralog-petrograpisches Institut, Universität Straßburg: 
Bruhns, W., Verzeichnis der Meteoriten. 

— Bücking, H., Vulkanische Durchbrüche der Rhön. 

John Crerar library, Chicago: 9. Report 1903. 

*Kinkelin, F., Prof.Dr., hier: Die Knochenreste in den Gräbern, Urnen 
und Schüsseln im Gräberfeld von Nauheim. 

*Klein, C., Geh. Bergrat, Berlin: Die Meteoritensammlung der Kgl. Uni- 
versität Berlin am 21. Januar 1904. 

Kobelt, W., Dr. med., Schwanheim: RoBm&Blers Iconographie. N. F. VIII, 5, 6. 
IX, 5, 6. X, 3—6. 

— Iconographie der Meeresconchylien. III, 5, 6. 

— Kriz, M., Beiträge zur Kenntnis des Quartärs in Böhmen. 
Körner, O. Prof.Dr., Rostock: 21 naturwissenschaftliche Dissertationen. , 
Lampert, K., Prof. Dr., Stuttgart: Mitteilungen aus dem Naturalienkabinet. 

No. 27. 
Malakozoologische Gesellschaft, hier: Naturhistorische Hefte des 
Ungar. Nationalmuseums. Bd. V—XXV. 





— 165* — 


Malakozoologische Gesellschaft, hier: Daday, E.v., Die anatomischen 
Verhältnisse von Oyprois dispar. 
Mitteldeutscher Kunstgewerbeverein, hier: Jahresbericht 1902. 
*Möbius, M., Prof. Dr., hier: Geschichte und Beschreibung des botanischen 
Gartens zu Frankfurt a.M. . 
— Matthias Jakob Schleiden zum 100. Geburtstage. 
— Uber das Welken der Blätter bei Caladium bicolor und Tropaeolum 
matus. 
— Nekrolog auf Eugen Askenasy. 
Zoologisches Museum, Dresden: Bericht 1900/01. | 
*Parkinson, H., Marburger geologisches Institut: Über eine neue Culm- 
fauna vom Königsberg bei Gießen. 
*Piepers und Snellen: Rotterdam: Enumeration des lepidopteres de 
Java. S.A. 
*Pilsbry, H.A., Philadelphia: Additions to the Japanese Land Snail Fauna. 
von Reinach, Alb. Baron, hier: Mehrere Nummern des Korrespondenz- 
blattes für Anthropologie. ; 
Schäffer, Heinrich, hier: Barbeck, H., Alt-Nürnberg. 
— Boeck, K., Durch Indien ins verschlossene Land Nepal. 
— Brennecke, A., Alt-England. 
— Chun, C., Aus den Tiefen des Weltmeeres. II. Aufl. 
— Cronau, R., Amerika. Bd. 1—2. 
— Deutschland und seine Kolonien. 
— Diercks, G., Geschichte Spaniens. I—II. 
— Dove, K., Vom Kap zum Nil. 
— Exner, A.H., China. . 
— Franzius, G., Kiautschau. 
— Fürst, H., Deutschlands nützliche und schädliche Vögel. Atlas. 
— Garren, A., Australasia. I—III. 
— Geyer, D., Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken. 
— Glaser, L., Leben und Eigentümlichkeiten in der mittleren und niederen 
Tierwelt. 
— Hellwald, F., Hinterindische Länder und Völker. 
— Heuglin, M. Th.v., Reise in das Gebiet des weißen Nil. 
— Kaden, W., Sommerfahrt durch Italien. 
— Kaden, W., Das Schweizerland. 
— Karrstrém, E.J., 18 Jahre in Südafrika. 
— Kaulen, F., Assyrien und Babylonien. 
— Keller, C., Das Leben des Meeres. 
— Kretschmar, Deutsche Volkstrachten. 
— Kirschner, J., China. 
— Kuhnhardt, E., Wanderjahre eines jungen Hamburgers. 
— Kunststätten, berühmte. No.1. 3—11. 
— Lampert, K., Das Leben der Binnengewässer. 
— Lankenau, H. v., Das heutige Rußland. 1—2. 
— Lindau, P., An der Westküste Kleinasiens. 
— Lutz, K.G., Die Raubvögel Deutschlands. 


— 166* — 


Schäffer, Heinrich, hier: Monographien zur Weltgeschichte. No. 1—7, 
9—14. 
— Navarra, B, China und die Chinesen. J—II. 
— Rheinlande, die. Jahrg. 1900, 1901. 
— Roskoschny, H., Afghanistan 1—2. 
— Sachau, E., Reise in Syrien. 
— Sammlung illustrierter Monographien. Bd. 2. 
— Schweiger-Lerchenfeld, A., Griechenland. 
— Schweitzer, G., Eine Reise um die Welt. 
— Siegmund, F., Naturgeschichte der drei Reiche. 
— Stein, G., Die Entdeckungsreisen in alter und neuer Zeit. 
— Sven-Hedin, Durch Asiens Wüsten. 1—2. 
— Veredarius, Das Buch von der Weltpost. 
— Volz, B., Stanleys Reise durch den dunklen Weltteil. 
— Weiß, H., Kostiimkunde. Bd. 1—3. 
— Weißer, L., Bilderatlas zur Weltgeschichte. 
— Wilda, J., Von Hongkong nach Moskau. 
— Woenig, Fr., Die Pflanzen im alten Ägypten. II. Aufl. 
— Wolf, E., Im Innern Chinas. I. 
— Zech, L. von, Das Pferd im gesunden und kranken Zustande. 
— Zsigmondy, E., Im Hochgebirge. 
*Scharff, R., Dr. phil., Dublin: The exploration of the caves of Kesh. 
Schenck, H., Prof. Dr., Darmstadt: Jahresbericht des naturwissenschaft- 
lichen Vereins Darmstadt. 1903. 
*Schultheiß, Fr., Apotheker, Nürnberg: Phänologische Mitteilungen. 1903. 
*Schouteten, H., Brüssel: Rhynchota Aethiopica. I. 
*Snellen, P. C. T., Rotterdam: Beschrijvingen van nieuwe exotische 
Tortricinen. 
*Thilo, Otto, Dr. phil, Riga: Die Entstehung der Schwimmblasen. 
— Die Umschau. 1903. No. 53. 
Turnverein, Frankfurt: Bericht des Turnrats 1887/88—1890/91. 1902/03. 
*Verworn, M., Prof. Dr., Göttingen: Allgemeine Physiologie. 4. Aufl. 
Weiß, A., hier: Justus von Liebig, sein Leben und Wirken. Gießen. 1904, 
Ziegler, Frau Prof. Dr., hier: Börnstein, R., Leitfaden der Wetterkunde. 
_— Ihne, E., Julius Ziegler ein Lebensbild. 
— Ziegler, J., Über P. Meermanns Lufttemperaturbeobachtungen. II. 


B. Die im Tausch erworbenen Schriften werden im nächsten 
Bericht aufgeführt. 


— 1617 — 


C. Durch Kauf erworben. 


a) Vollständige Werke und Einzelschriften. 
Die mit * versehenen liegen im Lesezimmer auf; ebenso bei Lieferungs- 
werken und Zeitschriften. 
Annales des sciences geologiques. Tom. X. XI. 
Beiträge zur Palaeontologie Österreich-Ungarns. Bd. VI. 
Dreyer, Fr.: Peneroplis. Leipzig 1898. 
Maurer, Fr.: Die Epidermis und ihre Abkömmlinge. Leipzig 1895. 
Regel, Fr.: Thüringen. Teil 1—3. Jena 1892 — 1896. 


b) Lieferungswerke: 
Baillon: Histoire des plantes. 
Bibliothek der Länderkunde. 
Brandt, Nordisches Plankton. 
Brefeld: Mycologische Untersuchungen. 
Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs. 
Catalogue of Scientific Papers. 
Chelius, C.: Erläuterungen zur Geologischen Karte des Großherzogtums Hessen. 
Das Tierreich (Deutsche Zoolog. Gesellschaft). 
Engler: Vegetation der Erde. 
Engler: Das Pflanzenreich. 
Ergebnisse der deutschen Tiefsee-Expedition. 
Ergebnisse der Plankton-Expedition. 
Ergebnisse der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise. 
Fauna und Flora des Golfes von Neapel. 
Fauna arctica. 
Grandidier: Histoire Naturelle de Madagascar. 
Hintze: Handbuch für Mineralogie. 
Lethaea geognostica. 
Leuckart und Chun: Bibliotheca Zoologica. 
Lindenschmit Sohn, L.: Altertümer unserer heidnischen Vorzeit. 
Martini-Chemnitz: Systematisches Konchylien-Kabinet. 
Martius u.a.: Flora Brasiliensis. 
Palaeontographia Italica. 
Palaeontographical Society. 
Rabenhorst: Kryptogamenflora. 
Retzius: Biologische Untersuchungen. 
Sarasin,P.u.F.: Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon. 
Schimper: Mitteilungen aus den Tropen. 
Selenka: Studien zur Entwicklungsgeschichte. 
Semper: Reisen im Archipel der Philippinen. 
Smith und Kirby: Rhopalocera Exotica. 
*Taschenberg, O., Dr.: Bibliotheca Zoologica. 
Trouessart, E. L.: Catalogus mammalium. Nova editio. 
Tryon: Manual of Conchology. 
Zacharias: Forschungsberichte aus der Biologischen Station von Plön. 


— 168% — 


c) Zeitschriften: 


Abhandlungen der Großherzoglich Hessischen Geologischen Landesanstalt. 

Abhandlungen der Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft. 

*American Journal of Arts and Sciences. 

*Anatomischer Anzeiger. 

Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg. 

*Annales des Sciences Naturelles (Zoologie et Botanique). 

Annales de la Société Entomologique de France. 

*Annals and Magazine of Natural History. 

Arbeiten aus dem zoologischen Institut der Universität Wien. 

*Archiv für Anatomie und Physiologie. 

*Archiv für Anthropologie. 

*Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere. 

*Archiv für mikroskopische Anatomie. 

*Archiv für Naturgeschichte. 

*Archiv für Entwicklungsmechanik. 

*Archiv für Protistenkunde. 

*Archives de Biologie. 

*Archives de Zoologie expérimentale et générale. 

*Biologisches Centralblatt. 

*Botanischer Jahresbericht. 

*Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeographie und Pflanzen- 

geschichte. 

*Centralblatt für Mineralogie. 

Deutsche Entomologische Zeitschrift. 

*Geological Magazine. 

Jahresberichte über die Fortschritte der Physiologie. 

*Journal de l’Anatomie et de la Physiologie normales et pathologiques de 
l'homme et des animaux (Duval). 

*Journal fiir Ornithologie. 

*Mineralogische und petrographische Mitteilungen. 

*Morphologisches Jahrbuch. 

*Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 

The american Naturalist. 

*Nature. 

*Naturae novitates. 

*Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 

*Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 

Notes from the Leyden Museum. 

*Palaeontographica. 

*Zeitschrift fiir Krystallographie und Mineralogie. 

*Zeitschrift fiir Ethnologie. 

*Zeitschrift fiir practische Geologie. 

*Zeitschrift fiir wissenschaftliche Zoologie. 

Zoological Record of the Zoological Society. 

*Zoologische Jahrbticher. 


— 169* — 


*Zoologischer Jahresbericht. 
*Zoologischer Anzeiger. 
*Zoologisches Zentralblatt. 


Die Anschaffungen und Geschenke des Dr.Senckenbergischen 
Medizinischen Instituts, des Physikalischen, Arztlichen und Geo- 
graphischen Vereins werden ebenfalls der gemeinsamen Bibliothek 
einverleibt uhd können demnach von unsern Mitgliedern benutzt - 
werden. Von den Zeitschriften, welche, neben den schon an- 
geführten, der Gesellschaft zur Verfügung stehen, seien erwähnt: 


Von seiten des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts: 


*Beiträge zur pathologischen Anatomie. 
*Botanische Zeitung. 

*Botanisches Centralblatt. 

*Centralblatt für allgemeine Pathologie. 
Correspondenzblatt für Zahnärzte. 
Ergebnisse der allgemeinen Pathologie. 
*Flora. 

*Fortschritte der Medicin. 

*Jabrbiicher für wissenschaftliche Botank. 
*Revue générale de Botanique. 
Wochenschrift, zahnirztliche. 


Von seiten des Physikalischen Vereins: 
Apotheker-Zeitung. 
Astronomisches Jahrbuch. Berlin. 
Astronomische Nachrichten. Altona. 
*Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Berlin. 
*Chemisches Centralblatt. Leipzig. 
*Comptes rendus hebdomadaires. Paris. 
*Dinglers Polytechnisches Journal. Stuttgart. . 
*Elektrotechnische Rundschau. Frankfurt a. M. 
*Elektrotechnische "Zeitschrift. Berlin. 
*Fortschritte der Elektrotechnik. 
*Jabresbericht über die Fortschritte der Chemie. Gießen. 
Jahresbericht über die Fortschritte der Physik. 


*Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie. 


*Journal für praktische Chemie. Leipzig. 
Journal of the institution of electrical engineers. 
*Liebigs Annalen der Chemie. Leipzig. 

The philosophical magazine. 

*Meteorologische Zeitschrift. Wien. 
Physikalische Zeitschrift. 


Leipzig. 


— 170* — 


*Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. 

Das Wetter. 

*Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden. 

*Zeitschrift für physikalische Chemie. Leipzig. 

*Zeitschrift für Instrumentenkunde. Berlin. 

*Zeitschrift für Mathematik und Physik. Leipzig. 

*Zeitschrift für physikalischen und chemischen Unterricht. Berlin. 


Von seiten des Arztlichen Vereins: 


Charité-Annalen. Berlin. 

*Annales d’Oculistique. 

Annali dell’Istituto d’Igiene sperimentale. Roın. 
Annales d’Hygiene. 

Annales des maladies de l’oreille et de larynx. 
*Arbeiten des Kaiserlichen Gesundheitsamts. 

Archiv für Hygiene. 

*Archiv für Verdauungskrankheiten. 

Deutsches Archiv für klinische Medicin. 

*Archiv für Ohrenheilkunde. 

*Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. 
*Archiv für Psychiatrie. 

*Archiv für Ophthalmologie. 

Archiv für Dermatologie und Syphilis. 

Archiv für Kinderheilkunde. 

*Archiv für Augenheilkunde. 

Archiv für Gynäkologie. 

Archiv für klinische Chirurgie. 

Archiv für pathologische Anatomie. 

Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene. 

Archives de Laryngologie. 

Archives of Laryngology. 

*Archives Italiennes de Biologie. 

Archivii Italiani di Laringologia. 

Archivio Italiano.di Otologia. 

*Beiträge zur klinischen Chirurgie. 

Berliner Aerzte-Correspondenz. 

Bulletin de l’Acad&mie royale de Médecine de Belgique. 
Bulletins et Mémoires de la Société francaise de Laryngologie. 
Bulletins et Mémoires de la Société francaise d'Otologie. 
Centralblatt fiir Bacteriologie und Parasitenkunde. 
Centralblatt ftir Chirurgie. 

Centralblatt für Gynäkologie. 

Centralblatt für innere Medicin. 

*Centralblatt für praktische Augenheilkunde. 
*Centralblatt für Harnkrankheiten. 

*Centralblatt fiir Physiologie. 


— 171* — 


Centralblatt fiir allgemeine Gesundheitspflege. 

*Neurologisches Centralblatt. 

Correspondenzblatt der Schweizer Aerzte. 

Correspondenzblatt für die Aerzte der Provinz Hessen-Nassau. 
*Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen. 

Gazette médicale. 

*Index medicus. 

Jahrbuch für Kinderheilkunde, 

*Schmidt’s Jahrbücher der Medicin. 

Jahrbücher der Hamburgischen Staatskrankenanstalten. 
*Jahresbericht über die Leistungen der Medicin. 

Jahresbericht über die Leistungen des Militär-Sanitätswesens. 
Jahresbericht der Ophthalmologie. 

Jahresbericht über die Fortschritte der Gynäkologie. 

Jabresbericht über die Fortschritte in der Lehre der pathogenen Microorganismen 
*British Medical Journal. 
Journal of Laryngology and Rhinology. 
Journal of Respiratory organs. 
Journal of the sanitary institut. 
The Lancet. 

Medicin der Gegenwart. 
Deutsche Medicinalzeitung. 
Mémoires couronnés de l’Académie royale de Médecine de Belgique. 
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie. 
Monatsblatt für öffentliche Gesundheitspflege. 

Monatsblätter für Augenheilkunde. 

Monatsschrift für Ohrenheilkunde. 

Monatsschrift für Öffentliche Gesundheitspflege. 
Therapeutische Monatshefte. 

Le mouvement hygiénique. 

Guy’s Hospital Reports. 

*Ophthalmic Hospital Reports. 

Deutsche Praxis. 

*Praktische Arzt, der. 

Reichsmedizinalkalender. 

Revue de Thérapeutique. 

Revue mensuelle de Laryngologie. 

Hygienische Rundschan. 

Sachverstindigen-Zeitung. 

Sammlung klinischer Vortrige. 

*Semaine médicale. 

Obstetrical Transactions. 

Medico-chirurgical Transactions. 

Moleschotts Untersuchungen zur Naturlebre. 

Aerztliches Vereinsblatt. 

Vierteljahrschrift fiir Gesundheitspflege. 

Vierteljahrschrift für gerichtliche Medicin. 


— 172* — 


Verhandlungen der Berliner medicinischen Gesellschaft. 
*Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts. 
Berliner klinische Wochenschrift. 

Wiener klinische Wochenschrift. 

Wiener medicinische Wochenschrift. 

Deutsche medicinische Wochenschrift. 

Münchener medicinische Wochenschrift. 

Prager medizinische Wochenschrift. 

Berliner tierärztliche Wochenschrift. 

*Zeitschrift für Biologie. 

Zeitschrift fiir Chirurgie. . 
Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene. 

Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. 
Zeitschrift für Gewerbehygiene. 

Zeitschrift für klinische Medicin. 

*Zeitschrift für Krebsforschung. 

Zeitschrift für vergleichende Augenheilkunde. 
Zeitschrift für Thiermedicin. 

*Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. 
Militärärztliche Zeitschrift. 

Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs- und Genussmittel. 


Von seiten des Vereins für Geographie und Statistik : 


Abhandlungen der k. k. Geographischen Gesellschaft Wien. 
Annalen der Hydrographie. 

Archiv für Siebenbürgische Landeskunde. 
Astronomisch-geodätische Arbeiten. 

Beiträge zur Sprach-, Land- und Völkerkunde von Niederländisch-Indien. 
Bericht der Kais. Russ. geographischen Gesellschaft Petersburg. 
Deutsche geographische Blätter (Bremen). 

Bollettino della Societä geografica Italiana. 

Bollettino della Societä Africana d’Italia. 

Boletin de la Sociedad geografica de Madrid. 

Boletin del Instituto geografico Argentino. 

Boletin del Instituto geologico de Mexico. 

Boletin de la Sociedad geografica de Lima. 

Boletim da Sociedade de Geographia de Lisboa. 

Bulletin de la Société géographique de Paris. 

Bulletin de la Société du Nord de la France, Douai. 

Bulletin de la Société de Géographie de Marseille. 

Bulletin de la Société de Géographie de l'Est, Nancy. 

Bulletin de la Société de Géographie commerciale de Bordeaux. 
Bulletin de la Société Hongroise de géographie Budapest. 
Bulletin de la Société Languedocienne de Géoyraphie, Montpellier. 
Bulletin de la Société géographique d’Anvers. 

Bulletin de la société Neuchateluise de géographie. 


— 173* — 


Bulletin de la Société Normande de Géographie, Rouen. 
Bulletin de la Société de Géographie commerciale, Havre. 
Bulletin der Rumänischen geographischen Gesellschaft. 
Bulletin du comité de l'Afrique francaise. 

Bulletin of the geographical söciety of California. 
Bulletin of the geographical society of Philadelphia. 
Bulletin of the geological institution Upsala. 

Fennia. Bulletin de la société de géographie de Finlande. 
Le Globe. 

Jahrbuch des Ungarischen Karpathenvereins. 

Jahrbuch des Siebenbtirgischen Karpathenvereins. 
Jahresbericht der geographisch-ethnographischen Gesellschaft Zirich. 
Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Bern. 

Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Greifswald. 
Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Miinchen. 
Jahresbericht des Vereins ftir Erdkunde Dresden. 

Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Metz. 

Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Stettin. 

Jahresbericht des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde. 
Journal of the American Geographical Society, New-York. 
Journal of the Geographical Society, Manchester. 

Japrnal of geographical society of London. 

Kundmachungen für Seefahrer. 

Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens. 

Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg. 
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft Lübeck. 
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Jena. 
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Wien 
Mitteilungen des Vereins für Erdkunde Halle. 

Mitteilungen des K. K. Militär-Geographischen Instituts Wien. 
Mitteilungen von Forschungsreisenden. 

Nachrichten für Seefahrer. 

National Geographic magazine. 

*Petermanns Mitteilungen. 

Pubblicazioni della Specola Vaticana. 

Queensland geographical journal. 

Revue de la Société géographique de Tours. 

Svenska Turist Föreningens arsskrift. 

Tijdschrift van het konigl. Nederlandsch Aardrijskundig Genootschap. 
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 
Verhandlungen des deutschen Geographentags. 

Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 


— 174" — 


Medaillen-Sammlung. 


Im Berichtsjahre sind folgende Medaillen (meist in Bronze) 
in die Sammlung eingereiht worden: 

Ehrlich-Plakette, Geschenk des Komitees durch 
Prof. Dr. J. Morgenroth. 

Lucius-Medallle, Geschenk von Frau Dr. Eugen 
Lucius. 

Nansen-Plakette, angekauft. 

Silberne Medaille der Kaiserl. Russischen Geo- 
graphischen Gesellschaft zu St. Petersburg, verliehen 
1890 an Major a. D. Prof. Dr. L. von Heyden und von ihm 
geschenkt. 

Frankfurter Rathaus-Plakette mit den Porträten 
der beiden Bürgermeister, Geschenk der Stadtbibliothek. _ 

2 Virchow-Medaillen und 1 Virchow-Plakette, 
angekauft. 


Sonstige Geschenke. 


Geh. Hofrat Prof. A. Weismann in Freiburg i. B.: seine 
Büste in Gips, modelliert und im Auftrage des Schenkers 
überreicht von J. Kowarzik. 

Geh. Rat Prof. A.von Kölliker Exzellenz in Würzburg, 
Geh. Rat Prof. F.von Leidig in Würzburg, Geh. Rat Prof. 
F.E.Schulze in Berlin und Geh. Hofrat Prof. A. Weismann 
in Freiburg i. B. schenkten ihre Bilder für das Museum. 


— 175* — 


Eugen Askenasy +. 
Von 
Prof. Dr. M. Möbius.!) 


Der Heidelberger Professor der Botanik Dr. E. Askenasy, 
der am 24. August 1903 auf einer Ferienreise eines plötzlichen 
Todes starb, gehörte unserer Gesellschaft seit dem Jahre 1870 
als arbeitendes Mitglied an; er hat früher an den Ver- 
waltungsgeschäften und wissenschaftlichen Arbeiten regen Anteil 
genommen und auch mehrere Vorträge gehalten. Askenasy 
war am 5. Mai 1845 in Odessa geboren. Sein Vater war 
russischer Stabsarzt, zog aber dann, um seinen Söhnen eine 
deutsche Erziehung zu geben, nach Dresden, wo Eugen die 
Elementarschule und das Gymnasium bis Untertertia mit den 
besten Zeugnissen absolvierte. Um seine schwache Gesundheit ~ 
zu kräftigen, sollte er sich der Landwirtschaft widmen und war 
teils in dieser praktisch tätig, teils studierte er sie auf den 
Akademien von Hohenheim bei Stuttgart und Poppelsdorf bei 
Bonn. Auf letzterer gewann ihn Julius Sachs für die Botanik, 
deren Studium er von 1864 an in Heidelberg unter Wilhelm 
Hofmeisters Leitung fortsetzte. Daselbst wurde er 1866 
zum Doktor promoviert und habilitierte sich 1872 als Privat- 
dozent für Botanik. Bis zu seinem Tode blieb er auch in 
Heidelberg, wo er 1882 zum Professor extraordinarius und 
1899 zum Professor honorarius ernannt wurde. Als Lehrer 
entfaltete er keine sehr ausgedehnte Tätigkeit, sondern er 
führte mehr das Leben eines Privatgelehrten, indem er sich 
später in seiner Wohnung sein eigenes Laboratorium ein- 
richtete. Wenn auch die Zahl und der Umfang seiner 


') Ein ausführlicherer Nekrolog von dem gleichen Verfasser ist in den 
Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Bd. XXI (p. 47) erschienen. 


— 17%6* — 


Schriften nicht groB ist, so hat er doch Bedeutendes geleistet 
und jede Arbeit trägt den Stempel des geistreichen und 
gewissenhaften Forschers. Seine Untersuchungen beschäftigen 
sich hauptsächlich mit der Algenkunde einerseits, mit physio- 
logischen Problemen andrerseits; in letzterer Hinsicht hat 
seine Theorie zur Erklärung des Saftsteigens in den Bäumen 
ganz besonderes Aufsehen gemacht. Während die meisten Auf- 
sätze in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht worden sind, 
hat er auch zwei selbständige Schriften erscheinen lassen: seine 
Habilitationsschrift, „Botanisch-morphologische Studien“ betitelt, 
und die ebenfalls 1872 herausgegebenen, sehr lesenswerten 
„Beiträge zur Kritik der Darwinschen Lehre“, in denen er sich 
im wesentlichen auf den Standpunkt Nägelis stellt. Daß seine 
Anschauungen in den von der Paläontologie beigebrachten Tat- 
sachen eine glänzende Bestätigung finden, hat 1875 Neumayr 
ausgesprochen. . 

Askenasys vortrefflicher Charakter, sein liebenswürdiges 
Wesen und seine ganz hervorragende Gelehrsamkeit werden ihm 
immer ein dankbares Andenken in unserer Gesellschaft und 
ganz besonders bei seinen persönlichen Freunden sichern. 


— 177% — 


Otto Franz von Moellendorff +. 


Von 
Dr. W. Kobelt.!) 


Es gibt Männer, die geborene Sammler, zum Systematiker 
prädestiniert sind, die von Kindesbeinen auf alles, was ihnen 
in der Natur auffällt, mitnehmen und zu ordnen versuchen. 
Ein solcher war Dr. Otto Franz von Moellendorff, den 
am 17. August 1903 der Tod viel zu früh der Wissenschaft 
entriß. Geboren am 24. Dezember 1848 zu Hoyerswerda hatte 
er von den ersten Jugendjahren an in seinem Vater, dem 
Ökonomie-Kommissionsrat und späteren Präsidenten der Natur- 
forschenden Gesellschaft in Görlitz, einen Führer, der ihn stets 
auf wissenschaftliches Sammeln hinwies. Das Museum der 
Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz war des wißbegierigen 
Knaben liebster Aufenthalt und, als er 1866 die Universität 
Halle bezog, war es ganz selbstverständlich, daß er sich dem 
Studium der Naturwissenschaft widmete. Da die Familien- 
verhältnisse es ihm indessen unmöglich machten, die wissen- 
schaftliche Karriere einzuschlagen, widmete er sich dem Studium 
der Chemie, aber sein Herz blieb immer bei der Zoologie 
und der Trieb, fremde Länder zu sehen und zu erforschen, ließ 
sich nicht bannen. Deshalb ergriff er im Jahre 1870 eine sich 
zufällig bietende Gelegenheit und nahm ein Anerbieten des 
Generalkonsuls Dr. Blau in Serajewo an, ihn als Hauslehrer 
nach Bosnien zu begleiten. 


1) Auszug aus dem von dem gleichen Verfasser im Nachrichtsblatt d. 
Deutsch. Malakozool, Ges. 1903, No. 11/12 veröffentlichten Nekrolog. 


12 


— 18 — 


In dem damals noch türkischen und völlig unaufgeschlossenen 
Bosnien fand Moellendorff — außer der seinem bedeutenden 
Lehrtalent sehr zusagenden Stellung und seiner späteren Frau 
und unermüdlichen Mitarbeiterin — ein überreiches Feld für 
seine naturwissenschaftlichen Neigungen. Schon damals trat er 
in eine enge Verbindung mit der Deutschen Malakozoologischen 
Gesellschaft und in Verkehr mit mir, der dreißig Jahre lang 
ununterbrochen fortgesetzt worden ist. In seiner Fauna von 
Bosnien, die er 1872 als Dissertation zur Erlangung der 
philosophischen Doktorwürde schrieb, spielen die Binnenkon- 
chylien eine Hauptrolle. Generalkonsul Dr. Blau, der die un- 
gewöhnliche Begabung seines Hauslehrers erkannte, veranlaßte 
ihn, sich der Konsulatskarriere zuzuwenden, und gab so seinem 
Leben die bestimmende Richtung. Zufällig schienen damals die 
Aussichten in dieser Laufbahn im äußersten Osten, namentlich 
in China, günstiger als im Orient und so meldete sich der neu- 
gebackene Dr. phil. für das Reich der Mitte und wanderte 1873 
als Dolmetscher nach Peking. Sein bedeutendes Sprachtalent 
und seine Fähigkeit, sich fremden Verhältnissen anzupassen 
und fremde Menschen in ihrem Wesen zu verstehen, ließ ihn 
rasch avancieren. Wir finden ihn zunächst in Peking, Tientsin 
und Shanghai, dann als Konsul in Kanton, Hongkong und 
wieder in Kanton, von wo er 1880 nach Manila versetzt wurde. 

Schon in China hatte er mit unermüdlicher Ausdauer 
selbst gesammelt und zwar nicht nur Schnecken sondern alle 
Klassen von Tieren, er hatte ferner Chinesen zum Sammeln 
abgerichtet und in erster Linie einige Freunde — Dr. Gerlach, 
Schmacker u.a. — für die Konchylienkunde gewonnen und 
unsere Kenntnis der Binnenkonchylienarten in einer ganz un- 
erwarteten Weise vermehrt. Auf den Philippinen war der- 
gleichen kaum zu erwarten; sie waren nach den landläufigen 
Ansichten durch Cuming, Semper, Jagor, Quadras völlig 
abgesammelt und kleine Arten gab es dort überhaupt nicht. 
Letzteres erschien allerdings dem neuen Konsul nach seinen in 
Südchina gemachten Erfahrungen trotz der bestimmten Ver- 
sicherung des landeskundigen Quadras einfach unmöglich und 
er sollte rasch Recht behalten. Gerne erzählte er, wie er bei 
dem ersten gemeinschaftlichen Ausflug nach Montalban bei 
Manila angesichts der Kalkfelsen seinem Begleiter sagte, wenn 


— 179° — 


hier keine Minutien seien, wolle er ihm Recht geben, wie er 
sich dann am Fuß der Felsen der Länge nach auf die Erde 
legte und im Mulm wühlte und wie Quadras dann die erste 
kleine Deckelschnecke fand. Damit war der Bann gebrochen : 
und ein ganz ungeahnter Reichtum kleiner Formen belohnte 
das Sammeln. Elf Jahre lang, von 1886 bis 1896, sammelte 
Moellendorff, soweit es seine Amtsgeschäfte zuließen, selbst 
und mit seiner Unterstützung Quadras, einige deutsche 
Freunde, die er auch hier für die Konchylienkunde gewonnen 
hatte wie Koch auf Cebu, deutsche Orchideensammler und 
namentlich auch verschiedene Tagalen, die sich bald als sehr 
geeignet, wenn auch nicht immer als absolut zuverlässig er- 
wiesen. Um mindestens 800 Arten hat Moellendorff direkt 
oder indirekt die Molluskenfauna der Philippinen bereichert. 
Kein Opfer war ihm zur Erreichung seines Ziels, der genauen 
Kenntnis des Archipels, zu groß. 

Leider blieben ihm aber auch die Folgen des langjährigen 
Aufenthaltes in dem Tropenklima nicht erspart, Anämie und 
Herzschwäche meldeten sich auch bei dem riesenkräftigen 
Manne und im Herbst 1896 blieb ihm keine Wahl mehr als 
die Übersiedelung in ein kühleres Klima. Er wurde nach Kowno 
in Litauen versetzt, nach einem abgelegenen Nest, wo jede 
geistige Anregung fehlte. Doch rastete er auch dort nicht und 
schließlich gelang es ihm auch dort, einiges Interesse für die 
Heimatforschung zu erwecken und einen naturwissenschaftlichen 
Klub zu gründen. 

Da schien ihm ein günstigeres Schicksal zu winken. Für 
die neugegründete Akademie für Sozial- und Handels- 
wissenschaften in Frankfurt a.M. wurde ein praktischer 
Konsulatsbeamter gesucht, der die Vorlesungen über Konsulats- 
wesen und über Handelsgeographie übernehmen sollte. Es ge- 
lang, die Aufmerksamkeit auf Moellendorff zu lenken, der 
bei seiner langjährigen Erfahrung und seinen vielseitigen und 
ganz ungewöhnlich umfassenden Kenntnissen für die Stelle 
vorzüglich geeignet erschien. Er nahm mit Freuden an und so 
siedelte er im Oktober 1901 nach Frankfurt über. Der Traum 
seines Lebens war erfüllt, eine unabhängige wissenschaftliche 
Stellung an einem Ort gewonnen, wo ein reges geistiges Leben 
herrschte wie an wenigen Universitäten. Mit voller Kraft warf 

12* 


— 180° — 


sich Moellendorff in die neuen Verhältnisse; in der Akademie 
nicht nur, auch in der Senckenbergischen Natur- 
forschenden Gesellschaft, deren korrespondierendes Mitglied 
er schon seit 1885 war, in dem Verein für naturwissen- 
schaftliche Unterhaltung, in der unter seiner Mitwirkung ge- 
gründeten Anthropologischen Gesellschaft entwickelte er eine 
eifrige, anregende Tätigkeit; er übernahm an meiner Stelle die 
Leitung der konchologischen Sektion des Sencken- 
bergischen Museums und begann mit einer Neuordnung 
des dort angesammelten, reichen Materials. Aber nur ein glück- 
liches Jahr sollte ihm beschieden sein. Schon im Herbst 1902 
meldeten sich die Symptome der tödlichen Krankheit, anfangs 
unbedeutend, dann immer schlimmer; von den ersten Tagen 1903 
ab konnte er das Bett nicht mehr verlassen; es war ein Jammer, 
den kräftigen Mann bei voller geistiger Frische körperlich immer 
schwächer werden zu sehen. Am 17. August erlöste ihn ein 
sanfter Tod von seinen mit musterhafter Geduld getragenen 
Leiden. 

Moellendorffs Lebensarbeit spiegelt sich in 
seiner Konchyliensammlung. Neun große Doppelschränke 
füllten die Schätze, die er teils selbst, teils durch einen in 
großartigster Weise betriebenen Tauschverkehr innerhalb mehr 
als dreißig Jahren gesammelt hatte. Die Sammlung ist durch- 
gearbeitet wie wenige; unbearbeitetes Material befand sich 
überhaupt nicht darin, dafür die Typen von mindestens 1500 
von ihm aufgestellten und beschriebenen Arten und benannten 
Lokalformen; außerdem fast unzählbare Exemplare aus der 
Hand anderer Autoren (co-types), die mit dem Besitzer der 
philippinischen Prachtsachen natürlich bereitwilligst ihre Arten 
austauschten. Es ist gelungen, die Sammlung ein- 
schließlich der Dubletten und des wissenschaft- 
lichen Nachlasses fürdasSenckenbergische Museum 
zu erwerben und so der Wissenschaft zu erhalten. 
So wird es möglich sein, die angefangene Landkonchylienfauna 
der Philippinen an der Hand des 1901 erschienenen Verzeich- 
nisses zu Ende zu führen. Auch die angefangene Monographie 
der Agnathen im Martini-Chemnitzchen Konchylienkabinet hoffe 
ich weiterfübren zu können. Aber unwiederbringlich dahin sind 
die Pläne, die wir zusammen für eine großangelegte Zoo- 


— 181* — 


geographie der Philippinen gemacht haben und die nur 
der ausfiihren kann, der das Land aus eigener Anschauung 
kennt, dahin so mancher andere Plan, den wir beide zusammen 
noch in die Wirklichkeit zu übersetzen dachten! Dahin ist vor. 
allem für mich die Hoffnung, daß der um acht Jahre jüngere 
Mann einmal das weiterführen werde, was zy Ende zu führen 
ich kaum erwarten kann! 

Moellendorff war eine unbeugsame, gerade, ehrliche 
Natur, vielleicht etwas rechthaberisch und nicht für jeden be- 
quem im Umgang, aber absolut zuverlässig und treu für seine 
Freunde, ejne Arbeitskraft ersten Ranges und von einer staunens- 
werten Vielseitigkeit. Wenige Wissensgebiete waren ihm fremd, 
auf gar vielen konnte selbst ein Fachmann von ihm lernen. 
Besonders während des ersten Jahrzehntes seines chinesischen 
Aufenthalts hat er verschiedene wichtige linguistische und 
geographische Arbeiten geliefert; seine Karte Nordchinas 
hat bei dem Feldzug gegen Peking wichtige Dienste geleistet. 
Auch die Vögel und Säugetiere Nordchinas haben wir durch 
ihn genauer kennen gelernt. Später konzentrierte er seine 
wissenschaftliche Arbeit mehr und mehr auf die Landschnecken, 
aber gesammelt hat er auch auf den Philippinen alle Tierklassen, 
die ohne mühsame Präparation zu sammeln waren, und er hat 
seine Ausbeute bereitwilligst und in uneigennützigster Weise 
den Fachmännern zur Verfügung gestellt. Auch um die Er- 
forschung Neu-Guineas und in der letzten Zeit Hinterindiens 
hat er sich große Verdienste erworben. Die letzte Arbeit, bei 
der ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm, war die Be- 
arbeitung der Ausbeuten der russischen Forscher aus Inner- 
china und Tibet. Die Bearbeitung solcher Sammlerausbeuten 
war seine Liebhaberei; selbst zur monographischen Zusammen- 
stellung der philippinischen Molluskenfauna hat er sich nur 
nach langem Drängen entschlossen. 

Seine Arbeiten sind zum weitaus größeren Teile in den 
Jahrbüchern und dem Nachrichtsblatt der Deutschen Malako- 
zoologischen Gesellschaft sowie in den Jahresberichten der 
Senckenbergischen Gesellschaft enthalten, einiges auch in eng- 
lischen Zeitschriften, den Proceedings of the Zoological Society 
of London, den Proceedings of the Malacological Society, den 
Publikationen des Museums in Calcutta und der Ostasiatischen 


— 192% — 


eo 


Gesellschaft und in den Annalen des Museums der Petersburger 
Akademie. Von der Molluskenfauna der Philippinen, die als 
Ergänzung der Semperschen und Teil des großen Semperschen 
Reisewerkes erschien, hat er nur die Agnathen und Naninen 
vollenden können, von der Monographie der Agnathen für die 
zweite Auflage des Martini-Chemnitz die beiden ersten Liefe- 
rungen, welche die Rhytididen enthalten. 


II. Teil: 


Wissenschaftliche Abhandlungen. 


Die Biologie der Griechen. 


Vortrag 
gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am 9. Januar 1904 
von 


Professor Dr. Rudolf Burckhardt. 


Auf dem internationalen Zoologenkongreß in Berlin 
hatte ich vor zwei Jahren einen Studienfreund wiedergesehen, 
mit dem ich seinerzeit im Leuckartschen Laboratorium zu 
Leipzig gearbeitet hatte. In der Hast des Kongreßlebens war 
keine Zeit dazu geblieben, daß wir mehr als uns wiederer- 
kannt hätten, und da mich nichts daran hinderte, folgte ich 
auf der Heimreise der herzlichen Einladung Reinholds, ihn in 
seiner Universitätsstadt zu besuchen, damit wir uns aus- 
sprechen könnten. 

Ob wir uns wohl noch verstehen würden? So manchen 
Kameraden hatte ich nach langer Pause wiedergesehen und ge- 
hofft, mich mit ihm einer gemeinsamen Unterhaltung zu er- 
freuen. Wie oft schon war ich enttäuscht worden, den einen im- 
mer noch auf demselben engen Arbeitsgebiete vorzufinden, dem 
seine Dissertation angehört hatte, zu sehen, wie er alle Erwei- 
terung des Horizontes durch Aufnahme neuer außerhalb ge- 
legener Stoffmassen und Gedanken ablehnte und stets densel- 
ben Faden fortspann, den der Zufall und das Interesse seines 
Lehrers in ihm angesetzt hatte. Man verstand ihn nur nicht; 
aber über dieses von ihm entdeckte Entwickelungsgesetz, dem 
er sein Leben widmete, ließen sich nicht nur Bogen, sondern 
Bände füllen und wenn er einmal durch einen Glückefall 
hinaufgetragen werden sollte, so würde eine ganze Schule da- 
ran zu arbeiten haben, seinen Gedanken weiter zu verarbeiten. 

Ein anderer war dermaßen mit Berufsgeschäften über- 
häuft, daß auch ihm keine Zeit zur Umschau übrig geblieben 

1” 


— 4— 


war und er, mühsam seinen Verpflichtungen nachkommend, es 
ablehnen mußte, nicht notwendige Studien, „Unnötiges”, zu 
treiben. Besoldet war er ja; gewissenhaft und pflichteifrig 
versah er sein Museum; mit den Jahrzehnten mußte auch er 
avanzieren und zu seiner verdienten Anerkennung gelangen. 
Wie war es wohl meinem Freunde Reinhold ergangen? Hatte 
er die hohle Gasse hinauf- oder hinabsteigen müssen? . Nun, 
wir werden es ja sehen. 

Mit solchen Gedanken beschäftigt, entstieg ich dem 
Schnellzug, und pünktlich, wie versprochen, empfing er mich 
am Bahnhof. Er versicherte, er habe sich für den Nachmittag 
frei gemacht und sein Plan sei, wir wollten sofort nach Tisch 
sein Laboratorium aufsuchen; bei der Hundstagshitze sei man 
nirgends besser aufgehoben als in diesem Halbkeller, der im 
Winter zwar ein elendes Malepartus sei, im übrigen aber 
prachtvolles Nordlicht zum Mikroskopieren besitze. Ich wil- 
ligte in alle Vorschläge gerne ein; ist es doch gerade die 
Kunst des experimentellen Historikers, das Opfer der Beo- 
bachtung sich in vollem Behagen ausgeben zu lassen, und 
Opfer der Beobachtung sind mir, seit ich die Geschichte mef- 
ner Wissenschaft erforsche, so viele, auch die besten wissen- 
schaftlichen Freunde geworden. Nur aus der lebenden Wissen- 
schaft und den psychologischen Voraussetzungen ihrer Vertre- 
ter schöpfen wir die Kraft, Analogie und Widerspruch der uns 
nur überlieferungsweise bekannten Vergangenheit sowie die 
Entwickelungsgeschichte unserer Forschung, zu deuten. * 

Wir hatten uns niedergesetzt und ich sah mich im La- 
boratorium meines Studienfreundes um. An Geräumigkeit 
ließ es nichts zu wünschen übrig. Auch nicht an Ausrüstung. 
Neben den nötigsten Requisiten standen einige der rostigen 
Degeneration ihres Skelettes verfallene Aquarien. Mehrere Mi- 
krotome neuester Konstruktion unter Glasgehäusen, wertvol- 
len Sammlungsobjekten gleich, ein elektrischer Ofen für Ein- 
bettung in Paraffin, der große mikrophotographische Apparat 
von Zeiß und die Kohlensäureflaschen, deren Inhalt zum Ge- 
frieren von Schnitten zu dienen hatte. All das verriet den 
modernsten Betrieb eines Mikroskopikers. 

„Kennst Du schon die neueste Verbesserung des ver- 
schiebbaren Objekttisches; ganz wundervoll namentlich bei 


— 5 — 


Immersion; keine momentane Verschwommenheit des Bildes 
mehr während der Verschiebung selbst. Sieh nur einmal her.“ 
Ich mußte mit einiger Beschämung gestehen, daß ich bis jetzt 
noch ohne dieses Hilfsmittel ausgekommen sei, überhaupt 
ohne verschiebbaren Objekttisch. 


„Nun werde ich Dir also gleich zeigen, welch brillante 
Bilder Du erhältst; diese Technik ist einfach großartig; so bist 
Du doch absolut sicher, dieselbe Bindegewebsfaser nie aus dem 
Auge zu. verlieren.“ 


Mein Freund war nämlich, wie Sie sehen, Histologe und 
seit Jahren der Struktur und Entwickelung der Bindegewebs- 
fibrille immer mehr auf der Spur. Das war seine Domäne; 
hier war er Autorität. Eine Kontroverse, in die ihn ein un- 
bequemer Nebenbuhler verwickelt hatte, da die Arbeit Rein- 
holds aus Versehen einmal einen Tag zu spät in die Zeit- 
schrift gelangt war, hatte nach der vollen Überzeugung Rein- 
holds mit der Abschlachtung des Gegners geendet. Er hatte 
ja schon fünf Jahre der Übung und Betätigung auf diesem 
schwierigen Gebiete hinter sich, als der andere erst anfing. 
Der Vorsprung war nicht mehr einzuholen. Ein Glück, daß 
alles so abgelaufen war; eine Niederlage hätte Reinhold in 
seiner Karriere schwer schädigen können, da sich gleichzeitig 
mit ihm ein Ornithologe des Museums zur Habilitation an- 
gemeldet hatte, „ein Mensch, der nicht einmal die Anatomie 
eines Vogels kannte, geschweige denn von Histologie eine 
Ahnung hatte“. 


Mein Freund nahm mein Stillschweigen wahr. Nachdem 
ich mich von der Vortrefflichkeit seiner Bindegewebspräparate 
überzeugt hatte, und da mir weiter keine technischen Vervoll- 
kommnungen von Instrumenten zu zeigen waren, schlug er 
vor, wir wollten einen Rundgang durch das Institut antreten. 
Es sei ein günstiger Moment, kein Mensch da; es wäre unan- 
genehm, dem Chef zu begegnen, mit dem er sich zwar recht 
gut stehe, der aber die fatale Eigenschaft habe, Gäste um 
ihre Meinung über seine Präparate zu fragen und sie nicht 
mehr loszulassen. Wir machten uns also auf, traten den üb- 
lichen Rundgang an und besichtigten das glänzend eingerich- 
tete Institut. Ale wir in Reinholds Zimmer zurückgekehrt 


— 6 — 


waren, fragte er: ,Sag’ einmal, was machst Du eigentlich? 
Noch immer unverheiratet? Noch immer Extraordinarius? 
Du hast mir ja auch Arbeiten geschickt; aber, offen gestan- 
den, gelesen habe ich nichts. Um Gotteswillen, woher soll 
einer die Zeit nehmen, nur die histologische, nur die Litera- 
tur über Bindegewebe und Mesoderm zu bewältigen? Wo soll 
es noch hinführen, wenn es so weiter geht, wie in den letzten 
zehn Jahren? Ja, ich begreife nicht, warum der Zudrang zu 
unserem Fach stets noch im Wachsen ist? Dabei ist makro- 
skopisch bekanntlich nichts mehr zu machen, alles ist ausge- 
schöpft und in der Histologie sind wir auch bald an der Grenze!“ 

Trostlos und leise klangen die letzten Worte aus. „An 
der Grenze“ wollte mir ein Echo von den Wänden des großen 
Raumes zurücktönen. An der Grenze schien mir der Sprecher 
selbst. Starr ruhte sein Blick auf dem mächtigen Mikroskop 
und seine müden Augenlider fielen herunter. War nicht eben 
noch seine Frage nach meiner Beschäftigung unter dem 
Ausbruch seiner Verzweiflung über den Betrieb der Wissen- 
schaft erstickt? Wollte er wirklich wissen, wonach er fragte? 
Konnte ich den Ermüdeten wecken und ihm erzählen, wie und 
womit ich mich seit meiner Studienzeit beschäftigt habe? 
Nein, er konnte mich ja nicht verstehen, bei dem wachen Be- 
wußtsein eines Mikroskopikers sicher nicht. So sollte er in 
süßem Traume wenigstens erfahren, worin seine Freudlosig- 
keit und das ebenso ehrliche wie unbefriedigte Ringen so man- 
ches modernen Biologen seinen Grund hat. Im Unterbewußt- 
sein, von den Zwangsvorstellungen seines Berufes frei, so sollte 
er wissen, welches Verhältnis des Forschers zu seinem Objekte 
unserer Wissenschaft zum Leben verholfen hat und stets eine 
neue Quelle fruchtbarer Anregungen bleiben wird. Mein einst 
so fröhlicher und lebensvoller Freund sollte, hoch über Zeit 
und Raum erhoben, schauen, wie geniale Menschen eine bio- 
logische Wissenschaft schufen, die, aus der Fülle des Lebens 
geboren, zum höchsten Berufe bestimmt ist, zur Sklaverei 
dem Sklaven wird, dem Freien aber zur Freiheit. 

„Jetzt landen wir an der Insel Kos“, flüsterte ich, als 
Reinhold nicht mehr erwachen konnte. Die monotonen Tropfen 
des Wasserhahns verwandelten sich in Ruderschläge und die 
von sechs Ruderern geführte Barke bog in den wohlgeschütz- 


—~ 7 — 


ten Hafen der kleinasiatischen Insel ein. Ich faßte Reinhold 
bei der Hand und ließ ihn mit. mir hinaufwandern nach der 
Stadt, die, von sanften und duftigen Wellenlinien des Gebir- 
ges umragt, über dem steilabfallenden, nordöstlichen Vorge- 
hirge sich hinzieht. Die Sonne stieg über dem Höhenzug von 
Halikarnaß empor, und der Morgen brach an, da wir die 
(Gäste des Asklepios sein würden. Bald standen wir auf der 
Terrasse mit dem weiten Ausblick über das Gestade Joniens 
und deutlich wie auf der Landkarte trat die seltsam geglie- 
derte Küste aus der weichenden Dämmerung hervor.!) Über die 
breite Freitreppe stiegen die Patienten herunter, die am Vor- 
abend zum Tempelschlaf zugelassen waren. Der sie begleitende 
Priester fragte Reinhold nach unserem Begehren und da ich - 
ihn unterwegs von meinem Vorhaben unterrichtet hatte, ihn 
zunächst mit der Naturforschung der koischen Mediziner in 
Berührung zu bringen, antwortete er dem Priester traumver- 
loren: „Eine Vorlesung wollten wir hören“. Aber der Grau- 
bart erwiderte: „Das, junger Freund, gibts bei uns nicht. 
Wer um der Menge willen offen redet, beginnt kein rühmliches 
Unterfangen“.?) Reinhold blickte mich verlegen an. Ich aber 
schwieg, um die Heiligkeit des Ortes mit voller Macht auf 
ihn einwirken zu lassen. Dann führte ich ihn nach der Stadt 
in die Hauptstraße, wo Polybos, der Schwiegersohn des großen 
Hippokrates wohnte. „Hier lies, bis er kommt“, sagte ich und 
drückte ihm eine Rolle in die Hand, nachdem uns der Sklave 
auf meinen Wunsch in die Bibliothek des Herrn geführt hatte. 

„Denn auch das Gehirn differenziert sich wie die übri- 
gen Körperteile und entwickelt sich zu einer Art von Blüte.“ 
„Es ist doppelt beim Menschen, in der Mitte von einer Scheide- 
haut getrennt, auf seiner Erkrankung beruht die Epilepsie.“ 
„Die Menschen müssen aber wissen: von ihm aus entspringt 
Freude, Fröhlichkeit, Lachen und Scherz sowohl als Kummer, 
Unmut, Sorgen und Weinen. Durch das Gehirn nehmen wir 
wahr, begreifen, sehen und hören wir; es unterscheidet häß- 
lich und schön, böse und gut, angenehm und widerwärtig. 
Ja, nach seiner Verfassung urteilen wir zu verschiedenen Zei- 
ten verschieden. In ihm bilden sich Wutanfälle und Delirien, 
Schreckbilder und Furcht bei Tag und Nacht, Träume, Illu- 
sionen und alle Gleichgewichtsstörungen unseres Bewußtseine. 


— g§ — 


Aber so lange das Gehirn nicht beunruhigt wird, ist der 
Mensch bei Verstand.“ 3) | 

Reinhold las und fragte mich erstaunt: „Wie, Du sag- 
test, wir, seien ins Jahr 420 vor Christi Geburt hinaufgestiegen 
und hier soll schon jemand das alles geschrieben haben? Wo 
waren denn die experimentellen Beweise?. Ist nicht, wie ich 
stets gehört habe, erst Franz Baco von Verulam der Schöpfer 
von Induktion und Experiment?“ 

„Bitte lies hier weiter,“ und ich händigte ihm einen 
zweiten Papyrus ein: 

„Wenn man Wasser mit blauem Kupferocker oder mit 
Mennige verrührt, einem fast verdursteten Tiere — vorzüglich 
einem Schweine — einen großen Teil davon zu saufen gibt 
und ihm, während es säuft, die Kehle durchschneidet“ 4) — 

Hier unterbrach Reinhold seine Lektüre und blickte mich 
abermals groß an. In demselben Augenblick aber erschien Po- 
lybos, gefolgt von seinem Assistenten und streckte uns beide 
Hände zum Gruße entgegen: „Folgt mir in den Garten; es 
sprießen die Blumen, alles Leben keimt, heute sollen die Kna- 
ben sehen, was die Hennen seit gestern geleistet haben“. Da- 
mit führte er uns hinaus und da saßen drei Hühner, geschirmt 
von einem kleinen Schutzdach. Sein Gehilfe bückte sich und 
nahm jedem der erschreckten Hühner ein Ei weg, um die Beute 
in einem Tuche nach dem Hause zu tragen, der kleinen Werk- 
stätte zu, die dem Operationszimmer angebaut war. Hier 
saßen drei Jünglinge von 16 bis 18 Jahren; sie erhoben sich, 
grüßten den hereintretenden Meister ehrerbietig und drängten 
sich nun um seinen Gehilfen, der die Eier aufbrach, um ihnen 
den Embryo des Hühnchens in drei verschiedenen Altersstufen 
vorzuführen.°) Reinhold erfaßte eine leichte Befangenheit. Er 
hatte ja auch einmal einen embryologischen Kurs mitgemacht. 
Wenn ihn aber Polybos jetzt gefragt hätte, ob er die Er- 
klärung übernehmen wolle, so hätte er doch verbindlichst ge- 
dankt. Eine Keimscheibe und ein Hühnchen vom zweiten Tag 
hatte er ja auch einmal gesehen, spätere Stadien aber nur in 
mikrotomiertem Zustand kennen gelernt und Hühnchen der 
dritten Woche gar nie in Händen gehabt. Aber Polybos 
fragte ihn zum Glück nicht, sondern fuhr, auf die eifrigen 
Schüler hinweisend, fort: „Seht, daneben haben sie zum Ver- 


—~ 9 — 


gleiche keimende Pflanzen stehen. Denn die Wissenschaft von 
den auf der Erde wachsenden Pflanzen, so meine ich, ent- 
spricht dem Wissen der ärztlichen Kunst. Unsere Natur näm- 
lich ist gleich dem Lande: die Sätze der Lehrenden sind gleich 
dem Samen; wer die Jugend schult, gleicht dem Säemann, der 
den Acker bestellt; der Ort, wo studiert wird, ist gleich der 
Nahrung, die aus der umgebenden Luft den Pflanzen geboten 
wird, die Arbeitslust. ist gleich der Bestellung. All das aber 
bringt die Zeit zur Reife.“ °) 

Damit führte uns Polybos durch den Operationssaal, 
wo ein anderer seiner Assistenten von zwei Sklaven in den 
Zuriistungen für die Behandlung eines Armbruches unterstützt 
wurde. Zurechtgeschnittene Brettchen wurden gebracht, Bin- 
den bereit gelegt und wir sahen uns einen Augenblick in dem 
lichten Saale um. Zwei Operationstische nahmen die Mitte 
ein; an den Wänden Regale mit Salbenbüchsen, Arzneitöpfen, 
Schüsseln und Metallbecken. Der Sklave, welchem unsere Neu- 
gier auffiel, hob von einer in der Wand eingelassenen Mar- 
morplatte ein Tuch weg und da lag ein ganzes spiegelblankes 
Instrumentarium. Dann wurde der Patient hereingebracht, 
und wir verließen den Saal, verabschiedeten uns von Polybos 
und sein Assistent geleitete uns durch die Stadt. Auf meinen 
Wunsch gingen wir über den Fischmarkt, den ich noch in kei- 
ner südlichen Hafenstadt ohne Genuß an der Formenfiille und 
Farbenpracht der Meeresbewohner besucht habe. 

Auf drei breiten treppenartig zum Marktplatz aufstei- 
genden Längsreihen von Quadern hielten die Fischer ihre 
frische Beute aus Poseidons Reich feil. Unser Begleiter kaufte 
im Vorübergehen einen mächtigen Steinbutt sowie einen Korb 
voll kleiner Muscheln, und ließ beides nach dem Krankenhaus 
des Polybos schicken. Hierauf begann ich mit. dem Assisten- 
ten eine längere Unterhaltung über die verschiedenen Arten 
von Fischen und Schaltieren, die er ebenso sicher mit Namen 
zu bezeichnen wußte wie wir, außerdem aber nannte er mir 
von jeder einzelnen Art die diätetische Verwendung, auf die 
der Meister den größten Wert lege.”) Reinhold trat etwas hin- 
ter uns zurück; er hätte sonst gestehen müssen, zwar eine 
Sepia von einem Polypen wohl unterscheiden zu können: aber 
Fische, nein, das war nie seine Spezialität gewesen. 


— 10 — 


„Ein elendes Pack übrigens diese Fischhändler“, mur- 
melte unser Koér zwischen den Zähnen. „Archippos hat in der 
Tat nicht übertrieben. Und schon fühlt sich jeder, Fischer 
heutzutage wie ein Feldherr. Nur noch die’ Köche sind ihnen 
darin über.“ Mit schalkhaftem Lachen hatte er dies eben noch 
gesagt; dann verabschiedete er sich um sich einem feierlichen 
Zuge anzuschließen, der die Stadt heraufkam und sich gegen 
das Asklepiosheiligtum bewegte: „Entschuldigt mich. Sie neh- 
men heute meinem Bruder Hippokrates den Eid ab. Ich sollte 
Zeuge sein“.?) 

Es schien mir, Reinhold habe nun genug gesehen, und er- 
lebt, um sich Gedanken auf ein Jahr hinaus zu machen. „Wir 
müssen mehr davon sehen“, meinte er aber halb neugierig, 
halb unruhig. „Hier leben Menschen, wie wir sie noch in der 
Jugend träumten, als uns die Sonne Homers noch schien, hier 
lebt die Forschung als freie Kunst, wie wir sie uns wohl dach- 
ten, als uns die Begeisterung für. sie erfaßte und als wir be- 
schlossen, uns ihr zu weihen. Wer ahnte damals, daß alles 
so ganz anders kommen würde?!“ 


„Beruhige Dich, mein lieber Freund, noch ist es früh 
am Tage, ein Sprung nach Athen und ein Ruck um hundert 
Jahre eine Kleinigkeit. Dort sollst Du nun gleich in vollem 
Glanz seines Ruhmes den erblicken, der fiir sechzehnhundert 
Jahre von der organischen Natur genug gesehen und gedacht 
hat, Aristoteles.“ 


Damit nahm ich Reinhold abermals bei der Hand. Wäh- 
rend er mich treuherzig anschaute, war Kos versehwunden, 
und wir standen an den Pforten des Lykeions in Athen. Durch 
die Säulenhalle betraten wir den Garten, wo im Schatten der 
Baumallen Gruppen lebhaft gestikulierender Männer und 
Jünglinge auf und abspazierten. Unbeachtet gelangten wir 
gerade dicht hinter Aristoteles selbst, der mit Menon eine 
Seitenallee aufgesucht hatte, um mit ihm über die Redaktion 
zoologischer Schriften zu konferieren.?) 


„Und nun weißt Du ja, Menon, ich will, daß auch jedes 
Einzelne an seinem natürlichen Ort sei und sich selbst glie- 
dere, wie ein Organismus. In einer Wissenschaft, wo wir so 
ganz erst am Anfang stehen, dürfen. wir aber darin nicht zu 


— 1 — 

weit gehen; wir erschweren sonst den Nachfolgern die Auf- 
gabe, fortzufahren. Bedenke namentlich dabei, daß wir die 
Tiergeschichte an den Anfang stellen; sie soll dann zuerst 
einführen in die Tierwelt, wie sie uns in ihren einzelnen Er- 
scheinungen entgegentritt und nach dem, was wir aus anderen 
Schriftstellern über sie erfahren. An zweite Stelle setzen wir, 
sobald die Schrift fertig ist, die „Teile der Tiere“, woraus je- 
der ersehen soll, welche Ursache einem jeden Organ innewohnt, 
an die dritte dann erst die Zeugungs- und Entwickelungsge- 
schichte. Denn es ist nur natürlich, .daß man zuerst die Er- 
scheinung, dann die Ursachen und zuletzt die Entstehung be- 
trachtet. So erhalten wir das ganze Werk und wenn Du erst 
noch die nötigen Umstellungen vorgenommen hast, so dik- 
tiere ich dann die Einleitung.“ !°) 

Die weiteren Worte gingen uns verloren, denn da wir 
am Ende der Allee angelangt waren, wagten wir es nicht, 
dem umkehrenden Meister unter die Augen zu treten. Mit 
einer Wendung nach links gewannen wir die neben der Allee 
entlang laufende Säulenhalle, wo wir uns unbemerkt unter an- 
dere Peripatetiker mischen konnten. Hier wurde die letzte 
Rede eines Isokratesschülers kritisiert, dort die Chancen der 
Wettkämpfer für den nächsten Fackellauf erwogen und damit 
wir nicht wie zwei traurige Marabus unter diesen tempera- 
mentvollen Menschen wanderten, sagte ich im Anschluß an 
das oben gehörte Gespräch zu Reinhold: 

„Hast Du nun gehört, wie Bücher disponiert werden?“ 

„Das klang doch etwas sehr nach Schule,“ erwiderte er 
überlegen. 

„Wohl, aber vergiß nicht, daß hier alles auf Schule und 
Wettkampf angelegt ist, und dann hast Du Dir doch gewiß 
einmal unsere Lehrbücher daraufhin angesehen, inwiefern ihre 
Gliederung der eines Organismus entspricht?.“ 

„Das könnte ich nicht behaupten, weder daß ich bisher 
darauf geachtet hätte, noch daß es so sei. Gott, wer schaut 
denn darauf! Wenn nur die einzelnen Tatsachen richtig sind 
und das Buch möglichst vollständig ist.“ 

„Nun ja, auch Aristoteles sagt, für den Naturforscher 
müsse die Kenntnis der Einzelheiten die Grundlage der Er- 
klärung bilden.!!) Aber meinst Du wirklich noch, ein Buch 


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bestehe lediglich aus so und so vielen petits faits, wie es aus 
Buchstaben und Wortbildern zusammengesetzt werde, auf die 
Art der Verbindung aber und auf die Struktur des Ganzen, 
die Entelechie, um mit dem Meister dort zu reden, komme 
nichts an? Die oberste Gliederung ist es vielmehr, die Geist 
und Geistlosigkeit, Bewußtheit und Unbewußtheit des Ver- 
fassers verrät. Achte nun einmal darauf, wenn Du Dir in 
Zukunft unsere Literatur besiehst.“ 

Wir standen vor einem Raum, aus dem man durch eine 
Tür nach der Säulenhalle gelangte und der nach einem Gar- 
ten hin sich öffnete. Da unterrichtete ein Schüler von Aristo- 
teles, und er war ein trefflicher Zeichner. Eben hatte er ein 
Chamaeleon von der Größe eines Krokodils in den Sand skiz- 
ziert und erklärte einigen Epheben die äußere Form der klei- 
nen Kletterkünstler, die auf einem bereitgestellten Zweige he- 
rumturnten. Dann nahm er eines der Tierchen, ging‘ zum Tisch, 
band es über ein Brettchen und hieß den beiseite sitzenden 
Vorleser aus einer Abschrift der Tiergeschichte vorlesen: „Das 
Ghamaeleon hat im ganzen eine Körperbildung wie die Saurier. 
Die Rippen erstrecken sich abwärts und stoßen in der Unter- 
leibsgegend miteinander zusammen, wie bei den Fischen und 
auf. ähnliche Weise wie bei diesen erhebt sich der Rückgrat. 
Sein Gesicht ist dem des Schweinsaffen am ähnlichsten. Sein 
Schwanz ist langgestreckt und spitz auslaufend, auch läßt er 
sich in seinem größten Teil der Länge nach wie ein Riemen 
aufrollen. Es hat längere Beine als die Eidechse, so daß sich 
sein Leib höher über den Boden erhebt, doch sind die Be- 
wegungen der Beine so, wie bei den Sauriern. Jeder Fuß ist 
in zwei Hälften geteilt, welche gegeneinander eine ähnliche 
Stellung haben, wie unser Daumen dem übrigen Teil der Hand 
entgegengestellt ist. Jeder dieser Teile ist bis auf eine kurze 
Strecke in einige Zehen gespalten, so daß an den vorderen 
Füßen drei nach innen und zwei nach außen liegen, an den 
hinteren dagegen zwei nach innen und drei nach außen. Sie 
haben Krallen ähnlich denen der Raubvögel. Sein ganzer Leib 
ist rauh wie der des Krokodils. Die Augen liegen in einer 
Höhle, sind sehr groß, rund und von einer ähnlichen Haut wie 
der ganze Körper bedeckt. In der Mitte ist zum Sehen ein kleiner 
Raum ausgespart, welchen es niemals mit der Haut bedeckt. 


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Es bewegt das Auge im Kreise und kann den Blick nach allen 
Richtungen wenden; so sieht es, was es will. Es verändert 
die Farbe, indem es sich aufbläht. Sie ist sowohl fast schwarz, 
wie die des Krokodils, als auch gelb nach Art der Saurier, 
beides scheckt sich pdntherartig. Dieser Farbwechsel erstreckt 
sich über den ganzen Körper; daran nimmt auch gleichzeitig 
Auge und Schwanz teil. Es bewegt sich so träge wie die 
Schildkröten. Im Sterben wird es gelblich, und dieselbe Farbe 
besitzt es nach dem Tode. Die Lage der Speiseröhre und der 
Luftröhre ist dieselbe wie bei den Sauriern. Fleisch hat es 
nirgends außer kleinen Muskelmassen am Kopf und den Kinn- 
laden, sowie an der Schwanzwurzel. Blut befindet sich nur 
im Herzen und um die Augen, sowie in der Gegend oberhalb 
des Herzens und in den von ihm ausgehenden Adern; aber auch 
in diesen nur auf eine ganz kurze Strecke. Das Gehirn liegt 
ein wenig oberhalb der Augen, steht aber mit ihnen in Zu- 
sammenhang. Nimmt man die äußere Haut von den Augen 
hinWeg, so sieht man einen ringsumlaufenden durchschimmern- 
den Teil daran, in Gestalt eines dünnen metallisch glänzenden 
Ringes. Fast durch den ganzen Körper erstrecken sich viele 
starkeHäute, welche die der übrigen Organe weit übertreffen. Die 
Tätigkeit des Atmens dauert, auch wenn es ganz aufgeschnit- 
ten ist, noch geraume Zeit fort, während am Herzen sich 
noch schwache Bewegung bemerkbar macht, und es findet Zu- 
sammenziehung vorzugsweise in der Rippengegend aber auch 
an den übrigen Teilen des Leibes statt. Eine sichtbare Milz 
besitzt ee nicht. Es hält einen Winterschlaf wie die Saurier. “!?) 

Wir waren in der Türe stehen geblieben und hatten von 
weitem zugesehen wie unterdessen ein Chamaeleon zergliedert 
wurde. „Zoologischer Kurs,“ murmelte Reinhold. Nach dem, 
was er in der koischen Schule gesehen hatte, war er nicht 
mehr so sehr überrascht. Aber die Zeichnung im Sande fes- 
selte ihn; denn sie drückte mit voller Lebendigkeit im ganzen 
Körper‘ des Tieres eine Bewegung aus, die mit wenigen 
Strichen alles besagte und Reinhold zu voller Anerkennung 
zwang. Wir traten etwas in die Halle hinein, um die Zeichen 
besser zu besehen. Da war denn auch die Wand mit Figuren 
aller Art bedeckt; insbesondere zunächst neben der Türe ein 
Riesenbild des Cephalopodenembryo mit dem charakteristi- 


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schen Dotter zwischen den Fangarmen, der Dotter war mit 
A bezeichnet, die Augen mit B und I’.'*) Und da.standen denn auch 
noch in einem Gefäß mit Meerwasser die Eiertrauben von Lo- 
ligo. Sie waren Reinhold deshalb eine besonders vertraute 
Erscheinung, weil einst sein Arbeitsnachbar an der zoologi- 
schen Station in Neapel sich speziell damit beschäftigt hatte. 
die Cephalopodenentwickelung an diesem Objekt zu studieren. 

Wir traten in den Garten hinaus, dessen Anlage schon 
verriet, daß er weniger auf die Gesamtwirkung als auf einen 
besonderen Zweck berechnet sei. Es war die eigenste Sché- 
pfung Theophrasts, der hier Beete nach Art der ägyptischen 
Pflanzengärten angelegt hatte, um gewisse Kräuter jederzeit 
zur Hand zu haben. Hecken von Lorbeer, Erdbeerbäumen, 
Erica arborea und düsteren Steineichen umgaben die ganze 
Anlage. In der Mitte aber, alles mit ihrer Krone majestätisch 
überschattend erhob sich die Riesenplatane. Ihre Wurzeln 
breiteten sich noch weiter aus als die Äste, wußte uns der ar- 
beitende Sklave mit dienstfertiger Geschwätzigkeit zu * er- 
zählen. Denn als jüngst die Wasserleitung, die dem Rande 
des Gartens entlang läuft, nachgesehen wurde, da fanden sich 
noch Wurzelspitzen, dreißig Ellen weit vom Stamm entfernt. 
Der Meister Theophrast selbst habe es gemessen. 

Der Sklave hätte uns gerne noch vieles erzählt; so oft 
ich aber die Hand hob, mußte er schweigen. Nur eines sollte 
Reinhold doch nicht entgehen. In den Beeten waren manche 
Pflanzen nach unseren Begriffen wirr durcheinandergesetzt; 
um so mehr fiel auf, daß doch wieder manche nach Familien zu 
Gruppen zusammengefaßt waren. Ich befragte darüber den 
Gartensklaven: „Man unterscheidet Kräuter, Stauden, Sträu- 
cher, Bäume“, sagt der Meister Theophrast; „der Baum aber 
ist das vollkommenste Gewächs, wie der Mensch das vollkom- 
menste Tier“, sagt der Meister Theophrast; „der Baum be- 
steht aus der größten Zahl von Geweben“, sagt der Meister 
Theophrast. Hier hob ich die Hand, um abzuschneiden. „Du 
verstehst mich nicht; was ich wissen will, ist: warum hier 
Lilien, Meerzwiebeln, Lauch beisammenstehen, dort Anis, Ko- 
riander, Dill, Kümmel und Fenchel.“ 

„Ach so; weil der Meister Theophrast sagt, sie gehören 
zu demselben yévoc. ,,Genos‘, hörst Du, wandte ich mich 


— 15 — 


an Reinhold; Genos, das Gewordene, das Verwandte, der fun- 
damentale Begriff fiir jede entwickelungsgeschichtliche Auf- 
fassung der organischen Natur. In dieser wunderbaren Sprache 
hat das sogar im Munde des Sklaven noch einen bedeutungs- 
vollen Wohlklang und Sinn und ist nicht nur die Schachtel, 
dgrein so viel Spezies, als der Schöpfer am Anfang kreiert hat, 
gelegt werden.“ !4) 

Fast hätte nun mein Freund Gelegenheit gefunden, eine 
Vorlesung zu hören. In den Wandelgängen des Lykeions 
pries man da und dort als Ereignis des Tages, daß ein neuer 
Sophist herübergekommen sei, aus Sizilien natürlich, er über- 
biete an Maßlosigkeit und Zungenfertigkeit alles Dagewesene. 
Ich wollte ihm diesen Genuß für den folgenden Tag aufheben 
und da es Mittag war und himmlisches Maiwetter ließ ich ihn 
bei Essen und Siesta sich ausruhen, wobei ich ihm noch eini- 
ges über die Prinzipien der aristotelischen Systeme der Bio- 
logie plaudernd einflößte und ihm dabei erklärte, daß längst 
vor Aristoteles bereits in der koischen Schule ein zoologisches 
System existiert hatte.!?) 

Die Sonne brannte nicht mehr so heiß und begann 
die Abhänge des Lykabettos sich in rot vergoldete und 
violett beschattete Flächen zu brechen, als wir uns aber- 
mals dem Lykeion zuwandten. Ich wollte ihm das pro- 
tagoraeische Wort auslegen, daß das Maß aller Dinge der 
Mensch sei.‘ Hatte doch kein geringerer als Goethe in diesem 
Wort die Grundbedingung der Naturforschung erkannt, wenn 
er sagte: „Wir mögen an der Natur beobachten, messen, 
rechnen, wägen, wie wir wollen; es ist doch nur unser Maß 
und Gewicht, wie der Mensch das Maß der Dinge ist.“ Und 
worin anders beruhte denn das tiefe Verständnis für dig or- 
ganische Natur als darin, daß eben der Blick der Griechen 
sich an den Formen des menschlichen Leibes geschult, die 
Übung, seines Anblicks sich zu freuen, auf alles Lebende über- 
tragen hatte? Hätte doch meinem Freund nur verständlich 
sein können, wie folgerichtig sich die aristotelische Ansicht, 
daß die Form der Inbegriff des Wesens sei, aus der Kenntnis 
menschlicher Gestalt entsprungen war.!®) 

Diesmal war es ein anderer Garten des Lykeions, den 
wir aufsuchten, die Palaestra.'7) Einige Stufen abwärts 


führten uns an den Rand der mit Sand bedeckten Palaestra 
und schon entstiegen einem anstoßenden Gemach zwei jugend- 
liche Ringer von 15 Jahren, die olivenbraune Haut gesalbt 
mit Öl, um nach einigen Instruktionen des Pädotriben sich im 
Kampfe zu messen, während die sie begleitenden Pädagogen, 
zwei alte Sklaven, wovon der eine schielte und der andere 
einen hohen Rücken hatte, sich flüsternd in einer Ecke über 
ihre jungen Herren unterhielten. 

Reinhold überflog eine leichte Schamröte, deren Ursache 
ich wohl begriff. Wo hätte er auch Gelegenheit gefunden, bei 
seiner dem Fortschritt der Bindegewebshistologie dienenden 
Wirksamkeit, einen Anblick wahrzunehmen, wie er jetzt sich 
ihm bot? Der Eindruck des Ungewohnten, die Befangenheit. 
angesichts der menschlichen Schönheit in ihrer allernatürlich- 
sten Form, brachten ihn etwas aus der Fassung. 

Unterdessen hatten die beiden Ringer den Kampf schon 
begonnen. Der eine hatte sich dem anderen mit vorgebeugtem 
Körper genähert und war von ihm bereits zu Boden gedrückt, 
erhob sich aber mit Blitzesschnelle wieder, um den Gegner mit 
beiden Händen von der linken Seite zu fassen, während dieser 
rechts austretend, seinem Widerpart über den Rücken griff. 
So beharrten beide auf einige Augenblicke in ruhigem Gleich- 
gewicht und boten das unübertreffliche Idealbild einer Ringer- 
gruppe dar, wie sie uns die Plastiker des Altertums veran- 
schaulicht haben, nur durch das ihnen innewohnende Leben 
überaus viel schöner und ausdrucksvoller als das schönste 
Kunstwerk. Aber nicht nur der Typus des Menschen trat in 
glänzendster Wirklichkeit meinem Freunde vor Augen. Ich 
selbst wurde erst gewahr, wie richtig Aristoteles urteilte, wenn 
er die verschiedenen Schönheitstypen als gleichberechtigt aner- 
kannt wissen wollte, da die beiden Kämpfer in ihrem Körper- 
bau jeder auf seine Weise vollkommen waren. Und wie fein 
war seine Beobachtung gewesen, daß Schenkel und Wade in 
umgekehrten Korrelation ausgebildet seien.!®) Der Kampf ent- 
schied sich, begann aber zwischen einem neu antretenden Paar 
in ähnlicher Art sogleich wieder. 

Während dieser gymnastischen Übungen schien es mir, 
als ob meinem Freund eine neue Welt aufgehe und als ob er 
zu ahnen beginne, daß Naturforscher, die täglich ihr Auge 


— 17 — 


so am Menschen weideten, auch die übrigen Organismen mit 
anderen Augen ansehen müßten. Aber ich wollte seine innere 
Arbeit an sich selbst nicht unterbrechen. Unterdessen hatte 
sich vom Hauptgebäude des Lykeions her eine Gruppe von 
Peripatetikern angesammelt, die mit beinahe lebhafterer Teil- 
nahme, als mein Freund, der alles zum ersten Male sah, das 
Schauspiel genossen, das ihnen doch ein alltägliches sein mußte. 
Ihnen aber konnte es tausendmal mehr besagen, als uns Hyper- 
boräern und Barbaren. Die Gewöhnung an das Empfinden des 
Formenschönsten und Lebendigsten, die Konzentration ihres 
Vorstellungskreises um das agonale Leben, worin sie von frühe- 
ster Jugend an aufgewachsen waren, und die Hoffnungen für 
ihre Kultur beim Anblick des neu heranwachsenden Geschlechts 
— all das erzeugte das natürlichste Hochgefühl, eine Intensi- 
tät der Empfindung für alles Leben, die wir ebenso reich mit- 
zuempfinden zu stumpf sein mußten. 

Bei sinkender Sonne erschien der Gymnasiarch und ließ 
den Ringkampf einstellen, da es Zeit sei, das Gymnasium zu 
schließen. Die Kämpfer ordneten sich zum Heimgehen und in 
ihren verschiedenen Stellungen erinnerten siemeinen Freund an 
die schönsten Bildwerke klassischer Kunst. Stand dort nicht 
der Apoxyomenos? Dort Antinous? Dort Harmodios und 
Aristogeiton? Und Reinhold verstand, warum in Neapel, 
als er einmal seine müden Augen ausruhen wollte und eines 
Sonntags die antiken Skulpturen des Museums besah, sie ihm 
so fremdartig vorgekommen waren; er hatte die Vorbilder da- 
für nie gesehen, jedenfalls nie bewußt, nie im Zusammenhang 
mit Vorstellungen von der Plastik der gesamten organischen 
Natur. 

Ich überließ ihn gerne seiner Reue. War ich doch da- 
von überzeugt, sie werde ihn zu der Erkenntnis zurückführen, 
daß ein Naturforscher allerdings heute an irgend einer Stelle 
seiner Wissenschaft sich gründlich zu vertiefen habe, daß er 
aber dabei seinem Empfinden für die Natur, der Aufnahme 
beständig neuer Sinneseindrücke ihres wechselvollen Kampf- 
spiels keine Schranken setzen dürfe, wenn ihn jene Vertiefung 
nicht nach dem (Gesetz der Trägheit hinabziehen soll. Mein 
Freund war in diese Gefahr geraten; noch konnte ich hoffen, 
daß er lebensfrisch genug sei, das Gleichgewicht in sich her- 

9 


4 


— 18 — 


zustellen, das allein eine weitere menschlich und kulturell 
wertvolle Entwickelung des Forschers verbürgt. Wo und wie 
anders hätte er stärkere und glücklichere Anregungen em- 
pfangen können, seiner alten Begeisterung, die unter Sorgen 
verstaubt war, zu neuen Leben zu verhelfen, als wenn er sah, 
wie hier in Griechenland unsere Wissenschaft der Fülle des 
Tuebens selbst entquoll? Die Knaben hatten das Gymnasium 
verlassen, gefolgt von ihren Pädagogen, und schon wandten 
sich auch die Peripatetiker heimwärts zum gemeinsamen Sym- 
posion und verschwanden in den Baumalleen. „Es ist Zeit, 
daß auch wir gehen,“ sagte ich zu Reinhold, „laß uns vor un- 
serer Rückkehr nur noch einen kurzen Aufenthalt in Alexan- 
drien nehmen, siebenzig Jahre später. 

Wir standen am frühen Morgen in einem Säulengange 
des anatomischen Instituts. Das verriet schon der charakte- 
ristische Leichengeruch, der auch im reinlichsten Gebäude 
dieser Art unvermeidlich ist. Allerhand Gerätschaften zur 
Suspension der Leichen, einige Seziertische und ein prunk- 
volles Katheder schmückten den in reizenden Proportionen ge 
haltenen Rundbau, der als Seziersaal diente und nach dem 
(zarten hin lag. Alles prangte im reinsten Marmor mit Gold 
verziert. Durch eine zierliche rings die Mauer krönende Ko- 
lonnade strömten die schimmernden Lichtmassen herab, und 
man hätte beim Betreten der wenigen Stufen cher geglaubt, 
in das Badehaus eines Fürsten hinabzusteigen, als in einen 
der ernsten Wissenschaft gewidmeten Raum. Am meisten aber 
erregte unsere Neugier ein eigentlicher mit allem Prunk aus- 
gestatteter Thron, der dem Katheder gegenüber angebracht 
war. Da pflegte Ptolemäos Philadelphos Platz zu nehmen, 
wenn er den Sektionen beiwohnte. | 

Es war eine sonderbare Szene gewesen, die sich am 
Vorabend in den Gemächern des Königs abgespielt hatte. 
Der Finanzminister kränkelte seit längerer Zeit. Alle, 
auch noch so kostbaren Arzneimittel waren erfolglos ver- 
wendet worden. Der König wollte und durfte ihn nicht 
verlieren; er besprach daher mit Herophilus die Chancen einer 
Operation. Herophilus aber benätzte den Anlaß, um dem Kö- 
nig einen längst gehegten Wunsch auszusprechen: war das 
doch der Moment, wo der König der Ärzte über dem aller 


— 19 — 


Volker Agyptens stand; die Gelegenheit durfte nicht unbe- 
nutzt vorbeigehen. Zögernd nur hatte Herophilus gestanden, 
die notwendige Vorbedingung für einen chirurgischen Eingriff 
sei das Experiment am Lebenden. Dabei könnte man, abge- 
sehen von dem eigentlichen Zweck eine Reihe von Angaben 
des großen Hippokrates prüfen, die anders nicht zu entschei- 
den seien. Philadelphos aber zauderte nicht lange, und auf 
ein paar Piraten kam es ihm nicht an, galt es doch den Mi- 
nister zu retten. Während wir noch an der Türe des Sezier- 
saales standen, kamen Sklaven, Bretter mit frisch geschlif- 
fenen Messern tragend; dann wurden Gefäße aller Art 
hereingebracht und am Fuße des Thrones ein Weihrauch- 
becken aufgestellt. Wir schlichen uns lings der Mauer ein, 
um unbemerkt der Sektion zuzusehen, allerdings ohne so recht 
zu ahnen, was kommen würde. 

Als alles bereit war, trat Herophilus mit einem kleinen 
Gefolge von Assistenten und Dienern herein, blickte etwas 
nervös umher und ließ dann seinen Blick flüchtig auf uns haf- 
ten. Er schien einen Moment zu glauben, wir seien die beiden 
ihm verfallenen Schächer; denn ein sarkastisches Lächeln um- 
spielte seinen Mund, als er seinen Irrtum bemerkte, während 
er fortfuhr, das Lokal zu mustern. Er gab dann einem As- 
sistenten leise Befehle und während alles sich im Kreise ord- 
nete, bestieg der Vorleser das Katheder, um nach Gewohnheit 
die von ihm vorzulesenden Rollen der hippokratischen Schrif- 
tensammlung bereitzulegen. 

„Heute liesest Du nur, wenn ich frage,“ bemerkte Hero- 
philus, „es gibt keine gewöhnliche Anatomie.“ 

Der König erschien, gefolgt von zwei Edlen und zwei 
Pagen; alles warf sich auf die Erde nieder, und kaum hatte 
Ptolemäus seinen Thronsessel bestiegen, so brachten drei 
Schergen das Opfer der bevorstehenden Vivisektion. Der An- 
blick des geknebelten Seeräubers hätte einen für das Leben der 
Anwesenden‘ zittern machen können, hätten nicht die schwe- 
ren Fesseln durch ihr Klirren die Zuschauer beruhigt. Der 
trotzige Kopf voll kurzer Locken, das wuchtige Profil, der 
Stiernacken und die athletische Muskulatur ließen keinen Zwei- 
fel darüber, welchem der Anwesenden die Natur selbst die 
Herrscherwürde zugesprochen hätte. Ares schien in eigener 

2* 


—~ © — 


Person dazustehen. Der forschende Geist des Gelehrten hatte 
aber über die weltliche Macht des Königs gesiegt, der Pur- 
pur wiederum über die menschliche Bestie vollendetsten Schla- 
ges, die Psyche über die Physis. So war der Kampf bereits 
entschieden, und der Pirat lag, rasch von der Übermacht auf 
den Marmortisch geworfen, gefesselt vor den Augen des Kö- 
nigs. Ob er wohl den Schmerz empfinden würde, wie wir? 
Reinhold erinnerte sich jener russischen Bauern, die auf die 
heftigsten Züchtigungen kaum reagierten, und die trotzige Ge- 
faßtheit des Opfers ließ hier dasselbe erwarten. Außerdem 
hatte ihm Herophilus zugleich mit einer opulenten Mahlzeit 
eine große Dosis Mohnsaft reichen lassen, um der Dämpfung 
des Bewußtseins nachzuhelfen.!?) 

Auf einen Wink des Königs begann der Vivisektor sein 
Werk. Der Längsschnitt der Linea alba entlang bis zum 
Brustbein war im Nu angelegt. Ares knirschte fürchterlich 
mit seinen diamantenen Zähnen, leises Stöhnen entrang sich 
seinen Lippen. Herophilus ließ die eröffnete Bauchwand aus- 
einanderhalten, um die Peristaltik der Eingeweide zu beob- 
achten und die Art ihrer Bewegung begierig zu verfolgen. 
Was er erwartet hatte, war eingetroffen: Die Chylusgefäße 
hatten sich infolge der genossenen Mahlzeit angefüllt und er 
sah sie in die drüsenartigen Körper eintreten, ganz so, wie 
er es unter denselben Verhältnissen einst bei Tieren beobach- 
tet hatte. Er legte beidseitig Querschnitte an und ließ durch 
Schiefstellung des Tisches die Eingeweide nach rechte prola- 
bieren, sodaß der Zwölffingerdarm, auf dessen Entdeckung 
er nicht wenig stolz war, sichtbar wurde. Schon ließ sich der 
Arterienpuls mit voller Deutlichkeit beobachten, und die unter 
das warme Zwerchfell gelegteHand erschütterten die Schläge des 
Herzens. Aber noch suchte der Anatom den Sitz des Blutzen- 
trums in der Leber, und sah er auch die Arterien pulsieren, so 
konnte es doch nur der Lebensgeist, das Pneuma sein, was sie 
bewegte. Noch ehe er die bluttriefende und dampfende Hand zu- 
rückzog, wurden Ares die Augen verbunden und die verschie- 
denen aus dem unterdrückten Gewinsel heraus gegebenen Ant- 
worten verrieten dem tastenden Anatomen die Empfindlich- 
keitsunterschiede der verschiedenen berührten Stellen und die 
Qualitäten des Schmerzes, Was Herophilus nie in solcher 


— 4 — 


Mannigfaltigkeit zu unterscheiden vermocht hatte, das waren 
die Grade der Harte und Weichheit bei diesem und jenem 
Organ; jetzt auch erst sah er zum ersten Male die richtige 
Färbung der normalen Gewebe des lebenden Menschen. Rasch 
suchte er die Stelle sich einzuprägen, an der er den lebens- 
gefährlichen chirurgischen Eingriff an seinem hohen Patienten 
wagen sollte; dann nickte er mit dem Kopfe und mit einem 
sichern Schnitt eröffnete er das Zwerchfell, um die tötliche Wir- 
kung dieses Schnittes darzutun, da durch das Eindringen der 
Luft in die Pleurahöhle die Respiration stillgestellt wurde. 
In demselben Augenblick bäumte sich die vorher schon krampf- 
haft spielende Muskulatur noch einmal auf. Mit hellem Klang 
war unter der (Gewalt des rechten Oberarms ein Glied der 
Eisenkette zersprungen. Ares hatte ausgerungen. 

Herophilus richtete sich jählings auf, um Atem zu 
schöpfen. War es die physische Anstrengung, die ihn ermü- 
det hatte, oder eine Vorahnung, daß kommende Geschlechter 
ihn als den Würger brandmarken würden? Sinnend rekapitu- 
lierte er all die Eindrücke, die er mit Auge und Hand wahr-. 
genommen hatte, durch die seine persönliche Erfahrung so 
unermeßlich bereichert worden war und die ihn in seiner ver- 
antwortungsvollen Aufgabe leiten sollten. Er überließ es 
seinen Gehilfen, die weitere Anatomie zu vollenden. Nur ein- 
mal noch legte er Hand an. Er hatte die Schädelhöhle er- 
öffnen lassen und entnahm ihr gewandt das Gehirn, um es, ab- 
seits gewendet, in seiner eigenen Weise zu zerlegen, so daß die 
Chorioidealhäute sichtbar wurden.?°) 

Reinhold war von dem Anblick dessen, was er eben hinter 
sich hatte, aufs Innerste ergriffen. Fast automatenhaft verließ 
er den Saal. „Das ertragen unsere Nerven nicht mehr,“ raunte 
er mir zu, als der zweite Pirat desselben Weges an uns vorbei- 
zog, den der erste gekommen war. Nein, mit diesem Eindruck 
konnte ich ihn nicht von Alexandrien scheiden lassen, nicht. 
aus dieser Folterkammer ihn ins volle Bewußtsein zurück- 
rufen. Ich brachte ihn also in den königlichen Garten, wo 
die ausgesuchtesten Pflanzen, die seltensten Tiere der ost- 
afrikanischen Küste, Libyens, Persiens und Arabiens vereinigt 
waren. Ein Gang durch das Serapeion und das Museion sollte 
ihm von dem Reichtum antiken Wissens, das hier in tausen- 


— 9 — 


den und abertausenden Rollen niedergelegt war, einen Begriff 
geben. Was ich ihm jedoch nicht mehr verschaffen konnte, 
das war der Einblick in eine philosophische Schule vom Range 
der koischen und der peripatetischen. Wohl existierten noch 
Peripatetiker, aber der empirische Boden des Meisters war 
ihnen längst unter den Füssen entschwunden. 

Es schien mir hohe Zeit, meinen Freund ins Leben zu- 
rückzuführen, um von ihm Abschied zu nehmen. So brachte 
ich ihn denn auf den Stuhl in seinem Laboratorium zurück, 
nahm seine Hand und rief: „Reinhold!“ Er schlug die Augen 
auf und starrte verwundert in die Ferne, als wollte er sich 
vergegenwärtigen, was mit ihm geschehen sei. Mir selbst war 
der Mechanismus des Rätsels Nebensache, war es mir doch 
gelungen, ihm das innere Auge dafür zu öffnen, daß die Zeit, 
der wir angehören, uns nur einen unvollkommenen Querschnitt 
der Wissenschaft veranschaulicht. Wollen wir aber die Wis- 
senschaft als Organismus erfassen und begreifen, so genügt 
die Kenntnis dieses Querschnittes nicht, auch wenn wir sein 
äußerstes Detail erspiiren; wir müssen tiefer gehen, müssen ~ 
die Entwickelungsgeschichte der Erkenntnis soweit: wie mög- 
lich an der Wurzel erfassen, wo sie eben aus dem Keim 
menschlichen Bewußtwerdens nach freier Entfaltung strebt. 
Nur so wird sie zu einer wirklich aktiven Potenz in unserm 
Dasein und in dem der Gesellschaft und befähigt uns, neues 
und organisches wissenschaftliches Leben in denjenigen zum 
Durchbruch bringen zu helfen, die unserer Fürsorge anver- 
traut sind. 

„Was war das,“ begann Reinhold zu fragen, als ich 
mich erhob, „bleibe da und erkläre mir —“ 

„Lieber Freund, ich muß fort, der Zug verläßt die Stadt 
in einer „Viertelstunde. Für heute laß Dir nur das eine ge- 
sagt sein: Historia vitae magistra! Auf Wiedersehen, wenn 
Du mich im nächsten Frühjahr in der alten Humanistenstadt 
am Rheine aufsuchen wirst.“ 


— 9 — 


Anmerkungen. 


Man wird verstehen, warum ich mich durch die paraenetische Absicht 
meines Vortrags zur erzählenden Darstellungsform entschlossen gesehen habe. 
Eine systematische Behandlung des Stoffes verbot sich ebensowohl durch die 
Ausdehnung des Materials, wie durch den Mangel an geeigneten Vorarbeiten 
über Geschichte der antiken Biologie. Unter diesen Umständen konnte ich 
aber die Zitate, obschon sie vielfach den besten Übersetzungen entstammen, 
nicht wörtlich wiedergeben ; auch musste ich Autoren redend auftreten lassen, 
ohne daß der Wortlaut mehr als den in ihren Schriften ausgedrückten Ge- 
danken oder den von ihnen überlieferten Entdeckungen entsprechen konnte. 
Ich verzichte somit von vornherein darauf, Ansprüchen an philologische Ge- 
nauigkeit gentigen zu wollen. Ebensosehr bedarf es eines Wortes der Auf- 
klärung gegenüber biologischen Fachgenossen. Um Mißverständnissen vor- 
zubeugen, versichere ich ausdrücklich, daß es mir durchaus fern liegt, die 
Hilfsmittel der modernen Technik, deren ich mich bekanntlich in zahlreichen 
Spezialuntersuchungen auch bedient habe, herabzusetzen oder sie der Gering- 
schätzung Unbeteiligter preiszugeben. Statt des Mikroskopikers hätte ebenso 
gut ein anderer Spezialist, der den Zusammenhang seiner Spezialität mit der 
Gesamtheit der biologischen Disziplinen verloren hat, zum Vorwurf genommen 
werden können. Man wird mir aber nicht bestreiten wollen, daß ein 
tragischer Konflikt — und zwar nicht nur innerhalb unserer Wissenschaft -- 
sich allzuleicht herausbildet, wo eine Spezialität, besonders wenn sie von 
großem technischen Hilfsmittel abhängig ist, den ihr Ergebenen so völlig 
absorbiert, daß er nicht mehr Herr der Sache bleibt, sondern, von ihr be- 
herrscht, einer pessimistischen Auffassung der Wissenschaft überhaupt zum 
Opfer fällt. Gegenüber dieser Verzichtleistung auf individuelle Werte im 
wissenschaftlichen Leben scheint mir das wirkungsvollste Gegengewicht in 
der Beschäftigung mit der Geschichte der eigenen Wissenschaft gegeben, zu 
lem der Forscher in anderen, philosophischen, historischen, juristischen und 
theologischen Fächern eo ipso mehr genütigt ist, als er es in unseren Dis- 
ziplinen zu sein scheint. Gerade dem Biologen aber, der unter dem Eindruck 
der Entwickelungslehre steht, sollte zu begreifen nicht schwer fallen, daß auch 
der Organismus der Wissenschaft eine Entwickelungsgeschichte hat, die noch 
niemals studiert worden ist, obne daß für den Fortschritt der Wissenschaft. 
selbst neue Anregungen daraus entsprungen wären. 


1) L. RoB, Reisen nach Kos, Halikarnassos, Rhodos und der Insel 
Uypern, Halle 1852. — Rud. Herzog, Vorläufiger Bericht über die archäo- 
logische Expedition auf der Insel Kos im Jahre 1902 und Von der Kos’schen 
Expedition. Mittlg. z. Gesch. der Med. u. Naturw. 1903. 

2) Der hier wiedergegebene Ausspruch entstammt den „Vorschriften“ 


der hippokratischen Sammlung. Ich zitiere ihn, wie die weiteren hippokratischen 
Texte nach der Übersetzung von R. Fuchs, München 1895, da sie leichter 


— 4 — 


zugänglich ist als die großen Originaltexte, bemerke aber von vornherein, 
daß ich die Fuchssche Übersetzung jedesmal nur frei mutatis mutandis 
wiedergebe. Ich lasse sie nun aber in diesem Falle auch wörtlich folgen, um 
mich dem gegen mein eigenes Vorgehen gerichteten Vorwurf des Hippokratikers 
nicht zu entziehen: I p. 64/65 Kap. XII: ‚Wenn man um der Menge willen 
eine öffentliche Vorlesung veranstalten will, so ist das kein sehr rühm- 
liches Verlangen, wenigstens hüte man sich, poetische Zeug- 
nisse zu verwenden, denn das würde ein Unvermögen in dem Mühe- 
aufwande verraten. Ich verwerfe nämlich, soweit die Praxis in Betracht 
kommt ...... « 


s) Hippokrates, „Die heilige Krankheit” (Fuchs, Bd. II p. 554 u. 
p. 561, 562 Kap.VIII u. Kap. XVII). 


*) Hippokrates, „Das Herz“ (Fuchs, Bd. I p. 147 Kap. II). Da es an 
dieser Stelle nur darauf ankommt, zu zeigen, daß bereits die Hippokratiker 
Experimente beschrieben und daher wohl auch veranstaltet haben, habe ich 
die Fortsetzung, nämlich den Schluß, der aus dem Experiment gezogen wird, 
weggelassen, weil er infolge ungenauer Beobachtung falsch ist. Schon im 
Altertum wurde er als irrttimlich erkannt, wie die ausführliche Polemik von 
Aristoteles dagegen zeigt (de partib. anim. 66521. Auch Galens Anschauungen 
über den Bau des Nervensystems beruhen auf mannigfach angeordneten 
Experimenten (vgl. hierzu u.a.: F. Falk, „Die geschichtl. Entwicklung der 
experim. Medicin“. Virchows Archiv Bd. 132. 1893). 


5) Die hippokratische Schrift „Die Entstehung des Kindes“ (Nr. 15b der 
Fuchsschen Übers. Bd. I p. 217 u. ff.) ist ein glänzender Versuch, die Analogie 
in der Entwickelung von Pflanze, Tier und Mensch durchzuführen. Kap. XVIII 
enthält die Anleitung zum Studium der Entwickelung des Hühnchens im be- 
brüteten Ei. Vgl. hierzu B. Bloch, „Nova Acta Acad. Leop.-Carol.“ 1904. 


6) Der einleitende Satz ist aus der in Anm. 5 erwähnten Verallgemeine- 
rung der Einheit der organischen Entwickelung zu begründen. Das Übrige 
ist Kap. III der Schrift „Das Gesetz“ (Fuchs, Bd.I p. 4). 


7) In der hippokratischen Schrift „Die Diät“ schildert ein koischer 
Arzt die verschiedenen Nahrungsmittel, worunter in Kap. XII die Wasser- 
tiere, wie sie auf südlichen Fischmärkten noch heute feilgeboten werden, 
unter Angabe ihres Nährwertes im Einzelnen. Vgl. hierzu meine in An- 
merkung 15 erwähnte Schrift. 


8) „Der Eid“, Fuchs, Bd I p.1. 


*) Über die peripatetische Schule und die Art des Unterrichts in ihr 
vgl. E. Zeller, „Die Philosophie der Griechen‘, 3. Aufl., II 2. Übrigens ist 
der „Ruck um hundert Jahre“ nicht wörtlich zu nehmen. Die Episode zu 
Kos wäre wohl etwas später als 420 anzusetzen, die im Lykeion dagegen 
etwa ins Jahr 324, da Aristoteles 323 Athen verließ (Zeller Il. c. p. 36 
Anmerkung 1). 

10) Die hier geschilderte Szene beruht auf folgenden Quellen: Menon, 
der Schüler von Aristoteles, ist als Redaktor der Schriften des Meisters durch 
Entdeckung des Londoner Papyrus 137 und die anschliessende Literatur in 


— ® — 


den Vordergrund getreten. Der Inhalt der Besprechung entspricht der Auf- 
fassung von der Disposition der zoologischen Schriften des Aristoteles, welche 
Titze und v. Frantzius (Arist. vier Bücher über die Teile der Tiere, 
griech. u. deutsch, Leipzig, 1853) mit Erfolg vertreten haben. Man vergleiche 
besonders das I. Buch der Schrift über die Teile der Tiere. 


1!) Aristoteles, Tiergesch. (herausgeg. u. tibers. von Aubert und Wimmer, 
1868) I. 36. 

1%) Aristoteles. Tiergesch. II 41—44. Hierbei ist zu bemerken, daß sich 
bei der Übersetzung von Aubert und Wimmer eine sinnlose Wiedergabe der 
Stelle tpayd S’dysı dAov 76 cwpa eingeschlichen hat: „Sein ganzer Leib ist 
auch (statt: rauh) wie der des Krokodils“. 

13) In der Tiergeschichte weist der Text zweimal auf Zeichnungen 
hin, die ihn begleitet haben und deren Teile wie unsere heutigen Figuren 
Buchstabenbezeichnungen getragen haben müssen. Die eine dieser Figuren 
veranschaulichte die männlichen Zeugungsorgane (Tiergesch. III 9), die andere 
den Embryo der Cephalopoden (ebenda V 89). Auch I 86 verweist Aristoteles 
auf die Diagramme in den Anatomien. 


14) Theophrast von Eresos, der Schüler und spätere Nachfolger des 
Aristoteles als Haupt der peripatetischen Schule, war ca. 12 bis 16 Jahre 
jünger. Es widerspricht nichts der Annahme, daß er schon damals, unmittel- 
bar bevor Aristoteles Athen verließ, eine gewisse selbständige Lehrtätigkeit 
an der Seite des Meisters ausübte. Daß er im Komplex des Lykeions einen 
Garten besessen habe, ist nicht bekannt; man wird mir aber diese Fiktion 
verzeihen in Anbetracht dessen, daß ich einige Hauptsätze seiner Botanik ein- 
führen wollte, daß ferner Pflanzengärten schon vorher in Ägypten existierten 
und daß endlich keine positiven Angaben dieser Annahme widersprechen. Die 
Platane des Lykeions ist in der Naturgeschichte der Gewächse (Übers. von 
K. Sprengel, 1822) erwähnt I, 7, 1; die Unterscheidung der Pflanzen nach 
dem Habitus I, 3, 1; die Vollkommenheit des Baumes I, 1, 12; die Gewebe 
(gleichartigen Teile) I, 2, 1. 

Soweit ich die botanisch - historische Literatur kenne, ist darauf nicht 
geachtet worden, daß Theophrast in der Aufzählung einzelner Pflanzen nicht 
regellos verfährt, sondern mehrfach solche aneinanderreiht, die auch wir 
noch zu denselben Familien zählen (z. B. Gramineen, 1, 6, 5, Nadelhilzer, I, 
12, 1, Umbelliferen, I, 11, 2, Liliaceen, I, 6, 7, Rosaceen, II, 7, 8). Es 
sind diejenigen Formenkreise, aus denen auch durch die Patres botanici eine 
gewisse Verwandtschaft herausgefühlt worden sein muss. Theophrast be- 
zeichnet zwar nicht gerade diese Formenkreise ausdrücklich als Gattungen, 
aber engere, z.B. die Eichen, deren einzelne Arten er unterscheidet (III, 
8, 1 und IV, 1, 1). Insofern glaubte ich mich berechtigt, diesen Begriff 
auf jene Formengruppen übertragen zu dürfen, um so mehr, da er ja auch 
viel reichlicher für die Tierwelt von Aristoteles verwendet wird und außer- 
dem bei Theophrast prinzipiell ebenso (I, 2,4), auch für die gesamte Pflanzen- 
welt (I, 2, 3) gebraucht wird, es außerdem an dieser Stelle nur auf 
die Bedeutung der klassischen Ausdrucksform für einen Formenkreis von 
organischen Individuen ankam. 


— 4% — 


15) Aristoteles kann nicht mehr als der eigentliche Schöpfer des ersten 
zoologischen Systems betrachtet werden. Ein solches muß vielmehr schon in 
der koischen Schule existiert haben. Die aristotelische Systematik hat einen 
langen Entwickelungsgang hinter sich, dessen dunkle Spuren sich verfolgen 
lassen. Das Verdienst jedoch, anatomische Einteilungsgründe der Systematik 
zuerst zu Grunde gelegt und danach die größte Heerschau über die Tierwelt 
organisiert zu haben, bleibt ihm unter allen Umständen. Vgl. meine Schrift 
„Das koische Tiersystem, eine Vorstufe der zoologischen Systematik des 
Aristoteles“. Verh. Naturf. Ges. Basel, Bd. XV 3, 1904. 


1) Zeller II. 2 p. 479 u. ff. 


17) Über Gymnastik vgl. die bei R. Fuchs („Gesch. d. Heilkunde b. d. 
Griechen, Handbuch d. Gesch. d. Medizin“, 2 Lfg. p. 187 Jena 1901) aufge- 
führte Literatur. Außerdem J. L. Ussing, Darstellung des Erziehungs- und 
Unterrichtswesens bei den Griechen. Übers. Altona 1870. J. B. Egger, 
Begriff der Gymnastik bei den alten Philosophen und Medizinern. Sarnen 1903. 


18) Bis zu welcher Feinheit die Proportionenlehre des menschlichen 
Körpers ausgebildet war und wie sie für Aristoteles der Ausgangspunkt zur 
Beurteilung der tierischen Proportionen wurde, geht aus zahlreichen Stellen 
seiner zoologischen Schriften hervor. Die hier speziell aufgeführte Beobachtung 
stammt aus der Tiergeschichte (I. 59), bedurfte aber für den Vortrag einer 
leichten Modifikation. Man vergleiche außerdem: I 57, II 25, de partib. IV 9. 


1%) Die Wirkung des Opiums war schon den Alten bekannt. 


20) Diese Schilderung einer Vivisektion setzt sich zusammen aus Be- 
obachtungen, die tatsächlich auf Herophilos’ anatomische Studien zurückgehen 
(Chylusgefäße, Puls, Plexus chorioidei des Gehirns etc.) und andernteils aus 
den Angaben von Tertullian (de anima 10: und Celsus, dessen Angaben 
über Hergang und Zweck einer Vivisektion ich in der Darstellung möglichst 
gefolgt bin. A. Corn. ('elsi de medicina libri octo, ed. Daremberg. Lipsiae 
1859. Prooem. p. 4, 36 ff u. p. 7, 27 ff. An diese Angaben hat sich eine um- 
fangreiche Literatur der moralischen Entriistung angeschlossen, die teilweise 
aus gelegentlichen Urteilen besteht, zu denen sich beinahe jeder Autor, der 
mit dieser Stelle in Berührung gekommen ist. veranlaßt fühlte; anderseits aber 
bemüht sie sich, den wirklichen Sachverhalt zu eruieren, z. B. Fuchs im Rhein, 
Mus. N. F. 52 p. 332. Die vorgebrachten Gründe konnten mich jedoch nicht 
davon überzeugen, daß die Schilderung des Celsus eine Erfindung sei. Wenn 
man bedenkt, welchen Foltern die ersten Christen ausgeliefert waren, ınag 
auch immerhin mancher Bericht auf Übertreibuug beruhen, so erscheint da- 
neben eine rasch und planmäßig durchgeführte Vivisektion beinahe als eine 
Gnade. 


Der Neubau der wissenschaftlichen Institute, 
insbesondere des Senckenbergischen Natur- 
historischen Museums, an der Viktoria-Allee. 


Vortrag, 
gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am 30. Januar 1904 
von 


Ludwig Neher, Kgl. Baurat. 
(Mit einer perspektivischen Ansicht, Taf. I bis III und 3 Textfiguren.) 


Sie sind gewohnt, in diesem Saale sich mit den Erschei- 
nungen und Geschöpfen der großen ewigen Natur zu beschäftigen. 
Es mag deshalb als Anmaßung erscheinen, wenn ich Sie jetzt 
zur Betrachtung eines Menschenwerkes einlade. Doch hat 
der Werdegang und die Entwickelungsgeschichte desselben 
für Sie so großes Interesse, daß ich wohl auf Ihre gütige Auf- 
merksamkeit für dasselbe hoffen darf. 

Es handelt sich ja um die Gestaltung Ihres künftigen 
Heims, an der wir nun seit beinahe fünf Jahren unter fort- 
während wechselnden Vorbedingungen und Verhältnissen arbeiten. 

Als ich vor drei Jahren die Ehre hatte, an dieser Stelle 
über den Stand unserer Arbeiten zu berichten. war die Sach- 
lage, kurz geschildert, die folgende: 

Die Rücksicht auf den immer mehr zunehmenden Verkehr 
am Eschenheimer Tor und die beabsichtigte Durchführung neuer 
Trambahnlinien durch die Stift- und die Senckenbergstraße hatten 
für das Senckenbergische Gelände die Festsetzung neuer Bau- 
fluchtlinien und damit einen ganz veränderten Bebauungsplan 
nötig gemacht. 

Unser Museum sollte vorn am Eschenheimer Turm zwischen 
Bleichstraße und Stiftstraße errichtet werden. 

Auf der nordöstlichen Ecke des Grundstücks — tunlichst 
entfernt von den Einflüssen und Erschütterungen durch die 


- 3 — 


elektrische Trambahn — sollte das physikalisch-chemische 
Institut erstehen, während zwischen beiden Gebäuden an der 
Bleichstraße genügender Raum für einen Neubau der Bibliothek 
übrig blieb. 


Lageplan des Geländes der Dr. Senckenbergischen Stiftur 


am Eschenheimer Tor. 


Pen 
Maßstab 1: 1875. a N ae 


Ein Haupthindernis in der neuen Bauanlage bildete das 
im Jahre 1863 errichtete große Spitalgebäude, dessen Um- 
schließung von allen Seiten seine Benutzung als Spital immer 
prekirer machte. 

Daher entsprang der Gedanke, den Spitalbetrieb in die 
Außenstadt zu verlegen und das vorhandene Gebäude durch An- 
und Umbauten für die Zwecke der K. Chr. Jügelschen Stiftung und 
zugleich für die Volksvorlesungen, eine Volksbibliothek mit 
Lesesälen und für wissenschaftliche Vereine nutzbar zu machen. 

Die Durchführung dieses ganzen Gedankens ist bekanntlich 
aus finanziellen Gründen gescheitert. Es lohnt sich aber zu 


— 9 — 


untersuchen, ob für unsere wissenschaftlichen Institute nicht 
auch aus anderen Gründen günstigere Bedingungen, als das 
stark angeschnittene Senckenbergische Gelände sie noch bieten 
konnte, wünschenswert waren. 

Für alle projektierten Gebäude waren die beiden 
folgenden Umstände gleichmäßig ungünstig: 

1. die absolute Unmöglichkeit einer Vergrößerung durch 
Anbauten auf dem vorhandenen Gelände; 

2. die Lage an zum Teil geräuschvollen und verhältnis- 
mäßig schmalen Verkehrsstraßen. (Die Bleichstraße soll eine 
Breite von 16m, die Stiftstraße eine solche von 17m erhalten; 
die gegenüberliegenden Gebäude können mithin in .der Bleich- 
straße 17—18, in der Stiftstraße 19—20 m hoch gebaut werden, 
was inzwischen auch teilweise schon geschehen ist.) 

Für unser Museum lag außerdem eine besondere 
Schwierigkeit in dem bedeutenden Gefälle zwischen Stift- und 
BleichstraBe, das vom Ende des Südflügels bis zum ent- 
sprechenden Ende des Nordflügels annähernd 4 m, also beinahe 
die Höhe des projektierten Untergeschosses beträgt, so daß 
letzteres höchstens auf ein Drittel der Bleichstraßenfront für 
Museumszwecke verwendbar gewesen wäre. 

Die direkte Zugänglichkeit des Hofes von der Stiftstraße 
aus bot die Möglichkeit der Disponierung der Hörsäle an der 
Rückseite des Hauses, deren Ausnützung andererseits durch die Un- 
möglichkeit einer Bauerweiterung nach dieser Seite bedingt war. 


Ganz verschieden gestalten sich nun die Verhältnisse auf 
dem neuen Gelände, das für die Erbauung unserer wissenschaft- 
lichen Institute in Aussicht genommen ist. 

Das Grundstück liegt mit seiner Haupt- und Ost-Front 
an der Viktoria-Allee, siidlich am Kettenhofweg, nördlich an 
der Jordanstraße und stößt westlich an die alte Bockenheimer 
Gemarkungsgrenze. 

Das der Senckenbergischen Stiftung zufallende 
Stück von 17000 qm reicht allerdings nicht ganz bis an die 
Gemarkungsgrenze heran, doch besteht die Zusicherung, daß 
der im Besitz der Stadt bleibende Rest für etwaige Erweiterung 
der auf dem Senckenbergischen Gelände errichteten Bauten 
freigehalten werden soll. 


— 0 — 


Die Abgrenzung ist in besonders entgegen- 
kommender Weise so vereinbart, daß unser Museum 
seine Sammlungsräume verdoppeln kann, ehe es 
überhaupt die vorläufige Grenze erreicht. 


Lageplan des Geländes 
der Dr. Senckenbergischen Stiftung 
an der Viktoria-Allee. 


Maßstab 1: 1875. 


— ALTEN WEL — 
= — orman-srmasse - 





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Yurronı 
ee 





Der Wunsch, womöglich vorne an der Viktoria-Allee zu liegen, 
und andrerseits die Notwendigkeit, sich die Erweiterung nach hinten 
au sichern, ergaben für die auf dem Gelände zu errichtenden Gebäude 
die ausgesprochene Tiefenausdehnung von Osten nach Westen. 

Das Physikalisch-chemische Institut entwickelt sich 
dem Kettenhofweg entlang. 


— 3] — 


An der Jordanstraße liegt vorn das Bibliothekgebäude, 
an das sich das Auditoriengebäude der Jügelstiftung an- 
schließen soll. 

Unser Museum wird die Mitte der Frontan der 
Viktoria-Allee einnehmen. 

Es wird vorerst einen geräumigen inneren Hof umschließen ; 
aber die Hinzufügung eines zweiten Hofes ist noch möglich 
unter Einhaltung des gesetzlichen Wiches, ehe die vorläufige 
Eigentumsgrenze erreicht wird. Durch Ankauf des Geländes 
bis an die Gemarkungsgrenze würde später die Erweiterung 
um einen dritten Hof möglich. 

Der vorläufig projektierte Neubau wird ohne Anrechnung 
des Lichthofes das Doppelte der bisherigen Aufstellungs-Schrank- 
längen der Sammlungsräume fassen. 

Nach der Hinzufügung des dritten Hofes wird also das 
Museumsgebäude eine Versechsfachung des gegenwärtigen Be- 
standes gestatten — wie gesagt ohne Bemessung der Licht- 
höfe, welche zusammen eine nutzbare Bodenfläche von mindestens 
1500 qm bieten werden. 

Im Gegensatz zu den schmalen Straßenbreiten von 15 bis 
18 m um das alte Gelände hat der Kettenhofweg eine Bauflucht- 
weite von 27 m, die Jordanstraße von 24, die Viktoria-Allee 
sogar von 75 m. 

Die zulässige Höhe beträgt für gegenüberliegende Privat-Ge- 
bäude überall 18m, auch sind längere zusammenhängende Gebäude- 
fronten an der gegenüberliegenden Seite der Straße unzulässig. 

Innerhalb des Geländes sind infolge unseres Bebauungs- 
plans die Nachbarschaftsverhältnisse der projektierten Gebäude 
ebenfalls sehr günstig. 

Nur einmal treten die drei Hauptgebäude auf 15 m Ent- 
fernung aneinander heran, jedoch nur auf 22m Frontlänge und 
unter Einhaltung einer Gebäudehöhe von 17 m. 

Die durchschnittliche Entfernung beträgt 27 bis 30 m. 


Das Bauprogramm für unser Museum, welches meiner 
Schilderung im Bericht von 1901!) zugrunde lag, hat sich 
unterdessen nur wenig verändert. 


y) LN eher, ,Der projektierte Neubau des Senckenbergischen Natur- 
historischen Museums zu Frankfurt a. M.“ Bericht der S. N.G. 1901, p. 91—100. 


— 32 — 


Immer mehr Wert wurde auf eine große Anzahl von 
Arbeitsräumen für einzelne Gelehrte gelegt. 

Die Museumsräume für Geologie und Mineralogie mußten 
und konnten eine bedeutende Erweiterung erfahren. 

Dagegen erwies sich für die biologische Schaustel- 
lung aus später zu erörternden Gründen eine Einschränkung 
als zulässig, ebenso für die Botanik, weil ja die Errich- 
tung eines ganz getrennten botanischen Instituts geplant ist. 

Immerhin machten selbstverständlich die neuen Lage- 
verhältnisse manche grundsätzliche Änderung der alten Dis- 
positionen erforderlich. 

Am einschneidendsten erwies sich die Notwendigkeit, die 
Hörsäle in den Vorderbau an der Viktoria-Allee zu bringen, 
einesteils zur Bequemlichkeit des Publikums, andererseits um 
bei der Erweiterung des Museums ein für allemal unbehindert 
zu sein. 

Mit den Hörsälen mußten auch die zugehörige Lehr- 
sammlung und die Geschäftsräume der Verwaltung 
nach vorne rücken, während die Räume der Präparatoren, 
für welche zum Teil Oberlicht gewünscht war, in einem provi- 
sorischen leicht transportabelen Anbau und in einem Teil des 
hinteren Querbaues untergebracht wurden. 


Man betritt das Museum in der Mitte der Vorderfront 
durch eine geräumige Windfanganlage, die geradeaus durch ein 
Windtourniquet mit seitlichen Nottüren in das Hauptvestibül 
führt (Taf. I). 

Hier liegen — außer den obligaten Portier- und Garderobe- 
räumen — rechts und links die beiden Hörsäle mit den zu- 
gehörigen Vorbereitungszimmern. 

Das Publikum betritt jedoch die Hörsäle nicht von der 
Eingangshalle aus, sondern unter den Arkaden von der Nord- 
und Südseite her, wo unter den ansteigenden Sitzreihen ge- 
räumige Windfang- und Garderobeanlagen vorgesehen sind. 

Die Verbindung der Hörsäle mit dem Eingangsvestibül 
des Museums wird nur für den Fall dienen, daß mit einem Vor- 
trage Demonstrationen in den Sammlungsräumen verbunden 
werden sollen. 

Der große Hörsaal hat einfache Sitze und faßt 240 Zu- 


— BB — 


hérer; der kleine Hörsaal hat Sitze mit Schreibpulten und 
faßt 114 Zuhörer. 

Mit diesem Saal ist die Lehrsammlung verbunden, derart, 
daß ihre Galerie auf dem Niveau des Eingangs und des Katheders 
liegt, während der Raum selbst auf den Boden des Unter- 
geschosses herabreicht. 

Der Lehrsammlung entsprechen auf der anderen Seite 
des Untergeschosses die Verwaltungsräume mit Sitzungszimmer, 
Archiv u.s.w. 

Das Hauptvestibül öffnet sofort den Blick auf die 
Gesamtanlage des Baues. 

Man sieht hinter einer Reihe von Doppelsäulen die Haupt- 
treppe, die in Doppelläufen ins Erdgeschoß und von da ins 
erste Obergeschoß führt. Unter der Haupttreppe durch führt 
geradeaus eine dreiteilige Halle über eine 7 m breite Freitreppe 
ins Untergeschoß und gibt einen weiten Durchblick auf den 
mit Glas bedeckten Innenhof (Taf. I). 

- An diesen Hof, in dem die großen Stücke der zoologischen 
und paläontologischen Abteilung, wie Walfisch, Elefant, Riesen- 
hirsch u.s.w. Aufstellung finden werden, reihen sich mit 
offenen Hallen rechts das geologische, links das minera- 
logische und geradeaus nach hinten das paläontologische 
Museum. 

Weiter nach rückwärts an der Außenfront des Gebäudes 
liegen zunächst bei den betreffenden Museen die Arbeitszimmer 
für Geologen und Mineralogen, denen sich dann die Arbeits- 
und Expeditionsräume der Präparatoren mit einem großen Auf- 
zug und allen möglichen erwünschten Bequemlichkeiten, u.a. auch 
einem Bade, anreihen. 

Auch eine Hausmeisterwohnung ist auf der Rück- 
seite des Hauses vorgesehen. 

Kleinere Treppen vermitteln hier die Verbindung mit 
sämtlichen oberen Geschossen, während die Haupttreppe im 
Vorderbau im ersten Obergeschoß endigt und von da durch 
kleinere Nebentreppen eine Fortsetzung nach oben erhält. 

Die architektonische Ausbildung aller Museumsräume, so 
auch die des Lichthofes, ist absichtlich einfach gedacht, um mit 
den ausgestellten Gegenständen nicht in Gegenwirkung zu treten. 
Der einzige Schmuck des Lichthofes wird in den Bogenschluß- 

3 


— 3% — 


steinen mit charakteristischen Tierképfen und in einer monu- 
mentalen Widmungstafel über der Eingangshalle bestehen. 

Wir kehren durch letztere zurück ins Haupttreppenhaus 
und steigen zunächst ins Erdgeschoß (Taf.I), das die syste- 
matische und die biologische Schaustellung der zoo- 
logischen Abteilung enthalten wird. 

Im südlichen Flügel sind die Säugetiere, im nördlichen 
die Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische unter- 
gebracht, der verbindende Querflügel enthält außer den Zimmern 
des Kustoden und einigen Toiletteräumen die biologische Schau- 
stellung. 

Über letztere sind inzwischen mannigfache Erwägungen 
gepflogen worden. 

Wiederholte Besichtigungen der Schaustellungen, welchen 
unser System!) in der Hauptsache folgt, haben ergeben, daß 
bis jetzt der angestrebte Erfolg wohl noch nicht vollkommen 
erreicht worden ist. 

Die vollendetste Behandlung der einzelnen Tierpräparate 
hebt den Beschauer doch nicht über den Eindruck einer Schau- 
stellung in der Art unserer Ladenerker empor, wenn die Tiere 
nicht in künstlerisch angeordneten Gruppen zusammengestellt 
werden, bei denen auch Überschneidungen und teilweise Ver- 
deckungen nicht ausgeschlossen werden können und dürfen. 

Eine große Schwierigkeit liegt ferner in der unvermeid- 
lichen Dunkelheit des Plafonds und des Hintergrunds, an denen 
unsere verwöhnten Augen unbedingt die künstliche Soffiten- 
beleuchtung vermissen. 

Kleinere Objekte werden undeutlich, wenn sie mehr als 
3 m vom Beschauer aufgestellt sind, während die großen Tiere, 
wenn sie zu tief nach dem Hintergrund gerückt: werden, die 
Illusion der Luftperspektive stören. 


1) Das spezielle bauliche System für die biologische Schaustellung ist 
durch die Textfigur anschaulich gemacht. Die einzelnen Kojen öffnen sich 
mit einer Spiegelscheibe nach dem niedrigen Durchgangskorridor und empfangen 
über diesen weg ein ausgiebiges hohes Seitenlicht. Diese Art der Belichtung 
ist bei Dioramen. Aquarien u.s.w. schon seit langer Zeit üblich und 
sichert eine vorzügliche künstlerische Wirkung, da alle Blendung des Auges 
durch Spiegelung u. dergl. vermieden ist. Auch praktisch bietet dieses System 
große Vorteile, da die Ausgaben für kostepielige Glasschränke wegfallen und 
doch eine gänzlich sichere und staubjreie Aufstellung erzielt wird. 


— 36 — 


Aus diesen Betrachtungen -folgte für uns, daß die Kojen 
der biologischen Schaustellung nur bei sehr großen Öffnungs- 
breiten auch eine größere Tiefe erhalten dürfen, während sie 
bei kleineren Abmessungen, wie z.B. mit 3,5 m Breite, nicht 
mehr als ebensoviel Tiefe erhalten sollten. 

Wir haben zwei Kojen mit 3m Breite und 3,5 m Tiefe, 
zwei mit 6,3 auf 4,7 und eine mit 6,3 auf 5,9 m angenommen. 

Die Erfahrung wird lehren müssen, welche Dimensionen bei 
dem Querflügel des nächsten Erweiterungsbaues zu wählen sind. 

Der Rundgang durchs Erdgeschoß führt uns wieder in das 
Haupttreppenhaus zurück, in dem wir nun über einen stattlichen 
Doppelaufgang ins erste Obergeschoß (Taf. II) steigen. 

Hier liegt an der Vorderfront der Festsaal, der durch 
zwei Stockwerke reicht und mit ringsum laufenden Galerien 
versehen ist. Er kann bei rund 210 qm Bodenfläche reichlich 
300 Zuhörern Platz bieten; er eignet sich aber infolge vor- 
züglicher Beleuchtungsverhältnisse besonders auch für vorüber- 
gehende Ausstellungen ‘u. dergl. 

Da unsere vorhandenen Mittel zur Ausführung eines so 
großen Baues, wie das Gesamtprojekt am. Eschenheimer Tor 
geworden wäre, vorerst nicht ausreichen, kann die systematische 
Schaustellung der zoologischen Abteilung im Untergeschoß und 
Erdgeschoß einstweilen nicht genügenden Platz finden; es mußte 
vielmehr ein Teil des ersten Obergeschosses mit herangezogen 
werden, derart, daß im Südflügel die Gesamtausstellung der 
niederen Tiere, im Nordfliigel das Museum für ver- 
gleichende Anatomie und die Skelettsammlung unter- 
gebracht wurden. ° 

Der ganze westliche Quertrakt dient aber jetzt schon fir 
die Aufstellung der wissenschaftlichen Sammlung mit 
den zugehörigen zahlreichen Arbeitszimmern. 

Die Verbindung mit den nun folgenden Obergeschossen 
wird durch die bereits erwähnten, übrigens sehr bequemen, vier 
Nebentreppen vermittelt. Für den Transport größerer Aus- 
stellungsobjekte dient der schon genannte Aufzug, der deshalb 
eine Weite von 1,2 auf 3,2 m erhalten hat. 

Das ganze zweite Obergeschoß (Taf.II) ist aus- 
schließlich wissenschaftlichen Zwecken gewidmet. Es enthält 
zwei geräumige Laboratorien, fünf Arbeitszimmer, ein 


— 37 — 


photographisches Atelier und vor allem sieben große 
Säle zur Unterbringung der wissenschaftlichen 
Sammlung. Drei dieser Säle liegen im Raum des Mansard- 
daches und erhalten‘ hier mittels ununterbrochener Aneinander- 
reihung der Fensteröfinungen ein bewährtes hohes Seitenlicht. 

Eine ähnliche Beleuchtungsart ist auch den Magazinräumen 
im dritten Obergeschoß zugedacht, das durch die Dach- 
aufbauten des Vorderbaues gebildet wird. 

Solche Dachaufbauten sollen sich später auf allen Kreuzungen 
der Querflügel mit den Längsflügeln erheben, so daß die Magazine 
immer proportional der Erweiterung des Gebäudes erstehen und 
gleichzeitig auf ganz natürliche Weise zur äußeren Belebung 
des Baues beitragen. 


Eine wichtige Frage für unser Museum und seinen Betrieb 
ist die der Beheizung. 

Von den zur Zeit gebräuchlichen Systemen können Warm- 
wasserheizung und Niederdruckdampfheizung in Betracht kommen. 
Erstere eignet sich wegen des ökonomischen Betriebes besonders 
für die Museumsräume, für welche eine tunlichst gleichmäßige, 
nicht zu hohe Temperatur verlangt wird. Die Niederdruck- 
Dampfheizung dagegen empfiehlt sich durch die wesentlich ge- 
ringeren Installationskosten und die leichte Temperaturregulierung 
in den Hörsälen und Laboratorien. 

Die Kesselanlage ist unter dem Eingangsvestibül an- 
genommen, so daß sich rechts und links, von der Straße leicht 
erreichbar, die Lagerräume für das Feuerungsmaterial an- 
schließen lassen. 

Durch einen begehbaren Kanal werden die Leitungsrohre 
unter dem ganzen Bau herumgeführt. 

Ein hochangesehener hiesiger Iudustrieller und Freund 
unserer Institute hat darauf aufmerksam gemacht, daß durch 
die Vereinigung so großer monumentaler Gebäude auf einem 
Grundstück die Gelegenheit und Veranlassung zur Anlage einer 
gemeinschaftlichen Heizzentrale gegeben sei. 

Ich habe deshalb mehrfache Erkundigungen über bestehende 
Fernheizwerke, besonders über das große Fernheizwerk in 
Dresden eingezogen und zunächst die Bestätigung erhalten, 
daß dasselbe vorzüglich funktioniert und, was für unseren Fall 


— 383 — 


besonders wichtig wäre, zum Anschluß aller möglichen Spezial- 
systeme sich eignet. 

Die besonderen Annehmlichkeiten der Fernheizsysteme be- 
stehen ferner in der großen Betriebsvertinfachung und der 
Konzentrierung der Raucherzeugung auf eine einzige Stelle. 

Leider habe ich aber aus einem Bericht, den Herr Kom- 
merzienrat Henneberg,') der Konstrukteur des Dresdener 
Werkes, im Berliner Architekten- und Ingenieurverein erstattet 
hat, entnommen, daß andere Gesichtspunkte der Einrichtung 
eines solchen Werkes bei uns jedenfalls Schwierigkeiten bereiten 
werden. 

Herr Henneberg „schickte zunächst einige allgemeine Er- 
läuterungen voraus und erklärte den Begriff des Fernheizwerkes 
— räumliche Trennung der Erzeugungsstelle der Wärme und der 
Verbrauchsstelle in verschiedenen Gebäuden und zwar auf 
größere Entfernungen. Möglich geworden ist eine solche Über- 
tragung erst durch hochgespannten Dampf, den man jetzt mit 
6 bis 8 Atmosphären Druck bei Entfernungen bis 2000 m an- 
wendet, nachdem man gelernt hat, derartige Leitungen mit 
voller Sicherheit, namentlich auch hinsichtlich der unschädlichen 
Ausgleichungen der erheblichen Ausdehnungen der metallischen 
Rohrleitungen durch die Wärmeunterschiede zu Konstruieren. 

Derartige Anlagen werden, wenn sie wirtschaftlich günstig 
arbeiten sollen, verbunden mit einer Licht- und Kraft-Zentrale, 
da diese drei Anstalten ihren Höchstbedarf an Dampf nicht zur 
gleichen Zeit haben werden, so daß sich bei einer solchen Ver- 
bindung mit einer wesentlich kleineren Kesselanlage auskommen 
läßt, als bei drei getrennten, selbständigen Werken. 

Die Anwendung des hochgespannten Dampfes ermöglicht 
wesentlich kleinere Leitungen, bedingt einen geringeren Span- 
nungsabfall in den Leitungen, ist also wesentlich wirtschaftlicher 
als Dampf in geringer Spannung. Mit demselben lassen sich 
außerdem in den verschiedenen Gebäuden ganz verschiedene 
Heizsysteme bedienen, so daß also auch alte Anlagen anschluß- 
fähig sind. (Wie z.B. zum Teil in Dresden.) 

In Dresden sind neben der alten Zoll- und Stenerdirektion 
im Fernheizwerk auch das Licht- und Kraftwerk vereinigt, von 


1) Deutsche Bauzeitung, 36. Jahrg. 1902, pg. 132. 


— 39 — 


welchen aus nun das erstere Gebäude, das Kgl. Hoftheater, die 
Gemäldegalerie, der Zwinger, das Kgl. Schloß, die katholische 
Kirche, das Ständehaus, die Kunstakademie, das Albertinum, die 
Polizeidirektion u.s.w. mit Wärme, Licht und Kraft versorgt 
werden.“ 

Das Werk ist seit dem 15. Dezember 1900 in Betrieb. 

Wie Sie hieraus ersehen, ergibt sich für uns wenig Hoff- 
nung auf die Errichtung einer gemeinschaftlichen Heizzentrale, 
weil der Konstrukteur selbst deren Rentabilität von der Ver- 
bindung mit einer Erzeugungsstelle von Kraft und Licht ab- 
hängig macht und eine solche unter den hier gegebenen Ver- 
hältnissen voraussichtlich auf die allergrößten Schwierigkeiten 
stoßen würde. 


Über die architektonische Gestaltung der neuen 
Bauanlage sei kurz erwähnt, daß in Übereinstimmung mit Herrn 
Baurat Franz von Hoven, der das Physikalische Institut 
und die Bibliothek erbauen wird, der Stil der alten Sencken- 
bergischen Bauten als Vorbild gewählt wurde (perspek- 
tivische Ansicht). Daß jedes der Gebäude deshalb doch seine 
eigenartige Durchbildung erhalten wird, liegt in der Natur der 
Aufgabe selbst. 

Die drei an der Viktoria-Allee liegenden Gebäude sollen 
durch Arkadengänge mit einander verbunden werden, die 
als Abschluß des Gebäudes nach der Straße und als Über- 
dachung der Seiteneingänge aller drei Gebäude dienen. 

Über dem Eingang des Physikalischen Instituts erhebt 
sich die Sternwarte und korrespondierend bei der Bibliothek 
ein Uhrturm für die ganze Anlage. 

Im Verein mit den Durchblicken auf die im Hintergrund 
aufsteigenden Mittelbauten des Physikalischen Instituts und des 
Akademiegebäudes werden diese Türme, die verbindenden Arkaden 
und unser Museum in der Mitte ein Ganzes bilden, das, so hoffen 
wir, den Freunden unserer Stadt Freude und (senugtuung be- 
reiten soll. 

Ich schließe mit dem Wunsch, daß es uns vergönnt sein 
möge, bei der Jahresfeier im Mai den Grundstein und zwei 
Jahre später den Schlußstein unseres Museums zu legen! 


Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1904. 


UNTERGESHHOSS 


Maßstab ca. 1: 450 


Taf. I. 


Neubau-Projekt zum 
Museum der Senckenberg. Naturf. Gesellschaft 
Frankfurt a. M., Viktoria-Allee 


A 
1 


Maßstab ca. 1: 450 re 


Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1904. 





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Taf. II. 


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SAMMLUNG 


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WISSEN SHAFTLICHE. SAMMLUNG. 


MSSENSCHAFTLICHNE. 





— he Tier. 


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Ur for bobr 53) fantoN “qMayINIS “Pp Mg 


Kin neuer freilebender Rundwurm 
aus Patagonien 
Plectus (Plectoides) patagonicus n. sp. 
Beschrieben von 
Dr. J. G. de Man in Ierseke (Holland). 
(Mit 6 Textfiguren.) 


!1imm. — «= 20. B= 45/5. yy = 9.") 

Vor einigen Tagen schickte Herr Professor Richters in 
Frankfurt a. M. mir einen freilebenden Nematoden zur Bestimmung. 
Dieser Wurm, welcher sich bald als eine neue Art der Gattung 
Plectus Bast. herausstellte, ein vollkommen entwickeltes Weib- 
chen ohne Eier, wurde von Richters in einem Dungballen des 
Grypotherium Darwini aufgefunden, den Herr Prof. Hauthal 
aus La Plata in der Eberhard-Höhle bei Ultima Esperanza in 
Patagonien gesammelt und bei einem Besuch naclı Frankfurt mit- 
gebracht hatte. Das Exemplar liegt in Glycerin eingeschlossen. 

Der Körper, dessen Länge, genau gemessen, 0,9844 mm 
beträgt, zeigt eine wenig schlanke Gestalt, indem die Breite 
an der ungefähr in der Mitte gelegenen Geschlechtsöfinung '/ır 
der Gesamtlänge beträgt. Nach vorne hin verjüngt der Körper 
sich zunächst wenig: die Breite am Hinterende des Oesophagus 
beträgt ein Neunzehntel der Körperlänge, wird dann aber all- 
mählich kleiner; an der Grenze des mittleren und hinteren Drittels 
der Mundhöhle beträgt sie ja nur noch ein Drittel und an 
der Basis der Kopflippen sogar nur ein Fünftel der Breite in 
der Körpermitte. In demselben Grade nimmt der Wurm nach 


ı, Die Maße sind in Millimetern resp. Mikromillimetern ausgedrückt. 
Das Verhältnis der Körperlänge zur mittleren Dicke wird durch a, das 
Verhältnis der Gesamtlänge zur Länge des Qesophagus, wozu die Mundhöhle 
mitgerechnet wird, durch 8 und das Verhältnis der Körperlänge zur Länge 
des Schwanzes durch 7 ausgedrückt. 


— 492 — 


hinten an Breite ab, so ‘daß die letztere am After nur wenig 
mehr als halb so groß ist wie in der Mitte. 

Die Haut ist nicht sehr fein geringelt; in der Gegend der 
hinteren Hälfte des Oesophagus sind die Rihgel 1,6 p lang, 
so daß die Gesamtzahl derselben etwa 600— 650 betragen dürfte. 
Vielleicht steht hier und da eine kleine Borste auf der Haut, 
obgleich nur ein paar am Schwanze beobachtet wurden. Die 
Ringelung erstreckt sich auf sämtliche Schichten der Haut. 
Die Seitenmembran (Fig. 1 und 4) ist deutlich, aber im Ver- 
hältnis zur Körperbreite schmal; sie hat nur eine Breite von 
5—6 p. 

Die Lippenregion des Kopfes ist niedrig (Fig. 3), nur 
3 p hoch, d.h. etwa ein Viertel des Durchmessers des Kopfes 
an der Basis der Lippen. Die Zahl und der Bau der Lippen 
blieben unsicher. Wahrscheinlich trägt das Tier deren vier 
oder sechs, denn was man in der Fig. 3 beobachtet, läßt sich 
nicht durch die Existenz von bloß drei Lippen erklären. Jede 
Lippe ist niedrig, breit und scheint in der Mitte vorn ausge- 
buchtet zu sein. Ich meinte an der rechten Seite der Fig. 3 
eine kegelförmige Papille auf der hier gelegenen Lippe zu er- 
kennen, aber dies ist wahrscheinlich eine Täuschung. Die Lippen- 
region ist durch eine Einschnürung vom Körper geschieden und 
nicht weit hinter ihr beobachtete ich an dem submedian liegenden 
Wurme jederseits eine Borste, so daß wir unserer Art wohl vier 
oder sechs kurze Kopfborsten zuschreiben dürfen. 

Die vermutlich prismatische Mundhöhle ist, von der Mund- 
öffnung ab gemessen, 30 p» lang, d.h. ein Siebentel der Entfernung 
der Mundéffnung vom Hinterende des Oesophagus; die vorderen 
zwei Drittel sind 4,5 » breit, die Wände inbegriffen, und wahr- 
scheinlich etwas breiter als das hintere letzte; auf Fig. 2 ist 
die Mundhöhle überall gleich breit gezeichnet bis zu ihrem 
Hinterende, weil die Form des hintern Drittels mir nicht 
klar wurde. Die Seitenorgane (Fig. 2) sind verhältnismäßig 
klein, nur 3p breit, kreisfirmig, aber hinten offen; sie liegen 
in einer Entfernung von 13, vom Vorderende des Körpers, 
also unmittelbar vor der Mitte der Mundhöhle. 

Der Oesophagus, ein wenig länger als ein Fünftel des 
Körpers, schwillt hinten zu einem 25 x langen Bulbus an, der 
nicht, wie gewöhnlich, kugelförmig oder ellipsoid, sondern 


— 43 — 


kegelférmig erscheint und mit breiter Basalflache 
gegen das Vorderende des Darmes anschließt. Die 
zentrale Höhle des, gleich wie der Oesophagus, muskulösen 
Bulbus hat deutliche Chitinwände und zeigt den für die Unter- 
gattung Plectoides') charakteristischen Bau, .daß diese 
Wände mit parallel zu einander verlaufenden Quer- 
reihen sehr kleiner Höckerchen besetzt sind. Die 
acht bis zehn Querreihen von Höckerchen sind gebogen und 
eins dieser winzigen Höckerchen, gerade an der Biegungsstelle 
jeder Querreihe, erscheint etwas größer als die anderen (Fig. 4), 
Auch zeigen die Wände des zentralen Hohlraumes eine feine 
Längsstreifung (Fig.4). Der Nervenring liegt ein wenig hinter 
der Mitte der Entfernung des Vorderendes vom Hinterende des 
Oesophagus und zwar beträgt die Entfernung des Vorderendes 
vom Nervenringe 0,122 mm. Der vor demselben gelegene Teil 
des Oesophagus erschien ein wenig breiter als der hinter dem 
Nervenring gelegene und die Chitinwände des Zentralrohres 
sind deutlich. (Fig. 1). 

Unmittelbar vor dem Bulbus wird der Oesophagus von 
einem Gebilde umgeben (Fig. 4), in welchem ein geschlängelt 
verlaufender, doppelt konturierter, wohl chitinöser Kanal sicht- 
bar ist; wahrscheinlich liegt hier also eine Drüse vor. Ein 
Gefäßporus wurde jedoch nicht gesehen. Vor dieser Drüse 
und auch vor dem Nervenringe liegen zahlreiche Zellen zwischen 
dem Oesophagus und dem Muskelschlauche der Körperwand. 
Der Darm hat eine blasse Farbe. 

Die Geschlechtséffnung liegt unmittelbar vor der Mitte des 
Körpers und stellt sich als ein 17 bis 18» breiter Spalt dar, welcher 
also etwas mehr als ein Viertel der Körperbreite einnimmt. Die 
Chitinwände der Vulva sind ziemlich dick und die gewöhnlichen 
Dilatatoren sind deutlich ausgebildet. Die Geschlechtsröhren sind 
paarig symmetrisch mit umgeschlagenen Ovarien und jede ist, von 
der Geschlechtsöffnung bis zur Umbiegungsstelle des Ovariums, 
0,143 mm lang; während der Genitalapparat also noch nicht ein 
Drittel der Körperlänge einnimmt, erstreckt sich der postvaginale 
Teil desselben über ein Drittel der Entfernung der Geschlechts- 

1) Die neue Untergattung Plectoödes wurde in meiner demnächst er- 


scheinenden Arbeit tiber die von der Belgischen Südpolar-Expedition gesam- 
melten freilebenden Nematoden für zwei neue Plectus-Arten aufgestellt. 


— 44 — 


öffnung vom After. Die Geschlechtsröhren erscheinen also relativ 
kurz. Der Schwanz (Fig. 5) ist verlängert-kegelförmig, halb so 
lang wie der Oesophagus und verschmälert sich regelmäßig bis 
zum Hinterende, welches in ein kurzes Ausführungsröhrchen 
für die in seiner vorderen Hälfte gelegene Schwanzdrüse aus- 
läuft (Fig. 6). 

Die vorliegende Art ist dem Plectus (Plectoides) ant- 
arcticus de M. aus Süßwasser von Dancoland verwandt, sie 
unterscheidet sich aber von ihm durch die verschiedene 
Gestalt und den Bau der Kopflippen und des Oeso- 
phagealbulbus, auch sind die Hautringelbei Plectus 
antarcttcusdichter beieinandergelegen, weil sie ja 
bei dieser fast gleich großen Art nur eine Länge 
von 0,9 zeigen. 

Die Maße des oben beschriebenen Weibchens von Plectus 
patagonicus, in Teilstrichen des Ocularmikrometers (Obj. VI, 
Oc.1) von Leitz, sind die folgenden: 


Länge der Mundhöhle . . . . 0.0. 183 
Entfernung des Vorderendes bis zu der hinteren Grenze 
des Oesophagus. . . . . 93 
Entfernung des Hinterendes des esophagus bis zur 
Geschlechtséffnung. . . . . . . 110 
Entfernung der Geschlechtsöffnung bis“ zum After. . 177 
Länge des Schwanzes . . 2 2 2 2 220.0. 48 
Gesamtlänge des Körpers . . . een. 428 
Körperbreite an der Basis der Lippen . ee. 
n an der Grenze des mittleren und hinteren 
Drittels der Mundhöhle . . . . 9 
Körperbreite am Hinterende des Oesophagus . . . 2B 
n an der Geschlechtsöffnung . . . .». 25° 
n am After . . 2. 2 2 20 2... 14 
Länge des Oesophagealbulbus . . . . .. 1 
, , vorderen Teiles des Genitalapparates . . 62 
n „ hinteren Teiles desselben . .... . 62, 


Ierseke, Dezember 1903. 


Erklärung der Abbildungen: 


Weil der Wurm nicht genan lateral, sondern submedian liegt, befinden sich 
sämtliche Figuren in dieser Lage. ' 
Fig. 1. Oesophagealer Teil des Körpers. (Leitz, Obj. VIII Oc. 1.) Vergr. 435. 


Fig. 2. Kopfende. (Leitz, (immersion "is. Oc. 1.) Vergr.940. Die Muskel- 
wand des Oesophagus setzt sich, die Mundhöhle umfassend, bis zu 
den Lippen fort. 

Fig.3. Vorderster Teil des Kopfes. (Leitz, Ölimm. '/ı:. Oc.1.) Vergr. 1875. 
(Die kurzen Borsten, welche am Kopfende jederseits gleich hinter 
den Lippen stehen (Fig. 2), sind in Fig.3 weggelassen.) 

Fig. 4. Region des Oesophagealbulbus. (Leitz, Ölimm. !,ıs. Oc. 1.) Vergr. 940. 

Fig. 5. Schwanz. (Leitz, Obj. VIII. Oc.1.) Vergr. 435. 

Fig. 6. Schwanzspitze. (Leitz, Ölimm. ';ıs. Oc. 1.) Vergr. 1250.. 





— 46 — 


Das Stück Grypotherium-Dung, welches Herr Professor 
Hauthal mir zur mikroskopischen Untersuchung zur Verfiigung 
stellte, gibt beim Aufweichen in Wasser eine tiefbraune Mist- 
jauche, die einen sehr rezenten Eindruck macht. Die Haupt- 
masse des pflanzlichen Materials, aus dem der Dung besteht, 
sind Teile von Gramineen: Halm-Bruchstücke, Blatt- und 
Spelzenreste; Epidermisgewebe deuten sowohl auf glatte wie 
behaarte Formen hin. Häufig kommen durch Maceration frei- 
gewordene, derbe, verästelte Gefäßbündel eines, wie es scheint, 
kahnförmigen Blattgebildes, andererseits derbe, durch die Ver- 
dauung kaum beeinflußte Blätter mit dornigem Rande vor. Ein 
durch seine mäanderförmigen Zellgrenzen ausgezeichnetes Epi- 
dermisgewebe mit ringförmigen Wulsten, auf denen Haare 
standen, deutet auf eine Dicotyledone hin; ebenso eine kleine 
Frucht, die etwa an ein Chenopodium oder einen Rumex er- 
innert. Von Kryptogamen wurde ein Zweigstück eines Leber- 
mooses und durchaus unverkennbare Reste einer flächenhaft 
wachsenden Alge, Prasiola, gefunden. Auffällig an diesen 
Prasiola-Resten ist der Gehalt ihrer Zellen an noch grünem 
Chlorophyll; im Dunkel der staubtrockenen Höhle kann die 
Prasiola nicht gewachsen sein; vielleicht schützte der glatte 
Algenschleim das Chlorophyll vor den verdauenden Säften und 
förderte die Stücke schnell durch den Darmtraktus, von dessen 
Schleimhaut uns häufig Fetzen im mikroskopischen Gesichts- 
feld aufstoßen. 

Außer dem oben beschriebenen Nematoden fand ich in, 
oder vielleicht richtiger an dem Dung eine, an ihren Pseudo- 
stigma-Organen leicht kenntliche Oribatiden-Larve. Der interes- 
santeste Fund aber waren ziemlich häufig auftretende Eier, 
die zweifellos einer Ascaris angehören. Sie ähneln denen von 
Ascaris megalocephala auffällig. 

Prof. Dr. F. Richters. 


Neue Aufschlüsse im Weichbild der Stadt 
Frankfurt am Main. 
Von 
Karl Fischer. 


— — ——. 


I. Aufschluß beim Kanalbau in dem Gelände zwischen 
StaufenstraBe und Friedrichstraße. 


Graublaue big grüne, selten durch Bitumen braun gefärbte, 
sandfreie Letten. Gleichmäßig von oben nach unten ausgebildet 
erscheinen selten Schichtfugen. Stellen sich solche jedoch ‚ein, 
so sind sie erfüllt mit Versteinerungen, kaum mehr als 20 bis 
25 mm mächtig. Mergelbänke und Septarien wurden wenig an- 
getroffen. Unter den hier gefundenen Fossilien nimmt Potamides 
plicatus var. pustulata die erste Stelle ein; man konnte vor- 
züglich in der Nähe der Cronbergerstraße nur 2 m unter 
Tag ganze Haufwerke auflesen. Aydrobia ventrosa ist in den 
oberen Tonlagen häufig, doch tritt in den unteren auch schon 
Hydrobia obtusa auf. Tympanotomus conicus und Paludina 
phasianella sind selten. Nach allen diesen Fossilfunden wurde 
bei obigen Aufschlüssen schon die Schichte „Cer“ des bekannten 
Hafenbauprofils, nach Prof. Kinkelin die oberen Cerithien- 
schichten, angeschnitten. Die Liste von sämtlichen dort ge- 
sammelten Tertiärfossilien setzt sich zusammen aus: 


1. Potamides plicatus var. pustulata (Al. Br.) in Menge 
2. Tympanotomus conicus (Boettgr.) 4 Stück 
3. Paludina phasianella (Boettgr.) 1 Stück 
4. Melanopsis callosa (Al. Br.) 1 Stück 
5. Neritina fluviatilis (L.) 2 Stück 
6. Hydrobia ventrosa (Mont.) in Menge 
7. Hydrobia obtusa (Sandbgr.) häufig 

8. Iliocypris tribullata (Lkls.) häufig 


Obere 
Cerithien- 
schichten, 


Diluvium. 


Obere 
Cerithien- 
schichten. 


— 48 — 


9. Cytheridea Miillert (Mztr.) häufig 

10. Cytheridea sp. 

11. Knochen und Wirbel von Percoiden, wahrscheinlich ‘zu 
Perca moguntina gehörig. 


“ Gleichartige Ablagerungen (mit denselben Konchylien), die 
jedenfalls zusammen in Verbindung zu bringen sind, .waren be- 
reits aus nächster Nähe, der Cronberger- und Wöhler- 
straße bekannt. 

Alle diese Tonschichten waren mehr oder weniger von 
diluvialen Sanden bedeckt. Unter der Bockenheimer Land- 
straße wurde der blaue Letten bei etwa 7m unter Terrain 
angetroffen, ein hellgelber, nach unten brauner, etwas lehmiger 
Sand, mit wenig grobem Geröll,t) bildet hier das Hangende der 
Tertiärschichten. Weiter nach Norden nehmen diese Sedimente 
beträchtlich an Mächtigkeit ab. An der Cronberger Straße 
wird der Letten kaum noch von 1 m Diluvium bedeckt, um 
nachher in der Nähe der Friedrichstraße (Kanaltiefe 6,50 m) 
vollständig darunter zu verschwinden. 


JI. Aufschluß beim Kanalbau in der Waldschmidtstraße 
zwischen Wittelsbacher-Allee und Sandweg. 


Gelbe bis grüne, fettig sich anfühlende, sandfreie Letten 
mit massenhaften kleinen gelben Kalkkonkretionen. Eigentliche 
Mergelbänke fehlen ganz, und treten an deren Stelle „Oolith- 
Lagen“, wie solche schon öfters von mir in den Cerithien- 
schichten u.a. in der Rendelerstraße und am Grethenweg 
aufgefunden wurden. Fossilien treten nur in dünnen, nach- 
träglich durch Faltung stark verbogenen Lagen auf. Auch hier 
ist, wenn man, wie im vorerwähnten Aufschluß, derselben 
Schichteneinteilung folgt, der „obere Cerithien-Horizont*® 
erreicht, was mit den früheren Ergebnissen der Aufschlüsse in 
der Zeißel-, Kosel-, Neuhof-, Burg- und Eichwald- 
straße übereinstimmt. 

Im Tertiär gesammelte Fossilien: 


I) Durch verschiedene Funde von Zähnen des Elephas primigenius charak- 
terisiert, zieht sich diese mitteldiluviale Terrasse durch den ganzen Westen 
Frankfurts längs der Bockenheimer Landstraße nach Bockenheim. 


1. Tympanostomus conicus (Böttgr.) 1 Stück 
2. Paludina phasianella (Böttgr.), in Bruchstücken häufig 

3. Congeria Brardi (Fauj. sp.) in Menge 
4. Neritina fluviatets (L.) 3 Stück 
5. Hydrobia oblusa (Sdgr.) selten 

6. Corbicula Faujasii (Desh.) 2 Stück 
1. Mytilus Fawjasii (Brongn.) in Bruchstücken 
8. Otolithus 6 Stück 


Die Tertiärschichten waren hier meist nur 20 bis 30 cm 


von diluvialem Sand überlagert. 


© 


III. Aufschluß beim Bau der Wasserleitung im 
Braunfelsgäßchen am Hainerweg. 


Hellgelbe Kalke, erfüllt mit Congeria Brardi und Stein- 
kernen von Potamides plicatus. Tympanotomus submaryaritaceus 
ist sehr selten. 

Das Diluvium besteht aus einer Schicht von im Maximum 
20 cm Sand, der wahrscheinlich von der Höhe abgeschwemmt ist. 


IV. Aufschluß beim Kanalbau in einer neuen Straße zwischen 
Grethenweg, Darmstädter- und Mörfelder Landstraße. 


In der Kanalsohle mürbe, hellgelbe Kalke mit Corbicula 
Donacina und Certthium submagaritaceum, beide meist in Stein- 
kernen erhalten. Es folgten etwas härtere Oolith-Bainke, 
Lagen mit Aydrobia inflata und zuletzt Jichtblauer, dichter 
harter Fels,") erfüllt mit Corbicula Faujasii, im prächtigen 
Schmuck ihrer schneeweißen Schale. Die Härte des Gesteins- 
materials machte hier überall die Sprengung desselben notwendig. 


Im Tertiär gesammelte Fossilien: 


1. Tympanolomus submargaritaceus (Bttgr.) selten 
2. Potamides plicatus var. pustulata (Al. Br.) selten 
3. Congeria Brardi (Fauj. sp.) haufig 
4. Corbicula Donacina (Al. Br. sp.) haufig 


') Diese Bank mit Corbieula Faujasii bildet meist das Zwischenglied 
der „Hydrobien-“ und „Üerithbienschichten“, während Corbicula Donacina sicher 
nur die letzteren charakterisiert. 

4 


Diluvium. 


Cerithien- 
schichten. 


Diluvium. 


Cerithien- 
schichten. 


Diluvium. 


Untere 
Hydrobien- 
schichten. 


— 5 — 


5. Corbicula Faujasit (Desh.) sehr häufig 
6. Hydrobia inflata (Fauj. sp.) . häufig 

7. Hydrobia sp. 

8. Stenomphalus cancellatus (Thom. sp.) 1 Stück. 

9. Helix moguntina (Desh.) häufig 


Stellenweise war das Diluvium als eine dünne Sanddecke, 
untermengt mit den Verwitterungsprodukten des Kalkes, aus- 
gebildet. 


V. Aufschluß beim Kanalbau in der Homburgerstraße 
zwischen Adalbertstraße und verlängertem Kettenhofweg. 


Graue bis blaue, selten gelbe, geschichtete sandige Letten, 
durchwachsen von versinterten Algenstöcken. Wunderbar zarte 
Bildungen waren es, die die im Wasser lebenden Tiere, wie in 
einem Netz festhielten. Pseudamnicola Rüppelli, Hydrobia aturensis 
und Planorbis dealbatus wurden nur in den Algenknollen selbst 
angetroffen und konnten erst durch Zerschlagen daraus entfernt 
werden. Außerdem hatten sich zwei Spezies Ostracoden in 
den vorhandenen Hohlräumen zu Milliarden angesiedelt. Was 
die Landkonchylien anbetrifft, so sind sie fast allein an eine 
dünne Schichtlage gebunden, die ausschließlich aus dem , Detritus‘ 
der Sinterbildungen besteht. Wie in den früheren Fundstellen 
in der Nähe der Grüneburg und der Schleusenkammer 
zu Niederrad,') befindet sich diese merkwürdige Flora dicht 
am Rande der Basaltdecke, durch warme Quellen oder noch 
stattfindende Kohlensäure-Exhalationen in ihrem Wachstum be- 
günstigt ?) Etwas mehr als 50 m entfernt, an der Ecke der 
Schloß- und Adalbertstraße, wurde der Basalt, stark zu einem 
fetten, grünlichen Tone verwittert, in seinen letzten Ausläufern 
nach Süden angetroffen. | 

Die nächsten ähnlichen miocänen Ablagerungen mit der- 
selben Fauna wurden in der Nähe des Bockenheimer Bahn- 
hofs sowie bei einer Bohrung in der Dondorfschen Fabrik 
an der Bockenheimer Landstraße gefördert. 


1) Senckenberg. Bericht 1884. S. 219--280. 

*) Noch jetzt scheinen die Kräfte der Tiefe in der Nähe der alten 
Basaltergüsse nicht zur Ruhe gekommen zu sein, denn eine bei Erweiterung 
des Klärbeckens kürzlich erbohrte Quelle tritt mit 15°R. Wärme zutage. 


— bl — 


Schnitt Nord=Süd 
längs der Homburger-Strasse 





Ketenhof-Weg eon. Adalbert-Strasse 
Aptech inne. ann Algen =" oche tatert. Brain") Millet Bituriale Erasione inne 
Gebinderte _— Letten Kies und Sand 


Im Tertiär gesammelte Fossilien.') 


1. Pseudamnicola Rüppelli (Bttgr.) z. zahlreich 
2. Planorbis dealbatus (Al. Br.) 2 Stück 
3. Hydrobia aturensis (Noul.) 3 Stück 
4a. Vallonia lepida (Rss. sp.) 2 Stück 
4b. Vallonia Sandbergeri (Desh.) 1 Stück 
5. Strobilus uniplicatus (RI. Br.) 

var. semiplicata (Bttgr.) ca. 12 Stück 
6. Helix Kinkelini (Bttgr.) 3 Stück 
7. Hyalinia n.sp. 1 Stück 
8. Leucochilus nouletianum (Dup,) 

var. gracilidens (Sdbgr.) in Menge 
9. Pupilla cupella (Bttgr.) ca. 12 Stück 
10. Pupilla impressa (Sdbg.) 1 Stück 
11. Vertigo blumi (Bttgr.) 1 Stück 
12. Vertigo angulifera (Bttgr.) zahlreich 
13. Vertigo callosa (Rss.) var. alloeodus (Sdbgr.) zahlreich 
14. Istmia cryptodus (Al. Br.) n. selten 
15. Cypris aglutinans (Lkls.) häufig 


1) Nachrichten-Blatt d. D. malakozool. Ges. 1903, pag. 75— 76. 
” 


Diluvium. 


Untere 
Hydrobien- 
schichten. 


— §2 — 


16. Oypridopsis Kinkelini (Lkls.) häufig 
17. Fischwirbel 1 Stück 
13. Ein Früchtchen 

Geocarpus miocänicus (Kink.) zahlreich. 


2,50 m Sand und Kies bildeten eine gleichmäßige Diluvial- 
decke über diesen Schichten, wurden aber schon vor Jahr- 
zelınten abgehoben und für Bauzwecke verwandt. Nach Norden, 
ander Ecke der Jordan- undHomburgerstraße (siehe Profil) 
macht sich plötzlich eine tiefe Erosionsrinne geltend. Bei beinahe 
7 m Tiefe fand sich noch keine Spur von Tertiär, auch waren 
die Kiesschichten trocken wie oben, das direkt Hangende des 
Lettens, die wasserführende Schicht, noch lange nicht erreicht. 
Es wird derselbe alte Mainlauf sein, welcher der benachbarten 
Großen Sandgasse, der jetzigen Großen Seestraße, 
ihren Namen gab.') 


VI. Aufschlüsse beim Kanalbau an der Ecke der Miquelstraße 
und Eschersheimer Landstraße sowie einigen Seitenstraßen 
der Holzhausenstraße (Hynsperg-, Cronstettenstraße etc.). 


Graue bis blaue, geschichtete, sandige Letten, zum Ver- 
wechseln ähnlich denjenigen von der HomburgerstraBe. 
Alles von dort erwähnte käme auch hier zu seinem Recht. 
Nur kann man hier weniger von Algen-Stöcken reden; runde 
versinterte Algenknollen von ca. 1 Zentner Gewicht liegen un- 
regelmäßig in dem gebänderten Letten. Weiter vom Basalt- 
rande entfernt, fristeten die pflanzlichen Lebewesen hier nur 
ein kümmerliches Dasein. Zugleich mit dem Hinsiechen der 
Kalkalgen nimmt die Fauna der eingeschwemmten Landkonchylien 
ab, um weiter nach Osten zu völlig verloren zu gehen. Tech- 
nisch wichtig sind diese zelligen Sinterbildungen, indem sie eine 
ganze Gegend trainieren können und die aufgenommenen Wasser- 
massen fortleiten wie in einem Rohr. Eine der alten Frankfurter 
Wasserleitungen, die in den Jahren 1828—1834 ausgeführte 
Knoblauchs-Galerie verdankt diesem Faktor ihre Entstehung. 





1) Der Fund von Mammut-Resten, kaum 600 m von hier entfernt und 
in ungefähr gleicher Meereshöhe, an der Solmsstraße (Germania) läßt uns 
auch hier die Terrasse mit Zlephas primigenius vermuten. 


— 53 — 
Recht ansehnliche Wassermengen waren es, welche hier ge- 
fördert werden mußten. um während des Mauerns die Kanal- 
sohle trocken zu legen. Hören die Algenbildungen auf, was 
so ungefähr in der Nähe der Hynspergstraße erfolgt, 
so stellt sich allmählich wieder der gelbe fossilleere Letten ein, 
wie er bei den StraBenbauten an der Hansa-Allee uni in 
deren Nähe überall zum Vorschein kam. Nach Nordosten, in der 
Richtung auf den Friedhof, treten feinst geschichtete Cypris- 
letten (Cypris agluttnans) von großer Mächtigkeit in den 
Vordergrund. 
Im Tertiär gesammelte Fossilien: 
1. Leucochilus noulettanum (Dup.) 


var. gractlidens (Sdbgr.) 2 Stück 
2. Istinta cryptodus (Al. Br.) 4 Stiick 
3. Vertigo angulifera 3 Stück 
4. Vallonia lepida (Rss. sp.) 1 Stiick 
5. Pseudamnicola Rüppelli (Bttgr.) 1 Stiick 
6. Cypris aglutinans (Lkls.) in Menge 
7. Zwei große Stammstücke var. Walchia aus dem Rotliegenden. 


Überall in dem Gelände zwischen der alten Frankfurter 
Grenze, der Eschersheimer und Eckenheimer Landstraße werden 
die miocänen Schichten von einer oft nur wenige Zentimeter 
mächtigen Lößdecke überlagert. Meist entkalkt, entbehrt sie 
vollständig der Fossilien. Nur an einer Stelle, wo die Schicht 
etwas mächtiger ausgebildet, an der Ecke der C'ronstettenstraße 
und Eckenheimer Landstraße, konnte ich in den unteren Lagen 
die zwei typischen Lößkonchylien Pupa muscorum und Suceinea 
oblonga sammeln. 

Eine merkwürdige Diluvialerscheinung, wie sie schon 
Professor Kinkelin in seinen „Tertiär- und Diluvial- 
bildungen“ pag. 48 aus der Nähe der Friedberger Warte 
beschreibt, hatte ich Gelegenheit, auch hier zu beobachten. Eine 
gelbe Sandader mit ziemlich starker Wasserführung zog sich 
wie ein Keil durch die miocänen Ablagerungen. Bei dem Kanal- 
bau an verschiedenen Straßen meist im Querprofil durch- 
schnitten, hatte sie im Westen sowohl an der Eschersheimer 
Landstraße wie an der Hynspergstraße eine Breite von un- 
gefähr 6 m, östlich reduzierte sich dieses Maß auf etwa 2!/s m. 
Überall bei diesen Anschnitten, zeigt auch hier der zähe Letten 


Diluvium. 


Hydrobien- 
schichten. 


Obere 


Diiuvium. 


— §4 — 


keinen scharfen Abbruch, sondern die oberen Lagen waren nach 
der Tiefe verschleppt und abgesunken. Sicher haben wir es auch 
an dieser Stelle mit Klüften und Rissen im Tertiär zu tun, die 
vor Ablagerung des Lösses mit diluvialem Sand zugefüllt wurden, 
während die gleichaltrigen höher und frei liegenden Bildungen 
der nachfolgenden Erosion zum Opfer fielen. Auf eine weitere 
Erstreckung über die Eschersheimer Landstraße hinaus, 
direkt auf den Affensteiner Felsenkeller, mithin den 
Basalt zu, scheint der Umstand hinzudeuten, daß die Keller 
dieses (Gebäudes kaum trocken zu halten sind und nach längerem 
Regen das Wasser, sich darin aufstauend, das Auspumpen durch 
die städtische Feuerwehr notwendig macht. 


VII. Aufschluß beim Kanalbau in der Wittelsbacher Allee. 


Über 5 m mächtige Schichten, ausschließlich von Hydrobia 
ventrosa gebildet. Das auf der Halde ausgebreitete Material bat 
von weitem den Anschein von grobkörnigem Sand. Harte, 
dichte, weißliche Kalke von derselben Entstehung bilden das 
Liegende dieser Sedimente. An manchen Stellen sind die Ge- 
häuse der kleinen Hydrobia-in Kupferkies übergeführt, der sich 
dann später, durch Vermittlung des Wassers, in Kupfervitriol 
oxydierte und das umgebende Gestein blaugrün färbte. Algen- 
kalke treten hier und da auf, sind aber nur in Dünnschliffen 
als solche zu erkennen. 


Im Tertiär gesammelte Fossilien: 


1. Hydrobia ventrosa (Mont.) in Menge 
2. Helix subcarinata (Thom.) 2 Stück 
3. Helix Kinkelini (Bttgr.)? 1 Stück 


Sand bedeckte nur in dünner Lage in der Nähe der alten 
Klickerbahn die erwähnten tertiären Schneckenschichten. 
Schon beim Umwerfen der dortigen Pflanzenländer kamen sie 
unter dem Spaten des staunenden Gärtners zum Vorschein. 
Eine mächtige Diluvialbildung stellt sich erst gegen Nordost in 
der Nähe der Scheidwaldstraße ein, nimmt aber bald se 
an Mächtigkeit zu, daß die Kanalsohle (6,50 m Teufe) das 
Tertiär nicht mehr erreicht. Diese hellgelben Sande auf dem 
Röderberg gehören dem ältesten Diluvium im Weichbilde 


— 56 — 


Frankfurts, der Mosbacher Stufe mit „Zlephas antiquus“ an 
und haben ein Aquivalent in der gleichen Bedeckung des Sachsen- 
häuser Bergs, beim Friedhof und an der Isenburger Warte. 


VIII. Aufschluß bei einem Hausbau in der Hanauer Land- 
| straße, Ecke Hölderlinstraße. 
Gelbe und braune, gebänderte, in Wasser leicht zerfallende, 
mulmige Letten, zum größten Teil aus ,,Hydrolia ventrosa“ 
bestehend. 


Im Tertiär gesammelte Fossilien: 


l. Hydrobia ventrosa (Mont.) in Menge 
2. Hydrobia aturensis (Noul.) 2 Stück 
3. Vallonia Sandbergeri (Desh.) 1 Stück 
4. Massenhafte Reste einer unbestimmbaren großen Hekx-Art. 
5. Fisch-Reste. 


Das Diluvium ist nur in geringer Mächtigkeit, als 0,70 m 
Kies und Sand abgelagert, was wohl auf die Erosion der mittel- 
diluvialen Schichten durch einen jüngeren Mainarm schließen 
läßt. Dagegen wurden gegenüber beim Bau der Hölderlin- 
Schule die vorerwähnten Lettenschichten erst bei 3 m Tiefe 
angetroffen. 


IX. Aufschiuß beim Bau der Sachsenhäuser Realschule am 
Deutschherrnkai. 


4,00 m Lehm erfüllt mit alluvialen Schnecken und 
Muscheln, Bithynia, Unio, Pisidium etc., 
Diluvium { 0,75 m grober Kies und Sand, Geröll bis faustgroß, 
0,70 m fetter, blauschwarzer Letten, 
0,15 m Schicht, ausschließlich gebildet von ,, Hy- 
drobia ventrosa“, 
0,55 m blaugrauer Letten, 
Unt. Miocän { 0,28 m Schicht, ausschließlich gebildet von „Ay- 
drobia ventrosa“ mit glasklarem Gehänse, 
0,60 m Letten, dunkelgrün mit sehr großen Hy- 
drobien, 


7,03 m. 


Alluvium { 


Diluvium. 


— 56 — 


X. Aufschluß beim Kanalbau in der Brentanostraße zwischen 
Brentanoplatz und Kettenhofweg. 


1) Brentanostraße (Kettenhofweg-Eck). 


1,70 m lehmiger Sand, 

1,80 m hellgelber Sand und Kies, 

2,00 m schwarzer zäher Letten, mit zwei Zwischen- 
lagen, von Konchylientrümmern, Fisch- 


Diluvium { 


Unt. Miocän 


Hydrobien- resten etc. gebildet, 
Schichten — ——— 
5,50 m. 
2) 25m weiter nördlich. 
Diluvium 0,60 m etwas lehmiger Sand, 
3,90 m hellgelber Sand und Kies, 


1,42 m Letten mit Zwischenschicht von Hydrobien, 


Unt. Miocän sonst. Konchylientrümmern und Fischresten 


"See | ei 
5,92 m. 
3) 65m weiter nördlich. 
1,10 m etwas lehmiger Sand, 
ae 1,40 m hellgelber Sand, 
Diluvium 


3,76 m grober Kies, 
6,26 m. 

Nur 250m von dem an erster Stelle beschriebenen Auf- 
schlu8 an der Bockenheimer Landstraße - Staufen- 
straße entfernt und 2 m tiefer gelegen, entsprechen hier die 
schwarzen Letten einem höheren Horizont, den Hydrobien- 
schichten. Starke Faltung hat hier wie im Hafenbau-Gelände 
diesen großen Niveauunterschied von wenigstens 25 bis 30 m 
veranlaßt. 


Im Tertiär gesammelte Fossilien : 


1. Melanopsis callosa (Alb. Br.) 1 Stück 
2. Neritina fluviatilis (L.) 3 Stück 
3. Congeria Brardi (Fauj. sp.) 2 Stück 
4. Hydrobia ventrosa (Mont) häufig 

5. Limneus sp. 1 Stück 
6. Zahlreiche Fischreste, darunter ein vollständiger Unter- 


kiefer von ,,Perca moguntina“. 


— 57 — 


Auch hier gehören die überlagernden Sand- und Kies- 
schichten derselben frühererwähnten Terrasse mit ,,Hlephas 
primigentus“ an, die zwischen 5 und 10m mächtig, das ganze 
Gelände zwischen Kettenhofweg und Bockenheimer 
Landstraße bedeckt. 


XI. Aufsehluß bei einem Neubau am Warenhaus Schmoller, 
Ecke Zeil und Schäfergasse. 


Blaugraue und grünliche, sandige Letten, Wechsellagern 
mit schwarzen, bituminösen, geschieferten Tonen. Die sandigen 
Schichten sind sehr fossilreich, doch nur ein geringer Prozent- 
satz der Versteinerungen ist gut erhalten. An einigen Exemplaren 
von „Melanopsis callosa“ sind die natürlichen Farben erhalten. 
Ähnliche tertiäre Ablagerungen (mit Melanopsis) waren beim 
Bau des Hauses Mozart auf der Zeil (gegenüber der Liebfrauen- 
straße) von Herrn Professor Böttger seinerzeit aufgefunden 
worden. 

Im Tertiär gesammelte Fossilien: 


1. Melanopsts callosa (Thom.) ca. 200 Stück 
2. Neritina callifera (Sdbgr.) ca. 100 Stück 
3. Paludina Gerhardti 1 Stück 

4. Emmericia Francofurtana Nov.spec. (Bttgr.)') 6 Stück 

5. Limneus subpalustris (Thom.) 1 Stück 

6. Hydrobia ventrosa (Mont.) in Menge 

7. Hydrobia inflata (Fauj. sp.) 2 Sttick 

8. Congerta Brardi (Brong.) ca. 200 Stiick 


Ungefähr 1,50 m Sand und Kies, mag hier eine allmählich 
nach Norden mächtiger werdende Diluvialterrasse bilden. Beim 
alten Peterskirchhof ist diese bereits 5 m mächtig und bedeckt 
auch hier etwas sandig ausgebildete Hydrobienschichten. 


XII. Aufschluß beim Kanalbau in der Gervinusstraße, 
zwischen Leerbach- und Körnerstraße. 


Grauer, lehmiger, kalkfreier Sand ohne Fossilien. Kanten- 
gerundete Quarzkörner bilden fast den alleinigen Schlamn- 
rückstand. Weißgraue Sande, nach unten oft rot und gelb ge- 


1) Nachrichtenblatt d. D. Malakozool. Ges. 1904, pag. 100. 


Diluvium. 


Untere 
Hydrebien- 
schichten. 


Diluvium. 


Diluvium. 


— 58 — 


flammt, waren es, welche auch bei dem Graben eines Brunnens 
am verlängerten Taubenbrunnenweg (beim Feldschützenhäuschen) 
zutage gefördert wurden. Ähnliche Sedimente sind in Frankfurts 
Mauern bis jetzt noch nicht angetroffen worden, nur die beim 
Bau des Klärbeckens aufgeschlossenen Sande (Ober-Pliocän) 
könnte man allenfalls zum Vergleich heranziehen. 

Nach oben gehen diese Schichten (Gervinusstraße) ohne 
merkliche Grenze in einen graubraunen Schlick über, der eine 
ziemlich reichhaltige alluviale Fauna einschließt. Sie schließt 
sich eng derjenigen an, die Herr Professor Kinkelin an der 
Ecke des Oederwegs und dem Adlerfiychtplatz in schlichigem 
Sand auffand, und die Herr Professor Böttger im Nachrichten- 
blatt d. D. Malakozoolog. Ges. 1889, pag. 187 beschrieb. 


Die Eier der Tardigraden. 
Von 
Professor Dr. F. Richters - Frankfurt a. M. 


Mit Tafel IV und V. 


Die Tardigraden legen ihre Eier entweder frei ab oder in 
einer bei der Häutung in toto abgestoßenen Cuticula. Der letztere 
Modus der Eiablage ist der häufigere. Über die Eier der beiden 
marinen Tardigraden-Gattungen Echiniscordes und Lydella sind 
wir nicht unterrichtet. Von den zwanzig Arten der Gattung 
kchiniscus kennt man die Eiablage von neun Arten; sämtlich 
erzeugen sie Gelege in Cuticulis; ebenso verhalten sich die Genera 
Milnesium und Diphascon; von dem Genus Macrobiotus kennen 
wir dagegen fünf Arten, die ihre Eier frei ablegen, fünf, die 
Gelege in Hautsäcken erzeugen, während von zwei Arten über 
diesen Punkt nichts bekannt ist. 

Alle Tardigraden-Eier, die in Hautsäcken abgelegt werden, 
haben eine glatte Eischale; die frei abgelegten sind mit sehr 
verschieden gestalteten Haftapparaten ') versehen, denen zweifellos 
die Aufgabe zufällt, zu verhüten, daß durch Regenwässer die 
Eier aus dem Moosrasen ausgewaschen und an Orte mit un- 
günstigeren Existenzbedingungen geführt werden. Die in Haut- 
säcken abgelegten Eier bedürfen dieser Schutzvorrichtungen 
nicht, da die Cuticula die zahlreichen Krallen des Tardigraden 
trägt, welche die Haftapparate vollkommen ersetzen. 


ı) Die frei abgelegten, kugeligen Eier eines von mir während des 
Druckes dieser Zeilen in Muosrasen vom Gaussberg, 66° 50‘ 5" 8. Br. (leg. 
Vanhöffen)aufgefundenen, neuen Macrobioten, den ich als Macrob. antarcticus 
beschreiben werde, haben keine Haftapparate; die Oberfläche derselben ist 
offenbar klebrig, denn man findet sie entweder an Moosblättchen angeheftet 
oder mit Gesteinstriimmern und sonstigem Detritus beklebt. Hierdurch ist 
Ersatz für die fehlenden Haftapparate geschaffen. 


— 90 — 


Im Nachstehenden soll nun zusammengestellt werden, was 
wir zurzeit über die Eier der einzelnen Tardigraden-Arten wissen. 


Gattung Echiniseus. 


Soweit bekannt, bei neun Arten, Eier in Hautsäcken; die 
Eier sind bald mehr kugelig, bald oval. 
1840. Echiniscus Bellermanni C. A. S. Schultze. 
Gelege 5 bis 8 Eier, !/s« engl. Linien. 
1840. Echiniscus spinulosus Doyere. 
Annales des sciences nat. Il.ser. Tom.14, pag. 281 
pl.12 fig. 9. 
Gelege unbekannt. 
1840. Echiniscus testudo Doyere. 
Ann. loc. cit. pag. 280 pl. 12 fig. 1—3. 
Eier kugelig oder ein wenig oval, undurchsichtig, 
braunrot, 0,07 bis 0,08 mm, in Cuticula; Zahl unbekannt. 
1840. Echiniscus granulatus Doyere. 
Ann. loc. cit. pag. 282. 
Gelege unbekannt. 
1840. Echiniscus biunyuis C. A. S. Schultze. 
In ,Echiniscus Bellermanni C. A.S. Schultze Berlin 
1840‘. 
Gelege unbekannt. 
1854. Echiniscus victor Ehrenberg. 
Ehrenberg, Mikrogeologie Taf. 35 B. 
Gelege unbekannt. 
1854. Echiniscus arctomys Ehrenberg. 
Ehrenberg, Mikrogeologie Taf. 35 B. 
Gelege von mir in Deutschland und Spitzbergen be- 
obachtet, 2 oder 4 Hier, fast kugelig, ca. 48 p. Taf.IV Fig. 1. 
1861. Echiniscus Creplint C. A.S. Schultze. 
Gratulations-Schrift, Greifswald 1861. 
Gelege unbekannt. 
1889. Echiniscus filamentosus Plate. 
Zoolog. Jahrb. Bd. III. Morph. Abt. pag. 532. 
Gelege unbekannt. 
1889. Echiniscus muscicola Plate. 
Zool. Jahrb. loc. cit. 


— 61 — 


Gelege, von mir bei Frankfurt a. M. beobachtet, ent- 
halten 5 kuglige Eier, von ca. 75 » Durchmesser. 
1889. Echiniscus aculeatus Plate. 
Zool. Jahrb. loc. cit. 
Gelege unbekannt. 
1889. Echiniscus similis Plate. 
Zool. Jahrb. loc. cit. 
Gelege unbekannt. 
1902. Echiniscus scrofa Richters. 
Bericht der Senckenbg. Ges. 1902 pag.9 Taf.1 Fig. 2. 
Gelege unbekannt. 
1902. Echiniscus quadrispinosus Richters. 
loc. cit. Taf.I Fig. 1. 
Gelege 4 bis 5 Eier. 
1902. Echiniscus inermis Richters. 
loc. cit. Taf. I Fig. 3. 
Gelege unbekannt. 
1902. Echiniscus Duboisi Richters. 
loc. cit. Taf. I Fig. 4. 
Gelege 2 ovale Eier, groß. Durchm. 48 y. 
1904, Echiniscus Blumi Richters. 
Fauna arctica Bd.III pag.499 Taf.XV Fig. 1. 
Gelege 4 kuglige Eier, 80 p. 
1904. Echiniscus Wendt: Richters. 
Fauna arctica Bd.III pag.499 Taf.XV Fig.3. 
Gelege 4 ovale Eier, 48 pp. 
1904. Echiniscus Oihonnae Richters. 
Fauna arctica Bd.IlI pag.499 Taf.XV Fig.4. 
Gelege 5 kuglige Eier, 64 p. 
1904. Echiniscus merokensis Richters. 
Fauna arctica. Bd.III pag.500 Taf.XV Fig.d. 
Gelege unbekannt. 


Gattung Milnesium. 
Eier in Hautsäcken. 
1840. Milnesium tardigradum Doyere. 
Annal. d. sc. nat. Paris. lI.ser. Tom. 14 pag. 282 
pl. 13 fig. 1. 


—~ 92 — 


Doyére hat nur zwei Gelege gesehen, das eine hatte braun- 
rote Eier, das andere farblose; 0,07 bis 0,08 mm kleiner Durch- 
messer, 0,08 bis 0,09 großer Durchmesser; die Gelege enthielten 
fünf Eier. 

Ich habe sicherlich bei weitem mehr als hundert Gelege 
von den verschiedensten Lokalitäten (Mittel-Europa, Spitzbergen, 
Java) gesehen; sie hatten ausnahmslos farblose Eier; die ge- 
ringste Anzahl der Eier war, auf Spitzbergen, 3, die größte 15; 
auch bei Frankfurt beobachtete ich 14 Eier in einem Gelege, 
auf Java 5. Taf.IV Fig.2 zeigt die Abbildung eines lehrreichen 
Präparats eines Milnesium, das in seine abgestoßene Cuticula 
6 Eier gelegt hatte und gerade im Begriff war, den Hautsack 
zu verlassen, als ich es mittels Essigsäure abtötete. Bemerkens- 
wert ist an dem Bilde die Kleinheit der Blutkörperchen; die- 
selben sind zweifelsohne durch die vorhergehende Eiproduktion 
derartig reduziert. Die Tiere miissen eine relativ ungeheure 
Menge Reservenahrung in ihren sogen. Blutkörperchen depo- 
nieren, um gleichzeitig das Material zu 15 Eiern abgeben zu 
können, und rätselhaft ist es außerdem, wie das Tier bei der 
Eierablage noch Platz neben einer so großen Anzahl so großer 
Eier in dem Hautsack findet. (Vgl. übrigens Taf. I, Fig. 4.) 
Die Platesche Auffassung der sogen. Blutkörperchen als Fett- 
körper findet eine hübsche Bestätigung durch die Auffindung 
von Lutéin in den Blutkörperchen des Macroliotus coronifer 
(Fauna arctica, Bd. III pag.498), eines gelben Farbstoffes, der 
im Eigelb, corpus luteum der Säugetiere, vielen Fettgeweben 
(Pferdefett etc.) und anderen Reservestoffen vorkommt. 


Gattung Diphascon. 


Eier in Hautsäcken. 
1889. Diphascon chilenense Plate. 
Zool. Jahrb. Bd. III. Morph. Abt. pag. 537. 

Plate äußert sich über Eier und Eiablage von Dephascon 
nicht; er war erstaunt über die Größe der Dottermasse, die er 
in einem Tier fand und ließ es dahingestellt, ob dieselbe wirk- 
lich nur zur Bildung eines einzigen Eies dienen sollte. 

Ich fand unter Exemplaren aus dem Taunus eins, das 
diese Zweifel löste. Das Tier, von 208 » Länge (Taf. IV Fig. 3) 


— 68 — 


hatte ein ca.60 » im Durchmesser haltendes, nahezu kugeliges 
Ei in eine abgestoßene Cuticula gelegt und lag selbst noch 
neben demselben. 
1904. Diphascon spitzbergense Richters. 
Fauna arctica. Bd.IIl pag. 506. 
Gelege von 2 Eiern; farblos; größter Durchinesser 78 p, 
kleinster Durchmesser 60 ı. 


Gattung Macrobiotus. 


A. Eier in Hautsäcken. 
1838. Macrobiotus macronyx Doyére. 
Ann. d. sc. nat. Paris. II. ser. Tom. 10. 

Doyére gibt nichts über Form, Zahl und Größe der Eier 
an, sondern nur, daß sie in Hautsäcken abgelegt werden; Plate 
bemerkt: in größerer Zahl; Greefi gibt 20 bis 30 Eier an. 

Taf.IV Fig.4 zeigt ein Gelege von 12 Eiern aus dem 
Bach des Köpperner Tales im Taunus. 


1839. Macrobiotus Oberhdusert Doyére. 
Ann. d. sc. nat. II. ser. Taf.14 pag. 286 pl. 14 Fig.11. 

Über die Eier des Oberhäuseri sagt Doyére: Die farblosen 
Eier sind kugelig, Durchmesser etwa 0,06 mm; ihre Schale ist 
mit dicken, kurzen, stumpfen Warzen besetzt, die dem Ei genau 
das Ansehen einer Himbeere geben. 

Die Abbildung, pl. 14 Fig. 15 bringt diese Beschreibung 
nicht sonderlich zum Ausdruck; die Eier erscheinen nach der- 
selben wie mit Kugeln, aber nicht wie mit Warzen besetzt. 
Greeff meint: „Das, was Doyére als das Ei von AM. Oberhäuser: 
abbildet, scheint ein unreifes, noch nicht abgelegtes Ei zu sein, 
das mit Furchungskugeln erfüllt ist, bei dem aber die eigen- 
tümliche Bildung der Eischale noch nicht vorhanden ist.“ 

Ganz abweichend von Doyere ist Greeffs Abbildung und 
Beschreibung des Oberhäuseri-Eies. Er sagt: „Die Eier sind 
kugelig und haben ca. 0,06 mm im Durchmesser. Die äußere 
Eischale ist dicht bedeckt mit feinen, nicht starren Stacheln.“ 
Leider sagt Greeff nicht dabei, woraus er die Zugehörigkeit des 
Eies zu M. Oberhäuseri erkannt hat. Bei frei abgelegten Eiern, 
und um solche handelt es sich ja hier, nach Greefi, muß man 
entweder den Macrobiotus aus dem Ei haben hervorkommen 


— 6 — 


sehen oder man muß das Ei im Muttertier beobachtet haben. 
Daß man blos eine Macrobiotus-Art wiederholt mit gewissen 
Eiern zusammen gefunden, ist noch kein fester Beweis. 

Ich bin genötigt anzunehmen, daß auch Greeff sich in 
diesem Fall geirrt hat. Die stacheligen Eier (wenn auch nicht 
mit ganz so vielen Stacheln), welche er beschreibt und abbildet, 
kenne ich aus häufiger Anschauung, aus Deutschland und Spitz- 
bergen; es ist mir aber nie gelungen, ihre Zugehörigkeit zu 
eruieren. Ich habe sie wiederholt monatelang im hängenden 
Tropfen beobachtet, habe sie aber nie zum Ausschlüpfen bringen 
können. Sie sind zartschaliger und glasiger als frei abgelegte 
Tardigraden-Eier; ich halte sie überhaupt nicht für solche. 

Macrobiotus Oberhäusers ist nach meinen Beobachtungen 
keine Art, die frei ablegt, sondern Gelege in Hautsäcken er- 
zeugt. Vom Brunhildisstein auf dem Feldberg im Taunus habe 
ich zwei, von Bellaggio, Villa Serbelloni, ein Gelege, die so 
typisch die eine, fast fadenförmige Kralle an den Beinpaaren, 
durch welche Oberhäuseri charakterisiert ist, zeigen, daß man, 
auch ohne Prüfung des Schlundkopfes, nicht zweifelhaft sein 
kann, mit welcher Macrobiotus-Art man zu tun hat. Das 
Bellaggio-Exemplar zeigt außerdem die bei Oberhäuseri häufig 
auftretende, kräftige Granulation der Cuticula des Hinterleibs. 
Die Gelege enthalten 2 oder 4 Eier. (Taf.1V, Fig.6.) 


1866. Macrobiotus tetradactylus Greeff. 
Max Schultze, Arch. f. micr. Anat. Bd. II pag. 119 

Taf. VII Fig. 13. 

Greeff berichtet von Gelegen mit 4 ovalen Eiern. 

Ich habe deren 2, 4, 6 und 8 (Taf. IV Fig.5) angetroffen; 
kleinster Durchmesser 60 p, größter 75 p. Zweimal fand ich 
Gelege von 2 Eiern (Spitzbergen, Falkenstein i. T.), neben denen 
sich noch das Muttertier in der abgestoßenen Cuticula befand; 
in den Eiern aber war der gekriimmte Embryo schon deutlich 
erkennbar. Was das Muttertier veranlassen kann, noch lange 
Zeit nach der Eiablage in der Cuticula bei seinen Eiern zu 
verharren, wobei es doch auf Nahrungsaufnahme verzichten 
muß, ist schwer zu sagen. 


1900. Macrobiotus ornatus Richters. 
Bericht der Senckenbg. Ges. 1900, pag. 40 Taf. VI. 


— 6 — 


Das Gelege dieser jetzt vom St. Gotthardt bis Smeren- 
burg (NW-Spitzbergen) bekannten, höchst zierlichen Form, 
(Taf. IV Fig.7), besteht nach meinen und Schaudinns Beob- 
schtungen stets aus 2 kugelförmigen Eiern von ca. 504 Durch- 
messer. 

1902. Macrobiotus Saitlerı Richters. 
Bericht d.Senckenbg. Ges. 1902, pag.12 Taf. II Fig.1. 

Die Gelege, welche ich beobachtete, (Taf. IV Fig.8), ent- 
hielten ebenfalls stets 2 ovale Eier, kleinster Durchmesser 33 p, 
größter Durchmesser 45 ». Die Cuticula dieser Gelege ist be- 
sonders gut geeignet, das charakteristische Merkmal dieser Art, 
die gefelderte Cuticula, zu zeigen. 


B. Eier werden frei abgelegt. 


Die Eier der frei ablegenden Arten sind, mit Ausnahme 
von M.coronifer, der ein ovales Ei hat, kugelförmig. 


1834. Macrobiotus Hufelandi C. A. S. Schultze. 
Isis von Oken 1834, pag. 708. 
Ann.d.sc. nat. Paris. II. ser. T.14 pl.14 Fig.8. 

Die Zusammengehörigkeit des von Doyere pl.14 Fig. 8 
abgebildeten Eies mit Macrob. Hufelandi habe ich wiederholt 
beim Ausschlüpfen des Tieres aus dem Ei unter dem Deckglas er- 
kannt. Ich tötete das Tier dann gewöhnlich mit ganz schwacher 
Essigsäure ab und bin daher in der Lage, die Richtigkeit meiner 
Beobachtung durch ein mikroskopisches Präparat zu belegen. 

Die Haftapparate (Taf. V Fig.1) dürfte man vielleicht, ihrer 
Form wegen, mit umgestülpten Likörgläsern oder Eierbechern 
vergleichen. Um den der Eischale aufsitzenden Rand des Gläschens 
bilden ca. 13 radial angeordnete Leisten einen Strahlenkranz, was 
der Oberfläche des Eies ein höchst zierliches Aussehen verleiht. 
Es muß Wunder nelımen, daß dem so fein beobachtenden 
Doyére diese Skulptur ganz entgangen ist. Bei vollen Eiern 
sieht man sie nicht so gut wie bei leeren Eischalen, bei denen 
andrerseits wegen des Collapses die Becherchen nicht so hervor- 
treten wie bei dem prallen, vollen Ei. Die Haftapparate, deren 
Form und Größe kleinen Schwankungen unterliegt, sind nicht 
immer in genau derselben Zahl vorhanden; man zählt am Rande 
der Eier ca. 19 bis 27; diese Zahl ist aber nicht ganz leicht 
vollkommen sicher festzustellen, da man oft zweifelhaft sein 


[] 


— 6 — 


wird, ob man ein etwas höher oder tiefer stehendes als rand- 
standig auffassen will. 

Durchweg kommen 4 Eier gleichzeitig zur Reife. Doyére 
fand im Ovarium bis 11 Stiick in Entwickelung; ich besitze ein 
Priparat mit 15. 

Man findet die abgelegten Eier gewöhnlich einzeln, aber 
auch in Gruppen von 2, 3, 4; ein einzigesmal beobachtete ich 
8, die zweifellos einem Gelege angehörten. 

Sehr selten findet man sie in Cuticula; Doyere hat dies 
einmal, ich habe es zweimal beobachtet. Es handelt sich hier 
sicherlich um durch ganz besondere Umstände herbeigeführte 
Ausnahmen. | 


1904. Macrobiotus Hufelandi simplex. 
Fauna arctica. Bd.III pag.502 Taf. XVI Fig. 23. 

Diese Varietät (früher als Doyeria simplex von Plate be- 
zeichnet) scheint sich von der Stammart auch in ihren Eiern 
wesentlichzuunterscheiden. Die Fußplatten der Becherchen, (Taf. V 
Fig. 2) sind winzig klein und die Haftapparate viel zahlreicher ; man 
zählt am Rande gegen 40. Die Zugehörigkeit dieser Eier zu 
der Simplex-Form von Hufelandi habe ich beim Ausschlüpfen 
bisher nicht beobachten können, wohl aber habe ich zweimal 
solche reich verzierte Eier in Muttertieren gesehen (eine Freude, 
die einem, merkwürdig genug, so selten blüht) und wiederholt 
habe ich beobachtet, daß in Kolonien von Hufelandi und Hufelandi 
simplex die Zahl der von mir beobachteten erwachsenen Tiere 
etwa in demselben Verhältnis stand wie die Zahl der Eier 
(1 simplex auf ca. 30 der Stammform). Die Eier der Stamm- 
form haben bis 80 p, die der Simplex-Form bis 95 p Durchmesser. 


1889. Macrobiotus intermedius Plate. 
Zool. Jahrb. Bd. III. Morph. Abt. pag. 535. 

Plate berichtet nichts über die Eier dieser von ihm in 
Chile und bei Marburg, von mir im Taunus, auf Spitzbergen 
und in der Antarktis beobachteten Art. Wie das ganze Tier 
eine Miniaturausgabe des Hu/felandi ist, so auch die Eier. (Taf. V 
Fig.7). Dieselben haben ganz den Typus der Hufelandi-Eier, haben 
aber nur 45 4 Durchmesser. Den Haftapparaten fehlt, sozusagen, 
der becherförmige Teil, so daß sie großköpfigen Nägeln oder 
Schrauben ähneln; man zählt am Rande etwa 20. Ich habe 


— 67 — 


weder das Ausschlüpfen noch das Vorkommen der reifen Eier 
im Muttertier beobachtet; ein Irrtum aber ist, wegen der Klein- 
heit des Eies und wegen des gleichzeitigen Vorkommens des- 
selben mit intermedius an so verschiedenen Fundorten 
so gut wie ausgeschlossen. Auf Possession-Island fand ich zuerst 
die Eier; aus ihnen schloß ich auf das Vorkommen von inter- 
medius, eine Vermutung, die sich sehr bald bestätigte. 

Ein einziges Mal habe ich 2 Eier in Cuticula gefunden. 

An Hufelandi und iniermedius reiht sich eine noch un- 
beschriebene Form an, die ich in Material von Possession- 
Island (,Gau8*-Expedition) fand. Der Fuß der Eierbecher ist 
lang ausgezogen, die Kußplatte mit vier abwärts gerichteten 
Dornen versehen. Von allen bekannten Macrobiotus-Arten hat 
diese entschieden die wirksamsten Anker. 


1904. Macrobiotus coronifer Richters. 
Fauna arctica. Bd.III pag. 504. (Taf. XV Fig.8und9). 
Die Eier (Taf. V Fig.6) sind wie die erwachsenen Tiere gelb 
(durch Lutéin) und, abweichend von allen bisher bekannten, frei ab- 
gelegten Macrobiotus-Eiern, oval; ihr großer Durchmesser be- 
trägt 176 »; sie sind mit einem Pelz äußerst spitz endender, 
offenbar nicht sehr starrer Dornen bekleidet, die eine feinkörnige 
Oberfläche haben. Ich beobachtete das Ausschlüpfen des coronzfer 
aus diesen Eiern. 


1904. Macrobiolus granulatus Richters. 
Fauna arctica. Bd.III pag.505. (Taf. XVI. Fig. 27). 

Die kugelförmigen Eier (Taf. V Fig.5)haben ca. 160g Durch- 
messer. Sie sind mit Gebilden bedeckt, die durch ihre Form an Ge- 
würznägelchen erinnern. Ihre Basis ist ein wenig verdickt und 
das obere Ende mit 3 bis 5 nach oben und außen gerichteten 
Zapfen versehen. 

Die Auffindung dieser Eier ließ mich das Vorhandensein 
einer neuen Macrobiotus-Art vermuten. Später beobachtete ich 
direkt das Ausschlüpfen der neuen Form aus diesen Hiern. 


1%4. Macrobiotus echinogenitus Richters. 
Fauna arctica. Bd.III pag. 503. 

Sternförmige Eier (Taf. V Fig.3), die ich bereits vor vier 
Jahren wiederholt an verschiedenen Lokalitäten im Taunus beob- 
achtet hatte, machten mich auf die Existenz einer bisher nicht er- 

6* 


— 68 — 


kannten Art aufmerksam. In Spitzbergen fand ich dieselben in 
großer Zahl und beobachtete an ausgeschlüpften Jungen, daß diese 
Eier einer Form angehören, die gar leicht mit Hufelandı ver- 
wechselt werden kann und denn nun auch zweifellos lange 
Jahre mit Aufelandi zusammengeworfen ist. Ich habe in weit 
über 20 Fällen, in Deutschland und Spitzbergen, entweder die 
Schlundkopfverhältnisse der Embryonen im Ei studieren können 
oder das Ausschlüpfen unter dem Deckglas beobachtet. Ich 
wiederhole an dieser Stelle, was ich, zunächst über die Eier, 
die ich in Spitzbergen fand, in der Fauna arctica schrieb: Die 
Eier sind mit zwiebelkuppelförmigen, sehr fein punktierten 
Stacheln besetzt; die Zahl der Stacheln ist sehr wechselnd; 
man zählt am Umkreis 10 bis 17. Die Eier von Spitzbergen 
messen 75 bis 130 1 Durchmesser. Bei Betrachtung einer größeren 
Zahl derselben fiel mir auf, daß man, der Größe nach, drei 
Sorten unterscheiden könne, solche von ca. 80, 90 und 130 p. 
In 18 Eiern war der Embryo so weit entwickelt, daß ich ihn 
teils im Ei auf den Bau des Schlundkopfes untersuchen konnte, 
teils durch leisen Druck des Deckglases die Eihülle sprengen 
und den Embryo zum Austreten bringen konnte. Da ergab sich 
nun die merkwürdige Tatsache, daß aus den drei Eisorten drei 
leicht von einander zu unterscheidende Varietäten des echzno- 
genitus hervorkommen. Unter den 18 von mir beobachteten 
Fällen war keine Ausnahme. 

Aus den größten Eiern kommen (ich beobachtete sechs 
Fälle) Macrobioten, bei denen jede Reihe der Chitineinlagerungen 
des Schlundkopfes aus drei größeren Stäbchen, die gleichen 
Abstand von einander haben und einer, oft nur punktförmigen, 
Einlagerung besteht. Die Krallen sind sehr kräftig, wie bei 
allen echinogenitus (und das ist leider nur der einzige, nennens- 
werte Unterschied von //ufelandt, abgesehen von der ganz ab- 
weichenden Form des Eies), nur an der Basis verwachsen. Die 
größere Kralle maß ich bei einem Embryo im Ei bereits zu 
10 p, bei Erwachsenen bis 25 »; die beiden Krallen eines Paares 
bilden einen starken Winkel zu einander, gelegentlich fast einen 
rechten. Aus den Eiern von 90», die am zahlreichsten sich 
finden, kommt (in neun Fällen beobachtet) die häufigste Varietät 
mit nur zwei größeren, relativ dickeren und einer körnchen- 
fürmigen Chitineinlagerung des Schlundkopfes. Die Krallen sind 


— 9 — 


weniger kraftig und bilden einen spitzeren Winkel mit einander. 
Die kleinsten Eier (drei Fälle beobachtet) erzeugen eine Form 
mit reduzierten Mundwerkzeugen; der Schlundkopf, der bei den 
beiden anderen Varietäten oval ist, ist hier kugelförmig, ent- 
hält gar keine oder nur durch ganz feine Leistchen angedeutete 
Einlagerungen, die Zahnträger fehlen und die beiden säbel- 
formigen Messer der beiden anderen Varietäten sind durch 
ganz kurze, gerade Zahnrudimente vertreten, die zur Nahrungs- 
aufnahme nicht mehr in Beziehung stehen. 

Die Eier der deutschen echinogenitus, die ich beobachtete, sind 
wesentlich kleiner als die von Spitzbergen; sie messen nur ca. 66 p. 

Auch in der Form scheint das Ei von echinogenttus sehr 
zu variieren. In Moosen aus Süd-England (Whitfield bei Dover) 
fand ich kürzlich den echinogenitus mit Eiern, die der spitz 
auslaufenden Stacheln entbehrten und mit stumpfkegelförmigen 
Zapfen besetzt waren. Einen weiteren Schritt der Abrundung 
und Verkürzung dieser Zapfen zeigt die Figur 4 Taf.V eines 
Kies aus dem Taunus, das ich auch für das eines echinoyenttus 
halte, und den Schluß dieser Reihe bildet das Ei, welches Plate 
Taf. XXII Fig. 28 als das Ei von //ufelandi abbildet. 

Scourfield (Proceedings Zool. Soc. London 1897) hielt die 
Spitzbergener echinogenitus zweifellos auch für Aufeland', denn 
er beschreibt die Eier des Tardigraden, den er für Hufelandi 
hielt: „Eggs with conical projections, sharp pointed, not blunt, 
as figured by Plate.“ 

Es erübrigt vielleicht noch, auf die Greefische Abbildung 
des Kies von M. Schultxet hinzuweisen. Diese von Greeff auf- 
gestellte Art ist die augenlose Varietät von J/. Hufelandi und 
damit stimmt auch recht gut seine Abbildung, die sich, beim 
Vergleich der Form der Haftapparate am Rande und auf der 
Oberfläche, als nicht sehr sorgfältig erweist; im Text gilt die 
Zeichnung als die des Kies von J/ufelandi. Die Abbildung, 
welche Lance (Theses, présentées a la faculté des sciences de 
Paris 1896, pl. III fig.16) von dem Ei des Qlerhduseri gibt, dürfte 
eine Kopie der Doyéreschen Zeichnung sein; über die Abbildung 
des Eies von Hufelandi Fig. 17 enthalte ich mich des Urteils. 


Tafel-Erklärung. 


Taf. IV. 


Fig. 1. Gelege von Erhiniseus arclomys Ehrbg. 


2. 


3. 


5. 
6. 
7. 
8. 


Milnesium tardigradum, nach der Eiablage aus der ab- 
gestuBenen Cuticula schlüpfend. 


Diphascon chilenense Plate. Eiablage und Häutung. 
4. Gelege von Macrobtotus macronyzx. 
„ n „ tetradactylus. 
n „ » Oberhdusert. 
» " „ ornatus. 
n » „ Satileri. 


Außer Fig. 1 und 7 sind sämmtliche Abbildungen vom Lithographen 
nach Photogrammen des Verfassers angefertigt. 


Ber d.Senckenb, Naturf. Ges. 1904. Tat 





6 


.- 











— 12 — 


Tafel-Erklärung. 
Taf. V. 
Fig. 1. Ei von Macrobiotus Hufelandı. 
2 2» om , n simplex. 
3: nn „ echinogenttus, 
» 4. „ wahrscheinlich von einer Varietät des M. echinogenitus. 
„ 5. , von Macrobtotus granulatus. 
» & » » „ corontfer. 
on log . intermedius. 
„ 8. Echiniscus conifer nov. spec. 


Fig. 1—7 sind vom Lithographen nach Photogrammen des Verfassers 
angefertigt. 


Ber. d.Senckenb, Naturf Ges. 1904. 


r 
' 




















Echiniscus conifer nov. spec. 


Von 
Prof, Dr. F. Richters- Frankfurt a. M. 


Mit Taf. V Fig.8. 


Auf dem Wege von Lugano nach Gandria stehen hart am 
See Ölbäume; in Lebermoosrasen, die auf diesen wachsen, fand 
ich, Ostern 1902, einen neuen Echiniscus, der durch den Ent- 
wickelungsgrad seiner Anhänge ein besonderes Interesse ver- 
dient. Bei anderen Echiniscus-Arten sind die seitlichen wie die 
rückenständigen Anhänge entweder starre Dornen oder bieg- 
same Haare. Diese neue Art hat, wie E.aretomys und Wendtt, 
nur ein laterales Haar jederseits (oberhalb des ersten Bein- 
paares), ein Haar, das keinem Echiniscus fehlt und bei den 
Echiniscen, die eine Metamorphose durchmachen, auch schon 
bei den ausschlüpfenden Jungen vorhanden ist. Statt der andern 
Anhänge hat die neue Art an denselben Stellen, wo die seit- 
lichen Anhänge bei andern Arten zu sitzen pflegen, jederseits 
vier konische Zapfen, Bildungen, in denen wir wohl die Vor- 
läufer von Stacheln oder Haaren zu erblicken haben. Wir 
haben hier einen phylogenetisch interessanten Fall, insofern 
E.conifer auf einer Stufe der Ausbildung der lateralen Anhänge 
stehen bleibt, die von allen Arten mit seitlichen Anhängen 
sicherlich im Lauf der Entwickelungsgeschichte des Individuums 
durchlaufen wird. Von den bekannten Arten hat nur E. granulalus 
außer drei lateralen Fäden einen solchen konischen Zapfen. 
Doyere erblickt in ihm ein reduziertes Haar; ich möchte ihn 
für ein werdendes Haar oder Dorn halten. Die Echiniscen, 
welche eine Metamorphose zeigen, haben in der Jugend weniger 
Anhänge als im Alter und daher liegt es wohl näher, die 
konischen Zapfen als werdende und nicht als rudimentäre 
Organe aufzufassen oder wir müßten es eben vorziehen anzu- 


— 4 — 


nehmen, daß diese Formen in diesem Punkt schon wieder in 
der Dekadenz sind. 

Die neue Art steht auch darin dem arctomys nahe, daß 
sie der Stachelfalte auf den Hinterbeinen entbehrt, die sich 
fast bei allen andern Echiniscus-Arten findet. Die Krallen 
tragen keine Dornen. Die Granulierung der Rückenschilder ist 
ziemlich grob, die Granula sind runde Knöpfchen. 

Länge 0,2 mm. 

Zwei Gelege, die ich beobachtete, enthielten jedes 3 Eier 
von 45 » kleinem und 51 p großem Durchmesser. 


m ne ee = 


Thermische Vegetations-Konstanten. 


Aus dem Nachlasse von Prof. Dr. Julius Ziegler,') zusammengestellt 
von 
Johanna Ziegler. 


Im Laufe seiner pflanzenphänologischen Studien war mein 
Mann in Übereinstimmung mit Prof. Hermann Hoffmann 
in Gießen zu der Überzeugung gekommen, daß die Summe 
der täglichen Maxima eines direkt von der Sonne 
bestrahlten Thermometers den geeignetsten ver- 
gleichbaren Ausdruck für die zu einer bestimmten 
Vegetationsleistung erforderliche Wärmezufuhr 
des entsprechenden Zeitraums liefere.?) 

In verschiedenen Berichten der Senckenbergischen 
Naturforschenden Gesellschaft hat er seine diesbezüg- 
lichen Ansichten niedergelegt. Ich verweise auf die Arbeiten: 
Beitrag zur Frage der thermischen Vegetations- Konstanten. 
Bericht 1873/74. Seite 115ff. Über phänologische Beob- 
achtungen. Bericht 1878/79. Seite 89ff. Über thermische 
Vegetations-Konstanten. Bericht 1878/79. Seite103ff. Pflanzen- 
phänologische Karte der Umgegend von Frankfurt a.M. Be- 
richt 1882/83. Seite 294ff. und Pflanzenphänologische Beob- 
achtungen zu Frankfurt a.M. Bericht 1891. Seite 21ff. In 
letzter Abhandlung hat mein Mann Seite 21 eine Arbeit über 
die thermischen Vegetations-Konstanten mit den Beobachtungen 
an bestimmten einzelnen Pflanzen in Aussicht gestellt. Das 


1) Dem im vorjährigen Bericht (I. Teil p. 171*—174*) veröffentlichten 
Nekrologe Julius Zieglers von Dr.W.Kobelt war der im „Jahresbericht 
des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. 1901/02“ (p. 71—75) erschienene 
Nekrolog von E. Ihne zugrunde gelegt. Durch ein Versehen der Redaktions- 
kommission wurde bedauerlicherweise versiumt, hierauf besonders hinzuweisen. 
*) Bericht der Senckenb. Naturf. Gesellschaft. 1873/74. S. 115. 


— %— 


Material zu derselben fand ich in seinem Nachlasse und wird 
dasselbe in folgenden Blättern der Öffentlichkeit übergeben. 
Wissenschaftliche Schlüsse an die Ergebnisse desselben anzu- 
knüpfen, bin ich natürlich nicht imstande. Ich veröffentliche 
das Material, wie ich es vorfand, unter Anschluß einiger Be- 
rechnungen, die mein Mann beabsichtigte, aber leider nicht 
mehr selbst anstellen konnte. Bei der Sichtung und Berechnung 
unterstützte mich Herr Dr. W. Boller auf das bereitwilligste. 
Im Sinne meines Mannes (Bericht 1873/74. Seite 120) stehe 
ich auch davon ab, sämtliche Beobachtungsdaten zum Abdruck 
gelangen zu lassen, denn fast jede Zahl müßte ihren Kommentar 
erhalten. Das gesamte Material habe ich der Senckenbergischen 
Naturforschenden Gesellschaft übergeben. Es liegt dort zur 
Einsicht und eventuellen weiteren Benutzung offen. 

Zur Erklärung der nachfolgenden Tabellen bedarf es einiger 
Erläuterungen. Ich entnehme den Text derselben, wenn irgend 
möglich, den vorhin genannten Abhandlungen meines Mannes. 

Hofimann suchte die zu Beginn dieser Arbeit gegebene 
Anschauung dadurch zu beweisen, daß er vom Jahresanfang, 
(1. Januar), als einem Tage tiefster Winterruhe bis zum Ein- 
tritt der verschiedenen Vegetationsstufen die täglichen Maximal- 
stände über Null eines besonnten Thermographen summierte. 
(Bericht 1878/79. Seite 108.) In der Summe der Insolations- 
maxima glaubte er dann einen Ausdruck für den Wärmever- 
brauch der Pflanze zu finden. Diese Methode lieferte nicht 
überall genügende Resultate. (Bericht 1873/1874. Seite 120). 
Mein Mann führte eine andere Berechnungsweise ein derart, 
daß er von einem anderen Zeitpunkte der Vegetationsentwicke- 
lung, sofern dieser nur scharf zu bestimmen war, zu zählen 
begann. So vom Erscheinen der ersten Blüte in 
einem Jahre zählend bis wiederum zur gleichen 
Phase im darauffolgenden u.s.w.; also vom gleichen 
zum gleichen Vegetationspunkt — von einem Vege- 
tationsjahre zum anderen. (Bericht 1873/74. Seite 121).') 

Es scheint selbstverständlich, daß man für alle Pflanzen 
und in jedem Vegetationsjahr bei einem und demselben Be- 


") Siehe Siegmund Günther: Die Phänologie, ein Grenzgebiet zwischen 
Biologie und Klimakunde. München 1895. Seite 32. 


— 7 — 


sonnungsthermometer nahezu die gleiche Summe, welche natiir- 
licherweise der mittleren Summe einer größeren Anzahl von 
Kalenderjahren enstpricht, welche aber im einzelnen Kalender- 
jahre bedeutend davon abweichen kann, erhalten sollte. 

Andererseits ist zu erwarten, daß die Hoffmannsche 
Methode, ausgedehnt auf eine größere Anzahl von Jahren, für 
jede Entwickelungsstufe jeder Pflanze eine konstante Mittelzahl 
für die Summen der Maximaltemperaturen ergeben muß, welche 
ihrerseits als Mittel einem bestimmten Tage entspricht. Und 
dieser Tag ist dann das mittlere Datum des Eintritts der be- 
treffenden Vegetationsstufe. | 

Es ist auch klar, daß diese Konstanten für Pflanzen der- 
selben Gattung je nach ihrem Standorte, ihrer Nahrungszufuhr 
und Besonnung variieren müssen. 

Diese Konstanten zu ermitteln und auf Grund derselben 
dann die mittleren Eintrittszeiten der einzelnen Vegetations- 
stufen zu berechnen, hatte mein Mann sich zur Aufgabe gestellt. 
Zu diesem Zwecke wurden in unserem Garten, Feldstraße 8, 
in den Jahren 1869 bis 1902 26 verschiedene Pflanzenarten, 
viele davon in mehreren Exemplaren, auf .das Erscheinen der 
ersten Blüte und der ersten Fruchtreife beobachtet. Bearbeitet 
wurde einstweilen nur das Material 1869 bis 1880. 

Als erste Blüte ist die erste geöfinete Blüte, beziehungs- 
weise das erste Stäuben des Kölbchens (Antheren) gemeint, 
(Bericht 1878/79. Seite 92; 1891. Seite 27), dagegen ist die 
erste Fruchtreife, die je nach der Natur der Pflanze eine sehr 
verschiedenartige ist, nicht so leicht und sicher zu bestimmen. 

In der Arbeit: „Beitrag zur thermischen Vegetations- 
Konstanten“ sind Seite 118 nähere Angaben über die Versuchs- 
pflanzen enthalten. Ich verweise auf dieselben. Später kamen 
zu den dort aufgeführten Pflanzen noch folgende hinzu: Atropa 
Belladonna, die Tollkirsche, Aster Amellus, die Sternblume und 
Prenanthes purpurea, der Hasenlattich. (Bericht 1878/79. 
Seite 116). 

Außer den dort angegebenen Pflanzen wurden an ver- 
schiedenen anderen Örtlichkeiten in Frankfurt a. M. die be- 

„treffenden Vegetationsstufen beobachtet, sie sind in den nach- 
folgenden Tabellen, wenn nicht besonders die Ortlichkeit 
"angegeben ist, als „allgemein“ bezeichnet. 

® . 


Hand in Hand mit diesen phänologischen Beobachtungen 
gingen die meteorologischen, nämlich die der täglichen höchsten 
Temperaturen eines von der Sonne frei bestrahlten Maximum- 
Thermometers. Diese Beobachtungsreihen erstrecken sich auf 
die Jahre 1869 bis 1896 und gehörten gleichfalls zu dem 
wissenschaftlichen Nachlasse meines Mannes. Sie sind im 
Jahresbericht des Physikalischen Vereins für 1901/1902 ab- 
gedruckt. 

In den dort niedergelegten Tabellen sind für genannten 
Zeitraum sowohl die Maxima eines jeden Tages, als auch deren 
Summen vom 1. Januar an verzeichnet, so daß man für jedes 
Datum eines Jahres die bis dahin abgelaufenen Summen jedes 
Jahres ohne weiteres ablesen kann. 

Einen Teil dieser Tabellen hat mein Mann vor ihrer 
Drucklegung schon in den Arbeiten „Bericht 1873/74 und 
Bericht 1878/1879 benutzt, in der letzten Arbeit Seite 117 
auch bemerkt, daß er eine ausgedehntere Veröffentlichung über 
die thermischen Vegetationskonstanten plane. Die genannten 
Publikationen des Physikalischen Vereins dienen daher einer- 
seits als Belege für die früheren Publikationen und Material 
für weitere Bearbeitung derselben, andererseits sind sie die 
Unterlage, auf Grund deren ich die hinterlassenen pflanzen- 
phänologischen Aufzeichnungen, welche, wie oben erwähnt, mein 
Mann noch veröffentlichen wollte, in folgenden Tabellen niederlege. 


Erläuterungen zu den Tabellen. 


Die erste Tabelle enthält für 26 Pflanzen nur Mittelzablen, gewonnen 
aus den in den Jahren 1869 bis 1880 gemachten Beobachtungen für die 
Entwickelungsstufe der ersten Blüte (e. Bl), beziehungsweise der ersten 
Fruchtreife (e. Fr... Die Versuchspflanze ist entsprechend der Nummer, 
welche sie in unserem Garten trug, bezeichnet, unter „allgemein“ ist das 
allgemeine Auftreten der Entwickelungsstufe in Frankfurt a. M. verstanden. 
Einige Pflanzen an besonderen Ortlichkeiten sind besonders vermerkt. 

In Kolonne A und B sind dann die Summenmittel der täglichen 
höchsten Stände über Null eines von der Sonne frei bestrahlten Thermometers, 
wie diese in unserem Garten beobachtet wurden, verzeichnet und zwar in 
Kolonne A vom 1. Januar des Jahres an, in Kolonne B von der Zeit des» 
Erscheinens der gleichen Entwickelungsstufe im verflossenen Jahre an. 

Vor den Kolonnen sind die Anzahl der Beobachtungsjahre verzeichnet.’ 

® 


— 9 — 


Endlich enthält Kolonne C und D Monat und Tag des Eintritts der 
betrefienden Entwickelungsstufe in Frankfurt a. M., und zwar bei C be- 
rechnet aus A unter Benutzung der Mittel 1871—1895, unter D das auf 
ganz anderem Wege gewonnene Datum (siehe Bericht 1891, Seite 26). 

Die Anwendung der Mitteltemperaturen 1871—1895 (Berichte des 
Physik. Vereins 1901/02) auf unseren Zeitraum 1869 —1880 ist keinesfalls 
einwandfrei, doch dürften diese Zablen von den Mitteltemperaturen 1869 — 1880 
wenig abweichen. | 

Aus sämtlichen Beobachtungen einer und derselben Pflanzenart, wenn 
auch von verschiedenen Individuen stammend, wurde dann gleichfalls eine 
Mittelzahl berechnet. 

Die auf diese Weise durch Rechnung gewonnenen 
Daten stimmen fast immer ausgezeichnet mit derin D an- 
gegebenen Erfahrungszahl überein. 

Ferner ist aus Kolonne B der Tabellen ersichtlich, 
daß sich für alle einzelnen Versuchspflanzen alljäbrlich 
nahezu die gleiche Summe ergibt. — Tatsachen, welche mein 
Mann beweisen wollte. 

Die zweite Gruppe von Tabellen enthält für einige wenige Pflanzen 
die Einzelbeobachtungen. Ich wählte solche Pflanzen aus, von denen die 
Konstanten sowohl für die erste Blüte als auch für die erste Fruchtreife be- 
stimmt worden waren. 

Für sämtliche in der ersten Gruppe aufgezeichneten Pflanzen wurden 
derartige Tabellen auf Grund der Beobachtungen zusammengestellt und aus 
diesen dann die in Tabellengruppe 1 aufgeführten Zahlen gewonnen. 

Unsichere Angaben sind in Klammern () gestellt. 


— 90 — 
Tabelle I. 


— 8 


2 — 


6* 


Tabellen II. 


mn m Almen dm mem mn ee eee —— — —_—— —. — —-——- —_—— 


Summe 
der taglicben höchsten 
Stande fiber Null 








| Summe 
| der täglichen höchsten 
Stände über Nuli 
eines von der Sonne 
| frei bestrahlten 





eines von der Sonne 
frei bestrahliten 


Thermometers Thermometers 
Mo- | 
. Jahr \ A. B. 
at |von derZeit des i [von derZeit des 
vom | Erscheinens | vom : Frscheinens 


| | der gleichen 
„Januar. \ogetations- 
| an stufe im ver- 
|  flossenen Jahr 


BREI EEE N TEE TERN} 


| der gleichen 
ji.Januar Vegetations- 
an stufe im, ver- 


| 
| 
Tag n u A | B. 


| ' Hossenen Jahr 
Ce 8s. 





a) Ribes Grossularia, Stachelbeere. 


Erste Blüte. Erste Fruchtreife. 
. Allgemein. 



















| | . 


| 
| I. ; 1869 || 3227,8 








I, 
Mittel: 26. Juni ' 3613,4 7797,8 


7. Ä IV. 1869 | 1368,7 | (15.); V 
16. IV. 1870 | 1350,6 : 7634,1 | 27. . VI. 1870 | 3585,0 | 8009,4 
26. | 111.! 1871 | 1171,1 , 7661,3 7. | VII. 1871 || 4301,0 | 8556,8 
31. : III | 1872 || 1281,2 | 8516,6 | ° 
1. | IV. | 1873 || 1238,5 | — 8050,5 | | 
3. IV. | 1874 | 1232,5 | 7932,9 | | 
13. IV. | 1875 || 13244 | 7791,4 Ä 
3. | w.| 1876 | 10183 , 73219 | 27. , VI.| 1876 || 3364,0 
5. , IV. ı 1877 | 1187,3 | 7942.9 | ca.) vır.| 1877 || 3696,4 | 8136,83 
8 | IV. | 1878 | 11238, 7538,6 | 27. , VI.! 1878 | 3109,27 7314,9 
7. IV. . 1879 | 998,9 5 | | : 
28. 1880 || 1248,0 | 
| 
| 


| 
Mittel: 4. April ' 1214,4 ; 7720,8 

















- : | 

26. | III. 1871 | 8. vit. 1871 N 4346.0 

31. | II. 1872 (21.)° VI. ! 1872 |) 3433,3 7493.8 
2. ıv. | 1873 (3.)| VII. 1873 | 3721,0 | 8380,9 
(3)! IV. 1874 (23). VI. | 1874 | 34234 | 7641.3 
16. | IV. 1876 (30.)i VI. 1875 |, 3595.1 | 7871,2 
3.: IV. | 1876 28. | VI. | 1876 | 3103,8 | 7406,7 
6. IV. 1877 4. VII 1877" 3696.4 ,  8096,5 
8. IV. ' 1878 28. VI. 1878. 3444,01 7349,7 










April! 1217,0 


Mittel: 26. Juni | 36329 7748.6 
l 








— — — = — —_—_— -— _ — ee — ou — _ se ~ - _ — _ — — _ 


Summe | Summe 
|| der täglichen höchsten 
ı Stände über Null 
eines von der Sonne 
| frei bestrahlten 
Thermometers 


| 

der täglichen höchsten 
Stände über Null | | 

eines von der Sonne 
frei bestrablten | 

















ee ee ee 


Thermometers | Mo- | | 
A. | B. ur | A. | B. 
ahr T | Jahr 
Tag nat J | von der Zeit des ag nat | on der Zeit des 
vom Erscheinens vom | Erscheinens 
| der gleichen I.) ' der gleichen 
| I.Januar Vegetations- Ä I anuar: vVegetations- 
an | stufe im ver- | an | stufe im ver- 
| flossenen Jahr | | ; Hossenen Jahr 
ee ee REN bo | °Cs. | 908. 





Ribes Grossularia, Stachelbeere. 
Erste Blüte. Erste Fruchtreife. 






















VII: 1871 | 

























| 
26. | III. | 1871 | 1171,1 | 8. | | 45160 | 
a 1V.' 1872 || 1399.2 | 8627,6 |(21.)! VI. | 1872 || 3433,3 | 7493,8 
2.) Iv. ! 1873 | 1272.0 7973.0 | (8) VII. 1873 | 3721,0 | 8380.9 
3. | Iv. | 1874 ı 1232,5 | 7899.4 | 29. VI. 1874 || 35820 | 7799,9 
14.; IV. 1875 | 13460! 7813,0 |(80)' VI. 1875 | 35951 77126 
3.| IV. 1876 | 104838 | 73003 | 29. | vI.! 1876 | 34429 | 7445.8 
9. | IV. | 13063 | 80619 | 4. |vrt.! 1877! 3696.4 | 80574 
8 11238. 7419,6 | 28. | Vi. | 1878 | 3444,0 | 7349,7 





Mittel: 5. April | 1236.5 | 7870,7 | Mittel: 27. Juni || 3657,6 | 7748,6 

















No. 7 
o6.' TIT 1871 | 1171,1 | 9. VIL. 1871 || 4392.9 | 
1. IV. | 1872 | 11188 | 86542 (eu. VI. | 1872 || 3433,3 7446,9 
1. IV.; 1873 || 1238,5 | 7912.9 (3.)) VIL | 1873 || 3721,0 | 8380,9 
3.. 1V.; 1874 || 1232.5 | 7932,9 (5)! VII.| 1874 || 3781,8 | 7999,7 
13. IV.) 1875 | 13244 i 791,4 |(30.)' VI! 1875 || 3695,1 | 712,8 ' 
3. ı IV. | 1876 || 1048,3 ' 9321.9 29, | VI. 1876 || 3442.9 7445.8 
11.1 IV. 1877 || 1353,3' 8108.9 | | 





6 
8. | iv.! 1878 | 112381  7472,6 1878 


. | 
Mittel: 5. April 1238,8 | 7885,0 Mittel: 28. Juni | 3687,4 7757,2 
| | 









Summe 
„der taglichon höchsten 
Stande über Null . 
eines von der Sonne 
frei bestrabiten 


umme 

der täglichen höchsten 
Stände über Null 

eines von der Sonne 
frei bestrablten 
























Mo Thermometers Thermometers 
- | A ] B A. B. 
T Jahr 
ag nat | \von der Zeit des von der Zeit des 
vom Erscheinens vom Erschoinens 
| ' der gleichen der gleichen 
1.Januar| Vegetations- 1.Januar| Vegetations- 
an , stufe im ver- an stufe im ver- 
| 'flossenen Jahr tlossenen Jahr 

















°Cs. | ° Cs. ° Cs. ° Cs. 








b) Ribes ILubrum, Johannisbeere. 


Erste Blüte. Erste Fruchtreife. 
Allgemein. 


| 
10. | IV. 1808 | 1448 1 
18. | IV. 1870 | 1397,5 | 7601,6 
26. ‚II. | 1871 || 1171,1 | 76144 
31. 11°, 1872 ; 1281,2 | 8516,6 
2. : IV. | 1873 | 1272,0 | 8084,0 
9. | Iv. | 1874 || 1347.4 ' 8014,3 





as), VI.’ Inn 3227.8 
21. | VI.‘ 1870 || 3415,0 | 7839,4 
(5) | VIL: 1871 | 42073 | 86331 
18. ; VI. 1872 || 3332,2 | 7531,4 
ı 1873 || 3442,0 | 8203,0 
1874 | 3231,8 | 7728,7 









| 
13. | ıv.| 1875 | 13244 | 76765 | 14. | VI.| 1875 || 31380! — 7605,7 
3. | IV. 1876 || 1020,4 7294.0 | 13. | VI | 1876 || 28649 ' 73249 
4. Iv. 1877 | 163.8 79473 | (22.)! VI.| 1877 |] 33008 | 8239,8 
Li IV. 1878 | 1196.8 7685,1 | 13. | VI. | 1878 || 2958,3 | , 7259,6 
9. | ıv. 1879 | 10428 716,8 | 27. : vi.| 1879 || 3052,2 | ° 7564.8 
29,111. 1880 || 12790 , 71794 | 6. Vi! 1880 | 31263 , 7017,3 





Mittel: 4. April | 1220,4 | 7716,4 


Mittel: 16. Juni | 3274,7 | 7722,5 
| 





No. 9. 






1871 


1171,1 4167,3 | 
































31. | III. 1872 | 1281.2 | 8516,6 1872 | 3332,2 ' 
2. IV.: 1873 || 1272,0 8084,0 24. VI.| 1873 | 3442.0. 7203,0 
9. | IV.-| 1874 | 13474 8014,3 17. | VI. 1874 || 3231,8 7728,7 
13. ' IV. | 1875 | 13244 ° 76766 | 14. Vi. | 1875 || 31380 -7605,7 
3. : IV. | 1876 || 1020,4 , 72940 | 13. | VI. | 1876 || 28649 73249 
4. v. 1877 || 1163,8 7947,3 24. | VI! 1877 || 3365,3 8304,3 
11. IV., 1878 | 119658 76351 | 13. | VI. | 1878 || 29583 7195.1 
| 10428 | 73169 | 27. | VI., 1879 || 3052,2 | 7564,8 
| 1279,0 | 7179,4 1 Vi | 1880 | 3126.3 2017.8 









1209,9 | 7751,6 


| - 





Mittel: 4. April Mittel: 15. Juni-|| 3267,8 | 7501,7 











| 


. .Ribes Rubrum, Johannisbeere. 


Erste Blüte. Erste Fruchtreife. 
. No. 10. 


26. jar. | 1871 | 11711 | 





2. | IV. | 1872 | 1323.2 | 7602,4 
4. IV. 1 1873 | 1315,9 | 7424,7 
11. | IV. | 1874 | 1397,0 , 1822,3 
17. | Iv. | 1875 | 1417.8 © 3278,6 | 7471,7 
4. | IV. | 1876 || 1048,38 | 2964,2 | 7283.6 


10. | Iv. | 1877 | 1329,2 | 
14. | IV. ı 1878 | 1281,0 


3399,4 | 8239,1 





31175 | 7320,2 

10. | IV. 1879 || 1058,8 3062,2 7405,6 
30. | III. 1880 1301,2 | | 3175,8 7066.8 
1264,4 i Mittel: 18. Juni || 3364,8 | 7515.2 


ce) Prunus avium, Süßkirsche. 
Erste Blüte. Erste Fruchtreife. 





. 1869 || 2764,6 | 

| 1870 || 2957,4 | 7845.0 
1871 | 3194,7 | 8078,1 
. 1872 | 2909,6 | 8121.4 


9. | rv. | 1860 | 1419,3 
21. IV.| 1870 | 1494,4 
10, | IV. | 1871 || 1512,0 


7. | IV. | 1872 | 14188 
Iv. 








1. 1873 || 1238,5 1873 || 3334,7 8518,3 
10. | Iv, | 1874 | 1372.2 u 1874 || 3198,9 7803,1 
"18. | Iv. 1875 || 1446,3 1875 | 2954,7 7456,3 





6. | IV. 1876 | 1106,5 
9. viv. 1877 || 1306,3 
14. LV, . 1878 || 1281,0 
20. | IV. , 1879 | 1200,6 
7. | IV. 1880 || 1491,6 


. | 1876 || 2706,1 , 73484 
.1 1877 | 3192,2 '  8291,0 

1878 || 2757,0 | 7166.9 
' 1879 | 2868,7 | 7582.6 
1 1880 | 9111,5 | — 7186,0 























Mittel: 10. April | 13673. 77383 | Mittel: 2. Juni |) 28201 | 763,38 






















































































| a | Summe | Summe 
der täglichen höchsten der täglichen höchsten 
Stände über Null | Stände über Null 
eines von der Sonne i eines von der Sonne 
| frei bestrablten | frei bestrahlten 
' Mo | Thermometers Mo | Thermometers 
~ A. B ~ A. | B. 
Tag nat | Jahr | | von der Zeitdes Tag nat Jabr | von der Zeit des 
| . ı vom | Erscheinens li vom Erscheinens 
| der gleichen . ' der gleichen 
| |1.Januar Yopetations- | ji.Januar Vegetations- 
an . stufe im ver- | an stufe im ver- 
| flossenen Jahr | | flossenen Jahr 
ee 0 Pen I ®en | | __ he 00. 
Prunus avium, Süßkirsche. 
Erste Blüte. Erste Fruchtreife. 
No. 11 
| \ | | | | 
12. : IV. | 1872 || 1523,2 8) | VI. | 1872 | 2008.6 | 
10 | IV. : 1873 | 1435,7 | 8005,7 |(22) VI: 1873 || 3373,8 85574 
14. IV. | 1874 | 14663 | 79695 | 17. | vi.' 1874 | 3231.8 | 7796.9 
19. | IV., 1875 || 14779: 7711,1 9. | VI... 1875 || 2988.8 | 7456.5 
7.ı IV. | 1876 | 1135,6 | 7255,7 10. | VI. 1876 || 28069 © 7416,1 
10. IV. 1877 | 13392 | 8007,5 | 19. , VI.! 1877 || 3192,2 | 8189,2 
15. IV. | 1878 | 1313,9 !  7576,8 10. | VI. 1878 I 2877,2 | 72871 
21.1 IV. 1879 1 12204 | 73774 |(@5,)| VI | 1879 | 2988,9 |  7582,6 
11. | IV. | 1880 || 15668 | 72896 | (7.) VI. 1880} 3146,7 | 7101,0 






| 
Mittel: 11. April] 1386,6 ' —7649,2 


| 
Mittel: 9. Juni 3057,3 


| 








































No. 12. 

Ä | | 
10. rv. | 1871 | 15120 | | | | 
9. IV. | 1872 | 14521 83466 | (7.)| VI, 1872 |, 3006.8 | 
5. IV. | 1873 | 1336,3 : 7977.4 |(24..| VI. 1873 | 3442.0) 85284 
10. | IV. . 1874 || 1372,2 | 7974,8 (19. VI. 1874. 3303,8 | | 7800,7 
20.! IV. 1875 | 1508,9 |. 78362 {(103| VI. 1875 || 3021,0 | * 7416.7 
6.. FV. 1876 || 1106.5 719,6 10. | VI. , 1876 | 2806.9 7383,9 
1.) IV. 1877 | 1353,3 | 8050,7 |(20.)) VI. , 1877 | 32301 82271 
15.! IV. 1878 | 13139.  7562,7 Ja2)| vi. 1878 | 29811 73081 
21.| IV. | 1879 || 1220,4 ı 73774 (25.) | VI. , 1879 || 2988,9 7528,7 
8. | IV.‘ 1880 | 1515,7, 72385 |(15) VI. 1880 | 3111,5 7065,8 

| 


i 
| 
| 3093,6 | 7656,8 


| | 


Mittel: 11. April | 1369,1 7737,1 Mittel: 10. Juni 








Summe 
der täglichen höchsten 
Stände über Null 
' eines von der Sonne 
frei bestrahlten 
















Summe 
der täglichen höchsten 
Stände über Null 
eines von der Sonne 
frei bestrablten 


Mo- | Thermometers Thermometers 

- Jahr A. | B. A. ° B. 
Tag nat | | von der Zeit des | von der Zeit des 
° | vom | Erscheinens vom | Erscheinens 


der gleichen 


| 
I1.Januar' y Stations- der gleichen 


1.Januar vVegetations- 





an , stufe im ver- an | stufe im ver- 
| ;tlossenen Jahr flossenen Jahr 
| °Cs. | ° Cs, °Cs. | ° Cs. 











ad) Crataegus Oxyacantha, e) Prunus spinosa, 






Weißdorn. 


Erste Blüte. 

Allgemein. 
28. | Iv. 1869 | 1960,2 
17. | V. | 1870 | 2227,5 
8.| v. , 1871 || 2232, 1 
2 v. | 1872 2066,8 
8., V. Ä 1873 || 2066,8 
2. | v. | 1874 | 1944,9 
7 Vz | 1876 1962,3 
6. | V. | 1876 || 1786.6 | 
“| V. 1877 21231 | 
4.| v. ' 1878 || 1830,3 i 
22.| V. | 1879 || 1987,0 | 
29. | IV. | 1880 || 2037,2 


Mittel: 6. Mai || 2018,7 


t 
I 


7919,5 
7845,4 
82412 
8093.2 
7817,0 
7716,9 
7422,3 
8140,4 
7309.3 
7627,6 
6993,4 


7738,7 











Schlehe. 

Erste Blüte. 

Allgemein. 

| | 

10. v. 1869 || 1448 1 | 
10. | 1v.! 1871 || 1512,0 
14. | Iv. | 1872 | 15883 | 84778 
3)| ıv.| 1873 || 1301,8 | 7811,7 
104) Iv. | 1874 || 1372.2 | 8009,3 
21. | IV. | 1875 | 1589,9 | 78672 
9. | Iv.| 1876 | 11900 ' 72481 
8. | TV. | 1877 | 1274,7 , 7a8e6 
13, ıv.| 1878 | 2488! 75762 
22. | Iv. | 1879 || 12408 | 7462.9 
13. | IV. | 1880 || 1628,2 | 7325,6 
Mittel: 12. April |} 1394,1 7740.8 


Die Haut der Säugetiere. 


Vortrag, gehalten beim J ahresfeste 
der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
am 15, Mai 1904 


von 


Dr. Fritz Rémer. 


Nachdem Darwin uns durch sein epochemachendes Buch 
über die Entstehung der Arten den einheitlichen Gedanken für 
die Zoologie gegeben und Haeckel in seiner „generellen Mor- 
phologie* ein natürliches, auf der Erkenntnis der Blutsverwandt- 
schaft beruhendes System der Tiere entworfen hatte, trat ein 
neuer Zug in der zoologischen Forschung hervor, das Suchen 
nach einem tieferen stammesgeschichtlichen Zusammenhang der 
einzelnen Tiergruppen. Die Zoologie wurde nunmehr aus einer 
„beschreibenden* in eine „erkennende“ Naturwissenschaft um- 
gewandelt. 

Der Stammesgeschichte oder der Phylogenie der Wirbel- 
tiere, zu denen wir als oberstes Glied uns selbst, den Menschen, 
zu rechnen haben, hat sich das Interesse der Forscher von 
jeher aus nabeliegenden Gründen weit mehr zugewandt, als 
allen andern Klassen des Tierreiches. 

Die vergleichende Anatomie, die Entwickelungsgeschichte 
und die Paläontologie, jene drei Geschichtsquellen, auf deren 
gleichmäßiger Verwertung und kritischer Vergleichung die 
Resultate der Stammesgeschichte bexuhen, sind bei den Wirbel- 
tieren von einer größeren Anzahl tüchtiger Forscher ge- 
fördert worden und haben eine Menge von wichtigen Ergebnissen 
geliefert. 

Freilich haben die hieraus gewonnenen Ansichten vielfach 
gewechselt. Die aufgestellten Stammbäume mußten mit der 
fortschreitenden Forschung in Einzelheiten oft korrigiert, manch- 


— 9g — 


mal sogar von Grund auf umgestaltet werden. Aber dieser 
Wechsel wird bleiben, so lange es überhaupt eine stammes- 
geschichtliche Forschung gibt. 

Die größere Mehrzahl der Zoologen und Anatomen neigt 
heute zu der Ansicht, die höheren Wirbeltiere — Reptilien, Vögel 
und Säugetiere — die wir mit dem gemeinsamen Namen Amnion- 
tiere bezeichnen, als zwei divergente Stämme der Wirbeltiere 

aufzufassen, deren gemeinsame Wurzeln in der Amphibien-Klasse 
“ zusammenlaufen. Diese Amphibien-Ahnen dürfen wir aber aus ver- 
gleichend-anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Gründen 
nicht unter den heutigen nackten Amphibien suchen, Sondern 
unter den ausgestorbenen Panzerlurchen der Steinkohlenzeit, 
den sog. Stegocephalen, deren Haut gepanzert und mit 
knöchernen Schuppen bedeckt war. Aus ihnen haben sich 
einerseits die Säugetiere entwickelt und als andere Haupt- 
linie, welche nach einer ganz anderen Richtung hin fort- 
schreitend sich umbildete, die artenreiche Gruppe der Reptilien 
und Vögel. 

Wenn auch bei einer vergleichenden Betrachtung von 
lebenden und fossilen Tieren die Hartgebilde, wie Skelettsystem, 
Zähne, Verknöcherungen der Haut, in erster Linie Berück- 
sichtigung finden, so kann eine Phylogenie doch nur dann An- 
spruch auf Vollständigkeit und bleibenden Wert haben, wenn 
alle Organe dabei gleichmäßig studiert und zur Begründung 
nutzbar gemacht werden. 

Bei den Wirbeltieren ist aber die Haut erst spät zu phylo- 
genetischen Studien herangezogen worden. 

Die verschiedenen Hautgebilde der höherey Wirbeltiere, 
die wir bei den Reptilien”als Schuppenpanzer, bei den Vögeln 
als Federkleid und bei den Säugetieren als Haardecke ent- 
wickelt sehen, sind alle drei Horngebilde der Haut, die in phy- 
siologischer Beziehung manche Ähnlichkeit zeigen. Aus Be- 
quemlichkeit und ohne die Gründe dafür im einzelnen zu prüfen, 
hat man lange Zeit Schuppe, Haar und Feder homologisiert 
und in den Schuppen der Reptilien den primitiven Zustand, von 
dem aus Haar und Feder sich entwickelt haben, gesehen. Kleine 
Unterschiede in der Entwickelung dieser drei Gebilde kamen da- 
bei nicht in Betracht und die Bedenken, daß das feine Haar 
nicht mit der mächtigen Feder verglichen und auf dieselbe 


— 93 — 


Schuppe zurückgeführt werden könne, zerstreute man durch die 
Annahme, daß das Haar nicht einer ganzen Schuppe, sondern 
nur einem Teile einer solchen entspräche. 

Dieser entschieden bequeme Standpunkt hat sich bis in 
die neueste Zeit erhalten, obwohl schon Gegenbaur in der 
Art der ersten Anlage des Haares einen Grund sah, das Haar 
nicht für homolog der Schuppe und Feder zu halten. Gegen- 
baur hat aber eine andere phylogenetische Ableitung der Haare 
nicht gefunden. 

Erst in den neueren Hautarbeiten wurden die Besonder- 
heiten in der ersten Anlage des Haares für so bedeutungsvoll 
erklärt, daß sich seine stammesgeschichtliche Ableitung von 
Schuppen und Federn nicht länger aufrecht erhalten läßt. 

