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Natur: Wunder
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Verdrängung unnüger und (ädticher Romane.
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©. C. Wagner.
Viertter Theil.
| Neuefte Auflage.
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| Miteinem Kupfer.
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Berlin 1811.
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Der von Grand operikte Blindge⸗
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Die Operation, in welcher man einem Blind⸗
gebornen durch Hinwegnehmung des Staars das
Geſicht gibt, iſt aͤußerſt iutereſſant, und veranlaßt
manche philoſophiſche Bemerkung ‚über die erſten
Empfindungen des Sehens. Dieſe Errabsung
machte vor kurzem auch Herr Grand, ein geſchick⸗
ter Oculiſt in England; indem er einem Men⸗
ſchen von 20 Jahren die unausſprechliche Freude
machte, ihm zum Gebrauche feines Geſichis zu
verhelfen. 1171298 720 17 dere
Die ganze Verwandſchaft des jungen Men⸗
ſchen wollte der Operation mit beywohnen, es ſep
nun aus Theilnahme am Schickſale des Blinden,
oder aus Neugier, das Benehmen eines erwachſe⸗
nen Menſchen von reifem Urtheile in dem Augen⸗
blicke, wo er einen neuen Sinn erhielt, zu beob⸗
achten. Herr Caswell, ein Geiſtlicher, bath
die Geſellſchaft, dem jungen Menſchen, im Fall
er ſein Geſicht erhalten ſollte, ſeine erſten Beob⸗
achtungen ganz für fi) machen zu laſſen, und ihm
durch keine Darſtellung irgend eines Gegenſtan⸗
des, mit dem er vorher dufg feine ubrigen Singe
2
Aus) a e
vertraut geweſen wäre, darin zu ſtoͤren; beſonders
ermahnte er deſſen Verwandte, ſich ja nicht durch
ihre Stimme zu erkennen zu geben. Die Mutter
des Blinden, ſeine Bruͤder, Schweſtern und ein
Frauenzimmer, das ihm eine ſehr lebhafte Freund—
ſchaft eingefloͤbt hatte, waren zugegen, als Herr
Grand ſeine Operation verrichtete, welches mit
vieler Geſchicklichkeit und Einſicht geſchah.
In dem Augenblicke, da der Kranke die erſten
Strahlen des Lichts empfing, verfiel er in eine
Art von konvulſiviſcher Verzuckung, welche eine
nahe Ohnmacht fürchten ließ. Der Oeuliſt ſtand
vor ihm, mit ſeinen Inſtrumenten in der Hand,
und der junge Menſch betrachtete ihn ſehr aufmerk⸗
ſam vom Kopfe bis zu den Fuͤßen; in der Folge
heftete er ſeinen Blick auch auf ſeine eigene Perſon,
gleichſam als wollte er eine Vergleichung zwiſchen
ſich und Herrn Grand anſtellen. Es ſchien, als
ob er eine vollkommene Aehnlichkeit zwiſchen feinen
und Hrn, Gr. Händen bemerkte, indeſſen wurd“
er durch die Inſtrumente irrig gemacht, die er für
etwas zu Hrn. Gr Hand unmittelbar Gehoͤrendes
zu halten ſchien.
Nach dieſem erſten Augenblicke der Verwun⸗
derung konnte ſich die Mutter des Kranken, vor
tauſend in ihrer Seele vorgehenden Bewegungen,
nicht länger zuruͤckhalten, und warf ſich mit lauten
Ausrufungen ihrem Sohne um den Hals. Wie
der junge Menſch ihre Stimme hoͤrte, ſo konnte er
nichts weiter heraus bringen, als folgende Wor⸗
te: „O Gott“ wo bin ich? ſeyd ihr meine Mut⸗
ter?“ und ſo fiel er in Ohnmacht.
ö Wie er wieder zu ſich kam, ſo machte die
Stimme des jungen Frauenzimmers, das er lieb⸗
te, einen heftigen Eindruck auf ihn, und ſeine Neu⸗
gier verdoppelte ſich, als er ſeine Augen auf ſie
— 63 — * N
richtete. Nachdem er einige Minuten ganz ſtumm
geweſen war, ſo rief er aus: „Was hat man
mit mir gemacht? wo bin ich? ſind die Gegen⸗
ſtaͤnde, die ich ſehe, diejenigen, wovon ich ß oft
habe ſprechen hoͤren? Das ae e e
Seyd Ihr auch ſo glücklich, wie ich, wenn Ihr
zu einander ſagt: „ich bin erfreut Sie zu ſe⸗
hen?“ wo iſt Tom, der mich zu begleiten
pflegte? aber es koͤmmt mir vor, als ob ich ohne
feine Beyhuͤlfe allenthalben hingehen koͤnnte.
Er verſuchte hierauf einige Schritte vorwaͤrtz
zu gehen, aber alle Gegenftänden ſchienen ihn
ſchuͤchtern zu machen Wie man ſeine Verlegen⸗
heit merkte, ſo rieth man ihm, daß er ſich von ſei⸗
509 % N
bis er mit ſeiner neuen Exi vertrauter wäre,
Man ſtellte ihm ſeinen N e und Herr
Caswell fragte ihn, was er. 92 .
ſielang von fee e, Ihe ee
hen habe? Er gab zur Ankwort, er habe den
Tom fuͤr eine viel kleinere Maſchine, aber von
eben der Gattung, wie er ſelbſt, gehalten.
So bald dieſe neue Verwandlung etwas rucht⸗
bar geworden war, lief die ganze! Nachbarſchaft
herzu, um ihn zu ſehen. Wie nun der junge
Meuſch den Haufen immer groͤßer werden ſah,
fo fragte er Herrn Cas well: wie viele Perſo⸗
nen er hier auf ein Mahl vor ſich ſehe? Dieſe nai⸗
ve Frage machte, daß Herr Cas well laͤcheln
mußte. Dieſer ſtellte ihm die unvermeidliche
Nothwendigkeit vor, daß er wieder in ſeinen vo⸗
rigen Zuſtand zurückkehren und ſich die Augen ver⸗
binden laſſen muͤſſe, bis ſie nach und nach ſtark
genug geworden waͤren, das Licht zu ertragen.
„Ihr muͤßt Euch erinnern, (ſagte er ihm,) daß
Ihr auch nur nach und nach gehen gelernt habt,
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und mit dem Sehen hat es ganz diefelbe Bewandt⸗
niß Es köſtete indeß e zu dieſer
kurzen Aufoßferung zu bereden. Man führte ihn
1
in ein finſteres Zimmer, bis ſein Geſicht ſtark
genug war, das Licht zu ertragen
Wahrend dieſer Zeit war er untroͤſtlich. Er
warf ſeinen Verwandten vor, daß ſie ſich der
Zauberey bedient hätten, um ihn zum beſten zu
haben. Als einige Tagenhernach der Augenarzt
erlaubte, die Binde abzunehmen, fo trug man
dem jungen Frauenzimmer dieſe Verrichtung auf;
denn man harte Grund zu bermuthen, daß fie
mr hierdurch ihrem Liehbaberdtothinngenehmer
machen und fein Blick mithin ſogleich mehr auf ihr
ruhen, als außandern Gegenſtandem umherſchwei⸗
fen und ſich dadurch zu ſehr anſtrengen werde.
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DeAlembert hat folgendes Beyſpiel von
den innerlichen und aͤußerlichen Fahigkeiten eines
Blindgebornen angeführt, welches außerſt merk⸗
wuͤrdig iſt. Ein Blindgeborner, der zu Pui⸗
ſau in Gatindis lebte, war ein Chemiſt
und Tonkuͤnſtler. Er lehrte feinen Sohn durch
Charaktere, die in erhobener Arbeit geſchnitzelt
waren, leſen. Er fällte ſehr richtige Urtheile
bon! der Symmetrie. Den Spiegel nannte er
eine Maſchine, welche die Dinge außer ſich er⸗
hoben (en relief) darſtellte, die Augen ein
Werkzeug, auf welches die Luft eben die Wir:
kung mache, als ein Stock auf die Hand. Er
bekuͤmmerte ſich wenig darum, daß er nicht ſah,
denn er fuͤhlte die uͤbrigen großen Vortheile,
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die er on den Sehenden hatte. Anſtatt der
Augen wuͤnſchte er ſich, wenn es bey ihm ſtuͤn⸗
de, lieber längere Arme zu haben. Die Naͤhe
des Feuers ſchaͤtz te er nach dem Grade der Hit⸗
ze, und die Nähe der Koͤrper nach dem Grade
der Wirkung, die die Luft auf ſein Geſicht mach⸗
te. Er wußte eine offene Straße von einer ſol⸗
chen, die keinen Ausgang hatte, zu unterſchei⸗
den ;neim Beweis, daß fein Geſicht die geringſte
Veränderung des Dunſtkreiſes fühlte. Das Ge⸗
wicht der Körper und den Inhalt der. Gefäße
wußte er auf eine bewundernswuͤrdige Weiſe
nzugeben. Seine Arme waren ihm die genaues
; „Vase und ſein Finger ein untrügliches Maß.
In der Glaͤtte der Koͤrper, und im Tone der
Stimmen gab es für ihn die feinſten Abſtu⸗
fungen. Von der Schoͤnheit urtheilte er durch
das Gefühl, und was das Sonderbarſte war,
ſo drückte er fein Urtheil daruͤber zugleich durch
die Ausſprache und den Ton ſeiner Stimme
aus. Wenn man ihm ‚die: Noten vorſagte, ſo
rer er ein muftaliſches Stuͤck ſpielen. 1
Das ungeborne Kind zu Brunne
der Churmark.
4 8. ii Ahe Novembers 1705 machte
ic einſt gegen Abend dem im Auguſt 1794 ver⸗
ſtorbenen Herrn Prediger Lange zu Brun ne,
unweit, Fehrbellin, einen Beſuch. Kaum
mochte ich 10 Minuten bey ihm im Zimmer
geweſen ſeyn, als ein durchdringendes Geſchrey
nach der Straße zu, uns in unſrer Unterhal⸗
tung ſtoͤrte. Ich lief eiligſt hinaus, um viel⸗
leicht einem Unglücklichen uͤlfe leiſten zu koͤn⸗
n mußte aber, um auf die Straße zu kom⸗
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men, durch die Pforte en ‚Hofgchäges „ wel⸗
che ſich vor dem dortigen Predigerhauſe befin⸗
det. Aber, o Himmel, was hatt' ich da für
einen graufenden Anblick! Ein Stier, der Dorf:
gemeine gehoͤrig, hatte eine hochſchwangere Frau
des Orts dicht an dieſe Wand hingeworfen,
indem fie ihm, da er einer Kuh nachgelaufen;
in den Wurf gekommen war — und fuhr un⸗
unterbrochen mit den Hoͤrnern von unten auf
wüthend auf dieſe Ungluͤckliche los. Kaum hat⸗
te das raſende Thier mich erblickt, als es auch
auf mich zulief, und auch mich gewiß ſeiner
Wuth wuͤrde aufgeopfert haben, wenn ich nicht
noch geſchwind genug die Flucht durch die Pfor⸗
te wieder genommen hätte. Gegen dieſe nun
wülhete er fo lange, bis ihn endlich einige Leu⸗
te aus dem Dorfe mit derben Knitteln zur Ru⸗
he brachten. Nachdem wir nun der ungluͤckli⸗
chen Frau uns naͤhern konnten, fand ſichs, daß
ihr der Unterleib quer ‚über anfgeriffen, und das
Kind, womit fie ſchwanger ging — welches auf
dem gewöhnlichen Wege vielleicht in 8 oder 14
Tagen erſt erſchienen ware — um fo viel frü-
her ans Tageslicht gekommen war. Die Mut:
ter desſelben, welche noch Leben und einige Spur
der Beſinnungskraft beſaß, wurde mit dem Kin⸗
de in einem Backtroge nach Hauſe getragen,
und von demſelben vollends entbunden.
Herr von Zieten, dortiger Gutsbeſitzer,
ſchickte eiligſt einen Wagen nach Fehrbelli n,
um den dortigen Chirurgus zu Huͤlfe zu rufen;
indeß, ehe dieſer ankommen konnte, verſchied die
unglückliche Mutter. Das ungeborne Kind wurde
einer Amme übergeben, und blieb gefund und
munter, bis es in einem Alter von zwey Jah⸗
ren an den natürlichen Blattern ſtarb.
Yan 9 ——
Ein Truthahn hungert 31 Tage.
Gag TER een aner annere ane enn
N m Caſtlemilk ereignete ſich ein merk
wuͤrdiger Vorfall mit einem Truthahne. Man
vermißte dort einen Truthahn und einen Huͤh⸗
nerhahn. Es wurde mehrere Tage genau nach⸗
geſucht, und da man ſie nicht finden konnte,
dachte man, ſie wären entwendet. Nach ein und
dreyßig Tagen aber ging jemand in den Eis⸗
keller und hörte in demſelben ein Geraͤuſch. Man
Zr. Huͤhnerhahn todt, den Truthahn
er noch lebendig, obgleich ganz ſchwach und
abgezehrt. Der Keller war während der Zeit
nicht geoͤffnet worden, und das Thier konnte
weder Futter noch Trank erhalten haben. So
bald man ihn an die freye Luft brachte, mach⸗
te er ſich mit großer Gier an das Futter, und
bald darauf ging er ganz geſtaͤrkt umher.
Gefrornes Waſſer zerſprengt Bomben.
Herr Major Williams hat uͤber die
Ausdehnung des gefrierenden Waſſers zu Qu es
beck in den Jahren 1784 und 85 Verſuche
angeſtellt. Er bediente ſich hierzu, wie ſonſt
auch geſchehen war, hohler mit Waſſer gefuͤll⸗
ter Bomben, deren Zündloͤcher er verſtopfte.
Von einer d ieſer Bomben hatte der äußere Durchs
meſſer 12, 8., der innere 3, 1, die Dicke des
Metalls am Zuͤndloche 1. ., gegenüber 2, 2,
der Durchmeſſer des Zuͤndlochs, welches ko⸗
niſch war, 1, 7. Ein eiſerner Stoͤpſel, den
man ſo ſeſt als moͤglich hinein getrieben hatte,
wurde beym Gefrieren herausgeſtoßen, und es
folgte ihm noch ein Stuck Eis von betraͤchtli⸗
cher Laͤnge durch die Oeffnung. Man befeſtig⸗
— JO Ten
te hierauf den Stoͤpſel mit Federn, damit er
nicht ausgetrieben werden konnte, und nun ward
die Bombenſchale zerſprengt, und ringsum trat
eine Eisplatte durch den Riß hervor. Bey einer
andern Bombe, wo ein Stoͤpfel 39, 25 Unzen
ſchwer, mit einem Hammer eingetrieben worden
war, wurde dieſer den 24ſten December 1784
bey — 6° des (vermuthlich Fahrenh.) Thermo⸗
meters auf 62 Fuß weit von der Bombe weg⸗
geſchlaͤudert, und der herausgetriebene Eisel
der war 4 Zoll lang. Die Achſe der Zuͤndhoͤh⸗
lung machte mit dem Horizonte einen Winkel
von etwa 808. Am 31ſten December 784 wur⸗
de ein Stoͤpſel von eben dem Gewichte bey —
80° des Therm. auf 387 Fuß weit geworfen.
Am aten: Januar 1785 bey — 190 des Therm.
und einer Erhöhung von 49 flog ein Stoͤpſel
von 41,95 Unzen 41 Fuß weft. Hieraus ſchließt
Herr W., die Ausdehnung des gefrierenden
Waſſers überwaͤltigte vielleicht jeden Widerſtand
und ſprenge fein Behältniß, oder wenn dieſes
Behaͤltniß zu ſtark wäre, um geſprengt werden
zu können, würde das Waſſer fluͤſſig bleiben,
wie ſtark auch die Kälte, ſey. Aus don üben
dieſe Berfuche angeſtellten Berechnungen ergibt
daß der Raum, welchen das Waſſer im
fluͤſſigen Zuſtande einnahm, beym Gefrieren um
feinen ı7ten: Theil vergrößert worden ſey.
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Der verſchwindende Wald Po do⸗
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liens.
In Podolien hat man ein ganz ſonder⸗
bares Schauſpiel der Natur beobachtet: der
Wald von Jarmanidiee verſchwand auf ein
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— 411 —
Mahl, eh' man ſichs verſah. Er ſank ſo gemgch.
daß man nicht die geringſte Bewegung oder Erd⸗
erſchuͤtterung, die dieſes Ergen angekündigt
5 e hätte, bemerken konnte. An einigen
Stellen ſa % man endlich weſter. nichts ebe, 5
die Gipfel er Bäume,
28 anf
a Eine weibliche ale. gebiert linen
Wurm.“ je n
Ein enen litt einige e Jahr bee ab⸗
wechſelnd die heftigſten Kopfſchmerzen in der Ge⸗
end der Stirnhoͤhlen, dad: enken wurde ihr das
229 merklich ſchwer, und der Geruch war verloren.
Alle vagegen angewandten Mittel blieben unmirf:
fam. Endlich warf fie einen lebendigen Wurm
durch die Naſe aus, worauf alle jene Zufälle ver⸗
ſchwanden. Die Geſtalt dieſes Wurms gleicht
dem Tauſendfuße. Er hat 112 Füße, unter dem
Vordertheile des Kopfs eine aus zwey gegen ein—
ander gekehrten Spitzen beſtehende Zange, und
given Fuͤhl Ban die Farbe iſt hellbraun. Da
ieſes a allem Vermuthen nach, als es noch
925 nr fein war, bey dem Riechen an Blumen in
aſe gezogen worden iſt, ſo kann uns dieſer
Fall nicht nur vorſichtig machen, ſondern auch, da
er gewiß nicht fo felten iſt, als man wohl glaubt, den
Aerzten einen Wink geben, bey ahnlichen Anwand-
a eingerichtete Mittel zu verſuchen. 5
Das wandelnde Blatt, oder die Got⸗
ttees⸗Anbetherinn.
Das wandelnd Blatt iſt ein Inſeet, welches
ſich beſonders in 1 ſuͤdlichen Provinzen vo
Frankreich findet; die Feinheit feines Körper-
baues, die Eleganz feiner Flügel und ſeine ſchoͤne
grüne Farbe geben ihm einen Rang unter den ſchoͤn⸗
ſten Inſecten Europens. Sein Aeußerliches hat
nicht das geringſte von jener Ungeſtaltheit, welche
den größten Theil der übrigen Inſecten dieſer Ord⸗
nung ſo widerlich macht. Sein Kopf iſt platt und
dreyeckig. Sein Schild oblong und ſehr artig ge⸗
baut. Sein Anſtand hat etwas edles, ſo wie der
groͤßte Theil feiner übrigen. Bewegungen. Es
fest ſich oft auf feine Hinterfuͤße, haͤlt Kopf und
Schild gerade, und die beyden Vorderfuͤße zuſam⸗
mengefaltet; wegen dieſer flehenden Stellung hat
man ihm auch den Nahmen Gottesanbetherinn
(prie - Dieu) gegeben. 9
Wer ſollte nun glauben, daß dieſes Inſeet
bey einer fo verfuͤhreriſchen Außenſeite, bey einer
Miene voll Gute und Devotion, doch ganz von
Blut und Aas lebt? Selbſt die Natur hat es mit
Werkzeugen zur Befriedigung ſeiner grauſamen
Triebe ausgeruͤſtet. Seine beyden Vorder fuͤße, die
dicht am Harniſche ſitzen, ſind mit ſtarken Mus⸗
keln verſehen. An den Schenkeln und Didbeinen
fisen zwey Reihen ſtarker Stacheln, die an ihren
vordern Enden mit ſehr ſpitzigen Widerhaken ver—
ſehen ſind. Mit dieſen Waffen bekriegt es die
übrigen Inſecten, und jedes, welches fo ungluͤck⸗
lich iſt, in feine Gewalt zu gerathen, iſt unwie⸗
derbringlich verloren, denn ſelbſt ſtaͤrkere konnen
ſich von den Stacheln und Widerhaken nicht los⸗
machen. Es frißt ihnen nach Belieben Kopf und
Eingeweide hinweg, und laͤßt den übrigen Koͤrper,
als eine zu grobe Nahrung liegen. Seine Kint:
laden find ſchneidend und mit vier kurzen Bartfaͤ⸗
den beſetzt, wodurch es diejenigen Biſſen feſthal—
ten kann, die ihm entwiſchen wollen. Seine de=
vote Stellung hat alſo eine ganz andere Abſicht,
als die,, welche man auf den erſten Anblick vers
muthen ſollte, naͤhmlich fie dient ihm zu deſto leich⸗
terer Erwiſchung ſeines Raubes. Es iſt mithin
das treueſte Bild des Haͤuchlers. f
f Eine Pforte, die ſich ſelbſt eröffnet
und verſchleßet.
Unter die merfwürdieften Dinge der Stadt
Augsburg rechnet man die kuͤnſtliche Einlaß-
pforte zwiſchen dem Gogginger⸗ und Klen⸗
ker⸗Thore, die man waͤhrend der Kriegszeiten
im ſechzehnten Jahrhunderte erdachte, um den
unbequemen Folgen der noͤthigen Verſchlies ung
abzuhelfen. Dieſe Pforte offnet und ſchließt ſich
von ſelbſt, vermittelſt einer Ma ſchine, die man
ſpielen laßt, und mit deren Hülfe jedermann zu
allen Stunden der Nacht in die Stadt kommen
kann. Koͤmmt man nun vor dieſer Pforte an,
und verlangt eingelaffen zu werden, ſo muß man
zufoͤrderſt ſagen wie man heiſſe, woher man kom⸗
me, wer man ſey, und wohin man wolle. Dar⸗
auf entrichtet man eine kleine Abgabe, die etwa
zwey bis drey Kreuzer für die Perſon, und eben
ſo viel für jedes Thier, das man bey ſich hat,
wenn es auch nur ein Hund iſt, beträgt. Dieſes
Geld ſteckt man in eine Buͤchſe, welche ſodann
durch eine Rolle hinunter laͤuft, und augenblick⸗
|
— 14 u
lich wieder heraufkoͤmmt. So bald man dieſen
kleinen Tribut bezahlt hat, läßt ſich eine Zugbrüde
nieder, und es Öffnet ſich eine Pforte. Darauf
geht man mit allem, was man bey ſich hat, her—
ein, und ſo bald man herein iſt, erhebt ſich die Zuge
brücke augenblicklich wieder, und der Zugang iſt ſo
gut verſchloſſen, wie er vorher gewefen war. In⸗
eſſen findet man ſogleich wieder eine andere Brüc⸗
ke und eine andere Pforte vor ſich, die ſich auf glei⸗
che Art niederlaͤßt, und oͤffnet; und ſo koͤmmt
man in die Stadt, ohne einen Menſchen zu ſehen
oder zu hoͤren; denn von der Ankunft eines Frem—
den draußen vor der Pforte wird man drinnen an⸗
ders nicht, als durch eine Klingel benachrichtigt,
die von einer Schildwache gezogen wird. Auf dies
ſe Art kann man zu jeder Stunde der Nacht in die
Stadt hineinkommen, da hingegen ohne ausdruͤck⸗
liche Erlaubniß des Raths in der Nacht kein
Menſch herausgelaſſen wird. na e |
| 5
Feuer und Waſſer im Streit. 4
* . ann
Im Septemher des Jahres 1802 brachte ein
Sturm in Eng land Wirkungen hervor, wovon
man wenig Beyſpiele hat. In Colebrook da⸗
le, wo die berühmten Eiſenwerke ind, ereignete
ſich vermuthlich ein Wolkenbruch, wenigſtens ſtieg
das Waſſer innerhalb der Eiſenwerke binnen we⸗
nig Minuten auf die erſtaunliche Hoͤhe von ſiebzehn
Fuß. Es lief dann in einen großen Schmelzofen,
worin ſich ungefaͤhr 2000 Cubikfuß Eiſenerz, Kalk⸗
ſtein und andere Materialien befanden. Der
Kampf der beyden Elemente hatte einen erhabenen
und graͤßlichen Effect. So bald das Waſſer hinein⸗
kam, ſtieg eine Säule des geſchmolzenen und gluͤ⸗
henden Minerals etwa 150 Fuß mit entſetzlichem
J
*
N 191. *
Krachen gerade in die Luft hinauf. Die Exploſion
wurde zwey bis drey Mahl in Abſaͤtzen wiederhohlt
und jedes Mahl flog eine ausnehmend glaͤnzende
Säule hoch in die Lüfte, Die Hitze derſelben war
ſo heftig, daß man ſie etliche hundert Schritte da—
von empfand. Durch die Erſchuͤtterung litten die
Daͤcher und Geſchoſſe der nächſten Häufer außer»
ordentlich. Die ungeheuere Menge von Materie,
welche oben aus dem Oſen flog, wurde gaͤnzlich
zerſtreut, ungeachtet ein ſehr großer Theil derſel⸗
ben aus ſehr großen Stuͤcken Eiſenerz und Kalk⸗
ſtein beſtand. Weder in dem unmittelbaren Um⸗
kreiſe noch auf den Oaͤchern der naͤchſten Gebäude
onnte man das geringſte davon entdecken. Auch
der Schlund des Ofens, welcher nur zwey Schuh
im Durchmeſſer hat, borft nicht, fo wie der Ofen
überhaupt keinen Schaden litt.
Dias ſchnellwachſende Kind.
In Spanien kam ein Madchen zur Welt,
das Anfangs von ganz gewöhnlicher Größe war,
nach 3 Wochen aber ſo zuzunehmen anfing, daß
es, ob es ſich gleich ganz allein von der Mutter⸗
milch naͤhrte, nach 15 Wochen ſchon 75 Pfund wog,
dabey immer wohl proportionirt blieb, und gar
nichts monſtroͤſes zeigte. Die Aerzte hielten da⸗
für, dieſer ganz ungewoͤhnliche Wachsthum müͤſſe
von der guten und geſunden Leibesbeſchaffenheit
der Aeltern herruͤhren, die, wie fie verſicherten,
niemahls etwas unverdauliches gegeſſen, noch je
ein erhitzendes Getraͤnk getrunken haben. f
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N 1 78
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Der vierjahrige Rieſe im Os na⸗
brückſchen.
Inm Jahre 1752 wurde zu Duendorf im
Stifte Osnabrück ein Knabe von natürlicher
Groͤße geboren, deſſen widernatürlicher Wachs⸗
thum ſich gleich nach dem erſten Vierteljahre an⸗
fing. Denn nach dieſer Zeit wollte er nicht mehr
mit der Muttermilch zufrieden ſeyn, und die Ael⸗
tern mußten ihm daher andere Speiſen, welche
meiſten Theils aus Mehlbrey und in Milch einge⸗
weichter Semmel beſtanden, reichen. Mit einen
halben Jahre hatte er faſt ſchon alle Zaͤhne, war
dabey unruhig, ſchlief wenig, und behielt eine ſtar⸗
ke Eßluſt bey. Ungeachtet feine Geſundheit in kei⸗
nem Stuͤcke litt, ſo konnte er doch nicht zum Gehen
gelangen. Im Sommer 1754 bekam er die Kin⸗
derblattern ſehr zahlreich, wobey er ſich in der Diaͤt
nicht im geringſten einſchraͤnkte, und ſich waͤhrend
dieſer Krankheit, welche er ohne Narben und ohne
andere üble Zufaͤlle uͤberſtand, im Dorfe herum⸗
fahren ließ. Beynahe nach Verlauf eines Jahres
ſtand er einen heftigen Blutfluß aus dem Munde
und der Naſe aus, welcher jedoch weder unange⸗
nehme Folgen nach ſich zog, noch ſeinem Wachs⸗
thume Schranken ſetzte. a . 11
Als er noch nicht voͤllig vier Jahre alt war,
fand man feine Größe und Dicke nach Rheinlän⸗
diſchem Maße in folgendem Berhäliniffe: , 15
Kopf war im Umfauge einen Fuß und eilf Zoll dick,
und das Geſicht beynahe einen Fuß lang uns breit.
Die Naſe, Augen, Mund und Zähne waren klein,
die Ohren groß, und die Backen unverhaltnißmä⸗
ßig noch groͤßer. Die Bruſt und der Leib, ie
— — 17 —
2 > 4
| lſe bis auf die Hüften, war zwey Fuß lang,
2 Dide — den 1 betrug drey Fuß und
eilf Zoll. Die Arme waren an den Schultern drey⸗
ehn, nahe an den Händen aber eilf Zoll dick; jede
Lende betrug im Umfange zwey und zwanzig Zoll,
und die Waden 14 Zoll; die Laͤnge der Arme und
Füße war dem Alter angemeſſen. Die Knochen
hatten zwar eine betraͤchtlichere Dicke als bey an⸗
andern Kindern gleichen Alters; indeſſen waren
ſie doch nicht ſtark genug, die Laſt des Korpers zu
tragen. Er konnte daher auch noch nicht gehen,
ſondern wurde auf einem Rollwagen umhergefah⸗
ren. Wenn er aufgehoben und gehalten wurde,
wozu zwey Perſonen erforderlich waren, maß er
drey Fuß und zehn Zoll. Sein Gewicht konnte
nicht beſtimmt werden, da im ganzen Dorfe keine
fo große Wage anzutreffen war; es mochte indefe
ſen wohl zwey hundert Pfund betragen. Im Ge⸗
ſicht ſah dieſer Knabe munter und roth aus, und im
Sitzen bemerkte man das Widernatürliche feines
Bildung nicht ſo ſehr. Die Geſichtszuͤge waren
ſehr ernſthaft, die Handlungen aber bey ihm kin⸗
diſch; doch fand ſich Verſtand und Klugheit in ei⸗
nem höbern Grade bey ihm, als bey andern Kin⸗
dern. Sehr leicht wurde er zornig, und weinte,
wenn man ſich nach ſeinem Willen zu bequemen
wege 1 ap r | nin
Er konnte in den letzten Jahren ſeines Lebens
doch noch mittelſt eines dicken Stocks, woran er
ſich hielt, einiger Maßen gehen; ſeine Eßluſt blieb
nicht nur, ſondern nahm ſogar mit den Jahren zu.
Indeſſen wuchs ſein Koͤrper nicht in eben dem Ver⸗
haͤltniſſe fort, in welchem er in den erſten Jahren
zugenommen hatte. Die geringſte Bewegung ſetz⸗
te ihn in Schweiß, und jede Erfältung zog ihm Hu⸗
f ſtan zue mobey er jedoch nie einigen Schleim aus⸗
IV. Theil. B |
— 18 —
warf. Im achten Jahre ſtarb er an einer Erſtie⸗
kung, ohne daß man vorher eine Abnahme an ſei⸗
nem Gewichte bemerkt hatte. f L. nas lis
Die Wunderleber eines Huhns.
Hr. Gorey hat in der Leber eines Huhns
einen Kieſel, zwey andere Steine und einen unver⸗
ſehrt erhaltenen Kirſchkern gefunden. Das Huhn
war geſund, als man es ſchlachtete, die Leber war
nicht anſtoͤßig, doch etwas kleiner und zaͤrter wie
gewoͤhnlich. Den Phyſtologen wird es uͤberlaſſen,
auszufinden, durch welchen Weg obige Koͤrper zu
dem bemerkten Orte gelangt ind.
Waſſer, auf welchem Eiſen ſchwimmt.
Der Connecticut, der zu den größten
Fluͤſſen in Nordamerika gezahlt wird, durch⸗
läuft einen Strich von fuͤnf hundert Engliſchen
Meilen. Er iſt an den meiſten Stellen eine halbe
Meile, und da, wo er ſich ins Meer ſtuͤrzt, vier
Meilen breit. Er nimmt in ſeinem langen Laufe
über 509 andere Fluͤſſe auf, worunter einige ſehr
anſehnlich ſind. Zwey hundert Meilen von ſeiner
Ergießung in den Ocean wird er von zwey hohen
ſteilen Gebirgen ſo enge eingeſchloſſen, daß ſeine
Breite daſelbſt nicht uber fünfzehn Fuß beträgt,
und nicht eher als nach einem Striche von acht hun⸗
dert Fuß kann er wieder in einem breitern Bette
ſeinen Lauf verfolgen. E. |
Diurch jenen engen Raum nun drängt ſich der
ganze große Fluß. Menſchen die Muth genug ha⸗
ben, das Rauſchen, das Zittern, und die gleichſam
unwillige Bewegung des Waſſers, der Baͤume und
des Eiſens, durch dieſen ſchrecklichen Durchgang
zu kttragen, können hier mit Erftaueh kine der
und heaken Erſcheinungen in der Natur erblie⸗
ken. Das Waſſer wird hier, ohne Froſt, bloz durch
den heftigen Druck und die ausnehmende Schnel⸗
ligkeit zwiſchen den Felſengebirgen, welche der teife
ſende Strom Jahrhunderte hindurch noch nicht hat
erſchuͤttern können, zu einem ſolchen hohen Grade
der Härte zuſammen gepreßt, daß man kein Bret „
eiſen hineinzwingen kann, Eiſen, Bley und Kork⸗
holz ſind ie von gleicher Schwere. Mit einer
niedrig il, Röst das Holz leichte Sei⸗
zum Erſtaunen der Zuſchauer, wie ein dün 1
Stöckchen in einem Augenblicke zerſplittert, Uns!
Molen Des Durchaanges find die Wicfen auf viele
4
— Hd!
7 141510
Ae er
1.08
VRR EDIT I
In dem unterſten Keller eines alten Gebäudes
in Orleans hat man die Breter, deren ſich die
Maurer als Unterlagen bey Fertigung des Gewoͤl⸗
bes bedienten, und wovon man einige, weil ſie zu
feſt anhingen, nicht abgenommen hatte, theils
durchaus, theils nur zur Hälfte verſteinert gefun⸗
den. Merkwuͤrdig iſt es, daß bey den let tern nicht
5 B 2
W e Gemäuern, ee Seit d 5 15
925
nert i er
e 15 15 inen A9 u 5 Holz EA dur n
K ing ir 110 n zu äußern.
Es i A di nicht d Rede 1 e
155 ſondern von An wirklichen Verſteinerung,
cher Umſtand um fo wichtiger iſt, date, Par
ganz deutlich erhellet, d Hu auch
aus einem künſtlichen 50 be hervor! 18
die Eigenſchaft befigen, Holz zu verſtfinerf. ad
ein e Gemitterfhtag in
SEN dm Bei
md! u AIR TEEN een u sin 2 1718
85 einem Dorfe ubere 9 i
Schleſien, ee acht P ee 16
ae grünen Eiche, und einige andere fe
wa 30 Schritte unter eine duͤrre. ir 15
heftiges Gewit! * das ſich 76 Fü ‚erho
hatt ſchien faſt 1051 ß 1 ö BR a 04 pla,
fü ein Strah ie grüne iche, zer⸗
| metterte einen der * 70 Aeſte, ging herün⸗
‚ Jöf’te die Rinde über eine Hand 10 18
ben bis gegen das Ende des Siumns uk
ale auf den Mann, der auf der rer
dieſer Seite ſaß, und toͤdtete ihn ſogleich. 1
ihm zur Rechten am naͤchſten ſaß ward am mei⸗
ſten, die folgenden vier wurden weniger be⸗
Poe. und die zwey gegenuͤber nur Bro
vorfen
Wie ſich die beyden unbeſchaͤdigten rhohl⸗
ten, ſahen fie den vor ihnen liegenden en bren⸗
nen. Sein Haar und Hemd war entzuͤndet. Bey
näherer Beſichtigung fand man ſeine Hirnſchale
beſchaͤdigt, und der Strahl war an einer Seite
er
1
.
feines Korpers bis and Ende herunter gefahren,
wo alles wie eine Brandblaſe war.
Sein naͤchſter 7 ſchien todt; er ſaß
unbeweglich, denn er hatte ſich in eine Hohlung,
die der Baum machte, bineingeſeßzt; bey naͤherer
Beſichtigung war Bruſt und Rücken beſchaͤdigt,
und das Hemd verbrannt. Der ihm am naͤchſten
figende war an Kreuz u nd, 1 der folgende
an der Hüfte, und ſein bar an den Schul:
Hay (vielleicht weil er tiefer ſaß,) beſchaͤdigt.
n waren die Hemden verbrannt, und dem an
den Hüften verbrannten der tuchene Bruſtlatz in⸗
wendig am flanellenen Unterfutter braun geſengt,
und einige Löcher waren, als ob Schrotkoͤrner
durchgegangen waͤren, hineingeſchlagen. Der letzte
war leicht am Arme gefreift, das ihn. aber an der
Arbeit nicht hinderte. dat nl
Hierbey iſt wertig b der Blitz die
grüne Eiche getroffen, und die duͤrre unberuͤhrt
gelaſſen hat. Eben ſo merkwürdig, obgleich eben
fo naturlich iſt es, daß die Beſchaͤdigung nach der
mindern oder mehrern Entfernung von dem Punc⸗
te, auf welchem der Hub eren groͤßer oder
geringer war. Die um den Baum an ihn gelehnt
ſaßen, und alſo in einer Communication mit ihm
waren, empfanden alle, doch i in abnehmendem Ver⸗
haͤltniſſe, die Wirkung des Blitzes; die vor dem
aume ſaßen, wurden nur erſchüttert und zu Bo⸗
den geworfen. Sie genaſen alle wieder, aber der
naͤchſte am etöͤdteten war einige Tage e h
gefahr.
1 Segperfinfterung in, Heu 5 ug
lan! am! a walk
93 18 ba an.
* Dieſe ungewöhnliche Verdunklung trug ſich
den 19. May 1798 Zwiſchen 10 — 11 Uhr
Vormittags ah Ken ihren Anfang, nn
bis zur Mitte der naͤchſtfolgenden Nacht. D
Wind kam beym Anfange derſelben don Süd weft
und auch die Dunkelheit ſchien daherz kommen.
Der Grad und die Dauer der Dunke 25 waren
an verſchiedenen Orten ebenfalls verſchieden.
mehreren Theilen des Landes war ſie ſo groß, daß
man weder gewöhnlich gedruckte Sachen leſen,
noch die Zeit des Tages an den Uhren ſehen konnte.
Dieſe Dunkelheit scheint über gang Neu-Eng⸗
land verbreitet'geweſen zu ſeyn. Sie dauerte
wenigſtens 14 Stunden. Ueberall ſteckte man Lich⸗
ter in den Häßfern an, die. Voͤgel ſangen ihre
Abendlieder, verſchwanden und wurden ſtill; die
ahne kraͤheten, wie gegen Anbruch des Tages.
c alles gab den Auſchege ber Nacht. on N
an ut“ in 170
Die ameiſenwolke über Leitz 10.
Im Junius 1785 5 ien eine Wolke ber
Leipzig, ließ ſich nieder und an vielen Orten der
Stadt wimmelte alles von geflügelten. 100
denen aber nicht lange Ge ihre Flügel abfies
ee ſie ft lich na und nach zerſtrer ten u und
[4
ON 5 fs
Das Rattenheer auf reihe
Auf der zum Koͤnigreiche Neapel gehoͤrigen
Inſel Procida, die ungefaͤhr ſechs Italianiſche
— 23 —
Meilen im Umfange und gegen 4000 Einwohner
hat, findet man eine große Menge Faſanen und
Repphuͤhner, die zum Vergnügen des Königs von
Neapel gehegt werden, der denn auch zum oͤftern
dahin auf die Jagd geht:
Zur Erhaltung dieſes Wildbrets hatte man
den Einfall, ein Verboth an die ſaͤmmtlichen Ein⸗
wohner ergehen zu laſſen, daß ſie keine Katzen
halten ſollten. Dieſes Verboth hatte die Folge,
daß binnen weniger Zeit die Ratten dermaßen uͤber⸗
hand nahmen, daß ſich die ganze ſchoͤne Inſel, trotz
ihrer von Natur uͤberſchwenglichen Fruchtbarkeit,
der entfetzlichſten Hungersnoth bloß geſtellt ſah.
Dieſe ſchrecklichen Thiere fielen alles an, und fra⸗
ßen alles auf, was ihnen vorkam; die Kinder in
den Wiegen, die Leichen, ehe man ſie unter die Er⸗
de bringen konnte, die Getreidevorraͤthe auf den
Böden und in Speichern, die in Schraͤnken und
Kellern aufbewahrten Speiſen, ja fogar die Dre
gelpfeifen in den Kirchen. Die Einwohner gerie⸗
then darüber, wie natürlich, in ſolche Beſtuͤrzung
und Angft, daß fie kein anderes Rettungsmittel
egen ihr gaͤnzliches Verderben weiter vor ſich ſa⸗
or als daß fie dem Könige, da er einmahl der
Jagd wegen auf dieſe Inſel kam, entgegen liefen,
ihm zu Fuße fielen, und ihn um Barmherzigkeit
anflehten. Um das Schauſpiel deſto ruͤhrender
und den Eindruck davon deſto tiefer und bleibender
zu machen, trieben ſie fuͤnf bis ſechs hundert der
größten Ratten, derer fie hatten habhaft werden
koͤnnen, vor ſich her dem Koͤnige entgegen, Die⸗
ſes Mittel gluͤckte, und das Verboth, Katzen zu
halten, wurde von Stund an aufgehoben.
— 24 —
Bienen ſtechen Gaͤnſen die Augen
| aus. A
In ein Bienenhaus in der Gegend von Bunz⸗
lau waren des Abends von ungefaͤhr einige Gänfe
gekommen. Des Nachts horte man auf ein Mahl
ein Geſchrey und ein ſtarkes Getoͤſe, das die Gaͤn⸗
fe mit ihren Fluͤgeln machten. Als das Bienen⸗
haus geöffnet wurde, waren die ſaͤmmtlichen Bie:
nen in dem heftigſten Allarm, ſo, daß niemand,
ſelbſt ihr Verpfleger nicht, den ſie doch ſo gut kann⸗
ten, vor ihrer Wuth ſicher war. Dieſer war alſo
genoͤthigt, feine Rüſtung anzulegen, und da er mit
Huͤlfe derſelben die Gaͤnſe befreyt hatte, fo fand er,
daß ihnen die Bienen uc e udn
fiochen hatten. Die Wuth der kleinen eunruhig—
ten Geſchoͤpfe dauerte auch noch einige Tage gegen
Vieh und Menſchen fort. 5 6
Hamilton paſſirt einen gluͤhenden
10 Lavaſtrom. e Nin.
Als im Monathe May 1779 der Auswurf des
Veſuv's ziemlich Fark zu werden anfing, brach⸗
te Herr William Hamilton einmahl eine
ganze Nacht in Geſellſchaft eines andern Englän-
ders, Nahmen Bowdler, auf dem Berge zu,
und hatte alſo Gelegenheit, das beſchriebene Aus⸗
ſtroͤmen der Lava durch den alten einmahl vertief-⸗
ten Canal in ſeiner groͤßten Vollkommenheit und in
der Naͤhe zu beobachten. Dieſe muthige Entſchloſ⸗
fenheit wurde ihnen aber auch durch die herrlichſten
Erſcheinungen belohnt. So wie die Lava ihren
gewöhnlichen Canal verließ, breitete fie ſich immer
mehr im Thale aus, und lief, von Schlacken be⸗
ſchwert, gleich einem mit Eiſe belaſteten Strome,
nur langſam dahin. Ein ganz beſonderer Zufall
hatte Ibpen bey dieſer Gelegenheit gefährlich were
den koͤnnen. Denn da ſie ganz nahe an dieſem nun⸗
mehr 50 bis 60 Fuß breiten Lavaſtrome hingingen,
drehte ſich mit einem Mahle der Wind, und blies
ihnen ſo viel Rauch, Dampf und Hitze in die Au⸗
gen, daß fie, ohne ihre Neugierde zu befriedigen,
ſogleich hätten umkehren muͤſſen, wenn ihnen nicht
ihr Wegweiſer, Nahmens Bartholo mäo,
ein wahrer Cyklope, den verwegenen Vorſchlag
gethan hätte, gerade über den Lapaſtrom hin auf
die andere Seite zu laufen. Bartholo maso
ging zu ihrem Erſtaunen herzhaft voran; ſie folg⸗
ten ihm, ohne fich lange zu beſinnen, nach, und
hatten auch weiter keine Unannehmlichkeit von dies
ſem fühnen Unternehmen, als daß fie natürlicher
Weiſe beſonders an den Füßen eine nicht geringe
Hitze aushalten mußten. Die obere Kruſte der
Lava war ſchon zaͤhe und ſo voller Steinkohlen und
Schlacken, daß die Laſt ihrer Körper nicht den ge⸗
ringſten Eindruck machte. Dabey floß fie fo laug⸗
ſam, daß ſte nicht befuͤrchten durften, das Gleich-
gewicht zu verlieren und zu fallen. Herr Hamil⸗
ton wünſcht indeſſen doch, daß man ihm dieſes
nicht nachthun mochte, außer im Falle der hoͤchſten
Noth, wenn kein anderer Weg zur Rettung übrig
wäre, und man ſich unglücklicher Weiſe bey einer ſo
gefaͤhrlichen Reiſe zwiſchen zwey Lavaſtroͤmen ein⸗
geſchloſſen befaͤndee .
\
— 26 — N
Die tödtliche Kellerluft zu St.
r eee ee
n an
Am aten Julius 1756 fiel zu St. Quent,
einem Dorfe nahe bey Paris, in der Nacht ein
großer Platzregen. Der Bauer Corneille ſtand
vor Anbruch des Tages auf, um zu ſehen, ob das
Waſſer nicht in ſeinen Keller gedrungen ſey, deſſen
Eingang dem Miſtloche gerade gegenuber lag. Er
ſtieg hinab, kam aber nicht zurück Sein Weib
folgte ihm und hatte das naͤhmliche Schickſal. Sei⸗
ne Kinder riefen deß halb die Nachbarſchaft herbey.
Man ſtieg hinab in den Keller, und noch ſechs Pers
ſonen ſanken darin zu Boden, wovon man jedoch
fünf ins Leben zuruͤckbrachte. 6
Eine Huͤndinn hungert 5 Wochen.
barſchaft an zufallen. Hi
Brennende Abtrittsluft in Paris.
Die Frau eines Gewürzkraͤmers in Paris
warf ein angezuͤndetes Stuͤck Papier in einen Ab-
tritt; ſogleich ſah ſie ſich ganz im Feuer ſtehen.
Ihr Geſicht und ihre Haͤnde verbrannten; eine
en 19,8 „art
Die hier einen.
lich entſtand ein Schwe
*
Wirkung, welche durch die entzündbare Luft nicht
wuͤrde entſtanden ſeyn, wenn ſie nicht in dieſem
Orte eingeſperrt geweſen waͤre. Das Licht, wel—
ches im Abtritte ſtand, loͤſchte aus. Die Luft ent⸗
ündete ſich bis an die Dede; auf ein merkliches
iſchen folgte ein un terirdiſches Getoͤſe und eine ſo
außerordentliche Erſchuͤtterung, daß fie auch die
naͤchſten Haͤuſer empfanden und ein Erdbeben ver:
muthet wurde. Der Schluͤſſel zu dieſem heimli—
chen Gemache wurde der ganzen Länge nach zer⸗
ſprengt und fortgeſchlaͤudert. Alle dieſe Erſchei⸗
nungen ereigneten ſich in einem Augenblicke. End⸗
efelgeruch, welcher viele Tas
ge lang im Hauſe blieb. ie A
Sehnſucht der Pflanzen nach Licht.
Bey den Verſuchen des Herrn Abt Teſſier,
welcher Gewaͤchſe, z. B Getreide und Wegwar⸗
ten, in Kellern hielt, durch welches nur einiges
Tages- oder Kerzenlicht einfiel, und dann durch
Spiegel weiter gebracht ward, wandte ſich die
Pflanze immer nach dem Lichte hin, und zwar de⸗
ſto mehr, je jünger und je entfernter fie vom Lichte
war; auch richtete ſich die Neigung gegen das Licht
nach der Lage des Keims und nach der Leichtigkeit
Schwierigkeit des Aufgehens der, Pflanze.
unter Luftloce ſtehenden Pflanzen wa⸗
ren weit gruͤner gls andere; am grünfien blieben
die Blätter unter dunkelblauem, am bleichſten
wurden ſieunter dunkelgrünem Glaſe. Wenn kein
Licht auf die Pflanze lb fel, blieb fie bleich, fie.
mochte übrigens entfernt davon ſeyn oder nicht.
Das Licht einer Lampe wirkte eben fo wie Tages:
licht, doch etwas ſchwaͤcher; auch das Mondlicht
hatte Einfluß auf die Bere an und er⸗
hielt fie grun.
Herkulanum and Pompeji. a
Es war im Jahr Chriſti 79 nz 9 1 175
cher Auswurf des Veſuvs dieſe R
Städte verſchuͤttete. Zuerſt ſpie der ‚ih, Ku
gewöhnlid, heiße Aſche. Dieſe Aſche fiel, fo 10
wie ſie war, auf Herkulanum. Hierauf bra⸗
chen durch die Hitze des Feuers i im Veſuv untere
irdiſche Waſſerbehaͤlter entzwey; das Waſſer ver⸗
miſchte ſich mit der heißen Afı e, und floß entwe⸗
der in Geſtalt eines fließenden Koths auf Herku⸗
lanum, oder wurde vom Berge in Geſtalt eines
kothigen heißen Breyes darauf geworfen. Dort
drang dieſer Brey, in ſeiner weichen Geſtalt, i
alle Gaͤnge und Kammern des Theaters und del
Stadt, wo vielleicht ſchon alles von ausgeworfe⸗
ner heißer Aſche zuvor äußerlich zu Kohlen vers
brannt war. Und auf dieſe Weiſe findet man jetzt
alle ausgegrabenen brennbaren Sachen, als Holz,
Korn, Kleider . f w außerlid) verkohlt. Viel⸗
leicht hatte auch der heiße Brey ſelbſt, der ſich mit
der zuvor gefallenen heißen Aſche vermiſchte, trotz
daß er feucht war, noch ſo viel 11581 daß 00 les
Brennbare, was er umgab, äußerlich verkohlen
konnte. Vorzuͤglich da er in fo dicker Maſſe Kt ag,
und alſo alle Feuertheile auf dem Grunde zuſam .
men bleiben und deſto ſtaͤrker wirken en n. Wie |
ubrigens ein ſolcher kothiger Brey ausgeworfen
werden konnte, wird dadurch wahrſcheinlich, daß
am Michaelistage 1538 ein aͤhnlicher kothiger
Step, bey Entſtehung des ſo genannten neuen
Berges, bis nach Neapel, zum Entſetzen al
ler Einwohner, ausgeworfen wurde“ ).
Mit Pompeji verfuhr der Veſuy weit
grauſamer. Ein großer Theil der Einwohner war
im Schauſpiele. Auf ein Mahl brach dichte Aſche
herein und brachte in ihrem Gefolge Bimsſteine,
Stuͤcken Lava und ausgebrannte Kohlen mit, wo⸗
von einige, die man jetzt noch ausgräbt, bis auf
8 Pfund wiegen. Beh einem ſolchen Steinhagel
war es nun natürlich, daß ſich niemand ins Freye
wagen wollte. a 3% 642
Der groͤßte Theil blieb in Angſt und Todes⸗
chrecken zwiſchen feinen vier Wänden. Nur die
uͤhnſten und Mannhafteſten entrannen der Stadt,
um nicht lebendig begraben zu werden. Daher
fand man auch in vielen aufgeatahenen Pfaßekg
e mit Fingeringen, Armbaͤndern
u. ſ. w. Hamilton war ſelbſt bey der Ausgra⸗
| Fung verſchiedener Menſchengerippe zugegen, 2
im Jahre 2768 ſah er unter einem gewoͤlbten Bo=
gen zu Pompeji einen Mann und ein Pferd mit
hen Ueberbleibſeln des Zeuges, hervorziehen, wels
5 81 in Metall gefaßten Steinen geziert war.
Die Hirnſchalen von einigen der gedachten Ske⸗
lette, die in den Straßen gefunden wurden, waren
augenſcheinlich durch das Herabfallen der Steine
zerſchmettert worden.
Dieß iſt ein hinlaͤnglicher Beweis des entſetz⸗
lichen Steinhagels, der auf die Köpfe der armen
Bürger von Pompeji fiel. Uebrigens muß das
Erdbeben hier ſo gar ſehr nicht gewüthet haben,
„ Hamilton, Aber die Bulcane S. .
R
denn die Haͤuſer ſtehen noch alle Weil Herku⸗
lan um gerade unter Portiei liegt, fo hat man,
nachdem man das beſte von Alterthuͤmern ausge⸗
graben und nach Portici gebracht hatte, daͤs⸗
ſelbe bis auf das Theater meiſt wieder verſchüttet.
Pompeji hingegen iſt nur von einer Lage Tuf a
von 5 oder 6 Ehlen uͤberſchüttet, deßwegen hat
man es mit leichterer Mühe als Herkulanum
jetzt beynahe ganz wieder aufgedeckt, fo, daß man
durch die Straßen und in die Häufer dieſer alten
Roͤmiſchen Stadt gehen kann.
Viele von dieſen Haͤuſern ſieht man blau,
gelb und mit andern Farben angeftrichen, fo friſch,
als waͤren Io neu. Sie find von einer Lava
jebaut, die alſo beweiſet, daß lange vor 1700 Jah⸗
en, ehe Pompeji verſchüttet wurde, der Bes
ſu v ſchon gebrannt hat. Auch die Straßen find
mit dieſer Lava gepflaftert, in der man noch die
Eindrücke der Wagenräder ſtehht.
Aber ein noch merkwuͤrdigerer Beweis, wie
lange der Veſuv ſchon gewuͤthet hat, iſt der, daß
man unter dem Pflaſter noch drey Lavaſtröme uͤber⸗
einander findet, die, zu verſchiedener Zeit, vor der
Erbauung von Pompeji ausgefloſſen fepn
muͤſſenn. „„
Ein Krater auf dem Harze.
Der Jugenieur⸗Officier Herr Laſſius fand
auf ſeiner mineralogiſchen Bereiſung des Harzes
unweit Ilefeld, daß der zunaͤchſt dabey liegende
ſo genannte Netzberg ein ausgebrannter Vul⸗
can ſey. Die vulcaniſchen Producte werden an und
auf demſelben ſehr häufig gefunden, auch ſoll es
ſehr wahr ſcheinlich ſeyn, daß der auf ſelbigem be⸗
— 31 —
findliche Teich, den man für unergruͤndlich haͤlt,
ein Krater fey.n enn ee en ee
Der See Möris in Aegypten.
Obgleich das Labyrinth, (ſagt Hero⸗
dot,) etwas ſo Großes, fo erregt doch der See
Möris, an dem es liegt, noch größere Bewun⸗
derung. Er hat einen Umfang von 3000 Stadien,
folglich gerade fo viel, als die Breite von Aegyp⸗
ten am Meere hin betraͤgt. Er erſtreckt ſich der
Länge nach von Norden nach Suͤden, und feine
Tiefe betraͤgt, wo ſie am groͤßten iſt, 50 Klafter.
Daß ihn aber Menſchenhaͤnde gemacht haben, iſt
augenſcheinlich; denn faſt mitten in demſelben ſteht
man zwey Pyrampden, die beyde zo Klafter hoch
uͤber das Waſſer hervorragen und unter dem Waſ⸗
Na ſo tief ſtehen. Sie ſind alſo genau 100
fter hoch, und auf jeder von beyden befindet ſich
eine ſteinerne Statue, die auf einem Throne ſitzt.
— Das Waſſer in dem See iſt nicht von Natur
darin; denn die Gegend iſt ſehr waſſerarm; ſon⸗
dern man hat es durch einen Canal aus dem Nil
hinein geleitet. Sechs Monathe lang fließt es in
den See hinein, die andere Haͤlfte des Jahres aber
wieder in den Fluß zurück. Die ſechs Monathe,
wenn es aus dem See abfließt, hat der koͤnigl.
Schatz taͤglich ein Talent Silber Einkuͤnfte für
Fiſche, und wenn es wieder in ihn zurückkehrt,
zwanzig Minen. Die Eingebornen umher ſagen,
der See ſey auch unter der Erde durch einen Canal,
der gegen Abend zu bey dem Berge über Me me
phis gezogen worden ſey, nach der Libyſchen
Sandmuͤſte hingeleitet worden. Da ich die aus⸗
gegrabene Erde nirgends ſah, ſo fragte ich die Be⸗
wohner des Ufers, wo fie denn hingekommen wär
— 28 —
re? fie ſagten mir: man habe ſie in den Fluß ges
por und der Strom habe fie nach dem Meere
geführt.“ Rn,
Mit dieſer Nachricht Herodot' wollen wir
Strabo's Beſchreibung verbinden; denn ſie er⸗
klaͤren einander gegenſeitig. „In der Provinz Ar⸗
ſin oe iſt der Wunderſee Möris. Er iſt in Ans
ſehung ſeines Umfanges, ſeiner Farbe und ſeiner
Ufer einem Meere gleich und eben ſo tief als groß.
Wenn die Ueberſchwemmung anfängt, rinnt das
Waſſer, das die Saatfelder und die Wohnungen
der Menſchen uͤberſchwemmte, durch einen breiten
Canal in ihn hinein. Wenn der R an. kehrt
Bey allen den Revolutionen, wodurch Aegy p⸗
ten ſeit zwey tauſend Jahren zerruͤttet worden iſt,
*
— — 33 —
liegt, als das Bett des Fluſſes, ſo war es doch ehe⸗
mahls mit unfruchtbarem Sande bedeckt, weil
Waſſer von Dünen und Felſen aufgehalten wurde,
und nicht dahin dringen konnte. Einer von den
Pharaonen, Nahmens Moͤris, der die Las
gen der Gegenden vollkommen kannte, entwarf ei⸗
nen der ſchoͤnſten Plane, die jemahls der menſchli⸗
che Geiſt ausgedacht hat, und hatte auch den
Ruhm, ihn auszuführen Er beſchloß nähmlich,
dieſe Wuͤſte in einen nuͤtzlichen See zu verwandeln.