Die Haare der Säugetiere sind lediglich aus eigentümlich 
differenzierten und angeordneten Oberhautzellen zusammengesetzt. 
Die erste Anlage des Haares ist eine rein epidermoidale; ihr 
erster Anstoß geht von der Oberhaut aus, deren tiefste Zellen- 
lage durch Vermehrung eine zapfenförmige Einsenkung nach 
unten in die darunterliegende Unterhaut treibt. Die Beteiligung 
der Unterhaut in Form einer Pappillenbildung tritt aber erst 
später ein, nachdem die Anlage der Oberhaut als solider Sproß 
beträchtlich in die Tiefe gewachsen ist. 

Der erste Anstoß zur Anlage einer Schuppe und Feder 
geht aber von der Unterhaut aus, welche durch Vermehrung 
ihrer Zellen an irgend einer Stelle eine papillenartige Erhebung 
gegen die Oberhaut vorwölbt, die sich weit über das Niveau der 
Haut erhebt und von der Hornkappe der Oberhaut erst später 
überwachsen wird. Die Haarpapille, welche als Ernährungs- und 
Befestigungsorgan erst sekundär in die Basis der Oberhaut- 
knospe hineinwächst, ist daher verschieden von der Schuppen- 
papille, welche primär die Bildung der Schuppen veranlaßt. 
Die Bedeutung dieses Unterschiedes wird uns noch klarer, 
wenn wir uns daran erinnern, daß die Oberhaut aus dem 
äußeren Keimblatt entsteht, die Unterhaut hingegen aus der’ 
äußeren Schicht des mittleren Keimblattes (Hautfaserblatt des 
Mesoderms). 

Die ganze Frage nach der phylogenetischen Ableitung der 
Haare ist mit dieser Erkenntnis in ein neues Stadium getreten 
und die Veranlassung zu allen neueren Untersuchungen über 


die Haare und Schuppen ist in Max Webers Arbeit über 
die vergleichende Anatomie und Entwickelungsgeschichte der 
Schuppentiere aus dem Jahre 1891 zu suchen. Sie war grund- 
legend für die Haar- und Schuppenfrage, denn alle weiteren 
Arbeiten, welche sich mit diesem Thema befassen, sind direkt 
oder indirekt auf Webers Arbeit aufgebaut. Es sind dies vor- 
nehmlich die Arbeiten von Emery, Keibel, Maurer, de 
Meijere, Reh, und ich selbst habe mich auch mit mehreren 
Arbeiten an der Klärung dieser Frage beteiligt. 

Die speziellen Fragen, welche in diesen Arbeiten über die 
Phylogenie des Säugetierkleides behandelt werden, bewegen sich 
in zwei ganz verschiedenen Bahnen und diese müssen auch in 
unserem Vortrage getrennt behandelt werden. 

In erster Linie ist die Frage zu entscheiden, ob die Be- 
ziehungen zwischen Schuppen und Haaren nur topographischer 
Natur sind, oder ob hier ein tieferer phylogenetischer Zusammen- 
hang besteht, d.h. mit anderen Worten: Deutet die heute noch 
an schuppentragenden Säugetieren vorhandene Stellung der Haare 
darauf hin, daß die Haare sich ehemals nur zwischen oder unter 
den Schuppen entwickelten oder sind die Haare als umgewandelte 
Schuppen aufzufassen, die aus diesen selbst oder aus Teilen 
derselben hervorgingen ? 

Die zweite Frage betrifit das Haar als Einzelorgan. Sind 
die Haare etwa aus anderen Hautgebilden niederer Wirbeltiere 
entstanden oder besitzen sie überhaupt keine phylogenetischen 
Vorläufer und sind als selbständige Neubildungen der Säugetiere 
aufzufassen ? 

Das Haarkleid ist für die ganze Klasse der Säugetiere 
so charakteristisch, daß Oken die Säugetiere auch „Haartiere“ 
genannt hat. Allerdings kennen wir eine Anzahl von Säuge- 
tieren, welche der Haarbedeckung entbehren. Die Haut der 
Wale ist gänzlich nackt; Schuppentier und Gürteltier sind mit 
einem Schuppenpanzer bedeckt, der an die Reptilien erinnert, 
und bei vielen anderen Säugetieren zeigt sich eine solche 
Schuppenbildung an einzelnen Körperstellen, namentlich an den 
Schwänzen, so 2.B. beim Bieber, bei unseren Ratten und Mäusen, 
sowie bei manchen Klettertieren. Igel, Stachelschwein und der 
australische Ameisenigel sind mit starren und spitzen Stacheln 
ausgerüstet. 


— 9 — 


Doch ist dieser Mangel der Haare nur ein scheinbarer. 
Bei den genannten Wassersäugern sind die Haare durch An- 
passung an die schwimmende Lebensweise geschwunden, spär- 
liche Überreste finden sich beim erwachsenen Tier nur noch 
am Kopf, die Embryonen sind aber teilweise noch mit einem 
dichten Haarkleid bedeckt, das wohl zur Anlage, aber nicht 
mehr zum Durchbruch kommt. Die Wale stammen also von 
echten Haartieren ab. Ebenso haben manche Dickhäuter, wie 
Elephant, Nashorn und Flußpferd, die Haarbedeckung größten- 
teils verloren und durch eine dicke feste Haut ersetzt. Ver- 
einzelte starre Borsten finden wir aber auch an ihnen überall. 
Bei den stachelbewehrten Tieren stehen zwischen den Stacheln 
zahlreiche Haare und die Bauchseite ist stets mit einem dichten 
Haarkleid versehen. Und ebenso stehen bei den Panzertieren 
und an den beschuppten Schwänzen stets zahlreiche Haare 
zwischen und unter den Schuppen. Man kann also behaupten, 
daß es kein einziges durchaus haarloses Tier gibt. Die funktionelle 
Anpassung der Haut an verschiedene Tätigkeiten und Existenz- 
bedingungen führt im Verein mit der progressiven Vererbung zu 
höchst mannigfaltigen Differenzierungen der Hautgebilde. Trotz 
der verschiedenartigen Ausbildung, in welcher uns die Haare 
bei den einzelnen Tieren begegnen, ist aber der Grundplan des 
Haares doch stets der gleiche. 

Wo Schuppen und Haare zusammen vorkommen, — und 
wir kennen nach den Untersuchungen von Reh wohl über 500 
Arten Säugetiere, an denen dies der Fall ist — treten die Haare 
unter oder auf dem hinteren freien Rand der Schuppen an die 
Oberfläche .und zwar in der Regel in Gruppen zu dreien oder 
zu mehreren, unter denen sich ein Haar, das sog. Mittelhaar, 
an Stärke und Länge hervortut. Die Haargruppen liegen dem- 
gemäß ebenso wie die Schuppen in alternierenden Reihen, sie 
sind dachziegelartig angeordnet. Besonders sind es die Schwänze 
der Säugetiere, namentlich vieler Nager, welche solche Lage- 
beziehungen zwischen Schuppen und Haaren aufweisen. Weber, 
welcher in seiner schon erwähnten Arbeit über die Entwicke- 
lungsgeschichte des Schuppentieres die hohe phylogenetische 
Bedeutung des gemeinsamen Vorkommens von Schuppen und 
Haaren betonte, hielt die Schuppen für das Primäre, welche 
die Anordnung der Haare bedingen. Er betrachtet die Schuppen 


— 9% — 


der Säugetiere als den Rest einer früher allgemeinen Schuppen- 
bekleidung, die man auf nicht zu langem Umwege auf die 
Reptilienschuppe zurückführen kann. Bei manchen Tieren, wie 
beim Schuppentier und Gürteltier, haben sich die Schuppen in 
spezifischer Weise weiter gebildet. 

Die regelmäßige Anordnung der Haare können wir überall 
da konstatieren, wo sie im Verein mit Schuppen in die Er- 
scheinung treten. Aber auch bei dem dichten Haarkleide der 
schuppenlosen Säugetiere begegnen wir, so regellos die Haar- 
stellung bei oberflächlicher Betrachtung auch zu sein scheint, bei 
näherem Zusehen einer äußerst gleichmäßigen und geregelten 
Anordnung der Haare. Zumeist überragt eine Anzahl längere 
Haare die übrigen, die sog. Granenhaare, und diese stehen in 
deutlichen Längsreihen. Dazwischen bildet die große Masse 
der Wollhaare den eigentlichen Pelz, aber diese stehen auch 
nicht regellos, sondern bilden Gruppen. Durch die ausführlichen 
Untersuchungen von de Meijere sind wir über die mannig- 
fache Art der Gruppenstellung der Haare bei den verschiedenen 
Säugetieren unterrichtet. Eine Haargruppe besteht im einfachsten 
Falle aus drei Haaren, einem Mittel- oder Hauptbaar und zwei 
Nebenhaaren. Durch Vermehrung der Nebenhaare kommen aber 
auch Gruppen von 5, 8 und mehr Haaren zustande. Die Neben- 
haare können aber auch Büschel bilden, wie z. B. beim Schnabel- 
tier, welche dann in bestimmter Anzahl ein Haupthaar umgeben. 
Auch diese Büschel stehen wie die Haargruppen in alternieren- 
den Reihen, und wir brauchen nur die Haut einiger beliebiger 
Säugetiere anzusehen, um diese regelmäßige Anordnung der 
Haare auch auf den unbeschuppten Teilen der Säugetierhaut 
zu erkennen. Ja selbst beim Menschen, dessen Haarkleid die 
größte Reduktion erfahren hat, sehen wir am Handrücken meist 
zwei, oft auch drei Haare zusammenstehen. 

Die Haare einer Gruppe liegen meist in einer breiten Reihe 
nebeneinander und rufen somit unbedingt den Anschein hervor, 
als ob sie hinter Schuppen hervorträten. Die Schuppen sind 
aber nicht mehr vorhanden. 

Am schönsten zeigt uns diese vermeintliche Schuppen- 
stellung der Haare ein Embryo von Aulacodus (Römer) und 
von Arithizon (Loweg). Am Rücken, Kopf und an den Extremi- 
täten liegen die Haare in regelmäßigen alternierenden Gruppen 


— 97 — 


von 3—12 Haaren, welche unbedingt den Anschein erwecken, 
als ob sie hinter Schuppen stiinden, denn die Haut zwischen 
den einzelnen Gruppen ist haarlos. Doch ist, wie die mikro- 
skopische Untersuchung der Haut ergab, keine Spur von Schuppen 
an jenen Stellen vorhanden. Beim Stachelschwein stehen die 
Stacheln in ähnlichen Gruppen von 5—8 oder 10—12 größeren 
und kleineren Stacheln in einer geraden Linie nebeneinander. 
So entsteht der Anblick eines nach Schuppen sich regelnden 
Stachelkleides, dem aber die Schuppen entschwunden sind. Beim 
Ameisenigel, dessen Stachelkleid aus 2 Sorten von Stacheln 
besteht, stehen die großen Stacheln ganz regelmäßig in fast 
gleichgroßen Abständen und bilden deutliche Längsreihen. 

Wenn man nun in Erwägung zieht, daß die Haare auf 
den beschuppten Teilen der Haut in alternierenden Gruppen 
stehen, und daß sie auf den unbeschuppten Teilen genau solche 
Gruppen bilden oder sich wenigstens auf eine derartige An- 
ordnung zurückführen lassen, so darf man daraus mit vollem 
Recht schließen, daß die jetzt schuppenlosen Teile der Haut 
früher gleichfalls Schuppen trugen. Die Schuppen selbst gingen 
verloren, die Anordnung der Haare und Haargruppen, die sich 
mehr oder weniger regelmäßig an allen Säugetieren findet, 
weißt aber noch auf ihr früheres Vorhandensein. Das heißt 
mit andern Worten: „die Vorfahren der Säugetiere sind unter 
schuppentragenden, niederen Wirbeltieren zu suchen“. Dies ist 
die gemeinsame sichere Basis, auf der alle Forscher, welche in 
den letzten Jahren über die Haut der Säugetiere gearbeitet 
haben, übereinstimmend und einwandsfrei fußen. 

Nachdem wir diese Beziehungen der Haare zu den Schuppen 
kennen gelernt haben, ist die Frage zu erörtern, ob diese Be- 
ziehung eine rein topographische ist oder ob hier ein innigeres 
phylogenetisches Verhältnis vorliegt, das eine Ableitung der 
Haare aus den Schuppen oder aus Teilen derselben rechtfertigt. 
Ich habe mich schon mehrfach zu der ersten Ansicht bekannt, 
welche die Beziehungen beider Hautgebilde zueinander nur als 
topographische aufgefaßt wissen will. Gegen die stammes- 
geschichtliche Entwickelung des Haares aus einer Schuppe 
sprechen einmal morphologische Bedenken, daß das feine runde 
Haar nicht einer mächtigen flachen Schuppe entsprechen kann, 
und dann auch entwickelungsgeschichtliche Gründe. Die erste 

7 


— 98 — 


Anlage des Haares ist eine knospenartige Einsenkung der Ober- 
haut, zu welcher die Haarpapille erst sehr viel später als Be- 
festigungs- und Ernährungs-Organ hinzukommt. Den ersten 
Anstoß zur Bildung der Schuppe gibt aber, wie bei der Feder, 
die Papille der Unterhaut. Dieser embryonale Unterschied, der 
eingangs schon betont wurde, gibt allein schon dem Haar eine 
Sonderstellung gegenüber der Schuppe und Feder und verlangt, 
daB man die Haare von den Schuppen und Federn trenne. 

Der Ansicht, zwischen Schuppe und Haar als Zwischen- 
stufe den Stachel und die Borste einzuschieben und der An- 
nahme, daß der Entwickelungsgang ,Schuppe—Stachel—Borste— 
Haar“ lauten müsse, widerspricht unsere genaue Kenntnis von 
der Entwickelungsgeschichte der Stacheln. Bei unserem Igel 
und beim australischen Ameisenigel ist die Anlage des Stachels 
völlig gleich der Anlage des Haares, eine rein epidermoidale, 
und erst nachdem der Zapfen der Oberhaut in die Tiefe ge- 
wachsen ist, entwickelt sich an seinem Grunde genau wie beim 
Haar eine Papille zur Befestigung und Ernährung. Der ersten 
Anlage kann man es gar nicht ansehen, ob sie zu einem Stachel 
oder zu einem Haar werden will. Der einzige Unterschied 
zwischen Stachel und Haar besteht darin, daß beim Stachel die 
einzelnen Schichten stärker ausgebildet sind. Dadurch verliert 
der Stachel aber niemals seinen Haarcharakter und wird in 
keiner Beziehung der Schuppe oder der Feder ähnlicher, mit 
denen er also auch nicht in phylogenetische Beziehung gebracht 
werden darf. Die Stacheln und Borsten sind weiter nichts als 
stark entwickelte Haare. 

Wie wir sahen, liegt im Bereich einer Schuppe stets eine 
größere Anzalıl von Haaren. Wir müßten also doch mindestens 
die ganze Haargruppe einer Schuppe homolog sein lassen, so 
dass also ein Haar nicht einer ganzen Schuppe, sondern nur 
einem Teil einer solchen entspräche. Dem ist aber entgegen 
zu halten, daß nirgendwo eine Andeutung der Sonderung einer 
Schuppe in mehrere Teile zu konstatieren ist. Bei keiner 
Wirbeltiergruppe ist etwas derartiges beobachtet worden, auch 
nicht bei den Säugetieren, die neben einem Schuppenpanzer ein 
Haarkleid tragen. Sodann ist als Beweis für die phylogenetische 
Ableitung des Haares aus einer Schuppe noch hervorgehoben 
worden, daß die Haare in der Schuppenpapille wurzeln. Emery 


— 9 — 


fand bei einem Embryo des Gürteltieres an den hinteren Ex- 
tremitäten eine Gruppe von Haaren mitten auf den Haut- 
schildern. Dieser Befund will mir aber bei der eigentümlichen 
sekundären Natur des Panzers der Gürteltiere nicht besonders 
beweiskräftig erscheinen. Die Untersuchung der Entwickelung 
des Panzers der Gürteltiere hat nämlich gezeigt, daß eine jede 
größere Schuppe, die wir am erwachsenen Tiere sehen, durch 
Verschmelzung mehrerer kleiner Schuppen entstanden ist. 
Zwischen diesen sog. Furchungsschuppen stehen einzelne Haare, 
die mit der .zunelımenden Verschmelzung verdrängt werden, 
so daß schließlich nur noch die Haare am hinteren Rande der 
Schuppen übrig bleiben. Die Haare standen zwischen den 
kleinen Schuppen. Es reiht sich also dieser Fall allen anderen 
an. Dasselbe gilt von Clamydophorus und sonst ist kein Tier 
bekannt, bei dem Haare mitten in der Schuppe aus der Haut 
hervortreten, sondern überall da, wo Haare in der Schuppen- 
papille wurzeln, durchbrechen sie die Haut stets auf dem hinteren 
freien Rand der Schuppe. Es ist ja auch ganz erklärlich, dass 
die Haare, die sich an schuppentragenden Tieren entwickelten — 
und darin sind ja alle Forscher einig, daß die Vorfahren der 
Säugetiere einen Schuppenpanzer besessen haben — nicht die 
harten und festen Schuppen durchbrechen, sondern nur in den 
Einsenkungen unter dem hinteren Rande der Schuppen, dort, 
wo die Haut weich und ohne Hornüberzug ist, sich entwickeln 
konnten. Die Beziehung der Haare zu den Schuppen ist also 
eine rein topographische. 

Zu dieser Ansicht führt mich besonders eine biologische 
Erwagung. Das Haarkleid miissen wir uns doch wohl als einen 
Wärmeschutz in einer Zeit der Erdgeschichte entstanden denken, 
-als die Abkühlung des Klimas immer mehr zunahm. Da man 
sich nun nicht vorstellen kann, daß erst nach einem Schwund 
des Schuppenkleides der erste Schritt zur Entwickelung des 
Haarkleides getan wurde, ist man zu der Annahme gezwungen, 
daß die Entstehung der Haare wahrscheinlich mit dem Schwund 
der Schuppen Hand in Hand ging, und daß die Haare bereits 
auftraten, als die Schuppen noch vorhanden waren. Aus 
mechanischen Gründen können sich die Haare zunächst nur 
unter dem hinteren freien Rande der Schuppen entwickelt haben, 
wodurch zugleich die platte Form der Haare, die wir bei 

7% 


— 10 — 


manchen Säugetieren finden, verständlich wird. Hier wird die 
Entwickelungsmöglichkeit die größte gewesen sein, denn die Haare 
wurden hier in ihrer Entwickelung am wenigsten beeinträchtigt, 
weil ihre Stellung und Richtung mit der der Schuppen überein- 
stimmt. Die Ausbreitung der Haare und Haargruppen ist zu- 
nächst nicht weiter in die Schuppe hinein, sondern nur über 
ihren freien Rand erfolgt. Nachdem sie an biologischer Be- 
deutung und somit auch an Ausdehnung gewannen und infolge 
dessen mächtiger und größer wurden, bedurften sie auch einer 
besseren Befestigung und drangen tiefer in die Schuppenpapille 
ein. Als dann späterhin die Schuppen immer mehr an Bedeutung 
verloren und allmählich schwanden, haben sich die Haare erst 
ihrer Plätze bemächtigen und allgemein über die Haut aus- 
breiten können. Biologisch läßt sich diese Annahme so ver- 
stehen, daß dem Wärmeschutz gegen eine geringe Abkühlung 
des Klimas durch das spärliche Haarkleid unter dem Rande der 
Schuppen Genüge geleistet wurde. Gegen eine weitere Abnahme 
der Temperatur konnte es aber nicht hinreichenden Schutz ge- 
währen; es bedurfte dazu eines viel dichteren Haarkleides, 
welches aber erst entstehen konnte, als die Schuppen an Be- 
deutung verloren und schwanden. Aus dem gleichzeitigen Neben- 
einandervorkommen ergibt sich unbedingt, daß die Beziehung 
der Haare zu den Schuppen nur eine topographische gewesen 
sein kann. 

Die Temperaturabnahme betrachten wir somit als den 
maßgebenden Faktor bei der Entstehung des Haarkleides. Aber 
nicht nur die Entstehung der Haare findet hierdurch ihre Er- 
klärung, sondern auch die des warmen Blutes und der Schweiß- 
driise. Tiere mit einem schlecht wärmeleitenden und deshalb 
warmhaltenden Haarkleid konnten der Abkühlung des Klimas 
besser trotzen. Die amphibienähnlichen Vorfahren der Säugetiere 
mit ihrem wechselwarmen Blut hätten aber doch dieses Kälte- 
schutzes gar nicht bedurft, denn sie konnten doch, ebenso wie 
heute noch die Amphibien und Reptilien, durch Erstarrung und 
Winterschlaf die kühlere Zeit überdauern. Es muß daher mit 
der Entstehung des Haarkleides eine Erwärmung des Blutes 
gleichzeitig stattgefunden haben oder ihr schon vorangegangen 
sein. Aber mit der Erhöhung der Körperwärme und ihres 
Schutzes allein war auch noch nichts gewonnen; es bedurfte 


— 101 — 


noch eines Wärmeregulationsapparates und das waren die 
Schweißdrüsen. Entstehung des Haarkleides, Erwärmung des - 
Blutes und Entwickelung der Schweißdrüsen sind drei wichtige 
unzertrennliche Stufen in der Phylogenie der Säugetiere, welche 
einzeln für sich genommen nicht zu erklären und zu verstehen 
sind. Sie bilden eine zusammenhängende Gruppe. 

Somit wird uns auch der innige Zusammenhang zwischen 
Haar und Schweißdrüse, der bei den meisten Säugetieren kon- 
statiert werden kann, verständlich. Die Schweißdrüse ist ein 
Anhangsgebilde oder vielmehr ein Zwilling des Haares, denn 
sie entwickelt sich ebenso wie die Talgdrüse aus der Haar- 
anlage. Derselbe Epidermiszapfen enthält die gemeinschaft- 
lichen Anlagen für Haare, Schweißdrüsen und Talgdrüsen und 
an den behaarten Körperstellen entwickeln sich meist alle drei 
Gebilde aus ihm. Er kann aber auch gerade so gut nur eine 
Schweißdrüse oder nur eine Talgdrüse oder endlich nur ein | 
Haar oder einen Stachel aus sich hervorgehen lassen. Man be- 
zeichnet daher, den ursprünglich einfachen Oberhautfortsatz, 
besser nicht als Haarkeim, sondern als primären „Epithelkeim“, 
aus dem sich Haarkeim, Schweißdrüsen- und Talgdrüsen-An- 
lagen abscheiden können. 

Ursprünglich kommt jeder Haargruppe nur eine Schweiß- 
drüse zu und an den meisten Tieren, selbst bei manchen höheren 
Affen, mündet die Schweißdrüse noch in den Haarbalg ein, aus 
dem sie auch ihre Entwickelung nahm. Die selbständige Aus- 
mündung der Schweißdrüse ist die Ausnahme und kommt auch 
nur bei wenigen Tieren vor. Meist zeigt ihre Lage zu den 
Haargruppen auch dann noch, daß sie ursprünglich an die Haar- 
gruppe gebunden war. Haare und Schweißdrüsen sind nicht 
nur topographisch, sondern auch ontogenetisch und phylogenetisch 
miteinander verknüpft, und dort wo diese Beziehungen heute 
nicht mehr sichtbar sind, liegen sekundäre Verhältnisse vor. 

Die erwähnten verschiedenen Stufen in der Phylogenie 
des Haarkleides sehen wir hente noch an verschiedenen Tieren 
in schönster Deutlichkeit ontogenetisch zum Ausdruck gebracht. 
Beim Stachelschwein gewähren die in breiten alternierenden 
Gruppen stehenden mächtigen Stacheln auf dem Rücken den 
Anblick, als ob sie hinter Schuppen hervorträten. Die einzelnen 
Gruppen stehen 1—2 cm von einander entfernt. Die Schuppen 


— 102 — 


sind aber nicht mehr vorhanden, und doch ist es zwischen den 
Stachelgruppen auf den Plätzen der ehemaligen Schuppen noch 
nicht zur Entwickelung eines allgemeinen feineren Haarkleides 
gekommen. Die Haut ist dort völlig nackt, denn die wenigen 
Borsten, mit welchen das Stachelkleid untermischt ist, stehen 
stets dicht vor oder neben den Stacheln. Die Ausbildung der 
mächtigen Stacheln mag jegliche weitere Entwickelung der Haare 
verhindert haben. 

Bei den schon erwähnten Embryonen von Awlacodus und 
Erithixon zeigen die Haargruppen noch dieselbe Anordnung, 
welche sie nach unserer biologischen Erwägung bei ihrem ersten 
phylogenetischen Auftreten hinter den Schuppen genommen haben 
müssen; sie haben noch genau den Platz inne, den ihnen die 
Schuppen ehemals vorschrieben. Die Schuppen sind aber gänz- 
lich geschwunden. Diese Haargruppen entstehen zuerst und 
wenn sie schon eine ziemliche Länge erreicht haben, erscheinen 
zwischen den Haargruppen auf den vermeintlichen Schuppen 
die Anlagen des allgemeinen dichten Haarkleides überall auf dem 
ganzen Körper, und zwar liegen sie an dem hinteren Rand der 
Schuppe in der Nähe der größeren Haare am dichtesten und 
bilden ebenfalls Gruppen, während sie weiter vorn auf der ver- 
meintlichen Schuppe spärlicher und nur vereinzelt auftreten. 
Die Untersuchung einer Anzahl von Bälgen ergab nun, daß an 
den als , Winterfell“ bezeichneten Bälgen, namentlich an solchen 
von jüngeren Tieren, ein allgemeines dichtes Haarkleid zwischen 
den anderen Haargruppen vorkommt, während bei den „Sommer- 
fellen“ nur einzelne feinere Haare auf den ehemaligen Schuppen- 
plätzen stehen. Die oben skizzierten phylogenetischen Stadien 
aus der Geschichte der Haarentstehung, die wir mit der Klima- 
änderung erklären wollten, wiederholen sich heute noch all- 
jährlich bei dem Übergang aus der Winterzeit in die Sommerzeit 
wie beim ersten Auftreten. Eine Temperaturzunahme — Sommer- 
zeit — bringt heute die vielen kleinen Haare auf den Schuppen- 
plätzen wieder zum Schwinden, während ehemals eine Tem- 
peraturabnahme ihr erstes Auftreten bedingte und verursachte. 
Gewiß werden auch noch andere Tiere mit ausgesprochenem 
Sommer- und Winterfell in dieser Frage weitere Aufschlüsse geben. 

Nur wenige Tiere haben in ihrer Hautentwicklung solche 
primitiven Zustände bewahrt, an denen wir uns die phylo- 


— 103 — 


genetischen Vorgänge in der Haut beim Übergang von einem 
Schuppenpanzer zu einem Haarkleid verständlich machen können. 
Vielfach liegen sekundäre Verhältnisse vor, so namentlich an 
den beschuppten Schwänzen. Bei der erwachsenen Ratte steht 
unter dem hinteren Rande einer jeden Schuppe ein stärkeres 
Mittelhaar und neben demselben jederseits mehrere seitliche 
Nebenhaare. Die Zahl der Mittelhaare eines jeden Schuppen- 
ringes — die Schuppen sind nämlich in parallelen Ringen ange- 
ordnet, welche um den ganzen Schwanz herumgehen — entspricht 
der Anzahl der Schuppen desselben Ringes. Man wird nun 
geneigt sein, anzunehmen, daß die Schuppen das Primäre sind, 
die den Haaren ihren Platz unter dem hinteren Rande vor- 
schreiben. Meine entwickelungsgeschichtlichen Untersuchungen 
haben aber gezeigt, daß die Haare sich zuerst anlegen, ehe 
auch nur die Andeutungen der Schuppen vorhanden sind, von 
denen sie nachher abhängen; sie legen sich in alternierenden 
Gruppen von 4 oder 5 Haaren an, wobei das Mittelhaar zuerst 
auftritt. Erst nachdem die Haare einen hohen Grad der Aus- 
bildung erlangt haben, erfolgt eine ringförmige Erhebung der 
Unterhaut, welche den ganzen Schwanz umgreift und sich über 
die Haare hinwegschiebt. Die Hornschicht ist ebenfalls zuerst 
über dem ganzen Schwanz einheitlich. Sie wird dann von den 
durchbrechenden Haaren zerrissen, wodurch dann die Schuppen- 
ringe zwischen den Haaren entstehen. Zweifelsohne läßt sich 
die regelmäßige Stellung der Haare schon bei ihrer ersten An- 
lage nur aus einer topographischen Beziehung zu den Schuppen 
erklären. Doch sind zwei Möglichkeiten vorhanden: die Haare 
haben sich einstmals an beschuppten Vorfahren entwickelt; es 
trat aber eine Zeit ein, in welcher die Schuppen an Bedeutung 
und Entwickelung verloren, aus welcher Zeit die Haare ihr 
Recht herleiten, sich früher anzulegen. Als die Schuppen dann 
aus irgend einer Veranlassung wieder in den Vordergrund traten, 
mußten sie ihre alte Anordnung wieder einnehmen, welche die 
Haare so schön bewahrt hatten. Ihren Platz und die Be- 
herrschung der Haare im ausgebildeten Zustande erwarben sie 
wieder, aber des Rechtes der früheren Anlage gingen sie ver- 
lustig. Oder aber wir müssen annehmen, daß sich die Schuppen 
am Rattenschwanz als Rest eines ehemaligen Schuppenkleides 
erhalten haben, dann aber, als die Schuppen des übrigen Körpers 


— 104 — 


von dem Haarkleid gänzlich verdrängt wurden, vor den Haaren 
an Bedeutung zurücktraten. Die Haare legten sich allmählich 
vor ihnen an, aber immer noch in der alten gesetzmäßigen An- 
ordnung, in welcher sie im erwachsenen Zustande von ihnen 
abhängig sind. Auf alle Fälle liegen sekundäre Verschiebungen 
vor und wir sehen daraus, daß man nicht jedes Vorkommen 
von Haaren in Verbindung mit Schuppen gleichmäßig phylo- 
genetisch verwerten kann. 

Nachdem wir nunmelr gesehen haben, daß wir für die 
Ableitung des Haares aus der Reptilienschuppe keine genügende 
Basis finden konnten, und beide Hautgebilde nur in topo- 
graphischer Beziehung zueinander stehen, erhebt sich die Frage, 
ob das Haar eine eigene Neubildung der Haut ist oder ob sich 
andere phylogenetische Vorläufer des Haares in der Haut 
niederer Wirbeltiere finden. 

Wenn man der Ansicht ist, daß die Haare als solche in 
der Haut der Säugetiere entstanden sind, so sind natürlich alle 
weiteren Fragen über die Herkunft des Haares überflüssig. 
Geht man aber von der Voraussetzung aus, daß die Säugetiere 
sich aus niederen Wirbeltieren entwickelt haben und demgemäß 
auch die Organe von den Vorfahren überkommen sind, 80 
wird man folgerichtig auch nach Organen suchen müssen, 
welche die anatomische Grundlage für die Haare abgegeben 
haben könnten. 

In diesen Bahnen bewegen sich die Arbeiten von F.Mau- 
rer, für den der Ausgangspunkt das Haar als Einzelorgan war, 
und der dadurch ganz neue Gedanken in die Haar- und Schup- 
penfrage brachte. 

Nach Maurer sind auch noch andere Forscher mit An- 
sichten über diese Frage hervorgetreten. So hat Emery in 
den Hautzähnchen der Fische die Vorläufer des Haares erblickt. 
Er stützt sich dabei auf die Übereinstimmung in der ersten 
Anlage beider Gebilde, denn so wie beim Haar beginnt auch 
die Zahnanlage mit der Bildung eines knospenartigen Zapfens 
der Oberhaut. Auch zeigt die Anlage des Ersatzzahnes in der 
Bildung einer neuen Papille manche Ähnlichkeit mit der Anlage 
eines neuen Haares an Stelle eines alten. Damit ist aber die 
Übereinstimmung erschöpft. Weder ist die Zahnpapille mit 
ihrem Nervenreichtum der nervenlosen Haarpapille, noch ist der 


— 10 — 


Schmelz und Dentin des Zahnes mit den Elementen des Haares 
irgendwie vergleichbar. 

Sodann sind von Leydig die Perlorgane, die auf den 
Schuppen mancher Fische im Hochzeitskleide auftreten, als Vor- 
läufer der Haare in Anspruch genommen worden. Wenn es 
einerseits schon gewagt erscheint, die Säugetiere hinsichtlich 
ihres Haarkleides an eine ziemlich abseitsstehende Fischgruppe an- 
zuschließen, so hat andererseits auch die histologische Unter- 
suchung ergeben, daß hierfür jede Ankniipfungsmoglichkeit fehlt. 
Die Perlorgane stellen keine eigenen Gebilde dar, sondern ent- 
stehen als Gebilde ganz hinfälliger Art aus Oberhautzellen in 
der Umgebung der Hautsinnesorgane, wenn diese selbst zu- 
grunde gehen. Endlich ist auch der Bau der Perlorgane niclıt 
geeignet, die Besonderheiten im Bau des Haares verständlich 
zu machen. 

Eine bessere Grundlage hat die Hypothese von F. Mau- 
rer, die in den Hautsinnesorganen der niederen Tiere die Vor- 
läufer der Haare erblickt. Während die erwähnten Perlorgane 
aus Wucherungen der umliegenden Oberhautzellen entstehen, 
sind die Hautsinnesorgane selbst die Grundlage für das Säuge- 
tierhaar und der Bau dieses Organes wird uns aus dieser Be- 
ziehung vollkommen klar und verständlich. 

Diese Hautsinnesorgane finden sich bei sämtlichen im 
Wasser lebenden niederen Wirbeltieren. Sie treten bei manchen 
Formen in regelmäßigen Reihen auf, namentlich am Kopfe und 
am Rumpfe in drei Längsreihen, entsprechend dem Verlauf des 
Seitenastes des N. Vagus und zeigen die Tendenz zur Gruppen- 
bildang. Es steht nicht immer ein Sinnesorgan allein, sondern 
sie stehen in Gruppen von 3—5 in einer Reihe nebeneinander. 
Diese Gruppenstellung ist eine Folge ihrer Vermehrung durch 
Teilung. An der Stelle, wo später eine Gruppe von Hautsinnes- 
organen liegt, findet man embryonal nur ein einziges Organ 
angelegt. Durch Teilung vermehrt sich ein solches Gebilde 
und die Gruppe, welche dann zustande kommt, wird stets durch 
ein Nervenstämmchen versorgt, das ursprünglich zu dem ein- 
zigen Organ verlief, später aber jedem Organ der Gruppe einen 
Zweig zuschickt. Seinem Bau nach stellt jedes Organ in ein- 
fachster Form ein scharf umgrenztes knospenförmiges Gebilde 
der Oberhaut dar, das im Zentrum Sinneszellen enthält, die von 


— 106 — 


langen Epidermiszellen als Stütz- und Deckzellen umhüllt werden. 
Die beiden Zellenformen, welche die Sinnesknospe zusammensetzen, 
reichen an die freie Oberfläche der Haut. Durch Vergrößerungen 
können solche einfachen Sinnesorgane mannigfach umgestaltet sein, 
stets lassen sie sich aber von der einfachsten Form ableiten. 

Vergleicht man ein solches Hautsinnesorgan mit einem 
Haar, so ergibt sich eine ganze Reihe von Übereinstimmungen, 
deren wesentlichste in der Gleichheit der ersten Anlage beider 
Gebilde liegt. Haar und Sinnesorgane sind beide reine Ober- 
hautgebilde, bei welchen die Unterhaut erst in zweiter Linie 
als stützender und ernährender Apparat in Mittätigkeit tritt, 
während, wie wir anfangs sahen, die mannigfachen Schuppen 
und Federn ihren Ausgangspunkt in einer Unterhautpapille 
finden. Ferner stehen die Sinnesorgane in Liangsreihen und 
bilden Gruppen, die bei den Fischen in topographischen Be- 
ziehungen zu den Schuppen treten. 

Die Hautsinnesorgane verhalten sich nun bei den Am- 
phibien sehr verschieden. Die Gruppe der Amphibien vermittelt 
bekanntlich den Übergang zum Landleben. In der Jugend 
leben sie als kiemenatmende Larven im Wasser; im erwachsenen 
Zustande gehen sie ans Land und es tritt Lungenatmung ein. 
Die meisten Amphibien führen aber in regelmäßig wieder- 
kehrenden Zeitperioden, zur Laichzeit, in altgewohnter Weise 
ein vorübergehendes Wasserleben. 

Die Hautsinnesorgane erleiden nun bei vielen Amphibien 
eine völlige Rückbildung, so bei den meisten Fröschen und 
Salamandern. Bei anderen Gruppen aber, so z.B. bei unseren 
Molchen sinken sie, wenn die Tiere aufs Trockene gehen, in 
die Tiefe. Die Sinneszellen, im Zentrum der Gebilde ange- 
ordnet, nehmen eine tiefe Lage ein, die sie umgebenden Stütz- 
und Deckzellen verhornen, es tritt reichliche Pigmententwicke- 
lung auf und es bildet sich ein kleiner konischer Hornzapfen, 
welcher einen schützenden Wall um die Sinneszellen darstellt. 
In diesem eigentümlichen Verhalten bleiben die Sinnesorgane 
während der ganzen Zeit des Landlebens dieser Tiere. Suchen 
die Tiere das Wasser wieder auf, so nehmen die Sinnesorgane 
wie früher eine oberflächliche Lage ein, die verhornten. Zeilen 
werden abgestoßen und es bildet sich wieder ein für das 
Wasserleben geeignetes Hautsinnesorgan aus. 


— 107 — 


Wie nun heute die Hautsinnesorgane der Amphibien beim 
Ubergang zum Landleben in die Tiefe sinken und verhornen, 
so trat auch ehemals, als die Vorfahren der heutigen Säuge- 
tiere sich an das Landleben gewöhnten, allmählich ein Funktions- 
wechsel der Organe ein, die spezifischen Sinneszellen, die in ihrer 
Funktion abhängig sind vom Wasser als umgebenden Medium, 
gingen zu Grunde. Der sie versorgende Nerv schwand all- 
mählich und die Stütz- und Deckzellen lieferten durch Ver- 
hornung den Haarschaft. 

Wenn man ein solches in der Tiefe liegendes Hautsinnes- 
organ mit einem Haar vergleicht, so kann man allerdings zu 
der Überzeugung kommen, daß in der Hautsinnesknospe alle 
Teile des Haares in einfachster Weise vorgebildet sind. Die 
bis ins einzelne gehende Übereinstimmung der verschiedenen 
Schichten eines Haares mit denen der Sinnesknospe machen alle 
Besonderheiten im Bau des Haares verständlich. Das Mark des 
Haarschaftes, das aus unvollkommen verhornten Zellen besteht, 
repräsentiert die verkümmerten Reste der Sinneszellen. Die 
darum liegende Rindenschichte des Haarschaftes ist ableitbar 
von den verhornten Stützzellen der Sinnesknospe, das Ober- 
häutchen des Haares entwickelt sich aus den Deckzellen der 
Sinnesknospe und in der äußeren und inneren Wurzelscheide 
des Haares findet man den die Sinnesknospe überragenden 
" Epithelkegel wieder. Natürlich kann auf alle Einzelheiten dieses 
Vergleiches nicht eingegangen werden. Folgt man aber der 
Maurerschen Beweisführung, die auf dem Zusammenwirken 
einer ganzen Reihe von Übereinstimmungen in der Histologie 
und Entwickelungsgeschichte des Haares und der Hautsinnes- 
organe beruht, kritisch und objektiv, so kann man seiner Hypo- 
these die Anerkennung nicht versagen. Die phylogenetische 
Ableitung des Haares als Einzelorgan aus einem Hautsinnes- 
organ hat eine genügend sichere Basis erhalten, die natürlich 
immer nur einen hypothetischen Charakter haben kann, weil ein 
auf direkter Beobachtung gestützter Beweis, welcher zeigt, wie eine 
Sinnesknospe zu einem Haar auswächst, niemals zu erbringen ist. 

Aber auch für das Zustandekommen der Haargruppen 
finden wir in der Maurerschen Hypothese eine genügende Er- 
klärung. Wie wir sehen, können die Hautsinnesorgane sich 
teilen, ihre Gruppenstellung ist eine Folge ihrer Vermehrung 


— 108 — 


durch Teilung. Bei den Haaren haben wir die Gruppenstellung 
überall konstatieren können. Wie nun meine entwickelungs- 
geschichtliche Untersuchung der Haut des Ameisenigels gezeigt 
hat, entstehen hier die Haargruppen ebenfalls durch Teilung. 
Sie kommen dadurch zustande, daß der erste Haarkeim, das 
spätere Mittelhaar, durch Sprossung an seinem oberen Ende die 
Nebenhaare aus sich hervorgehen läßt. Beim Ameisenigel, den 
wir wegen anderer anatomischer Merkmale als das niedrigst 
organisierte Säugetier ansehen müssen, entsteht also eine Haar- 
gruppe durch Teilung von einer einheitlichen Anlage aus. Da 
Haare und Hautsinnesorgane einzig und allein diesen Ent- 
stehungsmodus der Gruppen durch Teilung haben, so ist dieser 
Befund nicht nur ein bedeutungsvolles Glied in der Kette der 
Übereinstimmungen beider Gebilde, sondern auch noch ein ganz 
fundamentaler Unterschied gegenüber den Schuppen- und Feder- 
gebilden, welche niemals eine solche Vermehrungsweise zeigen. 
In der Haut des Ameisenigels finden sich aber auch noch andere 
primitive Zustände, welche einen überraschenden Beweis für 
Maurer geliefert haben, das ist die Anordnung der Stacheln 
in Längsreihen, der frühe Durchbruch der Stacheln an den 
Seiten des Körpers.und die papillären Erhebungen, die wir als die 
letzten Reste eines ehemaligen Schuppenkleides ansprechen miissen. 

Dieser Befund der Haargruppenbildung beim Ameisenigel, 
der auch zu unserer obigen biologischen Erklärung für die Ent- ° 
stehung des Haarkleides paßt, berechtigt uns zu der Annahme, 
daß dieser Modus der ursprüngliche gewesen ist. Daß er heute 
nicht an weiteren Tieren konstatiert wird, darf uns nicht über- 
raschen. Einmal sind nur wenig Tiere äuf ihre Haarentwickelung 
hin genau studiert, so noch nicht einmal die Beuteltiere. Dann 
muß die Haarentwickelung immer mehr von dem ursprünglichen 
Verhalten abweichen, je mehr sich die betrefienden Tiere 
von ihrem Ahnen entfernt haben. Wie wir oben sahen, sind 
die Haare am hinteren Rand der Schuppe entstanden. Ihre 
Ausdehnungsfähigkeit war zunächst begrenzt und konnte nur 
über den Schuppenrand in die Breite erfolgen. Dadurch 
haben sich die Nebenhaare aber schnell vom Mittelhaar, ihrem 
Mutterboden, losgelöst; sie sind in die Breite gerückt und 
selbständig geworden und legen sich nunmehr direkt von der 
Epidermis aus an. 


— 1009 — 


Nachdem wir nunmehr gesehen haben, auf welchem Wege 
es zur Bildung des Haares und der Haargruppe kam, bleibt 
uns noch übrig, die Verteilung der Haare über den ganzen Kör- 
per und die Entstehung des Haarkleides zu erörtern. Hierfür 
scheint die Maurersche Lehre zunächst keine genügende Er- 
klärung zu bieten. 

Unsere Amphibien verlieren mit dem Übergang zum Land- 
leben die Hautsinnesorgane; letztere sinken in die Tiefe und 
verschwinden mehr und mehr. Oder sie beschränken sich nur noch 
auf bestimmte Reihen und sind hauptsächlich am Kopf ent- 
wickelt. Von dieser geringen Verteilung der Hautsinnesorgane 
aus ist es schwierig zu einem über den ganzen Körper ver- 
breiteten Haarkleide zu kommen. Doch steht damit die Tat- 
sache im Einklang, daß sich die Haare am Kopfe der Säuge- 
tiere zuerst und zwar sehr viel früher als an dem übrigen 
Körper anlegen. Auch sind viele von ihnen empfindliche Sinnes- 
organe, die Tasthaare oder Spürhaare an der Schnauze und an 
den Wangen der Säugetiere. Dann sehen wir auch bei man- 
chen Formen die ersten Haaranlagen in regelmäßigen Längs- 
reihen an den Seiten auftreten, die eine große Ähnlichkeit mit 
‘den Langsreihen der Hautsinnesorgane niederer Wirbeltiere 
haben. Später erst treten dann über den ganzen Körper ver- 
breitete Haaranlagen auf. Mit dem ungleichen Flächenwachs- 
tum der Haut, verwischen sich diese Reihen mehr und mehr; 
bei manchen Arten, so z. B. beim Ameisenigel, erhalten sie sich 
aber auch während des ganzen Lebens. Bei den Embryonen 
ist die Anordnung der Haare in Reihen stets deutlicher als am 
ausgebildeten Tiere. - 

Andererseits kennen wir aber auch Amphibien, so z. B. 
Cryplobranchus, bei denen die Hautsinnesorgane viel reichlicher 
entwickelt sind, und bei den meisten Fischen sind sie über den 
ganzen Körper verbreitet und bedecken auch die Gliedmaßen, 
wo sie in dichten Massen in Längsreihen zwischen den Schuppen 
stehen. Wir kennen also jedenfalls wasserbewohnende Wirbel- 
tiere, die ganz mit Hautsinnesorganen bedeckt sind. Im Ver- 
gleich damit ist der Hautsinnesapparat der Amphibien freilich 
ein kiimmerlicher Rest. Aber von den heutigen nackten 
Amphibien darf man dabei auch nicht ausgehen. Diese Gruppe 
stellt bekanntlich den Rest einer früher sehr formenreichen 


— 110 — 


Wirbeltierklasse dar, der noch eine weitgehende Rückbildung 
erlitten hat und in den meisten Organen reduziert ist. Mit 
diesen Zuständen darf. man die heutigen Säugetiere nicht in 
einen stammesgeschichtlichen Zusammenhang bringen, sondern wir 
müssen auf deren beschuppte Ahnen zurückgehen. Diese wasser- 
bewohnenden Vorläufer beweisen, daß den heutigen Amphibien die 
Schuppenlosigkeit nicht von vornherein zukommt. Die Schuppen 
sind geschwunden, während die Hautsinnesorgane sich noch in 
Resten erhalten haben, die eine regelmäßige Anordnung innehalten. 

Als diese Ahnen betrachten wir die formenreiche Gruppe 
der Stegocephalen, die durch Credner bekannt gewor- 
denen Panzerlurche der Steinkohlenzeit, die einen wohl ent- 
wickelten Schuppenpanzer besaßen. Ihre Larven sind mit 
Kiemen ausgerüstet und bei ihnen dürfen wir auch wohl unter 
dem Schutze der Schuppen über dem ganzen Körper verbreitete 
Hautsinnesorgane, ähnlich wie bei den Fischen, vermuten. Von 
hier aus ist es nicht schwer, sich die Entstehung des über den 
ganzen Körper verteilten Haarkleides verständlich zu machen. 

Da die Hautsinnesorgane fossil nicht erhalten bleiben 
können, so ist freilich auch der Beweis, daß die Stegocephalen 
Hautsinnesorgane besessen haben, nicht zu erbringen. Wenn 
wir ihnen aber auf Grund ihres gut erhaltenen Skelettes und 
ihres Hautpanzers eine Stellung zwischen den heutigen Amphibien 
und Fischen anweisen müssen, so sind wir auch berechtigt, 
bei innen Hautsinnesorgane vorauszusetzen. 

Die Maurersche Hypothese hat uns gleichmäßig den 
Schlüssel zum Verständnis aller Hautgebilde der höheren Wirbel- 
tiere gebracht. Die Hautsinnesorgane, welche die Stegocephalen 
von den Fischen her ererbt hatten, haben die Basis für die 
Entstehung der Haare und Haargruppen abgegeben; ihre Lage- 
beziehung zu den Schuppen erklärt uns die eigentümliche 
regelmäßige Anordnung der Haare, welche auf einen ehemaligen 
Schuppenpanzer hinweist, und die Schuppen der Stegocephalen 
haben sich in dem Schuppenkleid und seinen Resten, die wir 
bei vielen Säugetieren finden, erhalten, bei einigen- Formen sich 
sogar durch Anpassung weiter ausgebildet. Ebenso sind die 
Schuppen der Stegocephalen auf die divergente Linie der Rep- 
tilien übergegangen, die durch Umbilduug die Federn der Vögel 
entstehen ließen. 


— 11 — 


Bericht über die Sammlungsergebnisse einer 
paläontologisch-geologischen Forschungsreise 
nach Ägypten. 


Von 


Dr. Ernst Stromer (München). 


Auf Anregung des Herrn A.von Reinach und von ihm 
und der Senckenbergischen Naturforschenden Ge- 
sellschaft in Frankfurt a. M. mit Mitteln versehen trat ich 
Anfang November 1903 eine dreimonatliche Reise nach Ägypten 
an, um dort hauptsächlich Tertiärfossilien zu sammeln. 
Ich hatte mich dabei des größten Entgegenkommens von allen 
Seiten zu erfreuen, wodurch mir die erfolgreiche Durchführung 
meines Programmes sehr erleichtert worden ist. Von den zahl- 
reichen Behörden und Privatpersonen, die mich so zulebhaftem 
Dank verpflichteten, erwähne ich hier nur neben der Verwaltung 
der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und Herrn 
von Reinach zunächst die Direktion des Österreichischen 
Lloyd, welche mir eine Falırpreisermäßigung gewährte, sodann 
insbesondere den Generaldirektor der ägyptischen Survey, Captain 
Lyons in Gizeh bei Kairo, den Direktor des Altertum-Museums 
in Kairo, Mr. Mespero, die Direktion der „Salt & Soda Co.“ 
in Kairo, speziell Mr. Hooker, ferner Herrn Prof. Schweinfurth 
und meinen Kollegen Herrn Dr. Blanckenhorn. Durch das 
gütige Entgegenkommen von Herrn Prof. E. Fraas in Stutt- 
gart sowie Herrn Kaufmann Mez in Kairo wurde mir endlich 
ermöglicht, für die Dauer meines Aufenthalts in Ägypten einen 
tüchtigen Sammler, Herrn Markgraf in Kairo, zu engagieren, 
der mir mit großem Eifer und mit Ausdauer sehr gute Dienste 
geleistet hat. 


— 112 — 


Entsprechend meinen Absichten sammelte ich nicht nur 
in der näheren Umgebung von Kairo, am Mokattam und 
bei Abusir, sondern machte auch je zwei größere Touren in 
das Fajüm und seine Umgebung und in das Natrontal und 
Uadi Faregh. Herr Markgraf war besonders am Mokattam 
für mich tätig, begleitete mich aber auch auf den meisten 
größeren Exkursionen in die Libysche Wüste. 


Im Folgenden seien nun kurz die für das Senckenbergische 
Museum dabei aufgebrachten Sammlungen dem geologischen 
Alter nach aufgezählt, um eine Übersicht des gesamten Materials 
zu ermöglichen, da die einzelnen Arten von Objekten getrennt 
und von verschiedenen Herren bearbeitet werden. 

Unterer Mokattam = unteres Mitteleocän (bei Kairo): 
Nummuliten (z. T. auch aus dem Süden des Fajüm), Schnecken- 
Steinkerne, Seeigel, Krabben, Zähne von Haifischen, Rochen, 
Pycnodonten und Knochenfischen, wenige Zähne von Krokodiliern, 
zwei Schädel und ein Brustkorb von Seekühen, zwei große 
Mesocetus-Wirbel. 

Oberer Mokattam = oberes Mitteleocän (im Norden 
des Fajüm, z. T. auch bei Abusir bei Kairo): Einige Gesteins- 
proben, Blattabdrücke und Kieselhölzer, mehrere Korallen, zahl- 
reiche Muscheln und Schnecken größtenteils mit erhaltenen 
Schalen, Seeigel, einige Krebsscheeren, Hai-, besonders Sägefisch- 
Reste, viele Welsreste, wenige Schildkrötenpanzerstücke, einige 
Schlangenwirbel, umfangreiche Krokodilier- und dürftige Seekuh- 
Reste, ein Schädel mit Kiefern und Wirbel von Zeuglodon und 
endlich ein Schädel mit Unterkiefern und Rippen von Moerttherium. 

Fluviomarin-Stufe = Öbereocän (im Norden des 
Fajüm): Einige Gesteinsproben, Kieselliölzer, mehrere Schild- 
krétenpanzerteile, einige Krokodilierreste, ein Vogelbecken (?), 
Landsäugetier-Zähne und -Knochen. 

Oligocän (im Norden des Fajüm): einige Gesteinsproben 
und Kieselhölzer, ein Krokodilschild. 

Untermiocän (Uadi Faregh): Gesteinsproben, wenige 
Muscheln und Schnecken, Schildkrötenreste, ein Brachyodus- 
Unterkiefer und Beckenstück. 

Mittelpliocän (Uadi Natrün, z. T.auch Abusir bei Kairo): 
Gesteinsproben, Muscheln, wenige Schnecken, Seeigel (Clypeaster), 


— 113 — 


kleine Welsreste, Reste von Krokodiliern, Cheloniern und einer 
Schlange, Knochen und wenige Zihne von Säugetieren, besonders 
vom Flußpferd. 

Quartär (Wüste vom Natrontal bis zum Fajim, De- 
- pressionsgebiet des Uadi Natrün und des Fajüm): Wüstenkiesel, 
Proben von Gesteinsverwitterungen und von Natronsalzen, Kon- 
chylien und Säugetierknochen und bezahnte Kiefer, Feuerstein- 
Werkzeuge. 


Da die Bearbeitung dieser Objekte erst beginnt, läßt sich 
einstweilen nur weniges über sie sagen. Die häufigeren und 
besser erhaltenen Formen der rein marinen unteren und der 
.2.T. brackische, Süßwasser- und Landbewohner enthaltenden 
oberen Mokattamstufe sind in der Sammlung größtenteils ver- 
treten; besonderes Interesse beanspruchen darunter die nicht 
marinen Organismen und dann die sehr primitiven Seekühe, der 
kleine Urwal (Zeuglodon.) und der Elephantenahne (Moeritherium). 

Dürftig ist leider das braekische Obereocän, Untermiocän 
und besonders das überhaupt an guten Resten selır arme 
Oligocän vertreten; immerhin sind einige gute Schildkrötenreste 
und Zähne interessanter Landsäugetiere wie von Palaeomustodon, 
dem Vorläufer der Mastodonten, eines Creodonten, also eines ' 
Urraubtieres, und der Anthracotheriden Anrodus und Brachyodus 
in der Sammlung vertreten. 

Von der Konchylienfauna des marinen und brackischen 
Pliocäns ist auch nur recht wenig vorhanden; von den Wirbel- 
tieren aber wenigstens zahlreiche, jedoch nicht schöne Reste. 

Von den quartären Objekten sind die sämtlich aus dem 
Fajümkessel stammenden Reste von Organismen und neolithischen 
Feuersteinwerkzeuge wohl fast alle von alluvialem Alter, also 
von geringem Wert; die Natronsalze jedoch bieten einiges 
Interesse im Hinblick auf die noch ungeklärte Frage der Salz- 
bildung in der Wüste. 

Ist demnach die Sammlungsausbeute auch keine glänzende, 
so sind dem Museum doch manche neue oder bisher 
in keinem anderen als dem Londoner und Kairiner 
Museum vertretene Stücke zugeführt worden. 


— 15 — 


Inhalt. 


I. Teil: Geschäftliche Mitteilungen. 


Jahresfeier der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
und Grundsteinlegung zum Neubau des Naturhistorischen 
Museums am 15. Mai 1904: 

Akademische Feier 
Jahresbericht, erstattet von Prof. Dr. E. Marx, IL Dir. 
Grundsteinlegung zum Neubau des Naturhistorischen 
Museums 
Festessen 
Verteilung der Ämter im Jahre 1904 en 
Verzeichnis der Mitglieder: 
I. Stifter . 
II. Ewige Mitglieder 
IlI. Beitragende Mitglieder . 
IV. u. V. Außerordentliche und Korrespondierende Ehrenmitglieder 
VI. Korrespondierende Mitglieder . 

Rechte der Mitglieder 

Auszug aus der Bibliothek- Ordnung 

Bilanz per 31. Dezember 1903 . 

Übersicht der Einnahmen und Ausgaben i im Jahre 1903 

Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen: 

Dr. A. Jaeger: Die Schwimmblase der Fische 

Oberlehrer Dr. Th. Neumann: Giftschlangen und Schlangengift 

Prof. Dr. M. Möbius: Die Flora des Süßwassers 

Dr. F.Römer: Die Anpassung der Wale an das Leben im Wasser 

Dr. A. Seitz: Eine Reise in die Nilghiri-Berge in Vorderin«lien 

Prof. Dr. W. Ruppel: Biologie der Tuberkelbazillen 

Prof. Dr. R. Hauthal: Die Bedeutung der Funde in der (irypo- 
tberiumhöhle bei Ultima Esperanza (Südwestpatagonien) . 

Oberlehbrer Dr. P. Sack: Bau und Lebensweise der einhei- 
mischen Fliegen 

Erteilung des v. Reinach- Preises 

Dr. K. Vohsen: Sprache und Naturforschung . 

F. Winter: Die Süßwasserfische von Mitteleuropa und ihre 
Krankheiten ee 

Prof. Dr. A. Brauer: Die Augen der Tiefseetische 

Oberfirster O. Fleck: Der Wald im Winter 

Dr. E. Stromer: Kine geologische Forschungsreise i in die 
Libysche Wüste 


Seite 


D* 


8* 


22* 
32* 
39* 


41* 
42* 
44* 
52* 
52* 
58* 
59* 


61* 


12* 
16* 
77% 
(9* 
80* 


é — 116 — 
e ) 
Prof. Dr. J. Morgenroth: Neuere Forschungen über Fermente 
Dr. A. Knoblauch: Feuersalamander und Molche in der Ge- 
fangenschaft en 
Prof. Dr. M. Möbius: Matthias Jakob Schleiden. Zur 
Feier seines hundertsten Geburtstages: 5. April 1904 
Museums-Bericht: 
I. Zoologische Sammlung 
II. Botanische Sammlung 
III Mineralogische Sammlung 
IV. Gevlogisch-paläontologische Sammlung 
Bibliotheks-Bericht 
Medaillen-Sammlung 
Sonstige (reschenke 
Nekrologe: 
Eugen Askenasy ft. Von Prof. Dr. M. Möbius. 
Otto Franz von Moellendorff 7. Von Dr. W. Kobelt 


II. Teil: Wissenschaftliche Abhandlungen. 


1) Die Biologie der Griechen Vortrag, gehalten am 9. Januar 1904 
von Prof. Dr. R. Burckhardt ne 

2) Der Neubau der wissenschaftlichen Institute, insbesondere des 
Senckenbergischen Saturhistorischen Mnseums, an der Viktoria- 
Alle. Vortrag, gebalten am 36. Januar 1904 von Baurat 
I, Neher. (Mit einer  rsucktivischen Ansicht, Tafel I—III 
und 3 Textfiguren.i 

3) Ein neuer freilebender Rundwurm aus P: atagonien, Plectus (Plectoides) 
patagonicus n. »p. * Beschrieben von Dr. J. G. de Man. (Mit 
6 Texttiguren.) Lo. 

4) Neue Aufschliisse im W eichbild der Stadt Frankfurt a. ML Von 
K. Fischer. (Mit einer Textfigur.) ur 

5) Die Eier der Tardigraden. Von Prof. Dr. F. Richters. (Mit 
Tafel IV und V) en 

6) Echiniseus conifer n.sp. Von Prof. Dr. F. Richters. (Mit Tafel V 
Figur 8.) . . Er 

7) Thermische Vegetationskonstanten. Aus dem Nachlaß vun Prof. 
Dr. Julius Ziegler, zusammengestellt von Johanna Ziegler 

8) Die Haut der Säugetiere. Vortrag. gehalten beim Jahresfeste am 
15. Mai 1904 von Dr. F. Rimer 

9: Bericht über die Ergebnisse einer geolugisch- paläontologischen 
Forschungsreise nach Ägypten. Von Dr. E. Stromer . 


-- = .... > 6 





Druck ven Gebrider Knauer In Frankfurt a. M. 


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BERICHT 


SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN 
GESELLSCHAFT 


IN 


FRANKFURT AM MAIN 
1905. 


Vom Juni 1904 bis Juni 1905. 





Die Direktion der Senckenbergischen Naturforschenden 
Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäß ihren Bericht über 
das verflossene Jahr zu überreichen. 


Frankfurt a. M., im Juni 1905. 


Die Direktion: 


Dr. phil. A. Jassoy, 1. Direktor. 

Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx, Il. Direktor. 
W. Melber, I. Sekretär. 

Dr. med. 0. Schnaudigel, II. Sekretär. 


Exchan=9 
Senc’ +4,37: itech Bibliothok 
FraQhiuie we Mm 


JAN 13 736 


I. Teil 


(reschäftliche Mitteilungen. 


— —- ER  ee 


Jahresfeier 


der 


Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
am 28. Mai 1905 


Zunächst begrüßte der derzeitige Vorsitzende Dr. August 
Jassoy in dem reich geschmückten Vogelsaale, dem einzigen 
nicht durch Sammlungen völlig in Anspruch genommenen größeren 
Raum des alten Museums, die Erschienenen mit folgenden Worten: 


„Hochansehnliche Versammlung! 


Wir feiern heute die 88. Jahresfeier unserer Gesell- 
schaft, vielleicht die letzte in dem alten Museum; denn wenn 
auch im nächsten Mai der stattliche Neubau ander Viktoria- 
Allee noch nicht bezogen sein kann, so haben doch in dieser 
Zeit aller Voraussicht nach der Umzug und die Neuaufstellung 
der Sammlungen ihren Anfang genommen und in dieser Über- 
gangszeit werden die alten Museumsräume ganz oder wenigstens 
zum Teil geschlossen bleiben müssen. Es liegt unter solchen 
Umständen nicht fern, einmal zurückzublicken auf den durch- 
eilten Weg, und da kann ich mit froher Genugtuung feststellen, 
daß unsere Gesellschaft eingedenk der Erfahrung, daß Stillstand 
Rückschritt bedeutet, in stetiger, gedeihlicher Fortentwickelung 
begriffen war und ist, wie Ihnen im Jahresbericht noch näher 
dargelegt werden wird. Dieses rüstige Vorwärtsschreiten ver- 
danken wir dem unermüdlichen Bienenfleiße zahlreicher für die 
Naturwissenschaften begeisterter Frauen und Männer, die Tag 
für Tag einen großen Teil ihrer Kraft freiwillig in den Dienst 
unserer Gesellschaft gestellt haben, sowie den fachmännisch ge- 
bildeten Gelehrten, die wir dank der Munifizenz unserer Gönner 
in den letzten Jahren mit der Museumspflege betrauen konnten; 


—~ §* — 


aber ihnen nicht allein. Ein großer Anteil an dem Aufblühen 
unserer Gesellschaft gebührt der tatkräftigen, wohlwollenden 
Unterstützung durch die Frankfurter Bürgerschaft, die 
mit der Liebe und Anhänglichkeit an die von den 
Vätern ererbten Einrichtungen Opfermut und prak- 
tischen Sinn verbindet! 
„Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, 
Erwirb es, um es zu besitzen® 

findet hier volles Verständnis. Wenn dazu ein Beweis nötig 
wäre, gerade die letzten Jahre hätten zeigen müssen, wie eng 
unsere Gesellschaft mit dem Frankfurter Bürgertum 
verwachsen ist. Aus nah und fern kamen und kommen fast 
täglich Geschenke, Einladungen, Aufforderungen jeglicher Art, 
die dartun, wie in allen Ländern der Erde Frankfurter 
in rührender Anhänglichkeit an das alte Museum neben dem 
Eschenheimer Turm denken! Wir werden fort und fort bestrebt 
sein, uns dieser treuen Gesinnung würdig zu erweisen! Für 
die zahlreichen neuen Beweise der Zuneigung, die Sie im Jahres- 
berichte im einzelnen beschrieben finden werden, auch an dieser 
Stelle zu danken, ist mir Bedürfnis und Pflicht. Weiteren 
Dank schulden wir den hohen staatlichen und städtischen 
Behörden, die unseren Anliegen bereitwillig ihr Ohr und ihren 
starken Arm leihen, den Fürsten, die der Bitte, aus ihren 
herrlichen Jagdgebieten unsere Sammlung der Heimattiere zu 
vermehren, gern nachgekommen sind, den auswärtigen und aus- 
ländischen Gelehrten und Gesellschaften, die uns fort- 
laufend die Resultate ihrer Forschungen im Austausche der 
eigenen übermitteln. Ich schließe mit der zwar schon oft 
ausgesprochenen, aber immer gleich dringenden Bitte an Sie, 
hochverehrte Anwesende, mit uns weiter zu wirken wie in der 
ernsten, hingebenden Pflege unserer in stürmischen Fortschritten 
begriffenen Wissenschaften so in der Erhaltung und Förderung 
der herzlichen Beziehungen, die uns heute mit Stadt, Staat und 
Ausland verknüpfen und die uns wagen ließen, trotz sehr 
schwieriger finanzieller Verhältnisse eine als notwendig erkannte, 
geräumigere, den neuzeitlichen Anforderungen entsprechende 
Pflegestätte der Naturwissenschaften zu erbauen. Denn nur 
wenn Ihre Mithilfe uns sicher ist, können wir ruhig und zu- 
versichtlich weiter arbeiten. In dem Vertrauen aber, daß 


— m _ 


wir wie stets bisher so auch heute nicht vergeblich 
bitten, heiße ich Sie herzlich willkommen!“ 


Hierauf hielt Prof. Dr. August Brauer aus Marburg 
den hochinteressanten, durch künstlerisch ausgeführte Tafeln 
illustrierten und mit großem Beifall aufgenommenen Festvortrag 


„Die Leuchtorgane der Tiefseefische.“ 


Da die eigenartigen Umbildungen, die das Auge vieler 
Fische, Krebse und Tintenfische der Tiefsee zeigt, 
bisher nur in dieser Region gefunden worden sind, so muß man 
annehmen, daß hier besondere Lebensbedingungen vorhanden 
sind, die in anderen Regionen fehlen. In diesem Fall wird 
man in erster Linie an die besonderen Lichtverhältnisse, 
den Mangel des Sonnenlichts und seinen Ersatz durch das 
pbosphoreszierende Licht der Organismen, denken und es schien 
deshalb wahrscheinlich, daß eine Untersuchung der Leuchtorgane 
auch einige Aufklärung geben würde über die Rätsel, die das 
Auge bietet. Über die Resultate dieser Untersuchung, zu der 
die Deutsche Tiefsee-Expedition ein reiches Material ge- 
liefert hat, berichtet der Vortrag. 

Der erste Teil behandelt die Morphologie der 
Leuchtorgane bei den Tiefsee-Knochenfischen. In be- 
zug auf die Lage, Zahl und Anordnung der Organe herrscht 
eine außerordentliche Mannigfaltigkeit. Sie finden sich an den 
Enden beweglicher Anhänge, wie Flossenstrahlen, die von den an- 
dern isoliert, beweglich und stark verlängert sind, oder an Barbela, 
oder, wie die meisten, unbeweglich in der Haut und zwar meist 
in die Unterhaut verlagert. Gewöhnlich zeigen sie eine für die 
Gattungen und selbst Arten verschiedene, aber gesetzmäßige 
Anordnung entweder in Längsreihen oder in Querreihen oder 
in Gruppen; ihre Zahl wechselt, oft finden sie sich zu Hunderten 
und selbst zu Tausenden am Körper. In bezug auf den Bau 
hat sich als ein wichtiges Resultat ergeben, daß es sich nicht 
um augenähnliche oder elektrische Organe handelt, wie früher 
oft angenommen wurde, sondern in allen Fällen um Drüsen, 
welche häufig allerdings sehr stark modifiziert und zum Teil 


— ge — 


hoch differenziert sind. Die einfachsten sind Drüsen mit einer 
Form von Drüsenzellen, mit einem zentralen Sinus und einem 
Ausführungsgang; in andern Fällen aber tritt eine weitere 
Differenzierung in der Richtung ein, daß der Sinus und der Aus- 
führungsgang rückgebildet wird, ein Teil der Zellen zu licht- 
brechenden Körpern sich umbildet, ein anderer nur den 
Leuchtkörper darstellt. Ferner bilden andere ektodermale 
und mesodermale Zellen einen Reflektor, Pigmentmantel, einen 
Gallertkörper und eine cornea-artige Membran und die höchste 
Stufe wird in den Fällen erreicht, wo Muskeln mit dem Organ 
in enge Beziehung treten und dasselbe drehen können. 

Während hinsichtlich der morphologischen Verhältnisse die 
Untersuchung einigermaßen Klarheit hat schaffen können, bleiben 
die physiologischen in mancher Hinsicht unaufgeklärt. Als 
sicher kann hingestellt werden, daß die Erzeugung des Lichtes 
an das Sekret von Drüsenzellen gebunden ist und daß, da die 
meisten Organe geschlossene Drüsen sind, der Lichtvorgang 
intracellulär verläuft. Die Frage, ob der notwendige Sauerstofi 
durch Blutgefäße zugeführt wird, muß für die meisten Organe 
verneint werden, da solche gar nicht oder nur in sehr geringer 
Zahl in die Organe eindringen; bei einigen Organen ist der 
Reichtum an Gefäßen dagegen ein so großer, daß sie von ihnen 
wie umsponnen erscheinen und hier eine Bedeutung für die 
Erzeugung des Lichtes kaum abzuweisen ist. Ebenso läßt sich 
die Frage, ob die Lichtproduktion dem Willen des Tieres unter- 
worfen ist, auf Grund der morphologischen Befunde zum Teil 
bejahen, zum Teil verneinen. Während in die meisten Organe 
Nervenfasern nicht eindringen oder, wenn es der Fall ist, das 
Organ nur durchsetzen, ohne sich in ihm zu verästeln, und in 
den Fällen, in denen die Lichtwirkung willkürlich aufgehoben 
werden kann, dies offenbar nicht durch Unterbrechung der 
Lichterzeugung, sondern durch Abdrehung des ganzen Organs 
geschieht, dringen in die Organe der Scopeliden sicher Nerven- 
fasern ein und umspinnen den Leuchtkörper. 

Da die Fische der Tiefsee in der Regel tot oder fast tot 
an die Oberfläche gelangen und daher bis jetzt Beobachtungen 
und Experimente an lebenden Tieren nur in ganz unzureichender 
Weise gemacht sind, so lassen sich über die biologische Be- 
deutung der Leuchtorgane nur Vermutungen äußern. Die ge- 


— gr — 


wöhnliche Ansicht, daß das Licht zum Anlocken von Beutetieren 
oder zum Abschrecken von Feinden dient, mag vielleicht für 
die Organe, die an beweglichen Anhängen des Körpers sich 
finden, richtig sein; ebenso dürfte die Vermutung zutreffen, daß 
die suborbital oder postorbital liegenden, drehbaren Organe zum 
Absuchen der Umgebung dienen, wie Scheinwerfer gebraucht 
werden; aber diese Deutungen passen nicht für die vielen, oft 
zu Hunderten, ja Tausenden am Rumpf liegenden Organe, da 
Tiere durch dieses Licht nur nach Richtungen gelockt würden, 
die nicht in das Gesichtsfeld fallen. Aus der Anordnung 
der Organe, die bald als Querstreifung bald als Längsstreifung 
oder als Tüpfelung oder in noch anderer Art erscheint, aber 
für jede Gattung, ja für jede Art so gesetzmäßig und charakte- 
ristisch ist, daß sie systematischen Wert hat, ist vielleicht zu 
schließen, daß diese Anordnung die Bedeutung einer Zeichnung 
des Tieres hat und, da die Organe oft verschieden gebaut sind, 
das Licht in verschiedenen Farben leuchtet, die Tiefseefische also 
nicht, wie es gewöhnlich heißt, farblos oder einfach schwarz ge- 
färbt sondern im Gegenteil lebhaft bunt sind. Was bei den im 
Bereiche des Sonnenlichts lebenden Tieren durch Pigmente, das 
würde hier durch verschiedenfarbiges Licht der Leuchtorgane 
erreicht. Die Bedeutung dieser Färbung wäre dann zu suchen 
in erster Linie in einem Erkennen der Artgenossen und in 
einem Aufsuchen der Geschlechter. Für eine derartige Ansicht 
spricht auch die Tatsache, daß bei manchen Arten bestimmte 
Leuchtorgane bei männlichen Tieren stärker ausgebildet oder 
an anderen Stellen sich finden als bei weiblichen, also die Be- 
deutung sekundärer Geschlechtscharaktere besitzen. 

Am interessantesten, aber in ihrer physiologischen Be- 
deutung völlig rätselhaft sind Organe, die am Auge gelegen 
sind und dadurch von allen andern sich unterscheiden, daß sie 
ihr Licht nicht vom Körper fort werfen sondern in die vordere 
Augenkammer. Da sie sich bei allen leuchtenden Fischen außer 
den Scopeliden finden und stets die gleichen Beziehungen zum 
Auge zeigen, so müssen sie eine hohe physiologische Bedeutung 
besitzen. Bis jetzt ist eine ähnliche Einrichtung noch von keinem 
anderen Tier bekannt geworden. 

Zum Schlusse erstattete der II. Direktor Stabsarzt Prof. 
Dr. Ernst Marx den 


— 10* — 


Jahresbericht. 


„Hochansehnliche Versammlung! 


Als wichtigstes Ereignis des vorigen Jahres ist die Grund- 
steinlegung zu nnserem Museums- Neubau an der 
Viktoria-Allee am 15. Mai 1904 zu erwähnen. Ihre 
Majestät die Deutsche Kaiserin hatte als Protektorin 
der Gesellschaft den Generalinspekteur der III. Armeeinspektion 
Exzellenz von Lindequist mit Allerhöchstihrer Vertretung 
beauftragt. Außerdem wohnten zahlreiche Vertreter der hiesigen 
staatlichen und städtischen Behörden, der benachbarten Uni- 
versitäten, der Technischen Hochschule in Darmstadt, unserer 
Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften und hiesiger 
und auswärtiger Naturwissenschaftlicher Vereine der Feier bei. 
Bei unserem gestrigen Rundgang durch das neue Museum haben 
Sie selbst gesehen, wie weit die Arbeiten vorgeschritten sind. 
Da der Bauplan in der Hauptsache inne gehalten werden konnte, 
ist der Bau nunmehr im Mauerwerk vollendet, das Dach ist gerich- 
tet und zum größeren Teile schon gedeckt. Es hat bereits der 
Verputz und die innere Ausstattung der Räume begonneu; 
ein Saal der Schausammlung im südlichen Flügel des ersten 
Obergeschosses ist ganz fertiggestellt und schon mit Fenstern 
and Türen versehen. In diesem Saale ist vor einigen Tagen 
mit dem Aufschlagen der eisernen Probeschränke begonnen 
worden, mit deren Lieferung wir zwei hiesige und drei aus- 
wärtige angesehene Firmen betraut haben. So haben wir 
begründete Aussicht, im Laufe des nächstjährigen Sommers mit 
dem Umzug in uuser neues Heim beginnen zu können. 

Ich gedenke dann zunächst der schmerzlichen Verluste, die 
wir durch den Tod zahlreicher Mitglieder erlitten haben. 

Wir beklagen aufs tiefste den Heimgang unserer arbeiten- 
den Mitglieder C. von Erlanger, D. F. Heynemann, Dr. 
A. von Reinach, der zugleich der Gesellschaft als ewiges 
Mitglied angehört hatte, und Geh. Med.-Rat Prof. Dr. C. Wei- 
gert, weiterhin den Tod unserer beitragenden Mitglieder Prof. 
Dr. phil. A. Andreae, Dr. med. C.Cassian, Dr. med. V.Cnyrim, 
W. Coustol, Dr. med. Ph. Fritsch, V. Hammeran, Fräu- 
lein Th. Hetzer, Kommerzienrat K. Hoff, R. Kreuzberg, 
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. phil. A. Laubenheimer, Dr. jur. 


— 11* — 


S. Maas, J. K. Majer, P. H. von Mumm, G.F. Peipers, 
C. Sabarly, Dr. med. F.Schwenck, A. Siebert, C.Straus 
und Th. Trier, sowie unseres ewigen Mitgliedes Frau 
C. Rücker. 


Dr. Achill Andreae, der Direktor des „Römer-Museums“ 
zu Hildesheim, der stets mit unserer Gesellschaft in besonders 
engen Beziehungen gestanden hat, starb zu Hildesheim am 
17. Januar 1905 nach langem und schwerem, mit größter Ge- 
duld ertragenem Leiden im Alter von 45 Jahren. Am 14. No- 
vember 1859 zu Frankfurt a. M. als Sohn des Bankiers Achill 
Andreae geboren erhielt er seine Jugendbildung an der Muster- 
schule, an der er seine Reifeprüfung bestand. Schon als Schüler 
angeregt durch die zoologischen und geologischen Vorlesungen, 
die am Senckenbergischen Museum gehalten wurden, entfaltete 
er eine rege Sammeltätigkeit, die namentlich den lebenden Mol- 
lusken und den Versteinerungen galt. Seine Universitätsstudien 
in Straßburg und Heidelberg waren vor allem auf die Paläonto- 
logie, Geologie und Mineralogie und die Hilfsfächer dieser Wissen- 
schaften gerichtet. Aber auch seine schon früher begonnenen 
Kunststudien wurden nicht vernachlässigt und auf zahlreichen 
Reisen in Frankreich und Italien, England, Rußland, Griechenland 
und in der Türkei, in Algerien, Tunis, Ägypten und Nordamerika 
genährt und vervollkommnet. Noch ehe er sich als Privatdozent 
für Geologie und Paläontologie in Heidelberg niedergelassen 
hatte, sehen wir ihn schon mit paläontologischen Spezialarbeiten 
beschäftigt. Namentlich sind es die diluvialen und tertiären 
Mollusken, die fossilen Foraminiferen und auch die Fische des 
Mainzer Beckens, denen er wiederholt und nachhaltig seine Tätig- 
keit widmete und in denen er sich zur ersten Autorität heraus- 
arbeitete. 

Aber auch in anderen Gebieten war der mit Feuereifer 
tätige Forscher nicht müßig. Von seinen älteren Arbeiten wollen 
wir hier nur namhaft machen 

1. Arbeiten über das Tertiär im Elsaß 1882—1884, nament- 
lich sein wichtiger „Beitrag zur Kenntnis des Elsässer Tertiärs‘‘. 
Straßburg, 1884, mit separatem Tafelband in 4°. 

2. „Über das Alter des Melanienkalkes und die Herkunft 
des Tertiärmeeres im Rheintal“ und „Über Meeressand und Sep- 


— 19% — 


tarienton (von Flonheim)* in: Mitt. Comm. Geol. Landes-Unter- 
suchung von Elsaß-Lothringen, Bd. 1, 1887. 

3. „Der Diluvialsand von Hangenbieten im Unter-Elsaß.“ 
Straßburg 1884, 4°. Ein besonders prächtiges Werk mit pracht- 
voll ausgeführten photographischen Tafeln der bei Hangenbieten 
vorkommenden zahlreichen Land- und Süßwasser-Mollusken, das 
noch heute unentbehrlichste Handbuch für die Bestimmung der 
Schneckenfauna der Plistocänzeit. 

4, „Die Glossophoren des Terrain & Chailles der Pfirt.* in: 
Abh. Geol. Spezialkarte von Elsaß-Lothringen, Bd. 4, Heft 3. 
1887. 4°. 

Die neueren paliontologischen Arbeiten Andreaes sind 
sämtlich in den Schriften des Römer-Museums niedergelegt; seine 
interessanteste Entdeckung der letzten Jahre ist die einer 
wunderbar reichen untermiocänen Landschneckenfauna bei Oppeln 
in Schlesien, der der Verstorbene zwei Nachträge gewidmet hat. 

Seine wichtigste geologisch-mineralogische Abhandlung ist 
die mit Prof. Dr. W. König in Gießen gemeinsam heraus- 
gegebene Studie „Der Magnetstein vom Frankenstein an der Berg- 
straße“ in: Abh. der Senckenberg. Naturf. Gesellsch., Bd. 15, p. 59. 

In neuester Zeit hat er auch hervorragende Beiträge zur 
zoologischen Erforschung Innerasiens geliefert, vor allem wichtige 
Arbeiten über die lebende Schneckenwelt des nördlichen Chinas. 

In die Zeit als Privatdozent und dann als außerordentlicher 
Professor an der Heidelberger Hochschule fällt nun eine überaus 
fruchtbare Tätigkeit seiner Vermittelung namentlich des paläonto- 
logischen Wissensschatzes, den wir der Forschung der Nord- 
amerikaner verdanken. Keiner war durch seine Vertrautheit 
mit den modernen Kultursprachen — Englisch, Französisch und 
Italienisch sprach und schrieb er wie seine Muttersprache — 
so geeignet, den Studenten diese Fülle des Neuen, das uns 
namentlich Cope und Marsh im fernen Westen der Vereinigten 
Staaten erschlossen hatten, mitzuteilen. Keiner auch war so 
hervorragend befähigt, mit dem Stift, dem Pinsel, der photo- 
graphischen Platte und dem Modell seine Referate und For- 
schungen so anschaulich zu machen wie er. 

Aber die Verhältnisse in Baden wurden zu klein; nach 
fast zehnjährigem Warten auf eine ordentliche Professur erhielt 
er von dem Gründer des Römer-Museums, dem damals noch allein 


— 13¢ — 


übrig gebliebenen der drei Brüder Römer den Auftrag zur 
Leitung eines Kunst- und Wissenschafts-Museums, das diese her- 
vorragenden Gelehrten ihrer Vaterstadt eingerichtet hatten und zu 
überlassen gedachten. Und Senator Römer hatte in Andreae 
den richtigen Mann erkannt. Wer hätte auch sonst für die Kunst 
des Altertums und der Moderne, für den Hildesheimer Silber- 
fund, für die wunderbar reichen Münzschätze der dortigen 
Bischöfe, für die reichen Sammlungen aus prähistorischer Zeit das 
gleiche Verständnis und warme Interesse gehabt wie für die 
kostbaren und einzig dastehenden Kollektionen von Versteine- 
rungen aus deutschen Gebirgen, die drei begeisterte Forscher 
und Sammler in einem langen Leben zusammengebracht hatten; 
wer endlich hätte daneben noch Liebe und Verständnis gehabt 
für die selten reichen Kollektionen an lebenden Schmetterlingen, 
Vogeleiern, Schnecken und Muscheln u.s. w., die Andreae in 
Hildesheim unter seine Obhut bekam! Nicht ein Museum war 
es freilich, dessen Verwaltung er übernahm und glänzend durch- 
geführt hat; es war eine ganze Anzahl von Museen, eine kleine 
Stadt, die in ihrer ungleichen Anlage etwas an unser Germanisches 
Museum in Nürnberg erinnert. 

Hier hat er seinen eigentlichen Wirkungskreis gefunden 
als Pfleger der Kunst und Wissenschaft in einem behaglichen 
und kunstsinnigen Bürgertum von ruhmreicher Vergangenheit, 
in einer Stadt von berückender Schönheit. Ein gerader Cha- 
rakter, tolerant gegen Andersdenkende, in der Wissenschaft und 
Kunst Fortschrittsmann vom Scheitel bis zur Zehe und gerade 
durch diese offen zu Tage liegenden Eigenschaften überall beliebt 
und geehrt. Große, weltmännische Auffassung, Sinn für das 
Schöne, Sparsamkeit da, wo sie nötig war, aber kein Knausern 
mit den Mitteln — dieses Gepräge hat er dem Römer-Museum, 
einer Zierde der Wunderstadt Hildesheim, aufgedrückt und 
hinterlassen. So trauern zwei Städte, das alte Frankfurt, dem 
er seine harmonische Bildung verdankt, und Hildesheim, dem er 
so viel davon geben konnte, um diesen seltenen Künstler und 
Gelehrten, von dessen Begabung wir noch so manche reife Frucht 
hätten erwarten dürfen, wenn er uns nicht so frühe und jäh- 
lings entrissen worden wäre. 

Aus der Reihe unserer korrespondierenden Mitglieder haben 
wir 6 hervorragende Gelehrte durch den Tod verloren: 


— i414* — 


Am 23. Juli 1904 starb in Santiago de Chile Dr. Rudolph 
Amadeus Philippi, geboren am 14.September 1808 zu Charlotten- 
burg, das älteste korrespondierende Mitglied unserer Gesellschaft 
(seit 1848). Er absolvierte in Berlin das Gymnasium zum grauen 
Kloster, studierte Medizin, promovierte nach abgelegtem Staats- 
examen im Jahre 1830, hörte aber neben seinem Fachstudium Vor- 
lesungen über Naturwissenschaft bei Humboldt, Ritter u.a. 
Dies veranlaßte ihn, sich ausschließlich den Naturwissenschaften 
zuzuwenden; schon 1835 finden wir ihn als Lehrer der Zoologie 
und Botanik an der höheren Gewerbeschule zu Kassel angestellt, 
an der er 1849 zum Direktor ernannt wurde. Reisen nach 
Italien und Sicilien, der Verkehr mit dem als Malakozoologen 
und Geologen berühmt gewordenen W. Dunker ließen in ihm 
immer mehr den Wunsch der auschließlichen Beschäftigung mit 
der Naturwissenschaft entstehen und so zog er zunächst nach 
Chile, wo sein Bruder, der später an der Madelainestraße er- 
mordete Major von Philippi ansässig war. 


Zwei Jahre lang war die Provinz Valdivia das Feld der 
Tätigkeit Philippis. Reiche Ausbeute an Pflanzen und Tieren, 
namentlich Konchylien gingen von diesen Reisen nach Deutsch- 
land. Im Jahre 1853 übertrug die chilenische Regierung 
Philippi zuerst die Leitung des Lyceums in Valdivia und 
wenige Monate nachher die des Museums in Santiago neben 
einer Professur für Zoologie und Botanik an der dortigen 
Universität. Dort hat Philippi nun in wahrhaft erstaun- 
licher und bahnbrechender Weise gearbeitet und gewirkt, ob- 
wohl es ihm durch französische Intriguen manchmal recht sauer 
gemacht wurde. Unter ihm sind erst die naturwissenschaft- 
lichen Fächer in jener Republik zur Geltung gekommen; durch 
ihn ist aus einem kleinen vernachlässigten Naturalien-Kabinet 
ein großer Museums-Palast entstanden, in dem auch die große 
Konchyliensammlung von Philippi selbst Platz gefunden hat. 


Stets war er ein leuchtendes Vorbild für alle jüngeren 
Kräfte, die Chile für seine höheren Lehranstalten aus Deutsch- 
land heranzog. Bedeutend ist auch die Zahl der Chilenen, die, 
einst Philippis Schüler, sich gegenwärtig in hervorragenden, 
einflußreichen Stellungen befinden und ihrem Meister in Hoch- 
achtung und in Verehrung anhängen. 


— 15% — 


Die Republik Chile bereitete dem Manne, der den Grund 
zu ihrer naturwissenschaftlichen Durchforschung gelegt und die- 
selbe ein halbes Jahrhundert lang hindurch geleitet, der ihren 
naturwissenschaftlichen Unterricht reformiert hat, ein feierliches 
Leichenbegängnis auf Staatskosten. Die deutsche Wissenschaft 
wird ihm für alle Zeiten ein ehrendes Andenken bewahren, in 
erster Linie die Konchylienkunde, der die meisten seiner Arbeiten 
gewidmet sind. An größeren Werken schrieb Philippi außer 
verschiedenen Schulbüchern in mehreren Auflagen ein „Handbuch 
der Konchylienkunde und der Malakozoologie“ 1853, „Reise durch 
die Wüste Adacama‘ 1860 u.a. 

Am 14. August 1904 starb zu Berlin Geh. Reg.-Rat Prof. 
Dr. Eduard von Martens, geboren am 18. April 1831 in 
Stuttgart, korrespondierendes Mitglied seit dem Jahre 1901. 
Auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt vorgebildet besuchte von 
Martens die Universitäten Tübingen, München und Berlin. 
1855 promovierte er in Tübingen zum Dr. med. In Berlin be- 
schäftigte er sich dann mit zoologischen Arbeiten und wurde 
1859 zum Kustos am Königl. Zoologischen Museum der Universität 
ernannt. Von seinen weiten Reisen ist besonders die zu nennen, 
die er 1860 —63 als Teilnehmer der Expedition der Kgl. 
preussischen Fregatte „Thetis“ nach Ostasien unternahm. Von 
Martens verwaltete im Museum die Echinodermen, Korallen und 
zuletzt die Mollusken. 1897 wurde er zum II. Direktor des Zoo- 
logischen Museums in Berlin ernannt. In der zoologischen Welt 
wird er als einer der bedeutendsten Konchologen geschätzt. Mit 
zahlreichen wertvollen Arbeiten, vornehmlich aus dem Gebiet 
der Konchologie, hat er sich ein dauerndes Gedächtnis gesichert. 

August Le Jolis in Cherbourg, der seit 1876 unserer 
Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied angehörte, hat 
sich hauptsächlich mit den Kryptogamen der Umgebung seiner 
Vaterstadt beschäftigt und 1859 eine Schrift über die Flechten, 
1860 eine über Gefäßpflanzen, 1863 eine über die Meeresalgen 
und 1868 eine über die Moose der Umgebung von Cherbourg 
veröffentlicht. Von diesen ist wohl die Schrift über die Meeres- 
algen am bedeutendsten und als Algologe ist Le Jolis am 
bekanntesten geworden. Er hat ferner über die Gattung Lam- 
naria und über die Nomenclatur der Algen geschrieben, auch hat 
er mehrere Arten neu benannt. Ihm zu Ehren hat Bornet 1895 


— 16 — 


eine kleine Floridee Lejolisia mediterranea benannt; die Ab- 
bildung, die er dazu gibt, zeigt die Fortpflanzungsorgane der 
Florideen in so typischer Weise, daß sie in mehrere Lehrbücher 
übergegangen ist. Auch andere Forscher haben Algen nach ihm 
benannt. In den 90er Jahren hat er noch einige Aufsätze über 
Lebermoose geschrieben. Le Jolis war der Begründer und 
ständige Sekretär der naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu 
Cherbourg und stand als solcher mit unserer Gesellschaft in 
naher Beziehung. 

Am 20. Februar 1905 starb in Genf im Alter von 75 Jahren 
Henry de Saussure, korrespondierendes Mitglied seit 1863, 
einer der ausgezeichnetsten Kenner und Bearbeiter der Hyme- 
nopteren (besonders der Wespen) und Orthopteren, aber auch der 
mexikanischen Myriapoden. Er bereiste längere Jahre mit 
Humbert aus Genf zusammen Mexiko und brachte von diesen 
Reisen eine reiche Ausbeute an Insekten und Tausendfüßen heim. 
Mehrere monographische Arbeiten sind von ihm über die sozialen 
und solitären Wespen und zahlreiche kleinere Bearbeitungen in 
den einschlägigen Zeitschriften erschienen. Unsere Gesellschaft 
ist dem weltbekannten Forscher Dank schuldig für die dftere 
Bestimmung von Material aus unserem Museum, namentlich von 
den Reiseausbeuten Kükenthals und Voeltzkows, worüber 
mehrere Arbeiten Saussures in den beiden Reisewerken 
unserer Abhandlungen, im 21. und 26. Bande, erschienen sind. 

Am 28. Februar 1905 starb in Cincinnati Dr. med. Adolf 
Zipperlen, geboren am 1. Mai 1818 zu Heidenheim in Würt- 
temberg, korrespondierendes Mitglied unserer Gesellschaft seit 
1888. Er studierte in Tübingen Medizin, wurde zuerst prak- 
tischer Arzt in Biedigheim, wanderte aber bereits im Jahre 
1848 mit Familie nach Amerika aus und ließ sich zu Weinsberg 
bei Clintom nieder, um sich dem Weinbau zu widmen. Später 
wurde er Oberarzt bei der 2. Ohioer Infanteriebrigade der National- 
garde, stand als solcher während des Bürgerkrieges drei Jahre 
lang im Felde und nahm als Brigadearzt mit Majorsrang seinen 
Abschied. Nach dem Kriege siedelte er 1865 nach Cincinnati über. 

Hier war der Sang und Dichtung liebende, gesellschaftlich 
angelegte, mit großem Humor begabte Mann in seinem Fahrwasser. 
Er beteiligte sich ergiebig an allem, was der literarisch und 
musikalisch gebildete Teil der deutschen Einwohnerschaft dort 


— jy — 


unternahm. Die Vorliebe fiir Tiere aller Art brachte ihn in 
einen dauernden Verkehr mit dem Zoologischen Garten, zu dessen 
Direktorium er lange Jahre hindurch gehörte. Schriftstellerisch 
war er in vielfacher Weise tätig; zahlreiche interessante Artikel 
erschienen in deutschen naturwissenschaftlichen Zeitschriften, 
wie „Der zoologische Garten’, „Isis“, „Welt der Vögel“ u. s. w. 
Er verstand es, seine Beobachtungen und Studien in der Tier- 
welt in fesselnder, stets von einem frischen, humoristischen 
Hauch durchwehter Weise wiederzugeben. Die Universität Tü- 
bingen ernannte ihn bei ihrer 400-jährigen Jubelfeier zum 
Ehrendoktor. 

Am 328. April 1905 verschied zu Gießen der Senior der 
medizinischen Fakultät der dortigen Universität Geh. Med.-Rat 
Prof. Dr. Konrad Eckhard in seinem 84. Lebensjahre. Er 
hat unserer Gesellschaft seit 1899 als korrespondierendes Mit- 
glied angehört. Am 1. März 1822 zu Homberg a.d. Efze im 
ehemaligen Kurfürstentum Hessen geboren studierte Eckhard 
in den Jahren 1845 bis 1849 in Marburg und Berlin vorzugs- 
weise Anatomie uud Physiologie. 1849 promovierte er in Mar- 
burg zum Doktor der Philosophie und in dem gleichen Jahre 
erhielt er in Gießen den medizinischen Doktorgrad. Im Winter 
1848/49 und 1849/50 war er in Marburg und Gießen als Prosektor 
tätig. Nachdem er sich 1849 bei der medizinischen Fakultät in 
Gießen habilitiert hatte, wurde er 1855 zum außerordentlichen 
Professor ernannt. Noch in demselben Jahre schlug er ehrenvolle 
Berufungen nach Dorpat und Königsberg aus, worauf im Januar 
1856 seine Ernennung zum Ordinarius in Gießen erfolgte. 

So hat Eckhard länger wie ein halbes Jahrhundert als 
Lehrer der Anatomie und Physiologie an der Gießener Universität 
gewirkt und es ist bewundernswert, wie er noch in den letzten 
Jahren trotz seines hohen Alters seinen Posten als Forscher 
und akademischer Lehrer, hochverehrt von seinen zahlreichen 
Schülern, voll und ganz ausgefüllt hat. Bis zuletzt hat er sich 
seine außerordentliche Geistesstärke bewahrt und auch seine 
physischen Kräfte erlaubten ihm bis in die letzten Monate seines 
Lebens, seinen Lieblingssport, die Jagd, auszuüben. Eckhards 
wissenschaftliche Bedeutung lag auf dem Gebiete der experimen- 
tellen Physiologie, das er meisterhaft beherrscht und auf dem 
er viel und großes geleistet hat. Seine zahlreichen Publikationen 


2 


— 18* — 


haben befruchtend auf die allgemeine medizinische Wissenschaft 
gewirkt; sie sind alle fesselnd geschrieben, vielfach mit feinem 
Humor gewürzt und zeugen ebenso von großem Fleiße wie von 
Klarheit und Wahrheit. Die ihn kannten in der Blüte seiner 
Jahre, sprechen mit Begeisterung von diesem Manne; die jüngeren, 
die ihn erst in seinem Alter kennen lernten, haben mit Achtung 
und Ehrfurcht zu ihm aufgeblickt. Seine Vaterstadt Hom- 
berg a.d. Efze hat den verdienten Gelehrten bei der Feier seines 
80. Geburtstags zu ihrem Ehrenbürger ernannt. 

Allen Verstorbenen wird die Gesellschaft ein 
dauerndes und dankbares Andenken bewahren! 

Aus der Reihe der beitragenden Mitglieder sind ferner 16 
ausgeschieden: durch Austritt die Herren D. Derlam, Geh. 
Justizrat S. Fuld, C. Joos, Polizei-Präsident a. D. Freiherr 
W. von Müffling; infolge Wegzugs von Frankfurt H. Bick- 
hardt, Dr.K.Goldstein, Generalarzt 4 la suite Dr. K.Groß- 
heim, Dr. G. Hof, P. Kleinsteuber, Prof. Dr. R. Lam- 
bert, Prof. Dr. J. Morgenrot, Dr. med. J. Raecke, Tier- 
arzt O. Reinemann, Tierarzt R. Utendörfer, Chemiker 
G. Weis und durch Übertritt in die Reihe der ewigen Mit- 
glieder Prof. Dr. W. Kobelt in Schwanheim. 

Die Gesamtzahl der im Berichtsjahre ausgeschiedenen bei- 
tragenden Mitglieder beträgt also 38. 

Neueingetreten sind dagegen 175 beitragende Mitglieder 
und zwar 

Herr Dr. med. Siegmund Abraham, 

„ H.E. Ackenhausen, 

» Dr. pbil. Franz Adler, 

, Dr. med. Eugen Albrecht, Direktor des Dr. 
Senckenbergischen pathologisch-anatomischen In- 
stituts, 

„ Dr. Julias Albrecht, Zahnarzt, 

„ Theodor Alexander, 

„ Hans Almeroth, 

, CA. Andre, 

Frau Alharda Andreae, 

Herr Rudolf Andreae, 

» Dr. med. Georg Avellis, 

„ Karl Bacher, 


Herr 


3 3 3 3 3 3 3 3 


Frau 
Herr 


3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 


3 3 43 3 


— 19* — 


A. von Baumgarten, Kaiser). Russ. Kammer- 
herr und Generalkonsul, Wirk]. Staatsrat, Exzellenz, 

Konsul Alexander Baunach, 

Dr. med. Ferdinand Bermann, 

Heinrich Bickhardt, Oberpostpraktikant, 

Gustav Binding, 

Justizrat Dr. Joseph Binge, 

Bergingenieur Hans Bode, 

Dr. med. Henry Böhm, 

John Böhme, Zahnarzt, 

Heinrich Borchardt, Zahnarzt, 

Karl Boß, 

Dr. phil. Franz Braun, 

Dr. phil. Leonhard Braun, 

Richard Bruck, Rechtsanwalt, 

Dr. phil. Fritz Bullnheimer, 

Albert Cahn, 

Anna Canné, 

B. B. Cassel, 

Generalleutnant z.D. Hermann von Chappuis, 
Exzellenz, 

Fritz Christ, 

Heinrich Clauer, 

Gotthold Clausnitzer, Ober- und Geh. Baurat, 

Ernst Cnyrim, | 

Rudolf Cullmann, 

Oskar Delliehausen, 

Dr. med. Adolf Deutsch, 

Richard Diener, 

Otto Dondorf, 

Dr. med. Otto Dornblüth, 

Dr. phil. William Drory, 

Stabsarzt Dr. med. Leo Drüner, 

Karl Eckhardt, Bankdirektor, 

Hermann von Eichhorn, Generalleutnant und 
Kommandierender General des X VIII. Armeekorps, 
Exzellenz, 

Jean Eschelbach, 

Dr. med. Albert Ettlinger, 


— 0 — 


Herr Rudolf Euler, 


3 3 3 3 3 3 3 3 $ 3 3 3 


” 


C. F. Fay, 

Dr. jur. Jakob Feist, 
Johann Christian Fellner, 
Bernhard Flinsch, 
Gustav Flörsheim, 

Dr. med. Karl Frank, 
Heinrich Fries, 

Moritz von Frisching, 
Dr. phil. Ernst Fritzmann, 
Leopold Fromberg, 
Fritz Gaum, 

Karl Adolf Gehring, 

Dr. med. dent. George Geist, 


Frau Gräfin Dr. med. Friederica von Geldern, 


n 
Herr 


3 3 3 3 3 3 S 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 


Geheimrat Elisabeth Getz, 

Karl Gillhausen, 

Sanitätsrat Dr. med. Alexander Gloeckler, 
Emil August Glogau, Zahnarzt, 
Julius Goldschmidt, 

M. 8S. Goldschmidt, 

Richard Goll, 

Ludwig Goltermann, 
Wilhelm Gombel, 

Dr. phil. Fritz Gräntz, Oberlehrer, 
Karl Graubner, 

Ernst Greef, 

Waldemar Freiherr von Günderrode, 
Karl Philipp Haack, 

Direktor Adolf Haeffner, 
Jobann Georg Hartmann, 
Karl Hartmann, 

Franz Haßlacher, Patentanwalt, 
Max Hauck, 

Dr. med. Franz Hausmann, 

Dr. med. Sigmund Heichelheim, 
Rudolf Henrich, 

Georg Hertzog, 

Fritz Hirschhorn, 


— gi* — 


Herr Otto Hofmann, 

„ Moritz W. Hohenemser, 

„ Dr. med. Otto Hohenemser, 

, Dr. jur. Robert Hohenemser, 
Herren Holl, Joseph & Co., 
Herr Eduard Holzmann, Ingenieur, 
Oberstaatsanwalt Dr. jur. Eduard Hupertz, 
Gustav Jaffé, Rechtsanwalt, 
Sanitätsrat Dr. med. Theophil Jaffé, 
Julius Jassoy, 
Ludwig Wilhelm Jassoy, 
Dr. med. Fritz Juliusberg, 
Dr. jur. Albert Katzenellenbogen, 
Heinrich Kissner, 
Regierungsrat Paul Klotz, 
Dr. med. Paul Knoblauch, 
Stadtrat Karl Kölle, 
Dr. med. Albert Koenig, Stadtarzt, 
Dr. med. Karl König, 
Ludwig Kuhlmann, 
Karl Kullmann, 
Direktor Dr. jur. Philipp Labes, 
Fredy Landauer, 
Dr. med. Wilhelm Lapp, 
Ferdinand Leuchs-Mack, 
William Lindley, Ingenieur, 
Karl Lüscher, 
Generalkonsul Heinrich Mappes, 
Alfred Merton, 
Jakob Meusert, 
Dr. phil. Sally Mosessohn, 
J. Müller-Knatz, 
Dr. phil. Max Nassauer, 
Dr. jur. Paul Neumann, 
L. W. Nies, 
Bankdirektor Eduard Oppenheim, 
Oskar F. Oppenheimer, 
Eduard d’Orville, 
Gotthard Pabst, 


ns —ns393 33 3 THC“ STC 31 3 3 3 303 3 3 SS 333 31 3 3 3 93 3 3 3 3 3 3 03 3 


— m _ 


Herr Bankdirektor Dr. phil. Alfred Parrisius, 
Philipp Passavant, 
Georg Peise, 
Prof. Dr. med. Max Peschel, 
Lucien Picard, 
Hartwig Poppelbaum, 
Landgerichtsrat Dr. Ludwig Rawitscher, 
Dr. Franz Rintelen, 
Adolf Ronnefeld, 
Dr. phil. Israel Roos, 
Hermann Roth, 
Franz Ruff, Ingenieur, 
, Gustav Andreas Rumpf, 
Frau Marianne Sabarly, 
Herr Robert Sauerländer, 
„ Stadtrat Gustav Schaumann, 
„  Polizei-Präsident Fritz Scherenberg, 
Eduard Schild, 
Frau Rudolf Schmidt, 
Herr Dr. med. Bernhard Scholz, 
Karl Schulz, 
Dr. phil. Peter Schumacher, 
F. W.Schuster-Rabl, Bankier, 
Oskar Seeger, 
» Willy Seeger, 
Frau Auguste Seeling, 
Herr Amtsrichter Dr. jur. Milton Seligman, 
Ignaz Sichel, 
Karl Sidler, 
Oskar Sporleder, 
Baron Louis von Steiger, 
Maier Stern, 
Dr. phil. Paul Stern, 
Paul Sternberg, 
Karl Stoeckicht, 
Dr. med. F. Straus, 
Daniel Szamatolski, 
Otto Ulrich, 
Oberlandesgerichtsrat Paul Versen, 


3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 


s 68 3s 3203 93 


> | 3 3 3 3 3 3 3 3 3 


— 934 — 


Herr Dr. med. Albert Villaret, Generalarzt und Korpr- 
arzt des XVIII. Armeekorps, 
, Gottfried Wagner, 
Fräulein Dora Weinrich, 
Herr Justizrat Kar] Wertheim, 
» Dr. phil. Kurt Wiederhold, 
simtlich in Frankfurt a. M. sowie 
Herr Direktor J. Becker in Hanau, 
„ Dr. phil. Rudolf Delkeskamp in Gießen, 
„ Dr. med. K.Grosch in Offenbach a. M., 
» Prof. Dr. med. G. Port in Heidelberg, 
, Dr.med. David Rothschild in Bad Soden, 
„ Dr. med. H. Schmitt in Arheiligen bei Darmstadt. 


Die Zahl der beitragenden Mitglieder beträgt somit am 
heutigen Tage 747 gegen 610 bei der letzten Jahresfeier. 


Zu arbeitenden Mitgliedern wurden ernannt: 


Dr. med. Eugen Albrecht, Dr. phil. Ernst Teichmann 
und Fritz Winter. 


In die Reihe der ewigen Mitglieder wurden auf- 
genommen: 


Dr. Eugen Lucius, Carlo Freiherr von Erlanger, 
Direktor Otto Dyckerhoff, Rudolph Sulzbach, Johann 
kKarlMajer,Dr.EugenAskenasy, Prof.Dr.AchillAndreae, 
David Friedrich Heynemann, Frau Amalie Kobelt, 
Prof. Dr. Wilbelm Kobelt, P. Hermann von Mumm, 
Philipp Holzmann, Kommerzienrat Karl Hoff, Frau Luise 
Volkert, Julius Wernher und Edgar Speyer. Die Zahl 
der ewigen Mitglieder beträgt sonach zurzeit 110. 


Die meisten dieser neuen ewigen Mitglieder sind bis 
zu ihrem Tode Jahre- und Jahrzehnte lang beitragende Mit- 
glieder unserer Gesellschaft gewesen und zu ihrem bleibenden 
Gedächtnis haben die Hinterbliebenen in pietätvoller Gesinnung 
die Namen der Verstorbenen in die Reihe unserer ewigen Mit- 
glieder eintragen lassen. In vielen anderen Fällen sind die 
Frauen und Söhne verstorbener Mitglieder unserer Gesellschaft 
beigetreten. Es zeigt sich hierin deutlich die treue 
Anhbänglichkeit und das warme Interessean unserer 
Gesellschaft, der von ihrer Gründung im Jahre 1817 


— 24* — 


an zahlreiche Frankfurter Familien nunmehr durch 
mehrere Generationen als Mitglied angehören. 


Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden ernannt: 
Seine Durchlaucht Fürst Albert von Monaco, 

Prof. Dr. August Brauer in Marburg, 

Prof. Dr. Rudolph Hauthal in La Plata, 

Karl Hagenbeck in Stellingen bei Hamburg, 
Generaloberarzt a. D. Dr. O. von Linstow in Göttingen, 
Prof. Dr. J. N. Langley in Cambridge, 

Prof. Dr. Jacques Löb in San Francisco, 

Prof. Dr. Gottlieb Haberlandt in Graz. 


Die Zahl der korrespondierenden Mitglieder beläuft sich 
nunmehr auf 176. 


Aus der Direktion hatten Ende 1904 nach zweijähriger 
Amtsführung satzungsgemäß auszuscheiden der I. Direktor Dr. 
med. August Knoblauch und der I. Sekretär Dr. phil. Johann 
Gulde. An ihre Stelle traten für die nächsten zwei Jahre Dr. 
phil. August Jassoy und Bankier Walter Melber. 


Die diesjährige Generalversammlung fand am 22. Febr. 1905 
statt. Sie genehmigte entsprechend dem Antrag der Revisions- 
Kommission die Rechnungsablage für das Jahr 1904 und erteilte 
dem I. Kassierer Alhard Andreae-von Grunelius Entlastung. 
Ferner genehmigte die Generalversammlung den Voranschlag 
für 1905, der in Einnahmen und Ausgaben mit M. 61978,52 
balanziert. Nach dem Dienstalter schieden aus der Revisions- 
Kommission die Herren Georg Minoprio und Wilhelm 
Rohmer aus. An ihre Stelle wurden die Herren Robert Oster- 
rieth und Direktor Wilhelm von den Velden gewählt. 
Vorsitzender der Revisions-Kommission für das Jahr 1905 ist 
Herr Stadtrat Anton Meyer. | 


Im Winter 1904/05 wurden 18 wissenschaftliche 
Sitzungen abgehalten. Die Sitzungen erfreuten sich eines so 
regen Besuches, daß der Hörsaal öfters nicht im stande war, 
allen Mitgliedern Raum zu geben. lieider läßt sich im alten 
Hause eine Änderung nicht treffen; doch wird die Gesellschaft 
wohl im Herbst 1906 die wissenschaftlichen Sitzungen bereits 
im neuen Museum abhalten können und die Platzfrage wird 
alsdann in befriedigender Weise erledigt sein. 


— 2% — 


Es hielten Vorträge: 

22. Okt. 1904: Dr. G. Popp: „Neuere naturwissenschaft- 
liche Errungenschaften in ihrer Bedeutung 
für die Kriminalistik*. (Mit Lichtbildern.) 

29. Okt. 1904: C.G. Schillings, Weiherhof bei Düren: „Die 
Tierwelt der Massai-Hochländer mit be- 
sonderer Berücksichtigung ihres Aussterbens*. 
(Mit Lichtbildern.) 

5. Nov. 1904: Dr. J. Wilhelmi: „Regeneration und Ent- 
wickelung“. 

19. Nov. 1904: Privatdozent Dr. Fr. Drevermann, Mar- 
burg i. H.: „Entstehung und Geschichte des 
rheinischen Schiefergebirges“. 

26. Nov. 1904: Dr. H.Sachs: „Über einige tierische Gifte“. 

3. Dez. 1904: Prof. Dr. M. Verworn, Göttingen: „Physio- 
logie des Schlafes“. 

10. Dez. 1904: Dr. E. Albrecht: „Ziele und Wege der 
Entwickelungsmechanik‘. 

7. Jan. 1905: Dr. F. Römer: „Einiges aus der Schau- 
sammlung des neuen Museums“. (Ausstellung.) 

14. Jan. 1905: Dr. R. Delkeskamp, Gießen: „Die Genesis 
der Mineralquellen und Thermen“. (Mit Licht- 
bildern). 

21. Jan. 1905: Prof. Dr. H. Conwentz, Danzig: „Schutz der 
natürlichen Landschaft, ihrer Pflanzen- und 
Tierwelt“. (Mit Lichtbildern.) 

4. Febr. 1905: Prof. Dr. G. Greim, Darmstadt: „Die Grund- 
lagen der wissenschaftlichen Wettervorhersage“. 
(Mit Lichtbildern.) 

11. Febr. 1905: Stadtgartendirektor K.Heicke: „Die Pflanzen- 
welt im Kampf ums Dasein gegen die schäd- 
lichen Einflüsse der Großstadt“. 

25. Febr. 1905: Oberstabsarzt Dr. R. Brugger: „Wesen und 
Bedeutung der Kurzsichtigkeit“. 

4. März 1905: Oberstudienrat Prof. Dr.K. Lampert, Stuttgart: 
„Das winterliche Tierleben des Süßwassers und 
sein Erwachen im Frühling“. 

11. März 1905: Dr. L. Laquer: „Die Grundlagen der 
geistigen Minderwertigkeit“. 


— 2* — 


25. März 1905: K. Fischer: „Bergstürze und Felsschlipfe 
im Gefolge der Eiszeiten‘“. 


1. April 1905: Stabsarzt Dr. L. Drüner: „Über die Wirbel- 
theorie des Schädels*. 


7. April 1905: Festsitzung zur Erteilung des Soemmer- 
ring-Preises. (Berichterstatter: Prof. Dr. L. Edinger 
und Prof. Dr. M. Mobius.) | 


Durch Beschluß der Preiskommission, die aus den Herren 
Dr. E. Albrecht, Prof. Dr.L. Edinger, Prof. Dr.B. Lepsius 
Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx, Prof. Dr. M. Möbius und Prof. 
Dr. H. Reichenbach zusammengesetzt gewesen ist, wurde der 
diesmalige Soemmerringpreis dem ordentlichen Professor der 
Botanik und Direktor des botanischen Gartens Dr. G. Haber- 
landt in Graz für seine wichtigen Untersuchungen über ‚Die 
Sinnesorgane im Pflanzenreich zur Perzeption mechanischer 
Reize‘, Leipzig, 1901, zuerkannt. 


Von unseren Publikationen sind im Berichtsjahre er- 
schienen: 


I. Abhandlungen: 


1. Band XXVII, Heft 4, H. Lenz, Ostafrikanische Deka- 
poden und Stomatopoden. Mit 2 Tafeln. 


2. Band XXIX, Heft 2 (Anfang) E. Stromer, Geographische 
und Geologische Beobachtung im Uadi-Natrün und Färeglı 
in Agypten. Mit 1 Tafel und mit 1 Karte. 


II. Bericht für 1904, im Herbst vorigen Jahres veröffentlicht. 
Er enthält außer den geschäftlichen Mitteilungen und den 
Protokollen der wissenschaftlichen Sitzungen folgende Ar- 
beiten und Nekrologe: 


1. Die Biologie der Griechen. Vortrag, gehalten in der 
wissenschaftlichen Sitzung vom 9. Januar 1904 von Prof. 
Dr. Burckhard. 


2. Der Neubau der wissenschaftlichen Institute, insbesondere 
des Senckenbergischen Naturhistorischen Museums, an der 
Viktoria-Allee. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen 
Sitzung vom 30. Januar 1904 von L. Neher, Kgl. Baurat. 
(Mit einer perspektivischen Ansicht, Tafel I bis III und 
3 Textfiguren). 


_ 978 _ 


3. Ein neuer freilebender Rundwurm aus Patagonien Plectus 
(Plectoides) patagonicus n. sp. Von Dr. J. G. de Man in 
Jerseke (Holland). (Mit 6 Textfiguren). 

4. Neue Aufschlüsse im Weichbild der Stadt Frankfurt a. M. 
Von K. Fischer. 

5. Die Eier der Tardigraden. Von Prof. Dr. F. Richters. 
(Mit Tafel IV und V). 

6. Echiniscus conifer nov. spec. Von Prof. Dr. F. Richters. 
(Mit Tafel V, Fig. 8). 

7. Thermische Vegetations-Konstanten. Aus dem Nachlasse 
von Prof. Dr. Julius Ziegler zusammengestellt von 
Johanna Ziegler. 

8. Die Haut der Säugetiere. Vortrag, gehalten beim Jahres- 
feste am 15. Mai 1904 von Dr. F. Römer. 

9. Bericht über die Sammlungsergebnisse einer paläontologisch- 
geologischen Forschungsreise nach Ägypten. Von Dr. E. 
Stromer., 

10. Die Nekrologe: Eugen Askenasy und Otto Franz 
von Moellendorff. 

NI. L. von Heyden, „Die Käfer von Nassau und Frank- 
furt a. M.“, 2. Auflage, 425 Seiten. (Im Selbstverlage der 
Gesellschaft.) Preis M. 6.—. 

IV. Das von der Gesellschaft gemeinsam mit den anderen 
naturwissenschaftlichen Vereinen der Provinz bearbeitete 
„Forstbotanische Merkbuclh, Nachweis der beach- 
tenswerten und zu schützenden urwüchsigen Sträucher, 
Bäume und Bestände im Königreich Preußen. III. Provinz 
Hessen-Nassau. Mit 26 Abbildungen, herausgegeben auf 
Veranlassung des Ministers für Landwirtschaft, Domänen 
und Forsten.“ 210 Seiten. (Im Verlage von Gebrüder 
Borntraeger in Berlin.) Preis M. 3.60. 

Mit diesem umfangreichen Werk, das Forstmeister Dr. 
A. Rörig bearbeitet hat, ist die Gesellschaft in die Bewegung 
eingetreten, die sich den Naturdenkmalschutz unserer 
Heimat zum Ziel setzt. Zu diesem Zweck hat sie ferner im 
Januar d. J. an den Magistrat der Stadt Frankfurt a. M. die 
Bitte gerichtet, die Distrikte 64, 65 u. 66 (Hohebuchen) unseres 
Stadtwaldes, die sich durch eine besonders interessante Flora 
und Fauna auszeichnen, zum besseren Schutze gegen unbeab- 


2 — 


sichtigte oder mutwillige Beschädigung einfriedigen zu lassen, 
und hat zugleich auch an die Gemeinde Schwanheim und an 
die Königliche Forstaufsichtsbehörde eine Eingabe gerichtet, die 
die Erhaltung der urwüchsigen Distrikte des benachbarten 
Schwanheimer Waldes mit ihrer eigenartigen Vegetation 
und Fauna im gegenwärtigen Zustand erstrebt. In dankens- 
werter Weise haben unsere städtischen Behörden beschlossen, 
diese Bestrebungen der Gesellschaft nach jeder Richtung hin 
zu fördern, während ein Bescheid auf die Eingaben bezügl. des 
Schwanheimer Waldes noch nicht eingelaufen ist. 

Auch die Vorlesungen der Dozenten erfreuten sich 
einer überaus regen Teilname. Folgende Vorlesungen wurden 
im Winter 1904/05 gehalten: 

Prof. Dr. H. Reichenbach: „Bau und Leben der Krebse, 

Spinnen, Tausendfüße und Insekten“. 

Prof.Dr. W.Schauf: „Petrographie“. (Fortsetzung der Sommer- 
vorlesungen). 
Prof. Dr. M. Möbius (im Auftrage des Dr. Senckenbergischen 

Medizinischen Instituts): „Anatomie und Morphologie der 

Pflanzen“. 


Im Sommer 1905 lesen: 
Prof. Dr.H. Reichenbach: Fortsetzung der Wintervorlesungen. 


Dr. F. Römer: „Zoologisches Praktikum“ (mikroskopisch-zoo- 
tomischer Ubungskursus). 


Prof. Dr. M. Möbius (im Auftrage des Dr. Senckenbergischen 
Medizinischen Instituts): „Physiologie der Pflanzen®. 


Prof. Dr. F. Kinkelin: „Geologie von Südwest-Deutschland, 
besonders die Tertiär- und Diluvialbildungen mit Exkur- 
sionen“, 


Sehr lebhaft war der Besuch des naturhistorischenMuseums. 
Es ist im abgelaufenen Jahre, d. h. von Anfang Juni 1904 bis 
Ende Mai 1905, von 20927 Personen besichtigt worden. Ein 
besonderes Interesse hat die Ausstellung der berühmten Pflanzen- 
Aquarelle der Frankfurter Flora der verstorbenen Blumenmalerin 
Elisabeth Schultz, mit der eine Ausstellung der Zwipfschen 
Schmetterlingsaquarelle verbunden war, gefunden. Diese Sonder- 
ausstellung, die dem Publikum vom 21. August bis 11. September 
zugänglich war, ist allein von 7906 Personen besucht gewesen. 


— I — 


Neben der stets unermüdlichen Tätigkeit der Sektionäre 
nahmen die Arbeiten für die weitere Vervollständigung der 
vergleichend-anatomischen Sammlung durch den Kustos Dr. 
F. Römer und Frau M. Sondheim ihren Fortgang. Die vor- 
handenen Bestände an Skorpionen und Krebsen wurden von 
Dr. J. Wilhelmi einer Bearbeitung unterzogen und sowohl 
Präparate für die Schau- wie für die Lehr- und Unterrichtssamm- 
lung hergestellt. Zu der Vervollständigung der anatomischen 
Präparate für die Unterrichtssammlung war auch in diesem Jahre 
der Gesellschaft von dem Vorstand der Georg und Franziska 
Speyerschen Studien-Stiftung in hochherziger Weise ein 
Betrag von M. 3000 überwiesen worden. 

Die Tätigkeit der Konservatoren war in erster Linie 
durch den Plan der Schausammlung bedingt und zwar wurde. 
vornehmlich an der Herrichtung der Gruppen für die bio- 
logische Aufstellung einheimischer Tiere weiter gearbeitet. 

Im Auftrag der Gesellschaft hat Dr. Römer in den Mo- 
naten Juli bis September aus den Mitteln der von Reinach- 
Stiftung eine Sammelreise an die norwegische Küste 
unternommen, durch die ein reiches Material an Fischen und 
niederen Tieren sowie an anatomischen Präparaten für die neue 
Schau- und Unterrichtssammlung dem Museum zugeführt wor- 
den ist. 

Ende März schied Dr. Wilhelmi aus seiner Stelle als 
zoologischer Museumsassistent aus, um sich in Neapel weiter fort- 
zubilden. An seine Stelle wurde Dr. Eugen Wolf aus Tübingen 
gewählt. Zu dem 1. April 1905 wurde eine neue Assistenten- 
stelle an der geologisch-paläontologischen und mineralogischen 
Abteilung des Museums geschaffen und mit Herrn Dr. Fr. Drever- 
mann aus Marburg, seither Privatdozent und Assistent am geo- 
logisch-paläontologischen Instistut der Universität, besetzt. 

Sehr rege war wie immer der Verkehr mit auswärtigen 
Gesellschaften und einzelnen Gelehrten. Auch die ver- 
schiedenen Teile der Sammlungen wurden von zahlreichen 
Forschern teils an Ort und Stelle, teils ausserhalb benutzt. 

In Schriften-Austausch gegen den „Bericht“ ist unsere 
Gesellschaft mit folgenden Vereinen und Instituten neu eingetreten: 

The Tokyo Botanical Society, Botanical Garden in Tokyo, 

Société Royale Malacologique in Brüssel, 


— 30% — 


The New York Botanical Garden in New York, 

Museum of Natural History in Springfield in Mass. U.S. A., 

Universität La Plata in Argentinien, 

Kgl. Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung 

und Abwässerbeseitigung in Berlin. 

Auch in dem vergangenen Jahre sind uns von Freunden 
und Gönnern zahlreiche und wertvolle Geschenke für das 
Museum zu teil geworden, die des genaueren in dem Museums- 
bericht aufgeführt werden sollen. 

Die größte Bereicherung besteht in den durch Erbschaft 
an die Gesellschaft gelangten paläontologischen Sammlungen und 
der Bibliothek Dr. A. von Reinachs. Von besonderem Wert ist 
eine Kollektion der tertiären Schildkröten, fast durchaus Originale 
‘zu seinen Abhandlungen, ferner die devonischen Fossilien vom 
Nord- und Südabhang des Taunus, endlich die von Dr. von 
Reinach aus dem hiesigen und auswärtigen Rotliegenden er- 
worbenen Fossilien. Durch die Bestimmung Frau von Reinachs, 
daß alle Bücher und Schriften ihres verstorbenen Gatten, die 
schon im Besitze der Senckenbergischen Bibliothek sind, der 
paläontologischen Sektion zu überweisen sind, ist ein bedeutender 
Grundstock für eine Sektionsbibliothek geschaffen worden. 

An weiteren Geschenken für die geologisch-paläontologische 
Sammlung sind zu nennen die im letzten Jahre durch Herrn A. 
Askenasy aus dem Oberpliocén des Klärbeckens gewonnenen 
Blätter, ferner ein Geschenk unseres korrespondierenden 
Mitgliedes Herrn Erich Spandel in Nürnberg, eine Meduse 
(Rhixomites admirandus) aus dem lithographischen Schiefer, 
und ein solches von Herrn Prof. Dr. L, Edinger, bestehend in 
einem vorzüglich präparierten Schmelzschupper ( Lepidotus gtgas) 
aus dem Posidonienschiefer von Holzmaden. 

Die mineralogische Sammlung ist durch die ungefähr 
1000 Stücke zählende, wertvolle Mineraliensammlung des am 
10. März 1904 verstorbenen Mitgliedes Dr. Ludwig Belli, die 
von dessen Hinterbliebenen Frau Caroline Pfeiffer geb. 
Belli und Frau Anna Weise, geb. Belli dem Museum als 
Geschenk überwiesen wurde, bedeutend vergrößert worden. 

Die Schenkung enthält fast für jede Gruppe des Systems 
ausgezeichnete Vertreter, sodaß jetzt viele Fundorte durch weit 
ansehnlichere Stufen als früher repräsentiert werden können. 


— 31% — 


Im Sektionsbericht wird näher auf einzelnes eingegangen werden. 
Heute sind in unserem Festsaal nur einige auffallende Proben 
von Mineralien und Meteoriten ausgestellt worden, die nicht 
verfehlen werden, Ihre Bewunderung zu erregen. Auch einer 
der beiden erstaunlichen Gipskristalle aus Utah, die im vorigen 
Jahre von Herrn Bankdirektor A. Gwinner in Berlin ge- 
schenkt wurden, ist hier aufgestellt. 

Für die zoologische Schausammlung sind uns von unseren 
Mitgliedern eine Reihe von prachtvollen Stücken zur Aufstellung 
in den biologischen Gruppen aus der einheimischen Fauna über- 
wiesen worden. Wir hofien, daß auch die Lücken, die in dem 
dazu notwendigen Materiale noch vorhanden sind und auf die 
wir in dem Museumsbericht unter „Lokalsammlung“ hinweisen, 
recht bald ausgefüllt werden. Ebenso ist es noch ein beson- 
derer Wunsch unseres Museums, in den Besitz einer größeren 
Geweihsammlung von unseren einheimischen Hirscharten 
namentlich aus dem Taunus, Spessart und Odenwald zu gelangen. 
Der erste größere Grundstock hierzu ist schon dadurch gelegt 
worden, daß Seine Exzellenz der Wirkliche Geheimrat Prof. D. Dr. 
Schmidt-Metzler seine umfangreiche Sammlung von Geweihen 
‚selbstgeschossener Rehe dem Museum mit dem ausdrücklichen 
Wunsche letztwillig bestimmt hat, daß andere Jagdlieb- 
haber diesem Beispiel folgen möchten. 

Von größeren Ankäufen sind namentlich diejenigen für die 
geologisch-paläontologische Sektion hervorzuheben ein riesiger, 
vorzüglich präparierter Ichthyosaurus nov. spec. mit vollständig 
erhaltenem Hautsaum, ein ebenso aus dem Schiefer herausge- 
arbeiteter Puchycornus bollensis von bedeutender Größe und ein 
herrliches Exemplar von Pentacrinus subangularis, alle drei be- 
zogen von B. Hauff in Holzmaden. 

Eine weitere hochherzige Schenkung ist der inneren Ein- 
richtung des neuen Museums zugedacht, insofern als die hiesige 
Firma G. Hoffmann sich bereit erklärt hat, sämtliche Wasch- 
tische undToilettenanlagen für das neue Museum kostenlos zu liefern. 

Zahlreiche Geldzuwendungen sind uns auch in diesem 
Jahre zu teil geworden und haben die überaus schwierige Lage der 
Gesellschaft in manchen Punkten zu erleichtern geholfen. Er- 
freulicher und dankenswerter Weise haben sich 
auch in diesem Jahre mehrere Mitglieder freiwillig 


— 32* — 


bereit erklart, ihren Jahresbeitrag um das mehr- 
fache des ordentlichen Beitrages zu erhöhen. 

Vor allem aber verdient das hochherzige Vermächtnis 
unseres ewigen Mitgliedes Dr. Albert von Reinach 
rühmende Erwähnung. Er, der mit freigiebiger Hand der 
Gesellschaft alljährlich tausende gespendet hat, der allezeit mit 
reichen Mitteln eingetreten ist, wenn es galt, wissenschaftliche 
Forschungsreisen auszurüsten, wertvolle Sammlungsobjekte zu 
erwerben oder unseren Abhandlungen künstlerisch ausgeführte 
Tafeln beizugeben, er hat nunmehr der Gesellschaft außer 
seiner paläontologischen Sammlung und seiner reichen natur- 
wissenschaftlichen Bibliothek letztwillig ein Kapital von M. 150000 
mit der Bestimmung hinterlassen, daß dessen Zinsen für 
Museumszwecke zu verwenden sind, und hat weiterhin M. 30000 
für die innere Einrichtung unseres Neubaues gespendet. 
Längst schon war die Gesellschaft dem Entschlafenen, ihrem 
hochherzigsten Gönner, zu unauslöschlichem Danke verpflichtet, 
nicht allein wegen seiner stets offenen Hand, seiner tatkräftigen 
Unterstützung und seiner treuen, eifrigen Mitarbeit auf wissen- 
schaftlichem Gebiete; Albert von Reinach hat auch von 
seinem Eintritt in unsere Verwaltung an mit dem weiten Blick 
des großen Kaufmanns organisatorisch in die Verwaltungs- 
geschäfte der Gesellschaft eingegriffen und manche Neuerung 
von bleibendem Werte geschaffen. Dauernder wie das schlichte 
Kreuz aus weißem Marmor, das auf seinem Grabe errichtet 
ist, wird das Andenken des Verblichenen bei unserer 
Gesellschaft bewahrt bleiben. Bei jedem Rückblick auf unsere 
Geschichte werden wir in Dankbarkeit und Verehrung des Mannes 
gedenken, der den größten Teil seiner ungeheueren Arbeitskraft 
in unseren Dienst gestellt hat. Jahr für Jahr wird uns die 
von Reinach-Stiftung, der von Reinach-Preis den teuren 
Namen unseres ewigen Mitgliedes nennen, zahlreiche Sammlungs- 
objekte rufen ihn uns täglich zu und niemand wird geologisch 
unsere Landschaft bearbeiten können, ohne sich mit den bedeu- 
tenden Abhandlungen vonReinachs vertraut gemacht zu haben. 
Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft hat mit un- 
auslöschlichen Zügen den Namen von Reinach in ihr Erinnerungs- 
buch eingetragen ; sie wird seiner noch gedenken, wenn von uns, den 
Zeitgenossen des Hingeschiedenen, keiner mehr diese Sonne schaut. 


_ 33¢ — 


Am 8. November 1904 hatte die Gesellschaft die seltene 
Freude, ein 25-jähriges Dozentenjubiläum zu feiern. 
Ein Vierteljahrhundert war an diesem Tage verflossen, seitdem 
Prof. Dr. H. Reichenbach seine ersprießliche Lehrtätigkeit 
in der Gesellschaft begonnen hat. Aus diesem Anlaß wies 
der I. Direktor zu Beginn der diesmaligen Wintervorlesung 
auf die großen Verdienste hin, die sich der Jubilar um den 
naturwissenschaftlichen Unterricht und um die Hebung des 
Interesses an den Naturwissenschaften in Frankfurt erworben 
hat, während Seine Exzellenz der Wirkliche Geheimrat Prof. D. 
Dr. Schmidt-Metzler die Glückwünsche der Dr. Sencken- 
bergischen Stiftungsadministration überbrachte. 


Unserem ersten Konservator Adam Koch wurde im 
November vorigen Jahres der Königliche Kronenorden IV. Klasse 
verliehen, eine Auszeichnung, die der bewährte Beamte durch 
seine der Gesellschaft seit fast fünfzig Jahren geleisteten, treuen 
Dienste und durch seine hervorragenden Leistungen auf dem 
Gebiete der Museumstechnik reichlich verdient hat. 


Am 1. März 1905 hat unser zweiter Konservator August 
Koch sein 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert und ist aus 
diesem Anlaß von unseren arbeitenden Mitgliedern im Museum 
beglückwünscht worden, während ihm der II. Direktor in dank- 
barer Anerkennung seiner langjährigen, pflichttreuen Tätig- 
keit im Namen der Gesellschaft ein Ehrengeschenk über- 
reicht hat. 


Am 18. Dezember v. J. fand in feierlicher Weise die 
Übergabe der von Bildhauer Franz Krüger in Marmor aus- 
geführten Büste des am 25. April 1903 verstorbenen langjährigen 
I. Direktors der Gesellschaft J. Blum statt, die von Freunden 
und Schülern des Entschlafenen gestiftet worden war. Prof. 
Dr. M. Möbius hielt die Gedächtnisrede. 


Alles in allem kann die Gesellschaft mit Stolz und Freude 
auf das verflossene Jahr zurückblicken. Sie hat sich bemüht. 
ihren Aufgaben nach jeder Richtung hin gerecht zu werden, und 
die wachsende Mitgliederzahl hat gezeigt, daß dieses 
Bestreben Anerkennung gefunden hat! Möge dieses 
Interesse bei den Mitgliedern der Gesellschaft sich erhalten und 


8 


— 34* — 


in immer weitere Kreise Frankfurts dringen, damit die Gesell- 
schaft im stande ist, das Werk, das sie so viele Jahre hindurch 
fortgeführt hat und das durch unseren Neubau zunächst zu 
einem gewissen Abschnitt kommen soll, immer weiter aus- 
zubauen!“ 


Bal Hager 


(19. März 1845 — 5. August 1904) 


Zu Carl Weigerts Gedächtnis. 
Mit Porträt. *®) | 


Von 


Dr. August Homburger. - 

Unerwartet und still hat der Tod in der Nacht vom 4. 
zum 5. August 1904 Carl Weigert entführt; hinweg von den 
Freunden, hinweg von der Stätte rastloser Forschung, die er 
in fast zwanzigjähriger Tätigkeit liebgewonnen, mit der er sich 
untrennbar verbunden fühlte. Nicht nur durch seine Stellung 
als Leiter des pathologisch-anatomischen Instituts 
der Dr. Senckenbergischen Stiftung war eres; inner- 
lich verknüpfte ihn der historische Grundzug seines Wesens 
mit Entwickelung und Geschichte all der Bestrebungen, die 
in Frankfurt unter dem Namen Senckenbergs vereinigt 
und auf den Boden seiner Stiftung emporgewachsen sind, 
und mit denen, die an diesem -wissenschaftlichen Leben einen 
Anteil hatten. Ä re 

Die Senckenbergische Naturforschende Gesell- 
schaft ernannte Weigert unmittelbar nach seiner Übersie- 
delung nach Frankfurt a. M. am 21. Mai 1885 zum „arbeitenden 
Mitgliede*; an Stelle Lucaes wurde er in die Kommissionen 
für Erteilung des Soemmerring- und des Tiedemann- 
Preises gewählt und hat als deren Vorsitzender in den 
Jahren 1887 bis 1903 bei neun Preisverteilungen in den Fest- 
sitzungen Bericht erstattet; er selbst vertrat in den beiden 
Preiskommissionen die Fächer der Anatomie, Histologie, allge- 


*) Das Porträt ist der Gallerie hervorragender Ärzte, Blatt 153, der 
Münchener Medizinischen Wochenschrift entnommen. Das Cliché 
der von Joseph Kowarzik modellierten Plakette wurde von der Münz- 
handlung Adolph Hess Nachf. in Frankfurt a. M. in dankenswerter Weise 
zur Verfügung gestellt. 


bey 


— 36" — 


meinen Physiologie und Pathologie. In den Abhandlungen 
der Gesellschaft (19. Bd., 1896) hat Weigert veröffentlicht: 
„Beiträge zur Kenntnis der normalen menschlichen Neuroglia‘, 
in dem Bericht 1885/86: „Die Lebensäußerungen der Zellen 
unter pathologischen Verhältnissen, Vortrag gehalten am Jahres- 
feste, den 30. Mai 1886“ und 1893 den Nekrolog „Georg 
Hermann von Meyer“*). 

Für den der biologischen Forschung fernerstehenden knüpft 
sich Weigerts Name in erster Linie an eine Reihe mikro- 
skopisch-technischer Methoden, die Bakterienfärbung 
(1871/75), diejenige des Fibrins (1886), die Färbung der Mark- 
scheiden im Nervensystem (1884/85), der Neuroglia (1895), schließ- 
lich der elastischen Fasern (1898) und, indem dieselben zur 
Darstellung und Diagnose krankhafter Veränderungen an den 
Organen des menschlischen Körpers dienen können, lassen sie 
ihren Entdecker zunächst wenigstens als einen Schöpfer groß- 
artiger diagnostischer Hilfsmittel, als einen Mehrer unseres 
pathologisch-anatomischen Wissens erscheinen. Um uns ganz 
kurz zu vergegenwärtigen, welch ungeahnte Fülle neuer Tat- 
sachen diese Seite von Weigerts Tätigkeit uns erschlossen 
hat, sei nur an die Erforschung der krankhaften Gerinnungs- 
vorgänge, der Verbreitungswege des Tuberkelbazillus, der Ent- 
stehung der akuten Miliartuberkulose, vor allem aber daran 
erinnert, daß der verwickelte, unendlich komplizierte Aufbau 
des Nervensystems durch die Markscheidenfärbung uns 
eigentlich erst zugängig gemacht wurde. 

Weit größer aber und umfassender erscheint uns Weigert, 
wenn wir die Grundideen vor uns aufbauen, die ihn bei seinen 
Forschungen geleitet haben, wenn wir die allgemeinen natur- 
wissenschaftlichen Kriterien erkennen, die er sich selbst als 
Richtmaß geschaffen hat. Die pathologische Anatomie ist wohl 
eine deskriptive Wissenschaft, welche die Veränderungen be- 
schreibt, die bestimmten Krankheitszuständen zugrunde liegen; 
durch neue Methoden schafit sie neue und feinere Kenntnisse 
über Krankheit und Krankheitsverlauf und fördert so, indem 
sie Klarheit über deren Wesen verbreitet, das eigentliche ärzt- 
liche Können. Für Weigert waren hiermit aber die Grenzen 


u *) Ein vollständiges Verzeichnis der Arbeiten Weigerts gibt 
E. Albrecht in seinem Nachruf: Verhdig. d. D. Path. Gesellsch. 1904, p. 183. 


_ 374 — 


seines Arbeitsfeldes nicht abgesteckt; er begniigte sich nicht da- 
mit, frisches Tatsachenmaterial zu den festgefügten Beständen 
unseres Wissens zu häufen, das Entdeckte zu beschreiben und 
abzuschließen, um neuen Objekten sich zuzuwenden. Im normal 
Bestehenden das normale Werden, im krankhaft Veränderten 
das krankhafte Geschehen und in allem Existenten und Wer- 
denden das Gesetzmäßige zu erkennen, war sein Bestreben. 
Die pathologische Anatomie gestaltete sich unter seiner Hand 
aus der Lehre von den krankhaften Veränderungen zur Lehre 
vom Leben unter krankhaften Bedingungen. Ein auf 
breitester Basis aufgebautes, großes Werk „Pathologische 
Biologie“, in dem das gesamte Zellleben vom Gesichtspunkte 
der Pathologie aus eine umfassende Darstellung erfahren sollte, 
kam nicht mehr zum Abschluß. Die grundlegenden Gedanken 
aber hat Weigert im Jahre 1896 auf der Naturforscherver- 
sammlung in Frankfurt in seinem berühmt gewordenen Vortrage 
„Neue Fragestellungen in der pathologischen Ana- 
tomie* zum Ausdruck gebracht. Neue, d. h. im wesentlichen 
biologisehe Fragestellungen: er ging von den einfachsten 
Bedingungen jeglicher Lebensvorgänge überhaupt aus, vom Ge- 
setz der Erhaltung der Energie, von ihren Erscheinungsformen, 
der kinetischen und potentiellen, und den Vorgängen, die 
sie an der lebenden Materie bewirkt, der funktionellen, nutri- 
tiven, formativen Zelltätigkeit.e Er sprach als erster die An- 
sicht aus, daß diese drei Formen der Lebensvorgänge nicht 
durch Reize gleicher Art und nur verschiedener Stärke ausge- 
löst werden; er war der erste, der erkannte, daß zwischen der 
Funktion einerseits, der Nutrition und Formation andererseits 
ein fundamentaler Unterschied, ja ein vollendeter Gegensatz be- 
steht. Denn bei der Funktion wird Zellmaterial verbraucht; 
bei Vermehrung von Zellvolumen und Zellzahl wird lebende 
Substanz erzeugt. Dementsprechend unterscheidet Weigert 
zwischen diesen letzteren bioplastischen und den ersteren, 
lebende Substanz aufbrauchenden, katabiotischen Prozessen. 
Wenn es nun richtig wäre, daß äußere Reize, sefern sie nur 
stark genug sind, bioplastische Vorgänge auslösen könnten, 
wenn es richtig wäre, daß krankhafte Zellwucherungen solchen 
äußeren Reizen allein ihre Entstehung verdanken, so wäre da- 
mit gesagt, daß diese von sich aus bioplastische Energie er- 


— 38* — 


zeugen, und dies würde, wie Weigert betont, eine Art Ur- 
zeugung, eine Generatio aequivoca, bedeuten. Durch diese einfache 
Überlegung war eigentlich die alte Lehre von der Entstehung 
krankhafter Zellbildungen durch Reize gestürzt. 

Aber nicht nur einzureißen galt es, sondern besseres auf- 
zubauen; und so sehen wir, wie Weigert eine Fülle neuer 
Gesichtspunkte aus der skizzierten Überlegung entwickelt. Mit 
scharfer Logik folgert er: wo bioplastische Vorgänge sich ab- 
spielen, wo insbesondere formative Prozesse etabliert sind, muß 
kinetische Energie im Spiele sein, die zuvor als ruhende poten- 
tielle Energie die immanente Kraftladung der Gewebe bildete; 
infolgedessen muß normalerweise durch bestimmte Spannungs- 
verbiltnisse der Gewebe zu einander die Überführung poten- 
tieller Energie in kinetische verhindert werden und erst die 
Wegschafiung dieser Hindernisse macht die Umwandlung möglich ; 
die Beseitigung normaler Widerstände ist die Voraussetzung 
zur Entstehung pathologischer Bildungen. Vom Standpunkt des 
gesunden Organismus aus kann aber eine solche Beseitigung 
immer nur eine Schädigung sein. Also diese und nicht der Reiz 
ist die Vorbedingung zu jeglichem krankhaften Geschehen; die 
äußeren Reize sind es nicht, nach denen zu fragen ist, sondern 
die primäre Schädigung; ihren Ort und ihre Art aufzusuchen, 
war die neue Aufgabe, die für die pathologischen Veränderungen 
nunmehr gestellt war. Nicht irgend ein bekanntes oder unbe- 
kanntes äußeres Agens bringt etwa bei der chronischen Nie- 
renentzündung oder der Herzmuskelentartung eine Wucherung des 
Bindegewebes hervor; vielmehr trifft eine Schädigung bestimmter 
Art die Parenchymzellen der Organe, führt in anatomisch er- 
kennbarer Weise deren Untergang herbei und verschiebt so die 
Spannungsverhältnisse der Gewebe. Mit dem Untergang des 
einen Organelements verschwindet das Hindernis, das im 
Rahmen des normalen Gefüges die anderen Gewebe verhindert, 
die ihnen innewohnende Energie zur Entfaltung zu bringen. 
Die Wucherung des Bindegewebes deckt den Defekt, der durch 
den Schwund des Parenchyms. entstanden war, als narbige Aus- 
füllung und die gleiche Rolle spielt im zentralen Nervensystem 
die Neuroglia; sie zeigt nirgends eine primäre Massenanbildung, 
die imstande wäre, die Nervenfasern und Ganglienzellen etwa 
durch Druck zu vernichten, zu überwuchern; sondern unter der 


— 3g9* — 


Wirkung gewisser Noxen gehen Nervenzellen und Fasern zu- 
grunde und dann tritt eine reparatorische, defektdeckende Ver- 
mehrung der Neuroglia auf. Ein allgemeines biologisches 
Gesetz tut sich kund in jeder solchen Ersatzbildung; sie be- 
schränkt sich nicht darauf, die Masse des Ausgefallenen eben 
zu ersetzen, sondern durchweg wird lebende Substanz im 
Überschuß gebildet. So allgemein ist dieses Prinzip, daß es 
sich, wie Ehrlich zu zeigen vermochte, auch geltend erweist 
für die Bildung der Schutzstoffe des Organismus, der Antitoxine, 
gegenüber den Giften der pathogenen Bakterien. 

Für die Erkenntnis der Schädigungen und Neubildungen 
ist aber unbedingtes Erfordernis die Verdeutlichung der Gewebe, 
ihre Darstellung durch spezifische chemische Reaktionen, durch 
elektive Färbungen und eben hierin liegt die große, all- 
gemeine Bedeutung der von Weigert geschaffenen tinktoriellen 
Hilfsmittel. 

In wunderbarer Art hat er nun selbst Kritik angelegt an 
diese seine Schädigungstheorie; war sie richtig, so mußte sie 
Analogien haben in normalen Vorgängen; denn alles Patho- 
logische hat ein normales Analogon. Diese Analogie 
ist nicht nur vorhanden; sie ist eine durchgängige. Zwar scheint 
die bioplastische Energie der Zellen mit Abschluß der Wachs- 
tumsperiode erloschen; aber es scheint nur so. Sie ist potentia 
vorhanden; denn beständig gehen im normalen Organismus Zellen 
zugrunde und dieser Untergang führt wieder ruhende Energie 
in kinetische, bioplastische über zum Ersatz des in normaler 
Tätigkeit verbrauchten. Die Funktion ist die physiolo- 
gische Schädigung; der ihr folgende bioplastische 
Prozeß ist die physiologische Neubildung. 

Eine zweite Konsequenz mußte sein, daß katabiotische 
Vorgänge, die nicht zur Schaffung lebender Substanz sondern 
zum Verbrauch solcher führen, also die Zellfunktionen, sehr wohl 
durch äußere Reize ausgelöst werden können. Aber die Theorie 
bringt noch für eine ganz andere Art von Erscheinungen eine 
merkwürdige Einsicht; bioplastische, formative, nutritive Pro- 
zesse führen zu lebenden Produkten, zu größeren, zu neuen 
Zellen; die funktionellen, katabiotischen aber zu toten Produkten; 
die Zelle erzeugt in Ausübung ihrer Funktion nur 
lebloses Material. 


— 40% — 


Die Stützsubstanzen des Tierkörpers wie Bindegewebe, 
Neuroglia, elastische Fasern, Haare, Knochen und Elfenbein und 
aus dem Leben der Pflanze wie Kork und Holz, Stärke und 
Zellulose sind klassische Beispiele. Die äußerste Folgerung 
aber ist die: normale Funktion führt zum Verbrauch 
und durch Aktivierung der bioplastischen Energie 
zum Ersatz; im Lauf des Lebens aber wird diese 
aufgebraucht und immer größer wird die Differenz 
zwischen Verbrauch und Ersatz bis schließlich der 
Tod eintritt als letzte Konsequenz dieses Mißver- 
hältnisses. 

So hat Weigert auf den Grundbegriffen der Energie- 
formen und der Elementararten der Zelltätigkeit ein Gebäude 
zu errichten begonnen, das in einheitlicher Zusammenfügung 
die Gesamtheit des pathologischen Geschehens im weitesten 
Sinne umfassen sollte. Ein tiefes philosophisches Bedürfnis 
spricht aus seiner Lehre; aber nicht in dem Sinne, den man 
gewöhnlich mit dem Worte „Naturphilosophie“ verbindet. Auch 
fragte er nicht nach dem Absolutum, dem Ding an sich, noclı 
nach dem Willen in der Natur, noch schließlich nach dem Ver- 
hältnis von Körper und Seele. Philosophie bedeutete für ihn 
nur Erkenntniskritik und sein philosophisches Bedürfnis war 
das Bedürfnis nach Kausalität innerhalb der Relationen unserer 
Erkenntnis. Gleichwohl sprach er nur selten über allgemeine 
Probleme; aber manchmal gelang es doch, ihn dazu zu bewegen. 
Wenn an trüben Winternachmittagen die früh hereinbrechende 
Dunkelheit dazu nötigte, vorzeitig die Arbeit am Mikroskop ab- 
zubrechen, und es kam dann einer seiner Schüler herein zu ihm 
mit einer vernünftigen Frage, so mochte er wohl darauf ein- 
gehen. Ein zweiter kam hinzu, zu hören, was da verhandelt 
wurde, und bald hatte sich die ganze Schar der Praktikanten 
um ihn versammelt. An ein unscheinbares Moment anknüpfend 
entwickelte Weigert dann weitragende Gesichtspunkte, um- 
fassende Perspektiven; aus allen Gebieten zog er Beweismaterial 
heran, erläuterte in vornehmer, sachlicher Würdigung entgegen- 
stehende Ansichten in immer gleich liebenswürdigem Tone, be- 
lehrend, aber nie lehrhaft. Und wenn er füllte, daß er anregend 
gewirkt und Verständnis gefunden, gar daß er überzeugt hatte 
und Anhänger geworben, dann leuchtete aus seinen Augen die 


— 41* — 


reine, abgeklarte Freude dessen, dem die Verbreitung einer neuen 
Wahrheit hichstes Ziel ist. Ein wundersames Bild einheitlicher 
innerer Geschlossenheit als Forscher und Mensch stand er vor 
uns und auf dieser ungetrübten Reinheit seines Wesens beruhte 
die unwiderstehliche Wirkung, die er auf jeden ausübte, dem 
es vergünnt war, ihm näher zu treten. So haben wir ihn 
gekannt und klar und lauter lebt in uns fort die 
Erinnerung an diesen wunderbaren, unvergeßlichen 
Mann! 


Carlo Freiherr von Erlanger 


— 43* — 


Carlo von Erlanger +. 
Mit Porträt. 


Von 


Dr. W. Kobelt. 

Ein eigentümliches Verhängnis waltet über der Sencken- 
bergischen Naturforschenden Gesellschaft. Es ist ihr, unterstützt 
von dem gewaltigen Aufschwung, den das wissenschaftliche 
Leben in Frankfurt nimmt, endlich gelungen, die alte, längst zu 
eng gewordene Schale zu sprengen und sich eine neue Heimat 
zu gründen, die es ihr ermöglichen wird, unabhängig vom Staate 
und nur getragen von der Frankfurter Bürger- 
schaft, der Naturwissenschaft ebensolche Dienste zu leisten 
wie die naturwissenschaftliche Fakultät irgend einer bedeutenden 
Universität, als würdiges Glied der freien Hochschule Frankfurt. 
Aber gerade im Augenblick, wo das Ziel erreicht scheint, wo 
der Neubau an der Viktoria-Allee mächtig in die Höhe gewachsen 
ist und die Bahn offen liegt für den Fortschritt, rafit das 
tückische Schicksal eine Reihe von Männern weg, deren Mit- 
arbeit kaum zu ersetzen ist, weil sie eine freiwillige, von der 
Begeisterung für die Wissenschaft und für unsere Gesellschaft 
getragene war: Blum, Julius Ziegler, Otto Franz von 
Moellendorff, Weigert, Heynemann, von Reinach 
haben die letzten Jahre uns weggenommen, alles alte, erprobte, 
treue Mitarbeiter. Das verflossene Jahr hat uns aber auch eins der 
jüngsten arbeitenden Mitglieder entrissen und dieser Verlust trifft 
uns besonders schwer. Carlo von Erlanger war für den 
Außenstehenden ein hofinungsvoller, tüchtiger Ornitholog, dem es 
seine reichen Mittel erlaubten, rascher als andere etwas Tüchtiges 
zu leisten. Für die Senckenbergische Gesellschaft war er 


— 44% — 


mehr. Was Eduard Rüppell für das alte Museum gewesen, 
das wäre menschlichem Ermessen nach Carlo von Erlanger 
für das neue geworden. Er hatte das Zeug dazu, materiell 
wie geistig; und wenn das Studium ihn auch vorläufig noch 
an Berlin mit seinen Fachgelehrten und seinen reichen Sammlungen 
fesselte, er fühlte sich immer als Frankfurter und hing mit 
allen Fasern an seiner Heimatstadt; daß er, wenn er das Reisen 
und Selbstsammeln einmal aufgäbe, seine Arbeitskraft der 
Senckenbergischen Gesellschaft, deren „arbeitendes Mitglied“ 
er im Jahre 1899 geworden, widmen werde, stand für ihn fest. 

Er war eben ein geborener Sammler. Schon bei dem vier- 
jährigen Knaben trat der Sammeltrieb in den Vordergrund und 
schon damals, als er die Geschiebe am Rheinufer und die 
Versteinerungen der Kalkschichten von Nieder-Ingelheim zu- 
sammenlas und in seiner kindlichen Weise ordnete, zeigte sich 
ein Zug, der durch sein ganzes Leben für ihn charakteristisch 
blieb. Er „konnte nicht genug bekommen“; ein Exemplar 
von einer Sorte genügte ihm nicht; er mußte ganze Reihen 
haben und daraus entwickelte sich die, Neigung zum Serien- 
sammeln, zum Arbeiten mit größeren Mengen von Individuen 
einer Art, der er immer treu geblieben ist. Immer und immer 
wieder hat er es beklagt, daß das prachtvolle, von Rüppell 
mitgebrachte Vogelmaterial zersplittert worden ist, um dafür 
einzelne Stücke beliebiger Arten für die Schausammlung einzu- 
tauschen, und so freigebig er seine reiche Ausbeute aus 
anderen Tierklassen an die Fachleute verteilte, von seinen 
Vögeln gab er kein Stück ab, auch da nicht, wo er große 
Mengen von einem Fundort besaß. Als er mir die auf seiner 
letzten Reise gesammelten Mollusken zur Bearbeitung übergab, 
stellte er mir nur die eine Bedingung, daß das Material soviel als 
möglich ungeteilt bleibe und ich Dubletten nur im Notfalle und 
nur von den in großer Zahl vorhandenen Arten abgäbe. 

Auch die spezielle Vorliebe für die Vögel trat schon bei 
dem Kinde hervor; Porzellanvögel waren sein liebstes Spielzeug 
und auch bei diesen fiel es seinen Eltern auf, daß er immer 
mehrere von einer Art haben mußte. Als Gymnasiast in 
Frankfurt war er ein häufiger Gast im Senckenbergischen 
Museum, aber seine Besuche galten weniger der Sammlung als 
den Konservatoren, die ihn zum Abbalgen und Präparieren an- 


— 45* — 


leiteten. Daß er im humanistischen Gymnasium mit seinen 
naturwissenschaftlichen Neigungen als Musterschüler gegolten, 
läßt sich kaum vermuten; aber er blieb auch nicht zurück, auch 
nicht im Darmstädter Gymnasium und konnte 1891 die Universi- 
tät Lausanne beziehen. Auch dort widmete er sich natürlich 
ausschließlich der Naturwissenschaft und speziell der Vogel- 
kunde. 

Der Wunsch, unsere Zugvögel in ihrer Heimat südlich vom 
Mittelmeer kennen zu lernen, ließ ihn gleich von vornherein 
seine Aufmerksamkeit auf Nordafrika richten. Kaum 20 Jahre 
alt schloß er sich dem bekannten Jäger und Sammler Spatz 
zu einer Sammelreise nach Südtunis an. Sie sollte nur ein 
Versuch, eine Vorbereitung für größere Unternehmungen sein, 
brachte aber doch schon reiche Resultate. Vier Monate lang 
durchwanderte die kleine Jagdkarawane das Land einwärts von 
der Ecke der großen Syrte: von Gabes über El-Hamma 
nach Kebilli südlich des Salzsees Schott-el-Fedjedi und nach 
Douz, dann zurück nach Kebilli und über den Schott-el-Djerid 
nach Gafsa und von da wieder nach Gabes. Auf der Karte 
erscheint das durchreiste Gebiet als ein kleines Stückchen, aber 
es gehört zu den interessantesten Teilen Nordafrikas und war 
teilweise noch nie von wissenschaftlich gebildeten Europäern 
betreten worden; Kebilli und Douz südlich des Schottgebietes 
gaben besonders interessante Resultate. Die Hauptsache aber 
war, daß v. Erlanger die Technik des Wüstenreisens unter 
der Leitung eines erfahrenen Wüstenwanderes und Wüstenjägers 
kennen lernte. Er hat es leider nicht für nötig gehalten, dem 
größeren Publikum über die Reise zu berichten; aber in dem 
Bericht über seine zweite Wüstenreise sagt er darüber: „Un- 
vergeßlich waren die Eindrücke, welche diese hochinteressante 
Reise in mir zurückließ. Der stille Wunsch, sie zu erneuern, 
blieb seitdem in mir lebendig. Unwiderstehlich zog es mich 
immer wieder in Gedanken zu jener unendlichen, gewaltigen 
Wüste hin. Brehm hat wahrlich recht; wer einmal die Wüste 
sah, kehrt zu ihr zurück, auch wenn er sich wohl bewußt ist, 
daß große Strapazen seiner harren, furchtbare Hitze am Tage 
und eine so empfindliche Kälte zur Nacht, daß der in die 
dicksten Decken eingehüllte Wanderer selbst unter schützendem 
Zeltdach den Schlaf nicht findet. Dazu die Qualen des Durstes 


— 466 — 


und mancherlei andere Plagen, die an sich allein schon hin- 
reichen, den verwöhnten Europäer im höchsten Grade mißmutig 
zu machen.“ 

Die Reise hatte dem jungen Forscher aber auch vor allem 
gezeigt, daß ihm zu einer gründlichen Durchforschung Nord- 
afrikas noch gar manches fehle, und mit der ihm eigenen 
Energie ging er sofort nach seiner Rückkehr daran, die Lücken 
seiner Kenntnisse auszufüllen. Anderthalb Jahre lang lag er in 
Cambridge dem Spezialstudium der nordafrikanischen Vogelwelt 
ob und benutzte dabei in ausgiebigster Weise die Schätze des 
Britischen Museums in London. Im Frühjahr 1895 bezog er 
das orientalische Seminar in Berlin und trieb dort sechs Monate 
Arabisch. Daß er dabei auch die Suahelisprache erlernte, be- 
weist, daß er schon damals an eine Reise südlich der Sahara 
dachte. Im Frühjahr 1896 begann er, ernstliche Vorbereitungen 
zu einer zweiten größeren, selbständigen Reise zu treffen; manche 
Stunde haben wir damals über den Reiseplan verplaudert, der 
in großartiger Weise angelegt, durch das ganze Schottgebiet 
mindestens bis Biskra und vielleicht bis Laghouat auf kaum 
begangenen Pfaden führen sollte. Das Mißtrauen der französi- 
schen Militärbehörden hat ihn trotz der gewichtigsten Empfeh- 
lungen nur zum Teil zur Ausführung gelangen lassen. 

Am 30. Oktober 1896 traf der Reisende in Gabes ein, 
wo Herr Spatz mittlerweile schon alle nötigen Vorbereitungen 
getroffen hatte. Ein Diener und der Präparator Hilgert be- 
gleiteten ihn, eine Anzahl arabischer Jäger aus dem Stamme 
der Waremma hatte Spatz angeworben. So konnte schon am 
3. November die Reise angetreten werden. v. Erlanger 
hat über sie einen hochinteressanten, kurzen Bericht erstattet, 
aber als Anhang zu seinem ausgezeichneten Spezialwerk „Eine 
ornithologische Forschungsreise durch Tunesien“, 
das nur Fachleuten in die Hände kommt; eine Separatausgabe 
für das größere Publikum ist leider nicht erschienen. Infolge 
der oben angedeuteten Schwierigkeiten seitens der Militär- 
behörden mußten sich v. Erlangers Forschungen auf den öst- 
lichen Teil Nordafrikas beschränken; der Reisende kam deshalb 
zweimal nach Gabes zurück und die Reise zerfiel in drei Ab- 
teilungen. Die erste war gewissermaßen die Probe auf die 
Ausrüstung der Karawane; sie führte längs der Küste nördlich 


— 47* — 


zu den Vogelinseln von Kneiß und Maharés, dann zurück süd- 
lich ebenfalls der Küste entlang nach Zarat und wieder nach 
Gabes. 

Die Karawane bewährte sich und so konnte am 9. Dezember 
die eigentliche Hauptreise angetreten werden nach dem großen 
Dünengebiet südwestlich der Schotts, der Heimat der damals 
noch kaum bekannten weißen Gazelle (Gaxella lodert). Der 
Weg führte auf schon bekannter Route nach Kebilli, dem fran- 
zösischen Grenzfort, und dann „nach Erfüllung der uns auferlegten 
Bedingungen und Formalitäten“ der argwöhnischenMilitärbehörden 
nach Djimna und Douz. Hier, am Hauptort des Stammes der 
Merasigk, begann die eigentliche Wüstenreise; es wurden noch 
eine Anzahl Kamele gemietet, die Reitpferde mit Meharris ver- 
tauscht und noch fünf arabische Jäger angeworben, auch zum 
Schutz der Karawane; denn das Sandgebiet ist streitiges Land 
zwischen den Merasigk, den Tuareg und den Schambas und 
schon manchmal mit Blut getränkt worden. Es war ein be- 
schwerliches Wandern über die bis 100 Meter hohen Dünen; 
die Nächte waren bitter kalt und heftige Sandstürme erschwerten 
das Vorwärtskommen. Aber die Ausbeute war befriedigend; außer 
zahlreichen Vögeln fanden sich in der Sandwüste die drei Ga- 
zellenarten häufig und in der Steinwüste graste das Mähnen- 
schaf (Ovis tragelaphus), in Algerien nur ein Bewohner der 
hohen Gebirge. Nur einmal wurde eine Beduinenansiedelung 
angetroffen, Leute vom Stamm der Ouremma, welche in der 
entsetzlichen Wüste aushalten. Aber bei ihnen traf der Reisende 
einige von der französischen Regierung abgesandte Spahis, welche 
die Wüstensöhne veranlassen sollten, nach dem Grenzgebiet 
gegen Tripolis überzusiedein und dort als Grenzhüter zu dienen. 
In der Nähe ihrer Niederlassung — die tunesischen Beduinen sind 
aus Arabern und Berbern gemengt und haben feste Wohn- 
stätten — auf einer steinigen Ebene am Fuß des Gebirges Gur- 
Rham liegt die Walstatt, auf welcher gewöhnlich die Kämpfe 
der Tuareg, der östlichen Merasigk und der westlichen Scham- 
bas ausgefochten werden. Auch damals waren wieder Streitig- 
keiten ausgebrochen, aber es war noch nicht zu direkten Feindselig- 
keiten gekommen und die Reisenden erreichten glücklich am 
19. Januar das Fort Tatahouin, wo es zum erstenmal wieder Wasser 
in beliebiger Menge gab. Hier fanden sich die vorausgesandten 


— 4g* — 


Reitpferde vor, die Merasigk wurden entlassen und am 27. Januar 
traf die Karawane glücklich wieder in Gabes ein. 

Die Weiterreise von Gabes über Gafsa nach El-Kef war 
im Vergleich zur Wiistenfahrt eigentlich eine bequeme und ge- 
fahrlose, wenn sie auch durch die einsetzende Frühjahrsregen- 
periode und zuletzt durch die Hitze anstrengend genug wurde. 
Vierzehn Tage wurden noch dem Korkeichenwald gewidmet, 
der ganz Nordtunis erfüllte Am 7. Juli war die Karawane 
mit der reichen Ausbeute in Tunis vereinigt. 

Die gefährliche Reise war ohne ernstlichen Unfall verlaufen; 
aber eine Bootfahrt nach der vor Cap Bon gelegenen Insel 
Namoura hätte um ein Haar breit der Laufbahn des jungen 
Forschers schon damals ein Ziel gesetzt. Bei einer Kahnfahrt 
nach einem Felsenriff setzte einer der furchtbaren Stürme ein, 
wegen deren das Grenzgebiet zwischen den beiden Hälften des 
Mittelmeeres berüchtigt ist, und nur ein Umspringen des Windes, 
das den Kahn in der Nähe einer Tonnara ans Land warf, 
rettete den Reisenden und seine Begleiter. 

Die Bearbeitung der sehr reichen Vogelausbeute veranlaßte 
v. Erlanger, für längere Zeit seinen Wohnsitz in Berlin zu 
nehmen, doch besuchte er auch mehrfach die Museen in London, 
Tring und Paris. In den Jahrgängen 1898 und 1899 des Jour- 
nals für Ornithologie veröffentlichte er seine wissenschaftlichen 
Resultate; sie sind auch in einem stattlichen Bande, den der 
junge Forscher dankerfüllt seinen Eltern widmete, erschienen 
und haben bei den Fachgenossen die verdiente Anerkennung 
gefunden. 

Schon während der Bearbeitung der Reiseausbeute faßte 
Carlo von Erlanger den Plan zu einer großartigen wissen- 
schaftlichen Expedition, welche ihm aus den Ländern südlich 
von Abessinien zwischen dem oberen Nil, Deutsch-Ostafrika und 
dem Somaliland ein ebenso reiches Vogelmaterial beschaffen 
sollte, wie er es aus Nordafrika besaß. Sie sollte aber auch 
zum guten Teil unbetretenes Gebiet durchziehen und diesmal 
nicht nur die Vögel und Säugetiere sondern alle Tierklassen 
und auch Pflanzen und Mineralien berücksichtigen. Der Reise- 
plan ging dahin, zuerst Südabessinien genauer zu erforschen 
und von da über die noch kaum bekannte Seenkette, welche 
wohl dem ältesten Laufe des Nil entspricht, zum Rudolfsee 


— 49% — 


und von da nach dem deutschen Gebiete in Ostafrika durchzu- 
dringen. Die Reise war auf etwa zwei Jahre berechnet und 
von vornherein in großem Stile geplant. Außer dem erprobten 
Afrikareisenden Neumann und dem schon in der Sahara be- 
währten Präparator Hilgert nahmen an derselben noch teil 
der Kartograph Holtermüller und der Arzt Dr. Ellerbeck. 
Es bedurfte langer und kostspieliger Vorbereitungen, ehe die 
Reise angetreten werden konnte. Zunächst galt es, vom Negus 
Menelik die Erlaubnis zum Betreten Abessiniens und zur freien 
Bewegung in demselben zu erlangen. Sie wurde schon am 
11. August 1899 erteilt und auch die englische Regierung ge- 
stattete die Reise durch das englische Schutzgebiet zwischen 
der Küste und Abessinien und durch das Somaliland. Dann 
mußte im Voraus eine beträchtliche Zahl bewafineter Begleiter 
angeworben, Kamele beschafft und die ganze Ausrüstung für 
etwa 120 Personen auf mindestens zwei Jahre besorgt werden. 
Anfang November 1899 war alles erledigt und wurde die Ge- 
samtausrüstung mit dem Dampfer „Herzog“ nach Aden verladen 
und drei Wochen später war alles zum Aufbruch von dort vor- 
bereitet. Aber eine Erkrankung des Kartographen zwang zu 
längerem Aufenthalt, der zu einem zehntägigen Ausflug ins 
Innere von Südarabien nach EI-Hota, der Hauptstadt des 
„unabhängigen“ Sultanats Kabady, Gelegenheit gab, und erst 
am 2. Januar 1900 landete die Expedition auf afrikanischem 
Boden in Zeila. 

Hier war alles gut vorbereitet, aber es gab wie immer 
bei solchen Unternehmungen allerhand unangenehme Verzö- 
gerungen, ehe man aufbrechen konnte. Von dem Ausflug nach 
Südarabien hatten sämtliche Europäer eine Malaria-Infektion 
mitgebracht, die zum Stillliegen zwang. Während desselben 
wurden auf den Rat des englischen Gouverneurs noch dreißig 
Gallas vom Stamme der Issa angeworben, um nicht von den 
Somalis allein abzuhängen und etwaigen Rebellionsgelüsten ent- 
gegentreten zu können, eine Vorsichtsmaßregel, die englische 
Reisende längst als unentbehrlich erkannt haben. Als dann 
der Aufbruch endlich erfolgt war, zwang eine schwere Ver- 
letzung, die der Präparator durch Losgehen seines eigenen 
(sewehres erlitt, zu einem dreiwöchentlichen Aufenthalt an dem 
Brunnen Dadab, der allerdings zu gründlicher Erforschung der 


4 


— 5 — 


Umgegend verwandt wurde. So gelangte v. Erlanger erst 
am 3. März in die abessinische Grenzstadt Djeldessa und 
von da in drei Tagemärschen über angebautes Gelände nach 
Harar, der Residenz des abessinischen Statthalters Ras 
Makonen. 

Hier erwartete die Gäste des Negus ein feierlicher Em- 
pfang; in dem Regierungsgebäude konnten sie sich von den 
Strapazen der Reise erholen und in der gesunden Luft — 
1850 m über dem Meeresspiegel — das arabische Fieber los- 
werden. Zeit hatten sie genug, denn sie beabsichtigten, die 
Reise nach Adis-Abeba, der Residenz des Negus, auf einem von 
Europäern noch nie betretenen Wege zu machen, und dazu war 
eine besondere Erlaubnis nötig. Eine Expedition nach dem eine 
Quadratmeile großen See Haramaja gab eine sehr reiche Aus- 
beute an seltenen Wasservögeln und noch lohnender erwies 
sich eine Besteigung des 3000 m hohen Berges Gara Mulata, 
den bis 2000 m Höhe dichter Urwald bedeckt. 

Erst am 3. April traf die erbetene Erlaubnis des Negus 
ein. Noch konnten die Reisenden den feierlichen Einzug des 
Statthalters Rasmatsch (Unterstatthalter) Benti mitmachen, 
der von einem siegreichen Kampfe gegen die Ogaden und den 
Mahdi zurückkehrte; dann ging es endlich weiter. Zuerst durch 
das Land der Argobba, die im Gegensatz zu den Abessiniern 
in festen Steinhäusern wohnen, in das Quellgebiet des Webbi 
zu den nomadischen Ennia-Galla. Bei Biar-Woroba wurde der 
südlichste Punkt des Weges erreicht und vierzehn Tage später 
der Fluß Webbi selbst. Die Regengüsse hatten schon ein be- 
trächtliches Steigen des Wassers bewirkt und die Überschreitung 
des Flusses erschwert; doch gelang dieselbe ohne Unglücksfälle, 
nahm aber zwei volle Tage in Anspruch. Nun aber kam das 
von dem englischen Gouverneur vorausgesagte Ereignis; die 
Somali streikten und erklärten, nach Hause gehen zu wollen. 
Das wurde ihnen denn sofort gestattet, sie brachen auch auf 
und schwammen über den Fluß zurück. Da sie aber weder 
Waffen noch Tauschmittel hatten, kamen sie schon nach einigen 
Stunden wieder zurück und baten um Wiederannahme; die 
Karawane konnte weiter ziehen und erreichte am 15. Juni die 
heilige Stadt Scheikh-Hussein, das Zentrum des Gebietes der 
Arussi-Galla, 


— dit — 


Hier gab es wieder einen dreiwöchentlichen Aufenthalt 
und der abessinische Statthalter in Ginir, Waldegabriel, 
benahm sich im Anfang recht unfreundlich. Doch änderte er 
sich rasch und am 5. Juli konnte der Marsch nach der kaiser- 
lichen Residenz angetreten werden. Er führte an dem den 
Gallas heiligen, mit dichtem Urwald bedeckten Berge Abu-el- 
Kassim vorüber, dessen 3200 m hohe Spitze die Reisenden er- 
stiegen, und dann über die grasbewachsene Hochebene von 
Diddah, eine in der Regenzeit äußerst beschwerliche Reise, auf 
welcher viele Lasttiere zugrunde gingen. Auch der Übergang 
über den angeschwollenen Hawasch war sehr schwierig und 
kostete zwei volle Tage. Dann wurde das Land freundlicher, 
besser angebaut, und am 16. August, acht Monate nach dem 
Aufbruch von Zeila, war Adis-Abeba erreicht. 

Bei dem Negus Menelik, dem „erobernden Löwen vom 
Stamme Juda‘, dem Nachkommen Salomos und der Königin 
von Saba, fand v. Erlanger einen sehr freundlichen Em- 
pfang und erhielt die Erlaubnis, das ganze dem Einfluß des 
Negus unterstehende Gebiet zu bereisen. Drei Monate blieb 
er in der Residenz selbst, die nicht eigentlich eine Stadt sondern 
ein großes Lager ist, wartete die Beendigung der Regenzeit ab 
und ersetzte die Verluste an Lasttieren. Auch die Somali 
wurden abgelohnt, an ihre Stelle traten 120 Abessinier, an 
Stelle der Kamele, die sich im Gebirg nicht sonderlich bewähıt 
hatten, 180 Maultiere. Die Expedition trennte sich übrigens 
hier; Neumann ging dem Nordabhang des abessinischen Hoch- 
landes entlang zum Nil, v. Erlanger wandte sich dem noch 
sehr wenig bekannten Seengebiet zu, das die großen zentral- 
afrikanischen Seen im Gebiete des oberen Nil mit dem Hawasch 
verbindet. Dieses Gebiet hat ein ganz besonderes Interesse 
dadurch, daß es wahrscheinlich den Gewässern des Sudan als 
Weg zum Roten Meere oder zum Nordende des Arabischen 
Meerbusens diente, ehe der Nil sich seinen heutigen Weg durch 
das nubische Sandsteinplateau zum Mittelmeer bahnte und die 
Oase Ägypten bildete. 

Dieses Gebiet ist erst neuerdings von Menelik erobert 
und damit zugänglich gemacht worden. Zunächst wurde der 
den Christen heilige Berg Sekwala besucht, dessen Heiligkeit 
sicher aus vorchristlicher Zeit stammt; im See an seinem Fuße 


4* 


— Dr — 


suchen die Auss&tzigen, deren Zahl in Abessinien sehr groß ist, 
Heilung. Bei der Riickkehr von einer Inselgruppe im Suai-See 
brachte ein plötzlicher Sturm die Reisenden in die größte Ge- 
fahr; die Rohrboote, die außer dem Fährmann nur einen Mann 
fassen, wurden nach allen Richtungen zerstreut, erreichten aber 
schließlich alle glücklich das Land. Die Landschaft war wunder- 
schön und reich an Pflanzen und Tieren, doch schwer zu passieren ; 
aber die Entdeckung einiger neuen Stau-Becken und die Aufklärung 
des Verhältnisses der bekannten zueinander lohnten reichlich 
dafür. In Abera, der Residenz des abessinischen Unterstatt- 
halters Balscha, wurde den Reisenden ein glänzender Empfang 
zuteil. Er sandte auch, als in den wildreichen Gebieten 
zwischen dem Sagan-Flusse und Ginir die Maultiere in Menge 
dem Stich der giftigen Tsetse-Fliege erlagen, bunderte von 
Lastträgern zur Beförderung des Gepäckes. 

Einen wehmütigen Eindruck auf die Reisenden machte 
es, als sie bei Burdji das Grab des Fürsten Ruspoli auffanden, 
den hier 1893 ein Elefant getötet. Sie säuberten es von 
Dorngestrüpp und erneuerten das schon vermoderte Kreuz. 

Nach vierwöchentlichem Marsche wurde Ginir erreicht; 
Präparator Hilger war über Harar dorthin vorausgegangen 
und hatte eine neue Kamelkarawane zusammengestellt. Der 
Unterstatthalter begrüßte v. Erlanger als alten Freund und 
unterstützte ihn in jeder Weise. Am 17. März konnte die neue 
Karawane aufbrechen: 120 Somalis und 60 Abessinier, alle mit 
Hinterladern bewaffnet, geleiteten 230 Kamele, 95 Maultiere, 
25 Esel, 12 Pferde und 60 Ochsen. Zunächst ging es noch 
durch ein Gebiet, das die Oberherrlichkeit des Negus anerkennt 
und an den wichtigeren Plätzen mit Truppen besetzt ist, aber 
der Untertanenverstand ist hier und da noch recht ungenügend 
entwickelt. Am 19. März wurde der wasserreiche Web über- 
schritten; eine merkwürdige Höhlenbildung, in denen er ein 
Felsplateau durchbricht, die sogenannten Wyndlaw-Höhlen, ge- 
stattet den Übergang trockenen Fußes. Sonst sind Flußüber- 
schreitungen hier schwierig und gefährlich nicht nur wegen 
der natürlichen Wasserscheu der Kamele sondern auch wegen 
der massenhaft auftretenden, riesigen Krokodile. Beim Übergang 
über den Ganale, den Oberlauf des Djuba, wurde vor den Augen 
seiner Kameraden ein Somali von einem Krokodil vom Ufer- 


— bit — 


weg geholt und fortgeschleppt, obwohl man alles getan hatte, 
um durch Schlagen mit Stangen und Abfeuern von Gewehren die 
Bestien zu verscheuchen. Die Karawane brauchte fünf Tage, 
um diesen Fluß zu passieren. 

Am 28. April wurde die Route erreicht, die Donaldson- 
Smith nach dem Rudolfsee gezogen war. Das Südufer dieses 
Sees war auch das nächste Reiseziel v. Erlangers; von da 
wollte er Deutsch-Ostafrika erreichen. Aber auf der einge- 
schlagenen Route herrschte ein furchtbarer Wassermangel und 
die Wasserstelle von El-Mok, auf die man gerechnet, bestand 
nur aus einigen Pfützen übelriechenden Wassers, die nicht ent- 
fernt ausreichten. Wollte man die Karawane vom sicheren 
Untergange retten, so blieb nur der Versuch, durch die Lorian- 
Ebene Bordera zu erreichen. Aber das ganze Siidsomaliland 
befand sich unter Führung des „tollen Mullah* Mohamed-ben- 
Abdulla in vollem Aufstand und auch dort war kein Über- 
fluß an Wasser. Von dem Stamme der Gurra gelang es noch, 
eine Anzahl Wassergefäße zu erlangen, und so wurde der Marsch 
angetreten. Menschen wurden kaum angetrofien, um so mehr 
Giraffen. Hier erlegte v. Erlanger die riesige Giraffe mit 
fünf Stirnzapfen, die eine Zierde unseres Museums bildet. Unter 
furchtbaren Entbehrungen wurde endlich Bordera erreicht, die 
Hauptniederlassung der Ogaden-Somalis, ein ungastlicher und 
übelberüchtigter Fleck Erde. Hier fand von der Decken 
1865 seinen Tod und wurde einige Monate vor der Ankunft 
der Karawane der englische Subcommissioner Jenner erschlagen; 
auch der Italiener Bottego fiel in dieser Gegend. v. Erlanger 
hatte besseres Glück. Der Shirrh von Bordera, durch seine 
Geschenke günstig gestimmt und durch sein energisches Auf- 
treten und die gute Bewafinung eingeschüchtert, gab ihm seinen 
Sohn und zehn Mullahs mit und mit diesen erreichte die Expedition 
am 29. Juli das englische Gebiet, wo sie mit nicht geringer 
Verwunderung empfangen wurde. Daß es v. Erlanger gelang, 
das Gebiet der aufständischen Somalis ohne jeden Kampf zu 
durchziehen, ist eine der großartigsten Leistungen in der Ge- 
schichte der Afrikaforschung. Malaria und Moskitos machten 
diesen letzten Teil der Reise zu einer furchtbaren Strapaze; 
doch lief auch er ohne schwere Verluste ab. Die ganze Reise 
kostete überhaupt nur sieben Mann: einer ertrank bei einem 


— Baur — 


Fiußübergang, ein zweiter fiel einem Krokodil zum Opfer, ein 
dritter starb an Erschöpfung, einer an Dysenterie, drei an 
Malaria. Am 10. Juli 1901 wurde die Meeresküste bei Gobwen 
erreicht. Ein englischer Regierungsdampfer brachte die Expe- 
dition nach Mombasa, wo sie der Reichspostdampfer „Reichstag“ 
aufnahm. In Ägypten traf v. Erlanger seine Eltern, die ihm 
auf die Freudenkunde von seiner glücklichen Ankunft im zivili- 
sierten Gebiete entgegengeeilt waren, und in ihrer Begleitung 
legte er das letzte Stück seiner Reise zurück. 

Fragen wir nach den Resultaten der Reise, so müssen 
wir dieselben als sehr bedeutend sowohl in naturwissenschaft- 
licher als in geographischer Hinsicht anerkennen. Außer circa 
8000 sorgsam präparierten Vogelbälgen und etwa 1000 Säuge- 
tieren sowie einer Anzahl lebender Tiere, welche unser Frank- 
furter Zoologischer Garten erhielt, brachte v. Erlanger 
mindestens 20000 Insekten und sehr reiches Material aus allen 
möglichen Tierklassen mit, namentlich auch Reptilien und 
Mollusken; keine Tierklasse ist ganz unberücksichtigt geblieben. 
Das gesammelte Herbar enthält gegen 3000 Arten. Von der Aus- 
beute hat v. Erlanger nur die Vögel zurückbehalten, um sie 
selbst zu bearbeiten; alles andere hat er mit der größten Libe- 
ralität an Spezialforscher verteilt und denselben bezüglich 
Bearbeitung und Veröffentlichung völlig freie Hand gelassen. 
Die Bearbeitung der geographischen Resultate hat Sprigade 
in Berlin übernommen; sie liegt bereits im zweiten Hefte 
der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin 1904 
vor. Mit bewundernswerter Ausdauer hat der Topograph 
Holtermüller die Routen aufgenommen; auch ohne astro- 
nomische Beobachtungen ist eine merkwürdige Genauigkeit 
erzielt worden; bei einer Routenlänge von 2700 Kilometern, 
die nur mit Uhr, Kompaß und Schrittziblen aufgenommen 
wurden, stimmen die Endpunkte und die Schnittpunkte mit 
älteren Routen in der befriedigendsten Weise. Besonders die Reise 
von Harar nach Adis-Abeba und durch das südliche Somali- 
land führen vielfach durch unbetretenes Gebiet und die Auf- 
nahmen in dem noch kaum bekannten Seengebiet zwischen dem 
Hawasch und dem Rudolfsee werden für die Zoogeographie 
Nordostafrikas von der größten Bedeutung sein. Schade, daß 
der Reisende sie nicht mehr selbst bearbeiten sollte. 


— 55* — 


Carlo von Erlanger ging, sobald er sich einigermaßen 
von den Strapazen und den Folgen der Malaria erholt hatte, 
mit Feuereifer an die Bearbeitung des riesigen Vogelmaterials. 
Kaum daß er sich Zeit nahm, durch einige Vorträge — einer 
davon wurde in Frankfurt gehalten und ist in den Berichten 
der Senckenbergischen Gesellschaft (1902, p. 155) abgedruckt — 
der wissenschaftlichen Welt einen Überblick über die Resultate 
seiner Reise zu geben. Reisen zwischen den Hauptmuseen 
Europas zur Vergleichung und Bestimmung seiner Vögel — 
und er nahm es damit sehr genau und gründlich — wechselten 
mit eifrigen Arbeiten in Berlin. Im Aprilheft des Journals für 
Ornithologie 1904 konnte er das erste Heft seiner „Beiträge 
zur Vogelfauna Nordostafrikas“ veröffentlichen; es um- 
faßt die Raubvögel und ist mit 19 von Kleinschmidt ge- 
zeichneten lithographischen Tafeln ausgestattet. Zwei weitere 
Hefte liegen druckfertig vor und warten nur auf die Vollendung 
der Zeichnungen. Der junge Forscher sollte ibr Erscheinen 
nicht mehr erleben. Den Gefahren der Wüste und der Tropen 
war er glücklich entgangen; ein Automobilunfall, herbeigeführt 
durch die Verkettung einer Anzahl für sich unbedeutender 
Zufälligkeiten, machte der kaum begonnenen, glänzenden wissen- 
schaftlichen Laufbahn ein Ende. Er ruhe in Frieden; sein 
Andenken wird in der Geschichte der Erforschung Afrikas, 
der geographischen wie der naturwissenschaftlichen, unvergessen 
bleiben ! 

Für das große Publikum hat v. Erlanger nie geschrieben. 
Daß er es gekonnt hätte, beweisen die in seine wissenschaftlichen 
Arbeiten eingestreuten Schilderungen, seine Vorträge und Er- 
zählungen. Er hatte auch in Aussicht genommen, nach Beendi- 
gung der Bearbeitung der Vogelausbeute eine Beschreibung 
seiner Reise herauszugeben; Tagebücher und Briefe an die 
Eltern enthalten Material genug für eine solche. Hoffen wir, 
daß der Plan zur Ausführung kommt. Es wäre ein Denkmal, 
wie es ein Mann von dem Schlage Carlo von Erlangers 
wohl verdient, 


David Friedrich Heynemann 


(24. Mai 1829 — 15, Oktober 1904} 


D. F. Heynemann +. 
Mit Portriit. 
Von 
Dr. W. Kobelt*). 


Am 15. Oktober 1904 ist David Friedrich Heynemann, 
das älteste Mitglied unserer Senckenbergischen Naturforschenden 
Gesellschaft, im 76. Lebensjabre sanft entschlafen. Künstler 
von Natur, aber ebenso sehr auch eifriger Naturforscher und 
Sammler, Kaufmann von Beruf, hat er es verstanden, die ver- 
schiedenen Seiten seines Wesens gleichmäßig und gleich gründ- 
lich auszubilden und sich eine geachtete Stellung zu erwerben 
unter seinen Berufsgenossen wie unter den Künstlern, den 
Numismatikern, den Naturforschern und unter den letzteren 
weit über die Grenzen seiner Vaterstadt hinaus. 

Heynemann war am 24. Mai 1829 in Hanau geboren. 
Sein Vater, Goldschmied von Beruf, aber später Kaufmann 
seworden, war in naturwissenschaftlichen Kreisen wohl bekannt 
als Tierliebhaber und besonders als Vogelliebhaber, bei dem 
man immer Stubenvögel fand, die zu den feinen und seltenen 
gehörten. Durch ihn wurde der begabte Sohn schon früh an 
das Beobachten der Natur gewöhnt. Den größten Einfluß auf 
denselben übte aber ein Nachbar des Hauses, der Pfarrer 
Trinthammer aus, auch ein Naturforscher, den das Schicksal 
in den Chorrock gezwängt hatte. Mit einem gleichaltrigen 
Sohne desselben — das Jahr 1848 hat ihn nach Amerika ver- 
schlagen und er ist dort als Farmer bei Milwaukee frih 


*) Nach einem von dem gleichen Verfasser im „Nachrichtsblatt der 
Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft,“ 1905, Heft 1 veröffentlichten 
Nekrolog. 


— 58* — 


gestorben — und einem Dritten im Bunde, Heinrich Haes, 
der in England als Kaufmann lebt, sammelte Heynemann, 
was zu sammeln war. Gerne hätte er studiert oder wäre 
Künstler geworden; aber der Vater hatte ihn zum Kaufmann 
bestimmt und nach dessen frühem Tode konnte vom Studium 
keine Rede mehr sein. Heynemann trat, nachdem er zwei 
Jahre in dem Geschäft eines Onkels in England zugebracht, 
zunächst in das bekannte lithographische Geschäft von Dondorf, 
dann in das Merceriewarengeschäft von C. Mettenheimer ein, 
in dem er in verhältnismäßig kurzer Zeit eine leitende Stellung 
erwarb, die er bis zur Auflösung des Geschäftes beibehielt. 
Später übernahm er die Zentralagentur der Vereinigten eng- 
lischen Nähfadenfabriken und hat dieselbe bis zu seinem Ende 
geführt. Sein Leben floß ruhig dahin und ohne besondere äußere 
Schicksale. Seine hervorragende Arbeitskraft blieb bis ins hohe 
Alter ungeschwächt; erst in den letzten Jahren mahnten einige 
Schwindelanfälle zur Vorsicht; aber noch bis zur letzten Zeit 
konnte man den rüstigen, geistesfrischen Alten in seinen Muse- 
stunden an der Staffelei finden und es war ihm beschieden, von 
seiner letzten malakologischen Arbeit über die Verbreitung der 
Nacktschnecken noch den ersten Druckbogen zu sehen. Am 
1. Oktober machte er mit mir noch einen anderthalbstündigen 
Gang durch den Schwanheimer Wald; zwei Tage später kamen 
die Schwindelanfälle wieder und am 15. Oktober schlummerte 
er sanft und ruhig ein. 

Wann und wie Heynemann zum Studium der Mollusken 
und namentlich der damals arg vernachlässigten Nacktschnecken 
gekommen, habe ich nie recht erfahren. Jedenfalls hatte er 
schon in Hanau, wo damals die Wetterauische Gesellschaft für 
Naturkunde eine lebhafte Tätigkeit entfaltete, gesammelt. In 
Frankfurt fand er besonders in der Senckenbergischen 
Naturforschenden Gesellschaft ein reges wissenschaft- 
liches Leben vor und er verstand es rasch, sich in ihren Kreisen 
Geltung zu verschaffen. An der Gründung des Vereins für 
naturwissenschaftliche Unterhaltung („Käwwern- 
schachtel*) im Jahre 1859 war Heynemann in erster Linie 
beteiligt und hat auch jahrelang auf die Ziele und Bestrebungen 
des Vereins einen maßgebenden Einfluß ausgeübt. 1860 ver- 
öffentlichte er in den Malakozoologischen Blättern seine erste 


— 59 — 


Arbeit; sie behandelte das Vorkommen des damals noch kaum 
aus Deutschland bekannten Limaz variegatus. Von da bis 
1885 erschien eine ganze Reihe von Schriften, die den Namen 
Heynemann zu einem der geachtetsten auf dem Gebiete der 
Nacktschneckenkunde machten. 

Seit dem Anfang der sechziger Jahre trug sich Heynemann 
mit dem Gedanken, die deutschen Malakozoologen, deren Zahl 
ja damals noch viel größer war als heute, zu einer Gesellschaft 
zu vereinigen. Überhäufung mit Arbeit ließ ihn aber den Plan 
immer wieder hinausschieben. Erst als die Belgier den Gedanken 
aufnahmen und eine belgische Gesellschaft gründeten, entschloß 
er sich, voranzugehen. Ich hatte gelegentlich der in Frankfurt 
1867 stattfindenden Versammlung deutscher Naturforscher und 
Ärzte seine Bekanntschaft gemacht und war von da ab in regem 
Verkehr mit ihm geblieben, der für mich als grünen Anfänger 
von der größten Wichtigkeit war. Als ich im August 1868 
wieder einmal durch Frankfurt kam, entwickelte er mir seinen 
Plan und erklärte sich bereit, sofort vorzugehen, wenn ich die 
Redaktion des Vereinsblattes und die Leitung des Tauschvereins 
übernehmen wollte. Dazu war ich gerne bereit und so erfolgte 
noch im gleichen Jahre die Gründung der Deutschen Malako- 
zoologischen Gesellschaft, deren Präsident Heynemann 
bis zu seinem Tode geblieben ist. Kurz nachher bot sich mir 
Gelegenheit, die Stelle eines Vereinsarztes in Schwanheim zu 
übernehmen, und von da ab haben wir gemeinsam gearbeitet, 
bis der Tod ihn abrief. 

Bis 1885 hatte Heynemann eine führende Stellung in 
der Nacktschneckenforschung eingenommen. Aber dem peinlich 
gewissenhaften Manne war es mehr und mehr unangenehm ge- 
worden, daß eine neue Richtung aufkam, die die Untersuchungen 
auf die feinere Anatomie ausdehnte, ein Gebiet, auf das er 
nicht folgen zu können glaubte. So entschloß er sich, der 
Malakozoologie Valet zu sagen; seine zusammenfassende Arbeit 
über die nackten Landpulmonaten des Erdbodens sollte ein end- 
gültiger Abschied von den Nacktschnecken sein; aber sie war 
es doch nur teilweise. Zwar trat in seinen beiden letzten 
Jahrzehnten die stets gepflegte Ölmalerei, in der er bedeutendes 
leistete, so daß seine Arbeiten gar manchmal mit denen seines 
Lehrers Hoefler verwechselt wurden, mehr in den Vordergrund 


— 60 — 


und der Sammeltrieb wendete sich der Numismatik zu, in der 
sich Heynemann auch bald eine angesehene Stellung erwarb. 
Aber bald überzeugte er sich auch, daß in einer Hinsicht wenig- 
stens sein Zurücktreten eine Lücke gelassen hatte, und so 
entschloß er sich in den neunziger Jahren, seine Arbeit von 
1885 wieder aufzunehmen und wenigstens bis zum Ende des 
Jahrhunderts fortzuführen. Es war ihm vergönnt, seinen Plan 
auszuführen und das Manuskript zu beenden; der erste gedruckte 
Bogen seiner Arbeit über „Die geographische Verbreitung der 
Nacktschnecken,“ die im 30. Bande unserer Abhandlungen er- 
scheinen wird, wurde ihm noch an das Sterbelager gebracht 
und er schied mit der Gewißheit, daß auch diese Arbeit nicht 
vergeblich gewesen sei. 

Außer in der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 
hat Heynemann auch in unserer Senckenbergischen 
Naturforschenden Gesellschaft eine sehr einflußreiche 
Stellung eingenommen. Unmittelbar nach seinem Eintritt wurde 
er am 10. Dezember 1859 zum „arbeitenden Mitglied“ ernannt 
und im Jahre 1869 übernahm er die Verwaltung der Konchylien- 
sammlung des Museums. Daneben hat er eine besonders er- 
sprieBliche Tätigkeit in der Redaktionskommission für die 
Abhandlungen entfaltet, in der er von 1884—1895 und seit 1899 
den Vorsitz führte. Auch in der Baukommission war er unab- 
lässig tätig, nachdem er bereits in einem am 25. Oktober 1884 
gehaltenen Vortrag „Über naturwissenschaftliche Museen und 
ihre Einrichtungen“ auf die Notwendigkeit der Errichtung eines 
Museumsneubaues und der Trennung der wissenschaftlichen 
Sammlung von der Schausammlung hingewiesen hatte. In 
zwei Amtsperioden, 1884 u. 85 und 1888 u. 89, bekleidete 
Heynemann das Amt des II. Direktors. Er war zugleich 
der eigentliche Begründer und eifrigste Förderer unserer 
Medaillensammlung, deren Anfänge er in einer zusammen- 
fassenden Arbeit im Bericht 1900 beschrieben hat. Eine weitere 
Arbeit, die die zahlreichen, in den letzten fünf Jahren der 
Sammlung eingereihten Medaillen beschreiben sollte, hat 
Heynemann nahezu druckfertig hinterlassen; sie wird, auf 
des Entschlafenen Wunsch von Dr. E. Roediger vollendet, in 
unserem nächstjährigen Berichte erscheinen. Die künstlerische 
Gestaltung einer Denkmünze zur Erinnerung an die glänzende 


— 61¢ — 


Feier der Grundsteinlegung zu unserem Museumsneubau am 
15. Mai 1904 war Heynemanns letzte Sorge; der Entwurf 
eines großen Olbildes für das neue Museum, das Mammut in 
unserer Gegend darstellend, stand auf seiner Staffelei, als der 
Tod ihm den Pinsel aus der Hand nahm. 

Heynemann war eine hochbegabte Natur und von 
kindlich reinem, edlem Charakter, ein absolut zuverlässiger 
Freund, mild im Urteil, rastlos in seiner Tätigkeit, unermüdlich 
in der Durchführung dessen, was er einmal begonnen. Sein 
Andenken wird in Ehren bleiben bei allen, die ihn kannten, 
und auch die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft 
wird seiner stets in Treue und Dankbarkeit gedenken! 


— 63* — 


Zum Andenken 


Dr. phil. Albert von Reinach. 


Mit Portrit. 


Von 
Professor Dr. F. Kinkelin. 


Nach langem, qualvollem Leiden hat ein der Wissenschaft 
und dem Gemeinwohl geweihtes Leben am 12. Januar 1905 mit 
dem Tode Dr. Albert von Reinachs geendet. 

Als ältester Sohn des Bankiers Adolph von Reinach 
dahier war er am 7. November 1842 geboren. Im Hasselschen 
Institut in Frankfurt a. M. erhielt er eine gute wissenschaftliche 
Erziehung. Dem väterlichen Wunsche gemäß sollte er Bankier 
werden. Doch interessierte sich v. Reinach für Naturwissen- 
schaften, vor allem für Geologie und Bergwesen. So besuchte 
er zwei Jahre die chemische Abteilung des Polytechnikums in 
Karlsruhe und ebensolange die Bergakademie in Freiburg i.8. 
Seine Lehrer aus jener Zeit, deren er sich oft und gern er- 
innerte, waren Professor F. Sandberger, Dr. Th. Petersen 
und Professor Dr. Bernhard von Cotta. Seinen Vater zu 
unterstützen, mußte er dann doch die Tätigkeit eines Berg- 
ingenieurs mit der des Bankiers vertauschen; 1861 trat er in 
das väterliche Bankhaus ein, wurde 1872 Teilhaber und führte 
es nach dem Ableben seines Vaters unter der Firma Ad. Albert 
von Reinach & Cie. bis zur Zession desselben an die Allgemeine 
Elsässer Bank-Gesellschaft von 1877 bis zum 1. Januar 1886. 

Im Jahre 1875 vermählte er sich mit Antonie Bolongaro- 
Crevenna, einer kunstsinnigen und tatkräftigen Dame, die 
ihren Mann bei seinen gemeinnützigen Bestrebungen wesentlich 
unterstützte, 


6 — 


Ein nervöses Leiden veranlaßte v. Reinach, sein Bank- 
geschäft abzugeben und auf der Höhe des Stauffens bei Epp- 
stein im Taunus eine Villa zu bauen, die er fernerhin während 
der Sommermonate bewohnte. Mit Vorliebe lag er hier zeit- 
weise dem edlen Weidwerk ob. Doch sein Tätigkeitsdrang 
suchte nach ernsteren Aufgaben, die es mit sich bringen, 
besonders im Freien zu sein. Die Wahl fiel natürlich auf das 
Studium der Geologie. Seit 1886 berleitete v. Reinach dann 
F. Kinkelin beim Begehen der Tertiär- und Diluvialbildungen 
am südlichen und nördlichen Taunushang und in der Wetterau 
und später H. Grebe bei seinen geologischen Aufnahmen in 
der Rheinprovinz, wobei er mit dem Direktor der Preußischen 
Geologischen Landesanstalt Prof. Dr. Beyrich bekannt wurde. 
Im Jahre 1892 trat v. Reinach als Mitarbeiter in die Geo- 
logische Landesanstalt ein. Derzeit mit geologischen Aufnahmen 
beauftragt, durchforschte er vorerst mit intensivstem Eifer die 
östliche Wetterau und die West- und Südseite des Vogelsberges. 
Wesentlich trug zur Sicherung seiner Aufnahmen bei, daß 
‚v. Reinach auf seine Kosten eine große Anzahl von Bohrungen 
vornehmen ließ. 

1899 kamen seine Karten von Blatt Windecken, Hanau’ 
und Hüttengesäß mit Erläuterungen heraus. Bieten sie manch 
Neues über Schichtenbau und Schichtenfolge, so sei doch aus 
Blatt Hanau besonders auf seine Behandlung der diluvialen 
Sedimente hingewiesen; auch erinnere ich an seine Entdeckung 
des marinen Mitteloligocäns bei Büdesheim und die Bekanntgabe 
weitstreichender Verwerfungen in diesem Gebiete. Hier kam 
v. Reinach in nähere Beziehung mit Prof. Dr. Bücking 
in Straßburg i. E., der ihn auch in petrographischen Fragen 
des Taunus beraten hat. 

Um sich weiteren Blick über die Verbreitung des Perm- 
systemes und der Taunusgebilde zu schaffen, wurden Reisen 
nach der Saar-Nahegegend. nach England, nach Frankreich 
(Autun, Lodéve, nach den Ardeunen und der Bretagne) unter- 
nommen; hier trat er in nähere Beziehung mit den Professoren 
Gosselet und Barrois (Hille), die er dann auch durch den 
Taunus führte, Wiehtige Arbeiten, teils in den Abhandlungen 
der gevlogischen Landesanstalt, teils in der Zeitschrift der 
deutschen geologischen Gesellschaft publiziert, sind der Erfolg 


— 65% — 


dieser Reisen im Zusammenhang mit seinen heimatlichen 
Studien. Dem Rotliegenden, besonders aber dem geologischen 
Bau des rechtsrheinischen Taunus im weitesten Sinn galt ein 
jahrelanges Studium. Es sei nur herausgehoben, daß v. Reinach 
den Taunus als ein von vielen Verwerfungen gestörtes Gebirg 
erkannte. Haben Milch und Schauf die Genesis der 
Kochschen Hornblendesericitschiefer und der Sericitgneiße 
aufgeklärt und Franz Ritter die Kenntnis der Taunus- 
gesteine in mineralogischer Beziehung gefördert, so ist es 
v. Reinach, der die Phyllite Kochs zusammen mit liegender 
Arkose und Konglomerat nach ihrem geologischen Alter als 
tiefstes Unterdevon, als sog. Gedinnien, erkannt hat, welche 
Orientierung er auch durch seine Entdeckung schon lange ver- 
geblich gesuchter Fossilien belegen konnte. So führte er den 
Nachweis, daß die petrographische Beschaffenheit der Taunus- 
gesteine in vollem Parallelismus mit der der Ardennen ist. 
Auch die oberen Schichten des mächtigen Unterdevons, die 
Coblenzschichten, werden in ihrer Gliederung durch seine Bear- 
beitung des nördlichen Taunus, wobei er bei Bestimmung der 
Fossilien von Dr. Alexander Fuchs unterstützt wurde, 
wesentliche Förderung erfahren. 

An sich über den komplizierten Bau des Taunus und seine 
Schichtenfolge im klaren, mußte v. Reinach vor 1’/s Jahren, 
durch ein schweres Herzleiden gezwungen, die Studien im 
Revier aufgeben. Aber auch während seiner Krankheit arbeitete 
er soweit irgend möglich. Davon zeugt u. a. eine höchst 
interessante Arbeit, die vor 3 Monaten erschien: „Über Wasser- 
gewinnung im mittleren und östlichen Taunus.“ Mehreren 
Taunusorten wie Wiesbaden, Königstein, Cronberg, Homburg 
v. d. Höhe und der Saalburg, auch Frankfurt war er in der Be- 
schaffang von Trinkwasser behilflich. 

Zu schmerzlich war es für den unermüdlichen Forscher, 
seine größte Arbeit, die, wie schon angedeutet, über Bau und 
Schichtenfolge des Taunus sehr bedeutsames bringen wird und 
fast vollendet vorliegt, nicht mehr selbst dem Druck übergeben 
zu können. In einer Karte an mich bezeichnete er es als 
seinen letzten Wunsch, die Taunusarbeit noch publizieren zu 
können. Einer gefälligen Mitteilung von Herrn Landesgeolog 
Dr. A. Leppla, der die letzten Jahre vielfach mit v. Reinach 


5 


— 66* — 


gemeinsam gearbeitet hat, verdanke ich folgende Notiz: ,Im 
Archiv der Geologischen Landesanstalt liegen vor: Neube- 
arbeitungen der Blatter Homburg, Feldberg, Idstein, Platte, 
Königstein, Wiesbaden, z. T. ganz, z. T. nur halb durch Herrn 
v. Reinach bearbeitet. Dazu sollen noch Aufnahmen im 
Blatt Rödelheim, Hochheim, Frankfurt und Usingen kommen. 
Außerdem sind noch im Besitze der Landesanstalt zwei Auf- 
nahmeberichte, von denen einer im Druck ist und in einigen 
Monaten zur Veröffentlichung kommen wird. Ihr Inhalt bezieht 
sich auf die Aufnahmen des Herrn v. Reinach am Südfuß 
des Taunus.“ 

Aber nicht bloß als Stratigraph hat sich v. Reinach in 
hohem Maße verdient gemacht sondern auch als Paläontolog. 
In der Beurteilung fossiler Schildkröten ist v. Reinach wohl 
erste Autorität. Die Arbeiten über die Schildkröten unseres 
Tertiärbeckens sowohl wie auch über die Ägyptens schmücken 
die Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden 
Gesellschaft. Welche Förderung stand auch nach dieser Seite 
der historischen Geologie wie der Paläontologie in Aussicht, 
nachdem neues, reiches Material durch die Reise von Dr. Stromer- 
v. Reichenbach in der Libyschen Wüste dem Senckenbergischen 
Museum, mit wesentlicher Unterstützungv.Reinachs, zugegangen 
ist. Nur der größten Sachkenntnis, aber auch unendlicher 
(Geduld konnte es gelingen, die kleinen Trümmer der Schild- 
krötenpanzer wieder in ihren früheren Zusammenhang zu bringen 
und vereinzelte Trümmer zu deuten. Bei seinem Einarbeiten 
in das schwierige Studium der fossilen Schildkröten stand ihm 
OÖ. Boettger treulich zur Seite. 

So förderte v. Reinach die Wissenschaft, die heimatliche 
Landschaft und in Sonderheit unsere Gesellschaft durch sein 
persönliches Wissen und Schafen. 

Innerhalb der Senckenbergischen Gesellschaft betätigte 
sich v. Reinach noch in mannigfachster Weise. Reiche 
Stiftungen, die er aus eigenster Einsicht und Initiative gründete, 
kamen der Ordnung der Sammlungen des Senckenbergischen 
Museums im höchsten Grade zugute, da sie einerseits für die 
Honorierung wissenschaftlicher Museumsarbeiten bestimmt waren, 
andererseits für die Anstellung ständiger wissenschaftlicher 
Beamten. Besonders der geologisch - paläontologische Teil 


— 67 — 


unseres Museums hat sich in hohem Maße seiner munifizenten 
Förderung zu erfreuen gehabt. So konnte die Gesellschaft 1896 
mit Ehren vor der deutschen Naturforscherversammlung und 
1900 vor der deutschen geologischen Gesellschaft bestehen. 
Es ist ein Hauptverdienst v. Reinachs. 

Mit einem anderen Mitgliede unserer Gesellschaft, dem 
Herrn G. Albert Keyl ist es 1897 vor allen Albert von 
Reinach gewesen, der durch eine weitere, großartige Schenkung 
an die Gesellschaft den ersten Anstoß zum Museumsneubau 
gab, den er im weiteren noch nicht nur mit seinem wertvollen 
Rat sondern auch durch nochmalige große Beisteuer ge- 
fördert hat. Mit frischer Hoffnung konnte die Gesellschaft durch 
diese Tat v. Reinachs, die in der Folge in der opferwilligen 
Bürgerschaft Frankfurts lebhaftes Echo fand, an die Erfüllung 
des seit langen Jahren gehegten Wunsches gehen, die in zu 
beschränktem Raum eingeengten, wachsenden Schätze für die 
Belehrung der Beschauer günstiger aufzustellen und rationell 
unterzubringen. 

Eine fernere Stiftung — im Jahre 1890 — ist der 
von Reinach-Preis, der bereits viermal vergeben worden ist. 
Er ist bestimmt, alle zwei Jahre die beste Arbeit aus den 
Gebieten der Geologie, der Paläontologie und der Mineralogie, 
soweit sie die weitere Umgegend Frankfurts behandelt, zu 
prämiieren. 

So wirkte v. Reinach segensreich nach den ver- 
schiedensten Richtungen ohne die geringste Prätension. 

Die höchste akademische Ehrung, die ihm am 2. Juli 1904 
von der philosophischen Fakultät der Universität Marburg ge- 
worden ist — der Doctor honoris causa — ist vollauf verdient. 

Das in lateinischer Sprache abgefaßte Diplom überträgt 
auf den „Hochgelehrten Herrn Baron und Bürger der Stadt 
Frankfurt a. M. den Rang, die Rechte und Privilegien eines 
Doktors der Philosophie und Magisters der freien Künste“. 

„Die Ehrung gilt dem Manne, der nicht nur die 
ältesten Gesteinsbildungen des Taunusgebirges, sondern 
auch die jüngeren Gesteinsbildungen des Mainzer Beckens 
mit grindlichster Gelehrsamkeit und glücklichstem Erfolg 
durchforscht und über die versteinerten Schildkröten ein- 
gehende und ergebnisreiche Untersuchungen angestellt hat, 


5* 


— 6st — 


dann aber auch, ein zweiter Mäcen, das weite Gebiet 

aller naturwissenschaftlichen und insbesondere geologischen 

Studien mit freigebiger Hand unaufhörlich unterstützt 

und fördert. ... .* 

Daß ein Mann, der so reich an Lebensgütern, so eifrig, 
so fleißig arbeitete, daß er seine Freunde wegen wissenschaftlicher 
Fragen am frühen Morgen aufsuchte, ja aus dem Bett holte, 
kennzeichnet den Verstorbenen wohl am besten. Er war ein Früh- 
aufsteher und kannte keine Ermüdung. In Sonnenglut, bei 
Wind und Wetter war er im Revier, von frühmorgens bis zum 
Abend in intensiver körperlicher, wie geistiger Tätigkeit, für 
seine körperlichen Kräfte wohl zu sehr. 

Von seinen Reisen mit einzig wissenschaftlichem Interesse 
muß ich noch der nach Rußland, nach dem Ural gedenken — 
1897 als Teilnehmer am internationalen Geologenkongreß in 
St.-Petersburg; für diese Reise lernte er Russisch. Der rus- 
sischen Sprache Herr, konnte er die Exkursionen nach eigener Wahl 
bestimmen. Sein Hauptzweck war, das Perm- und Carbonsystem 
in ihren verschiedenen Abteilungen im Ural und an der Kama 
zu studieren. Wie sehr neben seinem Spezialstudium ihn auf 
seinen Reisen auch der Mensch und die Landschaft, die Natur 
beschäftigte, davon zeugen u. a. seine lebhaft und kritisch 
schildernden, liebenswürdigen Briefe an seine Frau. Einige 
Zeilen aus einem solchen, im Hafen von Kasan geschrieben, 
seien hier wiedergegeben: 

„Wie hat sich seit Perm alles verändert, ich bin 
wieder im Süden! Die heiße Sonne zeigt, daß hier noch 
Sommer herrscht, wie vor 14 Tagen, als wir über Samara 
nach dem Ural fuhren. Auf dem kleinen Dampfer war 
die Gesellschaft ganz nett; wir kannten uns alle schnell, 
und traf ich sogar eine deutsche Dame, welche wegen des 
Klimas ihre Stelle als Gouvernante in Perm verlassen 
hatte und in neue Stelle nach Kasan fuhr. Die Kama 
bietet oft schöne Ausblicke, der Strom wird immer maje- 
stätischer, mit der Weiterfahrt nach Süden wechselt auch 
der Baumwuchs, statt Birke und Tanne kommt die Eiche 
und Buche, auch Äpfel- und Birnbäume prangen mit 
schönen Früchten. Gestern Donnerstag Nachmittag stieg 
ich in Elabouga, einem kleinen Städtchen ans Land, um 


— 69 — 


Steine zu klopfen. Es war ein prachtvoller Tag, Sonnen- 
schein und etwas Wind. Ich arbeitete am Berg hinauf 
und wieder hinunter, bis die Sonne um 8 Uhr unter- 
gegangen war. Dann ging ich in ein kleines, mäßig sauberes 
Wirtshaus am Ufer und bestellte mir Sterlet zum Nacht- 
essen. Ich saß vor dem Wirtshaus an der Kama, der 
Mond ging auf und spiegelte sich in der zitternden Flut, in der 
Ferne ertönte eine Drehorgel mit mir unbekannten Weisen ; 
es war ein herrlicher Abend, endlich einmal allein und 
nicht nötig, mit Nachbaren zu sprechen. — Sterlet ist der 
König der Fische, ein herrliches Aroma charakterisiert 
"das weißgelbe, etwas fette Fleisch, das ohne Gräte. Die 
Leute stellten mir noch etwas ganz frischen, ungesalzenen 
Kaviar und den Samowar auf den Tisch. Um 10'/s Uhr 
kam das andere Dampfboot, mit dem ich weiter fuhr. Es 
ist ein langsames Schiff und bin ich der einzige Passagier 
I. Klasse. Das Deck und Zwischendeck liegt aber voll 
Menschen, die sich da häuslich eingerichtet haben. Der 
Russe reist mit seinem Bett und Kochzeug, namentlich 
immer mit Teekessel, das warme Wasser nimmt er aus 
der Maschine, ein großer Kindersegen scheint auch an der 
Tagesordnung zu sein, überall schreit und krabbelt das 
kleine Volk herum. Einem lieben kleinen Mädchen erzählte 
ich die schöne Geschichte von Sonne und Mond; es ver- 
stand mich und hatte sein Vergnügen; die Aussprache 
des Russischen geht also auch besser. Heute früh sah 
ich meine Steine durch und fand gute Petrefakten darin. 
Vor einer halben Stunde sind wir im Hafen von Kasan 
angekommen und fahren jetzt auf der stattlichen Wolga, 
die etwa zweimal so breit als der Rhein ist. Ich habe 
keine Zeit nach Kasan hineinzugehen, da die Stadt eineinhalb 
Stunden vom Hafen entfernt auf der Höhe liegt. Ich sehe 
ihre vielen Kirchen mit den grünen und vergoldeten Dächern 
herüberblinken. Gleich geht es weiter und will ich diesen 
Brief noch vorher zur Post geben. Heute abend bleibe 
ich in einem kleinen Ort Wasobia und fahre dann morgen 
Mittag weiter nach Nischni Nowgorod“. 
Mehr der Erholung galten seine jährlichen Frühjahrsreisen 
mit seiner Frau nach der Riviera, nach Rom und anderen Orten 


— 0 — 


Italiens; auf einer dieser Reisen vor zwanzig Jahren haben sie 
das groBe Erdbeben in Nizza miterlebt. Auch von da brachte 
er stets schätzbare Bereicherung für die paläontologische Samm- 
lung des Museums und dasselbe gilt auch von der weitesten, 
mit seiner Frau unternommenen Tour nach Ägypten und Syrien — 
Genua, Alexandria, Kairo, Beirut, über denLibanon nach Damaskus, 
über Jaffa nach Jerusalem, Konstantinopel, Messina, zurück nach 
Genua. Von dieser Reise stammt u.a. auch das Material zu 
der Abhandlung des Verfassers „Beiträge zur Kenntnis der 
Geologie von Syrien“ in dem Senckenbergischen Bericht 1898. 

Von der Riviera holte sich v. Reinach u.a. wie er 
mir erzählte, die Beobachtung, von welch verschiedener Gesteins- 
beschaffenheit die in nächster Nähe gelegenen recenten marinen 
Sedimente sein können; es erklärt dies seine Vorstellung über 
die Tertiärablagerungen am Südfuß des Taunus; so hält er es 
für möglich und tatsächlich, daß zur selben Zeit im Binnensee 
der Hydrobienzeit total kalkfreie Sandtone einerseits und Kalk- 
mergel oder sandfreie Kalke andererseits unmittelbar neben 
einander oder in geringer Entfernung abgelagert wurden. 

Seine Forschungsresultate liebte v. Reinach vor allem 
im Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung mitzuteilen. 
Sehr vielseitig und lebhaft, anregend und im Urteil klar, wie 
er war, war er in diesem Freundeskreis hochgeschätzt und stets 
freudig begrüßt. 

Welch lebhaftes Interesse v. Reinach auch einem 
Nachbargebiet der Geologie, der Prähistorie, schenkte, beweist 
seine schöne Sammlung von Steinwaffen etc. aus der Taunus- 
landschaft; dieselbe, ein Vermächtnis an Se. Majestät den Kaiser, 
wird ins Saalburg-Museum gelangen. In seinem Besitze befand 
sich begreiflicherweise eine überaus reiche Büchersammlung; 
besonders sind paläontologische Werke über das Devonsystem, 
ferner die Geologie von Frankreich, England und Rußland 
gut vertreten. Hervorragend ist ferner die Sammlung fast aller 
seiner Originale tertiärer Schildkröten. Bedeutende Sammlungen 
von Fossilien stammen aus dem Perm (von Autun u. a. O.); am 
umfangreichsten ist die Sammlung des ganzen Materials, das 
seinen Arbeiten über das Rotliegende und Devon unserer Gegend 
zu grunde liegt. Alles war von v. Reinach schon bei Leb- 
zeiten für das Senckenbergische Museum bestimmt. 


— 1* — 


Schon der Eintritt in sein schönes Heim an der Taunus- 
anlage, das er sich vor 16 Jahren gebaut hat, zeugt, daß in 
ihm die Kunst gepflegt wurde; nicht nur Gelehrte, auch Musiker, 
Maler, Bildhauer fanden sich in ihm zusammen und mancher 
Gelehrte und mancher Künstler wurde durch v. Reinach 
gefördert. Er gehörte überhaupt zu den Wohltätern, die nach 
allen Richtungen verständig und im Stillen wirkten. 

Solchem Mann konnten äußere Ehrungen nicht fehlen; 
seine vielseitigen Leistungen wurden allseits anerkannt. Mehrere 
Jahre gehörte er dem Vorstande des Physikalischen Vereines 
an. 1888 wurde er zum wirklichen Mitglied der Senckenbergischen 
Naturforschenden Gesellschaft und 1889 zum Mitglied der 
Kaiserlich Leopoldino-Carolinischen Akademie der Naturforscher 
ernannt, deren Wahlspruch „Nunquam otiosum“ stets der seinige 
gewesen war. 

Die außerordentlichen Leistungen im Dienste der freiwilligen 
Krankenpflege in den Kriegen 1866 und 1870/71 wurden vom 
Kaiser durch die Verleihung des eisernen Kreuzes und von 
Bayern mit dem Militärverdienstorden belohnt, seine verdienst- 
vollen Bemühungen um die Gründung des Kriegerheims in Eppstein 
wurden durch den Kronenorden geehrt und zuletzt erhielt er 
noch für seine Verdienste auf wissenschaftlichem Gebiete den 
roten Adlerorden. Als belgischer Konsul wurde er auch mit 
einem hohen Orden dekoriert. Schließlich sei erwähnt, daß ihm 
zu Ehren benannt sind: Pseudamnicola reinachi von Prof. Dr. 
Boettger, Palaeonycteris reinachi von Prof. Dr. Kinkelin, Pristis 
(Copristis) reinachi von Dr. Stromer-v. Reichenbach, Ptychogaster 
reinachi von Medizinalrat Dr. O. Roger. 

Diese von Freundeshand gewidmeten Zeilen möchte ich 
schließen mit den treffenden Worten Dr. Jassoys, des der- 
zeitigen I. Direktors der Senckenbergischen Naturforschenden 
Gesellschaft, die als Leidtragende unter den zahlreichen, das 
Grab umstehenden Korporationen voranstand: „Im Auftrage 
der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft widme ich 
diesen Kranz unserem zu früh dahingeschiedenen Mitgliede und 
Freunde. Ich müßte befürchten, gegen den Willen um stilles 
Begräbnis des teueren Verstorbenen zu handeln, wenn ich Ihnen 
an diesem offenen Grabe die außerordentlichen Verdienste dieses 
seltenen Mannes um die Naturforschende Gesellschaft auseinander- 


— m — 


setzen wollte. Eins aber darf ich Sie versichern: dauernder 
wie das Monument aus Erz und Stein, welches sich an dieser 
Stelle erheben wird, wird das Andenken des Verblichenen bei 
unserer Gesellschaft bewahrt bleiben! Bei jedem Rückblick auf 
unsere Geschichte werden wir in Dankbarkeit und Verehrung 
des Mannes gedenken, der den größten Teil seiner ungeheuren 
Arbeitskraft in unseren Dienst gestellt hatte. Jahr für Jahr 
wird uns die von Reinach-Stiftung, der von Reinach- 
Preis den Namen unseres ewigen Mitgliedes nennen, zahlreiche 
Sammlungsobjekte rufen ihn uns täglich zu und niemand wird geo- 
logisch unsere Landschaft bearbeiten können, ohne sich mit den 
bedeutenden Abhandlungen v. Reinachs vertraut zu machen. 
Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft hat mit un- 
auslöschlichen Zügen den Namen v. Reinach in ihr Erinnerungs- 
buch eingetragen; sie wird seiner noch gedenken, wenn von uns, 
den Zeitgenossen des Hingeschiedenen, keiner mehr diese Sonne 
schaut.“ 


Februar 1905. 


— 2 — 


Verzeichnis der geologischen Schriften A. v. Reinachs.*) 


1887 Das Lorsbacher Tal (eine Lokalskizze), mit einer Tafel. 
Jahrb. d. Nass. Ver. f. Naturk. in Wiesbaden. 

1890 Parallelisierung des siidlichen Taunus mit den Ardennen 
und der Bretagne. 

Uber den Zusammenhang des Rotliegenden des Saar-Nahe- 
gebietes mit demjenigen der Wetterau. 

Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 

Das Bohrloch im neuen Wiesbadener Schlachthaus. Jahrb. 
d. Nass. Ver. f. Naturk. in Wiesbaden. 

Geologisches aus der unteren Maingegend. Senckenb. Ber. 

1892 Das Rotliegende im Süden und Westen des französischen 
Centralplateaus. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 

Das Rotliegende in der Wetterau und sein Anschluß an 
das Saar-Nahegebiet. 

Erläuterungen zur Geologischen Übersichtskarte der Rand- 
gebirge desMainzer Beckens mit besonderer Berücksichtigung 
des Rotliegenden. 

Abhandl. d. Königl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. N. Folge 
Heft 8. 

Der Untergrund von Hanau und seiner Umgebung. Ber. 
d. Wetterau. Ges. f. d. ges. Naturk. in Hanau. 

1894 Resultate einiger Bohrungen, die in den Jahren 1891 bis 
1893 in der Umgebung von Frankfurt ausgeführt wurden. 
Senckenb. Ber. 

1896 Über Diluvialablagerungen im unteren Maintal. (Protokoll- 
auszug). Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 

1899 Erläuterungen zu den geologischen Spezialkarten von 
Preußen etc. 

von Blatt Windecken 
„ „ Hüttengesäß } mit 3 Karten. 
n „ Hanau 

1900 Über einige Versteinerungsfundpunkte im Bereiche des 

Taunus. 


— m nn nn 


*) Das künstlerisch ausgeführte, wohlgetroffene Porträt v. Reinachs 
danken wir der Güte von Frau v. Reinach. 


_ Ur — 


Exkursion am Nachmittag des 15. September in den vor- 
deren Taunus. 
Exkursion in die östliche Wetterau nach der Versammlung 
der Deutschen geolog. Ges. 
Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 
Geologisches aus dem Taunusgebirg. Vortrag in der 
öffentlichen Versammlung der balneologischen Gesellschaft 
in Frankfurt a.M. 
Veröffentlichungen der Hufeland’schen Ges. in Berlin. 
Schildkrötenreste im Mainzer Tertiärbecken. Abhandl. d. 
Senckenb. Naturf. Ges. Bd. XXVIII mit 44 Tafeln. 
1902 Der Schläferskopistollen bei Wiesbaden. Jahrb. d. Königl. 
Preuß. Geolog. Landesanstalt Bd. XXII Heft 1 für 1901. 
1903 Neuere Aufschlüsse im Tertiär des Taunusvorlandes. 
Jahrb. d. Königl. Preuß. Geol. Landesanstalt Bd. XXIV 
Heft 1 für 1903. | 
Zoologischer Anzeiger Bd. XXVI, 18. Mai. 
Schildkröten aus dem ägyptischen Tertiér. Abhandl. d. 
Senckenb. Naturf. Ges. Bd. XXIX mit 17 Tafeln. 
1904 Über die zur Wassergewinnung im mittleren und östlichen 
Taunus angelegten Stollen. Abhandl. d. Königl. Preuß. 
Geolog. Landesanstalt. N. Folge Heft 42 mit einer Tafel. 


u — 


Verteilung der Ämter im Jahre 1905. 


Direktion. 
Dr. phil. A. Jassoy, I. Direktor. ' A. Andreae-von Girunelius, Kassier. 
Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx, | Generalkonsul Stadtrat A. von 
II. Direktor. | Metzler, Kassier. 
W. Melber, I. Sekretär. Dr. jur. F. Berg, Konsulent. 


Dr. med. 0. Schnaudigel, II. Sekretär. | 
Revisions-Kommission. 
Stadtrat A. Meyer, Vorsitzender. | Ch. A. Scharff. 
W. Stock. | R. Osterrieth. - 
M.von Metzler. | Direktor W. von der Velden. 


Abgeordneter für die Revision der vereinigten Bibliotheken. 
Dr. phil. J. Aulde. 


Abgeordn. für die Kommission der vereinigten Bibliotheken. 
Prof. Dr. H. Reichenbach. 


Bücher-Kommission. 
Prof. Dr. F. Richters, Vorsitzender. | Prof. Dr. W. Schauf. 
Prof. Dr. M. Möbius. Dr. F. Römer. 


Prof. Dr. H. Reichenbach. | 


Redaktion der Abhandlungen. 


W. Melber, Vorsitzender. Prof. Dr. M. Mébius. 
Prof. Dr. 0. Boettger. Prof. Dr. H. Reichenbach. 
Prof. Dr. L. von Heyden. Dr. F. Römer, 


Redaktion des Berichts. 
Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. 
Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx. 
W. Melber. 


Bau-Kommission. 
Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. | Prof. Dr. H. Reichenbach. 


A. Andreae-von Grunelius. ' Dr. med. E. Roediger. 
Prof. Dr. L. von Heyden. . Dr. med. O. Schnandigel. 
Dr. phil. A. Jassoy. Dr. phil. F. Römer. 


R. de Neafrille. | 


Finanz-Kommission. 
Direktor H. Andreae, Vorsitzender. | Dr. med. A. Knoblauch. 
A. Andreae-von Grunelius. E. Ladenburg. 
0. Höchberg. R. de Neufville. 
Dr. phil. A. Jassoy. | 


— Wr — 


Dozenten. 

{ Prof. Dr. H. Reichenbach. 
Zoologie . . . 2 none | und Dr. F. Römer. 
Botanik ......... +... . . Prof. Dr. M. Möbius. 
Mineralogie . . . . . . . . . . Prof. Dr. W. Schauf. 
Geologie und Paläontologie “202020202... Prof. Dr. F. Kinkelin. 


Bibliothekare. 
Prof. Dr. M. Möblus. Ph. Thorn. 


Kustos. 
Dr. phil. F. Römer. 


Zoologischer Assistent. | Geologisch-paläont. Assistent. 


Dr. phil. E. Wolf. | Dr. phil. Fr. Drevermann. 
Sektionäre. 

Vergleichende Anatomie und Skelette. . . . Prof. Dr. H. Reichenbach. 

Säugetiere . ..... =. 2... =... . Prof. Dr. W. Kobelt. 

Vögel . . . 22020202000, BR. de Neuftille. 

Reptilien und Batrachier een... Prof. Dr. 0. Boettger. 

Fische. . . 2 2 2 1 1 ee ew ee ee Vacat. 


Prof. Dr. L. von Heyden, 


Arthropoden mit Ausschluß der „epidopteren A. Weis, Dr. J. Galde und 


und Krustaceen . 





Dr. P. Sack. 
Lepidopteren . . 2 rn een. Vacat. 
Krustacen ........ 2020202. Prof. Dr. F. Richters. 
Mollusken . . . Prof. Dr. W. Kobelt. 
Wirbellose Tiere mit Ausschluß der Arthro- 
poden und Mollusken . . . . . . .. Prof. Dr. H. Reichenbach. 
. Prof. Dr. M. Möbius und 
Botanik M. Dürer. 
Mineralogie . . ....... .. . . Prof. Dr. W. Schauf. 
Geologie . - ........ 2.0... Prof. Dr. F. Kinkelin. 
Paläontologie | Prof. Dr. 0. Boettger und 


’ | Prof. Dr. F. Kinkelin. 


Museums-Kommission. 
Die Sektionäre und der Il. Direktor. 





Konservatoren. | Handwerker. Lehrlinge. 
Adam Koch. Christian Fahlberg. Hermann Frans. 
August Koch. | Rudolf Moll. Wilhelm Post. 


Bureaugehilfin. 
Frl. Ella Schupp. 


— a — 


Verzeichnis der Stifter 


der 


Senckenbergischen Naturforschenden Geselischaft. 


— m 


Becker, Johannes, Stiftagirtner am Dr. Senckenbergischen med. Institut. 1817. 
+ 24. November 1833. | 

*y. Bethmann, Simon Moritz, Staatsrat. 1818. + 28. Dezember 1826. 

Bögner, Joh. Wilh. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817. 
+ 16. Juni 1868. 

Bloss, Joh. Georg, Glasermeister, Entomolog. 1817. + 29. Februar 1820. 

Buch, Joh. Jak. Kasimir, Dr. med. und phil., Mineralog. 1817. + 13.März 1851. 

Cretzschmar, Phil. Jak., Dr. med., Lehrer der Anatomie am Dr. Sencken- 
bergischen med. Institut, Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, 
Physikus und Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung (1817 
zweiter Direktor). 1817. 7 4. Mai 1845. 

‘Ehrmann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat. 1818. } 13. August 1827. 

Fritz, Joh. Christoph, Schneidermeister, Entomolog. 1817. + 21. August 1835. 

*Freyreiss, Georg Wilh., Prof. der Zoologie in Rio Janeiro. 1818. + 1. April 1825. 

*y. Gerning, Joh. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. + 21. Februar 1837. 

*Grunuelius, Joachim Andreas, Bankier. 1818. + 7. Dezember 1852. 

von Heyden, Karl Heinr. Georg, Dr. phil., Oberleutnant, nachmals Schöff und 
Bürgermeister, Entomolog (1817 erster Sekretär). 1817. + 7. Jan. 1866. 

Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adeligen uralten Gesellschaft des 
Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. + 5. März 1829. 

*Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. + 5. Oktober 1831. 

Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818. 
+ 10. Februar 1854. 

*Löhrl, Johann Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimrat, Stabsarzt. 1818. 
+ 2. September 1828. 

*Metzler, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818. + 11. März 1825. 

Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. 7 1. Januar 1836. 

Miltenberg, Wilh. Adolf, Dr. phil., Prof., Mineralog. 1817. + 31. Mai 1824. 

*Melber, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. + 11. August 1824. 





Anmerkung: Die 1818 eingetretenen Mitglieder, die nachträglich 
unter die Reihe der Stifter aufgenommen wurden, sind mit * bezeichnet. 


— 2 — 


Neeff, Christian Ernst, Dr. med., Prof., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospi- 
talarzt am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. + 15. Juli 1849. 

Neuburg, Joh. Georg, Dr. med., Administrator der Dr.Senckenbergischen Stiftung, 
Mineralog und Ornitholog (1817 erster Direktor). 1817. + 25. Mai 1830. 

de Neufville, Mathias Wilh., Dr. med. 1817. + 31. Juli 1842. 

Reuss, Joh. Wilh., Hospitalmeister am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 
1817. 7 21. Oktober 1848. 

*Rüppell, Wilh. Peter Eduard Simon, Dr. med., Zoolog und Mineralog. 1818. 
+ 10. Dezember 1884. 

*y, Soemmerring, Samuel Thomas, Dr. med., Geheimrat, Professor. 1818. 
T 2. März 1830. 

Stein, Joh. Kaspar, Apotheker, Botaniker. 1817. + 16. April 1834. 

Stiebel, Salomo Friedrich, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817. 
+ 20. Mai 1868. 

*Varrentrapp, Joh. Konr., Dr. med., Prof., Physikus und Administrator der 
Dr. Senckenbergischen Stiftung. 1818. + 11. März 1860. 

Völcker, Georg Adolf, Handelsmann, Entomolog. 1817. + 19. Juli 1826. 

*Wenzel, Heinr. Karl, Dr. med., Geheimrat, Prof., Direktor der Primatischen 
medizinisch-chirurgischen Spezialschule. 1818. + 18. Oktober 1827. 

*y. Wiesenhütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Oberstleutnant, 
Mineralog. 1818. + 8. November 1826. 


— 19 — 


Verzeichnis der Mitglieder. 


I. Ewige Mitglieder. *) 


An Stelle der Entrichtung eines Jahresbeitrages haben 
manche Mitglieder vorgezogen, der Gesellschaft ein Kapital 
zu schenken, dessen Zinsen dem Jahresbeitrag min- 
destens gleichkommen, mit der Bestimmung, daß dieses 
Kapital verzinslich angelegt werden müsse und nur die Zinsen 
für die Zwecke der Gesellschaft zur Verwendung kommen dürfen. 

Solche Mitglieder entrichten demnach auch über den Tod 
hinaus einen Jahresbeitrag und werden nach einem alten Sprach- 
gebrauch als „EwigeMitglieder“ der Gesellschaft bezeichnet. 

Vielfach wird diese altehrwürdige Einrichtung, die der 
Gesellschaft einen dauernden Mitgliederstamm sichert 
und daher für sie von hohem Werte ist, von den Angehörigen 
verstorbener Mitglieder benützt, um das Andenken an ihre Toten 
bleibend in dem Senckenbergischen Museum wach zu 
halten, zumal die Namen sämtlicher „ewigen Mitglieder“ nicht 
nur den jedesmaligen Jahresbericht zieren, sondern auch auf 
Marmortafeln in der Eingangshalle des Museums mit goldenen 
Buchstaben eingegraben sind. Die beigefügten Jahreszahlen 
bezeichnen das Jahr der Schenkung oder des Vermichtnisses. 


Simon Moritz vy. Bethmann. 1827. | 6. H. Hauck-Steeg. 1848. 


Georg Heinr. Schwendel. 1828. Dr. J. J. K. Buch. 1851. 
Joh. Friedr. Ant. Helm. 1829. G. v. St. George. 1853. 
Georg Ludwig Goutard. 1830. J. A. Grunelius. 1853. 
Frau Susanna Elisabeth Bethmann- | P. F. Chr. Kröger. 1854. 

Holweg. 1831. Alexander Gontard. 1854. 
Heinrich Mylius sen. 1844. M. Frhr. v. Bethmann. 1854. 
Georg Melchior Mylius. 1844. : Dr. Eduard Rüppell. 1857. 

Baron Amschel Mayer v. Roth- Dr. Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858. 

schild. 1845. Julius Nestle. 1860. 


Eduard Finger. 1860. 
Dr. jur Eduard Souchay. 1862. 


Joh. Georg Schmidborn. 1845. 
Johann Daniel Souchay. 1845. 


Alexander y. Bethmann. 1846. J.N. Gräffendeich. 1864. 
Heinrich v. Bethmann. 1846. E. F. K. Büttner. 1865. 
Dr. jur. Rat Fr. Schlosser. 1847. : K.F.Krepp. 1866. 
Stephan v. Guaita. 1847. : Jonas Mylius. 1866. 

H. L. Döbel in Batavia. 1847. | Konstantin Fellner. 1867. 


*) I—V nach dem Mitgliederbestand am Jahresfeste, 28. Mai 190. 
Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet. 


— 80 — 


Dr. Hermann v. Meyer. 1869. Dr. phil. Wilh. Jaennicke. 1896. 
W. D. Soemmerring. 1871. P. A. Kesseimeyer. 1897. 

J. &. H. Petsch. 1871. Chr. 6. Ludw. Vogt. 1897. 
Bernhard Dondorf. 1872. Anton L. A. Hahn. 1897. 
Friedrich Karl Rücker. 1874. Moritz L. A. Hahn. 1897. 

Dr. Friedrich Hessenberg. 1875. Julius Lejeune. 1897. 
Ferdinand Laurin. 1876. Frl. Elisabeth Schultz. 1898. 
Jakob Bernhard Rikoff. 1878. Karl Ebenau. 1898. 

Joh. Heinr. Both. 1878. Max von Guaita. 1899. 

J. Ph. Nikol. Manskopf. 1878. Walther vom Rath. 1899. 
Jean Noé du Fay. 1878. *Prof. D. Dr. Moritz Schmidt. 1899. 
Gg. Friedr. Metzler. 1878. Karl von Grunelius. 1900. 


Frau Louise Wilhelmine Emllie | Dr. jur. Friedrich Hoerle. 1900. 
Gräfin Bose, geb. Gräfin von | Alfred von Neufville. 1900. 
Reichenbach-Lessonitz. 1880. | Wilh. K. Frhr. v. Rothschild. 1901. 


Karl August Graf Bose. 1880. Marcus M. Goldschmidt. 1902. 
Gust. Ad. de Neufville. 1881. Paul Siegm. Hertzog. 1902. 
Adolf Metzler. 1883. Prof, Dr. Julius Ziegler. 1902. 
Joh. Friedr. Koch. 1883. Moritz von Metzler. 1903. 
Joh. Wilh. Roose. 1884. Georg Speyer. 1903. 
Adolf Soemmerring. 1886. Arthur Gwinner. 1903. 
Jacques Reiss. 1887. Isaak Blam. 1903. 
Dr. Albert von Reinach. 1889. Eugen Grumbach-Mallebrein. 1903. 
Wilhelm Metzler. 1890. *Robert de Neufville. 1903. 
*Albert von Metzler. 1891. Dr. phil. Eugen Lacius. 1904. 
L. S. Moritz Frhr. v. Bethmann. | Carlo v. Erlanger. 1904. 

1891. Oskar Dyckerhoff. 1904. 
Victor Moessinger. 1891. Rudolph Sulzbach. 1904. 
Dr. Ph. Jak. Cretzschmar. 1891. Johann Karl Majer. 1904. 
Theodor Erckel. 1891. Prof. Dr. Eugen Askenasy. 1904. 
Georg Albert Keyl, 1891. D. F. Heynemann. 1904. 
Michael Hey. 1892. Frau Amalie Kobelt. 1904. 
Dr. Otto Ponfick. 1892. *Prof. Dr. Wilhelm Kobelt. 1904. 
Prof. Dr. Gg. H. v. Meyer. 1892. P. Hermann v. Mumm. 1904. 
Fritz Neumüller. 1893. Philipp Holzmann. 1904. 
Th. K. Soemmerring. 1894. Prof. Dr. Achill Andreae. 1905. 


Dr. med. P. H. Pfefferkorn. 1896. Frau Luise Volkert. 1908. 
Baron L. A. v. Léwenstein. 1896. Karl Hoff. 1905. 

Louis Bernus. 1896. ' Julius Wernher. 1905. 
Frau Ad. von Brüning. 1896. Edgar Speyer. 1905. 
Friedr. Jaennicke. 1896. 


81* 


II. Beitragende Mitglieder. 


a) Mitglieder, die in 


Abendroth, Moritz, Buchhändl. 1886. 
Abrabam, Siegmund, Dr. med. 1904. 
Ackenhausen, H. E. 1906. 


Adickes, Franz, Dr. med., Oberbiirger- | 


meister. 1891. 
Adler, Franz, Dr. phil. 1904. 
Frau Adler, Henriette. 1900. 


*Albrecht. Eugen, Dr. med., Direktor 
des Dr. Senckenbergischen 
pathologisch - anatomischen In- 
stituts. 1904. 


Frankfurt wohnen. 


Bacher, Karl. 1904. 

Baer, Jos. Moritz, Stadtrat. 1873. 

Baer, Max, Generalkonsul. 1897. 

Baer, M. H., Dr. jur., Justizrat, Rechts- 
anwalt. 1891. 


| Baer , Simon Leop., Buchhändler. 1860. 
| Baer, Theodor, Dr. med. 1902. 


Baerwald, A., Dr. med. 1901. 


_ Baerwindt, Franz, Dr. med. 1901. 


Albrecht, Julius, Dr., Zahnarzt. 1904. . 


Alexander, Franz, Dr. med. 1904. 
Alexander, Theodor. 1904. 
Almeroth, Hans. 1905. 
Alt, Friedrich, Buchhändler. 
*Alten, Heinrich. 1891. 
André, C. A. 1904. 
Andreae, Albert. 1891. 
Frau Andreae, Alharda. 
Andreae, Arthur. 1882. 
Andreae, Heinrich Ludwig. 
*Andreae, Hermann, Bankdir. 
Andreae, J.M. 1891. 
Andreae, Richard. 1891. 
Andreae, Rudolf. 1878. 
Andreae, Rudolf. 1904. 
Andreae, Viktor. 1899. 


1894. 


1905. 


1904, 
1873. 


_ *Bardorff, Karl, Dr. med. 


' Bechhold, J. H., Dr. phil. 


*Andreae-v. Grunelius, Alhard. 1899. — 


Frau Andreae-Lemme, Karoline Elise. 


1891. 

Andreae-Passavant,Jean,Kommerzien- | 
rat, Bankdirektor, General- 
konsul. 1869. 


Apolant, Hugo, Dr. med. 1903. 

v. Arand, Julius. 1889. 

Askenasy, Alex., Ingenieur. 1891. 
Auerbach, L., Dr. med. 1886. 
“Auerbach, S., Dr. med. 1895. 
Auffarthsche Buchhandlung. 1874. 
Aurnhammer, Julius. 1903. 
Avellis, Georg, Dr. med., 1904. 





Bangel, Rudolf. 1904. 

Bansa, Julius. 1860. 

von Bardeleben, Friedr., 
major z. D. 1900. 


General- 


1864. 
Barndt, W., Generalagent. 1902. 
de Bary, Aug., Dr. med. 1903. 

de Bary, Jakob, Dr. med., San.-Bat. 
1866. 

de Bary, Karl Friedr. 1891. 

de Bary-Jeanrenaud, H. 1891. 

*Bastier, Friedrich. 1892. 

v. Baumgarten, A., Kaiserl. Russ. 
Kammerherr u. Generalkonsul, 
Wirkl. Staatsrat, Exzell. 1904. 

Baunach, Alexander, Konsul. 1904. 

Baunach, Robert. 1900. 

Baur, Karl, Dr.med. 1904. 

1885. 

Becker, H., Dr. phil. 1903. 

Beer, J. L. 1891. 

Behrends, Robert, Ingenieur. 1896. 

Behrends-Schmidt, Karl, Konsul. 1896. 

Beit, Eduard. 1897. 

Benario, Jacques, Dr. med. 1897. 


Bender, August. 1897. 

Berg, Alexander, Dr. jur., Rechts- 
anwalt. 1900. 

*Berg, Fritz, Dr. jur., Rechtsanwalt. 
1897. 