Nachdem Tauſende von Menſchen den Boden an
mehreren Stellen gereinigt und aufgegraben hat⸗
ten, ließ er einen 40 Franzoͤſiſche Meilen langen
und 300 Fuß breiten Canal ziehen, um einen
Theil des Nilwaſſers nach dem Thale hinzuleiten.
Dieſer große Canal iſt noch heut zu Tage ganz vor⸗
handen, und unter dem Nahmen Bahn Ju⸗
feph, der Joſephsfluß bekannt. Er fängt
bey Tarut Eccherif an, und geht in den
Birket Carun. Dieſes Werk muß unermeß⸗
liche Summen gekoſtet haben; denn es iſt an meh⸗
reren Stellen in den Felſen gehauen. Es war
noch nicht genung, daß man Aegypten von eis
ner übermäßigen Ueberſchwemmung befreyet hat-
te, die in jenen Zeiten auf einem Lande, das viel
niedriger war als heut zu Tage, zu lange ſtehen
blie bund Unfruchtbarkeit verurfachte ; man muß⸗
te dieſes 40 auch noch für den Ackerbau nütz⸗
lich machen. Dieſen Zweck erreichte der große Fuͤrſt
dadurch, daß er zwey andere Canaͤle aus dem See
in den Fluß ziehen ließ. Man hatte bey dem An⸗
fange derſelben Schleuſen angelegt, die wahrend,
der Zeit, daß der Nil wuchs, verſchloſſen wur—
den. Dann drang das Waſſer durch den J o⸗
ſephscan al und haͤufte ſich in dem ungeheuern
Umfange des See's Möris an, der rings um
IV. Theil. C
\
* ,. —
ſich her Damme und Gebirge hatte. Während der
ſechs Monathe, da der Nil fiel, öffnere.man die
Schleuſen, und eine Waſſerflaͤche von etwa go
Franzoͤſiſchen Meilen im Umfange, die 30 Fus
565 81 ſtand, als der gewöhnliche Waſſerſpiegel
des Fluſſes, machte zum zweyten Mahle eine Ueber⸗
chwemmung, der man eine beliebige Richtung ge⸗
ben konnte. Ein Theil des Waſſers kehrte in den
Nil zurück hab; n zur Schi he ; ein ande⸗
rer zertheilte ſich in unzählige Canale, bewäflerte
die Felder und verbreitete bis nach den fandigen
=
Hügeln hin Fruchtbarkeit.
Dieb größte und aüßlichſte von allen Werken,
die angle auf der Erde angelegt worden ſind,
vereinigte alle Vortheile auf ein Mahl. Es kam
in Jahren, wo der Nil nur mittelmaͤßig anwuchs,
ihm zu Hülfe bg de ſchätzbare Waſſer zu⸗
rück, das ſonſt ungenützt ins Meer 17 0 ſeyn
würde. Noch ausgezeichneter war die Wohlthä⸗
tigkeit dieſes Werkes, wenn die Ueberſchwem⸗
mung ſehr ſtark war. Dann nahm es den ſchäd⸗
lichen Heberflu auf, der bee Beſaͤen der Er⸗
de verhindert hätte. Aus Be orgniß, dieß Fünfte
iche Meer möchte die Daͤmme durchbrechen, die
man ihm entgegengeſetzt hatte, und auf den Fel⸗
man quer durch das Gebirge einen Ableitungsca⸗
nal gegraben, durch den man das überfluͤſſige
Waſſer nach den Libiſchen Sandwuͤſten hin⸗
leiten konnte. Eine von den ruͤhmlichſten Arbei⸗
ten, deren die Voͤlkergeſchichte jemahls erwähnt
hat! Man darf gar nicht darüber erſtaunen, daß
man fie im Alterthume den Pyramiden und dem
Labyrinthe noch vorzog. Das Unternehmen war
groß, und zugleich war das Gluͤck der Nation da⸗
mit verbunden. Auch ſegneten die Aegyptier
dern ſchreckliche Verwüſtungen verurſachen, hatte
4
*
Moͤris Andenken, und ſein Nahme kam auf die
Nachwelt, indeß fte die andern Pharaonen verab—
ſcheuten, von denen fie gezwungen wurden, Berge
auszuhöhlen, damit fie ich prächtige Grabmahler
bauen könnten, 25 a |
Heut zu Tage gewaͤhrt dieſer See von allen
dieſen Vortheilen beynahe gar keinen mehr. In
beynahe 1200 Jahren, ſeitdem barbariſche Voͤlker
Aegypten in ihre Gewalt bekamen, haben fie
den größten Theil von den Denkmaͤhlern desſelben
zerſtoͤrt oder zu Grunde gehen laſſen. Der Ma:
reotiſche See iſt ausgetrocknet, der Canal
von Alexandrien iſt nicht ſchiffbar, und der
See Moͤris hat nur noch zo Meilen im Umfan⸗
ge. Wenn man den Joſephscanal reinigte,
worin ſich der Schlamm ſehr hoch geſammelt hat;
wenn man die ehemahligen Daͤmme und die
|
Schleuſen der Canale von Tamieh und Buch
wieder herſtellte; ſo würde der See Moͤr is noch
noch zu eben den Zwecken dienen, wie ehemahls.
Er würde die Verwuͤſtung verhuͤthen, die ein zu
ſtarkes Anwachſen des Nils verurſacht, und
der Ueberſchwemmung zu Huͤlfe kommen, wenn
fie zu ſchwach iſt. Sie wuͤrde ſich, wie ehemahls,
von Nesle und Ar ſione bis nach den Libi-
ſchen Bergen hin erſtrecken, und der Reiſende
wurde hier mit Erſtaunen ein von Menſchenhaͤn⸗
den gemachtes Meer ſehen ,
Die Geſchichtſchreiber geben ihm 300 Fuß
Tiefe. Dieß iſt übertrieben, aber nicht fo ſehr, als
man glauben koͤnnte. Der Grund des Sees iſt ein
Becken, das von Bergen gebildet wird. Es iſt ſehr
tief, dg der Nil ſogar durch den Canal bey Ta⸗
mieh hineinſtroͤmt. |
€ 2
* ie:
Ein neuer elektriſcher Fiſch.
Der Engliſche Schiffs-Lieutenant Pater⸗
fon entdeckte auf feiner Reiſe nach Oſtind ien,
da er ſich bey der Inſel S. Juan, einer von den
Comorren zwiſchen der Küſte von Zangue⸗
bar und der Inſel Madagascar, aufhielt,
einen Fiſch in einem vom Seewaſſer ausgehöhlten
Felſen, wo die Waͤrme des Waſſers etwa zwiſchen
dem 56 bis soſten Fahrenheitſchen Grade
war. Er hatte zwey derſelben in einem Netze ge⸗
fangen, und da er den einen angreifen wollte, be⸗
kam er einen ſo heftigen elektriſchen Schlag, daß er
ihn fahren lafjen mußte. Indeß trug er doch beyde
ans Land, ein Paar tauſend Schritte von dem Or-
te, wo er ſie gefangen hatte; da er aber hier ſein
Netz aufmachte, war der eine todt und der andere
ſo ſchwach, daß Hr. P. kaum noch im Stande war,
den Wundarzt und Adjutanten von der elektriſchen
Kraft dieſes Fiſches zu uͤberzeugen. Dieſer Fiſch
war ſieben Zoll lang, und 22 Zoll breit; fein Kopf
war ſehr verlaͤngert, und er ſchien zum Geſchlechte
Tetrodon zu gehören. Sein Ruͤcken war dun⸗
kelbraun, der Bauch meergruͤn, der Leib mit ro⸗
then, grunen und weißen Flecken uͤberſaͤet, wovon
die letztern ſehr glaͤnzend waren; er hatte weite
offene Augen, mit einem rothen Regenbogen, deſ—
fen äußere Ränder gelb gefärbt waren.
Der Sonnenhof.
Am 1gten Jun. 1793 bemerkte der Herr D. L.
zu Lübeck um 112 Uhr Vormittags eine Son⸗
nenkrone, oder einen ſo genannten Sonnenhof.
Vielleicht war ſie ſchon laͤnger ſichtbar geweſen.
Die Luft war wolkig und truͤbe, der Wind ſtill, und
su. pay
dic Sonne ſchien nur von Zeit zugeit einige Minuten
und dann verbarg ſie ſich wieder eben ſo lange hinter
die dunkeln Wolken, daher denn auch dieſes Mer
teor oft gaͤnzlich verſchwand. Der Durchmeſſer
des die Sonne umgebenden Kreiſes betrug unge—
fähr 15 Grade, wurde aber nicht verändert. Der
Kreis ſelbſt ſchien Anfangs gefärbt und fpielte vor:
züglich an der noͤrdlichen Seite, wo die Luft nicht
ſo bewoͤlkt wie an der ſuͤdlichen Seite war, mit den
ſchoͤnſten Regenbogenfarben, da der uͤbri⸗
ge Theil nur weißgelblich in die Augen fiel. So
wie die Sonne, von den voruͤberziehenden kleinen
lichten Wolken etwas bedeckt, nur einen ſchwachen
Schein gab, ſo verloren ſich die Farben, und es
blieb ſodann nur ein einfaͤrbiger, weißgelblicher
Kreis, wovon auch zuweilen einen Theil die den⸗
ſelben verbergenden Wolken dem Auge entzogen.
Die Breite des Kreiſes nahm zu, ſo wie das Son⸗
neulicht ſchwaͤcher wurde, und im Anfange beym
farbigen Scheine war ſie am geringſten. Noch
nach 1 Uhr ſah man, aber ſchon undeutlich und
ſehr unvollkommen, dieſe Erſcheinung, welche bey
heiterer Luft gänzlich verſchwand. Die wahrend
derſelben bemerkte ſtille, dunkle, eben nicht kalte
Luft, wobey kein Regentropfen oder Hagelkorn
ſich zeigte, und deren Verſchwinden bey reinerer
und hellerer Luft beftätigt die Vermuthung, daß
bloß die Strahlenbrechung in den waͤſſerigten, in
der Luft ſchwebenden Duͤnſten, der Grund davon
ſey, wobey aber eine beſondere Beſchaffenheit der
Dünſte und der Luft auch Ort und Stand des Zu⸗
ſchauers mitwirken muͤſſen. | RL
— 38. —
Verſchiedenheit der Brunnen bey
In dem Dorfe Zabritz, unweit Halle
im Saalkreiſe hat man auf dem Thebeſtuß i⸗
ſchen Gute drey Brunnen in kleinen Entfernun⸗
gen von einander entdeckt, deren jeder einen beſon⸗
dern G halt hat. Der erſte enthaͤlt gutes und wohl:
ſchmeckendes Trinkwaſſer; der zwepte eine andere
Art Waſſer, welches vorzuͤglich zum Bierbrauen
taugt, und der dritte hat ein ſchwoflich 8 Waſſer,
welches zum Branntweinbrennen ſehr nützlich iſt.
Man hat zuweilen alle drey Waſſerarten zu dieſem
Behufe mit einander verwechſelt, aber dieſe Ver—
wechſelung nicht vortheilhaft befunden. \
Die Eidechſe auf Antigua ift Mu⸗
10% ſikfreundinn. .
Auf Antigua, einer der Caraibiſchen
Inſeln, findet ſich die befondere&idechfenartWood-
Slave ſehr haͤuftg. Sie hat eine Lange von 7 bis
8 Zoll; der Schwanz iſt kurz, dick und ſtumpf am
Ende. Ihre Fuͤße haben Zehen, welche zur Hälfe
te mit einer Schwimmhaut verbunden und mit
hakenfoͤrmigen Krallen bewaffnet find, mit welchen
ſte ſich an 1775 Oberflaͤchen in verticaler Rich⸗
tung erhalten koͤnnen Die Augen ſind wie bey
den Katzen, mit einer langen, ſchmalen, oben und
unten zugeſpitzten Pupille begabt. Ein ſolches Au-
ge funkelt auf eine ganz eigene und bezaubernde
Art. Das Thier ſelbſt aber iſt widrig, ſelbſt ekel⸗
haft, und gehoͤrt zu den giftigſten Reptilien dieſer
Inſel. Ein fluͤſſiges Gummi ſchwitzt durch alle
I
*
e
feine Poren und bringt auf der Haut derer, welch⸗
von dieſem Safte berührt werden, Beulen und
Geſchwüre hervor. Man findet unter jeder Pfote
eine kleine, mit einer dicken blauen Materie ange-
fuͤllte Taſche, welche, wie man ſagt, der vornehm⸗
ſte Beſtandtheil des in Oftindien fo bekannten
Malayſche n Giftes iſt. Die gemeinenEidechſen
haben gewöhnlich eine Laͤnge von 10 bis 1 Zoll.
Die Eidechſe (ground Lizart) hat gewoͤhnlich die
Farbe der Erde, auf welcher ſie kriecht, da diejeni⸗
gen, welche ſich auf den Bäumen aufhalten, alle
Mahl eine lebhafte gruͤne Farbe, wie das Laub des
Baumes haben, welchen fie bewohnen. Der Koͤr⸗
per der Eidechſe iſt mit glänzenden und durchſichti⸗
gen Schuppen bedeckt, welche eine große Anzahl
von ſchimmernden Farben von ſich werfen, ſo oft
ſich das Thier bewegt, und es hat dabey die ſonder⸗
bare Eigenſchaft, daß es pechſchwarz ausſteht,
wenn es erſchrocken iſt. Die Sage, daß dieſes
Thier von der Mufif bezaubert und angelockt wird,
hat die Miſtres R. durch einen Verſuch wirklich be⸗
ſtaͤtiget. Oft fang fie, wenn fie im Garten ſaß,
einige Arien mit ſanfter Stimme, und in wenigen
Minuten kamen mehrere Eidechſen zu ihr gelaufen.
Sie blieben mit ihrem geſenkten kleinen Kopfe ſte⸗
hen, und hefteten ihre Augen unbeweglich gegen
die Stelle, wo der Ton herkam. Ihre blitzenden
Schuppen ſchoß en in jedem Augenblicke tauſender—
ley Strahlen. So bald aber die Arie aufhoͤrte,
war auch ihr Vergnügen zu Ende, fie eilten ſchne
davon und verkrochen ſich ins Gebuͤſch. Miſtres R.
hatte dieſen Verſuch oft wiederhohlt und immer
5
mit demſelben Erfolge. Ueber dieß iſt es auch eine
in Dftindien bekannte Sache, daß die Neger,
ſo oft ſte Eidechſen noͤthig haben, welche eine geſun⸗
de und angenehme Nahrung fuͤr ſie ſind, ſich leicht
+
8
dergleichen verſchaffen koͤnnen; und es iſt das gan⸗
ze Geheimniß, wodurch ſie ſelbige an ſich locken,
nichts, als das Pfeifen.
Die Schlangenbeſchwörer Oftin⸗
f diens. ee EN
Sie heiſſen Fakirs und durchreiſen die Pro⸗
vinzen, fo wie es vormahls die Zigeuner in Europa
gewohnt waren. Einige ſchleppen ſich mit Koͤrben,
deren ſie bis acht tragen, und worin ſie Schlangen
haben, welche fie fur ein Paar Fannantleine kleine
Münze) ſehen, und nach dem Tone einer Pfeife tan⸗
zen laſſen.
„Waͤhrend der Zeit, (ſchreibt ein Engliſcher
Officier aus Oſtindien) daß unſer Regiment
u Arko kantonirte, kam eines Tages ein ſolcher
Fakir mit Schlangenkoͤrben, die er ſehen ließ, in
meine Wohnung. Nach einem gewiſſen Tone ſeiner
Pfeife erhoben ſich die Schlangen in den Koͤrben in
die Hoͤhe, und ſprangen aus denſelben heraus und
im Zimmer herum. Da die Schlangen oͤfters das
Federvieh auf dem Hofe dieſer Wohnung zu toͤdten
pflegten, fo fragte man den Fakir, ob er vermit⸗
telſt ſeiner Zauberpfeife dieſe Hofſchlangen aus den
alten Mauerloͤchern herauszulocken verſtünde, und
da er dieß mit einer ernſthaft zuverſichtlichen Mie⸗
ne bejahte, fo führte man ihn dahin. Er pfiff vor
einem dieſer Loͤcher ſeine Beſchwoͤrung, die
Schlange erſchien, ſchlaͤngelte ſich zu ihrem Be—
ſchwoͤrer huͤpfend hin, und dieſer ergriff ihren Nace
ken, und brachte fie in das Zimmer, wo er fie nies
derlegte, und fie ſogleich den Schlangentanz an⸗
fing, ſo bald er die Pfeife blies. Er wußte die
Tanzgewandtheit der Schlange, wenn ſie dem Zu⸗
\
*
5
f
m. A m
ſchauer gefaͤhrlich werden konnte, jedes Mahl durch
ſeine eigenen Wendungen geſchickt zu lenken.
Hierauf erſuchte man den Zauberer, in die
Schlafſtube zu treten, weil ſich in der Mauer am
Fußboden ein Loch zeigte, von dem man fchon lan⸗
ge argwoͤhnte, daß dasſelbe der Aufenthalt eines
ſolchen gefährlichen Geſchoͤpfs ſeyn koͤnnte. Auch
hier wurde die Scene mit dem Pfeifenſpiele eroͤff—
net, und da dieß Anfangs ohne Wirkung blieb, ſo
wurde der zu erwartende Gegenſtand durch
Schimpfwoͤrter, und lebhaftere Beſchwoͤrungen
zu erſcheinen aufgefordert, und der Moͤnch ſchalt ſie
eigenſinnig und haͤmiſch, und bedrohete fie, Falls
fie nicht auf der Stelle gehorchen würde, daß er fie
erwürgen, und ihr Blut lecken wolle. Da auch
dieſe Drohungen ohne Erfolg blieben, ſo beſchul—
digte er die noch zweifelhafte Schlange einer un-
fehlbaren Taubheit, griff nochmahls nach ſeiner
Zauberpfeife, nahte ſich dem Wandloche und blies
nunmehr aus allen Leibeskraften, und ſiehe da!
nach einigen Minuten kam der Kopf einer großen
ſo genannten Hutſchlange, welche man fuͤr eine der
gefaͤhrlichſten Schlangenarten in Dftindien
hält, hervor. Nachdem er fie auf gut fakiriſch ge⸗
warnt hatte, ſich vernuͤnftig zu bezeigen, ſo ruͤckte
er ihr immer näher, und pfiff dabey lebhafter, bis
die Schlange uͤber die Haͤlfte ihres Koͤrpers her—
vorgelodt war. Nunmehr pfiff er bloß aus der
linken eh und fo wie ſie nach und nach immer
weiter herausſchluͤpfte, brachte dieſer neumodiſche
Orpheus ſeine rechte Hand unterhalb der Schlange
herum, und indem dieſe einen Sprung nach ihm
- unternahm, fo ergriff er fie auf eine behende Art
bey dem Schwanze, und in dieſer Stellung hielt
er ſie feſt. ohne die geringſte Furcht, von ipr gebifs
Kr”
— 42 —
fen zu werden, durch feine Mienen zu aͤußern, bis
man ſie todtgeſchlagen hatte.“ —
Hierdurch wurde derjenige, welcher dieſen
Bericht erſtattete, von der in Dftindien herr⸗
ſchenden Sage, daß dieſe Landſtreicher die Kunſt
beſitzen ſollen, die Schlangen aus ihrer Loͤchern
herauszulocken, augenſcheinlich überzeugt, und um
deſto mehr, da dieſer naͤhmliche Fakir während ei⸗
ner Stunde mit ſieben derſelben die Probe beſtäͤ—
ligte. | 1
Die ausgegrabenen Leichname des
Kirchhofs der Innocens zu
Paris.
RR
Die Abhebung und Reinigung des Kirchhofs
der Innocens, faſt mitten in Paris, welche in
den Jahren 1786 und 1787 geſchah, war durch die
Größe und Beſchaffenheit des Gegenſtandes, durch
die damit verbundenen Schwierigkeiten und Ges
fahren, durch Dauer, Koſtenaufwand und dabey
gemachte Entdeckungen, eine der merkwuͤrdigſten
Unternehmungen ihrer Zeiten. |
Seit undenklichen Jahren war dieſer Platz
der Begraͤbnißort der meiſten Pfarrkirchen von
Paris Schon lange wurden da alle Jahre 2500
bis 3000 Todte begraben, und der letzte Todten⸗
graͤber allein hatte innerhalb weniger als go Jah
ren mehr als 90000 Todte zur Erde beſtattet.
Rechnet man im Durchſchnitte nur 1000 auf ein
Jahr, ſo ſind ſeit dem zwoͤlften Jahrhunderte, wo
dieſer Platz anfing vorzuͤglich gebraucht zu werden,
beynahe fo viel Leichname auf dieſem engen
Raume begraben worden, als ganz Paris Men⸗
ſchen zählt. Gleichwohl betraͤgt der Flaͤchenraum
nur etwa 2000 Quadrattoiſen, folglich, wenn man
ſich denſelben rechteckicht und gleichſeitig denkt, ei—
ne Laͤnge und Breite von ungefahr 270 Fuß. Auch
iſt deß wegen der größte Theil der Leichname in ge-
meinſchaftliche Graber von 25 bis go Fuß tief ge⸗
legt worden, in deren jedem 12 bis 1500 Särge
Platz hatten. Dieſer Platz ſollte nunmehr abge—
raͤumt, gereinigt, den Gaſſen gleich gemacht, und
“ einen Öffentlicher Marktplatz verwandelt wer—
en. il. 6 5
Die Veranlaſſung dazu waren die hoͤchſt ſchaͤd⸗
lichen Ausdunſtungen aus einer Erde, die gleiche
ſam nur ein einziger verweſender Körper war; die
Lebensgefahr, womit jedes Mahl ein neues gemein—
ſchaftliches Grab eröffnet wurde; die mephitiſchen
Duͤnſte, welche ſogar durch die Grundmauern der
benachbarten Haͤuſer in die Keller drangen, und
überhaupt die verdorbene Luft, welche dieſer Ort
um ſich her verbreitete. Darum hielt man auch
ſchon 780 mit dem Begraben auf dieſem Platze
inne, und verſtattete es nur noch in der Kirche.
Das war aber nicht hinreichend. Die ſchaͤdlichen
Wirkungen von den Körpern, die zunaͤchſt an der
Oberflache lagen, dauerten fort, und man mußte
endlich das Abtragen dieſes Platzes veranſtalten.
Man mußte uͤber zwey Jahre lang beynahe unun—
terbrochen, Tag und Nacht, bis auf eine Tiefe von
bis 10 Fuß wegraͤumen, mehr als go Gewölbe.
oͤffnen und leeren, 40 bis 50 gene e
cher Graber, einige fogar bis auf den Boden, alſo
25 bis 30 Fuß tief ausgraben, und 15 bis 20000
noch in den Saͤrgen befindliche Leiber aus heben
und wegtransportiren. Und dieſes alles konnte in
Paris, wo die Nacht ſich wenig mehr als durch
ihre Finſterniß vom Tage unterſcheidet, nicht an⸗
ders als unter den Augen des Volks, mit einer
mühſamen Sorge für das Leben der Nachbarn fo
wohl, als hauptſächlich derer, die mit einer ſo ge⸗
faͤhrlichen Arbeit ſelbſt beſchaͤftigt waren, geſche⸗
hen. Man mußte die stille Ehrfurcht zu erhalten
ſuchen, die man einem Orte ſchuldig war, welcher
ſeit vielen Jahrhunderten zur Ruheſtaͤtte ſo vieler
Tauſende von allen Staͤnden und Altern und zu ei⸗
nem Andachtsorte für die Todesbetrachtungen der
Lebendigen gedient hatte. Man mußte die U:ber-
zeugung zu erhalten ſuchen, daß eine reine Loftes
zur hoͤchſten Noth mache, die der Erde anvertraus
ten Todten noch ein Mahl an das Licht des Tages
hervorzubringen und ihnen eine andere Ruheſtaͤtte
anzuweiſen. Ueber dieſes hatte man noch für die
Erhaltung vieler Monumente, fuͤr die ehrerbiethi—
ge Behandlung derer Orte zu ſorgen, die ſeit vie
len Jahren zur Erinnerung an die Bergänglichkeif
dieſes Lebens dienten. Eine unbeſchreibliche Men⸗
ge Gebeine mußten fortgeſchafft werden, die in den
Beinhäufern aufgehaͤuft waren, und die jedes
Mahl, nachdem fie bey der Eröffnung eines ges
meinſchaftlichen Grabes feucht aus der Erde ge—
worfen waren, die umgebende Luft immer noch
mehr verdarben. Und gleichwohl iſt dieſe große
und muͤhſame Arbeit ohne irgend einen ungluͤckli⸗
chen Zufall, ohne Stoͤrung der oͤffentlichen Ruhe,
zu Ende gebracht worden; das Auge des Publi⸗
cums iſt durch keine ſchamloſe Scene beleidigt wor⸗
den, und das groͤßte Stillſchweigen hat demſelben
die Kenntniß von dem eigentlichen Zuſtande der ge⸗
machten Entdeckungen entzogen, wovon man erſt
nach der Vollendung des Werks die vorzuͤglichſten
Umſtaͤnde erfahren hat, | | |
Bey der außerordentlichen Arbeit kamen nun
die Leiber der Verſtorbenen aller Alter zum Vor⸗
wi
ſcheine; man konnte die wichtigſten Beobachtungen
über die Stufenfolge der Verweſung erwarten.
Man konnte die Spuren des Ganges der Zerſtoͤ—
rung von demjenigen Koͤrper an, der ſo eben der
Erde anvertraut war, bis auf jene traurigen Reſte
finden, die, im Schooße alter Grabmähler aufbe⸗
wahrt, der voͤlligen Vernichtung noch entgangen
waren Einige waren aufgehaͤuft unter einander
geworfen, in einem gemeinſchaftlichen Grabe bey⸗
ſammen; andere ruheten demuͤthig unter einer
Erdſchicht allein, oder verfaulten ſtolz in metalle⸗
nen Saͤrgen und unter Gewoͤlben. Alle möglichen
Verwandlungen, die der Tod hervorbringen kann,
von dem Körper an, der ſich aufloͤſet und in Faͤul⸗
niß übergeht, bis zu dem, der gleichſam Kraft ei⸗
nes beſondern Privilegiums in eine Mumie ſich
verwandelt, und bis zu den entfleiſchten Skelet⸗
ten, deren Gebein ſich in Staub zerreiben laͤßt;
alles dieſes war hier dem Auge des Beobachters
‚ enthüllt. Man fand dieſe koͤrperlichen Reſte der
Menſchen hauptſaͤchlich in dreyerley verſchiedenen
Zuſtaͤnden. Von den alleraͤlteſten war nichts als
ein Theil der Gebeine übrig, die in einem fo oft
umgearbeiteten Boden zerſtreut lagen. An andern
in einzelnen Graͤbern befindlichen Leichnamen fand
man die Haut, die Muskeln und Sehnen vertrock⸗
net, hart, brüchig, von grauer Farbe und denje⸗
nigen Mumien gleich, die in einigen Gewoͤlben von
Kom und bey den Franziskanern zu Tou⸗
louſe gefunden werden. Was aber auf dieſem
Schauplatze des Todes am aller merfwärdigfien
war, iſt der dritte ſonderbare Zuſtand der in den
gemeinſchaftlichen Graͤbern befindlich geweſenen
Leichname. Da hatten ſich die Saͤrge in ihrer gan⸗
zen Ausdehnung und Staͤrke erhalten; das Holz
war noch geſund, nur etwas gelblich. Die wenige
—
Erde, um die Saͤrge herum, war ſchwarz; das
Sterbegewand war noch vorhanden, und die Leich-
name hatten nichts von ihrer ganzen Ausdehnung
verloren; nur etwas eingedruͤckt ſchien auch das
Gewand näher mit dem Korper zuſammen zu haͤn⸗
gen. Wenn das Sterbekleid abgehoben wurde,
fo ſah man, daß ſich den fleifhichte Theil erhalten
hatte, nur mit dem Unterſchiede, daß derſelbe in
eine einzige weichliche, irregulaͤre und jedem Ein⸗
drucke nachgebende Maſſe verwandelt war, deren
weiße Farbe durch die ſchwarze Erde am Tages⸗
lichte nur noch mehr erhoͤhet und auffallender wur⸗
de. Worauf man bey dieſem Anblicke zuerſt ver⸗
fiel, war die Vermuthung, es koͤnnten dieſe Leiber
einſt mit einer Lage Kalk uͤberdeckt worden ſeyn.
Allein dieſe Vermuthung verſchwand bey einer naͤ—
hern Unterſuchung ganz. Man fand vielmehr alle
weichen Theile des Leibes in eine gleichartige, fa⸗
ſernloſe, oft ziemlich dichte Subſtanz von einer
mehr oder weniger weißen Farbe verwandelt, wel⸗
cher die Todtengraͤber ſchon laͤngſt den Nahmen
Fett gegeben hatten, weil es ſich zwiſchen den
Fingern zerreiben ließ, und ſchmierig und ſeifen⸗
artig anzufuͤhlen war. Man konnte dieſe Subſtanz
nicht beſſer, als mit dem weißen Kaͤſe vergleichen,
und die Eindruͤcke, die die Faͤden des Gewandes
auf der Oberfläche des Leibes zuruͤckgelaſſen hat⸗
ten, machten dieſe Vergleichung noch anſchauli⸗
cher. An trockner Luft verhaͤrtete ſich dieſe Maſſe,
und nahm einen metallartigen Glanz an. An feuch⸗
ter Luft ward ſie wieder weich und bedeckte ſich mit
buntfarbigem Schimmel. Sie verbreitete keinen
ſehr uͤbeln Geruch. Die aͤußere Geſtalt erhielt ſie
von der Haut, deren forniges Gewebe noch kennt⸗
lich war. Ueberhaupt hatten dieſe Maſſen noch
den ganzen Umriß der Glieder und zeigten ihre
Form vollkommen. Die Verwandlung in Fett
erſtreckte ſich auf alle haͤutige, fette, weiche Thei⸗
le, auf alle Organe, Knorpeln, Drüfen,
Sehnen, Muſkeln, auf das Gehirn, das
Herz, ohne Veraͤnderung der Geſtalt, ja, ſogar
auf fluͤſſige Theile. Da hingegen hatten die Haa⸗
re, die Naͤgel, die Gebeine, und gewiſſe farbigte
Theile der Galle, des Blutes, dieſer Verwand⸗
lungskraft widerſtanden, und gleichſam das Fett
überlebt. Statt der Lungen fand man zwar auch
Spuren von Fett, aber da dieſe und aͤhnliche
Theile des menſchlichen Körpers ſchon urfprüng-
lich ſehr ſchwammigt ſind, ſo hatten ſie auch die
Geſtalt davon verloren. Es waren alſo dieſe Leich-
name naturliche Mumien von einer ganz neuen
Art, die die Todtengraͤber zuweilen vom Kopfe
bis zu den Füßen zuſammen zu rollen pflegten,
wobey ſie die ſich hervorſtreckenden Gebeine leicht
abſondern, und auf die Seite legen konnten.
Von denen, welche man in Cabinetten aufbe⸗
wahrt, haben ſich noch viele erhalten, woran
alle Geſichtszuͤge deutlich und natuͤrlich find.
Bey einer genauern Unterſuchung uͤber die
Beſchaffenheit dieſes Fettes hat man folgen—
des gefunden: Bis zum Sieden erwaͤrmt, ent⸗
zuͤndet es fi und verbrennt ſehr geſchwinde. Es
verbindet ſich ſehr leicht mit einer gewiſſen Men⸗
ge Waſſer; die Aufloͤſung davon Äh undurchſich⸗
tig; in Bewegung geſetzt, macht ſie viel Schaum;
mit einem Worte, dieſes Fett hat alle Kenn⸗
zeichen einer wahren Seife. Der daraus abge⸗
ſchiedene oͤhlichte Theil koͤmmt mit dem Wallrath
vollkommen uͤberein. Es iſt wahrſcheinlich, daß
eben dieſe oͤhlichte Subſtanz ſchon im lebendigen
menſchlichen Körper, hauptſächlich in den fetten
Theilen vorhanden iſt, daß ſie nach dem Tode
unter beſondern Umſtaͤnden ſich mit den Erzeug—
niſſen der Verweſung verbindet, und fo das Geis
fenfett bilden . |
Die Verwandlung in Seifenfett bewirkt ſich
in jedem Erdreiche und in ziemlich kurzer Zeit.
Denn die letzten großen Gräber waren erſt ſeit
fuͤnf Jahren geſchloſſen, und gleichwohl alle Lei⸗
ber, von oben bis unten, eine kleine Anzahl aus⸗
genommen, vollkommen verwandelt. In andern
großen Graͤbern war die groͤßte Anzahl ebenfalls
gaͤnzlich verwandelt, doch zeigten einige erſt leich⸗
te Anfaͤnge davon, andere waren ſchon bis auf das
bloße Beingerippe zerſtoͤrt, und vielleicht ſchon
durch den Zuſtand des Fettes hindurchgegan⸗
gen. Man hat wahrgenommen, daß die gaͤnz⸗
liche Zerſtoͤrung in den obern Lagen anfaͤngt, und
daß das Fett ſtch am laͤngſten in der größten Tiefe
erhaͤlt; daß auf andern Kirchhoͤfen die erſten Spu⸗
ren von Fett ſich in demjenigen Boden zeigen,
der anfaͤngt, die zu dieſer außerordentlichen Er⸗
ſcheinung noͤthigen Eigenſchaften zu bekommen.
Daraus kann man mit Wahrſcheinlichkeit ſchlie—
ßen, daß die Verwandlung auf dem Boden des
Grabes anfaͤngt, da hingegen ſie in dem Leichname
ſelbſt, von den aͤußern Theilen gegen die innern
fortſchreitet. Iſt ſie einmahl vollendet, ſo faͤngt
das Fett von ſelbſt an, von innen nach außen zu
vergehen, und am Ende bleibt die Oberflaͤche der
Gebeine nur mit einer duͤnnen Subſtanz umgeben,
die entweder eingeweichtem Thöne aͤhnlich, oder
trocken, zerreiblich und braun iſt. Unter allen
Theilen des menſchlichen Körpers widerſteht das
Gehirn der gaͤnzlichen Zerſtoͤrung am laͤngſten.
Es erhaͤlt ſich noch lange, ſogar in ſolchen Kür
pern, die keine Verwandlung in Fett TOR, und
Ä eren
deren übrige weiche Theile ſchon eine gaͤnzliche Zer—
ſtoͤrung erfahren haben. 2
Daß man dieſe vorher unbekannte und von
den Alten nie erwähnte Verwandlung in Seifen-
fett nur auf dem Kirchhofe wahrnahm, davon
liegt die Haupturſache darin, daß die Leichname
zu tauſend auf einander gehaͤuft in einem gemein—
ſchaftlichen Grabe lagen, alſo mit ſehr wenig Erde
umgeben waren, die gar bald von den Ausfluͤſſen
der verweſenden Koͤrper geſaͤttigt worden war, und
davon die oben erwähnte ſehr ſchwarze Farbe anz
genommen hatte. Dieſe Aus flüſſe in luftformi⸗
ger Geſtalt (gaz) waren dadurch zurückgehalten,
wirkten auf die Koͤrper ſelbſt zurück, erzeugten das
Seifenfett und verlängerten auf ſolche Art die Exi—
ſtenz der Leichname. Darum hat man auch nichts
dergleichen in einzelnen Gräbern, oder an denen,
die der Oberflaͤche der Erde zu nahe, oder mit viel
ungeſättigter Erde umgeben waren, wahrgenom—
men, weil die animaliſchen fluͤchtigen Theile ent-
weder einen leichten Ausgang fanden, oder mit
der Erde ſich verbinden konnten. Es iſt daher leicht
einzuſehen, wie man es machen muͤßte, um eine
ſolche Verwandlung in Seifenfett auf den Platzen
zu bewirken, wo todte Thiere verſcharrt werden,
wenn man dieſes Fett zum Gebrauche im gemeinen
Leben ſchicklich finden ſollfe.
Die verwandelten Körper bleiben lange in die—
ſem Zuſtande. Davon hatte man Proben an mehr
als dreyßigjaͤhrigen Gräbern. Aber außer dem,
daß ſich gleichwohl durch die Laͤnge der Zeit immer
einige animaliſche ſtuͤchtige Theile verlieren, fo
trägt ins beſondere ein feuchter Boden ſehr viel zur
gaͤnzlichen Zerſtoͤrung bey, da das Waſſer dieſes
Seifenfett aufloͤſ't. Daher erhält es ih auch an
W. Theil. RR
—
längſten in einem trockenen, der Wirkung der Sons
ne ausgeſetzten Boden. Wen,
Indem alſo in einem fo eben geſtorbenen Kör-
per eine Auflöſung oder Zerſetzung feiner Theile
anfängt, ſo können diejenigen, welche ſich zuerſt
in luftfoͤrmiger Geſtalt davon losreiſſen wollen,
dreyerley verſchiedene Wirkungen hervorbringen.
Erſtlich wird durch ihre wirkliche Verdünſtung die
Zerſtoͤrung des Körpers bewirkt. Wird aber zwey⸗
teus jene gehindert und auf die weichen Theile zu—
rückge trieben, oder in den Faſern zuruͤckgehalten,
fo entſteben daraus die fetten Mumien, wovon wir
ſo eben Nachricht gegeben haben. Wird endlich
drittens die Entwickelung der flüchtigen animali⸗
ſchen Theile ſelbſt gehindert, daß fie gar nicht oder
nur in einem ſehr geringen Grade erfolgt, ſo ent⸗
ſtehen daraus die krocknen faſerichten Mumien.
Außer der innern Beſchaffenheit des Körpers ſelbſt
bringen vornehmlich Kälte und Waͤrme, ein troc⸗
kener oder feuchter Boden, dieſe verſchiedenen Er⸗
ſcheinungen hervor Im trocknen Sande geht die
gänzliche Auflöfung des Körpers am geſchwinde⸗
ſten vor ſich, denn da werden die ſich entwickelnden
luftfoͤrmigen Stoffe am wenigſten zurückgeßalten.
Die dichtere Thonerde verzögert die Auflöſung;
die Kalkerde beſchleunigt fie. In Abſicht der ur⸗
ſprünglichen innern Beschaffenheit der Körper hat
man ſogar einen Unterſchied zwiſchen dem maͤnn⸗
lichen und weiblichen Geſchlechte wahrgenommen.
Da die Säfte des letztern allgemein betrachtet von
feinerer Art ſind, ſo ſcheinen auch ihre Leiber ſich
eher in trockne Mumien zu verwandeln: unter
fünfzig und einigen trocknen Mumien war keine
einzige maͤnnliche e. e |
Aber auch das, was im Schooße der Erde
noch einer gaͤnzlichen koͤrperlichen Zernichtung zu
trotzen ſcheint, die Gebeine ſelbſt loͤſen ſich in einen
luftfoͤrmigen flüchtigen Stoff auf, und verſchwin⸗
den nach und nach. |
Die Leichname verwandeln ſich alſo nicht in
Erde, wie man bisher geglaubt hat, denn davon
fand ſich keine Spur in allen Saͤrgen, die ſich am
beſten erhalten hatten, und worin man doch eine
betraͤchtliche Menge hätte finden ſollen. Und eben
ſo wenig ſind ſie eine Speiſe der Wuͤrmer, die ſich
nur in dem Falle zeigen, wenn der Leichnam dem
Eindrucke der Luft noch im Grabe ausgeſetzt iſt,
oder wenn er derſelben durch ungewöhnliche Um—
ftände vor der Beerdigung lange ausgeſetzt war.
Die Koͤrper verduͤnſten vielmehr oder verfliegen
gleichſam, und geben ihre flüchtigen Theile dem
allgemeinen Behälter, der Luſt wieder, wo fie ei⸗
ner beſtaͤndigen Formveraͤnderung unterworfen
find. Daher koͤmmt es auch, daß der Boden der
Begraͤbnißplaͤtze ſich nicht nach dem Maße der dar⸗
in begrabenen Todten erhoͤhet; wie hätte ſonſt der
irchhof der Innocens fo viele Leiber in ſich ſchlie⸗
ßen koͤnnen? Aus der Vorausſetzung, daß Men⸗
ſchen und Thiere in Erde verwandelt werden, wuͤr⸗
e noch folgen, daß die ganze bewohnte Oberfläche
unſrer Erdkugel nichts als ein ungeheurer Haufen
erfiörter Leichname ſeyn muͤſſe, der alle Jahrhun—
erte einen neuen Zuwachs bekomme.
Bergwerke zu Quekn e.
In dem Kupferbergwerke zu Quekne gibt
s, nach Browallius Berichte, der erſtickenden
Dampfe ſehr viel. Leute, die fie empfunden, aber
hald Huͤlfe erhalten hatten, verſtcherten, daß dieſt
Dämpfe weiß erſcheinen, und einen ſüßlichen Ge:
ſcchmack auf den Lippen verurſachen. Zuerſt wir⸗
| | D 2
|
—
ken ſie auf Augen und Ohren. Man verliere den
Gebrauch dieſer beyden Sinne; alsdann entwei⸗
chen allen Gliedmaßen die Kräfte, und fie werden
ſteif. Das Athemhohlen werde beſchwerlich, die
Schwäche nehme zu, und zuletzt gehe alles Bes
wußtſeyn verloren. ine. Y |
Man zog den Körper eines Beamten aus ei⸗
nem Schachte, worin er drey Tage gelegen hatte,
Seine Kleider hatten einen ſteinkohlenartigen
Geruch, das Blut war aus Mund und Naſe ge⸗
drungen, die Haut an den Knien aufgeſprungen,
und der ganze Koͤrper ſah Anfangs blau aus. Man
wuſch ihn, und er ward weiß wie vorher Sein
Fleiſch war fo. weich, wie Fleiſch an einem leben-
digen Koͤrper. Aber die Frau, die ihn wuſch, wur⸗
de vor Geſtank ohnmaͤchtig. Auf dem Waſſer in i
dieſer Grube bildet ſich ein blaues Häutchen. |)
Macht man dieſes weg, ſo fahren von der Oberſtä⸗
che dieſes Waſſers giftige Dampfe auf, welche
Lichter ausloͤſchen.
Luftelektrizitaͤt auf den Alpen.
| ’ 6
Herr v. Sauſſure beſtieg auf feiner Alpenz in
reife einmahl den Breven in Geſellſchaft der fi;
Herren Jalabert und Pictet. Der erſtere
von dieſen Reiſegefaͤhrten war im Begriffe, die
Ausſicht nach den umliegenden Gletſchern zu zeich-
nen, und der letztere nahm zu eben der Zeit mit
einem Graphometer den Plan aller dieſer Berge ihn
auf; Herr v. S. aber brachte einen Apparat zu
Beobachtung der naturlichen und künſtlichen Elek⸗
trizitaͤt in Ordnung. Indem nun Herr Pictet.
eben die Lage eines Berges in einem Grundriſſe
gezeichnet hatte, fragte er einen von den Führern
um den Nahmen dieſes Berges, und um ihm den⸗
=—=— rn
ſelben zu zeigen, hob er die Hand auf und wies mit
dem Finger nach ihm hin, Hier merkte min Hr. P.,
daß, ſo oft er dieſe Bewegung machte, ſich an der
Spitze dieſes Fingers eine Art von zitternder und
ſtechender Bewegung äußerte, die derjenigen aͤhn—
lich war, welche man bey Annäherung einer ſehr
ſtark elektriſtrten Glaskugel empfindet. Es foftes
te ihm auch nicht viel Mühe, die Urſache dieſer Em⸗
pfindung aufzuſuchen, denn eine dunkle Wetter-
wolke, die ſich um die mittlere Gegend des Monte
blanc, welchem gegenüber ſich die Reiſegeſellſchaft
befand, gezogen hatte, leitete ihn auf den Gedan—
ken, daß nichts anders als fie dieſelbe geweſen ſey.
Hr P forderte ſeine beyden Freunde auf, eben
dieſen Verſuch auch an fich ſelbſt zu machen; ſte
thaten es und empfanden ebenfalls etwas, das
dem Stechen einer großen Anzahl ganz kleiner elek—
triſcher Fünkchen gleich kam. Indeſſen fürchteten
fe doch, daß fie vielleicht ihre Einbildung koͤnnte
getaäͤuſcht haben, und ließen deshalb auch denſel—
den Verſuch von ihrern Führern und Bedienten
viederhohlen; dieſe hatten dann ganz die nähmli—
he Empfindung, und waren natürlicher Weiſe
och mehr darüber betroffen, als unſre Reiſenden.
Es waͤhrte auch gar nicht lange, fo wuchs die Stär⸗
Te der Elektrizitaͤt fo ſehr an, daß gar kein Zweifel
pon ihrer Realität mehr übrig blieb. Die Empfin⸗
pung davon ward mit jedem Augenblicke lebhafter,
ind ſogar von einem gewiſſen Geziſche begleitet.
Dr. Jalabert, der eine goldne Treſſe auf dem
ute hatte, hörte um ſeinen Kopf ein ſtarkes Brau⸗
en, daß auch die andern beyden Herren bemerk⸗
en, wenn ſie dieſen Hut auf ihren Kopf festen,
Nan konnte fo wohl aus dem goldnen Knopfe die—
s Hutes, als auch aus dem metallenen Beſchla—
e eines großen Stocks, den die Reiſenden bey ſich
*
hatten, merkliche Funken ziehen. Inzwiſchen erin⸗
nerte das Gewitter, welches mit fürchterlichen
Blitzen und Schlägen über den Köpfen unferer
Reiſenden tobte, dieſelben, auf ihre Sicherheit zu
denken; ſte verließen deßhalb den Gipfel des Ber—
ges, und ſtiegen 10 bis 12 Toiſen tiefer herunter,
da fie denn gar keine Elektrizität mehr fpürten,
Was die Führer betrifft, ſo empfanden dieſe ein ſo
großes Vergnügen an jenen elektriſchen Erſchei—
nungen, und begriffen ſo wenig die Verbindung
mit dem Gewitter, daß die Neiſenden fie nur mit
vieler Mühe bewegen konnten, gleich ihnen die Hoͤ⸗
he des Berges zu verlaſſen. N
Einige Augenblicke nachher kam ein kleiner
Rogen, des Gewitter zertheilte ſich, die Reiſen—
den ſtiegen wieder auf die Hoͤhe, und fanden nun
keine Spur mehr von Elektrizitaͤt. Herr. v. ©,
ließ ogar einen Drachen aufſteigen, aber auch
dieſer zeigte nichts weiter; allein ein kleiner Elet;
trophor, den er mit auf den Berg hatte fragen
laſſen, zeigte ſorſtarke und ſelbſt noch ſtaͤrker,
Elektrizität, als unten auf der Ebene, welches en
auch zu andern Zeiten unter ähnlichen Umſtaͤndet
alle Mahl bemerkte. Es iſt kein Zweifel, daß
wenn es dunkel genug geweſen waͤre, ſich zur Zeit
jener elektriſchen Erſcheinungen, fo wohl an der
Fingerſpitzen, als auch an der Huttreſſe ꝛc. Flam
men würden gezeigt haben, und Herr von ©
ſchließt auch ſchon daraus, was er wirklich be
merkte, daß die Naturforſcher hinlaͤnglich Grun
haben, das St. Elm⸗Feuer und die lecken
den Flaͤmmchen, die ſich an den Spießen der Sol
daten zuweilen gezeigt haben, fuͤr Wirkungen de
Elektrizität zu halten. N |
|
—
i 4
Das Horn au der Stirn eines
FTrauenzimmers.
Maria Majoral, aus Caſarubios
in Spanien gebuͤrtig, 70 Jahre alt und ſeit 16
Jahren Witwe, hatte am Ende der Stirn, wo
der Haarwuchs anfaͤngt, eine ſchwammige Her—
vorragung von aſchgraubr Farbe, aus welcher drey
einzelne knotige Aeſte hervortrieben, die von ziem—
licher Feſtigkeit waren und demHirſchhorne fo wohl
an Farbe, als Subſtanz -und Figur ziemlich aͤhn⸗
lich ſahen. Die beyden Seitenaſte waren ſehr
kurz, allein der mittlere hatte eine Länge von 4
Zoll; ja er uͤbertraf noch dieſe Laͤnge, indem er
gegen das Geſicht gekruͤmmt war, und beynahe
das rechte Auge bedeckte. Die zwey Seitenaͤſte
hatten in der Folge beyderſeits ſehr anfehnlich zus
genommen, ſte zerbrachen aber ſehr leicht bey dem
ger ingſten Anſtoße, ob fie gleich die Dicke eines
Fingers hatten. Dieſe Art von Hörnern bewegte
ſich jedes Mahl, wenn die Frau die Stirn runzelte;
ein Zeichen, daß fie blos am Perikranium und
nicht wie man hätte denken koͤnnen, an der Hirn-
ſchale ſelbſt, feſt ſaßen, mithin auch nur von je⸗
ner Haut ihre Nahrung erhalten mußten. Im
Innern waren dieſe Auswüchſo aus einer nicht
ſonderlich harten, markigten Subſtanz zuſammen⸗
geſetzt, die ein ſchwammiges Anſehen und eine
ſehr helle Farbe hatte. Der aͤußere Ueberzug war,
härter, weniger ſchwammicht, tiefer gefaͤrbt und
im Ganzen von ſehr feſter Conſtſtenz. Dieſes
Frauenzimmer war uͤbrigens von einer ſehr guten
Conſtſtution, ſehr geſund, und verſprach noch eine
lange Lebensdauer; auch in ihren frühern Jah—
—
ren war ſie geſund, und nicht eher, als nur zwey
Jahre nach ihres Mannes Tode, da fie 56 Jahre
alt war, empfand fie ſehr heftige Kopfſchmerzen,
die mit heftigen Zuckungen begleitet waren Auf
dieſes Uebelbefinden folgte die ſonderbare Verun-
ſtaltung, von welcher vorhin die Rede war, und
ſo oft dieſe Frau an dieſem Theile angegriffen ward,
oder irgend einen Stoß erhielt, fanden ſich die
Kopfſchmerzen und Zuckungen von neuem wieder
ein. .
Die Waſſerhoſe bey Altona.
In der Gegend von Alton a beobachtete man
am aten Jul. 1785 eine fo genannte Trombe
oder Waſſerhoſe. Gegen 6 Uhr Abends ließ
ſich unterhalb Bannersdorf auf der Elbe eine
Wolke wie ein zugeſpitzter Schlauch nieder,
ſchwankte einige Mahle hin und her, vereinigte ſich
mil dem Waſſer und zog es in die Hoͤhe. Eine an⸗
dere Wolke ſenkte fi in einiger Entfernung eben=
falls wirbeln auf die Erde, bewegte ſich über zehn
Mahl hin und her, und machte zuletzt eine ſolche
Vertiefung im Waſſer, daß man faſt bis auf den
Grund des Fluſtes ſehen konnte; nach etlichen
Minuten riſſen ſich die Tromben oder Wolken von
dem Waſſer wieder los, ließen es in die Elbe her—
unterplatzen, zogen ſich hierauf wirbelnd uͤber die
Stadt, richteten an den Fenſtern und Dächern der
Haͤuſer, über welche ihr Zug ging, betraͤchtlichen
Schaden an, warfen einige Baͤume um, und ver:
loren ſich endlich aus dem Geſichte.
Von den Wirkungen dieſer Waſſerhoſe hat
man die Nachricht, daß ſie auf der in der Nahe des
io genannten Roſenhofes befindlichen Bleiche
den daſelbſt gelegenen Kattun ergriffen, ihn gerade
in die Luft geführt, ungefähr zo Stücke zuſam⸗
mengerollt und gaͤnzlich zerriſſen habe. Einen
Stuhlwagen ergriff ſie ebenfalls und drehte ihn i in
einem Wirbel herum; an einem andern Orte wur:
chers ein Strohdach von ihr ergriffen und fortge—
fuͤhrt
„Er frorene Hamſter wurden zu Nord⸗
Haufen vom Tode erweckt.
5 Der Senator Schaffhirte in Nord-
0 auſen fand im Jahre 1785, da er einem Ham-
ſter⸗Gräber zuſah, zwey weiße Hamſter, die noch
ſehr jung waren; wegen ihrer Seltenheit zog er ſte
auf, legte ſie an Kettchen und gab ihnen ihren Auf⸗
nahm, um die Geſchmeidig
enthalt im Garten, in einem kleinen Kaſten, der
mit einem Loche zum Ein- und Auslaufen verſehen
war. In der ſtrengen Kälte des Winters 1732
wollte er die Hamſter in die Stube hohlen, und ſie
daſelbſt füttern, fand fie aber beyde erfroren, und
dem Gefühle nach fo kalt, als einen Eisklumpen;
da er nun wegen der Seltenheit die Helle abziehen
laffen wollte, und beyde dec el mit in die Stube
eit der Glieder wieder
herzuſtellen, und ſie unweit des Ofens niederlegte,
ſo erwachten beyde innerhalb einer Viertelſtunde,
und kehrten völlig zum Leben zurück. Er glaubte,
fie wären erſtlich vor kurzer Zeit erfroren, und we⸗
gen der baldigen Hülfe wieder aufgewacht. In
dem Welden Winter vergaß er fie aber nech—
. mahls, und hatte ſich innerhalb 14 Tagen nicht
darnach umgeſehen; da er ſic⸗ endlich ihrer erin—
nerte, fand er ſie abermahls todt — Nun glaub⸗
te er, daß keine Rettung mehr Statt faͤnde, und
ließ fie liegen; allein nach Verlauft von 2 Mona-
then, nähmlich zu Ende des Februars, hohlte er
feine beyden todten Hamſter abermahls in die war⸗
me Stube, und innerhalb einer halben Stunde
wurden ſie wieder lebendig. Sein Schwager, der
Kaufman Feiſt, der zugegen war, erinnerke ſich
ſeines im Januar erfrornen geſunden Igels, kam
auf den Gedanken, ihn auch in die Stube zu hoh—
len, um zu ſehen, ob er ebenfalls erwachen wuͤrde
— und dieſes geſchah auch wirklich.
Ein beſonderes Feuer- Meteor.
Dieſe Lufterſcheinung hat Herr de la Lan⸗
de beobachtet und beſchrieben, und der Hr. Bas
ronvon Beruftorſ hat Berechnungen über den
Weg und die Geſchwindigkeit desſelben angeſtellt.
Die Geſtalt derſelben war einer feurigen Kugel
ähnlich, deren ſcheinbare Groͤße der vom Jupiter
gleich kam, als fie ſich zuerſt über dem Horinzonte
zeigte. | \
1905 Sie kam am noͤrdlichen, etwas nach Weſten
gerichteten Horizonte von Paris am 18. Auguſt
1785 um halb 10 Uhr Abends zuerſt zum Vorſchei⸗
ne, und verſchwand wieder amt füdlichen etwas
nach Oſten zu. | |
Wie fie in den Scheitelpunet von Paris,
kam, war ihr ſcheinbarer Durch meſſer fo gros, als
der der Mondſcheibe; nachher breitete ſie ſich im⸗
mer weiter aus, und verwandelte ſich in eine Men⸗
ge kleiner Kugeln, die eine Strecke von mehr als
5 Braden einnahmen. Er
Die ganze Dauer der Erſcheinung über dem
Pariſer Horizonte betrug etwa ı5 bis 20 Se⸗
cunden. Eben dieſe Lufterſcheinung hat man auch
zu Nuits in Nieder⸗ Burgund und in
London zu eben der Stunde, wie in Paris
beobachtet; am leßzttern Orte kam fie aus einer
— 59
Wolke am noͤrdlichen Horizonte hervor, und blieb
20 Secunden ſichtbar. | |
Da dieſe Feuerkugel allenthalben, wo ſie beob-
achtet wurde, über den Horizont herauf, und auch
wieder unter denſelben hinunter gegangen iſt, ſo
haben ſich daran die Wirkungen der Schwere ſehr
—
ſichtbar bewieſen; da aber ihre Geſchwindigkeit
weit größer als die des Windes war, fo muß noch
eine Kraft in dieſelbe gewirkt haben, die fie laͤngs
der Erdfläche vor ſich hinſtieß Der von ihr be—
ſchriebene Weg war daher eine krumme Linie.
Herr Baron von Bernftorf fand durch
feine Rechnungen, daß die Kraft, wodurch diefe
Feuerkugel fortgetrieben wurde, wenigſtens fo ſtark
geweſen ſeyn müͤͤſſe, als die, welcher ein ſchwerer
Körper bey einem freyen Falle von 15 Franzoͤſ.
Meilen Höhe erhalten würde. Die Geſchwindig⸗
keit, die ſie im Anfange ihrer Bewegung hatte, ſey
1052 Toiſen in der Secunde geweſen. Ihre größ-
te a en 5728 Toiſen, oder ungefähr 24 Fran⸗
zöf Meilen, uͤber die Fläche der Wolke, aus der
fie über dem Londner Horizonte hervorkam.
Ihre Elevation über dem Pariſer Horizonte
1184 Toiſen, oder etwa 3 Franzoͤſ. Meilen über
die Fläche der, Wolke. Ihr wahrer DOurchmeſſer
vor der Zerſtreuung 216 Fuß. Alle dieſe Zahlen
ſind eher zu klein als zu groß. f
Merkwürdig iſt es, daß eine Lufterſcheinung
der Art im Jahre 1771, und außer dieſer noch vie—
le andere, beynahe dieſelbe Richtung genommen
haben. Man darfalſo nicht annehmen, daß diefe
Richtung die Sache eines Ungefährs ſey, ſondern
muß vielmehr vermuthen, das die noͤrdliche Ge—
gend, wo ſich die Nordlichter erzeugen, auch die
Werkſtätte dieſer Feuerkugeln ſey. 0
Die Materie, woraus dieſe Kugeln beſtehen,
muß von einer ziemlich zaͤhen Hille umſchloſſen
— 60 —
ſeyn, weil die oben beſchriebene ihre runde Geſtalt
bis in den Scheitelpunct erhielt, ehe fie aus einan⸗
der fuhr. Nach Halley's Meinung beſteht ein
ſoſches Meteor aus einer Schleppe von Materie,
die ſich nach und nach entzuͤndet. Dieß kann aber
nicht wohl ſeyn, da ſich das gegenwärtige in meh—⸗
rere kleine Kugeln zertheilte; es ſcheint vielmehr,
daß es eine Maſſe ſey, die durch eine uns unbefanne
te Kraft durch die Luft geſchlaͤudert wird, und wo—
hey die Elektrizität eine anſehnliche e ſpielt.