Berlizheimer, Sigmund, Dr. med. 1904. 
Bermann, Ferdinand, Dr. med. 1904. 
Frl. Berthold, Bertha. 1903. 


Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet. 


6 


Bertina, Karl. 1904. 
Binding, Gustav. 1904. 
Binding, Karl. 1897. 
Binding, Konrad. 1892. 
Binge, Joseph, Dr., Justizrat. 
Bittelmann, Karl. 1887. 
Bleicher, H., Dr. phil., Prof. 
*Blum, Ferd., Dr. med. 1893. 
Frau Blum, Lea. 19083. 
Blumenthal, Adolf. 1883. 
*Blumenthal, E., Dr. med. 


1904. 


1903. 


1870. 


82* 


' Burchard, Kurt, Dr. jur., Prof. 1904. 


_ Cahen-Brach, Eugen, Dr. med. 


*Bockenheimer, Jakob, Dr. ıned., Geh. | 


San.-Rat. 1864. 
Bode, Hans, Bergingenieur. 1905. 
Bode, Paul, Dr. phil., Direktor der 
Klingeroberrealschule. 1895. 
Boettger, Brunv. 1891. 
*Boettger, Oskar, Dr. phil., Prof. 1874. 
Böhm, Henry, Dr. med. 1904. 
Böhme, John, Zahnarzt. 1904. 
Boller, Wilhelm, Dr. phil., Oberlehrer. 
1903. 


Bolongaro, Karl. 1860, 
Bonn, Sally. 1891. 
Bonn, William B. 1886, 


Borchardt, Heinrich, Zahnarzt. 1904. 

Borgnis, Alf. Franz. 1891. 

Borgnis, Karl. 1900. 

Boss, Karl. 1904. 

Braun, Franz, Dr. phil. 1904. 

Braun, Leonhard, Dr. phil. 1904. 

Braun, Wunibald, Kommerzienrat. 
1903. 

Braunfels, Otto, Kommerzienrat, 
Konsul. 1877. 
Brodnitz, Siegfried, Dr. med. 

Brofft, Franz. 1866. 
Bruck, Richard, Rechtsanwalt. 1904. 
Brückmann, Karl. 1903. 
Brückmann, Phil. Jakob. 1882. 
Brugger, Rudolf, Dr., Oberstabsarzt. 
1904. 
Bücheler, Anton, Dr. med. 1897. 
v. Büsing-Orville, Adolf, Frhr. 1903. 
Bütschly, Wilhelm. 1891. 
Büttel, Wilhelm. 1878. 
Bullnheimer, Fritz, Dr. phil. 


1897. 


1904. 


1897. 
Cahn, Albert. 1905. 

Cabn, Heinrich. 1878. 

Cahn, Paul. 1903. 

Frau Canné, Anna. 19065. 

Canné, Ernst, Dr. med. 1897. 
*Carl, August, Dr. med., San.-Rat 


1880. 
Cassel, B. B. 1905. 
v. Chappuis, Hermann, General - 


leutnant z. D., Exzellenz. 1904. 
Christ, Fritz. 1905. 
Clauer, Heinrich. 1904. 
Clausoitzer, Gotthold, Ober- and Geh. 

Baurat. 1908. 
Clemm, Otto, Bankdirektor. 1903. 
Cnyrim, Ernst. 1904. 
Cohen, Eduard. 1900. 
Cullmann, Rudolf, 1905. 
Cunze, D., Dr. phil. 1891. 
Curtis, F., Dr. phil., Prof. 
Daube, G.L. 1891. 
Delliehauseu, Oskar. 1904. 
Delosea, S. R., Dr. med. 1878. 
Demmer, Theodor, Dr. med. 1897. 
Deutsch, Adolf, Dr. med. 1904. 
Diener, Richard. 1908. 
Diesterweg, Moritz. 1883. 
Dietze, Hermann. 1891. 
Dietze, Karl. 1875. 
Ditmar, Karl Theodor. 
Ditter, Karl. 1903. 
Doctor, Ferdinand. 1892. 
Dondorf, Karl. 1878. 
Dondorf, Otto. 1908. 
Donner, Karl Pbilipp. 1873. 
Dornblüth, Otto, Dr. med. 1904. 


1903. 


1891. 


Dreves, Erich, Dr., Justizrat. 1903 
Dreyfus, Is. 1891. 
Drory, William, Direktor. 1897. 


Drory, William, Dr. phil. 1904. 
Drüner, Leo, Dr. med., Stabsarzt. 1904. 
Du Bois, August. 1891. 

*Dürer, Martin. 1904. 

Ebeling, Hugo, Dr. med. 1897. 
Ebenau, Fr., Dr. med. 1899. 


— g3* — 


Eckhardt, Karl, Bankdirektor. 1904. | 


*Edinger, L., Dr. med., Prof. 

Egan, William. 1891. 

*Ehrlich, P., Dr. med., Prof., Geh. 
Med.-Rat. 1887. 

v. Eichhorn, Hermann, Generalleutnant 
und Kommandierender General 
d.XVIII.Armeekorps, Exzelienz. 
1906. 

Eiermann, Arnold, Dr. med. 1897. 

Ellinger, Leo. 1891. 

Ellissen, Moritz Ad. 1891. 

Enders, M. Otto. 1891. 

Engelhard, Karl Phil. 1873. 

Epstein, J., Dr. phil., Prof. 

Eschelbach, Jean. 1904. 

Ettlinger, Albert, Dr. med. 

Euler, Rudolf. 1904. 

Eyssen, Remigius Alex. 

Fay, C.F. 1904. 

Feis, Oswald, Dr. med. 1903. 

Feist, Jakob, Dr. jur. 1905. 

Fellner, Johann Christian. 1905. 

Fellner, Otto, Dr. jur. 1903. 

Fester, August, Bankdirektor. 

Fischer, Karl. 1902. 

Fischer, Ludwig. 1902. 

Fleck, Otto, Oberförster. 

Fleisch, Karl. 1891. 

Frau Fleischmann, Siegm. 1903. 

Flersheim, Albert. 1891. 

Flersheim, Martin. 1898. 

Flersheim, Robert. 1872. 


1884. 


1890. 


1904. 


1882. 


1897. 


1903. 


*Flesch, Max, Dr. med., Prof: 1889. 
Flinsch, Bernhard. 1905. 
Flinsch, Heinrich, Stadtrat. 1866. 


Flinsch, W. 1869. 

Flérsheim, Gustav. 

Forchheimer, Hugo. 

*Franck, E., Direktor. 1899. 

Frank, Hch., Apotheker. 1891. 

Frank, Karl, Dr. med. 1904. 

Fresenius, Phil., Dr. phil., Apotheker. 
1873. 

“Freund, Mart., Dr. phil., Prof. 1896. 

Freyeisen, Willy. 1900. 

*Fridberg, R., Dr.med, San.-Rat. 1873, 


1904. 
1903. 


Fries, Heinrich. 1900. 

Fries Sohn, J.S. 1889. 

v. Frisching, Moritz. 1905. 

Fritzmann, Ernst, Dr. phil. 

Fromberg, Leopold. 1904. 

Fulda, Karl Herm. 1877. 

Fulda, Paul. 1897. 

*Gabler, Bruno, Landrichter. 

Gans, Adolf. 1897. 

Gans, Fritz. 1891. 

Gans, L., Dr. phil., Geh. Kommerzien- 
rat. 1891. 

Gaum, Fritz. 1908. 

Gehring, Karl Adolf. 1908. 

Geiger, B., Dr. jur., Justizrat. 

Geisow, Hans, Dr. phil. 1904. 

Geist, George, Dr. med. dent. 19065. 

Frau Gräfin v. Geldern, Friederica, 
Dr. med. 1904. 

*Gerlach, Karl, Dr. med. 1869. 

Gerlach, K., Oberlebrer. 1903. 

Frau Getz, Elisabeth, Geheimr. 1906. 

Getz, Moritz. 1904. 

Gillhausen, Karl. 1905. 

Gloeckler, Alexander, Dr. med., San.- 
Rat. 1906. 

Glogau, Emil August, Zahnarzt. 1904. 
Goering, Viktor, Direktor des Zoolog. 
Gartens. 1898, 

v. Goldammer, F. 1903. 

Goldschmid, J. E. 1901. 

Goldschmidt, B. M. 1891. 

Goldschmidt, Julius. 1905. 

Goldschmidt, M.S. 1905. 

Goldschmidt, S. B. 1891. 

v. Goldschmidt - Rothschild, 
Generalkonsul. 1891. 

Goll, Richard. 1905. 

Goltermann, Ludwig. 1904. 

Gombel, Wilhelm. 1904. 

Gottschalk, Joseph, Dr. med. 1903. 

Grandhomme, Fr., Dr. med. 1903. 

Gräntz, Fritz, Dr. phil., Oberlehrer. 
1904. 

Graubner, Karl. 1906. 

Greef, Ernst. 1905. 

Greb, Louis. 1903. 


1905. 


1900. 


1878. 


Max, 


6* 


Greiff, Jakob, Rektor. 1880. 

Grieser, Ernst. 1904. 

Griinewald, August, Dr. med. 

Griinwald, Karl, Dr. med. 

v. Grunelius, Adolf. 1858. 

v. Grunelius, Max. 1903. 

v. Grunelius, M. Ed. 1869. 

v. Günderrode, Waldemar, Freiherr. 
1905. 

Günzburg, Alfred, Dr. med. 1897. 

*Gulde, Johann, Dr. phil. 1898. 

Guttenplan, J., Dr. med. 1888. 

Haack, Karl Philipp. 1905. 

Haag, Ferdinand. 1891. 

Hiberlin, E. J., Dr. jur., Justizrat. 
1871. 

Haefiner, Adolf, Direktor. 1904. 

*Hagen, B., Dr. med., Hofrat. 1898. 

Hagens, K., Dr., Wirkl. Geh. Ober- 
Justizrat u.Oberlandesgerichts- 
Präsident. 1900. 

Hallgarten, Fritz, Dr. phil. 18983. 

Hallgarten, H. Charles L. 1891. 

Hamburger, K., Dr. jur., Geh. Justiz- 
rat. 1891. 

Harbers, Adolf, Direktor. 1903. 

Harbordt, Ad., Dr. med., San.-Rat. 
1891. 

v.Harnier, E., Dr., Geh. Justizr. 1866. 

Hartmann, Eugen, Professor. 1891. 

Hartmann, Johann Georg. 1905. 

Hartmann, Karl. 1905. 

Haßlacher, Franz, Patentanwalt. 1905. 

Hauck, Alex. 1878. 

Hauck, Georg. 1898. 

Hauck, Max. 1906. 

Hauck, Moritz, Rechtsanwalt. 

Hauck, Otto. 1896. 

Haurand, A., Geb. Kommersienrat. 
1891. 

Hausmann, Franz, Dr. med. 1904. 

Heichelheim, Sigmund, Dr. med. 1904. 

Heicke, Karl, Stadtgartendirektor. 
1903. 

Heimpel-Manskopf, W. E. Aug. 1899. 

Heister, Ch. L. 1898. 


1897. 
1903. 


1874. 


84* 


Henrich, Ludwig. 1900. 

Henrich, Rudolf. 1906. 

*Hergenhahn, Eugen, Dr. med. 

Hertzog, Georg. 1906. 

Frau Herxheimer, Fanny. 1900. 

Herxheimer, Karl, Dr. med. 1898. 

Herz-Mills, Ph. Jac., Direktor. 1903. 

Herzberg, Karl, Konsul, Bankdirektor. 
1897. 

Hesdirffer, Julius, Dr. med. 1903. 

Hesse, Hermann. 1900. 

Heuer & Schoen. 1891. 

Heußenstamm, Karl, Dr. jur., Bürger- 
meister a.D. 1891. 

*y, Heyden, Lukas, Dr. phil., Prof., 
Major a. D. 1860. 

v. Heyder, Gg. 1891. 

Hirsch, Ferdinand. 1897. 

Hirschberg, Max, Dr. med., San.-Rat. 
1892. 

Hirschfeld, Otto H. 1897. 

Hirschhorn, Fritz. 19%0b. 

Hirschler, Leopold. 1903. 

Hochschild, Zachary, Direktor. 1897. 

Höchberg, Otto. 1877. 

Hoff, Alfred, Konsul. 

Hofmann, Otto. 1905. 

Hohenemser, Moritz W. 1906. 

Hohenemser, Otto, Dr. med. 1904. 

Hohenemser, Robert, Dr. jur. 19086. 

Holl, Joseph, & Co. 1905. 

v. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867. 

Holzmann, Eduard, Ingenieur. 1905. 

Homberger, Ernst, Dr.med. 1904. 

Homburger, Aug., Dr. med. 1899. 

Homburger, Michael. 1897. 

Horkheimer, Fritz. 1892. 

Frau Horstmann, Elise. 1908. 

Horstmann, Georg. 1897. 

Huck, August. 1900. 

v. Hoven, Franz, Baurat. 1897. 

“Hübner, Emil, Dr. med. 1896. 

Hüttenbach, Adolf. 1903. 

Hupertz, Eduard, Dr. jur., Oberstaats- 
anwalt. 1906. 

Jacquet, Hermann. 1891. 


1897. 


1903. 


Henrich, K. F., Kommerzienrat. 1873. | Jaffé, Gustav, Rechtsanwalt. 1906. 


Jaffé, Theophil, Dr. med., San.-Rat. 
1906. 

Jäger, Alfred, Dr., Veterinärarzt. 1903. 

Jaeger-Manskopf, Fritz. 1897. 

*Jassoy, August, Dr. phil., Apotheker. 
1891. 

Jassoy, Julius. 1905. 

Jassoy, Ludwig Wilhelm. 

Frau Jay, Louis. 1903. 

Frau Jeidels, Anna, 1901. 

Jelkmann, Fr., Dr. phil. 1898. 

Job, Wolfgang. 1903. 

Frau Jordan -de Rouville, L. M. 1903. 

Juliusberg, Fritz, Dr. med. 1904. 

Jungmann, Eduard. 1897. 

Junior, Karl. 1903. 

Jureit, J. C. 1892. 

Kahn jun., Bernhard. 1897. 

Kahn, Ernst, Dr. med. 1897. 

Kahn, Hermann. 1880. 

Kalb, Moritz. 1891. 

*Kallmorgen, Wilh., Dr. med. 

Katz, H. 1891. 

Katzenellenbogen, Albert, Dr. jur. 1905. 

Kayser, Heinr., Dr. med. 1903. 

Kayßer, Fritz, Architekt. 1899. 

Keller, Adolf. 1878. 

Keller, Otto. 1886. 

*Kinkelin, Friedrich, Dr. phil., Prof. 
1873. 

Kirberger, Emil, Dr. med. 1898. 

Kirchheim, S., Dr. med. 1873. 

Kissner, Heinrich. 1904. 

Kleyer, Heinr., Gen.-Direktor. 

Klippel, Karl. 1903. 

Klitscher, F. Aug. 1878. 

Klotz, Karl E., Bankdirektor. 

Klotz, Paul, Regierungsrat. 

Knauer, Joh. Chr. 1886. 

Knickenberg, Ernst, Dr. med. 1897. 

“Knoblauch, Aug., Dr. med. 1892. 

Knoblauch, Paul, Dr. med. 1905. 

Frau Koch, geb. von St. George. 1891. 

Koch, Karl. 1902. 

Koch, Louis. 1903. 

Köhler, Hermann. 1891. 

Kölle, Karl, Stadtrat. 1906. 


1908. 


1897. 


1903. 


1891, 
1905. 


ee ee Ce ——— on m mn 


Kömpel, Eduard, Dr. med. 1897. 

König, Albert, Dr. med., Stadtarzt. 
1908. 

König, Karl, Dr. med. 1904. 

v. Königswarter, H., Baron. 1891. 

Könitzers Buchhandlung. 1893. 

Kohn, Julius, Dr. med. 1904. 

Koßmann, Alfred, Bankdirektor. 1897. 

Kotzenberg, Gustav. 1873. 

Kotzenberg, Karl. 1903. 

Kowarzik, Jos., Bildhauer. 

Kramer, Robert, Dr. med. 

Kreuscher, Jakob. 1880. 

Küchler, Ed. 1886. 

Küchler, Fr. Karl. 

Künkele, H. 1903. 

Kugler, Adolf. 1882. 

Kuhlmann, Ludwig. 1905. 

Kullmann, Karl. 1904. 

Kulp, Anton Marx. 1891. 

Kutz, Arthur, Dr. med. 1904. 

Labes, Philipp, Dr. jur., Direktor. 1905. 

*Lachmann, Bernh., Dr. med. 1885. 

Ladenburg, August. 1897. 

Ladenburg, Ernst. 1897. 

Lampe, Eduard, Dr. med. 1897. 

Lampe, J.D. W. 1900. 

Landauer, Fredy. 1900. 

Lapp, Wilhelm, Dr. med. 1904. 

Laquer, Leopold, Dr. med. 1897. 

Lautenschlager, Ernst, Stadtrat. 1900. 

Lauterbach, Ludwig. 1903. 

Lehmann, Leo. 1903. 

Leisewitz, Gilbert. 1903. 

Lejeune, A., Dr. med. 1900. 

Lejeune, Alfred. 1903. 

Leuchs-Mack, Ferdinand. 1900. 

*Levy, Max, Dr. phil. 1893. 

*Libbertz, Arnold, Dr. med., San.-Rat. 
1897. 

Liebmann, Jakob, Dr. jur., Rechts- 
anwalt. 1897. 

Liebmann, Louis, Dr. phil. 1888. 

Lindley, William, Ingenieur. 1904. 

Lismann, Karl, Dr. phil., Zahnarzt. 
1902. 

Frau Livingston, Frank. 1897. 


1898. 
1897. 


1900. 


— 


Frl. Livingston, Rose. 1903. 


86* 


Müller-Knatz, J. 19086. 


*Lorets, Wilh., Dr.med.,San.-Rat.1877. | Müller, Karl, Berginspektor. 1903. 


Lotichius, W. Heinr. 1903. 

Lüscher, Karl. 1905. 

Maier, Herm. Heinr., Direktor. 1900, 

Majer, Alexander. 1889. 

Manskopf, Nicolas. 1903. 

Mappes, Heinrich, Generalkonsul. 1905. 

*Marx, Ernst, Dr. ıned., Prof., Stabs- 
arzt. 1900. 

Marx, Karl, Dr. med. 

Frau von Marx, Mathilde. 

Matthes, Alexander. 1904. 

Matti, Alex., Dr. jur., Stadtrat. 1878. 

May, Ed. Gust. 1873. 


189. 
1897. 


May, Franz L., Dr. phil. 1891. 
May. Martin. 1866. 
May, Robert. 1891. 


v. Mayer, Adolf, Freiherr. 1903. 

v. Mayer, Eduard, Buchhändler. 1891. 
v. Mayer, Hugo, Freiherr. 1897. 
Mayer, Ludo. 1903. 

v. Meister, Herbert, Dr. phil. 
Melber, Friedrich. 1903. 
*Melber, Walter. 1901. 
Frau Merton, Albert. 1869. 
Merton, Alfred. 1905. 
Merton, Hugo. 1901. 
Merton, W. 1878. 
Mettenheimer, Bernh., Dr. jur. 1902. 
*von Mettenheimer, H., Dr. med. 1898. 
Metzger, L., Dr. med. 1901. 


1900. 


Metzler, Hugo. 1892. 
v. Metzler, Karl. 1869. 
Meusert, Jakob. 1905. 


Meyer, Anton, Stadtrat. 1892. 
Meyer, P., Dr. jur, Ober-Regierungs- 
rat. 1903. 
*v. Meyer, Edw., Dr. med. 
Frau Minjon, Sophie. 1898. 
Minoprio, Karl Gg. 1869. 
Möbius, M., Dr. phil., Prof. 1894. 
Moessinger, W. 1891. 
Morf, F. H., Dr. phil., Prof. 
Mosessohn, Sally, Dr. phil. 
Mouson, Jacques. 1891. 
Mouson, Joh. Daniel, Stadtrat. 1891. 


1893. 


1903. 
1904. 


| Müller Sohn, A. 


Müller, Paul. 1878. 

1891. 

Mumm v. Schwarzenstein, A. 1869. 

Nassauer, Max, Dr. phil. 1905. 

Nathan, 8. 1891. 

*Naumann, Edmund, Dr. phil. 

Nebel, August, Dr. med. 1896. 

Neher, Ludwig, Baurat. 1900. 

Frau Neisser, Emma. 1901. 

Neisser, Max, Dr. med., Prof. 

Nestle, Hermann. 1900. 

Nestle, Richard. 1891. 

Nestle, Wilhelm. 1903. 

Netto, Kurt, Prof., Bergingenieur. 
1897. 

Neuberger, Julius, Dr. med. 1903. 

Neubiirger, Otto, Dr. med. 1891. 

Neubiirger, Theod., Dr. med., San.-Rat. 
1860. 

de Neufville, Adolf. 1896. 

de Neufville, Eduard. 1900. 

de Neufville, Rud., Dr. phil. 

v. Neufville, Adolf. 1896. 

v. Neufville, Karl, Gen.-Konsul. 1900. 

Neumann, Paul, Dr. jur. 1900. 

Neustadt, Adolf. 1903. 

Neustadt, Samuel. 1878. 

Niederhofheim, Heinr. A., Direktor. 
1891. 

Nies, L. W. 1904. 

v. Noorden, K., Dr. med., Prof. 1900. 

v. Obernberg, Ad., Dr. jur., Stadtrat 
a. D. 1870. 

Ochs, Hermann. 1873. 

Oehler, Rud., Dr. med. 1900. 

Oppenheim, Eduard, Bankdirekt. 1905. 

Oppenheim, Moritz. 1887. 


1900. 


1. 


1900. 


Oppenheimer, Benny. 1903. 
Oppenheimer, Lincoln Menny. 1903. 

_ Oppenheimer, O., Dr. med. 1892. 
Oppenheimer, Oskar F. 1908. 

' d’Orville, Eduard. 1906. 
Osterrieth-du Fay, Robert. 1897. 

| Oswalt, H., Dr., Justizrat. 1873. 


Otto, Richard, Dr., Stabsarzt. 1904. 


Pabst, Gotthard. 1904. 

Pachten, Ferd., Dr. jur. 1900. 

Parrisius, Alfred, Dr. phil., Bank- 
direktor. 1904. 

Passavant, G. Herm. 1903. 

Passavant, Philipp. 1905. 

Passavant-Gontard, R., Kommerzien- 
rat. 1891. 

Pauli, Ph., Dr. phil., Stadtrat. 

Peise, Georg. 1905. 

Peschel, Max, Dr. med., Prof. 1904. 

Peters, Hans, Zahnarzt. 1904. 

Petersen, E., Dr. med. 1903. 

*Petersen, K. Th., Dr. phil., Prof. 1873. 

Pfeffel, Aug. 1869. 

Pfeiffer, Ludw. 1901. 

Pfeiffer-Belli, C.W. 1903. 

Pfungst, Arthur, Dr. phil. 1900. 

Picard, Lucien. 1905. 

Pichler, H., Ingenieur. 1892. 

Pinner, Oskar, Dr.med., San.-Rat. 1903. 

Plieninger, Theod., Direktor. 1897. 

Poble, L., Dr. phil., Prof. 1903. 

Ponfick-Salomé, M. 1891. 

Popp, Georg, Dr. phil. 1891. 

Poppelbaum, Hartwig. 1905. 

Posen, J. L. 1891. 

Posen, Sidney. 1898. 

*Prior, Paul, Hütteningenieur. 1902. 

Propach, Robert. 1880. 

Prümm, Max, Ingenieur. 


1901. 


1900. 


87* 


ee ee ee — — 


Quincke, Hermann,Oberlandesgerichts- | 


rat. 1903. 

Raab, A.., Dr. phil., Apotheker. 1891. 

Ravenstein, Simon. 1873. 

Rawitscher, Ludwig, Dr. jur., Land- 
gerichtsrat. 1904. 

Frau Regnier, Emma, geb.Fischer. 1900. 

Reh, Robert. 1902. 

*Rehbn, J. H., Dr. med., Geh. San.-Rat. 
1880, 

Rehn, Louis, Dr. med., Prof. 1893. 

Frau Gräfin v. Reichenbach-Lessonitz, 
geb. Freiin Gdler v. Ravensburg. 
1903. 

*Reichenbach, Heinrich, Dr. phil., Prof. 
1872. 


Reinemer, Karl. 1900. 

Reiss, Paul, Justizrat. 

Rennau, Otto. 1901. 

Reutlinger, Jakob. 1891. 

Richter, Johannes. 1898. 

*Richters, Ferdinand, Dr. phil., Prof. 
1877. 

Frau Riese, Karl. 1897. 

Riese, Otto, Baurat. 1900. 

Riesser, Eduard. 1891. 

Rikoff, Alfons, Dr. phil. 1897. 

Rintelen, Franz, Dr. 1904. 

Ritsert, Eduard, Dr. phil., Fabrik- 
direktor. 1897. 

*Ritter, Franz. 1882. 


1878. 


Ritter, Hermann. 1903. 
*Roediger, Ernst, Dr. med. 1888. 
Roediger, Paul, Dr. jur. 1891. 


*Rörig, Ad., Dr. med., Forstmeister 
a.D. 1897. 
Rößler, Friedrich, Dr. phil. 
Rößler, Heinrich, Dr. phil. 

Rößler, Hektor. 1878. 
Roger, Karl, Bankdirektor. 
Rohmer, Wilhelm. 1901. 
Ronnefeld, Adolf. 1906. 
Roos, Heinrich. 1899. 
Roos, Israel, Dr. phil. 1908. 
Roques, Adolf., Dr. phil. 1900. 
Roques-Mettenheimer, Etienne. 1897. 
Rosenbaum, E., Dr. med. 1891. 
Rosengart, Jos., Dr. med. 1899. 
Rosenthal, Rudolf, Dr. jur., Rechts- 
anwalt. 1897. 
Roth, Hermann. 1900. 
Roth, Karl, Dr. med., Gerichtsarzt. 
1903. 
Rother, August. 


1900. 
1884. 


1897. 


1903. 


Rothschild, Otto, Dr. med. 1904. 
Rueff, Julius, Apotheker. 1873. 
Ruff, Franz, Ingenieur. 1905. 
Rumpf, Christian. 1899. 
Rumpf, Gustav Andreas. 1905. 
Sabarly, Albert. 1897. 

Frau Sabarly, Marianne. 1905. 
Sachs, Hans, Dr. med. 1903. 
*Sack, Pius, Dr. pbil. 1901. 


Saelz & Co., Ingenieure. 1904. 

Salomon, Bernhard, Prof., General- 
direktor. 1900. 

Sandhagen, Wilhelm. 1873. 

*Sattler, Wilhelm, Stadtbaumeister. 
1892. 

Sauerlinder, Robert. 1904. 

*Schäffer - Stuckert, Fritz, Dr. dent. 
surg. 1892. 

Scharff, Charles A. 1897. 

Scharff, Ernst. 1903. 

Scharff, Julius, Bankdirektor. 

Schaub, Karl. 1878. 

*Schauf, Wilh., Dr. phil., Prof. 1881. 

Schaumann, Gustav, Stadtrat. 1904. 

Scheller, Karl, Buchhändler. 1897. 

Schepeler, Hermann. 1891. 


1900. 


Scherenberg, Fritz, Polizei-Präsident. 


1905. 
Schiermann - Steinbrenk, Fritz. 1903. 
Schild, Eduard 1904. 
Schild, Rudolf, Dr. med. 1903. 
Schiller, Gustav. 1902. 
Schleußner, Friedr., Direktor. 1900. 
Schleußner, Karl, Dr. phil. 1898. 


Schlund, Georg. 1891. 

Frau Schmidt, Rudolf. 1904. 

Schmidt-Polex, Anton. 1897. 

*Schmidt-Polex, Fritz, Dr. jur. 1884. 

Schmidt-Polex, Karl, Dr. jur., Justiz- 
rat. 1897. 

Schmölder, P. A. 1873. 

*Schnaudigel, Otto, Dr. med. 1900. 

Schneider, Johannes. 1898. 

Schöller, Walter, Dr., Oberlandes- 


gerichtsrat. 1903. 
Scholz, Bernhard, Dr. med. 1904. 
Schott, Alfred, Direktor. 1897. 


88* 


Stern, Paul, Dr. phil. 


*Schott, Eugen, Dr. med., San.-Rat, | 


1872. 
Schott, Tbeod., Dr. med., Prof. 1903. 
Schrader, Rudolf, Stadtrat. 1900. 
Schürmann, Adolf. 1891. 
Schulz, Karl. 1905. 
Schulze-Hein, Hans. 1891. 
Schumacher, Heinr. 1885. 


Schumacher, Peter, Dr. phil. 1905. 


Schuster, Bernhard. 1891. 

Schuster-Rabl, F. W., Bankier. 1905. 

Schwarz, Georg Ph. A. 1878. 

Schwarzschild, Martin. 1866. 

Schwarzschild-Ochs, David. 1891. 

Scriba, Eugen, Dr. med. 1897. 

Seefrid, Wilh., Direktor. 1891. 

Seeger, G., Architekt. 1893. 

Seeger, Oskar. 1904. 

Seeger, Willy. 1904. | 

Frau Seeling, Auguste. 1904. 

Seidel, A., Stadtrat. 1891. 

*Seitz, A., Dr. phil., Direktor des 
Zoolog. Gartens. 1893. 

Seligman, Henry. 1891. 

Seligman, Milton, Dr. jur., Amte- 
richter. 1905. 

Seuffert, Theod., Dr. med. 1900. 

Sichel, Ignaz. 1905. 

Sidler, Karl. 1905. 

*Siebert, Aug., Gartenbaudirekt. 1897. 

Siebert, Karl August. 1869. 

Siegel, Ernst, Dr. med. 1900. 

Siesmayer, Philipp. 1897. 

Sioli, Emil, Dr. med., Direktor der 
Irrenanstalt. 1893. 

Sippel, Albert, Dr. med., Prof. 1896. 

Sittig, Edmund, Oberlehrer. 1900. 

Solm, Richard, Dr. med. 1903. 

Sommerhoff, Louis. 1891. 

Sommerlad, Fritz. 1904. 

Sondheim, Moritz. 1897. 

Sonnemann, Leopold. 1873. 

Spieß, Gustav, Dr. med., Prof. 1897. 

Sporleder, Oskar. 1905. 

v. Steiger, Louis, Baron. 

Stern, Maier. 1905. 


1905. 


1905. 
Stern, Richard, Dr. med. 1893. 
Frau Stern, Theodor. 1901. 
Stern, Willy. 1901. 

Sternberg, Paul. 1905. 

Frau v. Stiebel, H., Konsul. 1903. 
Stiebel, Karl Friedrich. 1908. 
Stock, Wilhelm. 1882. 
Stoeckicht, Karl. 1908. 

Straus, F., Dr. med. 1904. 


Strauß, Ernst. 1898. 

Streng, Wilhelm, Dr. med. 1897. 

Stroof, Ignatz, Dr. phil. 1903. 

Sulzbach, Emil. 1878. 

Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891. 

Szamatölski, Daniel. 1905. 

*Teichmann, Ernst, Dr. phil. 1903. 

Thebesius, Louis, Dr. jur., General- 
konsul. 1900. 

Thoma, Phil. 1893. 
Thomé, Robert, Eisenbahn - Direk- 
tions-Präsident. 1900. 
Thoms, Heinrich, Dr. phil., Kreis- 
tierarzt. 1904. 

Thorn, Philipp. 1900. 

Treupel, Gustav, Dr. med., Prof. 1903. 

Trost, Fritz, 1897. 

Ulrich, Otto. 1902. 

Varrentrapp, Adolf, Dr. jur., Geh. 
Reg.-Rat, Biirgermeister. 1900. 

Frl. Velde, Julie, Oberlehrerin. 1902. 

v. d. Velden, Wilh., Bankdirektor. 
1901. 

Versen, Paul, Oberlandesgerichtsrat. 
1904. 

Villaret, Albert, Dr. med., Generalarzt 
und Korpsarzt d. XVIII. Armee- 


korps. 1905. 
Vögler, Karl, Dr. phil., Oberlehrer. 
1903. 
*Vohsen, Karl, Dr. med. 1886. 
Vowinckel, M., Direktor. 1891. 


Wagener, Alex 1904. 


89* 


— 


Wagner, Gottfried. 1905. 
Frau Gräfin v. Wartensleben, Gabriele, 
Dr. phil. 1902. 
Weber, Heinrich, Dr. med. 
Weiller, Jakob Alphons. 
Weiller, Jakob H. 1891. 
Weinberg, Arthur, Dr. phil. 
Weinberg, Karl, Gen.-Konsul. 
Frl. Weinrich, Dora. 1904. 
Weinschenk, Alfred. 1903. 
*Weis, Albrecht. 1882. 
Weisbrod, Aug., Druckerei. 1891. 
Weismann, Daniel. 1902. 
Weismantel, O., Dr. phil. 
Weller, Albert, Dr. phil. 
Wendt, A.H. 1901. 
Werner, Felix. 1902. 
Wertheim, Karl, Justizrat. 
Werthbeimber, Julius. 1891. 
Wertheimber-de Bary, Ernst. 1897. 
Wetzlar-Fries, Emil. 1903. 
Wiederhold, Kurt, Dr. phil. 1904. 
v. Wild, Rudolf, Dr. med. 1896. 
*Winter, Friedr. W. 1900. 
Frl. Winterhalter, Elisab., Dr. med. 


1897. 
1891. 


1897. 
1897. 


1892. 
1891. 


1904. 


1903. 
Winterwerb, Rud., Dr. jur, Bank- 
direktor. 1900. 
Wolff, Ludwig, Dr. med. 1904. 
Wüst, K. L. 1866. 


Zeltmann, Theod. 1899. 
Zimmern, Siegmund, Dr. med., San.- 
Rat. 1899. 


b) Mitglieder, die außerhalb Frankfurts wohnen. 


*Alzheimer, Alois, Dr. med. in München. 
1896. 

Becker, J., Direktor in Hanau. 1904. 

Bibliothek, Königl., in Berlin. 1882. 


v. Brüning, Gustav, Dr. phil. in 
Höchst a. M. 1908. 

Delkeskamp, Rudolf, Dr. phil., Privat- ' 
dozent in Giessen. 1904. | 

Drehwald, Karl, Bankdirektor 
Offenbach. 1900. 

Feist, Fr., Dr. phil., Prof. in Kiel. 
1887. 


in | 


Fresenius, Ant., Dr. med., Sanitätsrat 
in Jugenheim. 1893. 

Goldschmidt, Rich., Dr. phil., Privat- 
dozent in München. 1%1. 

Grosch, K., Dr. med. in Offenbach a. M. 


1904 
v. Guaita, Georg, Dr. phil. in Frei- 
burg i. B. 1898. 


Heräus, Heinrich in Hanau. 1889. 


| Herxheimer, G., Dr. med. in Wies- 


baden. 1901. 
Hopf, Karl in Niederhöchstadti.T. 1904. 


— of — 


Krekel, E. Fr., Forstmeister in Hof- 
heim i.T. 1904. 

Laurenze, Ad. in GroBkarben. 1903. 

Lenz, Dr., Tierarzt in Aschaffenburg. 


1903. 
v. Leonhardi, Moritz, Freiherr in Groß- 
karben. 1904. 


*Lepsius, B., Dr. phil., Prof., Fabrik- 
direktor in Griesheim a. M. 
1883. 

v. Lindequist, Oskar, General der In- 
fanterie und Generaladjutant 
Sr. Majestät des Kaisers und 
Königs, Generalinspekteur der 
III. Armeeinspektion, Exzellenz, 
in Hannover. 

Loewi, Otto, Dr. med., Privatdozent 
in Wien. 1901. 

Frl. Mayer, Josephine in Langen- 
schwalbach. 1897. 

Mönckeberg, J. G., Dr. med. in Gießen. 
1903. 


Port, G., Dr. med., Prof. in Heidel- 


berg. 1904. 

Reichard, Adolf, Dr. phil. in Heidel- 
berg. 1901. 

Reiss, Eduard, Dr. med. in Mtinchen. 
1908. 

Rothschild, David, Dr. med. in Bad 
Soden. 1904. 

Ruppel, Dr. phil., Prof. in Hichst a. M. 
1903. 

Schaffnit, J., Apotheker in Rédelheim. 
1903. 

Schmick, Rudolf, Oberbaurat in Darm- 
stadt 1900. 


Schmitt, H., Dr. med. in Arheiligen 
bei Darmstadt. 1904. 

Scriba, L. in Höchst a. M. 1890. 

Weiß, Julius in Deidesheim. 1897. 

Wetzel, Heinr. in Ludwigsburg. 1864. 

Wittich, Ernst, Dr. phil. in Darm- 
stadt. 1898. 


1900. 
1903. 


1866. 


1850. 


1853. 


1863. 
1860. 


1860. 
1862, 
1862. 
1868. 
1869. 


1872. 
1872. 


1873. 


1873. 
1873. 


1873. 
1873. 


1873. 
1873. 


— gj* — 


I. Außerordentliche Ehrenmitglieder. 


Wallot, Paul, Prof., Dr. phil., Geh. Hof- und Baurat in Dresden. 
Schmidt-Metzler, Moritz, Prof., D., Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz 
in Frankfurt a. M. 


IV. Korrespondierendes Ehrenmitglied. 


Rein, J. J., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor der Geographie an 
der Universität Bonn. 


V. Korrespondierende Mitglieder. *) 


Scheidel, Sebastian Alexander, Privatier in Bad Weilbach. 
v. Kölliker, Albert, Dr., Geh. Med.-Rat, Exzellenz, Prof. emer. in Würz- 
burg. 
Buchenau, Franz, Prof., Dr. phil., Direktor der Realschule in Bremen. 
Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Hohen-Wittlingen bei Urach, 
Württemberg. 

Weismann, August, Dr. phil, Geh. Hofrat, Prof. der Zoologie und 
Direktor des zool. Instituts der Universität Freiburg i. B. (von hier). 

Steffan, Phil., Dr. med. in Marburg i. H. (von hier). 

Deichler, J. Christ., Dr. med. in Jugenheim (von bier). 

Hornstein, F., Dr. phil., Prof. in Kassel. 

Barboza du Bocage, José Vicente, Lente Catedratico an der Escola 
Polytechnica und Direktor des Museo Nacional in Lissabon. 

Westerlund, Karl Agardh, Dr. phil. in Ronneby, Schweden. 

Hooker, Jos. Dalton, Dr., früher Direktor des botanischen Gartens in 
Kew bei London. 

Günther, Albert, Dr., früher Keeper of the Department of Zoology am 
British Museum (N. H.) in London. 

Sclater, Phil. Lutley, Secretary of the Zoological Society in London. 

v. Leydig, Franz, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. emer. der vergleichen- 
den Anatomie und Zoologie in Würzburg. 

Schmarda, Ludwig Karl, Dr., Hofrat, Prof. emer. in Wien. 

Schwendener, Simon, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik und Direktor 
des bot. Instituts der Universität Berlin. 

Fries, Th., Dr., Prof. in Upsala. 

Schweinfurth, Georg, Prof., Dr., Präsident der Geographischen Gesell- 
schaft in Kairo. 


*) Die beigefügte Jahreszahl bedeutet das Jahr der Ernennung. — Die 


verehrl. Korrespondierenden Mitglieder werden höflichst gebeten, eine Verände- 
rung des Wohnortes oder des Titels der Direktion der Senckenbergischen Natur- 
forschenden (tesellschaft gefälligst anzuzeigen. 


1874. 


1874. 


1875. 


1875. 


1876. 
1875. 


1876. 


1876. 
1876. 


1876. 
1877. 


1877. 
1878. 


1880. 
1881. 
1881. 
1882. 
1882. 
1882. 
1883. 


1883. 
1883. 


1883. 
1883. 


1884. 


1884, 


1884. 


1884. 


— 9% — 


v. Fritsch, Freiherr Karl Wilhelm Georg, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der 
Mineralogie und Geologie, Direktor des mineralogischen Museums 
der Universität, Präsident der K. Leopoldino-Karolinischen Deutschen 
Akademie der Naturforscher in Halle a. S. 

Gasser, Emil, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. der Anatomie und Direk- 
tor des anat. Instituts der Universitit Marburg (von hier). 

Bütschli, Johann Adam Otto, Dr. phil., Geh. Hofrat, Prof. der Zoolugie 
und Direktor des zool. Instituts der Universitit Heidelberg (von hier). 

Klein, Johann Friedrich Karl, Dr., Geh. Bergrat und Prof. der Minera- 
logie an der Universität Berlin. 

Moritz, A., Dr., Direktor des physikalischen Observatoriums in Tiflis. 

Probst, Joseph, Dr. phil., Kapitels-Kämmerer und Pfarrer in Unteressen- 
dorf, Oberamt Waldsee, Württemberg. 

Liversidge, Archibald, Dr., Prof. der Chemie und Mineralogie an der 
Universität Sidney, Australien. 

Boettger, Hugo, Generalagent, hier. 

Meyer, Adolf Bernhard, Dr. med., Geh. Hofrat und Direktor des zool. 
und anthrop.-ethnogr. Museums in Dresden. 

Wetterhan, J. D. in Freiburg i. Br. (von hier). 

v. Voit, Karl, Dr. med., Geh. Rat, Prof. der Physiologie an der Uni- 
versität München. ‘ 

Becker, L., Oberingenieur in Johannesburg (Transvaal). 

Chun, Karl, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts 
der Universität Leipzig (von hier). 

Jickeli, Karl, Dr. phil. in Hermannstadt. 

Todaro, A., Prof. Dr., Direktor des botanischen Gartens in Palermo. 

Snellen, P.C.F. in Rotterdam. 

Retowski, Otto, k. Staatsrat, Konservator an der Kaiserl. Eremitage 
in St.-Petersburg. 

Retzius, Magnus Gustav, Dr. med., Prof. emer. in Stockholm. 

Russ, Ludwig, Dr. in Jassy. 

Koch, Robert, Prof., Dr. med., Geh. Med -Rat, Generalarzt I. Kl. & la 
suite des Sanitätskorps, o. Mitglied des K. Gesundheitsamts in Berlin. 

Loretz, Mart. Friedr. Heinr. Herm., Dr. phil., Landesgeolog in Berlin. 

Ranke, Johannes, Dr., Prof. der Anthropologie an der Universität 
München, Generalsekretär der Deutschen anthropol. Gesellschaft. 

Jung, Karl, Kaufmann, hier. 

Boulenger, George Albert, F. R. S., I. Class Assistant am British Museum 
(N. H.), Department of Zoology, in London. 

Lortet, Louis, Dr., Professeur de Parasitologie et de Microbiologie 
& la Faculté de Médecine in Lyon. 

Se. Königliche Hoheit Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Dr. med. 
in Nymphenburg. 

von Koenen, Adolf, Dr., Geh. Bergrat, Prof. der Geologie und Paläon- 
tologie, Direktor des geol.-paliont. Museums der Universität Göttingen. 

Knoblauch, Ferdinand, früher Konsul des Deutschen Reiches in Noumea, 
Neukaledonien, (von hier). 


1884. 
1885. 
1886. 
1886. 
1887. 
1887. 
1887. 


1887. 
1888. 


1888. 
1888. 


1888. 
1889. 


1889. 
1890. 
1890. 


1890. 
1891. 
1891. 


1891. 


1891. 


1892. 


1892. 
1892. 
1892. 


1892. 


1892. 


1892. 


1892. 
1892. 


1892. 


— 93* — 


Miceli, Francesco in Tunis. 

Flemming, Walther, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. emer. in Kiel. 

von Bedriaga, Jacques, Dr. in Nizza. 

Koerner, Otto, Dr. med., Prof. der Ohrenheilkunde an der Universitit 
Rostock (von hier). 

Schinz, Hans, Dr. phil., Prof. der Botanik und Direktor des botan. 
Gartens der Universität Zürich. 

Stratz, C. H., Dr. med. im Haag, Holland. 

Breuer, H., Dr., Prof. in Montabaur. 

Hesse, Paul, Kaufmann in Venedig. 

von Kimakowicz, Mauritius, Kustos der zool. Abteilung des Museums 
des Siebenbürgischen Vereins für Naturw. in Hermannstadt. 

Brusina, Spiridion, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. 
National-Museums der Universität Agram. 

Rzehak, Anton, Prof. der Paläontologie und Geologie an der tech- 
nischen Hochschule in Brünn. 

Reuss, Johann Leonhard, Kaufmann in Kalkutta (von hier). 

Boux, Wilhelm, Dr. med., Prof. der Anatomie und Direktor des anat. 
Instituts der Universität Halle a. S. 

Brandenburg, K., Oberingenieur der k. ungarischen Staatsbahn in Szegedin. 

von Berlepsch, Hans, Graf auf Schloß Berlepsch, Hessen-Nassau. 

Fritsch, Anton Johann, Dr., Prof. der Zoologie und Kustos der zool. 
und paläont. Abteilung des Museums der Universität Prag. 

Haacke, Joh. Wilh., Dr. phil. in Lingen bei Ems. 

Engelhardt, Hermann, Prof. am Realgymnasium in Dresden. 

Fischer, Emil, Dr. phil., Prof. der Chemie an der Universität Berlin. 

Hartert, Ernst, Dr. phil.h.c., Curator in charge of the Zoological Museum 
in Tring, Herts. 

Strubell, Adolf, Dr. phil., Privatdozent der Zoologie an der Univer- 
sitit Bonn. 

von Both, Alex., Oberstleutnant z. D. in Schwerin. 

Beccari, Eduard, Prof. emer. Florenz. 

van Beneden, Eduard, Dr., Prof. der Zoologie an der Universität Lüttich. 

Dohrn, Anton, Prof, Dr., Geh. Rat und Direktor der zoologischen 
Station in Neapel. 

Engler, Heinrich Gustav Adolf, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik 
und Direktor des bot. Gartens und des bot. Museums der Universität 
Berlin. 

Haeckel, Ernst, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zoologischen 
Instituts der Universität Jena. 

Möbius, Karl August, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Zoologie und 
Direktor des zoologischen Museums der Universität Berlin. 

Nansen, Fridtjof, Prof., Dr., Direktor der biologischen Station in Christiania. 

Schulze, Franz Eilhard, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Zoologie und 
Direktor des zoologischen Instituts der Universität Berlin. 

Straßburger, Eduard, Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik und 
Direktor des bot. Gartens der Universität Bonn. 


1892. 


1892. 


1892. 


1892. 


1892. 


1893. 


1893. 


1893. 
1893. 


1894. 
1894. 
1894. 
1894. 
1894. 
1895. 


1895. 
1895. 


1895. 


1895. 


1895. 


1896. 


1896. 


1896. 


1896. 


1896. 


— Mm — 


Sneß, Eduard, Dr., Prof. der Geologie und Direktor des geologischen 
Museums der Universität Wien. 

Waldeyer, Heinrich Wilhelm Gottfried, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. 
der Anatomie und Direktor des anatomischen Instituts der Universi- 
tät Berlin. 

Fleischmann, Karl, Konsul, Kaufmann in Guatemala. 

Bail, Karl Adolf Emmo Theodor, Prof., Dr., Gymnasial- Oberlehrer 
a. D. in Danzig. 

Conwentz, Hugo Wilhelm, Prof., Dr., Direktor des westpreuss. Pro- 
vinzial-Museums in Danzig. 

Verworn, Max, Dr. med., Prof. der Physiologie und Direktor des physiol. 
Instituts der Universität Göttingen. 

Koenig, Alexander Ferd., Prof., Dr. phil., Privatdozent der Zoologie 
an der Universität Bonn. 

Liermann, Wilh., Dr. med., Dir. d. Landkrankenhauses in Dessau (von hier). 

Noll, Fritz, Dr. phil., Prof. der Botanik an der Universität Bonn und 
an der landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf. 

Urich, F. W., Secretary of the Trinidad Field Naturalists’ Club in 
Port of Spain, Trinidad. 

Douglas, James, President of the Copper Queen Company ,,Arizona” in 
New York. 

Pagenstecher, Arnold, Dr. med., Geh. San.-Rat, Inspektor des natur- 
historischen Museums in Wiesbaden. 

Dreyer, Ludwig, Dr. phil. in Wiesbaden. 

Dyckerhoff, Rudolf, Dr. ing., Fabrikbesitzer in Biebrich a. Rh. 

Kraepelin, Karl Mathias Friedrich, Prof., Dr., Direktor des natur- 
historischen Museums in Hamburg. 

Bolau, Heinrich, Dr., Direktor des zoologischen Gartens in Hamburg. 

Kükenthal, Willy, Dr. phil., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. 
Instituts und Museums der Universität Breslau. i 

Seeley, Harry Govier, Professor of Geography and Lecturer in Geology am 
King’s College in London. 

v. Behring, Emil, Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Prof. der 
Hygiene an der Universität Marburg i. H. 

Murray, John, Dr. phil., Director of the Challenger Expedition Publi- 
cations Office in Edinburgh. 

Scharff, Robert, Dr. phil., Keeper of the Science and Art Museum in 
Dublin (von hier). 

Bücking, Hugo, Dr. phil., Prof. der Mineralogie an der Universität 
Straßburg i. E. 

Greim, Georg, Dr. phil., Prof. der Geologie an der technischen Hoch- 
schule in Darmstadt. 

Möller, Alfred, Dr. phil., Forstmeister und Professor der Botanik an 
der Forstakademie in Eberswalde. 

Lepsius, Richard, Dr. phil., Geh. Oberbergrat, Prof. der Geologie und 
Mineralogie an der technischen Hochschule und Direktor der geolo- 
gischen Landesanstalt für das Großherzogtum Hessen in Darmstadt. 


1896 


1897. 


1897. 


1897. 


1897. 
1898. 


1898. 
1898. 
1898. 
1898. 
1898. 
1898. 
1899. 


1899. 


1899. 


1899. 
1899. 
1899. 


1899. 
1899. 
189. 


1900. 
1900. 


1900. 


1900. 
. Fresenius, Heinrich, Dr. phil., Prof. in Wiesbaden. 
1900. 
1900. 
. Montelius, Oskar, Dr., Prof. in Stockholm. 
1900. 
1901. 
1901. 


1901. 
1901. 


1901. 


— + — 


von Méhely, Lajos, Prof., Kustos des Nationalmuseums in Budapest. 

Verbeek, Rogier Diederik Marius, Dr. phil. h. c., Ingenieur en chef 
des mines des Indes Néerlandaises in Buitenzorg, Java. 

Voeltzkow, Alfred, Prof., Dr. phil., in Berlin. 

Rüst, David, Dr. med. in Hannover. 

Kaiser, Heinr., Dr., Prof. an der tierärztlichen Hochschule in Hannover. 

v. Ihering, H., Prof., Dr., Direktor des Museums in Säo Paulo, Bra- 
silien. 

Forel, A., Dr. med., Prof. in Chigny bei Morges, Kanton Waadt. 

Retter, Apotheker in Samarkand, Turkestan. 

Sarasin, Fritz, Dr. in Basel. 

Sarasin, Paul, Dr. in Basel. 

Burckhardt, Rud., Prof., Dr., Privatdozent an der Universität Basel. 

Schmiedeknecht, Otto, Prof., Dr., Blankenburg in Thüringen. 

Kossel, Albrecht, Dr. med., Prof. der Physiologie und Direktor des 
physiologischen Instituts der Universität Heidelberg. 

Maryaüski, Modest, Bergingenieur in Santa Maria bei Albany, West- 
australien. 

Stirling, James, Government Geologist of Victoria in Melbourne. 

Le Souéf, Dudley, Director of the Acclimatisation Society, Royal Park 
in Melbourne. 

Martin, Charles James, Dr., Director of the Lister Institute of Preventive 
Medicine in London. 

Strahl, H., Dr. med., Prof. der Anatomie und Direktor des anat. In- 
stituts der Universität Gießen. 

Fischer, Emil, Dr. med. in Zürich. 

Lenz, H., Prof., Dr. phil., Direktor des naturhistor. Museums in Lübeck. 

Schenck, H., Dr. phil., Prof. der Botanik und Direktor des bot. Gartens 
in Darmstadt. 

Dönitz, Wilhelm, Prof., Dr. med., Geh. Med.-Rat in Charlottenburg. 

Ludwig, H., Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Zoologie und Direktor 
des zool. Instituts und Museums der Universität Bonn. 

Engelmann, W., Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. der Physiologie und 
Direktor des physiol. Instituts der Universität Berlin. 

Munk, Herm., Dr. med., Prof. der Physiologie an der Universität Berlin. 


Zinndorf, Jakob in Offenbach. 
Spandel, Erich in Nürnberg. 


Becker, Jago, Direktor in Valencia (Spanien). 

Thilo, Otto, Dr. med. in Riga. 

Nissl, Franz, Dr. med., Prof. der Psychiatrie und Direktor der psychia- 
trischen Klinik der Universität Heidelberg. 

von Wettstein, Rich., Dr., Prof. in Wien. 

Steindachner, Franz, Dr. phil., Geh. Hofrat, Intendant des K. K. 
naturhist. Hofmuseums in Wien. 

Heerwagen, Aug., Dr., Prof., Direktor der Naturhist. Gesellsch. in Nürnberg. 


1901. 


1901. 
1901. 
1901. 
1901. 


1901. 
1902. 


1902. 
1902. 


1902. 


1902. 
1902. 
1902. 


1902. 


1902. 


1903. 
1903. 


1903. 
1903. 
1903. 
1903. 


1904. 
1904. 
1904. 
1904. 
. Brauer, August, Prof., Dr., Privatdozent an der Universität Marburg. 
1905. 
1908. 


— 9 — 


v. Graff, Ludw., Dr., Hofrat, Prof. der Zoologie und Direktor des 
zool. Instituts der Universität Graz. 

Döderlein, Ludw., Dr., Prof. in Straßburg i. Els. 

Simroth, Heinr., Dr., Prof. in Leipzig. 

Schillings, C. G., Weiherhof bei Düren. 

Lampert, Kurt, Prof., Dr., Oberstudienrat und Vorstand des Naturalien- 
Kabinets in Stuttgart. 

Friese, Heinrich, in Jena. 

Tréboul, E., President de la Société nationale des sciences naturelles 
et mathématiques, Cherbourg. 

Schneider, Jakob Sparre, Direktor des Museums in Tromsö. 

Kayser, E., Dr., Prof. der Geologie und Paläontologie und Direktor 
des Geol. Instituts der Universität Marburg. 

Spengel, J. W., Dr., Geh. Rat, Prof. der Zoologie und Direktor des 
zool. Instituts der Universität Gießen. 

Credner, Herm., Dr., Prof., Geh. Bergrat in Leipzig. 

Reis, Otto M., Landesgeolog in München. 

Notzny, Albert, Bergwerksdirektor und Bergassessor auf Heinitzgrube 
in Beuthen, Oberschlesien. 

Beyschlag, Franz, Prof., Dr., Geh. Bergrat, wissensch. Direktor der 
geol. Landesanstalt in Berlin. 

Schmeisser, K., Geh. Bergrat, I. Direktor der geol. Landesanstalt und 
Bergakademie in Berlin. 

de Man, J.@., Dr. in Ierseke, Holland. 

Boveri, Theod., Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts 
der Universität Würzburg. 


. Weidmann, Karl, Kgl. Torfverwalter in Carolinenhorst, Pommern. 


Oestreich, Karl, Dr., Privatdozent in Marburg (von hier). 


. Preiss, Paul, Geometer in Ludwigshafen. 


Schaudinn, Fritz, Dr., Regierungsrat, Privatdozent an der Universität 
Berlin. 

Weber, Max, Dr., Prof. der Geologie und Direktor des zool. Instituts 
in Amsterdam. 

Fürbringer, Max, Dr., Geh. Hofrat, Prof. der Anatomie und Direktor 
des anatomischen Instituts der Universität Heidelberg. 

de Vries, Hugo, Dr., Prof. der Botanik in Amsterdam. 

Schlosser, Max, Dr., Kustos der paläont. Sammlung in München. 

Klunzinger, B., Dr., Prof. emer. in Stuttgart. 

v. Schröter, Guido, Konsul des deutschen Reiches in San Jos6, Costa- 
Rica. 

Vigener, Anton, Apotheker in Wiesbaden. 

Wolterstorff, W., Dr., Kustos des naturhistor. Museums in Magdeburg. 

Vicomte du Buysson, Robert in Paris. 

Seine Durchlaucht Fürst Albert von Monaco in Monte Carlo. 


Hauthal, Rudolf, Prof., Dr., Direktor des Rémermuseums in Hildesheim. 
Hagenbeck, Karl, in Stellingen bei Hamburg. 


— oy — 


1905. v. Linstow, Otto, Dr. med., Generaloberarzt a. D. in Göttingen. 

1905. Langley, J. N., Prof., Dr. in Cambridge. 

1905. Löb, Jacques, Prof., Dr. in San Francisco. 

1905. Haberlandt, Gottlieb, Dr., Prof. der Botanik und Direktor des bot. 
Gartens der Universität Graz. 


Rechte der Mitglieder. 


Durch die Mitgliedschaft werden folgende Rechte er- 
worben : 


1. Das Naturhistorische Museum an Wochentagen von 
8—1 und 3—6 Uhr zu besuchen und Fremde ein- 
zuführen. 

2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen 
und wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen. 

3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen. 

Außerdem erhält jedes Mitglied alljährlich den „Bericht“. 


— goge — 


Auszug aus der Bibliothek-Ordnung. 


. Den Mitgliedern der Senckenbergischen Naturforschenden 
Gesellschaft, sowie denen des Ärztlichen Vereins, des 
Physikalischen Vereins und des Vereins für Geographie 
und Statistik steht die Bibliothek an allen Werktagen von 
10—1 Uhr und — Samstag ausgenommen — von 6—8 Uhr 
zur Benutzung offen. Das Ausleihen von Büchern findet 
nur in den Vormittagsstunden statt. 

. Das Lesezimmer ist dem Publikum zugängig und jeder- 
mann kann daselbst Bücher zur Einsicht erhalten. Bücher, 
die am Abend im Lesezimmer benutzt werden sollen, müssen 
bis spätestens 11 Uhr am Vormittage des betreffenden 
Tages schriftlich bestellt sein. 

. Zur Entleihung von Büchern sind die hiesigen Mitglieder 
der beteiligten Vereine und deren Dozenten berechtigt. 
Die Bibliothekare sind gehalten, in zweifelhaften Fällen 
den Ausweis der persönlichen Mitgliedschaft durch die 
Karte zu verlangen. Auswärts wohnende Mitglieder sowie 
andere Personen haben den Bürgschein eines hier wohnenden 
Mitgliedes beizubringen. 

. An ein Mitglied können gleichzeitig höchstens 6 Bände 
ausgeliehen werden; 2 Broschüren entsprechen 1 Band. 

. Die Rückgabe der Bücher an die Bibliothek hat nach 
4 Wochen zu erfolgen; die Entleihungsfrist kann jedoch 
verlängert werden, wenn die Bücher nicht von anderer 
Seite in Anspruch genommen werden. 

. Jeder Entleiher ist verpflichtet, der von der Bibliothek an 
ihn ergangenen Aufforderung zur Zurückgabe unbedingt 
Folge zu leisten, ferner im Falle einer Reise von mehr 
als acht Tagen die Bücher vorher zurückzugeben, wenn 
auch die Entleihungsfrist noch nicht abgelaufen sein sollte. 
. Auswärtige Dozenten erhalten Bücher nur durch Bevoll- 
mächtigte, die Mitglieder unserer Gesellschaft oder eines 
der genannten Vereine sind und den Versand besorgen. 
. Am 15. Mai jeden Jahres sind sämtliche entliehenen Bücher 
behufs Revision, die Anfang Juni stattfindet, an die 
Bibliothek zurückzuliefern. 


| Bilanz | 
und. 


Übersicht der Einnahmen und Ausgaben. | 


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— 102? — 


Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen. 


I. Sitzung vom 22. Oktober 1904. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Der Vorsitzende begrüßt zunächst die zahlreich erschiene- 
nen Mitglieder und ihre Damen zu Beginn des Wintersemesters 
und gedenkt sodann mit warmen Worten der schweren Verluste, 
die die Verwaltung in den letzten Wochen durch den Tod der 
arbeitenden Mitglieder Geh. Med.-Rat Prof: Dr. C. Weigert, 
C. von Erlanger und D. F. Heynemann erlitten hat, _ 

Des weiteren berichtet der Vorsitzende eingehend über die 
Tätigkeit der Gesellschaft in dem abgelaufenen, 
arbeitsreichen Sommerhalbjahr. Der Museumsnenbau 
an der Viktoria-Allee, zu dem am 15. Mai d. Js. der 
Grundstein gelegt: worden ist, ist inzwischen mächtig in die 
Höhe gewachsen, so daß die beiden Seitenflügel und der hintere 
Quertrakt voraussichtlich noch vor Winter unter Dach kommen 
werden. 

Die Arbeiten der Sektionäre und Beamten innerhalb des 
Museums waren vorwiegend der Einrichtung des Neubaues ge 
widmet, besonders der Herrichtung der neuen Schau- 
sammlung, für die zahlreiche Mitglieder der Gesellschaft in 
dankenswerter Weise bestrebt gewesen sind, Material sowohl 
an niederen Tieren wie auch an einheimischen Vögeln und Säuge- 
tieren zu beschaffen. Gerade die heimische Fauna sell ja 
im neuen Museum besondere Berücksichtigung finden und in 
großen biologischen Gruppen zur Anschauung gebracht werden. 
Allein das hierzu erforderliche Material zu gewinnen, ist nicht 
leicht. Es ist tatsächlich weniger schwierig, z. B. eine Giraffe 
oder einen Eisbären zu erlangen wie ünser einheimisches Rot- 


— 100* — 


wild, dessen Geweihe unsere Jäger als Jagdtrophäen zu be- 
wahren pflegen. So ist es besonders erfreulich, daß dem Museum 
in den letzten Wochen ein prachtvoller Spessarthirsch, ein 
Zehnender aus dem Taunus und ein alter fetter Dachs aus 
Oberhessen als Geschenke überwiesen worden sind. Gerade 
jetzt in der Jagdsaison sei desbalb ein Appell an 
alle hochherzigen Freunde des edlen Weidwerkes 
gerichtet, das Museum in seinem Vorhaben zu unter- 
stützen undihmeinheimisches Wild zur Aufstellung 
in der neuen Schausammlung zu überlassen. 

Ebenso ist es ein besonderer Wunsch der Gesellschaft, im 
Hinblick auf das neue Museum in den Besitz einer vollständigen 
Geweihsammlung unseres einheimischen Rotwildes 
zu gelangen, durch die die Geweihbildung und Geweihentwick- 
lung vom Spießer bis zum Achtzehnender zur Anschauung ge- 
bracht werden könnte. 

Denselben Zweck, reiches Material besonders an Fischen 
und niederen Tieren sowie an anatomischen Präpa- 
raten für die neue Schau- und Unterrichtssammlung zu be- 
schaffen, hat eine Sammelreise an die norwegische Küste 
verfolgt, die Kustos Dr. Römer in den Monaten Juli bis Sep- 
tember im Auftrage der Gesellschaft und aus den Mitteln der 
v. Reinach-Stiftung unternommen hat. 


Hierauf hält Gerichtschemiker Dr. G. Popp einen an- 
ziehenden Vortrag über: 


„Neuere naturwissenschaftliche Errungenschaften 
in ihrer Bedeutung für die Kriminalistik. 


Der bedeutende Aufschwung auf allen Gebieten der Natur- 
wissenschaften, der sich bekanntermaßen in den letzten Dezen- 
nien vollzogen hat, hat nicht nur einen mächtigen Einfluß auf 
unser ganzes Kulturleben ausgeübt, indem er zum Teil unsere 
alten Anschauungen über Weltall und Menschheit umgestürzt, 
zum Teil dieselben in neue Bahnen gelenkt hat, sondern er 
macht sich aueh in denjenigen Disziplinen geltend, die sonst 
streng konservativ an alten Formen haften, wie in der Theo- 
logie und in der Jurisprudenz. 

In letzterer ist es namentlich die Kriminalwissen- 
schaft, die sich der Naturwissenschaften in immer wachsendem 


— 1 — 


Maße bedient und von den neueren Forschungen und unter- 
suchungstechnischen Hilfsmitteln Nutzen gezogen hat. 

Die Kriminalogie hat als eine ihrer Unterabteilungen nach 
Groß die Kriminalistik, die sich einerseits mit der Er- 
scheinungslehre des Verbrechens und anderseits mit der Unter- 
suchungskunde befaßt. Letztere stand bis vor wenigen 
Jahren wissenschaftlich auf einer sehr niedrigen Stufe und man 
begnügte sich bei der Nachforschung von Verbrechen meist mit 
den Wahrnehmungen, die subalterne Kriminalbeamte innerhalb 
des Kreises ihrer meist oberflächlichen Allgemeinbildung zu 
machen vermochten. | 

Da, wo es unvermeidlich war, zog man wohl einen Arzt 
zur Erstattung eines Gutachtens heran; doch ließ man ihn in 
den seltensten Fällen einen wesentlichen Anteil an dem Unter- 
suchungsgang selbst nehmen. Die Mitwirkung des Chemikers 
beschränkte sich meist auf die Untersuchung von Leichenteilen 
auf Gifte, von Medikamenten, Nahrungsmitteln u. s. w., ohne daß 
er aber im übrigen sich weiter an der Voruntersuchung betei- 
ligt hätte. 

Erst im letzten Dezennium hat man sich gewöhnt, außer 
dem Arzt auch andere geschulte Mikroskopiker und Naturwissen- 
schaftler heranzuziehen, und man erkannte bald, wie wichtig 
die Mitwirkung derselben im Kriminalfall von erster Stunde an 
und in innigem Konnex mit dem Untersuchungsrichter zu sein 
vermag. 

Die heutigen Darlegungen des Redners verfolgen den Zweck, 
an der Hand von einigen Beispielen aus der Praxis zu 
zeigen, wie fruchtbringend sich die Verwendung von Mikroskop 
und Photographie unter Berücksichtigung der neueren natur- 
wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Kriminalforschung er- 
wiesen hat. 

‘ Es würde zu weit führen, hier darauf einzugehen, welche 
Fortschritte die Chemie, die. Elektrochemie, die Bakteriologie 
und die wissenschaftliche Photographie in den letzten Jahren 
gemacht haben und inwiefern diese Fortschritte in einzelnen 
Fällen für die Kriminalforschung von Nutzen zu sein vermögen, 
Doch erinnert der Redner daran, daß es heute zum Beispiel 
möglich geworden ist, mit Hilfe der: Elektrolyse: und nachfol- 
gender Anwendung von chemischen. Reaktionen noch ein Mil- 


— 105* — 


lionstel Gramm Arsen mit Sicherheit nachzuweisen, ja, 
daß man durch Züchtung verschiedener Schimmelpilze auf dem 
arsenhaltigen Nährboden noch Arsen in einer Verdünnung von 
1:10000000 durch eine Geruchsentwickelung wahrnehmen kann. 
Ebenso geringe Spuren von anderen Giften lassen sich noch in 
der Wirkung erkennen, die sie unter dem Mikroskop auf Mikro- 
organismen auszuüben vermögen, und endlich hat die Biochemie 
in neuerer Zeit die Differenzierung verschiedener Blutarten in 
Blutflecken, ja in mehrere Jahrtausende alten Mumien er- 
möglicht. 


Auf diese Verhältnisse kommt der Vortragende an der Hand 
der am Lichtschirm vorgeführten Beispiele aus seiner Praxis 
als Gerichtschemiker weiter zu sprechen. 


Das erste Bild zeigt einen Fleck in der Jacke einer Kinds- 
mörderin, die die stattgehabte Geburt leugnete. Die mikro- 
chemische Analyse der herausgeschnittenen Flecke ermöglichte es, 
festzustellen, daß diese Flecke durch Frauenmilch veranlaßt 
wurden und nicht durch eine andere seröse Körperflüssigkeit ; 
denn die Flecke enthielten, auf Trockensubstanz mit 2 Prozent 
Wassergehalt berechnet, 21,22 Prozent Milcheiweiß, 18,6 Pro- 
zent Fett, 48,8 Prozent Milchzucker. Ferner ergab die mikro- 
skopische Prüfung eines wässerigen Auszuges aus den Flecken, 
daß in denselben zahlreiche Milchkügelchen vorhanden waren, 
dabei aber keine Colostrumkörper. Es konnte auf diese 
Weise noch monatelang nach dem Entstehen der Flecke die 
angebliche Provenienz derselben auf ihre Richtigkeit geprüft 
werden. 


Eine sehr vielseitige Anwendung findet die mikroskopische 
Untersuchung von Schriften und die mikrochemische Analyse 
der dazu benutzten Tinte. Es ist aber in vielen Fällen nicht 
notwendig, die Schrift an der betreffenden Stelle durch chemische 
Reagentien zu zerstören, sondern die orthochromatische 
Mikrophotographie läßt feine, dem Auge nicht ohne wei- 
teres sichtbare Farbenunterschiede auf der photographischen 
Platte. zur Erscheinung bringen. Dadurch ist es dem. Unter- 
sucher möglich, objektiv den Beweis zu erbringen, ob in einer 
‚Urkunde Einfügungen stattgefunden haben, ob dieselben kürzere 
oder längere Zeit nach Anfertigung der Urkunde geschrieben 


- 106 — 


wurden, ob andere Tinte dazu verwandt worden ist oder was 
selbst nach Auslöschung der Schrift mit Chemikalien oder unter 
Umständen auch nach Rasuren an der betreffenden Stelle ge- 
standen hat. 


Findet man unter der Lupe an einem des Gebrauchs als 
Mordwaffe verdächtigen Messer Stofffäden, die bei oberfläch- 
licher Betrachtung nach Analogie der Farbe und Faser mit dem 
durchstochenen Kleidungsstück übereinstimmen können, so er- 
möglicht die Mikrophotographie, objektiv den Beweis der Identität 
für jeden Laien klar zu erbringen. Namentlich aber ist die 
Erbringung des Identitätsbeweises jetzt möglich in bezug auf die 
Farbe und zwar durch Anwendung der Photographie in 
natürlichen Farben, die kürzlich durch Dr. König in den 
Höchster Farbwerken auf eine sehr vollkommene Stufe gebracht 
worden ist. 


Die Untersuchung von Blutflecken durch das Mikroskop 
sowie durch chemische Reaktionen allein war seither nur in 
vereinzelten Fällen genügend beweiskräftig; denn die Frage, 
ob das vorgefundene Blut Menschenblut sei, war bisher kaum 
mit Sicherheit zu lösen. Erst die biochemische Methode von 
Uhlenhuth, Wassermann und Schütze zeigte mit Hilfe 
des Serums von Tieren, die mit der nachzuweisenden Blutart 
vorbehandelt wurden, einen Weg zur einwandfreien Differen- 
zierung der verschiedenen Eiweißarten und damit auch der Pro- 
venienz eines vorgefundenen Blutfleckes. Es ist nach Weichardt 
selbst gelungen, Affen- und Menschenblut sowie das Blut ver- 
schiedener menschlicher Individuen durch Verfeinerung der 
Uhlenhuthschen Methode zu differenzieren. Parallel mit dieser 
Methode geht die von Landsteiner und Richter angegebene 
Differenzierungsmethode, die darauf beruht, daß Menschenblut 
durch heterologe Blutarten agglutiniert wird. 


Zur Aufsuchung unscheinbarer Blutflecken sind durch den 
Redner farbige Lichtfilter, d. h. gefärbte Glasplatten oder 
Gelatinefolien, die zwischen Auge und Gegenstand eingeschaltet 
werden, in vielen Fällen mit Erfolg benutzt worden und die 
Fermentreaktionen gegenüber Leukofarbstoffen und Wasserstofi- 
superoxyd ermöglichten es, die gefundenen Flecke an Ort und 
Stelle einer klaren Vorprüfung zu unterziehen. 


— 1008 — 


Der Vortragende wendet sich dann zu der in den letzten 
Jahren schon vielfach mit Erfolg angewandten Daktyloskopie, 
d. h. der Erforschung der Zeichnungen der Papillarlinien an den 
Fingerspitzen, deren Mannigfaltigkeit zur Identifizierung von 
Personen im allgemeinen Polizeidienst sowohl wie auch namentlich 
auf Grund von hinterlassenen Fingerabdriicken am Orte des 
Verbrechens ein sicheres Hilfsmittel bietet. 

Zahlreiche Lichtbilder illustrieren diese Ausführungen 
und beweisen den Nutzen, den die moderne Naturwissen- 
schaft bei der Aufdeckung und Klarstellung von 
Verbrechen zu leisten vermag. 


II. Sitzung vom 29. Oktober 1904. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


‘Mit herzlichen Worten begrüßt der Vorsitzende den be- 
kannten Afrikaforscher Karl Schillings aus Weiherhof bei 
Düren, der seit einer Reihe von. Jahren der Senckenbergischen 
Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied angehört. 
Mit Blitzlicht und Büchse hat Schillings zu wiederhol- 
ten Mailen die Massai-Steppen vom Kilimandjaro zum Viktoriasee 
durchstreift- und während seines Aufenthaltes in Deutschostafrika 
mit unvergleichlichem Mut seine ganze Kraft in den Dienst 
der Idee gestellt, das Großtierleben der afrikanischen 
Wildnis an Ort und Stelle selbst inphotographischen 
Angenblicksaufnahmen festzulegen. So hat er der 
Wissenschaft einen: kostbaren Schatz unanfechtbarer „Urkunden 
der Natur” gesammelt, die für alle Zeiten einen unvergänglichen 
Wert besitzen. Aber auch reiches Material an Säugetieren und 
Vögeln hat Schillings aus dem äquatorialen Ostafrika heim- 
gebracht und damit freigebig den Berliner Zoologischen Garten 
und verschiedene naturhistorische Museen Deutschlands bedacht. 
Auch das hiesige Museum besitzt reiche Schätze 
aus seiner Ausbeute, vor allem eine prachtvolle, alte Giraffe, 
die den Namen des kühnen Forschers Giraffa schillingsi Mtsch. 
trägt, eine Zebra-Familie, zahlreiche Antilopen und Gazellen, 
Hyänen und andere Tiere, die in der Schausammlung des neuen 
Museums zu einer biologischen Gruppe „Deutschostafrikanisches 
Tierleben® vereinigt werden sollen. Für diese zahlreichen Zu- 


— 108* — 


wendungen spricht der Vorsitzende dem Redner den warmen 
Dank der Gesellschaft aus. 

Hierauf halt Herr Karl Schillings einen durch pracht- 
volle, zum Teil farbige Lichtbilder erläuterten, hochinteressanten 
Vortrag, der von den außerordentlich zahlreich erschienenen 
Zuhörern mit lebhaftem Beifall aufgenommen wird: 


„Die Tierwelt der Massai-Hochländer mit besonderer 
Berücksichtigung ihres Aussterbens.“ 


In seiner Einleitung schildert der Redner zunächst die 
Landschaft der von ihm bereisten Gebiete Deutschostafrikas. 
Photographische Aufnahmen der Massai-Steppen mit vorüber- 
ziehenden Karawanen, in der Ferne graue Berge und der mächtige 
Kilimandjaro, wechseln ab mit tropischen Seelandschaften und 
mit Bildern des afrikanischen Urwaldes. Sodann bespricht der 
Redner das Verfahren des Photographierens in derWildnis 
und die großen Schwierigkeiten, denen dasselbe begegnet. 
Schillings hat sich nicht nur auf Tagesaufnahmen mittels 
Fernphotographie (bis zu einer Entfernung von 600 Meter) be- 
schränkt, zu denen ihm die vorzüglichen Apparate der optischen 
Anstalt C. P. Goerz in Friedenau zur Verfügung standen; er 
hat auch eigenartige, selbsttätige Vorrichtungen ersonnen, durch 
die es ermöglicht worden ist, die wilden Tiere bei Nacht 
aus allernächster Nähe mittels Blitzlicht aufzu- 
nehmen. So ist es gelungen, das Tierleben der Wildnis in 
seinen charakteristischen Zügen auf die photographische Platte 
zu bannen und ausgezeichnete Bilder zu schaffen, die mit ge- 
radezu plastischer Klarheit die Fauna des Aquatorialen Ostafrika 
zur Anschauung bringen. 

In ungeheuren Scharen sammelt sich unser heimischer 
Storch in den weiten Ebenen am Viktoriasee, um die Rück- 
reise über das Mittelmeer in die nordische Heimat anzutreten; 
zahllose Flamingos beleben den Salzsumpf der Massai-Steppe 
und an den überhängenden Zweigen hoch tiber dem Wasserspiegel 
sind die kunstvollen Nester der Webervögel befestigt. Ganze 
Rudel Strauße verlieren sich in der weiten Steppe; Gruppen 
von Geiern streiten sich zeternd mit Hyänen und Schakalen 
um die verwesende Beute und eine Herde von Pavianen 
tummelt sich spielend zwischen den gestrüpp-bewachsenen Felsen. 


_ 109% — 


Die verschiedensten Antilopen- und Gazellen-Arten 
bewohnen die weiten Ebenen der Massai-Hochländer. Soweit 
das Auge reicht, scheint die Steppe von Wild belebt; bald sind 
es einzelne Tiere, bald ganze Herden. In der klaren Luft läßt 
sich jedes einzelne Stück erkennen, nur wo durch tausende von 
Hufen der Staub aufgewirbelt wird, verschwimmt das Bild in 
einer undurchsichtigen Wolke. Es sind Weißbartgnus, Kuh- _ 
antilopen und Zebras. In Herden geht das prächtige Tiger- 
pferd zur Tränke, voran der führende Zebrahengst, vorsichtig 
und sichernd; ihm folgt die Masse der Herde, wenn sie kein 
Warnruf des Leittieres in das Dunkel des Urwaldes zurück- 
scheucht. Zur selben Tränke wie Zebra und Gazelle schleicht 
auch der Leopard und der Löwe, und nicht einzeln; Schil- 
lings konnte, als einer der ersten, das rudelweise Zusammen- 
leben des Löwen in der Wildnis beobachten. Seine Löwenauf- 
nahmen zeigen imposante Gestalten des Königs der Tiere, einen 
alten Mähnenlöwen an der Tränke, eine Löwin, die einen 
Esel beschleicht, Löwe und Löwin beim Niederreißen eines 
Stieres u. a. 

Am gewaltigsten treten uns aber jene Riesen des äqua- 
torialen Afrikas entgegen, die uns anmuten wie Überbleibsel 
aus einer längst entschwundenen Zeit, Giraffe, Elefant, Fluß- 
pferd und Nashorn; ein ganzes Rudel Giraffen, dicht an- 
einander gedrängt im lichten Mimosenwalde, ein alter Giraffen- 
hengst in Gemeinschaft mit zwei gewaltigen Elefantenbullen 
mit mächtigen Stoßzähnen, Flußpferde schwimmend und auf 
einsamem Pfade nächtlich zur Äsung ziehend, das zweihörnige 
Rhinozeros im Ansturm auf den mit größter Seelenruhe 
photographierenden Schützen. 

So tritt uns aus diesen Bildern das Tierleben entgegen, 
wie es augenblicklich noch im Norden des riesigen Kilimandjaro 
dem Auge des kühnen Forschers sich darbietet. Aber mit dem 
Vordringen der Kultur in das Innere des dunklen Erdteils wird 
der Wildbestand jener Steppen und Urwälder mehr und mehr 
gelichtet und bald genug werden jene gigantischen Formen 
der zentralafrikanischen Fauna der Vergangenheit angehören. 
Dann werden Schillings’ Lichtbilder sichere Kunde geben 
können von dem reichen Tierleben, das heute noch in den 
Massai-Hochländern entwickelt ist. 


— 110° — 


III. Sitzung vom 5. November 1904. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 
Dr. J. Wilhelmi spricht über: a 
„Regeneration und Entwickelung“. 


Alle Organismen verfallen dem Tode, aber an Stelle des 
Zerstörten sprießt neues Leben. Dieses ewige „Werden und 
Vergehen“ in der Natur bezeichnet Goethe so treffend mit 
den Worten: „Das Leben ist die schönste Erfindung der Natur 
und der Tod ist ihr Kunstgriff, viel Leben zu haben“. Fast 
möchte es uns aber scheinen, als ob nur die höheren Tiere 
den Tod erleiden. Während nämlich die niederen Tiere, die 
einzelligen, sich durch Teilung fortpflanzen, wird bei den höheren 
Tieren das Leben nur durch einen kleinen Teil, den Keim, auf 
die Nachkommen vererbt. Durch diesen Prozeß werden ebenso 
viel neue Tiere geschaffen, als alte zugrunde gehen. Denselben 
Wechsel sehen wir in dem Lebensprozeß des einzelnen Indivi- 
duums, in den Erscheinungen des Stoffwechsels, Verbrauch und 
Ersatz des Stoffes in besonderen Fällen, wie z. B. Neubildung 
von roten Blutkörperchen (Regeneration im engeren Sinne), 
Geweihneubildung und Häutungen der Gliedertiere (physiologische 
Regeneration) leiten uns zu der eigentlichen Regeneration, deren 
Ursache eine außergewöhnliche oder pathologische ist. 

Die Fähigkeit der Regeneration ist im ganzen Tier- 
reich weit verbreitet und entspricht der Zweckmäßigkeit, wie 
die folgenden Beispiele zeigen werden. Die einzelligen Tiere 
kann man beliebig zerschneiden und alle Stücke wachsen, wenn 
sie einen Teil des Kernes enthalten, zu vollkommenen Tieren 
aus. Hier erhebt sich die Regeneration nicht viel über die Er- 
scheinung der ungeschlechtlichen Fortpflanzung durch Teilung. 
Bekannt ist die Regenerationsfähigkeit unserer Süßwasser- 
polypen, die man in die kleinsten Stücke zerhacken kann; 
alle Teilstückchen wachsen wieder zu vollkommenen Individuen 
aus. Auch die Würmer besitzen zum großen Teil eine bedeu- 
tende Regenerationsfähigkeit. Die Versuche von Morgan, Löb, 
Voigt u.a. haben gezeigt, daß die Planariden (Süßwasser- 
turbellarien) nahezu jede Verstüimmelung mit vollständiger Wie- 
derherstellung beantworten. Alle Teilstücke einer zerschnittenen 
Planaride bilden in kurzer Zeit den Kopf mit Gehirn und Augen 


— 111 — 


und alle Organsysteme wieder. Durch Einschnitte lassen sich 
an beliebigen Stellen des Tieres Bildungen von Köpfen mit Ge- 
hirn und Augen hervorrufen (Heteromorphose) und so kann 
man Planariden mit mehreren Köpfen und Schwänzen züchten. 
Diese Versuche hat der Vortragende, wie die aufgestellten Prä- 
parate zeigen, wiederholt. 

Besonders deutlich läßt sich die Zweckmäßigkeit der Re- 
generation bei den Krabben und anderen Gliedertieren er- 
kennen, die auf Selbstamputation eingerichtete Extremitäten 
besitzen (Autotomie). Bei Salamanderlarven, denen von 
Wasserkäfern u. s. w. leicht der Schwanz und die Beine ab- 
gebissen werden, bilden sich die verlorengegangenen Teile in 
nicht zu langer Zeit neu. 

Da also gerade die leicht verletzbaren Teile am besten 
regeneriert werden, so müssen wir die Regeneration als eine 
sehr nützliche Eigenschaft der Tiere betrachten. Da 
sie aber in sehr ungleicher Weise auf die einzelnen Tiere ver- 
teilt ist, so steht sie demnach in keinem Verhältnis zur Orga- 
nisationshöhe der Tiere, sondern hängt von der Art der Ver- 
letzbarkeit des betreffenden Teiles und der Verletzungswahr- 
scheinlichkeit ab; sie ist demnach eine Anpassung an die 
Lebensbedingungen, also sekundär erworben. Da es sich 
bei der Regeneration um die Neubildung der verschiedensten 
Gewebe und die Umbildung eines Teiles des alten Gewebes 
handelt, so liegt ein Vergleich der Regenerationserscheinungen 
mit denen der embryonalen Entwickelung nahe. 

Die ungeschlechtliche Fortpflanzung der einzelnen Tiere 
durch Zellteilung (Amitose) deckt sich im wesentlichen mit den 
Erscheinungen der Regeneration derselben. Alle höheren Tiere 
entwickeln sich ebenfalls durch Zellteilung einer einzelnen Zelle, 
der Eizelle; die Vorgänge bei dieser Kern- und Zellteilung sind 
freilich wesentlich kompliziertere (Karyokinese). Bevor die Ei- 
zelle befruchtungsfähig ist, muß sie eine Reihe von Verände- 
rungen, die Reifeerscheinungen, durchmachen. Die Eireifung 
besteht im wesentlichen in der Vierteilung der Eizelle, indem 
sich drei kleinere Zellen (Richtungskörper) mit je einem Viertel 
der in dem ursprünglichen Eikern liegenden Vererbungssubstanz 
(Kernschleifen) absondern. Ganz ähnlich verläuft die Bildung 
der Samenzellen aus den Urkeimzellen. Durch zweimalige Tei- 


— 119 — 


lung derselben (Spermatocyten erster und zweiter Ordnung) ent- 
stehen vier Zellen (Spermatiden), die je ein Viertel der. in dem 
Kern der ursprünglichen Keimzelle liegenden Vererbungssubstanz. 
enthalten. Die durch komplizierte Vorgänge der Kern- und 
Kernschleifenteilung (Äquations- und Reduktionstheorie) bei der 
Eireifung erfolgte Entfernung von dreiviertel der ursprünglichen 
Kernschleifenzahl bewirkt also, daß nun bei der Vereinigung 
der männlichen und weiblichen Zelle (Befruchtung) die Ver- 
erbungssubstanzen (Kernschleifen) von männlicher und weiblicher 
Seite in gleicher Anzahl zusammenkommen. Nach der Befruch-. 
tung, deren Wesen in der Vereinigung des Kernes der Samen- 
und der Eizelle besteht, beginnt die regelmäßige Zellteilung 
(Blastula) und Sonderung zu den Keimblättern (Gastrulation). 
Die bei der weiteren Entwickelung beobachtete Erscheinung, 
daß höhere Tiere Organe niedriger organisierter Tiere embryonal 
vorübergehend aufweisen, lehrt, daß bei der Entwickelung 
des einzelnen Individuums (Ontogenie) die Entwicke- 
lung des Stammes (Phylogenie) teilweise wiederholt 
wird (biogenetisches Grundgesetz); erwähnt sei hier die Ähn- 
liehkeit des menschlichen Embryos mit den niedrigsten Wirbel- 
tieren, den Fischen, bezüglich der Kiemenspalten, des Herzens, 
der Arterienbögen und der Skelettbildung. 

Die frühere Annahme, daß jeder Organismus von Anfang an 
in allen seinen Teilen vorhanden sei (Präformationstheorie) und 
zur Entwickelung nur des Wachstums und der Entfaltung (Evo- 
lutio) bedürfe (Theorie der Lehre von der Einschachtelung), 
wurde durch den Nachweis der Neubildung (Epigenesis) aller 
Teile des Embryos umgestoßen. Diese Theorie ist nun in neuer 
Zeit durch Weismann insofern wieder etwas modifiziert wor- 
den, als für die Zellen immerhin eine Verschiedenheit ihrer 
Anlage, ihrer Erbmasse, angenommen werden muß (Neopräfer- 
mismus). 

Mit den Vorgängen der embryonalen Entwickelung decken 
sich nun die Erscheinungen der Regeneration nicht, indem ver- 
loren gegangene Teile durchaus nicht immer aus der Anlage 
regeneriert werden, aus der sie embryonal hervorgegangen sind. 
Diese Anlagen sind wohl gleicher Abstammung, aber zur Er- 
klärung der Regeneration muß eine Um- und Rückdifferenzie- 
rung der Anlage angenommen werden, 


— 113° — 


Zur Erläuterung des Vortrags sind zahlreiche im Museum 
neu angefertigte Präparate von der Embryonalentwicke- 
lung aufgestellt, ferner die verschiedenen Regenerations- 
stadien der Seesterne, Regeneration der Regenwürmer, 
Krebse, Amphibien und Reptilien sowie neu angefertigte 
Tafeln mit Zeichnungen von der Regeneration und Hetero- 
morphose der Planariden, Autotomie der Krebse 
und von der Spermatogenese. Auch durch zahlreiche mikro- 
skopische Präparate mit erklärenden Zeichnungen wird 
die Regeneration und Heteromorphose bei Würmern und die 
Samenbildung, Eireifung, Eifurchung und Embryonalentwicke- 
lung zur Anschauung gebracht. 


IV. Sitzung vom 19. November 1904. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Privatdozent Dr. phil. Fr. Drevermann aus Marburg i. H. 

spricht über die 
„Entstehung und Geschichte des rheinischen 
Schiefergebirges.“ 

In Nordwestdeutschland liegt ein Gebirgskomplex, der im 
wesentlichen aus sehr alten Gesteinen besteht und den wir 
deshalb als geologische und geographische Einheit 
auffassen dürfen. Dieses sogenannte ,rheinische Schiefer- 
gebirge“ erstreckt sich von der Diemel und Eder bis zur 
Maas, ja in seinen äußersten Ausläufern bis an den Ärmelkanal. 
Es setzt sich fast vollkommen aus gefalteten devonischen 
Gesteinen zusammen, die im ganzen von Nordosten nach Süd- 
westen streichen, wobei aber zahllose Störungen die Erkennung 
des Aufbaues ganz außerordentlich komplizieren. Das Gebirge 
hat im Laufe der Erdgeschichte alle möglichen Wandlungen 
durchlaufen, die der Vortragende an der Hand zahlreicher 
Karten und Profile bespricht. 

Von der Urgeschichte des Gebirges wissen wir gar 
nichts. Die ältesten Gesteine des ganzen Komplexes 
liegen am Südhang des Taunus und auch linksrheinisch haben 
sich im hohen Venn und an anderen Orten einige alte Gebirgs- 
kerne erhalten. Sehr alte Gesteine finden sich auch im Keller- 
wald und in einem schmalen Zuge, der sich von dort aus nach 


8 


— 114* — 


dem Westerwald fortsetzt; aber all diese ältesten Bausteine 
des ganzen Gebirges sind noch recht wenig bekannt. Besser 
wird es, wenn wir in das Devon eintreten; in dieser Zeit 
wurden die Gesteine abgelagert, die der Hauptsache nach das 
ganze Gebirge zusammensetzen. Zur Unterdevonzeit bedeckte 
ein flaches Meer mit sandigem Boden ganz Nordwestdeutsch- 
land; zahllose Tiere bewohnten seine Fluten und hinterlieBen 
uns ihre Schalen als wertvolle Dokumente bis auf die heutige 
Zeit. Ziemlich einheitlich findet sich diese Tierwelt im Osten 
und Westen, im Siiden und Norden des ganzen Gebietes wieder, 
so daß wir große Differenzen in der Meerestiefe nicht annehmen 
dürfen. Zur Mitteldevonzeit wurde es anders; linksrheinisch 
ein flaches Meer, das in der Aachener Gegend wohl an die 
Küste brandete (vielleicht an das hohe Venn, das als Insel aus 
den Wellen herausragte); rechtsrheinisch im Norden ebenfalls 
ein flaches Meer wie im Unterdevon, im Süden aber offene; 
tiefe See mit einer ganz abweichenden Tierwelt. Im jüngeren 
Mitteldevon ragten an vielen Stellen mächtige Korallen- 
riffe aus den Wogen empor, an denen eine reiche Fauna lebte. 
Zur Oberdevonzeit werden die Verhältnisse noch komplizierter. 
Zusammenhängend mit gewaltigen untermeerischen Ausbrüchen 
vulkanischer Gesteine fanden bedeutende Schwankungen des 
Meeresbodens statt und so kommt es, daß wir Tiefsee- und 
Flachmeerbildungen, Rifffauna und Tierwelt des offenen Meeres 
an vielen Orten in geringer Entfernung nebeneinander finden. 
Zu Beginn der Steinkohlenzeit dauerten ähnliche Verhält- 
nisse noch an; dann hob sich der Boden langsam, das Meer 
trat zurück und es entstand der Kontinent, auf dem sich 
die wichtigen Steinkohlenlager, besonders der Ruhr- und Saar- 
gegend in großen Sümpfen bildeten. Manchmal brach das Meer 
noch über seine Ufer herein und trug auch Meerestiere in diese 
Sümpfe. Gegen den Schluß der Steinkohlenzeit aber spielten 
sich die großartigen tektonischen Vorgänge ab, denen das 
Schiefergebirge als solches seine Entstehung verdankt. 
Zum erstenmale seit der Urzeit wurde unsere Gegend in aus- 
gedehntestem Maße von den Schrumpfungserscheinungen in der 
Erdkruste betroffen und so enstand ein riesiges Gebirge von 
alpinem Charakter, das man direkt die „paläozoischen 
Alpen“ genannt hat. So wurde aus einem Kontinent, der sich 


— 115* — 


aus wesentlich horizontalen Gesteinsschichten zusammensetzte, 
ein Gebirge mit wilden, zerrissenen Formen, deren 
Schönheit wohl den schroffsten und steilsten Felsengipfeln der 
Jetztzeit kaum nachgestanden haben diirfte. Sofort aber mit 
der Aufrichtung des Gebirges setzte auch die zerstörende 
Wirkung des Wassers ein und die Erosion bemühte sich, die 
alpine Landschaft wieder langsam abzutragen. In den nächsten 
Formationen blieb unser Gebiet von großen Revolutionen un- 
berührt. Zwar mögen wohl die Wüstenstürme der Perm- und 
Triaszeit auch um die Gipfel der westdeutschen Alpen getost 
haben und gewaltige Eruptionen feurig-flüssigen Materiales 
fanden namentlich noch im Saargebiet statt. Aber auch das 
Jurameer drang noch nicht wieder in das Innere des Schiefer- 
gebirges ein und erst zur jüngeren Kreidezeit verließ im 
Norden das Meer seine Ufer; es brach weithin über das Land 
und seine Brandungswoge ebnete hier das ohnehin durch die 
Erosion flacher gewordene Gebirge vollkommen ein. Eine reiche 
marine Tierwelt zog wieder in unser Gebiet ein; aber diese 
Herrlichkeit war nur von kurzer Dauer. Zu Beginn der Neu- 
zeit der Erdgeschichte war ganz Norddeutschland wieder 
Festland. Später erfolgte dann der letzte Meereseinbruch; 
ein breiter Arm verband Nord- und Südmeer, er folgte etwa 
dem Ost- und Südrand unseres Gebirges. Schon bald nachher 
trat das Meer wieder zurück und der Meeresarm löste sich in 
eine Anzahl sich langsam aussüßender Becken auf, deren be- 
deutendstes gerade unserer Gegend durch die zahllosen Ver- 
steinerungen, die es hinterließ, zu ihrer geologischen Berülimtheit 
verholfen hat. Auch die großen Basaltausbrüche des 
Westerwaldes, der Rhön, des Vogelsberges stammen 
aus jener Zeit; sie geben uns Zeugnis von einer überaus großen 
Steigerung der vulkanischen Tätigkeit. In den Sümpfen mit 
ihren riesigen Urwäldern lebten das Dinotherium und das 
Mastodon unter einem fast tropischen Klima. Aber 
bald wurde es kälter; die nordische Eiszeit rückte heran und, 
obwohl die Eismasse unser Gebirg nur am Nordrand direkt 
berührte, brachte sie doch ein kaltes, unwirtliches Klima mit 
sich. Nach dem Rückzug des Eises entwickelte sich in Nord- 
deutschland ein Tundren- und Steppengebiet; Tiere, die 
jetzt in den weiten Steppen Asiens heimisch sind, siedelten sich 


8* 


— 16 — 


neben dem Mammut, dem wollhaarigen Rhinozeros, dem 
Riesenhirsch und anderen gewaltigen Tieren der Eiszeit 
bei uns an. Mehr und mehr nähern sich die Verhältnisse den 
jetzt herrschenden und auch die ersten sicheren Spuren 
des Menschen beweisen, daß er zur Diluvialzeit unser 
Gebiet bewohnt hat. Er kämpfte mit den wilden Tieren; er 
rottete sie aus oder machte sie sich dienstbar und damit 
trittdie Geologieihre Stelleals forschende Wissen- 
schaft der Archäologie und der Geschichte ab. 


VY. Sitzung vom 26. November 1904. 
Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Dr. med. Hans Sachs, Assistent am Kgl. Institut für 
experimentelle Therapie, spricht 


„Über einige tierische Gifte“ 


Unter den in fast allen Klassen des Tierreichs verbreiteten 
Giftstoffen haben in letzter Zeit besonders diejenigen das In- 
teresse der Forschung in Anspruch genommen, die zu den 
Toxinen gehören. Es sind dies die Gifte der Schlangen, 
Spinnen, Kröten, der Skorpione und einiger Fische. 
Ihnen allen kommt eine Reihe gemeinsamer Eigenschaften zu, 
die für die Gruppe der Toxine charakteristisch sind. Was sind 
nun Toxine? Unter der Bezeichnung „Toxine“ werden Gifte 
tierischen oder pflanzlichen (besonders bakteriellen) Ur- 
sprungs zusammengefaßt, die in chemischer Hinsicht so gut 
wie unbekannt sind. Sie sind äußerst empfindlich gegen gering- 
fügige physikalische oder chemische Eingriffe, besonders gegen 
Erwärmen, und ausgezeichnet durch eine außerordentlich hohe 
Giftigkeit, die diejenige der übrigen Gifte bei weitem übertrifit. 
Von den chemisch bekannten Giften unterscheiden sie sich prin- 
zipiell durch die Fähigkeit, in dem durch sie vergifteten, aber 
die Vergiftung überlebenden Organismus die Bildung von Anti- 
toxinen (Gegengiften) auszulösen, die in das Blut gelangen 
und dort als Schutzstoffe kreisen. Die Antitoxine haben nämlich 
die Fähigkeit, diejenigen Toxine, durch die sie erzeugt sind, in 
spezifischer Weise zu beeinflussen und ihre Giftigkeit aufzuheben. 
Zu jedem Toxin gehört ein Antitoxin. Die größte 
praktische Bedeutung haben die Antitoxine des Diphtheriegiftes 


— 117* — 


erlangt, deren denkwürdige Entdeckung durch Emil von 
Behring der Ausgangspunkt der serumtherapeutischen Bestre- 
bungen geworden ist. Das Diphtherieheilserum stellt nichts 
anderes dar als die Blutflüssigkeit von Pferden, denen Diphtherie- 
toxin eingespritzt wurde und die darauf mit der Produktion von 
Antitoxin reagiert haben. Den Mechanismus der Antitoxin- 
bildung erklärt die von Paul Ehrlich aufgestellte „Seiten- 
kettentheorie*. Nach dieser Theorie stellen die Antitoxine 
normale Bestandteile des Zellprotoplasmas dar, die durch ihre 
chemische Eigenart befähigt sind, sich mit chemisch verwandten 
Stoffen zu vereinigen. Man nennt sie in einer der Chemie ent- 
lehnten Ausdrucksweise die ,Seitenketten* des Protoplasmas. 
Die Seitenketten dienen im normalen Leben physiologischen 
Funktionen, insbesondere der Nährstoffaufnahme, und vermitteln 
durch eine zufällige, für den Organismus verhängnisvolle chemische 
Verwandtschaft zu einer Atomgruppe des Giftmoleküls die Gift- 
bindung und Giftwirkung. Durch die stattgehabte Bindung des 
Giftes sind sie aber außer Funktion gesetzt; durch den Funktions- 
verlust wird ihre Regeneration und Überregeneration 
(Weigert) veranlaßt, die eine schließliche Abstoßung der über- 
mäßig erzeugten Seitenketten in die Blutbahn zur Folge hat. 
Die nun im Blute befindlichen Seitenketten sind die Anti- 
toxine, die Schutzstoffe des Blutes. Durch ihre chemische 
Verwandtschaft zum Gifte fangen sie dieses schon in der Blut- 
bahn ab und lassen es gar nicht an die Zelle herantreten. 

Die tierischen Toxine haben nun die erwähnten Eigen- 
schaften mit der ganzen Gruppe der Toxine gemein. Was ihre 
Erforschung in letzter Zeit sehr gefördert hat, ist der Umstand, 
daß sie auch Blutgifte sind, deren Wirkungen man im Reagens- 
glas studieren kann, ohne den komplizierten lebenden Tierkörper 
als Indikator zu benutzen. Man nimmt die zu untersuchende 
Zellspezies, in unserem Falle also das Blut, aus dem lebenden 
Organismus heraus und unterwirft sie im Reagensglas der Ein- 
wirkung des Giftes. Die Zellen des Blutes sind für derartige 
Untersuchungen besonders geeignet, weil man bei ihnen die 
Zellschädigungen äußerst leicht erkennen kann. 

Die toxinartigen Gifte üben besonders zwei markante 
Wirkungen auf das Blut aus. Sie können die Blutzellen zu 
größeren Haufen zusammenkleben — man bezeichnet diesen 


— 11 — 


Vorgang als Agglutination — oder aber sie töten die Blut- 
zellen ab und der eingetretene Zelltod dokumentiert sich bei 
den roten Blutkörperchen in besonders auffälliger Weise durch 
den Vorgang der Hämolyse. Das abgestorbene Protoplasma 
wird nämlich für den von ihm eingeschlossenen roten Blutfarb- 
stoff, das Hämoglobin, durchlässig. Das Hämoglobin diffundiert 
hindurch und löst sich in der die Zellen umgebenden Flüssigkeit 
mit durchsichtig roter Farbe. Das vorher „deckfarbene“ Blut 
ist „lackfarben“ geworden. Das Lackfarbenwerden des Blutes 
(die Hämolyse) kann also direkt als Indikator für den einge- 
tretenen Zelltod gelten. 

Zu den in dieser Weise als Blutgifte wirkenden tierischen 
Toxinen gehört zunächst das Gift einiger Spinnen. Wahres 
und Falsches ging gerade auf diesem Gebiet im Volksglauben 
und in der Wissenschaft vielfach durcheinander. In der Volks- 
meinung hat besonders die in Süditalien einheimische Tarantel 
immer als sehr gefährlich gegolten. Tatsächlich erzeugt der 
Tarantelbiß nur eine geringfügige Entzündung an der Biß- 
stelle, ohne daß allgemeine Krankheitserscheinungen auftreten. 
Die Erscheinungen der Tanzwut, des Tarantismus, haben aller- 
dings im Mittelalter im größten Umfange bestanden. Nur sind 
sie nicht als Folge des Tarantelbisses anzusehen, sondern gelten 
heute als der Ausdruck einer nervösen Überreiztheit der Be- 
völkerung, die durch geringfügige äußere Anlässe wie den Biß 
einer Spinne eine Art von Nervenkrankheit verursachte, die sich 
gleichsam epidemisch verbreitete. Als wirkliche Giftspinnen 
scheinen nur zwei Gattungen in Betracht zu kommen, die Gat- 
tung Lathrodektes und die Gattung Epeira. Die wichtigsten 
Vertreter der Gattung Lathrodekies sind die italienische 
Malmignatte (L. tredecimgutiatus) und die in Südrußland und 
Asien vorkommende Karakurte (L. erebus). Besonders sollen 
die russischen Spinnen nicht nur kleinere Tiere sondern auch 
Pferde, Kamele und Rinder töten können. Selbst über Todesfälle 
beim Menschen wird berichtet. Der wirksame Giftbestandteil 
ist ein echtes Toxin. Ein ganz analoges Toxin enthält unsere 
gewöhnliche Kreuzspinne (petra diadema). In diesem Fall 
hat also der alte Volksglaube an die Giftigkeit der Kreuzspinne 
mehr Berechtigung, als man gelten lassen wollte. Allerdings 
ist die Kreuzspinne durch ihre schwachen Bißwerkzeuge und 


— 119* — 


durch den Umstand, daß sie nur wenig oder nichts von dem 
in der Leibessubstanz enthaltenen Gifte beim Biß von sich gibt, 
für den Menschen wenig gefährlich. Kinder soll man aber 
jedenfalls, wie Kobert meint, vor dem Anfassen der Kreuz- 
spinnen wegen der leichteren Verletzbarkeit der Haut warnen. 
Das Spinnengift ist ein Blutgift von ganz außerordentlicher 
Wirksamkeit. Es bewirkt schon in den geringsten Mengen 
Hämolyse. So enthält eine einzige Kreuzspinne im Gewicht 
von etwa 1'!/s Gramm genügend Gift, um 2!/s Liter Blut voll- 
ständig zu zerstören. Das Kreuzspinnengift (Arachnolysin) 
wirkt aber nicht auf alle Blutarten in gleicher Weise ein. Die 
Biutzellen der verschieden Tierspezies differieren außerordentlich 
in ihrer Empfindlichkeit. Einige Blutarten erweisen sich über- 
haupt vollständig resistent; sie sind immun gegenüber dem 
Kreuzspinnengift. Als Ursache dieser Giftresistenz hat sich 
herausgestellt, daß diese Blutarten das Gift gar nicht aufzu- 
nehmen vermögen, so daß letzterem gar keine Gelegenheit 
gegeben wird, seine Wirkung zu entfalten. Es fehlen diesen 
Zellen die giftverankernden Seitenketten, die die giftempfind- 
lichen Zellen eben besitzen. Der Mangel an geeigneten Seiten- 
ketten kann also eine natürliche Immunität (Giftfestigkeit) 
bedingen. Das Vorhandensein der Seitenketten und damit die 
Giftempfindlichkeit kann auch bei derselben Tierspezies je nach 
dem Lebensalter verschieden sein. So sind die Blutzellen ganz 
janger Hühner resistent gegenüber dem Kreuzspinnengift und 
erst die während des Lebens gebildeten Blutzellen erlangen 
allmählich ihre hochgradige Empfindlichkeit. 

Ein verschiedenes Verhalten der einzelnen Blutarten hat sich 
auch gegenüber den Schlangengiften erweisen lassen. 
Jedoch hat sich herausgestellt, daß es sich hierbei nur um 
scheinbare Differenzen der Empfindlichkeit handelt. In den 
Schlangengiften muß man vier von einander unabhängige Gift- 
komponenten unterscheiden : 

1. das Neurotoxin, das auf die Zellen des Gehirns wirkt 

und den Tod der Tiere herbeiführt, 

2. das Hämorrhagin, das Risse in den Wänden der Blut- 
gefäße und starke Entziindungsreize an der Bißstelle 
verursacht, 

3. das Hämagglutinin, das die Blutzellen agglutiniert, und 


— 199% — 


4. das Hämolysin, das die Lösung der roten Blutkörper- 

chen bewirkt. 

All diese Giftkomponenten sind Toxine; man kann mit 
dem Gifte immunisieren, d. h. man erhält ein wirksames Anti- 
toxin. Das Schlangengiftantitoxin ist bei der großen 
Verbreitung der Giftschlangen als wirksamstes Gegenmittel zu 
praktischer Bedeutung gelangt. Man hat das zuerst von 
Calmette hergestellte Heilserum, das „Antivenin“, besonders 
in Indien, wo die Brillenschlange (Cobra, Naja tripudians) eine 
so verheerende Rolle spielt, vielfach angewendet. 

Besonders interessante Aufschlüsse haben die Unter- 
suchungen der letzten Jahre über die Wirkung des Schlangen- 
giftes auf das Blut gebracht. Die Wirkung des Schlangengiftes 
auf das Blut hat aber mit der tödlichen Wirkung des Schlangen- 
bisses nichts zu tun. Die schweren Krankheitserscheinungen 
und der Tod werden durch andere Giftbestandteile, besonders 
durch das Nervengift verursacht. Man muß also die Giftigkeit 
im Tierkörper und die giftige Einwirkung auf das Blut streng 
auseinanderhalten. Es hat sich gezeigt, daß die Blutzellen nur 
einiger Tierarten durch das Schlangengift gelöst werden, während 
bei den meisten Blutarten die Hämolyse ausbleibt. Als Ursache 
dieser Differenz haben sich ganz eigentümliche Verhältnisse 
ergeben. Es hat sich nämlich gezeigt, daß das Schlangengift 
an und für sich überhaupt nicht die roten Blutzellen zu zer- 
stören vermag. Es ist, so wie es die Natur liefert, eine un- 
wirksame Substanz, die erst durch eine Art von Aktivierung 
zum Blutgifte wird. Der aktivierende, die hämolytische Wirkung 
des Schlangengifts bedingende Stoff ist das Lecithin. Das 
Leeithin ist ein komplizierter, phosphorhaltiger chemischer Kör- 
per, der im Pflanzen- und Tierreich weit verbreitet vorkommt. 
Dieses weit verbreitete Vorkommen des Lecithins spricht schon 
für seine hohe physiologische Bedeutung. Und in der Tat wird 
dem Lecithin zum Aufbau der phosphorhaltigen Zellsubstanzen 
für die Entwickelung und das Wachstum der lebenden Organis- 
men eine bedeutungsvolle Rolle allgemein zugesprochen. Das 
Lecithin ist nun zwar, wie die chemische Analyse gezeigt hat, 
in den Zellen aller Blutarten in gleicher Weise vorhanden. 
Jedoch kommt es in der Regel nicht frei vor, sondern in mehr 
oder weniger lockerer Verbindung mit anderen Stoffen, dem 


— 121* — 


Eiweiß, Hämoglobin u. s. w. Aber die Festigkeit der Bindung 
schwankt bei den einzelnen Blutarten. Bei manchen ist sie so 
gering, daß das Lecithin für das Schlangengift ohne weiteres 
zur Verfügung steht; das Schlangengift kann das Lecithin an 
sich reißen und wird dadurch zum Blutgift. Bei anderen Blut- 
arten ist das Lecithin so fest in der Zelle gebunden, daß es für 
das Schlangengift nicht disponibel ist, und diese Blutarten er- 
weisen sich eben scheinbar resistent. In Wirklichkeit aber unter- 
liegt jedes Blut in der gleichen Weise dem Schlangengift, wenn 
man nur in den Fällen, in denen das in der Zelle befindliche 
Lecithin nicht verfügbar ist, dem Schlangengift etwas Lecithin 
hinzufügt. Durch diese merkwürdige Beziehung des Lecithins 
zum Schlangengift ist auch eine Gelegenheit geboten, das Leci- 
thin in den Geweben auf diese neue Weise zu untersuchen, die 
über die Art der chemischen Bindung dieser physiologisch wich- 
tigen Substanz im Organismus Auskunft geben kann. So hat 
sich bereits erweisen lassen, daß in bezug auf die Empfindlich- 
keit des Blutes gegenüber dem Schlangengift auch bei derselben 
Spezies je nach dem Lebensalter Unterschiede bestehen. Das 
Blut des Rinderfötus wird durch Schlangengift an und für sich 
gelöst, während das Rinderblut nach der Geburt bereits un- 
empfindlich geworden und erst mit Hilfe des Lecithinzusatzes 
durch Schlangengift angreifbar ist. Das Lecithin muß also wäh- 
rend des fötalen Lebens in den Blutzellen lockerer gebunden 
und leichter disponibel sein als im Blute Erwachsener. Und 
diese Differenz des fötalen Lecithinstoffwechsels entspricht voll- 
ständig der Bedeutung des Lecithins als. Aufbaumittel für das 
Wachstum des Körpers. Für diese Aufgabe muß es eben in 
der Periode schnelleren Wachstums durch eine lockere Bindung 
besser gerüstet sein. 

Es ist auch gelungen, die Verbindung, zu der sich Schlangen- 
gift und Lecithin vereinigen, das sogenannte Schlangengift- 
lecithid, darzustellen. Die neu erhaltene Substanz unter- 
scheidet sich sowohl vom Schlangengift als auch vom Leeithin 
durch charakteristische chemische Eigenschaften. Da sie im 
Gegensatz zum Schlangengift in Chloroform löslich ist, kann 
man sie aus der wässerigen Giftlösung getrennt erhalten. Die 
Giftlösung hat dann ihre Eigenschaft als Blutgift verloren, be- 
hält aber ihre auf dem Vorhandensein des Nervengiftes beruhende 


— 122* — 


Fähigkeit, Tiere zu töten. Man gelangt also auf diese Weise 
auch zur Trennung der beiden Giftkomponenten. 

Die Erscheinung, daß durch das Zusammenwirken zweier 
an sich ungiftiger Substanzen erst ein eigentliches Gift entsteht, 
ist in der Natur weit verbreitet. Ebenso wie das Schlangengift 
verhält sich auch das Skorpionengift, das als Blutgift gleich- 
falls erst durch Lecithin zur Wirkung gelangt. 

Dann aber ist ein analoger zweiteiliger Bau charakteristisch 
für eine große Gruppe von Giften, die im Tierreich allgemein 
verbreitet vorkommen und denen eine große praktische Bedeu- 
tung zukommt. Es sind die zelltötenden Substanzen des Blut- 
serums, die sowohl auf Körperzellen anderer Art als auch auf 
Bakterien giftig wirken. Da man solche Fähigkeiten im Blut- 
serum der Tiere durch Immunisierung mit Bakterien gegen diese 
gefährlichen Zerstörer des Lebens künstlich hervorrufen kann, 
so stehen sie in der Serumforschung im Vordergrund des Inter- 
esses. Sie werden schon jetzt vielfach als wirksame Stoffe gewisser 
Heilsera verwandt und auf sie gründen sich weitere Hoff- 
nungen auf eine erfolgreiche Bekämpfung der Infek- 
tionskrankheiten. 


VI. Sitzung vom 3. Dezember 1904. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Der Vorsitzende begrüßt zunächst mit herzlichen Worten 
das korrespondierende Mitglied Prof. Dr. Max Verworn aus. 
Göttingen, dessen ausgezeichnete Arbeit „Die Bewegung der 
lebendigen Substanz® am 7. April 1893 mit dem Sömmerring- 
preis gekrönt worden ist. 

Hierauf hält Prof. Verworn einen hochinteressanten, 
von den zahlreichen Zuhörern mit lebhaftem Beifall aufgenom- 
menen Vortrag: 


„Physiologie des Schlafes“. 


Nach einem kurzen Überblick über die verschiedenen 
Theorien des Schlafes, wie sie in der Wissenschaft ge- 
äußert worden sind, erörtert der Vortragende zunächst die 
Frage, welche Teile des Körpers am Schlafe beteiligt 
sind. Die Muskeln und andere Organe ohne Automatie, die 
während des Schlafes ruhen, schlafen nur sekundär; primär 


— 123* — 


dagegen schläft das Nervensystem, das ihre Tätigkeit und 
Ruhe beherrscht. Aber auch im Nervensystem schlafen nur 
bestimmte Gebiete, speziell die Großhirnrinde. Diese müssen 
wir nach physiologischen und pathologischen Erfahrungen am 
Menschen als denjenigen Teil des Nervensystems auffassen, mit 
dem die Bewußtseinserscheinungen in engerer Beziehung stehen. 
Der Schlaf aber ist charakterisiert durch das Er- 
löschen der Bewußtseinsfunktionen. Fragen wir 
weiter, welche Elemente der Großhirnrinde speziell an den 
Bewußtseinserscheinungen beteiligt sind, ob Ganglienzellen oder 
Nervenfibrillen, so müssen wir im Gegensatz zu der neuerdings 
geäußerten Ansicht, die die Nervenfasern hierfür in Anspruch 
nehmen will, an der bisherigen, durch die Untersuchung der 
Ermüdungserscheinungen und durch andere Erfahrungen gut 
begründeten Anschauung festhalten, daß die spezifisch nervösen 
Prozesse, durch die das Bewußtsein bedingt ist, sich in den 
Ganglienzellen selbst abspielen. Studien über die Vorgänge 
in den Ganglienzellen haben ergeben, daß die Bewußtseins- 
erscheinungen nur mit dissimilatorisch erregenden 
Reizwirkungen verknüpft sind, daß alle anderen Prozesse 
in der Ganglienzelle wie die Lähmungen, Hemmungen, Narkose- 
zustände u.s.w. nicht durch die Nervenfasern von einer Ganglien- 
zelle zu anderen geleitet werden. Eine solche Leitung der 
Erregungen ist aber nötig um die Ganglienzellen der verschie- 
denen Rindengebiete mit einander assoziativ zu verknüpfen und 
damit die Bedingung für die Bildung von Vorstellungs- 
und Gedankenreihen herzustellen. Dissimilatorisch er- 
regende Reize, wie sie während des Wachzustandes am Tage 
durch die Sinnesorgane andauernd auf die Ganglienzellen 
einwirken, ermüden und erschöpfen aber die Ganglienzellen und 
setzen damit ihre Erregbarkeit herab. Das ist das eine 
Moment, das bei der Entstehung des Schlafes in 
Betracht kommt. Das andere, das noch wichtiger speziell 
für die Bestimmung des Zeitpunktes des Einschlafens ist, liegt 
in der Ausschaltung der Sinnesreize. Infolge dieses 
Vorganges, der durch einen Akt der Selbstregulierung im Körper 
ausgelöst wird, sinkt die dissimilatorische Erregung in den 
Ganglienzellen in kurzer Zeit stark ab und nun beginnt nach 
dem allgemeinen Gesetz der inneren Selbststeuerung 


— 124* — 


des Stoff- und Energiewechsels der lebendigen 
Substanz durch Uberwiegen der Assimilation die Erholung 
der Ganglienzellen. Damit steigt die Erregbarkeit allmählich 
in den Ganglienzellen wieder an bis zum Erwachen. Der Schlaf 
ist also am tiefsten unmittelbar nach dem Einschlafen und am 
flachsten gegen Morgen. Mit der Narkose hat der Schlaf 
nichts zu tun; beide sind zwar mit Bewußtlosigkeit verknüpft; 
aber der Schlaf bedeutet Erholung, die Narkose Lähmung. Die 
Träume repräsentieren partielle Wachzustände der Großhirn- 
rinde, die durch äußere Reize oder durch langsames Abklingen 
der Erregung in ihren Ganglienzellen bedingt sind. Eine über- 
natürliche Wahrkraft kommt den Träumen selbstverständlich 
nicht zu. 


VII. Sitzung vom 10. Dezember 1904. 


Vorsitzender: Dr. August Knoblauch. 


Dr. Eugen Albrecht, Direktor des Dr. Senckenbergi- 
schen pathologisch-anatomischen Instituts, spricht über: 


„Ziele und Wege der Entwickelungsmechanik‘*. 


Der Vortragende definiert die Entwickelungsmechanik als 
die Forschung nach den Gesetzen und Ursachen der organischen 
Formbildung, insbesondere der Keimesentwickelung. 
Hauptsächliche Methode ist das Experiment, daneben die 
Untersuchung der von der Natur selbst in Form von Abarten 
und Mißbildungen angestellten „Experimente“, der Ergebnisse 
künstlicher Züchtung sowie der von der vergleichenden 
Anatomie und von der Paläontologie beigebrachten Tat- 
sachen. An der Hand eines summarischen Überblickes über den 
Lauf der Keimentwickelung werden die Hauptaufgaben der 
Entwickelungsmechanik kurz erläutert und eine Anzahl ihrer 
bisherigen Ergebnisse besprochen. 

Vor allem wichtig ist die Trennung der äußeren von 
den inneren Ursachen der Entwickelung. Die ersteren 
wie Temperatur, Licht, chemische Beschaffenheit der Umgebung, 
Schwerkraft u. s. w. vermögen zwar tiefgehende Unterschiede 
der Entwickelung zu erzeugen; aber sie stellen doch in der 
Hauptsache nur Bedingungen oder Reize dar, unter deren Ein- 
wirkungen das verwickelte Spiel der inneren Ursachen verschie- 


— 125* — 


dene Richtungen einschlägt. So wirken Wärme, blaue Strahlen- 
arten und gewisse chemische Stoffe wachstumfördernd; 
Kälte wirkt hemmend; durch entsprechende Temperatur- 
beeinflussung lassen sich z. B. aus Schmetterlingspuppen 
die Formen südlichen und nördlichen Klimas, primitivere Formen 
u.s. w. von Schmetterlingen erzielen, deren abgeänderte Zeich- 
nung sich zum Teil auch bei Aufhebung der abnormen Be- 
dingungen auf die nächste Generation vererbt. Eine „erbliche 
Übertragbarkeit“ wenigstens von gewissen chemisch bedingten 
Grundrichtungen der Entwickelung ist durch diese und ähnliche, 
z. B. durch Fütterungsversuche an Raupen erwiesen. 
Wahrscheinlich handelt es sich hierbei aber um direkte Beein- 
flussung der Keimzellen im Sinne „chemischer Umstimmung“ 
durch die äußeren Einflüsse, nicht um eine Wirkung bestimmter 
Organveränderungen auf bestimmte, entsprechende Teile der 
Keimzelle. 

Bei Besprechung der inneren Ursachen wird besonders 
die Bedeutung der männlichen und weiblichen Keimzelle für die 
Entwickelung und die Eigenschaften des werdenden Keimes, die 
Fähigkeit der einzelnen Abschnitte der befruchteten Eizelle und 
der ersten Teilungsstadien in ihren Grundzügen erörtert, und 
es wird die Entstehung einzelner Abnormitäten, Mißbildungen 
und Geschwulstbildungen gedeutet. Für den weiteren Verlauf 
der Entwickelung ist von besonderem Belang die Untersuchung 
der gegenseitigen Abhängigkeit bezw. Selbständigkeit der ein- 
zelnen organbildenden Zellgruppen und des oft überraschend 
großen Umbildungs- und Anpassungsvermögens der embryo- 
nalen Zellen. 

Im Anschlusse an eine kurze Besprechung einzelner beson- 
ders merkwürdiger Regenerations- und Reparations- 
vorgänge, die von einzelnen Forschern als Ausgang für einen 
neuen Vitalismus und eine neue Teleologie des Orga- 
nischen genommen werden, charakterisiert der Vortragende die 
Aufgaben und Grenzen der Biologie überhaupt. Neo- 
vitalismus und Teleologie sind nur Neuentdeckun- 
gen der uralten Wahrheit, daß uns der letzte Grund 
und dieZweckmäßigkeit des Organischen unerklär- 
bar sind und bleiben müssen. Unsere biologische Aufgabe 
kann nur die Feststellung aller auffindbaren Gesetzmäßig- 


— 126* — 


keiten und ihre Zurückführung auf allgemeinere Gesetzlich- 
keiten sein. Wie weit hier eine Rückführung des Organischen 
auf Anorganisches möglich sein wird, ist eine Frage an die 
Zukunft, die heute weder durch ein mechanistisches noch durch 
ein vitalistisches Dogma entschieden werden kann. 


VIII. Sitzung vom 7. Januar 1905. 


Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 


Der Vorsitzende heißt die zahlreich erschienenen Mitglieder 
zum Jahresbeginn willkommen und gibt der Hoffnung Ausdruck, 
daß sie das so stark gewachsene Interesse an der Gesellschaft 
auch weiterhin betätigen möchten. An Stelle des satzungsgemäß 
ausgeschiedenen ersten Direktors Dr. A. Knoblauch ist für die 
Jahre 1905 und 1906 Dr. A. Jassoy getreten, an Stelle des 
ersten Sekretärs Dr. J. Gulde, dessen Amtszeit gleichfalls ab- 
gelaufen war, Bankier W. Melber. Der Vorsitzende dankt den 
ausgeschiedenen Herren für ihre erfolgreiche Mühewaltung und 
konstatiert, daß die Gesellschaft unter der letzten 
Direktion einer ganz ungeahnten Blüte entgegen- 
geführt wurde, die sich in einem großenMitgliederzuwachs, 
einer starken Vermehrung der Sammlungen, in dem all- 
seitig befriedigenden Abkommen mit der Dr. Senckenbergi- 
schen Stiftung und den städtischen Behörden wie in 
der raschen Inangriffnahme und Aufführung des dringend not- 
wendig gewordenen Museumsneubaues dokumentiert hat. 

Hierauf hält Dr. Fritz Römer, der Kustos des Museums, 
einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag: 


„Einiges aus der Schausammlung des neuen 
Museums.“ 


In den letzten Jahren ist in den Berichten und Reden der 
Gesellschaft so oft von dem neuen Museum und dessen Schau- 
sammlung gesprochen worden, daß es nunmehr angebracht er- 
scheint, einiges aus der neuen Schausammlung vorzuführen und 
zu berichten, wie sie werden soll und was sie bezweckt. 

Der Begriff „Schausammlung“ ist noch nicht sehr alt; 
denn unsere größten deutschen naturhistorischen Museen in 
Berlin und Hamburg haben eine eigentliche Schausammlung erst 


— 120° — 


seit etwa 20 Jahren. Die meisten deutschen Museen sind zu 
Anfang des vorigen Jahrhunderts oder wenig früher gegründet 
worden in einer Zeit, als Deutschland arm war. Die Mittel fiir 
die Museen waren knapp und Stellungen für Berufszoologen 
gab es nicht viele. Das Reisen war außerordentlich schwierig 
und kostspielig ; die Handelsbeziehungen zu überseeischen Ländern 
fehlten noch und somit gab es für die Museen wenig Gelegen- 
heiten, Material zu erhalten. Meist waren die Museen froh, 
wenn sie überhaupt irgend etwas zum Aufstellen in den Schau- 
schränken erwerben konnten, und es ergab sich von selbst, daß 
alles ausgestopft, montiert und zu Schaustücken verarbeitet wurde. 

Mit dem gewaltigen Aufschwung, den Deutschland 1870 
genommen, melhrten sich mit dem zunehmenden Wohlstand nicht 
nur die Mittel sondern auch das Interesse an den Wissenschaften, 
speziell an der Naturwissenschaft. Die große Zahl der Handels- 
und Kriegsschiffe gibt jährlich Tausenden Gelegenheit, in die 
weite Welt zu ziehen; zahlreiche Reichsbeamte schlagen im 
Auslande ihren Wohnsitz auf, und unsere Kolonien führen all- 
jährlich viele junge Leute in die Pracht der Tropen und bringen 
sie in unmittelbare Berührung mit einer herrlichen Natur. Das 
Deutsche Reich rüstete mehrfach Expeditionen aus; Privatleute 
unternahmen aus eigenen Mitteln wissenschaftliche Reisen und, 
seitdem Anton Dohrn im Jahre 1871 die zoologische Station 
in Neapel gegründet hat, sind nach ihrem Vorbild an den Küsten 
Europas allein über dreißig zoologische Stationen entstanden. 

Alle diese Umstände gaben Veranlassung und Gelegenheit, 
für die Museen zu arbeiten und zu sammeln. Dazu mehrten 
sich noch in Deutschland die Museumszoologen wie die Privat- 
zoologen, die die Eingänge aus den fremden Ländern bestimmten, 
die neuen Arten mit dem Namen des Sammlers benannten und 
damit immer wiederum zu neuen Beobachtungen und zu neuen 
Sammlungen anregten. So ist ja auch die Reptiliensammlung 
des Senckenbergischen Museums, die viele Hunderte von Originalen 
und Typen enthält, in der Hauptsache dadurch zustande ge- 
kommen, daß Prof. Dr. O. Boettger, der Verwalter der Samm- 
lung,die zahlreichen Frankfurter, die im Auslande leben, viele deut- 
sche Konsuln u. a. zum Sammeln anzuregen und anzuleiten wußte. 

So wuchsen in den achtziger und neunziger Jahren alle 
Museumssammlungen rapid an und es machte sich sehr bald 


— 128 — 


Platzmangel geltend. Zu diesen äußeren Gründen für die Ver- 
mehrung kamen noch „wissenschaftliche“, die ebenso ein 
Anstauen des Materiales bedingten. Die Systematik hat sich 
in den letzten Jahrzehnten ungemein vertieft. Nach Linné 
hielten wir die Tierarten für feststehende, wohl charakterisierte 
und scharf von einander unterschiedene Einheiten. Bei dieser 
Auffassung genügten wenige Vertreter einer Art; die übrigen 
Exemplare wurden als Dubletten an andere Museen abgegeben 
und auf Angabe der Fundorte legte man keinen Wert. Seit 
Darwin und Haeckel haben wir uns die Arten aber vorzu- 
stellen als einige wenige uns bekannte Bruchstücke eines 
einzigen zusammenhängenden Reiches. Wenn wir alle Formen 
kennen würden, die existieren und früher existiert haben, also 
alle lebenden und ausgestorbenen Tiere, dann würden 
Artgrenzen nicht vorhanden sein. Jede einzelne Form würde 
ohne scharfe Grenze in die andere übergehen und jede Gruppe 
einen lückenlosen, reichverzweigten Stammbaum bilden, in dem 
natürliche scharfe Abgrenzungen nicht vorhanden sind. 

Mit dieser Erkenntnis wurde die so oft verachtete, trockene 
Systematik zu einer tieferen stammesgeschichtlichen For- 
schung, aus der ,beschreibenden* Naturwissenschaft wurde 
eine „erkennende“. Dieses Eindringen basiert aber auf einem 
größeren Material und macht immer wieder neues Material not- 
wendig. Es erfordert aber auch ein sorgfältig gesammeltes 
Material mit genauester Fundortsangabe, da manche Arten an 
bestimmten Orten eine besondere Form oder Färbung annehmen 
und zu „Lokalformen“ werden können. Um das zu ent- 
scheiden, sind recht viele Vertreter einer Art von möglichst 
vielen Lokalitäten notwendig. So verlangen die Konchologen 
von jeder Schneckenart ein ganzes Kästchen voll Exemplare 
und die Spezialkollegen, die sich mit der Systematik der Hum- 
mein befassen, bei denen die Variationsbreite der Art außer- 
ordentlich groß ist, legen für jede Art einen besonderen Kasten 
an und halten ihre Sammlung nicht für reichhaltig, wenn nicht 
jede Art mit wenigstens hundert Exemplaren vertreten ist. Für 
eine wissenschaftliche Vogelsammlung genügt es nicht, von jeder 
Art Männchen und Weibchen zu besitzen, sondern diese müssen 
ebenso wie die Jungen im Sommerkleid, Winterkleid, Hochzeits- 
kleid und in allen Übergangsfärbungen vorhanden sein. 


— 199° — 


Solche umfangreichen Sammlungen lassen sich nicht mehr 
in der früher üblichen, breiten Weise aufstellen; sie zwingen 
die Museen, eine Trennung einzuführen zwischen einer Schau- 
sammlung und einer wissenschaftlichen Sammlung, 
zumal auch solche Reihen von Tieren bei dem größeren Publikum, 
das die Museen in den kurzen Besuchszeiten besichtigt, Er- 
müdung hevorrufen und ein tieferes Eindringen unmöglich 
machen würden. Solche ausgedehnten Sammlungen verführen 
leicht zu einer oberflächlichen Betrachtung und zu flüchtigem 
Vorbeigehen. Die Schausammlung darf daher nicht zu groß 
sein; sie soll nur einen Auszug aus dem Tierreich darstellen, 
es sollen nur die wichtigsten Tierarten, besonders hervorragende, 
schädliche oder nützliche u. s. w. Vertreter zur Anschauung ge- 
bracht werden. Diese wenigen Exemplare sind aber in modernen 
Glasschränken in übersichtlicher Weise, womöglich mit bio- 
logischer Umgebung, mit Nestern, Eiern, Jungen u. s. w. aufzu- 
stellen. Besonderer Wert muß auf eine klare und kurze 
Etikettierung gelegt werden, die neben dem wissenschaftlichen 
auch den deutschen Namen enthält, wo ein solcher vorhanden 
ist. Zur leicht faßlichen Darstellung der Verbreitung der 
Tiere dienen kleine Kärtchen mit der Umrißzeichnung der Erde, 
auf denen das Verbreitungsgebiet mit roter Farbe eingetragen ist. 

Das ganze große Material wird dann in den höheren 
Stockwerken des Museums in dichtere, magazinartige Aufstellung 
als wissenschaftliche Sammlung vereinigt und dient zu speziellen 
Forschungszwecken. Diese Magazine sind für gewöhnlich dem 
größeren Publikum nicht geöffnet, können aber natürlich von 
jedem, der sich dafür interessiert oder der darin arbeiten will, 
benützt werden. 

Ein anderes Prinzip ist für die Sammlung der ein- 
heimischen Tiere, die sog. „Lokalsammlung“ eingeführt 
worden. Hier sollen möglichst alle in der näheren Umgegend 
oder in Deutschland vorkommenden Arten ausgestellt sein, wenn 
dieses Ziel auch bei den niederen Tieren, bei dem großen Heer 
der Insekten, niemals zu erreichen ist. Die Lokalsammlung 
unseres Museums, die vor 25 Jahren von unserem Konservator 
Adam Koch gegründet wurde und anderen Museen als Muster 
gedient hat, enthält in den Säugetieren und Vögeln schon 
recht interessante Vertreter und viele hübsche biologische 


9 


— 130* — 


Gruppen. Aber selbst das Sammeln einheimischer Tiere erfordert 
große Zeiträume, da die meisten Stücke Gelegenheitsfunde sind. 
Noch viel mehr gilt dies für die marinen und exotischen Tiere, 
deren Erwerbung von dem Zufall und dem Glück abhängt. 

Von den Krebsen hat das Museum in den letzten Jahren 
durch ein Zusammenwirken mancher glücklichen Umstände eine 
Menge von schönen Schaustücken erhalten und deshalb werden 
vom Vortragenden auch die Krebse für die heutige Schaustellung 
gewählt und als Musterbeispiele für Schaustücke vorgeführt. 
Ein prächtiger Hummer aus Helgoland, den das Museum der 
Güte des Herrn Moritz Oppenheim verdankt, und ein Prä- 
parat von einer abgelegten Hummerhaut geben dem Vortragenden 
Veranlassung, ausführlicher über den Hummer und Hummerfang, 
über seine Fortpflanzung und Entwickelung, von der noch recht 
wenig bekannt ist, zu sprechen und darzulegen, wieviel aus 
der Geschichte eines solchen Tieres auf den den Präparaten bei- 
gegebenen Erklärungskarten gesagt werden kann. Vom Taschen- 
krebs, der in den Nordseestädten einen ständigen Marktartikel 
bildet, von der Meerspinne, Maja squinado, die in den Hafen- 
städten des Mittelmeeres das ganze Jahr über als Volksnahrung 
zum Verkaufe angeboten wird, von der nordischen Seekrabbe, 
besonders aber vom japanischen Inselkrebs, Macrocheira kaem- 
pfert, der mit 1,60 Meter langen Scherenbeinen über 3 Meter 
klaftert, sind herrliche Schaustücke in vorzüglicher Montierung 
ausgestellt und geben einen kleinen Einblick, wie es in der 
Schausammlung des neuen Museums aussehen wird. Mächtige 
Schaustücke, wie sie kaum in anderen Museen zu finden sind, 
präsentiert die Gruppe der Rankenkrebse, der Enten- 
muscheln, die an Balken und allerlei schwimmenden Gegen- 
ständen angewachsen sind und von den Strömungen in alle 
Meeresteile fortgeführt werden. Solche Stücke sind natürlich 
Seltenheiten und können nur im Laufe der Jahre zusammen- 
kommen. 

Eine andere Methode, die Schausammlung des Museums 
durch schöne Präparate zu bereichern, besteht darin, daß das 
Museum selbst Sammelreisen ausrüste. Die Sencken- 
bergische Naturforschende Gesellschaft ist in dem 
glücklichen Besitz der Rüppell-Stiftung, aus deren Zinsen 
ausschließlich solche wissenschaftlichen Reisen veranstaltet werden 


— 131% — 


sollen; sie verfügt außerdem über die von Reinach- 
Stiftung, deren Erträgnisse ebenfalls wiederholt zu Sammel- 
reisen verwandt worden sind. 1902 berichtete Dr. F. Römer 
über seine für das Museum unternommene Reise an die Adria 
und führte die Ausbeute in einer großen Schaustellung vor. 
1903 unternahm Dr. Stromer-von Reichenbach aus Mün- 
chen im Auftrage der Gesellschaft eine geologisch-paläonto- 
logische Forschungsreise in die Libysche Wüste, die dem Museum 
ein reiches Material an fossilen Schildkröten und interessanten 
Wirbeltierresten zugeführt hat. Im Juli und August 1904 be- 
traute die Verwaltung der Gesellschaft Dr. Römer wiederum 
mit einer Sammelreise an die norwegische Küste, um aus der 
Fauna des Nordmeeres eine größere Sammlung zu konservieren. 
Hauptsächlich galt es, den Fischreichtum der norwegischen Küste 
zur Darstellung der Anatomie der interessanten Vertreter, wie 
Haifisch, Seekatze, Dorsch, Seewolf u. s. w. nutzbar zu machen. 
Eine Fülle von schönen, in geschliffenen Gläsern auf entspre- 
chendem Hintergrund montierten Präparaten aus der Entwicke- 
lang und Anatomie der Fische, Leber, Magen, Spiraldarm u. s. w., 
resultieren aus dieser Reise. Der Vortragende verbreitet sich 
auch über die Art des Arbeitens an der norwegischen Küste, 
die im Gegensatz zu der Forschung an der Adria sehr viel be- 
schwerlicher und zeitraubender ist, und schildert seinen Auf- 
enthalt im Inselgebiet von Espevär im südlichen Norwegen, 
wo er hauptsächlich mit Tiefseeleinen arbeitete, um Rochen, 
Haie u. s. w. zu erhalten. Trotz stürmischer Tage war der Auf- 
enthalt ergebnisreich und interessant, wenn auch an die An- 
spruchslosigkeit des Sammlers große Anforderungen gestellt 
werden mußten. 


IX. Sitzung vom 14. Januar 1905. 
Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 


Vor Beginn des Vortrags erfüllt der Vorsitzende die trau- 
rige Pflicht, des ewigen Mitgliedes zu gedenken, das der Tod 
in der Nacht zum 12. Januar auf immer aus der Mitte der Ge- 
sellschaft gerissen hat, Dr. Albert von Reinachs. Seit sei- 
nem Eintritt in die Gesellschaft als arbeitendes Mitglied im 
Jahre 1888 hat der Verstorbene mit dem praktischen Blick des 
großen Kaufmanns in die Geschäfte eingegrifien und wesent- 


9* 


— 132 — 

lich dazu mitgeholfen, die Gesellschaft zu dem zu machen, was 
sie heute ist. Von berufener Seite wird später ein Lebensbild 
des Entschlafenen*) gebracht werden, dessen wissenschaft- 
liche Arbeiten mehr als einen Band der „Abhandlungen“ 
der Gesellschaft füllen, dessen hochherzige Schenkungen 
ihn in die Reihe ihrer größten Wohltäter stellen, dessen Sinnen 
und Denken bis zum letzten Atemzug der Sencken bergischen 
Gesellschaft und der geologisch-paläontologischen 
Erforschung seines Lieblingsgebietes, des Taunus, ge- 
golten hat. Ihm verdankt die Gesellschaft die erste Anregung 
zum Neubau des naturhistorischen Museums, zu dessen 
Baufonds er selbst im Herbst 1897 den bei weitem größten Bei- 
trag gezeichnet hat. Von Schritt zu Schritt ist er mit größtem 
Interesse den langwierigen Verhandlungen mit der Dr. Sencken- 
bergischen Stiftung und den städtischen Behörden gefolgt, überall 
fordernd und vorwärts drängend, bis das Ziel glücklich erreicht 
war. Nun ist er uns genommen; aber so lange die Sencken- 
bergische Naturforschende Gesellschaft bestehen wird, wird sie 
dankbar Dr. von Reinachs gedenken als eines ihrer größten 
Gelehrten, Wohltäter und Förderer. 

Ein eigentümlicher Zufall hat es gefügt, daß der nun fol- 
gende Redner Privatdozent Dr. Rudolf Delkeskamp aus 
Gießen, der unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder über 


„Die Genesis der Mineralquellen und Thermen“ 


berichtet, zugleich der letztjährige Preisträger des von Rei- 
nach-Preises ist, eines Preises, den der Verstorbene 1890 
abwechselnd für die gediegenste Arbeit auf den Gebieten der 
Geologie, Mineralogie und Paläontologie unserer engeren Heimat 
gestiftet hat. 

Heiße Quellen entstammen den Tiefen der Erde; das wußten 
schon die Alten. Das heiße Wasser aber sollte jenem Kreislaufe 
des Wassers angehören, den man seit langer Zeit erdacht hatte 
und der jetzt noch sich allgemeiner Anerkennung erfreut. Wie 
sollte aber der hydrostatische Druck allein genügen, jene un- 
geheueren Wassermassen emporzuschleudern, die zum Beispiel 
von den Karlsbader Thermen täglich gefördert werden und 
die durch ihre hohe Temperatur (59 Grad) auf eine Ursprungs- 


*) Siehe diesen „Bericht“, S, 63*. 


— 138% — 


tiefe von zirka 2000 Meter verweisen? Längst waren Zweifel 
aufgetaucht, bis endlich C. Sueß den Bann brach und in einem 
Vortrage über die Karlsbader Thermen eine neue Auffassung 
vom Wesen der heißen Quellen skizzierte, deren Ausarbeitung 
er jüngeren Fachgenossen anempfahl. Auf seine Anregung hin 
unternahm Redner die Weiterausbauung und Umgestaltung der- 
selben, die in der von der Gesellschaft preisgekrönten Arbeit 
über die Taunusbäder praktische Anwendung gefunden hat. 

Die Erfahrung des Brunnentechnikers findet Erklärung in 
der Theorie und diese kommt selbständig zu Schlußfolgerungen, 
wie sie sich in der Praxis des Technikers nach vielem Hin- und 
Herirren während langjähriger Beobachtungen herausbildeten. 
Es gibt vulkanische Quellen, deren Wasser und Salze 
juvenil sind, d. h. zum ersten Male die Erdoberfläche erreichen 
und unzugängigen Tiefen entstammen. Sie haben nichts mit 
dem Wasser zu tun, das von den Wolken stammend als Regen 
zur Erde fällt, einsickert und schließlich als aufsteigende Quelle, 
folgend dem hydrostatischen Drucke, wieder die Erdoberfläche 
erreicht oder, wenn es sich auf Bergen sammelt, absteigend die 
Täler und Ebenen bewässert und so die vadosen Quellen speist. 
Die juvenilen Quellen treten neugeboren aus der Tiefe der Erde 
hervor, um die Hydrosphäre zu vermehren und der Geosphäre 
neue Mineralstoffe zuzuführen. 

Im Gegensatz zu ihnen stehen die vadosen Quellen 
die vom Regenwasser gespeist werden und ihren Salzgehalt der 
 Auslaugung von Gesteinen verdanken. Sie sind schwankend in 
der Ergiebigkeit und Salzführung. Die juvenilen Quellen zeigen 
Sommer wie Winter dieselbe Konzentration und Ergiebigkeit. 
Bei den vadosen Quellen läßt sich eine Abhängigkeit von der 
Niederschlagsmenge im Infiltrationsgebiete deutlich erkennen; die 
juvenilen aber entstammen magmatischen Massen in den tiefen 
Regionen der Erdkruste. Wasser und Salze sind Produkte 
der postvulkanischen Phänomene, die Sublimationen, Erzgang- 
füllungen, heiße Dämpfe und juvenile Wässer liefern. 

Der Gehalt des Magmas an Wasser und den für die Quellen 
sonst charakteristischen Stoffen wird auf Grund der Kant- 
Laplaceschen Theorie und der neueren Forschungen über 
das Wesen der vulkanischen Erscheinungen erwiesen. Auf dem 
Wege zur Erdoberfläche bilden die juvenilen Dämpfe und Quellen 


— 1344 — 


vielfach Absätze, die je nach Beschaffenheit und Intensität der 
Exhalationen Erzgänge und -Lager von der verschiedensten Form 
gebildet haben, und so finden sich als charakteristische Neben- 
erscheinungen der juvenilen Quellen tektonische Spalten, 
Eruptivgesteine, Erz- und Mineralgänge (Hornstein- 
gänge) und Kaolinlager, die in genetischer Beziehung zu den 
Quellen stehen. Infolge des allmählichen Nachlassens der In- 
tensität der postvulkanischen Phänomene lassen auch die juve- 
nilen Quellen in langen Zeiten einen Rückgang in der Salzfüh- 
rung und Temperatur erkennen. Die heißen, bor- und fluor- 
haltigen Fumarolen und die kalten Kohlensäuerlinge stellen die 
Endglieder einer Reihe dar, deren verschiedene Glieder alle 
juvenilen Quellen umfassen. Eine große Menge von Mineral- 
quellen führen juvenile und vadose Bestandteile. So ist von 
den Kohlensäuerlingen meist nur die Kohlensäure juvenil, Wasser 
und Salze sind vados. 

Zur Feststellung des Charakters einer Quelle ist die Tem- 
peratur derselben nicht maßgebend. Es gibt vadose Thermen 
und juvenile kalte Wasser. Nur die Schwankungen im relativen 
Salzgehalt sind maßgebend, das heißt also die Konstanz im 
Salzgehalt in Zeiten verschiedener Niederschlagsmenge im Jahre. 
In Kreuznach und Marienbad wurden diese Untersuchungen im 
Auftrage der Badeverwaltungen durchgeführt. Weitere Quellen 
sind in Angriff genommen. 

Zur Entscheidung dieser für den Techniker so ungemein 
wichtigen Fragen ist aber eine genaue Kontrolle über die Quellen 
notwendig, deren Einführung für das ganze Badewesen von 
großer Bedeutung wäre. 

Auf diese interessanten Ausführungen des Vortragenden 
folgt die Demonstration einer größeren Anzahl von Lichtbil- 
dern und eines instruktiven Materials von Sintern von Geysirn 
und Mineralquellen und Schlamm, die durch eine sachgemäße 
Erklärung erläutert wird. 


X. Sitzung vom 21. Januar 1905. 
Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 


Der Vorsitzende leitet die Sitzung mit folgenden Worten ein: 
„Zunächst danke ich unserem korrespondierenden Mitgliede Herrn 
Prof. Dr. H. Conwentz aus Danzig, dem Direktor des West- 


— 1354 — 


preußischen Provinzialmuseums, für die große Bereitwilligkeit, 
mit der er sich für den heutigen Vortrag zur Verfügung unserer 
Gesellschaft gestellt hat. In weite Kreise hinaus ist bereits des 
Vortragenden verdienstvolle Anregung gedrungen, die Natur- 
denkmäler der Heimat zu schützen und zu pflegen; 
sie hat die vollste Anerkennung des preußischen Kultusmini- 
steriums gefunden. von dem Herr Prof. Conwentz seit Jahren 
mit dieser Angelegenheit betraut ist. Auch unsere Gesell- 
schaft hat auf Anregung des Herrn Ministers fiir Landwirt- 
schaft, Domänen und Forsten gemeinsam mit den übrigen natur- 
wissenschaftlichen Vereinen der Provinz — als erste Vorarbeit 
wirksamen Naturdenkmalschutzes — aufgenommen, was unsere 
engere Heimat noch von urwüchsigen und seltenen Ge- 
wächsen aufweist. Herr Forstmeister Dr. A. Rörig hat in 
mühsamer Arbeit das Material gesichtet, vermehrt und druckfertig 
zusammengestellt; es wird demnächst als „Forstbotanisches Merk- 
buch für die Provinz Hessen-Nassau“ im Verlage von Gebrüder 
Bornträger in Berlin erscheinen. Weitere Schritte werden folgen 
müssen, wie sie bereits in unserem hessischen Nachbar- 
staate, der als erster voranging, getan worden sind. Dort 
sind durch Gesetz vom 16. Juli 1902, den Denkmalschutz be- 
treffend, hervorragende Naturobjekte in staatliche 
Pflege genommen. In allen Landesteilen des Großherzog- 
tums wurden Wald- und Wiesenflächen mit seltenen aussterben- 
den Pflanzen, Rheininseln mit Auwald, Moore und Felsvorsprünge 
für unantastbar erklärt und so ein erster Schutzwall gegen 
das Vordringen der alles nivellierenden Kultur des Bodens wie 
gegen die völlige Ausrottung der seltenen Tier- und Pflanzen- 
welt errichtet. 

Wir hoffen, daß auch unsere städtischen Behörden 
sich bereit finden lassen, durch dichte Einzäunung eines wenn 
auch noch so kleinen Teiles des Frankfurter Stadtwaldes — etwa 
in der Gegend des „Mörderbrunnens“ — zu diesen Bestrebungen 
beizutragen, ehe es für immer zu spät sein wird! Eine hier- 
auf bezügliche Eingabe werden wir dem Magistrate 
baldigst vorlegen. 

Auch die urwüchsigen Distrikte des westlichen Schwan- 
heimer Waldes mit ihrer eigenartigen Vegetation und Fauna 
sind von hoher wissenschaftlicher Bedeutung als „Naturdenk- 


— 136* — 


miler“. Wir werden ein Gesuch um ihre Erhaltung im 
gegenwärtigen Zustand alsbald auch an die Gemeinde 
Schwanheim und an die Königliche Forstaufsichtsbehörde 
richten. Wir hoffen, daß der heutige Vortrag des um den Heimat- 
schutz so verdienten Gelehrten die hohen staatlichen und 
städtischen Behörden wie weite Kreise der Bürgerschaft 
überzeugen wird, wie eilig und wichtig die Sache ist, 
für die wir einzutreten uns berufen fthlen!* 


Nach diesen einleitenden Worten des Vorsitzenden hält 
Prof. Dr. H. Conwentz einen von zahlreichen, z. T. farbigen 
Lichtbildern begleiteten Vortrag: 


„Schutz der natürlichen Landschaft, ihrer 
Pflanzen- und Tierwelt.“ 


Der Vortragende geht davon aus, daß die ursprüngliche 
Natur durch die fortschreitende Kultur bei uns wie überall 
immer mehr verändert, beeinträchtigt und stellenweise vernichtet 
wird. Vom wirtschaftlichen Standpunkt ist es erfreulich, daß 
die Naturkräfte in so intensiver Weise ausgenützt werden; aber 
vom wissenschaftlichen und ästhetischen Standpunkt ist es be- 
klagenswert, daß hervorragende Denkmäler der Natur un- 
wiederbringlich dahinschwinden. 


In dem ersten Teile des Vortrages führt der Redner aus 
den verschiedensten Teilen Deutschlands und anderer Länder 
zahlreiche Beispiele dafür an, daß die Schönheiten und Selten- 
heiten in den einzelnen Gebieten der Natur in ihrem Weiter- 
bestehen bedroht werden. Die Wasserfälle und Strom- 
schnellen sind ganz besonders der Gefahr ausgesetzt, dem 
Ansturm der Industrie zu unterliegen. Ihr Wasser wird zum 
Kraftbetrieb abgeleitet und Fabrikgebäude ragen, wo das Auge 
sich an der keuschen Natur erfreuen möchte, in aufdringlicher 
Weise empor. Es ist so weit gekommen, daß bei uns überhaupt 
kaum noch ein Wasserfall unverändert besteht. Selbstverständ- 
lich darf nichts geschehen, um diese Wasserkräfte jeder Nutzung 
zu entziehen; aber es ist doch wünschenswert, daß hier oder da 
eine hervorragende Stromschnelle oder ein ausgezeichneter 
Wasserfall in der ursprünglichen Schönheit bewahrt bleibt. 
Ebenso sind die Felsbildungen, namentlich die Baumaterial 
liefernden Gesteinsarten wie Granit, Basalt, Sandstein, Kalkstein 


— 137* — 


a8. w., örtlich in ihrem Bestand gefährdet. Beispielsweise reiht 
sich im Elbsandsteingebirge am Stromufer zuweilen kilo- 
meterweit ein Steinbruch an den anderen und die vielgepriesene 
Naturschönheit der Sächsischen Schweiz ist stellen- 
weise zu einem Zerrbild der Natur geworden. Auch am Rhein 
und in anderen Gebieten ist so manches Landschaftsbild durch 
Abbau bedroht, teilweise schon entstellt. 


Besonders gefährdet ist der Wald; der Privatwald, weil 
er oft sachkundiger Oberaufsicht entbehrt, und der Staatswald, 
weil hierin vielfach Kahlschlag herrscht. Durch Abhieb werden 
die urwüchsigen Bäume nahezu gänzlich vernichtet; zu- 
gleich entschwindet das Unterholz und die übrige Pflanzenwelt. 
Statt des Waldes kommt durch Neuanpflanzung die künstliche 
Forst zustande, die nur nach den Grundsätzen des Ertrages 
angelegt wird. Wie die Gewächse schwinden auch die Tiere 
des Waldes, da sie der natürlichen Lebensbedingungen be- 
raubt werden; denn von der beträchtlichen Zahl von Arten, die 
einst den Wald belebten, findet sich in den künstlichen Forsten 
nur ein geringer Prozentsatz wieder. Sie müssen ausster- 
ben, wenn nicht Reservate geschaffen werden, wo 
die natürlichen Bedingungen zu ihrer Existenz tun- 
lichst unverändert bleiben. 


Die industrielle Ausnützung macht auch vor den herr- 
lichsten Aussichtspunkten nicht Halt. Sie entstellt sie 
durch Zahnrad- und Schwebebahnen, elektrische Aufzüge, Stau- 
werke, bekrönt ihre Höhen mit Gasthäusern, Türmen und 
minderwertigen Denkmälern. Auch hier räumt der Redner 
willig berechtigte Forderungen ein; er kämpft nur gegen die 
Geschmacksverirrungen, gegen die Entstellung, wo die Natur 
in ihrer Größe und Jungfräulichkeit weit mächtiger wirkt. 


Aber nicht allein aus wirtschaftlichen Gründen wird die 
Landschaft und Lebewelt erheblich beeinträchtigt; auch dem 
Mangel an Bildung, der Unkenntnis oder dem Un- 
verstand ist schon manch Denkmal der Natur zum Opfer 
gefallen. Es werden bestimmte Fälle angeführt, in denen auch 
bei uns Standorte bemerkenswerter Pflanzen durch Schüler ver- 
nichtet, Bestände seltener Tiere durch Jagdliebhaber dezimiert 
wurden u.a. m. 


— 138* — 


Sodann geht der Redner auf den zweiten Teil seines 
Vortrages über, worin er die Aufgaben einer planmäßigen 
Naturdenkmalpflege skizziert und die Wege zeigt, wie 
dieselbe wirksam gefördert werden könne. Im allgemeinen 
entstehen hierfür dreierlei Aufgaben, wie Prof. Conwentz 
schon in seinem „Forstbotanischen Merkbuch für die 
Provinz Westpreußen“ hervorgehoben hat, Inventari- 
sierung der Naturdenkmäler, Herausgabe von 
illustrierten Merkbüchern und anderen Veröffent- 
lichungen sowie Schutzvorkehrungen im Gelände. Um 
diese Aufgaben zu lösen, bieten sich drei verschiedene Wege, 
die freiwillige, die administrative und die gesetzgeberische 
Naturdenkmalpflege. 

Erstens also der Weg freiwilliger Mitwirkung 
durch Einzelpersonen und Vereine. Wie beispielsweise Fürst 
Putbus den Bestand der Insel Vilm und Fürst Schwarzen- 
berg eine ansehnliche Fläche am Kubany im Böhmerwald 
unberührt erhält, wie Fürst Stolberg-Wernigerode die 
Genehmigung zum Bau der Walpurgishalle auf dem Brocken 
versagte, möchten weitere Grundbesitzer entsprechende Vor- 
kehrungen treffen. Insbesondere erwächst den natur- 
forschenden und verwandten Vereinen hier eine 
dankbare Aufgabe. Viele sind schon mit gutem Beispiel voran- 
gegangen; manche haben die Aufgabe sogar direkt in ihre 
Statuten aufgenommen. 

Der zweite Weg zeigt sich in der administrativen 
Mitwirkung. Manche Gemeinde verfügt über ansehnlichen 
Besitz an Wasser, Felsen, Wald u.s.w. und könnte ohne 
weiteres anordnen, daß hierin vorhandene Natur- 
denkmäler erhalten bleiben. Ferner ist der Staat 
besonders in der Lage, diese Bestrebungen wirksam zu fördern, 
zumal er der größte Grundbesitzer ist und sein verschieden- 
artiger Besitz sich über das ganze Land erstreckt. Im Wege 
der Verwaltung müßten kleine Reservate verschiedener Art 
tunlichst in jedem Landesteil eingerichtet werden; dort ein See, 
Bach oder FluBabschnitt; da eine Küstenpartie, Düne oder 
Endmoräne; hier eine Moor-, Heide- oder Waldflache; dort ein 
Fundort seltener Pflanzen- oder Tierarten u.s.w. Sodann müßten 
alle Zweige der Verwaltung angeregt werden, die in 


— 139 — 


ihrem Ressort vorhandenen Denkwiirdigkeiten der Natur auf- 
zunehmen und fiir deren Schutz zu sorgen. Der Vortragende 
führt auch bemerkenswerte Beispiele dafür an, daß manche 
Zweige der Staatsverwaltung schon in dieser oder ähnlicher 
Richtung tätig gewesen sind; es besteht daher kein Zweifel, 
daß sie sich auch zu weiteren Maßnahmen zur Pflege von Natur- 
denkmälern bereit finden lassen werden. 

Was schließlich die legislative Mitwirkung betrifft, 
so erinnert Redner an eine Reihe von Staats- und Reichs- 
gesetzen, die das beregte Gebiet streifen. Weiter ist eine 
neue gesetzliche Bestimmung anzustreben, welche die Enteignung 
von Grund und Boden zum Schutze von Naturdenkmälern er- 
möglicht.. Aber der Schwerpunkt der ganzen Bestrebungen ist 
nicht auf das Gebiet der Gesetzgebung sondern auf das Gebiet 
der freiwilligen und administrativen Mitwirkung zu verlegen. 

Der Vortragende schöpft aus einer Fülle von Beobach- 
tungen, die er zum größten Teil selbst seit Jahren an Ort und 
Stelle angestellt hat; daneben ist ihm weiteres Material, teil- 
weise auch aus anderen Ländern und Staaten, auf amtlichem 
Wege zugängig gemacht worden. Hervorragende Beispiele 
werden durch bunte Lichtbilder veranschaulicht, die zu 
diesem Zwecke nach der Natur neu ausgeführt sind und zum 
Teil erst in einer späteren größeren Schrift über diesen Gegen- 
stand veröffentlicht werden sollen. 


XI. Sitzung vom 4. Februar 1905. 

Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 

Prof. Dr. G. Greim aus Darmstadt, der der Gesellschaft 
seit Jahren als korrespondierendes Mitglied angehört, hält einen 
hochinteressanten Vortrag über: 

„Die Grundlagen der wissenschaftlichen 
Wettervorhersage“ 
unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder. 

Der Vortragende streift zunächst kurz die früheren Ver- 
suche der Wettervorhersage ohne wissenschaftliche Grundlage 
und wendet sich dann zu dem heutigen Stand der Wetter- 
vorhersage Es ist dabei vor allem präzis festzustellen, 
worum es sich in der vorliegenden Frage handelt. Dies wird 
dahin beantwortet, daß es nur wichtig ist, die Wetter- 


— 140* — 


veränderungen vorherzusagen. Die Mittel, die uns hierzu 
zur Verfügung stehen, werden alsdann genauer besprochen, 
nämlich die Wettertelegraphie und die auf Grund derselben 
gezeichneten Wetterkarten, woran sich eine kurze An- 
leitung zum Lesen und zum Verständnis derselben anschließt. 
Solche Wetterkarten werden vorgeführt, um die Abhängigkeit 
der Verteilung der meteorologischen Faktoren von einander, 
insbesondere in den zwei Haupttypen der sogenannten „Wetter- 
lage“, in den Depressionen und Hochdruckgebieten, klar- 
zustellen. Auf Grund der Luftdruckkarten wird hier 
jedesmal das Verhalten der Winde, der Bewölkung, der Nieder- 
schläge usw. besprochen und schon auf die größere oder ge- 
ringere Beständigkeit der betreffenden Wetterlage, insbesondere 
auch auf das Wandern der Depressionen aufmerksam 
gemacht. Aus der Erkenntnis, daß mit der verschiedenen Ver- 
teilung des Luftdrucks auch ganz verschiedenes Wetter bei 
uns herrscht, ergibt sich von selbst der Wunsch, die Verteilung 
des Luftdrucks zu kennen und zu klassifizieren, um danach die 
Wetterlagen ebenfalls einzuteilen. Von den verschiedenen Ver- 
suchen hierzu wird auf Teisserenc de Borts Aktions-Zentren 
der Atmosphäre hingewiesen und dann das van Bebbersche 
System der Einteilung in fünf Wettertypen, das sich auf die 
Lage des Hochdruckgebietes gründet, ausführlicher und an 
reichlichen, als Lichtbilder vorgeführten Wetterkarten erläutert. 
Als Schluß wird kurz die praktische Anwendung des Vor- 
geführten besprochen, auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die der 
sicheren Wettervorhersage im Weg stehen, und einige Gründe dafür 
angegeben. Hierbei wird auf die wichtige Unterstützung aufmerk- 
sam gemacht, die der Vorhersage durch örtliche Beobachtungen 
erwachsen kann, und zugleich werden mit einigen Worten kritisch 
und zahlenmäßig die bis jetzt erreichten Resultate beleuchtet. 


XII. Sitzung vom 11. Februar 1906. 
Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 
Stadtgartendirektor Karl Heicke spricht über: 
„Die Pflanzenwelt im Kampf ums Dasein gegen die 
schädlichen Einflüsse der Großstadt“. 


Wenn der Stadtbewohner auf das Land hinauskommt, macht 
er die Wahrnehmung, daß unter dem Einfluß aller der Umstände, 


— 14* — 


die man unter der Bezeichnung ,Landluft* zusammenzufassen 
gewohnt ist, sich die Menschen körperlich ganz anders ent- 
wickeln als in der Stadt. Hat man dann nach längerem Land- 
aufenthalt die Eindrücke der Pflanzenwelt in ihrer Gesamtheit 
und in ihren einzelnen Bestandteilen mit nach Hause gebracht, 
so macht man die Entdeckung, daß das, was man in der Stadt 
in Gärten und Anlagen an Pflanzen um sich sieht, in vieler 
Hinsicht hinter dem Bilde der Pflanzenwelt draußen auf dem 
Lande, im Wald und Feld zurücksteht. Daran ist die dem 
Pflanzenwuchs nachteilige „Stadtluft“ schuld, wie man zu- 
sammenfassend die verschiedenen nachteiligen Einflüsse der 
Großstadt auf die Pflanzenwelt bezeichnen kann. 

Die durch den Rauch zahlreicher Schornsteine verunrei- 
nigte Luft trägt einen Hauptteil der Schuld. Seit die Stein- 
kohlenfeuerung überall allgemein geworden ist und dabei 
auch Kohlen geringer Güte in Menge verbraucht werden, ge- 
langen alljährlich ungeheuere Mengen Rauchgase in die Luft, 
unter denen die infolge des Schwefelgehaltes der Steinkohle sich 
bildende schweflige Säure ein den Pflanzen höchst gefähr- 
liches Gift bildet. Während man schon längst darauf Bedacht 
nimmt, die festen und flüssigen Abfallstoffe der menschlichen 
Hauswirtschaft auf geeignete Weise unschädlich zu machen, und 
neuerdings sehr der Verunreinigung der Wasserläufe durch die 
Abwässer der Städte und der Fabrikbetriebe zu steuern bemüht 
ist, geschieht im allgemeinen sehr wenig zur Unschädlich- 
machung der gasfirmigen Abfallstoffe, die man fast 
allenthalben unbehindert in die Atmosphäre gelangen läßt. Nicht 
nur in der Umgebung von Hüttenwerken und industriellen Groß- 
betrieben wird dadurch der Pflanzenwuchs erheblich geschädigt, 
wie man an den sogenannten Rauchblößen in ihrer Umgebung 
erkennt, sondern auch in der Stadt ist dies der Fall. 

Die schweflige Säure, die nicht etwa den Boden ver- 
giftet, wie man vielfach annahm, sondern durch die Oberhaut 
der Blätter in das Parenchymgewebe eindringt und die Chloro- 
phyllkörner zerstört, ist durch zahlreiche, nach verschiedenen 
Richtungen sich erstreckende Versuche als ein Pflanzenverderber 
ersten Ranges erkannt worden. Schon in einer einmillionfachen 
Verdünnung ist sie im stande, Pflanzen zu vernichten, wenn sie 
während einiger Wochen täglich etwa 1’/s Stunde auf sie ein- 


— 142* — 


wirken kann. Sie wirkt am nachteiligsten, wenn der Chlorophyli- 
apparat der Blätter in lebhafter Tätigkeit ist, also besonders 
im Sommer und bei Sonnenschein. Nicht alle Pflanzen sind in- 
dessen gleich empfindlich gegen sie; die immergrünen Nadel- 
hölzer werden am nachteiligsten beeinflußt, Laubhölzer stehen 
in der Mitte und krautartige Pflanzen scheinen verhältnismäßig 
am wenigsten darunter zu leiden. Äußerlich erkennt man die 
Einwirkung der schwefligen Säure an allerhand Flecken und 
-Verfärbungen der Blätter und krautartigen Pflanzenteile, die 
auf den ersten Blick leicht mit Frostschäden oder mit den Ein- 
wirkungen pflanzlicher und tierischer Parasiten verwechselt 
werden können, aber bei genauer Untersuchung sich mit Sicher- 
heit auf ihren wahren Ursprung zurückführen lassen. Das vorzei- 
tige Abfallen der Laubblätter an Bäumen und Sträuchern, 
ehe der Herbst da ist, muß neben der Trockenheit in der 
Hauptsache der schwefligen Säure zur Last gelegt werden; daß 
die Nadelhölzer in der Nähe der Stadt kaum zwei Jahrgänge 
ihre Nadeln zu halten vermögen, rührt ebenfalls davon her. 
Die Beeinträchtigung der Blattorgane hat bei den betref- 
fenden Pflanzen eine mangelhafte Ernährung des Holzes zur 
Folge, die Jahresringe bleiben klein, ja es kann zum Absterben 
ganzer Zweige und Äste kommen und schließlich der Tod des 
Individuums eintreten. 

Ferner wirken die zur Erleichterung des Verkehrs 
und zur Hebung der Gesundheit getroffenen Maßnah- 
men im Stadtgebiet und andere Einrichtungen nachteilig auf 
das Pflanzenleben. Durch die Vorkehrungen zur Abführung 
des Tagwassers (Dächer, Dachrinnen, Straßenpflaster, Kanäle) 
wird verhindert, daß im Stadtgebiet Niederschlagwasser in er- 
heblichen Mengen in den Boden gelangt, durch die Gräben der 
zahlreichen Leitungen (Kanäle, Gas- und Wasserleitungen, 
Kabel) entsteht ein weitverzweigtes Drainagenetz, das ein 
erhebliches Sinken des Grundwasserstandes zur Folge 
hat. Die Pflanzen leiden daher in der Stadt sehr durch 
Trockenheit. 

Bei der Herstellung der Gräben werden ihre Wurzel- 
organe vielfach erheblich beschädigt. Auch bringen manche 
Leitungen, insbesondere die Gasleitungen, Stofie in den Boden, 
die giftig für die Pflanzen sind. Leuchtgas ist sehr gefähr- 


— 143* — 


lich, wenn es aus den niemals ganz dichten Leitungen in den 
Boden gelangt und mit Pflanzenwurzeln in Berührung kommt. 
Schon geringe Mengen téten in kurzer Zeit groBe Baume. 


Flugstaub und RuB lagern sich auf die Blatter ab 
und kleben, wenn Feuchtigkeit hinzutritt, als schmieriger Uber- 
zug auf ihnen, die Spaltöffnungen verstopfend und die Funktion 
der Blätter erschwerend. Die feste Oberfläche der 
Straßen und Wege schließt den Boden über den Baum- 
wurzeln von der Luft ab; es wird der Austausch der Luft im 
Boden behindert und die Arbeit der Wurzeln dadurch nachteilig 
beeinflußt. Die Schädlinge, Raupen und Käfer, Pilze und 
Krankheit, befallen die Pflanzen leichter und sind in ihren 
Wirkungen verderblicher als bei Pflanzen, die unter normalen 
Existenzbedingungen sich befinden. 


Da es unmöglich erscheint, die Pflanzen im Bereiche der 
Stadt vor all diesen nachteiligen Einflüssen zu bewahren, so 
muß die Bekämpfung der Schädlichkeiten auf indirektem 
Wege angestrebt werden. Es müssen die Existenzbedingungen 
der Pflanzen nach Möglichkeit verbessert und gehoben, die 
Pflanzen durch ausreichende Ernährung, künstliche Bewässerung 
und dergleichen gekräftigt werden, so daß sie im stande sind, 
die schädlichen Einflüsse einigermaßen zu überwinden. Trotz- 
dem wird auf manchen typischen Vertreter unserer heimischen 
Pflanzenwelt verzichtet werden müssen, manchen kann man nur 
in schwächlichen und kümmerlichen Exemplaren eine Zeitlang 
erhalten. Die Buche, die Linde, die Weißtanne, die Kiefer 
kommen teils gar nicht, teils nur in besonders günstiger Lage 
fort. Eingeführte Ausländer scheinen stellenweise besser aus- 
zuhalten als einheimische Arten ; von allen aber gilt, daß selbst 
ihre besten Vertreter im Bezirk der Großstadt nicht heran- 
reichen an ihre Artgenossen draußen in Lagen, die nicht dem 
Einfluß der „Stadtluft“ ausgesetzt sind. 


Diese Erkenntnis muß dahin führen, daß man 
alle Vertreter der Pflanzenwelt, die sich von alters 
her noch hier und da zu halten vermocht haben, 
pietätvollpflegtundhegt und sie nicht kurzerhand 
einem manchmal kaum ins Gewicht fallenden Ver- 
kehrsbedirfnisse opfert. 


— 1444 — 


XIII. Sitzung vom 25. Februar 1905. 


Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 
Oberstabsarzt Dr. R. Brugger spricht über: 
„Wesen und Bedeutung der Kurzsichtigkeit‘“. 


Bei allen Kulturvölkern und zu allen Zeiten hat es eine 
Kurzsichtigkeit gegeben; schon Aristoteles berichtet, 
daß kurzsichtige Menschen die Augen zukneifen, um besser 
sehen zu können, und daß sie mit besonders kleinen Buchstaben 
schreiben; Theophrast erwähnt, daß der Tyrann Dionys 
kurzsichtig gewesen sei, und unter den Sklaven des Altertums 
waren besonders die auf den Bibliotheken beschäftigten Schreiber 
von diesem Leiden befallen. Vom Altertum bis in die Neuzeit 
wurde die Kurzsichtigkeit durch eine „Schwäche der Innervation“ 
erklärt, wie es schon Galen getan hatte Die christlichen 
und arabischen Ärzte des Mittelalters hielten an dieser Auf- 
fassung fest und nirgends finden wir den Versuch einer 
physikalischen Erklärung des Phänomens oder eine 
rationelle Behandlung desselben. Erst im 16. Jahrhundert 
werden Konkavbrillen für Kurzsichtige empfohlen und 
Kepler hat zuerst 1604 die optische Erklärung gegeben. 
Aber dem 19. Jahrhundert war es vorbehalten, Wesen und 
Bedeutung der Kurzsichtigkeit genauer zu erklären. 

Wir wissen von zahlreichen Männern der Geschichte, daß 
sie kurzsichtig gewesen sind, so von Papst Leo X., Leo- 
nardo da Vinci, Zwingli, Gustav Adolf, Napoleon I, 
Goethe u. a. 

An der Hand vortrefflich ausgeführter Tafeln, die den 
anatomischen Bau und den dioptrischen Apparat des Auges 
veranschaulichen, von anatomischen Modellen, mikro- 
skopischen und makroskopischen Präparaten von gesunden 
und kurzsichtigen Augen erläutert der Vortragende das Wesen 
der Kurzsichtigkeit. Sie ist weitaus in den meisten Fällen die 
Folge einer Achsenverlängerung des Augapfels an seinem 
hinteren Pol, seltener von stärkerer Brechung der Augenmedien. 
Während im normalen Auge parallel auffallende Strahlen in 
der Netzhaut zusammenfallen, treffen sie sich bei dem kurz- 
sichtigen Auge schon vor der Netzhaut, so daß auf dieser 
Zerstreuungskreise zustande kommen. Exakte Untersuchungen 


— 145* — 


haben ergeben, daB das Auge des Neugeborenen meist 
weitsichtig ist und daß es erst durch das Wachstum normal- 
sichtig wird, indem sich der Langsdurchmesser des Auges all- 
mählich vergrößert. Unter bestimmten Einflüssen, die bis jetzt 
nur zum Teil erkannt sind, unter denen aber zweifellos die 
Naharbeit in der Schule eine wichtige Rolle spielt, über- 
schreitet das Wachstum des Augapfels im Längsdurchmesser 
die Norm, so daß aus dem ursprünglich weitsichtigen Auge des 
Neugeborenen erst ein normalsichtiges und schließlich ein kurz- 
sichtiges Auge wird. Statistische Ermittelungen haben ergeben, 
daß die Kurzsichtigkeit in der ersten Kindheit nur in einem 
geringen Prozentsatz vorhanden ist; mit der Naharbeit in der 
Schule nimmt sie rasch zu, schließlich sind 50-60 Prozent 
aller Gebildeten bei uns in Deutschland kurzsichtig. Man hat 
deshalb in der Naharbeit eine wesentliche Ursache des Ent- 
stehens der Kurzsichtigkeit erkannt; daß sie aber nicht die 
alleinige Ursache sein kann, geht daraus hervor, daß von 
anderen Forschern, so auch von dem Vortragenden bei Bauern, 
die niemals eine Schule besucht haben, bei polnischen Dienst- 
mädchen und Spreewälderinnen, die nicht lesen und schreiben 
konnten, sehr hohe Grade von Kurzsichtigkeit festgestellt 
worden sind. 

Geringe Grade von Kurzsichtigkeit sind für den Träger 
ohne besondere Bedeutung, da sie durch entsprechende Konkav- 
gläser vollständig korrigiert werden können. Eine geringgradige 
Kurzsichtigkeit wird sogar vielfach als ein gewisser Vorteil 
empfunden, insofern sie ein sehr scharfes Sehen in der Nähe 
ohne Anstrengung der Akkomodation ermöglicht und das Ein- 
treten der Fernsichtigkeit im höheren Alter hinausschiebt, 
Stärkere Grade der Kurzsichtigkeit führen jedoch häufig zu 
einer Abnahme des Sehvermögens und — glücklicherweise nur 
in seltenen Fällen — zur Erblindung. Wenn also auch die 
Kurzsichtigkeit von einem gewissen Vorteil für alternde Gelehrte 
sein mag, so ist sie doch zweifellos eine schwere Schädigung, 
die, wenn ihrer Verbreitung kein Einhalt getan wird, die Wehr- 
haftigkeit der Nation ernstlich bedroht. In jedem Fall ist es 
unzulässig, die Kurzsichtigkeit als eine zweckmäßige An- 
passung an die Kultur und an das kulturelle Leben auf- 
zufassen, oder, wie es Stilling in einer geistvollen, aber 


19 


— 146¢ — 


namentlich von anthropologischer Seite angegrifienen und in 
manchen Punkten widerlegten Hypothese versucht hat, in ihr 
lediglich eine Rassenfrage zu erblicken. Vielmehr muß mit 
allen Mitteln der Hygiene, insbesondere in der Schule, der wir 
unser Teuerstes, unsere lieben Kinder, anvertrauen, darnach 
gestrebt werden, einer weiteren Verbreitung der Kurzsichtigkeit 
entgegen zu arbeiten. Glücklicherweise ist auch bereits durch 
hygienische Maßregeln, wie sie in der neuesten Zeit in den 
von mancher Seite bespöttelten „Schulpalästen“ eingeführt sind, 
der Prozentsatz der kurzsichtigen Schulkinder in einigen größeren 
Städten Deutschlands erheblich zurückgegangen. 

Eine prachtvolle Kollektion von Handzeichnungen des 
infolge der Kurzsichtigkeit krankhaft veränderten Augen- 
hintergrundes, die Oberstabsarzt Dr. Brugger in wahrer 
Künstlerschaft selbst angefertigt hat, erläutert den hoch- 
interessanten Vortrag, der von den zahlreich erschienenen Zu- 
hörern mit lebhaftem Beifall aufgenommen wird. 


XIV. Sitzung vom 4. März 1905. 


Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 


Mit herzlichen Worten begrüßt zunächst der Vorsitzende 
den Redner des Abends, Oberstudienrat Prof. Dr. Kurt 
Lampert, Vorstand des Königlichen Naturalienkabinetts in 
Stuttgart, der der Gesellschaft seit einer Reihe von Jahren als 
korrespondierendes Mitglied angehört. Hierauf hält 
Prof. Dr. Lampert den angekündigten Vortrag: 


„Das winterliche Tierleben des Süßwassers und sein 
Erwachen im Frühling‘. 


Der Redner führt in der Einleitung die Zuhörer hinaus 
auf die spiegelnde Fläche eines gefrorenen Sees. Tot 
und leer scheint das Wasser und die winterliche Einsamkeit 
bildet einen schroffen Gegensatz zu dem sommerlichen Leben, 
das der Redner in einzelnen Zügen vorführt. Wo sind alle die 
Tiere hingeschwunden, die hier im Sommer zu beobachten sind? 
Wie bringen überhaupt die Bewohner unserer Gewässer, der 
Sümpfe, Teiche und Seen, der Quellen, Bäche und Flüsse den 
Winter zu? Der Redner erinnert zunächst an die physikali- 
schen Verhältnisse der Gewässer im Winter. Sehr 


— 1 — 


seichte Tümpel können völlig ausfrieren bis tief in den Grund 
hinein; aber schon mäßig tiefe stehende Gewässer frieren be- 
kanntlich nie aus, sondern unter der Eisdecke, die ein schlechter 
Wärmeleiter ist, liegt die Wassertemperatur über Null und hat 
in größerer Tiefe die Temperatur der größten Dichtigkeit des 
Wassers, 4 4 Grad Celsius, was besonders von allen tiefen 
Gewässern gilt. Quellen bewahren das ganze Jahr über, auch 
im heißen Sommer, die gleiche Temperatur und die anderen 
fließenden Gewässer sind durch ihre Bewegung meistens 
vor dem Zufrieren geschützt. Schon hieraus läßt sich schließen, 
daß die Tierwelt in den verschiedenen Gewässern sich verschieden 
verhalten wird. Am meisten verändert sich das faunistische 
Bild im Winter in weniger tiefen Gewässern, zu denen 
ja die Mehrzahl unserer Wasserbecken gehört und denen sich in 
bezug auf die physikalischen Verhältnisse die Uferzone der 
großen Seebecken anschließt. Auch hier schlägt die Natur 
die verschiedensten Wege ein, um ihre Geschöpfe die schlimme 
Jahreszeit überstehen zu lassen. Unter Anführung von Bei- 
spielen schildert der Redner, wie die einen Tiere in einen 
Winterschlaf verfallen, entweder im Schlamm des Teiches 
oder sogar zu diesem Zweck das Land aufsuchend. Bei anderen 
ist wenigstens die Lebenstätigkeit herabgesetzt, ohne daß es 
zu einem eigentlichen Winterschlaf kommt. Bei einer dritten 
Kategorie wird zwar das Individuum aus der Liste der Lebenden 
gestrichen, allein in winterharten Eiern oder Dauerkeimen 
wird die Erhaltung der Art gewährleistet. Diese Schutz- 
einrichtung als Anpassung an die physikalischen Verhältnisse 
des Wohnortes und der auf diese Weise sich ergebende regel- 
mäßige Wechsel zwischen verschiedenen Fortpflanzungsarten 
gehört mit zu den interessantesten Kapiteln der modernen 
Wissenschaft der Seenkunde. Für eine Anzahl Süß- 
wassertiere endlich aber bedeutet die winterliche Zeit durchaus 
nicht die Zeit der Ruhe, sondern sie sind auch im Winter in 
voller Lebenstätigkeit, ja für manche fällt sogar die 
Fortpflanzungsperiode in den Winter. Unter ihnen sind 
sogar Arten, die nur in der kalten Jahreszeit ihre Existenzbediu- 
gungen finden; erwärmen sich unter den Strahlen der steigenden 
Frühlingssonne die seichten Gewässer, so sterben sie ab. Für 
die Mehrzahl der Bewohner unserer Gewässer beginnt aber 


10* 


— 149* — 


dann neues Leben. Die Winterschläfer erwachen; aus den 
Dauerkeimen und Eiern entstehen neue Individuen und bald 
herrscht wieder das reiche, üppige Leben des Frühlings. 


XV. Sitzung vom 11. März 1900. 


Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 
Dr. med. L. Laquer spricht über: 


„Die Grundlagen der geistigen Minderwertigkeit.“ 


Geistig hochwertige Gehirne sind leider noch wenig er- 
forscht; geistig unterwertige Denkorgane haben reiches Material 
für die Forschung ergeben. Ausgehend von den anatomischen 
Hirnbefunden bei der im späteren Leben durch Krankheit 
erworbenen Geistesschwäche (progressive Paralyse), die wir in 
den letzten Jahren besonders deu Forschungen von Weigert, 
Nißl und Alzheimer verdanken, bespricht der Vortragende 
die anatomischen und anthropologischen Grundlagen der drei 
wesentlichen Formen der angeborenen geistigen Minderwertig- 
keit, der Idiotie (Blödsinns-Formen), der Imbezillität 
(Schwachsinn) und der Debilität (Beschränktheit). Er schildert 
des näheren die bei Idioten bestehenden geistigen Defekte im 
Gebiete des Verstandes, des Gefühls und der Willensvorgänge 
und die Veränderungen im Bau des Gehirns, die sie bedingen. 
Es sind zumeist mehr krankhaft entzündliche Vorgänge, um die 
es sich hier handelt, als atavistische Rückschläge in frühere 
tierische Entwickelungsstufen des Menschengeschlechtes. Der 
Vortragende verteidigt die modernen Anschauungen Guddens 
und Weygandts gegenüber der alten Virchowschen Lehre, 
daß die Entwickelung des Gehirns von den Wachstumsverhält- 
nissen des Schädels abhängig sei (frühzeitige Verknöcherung 
u.s.w.) Die Sache verhält sich gerade umgekehrt. An der 
Hand der Schilderung der Wasserköpfe (Hydrocephalen-Gehirne) 
und der Mikrocephalen (kleinköpfige Gehirne), die der Redner 
an einer Reihe von Zeichnungen, besonders nach Fleschs 
Arbeiten demonstriert, rät er zur Vorsicht bei Rückschlüssen 
auf geistige Fähigkeiten aus Schädelanomalien. 

Eine ausführliche Darstellung widmet Dr. Laquer sodann 
dem Kretinismus, jener in verschiedenen, besonders ge- 
birgigen Gegenden endemisch auftretenden geistigen und körper- 


— 149* — 


lichen Zwerghaftigkeit mit schlaffer, welker Haut und 
Kropfbildung. Der Zusammenhang der kretinösen Entartung 
mit bakterienhaltigem Trinkwasser, das Kropf erzeugt, und mit 
Giftwirkungen, die durch Zerstörung oder Schädigung der ent- 
giftend wirkenden Schilddrüse im Stofiwechsel entstehen, führt 
ihn zur Würdigung ‘der Blumschen Versuche an Tieren und 
der Kocher-Reverdinschen Erfahrungen an Menschen, 
denen die gesamte Schilddrüse wegen gefahrdrohender An- 
schwellung entfernt worden war und die dadurch geistige und 
körperliche Kräfte einbüßten. 

Die für die Entstehung der Idiotie und der Imbezillität 
sehr wesentlichen Momente der Erblichkeit und Entartung 
leiteten dann über zu den schulärztlichen Beobachtungen 
Dr. Laquers an den schwachsinnigen Schulkindern der Frank- 
furter Hilfsschulen. Die körperlichen Gebrechen. und Miß- 
bildungen, Entartungsmerkmale, die sich dort finden, werden 
ausführlich erörtert und ihre Bedeutung für die intellektuelleu 
Fähigkeiten gewertet. Der Vortragende rühmt die Leitung und 
die Organisation sowie auch die baulichen Verhältnisse in diesen 
Frankfurter Musteranstalten. 

Zum Schlusse geht Dr. Laquer auf die Wichtigkeit der von 
derärztlichen Wissenschaft erhobenen Befunde für die Pidagogik | 
und für die soziale Hygiene ein. Er weist nach, ein wie 
großes Kontingent die Schwachsinnigen zur Kriminalität 
stellen, wie sich aus ihnen ein großer Teil der jugendlichen und 
rückfälligen Rechtsbrecher, Bettler und Vagabunden sowie auch 
der Prostituierten rekrutiert. Auch die Fahnenflüchtigen und 
Gehorsamsverweigerer unter den Rekruten sind häufig Imbezille. 

Da auf dem Boden der geistigen Minderwertigkeit alle 
die extrasozialen und antisozialen Elemente erwachsen, die die 
Gesellschaft in besonderen Arbeitsschulen und Anstalten ver- 
sorgen oder unschädlich machen muß, so muß in richtiger Er- 
kenntnis dieser von Pädagogik und Heilkunde in harmonischem 
Zusammenwirken wissenschaftlich begründeten Tatsachen von 
allen Seiten her der Kampf gegen den Alkoholismus, 
gegen die Verbreitung der Geschlechtskrankheiten 
und gegen die Tuberkulose als wesentlichste Ursachen der 
Degeneration und der Minderwertigkeit einsetzen, wenn das 
Menschengeschlecht an Geist und Körper stark bleiben soll. 


— 10 — 
XVI. Sitzung vom 29. März 1905. 


Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 
Karl Fischer spricht über: 


„Bergstürze und Felsschlipfe im Gefolge 
der Eiszeiten.“ 


Das Diluvium oder die Eiszeit stellt die vorletzte Periode 
in unserer-Erdgeschichte dar. Es gehört ihm die Gesamt- 
heit der meist lockeren Gerölle, Sand- und Lehmbildungen an. 
Während des größten Teiles dieser Zeitepoche war der ganze 
europäische Norden vom Inlandeis, die Alpen dagegen von 
mächtigen Gletschern bedeckt. Man nimmt nun nach neueren 
Untersuchungen eine viermalige Eiszeit an, deren Absätze 
getrennt werden durch Sedimente, die in wirtlicheren Zeiten 
(den Interglazialzeiten) entstanden sind. Diese mußten 
infolge der ungeheueren, beim jedesmaligen Rückzug der Glet- 
scher entstehenden Wassermassen Zeiten starker Eresion 
sein. Gegen diese Gletscherströme sind selbst der mächtige 
Rhein mit seinen Nebenflüssen kleine Bäche, wenn man bedenkt, 
daß der diluviale Rhein die ganze Ebene in ihrer vollen Breite 
durchflutete. Was diese gewaltigen Kolosse an lebendiger Kraft 
besaßen und in welcher Weise sie den Untergrund, über den 
sie sich wälzten, bearbeiteten, das zeigen uns heute noch die 
Katastrophen, die sie hervorzurufen imstande waren, besonders 
die riesigen Bergstürze in den Alpen an der Glarnischkette, 
und im Vorderrheintal bei Flims. 


Auf zweierlei Art kann man sich die eiszeitlichen Schutt- 
und Felsrutschungen entstanden denken. Einmal dadurch, daß 
der Fuß des Berges von dem Gletscherbach unterspült wurde, 
oder daß nach dem Rückzuge der Gletscher der den Absturz 
hindernde Gegendruck beseitigt war und die gelockerten Massen, 
die sonst allmählich abgebröckelt wären, auf einmal fielen. 


Durch letzteren Umstand wird sowohl am Glärnisch wie 
im Vorderrheintal, wo viele Millionen Kubikmeter Felsmassen 
sich loslösten und das ganze Tal verbarrikadierten, die Kata- 
strophe hereingebrochen sein. Hoch über dem heutigen Talboden 
lassen sich heute noch die Grenzen des zum See gestauten 
Vorderrheins konstatieren. 


— 151" — 


Redner gibt nun, angeregt durch die Untersuchungen von 
Heim und Oberholzer, die eine eingehende Monographie der 
Bergstürze an der Glärnischkette gegeben haben, ein Bild dieser 
Erscheinungen, um dann seine eigenen Beobachtungen 
über Felsbewegungen in der näheren und weiteren 
Umgebung von Frankfurt zu demonstrieren. 

Am Röderberg, der jedenfalls seit der Eiszeit bedeu- 
tend an Höhe und Steilheit der Gehänge eingebüßt hat, sind 
Rutschungen zu konstatieren. Eingebettet zwischen eiszeitliche 
Bildungen (dilaviales Moor und Löß) sind dort Schuttmassen 
gefunden worden, die den überlagernden tertiären Kalken ent- 
stammen. In Rheinhessen, wo ähnliche geologische Verhältnisse 
obwalten, sind die Untersuchungen gerade dieser Diluvialer- 
scheinungen noch nicht weit gediehen. Nur die verrutschten 
Cyrenenmergel am Zeilstück bei Weinheim werden schon lange 
als eiszeitliche Bildungen angesehen. Auch bei Elm im Vogels- 
berg zeigen isolierte Hügel in der Talsohle, die aus Bergsturz- 
schutt bestehen und zum Teil von Kies und Schotter bedeckt 
sind, daß hier einstmals Bergbewegungen stattfanden und ein 
Stausee das jetzt nur noch von einem kleinen Bach durch- 
strömte Tal bedeckte. 

In Württemberg sind es besonders zwei Horizonte der dort 
weit verbreiteten Trias- und Juraschichten, die öfters Anlaß zu 
Felsbewegungen gegeben haben. Es sind die Keupermergel 
und die plastischen Impressatone, auf denen sich der Steilrand 
der Alb aufbaut. 

Auf den gipsführenden Keupermergeln des Neckartales 
schossen einst große Schuttmassen in die Tiefe, die nun in dem 
berühmten Mammutfeld von Cannstatt viele Meter mächtig 
den Boden bedecken, die Knochen zahlreicher Mammute ein- 
hüllend, die wahrscheinlich von der Katastrophe überrascht 
worden sind. 

Zahlreich sind die Beispiele, die man für Rutschungen an 
der Steilwand der Alb anführen könnte. Bei Geislingen und am 
Michelsberg bei Ulm sind solche nachgewiesen. Leider läßt sich 
jedoch ihr eventuelles Alter nicht mehr genau feststellen. Am 
Galgenberg bei Weißenstein hat einst ein ganzer Schichtenkom- 
plex, in sich kompakt bleibend, den Weg nach dem Tale ein- 
geschlagen. Liegen auch gleich oft die Gebirge äußerlich schein- 


— 152* — 


bar in bester Ordnung, so ist doch manches zerriitteter als wir 
meinen. Besonders die Eiszeit hat umgestaltend gewirkt und 
überall sind noch ihre Spuren zu verfolgen. Sie ist vor allem 
der Bildner der heutigen Formen in Berg- und Flachland ge- 
worden und in ihr waren es neben den Fitissen oft Bergstürze, 
die uns den breiten, fruchtbaren Talboden mit Ackern und 
Wiesen geschaffen haben, auf dem sich die Kulturvölker aus- 
breiten konnten. 


XVII. Sitzung vom 1. April 1905. 


Vorsitzender: Stabsarzt Prof. Dr. Ernst Marx. 


Da heute der letzte Vortrag im ablaufenden Wintersemester 
stattfindet, gibt der Vorsitzende einen kurzen Überblick über 
die Vortragsreihe des letzten Winters. Auch diesmal war es 
möglich, fast jeden Samstag eine wissenschaftliche Sitzung 
abzuhalten. Der rege Besuch sämtlicher Sitzungen hat gezeigt, 
wie sehr dies dem Wunsche der Mitglieder entspricht. Wie 
die wissenschaftlichen Sitzungen so waren auch die Vorlesungen 
der Dozenten zahlreich besucht. Auch die Mitgliederzahl 
der Gesellschaft hat erfreulicherweise in den letzten Monaten 
wieder bedeutend zugenommen. Während Ende des vorigen 
Winters etwas über 600 Mitglieder der Gesellschaft angehörten, 
sind es heute mehr als 730. Der Vorsitzende richtet zum 
Schluß an die Mitglieder die Bitte, auch fernerhin ihr Interesse 
der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und ihren 
Bestrebungen zu bewahren, denn nur dann kann die Gesell- 
schaft ihre großen Aufgaben erfüllen, die noch viel Hilfe und 
Mittel erfordern. 

Hierauf hält Stabsarzt Dr. L. Drüner einen durch über- 
sichtliche "Tafeln erläuterten, hochinteressanten, von den zahl- 
reichen Zuhörern mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag: 


„Über die Wirbeltheorie des Schadels.* 


Goethe ist von seinen Zeitgenossen als Naturforscher 
wenig anerkannt worden. Seine Pflanzenmetamorphose und 
seine Lehre vom Zwischenkiefer des Menschen wurden sehr kühl 
aufgenommen, ja vielfach abgelehnt. Dies mag vielleicht der 
Grund gewesen sein, weshalb er mit der Veröffentlichung seiner 
eingehenderen Begründung der Wirbeltheorie so lange zurück- 


— 153* — 


gehalten hat. 1790 auf der italienischen Reise in Venedig kam 
ihm der Gedanke bei der Betrachtung eines Schafschidels. Er 
hat damals seine Ideen über den Freundeskreis hinaus nicht 
bekannt werden lassen. Ein ganz ähnlicher Fund, der eines 
macerierten Schädels einer Hirschkuh, brachte unabhängig von 
Goethe 1806 Oken auf ganz ähnliche Ideen und 1807 wurden 
dieselben von ihm veröffentlicht. So gehört Oken in der Ver- 
Offentlichung zweifellos die Priorität. Oken nahm drei Wirbel 
als Bestandteile des Schädels an, Goethe sechs. In den fol- 
genden Jahren erfreute sich die Wirbeltheorie wechselnder An- 
erkennung, bis 1858 Huxley ihre Haltlosigkeit nachwies. 
Huxley zeigte auf Grund des durch zahlreiche Forscher 
gewonnenen Materials, daß die Entwickelung von Wirbeln und 
Schädelknochen eine grundverschiedene ist. Da die Gleich- 
artigkeit der Entwickelung aber die Vorbedingung für die 
Homologisierung sein muß, kann mit den Ausführungen Hux- 
leys die ursprüngliche Wirbeltheorie Goethes und Okens 
als endgültig beseitigt angesehen werden. Erst Gegenbaur 
nahm 1872 die der Theorie zugrunde liegende Idee der ursprüng- 
lichen Gleichartigkeit der Wirbelsäule und des Schädels wieder 
auf. Diese Gleichartigkeit ist aber nicht mehr in dem Zustande 
des Knochensystems zu suchen. Als Grundlage für die Be- 
urteilung der ganzen Frage studierte Gegenbaur den Knorpel- 
schädel der Selachier. Seine Arbeiten stammen aus der 
klassischen Epoche der vergleichenden Biologie; örtlich und 
zeitlich sind sie in innigem Zusammenhange mit den grund- 
legenden Arbeiten E. Haeckels entstanden. Gegenbaur 
beurteilte die Wirbeltheorie des Schädels in umfassender Weise 
vom Gesichtspunkte der Deszendenztheorie. Damit fiel ein 
neues Licht auf alle die Fragen, die sie birgt. Sie ist da- 
durch für lange Zeit zu dem Hauptproblem der vergleichenden 
Morphologie geworden. Er unterschied am Schädel einen 
hinteren vertebralen Teil, der bis zum vorderen Ende der 
Chorda dorsalis reicht, von dem prävertebralen Teile, von der 
Hypophysis bis zur Nasenspitze. Für den ersteren nahm er 
eine segmentale Gliederung an, für den letzteren schloß er eine 
solche aus. Die wesentlichen Punkte dieser segmentalen 
Gliederung sah er in den Beziehungen der Kopfnerven und 
ihrer Muskulatur zu den Kiemenbigen. Der Facialis und 


— 164% — 


Glossopharyngeus stellen zwei derartige gleichfirmige Kiemen- 
bogennerven dar. Mehr von dem Typus hat sich der Trigeminus 
entfernt, der zu dem vordersten Visceralbogen, dem Kiefer- 
bogen gehért und vielleicht aus der Vereinigung zweier oder 
mehrerer segmentaler Visceralbogennerven entstanden ist. Aus 
dem Vorhandensein der Lippenknorpel ist dies zu vermuten. 
Auch der Vagus besteht aus der Vereinigung einer größeren 
Zahl solcher segmental geordneter Nerven, die am Durch- 
gang durch die Schädelwand zu einem Stamme vereinigt sind. 
Aus der Gleichartigkeit der peripheren Ausbreitung der Kopf- 
nerven und der auf einen gemeinsamen Typus zurückzuführenden 
Form der knorpeligen Kiemenbögen vermutete Gegenbaur, 
daß auch die Zusammensetzung der jetzt bei den Selachiern 
einheitlichen Knorpelkapsel im Bereiche der Chorda dorsalis 
wie bei den Wirbeln einst eine segmentale gewesen sei. Die 
im Bereiche der Wirbelsäule austretenden Spinalnerven lassen 
sich nicht ohne weiteres mit den segmentalen Kiemenbogennerven 
des Schädels vergleichen. Denn während bei den Kiemenbogen- 
nerven motorische und sensible Bestandteile vereint am Gehirn 
entspringen und den Schädel verlassen, sind die ventralen 
motorischen Wurzeln der Spinalnerven von den dorsalen sensiblen, 
ein Ganglion führenden, weit getrennt. Er verglich die dorsalen 
Wurzeln der Spinalnerven allein mit denen der Kopfnerven 
und nahm an, daß die einst auch für jeden Kopfnerven vor- 
handene ventrale motorische Wurzel bei einigen rückgebildet 
worden sei, bei anderen in ihrem Verlauf unabhängig von der 
dorsalen Wurzel geworden sei. So rechnete er zum Trigeminus 
den Oculomotorius, zum Facialis den Abducens und auch für 
den Vagus fand er kleine, unabhängig von ihm verlaufende 
motorisch Wurzeln, die sich mit Spinalnerven vereinigt 
zur Zungenmuskulatur begeben. Er bezeichnete sie als die 
ventralen Vaguswurzeln. Die die motorischen Muskeln des 
Visceralskeletts (Kiemenbogenskeletts) versorgenden Bestandteile 
der echten Kopfnerven schied er also aus dem Vergleich mit 
den ventralen Wurzeln der Spinalneren aus und verglich sie 
mit motorischen Fasern der Spinalnerven, die zur Darm- 
muskulatur gelangen. Anatomisch und physiologisch ist später 
das Vorhandensein solcher Nervenfasern in den dorsalen Wurzeln 
der Spinalnerven bestätigt worden. So war die Übereinstimmung 


— 165* — 


zwischen Spinalnerven und Kopfnerven als eine weitgehende 
anzusehen und die Annahme, daß die jetzt noch in allen Haupt- 
sachen übereinstimmende Gliederung der Organe des Schädels 
und der Wirbelsäule sich einst auf die Skeletteile des Schädels 
erstrecke, hatte ihre volle Berechtigung. Gegenbaur machte 
die entwickelungsgeschichtlich von vornherein einheitliche 
Knorpelanlage des Schädels durch die Anpassung an die Funktion 
als Schutzorgan für Gehirn und Sinnesorgane verständlich. 

So ist durch Gegenbaur das Problem der Wirbeltheorie 
allmählich nur ein kleiner Teil eines umfassenderen Problems, 
des Problems der Metamerie des Schädels, geworden. Von nun 
an sind beide von einander nicht zu trennen. Es fanden siclı 
bald neue Tatsachen, die Gegenbaurs Anschauungen stützten. 
Bei Froschlarven wurde die Übereinstimmung der Entwickelung 
des Hinterhauptes mit der des Wirbels zuerst nachgewiesen. 
Dann folgte bald derselbe Nachweis bei Haifischen, Ganoiden 
und Säugetieren, bei denen die Angliederung von mehreren 
Wirbeln an das Hinterhaupt festgestellt wurde. Gleichzeitig 
damit zeigte aber das Studium der zu diesen Wirbeln gehörigen 
Nerven, daß die von Gegenbaur als ventrale Vaguswurzeln 
angesehenen Gebilde mit diesen Kopfnerven nichts zu tun haben, 
sondern daß sie die mit den Wirbeln in den Schädel ein- 
gewanderten Spinalnerven sind. Ja es fanden sich sogar die 
Rudimente von Spinalganglien und dorsalen Wurzeln, die 
zu ihnen gehörten. 

Damit war der Beweis geliefert, daß dieser hinterste Teil 
des Hinterhauptes, derjenige, der zum 12. Gehirnnerven, 
zum Hypoglossus, gehört, tatsächlich aus Wirbeln, die mit 
dem Schädel verschmolzen sind, hervorgeht. Ihre Zahl ist 
nicht bei allen Klassen die gleiche und auch wenig sicher. 
M. Fürbringer, der die ganze Frage in einem wunder- 
baren Werke neu behandelt hat, scheidet diesen aus Wirbeln 
bervorgegangenen hinteren Abschnitt des Schädels als Neo- 
kranium von dem Paläokranium, dem die echten alten Gehirn- 
nerven bis zum Vagus-Accesorius angehören. Dieses letztere 
zeigt niemals eine segmentale Gliederung des Skeletts und hat 
wahrscheinlich nie eine den Wirbeln ähnliche Gliederung besessen. 
Wohl aber sind Nerven und Muskeln in dem Bereiche des 
Paläokraniums segmental gegliedert. 


— 1b6e* — 


Von der alten Wirbeltheorie Goethes und Okens ist 
wohl nicht viel übrig geblieben. Aber durch alle neuen Unter- 
suchungen klingt die alte Idee von der ursprünglichen Gleich- 
artigkeit hindurch. Sie hat zahlreichen Arbeiten die Anregung 
gegeben. In den schwierigen und immer verwickelteren Pro- 
blemen der Metamerie des Wirbelkörpers hat sie immer füh- 
rend gewirkt und den durch die Vertiefung der Forschung neu 
gewonnenen Rätseln gegenüber wird sie sich weiter bewähren. 


„Alle Glieder bilden sich aus den ewigen Gesetzen 
Und die seltenste Form bewahrt im Geheimen das Urbild.“ 
(Goethe.) 


XVIII. Sitzung vom 7. April 1906. 


Erteilung des Soemmerring-Preises. 


Vorsitzender: Dr. August Jassoy. 


Zur Erteilung des Sömmerring-Preises ist der große 
Hörsaal des Bibliothekgebäudes mit Blattpflanzen geschmückt, 
aus deren Mitte die Büste v. Sömmerrings hervorragt. Der 
Preis zu Ehren des großen Gelehrten wurde 1837 zum ersten 
Male vergeben. Die Stiftung geht aber noch neun Jahre weiter 
zurück. Sie resultiert aus den Überschüssen einer Sammlung, 
aus deren Ergebnis ursprünglich dem gefeierten Samuel Tho- 
mas von Sömmerring zu seinem 5Ojährigen Doktorjubiläum 
eine Medaille überreicht werden sollte. Da jedoch die zur Prä- 
gung einer Medaille erforderliche Summe weit überzeichnet 
wurde, beschloß man, ein „Prämium“ zu stiften, das dem An- 
denken v. Sömmerrings für alle Zeiten gewidmet sein sollte 
und das an dessen Ehrentag, am 7. April, in vierjährigen Perio- 
den demjenigen deutschen Naturforscher zuerteilt werden sollte, 
der die Physiologie im weitesten Sinne des Wortes in dem ver- 
flossenen Zeitraum am meisten gefördert hätte. 

Preisgekrönt wurden bisher die folgenden Gelehrten: 
Ehrenberg, Schwann, Bischoff, Wagner, Kölliker, Mül- 
ler, Helmholtz, Ludwig, de Bary, von Siebold, Voit, 
Sachs, Flemming, Roux, Verworn, Born und Nißl. Die 
für die diesjährige Preiserteilung ernannte Kommission bestand 
aus den Herren Dr. Albrecht, Prof. Edinger, Prof. Lepsius, 
Stabsarzt Prof. Marx, Prof. Möbius und Prof. Reichenbach. 


— 157* — 


Nach Eréffnung der Sitzung durch den I. Direktor spricht Prof. 
Edinger als Vorsitzender der Kommission fiber die zum Vor- 
schlag gebrachten Arbeiten, die den Gebieten der Chemie, Physio- 
logie, Zoologie und Botanik entnommen waren. Auf ein- 
stimmigen Vorschlag der Kommission warde der Preis der bota- 
nischen Arbeit zuerteilt, über die Prof. Möbius in folgender 
Weise berichtet: 

Von hervorragendem Interesse für die ganze Biologie ist 
das von dem ordentlichen Professor der Botanik und Direktor 
des botanischen Gartens in Graz Dr. G. Haberlandt im 
Jahre 1901 herausgegebene Buch: „Die Sinnesorgane im Pflanzen- 
reich zur Perzeption mechanischer Reize“, Leipzig, 1901, an 
das sich weitere, ebenso interessante Untersuchungen auf diesem 
Gebiet anschließen. 

Von Sinnesorganen kann man ja bei Pflanzen nur in der 
Bedeutung sprechen, daß man darunter eigene Perzeptionsorgane 
zur Aufnahme bestimmter äußerer Reize versteht, Reize, auf 
die die Pflanzen mit mehr oder weniger raschen Bewegungen 
reagieren. Als solche Organe sind die folgenden bekannt. Zu- 
nächst bilden eine besondere Gruppe die, welche zur Wahrnehmung 
von mechanischen Reizen im engeren Sinne des Wortes dienen 
und demnach den Tastorganen der Tiere vergleichbar sind. 
Hierher gehören die Borsten auf dem Blatt der Venusfliegenfalle 
und der Aldrovanda, einer anderen insektenfressenden Pflanze, 
die steifen Haare an den Gelenkpolstern der Sinnpflanze, 
Mimosa pudica, die sogenannten Fühltüpfel an den Ranken der 
Rankengewächse und an den Drüsenköpfchen des Sonnentaus 
und die Fühlpapillen an den beweglichen Staubgefäßen, wie an 
denen der Berberitze. Für die zweite Gruppe kommen in 
Betracht die Pflanzenteile, die sich in bestimmter Richtung zur 
Wirkungsrichtung der Schwerkraft einstellen. Hier läßt sich 
nachweisen, daß in den Zellen gewisser Gewebe die Stärke- 
körner die Rolle von Statolithen spielen und durch den Druck 
auf die eine oder andere Seite des Protoplasmaschlauches der 
Pflanze sozusagen das Gefühl der gegen die Schwerkrafts- 
richtung eingenommenen Lage beibringen und eine Korrektion 
dieser Lage bewirken, was wir geotropische Krümmung nennen. 
Die dritte Gruppe bilden die Sinnesorgane der Pflanze für 
Lichtreize. Bei gewissen mikroskopischen freibeweglichen 


— j1583* — 


Pflanzen oder Entwickelungszuständen von Pflanzen fungiert 
der sogenannte Augenpunkt und das ihm angelagerte Plasma 
als solches Sinnesorgan, Bei den Graskeimlingen ist die Spitze 
der Keimblattscheibe ein Lichtperzeptionsorgan. Die Laub- 
blätter vieler Pflanzen nehmen eine bestimmte Lage zum ein- 
fallenden Lichte ein und hier sind es die Zellen der Epidermis, 
deren Plasma infolge ihres an eine Sammellinse erinnernden 
Baues zunächst empfinden, in welcher Richtung das Licht ein- 
fällt, und darnach die meistens im Blattstiel ausgeführte Krüm- 
mung veranlassen. Überall ist die Reizwahrnehmung eine 
Funktion des lebenden, sensiblen Protoplasmas; wie dieses im Tier- 
und Pflanzenreich von gleicher Beschaffenheit, wie die Zelle der 
Elementarorganismus in beiden Reichen ist, so zeigt sich nun 
auch, daß zur Reizwahrnehmung besondere Organe nicht nur 
bei deu Tieren sondern auch bei den Pflanzen ausgebildet werden. 

Aufgestellte Pflanzen, Wandtafeln und mikroskopische 
Präparate erläutern den Bericht. 

Zum Schluß dankt der Vorsitzende der Preiskommission 
für die uneigennützige Mühewaltung, der sie sich durch Prüfung 
der gewaltigen Literatur unterzogen hat, und dem Referenten 
für die prägnante Darstellung des Ergebnisses der Beratung. 


— 169% — 


Museumsbericht. 


I. Zoologische Sammlung. 


1. Die Säugetiere. 


Von den aus dem Zoologischen Garten gelieferten Tieren 
wurde eiue gauze Anzahl gestopft und montiert; auch wurden 
aus den Balgvorräten verschiedene Tiere für die Schausammlung 
aufgestellt, u. a. Equus grevyi M. Edw. d' und Cobus defassa 
d und 2. Namentlich wurde die Aufstellung der von Carlo 
Freiherrn von Erlanger geschenkten Säugetiere in Angriff 
genommen, zu deren Ergänzung uns von Frau Baronin von 
Erlanger noch ein Girafienfell sowie zwei Felle vom Wasserbock 
nebst Schädeln geschenkt wurden. Ferner suchten wir durch Be- 
stellungen und Ankäufe die Lücken in manchen Säugetier- 
ordnungen auszufüllen und ältere Stücke durch neue zu ersetzen. 


Geschenke: Karl Hagenbeck in Stellingen bei Ham- 
burg und J. Menges in Limburg: eine junge Giraffe, Camelo- 
pardalis giraffa L., etwa vier Jahre alt, die im hiesigen 
Zoologischen Garten verunglückt ist. 

Herzogl. Sächsische Jagdverwaltung in Hinteriß, 
Tirol: einen Gemsbock, Rupicapra tragus Gray. 

Neue Zoologische Gesellschaft: Myoxus dryas Schreb. 
und Mus barbarus L. Tunis, Dipus gerboa Olivier, Onychogale 
frenata Gould und ein wildfarbiges Meerschweinchen. 

Ingenieur Paul Prior: 3 Mus musculus L. var. flava. 

Karl Koch: Sciurus vulgaris L. var. nigra. 

Dr. H. Ehrmann: Balg von Felis marmorata Martens 
von Sumatra. 

H. A. Theophile, Seekamp: einen schönen Perücken- 
kopf vom Reh. 


— 160* — 


Franz Hasselhorst: Putorius vulgaris L. ad. von der 
deutsch-russischen Grenze. 

Dr. A. Seitz: eine Fledermaus von Serra Pablo di 
Tucuman, Argentinien. 

Karl Huth: Mus sylvaticus L. in Spiritus. 

H. Müller: 2 Muscurdinus avellanarius (L.). 

Frl. E. Römer, Mörs: mehrere Hausratten. 

Prof. R. Friese, Berlin: 7 Photographien von seinen 
größeren Tiergemälden. 


Kauf: Neue Zoologische Gesellschaft: Simia satyrus 
L. & juv., Cercopithecus campbelli Waterh., C. albigularis Sykes 
8, Macacus pileatus (Shaw) 9, M. rhesus L. var., Cebus hypo- 
leucus Humb., Ateles ater F. Cuv. 2 und ein Galago spec., 
Paradoxurus leucomystax Gray 9, Viverricula malaccensis Gmel. 
9, Herpestes robustus Gray 6, Putorius africanus Desmar. 9, 
Galera barbara L. 9, Hyaena striata L. &, Felis planiceps Vig. 
et Horsf. d, Felis bengalensis Kerr. 2, Macropus billardieri 
Desm. d, Onychogale unguifera Gould 9, Myopotamus coypus 
Mol. 2, Dipus hirtipes L., Tragulus meminna Erxl. 2, Cervicapra 
isabellina Afzel d, Antilope cervicapra Pall. d juv., Phacochoerus 
africanus 9, Hyrax capensis Pall. . 

J. Menges: Macropus antilopinus Gould du. Q. 

Kustos Sparre Schneider, Tromsö: einen weißen und 
einen blauen Polarfuchs, Canis lagopus L., und 2 Lemminge, 
Myodes lemmus L. & und 9. 

Von Bildhauer Kiesewalter in Breslau wurde ein von 
ihm angefertigtes Modell des Gorilla-Weibchens, welches 
? Jahre im Breslauer Zoologischen Garten gelebt hat, angekauft. 

Wissenschaftliche Bentitzung: Dr. M. Hilzheimer, 
Assistent am Zoologischen Institut in Straßburg i. Els., studierte 
vom 31. Mai bis 2. Juni die Canidenarten. 

Dr. Knud Andersen, London, Br. Museum, entlieh den 
Typus und das Original von Rhinolophus fumigatus Rüppell, 
(bereits zurückgesandt). 


Die Lokalsammlung. 
In der Lokalsammlung wurde hauptsächlich an der Her- 
richtung der Gruppen aus der einheimischen Tierwelt gearbeitet, 
die in der neuen Schausammlung Aufstellung finden sollen. Der 


- 161* — 


Aufruf, den wir zu Beginn des Winterhalbjahres an alle Freunde 
des Weidwerks um Überlassung von Wild und Jagdtrophäen 
gerichtet hatten, hat schöne Erfolge gezeitigt; denn gerade 
im letzten Jahre ist uns eine Reihe prachtvoller Stücke von 
jagdbaren Tieren zugegangen, auf die wir schon seit Jahren ge- 
fahndet hatten. 

Um aber diese Gruppen bis zu der Eröffnung unseres neuen 
Museums in der gewünschten Vollständigkeit fertigstellen zu 
können, bedürfen wir noch weiterhin eines guten Materiales an 
verschiedenen Tieren, das möglichst frisch und unverletzt in die 
Bearbeitung durch unsere Konservatoren gelangen muß. Wir 
richten daher an unsere jagdausübenden Mitglieder und Freunde 
noch einmal die ergebenste Bitte, auch ferner zur Vollendung 
dieser Gruppen beizutragen. Zur Kenntnis diene, daß folgende 
Tiere ganz besonders erwünscht sind: 

1. Im Sommerkleid: 
Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen mit starkem 
Geweih und Weibchen; 
Reh, Cervus capreolus L., Männchen mit starkem Geweih ; 
Dachs, Meles taxus L., Junge; 
2. Im Winterkleid: 
Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen mit starkem 
Geweih; 
Fuchs, Canis vulpes L., altes Männchen. 

Von Vögeln (namentlich Nestvögel!) sind erwünscht: 
Wasserhuhn oder Bläßhuhn, F'ulica atra L.; Kiebitz, Vanellus cri- 
status L.; Regenpfeifer, Charadrius pluvialis L.; Wachtel, Cotur- 
nix coturniz (L.); Birkhuhn, Tetrao tetrix L., Männchen und 
Weibchen; sowie einige Auerhennen. 

Mehrfach schon haben wir in unseren wissenschaftlichen 
Sitzungen betont, daß dem Museum eine größere Geweih- 
sammlung des einheimischen Rot-, Dam- und Rehwildes voll- 
ständig fehlt, und doch wäre es außerordentlich wichtig, die 
Geweihbildung und Geweihentwickelung vom Spießer bis zum 
alten Hirsch mit allen Abnormitäten und Rückbildungen mög- 
lichst vollständig vorzuführen. Erfreulicherweise ist nun im 
verflossenen Jahre der erste bedeutende Grundstock zu einer 
solchen Sammlung dadurch entstanden, daß Se. Exzellenz der 
Wirkl. Geheimrat Professor D. Dr. Moritz Schmidt-Metzler 


. 11 


— 162* — 


letztwillig seine hervorragende Geweihsammlung einheimischen 
Rehwildes dem Museum vermacht hat, mit dem ausdrücklichen 
Wunsche, daß andere Jagdliebhaber seinem Beispiel folgen und 
die Sammlung vermehren möchten. Dieser Erfolg ermutigt uns, 
unsere Mitglieder und Freunde noch einmal auf dieses Desiderat 
unserer Sammlung aufmerksam zu machen. 


Geschenke: Seine Durchlaucht der Fürst zu 
Leiningen ließ uns 3 Frischlinge vom Wildschwein senden und 
versprach, im nächsten Winter die Felle kräftiger Schweine zur 
Aufstellung einer ganzen Familie zu schenken. 


Oberförster von Gronefeld, Hoyerswerda: 2 Photogra- 
phien des am 27. Februar 1904 bei Neustadt im Kreise Hoyers- 
werda erlegten Wolfes, der mehrere Jahre lang dem Wild- 
stande im dortigen Revier starken Abbruch getan hatte. 


A. Sondermann, Paossen in Ostpreußen: Photographie 
des am 25. November 1901 in der Oberförsterei Schorellen. 
Kreis Pillkallen, erlegten Luchses. 


Robert de Neufville: einen prachtvollen Brunfthirsch, 
Cervus elaphus L., Zelinender aus dem Taunus. 


Robert Osterrieth: einen Zehnender aus dem Spessart. 

Dr. von Pander: einen Sechsender aus Oberhessen. 

Dr. F. Pachten: einen prächtigen Rothirsch aus dem 
Vogelsberg. 


Regierungsbauführer Theiß: einen Rehbock, Cervus 
capreolus L., aus dem Taunus. 

J. Köllreuter: Rehkitz und jungen Dachs. 

Polizeipräsident a. D. von Müffling: ein Rehkitzchen 
aus Oberhessen. 

Karl Acker, Wiesbaden: ein Rehgeweih. 

Forstmeister Ruths, Groß-Gerau: einen starken Dam- 
hirsch, Dama dama (L.), aus dem Groß-Gerauer Park. 

Generaldirektor H. Kleyer: Damhirsch 2 und jungen 
Rehbock. 

H. Poppelbaum: einen alten, fetten Dachs, Meles taxus 
Schreb., 2 aus Oberhessen. 

Baron von Erlanger, Nieder-Ingelheim: einen Fuchs, 
Canis vulpes L., aus dem Schwanheimer Wald. 

Fr. Sommerlad: 2 junge Füchse. 


— 163* — 


Hermann Müller: 2 Haselschläfer, Muscardinus avella- 
narius (L.), d und &. 

Dr. August Knoblauch: 2 junge Hausratten und eine 
Ohrfledermaus, Plecotus auritus (L.). 


2. Die Vögel. 


Auch die Vogelsammlung ist im verflossenen Jahr durch 
mancherlei Zuwendungen in dankenswerter Weise vermehrt 
worden. Es schenkten: 


Frau Gräfin Schlippenbach geb. Metzler: eine Gruppe 
verschiedener Arten Kolibri. 


Direktor August Abele: Procnias tersa (L.) d, Rampho- 
coelus brasilius (L.), Pyranga saira (Spix), [cterus jamaicensis Gmel. 
von W.-Brasilien. 

Neue Zoologische Gesellschaft: Poephila castanotis 
Gould, P. mirabilis des Murs., P. annulosa Gould d, Cracticus 
destructor Temm. d', Platycercus flaveolus Gould, Geopelia cuneata 
(Lath.) Australien, &. humeralis (Temm.) 2 Australien, Nothura 
maculosa (Temm.) Argentinien, Garrulax pectoralis Gould 2 
Nepal, Dryonastes chinensis Scop. China, Carpophaga bicolor 
Scop., Geopelia striata L. 2 Java, Nothura maculosa (Temm.) 2 
Argentinien, Dendrocitta rufa Scop. & Bengalen, Estrelda (Stict- 
ospiza) formosa Lath. d Mittelindien, Columba livia L. d Tunis, 
Thaumalea amherstiae Leadb. §. 

Louis Witzel, Comuna Bärza, Rumänien: Haliaätus 
albicilla (L.) und 2 Corvus corax L. 

Freiherr von Beverförde, Grabenstädt: Botaurus stel- 
laris L. d juv. und Fuligula marila L. 8. 

F. Zeh: 2 Poéphila acuticauda Gould d N.- Australien, 
Brotogerys jugularis Müll. 2. 

J. Menges, Limburg: mehrere Poephila ucuticauda Gould 
d N.-Australien. 

H. Schneider: Palaeornis eupatrius L. d. 

J. Köllreuter: Phasianus torquatus L., hahnenfedriges 
Weibchen. 

K. Kullmann: Serinus musicus Vieill. d W.-Afrika. 

H. Schumacher: Chrysomitris citrinella L. S.-Europa. 

Frau Gehring: Bastard von Fringilla canaria X. carduelis. 


11* 


— 164% — 


Robert de Neufville: 2 Pharomacrus auriceps Gould 
d und 9, Ph. antisianus d’Orb. d Venezuela, und Microcichla 
scouleri Vig. Himalaya. 

Kauf: Neue Zoologische Gesellschaft: Platycercus 
flaveolus Gould d' Australien, Brotogerys chiriri (Vieill.) d 
Brasilien, Ara ararauna (L.) 2 Brasilien, Carpophaga aenea 
L. 2 Molukken, Caccabis petrosa (Gmel.) 2 Sardinien, Pavo muticus 
L. d, Porphyrio calvus Vieill. d Java, Geophaps plumifera Gould 
d, Struthidea cinerea Gould d' Australien, Treron phoenicoptera 
(Lath.) d Bengalen, Chrysotis viridigena Cass. $ Mexico, 
Himantopus himantopus L. 

J. Menges, Limburg: Emblema picta Gould (in Spiritus) 
N. Australien. 

W. Schlüter, Halle: Chrysotis pretrei Temm. Rio Grande 
do Sul, Tanygnathus talautensis M. et Vig. d' Karkelang, Talaut, 
Palaeornis fasciata (Müll.) 2 Insel Hainan, und Nasierna tristrami 
Salomon Island. (Vorstehende 4 Papageien-Arten sind aus den 
Zinsen der Cretzschmar-Stiftung erworben). 

Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein: 
Parus communis tschusü Hellm. S Ober-Italien, 2 Panurus 
biarmicus occidentalis Tschusi d und ¢ Venetien, 2 Chrysomitris 
cürinella corsicana König Sardinien, 2 Oceanodroma leucorrhoa 
Vieill. d u. 2 Holland. 

Kustos Sparre Schneider, Tromsö: 2 Somateria spec- 
tabilis (L.) d u. &. 

Hermann Rolle, Berlin: 2 Trichoglossus nigrogularis 
G. R. Gray d' u. 2 Aru-Inseln, 2 Geoffroyus keyensis Schleg. 
d u. 2 Key Islands, 2 G. timorlaoensis Meyer & u. 2 Sarat 
Isl. Tenimber. (Ebenfalls aus den Zinsen der Cretzschmar- 
Stiftung erworben). 

K. Bock: Vanellus vanellus (L.) d. 


Die Lokalsammlung. 


Prof. Dr. M. Möbius schenkte: Cuculus canorus L. d. 

Willy Balzar: Dryocopus martius L. d ad. 

F. W. Fix, Fechenheim: Anser albifrons Scop. 

Direktor W. Drory: Garrulus glandarius L. &, Accipiter 
nisus L. 2. 

Robert de Neufville: Scolopax rusticola L. &. 


— 165* — 


Neue Zoologische Gesellschaft: Anser segetum L. d, 
Addon luscinia (L.) 3, Accentor modularis (L.) d. 

K. Kullmann: Cuculus canorus L. juv. aus dem Neste 
eines Rotkehlchens. 

‘Die Nestersammlung wurde durch folgende Gaben 
bereichert: 

L. Kuhlmann: Nest von Regulus ignicapillus Temm. 

K. Kullmann: Nest und zwei Hier von Sylvia hortensis L., 
Nest von Anorthura troglodytes (L.), Nest von Acanthis linaria L. 
von Muettas murail ca. 2200m hoch, und von Sylvia curruca L- 
1950m hoch. 

K. Koch: Nest von Fringilla coelebs (L.). 

H. Bickhardt: Nest von Chelidonaria urbica (L.) aus 
Neuwied. 

Polizeirat M. Kuschel, Guhrau: 2 Nester mit Gelegen 
von Acredula caudata L. und Sylvia sylvia (L.). 

Herr Kuschel besichtigte ferner in Neiße eine uns zum 
Kauf angebotene, größere Sammlung biologischer Vogelgruppen 
und erstattete darüber ein Gutachten, wofür ihm auch an dieser 
Stelle der verbindlichste Dank ausgesprochen sei. 

Wissenschaftliche Benützung: Dr. O. Neumann, 
Berlin, entlieh zum Vergleich 20 Vögel, die bis auf Anthus sor- 
didus Rüppell (2 Stück) wieder zurückgesandt wurden. 

Prof. A. Reichenow, Berlin, entlieh Eremomela viridi- 
flava Hart. zum Vergleich, (bereits zurückgesandt). 

Das Zoologische Institut in München sandte 2 
entliehene Crax-Arten, C. blumenbachi und C. globulosa, zurück. 


Robert de Neufville. 


3. Die Reptilien und Batrachier. 


Alle noch im Museum stehenden älteren Vorräte — meist 
zurückgestellte Dubletten — und alles, was im Laufe des Jahres 
neu einging, wurde durchbestimmt und neu eingereiht oder dem 
Dublettenmaterial endgültig zugewiesen. In der nachfolgenden 
Aufzählung der Neuerwerbungen findet sich infolgedessen auch 
eine Anzahl von Materialien, die, schon in früheren Jahren 
geschenkt oder gekauft, erst jetzt der Sammlung eingefügt 
werden konnten. 


— 166 — 


Von besonderem Werte für uns war diesmal der Ankauf 
einer Lederschildkröte (Sphargis coriacea L.), einer Seltenheit 
ersten Ranges, die uns immer noch gefehlt hatte, sowie das 
Geschenk Dr. Adolf Reichards seiner gesamten Ausbeute 
an nordamerikanischen und westindischen Kriechtieren, wovon 
namentlich alle Arten der Cayman-Inseln für unsere Sammlung 
neu waren. Teilweise sehr kostbar sind auch die uns von den 
Museen in Lübeck und Wien überlassenen Stücke und die von 
Dr. Fr. Werner im Tausch erworbenen Arten. 

Für unsere deutsche Fauna dürften einige neue Fund- 
orte von Interesse sein, die ich im Laufe der Jahre 1904 und 
1905 feststellen konnte. So fing ich am 23. April 1904 ein 
eiertragendes d‘ von Alytes obstetricans (Laur.) dicht am Forst- 
hause Friedrichsbrück bei Hessisch-Lichtenau an der Süd- 
spitze des Kauffunger Waldes in 490 m Meereshöhe Bei 
Bickenbach an der Bergstraße wurde von mir am 7. August 
1904 neben Rana temporaria L. und Hyla arborea (L.) auch 
Pelobates fuscus (Laur.) in einem Stück nachgewiesen. Von 
Pelobates erhielt ich auch 1905 im Frühjahr zwei lebende Stücke, 
die in Bockenheim und Rödelheim bei Frankfurt a. M. im 
Überschwemmungsgebiete der Nied gefangen worden waren. 
Ein Stück von Tropidonotus tessellatus Laur. konnte ich am 
2. Sept. 1904 an der Lahn zwischen Nassau und Ems, dicht bei 
dem Städtchen Nassau, greifen. Am 21. April 1905 fand ich 
Coronella austriaca Laur. an der , Wasserlochschneise“ im Walde 
bei Raunheim a. M., am 21. Mai 1905 Bufo vulgaris Laur. 
auf der Rheininsel „Kühkopf“ bei Goddelau-Erfelden, am 
2. Juli 1905 und am 18. Juli 1905 Rana agilis Tho. auf der 
„Kosakenschneise* südlich vom Ebertsberg bei Dietzenbach 
und am ,Buchschlag* bei Sprendlingen in Starkenburg und 
am 2. Juli 1905 drei Stück Bombinator pachypus Bonap. in den 
Steinbrüchen nördlich von Dreieichenhain. 

Geschenke: Neue Zoologische Gesellschaft: 
Ranu catesbyana Shaw und Bufo lentiginosus Shaw var. americana 
Holbr., Östl. Verein. Staaten; 2 Molge hagenmulleri (Lat.), Oran 
(Algier); 2 Crocodilus porosus Schneid., Ost-Indien ; 2 Cinosternum 
odoratum (Daud.), Ost. Ver. Staaten, Hardella thurgi (Gray) $, 
Nordindien, Chrysemys picta (Schneid.), Östl. Ver. Staaten, und 
Chr. ornata (Gray), Mexiko, Ocadia sinensis Gray, Stid-China, 


— 167* — 


Malacoclemmys terrapen (Schépff) und M. lesueuri (Gray), Ostl. 
Ver. Staaten, 2 Damonia reevesi (Gray), China, Emys orbicularis 
(L.) dé, Europa, 2 Cyclemys amboinensis (Daud.) juv., Borneo, 
Testudo argentina Sclat. 2, Argentinien, 7. elegans Schöpfi, Ceylon, 
T. ibera Pall., Syrien, und 7. horsfieldi Gray § u. halbw., Turkestan, 
Chelone imbricata (L.), Indischer Ozean, Thalassochelys caretta (L.) 
halbw., Mittelmeer, Sternothaerus nigricans (Donnd.), Madagaskar, 
und 2 St. derbyanus Gray, West-Afrika, Hydromedusa tectifera 
Cope und Hydraspis hilairei D. B., Brasilien, Trionyx muticus 
Les. und 8 Tr. spinifer Les., Östl. Ver. Staaten; Ophisaurus ven- 
tralis (L.), Ost). Ver. Staaten, Varanus niloticus (L.), Ägypten, 
V. gouldi (Gray), Australien, V. cumingi Mart., Mindanao (?), und 
2 V. punctatus (Gray), West-Australien, Iguana tuberculata (L.), 
Süd-Amerika, Ctenosaura acanthura (Shaw) typ. $, Mexiko, 
Cnemidophorus ocellifer (Spix), Brasilien, Amphisbaena plumbea 
Gray, Mendoza (?), Egernia stokesi (Gray) und Trachysaurus 
rugosus (Gray), West-Australien; Python spilotes (Lacép.) typ., 
Neusüdwales, Tropidonotus natriz (L.) var. picturata Jan, Südost- 
Europa, und Tr. fasciatus (L.), Ostl. Ver. Staaten, Zamenis mucosus 
(L.), Ostindien, Spilotes pullatus (L.), Brasilien, Coronella getula 
(L.) var. californiae Cope, Westl. Ver. Staaten, 2 Abastor erythro- 
grammus (Daud.), Mississippital, Heterodon platyrrhinus Latr., 
Östl. Ver. Staaten, Trimerorhinus rhombeatus (L.), Natal, Acanth- 
ophis antarcticus (Shaw), Neustidwales, und Vipera ursinü 
Bonap., Laxenburg bei Wien. 

Kousul Karl Fleischmann, Guatemala: Spelerpes varie- 
gatus (Gray) var. salvini Gray; Lygosoma (Liolepisma) assatum 
(Cope); Polyodontophis annulatus (D. B.), Streptophorus atratus 
(Hall.) var. sebae D. B. und Str. labiosus Boct., Drymobius 
margaritifer (Schleg.) und Dr. boddaerti (Sentz.) var. D, Coluber 
lineaticollis (Cope), 8 Rhadinaea godmani (Gthr.), Urotheca elap- 
oides (Cope), Leptodira albofusca (Lacép.), 2 Himantodes cenchoa 
(L.), Oxybelis acuminata (Wied), Elaps fulvius (L.) typ. und 
5 var. nigrocincta Gir., Lachesis bicolor (Boct.) und 4 L. nummifera 
(Rüpp.), sämtlich aus Guatemala. 

Prof. Dr. O. Boettger: Rana agilis Tho. 2 vom Eberts- 
berg bei Dietzenbach und Rana temporaria L. vom Deutschherrn- 
weiher bei Offenbach und aus der „Wanz“ bei Kelsterbach; 
Chrysemys cinerea (Bonn.), Milwaukee, Wis., Ischnognathus lineatus 


- 


— 168* — 


(Hall.), St. Louis, Missouri, Helminthophis frontalis (Pts.), Costa 
Rica, Coluber rufodorsatus Cant., Peking (Nord-China), und 
Simocephalus guirali (Mocq.), Kamerun. 

Aus Venezuela: Zahlr. Dendrobates tinctorius (Schueid.), 
2 Leptodactylus pentadactylus (Laur.) juv. und 2 L. discodactylus 
Bigr. juv., 2 Paludicola sp. juv., zahlr. Bufo crucifer Wied, 
mehrere B. typhonius (L.) juv., 5 Hyla crepitans Wied; 2 Cro- 
codilus americanus Laur. juv.; mehrere Hemidactylus mabuia 
(Mor. de Jonn.), Anolis fuscoauratus d’Orb. 3 juv., Uraniscodon 
plica (L.) juv., Ophryoessa superciliosa (L.), Iguana tuberculata 
Laur. juv., Centropyx calcaratus Spix, Amphisbaena fuliginosa L. ; 
Boa constrictor L. 2 Embryonen, Coluber corais Boie Kopf und 
Xenodon severus (L.) Kopf, Thamnodynastes nattereri (Mik.) 
var. strigata Gthr., Leptodira albofusca (Lacép.), Oxyrrhopus 
neuwiedi (D. B.) und Homalocranium melanocephalum (L.) juv. 

Vom Oberen Amazonas: Bufo marinus (L.) und Hyla 
granosa Bigr., Iquitos; Tupinambis nigropunctatus Spix, Rio 
Huallaga (Ecuador), Ameiva surinamensis (Laur.) d, $ und juv., 
Iquitos; Typhlophis squamosus (Schleg.), Iquitos, Ilysia scytale 
(L.), Rio Tocantins, Spilotes pullatus (L.), Iquitos, Herpetodryas 
carinatus (L.) var. B und Leptophis ortoni Cope, Tocantins, 
Atractus latifrons (Gthr.) und A. elongatus n. sp., Iquitos, Ozyr- 
rhopus petolarius (L.) var. digitalis Rss. und Ozybelis argentea 
(Daud.), Tocantins, Elaps corallinus Wied und Lachesis lanceolata 
(Lacép.), Iquitos. 

Naturalienhändler Hans Fruhstorfer, Berlin: Rhaco- 
phorus sp. und Gecko monarchus (D. B.) aus Tongking und 
Tropidonotus vittatus (L.), Tr. trianguliger Boie, Tr. subminiatus 
Schleg., Tr. chrysargus Schleg. und 3 Tr. piscator (Schneid.), 
sowie Dryophis prasinus Boie aus Java. 

W. Post: Rana temporaria L. einj. vom Königsbrünnchen 
bei Frankfurt a. M. und 2 Molge alpestris (Laur.) von Egels- 
bach bei Darmstadt. 

Prof. Dr. med. L. Edinger: 3 Zamenis gemonensis (Laur.) 
typ., Italien. 

Oberingenieur Karl Brandenburg, Szeged (Ungarn): 
Bufo viridis Laur.; Anguis fragilis L. var. colchica Dem., 
2 Lacerta viridis (Laur.) und 2 ZL. muralis (Laur.); Tropi- 
donotus natrix (L.) und 2 Tr. tessellatus (Laur.), 2 Zamenis 


— 169% — 


gemonensis (Laur.) var. frabalis Pall., Coronella austriaca Laur. 
und 3 Vipera ammodytes (L.), simtlich von Orsova im Banat. 


Askott Kumss, Berlin: Clemmys caspia (Gmel.) var. 
rivulata Val. ‚Dalmatien ; 2 Tarentola mauritanica (L.), Nord-Afrika, 
Agama stellio L., West-Syrien, Sceloporus microlepidotus Wiegm., 
Mexiko, Lacerta muralis (Laur.) var. tiliguerta Gmel., Süd-Europa, 
Algiroides nigropunctatus (D. B.), Korfu; Tropidonotus natrix (L.), 
Dalmatien, und Tr. piscator (Schneid.), Brit. Ost-Indien, Chlorophis 
heterolepidotus (Gthr.), Tropisches Afrika, und Oxyrrhopus trigemi- 
nus D. B., Brasilien. 

Lorenz Müller-Mainz, Kunstmaler in München: 2 
Lacerta muralis (Laur.) var. brueggemanni Bedr., Bologna (Mittel- 
italien), und Crotalus confluentus Say var. atror B. Gir., Texas. 


KonsulL. Ratazzi, Fremantle, West-Australien: Moloch 
horridus Gray, 400 engl. Meilen N.O. von Perth (West-Australien). 


Prof. Dr. L. v. Heyden, Major a. D.: 2 Draco volans L. 
d, Calotes jubatus (D. B.), Tropidonotus subminiatus Schleg. juv. 
und Tr. vittatus (L.), Dendrophis pictus (Gmel.) und Doliophis 
intestinalis (Laur.) von Samarang auf Java. 

+ Theodor Kolb, Kaufmann in Madras: 2 Emyda vittata 
Pts.; 2 Varanus bengalensis (Daud.) juv.; Eryx conicus (Schneid.), 
Chersydrus granulatus (Schneid.), 2 Tropidonotus piscator (Schneid.), 
Helicops schistosus (Daud.), Zamenis mucosus (L.) juv., Dendrophis 
pictus (Gmel.), Hydrophis fasciatus (Schneid.) und H. leptodırus 
Cant., Distira ornata (Gray), Bungarus candidus (L.) var. caerulea 
Daud. und 2 Vipera russelli (Shaw), sämtlich von Madras, 
Brit. Ost-Indien. 


Karl Heurich, Brautechniker: Bufo marinus (L.); Tachy- 
menis peruviana (Wiegm.) und Philodryas elegans (Tschudi) von 
Mollendo, Sid- Peru. 

Hans Möbius: Emys orbicularis (L.) juv. 

Dr. med. Paul Krefft, Steglitz bei Berlin: Rana limno- 
charis Wgm. d' von Kobe und R. buergeri (Schleg.), Arimatal 
bei Kobe (Japan); 4 Rhinoderma darwini D. B. adult. und 4 
totgeborene Larven, sowie Leptodactylus kreffti Wern., Borboro- 
coetes taeniatus (Gir.) halbw., 2 Paludicola bibroni (Tschudi) 
halbw. und Bufo spinulosus Wiegm. juv. von Corral in Chile, 
Bufo melanostictus Schneid., Hemidactylus bowringi (Gray) juv. 


— 10 — 


und Cerberus rhynchops (Schneid.) juv. von Singapore und 
Leptodira personata Cope aus Mexiko. 

+ Konsul Anton Stumpff aus Homburg (Höhe): Ein 
zweites halbwüchsiges Stück des seltenen Uroplates ebenaui 
Bttgr. von Nossibé. 

Kustos Dr. Fritz Römer: Rana temporaria L. von 
Fjösanger bei Bergen (Norwegen) und 3 Bufo vulgaris Laur. 
von Espevär (Norwegen), 2 Hyla arborea (L.) und 2 Salamandra 
maculosa Laur. aus der Umgegend. 

+ Konsul Dr. O. Fr. v. Moellendorff: 16 Rana sanguinea 
Bttgr. und 6 halbw. R. ¢igrina Daud. von Culion (Calamianes), 
6 R. macrodon Tschudi, Ormoc auf Leyte, 29 Micrizalus 
natator (Gthr.), Culion und Ormoc, zahlr. Rhacophorus leucomystax 
(Grav.), Culion und Samar; Draco everetti Bigr. d, Dinagat, und 
Dr. ornatus (Gray) und 7 Dr. spilopterus (Wiegm.), Montalban 
bei Manila (Luzon); 15 Calotes marmoratus (Gray), Culion; 7 
Oxyrhabdium modestum (D. B.), Samar, 9 Dendrophis pictus 
(Gmel.), Culion und Samar, Dendrelaphis caudolineatus (Gray), 
Culion, Dipsadomorphus angulatus (Pts.) und 2 Psammodynastes 
pulverulentus (Boie), Samar, 9 Dryophis prasinus Boie, Culion 
und Samar, 14 Distira cyanocincta (Daud.), See Taal auf Luzon, 
und 4 Doliophis bilineatus (Pts.), Culion, Philippinen. 

B. Kahn jun.: Philodryas psammophideus Gthr. von Salta, 
Prov. Tucuman (Argentinien). 

Frau Fischer: Tropidonotus natrix (L.) von Bad Boll 
in Württemberg. 

+ Franz Sikora, Naturalienhindler in Wien: Rana 
labrosa (Cope) und Megaliralus mocquardi n. sp., Fort Dauphin, 
und 2 Phelsuma lineatum Gray, Mabuia gravenhorsti (D. B.) und 
Acontias holomelas Gthr., Anvoka, zwischen Tamatave und Tana- 
narive, Ost-Madagaskar. 

Prof. Dr. L. Kathariner, Freiburg (Schweiz): Gehyra 
mutilata (Wgm.) und 3 Lygosoma (Keneuxia) smaragdinum Less. 
Yap, Westliche Karolinen, und Anolis nebulosus Wiegm. d', 
Mexiko. 

San.-Rat Dr. med. A. Libbertz: 2 Eier von Testudo 
yraeca L. 

Konservator Ad. Koch: Lacerta muralis (Laur.), Oberst- 
dorf im Algäu. 


— 11° — 


Dr. phil. Adolf Reichard: 

Aus der Umgebung der Mammuthihle in Kentucky, 
U.S. A.: Bufo vallicos Wiegm.; Molge viridescens (Raf.) ; 
Ischnognathus occipitomaculatus (Stor.), Zamenis constrictor (L.) 
var., Heterodon simus (L.) juv., Contia aestiva (L.), Coronella 
punctata (L.) var. pulchella Jan und Cemophora coccinea (Blum.). 

Von Grand Cayman, Große Antillen: Zahlreiche 
Anolis conspersus Garm., 8 Liocephalus varius Garm. und Dromicus 
angulifer Bibr. var. caymana Garm. 