Vielleicht iſt das Innere eines ſolchen Koͤrpers eine
Anhaͤufung von aͤußerſt phlogiſtiſcher Materie, die
durch einen zufaͤlliger Weiſe von der Luftelektrizi—
tät entſtehenden Funken auf ein Mahl über und
über entzündet wird. Seine Kugelgeſtalt koͤmmt
von dem Triebe der geſammten ihm zugehoͤrigen
Materie nach einem gemeinſchaftlichen Mittel-
puncte her; bey der Entzündung macht die auf—
warts gehende Flamme die Luft duͤnner, die un⸗
tere dichtere preßt alſo den Körper aufwärts, und
das geht ſo lange fort, als das Brennen dauert;
es ſteigt alfo ein ſolcher Körper ungefähr aus eben
dem Grunde, aus welchem eine Rackeute oder eine
andere Feuerkugel bey Luſtfeuerwerken in die Hoͤ⸗
he geht; daß aber ihr Lauf nicht ganz vertikal aufs
waͤrts, ſondern mehr horizontal iſt, kann von der
Wirkung der Schwerkraft, von der gar zu großen
Leichtigkeit der obern Luft, von oberirdiſchen
Windſtoͤßen und dergleichen herrühren.
Kranke werden durch Hunde von
ihrer Krankheit befreyet.
Herr N. de la Richebaudiere, der
Wundarzt auf der Inſel St. Dominique
—
war, und durch einen Zufall darauf gebracht wur⸗
de, daß einige Krankheiten von den Menſchen auf
die Thiere, durch nahen Aufenthalt um dieſelben,
uͤbertragen werden koͤnnten, rieth einer Dame,
welche von bösartigen Flechten bedeckt und eng⸗
bruͤſtig war, zwey junge Hunde neben ſich ins Bett
zu legen, und fo bald fie ſaͤhe, daß dieſe von demſel⸗
ben Uebel befallen wurden, ſie gegen andere aus zu—
tauſchen. Die Dame that es, und in weniger als
18 Monathen war ſie ganz hergeſtellt. Sie ver—
brauchte dazu vierzehn Hunde, wovon die neun er⸗
ſten engbrüſtig wurden. Herr N. dela R.,
durch dieſes Beyſpiel angefeuert, rieth auch an—
dern engbrüftigen Damen zu la Rochelle die⸗
ſes Mittel an, und alle genaſen.
Herr de la Rivoire, ein Pfarrer in
Fontenay, meldet von einer Steinbrechers—
Witwe in feinem Kirchſprengel, daß ihr durch eis
nen Zufall der eine Arm dergeſtalt gelaͤhmt worden
ſey, daß ſie denſelben nicht im mindeſten mehr ha—
be brauchen koͤnnen. Nach fruchtloſer Anwendung
aller ihr bekannt gewordenen Mittel, habe man
ihr gerathen, ihre Zuflucht zu einem kleinen Hun—
de zu nehmen, fo, daß fie denſelben mit ſich im
Bette, und zwar auf dem gelaͤhmten Arme ſchla—
fen laſſe. Nach kaum verfloſſenen 14 Tagen ſey der
Hund an allen Gliedern kontrakt geworden und ges
ſtorben, die Frau aber habe, nach Bemerkung ei—
niger Beſſerung, einen zweyten Hund an die Stel—
le des erſtern genommen, dem es eben ſo, wie ſei—
nem Vorgaͤnger gegangen ſey, worauf ſich die
Frau noch beſſer befunden habe. Nun habe ſie ſich
noch eines dritten bedient, der dasſelbe Schickſal
gehabt habe; die Frau hingegen ſeh noch vor Abe
lauf von s Wochen vollkommen hergeſtellt geweſen,
—
— 62 an
Die tödtende Brunnenluft.
Zu Kennes in Bretagne hatte man im
Jahre 1701 einen Brunnen gegraben, worein ein
Maurer ſeinen Hammer fallen lies. Ein Tage⸗
loͤhner, der ihn heraushohlen wollte, erſtickte, ſo
wie er ſich dem Waſſer naͤherte. Einzweyter, der
den erſten herausziehen wollte, ſtarb gleichen To—
des; und eben ſo der dritte. Als man den vierten,
der halbtrunken war, an ein Seil gebunden, herz
abſteigen ließ, befahl man ihm zu ſchreyen, ſo bald
ihm nicht wohl würde. Das that er dann, ſo bald
er ſich dem Waſſer genaͤhert hatte. Man zog ihn
heraus, aber er ſtarb dennoch drey Tage darauf.
Ein binuntergelaffener Hund heulte, wie er dem
Waſſer nahe kam, und ftarb gleich, nachdem er
herausgezogen war. Wie man dieſen Hund, ehe
er voͤllig todt war, mit Waſſer begoß, ſo kam er
wieder zu ſich. |
Wein aus Milch bereitet.
Herr Macquer hatte mit Gewißheit bes
hauptet, daß ſich die Tartarn ein geiſtiges Ge⸗
trank oder eine Art Wein aus der Milch zu berei:
ten pflegten. Hr. d'Arcet nahm daher Veran⸗
laſſung, einem ſeiner Freunde, der eine Reiſe nach
Rußland machte, den Auftrag zu geben, daß
er nähere Nachrichten über dieſen Gegenſtand ein⸗
ziehen moͤchte, und von dieſem erfuhr er, daß das
Mittel, deſſen fih die Tartarn hierzu bedienten,
im folgenden beſtehe: Sie faſſen die Milch in gro⸗
ße Schlaͤuche und bewegen fie ſtark hin und her;
hierauf ſetzen ſie ein Ferment hinzu, wodurch die
Milch in eine wahre Weingaͤhrung geraͤth. Bey
der Oeſtillation erhalten fie alsdann eine Art Wein⸗
— 63 —
geiſt, der weiter rectificirt und zur vorzuͤglichſten
Güte gebracht werden kann. Hr. Joſſe, ein
geſchickter Apotheker zu Paris, machte dieſen
Verſuch nach. Er that zo Pfund Milch in eine
Tonne, ſchuͤttelte und behandelte ſie nach Art der
Tartarn. Um zu unterſuchen, ob ſich auch hier,
wie bey jeder Weingährung, fixe Luft erzeuge,
brachte er einen ledernen Schlauch am Spundloche
an, in welchem er dieſe Luft auffangen und zugleich
das Zerplagen der Tonne verhindern wollte. Was
er vermuthet hatte, traf ein. Die Milch ging waͤh⸗
rend 14 Tagen in Gaͤhrung über, und nach Ver⸗
lauf eines Monaths erhielt er einen wahrhaften
eee |
—
Die Feuer⸗ Ausbruͤche des Berges
Hekla im Fahre 1766.
Schon im Winter zwiſchen dem Jahre 1765
und 1766 vermuthete man, daß der Berg Hekla
nächſtens wieder von einem feurigen Ausbruche
entbunden werden wuͤrde. Die Jahreszeit war
ſo gelinde, daß man in dieſem kalten Lande vor
Oſtern nur zwey Mahl Froſt hatte; alle Quellen
und Bäche, ja ſelbſt der See Selsoten, nahe
men merklich ab, und um den Berg herum vers
trocknete die Heide; fo warm heitzte das unterir⸗
diſche Feuer des Berges die ganze umliegende Ges
gend! Am erſten Sonnabend nach Oſtern, am
sten Aprill hierauf erfolgte der Ausbruch
Die ganze Nacht hindurch wuͤthete ein Erdbe—
ben ununterbrochen, und ſodann ſtieg am Morgen
eine große ſchwarze Aſchenſaͤule aus dem Schlunde
hervor, in welcher von Zeit zu Zeit gluͤhende Stei—
ne, unter einer Erleuchtung von Feuer, Himmel⸗
*
ni 645 =
an flogen. Zwey bis drey Meilen vom Berge fire
len Bimsſteine, von drey Ehlen im Umfange nie⸗
der, fo wie auch ſchwere magnetiſche Steine, wor—
unter einer ſieben und ein halb Pfund wog, und
drey Meilen vom Bulcane in die gefrorne Er-
de fo tief drang, daß man ihn mit Brechſtangen
ausheben mußte.
Die Aſchenſaͤule richtete ſich den ganzen Vor⸗
mittag gegen Nordweſt, und haͤtte, da ſchon auf
30 Meilen weit alle Felder mit handhohem San⸗
de bedeckt waren, dieſe bewohnte Gegend gänzlich
zu Grunde gerichtet, wenn ihr nicht ein ſtarker
Suͤdoſtwind eine andere Richtung gegen die Wuͤ⸗
ſteneyen des Landes gegeben haͤtte. Indeſſen wur
den in einigen Diſtricten verſchiedene Bauernhöfe,
und über dieß noch die Gemeindeweiden des einen
Diſtriets, nebſt einer Holzung, welche 10 bis 12
Kirchſpielen Feurung gab, ganzlich verheert.
Der Fluß Ran gaa wurde durch Bimsſteine
verſtopft und vecurſachte dadurch eine große Ueber—
ſchwemmung. Die Thiorſaa, ein anderer,
Strom, ward gleichfalls mit ſchwimmendem
Bimsſteine ganz angefuͤllt, und ſelbſt das Meer
längs den Küſten, auf go Meilen weit, ſo damit
bedeckt, daß die Fiſcherboote kaum fortzukommen
vermochten. Dreyßig Meilen weit mon Hek la
verhuͤllte dichte Finſternis an verſchiedenen Orten
den Tag Und diefe ſchrecklichen Scenen alle ſpiel⸗
te der Hekla das erſte Mahl in wenig mehr
als acht Stunden, und ſetzte ſein fuͤrchterliches
Schauſpiel vom sten Aprill abwechſelnd bis zum
sten Julius fort. Beym Anfange jedes Ausbru⸗
ches erweckte er die Aufmerkſamkeit der umliegen⸗
den Gegend durch furchtbares Erdbeben und
ſchreckliches Krachen, und durch wuͤthende Schwarz
me von gluͤhenden Steinen, die in der Luft wild
un⸗
— 65 —
unter einander daherſtuͤrzten. Zwiſchen jedem Aus⸗
bruche brannte der Berg ſtille mit weitleuchtender
Gluth, und bruͤllte nur zuweilen fo, daß man es
ſechs Meilen weit hoͤrte. Der Lavaſtrom er⸗
goß ſich eine Meile weit über das Land, und am
23ſten May ward man ſogar (eine ſeltene vulcani⸗
ſche Erſcheinung!) einen Waſſerſtrahl gewahr,
der in einer ee gleich einer Fontaine ante
porſchoß.
ei Immer wüthe indeſſen das Erdbeben fort,
bis auf 16 Meilen weit in die Ferne, an der weſtli⸗
chen Seite des Berges, wo man am ſtaͤrkſten ſeine
Wirkung verſpuͤrte. Noch am zten Sept. warf
es Haäuſer um. Neun Meilen weit hörte man das
Krachen des Berges ſo ſtark, als den heftigſten
Donner © fe Farbe des Feuers! in der Afchenfäus
le, welche der? Berg emportrieb, war in der Mitte
der da weiß und hell, außen umher roth, und
auf der ſuͤdlichen Seite blau.“) Bis endlich, na
dem fünften Jalkus die gauze Zeuerfcene aa
men Mn uni
85 Der Gipfel des Montblanc. |
HIER U as: Gut a
Als Hr. v. S auffune die Nachricht eihak
ten hatte, daß am ten A 1 uguſt 1780 5wey: Einwoh⸗
ner von Chamouni, Hr. Dr. Paccort
und der er Jakob Bal mat, den Gipfel
dog en ntblanc, . für unerſteiglich
Ahn 5 e uin den il
5 16 982 29* Aan! e ich Tau RE r 0
770 ** 1 2 zb * er 18 —— 414 137 5 44155 220
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n ) Die bene Farbe Hi eagle, die natürli⸗
+: be des F „die blaue entſtand vom
nn el, Lu ir 0 e vielleicht daher, weil
Br 7 1951 ii af. und A. brannte, wie
15. Er
6
1
gehalten worden war, wirklich erſtiegen haͤtten,
ſo machte er ſich ohne Verzug auf den Weg, um in
ihre Fußſtapfen zu treten; Regen und Schnee hin⸗
derte ihn aber für jene Jahreszeit an der Ausfuͤh⸗
rung ſeines Vorſatzes. Indeß gab er doch J.
Balmat den Auftrag, vom Anfange des naͤch⸗
ſten Junius (1787) an, den Berg zu beſuchen, und
ihm von dem Zeitpuncte Nachricht zu geben, wo
7 die Senkung des Winterſchnees zugaͤnglich
machte. Unterdeſſen reiſte Hr. v. S. in die Pro⸗
vance, um am Ufer der See die Beobachtungen zu
machen, die ihm zum Vergleiche mit denjenigen
dienen ſollten, die er auf dem Gipfel des Mont
blanc anzuſtellen gedachte.
J. Balmat machte im Junius zwey frucht⸗
loſe Verſuche; indeſſen ſchrieb er Hrn. v. S., daß
er nicht zweifle, man werde den Berg in den erſtern
dagen des Julius beſteigen koͤnnen. Hr. v. Si
reiſte alſo nach Chamouni, und traf zu Sal⸗
tenche den herzhaften Bal mat an, der im Be⸗
griffe war, nach Genf zu reiſen, um ihm ſeine
gluͤcklichen Verſuche zu melden; er hatte naͤhmlich
am 5. Jul. nebſt zwey andern Fuͤhrern, Cachat
und Tournier, den Gipfel gluͤcklich erſtiegen.
Bey der Ankunft des Hrn. v. S. zu Chamouni,
regnete es, und das uͤble Wetter dauerte vier Wo⸗
K fort, dem ungeachtet blieb er entſchloſſen, den
echten Augenblick abzuwarten. Dieſer kam end⸗
lich nach langem Harren, und Hr. v. S. machte
ſich den ıften Auguſt in Begleitung feines Bedien—
ten und 18 Fuͤhrern, worunter J. Bal mat, der
nun den Zunahmen Montblanc führt, oben
an ſtand, auf den Weg. Dieſe Fuͤhrer mußten
m feinen ſaͤmmtlichen Apparat tragen. Sein aͤl⸗
Ile: Sohn Hans vr e Km Or
haft zu leiſten, allein er hielt ihn für einen ſol⸗
chen Zug nicht ſtark und geuͤbt genug, und ließ
ihn deßhalb in der Priorey von Chamouni zur
rück, wo er die correſpondirenden Beobachtungen
mit vieler Sorgfalt anſtellte. ai: el
Ob man gleich kaum 24 Franzoͤſiſche Meilen
von der Priorey bis auf den Gipfel des Mont⸗
blanc in gerader pre rechnen hat, foerfore
dert doch dieſer Weg alle Mahl, wenigſtens 18
Stunden. Um in Abſicht des Platzes, wo die Ge⸗
ſellſchaft übernachten wollte, völlige Freyheit zu
haben, ließ Hr. v. S. ein Zelt mitnehmen, und
ſchlief unter demſelben die erfie Nacht auf dem
Gipfel des la Cöte, der ſuͤdlich von der Priorey
und 979 Klafter über demſelben liegt. Auf dieſer
Tagreiſe hat man keine Mühe und Gefahr; man
ſteigt imnier auf Rafen oder Felſen, und macht den
ganzen Weg bequem ins bis 6 Stunden; von da
an aber bis zum Gipfel geht er beſtandig uͤber
Schnee und Eis. Die zweyte Tagreiſe iſt daher
ſchon beſchwerlicher; man muß da ſogleich quer
über den Gletſcher des la Cöte, um den Fuß ei⸗
ner kleinen Felſenkette zu gewinnen, die ſich zwi⸗
ſchen dem Schnee des Montblanc eingeklam⸗
mert befindet. Dieſer Gletſcher iſt muͤhſam und
gefährlich zu paſſiren; er iſt von breiten, tiefen
und unregelmäßigen Kiffen durchſchnitten, über
die man nicht anders als auf Schneebruͤcken kom
men kann, die aber zuweilen ſehr ſchwach ſind,
und uber den tiefſten Abgründen ſchweben. Einer
von den Fuͤhrern war wirklich nahe daran, auf ei⸗
ner ſolchen ſeinen Tod zu finden. Es war dieſer
den Abend vorher mit noch zwey andern ausgegan⸗
gen, um die Gegend zu unterſuchen; gluͤcklicher
Weiſe hatten ſie die Vorſicht gebraucht, ſich mit
Seilen an einander zu kuppeln. Der Schnee brach
unter dem Mittelſten mitten über einem breiten und
N
— 683 —
tiefen Riſſe ein, und ſo blieb dieſer zwiſchen ſeinen
beyden Gefaͤhrten in der Luft ſchweben. Om
ge Geſellſchaft kam dicht neben die Oeffnung vor-
bey, und hatte an derſelben den ſchauderhafteſten
Anblick. Dieſer Weg iſt fo beſchwerlich, daß volle
3 Stunden noͤthig waren, um bis an die erſten
Felſen der Kette zu kommen, obgleich in gerader
Linie kaum eine viertel Franz. Meile bis dahin zu
rechnen iſt. ah Y 2 ah Hi Wi. ig 18859
Nachdem man dieſe Klippen erreicht hat, ent⸗
fernt man ſich gleich wieder von ihnen, und ſieigt
auf einem geſchlängelten Wege in ein mit, ee
angefülltes Thal, das ſich von Rorden nach Sü⸗
den, bis gegen den Fuß des hoͤchſten Gipfels
ſtreckt. Die Flaͤche dieſes Schnees ji,
man ſehen kann, mit unermeßlich un durch⸗
ſchnitten. Ihr ſcharfer Schnitt macht, daß man
dann war es aber; noͤthig, ſich mitten im Schnee
aufzuhalten, wozu Hr. w. S ſeine Gefaͤhrten nur
mit vieler Mühe uͤberreden konnte. Sie glaubten,
daß die Nacht uͤber in dieſen hohen S neegegen⸗
den eine ſchlechterdings unertraͤgliche Kalfe herr⸗
ſche, und daß ſte darin vielleicht ſaͤmmtlich ihr
Leben einbuͤßen koͤnnten. Hr. v. S. ſagte ihnen
endlich, daß er für ſeinen Theil entſchloſſen ſey,
mit denen von ihnen, auf die er ſich verlaſſen koͤnn⸗
le, allein dahin zu gehen, daß er ſich eine Hoͤhle in
Schnee graben, und uͤber derſelben fein Zelt aufs
ſchlagen, und ſich mit allen den Seinigen fo vere
wahren wurde, daß ihnen auch die beftigſte Kalte
nichts ſchaden ſollte. Hieſer Plan floͤßte ihnen
Muth ein, und ſo gingen fie ſaͤmmtlich mit ihm.
Um 4 Uhr Abends erreichte die Geſellſchaft die
zweyte von den drey großen Schneeflaͤchen, uͤber
die ſie hin mußte, und hier ließ ſie ſich nieder, 1455
Klafter uͤber der kid und 199 über der Mee⸗
resfläche; 90 Klafter hoͤher als der Gipfel des
Pik von Teneriffa. Die Geſellſchaft ging
deß wegen nicht bis zur letzten Flache, weil man da
den herniederſtürzenden Schnecklumpen ausgeſetzt
iſt, und die erſte, über welche ſie ſo eben gekom-
men war, hatte oft ein gleiches Schickſal gehabt.
Sie trafen wirklich unter Wegs zwey ſolche Klum—
pen an, die, erſt feit der legten Reiſe des Bal mat
herabgeſtürzt waren, und von welchen die Trüm⸗
mer das Thal nach ſeiner ganzen Breite bedeckten.
Die Führer ſetzten ſich nun in Bewegung, den
Keſſel auszugraben, wo das Standquartier ge—
wählt werden ſollte; fie empfanden aber fehr bald
die Wirkung der dünnen Luft. Das Barometer
ſtand nicht höher, als 17 Zoll 1032 Lin., und die⸗
ſe ſtarken Leute, denen eine Reiſe von 7 bis 8 Stun⸗
den, die fie gemacht hatten, wie Nichts war, hat⸗
ten kaum 5 oder 6 Schaufeln Schnee auf die Seite
geworfen, als ſie ſchon, trotz aller Anſtrengung,
genoͤthigt waren, inne zu halten; und fo gings
auch beym Verfolge der Arbeit. Einem von ih⸗
nen, der nach etwas Waſſer, welches er in einer
Hoͤhlung bemerkt hatte, gegangen war, wurde
nicht wohl; er kam ohne Waſſer zuruͤck, und brach⸗
te den ganzen Abend unter den heftigſten Beaͤng⸗
tigungen zu. Hr. v. S. ſelbſt, der doch ſo gut an
die Bergluft gewoͤhnt war, und der ſich ſonſt in
W
derſelben beſſer, als in der von niedrigen Gegen.
den befand, fuͤhlte ſich ganz ermattet, ſie bekamen
alle einen ſehr brennenden Durſt, und gleichwohl
konnten fie weit kein Waſſer, als von dem Schnee
haben, den fie ſchmelzen ließen; denn das Waf⸗
ſer, das ſie unter Wegs geſehen hatten, fanden ſie
efroren, als fie darnach zuruck gingen; und die
leine Kohlpfanne, die fie bey ſich hatten, that für
20 durſtige Perſonen ſehr langſame Dienfte. 0
Von der Mitte dieſer Ebene, die gegen Mit⸗
tag den hoͤchſten Gipfel des Montblanc, ges
en Oſten ihre eigenen hohen Abfäge, und gegen
eſte den döme du Goüte hat, ſieht man faſt
nichts als Schnee; dieſer iſt ganz rein, von einer
blendenden Weiße, und macht auf den hohen Spit⸗
zen mit dem in dieſen Gegenden faſt ſchwarzen
Himmel den ſonderbarſten Contraſt Man ſteht
hier kein lebendiges Geſchoͤpf, keine Spur von Ve⸗
getation, ſondern es ſcheint dieſe Gegend ganz das
Vaterland der Kälte und Stille zu ſeyn. Die Fuͤh⸗
rer, die noch immer ſehr aͤngſtlich wegen der Kaͤl⸗
te beſorgt waren, verwahrten alle Winkel des Zel⸗
tes ſo genau, daß die Hitze und die durchs Akthmen
verdorbene Luft Hrn. v. S. ungemein beſchwerlich
wurde, und er ſich genoͤthigt ſah, in der Nacht
harauszugehen, um friſche Luft zu ſchoͤpfen. Der
Mond ſtrahlte im herrlichſten Glanze mitten am
brandſchwarzen Himmel: der Jupiter brach anch
mit dem funkelndſten Lichte oſtwaͤrts hinter dem
hoͤchſten Gipfel des Berges hervor, und das vom
ganzen Schneefefjel zuruckprallende Licht war fo
lencend, daß man bloß die Sterne erſter und
zweyter Groͤße bemerken konnte. Die Geſellſchaft
{ng endlich an einzuſchlafen, ward aber bald wie-
er durch das Getoſe eines großen Schneeklum⸗
pens aufgeweckt, der einen Theil des Abhanges be⸗
N
deckte, welcher am folgenden Tage uͤberſtiegen wer⸗
den ſollte. Beym Anbruche des Tages ſtand das
Thermometer 3 G. unter dem Eispuncte.
Die Reiſenden fegten ihren Weg nun langſam
fort, weil man ſo wohl zum Frühſtuͤcke, als zum
weitern Bedürfniſſe, Schnee ſchmelzen mußte;
fie erreichten nun allgemach die dritte und letzte
Flache, von welcher fie fi alsdann rechts hielten,
um oſtwaͤrts auf dem hoͤchſten Felſen des Gipfels
anzulangen Dieſer Abhang war aͤuberſt ſteil, an
manchen Orten auf 39 Gr. Allenthalben ward er
von jaͤhen Abſaͤtzen begrenzt, und die obere Schnee—
rinde war fo feſt, daß die Vorangehenden ihre Hate
ken zu Huͤlfe nehmen mußten, wenn fie feſteu Fuß
faſſen wollten Es gingen 2 Stunden während
dem Ueberſteigen dieſes Abhanges hin, der etwa
150 Klafter hoch war. Bey Erreichung des letzten
Felſens ging die Reife rechter Hand weſtwaͤrts,
um den außerfien Abhang zu erklimmen, deſſen
ſenkrechte Höhe beynahe 150 Klafter beträgt. Dies
fer Abhang iſt nur um 28 bis 29 G. geneigt, und
gar nicht gefaͤhrlich, allein die Luft iſt hier ſo duͤnn,
daß ſich die Kräfte faſt augenblicklich erſchoͤpfen;
nahe am ham konnte Hr. v S. nicht mehr als 13
bis 16 Schritte machen, ohne wieder Athem zu
hohlen, ja er bemerkte ſogar von Zeit zu Zeit einen
Anfall von Ohnmacht, welcher ihn noͤthigte, ſich
nieder zu ſetzen: fo wie indeſſen das Athmen wie⸗
der in Gang kam, fo ſammelten ſich auch die Kraͤf⸗
te wieder, und wie er ſich nun wieder auf die Füße
machte, ſchien es ihm, als ob er ohne weiter aus⸗
zuruhen, den Gipfel würde erſteigen koͤnnen, wel—
ches auch ſeinen Begleitern nach Maßgabe ihrer
Kräfte ſo vorkam. Sie brachten bis dahin noch
2 Stunden zu, und es war bey der Ankunft auf
demſelben 11 Uhr.
Die erſten Blicke des Hrn. v. S. waren nun
auf Chamouni gerichtet, wo er wußte, daß
ſeine Frau nebſt ihren beyden Schweſtern, mit dem
Fernrohre vorm Auge, ſcharf nach ihm ſehen wuͤr—
den, und er empfand ein ſehr lebhaftes Vergnügen,
als er die Fahne wehen ſah, die fie abgeredeter
Magen hatte aufſtecken wollen, fo bald fie feine Anz
kunft auf dem Gipfel würden bemerkt haben. Aus
ßer dem konnte er nun auch mit aller Behaglichkeit
feine Augen an dem großen Schaufpiele weiden,
das ſich denſelben darſtellte. Ein leichter Ounſt,
der ſich in den untern Luftgegenden ausgebreitet
Date, benahm ihm indeſſen wirklich die Ausſicht
nach den tieften und entfernteſten Gegenſtaͤnden z.
B. den Ebenen von Frankreich und der Lom⸗
bardie; allein dieſer Verluſt rührte ihn nur
wenig im Vergleiche mit dem, was er mit der
groͤßten Deutlichkeit vor ſich hatte, naͤhmlich den
Ueberblick aller der hohen Gebirgsgipfel, deren
Organiſation zu kennen, ſchon ſeit ſo langer Zeit
ſein Wunſch geweſen war. Er traute hier kaum
ſeinen Augen, und hieltes fuͤr einen wahren Traum,
als er unter feinen Füßen jene majeſtaͤtiſchen Gi⸗
pfel und die fuͤrchterlichen Spitzen des Midi, des
Argentiere und Grent erblickte, davon ihm ſchoen
der Fuß unzugaͤnglich und gefaͤhrlich geweſen war.
Er uͤberſah nun ihre Verhaͤltniſſe, Verbindungen,
ihren Bau, und ein einzelner Blick war hinläng⸗
lich, Zweifel zu heben, welche Jahre lange Arbei⸗
ten nicht haͤtten aufhellen können. Während die⸗
fer Betrachtungen ſchlugen die Führer das Zelt
wieder auf, und machten einen kleinen Herd zu⸗
recht, wo die Verſuche über das Kochen des Waſ—⸗
ſers ſollten angeſtellt werden; allein ſo wie Hr. v.
S. im Begriffe war, dieſe und andere Verſuche
vorzunehmen, war er beſtaͤndig genöthigt, abzu⸗
ſetzen, und Athem zu hohlen. Wenn man bedenkt,
daß das Barometer nicht hoͤher als 16 Zoll 1 Lin.
ſtand, und daß mithin die Luft nicht viel mehr als
die Haͤlfte ihrer gewohnlichen Dichte hatte, fo läßt
ſich begreifen, wie dieſer Abgang durch die haͤufi—
gere Wiederhohlung des Athmens hat erſetzt wer—
den muͤſſen. Indeffen vermehrte auch dieſe Be»
ſchleunſgung wieder den Blutumlauf, und dieß
um ſo viel mehr, als die Pulsadern nicht den äu⸗
ßerlichen Gegendruck wie bey der gewöhnlichen
dichten Luft erhalten konnten. Ueber dem hatte
hier auch die ganze Geſellſchaft das Fieber.