Aus Jamaika: Hylodes martinicensis Tschudi von Accom- 
pang und 5 H. luteolus (Gosse) von St. Andrews und Montego 
Bay, Bufo marinus (L.); Chrysemys scripta (Schöpff) var. rugosa 
Shaw d'; 2 Sphaerodactylus argus (Gosse) und zahlr. Anolis 
sagrae D. B., Montego Bay, zahlr. A. lineatopus Gray, St. Andrews, 
und zahlr. A. grahami Gray und A. edwardsi Merr. von Accom- 
pang und Montego Bay; Liophis callilaemus (Gosse), Montego Bay. 

Aus Haiti: Hylodes lentus Cope, Bufo gutturosus Latr. 
und 4 Hyla ovata (Cope), Cap Haitien; zahlr. Anolis cybotes 
Cope von Cap Haitien und Port au Prince, zahlr. A. chlorocyanus 
D. B., Cap Haitien, Port au Prince und Plaisance, A. ricordi D. 
B. d, Cap Haitien, und 4 A. distichus Cope von Cap Haitien und 
Plaisance, 8 Ameiva chrysolaema Cope, Cap Haitien und Port 
au Prince; 3 Ungalia maculata (Bibr.) und Liophis melanonotus 
Shaw, Cap Haitien, 9 L. parvifrons (Cope), Cap Haitien und 
Plaisance, 10 Uromacer oxyrhynchus D. B., Cap Haitien, Plaisance 
und Fort Liberté, 4 TU. catesbyi (Schleg.) und Hypsirhynchus 
ferox Gthr., Cap Haitien. 

Aus Surinam: Ayla boans Gthr. und Philodryas viridis- 
simus (L.) juv. 

Prof. Dr. Alfr. Voeltzkow, Straßburg (Elsaß): 6 Rana 
mascareniensis D. B., Majunga, 18 R. labrosa (Cope) und zahlr. 
Rhacophorus tephraeomystac (A. Dum.) und 21 Rappia renifera 
Bttgr., Majunga und Menabe; Phyllodactylus bastardi Mocq. und 
2 Bluesodactylus boivini (A. Dum.), Menabe, Hemidactylus frenatus 
D. B., H. mabuia (Mor. de Jonn.), 30 Mabuia elegans (Pts.), 54 
Voeltekowia mira Bttgr. und Hoplurus sebae D. B., Majunga, 
6 Chamaeleon verrucosus Cuv. und 14 Ch. lateralis Gray, Menabe, 
9 Ch. oustaleti Mocq., Majunga und Menabe; 5 Typhlops braminus 
(Daad.), 6 7. boettgeri Bigr. und Polyodontophis torquatus (Blgr.), 


— 172" — 


Majunga, Dromicodryas bernieri (D. B.), Tropidonotus lateralis 
(D. B.) und Ithycyphus miniatus (Schleg.), Menabe, 4 Mimophis 
mahfalensis (Grand.), Majunga und Menabe, und Podocnemis 
madagascariensis (Grand.) typ. und var. bifilaris Bttgr., Panzer, 
Majunga, West-Madagaskar. 


A.W.Lindholm, Kaufmann, in Wiesbaden: Chrysemys 
scripta (Schöpff) var. elegans Wied, Verein. Staaten. 


Paul Prior, Hütteningenieur: Molge cristata (Laur.) var. 
karelini Str. $, Italien (?), und M. marmorata (Latr.) 9, Spanien, 
M. aspera (Dug.) $, Pyrenäen, und M. montana (Savi) d und $, 
Korsika; Lacerta viridis (Laur.) d und $, L. muralis (Laur.) 9, 
und L. vivipara Jacq. 2, sämtlich von Braubach a. Rh. 


Dr. med. Aug. Knoblauch: Pelobates fuscus (Laur.) ohne 
Hinterbeine von Enkheim, Salamandra maculosa Laur. typ., gef. 
am 17. Apr. 1905 im Walde nahe bei der Mainneckar-Bahnstation 
Sprendlingen in dem Quadrat zwischen Wildscheuer-, Molken- 
born-, Brunnen- und Blechschneise, in nächster Nähe der letzteren, 
sodann ein halbw. Stück vom Dachsteich bei Egelsbach nächst 
Darmstadt, 1 Stück von Allerheiligen im Schwarzwald 
1 Stück von Schmitten im Taunus mit partiellem Albinismus 
und 2 Ste. der var. corsica Savi vom Prunellital bei Bastelica 
auf Korsika. Weiter 6 Lacerta vivipara Jacq. von Niedern- 
hausen (Taunus), 3 Eier von Emys orbicularis (L.) und Sala- 
mandra caucasia Waga d‘ vom Lomis-Mta bei Borshom, Trans- 
kaukasien, Sal. atra Laur. neugeborene Junge mit äußeren 
Kiemen, Sal. maculosa Laur. var. algira de Bedr. von Böne in 
Algerien, Chioglossa lusitanica Boc. von Coimbra mit abgeworfenem 
Schwanz und Bombinator pachypus Bonap. von Sprendlingen. 

A. Dubois: Vipera berus (L.) von Vilbach bei Bad Orb. 

F. Derlam: Vipera berus (L.) von Kämmerzell bei Fulda. 

+ Oberlehrer J. Blum: 3 Cylindrophis rufus (Laur.), Tropi- 
donotus piscator (Schneid.) und Tr. vittatus (L.), 2 Dendrophis 
pictus (Gmel.), 3 Hypsirhina enhydris (Schneid.) var. bilineata 
Gray und 2 H. plumbea (Boie), sowie 2 Dryophis prasinus Boie 
aus Java. 

Prof. L. v. Méhely, Budapest: Lacerta horvathi v. Meh. 
d und $, Jasenka, Kapella-Gebirge, Süd-Croatien. 

Dr. med. K. Vohsen: Molge hagenmulleri (Lat.) juv., Tunis. 


— 173* — 


Kauf: W.T.H. Rosenberg, London: Atelopus elegans 
(Blgr.), Paramba, 3500‘, Ecuador, und 2 Hylodes raniformis 
Bigr., 3 Hyla variabilis Blgr. und 3 Anolis rosenbergi Blgr., 
Buenaventura, U.S. Columbia. 

Dr. phil. Franz Werner, Wien: Chamaeleon fischeri 
Reichenow, Deutsch - Ostafrika. 

Ferd. Weichberger, Naturalienhändler, Wien: Nectes 
pleurotaenta (Bleek.), Borneo; Sphargis coriacea (L.) junges 
Exempl. in Spiritus, Atlantischer Ozean; Chamaeleon laevigatus 
(Gray) Torn. 9, Uganda, Brit. Ostafrika, und Epicrates augulifer 
Bibr., Cuba. 

Dr. E. Hoffmann, Nirnberg: Sceloporus spinosus Wiegm. 
d und 3 9, Phrynosoma orbiculare (L.) var. cortezi Boct.; Boa 
imperator Daud., 2 Tropidonotus ordinatus (L.) var. macrostemma 
Kenn. und Tr. melanogaster Pts., Zamenis lineatus Boct., 2 Co- 
luber triaspis Cope, Coronella regalis (B. Gir.), 2 Hypsiglena 
affinis Blgr. und Trimorphodon ypsilon Cope, sämtlich aus 
Guadalajara, Mexiko. 

Albr. Haas in Curitiba, Staat Parana, Brasilien: Anzso- 
lepis undulatus (Wiegm.), 2 Ophiodes striatus (Spix), Amphisbaena 
darwini D. B.; 2 Helicops pictiventris Wern., Herpetodryas 
carinatus (L.) var. becarinata Wied, 4 Liophis poecilogyrus 
(Wied) und L. typhlus (L.), 4 Rhadinaea jaegeri Gthr. und 
6 Rh. merremi (Wied), Aporophis flavifrenatus (Cope), Xenodon 
merremi Wagl., X. neuwiedi Gthr. juv. und 3 X. guentheri Bigr., 
Oxyrrhopus doliatus D. B. und 2 O. haasi n. sp., 2 Philodryas 
aestivus (Schleg.), Ph. olfersi (Licht.) var. latirostris Cope und 
2 Ph. schotti (Schleg.), 4 Thamnodynastes natterert (Mik.) var. 
A, B, C und D (= var. strigata Bigr.), 3 Elaps frontalis D. B., 
Leptognathus mtkani (Schleg.) var. B und 5 Lachesis lanceolata 
(Lacép.), sämtlich aus dem Staate Parana, Brasilien. 

Jul. Michaelis, Berlin: Hlosta nasus (Licht.), ein neues 
Genus der Leptodactyliden, Leptodactylus ocellatus (L.), Palu- 
dicola olferst (v. Mts.) und P. gracilis Blgr., Ceratophrys appen- 
diculata Gthr. und C. boiei Wied, Bufo crucifer Wied und B. 
marinus (L.), Hyla nasica Cope, H. faber Wied, H. aff. mesophaea 
Hens., H. marginata Blgr., H. bischoffi Blgr., Hyla 2 sp., Hylella 
all. carnea Cope, Phyliomedusa sp.; Enyalius catenatus (Wied) 
var. paulista v. Jher.; Urostrophus vaulieri D. B., Tupinambis 


— 174" — 


teguixin (L.), Ophiodes striatus (Spix), Lepidosternum mieroce- 
phalum (Wagl.), Mabuia dorsovittata Cope; Rhadinaea merremi 
(Wied) und Rh. poecilopogon Cope, Herpetodryas carinatus (L.) 
var. bicarinata Wied, Xenodon neuwiedi Gthr. und Philodryas 
serra (Schleg.) aus Theresopolis, Staat Sta. Catharina, 
Brasilien. 

Askott Kumss, Berlin: Gehyra oceanica (Less.). Tonga- 
tabu, Fidji-Inseln, Hoplurus quadrimaculatus A. Dum., Mada- 
gaskar, Enyalius catenatus (Wied) juv., Brasilien; Typhlops 
reginae Blgr., Queensland, Leptodira annulata (L.), Trop. Süd- 
Amerika, und Denisonia nigrescens (Gthr.), Queensland. 

Tausch: Dr. phil. Franz Werner, Wien: Rana mas- 
careniensis D. B., Ägypten, R. aequeplicata Wern., Kamerun, R. 
modesta Blgr., Celebes, R. novae-britanniae Wern., Neuguines ; 
4 Calotes brevipes Wern., Tongking, Hoplurus quadrimaculatus 
A. Dum., Ost-Madagaskar, Mabuta oxorit Boc., Insel Annabom, 
Westafrika, Lygosoma (Riopa) guineense (Pts.), Atakpame iu Togo. 
Chamaeleon o’shaughnessyi Gthr. d und Ch. brevicornis Gthr. 
dg und $, beide Arten aus Ost-Madagaskar; Troptdonotus grahami 
B. Gir., New Orleans und Tr. tazisptlotus Say, Kalifornien (?), 
sowie Dryophis xanthoxonus Boie Java. 

K. K. Naturh. Hof-Museum in Wien: Chamaeleon 
monachus Gray d vom Hagiergebirge auf Sokotra. 

Naturh. Museum in Lübeck durch Prof. Dr. Heinr. 
Lenz, daselbst, gegen Dubletten der Reiseausbeute Dr. Ad. 
Reichardts: Rana limnocharis Wiegm. d und 3 und 2 Callula 
pulchra Gray aus Bangkok (Siam); Hyla pulchella D. B., Rio 
Grande do Sul; Eunertes murinus (L.), Alto Amazonas (Brasilien), 
Tropidonotus laevissimus (Gthr.), Kapland, Tr. ordinatus (L.) typ., 
Süd-Carolina, und Tr. compressicauda Kenn, (vermutlich aus 
Florida), Boodon infernalis (Gthr.), Kapland, Simocephalus 
sthenophthalmus (Mocq.) vom Kamerungebirge in 8— 900 m Höhe, 
Lystrophis dorbignyi (D.B.), Rio Grande do Sul, Carphophes 
amoenus (Say), Newport (? Florida), und Philodryas aestivus 
(Schleg.). Rio Grande do Sul. 

Naturhist. Museum in Basel durch Dr. phil. Jean 
Roux, daselbst: Rana heradactyla Less. juv., Malabar, R. hale- 
cina Kalm 9, Nord-Amerika, R. breviceps Schneid., Sidost-Celebes, 
R. cyanophlyctts Schneid. 2, 2 Rhacophorus microlympanum 


— 175* — 


(Gthr.) 9, Rh. eques (Gthr.) d und $ und Izalus leucorhinus 
v. Mts. 9, sämtlich von Ceylon, Megalizalus madagascariensis 
(D. B.) 2, Madagaskar, Sphenophryne celebensis F. Müll. 2, Celebes, 
Ceratophrys amertcana (D. B.) $, Uruguay, Bufo kelaarti Gthr. 
® und juv., Ceylon, und B.canalifer d und B. valliceps Wiegm. 
9, Guatemala, Ayla pulchella (D. B.) d, Uruguay, und H. aurea 
(Less.) 2, Sydney, Bombinator pachypus Bonap. d und $, Groß- 
Hüningen bei Basel; Molge hagenmullers (Lat.) 9, Bona (Algerien), 
und Amblystoma tigrinum (Green) d, Neumexiko, Hemidaectylus 
bowringi (Gray) 9, Prov. Kanton (Süd-China), und H. gleadowi 
Murr. d, Ceylon, Calotes nigrilabris Pts. d‘, Sitana ponticeriana 
Cuv. dy Cophotis ceylanica Pts. d, Otocryptts bivittata Wiegm. 2 
und Ceratophora stoddarti Gray ¢ und $, sämtlich von Ceylon, 
Bastliscus vittatus Wiegm. d und Ameiva undulata (Wiegm.) d 
von Guatemala, Lacerta laevis Gray d, Palästina, Lygosoma 
(Hinulia) nigrilabre (Gthr.) juv. und L. (Emoa) atrocostatum 
(Less.) juv. von Celebes, L. (Liolepisma) guichenoti D. B., Neu- 
südwales, und L. (Homolemda) taprobanense (Kel.) d, Ceylon, 
Acontias monodactylus (Gray) 3, Ceylon; Typhlops punctatus 
Leach var. Aa, Christiansburg, West-Afrika, und T. mirus Jan, 
Stlybura melanogastra (Gray) d‘ und Rhinophis planiceps Pts. d 
und Rh. trevelyanus (Kel.) d’ von Ceylon, Thamnodynastes natterert 
(Mik.) $, Uruguay, Dendrelaphis tristis (Daud.), Ceylon, und Oltg- 
odon bitorquatus Boie, Java. 

Wissenschaftliche Benützung: Der Verkehr des 
Sektionärs mit anderen wissenschaftlichen Anstalten war auch 
in diesem Jahre sehr rege. Mit den zoologischen Museen und 
Instituten von Basel, Berlin, Budapest, Freiburg (Schweiz), 
Lübeck, Magdeburg, München, Nürnberg, Offenbach a. M., 
Straßburg (Elsaß), Wien und Wiesbaden und mit der hiesigen 
Neuen Zoologischen Gesellschaft wurden Besuche, Briefe oder 
Objekte ausgetauscht oder von ihnen Sendungen erhalten. 

Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg, sandte 10 früher 
eutliebene Batrachier-Arten zurück. 

Dr. A. Knoblauch entlieh Salamandra caucasıa (Waga) und 
Ohioglossa lusitanica Boc. zum Vergleich (Bereits zurückgeliefert). 

P.A. vau Kempen, Amsterdam, entlieh die Original- 
Exemplare von Rhacophorus javanicus Bttgr. (Bereits zurück- 
geliefert). 


— 1 — 


Prof. Dr. Tornier, Berlin, entlieh das Original-Exemplar 
von Agama sinaita v. Heyd. 
Prof. Dr. O. Boettger. 


4. Die Fisehe. 

Für die Schausammlung der Fische wurden bisher 112 Num- 
mern fertiggestellt. 

Die hauptsächlichste Vermehrung erfuhr die Fischsamm- 
lung durch die Ausbeute von Dr. F. Römer, der von den häufig- 
sten Fischarten der Nordsee größere Stücke für die Schausamm- 
lung und die Lehrsammlung konservierte. Diese wurden bereits 
alle montiert, die Stücke für die Schausammlung meistens in 
viereckigen Gläsern, und katalogisiert. Folgende Arten von 
Bergen, Alvaerströmmen und Espevär sind in der Sammlung 
vertreten: 

Myzxina glutinosa L., 60 Stück in Formol und Sublimat. 

Pristiurus (Scyllium) melanostomum Bon., Spinax niger Bon., 
viele, nebst Embryonen, Acanthias vulgaris Riss., Raja batis L., 
R. fullonica L., R. radiata Don., Chimaera monstrosa L., Gadus 
carbonarius L. nebst Entwickelungsstadien, Gadus morrhua L., 
G. pollachias L., G. merlangus L., G. aeglefinus L., Lophius pisca- 
torius L., Centronotus gunellus Bl. Schn., Liparis montagui Don., 
Anarrhichas lupus L., darunter ein großes Schaustück von 1m 
Länge mit gutem, starkem Gebiß, Cyclopterus lumpus L., Gastro- 
steus aculeatus L. aus dem Meere, G. spinachia L., Anguilla vul- 
garis L., Conger vulgaris Cuv., Onos maculatus Risso, O. mustela L., 
Labrus mixtus L. du. 2, L. berggylta Ascan., L. melops L., Cteni- 
labrus rupestris L., Mugil chelo Cuv., Scomber scomber L., Trigla 
hirundo B., Callionymus lyra L., Syngnathus acus L., Gobius 
minutus Gm., G. flavescens Tab., G. niger L., Cottus scorpius L., 
Entwickelungsreihe, Pleuronectes microcephala Don., P. platessa L., 
P. limanda L., P. flesus L., Hippoglossus vulgaris Flem., Sebastes 
dactylopterus D., S. marinus (L.), S. viviparus Kr. (= S. marinus L. 
var. vivipara?), Brosmius brosme Ascan., Molva molva L., M. byr- 
kelange (Walb), Macrurus rupestris Gum., Argentila silus Cuv. 

Die Zoologische Station in Triest sandte Scyllium 
canicula Cuv. 30 Stück in Formol zum Verbrauch im Praktikum. 

Geschenke: Dr. von Brunn, Hamburg: Petromyzon 
fluviatilis L. von Borstel, Unterelbe. 


— 10 — 


Ingenieur P. Prior: Gambusia holbrooki 3 und 2, Mollie- 
nisia formosa d und 2 in Formol konserviert. 

Dr. O. Nordgaard, Bergen: Clupea harengus L., Laich 
vom Meeresboden an Steinen, Bryozoen u. s. w. angeklebt, von 
Rövär bei Haugesund. 

A. H. Wendt: Thymallus vulgaris Nils, Asche, Squalius 
cephalus L., Döbel, und Regenbogenforellen in schönen, großen 
Exemplaren aus der Nargold im Schwarzwald für die Schau- 
sammlung der einheimischen Fische, sowie Forelleneier in ver- 
schiedeuen Stadien, in Formol konserviert, aus der Züchterei 
des Forstmeisters Staubesandt in Königstein. 

M. Oppenheim: Lophius piscatorius L. 1m lang aus 
Helgoland. 

Max Geller: junge Blau- und Silberfelchen. 

Kastellan Wagner: einen Scardinius erytrophthalmus L. 
mit Furunculosis. 

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Dr. A. Brauer, 
Marburg, erhielt Haut von Spinar niger Bon., in Sublimat kon- 
serviert, zur Untersuchung der Leuchtorgane. 

Frl. L. Kinkelin, Bonn, erhielt verschiedene Amphioxus 
lanceolatus (Pall.) in Formol und Sublimat konserviert. 


5. Die Tunicaten. 

Dr. F. Römer sammelte an der norwegischen Küste 
Botryllus violaceus M. Edw., B. marionis Giard, Porascidium 
crispum Huitf.-Kaas in großen Stöcken, die für die Lehr- und 
Schausammlung aufgestellt wurden, sowie mehrere kleinere 
Ascidien, Dr. R. Hartmeyer, Berlin, hatte die Güte, diese 
Arten zu bestimmen, 

Die Zoologische Station in Rovigno sandte 20 Stück 
Phallusia mamillata, in Formol konserviert. 


6. Die Mollusken. 

Die konchologische Sektion hatte auch im verflossenen 
Jahr darunter zu leiden, daß der Raum und die Schränke zum 
Aufstellen der Sammlungen nicht mehr ausreichen, so daß die 
Übersichtlichkeit sehr erschwert und ein Einreihen der Neu- 
eingänge nicht möglich ist. Vor dem Umzug in das neue 
Museum läßt sich darin auch keine Besserung erzielen. 


12 


— 18 — 


Dr. F. Römer sammelte an der norwegischen Küste eine 
Kollektion von trockenen Land- und Süßwasserschnecken in 
vielen hundert Exemplaren und in 10—12 Arten von Bergen, 
Balholmen im Sognefjord und Espevär im Hardangerfjord, in 
Spiritus Arion ater, Limar marginatus und Limax rufus var. 
heynemanni Fr. von Bergen. Ferner viele Meereskonchylien in 
Alkohol, darunter an größeren Schaustücken Pecten mazimus 
L., Isocardia cor Lam., Lima hians, Nest mit Tier, Natica catena, 
Eischnüre, Mytilus edulis L. in dichten Klumpen an Tang, 
Steinen u.8. w., sowie mehrere Schalen von Mytilus mit Perlen- 
bildung. 

Geschenke: Paul Hesse, Venedig: eine Serie von ihm 
an der Mündung des Kongo gesammelter Süßwasserschnecken, 
darunter manche für unsere Sammlung neue Arten. 

Dr. Lutz, S. Paulo in Brasilien: einen lebenden Bulimus ovatus 
aus Brasilien, der für die Schausammlung konserviert wurde. 

Karl Natermann, Hann. Münden: Bulimus oblongus, 
Helicarion aus Bojota (Columbien), Helix pomatia L., linksge- 
wunden, zwei Stück aus Offenburg. 

F. Winter: eine große Patella-Schale von den Kerguelen. 

Dr. August Knoblauch: Helix nemoralis L. und Helix 
hortensis L., in je einem besonders großen und schönen 
Exemplar vom Müblberg. 

Willy Ochs: Flußmuschel vom Main mit abnormer 
Perlenbildung. 

Frau M. Sondheim: eine Kolonie zusammengewachsener 
Austern und Muschelschalen, von Algen zerfressen, vom Lido 
bei Venedig. 

Adam Koch: Landschnecken aus Oberstdorf im Allgäu. 

Frau Prof. Flesch: 25 Helix pomatia L. aus Anders 
in Graubünden. 

Frau Regierungsrat Brandis, Soden i. T.: eine Kol- 
lektion Land- und Süßwasserschnecken vom Garda-See. 

Dr. A. Reichard: 20 Landschnecken und 6 Nackt- 
schnecken aus Haiti, Cap Haitien, in Alkohol. 

Prof. Dr. W. Kobelt: Pomatia aperta Bern. aus Tunis, 
lebend. 

Dr. O. Schnaudigel: Verschiedene Schnecken aus Aqua 
acetosa bei Ponte molle, Campagna, Rom. 


— i79* — 


Tausch: Das Museum in Bergen sandte Omatostre- 
phes todarus, Neptuna antiqua Lam., Volutopsis norvegica L. aus 
dem Nordmeer in schönen großen Stücken und erhielt dafür 
Landschnecken von deu Philippinen. 

G. K. Gudde, London, sandte 52 Arten japanischer Land- 
schnecken und erhielt dafür Schnecken von den Philippinen. 

Das Naturhistorische Museum in Genf sandte 130 
Arten Landschnecken von den Philippinen aus der Original- 
ausbeute des Dr. August Brot und erhielt dafür philippinische 
Schnecken aus der Sammlung v. Moellendorffs. 

Die Zoologische Station in Triest sandte 30 Stück 
Sepia officinalis L., in Formol konserviert, zum Verbrauch im 
zoologischen Praktikum. 

Kauf: Marco Cialona, Messina: Tremoctopus violaceus 
d und %, Onychoteuthis lichtensteini und hektocotylisierter Arm 
von Argonauta, freischwimmend gefangen. 

J. F. G. Umlauff, Hamburg: ein prächtiges Exemplar 
von Pleurotomaria beyrichii Hilgend. mit Tier und Deckel, für 
die Schausammlung. 

S. Pallary, Oran: ein doppelter Anteil an einer Sammel- 
ausbeute aus Südtunis, die unsere Mittelmeersammlung erheblich 
bereichert hat. 

Dr. W. Kobelt. 


7. Die Insekten. 

Neben der Erledigung der laufenden Geschäfte, die in der 
Einordnung der neuen Erwerbungen, der Durchsicht der geord- 
neten Sammlung und der Erledigung des Tausches und des 
wissenschaftlichen Verkehres mit anderen Museen und Gelehrten 
bestehen, wurde mit der Präparation und Determination der 
noch vorhandenen Bestände sowie deren sammlungsgemäßen 
Aufstellung fortgefahren. Gegen Zerstörung durch Insektenfraß 
wanderte die ganze Sammlung in regelrechter Folge durch den 
Schwefelkohlenstoffapparat. | 

Hofrat Dr. B. Hagen, der seit dem 26. März 1898 die 
Schmetterlingssammlung verwaltet hat, sah sich nach Übernahme 
der Direktion des neubegründeten städtischen Völkermuseums 
bedauerlicherweise genötigt, sein Amt als Sektionär mit Ende 
des Jahres 1904 niederzulegen. 


12* 


— 180* — 


Zum Sektionär fiir Dipteren wurde Oberlehrer Dr. Pius 
Sack ernannt. 


Der Assistent Dr. Wilhelmi hat aus der Gruppe der 
Insekten 80 anatomische und biologische Präparate für die 
Schausammlung angefertigt, die aber wegen fehlenden Materiales 
noch sehr der Ergänzung bedürfen. Die Anfertigung von Er- 
klärungstafeln und Verbreitungskärtchen für die Insekten steht 
noch aus. 


Dr. E. Wolf, der am 1. April die Assistentenstelle über- 
nahm, hat diese Sammlung durch eine Reihe von Präparaten 
aus der einheimischen Insektenwelt bereits erheblich ergänzt. 


Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden: Einige 
deutsche Schlupfwespen sowie europäische Orthopteren, darunter 
Mantis religiosa d und 2 von Freiburg i. B., von ihm selbst 
1856 dort gefangen (Belegstücke!); Glomeris spec. 3 Stücke in 
Alkohol aus Trafoi in Tirol; Ocypus olens Müll. mit einem 
Geotropus silvaticus Panz., den er ergriffen und durch Zerbeißen 
des Kopfes getötet hat; Tibicina naematodes Scop. von Schier- 
stein in Rheinhessen; Citadella montana Scop. mit Puppe von 
der Landskrone im Ahrtal; Atelura formicaria v. Heyden, Typus 
und Original, aus Freiburg i. B. (Stettiner entomol. Zeitung 
1855, S. 368) 6 Stück; ferner schenkte derselbe seine Blatt- 
wespen-Dubletten, von Konow bestimmt, sowie 3 Faszikel 
Insekten-Minen und Gallen auf Pflanzen, aus der Sammlung 
seines Vaters Senator Dr. von Heyden: 1.) 172 Nummern 
von Lepidopteren, Coleopteren, Tenthrediniden, Cypiden, Dipteren 
und Milben. 2.) 28 Nummern desgl. 3.) 140 Nummern desgl., 
geschenkt 1849 von Bremi in Zürich (1791—1857) an Senator 
Dr. von Heyden, zus. 340 Nummern. AHystrichopsylla obtu- 
siceps Ritsema (= talpae Curtis) von Arvicola arvalis Pall., 
3 Stück Frankfurt, 1899 von J. von Arand gesammelt; 
Trichonaspis megaptera Panz. von Falkenstein. 

Albrecht Weis: 111 Dipteren in 54 Arten von Bozen, 
Piora, Engelberg und der Herzegowina; eine Puppenwiege von 
Rhagium mordax Deg.; Nest von Vespa saxonica Fabr. var. 
norwegica Fabr. aus Piora, 1830 m hoch, für die Schausammlung. 

Dr. August Knoblauch: Haltica olevacea L., kleine 
Käfer vom Kohl in Alkohol; Raupen von Sphinz elpenor L, und 


— 181* — 


Acherontia atropos L.; Nepa cinerea L., Notonecta glauca L. und 
Ranatra linearis L. vom Egelswoog bei Egelsbach. 

Frau Dr. Knoblauch: Phryganiden-Larven, Goniotaulius 
bipunctatus Curtis, aus einem Tümpel bei Sprendlingen, in dichten 
Klumpen an einer alten Kohlenschaufel und an einem groBen 
Holzstück sitzend, die schöne Schaustücke abgaben. 

H. Sondheim: Ephialtes manifestator L. d' und 2. 

Ingenieur P. Prior: Psophus stridulus L., Schnarrheu- 
schrecke; Aromia moschata L., vom Neuntöter aufgespießt. 

Karl Kullmann: Gletscherfléhe in Alkohol. 

H. Biekhardt: Flöhe aus dem Nest von Chelidonaria 
urbica (L.) aus Neuwied. 

Karl Koch: Große Ahornstämme, von einer Ameise, 
Formica fusca L., ausgefressen. 

E. Buchka: Cimex variabilis L. d. 

Frau@. Winter-v. Moellendorff: Ceratopsylus-Larven 
vom Hund in Alkohol. 

Dr. K. Meyer: Melipona spec., Honigtöpfe einer argen- 
tinischen Biene, mit Farbholz lebend eingeschleppt. 

Frl. H. Rörig: Mytilaspis fulva Targ. auf Äpfeln aus 
der Umgebung von Frankfurt. 

Dr. L. Reh, Hamburg: Lecanium bituberculatum Targ. auf 
Apfelbaum, ZL. rehi King. auf Ribes rubrum, Aspidiotus ostrea- 
formis Kent auf Apfelbaum, A. nerii Bouché auf Oleander 
und A. pyri Licht auf Birnbaum. 

Prof. Dr. H. Schinz, Zürich: diverse Lepidopteren und 
Orthopteren aus Togo. 

Dr. K. Vohsen: eine Anzahl präparierter Käfer, Hymeno- 
pteren und Dipteren aus Ungarn. 

Prof. Dr. W. Kobelt: Ast eines Apfelbaumes, von der 
Raupe von Cossus aesculi L. zerfressen. 

Kauf: Prof. Dr. O0. Schmiedeknecht, Blankenburg 
i. Thür.: 190 Arten Ichneumoniden. 

H. Fruhstorfer, Berlin: Große Stabheuschrecken für 
die Schausammlung. 

Wissenschaftliche Benützung: Oberlehrer Dr. G. 
Breddin, Berlin, erhielt 82 Dipteren zur Bearbeitung. 


— 182* — 


Oberst a. D. von Schinfeld, Eisenach, sandte 134 Arten 
Ontophagus zuriick, die er zur Revision erhalten hatte, und 
schenkte zwei Arten seiner Sammlung dazu. 

H. Friese, Jena, erhielt 79 Bienen zur Determination, 
die bereits zuriickgesandt wurden. 

Dr. K. Schleußner entlieh eine Anzahl mikroskopischer 
Präparate von Insekten zu photographischen Versuchen. 

Sanitätsrat Fleischer, Brünn, sandte die zur Revision 
erhaltenen Käfer der Gattung Liodes zurück. 

Dr. med. Gustav Mayr, Wien, erhielt 163 trockene 
Ameisen und eine Kollektion Ameisen in Spiritus, die F. Winter 
1902 in Rovigno gesammelt hatte, zur Bestimmung. Dieselben 
wurden mit Namen versehen bereits zurückgesandt. 

Pfarrer F. Konow, Teschendorf, erhielt 7 Kasten mit 
 Tentrediniden zur Revision und sandte dieselben mit Namen 
versehen zurück. 

Lehrer J. Schilski, Berlin, revidierte die Käfer der Gat- 
tung Apion. 

Dr. G. Enderlein, Berlin, übernahm die Durcharbeitung 
der in den letzten Jahren gesammelten und zu mikroskopischen 
Präparaten verarbeiteten Pediculi und Mallophaga und sandte die- 
selben determiniert zurück. Wir möchten nicht versäumen, Herrn 
Dr. Enderlein auch an dieser Stelle für seine große Mühe 
unseren besten Dank auszusprechen. 


Prof. Dr.L.v.Heyden. A. Weis. Dr.J.Gulde. Dr.P.Sack. 


8. Die Crustaceen. 

Dr. J. Wilhelmi begann mit der Aufstellung einer Schau- 
sammlung und fertigte dafür über 200 Präparate, darunter eine 
ausführliche Darstellung der Anatomie des Flußkrebses. Der 
Aufstellung der Crustaceen liegt die Bearbeitung von Ortmann 
in Bronns „Klassen und Ordnungen“ zugrunde. Für diese Gruppe 
wurden bereits Erklärungstafeln und Verbreitungskärtchen an- 
gefertigt, die aber noch der Ergänzung bedürfen. 

Dr. F. Römer konservierte auf seiner Reise in Bergen 
und Espevär folgendes: Lepas anatifera L. von einem Fisch- 
kasten, L. fascicularis Ell., freischwimmend, viele Kolonien, 
Balanus balanoides L., große Steine mit dichten Kelonien be- 
wachsen, trocken, Cancer pagurus L., altes, großes Männchen, 


— 183* — 


trocken, sowie ein kleineres Stiick mit regenerierter Schere, 
Carcinus maenas L., frisch gehäutet, Hyas aranea Lesch., Litho- 
des maja L., groBes Schaustiick, Hommarus vulgaris M. Edw., zwei 
abgeworfene Haute, Galathea strigosa L., Praunus neglectus G., 
Hemimysis lamorae Const. und viele andere kleine Arten, Ciro- 
lana borealis Lillj. von Myxina glutinosa L., Anonyx nugax Phipps, 
sowie von diesen kleinen Amphipoden in einer Nacht an der 
Tiefseeangel ausgefressene Spinax niger Bon. und Chimaera mon- 
strosa L.; zwei große Holzstücke von Holzasseln Limnoria ligno- 
rum Rathke, nebst Teredo navalis L. zerfressen; Mageninhalt 
von Gadus carbonarius juv., aus kleinen, roten Krebschen be- 
stehend. 

Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden: Schalen von 
Cypris spiniger Heyden und C. subarmata Heyden aus Brasilien. 

Dr. August Knoblauch: 6 Stück Astacus fluviatilis 
M. Edw. aus dem Theißbach bei Niedernhausen im Taunus, da- 
runter einer mit regenerierter Schere und ein Butterkrebs. 

M. Oppenheim: Cancer pagurus L. mit Laich von Buc- 
cinum bewachsen, Homarus vulgaris M. Edw., alter Hummer 
mit kräftigen Scheren, Lepas anatifera L. an einem Balken, 
großes schönes Schaustück, Lithodes maja L. von Helgoland, 
für die Schausammlung aufgestellt. 

Ingenieur P. Prior: Telphusa fluviatilis L., lebend. 

Frau M. Sondheim: Paguriden in Schneckenhäusern vom 
Lido bei Venedig. 

Prof. Dr. F. Richters: Lernaeonema monilaris M. Edw. an 
einem Sprott, darunter ein Exemplar, das auf beiden Seiten mit 
einem langen Parasiten besetzt ist, ferner 14 Originalpräparate 
von Branchipus australiensis Richters. 

Tausch: Museum in Bergen: Colossendeis proboscidea, 
2 Stücke für die Lehr- und Schausammlung aus Spitzbergen, 
Pagurus bernhardus in Buccinum, großes Exemplar, Corystes 
cassivelamus aus dem Nordmeer gegen Landschnecken von 
den Philippinen. 

Kauf: Zoologische Station in Neapel: eine größere 
Anzahl von Krebsen, teils Arten, die bisher in unserer Samm- 
lung noch nicht vertreten waren, teils größere Stücke zur Auf- 
stellung in der Schausammlung. 


— 184* — 


Wissenschaftliche Benützung: R. Nobili, Turin, 
erhielt die Originalexemplare von Myra variegata Rüppell und 
Ebalia granulata Rüppell zum Vergleich und sandte dieselben 
bereits zurück. Ä 

Dr. C. Zimmer, Breslau, sandte 12 Gläser mit Schizo- 
poden zurück, die er zur Bearbeitung erhalten hatte und in 
Band III der „Fauna aretica“ verwertet hat. 

Dr. Jean Roux, Basel, entlieh das Originalexemplar von 
Nectophryne exigua de Man aus Nord-Borneo. 


9. Die Arachnoideen und Myriopoden. 

Dr. Wilhelmi begann mit der Aufstellung der Solifugen, 
Pedipalpen, Skorpione und Pseudoskorpione für die Schausamm- 
lung, für die 43 Präparate mit 9 Zeichnungen, 4 Erklärungs- 
tafeln und 18 Verbreitungskärtchen angefertigt wurden. Maß- 
gebend für die Systematik, geographische Verbreitung etc. war 
Kraepelins Bearbeitung der Skorpione im „Tierreich“. Diese 
Gruppen bedürfen nur einer geringen Ergänzung durch anato- 
mische Präparate, zu deren Herstellung aber frisches Material 
notwendig ist. 

Dr. E. Wolf revidierte und ergänzte die für die Schau- 
sammlung bereits fertig gestellten Präparate von Skorpionen und 
begann mit der Aufstellung der Arachnoideen für die Schau- 
sammlung. 

Geschenke: Prof. Dr. F. Richters: Mikroskopische 
Präparate von Canestrinia dorcicola Berlese., eine seltene Milbe, 
von H. Bickhardt gesammelt; mikroskopisches Präparat vom 
Gelege des Milnesium tardigradum aus Isenburg. 

Wissenschaftliche Benützung: Dr. K. Schleußner 
entlieh einige mikroskopische Präparate von Milben und Pseudo- 
skorpionen zu photographischen Versuchen. 


10. Die Würmer. 

Die Parasitensammlung hat namentlich im verflossenen 
Jahre eine Vermehrung durch schöne und große Schaustücke 
erhalten. Dr. F. Römer konservierte auf seiner norwegischen 
Reise folgendes: Ascaris rigida Rud. auf den Appendices pyloricae 
von Gadus carbomarius L., Ascaris molvae nov. spec. larva Lin- 
stow (Typus und Original) in der Wand des Magens von Moles 


— 185* — 


byrkelange (Walb), Echinorhynchus acus L. am Darmkanal von 
Gadus carbonarius L. und von Pleuronectes microcephala Don., 
Ascaris spec. larva, am Darmkanal und an den Hoden von 
Brosmius brosme Asc. in dichten Nestern, Distomeen an der 
Kopfhaut von Acanthias vulgaris Risso, Ascaris spec. an und in 
der Leber von Gadus carbonarius L. 2 Stücke; Regenwürmer | 
aus der Stadt Bergen, Hyalinoecia tubicola (Müll.), Nereis pela- 
gica L., Piscicola von Anarrhichas lupus L., div. andere Poly- 
chaeten, alle in Sublimat-Alkohol konserviert; Spirorbis spec. 
auf Fucus vesiculosus L., großes Schaustück ; Serpula vermicula- 
ris L., Pomatocerus triquetor Mörch auf Modiola modiola L., an 
Steinen und eine große Kolonie desselben auf einem Dachziegel, 
der längere Zeit im Meer gelegen hat. 

Von dem Material des Zoologischen Gartens wurden für 
die Schausammlung schöne Parasitenstücke aufgestellt: Magen 
von Didelphis marsupialis L. mit Physaloptera turgida Rud. und 
Muskelstück von Macropus antilopinus Gould mit einem Nest 
von Filaria rémeri Linstow (Typus und Original). 

Geschenke: Palmengarten-Gesellschaft: Bipalium 
kevense, lebend aus dem Gewächshaus. 

Dr. Adolf Strubell, Bonn: 4 über 1'/em lange Wurm- 
röhren, wahrscheinlich (nach gütiger Bestimmung von Prof. Ehlers 
in Göttingen) zu einer Acoetide, Panthalis spec. gehörig, aus 
Amboina. 

Dr. W. Michaelsen, Hamburg: Balanta (Dichogastra) 
ehrhardti Mich. aus Bissao in Portugiesisch West-Afrika, viele 
Stücke. 

Frau M. Sondheim: Kohlenstücke mit Wurmröhren be- 
wachsen vom Lido bei Venedig. 

Prof. Richters: Bunonema richtersi Jäjerskiöüld, Typus 
und Original, in 2 mikroskopischen Präparaten aus dem Blind- 
bachtal im Schwarzwald, beschr. im Zoologischen Anzeiger 1905 
von Jäjerskiöld. 

Dr. A. Reichard: 9 Oligochaeten aus Haiti. 

Dr. J. Gulde: Piscicola geometra (L.), lebend. 

Karl Koch: Kolonien von Serpulidenröhren an Topf- 
scherben vom Trümmerfeld in Karthago. 

Wissenschaftliche Benützung: Generaloberarzt 
Dr. von Linstow, Göttingen, bestimmte verschiedentlich Mate- 


— 186* — 


rial von parasitischen Nematoden, wofür wir ihm auch an dieser 
Stelle unseren besten Dank abstatten möchten. 

Dr. Pintner, Wien, erhielt Material von Echinorhynchus 
aus dem Darm von Pleuronectes microcephala. 

Geheimrat Prof. Dr. Ehlers, Göttingen, erhielt eine von 
Dr. Strubell in Amboina gesammelte, lange Wurmröhre und 
bestimmte sie als Röhre eines Acoetiden, Panthalis spec. 


Bryozoen und Brachiopoden: Dr. F. Römer kon- 
servierte an der norwegischen Küste für die Schau-und Lehrsamm- 
lung große Stücke von Membranipora pilosa L. und M. membra- 
nacea L., mehrere große Kolonien auf Blättern und Stengeln 
von Laminarien und Fucus serratus L., Alcyonidium hirsutum 
Flem. an Fucus serratus L., A. gelatinosum Johnst. an Lami- 
narien in groBen Kolonien und Biocoenosen, Flustra securifrons 
Tah., F. membranacea-truncata Smith, großes Schaustück, Bugula 
murruyana Johnst., Wurzelstock von Laminarien mit Kalkbryo- 
zoen überzogen. Terebratulina caput serpentis L. und Crania ano- 
mala (Müll.), in Sublimat-Alkohol konserviert. 


Geschenke: Prof. F. Blochmann, Tübingen: Terebra- 
tula septentrionalis Conth., 10 Stück, Terebratulina caput serpentis 
L., viele Stücke, Waldheimia cranium O. F. Müll., 2 Stück, von 
Bergen. 

11. Die Echinodermen. 

Dr. F. Römer konservierte an der norwegischen Küste: 
Cucumaria hispida Parr., ©. hyndmanni Thomp., Mesothuria in- 
testinalis A. et R., Stichopus natans M. Sars, Holothuria tubu- 
losa L., kleine für Schnittserien, Echinocyamus pusillus (Müll.), 
Schizaster fragilis D. et K., Echinus dröbachiensis (Müll.), E. acu- 
tus L., E. esculentus L., Echinaster sanguinolentus, Ophicioma 
nigra M. et Tr., Ophiopholis aculeata Gray, Pentagonaster irre- 
gularis, Solaster endeca L., Porania pulvillus O. F. Mill, alle in 
großen Stücken für die Lehr- und Schausammlung. Ferner 
Asterias rubens L., viele in allen Stadien der Regeneration, in 
mehreren kompletten Serien für die Lehr- und Schausammlung. 

Tausch: Museum in Bergen: Leihmogome violacea, 
Astenosoma hystrix, Spereosoma grimmaldii K., Gorgonocephalus 
eucnemis, G. linckii gegen Landschnecken von den Philippinen. 


— 187 — 


Die Zoologische Station in Triest sandte zum Ver- 
brauch in dem zoologischen Praktikum Holothuria tubulosa L. 
30 Stück in Formol. 

WissenschaftlicheBenützung: Prof.Dr.L. Déderlein, 
Straßburg, erhielt das Originalstück von Psammechinus cupreus 
Troschel aus Neu-Seeland zum Vergleich (bereits zurückgesandt.) 


12. Die Coelenteraten. 

Dr. F. Römer konservierte auf seiner norwegischen 
Reise: Facelia ventilabrum Bow., 2 schöne Stücke, Isodictia 
infundibulum 1 Stück, Alcyonium digitatum L. mehrere Stücke, 
diverse große Spongienstöcke, Biocoenosen an Laminarienstengel. 
Ferner Virgularia mirabilis D. et K., Sertularia pumila L., 
Campanalaria flexuosa L., groBe Kolonien von Laminarien, 
Cyanea capilata G., Aurelia aurita L. und diverse kleinere 
Medusen., Spongilla lacustris (aut.) aus der Umgebung von Bergen. 

Geschenke: Carl Rompel: Euspongia officinalis L., 
vom Meeresboden abgerissen und dann durch Rollen kugelig 
und fest geworden. 

Hauptmann von Plönnies, Tientsin: 2 Tubiporiden- 
sticke aus China. 

Tausch: Museum in Bergen: Alcyonidium auf einer 
Sabellidenröhre gewachsen, F'unicularia quadrangularis (Pall.) 
1,25 m lang, aus Odda, Anthotela grandiflora, Korsfjord Isidella 
hippois, Korsfjord, A. Grieg Sammler, gegen Landschnecken von 
den Philippinen. 

Kauf: J. F.G. Umlauff, Hamburg: An großen Schau- 
stliicken von Hexactinelliden: Holtenia spec., Crateromorpha 
meyeri, Walteria leuckarti. 

Biologische Anstalt, Helgoland: Ziara pileata Forst., 
Pleurobrachia pileus Fl., Euchilota maculata, Eutonina socialis. 


13. Die Protozoen. 

Dr. F. Römer konservierte auf seiner norwegischen 
Reise: Foraminiferen, Saccamina, Astrorrhiza, Stortosphaera, 
Rhabdamina, Bathysiphon u. s. w., mit Sublimat-Alkohol; Cer- 
atien-Plankton, hauptsäehlich aus Ceratium tripos, C. longipes 
und C. fusum bestehend, Espevir, 16. 8. 04. in Formol und 
Sublimat-Alkohol. 


— 1898* — 


Kauf: Von P. Klavsen, Odense: eine Serie von 
Diatomeen-Präparaten. 

E. Thum, Leipzig: eine Serie von Foraminiferen- 
Präparaten. . 

Von Haeckels ,Kunstformen der Natur“ wurde ein 
Exemplar angeschafft, dessen Tafeln in der Schausammlung 
Aufstellung finden sollen. 


Die Sammlung der ausländischen Tiere wurde durch 
Honigtöpfe einer argentinischen Biene, Melipona spec., die mit 
Farbholz lebend eingeschleppt waren, vermehrt. 


14. Die vergleichend-anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen 
Präparate. 

Wohl keine Abteilung des Museums hat im verflossenen 
Jahre eine so reiche Vermehrung erfahren wie die Sammlung 
an vergleichend-anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen 
Präparaten. Die zahlreichen Kadaver, die aus dem Zoologi- 
schen Garten eingeliefert wurden, und das Tiermaterial, das 
uns sonst reichlich zufloß, wurden nach Kräften ausgenutzt und 
hätten nicht so reichlich und schön verwertet werdenskönnen, wenn 
wir uns dabei nicht der regelmäßigen Hilfe von Frau M. Sond- 
heim zu erfreuen gehabt hätten. Für die Schausammlung allein 
wurden 93 Präparate fertig gestellt. 

Die hauptsächlichste Vermehrung ergaben die Tiere des 
Zoologischen Gartens, die oben bei den Säugetieren und Vögeln 
bereits namentlich aufgeführt wurden. Von diesen mag noch 
besonders ein Beuteltier hervorgehoben werden, Onychogale fre- 
nata Gould, das wir mit angesaugtem Beuteljungen erhielten, 
so daß ein hervorragend schönes Präparat vom Beutel mit einem 
an der Zitze festgesaugten Jungen aufgestellt werden konnte; 
ferner ein Zwillingspärchen von Hapale jacchus Illiger mit Uterus 
und Placenten und ein neugeborener Pieropus medius Temm. mit 
Placenta. Von der Giraffe wurde ebenso wie von verschiedenen 
anderen Tieren das Gehirn konserviert. Einzelne Organe und 
Organteile wanderten auch in die Materialsammlung, falls sie 
nicht für Schau- oder Lehrsammlung aufgestellt wurden. 

Die Sammelreise von Dr. F. Römer an die norwegische 
Küste brachte eine große Ausbeute an Präparaten aus der 


— 189* — 


Anatomie und Entwickelungsgeschichte der hauptsächlichsten 
Nordseefische: 


Kiemen, Lebern, Magen, Därme, namentlich Spiraldärme, 
der Haie und Rochen, Urogenitalapparate, Magen mit Inhalt, ver- 
schiedene Organe mit daransitzenden Wurmparasiten, namentlich 
große Lebern vom Köhler, Gadus carbonarius L., u. a., lieferten 
prachtvolle Präparate, die meistens gleich an Ort und Stelle 
zurecht gemacht und auf Pappe befestigt wurden, so daß sie 
hier nur auf entsprechende Glasscheiben montiert zu werden 
brauchten. Von Spinax niger Bon. und Myzxinea glutinosa L. 
waren viele Exemplare konserviert worden, aus denen Frau 
M. Sondheim eine vollständige Serie von anatomischen Prä- 
paraten für die Lehr- und Schausammlung herstellte. Von Spi- 
nax niger Bon. wurde auch eine Entwickelungsreihe von Em- 
bryonen für die Lehr- und Schausammlung aufgestellt. 


Schädel wurden genommen von Simia satyrus L. juv., 
Cercopithecus campbelli Waterh., C. albigularis Syk., Cebus hypo- 
leucus Humb., Macacus pileatus Shaw, Ateles ater F. Cuv., Viver- 
ricula malaccensis Gmel., Herpestes robustus Gray., Putorius afri- 
canus Desm., Galera barbara 9, Felis planiceps Vig. et Horsf., 
F. bengalensis Kerr., Macropus antilopinus Gould, M. billardieri 
Desm., Onychogale frenata Gould, Didelphys marsupialis L., Myo- 
potamus coypus Mol., Tragulus meminna Erxl., Phacochoerus afri- 
canus und Hyrax capensis Pall. Das Skelett von Paradoxurus 
leucomystax Gray. 


Geschenke: Justizrat Dr. Schmidt-Polex: Schadel 
einer Rehgeis mit Hornansatz. 


Dr. H. Weber: verschiedene menschliche Embryonen und 
Placenten. 


Prof. Dr. M. Flesch: 3 menschliche Embryonen. 


Frau Regierungsrat Brandis in Soden: verschiedene 
Schädel von Affen, Hunden und Hirschen, die meistens für die 
Lehrsammlung verwertet wurden. 


Prof. Dr. L. Edinger: Gipsmodelle von Gehirnen von 
Amia calva L. 1:8, Gadus morrhua L. 1:6, Spinax niger Bon. 
1:6, Mustelus vulgaris M. H. 1:3, Squatina angelus L. 1:6, 
Myzxine glutinosa L. 1:6 Sagittalschnitt. 


— 190% — 


Kauf: W. Ehrhardt in Brasilien: verschiedene Embryo- 
nen, Uteri und Gehirne von Mycetes seniculus L. und Cebus 
fatuellus . Wagner. 

j J. F. G. Umlauff in Hamburg: ein ca. 3m hohes Ele- 
fantenskelett, das erst im nächsten Jahr nach Fertigstellung 
des neuen Museums präpariert und montiert geliefert wird. 

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Edinger er- 
hielt 160 Gehirne von ca. 30 Arten Fischen, die Dr. F. Römer 
in Bergen konserviert hatte. 

Dr. O. Schnaudigel erhielt Augen von 15 Arten Fischen, 
die Dr. F. Römer nach besonderer Angabe in Bergen kon- 
serviert hatte. 

Dr. G. Avellis entlieh verschiedene Affen-, Hirsch- und 
Hasenschädel zu einem Vortrage (bereits wieder zurückgeliefert). 

Die alte Lehrsammlung wurde einer gänzlichen Um- 
ordnung und Neuaufstellung unterzogen. Die Präparate wurden, 
soweit sie noch brauchbar waren, in neue, runde und eckige 
Gläser aufgestellt und durch zahlreiche, neugefertigte Stücke 
vermehrt. Für die Lehrsammlung wurde ein gesonderter Katalog 
in doppelter Führung angelegt, ein alphabetischer Zettelkatalog 
und ein Journal mit systematischer Einteilung und Eintragung 
der Präparate und zwar wurden die Kataloge und Journale 
für die Lehrsammlung der Wirbeltiere und der wirbellosen Tiere 
getrennt gehalten. Diese neue Lehrsammlung umfaßt bisher 

an Wirbeltieren 496 Nummern, 
an wirbellosen Tieren 506 Nummern. 

Für die Schausammlung wurde ebenfalls eine Reihe 
von neuen Journalen angeschafft und eingerichtet, in welche 
die bereits fertiggestellten Präparate eingetragen wurden. Die 
Gläser werden, sobald sie zugekittet sind, sorgfältig in Papier 
verpackt und nach Tiergruppen geordnet auf provisorische 
Regale gestellt, da die Schränke zur Aufnahme nicht mehr 
ausreichen. 

Wissenschaftliche Auskunft wurde 19mal erteilt 
und zwar handelte es sich 9mal um Insekten, imal um Zecken, 
lmal um Muscheln und Schnecken, 4mal um Würmer, imal um 
menschliche Haare und 3mal um botanische Gegenstände. 

Dr. F. Römer unternahm vom 17. Juli bis 8. September im 
Auftrage der Gesellschaft aus den Mitteln der von Reinach- 


— 191* — 


Stiftung eine Sammelreise an die norwegische Küste, über 
welche in der Verwaltungssitzung vom 15.Oktober 1904 Bericht er- 
stattet uud in der wissenschaftlichen Sitzung vom 7. Januar ein 
Vortrag mit Ausstellung eines Teiles der Ausbeute gehalten 
wurde. Die Aufzählung der Reiseresultate findet sich im 
Museumsbericht unter den betreffenden Tiergruppen. 

Mit diesem Vortrag war gleichzeitig eine Muster- 
ausstellung der in den letzten Jabren erworbenen Schaustücke 
für die Crustaceensammlung verbunden, die eine Vorstellung von 
der Etikettierung und der Anordnung der Erklärungstafeln 
und Verbreitungskarten geben sollte. Daraus ergab sich die 
Notwendigkeit, die Etiketten u.s.w. für die Schausammlung im 
Museum selbst zu drucken, wozu eine Druckerpresse mit 
einem größeren Vorrat von Typen angeschafit wurde. 

Für die Werkstätte wurde u.a. eine größere Bohr- 
maschine angeschafft und ein Elektromotor zum Betrieb der 
verschiedenen Maschinen aufgestellt. 

Für die Handbibliothek des Museums wurde wieder- 
um eine Reihe von Lehr- und Handbüchern angeschafft und die 
Sammlung der Arbeiten, die sich auf die deutsche Fauna be- 
ziehen, fortgesetzt. 

Frau Regierungsrat Brandis, Soden, schenkte eine 
größere Anzahl Broschüren und Separate aus dem Nachlaß 
ihres Sohnes Dr. med. F. Brandis in Halle. Ferner erhielten 
wir zahlreiche Separate und Bücher für die Handbibliothek als 
Geschenke: von Karl Hopf in Niederhöchstadt i. T., Prof. 
Dr. C. B. Klunzinger in Stuttgart, Geh. Rat Prof. Dr. 
Möbius in Berlin, Pfarrer W. Schuster in Gonsenhein, 
Prof. H. Engelhardt in Dresden, Dr. J. de Man in lersecke 
(Holland), Geh. Rat Prof. Dr. Spengel in Gießen, Geh. Rat 
Prof. Dr. W. Dönitz in Berlin, Prof. Dr. L. von Heyden 
und Dr. E. Teichmann; im Tausch: von Prof. Dr. C. Chun 
in Leipzig, Dr. L. Reh in Hamburg, Prof. Dr. A. Lang in 
Zürich und von dem Zoologischen Institut der Universität 
Breslau. 

Für die Tafelsammlung fertigte Dr. J. Wilhelmi 
drei Tafeln vom Bau des normalen menschlichen Auges, eine 
Tafel vom Bau des kurzsichtigen Auges, eine Tafel von der 
Regeneration und Heteromorphose bei Süßwasser-Planarien nach 


— 192* — 


Morgan und Voigt, eine Tafel von der Autotomie des 
Krabbenbeines nach Weismann, eine Tafel von der Ent- 
wickelung von Planorbis nach Rabl, eine Tafel von der Sper- 
matogenese und zwei Tafeln vom Auge der Tiefseekrebse 
(Stylocheiron). 

Dr. August Knoblauch schenkte eine farbige Tafel 
von der Entwickelung der Frosch- und Schwanzlurche, von 
ihm selbst gefertigt. 

F. Winter schenkte eine Tafel von der Anatomie von 
Culex pipiens nebst Trypanosoma und eine kolorierte Tafel, die 
Liebesspiele der Molche darstellend, von ihm zu einem Vortrage 
des Herrn Dr. August Knoblauch gezeichnet. 


II. Botanische Sammlung. 


Von den unterzeichneten Sektionären hat der eine (Dürer) 
sich besonders der Ordnung und Vervolikommnung des Herba- 
riums gewidmet, während der andere (Möbius) einige Objekte 
für die Schausammlung präparierte. Außerdem hat Herr Karl 
Koch den im letzten Bericht schon erwähnten Katalog der 
Schausammlung im wesentlichen vollendet, so daß 12 Katalog- 
kapseln mit einzelnen Zetteln für jedes Objekt vorliegen. Für 
diese seine Bemühungen und für sein warmes Interesse an der 
Sammlung sei ihm auch hier aufrichtig gedankt. Aus der großen 
Zahl der Geschenke, für die wir bestens danken, ist diesmal 
keines besonders hervorzuheben; wir führen sie in alphabetischer 
Reihenfolge der Geber auf: 

Botanischer Garten: 1. Dicke Wurzeln von Tazus bac- 
cata mit Verwachsungen. 2. Früchte von Magnolia Yulan. 

F. E. Clotten: 1 Faszikel getrockneter Pflanzen mit hand- 
schriftlichen Notizen von James Stirling, Nord-Queensland. 

Deutsche Fucolwerke, G.m.b.H., Bremen: 1 Flasche 
Fucol nebst dem Rohmaterial und Erläuterungsheften. 

Frau Wwe. Gänger: 1 Blumenkohl mit merkwürdig regel- 
mäßiger, spiraliger Anordnung. 

Dr. H. Geisow: Getrocknete Meeresalgen aus der Nordsee. 

B. Haldy, Gelnhausen: Eine Anzahl von ihm photogra- 
phisch aufgenommener Vegetationsbilder aus der Gegend von 
Gelnhausen. 


— 19 — 


C. Henrich: Frucht von Anona Cheirimoya. 


Prof. Dr. L. v. Heyden: 1. Birnbaumblätter mit Gitter- 
rost. 2. Maserknollen aus der Rinde des Ahorn. 


Helene Hiller: Das aus 22 Mappen bestehende Herba- 
rium ihres } Vaters, Dr. med. B. Lorey. 


Ludwig Kauper: Stammstiick von Alsophila australis. 


Prof. Dr. F. Kinkelin: Zweige und Früchte von Buxus 
sempervirens var. myrtifolia und var. angustifolia. 


Prof. Dr. W. Kobelt: Abnorme Tannzapfen aus dem 
Schwanheimer Wald. | 


K. Koch: 1. Verschiedene Pilze, trocken und in Formol. 
2. In Formol konservierte Früchte von Punica granatum und 
Doppelfrichte von Pirus malus. 3. Verschiedene Zweige mit 
Früchten (Koniferen, Casuarina u. a.), die der Geber trocken 
konservieren ließ. | 

F. Loos: 2 abnorm lange Fruchtstände von Plantago 
major. 
Assessor Adolf Meyer: 1. Abnorme Blüten. 2. Hexen- 
besen von Syringa. 3. Querscheibe eines Astes von Robinia 
pseudacacia. 

J. Müller-Knatz: 1 Mappe Gefäßkryptogamen. 

Frau Karoline Pfeiffer, geb. Belli, und Frau Anna 
Weise, geb. Belli aus dem Nachlaß ihres + Bruders und 
Onkels, Dr. L. Belli: 2 Mappen Phanerogamen, 1 Mappe 
Algen und 1 Mappe Flechten. 

Dr. A. Reichard: 1. Eine Kollektion tropischer eßbarer 
Früchte aus Jamaika, in Formol konserviert. 2. Mehrere Gläser 
und Blechbüchsen mit verschiedenem Pflanzenmaterial aus West- 
indien (Haiti), in Alkohol konserviert, besonders Blüten und 
junge Früchte der Kokosnuß. 

Dr. F. Römer: 1. Eine Kollektion Meeresalgen von Bergen 
(Norwegen), in Formol konserviert. 2. Ceratien-Plankton aus 
Norwegen in Formol. 

Prof. Dr. H. Schenck, Darmstadt: 1. Frisches Exemplar 
von Lathraea clandestina. 2. Einige Pilze in Alkohol. 

A. Vigener, Wiesbaden: 1 Mappe getrockneter Pflanzen 
aus Deutschland, Savoyen, Schweiz, Frankreich, Südamerika. 

F. Wirtgen, Bonn: 1 Lieferung Gefäßkryptogamen. 


13 


— 19* — 


Tausch: Miss Elisabeth Day Palmer, Los Angelos, 
Kalifornien: Getrocknete kalifornische Pflanzen, Friichte und 
Samen gegen deutsche Herbarpflanzen. 

Kauf: 1. W. Migula, Karlsruhe: Cryptogamae Germa- 
niae, Austriae et Helvetiae exsiccatae. Fasc. XVI—XXV. 

2. O. Pazschke, Leipzig: Rabenhorst, Fungi Europaei, 
Editio nova, Series II, centuria 45. 

3. J. Kaulfuß, Nürnberg: ca. 35 Nummern ausgewählter 
Herbarpflanzen. 

4. Otto Leonhard, Stössen i. S.: ca. 115 Nummern 
Herbarpflanzen. 

5. Ed. M. Reineck, Sangerhausen am Harz: ca. 65 Num- 


mern Herbarpflanzen. 
M. Möbius. M. Dürer. 


III. Mineralogische und Petrographische Sammlung. 


I. Dr. F.Römer,dessen Studien in Norwegen hauptsächlich 
der Zoologie gewidmet waren, hat auch für die petrographische 
Sektion, z. T. unter Leitung des Geologen C. F. Kolderup, sehr 
eifrig in der Umgebung von Bergen gesammelt. Ganz besonders 
muß betont werden, daß Dr. Römer einen Abstecher in das 
Gebiet des Ulvensees auf der Südspitze der Bergenhalbinsel 
gemacht hat, um dort die fossilführenden kristallinen Schiefer, 
die seinerzeit (1883) von Reusch beschrieben wurden, aufzusuchen. 
Leider konnten an dieser klassischen Stelle keine organischen 
Reste mehr gefunden werden, aber für die Sammlung des 
Museums sind immerhin die 5 Belegstücke aus diesem Gebiet, 
die nach ihrer petrographischen Beschaffenheit ebensogut aus 
dem Grundgebirg stammen könnten, ein höchst erfreulicher 
Zuwachs. Aus der Granit- und Schieferregion der Umgebung 
von Bergen liegt eine Reihe von Graniten vor, die alle eine 
mehr oder minder ausgesprochene Parallelstruktur zeigen und 
z. T. Sericit führen. Manche haben den Charakter eines „Augen- 
gneißes“, 2 Stufen sind stark gefaltet und von glimmerreichen 
Lagen durchzogen. Ebenso wie diese gneißartigen Gesteine 
von Reusch und Kolderup für gepreßte Granite (Granitschiefer) 
erklärt werden, gelten auch einige dunkle Schiefer für druck- 
metamorphe Eruptive, insbesondere erwiesen sich die Horn- 
blendeschiefer, die östlich von Bergen in breiter Zone auftreten, 


— 195° — 


als Saussuritgabros; 1 Stück zeigt fast richtungslos - körnige 
Struktur; ein andrer dieser Amphibolite tritt gangartig im Granit 
auf. Von ehemaligen Sedimenten sind 2 Quarzite zu erwähnen, 
die durch wechselnde Lagen hellgrauer, dunkelgrauer und brauner 
Bänder noch ausgezeichnete Schichtung erkennen lassen; 
ferner quarzreicher Gneiß, wohl auch ein Biotitschiefer von 
der „Lange Vand‘. Von Vadheim im Sognefjord stammt ein 
Gneiß, von Jordals im Nerotal bei Stahlheim ein Labradorit, 
von Voß, 108 km östlich von Bergen, dunkler, glänzender Phyllit; 
3 Schiefer von Espevär im Hardangerfjord machen den Eindruck 
eines Diabasschiefers oder Kalksilikathornfelses. Aus einem 
Steinbruch von Löhne bei Voß kommen 4 prächtige, graue, 
glänzende Pyllite, die in ovaler Form mit gerader Abstumpfung 
als Dachschiefer behauen werden. 

Herr Prof. Kolderup war so liebenswürdig, dem Museum 
später noch eine weitere Serie norwegischer Gesteine zukommen zu 
lassen, darunter ein imposantes Faltungsstück, bezeichnet als 
„Augengranitschiefer* aus dem Museumsgarten in Bergen. Der 
Granit wird von stark gefalteten Bändern eines schwarzen Gesteines 
(Hornfelses?) durchzogen, und das Stück erinnert an manche 
von Granit injizierte gefaltete Schiefer aus dem Odenwald und 
Spessart. Von Os bei Bergen kommt schwarzer Marmor mit 
„Syringophylium“, für unsere Sammlung ein überaus wertvolles 
Geschenk, da fossilführender Marmor nicht vertreten war; ferner 
sind zu erwähnen weißer Marmor von Hop bei Bergen und 
granat- und pyroxenreiche magmatische Differentiationsprodukte 
des Labradorfelses nördlich von Bergen. 

I. Geschenke. 

Von der Anthropologischen Gesellschaft, hier: 
ein 18 g schweres Stück Seifengold aus Californien. 

Von Frau M. Borgnis, hier: Kunzit von Pala, San Diego 
Co., Californien. Dies erst seit einigen Jahren bekannte Mineral 
ist ein farbloser oder violetter Spodumen, der durch Röntgen-, 
Radium- und ultraviolette Strahlen leuchtend wird; ein schönes 
geschliffenes und poliertes, konzentrisch-schaliges Stück Malachit- 
Kupferlasur von Clifton, Arizona. 

Von W. Bucher, hier: 2 prächtige Lavastücke von 
Dittesheim bei Hanau; das eine ist typische, ganz frisch aus- 
sehende Stricklava, das andre ein mit Zapfen und Wülsten 


13* 


— 16 — 


versehenes Stück, das vortreffliche Stammrindenabdrücke zeigt; 
ferner mehrere Quarzkristalle von Pforzheim. 

| Von C. Ditter erhielten wir abermals eine Kollektion 
von Gesteinen und Mineralien: Hornstein, Biidesheim ; Phonolith, 
Milseburg; Basalt, bei Eberstadt, Wetterau; Pinitporphyr, 
Lichtental bei Baden-Baden; 5 Porphyrschiefer mit schönem 
Fluorit von Dotzheim, Taunus; Rotliegendes, Engelskanzel bei 
Baden-Baden; zelliger Gangquarz von Bremtal, Taunus. 


VonDr.F.Drevermann: Brauneisenerze vom Wingerts- 
berg bei Griedel. 

Von K. Fischer, hier: Bimssteinbombe, Quarz- und 
Bimsstein führende Tuffe, Quarzkonglomerat aus dem Brohltal ; 
Pegmatit mit großen Turmalinen, Straße Aschaffenburg—Gailbach; 
2 vulkanische Tuffe von Boll und Basalt vom Randecker Maar. 


Von E. Frank, hier: Flaseriger Biotitgranit und grob- 
körniger Marmor aus dessen Hangendem, Kabylien; Gips von 
Hammam Salahin bei Biskra. 

Von J. Fritz, Hanau: Bohnerz, Bulauer Wald bei Hanau. 


Von Dr. J. Gulde, hier: 2 Rosetten flachlinsenförmiger 
Gipskristalle, Biskra. 

Von L. Henrich, hier: Dolerit, Trachyt, rhyolithischer 
Pechstein, Euganeen. 

Von Konsul S. Cahn, hier: 2 große Enhydros von Uru- 
guay und 2 kleine bräunliche Chalcedone von der Form einer 
plankonvexen Liuse, auf der ebenen Seite mit einem Zäpfchen 
im Zentrum und ringförmigen konzentrischen Wülsten. 

Von Prof. F.Kinkelin, hier: Kalkspat aus dem Bregenzer 
Wald; Sericitkalkphyllit, Basel. 

Von F. Köhler, hier: Kakoxen, Quarz-Calcitmandel, 
Oberstein; Achat; Uranpecherz, Marienberg; Wolframit, Zinn- 
wald; Quarz in Steinsalzform; Quarzgruppe. 

Von R. Maas, hier: Kleiner, verletzter Cölestin (, Berg- 
kristall von Catania“); Lavastückchen vom Vesuv („Schwefel“); 
Granitstückchen von einem griechischen Tempel; glimmer- 
führender Marmor, angeblich Pentelikon; rotes Steinsalz. 

Von W. Melber, hier: Gold auf Quarz. 

Von Berginspektor Müller, hier: 2 Stückchen Malachit 
von glasigem Aussehen, Minera de Peüoles, Mapimi (Mexiko); 


— 197* — 


Münzenberger Sandstein mit Baryt in stengelig-fiedrigen Ske- 
letten; angeschliffener nassauischer Diabas. 

Von Dr. Edm. Naumann, hier: Gangstufe mit Baryt, 
Calcit, Eisenspat, Weißblei von Tarsos. 

Von L. Pfeiffer, Darmstadt: Bohnerz mit Calcitdruse, 
Iisede bei Peine (Hannover). 


Pfeiffer-Bellische Schenkung: Wie schon ander- 
weitig mitgeteilt wurde, haben die Erben des im vorigen Jahr 
verstorbenen Dr. L. Belli, nämlich Frau Karoline Pfeiffer, 
geb. Belli, und Frau Anna Weise, geb. Belli, die ca. 1000 
Nummern zählende Mineraliensammlung ihres Bruders und 
Onkels der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
zum Geschenk gemacht. Eine kleine Auswahl guter und wert- 
voller Stücke war bei der Jahresfeier, eine größere Anzahl 
längere Zeit im Vogelsaal des Museums ausgestellt. Die ganze 
Sammlung wurde neu etikettiert und irrige Fundortangaben 
wurden, soweit es. geschehen konnte, berichtigt. Bei der 
systematischen Aufstellung wurde der Sektionär durch Herrn 
Hütteningenieur P. Prior wesentlich unterstützt, wofür Herrn 
Prior auch an dieser Stelle verbindlichster Dank ausgesprochen sei. 

Die folgende Aufzählung mag in flüchtigen Umrissen die 
Reichhaltigkeit dieser Schenkung kennzeichnen. 

Elemente. 3 Diamantoktaeder, Kimberley; 1 kleiner, ge- 
rundeter Kristall in Kimberlit. Graphit. Schwefel. Arsen: Joa- 
chimstal, Marienberg mit Proustit, Echizen. Wismut, prächtiges 
Stück in gestrickten Formen vom Schneeberg. Kupfer: Lake 
superior, darunter gute Pyramidenwürfel, ferner Kalkspäte mit 
eingewachsenem Kupfer, auch ein größerer Klumpen, vermutlich 
von ebendaher, mit radialstengeligen Aggregaten, die den Ein- 
druck einer Pseudomorphose machen, aber das Muttermineral 
ist nicht mehr erkenntlich; Corocoro; Broken Hills; Rheinbreit- 
bach u. a. Eisen in Basalt von Ovifak. Silber: Broken Hills, 
moosförmige Aggregate; Kongsberg; Murcia; Chaiarcillo; 
Copiapo. 

Gold: mehrere gute Stufen aus Siebenbürgen, darunter 
ein schönes baumförmiges Silbergoldaggregat von Verespatak ?), 
aus platten Kristallen mit O.00oc. 500 aufgebaut; Kremnitz; 





1) Orthograhie der österr.-ung. Fundorte nach Zepharovich. 


— 198* — 


Magurka; Coolgardie (W.-Austr.): große Stufe in Quarz, angeb- 
lich von Australien, mit z. T. ausgehöhlten Kristallen; Cripple 
Creek, schöne Stufe mit zahlreichen Kügelchen. Platin: 4 Roll- 
stücke im Gewicht von 390g, 155g, 74g, 24g, wohl die kost- 
barste Nummer der Sammlung. 

Sulfide und Sulfosalze. Pyrit, namentlich große 
Kristalle von Elba und Dognacska. Magnetkies, Kristalle vom 
Schneeberg (Passeyr). Arsenkies. Speiskobalt. Glanzkobalt. 
Antimonnickelglanz. Lautit (CuSAs). Kupferglanz, Bleiglanz: 
Rodua (O-Rodna), ähnlich dem Gondersbacher; Przibram; Dog- 
nacska; Joplin, 2 gute Stufen, eine mit Würfeln von 4 cm 
Kantenlänge. Silberglanz, Zinkblende (und Wurtzit): besonders 
von Rodna, Schemnitz, Joplin und vom Binnental schöne 
Kristalle; von Stollberg angeschliffene Platte von Schalen- 
blende mit Pyritlagen. Millerit. Rotnickelkies. Antimonnickel. 
Sylvanit und besonders Nagyagit in schönen Stücken. Zinnober. 
Molybdänglanz. Realgar und Auripigment. Autimonit, nament- 
lich große japanische Kristalle. Kupferkies. Buntkupfer. 
Emplektit. Jamesonit. Antimon- und Arsensilberblende. Fahlerze. 
Kylindrit. 

Oxyde und Hydroxyde. Rotzinkerz, darunter ein 
rosafarbenes, blätteriges Stück und ein grüngelbes außer dem 
gewöhnlichen blutroten von Franklin. Rotkupfer: Cornwall, 
scharfe O und «Oo; größere O.xOoo.ocO von Bisbee; eine 
Prachtstufe mit zahlreichen scharfen roten Oktaedern von Clifton, 
Arizona, Korund und Sapphir (Rollstiicke). Eisenglanz, gut 
von Elba und Cleator Moor; Roteisen. Titaneisen. Senarmontit. 
Unter den Quarzen mehrere schöne, wenn auch flächenarme 
Kristalle; von Arkansas ein großer klarer Kristall mit + R 
und auffallend langem sPs; mehrere mit Einschlüssen, darunter 
besonders bemerkenswert eine von Telkibanya mit bohnengroßer 
Libelle. Avanturin. Jaspis. Katzenauge. Tigerauge. Chalcedon, 
darunter ein großer Enhydros. Zirkon: mehrere Stücke mit 
weißen Kristallen vom Pfitschtal mit P.acPoc.ocP; Frederiks- 
värn. Zinnstein. Rutil. Brookit, großer, leider stark verletzter 
Kristall von Pregratten. Anatas in vielen guten Stufen, 
namentlich von Rauris. Pyrolusit, eine vortreffliche Stufe an- 
geblich aus dem sächsischen Erzgebirge. Göthit. Brauneisen. 
Opal: mehrere ansehnliche Edelopale von Queensland, angeblich 


_ 199% — 


Cserwenitza (Vörösvagas), z. T. mit herrlichschillernden Stellen; 
Hyalit; Halbopal. 

Haloidsalze. Steinsalz. Salmiak, gut vom Aetna. 
Embolit. Fluorit, eine große Serie englischer, Freiberger, auch 
Gottharder Kristalle; außer O und ocOoc nebst flachen «On 
keine Flächen. Kryolith und Thomsenolith auf Kryolith. 


Aluminate und Ferrate. Chrysoberyll (Alexandrit). 
Spinell: ansehnliche Oktaéder, N. Jersey. Magnetit. 


Borate: Borazit. Ludwigit. 


Karbonate. Kalkspat ist reichlich vertreten, namentlich 
durch eine stattliche Anzahl Egremonter Stufen, unter denen 
wasserhelle langprismatische Kristalle mit “R.—4R und ein 
ebensolcher Zwilling nach oR, aber mit ocR verwachsen, hervor- 
zuheben sind; unter den großen Jopliner Kristallen ist der beste 
ein beiderseits wohlausgebildeter mit Rs und }Rs, der einen 
Kupferkies - Dolomitzapfen umwächst. Aragonit: Horschenz 
(zahlreiche Zwillinge); Girgeuti; Eisenerz (prächtige Eisenblüte); 
Herrengrund; Molina; Cumberland, spießige Kristalle. Dolomit, 
darunter auch die schwarzen von Teruel mit «R (glatt), R.oR 
(beide rauh). Ankerit. Eisenspat. Manganspat. Zinkspat. 
Witherit. . Strontianit. Cerussit. — Kupferlasur. Malachit. 
Zinkblüte. 


Sulfate: Baryt: besonders Cumberland gut vertreten 
durch eine Gruppe mit 4—7 cm nach b langgestreckten Kristallen 
und eine mit 17cm langen Kristallen in paralleler Verwachsung, 
oP stark vorherrschend (Spaltungsprisma als ocP gestellt); auch 
ansehnliche Schemnitzer Stufen. 


Cölestin: Hambach, Girgenti, Put in Bay (Ohio). Anglesit. — 
Gips, mehrere Exemplare mit den häufigsten Flächen; modell- 
artig regelmäßig von Ellsworth (Ohio). Langit. Sideronatrit 
(Urusit). | 

Chromate. Krokoit vom Ural und eine Stufe von Tas- 
manien mit wohlausgebildeten Prismen, z. T. auch Pyramiden, 

Molybdate, Wolframate, Uranate: Wulfenite, Blei- 
berg, tafelartiger Typus, aber auch kleine, kurzsäulenförmige 
Kristalle, oP.oP und mehrere Pyramiden; ferner Einzelkristalle 
und Gruppen von Yuma County. Wolframit. Uranpecherz: be- 
merkenswert ein Gangstück von Schlackenwald. 


_ 200% — 


Phosphate, Arsenate etc. Monazit. Fergusonit. Sa- 
marskit. Vivianit. Kobaltblüte: 2 schöne Schneeberger Stücke. 
Wawellit: Cerhowitz; Mountgomery u. a. Variscit. Adamin. 
Libethenit und Euchroit. Descloizit. Tirolit. Mixit. Zeunerit 
(Kupferuranit?). Apatit: mehrere große Canadier; flächenreiche 
Tiroler; violette Ehrenfriedersdorfer; Snarumer. Staffelit. Pyro- 
morphit, auch braune von Friedrichsegen mit hellen Enden. 
Endlichit, schlankes Prisma von Hillsborne. Vanadinit, hübsche 
Prismen von Yuma County. Triplit. Amblygonit. 

Silikate: Andalusit, große Kristalle von der Lisens Alp; 
Chiastolith, Lancaster (Massachusetts), quergeschnitten und po- 
liert, prächtiges Kreuz. Disthen, Alp Sponsa und lange Platten 
in Quarz mit Biotit und Granat, Schöntal (Panzerberg bei Eisen- 
stein?), Böhmen. Topas. Staurolith. Turmalin: mehrere Peg- 
matitstufen von Elba mit ausgezeichneten, grünen Kristallen; 
rote von Maine in Lepidolith; Brasilier mit isomorpher Schich- 
tung; flächenreiche schwarze von Pierrepont; roter Kristall mit 
hellgrünem Kern von Mesa Grande (Kalif.), 4cm Querdurchmesser. 
Datolith, große Kugel von Theiß mit einer Menge vielflächiger 
Kristalle. Gadolinit, Hittorö. Epidot: Knappenwand u.a. Vesu- 
vian: Pfitsch; Fassatal; Fleimstal u. a. Olivin. Monticellit. 
Lievrit. Kieselzink. Cerit. Phenakit. Dioptas, eine Stufe mit zahl- 
reichen kleinen Kristallen aus der Kirgisensteppe, oP:.—:R. 
Kieselkupfer. 

Prehnit. Granat: große Almandine, Zillertal, Oetztal, Bodoe, 
Colorado und tiefbläulichrote indische Rollstücke; Kalktongranat, 
Dognacska, Cziklova, Friedeberg in Österr. Schlesien; Melanit, 
Pfitsch, in zierlichen braunen und schwarzen «O, auch z. T. 
202; Uwarowit auf stengeligem Pyroxen mit Calcit von Oxford 
(Canada), in kleinen smaragdgrünen körnigen Aggregaten und 
winzigen xO. Axinit. Helvin. Skapolith. Leucit. Liebenerit. 
Sodalith. Lasurstein. Zinnwaldit. Muskovit. Lepidolith, helle 
Rosetten mit Albit in Elbaner Pegmatit. Fuchsit. Chlorite. 
Leuchtenbergit. Kotschubeyit. Xanthophyllit (Waluewit). Antro- 
phyllit. Speckstein, eine ganz vortreffliche Stufe mit Göpfers- 
grüner Pseudomorphosen. Réittisit. Serpentin. Garnierit. 
Bronzit. Pektolith, N. Jersey, langstengelige und kugeligfaserige 
Aggregate. Aegirin. Omphazit. Jadeit. Anthotophyllit. Monokline 
Hornblenden, auch Richterit. Nephrit. Beryll: Zwiesel, Adun- 


— Dr — 


Tschilon, Tokowaja, Mursinka, Habachtal. Orthoklas (mit 
Adular): Gotthard, Baveno, Karlsbad, Zillertal, Mursinka. 
Von Mikroklinen liegen mehrere prächtige Einzelkristalle vom 
Pikes Peak vor und eine entzückende Stufe von dort mit über 
20 Kristallen (P, M, T, x, z, y), von Rauchquarzen begleitet; 
eine weitere Stufe mit helleren, z. T. braun überrindeten 
Kristallen, auch ein großer fleischroter Kristall. Albit in herr- 
lichen Zwillingen nach M von Schmirn, so schön wie die aus 
der Scharff’schen Sammlung; Periklin; Oligoklas; Labradorit. 
Saccharit. Apophyllit. Analcim. Gmelinit. Chabasit. Stilbit. 
Natrolith. Desmin. Allophan. Nontronit. 

Silikate mit Titanaten etc. Größere Anzahl, z. T. 
guter Tiroler und Schweizer Titanite; riesige Kristalle (bis über 
5 cm) mit Apatit von Renfraw. Perowskit. Pyrochlor. 

Meteorite sind in der Sammlung durch mehrere Fundorte 
vertreten, darunter sind herrliche Stücke, die wesentlich zur 
Hebung unserer kleinen Serie von Meteorsteinen beitragen: 

Toluca, 37 g und 847 g, letzteres Stück gut geätzt, mit 
Troilit und Graphit. 

Finland 1902, Palassit: Platte von 22 zu 10 cm, Olivine 
bis über 2 cm; 950g. 

Mocs, durchsägtes Individuum ; 200 g. 

Long Island, Phillips County, 1891; 223 g. 

Moldautein, 3 Bouteillensteine. 

Es sei hier nochmals die Gelegenheit ergriffen, der Familie 
Pfeiffer-Belli für ihre hochherzige Schenkung den verbind- 
lichsten Dank der Senckenbergischen Naturforschenden Gesell- 
schaft zum Ausdruck zu bringen. Eine ganze Reihe von Fund- 
orten ist nunmehr durch weit schönere Exemplare vertreten, 
als es bis jetzt der Fall war. 

Von P. Prior: eine große Stufe Zinkblende von Brau- 
bach; 3 kugelige Aggregate von Arsenrhomboedern, Echizen; 
ferner Antimonbleilegierung, von Herrn Prior dargestellt: vor- 
zügliches Objekt zur Demonstration des Begriffes „eutektische 
Lösung“; Sylvin in Borazit von Westeregeln und großes Stück 
von grobkristallinem Borazit von ebendaher. 

Von Frau A. von Reinach aus dem Nachlasse ihres 
Gemahles: eine Serie von Präparaten (Taunusgesteine und Ba- 
salte); ferner Abh. K. Leop. Car. Ak. d. N., Bd. 64 (Blaas, Ser- 


— 209+ — 


pentin u. Schiefer aus d. Breuuergebiet); Nauman, El. d. Min. 
1850; 22 Separatabdrücke. 

Von Prof. F. Richters: vulkanischer Sand, reich an 
scharf begrenzten Leucitchen, Gaußberg. 

Von F. Ritter: 2 prachtvolle große Handstücke von 
Vockenhausen im Taunus, die den Übergang von Quarzporphyr 
in Sericitschiefer zeigen. 

Von L. Schäfer: Basalt von der blauen Kuppe bei 
Eschwegen. 

Von Prof. W. Schauf: Alsbachite, Odenwald; graphitfüh- 
rende Schiefer aus dem Dioritpegmatit am Eingang desMühltals bei 
Eberstadt; Hornfelse von dort; Halbopale u. a. von Steinheim ; 
schwarzes Gestein von N.-Beerbach, das Herr Petzold (Offen- 
bach) bei einer Exkursion am Fuß des Frankensteins bei 
N.-Beerbach fand: vermutlich das Korund-Magnetit-Sillimanit- 
Gestein, das seinerzeit von Andreae beschrieben wurde; das 
spez. Gew. des Stückes beträgt 3,74. 

Von A. Wagener: Quarzporphyr mit Pinitoid, Bozen, 
und basaltische Reibungsbreccie (?), Roßdorf. 

Von der Großh. Hess. Geol. Landesanstalt wurden 
uns gegen die Schnitt- und Polierkosten durch Vermittlung des 
Landesgeologen Herrn G. Klemm 3 große Gesteinsplatten 
überlassen: 1) Hornfels mit Granitinjektionen aus dem Karl- 
städter Tal bei Weinheim, an der Seite der Platte ein breites 
Aplittrum, von dem die geschlängelten Injektionen abzweigen; 
2) Kalksilikathornfels, reich an Epidot und Granat, Mühltal bei 
Eberstadt; 3) Schlieriger Diorit von Lindenfels. 

Ill. Neuerwerbungen durch Kauf. 

Da in dem neuen Museum auch die Ausstellung größerer 
Schaustücke beabsichtigt ist, sind hierfür bereits einige An- 
schaffungen gemacht worden. Aus der Gewerbehalle in Idar 
wurden eine große Achatplatte und ein Querschnitt eines der 
bekannten verkieselten Stämme aus Arizona erworben (34cm 
Durchmesser). Präparator Dreyer in Zürich, auf den Herr 
K. Fischer den Sektionär freundlichst aufmerksam machte, lie- 
ferte Prachtstufen von Staurolith und Disthen in Paragonit- 
schiefer von der Alp Sponda am Pizzo Forno und grünen 
Fluorit vom Santis. Herr P. Prior war so gütig, in Freiberg 
(Mineralien-Niederlage der Kgl. Sächs. Bergakademie) folgende 


— 2034 — 


Stufen auszusuchen: 1) Baryt auf Roteisen von Frizington, Cum- 
berland: nach b gestreckte, bis 19cm lange, gelbbraune Kristalle 
von lebhaftem Glanz und kleinere, fast wasserhelle. 2) Fluorit, 
Gruppe zahlreicher Würfel, Kantenlänge durchschnittlich 3 cm, 
mit Bleiglanz, Northumberland. 3) Calcit, Egremont, — 8R. — 
4R, auf Brauneisen. 4) Schwefel, Girgenti. Mächtige Stufe mit 
herrlichen Kristallen, bis 6cm Basislänge und Vertikalaxe bis 
über 56cm: P.4P.oP. Poc; : meist sphenoidischer Typus. 
5) Brasilianische Amthyststufe, zahlreiche große auf Quarz auf- 
gewachsene Kristalle, ZR meist in gleicher Ausbilduug, «R. 

Von Krantz in Bonn: Pegmatit von Mursinka mit Topas, 
Orthoklas, Quarz, Albit, wenig Lithionglimmer: 6 größere und 
mehrere kleinere farblose Topaskristalle, der größte 4cm lang, 
oP .ocP2.4P.2Poo. oP; über 20 dunkle Quarze auf einer Seite 
der Stufe in genauer Parallelstellung; in der Mitte und auf der 
anderen Seite größere Quarze mit einfachen braunen Orthoklasen ; 
Albit füllt in rosettenförmiger Gruppierung Lücken aus. 

Von der Deutschen Steinindustrie- und Aktiengesellschaft 
in Reichenbach i. O. wurde eine Serie einheimischer und aus- 
ländischer, technisch viel verwendeter Gesteinsplatten gekauft: 
Odenwälder Diorite, Granite und Hornblendegranite; schwedische 
Granite ; Olivingabbros (Hyperite), technisch „dunkle schwedische 
Granite® genannt; Laurvikit („Labrador* der Technik); por- 
phyrischer Granit von Ottenhöfen im Schwarzwald, auf 3 Flächen 
geschliffen; Würfel aus körnigem Granit von Vänevik, S.-Schwe- 
den, und aus flaserigem von Webern im Odenwald. 

Bei Voigt & Hochgesang in Göttingen wurden 57 mikro- 
skopische Präparate von Gesteinen zur Erweiterung der sehr 
dürftigen Präparatensammlung der Gesellschaft angefertigt. 
| Von Krantz in Bonn wurden ferner zur Ergänzung der 
petrographischen Sammlung bezogen: Rapakiwi von Wyborg 
und Aland; Kugelgranit, Fonni (Sard.) und Wirwik (Finland); 
Protogingranite aus den Alpen; Turmalingranit, Rautenkranz, 
Erzgebirge; Granitporphyr, Bodegang, Harz; gequetschter Quarz- 
porphyr, Mte. Besimanda, Lig. Alpen; geschieferter Quarz- 
porphyr, Dwgilfylchi, Wales; Keratophyr, Zedwitz, Fichtel- 
gebirge; Quarzkeratophyr, Hof; Laurvikit, Laurvik, Norwegen; 
Akerit, Christiania; Nordmarkit, Grorud, Norwegen; Leucit- 
syenit, Magnet Cove; Tinguait, Pocos de Caldas, Brasilien; 


— 204" — 


Camptonit, Topkowitz und Maara, Christiania; Olivin-Norit, 
Risör; Ijolith, Alnö; Theralith (Teschenit), Söhla, Mähren; 
Kristalltuff, Benolpe; Laterit, West-Indien; Bauxit, Wochein, 
Kärnten. Auch von einem Teil dieser Gesteine sind mikro- 
skopische Präparate hergestellt worden. 


Prof. Dr. W. Schauf. 


IV. Geologisch-paläontologische Sammlung. 


Wie seit langen Jahren ist die geologisch-paläontologische 
Sammlung durch Schenkung, Tausch und Kauf in hohem 
Maße bereichert worden, in weitaus bedeutendstem Maße durch 
Schenkung. 

Mit der umfangreichsten Erwerbung, die bisher die paläon- 
tologische Sammlung unseres Museums gemacht hat, fällt auch 
der schmerzliche Verlust ihres größten Gönners zusammen. 
Längst hatte Herr Baron von Reinach seine Sammlungen aus 
dem Devon von der Nord- und Südseite des Taunus und so 
auch die reichen Aufsammlungen aus heimischem und auslän- 
dischem Perm für unser Museum bestimmt. Es haben diese 
Sammlungen um so höheren Wert, da Teile derselben seinen 
schon publizierten und noch in Aussicht stehenden Arbeiten zu- 
grunde liegen; besonders sind die devonischen Aufsammlungen, 
die für seine stratigraphischen Arbeiten die Belege sind, an 
deren Bestimmung besonders auch Dr. Fuchs beteiligt war, 
von Bedeutung. Dank der Freundlichkeit von Frau Baron von 
Reinach können diese in zahlreichen Schränken aufbewahrten 
Sammlungen bis zur Überführung ins neue Museum in dem von 
Reinachschen Hause in der Taunusanlage verbleiben. 

Ein wahrer Schatz, an dem neben intensiver Kenntnis 
ungemein mühselige, ausdauernde Arbeit hängt, ist die Sammlung 
von Schildkrötenresten aus dem Mainzer Tertiär und aus Ägypten; 
sie umfaßt einen großen Teil der Originale, die seinen in den 
Senckenbergischen Abhandlungen publizierten Abhandlungen zu- 
grunde liegen; vom anderen Teil sind zumeist Gipsabgüsse 
vorhanden. 

Noch unbearbeitet sind die zahlreichen Schildkrötenreste, 
die Dr. Stromer-von Reichenbach und sein Begleiter 


— N — 


Markgraf aus dem Fajüm, aus dem Uadi Färegh und Uadi Natrün 
gesammelt haben. Für deren wissenschaftliche Nutzbarmachung 
hat von Reinach, da es ihm nicht vergönnt war, sie zu 
bearbeiten, wie er gehofft hat, auch im Testament noch ge- 
sorgt. Zur Gewinnung dieser letzteren Fossilien ist die Sektion 
wesentlich von Herrn von Reinach unterstützt worden. 


Hohen Wert legen wir darauf, daß aus der von Rei- 
nachschen Bibliothek, die der Senckenbergischen Naturforschen- 
den Gesellschaft testamentarisch vermacht war, durch die ge- 
wogene Bestimmung von Frau Baron von Reinach eine 
Sektionsbibliothek begründet wurde. Frau Baron von Reinach 
hatte nämlich bestimmt, daß alle Werke, die schon in der 
Senckenbergischen Bibliothek enthalten sind, der von den Pro- 
fessoren Boettger und Kinkelin verwalteten Sektion über- 
wiesen werden. Sie enthält eine große Reihe von Jahrgängen 
der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, des Neuen 
Jahrbuches für Mineralogie etc., der Bulletins de la Société 
géologique de France, der Senckenbergischen Abhandlungen und 
Berichte, der Nova Acta, des Keilhackschen Geologischen Central- 
blattes, der Cosmannschen Revue critique und der Palaeonto- 
graphica, ferner zahlreiche Einzelwerke über die Fossilien des 
Perm und Devon; auch die Literatur über die Geologie von 
Frankreich und Rußland ist vertreten. Wir nennen nur noch 
einige der größeren Werke: Zittels Handbuch, Bronns Lethaea, 
Goldfuß’ Petrefacta Germaniae, Gervais’ Zoologie et Pal&ontologie 
frangaise, Sandbergers Land- und Süßwasserkonchylien der 
Vorwelt, H. von Meyers Saurier des Muschelkalkes, Reptilien 
von Oeningen, Speyers Casseler Tertiär, Ungers Iconographie, 
einen Band Trilobiten von Barrande, Geinitz’ Dyas, Giimbels 
Fichtelgebirg, Lyells Elements, Roths Allgemeine und Chemische 
Geologie, Rosenbuschs Physiographie. Die Literatur über fossile 
Schildkröten ist wohl vollständig. 


Unter den Geschenken verdient weiter besonders her- 
vorgehoben zu werden, daß auf Anregung von Herrn Prof. 
Dr. Marx die Königliche Berginspektion Rüdersdorf 
uns in zuvorkommendster Weise geologisch hochinteressante 
Gegenstände aus den Rüdersdorfer Brüchen, bestehend in zwei 
Platten mit Gletscherschliffen, einer großen Kalkplatte reich an 


— 206 — 


Chempitzien und solchen mit Stylolithen, zuwendete. Auch unser 
Herr Erich Spandel beschenkte uns wieder mit höchst inter- 
essanten Petrefakten, unter denen wir eine Meduse aus dem 
lithographischen Schiefer hervorheben. 

Weiter weisen wir noch auf die auf Anregung des Herrn 
Oberbürgermeisters Dr. Adickes uns von Herrn Geheimen 
Medizinalrat Dr. Michaelis und Herrn C. A. Recknagel in 
Bad Rehburg gewordenen Fußfährten aus den Wealdenschichten 
hin, aus denen uns überhaupt bisher keine organischen Spuren 
erreichbar waren. 

Bestrebt, aus fernen Landen Fossilien zu erhalten als 
Belegstücke für die Ausbreitung der Meere in den verschiedenen 
geologischen Zeiten, war uns die von Herrn Professor Kobelt 
vermittelte Zuwendung von unterdevonen Fossilien aus Bolivia 
seitens Fräulein Meurer von großem Werte, für die wir den 
besten Dank sagen. 

Für die Geologie des Mainzer Tertiärbeckens ist der Fund 
von Tentaculites maximus Ludw. bei Offenbach von Bedeu- 
tung und liefert ebenso wie Zinndorfs Fund von Blätter- 
führendem Schleichsandstein in der Domstraße daselbst wieder 
Belege für den Zusammenhang des links- und rechtsrheinischen 
Tertiärs. Nun kennen wir drei Fundpunkte des seltsamen Fossils: 
Nierstein, Bodenheim und Offenbach. 

Unter den durch Schenkung an uns gelangten Objekten 
ist auch heuer eine größere Suite von nach Art mikroskopischer 
Präparate zugerichteten Blättern aus dem oberpliocänen Braun- 
kohlenflötzchen vom Klärbecken zu uennen. Noch immer ge- 
lang es Herrn Alexander Askenasy, Blätter aus dem unter 
Wasser aufbewahrten Tonflötzchen herauszulösen. Zur Samm- 
lung von Früchten dieser Flora hat außer Herrn Ingenieur 
Timler heuer auch Herr Stadtbauinspektor Uhlfelder in 
dankenswerter Weise Beiträge geliefert. 

Hier sei auch Herrn Stadtrat Kölle für seine Bereit- 
willigkeit bester Dank gesagt, die Bohrung im Hattersheimer 
Feld so weit fortzusetzen, bis das liegende Untermiocän, wie 
es im Bruch bei Bad Weilbach außerhalb der rheinischen Ver- 
werfung ansteht, erreicht ist; leider konnte es aus technischen 
Gründen nicht erreicht werden. Immerhin hatten die Gesteins- 
proben in den zahlreichen Bohrungen wieder die bedeutende 


— DI — 


Mächtigkeit der pliocänen Absätze, wie sie im westlichen Stadt- 
wald (Unterwald) in Verbindung mit Braunkohleneinschlüssen 
aus vielen Bohrungen bekannt sind, innerhalb der rheinischen 
Senke, zwischen östlicher und westlicher Rheinspalte — Luisa- 
Flörsheim — erwiesen und die Art der eingebetteten Fossilien 
(Zapfen in ca. 70m Teufe) das Alter derselben, wenn noch 
nötig, sicher gestellt. Die Mächtigkeit der Pliocänschichten 
ist in Bohrloch VI in minimo von 90 m nachgewiesen; auch ist 
nachgewiesen, daß sie in drei verschiedenen Teufen pflauzen- 
führend sind. Wir hoffen, daß eine spätere Bohrung das oben 
erwähnte Ziel erreichen wird. Besonders auch im Interesse 
der Kenntnisnahme der stratigraphischen Verhältnisse von 
Frankfurts Umgebung hielt der erstunterzeichnete Sektionär im 
Architekten- nnd Ingenieur-Verein im Anschluß au die Be- 
sprechung der Klärbeckenflora einen die Grabungen und 
Bohrungen in Frankfurts Umgebung in den letzten 20 Jahren 
behandelnden Vortrag. Ist doch der Geolog in hohem Grade 
vom Interesse des Ingenieurs am Schichtenbau der Landschaft 
abhängig, wie er umgekehrt auch dem Ingenieur nützlich sein 
kann. 

Wir sind dem Städtischen Tiefbauamte zu Dank 
verpflichtet fir den Transport des bei Praunheim gefundenen, 
großen konglomeratischen Blockes nach dem neuen Museum; 
er ist wohl geeignet, eine besondere Tatsache festzustellen. 
Auch den Herren Wasserbaudirektor Scheelhaase, Bau- 
inspektor Weber und Regierungsbaumeister Giller danken 
wir verbindlichst für die Güte, uns über die Grabungen im 
Weichbilde der Stadt stets auf dem Laufenden zu halten. Herrn 
Stadtbaumeister Sattler danken wir die gütige Übermittelung 
der von Herrn K. Fischer aufgenommenen und gezeichneten, 
bei den Bohrungen zwischen Hattersheim und Bad Weilbach etc. 
gewonnenen Bobhrprofile. In dankenswerter Weise führte uns 
überhaupt Herr K. Fischer Objekte von lokalem und allge- 
meinem Interesse in großer Zahl zu (siehe Geschenkeverzeichnis!). 


Geschenke für die Paläontologische Sammlung. 
Von Herrn Dr. med. Lejeune hier: Calamiten aus dem 
Perm von Obermoschel; eine Suite Fossilien aus den Unter- 
devonschichten der Eifel, darunter ein selır interessanter, neuer 


— 208* — 


Bellerophontide aus dem Bruch im Wald von Prüm, ferner solche 
aus dem Mitteldevon von Gerolstein; einige Petrefakten aus dem 
Posidonienschiefer von Boll und aus dem weißen und braunen 
Jura von Teck; endlich einige Fossilien aus dem Gault, darunter 
Ammonites fisstcostatus, und aus dem Cenoman, darunter Lima 
rapa. 

Von Fraulein Ida Meurer von Tarija in Bolivia (Con- 
sulado Argentino en Bolivia): Eine Suite Brachiopoden aus dem 
Unterdevon von dort, durch Herrn Prof. Dr. Kobelt. 

Von Herrn Prof. Dr. Kobelt in Schwanheim: Hornstein- 
knollen mit Fossilspuren, Geschiebe aus dem Main bei Schwanheim. 

Von Herrn L. Pfeiffer in Darmstadt: Inoceramen aus dem 
Quadersandstein von Olsburg und Ilsede bei Peine in Hannover. 

Von Herrn Stabsarzt Prof. Dr. Marx hier: Eine größere, 
selbstgesammelte Kollektion von Ammoniten, Hamiten, Belem- 
niten, Inoceramen, Nuculen etc. aus dem Gault von Folkestone. 

Von Herrn Ingenieur P. Timler hier: Fichtenzapfen mit 
Wal- und Hickoryniissen aus dem oberpliocänen Braunkoblen- 
flitzchen des Klärbeckens. 

Von Herrn Erich Spandel, Verleger in Nürnberg: Ein 
sehr schönes Exemplar von Rhtxostomttes admirandus aus dem 
lithographischen Schiefer von Zandt bei Eichstätt, und zwar Stein- 
kern und Abdruck; ferner Hammatoceras fallax aus dem Dogger 
von Torri am Gardasee und mikroskopische Präparate von 
Spongiennadeln aus dem Meeressand von Waldböckelheim, endlich 
der Gipsabguß von Kalligramma haeckeli, einem Schmetterling 
aus dem lithographischen Schiefer. 

Von Herrn Maas, Rentner hier: Einige Fossilien. 

Von Herrn Architekt Maul hier: Ein Orthoceras in 
Wissenbacher Schiefer. 

Von Herrn Oberingenieur Streng hier: Mooriger Letten 
mit Mollusken aus dem Moor der Braubachstraße, untere Schicht 
auf Kies. 

Vom städtischen Historischen Museum hier: Eine 
Knorria und ein Lepidostrobus. 

Von Herrn Ferdinand Moser, stud. techn.: Orthocera- 
titen aus Wissenbacher Schiefer. 

Vom Städtischen Tiefbauamt hier: Pferdeunterkiefer, 
Fragment eines Hirschunterkiefers, Ziegen- und Schafstirn- 


— X — 


zapfen, Schädel und Unterkiefer von einem jungen und einem 
alten Schwein, Kieferreste vom Rind, Hirsch und Hund aus 
dem Moor der Braubachstraße, ferner verschiedene Säugetier- 
knochen aus moorigem Kies in 3—4 m Tiefe vom Frank- 
furter Wasserwerk am Ebel bei Praunheim, dann das Fragment 
eines Oberschenkels von Rhinoceros antiquitatis aus moorigem 
Kies in 3m Tiefe vom Totenweg zwischen dem Wasserwerk 
und dem Hofgut des Waisenhauses bei Praunheim, durch Herrn 
Ing. K. Fischer. 

Von Herrn Prof, Dr. Follmann in Koblenz: Eine Suite 
wohlerhaltener Fossilien aus den Obercoblenzschichten von Miellen 
und Weiertal und dem Coblenzquarzit von Rhens. 

Von Herrn J. Zinndorf in Offenbach: Platten mit Tenta- 
culites maximus aus dem Rupelton (Fischschiefer) des Pump- 
werkes westlich vom Offenbacher Hafen, ferner bituminöser 
Schiefer mit Fischabdrücken. 

Von Herrn Direktor Abele hier: Zwei Exemplare von 
Ptychodus polygyrus aus der Hagener Gegend. 

Von Herrn Dr. Kellermann, Rektor der Kreis-Real- 
. schule in Nürnberg: Braunkohle und versteinertes Holz (Nadel- 
holz) aus dem Oberkeuper vom Buchenbühl bei Heroldsberg in 
Mittelfranken. 

Von Herrn Geh. Medizinalrat Dr. Michaelis und Herrn 
C. A. Recknagel in Bad Rehburg: Fußfährten eines dem 
Iguanodon ähnlichen Reptils aus dem Hastingssandstein von Bad 
Rehburg durch Herrn Oberbiirgermeister Dr. Adickes. 

Von Herrn Alexander Askenasy, Ingenieur hier: 
Eine Suite Carbonpflanzen von Wettin, drei Palaeonisciden von 
Mansfeld, eine Suite Tertiärpflanzen von Salzhausen und eine 
größere Sammlung (63) von pflanzlichen Resten aus dem Braun- 
kohlenflötzchen des Klärbeckens bei Niederrad, hergestellt nach 
Art mikroskopischer Präparate. 

Von Herrn Paul Prior, Hütteningenieur hier: Das 
prachtvolle Stück eines Equisetum mougeoti aus dem Bunt- 
sandstein von Olsbriicken bei Kaiserslautern. 

Von Herrn Caesar Boettger hier: Ostrakoden von 
der Jordanstraße. 

Von der Zentrale für Bergwesen, G.m.b.H. hier: 
Oberer letzter Backenzahn von Mastodon longirostris aus einem 

14 


— 210 — 


Lignitflötz von Petrojo, Prov. Siena, durch Herrn Direktor 
Eichmeyer. 

Von Herrn Walter Bucher, Primaner hier: Fragment 
eines Vogelarmes und der Ohrknochen eines Säugers aus dem 
Untermiocän vom Musikantenweg in Frankfurt a. M., ferner 
einige Fossilien aus dem Mitteldevon von Köppern. 

Vom Städtischen Tiefbauamt hier: Eine Suite 
Früchte aus dem oberpliocänen Braunkohlenflötzchen, durch 
Herrn Stadtbauinspektor Uhlfelder. 

Von Herrn Oberförster Behlen in Haiger: Unterkieferast 
und Oberschenkel vom Pferd und Canin vom Renntier aus löß- 
artiger Ablagerung bei Langenaubach. Blattabdrücke aus Sand 
von Vallendar. 

Von der Königlichen Berginspektion Riders- 
dorf: Eine große Platte Muschelkalk mit Chemnitzien. 

Von Herrn Architekt Beines hier: Fünfter Halswirbel 
von Rhinoceros antiquilatis, Bauplatz Gideon dahier, durch Wil- 
helm Beines, Wöhlerschüler. | 

Von Herrn Dr. Meyer hier: Ananchytes ovata, Galerites 
abbreviatus und Belemnitella ınucronata von Stubbenkammer. 

Von Herrn Professor Dr. M. Möbius hier: Eine Suite 
mitteldevoner Fossilien von Gerolstein. 

Von Herrn Professor Dr. L. von Heyden hier: Fossile 
Coprolithen von Prionus, Anobium, Piilinus und einem Bupre- 
stiden aus der Salzhausener Braunkoble, ausgesucht und generisch 
bestimmt von Herrn Senator Dr. C. von Heyden f. 

Von Frau Dr. Drevermann hier: Eine größere Platte 
mit Pteraspiden aus der Gegend von Hamm. 

Vom Städtischen Tiefbauamt hier: Zwei Tannen- 
zapfen aus dem Bohrloch 17 bei Eddersheim in Teufe von 70m, 
durch Herrn Dip].-Ingenieur Viesohn. 

Von Herrn C. L. Völker hier: Vierter Backenzahn vom 
Mammut, gewonnen beim Baggern bei Walsam a. Rh. 

Von Herrn Dr. J. Dewitz in Rehfelde bei Berlin: Eine 
größere Sammlung von pliocänen Konchylien von Castel d’Appia 
über Ventimiglia und fossile Schnecken aus dem Quercygebiet 
bei Bach, Dep. du Lot, Plaine de Mirabelle. 

Von Herrn Vigener, Privatier in Wiesbaden: Tubera 
scirpi marilimi, bei Hochwasser am rechten Mainufer ange- 


— 21" — 


schwemmt in der Nähe von Griesheim (19. Mai 1883) und solche 
von Biebrich a. Rh. (1883), beide von Herrn A. Vigener 
gesammelt. 

Von Herrn Max Lindley, Schüler bier: Halswirbel von 
Rhinoceros antiquitatis aus dem Löß bei Weinheim an der 
Bergstraße. 

Von Herrn J. Zinndorf in Offenbach: Eine Suite Blatt- 
abdriicke aus dem Schleichsandstein in der Domstraße zu 
Offenbach, 2,4m unter der Oberfläche, Bank ca. 0,3m mächtig. 

Von Herrn Forstmeister Dr. A. Rörig hier: Ein Zepidosiro- 
bus aus der Ruhrkohle. 

Von Herrn Intendanturrat Schallehn hier: Eine kleine 
Suite Versteinerungen aus dem Metzer Ober-Lias. 

Von Herrn Direktor E. Franck hier: Neogene Meeres- 
kalkbildung mit einer größeren Zahl von Fossilien (Pecten-, 
Ostrea- und Anomia-Arten, Lithothamnien) von Algier (Stadt), 
ca. 150m über dem Meer. 

Von Frau Caesar Straus hier: Fragmente einer Kro- 
kodilmumie aus dem bituminösen Schiefer von Messel. 

Von Frau Karoline Pfeiffer und Frau Anna Weise 
hier (aus dem Nachlaß des Herrn Dr. Ludwig Belli): Eine 
Suite angeschliffener Cephalopoden aus dem Hallstatter Kalk, 
mehrere Clypeasier aegyptiacus und ein Ammonites radians aus 
dem Adnether Kalk. 

Von Herrn Berginspektor K. Müller hier: Zwei Bivalven 
aus dem Muschelkalk von Michelstadt. 

Von Herrn Bergreferendar Spranck in Koblenz: Eine 
Sammlung Versteinerungen aus dem mitteldevonen Schiefer von 
Köppern im Taunus. 

Von Herrn Ingenieur Looß hier: Ein Pleurodictyum pro- 
blematicum von Oppershofen. 

Von Herrn Dr. Drevermann hier: Eine größere Auf- 
sammlung von mitteldevonen Versteinerungen von Finnentrop. 

Von Herrn K. Fischer, Ingenieur hier: Ein Blatt aus 
dem Rupelton und ein Früchtchen aus dem Kalk von Flörsheim. 
Verkieseltes Stammstück aus dem Cyrenenmergel von Partenheim ; 
Braunkohle von Ginheim. Früchte von Grewia crenata aus 
dem Süßwasserkalk von Steinheim bei Heidenheim. Kalksinter 
mit Blattabdrücken und Schnecken von Ahlersbach. Zwei 

14* 


— 212° — 


Scalaria recticosta vom Welschberg bei Waldböckelheim. Oberer 
Meeressand mit Pectunculus obovatus nahe Wicker. Planorbis cor- 
datus, Neritina alloeodus und Potamides galeotits aus dem Cyrenen- 
mergel von Jugenheim bei Weinheim. Eine Helax durch Druck 
deformiert, ein Oyclostoma und mehrere Heltces mit Freßspuren, 
Limneus urceolatus in Kalk, ferner mehrere sog. Schlangeneier 
mit einander verkittet und ein schön erhaltener Potamides eno- 
dosus aus dem Cerithienkalk von Flörsheim. Eine Platte mit 
zahlreichen Fossilien aus dem oberen Cerithienkalk vom Röder- 
berg, aus denselben Schichten eine Suite Versteinerungen vom 
Röderbergweg (Aussichtsturm) und der Bornheimer Landwehr, 
dann eine größere Aufsammlung aus dem oolithischen Kalksand 
desselben Horizontes von der Kantstraße; Tympanotomus contcus, 
Potamides pustulatus, Neritina fluviatilis, Hydrobia obtusa und 
Vogelknochen aus der Bangrube der Akademie an der Viktoria- 
Allee und ein vollständig erhaltener Tympanotomus contcus von 
der Wiesenau. Eine Suite Fossilien aus der Melanopsts-Schicht 
der Braubach (Domstraße) in 3m Teufe. Eine vollkommen er- 
haltene Melanopsis callosa und Schlammprobe der Melanopsis- 
Schicht mit Helix aff. subsulcosa, Neritina callifera, Hydrobia 
obtusa, Carychium antiquum, Grewia crenata etc. vom Gaualges- 
heimer Kopf. Eine größere Aufsammlung aus den Hydrobien- 
schichten von St. Johann. Cypriskalk in Hydrobienletten von Frank- 
furt. Letten mit Planorben von der Ecke Kaiserstraße-Neue Main- 
zerstraBe, 7 m unter Terrain. — Helix coarctata und H. carinulata 
von Steinheim bei Heidenheim, Melanta escheri aus obermiocäner 
Kohle von Käpfnach. 

Von Herrn Dr. A. von Reinach: Gesteinsproben aus 
zahlreichen Bohrungen. Eine Suite Versteinerungen von Stein- 
heim bei Heidenheim, darunter Reste von Dicroceras, von Schild- 
kröten, auch Clausila antiqua. Originale zu den Abhandlungen: 
Über die Schildkröten des Mainzer Tertiärs und Ägyptens. Gips- 
abgüsse von in diesen Abhandlungen beschriebenen Schildkröten- 
resten, die in den Museen von Darmstadt, München und Lausanne 
liegen. Die Sammlung der von Herrn von Reinach auf der 
Nord- und Südseite des Taunus zusammengebrachten und be- 
stimmten Versteinerungen. Die Sammlung der von Herrn von 
Reinach im deutschen und ausländischen (Rotliegenden und 
Zechstein) Perm gesammelten und erworbenen Fossilien. 


— 213* — 


Von Herrn F. Kohler hier: Unterkieferast eines Bären 
aus einem moorigen Lager in Westpreußen. 


Geschenke fiir die Geologische Sammlung. 


Von Herrn Kustos Dr. F. Römer hier: Meeresstrand- 
gerölle von Middleborough und eine von Middleborough stam- 
mende Schlacke, bei Bergen im Meere gefischt. Grundproben 
aus 40m Tiefe und 50—100m Entfernung vom Land bei 
Espevir in Norwegen. 

Von Herrn Fritz Winter hier: Grundproben aus ver- 
schiedener Tiefe und verschiedener Entfernung vom Ufer ge- 
wonnen bei Villefranche und Cap Ferrat. 

Von Herrn Prof. Dr. Schauf hier: Gebrannter Ton aus 
dem Liegenden des Dietesheimer Anamesites. 

Von Herrn Dr. med. Schnaudigl hier: Strandgerölle 
von Balestrand im Sognefjord. 

Von Herrn Ferdinand Moser, stud. techn.: Granit und 
Kersantit. 

Von Herrn Alexander Askenasy, Ingenieur hier: 
Lava mit gefrittetem Toneinschluß vom Röderberg bei Bonn. 

Von Herrn von Arand hier: Kalksinter von Nieder- 
höchstadt, gewonnen bei einer Brunnengrabung. 

Von Herrn Berginspektor Karl Müller hier: Hufeisen- 
förmige Wülste aus dem Muschelkalk von Michelstadt; Pech- 
stein aus dem Nauroder Basalt. 

Von der Königlichen Berginspektion Rüders- 
dorf: Zwei Platten Muschelkalk mit Gletscherschliffen und 
-schrammen; ferner Stylolithen im Muschelkalk von dort. 

Von Herrn Bucher, Primaner hier: Sandröhren aus der 
Sandgrube oberhalb Vilbel. 

Von Herrn Baurat W. H. Lindley hier: Einschlüsse von 
Plänerkalk im Basalt aus dem Bruch westlich vom Wege bei 
Burg Friedstein, nordöstliches Böhmen. 

Von Herrn Direktor Franck hier: Kalksinter aus heißen 
Quellen (96°) von Hamman Meskoutin. Kalksinter hügelbildend 
aus der Gegend zwischen Hamman Salahin und Biskra. Granit 
mit überlagerndem grobkörnigem Marmor aus der Kabylie. 

Von Herrn Vigener, Privatier in Wiesbaden: Harnisch 
vom Grauen Stein bei Georgenborn. 


— 214 — 


Von Herrn Konservator Adam Koch hier: Quadraten- 
mergel von Oberstdorf im Algäu. 

Von Herrn K. Fischer, Ingenieur hier: Sandiger Ton 
aus 103 m Teufe im Bohrloch VI und bituminöser Letten mit 
Holzstückchen aus 100m Teufe, an der Straße Hattersheim- 
Weilbach. Kiesel mit Kalk verkittet, auf Hydrobienletten 
lagernd, vom Röderberg, Stammstück mit Rinde in sandigem 
Ton auf Basalt bei Gronau (5m Teufe), Fragment eines Stamm- 
stückes von innen heraus verkiest von Praunheim (27m Teufe), 
Versteinertes Holz mit Astverzweigung aus dem Cerithienkalk 
von Flörsheim, Bohnerz mit Kalk verkittet von der Höhe ober- 
halb Appenheim. Schalige Konkretion aus diluvialem Kies von 
Ginheim (4m tief), und mooriger Letten (12m tief) zwischen 
Alt- und Neu-Ginheim. Obermiocäne Nagelfluh vom Goldauer 
Bergsturz, ebensolche als Rollstück, Nummulitenkalk mit Rutsch- 
flächen aus dislozierter Bergregion vom Sisiher Tobel bei 
Brunnen. Bergsturzbreccie mit Gletscherschliff von der Kunkel- 
paßhöhe. Süßwassertuff vom Randecker Maar, Tuff aus einem 
Schußloch (Vulkanembryo der Schwäbischen Alb), ferner durch 
vulkanische Einwirkung veränderter Jurakalk und Injektion in 
anstehendem Malmkalk vom Aichelberg bei Boll. Eisensand- 
stein und Eisenoolith mit Pecten personatus aus dem Dogger 
von Wasseralfingen. Lithothamnien aus dem neogenen Kalk 
oberhalb Algier (leg. Franck). 


Geschenke an Büchern, Karten, Photographien und 
Kupferstichen. 


Von Herrn Berginspektor Karl Müller hier: E. F. von 
Schlotheim, Beitrag zur Flora der Vorwelt 1804, fünfzehn 
Kupfertafeln zu Schlotheims Petrefaktenkunde 1820, Einund- 
zwanzig Kupfertafeln zu Schlotheims Nachträgen der Petre- 
faktenkunde 1822. 

Vom Städtischen Tiefbauamt hier: Geologisches 
Profil zwischen Luisa und Goldstein-Rauschen mit der Basalt- 
decke und ein solches vom Frankfurter Hafen bis Flörsheim, 
gezeichnet von Herrn Ingenieur K. Fischer. 

Von Herrn Dr. H. Schroeder, Landesgeolog in Berlin: 
Wirbeltierfauna des Mosbacher Sandes I. Gen. Rhsnoceros, mit 
Atlas, 1903, in Abh. der Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt N. F. 18. 


— 215* — 


Hyaena aus märkischem Diluvium und Datheosaurus 
macrurus nov. gen. n. sp. aus dem Rotliegenden von Naurode, 
mit 2 Tafeln. Jahrb. der Königl. Preuß. Geolog. Landesanstalt 
und Bergakademie für 1904, Band XXV, Heft 2. 

Von Herrn Stadtbaumeister Sattler hier: Karten mit der 
Einzeichnung der Bohrlöcher im Gebiet Eschborn-Ginheim und 
Hattersheim-Weilbach. 

Von Herrn Fritz Winter hier: Die Negative zu den 
Abbildungen in Kinkelins Abhandlung: Hohlräume im Algenkalk 
und Palaeonycteris reinachi, ferner der Rhinoceros-Unterkiefer 
von Mosbach in der Senckenbergischen Sammlung. Die Photo- 
graphien der Mosbacher Rhinoceros-Unterkiefer unserer Sammlung 
je von zwei verschiedenen Seiten; je ein Exemplar für die Sektion 
und ein Exemplar für Herrn Prof. Dr. Gürich in Breslau. 

Von Herrn Professor H. Engelhardt in Dresden: Drei 
Abhandlungen über bosnische Tertiärpflanzen. 

Von Herrn Kustos Dr. F. Römer hier: Eine Anzahl 
Photographien von Gletschern und Gletscherpartien Norwegens. 
Das Bildnis von K. von Zittel. 

Von Herrn Prof. Dr. F. Kinkelin hier: Die Bildnisse 
von F. von Richthofen, C. Chelius, A. von Koenen und E. Koken. 

Aus Herrn Baron Dr. von Reinachs Nachlaß: Eine große 
Anzahl geologischer Karten und topographischer Meßtischblätter. 
| Aus Herrn Baron Dr. von Reinachs Nachlaß: Eine an- 
sehnliche geologisch-paläontologische Bibliothek: 

Zeitschr. d. Deutsch. Geolog. Gesellschaft Bd. 1—55 (20, 
21, 22, 23 fehlen). Bulletins de la Soc. géol. de France von 
1890 an. Eine Anzahl Jahrgänge des Jahrbuches der Kgl. 
Preuß. Geol. Landesanstalt. Eine Anzahl Bände des Neuen 
Jahrbuches für Mineralogie etc. Revue critique de Paléonto- 
logie von Cossmann, fast vollständig. Geologisches Centralblatt 
von K. Keilhack, unvollständig. Eine Reihe von Bänden der 
Palaeontographica, besonders älteren Datums. 

Aus der Zahl wichtiger Einzelwerke und kleinerer Publi- 
kationen: 

Arbeiten von Beushausen, v. Dechen, C. Koch, Holzapfel, 
E. Kayser, Maurer, Sandberger u.a.m., das rheinische Schiefer- 
gebirg betr., die Literatur des Mainzerbeckens, die Literatur des 
deutschen und außerdeutschen Perms. 


— 216* — 


Werke von Barrande, Barrois, Beyschlag, Bücking, Felix, 
Geinitz, Heim, Jones, Kitt], von Klipstein, Nötling, Oppenheim, 
von Richthofen, Sandberger, Ussher u. a. 

Werke iiber Wirbeltiere von Gervais, Leidy, H. von Meyer 
und Rütimeyer. 

Eine vollständige Sammlung aller Werke über fossile Schild- 
kröten etc. 

Werke über fossile Floren von Engelhardt, Friedrich, 
Geyler, Göppert, Potonié, Unger, Weiß u. a. 


Geschenke an Geld. 


Von Herrn Prof. Dr. Edinger hier: zum Ankauf eines Lepi- 
dotus gigas: 180 M. 

Von Herrn Dr. A. von Reinach hier: Beisteuer zur Sammel- 
tour des Herrn Markgraf nach Uadi Färegh: 200 M. 

Von Herrn Wilhelm Merton hier: Beisteuer für den 
Ankauf des Hautichthyosaurus von Holzmaden: 1000 M. 

Von Herrn Dr. Hugo Merton, Berlin: für denselben 
Zweck: 1000 M. 

Von Herrn Prof. Dr. Edinger hier: ebenfalls für den 
Hautichthyosaurus: 100 M. 


Ankäufe. 


Unter den Ankäufen von Fossilien stehen obenan diejenigen, 
die zum besonderen Schmuck des neuen Museums und für die 
Erhöhung des Interesses seiner Besucher gemacht worden sind. 
Es sind dies vor allem Ankäufe bei Herrn B. Hauff in Holz- 
maden, die in aufs sorgfältigste präparierten Reptilien, Fischen 
und Seelilien aus dem oberen Lias daselbst bestehen. 

Ein Unikum in vollkommenster Erhaltung bei beträchtlicher 
Größe ist ein Ichthyosaurus quadriscissus; an ihm sind alle 
Skeletteile in geordnetster Weise erhalten. Dazu trug gewiß 
in erster Linie der Umstand bei, daß nach der Einbettung des 
Kadavers in den Schlamm auch die Oberhaut vollkommen er- 
halten blieb, wodurch eine Verschiebung von Skeletteilen völlig 
verhindert wurde. Diese glatte, dünne Oberhaut ist in vollem 
Zusammenhang von der geübten, sorgsamen und erfahrenen Hand 
des Herrn B. Hauff mustergültig freigelegt worden, wie dies 
noch bei keinem Exemplar geschehen konnte. So freuen wir 


— 217 — 


uns, fiir unser Museum das bisher einzige tadellose Exemplar 
der so seltsamen Meeressaurier erworben zu haben und Gelehrten- 
wie Laienwelt zur Betrachtung darbieten zu können. Organe, 
die in ihrer Bedeutung noch unaufgeklärt sind, die schon ver- 
schiedene Deutung erfahren haben, stellen sich an diesem Ichthyo- 
saurus dem Betrachter in einer Vollkommenheit dar, wie sie 
auch bisher einzig ist; sie werden wohl Gelegenheit geben, ihre 
Bedeutung aufzuklären. Der eine Fachmann deutet sie als Fett- 
kanäle, ein anderer als Blutgefäße, ein dritter als Sehnen und 
Stützen. Unverständlich bleibt es aber dann, daß diese kanal- 
artigen, bogig verlaufenden, mehrfach auch verästelten Organe 
nur auf der Oberseite des Rumpfes vorhanden sind und auf der 
Unterseite der großen Rückenflosse abschließen, also nicht in 
sie eintreten. Ebensowenig sind sie in der großen Schwanz- 
flosse, die doch als hauptsächlichstes Bewegungsorgan sehr 
muskulös war, vorhanden und feblen auch den Vorder- wie 
Hinterpaddeln. Deutlich zeigt sich bei diesen und noch auffälliger 
bei Rücken- und Schwanzflosse an ihrer vorderen Grenzlinie 
eine Versteifung, wie es ja auch dem Vordringen in dem wäs- 
serigen Medium entspricht. An allen Flossen wird eine zarte 
Längsrunzelung beobachtet. Am Skelett interessiert u.a., daß 
trotz seitlicher Lage das Foramen interparietale sich deutlich 
zeigt, daß auch die rechte Vorderpaddel unter den Rippen wohl zu 
erkennen ist und daß die Halswirbel sich sehr charakteristisch von 
den Rückenwirbeln abheben. So ist auch der Brustgürtel in voll- 
kommenem Zusammenhang, ebenso wie die rudimentären Becken- 
knochen erhalten. Vielleicht wird ein Knochen auf der Unter- 
seite des Kopfes von Herrn Hauff richtig als Zungenbein ge- 
deutet. Die große Schwanzflosse ist einzig vollkommen erhalten, 
differiert auch etwas von der bisher bekannten Gestalt. Kleinheit 
des Kopfes und Stärke des Rumpfes machen es wahrscheinlich, 
daß wir es mit einer Ichthyosaura zu tun haben. Ihre Länge 
beträgt 2,3 m, ihre Höhe ca. 0,9 m incl. Rückenflosse, und die 
Spannweite der Schwanzflosse beträgt 0,61 m. 

Der andere Ichthyosaurus, vielleicht eine besondere Art, 
ist ausgezeichnet durch seine außerordentliche Größe (nahezu 
3 m), hauptsächlich aber durch die ungemein große Vorderpaddel. 

Zu diesen Ankäufen kommt weiter ein prachtvoller Schmelz- 
schupper, Lepidotus gigas, und ein in den feinsten Details klar 


— 218* — 


präparierter Pachycormus bollensis. Ein wundervolles Bild bietet 
der Pentacrinus subangularis mit schwankem, gegliedertem Stiel ; 
wie im Leben sind seine zahlreichen gefiederten Arme ausge- 
breitet. Zu besonders großem Dank sind wir den Herren Wil- 
helm Merton, Dr. Hugo Merton und Prof. Dr. Edinger 
verpflichtet, die uns zur Erwerbung dieser herrlichen Fossilien 
reiche Beisteuer geleistet haben. 

Auch hier sei Herrn und Frau Dr. Drevermann bester 
Dank gesagt für ihr Bemühen, aus dem rheinischen Devon gut 
erhaltene Panzerganoiden dem Museum zugeführt zu haben; 
dem Geschick von Frau Dr. Drevermann danken wir es, 
daß die von ihr gesammelten Pteraspis-Reste ebenso, wie sie 
im Bruch anstanden, in einer größeren Platte vereint sind. 

Bei Ankäufen von Fossilien aus dem Tertiär und Diluvium 
berücksichtigten wir besonders die Vervollständigung der ältesten 
Tertiirflora unserer Landschaft und die Mehrung von Fisch- 
formen aus den marinen Absätzen derselben. 

Kauf. 

Foraminiferen aus Jura, Kreide und Tertiär und nordischen 
Geschieben. 

Bivalven, Gastropoden und Fische aus dem Meeressand 
von Weinheim. 

Einzelne Zähne von Palaeochoerus, Sus, Hipparton, Acera- 
therium, Mastodon, Dinothertum und Tapirus aus dem unter- 
pliocänen Sand von Eppelsbeim. 

Zahlreiche Blattabdrücke aus dem Rupelton von Flörsheim. 

Chenopus speciosus, Lucina dubia, Leda, Nucula, kurz- 
schwänzige Krebse, Amphisyle, Palaeorhynchus und Meletten, 
ein kleiner Stachelstrahler und Haizähne aus dem Flörs- 
heimer Ton. 

Rippen und Schwanzwirbel von Halitherium, Vogelknochen 
und Schlangenunterkiefer aus dem Ton von Flörsheim. 

Mehrere Längsknochen von Bison und Hquus, Geweihrest 
von Cervus euryceros und Tarandus, Backenzahn und Fragment 
eines Stoßzahnes vom Mammut, beim Baggern im Rhein ge- 
wonnen. 

Zahlreiche Reste von Pteraspis dunensis von Hamm. 

Photographien der Klärbeckenfrüchte. 

Ein prachtvoller Pentacrinus subangularıs von Holzmaden. 


— 219 — 


Ein vorzüglich präparierter, großer Pachycormus bollensis 
und ein Lepidotus gigas von ebendaher. 

Ein riesiger Ichthyosaurus n. sp. von Holzmaden. 

Ein vollkommener Ichthyosaurus quadriscissus mit wohl er- 
haltener Haut, Rücken- und Schwanzflosse etc. von ebendaher. 


Von wesentlicher Bedeutung für die Erledigung der sich 
mehr und mehr häufenden Arbeiten in unserer Sektion, für 
Ordnen, Bestimmen und Präparieren der Eingänge sowohl, wie 
auch des schon in der Sammlung befindlichen Materiales, eben 
jetzt besonders im Hinblick auf die Überführung der Sammlung 
ins neue Museum und die Verwaltung derselben daselbst ist es, 
daß den Sektionären ein ständig angestellter, wissenschaftlich 
und museologisch gebildeter Mitarbeiter beigegeben wurde. 
Dies geschah am 1. April durch die Anstellung des Herrn 
Dr. F. Drevermann, bisher Privatdozent an der Universität 
Marburg und Assistent an dem geologisch - paläontologischen 
Institut daselbst, der sich durch bedeutende paläontologische 
Arbeiten, die hauptsächlich das rheinische Devon betreffen, be- 
kannt gemacht hat. 

Zuvörderst wurde von Dr. Drevermann die eben an 
uns gelangte v. Reinachsche Büchersammlung geordnet und 
zum Gebrauch als Sektionsbibliothek geeignet gemacht. Durch 
die gefällige Mühewaltung von Frau Dr. Drevermann ist die 
Herstellung eines Zettelkataloges schon vollendet. Dann wurde 
von Dr. Drevermann die Präparation der an wunderbaren 
Formen reichen Fauna aus den pontischen Schichten von Königs- 
gnad in Süd-Ungarn fortgesetzt mit der Absicht, alle Formen, 
die in unserem großen, von Herrn Gufler erworbenen Material 
enthalten sind, kennen zu lernen; besonders sind es die Limno- 
cardien, deren Präparation große Sorgfalt verlangte. Wir haben 
diese Sammlung beim Jahresfest ausgestellt. Im weiteren wurden 
die silurischen Fossilien revidiert, wozu leider unsere Literatur 
nicht ausreicht; dann wurde eine zweite Sendung an das 
National-Museum in La Plata, die aus 400 Arten besteht, da- 
runter 5 aus dem Cambrium der Montagne noire, 22 aus dem 
Untersilur von Cincinnati, 7 aus böhmischem Obersilur, 27 aus 
dem Zechstein, eine Platte mit Chirotherium, 20 aus deutscher 
Trias, 29 aus alpiner Trias (St. Cassian und Hallstatt), 62 


— 220* — 


aus dem Lias, 52 aus dem Dogger (7 aus alpinem Dogger), 
64 aus Malm (darunter 9 aus Solenhofen und 4 aus Tithon), 
108 aus der Kreide (darunter 34 von Gosau) zusammengestellt 
und dahin abgesandt. Wir hoffen, von dort nun eine ähnlich 
entsprechende und erfreuliche Gegensendung, wie es die erste 
war, zu erhalten, die aus Devon-, Jura- und Tithon- und Kreide- 
fossilien der argentinischen Cordilleren bestehen soll, ev. auch 
aus Pampasfossilien. 

Die Gegensendung, die uns durch Herrn Dr. San Jago 
Roth von La Plata wurde, bestand aus Gipsabgüssen des 
Schädels und Unterkiefers von Megathertum americanum, des 
Schädels und Unterkiefers von Hquus rectidens, des Schädels 
von Onohippidium mennigi aus der Pampasformation, ferner aus 
dem Gipsabguß des Schädels von Nesodon ovinus und des Unter- 
kiefers von Astrapotherium magnum aus der Santa-Cruzformation ; 
endlich aus dem Panzer von Glyptodon clavipes aus der Pampas- 
formation. Die durch den Transport stattgehabten Schäden 
sind nun wieder ausgebessert. Die Vereinigung der vielen 
Stücke des Panzers von Glyptodon durch unseren Moll wird 
bald vollendet sein und dann ein gewiß allgemeines Interesse 
erweckendes Schaustück darstellen. 

Eben arbeitet Dr. Drevermann an der Präparation, 
Revision und Neubestimmung unseres großen, hauptsächlich in 
den letzten 12 Jahren durch Kauf und Schenkung erworbenen 
Vorrates rheinischer Devonfossilien. 

Mit Herrn Miquel in Barroubio, mit dem wir schon 
früher in lebhaftem Tauschverkehr gestanden hatten, haben wir 
denselben wieder erneuert, hauptsächlich, um eine Sendung aus 
der Ammonitenfacies der unteren Kreide aus der Gegend von 
Grenoble zu erhalten. Bisher ging eine interessante Suite aus 
dem Tithon und den ältesten Kreideschichten, darunter ein 
Haploceras grasi mit vollständig erhaltenem Mundrand, Hoplstes 
roubaudi, H. thurmanni, Phylloceras thetys, Olcostephanus astte- 
rianus u.s.w., ferner eine schöne Kollektion eocäner Fossilien 
aus der Bretagne und endlich einige ausgezeichnet erhaltene 
Trilobiten (Ctenocephalus, Conocoryphe, Arionellus) und ein Tro- 
chocystites aus dem Cambrium der Montagne noire ein; eine 
weitere Sendung von Ammoniten aus der älteren südfranzösi- 
schen Kreide erwarten wir, ehe wir eine Gegensendung machen. 


— 221* — 


Die fir das Berner Museum bestimmte Sammlung liegt noch 
immer bereit, dahin abzugehen, da Herr Direktor Dr. Kissling 
wünschte, die erste Sendung zu machen. 

Außerdem wurden noch durch Tausch erworben von Herrn 
Professor Dr. E.Kayser in Marburg: zwei mikroskopische Pri- 
parate vom Panzer und vom Rückenstachel von Pieraspis dunen- 
sis, hergestellt von Dr. Drevermann, ferner ebenfalls aus 
den Siegener Schichten: Spirifer solitarius, große und kleine 
Klappe, Avicula dalimieri von Seifen und Goniophora bipartita 
von Unkel. 

Von einem uns Unbekannten: Ein Zahn von Piychodus 
latissimus aus dem Grünsandstein. 

Von der Ausbeute des Herrn Dr. v. Stromer in Ägypten 
sind bisher die Rochen präpariert und bearbeitet dem Museum 
wieder zugegangen, darunter Zähne und obere Zahnplatte von 
Myliobatis aus unterem Mokattam, ein Zahn auch aus dem Fajüm, 
eine untere Zahnplatte von Aötobatis aus dem unteren Mokat- 
tam und eine solche von Mylobatis cf. latidens mit Wirbel vom 
Fajim, ein Zahn von Amblypristis cheops von ebendaher. Vom 
Fajüm sind ferner noch die Originale von ZHopristis reinachi 
Stromer (basales Stück der Säge), dann das Original der riesigen 
Sägeschnauze von Pristis ingens Stromer mit Stacheln und 
Wirbel, endlich die Säge von Pristis fajumensis Stromer zu 
erwähnen. 

Die Darlegung der geographischen und geologischen Ver- 
hältnisse des Uadi Natrün, welche auch allgemein Interessantes 
über die geologische Geschichte in der mittleren Tertiärzeit etc. 
enthält, hat Dr. Stromer-von Reichenbach in unseren 
Abhandlungen niedergelegt. Die Bearbeitung der verkieselten 
Hölzer (Gymnospermen, Di- und Monokotyledonen) hatte Herr 
Dr. Gothan von der Geologischen Landesanstalt in Berlin die 
Freundlichkeit zu übernehmen. An Herrn Dr. von Stromer sind 
zur Bearbeitung nun auch die von ihm am Mokattam und im 
Fajüm gesammelten Zeuglodontenreste gegangen, und an Herrn 
Dr. Janensch in Berlin sind die von Stromer im Fajüm 
gesammelten Wirbel von Moertophis zur Bearbeitung abgeschickt 
worden. Nach brieflicher Mitteilung Herrn von Stromers sind 
die Zeichnungen zu den Uadi-Natrün-Säugern fertig gestellt 
und der Text über dieselben auch fast ganz druckfertig. 


— 9g997 — 


So sind es von der Stromerschen Sammelausbeute in 
Ägypten außer den Schildkröten nur mehr die Moerstherium- 
funde im Fajüm, ferner die bedeutenden Krokodilfunde und end- 
lich die Hirnhöhlenausgüsse der Panzerwelse, deren Bearbeitung 
noch nicht begonnen hat. Auf Wunsch von Dr. von Stromer 
gingen an ihn die von Dr. Rüppell s. Z. im Nilgeröll der Insel 
Iris bei der Insel Argo (Prov Dongola) gesammelten Héppo- 
potamus-Reste ab. 


Vor Jahren sind uns durch Herrn J. Bamberger hier 
Aufsammlungen seines Bruders in Chile zum Geschenk ge- 
macht worden; ihrer Bearbeitung hat sich auf Anlaß von Herrn 
Professor Steinmann in Freiburg i. B. Herr Dr. Paulcke 
angenommen. Hiernach stammen diese Petrefakten aus dem 
Cenoman und sind: Tylostoma aff. aequiaxis Coqu. sp., Fusus sp., 
Fusus villei Coqu., Inoceramus sp., Venus dutrugii Coqu., Exo- 
gyra africana Coqu. var. peruana Paulcke Original etc. 

Noch ist zu erwähnen, daß eine von Herrn Dr. Otto 
M. Reis gesammelte Platte mit Anthracosien von Herrn Dr. Axel 
Schmidt in Breslau bei seiner Untersuchung dieser Bivalven 
benützt wurde. 

Ein äußerst verdienstvolles Werk,*) das dem heurigen 
Bericht mit vier Tafeln beigegeben ist, verdanken wir dem Ostra- 
kodenforscher Herrn Rektor E. Lienenklaus in Osnabrück. 
Nun, da er leider nicht mehr unter uns ist, können wir ihm für 
diese mühsame, uns so sehr schätzenswerte Arbeit nicht mehr 
danken, eine Arbeit, die uns endlich die Kenntnis der Ostra- 
koden vermittelt, soweit sie die gesalzenen, brackischen und 
süßen Wasser des Mainzer Tertiärbeckens bewohnten — der 
Muschelkrebse, deren minutiöse, muschelähnliche Panzerchen 
sehr mannigfaltige Formen und Skulpturen aufweisen. Diese 
Arbeit hat übrigens nicht nur zoologisches, resp. paläontologisches 
Interesse; sie ist auch von Bedeutung für die Beurteilung der 
faciellen Beschaffenheit der Lager dieser kleinen Lebewesen 
und möchte auch dazu anregen, der Aufsammlung der Ostra- 
koden eine größere Achtsamkeit zu widmen, als dies bisher 
der Fall war. In jenen Gewässern, bezw. in deren Absätzen hat 


*) „Die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens.“ Von E. Lienenklaus. 
Siehe diesen Bericht, II. Teil, Seite 3—74 und Taf. I—IV. 


— 223 — 


Lienenklaus 23 Genera und 83 Species nachgewiesen. Schon 
schwer krank hat er, nachdem die Bearbeitung der bisherigen 
Aufsammlungen vollendet war, noch die von Herrn E. Spandel 
gemachte Nachsendung seiner sorgfältigen Untersuchung unter- 
zogen; sie erscheint nun als Anhang. So ist diese Abhandlung 
die letzte einer größeren Zahl ähnlicher, die der unermüdliche 
Forscher dieser Tiergruppe gewidmet hat. An der Sammlung 
des von Lienenklaus bearbeiteten Ostrakodenmaterials waren 
beteiligt: O. Boettger, K. Fischer, F. Kinkelin, E. Spandel 
und J. Zinndorf. 

Auf unser Ansuchen bei der Direktion des Hildesheimer 
Museums, die Mainzer Fische, die demselben aus der Andreae- 
schen Sammlung zugegangen sind, durch Kauf zu erwerben, 
sind wir noch einer Rückäußerung gewärtig, ebenso der Rück- 
sendung von Herrn Professor A. Andreae zum Zwecke der 
Bearbeitung geliehenen Flörsheimer Fischen. 

Mit Spannung sehen wir auch den Mitteilungen entgegen, 
die wir von Herrn Dr. Diderich von Schlechtendal in 
Halle a. S. über die ihm zur Bearbeitung übersandten Insekten 
aus dem Landschneckenkalk von Flörsheim erwarten. Dem 
Ersuchen des Herrn Professor Dr. Gürich in Breslau, ihm zu 
Studien über das Milchgebiß der Rhinozeroten Photographien 
von im Senckenbergischen Museum befindlichen Rhinozeroten- 
unterkiefern mit Milchgebiß aus den Mosbacher Sanden einzu- 
schicken, konnten wir durch die Liebenswürdigkeit des Herrn 
Fritz Winter entsprechen, der in mustergültiger Weise die 
zwei Rhinozeros-Milchgebisse, die wir von Mosbach haben, je von 
zwei verschiedenen Seiten photographisch aufnahm und uns zur 
Verfügung stellte. 


Juli 1905. Prof. Dr. F. Kinkelin. 
Prof. Dr. O. Boettger. 


— 9944 — 


Bibliothek bericht. 





A. Geschenke. 


Die mit * versehenen sind vom Autor gegeben. 


Akademie ftir Sozial- und Handelswissenschaften, hier: Vor- 
lesungsverzeichnis W.-S. 1904/05. S.-S. 1905. 8°. 

Ausschuß für Volksvorlesungen, hier: Bericht 1903/04. 8°. 

Beck, K., Dr. phil., Stuttgart: Bericht des Oberrheinischen geologischen 

. Vereins 37. Versammlung Offenbach 1904. 8°. 

“Becker, E., Assistent am mineralogischen Institut Heidelberg: Der Rossberg- 
Basalt bei Darmstadt. Diss. inaug. Halle 1904. 8°. 

Blum F., Dr. med., hier: Aus meines Vaters Liederbuch. Frankfurt a. M. 
1904. 8°. 

*Briquet, J., Dr. Genéve: Texte synoptique des documents destinés & servir 
de base aux debats du congrés international de nomenclature botanique 
de Vienne 1905. 3 Exemplare. 

*Bücking, H., Prof. Dr., Straßburg: 4 Separata. 

Cincinnati Museum Association: 23. Report. 

Club für Naturkunde Brünn: 6. Bericht. 

*Douglas, James, Dr. ph. New York: Untechnical addresses and technical 
subjects. New York 1904. 8°. 

Eckhard, C., Geh. Medizinalrat, Prof. Dr., Gießen: Köhler, G., Uber 
Hydrurie und Diabetes bei Vögeln infolge von Pigüre. 

Feld, W., Dr. phil, Frankfurt a. M.: Kritische Blätter für die gesamten 
Socialwissenschaften. Heft 1. Probenummer. 

Fischer, K., Ingenieur, hier: Illustriertes Jahrbuch der Naturkunde Jahrg. 2. 
1904. 

— — Lepsius, K., Das Mainzer Becken. Darmstadt 1883. 4°. 

*Fresenius, H., Prof. Dr., Wiesbaden: Chemische Untersuchung der 
Römer-Quelle in Bad Ems. Wiesbaden 1905. 8°. 

*Fürbringer, M., Prof. Dr., Heidelberg: Zur Frage der Abstammung der 
Säugetiere. Bd. 1—2. Jena 1904. 8°, 

Geographisch-ethnographische Gesellschaft Zürich: Jahres- 
bericht 1903/04. 

Geographische Vereinigung in Bonn: Festschrift zur Feier des 
70. Geburtstages von J.J. Rein. Bonn 1905. 

Großherzogl. Ministerium der Finanzen, Abth. Forstverwaltung, 
Darmstadt: Bemerkenswerte Bäume im Großherzogtum Hessen in 
Wort und Bild. Darmstadt 1905. 4°. 


— 225* — 


*Haberlandt, G., Prof. Dr., Graz: Briefwechsel zwischen. Franz Unger 
und Stephan Endlicher. Berlin 1899. 8°. 

— Die Lichtsinnesorgane der Laubblätter. Leipzig 1905. 8°. 

— Die Schutzeinrichtungen in der Entwicklung der Keimpflanze. Wien 

1897. 8°. 

— Physiologische Pflanzenanatomie. 3. Aufl. Leipzig 1904. 8°. 

— Uber Erklärungen in der Biologie. 2. Aufl. Graz 1901. 8°. 

— 10 Separatabdrücke. 

*Haeckel, E., Prof. Dr., Jena: Die Lebenswunder. Stuttgart 1904. 8°. 

— — Systematische Phylogenie. Bd. III. Berlin 1896. 8°. 
Handelskammer, Frankfurt a. M.: Mitteilungen 1903/04. 

Heyden, L.v., Prof. Dr., hier: Henriksen, G. On the iron ore deposits. 
Christiania 1902. 

Höffler, H., Dr. phil., Göttingen: La Nature Ann. XIJI—XVII, 2. XVIII, 1. 
Paris 1875—1890. 4°. 

Hopf, K., Niederhöchstadt j.T.: Perty, M., Das Seelenleben der Tiere. 
II. Aufl. Heidelberg 1876. 8°. 

Institut für Gemeinwohl, hier: Bericht 1903/04. 

*Kalecsinszky, A.v., Dr., Budapest: Uber die Accumulation der Sonnen- 
wärme in verschiedenen Flüssigkeiten. S.-A. 1904. 

Keller, H., Geh. Oberbaurat, (Landesanstalt für Gewässerkunde) Berlin: 
J ahrbuch der Gewässerkunde Norddeutschlands. Heft 1—6 u. alle. 
Teil. 1901. Berlin 1904, 4°. 

*Klein, C., Prof. Dr. Geh. Bergrat, Berlin: 2 Separata. 

*Klunzinger, U. B., Prof. Dr., Stuttgart: 2 Separata. 

*Kobeit, W., Prof. Dr., Schwanheim: Iconographie der schalentragenden 
europäischen Meeresconchylien. III. Bd. Lief. 8. u. 9. 

— Iconographie der Land- und Siisswassermollusken. N. F. 11. 
Körner, O., Prof. Dr., Rostock: 2 Naturwissenschaftliche Dissertationen. 
*Krause, Ed., Konservator am Kgl. Museum für Völkerkunde, Berlin: 

Vorgeschichtliche Fischereigeräte.e Berlin 1904. 8° 
Liebig-Bealschule, hier: 30. Jahresbericht 1904.05. Frankfurt a. M. 
1906. 4°. j 
*Man, J.G.de, Dr. phil., Jerseke, Holland: Anatomische Untersuchungen 

tiber freilebende Nordseenematoden. Leipzig 1886. Fol. 
Ministerio di agricoltura, Rom: Catalogo della mostra. 
Mitteldeutscher Kunstgewerbeverein, hier: Jahresbericht 1903. 
*Mébius, M.: Über den Einfluß des Bodens auf die Struktur von Xanthium 
Spinosum. S.-A. 
* Moller, A., Dr. phil, Eberswalde: Bekämpfung des Kiefernbaumschwammes. 
Berlin 1904. 8°. | 

— Karenzerscheinungen bei der Kiefer. Berlin 1904. 8°. 

Naturforschende Gesellschaft Baselland, Liestal: Thätigkeits- 
bericht 1902/03. 

Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis, Meißen: Mitteilungen 
1903/05. . 

Ornithologisch-Oologischer Verein Hamburg: II. Bericht 1902/03. 


15 


— 226* — 


Rein, J. J. Prof. Dr. Bonn: Rein, J., Japan. Bd. I. 2. Auflage. Leipzig 1906. 8°. 
Aus dem Nachlasse des Dr. ph. A. von Reinach, hier: Ä 
Amberg, B., und Bachmann, J.: Franz Jos. Kaufmann. Sein Leben 
und seine Werke. Luzern 1893. 4°. 
d’Archiac, A., Paléontologie. Paris 1868. 8°. 
d’Archiac, A., et Verneuil, Ed. de: Memoir on the fossils of the 
older deposits in the Rhenish provinces. Text and plates. Paris 
1842. 4°, 
Baedeker, K.: Aegypten. 4. Aufl. Leipzig 1897. 8°. 
— — Griechenland. 3. Aufl. Leipzig 1893. 8°. 
— — Palestine and Syria. 2. Aufl. Leipsic 1894. 8°. 
Barrande, J., Acéphalés. Paris 1881. 8°. 
— Brachiopodes. Paris 1879. 8°. 
— Systéme silurien du centre de la Bohéme. Vol. II. Text et 
planches. Fol.°, 
Beschreibung der Bergreviere Wiesbaden und Diez nebst Karten. 


Bonn 1893. 8°. 

Bojanus, L. H., Anatome testudinis Europaeae. Vilnae 1819—1821. 
Facs. ed. Fol.°. 

Cinquantenaire scientifique de M. Jul. Gosselet 1863-1902. Lille 
1903. 8°. 


Congrés international géologique VI. VII. VIII. 1894. 1897. 1900. 8°. 

Cossmann, M., Essais de paléoconchologie comparée. Livr. 1—6. 
Paris 1895—1904. 8°. 

Credner, H. Elemente der Geologie. 6. Aufl. Leipzig 1887. 8°. 

Cuvier, G., Recherches sur les ossemens fossils. vol. 1—10. Dasu 
2 Bände Atlas in 4°. Paris 1834—1837. 8°. 

Doelter, C., Die Bestimmung der Mineralien durch das Mikroskop. 
Wien 1876, 8°. 

Drummond, H., The Lowell lectures on the ascent of man. London 
1894. 8°. 

Dupont, E., Lettres sur le Congo. Paris 1889. 8°. 

Etudes des gites mineraux de la France Bassin Houiller et Permien 
d’Autun et de Brive. Paris 1889—1892. 4°. 

Fischer, P., Manuel de conchyliologie et de paléontologie oonchyliologique. 
Paris 1887. 8°. 

Förster, B., Geologischer Führer für die Umgebung von Mühlhausen. 
Straßburg 1892. 8°. 

Freiberg’s Berg- und Hüttenwesen. Freiberg 1883. 8°, 

Geinitz, H. B., Die Versteinerungen der Steinkohlenformation in 
Sachsen. Mit Atlas. Leipzig 1855. Fol. 

— Nachtrige zur Dyas I. II. Cassel 18801882. 4°, 
Geological survey of Canada. Dec. 1—4. Montreal 1858—1859. 8°. 
Geology of Minnesota. Vol. II], 1. 2. Minneapolis 1895—1897. 4°. 
Giebel, C. G., Fauna der Vorwelt. I. II. Ill, 1. Leipzig 1847. 1852. 8°. 
Gosselet, J., l’Ardenne 1—2. Paris 1888. 4°. 

Gosselet, J., Constant Prevost. Lille 1896. 8°, 


— 207" — 


Gümbel, W., Geologie von Bayern. Bd. II. Cassel 1894. 8°. 
Hoffmann, Fr., Ubersicht der orographischen und geognostischen Ver- 
bältnisse vom nordwestlichen Deutschland. 1—2. Leipzig 


1830. 8°, 

Jahrbuch der Naturwissenschaften. Jahrg. 12—14. Freiburg 1896— 
1899. 8°. 

Kayser, Em., Lehrbuch der geologischen Formationskunde. Stuttgart 
1891. 8°. 


Keilhack, K., Lehrbuch der praktischen Geologie. Stuttgart 1896. 8°. 

Kobell, F. v., Tafeln zur Bestimmung der Mineralien. 14. Auflage 
von K. Oebecke. München 1901. 8°. 

Lapparent, A. de, Traité de göologie. II. ed. Paris 1885. 8°. 

Laspeyres, H., Das Siebengebirge am Rhein. Bonn 1901. 8°. 

Ludwig, R., Geognosie und Geogenie der Wetterau. O0.0O.u.J. 8°, 

Margerie, Em. de, Catalogue des bibliographies géologiques. Paris 


1896. 8°. 
Mattei, C., Electro-homoeopathische Arzneiwissenschaft. Regensburg 
1884, 8°. 


Maurer, Fr., Die Fauna der Kalke von Waldgirmes. Darmstadt 1885. 4°. 

Mémoires de la société géologique de France. Vul. I—X, XI, 1. 2. 
XII, 4. Paris 1890—1904. 4° 

Meyers Handlexikon des allgemeinen Wissens. 1—2. Hildburghausen 
1874. 8°, 

Milch, L., Beiträge zur Kenntnis des Verrucano. I. Leipzig 1892. 8°, 

Mourlon, M, Bibliographia geologica. Bruxelles 1898. 8°. 

— Monographie du famennien. Bruxelles 1875—1886. 8°. 

Murchison, Ch., Palaeontological memoirs and notes of the late Hugh 
Falconer. Vol. I—II. London 1868. 8°, 

Palaeontologische Abhandlungen, hrag. v. W. Dames und E. Koken. 
Band III, 1. 3. 4. VII, 1. VIL, 3. Berlin und Jena 1885— 1900. 4°. 

Plan der Stadt Freiberg. Freiberg 1888. 8°. 

Pomel, M., Catalogue méthodique et descriptif des vertébres fossils. 
Paris 1853. 8°. 

Potonié, H., Lehrbuch der Pflanzenpalaeontologie. Berlin 1899. 8°. 

Redtenbacher, F., Resultate für Maschinenban. 3. Aufl. Mannheim 
1856. 8°. 

Reinach, A. von, Uber die zur Wassergewinnung im mittleren und 
östlichen Taunus angelegten Stollen. Abh. d. preuss. geol. 
Landesanst. N.F.H. 42. 

Römer, C. F., Das Rheinische Ubergangsgebirge. Hannover 1844. 4°. 

Riidorff, Fr., Grundriß der Mineralogie. Berlin 1875. 80. 

Schopenhauer, A., Über den Willen der Natur. 3. Aufl. 1867. 8°. 

Tecklenburg, Th., Handbuch der Tiefbohrkunde. Bd. JII. Leipzig 
1889. 4°. 

Verhandlungen des V. Internationalen Zoologenkongresses Berlin 1901. 8°. 

Wahnschaffe, F., Die Ursachen der Oberfliichengestaltung des nord- 
deutschen Flachlands. II, Aufl. Stuttgart 1901. 8°. 


15* 


— Mr — 


Weisbach, A., Tabellen zur Bestimmung der Mineralien. 3. Aufl. 
Leipzig 1886. 8°. 
Woodward, H. B., The geology of England and Wales. II. ed. London 
1887. 8°. 
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Glasgow 1871. 8°. 
Zeitschrift des Deutsch-Oesterreich. Alpenvereins. Jahrg. 1895. 1896. 
1899. 1900. 4°. 
Zimmermann, E., Geologie des Herzogth. Sachsen-Meiningen. Hild- 
burghausen 1902. 8°. 
2 Mischbinde über Schildkröten. 
Eine größere Anzahl Separatabdrücke. 
Richters, F., Prof. Dr., hier: Gerlach, L., Uber die Blattentfaltung bei 
Stauden und Kräutern. Diss. inaug. Kiel 1904. 8°. 
Römer, Fr., Dr. phil., Kustos am Senckenbergischen Museum: 
Fries, 8. Periodische Psychosen und Exacerbation von Psoriasis. S.-A. 
Jung, K. E., Der Weltteil Australien, Bd. 1—4. Leipzig 1883. 8°. 
Windscheid, F., Die Anwendung der Electricität in der Medicin. 
Leipzig 1893. 8°. 
Zeitschrift für die gesamten Naturwissenschaften. Jahrg. 68—69. 8°. 
*Rörig, A. Dr. phil. h. c., Forstmeister a. D., hier: 
Das Wachsthum des Schädels von Capreolus vulgaris. S.-A. 
Geweihentwicklung und Geweihbildung. S.-A. 
Rörig, Q., Wirthschaftliche Bedeutung der insektenfressenden Vögel. 
S.-A. 
*Sacco, F., Prof., Torino: I molluschi dei terreni terziarii del Piemonte. 
Torino 1904. 8°. 
Schenk, H., Prof. Dr., Direktor des botanischen Instituts, Darmstadt: ‘Jahres. 
bericht des naturwissenschaftl. Vereins Darmstadt 1904. 8°. 
Schwedisches Konsulat, hier: Sundbärg, G., Sweden its people and 
its industry. Stockholm 1904. 8°. 
Sociedade scientifica de 8. Paulo: Relatorio da directoria 1903— 
1904. 8°. 
*Teichmann, E, Dr. phil., hier: Der Befruchtungsvorgang. Leipzig 1905. 8°. 
Tokio Imperial Museum: Proceedings vol. 1. Nr. 1.2. Tokio 1905. 8°. 
Verlagsbuchhandlung von Ferd. Enke, Stuttgart: Stratz, AH. E., 
Naturgeschichte des Menschen. Stuttgart 1904. 8°. . 
Verlagsbuchhandlung von R. Friedländer u. Sohn, Berlin: 
* Naturae novitates 1903. 1904. 
* Bericht über die Verlagsthätigkeit 1892—1904. 
Verlagsbuchhandlung von G. Klemm, Berlin: Krakauer, J. Der 
Lebertran und seine medizinische Verwendung. 
Vorstand der Volksbibliothek, bier: Jahresbericht 1904. 
Ziegler, Frau Prof. Dr., hier: Thermische Vegetationsconstanten. 


— 999% — 


B. Im Tausch erworben. 


Von Akademien, Behörden, Gesellschaften, Institutionen, Vereinen u. dgl. 
gegen die Abhaudiungen und die Berichte der Gesellschaft. 


Die mit * versehenen liegen im Lesezimmer auf, ebenso bei Lieferungswerken 
und Zeitschriften. 


Aarau. Aargauische Naturforschende Gesellschaft: — 
Agram. Societas historico-naturalis Croatica: 
Glasnik Godina XV, 1. 
Altenburg. Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes: — 
Amiens. Société Linnéenne du Nord de la France: — 
Amsterdam. Königl. Akademie der Wissenschaften: 
Verhandelingen, Afd. Natuurkunde: 
1. Sectie, Deel 8 No.3—7. 2. Sectie, Deel 9 No.4—9, Deel 10 No. 1—6. 
Zittingsverslagen. Deel 11. 12, 1—2. 
Jaarboek 1902—1903. 
— Zoologische Gesellschaft: 
Bijdragen tot de dierkunde. Afl. 17.18. (1893—1904). 
Annaberg. Annaberg-Buchholzer Verein für Naturkunde: 
Bericht XI (1898-1903). 
Augsburg. Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben 
und Neuburg (a. V.): 
Bericht 36 (1904). 
Aussig. Naturwissenschaftlicher Verein: — 
Baltimore Jobns Hopkins’ University: — 
— Maryland Geological Survey: 
Garrett County; Cecil County; Miocene. Text and plates 1904. 
Bamberg. Naturforschende Gesellschaft: — 
Basel. Naturforschende Gesellschaft: 
Verhandlungen. Bd. 15, 2.3. 17. 
Batavia. Natuurkundige Vereenigung inNederlandschIndié: 
Natuurkundig Tijdschrift. Deel 62—63. 

— Batav.Genootschap van Kunstenen Wetenschappen: — 
‚Bautzen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis: — 
Belfast. Naturalists’ Field Club: 

Report and proceedings Ser. II. Vol. V, 1—3 (1901—1904). 
Bergen. Bergens Museum: 
Aarbog. 1903—1904. 1905, 1. Aarsberetning 1903/04. 
Sars, G. O., An Account of the Crustacea of Norway. Vol. V. Copepoda 
P.1—8. 
Nordgaard, Hydrographical and biological investigations in Nor- 
wegian fjords. Bergen 1905. fol. 
Berkeley. University of California: 
Bulletin of department of geology vol. III No. 1—20. 
University Chronicle.V, 1—4. VI, 1—4. 
Report of agricultural experiment station p. 1—2. (1898—1901). 
Register 1901—1904. 


— 230* — 


Berkeley. University of California: 


Berlin. 


Bern. 


Bistriz. 


Annual report of secretary 1901/03. 
Issued Quarterly New Ser. vol. III, 3. IV, 2. V, 3. VI, 2. 
Officers and students 1902. 
Bulletin of agricultural experiment station No, 140—161. 
Publications: Botany: vol. I. II, 1—71. 

Zoology: vol. I, 1—7. 

Pathology: vol. I, 1—7. 

Physiology: vol. I. 


Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften: 
Mathematische Abhandlungen 1903. 
Physikalische Abhandlungen 1903. 
*Sitzungsberichte 1903. No. 1—53. 1904 No. 1—55. 


Königliche Bibliothek: 
Benutzungsordnung 1905. 


Deutsche Geologische Gesellschaft: 
*Zeitschrift. Bd. 54. Heft 3—4. Bd. 55, 56, 1—3. Register 1—50. 


Königl.Geologische Landesanstaltu. Bergakademie: 

Abhandlungen. N. F. 31. 34. 35. 36. 

Jahrbuch 17—20, (1896—99). 

Geologische Spezialkarte von Preußen und den Thüringischen Staaten. 
Lief. 70. 84. 87. 94. 98. 104. 106—108. 110—112. 115. 116. 
121 nebst 42 Heften Erläuterungen. 

Botanischer Verein für dieProvinz Brandenburg: 

Verbandlungen. Jahrg. 44—46. (1902—1904). 


Entomologischer Verein: 

Zeitschrift 47, 3—4. 48. 49. 

Gesellschaft Naturforschender Freunde: 

Sitzungs-Bericht 1902— 1903. 

Direktion der zoologischen Sammlungen des Museum 
für Naturkunde: 

Mitteilungen. Bd. II, Heft 3—4. Bericht 1902. 

Kgl. Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und 
Abwässerbeseitigung: 

Mitteilungen. Heft 1—5. (1902—1904). 

Allgemeine Schweizerische Gesellschaft für die ge 
samten Naturwissenschaften: 

Mitteilungen 1902, No. 1519—1550. 1903, 1551—1564. 

Schweizerische Naturforschende Gesellschaft: 

Neue Denkschriften. Bd. 39, 1—2. Verhandlungen. 84-86. Ver- 
sammlung. 1901—1903. 

Schweizerische Botanische Gesellschaft: 

Berichte. Heft 13—14. 

Naturhistorisches Museum: — 

Gewerbeschule: 
Jahresbericht 26—29. (1900/01—1903/04). 


— 231* — 


Böhmisch Leipa. Nordböhmischer Excursionsklub: 
Mitteilungen. Jahrg. 26. 27. 28, 1. Hauptregister 1—25. 
Bologna. Accademia Reale delle Scienze dell’ Istituto: — 
Bonn. Naturhistorischer Verein der Preuß. Rheinlande und 
Westfalens und des Reg.-Bez. Osnabrück: 
Verhandlungen. Jahrg. 59. 60. 61, 1. 
Sitzungsberichte der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und 
Heilkunde. 1902, 2. 1903. 1904, 1. 


Bordeaux. Société des Sciences Physiques et Naturelles: 
Mémoires. VI. Ser. Tome II. III. 
Proces-Verbaux des séances. 1901/02. 1902/03. 
Observations pluviométriques et thermométriques 1902/03. 


Boston. Society of Natural History: 
Proceedings. Vol. 30, No.3—7. Vol. 31, No. 1. 
— American Academy of Arts and Sciences: 
Proceedings. N.S. Vol. 38, 5—26. Vol. 39. 40, No. 1—14. 
Memoirs XIII, 1—2. 
Braunschweig. Vereinfür Naturwissenschaft: 
Jahresbericht 9. 13. . 
— Hersogliche Technische Hochschule: — 


Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein: 
Abhandlungen, Bd. XVII, 3, XVIII. Jahresbericht 1902,03. 1903/04. 


Breslau. Schlesische Gesellschaft für Vaterländische Kultur: 
Jahresbericht für 1902. 1903. Festschrift z. 100jähr. Feier der 
Gesellschaft. 
— Landwirtschaftlicher Zentralverein für Schlesien: 
Jahresbericht 1902/03. 1903/04. 
Brisbane. Royal Society of Queensland: 
Proceedings. Vol. XVII, p.2. Vol. XVIII. 
— Queensland-Museum: — 
Bromberg. Stadtbibliotkek: — 
Brooklyn. Brooklyn Entomological Society: — 
— Museum of the Brooklyn institute of arts and sciences: 
Sciene bulletin. Vol. I, No.2. 3. Memoirs. Vol.I. No.1. Cold 
Spring Harbor Monographs No. I. II. 
Brünn. Naturforschender Verein: 
Verhandlungen. Bd. 40. 41. 42. (1901-1903). 
Bericht der meteorologischen Kommission für 1900—1902. 
— Miahrische Museumsgesellschaft: 
Zeitschrift. Bd. 3, 1—2. 4, 1—2. 5, 1. 
Brüssel(Bruxelles). Académie Royale des Sciences, des Lettres 
et des Beaux Arts de Belgique: 
Mémoires 4°. Tome 62. 
„ 8°. Tome 63. 64. 65, 1.2. 66. 
Annuaire 1903— 1906. 
Bulletin 1903—1904. 


— 232% — 


Brüssel Société Belge de Géologie, de Pal&ontologie et Hydro- 
logie: 
Bulletin. Tome XIII, 4. XVI, 4—6. XVII, 1—6. XVII, 1—4. Nouv. 
Mémoires in 4°. Fasc. 1.— 1903. 
— Société Entomologique de Belgique: 
Annales. Tome 46—48. 
Mémoires. IX—XI. 
— Observatoire Royale: 
Annuaire astronomique. 1901—1908. 
— Société Malacologique de Belgique: 
Annales. Tom. 1—38. (1863/65—1903). 
Budapest. Ungar. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: 
Rovartani Lapok (Entomologische Monatschrift). Bd. 10. Heft 1—10. 
„ „ . » „1 , 1—10. 
Mathem. und naturwissenschaftl. Berichte 18—19. 
Aquila. Jahrg. 7—10. 
— Königl. Ungar. Geologische Anstalt: 
Mitteilungen. Bd. XV, 1. 
Jahresbericht 1900— 1902. 
— Ungar. Geologische Gesellschaft: 
Zeitschrift XXXII, 10—12. XXXIUH, 1—12. XXXIV. XXXV, 1—3. 
— Magyar Nemzeti Museum. (Museum Nationale Hun- 
garicum): 
Annales. Vol. 1. 2. 
Termesz. Füzetek. Vol. IV—XXV. 
Buenos Aires. Museo Nacional: 
Anales. Ser. HI. Tomo 1. 2. 3. 8. 
— Deutsche Academische Vereinigung: 
Veröffentlichungen Bd. I. Heft 7. 
— Ministerio de agricultura: 
Anales tom I. No. 1. 
Buffalo, (N.Y.) Society of Natural Sciences: 
Bulletin. Vol. VIH, No. 1—3. 
Caen. Société Linnéenne de Normandie: 
Mémoires. Vol. 21, Fasc. 1, 
Bulletin. Ser. 5. Vol. 5—7 (1901—1903). 
Cairo. L’Institut Egyptien: 
Bulletin IV ser. No.2, Fasc. 1—8, No. 3, Fasc. 1—8. No. 4, Fasc. 
1—6. No. 5, Fasc. 1—2. 
Calcutta. Asiatic Society of Bengal: 
Procedings 1900—1902. Journal. Vol. 69—71. 
Cambridge. Museum of Comparative Zoology: 
*Bulletin. Vol. 36. No. 7—8. Vol.37. No.3. Vol. 38. No. 5—6. 
Vol. 39. No. 5—7. Vol. 40. No: 4—6. Vol. 42. No, 3—4. Vol. 44. 
45. 46. No. 1—4. 
Annual Report 1902—1904. 
Memoirs. Vol. XXV, No. 2. Vol. XXIX, XXX, 1. XXXI. 


— ‘233* — 


Cambridge. Entomological Club: 7 
— American Association for the A Advancement of Science: — 
Capstadt. The South African Museum: 
Annals. Vol. II, 11. III, 1—5. IV, 1—6. Report 1901—1903. 
Cassel. Verein fiir Naturkunde: 
Abhandlungen und Bericht. 48. 
Catania. Accademia Gioenia di Scienze Naturali: 
Atti. Anno 78. 1901. Ser. IV. Vol. XV—XVI. 
. . Bollettino delle Sedute. Fasc. 74—88. 
Chapel Hill, N. Carolina. Elisha Mitchell Scientific Society: 
Journal. Vol. 18—21, 1. 
Chemnitz. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: 
Bericht 15 (1899—1903). 
Cherbourg. Société Nationale des Sciences Naturelles et 
Mathématiques: 
Mémoires. Tome 33. Fasc. 1—2. 


Chicago. Academy of Sciences: — 
— Field Columbian Museum: 
Publication. No. 43. 44. 50. 53. 60. 63. 64. 68. 69. 73. 77. 78. 82. 
89. 94. 


Christiania. Königl. Norwegische Universität: 
Archiv for Mathematik. Bd. 23—25. 
Jahrbuch des meteorolog. Instituts. 1900-1902. 
Norges arktiske Flora I, 2. II, 2. 


Chur. Naturforschende Gesellschaft Graubiindens: 
Jahresbericht. N. F. Bd. 46. 1902 /03—1903, 04. 
Cincinnati. University of Cincinnati: 
Bulletin. Nr. 2. 4. 5. 12, 14. 
— Lloyd library of Botany etc.: 
Bulletin. No. 6. . 
Mycological notes. No. 1—4. 10—14. 
Cordoba. Academia Nacional de Ciencias de ln Repablica 
Argentina: ; ; . 
Boletin. T.XVU, 2—3. 
Danzig. Naturforschende Gesellschaft: 
Schriften N. F. Bd. X, Heft 4. XI, Heft 1. 2. Katalog. Heft 1. 
Dar-es-Salam. Kais. Gouvernement von Deutsch-Ost- 
afrika: z 
Berichte. Bd. I. II, 1—4. 
Darmstadt... Verein für Erdkunde: 
Notizblatt. Heft 23—24. 
_ GroBherzogl. Hessische Geologische: Landes- 
anstalt: ; 
Davenport. Academy of natural sciences: — 
Donaueschingen. Verein für Geschiehte.und Naturgesohichte: 
Schriften. Heft 11 (1904). u 


— Br — 


Dorpat. Naturforschende Gesellschaft: 
Archiv für Naturkunde. II. Ser. Bd. XII, 2. 
Sitsungsberichte. Bd. XIII. Heft 1—2. 
Schriften. Bd. XJ. XI. 
Dresden. Naturwissenschaftiiche Gesellschaft „Isis“: 
Sitzungsberichte und Abhandlungen 1902. Juli-Dez. 1903. Jan.- 
Dez. 1904. 
Dublin. Royal Dublin Society: 
Scientifics Transactions. Ser. II. Vol. VII, 14—16. VIII, P. 1—5. 
Proceedings. Vol. IX, P. 5, X, P.1. 
The economic proceedings. Vol. I, P. 3—4. 
Düsseldorf, Naturwissenschaftlicher Verein: 
Mitteilungen. Heft 4. 
Edinburgh. Royal Society: 
Transactions. Vol. 40, p. 1—2. 42. 
Proceedings. Vol. 23. 
— Royal Physical Society: 
Proceedings 1901—1904. 
Elberfeld-Barmen. Naturwissenschaftlicher Verein: 
Jahresbericht 10. (1903). 
Erlangen. Physikalisch-medicinische Gesellschaft: 
Sitzungsberichte 33—34. 1902—1903. 
Essen. Museums-Verein: 
Bericht 1. (1902). 
Florenz. Istituto di Studi Superiori Pratici e di 
Perfezionamente: 
Bollettino 1903. No. 25—36. 1904. No. 37—48. 
— Societa entomologica italiana: 
Bulletino A. 34 trim. 3. 4. 35 trim. 1—4. 36 trim. 1—2. 
Frankfurt a. M. Neue Zoologische Gesellschaft: 
*Der Zoologische Garten. 1902. No. 12, 1903. No, 1—12. 1904 
No. 1—12. 
— Physikalischer Verein: 
Jahresbericht. 1901/02—1902/03 u. Beilage. 
— Freies Deutsches Hochstift: 
Jahrbuch 1902. 1903. 1904. 
— Kaufmännischer Verein: 
Jahresbericht 1904. 
— Verein für Geographie und Statistik: 
Jahresbericht 1901/02—1902/03. 
— Deutscher und Österreichischer Alpenverein: — 
— Ärztlicher Verein: 
Jahresbericht 1902. 1903. 
— Polytechnische Gesellschaft: — 
— Taunus-Klub: — 
— Gartenbau-Gesellschaft: 
Jahresbericht 1902. 1904. 


— 235% — 


Frankfurt a. 0. Naturwissenschaftlicher Verein des Reg.- 
Bez. Frankfurt a. O.: 
Helios. Bd. 20. 21. 
Frauenfeld. Thurgauische Naturforschende Gesellschaft: 
Mitteilungen. Heft 15. 16. 
Freiburg i. Br. Naturforschende Gesellschaft: 
Berichte XIII. XTV. 
Fulda. Verein für Naturkunde: — 
Geisenheim (Rheingau). Königl. Lehranstalt für Obst-, Wein- 
und Gartenbau: 
Bericht 1902. 
Genf(Genéve). Société de Physique etd’Histoire Naturelle: 
Mémoires. Tome 34, 3—5. 
— Conservatoire et Jardin Botanique: 
Annuaire: Année VI. 
Genua (Genova). Societa Ligustica di Scienze Naturali e 
Geografiche: 
Atti. Vol. XIII, No. 4. XIV, No.1. 2. 4. KV, No. 1—4. 
Bolletino dei Musei di zoologia e anatomia comparata. No. 117—125. 
— Museo Civico di Storia Naturale: — 
Gießen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde: — 
Glasgow. Natural History Society: 
Transactions. Vol. V, p. HI. VI, p. 1—2. 
Görlitz. Naturforschende Gesellschaft: — 
Abhandlungen. Bd. 34. 
Göteborg. Göteborgs Kongl. Vetenskaps- och Vitterhets Samhialles: 
Handlingar. 4. Folge. Heft 5-—6. 
Göttingen. Universitéts-BibJiothek: 
95 Dissertationen. 
Grahamstown. Albany Museum: 
Records, Vol. I, p. 1—4. 
Granville. Denison University: 
Bulletin. Vol. 12. Part 1—7. 9—11. 
General Index 1—10. 
Graz. Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark: 
Mitteilungen. Jahrg. 1902. 1903. 
— Akademischer Leseverein der k. k, Universität: — 
— Verein der Ärzte in Steiermark: 
Mitteilungen. Jahrg. 39—41. 
Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein für Neu-Vor- 
pommern und Riigen: 
Mitteilungen. Jahrg. 34—35 
— Geographische Gesellschaft: 
Jahresbericht 1900— 1903. 
Greiz. Verein der Naturfreunde: — 
Güstrow. Vereinder Freunde der Naturgeschichte inMecklenburg. 
Archiv. 56, 2. 57. 58, 1. 


— 236° — 


Halifax. Nova Scotian Institute of Natural Science: 
Proceedings. X, 3—4. 
Halle a. S. Kaiserl. Leopoldinisch-Carolinische Deutsche 
Akademie der Naturforscher: 
*Leopoldina. Heft 38. No. 12. Heft 39. 40. 41, 1—5. 
Nova Acta. Vol. 80. 81. 
— Naturforschende Gesellschaft: — 
— Verein für Erdkunde: 
Mitteilungen. 1903—1904. 
Hamburg. Hamburgische Naturwissenschaftliche Anstalten 
(Naturhistorisches Museum): 
Mitteilungen. Jahrg. 19—21. 
— Naturwissenschaftlicher Verein: 
Abhandlungen XVII. 
Verhandlungen 3. F. X—XII. 
— Verein für Naturwissenschaftliche Unterhaltuug: 
Verhandlungen XII. 
Hanau, WetterauischeGesellschaft f. d. gesamte Naturkunde: 
Bericht 1899—1903. 
Hannover. Naturhistorische Gesellschaft: — 
Harlem. Société Hollandaise des Sciences Exactes et Naturel les 
Archives Néerlandaises. Ser. II. Tome VIII. IX. X, 1—2. 
Natuurk. Verhandelingen. III, 5,3. 
Oeuvres complétes de Huygens. Vol. IX. 
— Teyler-Stiftung: 
Archives. Ser. 2. Vol. 8. Part. 2—5. 9. Part. 1. 2. 
Catalogue de la bibliotheque III. 1888—1903. 
Heidelberg. Naturhistorisch-medicinischer Verein: 
Verhandlungen, N. F. Bd. VII. Heft 3—5. VIII. Heft 1. 
Helgoland. Biologische Anstalt: 
Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen. N, F. v, 2. VI, 12. Helgo- 
land. VII, 7. 8. Kiel. 
Helsingfors. Societas pro Fauna et Flora Fennica: 
Acta. Vol. XXI.—XXIII. XXVI. 
Meddelanden. Heft 28. 30. 
— Administration de Industrie en Finlande: — 
— Société.des Sciences en Finlande: 
Ofversigt. ‘Tom. 44—45, 
Acta. Vol. 25,1. 28—31. 
Bidrag til Kännedom. 61. 62. 
— Commission g&ologique de la Finlande: 
Bulletin. No. 14. 
Hermannstadt. Siebenbürgischer Verein für Naturwissen- 
schaften: 
Verhandlungen und Mitteilungen. Jahrg. 52. 1902. 
_ „Abhandlungen. Bd. 1—2. 
Hildesheim. Roemer- Museum: — 


— 27 — 


Jassy. Société des Médecins et des Naturalistes: — 

Jena. Medicinisch-naturwissenschaftliche Gesellschaft: 
Denkschriften. Band IV, 1, 4. VI, 2. VIII, 5. X, 2. XU, 2. 
*Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 37. H. 3. 4. H. 38. 39. 


Innsbruck. Naturwissenschaftlich- medicinischer Verein: 
Bericht 28. 1902—1903. 
— Ferdinandeum: — 


Irkutsk (Ostsibirien). Ostsibirische Abteilung der kaiserl. russ. 
geograph. Gesellschaft: — 


Karlsruhe, Naturwissenschaftlicher Verein: 
Verhandlungen. Bd. XVI—XVII. (1902—1904). 
— Badischer zoologischer Verein: 
Mitteilungen. No. 16—17. 


Kiel. Naturwissenschaftl. Verein für Schleswig - Holstein: 
Schriften XII, 2. 
Register 1—12. 


Königsberg. Physikalisch-ökonomische Gesellschaft: 
Schriften. Bd. 43—44. 
Kopenhagen. Universitets Zoologiske Museum: 
Videnskabelige Meddelelser fra den naturhistoriske Forening. 
Jahrg. 1903— 1904. 
Krakau. Akademie der Wissenschaften: 
Anzeiger 1902. No. 8—10. 1903. 1904. No. 1—10, 
Catalogue of polish literature If, 3—4. III, 14. IV, 1—3. 
Laibach. Musealverein für Krain: — 
Landshut. Naturwissenschaftlicher Verein: 
Bericht 17. 1900—1903. 
La Plata. Museo de La Plata: — 
— Bureau général de Statistique de la Province de 
Buenos Aires: 
Boletim mensal A. II, 14. III, 26. 28. IV, 29—36, 41. 
— Universidad de La Plata: Facultad de ciencias 
fisico-matematicas: 
Paleontologia Argentina No. 2. 
Lausanne, Société Vaudoise des Sciences Naturelles: 
Bulletin... No. 145—1561. 
Observations météorologiques. 1902. 
Lawrence. Kansas University: 
Quarterly. Vol. 10. No. 4. 
Science Bulletin. Vol. I, 5—12. II, 1—15. 
Leipzig. Verein fiir Erdkunde: 
Mitteilungen. 1902. 1903, 1. 
Richter, Literatur der Landeskunde No. 4. 
Wissenschaftliche Veröffentlichungen. Bd. 6. 
— Naturforschende Gesellschaft: 
Sitzungsberichte 28/29 (1901 ;02). 


— 238% — 


Leyden. Universitäts-Bibliothek: 
Jaarboek van het mijnwezen 1900—1903. 
Lijst van periodicken in de bibliotheek. 
8 Dissertationen. _ 
— Nederlandsche Dierkundige Vereeniging: 
Tijdschrift. Ser. II. Deel. VIII. Afl. 1—2. 
Aanwinsten 1902. 
Lille. Société Géologique du Nord de la France: 
Annales. Tom. 30—32. 
Linz. Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns: 
Jahresbericht 32—33. 
— Museum Francisco-Carolinum: 
Jahresbericht 61—62. 
Lissabon (Lisboa). Academia Real das Sciencias: 
Jornal de Sciencias mathematicas, physicas e naturaes. Ser. 2. 
Tome VII, 25. 
— Sociedade de Geographia: 
Boletin. Ser. 19. No. 7—12. Ser. 20. No. 1—12. Ser. 21. No. 1—12. 
22, 1—12. 
— Direggdo dos Trabalhos geologicos: 
Communicacdes. .Tome V, 1—2. 
Liverpool. Biological Society: 
Proceedings and Transactions. Vol. 16—18. 1901/02—1903/04. 
London. Royal Society: 
*Proceedings. No. 469—506. 
Transactions 201—203. A. 196—197 B. 
Reports of the malaria committee VIII. 
Herdmann, Pearl Oyster fisheries. Vol. I. II. 
Reports of the sleeping sickness commission No. 1—4. 
— Linnean Society: 
Transactions. Zoology. Ser. 2. Vol. 8. Part. 9—12. Vol. 9. Part. 1—5. 
° Botany. „2 , 6 , 4-6. 
*Journal. Zoology. No. 186—191. 
Botany. , 246—257. 
Proceedings 1902—1904. 
List of the Linnean Society 1902/03—1904/05. 
— British Museum (Natural History), Department of Zoology 
Handlist of birds. Vol. IV. 
History of the collections. Vol. I. 
Catalogue of birds eggs. Vol. III. 
„ „ the library. Vol. I-II (A—K). 
» „ Madreporarian corals IV. 
„ „ Report on economic zoology. Vol. I—Il. 
” „ lepidoptera phalaenae IV. 
„ jurassic plants. pp. IT. 
— Royal Microscopical Society: 
Journal. 1903. 1904. 1906. Part. 1—2. 


— 239 — 


London. Zoological Society: 
Transactions. Vol. 16. Part. 8. Vol. 17. Part. 1—2. 
*Proceedings. 1902. Part.2. 1903. 1994, I. II, 1. 
Zoological record. 1901. 
— Geological Society: 
Quarterly journal. Vol. 60, p. 2. 
— British Association for the Advancement of Sciences: 
Report 72 (1902). 73 (1903). 
— Entomological Society: 
Transactions 1902—1904. 
Louvain. „La Cellule‘: 


La Cellule, Recueil de Cytologie et d’Histologie générale. Bd. 19. 
Fasc. 2. Bd. 20. 21. | 


Lübeck. Geographische Gesellschaftund Naturhistorisches 
Museum: 
Mitteilungen. II. Reihe, Heft 17—19. 


Lüneburg. Naturwissenschaftlicher Verein: 
Jahreshefte. 16. (1902—1904). 


Lüttich (Liége). Société Royale des Sciences: 
Mémoires Ser. IH. Vol. 5. 
— Société Géologique de Belgique: 
Annales. Tom. 29, Livr.4. Tom. 30. 31. 32 in 4°. Tom. 25, 2. 
Mémoires. Tom. II. Livr. 1. 
Lohest, La géologie du terrain houiller du Nord de la Belgique. 
Lund. Carolinische Universität: 
Acta T. XXXVII- XXXVIII.; Accessionskatalog 16. 
Luzern. Naturforschende Gesellschaft: 
Mittheilungen. Heft 4. 
Luxemburg. L’Institut Grand-Ducal: 
Publications. Tome 27B. 
Lyon. Académie des Sciences, Belles Lettres et Arts: 
Mémoires. Ser. III. Tom. 7. 
— Bibliothéque de l’Universite: 
Annales. N.S. I. Fasc. 10—16. 
— Musée d’Histoire Naturelle: 
Archives. Tom. II. VIII. 
— Société Linnéenne: 
Annales. Tom. 49. (1902). 
— Société Nationale d’Agriculture, Histoire Naturelle 
et Arts utiles; 
Annales VII Ser. Tome IX. X. VIII. Ser. Tom.1. (1903). 
Madison (Wis), Wisconsin Academy of Sciences, Arts and 
Letters: 
Transactions. Vol. XIII. Part.2. Vol. XIV, p. 1. 
— Geological and natural history survey of Wisconsin. 
Bulletin 8—13. 


— 340% — 


Madrid. Real Academia de Ciencias: 
Memorias. Tom. 21. 


Magdeburg. Naturwissenschaftlicher Verein: 
Jahresbericht 1902—1904. 


Mailand. Societä Italiana di Science Naturali: 
Atti. Vol. 41. Fasc. 4. Vol. 42. 43. 44, 1. 


— Reale Istituto Lombardo di Scienze e Lettere: 
Memorie S. III. Vol. XIX, 10—13. XX, 2—4, 
Rendiconti S. II. Vol. 35—38, 1—4. 


Manchester. Literary and Philosophical Society: 
Memoirs and Proceedings. Vol. 47, 2—49, 2. 


Mannheim. Verein für Naturkunde: — 


Marburg. Gesellschaft zur Beförderung dergesammten Natur- 
wissenschaften: 
Sitzungsberichte 1902—1904. 
Schriften. Bd. 13. Abth. d. 


Marseille. Musée d'Histoire Naturelle: 
Annales. Tom. VII—VIII. 
— Faculté des Sciences: 
Annales, T. XITI—XIV. 


Melbourne. Public Library, Museum and National Gallery: 
Report of the Trustees 1902—1904. 
— Royal Society of Victoria: 
Proceedings. Vol. XV. Part.2. Vol. XVI—XVII. 
Meriden, Conn. Meriden Scientific Association: — 


Mexico. Instituto geologico: 
Boletin. No. 16, 
Parergones T.I. No. 1—7. 
Milwaukee: Natural history Society: 
Bulletin N.S. If. No. 4. III. No. 1. 2. 3. 
— Public Museum of the city: 
Annual Report 21—22. : 
Minneapolis. Geological and Natural History Survey of 
Minnesota: 
Report. Zoological Series No. 4. 
Missoula. University of Montana: 
University Bulletin No. 10. 13. 14. 17. 19. 20. 21. 23. 
Modena. Societä dei Naturalisti: — 
Monaco. Musée Oc&anographique: . 
Resultats. Fasc. 22—29. 
Bulletin. No. 1—33. 
Montevideo. Museo Nacional de Montevideo: 
Anales. Tom. IV, p. 29—154. V, p. 1—160. 
Montpellier. Académie des Sciences et Lettres: 
Mémoires. II. ser. Tom. III. No. 2—4. 


— 241% — 


Moskau. Société Impériale des Naturalistes: 
Bulletin., 1902. No. 3—4. 1903. 1904, No. 1—3. 
Nouveaux mémoires. Tom. XVI. No. 3—4. 
München. Königl. Bayerische Akademie der Wissen- 
schaften: 
*Sitzungsberichte. 1902, 3. 1903. 1904, H. 1—3. 
Abhandlungen Bd. XXII, 1. 
2 Festreden. 
— Botanische Gesellschaft: 
Berichte. Bd. VIII, 2. IX. X. 
— Gesellschaft für Morphologie und Physiologie: 
Sitzungsberichte. 1902. 1903. 1904, 1. 
— Königl. Bayr. Oberbergamt (geognost. Abteilung): 
Jahresheft 15. 
— Ornithologischer Verein: 
Jahresbericht 3. 1901/02. 
Münster. Westfälischer Provinzial-Verein: — 
Nantes. Société des Sciences Naturelles de 1l’Ouest de la 
France: 
Bulletin. Ll. ser. Tome 2—4. 
Neapel. R. Accademia delle Scienze Fisiche e Mathematiche: 
Atti. Ser. II. Vol. XI. 
Rendiconto. Ser. 3. Vol. VIII, 6—12. IX. X. 
— Zoologische Station: 
Mitteilungen. Bd. XV, 4. XVII, 1. 2. 
Neuchatel. Société des Sciences Naturelles: 
Bulletin. Tome XXVIII. 
New Haven. Connecticut Academy of Arts and Sciences: 
Transactions Vol. X1, 1. 2. 
New York. Academy of Sciences: 
Annals. Vol. 14. p.3—4. XV, 1—3. 
— American Museum of Natural History: 
Annual Report. 1902—1903. 
Bulletin. Vol. XVI. XVILI, 1—3. XIX. XX. 
Memoirs. Vol. I, 8. 
Journal. Vol. 1—3. 4, 2. 3. 
List of papers. 1881—1902. 
— Botanical Garden. 
Bulletin. Vol. III. No. 9—11. 
Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft: 
Abhandlungen. XV. 
Jahresbericht 1903. 
Odessa. Société des Naturalistes de la Nouvelle Russie: 
Mémoires. XXIV—XXVII. 
Offenbach. Verein fiir Naturkunde: — 
Osnabriick. Naturwissenschaftlicher Verein: 
Jahresbericht 15. 1901/02. 


16 


— 242% — 


Ottawa. Geological and Natural History Survey of Canada: 
Annual report. XII. XIII. (1899—1900.) 
Catalogue of canadian birds. p. 2. 3. 
Contributions to Canadian palaeontology. Vol. III, 3—4. 
White, Altitudes in the dominion of Canada. 
— , Dictionary of altitudes. 
— Royal Society of Canada: 
Proceedings and Transactions. Ser. 2. Vol. 8—9. 
Padova. Accademia scientifica Veneto-Trentino-Istriana: 
Atti. Ser. II. Vol. IV. Fasc. 2. 
Paris. Société Zoologique de France: — 
Bulletin. Tom. 27. No. 1—10. 
Mémoires. Tom. 12. 13, 1. 2. 4. 15. 
— Société G&ologique de France: 
*Bulletin. Ser. 4. Tom. II, No. 4—5. III. IV, 1—5. 
— Société Philomathique: 
*Bulletin. Sér.9. Tome IV, No. 3—4. V. VI. 
— Feuille des Jeunes Naturalistes: 
Sér. 3. No. 388—415. 
Catalogue de la Bibliothéque. Fase. 31—32. 
Passau. Naturwissenschaftlicher Verein: 
Bericht 19. 
Pavia. Universita di Pavia: — 
Perugia. Universita di Perugia: 
Annali. Ser. III. Vol. II, 1. III, 1. 
Petersburg. Académie Impériale des Sciences: 
Mémoires. XI. XII. XIII. 
Annuaire du Musée zoologique. Tom. VII. No. 2—4. VIII. IX, 1—3. 
— Bibliothéque de l’Université: 
Vorlesungsverzeichnis 1903/04—1904/09. 
— Comité Géologique: 
Mémoires. Vol. XIII, 4. XV, 1. XVI, 2. XIX, 2. XX, 1. 
N. S. Livr. 1. 2. 4—13. 
Bulletin. Vol. 21. No. 5—10. 22. 
— Societas Entomologica Rossica: 
Horae Societatis Entomologicae Rossica. T. 36. No. 1—4. 37 No, 1—2. 
— Kaiserl. Botanischer Garten: 
Acta 21, 1—3. 22, 1—2. 23, 1. 3. 24, 1. 
Scripta botanica 19. 20. 21. 
— Kaiserl. Institut für Experimentelle Medicin: 
Archives. Tome 9. No. 4—5. X. XI. Suppl. 
— Société Imperiale des Naturalistes. 
Travaux. Vol. 31,5. 32, 3. 33, 2—3. 34, 2. 
Comptes rendus. 1902. 1903—1904. 
— Russisch. Kaiserl. Mineralogische Gesellschaft: 
Verhandlungen. Ser. 2. Bd. 40. 41. 
Materialien zur Geologie Rußlands, 21. 22, 1. 


— 243* — 


Philadelphia. Academy of Natural Sciences: 
Proceedings. Vol. 54, 2—3. 55, 56, 1, 2. 
— American Philosophical Society: 
*Proceedings. Vol. 41. No. 170-172. 42. No. 173—175. 43. 
No. 176—178. 
— Wagner Free Institute: 
Transactions. Vol. III, p. VI. 
Pisa Societa Toscana di Scienze Naturali: 
Atti (Processi verbali). Vol. 14. 
Atti Memorie. Vol. XIX. XX. 
Portici. Rivista di patologia vegetale e zimologia (Prof. 
A. Berlese): — 
Posen. Naturwissenschaftlicher Verein der Provinz Posen: 
Zeitschrift der botanischen Abteilung. Jahrg. IX. Heft 4—5. X. 
XI, 1—3. 
— Kaiser-Wilhelm Bibliothek: 
Die Begründung der Kaiser-Wilhelm Bibliothek 1898 —1902. 
Jahresbericht 1—2. 1902. 1903. 
Prag. Deutscher Akademischer Leseverein (Lese- und Rede- 
halle der Deutschen Studenten): 
Bericht 54—55 (1902/03). 
— Verein Lotos: 
Sitzungsberichte. Jahrg. 1902—1903. 
— Königl. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften: 
Sitzungsberichte und Jahresbericht 1902—1904. 
2 Festschriften. 
Pressburg. Verein für Natur- und Heilkunde: 
Verhandlungen N. F. Heft 14—15. 
Regensburg. Naturwissenschaftlicher Verein: 
Bericht IX. (1901/02.) 
Beichenberg. Österreichischer Verein der Naturfreunde: 
Mitteilungen. Jahrg. 33—35. 
Rennes. Bibliothéque de l’Universite: 
Travaux scientifiques. Tom. II. 
Riga. Naturforscher-Gesellschaft: 
Korrespondenzblatt 46—47. 
Rio de Janeiro. Museu Nacional de Rio de Janeiro: — 
Rochester Academy of Science: 
Proceedings. Vol. IV. pag. 65—148. 
Rom. Museo de Geologia dell’ Universita: — 
— R.Comitato Geologico d’Italia: 
Bollettino. 1902. No. 3—4. 1903. 1904. 
— R. Accademia dei Lincei: 
Atti Memorie 8. V. Vol. 4. 
Atti Rendiconto dell’ adunanza 1903—1904. 
Atti Rendiconti. Vol. XII. I. Sem. 1—12. Vol. XIII. 
— Universita Roma (Pietro de Vescovi): — 


16* 


— Mr — 


Rovereto. R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti degli Agiati: 
Atti. Vol. 8. Fasc. 3—4. 9. Fasc. 1—4. 10. Fasc. 1—4. 
Rovigno. Zoologische Station: — 
Salem (Mas... Essex Institution: — 
San Francisco. California academy of science: 
Proceedings I, 8. II, 1. 10. III, 5. 6. 
Memoirs. Vol. III. 
San José. Museo Nacional de la Republica de Costa Rica: -- 
Santiago (Chile. Deutscher Wissenschaftlicher Verein: 
Verhandlungen. Band IV. Heft 6. V, Heft 1. 
— ‘Société Scientifique du Chili: 
Actas XII, 1—5. XIII, 1—3. 
Sad Paulo. Zoologisches Museum (Museu Paulista): 
Revista. Vol. V. 
Sarajevo. Bosnisch-Herzegowinisches Landesmuseum: — 
Siena. Accademia dei Fisiocritici: 
Atti. Ser.4. Vol. XIV, 1—10. XV. XVI. 
Sitten (Sion. Société Murithienne du Valais: 
Bulletin 32 (1903). 
Springfield. Mass. Springfield Museum of natural history: 
Bulletin No. 1. 
Stavanger. Stavanger Museum: 
Aarshefte 1902—1903. 
St.Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: 
Bericht 1900—1901. 
Stettin. Entomologischer Verein: 
Entomologische Zeitung. Jahrg. 64- 65. 
St. Louis. Academy of sciences: 
Transactions. Vol. XI, No. 6—11. XII, 1—10. XIII, 1—9. XIV, 1-6. 
— Missouri Botanical garden: 
Report 14—15. (1903—1904). 
Stockholm. Königl. Akademie der Wissenschaften: 
Bihang. Vol. 28. 1—4. 
Arkiv for Zoologi. Bd. I. 
Arkiv for Botanik. Bd. I. 
Handlingar 36 —38. 
Observations météorologiques Suédoises. Vol. 40—44. 
Lefnadsteckningar. Bd. 4, 3. 
Arsbok 1903—1904. 
Le Prix Nobel 1901. 
— Institut Royal Géologique de la Suéde: 
Sveriges geologiska Undersökning. Aa No. 116. 118. 122. Ae. 7. 
Ca. 3. 
— Entomologiska Fireningen: 
Entomologisk Tidskrift. Bd. 23—25. 
Straßburg. Kaiserl.Universitäts- und Landes-Bibliothek: 
59 Inaugural-Dissertationen. 


— Mr — 


Straßburg. Kommission für die geologische Landes-Unter- 


suchung von Elsaß-Lothringen: — 
Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte von Elsaß-Lothringen. 
N.F. Heft 6 mit Atlas. 


Stuttgart. Verein für Vaterländische Naturkunde: 


Sydney. 


Tokyo. 


Jahreshefte 59—60. 
Königl. Technische Hochschule: 
Jahresbericht 1902/1903— 1903/1904. 


Royal Society of New South Wales: 
Journal and Proceedings. Vol. 36. 


Linnean Society of New South Wales: 
Proceedings. Vol. 37, p. 3—4. Vol. 38—39. 


Australian Museum: 
Records. Vol. IV, No. 8. V, No. 1-5. 
Reports of the trustees. 1902—1903. 


Department of Mines and Agriculture (Geological 
Survey of New South Wales): 

Annual Report of the Department of Mines 1903. 

Records. Vol. VII, p. 83—4. 

Memoirs. Geology No. 3. Palaeontology. No. 11. 13. 

Imperial University (College of Science): 

Journal. Vol. XVI, 12. 15. XVII, 11. XVIII, 1—8, XIX, 1—20. XX. 

Bulletin (College of agriculture) IV, 5. V, 3. 4. VI, 1—3. 

Calendar 1903. 1904. 

Imperial University (Medicinische Fakultät): 

Mitteilungen. Band V, No. 3. VI, 1—2. 

Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde: 

Mitteilungen. Bd. 9. Supplement 7. 

Tokio Botanical Society: 

The Botanical Magazine. Vol.I, No.5, II, 12—22, III, 23—34, 
IV—XVI. XVII, No. 200—202. XVIII, No. 203—218. 

Imperial University (Societas zoologica tokyonensis): 

Annotationes Zoologicae. Vol. IV, 4—5. V, p. 1—3. 


Toronto. The Canadian Institute: 


Transactions. Vol. VII, p. 2—3. 
Proceedings. Vol. II, p. 5—6. 
University of Toronto: 

Studies: Physiological series No. 4—6. 
Biological series No. 3. 

Geological series No. 2. 


Trencsén. Naturwissenschaftlicher Verein des Trencséner 


Triest. 


Komitates: 
Jahresheft 1902/03. 
Societa Agraria: 
L’Amico dei Campi. Anno XXXVIII. 
Societa Adriatica di Scienze Naturali: — 


— ur — 


Triest. Museo Civico di Storia Naturale: 
Atti. Vol. X. 
— Zoologische Station: — 


Tring (Herts., England). Zoological Museum: 
Novitates Zoologicae. Vol. 9. No.4. Vol. 10. 11, 1—3. 


Tromsöd. Tromsö Museum: 
Aarshefter 1901. 


Trondhjem. Königl. Gesellschaft der Wissenschaften: 
Skrifter 1902—1903. 


Troppau. Naturwissenschaftlicher Verein: 
Landwirthschaftliche Zeitschrift. 1903 —1904. 


Tübingen. Universitäts-Bibliothek: 
Krehl, L., Über die Entstehung der Diagnose. (Einladungsschrift). 
Tufts College, Mass.: 
Studies. No. 8. 
Turin (Torino). Reale Accademia delle Scienze: 
Memorie. Ser. 2. Tomo 52—54. 
Atti. Tomo 38—39. 
Osservazioni meteorologiche 1902/1904. 
— Museo di Zoologia ed Anatomia: — 
Bollettino. No. 416—482. 
Upsala. Societas Regia Scientiarum: 
Nova acta. Ser. II. Vol. 2. 4—14. Ser. III. Vol. XX, 2. 
Urbana (Illinois) The Illinois State Laboratory of Natural 
History: 
Bulletin. Vol. VI, 2. VII, 1—3. 
Washington. Smithsonian Institution: 
Annual Report of the board of regents. 1902. 
Annual Report of the board of regents (Report of the U. S. National 
Museum). 1901—1902. 
Smithsonian Miscellaneous Collections. 1174. 1259. 1312—1314. 1375. 
Proceedings. Vol. 23—27. 
Bulletin of the U.S. National Museum. No. 61—53. 
— Department of the Interior (Geological Survey): 
Annual report 22—24. 
Monographs. Vol. 41—46. 
Professional paper. No. 1—22. 
Mineral resources 1901. 
Bulletin No. 191. 195-—232. 
— Department of Agriculture: 
Yearbook 1901—1903. 
North American Fauna. No. 23. 
— American Microscopical Journal (Ch. W.Smily): — 
— The Microscope (Ch. W. Smily): — 
— Philosophical society: 
Bulletin. Vol. 14, pag. 206—276. 


— 247* — 


Wellington. New-Zealand Institute: 
Transactions. Vol. 35—36. 
Wernigerode. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes: — 
Wien. K.k. Akademie der Wissenschaften: 
Anzeiger 1902, 11—27. 1903. 1904. 
Mitteilungen der praehistor. Commission. Bd. I, 6. 
Denkschriften. Bd. 72. 
— K.k.Geologische Reichsanstalt: 
*Verhandlungen. 1902, N. 11—18. 1903, 1—18, 1904, 1—18. 
Abhandlungen XVII, 6. XX, 1. 
*Jahrbuch. Bd. 51, 3—4. 52, 2—4. 53. 
— K.k. Naturhistorisches Hof-Museum: 
*Annalen. Bd. 17, 3-4. 18. 19, 1. 
— Zoologisch-Botanische Gesellschaft: 
*Verhandlungen. Bd. 51. 52. 63. 54. 
Abhandlungen. Bd. I, 2—4. 
— Entomologischer Verein: 
Jahresbericht 13. 1902. 
— Oesterreichischer Touristen-Klub (Sektion für Na- 
turkunde): 
Mitteilungen. Jahrgang 15. (1904). 
— K. k. Zentral-Anstalt für Meteorologie und Erd- 
magnetismus: 
Jahrbücher. 1903. (N. F. 39). 
— Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher 
Kenntnisse: 
Schriften. Bd. 42—44. 
— Naturwissenschaftlicher Verein ander Universität: 
Mitteilungen. 1903. No. 1—8. 1904. No. 1—9. 
Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde: 
Jahrbücher. Jahrg. 56—57. 
Winterthur. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: 
Mitteilungen IV—V. (1902—1904). 
Würzburg. Physikalisch-medicinische Gesellschaft: 
Verhandlungen. N. F. Bd. 35, 4—8. 36, 1—7. 
Sitzungsberichte. 1902, 3—6. 1903, 1—8. 1904, 1—4. 
Zürich. Naturforschende Gesellschaft: 
Vierteljahrschrift. Jahrg. 47—48. (1902—1903). 
Nenujahrsblatt 1903—1904. (105—106). 
— Schweizerische Botanische Gesellschaft: 
Der botanische Garten und das botanische Museum der Universität 
Zürich. 1902— 1904. 
Zweibrücken. Naturhistorischer Verein: — 
Zwickau Verein für Naturkunde: 
Jahresbericht 1901. 1903. 


— 248* — 


C. Durch Kauf erworben. 
a. Vollständige Werke und Einzelschriften : 


Fabre, J.: Souvenirs entomologiques. Vol. 1—8. Paris 1882—1903. 8°. 
Haberlandt, G.: Sinnesorgane im Pflanzenreich. Leipzig 1901. 8°. 
Jeffreys, J. G.: British conchology. Vol. 1—5. London 1863—1904. 8°. 
Lehmann, O.: Molekularphysik. Bd. 1—2. Leipzig 1888—1889. 8° 
Lehmann, O.: Flüssige Kristalle. Leipzig 1904. 4°. 

Macquart, J.: Diptéres exotiques. Vol. 1—5. Lille 1838—1855. 8°. 
Meyerhoffer, W.: Die Phasenregel und ihre Anwendung. Leipzig 1893. 8°. 
Osann, A.: Beitrige zur chemischen Petrographie I. Stuttgart 1901. 8°. 
Penk, A.: Morphologie der Erdoberfliche. Bd. 1—2. Stuttgart 1894. 8°. 
Tamann, G.: Kristallisieren und Schmelzen. Leipzig 1903. 8°. 


b. Lieferungswerke : 


Baillon: Histoire des plantes. 

Bibliothek der Länderkunde. 

Brandt, Nordisches Plankton. 

Brefeld: Mycologische Untersuchungen. 

Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs. 

Catalogue of Scientific Papers. 

Chelius, C.: Erläuterungen zur Geologischen Karte des GroBherzogtums Hessen. 
Das Tierreich (Deutsche Zoolog. Gesellschaft). 

Engler: Vegetation der Erde. 

Engler: Das Pflanzenreich. 

Ergebnisse der deutschen Tiefsee-Expedition. 

Ergebnisse der Plankton-Expedition. 

Ergebnisse der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise. 
Fauna und Flora des Golfes von Neapel. 

Fauna arctica. 

Grandidier: Histoire Naturelle de Madagascar. 

Hintze: Handbuch fiir Mineralogie. 

Lethaea geognostica. 

Leuckart und Chun: Zoologica. 

Lindenschmit Sohn, L.: Altertiimer unserer heidnischen Vorzeit. 
Martini-Chemnitz: Systematisches Konchylien-Kabinet. 
Martius u.a.: Flora Brasiliensis. 

Palaeontographia Italica. 

Palaeontographical Society. 

Rabenhorst: Kryptogamenfiora. 

Retzius: Biologische Untersuchungen. 

Sarasin, P.u. F.: Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon. 
Schimper: Mitteilungen aus den Tropen. 

Selenka: Studien zur Entwicklungsgeschichte. 

Semper: Reisen im Archipel der Philippinen. 

Smith und Kirby: Rhopalocera Exotica. 


— Ur — 


*Taschenberg, O., Dr.: Bibliotheca Zoologica. 

Trouessart, E. L.: Catalogus mammalium. Nova editio. 

Tryon: Manual of Conchology. 

Zacharias: Forschungsberichte aus der Biologischen Station von Plön. 


c. Zeitschriften. 


Abhandlungen der GroBherzoglich Hessischen Geologischen Landesanstalt. 

Abhandlungen der Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft. 

*American Journal of Arts and Sciences. 

*Anatomischer Anzeiger. 

Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg. 

*Annales des Sciences Naturelles (Zoologie et Botanique). 

Annales de la Société Entomologique de France. 

*Annals and Magazine of Natural History. 

Arbeiten aus dem zoologischen Institut der Universitit Wien. 

*Archiv fiir Anatomie und Physiologie. 

*Archiv fiir Anthropologie. 

*Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere. 

*Archiv für mikroskopische Anatomie. 

*Archiv für Naturgeschichte. 

*Archiv für Entwicklungsmechanik. 

*Archiv für Protistenkunde. 

*Archives de Biologie. 

"Archives de Zoologie expérimentale et générale. 

*Biologisches Centralblatt. 

*Botanischer Jahresbericht. 

*Botanische Jahrbücher fiir Systematik, Pflanzengeographie und Pflanzen- 

geschichte. 

*Centralblatt für Mineralogie. 

Deutsche botanische Monatsschrift. 

Deutsche Entomologische Zeitschrift. 

*Geological Magazine. 

Jahresberichte über die Fortschritte der Physiologie. 

*Journal de l’Anatomie et de la Physiologie normales et pathologiques de 
l’homme et des animaux (Duval). 

*Journal für Ornithologie. 

*Mineralogische und petrographische Mitteilungen. 

*Morphologisches Jahrbuch. 

_*Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 

The american Naturalist. 

*Nature. 

*Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 

*Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 

Notes from the Leyden Museum. 

*Palaeontographica. 

*Zeitschrift fiir Krystallographie und Mineralogie. 


— 260% — 


*Zeitschrift für Ethnologie. 

*Zeitschrift für practische Geologie. 
*Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. 
Zoological Record of the Zoological Society. 
*Zoologische Jahrbücher. 

*Zoologischer Jahresbericht. 

*Zoologischer Anzeiger. 

*Zoologisches Zentralblatt. 


Die Anschaffungen und Geschenke des Dr. Senckenbergischen 
Medizinischen Instituts, des Physikalischen, Aerztlichen und Geo- 
graphischen Vereins werden ebenfalls der gemeinsamen Bibliothek 
einverleibt und können demnach von unsern Mitgliedern benutzt 
werden. Von den Zeitschriften, welche, neben den schon angeführten, 
der Gesellschaft zur Verfügung stehen, seien erwähnt: 


Von seiten des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts: 


*Beiträge zur pathologischen Anatomie. 
*Botanische Zeitung. 

*Botanisches Centralblatt. 

*Centralblatt für allgemeine Pathologie. 
Correspondenzblatt für Zahnärzte. 
Ergebnisse der allgemeinen Pathologie. 
*Flora. 

*Fortschritte der Medicin. 

*Jahrbücher für wissenschaftliche Botank. 
*Revue générale de Botanique. 
Wochenschrift, zahnärztliche. 


Von seiten des Physikalischen Vereins: 


Apotheker-Zeitang. 

Astronomisches Jahrbuch. Berlin. 

Astronomische Nachrichten. Altona. 

*Berichte (ler Deutschen Chemischen Gesellschaft. Berlin. 
*Chemisches Centralblatt. Leipzig. 

*Comptes rendus hebdomadaires. Paris. 

*Dinglers Polytechnisches Journal. Stuttgart. 
*Elektrotechnische Rundschau. Frankfurt a. M. 
*Elektrotechnische Zeitschrift. Berlin. 

*Fortschritte der Elektrotechnik. 

*Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. GieBen. 
Jahresbericht über die Fortschritte der Physik. 
*Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie. 
*Journal für praktische Chemie. Leipzig. 


Leipzig. 


— 21* — 


Journal of the institution of electrical engineers. 
*Liebigs Annalen der Chemie. Leipzig. 

The philosophical magazine. 

*Meteorologische Zeitschrift. Wien. 

Physikalische Zeitschrift. 

*Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. 
Das Wetter. 

*Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden. 
Zeitschrift für Electrochemie. 

*Zeitschrift für physikalische Chemie. Leipzig. 
*Zeitschrift für Instrumentenkunde. Berlin. 

*Zeitschrift für Mathematik und Physik. Leipzig. 
*Zeitschrift für physikalischen und chemischen Unterricht. 


Von seiten des Ärztlichen Vereins: 


Charité-Annalen. Berlin. 

*Annales d’Oculistique. 

Annali dell'’Istituto d’Igiene sperimentale. Rom. 
Annales d’Hygiene. 

Annales des maladies de l’oreille et de larynx. 
*Arbeiten des Kaiserlichen Gesundheitsamts. 
Archiv ftir Hygiene. 

*Archiv für Verdauungskrankheiten. 

Deutsches Archiv für klinische Medicin. 

*Archiv für Ohrenheilkunde. 

*Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. 
*Archiv für Psychiatrie. 

*Archiv für Ophthalmologie. 

Archiv für Dermatologie und Syphilis. 

Archiv für Kinderheilkunde. 

*Archiv für Augenheilkunde. 

Archiv für Gynäkologie. 

Archiv für klinische Chirurgie. 

Archiv für pathologische Anatomie. 

Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene. 

Archives de Laryngologie. 

Archives of Laryngology. 

*Archives Italiennes de Biologie. 

Archivii Italiani di Laringologia. 

Archivio Italiano di Otologia. 

*Beiträge zur klinischen Chirurgie. 

Berliner Aerzte-Correspondenz. 

Bulletin de l’Acad&mie royale de Médecine de Belgique. 


Berlin. 


Bulletins et Mémoires de la Société francaise de Laryngologie. 


Bulletins et Mémoires de la Société francaise d’Otologie. 
Centralblatt fiir Bacteriologie und Parasitenkunde. 


— 262% — 


Centralblatt fiir Chirurgie. 

Centralblatt für Gynäkologie. 

Centralblatt für innere Medicin. 

*Centralblatt für praktische Augenheilkunde. 
*Centralblatt für Harnkrankheiten. 

*Centralblatt fiir Physiologie. 

Centralblatt fiir allgemeine Gesundheitspficge. 
*Neurologisches Centralblatt. 

;orrespondenzblatt der Schweizer Aerzte. 
Correspondenzblatt für die Aerzte der Provinz Hessen-Nassau. 
*Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen. 
*Index medicus. 

Jahrbuch für Kinderheilkunde. 

*Schmidt’s Jahrbücher der Medicin. 

Jahrbücher der Hamburgischen Staatskrankenanstalten. 
*Jahresbericht über die Leistungen der Medicin. 
Jahresbericht der Ophthalmologie. 

Jahresbericht über die Fortschritte der Gynäkologie. 
Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre der pathogenen Microorganismen. 
*British Medical Journal. 

Journal of Laryngology and Rhinology. 

Journal of Respiratory organs. 

Journal of the sanitary institut. 

The Lancet. 

Mémoires couronnés de |’Académie royale de Médecine de Belgique. 
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie. 
Monatsblatt für öffentliche Gesundheitspflege. 
Monatsblätter für Augenheilkunde. 

Monatsschrift für Ohrenheilkunde. 

Monatsschrift für öffentliche Gesundheitspflege 
Therapeutische Monatshefte 

Guy’s Hospital Reports. 

*Ophthalmic Hospital Reports 

Deutsche Praxis. 

*Praktische Arzt, der. 

Reichsmedizinalkalender. 

Revue mensuelle de Laryngologie. 

Hygienische Rundschau. 

Sachverständigen-Zeitung. 

Sammlung klinischer Vorträge. 

*Semaine médicale. 

Obstetrical Transactions. 

Medico-chirurgical Transactions. 

Moleschotts Untersuchungen zur Naturlehre. 
Aerztliches Vereinsblatt. 

Vierteljahrschrift für Gesundheitspflege. 
Vierteljahrschrift für gerichtliche Medicin. 


~ 253" — 


Verhandlungen der Berliner medicinischen Geselischaft. 
*Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts. 
Berliner klinische Wochenschrift. 

Wiener klinische Wochenschrift. 

Wiener medicinische Wochenschrift. 

Deutsche medicinische Wochenschrift. 

Münchener medicinische Wochenschrift. 

*Zeitschrift für Biologie. 

Zeitschrift für Chirurgie. 

Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. 
Zeitschrift für klinische Medicin. 

*Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. 


Von Seiten des Vereins für Geographie und Statistik. 


Abhandlungen der k. k. Geographischen Gesellschaft Wien. 
Annalen der Hydrographie. 

Archiv für Siebenbürgische Landeskunde. 
Astronomisch-geodätische Arbeiten. 

Beiträge zur Sprach-, Land- und Völkerkunde von Niederländisch-Indien. 
Bericht der Kais. Russ. geographischen Gesellschaft Petersburg. 
Deutsche geographische Blätter (Bremen). 

Bollettino della Societ& geografica Italiana. 

Bollettino della Societä Africana d'Italia. 

Boletin de la Sociedad geografica de Madrid. 

Boletin del Instituto geografico Argentino. 

Boletin del Instituto geologico de Mexico. 

Boletin de la Sociedad geografica de Lima. 

Boletim da Sociedade de Geographia de Lisboa. 

Bulletin de la Société géographique de Paris. 

Bulletin de la Société du Nord de la France, Douai. 

Bulletin de la Société de Géographie de Marseille. 

Bulletin de la Société de Géographie de !’Est, Nancy. 

Bulletin de la Société de Géographie commerciale de Bordeaux. 
Bulletin de la Société Hongroise de géographie Budapest. 
Bulletin de la Société Languedocienne de Géographie, Montpellier. 
Bulletin de la Société géographique d’Anvers. 

Bulletin de la société Neuchateloise de géographie. 

Bulletin de la Société Normande de Géographie, Rouen. 
Bulletin de la Société de Géographie commerciale, Havre. 
Bulletin der Ruminischen geographischen Gesellschaft. 

Bulletin du comité de l'Afrique francaise. 

Bulletin of the geographical society of California. 

Bulletin of the geographical society of Philadelphia. 

Bulletin of the geological institution Upsala. 

Fennia. Bulletin de la société de géographie de Finlande. 

Le Globe. 


— 2%4* — 


Jahrbuch des Ungarischen Karpathenvereins. 

Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpathenvereins. 
Jahresbericht der geographisch-ethnographischen Gesellschaft Zürich. 
Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Bern. 
Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Greifswald. 
Jahresbericht der geographischen Gesellschaft München. 
Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Dresden. 
Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Metz. 
Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Stettin. 
Jahresbericht des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde. 
Journal of the American Geographical Society, New-York. 
Journal of the Geographical Society, Manchester. 

Journal of geographical society of London. 

Kundmachungen für Seefahrer. 

Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens. 

Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg. 
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft Lübeck. 
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Jena. 
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Wien. 
Mitteilungen des Vereins für Erdkunde Halle. 

Mitteilungen des K. K. Militär-Geographischen Instituts Wien. 
Mitteilungen von Forschungsreisenden. 

Nachrichten für Seefahrer. 

National Geographic magazine. 

*Petermanns Mitteilungen. 

Pubblicazioni della Specola Vaticana. 

Queensland geographical journal. 

Revue de la Société géographique de Tours. 

Svenska Turist Föreningens arsskrift. 

Tijdschrift van het konigl. Nederlandsch Aardrijskundig Genootschap. 
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 
Verhandlungen des deutschen Geographentags. 

Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 


— 255* — 


Medaillensammlung. 


Im Berichtsjahre sind folgende Medaillen in die Sammlung 
eingereiht worden: 

Bronzeplakette, hergestellt zur Feier des 200 jährigen 
Bestehens der Kgl. Preußischen Akademie der Wissen- 
schaften, Geschenk Sr. Exzellenz des Herrn Ministers der 
geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten in Berlin. 

Humboldt-Medaille von Weigand in Bronze, Geschenk 
von Dr. med. E. Roediger. 

Kützing-Medaille von A. Scharff in Silber, angekauft. 

Kützing-Medaille von A. Scharff in Bronze, Geschenk 
von Dr. med. E. Roediger. 

Mehemed-Ali-Pascha-Medaille in Silber, angekauft. 

Wedekind-Medaille von Goetze in Bronze, Geschenk 
von Dr. med. E. Roediger. 

Weigert-Plakette von J. Kowarzik in Silber, an- 
gekauft (siehe Abbildung auf Seite 41*). 


Sonstige Geschenke. 


Prof. Dr. H. Reichenbach: Bild von der Versammlung 
der Deutschen Zool. Gesellschaft in Tübingen, Pfingsten 1904. 

Frau Geheimrat Gegenbaur in Heidelberg: Das Bild 
ihres verstorbenen Gatten. 

Städtisches Tiefbau-Amt: Plan der Stadt Frank- 
furt a. M. in einzelnen Blättern. 

Frl. Julie Lorey: Relief Senckenbergs und zwei 
kleine Kupferstiche. 

Panzer, Aktiengesellschaft in Berlin: 4 Mammutbilder und 
zwei Schrankphotographien aus dem St.-Petersburger Museum. 

August Kühnscherf & Söhne in Dresden: zwei 
Schrankphotographien aus dem Zoologischen Museum in Breslau. 

Prof. Dr. L. Edinger: Naumann, Naturgeschichte der 
Vögel, Bd. I. 

Frau Dr. von Reinach: Die Porträttafeln ihres ver- 
storbenen Gatten für den „Bericht 1905*. 


ee ee m 


Ui. Teil 


Wissenschaftliche Mitteilungen. 


Die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens. 


Von 
E. Lienenklaus. 


Mit Taf. I—IV. 


Allgemeiner Teil. 


Über das Mainzer Tertiärbecken und seine Fauna liegt 
bereits eine ganze Reihe mehr oder weniger umfassender 
Arbeiten vor. Mehrere derselben erwähnen gelegentlich das 
Vorkommen von Ostrakoden, führen auch wohl einige 
Arten namentlich auf. Eine einigermaßen genügende Bearbei- 
tung der Ostrakoden-Fauna dieser Ablagerungen fehlt jedoch 
bis jetzt. 

Sandberger zitiert wohl zuerst und zwar 1853 in seinen 
Untersuchungen!) das Vorkommen von Ostrakoden. S. 13 zählt 
derselbe aus dem unteren Meeressande folgende Arten auf: 


Bairdia subdeltoidea Mstr., 
n arcuata Mstr., 

Cytheridea muelleri Mstr., 

Cytherella tenuistriata Rss. und 

Cythere voltzü Rss.; 
S. 17 aus dem Cyrenenmergel Cytheridea muelleri Mstr., 
S.. 30 aus dem Landschneckenkalk Cypris faba Desm., 
S. 35 aus dem Cerithienkalk von Oppenheim Cypris sp., 

1) Sandberger, 8. 
1% 


—~ 4 — 


S. 42 aus dem Litorinellenkalk Cypris faba Desm. von Soden, 
Kastel, Wiesbaden und Weisenau, 
Cypris angusta Rss. von Wiesbaden und Kästrich bei Mainz und 
Cypris trigonula Sandb. n. sp. von Wiesbaden. 
Endlich erwähnt derselbe Autor auf S. 44 das Vor- 
kommen von ,Cypris-Arten in größter Menge und zum Teil 
Schichten bildend.“ 


Eine Nachprüfung dieser Arten ist mir nicht -möglich, da 
Sandberger weder eine Beschreibung noch Abbildung gibt 
und seine Originale mir nicht bekannt sind. Vermuten läßt sich 
nur, daß seine Bairdia subdeltoidea, B. arcuata und Cytheridea 
muelleri richtig zitiert sind, Cypris faba aber unsere Cypris 
agglutinans ist. 


Bosquet erwähnt sodann 1852') auf S.32, 41 und 48 
Bairdia subdeltoidea und Cytheridea muelleri von Weinheim 
und Cypris faba von Weisenau, alles wahrscheinlich nach 
Sandberger. 


1863 zählt Sandberger ferner?) folgende Arten auf: 
S. 408, Kerne von Cypris von Weinberg unweit Hanau, 

S. 421, aus dem unteren Meeressande 

Bairdia subdeltoidea Mstr., 

„  arcuata Mstr., 

„  marginata Bosq., 

lithodomoides Bosgq., 

Cythere plicata Mstr., 

, voltzit Rss., 
Cytheridea muelleri Mstr. und 
Cytherella tenuistriata Rss. 

Die Buirdia marginata Bosq. aus dem Mainzer Becken 
dürfte vielleicht, nach der Figur bei Bosquet zu urteilen, 
unsere Cuneocythere truncata Lkls. sein. Bezüglich der übrigen 
Arten gilt das, was auf voriger Seite über die Nachprüfung 
gesagt ist. 


Boettger und Lepsius - bemerken ferner, daß in 
den Süßwasserablagerungen Schichten vorkommen, welche 


1) Bosquet 7. 
*) Sandberger, die Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens. 


—~5 — 


mit Cypris-Schalen reich angefüllt sind. Kinkelin erwähnt 
ebenfalls mehrfach das Vorkommen von Cypris-Schalen, führt 
von der Schleusenkammer bei Frankfurt-Niederrad Cypris cf. 
faba Desm. — unsere Cypris agglutinans — und Cypris angusta 
Rss.!), aus der Frankfurter Hafenbaugrube?) und aus einem 
Bohrloch in der Untermainanlage oberhalb Nizza’) Cypris cf. 
faba Desm. auf und bemerkt nach Spandel endlich*), 
daß in dem Cyrenenmergel von Lehen drei Cypris-Arten vor- 
kommen. — Mir ist freilich von Lehen keine Cypris-Art be- 
kannt geworden, wohl aber Cytheridea-Arten. 


J. Zinndorf endlich führt in der Arbeit über den Offen- 
bacher Hafen?) folgande 15 Ostrakodenarten auf, nämlich 


a) aus dem oberen Meeressande: 
Cythereis jurinei Mstr., 
n fimbriata Mstr., 
n sp. nov. No. 1, 


n sp. nov. No. 2, 
Cytheridea muelleri Mstr., 


5 sp. nov. No. 1, 
n helvetica Lkls., 
n sp. nov. No. 2, 


Loxoconcha tenuimargo Rss., 

Limnicythere sp. nov. No. 1, 
sp. nov. No. 2, 

Cytherella cf. jonesiana Bosgq.; 


') Kinkelin, die Schleusenkammer von Frankfurt-Niederrad und ihre 
Fauna. — Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, 
1883/84, 8. 231. 


?) Kinkelin, Geologische Tektonik der Umgegend von Frankfurt a. M 
— Ebenda, 1884/85, S. 188. 


3) Kinkelin. — Ebenda S. 196. 


*) Kinkelin, die Tertiär- und Diluvialbildungen des Untermain- 
tales etc. S. 74. — Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte von Preußen 
und den Thüringischen Staaten, Band IX, Heft 4, S. 74. 


8) J. Zinndorf, Mitteilungen über die Baugrube des Offenbacher 
Hafens. — 42. Jahresbericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde. 1901, 
8.87 bis 140. 


— § — 


b) aus dem Cyrenenmergel: 

Cythereis jurinei Mstr., 

n sp. nov. No. 1, 

„ sp.nov. No.2, 
Cytheridea muelleri Mstr., 
Loxoconcha tenuimargo Rss., 
Paracytheridea triquetra Rss., 
Cytherura sp., 
Cytherideis cf. lithodomoides Bosq. 


Zu diesem Verzeichnis ist folgendes zu bemerken: 


Cythereis sp. nov. No.1 ist unsere C. ramosa. 
sp.nov. No.2 ist C. macropora Bosq. 
Cytheridea sp.nov. No.1 ist C. helvetica Lkls. 


» sp.nov. No.2 beruht wohl auf einem Irrtum 
meinerseits, begangen bei der ersten eiligen Durchsicht der 
Offenbacher Funde. — Herr Zinndorf hatte seinerzeit die 


Freundlichkeit, mir das Offenbacher Material zur Verfügung zu 
stellen. 


Limnicythere sp.nov. No.1 und 2 sind unsere L. einndorfi 
d und §, die sich ganz erheblich von einander unterscheiden. 

Cytherella cf. jonesiana Bosq. ist C. praesulcata Lkls. 

Cytherura sp. ist unsere C. sulcata. 

Cytherideis cf. lithodomoides Bosq. ist unsere C. aff. brevis. 


Daß die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens bislang 
so wenig beachtet oder doch so wenig bekannt geworden sind, 
dürfte sich wohl zur Genüge aus ihrer geringen Grösse, ihrer 
Seltenheit — wenigstens der meisten Arten — und der nicht 
unerheblichen Schwierigkeit ihrer Bestimmung erklären. 


Es lag jedoch, nachdem ich die Ostrakoden des nord- 
deutschen Tertiärs bearbeitet hatte, in meinem besonderen In- 
teresse, auch die Ostrakoden-Fauna des Mainzer Tertiärbeckens 
näher zu untersuchen. Ich bin daher seit einer Reihe von 
Jahren bemüht gewesen, das nötige Material für eine Bearbeitung 
der Mainzer Ostrakoden zusammen zu bringen. Da es mir aber 
nicht möglich war, selber an Ort und Stelle genügend zu sam- 
meln, war ich zum großen Teil auf die Unterstützung anderer 
Geologen angewiesen. Insbesondere sind es die Herren Professor 


—~ 7 — 


Dr. Kinkelin und K. Fischer in Frankfurt a. M., J. Zinndorf 
in Offenbach a. M. und E. Spandel in Nürnberg, denen ich für 
die Unterstützung meiner Bemühungen auch an dieser Stelle 
meinen lebhaften Dank ausspreche. 

Im ganzen habe ich 74 Arten von Ostrakoden aus 
dem Mainzer Tertiär aufgefunden, und zwar verteilen sich die- 
selben in folgender Weise auf die einzelnen Gattungen: 


Macrocypris 1 Art, 
Pontocyyris 3 Arten, 
Argilloecia 1 Art, 
Cyclocypris 1 
Cypria 1 
Candona 6 
Cypris 4 
Cypridopsis 1 Art, 
Jliocypris 2 
Bairdia 2 
Cythereis 13 
Cytheridea 14 
Cuneocythere 2 
Cytherideis 4 
Lozoconcha 4 
Paracytheridea 1 
Aestoleberis 1 , 
Cytherura 3 
Cytheropteron 2 
Encytherura 1 
Limnicythere 1 
Bythocythere 1 
Cytherella 5 Arten. 


Die Verteilung der Arten auf die einzelnen Fundorte er- 
gibt sich aus umstehender Tabelle. 








Unter-Miocän 
Hydrobienschichten. 







S . 
é 


— 


Untere. 








Arten. 











— 
—— a = 


Hanauer Babnho 
Mittelbuchen 
heim, Adalbertstr. | 


Niederrad 


rich a. Rh. 





Wilheilm-Brücke 
Schleußenkammer, 
| Fraukfurt Bocken- 


Karve, Wiesbaden 
‘Frankfurt, Kaiser 


Hessler bei Bieb- 
Frankfurt, 
’ Wachenbuchen- 





Macrocypris arcuata 
. Pontocypris cf. dactylus 

„ brevis. 

„ splendida . 
Argilloecia acuminata . 
Cyelocypris simulta, 

Cypria curvata 
Candona aff. weltners 
» aff. kingsleii 
10. ” candidula . 
n recta. . 
» albicans . 
13. „ rhenana . 
14. Cypris agglutinans 
15. » acuta 
16. „ parva . 
17. »  francofurt 
18. Cypridopsts kinkelint 
19. Iliocypris tribullata . 
20. » tuberculata 
21. Batrdia subdeltoidea 
22. n tenuis . 
23. Cytherets jurinei . 
„ » var. menor 
24. > ramosa . ; 
25. „ striatopunctata . 
26. » scrobiculata 
27. » obliquata 
28. n hispida . 


seo nn mn nm 


« . . 
' 
! I 
ns . . e . . i 
ns . {8s | 





29. „ lyrata . . oe 
30. » latimarginata ’ Lo, 

31. , of. lattorfi . | 
32. » scabra . a . ; 

33. ” plicata . N. 2 
34. n macropura . Zn | 
35. fimbriata . BE 


» 
36. Cytheridea muelleri . 
37. „ praesulcata . 








"Room 38 | 




























































































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oo | emo] = == WESER Er 
| Sunyenz | “ na 
| BE rg prrnczevorenezo) en - . 
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| & — lqoequoyo a ueqey v a 
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[RER 1 1) _ e 
' a ® awe 
| 
= a a . 
_ ~ a 
: a 


you wauyupun 


gosanpeg. 
qoudg Jomjoyuzog 





Wozu zonanpyums, 

















Ober-Oligocän 
Cerithienschichten. 


Janzyusıa 10q 
__ au Jodacgpon.| 
















Unter-Miocän 
Hydrobienschichten. 










Untere. 
A rten a - 5 
° a' gs 6 | 03 
a o|g . | 3 
a a 8 an|o 
© a $£/8 |ee' es 
= 2 A As) £0 39 (55 
oi Biles 'tel/ee 39 ze 
wa | S128: Sel1Gs (ae 3° 
2.823 42/83 32 =: 
33 EB icS sk |37 235 ss 
4 u | |& |B |ıx 











38. Cytheridea helvetica . 





39. , ef. debilis rn I 
40. » perforata ........ .;.5 . 
41. . rarefistulosa | 
42. „ meocaentca . . . ww rer Zu 
43. . devea . |: 
44. » cuneata . . |.» 
45. . wilkamsoniana Jt 
46, , Jt 
47. . , | ; 
48. » fragilis . ae 
49. „ minuta oo. 
50. Cuneocythere truncata . . | ; 
51. . punctulata . | 


52. Oytherideis scrobiculata. . . . . Th - . 
53. » cf. falcata rr 
54. » aff. brevis 


55. » sp... . . |: 
56. Loxoconcha tenuimargo . | . 
57. » subovata . 
58. » intorta . 


69. „ sphenoides . 
60. Paracytheridea triquetra . 
61. Xestoleberis rhenana 

62. Cytherura alata 

63. „ sulcata . 

64. „ aff. gibba . 

65. Cytheropteron punctulatum 
66. . ovulum 

67. Eucytherura dentata. 

68. Limnicythere zinndorfi . 


69. Bythocythere undulata . 
70. Cytherella praesulcata . 


71. „ parallela . 
12. » angusta . i 
73. " cf. beyricht 
74. » sp... . 








Mittel-Oligocän 


‘ss0100H 900 | ar 
ssorayuy | 492TV"a aroquiom 


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| . | ZuuyjopynI 
o ; |-qoniq zeqoequegzo 
„= 





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® 
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yanzyusıy 

109 IpeysqooH 


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youqueyo’a uoger] 
~ Sunqyoysesse 
JOUIBqueygO 


Cyrenenmergel. 


UoseH IOU0BqUOHO 


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mpogsagıg 


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qosqueyo 
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ES Gene 
fi 
1 


Ober-Oligocin 


UdsVH JanzyuwıJ 


Cerithienschichten. 


Janzyusıy 10q 
| Hau 10310qpoJ14 





-qouquogo [waey 


qonig semyoqq10g 


DS 





-— rn Rm © 


ui. u a a II 





— 12 — 


Hiernach sind bekannt: 


aus dem oberen Unter-Miocän . . . . . . . 8 Arten, 
» unteren „ , en... 11 „ 
» rn ganzen „ n nn... 14 „ 
» y QOber-Oligocin . . . ....... Wi ,„ 
»  Oyrenenmergel. ......... 247 y 
» y» oberen Meeressande ........@4Mt21 ~,y 
» 9 ganzen oberen Mittel-Oligocin . . . . 0 , 
» 9 Mittleren Mittel-Oligoeän . . . . .. 19 =, 
>» Unteren n n nn. 24 o 5 
2» ganzen n n a; BE 


Es kommen ferner gemeinsam vor: 
im Miocän und Ober-Oligocan . a 
„ Ober- und Mittel-Oligocän . . . 04 
„ Miocän, Ober-Oligocän und Mittel- Oligocän . 0 


Endlich gehören von den bekannten 74 Arten 


nur dem Süßwasser an . . . 2 2202020... 15 Arten, 
» » Meere an!) circa. . . 2. 2 22.2.4 5 
dem brackischen Wasser an!) etwa ..... D , 


Das Miocän hat, etwa abgesehen von Cytheridea miocaenica, 
die höchst wahrscheinlich im brackischen Wasser lebte, nur 
Süßwasserformen geliefert. Aus dem Ober-Oligocän sind neben 
5 echten Süßwasserformen 2 Arten bekannt, die dem Meere 
angehörten, während 4 Arten wahrscheinlich im brackischen 
Wasser vorkamen. Dem Oberen Mittel-Oligocän gehören eine 
Süßwasserform, vielleicht eine Form des brackischen Wassers 
und 26 Formen des Meeres an. Das mittlere und das untere 
Mittel-Oligocän haben nur Meeres-Ostrakoden geliefert. Die 
Ostrakoden-Fauna des Mainzer Beckens entspricht also auch 
dessen allmählicher Aussüßung. 

Aus dem Umstande, daß wir es im Mainzer Becken mit 
verhältnismäßig viel Strandbildungen und brackischen Ablage- 
rungen zu tun haben, erklären sich sodann einige weitere Eigen- 
tümlichkeiten der Ostrakoden-Fauna des Beckens. 

Zunächst fällt die verhältnismäßig große Zahl der Arten 
der Gattung Cytheridea auf. In dem nordwestdeutschen Tertiär ist 


4) Bezüglich der Arten Cytheridea rhenana, helvetica und cf. debits 
läßt sich mit Sicherheit hierüber wohl noch keine Entscheidung treffen. 


— 13 — 


die Gattung Cythereis durch 36 Arten, Cytheridea durch 12 Arten 
vertreten. In dem Tertiär des mittleren Norddeutschland 
kommen neben 34 Arten Cythereis 8 Cytheridea-Arten vor. Aus 
dem Miocän von Ortenburg habe ich 17 Cythereis- neben 
6 Cytheridea-Arten, aus dem Mittel-Oligocin von Jeurre 
13 Cythereis- und 5 Cytheridea-Arten nachgewiesen. In all diesen 
Ablagerungen verhält sich also die Zahl der Cythereis-Arten zu 
der der Cytheridea-Arten etwa wie 3:1. Aus dem Mainzer 
Becken dagegen sind neben 13 Cythereis-Arten 14 Arten der 
Gattung Cytheridea bekannt. Von letzteren ist annähernd die 
Hälfte mehr oder weniger häufig, einzelné sogar sehr häufig; 
die Cythereis-Arten sind dagegen alle mehr oder weniger selten. 
Der Grund hiervon liegt offenbar in dem Umstande, daß die 
Cytheridea-Arten großenteils Strandbewohner sind, sich sogar 
teilweise in brackischem Wasser finden, während die Cythereis- 
Arten mehr in der Tiefe leben. 

Aus der Häufigkeit der Strandbildungen und brackischen 
Ablagerungen erklärt es sich ferner, daß in dem Mainzer Becken 
von gewissen Arten gerade die Formen relativ häufig sind, die 
sich in flachen Gewässern bilden, Formen nämlich, die auf der 
Oberfläche kräftige Knoten entwickeln. Es gilt dies besonders 
von den beiden Arten Cytheridea helvetica Lkls. und Cytheridea 
williamsonia Bosq. 

Endlich hangt wohl auch mit den eigentiimlichen Ablage- 
rungsverhältnissen das Vorkommen der Limnicythere zinndorfi Lkls. 
zusammen. Die Gattung Limnicythere war bislang im allgemeinen 
als eine Süßwassergattung betrachtet, deren Vertreter höchstens 
vereinzelt in brackischem Wasser vorkommen. Brady und 
Normann sagen |.c.!) 8.170: „Limnicythere inopinata has 
sometimes been dredged at sea, though in these cases it has 
probably been washed down out of fresh water.“ Neuerdings 
hat freilich Brady in „Transactions of the Royal Edinbourgh 
Society“, vol. 35, p.505, s.2, f.33 und 34 eine Limnicythere 
figiensis beschrieben, welche am Strande verschiedener Südsee- 
inseln vorkommt; leider hat der Autor aber nur die leeren 
Schalen gesehen: Unsere Limnicythere zinndorfi findet sich nun 
sehr häufig in dem Mainzer Becken und zwar am häufigsten in 





') Brady and Norman, 19. 