Wenn Hr. v S. ſich ganz ſtill hielt, fo ver-
ſpuͤrte er nur ein ganz geringes Uebelbefinden, eine
leichte Anwandlung von Herzweh; allein, wenn
er ſich mit etwas bemühte, oder feine Aufmerkſam⸗
keit einige Augenblicke nach einander auf etwas
richtete, end vornehmlich wenn er ſich buͤckte und
feine Bruſt zuſammenpreßte, fo mußte er jedes
Mahl ausruhen und einige Minuten lang Athem
ſchöpfen. Seine Führer ſpurten etwas aͤhnliches.
Sie hatten keinen Appetit, und in der That waren
auch die von der Kälte ganz ſtarr gewordenen Le—
bensmittel ſehr wenig im Stande, Appetit zu er—
wecken; auch um Wein und Branntwein bekum—
merten ſte ſich nicht Sie hatten bereits erfahren,
daß die ſtarken Getränke jenes Uebelbefinden noch
vergroͤßerten, ohne Zweifel deßwegen, weil davon
der Blutumlauf noch mehr beſchleuniget wurde.
tur friſches Waſſer war ihnen heilſam und erquic—
kend, es fehlte aber an Zeit und Kraͤften, um
Feuer anzumachen, und Waſſer zu ſchmelzen.
Bey allen dieſen Unbequemlichkeiten blieb Hr.
v. S. doch bis halb vier Uhr uf dem Gipfel; und
ob er gleich nicht einen einzigen Augenblick verlo—
ren gehen ließ, fo konnte er doch in dieſen fuͤnfte⸗
halb Stunden nicht alle die Verſuche machen, die
er am Ufer des Meeres gar oft in weniger als
Stunden beendigt hatte; indeſſen ſtellte er doch
die weſentlichſten mit der noͤthigen Sorgfalt an.
Die Ruͤckreiſe war weit bequemer, als Hr. v.
S. geglaubt hatte, und dieß war hauptſaͤchlich dem
Umſtande zuzuſchreiben, daß jetzt das Zwerchfell
nicht mehr gepreßt, und das Reſpirationsgeſchaͤft
geſtoͤrt wurde. Das Herabſteigen vom Felſen bis
auf die erſte Flaͤche war inzwiſchen wegen des ſtei⸗
len Abhangs ziemlich muͤhſam, und dabey erleuch—
tete die Sonne die unter den Fuͤßen liegenden Bro;
cipicen fo lebhaft, daß man ſehr ſtark ſeyn mußte,
wenn man ſich nicht davor entſetzen und ſchwinde⸗
lig werden wollte. Das Nachtquartier war wie—
der im Schnee, aber 200 Klafter tiefer als vorher.
Hier konnte man ſich überzeugen, daß die Unbehag—
lichkeit auf dem Gipfel von nichts anderm, als der
Dünne der Luft hergerührt habe, denn wenn es
die Ermüdung geweſen wäre, ſo hätte ſich die Ge⸗
ſellſchaft jetzt nach einem ſo langen und mühſamen
gbſteigen noch weit uͤbler befinden muͤſſen; davon
zeigte ſich aber ganz das Gegentheil, denn alle ver⸗
zehrten ihr Abendeſſen mit großem Appetit, und
Hr. v. S. machte ſeine Beobachtungen ohne die
mindeſte Beſchwerde; er glaubte ſogar, daß die
Gegend, wo die Unbehaglichkeit anfängt, für je
den Menſchen ſehr genau begrenzt ſey; bis auf
1900 Klafter befand Er z. B. ſich immer ſehr wohl,
aber ſo wie er weiter ſtieg, fing er an zu leiden.
Am andern Morgen fanden unſere Reiſenden
den Gletſcher von la Cöte durch die Warme dieſer
beyden Tage verändert, und viel unwegſamer, als
er beym Heraufſteigen geweſen war. Sie waren
genoͤthigt, einen Abhang von 30 G Neigung her⸗
abzuſteigen, um eine Spalte zu vermeiden, die ſich
während der Reife geöffnet hatte. Endlic) erreich-
ten fie um 9 Uhr den la Cöte und waren froh, daß
ie ſich wieder auf einem Boden befanden, von wel—
chem ſie nicht befürchten duͤrften, daß er ſich bey
jedem Tritte unter ihnen oͤffnen würde.
Hier trafen fie Hrn. Bourrit an, der eini⸗
ge von den Fuͤhrern bereden wollte, ſogleich wie-
der mit ihm auf den Gipfel zurück zu ſteigen, ſie
fanden ſich aber zu fehr ermuͤdet, und wollten lie—
ber in Chamo uni ausruhen. Er ging alſo auch
mit der uͤbrigen Geſellſchaft zuruck, und ſie lang⸗
ten um die Mittagszeit vergnügt in der Priorey an.
Hr. v. S. war ſehr zufrieden, daß er feine Leute
alle geſund und wohlbehalten um ſich ſah; die
ſchwarzen Flore, womit er fie verſehen, und in wele
che fie ſich mit dem ganzen Geſicht gehuͤllt gehabt
hatten, waren Urſache, daß ihre Geſichter nicht fo
verbrannt, und ihre Augen durch die Wirkung des
Schnees fo erblindet waren, wie bey ihren Vor—
gaͤngern. * | 7
Die Beobachtungen und Verſuche, welche
Hr. v. © am Zten Auguſt auf dem Gipfel mach⸗
te, find im gteu Bande feiner Alpenreiſe beſchrie—
ben. Sie betrafen 1) die Geſtalt des Gipfels,
der eine laͤngliche Flaͤche iſt; 2) den Schnee des
Gipfels; 3) die Felſen (die hoͤchſten ſind ganz
Granit); 4) die Thiere; (zwey Schmetterlinge
waren die einzigen Thiere, welche man antraf)
„) die Pflanzen, 6) das Barometer, 7) das
Thermometer, 8) das Hygrometer, 9) das Elef-
trometer, 10) das Kochen des Waſſers, 11) die
Farbe des Himmels, (dunkelblau, wie es an
das tiefſte Koͤnigsblau grenzt) 12) den Wind,
13) die Abweichung der Magnetnadel, 14) das
Kalkwaſſer, 15) atzendes Laugenſalz, 16) die
Schotten (fie waren ganz ungefaͤrbf), 17) der
8
Geruch und Geſchmack, 18) der Schall, 10) die
Geſchwindigkeit des Pulſes, (drey? Personen, de⸗
ren Puls unten bey Chamouni in einer Mi⸗ |
nute 49, Co und 52 Mahl ſchlug, geſchah dieß
auf dem Gipfel nach einem vierſtuͤndigen Aufr
enthalte 98, 112 und 120 ue und endlich
20) die Höhe des Gipfels. A 5
Ein Blitz aus geſchmotzenem Salze
Herr A b iich zu Schöningen wollte
Steinſalz durch die Kunſt machen. Er ſchmelz⸗
te gemeines Salz, ließ es erkalten, und erreich⸗
te ſeine Abſicht. Da er aber die Feuertheile
nutzen wollte, die durch das Erkalten verflice
gen, ſo goß er das geſchmolzene glühende Salz
in eine gefättigte, ſchon warm gemachte Sole,
in der Meinung, daß dieſe ſich dadurch coagu⸗ |
liren ſollte. Allein in dem Augenblicke der Mi⸗
ſchung entſtand ein Blitz und ſo heftiger Knall,
daß er glaubte, das Haus fiele zuſan men. Er
verbrannte ih beyde ee
Empfindlichkeit des Baume Aver⸗ |
rhoa Carambola. i
ee e Linn. iſt ein Baum
den man in Bengalen Camruc oder Ca ma
runga nennt. Er hat ähnliche Eigenſchaften
mit den fo genannten empfindlichen Pflanzen,
und feine Blätter bewegen ſich ſehr ſchnell, 8
bald fie von einem fremden. Koͤrper, ſelbſt mit
der groͤßten Leichtigkeit beruͤhrt werden.
Die Eigenſchaft der Beweglichkeit erſtreckt f
ſich bey dem groͤßten We der empfindlichen
|
— 77
> in N die Zweige; dieß kann man
nr * wegen der Steiſig⸗
fit . ſeines Holzes nicht erwarten;
allein, ng feine Bläiter betrifft, die. ſich in
abwechſelnder Stellung, und den Tag über
ewd 10 wagerecht, und in der Ebene des
iges, von dem te gehe befinden, ſo
uken fi nieder, wenn man fie berührt.
0 ſo me daß ſich die bey⸗
er entgegenge etzten ganz ve einige >
und 115 15. jungen err: en inen er nicht
bloß, ern gehen ſogar vor dieſem Berüh⸗
rung uncte vorbey und durchkreuzen einander.
ie ganze Blätterſchaft eines Aſtes bewegt
„ wenn man den Aſt ſchlägt, oder ihn mit
a Nagel, i 1 8 irgend einem andern harten
1 r: \
10
0 80 4 Ble an 9 a auch machen,
daß ſich alt einzeln. ew enn ma
den and an einer Stelle 1 15 von .
I fi nich, ‚weiter, als bis auf dieſes Blatt
ar nu. Auf die Art läßt ſich ein
an 255 Ab 1555 einen Seite
Zweiges in fee, w
8 auf 2 dern Fa f cnc ben 95
8 Ki 5 5: mon kann aan DE
55 ie nur 15
1 an Pen u Urſprungs
kein Wenn indeß der Eindruck, den man
loß auf ein einzelnes fc . 80. will, zu
ſtark wird, ſo werden leicht alle Blätter dieſes
Aſtes, und zuweilen ſogar auch die des be⸗
c e dene angegriffen.
4. lige glaubte Hr. Bri
daß die Ehpadlchkeit eines Blattes a allen bet.
a 05 des ſelben, zukaͤme; allein, eine genauere Un⸗
terſuchung zeigte ihm, daß er ſich geirrt babe.
\
den Stiel, weder im allgemei
anruͤhren dürte; denn in demſelb
wo eine Nadel oder eine Fingerſpitze öder To
eine Sache daran ruͤhrte, neigte ſich das Blatt;
und auf die Art regt ſich das Blatt zwar als
der in die Augen fallendſte Theil, aber die Em⸗
pfindlichkeit ſelbſt, und die bewegende Kraft ha⸗
ben eine wie die andere ihren Sitz im Stiele.
Wenn übrigens auch der durch de
Stich, Stoß oder Bed zerrt e ſo ge
doch niemahls die Bewegung 4 1 5 1
oder ſprungweiſe vor ſich, fordern ſie dauerte
le Mahl einige Secunden, und geſchieht grad⸗
weiſe auf eine mäßige Art; ſie iſt auch weit
langſamer, wenn die Blätter nach Abrer Sen
kung wieder in ihren vorigen 3 eee
kehren, und man iſt kaum im Stande, dieſe
Wiederausgleichung mit den Augen zu bemek⸗
ken. Indeſſen wenn auch der gt |
recht gut vor Sonne, Regen, Wind und ander
Störungen geſchützt iſt, fo verändern denne
feine Blätter ihre Stellung unaufhoͤrlich, ohn
daß es moͤglich waͤre, irgend eine bewegende Ur⸗
ſache von außen wahrzunehmen.
Wenn man unten an einem Zweige, wo er
aus dem Baume a Zoll
breit rund herum abſchaͤrt, fo iſt auf ein Mahl
alle Gemeinſchaft durch die Canale der Rinde
unterbrochen, und ehe noch der Tag verſtreicht,
ändern die Blaͤtter ihre Stelle nicht mehr, und
koͤnnen auch durch keine Berührung mehr be⸗
wegt werden.
An einem Zweige, den Herr Br. fo durch⸗
ſchnitt, daß er an der Rinde nur noch wie an
rinem Faden hangen blieb, konnten ſich die Blaͤt⸗
ter nicht mehr ſo hoch erheben, wie die andern,
allein ſie behielten doch ihre Farbe und ihr fri⸗
ſches Anſehen, und bewegten ſich nur mit wes
niger Leichtigkeit als vorher, wenn man ihnen
mit dem Finger nahe kam.
Herr Br. brannte einmahl mit einem et⸗
was. ſtarken Brennglaſe ein Loch in ein Blatt,
aber das Blatt ſchien nicht dadurch gerührt zu
werden; hingegen, da er den Brennpunct des
Glaſes auf den Stiel richtete, ſo machte das
Blatt eine ſo ploͤtzliche Schwingung, als ob es
einen ſtarken Stoß erhalten
; hs ve Ke 1 0 5 abr Daß
er / Theil des Camrunga ſt
Finn Bla und f feiner ide befindet,
und vie lleicht iſt dieß eben der Fall bey den
übrigen empfindlichen pflanzen. G21
IH us un.
Die eat es Arller Luft in
eslau.
er i
a Ein TER in Breslau here
im re 1771 Hühner und Kaninchen in ei⸗
nem Keller. Er ging mit ſeiner Tochter hinein,
und trug ein Licht, welches beym Eintritte durch
einen ſtarken Wind bewegt wurde.
Als er die Thuͤr hinter ſich verſchloſſen hat—
fuͤhlte er zwar keinen Wind mehr; aber
ol verlöfchte vloͤtzlich ſein Licht. Alsbald
bemerkten ſie eine ſchlaͤnglichte Flamme längs
nu 80 wu. 5
der Mauer hin, welche ſich ihnen näherte, und
den ganzen Keller mit Rauch füllte Der Va⸗
ter wurde an den. Hude die er vor die Au⸗
gen hielt, verbrannt. e fie beyde aus dem
Keller heraus waren, Be die Thur zugemacht
hatten, ſo fühlten fie Feuer an ihren Füßen,
wodurch fe auch ſehr beſchaͤdigt und niederge⸗
worfen wurden. Zu gleicher Zeit f
nen Schall, wie Donner, obgleich der Hi
den gauzen Tag heiter, und kein
der Nähe war. Bey genauerer Unterſuchung
fand man im Keller die meiſten Kaninchen
todt, und die noch lebenden alle verbrannt, als
wären ſie durch Feuerflammen gelaufen. Auch
den H uͤhnern waren die Federn verbrannt.
Oer Todtengraͤber mit Re Lochter Fam u
mit Lebensgefahr davoge l
Der Sturm im Thale Langer“ 80
Am uſten Juny des Jahres 1793, früß
6 Uhr brach ein fuͤrchterlicher Sturm im Thale
Lanzo, 25 Meilen von Turin aus, a
verſetzte die Einwohner RER Ahr 10 5
cavallo, Motte und C 5
to, welche Ortſchaft a fh“ ſämmllich 11 die⸗
ſem anal befinden, in die Donner in Spa |
Es lie ſich zuerſt der Donner in ei lei⸗
tung eines ſehr ſanften Regens ho en, ut |
fort zu rollen, fo, daß die Zwiſche
1 Minute betrugen. N dieß e uͤber⸗
| zog
TR
'
) Vom Herrn Grafen Ponfitlen. nnd
*
je
u 822—
i den den und mit den dickſten und ſchwaͤr⸗
ze
en Wolken, und der Forus des Sturms ſchien
an der, Seite der Gebinge Ongi a ſſa und
Peſſet to zu ſeyn; auch kam der mit der groͤß⸗
ten, Heftigkeit wehende Wind von Mitternacht.
Um 4 Uhr hallte das Thal von den ſchrecklich⸗
fen Donnerfhlägen wieder, die mater mehr zug
nahmen, bis um 10 uhrz und nun glaubten
die armen Einwohner dieſer⸗ Gegend, daß ihr.
juͤngſter Tag wirklich vor der Thür ſey. Blitz
und Donner folgten jetzt mit ſolcher Lebhaftig⸗
keit, Starke und Schnelligkeit auf einander
daß man, faſt gar keine Abſaͤtze mehr unter ſcheis⸗
den konnte. Der Wind änderte ſeine) Richtung
mit jedem Augenblicke oder er hatte eigentlich
gar keine Richtung mehr ſondern machte Wir⸗
bel auf, Wirbel. Der Regen verdoppeltre ſich
mit der Finſterniß, und um n 8
den aten Jun fingen ungeheure Felſanmaſfen
an von den Gipfeln der, Berge herab indie Toa
ler zu ſtuͤrzen. Die Berge Diwig iaſſagund ꝙ ecke
ſe ta os waren die erſten, die auf ſolche Art arıh)
ſchuͤttert wurden, und die von Bos e aiv o ba,
gls
N
N
|
rn aid Turrine folgten ihnen ſo⸗
i Ian he mine man rd
\ Kr
98 Ein wie dieſe Einſenkungen anfingen, schers
kam dere Regen der mit etwas Hagel ver⸗
miſcht, wie ein Strom herniederſchoß, eins roͤth⸗
liche Farbe Ein Einwohner von Grosigg⸗
|
vallo hatte mitten im größten Schrecken noch.
die Faſſung, eine betrachtliche Menge vo die⸗
ſem Waſſer inbeinem Kruge aufzufangen! In
dieſem fand er am andern Morgen auf dem Bo⸗
den eine ziemliche Portion Erde von eben der
Farbe, wie man ſie an den Schichten der Ge⸗
en | 22 eine die een e neee e
un 82
birge bemerkt, von welchen die Ruinen herabge⸗
ſtuͤrzt waren „ wa
Blitz, Donner, Regen, Wirbel und Herab⸗
ſtuͤrzung der Felſen dauerten mit gleicher Hefe
tigkeit bis um 2 Uhr Nachmittags fort! Dann
erſt ließen die Wirbel nach, und machten einem
Mittagswinde Platz, der in der Zeit von einer
halben Stunde den Himmel von den ſchwarzen
Wolken, die ihn bisher bedeckt hatten, reinigte,
undeſte nach der Seite der Gebirge Onyiaf-!
ſa und Peſſetto hintrieb, von welcher ſie her⸗
gekommen waren. Um halb 4 Uhr war der
ganze Horizont rein, und die helle Sonne ließ
nun die Einwohner alle Verwüſtungen in ih⸗
rer ganzen Schrecklichkeit ſehenn.
Wahrend des ganzen Sturms, das heißt
ſeit dem iſten Jung früh 9 Uhr bis um 3 Uhr
Nachmittags des folgenden Tages, hatte es in
einem fort auf dem Gebirge Alran a, welches
die Gegend Tur in sc von Moriana ſcheidet
und das Thal an der Weſtſeite ſchließt, ge⸗
ſchneyet! Die Einwohner von Forno di Gros⸗
cavallo ſahen dieß als ein großes Gluck an,
weil fie. uͤberzeugt waren, daß, wenn fhati des
Schnees Regen gefallen waͤre, ihre am Fuße
dieſer Gebirge liegenden Häuſer der Macht des
Waſſers unmoͤglich haͤtten Widerſtand thun kön⸗
nen ſo wie uberhaupt auch alsdann die Ver⸗
ee Thale noch groͤßer geworden ſeyn
rden. a aim Sad ende
Den aten Juny war die ganze Nacht der
Froſt ſehr ſtark, ſelbſt in den Doͤrfern. Es fror
ſogar noch in den Naͤchten des zien und Aten
Juny, wiewohl nicht ſo heftig f
Ein Umſtand verdient hier bemerkt zu wer⸗
den, naͤhmlich, daß am letzten May die Kuͤhe
viel heftiger als ſonſt brüllten, und daß dieß bis
zur völligen Beendigung des Ungewitters fort⸗
dauerte. Dieſes Brüllen war in fo fern wirklich
etwas beſonderes, da die Bergbewohner hierdurch
ſtußzig gemacht wurden, und lange Zeit die Urſa⸗
che davon auszuforſchen ſuchten Es befanden ſich
in dieſen Tagen ſehr wenige Mauleſel in den Staͤl⸗
len, weil die meiſten auf dem Markte von Lanz o
waren; allein diejenigen, die ſich zu Hauſe befan⸗
den, wieherten ebenfalls viel haͤufiger als ge⸗
woͤhnlich. Re En G
Es iſt zu vermuthen, daß die Urfache jener
Einſenkungen entweder in der großen Gewalt der
aſſerſtroͤme, die ſich mitten durch die Sand⸗
ſchichten einen Weg gebahnt, und die dazwiſchen
gleichſam eingeklammerten Felſen fortgerollt hat⸗
1 In. DOG in der Zerſetzung einiger Schwefelkieſe
koͤnne gelegen haben. “
Pol 15 ie an 14 60 5 N75 7 Beate
rzten Truͤmmer ſo bedeckt, daß man hier keine
Spur ern oder Wieſen mehr ſah. Die
ge |
Der
Hatten
en ka |
1 k die noch ſtehen blieben,
ah 92455 a e
aſſen, die ohne alle Unterſtützung uͤber ihnen
ſchwebten,
menhang in
1
N noch einen geringen Zuſam⸗
t dent Berge hatten, bedroht.
8 2
1 teste
*
— 84 —
Der Mont⸗Roſe.
Der Mont⸗Roſe (Monte Rosa) erhebt
ſich eben fo über die füpliche Einfaſſung der Al⸗
pen, wie der Montblanc über die noͤrdliche
dieſer Gebirgskette. Man ſeht le Mont⸗Ro⸗
ſe allenthalben aus den N 170 e
der Lombardie, von
9 ay 6 a nd. und ſelbſt aus 10g die 1 5
e genden.
Nachdem Hr. v. S auff ure viele Sole
auf das Studium des Montblanc und def
ſen Nachbarſchaft verwendet hatte, ſchien es ihm
der Mühe werth, auch das Gebirge naͤher kennen
zu lernen, wel 8 9 Jene das erhabenſte der
geſammten Alpen l N)
Als er dem Hrn. Gr. v. Moroz zo zu Tue’
sin feinen Borfas eroͤffnete, Rt rie 5 0 a del
oberſten Gipfel gelangen ae 19 er,
und fein,
einen ha M ac ug n ag a gelt 1
v.
Weg weiter über ib ay ane
woſelbſt ſte ihre Fuͤhrer Contet,
St. BE mit den zur Forkl
Reiſenden ker ierre, an FM i 10 4
nach Tavernettes, ein kleines Dorf, 15 ſchon
815 Toiſen über der See liegt, und wo
nige Erfriſchungen einnehmen kann, ehe man den
Gipfel des Simplon beſteigt, der eine kleine
Franzoͤſiſche Meile uͤber Tavernet ing, liegt,
und eine Hoͤbe von 1029 Toiſen hat. Von hier
koͤmmt man in 24 Stunde wieder unterwaͤrts nach
—
wie Rauch und Flammen zeigen.
Simpelndorf, welches 559 Toiſen hoch liegt.
Hierauf geht der Weg nach Gonz und Dove⸗
der o. Dieß iſt das erſte Italiaͤniſche Kirchſpiel und
liegt nur 297 Toiſen hoch.
Dieſer Weg iſt nach Hrn. v. S. Meinung ei⸗
ner der intereſſanteſten in der ganzen Alpenkette.
Er biethet die entgegengeſetzteſten Schoͤnheiten dar.
Auf der Schweizerſeite reiſet man durch
ſchoͤne Waldungen in den herrlichſten Gebuͤſchen,
zwiſchen welchen ſich nicht reiſſende Ströme, ſon⸗
dern eben ſo ſanfte als klare Bache ergießen. Die
Italiaͤniſche Seite hingegen ſtellt die ſteilſten und
ſchrecklichſten Felſen dar, die das Anſehen unge⸗
heurer und ſpitzig zulaufender Mauern haben, wel⸗
che fo nahe zuſammengeruͤckt find, daß man einen
einzelnen, vom Gipfel des Berges herabgerollten
Granitblock zwiſchen zwey ſolchen. Waͤnden ſchwe⸗
ben ſieht, und der ſich wie eine fliegende Bruͤcke aus⸗
nimmt, uͤber welche man von der einen Seite die⸗
ſes Thals zur andern kommen kann. Etwas wei⸗
ter hin ſtürzt ſich ein reiſſender Strom mit einer
ſolchen Heftigkeit in einen Schlund, daß die an⸗
geprallten und zerſtaͤubten Tropfen wie der Dampf
eines Ofens aus dem Abgrunde heraufſteigen, und
ſich durch die Miſchung mit den Sonnenſtrahlen
106
Die Seite des Simplon, welche nach der
Schweiz zugeht, unterſcheidet ſich ſo wohl durch
ihre natürliche Beſchaffenheit, als durch ihren An⸗
blick ganz von der nach Italien zu gewendeten.
Vom Simplon koͤmmt man uͤber Domo
d'Oſſola durch die Gebirge von Macugna⸗
ga, die ſich durch ihre reichen Goldgruben aus⸗
zeichnen, und dann iſt man nicht mehr weit von
Ponte⸗ Grande, wo ſich der Mont⸗Roſe,
oder wenigſtens drey ſeiner hoͤchſten Spitzen und
der Pik⸗ Blanc (Picci bianco), deſſen Gipfel
die Reiſenden beſtiegen, dem Auge völlig entdeckt,
und ſich von der Bruͤcke bey Vanz oon fo maje⸗
ſtaͤtiſch wie der Montblanc von der Brücke
bey Salenche darſtellt. Der Mont-Rofe
dr noch den Vorzug, daß er von dem herrlichen
Grün des engen und tiefen Tyals Anz as ca eins
gefaßt iſt, welches mit E
Schoͤnheit gegen die Weißt des Schnees und
Eiſes abſticht.
Inn e 8 ine 119
Dieſes Thal iſt nicht fo wohl wegen feiner
ſchoͤnen Lage, als wegen der Pracht ſeiner Frucht⸗
barkeit merkwuͤrdig. Allenthalben, bloß die hoͤch⸗
ſte kalte Gegend ausgenommen, werden die We⸗
ge von Traubengeländern beſchattet. Andere te⸗
raſſenweiſe angelegte Geländer bedeckten den Abs
hang des Berges. Weiter unten, wo die Strö⸗
me das Erdreich befeuchten konnen, trifft man
Wieſen von bewundernswuͤrdiger Größe und
Schoͤnheit an, die ringsum mit Kaſtanienbaͤumen
beſetzt find. Zuweilen bilden die Stroͤme Caſca⸗
den, welche das Ganze noch mehr verherriiden.
Noch ein Umſtand, der dieſes Thal auszeichnet, iſt,
daß es gar keinen Grund hat; denn die Abhaͤnge
auf beyden Seiten laufen in etnen ſpitzigen Winkel
uſammen, über welchen die Lanza wegflietzt.
ie zahlreichen Dorfſchaften in dieſem Thale lie⸗
gen faſt alle an ſteilen Abhaͤngen des Gebirges oder
auf kleinen Abſaͤtzen der Abhaͤnge. *
Der letzte Hauptort auf dieſer Reife war
Macugnaga, deſſen Häufer überall mit Wie⸗
ſen und Hecken umgeben ſind. Dieſe Wieſen bil⸗
den eine ſanft geneigte Ebne, welche ſich bis an die
hohen Felſen des Mont⸗Ro ſe erſtreckt. Die
reichſten Goldgruben von Macugnaga befinden
ſich in der Gegend von Pescerena, welches
m Ä = 87 —
nur eine Fr anzoͤſ. Meile unterhalb Maeu gn a⸗
| n Wirk | ur
ga eee e . l
N 0 der Seite von Macugnaga ſind die
hohen Gipfel des Mont⸗Ro ſe ſteil und unzu⸗
g allein eine von ſeinen mittlern Hoͤhen an
der ſuͤdlichen Seite des Orts läßt ſich erſteigen.
Man ſieht von hier, oder wenigſtens von Pezet⸗
to aus, welches das letzte weſtliche Dorf dieſes
Kirchſpiels iſt, den beſchneyeten Gipfel dieſes Ber⸗
ges, der Pizzibianco oder Pic⸗ Blanc
genannt wird. Ein Gemſenjaͤger, Nahmens F a⸗
cheti, erboth ſich zum Führer, und die Reiſenden
waren ſehr mit ihm zufrieden. Sie traten ihren
Weg von Ma b e goſten July an,
und lagerten ſich auf den Wieſen von Pedriolo,
welche 3 Stunden weit entfernt waren. Bey der
Hoͤhenmeſſung fand man die Hoͤhe des hoͤchſten Gi⸗
pfels 2430, und die des niedrigern 2308 Klafter.
| Man fh
— 88 —
eben dieſem Feuer kachte auch die Reiſegeſellſchaft
‚ ihre Suppe, und ſchutzte ſich vor der empfindlich
kalten Nachtluft. Die Nacht war prächtig, und
Hr. ve Sauſſureſ überließ ſichdem Vergnügen,
ſie zu genießen, etwas zugſehr, denn die Kalte ver⸗
urſachte ihm eine kleine Unpaͤßlichkeit, die ihm den
ſehr beſchwerlichen Weg des folgenden Tages et⸗
was lang machte Wirklich konnte dieſe naͤchſte
Tagreiſe zu den beſchwerlichſten gerechnet werden,
denn man mußte unaufhörlich bald an Abhängen
von perwitterten und rauhen Felſen hinaufklim⸗
men, bald mit Gefahr uͤber Lauinen von har⸗
tem Schnee wegſetzen, bald uͤber eine Schärfe,
von loſen Felſen hinklettern, die ſich unter den Fuͤ⸗
ben zertrümmerten und in der Hand zuruͤckblieben,
wenn man ſich an ſie anhalten wollte..