—~ 14 — 


solchen Ablagerungen, die wohl nicht frei von brackischen Bil- 
dungen sind. Sie kommt aber auch in solchen Schichten vor, 
die reine Meeresablagerungen sein diirften, und beweist also 
auch, daß in der Tertiärzeit die Gattung Limnicythere auch im 
Meere vertreten war. 
Vergleicht man schließlich die verschiedenen Arten mit 
Rücksicht auf ihre Fundorte, so muß auffallen, daß die aller- 
meisten Arten nur von einem Ort oder doch von sehr wenigen 
Orten bekannt geworden sind. Auch liegen die weniger häufigen 
Arten immer nur in sehr wenigen Exemplaren vor. Es wäre 
gewiß voreilig, wenfi man daraus den Schluß ziehen wollte, daß 
die verschiedenen gleichaltrigen Fundorte so sehr, wie es unser 
Verzeichnis anzudeuten scheint, in ihrer Ostrakoden-Fauna von 
einander abweichen. Es kommt hinzu, daß der Süden des 
Mainzer Beckens fast nicht berücksichtigt worden ist. Alles 
weist vielmehr darauf hin, daß auch die vorliegende Arbeit 
keine erschöpfende ist, daß also noch viel zu wenig von dem 
tatsächlich vorhandenen Materiale vorgelegen hat. Der Grund 
hierfür dürfte vor allem darin liegen, daß von den Sammlern 
die Ostrakoden und die Mikrofauna überhaupt meist nur ge- 
legentlich mitgenommen sind. Abgesehen von den Süßwasser- 
ablagerungen von Frankfurt hat mir nur von ein paar Orten 
eine etwas größere Partie Schlämmmaterial zur Auslese vor- 
gelegen und hat dann auch eine reichlichere Fauna ergeben, so 
von Alzey, vom Offenbacher Hafen und aus dem Rupelton von 
Offenbach. Soll also die Ostrakoden-Fauna des Mainzer Tertiär- 
beckens einigermaßen vollständig nachgewiesen werden, so ist 
noch ein gutes Stück Arbeit übrig; und ich schließe daher mit 
der Bitte an sämtliche Fachgenosseu, welche Ge- 
legenheit haben, in dem Mainzer Becken zu sam- 
meln, ihre Aufmerksamkeit in Zukunft mehr noch 
als bisher auch den Ostrakoden zuwenden zu wollen. 


Osnabrück, im Oktober 1903. 


Lienenklaus. 


Beschreibung der Arten. 
I. Familie Cypridae. 


Dieser Familie gehören fast alle lebenden und fossilen 
Süßwasser-Ostrakoden und nur verhältnismäßig wenig Meeres- 
bewohner an. Die Ostrakoden der Süßwasser-Ablagerungen des 
Mainzer Beckens gehören nach den bisherigen Beobachtungen 
fast ausnahmslos hierher. Die wesentlichen Familienmerkmale 
zeigen die Weichteile der Tiere. | 


Genus Macrocypris G. St. Brady. 

Die Schale ist ziemlich kräftig, glatt, lang gestreckt, vorn 
nicht erheblich höher als hinten. Der Rückenrand ist mehr 
oder weniger stark gebogen. Die hierher gehörenden Arten 
sind Meeresbewohner. 


Macrocypris arcuata v. Münster sp. 
1830. Cythere arcuata v. Mstr., 2, 8. 63. 
1852. Bairdia arcuata Bosq., 7, S. 38, t.1, f. 14. 
1894. Bairdia arcuata Lkls., 21, S. 169. 
1900. Macrocypris arcuata Lkls., 27, S. 504. 

Vorkommen: Ober-Oligocän: Im Cerithiensand von 
Offenbach, einzeln. Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- 
sand von Weinheim, einzeln. 

Die vorliegenden Stücke sind wenig klar, dürften jedoch 
hierher gehören. 


Genus Pontocypris G. O. Sars. 
Die Schale ist ziemlich kräftig, schlank, hinten zugespitzt. 
Der Rückenrand der linken Klappe greift über den der rechten. 
Das Maximum der verhältnismässig geringen Breite liegt mehr 
oder weniger vor der Mitte der Schalenlänge. Die Vertreter 
dieser Gattung sind ebenfalls Meeresbewohner; sie sind im 
deutschen Tertiär überall sehr spärlich vorhanden. 


1. Pontocypris cf. dactylus Egger sp. 
1858. Bairdia dactylus Egg., 12, S.7, t.1, f. 3.4. 
1894. Pontocypris dactylus Lkls., 21, S. 172. 


— 16 — 


1896. Pontocypris dactylus Lkls., 23, S. 186. 
1900. „ „ „27, S. 506. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im 
Rupelton von Offenbach, Tempelseering, fraglich. Unteres 
Mittel-Oligocän: Im Meeressand von Weinheim, einzeln. 

Von Offenbach lagen zwei Bruchstücke vor, die vielleicht 
hierher gehören, eine sichere Bestimmung jedoch nicht zulassen. 
Auch die Weinheimer Exemplare sind wenig klar. 


2. Pontocypris brevis n. sp. 
Taf.I, Fig. 1. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- 
sande von Weinheim, einzeln. 

Die Schale ist, von der Seite gesehen, verhältnismäßig 
gedrungen. Der Bauchrand ist vor der Mitte deutlich konkav 
und steigt im hinteren Fünftel im sanften Bogen zu der Spitze 
des Hinterendes empor. Diese Spitze ist verhältnismäßig wenig 
scharf. Der Rückenrand ist ziemlich stark gerundet und zeigt 
fast in der Mitte, nur wenig vor derselben, eine deutliche Ecke, 
welche durch die übergreifende linke Klappe gebildet wird, der 
rechten Klappe dagegen fehlt. Der Vorderrand ist gerundet 
und geht im kurzen Bogen in den Bauchrand, im flachen Bogen 
in den Rückenrand über; er bildet mit den Längsrändern 
keinerlei Ecken. Der Innenrand bildet am Vorderende einen 
regelmäßigen Bogen, der sich von dem Außenrande ziemlich 
weit entfernt, unten weiter als oben. Von oben gesehen er- 
scheint die Schale für die Gattung ziemlich breit. Das Maximum 
der Breite liegt fast in der Mitte, nur sehr wenig vor der- 
selben. Die Profillinie bildet eine schlanke, fast regelmäßige 
Ellipse; das Vorderende ist etwas spitzer als das Hinterende. 
Die Oberfläche scheint glatt zu sein. 

Länge 0,64 mm, Höhe 0,35 mm. 


3. Pontocypris splendida n.sp. 
Taf. I, Fig. 2. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im 
Rupelton von Offenbach, Tempelseering, selten. Infolge der 
Zerbrechlichkeit der Schale erhält man gewöhnlich nur Bruch- 
stücke. 


— 17 — 


Die Schale ist von mittlerer Größe, ziemlich gedrungen: 
die Höhe beträgt wenig mehr als die Hälfte der Länge Die 
höchste Höhe liegt wenig vor der Mitte. Der Bauchrand 
ist grade oder doch kaum merklich konkav. Der Rückenrand 
fällt von dem Punkte höchster Höhe naclı hinten gradlinig ab; 
nach vorn verflacht er sich ebenfalls, ohne jedoch grade zu 
werden. Der Vorderrand ist regelmäßig gerundet, die Spitze 
des Hinterrandes ebenfalls. Von oben gesehen bildet die ge- 
schlossene Schale ein regelmäßiges Oval mit der größten Breite 
in zwei Fünftel der Schalenlänge. Die Oberfläche der Schale 
ist glänzend und mit sehr feinen Pünktchen dicht besetzt. Das 
Narbenfeld liegt fast in der Mitte der Schale und zeigt sechs 
dicht zusammengedrängte Narben. Die Verwachsungslinie ver- 
läuft in geringer Entfernung von dem Außenrande und ziem- 
lich parallel mit demselben. — Die Art steht etwa zwischen 
P. monstrosa G.W. Müller und P. maculosa G. W. Müller.') 

Länge: 0,78 mm, Höhe 0,40 mm. 


Genus Argilloecia G. 0. Sars. 


Die Schale ist klein, nur mäßig derb, länglich, über doppelt 
so lang als hoch, vorn nur wenig höher als hinten, das Hinter- 
ende ist ein wenig zugespitzt. Die Vertreter dieser Gattung 
sind ebenfalls Meeresbewohner; sie kommen im deutschen Tertiär 
nur spärlich vor. 


Argilloecia acuminata G.W. Müller (?). 
1894. Argilloecia acuminata G.W. Müller, 20, S. 261, t. 12, f.1. 2. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im 
Rupelton von Offenbach, Tempelseering, selten. 

Die wenigen Funde — es liegen 6 einzelne Klappen vor — 
stimmen ziemlich gut mit der recenten Art überein. Da aber 
die Vertreter dieser Gattung wegen ihrer geringen Größe der 
Untersuchung erhebliche Schwierigkeiten bieten, auch vielfach 
einander sehr ähmich sind, muß ich die Frage, ob unsere tertiäre 
Form wirklich mit der recenten Art zu vereinigen ist, offen lassen. 


1) G. W. Müller, 20, S. 252, t.9, £5 und 8.254, t.9, f.6. 


— 18 — 


Genus Cyolooypris Brady et Norman. 


Diese Gattung ist leicht zu erkennen an ihrer geringen 
Größe, ihrer fast kugeligen, kurz und breit eiförmigen Gestalt, 
die lebenden Tiere ferner an ihrer lebhaften, etwas taumelnden 
Bewegung. Sämtliche Arten leben im süßen Wasser. Wo die 
Tiere vorkommen, treten sie gewöhnlich in großer Menge auf; 
das gilt auch von dem Mainzer Becken. Die Unterscheidung 
der Arten bloß nach der Schale bietet wegen der Ähnlichkeit 
der Gestalt erhebliche Schwierigkeit. 


Cyclocypris similis 2. sp. 
Taf. I, Fig. 3. 


Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- 
kalk von Hessler bei Biebrich-Mosbach, häufig. Unteres 
Unter-Miocän: Im Hydrobienkalk von Frankfurt am Hanauer 
Bahnhof, ebenfalls ziemlich häufig, Ober-Oligocän: Im 
Landschneckenkalk von Flörsheim, häufig. 

Diese Art ist der recenten C. laevis O.F. Müller-Vavra') 
sehr ähnlich, ohne jedoch mit derselben ident zu sein. Von der 
Seite gesehen ist die Schale nierenférmig, etwa °/s mal so lang 
als hoch, also wenig schlanker’ als C. laevis. Der Bauchrand 
ist an beiden Klappen deutlich konkav, deutlicher als bei 
C. laevis. Der Rückenrand ist ziemlich regelmäßig gerundet, so 
zwar, daß sich hinter der Mitte eine kaum merkliche Verflachung 
findet, welche an der linken Klappe etwas deutlicher ist als an 
der rechten. In seiner vorderen und seiner hinteren Hälfte ist 
der Rückenrand etwas schlanker gerundet als bei C. laevis; 
beide Enden sind daher in der Seitenansicht etwas weniger 
stumpf als bei C. /aevis. Das Maximum der Höhe liegt in der 
Mitte. Die Enden sind gerundet, das Hinterende deutlich 
stumpfer als das Vorderende, beide aber insofern schief, als 
Rücken-, Vorder- und Hinterrand einen gemeinsamen Bogen 
bilden, der mit kurzer Rundung, am Hinterende sogar mit an- 
gedeuteter Ecke, in den Bauchrand übergeht. 

Von oben gesehen erscheint die geschlössene Schale ei- 
förmig mit etwas spitzem Vorder- und breitem, stumpfem Hinter- 


)G.W. Müller, 26, 8.41, t. 10, £.14. 15. 17. 


— 19 — 


ende, im ganzen aber wohl etwas schlanker als C. laevis, be- 
sonders ist das Vorderende schlanker zugespitzt. Die größte 
Breite liegt fast im hinteren Drittel und beträgt fast zwei 
Drittel der Länge. Innenrand, Verwachsungslinie und Poren- 
kanäle stimmen wohl mit denen der recenten Art überein. Die 
Verwachsungszone ist an den Schalenenden schmal; die Ver- 
wachsungslinie entfernt sich also nur wenig von dem Außenrande. 
Auf der Bauchseite erweitert sich jedoch die Verwachsungszone 
derart, daß man hier, wenn die Schale durchsichtig ist, etwa 
in dem vorderen Drittel der Schale ein länglich elliptisches 
Feld bemerkt, in welchem auch die ziemlich eng gestellten 
Porenkanäle sichtbar sind. Diese Porenkanäle sind auch in der 
hinter der Ellipse liegenden, zur Hälfte in dieselbe hinein- 
reichenden Zone, in welcher die Ränder der beiden Klappen 
übereinander greifen, zu erkennen. Der Innenrand bildet eine 
ziemlich regelmäßige, stumpfe Ellipse, indem sich derselbe am 
Vorderende recht weit, am Hinterende mäßig weit von dem 
Außenrande der Schale entfernt. Das Narbenfeld liegt fast in 
der Mitte der Schalenfläche, nur wenig hinter derselben und zeigt 
sechs kleine, längliche, mehr oder weniger gebogene Narben. 
Die Oberfläche ist glatt und glänzend und mit antfernt stehenden 
zarten Knötchen besetzt, welche jedoch bei durchscheinenden 
Exemplaren als sehr zarte Grübchen kaum bemerkbar sind. 
Länge 0,48 mm, Höhe 0,31 mm, Breite 0,30 mm. 


Genus Cypria Zenker. 


Die Tiere dieser Gattung haben die geringe Größe mit 
denen der vorigen gemein, sind aber von der Seite stark zu- 
sammengedrückt. Alle hierher gehörenden Arten sind Süß- 
wasserbewohner. 


Cypria curvata n.Ssp. 
Taf. I, Fig. 4. 

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- 
kalk von Hessler, sehr häufig. Unteres Unter-Miocän: 
Im Hydrobienkalk von Frankfurt am Hanauer Bahnhof, eben- 
falls häufig. 

Die Art ist, von der Seite gesehen. sehr hoch, fast drei- 
eckig. Der Banchrand ist konkav, das Maximum der Konkavität 

38% 


— 20 — 


liegt ziemlich genau in der Mitte. Vorder- und Hinterende 
sind gerundet, das Hinterende etwas stumpfer als das Vorder- 
ende. Die Endränder bilden mit den Längsrändern keine Ecken. 
Der Rückenrand steigt sowohl vorn wie hinten steil empor, in 
der vorderen Hälfte etwas steiler, etwas mehr gradlinig als in 
der hinteren; daher liegt das fast eckig vortretende Maximum 
der Höhe ein wenig vor der Mitte. Die Höhe beträgt etwa 
drei Viertel der Länge. Die Oberfläche ist, ähnlich der von 
C. exsculpta Fischer,') sehr fein und dicht gestrichelt, noch er- 
heblich feiner und dichter als bei dieser Art; daher erscheint 
sie bei mäßiger Vergrößerung matt. Das Narbenfeld liegt in 
der Mitte und zeigt sechs längliche Narben. 

Von oben gesehen ist die Schale fast elliptisch, mit zu- 
gespitztem Vorder- und etwas gerundetem Hinterende. Das 
Maximum der Breite liegt fast in der Mitte, nur wenig hinter 
derselben. Die Breite ist etwa gleich der halben Länge Die 
linke Klappe ist erheblich größer als die rechte und greift oben 
und unten stark über, ähnlich wie bei C. bullata Vavra. Die 
Verwachsungszone ist ziemlich breit; die Verwachsungslinie 
läuft fast mit dem Vorder-, Hinter- und Bauchrand parallel, 
derart, daß sie sich von den Endrandern etwas weiter entfernt 
als von dem Bauchrande. Der Innenrand bildet einen ziemlich 
regelmäßigen, fast kreisférmigen Bogen, entfernt sich hinten 
und besonders vorn ziemlich weit von der Verwachsungslinie, 
fällt dagegen auf der Bauchlinie fast mit derselben zusammen. 

Länge 0,44 mm, Breite 0,21 mm, Höhe 0,32 mm. 


Genus Candona Baird. 


Die Schale ist bei lebenden und bei gut erhaltenen toten 
Exemplaren weiß und perlmutterartig glänzend. Das Hinter- 
ende ist bei ausgewachsenen Tieren höher als das Vorderende, 
während bei der folgenden Gattung das Umgekehrte häufig der 
Fall ist. Bei den Jugendformen der Gattung Candona sind beide 
Schalenenden ziemlich gleich hoch; dadurch erhalten diese ein 
wesentlich anderes Aussehen als die ausgewachsenen Tiere. 
Sämtliche Tiere leben im süßen Wasser und bewegen sich 
kriechend auf dem Grunde fort. 


1) G.W.Müller, 26, S 45, t.9, £. 19. 


— 1 — 


1. Candona aff. weltneri Hartwig. 


1898. Candona weltneri Hartwig, 25, S.50—55. 
1900. n „ Müller, 26, S.16, t.3, f.3.4.13. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: In der 
Süßwasserschicht des mittleren Cyrenenmergels im Offenbacher 
Hafen, einzeln. 

Es ist dies eine neue Art, welche der recenten C. weltneri 
Hartwig nahe steht. Das Hinterende ist etwas mehr gradlinig 
abgeschrägt als bei der männlichen Form von C. weltneri, doch 
weniger steil als bei der weiblichen Form. Das Vorderende ist 
unten etwas mehr ausgezogen. Der Bauchrand ist grader als bei 
der männlichen, weniger grade als bei der weiblichen Form von 
C. weltneri (s. G. W. Miiller, a. a. O.). Es liegt von der Art aber nur 
eine rechte Klappe vor, daher sehe ich von einer Benennung ab. 


2. Candona aff. kingsleii Brady et Norman. 

1900. Candona kingslei G.W. Müller, 26, S. 38, t. 6, f. 6. 7. 

Vorkommen: Unteres Unter-Miocan: In der Hydrobia 
obtusa-Schicht zwischen Wachenbuchen und Mittelbuchen, einzeln. 

Diese Art ist der recenten C. kingsleii ähnlich, ohne jedoch 
damit ident zu sein. Die Schale ist um ein geringes schlanker, 
das Hinterende ist unten spitzer ausgezogen, der Bauchrand 
ist starker konkav; der Riickenrand bildet einen flachen Bogen 
ohne die Verflachung, die man bei (’. kingsleii bemerkt. Der 
Innenrand entfernt sich vorn und hinten mäßig weit von dem 
Außenrande und läuft mit demselben fast parallel, zeigt also 
vorn nicht die etwas schräge, starke Abstützung wie bei 
C. kingsleü. Das Schließmuskelfeld liegt etwas vor der Mitte 
der Schale und zeigt sechs Narben. 

Es liegen nur zwei einzelne Klappen vor, daher sehe ich 
auch hier von einer Benennung der Art ab. 


3. Candona candidula n.sp. 
Taf. I, Fig. 5. 
Vorkommen: Ober-Oligocän: Im Cerithienton der 
Friedberger Warte bei Frankfurt, einzeln. 
Diese Art steht in der Gestalt etwa zwischen C. candida 
0.F. Müller und C. neglecta Sars.') Der Hinterrand fällt ziem- 


1) G.W. Müller, 26, 8.15 u. 17, Taf. 2, f.1—3. 7 und 4—6. 17. 


— 2 — 


lich gradlinig ab, so daß das Hinterende unten ziemlich spitz 
ist wie bei der männlichen Form von C. candida, jedoch ist das 
Abfallen an der linken Klappe steiler als bei der genannten 
recenten Art. Der Rückenrand verläuft ziemlich flach, flacher 
als bei C. candida, jedoch nicht fast gradlinig wie bei C. neglecta, 
bildet vielmehr ' einen regelmäßigen, aber flachen Bogen ohne 
jede Spur einer Ecke. Das Vorderende ist regelmäßig gerundet 
wie bei C. candida. Der Bauchrand ist deutlich konkav. Die 
Schale ist, von der Seite gesehen, schlanker als bei C. candida. 
Von oben gesehen ist die Schale sehr schlank elliptisch und 
zwar ohne jede Verflachung der Seiten. Das Maximum der 
Breite liegt etwas hinter der Mitte. Der Innenrand entfernt 
sich vorn und hinten nur mäßig weit von dem Außenrand und 
bildet einen regelmäßigen Bogen wie bei C. candida. 
Länge 0,77 mm, Höhe 0,38 mm. 


4. Candona recta 2D. sp. 
Taf. I, Fig. 6. 

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Zwischen 
Wachenbuchen und Mittelbuchen, nicht selten. 

Die Schale ist hinten kaum höher als vorn, die beiden 
Längsränder sind daher fast parallel. Der Bauchrand ist kurz 
vor der Mitte flach konkav, an der rechten Klappe etwas deut- 
licher als an der linken. Der Rückenrand ist in der Mitte 
ziemlich grade. Beide Längsränder gehen ohne jede Ecke in 
den regelmäßig gerundeten Vorderrand über, der Rückenrand 
in etwas flacherem Bogen als der Bauchrand. Das Hinterende 
ist schräg, aber steil abgestuzt; die Abschrägung beginnt etwa 
bei vier Fünftel der Schalenlänge. An der rechten Klappe ist 
diese Abschrägung etwas schlanker als an der linken. Die 
linke Klappe umfaßt die rechte oben und unten. 

Die Rückenansicht der geschlossenen Schale bildet eine 
regelmäßige, sehr schlanke Ellipse; die Breite beträgt etwa ein 
Viertel der Länge. 

Der Innenrand entfernt sich vorn und hinten nur mäßig 
weit von dem Außenrand und verläuft im regelmäßigen Bogen. 
Das Schließmuskelfeld liegt ziemlich genau in der Mitte der 
Schale und zeigt sechs Narben. Die Oberfläche ist spärlich 
mit zarten Knötchen bedeckt, auf welchen man bei gutem 


— 23 — 


Erhaltungszustand und giinstiger Beleuchtung kurze Borsten 
bemerkt. 
Länge 0,80 mm, Höhe 0,38 mm, Breite 0,28 mm. 


5. Candona albicans Brady. 
1864. Candona albicans Brady, 14, 8.61, t. 4, f.6—10. 


1868. n n „ 16, S. 381, t. 25, f. 20—25. 
1874. „ „  Brady-Crosskey und Rob., 17, S. 133, 
t.1, f. 10—13. 


Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- 
kalk von Hessler, einzeln. Ober-Oligocan: Im Landschnecken- 
kalk von Flörsheim, selten. 

Die Schale ist klein, vorn und hinten gleich hoch. Der 
Rückenrand ist grade, der Bauchrand schwach konkav; im 
übrigen sind beide parallel. Die Enden sind gerundet, das Hinter- 
ende etwas stumpfer als das Vorderende. Die Endränder gehen 
im regelmäßigen Bogen in den Bauchrand über, bilden dagegen 
mit dem Rückenrand je eine schwache, aber doch deutliche 
Ecke. Die Oberfläche ist mit regelmäßigen, polygonalen Grüb- 
chen dicht besetzt. 

Von oben gesehen bildet die geschlossene Schale eine 
schlanke Ellipse mit spitzen Enden, und zwar ist das Vorder- 
ende etwas spitzer als das Hinterende, fast etwas ausgezogen. 
Die beiden Längsseiten der Ellipse sind ziemlich parallel. Die 
Breite beträgt etwa ein Drittel der Länge. 

Bemerkung: Zwar habe ich Bradys Originale dieser 
Art nicht gesehen, Größe, Gestalt und Skulptur deuten aber 
darauf hin, daß wir es hier mit einer Jugendform zu tun haben, 
und als solche möchte ich auch die vorliegenden Exemplare 
auffassen. Es kommt jedoch, soweit bekannt, bei Hessler keine 
Candona-Art vor, mit der sich diese Form vereinigen ließe. 


6. Candona rhenana 2. sp. 
Taf. I, Fig. 7. 

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Hessler, nicht 
selten. Unteres Unter-Miocän: Frankfurt, am Hanauer 
Bahnhof, einzeln. 

Die Schale ist ziemlich klein, von der Seite gesehen vorn 
regelmäßig gerundet, hinten ein wenig abgeschrägt, mit ziemlich 


— 2% — 


breit gerundetem Hinterende. Die Abschragung beginnt etwa 
auf zwei Drittel der Schalenlinge; hier bildet der Schalenrand 
eine schwache, abgerundete Ecke. Der Rückenrand dacht sich 
im flachen Bogen nach vorn ab und geht im regelmäßigen 
Bogen in den Vorderrand über. Der Bauchrand ist fast grade, 
nur sehr flach konkav, und zwar liegt das Maximum der Kon- 
kavität in der Mitte. Der Bauchrand bildet mit den Eckrändern 
keine Ecken. 

Die Oberfläche ist glatt. Das Narbenfeld liegt wenig vor 
der Mitte und zeigt sechs bis sieben Narben. Der Innenrand 
entfernt sich vorn und hinten nur wenig von dem Außenrande 
und läuft mit demselben parallel, bildet also einen regelmäßigen 
Bogen. 

Rückenansicht: Die Breite der Schale ist gering, sie be- 
trägt wenig mehr als ein Viertel der Länge. Hinten ist die 
Schale gerundet, mit Andeutung einer Spitze in der Mitte des 
Hinterrandes; vorn ist sie deutlich zugespitzt, jedoch nicht aus- 
gezogen. Die Seiten sind sehr flach gewölbt. Das Maximum der 
Breite liegt etwa im hintern Drittel. Die linke Klappe greift 
oben deutlich über. 

Länge 0,80 mm, Höhe 0,38 mm, Breite 0,25 mm. 


Genus Cypris O. F. Müller. 

Die Arten dieser Gattung gehören zu den größeren Süß- 
wasser-Ostrakoden, sind wie die Candona-Arten mehr oder 
weniger schlank, dabei aber gewöhnlich wesentlich breiter als 
diese; auch sind sie häufig vorn höher als hinten und nie rein 
weiß, noch perlmutterartig glänzend. 


1. Cypris agglutinans n.sp. 
Taf. I, Fig. 8. 

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Kurve bei 
Wiesbaden, nicht selten. Unteres Unter-Miocän: Im 
Algenkalk von Frankfurt-Bockenheim, Adalbertstraße, häufig; 
an der Schleußenkammer bei Niederrad, sehr häufig; unter der 
Kaiser Wilhelm-Briicke von Frankfurt, häufig. Ober-Oligo- 
cän: In der Cerithienschicht des Frankfurter Hafens, einzeln; 
im Bornheimer Bruch bei Seckbach, einzeln; im Landschnecken- 
kalk von Flörsheim, häufig. 


— 9 —_ 


Seitenansicht: Die Schale ist hinten etwas höher als vorn. 
Beide Enden sind gerundet, das Vorderende ganz regelmäßig, 
das Hinterende etwas schief; zuweilen ist auch das Hinterende 
ganz regelmäßig gerundet. Der Bauchrand ist in der Mitte deut- 
lich konkav, der Rückenrand entsprechend konvex, in der 
Augengegend zeigt letzterer eine schwache, aber gewöhnlich 
deutliche Einbuchtung. Im übrigen zeigt die Umrißlinie nirgendwo 
eine Ecke. Die Oberflache ist glatt. Das Narbenfeld liegt 
sehr wenig vor der Mitte und besitzt etwa acht längliche, 
gebogene Narben, wovon zwei etwas weiter von den übrigen 
abgerückt sind. 

Rückenansicht: Die geschlossene Schale bildet fast eine 
Ellipse, so nämlich, daß das Vorderende etwas schlanker ist als 
das Hinterende, die Schale also ein wenig eiférmig erscheint. 
Die größte Breite liegt wenig hinter der Mitte. 

Unter den recenten Ostrakoden steht C. incongruens 
Ramdohr') dieser Art wohl am nächsten, ohne jedoch damit 
vereinigt werden zu können. 

Länge 1,33 mm, Höhe 0,79 mm, Breite 0,63 mm. 


2. Cypris acuta n.sp. 
Taf. II, Fig. 9. 

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Hessler, nicht 
selten. 

Diese Art ist etwas kleiner als die vorige, hat jedoch, von 
der Seite gesehen, große Ähnlichkeit mit derselben. Vor der 
Konkavität des Bauchrandes, in der Mundgegend, zeigt diese 
Art eine schwache aber doch deutliche Auswölbung. Eine Ein- 
biegung des Rückenrandes in der Augengegend ist nicht oder 
doch kaum zu bemerken. Das Vorderende erscheint daher auch 
verhältnismäßig etwas höher als bei C. agglutinans, ebenso hoch 
wie das Hinterende und ist stumpfer gerundet als dieses. 
Wesentlich weicht jedoch diese Art von der vorigen ab in der 
Rückenansicht. Das Vorderende ist ziemlich stark schnabel- 
förmig ausgezogen, während bei C. agglutinans hiervon nichts 
zu bemerken ist. Auch das Hinterende bildet bei C. acuta eine 
deutliche Spitze. Von den beiden Enden abgesehen erscheint 





1) @.W. Müller, 26, 8.77, t.13, f. 12. 18. 17. 


— 26 — 


U. acuta in der Rückenansicht regelmäßig elliptisch, C. agglutinans 
dagegen etwas eiférmig. Oberfläche, Narbenfeld und Innenrand 
waren wenig klar. 

Länge 1,16 mm, Höhe 0,67 mm, Breite 0,65 mm. 


3. Cypris parva n.sp. 
Taf. 1I, Fig. 10. 

Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- 
kalk von Hessler, nicht selten. Unteres Unter-Miocän: Im 
Hydrobienkalk von Frankfurt am Hanauer Bahnhof, einzeln. 

- Die Schale ist klein, hinten etwas höher als vorn. Der 
Bauchrand ist grade oder doch kaum ausgerandet; der Rücken- 
rand ist ziemlich stark gewölbt und bildet in der Mitte eine 
bald mehr, bald weniger deutliche Ecke. Die Endränder sind 
regelmäßig gerundet und gehen ohne Spur einer Ecke in die 
Längsränder über, mit dem Rückenrande bilden sie einen fort- 
laufenden Bogen. Beide Endränder der rechten Klappe (ob auch 
der linken?) sind sehr fein und dicht gezähnelt. Diese Krene- 
lierung bemerkt man jedoch nur an reinen Exemplaren und auch 
hier nur an der einzelnen Klappe. Die größte Höhe liegt in 
der Mitte. Die Oberfläche erscheint an matten Exemplaren glatt, 
an durchscheinenden wie mit zahlreichen, mittelgroßen runden 
Bläschen bedeckt. Die Verwachsungszone ist schmal. Der 
Innenrand entfernt sich nur mäßig weit von der Verwachsungs- 
linie und verläuft in regelmässigem Bogen. 

Von oben gesehen, erscheint die geschlossene Schale ellip- 
tisch-oval, mit der grössten Breite fast in der Mitte, wenig 
hinter derselben, etwas spitzem Vorder- und etwas stumpf ge- 
rundetem Hinterrande. Die Breite ist etwa gleich der halben 
Länge. 

Länge 0,86 mm, Höhe 0,50 mm, Breite 0,40 mm. 


4. Cypris francofurti n. sp. 
Taf. II, Fig. 11. 

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Im Hydrobien- 
kalk von Frankfurt am Hanauer Bahnhof, nicht selten. 

Diese Art ist der vorigen ähnlich. Der -Bauchrand ist 
ein wenig konkav, der Rückenrand dementsprechend gewölbt, 
etwas weniger stark als bei der vorigen Art, zeigt auch nicht 
die Ecke in der Mitte. Die Endränder sind ziemlich regel- 


— 217 — 


mässig gerundet, das Vorderende etwas schief. Das Vorderende 
ist ein wenig höher als das Hinterende. 

Auch von oben gesehen ist diese Art der vorigen ähnlich, 
jedoch erheblich schmäler, die Breite beträgt etwa zwei Fünftel 
der Länge. 

Länge 0,88 mm, Höhe 0,49 mm, Breite 0,39 mm. 


Genus Cypridopsis Brady. 

Diese Gattung ist der vorigen nahe verwandt. Die Tiere 
sind kleiner und besonders gedrungener; der Rücken ist stark 
gewölbt. Die Gestalt erinnert also ein wenig an die Gattung 
Cyclocypris. Sämtliche Arten leben in süssem Wasser. 


Cypridopsis kinkelini n.sp. 
Taf. II, Fig. 12. 

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Im Algen- 
kalk von Frankfurt-Bockenheim, Adalbertstraße, häufig; Schleu- 
senkammer bei Niederrad, nicht selten. 

Die Schale ist, von der Seite gesehen, breit nierenförmig 
vorn und hinten ziemlich gleich hoch. Der Bauchrand ist 
deutlich konkav, der Rückenrand dementsprechend konvex. In 
der Mundgegend zeigt der Bauchrand eine deutliche Ausbuchtung. 
Beide Enden sind wohl gerundet und zwar das Hinterende etwas 
stumpfer als das Vorderende Die Endränder verbinden sich 
ohne Ecke mit den Längsrändern, jedoch tritt die Ausbuchtung 
des Bauchrandes in der Mundgegend etwas eckig hervor. Von 
oben gesehen ist die geschlossene Schale eiförmig, nur wenig 
schlanker als Cyclocypris similis Lkls. Die größte Breite liegt 
in drei Fünftel der Länge und ist etwa gleich drei Fünftel der 
Länge. Das Hinterende ist vollkommen gerundet, das Vorder- 
ende etwas spitz. Die Oberfläche ist glatt und, wenn die Schale 
rein ist, glänzend. 

Länge 0,58 mm, Höhe 0,36 mm, Breite 0,33 mm. 


Genus Iliocypris Brady et Norman. 
Die Schale der hierher gehörenden Arten ist von mittlerer 
Größe, länglich, von der Seite gesehen überall fast gleich 
hoch, an beiden Enden stumpf gerundet; die Endränder sind 


— 28 — 


fein gezähnelt. Die Schale ist überall mit ziemlich großen, 
runden Grübchen dicht besetzt und mehr oder weniger dünn- 
wandig. Da die Tiere sich in den Schlamm einwühlen, ist die 
Schale selten rein. Sämtliche Arten leben in Süßwasser. 


1. Iliocypris tribullata n.sp. 
Taf. II, Fig. 13. 

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Frankfurt 
am Hanauer Bahnhof und bei Wachenbuchen, einzeln. Ober- 
Oligocän: Ziegelei Friedberger Warte, einzeln. 

Die Schale stimmt in der Gestalt mit der recenten J. gibba 
Ramdohr !) überein. Überhaupt scheinen die. Iliocypris-Arten 
kaum in der Gestalt von einander abzuweichen, nur die größeren 
Erhabenheiten und Furchen auf der Schale weisen erhebliche 
Unterschiede auf. Unsere Art zeigt auf der Schalenmitte drei 
in grader Linie hintereinander liegende rundliche, mäßig große 
Höcker und dazwischen zwei Querfurchen, von welchen die 
hintere die tiefere ist; die Querfurchen ziehen sich bis zum 
Rückenrande hin. Außerdem findet sich in der Nähe des 
Hinterrandes und des Bauchrandes noch ein vierter, gewöhnlich 
etwas kleinerer Höcker. 

Länge 0,80 mm, Höhe 0,40 mm. 


2. Iliocypris tuberculata n.sp. 
Taf. III, Fig. 15. 

Vorkommen: Unteres Unter-Miocän: Bei Wachen- 
buchen, einzeln. 

In der Gestalt und der grubigen Punktierung der Ober- 
fläche stimmt auch diese Art mit den übrigen bekannten Arten 
überein, unterscheidet sich aber durch die ungewöhnlichen Höcker. 
Als Regel findet sich nahe dem QOberrande in dem vorderen 
Viertel und in dem hinteren Drittel bis Viertel je ein außer- 
ordentlich kräftiger, stumpfer Höcker; der hintere ist unregel- 
mäßig geformt, etwas länglich, wie aus zwei zusammengesetzt. 
Zwischen diesen beiden Höckern liegen die beiden Querfurchen. 
Die Scheidewand dieser Furchen trägt mitten zwischen den 
veiden großen Höckern einen dritten, kleineren, rundlichen 
Höcker. Auch hinter dem hinteren großen liegt ein vierter, 


— ee _— 


1) G.W.Müller, 26, 3.88, t. 19, 1.7.8. 


— 39 — 


kleinerer, rundlicher Hicker. Alle vier Hicker liegen dem 
Rückenrande ziemlich nahe, wenn auch nicht gleich nahe. 
Längs des Bauchrandes bemerkt man ganz hinten einen sehr 
großen rundlichen Höcker und davor längs des Bauchrandes 
bis zum Vorderrande hin etwa drei unregelmäßige Höcker, 
weiche zu einer Art wulstigem Längskiel in einander fließen. 
Der von den Höckern freibleibende Teil der Schalenfläche 
erscheint infolge der ungewöhnlichen Entwickelung der Höcker 
stark eingesunken. 
Länge 0,78 mm, Höhe 0,39 mm. 


II. Familie Bairdiidae. 


Die Angehörigen dieser Familie sind sämtlich Meeres- 
bewohner. Die Familie ist in dem Mainzer Becken, soweit bis 
jetzt bekannt, sehr spärlich vertreten und zwar durch die 
Gattung Bairdia. 


Genus Bairdia Mc Coy. 

Die Schale ist ziemlich kräftig. Stets ist die linke Klappe 
höher als die rechte und greift am Rückenrande weit über. 
Die Schale ist, von der Seite betrachtet, gedrungen, kurz und 
hoch. Der Rückenrand ist vorn in der Regel — besonders an 
der rechten Klappe — oft auch hinten winklig gebogen und 
setzt sich deutlich gegen den Vorderrand ab; dieser tritt unten 
zurück, fällt also nach hinten ab. Die Oberfläche ist in der 
Regel glatt oder mit zarten Grübchen bedeckt. Der Bauchrand 
ist entweder ungezähnt und zwar entweder nur an einer Klappe 
oder an beiden Klappen. Der Innenrand entfernt sich nicht 
sehr weit vom Außenrande. Die Verwachsungszone ist schmal 
und überall ziemlich gleich breit. 

Die Arten dieser Gattung sind einander oft so ähnlich, 
daß es unmöglich ist, sie bloß nach der Schale zu trennen; 
vielmehr sind die fossilen Arten durchweg als Gruppen anzusehen. 


1. Bairdia subdeltoidea v. Münster sp. 
1830. Cythere subdeltoidea v. Mstr., 2, S. 64. 
1849. Bairdiu » Jones, 4, 8. 23, t. 5, f. 15. 
1853. » n Sandberger, 8, S. 13. 


— 30 — 


1863. Bairdia subdeltoidea Speyer, 18, S. 43, t.1, f. 5. 
1894. „ n Lkls., 21, S. 168. 
1900. n » ry 27, S. 509. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel von Alzey, selten. Mittleres Mittel-Oligocän: Im 
Rupelton von Offenbach (?), selten. Unteres Mittel-Oligocän: 
Im Meeressande von Weinheim, einzeln. 

Sämtliche Funde sind unvollkommen erhalten. 


2.? Bairdia tenuis n.sp. 
Taf. II, Fig. 14. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: In dem 
Cyrenenmergel von Alzey, selten. 

Die Schale ist klein und zart, von der Seite gesehen nieren- 
förmig, etwa 1!/s mal so lang als hoch. Der Rückenrand: ist 
stark gewölbt und bildet an der linken Klappe eine stumpfe, 
abgerundete Ecke mit dem graden, abgeschrägten Hinterrande. 
An der rechten Klappe ist diese Ecke kaum bemerkbar. Der 
Bauchrand ist in der Mitte ziemlich stark flach konkav, besonders 
an der linken Klappe. Bauch- und Hinterrand bilden eine 
etwas abgerundete Spitze, welche an der linken Klappe schärfer 
ist, als an der rechten. Die Oberfläche ist mit sehr feinen 
runden Grübchen ganz regelmäßig dicht besetzt. Das Narben- 
feld liegt in der Mitte der Schalenlänge, dem Bauchrande etwas 
näher als dem Riickenrande, und zeigt drei bis vier kurze 
Narben. Die Verwachsungszone ist schmal; die randständigen 
Porenkanäle in derselben sind zahlreich. Der Innenrand entfernt 
sich vorn und vor der Spitze des Hinterrandes mäßig weit von dem 
Außenrande und bildet beiderends einen regelmäßigen Bogen. 
Von oben gesehen erscheint die Schale sehr schlank eiförmig, 
mit dem Maximum der geringen Wölbung hinter der Mitte. 

Länge 0,54 mm, Höhe 0,28 mm. 

Bemerkung: Die Zugehörigkeit zu der Gattung Bairdia 
ist sehr zweifelhaft; nur die Gesamtgestalt erinnert an eine 
Bairdia. Vielleicht gehört diese Art keiner der bis jetzt 
bekannten Gattungen an; sie gehört aber, wie schon die 
Gruppierung der Narben im Narbenfelde zeigt, nicht zu der 
Familie der Cytheriden, sondern entweder zu den Cypriden 
oder den Bairdüden. 


— 31 — 


III. Familie Cytheridae. 


„Die Schale ist von überaus wechselnder Form, meist stark 
verkalkt, derb, oft mit complizierter Skulptur.“ Fast alle Ver- 
treter sind Meeresbewohner. Im Mainzer Tertiär kommen, so- 
weit bis jetzt bekannt, nur Meeresbewohner dieser Familie vor. 


Genus Cythereis G. 0. Sars. 

Die fossilen Arten dieser Gattung sind bis in die neueste 
Zeit fast ausschließlich unter dem Namen Cythere geführt. 
Als Cythere-Arten hat jedoch zuerst O. F. Müller einige Ostra- 
koden beschrieben, die einer ganz anderen Gattung angehören. 
G.O.Sars folgend haben daher die neueren Zoologen, insbe- 
sondere auch G. W. Müller in seinem grundlegenden Werk 19 
die hierher gehörenden Arten als Cythereis-Arten behandelt. 
Dieser Gattung gehören zahlreiche fossile Arten an, von denen 
sich jedoch, soweit bis jetzt bekannt, verhältnismäßig wenige 
im Mainzer Becken finden. 


1. Cythereis jurinei v. Münster. 


1830. Cythere jurinei v. Mstr., 2, S. 64. . 
1852. n ,  Bosq, 7, S. 56, t. 2, f. 9. 

1863. 5 » Speyer, 13, S. 15, t.2, f.5. 

1879. „ „ Brady, 18, S. 385, t. 65, f. 2. 
1894. » »  Lkls., 21, S. 175. 


1896. „ n „23, S. 187. 
1900. Cythereis jurinei Lkls., 27, S. 511. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocan: Im Cyrenen- 
mergel vom Lehen bei Offenbach und von Alzey, einzeln; im 
oberen Meeressande des Offenbacher Hafens, einzeln. Mittleres 
Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach, Tempelsee- 
ring, einzeln. Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, nicht selten. 

Diese Art scheint der Verwitterung stärker als andere 
Cythereis-Arten ausgesetzt zu sein, eine Beobachtung, die man 
auch im nordwestdeutschen Tertiär macht. Bei gutem Erhal- 
*tungszustande sind die Weinheimer Exemplare auf der ganzen 
Oberfläche mit ziemlich kleinen Grübchen und auf der Mitte 
der Schalenfläche außerdem mit fünf bis sechs kurzen, graden, 


— 32 — 


stumpfen Längskielen bedeckt. Die Grübchen sind auf der 
Bauch- und der Seitenfläche etwas reihig geordnet, nicht aber 
in der Gegend des Rückenrandes. 


Var. minor. 


Bei Weinheim findet sich eine zweite Form, die erheblich 
kleiner ist, auch fehlen die Längskiele auf der Mitte der 
Schalenfläche; diese ist überall mit kleinen Grübchen dicht 
bedeckt, welche in ihrer Anordnung nur Neigung zur Reihen- 
bildung zeigen. In der Gestalt stimmen sie mit C. jurinei überein. 
Vielleicht ist es eine besondere Art. Da aber die Weinheimer 
Funde wenig klar sind, füge ich sie als Varietät an. 


2. Cythereis ramosa n. sp. 
Taf. III, Fig. 16. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel des Offenbacher Hafens und des Kanals an der hessischen 
Landesgrenze zwischen Offenbach und Oberrad, einzeln; im 
oberen Meeressande von Offenbach, selten. 

Diese Art ist in der Gestalt der vorigen sehr ähnlich, 
vielleicht etwas gedrungener als C. jurinei. Zwischen Bauch- 
und Seitenfläche tritt jedoch die Schalenmasse so sehr heraus, 
daß eine kräftige, wenn auch stumpfe Längskante entsteht, 
man also diese Art fast zu der Macropora-Gruppe der gekielten 
stellen könnte. Cliarakteristisch ist ferner die Skulptur. Längs 
der erwähnten Kante zwischen Bauch- und Seitenfläche ver- 
laufen etwa drei fadenförmige Kiele, von welchen der von der 
Bauchseite aus erste, kurz bevor er den Vorderrand erreicht, 
nach oben umbiegt und parallel mit dem Vorderrande fast bis 
zu der Augengegend emporsteigt. Der zweite steht durch 
mehrere Abzweigungen mit dem ersten in Verbindung und ver- 
schwindet kurz bevor er die Umbiegung des ersten nach oben 
hin erreicht. Der dritte ist der zarteste und endigt etwas vor 
der Mitte der Schalenlänge. Oberhalb dieser drei Kiele sinkt 
die Schale deutlich ein, so daß hier eine breite, flache Längs- 
furche entstebt, welche sich von hinten nach vorn allmählich 
verflacht. Etwa in halber Höhe erhebt sich die Schalenfläche ° 
wieder zu einer Gruppe von Längskielen; man kann deren 
zwei auch drei unterscheiden, welche ebenfalls mehrfach inein- 


— 383 — 


ander- und teilweise auch mit denen der ersten Gruppe zu- 
sammenfließen, besonders in der Gegend des Schließmuskelfeldes. 
Endlich zeigt sich in der Nähe des Rückenrandes in der hinteren 
Schalenhälfte wenigstens noch ein zarter Kiel. Das lappen- 
förmige Hinterende der Schale bleibt von sämtlichen Kielen 
frei. Ansätze zu einem fadenförmigen Netzwerk finden sich 
außerdem noch hier und da zwischen den erwähnten Kielgruppen. 
Im Übrigen ist die ganze Schalenfläche mit zarten Grübchen 
dicht besetzt. In der Bildung des Schlosses und dem Verlauf 
der randständigen Porenkanäle scheint zwischen dieser und der 
vorigen Art kein Unterschied zu bestehen. Überhaupt ist diese 
Art nur dann von C.jurinei mit Sicherheit zu unterscheiden, 
wenn die Skulptur erhalten ist. 


Länge 0,88 mm, Höhe 0,46 mm. 


3. Cythereis striato-punctata Römer. 
1838. Cytherina striato-punctata Römer, 8, t.7, f.3. 
1852. Cythere striato-punctata Bosq., 7, 8.62, t.3, f. 1. 
1900. Cythereis striato-punctata Lkls., 27, 8.612, t. 19, f. 7. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, nicht häufig. 

Die Funde stimmen mit denen aus dem Sternberger Gestein 
gut überein. Es kommen jedoch zwei Formen vor; während 
von oben gesehen die eine, etwas größere vorn und hinten 
ziemlich genau gleich breit ist, wie die Sternberger Stücke, ist 
die andere vorn erheblich schmaler als hinten. Ob dies Ge- 
schlechtsunterschiede sind, oder ob hier zwei Arten vorliegen, 
vermag ich schon wegen der geringen Menge nicht zu ent- 
scheiden. 


4. Cythereis scrobiculata v. Münster. 
1830. Cythere scrobiculata Mstr., 2, 8.63. 


1852. „ n Bosq., 7, S. 64, t. 3, f. 2. 
1863. n » Speyer, 13, 8.17, t.3, f. 5. 
1894. n Lkls., 21, S. 181. 


» 
1900. Cythereis scrobiculata Lkls., 27, S. 512. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel von Alzey, einzeln. Unteres Mittel-Oligocän: 
Im unteren Meeressande von Weinheim, einzeln. 

j 3 


— 34 — 


Die wenigen vorliegenden Exemplare zeigen die Ein- 
schnürung am Hinterende der Bauchfläche nicht so deutlich 
wie die norddeutschen Funde, sind auch etwas kleiner als diese, 
stimmen aber im übrigen mit denselben überein. 


5. Cythereis obliquata Reuss (?). 

1855. Cythere obliquata Reuss, 9, S. 256, t. 10, f.98. 
1863. „ » Speyer, 13, S. 24, t. 2, f.8. 
1894. „ , Lkls., 21, S. 185, t. 13, f. 10. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, selten. 

Es liegt ein Bruchstück vor, das hierher zu gehören 
scheint, und zwar stimmt es, soweit zu erkennen ist, mit der 
nordwestdeutschen Form A — ].c. t.13, f. 10a — überein. 


6. Cythereis hispida Speyer. 

1863. Cythere hispida Speyer, 13, S. 23, t. 2, f. 9. 
1894. , »  Lkls., 21, S. 186. 
1900. Cythereis hispida Lkls., 27, 8. 513. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, selten. 

Auch von dieser Art liegt nur ein Exemplar vor, das aber 
mit der norddeutschen Form gut übereinstimmt. 


7. Cythereis lyrata Reuss. 

1855. Cythere lyrata Reuss, 9, S. 256, t.19, f. 99. 
1863. „ „ Speyer, 13, S. 25, t.3, f.4. 
1894. „ »  Lkls., 21, S. 188. 
1900. Cythereis lyrata Lkls., 27, S. 513. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, ziemlich selten. 

Die wenigen Exemplare unterscheiden sich von der nord- 
deutschen Form durch ihre geringere Größe. 


8. Cythereis latimarginata Speyer (?). 
1863. Cythere latimarginata Speyer, 18, S.22, t. 3, f. 3. 
1879. n » Brady, 18, S. 389, t. 64, f. 8. 
1894. „ n Lkls., 21, S. 183. 
1900. Cythereis latimarginata Lkls., 27, S. 513. 


— 3 — 


Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel von Alzey, selten. 

Es liegt nur eine linke Klappe vor, welche am besten 
mit dieser Art übereinstimmt. Der Erhaltungszustand läßt 
jedoch eine sichere Bestimmung nicht zu. 


9. Cythereis cf. lattorfiana Lienenklaus. 
1900, Cythereis lattorfiana Lkls., 27, S. 513, t. 20, f. 1. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, nicht häufig. 

Zu meinen 1895 gegebenen Bemerkungen über die Gruppe 
der C. punctata Mstr.') füge ich mit Bezug auf die Weinheimer 
Funde das Folgende hinzu. 

Cythereis punctata Mstr. zeigt bei der Seitenansicht nicht 
die Ecke zwischen Rückenrand und Hinterrand. Das Hinter- 
ende ist nicht oder kaum lappenförmig ausgezogen, zeigt auch 
keine Zähne, die Weinheimer Funde deren drei bis vier. Der 
Rückenrand von C. punctata ist in der Gegend des hinteren 
Schloßzahns nicht dreieckig (Rückenansicht!) erweitert, wie in 
der Gruppe der C. macropora Bosq., deutlich aber an den Wein- 
heimer Funden; an diesen ist daher bei der Seitenansicht der 
Rückenrand vor der Ecke des Hinterrandes etwas verflacht. 
Die Zeichnung von C. lattorfi 1. c., t.20, f. 1c und d gibt diese 
Verflachung zu stark. Die Wölbung (Rückenansicht!) ist bei 
C. punctata vollkommener, Vorder- und Hinterende sind nicht 
ausgezogen; die Profillinie verläuft also im regelmäßigen Bogen 
bis zu den Schalenenden. Bei den Weinheimer Exemplaren 
dagegen ist die Profillinie vor beiden Enden ausgeschweift, vor 
dem Hinterende ein wenig stärker als hinter dem Vorderende; 
die beiden Enden sind also deutlich ausgezogen. Das Maximum 
der Breite liegt bei C. punctata etwas hinter, bei den Wein- 
heimer Funden in der Mitte, ist ferner bei ersterer etwas größer 
als bei letzteren. 

Cythereis punctata von Sombyo in Ungarn hat, von der 
Seite gesehen, die Gestalt der U. punctata v. Mstr., von oben 
gesehen, fast die Gestalt der Weinheimer Funde, nur ist die 
Profillinie vorn nicht konkav, sondern grade: das Vorderende 
erscheint daher nicht ausgezogen wie bei den Weinheimer Stücken, 


1) Lkls., 22, 8.184 ff 
3% 


— 3 — 


aber auch nicht gerundet wie bei C. punctata Mstr., sondern 
keilförmig. 

Cythereis cicatricosa Reuss von Lapugy in Ungarn zeigt 
bei guter Erhaltung am Hinterende einige Zähne, die jedoch 
nicht so kräftig sind wie bei der Weinheimer Form. Ob diese 
Zähne bei C. punctata von Sombyo abgerieben sind, war nicht 
festzustellen. Wenn dies der Fall ist, würden diese beiden 
Formen sich nur in der Punktierung der Oberfläche unter- 
scheiden. Dasselbe gilt von C. cicatricosa von Sombyo, Rudels- 
dorf und Wurzing. 

Bei Cythereis osnabrugensis Lkls. zeigt der Rückenrand bei 
der Seitenansicht hinten die Ecke wie die Weinheimer Funde; 
auch in dem ausgezogenen lappenförmigen Hinterende stimmt 
die Form mit der der Weinheimer überein. Das Vorderende 
ist etwas ausgezogen, jedoch weniger als bei den Weinheimer 
Funden. Die dreieckige Erweiterung des Rückenrandes (Rücken- 
ansicht!) fehlt jedoch. Die randständigen Porenkanäle sind 
weniger zahlreich als bei C. punctata, hier am Vorderrande 
etwa 60, bei C. osnabrugensis etwa 30. 

Cythereis cicatricosa von Jeurre stimmt mit der Wein- 
heimer Form überein. 

Mit Cythereis lattorfi Lkls. endlich stimmte die Weinheimer 
Form überein, jedoch ist an dieser die Verdickung des Rücken- 
randes etwas weniger stark als bei C. lattori. Wie erwähnt, 
erscheint in der Zeichnung 1. c.t. XX., f.1c und d der Rücken- 
rand von C. lattorfi etwas zu stark verflacht. Von einer Be- 
zahnung des Vorderrandes ist an den Weinheimer Stücken mit 
Sicherheit nichts zu erkennen; sie dürfte auch an der sächsischen 
Form gefehlt haben. 


10. Cythereis scabru v. Münster. 

1830. Cythere scabra Mstr., 2, S. 63. 
1852. „ »  Bosq., 7, 8.103, t. 5, £7. 
1894. , »  Ukls., 21, 8. 193. 
1900. Cythereis scabra Lkls., 27, S. 514. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, selten. 

Es liegt eine einzelne rechte Klappe vor, welche mit der 
typischen norddeutschen Form völlig übereinstimmt. 


— 37 — 


11. Cytherets plicata von Münster. 
1830. Cythere plicata Mstr., 2, S. 63. 
1863. „ „ Speyer, 13, S. 29, t.4, f.2. 
1894. , »  Lkls., 21, S. 194. 
1900. Cythereis plicata Lkls., 27, S. 517. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, einzeln. 

Die Weinheimer Exemplare stimmen mit der norddeutschen 
Form völlig überein. Die Oberfläche ist, wie die der unter- 
oligocänen Stücke von Bünde zwischen den Kielen mit deutlichen 
Grübchen bedeckt. 


12. Cythereis macropora Bosquet. 
1852. Cythere macropora Bosq., 7, S. 97, t.5, f.2. 
1879. „ „ Brady, 18, S.392, t.66, f.6 u. t.67, f.1. 
1894, » n Lkls., 21, S. 206, t.14, f.6 bis 9. 
1900. Cythereis macropora Lkls., 27, S. 521. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel des Offenbacher Hafens, einzeln. Unteres Mittel- 
Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, einzeln. 

Die Weinheimer Funde entsprechen am besten der eckigen 
Form aus dem Mittel-Oligocän von Jeurre im Pariser Becken 
und dem Unter-Oligocän von Bünde, die Offenbacher Stücke 
dagegen mehr der oberoligocänen, weniger eckigen Form. Der 
Kiel ist an den Offenbacher Exemplaren verhältnismäßig zart. 
An dem Vorderrande dieser Stücke fehlt jegliche Bezahnung, 
obgleich dieselben ziemlich gut erhalten sind. Da aber C. macro- 
pora, wie ich sie 1894 ].c. beschrieben habe, höchst walır- 
scheinlich mehrere schwer von einander zu trennende Arten um- 
faßt, so lasse ich auch die wenigen Offenbacher Exemplare bei 
derselben. 

13. Cythereis fimbriata v. Münster. 
1830. Cythere fimbriata Mstr., 2, S. 63. 
1850. Cypridina coronata Reuss, 5, S. 80, t. 10, f.17. 
1855. Cythere latidentata Born., 10, S. 366, t. 21, f.6. 
1894. Cythere fimbriata Lkls., 21, S. 216. 
1900. Cythcreis fimbriata Lkls., 27, S. 524. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im oberen 
Meeressande von Offenbach, einzeln. Mittleres Mittel- 


— § — 


Oligocän: Im Rupelton von Offenbach an verschiedenen 
Stellen und zwar Tempelseering, nicht selten, Kreuzung der 
Wald- und Bleichstraße, nicht häufig, Moltkestraße, nicht selten, 
Bachstraße, einzeln. 

Die vorliegenden durchaus typischen Stücke sind überall 
mit Höckern besetzt. 


Genus Cytheridea Bosquet. 


Die Schale ist in der Regel Mytilus-förmig, zuweilen aber 
auch schlank, fast gerade und überall ziemlich gleich hoch. Die 
linke Klappe ist gewöhnlich höher und daher gedrungener als die 
rechte. Näheres siehe Lklis. 21, S. 219 und Lkls. 27, S. 525. 
Die Vertreter dieser Gattung leben zum Teil im brackischen 
Wasser, größtenteils im Meere in geringer Tiefe. Hieraus er- 
klärt sich wohl das außerordentlich häufige Vorkommen der 
Vertreter dieser Gattung im Mainzer Tertiär. 


1. Cytheridea muelleri v. Münster sp. 


1830. Cythere muelleri Mstr., 2, S. 62. 
1852. Cytheridea muelleri Bosq., 7, S. 39, t.2, f.4. 


1853. n n Sandb., 8, S. 13. 

1863. n n Speyer, 13, S. 48, t.1, £.8. 
1879. n , Brady, 18, S. 397, t. 62, f. 4. 
1894. 5 „ Lkls., 21, S. 220. 

1896. n n Lkls., 24, S. 25, t.2, f. 5. 
1900. n n Lkls., 27, S. 525. 


Vorkommen: Oberes Oligocän: Im Cerithiensand der 
Bohrung Brandsborn bei Offenbach, selten, bei Klein- Karben, 
nicht selten. Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenenmergel des 
Offenbacher Hafens, häufig, der Offenbacher Wasserleitung „kalte 
Kling“, nicht selten, Lehen bei Offenbach, einzeln, Hartig- 
Wäldchen bei Hochstadt bei Frankfurt, nicht selten, am Kanal 
an der hessischen Landesgrenze zwischen Offenbach und Oberrad, 
nicht selten, bei Alzey, nicht selten; im oberen Meeressande 
des Offenbacher Hafens, nicht häufig, der Offenbacher Druckluft- 
leitung, nicht bäufig. Mittleres Mittel-Oligocän: Im 
Rupelton von Offenbach, Tempelseering, MoltkestraBe, Wald- 
straße, nicht häufig. 


— 39 — 


Die Funde aus dem QOber-Oligocin weichen nicht un- 
erheblich von der typischen Form ab. Sie sind etwas ge- 
drungener; das Hinterende ist etwas höher und stumpfer; der 
Bauchrand der rechten Klappe ist vor der Mitte deutlich konkav. 
Das Hinterende ausgewachsener Stücke trägt bei gutem Er- 
haltungszustande 4 bis 6 Kerben, bei der typischen Form ge- 
wohnlich nur einen größeren Zahn. Von oben gesehen, sind die 
Enden nicht so scharf abgestutzt wie bei der typischen Form. 
Ich füge diese Form als Varietät rhenana an. 


2. Cytheridea praesulcata n. sp. 
Taf. III, Fig. 17. 


Vorkommen: Oberes Mittel- Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel von Alzey, selten. 

Die. Schale ist, von der Seite gesehen, schlank, etwa von 
der Gestalt: der Cytheridea tenera Lkls.!) Der Bauchrand ist 
vor der Mitte deutlich, aber flach konkav. Der Rückenrand ist 
sehr flach gewölbt, fast gerade bis zu dem hinteren Viertel, 
wo er im steilen Bogen in den Hinterrand übergeht. Der Hinter- 
rand ist schräg flach gerundet und bildet mit dem Bauchrande 
eine stumpfe, aber deutliche Ecke. Der Vorderrand ist fast 
regelmäßig und wohl gerundet und vereinigt sich mit den Längs- 
rindern ohne jede Spur einer Ecke. Die Oberfläche ist runzlig- 
grubig, mit Ausnahme eines ziemlich breiten, eingesunkenen 
Saumes, wo die Schale bei der Rückenansicht comprimiert er- 
scheint, bei der Seitenansicht die sehr zahlreichen Porenkanäle 
auffallend deutlich hervortreten. Das Narbenfeld liegt ziemlich 
genau in der Mitte der Schale. Der Innenrand fällt mit der 
Verwachsungslinie zusammen. Diese entfernt sich am Vorder- 
ende weit von dem Außenrande und bildet einen regelmäßigen 
Bogen. Die randständigen Porenkanäle sind überall, besonders 
aber am Vorderende sehr zahlreich und wenigstens zum Teil 
vor der Mitte erweitert. Von oben gesehen, ist die Schale, 
abgesehen von dem comprimierten Vorder- und Hinterende, 
überall fast gleich breit, zeigt aber in der Nähe des Rücken- 
randes kurz vor dem Hinterende eine wulstige Erhebung. 

Länge 0,62 mm, Höhe 0,28 mm. 


er ee eee 


1) Lienenklaus, 21, S. 228, t, 15, 1.7. 


—~ 49 — 


3. Oytheridea helvetica Lienenklaus. 


1895. Cytheridea helvetica Lkls., 22, S. 144. 
1896. „ „ Lkls., 24, S. 26, t.2, f. 6. 


Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel von Lehen bei Offenbach, einzeln, von Hochstadt bei 
Frankfurt, einzeln, von Hochheim, nicht selten, im oberen 
Meeressande des Offenbacher Hafens, nicht selten, des Offen- 
bacher Lehmfeldes, einzeln. 


Wie ich bereits 18951.c. erwähnt habe, sind es haupt- 
sächlich die Jugendformen, welche die kräftigen Wülste be- 
sitzen; an den ausgewachsenen Exemplaren fehlen sie häufig 
mehr oder weniger. Von der Seite gesehen, ist diese Art von 
Gestalt der C. rhenana, nur ist der Bauchrand der rechten 
Klappe vorn wenig oder gar nicht konkav. Der Vorderrand ist 
sehr dicht mit kleinen Zähnchen — etwa 25 — besetzt; die 
großen Zähne der beiden vorigen Arten fehlen ganz. Die Ober- 
fläche ist runzlig-grubig, viel runzliger als bei C. rhenana, auch 
als bei C. muelleri. Wenn die Knoten der Oberfläche fehlen, 
so erscheint C. helvetica bei der Rückenansicht etwas schmaler 
als die vorigen Arten; besonders aber ist das Profil viel mehr 
elliptisch, die Enden sind also erheblich mehr zugespitzt, auclı 
mehr als bei C. rhenana. 


4. Cytheridea cf.. debilis Jones. 


1855. Cytheridea debilis Jones, 11, S. 43, t.6, f. 30. 
1894. n „ kis. 21, S. 221, t. 15, f. 2. 
Vorkommen: Ober-Oligocän: Im Cerithienton der 
Ziegelei Friedberger Warte bei Frankfurt, einzeln. 
Die wenigen vorliegenden Exemplare sind nicht klar ge- 
nug, um mit Sicherheit bestimmt werden zu können. 


5. Cytheridea perforata Römer. 


1838. Cytherina perforata Römer, 8, S. 516, t.6, f. 11. 
1855. Cytheridea perforata Jones, 11, S. 44, t.4, f. 14. 
1855. n punctatella Born., 10, S. 360, t. 21, f. 2. 
1894. , perforata Lkls., 21, S. 225, t. 15, f. 5. 
1900. n n Lkls., 27, S. 526. 


— 41 — 


Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- 
ton von Offenbach, Tempelseering, selten. Unteres Mittel- 
Oligocän: Im unteren Meeressande von Weinheim, selten. 

Es liegt von jedem Fundort nur ein Exemplar dieser Art 
vor; beide sind etwas kleiner als die norddeutsche Form. 


6. Cytheridea rarefistulosa n. sp. 
Taf. III, Fig. 18. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im oberen 
Meeressande der Offenbacher Druckluftleitung, einzeln. Mitt- 
leres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach an 
verschiedenen Stellen, meist nicht selten, nämlich Kreuzung der 
Wald- und Bleichstraße, Moltkestraße, Bachstraße, Tempelseering. 

Die Schale ist ebenfalls der der C. muelleri ähnlich, jedoch 
erheblich schlanker als C. helvetica und C. rhenana, auch noch 
schlanker als C. muelleri. Der Bauchrand ist nahe vor der 
Mitte etwas konkav, kurz vor dem Hinterende zieht er sich 
schwach zum Hinterrande empor, in den er in kurzem, stumpfem 
Bogen oder vielleicht richtiger, in abgerundeter Ecke übergeht. 
In dieser Ecke trägt das Hinterende wie bei C. muelleri einen 
mäßig großen Zahn. Mit dem Vorderrande verbinden sich beide 
Längsränder in vollständig regelmäßigem Bogen, der Rücken- 
rand jedoch in flacherem Bogen als der Bauchrand, wie das ja 
im allgemeinen bei der Gattung Regel ist. Das Vorderende ist 
daher schief, aber doch sehr vollkommen gerundet. Der Rücken- 
rand verläuft etwa vom ersten bis zum letzten Viertel fast voll- 
kommen grade, nach hinten hin mit dem Bauchrande schwach 
konvergierend. Im letzten Viertel bildet er eine stumpfe, aber 
deutliche Ecke. Das Hinterende ist schief und stumpf gerundet. 
Der Vorderrand ist vollständig zahnlos. Die Oberfläche ist mit 
mittelgroßen, runden Grübchen spärlich bedeckt, viel spärlicher 
als bei C. muelleri. Das Narbenfeld liegt vor der Mitte. Von 
oben gesehen, ist die geschlossene Schale länglich eiförmig- 
elliptisch, hinten etwas breiter und besonders stumpfer als vorn. 
Die Seiten sind vom ersten Drittel bis zum hinteren Sechstel 
ziemlich grade; das Profil ist also in den Seiten etwas flach 
gedrückt. Die randständigen Porenkanäle sind auffallend wenig 
zahlreich; man zählt längs des Vorderrandes etwa 14 bis 15, 
während C. muelleri hier deren mindestens 40 aufweist. Hiermit 


— 42 — 


stimmt auch die geringe Zahl der flächenständigen Porenkanäle 
überein, denen die spärlichen Grübchen der Oberfläche ent- 
sprechen. Charakteristisch für die Art ist ferner der Verlauf 
der Verwachsungslinie am vorderen Schalenende. Dieselbe kommt 
nämlich in der Gegend der stärksten Krümmung des Vorder- 
randes, also mehr nach unten hin, dem Außenrande ziemlich nahe; 
oberhalb dieser Stelle entfernt sie sich dann aber im scharfen 
Bogen sehr weit von dem Außenrande, sodaß sie am Vorder- 
ende der Schale und zwar in dem unteren Teile derselben eine 
tiefe, enge Bucht bildet, von der die wenigen randständigen 
Porenkanäle mit erweiterter Basis ausstrahlen. Ein ähnlicher 
Verlauf des Innenrandes kommt meines Wissens bei keiner an- 
deren Art der Gattung vor. Der Innenrand verläuft dagegen 
wieder ganz normal, indem er in dem oberen Teile des Vorder- 
endes mit der Verwachsungslinie zusammenfällt, dann aber in 
regelmäßigen, etwas kürzeren Bogen, als der Außenrand ihn 
bildet, nach unten hin verläuft und so die erwähnte Bucht 
ignoriert. 

Länge 0,88 mm, Hölle 0,39 mm, Breite 0,35 mm. 

Es ist einigermaßen auffallend, daß diese sehr charak- 
teristische Art im Rupelton des Mainzer Beckens häufig ist, 
dagegen im Tertiär des übrigen Deutschlands, soweit bekannt, 
nirgends vorkommt. 


7. Cytheridea miocaenica n. sp. 
Taf. III, Fig. 19. 


Vorkommen: Oberes Unter-Miocän: Im Hydrobien- 
kalk von Hessler, einzeln. Oberes Oligocän: Im Cerithien- 
ton der Ziegelei Friedberger Warte bei Frankfurt, nicht häufig. 

Diese Art hat gewisse Ähnlichkeit mit C. papillosa Bosq.t), 
unterscheidet sich aber von derselben auf den ersten Blick durch 
die viel zahlreicheren flächenständigen Porenkanäle, also durch 
die dicht gedrängten Grübchen, bezw. Knötchen der Oberfläche. 

Die Schale ist, von der Seite gesehen, schlank, ziemlich 
grade, vorn nur wenig höher als hinten, besonders in der linken 
Klappe. Der Bauchrand ist fast grade, im vorderen Drittel 
nur sehr wenig konkav. Der Rückenrand ist flach gerundet, 


ee ee —_- 


1) Bosyuet, 7, S. 42, t.2, f.5. 


— 4 — 


an der linken Klappe in der Mitte etwas verflacht. Der Vorder- 
rand ist wohl gerundet, aber etwas schief, an der linken Klappe 
etwas schiefer als an der rechten; er verbindet sich mit den 
Endrändern ohne jegliche Ecke. Der Hinterrand ist schief ge- 
rundet und bildet mit dem Bauchrande eine deutliche Ecke, 
welche an der rechten Klappe erheblich spitzer ist als an der 
linken; an der linken Klappe bemerkt man auch zwischen 
Rücken- und Hinterrand eine schwache, abgerundete Ecke, 
welche der rechten Klappe fehlt; daher erscheint letztere hinten 
wesentlich spitzer als die linke. Die Endränder zeigen keine 
Spur einer Bezahnung. Die Oberfläche ist mit zarten Knötchen 
sehr dicht besetzt. Außerdem findet sich vor der Mitte eine 
recht deutliche Querfurche, welche fast von dem einen Längs- 
rande zum anderen reicht. Von oben gesehen, ist die geschlossene 
Schale lang elliptisch, mit dem Maximum der Breite in der Mitte 
und der erwähnten Querfurche vor der Mitte. Das Vorderende 
ist ein wenig ausgezogen, mit abgestutzter Spitze; es erscheint 
also etwas spitzer als das Hinterende. Der Innenrand verläuft 
in geringer Entfernung von dem Außenrande und mit demselben 
parallel. Die randständigen Porenkanäle konnten nicht mit 
Sicherheit untersucht werden, scheinen aber sehr zahlreich 
zu sein. 
Länge 0,77 mm, Höhe 0,39 mm, Breite 0,42 mm. 


8. Cytheridea devexa vn. sp. 
Taf. lll, Fig. 20. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, nicht häufig. 

Diese Art steht der C. cuneata Lkls. am nächsten. Seiten- 
ansicht der linken Klappe: Der Bauchrand ist in der Mitte 
deutlich konvex, im ersten Viertel konkav. Der Rückenrand ist 
ziemlich stark gewölbt und zeigt auf etwa ?/s der Länge eine 
stumpfe, aber deutliche Ecke, indem von hier aus der Schalen- 
rand nach vorn hin stärker abgeschrägt ist; die Schale ist daher 
auch hinten höher als vorn. In die Endränder geht der Rücken- 
rand ohne jegliche Ecke über. Die rechte Klappe ist schlanker 
als die linke, da sie von dieser oben und unten deutlich umfaßt 
wird. BRückenansicht der geschlossenen Schale: Die Schale ist 
ziemlich kurz eiförmig, hinten erheblich breiter als vorn, und 


— 4 — 


zwar liegt die größte Breite im letzten Viertel bis Fünftel der 
Schalenlänge. Die Seiten sind in der Mitte undeutlich verflacht. 
Wo die beiden Klappen zusammenstoßen, treten die Schalen- 
enden, besonders das Hinterende fast etwas zapfenförmig vor. 
Die Oberfläche ist mit mittelgroßen Grübchen mäßig dicht be- 
deckt. Eine Untersuchung der randständigen Porenkanäle, des 
Innenrandes und der Verwachsungslinie ließ der Erhaltungs- 
zustand nicht zu. 
Länge 0,74 mm, Höhe 0,43 mm, Breite 0,40 mm. 


Unterschied zwischen C. devera und C. cuneata: Das Vorder- 
ende ist, von der Seite gesehen, bei C. devera stärker ab- 
geschrägt, der Rückenrand ist stärker gewölbt, der Bauchrand 
ebenfalls, das Hinterende ist weniger stumpf. C. devexa ist 
ferner etwas größer als C. cuneata. 


9. Cytheridea cuneata Lienenklaus. 
1896. Cytheridea cuneata Lkls., 24, S. 27, t.2, f.7. 


Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel des Braunkohlenwerkes Hochheim, nicht selten, am Kanal 
zwischen Offenbach und Oberrad, einzeln, bei Alzey, nicht selten; 
im oberen Meeressande der Offenbacher Druckluftleitung, einzeln. 

Die Mainzer Exemplare sind etwas größer und schlanker 
als die Schweizer Funde. Die randständigen Porenkanäle sind 
ziemlich zahlreich, wenigstens vorn unten. Der Innenrand ent- 
fernt sich nur vorn unten deutlich von dem Außenrande und 
bildet vorn einen ganz regelmäßigen Bogen. Der Vorderrand 
ist sehr fein und dicht gekerbt (ob auch bei der schweizerischen 
Form?), leider sind aber die Zähnchen fast immer abgerieben. 

Es liegt eine zweite Form in wenigen Exemplaren von 
Hochheim vor; dieselbe ist etwas schlanker und von oben ge- 
sehen nicht keilförmig, also hinten nicht breiter als vorn. 
Vielleicht sind es die Panzer der männlichen Tiere. 


10. Cytheridea williamsoniana Bosquet. 
1852. Cytheridea williamsoniana Bosq., 7, S. 43, t. 2, f. 6. 


Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel des Braunkohlenwerkes Hochheim, nicht selten, Alzey. 
ziemlich häuflg, Hackenheim, nicht häufig. 


— 45 — 


Die Mainzer Form stimmt mit der Bosquetschen Art, die 
mir von Klein-Spauwen in Belgien, von wo Bosquet dieselbe 
beschrieben hat, zum Vergleich vorliegt, in der Gestalt völlig 
überein. Im übrigen finden sich jedoch folgende Abweichungen. 
Die Mainzer Form hat eine glatte Oberfläche, während die Ober- 
fläche der Form von Klein-Spauwen, wie auch Bosquet bemerkt, 
fein und dicht grubig punktiert ist. Außerdem hat C. william- 
soniana aus dem Mainzer Becken längs des Vorderrandes etwa 
15 Porenkanäle, diejenige von Klein-Spauwen — auch nach 
Bosquets Zeichnung — deren etwa 25. Ich habe jedoch ge- 
glaubt, beide Formen zusammen lassen zu dürfen. 


11. Cytheridea parallela n. sp. 
Taf. IV, Fig. 21. 


Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocin: Im Cyrenen- 
mergel von Hochstadt bei Frankfurt und von Alzey, nicht selten. 

Von der Seite gesehen, hat diese Art zunächst Ähnlichkeit 
mit C. williamsoniana, ist jedoch erheblich schlanker, sodann 
auch mit C. fragilis Lkls., ist aber an den Enden etwas voll- 
kommener gerundet. Die Schale ist dünn, durchscheinend und 
hat, von der Seite gesehen, eine Cytherella-ähnliche Gestalt, ist 
überall gleich hoch, nur die linke Klappe ist vorn sehr wenig 
höher als hinten. Die Enden sind regelmäßig und wohl gerundet. 
Der Rückenrand ist grade, der Bauchrand vor der Mitte sehr 
schwach konkav, was jedoch nur bei der Innenansicht deutlich 
zu erkennen ist. Zwischen Rücken- und Hinterrand findet sich 
eine schwache Ecke. Die Oberfläche ist glatt und mit zarten 
Knötchen spärlich besetzt. Das Narbenfeld liegt ein wenig vor 
der Mitte. Die Verwachsungszone ist ziemlich breit, besonders 
längs des Vorderrandes; sie ist aber auch bei der Seitenansicht 
längs des Hinterrandes und des Bauchrandes deutlich zu er- 
kennen. Die Verwachsungslinie läuft mit dem Außenrande ziem- 
lich parallel. Die randständigen Porenkanäle sind wenig zahl- 
reich; man zählt längs des Vorderrandes etwa 12. Von oben 
gesehen, bildet das Profil einer Klappe — ein zweiklappiges 
Exemplar liegt nicht vor — eine sehr schlanke halbe Ellipse 
mit der größten Breite in der Mitte und wenig spitzerem Vorder- 
als Hinterende. 

Länge 0,70mm, Höhe 0,35 mm, Breite einer Klappe 0,13 mm. 


— 4 — 


12. Cytheridea fragilis n. sp. 
Taf. IV, Fig. 22. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel von Alzey, nicht selten. 

Diese Art schließt sich einerseits an C. parallela Lkls., 
andererseits an C. spathacea Lkls. an. Von letzterer unterscheidet 
sie sich hauptsächlich durch ihre geringere Länge und, von oben 
gesehen, durch die gänzlich abweichende Wölbung; von ersterer 
ist sie durch die stumpferen Enden, die schmalere Verwachsungs- 
zone und die Wölbung verschieden. 

Die Schale ist sehr zart und zerbrechlich, von der Seite 
gesehen, grade, vorn wenig höher als hinten. Beide Enden 
sind schief gerundet. Der Rückenrand ist grade, der Bauchrand 
an der linken Klappe im ersten Viertel ein wenig konkav, indem 
nämlich das Vorderende nach unten ein wenig vorspringt. An 
der rechten Klappe ist der Bauchrand hinten mit einem kurzen, 
aber deutlichen Lappen versehen; dieser Lappen beginnt plötz- 
licher als bei C. spathacea. Die Bauchseite der Schale ist ziem- 
lich flach, da die seitliche Wölbung verhältnismäßig weit nach 
unten gerückt ist. Die Oberfläche ist glatt und mit zarten 
Knötchen spärlich besetzt. Die Verwachsungszone ist ziemlich 
schmal, und die randständigen Porenkanäle sind sehr wenig 
zahlreich. Das Narbenfeld liegt fast in der Mitte, nur wenig 
vor derselben. Von oben gesehen, ist die geschlossene Schale 
breit und kurz elliptisch, mit der größten Breite in der Mitte 
oder doch sehr wenig vor derselben. Der Vorderrand tritt als 
kurze Spitze vor. Im letzten Viertel zeigt das Profil jederseits 
eine schwache Konkavität. 

Länge 0,59mm, Höhe 0,31 mm, Breite 0,31 mm. 


13. Cytherella spathacea n. sp. 
Taf. IV, Fig. 23. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel von Alzey, nicht häufig, im Hartig-Wäldchen von Hoch- 
stadt bei Frankfurt, einzeln. 

Die Schale ist zart, schlank, mehr als doppelt so lang als 
hoch, vorn und hinten gleich hoch. Die Enden sind ziemlich 
stumpf gerundet, das Vorderende ein wenig schief und etwas 
stumpfer als das regelmäßig, also nicht schief gerundete Hinter- 


— 41 — 


ende. Der Rückenrand ist grade und geht ohne Ecken in die 
Endränder fiber. Der Bauchrand ist vor der Mitte deutlich 
konkav, in seiner hinteren Hälfte etwas lappenförmig ausge- 
buchtet, wenigstens an der rechten Klappe. Mit den Endrändern 
bildet er ebenfalls keine Ecken. Die Oberfläche ist glatt und 
mit zarten Knötchen spärlich besetzt. Die Verwachsungszone 
ist schmal und mit wenigen kurzen Porenkanälen versehen: 
man zählt längs des Vorderrandes 10 bis 12. Die Schließmuskel- 
narben liegen weit vor der Mitte der Schalenlänge; die 4 Narben 
der hinteren Querreihe sind dicht zusammengedrängt, kurz und 
grade. Von oben gesehen, besitzt diese Art eine sehr charak- 
teristische Gestalt. Das Hinterende ist stumpf, fast abgestutzt, 
jedoch so, daß die Mitte, wo die beiden Klappen zusammen- 
stoßen, als kurze Spitze deutlich hervortritt und die Ecken 
zwischen dem Hinterende und den Seitenlinien kurz abgerundet 
sind. Vor diesen Ecken, etwa im letzten Drittel der Schalen- 
länge, ist die Profillinie zu beiden Seiten konkav, und zwar 
rechts stets deutlich stärker konkav als links. Diese Konkavität 
ist, wenigstens an der rechten Klappe, auf der unteren Hälfte 
der Schalenfläche, also nach dem Bauchrande hin, am stärksten, 
was man bei der Seitenansicht der Klappen deutlich erkennt. 
Vor dieser Konkavität bildet die Profillinie beiderseits einen 
regelmäßigen Bogen bis zu der scharfen Spitze des Vorderendes. 
In diesem Bogen, und zwar wenig hinter dem vorderen Drittel 
der Schalenlänge, liegt die größte Breite der Schale. 
Länge 0,69 mm, Höhe 0,32 mm, Breite 0,31 mm. 


14. Cytheridea minuta. 
Taf. IV, Fig. 24. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im 
Rupelton von Offenbach, Tempelseering. Die Art ist hier viel- 
leicht nicht selten; wegen ihrer Zerbrechlichkeit ist es aber 
schwer, unverletzte Exemplare zu erhalten. 

Die Schale ist ebenfalls sehr zart und zerbrechlich und 
lang gestreckt, etwa dreimal so lang als hoch. Das Vorderende 
ist regelmäßig gerundet, das Hinterende etwas schief. Der 
Rückenrand ist grade, der Bauchrand vor der Mitte konkav, 
besonders an der linken Klappe. Die Schale ist überall fast 
gleich hoch. Die Oberfläche ist glatt und mit feinen Knötchen 


— 4 — 


sehr spärlich besetzt. Das Narbenfeld liegt fast in der Mitte 
der Schale. Die Narben sind groß. Die hintere Reihe besteht 
aus 4 parallelen, dicht zusammengedrängten Narben, wovon die 
drei oberen lang und etwas gebogen sind, die unterste punkt- 
förmig ist. Vor dieser Querreihe liegt, wie es scheint, nur eine, 
aber auffallend große Narbe und zwar in der Mitte vor der- 
selben. In dem Verlauf der Verwachsungslinie und des Innen- 
randes am Vorderende der Schale zeigt diese Art große Ähnlich- 
keit mit C. rarefistulosa, an die sie sonst in keiner Weise erinnert. 
Die Verwachsungslinie entfernt sich hier nämlich unten und 
besonders oben weit von dem Außenrande, nähert sich dem- 
selben dagegen in oder richtiger unter der Mitte wieder 
stark, so daß hier eine auffallende Bucht entsteht. An dieser 
Bucht zählt man etwa 12 kurze, kräftige, randständige Poren- 
kanäle. Der Innenrand bildet dagegen am Vorderende der Schale 
einen regelmäßigen Bogen, indem er die eben beschriebene Bucht 
genau abschneidet, also oberhalb und unterhalb der Bucht mit 
der Verwachsungslinie zusammenfällt. 

Länge 0,57 mm, Höhe 0,22 mm. 


Genus Cuneocythere Lienenklaus. 
Diese Gattung ist oberflächlich leicht an ihrer Cytherella- 
ähnlichen Gestalt zu erkennen. Die bisher bekannten Arten 
finden sich nur in Meeresablagerungen. 


1. Cuneocythere truncata Lienenklaus. 

1894. Cuneocythere truncata Lkls., 21, S. 260, t. 18, f. 6. 
1900. n n » 26, S. 538. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im 
Rupelton von Offenbach und zwar in der Moltkestraße, selten. 

Diese Art ist, wie die ganze Gattung, überall, wo sie bis 
jetzt beobachtet ist, selten. Auch aus dem Mainzer Becken 
liegen nur zwei Exemplare vor, eine rechte und eine linke Klappe; 
dieselben stimmen mit der norddeutschen Form überein. 


2. Cuneooythere punctulata n. sp. 
Taf. IV, Fig. 25. 
Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- 
ton von Offenbach und zwar Bachstraße, selten, Kreuzung der 
Wald- und Bleichstraße, ziemlich selten. 


.— 49 — 


Die Schale ist von mittlerer Größe, vorn wenig höher als 
hinten. Die linke Klappe ist auch bei dieser Art erheblich höher 
als die rechte, jedoch ist der Unterschied etwas weniger auf- 
fallend als bei C. truncata und C. praesulcata Lkls.!) Das Vorder- 
ende ist ganz regelmäßig gerundet, also oben und unten gleich, 
an der rechten Klappe etwas stumpfer als an der linken; das 
Hinterende ist etwas schief. Der Rückenrand ist grade, der 
Bauchrand an der linken Klappe ebenfalls, an der rechten kaum 
merklich konkav. Die Längsränder bilden mit den Endrändern 
in der linken Klappe keine Ecken; an der rechten Klappe zeigt 
sich zwischen Rücken- und Hinterrand eine schwache Ecke. 
Die Oberfläche ist mit sehr feinen Grübchen dicht besetzt. Die 
Schließmuskelnarben liegen in der Mitte. Von oben gesehen, 
bildet die geschlossene Schale ein schlankes Oval mit spitzem, 
aber in der Spitze etwas abgestutztem Vorderende. Am Hinter- 
ende stoßen die beiden Klappen unter einem etwas abgestutzten 
Winkel zusammen. Die größte Breite liegt im letzten Viertel. 
Die Art ist also hinten nicht so stark abgestutzt wie C. trun- 
cata und C. praesulcata. Die randständigen Porenkanäle sind 
zahlreich und zart wie bei den norddeutschen Arten. Die Ver- 
wachsungszone ist vorn ziemlich breit; die Verwachsungslinie 
läuft dem Außenrande ziemlich parallel. Der Innenrand bildet 
vorn einen flacheren Bogen als Vorderrand und Verwachsungs- 
linie, indem er sich von der Verwachsungslinie allmählich und 
daher in der Mitte merklich entfernt. Der Schloßrand ist der 
Gattung entsprechend gebildet. 

Länge 0,57 mm, Höhe 0,31 mm, Breite 0,24 mm. 


Genus Cytherideis. 

Die Schale ist klein, lang gestreckt, an den Enden ge- 
rundet, vorn seitlich zusammengedrückt. Die Oberfläche ist glatt 
oder mit zarten Knötchen besetzt oder grubig. Alle Arten leben 
ausschließlich im Meere. Bezüglich der Unterscheidung der Arten 
gilt dasselbe, was S. 29 von Bairdia gesagt ist. 

1. Cytherideis scrobiculata Lienenklaus. 
1894. Cytherideis scrobiculata Lkls., 21, S. 258, t. 18, f. 2. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 

Meeressande von Weinheim, einzeln. 


9 Lienenklans, 21, 3. 260, t.18, 1.7. 


— 50 — 


Die wenigen vorliegenden Exemplare stimmen, soweit der 
Erhaltungszustand erkennen läßt, vollkommen mit der nord- 
deutschen Form überein. 


2. Cytherideis cf. falcata Reuss sp. 
1850. Cytherina falcata Rss., 5, S. 57, .t. 8, f. 27. 
1863. Bairdia falcata Speyer, 13, S. 44, t.1, f.4. 
1894. Cytherideis falcata Lkls., 21, S. 257. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel von Alzey, seiten. 

Es liegt eine beschädigte rechte Klappe vor, welche am 
besten zu C. falcata Rss. paßt. Die ziemlich zahlreichen rand- 
ständigen Porenkanäle sind nahe hinter dem Vorderrande deut- 
lich erweitert. 


3. Cytherideis aff. brevis Lienenklaus. 
1894. Cytherideis brevis Lkls., 21, S. 259, t. 18, f.4. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel des Offenbacher Hafens, selten, des Kanals an der hes- 
sischen Landesgrenze zwischen Offenbach und Oberrad, selten. 

Es liegt von jedem Fundorte ein Exemplar vor, beide schei- 
nen obendrein noch nicht ausgewachsen zu sein. Sie schließen 
sich wohl am besten an C. brevis an, haben den fein gezähnten 
Vorderrand von C. brevis, sind aber wohl ein geringes schlanker, 
vorn auch etwas höher als diese Art. Ich stelle sie vorläufig 
hierher. 

4. Cytherideis sp. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im unteren 
Meeressande von Weinheim, selten. 

Es liegt ein zweiklappiges Exemplar vor, welches mit 
keiner bekannten Art übereinzustimmen scheint. Dasselbe ist 
schlank, etwa 2'/smal so lang als hoch. Der Bauchrand ist fast 
grade, der Rückenrand ziemlich stark gewölbt, indem derselbe 
sich im hinteren Drittel in sehr flachem Bogen stark abwärts 
neigt. Die Breite der Schale ist sehr gering, sie beträgt kaum 
ein Viertel der Länge. Das Maximum der Breite liegt in der Mitte. 
Die Oberfläche scheint glatt zu sein. Der Vorderrand ist wahr- 
scheinlich gekerbt. Von einer Benennung sehe ich ab, 


— 5 — 


Genus Loxoconcha G. J. Sars. 


Die Schale ist klein bis mittelgroß, kräftig. Der Bauch- 
rand ragt nach hinten mehr oder weniger stark empor, wodurch 
die Schale ein charakteristisches Ansehen bekommt. Die Ober- 
fläche ist in der Regel mit größeren oder kleineren Grübchen 
dicht besetzt. Alle Arten sind Meeresbewohner. 


1. Loxoconcha tenuimargo Reuss sp. 


1855. Cythere tenuimargo Rss., 9, S. 256, t. 10, f. 96. 
1863. „ 5 Speyer, 13, S. 20, t. 2, f. 2. 
1894. Loxoconcha tenuimargo Lkls., 21, S. 233. 


Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
merge] des Offenbacher Hafens, nicht selten, des Hartig-Wäld- 
chens bei Hochstadt, einzeln, des Kanals zwischen Offenbach 
und Oberrad, nicht selten; im oberen Meeressand des Offen- 
bacher Hafens, nicht selten, der Offenbacher Druckluftleitung, 
einzeln. Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von 
Offenbach an verschiedenen Stellen, nicht selten. Unteres 
Mittel-Oligocin: Im unteren Meeressande von Weinheim 
einzeln. 

Die Stücke aus den Chenopus-Schichten des Offenbacher 
Hafens zeigen einen fadenförmigen Kiel, welcher sich von hinten 
oben nach der Mitte der Schalenfläche zieht. Ferner sind die 
großen, eckigen Grübchen der Oberfläche in ihrem Grunde ge- 
feldert; diese Felderung zeigen auch Stücke anderer Fundorte 
des oberen Mittel-Oligocäns, wenn der Erhaltungszustand ent- 
sprechend günstig ist. Es mag sein, daß hier eine neue Art 
vorliegt; ich möchte sie jedoch allein auf Grund dieses Unter- 
schiedes hin nicht abtrennen. An allen Fundorten kommen 
übrigens die zwei |. c. von mir erwähnten Formen, d' und $, 
vor, die sich in ihrer Länge wesentlich unterscheiden. 


2. Loxoconcha subovata v. Münster sp. 


1830. Cythere subovata Mstr., 2, S. 63. 

1804. Loxoconcha subovata Lkls., 21, S. 234, t. 16, f. 4. 
Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- 

sande von Weinheim, selten. 


4* 


— 52 — 


3. Loxoconcha intorta n. sp. 
Taf. IV, Fig. 26. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- 
ton von Offenbach, Kreuzung der Wald- und Bleichstraße, nicht 
häufig. 

Diese Art ist nur wenig größer als L. subovata Mstr., steht 
aber in der Gestalt der L. tenuimargo Rss. näher. Das Hinter- 
ende ist, von der Seite gesehen, erheblich stärker zugespitzt 
als bei L. tenuimargo, indem der Bauchrand bereits wenig hinter 
der Mitte der Schalenlänge beginnt sich emporzuziehen; infolge 
dessen ist auch die Einschnürung der Wölbung hinten unten 
viel stärker als bei dieser Art. Von oben gesehen, erscheint die 
geschlossene Schale, abgesehen von dem als Spitze stark vor- 
springenden Hinterende und dem weniger stark vorspringenden 
Vorderende, weit mehr eiförmig als L. tenuimargo. Das Hinter- 
ende ist also weit weniger stumpf, das Vorderende ebenfalls, 
und die Seiten sind nicht grade, sondern gerundet, aber mit 
deutlicher Querdepression in der oberen Hälfte der Mitte der 
Schalenklappen. Das Maximum der Breite liegt, von den Spitzen 
der Enden abgesehen, etwa im hinteren Drittel, also weiter vorn 
als bei L. tenuimargo. In der Beschaffenheit der Oberfläche, dem 
Verlauf der Verwachsungslinie, des Innenrandes und der rand- 
ständigen Porenkanäle stimmen beide Arten wohl überein. 

Länge 0,56 mm, Höhe 0,29 mm, Breite 0,25 mm. 


4. Loxoconcha sphenoides n. sp. 
Taf. IV, Fig. 27. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- 
sande von Weinheim, selten. 

Die Größenverhältnisse sind etwa dieselben wie bei der 
kürzeren Form von L.tenuimargo Rss. Der Vorderrand ist, von 
der Seite gesehen, schief, aber nicht stumpf gerundet. Der Bauch- 
rand ist grade, der Rückenrand vor der Mitte etwas konkav. 
Das Hinterende ist gerundet und zwar in der unteren Hälfte 
der Gattung entsprechend schräg; dem Hinterende fehlt also 
die der Gattung eigentümliche dreieckige Spitze fast ganz. 
Auch alle Ränder gehen ohne deutliche Ecke ineinander über, 
nur zwischen Rücken- und Hinterrand findet sich eine Ecke. 
Die Oberfläche ist mit mittelgroßen, eckigen Grübchen dicht 


— 5 -- 


besetzt. Von oben gesehen, erscheint die geschlossene Schale 
im Unterschiede von den übrigen Loxoconcha-Arten keilförmig, 
mit der größten Breite in dem hinteren Drittel. Das Hinterende 
ist stumpf gerundet; aus demselben tritt jedoch die Mitte, wo 
die beiden Klappen zusammenstoßen, als kurze Spitze scharf 
hervor. Vor der Mitte der Schalenlänge zeigen die beiden Seiten 
je eine ziemlich deutliche Einschnürung. Von hier aus verlaufen 
die beiden Seitenlinien im sanften Bogen bis zur Spitze; diese 
selbst ist ein wenig ausgezogen, aber nicht so auffallend wie 
die Mitte des Hinterendes. 
Länge 0,67 mm, Höhe 0,32 mm. 


Genus Paracytheridea G. W. Müller. 

Die Schale ist klein, derb, sehr stark verbreitert, hinten 
zugespitzt, bei den fossilen Arten sehr schlank; die Oberfläche 
ist mehr oder weniger wellig oder gerippt oder höckerig. Alle 
Arten sind Meeresbewohner. 


Paracytheridea triquetra. Reuss sp. 
1850. Cytherina triquetra Rss., 5, S. 82, t. 10, £. 19. 
1852. Cythere gradata Bosq., 7, S. 127, t.6, f. 11. 
1863. , bilacunosa Speyer, 13, S. 34, t.4, f. 6. 
1879. Cytheropteron gradatum Brady, 18, S. 403, t. 69, f. 4. 
1894. n triquetrum Lkls., 21, S. 248. 
1900. Paracytheridea triquetra Lkls., 27, S. 534. 
Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocan: Im Cyrenen- 
mergel des Offenbacher Hafens, selten, bei Alzey. selten. 


Genus Xestoleberis G. 0. Sars. 


Die Schale ist klein, glatt und glänzend, von der Seite 
gesehen, fast gerundet dreieckig, vorn viel niedriger als hinten, 
von oben gesehen, hinten sehr stark gewölbt, also sehr breit, 
dabei, abgesehen von dem spitzen Vorderende, schön gerundet. 
Die Gattung ist im deutschen Tertiär überall selten. Die Tiere 
sind Meeresbewohner. 


Xestoleberis rhenana n. sp. 
Taf. IV, Fig. 28. 
Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel des Offenbacher Hafens, selten. 


— 64 — 


Diese Art nähert sich in der Gestalt der X. tumida Reuss’). 
In der Rückenansicht stimmt sie mit derselben fast völlig überein, 
höchstens ist das Hinterende etwas stärker gerundet. Die Linie, 
in welcher die Rückenränder der beiden Klappen zusammen- 
stoßen, verläuft aber, von oben betrachtet, fast grade, zeigt 
also nicht die starke, lappenförmige Erweiterung der linken 
Klappe, wie man sie bei X. tumida bemerkt. Von der Seite ge- 
sehen, erscheint unsere Art vorn erheblich stumpfer als X. tumida, 
so daß das Hinterende nur wenig höher ist als das Vorderende. 
Der Rückenrand bildet einen beiderends etwas verflachten Bogen. 
Das Hinterende ist ganz stumpf gerundet, fast ein wenig ab- 
gestutzt, bildet jedoch mit dem Bauchrande keine, mit dem 
Rückenrande eine ganz schwache Ecke. Der Bauchrand ist in 
der Mitte etwas konkav und vor der Mitte ein wenig lappen- 
förmig ausgebogen. Der Innenrand entfernt sich hinten deut- 
lich und vorn weit von der Verwachsungslinie und verläuft vorn 
in einem schräg gestellten unten zurückgezogenen Bogen. 

Länge 0,49 mm, Breite 0,28 mm. 


Genus Cytherura G. O. Sars. 


Die Schale ist klein, länglich, hinten in einen mehr oder 
weniger vorragenden Schnabel verlängert, zuweilen auch zu 
beiden Seiten mit einem mehr oder weniger vorspringenden 
Längskiel oder Flügel versehen. Die Oberfläche ist selten glatt, 
häufig punktiert und genetzt. Die Verwachsungszone greift sehr 
weit in das Innere der Schale hinein, vorn fast bis zur Mitte, 
daher sind die randständigen Porenkanäle außerordentlich lang. 
Alle Arten sind Meeresbewohner. 


1. Cytherura alata Lienenklaus. 


1894. Cytherura alata Lkls., 21, S. 241, t. 16, f. 10. 
185. , 22, 8. 149. 

1896. 7 „ , 24, 8. 29, t.2, f.10. 
1900. , 027, 8.540. 


Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel des Offenbacher Hafens, selten. 


1) Lienenklaus. 21, 8. 237, t. 16, f. 7. 


— bb — 


2. Cytherura sulcata n. sp. 
Taf. IV, Fig. 29. 

Vorkommen: Oberes Oligocän: Im Cerithiensand der 
Bohrung Brandsborn bei Offenbach, selten. Oberes Mittel- 
Oligocän: Im Cyrenenmergel des Offenbacher Hafens, selten, 
und bei Alzey, selten. 

Die Schale ist, von der Seite gesehen, vorn ganz regel- 
mäßig gerundet, hinten im oberen Drittel zu einer kurzen, drei- 
eckigen Spitze ausgezogen. Rücken- und Bauchrand sind grade 
und parallel; letzterer geht im Bogen in das abgeschrägte Hinter- 
ende über. Der Flügel der Seitenfläche bildet einen deutlichen, 
stumpfen Höcker, der etwas hinter der Mitte liegt. Unter und 
hinter diesem Höcker ist die Schale eingedrückt. Etwas vor 
der Spitze des Flügels zieht sich eine sehr deutliche Depression 
quer über die Schalenfläche zum Rückenrande hin. Die ganze 
Oberfläche ist mit reihig geordneten deutlichen Grübchen dicht 
besetzt. Von oben betrachtet, verläuft die Profillinie der ein- 
zelnen Klappe von der Spitze des Flügels aus in grader Linie 
zum Vorderende; dieses selbst ist ein wenig abgerundet. Hinter 
der Spitze des Flügels bildet die Profillinie einen konkaven Bogen. 
Der innere Bau der Schale war nicht zu erkennen. 

Länge 0,49 mm, Höhe 0,26 mm. 

Das Exemplar von Alzey ist etwas schlanker. Der Bauclı- 
rand springt da, wo er sich mit dem Hinterrande verbindet, 
stärker nach außen vor. Die Spitze des Hinterendes ist länger 
und schmaler und liegt etwas höher. Da aber nur eine einzelne 
Klappe vorliegt, habe ich dieselbe hier angeschlossen. 


3. Cytherura aff. gibba O. F. Müller sp. 


1785. Cythere gibba, 1, S. 66, t.7, f. 7—12. 
1864. Cytherura gibba Sars, 15, S. 70. 
1889. . „ Brady et Norm., 19, 8.190, t. 18, f. 13—16. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel von Alzey, selten. 

Es liegt eine einzelne linke Klappe vor, welche gewisse 
Ähnlichkeit mit der recenten C. gibba hat. Die Spitze des Hinter- 
endes ist freilich erheblich länger, und von oben gesehen, ist 
die Schale hinten weit weniger stumpf. Von einer Benennung 
sehe ich jedoch ab. 


— 5 — 


Genus Cytheropteron G. O. Sars. 


Die Schale hat Ähnlichkeit mit der der vorigen Gattung; 
sie ist klein, subrhombisch, aufgeblasen, seitlich nach dem Bauch- 
rande hin in einen gerundeten oder spitzen Flügel erweitert. 
Das Hinterende ist in einen mehr oder weniger deutlichen 
Schnabel verlängert. Die Oberfläche ist punktiert, genetzt, mit 
Wärzchen bedeckt oder runzlig. Die Verwachsungszone greift 
viel weniger weit in das Innere der Schale ein als bei der 
Gattung Cytherura. Alle hierher gehörende Arten leben im 
Meere. 

1. Cytheropteron punctulatum n. sp. 
Taf. IV, Fig. 30. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- 
ton von Offenbach, Tempelseering, nicht selten. 

Diese Art hat mit C. pipistrella Brady') eine gewisse Ähn- 
lichkeit, ist aber erheblich schlanker und auf der ganzen Ober- 
fläche dicht und fein punktiert. Der Vorderrand ist, von der 
Seite betrachtet, regelmäßig gerundet. Der Rückenrand steigt 
im flachen Bogen ziemlich steil aufwärts bis zur Schalenmitte, 
von wo er sich dann etwas steiler abwärts dem zu einer langen 
Spitze ausgezogenen Hinterende zuwendet; hinter der höchsten 
Höhe ist er, namentlich an der linken Klappe, etwas konkav, 
vor der Spitze des Hinterendes an beiden Klappen deutlich 
konkav. Der Bauchrand ist vor der Mitte deutlich konkav, hinter 
der Mitte ziemlich stark konvex. Hier wird er, wenn man die 
einzelne Klappe von der Seite betrachtet, von dem langen, 
spitzen Flügel weit überragt. Der Flügel fällt hinten recht- 
winklig, vorn steil und gradlinig ab. Vor dem Flügel läuft eine 
flache Querdepression quer über die Schalenfläche zum Oberrande 
hin. Die Oberfläche zeigt, abgesehen von der feinen Punktierung 
hinter dem Flügel zwei zarte, bogenförmige Falten. Der Augen- 
höcker ist deutlich, aber nicht auffallend groß. In der Rücken- 
ansicht ist das Hinterende stärker verlängert als bei C. pipistrella ; 
ein weiterer Unterschied ist kaum vorhanden. Der Innenrand 
bildet vorn einen regelmäßigen, aber etwas kürzeren Bogen als 
der Außenrand, indem er sich ziemlich weit von diesem ent- 
fernt. Die randständigen Porenkanäle sind sehr wenig zahlreich, 


1) Brady, 18, S. 404, t. 69, f.2. 


— 5b7 — 


man zählt am Vorderende etwa 6; sie gehen von erweiterter 
Basis aus. 
Länge 0,46 mm, Höhe 0,24 mm. 


2. Cytheropteron ovulum Lienenklaus (?). 
1895. Cytheropteron ovulum Lkls., 22, S. 151, t.3, f. 4. 

Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- 
sande von Weinheim, selten. 

Das einzige vorliegende Exemplar ist wohl noch etwas 
stumpfer als die Form aus dem Mittel-Oligocin von Jeurre, 
scheint jedoch im übrigen mit derselben übereinzustimmen. 
Leider ist dasselbe wenig klar. 


Genus Eucytherura G. W. Müller. 


Die Schale ist klein, derb, kurz, vorn abgestutzt, hinten 
in eine kurze Spitze ausgezogen. Rücken- und Bauchrand sind 
im ganzen grade. Die Oberfläche ist grubig oder stachelig. Die 
Gestalt ist eine recht konstante. Die wenigen bekannten Arten 
sind Meeresbewohner. . 


Kucytherura dentata n. sp. 
Taf. IV, Fig. 31. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- 
ton von Offenbach, Bachstraße, ziemlich selten. 

Die Schale ist von normaler Größe und Gestalt, vorn jedoch 
von der Seite gesehen, etwas mehr und zwar etwas schräger ge- 
rundet, als es Regel ist. Der Vorderrand und auch die untere Hälfte 
des Hinterrandes sind mit wenigen — vorn etwa 6 — dreieckigen 
Zähnen besetzt. In diesen Zähnen scheint ein Porenkanal zu 
münden. Die Oberfläche ist mit ziemlich großen, eckigen Grüb- 
chen dicht bedeckt und besitzt außer dem Flügel und dem sehr 
kräftigen glasigen Augenhöcker in der Regel noch einige un- 
regelmäßige Wülste vor dem Flügel, welche am besten bei der 
Rückenansicht zu erkennen sind. Bei der Rückenansicht er- 
scheinen Vorder- und Hinterende je zu einer kurzen Spitze aus- 
gezogen. Der Schloßrand beider Klappen zeigt zwei kräftige 
Zähne; zwischen denselben ist er seiner ganzen Länge nach 
sehr fein gekerbt. 

Länge 0,41 mm, Höhe 0,23 mm. 


— 68 — 


Genus Limnicythere Brady. 


Die Schale ist von mittlerer Größe, von der Seite gesehen 
länglich viereckig, von oben gesehen vorn mehr oder weniger 
komprimiert, hinten mehr oder weniger stumpf; die Oberfläche 
ist grubig punktiert oder gegittert oder knotig, selten glatt. 
Die Tiere kommen im Süßwasser, im brackigen Wasser und 
im Meere vor. 


Limnicythere »inndorfi n. sp. 
Taf. IV, Fig. 32 u. 33. 

Vorkommen: Ober-Oligocän: Im Cerithiensand der 
Bohrung Brandsborn bei Offenbach, einzeln. Oberes Mittel- 
Oligocän: Im Cyrenenmergel des Offenbacher Hafens, sehr 
häufig, des Braunkohlenwerks Hochheim, nicht häufig, des Kanals 
zwischen Offenbach und Oberrad, einzeln, bei Alzey, nicht häufig; 
im oberen Meeressand des Offenbacher Hafens, häufig. 

Die Schale des d ist schlank, etwa doppelt so lang als hoch. 
Das Vorderende ist ziemlich stark nach unten gewendet; der 
Bauchrand ist daher vor der Mitte deutlich konkav. Der Rücken- 
rand ist grade und verbindet sich in der Augengegend mit dem 
Vorderrande durch eine deutliche Ecke, vor welcher der Schalen- 
rand etwas konkav ist. Das Hinterende ist stumpf gerundet 
und bildet mit dem Rückenrande ebenfalls eine deutliche Ecke, 
während Bauch- und Hinterrand sich in regelmäßigem Bogen 
vereinigen. Die Wölbung der Schale tritt im hinteren Drittel 
und zwar in zwei Drittel der Höhe, also näher dem Rücken- 
rande als dem Bauchrande, etwas wulstig hervor. Die ganze 
Oberfläche ist mit zarten, runden Grübchen dicht bedeckt. 
Außerdem liegt auf der Schalenfläche ein ziemlich weitmaschiges 
Netzwerk von vorspringenden Adern, welche auf der hinteren 
Hälfte sehr zart, auf der vorderen dagegen kräftig sind. An den 
Stücken aus dem Cyrenenmergel sind die Grübchen der Ober- 
fläche größer, und das Adernetz tritt nicht so deutlich hervor. 
Auch in dem oberen Meeressande des Offenbacher Hafens kommt 
diese Form vereinzelt vor. Von oben gesehen erscheint die ge- 
schlossene Schale keilförmig, hinten stumpf, fast quer abgestutzt, 
vorn spitz; die Seiten sind sehr flach gewölbt. Die ganze Gestalt 
stimmt also fast genau mit der Cythere fuscata Brady!) überein. 


1) Brady and Norman, 19, S. 148, t. 16, f. 9—11. 


— §9 — 


Die weibliche Form ist erheblich kürzer, auch vorn etwas 
höher als hinten. Das Adernetz auf der Oberfläche ist weniger 
deutlich ausgeprägt. Längs des Vorderrandes bemerkt man jedoch 
auch hier etwa 6 strahlenférmige Längskiele, welche den rand- 
ständigen Porenkanälen entsprechen. 

Die randständigen Porenkanäle sind sehr wenig zahlreich. 
Der Innenrand bildet vorn einen regelmäßigen, etwas flacheren 
Bogen als der Außenrand. 

Linge: Höhe: Breite: 

d 0,48mm, 0,23mm, 0,18 mm, 

$ 036 , O21 , 01, 


Genus Bythocythere G. O. Sars. 


Die Schale ist von mittlerer Größe, mehr oder weniger 
rhombisch, oft mit einem flügelartigen Wulst und deutlicher 
Querdepression versehen. In dem deutschen Tertiär ist diese 
Gattung jedenfalls sehr selten, was zum Teil in der Zerbrech- 
lichkeit der Schale seinen Grund haben mag. 


Bythocythere undulata Speyer sp. 
1863. Cythere undulata Speyer, 13, S. 33, t. 4, f.5. 
1894. Bythocythere undulata Lkls., 21, 8. 251. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- 
ton von Offenbach, Tempelseering, selten. 

Es liegen mir einzelne Klappen vor, welche leider alle 
mehr oder weniger beschädigt sind und sich daher nicht sicher 
bestimmen lassen, höchst wahrscheinlich aber mit der nord- 
deutschen Art übereinstimmen. 


III. Familie Cytherellidae 


Zu dieser Familie gehört nur die folgende Gattung: 


Genus Cytherella Bosquet. 


Über die Gattungsmerkmale findet sich das Nähere in 
Lienenklaus 21, S. 262. 


1. Cytherella praesulcata Lienenklaus. 
1894. Cytherella praesulcata Lkls., 21, S. 265, t. 18, f.9. 
Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel des Kanals zwischen Offenbach und Oberrad, selten; im 


— 900 — 


oberen Meeressande des Offenbacher Hafens, selten, der Offen- 
bacher Druckluftleitung, selten. 

Die wulstige Umwallung der Schalenfläche ist an den 
Funden aus dem oberen Meeressande wesentlich kräftiger als 
an denen aus dem typischen Cyrenenmergel. 


2. Cytherella parallela Brady. 
1879. Cytherella parallela Brady, 18, S. 407, t. 62, f. 2. 

Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im Cyrenen- 
mergel des Kanals zwischen Offenbach und Oberrad, selten. 
Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupelton von Offenbach 
an verschiedenen Stellen, ziemlich selten. 

Die wenigen vorliegenden Exemplare sind, wenigstens zum 
Teil, nicht ausgewachsen. Es ist mir daher zweifelhaft, ob sie 
wirklich eine selbständige Art bilden, oder die Jugendform etwa 
der nachfolgenden Art sind, und ob dies nicht vielleicht auch 
von Cytherella parallela Brady von Antwerpen gilt. Für diese 
Vermutung spricht auch der Umstand, daß die größeren Exem- 
plare, von oben gesehen, hinten etwas breiter und stumpfer sind 
als vorn. 

3. Cytherella angusta Lienenklaus. 
1894. Cytherella angusta Lkls., 21, S. 267, t. 18, f. 10. 

Vorkommen: Mittleres Mittel-Oligocän: Im Rupel- 
ton von Offenbach, selten. 

An den Offenbacher Exemplaren ist das Vorderende etwas 
schief gerundet, indem der Vorderrand in einem etwas flacheren 
Bogen in den Bauchrand übergeht als in den Rückenrand. Der 
Bauchrand ist deutlicher konkav als in der Figur |. c. 10a. 
Das Maximum der Wölbung tritt etwas wulstig hervor, so daß 
die Profillinie, wenn man die Schale von oben betrachtet, im 
lezten Viertel konkav erscheint. 


4. Cytherella cf. beyrichi Reuss sp. (?) 
1851. Cytherina beyrichi Rss., 6, S. 89, t. 7, f. 65. 
1855. Cytherella beyrichi Born., 10, S. 354, t. 20, f. 1. 


1863. n Speyer, 13, S. 54, t. 1, f. 1. 
1894. n n Lkls., 21, S. 263. 
1900. ” » n„ 2, S. 254. 


Vorkommen: Unteres Mittel-Oligocän: Im Meeres- 
sande von Weinheim, ein Exemplar. 


— 6 — 


Das vorliegende Exemplar ist unklar und daher nicht mit 
Sicherheit zu bestimmen; vielleicht gehört es zu U. beyrichi; doch 
sind selbst die Gruben kaum mit Sicherheit zu erkennen. 


5. Cytherella sp. 
Vorkommen: Oberes Mittel-Oligocän: Im oberen 
Meeressande des Offenbacher Hafens, selten. 
Es liegt eine einzelne rechte Klappe vor, welche sich durch 
die starke Konkavität des Bauchrandes von allen bekannten 
Cytherella-Arten unterscheidet. Von einer Benennung sehe ich ab. 


re ee ee oe 


Literatur. 


Dieselbe ist hier nur soweit aufgeführt, als sie in der Arbeit er- 
wähnt ist. 


. 0. F. Müller, Entomostraca seu Insecta testacea. Lipsiae, 1785. 
2. v. Münster, Über einige Arten Cypris und Cythere. — Neues Jahrbuch für 
Mineralogie etc., Jahrg. 1830, 8. 60—67. 
3. Römer, Die Cytberinen des Molassegebirges. — Ebenda, Jahrg. 1838 
8. 514—619, t. 6. 
4. R. Jones, A monograph of the Entomostraca of the Crataceous Formation 
of England. — Palaeontographical Society, London III, 1849, mit 7 Tafeln. 
5. Reuss, Die fossilen Entomostraceen des Österreichischen Tertiärbeckens. 
1850. — Haidingers naturwissenschaftl. Abhandlungen, III, S. 49—92, 
t. 8—11. 
6. Reuss, Ein Beitrag zur Paläontologie der Tertiärschichten Oberschlesiens. 
1851. — Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. III 
S. 149—184, t. 8 u. 9. 
7. Bosquet, Description des Entomostracés fossiles des terrains tertiaires 
de la France et de la Belgique. 1852. — Mémoires Couronnés de l’Aca- 
démie Royale de Belgique, XXIV; 142 Seiten mit 6 Tafeln. 
8. Sandberger, Untersuchungen über das Mainzer Tertiärbecken. Wies- 
baden 1853. 
9. Reuss, Beiträge zur Charakteristik der Tertiärschichten des nördlichen 
und mittleren Deutschlands. 1855. — Sitzungsberichte der Kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. XVIII, S. 197— 273, t. 1—12. 
10. Bornemann, Die mikroskopische Fauna des Septarientones von Herms- 
dorf bei Berlin. 1855. — Zeitschrift der deutschen geologischen Gesell- 
schaft, Bd. VII, S. 307—371, t. 12—21. 

. R. Jones, A Monograph of the Tertiary Entumostraca of England. 1855. 
— Palaeontographical Society, London. 


13. 
14. 


15. 
16. 


17. 


20. 


21. 


22. 


23. 


24, 


25. 


26. 


27. 


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Baiern. 1858. — Neues Jahrbuch für Mineralogie etc., S. 403—443, t. 1—6. 
Speyer, Die Ostrakoden der Kasseler Tertiärbildungen. Kassel 1863. 
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Brady, A Monograph of the Recent British Ostracoda. 1868. — Trans- 
actions of the Linnean Society, London, Vol. XXVI 2, p. 353-495, 
t. 23—41. 

Brady, Crosskey and Robertson, A Monograph of the Post-Tertiary Ento- 
mostraca of Scotland, including species of England and Ireland. — 
Palaeontographical Society, London 1874. 


. Brady, A Monograph of the Ostracoda of the Antwerp Crag. 1879. — 


Transactions of the Zoological Society, London, Vol. X, p. 379—409, 
t. 62—69. 


. Brady and Norman, A Monograph of the Marine and Freshwater Ostra- 


coda of the North Atlantic and of North-Western Europe. Section I. 
Podocopa. 1889. — Scientific Transactions of the Royal Dublin Society. 
Vol. IV, p. 63—270, t. 8—23. 

G. W. Miiller, Die Ostrakoden des Golfes von Neapel. 1894. — Fauna und 
Flora des Golfes von Neapel, 21. Monographie, S. 1— 404, t. 1—40. 
Lienenklaus, Monographie der Ostrakoden des nordwestdeutschen Tertiirs. 
1894. — Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. XLVI, 
S. 158—268, t. 13—18. 

Lienenklaus, Die Ostrakoden des Mittel-Oligocäns von Jeurre bei Estampes. 
1895. — X. Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Osna- 
brück, 8. 125-156, t. 3. 

Lienenklaus, Die Ostrakoden aus dem Miocän von Ortenburg in Nieder- 
Baiern. 1896. — Sitzungsberichte der bairischen Akademie der Wissen- 
schaften, Bd. XXVI, S 183— 207. 

Lienenklaus, Die Ostrakoden des Mittel-Oligocäns im Berner Jura. In 
E. Kissling, Die Fauna des Mittel-Oligocäns im Berner Jura. 1896. — 
Abhandlungen der schweizerischen paläontologischen Gesellschaft, Bd XXII, 
S, 22—33, t. 2. 

Hartwig, Eine neue Candona aus der Provinz Brandenburg. 1898. — 
Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin, 
S. 50—55. 

G. W. Müller, Deutschlands StiBwasser-Ostrakoden. 1900. — Zoologia 
Heft 30. 112 Seiten mit 21 Tafeln. 

Lienenklaus, Die Tertiär-Ostrakoden des mittleren Norddeutschlands. 1900. 
— Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. LII, 3. 498—550, 
t. 19—22. 


Nachtrag. 


—— mn 


Nach Vollendung des Manuskripts erhielt ich durch die 
Freundlichkeit des Herrn Erich Spandel in Nürnberg eine 
Anzahl Ostrakoden aus dem unteren Meeressande von Wald- 
bickelheim und einige Spezies aus dem Hydrobienton von 
St. Johann. Ich füge dieselben um so mehr hier nachträglich an, 
als nur wenige Fundorte aus dem unteren Meeressande ver- 
treten sind. 


Macrocypris arcuata v. Mstr. sp. Im unteren Meeres- 
sande von Waldböckelheim nicht selten. 


Pontocypris cf. dactylus Egg. sp. Im unteren Meeres- 


sande von Waldböckelheim, nicht selten. 

Die Funde von Waldböckelheim stimmen mit der Wein- 
heimer Form überein, sind also auch auffallend schlank. Ob 
sie jedoch einer neuen Art angehören, wage ich nicht zu ent- 
scheiden. 


Pontooypris brevis Lkls. Waldböckelheim, nicht häufig. 


Argilloeota cf. levis G. W. Müller. 


A.levis G. W. Müller, Die Ostrakoden des Golfs von Neapel, 
S. 263, t. 12, f. 5. 


Der Rückenrand ist vorn kaum merklich konkav, im übrigen 
schlank und regelmäßig gerundet. Das Hinterende bildet unten 
eine stumpf abgerundete, aber doch deutliche Ecke. Der Bauch- 
rand ist im vorderen Viertel bis Drittel deutlich konkav. Das 
Vorderende ist schräg gerundet, und zwar nach unten ein- 
gezogen. Von oben gesehen, ist die geschlossene Schale schlank 
elliptisch, mit der größten Breite in der Mitte. 

Diese Art ist der A. levis Müll. in der Gestalt ähnlich, 
ohne jedoch damit ident zu sein. Da aber nur ein Exemplar 
vorliegt, sehe ich von einer Benennung ab. 


Cyclocypris similis Lkis. Zwei Exemplare aus dem 
Hydrobienton von St. Johann. 


Bairdia cf. elongata Lkls. 

B. elongata Lkls., mittl. Nordd., S. 509, t. 19, f. 5. 

Es liegen zwei unausgewachsene Exemplare von Wald- 
böckelheim vor, welche wahrscheinlich zu B. elongata gehören. 
Der Bauchrand ist jedoch nicht nur hinten, sondern auch vorn 
gezähnt, und zwar, soweit zu erkennen war, an beiden Klappen. 

Bairdia subdeltoidea Mstr. sp. Waldböckelheim, nicht 
selten. 

Oythereis jurinei Mstr. var. tenuipunctata. 

Waldböckelheim, häufig. 

Die Schale ist überall mit zarten Grübchen dicht bedeckt. 
Von Kielen ist kaum etwas zu bemerken. Der Gestalt nach steht 
diese Form etwa zwischen der typischen ©. jurinei Mstr. und 
der Form amplipunctata Lp. 

Cythereis scrobiculata Mstr. Waldböckelheim, häufig. 

Die Art ist, von oben gesehen, im hinteren Drittel bis 
Viertel am breitesten, gleicht darin also der C. scrobiculuta. 
In der Größe, der Skulptur und dem Seitenprofil nähert sie sich 
dagegen der C. striatopunctata Rim. 


Cythereis cf. lattorfi Lkls. Waldböckelheim, nicht häufig. 
Die vorliegenden Formen nähern sich der C. cicatricosa Rss. ; 
sie sind gedrungener und hinten weniger deprimiert als C. lattorfi. 
Cythereis bituberculata Rss. 
Cypridina bituberculata Rss., Wien, S. 77, t. 10, f. 11. 
Cythereis bituberculata Lkls., mittl. Nordd., S. 520. 
Waldböckelheim. Die Form stimmt mit der norddeutschen 
ziemlich gut überein; die Oberfläche war jedoch wenig rein. 
Cythereis scabra Mstr. Waldböckelheim, nicht häufig. 
Cythereis plicata Mstr. Waldbickelheim, selten. 
Cythereis macropora Bosq. Waldböckelheim, nicht häufig. 
Cythereis fimbriata Mstr. Waldböckelheim, nicht selten. 
Die Schale ist nur im Kiel und längs der Ränder mit Zähnen 
besetzt. 
Cytheridea cf. muelleri Mstr. Waldböckelheim, häufig. 


Die Funde sind verbältnismäßig zart, besonders in der 
Skulptur der Oberfläche. 


— 6 — 


Cytheridea spandeli n. sp. 


Diese neue Art liegt in zwei wohlerhaltenen Exemplaren 
aus dem unteren Meeressande von Waldböckelheim vor. Die 
Schale ist von mittlerer Größe, von der Seite gesehen vorn 
wesentlich höher als hinten. Der Rückenrand ist in der vorde- 
ren Hälfte ziemlich stark gerundet, mit dem etwas eckig vor- 
tretenden Maximum der Höhe vor der Mitte. Von hier verläuft 
der Rand etwas verflacht schräg abwärts zum Hinterende. 
Der Bauchrand ist gerade oder doch kaum merklich konkav. 
Der Vorderrand ist regelmäßig gerundet und geht ohne Unter- 
brechung in den erwähnten Bogen des Rückenrandes, dagegen 
mit kurzem Bogen in den Bauchrand über. Hinter- und Vorder- 
rand sind mit mittelgroßen Zähnchen dicht besetzt. Die linke 
Klappe umfaßt die rechte oben und unten deutlich. Die Ober- 
fläche der Schale ist mit ziemlich kleinen Grübchen dicht be- 
setzt. Charakteristisch ist die Wölbung. Das Maximum derselben 
(Rückenansicht!) liegt etwas hinter der Mitte. Die beiden Enden 
sind stumpf, deutlich verdichtet. Das Profil zeigt also jederseits 
hinter dem Vorder- und vor dem Hinterende eine deutliche Ein- 
schnürung. An abgeriebenen Schalen sind freilich diese Einschnü- 
rungen wohl kaum zu bemerken. Das Maximum der Breite liegt 
auffallend tief, nahe dem Bauchrande, so daß zwischen Bauch- 
und Seitenfläche fast eine Kante entsteht. 

Länge 0,66 mm, Höhe 0,39 mm, Breite 0,29 mm. 


Cytherideu rhenana Lkls. Waldböckelheim, nicht 
häufig. 
Loxoconcha subovata Mstr.sp. Waldböckelheim, häufig. 


Cytherideis sp. Ein Exemplar von Waldböckelheim. Das- 
selbe konnte leider nicht genauer untersucht werden. 


Paracytheridea triquetra Rss. sp. Waldböckelheim, 
nicht häufig. 


Cytheropteron eggerianum Lkls. 

C. eggerianum Lkls., Ortenburg, S. 202. 

Cytheridea subovata Egg. (non Mstr.), Ortenburg, S. 20, 
t. 2, fig. 4. 

Waldböckelheim, nicht selten. 


or 


66 


Cytheropteron pipistrella Brady. 


C. pipistrella Brady, Antw., 
Lkls., N.-W.-Deutschl. S. 249. 


n n 


S. 404, t. 69, f. 2. 


Waldböckelheim, nicht häufig. Es ist die von mir |. c. von 
Bünde und Bersenbrück beschriebene zweite Form. 


Limnicythere zinndorfl Lkls. 


plare aus dem Hydrobienton von St. Johann vor. 


Cytherella beyrichi Rss. 


liegt ein noch nicht völlig ausgewachsenes Exemplar vor. 


Cytherella cf. sordida G. W. Müller. 
C. sordida Müller, Die Ostrakoden des Golfs von Neapel, 


S. 386, t. 8, f. 28. 30. 


Es liegen drei Exem- 


Waldböckelheim, selten. Es 


Im unteren Meeressande von Waldbéckelheim. Da nur 
Bruchstücke vorliegen, ist eine genaue Bestimmung der Art 


nicht möglich. 





St, Jobann 


| 
Macrocypris arcuata . . . . Ins 


Pontocypris cf. dactylus . “ns 
. brevis . . 20 | nh 
Argilloeciu cf. levis . |, | . 8 
Cyclucypris similis . . . .'8 
Bairdia cf. elongata . . . .8 


n subdeltuidea 
Cythereis jurinet 


oo 

var. tenutpunctata — . | h 
» scrobiculata . ~ . tb 
» cf. lattorfana . .  . oh 
n bituberculata . . .|8 
> scabra nh 


„ plcata ....0.08 


Arten 


Cythereis macropora . 


. fimbriata 
Cytheridea cf. muelleri 
n spandelt 
„ rhenana 


Loroconcha suborata . 
Cytherideis sp. . . . . 
Paracytheridea triquetra 


Cytheropteron eggerianum . 


n pipistrella 
Limnicythere zinndorfi 
Cytherella beyricht 

. cf. surdida 


St. Johann 


1 


|| Waldböckelheim 


8s oo 
un 3° 


= 
=> 


— 67 — 


Aus umstehender Tabelle (Erginzung zur Haupttabelle 
auf S. 8—11) ergibt sich die Verteilung der im Nachtrag auf- 
geführten Arten auf die beiden Fundorte St. Johann und 
Waldböckelheim. 


Im obigen ist unerwähnt, daß ein Teil der im Sencken- 
bergischen Museum befindlichen Ostrakoden von Herrn Professor 
Dr. O. Boettger gesammelt ist. 


Figur 1. 
Figur 2. 
_ Figur 3. 
Figur 4. 
Figur 5. 
Figur 6. 
Figur 7. 


Figur 8. 


Erklärung der Tafel I. 


Pontocypris brevis Lkls. Rechte Klappe von außen. 
Pontocypris splendida Lkls. Rechte Klappe von auBen. 
Cyclocypris similis Lkls. a) Rechte Klappe von außen. 
b) Geschlossene Schale von oben. 

Cypria curvata Lkls. a) Linke Klappe von außen. b) Ge- 
schlossene Schale von oben. 

Candona candidula Lkls. a) Rechte Klappe von außen 
b) Linke Klappe von außen. 

Candona recta Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Ge- 
schlossene Schale von oben. 

Candona rhenana Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Ge- 
schlossene Schale von oben. 

Cypris agglutinans Lkls. a) Rechte Klappe von außen. 
b) Geschlossene Schale von oben. 


Vergrößerung = 


Ber. d. Senckenb Naturf Ges 


105. 


Tal 1. 














Terumesering 1 





Erklärung der Tafel IT. 


Figur 9. Cypris acuta Lkls. a) Linke Klappe von außen. b) Ge- 
schlossene Schale von oben. 

Figur 10. Cypris parva Lkls. a) Linke Klappe von anBen. b) Ge- 
schlossene Schale von oben. 

Figur 11. Cypris francofurti Lkls. a) Linke Klappe von anBen. 
b) Geschlossene Schale von oben. 

Figur 12. Cypridopsis kinkelini Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe 
von außen. c) Geschlossene Schale von oben. 

Figur 13, Iliocypris tribullata Lkls. a) Rechte Klappe von außen. 
b) Linke Klappe von außen. 

Figur 14. Bairdia tenuis Lkls. a) Rechte Klappe von außen. b) Linke 
Klappe von außen. 


Vergrößerung = 





Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1005. Tal n 

















Vergrösserung >. 


Figur 15. 
Figur 16. 


Figur 17. 
Figur 18. 


Figur 19. 


Figur 20. 


Erklärung der Tafel III. 


Iliocypris tuberculata Lkls. a) Rechte Klappe von außen. 
b) Linke Klappe von außen. 

Cythereis ramosa Lkls. a) Rechte Klappe von außen. 
b) Linke Klappe von außen. 

Cytheridea praesulcata Lkls. Rechte Klappe von außen. 
Cytheridea rarefistulosa Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe 
von außen. c) Geschlossene Schale von oben. 

Cytheridea miocaenica Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe 
von außen. c) Geschlossene Schale von oben. 

Cytheridea devexa Lkls. a) Rechte Klappe von außen. 
b) Geschlossene Schale von oben. 


Vergrößerung = 


Ber. d. Senckenb Naturf. Ges. 1005. 


Tengrösserung *%1 


Taf, I. 


8 Art wenn aman Fries et 





Figur 21. 
Figur 22. 
Figur 23. 
Figur 24. 
Figur 25. 
Figur 26. 
Figur 27. 
Figur 28. 
Figur 29. 
Figur 30. 
Figur 31. 
Figur 32. 


Figur 33. 


Erklärung der Tafel IV. 


Cytheridea parallela Lkls. a) Linke Klappe von außen. 
b) Linke Klappe von oben. 

Cytheridea fragilis Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe von 
auBen. c) Geschlossene Schale von oben. 

Uytheridea spathacea Lkls. a) Rechte Klappe von außen. 
b) Geschlossene Schale von oben. 

Cytheridea minuta I.kls. a) Rechte Klappe von außen. 
b) Linke Klappe von außen. 

Cuneucythere punctulata Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe 
von außen. c) Geschlussene Schale von oben. 

Loxoconcha intorta Lkls. a) Rechte, b) Linke Klappe von 
außen. c) Geschlossene Schale von oben. 

Loxoconcha sphenoides Lkls. a) Linke Klappe von anßen. 
b) Geschlossene Schale von oben. 

Xestoleberis rhenana Lkls. Geschlossene Schale von oben. 
Cytherura sulcata Lkls. Linke Klappe von außen. 
Cytheropteron punetulatum Lkls. Linke Klappe von 
außen. 

Eucytherura dentata Lkls. a) Rechte Klappe von außen. 
b) Linke Klappe von außen 

Limnicythere zinndorfi Lkls. d. a) Rechte Klappe von 
außen. b) Geschlossene Schale von oben. 

Limnicythere zinndorfi Lkls. 2 a) Rechte Klappe von 


außen. bi Geschlossene Schale von oben. 


3 
Vergrößerung ie 


Ber. d. Senckenb Naturf. Ges. 1005. Taf. n° 





Taryrisserung >Yı 


Beiträge zurKenntnis der Hymenopteren-Fauna 


der weiteren Umgegend von Frankfurt a. M. 
Von 
Prof. Dr. L. von Heyden, Konig]. preuß. Major a. D. 


X. Teil. 
Diploptera. 


In den Berichten der Senckenbergischen Naturforschenden 
Gesellschaft veröffentlichte ich bereits Verzeichnisse der in meiner 
Sammlung befindlichen Hymenopteren der weiteren Umgegend 
von Frankfurt. Sie erschienen in den Jahren 1881 —1903. In 
dem IX. Teil (1903) gab ich eine Zusammenstellung der Apidae 
(Bienen); jetzt lasse ich die Diploptera (Faltenwespen) folgen. 

Wegen des Sammlungsmaterials, der Vorarbeiten und der 
Fundorte verweise ich auf Teil IX. 

Hier sei nur bemerkt, daß meine Arten zumeist von Henri 
de Saussure in Genf revidiert und von mir nach „Species des 
Hyménoptéres par Ed. André, Tome II. 1881* eingeordnet sind. 
In früheren Jahren (1873) befaßte ich mich selbst eingehender 
mit den Diploptera. 

Die Abteilung zerfällt in 2 Familien: Vespidae und Eu- 
menidae. 


A. Vespidae. 
(Vespidae sociales. Gesellig lebende Wespen.) 
Polistes Latreille. 

1. P. biglumis L. (diadema Latr.) — Fr. Wald Sandschneise, 
Mitte Juni mit dem Nest nicht selten an Heidekraut, 
Ende April Hofheim. Hanau. Jaennicke fand die 
Art einmal bei Königstein am Nest in großer Anzahl. 


cas | 


10 


— % — 


var. a) geoffroyt Lepel. (ohne gelben Fleck auf Segment 1) 
Fr. Soden Anfang August. Parasit ist der Ichneumonide 
Crypturus argiolus Grav. 

var. b) (Sauss.) biglumis F. (ohne Flecken auf Metathorax, 
die des Segmentes 2 sehr klein) Fr., Nest im August. 


. P. gallica L. — Anfang August Soden auf Umbellen. 


Mombach. Hanau 


Vespa Latreille. 


. P. vulgaris L. — Überall, die gemeinste Wespe. 
. P. germanica F. — Fr. Mitte August ein 9 im Nest in der Erde, 


tausende von Arbeitern, Anfang Mai 9 noch imWinterquar- 
tier. Mitte August Schwalheim in der Wetterau. Birstein. 


. V. rufa L. — do im Juli Soden, Falkenstein auf Umbellen, 


Mitte Oktober 9 unter Moos, Mitte August 9 Mombach. 
Hanau. Arbeiter: Mitte August Friedberg, Ende August 
Hofheim, Mombach. Birstein. Benagt im Juli Klafter- 
holz fiir das Nest. 


. V. silvestris Scop. (holsatica F.) — d Anfang September 


Königstein auf Wiesen, 9 Mitte August Schwalheim in 
der Wetterau. Arbeiter: Anfang August bei Soden, 
Mitte August Schwalheim und Friedberg. Birstein. 
Jaen. fand 9 bei Schwanheim. 


. V. saxonica F. — Fr. d Mitte Oktober an Hecken, Ende 


Oktober am Forsthaus. 9 Fr. Mitte Juni. Arbeiter in 
Menge in St. Moritz im Engadin 1862 von mir gefunden. 


. V. media Degeer. — Im Juli einzelne 9 bei Soden und 


Falkenstein. Jaen. fand sie am Grindbrunnen bei Fr. 
(Bericht Naturk. Offenbach p. 119). 


. V. erabro L. (Die bekannte Hornisse), — 9 Fr. Wald 


Januar und Februar 9 unter Moos in Höhle überwinternd. 
Anfang Juni bei Soden und Mombach, überhaupt im 
Sommer überall; nistet in alten Bäumen dog. 


B. Eumenidae. 
(Vespidae solitariae. Einsam lebende Wespen.) 
Discoelius Latreille. 
D. zonalis Panz. — Fr. 1 dog Ende Mai aus dürrem Fr. 
Waldholz erzogen. 3 Anfang August Soden auf Wald- 
blumen. Jaen. fand 1 9 bei Kelsterbach. 


— 1 — 


Eumenes Fabricius. 


11. E. coarctatus L. — 14 besitze ich aus Lorsch in Rhein- 


hessen Anfang Juni. Senator v. Heyden fand Ende 
Juni in Soden am Fensterladen ein Nest aus Lehm 
gefertigt, 10 mm. hoch, 11 mm. breit, oben mit kreis- 
runder 2 mm. breiter Öffnung mit umgebogenem Rand. 
Im Nest befanden sich 2 paralysierte Spannerraupen. 
Das einzelne 9 saß am Nest. 

var. bimaculatus André. (Thorax vorn mit 2 gelben Flecken 
hinter dem gelben Vorderrand.) 19 Mitte September 
bei Mombach. 


12. E. pomiformss Rossi. — Fr. mehrfach, Budenheim bei 


13. 
14. 


15. 


Mainz von mir gef., Anfang Juni bei Hofheim, im Juli 
bei Ems. Birstein. Jaen. fand die Art bei Rüsselsheim 
und Kelsterbach. 


|Die 30—40 mm klafternde, 18—35 mm lange, mehr süd- 
liche Art, die schöne FE. unguiculus Villers könnte auch 
im Gebiet vorkommen. Ich besitze ein im botanischen 
Garten in Karlsruhe auf Zwiebelblüten gefangenes 9 
und 2d 2 9 aus Genf in der Schweiz. André führt 
als nördlichsten Fundort Dijon in Zentral-Ost-Frank- 
reich an.] 


Odynerus Latreille. 
subg. Symmorphus Wesmael. 

O. murarius L. — Ein 9 Anfang Juni bei Soden. 

O. nitidulator Saussure. — 9 Anfang Mai bei Bürgel, An- 
fang Juni aus dürrem Fr. Waldholz öfter gezogen, 
Mitte August Soden. 

O. crassicornis Panzer. — 9 Ende Juli Fr. am Fenster 
mehrfach gefunden. Hanau. Jaen. fand 9 am Königs- 
brunnen. 


16. O. bifasciatus L. — d Ende Mai aus dürrem Fr. Wald- 


holz erzogen; zu derselben Zeit bei Bürgel auf Gebüsch. 
o von Birstein. Jaen. fing die Art bei Büdingen. 


17. O. elegans Wesm. — 2 9 Mitte Mai aus dürrem Fr. Wald- 


holz erzogen. Von Jaen. 2 am Königsbrunnen und bei 
Birstein gef. 


18. 


19. 


20. 


21. 


23. 


24. 


0. 


0, 


. O. 


( 


O. 


9. 0. 


A 


BB — 


sinuatus Wesm. — 2 von Ende Mai bis Mitte Juni 
aus dürrem Fr. Waldholz erzogen. Soden im August 
auf Blüten. Birstein. Von Jaen. am Königsbrunnen 
und bei Büdingen gef. 


subg. Ancistrocerus Wesmael. 


. callosus Thomson. — Häufig bei Fr., von Ende April 


bis Anfang Juni aus Waldholz entwickelt. Mitte Januar 
in hohlem Baum überwinternd, noch Mitte Juli gef. 
Mitte Mai im Lorsbacher Wald. Hanau. Baute einige 
Jahre hintereinander bei dem verstorbenen Hofrat 
Dr. Soemmerring in das Schloß eines Gartentisches 
auf der Bleichstraße Mitte August. Der Einflug geschah 
durch das Schlüsselloch. 

oviventris Wesm. — Ein 9 Ende Juni bei Flörsheim. 
Lebt in den Kalksteinbrüchen in Löchern mit vor- 
stehenden Röhren und trägt kleine Raupen ein. Von 
Jaen. im Frankfurter Wald und auf der Bieberer Höhe gef. 
antilope Panz. — Mitte Mai 3 9 aus Fr. dürrem Wald- 
holz. Flörsheim. 

parietum L. 1748 (partetinus L. 1754). Fr. häufig. 
d Ende Mai bis Anfang Juni aus dürrem Waldholz er- 
zogen, Ende Mai bei Bürgel auf Gebiisch. — 9 Fr. 
noch Ende August auf Zryngium bei der Mainkur. 
Birstein d 9. (O. rentmacula Lepeletier von Jaen. im 
Fr. Wald gefunden. Ich besitze die Art nicht, die nach 
André = parietum L. ist.) 


subg. Lionotus Saussure. 


pubescens Thomson. — Fr. 1 9, ich besitze 2 d aus 
Karlsruhe. 
rosstt Lepeletier. — Fr. Mitte Juni ein ¢ aus dürrem 
Waldholz. 


floricola Saussure. — Fr. Anfang Juni 1 d aus dürrem 
Waldholz. 1 ¢ Darmstadt. 


(Jaennicke führt noch an: O. exzlis Herr. Schif. Q aus 


dem Taunus. Besitze ich nicht. Ferner O. simplexr F. — 
Fr. selten, mit dem nach André identisch ist der O. 
nigripes(Panz.) Herr. Schff., von dem Jaen. 1 3d Offenbach 
erwähnt.) 


— WM — 


subg. Hoplopus Westwood (Hoplomerus Wesmael.) 
26. O. laevipes Shuckard. — d Fr., Mitte Mai von Hofheim. 
Darmstadt, Hanau. Weiber habe ich nur von Genf. 
27. O. rentformis Gmelin — 2 ? F., 1 9 Birstein. 
28. O. spinives L. — 2 d Fr. und Birstein, 9 von Hanau 
und Darmstadt. Jaen. fand die Art bei Fr. und Büdingen. 
29. O. melanocephalus Gmelin (dentipes Herr. Schff.) — Fr. 
1 d 29, Soden Ende Juni 1. 


Pterochilus Klug. 
30. P. phaleratus Panz. — Anfang Juli 1d 2 9 auf dem Mom- 
bacher Sand, Fr. in Sandgegend am Sandhof bei Fr. 
Ende Juli 1 9. 
31. P. chevrieranus Saussure. — Fr. 3 d Ende Mai aus 
dürrem Waldholz. 


XI. Teil. 


Nachträge zu Teil I, IV und V. 


(bedeutet neu für die Fauna, d.h. nicht in den früheren 
Teilen erwähnt.) 


Chrysidae. 
(Siehe Teil I. 1882. Von du Buysson bestimmt.) 
! Ellampus puncticollis Mocsary var. atratus Mocsary. — Fr. 


einmal Anfang Juni aus Waldholz entwickelt. Seither 
nur aus „Deutschland“ bekannt. Die Gattung wurde 
von Abeille mit Omalus vereinigt, doch bilden nach 
André 1891 in Species des Hyménopt. 6. Ellampus, 
Holopyga, Notozus, Hedychridium, Hedychrum den Tribus: 
Ellampidae. Omalus muß fallen, da Panzers Art 
aeneus in eine ganz andere Familie gehört. 

! Hedychridium elegantulum Buyss. — Einmal Mitte August bei 
Mombach gefunden. Nach Andre nur aus Frankreich 
und Algier bekannt. 

Chrysis ignita L. ! var. brevidens Tournier. — Fr. einmal. Be- 
schreibung bei Andre p. 581. Aus Deutschland von 
Sachsen und Bayern bekannt. 


- 80 — 


Die Zahl der bei uns sicher vorkommenden Arten ist 
jetzt 30. 


Pompilidae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 112. Wie alle folgenden von Dahlbom 
bestimmt und von Kohl revidiert.) 
Ceropales maculata F. — Mitte August bei Soden auf Umbellen 
nicht selten. 


C. variegatus F. — An Wiesengräben bei Offenbach Anfang 
August einmal. 

!Salius (F.) sanguinolentus F. — Fr. einmal. 

Pogonius bifasciatus F. — Ich besitze ein Stück aus Lorsch in 
Rheinhessen. Ende Juni. 

P. variegatus L. — Fr. einmal. 

Pomptlus trivialis Dahlb. — An Wiesengräben bei Offenbach 
Anfang August mehrfach d 9, Soden 1 d Mitte Juli, 
Friedberg 1 9 Ende August. 

!P. neglectus Wesm. 9 (minutulus Dahlb. d.) — Fr. ein d. 

P. spissus Schdte. — Anfang Juni d im Wald bei Langenhain 
im Taunus. 

P. rufipes L. — 3 Stück Mitte August Fr. auf Blumen. 

P. niger F. — Fr. einmal. 

P. melanarius L. — Soden Mitte Juli einmal 9. 

P. sericeus Lind. — Fr. einmal. 

P. einctellus Lind. — Fr. einmal. 

Priocnemis obtusiventris Schdte. — Soden Mitte August dreimal 
auf Umbellen. 

P. fuscus F. — Fr. einmal. 

P. coriaceus Dahlb. (= gibbus Scop.) — Ex. bei Soden Mitte 
August. 

P. pusillus Dahlb. — Fr. einmal. 


Larridae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 116.) 
! Miscophus concolor Dahlb. — Fr. in Sandgegend Mitte August 
einmal. 
Tachytes panzeri Lind. -— Fr. zweimal in Sandgegend im August. 


— 81 — 


T. unicolor Panz. — d 9 auf Sandhiigel Mitte Juni bei Lorsch 
in Rbeinhessen. 

T. pectinipes L. — Fr. zweimal. 

!T. nigripennis Spin. — Fr. im August einmal in Sandgegend. 

Dinetus pictus (F.) Spin. — Fr. d 9 in copula Ende Juni auf Um- 
bellen mehrfach. 

! Astata boops Schrank. — Soden 1 d Mitte Juli. Besitze ich aus 
Aachen (Förster), München. — 2 27. 8. 1903 Falkenstein. 


Sphegidae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 115.) 
Ammophila sabulosa L. — Fr. 2 Exemplare. 
Psammophila viatica L. — Mitte Juni do in copula bei Lorsch 
in Rheinhessen auf Sandhügeln nicht selten. 


Mellinidae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 116.) 


Mellinus arvensis L. — Ende Juni im Fr. Wald Distrikt Gehren 
de in copula. 9 Mitte Juli häufig. 


Bembecidae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 117.) 


Bembex rostrata F. — Fr. Ende Juni am Forsthaus auf Sand- 
stellen. Mitte Juni bei Lorsch. 


Nyssonidae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 117.) 


!Arpacies Jur. (Harpactus Shuck.) tumidus Panz. — Fr. einmal. 


’A concinnus Rossi. — Fr. zwei Stück Ende August in Sand- 
gegend. 
’4. lunatus Dahlb. — Fr. einmal. 


Stizomorphus tridens F. — Fr. Ende Juni in Sandgegend am 
Sandhof, Mitte Juni bei Lorsch in Rheinhessen. 

! Hoplisus quadrifasciatus F. — Fr. zweimal. 

Gorytes campesiris L. — Fr. 3 Stück. 

G. mystaceus L. — Fr. 2 Stück. 

Nysson interruptus Latr. — Fr. zweimal. 


— 82 — 


Cerceridae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 118.) 
Philanthus triangulum F. — Fr. vier Exemplare. 
Cerceris emarginata Panz. (variabilis Dahlb.) — Fr. Ende Juni 
zwei Exemplare auf Blumen. 
C. arenaria Lind. — Fr. Mitte Juli mehrfach. 
C. labtta Lind. — Fr. einmal. 


Oxybelidae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 119.) 
!Oxybelus simplex Dahlb. — Fr. einmal. 
!O. mandibularis Dahlb. — Fr. zwei Exemplare, Anfang August 
in Sandgegend. 
!O. haeınorrhoidalis Oliv. — Fr. d go in copula Anfang August 
auf Blumen. 
’O. nigripes Dahlb. Ein Stück Mitte Juli bei Soden. 


Pemphredonidae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 120. 

Passaloecus gracilis Curtis. — Ein Stück Fr. Mitte Mai aus 
Sambucus-Mark entwickelt. 

! Pemphredon (subg. Diphlebus Westw.) lethifer Thomson. — Fr. 
Ende Mai aus dürrem Waldholz erzogen; Anfang Juni 
aus dem Mark von Rubus fruticosus erzogen. 

!P. (D.) unicolor Latr. — Fr. Mitte Juni aus dürrem Waldholz 
mehrfach erzogen, Mitte Juni ebenso aus alten Zweigen 
von Rubus fruticosus. 


Stigmus pendulus Panz. — Fr. im Mai mehrfach aus altem 
Carpinus-Holz entwickelt. 
[Ceratophorus (Shuckard) morio Shuck. — Ich besitze ein bei 


Lorsch in Rheinhessen Ende Juni gefangenes Exemplar, 
ebenso von Diodontus (Curtis) minutus F.] 
Mimesa bicolor Shuck. — Fr. 4 Exemplare. 


Crabronidae. 
(Siehe Teil IV. 1884 p. 121.) 
!Crabro (Lindenius) pygmaeus Rossi. — Fr. Ende September 
einmal. 


— 3 — 


JC. (Blepharipus) dimidiatus F. — Fr. Ende Mai aus altem 
Carpinus-Holz und in Bohrléchern von Lichenophages 
(Bostrychus olim) varıus Illig. 

!C. (B.) binotatus Lepel. — Fr. Ende Mai aus altem Carpinus-Holz. 

’C. (B.) subpunctatus Panz. — Fr. einmal. 

’C. (Solenius) lapidarius Lepel. — Fr. 1 9. 

C. (S.) vagus L. -— Im August bei Soden auf Waldblumen. 

C. fossorius L. — var. d. Dahlb. d, var f. 9 von Fr. 

’C. interruptus Dahlb. — var. g 9, var. h. 9 Ende Juni. 

C. (Thyreus) vexillatus v. d. Lind. (elypeatus F.) — Fr. d Mitte 
Juli, 2 Ende Juli, Soden Mitte August auf Umbellen. 

"C. (Ceratocolus) subterraneus v.d. Lind. — Fr. im Junid 9 in 
copula. — Siehe p. 125. 

!C. (Crossocerus) bimaculatus Lepel. — Fr.d einmal, Ende Juni 
bei Lorsch in Rheinhessen. 

'C. (Or.) scutatus F. — Fr. einmal. Siehe p. 125. 

©. (Entomognathus) brevis vy. d. Lind. — Fr. Mitte Juli 1 d. 
Siehe p. 124. 


Tenthredinidae. 
(Siehe Teil V. 1887. Von Konow bestimmt.) 
! Allantus pallidicornis F. — Fr. ein Exemplar dieser Seltenheit. 
! Nematus melanocephalus Hartig. — Fr. die Larve Ende October 
auf Weiden, dem Cocon entschlupft > April des folgen- 
den Jahres. 1 Exemplar. 


XII. Teil. 


Formicariae. 
(Die Arten meiner Sammlung revidiert von den Spezialisten 
Roger und Mayr.) 


I. Formicidae. 
Camponotus Mayr. 
1. C. herculeana L. — Falkenstein, Königstein, Cronberg im 
Taunus. Ende Juni. 
2. C. Zigniperda L. — Anfang Juni Nester in alten Eichen 
bei Altenhain. Mitte September Königstein auf Lärchen, 
Blattläuse beleckend. Hohe Mark im Taunus Mitte 


Qt 


— 4 — 


September unter Steinen. Arbeiter mit großem Kopf, 
(die man für eine Analogie der Soldaten bei anderen 
halten könnte, wenn nicht Übergänge zu normalen 
kleinköpfigen da wären) und solche mit kleinem Kopf 
in ein und demselben Nest Mitte April bei Bingen. 


3. C. marginatus Latreille. — In einer hohlen Pappel Mitte 


Juni auf der ehemaligen Pfingstweide, jetzt Zoologischer 
Garten in Frankfurt. 


Polyergus Latreille. 


4. P. rufescens Latr. — Die Amazone. Raubt besonders die 


Puppen von Formica fusca als Sklaven. Selten im Gebiet. 
Je zweimal 3 Arbeiter im Frankfurter Wald im August 
gefangen. Prof. Kirschbaum fand einen Raubzug 
im Mombacher Wald (Siehe Jahrb. Verein Naturk. 
Wiesbaden 1852 p. 71. und Stettin E. Z. 1853 p. 185). 
Prof. Reichenbach beobachtete einen Raubzug am 
Grafenbruch am 5. August 1893 (Siehe Bericht der 
Senckenberg. Naturf. Gesellschaft 1894 p. LXXXIV 
und p. 99—104). 


Formica Linné. 


5. F. rufa L. — Frankfurt, Soden Anfang Juni Nest unter 


Eichenrinde. Weiber und Arbeiter. 


6. F. pratensis Degeer (congerens Nylander). — Anfang Juni 


bei Soden ein d. Wohl seither mit nahe verwandten 
Arten verwechselt. Nach Schenck bei Weilburg und 
Dillenburg sehr gemein. 


. F. trunicola Nyl. — Anfang Mai im Fr. Wald in flachen, 


bewachsenen Haufen, Anfang Juli im Goldsteinforst in 
Haufen wie rufa, auch unter Steinen. Schmitterhof 
bei Gießen Mitte August. 


. F. pressilabris Nyl. — Fr. ein Arbeiter. 
. F. sanguinen Latr. — Mitte Juli Falkenstein, Feldberg 


Mitte Mai unter Steinen mit F. fusca als Sklave. 


. F. fusca L. — Bei Fr. nicht selten. Feldberg. 
. F. rufibarbis F. (cunicularia Latr.) — Anfang Juni Cron- 


thal Nest unter Steinen ohne Genist ebenso mit wenig 
Genist. Anfang August bei Bergen häufig auf Umbellen. 
Ende Mai Bieberer Höhe unter Steinen. 


12. 


13. 


14, 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


— 8 — 


Lasius Fabricius. 


L. fuliginosus L. — Häufig bei Enkheim in hohlen Weiden 
im April, Ende Mai Fr. in hehler Eiche. 


L. niger L. — Ende Juli Hohe Mark im Taunus unter 


Steinen. 
L. alienus Först. — Ein Weib Mitte Juli bei Falkenstein. 
[L. emarginatus Oliv. — Arbeiter Mitte September am 


Heidelberger Schloß. Im Gebiet noch nicht gef. auch 
nicht von Schenck. Sonst besitze ich sie aus der 
Schweiz: Mirren, Genf und von Wien.) 

L. flavus L. — Überall häufig. Anfang April Bürgeler 
Höhe unter Steinen. Arbeiter Ende September Hohe 
Mark im Taunus. Ein Weib Mitte Juli Falkenstein 
unter Steinen. 

L. bieornis Först. var. affinis Schenck. — Ende Mai Wald 
bei Dreieichenhain Nest in hohler Buche 5 Männer 
4 Arbeiter. 


Prenolepis Mayr. 


P. vividula Nyl. — Im Mai 1879 sehr häufig von mir, im 
Warmhaus des Frankfurter Palmengartens eingeschleppt, 
gefunden. Sonst Sidney und Inseln des Stillen Ozeans. 
Auch in den Warmhäusern von Helsingfors, Leyden 
und München. 


Plagiolepis Mayr. 


P. pygmaea Latr. — Von meinem Vater einzeln Ende Juli 
auf dem Schloßberg zu Oberstein an der Nahe gef. Sehr 
kleine flüchtige Art. Schenck fand die Art bei 
Weilburg. Sonst besitze ich sie aus Mallorca auf den 
Balearen und von Haifa in Syrien. 


II. Delichoderidae. 
Tapinoma Forster. 


T. erraticum Latr. — Häufig im Gebiet. Im März und 
April unter Steinen bei Fr., Bürgeler Höhe. 


— 8 — 


Dolichoderus Lund. 
20. D. quadripwnctatus L. — Arbeiter Mitte Juni an Eichen 
im Fr. Wald Distrikt Gehren. Anfang Juli Forsthaus, 
Soden an Eichen. 


III. Poneridae. 


Ponera Latreille. 

21. P. contracta Latr. — Anfang Mai bei Rüdesheim und Bingen 
in kleinen Gesellschaften Weiber und Arbeiter tief 
unter Steinen, Mitte September bei Hausen auf feuchten 
Wiesen, Mitte Mai am Forsthaus, Mitte August bei 
Soden in Lehmboden, auf dem Staufen, Mitte August 
bei Nauheim auf Salzboden. 


IV. Myrmicidae. 


Myrmecina Curtis. 

22. M. latreillei Curtis. — Mitte Mai Arbeiter bei Königstein 
im Taunus. Im Juli 1873 beobachtete ich Schwärme 
auf dem Hochzeitsflug, Männer und Weiber, auf dem 
Turm der Ruine Königstein. Bei Bergen Mitte Mai 
2 Weiber und 4 Arbeiter im Gehäuse von Helix erice- 
torum. Ende August noch Arbeiter bei Soden. 


Tetramorium Mayr. 

23. T. caespitum L. — d Ende Oktober Bürgeler Höhe unter 
Steinen. Weiber und Arbeiter häufig von Mai bis 
Herbst unter Steinen im Fr. Wald, bei Vilbel und 
Königstein. 


Leptothorax Mayr. 

24. L. acervorum L. — Anfang April Steinbrüche hinter Offen- 
bach, Mitte Mai unter Steinen im Fr. Wald, Ende April 
bei Falkenstein unter Rinde. Ende Oktober Cronthal 
unter Kastanienrinde kleine Gesellschaft mit Larven. 
Ende Mai Feldberg unter Steinen. 

25. L. tuberum F. var. nylanderi Först. — Ende September 
bei Cronthal 1 Weib und über 200 Arbeiter in einer 
hohlen Haselnuß. Kleine Kolonie Ende Oktober bei 
Soden unter Rinde. 


26. 


27. 
28. 


29. 


— 87 — 


Stenomma Westwood. 


St. westwoodi Westw. — Im Oktober in besonderem kleinem 


M. 


Nest bei Formica sanguinea im Fr. Wald unter Steinen. 
Auch bei Soden Arbeiter im August. 


Myrmica Latreille. 


. laevinodis Nyl. Fr. einzeln. 
. ruginodis Nyl. — 1 Weib 2 Arbeiter Ende August 


Schmitterhof bei Gießen. 

scabrinodis Nyl. — Fr. Ende August Mann und Weib 
in copula. Ende August bei Offenbach als kleine dunkle 
Wolke Männer und Weiber 15 Fuß hoch in der Luft 
tanzend. Weib Mitte Juli Falkenstein im Wald, Ende 
April in den Steinbrüchen hinter Offenbach unter Steinen. 
lobscornis Nyl. — 1 Weib Bürgeler Höhe. 


[Aphaenogaster Mayr. 


subterranea Latr. — Von Senator von Heyden Anfang 


31. 


April auf dem Heiligenberg bei Heidelberg unter einem 
Stein 1:Weib und zahllose Arbeiterinnen gef.] 


Solenopes Westw. (Diplorhoptrum Mayr). 


S. fugax Latr. — Weib Ende Juli bei Soden, Ende September 


bei Offenbach unter einem Stein, Ende August Schmitter- 
hof bei Gießen, alle einzeln. Arbeiter häufig: Ende 
Juni Cronthal, Bürgeler Höhe 500—600 Stück zusammen 
unter Stein, Anfang Mai Vilbeler Berg, Mitte August 
Nauheim auf Salzboden. 


— §9 — 


Der Kaukasische Feuersalamander, 
Salamandra caucasia') (Waga), 
von 


Dr. med. August Knoblauch. 


Mit einer farbigen Tafel und vier Textfiguren. 





Seit Mlokosiewicz vor etwa dreißig Jahren den eigen- 
artigen, langschwänzigen Hochgebirgssalamander aus 
dem Kaukasus in den Bergen Kachetiens entdeckt [2]?) und 
Waga die neue Art 1876 nach zwei von Mlokosiewicz 
aufgefundenen Exemplaren unter dem Namen „Zixraerelus cau- 
casicus® beschrieben hat [1]*), sind bis zum Spätsommer 1904 


*) Erscheint gleichzeitig in russischer Sprache in »H3BBCTIA 
KABKA3SCKATO MY3EA« (Mitteilungen des Kaukasischen Museums), 
Vol. II, No. 1. Tiflis, 1906. 

1) caucasia, nicht caucasica, wie alle Autoren mit Ausnahme von 
Boettger schreiben. Die Form „Caucasicus“ ist unlateinisch und in 
den alten Schriftstellern nicht nachweisbar. Die Form „Caucasius“ ist 
dagegen gut bezeugt ; sie kommt nicht nur an einigen Stellen des Vergil 
— „Georgica“, II, 440 („Ipsae Caucasio steriles in vertice silvae‘) und 
„Bucolica®, 6, 42 („Caucassasque refert volucres, furtumque Promethei*) —, 
bei Propertius, II, 1, 69 und III, 20, 14 und in Ovids „Ars amatoria‘, 
II, 195, sondern auch wiederholt bei Plinius vor, der die „portae Cau- 
casiae” öfters nennt („Naturalis historia‘, I, 6, 12; VI, 30 (11), wo sie 
beschrieben werden ; ferner VI, 31 und VI, 40). Auch Pomponius Mela, 
ein geographischer Schriftsteller der ersten Hälfte des 1. christlichen Jahr- 
handerts, spricht in seiner „Chorographia® von ,Caucasis montes“ und nennt 
die Bewohner der Berge „Caucasii“. 

*) Die in eckiger Klammer [ ] stehenden Ziffern beziehen sich auf das 
Literaturverzeichnis (p. 109). 

*) Das beschriebene und abgebildete Exemplar wurde von Waga dem 
Muséum d’Histoire Naturelle in Paris, wo es sich noch befindet, das andere 
Exemplar dem Zoologischen Museum in Warschau überwiesen. 


— 90 — 


nur Spiritusexemplare dieser interessanten Salamanderart und 
zwar in verhältnismäßig spärlicher Anzahl in die europäischen 
Museen‘) gekommen. Unser Senckenbergisches Museum besitzt 
die seltene Art nur in wenig Stücken, in einem erwachsenen 
Weibchen von einer Paßhöhe bei Bad Abastuman®), das 1886 
von Ingenieur Karl Reuleaux in München geschenkt wurde, 
sowie in einem erwachsenen Männchen, zwei Weibchen und 
zwei jugendlichen Exemplaren aus der Umgegend von BorZom, 
Geschenke des Wirkl. Staatsrats Dr. v. Radde in Tiflis aus 
den Jahren 1892 und 1894°). Ein weiteres, halbwüchsiges 
Stück, das Dr. Jean Valentin auf seiner von der Sencken- 
bergischen Naturforschenden Gesellschaft ausgerüsteten For- 
schungsreise nach den Kaukasusländern am 24. August 1890 
beim Abstieg von Keda nach Batum in Adzarien erbeutet 
hat [5, 6], wurde 1891 dem British Museum überwiesen und 
war das erste Exemplar, das dorthin gelangt ist. Wiederholte 
Versuche, kaukasische Salamander lebend zu importieren, sind 
an der Schwierigkeit des Versandes dieser empfindlichen Tiere 
gescheitert; so kamen z. B. einige prächtige Exemplare, die 
Baron v. Koenig in Tiflis vor Jahren im Auftrage v. Raddes 
an Dr. Wolterstorff in Magdeburg lebend senden wollte, 
bereits tot in Tiflis an [9]?). 

Bei dieser Sachlage schien wenig Aussicht vorhanden, das 
interessante Tier, über dessen Lebensweise und Fortpflanzungs- 
art so gut wie nichts bekannt war, lebend nach Europa zu 
bringen. Trotzdem versuchte ich es im vorigen Sommer von 





‘) Frankfurt a. M., London, Magdeburg, Moskau, Paris, St.-Petersburg, 
Warschau und Wien. 

5) Boettger: „Katalog der Batrachier-Sammlung im Museum der 
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main‘, 
1892, p. 53. — Wegen der Lage der einzelnen Fundorte vergl. die Karte 
(No. 125) der Kaukasusländer (M. 1:3500000) in Andrees Allgemeinem 
Handatlas, 4. Aufl., herausgegeben von Scobel, Bielefeld und Leipzig, 1904. 


6) Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, Frank- 
furt a. M., 1893, p. XXX (eins der daselbst erwähnten vier Stücke wurde 
am 6. August 1893 im Tausch an J. de Bedriaga abgegeben) und ebenda 
1894, p. XXXII. 

") Wolterstorff: „Die geographische Verbreitung der altweltlichen 
Urodelen*. Verhandlungen des V. Internationalen Zoologen-Kongresses zu 
Berlin, 1901, p. 588. 


— 1 — 


neuem, und dank der großen Liebenswiirdigkeit des Direktors 
des Kaukasischen Museums in Tiflis A. Kaznakoff, seiner 
sorgsamen Pflege und sachverständigen Verpackung beim Ver- 
sand der Tiere ist es mir gelungen, in den Besitz von sieben 
lebenden Kaukasussalamandern zu gelangen. In einem mittel- 
großen (16>14><11 cm), an Deckel und Boden mit zahlreichen 
Luftlöchern versehenen Holzkistchen, das mit mäßig ange- 
feuchtetem, frischem Moose locker angefüllt war, haben die 
zarten Tierchen den vierzehntägigen Eisenbahntransport von 
Tiflis nach Frankfurt in der zweiten Augusthälite vorigen 
Jahres trotz anhaltender Hitze fast sämtlich gut überstanden. 
Nur ein achtes Exemplar kam tot an; es war bereits derart 
vertrocknet, daß eine anatomische Untersuchung unmöglich 
war und seine Konservierung als Museumsobjekt sich nicht 
gelohnt haben würde. 

Sämtliche Exemplare sind von Direktor A. Kaznakoff 
am 21. August 1904 zwischen 10 und 11 Uhr vormittags, nach- 
dem es zuvor mehrere Tage lang anhaltend geregnet hatte, 
in der Umgegend von Borzom auf dem westlich des Städtchens 
gelegenen Lomis-Mta (Löwenberg) der Suramkette in einer 
Höhe von 2100 bis 2200 m über dem Spiegel des Schwarzen 
Meeres erbeutet worden, und zwar je vier Tierchen zusammen 
an zwei voneinander ziemlich entfernt gelegenen Stellen unter 
abgestorbenen, morschen Baumstrünken in unmittelbarer Nähe 
einer Quelle am Rande des Waldes und der alpinen Matten. 
Die Fundstellen waren außerordentlich feucht; die Tierchen 
selbst fanden sich sozusagen halb im Wasser. Gegenüber diesen 
genauen Angaben über die Beschaffenheit der Fundstellen 
hat sich Waga [1] auf die kurze Angabe beschränkt, daß die 
beiden Exemplare, die ihm vorgelegen haben, in den höchsten 
Regionen des Kaukasus „au dessus de la limite des bois, dans 
la zone des graminées* gefunden worden sind. Dies hat zu 
der Annahme geführt, daß der Kaukasussalamander bis zur 
Schneegrenze emporsteige, die am Südabhang des Gebirges von 
West nach Ost ansteigend zwischen 2925 und 3670 m und am 
Nordabhang noch um 300 bis 450 m höher liegt. Irgend welche 
sicheren Anhaltspunkte für das Vorkommen des Tieres in dieser 
gewaltigen Höhe sind indessen bis jetzt nicht erbracht worden. 
Der höchste bekannte Fundort der Art dürfte wohl das Kartsch- 


— 9 — 


chal-Gebirge (2800m, K. K. Naturhistorisches Hofmuseum 
in Wien) sein. Nach brieflicher Mitteilung v. Koenigs an 
Wolterstorff [9] „ist sie auf eine Meereshöhe von ca. 2000 m 
und mehr (7000’ russisch) beschränkt; sie haust hier — am 
Lomis-Mta bei Borzom — unter Steinen und in Baumlöchern 
im Tannendickicht*. Valentin [5] schildert die näheren Um- 
stände, unter denen er das jetzt im British Museum befindliche 
Exemplar zwischen Keda und Machumzetti gefunden hat, mit 
folgenden Worten: „In der Nacht war der langersehnte Regen, 
ein heftiger Gewitterregen, gefallen. Noch tropfte es von den 
Blättern der Bäume auf die üppige Farnkrautvegetation des 
Bodens herab und die schmalen Betten der Bäche waren über- 
schwemmt. Hier fing ich Salamandra caucasica, das vielgesuchte 
und begehrte Tier, in einem kleinen Exemplar. Auch die Nackt- 
schnecken hatten sich endlich hervorgewagt*. Hieraus geht 
hervor, daß der Kaukasische Salamander in der Nähe des Meeres, 
wo ein feuchteres Klima wie im Innern des Landes herrscht, 
bis zu etwa 500 m herabsteigt, wenn es sich bei Valentins 
Fund nicht etwa um ein verschlepptes Exemplar gehandelt 
haben sollte, das von den benachbarten, bis zu 2600 m an- 
steigenden Höhen durch einen Gebirgsbach — vielleicht schon 
als Larve — herunter geschwemmt worden ist. 

Kaznakoffs genaue Angaben über die Beschaffenheit 
der Fundstellen waren von größter Wichtigkeit für die Ein- 
richtung des Behälters, in dem die Kaukasussalamander nun- 
mehr in der Gefangenschaft gehalten werden sollten. Es wurde 
ein feuchtes Terrarium (Aquaterrarium) gewählt, ein Glasbehälter 
von 53cm Länge, 33cm Breite und 30cm Höhe°), der mit 
einer Glasscheibe bedeckt wurde, um die notwendige Luft- 
feuchtigkeit zu erhalten und ein Entweichen der behenden Tiere 
zu verhüten. Etwa ein Viertel der Bodenfläche dieses Behälters 
wurde als Aquarium mit einem dünnen Bodenbelag von kleinen, 
runden Kieselsteinen bei einer Wasserhöhe von 3 bis 4cm — 
ohne Wasserpflanzen — eingerichtet, während der übrige Teil 


°, Es kommen somit auf das Exemplar etwa 250 (_jcm Bodenfläche, 
davon *;, Land und ! Wasser. Vergl. Kammerer: „Beitrag zur Er- 
kenntnis der Verwandtschaftsverhältnisse von Salamandra atra und macu- 
losa*. Archiv für Entwickelungsmechanik der Organismen, XVII. Bd., 1904, 
p. 179. 


— 3 — 


als Terrarium zur Hälfte mit größeren Steinen, zur Hälfte mit 
lockerer Erde angefüllt ward, auf die ein üppiger Moosrasen 
(Sphagnum) aufgedeckt wurde. Mehrere Carex- und Oyperus- 
Gräser vervollständigten die Bepflanzung. In diesem feuchten 
Terrarium, das einen hellen Standplatz hat, aber niemals dem 
direkten Sonnenlicht ausgesetzt wurde, ist es gelungen, die 
kaukasischen Feuersalamander, die anfangs außerordentlich 
scheu und wild waren, an das Gefangenleben zu gewöhnen und 
vollständig zu akklimatisieren. 

Die Beschreibungen, die Waga [1], Boulenger [4] und 
Boettger [6] von dem Kaukasussalamander gegeben haben, 
beziehen sich auf Spiritusexemplare und zwar ausschließlich 


Schödelbasis von unten. 
Vergrößerung 3/1. 
(Nach Bonlenger [8]. Taf. XXII, Fig. 1b.) 
auf weibliche Tiere; der männliche Salamander ist erst 1896 
durch Nikolsky [7] und Boulenger [8] bekannt und von 
ihnen beschrieben worden. Es sind ungemein schlanke 
und langschwänzige Tiere von eidechsenartigem 
Habitus. Der Kopf ist ziemlich platt, etwas länger als breit; 
seine größte Breite liegt in der Gegend des hinteren Augen- 
randes, Die Schnauze ist abgerundet; die Nasenlöcher liegen 
annähernd in der Mitte einer die Schnauzenspitze mit dem 
vorderen Augenwinkel verbindenden Linie. Die Augen sind 
groß, seitlich gestellt und treten auffallend hervor. Die Zunge 
ist oval, fast eiförmig; sie bedeckt nahezu den ganzen Boden 
der Mundhöhle und ist nur an den Seiten frei. Die Stellung 
der Gaumenzähne wird durch die beigefügte Figur, die 
Boulengers Arbeit [8] entnommen ist, veranschaulicht. Der 
Rumpf ist schlank und gestreckt, etwa 4'/s mal so lang wie 


—~ 4 — 


der Kopf. Von beiden Supraorbitalrändern aus verlaufen nach 
der Mitte des Nackens zu konvergierend ganz niedrige Leisten, 
wodurch am Hinterkopf eine flache Vertiefung von der Form 
eines nach vorn zu offenen V gebildet wird. Hinter dem Winkel 
dieser beiden Leisten beginnt eine schmale und seichte, in der 
Rückenmitte bis zur Schwanzwurzel verlaufende Längsfurche, 
auf die Boettger [6] zuerst aufmerksam gemacht hat. Zwischen 
den Schulterblättern vertieft sich diese Vertebralrinne etwas, 
während sie in der Beckengegend deutlich breiter wird. Jeder- 
seits sind am Rumpfe zwölf oder dreizehn Kostalfurchen vor- 
handen. Der Schwanz ist wesentlich länger als Kopf und 
Rumpf zusammen und zwar differiert seine Länge bei verschiedenen 
Individuen mit annähernd gleicher Kopf- und Rumpflänge sehr 
erheblich, um etwa 10 bis 20 mm. Er ist an der Schwanz- 
wurzel fast drehrund, nimmt aber schon im ersten Viertel seiner 
Länge eine etwas von der Seite zusammengedrückte Form an 
und endet spitzzulaufend. Bei einzelnen Exemplaren wird der 
Schwanz in geringerer oder größerer Entfernung von seiner 
Spitze plötzlich dünner, offenbar in Folge von frischen Rege- 
nerationsvorgängen nach Verletzungen. Die unverhältnismäßig 
große Differenz in der Länge des Schwanzes bei den verschiedenen 
Individuen dürfte wohl auch auf Verstümmelungen zurückzu- 
führen sein®). Die Gliedmaßen sind grazil; die vier Finger 
und fünf Zehen'!®) sind sehr zierlich, etwas abgeflacht, ohne 


*) Diese Differenz in der Schwanzlänge ist besonders auffällig an den 
beiden Exemplaren, die v. Radde [10] abgebildet hat ; bei annähernd gleicher 
Kopf- und Rumpflänge der beiden Tiere ist der Schwanz beim ¢ etwa 100, 
beim 9 nur etwa 75mm lang. Der Schwanz des J ist außerdem spitzzu- 
laufend, der Schwanz des 9 dagegen am Ende abgestumpft dargestellt. Es 
handelt sich bierbei nicht etwa um Geschlechtsunterschiede — das von 
Waga [1] abgebildete 9 hat ein exquisit spitzzulaufendes Schwanzende — 
sondern höchstwahrscheinlicb um die Folgezustände von Verstümmelungen. 
Derartige Verstümmelungen des Schwanzes scheinen beim Kaukasussalamander 
ziemlicb häufig zu sein (unter 18 Spiritusexemplaren des K. K. Natur- 
historischen Hofmuseums in Wien befinden sich 4 Stücke mit unvoll- 
ständigem Schwanz, unter meinen 7 lebenden Exemplaren 2 Stücke). 
Diese Erscheinung erinnert an das Verhalten der Chioglossa lusttantca Boc., 
bei der der Schwanz sehr leicht abbricht und bei Fluchtversuchen bisweilen 
nach Eidechsenart reflektorisch abgeworfen wird. (J. de Bedriaga: „Die 
Lurchfauna Europas, II. Schwanzlurche“, Moskau, 1897, p. 96). 

10) Die Beschreibung und Abbildung Wagas [1] bezieht sich auf ein 
weibliches Exemplar, das jederseits sechs Zehen hatte. Waga ließ die Frage 


— 9 — 


erkennbare Spannhiute. An den Vordergliedmaßen ist nach 
Nikolskys (7] exakten Messungen der dritte Finger der 
längste; auf ihn folgen der Länge nach der zweite, vierte und 
erste Finger. An den Hintergliedmaßen sind die dritte und 
vierte Zehe fast gleich lang, während die fünfte die Mitte 
zwischen der ersten und zweiten Zehe hält. Vorder- und Hinter- 
gliedmaßen berühren sich nach Nikolskys [7] Angabe beim 
Anlegen an den Rumpf nur beim Männchen, beim Weibchen 
nicht ganz. Die Karpal- und Tarsaltuberkel sind undeutlich. 

Die Haut ist glatt und glänzend und nur auf dem Rücken 
ganz fein gekörnt. Die Kehlfalte ist sehr deutlich entwickelt 
und namentlich an beiden Seiten recht tief. Die Parotidenwiilste 
. treten am lebenden Tiere nicht so deutlich hervor wie bei 
Spiritusexemplaren; sie sind von schmalelliptischer Form, am 
hinteren Ende etwas breiter wie am vorderen. Porenöfinungen 
sind an ihnen nicht sichtbar. Etwas seitlich von der Schnauzen- 
spitze beginnend verlaufen nach rückwärts in einer S-förmig 
geschwungenen Linie über das hintere Ende der oberen Augen- 
lider hinaus zahlreiche, punktförmige Grübchen, die in zwei 
bis drei Reihen angeordnet zu sein scheinen. (Sie sind an den 
Spiritusexemplaren des Senckenbergischen Museums nicht er- 
kennbar.) 

Die Grundfarbe des Tieres ist an der Oberseite ein tiefes, 
glänzendes Schwarz. Auf dem Kopfe befinden sich jederseits am 
Oberlid ein oder zwei ganz kleine, rundliche Flecken von orange- 
gelber Farbe, zwischen den Augen und nach der Schnauze zu 
vereinzelte orangegelbe Punkte, auf der Ohrdrüse jederseits 
etwas größere, länglichovale Flecken von gleicher Farbe. Auf 
dem Rücken sind zahlreiche, kleine, runde oder ovale, z. T. 
unregelmäßig in kürzere oder längere Längsstreifen zusammen- 
fließende, orangegelbe Flecken vorhanden, die ausnahmslos in 
zwei in der Gegend der Schwanzwurzel konvergierende Längs- 
reihen angeordnet sind.’') Auf der Oberseite des Schwanzes 
offen, ob dies eine Misbildung oder ein charakteristisches Merkmal des 
weiblichen Geschlechtes sei. Zweifellos ist die erste Annahme richtig, indem, 
soweit ich durch Anfrage bei den größeren Museen Europas und in Tiflis 
selbst feststellen konnte, keine weiteren Exemplare mit sechs Zehen bekannt 
geworden sind. 


11) Dieselbe Zeichnungsform kommt auch bei Salamandra maculosa 
Laur. und bei Spelerpes belli Gray vor. Werner hat sie in seinen »Unter- 


— 9% — 


finden sich ebenfalls zahlreiche, meist zu einer Längsreihe an- 
geordnete, kleine Rundflecke, die bei einigen Individuen in der 
Gegend der Schwanzwurzel zu zierlichen, hufeisenförmigen 
Flecken zusammenfließen. An den Flanken und an den Seiten 
des Schwanzes sind meist nur wenige kleinere Flecken von 
mattgelber Farbe vorhanden. Auf der Oberseite der Glied- 
maßen finden sich an den Schenkeln und nur ausnahmsweise 
an den Zehenwurzeln und an den Zehen selbst einzelne kleine, 
orangegelbe Rundflecken. Die charakteristischen Makeln am 
proximalen Ende der Extremitäten, die bei der typischen Form 
unseres Feuersalamanders, S. maculosa Laur., und bei seinen 
Varietäten molleri de Bedr., algira de Bedr. und corstca Savi 
regelmäßig vorhanden sind, scheinen zu fehlen. An der Unter- 
seite des Tieres ist die Grundfarbe ein etwas matteres Schwarz, 
auf dem an der Kehle meist zahlreiche kleine, am Rumpfe und 
Schwanze fast punktförmige, weißlichgelbe Flecken eingesprenkelt 
sind. Bei einzelnen Stücken ist die Unterseite ganz frei von 
Flecken. Die Unterseite der Füße und Zehen ist stets ein- 
farbig, mattschwarz. Bei Spiritusexemplaren verblassen die 
Farben anscheinend sehr bald. Das leuchtende Orangegelb der 
Flecken auf der Oberseite des lebenden Tieres wird grünlich- 
gelb, das Mattgelb an den Flanken und das Weißlichgelb an 
der Unterseite wird grauweiß, während die glänzendschwarze 
Grundfarbe der Oberseite ein schwärzlichbraunes oder bleigraues 
Kolorit annimmt und sich von der im Leben mattschwarzen 
Unterseite kaum mehr unterscheidet. 

Nach Boulengers [8] Angaben sind die Lungen von 
gleicher Entwickelung wie beim Feuersalamander. Der Schädel 
ist ein typischer Salamanderschädel; die Wirbelsäule besteht 
aus 17 präkaudalen und 53 Schwanzwirbeln gegenüber 16 und 
25 bis 26 bei S. maculosa Laur. 

Die Männchen sind außerdem ausgezeichnet 
und auf den ersten Blick als solche zu erkennen 
durch einen auf der Oberseite in der Gegend der 
Schwanzwurzel etwas kaudalwärts von dem hin- 
teren Ende der Vertebralrinne und exakt über der 





suchungen tiber die Zeichnung der Wirbeltiere«, Zoologische Jahrbücher, Ab- 
teilung für Systematik, Geographie und Biologie der Tiere, 6. Bd., p. 226, 
Taf, 7, Fig. 25, >Spelerpes bells-ähnliche Zeichnung« genannt. 


— 97 — 


Kloakenspalte gelegenen, kleinen, etwas nach vorn 
gerichteten, spitz zugerundeten Höcker, dessen Höhe 





Schwanzwurzelhöcker des ¢. Vergrößerung 1'/3/1. 
etwa dem Durchmesser des Auges entspricht, während seine 
Basis der halben Höhe gleichkommen mag. Dieser für das 
Männchen charakteristische Höcker wurde bereits 1896 sowohl 
von Nikolsky [7] wie auch von Boulenger [8], die offenbar 
zuerst gut konservierte männliche Exemplare zu untersuchen 
Gelegenheit hatten, beschrieben und abgebildet. 

Dieser eigenartige „Schwanzwurzelhöcker“ des männlichen 
Kaukasussalamanders wird von Nikolsky zweifellos mit Recht 
als sekundäres Geschlechtsmerkmal gedeutet, das bei 
der Paarung eine wichtige Rolle spielte Nikolsky nimmt, 
wenn ich ihn recht verstehe, an, daß sich das Weibchen beim 
Amplexus mit seinen Zehen hinter diesem Höcker des Männ- 
chens anklammert. Diese Annahme würde im Widerspruch zu 
den Beobachtungen des Amplexus bei den übrigen Schwanz- 
lurchen steben, indem es ausnahmslos die Männchen sind, die 
die Weibchen umklammern, während die Weibchen den Liebes- 
werbungen der Männchen anfänglich kalt gegenüberstehen und 
sich oft genug ihrer Umklammerung zu erwehren suchen.!?) Bou- 
lenger ist der Ansicht, daß dieser Höcker dem Männchen das 
Anklammern an das Weibchen während der Paarung erleichtere 
(“This tubercle may assist in clinging to the female during the 
pairing”). Näher liegend erscheint mir die Vermutung, daß der 
Schwanzwurzelhöcker des Männchens ein sexuelles Reizorgan 
darstellt. Wir dürfen wohl annehmen, daß sich die Paarung bei 
dem Kaukasussalamander, die ich freilich bei meinen Tieren 
noch nicht zu beobachten Gelegenheit hatte, in der gleichen 
Weise abspielt wie bei unserem Feuersalamander, S. maculosa 
Laur., und bei dem Alpensalamander, S. atra Laur. Bei beiden 


12) Vergl. Knoblauch: „Die Liebesspiele der Molche und Salamander“, 
Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde, 16. Jahrg. Magdeburg, 1905. 


7 


— 98 — 


Arten kriecht das Männchen von hinten her an das Weibchen 
heran, drängt seinen Kopf zwischen den Hinterbeinen des Weib- 
chens hindurch und schiebt sich unter dessen Bauch nach vorn, 
um schließlich mit seinen Vorderbeinen von unten und hinten 
her die Vorderbeine des Weibchens zu umschlingen.'®) Vollzieht 
sich beim Kaukasussalamander die Paarung in der gleichen Weise, 
so wird der Schwanzwurzelhöcker des brünstigen Männchens 
infolge seiner dorsalen Lage den Kloakenwulst des Weibchens 
streifen und durch diesen Reiz wird das Weibchen vermutlich 
in ähnlicher Weise angeregt, seine Kloakenmündung zur Auf- 
nahme des Spermas bereit zu halten, wie es z. B. bei Molge 
[Euproctus] aspera Dugés das Bestreichen der weiblichen Geni- 
talien durch die Hinterfüße des brünstigen Männchens bewirkt. '4) 


Unter den mir von Direktor Kaznakoff übersandten 
Tieren befinden sich fünf Männchen und zwei Weibchen. 


Die Maße in mm der beschriebenen Spiritusexemplare sind: 








Waga (1) [4] Boulenger !8] Boettger |6] Nikolsky [7] 
ee ET tN ° 
9 9 ren 9 dd 2 9 
Gesamtlänge . . . . . 172 154 182 155 142 168,5 160 172 188 173 167 
Von der Schnauze zur Kloake — 61 66 63 62 BB —- — — — — 
Kopflinge. .. . . . . — 11313 2 115 12 12115115 11 
Kopfbreite ...... 12 10 9595 9 10 10 10 10 10 10 
Kopfhöbe . . .....— — — —~ — — 66 5 565 5 65 
Längsdurchmesser des Auges — — — — — — 3333 35 3 35 
Breited.Zwischenaugenraums — — — — — — b 45 47 42 46 
Länge der Parotiden. . . -— - — — — — 7 75 75 7,6 7,5 
Größte Höhe des Rumpfes . — — — — — - 10 10 10 10105 
Größte Breite des Rumpfes. 1 — — — — —- 95 9 95 11 12 
Schwanzlänge vom Vorder- 
ende der Kloake an . . 108 93 116 92 80 105,5 100 111 123 110 100 
Höhe des Schwanzes über dem 
Hinterende der Kloake . — — — —- — — 5 5 6 45 5 
Breite ebenda . . . .. —- - - — ~ = b 5 b 55 
Breite der Schwanmitte . — — — — — — 32 3 3 32 35 
Höhe des Schwanzwurzel- 
hickers. . 2. 2. 2... — —~ —~ ~ — 2 1,6 3 — — 
Länge der VordergliedmaBen — 20 20 21 19 17 20 20 20 19 19 
Länge der Hintergliedmaßen — 22 22 23 22 20 22 222 3 21 22 


12) Zeller: „Über den Kopulationsakt von Salamandra maculosa*. 
Zoologischer Anzeiger. 14. Jahrg., 1891, p. 292. 
4) de Bedriaga: „Über die Begattung bei einigen geschwänzten 
Amphibien“. Zoologischer Anzeiger, 5. Jahrg., 1882, p. 267 und derselbe: 
„Die Lurchfauna Europas, II. Schwanzlurche“. Moskau, 1897. p. 413. 


— 9 — 


Von einer exakten Messung meiner Kaukasussalamander 
mußte ich Abstand nehmen, weil sie am lebenden Tiere bei 
dessen Behendigkeit zu keinen verwertbaren Ergebnissen geführt 
haben würde. Soweit ich indessen gelegentlich durch Messung 
einiger an der Glaswand des Terrariums in ziemlich ausgestreckter 
Haltung sitzender Exemplare feststellen konnte, stimmen die Maße 
der Tierchen mit den angegebenen Maßen der Autoren gut überein. 
Bei vier auf solche Weise gemessenen Individuen beträgt die 
Gesamtlänge etwa 155, 165, 176 und 190 mm. 

Die vortreffliche lithographische Farbentafel, die Waga [1] 
seiner Arbeit beigegeben hat, ist gleichfalls nach einem Spiritus- 
exemplar hergestellt. Sie zeigt ein erwachsenes Weibchen von 
der Oberseite gesehen. Auch die lithographische Abbildung 
Boulengers [8] — in Schwarzdruck —, die ein Männchen von 
oben gesehen darstellt, und die beiden Abbildungen v. Raddes 
[10] — in Lichtdruck nach einer ausgezeichneten photographi- 
schen Aufnahme — sind nach Spiritusexemplaren angefertigt 
(Männchen und Weibchen von der Oberseite gesehen). Bei dem 
abgebildeten Männchen ist die Vertebralrinne sehr gut zu er- 
kennen, der Schwanzwurzelhicker dagegen ebenso wie auf Bou- 
lengers Tafel nur undeutlich. Eine Abbildung des Männchens, 
auf der dessen charakteristischer Schwanzwurzelhöcker anschau- 
lich dargestellt ist, existiert noch nicht. Ich füge deshalb dieser 
Arbeit eine farbige Tafel bei, auf der Männchen und Weibchen, 
von der Künstlerhand Fritz Winters nach dem Leben 
entworfen, in natürlicher Größe und Stellung abgebildet 
sind.) Bei dem Weibchen, das an einem Stein aus dem Wasser 
emporsteigend dargestellt ist, sind die Grübchen an der 
Schnauze, die Leisten am Hinterkopf und die Vertebralrinne 
deutlich zu erkennen; bei dem auf dem Moospolster sitzenden 


") Dr. Wolterstorff in Magdeburg, der bei einem Besuche in 
Frankfurt im September v. Js. meine Kaukasussalamander gegeben hat, hatte 
mich gebeten, sie für sein demnächst erscheinendes, großes Taielwerk „Die 
Urodelen der alten Welt‘ von Lorenz Müller in München malen zu 
lassen, der auch die Originale für die übrigen Tafeln seines Werkes gemalt 
hat. Ich konnte mich hierzu nicht entschließen, weil ich die Tiercben nicht 
den Gefahren eines nochmaligen Transpurts aussetzen wollte. In dankens- 
werter Weise hat mich Dr. Wolterstor{{ durch manchen Rat bei dieser Arbeit 
unterstützt; auch hat er mir das von Lorenz Müller nach Spiritusexem- 
plaren von Sal. caucasia für sein Werk gemalte Original überlassen; es ist 
von Fritz Winter bei der Fertigstellung seiner Tafel benützt worden. 


wh 


— i100 — 


Männchen tritt der Schwanzwurzelhicker gut hervor. Die dritte 
Abbildung stellt ein Tierchen mit regeneriertem Schwanzende dar, 
wie es behutsam an der Glaswand des Behälters hinaufklettert; sie 
bringt die Färbung der Unterseite, die beiMännchen und Weibchen 
die gleiche ist, und die Keblfalte deutlich zur Anschauung. Bei 
einem vierten Tierchen sind nur der Kopf mit den hervortretenden 
Angen und die Vorderbeine zwischen dem Moose sichtbar. 
Uber das Freileben des Kaukasischen Salamanders sind 
in der Literatur keine Angaben vorhanden. Kaznakoff 
schreibt mir: „Rien n’est connu sur la vie de cet animal, si ce 
n’est qu’il est d’habitudes entiérement nocturnes“. 
Mit dieser Mitteilung stimmen meine Beobachtungen der 
Kaukasussalamander in der Gefangenschaft überein. 
Tagsüber sind die Tierchen meist in dunkelen Schlupfwinkeln 
verkrochen, unter dem Moose, zwischen demselben und der 
hinteren Wand des Behälters oder unter den größeren, vom 
Wasser umspülten Steinen des Terrarienteils. Meist liegen drei 
bis vier Exemplare in demselben Schlupfwinkel zu einem Knäuel 
zusammengeballt dicht bei einander in gleicher Weise, wie es 
oft auch bei unserem Feuersalamander und bei dem Alpen- 
salamander in der Gefangenschaft der Fall ist. Niemals konnte 
ich jedoch beobachten, daß sich die Tierchen in das Moos selbst, 
an dessen Wurzelstöcke und in die lockere Erde eingraben, 
wie es der Feuersalamander tut, indem er sich mit dem Kopfe 
voran förmlich in das Moos einbohrt und sich nachher in der 
so geschaffenen Höhlung umdreht und zur Ruhe legt. Während 
der Feuersalamander in der Gefangenschaft bei reichlicher 
Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme auch in den Sommermonaten 
in seinem dichten, feuchten Versteck oft tage- und wochenlang 
verborgen liegt, haben meine Kaukasussalamander fortwährend 
ihre Verstecke gewechselt. In der Dämmerung und Dunkel- 
heit verlassen sie ihre Schlupfwinkel und kriechen munter auf 
dem feuchten Moose oder noch lieber an den Steinen umher. 
Häufig nehmen sie dabei eigenartige Stellungen ein; sie stützen 
sich hochaufgerichtet auf das eine Vorderbein, während das 
andere frei in die Luft gehalten wird oder auf der Spitze eines 
Moosbäumchens ruht, so daß nur die beiden hinteren Drittel 
des Rumpfes und der Schwanz den Boden berühren. Die beiden 
Hinterbeine liegen dabei gespreizt dem Boden ebenfalls flach 


— 101 — 


an, während der Kopf hochemporgereckt ist. Manchmal wird 
dabei auch das eine Hinterbein so weit nach vorn gebeugt, 
daß der Fuß dem Rücken des Tierchens flach anliegt. Sehr 
häufig halten sich die Kaukasussalamander auch im Wasser 
selbst auf, indem sie gewandt an dessen Grunde über den kies- 
bedeckten Boden des Aquarienteils unter Wasser hinweglaufen 
oder an vorspringenden Steinen einen Stützpunkt findend ruhig 
liegen, so daß der größte Teil ihres Körpers vom Wasser um- 








Salamander 
an der (rlaswand sitzend, 
(Unterseite). 
Natürliche Größe. 


spült ist und nur ihr hochgereckter Kopf über dessen Oberfläche 
emporragt. In tieferes Wasser gesetzt, in dem sie den Boden 
nicht unter den Füßen fühlen, streben die Tierchen ängstlich 
an die Oberfläche zu gelangen. Im Gegensatz zu dem plumpen, 
täppischen Verhalten unseres Feuersalamanders führen sie da- 
bei äußerst lebhafte, schlängelnde, aalartige Bewegungen mit 
ihrem schlanken Rumpfe und mit dem Schwanze aus, die durch 
rasch aufeinander folgende Ruderschläge mit den Extremitäten 
wirksam unterstützt werden. Sehr gewandt klettern die 
Tierchen an dem steilen Uferrand des Terrarienteils wie auch 
an den senkrechten Glasscheiben des Behälters auf und ab, 


— 102 — 


etwa in der Weise und auch in den eigenartig verschränkten 
Stellungen, wie ich sie öfters bei dem italienischen Erdmolch, 
Spelerpes [Geotriton] fuscus Bonap. in der Gefangenschaft be- 
obachtet habe. In ihren Bewegungen sind die Tierchen auch 
auf dem Lande wesentlich lebhafter und behender als unsere 
beiden europäischen Salamanderarten; ihr ganzes Gebaren wie 
die schnelle, huschende Art ihrer Fortbewegung unter mannig- 
fachen Krümmungen und Wendungen des schlanken Körpers und 
schlängelnden Bewegungen des Schwanzes, namentlich bei Flucht- 
versuchen, erinnert lebhaft an Eidechsen, besonders an die 
zierliche Bergeidechse, Lacerta vivipara Jacq., die im Hochgebirge 
bis zu denselben Höhen ansteigt wie der Kaukasussalamander, 
die daselbst gleichfalls mit Vorliebe recht feuchte Wiesen und 
Matten bewohnt und oft genug im Freien durch Pfützen und 
Gräben unter Wasser laufend beobachtet wird. Freilich will 
es mir scheinen, als ob die Kaukasussalamander in der Behendig- 
keit ihrer Bewegungen nicht so ausdauernd seien wie die 
Eidechsen. Gelingt es ihnen nicht, bei ihren eiligen Flucht- 
versuchen alsbald ein Versteck im Moose oder einen Spalt 
zwischen den Steinen zu finden, in den sie hineinschlüpfen 
können, oder das Wasser zu erreichen, an dessen Grund sie 
sich anscheinend sicher fühlen, so erlahmt ihre eidechsenartige 
Behendigkeit sehr bald und ihre Fortbewegung wird zu dem 
schwerfälligen, unbeholfenen Kriechen, das wir bei unserem 
Feuersalamander kennen. Ganz ähnlich verhält sich die por- 
tugiesische Chioglossa lusitanica Boc., der unter den europäischen 
Schwanzlurchen der Kaukasussalamander in seinem ganzen 
Wesen überhaupt am meisten ähnelt. Auch Chioglossa, die 
v. Fischer hinsichtlich ihrer Schnelligkeit auf der Flucht mit 
der Mauereidechse, Lacerta muralis (Laur.), vergleicht, ermüdet 
leicht und verfällt, nachdem sie unter mannigfachen Krümmungen 
ihres schlanken Leibes und ihres langen Schwanzes eine Strecke 
weit äußerst geschwind davon gelaufen ist, sehr bald wieder 
in ein ruhigeres Kriechen. Gelingt es ihr auf der Flucht, ein 
Gewässer zu erreichen, so verschwindet sie „unter äußerst 
lebhaften, schlängelnden Aalbewegungen“ in dessen Tiefe.!®) 
16) vy. Fischer: „Der portugiesische Scheidenzüngler (Chioglossa lusi- 


tanica Barboza du Bocage) in der Gefangenschaft‘. Der Zoologische Garten 
XXVI. Jahrg., 1885, p. 290. 


— 103 — 


Bei der verborgenen Lebensweise, die meine Kaukasus- 
salamander in der Gefangenschaft führen, und bei der großen 
Scheuheit der Tierchen, die sie auch jetzt nocht nicht völlig 
abgelegt haben, habe ich sie anfangs nur selten bei der 
Nahrungsaufnahme beobachten können. Im vergangenen 
Spätsommer und Herbst habe ich Käfer- (sog. „Mehlwürmer‘“) 
und Blattwespenlarven, Stubenfliegen, gefliigelte und ungeflügelte 
Blattläuse, Küchenschaben, kleine Heuschrecken und Grillen, 
Tansendfüße, Spinnen und Asseln, kleine Regenwürmer und 
Nacktschnecken in großer Menge als Futtertiere eingesetzt; 
aber nur vereinzelte Male konnte ich beobachten, wie die 
Salamander Mehlwürmer, Tausendfüße und Regenwürmer fraßen. 
Gelegentlich sah ich dabei, wie Tierchen, die gerade im Wasser 
saßen, auf einen am Grund des Wassers dahinkriechenden 
Regenwurm Jagd machten und ihn geschickt unter Wasser 
zwischen den kleinen Kieselsteinen des Bodenbelags zu erhaschen 
wußten. Die Art des Erfassens und Verschlingens der Beute 
ist ganz die gleiche wie bei unseren Salamanderarten. Während 
der Wintermonate, in denen die Tiere in einem ungeheizten 
Zimmer, dessen Temperatur nicht unter 9° C. gesunken ist, 
gehalten wurden, blieb ihre Freßlust anscheinend unverändert; 
kleine Regenwürmer von etwa 5cm Länge bildeten in dieser 
Zeit ihre einzige Nahrung. Da meine Salamander niemals da- 
zu zu bringen gewesen sind, nach vorgelegten Futtertieren zu 
schnappen, habe ich möglichst reichlich Regenwürmer in das 
Terrarium eingesetzt und es den Salamandern überlassen, die 
Beutetiere im Moose und unter den Steinen selbst aufzusuchen, 
Bei dieser Art von Fütterung, die auch de Bedriaga und 
Kammerer'!”) empfehlen, scheinen sich die Tierchen im 
Laufe des Winters genügend ernährt zu haben; denn sie 
blieben munter und es waren auch stets reichlich Exkremente 
in dem Terrarium zu finden. Auch ist bei zwei Tierchen, die 
mit verletztem Schwanzende in meinen Besitz gekommen sind, 
die Regeneration des Schwanzes im Laufe der Wintermonate 
in normaler Weise fortgeschritten. Mit Beginn des Frübjahrs 
wurden wiederum Stubenfliegen und in den Aquarienteil des Be- 
hälters kleine Kaulquappen des braunen Grasfrosches, Rana 


17) de Bedri aga: „Die Lurchfauna Europas, 1I. Schwanzlurche‘. 
Moskau, 1897, p. 137 und Kammerer, l.c., p. 179. 


- 104 — 


temporaria L., Culicidenlarven und auf Kaznakoffs Anraten 
(p. 107) auch Flohkrebse, Gammarus pulex L. und @. flurta- 
tls Roesel, und Wasserasseln eingesetzt. Sie wurden als will- 
kommene Beutetiere von den Kaukasussalamandern in großer 
Menge verzehrt. Bei der Jagd auf die gewandten Flohkrebse 
standen die Tierchen oft minutenlang auf der Lauer, den Kopf 
unter Wasser, bis ein Krebschen nahe genug vorüberschwamm, 
oder sie krochen behutsam unter Wasser auf den stillsitzenden, 
nur mit seinen Beinen beständige Bewegungen ausführenden 
Flohkrebs zu, um ihn schließlich geschickt zwischen den kleinen 
Kieselsteinen zu erfassen. Die schwerfälligeren Wasserasseln 
fielen den Salamandern oft zur Beute, wenn sie aus dem Wasser 
an den großen Steinen des Uferrandes oder gelegentlich an den 
Glaswänden des Behälters emporkrochen. Wenn sie sich be- 
wegten, wurden sie schon auf eine Entfernung von 18 bis 20cm 
von den beutegierigen Lurchen erspäht; mehrere Salamander 
begannen von verschiedenen Seiten her gleichzeitig die Jagd 
und demjenigen fiel die Assel zum Opfer, der sie im letzten 
Augenblick im Sprung aus 2 bis 3cm Entfernung zu erhaschen 
wußte. In gleicher Weise vollzog sich die erfolgreiche Jagd auf 
die eingesetzten Stubenfliegen. 

Die Häutung meiner Salamander hat im Februar und 
März d. Js. stattgefunden. Bei drei Exemplaren konnte ich nur 
das Ende des Häutungsprozesses beobachten; zwei von ihnen 
hatten, auf dem Moospolster sitzend, ihre alte Haut bereits über 
die Ansatzstelle der Hintergliedmaßen hinaus abgestreift und 
das abgestreifte Stück vermutlich aufgefressen. Sein Ende hielten 
sie noch im Maule fest, indem sie ihren schlanken Rumpf zu 
einem Kreisbogen gekrümmt hatten, so daß ihre Schnauze in die 
Gegend der Schwanzwurzel zu liegen kam. In wenigen Sekunden 
zogen sie nun unter mannigfachen Krümmungen und beständigen 
Bewegungen mit den Rumpfmuskeln ihren langen Schwanz mit 
Leichtigkeit aus deı alten, dünnen Haut heraus, fraßen sie 
vollständig auf und sperrten nachher mehrmals wie gähnend ihr 
Maul auf, ganz in der Art, wie es die Schwanzlurche zu tun 
pflegen, wenn sie eine reichliche Mahlzeit eingenommen haben. 
Bei einem dritten Exemplar habe ich den Häutungsprozess von 
Anfang an genau beobachtet. Als bei dem Tierchen nach wieder- 
holtem Gähnen und Emporrecken des Halses die Haut an der 


—- 16 — 


Schnauze geplatzt war, streifte es durch Scheuern seines Kopfes 
an den kleinen Moosbäumchen die Kopfhaut bis in die Gegend 
des Nackens zurück. Während nun die abgestreifte Haut, die 
zu einem Ring zusammengeschoben den Hals des Tierchens um- 
gab, an dem Moose einen Widerhalt fand, kroch das Tierchen 
langsam vorwärts und schlüpfte so allmählich bis zur Ansatz- 
stelle der Vordergliedmaßen aus der alten, nur noch locker an- 
haftenden Haut heraus. Ohne eine Ruhepause zu machen, zog 
es darauf zunächst das eine, dann auch das andere Vorderbein 
behutsam aus der alten Haut hervor, nachdem es beide Extre- 
mitäten nach einander in gestreckter Haltung nach hinten dicht 
an den Rumpf angelegt hatte. Im Moos vorwärts kriechend 
streifte das Tierchen alsdann unter lebhaften Krümmungen die 
Haut des Rumpfes ab. Hierauf folgte eine längere Ruhepause, 
in der das Tier anscheinend erschöpft auf dem Moose liegen 
blieb. Nach einigen Minuten legte es die beiden Hinterbeine 
nach hinten gestreckt dicht an den Schwanz an und schlüpfte, 
abwechselnd mit dem rechten und mit dem linken Beine lang- 
same Bewegungen ausführend, vorsichtig zunächst mit den 
Oberschenkeln, dann mit den Unterschenkeln und schließlich 
mit den Füßen aus der alten Haut heraus. Ohne die Haut 
mit dem Maule zu erfassen und ohne sie aufzufressen, wie es 
die beiden anderen Exemplare getan hatten, streifte es dann 
rasch auch die Haut des Schwanzes ab. Zu einer schmalen, 


Abgestreifte Haut des Kaukasussalamanders. Vergrößerung 2/1. 


kreisrunden Scheibe von 10mm Durchmesser, die in ihrer Mitte, 
etwas exzentrisch gelegen, ein rundes, knapp 1mm großes 
Löchelchen trug, zusammengeschoben blieb die ganze Haut des 
Tierchens im Moose liegen.'®) Ein viertes Tierchen hatte die 
Haut bereits bis zur Ansatzstelle der Hintergliedmafen ab- 
gestreift; bei ihm spielte sich der weitere Häutungsprozeß 

'8) Die frisch abgestreifte Haut befindet sich im Senckenbergischen 
Museum. 





— 106 — 


genau in der eben geschilderten Weise ab. Unmittelbar nach 
der Häutung, die sich in ihrem ganzen Verlaufe im Trockenen 
vollzogen hat, krochen die Tierchen munter auf dem Moose 
weiter. Die abgestreifte Haut eines weiteren Exemplares fand 
ich im Wasser liegen, ohne die Häutung selbst beobachtet zu 
haben. Bei den frisch gehäuteten Exemplaren hoben sich die 
orangegelben Flecken leuchtend von dem dunkelen Email der 
Grundfarbe ab. 

Aus diesen Beobachtungen des Kaukasussalamanders in 
der Gefangenschaft und ihrem Vergleich mit den Beobachtungen, 
die an anderen gefangengelialtenen Arten von Schwanzlurchen 
gewonnen wurden, aus dem Umstand, daß bis jetzt nur verhältnis- 
mäßig wenige Exemplare dieser interessanten Art in die euro- 
päischen Museen gekommen sind, und aus den Angaben Valen- 
tins (p. 92) und Kaznakoffs (p. 91) sowie aus den brieflichen 
Mitteilungen v. Koenigs an Wolterstorff [9] lassen sich 
wohl einige Schlüsse auf das Freileben des Tieres ziehen. 
Es scheint, daß der Kaukasussalamander ein ebenso verborgenes 
Leben wie unsere europäischen Salamanderarten führt, daß er 
sich tagsüber unter vermoderten Baumstrünken, in Höhlungen, 
in Mauslöchern, unter Steinen, in Felsspalten u. dergl. aufhält, 
mit Vorliebe an recht feuchten Orten in der Nähe von Quellen 
und Bächen, und daß er hauptsächlich nach heftigen Regen- 
güssen und in der Dämmerung sein verborgenes Versteck 
verläßt, um auf Beutetiere zu jagen. Er bewohnt — wenigstens 
in der Nähe des Meeres — wie unser Feuersalamander feuchte 
Laubwaldungen mit üppiger Farnkrautvegetation in den mittleren 
Höhen des Gebirges, zugleich aber auch das Tannendickicht in 
höheren Lagen und wie der Alpensalamander die alpinen Matten 
an der oberen Waldgrenze und scheint noch wesentlich höher 
anzusteigen. Allem Anschein nach führt er auch das gesellige 
Leben des Alpensalamanders '’), indem meist zwei oder mehrere, 
nach Kaznakoffs Angabe bis zu sechs Exemplare an einer 
Fundstelle zusammen angetroffen werden. Nirgends jedoch 


1?) y, Chauvin schildert in ihrer Arbeit „Über das Anpassungsver- 
mögen der Larven von Salamandra atra“ (Zeitschrift für wissenschaftliche 
Zoologie, 29. Bd., 1877, p. 329), wie sie auf der Via mala in Graubünden 
häufig zwei und mehr Exemplare von Alpensalamandern paarweise verteilt 
in einem Lager unter großen Steinplatten gefunden hat, 


— 107 — 


kommt der Kaukasussalamander häufig vor; er scheint vielmehr 
an allen Orten, an denen er bis jetzt gefunden worden ist, 
ziemlich selten zu sein®°), In seinen Bewegungen gleicht er 
weniger unseren beiden europäischen Salamanderarten wie der 
portugiesischen Chioglossa lusitanica Boc., mit der er auch die 
Vorliebe für den Aufenhalt in nächster Nähe des Wassers 
oder im Wasser selbst zu teilen scheint. Wie sich aus den 
von Kaznakoff im Februar d. Js. vorgenommenen, sorgfältigen 
Untersuchungen des Mageninhalts einiger Individuen 
schließen läßt, ernährt sich der Kaukasussalamander im Freien 
in der Hauptsache von den gleichen Beutetieren wie unsere 
beiden europäischen Salamanderarten. Kaznakoff fand im 
Magen der von ihm untersuchten Tiere unzweifelhafte Reste 
von Insektenlarven (u. a. die Larven eines Staphyliniden), von 
Culiciden und anderen Dipteren, kleinen Käfern, Tausendfüßen, 
Spinnen und Asseln (Porcellio Latr.), Regenwürmern und Nackt- 
schnecken, außerdem aber auch Reste von Flohkrebsen, Gam- 
marus Fabr., ein sicherer Anhaltspunkt dafür, daß der Kaukasus- 
salamander auch im Freien unter Wasser auf Beutetiere 
Jagd macht. Aus der auffälligen Behendigkeit seiner Bewegungen 
läßt sich vielleicht auch der Schluß ziehen, daß er in der hoch- 
alpinen Region, in die sich seine Heimat erstreckt, nicht nur 
langsam kriechenden Futtertieren, die nur in spärlicher Arten- 
und Individuenzahl vorhanden sein mögen, nachstellt, sondern 
daß er auch auf leichtbewegliche und fliegende Beutetiere 
(Nachtschmetterlinge u. dgl.) angewiesen ist, deren Fang eine 
große, eidechsenartige Behendigkeit erfordert. 

In Bezug auf die Fortpflanzung des Kaukasussalaman- 
ders ist nichts bekannt. Eier, Larven und ganz junge Land- 
tiere sind bis jetzt nicht aufgefunden worden. Das kleinste, mir 
bekannte Exemplar ist ein halbwüchsiges Tierchen im Sencken- 
bergischen Museum von 65 mm Länge.?!) In Analogie der Fort- 





30) Die meisten Exemplare, die in die europäischen Museen und nach 
Tiflis selbst gelangt sind, wie auch meine sieben lebenden Exemplare stammen 
von Lomis-Mta bei BorZom und es ist anzunehmen, daß wohl sämtliche 
in den Museen befindliche Exemplare mit der Fundortsangabe „Borzom“, 
bezw. „Umgegend von Borzom“ ebendaber stammen. 

21) Im K. K. Naturhistorischen Hofmuseum in Wien befindet sich ein 
annähernd gleich großes Stück von 66 mm Länge. 


— 18 — 


pflanzung der beiden europäischen Salamanderarten**) darf aber 
wohl ohne weiteres angenommen werden, daß auch der Kaukasus- 
salamander vivipar ist. Ob er indessen kiementragende Larven 
wie unser Feuersalamander oder vollentwickelte Landtiere wie 
der Alpensalamander zur Welt bringt, ist eine Frage, die vor- 
läufig noch. offen bleiben muß.?°) 

Das Verbreitungsgebiet des Kaukasussalamanders ist, 
wie sich mit Bestimmtheit annehmen läßt, außerordentlich viel 
kleiner wie das des Feuersalamanders und vermutlich auch 
weniger ausgedehnt als das des europäischen Alpensalamanders. 
Außerhalb des Kaukasus ist die Art bis jetzt nur im 
Kolat-dagh°*) bei Trapezunt angetroffen worden. Die übrigen 
mir bekannt gewordenen Fundorte sind das Kartschchal- 
gebirge (2800 m)*5), die Umgegend von Keda (etwa 500m) ?®) 
und Abastuman (1170m)?’), der Sekarskpaß (2158 m)?®), 
die Gegend von BorZom?), namentlich der Lomis-Mta 
(2200 m) in der Suramkette °P), Zhra-Z’aro*'), eine Paßhöhe 
(2712 m) etwa 21'/s km südsüdöstlich von Borzom in der Nahe 
des Tabiszchur-Sees gelegen, sowie die Umgegend der Festung 
Lagodechi°®) und andere Punkte in den Bergen Kache- 


22) Wie sich das Fortpflanzungsgeschäft bei Salamandra luscham 
Stdchr. abspielt, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Da auch bei dieser 
kleinasiatischen Art das Männchen nach Wolterstorffs Angabe [9] durch 
einen dorsalen Hicker in der Gegend der Schwanzwarzel ausgezeichnet 
ist, läßt sich annehmen, daß sich bei ihr die Paarung in der gleichen 
Weise vollzieht wie bei dem Kaukasussalamander und, wenn meine Ver- 
mutung richtig ist, auch wie bei den europäischen Vertretern der Gattung. 

3) Ich hatte gehofft, diese Frage durch die Untersuchung des Inhalts 
der Eileiter trächtiger Weibchen ihrer Lösung näher bringen zu können. 
Bedauerlicherweise fanden sich aber unter den Spiritnsexemplaren des Sencken- 
bergischen Mnseums wie auch des Kaukasischen Museums in Tiflis trichtige 
Weibchen nicht vor. 

24) K.K. Naturhistorisches Hofmuseum in Wien. 

35) Museum in Wien. 

26) British Museum. 

27) Museen in Frankfurt a. M. und Tiflis, British Museum. 

78) Museum in St.-Petersburg. 

7°) Museen in Frankfurt a. M., St.-Petersburg, Tiflis und Wien. 

5°) Museen in Magdeburg, Moskau, Tiflis, British Museum und meine 
lebenden Exemplare. 

31) Nach brieflicher Mitteilung A. Kaznakoffs. 

33) Museum in Moskau. 


— 109 — 


tiens °°) am Oberlaufe des Alasan. Bei dieser kleinen Anzahl 
von Fundorten wäre es verfrüht, jetzt schon in gewagte Speku- 
lationen bezüglich der geographischen Verbreitung der 
Art eintreten zu wollen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie 
ein viel größeres Verbreitungsgebiet besitzen, als es zurzeit 
den Anschein hat. 

Zum Schlusse ist es mir ein freudiges Bedürfnis, dem 
Direktor des Kaukasischen Museums A. Kaznakoff in Tiflis 
nicht nur für die gütige Schenkung der mir zugesandten 
Kaukasussalamander — der ersten, die lebend nach Europa ge- 
langt sind — herzlichen Dank zu sagen, sondern auch für 
die liebenswürdige und sachkundige Ausführlichkeit, mit der er 
trotz der ernsten politischen Unruhen, die sich gerade in den 
letzten Monaten auch auf die südasiatischen Gebiete des Zaren- 
reiches ausgedehnt haben, alle an ihn gerichteten Fragen hin- 
sichtlich der interessanten Tierchen beantwortet und dadurch 
unsere Kenntnisse von dem Freileben des Kaukasi- 
schen Feuersalamanders in seinem heimatlichen 
Hochgebirge wesentlich gefördert hat. 


Frankfurt a. M. 8. April 1905. 


Literaturverzeichnis. 


1. Waga: „Nouvelle espéce de salamandride“. Revue et 
Magasin de Zoologie, 3. serie, T. 4, p. 326—328, pl. 16. 
Paris, 1876. 

2. Kessler: „Reise durch das transkaukasische Gebiet im 
Jahre 1875 zu zoologischen Zwecken“. Arbeiten der St.-Peters- 
burger Naturforschenden Gesellschaft, 8. Bd. Anhang, p. 193. 
St.-Petersburg, 1878. (Russisch). 

3. de Bedriaga: „Verzeichnis der Amphibien und Rep- 
tilien Vorder-Asiens®. Bulletin de la Société Impériale des Natu- 
ralistes“. T. 54, 2. partie, Année 1879, p. 23. Moskau, 1880. 

4. Boulenger: „Catalogue of the Batrachia Gradientia 
S. Caudata and Batrachia Apoda in the Collection of the British 
Museum“. 2. edit., p. 5. London, 1882. 

5. Valentin: „Bericht über meine Reise nach Tiflis und 
die Teilnahme an der Raddeschen Expedition in den Karabagh- 


8] 





— 110 — 


Gau“. Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesell- 
schaft in Frankfurt a. M., 1891, p. 233. Frankfurt a. M., 1891. 

6. Boettger: „Wissenschaftliche Ergebnisse der Reise 
Dr. Jean Valentins im Sommer 1890. 1. Kriechtiere der 
Kaukasusländer“. Bericht der Senckenbergischen Naturforschen- 
den Gesellschaft in Frankfurt a. M., 1892, p. 132 u. 133. Frank- 
furt a. M., 1892. 

7. Nikolsky: „Salamandra caucasica (Waga)“. Annuaire 
du Musée Zoologique de l’Académie Impériale des Sciences de 
St.- Petersbourg, T. 1, p. 220—223. St.- Petersburg, 1896. 
(Russisch). 

8. Boulenger: ,On some little-known Batrachians from 
the Caucasus“. Proceedings of the Zoological Society of London, 
1896, p. 553 u. 554, pl. XXII, fig. 1, la u. 1b. London, 1896. 

9. Wolterstorff: „Die Urodelen Südasiens“. Blätter 
für Aquarien- und Terrarienfreunde, 9. Jahrg., p. 92 u. 9. 
Magdeburg, 1898 und „Revision des Urodéles de l’Asie Tem- 
peree Möridionale et leur extension géographique*. La Feuille 
des Jeunes Naturalistes, 3. série, 28. Année, p. 162. Paris, 1898. 

10. von Radde: ,Die Sammlungen des Kaukasischen 
Museums“. Bd. I, p. 290, Tafel XIX. Tiflis, 1898. (Russisch 
und Deutsch). 


Abbildungen des ganzen Tieres bei Waga (2), Bou- 
lenger [8] (#) und v. Radde (d und 2), der Stellung der 
Gaumenzähne und des Schwanzwurzelhöckers des ob bei Nikol- 
sky und Boulenger [8]. 


— ill — 


Inhalt. 


I. Teil: Geschäftliche Mitteilungen. 


Jahresfeier der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
am 28. Mai 190d . en 
Die Leuchtorgane der Tiefsecfische. Vortrag, 
gehalten von Prof. Dr. A. Brauer-Marburg i. H. 
Jahresbericht, erstattet von Stabsarzt Prof. Dr. E. 
Marx, II. Direktor 
Nekroluge: 
Carl Weigert + (mit Porträt, Von Dr. A. Homburger 
Carlo Freiherr von Erlanger + (mit Porträt), Von Dr. W. 
Kobelt .. en 
D. F. Heynemann + (mit Porträt). Von Dr. W. Kobelt 
Albert von Reinach f (mit Porträt). Von Prof. Dr. F. 
Kinkelin . en 
Verteilung der Ämter im Jahre 1905 
Stifter der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
Verzeichnis der Alitglieder: 
I. Ewige Mitglieder . 
II. Beitragende Mitglieder . 
Iil.u. IV. Außerordentliche und korrespondierende Ehrenmitglieder 
V. Korrespondierende Mitglieder 
Rechte der Mitglieder 
Auszug aus der Bibliothekordnung . 
Bilanz per 31. Dezember 1904 . 
Übersicht der Einnahmen und Ausgaben it im Jahre 1904 
Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen: 
Dr. G. Popp: Neuere naturwissenschaitliche Örrungensehaften 
in ihrer Bedeutung für die Kriminalistik 
U. G. Schillings: Die Tierwelt der Massai- Hochländer mit 
besonderer Berücksichtigung ihres Aussterbens . 
Dr. J. Wilhelmi: Regeneration und Entwickelung 
Dr. F. Drevermann: Entstehung und Geschichte des rheini- 
schen Schiefergebirges 
Dr. H. Sachs: Über einige tierische Gifte 
Prof. Dr. M. Verworn: Physiologie des Schlafes . 
Dr. E. Albrecht: Ziele und Wege der Entwickelungsmechanik 
Dr. F. Römer: Miniges aus der Schansammlung des neuen 
Museums . 
Dr. R. Delkeskamp: Die Genesis der ‘Mineralquellen und 
Thermen . en rn 


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Prof. Dr. H. Conwentz: Schutz der natürlichen Landschaft, 
ihrer Pilanzen- und Tierwelt . 
Prof. Dr. G. Greim: Die Grundlagen der wissenschaftlichen 
Wettervorhersage 
Stadtgartendirektor K. Heic k e: Die Pflanzenwelt im Kampf 
ums Dasein gegen die schädlichen Einflüsse der Großstadt 
Oberstabsarzt Dr. R. Brugger: Wesen und Bedeutung der 
Kurzsichtigkeit nn 
Uberstudienrat Prof. Dr. K. L ampe rt: Das winterliche Tier- 
leben des Süßwassers und sein Erwachen im Frühling 
Dr. L. Laquer: Die Grundlagen der geistigen Minderwertigkeit 
K. Fischer: Bergstürze und Felsschlipfe im Gefolge der Eiszeiten 
Stabsarzt Dr. L. Drüner: Uber die Wirbeltheorie des Schädels 
Erteilung des Soemmerringpreises 
Museumsbericht: 
I. Zoologische Sammlung 
ll. Botanische Sammlung . 
lll. Mineralogisch-petrographische Sammlung 
IV. Gevlogisch-paläontologische Sammlung . 
Bibliothekbericht . 
Medaillensammlung 
Sonstige Geschenke 


Il. Teil: Wissenschaftliche Mitteilungen. 


1) Die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens. Von E. Lienenklaus. 
(Mit Taf. I—IV) . ; 

2) Beiträge zur Kenntnis der Hymenopteren- Fauna der weiteren Um- 
gegend von Frankfurt a. M., X.— XII. Teil. Von Prof. Dr. 
L. von Heyden, Kgl. Preuß. Major a.D. se 

3) Der Kaukasische Feuersalamander, Salamandra caucasia (Waga). 
Von Dr. A. Knoblauch. (Mit einer farbigen Tafel und 4 
Textfiguren) . en 


— Tr —- — 


~ Druck ve von _ Gebrüder Knauer i in ı Frankfurt a. M. 


136* 


139* 


140° 


8y 


BERICHT 
DER 
SENCKENBERGISCHEN NATURFORSCHENDEN 
GESELLSCHAFT 
IN 


FRANKFURT AM MAIN 
1906. 


Vom Juni 1905 bis Juni 1906. 


rr er emee me -.- 


Die Direktion der Senckenbergischen Naturforschenden 
Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäß ihren Bericht über 
das verflossene Jahr zu überreichen. 


Frankfurt a. M., im Juni 1906. 


Die Direktion: 


Dr. phil. A. Jassoy, 1. Direktor. 

Robert de Neufville, II. Direktor. 

W. Melber, 1. Sekretär. 

Dr. med. H. von Mettenheimer, 11. Sekretär. 


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JAN 13 36 


I. Teil 


(reschäftliche Mitteilungen. 





Jahresfeier 


der 
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 
am 27. Mai 1906. 


Im festlich geschmückten Vogelsaale begrüßt der derzeitige 
I. Direktor Dr. A. Jassoy die Erschienenen zur letzten Jahres- 
feier im alten Museum, aus dem die Gesellschaft trotz der 
Raumenge und mancher technischen Unvollkommenheiten der 
Hörsäle, Sammlungs- und Arbeitsräume begreiflicherweise nur 
schweren Herzens scheidet. Mag auch in einigen Jahren draußen 
an der Viktoria-Allee ein neues, reiches wissenschaftliches Leben 
erblühen, für die nächste Zeit ist aller Voraussicht nach zu er- 
warten, daß der so erfreulich gewachsene Besuch der Vorträge 
und Vorlesungen durch die große Entfernung des Neubaues 
vom Zentrum der Stadt etwas beeinträchtigt werde. 

Selbst wenn die Fertigstellung der neuen Sammlungsräume 
in den nächsten Monaten erfolgt, wird die Überführung aller 
Sammlungen in das neue Haus und ihre Neuaufstellung in diesem 
Sommer kaum zu bewerkstelligen sein, zumal auch die Auf- 
stellung der neuen Schauschränke in zwei Geschossen mehrere 
Wochen in Anspruch nehmen wird. Immerhin hofft die Gesellschaft 
nach Überführung der Lehrsammlung die Vorlesungen der 
Dozenten vom Herbste ab im Neubau veranstalten und 
auch die Abhaltung der Wintervorträge daselbst ermöglichen zu 
können, zumal letzterer Absicht keine erheblichen Schwierig- 
keiten entgegenstehen. Der Vorsitzende schließt mit Worten des 
Dankes für die Beihilfe im abgelaufenen Berichtsjahre und be- 
sonders für die so reichlich dem Museum zugewiesenen Ge- 
schenke, unter denen sich ganz hervorragende auch von aus- 


— ¢* — 


wärtigen Gönnern befinden, und berichtet, daß Ihre Majestät 
die Kaiserin und Königin, die hohe Protektorin der Gesell- 
schaft, in einem vor wenigen Tagen aus Homburg v.d. H. an die 
Direktion gerichteten Schreiben mit Interesse von dieser wert- 
vollen Bereicherung der Sammlungen durch ausländische 
Freunde Kenntnis genommen hat. 

Hierauf hält Stabsarzt Dr. L. Drüner den Festvortrag 
über 


„Die Kiemenbögen der Wirbeltiere und ihre 
Abkömmlinge.“ 


Der Stamm der Wirbeltiere, Chordonier, ist ein durchaus 
einheitlicher. Die Verwaudtschaft seiner Zweige findet in dem 
Nachweis der Chorda dorsalis unter dem Rückenmarke und 
der segmentalen Gliederung, Metamerie, ihren Ausdruck. Die 
Zusammengehörigkeit der einzelnen Zweige ist aber innerhalb 
dieses Stammes eine sel verschiedene. 

Die Akranier und Cyclostomen sind unter einander und 
von allen übrigen Klassen der Wirbeltiere durch eine weite 
Kluft geschieden, die sich in den meisten Einzelheiten nicht 
überbrücken läßt. Ja unter den Cyclostomen allein, zwischen 
Petromyzon und Myxine sind die Unterschiede der Organi- 
sation so tiefgreifende, daß man ihren Verwandtschaftsgrad 
als einen entfernteren einschätzen muß als den zwischen den 
äußersten Gliedern aller übrigen Chordaten, zwischen Haien und 
Säugetieren. Die enge Zusammengehörigkeit dieser letzteren 
bat zuerst Karl Gegenbaur in seinem fundamentalen Werke 
über das Kopfskelett der Selachier als Grundlage zur Beurteilung 
der Genese des Kopfskelettes der Wirbeltiere 1872 bewiesen. 

Der Vortragende beschränkt sich auf die Morphologie der 
Kiemenbögen des Wirbeltierstammes von den Selachiern bis zu den 
Säugetieren und führt den Vergleich an dem Bau des Skelettes, 
der Muskeln und Nerven bei den Haien, Schwanzlurchen und 
Säugetieren durch. Der Kiemendarm stellt einen trichter- 
fürmigen Sack dar, dessen Seitenwände von den Kiemenspalten 
durchbrochen werden. Zwischen je zwei Kiemenspalten liegt ein 
Kiemenbogen, eine Skelettspange mit den die Kiemen durch- 
blutenden Gefäßen, mit den Kiemenbogen, Muskeln und Nerven. 


— 7% _ 


Von diesen Organen sind die Skeletteile und die eine morpho- 
logische Einheit bildenden Muskeln und Nerven für die ver- 
gleichende Morphologie die wichtigsten. Diese gehören dem 
ältesten Teile des Schädels, dem Paläokranium, an. Die se- 
kundär in den Bereich des Kiemenkorbes eingewanderte hypo- 
branchiale Muskulatur, aus der sich die Zungenmuskulatur 
entwickelt, gehört dagegen dem nachträglich an das Gehirn 
angegliederten 12. Gehirnnerven, dem Hypoglossus, an, und 
muß hier außer Betracht bleiben. 

Bei den Selachiern ist die branchiomere Gliederung der 
Kiemenbögen, oder besser Schlundbögen, eine gleichartige. Nur 
der erste Schlundbogen hebt sich durch seine Einrichtungen, 
den Kieferapparat, heraus. Die Muskeln, die das mächtige 
Palatoquadratum und den Unterkiefer bewegen, sind viel massiger 
als bei den nachfolgenden Schlundbögen, namentlich als der 
Schläfenmuskel und der Unterkieferheber. Aber man erkennt 
auch hier noch die allgemeine Anordnung der übrigen wieder, 
bei denen der Kiemenbogenmuskel eine zusammenhängende 
Muskelbinde darstellt, die den Kiemenkorb vom Rücken zur 
Bauchseite umgibt. Auch die Nerven zeigen von Segment zu 
Segment die gleiche Gliederung in einen hinter der Kiemenspalte 
verlaufenden Hauptast und zwei Nebenäste, von denen der 
eine vor der Kiemenspalte an der Seitenwand, der andere an 
der oberen Wand des Schlundes sich verzweigt. Solcher 
Schlundbögen finden wir hinter den ersten beiden, dem Kiefer- 
und dem Zungenbeinbogen, bei den meisten Haien noch 5, bei 
den tieferstehenden noch 6 oder 7. Wir haben also bei 
Heptanchus 9 Schlundbögen, unter ihnen 7 Kiemenbögen im 
engeren Sinne. 

Bei den Urodelen treten mit dem Übergang vom Wasser- 
zum Landleben im Bau der Schlundbögen tiefgreifende Änder- 
ungen ein. Im Bereich des Kieferbogens gibt das Palato- 
quadratum seine Beweglichkeit auf. Nur der hintere Teil 
erhält sich als ein mit dem Schädel fest verbundenes Skelett- 
stück, das Quadratum. Von besonderer Bedeutung ist auch 
die Knochenbildung. Unterkiefer und Quadratum erhalten 
Knochenbelege und an den Gelenkenden stellt sich auch eine 
Verknöcherung des Knorpels selbst ein. Durch den Verlust 
der Beweglichkeit des Palatoquadratums wird der Schläfen- 


— ge — 


muskel ein Helfer für die Hebung des Unterkiefers beim 
Beißen. Die wesentlichen Veränderungen im Bereiche des 
Zungenbeinbogens bestehen in dem Schwunde der ersten 
Schlundspalte, des Spritzloches, und der Bildung einer die 
hinteren Kiemenspalten überdeckenden Hantfalte, des Kiemen- 
deckels. Dieser Kiemendeckel wird von den Muskeln des 
zweiten Schlundbogennerven, des Facialis, durchzogen und, 
indem er sich bis zum Schultergürtel ausdehnt und nach der 
Metamorphose hier festen Anhalt gewinnt, birgt er den Anfang 
zu Entwickelungsvorgängen der Facialismuskulatur, die im 
Säugetierstamm zu hoher Bedeutung gelangen. Schon bei den 
Urodelen zeigt sich eine große Verschiedenheit der Formen 
unter den oberflächlichen Facialismuskeln und ihre Neigung, 
sich vom Schultergürtel über die Haut der Unterkieferregion 
auszudehnen. Mit diesen umfangreichen neuen Anforderungen, 
die an die Facialismuskulatur mit dem Übergang zum Land- 
leben gestellt wurden, ist aber der zweite Schlundbogennerv 
gewissermaßen nicht allein fertig geworden; der dritte Schlund- 
bogennerv, der Glossopharyngeus, mußte ihm durch Ausbildung 
einer starken Verbindung Hilfe leisten. Daraus sind die viel- 
fachen auch bei den Säugern bis hinauf zum Menschen vor- 
handenen engen Beziehungen zwischen diesen beiden Nerven 
herzuleiten. 

Unter dieser oberflächlichen in den Dienst der Haut 
tretenden Muskulatur finden wir bei den Urodelen die am 
Skelett ansetzenden Muskeln in der typischen Anordnung. Es 
ist ein Heber des Zungenbeinbogens, der hier bei den meisten 
Formen Ansatz am Unterkiefer gewinnt, und ein zwischen den 
beiden Hälften sich ventral ausspannender intermandibularer 
Muskel vorhanden. Und im wesentlichen die gleiche Anord- 
nung begegnet uns bei den folgenden Kiemenbögen, deren bei 
den Urodelen vier auf den Zungenbeinbogen folgen. Hinter 
dem vierten Kiemenbogen liegt ein kleines Knorpelchen zu 
beiden Seiten des Kehlkopfeinganges, dessen Muskulatur im 
kleinen die Anordnung wiederholt, welche die Kiemenbogen 
zeigen, der Stellknorpel, das Arytänoid. Diesen Knorpel hat 
Gegenbaur daher von einem fünften Kiemenbogen abgeleitet. 
Nun findet man aber an der Muskulatur hinter dem vierten 
Kiemenbogen eine Anordnung, die im Verein mit dem Befund 


— 9g _ 


einer fünften Kiemenspalte den Verlust wenigstens eines 
Kiemenbogens vor dem Kehlkopf schon bei den Urodelen an- 
nehmen läßt. Man muß also den primitiven Kehlkopfknorpel, 
das Arytänoid, von einem sechsten bezw. siebten Kiemenbogen- 
knorpel bei den Vorfahren der Urodelen ableiten und auf Grund 
dieser Tatsachen annehmen, daß die charakteristischen Umge- 
staltungen des Urodelenkörpers, die mit der Luftatmung 
zusammenhängen, bei selachierähnlichen Vorfahren mit sechs 
oder sieben Kiemenbögen hinter dem Zungenbeinbogen ein- 
gesetzt haben. 

Bei den Säugetieren ist die Anordnung der Muskulatur 
im Bereich des Kieferbogens auf den ersten Blick wieder zu 
erkennen. Schläfenmuskel, Heber des Unterkiefers und inter- 
mandibularer Muskel zeigen im wesentlichen die gleiche Anord- 
nung. Im Facialisgebiet ist die oberflächliche Hautmuskulatur 
zu riesiger Ausdehnung gelangt und hat die wichtigen Funk- 
tionen des Augenlidschlusses, der Bewegung der Lippen, der 
Ohren, der Kopf- und Halshaut übernommen. In der Tiefe 
finden wir aber am Zungenbeinbogen die ursprüngliche Anord- 
nung der Muskulatur noch erhalten wie bei den Urodelen, 
einen Heber des Zungenbeins, den hinteren Teil des zwei- 
bäuchigen Muskels, der mit einem Teil des intermandibularen 
Muskels durch eine Zwischensehne in Verbindung getreten ist, 
und den Stylohyoideus, den Abkömmling des Interhyoideus. 
Zwischen Zungenbein und Kieferbogen ist das Mittelohr zur 
Entwickelung gelangt, das zusammen mit der Bildung des 
sekundären Gaumens die Oberkieferregion umformt. Der nahe- 
liegende Vergleich des Mittelohres und äußeren Gehirganges 
mit dem Spritzloch der Selachier wird durch die Entwickelungs- 
geschichte der Säugetiere als unrichtig erwiesen. Die erste 
Schlundspalte vor und über der Chorda tympani, dem hinter 
der Kiemenspalte verlaufenden Hauptaste (Ramus postrematicus) 
des Facialis bildet sich vollständig zurück und hinter und 
unter der Chorda tympani bilden sich äußerer Gehörgang und 
Trommelfell unabhängig von der ersten Schlundspalte durch 
Erhebung von Hautfalten und Taschenbildungen von der 
Schlundwand aus. Daher kommt es, daß die Chorda tympani 
über dem Trommelfell an seinem oberen Rande durch das 
Mittelohr läuft. 


— 10* — 


Einem völlig anderen Entwickelungsmodus folgt das 
Trommelfell und Mittelohr der Anuren. Bei Frosch und Kröte 
ist die erste Schlundspalte als Ausgangspunkt der Mittelohr- 
und Trommelfell- Entwickelung zu erkennen und demgemäß 
entspricht die topographische Lage der Chorda tympani zum 
Mittelohr hier der zum Spritzloch bei den Selachiern. 

Auch das Skelettsystem nimmt durch die Ausbildung der 
Gehörknöchelchen an der Bildung des schalleitenden Apparates 
des Mittelohres teil. Die Streitfrage, ob das Gelenk zwischen 
Hammer und Ambos dem Kiefergelenk der Urodelen und Se- 
lachier entspricht, kann nur gestreift werden. Hinter dem 
Hyoidbogen ist nur noch ein Kiemenbogen bei dem entwickelten 
Säugetier als solcher ohne weiteres zu erkennen, das Hinter- 
zungenbeinhorn. Aber die vergleichende Entwickelungsgeschichte 
zeigt, daß der Schildknorpel aus dem 2. und 3. Kiemenbogen- 
knorpel verschmilzt, und es lassen sich Gründe dafür anführen, 
daß der 4. Kiemenbogen in dem Kehldeckel steckt. Damit ist 
der enge Auschluß an die Urodelen gewonnen, deren Anatomie 
und Entwickelungsgeschichte die Herkunft des Stellknorpels 
aus dem 6. oder 7. Kiemenbogen der haifischähnlichen Vor- 
fahren erkennen läßt. Die enge Zusammengehörigkeit der 
Selachier, Urodelen und Säugetiere kommt auf diesem Gebiete 
zu prägnantem Ausdrucke und vor allem die vergleichende 
Anatomie des peripheren Nervensystems erweist sich als sicherer 
Leitfaden für die Auffindung der richtigen Homologien. Skelett 
und Gefäßsystem sind den entwickelungsgeschichtlichen und 
topographischen Befunden im Bereiche des Nervensystems unter- 
zuordnen. 

Der Vortrag wird durch eine große Anzahl Abbildungen 
und durch stereoskopische Photographien von anatomischen 
Präparaten erläutert, wozu die Firma Schlesicky-Ströhlein 
die nötigen Stereoskope gütigst zur Verfügung gestellt hat. 

Zum Schluß erstattet der II. Direktor Robert de Neuf- 
ville den 


Jahresbericht. 


„Hochansehnliche Versammlung! 


Die größte Bereicherung und Vermehrung hat im ver- 
flossenen Jahre die mineralogische Abteilung erfahren. 


— 11 — 


Konnten wir Ihnen im vorigen Jahre über die wertvolle Schenkung 
der Mineraliensammlung unseres verstorbenen Mitgliedes Dr. 
Ludwig Belli berichten, so sind heute in erster Linie zwei 
hochherzige Schenkungen von größeren Suiten zu erwähnen, 
der Sammlung von Gesteinen und Mineralien aus dem Taunus, 
Odenwald und Spessart des Frankfurter Mineralogen Franz 
Ritter und der Sammlung des Vulkanforschers Dr. Alphons 
Stübel. Sodann hat in den letzten Tagen unser arbeitendes 
Mitglied Dr. Edmund Naumann seine von ihm selbst zu- 
sammengebrachte Sammlung von Erzstufen zur Begründung 
einer größeren Studiensammlung für Erzlagerstätten der Gesell- 
schaft in hochherziger Weise als Geschenk überwiesen. 

Franz Rittersche Sammlung. Der wertvollen Bei- 
träge, die Ritter schon zu Lebzeiten für die Lokalsammlung 
des Senckenbergischen Museums geliefert hat, wird in seinem 
Nachrufe gedacht werden. Aber auch über das Grab hinaus ist 
ihm die Gesellschaft zu ewigem Danke verpflichtet. Während 
seiner qualvollen Krankheit, von der ihn erst der Tod erlösen 
sollte, hat er seinem Bruder, Herrn Oberforstrat A. von Ritter, 
und dem Sektionär Prof. W. Schauf seine Wünsche bezüglich 
seiner Sammlung mitgeteilt. Danach sollten seine Edelsteine, die 
er durch Tausch gegen Lokalsuiten von Eugen Tornow 
erhalten hatte, in der Familie seiner Angehörigen bleiben, 
die Steinbeile aus dem Taunus verkauft, käuflich erworbene 
Mineralien von D. Blatz in Heidelberg übernommen, alle 
weiteren aber von ihm selbst gesammelten mineralogischen und 
petrographischen Schätze der Senckenbergischen Gesell- 
schaft übermittelt werden. Die außerordentliche Reichhaltig- 
keit dieser Sammlungen zeugt von dem erstaunlichen Fleiß 
des Verschiedenen und von seiner Begeisterung für die Wissen- 
schaft. 

Die Gesteine des Taunus, Odenwalds und Spessarts sind 
zum großen Teil in mehrfachen Dubletten verschiedener Größe 
vertreten, alle in treffiichen Handstücken, wobei nur zu be- 
dauern ist, daß öfters die Fundortsangaben fehlen. Besonders 
wertvoll sind die Mineralien der Umgebung von Frankfurt, die 
nur von einem Manne mit der Zähigkeit, nnverdrossenen Aus- 
dauer und dem hervorragenden Beobachtungstalente Ritters 
in solcher Vollständigkeit zusammengebracht werden konnten. 


— 128 — 


Die Phosphate der Brauneisenerzlagerstätten und Quarzgänge, 
die Manganspäte von Oberneifen, die Nauroder Mineralien, die 
wohl ähnlich den von F. Zirkel untersuchten vom Finkenberg 
bei Bonn zum Teil nicht Einschlüsse, sondern magmatische „Ur- 
ausscheidungen“ sind, die schönen Fluorite und Albite von Rup- 
pertshain mögen besonders hervorgehoben werden. Nächst dem 
Taunus ist der Spessart am vollständigsten vertreten, so daß 
Ritters Kollektion hinter der Aschaffenburger nicht erheblich 
zurückstehen wird. Auch aus dem Odenwald und der Ebene 
könnte eine Reihe bemerkenswerter Stufen aufgezählt werden. 
Da aber mit Hinsicht auf den in diesem Jahre zu bewerkstel- 
ligenden Umzug eine Ordnung und Aufstellung des Ritterschen 
Nachlasses noch nicht erfolgt ist, soll später genauer über 
Einzelheiten referiert werden. 

Außer den Mineralien und Gesteinen hat Oberforstrat 
A. von Ritter der Gesellschaft auch die Kristallmodelle seines 
Bruders, mehrere optische Präparate von Reuter & Steeg, 
ein Anlegegoniometer und einige Hämmer überwiesen, wofür 
wir ihm auch an dieser Stelle herzlichsten Dank entgegenbringen. 
Die Modelle aus Pappe sind z. T. nach Formen der Lokal- 
sammlung entworfen; sie sind geradezu Meisterstücke an Exakt- 
heit und künstlerischer Vollendung, die einer jeden Lehrsamm- 
lung zur Zierde gereichen würden. 

Alphons Stübel-Sammlung. Am 16. Juni 1905 teilte 
Herr Emil Kühnscherf in Dresden der Gesellschaft mit, daß 
er und Dr. Theodor Wolf als langjährige Freunde des 
verstorbenen Vulkanologen Dr. Alphons Stübel durch testa- 
mentarische Bestimmung beauftragt worden seien, den wissen- 
schaftlichen Nachlaß Stübels zu ordnen und darüber weiteres 
zu verfügen, und daß er gesonnen sei, die von dem Verschie- 
denen hinterlassene Sammlung südamerikanischer Gesteine der 
Senckenbergischen Gesellschaft zu überweisen. Es 
braucht wohl kaum betont zu werden, daß die Gesellschaft über 
dieses großartige und unerwartete Anerbieten hocherfreut war; 
denn außer dem Grassi-Museum in Leipzig, das im Besitz 
der Stübelschen Hauptsammlung ist, hat wohl kein Institut, 
noclı weniger ein Pıivatmann, eine Zusammenstellung von petro- 
graphischem Material aus dem südamerikanischen Vulkanzug auf- 
zuweisen, das an Vollständigkeit und Zuverlässigkeit auch nur 


— 13* — 


einigermaBen mit dieser herrlichen Kollektion zu vergleichen 
wäre, dem Ergebnis der vieljährigen, rastlosen Tätigkeit des 
hochgeschätzten Forschers, durch dessen geistvolle Hypothese 
das uralte Problem der Entstehung der Feuerberge in ein ganz 
neues Stadium getreten ist. Der größere Teil der Sammlung be- 
steht aus Handstücken der vulkanischen Gesteine (vorwiegend 
aus Andesiten, Daciten, Porphyriten) von Ecuador und Colombia, 
den Hauptgebieten der Studien Stübels, wo er mit Reiß fast 
zehn Jahre unter überaus großen Schwierigkeiten verbrachte, 
aber auch Peru, Bolivia, Chile, Argentinien und Brasilien sind 
durch Eruptivtypen, zum Teil auch durch nichtvulkanisches 
Material aus dem Gebiet der Feuerberge vertreten. Jedes Stück 
ist genau etikettiert und trägt eine Nummer, die nach den 
gefl. Mitteilungen Dr. Th. Wolfs — dem die Gesellschaft für 
die mühsame Zusammenstellung der über 1200 Handstücke zäh- 
lenden Kollektion zu besonderem Danke verpflichtet ist — mit 
der des Originalstiickes in dem Grassi-Museum übereinstimmt. 
Die Frankfurter Sammlung kann also nach den Etiketten genau 
nach der Stübel-Sammlung zu Leipzig und deren Katalogen 
geordnet und aufgestellt werden, in der Folge: Colombia, Ecua- 
dor, Peru, Bolivia, Chile, Argentinien, Brasilien. Weiter teilt 
Dr. Th. Wolf mit, daß ca. 200 Stück südamerikanische „Grün- 
steine* beigefügt sind, von denen Stübel eine Typensammlung 
zusammenstellen wollte, die aber nicht zu stande kam. Dr. Th. 
Wolf ist der Ansicht, daß diese am besten wieder der allge- 
meinen Sammlung eingereiht werden, was an der Hand der 
Etiketten leicht ausgeführt werden kann. 

Diese große Schenkung gewinnt dadurch ganz besonders an 
Wert, daß der größere Teil ihres Materiales wissenschaftliche 
Spezialbearbeitung gefunden hat. Ihre Aufstellung kann erst im 
neuen Museumsgebäude erfolgen; in den der mineralogischen Ab- 
teilung zugewiesenen Räumen des alten Museums würde der Platz 
nicht ausreichen. Außer den südamerikanischen Gesteinen ver- 
danken wir Frau Appellationsgerichtsassessor Kuhn und Frau Ge- 
heimrat Oberbürgermeister Stübel, den Schwestern des Verstor- 
benen, noch die Überweisung folgender Werke Alphons Stübels: 

„Die Vulkanberge von Ecuador.“ Berlin 1897. 
„Das Wesen des Vulkanismus.“ Sonderabdruck aus obigem 
Werk. 


— 146° — 


„Ein Wort über den Sitz der vulkanischen Kräfte in der 
Gegenwart.“ Leipzig 1901. 

„Über die Verbreitung der hauptsächlichsten Eruptions- 
zentren und der sie kennzeichnenden Vulkanberge in 
Südamerika.“ Aus Peterm. Geogr. Mitt. 1902, H. 1. 

„Über die genetische Verschiedenheit vulkanischer Berge.‘ 
Leipzig 1902. 

„Martinique und St. Vincent.“ Sonderabdruck aus vorigem 
Werk. 

„Karte der Vulkanberge Antisana, Chacana, Sincholagua, 
Quilindana, Cotopoxi, Rumifahui und Pasochoa.* Leipzig 
1903. 

„Rückblick auf die Ausbruchsperiode des Mont Pel& auf 
Martinique 1902—03 vom theoretischen Gesichtspunkte 
aus.“ Leipzig 1904. 

„Die Vulkanberge von Colombia.“ Ergänzt und heraus- 
gegeben von Th. Wolf. Dresden 1906. 

Dieses Werk, ‘ein Seitenstück zu dem über Ecuador, unter- 
scheidet siclı von diesem durch eine große Anzahl ausgezeich- 
neter, von der Künstlerhand Stübels entworfener Bilder. Es 
ist ein Glück für die Wissenschaft, daß Stübels Colombia- 
Studien in Dr. Wolf, seinem Freund und Mitarbeiter, einen 
Herausgeber gefunden haben, der als hervorragender Forscher 
südamerikanischer Vulkane durch keinen Geeigneteren hätte 
ersetzt werden können. 

„Indianertypen aus Ecuador und Colombia.“ A. Stübel und 

W.Reiß. 1888. Lichtdruckbilder. 

Die Senckenbergische Gesellschaft spricht auch 
an dieser Stelle Herrn Emil Kühnscherf in Dresden, Frau 
Appellationsgerichtsassessor Kuhn und Frau Geheimrat Stü- 
bel, sowie Herrn Dr. Wolf tiefgefühlten Dank aus. 

Die E. Naumannsche Sammlung ist eine Fortsetzung 
der früher bereits von Dr. Edmund Naumann geschenkten 
Erzstufen aus Mexiko, die den größeren Grundstock einer Samm- 
lung von Erzlagerstätten gebildet haben. Der Umfang der 
jetzigen Schenkung, die Dr. Naumann selbst noch zu vervoll- 
kommnen beabsichtigt, ist derart, daß ein besonderer Raum im 
II. Obergeschoß des neuen Museums für sie reserviert werden 
muß. Hier kann jetzt schon eine Ausstellung von durchaus 


— 15* — 


prachtvollen Stufen zur Entfaltung gebracht werden, die das 
Vorkommen der Erze auf ihren Lagerstätten, die Verbindung 
mit ihrem Nebengestein, ihre Entstehung u.s.w. veranschaulicht. 
Besonders hat Dr. Naumann Gewicht darauf gelegt, das Auf- 
treten der Erze in löslichen Gesteinen, in Kalken und Dolomiten, 
durch geeignete Stufen zu illustrieren. Eine derartige Zusammen- 
stellung des Materiales wird auf die Weiterausbildung dieses 
Wissenschaftzweiges von nachhaltiger Wirkung sein; sie wird 
auch den Fachleuten manche schwierige Frage erleichtern und 
weiteren Kreisen ein gutes Bild von der Natur der in der Erde 
ruhenden Mineralschätze geben können. Hoffentlich werden die 
großen Handels- und Industriefirmen, die dem Bergwesen nahe- 
stehen, sich an der Vervollkommnung dieses neuen Zweiges 
unserer Schausammlung beteiligen. 


Andere zahlreiche und wertvolle Geschenke, die uns 
wiederum von Freunden und Gönnern reichlich gespendet 
wurden, werden im Museumsbericht einzeln aufgeführt. Hier mag 
zunächst noch ein riesiges Schaustück für die palaeonto- 
logische Sammlung Erwähnung finden. Gerade zu Weihnachten 
erhielten wir die erfreuliche Mitteitung, daß auf Anregung mehrerer 
Gönner der Gesellschaft, besonders des Herrn Ph. Schiff in 
New-York, Herr Morris K. Jesup, der Präsident des Natur- 
historischen Museums in New-York, einen riesigen Dinosaurier 
(Diplodocus) von etwa 20 m Länge für den Lichthof des neuen 
Museums zu schenken beabsichtigte. Die Präparierung und 
Montierung dieses Originalstückes dürfte den Schenker 
ca. 6000 Dollars kosten. Herr Langeloth in New-York, 
ein geborener Frankfurter, hat für die Überführung dieses 
Riesentieres in seine Vaterstadt die sehr erheblichen Trans- 
portkosten bereitwilligst übernommen. 


Zum Ankauf weiterer Schaustücke für den Lichthof 
spendete unser ewiges Mitglied Julius Wernher in London 
die Summe von M. 5000—. 


Dr. H. Merton, der den letzten Winter an der Zoo- 
logischen Station in Neapel gearbeitet hat, schenkte eine groBe 
Kollektion prachtvoll konservierter Coelenteraten, darunter ein 
groBes Schaustiick der Edelkoralle, die alle in der Schau- und 
Lehrsammlung Aufstellung fanden. 


— 16* — 


Für die Vermehrung der Vogelsammlung sorgte Ritterguts- 
besitzer Louis Witzel in Barca (Rumänien), ein geborener 
Frankfurter, durch eine umfangreiche, etwa hundert Bälge 
umfassende Sendung rumänischer Vögel, hauptsächlich aus den 
dortigen Sumpfniederungen, die sämtlich gut präpariert sind. 
Mit dieser „Probesendung“ hat Herr Witzel gezeigt, wie reich 
die rumänische Vogelwelt ist und welche Schätze von dort noch 
zu erwarten sind. 

Ferner versprach Pfarrer Pfitzner in Sprottau (Schlesien), 
testamentarisch seine hervorragende Schmetterlingssammlung, 
die zurzeit etwa 4500 Spezies mit über 18000 Exemplaren 
umfaßt und auch eine Spezialsammlung des Kreises Sprottau 
mit vielen Aberationen enthält, der Gesellschaft zu vermachen. 

Sie ersehen hieraus, welch wertvolle Schätze uns für die 
Vermehrung unserer Sammlungen im neuen Museum zur Ver- 
fügung gestellt werden. Wir betrachten diese gerade im ver- 
flossenen Jahre so reichlich gegebenen Spenden als einen Beweis 
für die Anerkennung der Tätigkeit aller unserer Sektionäre 
und Museumsbeamten. 

Ich gedenke nunmehr zunächst der schmerzlichen Verluste, 
die wir durch den Tod zahlreicher Mitglieder erlitten haben. 

Wir beklagen aufs tiefste den Heimgang unseres ar- 
beitenden Mitgliedes Franz Ritter, weiterhin den Tod unserer 
beitragenden Mitglieder Justizrat Dr. J. Binge, Benedikt 
M. Goldschmidt, Salomon B. Goldschmidt, Dr. med. J. 
Guttenplan, Dr.med. E.Kirberger, M.Ponfick, Geheimrat 
W. Schöller, K. Schaub, J. A. Weiller, sowie unseres 
ewigen Mitgliedes J. Lejeune. 

Aus der Reihe unserer korrespondierenden Mitglieder haben 
wir acht bedeutende Gelehrte verloren: Hugo Boettger in 
Frankfurt a.M., Walther Flemming in Kiel, Joseph Probst 
in Biberach, Alexander von Both in Schwerin, Karl 
Brandenburg in Szegedin, August Heerwagen in Nürn- 
berg, Albert von Kölliker in Würzburg, Karl von Fritsch 
in Halle und Franz Buchenau in Bremen. 

Franz Ritter!) wurde am 1. Januar 1840 in dem eine 


ı) Die Mitteilungen über die Jugendzeit des Verstorbenen sind seinem 
Bruder, Oberforstrat Albert von Ritter in Speyer zu verdanken. 


— 1* — 


Stunde von Kaiserslautern entfernten Stiftswalder Forsthaus 
als dritter Sohn des Revierférsters Wilhelm Ritter geboren. 
Dessen Vater war der im Jahre 1810 in München verstorbene 
Physikprofessor Joh. Wilhelm Ritter, von dem Goethe 
schreibt: „Gegen diesen Ritter sind wir übrigen nur 
Knappen.“ Die Mutter, eine feinsinnige Frau, geb. Marel 
aus Kaiserslautern, entstammte einer Hugenottenfamilie. Vom 
Elternhaus wanderte der Knabe täglich mit drei Brüdern nach 
Kaiserslautern, wo er nacheinander die Volks-, Latein- und 
Gewerbeschule besuchte. Nachdem er die mechanische Werk- 
stätte der letzteren verlassen hatte, ging er 1858 nach München, 
um sich der Bildhauerei zu widmen. Da er keine höhere 
Schule besucht hatte, öffneten sich ihm nicht die Pforten der 
Akademie und er arbeitete daher zwei Jahre lang im Atelier 
eines Bildhauers. Als die Fortsetzung seiner künstlerischen 
Studien durch die Erschöpfung der Mittel seiner Mutter ver- 
hindert wurde — der Vater war schon vor der Übersiedelung 
nach München gestorben —, sah er sich genötigt, auf Erwerb 
auszugehen. 1860 fand er in Frankfurt in einem Bildhauer- 
Atelier Beschäftigung, wurde aber durch das Kriegsjahr 1866 
brotlos und deshalb gezwungen, in einer Tapetenfabrik durch 
Schnitzen von Holzmustern sein Dasein zu fristen. Diese 
Beschäftigung verleitete ihm allmählich seine Freude an der 
bildenden Kunst derart, daß er schließlich dazu kam, ihr ganz 
zu entsagen und sich auf den Rat eines Bekannten, der auf 
sein hochentwickeltes musikalisches Gehör aufmerksam gewor- 
den war, dem Beruf eines Klavierstimmers zu widmen. Durch 
die Geradheit und Schlichtheit seines Wesens wurde er eine 
willkommene Erscheinung in den Familien "seines Kundenkreises, 
sein feines Ohr und die peinliche Gewissenhaftigkeit in der Aus- 
übung seines anstrengenden Berufes verschafiten ihm auch bald 
Eingang bei unseren ersten Künstlern und zu Kunstinstituten ; 
eine sorgenfreie Existenz war ihm von nun an gesichert. 

Mit mineralogischen Studien hatte sich Ritter bis dahin 
nicht beschäftigt, aber seine auf der Gewerbeschule erlangte 
Fertigkeit im Projizieren stereometrischer Formen taten ihm 
später gute Dienste. Ende der 70er Jahre kam ihm als Mit- 
glied des Taunusklubs der Gedanke, die wissenschaftliche Sektion 
dieses Vereins, der schon F. Scharff eine kleine Sammlung über- 


2 


— i18s* — 


wiesen hatte, durch Zusammenstellung einer möglichst voll- 
ständigen Serie von Taunusmineralien zu fördern. Rasch 
erkennend, daß die Beschäftigung mit Mineralien ohne kristallo- 
graphische Grundlage zu nichts führt, machte er sich mit dem 
Formenreichtum der unorganischen Welt und den sie beherr- 
schenden Gesetzen vertraut. Bei seinem ausgeprägten Sinn 
für die Form, seiner mathematischen und technischen Vorbildung 
fiel es ihm leicht, bewundernswerte Kristallmodelle anzufertigen. 
Manche Förderung erfuhren seine mineralogischen Studien durch 
Friedrich Scharff, Otto Volger und durch die Herren 
Sandberger, Nies, Streng, Petersen und Bücking. 
Durch unermüdlichen Sammeleifer hat er im Laufe weniger Jahre 
eine lückenlose Reihe der Taunusmineralien, darunter auch viele 
früher unbekannte, zusammengebracht, worüber nähere Angaben 
in seiner Arbeit über „Neue Mineralfunde im Taunus® (Bericht 
der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 1883/84) 
zu finden sind. Diese Mitteilungen bieten eine treffliche Er- 
gänzung und Erweiterung der von Stifft, Sandberger, 
Koch, Scharff und anderen gemachten Beobachtungen.') 
Ritter war ein Sammler, der seinesgleichen sucht. Nie 
verließ ihn die Geduld, wenn er einem Mineral auf der Spur 
war; stundenlang hielt er im glühenden Sonnenbrand aus, mit 
wuchtigem Hammer die zähesten Felsblöcke bearbeitend; vor 
keinen Kosten scheute er zurück, wie er unter anderem eine 
für seine bescheidenen Verhältnisse sehr erhebliche Summe — 
leider vergeblich — geopfert hat, um die Betriebsfortsetzung der 
durch ihre Mineral- und Gesteinseinschlüsse so merkwürdigen 
Brüche in dem basaltähnlichen Nauroder Eruptivgestein zu 





1) Bis dahin waren aus dem Taunus etwa 47 Mineralien bekannt. 
Die durch F. Ritter neu entdeckten sind die folgenden, in der Reihenfolge 
aufgezählt, wie er sie in obigem Vortrag beschreibt: Arsenkies, Eleonorit 
und Strengit, die durch Nies 8 Jahre früher als neue Arten bekannt ge- 
worden waren, Picit, Kakoxen, Lepidokrokit, Manganspat, Orthoklas auf Albit 
(nach Sandberger), Rotkupfer, Covellin, ein Zinkoxydhydrat (nach Sandberger), 
Phillipsit, Aragonit, Sphaerosiderit, Wad, Bitterspat, Sillimanit, Chorophaeit 
Enstatit, Diallag, Labradorit, Hygrophilit, Titanit. Später kamen noch 
Kupferpecherz und Fahlerz hinzu, schließlich der Ehlit vom Frauenstein 
(vergl. Petersen, Jahresbericht des Physikalischen Vereins, Frankfurt. 
1896/97). Über die Nauroder Mineralien (Sillimanit und die folgenden) 
vergl. F. Sandberger, Jahresbericht der K. K. Geol. Reichsanstalt. 1883. 


— 19* — 


veranlassen. Schüler und andere junge Leute begleiteten ihn 
meist bei seinen Exkursionen und so mancher Mineralog von 
Fach verdankt seiner liebevollen und anregenden Unterweisung 
den Entschluß zu seinem späteren Beruf. „Denn wirkliche 
Liebe war es, nicht bloße Liebhaberei, die den Verstorbenen 
mit seinen Mineralien verband, und diese Liebe suchte er auch 
bei anderen zu wecken und zu fördern .... Uns, die uner- 
fahrenen Jungen aus Quarta und Tertia, nahm er mit hinaus 
in seine Reviere und lehrte uns Felsarten und Mineralien 
unserer heimatlichen Gebirge kennen und die ersten kunst- 
gerechten Handstücke schlagen. So wußten wir Bescheid im 
Taunus oder Odenwald, lange ehe wir draußen auf der Hoch- 
schule uns dem eigentlichen Studium zuwenden konnten. — 
Auf wieviele junge Frankfurter mag Ritter im Laufe der 
Jahre seine Liebe zur Natur übertragen haben; mancher ist 
bei der Fahne geblieben, die übrigen werden die frohen Wan- 
derjahre draußen nicht vergessen. Wir alle aber werden unseres 
Franz Ritter stets in Dankbarkeit und Liebe gedenken.“ 
Das sind die trefienden Schlußworte eines schönen Nachrufes, 
den ein janger Fachmann, Herr Dr. H. Philipp, seinem ersten 
Lehrer widmet. 

Während sich Ritter anfangs nur mit Mineralien be- 
schäftigte, wandte er seit Beginn der 80er Jahre seine Auf- 
merksamkeit auch den Gesteinen zu. Von seiner Tätigkeit 
in dieser Periode zeugt u. a. eine Serie von 75 großen, präch- 
tigen Handstücken von Taunusgesteinen, die er der Sencken- 
bergischen Naturforschenden Gesellschaft, die 
ihm schon aus früheren Jahren eine große Anzahl guter 
Mineralienstufen verdankt, zum Geschenk gemacht hat. In 
seinem Vortrag „Zur Geognosie des Taunus“ (Senckb. Ber. 
1886/87) hat er über Beobachtungen aus der Zeit 1883—87 
referiert, unter denen besonders der Nachweis der weiteren Ver- 
breitung der dunklen Ganggesteine im Taunus, die in mancher 
Hinsicht an Monchiquit erinnern, hervorgehoben werden soll. Auch 
hat unter seiner Leitung Prof. Milch das Material zu seiner 
schönen Untersuchung der Diabasschiefer des Taunus, soweit sie 
dem rechtsrheinischen Gebiet entstammen, zusammengestellt. 

Ohne je seinen geliebten Taunus ganz aus dem Auge zu 
verlieren, sammelte und studierte Ritter später mehr im 


o* 


— 0 — 


Spessart und Odenwald; seine Spessartgesteine in unserem 
Museum reihen sich ebenbiirtig an die Taunuskollektion an, 
und so manche Hochschule und so mancher Privatmann ver- 
danken ihm aus allen diesen Bergen treffliches Material. Den 
Gebirgsarten des Spessarts gilt ein in dem Senckenberg- Bericht 
1895 erschienener Vortrag, der ein sprechendes Zeugnis davon 
ablegt, wie tief der Verstorbene in petrogenetische Probleme 
eingedrungen, und wie sehr er befähigt war, selbständige Urteile 
zu fällen.!) Davon zeugen auch unter anderem seine Mitteilungen 
in dem Verein für Naturwissenschaftliche Unterhaltung und in 
der Chemischen Gesellschaft, seine Demonstrationen bei der 
Führung von Exkursionen, die er namentlich in den letzten 
Jahren regelmäßig mit der Chemischen Gesellschaft unternahm, 
und sein Vortrag auf der Versammlung der Deutschen Geo- 
logischen Gesellschaft im Jahre 1900. 

Für die mineralogische Erforschung unserer Heimat hat 
sich Ritter unvergeßliche Verdienste erworben; aber auch 
die vorhistorische Zeit des Menschen hat ihn lebhaft interessiert, 
wie seine bewundernswerte Sammlung von 400 Steinbeilen aus 
dem Taunus beweist, deren dauernder Verbleib in den Mauern 
Frankfurts nunmehr endgültig gesichert ist, nachdem sie das 
hiesige Historische Museum erworben hat. (W. Schauf.) 


Am 5. Juli 1905 starb Hugo Boettger. Er war ge- 
boren am 5. Mai 1851 in Frankfurt a. M. als Sohn unseres 
früheren Ehrenmitgliedes, des Dozenten am Physikalischen 
Verein, Prof. Dr. Rud. Chr. Boettger. Er machte den Krieg 
1870/71 als Einjährig-Freiwilliger im 34. Füsilier-Regiment von 
Anfang bis zu Ende mit, nahm an den Kämpfen von Weißen- 
burg, vor Straßburg, an der Lisaine und bei Belfort teil und 
wurde noch im Felde zum Leutnant befördert. Seit 1887 in 
seiner Vaterstadt als Kaufmann ansässig, gründete er 1890 den 
„Krieger- und Militärverein Frankfurt a. M.“, dessen Vor- 
sitzender er bis zu seinem Tode blieb. Als kaufmännischer 
Leiter verschiedener industrieller Unternelimungen lebte er nach 
dem Kriege bis zum Jahre 1880 in Beuel bei Bonn, wo er 


!) Mehrere seiner Spessartfunde fanden eingehende Untersuchung durch 
H. Bücking und E. Philippi. 


— 21* — 


Gelegenheit hatte, als Direktor der dortigen ,Rheinischen 
Schwefelsäurefabrik“ die dem Unternehmen gehörigen berühmten 
Braunkohlengruben von Rott palaeontologisch auszubeuten. Wir 
verdanken seinen Bemühungen zahlreiche wertvolle Stücke und 
einige Unika, wie den prachtvollen Kiefer des kleinen Anthraco- 
theriums und den Abdruck des dortigen Ophisaurus. 


Am 4. August 1905 starb in Kiel der Geh. Medizinalrat 
W. Flemming, ordentlicher Professor der Anatomie an der 
Universität Kiel, dessen Name auf das Engste mit der Ausge- 
staltung der Zellenlehre verbunden ist. Flemming wurde am 
21. April 1843 in Schwerin geboren, studierte in Göttingen, 
Tübingen, Rostock und Berlin, promovierte 1868, habilitierte 
sich als Privatdozent in Rostock, später in Prag, wo er 1873 
zum ausserordentlichen Professor für Histologie und Ent- 
wickelungsgeschichte ernannt wurde. 1876 erhielt er einen 
Ruf als ordentlicher Professor für Anatomie nach Kiel. Hier 
wirkte er bis 1902, wo er sich gezwungen sah, sein Lehramt 
und die Leitung des Kieler anatomischen Instituts krankheits- 
halber niederzulegen. Die grundlegenden Arbeiten Flemmings 
beziehen sich auf die feineren Vorgänge im Zellkerne, bei der 
Zell- und Kernteilung. Die eigenartigen Veränderungen, die 
der Kern während seiner Teilung durchmacht, behandeln zahl- 
reiche Arbeiten Flemmings. „Zellsubstanz, Kern und Kern- 
teilung“ (1882), „Über Zellteilung*, „Attraktionssphäre und 
Zentralkörper in Gewebezellen und Wanderzellen“, „Über 
Teilung und Kernformen in Leukocyten“ (1891) etc. sind einige 
der Arbeiten Flemmings, die erheblich dazu beigetragen 
haben, Licht in diese feineren Vorgänge der Entwickelungs- 
geschichte hineinzutragen. Das wichtigste Ergebnis seiner Zell- 
kernforschung hat Flemming in den Worten „omnis nucleus e 
nucleo“ zusammengefaßt, um darzulegen, welche Bedeutung 
und Selbständigkeit dem Zellkerne zukommt. Von Arbeiten 
Flemmings, die andere Gebiete berühren, sind noch zu 
nennen „Untersuchungen über die Bindesubstanz der Mol- 
lusken“, „Über die Entwickelungsgeschichte der Najaden“ u.a. m. 
Unsere Gesellschaft ernannte ihn im Jahre 1885 zum korre- 
spondierenden Mitgliede und krönte seine Arbeit über „Zell- 
substanz, Kern und Kernteilung‘‘ mit dem Sömmerringpreis. 


— YyyFr __ 


Am 9. März 1905 starb in Biberach a. R. Kämmerer 
Dr. Joseph Probst, der seit 1875 korrespondierendes Mit- 
glied war. Probst war am 23. Februar 1823 in Ehingen a.D. 
als Sohn des dortigen Bärenwirtes geboren und sollte nach der 
Tradition der Familie Priester werden. Seine Ausbildung er- 
hielt er auf dem Konvikt in Ehingen und Tübingen und 
nach Absolvierung der Universität kam er nach Biberach, 
1846 als Pfarrverweser nach Schemmerberg, 1858 als Pfarrer 
in das benachbarte Mettenberg und 1868 nach Unterhessen- 
dorf, wo er volle 30 Jahre hindurch seines Amtes waltete, 
bis er sich im 75. Lebensjahre nach Biberach in den Ruhestand 
zurück20g. 

Schon auf dem Gymnasium zeigte er Neigung für natur- 
wissenschaftliche Dinge, namentlich für Geologie und Palaeonto- 
logie und diese Neigungen pflegte er hauptsächlich in der 
Umgebung von Biberach. Denn alle seine Arbeiten, die sich 
auf dem Gebiete der Geologie und Palaeontologie bewegen, 
beschränken sich auf den Boden, auf dem Probst lebte 
— Oberschwaben. Namentlich die Gegend zwischen Ulm 
und Ravensburg gab das Material zu seinen wissenschaftlichen 
Publikationen. Ihm gebührt das Verdienst, für die jetzt all- 
gemein anerkannte Dreiteilung des oberschwäbischen Miocän 
den Grund gelegt zu haben, und die Ergebnisse dieser Studien 
wurden bald auch in den benachbarten Ländern berücksichtigt 
und gaben Anstoß zu eingehenderen Untersuchungen über das 
Miocängebiet zwischen Alpen und Jura in der Schweiz, Bayern 
und Österreich. Bahnbrechend waren auch seine geologischen 
Arbeiten über die oberschwäbischen Gletscherformationen. Sein 
Hauptlebenswerk ist aber die palaeontologische Untersuchung 
der Fisch- und Cetaceenreste aus der Meeresmolasse von 
Baltringen und die Pflanzen von Heggbach. Jahrzehnte hin- 
durch hatte er die dortigen Sandsteinbrüche unter seine spezielle 
Protektion genommen, so daß alles dort gefundene in seine 
Hände gelangte. Die einzige Disziplin, die ihn über den engeren 
Kreis seines heimatlichen Bodens hinausführte, war die Geo- 
physik. Zahlreiche Studien hierüber sind ebenso wie die anderen 
wissenschaftlichen Publikationen von Probst meist in den 
Jahresheften des Vereins für Vaterländische Naturkunde in 
Württemberg niedergelegt. 


— 93* — 


Am 5. Oktober 1905 starb nach längerer Krankheit zu 
Schwerin der Kgl. preußische Oberstleutnant a. D. Alexander 
von Both, ein tüchtiger Schmetterlingskenner und im vorigen 
Dezennium ein tätiges Mitglied der Senckenbergischen Natur- 
forschenden Gesellschaft. Alexander Otto Karl Heinrich 
von Both war geboren am 14. Oktober 1843 zu Paderborn; 
er entstammte einem der adeligen Urgeschlechter Mecklenburgs. 
Sein Vater stand bei dem 6. Ulanenregiment in Paderborn 
(jetzt in Hanau) und starb 1855 in Posen als Adjutant beim 
Generalkommando des V. Armeekorps. Alexanders Mutter, geb. 
von Rappard, starb, als er noch nicht zwei Jahre alt war; 
Alexander wurde dann, elternlos, bei den mütterlichen Groß- 
eltern, Geh. Justizrat von Rappard, erzogen. Dort vollendete 
er auf dem Gymnasium seine Studien im Herbst 1860 und bezog 
die Universität Bonn, um Naturwissenschaft zu studieren. Da 
er keine Vorliebe für einen bestimmten Beruf fühlte und auch 
irgendwelche Leitung dazu fehlte, eine Universitätslaufbahn 
einzuschlagen, was das Richtigste für seine Begabung gewesen 
wäre, trat er in Wetzlar bei dem dortigen Schützen-, späteren 
8. Jäger-Bataillon ein. Nach der Goethestadt Wetzlar zog 
es ihn, nach seinen eigenen Erzählungen, als Naturfreund 
wegen der schönen Umgebung der Stadt. Hier war er auch 
eifriger Jäger. 1870 machte er mit seinem Bataillon den Feld- 
zug in Frankreich mit und erwarb sich, schwer am Bein ver- 
wundet, das eiserne Kreuz II. Klasse. Nach Beendigung des 
Feldzuges kam von Both mit seinem Bataillon 1871 nach 
Zabern im Elsaß in Garnison. Hier in den schönen Vogesen- 
bergen erwachte so recht die Liebe für die Naturwissenschaften, 
besonders für die Schmetterlinge, und bald hatte er eine genaue 
Kenntnis der gesamten deutschen Fauna. Hier studierte er 
auch die so interessante parthenogenetische Fortpflanzung ver- 
schiedener Psyche-Arten. 

Im Jahre 1884 wurde er zum 81. Infanterie-Regiment 
nach Frankfurt am Main als Hauptmann, später Major und 
Bataillons-Kommandeur versetzt. In den Verein für natur- 
wissenschaftliche Unterhaltung wurde er am 18. Februar 1885 
als Mitglied aufgenommen und hier lernte ich ihn auf vielen 
gemeinsamen Exkursionen hoch verehren und schätzen; später 
entstand hieraus innige Freundschaft. 


— 24% — 


Im Jahre 1890 zum arbeitenden Mitglied der Sencken- 
bergischen Naturforschenden Gesellschaft ernannt, 
übernahm er die seit dem Tode unseres gemeinsamen Freundes, 
Oberstleutnant Saalmüller (1880) von mir mitverwaltete 
Sektion der Schmetterlinge nun wieder selbständig. Hier hat 
er sich ein bleibendes Denkmal errichtet in der öffentlichen 
Aufstellung einer Lokalfauna der deutschen Schmetterlinge, 
die bis zum heutigen Tage fleißig von Anfängern benutzt wird 
und schon manchen Freund dieser Insektenordnung heran- 
gezogen hat. 

1892 wurde von Both als Bezirkskommandeur und Oberst- 
leutnant nach Cassel versetzt. Bei seinem Wegzuge von Frankfurt 
wurde er von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesell- 
schaft zum korrespondierenden Mitgliede ernannt. 

In Cassel wurde von Both 1892 Mitglied des Vereins für 
Naturkunde und war von 1897—99 dessen Direktor. Hier 
hielt er interessante Vorträge, 8. Oktober 1894 über die merk- 
würdige Lebensweise einiger Schmetterlinge, 11. Januar 1896 
über die Schmetterlinge im Haushalte der Natur, 11. Oktober 
1897 und 14. März 1898 über Diatomeen, mit denen er sich 
damals mikroskopisch eingehender beschäftigte. Schriftlich ver- 
öffentlicht hat von Both leider nichts, was sehr zu bedauern 
ist, denn bei seinem Wissen und seiner reichen Erfahrung hätte 
er sicher manches Fördernde für die Wissenschaft leisten können ; 
desto mehr hat er aber in engeren und weiteren Kreisen durch 
seine mündlichen Mitteilungen gewirkt. 

Alexander von Both war verheiratet mit Marie von 
Starck und hinterließ fünf Söhne, die alle tüchtige Männer, jeder 
in seinem Fache, geworden sind, dank der Fürsorge, mit der 
er selbst die Studien seiner Söhne, so lange sie im Elternhause 
waren, überwachte; in allen Klassen der Schule waren sie immer 
die ersten. (L. v. Heyden.) 


Karl Brandenburg, Oberingenieur an der Königl. 
Ungar. Staatsbahn in Szegedin (Ungarn), dessen Stolz und 
höchster Titel nach seinem eigenen Geständnisse das „Korrespon- 
dierende Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Ge- 
sellschaft“ war, hat unserem Museum mehr genützt als manche 
berühmte Universitätslehrer, die auch langjährige Mitglieder 


— 25% — 


unserer Gesellschaft gewesen sind. Ihm verdanken wir ein 
geradezu riesiges Rohmaterial aus der Tertiärformation der ver- 
schiedensten Versteinerungs-Fundpunkte Ungarns und Kroatiens, 
das er auf Dienstreisen und außerdienstlich speziell „für uns“ 
zusammengebracht hat. Mit welchem Feuereifer er an der 
palaeontologischen und geologischen Aufschließung seines Vater- 
landes arbeitete, aber mit welcher Mißgunst, ja mit welchem 
häßlichem Undank seine Tätigkeit selbst von Budapest aus be- 
urteilt wurde, weiß jeder, der mit ihm in Fühlung getreten ist. 
Noch als er die Krankheit bereits in sich fühlte, der er in seinem 
58. Lebensjahre, am 21. Oktober 1905, plötzlich erlag, sann er 
über neue Sammelexkursionen in dem so fossilreichen Südwest- 
winkel seines geliebten Vaterlandes. Niemand vor ihm hat so 
emsig und so unverdrossen die phänomenalen Fossilschätze 
Ungarns gehoben wie er, niemand sie so freimütig und freigebig 
verteilt, wo er fühlte und sah, daß sie eine sachgemäße wissen- 
schaftliche Bearbeitung erführen. Zeugen dieser hervorragenden 
wissenschaftlichen Tätigkeit sind die zahlreichen Abhandlungen 
O. Boettgers, F. Drevermanns und F. Kinkelins, die 
sich auf die verschiedensten fossilen Faunen und Floren be- 
ziehen, deren Schenkung unsere Gesellschaft und ihr Museum 
dem Eifer, dem Geschicke, der Ausdauer und der Uneigen- 
nützigkeit dieses seltenen Mannes verdankt. Auch die auf 
seinen Streifzügen im Banat gesammelten Kriechtiere, Lurche 
und Käfer hat er uns wiederholt zum Geschenke gemacht. 


Am 24. Oktober 1905 starb in Nürnberg Dr. phil. August 
Heerwagen, Prof. am Realgymnasium im Alter von 56 Jahren. 
Sein Hauptstudium bezog sich auf Chemie und beschreibende 
Naturwissenschaften, welche Fächer er auch am Realgymnasium 
lehrte. Hervorragendes leistete der Verstorbene als Vorstand 
der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg, aus welchem 
Ehrenamt und welcher Tätigkeit auch seine Beziehungen zu 
unserer Gesellschaft herzuleiten sind, die ihn 1901 zum korre- 
spondierenden Mitgliede ernannte. 


Am 2. November 1905 starb in Würzburg der Geh. Medi- 
zinalrat Exzellenz Albert von Koelliker, früher ordentlicher 
Professor der Anatomie an der Universitit Würzburg. Koelliker 


— 26* — 


hat an dem Aufbau der Lehren mitgearbeitet, die heute Allge- 
meingut der Anatomie, Physiologie und Pathologie geworden sind 
und die Grundpfeiler der heutigen biologischen Denkweise bilden. 
Albert von Koelliker wurde am 6. Juli 1817 in Zürich geboren, 
studierte in seiner Vaterstadt, dann in Bonn und Berlin, wo 
er Johannes Müller näher trat, dessen anatomische Anstalt 
damals die Heimstätte für die vergleichende Anatomie bildete. 
1843 habilitierte sich Koelliker in Zürich als Privatdozent und 
zwei Jahre später wurde ihm bereits die außerordentliche Pro- 
fessur für vergleichende Anatomie und Physiologie an der Uni- 
versität Zürich übertragen. 1847 folgte er einem Rufe als 
ordentlicher Professor der Anatomie nach Würzburg. Hier wirkte 
er neben Virchow und hatte großen Anteil an den durchgreifenden 
Reformen des medizinischen Unterrichtes, die damals von Würz- 
burg ausgingen. Koelliker war einer der ersten, der den 
Studierenden planmäßigen Unterricht und praktische Übungen 
in der mikroskopischen Anatomie und Entwickelungsgeschichte 
erteilte. Bis 1866 lag der gesamte anatomisch-physiologische 
Unterricht in Würzburg in Koellikers Händen. Dann gab er 
die Physiologie ab und von 1898 an beschränkte er seine Lehr- 
tätigkeit auf die Entwickelungsgeschichte, um sich dann 1902 
in den Ruhestand zurückzuziehen. 

Koellikers wissenschaftliche Arbeiten sind außerordentlich 
vielseitig. Obenan stehen seine Beiträge zur Zellenlehre, vor 
allem „Zur Kenntnis des Zellkernes“. Dann kommen grund- 
legende Arbeiten über die Bildung der Samenfäden, die Studien 
über das Verhalten der Ganglienzellen in den nervösen Zentral- 
organen, über den feineren Bau des Nervensystems etc. Auch 
zur Lehre von dem Aufbau des zentralen Nervensystems hat 
Koelliker wichtige Studien über den Faserverlauf beigesteuert. 
Außer Arbeiten über die Sinnesorgane sind vornehmlich noch 
die Forschungen über die Entwickelungsgeschichte zu erwähnen, 
die wohl den meisten Raum unter Koellikers Publikationen 
einnehmen, gerade die schwierigsten Probleme der ersten Ent- 
wickelung haben ihn am meisten beschäftigt. Aber auch auf 
rein zoologischem Gebiete, sogar auf systematischem, hat Koel- 
liker hervorragendes geleistet: „Die Siphonophoren und Schwimm- 
polypen von Messina“, „Anatomisch-systematische Untersuchungen 
der Alcyoniden und Pennatuliden*, „Morphologie und Ent- 


— Ar — 


wickelungsgeschichte des Pennatulidenstammes®, „Über die 
Wirbel der Selachier“ etc., Studien, die meist eine ganze Reihe 
von fortlaufenden Publikationen zeitigten. Zahlreiche dieser 
letzteren Arbeiten sind in den ersten Bänden unserer Abhand- 
lungen erschienen und diesen Arbeiten hat Koelliker seine 
Ernennung zum korrespondierenden Mitglied unserer Gesellschaft 
im Jahre 1853 zu verdanken. 

Bei der Fülle der Einzelarbeiten verlor Koelliker jedoch 
niemals den Blick für das Große und Allgemeine. Das zeigen 
namentlich die Studien und Kritiken, in denen er sich mit den 
damals modernsten Streitfragen über Deszendenzlehre, Darwi- 
nismus, Vererbungslehre von Weißmann und Häckel, Ent- 
wickelungstheorien von His, Götte u. a. beschäftigte. Alle 
diese Studien zeugen ebenso von strenger Kritik wie von ein- 
dringlicher Sachkenntnis. Auf den anatomischen Unterricht übte 
Koelliker einen ganz besonderen Einfluß aus durch seine beiden 
in der ganzen Welt verbreiteten und in mehrfachen Auflagen 
erschienenen Lehrbücher „Handbuch der Gewebelehre des 
Menschen für Ärzte und Studierende“ und „Lehrbuch der Ent- 
wickelungsgeschichte‘. Als Lehrer zeichnete er sich besonders 
durch einen vortrefflichen Vortrag im Hörsaal aus. 


Am 9. Januar 1906 verschied in Halle a. d. Saale der 
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Karl Freiherr von Fritsch, 
Präsident der K. Leopold.- Carolin. - Akademie deutscher Natur- 
forscher im 68. Lebensjahre. Der Frühverwaiste verbrachte 
seine Schuljahre auf dem Gymnasium zu Weimar. Schon in 
einer der höheren Klassen schloss er sich seinem gleichgesinnten 
und gleichgestimmten Mitschüler Karl von Seebach an, dem 
geistreichen und liebenswürdigen, leider so früh verstorbenen 
späteren Professor der Geologie in Göttingen, und die beiden 
jungen Leute fanden in dem Geh. Finanzrat Herbst einen Be- 
schützer und warmen Förderer ihrer geologischen Bestre- 
bungen. So konnte von Fritsch bereits im Jahre 1859, noch 
ehe er die Universität bezog, eine „Geognostische Skizze der 
Umgebung von Ilmenau“ veröffentlichen. Nach Vollendung seiner 
Universitätsstudien in Göttingen 1860—62 machte er als junger 
Doktor seine erste Auslandsreise nach den Kanarischen Inseln 
und habilitierte sich dann als Privadozeut für Geologie an der 


— 29* — 


Züricher Hochschule. Eifrig forschend und publizierend finden 
wir ihn dann auf einer Reise nach der Insel Santorin, wo einer 
der grossartigsten vulkanischen Ausbrüche stattgefunden hatte. 
Durch seine Schriften namentlich über Vulkanismus und Schichten- 
störungen wurde die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf den 
jungen Gelehrten gelenkt, so dass er 1867 auf den Dozenten- 
stuhl für Geologie der Senckenbergischen Naturforschenden Ge- 
sellschaft berufen wurde. Hier beschäftigten ihn die Neuordnung 
der geologischen und palaeontologischen Sammlung des Museums, 
aber auch wissenschaftliche Vorträge und Exkursionen in die 
Umgebung. Seine „Geologische Beschreibung von Tenerife‘ 
wurde vollendet, seine „Geologische Karte des Gotthardgebietes“ 
in Druck gegeben. 1872 trat er von hier aus mit seinem 
Freunde J. J. Rein eine Forschungsreise nach Marokko an, eine 
Reise, deren Resultat z. T. auch den Sammlungen unserer Ge- 
sellschaft zugute gekommen ist. Überall in unseren geologisch- 
palaeontologischen Sammlungen stossen wir auf die charakte- 
ristischen Schriftzüge von Fritschs; Sachkenntnis und Liebe 
zur Sache treten uns hier überall vor Augen. Man hat ihm 
verdacht, daß er die berühmte Mineraliensammlung des Frank- 
furter Silberarbeiters Fr. Hessenberg mit ihren wissen- 
schaftlich so kostbaren Kristallen und selbstgefertigten Mo- 
dellen damals nicht für uns erworben hat, sondern sie durch 
den preussischen Staat für Halle, wohin er selbst 1873 als 
Professor der Geologie berufen wurde, hat ankaufen lassen. 
Aber wer sich der ärmlichen pekuniären Verhältnisse der Ge- 
sellschaft in der damaligen Zeit erinnert, wird leicht einsehen, 
dass ein Ankauf für Frankfurt im Anfang der 70er Jahre eine 
bare Unmöglichkeit war. Es würde den uus zugewiesenen Raum 
übersteigen, wollten wir auch nur mit wenigen Worten der 
fruchtbaren Tätigkeit von Fritschs als Lehrer und als 
wissenschaftlicher Schriftsteller gedenken. Unausgesetzt tätig 
in den mannigfaltigsten Gebieten und Zeitaltern — geologisch 
und palaeontologisch — hat er der Wissenschaft in überaus 
dankenswerter Weise genützt und eifrige Schüler herangebildet. 
Namentlich dem Studium der Steinkohle und des Rotliegenden 
und der Parallelisierung der sächsischen mit den rheinisch- 
westfälischen Schichten wandte er einen erheblichen Teil seiner 
Arbeitszeit zu. Den Zuwachs an Material, den er dem Halle- 


— 29% — 


schen Museum zuführte, schätzt von Fritsch selbst auf 3000 
Gesteinsproben und auf 13000 Versteinerungen. Mit Karl von 
Fritsch ist ein Mann von großartiger Einfachheit und Be- 
scheidenheit und von seltener Herzensgüte und persönlicher 
Liebenswürdigkeit von uns geschieden. Von seinen Vorfahren 
mit reichen äußeren Mitteln ausgestattet — er war u. a. In- 
haber des Majorates Gr.-Goddula — hat er es verstanden, 
seinen Reichtum zum Besten der Wissenschaft und zum Wohle 
seiner Mitmenschen in hochherziger Weise zu verwenden. Wir, 
die wir z. T. seine Schüler sind, trauern um einen Freund, dessen 
allumfassende Nächstenliebe wahrhaft einzig war; wir blicken auf 
seine Schaffensfreudigkeit und anziehende Gestaltung bei Dar- 
bietung des Lehrstofies mit inniger Dankbarkeit zurück und wir 
erinnern uns gern und mit Rührung des Mannes, dessen Un- 
ermüdlichkeit, selbst unter den größten körperlichen Schmerzen 
in seinen letzten Lebensjahren, für jeden ein leuchtendes Vor- 
bild war. (O. Boettger.) 

Am 23. April starb in Bremen Prof. Dr. Franz Buchenau. 
Er wurde am 12. Januar 1831 in Kassel geboren, studierte 
Naturwissenschaften für den Gymnasiallehrerberuf und fand 
in solchem zuerst Anstellung in seiner Vaterstadt. Mit 
25 Jahren kam er als Hilfslehrer nach Bremen an die damals 
(1855) neu eröffnete Bürgerschule. Gleich von Anfang an wurde 
Buchenau in das Lehrerkollegium gewählt und im Jahre 1868 
zum Vorsteher dieser Schule ernannt. Nach 35 jährigem, segens- 
- reichem Wirken trat er im Jahre 1903 in den Ruhestand. 

Neben seinem Berufe hat sich Buchenau große Verdienste 
um das wissenschaftliche Leben Bremens durch seine Wirksam- 
keit im dortigen „Naturwissenschaftlichen Verein“, dessen Mit- 
begründer, Jangjähriger Vorsitzender und eifriger Förderer er war, 
erworben. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, von denen ganz 
besonders hervorgehoben werden sollen „Die freie Hansestadt 
und ihr Gebiet“, „Die Flora von Bremen und Oldenburg‘, 
„Flora der ostfriesischen Inseln“, „Monographia Juncacearum“, 
„Flora der nordwestdeutschen Tiefebene* etc., sind weit ver- 
breite. Unsere Gesellschaft ernannte Dr. F. Buchenau schon 
im Jahre 1853 zum korrespondierenden Mitgliede. 

Wir werden den Dahingeschiedenen ein treues Gedenken 
bewahren, 


— 30 — 


Aus der Reihe der beitragenden Mitglieder sind ferner 
ausgeschieden durch Austritt: die Herren H. Roth, Stadtrat 
R. Schrader, Dr. med.O.Dornblith, M.Abendroth, Dr. 
med. C. Frank, Dr. med. C. Grünwald, Saelz & Co., Frau 
A. Seeling und Fräulein D. Weinrich; durch Wegzug: die 
Herren W. Job, Regierungsrat P. Klotz, E. A. Fester und 
Prof. Dr. O. Löwi. 

Die Gesamtzahl der im Berichtsjalır ausgeschiedenen bei- 
tragenden Mitglieder beträgt also 24. 

Neu eingetreten sind dagegen 102 beitragende Mitglieder 
und zwar: 

Herr D.D.S. Charles Adams, 

„ Dr. jur. Arthur Adler, 
„ August Albert, 

Frl. Emy Amschel, 

Herr Philipp Andreae, 

Herren Gebrüder Armbrister, 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. M. Auerbach, 

„ Max Bauer, 

„ Dr. med. Carl Beck, 

„ Dr. med. F. Ph. Becker, 
Gustav Behringer, 

Frau Dr. Paula Berend, 

Freiherr S. Moritz von Bethmann, 

Herr Albert Bing, 

» Theodor Bittel-Böhm, 

„ Joseph Brentano-Brentano, 

„ Geh. Kommerzienrat Hugo Buderus, 
„ Siegfried Budge, 

,  Justizrat Dr. Gustav Burgheim, 
„ Ignaz Creizenach, 

» Theodor Curti, 

»  Sanitätsrat Dr. Curt Daube, 

„ Emil Degener-Böning, 

„ Heinrich Dietrich, 

„ Albert Eberstadt, 

„ Otto Emmerich, 

» Emil A. Fester, 

» Dr. phil. Carl Forst, 


— 31* — 


Herr Herbert Frohmann, 
» Stud. rer. nat. H. Gerth, 
» Dr.med. Emil Großmann, 
» Dr. Ludwig Haas, 
» Julius Hahn, 
„ Fritz Happel, 
» Georg Hartmann-Bender, 
» Dr. phil. Robert Hartmann-Kempf, 
» Fritz Hauck, 
» Dr. phi. Julius Hausmann, 
„ Direktor Rudolf Heerdt, 
» Heinrich Heilmann, 
» Alphonse J. Herz, 
» Willy Hofer, 
» Dipl. Ingenieur Richard Holey. 
„ Direktor Hans Illig, 
„ Carl Kayser, 
„ Hugo Kessler, 
» Gottfried Kindervatter, 
» Wilhelm Kirch, 
„ Amtsgerichtsrat Walter Klein, 
„ Eugen Klimsch, 
„ Heinrich Königswerther, 
» Oskar Könitzer, 
» August Kreuzberg, 
» Ernst Lejeune, 
» Justizrat Dr. Lindheimer, 
» Heinrich Fr. Lust, 
„ Alfred Mumm von Schwarzenstein, 
„ Fritz Mumm von Schwarzenstein, 
„ Curt von Neufville, 
„ Julius Obernzenner, 
„ Richard Ochs, 
„ Geh. Kommerzienrat Eduard Oehler, 
» Dr. jur. Joe Oppenheimer, 
„ Rudy Passavant, 
„ August Peipers, 
» Dr.med. Wilhelm Ponfick, 
„ Dr. phil. Eduard Posen, 


Herr 


sämtlich in 
Frau 
Herr 


— 39¢ — 


Wilhelm J. Proesler, 

Carl Ratazzi, 

Carl Regius, 

Georg Reichard d’Orville, 
Baronin von Reinach, 
Felix Reinert, 

Friedrich Ronnefeldt, 
Christian Rose, 

Konsul Francis C. A. Sarg, 
Adam Scheib, 

Car] August Scherlenzky, 
Ludwig Schiff, 

Lehrer Peter Schmidt, 
Eugen Schmidt-Scharff, 
Max Schrey, 

Carl Fr. Schulz-Euler, 
Heinrich Seitz, 

Direktor Julius Sommer, 
Adolf Stern, 

Eugen Stettheimer, 

Consul Jean Strömsdörfer, 
Albert Ullmann, 

Dı. phil. Carl Ullmann, 
Direktor Hans Weidmann, 
Lionel Weiller, 

Dr. phil. Otto Wertheimer, 
Adolf Wilhelmi, 

Dr. med. Carl Willemer, 

Dr. Richard Wirth, 
Bankdirektor Sigmund H. Wormser, 
Hermann Wronker, 

Julius Wurmbach, 

Carl Ziegler. 

Frankfurt a. M. sowie 

Baronin von Erlanger in Nieder-Ingelheim, 
Regierungspräsident Dr. W. von Meister in Wies- 
baden. 


Die Zahl der beitragenden Mitglieder beträgt somit am 
heutigen Tage 825 gegen 747 bei der letzten Jahresfeier. 


— 33* — 


Zu arbeitenden Mitgliedern wurden ernannt: Leo 
Ellinger, Dr. Leopold Laquer, Prof. Dr. Max Neisser 
und A.H. Wendt. 


In die Reihe der ewigen Mitglieder wurden aufge- 
nommen: 


J. A. Weiller, Kar] Schaub, W. de Neufville, 
Arthur Sondheimer, Dr. med. E. Kirberger, Geheimrat 
W. Schöller, Benedikt M. Goldschmidt, Kommerzienrat 
A. Wittekind. 


Die Zahl der ewigen Mitglieder beträgt sonach zur 
Zeit 118. 


Viele dieser ewigen Mitglieder sind bis zu ihrem 
Tode Jahre- und Jahrzehnte lang beitragende Mitglieder unserer 
Gesellschaft gewesen und zu ihrem bleibenden Gedächtnis 
haben die Hinterbliebenen in pietätvoller Gesinnung 
die Namen der Verstorbenen in die Reihe unserer 
ewigen Mitglieder eintragen lassen. In anderen Fällen 
sind die Frauen und Söhne verstorbener Mitglieder unserer 
Gesellschaft beigetreten. Erfreulicher Weise haben sich auch 
mehrere Frankfurter, die schon lange Jahre im Auslande leben, 
als ewige Mitglieder aufnehmen lassen. Es zeigt sich hierin 
deutlich die treue Anhänglichkeit und das warme 
Interesse an unserer Gesellschaft, der von ihrerGrün- 
dung im Jahre 1817 an zahlreiche Frankfurter 
Familien nunmehr durch mehrere Generationen als 
Mitglied angehören. Auch haben sich wiederum mehrere 
Mitglieder freiwillig bereit erklärt, ihren Jahresbeitrag 
um das mehrfache des ordentlichen Beitrages zu 
erhöhen, was wir dankbar und gerne erwähnen wollen. 


Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden er- 
nannt: 
Polizeirat a. D. M. Kuschel in Guhrau (Schlesien), 
Pfarrer F. W.Konow in Teschendorf bei Stargard, 
Geheimrat Prof. Dr. Ehlers in Göttingen, 
Louis Witzel in Barca (Rumänien), 
Präsident Morris K. Jesup in New-York. 


Die Zahl der korrespondierenden Mitglieder beläuft sich 
nunmehr auf 172. 


—_— 34* — 


Aus der Direktion hatten Ende 1905 nach zweijahriger 
Amtsführung satzungsgemäß auszuscheiden der II. Direktor 
Stabsarzt Prof. Dr. med. E. Marx und der II. Sekretär Dr. med. 
O.Schnaudigel. An ihre Stelle traten für die Jahre 1906 
und 1907 Robert de Neufville und Dr. med. H. von 
Mettenheimer. 


Die diesjährige Generalversammlung fand am 21. Februar 
1906 statt. Sie genehmigte entsprechend dem Antrag der 
Revisionskommission die Rechnungsablage für das Jahr 1905 
und erteilte dem I. Kassierer Alhard Andreae-von Gru- 
nelius Entlastung. Ferner genehmigte die Generalversammlung 
den Voranschlag für 1906, der in Einnahmen und Ausgaben 
mit M. 73513,30 balanziert. Nach dem Dienstalter schieden 
aus der Revisionskommission Wilhelm Stock und Stadtrat 
Anton Meyer aus. An ihre Stelle wurden Etienne 
Roques-Mettenheimer und August Ladenburg ge- 
wählt. Vorsitzender der Revisionskommission für das Jahr 
1906 ist Herr Charles A. Scharff. 


Im Wintersemester 1905/06 wurden 16 wissenschaftliche 
Sitzungen abgehalten. Die Sitzungen erfreuten sich einer 
sehr regen Teilnahme; sie waren wiederum mehrmals so stark 
besucht, daß der Raum nicht ausreichte. 


Es hielten Vorträge: 
21. Oktober 1905: Prof. Dr. R. Burckhardt, Basel: „Hirn- 
bau und Stammesgeschichte der Wirbeltiere“. 


28. Oktober 1905: Prof. Dr. G. Treupel: „Ziele und Wege 
medizinischer Forschung“. 


4. November 1905: Regierungsrat Prof. Dr. F. Rörig, Berlin: 
„Die wirtschaftliche und ästhetische Be- 
deutung der heimischen Vögel‘. 

11. November 1905: Dr. jur. et phil. Stephan Kekule von 
Stradonitz, Großlichterfelde: „Über berühmte 
Alchimisten“. (Mit Lichtbildern.) 

25. November 1905: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. Dönitz, 
Berlin: „Zecken als Krankheitsüberträger“. 

2. Dezember 1905: Fischerei-Inspektor H. O. Lübbert, Ham- 
burg: „Die Entwickelung der deutschen See- 
fischerei“. (Mit Lichtbildern.) 


13. 


20. 


10. 


24. 


10. 


17, 


— 35* — 


. Dezember 1905: Dr. E. Teichmann: „Der moderne 


Vitalismus“. 


. Januar 1906: Prof. Dr. H. Schenk, Darmstadt: „Über 


die Flora der Antarctis, im besonderen Ker- 
guelens“. (Mit Lichtbildern.) 

Januar 1906: Dr. C. H. Stratz, Haag: „Zur Abstammung 
des Menschen“. 

Januar 1906: Dr. F. Drevermann: „Entwickelung 
und Lebensweise fossiler Cephalopoden“. 


. Februar 1906: Prof. Dr. H. Dragendorff: „Prähisto- 


rische Handelswege‘“. 

Februar 1906: Dr. E. Naumann: „Die Entstehung 
der. Erzlagerstätten“. 

Febr. 1906: Dr.F.Römer: „Die Schwämme der neuen 
Schausammlung“. (Ausstellung.) 


. März 1906: Dr. E. Wolf: „Biologie der Crustaceen 


unseres Süßwassers“, 

März 1906: Dr. L.S. Schultze, Jena: „Das Namaland 
und seine Bewohner“. (Mit Lichtbildern.) 

März 1906: Hofrat Dr. B. Hagen: „Über die Tierwelt 
der Insel Banka*. (Mit Lichtbildern.) 


Von unseren Publikationen sind im Berichtsjahre er- 


schienen: 


I. 


Abhandlungen: 

1. Band 29, Heft 2 (Anfang), E. Stromer, Geographie und 
geologische Beobachtung im Uadi-Natrün und Färegh in 
Ägypten. Mit 1 Tafel und 1 Karte. 

E.Stromer, Fossile Wirbeltiere aus dem Uadi-Faregh 
und Uadi-Nätrun in Ägypten. Mit 1 Tafel und 3 Text- 
figuren. 


2. Band 30, Heft 1 und 2, D. F. Heynemann, Die geo- 


graphische Verbreitung der Nacktschnecken. Eine zu- 
sammenfassende kritische Darstellung unserer Kenntnisse 
derselben zu Anfang des 20. Jahrhunderts, S. 1—422. 
Mit 2 Doppeltafeln und 9 Karten im Text. 

W. Bösenberg und Embr. Strand, Japanische Spin- 
nen. Mit 14 Tafeln. 

Hierin ist die schöne Spinnensammlung bearbeitet, die 


Ar 


— 36* — 


Geheimrat Professor Dr. W. Dönitz in Berlin in den 
80er Jahren in Japan zusammengebracht hat. Da 
Dönitz Spinnen mit Vorliebe sammelte und auch 
den kleinsten Arten seine Aufmerksamkeit zuwandte, 
ist seine Sammlung ganz besonders wertvoll, was schon 
daraus hervorgeht, dass bei weitem die grössere Hälfte 
davon neue Arten sind. Dönitz hat aber während 
seines Aufenthaltes in Japan nicht nur Spinnen ge- 
sammelt, sondern sie auch wirklich studiert, wich- 
tige biologische Beobachtungen darüber gemacht und die 
Arten z. T. beschrieben und in künstlerischer Vollendung 
abgebildet. Diese Beschreibung und die kolorierten Zeich- 
nungen sind deshalb von hohem wissenschaftlichem Wert, 
weil sie nach lebenden und frischen Exemplaren 
gemacht sind. Die systematische Bearbeitung der um- 
fangreichen Sammelausbeute und die Vergleichung mit 
den bereits bekannten Arten und der sehr zerstreuten 
Spezialliteratur übernahm der um die Araneologie so hoch 
verdiente Wilhelm Bösenberg. Nach seinem Tode 
hat Embrik Strandt die Arbeit vollendet und druck- 
fertig gemacht. Sie gibt eine schöne Übersicht über die 
Spinnenfauna Japans. 

II. Bericht für 1905, im Herbst vorigen Jahres veröffentlicht. 
Er enthält außer den geschäftlichen Mitteilungen und den 
Protokollen der wissenschaftliichen Sitzungen folgende Ar- 
beiten: 


1. Die Ostrakoden des Mainzer Tertiärbeckens. Von E. Lie- 
nenklaus. (Mit Tafel I—IV.) 


2. Beiträge zur Kenntnis der Hymenopteren-Fauna der wei- 
teren Umgegend von Frankfurt a. M., X.—XII. Teil. Von 
Prof. Dr. L. von Heyden, Kgl. Preuß. Major a.D. 

3. Der Kaukasische Feuersalamander, Salamandra caucasıa 
(Waga). Von Dr. A. Knoblauch. (Mit einer farbigen 
Tafel und 4 Textfiguren.) 

Auch die Vorlesungen der Dozenten erfreuten sich 
einer überaus regen Teilnahme; z. B. hatte Prof. Reichenbach 
146 Hörer gegen 86 im Vorjahre. 


Im Winter 1905/06 wurden folgende Vorlesungen gehalten: 


— 37* — 


Prof. Dr. H. Reichenbach: ,Vergleichende Anatomie der 
Wirbeltiere und des Menschen mit Beriicksichtigung der 
Physiologie und der Entwickelungsgeschichte. “ 

Prof. Dr. W. Schauf: „Physikalische und geometrische Eigen- 
schaften der Kristalle.* 

Prof. Dr. M. Möbius: (Im Auftrage des Dr. Senckenbergischen 
Medizinischen Instituts) „Spezielle Pflanzengeographie. “ 
Im Sommer 1906 lesen: 

Prof. Dr. H. Reichenbach: Fortsetzung der Wintervor- 
lesungen. 

Prof. Dr. W. Schauf: „Die wichtigeren Mineralien.“ 

Prof. Dr.M. Möbius: „Botanisch-mikroskopischer Übungskursus* 
(Botanisches Praktikum). 

Prof. Dr. M. Möbius: (Im Auftrage des Dr. Senckenbergischen 
Medizinischen Instituts) „Ausgewählte Pflanzenfamilien.* 
Sehr lebhaft war auch der Besuch des Naturhistorischen 

Museums, besonders an Sonntagen. 

Sonderausstellungen im Vogelsaal wurden zweimal 
veranstaltet, im Sommer 1905 durch die Vorführung der reich- 
haltigen und wertvollen Mineraliensammlung des am 10. März 
1904 verstorbenen Dr. L. Belli, im Frühjahr 1906 durch ab- 
wechselnde Ausstellung einzelner Insektenabteilungen. Eine 
besondere Anziehung und hervorragendes wissenschaftliches In- 
teresse bot die prachtvolle Hummelausstellung, die der 
unermüdliche Sektionär Albrecht Weis in mithevoller 
Arbeit in den letzten vier Jahren zusammengebracht hat. Die 
meisten Arten dieser ausschließlich europäische Hummeln 
umfassenden Sammlung sind von Herrn Weis selbst in der 
Umgebung von Frankfurt, in Thüringen und im Alpengebiete 
gefangen worden. Jede Art ist nicht nur wie in den meisten 
Museen durch verschiedene Stücke sondern durch ganze Serien 
tadelloser Exemplare vertreten, was den wissenschaftlichen Wert 
der Sammlung wesentlich erhöht. 

Eine besondere Stiftung ist der Gesellschaft im vorigen 
Jahre dadurch zuteil geworden, daß die Herren Ingenieur 
A. Askenasy in Frankfurt a. M. und Rittergutsbesitzer 
J. Askenasy in Pansdorf bei Liegnitz zur Erinnerung an 
ihren verstorbenen Bruder, den unvergeßlichen Dr. Eugen 
Askenasy, Professor der Botanik an der Universität Heidelberg, 


— 33* — 


M.10000.— als ,Askenasystiftung für Botanik“ über- 
wiesen haben. Aus den Zinsen der Stiftung sollen von Zeit zu 
Zeit Beiträge zu Studienreisen oder zu wissenschaftlichen Ar- 
beiten aus dem Gesamtgebiete der Botanik gewährt werden. 


In Schriftenaustausch gegen den „Bericht“ ist unsere 
Gesellschaft mit folgenden Vereinen und Instituten neu ein- 
getreten: 


Natural History Society of Northumberland, Durham and 
New-castle-upon Tyne. (Transactions“.) 
Museum Kaukasikum in Tiflis („Comptes rendus“.) 
Departement of the interior Bureau of Gouvernement 
Laboratories in Manilla („Bulletin“) 
Kgl. Bayer. Biolog. Versuchsstation in München. („All- 
gemeine Fischerei-Zeitung“.) 
Deutscher Fischerei-Verein in Berlin („Zeitschrift für 
Fischerei“.) 
Reale Orto Botanico in Modena. (Nuova Notarisia“.) 
Société Royale botanique de Belgiquein Brüssel. („Bulletin“.) 
Cincinnati Society of Natural History in Cincinnati-Ohio 
U. S. A. („Journal“.) 
Portland Society of Natural History in Portland-Maine 
U.S. A. („Publications“.) 
Société Scientifique d’Arcachon (Station biolog.) in Arcachon- 
Gironde, („Travaux des Laboratoires“.) 
Pollichia in Dirckheim-Rheinpfalz. („Mitteilungen“.) 
University of New-Mexico Library in Albuquerque-New- 
Mexico. („Bulletin®.) 
Gegen „Abhandlungen“ und „Bericht“: 
Deutscher Seefischerei-Verein in Hannover („Abhandlungen“, 
»Mitteilungen*, „Deutscher Seefischerei-Almanach*.) 
Conseil international pour I’ Exploration de la Mer in 
Kopenhagen (, Publications’, ,Rapports‘, , Bulletin‘). 
Laboratoire Russe de Zoologie in Villefranche sur mer. 
(, Wissenschaftliche Ergebnisse einer zoologischen 
Expedition nach dem Baical-See“ und Material an 
konservierten Seetieren.) 
Indian Museum (Nat. Hist. Section) in Calcutta (, Publi- 
cations“). 


— 39 — 


Am 9. Dezember 1095 war die feierliche Ubergabe der 
lebensgroßen Büste des so früh und tragisch verstorbenen 
Carlo von Erlanger, die von den tiefgebeugten Eltern der 
Gesellschaft zum Geschenk gemacht wurde. Die schöne Büste 
aus edelstem griechischem Marmor, die der Künstlerhand 
Prof. Hausmanns entstammt, soll in dem neuen Museum 
in der Mitte der v. Erlangerschen Sammlung würdige Auf- 
stellung finden. 

Die Anregung, welche die Gesellschaft den städtischen 
Behörden zum Naturdenkmalschutz unserer Heimat durch eine 
Bitte um Umzäunung der Distrikte 64, 65 und 66 (Hohebuchen) 
des Stadtwaldes gegeben hat, ist von Erfolg gekrönt worden. 
Der Magistrat hat beschlossen, die Gegend der Försterwiese 
und des Mörderbrunnens zum Schutz der Fauna und Flora 
einfriedigen zu lassen. Dagegen ist ein Antrag an die Gemeinde 
Schwanheim und an die Kgl. Forstaufsichtsbehörde, die ur- 
wüchsigen Distrikte des benachbarten Schwanheimer Waldes 
mit ihrer eigenartigen Vegetation und Fauna durch Einzäunung 
gegen unbeabsichtigte oder mutwillige Beschädigung zu schützen, 
leider abschlägig beschieden worden. Wir sind dem Magistrat 
der Stadt Frankfurt zu großem Danke verpflichtet, diesen be- 
rechtigten Bestrebungen, die unsere Gesellschaft unausgesetzt 
pflegen und fördern wird, so tatkräftige Hilfe verliehen zu 
haben! 

Die Sektionäre waren um die Ordnung und wissenschaft- 
liche Vermehrung der Sammlungen in dankenswerter Weise 
bemüht. Auch unterhielten die einzelnen Herren einen regen 
Verkehr mit auswärtigen Museen und Gelehrten, von denen 
viele öfters unsere Sammlungen an Ort und Stelle zum Studium 
und zum Vergleich benutzten. Der Museumsbericht gibt in den 
einzelnen Abteilungen darüber nähere Auskunft. Auch der 
Neubau, besonders die dort aufgestellten Probeschränke, wurden 
von verschiedenen auswärtigen Gelehrten und Museumsdepu- 
tationen besichtigt. 

Die Tätigkeit der Museumsbeamten wurde im wesent- 
lichen durch die umfangreichen und mühevollen Arbeiten für 
die neue Schausammlung bedingt. Seit der Anstellung der 
Assistenten für Zoologie und Geologie konnte eine viel um- 
fassendere, systematische Durcharbeitung aller Abteilungen in 


— 49% — 


Angriff genommen werden. Eine ganz regelrechte Scheidung 
in Schausammlung, Lehrsammlung und Hauptsammlung soll 
überall durchgeführt werden. Es ist unbedingt notwendig, daß 
die für die Vorlesungen und Vorträge benutzten Präparate 
und Objekte nicht nur besonders aufgestellt, sondern auch in 
einem besonderen Sammlungsraum aufbewahrt sind. Dadurch 
wird eine viel bequemere Handhabung der Lehrsammlung er- 
möglicht und die Objekte der Schausammlung leiden nicht 
durch öfteres Hin- und Hertragen. In dem Saal für die Lehr- 
sammlung werden auch alle übrigen zum Unterricht dienenden 
Gegenstände, Modelle, Tafeln, Karten etc. vereinigt. Auch 
wird für die Lehrsammlung ein besonderes Journal mit ge- 
trennter Nummerierung und Etikettierung geführt. 

Für die grossen Kataloge der Hauptsammlung hat uns 
Herr Louis Zeiss i, Fa. Heinrich Zeiss, hier, eine Anzahl 
Zettelkasten mit der zugehörigen Einrichtung und Katalog- 
zetteln, die extra nach unserem Wunsche und unseren Angaben 
angefertigt wurden, in freigiebigster Weise geschenkt. 

Die Konservatoren haben wiederum eine große Zahl 
Tiere und Tiergruppen meisterhaft montiert. Die größte Arbeit, 
die von ihnen in geschicktester und schnellster Weise vollendet 
wurde, war die Aufstellung und Ausstopfung von 3 Giraffen, 
zwei erwachsener Exemplare aus der v. Erlanger- und 
Schillingschen Sammlung und eines kleineren Tieres aus dem 
hiesigen Zoologischen Garten, das uns von Karl Hagenbeck 
in Hamburg und Joseph Menges in Limburg geschenkt 
wurde. Erfreulicher Weise hat unser Aufruf an die deutschen 
Jäger und Jagdfreunde auch wieder ein hübsches Material aus 
der heimischen Tierwelt eingebracht, der wir ja im neuen 
Museum einen hervorragenden Platz und eine besondere Pflege 
widmen wollen. Anderes wertvolles Material entstammt dem 
Zoologischen Garten, dessen liebenswürdiges Entgegen- 
kommen die Gesellschaft dankbar anerkennt. 

Die Verarbeitung des anatomischen Materials, das haupt- 
sächlich in den aus dem Zoologischen Garten gelieferten Tieren 
besteht, erledigte Frau Sondheim, wodurch die Sammlung 
an vergleichend-anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen 
Präparaten wesentlich vermehrt wurde. 

Kustos Dr. F. Römer, dem die Leitung des Museums 


— 4i* — 


untersteht, war durch die Vorarbeiten für die innere Einrich- 
tung des Neubaues sehr in Anspruch genommen. Im Mai 1906 
dieses Jahres besichtigte Dr. F. Römer im Auftrage der Ge- 
sellschaft verschiedene Museen Englands, zu welcher Reise 
Dr. E. Roediger die Anregung gegeben und die Führung 
übernommen hatte. 

Leider verließ uns am 1. Januar d. J. Frl. E. Schupp, 
die sich in ihrer zweijährigen Tätigkeit in unsere vielseitigen und 
verwickelten Bureaugeschäfte in geschicktester und schnellster 
Weise eingearbeitet hatte, um sich zu verheiraten. An ihre 
Stelle trat Frl. M. Pixis aus Würzburg. 

Der Fortschritt der inneren Einrichtung des Neubaues und 
die Inbetriebnahme der Heizung machten die Anstellung eines 
Heizers zum 1. Januar 1906 notwendig, der zugleich die Haus- 
meisterstelle versehen soll. Die Stelle wurde dem Maschinisten 
H. Steckenreuter, der schon seit Juli vorigen Jahres als 
Monteur bei der Anlage der Heizung beschäftigt und somit mit 
den Räumen des Museums hinreichend vertraut war, übertragen. 
Steckenreuter hat am 15. April die im Neubau gelegene 
Hausmeisterwohnung bezogen. 

Sie ersehen aus unserem Berichte, daß das verflossene Jahr 
reich an Arbeit und Mühe gewesen ist, daß es die Gesellschaft 
aber auch anderseits ein gutes Stück vorwärtsgebracht hat. Die 
Anerkennung dafür zeigt sich nicht nur in der stetigwachsenden 
Mitgliederzahl, in dem lebhaften Besuch unserer Vorlesungen 
und wissenschaftlichen Sitzungen, in dem Interesse, das allen 
Neuanschafiungen und den Ausstellungen im Museum entgegen- 
gebracht wird, sie zeigt sich vornehmlich in der freudigen, 
selbstlosen Mitarbeit unserer Freunde und Gönner 
an der Vermehrung der Sammlungen, und im festen 
Vertrauen darauf, daß uns diese Anerkennung und das Interesse 
der ganzen Bürgerschaft Frankfurts auch in Zukunft 
erhalten bleibe, dürfen wir getrost an die schwierigen Aufgaben 
herantreten, die nunmehr der Umzug und die Aufstellung der 
Schausammlungen in unserem Neubau mit sich bringen 
werden. 


— 49% — 


Verteilung der Amter im Jahre 1906. 


Direktion. 
Dr. phil. A. Jassoy, I. Direktor. A. Andreae-von Grunelius, Kassier. 
R. de Nenfville, II. Direktor. | Generalkonsul Stadtrat A. von 


W. Melber, I. Sekretir. 
Dr. med. H. v. Mettenheimer, II. Sekr. 


Metzler, Kassier. 
Dr. jur. F. Berg, Konsulent. 





Revisions-Kommission. 
Ch. A. Scharff, Vorsitzender. | E. Roques-Mettenheimer. 
M. von Metzler. R. Osterrieth. 
A. Ladenburg. | Direktor W. von der Velden. 


Abgeordneter für die Revision der vereinigten Bibliotheken. 
Dr. phil. J. Gulde. 


Abgeordn. für die Kommission der vereinigten Bibliotheken. 
Prof. Dr. H. Reichenbach. 


Bücher-Kommission. 
Prof. Dr. F. Richters, Vorsitzender. | Prof. Dr. W. Schauf. 
Prof. Dr. M. Möbius. Dr. F. Rémer. 


Prof. Dr. H. Reichenbach. | 


Redaktion der Abhandlungen. 
W. Melber, Vorsitzender. | Prof. Dr. M. Mébius. 
Prof. Dr. 0. Boettger. Prof. Dr. H. Reichenbach. 
Prof. Dr. L. von Heyden. | Dr. F. Römer. 


Redaktion des Berichts. 
Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. 
R. de Neufville. 
W. Melber. 


Bau-Kommission. 
Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender. | R. de Neufville. 


A. Andreae-von Granelius. Prof. Dr. H. Reichenbach. 

Prof. Dr. L. von Heyden. Dr. med. E. Roediger. 

Dr. phil. A. Jassoy. Dr. med. 0. Schnaudigel. 

Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx. Dr. phil. F. Römer. 
Finanz-Kommission. 

Direktor H. Andreae, Vorsitzender. Dr. med. A. Knoblauch. 

A. Andreae-von Grunelius. | E. Ladenburg. 


O0. Höchberg. R. de Neufville. 
Dr. phil. A. Jassoy. | 


43* 


Dozenten. 
Zoologie . 
Botanik 
Mineralogie . 
Geologie und Paläontologie 
Bibliothekare. 


Prof. Dr. M. Möblus. Ph. Thorn. 


Prof. Dr. H. Reichenbach. 
und Dr. F. Römer. 

Prof. Dr. M. Möbius. 

Prof. Dr. W. Schauf. 

Prof. Dr. F. Kinkelin. 


Museums-Kommission. 
Die Sektionire und der II. Direktor. 


Sektionäre. 
Vergleichende Anatomie und Skelette. 
Säugetiere 
Vögel . 
Reptilien und Batrachier 
Fische . en 


Arthropoden mit Ausschluß der | Repidopteren 
und Krustaceen . 


Lepidopteren 

Krustaceen 

Mollusken . 

Wirbellose Tiere mit Ausschluß der Arthro- 
poden und Mollusken 


Botanik 


LT, 


Mineralogie . 
Geologie . . 
Paläontologie | 


Kustos. 
Dr. phil. F. Römer. 


Zoologischer Assistent. 
Dr. phil. E. Wolf. 


Konservatoren. Handwerker. 
Adam Koch. . Christian Fahlberg. 
August Koch. |. Rudolf Moll. 


Bureaugehilfin. 
Frl. M. Pixis. 


Prof. Dr. H. Reichenbach. 
Prof. Dr. W. Kobelt. 

R. de Neufville. 

Prof. Dr. 0. Boettger. 
vacat. 

Prof. Dr. L. von Heyden, 
A. Weis, Dr. J. Galde und 
Dr. P. Sack. 

vacat. 

Prof. Dr. F. Richters. 
Prof. Dr. W. Kobelt. 


Prof. Dr. H. Reichenbach. 
Prof. Dr. M. Möbius und 
M. Dürer. 

Prof. Dr. W. Schauf. 

Prof. Dr. F. Kinkelln. 
Prof. Dr. 0. Boettger und 


' | Prof. Dr. F. Kinkelin. 


Geologisch-paläont. Assistent. 


Dr. phil. Fr. Drevermann. 


Lehrlinge. 
| Hermann Franz. 
| Wilhelm Post. 


— 44* — 


Verzeichnis der Stifter 


der 


Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. 


— ee 


Becker, Johannes, Stiftsgärtner am Dr. Senckenbergischen med. Institut. 1817. 
+ 24. November 1833. 

*y. Bethmann, Simon Morltz, Staatsrat. 1818. + 28. Dezember 1826. 

Bögner, Joh. Wilh. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817. 
+ 16. Juni 1868. 

Bioss, Joh. Georg, Glaserineister, Entomolog. 1817. 7 29. Februar 1820. 

Buch, Joh. Jak. Kasimir, Dr.med. und phil., Mineralog. 1817. + 13.März 1851. 

Cretzschmar, Phil. Jak., Dr. med., Lehrer der Anatomie am Dr. Sencken- 
bergischen med. Institut, Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, 
Physikus und Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung (1817 
zweiter Direktor). 1817. + 4. Mai 1845. 

*Ehrinann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat. 1818. + 13. August 1827. 

Fritz, Joh. Christoph, Schneidermeister, Entomolog. 1817. + 21. August 1835. 

*Freyreiss, Georg Wilh., Prof. der Zoologie in RioJaneiro. 1818. } 1. April 1825. 

*y, Gerning, Joh. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. + 21. Februar 1837. 

‘Grunelius, Joachim Andreas, Bankier. 1818. + 7. Dezember 1862. 

von Heyden, Karl Heinr. Georg, Dr. phil., Oberleutnant, nachmals Schöff und 
Bürgermeister, Entomolog (1817 erster Sekretär). 1817. + 7. Jan. 1866. 

Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adeligen uralten Gesellschaft des 
Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. + 5. März 1829. 

*Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. + 5. Oktober 1831. 

Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818. 
+ 10. Februar 1854. 

*Löhrl, Johann Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimrat, Stabsarst. 1818. 
+ 2. September 1828. 

*Metzler, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818. + 11. März 1820. 

Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. + 1. Januar 1836. 

Mlitenberg, Wilh. Adolf, Dr. phil., Prof., Mineralog. 1817. + 31. Mai 1824. 

*Melber, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. + 11. August 1824. 





Anmerkung: Die 1818 eingetretenen Mitglieder, die nachträglich 
unter die Reihe der Stifter aufgenommen wurden, sind mit * bezeichnet. 


— 45* — 


Neeff, Christian Ernst, Dr. med., Prof., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospi- 
talarzt am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. + 15. Juli 1849. 

Neuburg, Joh. Georg, Dr. med., Administrator der Dr.Senckenbergischen Stiftung, 
Mineralog und Ornitholog (1817 erster Direktor). 1817. + 25. Mai 1830. 

de Neufville, Mathias Wilh., Dr. med. 1817. + 31. Juli 1842. 

Reuss, Joh. Wilh., Hospitalmeister am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 
1817. + 21. Oktober 1848. 

*Riippell, Wilh. Peter Eduard Simon, Dr. med., Zoolog und Mineralog. 1818. 
+ 10. Dezember 1884. . 

*y. Soemmerring, Samuel Thomas, Dr. ıned., Geheimrat, Professor. 1818. 
+ 2. Marz 1830. 

Stein, Joh. Kaspar, Apotheker, Botaniker. 1817. + 16. April 1834. 

Stiebel, Salomo Friedrich, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817. 
+ 20. Mai 1868. 

*Yarrentrapp, Joh. Konr., Dr. med., Prof., Physikus und Administrator «der 
Dr. Senckenbergischen Stiftung. 1818. } 11. März 1860. 

Völcker, Georg Adolf, Handelsmann, Entumolog. 1817. + 19. Juli 1826. 

*Wenzel, Heinr. Karl, Dr. med., Geheimrat, Prof., Direktor der Primatischen 
medizinisch-chirurgischen Spezialschule. 1818. + 18. Oktober 1827. 

*r. Wiesenhütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Oberstleutnant, 
Mineralog. 1818. + 8. November 1826. 


— 46% — 


Verzeichnis der Mitglieder. 
I. Ewige Mitglieder. *) 


An Stelle der Entrichtung eines Jahresbeitrages haben 
manche Mitglieder vorgezogen, der Gesellschaft ein Kapital 
zu schenken, dessen Zinsen dem Jahresbeitrag min- 
destens gleichkommen, mit der Bestimmung, daß dieses 
Kapital verzinslich angelegt werden müsse und nur die Zinsen 
für die Zwecke der Gesellschaft zur Verwendung kommen dürfen. 

Solche Mitglieder entrichten demnach auch über den Tod 
hinaus einen Jahresbeitrag und werden nach einem alten Sprach- 
gebrauch als „Ewige Mitglieder“ der Gesellschaft bezeiclınet. 

Vielfach wird diese altehrwürdige Einrichtung, die der 
Gesellschaft einen dauernden Mitgliederstamm sichert 
und daber für sie von hohem Werte ist, von den Angehörigen 
verstorbener Mitglieder benützt, um das Andenken an ihre Toten 
bleibend in dem Senckenbergischen Museum wach zu 
halten, zumal die Namen sämtlicher „ewiger Mitglieder“ nicht 
nur den jedesmaligen Jahresbericht zieren, sondern auch auf 
Marmortafeln in der Einginghalle des Museums mit goldenen 
Buchstaben eingegraben sind. Die beigefügten Jahreszahlen 
bezeichnen das Jahr der Schenkung oder des Vermächtnisses. 
Simon Moritz v. Bethmann. 1827. | &. H. Hauck-Steeg. 1848. 

Georg Heinr. Schwendel. 1828. Dr. J. J. K. Buch. 1851. 
Joh. Friedr. Ant. Helm. 1829. G. v. St. George. 1853. 


Georg Ludwig Gontard. 1830. J. A. Grunelius. 1853. 
Frau Susanna Elisabeth Bethmann- | P. F. Chr. Kröger. 1854. 


Holweg. 1831. Alexander Gontard. 1854. 
Heinrich Mylius sen. 1844. M. Frhr. vy. Bethmann. 1854. 
Georg Melchior Mylius. 1844. Dr. Eduard Rüppell. 1857. 

Baron Amschel Mayer v. Roth- | Dr. Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858 

schild. 1845. | Julius Nestle. 1860 
Joh. Georg Schmidborn. 1845. : Eduard Finger. 1860. 

Johann Daniel Souchay. 1845. ; Dr. jar Eduard Soachay. 1862. 
Alexander y. Bethmann. 1846. J.N. Gräffendeich. 1864. 
Heinrich vy. Bethmann. 1846. E. F. K. Bittner. 1865. 


Dr. jur. Rat Fr. Schlosser. 1847. 
Stephan v. Guaita. 1847. 
H. L. Döbel in Batavia. 1847. 


K. F. Krepp. 1866. 
Jonas Mylius. 1866. 
Konstantin Fellner. 1867. 





*) I—V nach dem Mitgliederbestand am Jahresfeste, 27. Mai 1906. 
Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet. 


— 4 — 


Dr. Hermann v. Meyer. 1869. 
W. D. Soemmerring. 1871. 
J.@.H. Petsch. 1871. 

Bernhard Dondorf. 1872. 

Friedrich Karl Rücker. 1874. 

Dr. Friedrich Hessenberg. 1875. 

Ferdinand Laurin. 1876. 

Jakob Bernhard Rikoff. 

Joh. Heinr. Roth. 1878. 

J. Ph. Nikol. Manskopf. 

Jean Noé du Fay. 1878. 

Gg. Friedr. Metzler. 1878. 

Frau Louise Wilheimine Emilie 
Gräfin Bose, geb. Gräfin von 
Reichenbach-Lessonitz. 1880. 

Karl August Graf Bose. 1880. 

Gust. Ad. de Neufville. 1881. 

Adolf Metzler. 1883. 

Joh. Friedr. Koch. 1883. 

Joh. Wilh. Roose. 1884. 

Adolf Soemmerring. 1886. 

Jacques Reiss. 1887. 

Dr. Albert von Reinach. 

Wilhelm Metzler. 1890. 

*Albert von Metzler. 1891. 

L. 8. Moritz Frhr. v. Bethmann. 
1891. 

Victor Moessiuger. 1891. 

Dr. Ph. Jak. Cretzschmar. 

Theodor Erckel. 1891. 

Georg Albert Keyl, 1891. 

Michael Hey. 1892. 

Dr. Otto Ponfick. 1892. 

Prof.,Dr. Gg. H. v. Meyer. 

Fritz Neumiiller. 1893. 

Th. K. Soemmerring. 1894. 

Dr. med. P. H. Pfefferkorn. 

Baron L. A. v. Löwenstein. 

Louis Bernus, 1896. 

Frau Ad. von Brüning. 1896. 

Friedr. Jaeunicke. 1896. 

Dr. phil. Wilh. Jaennicke. 

P. A. Kessolmeyer. 1897. 

Chr. &. Ludw. Vogt. 1897. 

Anton L. A. Hahn. 1897. 


1878. 


1878. 


1889, 


1891. 


1892. 


1896. 
1896. 


1896. 


Moritz L. A. Hahn. 1897. 
Julius Lejeune. 1897. 
Frl. Elisabeth Schultz. 
Karl Ebenau. 1898. 
Max von Guaita. 1899. 
Walther vom Rath. 1899. 
*Prof. D. Dr. Moritz Schmidt. 
Karl von Grunelius. 1900. 
Dr. jur. Friedrich Hoerle. 1900. 
Alfred von Neufville. 1900. 
Wilh. K. Frhr. v. Rothschild. 1901. 
Marcus M. Goldschmidt. 1902. 
Paul Siegm. Hertzog. 1902. 

Prof. Dr. Julius Ziegler. 1902. 
Moritz von Metzler. 1903. 

Georg Speyer. 1903. 

Arthur Gwinner. 1903. 

Isaak Blam. 1903. 

Eugen Graumbach-Mallebrein. 1903 
*Robert de Neufville. 1903. 

Dr. phil. Eugen Lucius. 1904. 
Carlo v. Erlanger. 1904. 
Oskar Dyckerhoff. 1904. 
Rudolph Sulzbach. 1904. 
Johann Karl Majer. 1904. 
Prof. Dr. Eugen Askenasy. 
D. F. Heynemann. 1904. 
Frau Amalie Kobelt. 1904. 
*Prof. Dr. Wilhelm Kobelt. 1904. 
P. Hermann v. Mumm. 1904. 
Philipp Holzmann. 1904. 
Prof. Dr. Achill Andreae. 
Frau Luise Volkert. 
Karl Hoff. 1906. 
Julius Wernher. 1906. 
Edgar Speyer. 1905. 

J. A. Weiller 1905. 

Karl Schaub 1905. 

W. de Neufrille 1905. 
Arthur Sondheimer 1905. 

Dr. med. E. Kirborger 1906. 
Dr. W. Schöller 1906. 
Bened. M. Goldschmidt 1906. 
A. Wittekind 1906. 


1898. 


1899. 


1904. 


1905. 
1905. 


48* 


II. Beitragende Mitglieder. 
a) Mitglieder, die in Frankfurt wohnen. 


Abraham, Siegmund, Dr. med. 1904. 
Ackenhausen, H. E. 1906. 
Adams, D. D. S. Charles. 1905. 


Adickes, Franz, Dr. med., Oberbiirger- 


meister. 1891. 
Adler, Arthur, Dr. jur. 1905. 
Adler, Franz, Dr. phil. 1904. 
Frau Adler, Henriette. 1900. 


Albert, August. 1905. 
*Albrecht. Eugen, Dr. med., Direktor 
des Dr. Senckenbergischen 


pathologisch-anatomischen In- | 


stituts. 1904. 
Albrecht, Julius, Dr., Zahnarzt. 1904. 
Alexander, Franz, Dr. med. 1904. 
Alexander, Theodor. 1904. 
Almeroth, Hans, 1905. 
Alt, Friedrich, Buchhändler. 
*Alten, Heinrich. 1891. 
Frl. Amschel, Emy. 1900. 
André, C. A. 1904. 
Andreae, Albert. 1891. 
Frau Andreae, Alharda. 
Andreae, Arthur. 1882. 
Andreae, Heinrich Ludwig. 
*Andreae, Hermann, Bankdir. 
Andreae, J. M. 1891. 


1894. 


1908. 


1904. 
1873. 


Andreae, Philipp. 1908. 
Andreae, Richard. 1891. 
Andreae, Rudolf. 1878. 
Andreae, Rudolf. 1904. 


Andreae, Viktor. 1899. 
*Andreae-v. Grunelius, Alhard. 1899. 


| 


Auerbach, L., Dr. med. 1886. 
*Auerbach, 8., Dr. med. 1898. 


- Auerbach, M., Dr, Amtsgerichtsrat, 


' Baunach, Alexander, Kunsul. 


Frau Andreae-Lemmé, Karoline Elise. . 


1891. 

Andreae-Passavant,Jean, Kumınerzien- 
rat, Bankdirektor, General- 
konsul. 1869. 


Apolant, Hugo, Dr. med. 1903. 
v. Arand, Julius. 1889. 
Armbriister, Gebr. 1905. 


Askenasy, Alex., Ingenieur. 1891. 





1905. 
Auffarthsche Buchhandlung. 1874. 
Aurnhammer, Julius. 1903. 
Avellis, Georg, Dr. med., 1904. 
Bacher, Karl. 1904. 
Baer, Jos. Moritz, Stadtrat. 1873. 
Baer, Max, Generalkonsul. 1897. 
Baer, M. H., Dr. jur., Justizrat, Rechts- 
anwalt. 1891. 
Baer, Simon Leop., Buchhändler. 186U. 
Baer, Theodor, Dr. med. 1902. 
Baerwald, A., Dr. med. 1901. 


Baerwindt, Franz, Dr. med. 1901. 
Bangel, Rudolf. 1904. 

Bansa, Julius. 1860. 

von Bardeleben, Friedr., General- 


major z. D. 1900. 

*Bardorff, Karl, Dr. med. 1864. 

Barndt, W., Generalagent. 1902. 

de Bary, Aug., Dr. med. 1903. 

de Bary, Jakob, Dr. med., San.-Bat. 
1866. 

de Bary, Karl Friedr. 1891. 

de Bary-Jeanrenaud, H. 1891. 

*Bastier, Friedrich. 1892. 

v. Baumgarten, A., Kaiserl. Russ. 
Kammerherr u. Generalkonsul, 
Wirkl. Staatsrat, Exzell. 1904. 

1904. 

Baunach, Robert. 1900. 

Bauer, Max. 1906. 

Baur, Karl, Dr. med. 1904. 

Bechhold, J. H., Dr. phil. 1886. 

Beck, Carl, Dr. med. 1908. 

Becker, H., Dr. phil. 1908. 

Becker, F. Ph., Dr. med. 1908. 

Beer, J. L. 1891. 

Behrends, Robert, Ingenieur. 1896. 

Behrends-Schmidt, Karl, Konsul. 18%. 


Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet. 


Behringer, Gustav. 1906. 

Beit, Eduard. 1897. 

Benario, Jacques, Dr. med. 1897. 
Bender, August. 1897. 

Frau Dr. Paula Berend. 1905. 
Berg, Alexander, Dr. jur., Rechts- 


anwalt. 1900. 
*Berg, Fritz, Dr. jur., Rechtsanwalt. 
1897. 


Berlizheimer, Sigmund, Dr. med. 1904. 
Bermann, Ferdinand, Dr. med. 1904. 
Frl. Berthold, Bertha. 1903. 
Bertina, Karl. 1904 
v. Bethmann, S. Moritz, Frhr. 1905. 
Binding, Gustav. 1904. 
Binding, Karl. 1897. 
Binding, Konrad. 1892, 
Bing, Albert. 1905. 
Bittel-Böhm, Theodor. 1905. 
Bittelmann, Karl. 1887. 
Bleicher, H., Dr. phil., Prof. 
*Blum, Ferd., Dr. med. 1893. 
Frau Blum, Lea. 1903. 
Blumenthal, Adolf. 1883. 
*Blumenthal, E., Dr. med. 1870. 
*Bockenheimer, Jakob, Dr. med., Geh. 
San.-Rat. 1864. 
Bode, Hans, Bergingenieur. 1905. 
Bode, Paul, Dr. phil., Direktor der 
Klingeroberrealschule. 1895. 
Boettger, Bruno. 1891. 
*Boettger, Oskar, Dr. phil., Prof. 1874. 
Böhm, Henry, Dr. med. 1904. 
Böhme, John, Zahnarzt. 1904. 
Boller, Wilhelm, Dr. phil., Oberlehrer. 
1903. 
Bolongaro, Karl. 1860. 
Bonn, Sally. 1891. 
Bonn, William B. 1886. 
Borchardt, Heinrich, Zahnarzt. 1904. 
Borgnis, Alf. Franz. 1891. 
Borgnis, Karl. 1900. 
Boss, Karl. 1904. 
Braun, Franz, Dr. phil. 


1903. 


1904. 


Braun, Leonhard, Dr. phil. 1904. 
Braun, Wunibald, Kommerzienrat. 
1903. * 


49* 


Braunfels, Otto, Kommerzienrat, 
Konsul. 1877. 

Brentano-Brentano, Josef. 1906. 

Brodnitz, Siegfried, Dr. med. 1897. 

Brofft, Franz. 1866. 

Bruck, Richard, Rechtsanwalt. 1904. 

Briickmann, Karl. 1903. 

Briickmann, Phil. Jakob. 1882. 

Brugger, Rudolf, Dr., Oberstabsarzt. 
1904. 

Buderus, Hugo, Geh. Kommerzienrat. 
1905. 

Budge, Siegfried. 1905. 

Bücheler, Anton, Dr. med. 1897. 

v. Büsing-Orville, Adolf, Frhr. 1903. 

Bütschly, Wilhelm. 1891. 

Büttel, Wilhelm. 1878. 

Bullnheimer, Fritz, Dr. phil. 1904. 

Burchard, Kurt, Dr. jur., Prof. 1904. 

Burgheim, Gustav, Justizrat Dr. 1905. 

Cahen-Brach, Eugen, Dr. med. 1897. 

Cahn, Albert. 1906. 

Cahn, Heinrich. 1878. 

Cahn, Paul. 1903. 

Frau Canné, Anna. 1905. 

Canné, Ernst, Dr. med. 1897. 

*Carl, August, Dr. med, San.-Rat. 


1880. 
Cassel, B. B. 1905. 
v. Chappuis, Hermann, General - 
leutnant z. D., Exzellenz. 1904. 
Christ, Fritz. 1905. 


Clauer, Heinrich. 1904. 

Clausnitzer, Gotthold, Ober- und Geh. 
Baurat. 1905. 

Clemm, Otto, Bankdirektor. 1903. 

Unyrim, Ernst. 1904. 

Creizenach, Ignaz. 1905. 

Cohen, Eduard. 1900. 

Cullmann, Rudolf. 1905. 

Cunze, D., Dr. phil. 1891. 

Curti, Theodor. 1905. 

Curtis, F., Dr. phil., Prof. 1903. 

Daube, Curt, Sanitätsrat Dr. 1906. 


' Daube, G.L. 1891. 
Degener-Böning, Emil. 1906. 
Delliehausen, Oskar. 1904. 


4 


Delosea, S. R., Dr. med. 1878. 
Demmer, Theodor, Dr. med. 1897. 
Deutsch, Adolf, Dr. med. 1904. 
Diener, Richard. 1905. 
Diesterweg, Moritz. 1883. 
Dietrich, Heinrich. 1906. 
Dietze, Herınann. 1891. 
Dietze, Karl. 1875. 
Ditmar, Karl Theodor. 
Ditter, Karl. 1903. 
Doctor, Ferdinand. 1892. 
Dondorf, Karl. 1878. 
Dondorf, Otto. 1908. 
Donner, Karl Philipp. 1873. 
Dreves, Erich, Dr., Justizrat. 
Dreyfus, Is. 1891. 
Drory, William, Direktor. 1897. 
Drory, William, Dr. phil. 1904. 
Drüner, Leo, Dr. med., Stabsarzt. 1904. 
Du Bois, August. 1891. 
*Dürer, Martin. 1904. 
Ebeling, Hugo, Dr. med. 1897. 
Ebenau, Fr., Dr. med. 1899. 
Eberstadt, Albert. 1906. 
Eckhardt, Karl, Bankdirektor. 1904. 
*Edinger, L., Dr. med., Prof. 1884. 
Egan, William. 1891. 
*Ehrlich, P., Dr. med., Prof., Geh. 
Med.-Rat. 1887. 
v. Eichhorn, Hermann, Generalleutnant 
und Kommandierender General 
d.X VIII. Armeekorps, Exzellenz. 
1905. 
Eiermann, Arnold, Dr. med. 
*Ellinger, Leo. 1891. 
Ellissen, Moritz Ad. 1891. 
Emmerich, Otto. 1905. 
Enders, M. Otto. 1891. 
Engelhard, Karl Phil. 1873. 
Epstein, J., Dr. phil., Prof. 
Eschelbach, Jean. 1904. 
Ettlinger, Albert, Dr. med. 
Euler, Rudolf. 1904. 
Eyssen, Remigius Alex. 
Fay, C.F. 1904. 
Feis, Oswald, Dr. med. 
Feist, Jakob, Dr. jur. 


1891. 


1903. 


1897. 


1890. 


1904. 


1882. 


1903. 
1908. 


50* 


Fellner, Jobann Christian. 19065. 
Fellner, Otto, Dr. jur. 1903. 
Fester, August, Bankdirektor. 
Fischer, Karl. 1902. 
Fischer, Ludwig. 1902. 
Fleck, Otto, Oberförster. 
Fleisch, Karl. 1891. 
Frau Fleischmann, Siegm. 1903. 
Flersheim, Albert. 1891. 
Flersheim, Martin. 1898. 
Flersheim, Robert. 1872. 
*Flesch, Max, Dr. med., Prof. 
Flinsch, Bernhard. 1905. 
Flinsch, Heinrich, Stadtrat. 


1897. 


1903. 


1889. 


1866. 


Flinsch, W. 1869. 
Flörsheim, Gustav. 1904. 
Forchheimer, Hugo. 1903. 


Forst, Carl, Dr. phil. 1905. 

*Franck, E., Direktor. 1899. 

Frank, Hch., Apotheker. 1891. 

Fresenius, Phil., Dr. phil., Apotheker. 
1873. 

*Freund, Mart., Dr. phil., Prof. 1896. 

Freyeisen, Willy. 1900. 

*Fridberg, R., Dr.med., San.-Rat. 1873. 

Fries, Heinrich. 1905. 

Fries Sohn, J. 8. 1889. 

v. Frisching, Moritz. 1906. 

Fritzmann, Ernst, Dr. phil. 

Frohmann, Herbert. 1906. 

Fromberg, Leopold. 1904. 

Fulda, Karl Herm. 1877. 

Fulda, Paul. 1897. 

*Gäbler, Bruno, Landgerichtsrat. 1900. 

Gans, Adolf. 1897. 

Gans, Fritz. 1891. 

Gans, L,, Dr. phil., Geh. Kommerzien- 
rat. 1891. 

Gaum, Fritz. 1906. 

Gehring, Karl Adolf. 1905. 

Geiger, B., Dr. jur., Justizrat. 

Geisow, Hans, Dr. phil. 1904. 

Geist, George, Dr. med. dent. 1908. 

Frau Gräfin v. Geldern, Friederica, 
Dr. med. 1904. 

*Gerlach, Karl, Dr. med. 1869. 

Gerlach, K., Oberlehrer. 1908. 


1905. 


1878. 


Gerth, H., stud. rer. nat. 1905. 

Frau Getz, Elisabeth, Geheiwr. 

Getz, Moritz. 1904. 

Gillhausen, Karl. 1906. 

Gloeckler, Alexander, Dr. med., San.- 
Rat. 1905. 

Glogau, Emil August, Zahnarzt. 1904. 
Goering, Viktor, Direktor des Zoolog. 
Gartens. 1898. 

v. Goldammer, F. 1903. 
Goldschnid, J. E. 1901. 
Goldschmidt, Julius. 1905. 
Goldschmidt, M.S. 1905. 
v. Goldschmidt - Rothschild , 
Generalkonsul. 1891. 
Goll, Richard. 1905. 
Goltermann, Ludwig. 1904. 
Gombel, Wilhelm. 1904. 
Gottschalk, Joseph, Dr. med. 1903. 
Grandhomme, Fr., Dr. med. 1903. 
Gräntz, Fritz, Dr. phil., Oberlehrer. 
1904. 
Graubner, Karl. 1908. 
Greef, Ernst. 1905. 
Greb, Louis. 1903. 
Greiff, Jakob, Rektor. 
Grieser, Ernst. 1904. 
Grossmann, Emil, Dr. med. 
Grünewald, August, Dr. med. 


1905. 


Max, 


1880. 


1906. 
1897. 


v. Grunelius, Adolf. 1858. 
v. Grunelius, Max. 1903. 
v. Grunelius, M. Ed. 1869. 


v. Günderrode, Waldemar, Freiherr. 
1905. 


Günzburg, Alfred, Dr. med. 1897. 
*Gulde, Johann, Dr. phil. 1898. 
Haack, Karl Philipp. 1905. 
Haag, Ferdinand. 1891. 


Haas, Ludwig, Dr. 1906. 

Häberlin, E. J., Dr. jur., Justizrat. 
1871. 

Haeffner, Adolf, Direktor. 1904. 

*Hagen, B., Dr. med., Hofrat. 1895. 

Hagens, K., Dr., Wirkl. Geh. Ober- 
Justizrat u.Oberlandesgerichts- 
Präsident. 1900. 

Hahn, Julius, 1906. 


51* 


| 


' Hallgarten, Fritz, Dr. phil. 


1893. 
Hallgarten, H. Charles L. 1891. 
Hamburger, K., Dr. jur., Geh. Justiz- 
rat. 1891. 
Happel, Fritz. 1906. 
Harbers, Adolf, Direktor. 1903. 
Harbordt, Ad., Dr. med., San.-Rat. 1891. 
v.Harnier, E., Dr., Geh. Justizr. 1866. 
Hartmann, Eugen, Professor. 1891. 
Hartmann, Johann Georg. 1905. 
Hartmann, Karl. 1905. 
Hartmann-Bender, Georg. 1906. 
Hartmann-Kempf, Rob., Dr. phil. 1906. 
HaBlacher, Franz, Patentanwalt. 1905. 


' Hauck, Alex. 1878. 

Hauck, Fritz. 1905. 

Hauck, Georg. 1898. 

Hauck, Max. 1908. 

Hauck, Moritz, Rechtsanwalt. 1874. 
Hauck, Otto. 1896. 

Haurand, A., Geh. Kommerzienrat. 

1891. 

Hausmann, Franz, Dr. med. 1904. 
Hausmann, Julius, Dr. phil. 1906. 
Heerdt, Rudolf, Direktor. 1906. 


Heichelheim, Sigmund, Dr. med. 1904. 

Heicke, Karl, Stadtgartendirektor. 
1903. 

Heilmann, Heinrich. 1906. 

Heimpel-Manskopf, W. E. Aug. 1899. 

Heister, Ch. L. 1898. 

Henrich, K. F., Kommerzienrat. 1873. 

Aenrich, Ludwig. 1900. 

Henrich, Rudolf. 1908. 


*Hergenhahn, Eugen, Dr. med. 1897. 
Hertzog, Georg. 1905. 

Frau Herxheimer, Fanny. 1900. 
Herxheimer, Karl, Dr. med. 1898. 
Herz, Alphonse J. 1906. 
Herz-Mills, Ph. Jac., Direktor. 1903. 


Herzberg, Karl, Konsul, Bankdirektor. 
1897. 

Hesdörffer, Julius, Dr. med. 

Hesse, Hermann. 1900. 

Heuer & Schoen. 1891. 

HeuBenstamm, Karl, Dr. jur., Bürger- 
meister a.D. 1891. 


4% 


1903. 


—— 


52* 


*y. Heyden, Lukas, Dr. phil., Prof, | 


Major a. D. 1860. 
v. Heyder, Gg. 1891. 
Hirsch, Ferdinand. 1897. 


Hirschberg, Max, Dr. med, San.-Rat. | 


1892. 
Hirschfeld, Otto H. 1897. 
Hirschhorn, Fritz. 1905. 


Hirschler, Leopold. 1903. 

Hochschild, Zachary, Direktor. 1897. 

Hichberg, Otto. 1877. 

Hofer, Willy Hch. 1906. 

Hoff, Alfred, Konsul. 1903. 

Hofmann, Otto. 1905. 

Hohenemser, Moritz W. 1905. 

Hohenemser, Otto, Dr. med. 1904. 

Hohenemser, Robert, Dr. jur. 1905. 

Holey, Richard, Dipl. Ingenieur. 1905. 

Holl, Joseph, & Co. 1905. 

v. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867. 

Holzmann, Eduard, Ingenieur. 1905. 

Homberger, Ernst, Dr.med. 1904. 

Homburger, Aug., Dr. med. 1899. 

Homburger, Michael. 1897. 

Horkheimer, Fritz. 1892. 

Frau Horstmann, Elise. 1903. 

Horstmann, Georg. 1897. 

Huck, August. 1900. 

v. Hoven, Franz, Baurat. 

‘Hübner, Emil, Dr. med. 

Hüttenbach, Adolf. 1903. 

Hupertz, Eduard, Dr. jur., Oberstaats- 
anwalt. 1908. 

Jacquet, Hermann. 1891. 

Jaffé, Gustav, Rechtsanwalt. 1905. 

Jaffé, Theophil, Dr. med., San.-Rat. 
1905. 

Jäger, Alfred, Dr., Veterinärarzt, 1903. 

Jaeger-Manskopf, Fritz. 1897. 

*Jassoy, August, Dr. phil., Apotheker. 
1891. 

Jassoy, Julius. 1905. 

Jassoy, Ludwig Wilhelm. 

Frau Jay, Louis. 1903. 

Jelkmann, Fr., Dr. phil. 1893. 

Illig, Hans, Direktor. 1906. 

Frau Jordan - de Rouville, L. M. 1903. 


1897. 
1895. 


1905. 


Juliusberg, Fritz, Dr. med. 1904. 
Jungmann, Eduard. 1897. 
Junior, Karl. 1903. 

Jureit, J. C. 1892. 

Kahn jun., Bernhard. 1897. 
Kahn, Ernst, Dr. med. 1897. 


' Kahn, Hermann. 1880. 


Kalb, Moritz. 1891. 

*Kallmorgen, Wilh., Dr. med. 1897. 
Katz, H. 1891. 

Katzenellenbogen, Albert, Dr. jur. 1906. 


Kayser, Heinr., Dr. med. 1903. 


_ Kayser, Carl. 


1906. 
Kayßer, Fritz, Architekt. 
Keller, Adolf. 1878. 
Keller, Otto. 1885. 
Kessler, Hugo. 1906. 
Kindervatter, Gottiried. 1906. 


1899. 


*Kinkelin, Friedrich, Dr. phil., Prof. 


Kirch, Wilhelm. 


1873. 
1905. 


. Kirchheim, $., Dr. med. 1873. 


' Klimsch, Eugen. 


Kissner, Heinrich. 1904. 

Klein, Walter, Amtsgerichtsrat. 1906. 

Kleyer, Heinr., Kommerzienrat 1903. 

1906. 

Klippel, Karl. 1903. 

Klitscher, F. Aug. 1878. 

Klotz, Karl E., Bankdirektor. 

Knauer, Joh. Chr. 1886. 

Knickenberg, Ernst, Dr. med. 1897. 

*Knoblauch, Aug., Dr. med. 1892. 

Knoblauch, Paul, Dr. med. 1905. 

Frau Koch, geb. von St. George. 1891. 

Koch, Karl. 1902. 

Koch, Louis. 1903. 

Köhler, Hermann. 1891. 

Kölle, Karl, Stadtrat. 1908. 

Kömpel, Eduard, Dr. med. 1897. 

König, Albert, Dr. med., Stadtarzt. 
1905. 

König, Karl, Dr. med. 1904. 

v. Königswarter, H., Baron. 1891. 

Königswerther, Heinrich. 1906. 

Könitzers Buchhandlung. 1893. 

Könitzer, Oskar. 1906. 

Kohn, Julius, Dr, med, 1904. 


1891. 


Koßmann, Alfred, Bankdirektor. 189%. 
Kotzenberg, Gustav. 1873. 
Kotzenberg, Karl. 1903. 
Kowarzik, Jos., Bildhauer. 
Kramer, Robert, Dr. med. 
Kreuscher, Jakob. 1880. 
Kreuzberg, August. 1905. 
Küchler, Ed. 1886. 
Küchler, Fr. Karl. 
Künkele, H. 1903. 
Kugler, Adolf. 1882. 
Kuhlmann, Ludwig. 1905. 
Kullmann, Karl. 1904. 
Kulp, Anton Marx. 1891. 
Kutz, Arthur, Dr. med. 1904. 
Labes, Philipp, Dr. jur., Direktor. 1905. 
*Lachmann, Bernh., Dr. med., Sani- 
tätsrat. 1885. 
Ladenburg, August. 1897. 
Ladenburg, Ernst, Kom.-Rat. 
Lambert, R., Prof. 1903. 
Lampe, Eduard, Dr. med. 
Lampe, J.D. W. 1900. 
Landauer, Fredy. 1905. 
Lapp, Wilhelm, Dr. med. 1904. 
*Laquer, Leopold, Dr. med. 1897. 
Lautenschlager, Ernst, Stadtrat. 1900. 
Lauterbach, Ludwig. 1903. 
Lehmann, Leo. 1903. 
Leisewitz, Gilbert. 1903. 
Lejeune, A., Dr. med. 1900. 
Lejeune, Alfred. 1903. 
Lejeune, Ernst. 1905. 
Leuchs-Mack, Ferdinand. 1900. 
*Levy, Max, Dr. phil. 1893. 
*Libbertz, A., Dr., San.-Rat. 1897. 
Liebmann, Jakob, Dr. jur., Rechts- 
anwalt. 1897. 
Liebmann, Louis, Dr. phil. 1888. 
Lindbeimer, Dr. Justizrat. 1908. 
Lindley, William, Baurat. 1904. 
Lismann, Karl, Dr. phil., Zahnarzt. 
1902. 
Frau Livingston, Frank. 1897. 
Frl. Livingston, Rose. 1903. 
*Loretz, Wilh., Dr. med., San.-Rat. 1877. 
Lotichius, W. Heinr. 1903. 


1898. 
1897. 


1900. 


1897. 


1897. 


53* 


Lüscher, Karl. 1905. 


Lust, Heinrich Frdr. 1908. 


' Maier, Herm. Heinr., Direktor. 1900. 


. Majer, Alexander. 
: Manskopf, Nicolas. 


1889. 
1903. 


_ Mappes, Heinrich, Generalkonsul. 1905. 


i a 


*Marx, Ernst, Dr. med., Prof., Stabs- 
arzt. 1900. 
Marx, Karl, Dr. med. 1897. 
Frau von Marx, Mathilde. 
Matthes, Alexander. 1904. 
Matti, Alex., Dr. jur., Stadtrat. 1878. 
May, Ed. Gust. 1873. 
May, Franz L., Dr. phil. 
May, Martin. 1866. 
May, Robert. 1891. 
v. Mayer, Adolf, Freiherr. 1903. 
v. Mayer, Eduard, Buchhändler. 1891. 
v. Mayer, Hugo, Freiherr. 1897. 
Mayer, Ludo. 1903. 
v. Meister, Herbert, Dr. phil. 
Melber, Friedrich. 1903. 
*Melber, Walter. 1901. 
Frau Merton, Albert. 1869. 
Merton, Alfred. 1905. 
Merton, Hugo. 1901. 


1897. 


1891. 


1900. 


. Merton, W. 1878. 


Mettenheimer, Bernh., Dr. jur. 1902. 


_ *von Mettenheimer, H., Dr. med. 1898. 


| *y. Meyer, Edw., Dr. med. 
' Frau Minjon, Sophie. 


Metzger, L., Dr. med. 1901. 

Metzler, Hugo. 1892. 

v. Metzler, Karl. 1869. 

Meusert, Jakob. 1905. 

Meyer, Anton, Stadtrat. 1892. 

Meyer, P., Dr. jur., Ober-Regierungs- 
rat. 1903. 

1893. 

1898. 


- Minoprio, Karl Gg. 1869. 
- Mébius, M., Dr. phil., Prof. 1894. 


: Morf, F. H., Dr. phil., Prof. 


Moessinger, W. 1891. 
1903. 


Mosessohn, Sally, Dr. phil. 1904. 


' Mouson, Jacques. 1891. 


Mouson, Joh. Daniel, Stadtrat. 1891. 
Müller-Knatz, J. 1905. 


Miiller, Karl, Berginspektor. 1903. 


Müller, Paul. 1878. 
Müller Sohn, A. 1891. 


Mumm v. Schwarzenstein, A. 1869. 


54* 


' Oppenheimer, Joe, Dr. jur. 


1905. 


- Oppenheimer, Lincoln Menny. 1903. 
' Oppenheimer, O., Dr. med. 1892. 


Mumm von Schwarzenstein, Alfred. 


1905. 
Mumm von Schwarzenstein, 
1905. 
Nassauer, Max, Dr. phil. 
Nathan, S. 1891. 
*Naumann, Edmund, Dr. phil. 
Nebel, August, Dr. med. 1896. 
Neher, Ludwig, Baurat. 1900. 
Frau Neisser, Emma. 1901. 
*Neisser, Max, Dr. med., Prof. 1900. 
Nestle, Hermann. 1900. 
Nestle, Richard. 1891. 
Nestle, Wilhelm. 1903. 
Netto, Kurt, Prof., Bergingenieur. 
1897. 
Neuberger, Julius, Dr. med. 1903. 
Neubiirger, Otto, Dr. med. 1891. 
Neubiirger, Theod., Dr. med., San.-Rat. 
1860. 
de Neufville, Adolf. 
de Neufville, Eduard. 


Fritz. 


1905. 


1900. 


1896. 
1900. 


de Neufville, Rud., Dr. phil. 1900. 
v. Neufville, Adolf. 1896. 
von Neufville, Curt. 1905. 


v. Neufville, Karl, Gen.-Konsul. 1900. 

Neumann, Paul, Dr. jur. 1905. 

Neustadt, Adolf. 1903. 

Neustadt, Samuel. 1878. 

Niederhofheim, Heinr. A., Direktor. 
1891. 

Nies, L. W. 1904. 

v. Noorden, K., Dr. med., Prof. 1900. 

v. Obernberg, Ad., Dr. jur., Stadtrat 
a.D. 1870. 

Obernzenner, Julius. 

Ochs, Hermann. 1873. 

Ochs, Richard. 1905. 

Oehler, Eduard, Geh. Kommerzienrat. 
1906. 

Oehler, Rud., Dr. med. 1900. 

Oppenheim, Eduard, Bankdirekt. 1909. 

Oppenheim, Moritz. 1887. 

Oppenheimer, Benny. 1903. 


1905. 


Oppenheimer, Oskar F. 1906. 
d’Orville, Eduard. 1906. 
Osterrieth-du Fay, Robert. 1897. 
Oswalt, H., Dr., Justizrat. 1873. 
Otto, Richard, Dr., Stabsarzt. 1904. 
Pabst, Gotthard. 1904. 
Pachten, Ferd., Dr. jur. 1900. 
Parrisius, Alfred, Dr. phil., Bank- 
direktor. 1904. 
Passavant, G. Herm. 
Passavant, Philipp. 190d. 
Passavant, Rudy. 1908. 
Passavant-Gontard, R., Kommerzien- 
rat. 1891. 
Pauli, Ph., Dr. phil., Stadtrat. 
Peipers, August. 1905. 
Peise, Georg. 190d. 
Peschel, Max, Dr. med., Prof. 1904. 
Peters, Hans, Zahnarzt. 1904. 


1903. 


1901. 


_ Petersen, E., Dr. med. 1903. 
 *Petersen, K. Th., Dr. phil., Prof. 1873 


Pfeffel, Aug. 1869. 

Pfeiffer, Ludw. 1901. 

Pfeiffer-Belli, C.W. 1903. 

Pfungst, Arthur, Dr. phil. 1900. 

Picard, Lucien. 1908. 

Pichler, H., Ingenieur. 1892. 

Pinner, Oskar, Dr. med., San.-Rat. 1903. 

Plieninger, Theod., Direktor. 1897. 

Pohle, L., Dr. phil., Prof. 1903. 

Ponfick, Wilhelm, Dr. med. 1905. 

Popp, Georg, Dr. phil. 1891. 

Poppelbaum, Hartwig. 1905. 

Posen, Eduard, Dr. phil. 1908. 

Posen, J. L. 1891. 

Posen, Sidney. 1898. 

*Prior, Paul, Hütteningenieur. 1902. 

Propach, Robert. 1880. 

Prösler, J. Wilhelm. 1906. 

Prümm, Max, Ingenieur. 1900. 

Quincke, Hermann,Oberlandesgerichts- 
rat. 1903. 

Raab, A.., Dr. phil., Apotheker. 1891. 

Ratazzi, Karl. 1900. “ 


Ravenstein, Simon. 1873, 

Rawitscher, Ludwig, Dr. jur., Land- 
gerichtsrat. 1904. 

Regius, Karl. 1900. 

Frau Regnier, Emma, geb. Fischer. 1900. 

Reh, Robert. 1902. 

*Rehn, J. H., Dr. med., Geh. San.-Rat. 
1880. 

Rehn, Louis, Dr. med., Prof. 1893. 

Reichard-d’Orville, Georg. 1905. 

Frau Gräfin v. Reichenbach-Lessonitz, 
geb. Freiin Göler v. Ravensburg. 
1903. 

*Reichenbach, Heinrich, Dr. phil., Prof. 
1872. 

Frau Baronin von Reinach. 

Reinemer, Karl. 1900. 

Reinert, Felix. 1905. 

Reiss, Paul, Justizrat. 

Rennau, Otto. 1901. 

Reutlinger, Jakob. 1891. 

Richter, Johannes. 1898. 

*Richters, Ferdinand, Dr. phil., Prof. 
1877. 

Frau Riese, Karl. 1897. 

Riese, Otto, Baurat. 1900. 

Riesser, Eduard. 1891. 

Rikoff, Alfons, Dr. phil. 1897. 

Rintelen, Franz, Dr. 1904. 

Ritsert, Eduard, Dr. phil., Fabrik- 
direktor. 1897. 

Ritter, Hermann. 1903. 

*Roediger, Ernst, Dr. med. 1888. 

Roediger, Paul, Dr. jur. 1891. 

*Rörig, Ad., Dr. med., Forstmeister 
a. D. 1897. 

Rößler, Friedrich, Dr. phil. 

Rößler, Heinrich, Dr. phil. 

Rößler, Hektor. 1878. 

Roger, Karl, Bankdirektor. 

Rohmer, Wilhelm. 1901. 

Ronnefeld, Adolf. 1905. 

Ronnefeld, Friedrich. 1905. 

Roos, Heinrich. 1899. 

Roos, Israel, Dr. phil. 

Rose, Christian. 1900. 

Roques, Adolf., Dr. phil. 


1905. 


1878. 


1900. 
1884. 


1897. 


1905, 


1900. 


55* 


aunt, 


Roques-Mettenheimer, Etienne. 1897. 

Rosenbaum, E., Dr. med. 1891. 

Rosengart, Jos., Dr. med. 1899. 

Rosenthal, Rudolf, Dr. jur., Rechts- 
anwalt. 1897. 

Roth, Karl, Dr.med., Gerichtsarzt. 1903. 

Rother, August. 1903. 

Rothschild, Otto, Dr. ıned. 

Rueff, Julius, Apotheker. 

Ruff, Franz, Ingenieur. 

Rumpf, Christian. 1899. 

Rumpf, Gustav Andreas. 1905. 

Ruppel, W., Dr. phil. Prof. 1903. 

Sabarly, Albert. 1897. 

Frau Sabarly, Marianne. 1900. 

Sachs, Hans, Dr. med. 1903. 

*Sack, Pius, Dr. phil. 1901. 

Salomon, Bernhard, Prof., General- 
direktor. 1900. 

Sandhagen, Wilhelm. 1873. 

Sarg, Francis C. A., Konsul. 1906. 

*Sattler, Wilhelm, Stadtbaumeister. 
1892. 

Sauerländer, Robert. 1904. 

*Schäffer - Stuckert, Fritz, Dr. dent. 


1904. 
1873. 
1905. 


surg. 1892. 
Scharff, Charles A. 1897. 
Scharff, Ernst. 1903. 
Scharff, Julius, Bankdirektor. 1900. 
*Schauf, Wilh., Dr. phil., Prof. 1881. 


Schaumann, Gustav, Stadtrat. 1904. 

Scheib, Adam. 1905. 

Scheller, Karl, Buchhindler. 1897. 

Schepeler, Hermann. 1891. 

Scherenberg, Fritz, Polizei-Präsident. 
1905. 

Scherlenzky, Karl August. 1908. 

Schiermann-Steinbrenk, Fritz. 1903. 

Schiff, Ludwig. 1908. 

Schild, Eduard 1904. 


Schild, Rudolf, Dr. med. 1903. 


Schiller, Gustav. 1902. 
Schleußner, Friedr., Direktor. 1900. 
SchlenBner, Karl, Dr. phil. 1898. 


Schlund, Georg. 1891. 
Schmidt, Peter, Lehrer. 1906. 
Frau Schmidt, Rudolf 1904. 


— 


Schmidt-Polex, Anton. 1897. 
*Schmidt-Polex, Fritz, Dr. jur. 1884. 
Schmidt-Polex, Karl, Dr. jur., Justiz- 
rat. 1897. 
Schmidt-Scharff, Eugen. 
Schmölder, P. A. 1873. 
*Schnaudigel, Otto, Dr. med. 1900. 
Schneider, Johannes. 1898. 
Scholz, Bernhard, Dr. med. 1904. 
Schott, Alfred, Direktor. 1897. 
*Schott, Eugen, Dr. med., San.-Rat, 
1872. 
Schott, Theod., Dr. med., Prof. 1903. 
Schrey, Max. 1905. 
Schtirmann, Adolf. 
Schulz, Karl. 1905. 
Schulze-Hein, Hans. 1891. 
Schulz-Euler, Karl Fr. 1906. 
Schumacher, Heinr. 1885. 
Schumacher, Peter, Dr. phil. 
Schuster, Bernhard. 1891. 
Schuster-Rabl, F. W., Bankier. 1905. 
Schwarz, Georg Ph. A. 1878. 
Schwarzschild, Martin. 1866. 
Schwarzschild-Ochs, David. 1891. 
Scriba, Eugen, Dr. med. 1897. 
Seefrid, Wilh., Direktor. 1891. 
Seeger, G., Architekt. 1893. 
Seeger, Oskar. 1904. 
Seeger, Willy. 1904. 
Seidel, A., Stadtrat. 1891. 
*Seitz, A., Dr. phil., Direktor des 
Zoolog. Gartens. 1893. 
Seitz, Heinrich. 1905. 
Seligman, Henry. 1891. 
Seligman, Milton, Dr. jur., Amts- 
richter. 1905. 
Seuffert, Theod., Dr. med. 
Sichel, Ignaz. 1906. 
Sidler, Karl. 1905. 
*Siebert, Aug., Gartenbaudirekt. 1897. 
Siebert, Arthur. 1900. 
Siegel, Ernst, Dr. med. 1900. 
Siesmayer, Philipp. 1897. 


1905. 


1891. 


1905. 


1900. 


56* 


——— 


Sittig, Edmund, Oberlehrer. 1900. 
Solm, Richard, Dr. med. 1908. 
Sommer, Julius, Direktor. 1906. 
Sommerhoff, Louis. 1891. 
Sommerlad, Fritz. 1904. 

Sondheim, Moritz. 1897. 
Sonnemann, Leopold. 1873. 

Spieß, Gustav, Dr. med., Prof. 1897. 
Sporleder, Oskar. 1905. 


v. Steiger, Louis, Baron. 1905. 
Stern, Adolf. 1906. 

Stern, Maier. 1905. 

Stern, Paul, Dr. phil. 1905. 
Stern, Richard, Dr. med. 1893. 
Frau Stern, Theodor. 1901. 


Stern, Willy. 1901. 

Sternberg, Paul. 1900. 

Stettheimer, Eugen, Rentner. 1906. 

Frau v. Stiebel, H., Konsul. 1903. 

Stiebel, Karl Friedrich. 1903. 

Stock, Wilhelm. 1882. 

Stoeckicht, Karl. 1908. 

Straus, F., Dr. med. 1904. 

Strauß, Ernst. 1898. 

Streng, Wilhelm, Dr. med. 1897. 

Strömsdörfer, Jean, Konsul. 1906. 

Stroof, Ignatz, Dr. phil. 1903. 

Sulzbach, Emil. 1878. 

Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891. 

Szamatölski, Daniel. 1905. 

*Teichmann, Ernst, Dr. phil. 1903. 

Thebesius, Louis, Dr. jur., General- 
konsul. 1900. 

Thoma, Phil. 1893. 

Thomé, Robert, Eisenbahn - Direk- 
tions-Präsident. 1900, 
Thoms, Heinrich, Dr. phil., Kreis- 

tierarzt. 1904. 
Thorn, Philipp. 1900. 
Treupel, Gustav, Dr. med., Prof. 1903. 
Trost, Fritz. 1897. 


| Ullmann, Albert. 1905. 


Sioli, Emil, Dr. med., Direktor der | 


Irrenanstalt. 1893. 
Sippel, Albert, Dr. med., Prof. 


1896. 


Ullmann, Karl, Dr. phil. 1906. 


‚Ulrich, Otto. 1902. 


Varrentrapp, Adolf, Dr. jur., Geh. 
Reg.-Rat, Bürgermeister. 1900. 
Frl. Velde, Julie, Oberlehrerin. 1902. 


v. d. Velden, Wilh., Bankdirektor. 
1901. 

Versen, Paul, Oberlandesgerichtsrat. 
1904 

Villaret, Albert, Dr. med., Generalarzt 
und Korpsarzt d. XVIII. Armee- 


korps. 1905. 
Vögler, Karl, Dr. phil., Oberlehrer. 
1903. 


*Vohsen, Karl, Dr. med. 1886. 
Vowinckel, M., Direktor. 1891. 
Wagener, Alex. 1904. 
Wagner, Gottfried. 1905. 
Frau Grifin v. Wartensleben, Gabriele, 
Dr. phil. 1902. 
Weber, Heinrich, Dr. med. 
Weiller, Jakob H. 1891. 
Weiller, Lionel. 1908. 
Weidmann, Hans, Direktor. 
Weinberg, Arthur, Dr. phil. 
Weinberg, Karl, Gen.-Konsul. 
Weinschenk, Alfred. 1903. 
*Weis, Albrecht. 1882. 
Weisbrod, Aug., Druckerei. 1891. 


1897. 


1905. 
1897. 
1897. 


Weismann, Daniel. 1902. 
Weismantel, O., Dr. phil. 1892. 
Weller, Albert, Dr. phil. 1891. 


57* 


"Wendt, A.H. 1901. 

Werner, Felix. 1902. 

Wertheim, Karl, Justizrat. 1904. 
Wertheimber, Julius. 1891. 
Wertheimber-de Bary, Ernst. 1897. 
Wertheimer, Otto, Dr. phil. 1905. 
Wetzlar-Fries, Emil. 1903. 
Wiederhold, Kurt, Dr. phil. 1904. 


v. Wild, Rudolf, Dr. med. 1896. 

Wilhelmi, Adolf. 1905. 

Willemer, Karl, Dr. med. 

*Winter, Friedr. W. 1900. 

Fri. Winterhalter, Elisab., Dr. med. 
1903. 

Winterwerb, Rud., Dr. jur., Bank- 
direktor. 1900. 

Wirth, Richard, Dr. 1905. 

Wolff, Ludwig, Dr. med. 1904, 

Wormser, Sieginund H., Bankdirektor. 


1905. 


1905. 
Wüst, K. L. 1866. 
Wronker, Hermann. 1905. 
Wurmbach, Julius. 1905. 


Zeltmann, Theod. 1899. 

Ziegler, Karl. 1905. 

Zimmern, Siegmund, Dr. med. San.- 
Rat. 1899. 


b) Mitglieder, die außerhalb Frankfurts wohnen. 


* Alzheimer, Alois, Dr. med. in Miinchen. 
1896. 

Becker, J., Direktor in Hanau. 1904. 

Bibliothek, Königl., in Berlin. 1882. 

v. Brüning, Gustav, Dr. phil. in 
Höchst a. M. 1903. 

Delkeskamp, Rudolf, Dr. phil., Privat- 
dozent in Giessen. 1904. 

Drehwald, Karl, Bankdirektor in 
Offenbach. 1900. 

Frau Baronin von Erlanger, Nieder- 
Ingelheim. 1905. 


Goldschmidt, Rich., Dr. phil, Privat- 
dozent in München. 1901. 

Grosch, K., Dr. med. in Offenbach a. M. 
1904 


-v. Guaita, Georg, Dr. phil. in Frei- 


burg iB. 1898. 


Heräus, Heinrich in Hanau. 1889. 


 Herxheimer, G., Dr. med. in Wies- 


baden. 1901. 


‘ Hopf, Karl in Niederhöchstadti.T. 1904. 


Feist, Fr., Dr. phil., Prof. in Kiel. 1887. 


Fresenius, Ant., Dr.med., Sanitätsrat 
in Jugenheim. 1893, 


Krekel, E. Fr., Forstmeister in Hof- 
heim i.T. 1904. 

Laurenze, Ad. in GroBkarben. 1903. 

Lenz, Dr., Tierarzt in Aschaffenburg. 
1903. 


mn 


58* 


v. Leonhardi, Moritz, Freiherr in Groß- | Port, G., Dr. med., Prof. in Heidel- 


karben. 1904. 

*Lepsius, B., Dr. phil., Prof., Fabrik- 
direktor in Griesheim a. M. 1883. 

v. Lindequist, Oskar, General der In- 
fanterie und Generaladjutant 
Sr. Majestät des Kaisers unil 
Königs, Generalinspekteur der 
III.Armeeinspektion, Exzellenz, 
in Hannover. 

Fri. Mayer, Josephine in Langen- 
schwalbach. 1897. 

von Meister, Wilhelm, Dr., Regierungs- 
präsident in Wiesbaden. 1905. 

Mönckeberg, J.G., Dr. med. in Gießen. 
1903. 

Frau Dr. Oestreich, Anna, in Marburg. 
1901. 


berg. 1904. 

Reichard, Adolf, Dr. phil. in Helgo- 
land. 1901. 

Reiss, Eduard, Dr. med. in Miinchen. 
1903. 

Rothschild, David, Dr. med. in Bad 
Soden. 1904. 


Schaffnit, J., Apoth. in Rödelheim. 1903. 

Schmick, Rudolf, Oberbaurat in Darm- 
stadt. 1900. 

Schmitt, H., Dr. med. in Arheiligen 
bei Darmstadt. 1904. 

Scriba, L. in Höchst a. M. 1890 

Weiß, Jul., in Montigny b. Metz. 1897. 

Wetzel, Heinr. in Ludwigsburg. 1864. 

Wittich, Ernst, Dr. phil. in Darm- 
stadt. 1898. 


— 59° — 


III. Außerordentliche Ehrenmitglieder. 


1900. Wallot, Paul, Prof., Dr. phil., Geh. Hof- und Baurat in Dresden. 
1903. Schmidt-Metzler, Moritz, Prof., D., Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz 
in Frankfurt a. M. 


IV. Korrespondierendes Ehrenmitglied. 


1866. Bein, J. J., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor der Geographie an 
der Universität Bonn. 


V. Korrespondierende Mitglieder. *) 


1850. Scheidel, Sebastian Alexander, Privatier in Bad Weilbach. 

1860. Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Hohen-Wittlingen bei Urach 
Württemberg. 

1860. Weismann, August, Dr. phil., Geh. Hofrat, Prof. der Zoologie und 
Direktor des zool. Instituts der Universität Freiburg i. B. (von hier). 

1862. Steffan, Phil., Dr. med. in Marburg i. H. (von hier). 

1862. Deichler, J. Christ., Dr. med. in Jugenheim (von hier). 

1868. Hornstein, F., Dr. phil., Prof. in Kassel. 

1869. Barboza du Bocage, José Vicente, Lente Catedratico an der Escola 
Polytechnica und Direktor des Museo Nacional in Lissabon. 

1872. Westerlund, Karl Agardh, Dr. phil. in Ronneby, Schweden. 

1872. Hooker, Jos. Dalton, Dr., früher Direktor des botanischen Gartens in 
Kew bei London. 

1873. Günther, Albert, Dr., früher Keeper of the Department of Zoology am 
British Museum (N.H.) in London. 

1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary of the Zoological Society in London. 

1873. v. Leydig, Franz, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. emer. der vergleichen- 
den Anatomie und Zoologie in Würzburg. 

1873. Schmarda, Ludwig Karl, Dr., Geh. Hofrat, Prof. emer. in Wien. 

1873. Schwendener, Simon, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik und Direktor 
des bot. Instituts der Universität Berlin. 

1873. Fries, Th., Dr., Prof. in Upsala. 

1873. Schweinfurth, Georg, Prof., Dr., Präsident der Geographischen Gesell- 
schaft in Kairo. 

1874. Gasser, Emil, Dr. ıned., Geh. Med.-Rat, Prof. der Anatomie und Direk- 
tor des anat. Instituts der Universität Marburg (von hier). 


*) Die beigefügte Jahreszahl bedeutet das Jahr der Ernennung. — Die 
verehrl. Korrespondierenden Mitglieder werden höflichst gebeten, eine Verände- 
rung des Wohnortes oder des Titels der Direktion der Senckenbergischen Natur- 
forschenden Gesellschaft anzuzeigen. 


1875. 


1875. 


1875. 
1876. 


1876. 


1876. 
1877. 


1877. 
1878. 


1880. 
1881. 
1881. 
1882. 
1882. 
1882. 
1883. 


1883. 
1883. 


1883. 
1883. 


1884. 


1884. 


1884, 


1884. 


1886. 
1886. 


1887. 
1887. 


1887. 
1887. 


— 60 — 


Bütschli, Johann Adam Otto, Dr. phil., Geh. Hofrat, Prof. der Zoologie 
und Direktor des zool. Instituts der Universität Heidelberg. (von hier). 

Klein, Johann Friedrich Karl, Dr., Geh. Bergrat und Prof. der Minera- 
logie an der Universität Berlin. 

Moritz, A., Dr., Direktor des physikalischen Observatoriums in Tiflis. 

Liversidge, Archibald, Dr., Prof. der Chemie und Mineralogie an der 
Universität Sidney, Australien. 

Meyer, Adolf Bernhard, Dr. med., Geh. Hofrat und Direktor des zool. 
und anthrop.-ethnogr. Museums in Dresden. 

Wetterhan, J. D. in Freiburg i. Br. (von hier). 

v. Voit, Karl, Dr. med., Geh. Rat, Prof. der Physiologie an der Uni- 
versität München. 

Becker, L., Oberingenieur in Johannesburg (Transvaal). 

Chun, Karl, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts 
der Universität Leipzig (von hier). 

Jickeli, Karl, Dr. phil. in Hermannstadt. 

Todaro, A., Prof. Dr., Direktor des botanischen Gartens in Palermo 

Snellen, P.C.F. in Rotterdam. 

Retowski, Otto, k. Staatsrat, Konservator an der Kaiserl. Eremitage 
in St.-Petersburg. 

Retzius, Magnus Gustav, Dr. med., Prof. emer. in Stockholm. 

Russ, Ludwig, Dr. in Jassy. 

Koch, Robert, Prof., Dr. med., Geh. Med.-Rat, Generalarzt I. Kl. a la 
suite des Sanitätskorps, o. Mitglied des K. Gesundheitsamts in Berlin. 

Loretz, Mart. Friedr. Heinr. Herm., Dr. phil., Landesgeolog in Berlin. 

Ranke, Johannes, Dr., Prof. der Anthropologie an der Universität 
München, Generalsekretär der Deutschen anthropol. Gesellschaft. 

Jung, Karl, Kaufmann, hier. 

Boulenger, George Albert, F. R. S., I. Class Assistant am British Museum 
(N. H.), Department of Zoology, in London. 

Lortet, Louis, Dr., Professeur de Parasitologie et de Microbiologie 
& la Faculté de Médecine in Lyon. 

Se. Königliche Hoheit Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Dr. med. 
in Nymphenburg. 

von Koenen, Adolf, Dr., Geh. Bergrat, Prof. der Geologie und Paläon- 
tologie, Direktor des geol.-paläont. Museums der Universität 
Göttingen. 

Knoblauch, Ferdinand, früher Konsul des Deutschen Reiches in Noumea, 
Neukaledonien, (von hier). 

von Bedriaga, Jacques, Dr. in Nizza. 

Koerner, Otto, Dr. med., Prof. der Ohrenheilkunde an der Universität 
Rostock (von hier). 

Schinz, Hans, Dr. phil., Prof. der Botanik und Direktor des botan. 
Gartens der Universität Zürich. 

Stratz, C. H., Dr. med. im Haag, Holland. 

Breuer, H., Dr., Prof., Direktor des Realgymnasiums in Wiesbaden. 

Hesse, Paul, Kaufmann in Venedig. 


1888. 
1888. 
1888. 


1888. 
1889. 


1890. 
1890. 


1890. 
1891. 
1891. 


1891. 
1892. 
1892. 
L892. 


1892. 


1892. 


1892. 
1892. 


1892. 


1892. 


1892. 


1892. 


1892. 


1892. 


1892. 


1893. 


— 61* — 


von Kimakowicz, Mauritius, Kustos der zool. Abteilung des Museums 
des Siebenbürgischen Vereins für Naturw. in Hermannstadt. 

Brusina, Spiridion, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. 
National-Museums der Universität Agram. 

Rzehak, Anton, Prof. der Paläontologie und Geologie an der tech- 
nischen Hochschule in Brünn. 

Reuss, Johann Leonhard, Kaufmann in Kalkutta (von hier). 

Roux, Wilhelm, Dr. med., Prof. der Anatomie und Direktor des anat. 
Instituts der Universität Halle a. S. 


‘von Berlepsch, Hans, Graf auf Schloß Berlepsch, Hessen-Nassau. 


Fritsch, Anton Johann, Dr., Prof. der Zoologie und Kustos der zuul. 
und paläont. Abteilung des Museums der Universität Prag. 

Haacke, Joh. Wilh., Dr. phil. in Lingen bei Ems. 

Engelhardt, Hermann, Prof. am Realgymnasium in Dresden. 

Fischer, Emil, Dr. phil., Prof. der Chemie und Direktor des chemischen 
Instituts der Universität Berlin. 


. Hartert, Ernst, Dr. phil.h.c., Curator in charge of the Zoological Museum 


in Tring, Herts. 

Strubell, Adolf, Dr. phil, Privatdozent der Zoologie an der Univer- 
sität Bonn. 

Beccari, Eduard, Prof. emer. Florenz. 

van Beneden, Eduard, Dr., Prof. der Zoologie an der Universität Lüttich. 

Dohrn, Anton, Prof., Dr., Geh. Rat und Direktor der zoologischen 
Station in Neapel. 

Engler, Heinrich Gustav Adolf, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik 
und Direktor des bot. Gartens und des bot. Museums der Universität 
Berlin. 

Haeckel, Ernst, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zoologischen 
Instituts der Universität Jena. 

Möbius, Karl August, Dr., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Zoologie in Berlin. 

Nansen, Fridtjof, Prof., Dr., königl. norwegischer Gesandter in London. 

Schulze, Franz Eilhard, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Zoologie und 
Direktor des zoologischen Instituts der Universität Berlin. 

Straßburger, Eduard, Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik und 
Direktor des bot. Gartens der Universität Bonn. 

Sueß, Eduard, Dr., Prof. der Geologie und Direktor des geologischen 
Museums der Universität Wien. 

Waldeyer, Heinrich Wilhelm Gottfried, Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. 
der Anatomie und Direktor des anatomischen Instituts der Universi- 
tät Berlin. 

Fleischmann, Karl, Konsul, Kaufmann in Guatemala. 

Bail, Karl Adolf Emmo Theodor, Prof., Dr., Gymnasial - Oberlehrer 
a. D. in Danzig. 

Conwentz, Hugo Wilhelm, Prof., Dr., Direktor des westpreuss. Pro- 
vinzial-Museums in Danzig. 

Verworn, Max, Dr. med., Prof. der Physiologie und Direktor des physiol. 
Instituts der Universität Göttingen. 


1893. 


1893. 


1893 


1894. 
1894. 
1894. 
1894. 
1894. 
1895. 


1895. 
1895. 


1895. 
1895. 
1895. 
1896. 
1896. 
1896. 
1896. 
1896. 
1896. 
1897. 
1897. 
1897. 
1897. 
1898. 
1898. 
1898. 
1898. 


1898. 
1898. 


— 69 — 


Koenig, Alexander Ferd., Prof., Dr. phil, Privatdozent der Zoologie 
an der Universität Bonn. 

Liermann, Wilh., Dr. med., Dir. d. Landkrankenhauses in Dessau (von hier). 

Noll, Fritz, Dr. phil., Prof. der Botanik an der Universität Bonn und 
an der landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf. 

Urich, F. W., Secretary of the Trinidad Field Naturalists’ Club in 
Port of Spain, Trinidad. 

Douglas, James, President of the Copper Queen Company ,,Arizona” in 
New York. 

Pagenstecher, Arnold, Dr. med., Geh. San.-Rat, Inspektor des natur- 
historischen Museums in Wiesbaden. 

Dreyer, Ludwig, Dr. phil. in Wiesbaden. 

Dyckerhoff, Rudolf, Dr. ing., Fabrikbesitzer in Biebrich a. Rh. 

Kraepelin, Karl Mathias Friedrich, Prof., Dr., Direktor des natur- 
historischen Museums in Hamburg. 

Bolau, Heinrich, Dr., Direktor des zoologischen Gartens in Hamburg. 

Kükenthal, Willy, Dr. phil., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. 
Instituts und Museums der Universität Breslau. 

Seeley, Harry Govier, Professor of Geography and Lecturer in Geology am 
King’s College in London. 

v. Behring, Emil, Dr. med., Wirkl. Geh. Rat, Exzellenz, Prof. der 
Hygiene an der Universität Marburg i. H. 

Murray, John, Dr. phil., Director of the Challenger Expedition Publi- 
cations Office in Edinburgh. 

Scharff, Robert, Dr. phil., Keeper of the Science and Art Museum in 
Dublin (von hier). 

Biicking, Hugo, Dr. phil., Prof. der Mineralogie an der Universitit 
Stra8burg i. E. 

Greim, Georg, Dr. phil., Prof. der Geologie an der technischen Hoch- 
schule in Darmstadt. 

Miller, Alfred, Dr. phil, Forstmeister und Professor der Botanik an 
der Forstakademie in Eberswalde. 

Lepsius, Richard, Dr. phil., Geh. Oberbergrat, Prof. der Geologie und 
Mineralogie an der technischen Hochschule und Direktor der geolo- 
gischen Landesanstalt für das Großherzogtum Hessen in Darmstadt. 

von Méhely, Lajos, Prof., Kustos des Nationalmuseums in Budapest. 

Verbeek, Rogier Diederik Marius, Dr. phil. h. c., Ingenieur en chef 
des mines des Indes Néerlandaises in Buitenzorg, Java. 

Voeltzkow, Alfred, Prof., Dr. phil., in Berlin. 

Riist, David, Dr. med. in Hannover. 

Kaiser, Heinr., Dr., Prof. an der tierärztlichen Hochschule in Hannover. 

v. Ihering, H., Prof., Dr., Direktor des Museums in S& Paulo. 

Forel, A., Dr. med., Prof. in Chigny bei Morges, Kanton Waadt. 

Retter, Apotheker in Samarkand, Turkestan. 

Sarasin, Fritz, Dr. in Basel. 

Sarasin, Paul, Dr. in Basel. 

Burckhardt, Rud., Prof., Dr., Privatdozent an der Universität Basel. 


1898. 
1899. 


1899. 


1899. 
1899. 


1899. 


1899. 


189. 
1899. 


1899. 


1900. 
1900. 


1900. 


1900. 
1900. 
1900. 
1900. 
1900. 
1900. 
1901. 
1901. 


1901. 
1901. 


1901. 


1901. 
1901. 
1901. 
1901. 


1901. 
1902. 


1902. 
1902, 


— 63* — 


Schmiedeknecht, Otto, Prof., Dr., Blankenburg in Thüringen. 

Kossel, Albrecht, Dr. med., Prof. der Physiologie und Direktor des 
physiologischen Instituts der Universität Heidelberg. 

Maryanski, Modest, Bergingenieur in Santa Maria bei Albany, West- 
australien. 

Stirling, James, Government Geologist of Victoria in Melbourne. 

Le Souéf, Dudley, Director of the Acclimatisation Society, Royal Park 
in Melbourne. 

Martin, Charles James, Dr., Director of the Lister Institute of Preventive 
Medicine in London. 

Strahl, H., Dr. med., Prof. der Anatomie und Direktor des anat. In- 
stituts der Universität Gießen. 

Fischer, Emil, Dr. med. in Zürich. 

Lenz, H., Prof., Dr. phil, Direktor des naturhistor. Museums in 
Lübeck. 

Schenck, H., Dr. phil., Prof. der Botanik und Direktor des bot. Gartens 
in Darmstadt. 

Dönitz, Wilhelm, Prof., Dr. med., Geh. Med.-Rat in Charlottenburg. 

Ludwig, H., Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Prof. der Zoologie und Direktor 
des zool. Instituts und Museums der Universität Bonn. 

Engelmann, W., Dr. med., Geh. Med.-Rat, Prof. der Physiologie und 
Direktor des physiol. Instituts der Universität Berlin. 

Munk, Herm., Dr. med., Prof. der Physiologie an der Universität Berlin. 

Fresenius, Heinrich, Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Prof. in Wiesbaden. 

Zinndorf, Jakob in Offenbach. 

Spandel, Erich in Nürnberg. 

Montelius, Oskar, Dr., Prof. in Stockholm. 

Becker, Jago, Direktor in Valencia (Spanien). 

Thilo, Otto, Dr. med. in Riga. 

Nissl, Franz, Dr. med., Prof. der Psychiatrie und Direktor der psychia- 
trischen Klinik der Universität Heidelberg. 

von Wettstein, Rich., Dr., Prof. in Wien. 

Steindachner, Franz, Dr. phil., Geh. Hofrat, Intendant des K. K. 
naturhist. Hofmuseums in Wien. 

v. Graff, Ludw., Dr., Hofrat, Prof. der Zoologie und Direktor des 
zool. Instituts der Universität Graz. 

Döderlein, Ludw., Dr., Prof. in Straßburg i. Els. 

Simroth, Heinr., Dr., Prof. in Leipzig. 

Schillings, C. G., Weiherhof bei Düren. 

Lampert, Kurt, Prof., Dr., Oberstudienrat und Vorstand des kyl. Natu- 
ralien-Kabinets in Stuttgart. 

Friese, Heinrich, in Schwerin (Mecklenburg). 

Tréboul, E., Président de la Société nationale des sciences naturelles 
et mathématiques, Cherbourg. 

Schneider, Jakob Sparre, Direktor des Museums in Tromsd. 

Kayser, E., Dr., Prof. der Geologie und Paläontologie und Direktor 
des Geol. Instituts der Universität Alarburg. 


1902. 


1902. 
1902. 
1902. 


1902. 


1902. 
1902. 


1902. 
. Oestreich, Karl, Dr., Privatdozent in Marburg (von hier). 
1902, 
1903. 


— 64* — 


Spengel, J. W., Dr., Geh. Rat, Prof. der Zoologie und Direktor des 
zool. Instituts der Universität Gießen. 

Credner, Herm., Dr., Prof., Geh. Bergrat in Leipzig. 

Reis, Otto M., Landesgeolog in Miinchen. 

Notzny, Albert, Bergwerksdirektor und Bergassessor auf Heinitzgrube 
in Beuthen, Oberschlesien. 


. Beyschlag, Franz, Prof., Dr., Geh. Bergrat, wissensch. Direktor der 


geol. Landesanstalt in Berlin. 

Schmeisser, K., Geh. Bergrat, Berghauptmann und Oberbergamts- 
Direktor in Breslau. 

de Man, J. G., Dr. in lerseke, Holland. 

Boveri, Theod., Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Instituts 
der Universität Würzburg. 

Weidmann, Karl, Kgl. Torfverwalter in Carolinenhorst, Pommern. 


Preiss, Paul, Geometer in Ludwigshafen. 

Schaudinn, Fritz, Dr., Regierungsrat, Direktor der Abteilung für 
Protozoenforschungen des Institutes für Schiffs- und Tropenkrank- 
heiten in Hamburg. 


. Weber, Max, Dr., Prof. der Zoologie und Direktor des zool. Institats 


in. Amsterdam. 


3. Fürbringer, Max, Dr., Geh. Hofrat, Prof. der Anatomie und Direktor 


des anatomischen Instituts der Universität Heidelberg. 


. de Vries, Hugo, Dr., Prof. der Botanik in Amsterdam. 

. Schlosser, Max, Dr., II. Konservator der paläont. Sammlung in München. 
. Klunzinger, B., Dr., Prof. emer. in Stuttgart. 

. v. Schröter Guido, Konsul des deutschen Reiches in San José, Costa-Rica,. 
. Vigener, Anton, Apotheker in Wiesbaden. 

. Wolterstorff, W., Dr., Kustos des naturhistor. Museums in Magdeburg. 
. Vicomte du Buysson, Robert in Paris. 

. Seine Durchlaucht Fürst Albert von Monaco in Monte Carlo. 

. Brauer, August, Prof., Dr., Direktor des königl. zuol. Museums in Berlin. 
. Hauthal, Rudolf, Prof., Dr., Direktor des Römermuseums in Hildesheim. 
. Hagenbeck, Karl, in Stellingen bei Hamburg. 

. v. Linstow, Otto, Dr. med., Generaloberarzt a. D. in Göttingen. 

. Langley, J. N., Prof., Dr. in Cambridge. 

. Löb, Jacques, Prof., Dr. in San Francisco. 

. Haberlandt, Gottlieb, Dr., Prof. der Botanik und Direktor des bot. 


Gartens der Universitat Graz. 


. Kuschel, M., Polizeirat a. D. in Guhrau in Schlesien. 
. Konow, F. W., Pfarrer in Teschendorf b. Stargard. 
. Ehlers, E., Dr., Geh. Rat, Prof. der Zoologie und Direktor des zool. 


Instituts der Universität Göttingen. 


. Witzel, Louis, Rittergutspächter in Comuna Prundu Judetul Jefov, 


Rumänien (von hier). 


. Jesup, Morris, K., Präsident des Naturhistorischen Museums in New-York. 


ad: 


— 65* — 


Rechte der Mitglieder. 


Durch die Mitgliedschaft werden folgende Rechte er- 

worben: 

1. Das Naturhistorische Museum an Wochentagen von 
8—1 und 3—6 Uhr zu besuchen und Fremde ein- 
zuführen. 

2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen 
und wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen. 

3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen. 

Außerdem erhält jedes Mitglied alljährlich den „Bericht“. 


— 66* — 


Auszug aus der Bibliothek-Ordnung. 


. Den Mitgliedern der Senckenbergischen Naturforschenden 


Gesellschaft, sowie denen des Ärztlichen Vereins, des 
Physikalischen Vereins und des Vereins für Geographie 


und Statistik steht die Bibliothek an allen Werktagen von 


10—1 Uhr und — Samstag ausgenommen — von 6 —8 Uhr 
zur Benutzung offen. Das Ausleihen von Büchern findet 
nur in den Vormittagsstunden statt. 


. Das Lesezimmer ist dem Publikum zugängig und jeder- 


mann kann daselbst Bücher zur Einsicht erhalten. Bücher, 
die am Abend im Lesezimmer benutzt werden sollen, müssen 
bis spätestens 11 Uhr am Vormittage des betreffenden 
Tages schriftlich bestellt sein. 


. Zur Entleihung von Büchern sind die hiesigen Mitglieder 


der beteiligten Vereine und deren Dozenten berechtigt. 
Die Bibliothekare sind gehalten in zweifelhaften Fällen 
den Ausweis der persönlichen Mitgliedschaft durch die 
Karte zu verlangen. Auswärts wohnende Mitglieder sowie 
andere Personen haben den Bürgschein eines hier wohnen- 
den Mitgliedes beizubringen. 


. An ein Mitglied können gleichzeitig höchstens 6 Bände 


ausgeliehen werden; 2 Broschüren entsprechen 1 Band. 


. Die Rückgabe der Bücher an die Bibliothek hat nach 


4 Wochen zu erfolgen; die Entleihungsfrist kann jedoch 
verlängert werden, wenn die Bücher nicht von anderer 
Seite in Anspruch genommen werden. 


. Jeder Entleiher ist verpflichtet, der von der Bibliothek au 


ihn ergangenen Aufforderung zur Zurückgabe unbedingt 
Folge zu leisten, ferner im Falle einer Reise von mehr 
als acht Tagen die Bücher vorher zurückzugeben, wenn 
auch die Entleihungsfrist noch nicht abgelaufen sein sollte. 
Auswärtige Dozenten erhalten Bücher nur durch Bevoll- 
mächtigte, die Mitglieder unserer Gesellschaft oder eines 
der genannten Vereine sind und den Versand besorgen. 


. Am 15. Mai jeden Jahres sind sämtliche entliehenen Bücher 


behufs Revision, die Anfang Juni stattfindet, an die 
Bibliothek zurückzuliefern. 


— 67 — 


Bilanz 


und 


Ubersicht der Einnahmen und Ausgaben. 


68* 


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— Wt — 


Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen. 


I. Sitzung vom 21. Oktober 1905. 


Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Der Vorsitzende begrüßt die zahlreich erschienenen Mit- 
glieder zu Beginn des Wintersemesters und teilt mit, daß für 
dasselbe nahezu alle acht Tage wissenschaftliche Sitzungen in 
Aussicht genommen sind. Der vor kurzem erschienene, um- 
fangreiche Bericht für 1905, den die Bilder der im letzten 
Jahre verstorbenen arbeitenden Mitglieder zieren, liegt vor und 
gibt über die Tätigkeit der Gesellschaft Auskunft. Die Mit- 
gliederzahl ist auf 773 gestiegen trotz der vielen und schmerz- 
lichen Verluste, die die Gesellschaft gerade in letzter Zeit be- 
troffen haben. 

Die Konservatoren sind eben mit den riesigen v. Erlanger- 
schen Sammlungen beschäftigt, riesig auch in bezug auf die 
Größe der mitgebrachten Tiere. So mißt eine der Giraffen 
. 4,50 Meter und konnte nur nach Durchschlagung der Decke 
des unzureichenden Arbeitsraums montiert werden. 

Der Museumsbau an der Viktoria-Allee hat rüstige 
Fortschritte gemacht und wird im nächsten Sommer beziehbar 
sein. Die Einrichtung desselben und der bevorstehende Umzug 
beschäftigt inzwischen alle Organe der Gesellschaft. Vor allem 
sind die plumpen, undichten Sammlungsschränke des alten Mu- 
seums allmählich durch freistehende, moderne Eisenschränke 
zu ersetzen. Der Durchschnittspreis eines solchen Schrankes 
beträgt nach Ausgaug einer im Juni abgehaltenen Konkurrenz 
1800 Mark und das ganze Museum würde demnach für etwa 
300000 Mark Schränke benötigen, während noch nicht die Hälfte 
dieser Summe zur Verfügung steht. Auch die Schausammlung ist 


— 1! — 


zum großen Teil erst zusammenzubringen; eine ansehnliche Zahl 
von Erklärungstafeln, ein leicht verständlicher Führer durch das 
neue Museum sind unerläßlich. Die Dauer des Umzuges wird auf 
1/a—°jı Jahr geschätzt. „Wir müssen unter solchen Umständen, 
fährt der Vorsitzende fort, immer wieder aufs neue auf Ihrer 
Aller freundliche Unterstützung und Mitarbeit zählen, die uns 
bis jetzt stets zuteil geworden ist. Auswärtigen, namentlich 
den in den Tropen lebenden Mitgliedern, liefern wir gern und 
kostenlos eine gedruckte Broschüre, worin eine kurzgefaßte 
Anleitung zum Sammeln und Verpacken zoologischer Objekte 
enthalten ist, desgleichen praktische Versandgläser; denn nur 
mit größter Sorgfalt gesammelte und verpackte, mit genauen 
Fundangaben versehene Tiere sind wissenschaftlich verwertbar. 
Solche auswärtigen Mitglieder die zu fremden Museen Be- 
ziehungen haben, bitten wir dringend, dort etwa vorhandene 
Dubletten für uns nutzbar zu machen oder uns gute Abgüsse 
der aufgestellten Fossilien, die oft Unica sind, für unsere paläonto- 
logische Abteilung zu besorgen. Hier könnten uns vor allem 
die vielen Frankfurter in den Vereinigten Staaten 
von Nordamerika, in Buenos Aires, sowie in London, 
Wien und Petersburg unschätzbare Dienste leisten und uns 
in unser schönes neues Museum einige große Schaustücke als 
Patengeschenk übermitteln. 

Unsere deutschen Jäger und Jagdfreunde lenken wir 
endlich wiederholt auf die heimische Tierwelt hin, der wir einen 
hervorragenden Platz im Museum widmen wollen. Der Bericht 
1905 erwähnt auf Seite 161, was besonders gewünscht wird. 
Ich schließe in der festen Zuversicht, daß Sie Alle uns 
wie seither Ihre Unterstützung weiter gewähren, damit wir im 
Geiste unserer Stifter die Naturwissenschaften in Frankfurt 
pflegen und fördern können. Ist es doch gewiß keine zu kühne 
Prophezeiung, daß Fortschritte der naturwissenschaftlichen Er- 
kenntnis vor allen anderen dereinst unseres Dichters Ruf nach 
mehr Licht erfüllen und die Menschen auf eine höhere Kultur- 
stufe erheben werden.“ 

Hierauf beginnt Prof. Dr. R. Burckhardt aus Basel, 
von dem Vorsitzenden herzlich begrüßt, seinen mit großem 
Beifall aufgenommenen Vortrag über: 

„Hirnbau und Stammesgeschichte der Wirbeltiere.“ 


_ me — 


Entsprechend der Umbildung, welche die Zoologie durch 
die Entwickelungslehre erfahren hat insbesondere durch ihren 
Zuwachs an paläontologischen Dokumenten, gestaltet sich auch 
das Verhältnis der Organsysteme innerhalb der Wirbeltiere zu 
deren Stammesgeschichte anders als früher. Verglich man 
früher vermeintlich typische Gehirne der fünf Wirbeltierklassen 
miteinander und orientierte man diese Vergleichung auf das 
Gehirn des Menschen und der Säugetiere überhaupt, so er- 
scheint heute ein anderes Verfahren angezeigt, nämlich daß 
wir innerhalb der stammesgeschichtlich verfolgbaren Reihen die 
Umbildung des Hirntypus studieren und als einen Wachstums- 
prozeß analog dem der individuellen Entwickelungsgeschichte 
begreifen lernen. Erst von da aus lassen sich die mehr isoliert 
stehenden Gehirnformen auch begreifen und läßt sich ein Ge- 
samtbild vom Typus und den Modifikationen des Wirbeltierhirns 
entwerfen. Zu diesem Studium eignen sich eigentlich nur zwei 
Zweige des Wirbeltierstammes, die Säuger und die Selachier; von 
allen anderen besitzen wir ja nur noch abgehackte und isolierte 
Endglieder in der Gegenwart. 

Außer dieser veränderten stammesgeschichtlichen Basis hat 
sich aber auch die Technik der Nervenforschung erheblich ver- 
ändert und damit ist unser Einblick in die Struktur des Nerven- 
systems ein völlig anderer geworden. Beide Fortschritte sind 
miteinander zu kombinieren, seltenere und phylogenetisch be- 
deutungsvollere Hirnformen intensiver zu untersuchen, das Hirn 
im Zusammenhang mit seiner Umgebung in Angriff zu nehmen 
und die ganze Hirnforschung überhaupt von ihrer Orientierung 
auf den Menschen und die praktischen Interessen abzulösen. 

Der Vortragende hat, abgesehen davon, daß ihm Vertreter 
aller Typen des niederen Wirbeltiergehirns zu Gebote standen, 
besondere Aufmerksamkeit dem Selachierhirn geschenkt, das er 
an 55 Gattungen (gegen 28 vorher bekannten und meist ober- 
flächlich beschriebenen) zu untersuchen Gelegenheit gehabt hat. 

Das Problem, Hirnforschung und Entwickelungslehre zu ver- 
binden, zerlegt sich in folgende einzelne Aufgaben. 

Das Zentralnervensystem ist aufzufassen als ein ein- 
schichtig angelegtes Epithelrohr; sodann sind die Ein- 
fliisse nachzuweisen, die diese Uranlage modifiziert und zur 
Entfaltung von Hirnsubstanz geführt haben. Sie sind 


— 3 — 


1. Bedingungen der Massenmechanik des Nervenrohrs 
selbst, 2. Ausbildung von zentralen Organen, die teils 
motorische und sensible, teils psychische Zentren sein können, 
3. Modifikationen, die auf die Umwandlung der Ursinnesorgane 
in die höheren Sinnesorgane zurückgehen, und direkte An- 
sprüche der Sinnesorgane selbst, 4. Massenkorre- 
lation zwischen den einzelnen Organen und der Gesamt- 
heit des Kopfes außerhalb des Gehirns und dem Gehirn selbst. 

Ein vergleichendes Studium der nervösen Gewebe zeigt 
uns, daß wohl die Ausbildung von Ganglienzellen das ursprüng- 
liche Epithelgewebe durch seine Massen (nicht durch seinen Dif- 
ferenzierungsgrad) modifiziert; die Ganglienzellen bilden das pro- 
gressive Element, die Stützzellen das konservative, das sich unter 
dem Einfluß jener allmählig und nur zähe umwandelt. Daher 
ist die Stützsubstanz ein besserer Gradmesser für die Phylo- 
genie der nervösen Gewebe. Treten wir mit diesem Maßstab 
an das Hirn der Wirbeltiere, so erweist es sich in seinen pri- 
mitiven geweblichen Differenzierungsstufen als sehr konstant. 
Außerdem aber steht in durchgehender Übereinstimmung durch 
den Wirbeltierstamm das Verhalten gewisser Längsabschnitte 
(nicht jener künstlich unterschiedenen Hirnbläschen), der sog. 
Längszonen, von denen wir je eine dorsale und eine ventrale 
Medianzone und zu beiden Seiten, den Hörnern des Rücken- 
marks entsprechend, Paare von ventralen (motorischen) und 
dorsalen (sensiblen) Lateralzonen unterscheiden. Die Median- 
zonen bleiben auf den niedersten Stufen der Gewebsentwicklung ; 
die Lateralzonen dagegen differenzieren sich am stärksten, nicht 
ohne auch sekundär die Medianzonen auf eine hohe Stufe der 
Differenzierung mitzunehmen. Daher trifit der Medianschnitt 
des Gehirns die konservativsten Partien und verrät am aller- 
meisten Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Wirbel- 
tieren, auch über Formen hinaus, bei denen die Homologie der 
einzelnen Schädelteile sich nicht in gleichem Maße durchführen 
läßt, wie die der Hirnteile ( Petromyzon). 

Das Quantum von Modifikationen der ursprünglichen Be- 
schaffenheit des nervösen Gewebes, welches auf die eigentlich 
psychischen Zentren fällt, ist ein relativ geringes. Es werden 
nur Zustände von ohnedies hoher Differenzierung noch weiter 
gebildet. Diese Zustände sind aber prinzipiell schon erreicht, 


— Mt — 


wo bloB erst intraspinale und intracerebrale motorische und 
sensible Zentren zur Ausbildung gelangen, also schon bei den 
niedersten Formen des Riickenmarks. Ziehen wir alle hierauf 
zurückführbaren Modifikationen ab, so bleiben noch diejenigen 
übrig, die auf die funktionellen Ansprüche der Sinnesorgane 
zurückgehen. Um diese zu verstehen, nehmen wir eine Hypo- 
tlıese zu Hilfe, die Placodentheorie von Kupffers, welche von 
der Einheit des Sinnesorgansystems ausgeht. Nachdem schon 
Beard das Ohr für ein modifiziertes Hauptsinnesorgan erklärt 
hat, hat von Kupffer auch Nase und Auge als Umwandelungs- 
produkte von Ursinnesorganen zu erklären versucht. Auf dieser 
Grundlage wird die Acusticusfalte des verlängerten Markes ver- 
ständlich, erhält ferner die Augenblase in der Riechblase ein 
Analogon, das sich sogar auf die Gefäße erstreckt. (Näheres 
hierüber vergleiche man in: Die Einheit des Sinnesorgansystems, 
V. Zool.-Kongr. Berlin 1905). Ziehen wir auch die also ent- 
standenen Modifikationen der Hirnwand ab, so bleiben noch 
immerhin solche übrig, die von Zug- und Druckwirkungen der 
Nerven, Gefäße, der übrigen Kopforgane u. s. w. herrühren. 
Als Beispiel für letztere können die Augen gelten, deren Stellung 
die Hirnformen in manchen Fällen sichtlich beeinflußt. Endlich 
bleibt noch als eigentümliche Einrichtung des Gehirns die zirku- 
latorische Verwendung der Decke des III. bis IV. Ventrikels und 
der Trichtergegend übrig, deren Konstanz und augenfälliger Zu- 
sammenhang mit den Nerven eine uralte Einrichtung des Hirns 
verrät. Denken wir uns all diese modifizierenden Einflüsse weg, 
so gelangen wir zurück zum einfachen Epithelrohr, von dem aus 
auch im individuellen Leben das Hirn seine Entwickelung täg- 
lich nimmt. Das Zentralnervensystem wird uns auf diesem 
Wege verständlich als der transaktive Teil des gesamten Re- 
lationsapparates, in dem das Sinnesorgansystem den recipieren- 
den, das Muskelorgansystem den reagierenden Teil bildet. 
Zum Schlusse ist auf die Bedeutung der Charaktere des 
Hirns zu verweisen mit bezug auf die zoologische Systematik. 
Während bei Säugern hierfür nur Furchen und Windungen von 
Groß- und Kleinhirn in Betracht kommen, ist es die gesamte 
Hirnform und namentlich, wie schon erwähnt, der Medianschnitt, 
der an der Basis des Wirbeltierstamms erhöhte Bedeutung ge- 
winnt und mindestens gleichwertig wie das Skelettsystem für 


— a — 


die Beurteilung der systematischen Stellung verwendet werden 
kann. 


II. Sitzung vom 28. Oktober 1905. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 
Prof. Dr. G. Treupel spricht über: 


„Ziele und Wege medizinischer Forschung.“ 


Die Ziele aller medizinischen Forschungen sind, Sitz und 
Ursachen der Krankheiten zu erkennen, den Krankheiten vor- 
zubeugen, sie zu heilen oder zu bessern und, wo beides nicht 
möglich ist, die Leiden der Kranken, so weit es in unserer 
Macht steht, zu mildern. Erst im Laufe des vergangenen Jahr- 
hunderts hat sich die Wissenschaft in Verfolgung: dieses Zieles 
aus dem Mystizismus vergangener Zeiten und den Irrpfaden 
mittelalterlichen Geistes emporgerungen und den geraden Weg 
exakter Naturbeobachtung beschritten. 


Die Entdeckung der Zelle als Formelement des Pflanzen- 
und Tierkörpers, die Widerlegung der Lehre von der Urzeugung, 
die Einführung der Perkussion und Auskultation in die Dia- 
gnostik, die Fortschritte der pathologischen Anatomie, der Phy- 
siologie, die neu entstehende experimentelle Pathologie waren 
die ersten, grundlegenden Erfolge des neu aufblühenden medi- 
zinisch wissenschaftlichen Lebens. 


Mit der Entdeckung kleinster Lebewesen und ihrer oft 
ganz eigenartigen Übertragung in den menschlichen Körper 
(z. B. der Malariaparasiten durch bestimmte Moskitoarten) als 
Ursache der meisten akuten, fieberhaften Krankheiten, mit der 
Lehre von der Ausbildung hilfreicher Antikörper im Blute des 
von einer solchen Krankheit Befallenen wurde die Diagnose 
(Vidalsche Blutreaktion zur Erkennung des Typhus), die The- 
rapie (Behringsche Diphtherieserumbehandlung) und die Pro- 
phylaxe (Schutzimpfung gegen Pocken, hygienische Maßnahmen 
gegen Cholera) der Infektionskrankheiten mächtig gefördert. 


Die epochemachenden Entdeckungen auf anderen natur- 
wissenschaftlichen Gebieten brachten der ärztlichen Diagnostik 
und Therapie ebenfalls großen Nutzen. Mit den Röntgenstrahlen, 
der Lichttherapie und den Wirkungen des Radiums wurde in 
kurzer Zeit viel wissenschaftlich und praktisch Wertvolles ge- 


— 2 — 


schaffen. Das gleiche dürfen wir von der noch im Ausbau be- 
griffenen Lehre von der Vererbung krankhafter Eigenschaften 
und der Disposition für die Krankheit erwarten. 


Zur Linderung der Leiden des Kranken hat vor allem 
auch die chemische Forschung in der Klarlegung des Zusammen- 
hangs zwischen chemischer Konstitution und physiologischer 
Wirkung der Arzneistoffe beigetragen, indem sie dem Arzte 
eine ganze Reihe von Mitteln zur Linderung der Schmerzen, 
zur Herbeiführung von Ruhe und Schlaf in die Hand gab, und 
indem sie mit der genaueren Kenntnis von den einzelnen Vor- 
gängen «des menschlichen Stoffwechsels die Möglichkeit heil- 
bringender Erfolge durch eine bestimmte Diät begründete. 

Gerade von der Physik und Chemie dürfen wir für die 
nächste Zukunft noch viel für die Förderung der inneren Medizin 
erwarten. 

Bei allen diesen Fortschritten sind theoretisch-experimentelle 
Forschung und praktische Erfahrung am Krankenbett sich gegen- 
seitig unterstützend handinhand gegangen; nichts ist falscher 
als die Ansicht, daß ein experimenteller Forscher nicht auch 
ein guter Arzt sein könne. Das haben uns Männer gezeigt, 
die als Forscher und Ärzte gleich groß gewesen sind, wie 
Kußmaul und Nothnagel. 


III. Sitzung vom 4. November 1905. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Der Vorsitzende teilt zu Beginn der Sitzung mit, daß die 
Aufforderung zum Heimatschutz bei den städtischen Behörden 
vollen Erfolg gehabt hat und nunmehr die Gegend der Förster- 
wiese und des Mörderbrunnens als Naturdenkmal geschützt 
werden soll. Ein gleicher Antrag in Schwanheim ist leider 
soeben abschlägig beschieden worden. Der Vorsitzende schließt 
mit dem Dank an den Magistrat und die Forstbehörde für 
deren tatkräftige Hilfe. Hierauf beginnt Regierungsrat Dr. 
Rörig vom Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin, der in 
weiteren Kreisen durch seine umfassenden Arbeiten über die 
Nahrung verschiedener heimatlicher Vögel und deren Nützlich- 
keit für die Landwirtschaft bekannt geworden ist, vom Vor- 
sitzenden herzlich willkommen geheißen, seinen Vortrag über: 


— m — 


„Die wirtschaftliche und ästhetische Bedeutung 
der heimischen Vögel.“ 

Der Vortragende gibt zunächst einen Überblick über die 
Vogelschutzbestrebungen des vergangenen Jahrhunderts, die 
den Beweis liefern, daß man schon seit langer Zeit den Wert 
der Vogelwelt erkannt hat. Aber erst der neueren Zeit ist es 
vorbehalten geblieben, diejenigen Grundlagen zu schaffen, auf 
denen sich eine gerechte Würdigung der heimischen Vögel auf- 
bauen läßt; denn das Studium ihrer Lebensweise und vor allem 
ihrer Nahrung hat den Beweis geliefert, daß sie in der Tat 
imstande sind, bei genügender Anzahl von bestimmendem Einfluß 
auf die Erträge unserer Kulturpflanzen zu sein. Deshalb ist 
es vom rein praktischen Standpunkt aus nützlich, sich ihrer in 
höherem Maße anzunehmen, als es bisher der Fall war, und 
daß es auch möglich ist, zeigen die Versuche, welche in dankens- 
werter Weise zuerst der preußische Landwirtschaftsminister in 
großem Maßstabe in den fiskalischen Forsten vor einigen 
Jahren hat ausführen lassen. Während aber die praktischen 
Gesichtspunkte vorzugsweise den Forstmann, Landwirt und 
Gärtner bei der Ausübung des Vogelschutzes leiten werden, 
hat die ganze Bevölkerung, und zwar nicht nur die des Landes, 
sondern auch der Städte, aus ästhetischen Rücksichten allen 
Grund, sich der heimischen Vögel anzunehmen, denn sie sind 
es vor allen Dingen, die durch ihre Beweglichkeit, ihre 
Geselligkeit, ihre Farbenpracht und ihren Gesang zur Belebung 
der Natur beitragen. Die Erholung, die der Städter draußen 
im Freien von anstrengender geistiger Arbeit sucht, findet er 
leichter und vollständiger in der belebten Natur als in aus- 
gestorbenen Feldern und totem Walde. Durch das Beobachten 
der Vögel in ihren Flugspielen, ihrem Leben und Treiben 
empfindet er einen hohen geistigen Genuß, über den die 
nüchterne Erwägung, ob es sich dabei um nützliche, gleich- 
gültige oder schädliche Arten handelt, völlig zuriicktritt. Das 
ästhetische Moment tritt also dabei durchaus in den Vorder- 
grund, und dieses muß es auch sein, welches uns bei der Frage 
des Vogelschutzes zu allererst zu leiten hat. Aber noch ein 
anderer wichtiger Faktor spricht dafür, die Erziehung der 
Kinder. Durch kein anderes Mittel kann man so leicht auf 
das allzeit empfängliche Gemüt des Kindes einwirken, als da- 


— wr — 


durch, daß man frühzeitig in ihm die Freude an den belebten 
Wesen und die Lust erweckt, dieses Leben auch zu erhalten. 
Derjenige, der in seiner Jugend Mitgefühl für die Tierwelt 
und Interesse an der uns umgebenden lebendigen Natur zu 
empfinden gelehrt wurde, wird als Erwachsener niemals einer 
Roheit dem Menschen gegenüber fähig sein. 


IV. Sitzung vom 11. November 1905. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Nach einer freundlichen Begrüßung durch den Vorsitzen- 
den berichtet Dr. jur. et phil. Stephan Kekule von Stradonitz 
aus Groß-Lichterfelde über: 


„Berühmte Alchimisten.“ 


Die Geschichte der Alchimie und der Alchimisten ist bisher 
in der Literatur wesentlich von Berufschemikern behandelt 
worden. Weltbekannt sind namentlich die umfangreichen 
Arbeiten von Kopp in Heidelberg. Demgegenüber sucht der 
Vortragende den Gegenstand von der kulturgeschichtlichen und 
der kunstgewerblichen Seite aus zu beleuchten. Von diesen 
Gesichtspunkten ausgehend, zergliedert Redner sein Thema in 
folgende Unterabschnitte. Er spricht zunächst über fürstliche 
Alchimisten, dann über gelehrte Alchimisten, dann über 
Alchimisten als Erfinder, endlich über alchimistische Schwind- 
ler und Abenteurer. 


Die Alchimie oder Goldmacherkunst ist eine der merk- 
würdigsten Erscheinungen der Menschheit. Man ist gar leicht 
geneigt, über die Alchimisten und ihr Treiben heutzutage den 
Stab zu brechen. Und doch scheint diese Verurteilung un- 
gerecht zu sein. Nicht um Wahn oder Schwindel hat es sich 
bei der Alchimie an sich gehandelt; mangelnde naturwissen- 
schaftliche Erkenntnis ist vielmehr ihre Grundlage. Man glaubte 
eben damals, daß es möglich sei, die edlen Metalle (Gold, 
Silber) künstlich herzustellen; daß es gelingen müßte, durch 
allerhand geschickte Manipulationen unedle Metalle in edle zu 
verwandeln. Dafür, daß es sich hierbei um eine unmögliche 
Umwandlung handeln müsse, fehlte der damaligen Natur- 
erkennnis jede Vorstellung. 

Man stellte sich vor, es sei möglich, einen bestimmten 


— 79% — 


Körper herzustellen, welcher vor allem die Eigenschaft hätte, 
unedle Metalle in Gold zu verwandeln, das „große Geheimnis“, 
das „große Magisterium“, „Stein der Weisen“ genannt, fast 
stets gedacht als ein rotes, sehr mühevoll herzustellendes 
Pulver. Sodann sollte es auch das „kleine Magisterium“ geben, 
welches wenigstens die Überführung unedler Metalle in Silber 
ermöglichte. Neben der Kraft, Gold zu erzeugen, sollte dem 
Stein der Weisen noch die Kraft, alle Krankheiten zu heilen 
und das Leben zu verlängern, womöglich unsterblich zu machen, 
innewohnen. 

Unter den gekrönten Alchimisten ist Rudolf II. 
(1576 bis 1612) unzweifelhaft der merkwiirdigste; er machte 
seine Residenz Prag zu einer Hochburg der Alchimisten, die 
aus allen Ländern Europas dorthin zusammenströmten und den 
kunstsinnigen, aber allmählich immer tiefer in die Netze von 
Schwindlern geratenden Kaiser ungeheure Summen kosteten. 

An erster Stelle unter den gelehrten Alchimisten ist zu 
nennen Philippus Aureolus Theophrastus Paracelsus Bom- 
bastus von Hohenheim, geboren im Jahre 1493 bei Einsiedeln 
in der Schweiz. Er soll bereits in seinem 28. Lebensjahre 
den Stein der Weisen gewonnen haben und hat sich dadurch 
ein bleibendes Verdienst um die Menschheit erworben, daß er 
wesentlich zur Entwicklung der Heilkunde beitrug und der 
Entdecker der Kohlensäure wurde. 

Wichtiger vielleicht noch als Paracelsus ist der Berliner 
Apothekerlehrling Böttger, geboren am 4. Februar 1682 zu 
Schleiz, der beinahe die Ursache eines Krieges zwischen Preußen 
und Sachsen geworden wäre und nachher das Porzellan 
erfand. Er ist der Begründer der weltberühmten Meißener 
Porzellan-Manufaktur. 

Ein weiterer hervorragender Alchimist war sodann Brand, 
ein Hamburger Kaufmann. Er suchte den Stein der Weisen 
im Menschen, und indem er diesen im Harn vermutete, fand 
er den Phosphor, dessen enorme Wichtigkeit sich schon aus 
der Tatsache ergibt, daß die von der deutschen Landwirtschaft 
für Phosphorverbindungen alljährlich aufgewendete Summe sich 
auf etwa 80000000 Mark stellt. 

Eben dieselbe Erfindung machte auch der Alchimist 
Kunkel, geboren 1630 bei Rendsburg. Dieser ist bei seinen 


— gor — 


auf der Pfaueninsel bei Potsdam gemachten Experimenten der 
Erfinder des weit berühmten goldhaltigen Rubinglases ge- 
worden. 

Ein alchimistisches Produkt ist auch der im Jahre 1663 
von Cassius in Leyden entdeckte Goldpurpur. Wenn man 
Goldchlorid in Wasser löst und ebenso Zinnsesquichlorid und 
beide Lösungen auf einander einwirken läßt, so erbält man ein 
Präparat von schön roter bis dunkel-violetter Farbe, den 
Goldpurpur. In der allerneuesten Zeit ist es Zsigmondy ge- 
lungen, in dem bekannten Schottschen glastechnischen 
Laboratorium zu Jena den Nachweis zu führen, daß man 
Gold, fein verteilt, auch in reinem Wasser suspendieren kann. 
Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Kunkelsche Rubinglas 
seine schöne Farbe gleichfalls einer Suspendierung feiner Gold- 
teilchen verdankt. Kunkel starb als königlich schwedischer 
Bergrat, unter dem Namen Kunkel von Löwenstjern 
geadelt, im Jahre 1702 oder 1703. 

Von besonderem Interesseistnoch Leonhard Thurneyßer, 
der Leibarzt des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg. 
Er schlug sein Laboratorium im heutigen Gymnasium zum 
Grauen Kloster in Berlin auf und erwarb sich als Arzt, Buch- 
drucker, Wahrsager und Amulettfabrikant ein großes Vermögen, 
starb jedoch nach mehrfachen Irrfahrten im Jahre 1595 in 
Dürftigkeit. Wahrscheinlich ist Köln a. Rh. die Stätte seines 
Todes gewesen. 

Steht Thurneyßer im Gegensatz zu Kunkel schon auf der 
Grenze zwischen einem Gelehrten und einem Abenteurer, 80 
ist der neapolitanische Bauernsohn Don Domenicus Caetano Conte 
de Ruggiero ausschließlich Abenteurer. Dieser kam im 
Jahre 1705 mit großem Gefolge nach Berlin. Hier hat er — 
einerlei, wie er es möglich machte — in Gegenwart des Königs, 
des Kronprinzen und zahlreicher hoher Würdenträger unedle 
Metalle in Gold verwandelt. Schließlich aber endete er am 
23. August 1709 zu Küstrin am Galgen. Hier ist auch noch 
eines anderen Alchimisten des Kurfürsten Johann Georg von 
Brandenburg zu gedenken, nämlich des Alexander Blinck- 
ling aus Straßburg, der, im Jahre 1585 mit Vincenz Reuß 
nach dem ungarischen Bergstädtchen Schemnitz behufs Einkaufs 
seltener Mineralien gesandt, hier wegen Ermordung seines 


— si* — 


Reisebegleiters Reuß am 7. März 1586 hingerichtet worden ist. 
Diesen eigenartigen Fall hat Eduard Richter, Direktor des 
archäologischen Museums zu Schemnitz, entdeckt und dem 
Vortragenden mitgeteilt. Unter die größten alchimistischen 
Schwindler zählen schließlich noch der Graf St. Germain, 
Cagliostro und Casanova, die in raffiniertester Ausnutzung 
der Leichtgläubigkeit und Vertrauensseligkeit ihrer Zeitgenossen 
und Zeitgenossinnen das Menschenmöglichste geleistet haben. 


Als letzte Repräsentanten der deutschen Alchimisten sind 
zu nennen der Schriftsteller Karl Arnold Kortum (geboren 
1745, gestorben 1824), der bekannte Verfasser der „Jobsiade*, 
und die sogenannte „hermetische Gesellschaft“. Letztere 
trieb ihr Unwesen in dem „Kaiserlich privilegierten Reichs- 
anzeiger“, und zwar bestand ihre Tätigkeit in einer anonym 
geführten Korrespondenz mit den heimlichen Anhängern der 
Alchimie, denen Kortum teils gute, teils schlechte Ratschläge 
gab, sie auf Deutsch ein wenig an der Nase herumführend. 
Wahrscheinlich ist Kortum innerhalb gewisser Grenzen ein 
ehrlicher Anhänger der Alchimie gewesen. 


Mit einem interessanten allgemeinen Rückblick und Aus- 
blick schließt Dr. Kekule von Stradonitz seinen hoch- 
interessanten Vortrag, dem zahlreiche Lichtbilder einen be- 
sonderen Reiz verleihen. Die Vorlagen zu diesen Licht- 
bildern hat der Vortragende, wie noch besonders hervorgehoben 
werden mag, eigens zu diesem Vortrage aus den verschiedensten 
Museen und Sammlungen, teilweise aus den entlegensten Winkeln, 
in langwährender Sammelarbeit zusammengebracht. 


V. Sitzung vom 25. November 1905. 
Vorsitzender: Dr. med. A. Knoblauch. 


Der Vorsitzende macht auf die ausgestellte, hervorragend 
schöne Sammlung von Vogelbälgen aufmerksam, die Ritter- 
gutsbesitzer Louis Witzel, ein geborener Frankfurter, der in 
Rumänien ansässig ist, auf seinen Jagdrevieren in dem Sumpf- 
gebiet der Donauniederungen erlegt, sorgfältig präpariert und 
dem Museum zum Geschenk gemacht hat. Ferner teilt er mit, 
daß Frau Baronin v. Reinach in munifizentester Weise die 
paläontologische Sammlung dadurch bereichert hat, daß sie den 


6 


— gZ* — 


Ankauf einer wertvollen Suite seltener Fossilien aus den Dycker- 
hoffschen Steinbrüchen von Biebrich usw. ermöglichte. Als- 
dann spricht Geh. Medizinalrat Prof. Dr. W. Dönitz vom 
Königl. Institut für Infektionskrankheiten in Berlin über: 


„Zecken als Krankheitsüberträger.“ 
(Siehe Teil II, Seite 39.) 


VI. Sitzung vom 2. Dezember 1905. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Fischerei - Inspektor H. OÖ. Lübbert aus Hamburg 
spricht über: 


„Die Entwicklung der deutschen Seefischerei.“ 


Während in unserer Zeit auch im Binnenlande sich die 
Erkenntnis immer mehr befestigt, daß jede große Nation, die 
sich ihren Anteil am Welthandel sichern will, dazu einer großen 
Handelsflotte und deren Beschützerin, der Kriegsflotte, bedarf, 
sind die Ansichten über die Notwendigkeit des Besitzes einer 
bedeutenden Seefischerflotte für ein seemächtiges Volk 
selbst an der Küste noch wenig geklärt. Schon die Geschichte 
der seefahrenden Nationen aber sollte den Zweifler belehren; 
denn sie zeigt uns, daß bisher noch kein Volk zur See mächtig 
gewesen ist, ohne auch bedeutende Seefischerei betrieben 
zu haben. | 

Wer nun die Geschichte der letzten tausend Jahre auf eine 
Beteiligung deutscher Fischer an den großen Seefischereien der 
Erde prüft, der wird wenig darüber berichtet finden; Holländer, 
Engländer, Franzosen finden wir überall beteiligt, sei es an 
der großen „Schonen“-fischerei zu Beginn unseres Jahrtausends, 
sei es an dem Walfang bei Spitzbergen und Grönland um 
1600 oder der Heringsfischerei in der Nordsee, der Kabliau- 
fischerei bei Island und den Neufundlandinseln. 

Einzig die Hansastädte sind es gewesen, die Jahrhunderte 
hindurch Deutschland mit Erfolg bei der Ausbeutung einzelner 
dieser großen Fischereien vertreten haben; Hamburg und 
Lübeck nahmen teil an der Heringsfischerei, die vom 11. Jahr- 
hundert beginnend 500 Jahre hindurch von verschiedenen 
Orten der an der Küste des Öresund gelegenen schwedischen 


— g3* — 


Provinz Schonen betrieben wurde und die eine der großartigsten 
Fischereien aller Zeiten gewesen sein muß. Es folgte die 
Beteiligung Hamburgs und Bremens an dem Walfang, der von 
1600 ab in den Gewässern von Spitzbergen und Grönland 
namentlich von Engländern und Holländern betrieben wurde. 
Gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts fuhr alljährlich eine 
Flotte von 60 bis 100 stattlichen Schiffen von der Elbe und 
der Weser auf den Walfang aus, reiche Beute heimbringend. 

Das achtzehnte Jahrhundert endlich bringt nur eine Be- 
teiligung Preußens an der Heringsfischerei in der Nordsee. 
Friedrich der Große war es, der im Jahre 1769 die erste 
deutsche Heringsfischerei-Gesellschaft in Emden gründen und 
ihr auch in der Folgezeit durch Ausrüstungs- und Fangprämien, 
durch Schutzzölle gegen die holländischen und schwedischen 
Heringe mächtigen Schutz angedeihen ließ. Die Gesellschaft 
entwickelte sich aufs beste, bis sie, ebenso wie eine etwa 
gleichzeitig mit Hilfe der dänischen Regierung in Altona ent- 
standene Heringsfischerei-Gesellschaft, durch die napoleonischen 
Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts gezwungen wurde, 
ihren Betrieb einzustellen. 

Inzwischen war, etwa um 1700, in Blankenese, einem am 
holsteinischen Elbufer unterhalb Hamburgs gelegenen Fischer- 
dorf, eine Seefischerei entstanden, die als der Anfang unseres 
jetzt so gut entwickelten Frischfischfanges in der Nordsee be- 
zeichnet werden muß. Die Blankeneser Fischer befischten 
schon vor 200 Jahren mit ihren „Ewern“ die Nordsee von der 
Elbmündung bis zur holländischen Küste auf Seezungen und 
Schollen. Ihren Absatz fanden sie natürlich in erster Linie 
in Hamburg und Altona, sie suchten aber häufig mit ihren 
Fängen auch die holländischen Häfen auf. Die Fischerei 
florierte so gut, daß um 1790 dort etwa 150 seegehende Fischer- 
Ewer vorhanden gewesen sind, für damalige Zeiten eine ganz 
bedeutende Flotte. 

Auch diese Fischerei wurde durch die napoleonischen 
Kriege geschädigt. Die Blankeneser wandten sich daher in 
der Folge mehr der Frachtschiffahrt zu, ihre Fahrzeuge wurden 
zum großen Teil von den Bewohnern Finkenwärders, einer 
zum Hamburgischen Staatsgebiet gehörenden, vor dem linken 
Elbufer eben unterhalb Hamburgs gelegenen Insel, erworben ; 


6* 


— 84 — 


die Finkenwärder Seefischerei entwickelte sich im Laufe des 
19. Jahrhunderts zu großer Blüte und erreichte ihren Höhe- 
punkt im Jahre 1887 mit einer Flotte von 187 Seefischer- 
fahrzeugen. 

Neben dem Zentrum des deutschen Frischfischhandels 
Hamburg-Altona hat sich in den sechziger und siebziger Jahren 
auch in Geestemünde ein bedeutender Fischhandel entwickelt, 
der seine Zufuhren durch die Helgoländer und Norderneyer 
Angelfischer und hauptsächlich durch einen Teil der Finken- 
wärder Hochseefischer erhielt. Alle bis dahin in der deutschen 
Seefischerei verwendeten Fangschiffe waren Segelfahrzeuge. 
Geestemünde ist dann im Jahre 1884 der Ausgangspunkt des 
ersten deutschen Fischdampfers geworden. Der dortige 
Fischhändler Busse, ein tatkräftiger, weitausschauender Mann 
war es, der, trotzdem bis dahin in England mit einigen ähn- 
lichen Versuchen keine günstigen Erfahrungen gemacht waren, 
den Fischdampfer „Sagitta“ erbauen ließ und mit ihm Versuche 
anstellte, die Dampfkraft auch der Seefischerei dienstbar zu 
machen. Das kühne Unternehmen brachte nach Überwindung 
der anfänglich bedeutenden Schwierigkeiten einen vollen Erfolg. 
Aber erst drei Jahre später, als Busse seinen zweiten Dampfer 
bauen ließ, fand sein Beispiel an der Weser und Elbe Nach- 
ahmung. Seit Anfang der 90er Jahre wird die deutsche Fisch- 
dampferflotte alljährlich vergrößert und zählte 1896 schon 
90 Schiffe. Im Jahre 1906 wird die Zahl derselben 200 über- 


schreiten. 
Die Fänge dieser großen Flotte werden angebracht in 


Geestemünde, Hamburg, Altona und Nordenham. An den ersten 
drei Plätzen werden die Ankünfte sogleich öffentlich meistbietend 
versteigert. Geestemünde besitzt einen von der preußischen 
Regierung in den Jahren 1892 bis 1896 mit einem Kosten- 
aufwande von 8 Millionen Mark neuerbauten Fischereihafen 
mit mustergültigen Anlagen. In Nordenham, einem olden- 
burgischen Ort an der Weser, ist die deutsche Dampffischerei- 
Gesellschaft „Nordsee“ ansässig, die mit 40 eigenen Dampfern 
die Fischerei in der Nordsee, den isländischen Gewässern, an 
der marokkanischen Küste und neuerdings auch im Weißen 
Meere betreibt. Sie verkauft einen großen Teil ihrer Pro- 
duktion durch ihre in etwa 20 inländischen Städten eingerichteten 


— gst — 


Filialen direkt an die Konsumenten und hat sich um die Ver- 
breitung des Seefischkonsums im Binnenlande große Verdienste 
erworben. 

Durch die schnelle Ausbreitung der deutschen Fischdampfer- 
flotte hat die Segelfischerei, soweit sie den Frischfischfang be- 
treibt, in den letzten 15 Jahren eine nicht unerhebliche Einbuße 
erlitten. Die früher in Helgoland blühende Angelfischerei wird 
nicht mehr betrieben, während die Flotte der unterelbischen 
Segelfischer auf einen Bestand von 120 Finkenwärder und 20 
Blankeneser Fahrzeugen zurückgegangen ist. 

Da die Segelfischer ihrer hervorragenden seemännischen 
Eigenschaften wegen besonders geschätzt werden, so ist es 
erfreulich, daß sich neben der Dampffischerei ein anderer Zweig 
der Segelfischerei, der Heringsfang mit Segelloggern, ın den letzten 
Jahren günstig entwickelt hat. Hervorgegangen ist diese Fischerei 
aus einer im Jahre 1870 in Emden gegründeten Gesellschaft, 
die aber trotz vielfacher Unterstützungen durch die preußische 
Regierung in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens nicht 
prosperierte. Erst seitdem die Gesellschaft aus einem vom 
Reich zur Verfügung gestellten Fonds reich unterstützt wurde, 
hat sie die Kinderkrankheiten überwinden können und gibt 
jetzt seit Jahren glänzende Erfolge. Die Einrichtung des 
Reichsseefischereifonds erfolgte auf Veranlassung des um die 
Entwickelung der deutschen Seefischerei hochverdienten Wirkl. 
Geh. Oberregierungsrat Dr. Herwig, des Präsidenten des 
deutschen Seefischervereins in Hannover, welch letzteren er 
im Jahre 1885 gegründet hat und der nun die Stelle der in 
Deutschland fehlenden Reichsfischereibehörde vertritt. Nach 
den Erfolgen der alten Emdener Gesellschaft sind unter tätiger 
Mitwirkung des Präsidenten Herwig und reichlich unterstützt 
aus dem Reichsseefischereifonds, in Emden drei weitere Herings- 
seefischerei-Gesellschaften, ebenso welche in Lehr, Vegesack, 
Elsfleth, Brake, Geestemünde und Glückstadt entstanden, so- 
daß heute die deutsche Heringsfangflotte aus 190 Fahrzeugen 
besteht. 

Mit den Fortschritten, welche die Entwickelung unserer 
Seefischerei in den letzten 20 Jahren gemacht hat, kann man 
wohl zufrieden sein; ist es doch gelungen, Versäumnisse von 
Jahrhunderten nachzuholen und einen Grund zu legen, auf dem 


— 86* — 


weiter gebaut werden kann. Eine Weiterentwickelung aber 
ist, abgesehen von den Vorteilen, die in der Versorgung größerer 
Teile unseres Vaterlandes mit einem gesunden und billigen 
Nahrungsmittel liegen, auch im Interesse unserer Wehrkraft 
zur See unbedingt erforderlich. Bilden doch die unserer Marine 
in der Seefischereibevölkerung zur Verfügung stehenden Mann- 
schaften ein Material, wie es besser keines gibt, das außerdem 
vor den auf der Handelsflotte fahrenden Kauffahrtei-Matrosen, 
die in allen Meeren verteilt sind, den Vorzug hat, daß es am 
Mobilmachungstage erreichbar und disponibel ist. 


VII. Sitzung vom 9. Dezember 1905. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Vor Beginn des Vortrages findet in feierlicher Weise die 
Übergabe der von dem Bildhauer Professor Hausmann in 
Marmor ausgeführten Büste des am 4. September 1904 so 
tragisch ums Leben gekommenen Mitgliedes der Gesellschaft, 
Carlo v. Erlanger, statt. 

Der Vorsitzende dankt im Namen der Gesellschaft mit 
warmen Worten den tiefgebeugten Eltern wie dem genialen 
Künstler für das schöne, kostbare Geschenk mit dem Ver- 
sprechen, das Andenken des Verstorbenen in hohen Ehren zu 
halten, vor allem durch sorgfältige Hütung seiner der Gesell- 
schaft übergebenen wissenschaftlichen Hinterlassenschaft, die er 
in kühner und glücklicher Reise mitten durch das Aufstands- 
gebiet des Mullah zusammengebracht und so eine großartige 
und erfolgreiche Leistung in der Geschichte der Afrikaforschung 
vollbracht habe. Die wissenschaftlichen Resultate seiner For- 
schungsreise werden Carlo v. Erlanger ein Denkmal setzen, 
ebenso dauernd wie das schöne, heute übergebene Marmorbild, 
ein Denkmal, das dieser Tote wahrhaftig wohl verdient hat. 

Hierauf hält Dr. E. Teichmann einen Vortrag über: 


„den modernen Vitalismus’, 
dessen Gedankengang etwa folgender ist: 

Vitalismus nennt man die Betrachtungsweise organi- 
schen Geschehens, die zu dessen Erklärung ein besonderes vom 
Anorganischen unterschiedenes Prinzip, Lebenskraft genannt, 
verwendet. Diese Anschauung ist, solange es eine biologische 


— 87 — 


Wissenschaft gibt, immer vertreten gewesen. Sie hat, nachdem 
sie unter dem Einflu8 der Darwinschen Theorie stark in den 
Hintergrund getreten war, neuerdings eine Auferstehung gefeiert. 

Unter den modernen Vitalisten nehmen Reinke, Driesch 
und Pauly besonders prononzierte Stellungen ein. Redner 
entwirft ein Bild der Anschauungen jedes dieser drei Forscher. 
Gemeinsam ist ihnen das Zurückgreifen auf psychische Faktoren, 
wie es für jeden Vitalismus charakteristisch ist. Am weitesten 
geht hierin Pauly, der Psychisches und Physisches geradezu 
gleichsetzt. Hier hat jede Kritik vitalistischer Anschauungen 
einzusetzen. Die moderne Psychologie zeigt, daß eine psycho- 
physische Wechselwirkung im Sinne des Vitalismus nicht an- 
nehmbar ist, weil sie mit den Grundgesetzen des Anorganischen, 
nämlich den Gesetzen von der Erhaltung der Energie und der 
Erhaltung der Materie, in Widerspruch geraten muß. Der 
Vitalismus kommt zu einer Behauptung psychophysischer 
Wechselwirkung auf Grund eines Begriffsvitalismus, in dem er 
Begriffe wie Leben, Zweckmäßigkeit, Mittel, Bedürfnis usw. 
hypostasiert und als wirklich existierend betrachtet. In diese 
Begriffe legt er dann das, was zur Erklärung stelıt, hinein. 
Damit ist aber die Wissenschaft zur Metaphysik geworden. Die 
vitalistische Hypothese erweist sich so als wissenschaftlich un- 
fruchtbar und muß deshalb zurückgewiesen werden. 


VIII. Sitzung vom 6. Januar 1906. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Der Vorsitzende heißt die zahlreich erschienenen Mitglieder 
im neuen Jahre willkommen und gibt der Hofinung Ausdruck, 
daß sie das so stark gewachsene Interesse an der Gesellschaft 
auch weiterhin betätigen möchten. 

An Stelle des satzungsgemäß ausgeschiedenen IJ. Direktors 
Stabsarzt Prof. Dr. E. Marx ist Robert de Neufville ge- 
treten, an Stelle des II. Sekretärs Dr. med. O.Schnaudigel, 
dessen Amtszeit gleichfalls abgelaufen war, Dr. med. H. von 
Mettenheimer. Der Vorsitzende dankt den ausgeschiedenen 
Herren für ihre selbstlose Pflichterfüllung, die durch das Ge- 
deihen der Gesellschaft ihren schönsten Lohn finde, und fährt 
dann fort: 


— S8g* — 


„Der Neubau ist soweit vorangeschritten, daß voraus- 
sichtlich die regelmäßigen Vorlesungen und Vorträge vom Herbst 
an im neuen Museum gehalten werden können. Der Umzug 
und die Neuaufstellung der Sammlungen wird allerdings längere 
Zeit in Anspruch nehmen, doch werden etwa im Sommer oder 
Herbst 1907 auch die Schausammlungen wenigstens teilweise 
dem Publikum zugänglich gemacht werden können. 


Aus Amerika erhielt die Gesellschaft für ihre neue Schau- 
sammlung ein großartiges Geschenk. Auf Veranlassung von 
Freunden der Gesellschaft, besonders des Herrn Schiff in New 
York hat Präsident Jesup, der Vorsitzende des New Yorker 
„Museum of Natural-History“, das ihm gehörige Skelett eines 
der riesigen, in Amerika gefundenen Dinosaurier als Ge- 
schenk angeboten. Es handelt sich hier wohlbemerkt nicht um 
einen Gipsabguß, wie ihn Carnegie nach London geschenkt 
hat, sondern um ein Original von etwa 12 engl. Fuß Höhe und 
60 engl. Fuß Länge. Wir werden, sobald die Verhandlungen 
zum vollen Abschluß gelangt sind, noch einmal über dieses 
Riesengeschenk zu berichten haben und dem Geber in New York 
unsern Dank sagen. Ich darf aber nicht schließen, ohne zu 
erwähnen, daß ein zweiter Deutsch-Amerikaner, Herr Lan- 
geloth, sich sofort bereit erklärt hat, die Kosten des Trans- 
portes des Riesentieres bis zu einem deutschen Hafen zu tragen, 
und daß unsere Gesellschaft Herrn Direktor Ellinger von 
der Metallgesellschaft wärmsten Dank schuldet für seine erfolg- 
reichen Bemühungen in dieser Angelegenheit. Ohne seine Mit- 
wirkung wäre die Sache kaum so erfreulich für die Gesellschaft 
verlaufen. Ich hoffe, daß dieses Beispiel echt amerikanischer 
Freigebigkeit, das unser Museum nach Ansicht dortiger Fach- 
männer in den Besitz des „besten Vertreters der ausgestorbenen 
Dinosaurier setzt, der überhaupt in deutschen Museen sich be- 
findet“, weitere segensreiche Folgen haben möge, nicht nur für 
die Beziehungen unserer wissenschaftlichen Institute zu einander, 
sondern auch für die beiden großen Kulturvölker selbst“. 


Hierauf spricht Prof. Dr. H. Schenk aus Darmstadt: 
„Über die Flora der Antarktis, im besonderen Ker- 
guelens“. 

Seit 1898 ist die Südpolarforschung in ein neues Stadium 


— go — 


getreten. Das reiche Material, welches die Südpolar-Expeditionen 
der verschiedenen Staaten und die deutsche Tiefsee-Expedition 
heimgebracht haben, gibt zahlreichen Forschern Gelegenheit 
zum Studium der Fauna und Flora der Siidpolargebiete. Der 
Vortragende hat die Ausbeute der Valdivia-Expedition, welche 
zuerst der verstorbene Botaniker Schimper in Angriff ge- 
nommen, der schwedischen Südpolar-Expedition usw. bearbeitet 
und gibt nun in seinem Vortrage die hauptsächlichsten pflanzen- 
geographischen Ergebnisse wieder. 

Nach einigen einleitenden Bemerkungen über den Unter- 
schied zwischen den Gebieten der Arktis und Antarktis, welche 
an zwei großen instruktiven, in gleichem Maßstabe gezeichneten 
Karten erläutert werden, geht Vortragender auf die klimato- 
logischen Verhältnisse der antarktischen Inseln über. Ein kühler 
Sommer, verstärkt durch heftige Winde während des ganzen 
Jahres, ist der Vegetation dieser Inseln schädlich. Die Sommer- 
monate am Rande des arktischen Kontinents haben eine Durch- 
schnittstemperatur, die unter 0 Grad liegt. Sommerkühle mit 
viel Wind ist aber den Pflanzen viel unzuträglicher als ein 
strenger Winter. Besonders behandelt Vortragender die Flora 
des Inselarchipels Kerguelen, das ein ozeanisches, gemäßigtes 
Klima mit viel Feuchtigkeit hat. Nur 28 höhere Pflanzen sind 
dieser Insel eigentümlich, die in prachtvollen Lichtbildern, von 
Herrn F. Winter während der deutschen Tiefsee-Expedition 
aufgenommen, gezeigt werden. Die Charakterpflanzen sind die 
Azaena- und Azurella-Rasen, die in ausgezeichneter Weise 
durch ihre abgerundeten Formen an die Windverhältnisse an- 
gepaßt sind. Der Kerguelenkohl wird als Gemüse genossen. 

Von den 28 Gefäßpflanzen Kerguelens, das seit dem Be- 
ginn der Tertiärzeit eine isolierte Inselwelt gewesen ist, sind 
nur sechs Arten endemisch. Die übrigen 22 sind amerikanischen 
Ursprunges. Sie müssen durch die Westwinde von Südamerika 
herübergekommen sein und dafür spricht auch ihr Vorkommen 
auf Feuerland. Nur zwei Arten sind von Neu-Seeland ge- 
kommen. Die Verbreitung über weite Meeresstrecken erfolgt 
bei leichten Samenteilen direkt durch den Wind, bei anderen 
Pflanzen durch Vermittelung der Vögel, an deren Füßen oder 
Federn die mit Haftorganen ausgestatteten Samen hängen 
bleiben. Immerhin ist diese Übertragung auf weite Entfer- 


— 97 — 


nungen selten, denn die Flora Kerguelens ist arm. Die sechs 
endemischen Arten haben die nächsten Verwandten ebenfalls 
in der südamerikanischen Flora. Zur Tertiärzeit gab es auf 
Kerguelen auch Nadelhölzer. Während der Eiszeit wurden alle 
empfindlichen Pflanzen vernichtet und nur die wenigen wider- 
standsfähigen Pflanzen blieben übrig. Vortragender führt auch 
eine Reihe von Pflanzen in Lichtbildern vor und erläutert deren 
Formen, Wachstum usw. Schließlich behandelte er noch die 
Flora verschiedener anderer Inseln des subantarktischen Ge- 
bietes, Falklands-Inseln, Süd-Georgien, Feuerland usw. und 
des eigentlichen antarktischen Kontinentes südlich des 60. Breite- 
grades, dessen Pflanzenwelt infolge der noch ungünstigeren 
Temperaturverhältnisse äußerst gering ist. Unter den niederen 
Pflanzen sind eine Reihe neuer Arten vom Vortragenden ge- 
funden worden; andere Arten, namentlich Moose und Flechten, 
zeigen eigenartige Beziehungen zu den Moosen des Arktis. 

Der inhaltsreiche Vortrag wird durch eine Reihe pracht- 
voller Lichtbilder erläutert. 


IX. Sitzung vom 13. Januar 1906. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Der durch seine Arbeiten über Rassenmerkmale und 
Schönheit des menschlichen, besonders des weiblichen Körpers 
in weiten Kreisen bekannte holländische Arzt, Dr. C. H. Stratz- 
Haag, der früher in Frankfurt lebte, ehe er seine Weltreisen 
begann, spricht, vom Vorsitzenden begrüßt, über: 


„Die Abstammung des Menschen“. 


Der Vortragende geht von der jetzt lebenden Generation 
aus und zeigt, daß deren Erzeuger (Eltern, Großeltern, Ur- 
großeltern u. s. f.) beim Rückverfolg über nur wenige Jahr- 
hunderte zu solch unmöglichen Mengen anschwellen, daß not- 
wendig alle heutigen Menschen sehr viele gemeinsame Ahnen 
haben müssen, deren mehr oder weniger deutlich erkennbar 
vererbte. Eigenschaften zusammen den gemeinsamen Typus der 
Lebenden verursachen. Aber der Mensch hat noch viel ältere 
Alınenmerkmale. 

Berücksichtigt man die rudimentären Organe, die Rück- 
bildungen und Rückschläge, betrachtet man die embryonale 


— 091! — 


Entwickelung der Individuen, die nach Häckel eine verkürzte 
Wiedergabe der Entwickelung der Art ist, und zieht man die 
ältesten Überreste des Menschen in Betracht, so kommt man 
zu dem Schlusse, daß der Mensch nach indifferentem Zahnbau, 
Bildung der Hände, primärem Amnion und Haftstiel, Waffen- 
losigkeit usw. in seinem Körperbau einen besonders alten, den 
Amphibien nahestehenden Säugetiertyp darstellt. 

Die Entwickelung erfolgte bei ihm im Gegensatz zu den 
übrigen Säugetieren sehr einseitig durch die Gewöhnung an 
den aufrechten Gang, der die Vorderextremitäten frei und 
vielseitig verwendbar machte, sowie durch .die riesige Hirn- 
und Schädelzunahme. 

Der überflüssig gewordene Schwanz verschwand als 
Rudiment im Innern des Rampfes, eine weitgehende Verlegung 
der inneren Organe, die Umbildung des Beckens und der 
hinteren Gliedmaßen folgte schrittweise der Gewöhnung an das 
Aufrechtgehen. Mit günstigeren Bedingungen für die Erhaltung 
trat eine Verminderung der Zahl gleichzeitig geborener Jungen 
und eine Rückbildung der anfangs zahlreichen Brüste auf zwei 
in der oberen Brustgegend ein. Für die frühe Entwickelung 
und das hohe Alter des Menschengeschlechtes spricht endlich 
der Fund menschlicher Kulturreste (Werkzeuge) in verhältnis- 
mäßig alten Schichten, anscheinend bis ins Tertiär zurück. 

Der lange Zeitraum vor dem Tertiär, der nötig war, um 
bei allen anderen Säugetieren körperliche Eigenschaften zu 
Schutz und Trutz auszubilden, wie die Hauer des Schweines, 
die Hufe der flüchtigen Pferde, die Klettergewandtheit und das 
raubtierartige Gebiß der Affen, hat bei den menschlichen Vor- 
fahren die Ausbildung des aufrechten Ganges und das An- 
wachsen der Großhirnrinde erzeugt. Die Urahnen des Menschen 
haben daher schon in sehr früher Zeit, vor den Affen, sich zu 
ausgesprochen menschenähnlichen Gestalten ausgebildet, zu 
einer glücklichen und eigenartigen Verbindung primitivster und 
hochausgebildeter Eigenschaften. 

Der Vortragende schließt, daß den Satz: „der Mensch ist 
älter als die Affen“, auf ganz verschiedenen Wegen Gegen- 
baur, Wiedersheim und Klaatsch aus vergleichend- 
anatomischen Untersuchungen, Hubrecht, Siegenbeck, 
von Henkelom, Peters und andere aus: embryologischen 


— gor — 


Entdeckungen ‘gefolgert hätten, wodurch älteren, vergessenen 
Forschern wie Huxley und His zu neuen Ehren verholfen 
wurde. 

Den erweiterten Inhalt des Vortrages bringt eine im 
Verlage von Enke, Stuttgart, erschienene Broschüre des Vor- 
tragenden, von der er mehrere Exemplare der Gesellschaft als 
Geschenk überreicht. 


X. Sitzung vom 20. Januar 1906. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Dr. F. Drevermann, Assistent für Geologie und Pa- 
läontologie am Museum, spricht über: 


„Entwickelung und Lebensweise fossiler 
Cephalopoden’. 


Die Paläontologie oder die Wissenschaft von den aus- 
gestorbenen Lebewesen ist im wesentlichen auf das Stadium 
der Hartteile angewiesen, wie Knochen und Schalen. Nur selten 
sind Reste weicher Organe erhalten; daß daher die Wissen- 
schaft sich im vorigen Jahrhundert darauf beschränkt hat, rein 
beschreibend das ungeheuere Material zu bewältigen, ist recht 
wohl verständlich. Erst seit einiger Zeit beginnt die Paläonto- 
logie, auch biologische Fragen zu erörtern; sie sucht aus dem 
das Fossil umgebenden Gestein, aus der Tiergesellschaft, in der 
es lebte, und nicht zuletzt aus der Betrachtung verwandter 
lebender Formen Schlüsse auf die Lebensweise ihrer Objekte 
zu ziehen. 


Die Cephalopoden oder Kopffüßler sind diejenige Tier- 
klasse, bei der dies schon mit einigem Erfolg geschehen ist. 
In der Jetztzeit ist die eine Gruppe, die Tetrabranchiaten oder 
Vierkiemer, nur durch den Nautilus vertreten, einen arm- 
seligen Rest einer überaus reichen, im Mittelalter der Erdge- 
schichte das Meer beherrschenden Gruppe Die Ammoniten 
mit ihren zahlreichen Nebenformen, aber auch die echten Nau- 
tileen haben in den Erdschichten sehr zahlreiche Reste hinter- 
lassen. Überaus vielgestaltig war ihre Form; gerade, stab- 
fürmige Schalen von oft gewaltiger Größe, lose eingerollte Spi- 
ralen, dann enge Spiralgehäuse mit mannigfaltigster Gestalt 


— gst — 


und Verzierung erfüllen in vielen Tausenden von Arten die 
Erdschichten. Zahlreiche ausgestellte, verschiedenartige Ge- 
häuse, sowie zwei instruktive Karten, auf die der Vortragende 
hinweist, geben in trefflicher Weise ein Bild von dem Reichtum 
der ausgestorbenen Cephalopoden; es gab darunter wohl sicher 
ausgezeichnete Schwimmer, welche die offene See bewohnten 
und weltweite Verbreitung gewinnen konnten, neben trägen, 
am Boden kriechenden Tieren, die nur selten an die Meeres- 
oberfläche hinauf stiegen. Einzelne Formen mögen auch im 
Schlamm gelebt haben, in den sie sich einhüllten und aus dem 
nur Kopf und Arme beutesuchend herausragten. Die zweite 
Gruppe der Cephalopoden, die Dibranchiaten oder Zweikiemer, 
ist jetzt noch durch eine stattliche Anzahl von Gattungen und 
Arten vertreten; Tintenfische und unter diesen gewandte 
Schwimmer und träge Tiere, sowie die interessante kleine Spi- 
rula gehören hierher. In der Vorzeit war auch diese Gruppe 
viel reicher entwickelt; ganz besonders die Belemniten oder 
Donnerkeile kommen an manchen Orten in erstaunlicher Menge 
vor. Die Tiere, deren letzte Reste die Donnerkeile darstellen, 
sollen nach einigen Forschern im Boden festgesteckt haben. 
Redner hält dies für nicht wahrscheinlich, schon aus dem 
Grunde, weil eine so große Menge festsitzender, gefräßiger 
Tiere gar nicht die nötige Nahrung gefunden hätte. Der Vor- 
tragende gibt noch andere Gründe an und zieht aus allem den 
Schluß, daß die Dibranchiaten der Vorwelt zweifellos bewegungs- 
fähige Tiere waren, wenn auch keine so vorzüglichen Schwimmer 
wie die Sepien der heutigen Meere. 

Die Mannigfaltigkeit der Lebensweise ist auch in der Vor- 
zeit ein hervorstechender Charakterzug der Tierwelt, selbst 
nahe verwandter Formen, und ein tieferes Eindringen in die 
Kenntnisse der ausgestorbenen Tiere wird immer mehr lehren, 
daß wir nur schrittweise vorgehen dürfen, daß jedes Verall- 
gemeinern eines gewonnenen Resultates zu Fehlschlüssen führen 
muß. 

Zahlreiche, sehr schön präparierte und zweckent- 
sprechend aufgestellte Ammoniten, Schliffe durch solche usw. 
aus der Sammlung des Museums sind zur Erläuterung des 
interessanten Vortrages ausgestellt, der mit reichem Beifall be- 
lohnt wird. 


— 094 — 


XI. Sitzung vom 8. Februar 1906. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Der Vorsitzende teilt zunächst mit, daß Frau von Mumm 
ein von ihrem verstorbenen Sohne vor wenigen Jahren in Ka- 
nada geschossenes Pärchen des gewaltigen Wapitihirsches zum 
Geschenk gemacht hat, und begrüßt hierauf Prof. Dragen- 
dorff, den Direktor der in Frankfurt neu errichteten Abteilung 
des kaiserlichen archäologischen Institutes, das bisher nur in 
Rom und Athen eine Zentrale besaß. Die Gesellschaft freue 
sich, eine neue wissenschaftliche Pflegestätte hier begrüßen zu 
dürfen. Hierauf spricht Prof. Dr. H. Dragendorff über: 


‚„Prähistorische Handelswege*. 


Ausgehend davon, daß schon in paläolithischen Funden sich 
Spuren von Warenaustausch nachweisen lassen, z. B. Mittelmeer- 
muscheln in Höhlen Süddeutschlands, sucht der Redner den 
Wert der archäologischen Funde für die Feststellung solcher alter 
Handels- und Kulturbeziehungen klarzulegen und an einer 
Reihe von Beispielen, die namentlich dem mitteleuropäischen 
Forschungsgebiet entlehnt sind, Methode und Ergebnisse dieser 
Forschung zu erläutern. Es lassen sich hier aus den Monu- 
menten sichere Ergebnisse gewinnen, die weit vor aller schrift- 
lichen Überlieferung liegen. Und wenn uns aus späterer Zeit 
für die Verbindungen der klassischen Länder des Mittelmeer- 
gebietes mit dem Norden Europas vereinzelte Schriftstellernotizen 
zur Verfügung stehen, werden diese doch oft erst durch die 
sorgfältige Beobachtung der monumentalen Funde in klaren 
Zusammenhang gebracht und im einzelnen ergänzt. So läßt 
sich eine uralte Straße von der Balkanhalbinsel hinauf nach 
Ungarn und Siebenbürgen, weiter von der Donau zur Elbe und 
bis an die norddeutsche Küste nachweisen. Auf diesem Wege 
ist schon in frühesten vorgeschichtlichen Zeiten der Bernstein 
nach Griechenland gekommen. Noch greifbarer sind die Spuren, 
welche der Zinnhandel hinterläßt. Hier geht der Weg von der 
südfranzösischen Küste, Rlıone und Saöne aufwärts zur Seine, 
von deren Mündung man nach Britannien übersetzte. Die Straße 
spiegelt sich in den Kunden deutlich wieder. Ja, die keltische 
Kultur der zweiten Hälfte des ersten vorchristlichen Jabrtausends 
beruht zum guten Teil auf den Beziehungen, in die Gallien da- 


— 95* — 


mit zur Mittelmeerkultur, besonders der griechischen trat. Von 
dieser Hauptstraße zweigten Nebenstraßen ab; solche lassen 
sich beispielsweise in die Schweiz hinein verfolgen, ferner von 
der oberen Mosel zur Nahe und an den Rhein, bezeichnet zum 
Teil sogar durch echte griechisch-italische Importstiicke. Auch 
eine Verbindung dieses Verkehrsgebietes mit den Bernsteinge- 
staden Norddeutschlands läßt sich erweisen. Interessant ist die 
Stellung, welche die Alpenübergänge in dieser Frühzeit für den 
Verkehr einnahmen. Die Funde zeigen deutlich, daß sie für 
den geregelten Verkehr eigentlich gar nicht in Betracht kommen, 
sondern daß man lieber den Umweg um die Alpen herum macht. 
Die Kultur der Schweiz und Süddeutschlands beruht nicht auf 
Zufuhr von Süden her, sondern auf Einflüssen, die teils von 
Westen, teils von Osten her die Alpen umgehen. 

Auch für den Handelsverkehr von den römischen Provinzen 
aus ins freie Germanien hinein lassen sich die Funde verwenden. 
Wir können nicht nur die Tatsache derartigen Verkehrs und 
seine Zeitdauer an römischen Fundstücken erweisen, sondern 
an der Verteilung der Funde die Wege genauer feststellen und 
an der Vereinigung, in der die Fundstücke auftreten, die Aus- 
gangspunkte dieser Wege ermitteln. 

So läßt sich durch die immer feinere Beobachtung und 
sorgfältigere Bearbeitung der archäologischen Funde ein immer 
reicheres Material für die älteste Geschichte des Handels und 
damit zugleich der Kulturbeziehungen gewinnen und mehr und 
mehr lichtet sich das Dunkel, das über der sogenannten prä- 
historischen Zeit liegt. Aus Vorgeschichte wird Geschichte. 


XII. Sitzung vom 10. Februar 1906. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 
Dr. E. Naumann von der Metallgesellschaft spricht über: 


„Die Entstehung der Erzlagerstätten‘“. 


Redner geht aus von der menschlichen Anatomie und 
vergleicht die Schnitte, welche nach der Rüdingerschen Methode 
durch den gefrorenen Kadaver geführt werden, mit den Durch- 
schnitten in der Natur, wie sie z. B. an den Felswänden des 
Alpengebirges zu sehen sind. So wie die ersteren über den ver- 


— + — 


wickelten Bau des menschlichen Körpers belehren, liefern die 
letzteren reiche Belehrung über den Bau der Erdkruste. 

Die Parallele zwischen menschlicher und terrestrischer 
Anatomie führt zu den pathogenen Gesteinen und zu einer Reihe 
von Erzlagerstätten, welche als pathogene Bildungen zu be- 
trachten sind. Redner zeigt eine Reihe von ihm: gesammelter 
Erzstufen aus dem nördlichen Afrika, die Umwandlungen von 
Dolomit und Kalk in Zinkkarbonat (Galmei) veranschaulichend. 
Der Vortragende behandelt dann eingehender die Erzgänge; 
er betont die Änderungen in Ausbildung und Adel mit der 
Tiefe. Als ein Beispiel, welches zu äußerster Vorsicht mahnt 
und die Notwendigkeit wissenschaftlicher Beurteilung der Lager- 
stätten in sehr drastischer Weise beleuchtet, ist Lake View in 
Australien anzusehen, eine Goldgrube, deren Gang, nachdem 
er in der Nähe der Oberfläche enorme Reichtümer geschüttet 
hatte, schon in geringer Tiefe verarmte und vertaubte. Die 
Erzgänge sind fast durchgehend durch heiße Wässer oder 
Dämpfe gebildet, welche aus der Tiefe emporstiegen. Von 
ganz hervorragender Bedeutung ist nun der Unterschied zwischen 
den gangförmigen Lagerstätten der jungen. Kettengebirge und 
den Erzniederlagen der sogenannten erloschenen Gebirge (Nor- 
wegen, Kanada usw.). In letzteren finden wir die Wurzeln des 
großen Erzbaumes, den neuere Forschungen erkennen lassen. 
Ausscheidungen von Nickelmagnetkies, Titaneisenerze usw. aus 
Eruptivmagma. Auch die vielumstrittenen Kieslagerstätten, 
ferner die alten Blei-Silbererzgänge (Freiberg, Kongsberg usw.) 
und ganz besonders die hochinteressanten Broken Hill-Lager- 
stätten (Australien) sind als Bildungen der Tiefe, durch die 
Wirkungen der Erosion entblößt, anzusehen. 

Mit einem Hinweis auf die sedimentären Lagerstätten, 
welche durch die Vorgänge am Grunde des Schwarzen Meeres 
erläutert werden, und mit der Demonstration mikroskopischer 
Pıäparate aus verschiedenartigen Erzlagerstätten schließt der 
Vortrag. 


XIII. Sitzung vom 24. Februar 1906. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der Vorsitzende 
mit: „Die Brüder des am 24. August 1903 verstorbenen Dr. 


— 01 — 


Eugen Askenasy, Professor der Botanik an der Universitat 
Heidelberg, Herr Ingenieur A. Askenasy und Herr Ritter- 
gutsbesitzer J. Askenasy haben der Senckenbergischen Natur- 
forschenden Gesellschaft 10000 M. als „Askenasy-Stiftung“ 
für Botanik zur Erinnerung an den Verstorbenen überwiesen. 
Aus den Zinsen der Stiftung sollen von Zeit zu Zeit Beiträge 
zu Studienreisen oder zu wissenschaftlichen Arbeiten aus dem 
Gesamtgebiete der Botanik gewährt werden.“ 

Hierauf hält Dr. F. Römer, Kustos des Senckenbergischen 
Museums, einen von dem zahlreich erschienenen Publikum mit 
lebhaftem Beifall aufgenommenen, interessanten Vortrag über: 


„Die Schwämme der neuen Schausammlung“, 


der eine Erläuterung zu der umfangreichen Ausstellung der 
schönen Schwämme bildet. 


Die Schwämme sind lange Zeit zwischen den Zoologen 
und Botanikern hin und her gewandert, bis erst das Studium 
ihrer Anatomie und ihrer Entwicklungsgeschichte jeden Zweifel 
dariiber beseitigte, daß sie echte Tiere sind. Infolge ihrer 
einfachen Organisation, ohne Sinnesorgane, ohne Ortsbewegung, 
stehen sie an der Basis der Gruppe der mehrzelligen Tiere, 
als niederste Gruppe der sog. „Pflanzentiere“. Dieser Name 
ist auf Grund ihrer äußeren Ähnlichkeit mit den Pflanzen 
(Form und Farbe) gewählt worden und soll nicht etwa be- 
sagen, daß man über die tierische Natur irgend eines Schwammes 
im Zweifel ist. 


Um den inneren Bau und die Lebensweise der Schwämme 
zu verstehen, darf man nicht die komplizierten Schwammstöcke 
studieren, sondern man muß von einem einzelnen Individuum, 
wie es etwa durch einen kleinen Kalkschwamm repräsentiert 
wird, ausgehen. Durch ungeschlechtliche Fortpflanzung auf 
dem Wege der Sprossung, Teilung und Verwachsung entstehen 
dann die verwickelten Schwammkolonien, an denen die Einzel- 
wesen (Schwammpersonen) nicht mehr festzustellen sind. 


Die wichtigste Organisation besteht in dem Skelett der 
Schwämme, das von besonderen Zellen im Innern ausgeschieden 
wird und aus Hornsubstanz, wie z. B. beim Badeschwamm, 
kohlensaurem Kalk oder Kieselsäure bestehen und zierliche 
Formen (Nadeln, Anker, Sterne, Kugeln) annelımen kann. 


7 


— 98 — 


Die Kalkschwämme, in Größe und Farbe am un- 
scheinbarsten, haben den ursprünglichsten Typus des Einzel- 
wesens am meisten bewahrt. Die Nadeln, die als Ein-, Drei- 
und Vierstrahler entwickelt sein können, ragen über die Ober- 
fläche hervor und bilden im Umkreis der Ausstrémungséffnung 
einen seidenglänzenden Kranz oder Kragen. Die Kalkschwämme 
kommen in den Meeren aller Zonen vor, meiden aber die salz- 
arme Ostsee und den felslosen Boden des tieferen Wassers. 

Die Kieselschwämme bilden die artenreichste Gruppe 
und werden bis zu 1 Meter groß. Ihre Skelettnadeln, die aus 
Kieselsäure bestehen, sind als Sechsstrahler, Vierstrahler oder 
Einstrahler entwickelt. Bei den Glasschwämmen können die 
feinen Nadeln zierliche, wie aus Glas gesponnene Gewebe 
bilden. Zwischen den Nadeln finden sich mannigfaltige Kiesel- 
gebilde wie Anker, Haken, Quirle, Spieße, Bäumchen; auch 
sind bei manchen Arten ganze Wurzelschöpfe aus vielen feinen 
Nadeln oder nur eine einzige starke Pfahlnadel entwickelt. 
Die Kieselschwämme kommen in allen Meeren vor; die Glas- 
schwämme bevorzugen die größeren Tiefen, bis über 5000 Meter. 
Eine Gruppe, die sogen. Süßwasserschwämme, lebt mit etwa 
80 Arten im Süßwasser aller Weltteile. 

Die Glasschwämme gehörten noch vor 30 Jahren zu den 
größten Seltenheiten und Kostbarkeiten. Erst die Challenger- 
Expedition und die deutsche Tiefsee-Expedition brachten eine 
große Ausbeute an vielen neuen Arten und zierlichen Formen 
heim. In Japan, in der Sagamibucht, fand Professor Jjima 
einen Fundort mit geradezu herrlichen Exemplaren. Von dort 
hat unser Museum durch Dr. med. K. Gerlach, der lange 
Jahre in Hongkong lebte, eine hervorragende Kollektion der 
größten und prächtigsten Arten als Geschenk erhalten. Diese 
Zierstücke, die früher nicht zu bezahlen waren, bilden in ihrer 
sachgemäßen Aufstellung unter Glasglocken, auf entsprechender 
Unterlage, die hervorragendsten Objekte der Ausstellung. 

Das Skelett der Hornschwämme bestelt aus einer 
hornähnlichen Masse, die in unregelmäßigen, dicht geflochtenen 
Fäden abgelagert wird. Die Fasern verwachsen untereinander 
wieder zu einem Gerüstwerk und dieses Horngerüst wird beim 
eigentlichen Badeschwamm zum Waschen benutzt. Die 
Schwämme werden mit Schleppnetzen, mit Haken oder von 


— 99 — 


Tauchern gefischt; die Weichteile werden durch Abwaschen 
entfernt, so daß nur das reine Horngerüst übrig bleibt. Die 
Preise der Badeschwämme richten sich nach der Feinheit der 
Hornfasern. Der Badeschwamm des Mittelmeeres mit seinen 
verschiedenen Varietäten ist besonders geschätzt. Die nörd- 
lichsten Fundpunkte sind die nördliche Adria und der Golf 
von Neapel; die haupts&chlichsten Fangplätze sind die dalmatische 
Küste, die griechischen Inseln, Kreta, die syrische Küste und 
die Küste von Nordafrika. Weniger wertvolles Material liefern 
die Antillen und die Bahamainseln. 

Eine hervorragende Kollektion der hauptsächlichsten im 
Handel vorkommenden Arten und Sorten des Badeschwammes 
hat das Museum in den letzten 3 bis 4 Jahren zusammengebracht. 
Zur Komplettierung dieser Gruppe hat auch das hiesige Schwamm- 
Importgeschäft von Julius Thomsen schöne Stücke geschenkt. 
Ferner hat der Inhaber dieser Firma C. Rompel eine große 
griechische Amphora, die mit Badeschwämmen und vielen 
anderen Tierarten bewachsen ist, — ein geradezu erstklassiges 
Schaustück — zum Vortrag geliehen. Ein weiteres Pracht- 
stück war ein ringförmig gewachsener Badeschwamm von 4,50 
Meter Umfang und 1,70 Meter Höhe. Wenn es gelingen sollte, 
diese Amphora dem hiesigen Museum zu erhalten, dann würde 
wohl kaum irgend ein Museum eine vollständigere und schönere 
Schaustellung von Badeschwämmen aufweisen können. 

Von einem Nutzen der Schwämme kann man, wenn man 
von den Hornschwämmen absieht, nicht sprechen, da sich wohl 
kaum irgend ein anderes Tier von Schwämmen nährt. Eben- 
sowenig vernrsachen die Schwämme irgend einen nennenswerten 
Schaden. 

Noch lange besichtigten die Mitglieder die ausgestellten 
Schwämme und äußerten ihren Beifall nicht nur zu den schön 
gewählten Schaustücken, sondern auch zu der Art der Auf- 
stellung, Etikettierung und Erklärung. 


XIV. Sitzung vom 3. März 1906. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 
Dr. E. Wolf, Assistent für Zoologie am Museum, spricht 
über: 
„Biologie der Krebse unseres Süßwassers“. 


q* 


— 100° — 


Aufbauend auf den Ergebnissen ihrer Vorgängerinnen, der 
Systematik und Anatomie, hat die Biologie in den letzten Jahr- 
zehnten bedeutende Erfolge zu verzeichnen gehabt. Begründung 
und Ausbau dieser Wissenschaft ist hauptsächlich ein Verdienst 
deutscher Forscher. Joh. Müller wies auf die Schätze des 
Meeres hin, die zoologische Station Neapel trägt voll und ganz 
deutsches Gepräge und ist noch heute das Vorbild aller ähn- 
lichen Gründungen. Aber auch in der Erforschung des Süß- 
wassers ist ein Deutscher mit der Gründung der biologischen 
SiiBwasserstation am großen Pliner See bahnbrechend vorge- 
gangen. Die Resultate dieser Forschungen zusammenzufassen, 
ist der Zweck des Vortrages. Einen Hauptbestandteil der Or- 
ganismen in unsern Gräben und Teichen, Sümpfen und Seen 
bilden unzweifelhaft die Krebstiere. Allerdings kommen hierbei 
die höheren Formen, wie der Flußkrebs, unsere Wasserasseln 
und Flohkrebse kaum in Betracht; denn sie werden sowohl an 
Arten als namentlich an Individuenzahl bei weitem von den 
niederen Krebsen übertroffen. An der Hand von zahlreichen 
Wandtafeln, konserviertem und lebendem Material, sowie mikro- 
skopischen Präparaten werden die hierher gehörigen Formen 
eingehender betrachtet. 

An erster Stelle stehen die Phyllopoden (Blattfüßler), von 
welchen Apus, Branchipus und verschiedene Wasserfléhe als 
Vertreter erwähnt werden. Nicht geringer ist die Bedeutuug 
der Copepoden (Hüpferlinge), die durch die drei Gattungen 
der Centropagiden (Diaptomus), Cyclopiden (Cyclops) und Har- 
pacticiden (Canthocamptus) in unseren Gewässern vertreten sind. 
Die geringste Rolle spielen die Ostracoden (Muschelkrebse). 

Bei den meisten Formen der erwähnten Entomostraken 
ist ein sexueller Dimorphismus zur Ausbildung gekommen; d. 
h. die d unterscheiden sich nicht nur durch geringere Größe 
von den 9, sondern auch ihre Antennen und verschiedene Fuß- 
paare sind namentlich für Kopulationszwecke umgestaltet worden. 
Ihre gemeinsame Larvenform ist der Nauplius, Bei den 9 findet 
sich eine mehr oder weniger ausgedehnte Brutpflege, die über- 
haupt bei den Krebstieren eine große Rolle spielt. 

Die Körperbeschafienheit hängt wesentlich von dem Auf- 
enthaltsorte ab, denn schon die Bewohner der Uferzone zeigen 
einen scharfen Gegensatz gegenüber den sich stets im freien 


— 101" — 


Wasser aufhaltenden Formen, die in ihrer Gesamtheit das Plank- 
ton bilden. Namentlich die Beobachtung und Untersuchung des 
letzteren hat eine Reihe interessanter Fragen aufgeklärt. So 
konnte konstatiert werden, daß diese Tiere hauptsächlich in 
größeren Seen tägliche, vertikale Wanderungen unternehmen. 
Bei Tag halten sie sich in 30 und mehr Meter Tiefe auf, um 
bei Nacht an die Oberfläche zu steigen. Ein Hauptfaktor, der 
diese Wanderungen veranlaßt, ist die wechselnde Temperatur. 
Diese übt aber auch einen Einfluß auf die Körperformen aus 
und wird so die Ursache des Saisondimorpbismus. Solche Ge- 
staltsabänderungen sind in noch weit ausgedehnterem Maße von 
dem verschiedenen Salzgehalte abhängig. Durch allmähliche 
Verminderung desselben ist es sogar gelungen, früher für 
weit auseinanderstehende Arten gehaltene Formen vollständig 
ineinander überzuführen. Die Menge des Planktons ist in 
den verschiedenen Jahreszeiten eine überaus wechselnde und 
vollständig abhängig von der Fortpflanzungsweise der be- 
treffenden Organismen, aus welchen sich dasselbe zusammen- 
setzt. 

So ist es den Wasserfléhen ermöglicht, durch ungeschlecht- 
liche Fortpflanzung, die durch unbefruchtete, sich rasch ent- 
wickelnde Eier, sogenannte Subitaneier, zum Ausdruck kommt, 
in kürzester Zeit sich in ungemessenen Mengen lokal auszu- 
breiten. Das Interessanteste dabei ist, daß diese Eier, solange 
sie im Brutraume verweilen, von dem Muttertiere mit Nahrung 
versorgt werden, so daß es dem Embryo ermöglicht wird, die 
ersten Larvenstadien schon im Ei zu durchlaufen. Angestellte 
Versuche haben ergeben, daß sich ein erwachsenes Weibchen 
unseres gewöhnlichen Wasserflohs in einem Monat auf über 
200000, in zwei Monaten aber auf über 1 Milliarde Individuen 
vermehren kann. Durch Nahrungsmangel, niedere Temperatur 
oder Austrocknen des Aufenthaltsortes würde aber trotzdem 
das ganze Geschlecht der Vernichtung anheimfallen, wenn es 
ihnen nicht durch Dauereier, die bedeutend mehr Nahrungs- 
dotter aufweisen und nahezu ausnahmslos befruchtet werden 
müssen, ermöglicht wäre, die Art zu erhalten und in diesem 
Zustande allen Unbilden der Witterung zu trotzen. Solche 
Dauereier können von den verschiedensten Arten ein-, zwei- 
oder mehrere Male im Laufe eines Jahres produziert werden 


— 102% — 


und man unterscheidet hiernach mono-, di- und polycyclisch sich 
fortpflanzende Formen. | 

Ähnliche Verhältnisse treten uns bei den Copepoden ent- 
gegen. Auch sie vermögen Einfrieren, Austrocknen, Kälte und 
Hitze zu überstehen und zwar erzeugen die Centropagiden 
Dauereier, die Cyclopiden und Harpacticiden dagegen vermögen 
selbst in erwachsenem Zustande dadurch, daß sie sich mit einer 
Hülle umgeben, jahrelang in einem Ruhestadium zu verbringen, 
um bei Zutritt von Wasser sofort wieder aufzuleben. Die Eier 
bedürfen bei ihnen stets der Befruchtung. 


Da nun ein Gewässer sehr häufig nicht so viel Nährstoffe 
bietet, daß mehrere Arten nebeneinander leben können, so hat 
sich bei ihnen ein Nacheinander des Auftauchens und Ver- 
schwindens herausgebildet. Nur wenige Formen, die soge- 
nannten ausdauernden und perennierenden, sind Sommer wie 
Winter anzutreffen, andere dagegen tauchen erst im Herbst auf, 
vermehren sich während des Winters selbst unter einer starken 
Eisdecke, um beim Herannahen des Frühlings entweder Dauer- 
eier abzulegen oder sich in den Schlamm zur Sommerruhe zu- 
rückzuziehen. An ihre Stelle treten dann die Sommerformen, 
die sich während der heißesten Jahreszeit vermehren, um im 
Herbst dann wieder zu verschwinden. 