Nach einem ſolchen muͤhſamen fünfftundigen
Steigen erreichte die Geſellſchaft einen Gipfel,
der zwar wirklich zum Pic⸗ Blanco gehoͤrte, doch
aber noch nicht der hoͤchſte war; denn die hoͤchſte
Spitze war noch auf 30 bis go Klafter hoher.
Die Geſellſchaft war aber durch einen tiefen
Schlund von ihr getrennt, in welchen man mit
aͤußerſter Gefahr auf gefrornem Schnee hätte hin⸗
abſteigen müſſen, um hernach an einem noch viel
rauhern Abhange wieder in die Hoͤhe zu kommen.
Herr von Saufſure, welcher müde und nicht
bey guter Laune war, hielt dieſe kleine Anzahl
von Klaftern noch zu erſteigen nicht der Muͤhe und
der Gefahren werth, und hielt auch ſeinen Sohn,
der große Luft hatte vollends hinauf zu gehen,
von feinem Vorſatze zuruck. Man hätte wirklich
oben nichts neues geſehen, und konnte mit dem,
was ſich hier dem ſpaͤhenden Blicke darboth, voll⸗
kommen zufrieden ſeyn ! Es wurden alſo geſchwind
die Zelte aufgeſchlagen, damit die Geſellſchaft et⸗
e
was Nahrung und Ruhe genießen konnte. Hier:
durch wurde Herr v Saufſure auch ſo gut
wieder hergeſtellt, daß er voͤllig im Stande: war,
den eben fo neuen als außerordentlichen Anblick,
der ſich ihm darboth, zu genießen.
Alle hoben Berge, ‚Mehr b. S. bisher beob⸗
achtet hatte, waren entweder iſolirt, wie der Net⸗ a
na, oder nach geraden Linien rangirt, wie der
A bnib ane d eige Seitengipfel i; hier aber ſah
zer den Mont⸗Roſe aus eines ununterbrochenen Rei⸗
d e Spitzen, die faſt alle einander
1 58 zuſammengeſett, die einen geräumi⸗
bildeten, in welchem der Flecken Ma⸗
3 nine ‚feinen nungen Zrifien, den
en 9 —.— ehe 5
. ſein Bau. Hr. v S. hat
. b der r Montblanc und alle hohen Gipfel
örigen Kette aus verticalen Schich⸗
N allein beym ee e bis
en ina rizontal oder
455 12 Be 90 or 95 80 18d u — 94
Ws es 8 raten erg
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NM! l 160 ud 7 aba * Lud te „ 971
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ai j Be von 5 Hr: ER ya „wunderte
(ch fe ze Breite ſeines Gi⸗
2 Fels „daß it seite von der Veriie |
5 e 19250 fel herrühre, ns
ib)
dieſe e der bel diele Urſache h
ung Rofe fen. (Grad. Tau-
r t. g.) Hr. v. S, hat alſo das
van S abs, die fe önureiche irmuthung
— 90 —
ſtens unter einem Winkel von 30 Graden geneigt.
Endlich zeichnet ſich dieſer Berg auch durch die Ma⸗
terie aus, woraus er gebaut iſt. Er beſteht naͤhm⸗
lich nicht aus Granitbloͤcken wie der Montblanc
und die hohen Gipfel, die ihn umgeben, ſondern
aus geaͤdertem Granit und zerblaͤttertem Felſen
von verſchiedener Art, welcher überhaupt das Ge⸗
ſtein iſt, aus welchem dieſe ganze Bergverbindung
vom Fuße bis zu den hoͤchſten Gipfeln beſteht.
»Wenn man die Bergſpitzen, deren Gürtel den
Mont⸗Roſe bildet, von der Höhe des snow be⸗
trachtet, ſo bemerkt man, daß ſie ein iſſe Ord⸗
nung in ihren Abſtufungen beobachtet. Die hoͤch⸗
ſten ſcheinen die vom Hrn. v. S. vorhin gemeſſenen
zu ſeyn, und die in jener Gegend den Nahmen
Mont⸗Roſe im engern Verſtande führen. Die
übrigen haben entweder gar keinen, oder verſchie⸗
dene Nahmen. Sie liegen weſtwaͤrts vom Pics
Blanc. Auch nordwaͤrts von eben dem Pic bemerkt
man ſehr hohe an der Seite von Valais; allein
von hier an werden ſie, indem ſie ſich nach ru
der Seite von Val⸗Anzaſca hinziehen, immer klei⸗
ner. Eben dieß iſt der Fall an der ſüdlichen Seite
des Guͤrtels, auch öflih am Val⸗Auzaſca; fo,
daß die beyden Bergketten, welche dieſes Thal bes
grenzen, eine Folge von denen des Mont⸗Roſe zu
ſeyn ſcheinen. Mithin ſieht der Mont-Roſe wie
eine Rackete aus, an welcher die am Val⸗Anzaſca
liegenden Berge den Griff bilden. Der Hauptort
des Kirchſpiels von Macugnaga laͤge folglich
im Innern der Rackete aber nahe am Griff, und
die Triften von Pedriolo am entgegenſetzten
Ende. Den Durchmeſſer dieſer Rackete kann
man auf 5000 Klafter oder 2 Franz. Meilen ſetzen.
Man überfieht aber nicht bloß den Mont⸗Ro⸗
fe von dem Pie⸗Blanc, ſondern auch, da er keinen
. 91 en
hoͤhern Gegenftand in feiner Nach barſchaft hat, die
Ebnen von Italien, in welchen man aber nichts be⸗
ſonders unterſcheiden kann. Sie waren damahls
mit einem blaͤulichen Da fe überzogen, und eine
große in der Luft ſchwebende Wolke bildete einen
unermeßlichen Vorhang, der faſt alle Ausſicht
verſperrte; indeſſen bekam dieſer Vorhang nach
und nach einige Riſſe, durch welche man bald den
Lago⸗ Maggiore, bald den Teſino, den
Naviglio⸗Grande erblicken konnte; allein
weder Mayland, noch Pavia, noch irgend
eine andere Stadt der Lombar die konnte man
erkennen, die ſich jedoch bey heiterer Witterung
recht gut haͤtten zeigen muͤſſen. eee
Die Geſellſchaft verweilte g Stunde auf dem
Pic⸗Blanc. Um nun auch die aubere Strüctur
des Mont⸗Roſe zu unterſuchen, war eine wirk⸗
lich labyrinthiſche Reiſe durch die, jenen Berg
umgebenden, hohen und ſteilen Gipfel noͤthig.
Dieſe wurden den 4. Aug. von Macugnag a
aus nach Val⸗Anz aſca und Vanzon ange⸗
treten. Von da ging es weiter durch die Lanza
bis Vanco, einem großen 338 Klafter hoch lie⸗
genden Flecken in einer e den PAAER-
En uͤbernachtete die Geſellſchaft, Den andern
orgen beſtiegen fie die Sennenhuͤtten von Ba⸗
ranca, welche 899 Klafter hoch liegen. Der
Weg iſt hier nicht ſchlimm, aber abſchüſſig und
eng. Nun ging es immer höher bis auf den
Col von Egua in einer Höhe von 1104 Klaf⸗
ter. Dann ging es wieder abwaͤrts nach Car⸗
cofazo auf ziemlich ſteiler Bahn. Den sten
ging es immer tieſer durch Val⸗Seſia⸗Pic⸗
cola bis Guaiforro, ein Dorf, das nur
291 Klafter hoch liegt. Von da weiter uͤber die
Sermenta, welche in dieſem Thale fließt,
in das nnn Gren den nach Sto
pello. Am 5ten über Riva und Al lag na,
wo ein Kupferbergwerk iſt. Das Metall liegt
in einem gelben Schwefelkieſe in einer 6 bis
Fuß mächtigen Bank zerſtreut, die ſich 25 bis
"go Grad von Oſten nach Suͤdweſten ſenkt. Die⸗
8 Bank liegt uͤber dem ganzen Abhange des
erges hin zu Tage, und man hat ihre Tiefe
noch nicht ergründen koͤnnen. Am sten ward
die Keife durchs Thal Dobbia bis nach Greſ⸗
son ey und den oten bis zu den Sennenhuͤt⸗
ten von Bretta fortgeſetzt. Am loten wurde
eine Ereurfion nach dem Rothhorn gemacht,
über deſſen Gipfel 1506 Klafter der Meeres flache
liegt, und von welchem man die äußere Structur |
des Mont: Rofe ſehr bequem beobachten kann.
Der Durchmeſſer des Kranzes, welchen die den
Mont⸗Roſe umgebenden Gipfel bilden, fand
ſich von hier aus auf 9000 Klafter, und mit⸗
hin doppelt ſo groß, als da er im innern Rau⸗
me ſelbſt gemeſſen wurde. Man ſieht daraus,
daß dieſer Kranz nicht bloß aus der einzigen
Reihe von Bergen beſteht, die man aus ſeiner
Mitte beobachten kann, fondern, daß er noch von
mehreren, die man inwendig gar nicht zu fer
hen bekommt umringt wird. Es gehen alſo
gleichſam Strahlen, jeder aus 7 bis 8 Bergen
beſtehend, von ihm als einem Mittelpuncte aus.
Manche derfelben , wie z. B. der, zu welchem
der Rothhorn gehört, ſchienen unterbrochen,
andere hingegen erſtreckten ſich in einem Stücke
bis zu ſeinem Körper. |
Alle dieſe Berge beſtehen aus blaͤttrigtem
Fllſen von verſchiedener Art. Der ganze große
Schauplatz, welchen ein gut in die Ferne ſehen⸗
des Auge vor ſich hat, zeigte nirgends verticale
Schichten, nirgends Granit in Bloͤcken; die am
j u ana
meiſten geneigten Schichten machen Winkel von
30 bis 35 Gr. mit dem Horizonte. Auf ſol⸗
* Weiſe durfte alſo wohl der Mont⸗Roſe,
der im Innern ſeines Guͤrtels unzugänglich iſt,
von außen ſehr gut zu beſteigen ſeyn. Alle ſei⸗
ne Abhaͤnge ſteht man mit unuͤberſehbaren Schnee⸗
flachen bedeckt, deren unterſter Theil bis zu Fel⸗
ſen herablaͤuft, denen ſehr ſicher und bequem bey⸗
zukommen iſt. Von dieſen beſchneyten Abhaͤn⸗
gen und beſonders von den Zwiſchenraͤumen ih⸗
rer Ruͤcken, laufen ſchoͤne und zahlreiche Glet⸗
ſcher aus. Unter dieſen if, der merkwuͤrdigſte
der, von welchem der Lilienbach ausgeht,
der dem ganzen Thale ſeinen Rahmen ‚ertheilt
Man ſieht hier, wie ſich drey von diefend Glet
ſchern zu einem einzigen verbinden, der ſchlaͤn⸗
gelnd herab bis in die Triften von la Tri ni⸗
te de Greſſon ey lauft, und hier iſt es, wo
der Lilienbach durch die Triften ins Thal:
fließt. Zwiſchen zweyen von den beſchneyten Kücs.
ken, welche jene Gletſcher umgeben, erblickt man
— pt abenen und ſchneereichen Schlund,
en Hohe man ein in den Guͤrtel des
| ar Rose eingeſchloſſenes Thal entdeckt,
aber durch ein Paar neuerlich entſtandene Gler⸗
| 8 ganz ver ſchloſſen ſeyn ſoll., | nit
Bey Fortſetzung der fe, um den M on t⸗
Ro fe, nahm, ne den Weg 1600 u Gletſcher
| von M Mio nt i C „ ervin 9995 * dieſes
Gletſchers i ſehr fangt, die Bann ſchrit⸗
ten ſo ſicher einher, daß die Fuhrer den Rath
e 882 zu beſteigen, allein bald wurde
Weg 54, und die, Thiere ſanken bald,
— dieſem, bald mit, jenem, e tief ein,
ſo, daß ihnen die Führer „De Gepaͤcke ſogar ab⸗
ö nehmen mußten, da ‚fie fich, DARNBUTDER, Hnep,
1 Pa, aber fo gußerſt müde und alhntenlos
— 94 — N
wur den, daß ſie einen fo kläglichen Ton von ſich
gaben, als Hr. v. S. ſonſt noch nie gehört
ey Dieß kam übrigens mehr von der Düns
ne der Luft, als von der Beſchwerlichkeit —
Weges, und es war dieß das erſte Mahl, daß
. v. S. in einer ſo betraͤchtlichen Höhe mit
Maulthieren gereiſet war. Sie
niger als 736 Klafter über dem re.
eine andere Sonderbarkeit, die ſich auf dieſer
Hoͤhe zeigte, war eine Schanze aus Steinen,
fehr feſt ' und mit Schießſharten fuͤr Doppel⸗
haken erbaut. Sie hat den Nahmen St. Theo⸗
dule, und iſt nebſt noch einer andern, die uͤber
dem Eingange des Gletſchers liegt, vor ein
Paar hundert Jahren von den Bewohnern des
Thales von Aofta erbaut worden, um die Ein⸗
fälle der Valaiſen 1 Dieß du
wahrſcheinlich die oe ſten F Zeftunge
Planeten. Auf d Höhe iſt in der
Jahrzeit der Schnee wie 1 a
ſteht hier den Boden mit der „Hel-
e 15 — a de ne. fü
Von dieſer Höhe hat man |
ne Ausſicht 55 aͤußern 22 und 2
lichen Gürtel der Berge des Mont ⸗ Ro ſe.
Unter den Fuͤßen 795 ht man 8 — die Trif⸗
ten von .
e hahe
un to groß ige Gip unte ee! un, der
ſich in Bent, 155 5 1 1 e te von
Öbe erhebt, Ra dent bwl eim,
a ltet Er 0 1 Hirn
en Eigen eiten, urch
ſe von allen andern Gebirg pr "©.
Re
r hatte, unterſcheidet, führt
110
r * Seine Höhe. Die Cordi lief ras bang
genommen, m weder in Abſicht derſelben bloß dem
2. Die Si (raßpeit, und b Sufannmendrängung
el
e ene . au einem ins
5 Teereit Krane
4. Die Anzahl Lohn Thälern und cu Ge⸗
1 8 die ſich von 1 1
zes af ießen. Dieſer Thaler ſind
Era und eben fo viel finden ſich auch
chf n, die ſaͤmmtlich nach einem gemein⸗
ſchüftlichen
Mu ete zu laufen.
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Be Sau 10 fern ® ent aten 90 und
gane, Hoͤh 1c we ei vu tee
* on 5 ha
ai a u elfe, wo ſich der Gras)
oe ur zufälligen Weiſe findet.
D, ee Soigruten, die fifa
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Be da man in allen übrigen, entwe⸗
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or & 2 mann esd
Erdbeßen zu e
Aas , Emyrna,
Ind ik 1201 3%: 217 Lim ‚7 3 E 3
„n ni it n
Ain aum kahn tbvamber“ 9 . man fig:
| una zu Lt ſſa kung anal; ern d
—ͤ— 96 .
Da gus gelegen, auf ein Mahl ein ſtarkes Getoͤſe,
dem Donner ähnlich. Dir de 8 a *
tert, Schlünde oͤffneten ſich hin und wieder, der
Tag nsaſchwoll auf, und zwar in wenig Minus,
ten. Seine Wellen ſtürzten über das Ufer, und
ſchwemmten wüthend die nahen Häufer hinweg.
Indeſſen ſchütterte ohne Unterlaß fürchterlich der
Boden, Palläſte und Thuͤrme ſtuͤrzten zuſammen,
und das große Liffabon e Haͤlf⸗
te zum Steinhaufen. Aber dieſe Erſchütterung
wüthete nicht etwa bloß durch ganz Portugall:
und Spanien; ſondern 9 Frankreich,
in Holland, und bis nach Hamburg ſo⸗
gar, fühlte man ihre Wirkung. Bey Ca d ig hob
ſich ein großer Waſſerberg aus dem Gade 10
ſtuͤrzte gegen die Stadt. Aber zum Gl fe bra
er in zwey Theile, und ließ die Stadt unbeſchaͤdigt.
Aufs neue erhoben ſich den Nachmittag Wogen des
Meeres gegen die Stadt, ſchwemmten einen Waß
ſerdamm mit ſich fort, und ſanken, ehe ſie die
Stadt erreichten, wieder zuruck. Viele Fluͤſſe tra⸗
ten aus ihren Ufern, und richteten Ueberſchweme,
mungen an; z. B. der Quadalquivir, der
Duro, die Garonne e Leni
Von dem merkwürdigen Erdbeben zu Smyr⸗
ng benachrichtigt uns Herr Galland, Mifsz
glied der koͤniglichen Geſellſchaft der Wiſſenſchaft,
ten zu Pan, welcher Augenzeuge davon war.
Nach verſchiedenen, im Chriſtmongthe vor
hergegangenen Erderſchuͤtterungen, wurde im
Jah e, 1688 am loten July, die, Stadt aufd.neug
N emen ment: eh oß in Em ne
ſetzt. Die Feſtung wurde zerſtoͤrt, die Mauern ſpal⸗
teten ſich, und ſanken drey Ehlen tief ins Meer.
Die Erdzunge, worauf die Feſtung ſtand, zerriß
am Feſten Lande, und wurde zu einer neuen 1 her 4
me
ne
Eine ei tief ſenkte ſich die Gegend um die
Stadt. Schluünde eröffneten ih an verſchiedenen
Orten, und ein dumpfes Getoͤſe tönte von unten
herauf. Bey dieſem Erdbeben wurde Herr Gal⸗
land ſelbſt unter den Truͤmmern eines zuſammen⸗
geſtürzten Hauſes begraben, aber glütklich wieder,
gerettet. 1 .
Noch weit ſchrecklicher als das Erdbeben zu
Smyrna, war das Erdbeben zu Lima in Pe⸗
%ͤ .. SB IRRE
Abends um 11 Uhr wurde die Erde erſchüttert;
doch dieß war den Einwohnern dieſer Gegend nichts
neues. Aber gleich darauf kamen die Stoͤße fo uns
erhoͤrt heftig, daß von der ganzen Stadt nur zwan⸗
Haͤuſer ſtehen blieben 74 Kirchen, der Pal⸗
laſt des Vicekoͤnigs, und alle andere Öffentlichen
Gebäude, welche am hoͤchſten und feſteſten gebaut
waren, gingen zu Grunde. Callao, 2 Meilen
davon, eine feſte Stadt, und der Hafen von Li⸗
in a, wurde, wahrſcheinlicher Weiſe um die naͤhm⸗
liche Zeit, gaͤnzlich zerſtoͤrt, als das Erdbeben zu
Lima wüthete.
Das Meer wich plotzlich vom Ufer zurück, und
13 Schiffe im Hafen blieben auf dem Trocknen ſit⸗
zen, und ſtuͤrzten um Darauf kehrte eben fo ſchnell
das Meer mit rafender Wuth wieder ruͤckwaͤrts,
und ſchwemmte 4 davon eine Stunde weit mit ſich
ins Land. Es uͤberſchwemmte Sallao, erſaͤuf⸗
te alle Einwohner, auf 53000 an der Zahl, und
ſtuͤrzte ſo viel Meeresſand über ſie her, daß die
ganze Stadt in kurzer Zeit zum Sandhaufen ward.
Der Bicefönig von Lima ſchickte einen Bothen,
um Erkundigung einzuziehen, was für Verwüſtun⸗
gen das Erdbeben zu Callao angerichtet hatte,
Der Bothe blickte ſchon von weitem nach Callao
bin, ſah aber kein Callao mehr, er ging weiter,
IV. Theil. G
ſah eine ausgebreitete Sandwuͤſte, und erblickte
die Wellen des Meeres, die noch immer landein⸗
waͤrts ſtüͤrmten. ae
Callao war verſchwunden, und der Bothe
hinterbrachte dem Vicekönige die traurige Nach⸗
richt, die ſich demſelben am folgenden Tage durch
den Augenſchein beſtaͤtigte. Sonderbar war es,
daß ein Miſſionaͤr, auf einem der 4 Schiffe,
unverſehrt vom Hafen des Meeres aus, auf die,
Sanddecke geworfen wurde, die Callao begrub.
Er ſtieg aus, und ging zu Fuße nach Lim a.
N Eiſendraht, ein Wetterprophet.
Ein gewiſſer Herr Prevor in Bürglen,
einem Orte der zur Abtey St. Blaſius 9098155
entdeckte eine eigne Art von Barometer. Er hatte
ihmlich zu einer gewiſſen Abſicht einen langen Ei⸗
fladraht in ſeinem Garten ausgeſpannt; dieſer
gab zu gewiſſen Zeiten eine ganze Weile hinter ein⸗
ander einen ſehr mer lichen Klang von ſich, da er
ſich gleichwohl zu andern Zeiten wieder ganz ftill
verhielt. Herr P. wurde aufmerkſam auf dieſe
Belcbe gung, und nahm nach einigen ſorgfaͤltigen
Beobachtungen wahr, daß ſich dieſer Klang jedes
Mahl nur in dem Zeitpuncte hoͤren ließ, wenn die
Witterung im Begriffe war ſich zu andern; ſo lan⸗
ge hingegen die Witterung beſtaͤndig blieb, fie
mochte nun regnicht oder trocken ſeyn, erfolgte
nicht das geringſte Geraͤuſch. Herr P. theilte dieſe
Beobachtung dem Herrn Haas, der durch feine
Typometrie ſo ruͤhmlich bekannt geworden iſt, mit,
und dieſer zog ungeſaͤumt einen ahnlichen Hraht
durch ſeinen ſehr großen Garten, welcher zu ſeinem
Vergnügen die Wetteraͤnderungen fo genau an⸗
zeigte, daß Herr Haas im Junius bey der naſ⸗
2
ſeſten Witte rung dreiſt feine Heuernte vornahm,
als er ſeinen Oraht brummen hörte. Indeß verſi⸗
chert Herr Haas auch der Wahrheit gemaß, daß
dieſer Prophet auch nachher ein wenig gelogen ha⸗
be, wovon aber vielleicht gewiſſe betraͤchtliche Ne⸗
beneinfluͤſſe Urſache geweſen ſeyn mögen,
Augenblicklich warme Luftmaſſen in
Wenn man in Virginien in den gemaͤßig⸗
ten und warmen Monathen des Jahrs ins Freye
geht, fo ſtoͤßt man zuweilen auf warme Luftmaſ—⸗
ſen, die in zwey bis drey Minuten voruͤbergehen,
und dem Beobachter nicht einmahl Zeit laſſen, den
Grad ihrer Wärme zu unterſuchen. Bloß nach
dem Gefühle zu urtheilen, ſcheinen fie ungefähr
den Grad der Wärme des menſchlichen Körpers zu
haben; einige mögen auch wohl noch etwas waͤr⸗
mer ſeyn. Dieſe Maſſen haben ungefähr 20 bis 30
Fuß im horizontalen Durchſchnitte, von ihrer Hoͤ—
he weiß man nichts, wahrſcheinlich aber ſind es
kugelfoͤrmige Koͤrper, die der Wind fort treibt.
Man kann ſie keinem feuerſpeyenden Berge zuſchrei⸗
ben, weil es hier keine gibt. Man trifft fie auch
nicht im Winter an, da die Bauern große Feuer
anzuͤnden, um ihre Aecker zu raͤumen Auch ſchraͤn⸗
ken ſie ſich nicht auf das Frühjahr ein, wo man
bier Feuer macht, die ſich uber die ganze Grafſchaft
erſtrecken, um das von den Baͤumen gefallene Laub
zu verbrennen; ihre Erſcheinung it über dem viel
zu häufig, um von einem zufälligen Feuer herzu—
rühren. Hr. Jefferſon war überzeugt, daß
man ihren Grund in der Armofphäre ſelbſt, in eis
ner jaͤhlichen Entbindung des Waͤrmeſtoffes ſu⸗
G 2
100 —
chen müſſe. Es finden folgende aue |
Umſtaͤnde dabey Statt: eine trockne Luft, die wee
nigſtens ſo gemaͤßigt, als im Herbſte und Früh⸗
linge iſt, und ein maͤßiger Strom der Luft. Am
haͤufigſten ſind die Luftmaſſen um Sonnenunter⸗
gang, ſeltener in der Mitte des Tages, und nie⸗
nr des Morgens vorhanden. |
Nordamerika’s merkwürdiger
Sumpf 9.
Biege Sumpf liegt nahe an der Mündung
der Delaware, rechter Hand am Fluſſe, zum
Theile in dem kleinen Gebiethe der Delaware,
zum Theile aber auch in Mary land, etwa 12
Meilen von der See.
Seine 1 er auf Meilen von
Oſten gegen Weſten, und 10 bis 12 von Norden
gegen Suͤden, ſo, daß 0 auf 200,066: Morgen
Landes enthaͤl t.
Die ganze Strecke dieſes unüberſehbaren |
Sumpfes liegt in der vollkommenſten Pläne, und
iſt überaus feucht; die hoͤchſten Gegenden befinden
ſich zwiſchen der See und der Bay
Etwa der zwanzigſte Theil davon ic mit ſchö⸗
nen gruͤnen Cypreſſen, oder vielmehr Cedern be—
wachſen, welche ein ehrwuͤrdiges Dunkel um ſich
verbreiten, und nebſt den Übrigen Bäumen in ei⸗
niger Entfernung ein majeſtaͤtiſches Ganzes bilden.
Das Waſſer, das man in dieſem Wed
*
9 Von Herrn Jones dafelbfi.
— 101 —
findet, fault nicht, ob es gleich beſtaͤndig ſtill ſteht;
wenn man genau darauf ſteht, findet man es leuch⸗
tend und wie dickes Bier ausſehend. Es hat einen
beſondern, gar nicht unangenehmen Geſchmack.
In dürren Zeiten hat es etwas Säure und funkelt
im Glaſe. Diejenigen, die es trinken, werden
zwar mager, aber fie befinden ſich wohl und errei—
chen ein hohes Alter, wozu freylich auch die Luft
das ihrige beytraͤgt; denn dieſe iſt ganz voll von
flüchtigen balſamiſchen, eroͤffnenden, ſchweißtrei⸗
benden und der Faͤulniß widerſtehenden Duͤnſten,
alſo ſehr zutraͤglich fuͤr nervenſchwache und an der
Auszehrung leidende Perſonen.
Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß das Waſſer des
Cedernſumpfes ſeine Heilkraͤfte den balſamiſchen
Eigenſchaften jener Baͤume zu verdanken habe.
Das ſtehende Waſſer iſt im Ganzen genommen
nicht geſund, aber dieß macht eine Ausnahme, und
zwar alle Mahl da, wo keine ſchaͤdlichen Duͤnſte
auffteigen, wie es bey dem gedachten Sumpfe wirk⸗
lich der Fall iſt un,
Die ſchrecklichen Feuerbraͤnde, die von Zeit zu
Zeit entſtehen, haben die Anzahl, fo wohl der grü=
nen als kahlen Cedern gar ſehr vermindert. Der
ſchrecklichſte unter allen entſtand im Jahre 1782,
wo der Sumpf aͤußerſt trocken war. Er fing da
Feuer, ohne daß man wußte woher, und brannte
mehrere Wochen hinter einander, ehe man noch et⸗
was davon erfuhr; und weil die Duͤrre immer fort
10 ſo griff auch das Feuer immer weiter um
ſich.
Am 1zten Auguſt, zwey Stunden vor Son-
nensUntergang breitete ein heftiger Windſtoß von
Suden die Flamme, die bisher nur ganz langſam
fortgeſchritten war, ſo allgemein aus, daß in ei⸗
ner Zeit von 13 Stunden wenigſtens auf 4000 Aec⸗
U
A
ker von dieſen ehrwürdigen Cypreſſen ein Raub
derſelben wurden: Herr Jones war nebſt ſeiner
ganzen Familie in der groͤßten Gefahr, und wenn
ſich der Wind gedreht haͤtte, ſo waͤre er vielleicht
mit ihr ums Leben gekommen. hir.
Der Dampf war ſo dick, daß man nicht drey
Fuß vor ſich hinſehen konnte, und um nicht davon
erſtickt zu werden, mußte ſich Hr. Jones mit ſei⸗
ner Familie auf die Erde legen und den Mund feſt
zuhalten; allein dem allen ungeachtet athmeten fie
doch fd viel Dampf und Aſche ein, daß ihnen die
Bruſt ganz verengt, und der natürliche Ton ihrer
Stimme voͤllig veraͤndert wurde. |
Das Schauſpiel war ſchrecklich, und die gan-
ze Stadt Philadelphia wuͤrde, wenn fie auf
ein Mahluͤber und uͤber in Flammen geſtanden hät:
te, nur ein ſehr ſchwaches Bild von dieſer fürchter⸗
lichen Feuersbrunſt dargeſtellt haben. Es war
nicht anders, als ob in einer Strecke von mehrern
Meilen ins Gevierte, und von 190 Fuß Höhe, Blitz
auf Blitz aus der Erde fuhr. N
Das Getöfe von den zuſammenſtuͤrzenden
Bä men, das Brauſen der Flamme ſelbſt, die
Luft voller Kohlen, bis auf eine beträchtliche Höhe
— alles dieß gab den Anblick eines ungeheuern
Feuermeteors, und die treueſte Vorbildung des
juͤngſten Tages a j 5 8.