Ist so schon eine Reihe von Rätseln gelöst, so werden 
uns doch immer neue Fragen gestellt und es sollte nicht nur 
Sache der Gelehrten, sondern jedes Naturfreundes sein, hieran 
weiterzuarbeiten, um so mehr, als hier ein Gebiet vorliegt, wo 
jede weitere Aufklärung nicht nur der Wissenschaft zugute 
kommt, sondern zugleich auch eine Förderung eines praktischen 
Gebietes, der Fischzucht, darstellt. 

Reicher Beifall lohnt den sachkundigen Redner, der über 
eine Fülle von eigenem Beobachtungsmaterial durch seine jahre- 
langen systematischen Untersuchungen fast aller Gewässer 
Württembergs verfügt und recht eingehend zeigt, wie auch in 
der engeren Heimat wissenschaftlich gearbeitet werden kann. 


XV. Sitzung vom 10. März 1906. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 
Der Vorsitzende begrüßt mit herzlichen Worten den Redner, 


— 103% — 


Dr. L. Schultze, Jena, der vor überfülltem Saale einen hoch- 
interessanten Vortrag hält über: 


„Das Namaland und seine Bewohner“. 


Der Vortragende, der drei Jahre in Afrika zum Zwecke 
zoologischer Studien weilte und sowohl Forschungen über die 
Tierwelt des Meeres als über die geographischen Verhältnisse 
der faßt unbekannten inneren Kalahariregion, östlich von Lehu- 
tutu angestellt hat, beschränkt sich in seinem Vortrage auf 
die westlichen Teile des von ihm bereisten Gebietes, speziell 
auf das Namaland, das als der Schauplatz der Unruhen augen- 
blicklich das öffentliche Interesse auch weiterer Kreise in An- 
spruch nimmt. Er schildert das reiche Vogelleben an der 
Küste und geht dann weiter ins Innere durch den Wüstenstrich 
der Namib in die terrassenförmig aufsteigenden Plateaus des 
Namalandes über. Die Existenzbedingungen des Menschen und 
der Tierwelt daselbst werden am Leben der Eingeborenen er- 
läutert, in deren Gewohnheiten und Charaktereigenschaften die 
Natur des Landes tiefe Spuren hinterlassen hat. Dabei wird 
darauf hingewiesen, daß nur eine genaue Würdigung aller 
dieser Verhältnisse uns ein wahres Bild der enormen Schwierig- 
keiten bietet, die unsere Truppe gerade im zweiten Teil des 
Feldzuges gegen die Aufständischen zu überwinden hatte und 
mit bewunderungswürdiger Energie überwunden hat. Im Zu- 
sammenhang damit ist die Schlußmahnung des Vortragenden 
gewiß beherzigenswert, eine genaue Kenntnis nicht nur der 
wirtschaftlichen Lebensbedingungen, sondern auch der Charakter- 
eigenschaften sowie der Rechtsvorstellungen der Eingeborenen 
soweit als möglich zur Grundlage unserer Eingeborenenpolitik 
zu machen. 


Reicher Beifall lohnt den Redner für seinen sachkundigen, 
inhaltsreichen Vortrag und die blendende Sprechweise. Die 
Mitglieder danken ihm dadurch nicht nur für die Anerkennung 
der schweren : Arbeit, die er unseren Kriegern gezollt hat, 
sondern sie beglückwünschen ihn damit auch zu den reichen 
Ergebnissen seiner Forschungsreise, die unter den schwierigsten 
Verhältnissen durchgeführt wurde. Durch das Entgegenkommen 
der Militärbehörden und das rege Interesse des Generals 
von Trotha für wissenschaftliche Untersuchungen war es 


— 104* — 


dem Vortragenden ermöglicht, als bewaffneter Naturforscher 
den operierenden Truppen sich anzuschlieBen, so daB das vorher 
gewonnene friedliche Bild des Landes und seiner Bewohner 
eine ebenso unerwartete als wertvolle Ergänzung von dieser 
neuen Seite erhielt. 


XVI. Sitzung vom 17. März 1906. 
Vorsitzender: Dr. phil. A. Jassoy. 


Der Vorsitzende dankt aus Anlaß des letzten Winter- 
vortrages in dem alten Hause den Mitgliedern für das rege 
Interesse, das sie den Samstagssitzungen der Gesellschaft ent- 
gegengebracht haben, und hofft zugleich, daß auch in dem bei 
der heutigen Stadtgröße noch etwas entfernt gelegenen, neuen 
Museum dieses Interesse nicht nachlassen möge Er dankt 
ferner der Dr. Senckenbergischen Stiftung für die lange 
Zeit und in uneigennütziger Weise gewährte Gastfreundschaft 
in den Hörsälen des Bibliothekgebäudes, 

Schließlich begrüßt der Vorsitzende Hofrat Dr. B. Hagen, 
der einen Vortag über: 


„Die Insel Banka’, 


erläutert durch zahlreiche, vorzüglich gelungene Lichtbilder, hält. 

Der Vortragende berichtet hierin über einen weiteren Teil 
seiner letzten Forschungsreise, als Fortsetzung der schon in 
der Anthropologischen und der Geographischen Gesellschaft 
gehaltenen Vorträge. Er beginnt mit einer Schilderung der 
geographischen Verhältnisse der Insel, ihrer Geschichte und 
ihrer Bewohner und geht dann auch auf die Tierwelt näher 
ein. Zur Erläuterung waren mehrere Kasten mit Schmetter- 
lingen von Banka und den größeren Sunda-Inseln, Sumatra, 
Borneo und Java, ausgestellt, an denen man sehen konnte, wie 
die Formen der einzelnen Inseln in der Zeichnung verschieden 
sind und bestimmte Lokalformen repräsentieren. 

Seine eigenen Sammlungen der Fauna von Banka kann 
der Vortragende leider noch nicht vorführen, da die Präpa- 
ration und Bestimmung der Tiere in München sich ver- 
zögert hat. 


— 10* — 


Museumsbericht. 


I. Zoologische Sammlung. 


1. Die Säugetiere. 


Die größte Arbeit, die im verflossenen Jahre für die 
Schausammlung geleistet wurde, war die Aufstellung und Aus- 
stopfung von drei Giraffen, zwei erwachsene Exemplare aus der 
von Erlanger- und Schillingsschen Sammlung und ein 
jingeres Tier aus dem Zoologischen Garten, das uns von Karl 
Hagenbeck in Stellingen bei Hamburg und Joseph Menges 
in Limburg zum Geschenk gemacht wurde. Von größeren 
Sachen wurden weiterhin fertig gestellt: verschiedene Affen, 
eine :Löwin, ein Seelöwe, ein Baribal, zwei Rentiere, ein 
Warzenschwein, mehrere Beuteltiere und eine große Anzalıl 
kleinerer Säugetiere, die wir aus dem Zoologischen Garten oder 
durch dessen gütige Vermittelung erhielten. Aus dem von 
Erlangerschen Material wurden zwei Wasserbicke ausge- 
stopft. Ferner suchten wir durch Bestellungen und Ankäufe 
die immer noch vorhandenen, großen Lücken in manchen 
Säugetierordnungen auszufüllen und ältere Stücke durch neue 
zu ersetzen. 

Geschenke: Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: 
Balaenoptera physalus L., Finnwal, 1 Glas mit Mageninhalt, 
bestehend aus roten Decapoden (Garneelen), in Formol konser- 
viert, Trolfjord, Norwegen 1898. 

Fräulein K. Hartmann: dHapale penicillata E. Geoffr. 
$ aus Brasilien. 

Obergärtner Günther: Dasypus villosus Desm., Panzer. 

Karl Hopf, Niederhöchstadt a. Taunus: Schädel eines 
rassereinen Dobermann-Pinschers d‘, 8 Monate alt; zwei afri- 
kanische Nackthunde ¢ und 2 nebst einem Schädel. 


— 10 — 


F. W. Winter: Myoxus glis- Schreb. mit Kadaver in 
Alkohol konserviert von Monte Maggiore in Istrien aus 1200 m 
Höhe; Fledermauskot aus der Höhle St. Kanzian in Istrien. 

Ernst Orb, Westhofen: 2 Mus musculus L., weiße, 
wilde Hausmäuse. 

Frau Dr. M. Hohenemser: Vesperugo pipistrellus Keys. 
et Blas. 

Direktor W. Drory: Putorius erminea L. 

Louis Witzel, Prundu (Rumänien): 3 Spalax typhlus Pall. 

Neue Zoologische Gesellschaft: Mus agrarius Pall.; 
Cervus elaphus L. 3, zwei Tage alt. 

H. Behr, Aken a. d. Elbe: Castor fiber L., Schädel von 
einem an der Elbe geschossenen Biber. 

Prof. Dr. F. Blochmann, Tübingen: Vesperugo pipistrellus 
Keys. et Blas., mehrere lebende Exemplare. 

Dr, A. Reichard: 2 Fledermäuse aus Haiti u. Jamaika. 

Frau Emma von Mumm: Cervus canadensis L. & und 3, 
prachtvolle Wapitihirsche, gestopft und fertig montiert. 

J. Menges, Limburg: Macropus eugenii Desm. 

Sparre Schneider, Tromsö: Arvicola gregaria (L.). 

Kauf: Neue Zoologische Gesellschaft: Aleles 
paniscus L.; Lemur nigrifons Petiver 2; Tragelaphus gratus Sel. 
juv.; Macropus erubescens Scl. d; M. ocydromus Gould $; 
M. agilis Gould 2; Jl. dorsalis Gray 9; M. brachyurus Q. et 
G.; Petrogale brachyotis Gould $; Bettongia lesueuri Q. et G. J; 
Onychogale unguifera Gould 3; Petaurus breviceps Waterh. d; 
Felis leo L. 3; Canis lagopus L. d; Ursus americanus Pall. d; 
Myrmecophaga jubata L.; Otarva californiana Less. &; Capromys 
fournieri Desm.; Erethizon dorsatum L. 3; Pteromys volucella 
Pall 2; Lama huanachus Mol. §. 

F. Krüger, Kanea (Creta): Capra aegagrus Gm. var. 
cretensis Lorenz o', Insel Creta. 
| Durch Sparre Schneider, Tromsö: Rangtfer tarandus 
L. d und 2 von Siid-Varanger; Gulo arcticus Desm. ¢, 2 und 
juv.; Evotomys rutilus Pall. 

Tausch: Zoologisches Museum in Neapel: Lepus 
europaeus Pall.; Putorius putorius Ill.; Myoxus spec. aus der 
Umgebung von Neapel, gegen Schnecken von Prof. W. Kobelt. 


— 107* — 


Wissenschaftliche Benützung: Dr. L. Lorenz, 
Wien, studierte im Museum die Canidenarten. 

K. Brandt, Osterode a. H., entlieh einen Schädel vum 
Schmalspießhirsch (bereits zuriickgeliefert). 

Dr. M. Hilzheimer, Straßburg i. E., entlieh Schädel von 
Canis tripolitanus de Winton, C. anthus Rüppell, C. variega- 
tus Rüpp., ferner 4 Schädel und 3 Bälge von anderen Caniden- 
arten zur Bearbeitung und studierte mehrfach im Museun die 
Canidenarten. 

Prof. P. Matschie, Berlin, entlieh den Schädel von 
Cynocephalus hamadryas. 

Forstmeister Dr. A. Rörig entlieh Schädel von Cervus 
capreolus L. (Bereits zurückgeliefert.) 

Zoologische Sammlung in München erhielt Callr- 
thrix melanochir Wied., von Freireiß 1822 in Brasilien gesammelt, 
zum Vergleich. 

Außerdem wurden von hiesigen Künstlern und Kunst- 
schülern des öfteren Tiere aus unserem Museum zu Vorlagen 
benützt. | 


Die Lokalsammlung. 


Wie in früheren Jahren so wurde auch im verflossenen 
Jahre eifrig daran gearbeitet, die Tiere der Heimat durch 
neue, scliöne Stücke in biologischer Gruppierung zur Darstellung 
zu bringen. Wenn wir auch wiederum zahlreiche Stücke. von 
Jägern und Forstbehörden erhielten, so fehlt doch aus der 
einheimischen Fauna noch immer sehr vieles. Alle Tiere sind 
willkommen, selbst die gewöhnlichsten und häufigsten Arten 
wie Maulwurf, Eichhörnchen, Hamster, Marder, namentlich alle 
Feld- und Waldmäuse etc., da in der Hauptsammlung die meisten 
Arten nur durch alte und schlecht erhaltene Exemplare ver- 
treten sind. Auch bei der einheimischen Fauna ist es not- 
wendig, von jeder Art in der Hauptsammlung eine Reihe von 
Bälgen aus den verschiedenen Jahreszeiten und den verschie- 
denen Altersstufen auf Lager zu haben. 

Wir richten daher an unsere jagdausübenden Mitglieder 
und Freunde wiederum die ergebene Bitte,: uns Material, das 
möglichst frisch und unverletzt in die Bearbeitung durch unsere 


— 108 — 


Präparatoren gelangen muß, zu überweisen. Zur Kenntnis 
diene, daß folgende Tiere ganz besonders erwünscht sind: 
1. Im Sommerkleid: 

Edelhirsch, Cervus elaphus L.; Männchen mit starkem 
Geweih und Weibchen; 

Reh, Cervus capreolus L., Männchen mit starkem Geweih; 

Dachs, Meles taxus L., Junge; 

Eichhörnchen, Sciurus vulgaris L., mehrere Exemplare. 

Maulwurf, Talpa europaea L., mehrere Exemplare. 

2. Im Winterkleid: 

Edelhirsch, Cervus elaphus L., Männchen mit starkem 
Geweih; 

Fuchs, Canis vulpes L., altes Männchen; 

Eichhörnchen, Sciurus vulgaris L., mehrere Exemplare; 

Maulwurf, Talpa europaea L., mehrere Exemplare. 

Ein hauptsächliches Desiderat unserer Lokalsammlung ist 
immer noch eine Geweihsammlung von einheimischen Hir- 
schen und Rehen. Wir bitten unsere Gönner, die uns in den letz- 
ten Jahren so manches wertvolle Stück aus ihrer Jagdausbeute 
überwiesen haben, diesen unseren Wunsch dauernd im Auge zu 
behalten und bei Gelegenheit daran zu denken, daß in unserem 
neuen Museum viel Platz vorhanden ist und daß solche Samm- 
lungen in unserem Museum für alle Zeiten gerettet und der 
wissenschaftlichen Benützung zugänglich sind. Bei der drohen- 
den Vernichtung, die unserer heimatlichen Tierwelt aus der immer 
größeren Ausdehnung der Städte und Industriebezirke erwächst, 
ist es dringend notwendig, den wissenschaftlichen Sammlungen 
einen größeren Bestand an solchen Tieren zu sichern. 

Auch den verschiedenen Farbenkleidern der deutschen 
Tierarten schenken wir eine ganz besondere Beachtung. Hellere 
und dunklere Farbenvarietäten, wie sie bei Hasen, Eichhörnchen 
etc. oft genug vorkommen, besonders aber ganz weiße Tiere, 
sogenannte Albinos, die ja gelegentlich bei jeder Tierart auf- 
treten, sind sehr willkommen. 

Geschenke: Freiherr von Müffling: Cervus capreolus 
L. juv. 

Seine Durchlaucht der Fürst zu Leiningen: Sus scrofa 
L. d, Wildschwein mit Frischlingen. 


— 10 — 


H. Poppelbaum: Meles taxus Schreb. d' juv. 

Friedrich Sommerlad: Mustela foina Erxl. juv. 

E. Müller-Kögler, Limburg: Mustela martes L. 2 juv. 

A. Lucas: Lepus cuniculus L. var. flava. 

V. Moessinger: Lepus cuniculus L. var. niger d, aus 
der Gemeindejagd Messel bei Darmstadt. 

Förster L. Budde, Schwanheim: Zepus europaeus Pall., 
$ in gelber Färbung. (Auf Veranlassung von Prof. Kobelt 
geschossen.) 

Frau Kommerzienrat H. Kleyer: Meles taxus Schreb. 9. 

Reg.-Bauführer Theis: Canis vulpes L. & und 2. 

Conrad Binding: Putorius erminea L. d. 


2. Die Vögel. 


Die Vermehrung der Vogelsammlung ist durch mehrere 
größere Zuwendungen der Herren Louis Witzel in Rumänien, 
R. de Neufville und Willy Seeger sehr reichlich gewesen. 
Herr Witzel, ein geborener Frankfurter, machte eine umfang- 
reiche, ca. 100 Bälge umfassende Sendung rumänischer Sumpf- 
vögel, die er selbst in den Sumpfniederungen seines Rittergutes 
erlegt und präpariert hat. Die Erhaltung und Bearbeitung der 
Bälge ist eine gute, so daß wir schöne Gruppen für die Schan- 
sammlung zusammenstellen können. Mit dieser „Probesendung“ 
hat Herr Witze] gezeigt, wie reich die rumänische Vogelwelt 
ist und welche Schätze von dort noch zu erwarten sind. Die 
Gesellschaft ernannte ihn in Anerkennung seiner Verdienste um 
die Vermehrung unserer Sammlung in ihrer Verwaltungssitzung 
vom 24. März 1906 zum korrespondierenden Mitgliede. 


Geschenke: Louis Witzel, Prundu (Rumänien): 
Coracias garrula L.; Falco lanarius L.; Haliaétus albicilla (L.); 
Aquila clanga pomarina Brehm; XNisaetus pennatus (Gmel.); 
Columba palumbus L.; Herodias alba (L.); Ardea purpurea L.; 
A. cinerea L.; Ardeola ralloides (Scop.); Nycticorax nycticorax 
(L.); Ciconia nigra L.; Plegadis faleinellus L.; Otis tarda L.; 
Gallinula chloropus L.; Arenaria interpres L ; Haematopus ostri- 
legus 1; Glareola pratincola (L..); Oedienemus oedicnemus (L.); 
Himantopus himantopus (L.); Tringa subarcuata Giildenst. ; 
Philomachus pugnax L.; Limosa limosa (L.); Numenius arcuatus 


— 110° — 


(L.); Anser anser (L.); Anas boschas (L.); A. strepera L.; 
A. crecea L.; A. querquedula L.; Dafila acuta (L); Spatula 
cylpeata (L.); Fudigula fuligula (L.); F. nyroca Güktenst.; Pele- 
canus crispus L.; Sterna hirundo L.; Larus ridibundus L.; 
Colymbus griseigena Bodd. 

Robert de Neufville: Kustephanus fernandensis King. 
d und 2 Juan Fernandez; Budytes cinereocapillus Savi 3; 
Motacilla sulphurea Bechst. d; Passer petronius hellmayri Arri- 
goni $; P. hispania arrigonit Tsch. d von Italien; Saxicola 
moesta Licht. d und 2; Certhia brachyd. mauritanica Witherbg. d'; 
Ammomanes algeriensis Sharpe d; Emberiza saharae Tristr. d 
von Tunesien; Regulus tenerifae Seed. 9 Kanaren; Sylvia 
heinekent d Madeira; Micropus melba tunett Tsch. d‘ Tunesien; 
Parus baicalensis Swinh., Asien; Chalcopsitiacus ater bernsteini 
Rosenb., Insel Mysol bei Neuguinea; Lorius lory L. d' Anday; 
Neopsittacus muschenbrocki Rosenb. d‘ Ternate; Pyrrhura emma 
(Verr.) Trinidad; Chrysotts mercenaria Tsch. 2 Ecuador; Piono- 
psittacus coccinetcollaris Laur. d Panama; Rhea darwint Gould d 
Bolivia, aus 4000m Höhe; Phoentcopterus jamest Rahmer ¢ aus 
1400m Höhe. 

Willy Seeger: Merula chrysolaus Temm.; Parus minor 
Temm. et Schleg.; Anthus cervinus (Pall.); A. maculatus Hodgs.; 
Motacilla lugens Kittl.; Emberiza cioides Brandt; E. personata 
Temm.; E. rustica Pall.; Fringilla montifringilla L. d; Mota- 
eilla boarula L.; Pyrrhula rosacea Seeb, d und 3; Chlorts kawara- 
hiba Temm. et Schleg; Passer rutilans Temm. et Schleg; Cocco- 
thraustes coccothraustes japonicus Temm. et Schleg.; Anspelis gar- 
rulus (L.); A. japonica (Sieb.); Sturnia violacea (Bodd.) d' und juv.; 
Hirundo rustica gutturalisScop.; Hirundinapus caudacutus (Lath.); 
Micropus pacificus (Lath.); Hypstpetes amaurotis (Temm.); 
Lanius bucephalus Temm. 2; Picus awokera Temm.; Dendrocopus 
major japonicus Seeb. d' und $; Alcedo ispida bengalensis Gm. ; 
Spodiopsar cineraceus (Temm.); Caprimulgus jotaka Temm. et 
Schleg.; Garrulus juponicus Temm. et Schleg.; Corvus corone 
L.; Circus cineraceus Montagu; Accipiter virgalus (Temm.); 
Syrnium fuscescens Temm. et Schleg.; Asio otus L.; Ninox 
spec. Cyanopolius cyanus (Pall.); Turtur rupicolus Pall.; 
Sphenocercus sieboldi Temm.; Coturnix coturnix japontca Temm. 
et Schleg.; Phasianus versicolor Vieill. d und $; Ph. soemmerringt 


— 111% — 


Temm. d nad 2; Charadrius placidus Gray; Ch. dominicus 
P.L.S. Mill; Arenaria interpres (L.); Gallinago gallinago (L.); 
Rhynchaea capensis (L.); Nycticorar nycticorax (L.); Aix galeri- 
culata (L.); Sterna longipennis Nordm.; St. sinensis Gmel; 
Larus ridibundus L.; L. canus L.; L. schistisagus Stejneg. alle 
von Japan, und Plectrophenax nivalis L.; Merula torquata L.; 
Garrulus atricapillus Geofir.; Fuligula mardla L. 3; Sterna 
hirundo L.; Hydrochelidon nigra (L.) 2; Stercorarius pomarinus 
Temm. von Helgoland und Rußland. 

Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Gavia alba 
(Gunn.), Nestjunge in verschiedenen Stadien von König-Karls- 
Land, O.-Spitzbergen (August 1898). 

Hermann Jacquet: Larus glaucus Brünn; Rissa tridac- 
tyla (L); Stercorarius parasiticus (L.); Fulmarus glacialis (L.); 
Mergulus alle L. von Spitzbergen. 

Neue Zoologische Gesellschaft: Turdus rufiventris 
Vieill. 2; Panurus biarmieus (L.); Fringilla nivalis L. d; Em- 
beriza cirlus L. 3; Amadina flaviprymna Gould. 2; Poephila 
annulosa Gould. dé: P. mirabilis Des Murs d‘; Strepera graculina 
White 6; Chrysotis amazonira L. d; Aquila chrysaélus L. 3; 
Numida meleagris L. var. alba; Dafila acuta (L.) 2; D. spini- 
cauda (Vieill.) 9; Branta bernicla L.; Branta leucopsis Bechst. 
d; Fuligula ferina L. 3; Mergus albellus L. 9; Casuarius gale- 
atus Vieill. 2 von Ceram. 

H.Schuhmacher: Acanthis cannabina (L.) 3; Pyromelana 
franciscana Is. 3; 

Tausch: Museum für Naturkunde in Mannheim: 
Estrelda granatina (L.); Orateropus bicolor Jard.; Laniarius 
atrococcineus (Burch.); /rrisor cyanomelas (Vieill.); Schtxorhis 
concolor (Smith.) von Südafrika; Micrastur guerilla Cass. von 
Ecuador gegen andere Vogel. 

Kauf: V. von Tschusi zu Schmidthoffen, Hallein: 
Sylvia melanothorax Tristr. d Cypern; 8S. conspicillata bella 
Schneid. d Madeira; Parus ultramarinus Bp. 2 Tunesien; 
Passer petronius maderensis Erlanger 2 Madeira. 

Neue Zoologische Gesellschaft: Chauna chavaria 
L. 2 8.-Amerika; Numida vulturina Hardw. 2 O.-Afrika; Galli- 
nula galeata Licht. 2 S.-Amerika; Annpeliceps coronatus Blyth d 
Burma; Conurus leucophthalmus (Müll.) d Brasilien. 


— 112% — 


Oberlehrer Der ned de, Hannover: Folgende Kolibris: Cyano- 
lesa cyanura caudata Berlepsch d mit Nest und Gelege; Pany- 
chlora stenura Cab. et Heine d' mit Nest nnd Gelege, Venezuela; 
Helianthea bonapartei Bourc. d‘ Bogota; Lampornis nigricollis 
(Vieill.) 2; Diphlogaena aurora J. Gould. juv. N. Pern; Stega- 
nurus underwoodi typ. Less. d und 2 Bogota; Cyanolesina 
cyanura Gould. d Columbien; Helkangelus mavoro J. Gould., 
Venezuela; H. clarissae Longuen 6 Columbien. 


Die Lokalsammlung. 


Wir möchten an dieser Stelle alle Jagdliebhaber und 
Forstbehörden auf die großen Lücken aufmerksam machen, die 
unsere heimische Vogelsammlung aufweist. Trotz vielfacher 
Bemühungen und mancher hübscher Geschenke fehlen uns 
doch von den gewöhnlichsten Vogelarten noch Nester mit Gelegen 
und Jungen in verschiedenen Jugendkleidern. Es ist dringend 
notwendig, daß gerade die so beliebten Vögel der Heimat bei 
jeder Art durch eine biologische Gruppe, in welcher der Nest- 
bau, die Brutpflege, die Eier und die verschiedenen Wachstum- 
stadien der Jungen dargestellt, in der Schausammlung vertreten 
sind. Dazu bedürfen wir aber eines großen Materiales und wir 
bitten alle unsere Mitglieder und Freunde zur Vollendung dieser 
Gruppen nach Kräften beizutragen. Besondere Wünsche ver- 
mögen wir nicht zu äußern, da eigentlich noch alles fehlt. 

Auch auf sogenannte Irıgäste, die gelegentlich in unserem 
Gebiete erlegt werden, aber nicht hier ihr Brutgeschäft er- 
ledigen, bitten wir zu achten und sie dem Museum zu überweisen. 
Für Privatsammlungen sind solche Stücke zu wertvoll. Sie 
werden dort ıneistens nur vorübergehend berücksichtigt, ver- 
derben bald und gehen dann verloren; in einer Museumssamm- 
lung dagegen sind sie dauernd erhalten. 

Geschenke: Dr. H Korte: Falco aesalon Tunnst. d. 

K. Kullmann: Lullula arborea (L) d; Anorthura troglo- 
dytes (L.); Hypolais philomela L. 

H. Jacquet: Coccothraustes coccothraustes (L.) & und ¢: 
Picus viridicanus Meyer und Wolf 2; Alcedo ismda L. d; 
Dryocopus martius L. 9 mit weißen Bauchseiten; Accipiter 
nisus L. 2; Falco subbuteo L. 9; Coturnix coturnix L. d. 


— 119° — 


E. Drevermann, Battenberg: Fudica atra L. 

Rudolf Plochmann: Tetrao urogallus L. 

Karl Plochmann: Terao terix L. 

C. F. Griesbauer: Mergus serrator L. 9. 

Friedrich Sommerlad: Garrulus glandarius (L.) d. 

Prof. Dr. O. Boettger: Picus viridicanus Meyer und 
Wolf d. 

Wirkl. Geheimrat Prof. Dr. Schmidt- Metzler, Exzellenz : 
Pernis apivorus (L.); Gallinago gallinula L. d. 

Victor Moessinger: Grus grus L. 

Hermann Rahnstadt: Gallinula chloropus L., Nestvögel. 

Erich Sondheim: Turdus merula L. juv. 

Kauf: F. Simon: Glaucidium noctua Retz., Nestvégel; 
Asio otus (L.) Nestvögel. 

Für die Nester- und Eiersammlung wurde ferner 
geschenkt: 

Neue Zoologische Gesellschaft: Ardea cinerea L., 
ein großes Reihernest nebst eingebauten Sperlingsnestern aus 
dem Zoologischen Garten. 

Louis Witzel, Prundu (Rumänien): Aegithalus pendu- 
linus, zwei sebr schöne Nester der Beutelmeise, sowie eine 
große Anzahl Eier der verschiedensten Vogelarten, namentlich 
der Sumpf- und Wasservögel. 

Polizeirat M. Kuschel, Guhrau: Emberiza citrinella L., 
Nest mit Gelegen; Sylvia curruca L.; Hypolais philomela (L.). 

R. Hofmann: Stammstück eines Apfelbaumes mit frischer 
Nisthöhle des kleinen Buntspechtes Dendrocopus minor L. 

Prof. Dr. F.Richters: Cinclus aquaticus L., Nest mit Eiern. 

Ernst Cnyrim: Nester von Merula merula L.; Turdus 
musicus L.; Acrocephalus arundinaceus (L.); Regulus ignicapillus 
(Temm. ex Brehm.) 

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Oskar Neu- 
mann, Berlin, studierte mehrfach die Rüp pellschen Vögel aus 
Abessinien und erhielt zum Vergleich 25 Arten nach Berlin 
gesandt. (Bereits zurückgeliefert). 

Prof. W. Föhner, Mannheim, und Präparator Hilgert, 
Niederingelbeim, benutzten die Vogelsammlung zum Studium 
und zum Vergleich. 

Robert de Neufville. 


8 


— 114" — 


8. Die Reptilien und Batrachier. 


Wegen der Schwierigkeit, bei der provisorischen Aufstel- 
lung unserer so großen Sammlung die notwendigen Vergleichs- 
objekte herauszufinden, wegen der unbequemen Lage und des 
Platzmangels im Arbeitsraume und wegen zahlreicher dringen- 
derer Arbeiten konnte in diesem Jahre nicht alles Eingegangene 
aufgearbeitet werden. Die Restanten sollen im nächsten Be- 
richte verzeichnet werden. 

Die Herstellung der Präparate für die Schausammlung 
wurde dagegen energisch in Angriff genommen. Zunächst wurden 
die frisch eingelieferten Tiere aus der einheimischen Fauna und 
aus dem Terrarium des Zoologischen Gartens, soweit sie schon 
in der Hauptsammlung vertreten waren, für die Schausammlung 
verwertet und in entsprechender Stellung gehärtet und montiert. 
Solche Schaustücke lassen sich besser in flachen Gläsern auf 
entsprechendem Hintergrund aufstellen als ältere Sammlungs- 
exemplare, die schon längere Zeit in Alkohol gelegen haben 
und bei deren Konservierung nicht auf eine lebenstreue 
Stellung Bedacht genommen wurde. Sodann hat der Assistent 
Dr. E. Wolf damit angefangen, aus den reichen Beständen 
unserer Hauptsammlung eine Schausammlung für Batrachier 
und Reptilien zu entnehmen. Von Batrachiern wurden 93 
Nummern, von Reptilien aus den Gruppen der Schildkröten 
und Eidechsen 101 Nummern als Schaustücke montiert und 
fertiggestellt. Bei den einheimischen Batrachiern fehlt uns 
besonders das Material an Tieren im Hochzeitskleid, und nach 
dieser Richtung hin bedarf die Schaustellung noch mancher 
Ergänzung. Da wir auch hier für jede Art eine entsprechende 
Gruppe zur Darstellung bringen wollen, so ist ein reichliches 
Material an Männchen, Weibchen und Jugendstadien notwendig. 

Als Neuerwerbungen von besonderer Schönheit und wissen- 
schaftlichem Werte mögen die zablreichen nordamerikanischen 
Formen hier noch ausdrücklich Erwähnung finden, die wir bei 
Brimley Bros. in Raleigh, N. Ca., gekauft haben. 

Für unsre deutsche Fauna möchte nur das Vorkommen 
von Tropidonotus tessellatus Laur. von Interesse sein, den ich 
bei Bornhofen oberhalb Boppard auf der rechten Rheinseite am 
19, Juli 1906 erbeutete, sowie der weiter unten angegebene 


— 115% — 


neue Fundort von Salamandra maculosa Laur. auf der rechten 
Mainseite in der Frankfurter Ebene. 

Geschenke: Neue Zoologische Gesellschaft: 
Testudo tabulata Walb. 3, Brasilien, Cinixys belliana Gray, Abes- 
synien, Cyclanorbis aubryi (A. Dum.), Gabun, Varanus varius 
(Shaw), Australien, 2 Tropidurus hispidus (Spix), Nordbrasilien, 
Coluber obsoletus Say var. spiloides D. B., Ostl. Ver. Staaten, und 
C. catenifer Blv., Kalifornien, Cerberus rhynchops (Schneid.), Su- 
matra, und 2 Crotalus horridus L., Ver. Staaten. 

Aus alten Vorräten: Bufo latastei Bigr. juv. und Hylu 
arborea (L.) var. aff. japonica Schleg., beide wahrscheinlich aus 
Turkestan. 

Prof. Dr. O. Boettger: Herpetodryas fuscus (L.) typ. und 
var. saturnina L., Brasilien, Hypsirhina doriae (Pts.), Borneo, 
Dipsadomorphus hexagonotus (Blyth), Ost-Himalaya, und Tropido- 
dipsas fasciata Gtbr., Mexico. 

Konservator Ad. Koch: 3 Lacerta vivipara (Jacq.) Juv. 
vom Titisee (Schwarzwald). 

Oberpostpraktikant C. Bickhardt, Erfurt: Discoglossus 
pictus Otth juv. 2, Lacerta muralis (Laur.) typ. juv. und var. 
bedriagai Cam. adult., sämtlich von Vizzavona auf Corsica. 

+ Hofrat Dr. med. Pauli: 2 Contia collaris (Mén.) aus 
Kleinasien. 

+ Konsul Dr. O. Fr. von Moellendorff: 6 Enhydrina 
hardwickei (Gray) aus Mittel-Luzon, Philippinen. 

Von Prof. Dr. W. Kükenthals Reise: Trionyx subplanus 
Geofir. vom Baramfluß, Borneo. 

Ingenieur Paul Prior: Molge vulgaris (L.) var. meridio- 
nalis Blgr. 2, Südeuropa, M. marmorata (Latr.) juv., aus Spanien, 
und 2 M. boscai (Lat.) pull., Portugal; Lacerta agilis L. 2, Brau- 
bach (Rhein). 

Dr. med. Aug. Knoblauch: 2 Salumandra maculosa (Laur.) 
var. algira Bedr., Sidi-Aissa in 300m bei Böne, Algerien (Ed. 
Chevreux S.); Lacerta agilis L. 2 adult. und 3 juv., Bahnstation 
Langen, und 1 juv. Vierherrenstein (Station Mitteldick), sowie 
? DL. vivipara (Jacq.) und Anguis fragilis L. von Niedernbausen 
(Taunus). 

Frau M. Sondheim: Salamandra atra (Laur.) d, 2 und 
juv. von Unter-Schächen bei Altorf, aus 1000m Hohe. 


gr 


— 16 — 


A.H. Wendt: Tropidonotus natriz (L.), großes Exemplar 
aus Eppstein (Taunus). 

Obergirtner Günther: Amblystoma mexicanum Cope, 
2 gleichaltrige Larven, davon eine mit Kiemen, die andere zur 
Landform umgebildet. 

J. E. Zehrung, Aquarienhandlung: Tarbophis fallax 
Fleischm., Coluber leopardinus Bonap. und Chamaeleon vulgaris 
Daud. 

Kunstmaler Karl Dietze: Salamandra atra Laur. und 
2 Molge alpestris (Laur.) von Oberstdorf (Allgäu). 

Karl Fischer: Salamandra maculosa Laur. juv. aus einer 
Baugrube auf den Hausener Wiesen unweit des Ginnheimer 
Wooges (Belegstiick für das Vorkommen der Art bei Frankfurt 
in der Ebene auf der rechten Mainseite). 

Ingenieur Heinr. Engert: Bombinator pachypus Bonap. 
von Steinau bei Schlüchtern. 

Dr. med. Karl Gerlach: Salamandra atra Laur. von 
Dorf Splügen. 

Dr. phil, Adolf Reichard, Helgoland: Rana utricularia 
Harl. 3, Ver. Staaten. 

Ingenieur F. Kinkelin: Bufo regularis Rss., Zonurus 
tropidosternum Cope und Chamaeleon dilepis Leach d und juv., 
von Dar es Salaam, Deutsch-Ostafrika. 

Otto Lotichius, Morenci, Arizona: Eublepharis varie- 
gatus (Baird) und Uta gratiosa (Hallow.) von dort. 

Fritz Beischlag, Sandau bei Böhm.-Leipa: Rana ma- 
crodon Tschudi aus Ober-Langkat, Ost-Sumatra, und Schädel 
von Tomistoma schlegeli (S. Müll.) und Haut von Achrochordus 
javanicus Hornst. von Perbaungan, Sumatra. 

Dr. A. Borgert, Bonn: Tarentola delalandei (D. B.) von 
Tenerife, Canaren. 

Fabrikant Otto Wohlberedt, Triebes (Thiringen): 
Rana esculenta L. var. ridibunda Pall. aus Montenegro zwischen 
Rjeka und Virpazar. 

Tausch: Mit dem Naturhistorischen Museum in Basel 
und Budapest, sowie mit Dr. Franz Werner in Wien wurden 
größere Tauschgeschäfte aus unseren reichen Dublettenvorräten 
gemacht. Von Gymn. Walter Bucher erbielten wir gegen 
philippinische Landschnecken: Varanus salvator Laur, aus Bor- 


— ir — 


neo und Tropidonotus subminiatus Schleg. und Tr. stolatus (L.), 
Ablabes major (Gthr.), Simotes violaceus (Cant.) var. swinhoei Gthr. 
und Naja tripudians Merr. var. fasciata Gray f. b, sämtlich aus 
der Missionsstation Hok-shuha am oberen Mittellaufe des Ost- 
flusses, Zentral-China. 

Kauf: Albr. Haas, Curityba, Staat Parana, Brasilien: 
Helminthophis guentheri Bigr. von dort. 

W. Ebrhardt, Joinville, Kolonie Hansa, Staat Sta. Cata- 
rina, Brasilien: Ceratophrys dorsata Wied und 2 C. fryi Gthr., 
von dort. 

Hans Deistel, Buea, Kamerun: 2 Lygosoma (Riopa) fer- 
nandi (Burt.), Feylinia currori Gray, 2 Lycophidium fasciatum 
(Gthr.) und Bitis nasicornis (Shaw), sämtlich von dort. 

Brimley Bros., Raleigh, Nord-Carolina, U.S.A.: Rana 
clamata Daud. und 2 R. halecina Kalm var. sphenocephala Cope 
von Raleigh, R. areolata B. Gir. Orlando, Fla., Engystoma caro- 
linense Holbr. d und Chorophilus feriarum (Baird) von Raleigh, 
Ch. triseriatus (Wied) 3, Waco, Texas, Bufo lentiginosus Shaw 
var. woodhousei Gir., Alamogordo, N.-Mex., var. musica Latr., Mims- 
ville, Georgia, und var. quercina Holbr. Hastings, Fla., B. cogna- 
tus Say und B. punctatus B. Gir, von El Paso, Texas, B. debilis 
Gir, d, Waco, Texas, Acris gryllus (Lec.), Long Lake, Falls Co., 
Texas, 2 Hyla squirella Daud., Bai von St. Louis, Mo., und Hastings, 
Fla., H. regilla B. Gir., Los Gatos, Calif., und H. carolinensis 
(Penn.), Bai von St. Louis, Mo., Scaphiopus solitarius Holbr. ¢, 
Raleigh, und Sc. hammondi Baird, El Paso, Texas; 2 Desmogna- 
thus ochrophaeus Cope, Mt. Mitchell, über 3000‘, N. Ca., 2 D. brim- 
leyorum n. sp. Hot Springs, Arkansas, und D. fuscus (Raf.), 
Cane River, N. Ca, 2 Manculus quadridigitatus (Holbr.) d und 8, 
Raleigh, Autodax lugubris (Hallow.), S. Malto Co., Calif., und 
Au. jecanus Cope, Los Gatos, Calif., Amblystoma microstomum Cope, 
Montgomery Co., Montana, Spelerpes longicauda (Green), Jeffer- 
son Co., Montana, und Plethodon erythronotus (Green) var. cinerea 
Green, Hackensack, N. Jersey. 

Neue Zoologische Gesellschaft: Testudo microphyes 
Günth. von N.-Albemarle, Galäpagos-Inseln. 

Cand. mathe Hugo Hackenberg, Barmen: Alytes ob- 
stetricans (Laur.), erwachsenes d' und 2 nebst Eischnüren und 
Larven in allen Stadien, 


— 118 — 


Wissenschaftliche Benutzung: Der Verkehr des 
Sektionärs mit wissenschaftlichen Instituten war schwächer als 
in den Vorjahren und beschränkte sich auf die zoologischen 
Museen von Basel, Berlin, Bonn, Budapest, Leiden, Lübeck, Mag- 
deburg, München und Wien und auf die hiesige „Neue Zoologische 
Gesellschaft“. Von einschlägigen literarischen Arbeiten, die mit 
Material aus dem Museum zustande gekommen sind, seien er- 
wähut die zwei kleinen Arbeiten des Sektionärs „Reptilien aus 
dem Staate Parana“ in Zool. Anzeiger 29. Bd. 1905 p. 373—375 
und „Neues Sinnesorgan bei einem Molche (Manculus quadri- 
digitatus Cope)?“ in Zool. Beobachter (Zool. Garten) Jahrg. 47, 
1906 p. 88, Fig. 

F. W. Winter eutlieh Agama sanguinolenta Pall. und 
Teratoscincus scincus (Schleg.) zu Abbildungen (bereits zurück- 
geliefert). Ä 

Prof. Dr. O. Tornier, Berlin, sandte Agama sinaita 
Heyden, Typus und Originalexemplar, zurück. 

Bildhauer Joh. Belz entlieb Testudo argentina Sclat. und 
Chamaeleon monachus Gray zu Vorlagen beim Modellieren (bereits 
zurückgeliefert). 

Dr. Franz Werner, Wien, entlieh 6 Arten nordischer 
Batrachier und Reptilien zur Benutzung bei einer Arbeit über 
„Die nördlichsten Batrachier und Reptilien für „Fauna arctica‘ 
Bd. IV (bereits zurückgeliefert). 

Prof. Dr. L. v. Méhély, Budapest, entlieh unser Material 
an Lacerta muralis (Laur.) zur Benutzung in einer größeren 
monographischen Arbeit. 

Zoologische Sammlung des Bayerischen Staates, 
München, entlieh 7 Nummern Bufo borbonicus (Boie) und B. bi- 
porcatus Tschudi zum Vergleich. 

Dr. J. Roux, Basel, entlieh 6 Nummern Agama planiceps 
Pts., A. hispida (L.) und A. brachyura Bigr., sowie Lygodactylus 
capensis Smith. Letzteren sandte er, ebenso wie das Original- 
exemplar von Nectophryne exigua Bttg. aus Nord-Borneo, wieder 
zurück. Prof. Dr. O. Boettger. 


4. Die Fische. 


Die Arbeiten in der Fischsammlung haben im verflossenen 
Jahre dadurch eine ganz wesentliche Förderung und Bereiche- 


— 119° — 


rung erfahren, daß unser arbeitendes Mitglied Herr A. H. Wendt 
es dankenswerterweise übernommen hat, das Material an Süß- 
wasserfischen Mitteleuropas zusammenzubringen. Die vielfachen 
Beziehungen, die Herr Wendt als Sportsfischer und Fischerei- 
verständiger mit Fischereivereinen, Fischzüchtereien und Fisch- 
handlungen angeknüpft hat, sind für unser Museum außerordent- 
lich ergiebig. Durch ein gedrucktes Zirkular, in dem auch Winke 
für die Behandlung und Versendung der Fische gegeben sind, 
hat Herr Wendt unsere Wünsche für die Aufstellung einer 
gut konservierten und vielseitigen Schausammlung mitgeteilt. 
Das Material floB infolgedessen von allen Seiten so reichlich, 
daß auch für eine ausgiebige Vertretung der einzelnen Arten 
in der Lehr- und Hauptsammlung gesorgt werden konnte. Bei 
Nutzfischen, wie z. B. beim Karpfen, bei der Forelle, Schleihe etc., 
soll auch die Entwickelung und das Wachstum der einzelnen 
Arten und Rassen mit Angabe des Alters dargestellt werden. 
Wenn die eifrigen Bemühungen des Herrn Wendt auch ferner- 
hin so reichlich gelohnt werden wie im verflossenen Jahre, so 
dürften wir bald eine Sammlung der mitteleuropäischen Fische 
haben, die an Schönheit und Vollständigkeit nichts zu wünschen 
übrig läßt. 

Die Aufstellung der mitteleuropäischen Fische erfolgt in 
wagerechter Stellung in Kastengläsern, wobei nur Exemplare 
verwandt werden, die unverletzt sind und unversehrte Flossen 
haben. Bei jüngeren Stadien werden meist mehrere Exemplare 
in einem Glas vereinigt. Die Fische werden zuerst in Formol 
konserviert und dann in Alkohol übergeführt. Die natürlichen 
Farben sollen später durch Anmalen nach der von Brunnschen 
Methode wieder hergestellt werden. Auch wird bei jeder Fisch- 
art die kolorierte Abbildung aus dem bei Werner & Winter 
erscheinenden Prachtwerk, dessen Tafeln uns bereits freund- 
lichst zur Verfügung gestellt wurden, aufgestellt. Da die Kon- 
servierung und Montierung längere Zeit dauert, auch der nötige 
Vorrat an größeren Kastengläsern erst beschafft werden muß, 
so konnte die Sammlung der einheimischen Fische noch nicht 
fertig aufgestellt werden. 

Die Schausammlung der marinen Fische enthält bisher 
118 Nummern. 

Geschenke. A.H.Wendt: Carassius auratus L., Gold- 


— 120% — 


fische aus Dachau; Oyprinus carpio L., Spiegelkarpfen aus der 
Nagold; Tinca tinca L., Schleie aus der Lauter; Squalus cepha- 
lus L., Döbel oder Dickkopf aus dem Neckar und aus dem Bill- 
bach bei Amorbach; Thymallus vulgaris Nilss., Asche aus dem 
Neckar, der Nagold und Junge aus dem Billbach bei Amorbach; 
Esox luctus L. aus dem Altrhein bei Ehrfelden; Jdus melanotus 
Heck. var. orfus, Goldorfe aus der Lauter; Salmo guardnerti 
= Trutta iridea, amerik. resp. kalif. Regenbogenforelle aus dem 
Neckar; Carassius vulgaris Nilss., Goldkarausche aus Dachau; 
Coregonus maraena Bl., Edelmaräne aus dem Madue-See; Perca 
fluviatilis L., FluBbarsch aus dem Altrhein bei Ehrfelden; Lota 
vulgaris Cuv. aus dem Rbein bei Köln; Truita farto L., Bach- 
forelle in normaler Färbung aus dem Liederbach; Truzta farto L., 
Bachforelle, altes 2 mit Hacken; Actpenser sturio L. aus 
der Elbe bei Hamburg; Trutta fario L., Goldforelle aus dem 
Billbach bei Amorbach; Trutia fario L., Steinforelle aus dem 
Billbach; Anguzlla vulgaris Flem., Aal aus dem Seelow-See und 
aus dem Niederrhein; Trutia fario L., Bachforelle im Jugend- 
kleid aus dem Liederbach, Flossen mit rotem Saum; Adramis 
brama L., Brachsen aus dem Seelow-See; Carpio collaris Heck, 
Karpfenkarausche aus dem Madue-See und aus dem Seelow-See; 
Leuciscus ruttlus L., Rotauge aus dem Madue-See und aus dem 
Seelow-See; Tinca vulgaris Cuv., Goldschleie aus dem Madue- 
See; Blicca björkna L., Güster aus dem Madue-See und dem 
Seelow-See; Aspius rapax Agass., Schied aus dem Madue- und 
Seelow-See; Gobtio fluviatilis Cuv., Gründling aus dem Madue- 
See; Lota vulgaris Cuv., Quappe aus dem Madue-See; Acerina 
cernua L., Kaulbarsch ans dem Madue-See; Alburnus lucidus 
Heck., Uckelei aus dem Madue-See; Cyprinus carpio L., Karpfen 
der Aischgründer Rasse von Erlangen: einsömmerige, zweisöm- 
merige, dreisömmerige und laichreife Karpfen; Abramis brama 
L., Brachsen aus dem Seelow-See; Scardinius erythrophthalmus 
L., Rotfeder aus dem Seelow-See; Leuciscus rutilus L., Rotauge 
aus dem Seelow-See; Blicca björka L., Blikke aus dem Selow- 
See; Alosa finta Cuv., Finte aus dem Rhein bei Köln; Lota 
vulgaris Cuv., Quappe aus dem Rhein bei Köln; Trutta farıo L., 
Bachforelle, dunkle Varietät aus dem Würzbach bei Calmbach ; 
Trutta fario L., Bachforelle im Jugendkleid aus der kl. Enz 
bei Calmbach; Kreuzung zwischen Saibling und Bachforelle aus 


— 121* — 


der Zuchtanstalt in Calmbach; Cyprinus carpio L. aus der Wit- 
tingauer Züchterei, Wittingauer Rasse: ein-, zwei- und drei- 
sömmerige Spiegel- und Schuppenkarpfen. 

Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Gadus morrhua 
L., junge Dorsche aus dem Mogilnoje, einem Reliktensee auf der 
Insel Kildin an der Murmanküste, in Formol und Sublimat- 
Alkohol konserviert. 

Ingenieur P. Prior: Geradinus caudimaculatus Ad. 9; 
Callicthys punctatus juv. 

Dr. med. A. Knoblauch: Cottus gobio L., Mühlkoppe, 
Entwickelungsreihe aus dem Theißbach bei Niedernhausen i. T. 

Dr. med. E. Roediger: Rhombus maximus L.; Pleuronectes 
flesus L.; Pl.platessa L.; Pl.limanda L.; Anguilla vulgaris Flemm. 
juv., Gastrosteus aculeatus L., und andere kleine Fische, sämtlich 
aus Warnemünde. 

F. W. Winter: Torpedo marmorata Risso, Junge aus der 
Adria bei Rovigno, konserviert mit Sublimat-Alkohol. 

Prof. Dr. med. L. Edinger: Kopf von einem großen Lepi- 
dosteus osseus L. aus S. Louis. 

- Aus dem Nachlaß von Dr. med. J. Guttenplan diverse 
Aquarienfische in Formol konserviert. 

Dr. A. Reichard, Helgoland: 100 Fische aus Haiti, Ja- 
maika und Nordamerika. 

Neue Zoologische Gesellschaft: Petromyzon marinus 
L., großes Meerneunauge. 

Oberfischermeister Hinkelmann, Kiel: verschiedene 
Jungfische aus dem Kaiser-Wilhelm-Kanal, darunter junge Neun- 
augen und Aale, sogenannte Montée, ferner Heringe und Herings- 
laich, Clupa harengus L., laichreife Heringe, junge Heringe und 
Heringsbrut. 

Tausch: Königl. Zoologisches Museum, Berlin: 
Malapterurus electricus (L.) von Ossidinge, Kamerun, von Manns- 
feld gesammelt, nebst anderen Tieren gegen Arbeiten aus unse- 
ren Abhandlungen. 

Kauf: Zoologische Station, Triest: Oxyrrhina spal- 
lazani Raf., 2,6bm lang; Hexanchus spec. 4,50 m lang, beide 
für die Schausammlung ausgestopft. 

Arctisches Museum, Tromsö: Mallotus villosus Mull., 
aus Ostfinnland, von P. Björkan gesammelt. 


— j99* — 


G. Schimpf, Friedrichshagen bei Berlin: 25 Arten Süß- 
wasserfische aus Argentinien. 

Für die Sammlung der Fischkrankheiten schenkte: 

A. H. Wendt einen pockenkranken Karpfen, Cyprinus car- 
pio L. mit Epithelioma papillosum und je einen Mopskopf von der 
amerikanischen Regenbogenforelle, Salmo guardnerii, und der 
Bachforelle, Trutta fario L. 

Kastellan Wagner: TZ'nca vulgaris mit Rotseuche, Pur- 
pura cyprinorum, bebaftet, durch Bacterium. cyprinicia Plehn her- 
vorgerufen, und Carassius auratus L. var. Schleierschwanz mit 
Rotseuche, Purpura cyprinorum, behaftet. 


5. Die Tunikaten. 


Geschenke: Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: 
Oikopleura vanhöffeni Lohmann; O. labradoriensis Lohmann; Fri- 
tillaria borealis Lohmann, aus dem Material ihrer , Helgoland‘- 
Expedition, Nördliches Eismeer 81° 32’ N. Br., bearbeitet von 
Dr. H. Lohmann in „Fauna arctica* Bd. I; Molgula ampuloides 
(Beneden) aus dem Mogilnoje, einem Reliktensee auf der Insel 
Kildin an der Murmanküste, in Formol konserviert. 

Dr. H. Merton: Pyrosoma elegans Les. und Salpa mazrima 
Forsk., Solitärformen aus dem Golf von Neapel, in prachtvollen 
Schaustücken. 

Kauf: H. Suter, Auckland (Neu-Seeland): Boltenia 
pachydermatina Herdm. 

Arctisches Museum, Tromsö: 18 Arten Ascidien, ge- 
sammelt und bestimmt von Dr. Paul Björkan. 


6. Die Mollusken. 


Diese Sammlung hat nach wie vor unter dem Mangel an 
Räumen und geeigneten Schränken zu leiden, so daß an ein 
Einordnen der zahlreichen Eingänge der letzten Jahre nicht 
gedacht werden konnte. Sie mußten daher in Kisten verpackt 
bleiben, um später der Hauptsammlung eingefügt zu werden, 
wenn dafür erst ein neues Schranksystem eingeführt worden 
ist. Trotz dieses Raummangels wurde aber eifrig an der 
Vermehrung der Sammlung gearbeitet. Die hauptsächlichste 
Arbeit bestand in der Verwertung des großen Dubletten- 


— 123* — 


Materials aus der v. Moellendorffschen Sammlung. Sodann 
hat auch der Sektionir mit seinem reichen Materiale viele 
Tauschgeschäfte gemacht und dem Museum öfters große Kol- 
lektionen überwiesen. 

Geschenke: P. Hesse, Venedig: 10 Arten Muscheln 
vom Lido bei Venedig. 

Frau Prof. Flesch: Jlelix pomatia L. von der Ax-Alp 
aus 1600 m Höhe. 

Dr. med. E. Roediger: Mytilus und Cardium aus Warne- 
münde; Felsstück, von Sazicava rugosa (L.) durchlöchert, aus 
Dublin. 

Dr. F. Berg: Eine Anzahl Meereskonchylien aus Ostindien, 
die größtenteils für die Lehrsammlung verwertet wurden. 

Konrad Berk: Anodonta mutabilis Cless., Teichmuschel 
von 17 cm Länge aus der Nidda bei Rödelheim, lebend. 

Dr. A. Reichard, Helgoland: Eine größere Kollektion 
Schnecken, Muscheln und Cephalopoden von Haiti und Jamaika. 

Paul Wirsing, Coban-Guatemala: Helicina amoena P., 
H. vernalis Mor., H. coccinostoma Mor. und Cistula acerbulum 
(Mor.) aus Coban-Guatemala. 

H. Fruhstorfer, Berlin: 4 Amphidromus gracilior 
Martens aus Pulo Daa; 3 A. rufocinctus Fruhs. aus Bawean; 
2 A. perversus forma sancapara Frulis. aus Bawean: A. sykesi 
Fruhs. aus Engano; 3 A. baweanicus Fruhs. aus Bawean 
(Cotypen). 

Direktor A. Siebert: Eine Anzahl Schalen von Meeres- 
konchylien. 

O. Volley, Idenau-Farm, Viktoria-Kamerun: Eine Anzahl 
Landschnecken, von Prof. O. Boettger bestimmt. 

Dr. H. Merton: 2 Pinna nobilis L. mit Byssusfäden 
aus dem Golf von Neapel. 

Fr. Beyschlag, Sandau, Bohm. - Leipa: Ampnullaria 
conica Gray. var. orientalis Phil.; Neritina (Neritodryas) cornea 
(L.) von Perbaungan aus Sumatra. 

Prof. Dr. O. Boettger: Bulimus (Zebrina) detritus (Mill.); 
Helix (Gonostoma) lens Fer. var. insularis Bttgr., H. figulina 
var, speideli Bttgr., Original-Exemplar; Cyclostoma elegans (Müll.), 
viele Exemplare von der Insel Thasos an der makedonischen 
Küste, 


— 14 — 


Tausch: Dr. Th. Kormos, Budapest: Landschnecken 
aus Ungarn, darunter einige Novitäten, gegen Landschnecken 
von den Philippinen. 

Kauf: Direktor Otto Wohlberedt, Triebes: 175 Pomatia- 
Arten aus dem Mittelmeergebiet. 

Paul Pallary, Eckmühl: Konchylien von Marokko. 

Aus dem Nachlaß des Pfarrers Wolf, Rödelheim: 
80 Nummern Unioniden, darunter zahlreiche Menkesche Ori- 
ginale. 

Museumsgesellschaft, Finkenwärder: Zwei Flaschen 
mit Austern bewachsen aus der südlichen Nordsee. 

Wissenschaftliche Benützung: Dr. C. W. Berndt, 
Assistent am Zoologischen Institut in Berlin, erhielt Material 
von Haliotis tuberculata Lam., von Noll bei Tenerifa gesammelt, 
zur Untersuchung der darin lebenden bohrenden Cirripedien. 


7. Die Insekten. 


Neben der Erledigung der laufenden Geschäfte, die in 
der Einordnung der neuen Erwerbungen, der Durchsicht der 
geordneten Sammlungen und der Erledigung des Tausches und 
des wissenschaftlichen Verkehres mit anderen Museen und Ge- 
lehrten bestehen, wurde mit der Präparation und Determination 
der noch vorhandenen Bestände sowie deren sammlungsgemäßen 
Aufstellung fortgefahren. Gegen Zerstörung durch Insekten- 
fraß wanderte die ganze Sammlung in regelrechter Folge durch 
den Schwefelkohlenstoffapparat. 

Eine besondere Vermehrung erfuhr die Käfersammlung 
durch die Erwerbung der Sammlung des verstorbenen Ingenieurs 
Ernst Pfaff in Darmstadt, die uns von den Kindern in zuvor- 
kommendster Weise überlassen wurde Die Sammlung enthält 
etwa 3500 Arten, worunter über 800 Arten Tenebrioniden. 
Sehr viele Stücke sind von dem verstorbenen Ingenieur Pfaff 
auf eigenen Reisen, namentlich in Korsika, gesammelt worden. 
Wohl ein Drittel der Arten war in unserer Käfersammlung noch 
nicht vertreten. 

Sonderaustellungen aus der Insektenabteilung fanden 
zweimal statt: im Insektensaal die unten erwähnte Sammlung 
von Eichengallen, die Prof. L. von Heyden geordnet hat, im 


— 125* — 


Vogelsaal die Hummelsammlung von A. Weis, die sich beide 
eines starken Besuches erfreuten. 

Der Schmetterlingssammlung steht ein weiterer Zuwachs 
dadurch bevor, daß Herr Pfarrer Pfitzner in Sprottau 
testamentarisch seine hervorragende Sammlung, die zurzeit 
etwa 4500 Spezies mit über 18000 Exemplaren umfaßt und 
auch eine Spezialsammlung des Kreises Sprottau mit vielen 
Aberationen enthält, vermacht hat. 

Die Zahl der Präparate für die Schausammlung wurde 
auf 162 erhöht. 

Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden ordnete die 
von ihm geschenkten und von seinem Vater, Senator Dr. 
C. von Heyden, gesammelten und von Gustav Mayr 
in Wien bestimmten mitteleuropäischen Eichengallen. Ergänzt 
ist diese Sammlung durch viele Geschenke von Mayr an 
L. von Heyden und an unsere Gesellschaft (1905), wodurch 
sie so vollständig ist, daß von den in dem Mayrschen 
Werke: „Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wort und 
Bild‘, Wien 1870/71, angeführten 95 Arten nur 15 fehlen, 
die allerdings meist nur in einzelnen Exemplaren in Öster- 
reich gefunden wurden. Prof. Dr. L. von Heyden be- 
stimmte und ordnete ferner die von ibm geschenkten und 
von seinem Vater, Senator Dr. C. von Heyden gesammelten 
Minen, Larvengänge, Gallen (nicht von Eichen) und Fraßstücke 
von Insekten, sowie Insekten-Koprolithen, Spinnen-Eiersäcke, 
Phryganeen-Gebäuse, Schmetterlingspuppen und Gehäuse, die 
in 6 großen Sammlungskasten aufgestellt sind. Ferner schenkte 
Prof. Dr. L. von Heyden eine reiche Insektenausbeute, ca. 
500 Exemplare, an Hymenopteren, Dipteren, Hemipteren, 
Orthopteren und ein Wespennest aus Falkenstein i. T.; eine 
Anzahl Käfer aus Jamaika, Mexiko, Malaga, Old-Calabar und 
San-Franzisko; Heydenia pretiosa Forster d und 9, typische 
Stiicke aus Frankfurt a. M. (Chalcidier, Micro-Hymenopteren). 

Dr. med. A. Knoblauch: Wespennest mit Brut, Wespen 
in Alkohol, Phyrganidengehäuse an Steinen, Larven von Perla 
bicaudata L. und diverse Heuschreckep aus Niedernhausen i. T. 

K. Kullmann: diverse Käfer und Schmetterlinge, Heu- 
schrecken, Hymenopteren, Dipteren, Neuropteren, die er bei 
Pontresina in 2200 m Höhe sammelte. 


— 126% — 


Dr. G. Mayr, Wien: Gallwespen, Cynipiden, und eine 
kleine Sammlung Gallen. 

Dr. H.8chinz, Zürich: Gallen mit Pteromalus aus Chile. 

H. Bücking, Höchst a. Main: Riesenschabe, Blabera 
gigantea L., welche an Farbhölzern lebend nach Urdingen am 
Rhein eingeschleppt wurde. 

Prof. Dr. F. Richters: 2 Rhyssa persuasoria L. aus 
Calmbach im Schwarzwald. 

Frau Dr. F. Römer: Hummeln von Gossensaß, Toblach, 
Schluderbach und Oberbozen in Alkohol. | 

Dr. A. Seitz: Eine große Kollektion von ihm selbst 
auf seiner Reise nach den Nilghiri-Bergen auf Ceylon ge- 
sammelter Schmetterlinge, gespannt und bestimmt: Radena 
ceylanica, Ixias marianne, Pieris mesentina, Hebomoia glaucippe, 
Danais plexippus, Neptis sinuata, N. varmona, N. junibah, 
Junonia nilgiriensis, Vanessa nilgiriensis, Mycalesis patnia, M. 
adolphei, M. mandata, Lampides bocchus, Attacus taprobanes, 
Euploea montana, E. asela. 

F. W. Winter: Orthopteren aus der Grotte von St. 
Canzian, 3 Ameisenarten und eine Dolchwespe aus Rovigno. 

Dr. A Strubell, Bonn: Verschiedene Orthopteren, meist 
Gespenstheuschrecken, namentlich Macrolyristes imperator Snellen 
mit prachtvoll entwickeltem Schallapparat auf den Flügeln. 

Geh. Rat Prof. Dr. R. Koch, Berlin: 6 Arten von ihm 
selbst auf seiner Reise nach Deutsch- Ostafrika gesammelter 
Dipteren und zwar: Glossina palpalis Rob., G. morsitans West- 
wood, G. pallidipes Austen; G. fusca Walter; G. longipensis 
Corti; G. tachinoides Westw. von jeder Art ¢ und 9. 

A. Weis: 70 Dipteren aus Spanien, bestehend aus 14 
Gattungen und 18 Arten; Streptocerus speciosus Fairm. d‘ aus 
Chile. 

Dr. A. Reichard, Helgoland: 9 Hemiptera; 110 Coleoptera; 
70 Orthoptera; 17 Lepidoptera; 18 Diptera; 24 Hymenoptera; 
19 Pseudoneuroptera aus Haiti, Jamaika und Nordamerika. 

Ingenieur F. Kinkelin: 2 Raupen, 10 Käfer, 40 Heu- 
schrecken aus Dar-es-Salam, Deutsch-Ostafrika. 

Prof. O. Schmiedeknecht, Blankenburg i. Thür.: 88 
Cicaden in 47 Arten; 9 Psylloden in 6 Arten; 250 Wanzen in 
150 Arten, sämtliche aus Thüringen; bestimmt. 


— 12” — 


August Heß, Speyer: Tinea chloacella H., Korkmotten 
in Weinstopfen, welche ‘in Speyer in den Weinkellern großen 
Schaden verursachen. 

Prof. Dr. J. Vosseler, Amani, Deutsch-Ostafrika: 500 
Dipteren in etwa 100 Arten. 

Tausch: Dr. G. Enderlein, Berlin: Copeognathen 
(Psocidae) 33 Arten aus 19 Gattungen; Neuroptera 1 Art und 
Hemiptera 10 Arten aus 7 Gattungen, gegen Insekten-Arbeiten 
aus den Abhandlungen. 

Kauf: G Schimpf, Friedrichshagen bei Berlin: 
6 Kasten Schmetterlingsbiologien aus Paraguay von San Ber- 
nardino und zwar mit den dazu gehörigen Futterpflanzen, 
montiert und bestimmt. 

Prof. O. Schmiedeknecht, Blankenburg i. Th.: 280 
Wanzen und Cicaden aus Herzegovina und Südspanien. 

Rudolf Trédl, Prüfening: eine Kollektion Borkenkäfer. 

Ingenieur E. Pfaffs Erben, Darmstadt: 3500 Arten 
Käfer, worunter 800 Arten Tenebrioniden. 

Wissenschaftliche Benützung: Pfarrer Muhl, 
Sachsenhausen bei Treysa, benutzte die Schmetterlingssammlung 
zum Vergleich. 

Dr. C. Schleussner sandte 26 mikroskopische Präparate 
von Insekten zurück, die zu photographischen Studien ent- 
liehen waren. 

Dr. G. Enderlein, Berlin, bestimmte die ihm gesandten 
Läuse von Phoca vitulina L. als Echinophthirius phocae Lucas 
1834 = setosus Burm. 1838, und die Läuse vom Wildschwein als 
Haematopinus suis L. und von Meles taxus L. als Trichodectes 
crassus N. 

Dr. Adolfo Lutz, Sao Paulo (Brasilien) und Konsul 
J. Streich, Stuttgart, benutzten die Dipterensammlung zum 
Vergleich. 

Dr. Gustav Mayr, Wien, erhielt eine Kollektion Ameisen 
zur Bestimmung, die bereits wieder zurückgesandt wurden. 

Kustos Fr. Kohl, Wien, erhielt mehrere 100 Pemphre- 
doninen, Wegwespen, zur Bestimmung und Revision. 

H. Friese, Schwerin, erhielt Hymenopterennester aus 
Ober-Oligocaenen Ceritienkalken von Flörsheim, die mit Land- 
schnecken, Insektenlarven, Eidechseneiern und Säugetierresten 





— 129% — 


zusammen von K. Fischer gefunden wurden. Er sandte 
dieselben bereits zurück und glaubt, daß és Eumenidennester sind. 
Direktor A. Seitz entlieh Papilio podalirius Ob. zum 
Abbilden. (Bereits zurückgeliefert.) 
Außerdem benutzten Sammler und Schüler mehrfach die 
Museumssammlung zum Bestimmen und Vergleichen ihrer 
Ausbeute. 


Prof.Dr.L.v. Heyden. A.Weis. Dr.J.Gulde. Dr.P.Sack. 


8. Crustaceen. 


Dr. E. Wolf arbeitete hauptsächlich an der Vervoll- 
ständigung der Schausammlung und hat die Präparate um etwa 
100 Stück vermehrt, so daß die Zahl nunmehr 301 beträgt. 
Er machte ferner zahlreiche Exkursionen in die nähere und 
weitere Umgebung, um die Crustaceen-Fauna der Gewässer 
systematisch zu erforschen. Besondere Berücksichtigung fanden 
dabei die Branchipus- und Apus-Arten und deren Auftreten im 
ersten Frübling. Zu einer umfassenden Bearbeitung der Phylo- 
poden und Branchiopoden erhielt Dr. Wolf das Material von 
verschiedenen Museen zum Vergleich. 

Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden: Asseln aus 
der Umgebung von Frankfurt a. M. 

Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Hyas araneus 
L. d und 2 von Alexandrowsk an der Murmanküste; Sabinea 
septemcarinata (Sabine) W.-Spitzbergen, Eis-Fjord; Eupagurus 
pubescens (Kröger) N.-Spitzbergen, Ross-Insel, aus dem Material 
ihrer „Helgoland‘-Expedition 1898, bearbeitet von Dr. F} Dof- 
lein in „Fauna arctica* Band I; Calaniden- Plancton aus Calanus 
finmarchius (Gunn.) bestehend, aus dem nördlichen Eismeer, 
1898, 81° 32° N. Br. mit Sublimat-Alkohol und Chromessig- 
säure konserviert. 

Prof. Dr. M. Möbius: Larven von Homarus vulgaris 
M. Edw. in Formalin konserviert. 

Dr. med. A. Knoblauch: Astacus fluviatilis Fabr. div. 
Stadien in Alkohol, darunter kleine von 1'/s cm Länge, sogen. 
Butterkrebse und abgeworfene Häute, aus dem Theißbach bei 
Niedernhausen. 

Dr. med. E. Roediger: Mysis spec. von Warnemünde. 


— 19 — 


F. W. Winter: Verschiedene Landasseln aus St. Canzian, 
Krabbe, Eriphia spinifrons Herbst, mit Scherenmißbildung aus 
Rovigno. 

Aus dem Nachlaß von Dr. J. Guttenplan: Mehrere Apus 
cancriformis Schaeffer; Ocypoda spec. 

Dr. A. Reichard: 60 Macruren, 62 Brachyuren, 44 Iso- 
poden, 10 Amphipoden aus Haiti, Jamaika und Nordamerika. 
Ingenieur F. Kinkelin: Krabbe aus Dar-es-Salam. 

H. Löne, Hannover: Lepidurus productus (L.) aus der 
Umgebung von Hannover. 

Tausch: Königl. Zoologisches Museumin Berlin: 
Gelasimus tetragonon Rüpp., d und 2 von den Gilbert-Inseln, 
Taravo, Flinsch, S; Hyppolyte gaimardi M. Edw., Karajak Fjord, 
W.-Grönland, E. Vanhöffen S., Eurypoides latreilli Dana, Cogu- 
imbo, Chile, L. Plate S. nebst anderen Tieren gegen Separate 
aus unseren Abhandlungen. 

Zoologisches Institut in Breslau: Lepidurus pro- 
ductus (L.) var. schaefferi, aus der Umgegend von Breslau 1903. 

Dr. A. E. Ortmanı, Pittsburgh: 2 Cambarus rusticus 
Girard; 4 C. limosus (Rafinesque); 5 C. obscurus Hagen; 
2 C. carolinus Erichson; 5. C. monongalensis Ortmann, Cotypen ; 
4 C. diogenes Girard, gegen Crustaceen-Arbeiten aus den Ab- 
handlungen. 

Zoologische Station in Triest: Maja _ verrucosa 
M. Edw. mit Austern, Mytilus und Balanus bewachsene, schöne 
Schaustiicke; Anilocra spec. an Crenilabrus griseus L. 

Kauf: G. Budde-Lund, Koppenhagen: 52 verschiedene 
Arten Landasseln aus 10 Gattungen, bestimmt. 

Henry Suter, Auckland (Neu-Seeland): Branchiopoden ; 
5 Arten Cirripedien aus 5 Gattungen; 17 Arten Amphipoden aus 
9 Gattungen; 20 Arten Isopoden aus 17 Gattungen; 13 Arten 
Macruren aus 12 Gattungen; 3 Arten Anomuren aus 2 Gattungen ; 
22 Arten Brachyuren aus 18 Gattungen, bestimmt. 

Arctisches Museum, Tromsö: Sclerocrangon dboreus, 
Tromsö; Synidothca biscuspida und Anonyz lagena von Spitzbergen. 

Wissenschaftliche Benützung: Bildhauer Johann 
Belz benutzte verschiedene Krabben und Einsiedler-Krebse 
als Vorlagen beim Modellieren. 


— 1008 — 


Dr. G. Nobili, Turin, entlieh Apus namaquensis Richters, 
Typus und Original-Exemplar, zum Vergleich (bereits zurück- 
geliefert). 

Dr. J. G. de Man, Jerseke, entlieh Merhippolyte orientalis 
de Man zum Vergleich (bereits zurückgeliefert). 


9 Die Arachnoideen und Myriopoden. 

Dr. E. Wolf revidierte und ergänzte die für die Schan- 
sammlung fertiggestellten Präparate von Skorpionen und Myrio- 
poden. Er begann dann mit der Aufstellung der Arachnoideen 
für die Schausammlung, wofür 132 Präparate montiert wurden. 

Geschenke: Prof. Dr. L. von Heyden: Spinnen und 
Tausendfüßler aus der Umgebung von Frankfurt a. M. und aus 
den Schweizer Alpen, gesammelt von seinem verstorbenen Vater, 
Senator Dr. C. von Heyden. 

K. Kullmann: Spinnen von Pontresina aus 2200: m Höhe. 

Dr. A. Strubell, Bonn: Telyphonus caudatus Fabr., vier 
erwachsene Exemplare nebst einer vollständigen Entwickelungs- 
serie; Spinnen aus Java, von welchen die meisten von Bertkau 
bestimmt sind. 

Prof. Dr. H. Schinz, Zürich: Scolopendra spec. aus Kale- 
donien, Südbai. 

Prof. Dr. F. Richters: Roncus lubricus L. Koch, Psendo- 
skorpione aus Korsica; Liacarus palmicinetus Mich. ad. und 
Nymphe auf Peltigera und Glomeris inarmorata, Blindbachtal 
im Schwarzwald; verschiedene mikroskopische Präparate von 
Macrobiotus sattleri Richters aus Hamburg uud Hoplophora aus 
Calmbach im Schwarzwald. 

Hch. Bickhardt, Erfurt: Myriopoden aus Korsica. 

Frau Dr. F. Römer: Ixodes ricinus L., vom Menschen. 

F.W. Winter: 12 Arten Spinnen und 3 Euscorpius ttalicus 
W. Herbst aus Rovigno. 

Geh. Rat Prof. Dr. R. Koch, Berlin: 16 Arten Zecken 
meist aus Afrika, darunter Ornithodorus mubata Murray. 

Dr. A. Reichard, Helgoland: 50 Spinnen und 1 Geißel- 
skorpion aus Haiti, Jamaika und Nordamerika. 

Ingenieur F. Kinkelin, Dar-es-Salam: Tausendfüße, 
Geißelskorpione, Skorpione, Spinnen aus Dar-es-Salam, Deutsch- 
Ostafrika. 


— i131* — 


Prof. Dr. L. von Heyden: 2 Skorpione von Burg 
Schleinitz in Steiermark. 

O. Lotichius, Morenzi-Arizona U. S. A.: Spinnen, 
Skorpion und Scolopender aus Morenci. 

Dr. A. Borgert, Bonn: Scolopendra valida von Villa- 
flor, Tenerife. | 

Tausch: Königl. Zoologisches Museum, Berlin: 
Colossendeis proboscidea (Sab.) Bäreninsel 1898, Cl. Hartlaub S.; 
Nymphon miztum Kröger d’ und $ König Karls-Land 1898, F. Römer 
und F. Schaudinn S.; Chaetonymphon spinosum (Goodsir) 
d und 2 Spitzbergen 1898, F. Römer und F. Schaudinn S.; 
Ch. hirtipes (Bell) d und 2 Spitzbergen 1898, F. Römer und 
F. Schaudinn S.; Borneonymphon robustum (Bell.) d und % 
Barents-See 987 m, A. Dolrn S, und andere Tiere gegen J. G. 
de Man, „Die von Prof. Kükenthal im indischen Ozean ge- 
sammelten Stomatopoden und Dekapoden“, aus dem 25. Bande 
unserer Abhandlungen. 

Kauf: F. Koenike, Bremen: 25 Arten Hydrachniden 
(Wassermilben) in 11 Gattungen, bestimmt. 

Henry Suter, Auckland (Neu-Seeland): 2 Arten Onicho- 
phoren; 2 Arten Myriopoden, 2 Arten Pycnogoniden, bestimmt. 

Wissenschaftliche Benützung: Geh. Rat Prof. 
Dr. W. Dönitz, Berlin, erhielt Material von Argas reflexus 
Latr. aus Frankfurt a. M., 1901 und 1904 gesammelt, sowie 
unser ganzes Material an Zecken zur Bestimmung. 

Dr. K.Schleussner sandte die mikroskopischen Präparate 
von Milben und Pseudoskorpionen zurück, die er zu photo- 
graphischen Versuchen erhalten hatte. 


10. Die Würmer. 


Für die Gruppen der Brachiopoden, Bryozoen und Gephyreen 
wurden aus den vorhandenen Beständen die Schausammlungs- 
präparate hergestellt, im ganzen 66 Nummern. Für die Anneliden 
muß erst eine Ergänzung dieser Gruppe versucht werden, da 
das vorhandene Material viel zu dürftig zur Ausscheidung einer 
Schausammlung ist. Erfreulichen Zuwachs erhielt wiederum 
die Parasitensammlung durch genaueste Untersuchung der ein- 
gelieferten Tiere. 


a 


— 132% — 


Geschenke: F. W. Winter: Taenia crassicollis Rud. aus 
dem Darm der Katze in Formol; 2 Lebern vom Hammel mit 
Distomum lanceolatum (Mehl.) dicht besetzt, in Formol, und drei 
Regenwiirmer aus den Grotten von St. Canzian. 

Dr. J. Gulde: Gordius spec. aus Pezotetix alpinus Koll. 
von Preda (Albula). 

Fr. Beyschlag: Bipalium kewense Mos. aus Sumatra 
(= Placocephalus kewensis Loseley). 

San.-Rat Dr. E. Blumenthal: Taenia saginata Goeze. 

Dr. med. E. Roediger: Spirorbis spec. auf Laminarienblatt 
aus Warnemünde. 

Aus dem Nachlaß von Dr. med. J. Guttenplan: Köpfe 
von Taenia saginata Goeze. 

Dr. A. Reichard, Helgoland: Gephyreen (Sipunculus); 
eine große Kollektion Oligochaeten, Polychaeten, Hirudineen und 
Nemertinen aus Haiti und Jamaika. 

Prof. Dr. L. von Heyden: kleine Gordiiden aus Käfern 
von Burg Schleinitz in Steiermark. 

Tausch: Zoologische Station, Triest: 2 Riesen- 
regenwürmer, Octolasium mima (Rosa). 

Kauf: Henry Suter, Auckland (Neu-Seeland): Land- 
planarien aus New-South-Wales, Victoria und Tasmanien: 
23 Arten Geoplana, darunter 2 Cotypen und Bipalium (Placo- 
cephalus) kewense Mos.; 4 Arten Gephyreen; 6 Arten Anneliden. 

Arctisches Museum, Tromsö: Phascolosoma margari- 
tacum und Priapulus caudatus von Tromsö. 

Wissenschaftliche Benützung: Generaloberarzt 
Dr. O. von Linstow, Göttingen, erhielt das inzwischen auf- 
gesammelte Material an parasitischen Nematoden, 37 Nummern, 
zur Bearbeitung und sandte es bereits zurück. Die Sammlung 
bestand aus 27 Arten, wovon 3 als neue Arten beschrieben 
wurden. 

Prof. Dr. F. Zschokke, Basel, erhielt Taenien aus dem 
Gibbon des hiesigen Zoologischen Gartens und bestimmte sie 
als Taenia saginata Goeze, den gewöhnlichen Bandwurm des 
Menschen, und Bertia spec. ein für Affen typisches Genus. 
Taenien aus dem Urang-Utan des Zoologischen Gartens be- 
stimmte er als zur Gattung Darwinea gehörig. 


— 183% — 


Dr. H. Kluge, Privatdozent aus Kasan, z. Zt. Berlin, 
Zoologisches Museum, erhielt 8 Nummern nordischer Bryozoen, 
die Prof. F. C. Noll 1884 gesammelt hat, zur Bearbeitung in 
„Fauna arctica‘. 


11. Die Echinodermen. 


Zur Vermehrung der Echinodermensammlung wurden aus 
der Fauna des Golfes von Neapel alle bisher im Museum noch 
nicht vertretenen Arten bezogen. Sodann wurde damit be- 
gonnen, aus den vorhandenen Beständen eine Schausammlung 
herzustellen, im ganzen bisher 101 Präparate. Leider ist 
unsere Echinodermensammlung außerordentlich lückenhaft. Ganze 
große Gruppen sind nicht vertreten, wir besitzen an exotischem 
Material eigentlich nur die Ausbeuten von W. Kükenthal 
von den Molukkeninseln und von A. Strubell von Amboina. 
Alle Bemühungen, durch Kauf oder Tausch diese Lücken aus- 
zufüllen, sind bisher vergeblich gewesen. Die meisten Museen 
haben kein Material abzugeben, anderen ist der Tausch zu 
unbequem, wenn nicht Objekte aus derselben Abteilung dagegen 
gegeben werden können. 

Geschenke: Dr. med. E. Roediger: Asterias rubens 
L. juv. aus Warnemünde. 

Dr. R. S. Scharff, Dublin: 2 Strongylocentrotus lividus 
Brdt. aus der Gallway-Bay, W.-Irland. 

Kauf: Zoologische Station in Neapel: 32 Arten 
Holothurien, Echiniden, Asteriden, und Ophioriden, die meisten 
Arten in mehreren Stücken zur Vervollständigung der Lehr- 
und Schausammlung. 


12. Die Coelenteraten. 


Bei der Vermehrung der Coelenteratensammlung hatten 
wir uns der gütigen Mithilfe des Herrn Dr. H. Merton, der 
im vorigen Winter an der Zoologischen Station in Neapel 
arbeitete, zu erfreuen. Dr. H. Merton sandte uns 55 Arten 
Hydroiden, Acalephen, Siphonophoren, Ctenophoren und Antho- 
zoen, meist in prächtigen Schaustücken, so daß aus der Neapeler 
Fauna jetzt fast alle Arten in unserer Sammlung vertreten sind. 
Die meisten dieser Stücke waren für die Schausammlung beson- 


— 134 — 


ders ausgesucht und sie werden die wesentlichsten Bestandteile 
in der Gruppe der Coelenteraten bilden. Im übrigen wird 
diese Abteilung aber noch recht lückenhaft bleiben, wenn auch 
im ganzen bisher 249 Nummern fertiggestellt wurden. Davon 
entfallen aber über 100 Nummern auf die Schwämme, die durch 
die schönen Schenkungen von Dr. K. Gerlach an Hexactineliden 
und durch die große adriatische Ausbeute von Dr. F. Römer 
so reichlich gestaltet werden konnte. Die anderen Gruppen 
sind aber recht dürftig, namentlich Gorgoniden, Pennatuliden, 
Antipatharien und Steinkorallen. In diesen Gruppen fehlen 
uns Prachtexemplare und trotz vieler Bemühungen ist es auch 
bisher nicht gelungen, solche zu erwerben. Die Steinkorallen 
sind noch nicht in Angriff genommen, für die übrigen Gruppen 
ist aber alles, was aus den vorhandenen Beständen für die 
Schausammlung zu verwerten war, ausgesucht und fertiggestellt. 
Die Schwämme der neuen Schausammlung wurden im vorigen 
Winter in der wissenschaftlichen Sitzung vom 24. Februar im 
Hörsale ausgestellt und von Dr. F. Römer in einem längeren 
Vortrage erläutert. 

Durch Tausch erhielten wir vom ZoologischenInstitut 
in Graz 77 Arten Spongien aus der Adria, fast alle Arten aus 
dem Original-Material von Prof. Franz Eilhard Schulze 
und von diesem selbst bestimmt. 

Geschenke: Prof. Dr. H. Schinz, Zürich: Verschiedene 
Nummern trockener Hornschwämme von der Südküste Australiens. 

N.Schauermann: Spongilla lacustris aut. aus der Bade- 
anstalt im Main. 

Dr. med. E. Roediger: Aurelia aurita (L.), Cordylophora 
lacustris Allm. und diverse Hydroidpolypen aus Warnemünde. 

Carl Rompel (Inhaber der Firma J. Thomson): Euspongia 
officinalis L., kleine Stücke des sogen. Augenschwammes des 
Handels, gebleicht und ungebleicht, von Mandrucha und Candia ; 
Levante-Schwamm von Mandrucha, die feinste Oualität des 
Badeschwammes, die in den Handel kommt. 

Dr. H. Merton: 55 Arten Hydroiden, Acalephen, Siphono- 
phoren, Ctenophoren und Anthozoen, meist prachtvolle Stücke 
aus der Zoologischen Station Neapel für die Schau- und Lohr- 
sammlung, darunter ein hervorragendes Schaustück der Edel- 
koralle, Corallium rubrum L. mit ausgestreckten Polypen. Es 


— 135% — 


sind dies alles Arten, die uns aus der Neapeler Fauna noch 
fehlten. 

Dr. F.Römer und Dr. F. Schaudinn: aus dem Material 
ihrer „Helgoland*-Expedition 1898: Cyanea capillata O. Fabr. 
aus dem Reliktensee Mogilnoje auf der Insel Kildin an der 
Murmankiste; Cyanea capillata O. Fabr. aus dem Virgohafen in 
N. Spitzbergen. 

Dr. L. L. Breitfuß, Katharinenhafen an der Murman- 
küste: Beroé cucumis O. Fabr. aus dem nördlichen Eismeer. 

Tausch: Zoologische Station, Triest: Chrysaora 
hyoscella Sch., große Meduse für die Schausammlung. 

Zoologisches Museum, München: Hyalonemen und 
kleine Euplectellen in Alkohol gegen Reptilien. 

Zoologisches Institut in Graz: 77 Arten Spongien 
gegen diverse Schriften aus den Abhandlungen. 

Kauf: Zoologische Station, Neapel: Nausithoe punc- 
tata Kölliker; Sagartia dohrni Koch juv. für mikroskopische Prä- 
parate. 

Henry Suter, Auckland (Neu-Seeland): 10 determinierte 
Arten Poriferen und Anthozoen aus 9 verschiedenen Gattungen. 

Arctisches Museum, Tromsö: Holopsamma argillaceum, 
Sandschwamm aus dem Tromsö-Sund aus 75m Tiefe. 

Dr. F. Römer erhielt die Ctenophoren-Ausbeute der 
russischen Expedition für wissenschaftlich-praktische Unter- 
suchungen an der Murmanküste zur Bearbeitung. 


13. Die Protozoen. 


Die Vermehrung der Protozoensammlung beschränkte sich 
auf die Anfertigung einiger mikroskopischer Präparate aus den 
einheimischen Süßwasser-Protozoen. Für die Schau- und Lehr- 
Sammlung wurden große Kolonien von Carchesium polypinum L. 
an Schilfstengeln aus dem Gravenbruch konserviert und aufge- 
stellt. Die Protozoenfauna der Gewässer der nähern Umgebung 
wurde fortgesetzt einer eingehenden Beobachtung und systema- 
tischen Durcharbeitung unterzogen, worüber Frau M. Sondheim 
ein ausführliches Journal führt. 

Kauf: Zoologische Station in Neapel: Anlacantha 
scolymantha E. H.; Thalassicolla nucleata Hux). 


— 136* — 


Für die Sammlung der ausländischen Tiere, welche 
lebend in Frankfurt a. M. gefunden wurden, schenkte: 

Emil Rupp: Acridium aegypticum L., eine südeuropäische 
Heuschrecke aus der Markthalle. 

A. Blascheck & Co: Dermestes vulpinus F., einen Speck- 
käfer, der von Bombay mit Häuten eingeschleppt wurde. (Durch 
Tierhäutehandel über die ganze Erde verbreitet und bereits 
früher schon einmal in Frankfurt gefangen.) 

Farbstoffwerke C. Flesch: 12 junge Ratten nebst einem 
aus einer holländischen Zeitung gefertigten Nest. Nach Ansicht 
von Prof. Matschie in Berlin handelt es sich um Mus decu- 
manus Pall. 


14. Die vergleichend-anatomische Sammlung. 


Die Verarbeitung des anatomischen Materiales, das haupt- 
sächlich aus den Tieren des Zoologischen Gartens bestand, die 
oben bei den Säugetieren und Vögeln bereits namentlich auf- 
geführt sind, erledigte wie in früheren Jahren Frau M. Sond- 
heim. Die Zahl der für die Schausammlung fertiggestellten 
Präparate beträgt 150. , 

Von verschiedenen Tieren, die aus dem Zoologischen Garten 
geliefert wurden, sind die Skelette gemacht worden; z.B. Ursus 
americanus Pall., Erethizon dorsatum L. etc. Von allen Tieren 
wurden die Schädel präpariert. 

Für die Geweihsammlung erwarben wir durch gütige 
Vermittelung von Sparre Schneider in Tromsö von Ran- 
gifer tarandus L. drei schöne Geweihe von Süd-Varanger und 
zwei von Spitzbergen. Letzere sind sehr willkommen, da die 
Rentiere von Spitzbergen sich bekanntlich von den norwegischen 
und grönländischen unterscheiden und als besondere Form oder 
Varietät angesehen werden. 


Geschenke. Aus dem Nachlaß von Dr. J. Guttenplan: 
Vier menschliche Embryonen. 

Dr. F. Römer und Dr. F. Schaudinn: Eine große 
Kollektion Augen vom Eisbär, Rentier, Kolkraben, Adler und 
verschiedenen Mövenarten, konserviert mit Müllerscher Lösung; 
Ovarien von verschiedenen Mövenarten, konserviert mit Sublimat- 
Alkohol, Spitzbergen und Norwegen 1898. 


— 137 — 


F. W. Winter: Felis domestica Briss. Zwei Embryonen 
mit Eihüllen und Placenten, in Formol konserviert. 

Prof. Dr. M. Flesch: Zwei menschliche Embryonen im 
Alter von 5—6 und 7—8 Monaten, in Formol konserviert. 

Carl Hopf, Niederhöchstadt: Schädel eines großen 
Schlächterhundes. 

Direktor W. Drory: Cervus elaphus L. Embryo. 

Oberleutnant O. Kauffmann, Marburg: Tiger-Embryo, 
in Alkohol konserviert. 

Reg.-Baumeister W. Theiß: Canis vulpes L. Sechs Em- 
bryonen, in Alkohol konserviert. 

Dr. med. A. Knoblauch: Mikroskopische Präparate von 
der Kühneschen Muskelspindel aus dem M. biceps brachii des 
Menschen. 

Ingenieur F. Kinkelin, Dar-es-Salam: Bubalis lichten- 
steinii Peters, Gehörn. 

Wissenschaftliche Benützung: Dr. E. Breslau, 
Straßburg, studierte das embryologische Material an Beuteltieren 
und erhielt davon einige Stücke zur Verarbeitung. 

Dr. Friedrich Heiderich, Göttingen, erlielt eine An- 
zahl kleiner und junger Säugetiere in Spiritus zu einer Arbeit 
über die Schultermuskulatur. 


ee m nn 


Die Lehrsammlung wurde nach Kräften vermehrt und 
für alle die Gruppen, welche für die Schausammlung hergerichtet 
wurden, aus den vorhandenen Beständen vervollständigt. Sie 
umfaßt jetzt: 

an Wirbeltieren 702 (496) Nummern, 
an wirbellosen Tieren 956 (506) Nummern. 

Wissenschaftliche Auskunft wurde 19mal erteilt, 
und zwar handelte es sich 6mal um Würmer, 6mal um Insekten, 
imal um Tausendfüße, imal um Mollusken, 2mal um Vögel, 
ilmal um Säugetiere und 2mal um botanische Objekte. 

Dr. F. Römer besichtigte im Mai 1906 im Auftrage der 
Gesellschaft verschiedene Museen Englands, zu welcher Reise 
Dr. E. Roediger die Anregung gegeben und die Führung über- 
nommen hatte. Dr. F. Römer erstattete in der Verwaltungs- 
sitzung vom 26. Mai Bericht über diese Reise und .gab eine 
Ausarbeitung darüber zu dem Protokoll der Sitzung. 


— 138¢ — 


Fir das Atelier der Konservatoren wurden ver- 
schiedene Gestelle, die beim Modellieren und beim Ausstopfen 
notwendig sind, sowie ein geräumiger Unterbau für den Schraub- 
stock von unserem Museumshandwerker angefertigt und eine 
größere Anzahl Instrumente angeschafit. 


Für die Handbibliothek des Museums wurden wie- 
derum verschiedene Lehr- und Handbücher, besonders neue Auf- 
lagen derselben, gekauft und die Sammlung der Arbeiten, die 
sich auf die deutsche Fauna beziehen, fortgesetzt. Als Ge- 
schenke erhielten wir Bücher und kleine Schriften für die 
Handbibliothek von: 


Prof. Dr. L. von Heyden, Separate seiner sämtlichen 
Arbeiten und ein vollständiges Exemplar der Verhandlungen 
der Deutschen Zoologischen Gesellschaft Band I— XIV; Dr. med. 
A. Knoblauch, Prof. Dr. F. Richters, Separate seiner sämt- 
lichen Arbeiten; Dr. J. Gulde, Dr. A. Rörig, G. Hartmann, 
A. Oberwimmer, H. Wehner, Dr. H. Poeverlein, Prof. 
C. B. Klunzinger, Stuttgart; C. Hopf, Niederhöchstadt; 
Regierungsrat Dr. F. Schaudinn, Hamburg; Prof. Dr. L. Graff. 
Graz; Prof. Dr. Bail, Danzig; Prof. Dr. W. Kobelt, Schwan- 
heim; Geheimrat Dr. A. von Kölliker, Würzburg; Dr. R. 
Scharff, Dublin; Geh. Rat Prof. Dr. Möbius, Berlin; Dr. E. 
Schütze, Stuttgart; Ingenieur Pfaffs Erben, Darmstadt; 
Nassauischer Verein für Naturkunde, Wiesbaden; Dr. 
A. Lang, Zürich; G. Barthmann, Wiesbaden; Dr. J. G. de 
Man, Jerseke. 


Im Tausch:Königl. ZoologischesInstitutin Berlin; 
F. J. P. von Calker, Groningen; Königl. Zoologisches 
Institut Breslau; Dr. A. KE. Ortmann, Pittsburgh; Dr. Elof 
Jäderholm, Örebro. 


Für die Tafelsammlung fertigte Dr. E. Wolf eine 
Wandtafel über „Parasitische Protozoen und ihre Überträger*, 


sowie mehrere Tafeln und biologische Tabellen über die Krusta- 
ceen des süßen Wassers. 


F.W. Winter schenkte eine Anzahl Hexactinellidentafeln 
und unterstützte uns durch seinen gütigen Rat und Mitarbeit bei 


der Anfertigung von zwei ‚großen Wandkarten. der. Nord- und 
Stid-Polarregion. 


— 199% — 


Für die Bildersammlung schenkte: 

F. W. Winter das Bild seines Vaters für das Sitzungs- 
zimmer, | 

Prof. Dr. W. Kobelt, Schwanheim, sein Bild für das 
Sektionszimmer, 

Prof. Dr. K. Chun, Leipzig, Geh. Rat Prof. Dr. Bütschli, 
Heidelberg, Hofrat Prof. Dr. L. von Graff, Graz, Prof. Dr. 
F. Richters ihre Bilder für die Porträtsammlung, 

Stud. chem. J. Renck, Offenbach, ein Aqnarellbild von 
Franz Ritter. 

Im Museum arbeiteten während der akademischen Ferien 
im Frühjahr und im Herbst die Studenten der Naturwissenschaft: 
W. Alt, F. Haas, M. Plaut und K. Richters. 


II. Botanische Sammlung. 


Von dem zweiten der unterzeichneten Sektionäre ist das 
Herbarium durchgesehen und durch Einreihung der neuen Ein- 
gänge vervollständigt worden. Mit der Aufnahme der Objekte 
der Schausammlung für den Katalog hat sich Herr Karl Koch 
wiederum in sehr dankenswerter Weise befaßt. Melırere wissen- 
schaftliche Anfragen wurden durch den ersten der unterzeich- 
neten Sektionäre erledigt. Zur wissenschaftlichen Benutzung, 
resp. zur Revision wurde aus dem Herbarium die Gattung Rosa 
an Herrn Hasse in Herbeden a. d. Ruhr ausgeliehen. 

Geschenke: A. Askenasy: einige getrocknete Pflanzen 
aus Ceylon; ein Paket Vetiver-Wurzeln (Andropogon squarrosus). 

Prof. Dr. O. Boettger: Ast von Fagus silvatica mit 
knollenférmiger A nschwellung; dreiteilige Frucht von Juglans regia. 

Botanischer Garten: trockener Stamm von Aralia 
papyrifera; Stammpräparat von Aloe spicata. 

F. E. Clotten: trockene Zweige vom Mokkakafleebaum 
mit Blättern und Früchten, nebst einer Probe der Früchte in 
einer Flasche; 2 Kapseln von Ceiba pentandra vom Bismarck- 
archipel. | 

M. Dürer: Exemplare von Peziza aurantiaca, Lycoperdon 
constellatum, Polyporus perennis, Phallus impudicus, Phallus 
caninus. 


— 10 — 


Dr. W. Figdor, Wien: 2 Friichte von Parmentiera ceri- 
fera aus Buitenzorg. 

Flersheim-Hess: ein ca. 40m langes Rohr aus Borneo; 
1 Stange Zuckerrohr mit Wurzel; 1 Stück Perlbambus aus 
Japan. 

Dr. K. Gerlach: Frucht von Lodoicea Seychellarum und 
2 andere Palmenfrüchte. 

H. Gombel: Gallen von Andricus globwli auf Eiche. 

E. Gramm: Polyporus spec. 

B. Haldy, Gelnhausen: Früchte von Pirus salicifolia ; 
mehrere von ihm photographierte Vegetationsbilder aus der 
Gegend von Gelnhausen. 

Dr. A. Jassoy: Photographie einer großen Eiche aus 
dem Arnsberger Walde in Westfalen. 

G. Kathreiners Malzkaffee-Fabrikeu, München: 4 Gläser 
mit Präparaten der Fabrikation von Malzkaffee aus Gerste. 

L. Kauper: Stammstück von Phoenix farinifera aus dem 
Palmengarten. 

C. Koch: Eine Sammlung von Samen von Gräsern und 
Futterpflanzen in 78 Gläsern; je ein Paket Radix Vetiveriae, 
Sarsaparillae, Glycyrrhizae; Blatt von Agave americana und 
daraus gewonnene Fasern; 3 Blatter von Camphora spec. aus 
Pegli; Frucht von Citrus medica var. Pomum Adami. 

Prof. Dr.O. Kirner, Rostock: 3 Photographien von merk- 
würdigen Buchen bei Rostock. 

Ferd. Meyer: 2 Früchte von Opuntia Ficus indica. 

E. Merck, Darmstadt: 21 Gläser mit Droguen von Gerb- 
stofipflanzen. 

Prof. Dr. M. Möbius: Mehrere Exemplare von Cytinus Hypo- 
cistis auf den Wurzeln von Cistus albidus ; einige Exemplare von 
Clathrus cancellatus, beide von der Insel Saint-Honoré bei Cannes. 

Von den Kindern des + Ingenieurs E. Pfaff, Darmstadt: 
Ein Herbarium von 40 Faszikeln nebst dem dazu gehörigen 
Schrank. 

Prof. Dr. F. Richters: Stamm eines Baumfarn (Dicksonia 
antarclica?). 

Dr. E. Roediger: Ein Exemplar von Daedalea quercina 
in Formol; Stammstücke von Fuchsia spec. und Arbedus spec. 
aus Dundrum bei Dublin. 


— Ur — 


Prof. Dr. H. Schenck, Darmstadt: d Blütenstand der Palme 
Kentia Balmoreana. 

Obergirtner Schmidt: 1 Exemplar von Tuber aestivum, 
das mit anderen auf dem städtischen Friedhof gefunden wor- 
den ist. 

Direktor A. Siebert: Früchte von Cassia Fistula. 

F. Sommerlad: 2 gr. Exemplare von Lycoperdon Bovista. 

Frau M. Sondheim: Gallen von Exobasidium Rhododendri 
auf Rhododendron ferrugineum aus der Schweiz. 

Stadtgärtnerei: Sehr schöne Verbänderung eines Blüten- 
standes von Verbascum thapsiforme. 

Prof. Dr. L. Stelz: Blühendes Exemplar von Brassica 
oleracea aus Helgoland. 

F. W. Winter: Gallen von Aphis Pistaciae auf Pistacia 
terebinthus aus Rovigno. 

F. Wirtgen, Bonn: Ein Faszikel getrockneter Ptlanzen 
(Gefäßkryptogamen). 

Tausch: Prof. Dr. H. Schinz, Zürich: 95 getrocknete 
südafrikanische Pflanzen gegen Dubletten aus unserem Herbarium. 

Kauf: W. Ehrhardt, Joinville (Brasilien): ein schönes 
Exemplar der Schmarotzerpflanze Lophophytum mirabile in 
Alkohol. 

Prof. Dr. W. Migula, Eisenach: 2 Faszikel seiner Kryp- 
togamae Germaniae, Austriae et Helvetiae exsiccatae. 

J.S. Kaulfuß, Nürnberg: 54 Exemplare Herbarpflanzen 
(Phanerogamen und Gefäßkryptogamen). 

O. Leonhard, Nossen i.S.: 71 Exemplare Herbarpflanzeu 
(Phanerogamen und Gefäßkryptogamen). 

Prof. Dr. M. Möbius. M. Dürer. 


III. Mineralogische und Petrographische Sammlung. 


Geschenke: K. Fischer: 2 Basalte von Bockenheim 
(Römers Park); 3 Stufen mit Zinnerz und Wolframit von den 
Schönfeld-Schlaggenwalder Zechen ; ferner eine kleine Konkretion 
von Roteisen nach Pyrit (?) in Trigonodusdulomit von See- 
bronn bei Tübingen. 

K. Heid, Bockenheim: Kupferkies, Bleiglanz, Silber 
(kleine Drähte) von Durango. 


— 142° — 


L. Henrich: Mehrere Bavenoer Granitstücke. 

A. Jaff6é and C. Trier, durch Vermittlung des Herrn C. H. 
Fulda: Eine Serie von Quarziten und Quarzkonglomeraten aus 
den Gruben der Wemmer Gold Mining Company nebst Neben- 
gesteinen und eingelagerten Eruptiven (angeblich Diorit); 4 Blöcke 
von blauem, gelbem und rotem Diamanttuff aus den Gruben 
der Premier Diamond Mining Company; 2 Photogramme des Cul- 
linan, des größten bis jetzt überhaupt gefundenen Diamanten; 
endlich 8 g Johannesburger Rohgold. 

Dr. med.A.Knoblauch:Hydrobienkalk vom stadt. Siechen- 
haus (Sandhof) mit kleinen Kalksinterzäpfchen. 

Dr. E. Naumannsche Erzstufen-Schenkung. Be- 
trefis dieses außerordentlich wertvollen Geschenkes sei auf den 
Bericht deszweiten Direktors im I. Teil S. 14* hingewiesen. Da die 
Sammlung noch nicht aus der Zentrale für Bergwesen über- 
führt werden konnte, können nähere Mitteilungen erst im 
nächsten Jahresbericht erfolgen. 

Prof. Dr. A. Nies, Mainz: 1 Quarz von Goyas, Bras., 
mit natürlichen Ätzfiguren; 1 Olivinkristall von Ägypten; 
2 Spinelle, ein einfacher Kristall und ein Zwilling aus Ägypten. 

L. Pfeiffer, Darmstadt: Streifiger Granit, Pegmatit 
und hornblendereiches Ganggestein vom Kullengebirge, S.- 
Schweden; zirka 20 Stufen von der Ilseder Hütte bei Peine in 
Hannover, mit Pyrolusit, Bohnerz, Kalkspat, manganhaltigem 
Kalkspat. 

Hütteningenieur P. Prior: Talkschiefer mit Zinkblende 
von Klingental i. S. und Bleiglanz, langgestreckt nach x0, 
von Braubach. 

Über das F. Rittersche Vermächtnis s. den besonderen 
Bericht im I. Teil, S. 11*. 

Dr. Rösel: Kieselzinkerz, schalenförmig, aus den Gruben 
von Giuenni, Sardinien, 30 m unter dem Gipfel des Monte 
Sta. Barbara. 

Prof. Dr. W. Schauf; Granit von Zwingenberg mit 
Quetschzone, geschliffen und poliert durch L. Best in Darmstadt; 
Dioritinjektion in hornblendeführendem Hornfels; Granitporphyr 
und neues dioritisches Ganggestein (nach Klemm) zwischen 
Ober- und Niederramstadt an der Bahn; Granitporphyre und 
Malchit, letzterer mit Fluidalstruktur, vom Gemeindebruch bei 


— 143 — 


Oberramstadt; Stufen aus dem Stromberger Stringocephalenkalk 
mit Bändern und Nestern von Roteisen und Kalkspat; Kalk- 
spatskalenoéder mit Roteisenkruste; Roteisen und Psilomelan 
von Walderbach. 

¥. Silberman n, Bockenheim: Titaneisensand von Johannes- 
burg und verwitterter Kimberlit. 

Uber die A. Stübelsche Schenkung s. den besonderen 
Bericht im I. Teil, S. 12*. 


W. von den Velden: Ausgezeichnete Stufe mit Kalk- 
spatskalenoédern von Ofterdingen im Wutachtal. 


F.W. Winter: Schöner Manganknollen aus 5108m Tiefe 
west]. von S.-Afrika, am 20. Oktober 1898 gedredscht ; Kalk- 
sinter aus der Höhle St. Canzian bei Triest. 


Kauf: Dr. L. Blatz, Heidelberg: Mehrere Staurolithe 
von Fannin Co., Georgia; Zirkon, Colorado; blaues Steinsalz, Suden- 
burg bei Magdeburg; Pyromorphit, Roughtenhill, Cumberland; 
Dolomit nach Caleit, Callerheistert bei Mechernich; 2 Pyrolusite 
in Psilomelan, Minas Geraés; Dolomit in Anhydrit, Hall, Tirol; 
Sanidinzwillinge, Bagnaja bei Viterbo; mehrere Kalkspäte von 
Egremont; 2 Dodekaéder von Kalktongranat, Halostoc, Mexiko; 
3 Titanite von Diana, Lewis Co., N.-York; Speckstein nach 
"Quarz, Göpfersgrün; Rauchquarz, Galenstock; Spinell und 
Korund, Ceylon; Diopsid, Hull, Quebec; große sphenoidische 
Schwefelkristalle, Girgenti; Fahlerz, Kapnik; Chiastolithe, 
Lancaster, Massachusetts; Pyroxen, Nordmarken (F links Typ. I); 
Milarit, Val Giuf, Tavetsch ; Magneteisen, Magnet Cove, Arkansas; 
Flußspat, Moldava; Vanadinit, N.-Mexiko; Titanit, Bamle; 
Cölestin, Put in Bay, Ohio. 


Oberforstrat A. von Ritter in Speyer aus dem Nachlaß 
seines Bruders: eine Anzahl kleiner Diamanten, darunter «OQ; 
O0; «On; «Ooc; Zwillinge nach O. 

Dr. F. Krantz in Bonn: Axinit, Obira, Japan; Nickel- 
blüte, Laurion; eine prachtvolle geschliffene Kugeldioritplatte 
von Corsica; sie dürfte eine Zierde der petrographischen Abteilung 
des neuen Museums bilden. 

Os, 
2) 


Zwillinge nach xO, Largagrube bei Zalathna, Siebenbürgen. 


Freiberger Mineralien-Niederlage: Pyrit, 


— 144* — 


Tausch: 20 g Braunaueisen gegen brasilianische Tur- 
maline, mit Prof. Dr. Nies zu Mainz. 

Wir sprechen auch an dieser Stelle allen Schenkern 
nochmals unseren verbindlichsten Dank aus. Wie im vorigen 
Jahr ist auch in diesem der Sektionär Herrn P. Prior für 
seine liebenswürdige Unterstützung bei Museumsarbeiten zu 
herzlichem Dank verpflichtet, ferner Herrn H. Kaiser, der 
einen großen Teil der Mineraliensammlung geographisch ge- 


ordnet hat. 
Prof. Dr. W. Schauf. 


IV. Geologisch-paläontologische Sammlung. 


1. Die Säugetiere und Vögel. 

Geschenke: Frau Baron von Reinach: Die beson- 
ders an tertiären Fossilien sehr reiche Laubersche Sammlung 
(vgl. unter Lokalsammlung) enthielt Reste von Rhinoceros croi- 
zeti Pomel, Nagern, Insektenfressern, Palaeochoerus smeissneri 
v. Meyer, Dremotherium u.s. w. vom Heßler b. Wiesbaden. 

Oberförster H. Behlen, Haiger: 1) von Steeten a.d. Lahn: 
Arvicola, Myodes, Lagopus, Talpa, Sorex, zahlreiche Arten, 

2) von Langenaubach bei Haiger: Arvicola (zahlreiche Ar- 
ten), Myodes, Lagopus, Talpa, Sorex, Rangifer (Geweihstücke 
und Milchzahn), Lepus variabilis Pall., Foetortus, Cricetus, Canis 
lagopus L., Lagomys, Tetrao tetrix L. etc., sehr zahlreiche Reste. 

Alle Arten stammen aus dem Diluvium und sind von 
Dr. M. Schlosser, München, bestimmt. 

Fabrikbesitzer R. Dyckerhoff, Biebrich: Palaeochoerus 
meissneri v. Meyer (Unterkiefer) und Rhinoceros (zahlreiche Einzel- 
knochen) aus den Hydrobienschichten vom HeBler bei Wiesbaden ; 
Atlas, Schwanz und Rückenwirbel von Elephas, Tibia von Rhino- 
ceros, Tibia von Equus, Knochenreste von Bison priscus v. Meyer, 
sämtlich aus den Mosbacher Sanden vom HefBler. 

G. Blümmlein: Oberarm von Bison priscus aus Born- 
heim (Prifling 28). 

Professor A. Makowsky, Briinn (Mahren): Ein fast voll- 
ständiges Skelett des diluvialen Höhlenbären (Ursus spelacus 
Blumenbach) aus der Slouper Höhle. Es sind nur wenige Er- 
gänzungen nötig, um das Skelett montieren zu können. 


— 145* — 


K. Fischer: Oberkiefermolar von Equus aus dem Dilu- 
vium von Bad Weilbach, Knochenreste aus einer Bohrung in 
der Kaiserstraße (Frankfurter Hof), desgleichen aus den Hy- 
drobienschichten von Budenheim. 

Verwalter Ostertag, Eschborn: Fragmentärer Ober- 
schenkel und Rippen von Elephas primigenius Blumenbach aus 
dem Löß (3 Meter Tiefe) von Eschborn. 

L. Henrich: Schädel eines großen Pferdes, Metatarsus 
und Geweihende von Megaceros hibernicus Owen, sämtlich aus 
dem Rhein gebaggert. | | 

Opificius, Praunheim: Unterkieferfragment mit Backen- 
und Schneidezähnen vom Pferd aus dem Löß von Praunheim 
(Ziegelei), durch K. Jung. 

F. Gaum: Knochenrest von Budenheim. 

Tausch: Paläontologisches Museum, München 
(durch Konservator Dr. M. Schlosser): Palaelodus ambiguus 
Milne Edwards, Anas blanchardi M. Edw., Larus elegans M. Edw., 
von jeder Art die wichtigsten Skeletteile, aus dem Untermiocän 
von St. Gérand le Puy. Pseudosciurus suevicus Hensel, Ano- 
plotherium (Phalangen, Metacarpus) und Cynodictis (Extremitäten) 
aus dem Bohnerz von Ulm. 

National Museum of Science and Art, Dublin, 
Irland (durch Dr. R. Scharff): Eine Anzahl Knochenreste aus 
den irischen Höhlen (besonders Ursus u. s. w.). 

Kauf: Dr. J. Dewitz, Geisenheim: Drei Sendungen von 
ungemein zahlreichen Säugetier- und Vogelresten aus den Phos- 
phoriten des Quercy, darunter eine große Anzahl gut erhaltener 
Zähne, Gebisse, Längsknochen, Wirbel etc. Wir sind Herrn 
Dr. Dewitz zu größtem Dank verpflichtet, daß er die Auf- 
sammlungen dieser wichtigen Fauna für unser Museum veran- 
laßt hat. 

Händler Klein, Darmstadt: Halitherium schinzi Kaup 
(Schädel, Oberarm, 2 Backenzähne, Beckenknochen, Schläfen- 
bein, Jochbein, Rippen und Wirbel) aus dem Meeressand von 
Weinheim. 

P. H. Sier, Bürgel: Zahlreiche aus dem Rhein gebaggerte 
Einzelknochen. 

Wissenschaftliche Benützung: Dr. M. Schlosser, 
München, erhielt zahlreiche Wirbeltierreste von Hochheim und 


10 


— 146% — 


aus dem Quercy und sandte sie mit Bestimmungen versehen zu- 
rück. Wir sprechen ihm auch diesmal unsern besten Dank für 
sein freundliches Entgegenkommen aus. 


Dr. E. Stromer von Reichenbach, München, sandte 
einen großen Teil seiner ägyptischen Ausbeute nach der Be- 
arbeitung ein: 

Cyrtodelphis sulcatus (Gervais), Unteres Miocän, Uadi Fa- 
regh, Tragelaphus? sp., Hippopotamus hipponensis Gaudry (vier 
Zähne, ein Unterarm), aff. Samotherium und Libytherium, Pho- 
cide (linker Unterkieferast), Machairodus (desgl.), ? Libytherium 
(zerbrochener Femur), sämtlich aus dem Mittelpliocän von Garet 
el Muluk, sämtlich Originale zur Arbeit Dr. v. Stromers in 
den Abhandlungen unserer Gesellschaft Band 29, Heft 2. 


| Außerdem aus dem Mittelpliocän von Garet el Muluk im 
Natrontal: Hippopotamus hipponensis Gaudry (zahlreiche Reste), 
Beckenreste eines Artiodactylen, linker Femur und Epistropheus 
eines Suiden, Hipparion cf. mediterraneum Hensel (Metacarpus), 
Antilope (zahlreiche Reste), Mastodon (Zahnsplitter etc.), Canide(?) 
(Ulna), Carnivore (?) (Mandibula), Lutrine(?) Ulna. Zahlreiche 
Knochen von Nagetieren, darunter ein sehr kleiner Leporide, zahl- 
reiche unbestimmbare Knochenreste von Säugetieren und Vögeln. 
Samotherium (aff.?) Canon. Von Uadi Faregh (Untermiocän): Bra- 
chyodus africanus Andrews u. Blanckenhorn (Unterkieferstücke 
und Einzelzahn), rechter Unterkieferast von Mastodon (?, sehr 
fragmentär), Schädelhöhle eines Zahnwales, rechter Humerus 
eines Artiodactylen, eine große Zahl unbestimmbarer Knochen- 
reste. 


Dr. E. Stromer sandte ferner die Hippopotamus-Reste aus 
dem Arnotal und von der Insel Isis im Nil, sowie den Atlas 
von Bubalus von Kasr el Sagha (Rüppell S.) nach eingehender 
Vergleichung zurück. 


Dr. F. Drevermann setzte für die Schausammlung des 
neuen Museums eine größere Zahl von Gebissen aus Einzel- 
zähnen zusammen, besonders aus dem reichen Material der 
v. Meyerschen Sammlung von Weisenau bei Mainz. Ferner 
wurden die Palaeomastodon-Zähne aus Ägypten, die in zahllose 
Splitter zerfallen waren, wieder zusammengesetzt. 


— 4" — 


2. Die Reptilien und Batrachier. 


Geschenke: Morris K. Jesup, Präsident des American 
Museum of Natural history, New-York: Das etwa 20 m lange 
Skelett eines zur Gattung Diplodocus gehörigen Dinosauriers. 
Dieses hervorragende Stück, welches eine Zierde des Lichthofes 
im neuen Museum bilden soll, wird gegenwärtig im American 
Museum für uns präpariert und wird das erste Exemplar der 
amerikanischen Riesensaurier in Europa sein. Die Transport- 
kosten hat mit dankenswerter Liberalität Herr Langeloth in 
New-York, ein geborener Frankfurter, übernommen. 

J. Wernher, London: 5000 Mark zum Ankauf von 
Saurierskeletten, die als hervorragende Schaustücke dienen 
sollen. Ein vollständiger Ophthalmosaurus icenicus Seeley, ein 
wahres Prachtstück von 4,50m Länge aus dem Oxfordton von 
Peterborough (England) ist schon erworben; wegen zweier 
weiteren Skelette schweben noch die Unterhandlungen. 

Die Hörerder Geologieim Sommerhalbjahr 1905: 
Einen sehr gut erhaltenen Homoeosaurus maximiliani v. Meyer 
aus dem Weißen Jura von Eichstätt. 

Dr. E.Stromer von Reichenbach, München: Trionyz 
pliocaenicus v. Reinach, Sternothaerus dewitzianus v. Reinach, 
Pelomedusa pliocaenica v. Reinach, Typen und Originale zu 
v. Reinachs Arbeit über ägyptische Schildkrötenreste in unseren 
Abhandlungen Band 29, Heft 1. 

F. W. Winter: Zahlreiche Photographien der Schildkröten- 
reste zu den Arbeiten v. Reinachs. 

K. Fischer: Schildkrötenrest von Budenheim (Hydro- 
bienkalk). 

Tausch: B. Stürtz, Bonn: Zähne von Pliosaurus grandis 
Owen, Thaumatosaurus sp., Cryptoclidus sp., Peloneustes philarchus 
Seeley, Metriorhynchus sp. 

Kauf: Fragmente einer Schildkröte aus dem Blättersand- 
stein von Münzenberg. 

Wissenschaftliche Benützung: Dr. M. Schlosser, 
München, bestimmte unter dem Wirbeltiermaterial von Hoch- 
heim auch eine Anzahl Reste von Schlangen, Fröschen und 
Salamandern. 

B. Hauff, Holzmaden, der bekannte Präparator, erhielt 
den Mystriosaurus, einen größeren und 5 kleine Ichthyosauren, 


10* 


— 148 — 


die dem Museum 1839 von einer Anzahl Herren geschenkt 
worden waren, zur Neupräparierung, um sie würdig neben 
unseren prachtvollen Neuerwerbungen zur Schau stellen zu 
können. Der Mystriosaurus und der größere Ichthyosaurus sind 
bereits zurückgeliefert. 


8. Die Fische. 


Geschenke: Die Hörer der Geologieim Sommer- 
halbjahr 1905 (im Verein mit einigen älteren Hörern von 
Prof. Kinkelin); Aspidorhynchus acutirostris Agassiz, Belo- 
nostomus tenuirostris Agassiz, zwei Palaeoscyllium formosum 
Wagner, sämtlich vorzüglich erhaltene Schaustücke, dazu als 
große Seltenheit Cestracion falcifer Wagner, alle aus dem Weißen 
Jura von Eichstätt (Bayern). 

G. Petzoldt, Offenbach: Zwei sehr gut erhaltene Fische 
aus dem Rupelton von Offenbach. 

Dr. F. Drevermann: Zwei Palaeoniscus freieslebeni 
Agassiz aus dem Kupferschiefer des Mansfeldischen. 

Berginspektor K. Müller: Ein Palaeoniscus von ebenda. 

A. H. Wendt: Megalurus sp. (sehr gutes Exemplar) 
aus dem lithographischen Kalk von Eichstätt. 

A. Wagener: Thrissops sp. von ebenda. 

Prof. Dr. O. Boettger: Ober- und Unterkiefer von 
Chrysophrys aurata L. aus dem Mittelmeer (zum Vergleich). 

K. Fischer: Schlundzähne von Alburnus aus dem Unt. 
Miocän der Victoria-Allee, Fischwirbel aus der Braubachstraße 
(Ecke Allerheiligenstraße). | 

Tausch: B. Stürtz, Bonn: Psammodus, zwei Arten 
aus dem obercarbonischen Fusulinenkalk von Miatschkowa bei 
Moskau. 

Kauf: Zahlreiche Fische aus dem Rupelton von Flörsheim, 
Myliobates-Zahnpflaster von Weinheim. 

Wissenschaftliche Benützung: Sektionsgeolog Dr. 
R. H. Schubert, Wien, erhielt zahlreiche Otolithus franco- 
furtanus Koken (Typus und Original) von der Friedberger 
Warte und von Eckenheim, dazu 1 Otolithus austriacus Koken 
von Unterfeld, 1 von Oberfeld, 2 von Barthelmae und Ports- 
teich, zum Vergleich. 


— 149* — 


Dr. E. Stromer v. Reichenbach, München, schickte die 
Knorpelfische seiner ägyptischen Sammelreise nach Bearbeitung 
ein. Galeocerdo latidens Agassiz (Original), Carcharodon aff. 
angustidens Agassiz (Original), Ginglymostoma blanckenhorni 
Stromer, Pycnodus sp., Lamna cf. verticalis Agassiz, L. cf. vincenti 
Winkler, Aprionodon frequens Dames, Oxyrrhina cf. desori 
Agassiz, Otodus cf. aschersoni Zittel, Odontaspis cf. cuspidata 
Agassiz, sämtlich vom Mokattam bei Kairo (Eocän). Außerdem 
aus dem U.-Miocän von Uadi Faregh: Pristis sp. (Stacheln), 
Carcharodon aff. rondeletti Müller nnd Henle (2 Zähne). Aus 
dem Mittelpliocän von Garet el Muluk (Natrontal): Eine Anzahl 
Fischreste in gelblichem tonigem Kalk. 

Dr. F.Drevermann erhielt zum Vergleich das Original 
von Amphisile heinrichi Heckel aus dem mährischen Museum in 
Brünn (schon zurückgesandt), ferner eine große Zahl tertiärer 
Fischreste aus dem Naturhistorischen Museum in Basel (Dr. Stehlin 
und Dr. Gutzwiller) und aus dem Museum der Universität 
Straßburg (Prof. Dr. Benecke) zum Zweck der Vergleichung 
mit der Fischfauna des Rupeltons von Flörsheim. 


4. Die Arthropoden. 

Geschenke: Prof. Dr. F. Richters: Mehrere Arten 
von Dromiopsis aus dem obersten Kreidekalk der Insel Faxoé. 
Beyrichienkalk aus dem norddeutschen Glacialdiluvium. 

A. Wagener: Eine Libelle (Aeschna? sp.) und ein Krebs 
(Penaeus speciosus Münster) von Solnhofen. 

Dr. F. Drevermann: Lobocarcinus paulino - württem- 
bergicus v. Meyer aus dem Eocän vom Mokkatam bei Kairo. 

Tausch: B. Stürtz, Bonn: Coeloma balticum Schlüter 
aus dem Tertiär des Samlandes, Höferia nötlingi Redlich aus 
dem Untercambrium der Saltrange. 

Kauf: F. Ehrensberger, Eichstätt: Drobna deformis 
Münster aus dem Weißen Jura von Eichstätt. 


5. Die Mollusken. 
Geschenke: Oberleutnant E. v. Reckow: Pleuromya 
ünioides Roemer aus dem Dogger Lothringens. 
Prof. Dr. L. v. Heyden: Lima striata v. Schlotheim aus 
dem Muschelkalk von Groß-Hemmersdorf bei Saarlouis. 


— 150* — 


J. Zinndorf, Offenbach: Eine Anzahl großer Konchylien 
aus dem Crag von Antwerpen. 

Dr. med. E. Rödiger: Einige untersilurische Cephalopo- 
den aus dem Erraticum von Stolteraa bei Warnemünde. 

L. Pfeiffer: Zehn schöne Belemnites brunsvicensis v. Strom- 
beck von Hoheneggelsen bei Hildesheim. Einige gut erhaltene 
Ammoniten aus der unteren Kreide von Ilsede bei Peine. 

Frau Baron v. Reinach: Eine große Zahl Muscheln 
und Schnecken aus dem Badener Tegel des Wiener Beckens, 
aus dem Landschneckenkalk von Tuchorschitz, aus den Palu- 
dinenschichten Slavoniens und aus den altdiluvialen Schichten 
von Weimar, Tonna und Greußen (mit der Lauberschen 
Sammlung). 

Pfarrer Dr. Engel, Klein-Eislingen (Württemberg): Zwei 
Perisphinctes planulatus gigas (Quenstedt), Perisphinctes lictor (Fon- 
tannes), Perisphinctes ernesti (Loriol), Aspidoceras liparus (Oppel), 
Stephanoceras coronatum (Schlotheim), Lytoceras jurense (Zieten), 
Arietites rotiformis (Sowerby), Nautilus aratus Schlotheim, sämt- 
lich aus dem schwibischen Jura, meist gute, große Exemplare 
für die Schausammlung. 

Assistent G. Schindehütte, Marburg: Vier gut er- 
haltene Ceratiten aus dem Muschelkalk von Diemarden bei 
Göttingen. 

F. Gaum: Pecten discites Schlotheim aus dem Muschel- 
sandstein von Wilsberg bei Pfalzburg. Schlotheimia charmassei 
(d’Orbigny) aus dem Lias von Echterdingen, Macrocephalites 
macrocephalus (Schlotheim) aus dem braunen Jura von Minden, 
Dumortieria jamesoni (Sowerby) aus dem Lias von Östringen. 

Pfarrer Gußmann, Eningen: Arietites bucklandi (Sowerby) 
und A. multicostatus (Quenstedt), Harpoceras radians (Schlotheim), 
Ludwigia murchisonae (Sowerby), Sonninia sowerbyi (Miller), 
Perisphinctes planulatus gigas (Quenstedt), fast sämtlich große 
schöne Stücke für die Schausammlung. 

Prof. Dr. F. Richters: Marine Konchylien aus dem Dilu- 
vialsand von Laboe. 

Dr. G. Dahmer, Höchst: Eine Anzahl Pleurotomen und 
andere Gastropoden und Lamellibranchiaten aus dem Rupelton 
von Hermsdorf bei Berlin. 

M. Lindley: Muscheln und Schnecken aus dem Red Crag 


— 161* — 


von Dunwich Cliff (Suffolk); eine Anzahl Fossilien aus dem In- 
ferior Oolite von Sherborne (Dorset), darunter ein gutes Exem- 
plar von Stephanoceras. 

Dr. F. Drevermann: Mehrere Ammoniten aus dem 
Muschelkalk von Haliluci in Bosnien. 

Dr. J. Dewitz, Geisenheim: Zwei Suiten pliocäner Kon- 
chylien von Biot (Alpes Maritimes, zw. Nizza und Antibes). 

O. Drevermann, Moskau: Eine Anzahl Schnecken aus 
dem oberkarbonischen Fusulinenkalk von Ljubertzi an der Ka- 
saner Bahn. 

K. Fischer: Landschnecken aus der Meeres- und Brack- 
wassermolasse von Winterlingen (Hohenzollerngrenze), Meeres- 
konchylien mit Gesteinsprobe von ebenda. 

Tausch: Prof. E. Kissling, Bern: Eine groBe Sendung 
von Jura- und Kreidecephalopoden aus den Alpen, darunter 
besonders zahlreiche Arten von Crioceras, Ancyloceras und ande- 
ren irregulären Ammoniten, auch Phylloceras, Lytoceras, Holco- 
discus, Peltoceras, Perisphinctes und andere Gattungen; eine 
Reihe wichtiger Zweischaler aus dem Dogger, Lias und Rhät 
der Alpen. 

J. Miquel, Barroubio (Herault): Zahlreiche Muscheln und 
Schnecken aus dem Pliocän der Pyrenäen, eine Reihe Ammo- 
niten aus der unteren Kreide Südfrankreichs. 

Prof. Dr. H. Schardt, Neuchatel: Eine Suite Cephalo- 
poden etc. aus dem braunen Jura von Neuchätel, dem Oxford 
des Dep. Doubs, der unteren Kreide von Neuchätel und Ostfrank- 
reich, der Meeres- und Süßwassermolasse. 

H. Voigt, Braunschweig: Eine Anzahl Zweischaler und 
Cephalopoden der oberen Kreide von Braunschweig. 

Lehrer L. Knoop, Börssum : Mehrere Zweischaler aus der 
unteren Kreide Norddeutschlands. 

Prof. C. Moberg, Lund (Schweden): Mehrere wichtige 
Zweischaler aus dem Rhät und Lias von Schonen. 

B. Stürtz, Bonn: Trochus sp. aus dem Lias von Chelten- 
ham (England), Amaltheus truellei (d’Orbigny) von Sherborne, 
Harpoceras discoides (Zieten) von Wutach, 12 Ammoniten aus 
dem Ornatenton von Staffelstein, eine größere Anzahl Ammo- 
niten aus dem englischen Inferior Oolite und Oxford; 9 Arten 
der Ammonitengattungen Prionolobus, Flemingites, Pseudosage- 


— 152° — 


ceras, Koninckites, Xenodiscus und Gyronites aus der indischen 
Trias (coll. Koken), Euomphalus catilliformis de Koninck von 
Mjatschkowa (Oberkarbon); mehrere Cephalopoden aus der oberen 
Kreide von Misburg. Ä 

Prof. Dr. E. Kayser, Marburg: Perisphinctes virgatus (v. 
Buch), Olcostephanus kaschpuricus (Trautschold) aus der Wolga- 
stufe von Kaschpur (Rußland), Belemnites absolutus Fischer, 
Astarte ovoides v. Buch, Aucella mosquensis Keys. aus der Wolga- 
stufe von Moskau. 

Kauf: C. Armbster, Goslar: Nautilus aratus Schlot- 
heim aus dem Lias von Harzburg. 

C. Allmendinger, Göppingen: Arietites bucklandi (Sower- 
by) (57cm Durchmesser) von Wäschenbeuren bei Göppingen, 
Macrocephalites macrocephalus (Schlotheim) (sehr groß!) von Herz- 
nach, Kt. Aargau, beides Prachtstücke für die Schausammlung. 

Wissenschaftliche Benützung: Dr. F. Drever- 
mann präparierte und bestimmte eine große Zahl Konchylien 
aus den pliocänen Sanden von Königsgnad in Ungarn (K. Bran- 
denburg S. G.) und beschrieb daraus die neuen Arten Congeria 
extrema, Dreissensiomya lata und D. brandenburgi (Verhandl. Geol. 
Reichsanstalt Wien, 1905 Nr. 14). Die Typen und Originale, 
sowie das Original von Congeria oppenheimi RB. Hörnes liegen in 
unserem Museum. 

Die Cephalopoden, speziell die Ammoniten der Sammlung 
wurden einer Durchsicht unterzogen und zum Teil neu aufge- 
stellt. Beim Ausmalen der Kammerwände wurde Dr. Drever- 
mann von seiner Frau rege unterstützt. 

Prof. Dr. A. Tornquist, Straßburg, sehickte den Typus 
und das Original von Magilus grandis Tornqu. (Voeltzkow S., 
Insel Makambi, Eocän) .ein, beschrieben und abgebildet in 
unseren Abhandlungen Band 27 Taf. 46. 


6. Die Würmer (einschl. Brachiopoden und Bryozoen). 
Geschenke: L. Pfeiffer: Einige Brachiopoden von 

Ilsede bei Peine. | 
Prof. Dr. J. M. Clarke, Albany (New York): Zwei Tri- 
geria 1. sp. von Somerset county (Maine), mit der Bitte um Ver- 
gleichung mit deutschen Arten (ungemein nahe verwandt mit 
Trig. gaudryi [Verneuil)). | 2 


— 168% — 


Dr. Müller, Mainkur: Terebratula carnea Sowerby und 
Rhynchonella sp. aus dem Senon von Riigen. 

Prof. Dr. L. v. Heyden: Terebratula vulgaris (Schlotheim) 
aus dem Muschelkalk von Groß-Hemmersdorf bei Saarlouis. 

K. Fischer: Serpula spirulaca Lamarck von Sissikon 
am Vierwaldstädter See (Eocän). 

0. Drevermann, Moskau: Spirifer mosquensis Vern. von 
Ljubertzi an der Kasaner Bahn (Oberkarbon). 

Tausch: B. Stürtz, Bonn: Eine große Anzahl Brachio- 
poden aus dem Productuskalk der Saltrange (besonders die Gat- 
tungen Productus, Richthofenia, Orthis, Enteletes, Streptorhynchus, 
Derbya, Spirigera, Eumetria, Oldhamina, Spirifer, Terebratuloidea 
etc.); Spirifer strangwaysi Verneuil und mosquensis Verneuil 
aus dem Oberkarbon vom Mjatschkowa; Lingulella und Mober- 
gia granelata Redlich aus dem Unterkambrium der Saltrange; 
Stacheella aus der indischen Trias. 

Prof. Dr. E. Kayser, Marburg: Rhynchonella fischeri 
Rouill. aus der Wolgastufe von Moskau. 

National Museum, Washington: Zweihundert Arten 
von Bryozoen, besonders aus dem Untersilur, aber auch aus 
Karbon, Kreide und Tertiär von Nordamerika. 

Lehrer L. Knoop, Börssum: Eine Anzahl Arten von 
Rhynchonella und Terebratula aus dem Neokom von Achim bei 
Börssum; von ebenda mehrere Serpula-Arten. 


7. Die Echinodermen. 

Geschenke: Dr. med. E. Rödiger: Zahlreiche Seeigel 
aus der Kreide (im Erraticum) von Stolteraa bei Warnemünde. 

Ingenieur A. Abel: Stielglieder von Encrinus liliformis 
Lamarck von Höxter in Westfalen. 

Frau Dr. Wolff: Desgleichen von Spangenberg in Hessen. 

K. Fischer: Cidaris olifex Quenstedt von Echterdingen. 

Tausch: H. Voigt, Braunschweig: Gute Exemplare von 
Holaster subglobosus Agassiz, Micraster glyphus Schlüter, Of- 
faster corculum (GoldfuB), Echinoconus globosus (A. Roemer), 
Pyrina pygaea Agassiz aus der Kreide der Gegend von Braun- 
schweig. 

B.Stürtz, Bonn: Poteriocrinus multiplex Trautschold, Cro- 
myocrinus simplex Trautsch., Scaphiocrinus ornatus Trautsch., 


— 154*+ — 


Archaeocidaris rossica (Eichwald) aus dem QOberkarbon von 
Mjatschkowa bei Moskau, Stomechinus tntermedius Agassiz und 
S. bigranularis Agass., sowie Echinobrissus clunicularis (Lwyd) 
aus dem braunen Jura Englands, Epiaster gibbus Lamarck, 
Holaster subglobosus Agassiz aus dem Senon von Misburg. 

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Dr. A. Torn- 
quist, Straßburg, sandte die Typen und Originale von Schi- 
zaster howa Tornqu., Fibedaria voeltzkowi Tornqu. und Fibulina 
gracilis Tornqu. zurück, sämtlich von Prof. Dr. A. Voeltzkow, 
Berlin, im Eocän der Insel Makambi (westlich Madagaskar) ge- 
sammelt und in unseren Abhandlungen Band 27 Taf. 46 von 
A. Tornquist beschrieben und abgebildet. 

A. Hauff, Holzmaden, erhielt eine schöne Pentacrinus- 
Platte (A. Kesselmeyer G. 1893) zur Neupräparierung. 

H. Gerth, cand. geol., arbeitete in den akademischen 
Ferien im Museum und revidierte eine große Zahl Bestimmungen 
von Crinoiden der Eifel und des amerikanischen Karbons; auch 
wurden eine Anzahl von Stücken nachpräpariert, um sie zur 
Ausstellung im neuen Museum geeigneter zu machen. 


8. Die Coelenteraten. 

Geschenke: Prof. Dr. F. Richters: Eine Spongie 
(? Kreide) aus norddeutschem Glacialdiluvium. 

R. Eisel, Gera: Eine sehr reiche Suite (über 100 Arten) 
von Graptolithen aus dem thüringischen Silur (vom Geber ge- 
sammelt, bestimmt und beschrieben). 

Direktor E. Franck: Eine Spongie aus dem Oolith des 
Bastberges bei Buxweiler. 

Tausch: Prof. Dr. H. Rauff, Berlin: Astylospongia prae- 
morsa (Goldfuß), Caryospongia juglans (Quenstedt), Caryospongia 
edita (Klöden) und var. multisulcata Klöden, gute Exemplare für 
die Schausammlung aus dem Glacialdiluvium der norddeutschen 
Tiefebene. | 

H. Voigt, Braunschweig: Eine Anzahl verkieselter Spon- 
gien aus der oberen Kreide von Braunschweig. 

Lehrer L. Knoop, Börssum: Siphonocoelia cf. excavata 
Roemer, S. clavata Roemer, Elasmostoma acutimargo Roemer, Leio- 


spongia (?) dubia Roemer etc. aus der unteren Kreide (Neocom) 
von Achim bei Bérssum. 


— 155* — 


B. Stürtz, Bonn: Raphidonema farringdonense (Sharpe) und 
R. contortum (Sharpe) aus der unteren Kreide von Farringdon (Berk- 
shire), Coeloptychium incisum Goldfuß, C. agaricoides GoldfuB, C. de- 
ciminum Roemer, Seliscothon mantelli (GoldfuB), S. planum (Phil- 
lips), Verruculina seriatopora (Roemer), Jereica polystoma (Roemer), 
J. tuberculosa (Roemer), Rhagadinia rimosa (Roemer), Amphithelion 
mucronatum (Roemer), Scytalia tercbrata (Phillips), S. radiciformis 
(Phillips), Phymatella intumescens (Roemer), P. bulbosa (Zittel), Callo- 
pegma acaule Zittel, Turonia induta Zittel, T. variabilis Michelin, 
Pachinion scriptum (Roemer), Amphilectella piriformis Schrammen, 
Ventriculites striatus T. Smith, Doryderma elegans Zittel, Astro- 
cladia subramosa (Roemer), Plinthosella squamosa Zittel, Poro- 
sphaera globularis Phillips, nov. gen. nov. sp., sämtlich in großen 
guten Exemplaren für die Schausammlung, aus dem Mucronaten- 
Senon von Misburg, dazu Thecosiphonia nobilis (F. A. Roemer) 
aus dem Turon, Bothryophyllum conicum Fischer von Mjatsch- 
kowa (Oberkarbon), Michelinia indica Waagen und Lonsdaleia 
virgalensis Waagen aus dem Produktuskalk der Saltrange. 

Wissenschaftliche Benützung: Prof. Dr. A. Torn- 
quist, Straßburg, sandte die Typen und Originale von Dendracis 
meridionalis Tornqu., Alveopora gracilis Tornqu., Stylophora an- 
nulata Reuß, Stylaster sp. und Millepora cylindrica Reuß, von 
Prof. Dr. A. Voeltzkow, Berlin aus dem Eocän der Insel 
Makambi gesammelt und von A. Tornquist in unseren 
Abhandlungen Band 27 Taf. 46 beschrieben und abgebildet. 

Zahnarzt A. Schrammen, Hildesheim, erhielt eine größere 
Zahl Spongienreste und sandte sie nach erfolgter Bestimmung 
zurück. 

9. Die Protozoen. 

Geschenke: Gymnasiast H. Sondheim: Zwei Stücke 
Nummulitenkalk vom Unterschächen (Kanton Uri). 

Sanitätsrat Dr. Rüst, Hannover: Eine große und wert- 
volle Suite von Radiolarienpräparaten aus Palaeozoicum, Meso- 
zoicum und Neozoicum, dazu eine Anzahl typischer Radiolarien- 
gesteine. 

Tausch: + Prof. Dr. E. Schellwien, Königsberg: Elf 
Arten (in fünf Gattungen) Foraminiferen aus dem Oberkarbo- 
nischen Fusulinenkalk von Rußland, Japan, den Alpen etc., dazu 
ein Handstück Fusulinenkalk und mehrere Schleifproben. 


— 156° — 


K. K. Naturhistor. Hofmuseum,; Wien: Amphisteginen 
aus dem Wiener Becken. 

Prof. E. Haug, Paris: Die Foraminiferengattungen Orbi- 
tolites, Orbitolina, Orbitoides, Alveolina, Orthophragmina, Miogyp- 
sina und Lepidocyclina in zahlreichen guten Stücken. 

B. Stürtz, Bonn: Ein großes Handstück Fusulinenkalk 
von Pontafel (Ostalpen). 


10. Die Pflanzen. 


Geschenke: Bankdirektor A. Gwinner, Berlin: Eine 
prachtvolle Palme (Flabellaria major Unger) aus den eocänen 
Plattenkalken des Monte Bolca bei Verona, „zum Andenken an 
das tätige Mitglied der Gesellschaft Dr. med. Hermann Gwinner 
(1825—1851), aus dessen Nachlaß eine Käfersammlung von 
4000 Exemplaren, sowie naturwissenschaftliche Bücher und 
Kupferstiche der Gesellschaft geschenkt worden sind“. 

Prof. H. Engelhardt, Dresden: Aus Ecuador, Gebiet Loja: 
Sphaerites punctiformis, S. sparsus, S. consociatus, Xylomites im- 
mersus, Hysterites ellipticus, Phyllites colubrinoides, P. styracioides, 
P. gouareoides, Leguimnosites grandis, L.machaerioides, L.cassioides, 
L. acaciaeformis, Scleria wolfi, Artanthe geniculatoides, Hieronymia 
lehmanni, Camphoromoea speciosa, Endlichera rhamnoides, Phora- 
dendron fossile, Myristica fossilis, Bombax retusifolium, Lühea 
tertiaria, Hiraea cyclosperma, Banisteria aceroides, Vochysia witti, 
Eugenia ovalifolia, Myrcia antediluviana, Myrciaria tenuifolia, 
Lonchocarpus obtusifolius, Stenolobium rhomboidalis, Caesalpinia 
subdimidiata, Cassia dimidiatolinearis, C. linearifolia, C. longifolia, 
Macrolobium tenuifolium, Pterogyne oblongifolia, Inga ovalifolia, 
J. latifolia. Aus Ecuador, Gebiet Tablajacu: Poacites magnus, 
Couratari tertiaria, Cassia longifolia. Aus Columbien, Gebiet 
Caucatal: Meniscium wolf, Salvinia lehmanni, Palmacites sp., 
? Cyperites sp., Posoqueria columbiana, Sabicea asperifolia. Sämt- 
liche Arten sind die Typen und Originale zu Engelhardts 
Arbeit „Über neue Tertiärpflanzen Südamerikas“ in unseren 
Abhandlungen Band 19. 

Ingenieur A. Askenasy: Über 400 Präparate von Blättern 
und Früchten aus dem sandigen Ton des Klärbeckens bei 
Niederrad. 


—~— 157* — 


Ingenieur P. Timler: Mehrere Pinuszapfen nebst Glanz- 
kohle aus dem Klärbeckenflötz von Niederrad, 

K. Fischer: Dysodil mit Blattabdrücken vom Randecker 
Maar, Equisetumstamm aus dem Posidonienschiefer von Boll, 
Schilfsandstein mit Equisetum von Wendelsheim bei Tübingen, 
verkieseltes Stammfragment aus der Schleichsandgrube bei Vilbel. 

B. Hauff, Holzmaden: Eine größere Sammlung Dysodil- 
schiefer mit Blattabdrücken vom Randecker Maar. 

Berginspektor K. Müller: Corylus avellana L. aus Grube 
Eleonore bei Gießen, Blattreste und eine Frucht (?) aus Grube 
Weckesheim und Dornassenheim in der Wetterau. 

Major Dr. E. v. Seyfried, Straßburg: Charafriichte aus 
dem Untermiocän der Baiersmühle im Sulztal bei Salmünster. 

Lehrer E. Schultheiß: Astbruchstück eines verkieselten 
Koniferenstammes mit seltsamen Schlagringen. 

Städtisches Tiefbauamt: Stammstücke und kohlige 
Pflanzenreste aus der Bohrung an der Gemarkungsgrenze 
Eddersheim-Flörsheim (aus 22,60 und 30 m Teufe). 

Tausch: Prof. E. Dubois, Haarlem (Teyler Museum): 
10 Pterocaryafrüchte aus dem Tegelner Ton. 

K. K. Naturhistor. Hofmuseum, Wien: Drei gute 
Stücke Lithotamnienkalk. 

Prof. Chr. Moberg, Lund: Dictyophyllum exile Brauns, 
Schizoneura hoerensis Hisinger, Thaumatopteris schenki Nathorst, 
Lepidopteris ottonis (Göppert), Nilssonia polymorpha Schenk, 
N. brevis Brongniart, sämtlich aus dem Rhät von Schonen. 

C. Riemenschneider, Nordhausen: 6 gut erhaltene 
Stammstücke von Knorria aus der Culmgrauwacke vom Zoll 
bei Lauterberg am Harz (gegen v. Möllendorff’sche Konchylien). 

Kauf: Mineralienkontor Blatz, Heidelberg: Sassa- 
fras admirandus Lesq., Hymenea dakoteana Lesq., Ficus magnoliae- 
folia Lesq., F. laurophylla Lesq., F’. unaequalis Lesq., Magnolia sp., 
Laurus proteoides Lesq., Populites litigonus Heer, Diospyros 
rotundifolia Lesq., sämtlich aus der Kreide von Zentral-Kansas. 

O. Keller: Ein verkieselter Stamm mit deutlichen Jahres- 
ringen aus Arizona. 

Zahlreiche Blattreste aus dem Rupelton von Flörsheim ; 
Dombeyopsis, Quercus, Sabal ete. von Münzenberg. 


— 158* — 


Wissenschaftliche Benutzung: Prof. Dr. F. Frech, 
Breslau, entlieh die Typen von Carya senckenbergana Ludwig 
und C. hessenbergana Ludwig aus dem Frankfurter Hafen. 

Prof. Dr. E. Dubois, Haarlem, erhielt ein Exemplar von 
Juglans globosa zum Vergleich. 

Prof. H. Engelhardt, Dresden, erhielt die Pflanzenreste 
von Trifail in Steiermark und sandte sie mit Namen versehen 
wieder zurück. Es sei ihm auch an dieser Stelle der beste 
Dank für seine Mühe ausgesprochen. Ebenso ging an ihn eine 
größere Sammlung pflanzlicher Reste ab, die Ingenieur A. 
Askenasy aus dem Klärbeckenflötz gewonnen hatte, 

Die von B. Hauff geschenkten Pflanzenreste im Dysodil- 
schiefer wurden von Frau Dr. Drevermann präpariert. 

Prof. Dr. J. T. Sterzel, Chemnitz, sandte den Rest 
unserer Karbonpflanzen mit Etiketten versehen zurück. Durch 
sein liebenswürdiges Entgegenkommen können wir nun die 
reiche Sammlung von Steinkohlenpflanzen gut bestimmt ins 
neue Museum mit hinübernehmen. 


11. Die Lokalsammlung. 
(Wirbeltiere und Pflanzen vgl. unter den betreffenden Abteilungen). 


a) Tertiär des Rheintales und Mainzer Beckens. 


Geschenke: Berginspektor K. Müller: Cerithienkalk 
mit Fossilien von Bönstadt in der Wetterau. 

F. Gaum: Emarginula schlotheimi Bronn von Weinheim 
(Trift); altalluvialer Schneckensand von der Feldstraße; zucker- 
körniger Schleichsandstein mit Fossilien von Heimersheim bei 
Alzey. Ein schönes Stück Phryganeenkalk von Budenheim. 

Frau Baron v. Reinach: Die Laubersche Sammlung 
mit ungemein wertvollen Suiten aus den Hydrobienschichten 
des Heßler bei Biebrich-Mosbach, darunter eine Prachtplatte 
mit Mytilus faujasi Brongniart, eine große Zahl von Clausilia 
bulimoides A. Braun, Paludina gerhardti Boettger, Helix mattiaca 
Steininger und zahlreichen anderen seltenen Fossilien, eine 
Anzahl Versteinerungen aus dem Landschneckenkalk von Flörs- 
heim, dem Meeressand von Waldbéckelheim, dem obermiocänen 
Süßwasserkalk von Steinheim usw.; endlich Konchylien aus den 
altdiluvialen Schichten von Mosbach. 


— 159 — 


K. Fischer: Eine selten niedere Cytherea incrassata 
Sow. von Flörsheim ; hohe Form von Cerithium lamarcki Brongn. 
von Stadecken; Capulus transversus Sandb. von Waldböckelheim. 
Aus der Koselstraße: Neriina callifera Sandb., Congeria brardi 
Brongn., Paludina pachystoma Sandb., Melania escheri Brongn., 
Corbicula faujasi Desh., Potamides plicatus pustulatus A. Braun, 
Melanopsis callosa A. Braun. Einige Fossilien aus der Obtusa- 
Schicht vom Opernhaus. Cyprissand (4 m unter der Oberfläche) 
aus der Braubachstraße—Allerheiligenstraßen-Ecke, von eben- 
dort Congeria brardi Brongn., Hydrobia ventrosa Mont., H. inflata 
Bronn. Aus der Kaiserstraße (Frankfurter Hof) Hydrobia ventrosa 
Mont., Neritina callifera Sandb., Melanopsis callosa A. Braun, 
Congeria brardi Brongn., die letzte auch vom Opernplatz. 
Chenopusschichten von Gronau: Potamides lamarcki Brongn., 
P. plicatus v. galeottii Nyst, Cominella cassidaria Bronn, Murex 
conspicuus A. Braun, Cytherea incrassata Sow., Cyrena convera 
Brongn. Von Budenheim: Carychium antiquum A. Braun, Vertigo 
hydrobiarum Boettg., V. callosa ReuB. 

Zahnarzt H. Schulze-Hein: Landschneckenkalk mit 
Archaeoeonites subverticillus Sandb. von Karlstadt bei Grünstadt. 

Fabrikbesitzer R. Dyckerhoff, Biebrich: Zahlreiche 
Landschnecken aus dem großen Kalkbruch bei Flörsheim. 

J. Zinndorf, Offenbach: Eine Suite Corbicula faujasi 
Desh. aus den Bieberer Brüchen bei Offenbach, Glandina inflata 
Reuß und Clausilia plionecton Boettger (Steinkern mit Abdruck 
der Innenfalten der Mündung) von ebenda. 

Aus dem Nachlaß von F. Ritter: Einige Fossilien aus 
dem Landschneckenkalk von Flörsheim. 

Direktor E. Franck: Planorbis pseudoammonius Voltz, Pa- 
ludina hammeri Defr. und Limnaeus aus dem Mitteleocän von 
Buxweiler. 

W. Spitz, Heidelberg (durch F. Gaum): Planorbis 
pseudoammonius Voltz aus dem Sandkalk von Ubstadt. 

Tausch: K. Fischer: Paludina pachystoma Sandb. von 
Badenheim und von der Kantstraße, Planorbis solidus Thomae 
von Budenheim. 

Kauf: Zahlreiche Fossilien aus dem Meeressand von 
Weinheim (darunter Panopaea 0. sp.), aus dem verkitteten 
Meeressand von Vilbel, aus dem Rupelton von Flörsheim, dem 


— 160* — 


Landschneckenkalk von Flörsheim (besonders Papen und Ole- 
acinen), aus dem Hydrobienkalk vom Heßler usw. 

Wisseuschaftliche Benützung: Zur Gewinnung der 
Kleinfauna von Flörsheim (Landschneckenkalk), besouders Pupa- 
Arten, wurden sehr zahlreiche Cyclostomen und Helices vor- 
sichtig gereinigt. Diese Arbeit wurde im wesentlichen von 
Frau Dr. Drevermann, zeitweilig auch von cand. geol. 
H. Gerth besorgt, und hatte recht gute Resultate. 


b) Palaeozoicum des rheinischen Schiefergebirges. 


Geschenke: Lehrer H. Evelbauer, Wiesbaden: Eine 
kleine Suite aus den Obercoblenzschichten von Gladenbach bei 
Marburg. 

Hotelier Fischer, Aua.d. Sieg: Mehrere Fossilien aus den 
Siegener Schichten von Au. 

Bergbaubeflissener F. Unterhössel, Krummenweg (Rhid.): 
Eine kleine Suite Fossilien aus dem Kohlenkalk von Ratingen. 

Dr. F. Drevermann: Seine Privatsammlung, Devon von 
Oberstadtfeld, Gerolstein, Finnentrop, Wetzlar, Bicken, Greifen- 
stein u. a. Orten; eine größere Suite Culmfossilien von Batten- 
berg a. d. Eder. 

Kauf: P. Scholz, Gerolstein: Eine Anzahl seltener 
Gastropoden aus dem Mitteldevon. 

Lehrer K. Peters, Oberstadtfeld: Zwei Sendungen Fossi- 
lien aus den Untercoblenzschichten der Eifel. 

Eine größere Menge Odershäuser Kalk mit Fossilien von 
Wildungen. 

Assistent Dr. Drevermann sammelte in seiner Urlaubs- 
zeit 1905 im oberen Mitteldevon bei Finnentrop mit recht 
gutem Erfolg. Ebenso war die Sammeltätigkeit im Mitteldevon 
und Unterdevon der Eifel von Glück begünstigt; besonders 
wurden im Unterdevon bei Prüm zahlreiche zum Teil neue und 
interessante Formen gesammelt. Im Mai 1906 reiste Dr. Drever- 
mann zum Studium der Museen nach Berlin und Hildesheim, 
nachher nach Wildungen im Auftrage der Gesellschaft, um dort 
zu versuchen, eine wesentliche Lücke unserer Sammlung auszu- 
füllen. Eine weitere Reise nach Bonn zur Besichtigung von 
Fossilien, die zum Kauf angeboten waren, führte zur Erwerbung 


— 161* — 


des Ophthalmosaurus-Skeletts und zu einem sehr ausgedehnten 
Tausch, der unsere Sammlung in glücklicher Weise ergänzte. 


12. Die allgemeine Geologie. 


Geschenke: Ingenieur P. Timler: Dendriten auf Bunt- 
sandstein von Freudenstadt im Schwarzwald. 

Berginspektor K. Müller: Stengelige Kalkgebilde (wohl 
Wurzelausfüllung) aus dem Meeressand von Weinheim. 

F.Gaum: Oberfläche eines Anamesitstromes von Steinheim. 

K. Götzger, Lindau i. B.: Zerdrückte Gletschergeschiebe 
aus vom diluvialen Rhein-Gletscher bedeckten Terrassen von 
Mozach und Reutin bei Lindau. 

Prof. Dr. F.Kinkelin: Gletscherschliffe aus der rheinischen 
Grundmoräne nördlich des Bodensees (Gattnau und Wasser- 
burger Büchel). 

K. Fischer: Verkieselter Malmkalk vom Randecker 
Maar, gefritteter Malmkalk aus dem Tuff des Metzinger 
Weinbergs (Alb) und vom Randecker Maar, Basalttuff vom 
Fuße des Jusi bei Metzingen und vom Beurener Fels bei Beuren, 
Tuff anstelend in halber Höhe des Jusi bei Metzingen, Melilith- 
basaltgang mit Graniteinschluß, ebendaher, linsenförmige Druse 
aus Trigonodus-Dolomit von Seebronn bei Tübingen, Juranagel- 
fluh und Bohnerz von Winterlingen, Lapilli aus dem Tuff vom 
Metzinger Weinberg, innerlich zerbrochener Ammonit aus Hall- 
stätter Kalk, mehrere Bonebed-Stücke von Bebenhausen bei 
Tübingen, Verwitterungserscheinungen an oolithischen Varians- 
Schichten des Bastberges bei Buxweiler, eine als Vogelnest 
bezeichnete Konkretion ebendaher, Verwitterungserscheinungen 
in den Tholeyer Schichten von Gronau, Quarzkonglomerat aus der 
Dr. Bergschen Bohrung am oberen Hasenpfad, Windschliff (?) 
auf anstehendem Cerithienkalk vom Hainerweg. 

Gymnasiast E. Sondheim: Asche und Sand vom Vesuv- 
ausbruch 1906. 

B. Hauff, Holzmaden: Gefalteter Dysodilschiefer vom 
Randecker Maar. 

F. W. Winter: Meeresgrundproben zwischen Orsera (Canal 
di Leme) und Porta Fontane (Istrien), 3'/: Kilometer von der 
Küste und aus ca. 40 Meter Tiefe. 


il 


— 1627 — 


Dr. F. Drevermann: Gedrehte Warfschlacke vom Krufter 
Ofen (Eifel). 

P. Fulda: Zwei groBe kugelige Geoden aus der Stein- 
kohle des Ruhrbeckens. 

Tausch: Prof. Dr. H. Schardt, Neuchatel: ,Spreng- 
platten® vom Monte Leone aus dem Simplontunnel (durch Druck 
der großen Vorortminen entstandene Querschieferung im Gneiß), 
gefalteter Flyschsandstein aus der Schlucht von Veveyse de figires 
(Waadt), gefalteter Kieselschiefer der Öninger Stufe von Locle, 
rhombisch spaltender Triasdolomit von Gampel in Wallis, durch 
Druck gespaltener Triasdolomit aus dem Simplontunnel, Rutsch- 
knollen (dislozierte abgerutschte Fetzen) von Cenomankalk von 
Rochefort (Neuchätel), desgl. von Portlanddolomit aus der Seyon- 
schlucht bei Neuchätel, durch Bohnerzwässer metamorphosierter 
Neokomkalk und normaler Neokomkalk von Neuchatel, corrodierter 
Urgonkalk im Kontakt mit Albien und Grünsand von Le Condre 
(Neuchätel), rötlicher Alabaster (Purbeckstufe) vom Col des 
Roches bei Locle, zoogener Kalkstein mit Asphalt imprägniert 
von Travers in Neuchatel, Wurmspuren auf Flyschsandstein, 
Vivianit auf subfossilem Holz im Torf bei Locle. 

B. Stürtz, Bonn: Ein gekritztes Geschiebe aus den per- 
mischen Grundmoränen der Saltrange. 

Für die Bildersammlung zur Veranschaulichung allgemein 
geologischer Erscheinungen schenkte Kustos Dr. F. Römer eine 
Photographie der Erdpyramiden am Ritten bei Bozen. 

Assistent Dr. Drevermann besuchte gelegentlich einer 
Reise nach Bonn auch den Bergrutsch bei Mülheim unweit 
Coblenz und erwarb einige Photographien zur Veranschaulichung 
der allgemein geologisch interessanten Verhältnisse. 


Die Tätigkeit der Sektionäre und des Assistenten wurde 
im wesentlichen durch den bevorstehenden Umzug bestimmt. 
Die genaue Überlegung der gänzlichen Neuaufstellung der Samm- 
lungen (statt der bisherigen stratigraphischen wurde für die 
Hauptsammlung die zoologische resp. botanische beschlossen, 
für die Lokalsammlung aber die alte stratigraphische beibehal- 
ten), das Ausprobieren der geeignetsten Schrankkonstruktion 
und die Vorbereitung der Sammlung für den Umzug nahm die 
meiste Zeit in Anspruch. Alle Fossilien wurden in ihren Schub- 


— 1638 — 


laden seitlich festgelegt, zerbrechliche Objekte gut eingepackt, 
viele Reste in Kisten verstaut. Die Präparation und Einord- 
nung des einlaufenden Materials wurde, soweit es der Raum 
zuließ, erledigt, doch blieb eine Reihe Kisten uneröffnet, weil 
eine Einordnung in die übervollen Schränke ausgeschlossen war. 
Zwecks Beschaffung von Schaustücken für das neue Museum 
wurde ein umfangreicher Briefwechsel teils neu begonnen, teils 
fortgesetzt, und es ist auch gelungen, eine Reihe von Lücken 
(Protozoen, Spongien, Bryozoen, Ammoniten) etwas auszufüllen. 
Eine neue Aufstellung wurde speziell bei den Ammoniten ver- 
sucht; der Assistent stellte sie gelegentlich seines Vortrags über 
„die Lebensweise der Cephalopoden“ aus und sie fanden all- 
gemeinen Anklang. 

Die Sektionsbibliothek erfuhr eine Vermehrung durch 
eine Anzahl wichtiger Werke. Hervorzuheben ist die Erwerbung 
der dreizehn Bände umfassenden „Palaeontology of New York“ 
von Hall, eines unentbehrlichen Riesenwerkes, das uns dank 
der Gefälligkeit von Prof. J. M. Clarke in Albany gegen eine 
Fossiliensendung eingetauscht wurde. Ebenso konute ein Band 
desgroßenBarrandeschen Tafelwerks über das ,Systéme silurien 
de la Boh&me* im Tausch gegen Mineralien erworben werden. 
Geschenke erhielt die Sektionsbibliothek von den Herren Ober- 
förster Behlen, Haiger, Prof. H. Engelhardt, Dresden, 
K.Fischer, Prof. Dr.F. Kinkelin, Berginspektor K.Müller, 
Dr. J. Thomas, London. 

Dem städtischen Tiefbauamte sind wir auch in diesem 
Jahre zu großem Dank verpflichtet, daß es uns über alle Gra- 
bungen im Weichbilde der Stadt auf dem Laufenden hielt. 


Im Auftrage der Sektionäre: Dr. F. Drevermann. 


11* 


— 1646 — 


Bibliothekbericht. 


—— —— 


A. Geschenke. 
Die mit * versehenen sind vom Autor gegeben. 8. A. = Separatabdruck. 


Aktiengesellschaft von Dr. C. SchleuBner, hier: 
Röntgenphotographie. Eine kurze Anleitung, gewidmet den Mit- 
gliedern des Röntgenkongresses. 1906. 4°. 
Ahrensburg, Hermann, Caracas: 
Bibliographie. Prof. Dr. A. Ernst. } 12. VIII. 1899. 8°. 
*Alsina, Fern., Apeadero del observatorio Barcelona: 
Alsina, F., Nouvelles orientations scientifiques. Ouvrage traduit du 
catalan avec l’autorisation par J. Pin y Soler. Paris 1905. 8°. 
Akademie ftir Sozial- und Handelswissenschaften, bier: 
Vorlesungsverzeichnis W.-S. 1905/06. S.-S. 1906. 
Bericht über den Rektoratswechsel. 
11 Erlanger Inauguraldissertationen 1904. 
von den Arend, Gerhard, Rotterdam: 
Fleischer, M., Die Musci der Flora von Buitenzorg. Bd. II. Leiden 
1902—04. 8°. 
Smith, J. J., Die Orchideen von Java. Leiden 1905. 8°. 
Askenasy, Al, Ingenieur, hier, aus dem Nachlaß seines verstorbenen 
Bruders Prof. Dr. E. Askenasy in Heidelberg: 
Arbeiten des botanischen Instituts in Würzburg. Band 1—2. Leipzig 
1874—1882. 8°. 
Eichler, A.W., Blütendiagramme. Teil I—1I. Leipzig 1875—1878. 8° 
Mac Millan, C., Minnesota. Plant life. St. Paul 1899. 8°. 
Müller, Herm., Alpenblumen, ihre Befruchtung durch Insekten. Leipzig 
1881. 8°. 
Sachs, J., Lehrbuch der Botanik. 4. Aufl. Leipzig 1874. 8°, 
Schmidt, Joh. Ant., Flora von Heidelberg. Heidelberg 1857. 8°. 
Untersuchungen aus dem botanischen Institut Tübingen. Bd.I. Leipzig 
1881—1885. 8°. 
de Vries, H., Untersuchungen über die mechanischen Ursachen der 
Zellstreckung. Leipzig 1877. 8°. 
Wieler, A., Über das Vorkommen von Verstopfungen in den Gefäßen 
mono- und dicotyler Pflanzen. Samarang 1892. 8°. 


— 165* — 


Bechhold, H., Dr. phil., hier: 
Adamkiewikz, Alb., Die wahren Zentren der Bewegung und der Akt 
des Willens. Wien und Leipzig 1%5. 8°. 
Annuaire par le bureau des longitudes 1904. Paris. 8°. 
Ascherson, P., Flora der Provinz Brandenburg. Il. Aufl. Lief. 1—3. 
Berlin 1898. 8°. 
Bach, H., Geologische Karte von Zentral-Europa. Stuttgart. 
Bastian, A., Die Lehre vom Denken. Teil JI.—III. Berlin 1903—1905. 8°. 
Fries, F. R., Tyge Brahe. En historisk fremstilling efter trykte og 
utrykte Kilder, Kjobenhavn 1871. 8°, 
Fritsche, H., Die jährliche und tägliche Periode der erdmagnetischen 
Elemente. Riga 1%5. 8°. 
Holtheuer, R., Das Talgebiet der Freiberger Mulde. Leipzig 1901. 8°. 
Holzinger, F. S., Lehrbuch der politischen Arithmetik. 3. Auflage. 
Braunschweig 1904. 8°. 
Kretschmer, H., Die deutsche Siidpolarexpedition. Berlin 1900. 8°. 
Minerva. Jahrg. 1 (1891/92), 10 (1900/1901). 8°. 
Naturwissenschaftliches und Geschichtliches vom Seeberg. Gotha 
1901. 8°. 
Neger, F. W. und Vanino, L., Der Paraguay-Tee (Yerba Mate). 
Stuttgart 1903. 8°. 
Nestler, A., Hautreizende Primeln. Berlin 1904. 8°. 
Rudolph, H., Über die Unzulässigkeit der gegenwärtigen Theorie der 
Materie. Coblenz 1905. 8°. 
Schubert, H., Elementare Berechnung der Logarithmen. Leipzig 1903. 8°. 
Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft XII. Gießen 
1902. 8°. 
6 Separatabdrücke. 
Biblioteca civica, Rovereto: 
Elenco dei donatori 1905. 
*Böhm, B., Kgl. Oberförster, Hilders: 
4 Separatabdrücke aus der Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. 
1893—1896. 8°. 
Bozzolo ved Ceradini, Carlotta, Milano: 
Opere del Giulio Ceradini, vol. I-II. Milano 1906. 4°. 
*du Buysson, M., Paris: 
Contribution aux chrysidides du Globe. S.-A. 
Clotten, F. E., Ingenieur, hier: 
Stirling, J., Notes on a census of the Flora of the Australian Alps. 
Edinburgh 1903. 8°. 
*Conwentz, H., Prof. Dr., Danzig: 
Die Gefährdung der Naturdenkmäler und Vorschläge zu ihrer Er- 
haltung. Berlin 1904. 8°. . 
Ehrlich, P., Prof. Dr. Geh. Medizinalrat, hier: 
2 Inauguraldissertationen. 
Eisenkramer, William, Pine Bluff, Arkansas: 
Pine Bluff and Jefferson County Arkansas 1906. Fol.°. 


— 166* — 


*Engelhardt, H., Prof. Dr., Dresden: 
Tertiärpflanzen von Pressat. S.-A. 
Fischer, K., Geologe, hier: 
Vlacg, Adr., Tabulae sinuum tangentium et secantium et logarithmorum. 
Frankfurt a. M. 1790. 8°. 
Goldschmidt, Ben. Mor., Bankier, hier: 
Ch. Darwins gesammelte Werke. Aus dem Englischen übersetzt von 
J. V. Carus. Bd. 1—16. 2. Aufl. Stuttgart 1899. 8°. geb. 
*Goppelsroeder, Fr., Prof. Dr., Basel: 
Anleitung zum Studium der auf Capillaritätserscheinungen beruhenden 
Capillaranalyse. Basel 1906. 8°. 
Haanel, Eug., Superintendent of mines, Ottawa: 
Cirkel, Fr., Mica its occurrence exploitation and uses. Ottawa 
1905. 8°. 
— —, Asbestos its occurrence exploitation and uses. Ottawa 1905. 8°. 
Hanauer, H. Dr. phil., hier: 
Lexikon der Esperanto-Sprache. 
Internacia scienca revuo monata organo en esperanto 2. jaro 1905 N° 
23—27. 
Heyden, L., Prof. Dr., hier: 
Types principaux des differentes races humaines dans le cinq parties 
du monde. Fol. 
*Hopf, K., Niederhöchstadt i. T.: 
Der St. Bernhardshund. 0.0. u. J. 4° 
*Hovey, E. O., New-York: 
The grande Soufriere of Quadeloupe. S.-A. 1904. 8°. 
Jaffe, Th., Sanitätsrat, Dr. med, hier: 
Bles, Ed. J., The life history of Xenophus laevis. S.-A. 
*Janet, P. Ch, Dr. Beauvais: 
Notice sur les travaux scientifiques. Lille 1902. 8°. S.-A. 
Jnstitut für Gemeinwohl, hier: 
Bericht 1904/05. 
The Institute of commercial research in the Tropics, Liverpool, 
University: 
Quarterly Journal vol. I, No. 1, 2. 1906. 8°. 
The John Crerar library, Chicago: 
1—11. Annual Report 1904—1905. 8°. 
A List of serials in public libraries of Chicago and Evanston. Chicago 
1901. 8°. 
Supplement I. Chicago 1903. 8°. 
Kimakowicz, M. v., Dr. phil., Hermannstadt, Ungarn: 
Verhandlungen und Mitteilungen des Vereins für Naturwissenschaft 
Jahrg. 1. 1850. 
*Klein, C., Geh. Bergrat, Berlin: 
Studien über Meteoriten. Berlin 1904. 4°. 


— 1677 — 


Kliewer, J., Kgl. Gewerberat, hier: 
Festschrift zur Jahrhundertfeier der Realschule der Israelitischen Ge- 
meinde 18041904. Frankfurt a. M. 1904. 40. 
*Klunzinger, C.B., Prof. Dr., Stuttgart: 
Die Spitz- und Spitzmundkrabben (Oxyrhyncha und Oxystomata) des 
Roten Meeres. Stuttgart 1906. 4°. 
Knoblauch, Aug. Dr. med., hier: 
Gmelin, C. Chr., Gemeinnützige systematische Naturgeschichte der Am- 
phibien. II. Ausgabe. Mannheim 1839. 8°. 
*Kobelt, W., Prof. Dr. med., Schwanheim: 
Iconographie der Land- und Süßwassermollusken. N. F., XII, 1—4. 
Iconographie der schalentragenden europäischen Meeresconchylien III, 
10--11. IV, 1. 
Verhandlungen der deutschen zoologischen Gesellschaft. 2, 6, 7, 10 
14, 15. Leipzig 1896—1905. 8°. 
*Körner, O., Prof. Dr., Rostock: 
Können die Fische hören? S.-A. a. Beitr. z. Ohrenheilk. 1905. 8°. 
Kuhara, M., Prof. Dr., Kyoto, Japan: 
Memoirs of the college of science and engeneering. Kyoto Imp. Uni- 
versity I, 1—2. Kyoto 1904/05. 8°. 
Lampert, K., Prof. Dr., Oberstudienrat, Stuttgart: 
Mitteilungen aus dem Naturalien-Kabinett No. 28, 29. 
*Landreth, B., Philadelphia: 
999 queries withs answers upon agricultural and horticultural sub- 
jects. Philadelphia 1895. 8°. 
Liebigrealschule, hier: 
31. Jahresbericht 1905/06. Nebst Beilage. 
*Litwinow, D., St. Petersburg: 
Die Pflanzen der Küsten des Aralsees. Petersburg 1905. 8°. S.-A 
*de Man, J.G., Jerseke, Holland: 
5 Separatabdrücke. 
*Marti, C., Nidau, Schweiz: 
The weather forces of the planetary atmospheres 1906. 8°. 
Metzler, Frau Gustav, hier: 
Voyage des découvertes aux terres australes. Historique Atlas II. ed. 
par S. Freycinet. gr. fol. 
Mitteldeutscher Kunstgewerbeverein, hier: 
Jahresbericht 1904. 
*Mibius, M., Prof. Dr. phil., hier: 
Uber Rhaphiden in Epidermiszellen. S.-A. 
Über nutzlose Eigenschaften an Pflanzen und das Prinzip der Schön- 
beit. S.-A. 
Oberrheinischer geologischer Verein, Stuttgart: 
Bericht der 38. Versammlung in Konstanz 1905. Stuttgart 1906. 8°. 
*Pincus, Ludw., Dr. med., Danzig: 
Atmocausis und Zestocausis, die Behandlung mit hochgespanntem 
Wasserdampf. 2. Auflage. Wiesbaden 1906. 8°, 


— 169% — 


*Poeverlein, Herm., Dr. jur., Ludwigshafen: 
2 Separatabdriicke. 
Redaktion der Frankfurter Zeitung: 
Böttner, J., Praktisches Lehrbuch des Spargelbaues. 3. Aufl. Frank- 
furt a. Oder 1905. 8°. 
— J., Die Frühbeettreiberei der Gemüse. 2. Aufl. Frankfurt a. Oder 
1905. 8°. 
— J., Gartenkulturen, die Geld einbringen. 2. Aufl. Frankfurt a. Oder 
1905. 8°. 
Hörmann, Fr., Wald- und Waldverwiistung. Leipzig 1905. 8°. 
Ihne, E., Phänologische Karte des Frühlingeinzugs in Mitteleuropa. 
Gotha 1905. 4°. 
Löbner, M., Lehrbuch des Gartenbaus mit besonderer Berücksichtigung 
schweizerischer Verhältnisse. Zürich 1905. 8° 
Schüler, C., Die Champignonzucht als landwirtschaftlicher Neben- 
betrieb. 4. Aufl. Frankfurt a. Oder 1905. 8°. 
Vigelius, O., Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Freiland- 
rosenkultur in Deutschland. Heidelberg 1905. 8°. 
Wimmer, J., Mechanik der Entwickelung der tierischen Lebewesen. 
Leipzig 1905. 8°. 
Richters, F., Prof. Dr., hier: 
Grimm, Ad., Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Compositen- 
blitter. Diss. inaug. Kiel 1904. 8°. 
Krüger, Alb., Untersuchungen über das Pankreas der Knorpelfische. 
Diss. inaug. Kiel 1904. 8°. 
Wisser, K., Über den angeblichen chemischen Transpirationsschutz 
der Pflanzen. Diss. inaug. Kiel 1904. 8°. 
Rhein-Mainverband für Volksvorlesungen: 
Bericht 1905. 
Roediger, E., Dr. med., hier: 
The Irish Naturalist, vol. 1(1892) und Fortsetzung bis auf die neueste Zeit. 
*Rörig, Ad.Dr. med.h.c., K. Forstmeister a. D., hier: 
Das Wachstum des (Jeweihs von Cervus elaphus, Cervus barbarus und 
Cervus canadensis. S.-A.a. Arch. f. Entwicklungsmech. XX, 4. 1906. 
Schäffer, Heinrich, hier: 
Brown, W. H., On the South African frontier the adventures and ob- 
servations of an American in Mashonaland and Mahabeleland. 
London 1899. 8°. 
Caspari, Otto, Die Urgeschichte der Menschheit mit Rücksicht auf die 
natürliche Entwicklung des früheren Geisteslebens. 2. Auil. 
Bd. 1—2. Leipzig 1877. 8°. 
Dorn, A., Der Weltverkehr und die Seehäfen Asiens, Afrikas, Amerikas 
und Australiens. Wien o. J. 8°. 
Hesse-Wartegg, E. v., Siam, das Reich des weißen Elefanten. Leipzig 
1899. 8°, 
Hore, E.C., Tanganyika: eleven years in Central-Afrika. 2. ed. Lon- 
don 1892. 8°, 


— 169 — 


Kollbach, K., Die Deutschen Alpen. Köln o. J. 8°. 
— —, Von der Elbe zur Donau. Köln o. J. 8°. 
Neufeld, K., In Ketten des Kalifen. Berlin u. Stuttgart o. J. 8°. 
Präsident Steyn und die Freistaater im Krieg mit England. Bd. 1—2, 
München 1902. 8°. 
Sven von Hedin, Abenteuer in Tibet. Leipzig 1904. 8°. 
Volz, Berth, Emin Paschas Entsatz und Stanleys Zug durch das 
dunkelste Afrika. Leipzig 1891. 8°. 
Steiner, J., Privatier, hier: 
Annalen der Oenologie. Bd. 1—2. Heidelberg 1870/72. 8°. 
Berlepsch, A. v., Die Biene und ihre Zucht, 2. Aufl. Mannheim 1869. 8°. 
Bronner, Carl, Klassifikation der Traubenvarietäten. Heidelberg 1878. 8° 
Die Wurzellaus des Weinstocks. Berlin 1880. 8°. 
Falkenbach, Die Verfälschungen des Weins und ihre Erklärung. Leip- 
zig 1871. 8°. 
Kecht, S. W., Verbesserter praktischer Weinbau in Gärten und auf 
Weinbergen. 7. Aufl. Berlin 1867. 8°. 
Krantz, Neue sehr vorteilhafte Kultur der Rebe. Trier 1867. 8°. 
Leuchs, J. C., Neues Wissen über Weinbereitung, Pflege und Ver- 
besserung. Nürnberg 1871. 8°. 
Rawald, G., Das Buch vom Wein. 3. Aufl. Hamm 1863. 8°. 
Schlamp, J., Die Weinjahre des 19. Jahrhunderts. Wiesbaden 1879. 8°. 
*Stratz, C., Dr. med, Haag: 
Zur Abstammung des Menschen. Stuttgart 1906. 8°. 
Streng, H., Oberingenieur, hier: 
Bericht der Handelskammer zu Frankfurt a. M. 1878—1881. 
Von den Erben des verstorbenen Dr. Alfons Stübel, Dresden: 
W. Reiß und Alf. Stübel, Reisen in Südamerika: Weymer, G. u. Maaßen, 
P.,Lepidopteren. Berlin 1890; Kirsch, Coleopteren. Berlin 1883. 8°. 
*Stützer, Fr., München: 
Die größten, ältesten und merkwürdigsten Bäume Bayerns in Wort 
und Bild. Bd. I, 4. Miinchen 1905. 4°. 
*Teichmann, E., Dr. pbil., bier: 
Vom Leben und vom Tode. Stuttgart 1905. 8°. 
Verlagsbuchhandlung von R. Friedlander in Berlin: 
Naturae novitates 1905. 8.° 
Bericht fiber die Verlagstitigkeit 1905. 8°. 
Verwaltung der Kgl. Sammlungen, Dresden: 
Bericht 1902—1903. 4°. 
Volksbibliothek, hier: 
Jahresbericht 1905. 8°. 
Vorstand des naturwissenschaftlichen Vereins Darmstadt: 
Jahresbericht 1905. 
*Wehner, H., Ingenieur, bier: 
Über die Kenntnis der magnetischen Nordweisung im frühen Mittel- 
alter. S.-A. 4°, 


— 170* — 


Zipperlen, Frl., Cincinnati: 
A. Rattermann, Adolf Zipperlen, deutsch-amerikanischer Arzt, Zoolog, 
Humorist und Reiseschriftsteller. Cincinnati 1905. 8°. 


B. Die im Tausch erworbenen Schriften werden im nächsten 
Bericht aufgeführt. 


C. Durch Kauf erworben. 


a. Vollständige Werke und Einzelschriften:: 


Bethe, A.: Allgemeine Anatomie und Physiologie des Nervensystems. Leipzig 
1903. 8°. 

Groß, V.: Les Protohelvétes. Berlin 1883. 4°. 

Groth, P.: Führer durch die Mineraliensammlung des Bayerischen Staates. 
München 1891. 8°. 

Hoernes, M.: Der diluviale Mensch in Europa. Braunschweig 1903. 8°. 

Karsch, F.: Paederastie und Tribadie bei den Tieren. Leipzig 1900. 8°. 

Maas, O.: Einführung in die experimentelle Entwicklungsgeschichte. Wies- 
baden 1903. 8°. 

Osann, A.: Beiträge zur chemischen Petrographie. Teil II. Stuttgart 1905. 8°. 
Westerlund, C. A.: Fauna der in der palaearktischen Region lebenden 
Binnenconchylien. T. V. Lund 1885. 8°. 
Zepharovich, V.v.: Mineralogisches Lexikon für das Kaisertum Österreich. 

T. 1.3. Wien 1859. 1893. 8° 
Zittel, K. v., Geschichte der Geologie und Palaeontologie. München 1899. 8°. 


b. Lieferungswerke: 
Baillon: Histoire des plantes. 
Bibliothek der Länderkunde. 
Brandt, Nordisches Plankton. 
Brefeld: Mycologische Untersuchungen. 
Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs. 
Chelius, C.: Erläuterungen zur Geologischen Karte des Großherzogtums Hessen. 
Das Tierreich (Deutsche Zoolog. Gesellschaft). 
Engler: Vegetation der Erde. 
Engler: Das Pflanzenreich. 
Ergebnisse der deutschen Südpolarexpedition. 
Ergebnisse der deutschen Tiefsee-Expedition. 
Ergebnisse der Plankton-Expedition. 
Ergebnisse der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise. 
Fauna und Flora des Golfes von Neapel. 
Fauna arctica. 
Grandidier: Histoire Naturelle de Madagascar. 
Hintze: Handbuch für Mineralogie. 
International Catalogue of Scientific literature. 


— 177 — 


Lepsius: Geologie von Deutschland, 

Lethaea geognostica. _ 

Leuckart und Chun: Zoologica. 

Lindenschmit Sohn, L.: Altertiimer unserer heidnischen Vorzeit. 
Martini-Chemnitz: Systematisches Konchylien-Kabinet. 
Martius u.a.: Flora Brasiliensis. 

Palaeontographia Italica. 

Palaeontographical Society. 

Rabenhorst: Kryptogamenflora. 

Retzius: Biologische Untersuchungen. 

Sarasin, P.u.F.: Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon. 
Schimper: Mitteilungen aus den Tropen. 

Selenka: Studien zur Entwicklungsgeschichte. 

Semper: Reisen im Archipel der Philippinen. 

Smith und Kirby: Rhopalocera Exotica. 

*Taschenberg, O., Dr.: Bibliotheca Zoologica. 

Trouessart, E. L.: Catalogus mammalium. Nova editio. 

Tryon: Manual of Conchology. 

Weber, M.: Siboga Expeditie. 


c. Zeitschriften. 


Abhandlungen der Großherzoglich Hessischen Geologischen Landesanstalt. 

Abhandlungen der Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft. 

*American Journal of Arts and Sciences. 

*Anatomischer Anzeiger. 

Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg. 

*Annales des Sciences Naturelles (Zoologie et Botanique). 

Annales de la Société Entomologique de France. 

*Annals and Magazine of Natural History. 

Arbeiten aus dem zoologischen Institut der Universität Wien. 

*Archiv für Anatomie und Physiologie. 

*Archiv für Anthropologie. 

*Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere. 

Archiv für Hydrobiologie und Planktonkunde. 

*Archiv für mikroskopische Anatomie. 

*Archiv für Naturgeschichte. 

*Archiv für Entwicklungsmechanik. 

*Archiv für Protistenkunde. 

*Archives de Biologie. 

*Archives de Zoologie expérimentale et générale. 

*Biologisches Centralblatt. 

*Botanischer Jahresbericht. 

*Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeographie und Pflanzen- 
geschichte. 

*Centralblatt für Mineralogie. 

Deutsche botanische Monatsschrift. 

Deutsche Entomologische Zeitschrift. 


— 172% — 


*Geological Magazine. 

Jahresberichte tiber die Fortschritte der Physiologie. 

*Journal de l’Anatomie et de la Physiologie normales et pathologiques de 
l'homme et des animaux (Duval). 

*Journal fiir Ornithologie. 

*Mineralogische und petrographische Mitteilungen. 

*Morphologisches Jahrbuch. 

*Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 

*The american Naturalist. 

The Irish Naturalist. 

*Nature. 

*Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 

*Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 

Notes from the Leyden Museum. 

*Palaeontographica. 

*Zeitschrift fiir Krystallographie und Mineralogie. 

*Zeitschrift für Ethnologie. 

*Zeitschrift für practische Geologie. 

*Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. 

Zoological Record of the Zoological Society. 

Zoologische Annalen. 

*Zoologische Jahrbücher. 

*Zoologischer Jahresbericht. 

*Zoologischer Anzeiger. 

*Zoologisches Zentralblatt. 


Die Anschaffungen und Geschenke des Dr. Senckenbergischen 
Medizinischen Instituts, des Physikalischen, Aerztlichen und Geo- 
graphischen Vereins werden ebenfalls der gemeinsamen Bibliothek 
einverleibt und kénnen demnach von unsern Mitgliedern benutzt 
werden. Von den Zeitschriften, welche, neben den schon angeführten, 
der Gesellschaft zur Verfügung stehen, seien erwähnt: 


Von seiten des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts: 


*Beiträge zur pathologischen Anatomie. 
*Botanische Zeitung. 

*Botanisches Centralblatt. 

*Centralblatt für allgemeine Pathologie. 
Correspondenzblatt für Zahnärzte. 
Ergebnisse der allgemeinen Pathologie. 
*Flora. 

*Fortschritte der Medicin. 

*Jabrbiicher für wissenschaftliche Botanik. 
*Revue générale de Botanique. 
Wochenschrift, zahnärztliche. 


— 173% — 


Von seiten des Physikalischen Vereins: 
Apotheker-Zeitung. 
Astronomisches Jahrbuch. Berlin. 
Astronomische Nachrichten. Altona. 
“Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Berlin. 
*Chemisches Centralblatt. Leipzig. 
*Comptes rendus hebdomadaires. Paris. 
*Dinglers Polytechnisches Journal. Stuttgart. 
*Elektrotechnische Rundschau. Frankfurt a. M. 
*Elektrotechnische Zeitschrift. Berlin. 
*Fortschritte der Elektrotechnik. 
*Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. Gießen. 
Jahresbericht über die Fortschritte der Physik. 
*Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie. Leipzig. 
*Journal für praktische Chemie. Leipzig. 
Journal of the institution of electrical engineers 
*Liebigs Annalen der Chemie. Leipzig. 
The philosophical magazine. 
*Meteorologische Zeitschrift. Wien. 
Physikalische Zeitschrift. 
*Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. 
Das We:ter. 
*Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden. 
*Zeitschrift für Electrochemie. 
*Zeitschrift für physikalische Chemie. Leipzig. 
*Zeitschrift für Instrumentenkunde. . Berlin. 
*Zeitschrift für physikalischen und chemischen Unterricht. Berlin. 


Von seiten des Ärztlichen Vereins: 


Charité-Annalen. Berlin. 

*Annales d’Oculistique. 

Annales d’Hygiéne. 

Annales des maladies de l’oreille et de larynx. 
*Arbeiten des Kaiserlichen Gesundheitsamts. 
Archiv ftir Hygiene. 

*Archiv ftir Verdauungskrankheiten. 
Deutsches Archiv für klinische Medicin. 
*Archiv für Ohrenheilkunde. 

*Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. 
*Archiv für Psychiatrie. 

*Archiv für Ophthalmologie. 

Archiv für Dermatologie und Syphilis. 

Archiv für Kinderheilkunde. 

*Archiv für Augenheilkunde. 

Archiv für Gynäkologie. 

Archiv für klinische Chirurgie. 


— 174° — 


Archiv für pathologische Anatomie. 

Archiv fiir Schiffs- und Tropenhygiene. 

Archives de Laryngologie. 

Archives of Laryngology. 

*Archives Italiennes de Biologie. 

Archivii Italiani di Laringologia. 

Archivio Italiano di Otologia. 

*Beitrige zur klinischen Chirurgie. 

Berliner Aerzte-Oorrespondenz. 

Bulletin de l’Académie royale de Médecine de Belgique. 
Bulletins et Mémoires de la Société francaise de Laryngologie. 
Bulletins et Mémoires de la Société francaise d’Otologie. 
Centralblatt fiir Bacteriologie und Parasitenkunde. 
Centralblatt fir Chirurgie. 

Centralblatt fiir Gynikologie. 

Centralblatt fiir innere Medicin. 

*Centralblatt fiir praktische Augenheilkunde. 

*Centralblatt fiir Harnkrankheiten. 

*Centralblatt fiir Physiologie. 

Centralblatt für allgemeine Gesundheitspficge. 
*Neurologisches Centralblatt. 

Correspondenzblatt der Schweizer Aerzte. 
Correspondenzblatt fiir die Aerzte der Provinz Hessen-Nassau. 
*Fortschritte auf dem Gebiet der Réntgenstrahlen. 

*Index medicus. 

Jahrbuch für Kinderheilkunde. 

*Schinidt's Jahrbücher der Medicin. 

Jahrbücher der Hamburgischen Staatskrankenanstalten. 
*Jahrcsbericht über die Leistungen der Medicin. 
Jahresbericht der Ophthalmologie. 

Jahresbericht iiber die Fortschritte der Gynäkologie. 
Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre der pathogenen Microorganismen. 
*British Medical Journal. 

Journal of Laryngology and Rhinology. 

The Lancet. 

Medizinische Klinik. 

Mémoires couronnés de l’Acad&mie royale de Médecine de Belgique. 
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie. 
Monatsblatt für öffentliche Gesundheitspflege. 

Monatsblätter für Augenheilkunde. 

Monatshefte für praktische Dermatologie. 

Monatsschrift für Ohrenheilkunde. 

Monatsschrift für öffentliche Gesundheitspflege. 

Therapeutische Monatshefte. 

Guy’s Hospital Reports. 

Deutsche Praxis. 

*Praktische Arzt, der. 


— 1%* — 


Reichsmedizinalkalender. 

Revue mensuelle de Laryngologie. 

Hygienische Rundschau. 

Sachverständigen-Zeitung. 

Sammlung klinischer Vorträge. 

*Semaine médicale 

Obstetrical Transactions. 

Medico-chirurgical Transactions. 

Moleschotts Untersuchungen zur Naturlehre. 
Aerztliches Vereinsblatt. 

Vierteljahrschrift fiir Gesundheitspflege. 
Vierteljahrschrift für gerichtliche Medicin. 
Verhandlungen der Berliner medicinischen Gesellschaft. . 
*Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts. 
Berliner klinische Wochenschrift. 

Wiener klinische Wochenschrift. 

Wiener medicinische Wochenschrift. 

Deutsche medicinische Wochenschrift. 

Münchener medicinische Wochenschrift. 

*Zeitschrift für Biologie. 

Zeitschrift für Chirurgie. 

Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. 
Zeitschrift für klinische Medicin. 

*Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. 


Von Seiten des Vereins für Geographie und Statistik. 


Abhandlungen der k. k. Geographischen Gesellschaft Wien. 
Annalen der Hydrographie. 

Archiv für Siebenbürgische Landeskunde. 
Astronomisch-geodätische Arbeiten. 

Beiträge zur Sprach-, Land- und Völkerkunde von Niederländisch-Indien. 
Bericht der Kais. Russ. geographischen Gesellschaft Petersburg. 
Deutsche geographische Blätter (Bremen). 

Bollettino della Societä geografica Italiana. 

Bollettino della Societä Africana d’Italia. 

Boletin de la Sociedad geografica de Madrid. 

Boletin del Instituto geografico Argentino. 

Boletin del Instituto geologico de Mexico. 

Boletin de la Sociedad geografica de Lima. 

Boletim da Sociedade de Geographia de Lisboa. 

Bulletin de la Société géographique de Paris. 

Bulletin de la Société du Nord de la France, Douai. 

Bulletin de la Société de Géographie de Marseille. 

Bulletin de la Société de Géographie de l’Est, Nancy. 

Bulletin de la Société de Géographie commerciale de Bordeaux. 
Bulletin de la Société Hongroise de géographie Budapest. 


— 176* — 


Bulletin de la Société Languedocienne de Géographie, Montpellier. 
Bulletin de la Société géographique d’Anvers. 

Bulletin de la société Neuchateloise de géographie. 

Bulletin de la Société Normande de Géographie, Rouen. 
Bulletin de la Société de Géographie commerciale, Havre. 
Bulletin der Ruınänischen geographischen Gesellschaft. 
Bulletin du comité de l’Afrique francaise. 

Bulletin of the geographical society of California. 

Bulletin of the geographical society of Philadelphia 
Bulletin of the geological institution Upsala. 

Fennia. Bulletin de la société de géographie de Finlande. 
Le Globe. 

Jahrbuch des Ungarischen Karpathenvereins. 

Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpathenvereins. 
Jahresbericht der geographisch-ethnographischen Gesellschaft Zürich. 
Jahresbericht der geographischen Gesellschaft Bern. 
Jabresbericht der geographischen Gesellschaft Greifswald. 
Jahresbericht der geographischen Gesellschaft München. 
Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Dresden. 
Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Metz. 
Jahresbericht des Vereins für Erdkunde Stettin. 
Jahresbericht des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde. 
Journal of the American Geographical Society, New-York. 
Journal of the Geographical Society, Manchester. 

Journal of geographical society of London. 

Kundmachungen für Seefahrer. 

Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens. 

Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg. 
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft Lübeck. 
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Jena. 
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Wien 
Mitteilungen des Vereins für Erdkunde Halle. 

Mitteilungen des K. K. Militär-Geographischen Instituts Wien. 
Mitteilungen von Forschungsreisenden. 

Nachrichten für Seefahrer. 

National Geographic magazine. 

*Petermanns Mitteilungen. 

Pubblicazioni della Specola Vaticana. 

Queensland geographical journal. 

Revue de la Société géographique de Tours. 

Svenska Turist Föreningens arsskrift. 

Tijdschrift van het konigl. Nederlandsch Aardrijskundig Genootschap. 
Verhandlungen der Gesellschaft fiir Erdkunde zu Berlin. 
Verhandlungen des deutschen Geographentags. 

Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 


— 17" — 





der 
Askenaly-Btiftung für Botanik. 
§ 1. 


Mie Brüder des am 24. Augult 1903 zu Sölden 
verfiorbenen Profellors der Bofanik an der Hniverlität 
in Beidelberg Dr. phil. Gugen Askenaly und zwar 

Ritfergutsbefiker I. Rakenaly aufPansdorf beiliegnik und 

Ingenieur A. Mahkenafy in Frankfurt am Main 
übermeilen hiermif der Senchenbergi{djen Bafurforfchenden 
®efell[chaft in Frankfurt am Main: 


Behn Caufend Mark 


als Stiftung zur dauernden Erinnerung an den Berfiorbenen. 


§ 2, 
Die Stiftung Joll den Damen führen: 


Pskenafy- Stiftung für Botanik. 


§ 3. 

Das Geld wird zinstragend angelegt. 

Die zweijährigen Binfen der Stiftung follen jeweils als Beitrag 
zu einer Studienreife gewährt werden, welche zu willenfchaftlichen, 
insbefondere zu bofanifchen FHorfchungen unternommen wird. 

Aud können ‘die Binfen für die Bearbeitung oder die 
Prucklegung einer willenfchaftlihen Arbeit aus dem Gefamtgebiete 
der Botanik verwendet werden. 


— 73* — 


Pie Bumeifung [ol in erfter Linie eine materielle Beihilfe 
gewähren, und nicht lediglich die Bedeufung einer Muszeichnung 
haben; die bei der Sfudienreife gemadfen Sammlungen follen 
dem Frankfurter botanifchen YInflituf überwiefen werden. 

In befonderen Fällen Jol eine Teilung der mweijährigen 
Binfen jedoch in nicht mehr als zwei Teile, Jowie aud; die Bu- 
fammenlegung der Binserfrägniffe, jedody von nicht mehr als 
vier Jahren zuläffig fein. 

§ 4, 

Der Wortlaut diefes Stiffungsbriefes [oll dem Stipendiaten 

jedesmal zur Kenntnis gebradjt werden. 


§ 5, 

Die Perwaltung der Sfiffung und die jedes zweite Tah 

am 5. Mai, als den Geburtstage des Profelfors Dr. &. Mahenaly, 

Haftfindende Berteilung des Stipendiums gefchieht durch die 

Senickenbergild;e Baturforfchende Gefellfihaft in Frankfurt a. M. 

auf Grund von BPorfihlägen einer dreigliedrigen Rommiffion, 
die von der Berwallung der Befellfihaft erwählt wird. 


Pollzogen den 31. Dezember 1904. 


(g9%3.) J. Askenasy (g923.) A. Askenasy 
Rittergut Pansdorf bei Liegnik. Frankfurt am Main. 





If. Teil 


Wissenschaftliche Mitteilungen. 


CO ooo 


Die Medaillen-Sammlung 
der 
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. 
II. Teil. 
Von 
D. F. Heynemann.*) 


Seit ihrer Gründung hat es die Senckenbergische Natur- 
forschende Gesellschaft als eine Ehrenpflicht empfunden, 
das Andenken an hochverdiente Männer und Frauen, 
die zu ihr in naher Beziehung gestanden haben, 
wachzuhalten und immer wieder aufs neue zu be- 
leben. Aus den ersten Jahren ihres Bestehens stammt das 
„Goldene Buch“, in dem die Namen hochherziger Gönner 
verzeichnet sind, die der Gesellschaft zum Ankauf wertvoller 
Sammlungen oder zu anderweitiger Förderung ihrer Bestrebungen 
Geldgeschenke überwiesen haben. Zweimal im Jahre, bei der 
Generalversammlung und bei der Jahresfeier, wird dieses „Gol- 
dene Buch“ öffentlich aufgelegt; es enthält die Namen 
zahlreicher Frankfurter Familien, die der Senckenbergischen 
Gesellschaft seit mehreren Generationen ununterbrochen als Mit- 
glied angehören. Dem gleichen pietätvollen Zweck dient die 
Einrichtung der „Ewigen Mitgliedschaft“, die von unseren 
Vorfahren im Jahre 1827 getroffen worden ist. Die Namen 
sämtlicher ewiger Mitglieder — zurzeit 94 an der Zahl — 


— 


*) Vorstehende Arbeit unseres verewigten Mitgliedes war von ihm bei 
seinem Tode hinterlassen als nahezu druckreifes Manuskript. Nach Einfügung 
einiger fehlenden Angaben gelangt sie unverändert zum Abdruck. 

Die Redaktionskommission. 


1? 


—~4— 


sind im Museumsgebäude auf Marmortafeln eingemeißelt und im 
Mitgliederverzeichnis des alljährlich erscheinenden „Berichtes“ 
an erster Stelle aufgeführt. 

Aber nicht nur die Namen verdienter Mitglieder und 
Gönner der Gesellschaft gilt es, in unserer schnellebigen und 
rasch vergessenden Zeit in dankbarer Gesinnung der Nachwelt 
zu überliefern. Von wesentlich höherem Werte für die lebende 
Generation sind bildliche Darstellungen, die uns die 
trauten Züge heimgegangener Freunde vor Augen führen und 
auch kommenden Geschlechtern wertvoller sein mögen wie die 
bloße Überlieferung der Namen. Darum hat die Gesellschaft 
von altersher von ihren verdienten Mitgliedern Bilder aller 
Art gesammelt, die teils in unserem Sitzungszimmer, teils in 
den Arbeitsräumen der einzelnen Sektionäre und Beamten auf- 
gehängt sind, und hat Büsten derselben — zum Teil in Marmor 
ausgeführt — im Vogelsaale und in den anderen Räumen des 
Museums aufgestellt. 

Seit alter Zeit befanden sich im Besitze der Gesellschaft 
auch einzelne Medaillen, zu Ehren von Personen geprägt, 
die zu ihr in näherer Beziehung gestanden haben. Am 10. Ok- 
tober 1896 wurde beschlossen, diese kleine Sammlung nach 
Möglichkeit zu vervollständigen, und im „Bericht“ 1900 habe ich 
eine kurze Beschreibung unserer damals erst im Entstehen be- 
griffenen Medaillensammlung gegeben. Seit jener Zeit hat 
dieser Zweig unsererSammlungen durch hochherzige Schenkungen 
und durch Ankauf zahlreicher Denkmünzen einen solchen Zu- 
wachs erhalten, daß er heute schon als nahezu vollständig be- 
zeichnet werden darf. Nur noch wenige Stücke fehlen 
uns; denn die Zahl unserer beitragenden, ewigen, korrespon- 
dierenden und Ehren-Mitglieder, zu deren Andenken Medaillen 
geprägt worden sind, ist natürlich eine kleine. Diese schöne, 
in ihrer Art einzige Sammlung beabsichtigen wir durch 
eine zweckmäßige Aufstellung in unserem Neubau allen Be- 
suchern des Museums zugängig zu machen. Ihre Entstehung 
entspricht eigentlich einigermaßen dem uns von Rüppell über- 
kommenen Beispiele. Rüppell war auch auf dem Gebiete der 
Numismatik ein bedeutender Kenner und Sammler; vom Jüng- 
lingsalter an bis zum Abend seines Lebens brachte er reiche 
Sammlungen an Münzen und Medaillen, antiken und modernen, 


— 5 — 


auch Kunstgegenständen und Altertümern aller Art zusammen, 
die sämtlich in den Besitz der Stadtbibliothek übergingen. Bei 
Gelegenheit des Nachrufs (Bericht für 1885) schrieb Dr. Heinrich 
Schmidt: „Seit 1835 war er der Vorstand der städtischen 
Münzsammlung und hat ihr nach und nach gegen 10,000 ver- 
schiedene Münzen und Medaillen zugeeignet. Insbesondere be- 
strebte er sich, eine Reihenfolge der zum Andenken an 
Naturforscher und Ärzte angefertigten Numismatica zu- 
sammenzubringen u. Ss. w. u. s. w.“ 

Also Rüppells Sammeleifer und dem im: Bericht 1900 
beschriebenen glücklichen Zufall haben wir es zu verdanken, daß 
unsere eigene Sammlung ähnlicher Art zu Ehren unserer Mit- 
glieder einen so unerhofiten Zuwachs nehmen konnte. Und mit 
der nachfolgenden Beschreibung des Zuwachses seit meiner 
ersten Veröffentlichung bezwecken wir zugleich, weitere 
Kreise wiederholt auf die numismatischen Bestre- 
bungen unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen. 
Es liegt in der Natur der Sache, daß die meisten Medaillen, 
innerhalb der uns selbst gesteckten Grenzen, zu Ehren von Korre- 
spondierenden Mitgliedern geprägt worden sind — es sind 
die ersten Gelehrten aller Kulturstaaten der Erde; von unseren 
übrigen Mitgliedern, deren Zahl sich seit Gründung unserer Ge- 
sellschaft auf mehrere Tausend belaufen mag, ist diese hohe 
Auszeichnung kaum mehr wie einem Dutzend zu teil geworden. 
Deshalb seien zunächst die Namen unserer Korrespondie- 
renden Mitglieder aufgeführt, die, soweit mir bekannt, in 
Frage kommen. Das Verzeichnis derselben möge es hochherzigen 
Gönnern unserer Gesellschaft erleichtern, zu entscheiden, ob etwa 
Medaillen in ihrem Besitze sind, durch deren Zuweisung unsere 
Sammlung der Vollständigkeit noch näher gebracht werden könnte! 


Ich führe die Namen unserer Korrespondierenden Mitglieder, 
die zum größeren Teil längst nicht mehr unter den Lebenden 
weilen, in der chronologischen Reihenfolge ihrer Ernennung auf, 
indem ich Titulaturen und die manchmal wechselnden Wohnorte 


weglasse. 
Vorgeschlagen und ernannt wurden: 
1820 am 9. Februar: Leopold von Buch. 


» » 12. April und 14, Juni: Friedrich Tiedemann. 
» , 10.Mai , 14. Juni: Friedrich Wohler. _ 


1820 


» 
1821 


1 


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1823 
1825 


1827 
1828 
1831 
1832 
1836 


2 
1837 
1847 
1849 
1861 
1873 
1874 
1875 
1883 
1887 
1891 


1892 


N 


14. 
13. 
20. 
12, 


10. 


7. 


13. 
10, 
. Mai: 


8 


23, 


11. 
8. 
6. 


14. 


22. 
15. 
14. 
20. 
23. 


17 


16. 
24. 
. April: 


10, 
10. 


9. 
9, 


6 — 


Juni , 13. Juli: 
Juli and 11. Oktober: 
Jani , 11. Juli: 
September : 


Oktober : 

Novbr. u. 12. Dezbr.: 
März: 

April: 


Oktober: 


Dezember: 
Oktober: 
Oktober: 


Dezember: 


n 
August: 
Oktober: 
September: 
Juni: 
Januar : 


. Dezember : 
7. 


April: 


Oktbr. u. 23. Oktbr.: 
Februar u. 12. März: 


. April und 26. April: 
. Juni: 

. Juli und 27. August: 
. März: 


März: 


März: 


Mai: 
Mai: 


Joh. Wolfgang von Goethe. 

Karl Ritter. 

Joh. Wilhelm von Wiebel. 

Mehemed Ali, Pascha von Ägypten (zum 
auswärtigen Ehrenmitglied). 

Karl Friedrich von Kielmeyer. 

Lorenz Oken. 

Kaspar Graf von Sternberg. 

Karl Friedrich Philipp von Martius. 

Johann Friedrich Blumenbach. 

Gustav von Paykull. 

Karl Peter Thunberg. 

Gerhard Vrolick. 

Franz Andreas Bonelli. 

Karl Gustav Carus. 

Kaspar Georg Karl Reinwardt. 

Justus Freiherr von Liebig. 

Georg Freiherr von Wedekind. 

Dominik Franz Arago. 

Alexander von Humboldt. 

Christian Heinrich Pfaff. 

Karl Ernst von Baer. 

Anders Adolf Retzius. 

Louis Jean Rudolphe Agassiz. 

Karl Ludwig von Littrow. 

Karl Adolph Agardh. 

Christian (Gottfried Ehrenberg (bei der 
ersten Soemmerring-Preis-Verteilung). 

Rudolf Virchow. 

Wilhelm Haidinger. 

Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholts 
(bei der 7. Soeemmerring-Preis-Verteilung). 

Charles Robert Darwin. 

Muzio Ritter von Tommasini. 

Alexander Fischer Ritter von Waldheim. 

Robert Koch (bei der 3. Tiedemann - Preis- 
Verteilung). 

Paul Ehrlich (bei der 4. Tiedemann -Preis- 
Verteilung). 

Emil Fischer (bei der 5. Tiedemann - Preis- 
Verteilung). 

Thomas Henry Huxley. 

Fridtjof Nansen. 


Von allen, mit einziger Ausnahme der auf Darwin und Fischer 
von Waldheim geprägten, besitzen wir jetzt Medaillen, es gibt 
aber auf Agardh, Blumenthal, Gioeni, Goethe, Haidinger, Hum- 


_ 7 — 


boldt, Liebig, Martius, Mehemed Ali, Oken, Sternberg, Thunberg 
und Virchow noch mehrere, die meistens in Rüppells Sammlung 
enthalten waren, jedoch wegen beschränkter Mittel nicht er- 
worben werden konnten. 


Beschreibung der seit [900 erhaltenen Medaillen. 


Zwei Agardh-Medaillen. 


1. Vorderseite. Kopf 1.*) Umschrift: „C. A. AGARDH 


BOT. PROF. LUND. D. EPISC. CAROLST.“ Unter dem Hals- 
abschnitt: N. 1785. OB. 1859. Auf dem Halsabschnitt: „L. A.“ 


Rückseite. Eine aus dem Meere auftauchende nackte, 
weibliche Figur mit Algen in den Händen. Umschrift: „MIRAS 
DISPONIT FUNDI SEGETES“, und unterhalb der Meeres- 
wogen: „SOCIO ALGOLOGO CELEBERRIMO | R. ACAD. 
SCIENT. SVEC. | MDCCCLXVI.* 


2. Vorderseite. Kopf r.*) Umschrift: „CARL ADOLF 
AGARDH VETENSKAPSMAN SKRIFTSTALLARE MED- 
BORGARE.* Unter dem Halsabschnitt: LEA AHLBORN.* 

Riickseite. In einem Eichenlaub- und Lorbeerkranz: 
„VID | HALFSEKELS | FESTEN | D. 24. APRIL | 1878.“ 
Umschrift: SKÄNSKA BRANDFÖRSÄKRINGS INRÄTTNIN- 
GEN ÄT SIN UPPHOFSMANN“. 

Beide Medaillen Bronze 1,31 mm, 2,43 mm; angekauft. 


Karl Adolf Agardh, geb. 23. Januar 1785 zu Bastad 
in der schwedischen Landschaft Schonen, studierte in Lund, 
hielt seit 1807 daselbst Vorlesungen anfänglich über Mathematik, 
wandte sich aber später der Botanik zu und wurde 1812 Pro- 
fessor der Botanik in Lund. Als ausgezeichneter Algen- 
kenner hat er eine Reihe hervorragender Werke über das 
System dieser Kryptogamenklasse geschrieben. Ohne seine 
botanischen Studien aufzugeben, wurde er später Geistlicher, 
zunächst 1816 Pfarrer zu Lund, dann 1834 Bischof zu Karl- 
stadt, wo er am 28. Januar 1859 starb. Im Jahre 1836 wurde 
er gleichzeitig mit seinem Sohne Jakob Georg Agardh, ebenfalls 
einem hervorragenden Algenkenner, der von 1854 bis 1879 die 


*) 1. bedeutet von der linken, r. bedeutet von der rechten Seite. 


—~—~ 8 — 


Professur der Botanik zu Lund bekleidete, zum korrespondieren- 
den Mitgliede ernannt. Jakob Georg Agardh, geb. 8. De- 
zember 1813, gest. 17. Januar 1901 zu Lund, beschrieb 1837 
im 2. Bande unserer Abhandlungen (Museum Senckenbergianum) 
die Algen, die Rüppell 1827 auf seiner Forschungsreise nach 
dem Roten Meere gesammelt hatte (Bericht 1901, pag. 71). 


Karl Adolf Agardh war auch auf anderen Gebieten 
hervorragend; er gründete u. a. am 24. April 1828 die Feuer- 
versicherungsanstalt zu Schonen, bei deren fünfzigjährigem 
Jubiläum die Medaille Nr. 2 geprägt wurde. Medaille Nr. 1 
wurde 1866 dem Andenken Agardhs gewidmet, 50 Jahre nach 
seinem Abgang als Universitätsprofessor und nach Antritt seines 
geistlichen Amtes. 

Frau Lea Ahlborn lebte in Stockholm in ihrer Eigen- 
schaft als Medailleurin und Stempelschneiderin der dortigen 
Münze. Seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sind 
nicht allein alle in Stockholm geprägten Münzen, sondern auch 
zahlreiche Medaillen auf berühmte Personen aus ihrer kunst- 
fertigen Hand hervorgegangen. 


Agassiz- Medaille. 


Vorderseite. Brustbild 1, Umschrift: „LS. AGASSIZ — 
1807— 1872.“ Unter dem Brustabschnitt: „F. LANDRY, | NEU- 
CHATEL— SUISSE —* 

Rückseite. Im Lorbeerkranz: „VIRO|INGENIO, LABORE, | 
SCIENTIA | PRAESTANTISSIMO. * 

Bronze, 92 mm. | 

Auktionspreis M. 33, der von Rüppell seinerzeit dafür ge- 
zahlte Preis war Frcs. 40. 

Rüppells Urteil über diese Medaille*) lautet nicht sehr 
günstig. „Die nachzubeschreibende Bronzemedaille ist meines 
Erachtens die schwerste, teuerste und wegen verschiedener 
Irrungen keineswegs befriedigende Bronzemedaille, die zur Er- 
innerung an Schweizer Naturforscher geprägt wurde.“ In Fuß- 
noten rügt Rüppell alsdann die Schreibweise: „Neuchatel“ statt 


*) „Numismatische Zeitschrift der Numismatischen Gesellschaft in 
Wien. 1876. p. 54 des Sonderabdrucks: „Beitrag zur Kenntnis u. s. w.* 


—~ 9— 


» Neufchatel*, worin er irrt, und die Angabe „1872“ als Sterbe- 
jahr statt „1873°, wie es allerdings heißen mußte. 

Ludwig Johann Rodolf Agassiz, geb. 28. Mai 1807 
zu Mottier, Kanton Freiburg, gest. 14. Dezember 1873 zu 
New-Cambridge bei Boston in Nordamerika, war korrespondie- 
rendes Mitglied seit 1832, ernannt zur Zeit als er in München 
an Stelle des verstorbenen Spix, des Reisebegleiters von Mar- 
tius (cf. diesen Bericht p. 23), die Fische für dessen Reisewerk 
bearbeitete. 

In unserem „Bericht* für 1873/74 ist Agassiz, dieser große 
Naturforscher, in seinen Beziehungen zu unserer Gesellschaft 
eingehender gewürdigt. 

Es ist nicht bekannt, wann und aus welchem Anlaß die 
Medaille entstanden ist; selbst über den Medailleur F. Landry 
kann ich heute keine biographische Notiz beibringen, wahr- 
scheinlich ist er ein Nachkomme der Landry, welche sich schon 
in früheren Jahrhunderten als Schweizer Künstler berühmt ge- 
macht haben. 


Arago-Medaille. 


Vorderseite. Kopf r., Umschrift: , FRANCOIS ARAGO*. 
Unten: „A. Bovy“. Rückseite. Im Lorbeerkranz: „A | ARAGO | 
LES AUDITEURS ; DE SON COURS , D’ASTRONOMIE | 1843°. 

Bronze, 56 mm. 


Dominique Francois Arago, einer der hervorragend- 
sten Physiker und Mathematiker seiner Zeit, war am 26. Februar 
1786 in Estagel bei Perpignan geboren. Im Jahre 1805 als 
Sekretär des Bureau des longitudes zu Paris mit der Grad- 
messung auf der Insel Formentera beschäftigt, wurde er bei 
Beginn des spanischen Aufstandes verhaftet und auf der Zita- 
delle von Belver bei Palma gefangen gehalten. Auf der Flucht 
geriet er in die Hände der Barbaresken und erhielt erst 1809 
seine Freiheit wieder. Bald nachher wurde Arago Professor 
an der polytechnischen Schule zu Paris und Mitglied der Aca- 
demie des sciences und veröffentlichte nun in einer Reihe von 
Jahren die Resultate seiner wertvollen Beobachtungen, die ihm 
Ehrungen von seiten vieler gelehrten Gesellschaften eintrugen. 
Seit 1831 Mitglied der Deputiertenkammer, gehörte er zur Op- 
position und erwies sich als ausgezeichneter, von den Macht- 


— 10 —. 


habern gefürchteter Redner. Die Februarrevolution von 1848 
rief ihn als Mitglied in die provisorische Regierung, in welcher 
er das Ministerim des Innern, kurz darauf auch das des Kriegs 
übernahm. Als die Regierung ihre Gewalt niederlegte, ernannte 
ihn die Versammlung zum Mitglied der Exekutivkommission, in 
welcher Stellung er seinen Mut während des Juniaufstandes von 
1848 auf glänzende Weise bewährte. Nach dieser Katastrophe 
war Arago in der Nationalversammlung als Mitglied des Kriegs- 
komitees tätig. Nach dem Staatsstreich vom 2, Dezember 1851 
behielt er seine Stelle als Direktor der Sternwarte, die er seit 
1830 bekleidete, weil ihm die Regierung den Amtseid erließ. 


Arago starb am 3. Oktober 1853 zu Paris; er war 1825 
in Gemeinschaft mit einer Anzahl anderer französischen For- 
scher und mit Alexander von Humboldt, der um diese 
Zeit in Paris lebte, zum korrespondierenden Mitgliede ernannt 
worden. | 


Antoine Bovy in Genf, dessen Name auf vielen Me- 
daillen seiner Zeit erscheint, gehörte za den besten Stempel- 
schneidern seines Landes; er fertigte u. a. außer der auf Seite 19 
beschriebenen Humboldt-Medaille auch eine Medaille mit dem 
Porträt Goethes. 


Carl Ernst von Baer-Medaille. 


Vorderseite. Kopf l., Umschrift: ORSUS AB OVO HO- 
MINEM HOMINI OSTENDIT.“ Unten: „Uysmacose P.“ 


Rückseite. „IN MEMORIAM DIEI | QUO | ABHINC 
QUINQUAGINTA ANNOS | DIE XX1X MENSIS AUGUSTI A; 
MDCCCXIV | CAROLUS ERNESTUS A BAER | AB UNI- 
VERSITATE DORPATENSI | MEDICINAE DOCTOR | RE- 
NUNCIATUS EST‘ 

Bronze, 70 mm. Auktionspreis M. 23. 


Karl Ernst von Baer, geb. 17/29. Februar 1792 in 
Esthland, gest. 29. November 1876 in Dorpat. Uber sein Leben 
und seine Bedeutung für die Naturwissenschaft s. ausführliche 
Nachricht „Bericht“ 1876/77, p.6. (Mitteilung von seinem Tode 
von Dr. Finger am Jahresfeste 1877) und p. 47 u. ff. (Vortrag 
zu seinem Andenken von Professor Lucae in der wissenschaft- 
lichen Sitzung am 27. Januar 1877.) 


— 1 — 


Unsere Medaille ist geprägt, als K.E.von Baer am 
29. August 1864 sein fünfzigjähriges Doktorjubiläum feierte. 
Er promovierte in Dorpat; als er 1828 von uns zum korre- 
spondierenden Mitgliede ernannt wurde, war er Professor der 
Zootomie in Königsberg. 1829 folgte er einem Rufe nach 
St. Petersburg als Mitglied der Kaiserl. Akademie, kehrte aber 
schon 1830 nach Königsberg zurück, um 1834 einem abermaligen 
Rufe nach St. Petersburg zu folgen. Sein Jubiläum feierte er 
in St. Petersburg als Ehrenmitglied der Akademie. 


Auf Aufforderung eines Komitees in Dorpat zur Erstellung 
einer Baer-Statue ist eine Privatsammlung unter unseren 
Mitgliedern veranstaltet worden. 


Tschukmasow, der Verfertiger der Medaille, war ein 
Medailleur von Ruf in St. Petersburg. 


Jubiläumsmedaille der Batavischen Gesellschaft für Kunst 
und Wissenschaft. 


Vorderseite. In einem Kranze von Lotospflanzen mit Blüten 
und Früchten: „SOCIETAS - | ART : SCIENT - BAT - |IN- 
MEMORIAM : |I -SAEC - FEL - | CLAUSI - |(Ornament). Um- 
schritt: , ++ + A.D. VIII.K. MAI. + + +, unten MDCCLXXVIII 
— MDCCCLXXVIII.“ Unter dem Kranz: „CH. WIENER. 
BRUXELLES.‘ 


Riickseite. Eine Kokospalme in einer Berglandschaft. Am 
Stamm hängt ein Wappenschild mit einem — durch ein Kränz- 
chen gesteckten Schwert auf Purpur. Umschrift oben herum 
das nämliche Schwert am Anfang und Ende: „TEN NUTTE 
VAN ’T GEMEEN“, unten herum: „BATAVIA’S GENOOT- 
SCHAP.“ 

Bronze, 60 mm. 


Diese Medaille, die uns von der Batav. Gesellschaft 
fürKunstund Wissenschaft im Jahre 1879 verehrt worden 
war, ist laut Protokoll vom 2. Mai 1879 durch die Vermittlung 
Rüppells der hiesigen Stadtbibliothek überwiesen und uns von 
derselben im vergangenen Jahre zurückgegeben worden. 

Der ausführende Künstler, Chr. Wiener in Brüssel, 
gehört zu der bekannten belgischen Medailleur-Familie der 
Wiener. 


— 12 — 


Blumenbach-Medaille. 


Vorderseite. Brustbild 1., Umschrift: „I. FR. BLUMEN- 
BACH NATO GOTHAE D. 11. MAII 1752 DOCT. CREATO 
GOTTINGAE D. 19. SEPT. 1775 &.* Ä 

Rückseite. Drei Schädel, unten: „G. LOOS DIR. H. GUBE 
FEC.“ Umschrift: „NATURAE INTERPRETI OSSA LOQUI 
JUBENTI PHYSIOSOPHILI GERMANICI D. 19 SEPT. 1825 &“ 

Bronze, 50 mm. Auktionspreis M. 3.50. 

Silber, 50 mm. Ankaufspreis M. 22.—. 

Johann Friedrich Blumenbach, geb. den 11. Mai 
1752 in Gotha, gest. daselbst am 22. Januar 1840, wurde am 
8. Mai 1822 zum korrespondierenden Mitgliede ernannt, zugleich 
mit Paykullund Thunberg in Upsala (siehe diesen „Bericht“ 
p. 26 und p. 31), als er schon fast 50 Jahre als Professor 
der Medizin in Göttingen doziert hatte. Noch ein weiteres 
Dezennium hat er seine von Zuhörern aller Nationen besuchten 
Vorlesungen fortgesetzt, bis ihn 1835 sein hohes Alter zurück- 
zutreten nötigte. Blumenbach erhob die Zoologie in Deutsch- 
land zuerst zu einer wissenschaftlichen Bedeutung, indem er 
sie noch vor Cuvier in unmittelbare Verbindung mit der ver- 
gleichenden Anatomie brachte und dadurch klare Anschauungen 
und feste Begriffe vom Wesen und von der Verwandtschaft 
der Tiere vermittelte. Die Medaille entstand bei Blumen- 
bachs fünfzigjährigem Doktorjubiläum 1825, und die drei Schädel 
auf der Rückseite nehmen bezug auf seine Schriften über die 
Arteinheit und die Abstammung des Menschengeschlechts, welches 
Studium wiederum dazu geführt hatte, daß er eine wahrhaft 
großartige Sammlung von Menschenschädeln anlegte. 

Die Medaille ist gefertigt in der Berliner Medaillen-Münze 
von G. Loos und die Stempel sind geschnitten von Heinrich 
Gube, geb. in Breslau; studierte in Wien, wurde 1829 zum 
Mitgliede der Kunstakademie in Berlin ernannt, kam 1830 nach 
Petersburg als erster Medaillist der Münze daselbst und starb 
auch dort 1848, nachdem er viele Medaillen auf fürstliche und 
gelehrte Personen geschaffen. 


Bonelli-Münze. 


Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „FRANCVS ANDR — 
BONELLI“, auf dem Halsabschnitt: „L. Galeazzi f.* 


— 13 — 


Rückseite. Im Lorbeerkranz: ,ZOOPHYLACIVM | TAV- 
RINENSE | SVA AETATE | VIX INCHOATVM | MIRE 
AVXIT| DOCTISSIME DIGESSIT : SCRIPTIS| ILLVSTRAVIT*. 

Bronze, 44 mm. 


In unsern Sitzungsprotokollen fehlt eine Angabe, wann 
Francesco Andrae Bonelli zum korrespondierenden Mit- 
gliede ernannt worden ist, aber es wird am 12. Februar 1823 
bekannt gemacht, daß er sich mit Brief im November 1822, 
für seine Aufnahme und Zusendung des Diploms bedankt habe. 
Die Ernennung geschah also vermutlich am 23. Oktober 1822 
mit einer bemerklichen Anzahl anderer auswärtiger Gelehrter. 
Überdies befindet sich in der Bibliothek unseres Mitgliedes 
Prof. Dr. L. von Heyden, aus dem Besitz seines Vaters, mit 
dem Bonelli wohl auf entomologischem Gebiet in Verkehr 
gestanden hat, der sehr seltene Sonderabdruck des Nekrologs, 
verfaßt von Prof. J. Gene, und publiziert in Mem. Acad. 
Torino XXXVII; und in diesem ist die Mitgliedschaft erwähnt 
„alla Societä dei Naturalisti de Francoforte sul Meno.“ 


Bonelli, geb. in Cuneo (Coni), Italien, 11. Nov. 1784, 
gest. 18. November 1830 in Turin, im Alter von 46 Jahren als 
Professore di Zoologia, Condirettore del Regio Museo di Storia 
Naturale, war als Entomolog, Ornitholog und Koncholog in 
weiten Kreisen rühmlichst bekannt. 


Nach genanntem Nekrolog gehörte Bonelli auch „Alla 
Societa Wetteraviana di Edinburgo“ als Mitglied an. Darunter 
ist ohne Zweifel die Wetterauische Gesellschaft für die 
gesamte Naturkunde in Hanau gemeint, der älteren 
Schwester der Senckenbergischen Gesellschaft, welche beide zu 
damaliger Zeit häufig gemeinsam korrespondierende Mitglieder 
ernannten. 


Der Medailleur Galeazzi lebte in den mittleren Jahren 
des vorigen Jahrhunderts gleichfalls in Turin. 


Leopold von Buch - Medaille. 
Vorderseite. Kopf von vorn, Umschrift in doppelter Reihe: 
„LEOPOLD V. BUCH GEB 1774 GEST. 1853 | SEIN HERZ 
WAR SEINES GEISTES WURDIG.“ Unten: „E. WEBER F.“ 


- 4 — 


Rückseite. Unter Bäumen ein Steinblock, auf welchem 
die Inschrift: „DEM | ANDENKEN , AN | LEOPOLD V BUCH ı 
GEWEIHT | NACH DEM BESCHLUSE | AM 20 SEPT 
1856 | IN DER XXXII. VERSAM | D. NATURF. U. AE. I 
WIEN | U MITW ZAHLR FREUNDE | D NATURW. IN 
DEUTSCHL | BELG FRK. ENGL. ITAL“ 

Bronze 50 mm. Auktionspreis M. 8.—. 

Leopold von Buch, geb. 26. April 1774 auf Schloß 
Stolpe in der Ukermark, gest. 4. März 1853 in Berlin, zum kor- 
respondierenden Mitgliede ernannt in der Sitzung vom 9. Februar 
1820 als „Kammerherr“ Leopold von Bach, ist somit der 
Zeit nach das älteste auswärtige Mitglied, zu dessen Andenken 
eine Medaille geprägt worden ist. Wie aus dem obigen Texte 
ersichtlich, wurde sie hergestellt nach dem Beschlusse der 
32. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien 
1856 unter Mitwirkung von Verehrern in den mitteleuropäischen 
Ländern. Leopold von Buch studierte gleichzeitig mit Alex- 
ander von Humboldt auf der Bergakademie zu Freiberg, 
und die Früchte seiner späteren geognostischen Untersuchungen, 
die mehrfach in Gemeinschaft mit seinem Mitschüler ausgeführt 
wurden, in Norddeutschland, den Alpen, Italien, Frankreich, 
Skandinavien, England und auf den Kanarischen Inseln, sind 
in zahlreichen Werken niedergelegt. 


Carus-Medaille. 


Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „CARL GUST. CARUS* 
und unten in der Mitte einer Randverzierung: „GEB. D. 3. IAN. 
1789*. Unter dem Halsabschnitt: „F. ULBRICHT F. 1847“. 

Rückseite. Allegorische Gruppe einer Psyche und zweier 
durch ihre Embleme als Tag und Nacht erkennbare Knäbchen. 

Bronze, 46 mm. 


Karl Gustav Carus, geb. 3. Januar 1789 zu Leipzig, 
studierte daselbst seit 1804 anfangs Chemie, dann aber Ana- 
tomie und habilitierte sich 1811 als Privatdozent, kam 1815 als 
Professor der Entbindungskunst nach Dresden, wo er am 28. 
(oder am 22. nach Rüppells Angabe []. c. p. 48]) Juli 1869 starb. 
Bei Erstattung des Jahresberichtes für 1870/71 durch Dr. Heinr. 
Schmidt wurde das Ableben des „Hofrats C. G. Carus, in 


— 15 — 


weiten Kreisen bekannt durch seine Schriften auf dem Ge- 
biete der Naturwissenschaften, Philosophie und Ästhetik, 
seit 1822 unser korrespondierendes Mitglied“, kurz gemeldet. 
K. G. Carus wurde 1862 von der Kaiserlichen Leopoldinisch- 
Karolinischen Akademie der Naturforscher zum Präsidenten er- 
wählt. Er war mit Goethe eng befreundet; auch als Künstler 
hat er in der Landschaftsmalerei Ausgezeichnetes geleistet. 


Der Anlaß zur Prägung der Medaille findet sich ohne 
Zweifel in seinen ,Lebenserinnerungen und Denkwiirdigkeiten “ 
(1865—66). Dieselben sind mir aber nicht zugängig. 


Uber den Schipfer dieser vorziiglichen Medaille, den Me- 
dailleur F. Ulbricht, hoffe ich später einiges Nähere mitzu- 
teilen. 


Ehrenberg-Medaille. 


Vorderseite. Kopf r., unter dem Halsabschnitt: „E. WEI- 
GAND BERLIN“. 


Rückseite. „CHRISTIANO GODOFREDO | EHRENBERG 
MEDICINAE | PER L ANNOS DOCTORI | NATURAE IN- 
VESTIGATORI | SAGACISSIMO | LATENTIUM INDAGATORI 
| ADMIRABILI |“ unter einer Linie: „DIE V MENS. NOV. | 
MDCCCLXVIII‘. 

Bronze, 62 mm. Auktionspreis M. 17.50. 


Bei Erstattung des Jahresberichtes 1877/78 meldete Dr. 
Petersen den Tod Ehrenbergs wie folgt: 


„Ein besonders schmerzlicher Verlust ist derjenige von 
Christian Gottfried Ehrenberg, der zum erstenmale 
am 7. April 1837 den unserem ausgezeichneten Physiologen 
Samuel Thomas von Soemmerring zu bleibenden 
Ehren gestifteten, bei Männern deutscher Wissenschaft hoch- 
angesehenen Preis erhielt und von diesem Tage an auch der 
Gesellschaft angehörte. Ehrenberg ist der berühmte Be- 
gründer der mikroskopischen Untersuchungsmethode geworden 
u.8s. w. Er wurde 1795 zu Delitzsch geboren und bezog 1815 
die Universität Leipzig. Seine in Gesellschaft der namhaftesten 
Gelehrten ausgeführten Reisen nach Nubien, Abessinien und 
Arabien, nach dem Ural und Altai lieferten reiche Sammlungen 
und Entdeckungen im Bereiche der Zoologie, Botanik und Geo- 


— 16 — 


logie. Er starb am 27. Juni 1876 zu Berlin, wo er auch lebte, 
als ihm der Soemmerring-Preis zuerkannt wurde.“ 


Was die Geschichte dieser Zuerkennung betrifft, so ist 
noch zu berichten, daß die dafür am 22. Oktober 1836 gewählte, 
aus den Mitgliedern von Heyden, Cretzschmar, Soem- 
merring, Rüppell und Neeff bestehende Kommission sich 
am Tage der Beratung, am 11. März 1837, nicht einigen konnte 
und die Beschlußfassung auf den 7. April 1837 verschoben wurde, 
an welchem Tage Ehrenberg mit dem Preise gekrönt wurde, 
wie von mir „Bericht 1897 „Zur Geschichte der von der 
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft gestifteten Me- 
daillen“ mitgeteilt worden ist. Rüppell berichtet über den: 
Hergang (I. c. p. 50) ausführlicher, wie er am Tage der ersten 
Beratung sich der Wahl eines anderen Gelehrten aufs entschie- 
denste widersetzt habe und dann der Beschluß erst nach seiner 
Ansicht wie beschrieben erfolgte, obgleich er mit Ehrenberg 
vorber einen polemischen Streit gehabt habe. 


Wie aus dem Texte der Medaille hervorgeht und Rüp- 
pell (l. c.) mitteilt, ist sie auf Anregung zahlreicher Freunde 
und Verehrer auf gemeinschaftliche Kosten angefertigt und dem 
berühmten Gelehrten bei der Feier seines 50jährigen Doktor- 
jubiläums überreicht worden. 


Der Künstler, welcher die Medaille schuf, E. Weigand, 
ist 1837 in Berlin geboren, wo er auch seine Kunststudien 
machte. Nach einem längeren Aufenthalt in London, wo er bei 
dem berühmten Medailleur Wyon arbeitete, wurde er 1866 
zweiter und 1887 erster Medailleur an der Münze in Berlin. 


Ehrlich-Plakette. 

Vorderseite. Brustbild r., unterhalb: „ZUM . 14 . MERZ 
. 1904. . DIE.SCHULER .v.. MITARBEITER.* Das Porträt 
liegt auf einer ovalen Platte, auf welcher l.: „. PAUL . EHR- 
LICH.“ r.: „- GEB. 14. MARZ . 1854 -“ Der freigebliebene 
Untergrund trägt ein stilisiertes Muster. 

Die Rückseite zeigt nur den Stempel des Künstlers: 
„J.KOWARZIK : FRANKFURT . %-“ 

Bronze, 56:81 mm. Geschenk des Komitees. 


— 17 — 


‚Die Plakette entstand bei Gelegenheit der 50jährigen 
Geburtstagsfeier. 

Paul Ehrlich, geb. zu Strehlen i in Schlesien am 14. März 
1854, war nach absolvierten Studien in Breslau und Straßburg 
von 1878 bis 1885 als Assistent von Frerichs in Berlin tätig. 
1889 Privatdozent, wurde er 1890 Assistent von Robert Koch 
an dem neu gegründeten Institut für Infektionskrankheiten. 
1896 übernahm er die Leitung des Institutes für Serumforschung 
und Serumprüfung in Steglitz bei Berlin und siedelte nach Ver- 
jegung dieser Anstalt nach Frankfurt am Main 1899 hierher 
fiber. 1887 wurde Ehrlich unter die Zahl unserer korrespon- 
dierenden Mitglieder aufgenommen und mit seiner Übersiedelung 
trat er in die Reihe unserer arbeitenden Mitglieder über. 


Emil Fischer-Plakette. 


Vorderseite. Kopf r., darunter auf erhöhtem Rande: „EMIL 
FISCHER .* unter dem Halsabschnitt das Monogramm des Künst- 
lers AH (= Adolf Hildebrand). 

Rückseite. DEM | MEISTER | ZVR FEIER SEINES 
DOCTOR | JVBILZEVMS | AM XIV JVLI. MD | CCCIC 
GEWID | MET VON DEN | DANKBAREN | SCHVELERN. 
Der Rand ist erhöht. 

Silber, 76,55 mm. 

Geschenk von Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. A. Laubenheimer 
in Höchst a. M. 

Hermann Emil Fischer, geb. 9. Oktober 1852 zu Eus- 
kirchen, trat mit 17 Jahren in ein kaufmännisches Geschäft, 
wandte sich aber im Frühjahr 1871 dem Studium der Chemie 
zu und wurde Juli 1874 von der Straßburger Fakultät zum 
Dr. phil. promoviert. Anfangs Unterrichtsassistent im Straß- 
burger Laboratorium, folgte er 1875 seinem Lehrer Bäyer nach 
München, habilitierte sich daselbst 1878 als Privatdozent und 
wurde 1879 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1882 
folgte er einem Rufe nach Erlangen, 1885 nach Würzburg, 
1892 nach Berlin. An dem ihm damals versprochenen, aber 
erst später errichteten, endlich 1900 feierlich eingerichteten, 
neuen Ersten Chemischen Institut liegt er seinen erfolgreichen 
Untersuchungen ob. Er ist vieler gelehrten Gesellschaften des 


2 


— 18 — 


In- und Auslandes Mitglied. (Aus D. F. Heynemann, Die 
Emil-Fischer-Plakette, in Frankfurter Münz-Zeitung, 1902, 
p. 219.) | 

Wie 1901 bei der Preisverteilung der Akademie der Wissen- 
schaften zu Paris die Lavoisier-Medaille für Verdienste um die 
Chemie dem Berliner Professor Emil Fischer für seine Ar- 
beiten und besonders für seine Untersuchungen über die Syn- 
these der Zucker zuerkannt wurde, so ist er dafür bereits 1891 
von unserer Gesellschaft am 10. März mit der Tiedemann- 
Medaille gekrönt worden. 

Unsere Plakette ist im August 1899 bei der Feier des 
25jahrigen Doktorjubiläums von seinen Schülern und Freunden 
bei einem Bankett im Kaiserhof zu Berlin überreicht worden. 
Schöpfer derselben ist der rühmliohst bekannte Münchner Bild- 
hauer Adolf Hildebrand, und in meiner vorgenannten Ar- 
beit kann näheres über die Art der Herstellung nachgelesen 
werden. 


Kaiserin Friedrich-Medaille. 


Vorderseite. Brustbild I, Umschrift: „VICTORIA :—: 
Imp*: Reg*“ unten: „UHLMANN AD VIV. C. SCHULTZ FEC.‘ 
Rückseite. Die Wappen von Deutschland und England 
unter der deutschen Kaiserkrone. Unten: ,G. LOOS D. BERLIN.“ 
Silber, 56 mm. 


Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich, 
Victoria, geb. Princess Royal von Großbritannien und Irland, 
Herzogin zu Sachsen, geb. 21. November 1840, hat vom 26. Ok- 
tober 1896 bis zu ihrem am 5. August 1901 erfolgten Tode der 
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft als beitragen- 
des Mitglied angehört und wiederholt (am 30. Mai 1897 und 
am 28. Mai 1899) unserer Jahresfeier beigewohnt. 


Die von Ihrer Majestät am 7. Dezember 1900 zur Bereiche- 
rung unserer Sammlung gesckenkte wertvolle Porträt-Medaille 
ist vom Medailleur Otto Schultz, früher bei G. Loos, jetzt 
seit 1889 Zweiter Medailleur der Königlichen Münze zu Berlin, 
verfertigt. Der Bildhauer W. Uhlmann, der das Modell zu 
dieser Medaille, sowie auch zu einer anderen mit dem Porträt 
der verewigten Kaiserin Friedrich schuf, ist seit 28. März 
1899 auch nicht mehr unter den Lebenden. Beide Modelle be- 


— 19 — 


finden sich im Besitz Ihrer Königl. Hoheit der Frau Land - 
gräfin von Hessen. 


Gioeni- Medaille. 


Vorderseite. Kopf 1, Umschrift: ,JOSEPH JOENIUS 
CATINENSIS 1875,“ unter dem Halsabschnitt: ,G. A. Cat.“ 


Rückseite. Im Lorbeerkranz unter einer auf einem griechi- 
schen & sitzenden Eule: „SODALITAS JOENIA | IN LIO SUI 
FESTO.* 

Bronze, 35 mm. 


Als die Academia Gioenia di scienze naturali, 
im Catania, mit welcher wir im Schriftenaustausch stehen, 1875 
ihr fünfzigjähriges Jubiläum feierte, ist ihr ein Glückwunsch 
abgestattet worden. Im Februar 1877 sandte sie uns das zu 
dieser Feier hergestellte Gedenkblatt nebst der beschriebenen 
Medaille, welche Rüppell zur Weitergabe an die städtische 
Sammlung eingehändigt wurde. Im vorigen Jahre ist uns diese 
Medaille von der Stadtbibliothek wieder übergeben worden. 


G.A. Cat. (Catenacci) ist der italienische Medailleur, 
welcher noch eine andere Joenius-Medaille von 41 mm, mit der 
Ansicht des Vesuvs auf der Rückseite, zur Ehrung der Vulkan- 
forschung des Gefeierten, verfertigte, die wir nicht besitzen. 


Zwei Humboldt - Medaillen. 


1. Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „ALEXANDER — 
AB HUMBOLDT.“ Am Halsabschnitt: ,BRANDT. F.“ 


Rückseite. Große allegorische Darstellung. Über einem 
Teile des Tierkreises vom Schützen bis zum Stier erscheint 
Phöbos im Viergespann; unterhalb vor einem Abschnitt der 
Weltkugel lagert ein Gott des Wassers und eine (zöttin des 
Landes mit ihren Emblemen. Umschrift: ,[LLVSTRANS TOTVM 
RADIIS SPLENDENTIBUS ORBEM“* und unter dem Abschnitt: 
„BEROLINI , MDCCCXXVILL“, auf der Leiste: , BRANDT F.“ 

Bronze, 63 mm. 


2. Vorderseite. Kopf 1., Umschrift in doppelter Zeile: 
„ALEXANDRE DE HUMBOLDT, NE Ä BERLIN LE 14® 
SEPT. 1769 — TRENTE JOURS APRES NAPOLEON 1#8 


2* 


— 20 — 


MORT A BERLIN LE 6 MAI 1859. | SURNOMME — 
L’ARISTOTE MODERNE’, unter dem Halsabschnitt: „A.BOVY“ 

Rückseite. In einem aus einer Schlange gebildeten Kreise: 
Eine zusammenfassende Geschichte seines Lebens und seiner 
Arbeiten, eingeteilt in fünf Perioden, 1790—1797, 1797 — 1804, 
1805— 1827, 18271845, 1845 — 1858 in 27 Zeilen, einschließlich 
der Angabe, daß Napoleon III. laut Dekret vom 10. Mai 1859 
die Aufstellung der Statue Humboldts im Museum zu Versailles 
beschlossen habe. Umschrift: „DOYEN DES ASSOCIES DE 
L’INSTITUT DE FRANCE - LE PLUS GRAND SAVANT DU 
SIECLE - CREATEUR DE LA PHYSIQUE GENERALE DU 
GLOBE‘, am Ende ein aufgeschlagenes Buch. 

Bronze, 75 mm. 

Erster Auktionspreis M. 20, Zweiter Auktionspreis M. 24. 

Friedrich Heinrich Alexander von Humboldt, 
geb. 14. September 1769 in Berlin, gest. 6. Mai 1859 daselbst, 
ist in der Sitzung vom 14, Dezember 1825 zum korrespondieren- 
den Mitgliede erwählt worden. 

Es darf unterbleiben, an dieser Stelle auf die Bedeutung 
Alexander von Humboldts näher einzugehen; im „Bericht“ 
für 1900 p. 102 habe ich bereits erwähnt, in welcher Beziehung 
unser ehemaliges korrespondierendes Mitglied Justus von 
Liebig zu ihm gestanden hat; hier mag daran erinnert werden, 
daß er u.a. auch mit unserem ehemaligen wirklichen und ar- 
beitenden Mitgliede, dem hervorragenden Gelehrten Hermann 
von Meyer, in lebhaftem Verkehre war. Hermann von 
Meyer unterstützte Humboldt — so ist in dem Nekrologe 
in unserm Berichte zu lesen — im September 1826 einen ganzen 
Tag lang während dessen Beobachtungen über die Inklination der 
Magnetnadel auf dem Gallusfelde; gegenseitige längere Besuche 
erfolgten 1827 in Berlin, dann 1836 und wieder 1841 hier in 
Frankfurt, woraus sich ergibt, daß nähere freundschaftliche 
Bande den Forscher mit unserer Gesellschaft verknüpften. 

Der Verfertiger der ersten Medaille, Henri Frangois 
Brandt, geb. 1789 in La Chaux-de-Fonds, gest. 1845 in Berlin 
als königl. Münz- und Hofmedailleur, war wohl der bedeutendste 
Künstler seines Faches der damaligen Zeit. Auch die weiter 
unten zu beschreibende Wiebel- Medaille gibt außer mehreren 
Goethe-Medaillen Zeugnis von seiner hohen Kunstfertigkeit. 


— 31— 


Des Medailleurs der zweiten Medaille, A. BOVY, ist oben 
bei der Arago-Medaille gedacht. 


Kielmeyer - Medaille. 


Vorderseite. Brustbild 1. Umschrift: „CAROL. FRIED. 
KIELMEYER — NAT. BEBENHUSAE 22 OCT. 1765“ unter 
dem Armabschnitt: „LOOS D. HELD F.* 

Riickseite: In reichem Blatt- und Blumenkranz: ,11 | 
FEBRUAR. | 1793* Umschrift: „GERMANIAE PHYSICORUM 
PIETAS — M. SEPTEMBER. 1834.‘ | 

Karl Friedrich Kielmeyer, Professor der „Hohen 
Karlsschule‘ in Stuttgart, wo u. a. Cuvier zu seinen dank- 
baren Schülern gehörte, hat als Begründer der vergleichend- 
anatomischen und physiologischen Richtung der Zoologie seinen 
Namen weithin berühmt gemacht. Von 1791—1796 verwaltete 
er-den „regnum animale“ benannten Teil des Naturalienkabinets, 
kam dann, erst als Professor der Chemie, dann der Botanik, 
der Pharmazie und der Materia medica nach Tübingen und 
kehrte 1817, nachdem durch Königl. Verordnung eine „Direktion 
der wissenschaftlichen Sammlungen“ eingesetzt war, als erster 
Direktor derselben unter gleichzeitiger Ernennung zum Staatsrat 
wieder nach Stuttgart zurück. 

Nicht lange nachher, am 10. Oktober 1821, ist Staatsrat 
von Kielmeyer zu unserm korrespondierenden Mitgliede er- 
wählt worden, und als 1822 König Wilhelm von Württemberg 
zur Erforschung des Landes einen „Verein für Vaterlandskunde“ 
gründete, gehörte er gleich zu Anfang zu den ordentlichen Mit- 
gliedern, neben seinen Ämtern als Direktor der Bibliothek und 
Vorstand des Botanischen Gartens und der Pflanzensammlung. 

Er war geboren zu Bebenhausen am 22. Oktober 1765 und 
starb am 24. September 1844. 

Der Medailleur August Ludwig Held, geb. 1805, gest. 
1839, also nur 34 Jahre alt, arbeitete in der Berliner Medaillen- 
Münze von G. Loos, wo C. Pfeuffer, der Verfertiger unserer 
Soemmerring-Preis-Medaille, sein Nachfolger wurde. 


Carl Ludwig von Littrow-Medaille. 


Vorderseite. Brustbild von vorn nach links, Umschrift: 
„CAROLO - DE - LITTROW - VIRO : HVMANITATE - IN- 


— 2 — 


GENIO - DOCTRINA - INSIGNI ** Auf dem Brustabschnitt: 
„A. SCHARFF.“ 


Rückseite. Ein monumentales Gebäude, die Sternwarte 
von Wien, unterhalb: „HARVM - AEDIVM - AVCTORI 
MDCCCLXXVIII.* 

Bronze, 64 mm. 


Karl Ludwig von Littrow, geb. 18. Juli 1811 zu 
Kasan in Rußland, wohin sein Vater, Joseph Johann von Littrow, 
1810 einem Ruf als Professor der Astronomie gefolgt war und 
wo derselbe die Sternwarte gegriindet hatte, ist zugleich mit 
seinem Vater 1836, als beide der Sternwarte in Wien vor- 
standen, zum korrespondierenden Mitgliede ernannt worden. 
Der Vater war 1819 als Direktor an die Wiener Sternwarte 
gekommen, und der Sohn, seit 1831 sein Assistent, ist dann 
dem 1840 verstorbenen Vater im Jahre 1842 als Direktor nach- 
gefolgt. Wie der Vater, so machte sich auch der Sohn durch 
astronomische Beobachtungen in hohem Maße verdient, worüber 
näheres Dr. Petersen beim Jahresfeste 1878 mitgeteilt hat. 
Im nämlichen Jahre ihrer Ernennung zu unseren Mitgliedern 
ist der Vater in den österreichischen Adelsstand erhoben und 
zum Andenken an den 1877 am 16. November in Venedig ver- 
storbenen Sohn ist 1878 die beschriebene Medaille geprägt worden, 
deren Schöpfer, A. Scharff in Wien, wir bereits als den be- 
rühmtesten deutschen Medailleur und als den Verfertiger unserer 
Goethe-Medaille und der Rüppell-Medaille von 1894 (Bericht 
1900) kennen gelernt haben und der nun auch am 6. Juli 1903 
durch seinen Tod für immer der Kunst verloren ist. 

Am 7. März 1879 wurde die Erwerbung der Medaille 
mittelst freiwilliger Beiträge beschlossen und dieselbe am 2. Mai 
durch die Vermittlung Rüppells der städtischen Sammlung 
einverleibt. Im vergangenen Jahre ist uns auch diese Medaille 
zurückgegeben worden. 


Martius-Medaille. 
Vorderseite. Kopf 1., Umschrift: „CAR. FR. PH. — 
MARTIVS.“ Unter dem Halsabschnitt: „A. STANGER F.* 
Rückseite: , VIRO | IN BOTANICA PRINCIPI | STVDIO 
FIDE CONSILIO | SIBI PROBATISSIMO | ACADEMIA R. 


— 23 — 


BOICA | D. LVB. MERITO ! TERTIO KALEND. APRIL. | 
M-D-CCC-LXIIII-* Im Rand oben: „CANDIDE ET FORTITER.“ 
Unten: „RERVM COGNOSCERE CAVSAS.“ 

Bronze, 48 mm. Auktionspreis M. 17. 


Karl Friedrich Philipp von Martius (1820 in den 
Adelsstand erhoben) war 17. April 1794 in Erlangen geboren, 
beteiligte sich nach Beendigung medizinischer Studien in seiner 
Vaterstadt an der auf Kosten der österreichischen und bayrischen 
Regierung veranstalteten Forschungsreise nach Brasilien (1817 
bis 1820), deren Ergebnisse nach seiner Rückkehr in München 
namentlich zur Bearbeitung der wichtigsten Werke auf bota- 
nischem Gebiete führten, und sowohl die Ernennung zum Pro- 
fessor der Botanik (1826) als zum Direktor des botanischen 
Gartens (1832) zur Folge hatten. 


Nachdem Martius in seine Heimat zurückgekehrt war, 
ist er am 10. April 1822 zugleich mit Johann Baptist von 
Spix, mit dem er die brasilianische Reise gemacht hatte und 
nachher „Die Reise nach Brasilien* herausgab, zu unserem kor- 
respondierenden Mitgliede ernannt worden. Im Jahre 1864 trat er 
als Siebzigjähriger in den Ruhestand, was die Veranlassung zur 
Prägung der Medaille gab, und am 13. Dezember 1868 ist er 
in München gestorben. 

Der Bildhauer und Medailleur A. Stanger, ein Münchener 
und Schüler der Akademie daselbst, geb. 1836, studierte 1860 
und 1861 in Paris, kam 1864 als königl. Münzmedailleur nach 
Dresden, wo er auch die unserer Sammlung fehlende, 150 mm 
große Gußmedaille auf Liebig fertigte. 


Mehemed Ali-Medaille. 

Vorderseite. Brustbild im Fes r., Umschrift: „MEHEMET 
ALI REGENERATEUR | DE L’EGYPTE.“ und arabische 
Schrift. Unter dem Brustabschnitt: „E. ROGAT 1840.° 

Rückseite. Ein Schwert, auf welchem „NESIB 1839 1500 
und arabische Schrift. Neben dem Schwert: „IL SAIT:! DEFEN- 
DRE | AVEC ' NOBLESSE | L’HONNEUR | DE | SON PAYS.“ 
Auf der anderen Seite vier Zeilen arabische Schrift. 

Bronze, 51 mm. 


— U — 


Mehemed Ali war 1769 zu Kavala in Mazedonien ge- 
boren und starb am 2. August 1849. Die Aufschrift ,Nesib 
1839“ auf dem auf der Rückseite der Medaille dargestellten 
Schwert bezieht sich auf die ruhmreiche Schlacht bei Nisibis 
am 24. Juni 1839, in welcher das türkische Landheer von 
Mehemed Ali vollständig geschlagen wurde und die ganze 
türkische Flotte zu ihm überging. 


In der Sitzung vom 12. September 1821 wurden gleich- 
zeitig 17 korrespondierende und 3 auswärtige Ehrenmitglieder 
ernannt; unter letzteren stand in erster Reihe: „Se. Hoheit 
Mehemet Ali, Pascha von Egypten“. Darauf wurde in 
der folgenden Sitzung, am 10. Oktober 1821, „ein von Herrn 
Pfarrer Kirchner gütigst abgefaßtes Schreiben an den Pascha 
von Egypten verlesen, welches das heute vorgewiesene eigens 
auf Pergament ausgefertigte Diplom desselben begleiten sollte, 
und die Direktion durch Stimmenmehrheit ermächtigt, falls sie 
es für zweckmäßig fände, dieses Schreiben abgehen zu lassen‘. 
Daß das Diplom wohl mit dem Schreiben abzusenden beschlossen 
wurde, geht aus dem Protokoll vom 12. Dezember 1821 hervor, 
nämlich „auf die Anzeige des Herrn Dr. Neuburg, daß der 
Schreiber Müller wegen nicht sogleich erfolgter. Bezahlung seiner 
Forderung für das von ihm verfertigte Diplom des Pascha von 
Egypten, zwei sehr grobe Schreiben an die Direktion erlassen 
habe, wurde beschlossen, von diesem Müller nie mehr etwas für 
die Gesellschaft arbeiten zu lassen“. 


Es steht zu vermuten, daß die Ernennung des Vizekönigs 
von Egypten, Mehemed Ali, auf Veranlassung Rüppells 
erfolgt ist. 

Die vorzüglichen Erzeugnisse des Pariser Künstlers Emile 
Rogat, Bildhauer und Medailleur, sind in den dreißiger und 
vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts öfters daselbst aus- 
gestellt gewesen. 


Mylius-Medaille von 1854. 


Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „ENRICO - MYLIUS.“ 
Unten: „VITTORIO NESTI F.“ 


Rückseite. „SOLERTE | PIO MUNIFICO | PROFUSE 
SAPIENTEMENTE | LE ACQUISTATE RICHEZZE | A PRO 


— %® — 


DELLE SCIENZE DELLE ARTI | E DEL COMMERCIO. | 
N. A. FRANCOF. S. M. NEL MDCCLXIX | M. A. MILANO 
NEL MDCCCLIV.* | 

“ Bronze, 53 mm. Angekauft. 


Es ist dies die im „Bericht“ 1900 p. 106 als uns noch 
fehlend erwähnte Mylius-Medaille, die auf den am 21. April 
1854 erfolgten Tod unseres hochherzigen Gönners geprägt wor- 
den ‘ist. | 


Oken-Medaille. 


Vorderseite. Kopf r., Umschrift oben herum: „LAVREN- 
TIVS OKEN ORTENAVIENSIS“, unten: „NAT.D. II. M. AUG. 
MDCCLXXIX* Unter dem Halsabschnitt: , LOOS D. KOENIG F.* 


Rückseite. Allegorische Darstellung: Drei ägyptische Gott- 
heiten nebst vielen Attributen sitzen teils auf Thronen, teils auf 
einer Lotusblume (Nymphaea lotus) in einem Kahn mit zwei 
Rudern. Umschrift oben: „ORDINES CORPORVM ORGANIS 
AEQVAVIT“ und unten: ,SCRVTATORES NATVRAE CON- 
SOCIAVIT* 

Bronze, 41 mm. 


Lorenz Oken, geb. 1. August 1779 zu Bohlsbach bei 
Offenburg in Baden, ist 1821 am 12. Dezember unter die kor- 
respondierenden Mitglieder aufgenommen worden, als er als 
Privatgelehrter und Herausgeber der „Isis“ (seit 1817) in Jena 
Jebte. Durch die Richtung seines Blattes scheint er politisch 
verdächtigt worden zu sein, so daß er 1819 seine Professur 
aufzugeben genötigt wurde, die ihn 1807 nach Jena gerufen 
hatte. Er las anfangs als außerordentlicher, seit 1812 als ordent- 
licher Professor mit großem Beifall über verschiedene Fächer, 
namentlich aber über Naturphilosophie, und lenkte durch die 
dabei entwickelten Anschauungen die Forschungen in die neuen 
vorteilhaften Bahnen. 

Als Privatdozent habilitierte er sich 1827 in München, 
wurde da 1828 ordentlicher Professor, folgte aber 1832 einem 
Rufe als Professor der Naturgeschichte an die eben gegründete 
Universität in Zürich, wo er am 11. August 1851 verstarb. 

. Durch seine zahlreichen naturgeschichtlichen und naturphi- 
losophischen Werke hat er sich in den Kreisen der Fachgelehrten 


— 6 — 


ebenso allgemein bekannt gemacht, als auch dadurch, daß er 
durch seine „Isis“ die Naturforscherversammlungen ins Leben 
rief, deren erste 1822 in Leipzig stattfand. 

In Okens „Isis“ und in „Leonhards Jahrbüchern‘“ er- 
schienen die ersten wissenschaftlichen Mitteilungen aus unserer 
Gesellschaft, bis am 9. Juli 1823 die Herausgabe eines eigenen 
Organes „Museum Senckenbergianum* beschlossen wurde. 

Der Verfertiger der Medaille, Ant. Fr. König, lebte als 
Kgl. sächsischer Hofmedailleur in Dresden. 


Paykull - Medaille. 


Vorderseite. Kopf 1., Umschrift oben herum: ,GUST. A 
PAYKULL L:B:MARESCH:-AUL-ET EQ-AUR-O-DE ST: 
P-* Unten: ,NAT-1757 DEN-1826* Auf dem Halsabschnitt: 
„M. F.“ 

Rückseite. Ein halb unter der Randumschrift verschwun- 
dener Bienenkorb, nach welchem eine Biene fliegt. Oben herum: 
„OPERIQUE FAVENS IN SPEMQUE LABORANS“ Auf 
dem Ausschnitte unten: „SOCIO | ACAD. REG. SC. HOLM. | 
MDCCCXXIX." 

Bronze, 31 mm. 


Gustav von Paykull ist zugleich mit Ritter Thun- 
berg in Upsala als „Kgl. Schwedischer Kanzleirat“ in Willoxäby 
bei Upsala am 8. Mai 1822 zum korrespondierenden Mitgliede 
ernannt worden. 

Er war ein hervorragender Entomologe und schrieb: 
„Fauna suecica: Insecta, Upsala 1798—1800, 3 Bde. 

Das Monogramm „M. F.“ bedeutet C. M. Frumerie, 
dessen weiter unten bei der Thunberg-Medaille Erwähnung ge- 
schieht. 


Pfaff-Medaille. 
Vorderseite. Kopf l., Umschrift: „& C. H. PFAFF DOCT. 
D. MEDICIN AM 5. OCTOB. 1793 &“ Unten herum: „ZUM 
5. OCTOB.1843.* Am Halsabschnitt: „LOOS D. | H. LORENZ F.“ 


Rückseite. In seinem reich ausgestatteten Laboratorium 
sitzt ein in altdeutscher Tracht gekleideter Chemiker, der mit 
einem Buche auf seinem Schoß den Inhalt eines Fläschchens 
prüft, das er mit der rechten Hand emporhält. Über ihm sieht 


— 7 — 


man eine Hängelampe und die Inschrift: „LUMEN SPARGENDO 
CONSUMOR.* Unter dieser Darstellung auf einem Bande ein 
Wappen, daneben „H. L.* 

Auf dem äußeren Rand in erhabener Schrift: , DANKBARE 
SCHUELER IHREM VEREHRTEN LEHRER %“ 

Bronze, 48 mm. Auktionspreis M. 7.50. 


Christian Heinrich Pfaff, geb. 2. März 1772 zu 
Stuttgart, war ein ausgezeichneter Physiker und Chemiker, stu- 
dierte in Göttingen, wo er am 5. Oktober 1793 die Doktorwürde 
erlangte, reiste dann bis 1797, in welchem Jahre er als Pro- 
fessor der Naturwissenschaften nach Kiel berufen wurde. 

Seine Schüler veranlaßten die Prägung der Medaille bei 


Gelegenheit seines fünfzigjährigen Doktorjubiläums am 5. Oktober 
1843. Er verstarb in Kiel am 24. April 1852. Zum korre- 
spondierenden Mitgliede war er am 22. August 1827 ernannt 
worden. 

Das Monogramm „H.L.“ steht für Heinrich Lorenz, 
geb. 1810 in Berlin, gest. in Hamburg; er machte Studien in 
Wien, später in Italien, fand 1848 Anstellung in Altona, dann 
1859 bis 1861 als Obermedailleur in St. Petersburg, und zog 
sich nachher nach Hamburg zurück. 


Reinwardt - Medaille. 


Vorderseite. Brustbild mit angeheftetem Orden |., oben 
herum: „RESPONDENT VLTIMA PRIMIS*. Unten herum: 
„ACT. LXXVIII.“ Unter dem Armabschnitt: ,V. D. K.‘ 


Rückseite. „Eine Rosette, , C.G.C. REINWARDTIO | 
NATVRAE INVESTIGATORI | ET. INTERPRETI PER,L. 
ANNOS. PROFESSORI | AMICI. ET. DISCIPVLI , D. X. IVNII 
| MDCCCLI |. Zwei zusammengebundene Palmzweige. “ 

Bronze, 52 mm. 

Rüppell, Beitrag I, p. 59, klagt, daß über Kaspar 
Georg Karl Reinwardt in den ihm zugänglichen deutschen 
und französischen Hilfsbüchern nirgends eine biographische Notiz 
gefunden werde; beinahe in keinem einzigen werde dieses aus- 
gezeichneten Gelehrten, der über 20 Jahre wissenschaftliche 
Reisen und Forschungen in Java gemacht, erwähnt. Noch jetzt 
sind die Nachrichten über ihn dürftig. Wir wissen aber — wie 


auch Rüppell angibt — daß er am 3. Juni 1773 in Littring- 
hausen in der Nähe von Lennep geboren und am 6. März 1854 
gestorben ist. Im Jahre 1811 wurde er Professor in Leiden, 
Holland; später machte er die erwähnten Forschungsreisen, 
wahrscheinlich von 1815 bis 1822, also, wenn dies richtig ist, 
nicht „über 20 Jahre“, wurde 1823 am 8. Oktober zu unserem 
Mitgliede erwählt, und am 10. Juni 1851 feierte er sein fünfzig- 
jähriges Jubiläum, aus welchem Anlaß seine Freunde und Schüler 
die Medaille prägen. ließen. 

Der Verfertiger der Medaille ist der oben von Rüppell 
erwähnte Stempelschneider des Utrechter Münzamtes, van der 
Kellen, unter der Regierung des Königs Wilhelm I., dessen An- 
denken er durch Medaillen zu sichern besonders bemüht war. 


A. A. Retzius - Medaille. 


Vorderseite. Kopfr., Umschrift: „A. A. RETZIUS PROF. 
ET INSP. R. INST. MED. CHIR. CAROL. HOLM.“ Unten: 
„N. 1796. O. 1860.“ Auf dem Halsabschnitt: „L. A.“ 


Rückseite. Zwei Menschenschädel von abweichender Bil- 
dung nebst einem Bogen-Dickzirkel auf einem Tisch, von 
welchem die Decke zurückgeschoben ist. Oben herum: „NEC 
SINIT ESSE MUTA“. Unterhalb des Abschnittes: „SOCIO 
ANATOM. | ET ETHNOGR. CELEBERR. | R. ACAD, SCIENT. 
SVEC. | MDCCCLXVII.‘ 

Bronze, 31 mm. 


Der schwedische Professor der Anatomie und Physiologie, 
Leibarzt Anders Adolf Retzius, war am 3. Oktober 1796 
in Lund geboren, studierte Medizin und ward 1823 Professor 
in Stockholm, wo er ein anatomisches Museum gründete. In 
der Sitzung vom 14. September 1831 wurden er und seine 
Brüder zu korrespondierenden Mitgliedern erwählt, und zwar 
infolge ihres Anerbietens, mit unserer Gesellschaft in Tausch- 
verbindung mit Skeletten zu treten. Er starb am 18. April 1860 
in Stockholm, wo die Akademie der Wissenschaften 1867 sein 
Andenken durch Prägung der Medaille ehrte. Beschäftigte sich 
Retzius ursprünglich nur mit seinen Fachschriften, so wendete 
er sich später mehr der Ethnographie zu, wobei ihn seine Ein- 
teilung des Menschengeschlechts nach der Form des Schädels 


— 9 — 


in Dolichocephale und Brachicephale besonders berühmt ge- 
macht hat. 


Uber die Verfertigerin der Medaille, „L. A.“ (Lea Ahl- 
born), ist oben bei den Agardh-Medaillen einiges mitgeteilt. 


Ritter - Medaille. 
Vorderseite. Kopf r., am Halsabschnitt: „F. ABERLI F.“ 


Rückseite. „CAROLO RITTERO | GEOGRAPHO | NATO 
D. VIL AUG. | AP MDCCLXXIX | PIO GRATOQUE | ANIMO 'D.“ 
Bronze, 43 mm. Angekauft. 


Karl Ritter, welcher 1798 im Hause des damaligen 
hiesigen Bankiers Bethmann-Hollweg als Hauslehrer an- 
gestellt war und in dieser Stellung Reisen ins Ausland aus- 
führte, hielt sich 1814—1819 zwecks Bibliotheksstudien in Göt- 
tingen auf und kam dann wiederum nach Frankfurt als Pro- 
fessor der Geschichte am Gymnasium. Doch blieb er nur kurze 
Zeit hier. Schon am 13. Juli 1820 wurde er als „Professor iu 
Berlin“ zum korrespondierenden Mitgliede vorgeschlagen, am 
11. Oktober 1820 ernannt, wofür er April 1822 unter Bei- 
fügung des ersten Teiles der zweiten Auflage seiner „Erdkunde“, 
Berlin 1822, dankte. 


Er war am 7. August 1779 in Quedlinburg geboren, wo 
ihm, dem größten Geographen der Neuzeit, 1864 ein Denkmal 
gesetzt wurde, und starb am 28. September 1859 in Berlin. 
Gewiß war Ritter durch seinen mehrfachen Aufenthalt in un- 
serer Stadt in den Gelehrtenkreisen rühmlichst bekannt ge- 
worden, eins seiner Werke: „Europa, ein geographisch - histo- 
risch-statistisches Gemälde‘, erschien dahier 1804—1807, und 
sein drohender Verlust durch die Berufung nach Berlin führte 
zu der ehrenden Anerkennung als Mitglied unserer Gesellschaft. 


Mit Ritter, als dem Schöpfer der allgemeinen vergleichen- 
den Erdkunde, beginnt eine neue Epoche in der Geschichte der 
geographischen Wissenschaften, die erst durch ihn die Weihe 
einer strengeren, höheren Methode erhielten. 

Der Medailleur Friedrich Aberli war ein Schweizer, von 


dem die Ritter-Medaille als eine seiner besten Arbeiten erwähnt 
wird. 


— 30 — 


Rüppell-Medaille von 1894. 


(Nachtrag zu meiner Beschreibung „Bericht“ 1900 p. 109.) 
In der Mitgliederversammlung des Vereins für Geographie und 
Statistik vom 21. Oktober 1903 wurde eine Abänderung des 
Statuts der Eduard-Rüppell-Medaille dahin genehmigt, daß 
künftig alle zelın Jahre außer einer goldenen auch zwei silberne 
Medaillen an verdiente Forscher oder Reisende verliehen werden 
sollen („Frankfurter Zeitung“ vom 22. Oktober Nr. 293. 3). 


Sonnemann - Medaille. 
Vorderseite. Kopf r., Umschrift: „LEOPOLD — SONNE- 
MANN“ Am Halsabschnitt: „KOWARZIK“. 


Rückseite. Eine weibliche Figur mit Strahlenkranz um das 
Haupt und mit mächtigen Flügeln kniet auf der Erdkugel, nörd- 
liche Hemisphäre, und läßt ihrer rechten Hand ein Blatt ent- 
fallen, über einer neben ihr sitzenden männlichen Figur mit 
Blättern auf dem Knie und einem Stift in der rechten Hand. 
Rechts von dieser Figur: TENE‘ links: ,MENSURAM.‘ 

Bronze, 50 mm. 

Geschenk unseres hochverdienten Mitgliedes (seit 1873). 


Caspar Graf Sternberg - Medaille. 
Vorderseite. Kopf r., oben herum: „CASPARVS COMES 
STERNBERG“, unten herum: „NAT. PRAGAE VI JAN. 
MDCCLXL.“ Unter dem Halsabschnitt: „LOOS D. — KÖNIG F.“ 


Rückseite. In reichem Blumenkranz: „NATVRAE | ET 
FLORAE | VTRIVSQVE | SCRVTATOR |, INDEFESSVS“ 

Bronze, 41 mm. 

Caspar Maria Graf von Sternberg, geb. 6. Januar 
1761 in Prag, ist am 13. März 1822, als in Brzezina bei Pilsen 
wolınend, zum korrespondierenden Mitgliede ernannt worden. 
Ich finde den Ort nicht auf der Landkarte, es gibt mehrere 
sehr ähnlich lautende Orte in Böhmen. Anfänglich für den 
geistlichen Stand bestimmt, widmete sich Graf Sternberg später 
dem Studium der Kunst und der Naturwissenschaften und wurde 
einer der tüchtigsten Naturforscher seiner Zeit, der sich beson- 
ders um die Botanik und Geognosie, namentlich der vorwelt- 
lichen Pflanzen, verdient gemacht hat. Seine Bibliothek und 


— 31 — 


Sammlung übergab er dem Böhmischen National-Museum in 
Prag, gegründet 1818, zu dessen Präsidenten er gewählt wor- 
den war. 

Als seinen Todestag gibt Rüppell (Beitrag I p. 45) den 
20. Dezember 1838 an. In deutscheu biographischen Registern 
ist wenig über ihn zu finden, vielleicht ist über seinen Lebens- 
lauf näheres aus dem „Briefwechsel zwischen Goetlie und Stern- 
berg‘ (Wien 1866, p. 58) zu ersehen (mir nicht zugängig), den 
Rüppell l. c. erwähnt. (Vergl. Palacky, „Leben des Grafen Kaspar 
Sternberg‘, Prag 1868.) 

Uber den Medailleur König s. 0. Oken-Medaille. 


Thunberg-Medaille. 


Vorderseite. Kopf r., oben herum: „C. P. THUNBERG 
MED. ET BOT. PROF. UPS. R. O. W. C.“ unten herum: „NAT. 
1743 DENAT. 1828“ Am Halsabschnitt: „M. F.‘ 

Rückseite. Eine bekränzte vorwärts schreitende weibliche 
Figur in antikem Gewand, eine Blume in der rechten Hand. 
Oben herum: .SUIS LATE REGINA TRUMPHIS“ und unter 
dem Abschnitt: ,SOCIO SUO MERITISS. | R. ACAD. SCIENT. 
| SVEC.“ 

Bronze, 31 mm. 

Karl Peter Ritter Thunberg, Professor der Botanik 
in Upsala, aufgenommen unter die korrespondierenden Mitglieder 
zugleich mit Blumenbach und Paykull (s. 0.) am 8. Mai 
1822, war am 11. November 1743 in Jönköping in Schweden 
geboren und ist am 28. August 1828 in Tunaberg bei Upsala 
gestorben. 

Unter der Leitung Linnés widmete er sich mit besonde- 
rem Gliick dem Studium der Naturkunde, verweilte von 1772 
bis 1775 im Dienste der Holländisch-Ostindischen Kompagnie in 
Südafrika und begleitete 1775 eine Gesandtschaft nach Batavia 
und Japan. Nach Rückkunft in seine Heimat 1778 schenkte er 
die mitgebrachten naturwissenschaftlichen Sammlungen der Uni- 
versität in Upsala, die ilın zum außerordentlichen Professor 
und 1784 nach dem Tode von Linnés Sohn zum ordentlichen 
Professor der Botanik ernannte. 

C. M. Frumerie, der schwedische Medailleur, arbeitete 
für den schwedischen Hof in Stockholm, besonders Medaillen 


— 32 — 


mit den Porträten der königlichen Familie und berühmter Per- 
sonen. 


Muzio Ritter von Tommasini-Medaille. 


Vorderseite. Brustbild l., oben herum: „MUZIO CAV. DE 
TOMMASINI“, unter dem Brustabschnitt: „C. RADNITZKI“ 


Rückseite. „AL BENEMERITO | SUO PRESIDENTE | 
NEL DI 8 GIUGNO 1874 | OTTANTESIMO ANNO | DI SUA 
ETA | LA SOCIETA | AGRARIA | TRIESTINA | D.“ 

Goldbronze, 50 mm. 


Diese Medaille wurde unserer Gesellschaft am 3. Oktober 
1874 von Muzio Ritter von Tommasini zum Geschenk ge- 
macht, und auf Riippells Vorschlag ist beschlossen worden, 
dieselbe der Stadtbibliothek zu übergeben, von welcher wir sie 
im vergangenen Jahre zurückerhalten haben. Tommasini 
war Präsident der Agrarischen Gesellschaft in Triest, welche 
zur Feier seines 80. Geburtstages am 8. Juni 1874 die Medaille 
schlagen ließ. Aufgenommen wurde Tommasini am 6. Juni 1874, 
wie es im Protokoll heißt: gelegentlich dessen fünfzigjährigen 
Jubiläums; welches Jubiläum er aber feierte, ist nicht bemerkt. 
Er war Botaniker, geb. 1794 und ist gestorben am 31. Dezember 
1879. (Siehe Rüppell, Beitrag I, p. 18.) 


Karl Radnitzki d. J., Sohn des ebenfalls bekannten 
Künstlers, K. R. d. A., war in Wien geboren und ist dort als 
Professor and Hofgraveur gestorben. 


Drei andere Virchow-Medailien und eine Virchow-Plakette. 


1. Vorderseite. Brustbild I, Umschrift: „A RODOLFO 
VIRCHOW DI BERLINO.“ Unter dem Brustabschnitt: „PROF. 
G. DUPRE DIR. L. GORI INC“ 


Rückseite. In einem Lorbeerkranz: „DALLA | PATRIA DI 
MORGAGNI|I MEDICI ITALIANI | Linie | MDCCCLXXIII.* 
Bronze, 47 mm. Auktionspreis M. 25.—. 


2. Vorderseite. Brustbild r., Umschrift: „RUDOLPH 
VIRCHOW, zur Seite: ZETAT: | LXXX.“ 


Rückseite. Der Gefeierte in halber Figur von links, wie 


— 33 — 


er an einer Leiche nach abgenommener Hirnschale das Gehirn 
untersucht. Unten: ,,-- MDCCCXXI—MCMII -- “ 
Bronze, 60 mm. Angekauft. 


3. Vorderseite. Brustbild r., Umschrift: „RUDOLPH 
VIRCHOW ANATOM U. ANTHROPOLOG.“ 


Rückseite. Eine Keule, um welche sich eine Schlange windet, 
zwischen zwei Lorbeerzweigen. Oben herum: ,,- OMNIS - 
CELLULA - A - CELLULA -“ Untenherum: „GEBOREN ZU 
SCHIVELBEIN 13. OKTOBER 1821 | GESTORBEN ZU 
BERLIN 5. SEPTEMBER 1902.“ Unter dem linken Lorbeer- 
zweig steht: „Lauer.“ 

Bronze, 50 mm. Angekauft. 


4. Plakette. Vorderseite. Brustbild r., unterhalb: ‚,-- Geh: 
Med - Rath - Professor .. |-- DE: Rudolf Virchow -- “ 
Rückseite Eine Tafel mit: „Geb. | 13. Okt. 1821 | + 


5. Sept. | 1902“ liegt auf Eichen- und Lorbeerzweigen. Unter- 
halb der Tafel hält ein Ring ein flatterndes Band, oberhalb ein 
fünfspitziger Stern mit Strahlen. 

Bronze, 60:40 mm. Angekauft. 


Über die Bedeutung Virchows sind ausführliche Mit- 
teilungen gemacht worden vom zweiten Direktor, Dr. Roediger, 
am Jahresfest 1903, Bericht 1903, p. 10, auf welche wir ver- 
weisen. 

Der Medailleur der Medaille Nr. 1, Luigi Gori, ein 
Italiener, geb. in Florenz 1848, hat außer der Medaille auf 
Virchow auch eine Anzahl anderer auf italienische berühmte 
Persönlichkeiten ausgeführt. 


Auf der zweiten hat sich der Medailleur nicht genannt, 
obgleich sie za den künstlerisch gelungeusten hochzuschätzen 
ist, welche in neuerer Zeit geboten worden sind. Die dritte 
kommt aus der Prägeantstalt von L. Chr. Lauer in Nürnberg 
und die Plakette aus Stuttgart. 


Vrolik- Medaille. 


Vorderseite. Brustbild von vorn, in Amtstracht und mit 
dem Orden auf der Brust. Umschrift oben herum: „VITAM - 
IMPENDERE - VERO“; unten herum: „NATUS - LVGDVNI - 


% 


BATAVORUM - XXV - APRILIS - MDCCLXXV.“ Unter dem 
Brustabschnitt: „SCHOUBERG F.“ 

Rückseite. In einem aus je einem Efeu- und Eichenzweig 
gebundenen Kranz: „GERARDO - VROLIK - | SVMMOS | IN - 
MEDICINA - HONORES | ADEPTO | DIE - X. DECEMBRIS | 
MDCCXCVI | FILII - ET - GENERI | DIE X. DECEMBRIS 
MDCCCXLVI.“ 

Silber, 56'/2 mm. Auktionspreis M. 32.—. 


Das Ableben des am 23. Oktober 1822 zum korrespon- 
dierenden Mitgliede ernannten Professors der Botanik und Ge- 
burtshilfe in Amsterdam, Gerhard Vrolik, ist im „Bericht“ 
1863/64 gemeldet mit den Worten: Professor Vrolik, ständiger 
Sekretär der königl. Akademie, besonders berühmt durch seine 
trefflichen Arbeiten und prachtvollen Kupferwerke aus dem 
Gebiete der vergleichenden und pathologischen Anatomie. Er 
starb am 10. November 1859, geboren war er in Leiden 1775, 
am 25. April. Die Medaille trägt den Datum des 10. Dezember 
1846, seines fünfzigjährigen Jubiläums. 

Der Medailleur Schouberg, ein Holländer, lebte im Haag. 


Wedekind -Medaille. 


Vorderseite. Kopf 1., Umschrift: „DR. GEORGIVS L. B. 
DE WEDEKIND NAT. D. VIII JAN. MDCCLXI“. Am Hals- 
abschnitt: „GOETZE F.“ 


Rückseite. Schlangenstab des Asklepios. Umschrift: „DE 
ARTE MEDICA PER L ANNOS OPTIME MERITO MEDICI 
DARMSTADIENSES #“ In zweiter Reihe: „D. XIV JVN. — 
MDCCCXXX“ 

Silber, 40 mm. Auktionspreis M. 14.50. 


Georg Christian Gottlieb Freiherr von Wede- 
kind, gest. am 28. Oktober 1839 als Großherzogl. Hessischer 
Geh. Rat und Leibarzt, war am 8. Januar 1761 in Göttingen 
geboren und ist 1825 am 6. Oktober anläßlich der Naturforscher- 
versammlung in Frankfurt (im September 1825) zum korrespon- 
dierenden Mitgliede ernannt worden mit anderen 17 Gelehrten, 
von welchen jedoch nur noch von Liebig später durch Me- 
daillen geehrt wurde. Ä 


— 3 — 


Wedekind kam 1787 als Leibarzt des Kurfürsten und 
Professor der Medizin nach Mainz, trat 1793 als Hospitalarzt 
in französische Dienste, zuerst in Mainz, dann in Straßburg, 
1797 nahm er seine Professur in Mainz wieder auf, und zwar 
1805 an der neu errichteten Medizinalschule, und wurde 1808 
zum Leibarzt des Großherzogs ernannt. Er publizierte wert- 
volle Arbeiten über Kriegskrankenpflege, Hospitalwesen und über 
Impfung. Zur Feier seines fünfzigjährigen Doktorjubiläums am 
14. Juni 1830 wurde unsere Medaille geprägt. 

Der Medailleur Gottlieb Goetze lebte 1830 bis 1840 
als mit ungewöhnlichem Talente ausgerüsteter königl. Münz- 
medailleur bis zu seiner Erblindung in Berlin. 


Wiebel - Medaille. 


Vorderseite. Kopf r., Umschrift oben herum: „JO. GVIL. 
DE WIEBEL. EQ. MED. MILIT. SVPREMVS PRAEFECTVS.“ 
Unten herum: „MEDICI CASTRENSES BORVSS. D.“ Am 
Halsabschnitt: „BRANDT F.“ 


Rückseite. Äskulap mit Schlangenstab schreibt in einen 
Denkmalstein, vor welchem ein preußischer Adler, an der Seite von 
Kriegstrophäen, die Namen: „HOLZENDORF | SCHMUCKER |! 
THEDEN |GOERKE | WIEBEL.“ Umschrift: „IN MEMORIAM 
SOLLEMN. X LVSTR. OFF. EXACT.“ und unter dem Abschnitt: 
„D. 1. OCT. MDCCCXXXIV.“ 

Bronze, 47 mm. 


Am 11. Juli 1821 ist „Ritter Dr. Joh. Wilh. Wiebel, 
kön. Preuß. General-Stabs- und Leib-Arzt in Berlin“ 
zum korrespondierenden Mitgliede ernannt worden. 

Über den Verfertiger der Medaille, Brandt, gab ich einige 
Nachricht bei der Beschreibung der Humboldt-Medaille 1. 


-Wohler - Medaille. 

Vorderseite .Kopfl., Umschrift: ,,IN-MEMORIAM - NATALI- 
CIORVM-OCTOGESIMORVM -XXXI-JVLII: A-MDCCCLXXX 
- FAVSTE - PERCTORVM @“. Unter dem Halsabschnıtt: ,,OP. 
‘Ed. Lürssen | 1880“. 

Rückseite. In einem Eichen- und Lorbeerkranz, unter drei 
fünfspitzigen Sternen: ,,.FRIDERICO- WOEHLER |NATURAE - 


¥ 


— 3 — 


INDAGATORI: | SAGACISSIMO - || DISCIPVLI - AMICI - COL- 
LEGAE: “ 
Goldbronzeguß, 100 mm. Ankaufspreis M. 75.—. 


Friedrich Wöhler, geb. 31. Juli 1800 in Eschersheim, 
gest. als Geheimer Obermedizinalrat, Professor in Göttingen 
23. September 1882. 


Sein Vater, Poststallmeister August Wöhler, Doktor 
der medizinischen Fakultät in Marburg, seit Dezember 1819 
ordentliches wirkliches Mitglied unserer Gesellschaft, führte sei- 
nen Sohn, den später so berühmten Chemiker, schon 1820 in 
die Mitte unserer Gesellschaft. Der junge Stud. med. hielt am 
10. Mai, von Marburg kommend, einen Vortrag über eine Serie 
von Pflanzenabdrücken aus Braunkohle und fossiles Holz, die 
er zum Geschenke machte, wurde darauf zum korrespondieren- 
den Mitgliede vorgeschlagen und am 14. Juni ernannt. Er wohnte 
1821 (September und Oktober), von Marburg kommend, und 
1822 (April), von Heidelberg kommend, 1822 (September und 
Oktober) mehreren Sitzungen bei; sprach am 23. Oktober 1822 
über die Darstellung des blausauren Nickeloxyds unter Vor- 
legung von Proben des neuen Präparats; am 12. Januar 1825, 
nachdem er die Doktorwürde erlangt hatte, über die Wirkung 
des essigsauren Natrons auf den Harn. Am 13. April 1825 war 
er schon in Berlin; ein Bericht über die mineralogischen Samm- 
lungen im Museum, verfaßt vor seiner Abreise, wird verlesen; 
im April 1826 ist er wieder hier und schenkt schwedische Mine- 
ralien von der Ausbeute seiner nordischen Reise. „Als treuer 
Sohn seiner Vaterstadt blieb er lange Jahrzehnte im engsten 
Verkehr mit unserer Gesellschaft‘ (Bericht 1882/83 p. 5). 1827 
wurde er zum Professor der Gewerbeschule in Berlin ernannt; 
1831 kam er an die Gewerbeschule in Kassel, und 1836 ging er 
an die Universität zu Göttingen über, wo ihm 1880 zu seinem 
achtzigsten Geburtstage von seinen Schülern ein großes Porträt- 
relief in Marmor gewidmet wurde. Was von den freiwilligen 
Beiträgen überschoß, ist zur Herstellung der Medaille verwendet 
worden, die nun auch unsere Sammlung ziert. 


Von den Erben sind alle Medaillen, Diplome u. s. w. nebst 
dem Marmorrelief der Göttinger Universität überlassen worden, 
wo sie zu Wöhlers Andenken in einem eigenen Raume auf- 


— 37 — 


bewahrt sind. (Mündliche Mitteilungen des Sohnes Herrn August 
Wöhler dahier.) 

Der Bildhauer Eduard August Lürssen, der Ver- 
fertiger dieses ausgezeichneten Medaillons, war 1840 in Kiel 
geboren und starb am 18. Februar 1891 in Berlin, in beiden 
Städten Zeugen seiner hohen Kunst zurücklassend, in Kiel den 
Monumentalbrunnen für den Prinzen Heinrich, in Berlin an der 
Kaiser-Wilhelm-Brücke. Nach seinen Berliner Studienjahren in 
1862 bis 1865 setzte er dieselben auf Reisen im Auslande fort 
und wurde nach Rückkunft erst als Dozent, dann als Professor 
der technischen Hochschule angestellt. Seine Werke der Plastik 
sind zahlreich. 





— 39 — 


Zecken als Krankheitsüberträger. 
Vortrag, gehalten am 25. November 1905 von 
Prof. W. Dönitz. 


— 


Zum Gegenstande des heutigen Vortrages habe ich die 
Zecken gewählt, weil ich glaube, Sie dadurch mit einem ganz 
neuen Arbeitsfelde bekannt machen zu können, auf welchem 
die Lehre von den Infektionskrankheiten schon reiche Frucht 
geerntet hat. Zugleich werden Sie sich überzeugen, daß es 
sich durchaus nicht immer um Bakterien handelt, wenn von 
ansteckenden Krankheiten die Rede ist. Es wird Ihnen ja 
schon bekannt sein, daß das Wechselfieber, jetzt gewöhnlich 
Malaria genannt, durch tierische Parasiten, die im Blute 
leben, erzeugt wird. Heute möchte ich Sie des Näheren mit 
einer ganzen Reihe anderer Krankheiten bekannt machen, welche 
auf die Anwesenheit ganz anders gearteter, tierischer Parasiten 
im Blute beruhen. Sie haben mit dem Wechselfieber gemein, 
daß die Ansteckung nicht direkt von einem Menschen oder Tier 
auf andere geschieht, sondern daß dazu ein Zwischenträger nötig 
ist. Wie beim Wechselfieber gewisse Arten von Mücken 
(Anopheles-Arten) diese Rolle übernehmen, so sind es bei den 
heute zu besprechenden Krankheiten die Zecken. 

Sie werden wohl alle die im mittleren und nördlichen 
Europa weitverbreitete Zecke Ixodes ricinus kennen, welche 
hauptsächlich am Rinde und dem großen Wilde gefunden wird, 
oft auch den Hund befällt, besonders den durch Wiese und 
Busch streifenden Jagdhund, und gar nicht selten sich sogar 
am Menschen festbeißt; doch werde ich kaum fehlgehen, wenn 
ich annehme, daß sehr wenige von Ihnen überhaupt schon andere 
Zecken gesehen haben, obgleich wir schon gegen 200 Arten 
kennen, die alle wissenschaftlich registriert und benannt sind. 


— 40 — 


Gegen 30 Arten sind allein auf dem Rinde gefunden worden, 
und der eine Zeckensammlung enthaltende Kasten, den ich 
herumgebe, umfaßt über 20 Arten solcher Rinderzecken. Doch 
muß ich gleich bemerken, daß die einzelne Zeckenart nicht auf 
ein bestimmtes Wirbeltier angewiesen ist. Die Zecke braucht 
zam Leben Blut oder Lymphe, und dieses nimmt sie, wo sie es 
findet. Indessen werden doch gewisse Zeckenarten vorzugsweise 
auf bestimmten Wirbeltierarten gefunden, so z. B. Rhipicephalus 
sanguineus am Hunde, und es scheint, daß dieser Gefährte des 
Menschen die betreffende Zecke über aller Herren Länder ver- 
breitet hat. Eine andere Art, Boophilus annulatus, mit der wir 
uns noch eingehend zu beschäftigen haben, bevorzugt das Rind, 
doch wird sie auch an wildlebenden Wiederkäuern, wie Antilopen 
und Büffeln, gefunden, und kommt auch nicht selten bei Pferden 
vor. Das hängt mit der Lebensweise dieser Tiere zusammen. 
Manche Zecken gedeihen gut auf trocknem, andere auf feuchtem 
Boden; daher kommen die ersteren mit diesen, die anderen mit 
jenen Wirbeltieren vorzugsweise in Berührung. 

Die Zecken hatten sich früher nur als Blutsauger lästig 
gemacht und schädlich erwiesen. Wenn Sie sich dieses Stück- 
chen Rinderhaut ansehen wollen, das aus Alexandrien stammt, 
so werden Sie erstaunt sein, wieviel Zecken darauf Platz ge- 
funden haben; und wenn Sie bedenken, daß jede weibliche 
Zecke sich bis zur Größe einer Bohne und darüber hinaus erst 
vollsaugt, ehe sie abfällt, so werden Sie ermessen können, wie 
viel Blut sie dem Tiere entziehen und wie schwer sie sein 
Wohlbefinden schädigen. 

Nun hat sich aber noch herausgestellt, daß diese selben 
Zecken auch Krankheiten der gefährlichsten Art über- 
tragen, und seitdem hat sich die Aufmerksamkeit auch diesen 
bisher so verachteten Tieren zugewendet. 

Um diesen Zusammenhang zu verstehen, müssen wir uns 
mit dem Aussehen und der Lebensweise dieser Tiere etwas 
näher bekannt machen. 

Die Zecken gehören in die große Klasse der Glieder- 
tiere, der Arthropoden. Sie haben acht Beine wie die 
Spinnen und die Milben, als deren Verwandte sie anzu- 
sehen sind, da sie auch in ihrem inneren Bau mit ihnen über- 
einstimmen. Sie sind also keine Insekten, die bekanntlich 


— 41 — 


sechs Beine haben. Ihre Mundteile sind zum Saugen ein- 
gerichtet und bestehen aus vier langen, vorstreckbaren Stiicken, 
die zusammen eine Röhre bilden, welche noch mit Haken zum 
Einbohren und Festhalten besetzt ist. Dieser Riissel sitzt bei 
den meisten Arten am Vorderrande des Körpers; das sind die 
Ixodinen; bei einer kleinen Gruppe liegt der Rüssel auf der 
Unterseite des Körpers; das sind die Argasinen. 

Bei den Ixodinen lassen sich Männchen und Weib- 
chen leicht unterscheiden. Beim Männchen ist die ganze 
Rückenhaut in eine feste Platte verwandelt, die man das 
Rückenschild nennt, während beim Weibchen nur der 
vordere Teil der Rückenhaut hart geworden ist. Die übrige 
Haut des Weibes ist in Falten gelegt, welche verstreichen, 
wenn das Tier sich vollsaugt. Ein eigentlicher Kopf, der sich 
von dem übrigen Körper abgrenzt, existiert nicht. Augen 
fehlen häufig; wenn sie vorhanden sind, sitzen sie meist am Rande 
des Rückenschildes, in der Nähe des vorderen Körperendes. 

Verfolgen wir nun kurz einmal den Lebensgang unseres 
Holzbockes, des Ixodes ricinus. 

Nachdem das reife Weibchen sich mit Blut oder Lymphe 
zur Genüge vollgesaugt hat, zieht es seinen Rüssel aus der Haut 
zurück, fällt vom Wirtstier ab und legt seine Eier in einem 
Versteck an der Erde oder in einer Mauerspalte oder der- 
gleichen ab. Aus den Eiern kommen bald sechsbeinige Larven 
hervor, noch ganz unfertige, nicht einmal mit Atmungsöffnungen 
und Luftgängen (Tracheen) versehene, aber sehr lebhafte Ge- 
schöpfe, die sich schleunigst auf einen Grashalm oder sonst 
eine Pflanze begeben und an ihren äußersten Blättern oder 
Zweigspitzen in der Art festsetzen, daß sie die beiden hinteren 
Beinpaare zum Festhalten benutzen, die Vorderbeine aber ver- 
langend ausstrecken, so daß sie sich sofort anklammern können, 
wenn auch nur ein Härchen eines vorüberlaufenden Tieres sie 
streift. Sie bohren sich dann in die Haut ein, um Blut oder 
Lymphe zu saugen, und fallen nach kurzer Zeit, etwa in acht 
Tagen, ab, um sich in einem Versteck zu häuten. Aus der 
Häutung geht eine acht beinige Nymphe hervor, die in ähnlicher 
Weise ein warmblütiges Wirbeltier ankriecht, wie es die Larve tat. 
Auch diese sättigt sich mit Blut oder Lymphe, fällt ab, und 
verwandelt sich durch die Häutung in ein reifes Männchen 


—. 42. —. 


oder Weibchen. Nach weiterer Blutaufnahme und Kopulation 
fällt das Weib ab und legt Eier, womit der Kreislauf des Lebens 
beendet ist. Die Zecken, welche Lymphe gesaugt haben, sind 
daran zu erkennen, daß sie weißlich aussehen, wie sich 
R. Koch durch Untersuchung ihres Darm- und Mageninhalts 
überzeugt hat, 

Von dieser bei Jzodes tatsächlich beobachteten Lebens- 
weise nahm man an, daß sie allen Zecken gemeinsam wäre, bis 
Curtice mit einer ganz neuen Beobachtung hervortrat. Der 
amerikanische Gelehrte hatte nämlich gefunden, daß eine Zecke, 
die er Boophilus bovis nannte, ihre ganze Lebenszeit von der 
Larve bis zum reifen Tier auf demselben Rinde zubringt, 
also nicht vor jeder Häutung abfällt; und bald zeigte sich, 
daß diese Beobachtung von weittragender wirtschaftlicher Be- 
deutung ist. Fast um dieselbe Zeit nämlich machten zwei andere 
amerikanische Forscher, Theobald Smith und Kilborne, die 
große Entdeckung, daß eine bis dahin völlig rätselhafte Krank- 
heit des Rindes durch einen tierischen Blutparasiten 
hervorgerufen wird, und daß gerade die genannte Zeckenart 
dabei die Ansteckung vermittelt. 

Die Geschichte dieser Eutdeckung bietet so viel des Inter- 
essanten, daß ich mir nicht versagen kann, darauf einzugehen. 

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts war bekannt, daß 
gesunde Rinder eine Krankheit aus dem Süden nach dem Nor- 
den der Vereinigten Staaten verschleppten. Das aus Süd- 
Carolina heraufgetriebene Schlachtvieh steckte alles andere 
Vieh an, mit dem es auf dem Transporte zusammenkam. Die 
erkrankten Tiere erlagen meist der Krankheit, und das verur- 
sachte den Besitzern ungeheuere Verluste, gegen die man sich . 
nur dadurch schützen konnte, daß man in Virginia und 
Nord-Carolina durch Gesetzesakte vom Jahre 1837 jede 
Einfuhr von Schlachtvieh aus Süd-Carolina zwischen dem 
1. April und 1. November verbot. Im Winter war der Durchzug 
nicht gefährlich befunden worden. 

Unabhängig davon machte man 1850 die Erfahrung, daß 
das Schlachtvieh aus Texas eine Krankheit nach Arkansas, 
Kansas und Missouri verschleppte, welcher 50—90°/o der 
befallenen einheimischen Tiere erlagen. Auch hier wurde 1861 
der Durchzug des Texasviehes gesetzlich beschränkt. Der Bürger- - 


— 43 — 


krieg brachte die Angelegenheit in Vergessenheit, aber bald 
darauf, 1866 und 1867, mußte man wieder dieselben Erfahrungen 
machen. Dabei wurde es auch immer klarer, daß die Seuche 
sich in sich selbst begrenzte, indem im Norden einer bestimmten 
Grenze das befallene Vieh keine anderen Tiere mehr ansteckt. 
Und nun wurden Beobachtungen gemacht, von denen die eine 
immer auffälliger war als die andere. Man fand, daß das: 
Texasvieh nicht selber ansteckend wirkte, sondern der Boden, 
über den es getrieben war. Schon ein gewöhnlicher Bretterzaun 
vermochte das einheimische Vieh zu schützen. Das mußte jeden- 
falls ein sehr merkwürdiger Ansteckungsstoff sein, 
der sich durch einen Bretterzaun zurückhalten ließ und durch 
die Winterkälte zerstört wurde. Doch damit nicht genug. Wenn 
Texasvieh auf einer Weide gewesen war, so konnte einheimi- 
sches Vieh ungestraft 4—6 Wochen lang dieselbe Weide be- 
nutzen; kam es aber später darauf, so erkrankte es unfehlbar 
an dieser Krankheit, die man sich jetzt gewöhnte, Texas- 
fieber zu nennen. 

Endlich gegen 1880 begann Salmon über diese Krank- 
heit zu experimentieren und fand, daß das Blut und die Milz 
der gesunden Texastiere den Ansteckungsstofi enthielt, und 
1886 entdeckte Theobald Smith tatsächlich die Parasiten, 
die in den roten Blutkörperchen leben. Salmon zeigte, daß 
die Ausbreitung der Krankheit sich mit dem Gebiete deckte, 
auf welchem die vorher genannte Zecke, Boophilus bovis, vor- 
kommt, und Kilborne bewies 1889 durch Experimente direkt 
den Zusammenhang des Texasfiebers mit diesen Zecken, denn 
wenn er dem Texasvieh solche Zecken abnahm und in den 
Nordstaaten auf einer Weide ausstreute, so erkrankte hier das 
Vieh, das doch niemals mit Texasvieh in unmittelbare Berüh- 
rung gekommen war. Es war aber klar, daß nicht die abge- 
nommenen Zecken selber die gesunden Rinder ansteckten, weil 
ihnen ihre Lebensweise das verbietet. Sie gehen ja niemals 
auf ein zweites Rind. Sonach konnte nur ihre Nachkommen- 
schaft die Ansteckung vermitteln, und der krankmachende Keim, 
der Blutparasit, muß durch das Ei der Zecke hindurchgehen. 

Die Beweise hierfür brachte R. Koch in Afrika zum Ab- 
schluß, indem er nicht die Zecken ausstreute, sondern sie Eier 
ablegen ließ und diese Eier in eine Gegend mitnahm, wo das 


— 4 — 


sonst auch in Afrika bekannte Texasfieber nicht vorkommt. 
Dort erkrankten die Kälber, denen die aus den Eiern hervor- 
gegangene Brut angesetzt wurde, in der erwarteten Weise an 
Texasfieber. 

Somit war also das Wesen und die Art der Verbreitung 
des Texasfiebers klar gelegt. Der Umstand, daß das Texasvieh 
Parasiten im Blute hat und trotzdem gesund erscheint, erklärt 
sich daraus, daß die Tiere als Kälber die Krankheit durch- 
gemacht und überstanden haben, denn die Kälber sind viel 
widerstandsfähiger gegen das Texasfieber als erwachsene Rinder. 
Die Tiere werden dadurch immun, und ihre Blutparasiten ver- 
mindern sich der Zahl nach sehr beträchtlich, ohne indessen 
ganz zu verschwinden. Da ereignete sich in Südafrika ein Vor- 
fall, der zur Entdeckung einer zweiten hierher gehörigen Krank- 
heit führte, bei welcher auch wieder Zecken die Vermittlerrolle 
übernehmen. Ein Transport von 1000 Stück Rindern, die von 
Australien kamen und zur Hebung der Viehzucht nach Rho- 
desia bestimmt waren, wurden in Beira gelandet und dort 
zunächst auf den Weiden untergebracht. Diese ganze große 
Herde ging an einer Krankheit ein, welche so viel Rätselhaftes 
bot, daß Rob. Koch veranlaßt wurde, nach Rhodesia zu 
gehen und die Sache zu untersuchen. | 

Koch kam zu folgendem Ergebnis. Die Krankheit kommt 
in weiter Verbreitung längs der ostafrikanischen Küste 
vor, weshalb man sie zweckmäßig afrikanisches Küsten- 
fieber nennen kann. Sie wird durch einen Parasiten bedingt, 
welcher dem des Texasfiebers ähnlich ist, aber viel kleiner, und 
auch wie dieser in den roten Blutkörperchen schmarotzt. Auf 
die Unterschiede in den Krankheitserscheinungen hier näher 
einzugehen, dürfte zu weit führen; aber eins möchte ich doch 
hervorheben. Man kann das Texasfieber mit Sicherheit durch 
einige Kubikzentimeter Blut übertragen, die man einem gesunden 
Tiere einimpft, Das ist beim Küstenfieber unmöglich, auch wenn 
man das Blut literweise verwendet. Das ist sehr wichtig wegen 
des Experimentierens mit dieser Krankheit. Diese Experimente 
haben nicht nur die wissenschaftliche Erforschung der Krank- 
heit zum Zweck, sondern sie sollen uns auch Schutz- und Heil- 
mittel kennen lehren. Wenn man also ein solches Mittel ge- 
funden zu haben glaubt, so muß man es erst erproben; das 


_ 45 — 


kann aber nur an krankem Vieh geschehen. Man muß deshalb 
immer krankes Vieh zur Hand haben, d. h. man muß die Krank- 
heit, um die es sich handelt, nach Belieben erzeugen können. 
Hier, in diesem Falle, versagte also die einfachste Art, die 
Übertragung von krankem Blut. Koch war also darauf an- 
gewiesen, die natürliche Infektion durch Zecken nachzuahmen. 
Somit galt es, zunächst erst diejenige Zeckenart aufzufinden, 
welche die Übertragung des Küstenfiebers vermittelt. In Frage 
konnten nur einige wenige Arten kommen, welche über die 
ganze Küste verbreitet sind und scharenweise die Rinder be- 
fallen. Zunächst dachte R. Koch an die Texasfieberzecke, die 
auch in Afrika vorkommt, wenngleich sie dort unter einem 
anderen Namen geht. Es ist nämlich der afrikanische Boophilus 
australis nichts anderes als der amerikanische B. annulatus 
(= B. bovis), oder höchstens eine unbedeutende Varietät des- 
selben. Diese Art kommt aber in Rhodesia nicht vor, sondern 
dafür tritt Boophilus decoloratus ein, der sich indessen von der 
amerikanischen Art auch nur in Kleinigkeiten unterscheidet. 
(Boophilus annulatus hat auf der Unterseite seines Rüssels 
8 Längsreihen Zähne, B. deco/oratus deren nur 6; und die 
Analplatten des Männchens, kleine, neben dem After gelegene 
stark chitinisierte Stellen, sind bei B. decoloratus sehr viel spitzer 
als bei der anderen Art.) So experimentierte R. Koch also 
mit dieser Art, und es gelang ihm in fünf Versuchen die Über- 
tragung des Kiistenfiebers mit der Nachkommenschaft dieser 
Zecke. 

Analoge Versuche hat Lounsbury mit Rhipicephalus ap- 
pendiculatus angestellt, einer Zeckenart, welche vor den Häu- 
tungen vom Rinde abfällt, also eine ganz andere Lebensweise 
führt. Die Versuche mit der aus Eiern gezogenen Nachkommen- 
schaft dieser Zecken gelangen nicht. Dagegen will Lounsbury 
das Küstenfieber erzeugt haben, wenn er die Larven oder 
Nymphen dieser Zeckenart von kranken Rindern entnahm 
und nach der Häutung gesunden Rindern ansetzte. Lounsbury 
zieht den Schluß, daß hier der Parasit des Küstenflebers nicht 
durch das Ei hindurch auf die Nachkommenschaft der Zecken 
übergeht, was im Widerspruch mit R. Kochs Versuchen steht 
und um so mehr mit Mißtrauen zu betrachten ist, als auch bei 
einer dritten hierher gehörigen Krankheit der Durchgang durch 


— 4 — 


das Hi festgestellt ist. Es handelt sich um eine Krankheit der 
Schafe, die von Motas in Rumänien näher untersucht wurde. 
Sie wird dort Carceag genannt. Den Zwischenwirt bildet 
Rhipicephalus bursa, eine südeuropäische Zeckenart, die alle 
ihre Häutungen am Erdboden durchmacht. Hier zeigte der klas- 
sische Eierversuch, daß der Parasit durch das Ei hindurchgeht, 
aber auf die Nachkommenschaft vererbt wird. Und weiter stellte 
sich heraus, daß die Nachkommenschaft im Larven- und im 
Nymphenstadium noch unschädlich ist; erst im reifen Zu- 
stande erzeugen sie bei gesunden Schafen die Krankheit, deren 
Keim sie aus dem Ei mitgebracht haben. 

Hieraus konnte mit Wahrscheinlichkeit der Schluß gezogen 
werden, daß der Parasit im Körper der Zecken gewisse Um- 
wandlungen durchmacht, die ihn erst in einen Zustand ver- 
setzen, in welchem er die Ansteckung bewirken kann. Dieser 
Gedankengang ist uns vom Wechselfieber her schon geläufig, 
wo der Parasit im Körper der Mücken auch erst sehr wichtige 
Verwandlungen durchzumachen hat, bevor die Mücke gefähr- 
lich wird. 

Dasselbe wird auch beim gelben Fieber der Fall sein, 
obgleich wir bei dieser Krankheit den Erreger noch nicht ein- 
mal kennen. Wir wissen aber schon, daß die Mücke erst zwölf 
Tage, nachdem sie Blut an einem Gelbfieberkranken gesaugt hat, 
im stande ist, die Krankheit durch ihren Stich zu verimpfen. 

Die Versuche, die Parasiten des Texasfiebers und 
des Küstenfiebers im Ei der Zecken aufzufinden, 
waren bisher gescheitert. Endlich aber ist dies R. Koch auf 
seiner letzten Afrikareise gelungen. 

Der Parasit des Texasfiebers, Piroplasma bigeminum be- 
nannt, hat im. wesentlichen birnförmige Gestalt und liegt gewöhn- 
lich zu zweien in einem roten Blutkörperchen, weswegen man 
ihn gerade bigeminum getauft. hat. Er enthält eine Kernmasse, 
welche man als Chromatiu bezeichnet, weil sie nach. einer 
gewissen Färbemethode ganz allein eine tiefrote Farbe annimmt, 
während alles andere sich blau färbt. Wenn man den Magen- 
inhalt reifer vollgesogener Zecken von texasfieberkranken Rin- 
dern untersucht, so findet man jene erwähnten Entwickelangs- 
stadien, welche damit einsetzen, daß die Chromatinmasse sich 
teilt und daß der eine Teil davon an das eine Ende des Para- 


— 47 — 


siten rückt und dort im gefärbten Präparat als dunkle Spitze 
erscheint. Danach bilden sich unterhalb dieser Spitze lange 
strahlenförmige, starre Fortsätze aus, und es kommt vor, daß 
zwei solcher an Aktinophrys eriunernder Körper durch ihre 
Fortsätze miteinander verschmelzen. Es macht das den Eindruck 
einer Konjugation. Aus den strahlförmigen entstehen birn- 
förmige Körper, die aber drei- bis viermal so groß sind wie 
die ursprünglichen Parasiten. Diese Körper sind es nun, welche 
man später an der Oberfläche der Eier, und dann auch 
in ihnen antrifft, und es scheint mit ibrem Auftreten auch eine 
Vermehrung der Parasiten einherzugehen. 

Ähnlich sind die Vorgänge bei der Entwickelung der von 
Koch entdeckten Parasiten des Küstenfiebers. 

Diese Entdeckungen stellen eine wesentliche Bereicherung 
unserer Wissenschaft dar, indem sie schon Tatsachen an die 
Stelle von Vermutungen setzen, die kaum noch geäußert wurden. 
Damit sind aber noch nicht alle Fragen erledigt, die sich an 
die Geschichte dieser Piroplasmosen, d. h. der durch Piro- 
plasmen erzeugten Krankheiten anknüpfen. R. Koch hat näm- 
lich die erwähnten Entwickelungsformen des Piroplasma bigemi- 
num nicht nur in jener Zecke, die Boophilus australis (annulatus) 
genannt wird, gefunden, sondern auch in Rhiptcephalus Evertsi 
und in Hyalomma aegyplium. Es fragt sich nun, ob diese Zecken 
im gewöhnlichen Verlaufe der Dinge die Krankheit weitertragen 
oder nicht. Einige Zweifel werden dadurch angeregt, daß man 
noch niemals das erste Jugendstadium, die Larve von Aya- 
lonma, auf Rindern gefunden hat, ja, man kannte diese Larve 
bisher überhaupt nur daher, daß man sie aus Eiern zog. Wo 
sie im Freien lebt, ist noch unbekannt; vielleicht lebt sie an 
Kaltblütern wie Schlangen, Eidechsen oder Schildkröten. Daß 
. diese Tiere viel von Zecken geplagt werden, ist bekannt. 

Die Frage also, ob dieselbe Piroplasmose durch 
verschiedene Arten von Zecken übertragen wird, ist 
noch nicht abgeschlossen. 

Hierdurch wird auch die Frage angeregt, welche Stellung 
wohl: eine in Deutschland vorkommende, dem Texasfieber 
. verwandte Krankheit einnimmt. Sie geht mit Parasiten einher, 
welche denen des echten Texasfiebers zum mindesten :sehr ähn- 
lich sind, und auch die Krankheitserscheinungen ‚stimmen im 


— 48 — 


wesentlichen überein. Aber den Zwischenwirt bildet eine 
ganz andere Zecke als in den Vereinigten Staaten; es ist 
unser gewöhnlicher Holzbock, Izodes ricinus, der die strengsten 
Winter aushält, während in Amerika die Krankheit trotz jähr- 
lich wiederholter Einschleppung sich niemals außerhalb des Ge- 
bietes mit warmen Wintern eingebürgert hat, was so viel heißt, 
daß der amerikanische Texasfieberparasit nicht imstande ist, sich 
in anderen, nördlicheren Zecken weiter zu entwickeln. Es scheint 
demnach, daß es sich bei uns um einen anderen Parasiten und 
demgemäß auch um eine andere Krankheit handelt. So viel ist 
gewiß, daß es noch andere Piroplasmosen gibt, von denen 
wir nur noch sehr wenig wissen. So kommt beispielsweise im 
Kaukasus eine solche Krankheit vor, bei welcher der Parasit 
nicht birn- oder stäbchen-, sondern kugelförmig ist; doch muß 
ich mir versagen, hier weiter darauf einzugehen. 

Wir haben noch zu besprechen, in welcher Weise man 
gegen diese Krankheiten vorgehen kann. Ein Heilmittel, wie 
etwa das Chinin beim Wechselfieber, gibt es nicht; man muß 
sich also wenigstens nach Schutzmaßregeln umsehen. Im Norden 
der Vereinigten Staaten schützt man sich sehr einfach dadurch, 
daß man dem mit Zecken behafteten Vieh nicht gestattet, die 
Boophilus-Grenze zu überschreiten, außer im Winter, wo 
es ungefährlich ist, wie wir schon gesehen haben. Dadurch ist 
aber die Einfuhr von Schlachtvieh keineswegs aufgehoben; 
man weiß sich zu helfen, indem man die Rinder durch ein Bad 
treibt, welches Arsenik, Petroleum, Tabakabkochung 
oder andere zeckentötende Mittel enthält. Ob diese Flüssig- 
keiten auch in die tiefen Gehörgänge eindringen nnd die dort 
reichlich anzutreffenden Zecken töten, ist mir nicht bekannt; 
doch wird nicht berichtet, daß in dieser Beziehung die Bäder 
versagen. Es gibt aber einen anderen Nachteil, der diesem 
Verfahren anhaftet. 

Ich habe schon erwähnt, daß in den Südstaaten, die alle 
verseucht sind, die Kälber die Krankheit meist überstehen und 
immun werden und dann keine Krankheitserscheinungen mehr 
zeigen, also für gesund gelten. Diese Tiere beherbergen aber 
trotzdem noch Piroplasmen in ihrem Blute, meist allardings in 
so geringer Menge, daß sie schwer durch die mikroskopische 
Untersuchung nachzuweisen sind. Wenn man aber einige Kubik- 


— 49 — 


zentimeter Blut eines solchen Tieres einem gesunden Rinde ein- 
spritzt, so erkrankt dieses an Texasfieber, zum Beweise, daß 
im Blute noch Parasiten vorhanden waren. Bei diesen immunen 
Tieren kann nun die Krankheit von neuem aufflackern, wenn 
sie in irgendeiner Weise an ihrer Gesundheit geschädigt wer- 
den, sei es durch eine Krankheit oder durch solche Zecken- 
bäder; ja, es ist schon vorgekommen, daß ein immunes Tier 
sieben Jahre nach Überstehen der Krankheit infolge eines solchen 
Bades an richtigem Texasfieber erkrankte und einging. Die 
Zeckenbäder sind also für die Rinder durchaus keine gleich- 
gültige Sache; da man aber nichts Besseres hat, so werden sie 
als notwendiges Übel hingenommen. Ja, in Südafrika macht 
man jetzt gerade den Versuch, durch methodische Anwendung 
der Bäder ganze Distrikte allmählich von Zecken zu befreien; 
denn es handelt sich dort um Länder, in denen das Texasfieber 
heimisch ist, wo also Absperrungsmaßregeln keinen Sinn haben 
würden. 

Noch in anderer Weise kann man seine Herden schützen, 
nämlich durch künstliche Immunisierung der Kälber, die am 
besten während der kühlen Jahreszeit vorgenommen wird, wenn 
es im Lande eine solche gibt. Man kann dadurch denselben Zu- 
stand herbeiführen, der in den Viebzucht treibenden Südstaaten in 
Nordamerika besteht, allerdings auf die Gefahr hin, daß unter 
dem Einfluß anderer Schädlichkeiten das Texasfieber wieder aus- 
bricht. 

Nun haben wir uns noch mit der kleinen Gruppe von 
Zecken zu beschäftigen, die ich Ihnen schon als die Argasinen 
bezeichnet habe. Sie unterscheiden sich in Gestalt und Lebens- 
weise ganz auffallend von den bisher behandelten Ixodinen. 
Ihr Rüssel sitzt an der Unterseite des Körpers, und es fehlen 
ihnen die platten- oder schildförmigen Verdickungen der Chitin- 
haut in beiden Geschlechtern, so daß Männchen und Weibchen 
sich gleich stark durch reichliche Blutaufnahme ausdehnen können. 
Wir können das Geschlecht äußerlich nur an der Form des 
Porus genitalis unterscheiden; die Untersuchung der inneren 
Organe gibt uns die Gewißheit. Niemals saugen sie sich längere 
Zeit an einem Wirtstiere fest, sondern befallen ihre Opfer nur 
Nachts, wie die Wanzen, und verstecken sich bei Tage. Trotz- 
dem den meisteh Arten die Augen fehlen, sind sie sehr 


4 


— 3 — 


lichtscheu, und es ist interessant zu sehen, nach einer münd- 
lichen Mitteilung von Prof. Bitter in Kairo, daß diese Tiere, 
wenn man sie in größerer Menge in ein weites Glasgefäß ge- 
setzt hat, sofort der Schattenseite zustreben; und wenn man 
diese dem Lichte zuwendet, kehren sie um und suchen wieder 
die dunklere Seite auf, wo sie sich haufenweise übereinander 
lagern. Dieses Spiel könnte man den ganzen Tag fortsetzen, 
aber die Tiere zeigen mehr Ausdauer als der Mensch. Auf 
welche Weise die Lichtempfindung bei ihnen angeregt wird, ist 
uns gänzlich unbekannt, wie wir auch nicht wissen, wodurch 
sie ihre Opfer wittern. Ein Grübchen am Ende der Vorder- 
beine, das schon Haller bekannt war und das Hallersche 
Grübchen genannt wird, scheint ein Sinnesorgan von unbekannter 
Bestimmung zu sein; vielleicht auch ein kegelförmiges Gebilde 
am Ende der Palpen. Beide Organe kommen bei allen Zecken vor. 

Als Blutsauger sind die Argasinen noch schädlicher als 
die Ixodinen; denn während letztere nur wenige Wochen leben 
und sich nur dreimal in ihrem Leben mit Blut oder Lymphe voll- 
saugen, als Larven, als Nymphen und als reife Tiere, leben die 
Argasinen jahrelang und gehen immer wieder auf blutigen Raub 
aus. Dem entspricht es auch, daß die Weibchen ihre Eier 
schubweise ablegen, und daß sie sich viele Male häuten. Die 
Larven sind ganz unfertige Tiere; eine Art verläßt die Eischale 
nicht, sondern verwandelt sich in dieser in die achtbeinige Nymphe. 
Diese merkwürdige Tatsache ist in England sowohl wie von 
R. Koch festgestellt worden. 

Die Krankeiten, welche diese Zecken übertragen, werden 
durch Spirillen erzeugt, die oft auch Spirochaeten genannt 
werden. Das sind korkzieherartig gewundene, sehr feine Fäd- 
chen, die im Blute leben, aber nicht in den Blutkörperchen, 
sondern in der Blutfliissigkeit. Diese Krankheitserreger wurden 
1872 von Obermeyer in Berlin bei Rückfallfieberkranken 
entdeckt, die aus Rußland zugereist waren.*) 

Man nimmt neuerdings merkwürdigerweise an, daß in 


*) Anmerkung. Neuerdings haben Borel sowie Zettnow Geisseln 
an den Spirochaeten der Hühnerspirillose und des afrikanischen Rückfallfiebers 
gefunden; und da diese Organismen sich durch Querteilung vermehren, so 
ist damit erwiesen, daß sie in verwandschaftlicher Beziehung zu den Bak- 
terien stehen. 


— §1 — 


Europa das Rückfallfieber, die Febris recurrens, durch Wanzen 
übertragen werde, weil man die Spirillen in dem Mageninhalt 
dieser Tiere fand, wenn sie bei einem solchen Kranken Blut 
gesaugt hatten. Das beweist aber nichts weiter, als daB die 
Spirochaeten nicht sofort aus dem Blute verschwinden, wenn 
es in den Magen der Wanze gelangt. Dagegen haben wir schon 
seit länger als hundert Jahren einen Anhaltspunkt dafür, daß 
hierbei Zecken im Spiele sind, und zwar Argas persicus, die 
sogenannte persische Wanze. Von älteren Reisenden in 
Persien wird schon über dieses Tier geklagt und sogar be- 
richtet, daß sie nach seinem Stich in schweres Fieber verfallen, 
an dem viele sterben. Die Eingeborenen werden als immun 
geschildert. Der ganzen Beschreibung nach kann es sich kaum 
um etwas anderes handeln, als um das Rückfallfieber. Diese 
Krankheit war vor gar nicht langer Zeit in Deutschland, Frank- 
reich, England u. s. w. bekannt, ist aber dort verschwunden 
und hat sich auf die östlichen Mittelmeerländer zurückgezogen, 
in deın Maße, als eine in denselben Ländern vorkommende Zecke, 
Argas reflexus, dort verschwunden ist. Hier in der Gegend von 
Frankfurt kommt sie vereinzelt in Häusern, wo Tauben ge- 
halten werden, noch vor. Zu Anfang der sechziger Jahre ist sie 
von Herın Senator von Heyden beobachtet und zu wissen- 
schaftlichen Untersuchungen gesammelt worden. Es war nämlich 
ein Taubenschlag in einem Hause beseitigt worden, und nun gingen 
die Argas, die sich vorher von Taubenblut genährt hatten, an 
die Dienstmägde, in deren Kammern gegen zwanzig Stück ge- 
funden wurden. 

Die Annahme, daß nicht eine Wanze, sondern ein Argas 
der Schuldige ist, wird dadurch gestützt, daß das Rückfallfieber 
in Zentralafrika durch eine verwandte Zecke, den Ornitho- 
dorus moubata, veranlaßt wird, wie Rob. Koch und Dutton 
bezeugen. In Afrika hat die Krankheit schon viele Europäer 
ergriffen, und Dutton selber ist ihr zum Opfer gefallen. Die 
Europäer infizieren sich regelmäßig auf den Karawanenstrafen ; 
doch kann man sich leicht gegen Ansteckung schützen, wie 
Koch gezeigt hat. Die Zecke lebt nämlich nur in ganz trocke- 
nem Erdreich, das so fein wie Mehl ist; feuchten Boden meidet 
sie. Wenn man also nicht in Eingeborenen-Hütten oder unter den 
festen Schutzdächern schläft, deren Boden niemals vom Regen 


4* 


— 5923 — 


feucht wird, sondern entfernt davon sein Zeit aufschlägt, so 
wird man von den Ornithodorus nicht gestochen und entgeht 
der gefährlichen Krankheit. 

Auch bei dieser Zecke hat Koch gefunden, daß der Parasit 
durch die Eier hindurch auf die Nachkommen übergeht. In 
einigen Gegenden wurden 5—15°/o dieser Zecken, in anderen 
bis zu 50° infiziert gefunden. 

Außer dem Menschen haben besonders Hühner und Gänse 
an Spirillosen zu leiden. Dagegen gibt es keinen anderen Schutz 
als Zerstörung der Brutstätten und unermüdliche Verfolgung der 
Zecken, durch öfteres Verbrennen der Streu in den Nistkästen 
und Ausräucherung der Ställe. Auch das Einstäuben der Hühner 
mit Insektenpulver ist anzuraten, wenn ein nachfolgendes Ab- 
suchen des Ungeziefers, besonders bei Nacht, vorgenommen wird. 


Beitrige zur Kenntnisder Hymenopteren-Fauna 
der weiteren Umgegend von Frankfurt a. M. 


Von 
Prof. Dr. L. von Heyden, Konig]. preuß. Major a. D. 





XIII. Teil. (Siehe Bericht 1905 p. 75—87.) 


Cynipidae verae. 


Ich gebe hier ein Verzeichnis der in meiner Sammlung 
befindlichen Cynipiden oder Gallwespen, soweit sie in Frank- 
furts weiterer Umgebung vorkommen. Die Wespen sowohl wie 
deren Gallen wurden von meinem Vater Dr. C. von Heyden 
gesammelt und von den namhaftesten Spezialisten revidiert und 
bestimmt: Geh. Medizinalrat Dr. H. Reinhard (7 10. Jan. 1901) 
in Dresden, Prof. Dr. Schenck (} 23. Februar 1878) in Weil- 
burg und Dr. Gustav Mayr in Wien. Schenck hat selbst die 
nassauischen Cynipiden und deren Gallen in den Jahrbüchern 
des Vereins für Naturkunde im Herzogtum Nassau XVII, XVIII 
und separat 1865 bearbeitet. Es sind darin eine ganze Anzahl 
Arten nach den Originalen behandelt, die wie alle meine Gallen 
jetzt Eigentum des Senckenbergischen Museums sind. Die Ar- 
beit von Mayr: „Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wort 
und Bild* erschien 1870 und 1871 in den Jahresberichten der 
Wiener Kommunal-Oberrealschule in der Rossau und ist des- 
halb sehr selten im Buchhandel. 

Die damalige Ansicht über die Zusammengehörigkeit der 
Arten ist in den letzten Jahrzehnten überholt durch die epoche- 
: machenden Arbeiten von Dr. Adler über den Generationswechsel 
bei den Gallwespen (Deutsch. Ent. Zeit. 1877 und Zeitsch. wis- 
senschaftl. Zoologie 1881). Er hat nachgewiesen, daß eine ganze 


— §4 — 


Anzahl, die früher für besondere Gattungen und Arten gehalten 
wurden, nur die geschlechtlichen Formen anderer, sich un- 
geschlechtlich (olıne Männchen) fortpflanzender Arten sind. 

Ich gebe hier eine Aufzählung der bis jetzt bekannt ge- 
wordenen, hierher gehörigen Arten unseres Gebietes nach der 
neuesten, umfassendsten Bearbeitung von Kiefer in „Species des 
Hyménoptéres d’Europe et d’Algerie par André T. VII et VII»! 
1900—1904*. Die mit + versehenen Formen sind bei uns noch 
nicht nachgewiesen, kommen aber wohl sicher vor. Die von mir 
aufgeführten 59 Arten reduzieren sich daher auf 51. 


Parthenogenetische Fortpflanzung. 





Geschlechtliche Fortpflanzung. 


Andricus autumnalis Hart. April = | Andricus ramuli L. Juli 

„ collaris Hart. April = | „  curvator Hart. Juni 

„ globuli Hart. April = : „ inflator Hart. Juni 

, solitarius Fonsc. Septbr.— + „ xanthopsis Schlecht. Juni 

„ ostreus Giraud Oktbr. = + ,„  furunculus Kiefer Mai 

| (? = pallipes Schenck) 

„ urnaeformis Fonscol. Novbr. + „ sufflator Mayr Juni 

„ Yradicis Hart. April + „ trilineatus Hart. August 

„ fecundatrix Hart. Frübj. T „ pilosus Adler Juni 
Biorrhiza aptera F. Dezbr. Biorrhiza terminalis Hart. Juli 





Trigonaspis renum Hart. Dezbr. 
Dryophanta divisa Hart. Novbr. 


a || a a de bed aed 





Trigonaspis megaptera Panz. Mai 
+Dryophanta verrucosa Schlecht. 


„ longiventris Hart. Dezbr. | + , similis Adler Mai 

Neuroterusfumipennis Hart. Mai Neuroterus tricolor Hart. Juni 

» laeviusculus Schk. März » albipes Schenck Juni 

, lenticularis Oliv. Mirz » baccarum L. Juni 

„ numismatis Oliv. April ı +, vesicatrix Schlecht. Juni 
A. Gallwespen an Eichen. 


I. Arten, die an Wurzeln leben, die stets 
von Erde bedeckt sind. 


Andricus Hartig. 


puad 


. A. (Aphilothrix Giraud) radiets Hart. — Bingen Mitte April, 


Soden Mitte Juli je 1 Exemplar. 9 der Wespe gefangen. 
Ich besitze die kartoffelähnliche Galle nicht. 


Biorrhiza Westwood. 


bo 


. B. aptera L. — Es sind nur ungeflügelte ? bekannt. Frank- 


furt öfter im Frühjahr, selbst schon in gelinden Win- 
tern auf dem Schnee. Die Galle, meist traubenförmig, 
an den Wurzelfasern alter Eichen. 


— § — 


IT. Arten, deren Gallen an der Rinde sitzen. 
Andricus Hartig. 

3. A. (Aphilothrix) corticis L. — Ich besitze die seltene Wespe 
nicht, wohl aber die Galle, die bei Mayr, tab. 1, fig. 3 
abgebildet ist, nach wenigen miteinander verbundenen 
Exemplaren von Frkft. 

4. A. (Aphilothrix) rhixomae Hartig. — Ich besitze die Wespe 
nicht, wohl aber die Galle von Frkft. Sie sitzt in auf- 
gespruugenen Ritzen der Rinde an der Erde. 

5. A. noduli Hartig. — Nur die Galle wurde von meinem Vater 
an einem BEichenzweige gefunden; sie ist klein und in 
der Rindenschicht verborgen. 


Ill. Arten, deren Gallen an der Knospe sitzen. 
a) an zwei- oder mehrjährigen Zweigen und Ästen oder am Stamm. 
Trigonaspis Hartig. 

6. T. megaptera Panz. — Ende Mai die beiden Geschlechter 
der Wespe bei Soden gefangen. Die Galle ist korallen- 
rot, beerenartig, glatt, saftig und sitzt an jungen Aus- 
schlägen von Eichenstöcken. Auch in der Seulberger 
Mark im Taunus, sowie auf dem Johannisberg bei Nau- 
heim in der Wetterau von meinem Vater gefunden. Ich 
selbst fand sie Juni 1904 bei Falkenstein an Eichen- 
stämmchen zwischen den Ritzen der Rinde an jungen 
Knospen. 


b) Gallen an jungen Trieben, aus Terminal- und Axillarknospen entwickelt. 
Cynips Linné. 

7. C. Kollari Hartig. — Mein Vater fand die Gallen im April 
bei Frkft. in einem jungen Eichenbestande, aber alle 
waren, mit Ausnahme einer einzigen, schon durchlocht; 
aus dieser schlüpfte die Wespe erst im August. Auch 
von Wetterhan am Roten Graben an der Mainkur 
gefunden. Die Galle ist kirschengroß, kugelig, bräun- 
lich mit einem Durchmesser von 12—23 mm. 

8. C. galeata Giraud. — Mein Vater fand 2 Gallen bei Frkft.; 
sie ist von Mayr genau beschrieben. Schenck erwähnt 
sie nicht aus dem Gebiet. Es ist mir fraglich geworden, 
ob diese sonst österreich-ungarische Art wirklich von 
hier stammt. Die Galle ist von Mayr bestimmt, aber 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


16. 


17. 


18. 
19. 


— 56 — 


ohne nähere Fundangabe; sie lebt an unserer Quercus 
pedunculata. 


Andricus Hartig. 


. (Aphtlothrix) feeundatrix Hartig. — Mein Vater fand 2 Gal- 


len bei Frkft. Sie erreichen die Größe einer Kirsche oder 
Walnuß, sitzen zwischen den Blattachsen und ähneln 
einer Hopfenfrucht. Ich besitze die Wespe nicht. 


. (Aphilothriz) solitarıa Fonscolombe (ferruginea Hartig). — 


Einmal die Wespe $ bei Soden Mitte September an Eichen 
gefangen. Schenck fand die Galle bei Weilburg. 


. (Aphil.) globuli Hartig. — Mein Vater fand eine Galle 


Ende September bei Königstein. Die Wespe besitze ich 
nicht. 


. (Aphtl.) autumnalis Hartig. — Frkft. einmal die Wespe 


im April gefangen, auf einer Knospe, in welche sie den 
Legestachel tief hineingebohrt hatte, auch einmal bei 
Nauheim. 


. (Aphil.) collaris Hartig. — Die Wespe zweimal bei Frkfrt. 


gefangen. Ich besitze die Galle nicht, die Schenck bei 
Weilburg fand. — Ferner fing mein Vater: 


. (Aphil.) bimaculata Schenck. — Das einzige Original 


Mitte Mai bei Falkenstein. Nach Kiefer = ? radicts 
Hartig. 


. (Aphil.) nitida Schenck. — Das einzige Original schon 


Ende Februar bei Frkft. Die Gallen sind von beiden 
Arten nicht bekannt. 


Biorrhiza Westwood. 


. (Dryoteras Mayr) terminalis F. — Bei Frkft. häufig oY 


Mitte Juni aus den frischen, schnellwüchsigen Schwamn- 
gallen erzogen. 


Andricus Hartig. 


. inflator Hartig. — Mein Vater fand die Gallen Mitte 


April bei Bingen. 


. singularis Mayr. — Ebenfalls einige Gallen bei Frkft. 
. (Spathegaster Hartig) aprilinus Giraud. — Frkft. Ende 


April 4 Wespen von Eichen geklopft. Auch die erbsen- 
groBe, blasige Galle fand er bei Frkft. 


VI. 


20. 


21. 


22. 


23. 


24. 


2b. 


26. 


27. 


— 57 — 


Arten, die auf Eichenblättern Gallen erzeugen. 


Dryophanta Giraud. 


D. scutellaris Oliv. (folii Hartig). — Die Wespe bei Frkft. 


nur einmal gefangen, von Schenck bei Weilburg häufig 
Anfang Herbst. Große saftige Kugelgalle auf der Unter- 
seite der Blätter. 


. longiventris Hartig. — Die Wespe fand mein Vater vier- 


mal bei Frkft. im Frühjahr und eine Galle, die erbsen- 
groß und rot mit kreisförmigen gelben Streifen ist. Sie 
sitzt auf der Unterseite der Blätter. 


. divisa Hartig. — Ebenso 3 Wespen und 1 Galle, die 


- oben und unten niedergedrückt aber bräunlichgelb und 


D. 


an der Lichtseite rot, dabei mit dunkeln Wärzchen 
besetzt ist. 
ugama Hartig. — Frkft. eine Wespe von meinem Vater 
gefunden. 

Trigonaspis Hartig. 


T. renum Hartig. — Mein Vater fand 11 Exemplare der 


kleinen (b —7millm.) Galle bei Frkft. Sie ist nierenför- 
mig, grün, später meist lebhaft rot und sitzt in größerer 
Anzahl zusammengedrängt an der Blatt-Unterseite. 


Andricus Hartig. 


. urnaeformis Fonscolombe. — Mein Vater fand bei Frkft. 


einige Gallen. Sie sitzen in den zusammengerollten Blät- 
tern neben der Mitte der Rippe zusammen zu beiden 
Seiten und sind hirsengroß, faßförmig. Die Wespe ist 
noch nicht gezogen, aber Mayr schnitt ein totes $ aus 
einer Galle. 


. curvator Hartig (axillaris Hartig, perfoliatus Schenck, 


Spathegaster dimidiatus Schenck). — Frkft. häufig. An- 
fang Mai die Galle gefunden, aus der sich die Wespe 
Mitte des Monats entwickelte; Anfang Juli bei Cron- 
thal gefangen. A. perfoliatuts Schenck Original Ende Juni 
auf Eichenbüschen bei Soden gefangen und A. dimidia- 
tus Schenck Original Mitte Juni 2 Exempl. aus Gallen 
von Soden gezogen. 


A. pallipes Schenck (Neuroterus). — Die Wespe von mei- 


nem Vater einmal bei Frkft. gefangen. Auch bei Weil- 
burg (Schenck). Die Galle ist nicht bekannt. 


— §8 — 


Neuroterus Hartig. 

28. N. numismatis Oliv. (Reaumuri Hartig). — Die linsenfor- 
mige Galle häufig bei Frkft. auf der Unterseite des 
Eichenblattes, mit dem sie durch ein kurzes Stielchen 
zusammenhängt; sie ist oben convex. Ich besitze die 
Wespe nicht. 

29. N. lenticularis Oliv. (Malpighii Hartig). — Die Galle ist der 
vorigen ähnlich, aber in der Mitte vertieft. Die \Vespe 
häufig bei Frkft. Ende März und im April gefangen; 
auch im Wald bei Offenbach, Hanau (Heynemann). 

30. N. laeviusculus Schenck (pextzaeformes Schlechtendal). — 
Frkft. eine Original-Wespe, die später zugrunde ging. 
Mayr hat sie nnd die Galle noch gesehen und letztere, 
die noch vorhanden ist, tab. 6 fig. 65 abgebildet. 

31. N. attenuatus Schenck. — Frkft. Mitte März aus dürrem 
Eichenlaub entwickelt. Es ist nur dieses eine Original 
der Wespe (keine Galle) bekannt. 

32. N. fumipennis Hartig (rarius Schenck). — Frkft. die Galle 
Mitte September gefunden. Die Wespe von varius Sch. 
ist von Schenck beschrieben, schon damals fehlte der 
Kopf; später zugrunde gegangen. 

33. N. ostreus Girand. — Sehr von Parasiten bewohnt, daher 
die Wespe sehr selten. Gallen fand mein Vater Mitte 
September bei Frkft. 

34. N. (Spathegaster Hartig) baccarum L. (interruptor Hartig).— 
Die Wespe bei Fkft. einzeln, auch Mitte April bei Nau- 
heim gefangen. Die Galle Mitte Juni bei Bingen ge- 
funden; sie ist erbsengroß und so mit dem Blatte ver- 
wachsen, daß sie von oben und unten sichtbar ist. 

3b. N. tricolor Hartig. — Die Wespe einmal von meinem Vater 
bei Frkft. gefangen. Die Galle Mitte Juni bei Soden. 

36. N. albipes Schenck, — Die. Wespe viermal Mitte Mai bei 
Falkenstein von meinem Vater gefangen; 3 Gallen von 
Frkft. Schenck fand sie sehr hänfig bei Weilburg. 


V. Arten, die in den Stäubblütenkätzchen 
Gallen erzeugen. 


Andricus Hartig. 
37. A. ramuli L. — Die Galle bei Soden, Ende Juni entwickelt; 


38. 


39. 


40. 


41. 


43. 


A, 


— 59 — 


die d erscheinen einige Tage früher wie die 9, bei Frkft. 
schon Mitte Juni 3 Exempl. entwickelt. 


. amentt Giraud. — Die Gallen Ende September bei Soden; 


sie sind klein, 2 mm. lang, unscheinbar, eiférmig. Die 
Wespe besitze ich nicht. 


. quadrilineatus Hartig. — Bei Frkft. öfter die Wespen 


gefangen; die Gallen bei Soden. — Diese nnd die fol- 
genden Arten sind sehr nahe miteinander verwandt 
und von Mayr tab. VII fig. 84, 85 abgebildet. 


. laertgatus Schenck. — Zwei Originale der Wespe Ende 


Mai bei Frkft. und Ende Juni bei Soden von meinem 
Vater, auch einmal von Schenck bei Weilburg ge- 
fangen. Die Galle ist nicht bekannt. 


.rufiventris Schenck. — Auf der Schmitte bei Rodheim 


(Gießen) Ende Mai das einzige Original 2 auf Eichen 
von meinem Vater gefangen; nicht Schmitten im süd- 
östlichen Taunus, wie Schenck angibt. 

peduncult Schenck (flavicornis Schenck). — 1856 aus Ende 
Mai 1855 bei Frkft. gesammelten Gallen der männlichen 
Blütenkätzchen nur ein Exemplar entwickelt, alle übrigen 
Larven waren 1857 noch lebend. Später mehrfach ge- 
zogen Mitte und Ende Mai aus roten pfefferkorngroßen 
Gallen bei Soden und Königstein. Schenck bei Weil- 
burg. A. flavicornis Schenck Original ist von Frkft. 
Die Artunterschiede, die Schenck angibt: 13 Fühler- 
glieder bei flavic. und 14 bei pedunc. beruhen nach 
Kiefer (p. 422) auf Irrtum. Kiefer hält beide für 
Varietät von oceulius Tschek, die im Gebiet noch nicht 
nachgewiesen ist, sondern bis jetzt nur in Österreich 
gefunden ist auf Quercus pubescens, die bei uns nicht 
vorkommt. 

glabriusculus Schenck. — Vier Original-Gallen bei Frkft. 
von meinem Vater gefunden. Das Nähere siehe bei 
Mayr pag. 59, tab. VII. 


VI. Frucht-Gallen (an Eicheln). 
Cynips Linné. 


44. C. calicis Burgsdorff. — Mein Vater fand bei Frkft. 3 Exem- 


- 0 — 


plare der Gallen, die zwischen dem Fruchtboden und 
dem Becher sitzen. 
Callirhytis Förster. 

45. C. glandium Giraud. — Wie vorige Art. — Schenck er- 
wähnt überhaupt keine Fruchtgallen aus dem Gebiet; 
aber calicis ist bei Cassel, Gießen und Stuttgart nach- 
gewiesen, glandium aus Lothringen und Sachsen, wo 
sie v. Schlechtendal fand. 


B. Gallwespen an Rosen. 


Rhodites Hartig. 

46. Rh. rosae F. — Frkft. Mitte Mai aus den bekannten Rosen- 
Bedeguar erzogen. Überall häufig. 

47. Rh. eglanteriae Hartig. — Aus Mitte Mai eingesammelten 
erbsengroßen Gallen auf den Blattrippen der Rosa canına 
von Königstein Anfang Oktober $ entwickelt, ebenso 
bei Rumpenheim d schon Ende September. 

48. Rh. spinostssima Giraud. — Aus einer Mitte Mai eingesam- 
melten, durch ein Rosenblatt durchgewachsenen Galle 
von Rumpenheim erzog mein Vater einen d. — Bei Hof- 
heim Mitte Oktober die Galle gefunden, die Wespe über- 
wintert. 

49. Rh. rosarum Giraud. — Eine Galle von Frkft. Mitte Oktober. 

Periclistus Mayr. 

50. P. canına Hartig. — 3, 2 und 4 Exemplare aus 3 Gallen auf 
Rosenblättern von Frkft. erzogen. Ist Inquiline (Mit- 
bewohner) von Ith. eglanteriae Hartig. 

51. P. Brandti Hartig. — Frkft. 5 Exempl. aus 3 Gallen aus 
Rosenbedeguar erzogen. Ist Inquiline von Rh. rosae F. 


C. Gallwespen aus Brombeeren und krautartigen Pflanzen. 
Diastrophus Hartig. 
52. D. rubi Hartig. — Ende Mai aus holzigen Anschwellungen 
an Brombeersträuchern in Anzahl bei Frkft. erzogen. 
Auch Galle Mitte Oktober bei Soden. 
An Pteris aquilina Adlerfarn, fand mein Vater März 
1836 bei Frkft. am Forsthaus eine große Galle, die 
oben bischofstabartig gekrümmt ist; Schenck und 
Mayr, die sie sahen, halten sie für hierher gehörig. 


93. 


57. 


59. 


— 61 — 


Phanacis Förster. 


Ph. centaureae Förster. — Eine Galle von meinem Vater 


A, 


auf dem Stengel von Centaurea scabiosa bei Frkft. ge- 
funden. 


Xestophanes Mayr. 


. X. potentillae Retz. (splendens Hartig). Zwei Exemplare der 


Wespe von meinem Vater bei Frkft. gefangen. Die Art 
lebt in Gallen an Potentilla reptans. 


Aulax Hartig. 


. Latreillei Kiefer (glechomae Latr. non L.)— Anfang Ok- 


tober eine Wespe einer Galle an Glechoma hederacea, 
Gundelrebe, von Frkft. entnommen. 


. papaveris Perris (rhoeados Bouché). -— Aus überwinterten 


Gallen in den Kapseln von Papaver rhoeas, Klatschrose, 
von Frkft. Mitte April 2 Exempl. von meinem Vater 
gezogen. | 


. hieracii Bouché. — Frkft. aus großen überwinterten Gal- 


len an den Stengeln von Zieracium, Habichtskraut, im 
Mai entwickelt, ebenso bei Hofheim am Taunus in An- 
zahl. 

var. sabaudi Hartig (rotbraune statt schwarze Fühler). 
— Nur Gallen an den Stengeln von Hteractum sabaudum 
bei Frkft., von meinem Vater gefunden. 
scabiosae Giraud. — Ein Exemplar der Wespe von mei- 
nem Vater bei Frkft. gefangen. 


A, jaceae Schenck (affinis Schenck). — Von jac. E 2 Ori- 


ginale Ende August und im September zu zweimalen 
aus dem Fruchtboden von Centaurea jacea von Frkft. 
von meinem Vater gezogen, von affinis 2 d, 1 2 Ori- 
ginale bei Frkft. gefangen. Kiefer hält beide Arten 
für zusammengehörig. Bei jaceae soll nach Schenck 
Mesothorax und Schildchen querrunzelig, bei affinıs 
lederartig gerunzelt sein; ersteres ist nach Kiefer 
bei gutentwickelten, letzteres bei schlechtentwickelten 
Stücken der Fall. 





Meine Inquelinae, also die Gattungen Synergus, Ceroptres, 
Sapholytus, Synophrus, die Mitbewohner der Cynipiden-Gallen 


— 62 — 


sind und ebenfalls zu den Oynipidae gehören, sind noch nicht 
durchbestimmt und deshalb hier unberücksichtigt gelassen. 


Zu den Cynipidae gehört noch als besonderer Tribus (/ba- 


linae) mit nur einer europäischen Art: 


'Ibalia Latreille. 


1. I. cullelator F. — Die 12 mm lange Art ist Parasit der 


Holzwespe Sirex juvencus. Mein Vater und ich zogen 
sie in Menge in der Holzkammer im Juli aus Kiefern- 
holz, zusammen mit Sirer. 


XIV. Teil. 
Chalcididae II. Nachträge. 


Chalcididae verae. 
Halticella Spinola. 


1. HA. tarsalis Förster. — Lorsch in Rheinhessen auf Sand- 


1 


hügeln von Senator von Heyden gefunden. Beschrieben 
von Förster Verh. Rheinland 1859. 87. — Das Tier 
wurde wie viele Arten nicht in die Sammlung Heyden 
von dem 1884 verstorbenen Förster zurückerstattet 
und ist seitdem verschollen. 


Encyrtidae. 
Mira Schellenberg (Eurysophus Förster). 


. M. macrocera Schell. (platycerus Dalman). — Bei Frankfurt 


einmal von Senator v. Heyden gefangen, von Förster 
beschrieben Verh. Rheinl. 1860. 136. Nicht mehr in 
Sammlung Heyden. Auch bei Bonn von Förster gef. 
Das Exemplar ging später zugrunde. 


Torymidae. 
Cryptopristus Förster. . 


. C. laticornis Först. — Bei Frkft. von Senator v. Heyden 


gefangen und von Förster beschrieben Verh. Rheinl. 
1859. 103. Nicht mehr in Sammlung Heyden. 


Monodontomerus Westwood. 


M. intermedius Först. — Bei Frkft. von Senator v. Heyden 


entdeckt und von Förster beschrieben Verh. Rheinl. 
1860. 106. Nicht mehr in Sammlung Heyden. 


— 68 — 


Eurytomidae. 
Decatoma Spinola (von Mayr 1905 revidiert). 

1. D. biguttata Sweder (hieracii Först., signata Nees). — An- 
fang Juli und Anfang August bei Soden an Eichen 
häufig, Ende Juli bei Enkheim, Ende Juni aus Gallen 
von Andricus ramuli, Anfang Juli der Biorrhiza ter- 
minalis häufig erzogen. 

2. D. flavicollis Walker (cyclodes Först.) — Siehe auch Senckbg. 
Bericht 1894. 173. — Ende Juli bei Enkheim auf 
Eichengebüsch dreimal, bei Soden Anfang August ein- 
mal gefunden. 

3. D. mellea Walk. (fasciolata Först.) — Mitte Juli bei Bürgel 
einmal gefunden. 

4. D. submutica Thomson. — Ende Mai aus Gallen auf Hiera- 
cium silvaticum bei Königstein fünfmal, ebenso Anfang 
Juni dreimal und Mitte Juni einmal erzogen. 


Proctotrupidae. 
Bethylas Latreille. 

1. B. dichotomus Förster (2 fuscicornis Nees, d' nigricornis Nees). 
— Das 2 fand Senator v. Heyden bei Frkft., Förster 
beide Geschlechter bei Aachen und von ihm beschrieben 
in Verh. Rheinland VII. 1851. 13. Nicht mehr in Samm- 
lung Heyden. 


— 20 — 





Die siidwestliche Fortsetzung 
des Holzappeler Gangzuges zwischen der 
Lahn und der Mosel. 
Von 


Bergassessor Dr. G. Einecke. 
(Mit zwei Karten und Tafel I u. II.) 


I. Bauers und Wenkenbachs Einteilung des Nassauischen 
Blei- und Blendevorkommens, sowie die bisher in der 
Literatur erhobenen Bedenken gegen diese Einteilung. 


Im früheren Herzogtum Nassau, einem Teile der jetzigen 
preußischen Provinz Hessen-Nassau, sind durch einen jahr- 
hundertelangen Bergbau bedeutende Vorkommen von Blei-, 
Silber-, Zink- und Kupfererzen zwischen Rhein und Lahn auf- 
geschlossen worden, die. scheinbar regellos zerstreut, doch eine 
gewisse Zusammengehörigkeit erkennen lassen. Ihre räumlichen 
Verhältnisse gestatten eine Einteilung in zwei Arten von Lager- 
stätten, einmal in solche Gänge, die die begleitenden Schichten 
unter einem spitzen Winkel durchsetzen, und ferner in wirkliche 
Quergänge, die mehr oder weniger senkrecht zum Schichten- 
streichen stehen. Beide Arten hat man auch unter einer „öst- 
lichen“ und „westlichen“ Ganggruppe zusammengefaßt. Die 
Gänge dieser beiden Gruppen hat Fr. Wenkenbach, im Jahre 
1861 Berggeschworener im Bergrevier Diez, systematisch zu 
ordnen gesucht und das Ergebnis seiner Forschungen in seiner 
„Beschreibung der im Herzogtum Nassau an der unteren Lahn 
und am Rhein aufsetzenden Frzgänge, 1861“ niedergelegt. 
Danach setzen in dem vorgenannten Gebiete sieben Gangzüge auf, 
von denen zwei, d. s. die wirklichen Quergänge, als westliche 


5 


— 6 — 


und die übrigen fünf, die nahezu im Schichtenstreichen ver- 
laufen, als östliche Ganggruppe anzusprechen sind. Wenkenbach 
hat diese Gänge vom Hangenden zum Liegenden mit den Zahlen 
1—7 bezeichnet. Er stützt sich in seiner Abhandlung auf die 
z. Z. in Grubenbauten gebotenen Aufschlüsse, sowie auf die 
bereits vorhandene Literatur, ') die das Interesse für den schon 
in alter Zeit bedeutenden Bergbau gezeitigt hatte. Grundlegend 
für die Zusammenstellung der „östlichen fünf Gänge ist für 
Wenkenbach die Arbeit von Bauer: „die Blei-, Silber- und 
Kupfererzgänge von Holzappel an der Lahn, Wellmich und 
Werlau am Rhein, 1841“ gewesen, in der Bauer den Holz- 
appeler Gangzug auf eine Länge von 50 km festgelegt hat. 
Diesen Gangzug hat Wenkenbach als den sechsten bezeichnet 
und ihn zum Anhalt bei der Angliederung der übrigen vier Gänge 
benutzt. Den Ausführungen Wenkenbachs und somit auch 
denen Bauers haben sich Bernhard von Cotta,?) Albrecht von 
Groddeck, Fr. von Sandberger und andere angeschlossen und 
die Identität des Gangzuges bei Holzappel mit den Gängen von 
Geisig, Weyer, Wellmich, Werlau, Norath und Peterswalde als 
erwiesen betrachtet. Jedoch sind auch leise Zweifel — und 
zwar in den Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte des 
Blattes Schaumburg — über Wenkenbachs Einteilung der öst- 
lichen Ganggruppe erhoben worden, die später in der Revier- 
beschreibung der Bergreviere Wiesbaden und Diez im Sinne 
von Professor Holzapfel zu Aachen voll ausgesprochen worden 
sind. Es heißt dort: 
„Für den nördlich der Lahn liegenden Teil dieser 
Spalten (Gangspalten) ist die von \Venkenbach gegebene 
Einteilung in fünf Gangzüge im wesentlichen zutreffend, 
wiewohl ein unmittelbarer Zusammenhang der Gangvor- 
kommen der einzelnen Züge nicht nachgewiesen ist, die 


1) Becher, Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauschen 
Lande 1789. — Cramer, Über die Silber- und Kupfererzgänge bei Ems 1815. 
— Schneider, Notiz über die Holzappeler Lagerstätten 1812. — Bauer, die 
Blei-, Silber- und Kupfererzgänge von Holzappel an der Lahn, Wellmich und 
Werlau am Rhein, 1841. — Cotta, Lehre von den Erzlagerstätten II. Teil 1861. 

2) z. B. Cotta a. a. O. Seite 146, — Groddeck, die Lehre von den 
Lagerstätten der Erze 1879, Seite 228. — Sandberger, Untersuchungen über 
Erzgänge 1882 Seite 239. 


— 67 — 


einzelnen Gänge vielmehr mit Ausnahme derjenigen 
der Gruben Holzappel und Leopoldine Louise des sechsten 
Zuges nur auf kurze Erstreckungen bekannt geworden 
sind. Für die Vorkommen zwischen Lahn und Rhein 
dagegen ist eine scharfe Trennung in fünf Gangzüge zur 
Zeit nicht durchführbar. Wenn es auch nicht zweifelhaft 
sein kann, daß die Gänge bei Dornholzhausen und Geisig 
die Fortsetzung der Gangspalten im Lahntale bilden, 
wobei die östliche Verschiebung dieser Spalten durch die 
großen, in den Aufnahmen der Königlichen Geologischen 
Landesanstalt nachgewiesenen Querverwerfungen bedingt 
wird, so muß es doch als willkürlich erseheinen, die ein- 
zelnen Gangvorkommen einer bestimmten Gangspalte oder 
Gangzuge zuzuteilen. Die Gänge sind hier viel zu wenig 
bekannt, und weder die Gangausfüllung noch das sonstige 
Verhalten gestatten einen sicheren Schluß. Noch weniger 
ist es gerechtfertigt, die einzelnen Gänge, welche bei 
Weyer, Wellmich und Dahlheim aufsetzen, als die Fort- 
setzung bestimmter Gangzüge aus dem Lahntale an- 
zusprechen, da in dem Zwischengebiete auf meilen- 
weite Erstreckungen Erzvorkommen überhaupt nicht be- 
kannt sind.*® 


An einer anderen Stelle’) werden die Gänge bei Wellmich, 
Dahlheim, Ehrenthal als die allgemeine, südwestliche Fort- 
setzung der Erzgänge des Lahntals bezeichnet. 


Hier allein und in obiger Fassung sind die Bedenken 
gegen die Bauer-Wenkenbachsche Abgrenzung des Holzappeler 
Gangzuges laut geworden. Die nachstehenden Ausführungen 
sollen die teilweise Berechtigung dieser Bedenken unterstützen; 
sie sollen nachweisen, daß eine Identifizierung des Holzappeler 
Gangzuges mit denen von Geisig, Weyer, Wellmich, Werlau 
und Peterswalde auf Grund der von Wenkenbach als richtig 
anerkannten Bauerschen Beobachtungen nicht berechtigt und 
wo anderenfalls seine südwestliche Fortsetzung nach dem Rheine 
zu und jenseits desselben zu suchen ist. 


1) siehe Seite 111. 


br 


- 68 — 


II. Der Bauer-Wenkenbachsche Gangzug. 
a. Die Beschreibung dieses Gangzuges. 


Das ganze zwischen der unteren Lahn und dem Rhein 
gelegene Gebiet des Rheinischen Schiefergebirges, in dem die 
erwalnten Erzvorkommen der östlichen Ganggruppe aufsetzen, 
ist unterdevonischer Bildung und wird nur an wenigen Stellen 
von jüngeren Schichten diskordant überlagert. Das Devon 
bildet hier einen außerordentlich mächtigen Komplex zusammen- 
gepreßter Schichten von Quarziten, Grauwacken, Grauwacken- 
schiefern und Tonschiefern, die von Diabasen, Porphyren und 
Basalten vielfach durchbrochen werden. Die Schichten ver- 
laufen entsprechend der Hauptstreichrichtung des Rheinischen 
Schiefergebietes von S.W. nach N.O. in h. 4 und stellen nach 
den Aufnahmen der Königlichen Geologischen Landesanstalt eine 
Aufeinanderfolge zahlreicher Parallelfalten dar, die durch ihre 
Überkippung nach N.W. ein siidéstliches Einfallen der 
aneinandergepreßten Mulden- und Sattelflügel erkennen lassen. 
Dieser Zusammenschub der ursprünglich horizontal abgelagerten 
Schichten geschah zur Kulmzeit. 


In dem tief eingeschnittenen Tale des Rheins und der 
Lahn sind die hier auftretenden zwei Abteilungen des Unter- 
devons durch hohe Profile klar gekennzeichnet. Zwischen Lorch 
und Oberwesel a. Rh. zieht sich rechtsrheinisch in nordwest- 
licher Richtung und in sich verjüngender Zone der Hunsrück- 
schiefer hin, der linksrheinisch bis zur Mosel die Höhen des 
Soon-, Idar- und Hochwaldes bildet. Seine ungefähre Grenze 
gegen die nächstjüngeren Schichten, die Coblenzschichten oder 
den Spiriferensandstein der Geb. Sandberger, ist auf einer Ver- 
bindungslinie zwischen Camberg, Lorch, Bernkastel und Trier 
zu suchen. Die Hunsrückschiefer, die in neuerer Zeit!) nicht 
als eine selbständige Stufe des Unterdevons anerkannt, sondern 
vielmehr mit dem unterlagernden Taunusquarzit zu einer Stufe 
vereinigt werden, bilden vorwiegend leicht spaltbare, phyllitische 
Schieferpartien von graublauer Farbe. Quarzitische Grau- 
wackenbänke sind in geringer Mächtigkeit eingelagert und bilden 
meist einen allmählichen Übergang in das nächst jüngere For- 


1) E. Holzapfel, das Rheintal von Bingerbrück bis Lahnstein. 


— 69 — 


mationsglied, die unteren Coblenzschichten, die den übrigen Teil 
der Ecke zwischen Lahn und Rhein nahezu ausfiillen. Es be- 
stehen diese Schichten vorwiegend aus weichen, tonigen, oft 
glimmerreichen Schiefern mit Einlagerungen und Bänken von 
Grauwackenschiefern. Sie unterscheiden sich von den tieferen 
Hunsrückschiefern durch mehr graue Farbe. undeutlichere Spalt- 
barkeit und schnelleres Verwittern. Jedoch kommen in diesen 
Partien auch Schiefer vor, welche petrographisch den Hunsrück- 
schiefern so völlig gleichen, daß beim Mangel an Versteine- 
rungen recht oft Schwierigkeiten wegen der Bestimmung der 
Altersstufe dieser Schichten entstehen können. 

Schmale Sättel von Hunsrückschiefer, Muldenreste oder 
Einlagerungen des nächst höheren Coblenzquarzits, sowie 
Schichten von sericitischen Gneisen und Glimmerschiefern, so- 
genannten Porphyroiden, geben dem Unterkoblenz dieser nassau- 
schen Gebietsteile einen abwechslungsvollen Charakter, der 
noch durch zahlreiche streichende und Querverwerfungen von be- 
trächtlicher Länge erhöht wird. Streichende Störungen sind 
namentlich im Mühlbach- und im Dachsenhäuser Tale, ferner bei 
Laurenburg, Wasembach und Cramberg beobachtet; von den 
Querspalten ist eine der wichtigsten die Ruppbachspalte, eine 
große Zerreißlinie, die sich von Catzenelenbogen durch das 
Ruppbachtal über Holzappel bis in die Nähe von Montabaur 
hinzieht. Zwei gleichfalls bedeutende Querverwerfungen be- 
gleiten das rechte Rheinufer von der Lahnmiindung bis Ober- 
wesel. Das Auftreten spießwinkliger Verwerfungen ist nur 
ein untergeordnetes. 

Der Coblenzquarzit, ein meist dünnplattiger, zuweilen auch 
in dicken Bänken abgesonderter, weißer bis rötlich grauer, 
feinkörniger Sandstein, bildet die Basis und ein Glied!) der 
oberen Coblenzschichten, die, im Rheintal von Boppard bis 
Oberlahnstein aufgeschlossen, in nordöstlicher Richtung über 
die Lahn hinausstreichen und in deren Bereich die westliche 
Ganggruppe mit den Wenkenbachschen beiden ersten Quergang- 
zonen aufsetzt. Die fünf Gänge der östlichen Gruppe sind im 
spitzen Winkel zu den sie begleitenden Untercoblenzschichten 
aufgerissene Spalten, die sich vornehmlich mit Bleiglanz, Blende, 


— 


ME. Holzapfel, das Rheintal von Bingerbrück bis Lahnstein 1893. 





— 7 — 


Kupferkies, Spateisenstein und mit Quarz als Gangart gefüllt 
haben. Von diesen fünf Erzgängen ist der „eigentliche“ Holz- 
appeler Gangzug d. h. der Teil, der sich auf das Gebiet um 
Holzappel und Obernhof nördlich der Lahn beschränkt, an Aus- 
dehnung und Reichhaltigkeit seiner Erzführung der bedeutendste. 
Seine Gangspalten, die sich nach der geologischen Spezialkarte 
an den südöstlichen Flügel eines aus Hunsrückschiefern zu- 
sammengesetzten Sattels anlehnen, stehen nach den Gruben- 
aufschlüssen des Hangenden und Liegenden der Spalten völlig 
in den unteren Coblenzschichten. Unmittelbar südlich von Holz- 
appel fallen wahrscheinlich die Spalten mit einer streichenden 
Verwerfung zusammen, die deswegen anzunehmen ist, weil an 
jener Stelle Coblenzquarzit und Hunsrückschiefer zusammen- 
stoßen und dadurch die unteren Coblenzschichten aus der regel- 
mäßigen Schichtenfolge ausgefallen sind. 

Der eigentliche Holzappeler Gangzug liegt in den Gruben- 
feldern „Holzappel“ und „Leopoldine Louise“ in der Gemeinde 
Dörnberg im Bergrevier Diez. Durch Grubenbauten sind auf 
eine streichende Länge von 4 km fünf Gänge im gegenseitigen 
Abstande von 10 m aufgeschlossen. Während drei von ihnen, 
die vom Hangenden zum Liegenden mit „Weißer Gebirgsgang, 
Hauptgang und liegendes Trum“ bezeichnet werden, in h. 4.4 
die Felder völlig durchsetzen, tritt im Westen und Osten des 
Grubenfeldes je ein weiterer hangender Gang auf. Der eine 
von diesen beiden, Quergang genannt, mit einem Streichen von 
h. 1.3 und einem Einfallen von 72° gegen Osten, ist im öst- 
lichen Teile des Grubenfeldes mehrfach überfahren worden. 
Dagegen reilıt sich der andere, das hangende Trum im Westen, 
im Felde von Leopoldine Louise, als ein neuer Parallelgang 
dem Gangzuge an. Sämtliche Gänge wechseln in der Reich- 
haltigkeit ihrer Erzführung. Am gleichmäßigsten in der Mäch- 
tigkeit und Ausfüllung ist der ca. 1 m breite Hauptgang. Die 
ihm parallelen Trümer, sowie der Quergang sind nur an 
wenigen Stellen als edel bekannt. Jedesmal, wenn eine An- 
reicherung in diesen 20—30 cm starken Gangschnüren auf- 
gefunden wurde, verminderte sich der Erzgehalt des Haupt- 
ganges und zeigte sich stellenweise taub, so an der Markscheide 
der Felder Holzappel und Leopoldine Louise. In dieser Gruben- 
abteilung übernimmt sogar der weiße Gebirgsgang fast völlig 


— 1 — 


die Erzführung, so daß hier der Hauptgang auf lange Strecken 
als unbauwürdig liegen geblieben und der Abbau des weißen 
Gebirgsganges, der sich als ein mit Erzschnüren stark durch- 
setztes, diabasartiges Eruptivgestein darstellt, aufgenommen 
worden ist. 

Die Ausfüllungsmasse des Hauptganges besteht neben 
Quarz als Gangart vorwiegend aus Bleiglanz, Blende und in 
stark abwechselnder Mächtigkeit aus Kupferkies. Beim Vor- 
herrschen dieses Minerals bleibt die prozentuale Ausbeute an 
Blende etwas zurück. Auch Spateisenstein und Schwefelkies 
sind in größeren und kleineren Partien eingelagert. Fahlerze, 
sowie von nicht metallischen Mineralien Schwerspat, Kalk- und 
Bitterspat sind nur in den oberen Teufen gefunden worden. 
-Erz- und Gangart, die keine bestimmte (Gesetzmäßigkeit in 
ihrer Verteilung über die Gangfläche erkennen lassen, setzen 
vom Hangend- zum Liegendgestein in glatten Saalbändern ab. 

Die Störungen im Streichen und Fallen des Ganges, die 
besonders durch den Abbau des Hauptganges festgestellt wurden, 
sind mit Rücksicht auf die große Ausdehnung in der Länge 
und Teufe nicht bedeutend. Neben kleineren unwesentlichen 
Verwerfungen ins Hangende und Liegende setzen drei größere 
Klüfte auf, von denen zwei, die morgendliche und abendliche 
Hauptkluft, im Felde der Grube Holzappel in h. 7 mit 52 bez. 79° 
nach S.W. einfallen und sich im Niveau des Adelheidstollens 
bei 170 m Teufe treffen. Hier schleppt sich die morgendliche 
Kluft an der anderen bis zur 580 m — oder 15. Tiefbausohle, 
wo wieder eine allmähliche Trennung der beiden stattfindet. 
Ob nun die morgendliche die abendliche Kluft durchsetzt oder 
ein einfaches Auseinanderlaufen der beiden vor sich geht, kann 
mangels günstiger Aufschlüsse noch nicht festgestellt werden. 
Der durch diese beiden Klüfte verursachte Verwurf ins Liegende 
beträgt 150 m. Die dritte Störung des Ganges im Westen der 
abendlichen Hauptkluft erzeugen die Ulrikenschächter Klüfte, 
die den Gang ins Liegende um 30 m verwerfen. Quarzgänge 
von beschränkter Ausdehnung, die das Erztrum quer durch- 
setzen, sowie „faule“ Klüfte, die mit Material aus dem Neben- 
gestein gefüllt sind, haben auf das streichende Aushalten des 
Ganges keinen Einfluß gehabt. 

Eine im Einfallen des Ganges mehrmals zu beobachtende 


—~ 2 — 


eigenartige Stérung, die zuerst auf der Grube Holzappel, dann 
später auf anderen Gruben der östlichen Ganggruppe auf- 
gefunden wurde, ist die sogenannte Bankbildung, die sich durch 
ein Abweichen des Ganges aus der Fallrichtung bis nahe in 
die Horizontale und von dieser wieder zurück in die ursprüng- 
liche Fallrichtung kennzeichnet. Das Einfallen des flach ge- 
legenen Teils, d. i. der eigentlichen Bank, schwankt zwischen 
10 und 30°. Ihr Streichen ist etwas mehr nördlicher als das 
der Schichten, so daß die Bank auf dem Gange nach Osten ein- 
sinkt. Die von ihr hervorgerufene Horizontalverschiebung der 
Gangspalte beträgt im Höchstfalle 40 m. An der Umbiegung 
des Ganges findet sich gewöhnlich auf beiden Seiten der Bank 
eine starke Anreicherung an Erzen, die sich schnell in die Bank 
hineinschleppt und auf dieser völlig verschwindet. Alsdann 
füllen Letten, zerriebene Brocken aus dem Nebengestein und 
Erzstückchen die flachgelagerte Spalte. Die sie begleitenden 
Schichten sind an der Gangspalte nach einer kurzen Biegung 
abgerissen. Nur in Fällen, wo der Zusammenhang der Erz- 
ausfüllung gewahrt geblieben ist, macht das Nebengestein die 
Biegung des Ganges mit. 

Die Fortsetzung dieses Holzappeler Gangzuges sucht Bauer 
in der Annahme, sich in der verlängerten Streichlinie des Haupt- 
ganges zu befinden, und gestützt auf die seinerzeit vorhandenen 
Aufschlüsse in den Tälern der Lahn und des Gelbaches (vgl. 
Karte 1) in dem Rauschentaler Gange, der westlich von Sing- 
hofen am Talhange des Rauschenbachs auf eine Länge von 50 m 
aufgehauen war und der nach den Angaben Bauers ein Streichen 
von h. 11.2, nach neueren Aufschliissen jedoch ein solches von 
h. 4 besitzt. Es finden sich dort die bisher genannten Gang- 
mineralien. Dasselbe gilt auch von dem weiter südlich liegenden 
Gange bei Marienfels, bei dem besonders zu bemerken ist, daß 
die hier zu Tage anstehende Gangmasse neben Schnüren von 
Bleiglanz, Blende und Kupferkies vorwiegend mächtige Schwer- 
spatpartien enthält, auf welchen ein Tagebaubetrieb umgeht. 

Im Verfolg seiner festgelegten Streichungslinie trifit Bauer 
nun auf die beiden Gänge von Weyer und Wellmich, zwei ab- 
wechselnd mächtige Erztrümer, die in ihrem räumlichen Aufbau 
und in ihrer Erzführung besonders nach der Teufe zu das 
gleiche Verhalten wie die Gänge des Holzappeler Feldes zeigen. 


_ 3 — 


Sie streichen quer durch das Rheintal und werden auf der 
linken Seite des Flusses durch die Bauten der Grube „Gute 
Hoffnung* bei Werlau gelöst. Diese Grube ist die zweitwich- 
tigste der östlichen Ganggruppe Wenkenbachs und gewährt 
durch ihren ausgedehnten Bergbau einen tieferen Einblick in 
die Gangverhältnisse, als es durch die unvollkommenen, wenn 
auch gegenwärtig noch befahrbaren Aufschlüsse bei Singhofen, 
Marienfels, Weyer und Wellmich zu erreichen war. Es streichen 
hier zwei Gänge, der Hauptgang mit einem 10 m entfernt 
liegenden, ,hangenden Trum‘, in den oberen Sohlen in einem 
flachen Bogen, dessen Hauptrichtung in h. 3!/s angenommen 
werden kann. In den tieferen Sohlen wird die Richtung des 
Ganges eine mehr gradlinige. Diese Unregelmäßigkeit in dem 
streichenden Verlauf des Ganges wird durch eine große Bank 
hervorgerufen, deren horizontaler Teil in der Mitte seiner 
Längenausdehnung am breitesten ist und sich nach den Enden 
zu verjüngt. Die Wirkung dieser Störung macht sich, da die 
Bank in der oberen Teufe angetroffen worden ist, auch nur 
hier besonders geltend. Daraus erklärt sich, daß das Streichen 
in den höheren Sohlen von dem in den unteren abweicht, wo 
der Gang seine ursprüngliche Lagerung behalten hat. Die 
durchschnittliche Mächtigkeit des Hauptganges, der gewöhnlich 
ein Einfallen von 70—75° hat, beträgt 1m. Die Gleichmäßig- 
keit seiner Erzverteilung im Gangraume wechselt außerordentlich. 
Taube Partien, die den Zusammenhang der Erzführung stören, 
trennen den Gang in sieben Mittel, die sich zum Teil nach der 
Teufe zu wieder vereinigen. Die streichende Länge dieser 
Mittel beträgt zusammen 600 m, während der Gang selbst auf 
1500 m überfahren ist. Es sind somit nahezu 900 m taub. 
Haupt- und Hangendes Trum führen dieselben Erze in ihrer 
Menge, Beschaffenheit und Anordnung wie die Holzappeler 
Grube. Jedoch ist das Ablösen des Ganges von den Saal- 
bändern nicht so regelmäßig durchgebildet. Diese sind wie 
auch ein Teil des Nebengesteins auf lange Strecken hin stark 
zertrümmert; eine Feststellung der Lage des Ganges zu den 
Schichten wird hierdurch fast durchweg sehr erschwert. Wie 
auf Holzappel begleitet auch hier im Hangenden ein weißer 
Gebirgsgang in 10 m Entfernung den Gangzug, nähert sich 
mitunter, schleppt sich an einer Stelle unter Bildung scharfer 


— {4 — 


Saalbänder mit dem Hauptgange und durchsetzt ihn schließlich 
auf der 120 m Sohle unter einem Winkel von 30°. Zuweilen 
findet sich das weiße Gebirge mit Quarz und Erzen wirr durch- 
einanderliegend und zusammengekittet. An Störungen treten 
auch hier Querverwerfungen ins Liegende und, wie schon an- 
gedeutet, Bankbildungen auf; letztere sind besonders mächtig 
und erzeugen außerordentlich verworrene Lagerungsverhältnisse. 

Südwestlich von dieser Grube „Gute Hoffnung’ finden 
sich in 15 km Entfernung zwei Gänge bei Alterkülz, die in 
h. 3 streichen, mit 70° nach Südosten einfallen und die ge- 
wohnten Mineralien ohne jede besondere Charakteristik führen. 

Es seien ferner, weil Bauer in seiner Abhandlung darauf 
Bezug nimmt, noch die die Holzappel-Werlau-Alterkülzer Ver- 
bindungslinie im lLiegenden begleitenden Erzgänge namhaft 
gemacht. Es sind dies bei Holzappel die Weinährer Gänge im 
Abstande von 150 m, die Silbacher von 2250 m, und bei Well- 
mich die Dalheimer in 2000 m Entfernung. Bei Werlau sind 
ferner der Holzfelder Gang bei 420 m im Liegenden und bei 
Alterkülz die Vorkommen von Blankenrath und Peterswalde im 
Abstande von 7—8 km angetroffen. 


b. Die Beweise Bauersund Wenkenbachsfürdie 
Identifizierung der auf diesem Zuge aufsetzenden 
Gänge, sowie die Prüfung und Kritik dieser Beweise. 


Als ersten maßgebenden Grund für die Identifizierung der 
soeben beschriebenen Erzvorkommen nennt Bauer das Streichen. 
Er sagt hierüber: 

„Die Gänge von Obernhof, Marienfels, Wellmich und 

Werlau, ferner von Alterkülz und Peterswalde liegen genau 

in der von der Holzappeler Erzlagerstätte verlängerten 

Streichlinie.“ 

Diese Behauptung Bauers entspricht aber nicht der Wirk- 
lichkeit. Das Hauptstreichen der Holzappeler-Obernhofer 
Lagerstätte beträgt h. 4.4 und setzt (nach Karte 1) über die 
verliehenen Felder Bernshahn, Hohelai, Kux und Gutenau hin- 
weg, läßt somit den Rauschentaler Gang, d. h. Bauers unmittel- 
bare Fortsetzung des eigentlichen Holzappeler Zuges, 2500 m 
östlich liegen. Die Entfernung des Werlauer Zuges von der 
wirklichen Linie vergrößert sich am Rhein bereits bis zu b km 


— 5m — 


und ist bei Alterkülz 18km groß. Diesen Fehler Bauers hat 
auch Wenkenbach beobachtet, sucht jedoch den Zusammenhang 
des Rauschentaler und der sich an diesen anschließenden Gänge 
mit dem Holzappeler Zuge dadurch zu wahren, daß er häufige 
und beträchtliche Querverwerfungen nach dein Hangenden und 
seitliche Verschiebung des Gangmittels durch noch nicht auf- 
geschlossene Bänke annimmt. 

Die Berechtigung zur Zuhilfenahme von Querverwerfungen 
bei Erklärung des Abweichens des Rauschentaler, Marienfelser 
und Werlauer Ganges von der Hauptstreichlinie sei später!) 
erörtert. Inbetreff des Verwurfs durch die Bänke ist hervor- 
zuheben, daß in dem auf 4 km ausgedehnten Grubenbaue von 
Holzappel eine Gangverschiebung von zusammen noch nicht 
100 m zu erkennen und über Tage im Ganggebiete festzustellen 
ist, daß eine größere Bewegung der Gebirgsmassen, als wie 
sie die Holzappeler Umgebung erfahren hat, bis kurz vor dem 
Rheine nicht stattgefunden lat. Die Aufzeichnung der Erz- 
vorkommen des Bauer-Wenkenbachschen Gangzuges läßt auf 
den beigefügten Karten eine stark nach W. und O. gewundene 
Linie erkennen. Berücksichtigt man ferner, wie außerordentlich 
groß die Erstreckung des unbekannten Gebietes zwischen den 
einzelnen Grubenfeldern ist, -- sie beträgt nach Bauers eigener 
Angabe 3°/, Meile, also die Hälfte der Gesamtausdehnung seines 
projektierten Zuges — und wie wenig der tektonische Aufbau 
dieser noch nicht erschlossenen Gebirgsteile von ihm zur Be- 
urteilung herangezogen worden ist, so wird man seinen Gründen 
für die Annahme einer Zusammengehörigkeit der vorgenannten 
Gänge nicht beipflichten können. 

Ein weiterer Beweis für die Parallelisierung sind Bauer 
die äußeren und inneren Verhältnisse der Gänge gewesen, d.h. 
das Streichen und Fallen der Lagerstätte, sein Verhalten zu 
dem Nebengestein, das Auftreten mehrerer Trümer, die Aus- 
füllung der Spalte durch Erze und Gangart und die überall 
gleichmäßig beobachtete Gesetzlosigkeit in der Anordnung der 
Gangmasse. Als fernerer Anhalt dient ihm das glatte Ablösen 
des Ganges von den Saalbändern und. das Auftreten der Quer- 
verwürfe und Bänke. Er findet hierin „eine überraschende 


1) 5. Seite 81. 


— %@ — 


Übereinstimmung.“ Diese ist bis auf die tektonischen Verhält- 
nisse der Gänge wohl vorhanden. Dagegen lassen sich gegen 
die Annahme eines gleichmäßigen Aufbaus der Spalten wohl 
Bedenken äußern. Die einzigen Gruben, die ein klares Bild 
darüber gewähren können, sind die von Holzappel und Werlau. 
Der Gangzug von Werlau, von dem nur zwei Trümer bekannt 
sind, zeigt bei der geringen Teufe von 180 m und der Längen- 
erstreckung seiner Grubenbauten von 2000 m eine so bedeutende 
Menge und Mächtigkeit der Querverwerfungen und Bänke, wie 
sie der Holzappel-Obernhofer Zug bei einer tonnlägigen Länge 
von 760 m und einer streichenden von 4.4 km sowohl an Zahl 
wie Größe zusammen nicht aufweisen kann. Die Trennung des 
Ganges durch taube Mittel, das häufige Fehlen gut durch- 
gebildeter Saalbänder und die starke Zerklüftung des Neben- 
gesteins sind auf Holzappel nicht vorhanden. Im großen und 
ganzen nimmt die Holzappeler Lagerstätte gegenüber der 
Werlauer einen ruhigen, wenig gestörten Verlauf. 

Aber auch abgesehen von dieser nichts beweisenden Ver- 
schiedenheit der beiden Gänge kann eine solche Übereinstim- 
mung der inneren und äußeren Verhältnisse, wie sie Bauer von 
dem ganzen Zuge darlegt, nicht als überraschend bezeichnet 
werden; denn man ist immer zu der Annahme geneigt, daß 
gleichaltrige Gänge, die in einem in der Tektonik und im 
Material so gleichmäßig zusammengesetzten Gebirge wie in dem 
in Frage kommenden, beschränkten Teile des Rheinischen 
Schiefergebirges entstanden sind, stets eine Übereinstimmung 
in ihrem Aufbau und in ihrer Gangmasse zeigen. Wenn nun 
auch die Mannigfaltigkeit der Physiognomien einzelner Gänge 
gerade im Rheinischen Schiefergebirge stellenweise soweit geht, 
daß gleichaltrige Gänge desselben Gebietes, die. in gleichen 
Gesteinen aufsetzen, sich ganz verschiedenartig verhalten, so 
ist doch Bauer auf Grund dieser Tatsache wiederum nicht be- 
rechtigt, wegen der Gleichmäßigkeit in der Erscheinung seiner 
Gänge ihre Zugehörigkeit zu einem Gangzuge zu konstruieren. 
Man erhält bei der Prüfung der Gangverhältnisse durchweg 
keinen anderen Eindruck, als daß die Erzgänge wegen. großer 
Ähnlichkeit mit allen anderen Gängen der östlichen Ganggruppe 
keine besonderen Merkmale für eine Identifizierung im Sinne 
Bauers bieten. 


_. 7 — 


Zwei Hauptmomente führt nun Bauer noch zur Bekräftigung 
seiner Ausführung an, und zwar das Vorkommen der erwähnten, 
liegenden Parallelgänge in gleicher Entfernung vom Hauptzuge 
und das Auftreten von „weißem Gebirge“. Im ersteren Falle 
fehlt den Angaben über die Entfernungen der begleitenden 
Gänge von der Bauerschen Streichlinie die Genauigkeit. Die 
Weinährer Züge liegen nicht 525 m, sondern nur 150 m im 
Liegenden; die Silbacher Gänge der heutigen Grube Anna sind 
2250 m und nicht ’/s Meile, die Dalheimer nicht 1800, sondern 
1900 m entfernt. Hinsichtlich dieser Verschiedenheit der Ent- 
fernungen ist daher unter ihnen kaum ein Vergleich und eine 
Gruppierung möglich, um so mehr als auch die anderen Gänge, 
die von Holzfeld, Blankenrath und Peterswalde, ganz andere 
Abstände besitzen, als Bauer angibt. Auch können diese beiden 
letzten Züge von Blankenrath und Peterswalde, die 7 bezw. 8km 
im Liegenden auftreten, nicht mehr als begleitende Gänge des 
Holzappeler-Werlauer Vorkommens angesprochen werden; denn 
die Ausdehnung des dazwischen gelegenen Hunsrückgebirges 
ist hierfür viel zu groß und umfaßt, auf die Gegend nördlich 
des Rheins und der Lahn übertragen, an Umfang das ganze 
Gebiet, in dem sowohl die westliche, wie die östliche Ganggruppe 
aufsetzen. 

Der wichtigste und letzte Faktor der Bauerschen Beweis- 
führung ist das häufige Auftreten eines „weißen, talkerdehaltigen 
Gesteines, welches die Gebirgsschichten unter verschiedenen 
Winkeln des Streichens und Fallens, meist aber parallel dem 
Gange durchsetzt und bisweilen auch von letzterem durch- 
schnitten wird“. Dieses Vorkommen führt den Namen „weißes 
Gebirge. Der nassauische Erzbergmann bezeichnet ohne 
Rücksicht auf petrographische Unterschiede jedes Gebirge, das 
ein weißes Aussehen hat und in seinen Gangbauten angetroffen 
wird, mit jenem Ausdruck, gleichviel ob er ein Lager oder 
einen Gang vor sich hat, ob das Gestein eruptiver oder se- 
dimentärer Natur ist’), Man hat zwei Arten von „Weißem 
Gebirge* gefunden, die eigentlichen weißen Gebirgsgänge, die 





1) Dieses „weißes Gebirge“ in Begleitung der Erzgänge ist der Gegen- 
stand lebhafter Untersuchungen bis in die neueste Zeit geworden, die 
besonders Kayser, Koch, v. Groddeck und Holzapfel ausgeführt haben. 


— 2 — 


nach der jetzt gebräuchlichen Ausdrucksweise nur als „weißes 
Gebirge“ zu bezeichnen sind, und weiße Schiefer, die der Berg- 
mann auch mit jenem Namen belegt. Der weiße Gebirgsgang, 
ein die begleitenden Schichten des Erzganges, sowie diesen 
stellenweise selbst durchsetzendes, gangförmig auftretendes, 
diabasartiges Eruptivgestein läuft auf Grube Holzappel nicht 
genau parallel dem Gange, sondern nähert sich ihm in flachem 
Streichen. Er ist auf J,eopoldine Louise im Abstande von 30 m 
im Hangenden des Hauptganges aufgeschlossen. Diese Ent- 
fernung vermindert sich nach Osten zu auf eine Länge von 
4km bis auf 3m. Ein Versuch, durch Aufschlußarbeiten im 
Kiesbachstollen den Schnittpunkt der beiden Gänge und so das 
gegenseitige Verhalten der beiden festzustellen, mißglückte, da 
der Hauptgang vor dem Schnittpunkte durch die östlich vom 
Kiesbachtale streichende Ruppbachspalte abgeschnitten und 
die Verwerfung wegen zu großer Streckenlängen nicht aus- 
gerichtet wurde. Es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, 
daß der weiße Gebirgsgang, der eine stetige Annäherung auf 
eine Länge von über 4 km gezeigt hat, diese fernerhin beibehält 
und den Erzgang ungefähr 400 m hinter der Verwerfung trifit. 

Ein den Hauptgang, sowie dieses hangende, weiße Gebirge 
durchsetzender, zweiter weißer Gebirgsgang ist nahe der Grenze 
der Grubenfelder Holzappel und Leopoldine Louise auf der 
11. Tiefbausohle angefahren. Er streicht in h. 5 und verschiebt 
den Hauptgang ins Liegende. Beim Durchsetzen des hangenden, 
weißen Gebirgsganges bietet er das Bild auf Tafel Il b. 

Die beiden genannten, weißen Gebirgsgänge unterscheiden 
sich auch in ihrer Struktur. Der dem Hauptzug nahezu parallele 
Gang hat schiefriges, wenig kompaktes Gefüge und verwittert 
sehr schnell, hat gelblich graue Farbe und schließt öfters runde 
Mandeln von dunklerer Farbe ein. Dagegen ist der Gang, der als 
echter Quergang anzusprechen ist, massig, ohne jede Schichtung, 
aber mit geringen Anzeichen zu bankiger Absonderung und 
läßt in seiner starkkörnigen Struktur noch unzersetzte Teile 
seines Ursprungsgesteins, z. B. 2—3 mm große Augitkristalle, 
erkennen. Die Ausfüllung sieht grünlichgrau aus und zeigt - 
noch nicht so deutlich die Spuren der Veränderung wie der 
hangende Gang, führt nie Erze und wird auch nie von solchen 
begleitet. Aus dieser Beschaffenheit, sowie aus der dargestellten 


—~ my — 


Lage des Ganges zum ganzen Gangzuge ist zu schließen, daß 
der liegende Quergang jünger ist als der Hauptgang und der 
hangende, weiße Gebirgsgang.!) 

Beide Varietäten des weißen Gebirges, der „Quergang“ 
wie der ,Gangbegleiter“, finden sich in derselben Beschaffenheit 
auf Grube „Gute Hoffnung“ bei Werlau. Der weiße Schiefer, 
als 3. Abart des weißen Gebirges, erscheint in den oberen 
Sohlen der Gruben Holzappel, Weyer und Wellmich. Er ist 
ein zersetzer Tonschiefer und bildet eine vollständig parallele 
Lage zwischen den Begleitschichten. Während in seinem 
Hangenden sehr häufig eine Störung mit zerdrückten Schiefer- 
gesteinen lagert, vollzieht sich der Übergang in den liegenden, 
blauen Tonschiefer ganz allmählich, so daß man an seiner Natur 
und Entstehungsweise nicht zweifeln kann. Er steht zuweilen 
unmittelbar am Gange, wie dies an einem Aufschluß über Tage 
bei Schweighausen ?) zu erkennen ist, findet sich doch meistens 
viele Meter vom Gange entfernt, wie auf Wellmich und vor allem 
auf Holzappel, wo im Adelheidstollen neben fünf weißen Gebirgs- 
gängen und zwei Porphyroidzügen sechs weiße Schieferschichten 
angetroffen wurden, einige davon in einer Entfernung von über 
200 m. Man macht ferner die Beobachtung, daß ihre Zer- 
setzung mit zunehmender Teufe verschwindet. Diese Schiefer, 
sowie teilweise die ,Gangbegleiter“ tragen den deutlichen 
Charakter der Sericitschiefer, den die Quergänge nicht im 
entferntesten aufweisen. Es kann nach alledem v. Groddecks 
ältere ®) Ansicht, die er in seiner Arbeit: „Zur Kenntnis einiger 
Sericitgesteine, welche neben und in Erzlagerstätten auf- 
treten, 1883“ ausgesprochen hat und nach der er das weiße 
Gebirge seiner Natur nach in metamorphosierte Diabase und 
ausgelaugte Tonschiefer trennt, hier als allein zutreffend be- 
zeichnet werden. 


ı) Der Quergang heißt liegender, weißer Gebirgsgang, weil er in der 
Grube Holzappel bisher nur im Liegenden des Hauptganges bekannt ge- 
worden ist. 

2) 8. Seite 91. 


3) In einer späteren Studie über Tonschiefer, Gangtonschiefer und 
Sericitschiefer 1886 widerruft er diese Ansicht und erklärt die weißen Ge- 
birgsarten sämtlich als umgewandelte Tonschiefer. 


— 30 — 


Bauer hat seiner Abhandlung nach die drei Abarten des 
weißen Gebirges nicht erkannt; er unterscheidet nach dem 
Aussehen nur eine mehr dickmassige Varietät mit versteckter 
Schieferung und eine ausgezeichnet dünnschiefrige und nimmt 
an, daß das weiße Gebirge ein „durch Aufnahme von über- 
wiegend talkigen und chloritischen Substanzen“ verändertes, 
blaues Gebirge sei, weil er den Übergang aus dem blauen ins 
weiße Gebirge an manchen Schieferblättern hatte feststellen 
können. Abgesehen davon, daß in diesen Gesteinen keine Spur 
von Talk vorhanden ist, überträgt er unrichtiger Weise jene 
Annahme, die bei dem oben erwähnten, weißen Schiefer seine 
Berechtigung hat, auch auf das gangartige Vorkommen, weil er 
ein solches nicht anerkennt. Das weiße Gebirge im Sinne 
Bauers, also veränderte Schiefer, werden auf allen Gängen der 
östlichen Ganggruppe bei den gegenwärtigen Aufschlußarbeiten 
gefunden, die weißen Gebirgsgänge bisher nur auf dem 4. bis 6. 
Zuge Wenkenbachs nördlich der Lahn. Aller Wahrscheinlichkeit 
nach würden diese auch auf dem 3. und 7. Zuge, wenn hier 
wirksamer Grubenbau umgegangen wäre, nicht fehlen. Außer 
jenem Vorkommen ist aber im Rheinprofile und in den an- 
grenzenden Uferbergen das Vorhandensein von noch über 50 
weißen Gebirgsgängen festgestellt,') die in verschiedenster 
Mächtigkeit von Caub bis Nieder-Kestert mit häufig nach- 
weisbaren Spuren von Erz auftreten. Es beweist dieses, daß 
das Vorkommen obiger Gänge nicht bloß an die bekannten 
Erzlagerstätten von Holzappel, Wellmich und Werlau gebunden 
ist, sondern daß sie über das ganze Gebiet der Ostgruppe und 
noch weiter nach Osten hinaus zerstreut sind und daß somit 
das Fehlen wie das Vorkommen des weißen Gebirges auf dem 
Bauerschen Gangzuge keinen Schluß auf die Zusammengehörigkeit 
seiner Erzgänge gestattet. 

Wenn man auf die Bauersche Beweisführung noch einmal 
kurz zurückblickt, so wird man erkennen, daß er sich nur auf 
Kriterien gestützt hat, die entweder allen Gängen der östlichen 
Gruppe eigentümlich sind oder die auf Grund der gegenwärtigen 
Aufschlüsse als unrichtig angenommen werden müssen. Sie 
bieten somit nirgends einen festen Anhalt zu einer Identifizierung. 


') E. Holzapfel, das Rheintal von Bingerbrück bis Lahnstein. 


— 81 — 


Lie8 schon das starke Abweichen von einer einheitlichen 
Streichlinie eine Verbindung zwischen dem Holzappeler und 
Wellmich-Werlauer Gange als sehr zweifelhaft erscheinen, so 
tritt nun noch ein Umstand hinzu, der einen solchen Zusammen- 
hang ausschließt und eine Widerlegung des bereits erwähnten 
Einwandes Wenkenbachs bildet, daß nämlich noch unbekannte 
Querverwerfungen eine Zusammengehörigkeit der Holzappeler 
und Werlauer Lagerstätte möglich machen. 

Verfolgt man den Werlauer Zug nach Norden über Well- 
mich bis Weyer, was bei den zerrissenen, sich hin und her- 
windenden Talgehängen des Wellmicher Baches und bei den 
zahlreichen Abbauversuchen keine großen Schwierigkeiten macht, 
so wird man, aus dem Wellmicher Tale auf die Höhe bei Weyer 
gelangt, das Ausgehende des Ganges über Tage in dem Quarzit- 
zuge erkennen, der nach der geologischen Spezialkarte durch 
den höchsten Punkt des „Waldes bei Weyer“ hindurchzieht. 
Schürfschächte und -stollen haben ergeben, daß man sich hier 
auf der nördlichen Fortsetzung des Werlauer Ganges befindet. 
Dieser Quarzitzug, mit einer Richtung von h. 3—4, bildet 
nahezu ein 10 m breites Ausstreichen des Ganges, dessen 3 m 
breite Spalte hier mit mächtigen Quarzmassen als Gangart 
erfüllt ist und der nur Spuren von Erz in den obersten Teufen 
gezeigt hat. Bei Gemmerich verläuft der Gang dann unter 
einer Decke zertrümmerter und verwitterter unterdevonischer 
Massen, jedoch ist seine Richtung durch Rollstückchen und 
sanfte Erhebungen aus dem ebenen Gelände über Gemmerich 
hinaus bis in die Gegend von Ehr zu beobachten. Von diesem 
Punkte aus senkrecht zu diesem Gangstreichen trifft man, nord- 
westlich (siehe Karte 1) von Schweighausen, wie später (Seite 91) 
nachgewiesen wird, den Holzappeler Gangzug. Wollte man 
zwischen beiden Enden dieser Züge einen einstmaligen Zu- 
sammenhang annehmen, so müßte man eine querschlägige oder 
spießwinklige Verwerfung des Ganges ins Hangende um ca. 
5 km projektieren. Eine so mächtige Störung von 5 km Ver- 
wurfslänge würde aber an der 'Tagesoberfläche durch den 
Austritt von Quellen und in dem weithin bemerkbaren, plötz- 
lichen Absetzen eines Schichtenstreichen zu erkennen sein. 
Ferner aber würden die Bauten der Blei- und Zinkerzgrube 
Friedrichssegen, die sich auf dem Emser Gangzuge (dem zweiten 


6 


— 2 — 


Wenkenbachs) in der Verlängerung der gedachten Verwurfs- 
linie befinden, diese gewaltige Schichtenverschiebung bloB gelegt 
haben. Wohl ergab die Begehung südwestlich von Schweig- 
hausen einen Verwurf des Ganges ins Hangende, jedoch betragt 
dieser nicht mehr als 150 m. Selbst die Annahme einer staffel- 
förmigen Störung ist ausgeschlossen, weil sonst hier ein Vor- 
treten des liegenden Gebirges in die Fortsetzung der Streich- 
linie hatte stattfinden miissen, was bei den gangbegleitenden 
Quarziten und hunsrückschieferähnlichen Gesteinen deutlich in 
Erscheinung getreten wire. 

Somit schließen die beiden wichtigen Momente, nämlich 
das starke Abweichen des Bauerschen Zuges aus der wirklichen 
Streichlinie und das Fehlen der von Wenkenbach angenommenen, 
großen Querverwerfungen den Zusammenhang zwischen der Holz- 
appeler und Wellmich-Werlauer Lagerstätte vollständig aus. 


III. Die tatsächliche Fortsetzung des eigentlichen Holz- 
appeler Gangzuges. 


a. Gesichtspunkte, die bei einer geologischen 
Begehung des Ganggebietes zwecks Aufsuchung des 
Ganges zu beobachten waren. 


Die Frage, wo der Holzappeler Gangzug seine südwestliche 
Fortsetzung findet, ließe sich zunächst kurz dahin beantworten: 
Ist eine solche überhaupt vorhanden, so liegt sie unmittelbar 
auf der verlängerten Streichlinie des Hauptganges der Holz- 
appeler Grube, und zwar aus folgenden Gründen: 


Es haben die Gruben, sowie die Versuchsbauten und 
Schürfarbeiten klar gelegt, daß der Erzgang die ganze Größe 
der Querverschiebungen des Gebirges, in dem er aufsetzt, nicht 
erleidet, wie z. B. bei Weinähr und Oberwies. Ferner ist im 
(sanggebiete das Durchsetzen von Dachschieferpartien in meh- 
reren Zügen von der Lahn bis zum Rhein und darüber 
hinaus ohne beträchtliche Verschiebung ihrer Streichlinie zu 
beobachten. Dies ist der Fall bei dem Dausenauer Schiefer, 
der im Rheintal bei Oberspay und Boppard austritt, und bei 
den in unmittelbarer Nähe des Holzappeler Gangzuges bei 
Weinähr erschürften Gesteinen, die sich über Oberwies, Dachsen- 
hausen bis Kloster Bornhofen a. Rh. erstrecken und jenseits 


— 3 — 


des Rheines nördlich von Ehr wieder angetroffen werden. Wenn 
also bei diesen Schieferschichten eine so große Längenausdehnung 
ohne bedeutenden Verwurf möglich ist, um so eher muß man 
dieses Verhalten vom Gange annehmen, der von den Quer- 
verwerfungen nicht in gleichem Maße wie das Nebengestein 
beeinflußt wird. Man darf dabei erfahrungsgemäß voraussetzen, 
daß eine Erzspalte von 4 km streichender und 760 m bekannter, 
tonnlägiger Länge, wie jene des Hauptganges von Holzappel 
und Leopoldine Louise, sich nicht plötzlich völlig zerschlägt 
oder gänzlich auskeilt. 


Bauer und Wenkenbach sind ferner nur deswegen zu 
Fehlschlüssen gekommen, weil sie bei der Parallelisierung 
der Gänge nur die erschürften Erzvorkommen zum Anhalt 
genommen haben, nicht aber die Gangspalten, die nicht immer 
erzführend zu sein brauchten und deswegen nicht weiter 
bekannt geworden sind. Stellt man nun noch die Tatsache 
fest, daß alle Spalten!) der östlichen Gruppe vom Mühl- 
bach und der Lahn bis kurz vor dem Rheine ein Zurück- 
treten der Erze und Vorherrschen gewaltiger Quarzmassen in 
ihrer Ausfüllung bemerken lassen, so muß man die Möglichkeit 
als naheliegend betrachten, den Gang auf der unmittelbaren 
Fortsetzung des Holzappeler Zuges durch ein eingehendes Ab- 
suchen der Erdoberfläche des Ganggebietes festlegen zu können. 
Es wurde daher eine Begehung des Geländes vorgenommen, bei 
der noch folgende weitere Gesichtspunkte zu beobachten waren: 

Die Trümer im Hangenden und Liegenden des Haupt- 
ganges, einschießlich der des weißen Gebirges werden sich an 
der Tagesoberfläche wenig bemerkbar machen, weil sie, zu 
wenig mächtig, den Einwirkungen geringen Widerstand haben 
leisten können, die sowohl von außenher durch Wasser wie 
endogen durch gebirgsbildende Bewegungen der Lithosphäre 
erfolgt sind. Während das weiße Gebirge in der Grube Holz- 
appel in der Regel nur aufgesucht wird, um bei Lagerungs- 
störungen den richtigen Hinweis zur Wiederausrichtung des 
Hauptganges zu geben, wird es bei einer Begehung über Tage 


1) z. B. die der Grube Pauline bei Nassau, Bernshahn, Hohelay und 
Kux bei Weinähr, Wilhelm, Rauschenthal, Heinrich und Basselstein bei 
Geisig nnd Gute Hoffnung und Zuversicht I und II bei Weyer. 


6* 


— 4 — 


kaum zur Orientierung herangezogen werden können, da es 
selbst in den tiefen Tälern der Lahn nur selten aus den Ge- 
hängen heraustritt und auch dort meist nur durch Stollenbetrieb 
bekannt geworden ist. Dazu kommt, daß der weiße Gebirgs- 
gang nicht das Streichen des Hauptganges hat, sondern sich 
nach Südwesten allmählich von diesem entfernt. Weiterhin 
zeigen die bekannt gewordenen Vorkommen von weißen Gebirgs- 
gängen, über 50 an Zahl, daß ihr Auftreten stets lokaler Natur 
ist und daß man deswegen auch auf ein plötzliches Auskeilen 
des Holzappeler hangenden, weißen Gebirgsganges gefaßt sein 
muß, wie dies bereits bei dem liegenden, weißen Gebirge be- 
obachtet worden ist. 

Einen weit besseren Anhalt gewähren die 150 m im 
Liegenden aufsetzenden Weinährer Gänge, die mit fünf dicht 
aneinander liegenden Trümern sich auch in wenig koupiertem 
Gelände verhältnismäßig gut beobachten lassen. Sie bilden bei 
Störungen in der Streichrichtung und in mehr ebenem Terrain 
sehr häufig ein sicheres Hilfsmittel zum Erkennen der Lage 
des Holzappeler Ganges. 

Von diesem Holzappeler Zuge zeigt sich der Hauptgang 
in seinen durch den Grubenbau erschlossenen Teilen bei vor- 
herrschender Ausfüllung mit Gangart mächtiger als bei reicher 
Erzführung; beim Verengern und Erweitern des Spaltenraumes 
bleibt ferner ein ruhiger, gleichmäßiger Aufbau seiner Spalten- 
wände gewahrt. Nie ist der Zusammenhang auch nur auf 
kürzere Strecken unterbrochen, während die übrigen Trümer 
des Zuges, deren Stärke ohnehin wenig bedeutend ist, sich 
mehr oder weniger auskeilen und dann wieder aufsetzen. Es 
ist daher beim Aufsuchen des Ganges durch Begehung im 
großen und ganzen nur das Ausstreichen des Hauptganges ins 
Auge zu fassen. 

Das Ausgehende der durch Bleiglanz, Zinkblende, Kupfer- 
kies und Spateisenstein mit Quarz als Gangart angefüllten Holz- 
appeler Gangspalte zeigt sich dem Beobachter in einem mannig- 
faltig wechselnden Bilde. Ist der Gang ursprünglich bis zu 
Tage edel gewesen, so sind infolge Einsickerns von Tages- 
wässern in die Erdkruste, die Sauerstoff und Kohlensäure mit 
sich führten, aus den sulfidischen Erzen Sulfate entstanden, die 
durch Lösung oder mechanische Wirkung vom Wasser fort- 


— § — 


geführt wurden oder die, falls sie gegen die Atmosphärilien 
widerstandsfähig waren, zu höheren Oxyden umgewandelt wurden. 
So sind allmählich die Blei-, Zink- und Kupfererze aus dem 
Ausgehenden verschwunden und Rot- und Brauneisenerze als 
festes Skelett eines „Eisernen Hutes“ zurückgeblieben, der in 
der Regel eine braunrote Färbung im Ausstreichen angenommen 
hat. Bei Gegenwart von wenig Quarz als Gangart sind die 
Überreste häufig durch Gebirgsdruck noch stark zusammen- 
gepreßt, so daß der Erzgang nach der Erdoberfläche zu eine 
geringere Mächtigkeit zu besitzen scheint als die ursprüngliche 
Spalte unterhalb der Zerstürungszone. Seine Rollstücke, deren 
Hauptbestandteil Quarz ist, haben, sobald sie früher stark von 
Erzen durchsetzt waren, nur noch geringe Größe, zeigen ganz 
charakteristische. poröse, zellige Struktur, braunrote bis schwärz- 
liche, milchweiße Farbe und lassen sich sofort als verwitterte 
Ausfüllung eines Erzganges und als Bestandteile des eisernen 
Hutes bestimmen. Hat dagegen im Ausgehenden des Erzganges 
die Gangart, also Quarz, vorgeherrscht, so ist der Aufbau des 
Ausstriches durch die Einflüsse der Atmosphärilien wenig 
geändert worden. Die Quarzmassen bilden ganze Blöcke, die 
sich bankig abgesondert und die auch einem seitlichen Gebirgs- 
druck von S.O. her einen so starken Widerstand geleistet 
haben, daß wenige Meter vom östlichen Stoße des Ganges sehr 
häufig mächtige Schieferpartien als Schollen aus der Ebene 
der Erdoberfläche herausgepreßt worden sind. 

Wenn ihr weniger zähes Nebengestein infolge seiner ver- 
hältnismäßigen Weichheit, Zerklüftung und Lagerung durch 
Erosion und Denudation weggewaschen worden ist, so daß die 
Quarzmassen herausgeschält worden sind, dann bilden sie im 
gebirgigem Gelände die höchsten Höhen als weithin sichtbare 
Klippen. Ist aber nach Beseitigung des Hangenden und 
Liegenden die Quarzwand auch zu Bruche gegangen, so haben 
sich ihre Trümmer weithin und so dicht verbreitet, daß man 
dadurch leicht zu der Annahme verleitet wird, als hätte man 
es mit einer überaus mächtigen, selbständigen Schicht zu tun, 
die dann auch stellenweise als C'oblenzquarzit und somit als 
ein Formationsglied des Unterdevons angesprochen worden ist. 
So ist z. B. in nördlicher Verlängerung des Werlauer Ganges 
der im Walde von Weyer auftretende Quarz, der das Aus- 


— § — 


gehende der Werlau-Wellmicher Lagerstätte bildet, auf der 
geologischen Spezialkarte des. Blattes Dachsenhausen als 
Coblenzquarzit angesehen. Ein ähnlicher Fall scheint auch bei 
dem Quarzitzuge durch den Oberhorst bei Schweighausen vor- 
zuliegen. Hier ist neben quarzitischem Sandstein ein in 2 m 
Mächtigkeit zu Tage anstehender Quarzgang zu verfolgen, der 
durch den Oberhorst in der Richtung auf die Station Hinter- 
wald der neuen nassauischen Kleinbahn hindurchsetzt. Bei 
dem von Oberhorst sanft abfallenden Gelände sind seine Roll- 
stücke viele hundert Meter verstreut. 

Es ist noch eine letzte Art des Gangaufbaues zu be- 
obachten, nämlich daß die Spalte nicht bis zur Erdoberfläche 
aufgerissen ist, sondern daß kleine Risse, die bis zu Tage 
reichen, apophysenartig erfüllt worden sind, so daß das Gang- 
system das Aussehen von nach der Teufe zu sich scharender 
Trümer erhalten hat. 

Die soeben dargestellten, äußeren Kennzeichen des Gang- 
ausstreichens bilden das Ergebnis einer Beobachtung des all- 
gemeinen Gangverhaltens der östlichen Ganggruppe zwischen 
Lahn und Rhein, stellten sich aber auch teilweise erst im Laufe 
der Begehung heraus. Sie dienten dem Verfasser neben den 
allgemeinen, für die Aufsuchung einer Gangspalte zu beachtenden 
Kennzeichen vornehmlich als Anhaltspunkte zur Festlegung des 
Gangzuges. 


b. Die Untersuchung desGanggebietes biszum Rhein. 


Die Begehung, deren Ergebnisse auf Karte 1 und im 
weiteren Verfolg auf Karte 2 festgelegt worden sind, begann 
an der südwestlichen Markscheide des Grubenfeldes Leopoldine 
Louise, also unmittelbar im Anschluß an den durch Gruben- 
bauten bekannt gewordenen, eigentlichen Holzappeler Zug. Mit 
dem Verlassen dieses Feldes tritt der Gang, nachdem er durch 
eine Störung um 100 m ins Hangende verworfen ist, in ein 
(Gebiet ein, das durch die Lahn und einige Nebengewässer, den 
Gelbach und den Mühlbach, tief erodiert ist. Gerade an dieser 
Stelle fällt der ungefähre Verlauf des Gelbach- und des 
Lahnbettes nacheinander mit der Richtung des Ganges zu- 
sammen und zwar derart, daß beide Flüsse in dieser Streich- 
linie mehrere Windungen hin und zurück verfolgen, so daß in 


— 37 — 


diesen Schleifen und Biegungen der Gangzug mehrfach durch- 
schnitten wird und eine Reihe hoher, schöner Profile bietet, 
von denen Tafel Ia ein solches aus dem Gelbachtale am besten 
darstellt. Aus einer nahezu 100 m hohen Gebirgswand treten 
fünf Gänge heraus, in denen sich unschwer die Trümer des 
Holzappeler Zuges und seines liegenden Begleiters, des Wein- 
ährer Gangzuges, erkennen lassen. In gleicher Größe und 
Deutlichkeit sind sie auch an den Gehängen des Lahntales 
bloßgelegt. Sie sind die Veranlassung, daß in dem an dieser 
Stelle bereits verengerten Flußbette die beiderseitigen Ufer- 
wände durch Vorspringen der Gangpartien noch weiter zu 
sammengerückt sind. Von der Talsohle aufwärts bis auf die 
Höhe der Uferberge sich hinziehend, bildet der Quarz als vor- 
herrschende Ausfüllungsmasse der Hauptspalte in dieser Gegend 
einen durch Abrasion freigelegten, weithin sichtbaren Gebirgsgrat 
des Berges. Beobachtet man von einer höher gelegenen Stelle, 
wie dem Goethepunkte bei Obernhof, dieses Verhalten des Ganges, 
so kaun man an den zahlreichen, weißleuchtenden Klippen einen 
klaren Überblick über die Beschaffenheit des Ganggebietes und 
den Verlauf des sich daraus hervorhebenden Ganges gewinnen. 
Tafell b versucht diese Fernsicht darzustellen. Im Vordergrunde 
heben sich über das Niveau des zerklüfteten, tälerreichen 
Gebirges kleinere Felspartien heraus, in denen der Gang zu 
Tage tritt und die sich in die Ferne hin fortsetzen. Man 
erkennt aber auch, daß mit der zunehmenden Entfernung sich 
der Charakter der Höhen ändert, daß er welliger, abgeflachter 
wird und daß das markante Ausstreichen des Quarzes gänzlich 
verschwindet. Diese Tatsache ist bereits im Mühlbachtale fest- 
zustellen. Der zwischen Lahn und Mühlbach anstehende 
(ebirgskeil und mit ihm der ihn durchsetzende Gang haben 
eine Bewegung und Veränderung ihres ursprünglichen Aufbaues 
noch nach dem Aufreißen und der Ausfüllung der Gangspalte 
erfahren, was aus dem Verwurf des Ganges im Mühlbachtale 
selbst und aus den Profilen an den Gehängen hervorgeht. 
Während noch auf der linken Lahnseite das regelmäßige Profil 
des Holzappeler und Weinährer Ganges ansteht und bis auf 
die Höhe hinaufreicht, verschwinden sie dort bald unter zwei 
durch eine tiefe Delle getrennte Erhebungen aus dem Gelände, 
werden nahe der Chaussee von Nassau nach Singhofen um 


— BB — 


10—15 m ins Liegende verschoben!) und treten auf dem rechts- 
seitigen Gehänge des Mühlbachtales aus. Nach einem sich hier 
bietenden Profile ist der Holzappeler Gang etwa 3 m unter 
Tage in die Horizontale abgelenkt und dann durch eine Ver- 
werfung abgerissen worden. Indessen zerschlägt sich der 
Weinährer in gefalteten und überkippten Gebirgspartien. 
Dieses Verhalten erklärt die plötzliche Änderung in der Er- 
scheinung des Ganges über Tage. Jedoch setzt sich jene nicht 
über die Störung im Mühlbachtale hinweg. Auf seinem linken 
Ufer findet man den Gang, nachdem er das Dreieck zwischen 
Lahn und Mühlbach verlassen hat, wieder in seiner ursprüng- 
lichen Streichungslinie mit demselben Charakter im Ausstreichen, 
wie es unweit der Markscheide von Leopoldine Louise vom 
Goethepunkt aus beobachtet worden war. Unmittelbar am 
steilen und dicht bewachsenen Gehinge des Heidenberges und 
daher nur im Bette des Baches oder auf der Höhe näherer 
Untersuchung zugänglich, zeigt sich der Hauptgang in einer 1'/s m 
breiten Spalte mit dicken, bankigen Quarzblöcken ausgefüllt, 
während die früher zu Tage ragenden Teile abgebrochen und 
in mächtigen Stücken talabwärts gestürzt sind. 150 m westlich 
erscheinen auch die Weinährer Trümer wieder. Dagegen ist 
von dem weißen Gebirgsgange auf beiden Seiten des Tales 
trotz des durch Wegebauten in der Gegend des vermuteten 
Ausstreichens melrfach angeschnittenen Gehänges nichts zu 
bemerken. Ob es sich hier bereits ausgekeilt hat oder infolge 
Verwitterung . unter die Erdoberfläche zurückgetreten ist, sei 
dahingestellt. Jedenfalls aber ist der hangende, weiße Gebirgs- 
gang im Verlaufe der Begehung vom Mühlbachtale ab an Stellen 
nicht wieder aufgefunden worden, wo er bei etwaigem Vor- 
handensein der eingehenden Beobachtung nicht entgangen wäre. 

Der Gangzug, der im Grubenfelde Holzappel nach den 
Aufschlüssen seines Hangenden und Liegenden vollständig in 
ı) Ob diese geringe Querstörung, wie sie sich in dieser Größe im 
Laufe der Begehung öfters wiederholt, durch Bankbildung oder Verwerfung 
verursacht ist, muß dahingestellt werden, da die außerordentliche Gleich- 
mäßigkeit des Materials, aus dem die gangbegleitenden Schichten zusammen- 
gesetzt sind, ferner die zeitweilig hohe Laubdecke und der niedere Wald- 


bestand, eine Feststellung, ob eine Ausbiegung oder ein plötzliches Absetzen 
des Ganges vorhanden war, häufig nicht zuließen. 


— 89 — 


den Unterkoblenzer Schichten stand, ist hier im Mühlbachtale 
aus diesen herausgetreten und befindet sich in einem Schichten- 
gebiete, das aus hellklingenden, dunkelblauen, leicht spaltbaren 
Schiefern zusammengesetzt ist, die man wegen des vollständigen 
Fehlens von Grauwackenbänkchen als Hunsrückschiefer an- 
sprechen muß und die noch 100 m im Hangenden des Ganges 
aufzufinden sind. Diese Schieferschichten hat der Gang in 
seiner Erstreckung von Holzappel zum Mühlbachtale durchsetzt. 
Es zeigt dieses Verhalten somit, daß der Gang ein zu dem 
Nebengestein spitz verlaufendes Streichen besitzt und ist ferner 
ein weiterer Beweis dafür, daß man nicht, wie früher an- 
genommen und in dem Grubengebäude von Holzappel nicht 
leicht festzustellen ist, einen Lagergang, sondern einen echten 
Gang vor sich hat. Die geologische Spezialkarte des Blattes 
Dachsenhausen zeigt an dieser Stelle des Mühlbachtales Unter- 
koblenz, Wenn man aber bei dem hier herrschenden Mangel an 
Versteinerungen und der schwierigen Festlegung der Alters- 
stufe des im Material und tektonisch so gleichmäßig zusammen- 
gesetzten Gebirges die Grenze zwischen Hunsrückschiefer und 
Unterkoblenz in der Regel dahin legt, wo beim Übergang des 
einen Formationsgliedes in das andere die letzten Grauwacken- 
bänkchen verschwinden, so muß die Grenze hier ungefähr 
250 m östlich ins Hangende verschoben und durch die Mitte 
des Heidenberges hindurchgehend gedacht werden, so daß der 
Gang am Heidenberge völlig in hunsrückschieferähnlichen Ge- 
steinen steht. 

Der bisher festgelegte Teil des Ganges trifft nacheinander 
die Fundpunkte der Felder!) Weinähr, Hohelay, Kux, Gutenau, 
Davida,?) die auf Blei-, Kupfer-, Zinkerze verliehen sind und 
deren als Funken im Quarz eingesprengtes Vorkommen erkennen 
läßt, daß der Erzgehalt zugunsten der Gangart bei Ausfüllung 
des Spaltenhohlraumes zurückgetreten ist. Der bergmännische 
Erfolg ist hier ein sehr geringer gewesen, so daß sich die Bauten 
meist nur auf Schürfstollen beschränkt haben. Immerhin ge- 


1) Mitte vorigen Jahrhunderts verliehen. 

*) Der Schürfstollen in „Davida“ fand laut Fundesbesichtigungs- 
protokoll und nach der geologischen Spezialkarte ein unbedeutendes Quertrnm 
von h. 7.4. Das Haupttrum ist nahe dem Fundpunkte über Tage als in 
h.4 streichend zu erkennen. 


— go — 


währen sie in Verbindung mit den hohen und ausgeprägten Tal- 
profilen die Sicherheit, daß man sich in obengenannten Gruben- 
feldern auf der Fortsetzung des Holzappeler Gangzuges befindet, 
um so melır, als über Tage der Zusammenhang im Ausstreichen 
niemals verloren gegangen ist. Gleich an der Feldesgrenze von 
Leopoldine Louise hat zwar eine grüßere Querstörung der 
Schichten auch einen Verwurf des Ganges hervorgerufen, und 
man hatte, voreingenommen durch die Bauer-Wenkenbachsche 
Festlegung des Gangzuges über Wellmich und Werlau hinaus, 
bis in die neuere Zeit den verworfenen Teil bei Schloß Langenau 
an der Stelle gesucht (s. Karte 1), wo sich Unterkoblenz an 
den Hunsrückschiefersattel, ähnlich wie auf Grube Holzappel, 
anlehnt. Jedoch bestätigt die Erschließung des Schichtenprofiles 
im Bernshahner Kopfe bei Weinähr durch Grubenarbeiten und 
das achtmalige Wiederfinden desselben an den Talgehängen der 
Lahn und ihrer Nebenbäche die eben erläuterte Fortsetzung 
des Zuges über den Grat des Hohelay und durch die Gebirgs- 
partien des unteren Mihlbachtales. Diese Tatsache bildet 
ferner den unmittelbaren Beweis dafür, daß man diese Fort- 
setzung nach Bauer nicht in dem Vorkommen im Rauschen- 
bachtale südwestlich von Singhofen suchen kann. 

Vom Mühlbachtale weiter südwestlich streicht der Gang 
an der Erdoberfläche selbst wie durch Pingenzüge und Schürf- 
gräben bemerkbar, in einem nach N.O. geöffneten, sanften 
Bogen bis an das vor dem Dorfe Oberwies sich hinziehende 
Seitental des Mühlbaches und wird hier durch eine ziemlich 
bedeutende Schichtenstörung abgeschnitten, deren Verwurfslinie 
in h. 8.1. durch das Tal hindurchsetzt und mit der bei der 
geologischen Landesaufnahme') südwestlich von Sulzbach er- 
kannten Querstörung in Verbindung steht, die demgemäß bis 
über Oberwies hinaus zu verlängern wäre. 

Die scharf ausgeprägte, topographische Beschaffenheit des 
Ausstreichens hilft an dieser Stelle besonders zur Wiederauf- 
findung des verworfenen Gangteiles. Zwei in ziemlicher Nähe 
voneinander und ungefähr 100 m von der Verwerfung ent- 
springende Quellen fließen nicht in einem gemeinsamen Bette 
ab, sondern die eine gibt ihr Wasser nach dem Mühlbachtale, 


1) Siehe Spezialkarte des Blattes Ems und Dachsenhausen. 


— 91 — 


die andere nach dem Lahntale hin. So hat jedes Gewässer für 
sich eine Erosion erzeugt, deren Verlauf in der Nähe der 
Mündung mit der Verwurfsspalte zusammenfällt. Beide Ein- 
schnitte haben ein Streichen, aber entgegengesetzte Richtung 
und können als ein gemeinsames, großes Tal angesehen werden, 
das in der Nähe von Oberwies durch einen Quersattel getrennt 
ist, der von einem Seitengehänge zum anderen hinüber reicht 
und an dessen Böschung auf jeder Seite der Austritt je einer 
der Quellen zu beobachten ist. Diese Talscheide, die ungefähr 
150 m im Liegenden des Hauptganges aufgefunden ist, hat das 
allgemeine Schichtenstreichen und zeigt bei näherer Unter- 
suchung zwei 150 m auseinanderliegende und an der Ver- 
werfung endende Quarzzüge, die zu Tage gehen. Daß diese 
beiden (singe erzführend sind, beweisen die beiden aus der 
Gangspalte austretenden, eben erwähnten Quellen, die als so- 
genannte Guhren, unmittelbar nach ihrem Austritte beginnend, 
über weite Strecken hin eine über 1 m tiefe Schicht von Eisen- 
rahm und anderen schlammigen Zersetzungsprodukten abgesetzt 
haben. Da ferner aus der Schichtenfolge des Nebengesteins 
hervorgeht, daß tatsächlich ein liegender Verwurf vorhanden 
ist, dessen Größe etwas mächtiger ist, als die Entfernung 
zwischen dem Holzappeler und dem neu aufgefundenen Gangzuge 
beträgt, und da weiterhin kein anderes Quarzvorkommen süd- 
westlich der Verwerfung an den in Betracht kommenden Punkten 
festgestellt werden konnte, so ist ohne Zweifel jener das Tal 
durchsetzende Querrücken die Fortsetzung des Holzappeler 
Zuges. An jenen anschließend kann man das Weiterstreichen 
des in h.4 bei Beobachtung aller sich bietenden Anzeichen und 
Hilfsmittel, wie Terrainverhältnissen, Wegeeinschnitten und 
Schürfpunkten!) aus ältester und neuester Zeit bis nach dem 
Dorfe Schweighausen verfolgen, wo in dem gleichnamigen Tale 
hart an der südwestlichen Ecke des Dorfes abermals eine 
Störung des Ganges erkannt wurde. Hier verwerfen zwei 
räumlich wenig getrennte und spießwinkelig aufeinander zu- 


ı) Nordöstlich von Schweighausen findet sich ein Pingenzug, der 
aus vier in h. 4 sich aneinanderreihenden Erdvertiefungen besteht, die von den 
Bewohnern der Umgegend als Überreste römischer Verteidigungswälle be- 
zeichnet wurden. Der Gang setzte durch diese hindurch; eine eingehende 
Prüfung bewies, daß man hier ältere Bergbauversuche vor sich hatte. 


— 9g — 


laufende Klüfte, deren Längenausdehnung verschieden ist, den 
Gang nacheinander um ca. 150 m ins Hangende. Der Verlauf 
der kleineren Störung ist nicht weiter verfolgt worden, dagegen 
ist die größere, zu jener südwestlich gelegen, mit der von der 
Lahn aus über Becheln und dem Oberhorste in h.7 sich hin- 
ziehenden Störungslinie in Zusammenhang zu bringen. 

Es sei besonders hervorgehoben, daß der hier entstandene 
Verwurf nicht mehr als 150 m beträgt, ein Nachweis dafür, 
daß Wenkenbach eine Verbindung zwischen der Holzappeler 
und Werlauer Lagerstätte durch Annahme von hangenden 
Querverwerfungen nicht konstruieren konnte; denn es wird bei 
Betrachtung der Karte 1 sofort klar, daß eine Identität zwischen 
dem Gange bei Schweighausen und der nordöstlichen Fortsetzung 
des Werlauer Zuges zwischen Ehr und Marienfels nicht vor- 
handen sein kann; eine Verwerfung von 5 km hat ohne 
weiteres wenig Wahrscheinlichkeit für sich, und es ist eine so 
bedeutende Verwurfslänge bei den hier herrschenden Gebirgs- 
verhältnissen aus bereits früher dargelegten Gründen eine Un- 
möglichkeit. Daß mit der Annäherung an den Rhein die Ent- 
fernung zwischen dem Holzappeler und der Richtung des 
Werlauer Ganges immer größer wurde, ist bereits betont 
worden. 

Die Fortsetzung des Ganges von Schweighausen ab bis 
an den Rhein, seine Lage im allgemeinen Gebirgsaufbau ist 
wie bisher durch weitere, maßstäbliche Einzeichnung in die 
Karte 1 gekennzeichnet. 

Der Festlegung des Ganges boten sich gleich hinter der 
Oberhorster Verwerfung viele Schwierigkeiten, weil die Gerölle 
des Oberhorstes das ganze Ganggebiet bedeckten und weil 
ferner sich der Hauptgang zwischen dem Schweighausener und 
Dachsenhausener Tal auf kurze Strecken von der Tiefe aus 
nach der Tagesoberfläche zu zerschlägt. Bei der dichten Be- 
waldung und der hohen Laubdecke mußten einige Abraumarbeiten 
vorgenommen werden, deren Ergebnisse dann in Verbindung 
mit den stellenweise fest anstehend gefundenen Quarzmassen 
hinreichende Anzeichen dafür lieferten, daß der Zusammenhang 
hier nicht verloren gegangen war. Auch der Weinährer Gang 
ist nicht verschwunden, zeigt vielmehr im Ausstreichen eine 
bedeutendere Mächtigkeit als der hangende Hauptgang und ist 


— 93 — 


mit dem bereits erwähnten Vorkommen identisch, das am Ober- 
horst und an der Station Hinterwald vorbeizieht und im Dachsen- 
hausener Tale im verliehenen Felde „Max“ Blei- und Blende- 
erze mit sich führt. Eine Änderung in seiner Entfernung vom 
Holzappeler Zuge ist jetzt mehrfach festgestellt. Während sich 
in der Gegend des Dachsenhausener Tales eine Vermehrung 
seines Abstandes ergibt, findet sich unweit der beiden großen 
Lierscheider Verwerfungen am Rhein eine Annäherung, die im 
Rheintale selbst soweit zugenommen hat, daß hier von einem 
Zwischenmittel zwischen beiden Gängen nicht mehr die Rede 
sein kann. Es reihen sich ihre Trümer hier dicht aneinander 
und vereinigen sich zu einem gemeinsamen Ganggebiete, das 
über den Rhein hinweg in den Hunsrück bis in die Gegend 
von Ehr durchsetzt, um dann wieder in deutlich getrennte 
Mittel auseinanderzulaufen. 

Fünf nachweisbare, größere Störungen durchqueren das 
Ganggebiet zwischen Schweighausen und dem Rhein, von denen 
die beiden bedeutendsten in der Nähe des Rheintales verlaufen 
und dieses von Dörscheid gegenüber Oberwesel weiter abwärts 
über Lierscheid bis nach Oberlahnstein begleiten. Die nördlich 
gelegene der beiden erzeugt am Hohewald den größten, über- 
haupt im Laufe der Begehung beobachteten Verwurf des Ganges 
um 350 m. 

An Erzen zeigten sich in diesem Gangabschnitte zwischen 
Schweighausen und dem Rheine kleine Einsprengungen von 
Bleiglanz in Rollstiicken; in der Gangspalte anstehende Blende, 
Kupferkies und Spateisenstein wurden am rechten Gehänge des 
Rheintales gefunden, an welchem der Gang bei Kloster Born- 
hofen austritt. Taf. I] a zeigt in der Schichtenfolge des Unter- 
koblenz die Lage eines 1 m mächtigen Ganges, der von einer 
Reihe von liegenden Trümern begleitet ist, die als zum Wein- 
ährer Zuge gehörig angesehen werden können!). 

In den Uferbergen, auf deren Scheitel sich die Ruinen 
Sterenberg und Liebenstein erheben, sowie denen der Wihelms- 


') Das Gebiet des Ganges in der Nähe des Rheintales liegt in dem 
eingemuteten Felde Beul. Die Verleihung ist nicht auf die Erze des Haupt- 
ganges, sondern auf ein hangendes, besonders Kupferkies führendes Trum 
erfolgt. In einzelnen Trümern des Zuges wurden am Gehinge Spat- 
eisenstein und Zinkblende gefunden, 


höhe, die einen ins Bornhofener Seitental sich erstreckenden 
Gebirgszug bilden, sind acht verschiedene mächtige Gangtrümer 
gelagert, die, wie die Terrainverhältnisse auf Tafel II a ersichtlich 
machen, in drei hintereinander liegenden, hohen Profilen auf- 
geschlossen sind. Danaclı setzt sich der Holzappeler Gangzug 
zwischen beiden Burgen hindurch; unmittelbar auf seinem Aus- 
striche auf der Höhe des Bergrückens stehen einige Reste der 
Ruine Liebenstein. Große Gesteinsstücke des Ganges, welche 
am Abhange oder auf der Höhe des Berges den Halt verloren 
haben und ins Rollen gekommen sind, lagern in dem engen 
und tiefen Tale des Bornhofener Baches und bilden Barrieren, 
über die das Wasser hinwegsetzt. 

Bei seinem Austritt in das Rheintal erkennt man am 
Gehänge im Mühlbachtale eine Störung des Ganges im Einfallen. 
Es scheint hier durch das Rheintal eine Bank durchschnitten 
zu sein, denn das Profil zeigt eine Flexur des Ganges. Ob 
diese zerrissen ist, wie es den Anschein hat, ist jedoch nicht 
deutlich zu beobachten, da eine dichte Masse zertrümmerter 
und verwitterter Schichten einen Teil des Ganges gerade an 
der Umbiegung bedeckt. 

Durch das Flußtal ist der Gang der Beobachtung auf 
eine Breite von 4—500 m entzogen. Es ist jedoch die Annahme 
berechtigt, daß hier der Zusammenhang nicht verloren gegangen 
ist, daß vielmehr der Gang unter dem Flußbette des Rheines 
hindurchsetzt, ähnlich wie es bereits bei den Gängen von 
Wellmich und Werlau durch Grubenbauten bekannt geworden 
ist. Denn wenn auch das hohe, steile und scharf ausgeprägte 
Profil des rechtsseitigen Gehänges auf der linken Seite nicht 
mehr angetroffen wird, vielmehr gegenüber von Bornhofen, 
nordöstlich von Salzig, sanft ansteigendes Wiesengelände und 
Weinbergsanlagen vorhanden sind, so kann man doch an allen 
Wegeeinschnitten und besonders an den wenigen Weinbergs- 
terrassen, die die Richtung des Ganges auf der linken Rhein- 
seite kreuzen, eine mit Quarz erfüllte Gangspalte und damit 
gleichzeitig feststellen, daß der Gangzug ohne eine merkliche 
Unterbrechung seiner Streichrichtung durch den Rhein grad- 
linig hindurchsetzt. Die Verschiedenheit im Aufbau der beiden 
Ufer ist bei der erheblichen Breite des Rheintales ohne weiteres 
verständlich. Ein bestimmteres Urteil, ob der Gang vielleicht 


— OF — 


an einer Spalte im Rhein abgesunken oder durch eine solche 
seitwärts einige Meter verworfen ist, ließ sich bei der Gleich- 
mäßigkeit der gangbegleitenden Schieferschichten und der Breite 
des Stromes nicht gewinnen. 

Der Gangzug tritt nordwestlich von Salzig, unmittelbar 
den Ruinen von Sternberg und Liebenstein gegenüber, mit 
einer 1,25 m mächtigen bankig abgesonderten Quarzschicht, in 
der Spuren von Bleiglanz gefunden wurden, über die Erdober- 
fläche hervor und ist im Hangenden und Liegenden von 
kleineren Quarztrümern begleitet. Durch Weinberge und Wiesen 
am Ufer hindurch ist er im Streichen von h. 4 über die Höhe 
des nach allen Seiten steil abfallenden Graßkopfes hinweg zu 
verfolgen. 


c. Die Fortsetzung dieser Untersuchungen 
im Hunsrück. 


Bei der weiteren Begehung des vom Gangzuge durch- 
setzten Gebietes beeinflußte das Fehlen eines detailierten Karten- 
bildes, wie das des bisher benutzten Meßtischblattes (1: 25000), 
die Genauigkeit der geologischen Aufnahme recht ungünstig. ') 
Da die Anwendung eines kleineren Maßstabes von 1: 100000 
nur die allgemeine, räumliche Verbreitung einer geologischen 
Formation, sowie die Grundzüge der Tektonik größerer Massen 
in übersichtlicher Weise darzustellen gestattet, nicht aber die 
getreue Wiedergabe der Lagerungsbeziehungen eines (Ganges 
zu seinem Nebengestein, so mußte die graphische Darstellung 
des Gangzuges aus Mangel einer solchen Spezialkarte unter- 
bleiben und ein, wenn auch unvollkommener Ersatz für das 
Meßtischblatt, das als Unterlage für das bisher durchgeführte, 
geologische Kartenbild gedient hatte, in der allgemeinen Über- 
sichtskarte (Generalstabskarte 1: 100000, s. Karte 2) gesucht 
werden. Die weitere geologische Durchforschung des Gang- 
gebietes konnte sich daher nicht mehr mit den Einzelheiten in 
der Lage der Gänge zum Nebengestein, seinem plötzlichen 
Abweichen aus seiner Streichrichtung durch Verwurf oder 
andere Störungen und ähnlichen genaueren Feststellungen be- 
schäftigen, sondern mußte sich auf das Bestreben beschränken, 


) Die Begehung fand im Jahre 1903 statt. 


—~ 6 — 


den Zusammenhang und die Richtung des Gangzuges nicht zu 
verlieren und Einblick darüber zu gewinnen, ob und in welcher 
Weise die, wenn auch noch fragliche Fortsetzung des Ganges 
sich an das seit Jahrhunderten bekannte Erzvorkommen an der 
oberen Mosel angliedert. 

Der Gebirgskomplex auf der linksrheinischen Seite, der 
im Streichen des Gangzuges gelagert ist und in dem sich die 
Fortsetzung der rechtsrheinischen Gangspalte aufbaut, be- 
schränkt sich auf das Dreieck im Hochplateau des nordöstlichen 
Hunsrücks, das im N.O. von der Rheinfurche, im N.W. von 
den Bergzügen des Soonwaldes, Idar- und Hochwaldes begrenzt 
wird. Der geologische Aufbau dieses Gebietes gleicht den in 
nordwestlicher Fortsetzung auf dem rechtsrheinischen Ufer an- 
stehenden Gebirgspartien, in denen die Holzappeler Gang- 
spalten aufsetzen, vollkommen. An seiner Zusammensetzung 
beteiligen sich in breiter Zone vorwiegend die unteren Coblenz- 
schichten, in die Quarzitzüge eingelagert sind und als deren 
ungefähre Grenze gegen die Hunsrückschiefer die Verbindungs- 
linie zwischen St. Goar und Bernkastel angenommen werden 
kann. Die hier anstehenden unteren Coblenzschichten sind, wie 
die der nördlichen Ausläufer des Taunus zwischen Lahn und Rhein, 
mit Hunsrückschiefer und ähnlichen Gesteinen durchsetzt, die 
gute Dachschieferlager in beträchtlicher Ausdehnung aufweisen 
und im Schichtenstreichen von WSW. nach ONO. gelagert sind. 

Auch hier im Hunsrück ist eine starke Faltung des Gebirges, 
ein Zusammenpressen und Überkippen von Sätteln und Mulden 
mit großer Regelmäßigkeit zu beobachten. Sämtliche Schichten 
streichen mit verschwindenden Ausnahmen in h.4, wie die zahl- 
reichen Aufschlüsse in den Quertälern erkennen lassen. In dem 
Grade der Neigung gegen den Horizont herrscht jedoch große 
Verschiedenheit. Mit der Entfernung vom Rhein landeinwärts 
in der Streichrichtung des Ganges wird die Lagerung kom- 
plizierter und weist in der Nähe der Mosel überaus intensive, 
tektonische Störungen auf, z. B. in der Umgebung von Zell, 
wo überkippte Schichten mit SO. Einfallen mit überkippten, 
nach SW. einfallenden Schichten eine große Mulde bilden, und 
im Hirtzelbachtale mit seiner nach SO. erfolgten Überkippung 
und Aufsattlung der Schichten. Die Aufschlüsse der nach O. 
und NO. von Zell aus auf die Hochfläche führenden Wege 


— 97 — 


geben reichlich Gelegenheit, die intensiven Stérungserscheinungen 
der südlichen Ecke des Ganggebietes wie Faltungen, Sättel, 
Mulden, Verschiebungen und andere Wirkungen der starken 
Pressung in dichter Aufeinanderfolge zu beobachten. 

Von jüngeren Ablagerungen auf den Devonschichten, 
welche die schon aus der Tertiärzeit herrührende Hochfläche 
des Hunsrücks aufbauen, kommen im Ganggebiete nur tertiäre 
und diluviale in Frage. Die tertiären Bildungen, die besonders 
zwischen dem Soonwald und der Mosel eine große Verbreitung 
zeigen, bestehen aus gelbem bis gelbweißem Sande, grauweißen 
Tonen und Quarzgeréllen, Sandsteinen und Konglomeraten. 
Auf der Hochfläche des Hunsrücks kommen ausgedehnte Lehm- 
decken vor, die aus Letten und grauen bis grauweißen Tonen 
bestehen und ein Verwitterungsprodukt von unteren Coblenz- 
schichten und Hunsrückschiefern sind. Man nimmt oft wahr, 
wie die Schiefer sich nach dem Plateau hin bräunen und gelb 
werden, wie sich die Struktur der Schiefer mehr und mehr 
verliert und das Gestein in Ton und Lehm übergeht. Diese 
ausgedehnten Vorkommen bedecken z. B. tertiäre Bildungen 
und werden dem ältesten Diluvium zugerechnet. Auf der 
plateauförmigen Höhe findet sich ferner dem diluvialen Sand 
und Lehm vulkanischer Sand beigemengt. 

Die Physiognomie des Ganges, die zwischen Lahn und 
Rhein immer deutlich hervorgetreten war, bietet im Hunsrück, 
soweit es von Tage aus festzustellen war, das gleiche Bild wie 
auf der rechten Seite des Rheines. Klippenartiges Hervorragen 
mächtiger Gangquarzmassen wechseln mit Aufschlüssen schwacher 
Quarztrümer und welligen, durch das Ausstreichen des Gang- 
zuges veranlaßten Konturen im Gelände stetig ab. Neue Er- 
scheinungen im Aufbau des Ganges wurden nicht beobachtet. 

Die Begehung des linksrheinischen Gebietes schloß sich 
an das nordöstlich von Salzig im Rheintale festgestellte Vor- 
kommen an. An den steilgelagerten, scharfgekämmten Berg- 
rücken der südlichen Fortsetzung des Bopparder Waldes konnte 
mit nicht allzugroßen Schwierigkeiten die Fortsetzung der 
Quarzspalten über den Abhang des Graßkopfes hinweg nördlich 
der Fleckertshöhe durch das Holzbachtal hindurch bis in das 
bei Ehr auf Kupfer verliehene Feld erkannt werden (Karte 2). 
Die bei Ehr im „Neuen Bachtale“ in der Mitte vorigen Jahr- 


4 


— 98 — 


hunderts erschürften und in h.4 anstehenden Erzgänge sind 
Teile des gesuchten Gangzuges. Um Ebr herum und in süd- 
westlicher Richtung fortschreitend geht das in der Nähe des 
Rheines noch stark gebirgige Terrain allmählich in ein hoch- 
gelegenes, sanftes Gebirgsland über, das jedoch in den Tal- 
einschnitten der zahlreichen, nach der Mosel abfließenden 
Gebirgsbäche meist einen bis zur Rauheit ausgeprägten Charakter 
annimmt. Die zahlreichen Wasserflüsse, die im Hochplateau 
ansetzen und anfangs parallel zum allgemeinen Schichten- 
streichen verlaufen, durchbrechen diesen bald quer zur Streich- 
richtung und nehmen einen ziemlich geraden Verlauf, als die 
Folge eines großen Gefälles und einer starken Vertikalerosion. 
Sie bieten an ihren Gehängen, die durchweg steil und reich 
an Klippen und Felsen sind, die besten Aufschlüsse zum klaren 
Erkennen der Gangfortsetzung, was auf dem Hochplateau durch 
die ausgedehnten Decken von Lehm und anderen Verwitterungs- 
produkten sehr erschwert wird. Auf dieser Hochebene ist das 
Ausstreichen eines stärkeren Quarzganges immer durch flach- 
wellige Rücken markiert; dagegen bleibt der Austritt schwacher 
Trümer fast regelmäßig wirkungslos auf die Oberflächengestaltung. 
Daher geschah es in dem Gebiete zwischen Ehr und Corweiler 
mehrere Male, daß die Fortsetzung des Spaltensystems sich auf 
kurze Strecken unter den horizontalgelagerten Schotter- und 
Lehmdecken der Beobachtung entzog. Das Wiedererscheinen 
der Trümer genau im Streichen des Zuges ließ jedoch Zweifel 
an der Zusammengehörigkeit dieser Trümer mit jenem nicht 
aufkommen. Es gelang, den Verlauf des Gangzuges, der im 
Grubenfelde „Kronprinz bei Ebr zuletzt festgestellt war, 
südlich von Halsenbach durch den Liesenfelder Bach hindurch 
über die Hochebene bei Liesenfeld zu verfolgen und seine 
genetische Zusammengehörigkeit mit dem Erzvorkommen in 
dem auf Blei, Kupfer, Silber und Zink verliehenen Felde 
„Petrus“ bei Sevenich zu erkennen. Die Versuchsbauten, die 
hier in den fünfziger Jahren vorigen Jahrhunderts ausgeführt 
wurden, ergaben neben einer Reihe schwacher Trümer das 
Vorhandensein von zwei großen, in h.4 streichenden Quarz- 
gangen mit geringem!) Blei- und Kupfergehalte. 


1) Die bergmännische Ausbeute ist eine sehr geringe geblieben und 
der Grubenbetrieb sehr bald aufgegeben worden. 


— 99 — 


In südwestlicher Richtung streicht der Gang durch das 
Beybaclıtal und zwei seiner linksseitigen Nebentäler südlich 
von Heyweiler und Mannebach vorbei in das Grubenfeld 
„Friedrichsglück* bei Corweiler. Die in diesem Grubenfelde 
anstehenden zwei Gänge wurden als die nordöstlichen Ausläufer 
einer schon in früherer Zeit bekannt gewordenen Gruppe von 
Gängen betrachtet, die in einer Streichlinie liegen, das gleiche 
mineralogische und geologische Verhalten zeigen und unzweifel- 
haft einem gemeinsamen (sangzuge angehören. Die Gruppe 
schließt sich unmittelbar im Streichen an die aufgefundene 
Fortsetzung der rechtsrheinischen Lagerstätte an und zieht sich 
an den Ortschaften Mörz, Buch, Masterhausen, Reidenhausen, 
Blankenrath und Tellig vorbei bis in die Gegend südlich von 
Zell an der Mosel. 

Über die Beschaffenheit der Gangverhältnisse des Zuges 
zwischen Corweiler und Zell gibt folgende Zusammenstellung 
der erschürften Gänge, die mit den Grenzen der verlielienen 
(rubenfelder auf Karte 2 aufgetragen sind, näheren Aufschluß: 

















EEE | | Zahl 
| al Mäch-; yine-. SO. '  Fund- |der be- 
Name i tig: | ra- | Ein- ‚Streichen | punkt fahr- 
tender keit lien : fallen ; bei 
| Gänge | Ä an | | 
Zn m i. —._ __ = li. te 
| Pb. Cu. 
Friedrichsglück 2 1,10 Ag.Zn.40—50 h.4 Corweiler 2 
Möürz . . ..ı 2 0,50 Pb.Zn. 40 h. 4 Mörz 4 
| 0,35 'Pb.Cu. 
Diana... . 2 1.10 Ag.Zn. +40 b.4 . Buch 5 
| 110 dt 
Apollo ...:02 1.30 40 h.3-4 Master- 2 
hausen 
Pb. Cu. 
Scheidengliick . 2 1,30 Zn. 50 h.4 do. 3 
Pb. Ag. 
Gutgliick 2 1,00 Cu. Zn. 60—70 h.3—4 ~~ Reiden- 2 
| hausen 
Heinrichsfeld . 2 0,80 at 60 h. 4 Blanken- 9 
| rath 
Theodor . . . 2 040 dt 60 h. 4 Tellig 3 
Zell 22.2.2008 1,50 Ag.Cu: 60 h.3—41, Zell 6 


— 100 — 


Infolge dieser zahlreichen Grubenaufschlüsse, ferner einer 
großen Reihe von Schürfversuchen mittels Stollen und Pingen- 
zügen, sowie vor allem dank dem Umstande, daß das Hoch- 
plateau einen mehr gebirgigen Charakter annahm, konnte der 
Zusammenhang der einzelnen Gänge in dem Gebiete zwischen 
Corweiler und Zell mit Sicherheit verfolgt werden. Bemerkens- 
werte Querstörungen, die das Streichen des Ganges besonders 
beeinflußten, fanden sich im Deimbach-- Flaumbach- und 
Linnischbachtale. 

Die Begehung endete bei Zell an der Mosel. 


IV. Zusammenstellung der wichtigsten, durch die Begehung 
erzielten Ergebnisse. 


Die Untersuchung des Ganggebietes hat zu einer Reihe 
bemerkenswerter Ergebnisse geführt, die im folgenden kurz 
zusammengefaßt werden sollen: 

1. Die Ausführungen Bauers und Wenkenbachs, daß die 
südwestliche Fortsetzung des eigentlichen Holzappeler 
Zuges bei Wellmich, Werlau und Peterswalde zu suchen 
sei, müssen als unrichtig aufgegeben werden. Der Gangzug 
streicht vielmehr an den Ortschaften Oberwies, Schweig- 
hausen und Dachsenhausen vorbei bei Bornhofen durch 
das Rheintal und nimmt seinen weiteren Verlauf über 
Ehr, Liesenfeld, Sevenich in die Gegend von Corweiler, 
wo er sich an eine bis Zell erstreckende Gruppe von 
Gängen unmittelbar anschließt. Der Holzappel-Zeller 
Gangzug hat ein Generalstreichen von h. 4.2 und in seinem 
nordöstlichen, wie südwestlichen Teile ein Einfallen von 
60°, das sich nach der Mitte zu bis auf 40° verflacht. 
Die Streichrichtung bildet eine gerade Linie, die sich erst 
kurz vor ihrem südwestlichen Ende sanft nach NO. wölbt. 
Sie ist im Rheintale von der Streichlinie des Wellmich- 
Werlauer Zuges 5 km. und bei Zell 18 km. von dieser 
entfernt. 

2. Nach der bisherigen Annahme!) sollten die genannten 
Erzvorkommen bei Ehr, Liesenfeld und die übrigen 
zwischen Corweiler und Zell auftretenden Gänge in einer 


') Beschreibung des Bergreviers Coblenz II, Seite 34. 


— 101 — 


Schichtenzone liegen, die von Castellaun über Sevenich 
auf die am Bopparder Hamm aufsetzenden Erzgänge zu- 
streicht und als deren Fortsetzung auf der rechten Rhein- 
seite die Gänge von Braubach und Ems betrachtet wurden. 
Diese Annahme muß bei dem dargestellten Verlauf des 
Holzappel-Zeller Gangzuges als unrichtig aufgegeben werden. 


3. Das Rheinische Schiefergebirge wird im spitzen Winkel 


zum Streichen seiner Schichten und in nahezu gerader 
Linie von Holzappel a. d. Lahn bis Zell a. d. Mosel von einem 
66 km langem Spaltennetz von 40—50 m Breite durch- 
brochen. In der Regel beobachtete man eine größere 
Spalte in Begleitung kleinerer Trümer. Für die Annahme, 
daß die Fortsetzung des eigentlichen Holzappeler Haupt- 
ganges mit dieser Hauptspalte in der ganzen Ausdehnung 
des (sangzuges identisch sein könnte, konnten jedoch 
sichere Beläge nicht erbracht werden. Die Hohlräume 
der Spalten sind mit Quarz und Erzen ausgefüllt. Die 
Zusammensetzung dieser Gangmasse wechselt in einer 
gewissen Gesetzmäßigkeit. Während man im nordöstlichen 
Teile des Gangsystems eine Anhäufung von Erzen — unter 
diesen besonders von Bleiglanz — sowie eine geringe 
Beteiligung von Quarzmassen feststellen kann, findet man 
mit dem Fortschreiten nach SW. ein Zurückgehen von 
Bleiglanz und Zinkblende und eine Zunahme von Kupfer- 
kies unter gleichzeitiger, starker Entwicklung von Quarz- 
massen, die stellenweise sämtliche Erze verdrängen. Mit 
der Annäherung an die Mosel überwiegt dann wieder der 
Gehalt an Zinkblende. 

. Es wurde die Beobachtung gemacht, daß ein großer Teil 
der Querstörungen des Gangspaltensystems mit den Neben- 
tälern der Lahn und der Mosel zusammenfällt, so im 
Lahntale bei Obernhof, im Mühlbach- und Dachsenhäuser- 
tale, in einem Bache bei Schweighausen, ferner im 
Deimbach-, Flaumbach-, Linnischtale und anderen. Diese 
Gangstörungen bilden somit einen Beweis dafür, daß 
sämtliche Nebentäler der Lahn und, wie beobachtet werden 
konnte, ein großer Teil der Bachtäler im Hochplateau 
des Hunsrücks an den Stellen, wo sie vom Gange durch- 
setzt werden, deutliche Spaltentäler sind. Dagegen waren 


— 102 — 


im Rheintal keine Anzeichen fiir Verwerfung des Gang- 
zuges vorhanden. Er ließ sich auf beiden Ufern ohne 
Verschiebung landeinwärts verfolgen. 
. Dem Alter nach, sowie nach dem räumlichen Aufbau der 
Spalten sind zwei Arten von weißen Gebirgsgängen zu unter- 
scheiden. Die einen, die als ,Gangbegleiter® nahezu 
parallel den Erzgängen verlaufen, vereinigen sich stellen- 
weise mit der Erzgangspalte, wie auf Grube „Gute 
Hoffnung bei Werlau‘. Auf Grube Holzappel nähert sich 
der hangende, weiße Gebirgsgang stetig dem Hauptgange, 
so daß auch hier mit Sicherheit ein Zusammenlaufen der 
Spalten angenommen werden kann. Die zweite Art der 
weißen Gebirgsgänge bilden die Quergänge, die den Erz- 
gang und auf Grube Holzappel auch den hangenden, - 
weißen Gebirgsgang durchsetzen. Daß Gangbegleiter, 
Erzgänge und Quergänge ein verschiedenes Alter besitzen 
müssen, beweist die Struktur des Gangmittels und das 
erwähnte Profil aus der 11. Tiefbausohle der Grube Holz- 
appel (Tafel IIb). Der Quergang hat als liegender, weißer 
Gebirgsgang den Hauptgang und den hangenden, weißen 
Gebirgsgang durchschnitten und: den Zusammenhang in 
der Ausfüllungsmasse der Spalten zerrissen. Er liegt, 
nur durch einen schmalen Lettenbesteg getrennt, auf dem 
hangenden Saalband des hangenden, weißen Gebirges und 
hat diesen, wie das Profil zeigt, keilartig zusammen- 
gepreßt. Ein ähnliches Verhalten zeigt auch der Quer- 
gang auf Grube „Gute Hoffnung“ bei Werlau, nur mit 
dem Unterschiede, daß das Durchsetzen eines Gang- 
begleiters bisher noch nicht aufgeschlossen worden ist. 
Bei Begehung des Geländes und der Untersuchung der 
Grubenbauten zwecks Festlegung der südwestlichen Fort- 
setzung des Holzappeler Gangzuges war schon in der 
Nähe des Mühlbachtales der hangende, weiße Gebirgsgang 
im Ganggebiete nicht mehr festgestellt worden; man darf 
vermuten, da er in der Grube Holzappel eine stetig zu- 
nehmende Entfernung vom Hauptgange gezeigt hatte, 
daß er bereits aus dem Bereiche des Holzappeler Zuges 
nach O. hin ausgetreten ist. Beobachtet man weiterhin, 
daß die bisher in der Nähe des Rheines bekannt ge- 


— 103 — 


wordenen, weißen Gebirgsgänge in einem zwischen Nieder- 
Kestert und Oberwesel nach NW. und SW. sich aus- 
dehnendem Gebiete liegen, so wird die Annahme einer 
weißen Gebirgsgangzone nicht unberechtigt sein, deren 
Generalstreichen durch eine Verbindungslinie zwischen 
Holzappel und Wellmich dargestellt wird. Das Spalten- 
system dieser Zone ist dann als ein von dem der öst- 
lichen Ganggruppe unabhängiges anzusehen. 

. Die bei der geologischen Landesaufnahme erkannten 
Störungslinien südwestlich von Sulzbach und am Oberhorste 
sind weiter nach Südwesten zu verlängern. 








ae ae 
ait} N 


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Er - 7 nm .[— -. a 


RS NOI (Coy INDIEN 3 Oo ELLE 
BS SNE RAG SSA BSN 31T 1 





= 


karte 1. 








nd Mebg hetide Satin [earns 


Gangprofil aus dem Gelbachtale bei Weinähr. 


Ausstreichen des Ganges, vom Goethepunkt aus gesehe: 








ıoisesg eus tAnuqonts0D mov .2sgnsD esb nedoleveess i 


Ber. d.Senckenb. Naturf: Ges. 1906. Tal. 


vor" 
re 
a Pe Sk PE a 





Verl tus drum. 





Austritt des Gangzuges in das Rheintal. 





Ber. d. Senckenb Naturt: Ges. 1906. 


Streckenprofil in der 11. Tiefbausohle der 
Grube Holzappel 


Tata. 


2) 


— 10 — 


Uber einige 
eigentiimlich gefirbte und gezeichnete, 
besonders melanische Grasfrösche. 


Von 
Prof. Dr. C. B. Klunzinger in Stuttgart. 


(Mit drei Abbildungen in Farbendruck (Taf. III und Taf. IV, Fig. 1 und 2) 
und 16 Abbildungen im Text). 


Im Jahr 1903 veröffentlichte ich in den Jahresheften des 
Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg S. 267 
—297 eine Abhandlung über „Melanismus bei Tieren im all- 
gemeinen und bei unseren einheimischen insbesondere“. Die 
Veranlassung dazu gab der Fund eines Frosches bei Kloster- 
Reichenbach im Murgtal bei Freudenstadt, der ganz eigentümlich 
gezeichnet und gefärbt war, und den ich als besondere Varietät 
mit dem Namen reichenbachensis bezeichnete.!) Da auch noch gar 
manche andere Tierarten dieser Gegend eine auffallend dunkle 
oder schwarze Färbung zeigen, vor allem Arion empiricorum (fast 
stets tiefschwarz, selten dunkelbraun mit rötlich gestricheltem 
Seitenrand, nie rot), Limax cinereo-niger Wolf (= maximus L.), 
Helix (Arionta) arbustorum L. (Tier tiefschwarz, Schale ebenfalls 
dunkler als sonst), da ferner auch die Kreuzotter meistens als 
sogenannte tiefschwarze Vipera (Pelias) prester auftritt und, wie 
ich neuerdings zu sehen Gelegenheit hatte, die Forelle sehr oft 
im Forbach (Zufiuß der Murg bei Freudenstadt) und in dessen 


1) Am 20. Juli 1904 bemerkte ich einen ebenfalls auffallend schwarzen 
Frosch in Maloja im Engadin im Gestrüpp bei den Gletschermühlen am Hügel 
beim Schloß Belvedere, er entkam mir aber. 


— 106 — 


Nebenbächen, wie auch in den dortigen Fischteichen des Fisch- 
züchters Ferd. Graf in Christophstal dunkel, ja schwarz ist, wie 
auch der dort künstlich gezüchtete Bachsaibling, so verband ich 
diese Tatsachen zu der allgemeinen Erscheinung des Melanismus 
im dortigen Schwarzwald, wenn er sich auch nur auf gewisse 
Tiere erstreckt. Andere sind dort gewöhnlich gefärbt, z.B. Lamaz 
arborum erschien braun, fast fuchsrot, so daß ich diese Schnecke 
beim ersten Anblick für einen ausnahmsweise roten jungen 
Arion empiricorum hielt. Auch der Laubfrosch ist so schön 
grün als anderswo. 

Über die Ursachen dieses Melanismus habe ich mich 
in der obigen Arbeit 1903 eingehend verbreitet; neuerdings, 
nach meinen Beobachtungen bei meinem letzten Aufenthalt in 
jener Gegend, 7.—23. August 1906, bin ich geneigt, dem dortigen 
moorigen, an Humussäuren reichen und dadurch mehr oder 
weniger gefärbten, wenn auch scheinbar so klaren Wasser der 
Bäche und Quellen, das vielfach den Grund dunkel oder braun 
erscheinen läßt durch Niederschläge humussaurer Salze,?) einen 
vorwiegenden Einfluß auf die dunkle Färbung jener Tiere zu- 
zuschreiben, sei es durch direkte Aufnahme und Verarbeitung, sei 
es indirekt durch Nachahmung des Untergrunds. Ähnlich mag es 
sich auch beim schwarzen Alpensalamander verhalten und anderen 
Tieren der Gebirge, die meist moorreich sind, sowie bei dem 
in meiner obigen Arbeit nicht erwähnten Auer- und Birkhahn, als 
mehr seßhaften Vögeln und bei Schmetterlingen aus man- 
chen Gegenden der Alpen, z. B. beim Albulapaß in Graubünden, 
wo melanische Formen äußerst häufig sind, wie ich in der 
Sammlung des Ingenieurs Roth in Cannstatt fand. Auch die 
Eichhörnchen bei Freudenstadt sind vorwiegend dunkel oder 
schwarz. Leydig betont mehr den Einfluß der Feuchtigkeit 
überhaupt (siehe meine Arbeit 1903, S. 290). 

Mein besonderes Augenmerk richtete ich aber auf dieFrösche. 
Zunächst suchte ich die oben erwähnte Abart, var. oder aberratio°) 
reichenbachensis, mit dem tiefschwarzen Rücken wieder zu er- 


2) Durch solche wird auch der für den Wald so schädliche, erst neuer- 
dings bei Aufnahme der geologischen Karte als in dieser Gegend außerordent- 
lich verbreitet sich erweisende sogenannte „Ortstein“ verursacht. 

3) Bei der Seltenheit des Vorkommens ist der Ausdruck „aberratio* 
vorzuziehen. 


— 107 — 


langen; es gelang mir nicht. Doch ist einige Hoffnung dazu 
vorhanden, da mir der oben erwähnte Fischzüchter Graf in 
Christophstal versprach, im nächsten Frühjahr solche zu schicken, 
wenn in seinem Weiher die laichenden Frösche (Grasfrösche) 
sich sammeln; diese werden vertilgt, da sie den Fischen schädlich 
sind, indem sie sich (die Männchen), wenn sie keine Weibchen 
finden, auf die Fische setzen und diese mit ihren Umarmungen 
erwürgen. 

Bald erhielt ich aber von Herrn Schullehrer L. Scheible 
in Friedrichstal bei Freudenstadt am Forbach, schon im Som- 
mer 1903, mehrere Sendungen von lebenden Grasfröschen, 
einige auch aus Schussenried in Oberschwaben vom dortigen 
großen Torfmoor, woher ich auch schon 1894 einige erhalten 
hatte, sowie aus Isny im Allgäu. Da auch die Frösche aus 
Friedrichstal zum Teil auffallende Zeichnung und Färbung 
zeigten, ließ ich einige derselben unter Beihilfe meines Kollegen 
V. Häcker an der Technischen Hochschule in Stuttgart durch 
die Malerin Marian H. Mühlberger nach lebenden Exemplaren 
in Wasserfarben malen (s. Taf. IV Fig. 1 und 2), die oben er- 
wähnte aberr. reichenbachensis aber (Taf. III) nach dem in For- 
malin seit 1902 konservierten Exemplar, doch unter Berück- 
sichtigung der noch am lebenden Tier gemachten Notizen. 

Bei meinem neulichen Aufenthalt in Freudenstadt erhielt 
ich bei einem abendlichen Gang am 10. August 1906 in der 
nächsten Umgebung von Friedrichstal durch die Findigkeit der 
dortigen Schuljugend beiderlei Geschlechts und unter der Führung 
ihres Lehrers Scheible noch weitere 7—8 Exemplare nebst einer 
Anzahl junger, aber verwandelter Tiere, so daß ich nun ein 
genügendes Vergleichungsmaterial hatte. Ich machte zunächst 
meine Notizen über die Färbung im Leben, über Größe und Ge- 
schlecht, setzte die Tiere dann in Formalin, wo sie sich aller- 
dings sehr veränderten, besonders ins Rote vom Braunen, und 
später in Weingeist. 

Von den bekannten fünf als „gute Arten“ unterschiedenen 
deutschen Arten der Gattung Rana habe ich von a) der escu- 
lenta-Gruppe oder den grünen Arten mit 1. R. esculenta L., 
2. R. ribibunda Pflüg. = fortis Boulanger zunächst noch keine 
in jener Gegend gefunden. b) Von der Zemporaria-Gruppe oder 
den braunen Arten haben sich alle dort gefundenen Exemp- 


— 108 — 


lare als R. temporaria L. i. e. 8. = R. fusca Rösel = platyrhina 
Steenstr. = R. muta Laur. (Dürigen) oder Grasfrosch er- 
wiesen. Die vierte Art R. agilis Thom. = gracilis Böttg. oder 
der Springfrosch ist in Württemberg noch nicht gefunden 
worden, wenn er auch sonst aus einigen Orten Süddeutschlands 
(Straßburg, Würzburg, Traunstein) angezeigt wurde. 

Die 5. Art: R. arvalis Nils. = oxyrhina Steenstr. oder der 
Moor- (oder Feld-) frosch käme für unsere Gegend besonders 
in Betracht, da er an Mooren seinen Lieblingsaufenthalt hat und, 
wenn auch in Ost- und Nord-Europa vorherrschend, doch auch 
vom Rhein, vom ElsaB und von der Nordschweiz gemeldet wird. 
Aber trotz eifrigen Nachforschens in unseren württembergischen 
Moorgegenden und Untersuchung der zahlreich in solchen ge- 
fundenen Exemplare hat sich noch keines als echter Moorfrosch 
mit seinen Hauptkennzeichen: schaufelförmigem Mittelfußhöcker, 
kurzer spitzer Schnauze, dünner #/s Schwimmhaut, einfacher 
Daumenschwiele beim d, ungeflecktem Bauch, heller Längslinie 
auf der Mitte des Rückens und geringer Größe: b—6,öcm 
Länge, erwiesen, wenn auch die unten folgende var. acuterosiris 
manche Ähnlichkeit hat. 

Vom braunen Grasfrosch unterscheidet V. Fatio in seiner 
Faune des Vertebrés de la Suisse, III, 18724), nach der Form 
eine var. acutirostris und eine obtustrostris, letztere die häu- 
figste und typische Form, bei welcher er wieder drei Serien 
nach der Färbung unterscheidet, insbesondere nach der des 
Bauches und der Kehle der Weibchen, während die Männchen 
hier hell und wenig gefärbt erscheinen: 

a) flaviventris Millet 1828, Unterseite schön gelb, fast 
ohne Flecken; gelb überhaupt vorwiegend; mehr im Sommer 
und Herbst. 

b) rubriventris: Unterseite mehr oder weniger rot (kar- 
minrot), rot überhaupt vorwiegend, auch an der Oberseite, be- 
sonders sich zeigend bei erwachsenen Fröschen am Ende des 
Winters und im Frühjahr, also mehr eine Hochzeitsfärbung — 
a und b vielfach ineinander übergehend. 


*) Ich entnehme folgendes, in Ermangelung des Hauptwerkes, einem 
Sonderabdruck eines Aufsatzes von Fatio 1870, S. 40—43: Notice historique 
et descriptive sur trois espéces de grenouilles rousses, observées en Europe, 
mémoire de la Soc. phys. et d'hist. nat. de Genéve, Janv. 1870, S. 33—49. 


— 109 — 


c) viridis: mit vorherrschend grünem Ton; oben düster 
grün marmoriert, mit schwarzen Flecken oben, hellgrün mit 
grüngrauer Marmorierung unten. Nach Fatio selten, nur im 
Frühjahr und nur in der Ebene, und ohne Übergänge nach 
a und b. 

C. Koch 1872 („Über die Froschlurche des Untermain- 
und Lahngebiets“) unterscheidet bei obtustrostris noch eine 
var. maxima, montana, verrucosa, striata (letztere mit hellerem 
Streifen längs des Rückens, wie beim Moorfrosch). 


Einzelbeschreibung. °) 


A. var. obtusirostris Fatio: Schnauze stumpf. 

1) Von meinen Exemplaren von Friedrichstal gehören die 
meisten zu var. obiustrostris und zur Reihe: rubriventris. Als Typus 
derselben kann Fig. 1 auf Taf. 1V (in ®/snatürlicher Größe) gelten: ®) 
Grundfarbe gelb oder rotbraun, mit feiner braunroter Marmorierung, 
Fleckung und Sprenkelung auf dem Rücken und an den Seiten, 
Bauch bei 2 mehr gelb mit mattbrauner bis zinnoberoter Mar- 
morierung, an der Kehle mit vorwiegend roter Marmorierung. 
Rücken und Seiten mit zahlreichen tiefschwarzen runden 
oder länglichen Flecken, bei anderen fast ohne solche Flecken 
oder solchen in Längsreihen oder mit ganz unregelmäßigen. Die 
Drüsenwülste längs des Rückens mehr oder weniger deutlich 
hervortretend, Haut an den Seiten glatt oder mit kleinen gelb- 
lichen Wärzchen (meist geperlt, besonders bei 2 in der Laichzeit, 
nach Leydig durch Wucherung der Oberhautzellen, nicht durch 
Drüsen gebildet. Oft ein ANförmiger Flecken im Nacken. 
Schläfenfleck meist sehr deutlich, dreieckig, hinten zu- 
gespitzt, dunkelbraun bis schwarz oder rotbraun, ebenso Zügel- 
und Oberkieferstreifen. Vorderfüße oben und hinten braun- 
rot marmoriert, wie der Rücken, und mit mehr oder weniger 
zahlreichen dunklen Flecken oder schrägen Bändern, vorn und 
unten blässer, fast farblos. Meist ein deutlicher dunkelbrauner 
oder schwarzer Achselstreifen. Hintere Extremitäten in der 


5) Die Frösche befinden sich in der Sammlung des Vereins f. vater- 
länd. Naturkunde in Stuttgart. 

6) Das gemalte Exemplar, offenbar ein Männchen, fand sich nicht mehr 
vor, wohl aber viele andere von wesentlich derselben Färbung, d und 9. 
Vergl. auch Risel, hist. ranarum Tafel I, Fig. 1 und 2 9. 


— 110 — 


Grundfarbe oben und hinten dem Rücken ähnlich, mit brauner 
oder braunroter Marmorierung, und mit queren und schrägen 
braunen, schwarzen oder matt schwarzgrauen Bändern, unten 
und vorn blässer, farblos oder rötlich, Steißgegend unten gelb- 
warzig. Oft auch einige tiefschwarze Flecken an der Oberseite 
der Hinterfüße außer den Binden. 

In Formalin röten sich die braunen Farben zum Hellbraun- 
roten. Größe 6 -8cm, junge sind mehr braungelb. Vorkommen: 
in den Wiesen um Friedrichstal (im Forbach- oder Vorbachtal). 

In die Kategorie der melanischen Frösche können diese 
braunen, gelb- oder rotbraunen bunten Frösche nicht wohl ge- 
bracht werden; doch sind einige Exemplare auch im ganzen 
auffallend dunkler als andere. 

2) Zwei meiner Exemplare nähern sich der Farbenreihe 
Flaviventris Fatio und haben eine mehr graue Grundfarbe an 
Rücken und Seiten.) Bauch beim 2, und auch in geringem Grad 
beim do, hellgelb oder grüngelb marmoriert und genetzt mit 
mattgrauen bis bläulichen Zwischenräumen oder Flecken; ebenso 
beim 2 die Kehle, welche beim d' ungenetzt weiß, ins bläuliche, er- 
scheint. Rücken graugrün bis gelblichgrün, ins olivenfarbige beim d', 
braungelb mit hellgelber Marmorierung und Sprenkelung beim ¢. 
Seiten mit hellgrauen Spreukeln, gyrösen Linien und mattgrauen 
Zwischenräumen oder Flecken, im ganzen grau. Wenige schwarze 
Flecken, beim helleren $ fast fehlend. Schläfenfleck deutlich, 
aber mehr dunkelgrau, ins grünliche, mit dunklerem Trommel- 
fell. Vorder- und Hinterextremitäten an der Vorder- oder Außen- 
seite wie am Rücken gezeichnet, beim d’ dunkler, mit matt schwarz- 
grauen Flecken und queren oder schrägen Binden. Auch der 
Achselstreifen matt schwarzgrau. Innen- oder Unterseite blaß, 
grau oder rötlich. Oberschenkel und Steißgegend unten gelb- 
warzig. Größe 7'/2—8cm. Vorkommen: ebenda. 

Zur flaviventris-Reihe gehören auch die Frösche, die ich 
einst 1893 vom Schussenrieder Torfmoor erhielt und die ich 
schon in meiner Arbeit über den Melanismus 8. 277 erwähnt 
habe. Ihr Bauch ist beim d' fast rein gelb, beim 2 gelb und 
grau gesprenkelt, ihr Rücken braun bis dunkelviolett, ohne 


7) Eine Abbildung habe ich nicht, die Fig. 1 und 2 (Männchen) auf 
Tafel I von Rösel histor. ranar. können dazu angeführt werden. 


— 11 — 


Sprenklung und Marmorierung, mit oder ohne schwarze Flecken. 
Ich führte sie schon damals als Beispiel eines ausgeprägten 
Melanismus auf, was auch für die oben beschriebenen heller 
grauen bis olivenfarbigen Exemplare von Friedrichstal einiger- 
maßen gelten kann. 

3) Eine andere Art von Melanismus zeigt ein sonst eben- 
falls der flaviventris-Reihe var. viridis Fatio angehöriger Frosch, 
der auf Tafel IV, Figur 2, in °/s natürlicher Größe abgebildet 
ist: er ist nämlich auf dem ganzen Rücken, an den Seiten, 
auf dem ganzen Kopf und an der Rück- oder Außenseite 
der vorderen und hinteren Extremitäten mit einer großen 
Menge schwarzer größerer und kleinerer, vielfach zu- 
sammenfließender, teilweise, besonders am Kopf und an 
den Seiten, punktartiger, an den Seiten matter, ins gelbliche 
gehender, an den Extremitäten zum Teil bräunlicher Flecken 
besetzt. Die Grundfarbe zwischen den Flecken ist grau- 
grün oder grünlichgelb. (Grün ist bei Grasfröschen im 
ganzen eine seltene Farbe.) Obrfieck deutlich, dreieckig. Unter- 
seite des d‘ Exemplares hellgelb, fast fleckenlos. Kehle weiß, 
mit vielen dunkelgrünen Flecken oder Sprenkeln. Achselstreif 
matt braun, am Unterschenkel schwarze Flecken und Binden. 
Größe: 7!/scm. Von Friedrichstal, 19. Juni 1903. 

4) Einen noch höheren Grad von Melanismus durch 
Zusammenfließen der schwarzen Riickenflecken zeigt das 
eingehends erwähnte und schon in meiner Arbeit über Melanismus 
1903 als var. oder aberratio reichenbachensis beschriebene Exemplar, 
das bier auf Tafel III in natürlicher Größe oder etwas darüber 
und, soweit das bei dem in Formalin konservierten Tier nach 
Erinnerung und Notizen möglich war, auch in natürlicher Fär- 
bung abgebildet ist. Der Rücken erscheint hier tiefschwarz, 
wie bisher kein Frosch wohl je gesehen wurde; das Schwarz 
ist aber nicht ganz zusammenhängend, sondern durch hellere, 
gelbliche Netzlinien unterbrochen, was auf ein Zusammenfließen 
schwarzer Flecken schließen läßt; gegen die Seiten hin zeigen 
sich auch mehr einzelne schwarze oder braune Flecken. Auch 
die Rückenseite beider Gliedmaßen zeigt sattschwarze oder 
braune Flecken und Binden. Ohrfleck nicht sehr ausge- 
sprochen, deutlicher an Hinterwinkel. Die Seiten zeigten im 
Leben schön braun- bis orangerote Flecken, welche in For- 


— 112 — 


malin allmählich purpur- oder rosenrot wurden und jetzt, nach 
fünf Jahren, fast ganz verblaßt sind; ähnliche auch auf der 
Rückseite der Extremitäten, neben den schwarzen Flecken und 
Bändern. Bauch und Kehle des 2 Exemplars und die Unter- 
seite der Extremitäten gelb und matt blutrot gefleckt und 
marmoriert (jetzt nur noch grau gefleckt). Hiernach gehört dieser 
Frosch zu der rubriventris-Reihe. Größe: 8cm. Vorkommen: 
Anfangs August 1901 wurde er von dem im Jahr 1903 verstorbeneu 
Sanitätsrat Dr. W. Steudel aus Stuttgart bei dem Ort Kloster- 
Reichenbach im Murgtal, zwei Stunden von Freudenstadt, am 
Wald an der sogenannten „Schneewittchenhütte* gefunden. 

B. var. acultrosiris. 

Einige meiner Exemplare haben deutlich eine spitzigere 
Schnauze als die anderen, wenn diese auch nicht ganz den 
Grad von Spitzigkeit der R. arvalis zeigen. Auch fehlen ihnen 
die obengenannten Charaktere der letzteren Art in Beziehung auf 
Zeichnung (weißer Streifen am Rücken, ungefleckter Bauch); der 
Fersenhöcker zeigt sich zwar oft in auffallender Stärke, 
aber, wegen der etwas größeren Länge der ersten Zehe, immer 
kürzer als die Hälfte der letzteren. Die Hinterfüße 
sind, wie auch Fatio a. O. angibt, etwas länger als bei 
var. oblusirostris, sie reichen, nach vorn gestreckt, mit der Ferse 
bis zum vorderen Augenrand oder darüber hinaus. Die Färbung 
ist in den drei vorliegenden Fallen eine ziemlich düstere, s. u. 

Sehr leicht täuscht man sich in der größeren oder ge- 
ringeren Spitzigkeit der Schnauze Es ist daher zur Beur- 
teilung eine bildliche Darstellung nötig, die ich in einfachster 
und sicherster Weise hier dadurch wiedergebe, daß ich ein 
Blatt steifes Papier (Kartenpapier) in die Mundspalte bringe, 
und dann die Umrisse der Schnauze mit dem Bleistift nach- 
fahre, erst von der maßgebenden Oberseite und nebenbei auch 
von der Unterseite, wobei im letzteren Fall nur der Unterkiefer 
wiedergegeben wird, so bei d und auch bei 2. 

So erhalte ich 1) von Rana arvalis 2 5 cm (von der Linnäa 
in Berlin erhalten) beifolgenden Umriß: 


a) bei einem 2 von 
5 cm Länge: NV 


von oben gesehen von unten 


— 113 — 


b) bei einem @ (?) | 
von 4cm Länge: \ / \ J 


von oben von unten 
2) Von Rana tem- 
poraria var. obtustrost- 
ris ser. rubriventris, LS \/ 
von 8cm Länge, von 
Friedrichstal. von oben von unten 


U 


g von oben d von unten 


3) Rana temporaria 


var. oblusirostris 2 ser. 
flaviventris, von Schus- 
senried 1893 (8. 0.),7cm 


lang. von oben von unten 
4) Rana temporaria 

var. acutirostris 2 von 

Schussenried,1903,6 cm NA 

lang. No. 4a von oben von unten 


a) Zur Färbung des letzteren habe ich notiert: Lebend 
ausgepackt waren sie meist grünlich, nach einigen Tagen wurden 
sie dunkler. Rücken bei dem einen Exemplar mit feinen rötlichen 
Sprenkeln und Pünktchen. Füße und Arme mit schwärzlichen 
Querbinden. Seiten mehr grünlich bis gelblich, Bauch mit 
blaßrötlichen Flecken, Schlafenfleck grünlichschwarz. 


Konserviert in Weingeist ist das eine Exemplar sehr 
dunkel, ohne Flecken oben, dicht schwarz gesprenkelt oder 
punktiert, Bauch und besonders Kehle dunkel gefleckt, Schläfen- 
fleck schwarz, Füße oben dunkel gesprenkelt, mit schwarzen 
Binden und Flecken. 

8 


— 114 — 


Die Augenlider sind wenig erhoben, Raum zwischen den- 
selben kleiner, als deren Lange. Schnauze, wie die Abbildung 
zeigt, wesentlich spitziger, als bei var. obtusirosiris. 

b) Ein zweites Exemplar, ebendaher, von derselben Größe, 
ein $, war ebenfalls schon im Leben oben sehr dunkel, mit 
tiefschwarzem Ohrfleck. Auf dem Rücken einige schwarz ein- 
gefaßte gelbliche Striche (Augenflecke). Bauch hell, mit vielen 
schwärzlichen kleinen Flecken, ebenso Kehle. 


Also eine melanische Form. 


\/ NY 


No. 4b von oben von unten 
5) Rana temporaria 
var. acuttrosiris von \ / \ / 
Friedrichstal, 1903, 8 
cm lang, d. 
No. 5 von oben von unten 


Grundfarbe oben im Leben dunkelbraun bis rotbraun, 
gelblich gesprenkelt. Rücken mit großen, runden, schwarzen 
Flecken in zwei Längsreihen neben der Mittellinie. Davor ein 
großer schwarzer A\ Flecken. Bauch braunrot genetzt, fast rosen- 
rot, mit weißen Zwischenräumen. 


Extremitäten braun und gelb gesprenkelt, mit queren 
dunkelbraunen Bändern, und außerdem einigen tiefschwarzen 
Flecken. 


In Formol konserviert erscheint der Frosch dunkel, mela- 
nisch. Das ursprüngliche Braun ist nicht rot geworden, wie bei 
den obigen rubriventris. 


Die Augenlider sind auch hier wenig erhoben, fast flach. 
Der ganze Kopf bis zu den Achseln, weniger die Schnauze 
selbst, erscheint im Umriß auffallend schmal (s. untenstehende 
Figur rechts). Auch die Fersenhöcker sind stark entwickelt, 
und die Füße lang. Das Exemplar ist zu den melanischen 
Fröschen zu rechnen. 


— 15 — 


Ganzer Kopf von obtusirosiris Ganzer Kopf von var. acutirostris 
rubrivenitris von Friedrichstal. aus Friedrichstal. 


Schließlich möchte ich noch einige Angaben über ganz 
junge Fröschchen machen, die auch in Friedrichstal am 
10. August 1906 in ca. 12 Exemplaren von der Schuljugend am 
Land gefangen wurden. Sie waren ca. 2cm lang und hatten 
eben ihre Verwandlung durchgemacht, einige zeigten noch Reste 
ihres Larvenschwanzes. Sie waren alle sehr dunkel: Rücken 
dunkelbraun bis bronzefarbig; Ohrfleck, Augen und Zügelstreif 
deutlich. Zwischen Rücken und Bauch ein metallisch gelblicher 
oder weißlicher Längsstreif: der Drüsenwulst. Bauch und Kehle 
weiß, oder ins gelbliche, etwas gelblich oder silbrig glänzend. 
Füße oben mit queren oder schrägen dunklen Binden, unten 
farblos. Ein dunkler Achselstreif oder -flecken. Fingerspitzen 
rot. Schwanzspitze schwarz. Auf dem Rücken oft schwarze 
Flecken und ein Aflecken im Nacken. Die Jungen zeigen also 
den Melanismus der J.arven noch in ziemlich hohem Grad, mehr 
als die alten. 


Qe 


— 1146 — 


Mafelerklärung. 


Tafel III. Rana temporaria L. aberratio reichenbachensis in natür- 
licher Größe, 9, aus Kloster-Reichenbach (Murgtal). 


Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1906. 


Marian H. Mühlberger pinx. 


Taf. II. 





—- 118 — 


Tafelerklärung. 


Tafel IV Fig. 1. Rana temporaria L. var. obtustrostres ser. rubriventris 
Fatio aus Friedrichstal (Murgtal), in */4 natürlicher Größe. 

Tafel IV Fig.2. Rana temporaria L. var. obtusirosiris ser. flaviventris- 
viridis Fatio aus Friedrichstal (Murgtal), in ®/s natürlicher Größe, ¢. 


Tafel IV Fig. 3. Salamandra maculosa Laur., Mutter mit zwei Jungen, in 
*/, natürlicher Größe. 


Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 1906. Taf. IV. 


Marian H, Mühlberger pinx. Fig. 2. 








— 119 — 


Eine rote Farbenvarietät von Sa/amandra 
maculosa Laur. 


Von 
Elise Melitta von Schweizerbarth, 
Degerloch bei Stuttgart. 
(Mit Tafel IV, Figur 3.) 


Im Westen der Stadt Stuttgart zieht sich vom Kräherwald 
ein kleines Bächlein herab, zum Teil gefaßt, der sogenannte 
Falkertbrunnen, zum kleineren Teil freifließend mit star- 
kem Gefäll durch Weinberg und Wiesen rieselnd. Dort fand ich 
in der Dämmerung im März des Jahres 1902 einen Erdsala- 
mander, der als willkommene Beute für mein großes Terrarium 
sofort gefangen wurde. Zu Haus barg ich meinen Fund und 
sah zu meiner großen Freude, daß mein Findling nicht die 
gewöhnliche Färbung: schwarz-gelb, unsere Stadtfarben, son- 
dern die württembergischen Farben: schwarz-rot trug. 
Es war ein auffallend stattliches Exemplar, und seine Färbung 
kann wirklich wunderschön genannt werden, lebhaft leuchtendes 
Menningrot mit einem Stich ins Purpurfarbige (siehe Abbildung 
Tafel IV, Figur 3). Sofort richtete ich ein kleines Terrarium 
als Behausung des neuen Gastes her, seichter Wasserstand, 
flache Felsbrocken, bepflanzt mit Schilf-, Froschbiß- und Teich- 
linsen. Kaum eingesetzt, drängte mein wohlbeleibter Ankömm- 
ling zum feuchten Element, ein Beweis, daß unsere Begegnung 
ihn am Aufsuchen der besprochenen Wasserrinne verhindert 
hatte. 

Eine Stunde später schwamm schon ein Junges vergnügt 
im klaren Wasser, das mit Daphnia, Cyclops und Culexlarven 
reich besetzt war. In der Nacht vermehrte sich die Zahl meiner 


— 190 — 


Kostkinder auf 10 Stiick, in den folgenden Tagen schlieBlich 
auf über 40 Stück. Ich machte meinen Freunden, Oberstudien- 
rat Prof. K. Lampert und Obermedizinalrat Dr. E. Zeller, 
denen ich so viel Förderung und Belehrung verdanke, sofort 
Mitteilung von meinem seltenen Funde. Letzterer erschien als- 
bald und beschaute sich meine erlesene Lurchfamilie eingehend. 
Ich überließ ihm einige der Larven, die jedoch, wie er mir am 
18. Juni 1902 schrieb, an einer parasitären Krankheit zugrunde 
gingen. Beiden Herren war weder in Wirklichkeit noch aus 
Büchern eine solche abnorme Färbung bekannt geworden. 

Leider fing auch mein Bestand an zu leiden, und ich ver- 
lor jede Woche ein bis zwei Exemplare, so daß meine Schar 
bedenklich zusammenschmolz. Diese wenigen zeichneten sich 
von ihren schwarz-gelben Verwandten sehr schwach aus durch 
dunklere Pigmentfärbung der kommenden Flecken. Als endlich 
die Verwandlung zur Landform eintrat, ward meine kühnste 
Hoffnung zur Tatsache, das erste Junge war ein geradezu 
typisches Vererbungsbild der Mutter (siehe Abbildung Tafel IV, 
Figur 3). 

Das zweite Junge, das sich eine Woche später entwickelte, 
war die alltägliche schwarz-gelbe Form; ich ließ es des Kon- 
trastes wegen auf der Farbentafel beifügen, da eine solche die 
langatmigsten Beschreibungen erspart. Der Rest der Larven 
zeigte neotenische Neigung; sie verbrachten den Winter im 
Wasser, verstarben aber leider im Frühjahr. Die Landtiere 
gediehen prächtig; das rote Tierchen erregte viel Bewunderung 
wegen seiner wirklich selten schönen Färbung. Während einer 
dreimonatlichen Abwesenheit, die ich in Neapel auf der Zoologi- 
schen Station verbrachte, verschwanden die kostbaren Tiere 
spurlos. Im folgenden Jahre erhielt ich von der roten Sala- 
mandra keine Junge, die mit ihr im Behälter weilenden Macu- 
losen fanden keine Beachtung; erst ein im November .zu Baden- 
Baden von mir gefundenes Tier fand Gegenliebe, und ich be- 
kam im Frühjahr des Jahres 1905 einige Dutzend Larven, die 
jedoch auffallend kleiner waren, als solche, die ich in Teichen 
und Tümpeln fing. Der Badener zeichnete sich durch eine lebhaft 
marmorierte Unterseite aus, die Fleckung lebhaftes Schwefelgelb. 
Von diesen Jungen war das Erste, welches die Landform an- 
nahm, absolut schwarz; es lebte nicht lange und wurde von 


— 121 — 


mir dem Stuttgarter Naturalienkabinett überwiesen. Die anderen 
fielen während meiner kurzen Abwesenheit im Gebirge einer 
Libellenlarve zur Beute. Dieses Jahr erhielt ich keine jungen 
Salamander, hatte dagegen das Glück, einen zweiten roten 
Salamander in einem Seitentale des Neckars im Juni zu 
fangen. Die Streifung ist beinahe dieselbe wie auf der Abbil- 
dung, nur die Färbung ist mehr orangefarben. Die drei be- 
sprochenen Tiere demonstrierte ich auf der heurigen Natur- 
forscherversammlung in Stuttgart, und nur Prof. Dr. Przibram 
(Wien) kannte die Farbenvarietät aus eigener Anschauung an 
einem Tiere, das dem Vivarium zuging (Jugendform), aber bald 
verstarb. 

Umfragen, die meine erstgenannten Freunde und Dr. Wol- 
tersdorf später anstellten, lieferten alle das gleiche Resultat: 
die Abart war einzig. Aus der Literatur ist mir auch keine 
Mitteilung über schwarz-rote Salamander bekannt geworden. 
Nur im Jahre 1852 hat Prof. Dr. Ernst Haeckel in Jena 
im Saaltale bei Ziegenrück ein rotes Tier gefunden, wie er mir 
freundlichst brieflich mitteilte. 


Degerloch, im Oktober 1906.