Der Schimmer von dieſem Feuer konnte auf
70 Meilen weit geſehen werden, und der Horizont
war über 40 Meilen weit im Umkreiſe davon er⸗
leuchtet An den Kuͤſten des Meeres fand man, bis
auf 4 Meilen vom Orte des Brandes eine große
Menge Kohlen. \
Hr von Marbois, Geſandtſchaftsſecre—
taͤr von Frankreich bey den vereinigten Staa⸗
ten von Nordamerika hatte die Neugierde,
ne
den Cypreſſenſumpf zu beſuchen. Er war nicht
Zeuge von dem eben beſchriebenen Brande geweſen,
allein er hatte die Folgen des ſelben geſehen, und
dieſe ſchildert er auf folgende Art: f
Auch das einfachſte und treueſte Gemaͤhlde von
den Reſten jenes Brandes und von dem Schrecken
jenes Auftrittes würde das Anſehen einer Ueber—
treibung haben. Die Aſche hatte ſich im Waſſer
zu Boden geſetzt, und die Kohlen, welche oben auf
ſchwammen, nebſt den ſchwarzen, auf 100 bis 150
Fuß hohen Baumſtaͤmmen , die das Feuer nicht
ganz verzehrt hatte, waren alles, was von dieſem
Walde, der eine fo große Ebene bedeckte, übrig ge⸗
blieben war. Da das Feuer die Baͤume groͤßten
Theils an der Wurzel zuerſt angegriffen hatte, ſo
waren die meiſten derſelben zu Boden geſtuͤrzt; die
aber, welche hin und wieder noch ſtanden, hatten
das Anſehen von rieſenmaͤßigen Saͤulen, die vom
geringſten Luͤftchen bewegt wurden, und alle Au⸗
genblicke niederzuſtuͤrzen drohten. Sie ſtellten ei⸗
nen unermeßlichen ſchwarzen Vorhang dar, durch
welchen man in der Ferne mit Vergnügen die Ge⸗
genden des Waldes erblicken konnte, wo die Flam⸗
me inne gehalten hatte. Man hatte da auf ein
Mahl die Trümmer von ein Paar Millionen Baͤu⸗
men von verſchiedener Groͤße vor Augen, außer den
fünf bis ſechs Mahl hundert tauſend, die gaͤnzlich
in Aſche verwandelt worden waren, und die man
ſich bloß im Geiſte noch vorſtellen konnte.
Hier lagen weiße Cedern von 100 Fuß Laͤnge
bis an die Aeſte, und von 16 im Umkreiſe, in einer
Hoͤhe von 6 Fuß uͤber der Wurzel. Eine andere
Stelle, wo zwey Jahre vorher die Flamme gewuͤ—
thet hatte, war fchon fo dicht wie eine Baumſchule
mit jungen Cyyreſſen und Cedern bedeckt. Der
Brand war im Julius erfolgt, und das naͤchſte
\
‚en a er
Fruͤhjahr darauf waren ſchon die jungen Bäume
hervorgeſchoſſen, weil die Winde im vorhergehen⸗
den October und November den Samen von den
verſchont gebliebenen Baͤumen dahin gefuͤhrt
Hatte.
| Herr v. M. fand in dieſem Walde auch nach
andere große Baume, die horizontale Schoͤßlinge
aus den Wurzeln hervortrieben; kein einziger war
davon vertikal Viele hatten ſich ſeit Jahrhunder⸗
‚ten aber niedergeſtuͤrzten Staͤmmen erhoben, und
es nahm ſich ſehr artig aus, einen abgeſtorbenen
Baum zu erblicken, uͤber welchem ſich ein anderer
von ungeheurer Hoͤhe befand, und ihn mit ſeinen
Wurzeln umfaßte. 9
Die Entzuͤndung eines in einem moraſtigen Bo⸗
den liegenden Waldes iſt auch in Europa eben
nichts unerhoͤrtes. Herr Jones ſagt, daß man
nicht wiſſe, durch welchen Zufall jenes Feuer unter
die Cypreſſen gekommen wäre. Herr von Mars:
bois ſchreibtes dem Blitze zu. Sollte dieſes feir
ne Richtigkeit haben, fo moͤchte auch wohl die viele
entzündbare Luft dabey mit wirkſam geweſen ſeyn,
die ſich wahrſcheinlicher Weiſe aus dem Sumpfe
entwickelt gehabt hat; und dieſe Luft kann ſich
wohl gar von ſelbſt entzuͤndet, und die Baͤume um
fo leichter in Brand gebracht haben, als ſie von ei» |
ner harzigen Beſchaffenheit ſind; auch hat es un⸗
treitig dieſer letztere Umſtand verurſacht, daß die
lamme ſo verheerend geweſen iſt an hat be⸗
merkt, daß der Brand zur Zeit der Trockenheit, wa
ſich gar kein Waſſer im Sumpfe befand, entſtanden
war i ROLL. HNO UOTE RERDENR
er 1
Wirkungen des Galvaniſchen Heiße
mittels an warmbluͤtigen Thieren.
Der Herr Geh. Hofrath Loder zu Jena
mußte einem jungen Menſchen den Fuß abnehmen,
wobey durch Hrn. Eichwedel folgende Galvani⸗
ſche Verſuche angeſtellt wurden. Es wurde ſogleich
nach der Amputation ein Nerve des Fußes entbloͤßt
und mit Stanniol armirt, der Fuß aber auf einen
ſilbernen Teller gelegt, und mittelſt eines eleftris
ſchen Ausladers der Stanniol mit dem Silber in
Verbindung gebracht. Es erfolgten keine Zuckun⸗
gen. Herr E. nahm alsdann eine Silbermünze,
und berührte mit ſelbiger den Nerven und Stans
niol zugleich; und nun zuckte der Fuß ſehr deutlich.
Sollten ſich aber die Zuckungen abwechſelnd fortzei⸗
gen, fo durfte er nicht die Münze unbeweglich feſt
aufhalten, ſondern mußte eine kleine Bewegung
mit derſelben machen. So bald Stanniol und
Muͤnze mit Blut und andern Feuchtigkeiten verun⸗
reinigt wurden, ließen ebenfalls die Zuckungen in
etwas nach; legte man aber friſchen Stanniol um
den Nerven, und reinigte die Münze, fo zeigten
ſich bey der Berührung die Zuckungen auch wieder
lebhafter. 1 .
Der Herr G. R. Hufeland ließ nun den
Nerven mit einer Pincette zwicken, und auch hier
erfolgten ſehr lebhafte Zuckungen; deßgleichen
auch, wenn man bloß mit einer Mefferfpige ein we⸗
nig in den Nerven ſtach. Es machte übrigens bey
dieſen Verſuchen keinen Unterſchied, ob der Fuß
auf den ſilbernen Teller, oder auf einen gläfernen,
oder auch auf den bloßen Tiſch gelegt wurde.
Nahm Herr E. aber ſtatt der Silbermuͤnze Stahl
zur Berührung, ſo erfolgte keine Zuckung. Rn!
NS
J
= 106 — 5
Es war deutlich zu bemerken, daß bey der all-
mählichen Erkaltung des Nerven auch die Zuckun⸗
gen immer ſchwächer wurden. Deßhalb wurde
dann der Rerve immer weiter verfolgt und heraus⸗
präparirt Nach 10 Minuten waren die Zuckun⸗
gen noch ſo lebhaft, wie Anfangs, nur durfte man
jetzt den Stanniol nicht an die erſte, kaltgeworde⸗
ne Stelle legen, ſondern man mußte fo, wie der
Nerve immer weiter herauspräprarirt wurde, auch
mit dem Stanniol weiter nachrücken. | |
Herr Eichwedel hatte den a den
Verſuch auch mit einer armirten Muskelſehne, auf
eben die Art wie mit dem Nerven, anzuſtellen. Er
ließ deßwegen nun die Sehne eines Muskels praͤ⸗
pariren, und belegte fie wie den Nerven, aber es
zeigten ſich weder mit der Muͤnze, noch mit dem
Auslader Zuckungen. Eben fo wenig erfolgte et⸗
was bey dem Verſuche an einem andern Muskel;
hingegen bey einem belegten Nerven an der andern
Seite des Fußes zeigten ſich wieder Zuckungen,
wiewohl nicht am ganzen Fuße, ſondern bloß an
der vierten Zehe. f 175
Man praparirte jetzt wieder den erſten Nerven
noch weiter heraus, und der Hr. G. R. Hufe
land ließ verſuchen, ob durch den Reitz einer Saͤu⸗
re an den Nerven Zuckungen hervorgebracht wuͤr—
den. Einige Tropfen Vitriolgeiſt bewirkten nicht
das mindeſte, als Hr. E. den Vitriolgeiſt vom
Nerven wieder abwiſchte, und ihn dafuͤr mit Stan⸗
niol belegte, ſo erfolgten auch die Zuckungen wie
zuvor. Eben dieß geſchah, wenn der Vitriolgeiſt
am Nerven blieb, und der Stanniol darüber herz
gelegt wurde. | un ie
| Nach 20 Minuten wurden mit der Erkaltung
des Nervens die Zuckungen merklich ſchwaͤcher.
Durch Wärmung des Fußes nahmen fie wieder zu.
— 107 —
fur ringung und Entladung einer elektri⸗
hen Flaſche war keine Bewegung hervorzubrin⸗
Nach 36 Minuten e alle d e
der auf.
.
Die wbt des ce in 60 als
B eie I
Wi! alliet ien ſtellte 1 im 1 Anfange des
Decemb. des Jahres 1802 der beginnende Winter
mit folgenden ganz eigenen Naturſchauſpielen ein:
Nach einem warmen Vormittage erfolgte den
ten ein ungewöhnlicher, von Donner und Blitz be⸗
gleiteter Negenguß, der bis tief in die Nacht hin⸗
ein ununterbrochen anhielt. Den folgenden Mor⸗
gen verbreitete ſich um 8 Uhr ploͤtzlich über das gan⸗
ze Firmament eine ungewoͤhnliche blendende Hel⸗
ligkeit. Der ganze Horizont ſchien in eine Flam⸗
menwolke eingehüllt zu ſeyn. Dieſe fuͤrchterlich—
e Erſcheinung währte einige Minuten, und
e ſich eben ſo ploͤtzlich in eine nächtliche
Dunkelheit, welche durch zwey neben einander ſte⸗
hende Regenbogen noch ſchauerlicher wurde, Nach
einigen Minuten verſchwanden letztere, und es fie⸗
len eine Stunde lang ungewöhnlich große Schnee
flocken, von einem ſchrecklichen Sturme begleitet,
Auf den vorigen oͤſtlichen Sturm folgte dann ein
rauher Nordwind, De einen ſtarken Froſt mit⸗
brachte. f
*
— 108 —
Das blutrothe Teichwaſſer bey
Halle.
Am ızten July des Jahres 1790 bemerkte der
Herr Cäͤämmerer Weber zu Halle, daß dag
Waſſer im Teiche bey der Giebichenfteini⸗
ſchen Amtsziegelſcheune ganz roth gefaͤrbt ſchien.
Es ſah bey näherer Betrachtung vollkommen wie
Blut aus, und beym Ausſchoͤpfen in ein gläfernes
Gefäß glich es einer blaſſen Auflö:ung von Floren⸗
tinerlack. Nachdem es eine Viertelſtunde ruhig
geſtanden hatte, zeigte ſch ein dunkelrbeher, dem
ſchönſten Florentinerlacke ähnlicher Niederſchlag,
und das darüber ſtehende Waſſer war ganz hell ge⸗
worden. Hieraus ließ ſich ſchließen, daß die rothen
Theilchen keinen genauen Zuſammenhang mit dem
Waſſer hätten, und um ein anſehnliches ſpeciffſch
ſchwerer als dasſelbe waͤren. Die Bewegung des
Waſſers, welche durch den Wind verurſacht ward,
war alſo wohl bloß Urſache, daß dieſes faͤrbende
Weſen nicht zu Boden fiel; denn an denjenigen Or⸗
ten, wo das aufgewachſene Schilf dem Waſſer ge:
gen den Wind Schutz gab, ſah man die rothge⸗
färbten Theilchen auf dem Boden liegen, und das
Waſſer ſchien klar, ſo, daß mancher Beobachter
beym erſten Blicke glaubte, der Teich beſtuͤnde aus
rothem und weißem Waſſer Am folgenden Tage,
unterſuchte Herr W einen Tropfen von dieſem ge⸗
faͤrbten Waſſer unter einem Wilſonſchen Ver⸗
größerungsglaſe. Eine Linſe von 133mahliger
Vergrößerung des Durchmeſſers zeigte rothe le⸗
bendige Puncte, welche eine eigenthuͤmliche Bewe⸗
gung hatten. Vey einer ſtaͤrkern Vergroͤßerung
von 200 im Ourchm. erſchienen die rothen lebendi⸗
gen Thierchen ſchon als kleine laͤngliche blaſenarti⸗
— 109 —
ge Koͤrperchen, und bey einer noch ſtaͤrkern Vergro⸗
ßerung von 400 im Durchm. ſah man deutlich, daß
es rothe Thiere waren, welche die Größe und Ge—
ſtalt eines Weitzenkorns hatten, und ſich mit gro⸗
ßer Lebhaftigkeit im Waſſertropfen willkürlich be⸗
wegten. *) Der Körper war ſchoͤn blaßroth,
Lv N?
—
\ a
) Diefe soomahlige Durchmeſſerbergroͤßerung,
welche ungefähr eine 6amilliohenmahlige Koͤr⸗
pervergroͤßerung gibt, geſchah mittelſt eines
offmannſchen zuſammengeſetzten Mikroſkops.
Rancher Leſer dieſer Natur wunder
wuͤnſcht vielleicht, gelegentlich aͤhnliche Verſu⸗
che mit Sehwerkzeugen anſtellen zu koͤn⸗
nen: Dieſen zeige ich daher an, daß ein ſol⸗
ches Mikroſkop, welches dem fehr theuern
Hoffmannſchen, nach dem Zengniſſe Bere
liner Sachverſtändigen, an Wirkung und iune⸗
ter Güte vollkommen ähnlich iſt, zu 18 Kthl.
(beynahe ein Drittel des Hoff man nſche n
Juſtrumentenpreiſes) in der K. priv. ooti⸗
ſchen Induftrieanſtalt zu Nathe⸗
now und bey deren Komiffionärs zu Bere
lin, Hamburg, Bremen, Mag de⸗
burg, Gotha, Breslau, c. zu haben
7
if. Auch verfertigt dieſe Anſtalt zu äußerſt
billigen Preiſen, nach allen Regeln der Kunſt:
Einfache Handlupen à Stüd 8 bis 16 Gr.
Dergleichen mit mehreren Vergroͤßerungen, 4
SD. N 20 Gr. bis 2 Rthl.
Dergl. mit allerley Zugehoͤr à 2 Kthl. 12 1 ie
a En 3 oh
Doppellupen mit Zugehoͤr a 3 Kthk. 12 Br.
Einfache Mikroſkope, nach Junker, 3 Kthl.
a q 12 Gr.
Dergl. nach Wil ſo n a Kehl.
Dergl. nach Weikert 4 6 Nthl -
Dergl. nach Hoffmann a 9 Aihl⸗
— 10 —
durchſichtig und an einem Ende befand. ſich ein
ſchwarzer Punct, wahrſcheinlich der Kopf des
Thierchens, indem ſich dieſer Theil immer vorn
Wi wenn ſich das ſelbe fort bewegte. —
Da dieſe Thierchen viele Aehnlichkeit mit de.
| nen babe, welche nach einigen Tagen in Einwei⸗
chungen von Pfeffer, Heuſamen und andern vege—
tabiliſchen Subſtanzen entſtehen, nur mit dem Un⸗
ai daß fie roth gefarbt, viel kleiner find,
4
m.
Sonnenmifroffope 4 1 Ktöt. 55 N
Dergl. mit 4 Vergrößerungen & Rihl.
Dergleichen auch fuͤr e fig gl
Gegenſtände à Rthl.
Zuſammengeſetzte Mitroffope: mit
2 Vergroͤßerungen A 3 Rthl 12 Gr.
Dergl. mit 4 Vergrößerungen a | * Rthl. 8 Gr.
Dergl. mit 6 Vergrößerungen und allem Zuge:
hoͤr, nach Hoffmann a 18 Nehl.
Dergl. mit s Vergroͤßerungen a 24 Rthl⸗
Sunkle Cammern 4 a 3 Rthl.
Dergl. von anderer Art a — 4Ntht 8 Gr,
Dergl. nach Weikert 4 S Kthl. 12 Ge:
Dergl. mit vereinigtem See
thl.
Sobigläfer mit Schlußolatten zum Aufbewadren
s Blatterngiftes ꝛc. à
Hesl zu Waſſerwagen ä .
aſchen⸗ Perfpective a 1 Athl. 12 Gr. ‚Ss Nthl.
5 Zbis 12 Kthl.
eſeglaͤſer a 12 Gr. bis 1 Rthl. 12 Gr.
Vrennglaͤſer à 4 Gr. bis 1 Rift.
Staarbrillen à 16 Gr. bis 4 Rthl.
concave Brillen oder Hohlglaͤſer für e
. Brillen, oder erhabene Gläser fi für
Schwach- und Weitſichtige 4 3 bis 16 Gr.
»
— 111 —
und ſich in groͤßerer Menge in der Fluͤſſigkeit befin-
den; ſo re net ſie Hr. W. zu dem Geſchlechte der
Infuſtonsthierchen. Da das größte rothe Thier⸗
chen bey der Vergrößerung von 400 im Durchmeſ—
kt ſo groß als ein Weitzenkorn erſchien; fo folgt,
91 es in Rüdficht des koͤrperlichen Umfangs 64
Rillionen Mahl kleiner als ein Weizenkorn gewe—
ſen ſeyn muß, und in einem einzigen Waſſertro⸗
pfen befinden ſich über 1000 Stuͤcke derſelben. Al⸗
ſo bloß die große Menge gibt dem Waſſer die Far⸗
be, und wenn es eintrodnet, bleibt auf dem Glas
ſe ein aus todten Thierchen beſtehender, dem Flo⸗
rentinerlacke der Farbe nach ähnlicher Staub lie:
gen. Hr. W. bemerkt, daß alle Beobachtungen,
die wir bisher von ſo genannten Blutregen und
blutigen Waſſern gemacht haben, von dieſem roth
gefaͤrbten Teichwaſſer ganz verſchieden ſind. Denn
die ſo gen annten Blutregen rühren entweder von
dem Blumenſtaube einiger Pflanzen, oder von dem
rothen Safte verſchiedener Schmetterlinge her,
welchen ſie bey ihrer Verwandlung als eine Reini⸗
gung von ſich geben. Die rothen ſtehenden Waſ⸗
fer find entweder bloß auf der Oberflache gefärbt,
wo ein rothes Waſſermoos Urſache iſt; oder fie
ſind durchgehends roth, welches theils einer mit
dem Waſſer vermengten Boluserde und gelbros
them Lehme, theils den darin herumſchwimmen—
den rothen Waſſerfloͤhen zuzuſchreiben iſt. Jenes
Teichwaſſer aber wird durch Infuſtonsthierchen,
die 64 Mill. Mahl kleiner ſind als ein Waſſerfloh,
der dem bloßen Auge noch bemerkbar iſt, roth ge
| 117 und hiervon ſind, ſo viel man weiß, noch
keine Bemerkungen vorhanden. Warum erſchei⸗
nen aber dieſe kleinen Thiere ſo ſelten, und warum
find fie roth? — Vielleicht müſſen verſchiedene,
ihrer Erzeugung guͤnſtige, zur Zeit aber noch un⸗
- 112 —
bekannte Umſtaͤnde zuſammentreffen, wenn ſte ſich
fo ſtark vermehren ſollen, daß fie durch ihre große
Menge ſichtbar werden, ſo wie ſich z. B. die Feld⸗
inäufe, Heuſchrecken, Mapfäfer, Raupen; auch
nur in manchen Jahren fo häufig zeigen, daß fie
als Landplagen Aufmerkſamkeit erregen. Die
Thierchen koͤnnen auch zuweilen auf dem Grunde
der Teiche vorhanden ſeyn; weil aber waͤhrend ih⸗
res Daſeyns eben Windſtille herrſcht, ſo werden
ſie oberhalb im Waſſer nicht ſichtbar. Auf die
zweyte Frage: wegen der rothen Farbe aͤußert Hr.
W. die Muthmaßung, daß ſie vielleicht in den Nah⸗
rungsmitteln dieſer Thierchen ihren Grund habe.
Dei Teich an der Ziegelſcheune hat zwar feine eige—
nen Quellen; es fließt aber auch das Waſſer aus
der Fleiſchergaſſe der Stadt Neumark mit hinein,
und hier wohnt ein Faͤrber nebſt verſchiedenen Loh⸗
gaͤrbern. Könnten alſo wohl nicht die vegetabili⸗
ſchen Theilchen der Farbenhoͤlzer und des Abgangs
von Gaͤrberlohe dieſen Thierchen zur Nahrung dies
nen, und ihr faͤrbendes Weſen den durchſichtigen
Koͤrperchen mittheilen? 5
Silbermuͤnze im Feuerſteine.
Der Herr Profeſſor Blume nb ach in Goͤk⸗
fingen erhielt vom Prinzen Gallie zin ein
Paar kleine Silbermuͤnzen, nebſt einem Stück
Feuerſtein, das ein Fragment von einem größer
war, in welchem ſich 19 bis 20 Stud von jenen
Muͤnzen befunden hatten. Nach einem ihm gleich⸗
falls mitgetheilten Auszuge eines gerichtlichen
Protokolls daruͤber, hat ein Bauer, Nahmens
Bollenſchmidt, und ſeine Frau, aus dem
Kirchſpiele von Seppenrode in der ee
TE EI
* N
des Dorfs Reckelſum im Muͤnfterſchen,
als ſie im Jahre 1782 im Garten gruben, einen
laͤnglichen, an einer Seite zugeſpitzten Feuerſtein
gefunden, der ungefaͤhr 9 Zoll lang, 4 oll breit,
und übrigens ohne merkliche Oeffnung war. Die
Kinder ſpielten damit; er ward nachher in die Hee⸗
ke beym Hauſe geworfen, wieder gefunden, und
da die Kinder im Spielen einmahl einen andern
Stein darauf warfen, brach er entzwey, und es
fielen die oben erwähnten 19 bis 20 Stück Geld
heraus. Es lag auch ein Faden darunter, womit
vermuthlich dieſe Stucke zuſammen gebunden was
ren. Das Geld ward im Gewichte für Muͤn⸗
ſteriſche Münze, etwa aus dem ı4ten Jahr-
hunderte erkannt. Im Feuerſteine war ein hohe
ler Gang, etwa Fingers lang, und auch faſt Kin
gers weit mit einer braunen eiſenſchuͤſſigen Rinde
uͤberzogen. ST |
Ein Verungluͤckter hungert 5
15 Wochen.
Auf dem Wege von Elgin uach Glasgow
bemerkte man des Abends, daß ein gemeiner
Mann, Nahmens Ander ſon, in einen Lam |
renſchuppen ging, worin Stroh lag. Die Leu⸗
te, welche dieß geſehen hatten, wollten folgenden
Tages wiſſen, ob er noch da waͤre. Da er aber
nicht zu finden war, dachte man, er moͤchte ſich
vielleicht berauſcht haben, und nach ausgeſchla⸗
fenem Rauſche weiter gegangen ſeyn. Aber er
hatte ſich mit Stroh zugedeckt, und das Geſin⸗
de des Gehoͤftes, wozu der Schuppen gehoͤrte,
mochte, als er feſt ſchlief, mehr Stroh darauf
e haben, ſo, daß er ſich weder darunter
IV. Theil.
— 114 —
hervorarbeiten, noch ſich durch Geſchrey zu er⸗
kennen geben konnte. In dieſer ſchrecklichen La⸗
ge blieb der Mann, fo unglaublich es auch ſchei⸗
nen mag, volle fuͤnf Wochen, ohne umzukom⸗
men. Als man ihn fand, redete er irre. Das
um ihn gewickelte Stroh war gemodert, und
ganz zu Staub geworden; ein Theil davon, das
am nächften beym Kopfe lag, ſah aus, als ob
er daran gekauet haͤtte. Sein Koͤrper war bis
auf ein bloßes Gerippe zuſammengeſchrumpft,
ſein Puls kaum fuͤhlbar und ſchnell; ſeine Haut
feucht und kalt, und ſeine Augen offen, wild
und ſtier. Aus den Beinen war alles Gefühl
verſchwunden, und er konnte nicht ſtehen. Man
floͤßte ihm etwas Wein ein. Dieß brachte ihn
einiger Maßen zu ſich, und das letzte, deſſen er
fi, als er wieder zu ſich kam, zu erinnern ver⸗
ſicherte, war, daß jemand Stroh über ihn ge⸗
worfen haͤtte.
Der Erdfall auf Taurien.
Den loten Febr. 1786 ereignete ſich auf
der Tauriſchen Halbinfel ein ſehr merkwuͤr⸗
diger Erdfall. Es bemerkten die Einwohner des
Dorfs, daß ſich der Boden der ganzen Gegend
abzuſondern und zu ſinken anfing, und der Bach,
an welchem die Mühlen erbaut waren, verſteg—
te noch am ſelbigen Tage. Zwey Tage darauf
um Mitternacht fing das Erdreich an, mit fuͤrch⸗
terlichen Spalten zu zerberſten, und dieſer Zu⸗
ſtand, der die Einwohner fluͤchten machte, nahm
bis zum 28ſten immer mehr überhand, an wel⸗
chem Tage die ganze Gegend oͤſtlich vom Dor-
fe mit einem Theile desſelben von dem Felſen⸗
gebirge bis an die See, etwa 800 Faden in die
— 15 —
Länge, und an einigen Stellen 500 in die Brei⸗
te, 10, 20 und mehrere Faden unter ihrem vo⸗
rigen Profil einſtürzte In der Nach vom 28.
fingen nach 2 kleinen Erdſtoͤßen die Bäche wies
der an zu fließen, bahnten ſich aber einen ganz
an Lauf, und bildeten hin und wieder klei⸗
ne Moraͤſte. Mitten in dem Erdfalle iſt ein
Theil der Hoͤhe, welche zwiſchen den Hauptquel⸗
len der kleinen Baͤche lag, auf einer ziemlichen
Hoͤhe ſtehen geblieben, welches vermuthlich der
mehreren Feſtigkeit ihrer Beſtandtheile beyzumeſ—
ſen iſt. i
Die Feuerquelle im Riagara⸗
1 fluſſe.“
Dieſe Nordamerikaniſche Quelle, die
in einem Umfange ven ungefaͤhr 6 Fuß an drey
verſchiedenen Orten ziemlich heftig herausquillt,
entſpringt im Fluſſe, beynahe 3 Fuß vom Ufer
entfernt, etwas uber drey Viertel Meilen von
dem berühmten Waſſerfalle dieſes Fluſſes.
Ein Beobachter desſelben ſagt: „das Wafe
ſer iſt eiskalt, und eines der koͤſtlichſten, das ich
jemahls trank, ohne den geringſten heterogenen
oder mineraliſchen Geſchmack. So bald man
aber Feuer daruͤber haͤlt, faͤngt die Oberflaͤche
an, lichterloh zu brennen. Gerade uͤber dem
Platze, wo das Waſſer ſprudeln herausquillt,
ſetzte ich eine eiſerne Roͤhre, von ungefähr 5 Zoll
im Durchſchnitte, nachdem ich vorher das Waſ—
ſer entzuͤndet hatte, und das Feuer wand ſich
durch dieſe Röhre, die drey Fuß lang ſeyn moch—
te, in einer ſchneckenfoͤrmigen Bewegung empor,
und flieg manches Mahl mehr als 2 Fuß uber
| 5 2
— 116 —
die Röhre hinaus. Die (Hitze des Feuers iſt
ſehr heftig, aber der Dampf davon keineswegs
ſchaͤdlich oder unangenehm. “““!
„„Ich hatte die Neugierde, Verſuche damit
anzuſtellen, und hielt laͤnger als eine Viertelſtun⸗
de meinen Kopf uͤber die Röhre, ehe das Feuer
heraus flieg; ich fühlte nicht die mindeſte Be⸗
ſchwerde, es machte mir vielmehr eine angeneh⸗
me Empfindung, die meine Sinne zu erwecken
ſchien, und ungefaͤhr der gleich, die ich in den war⸗
men Baͤdern des Nero bey Boya empfand.“
„Zu eben der Zeit, als das Feuer durch die
Röhre am heftigſten herausquoll, ſchoͤpfte ich ne—
ben der Roͤhre Waſſer in einem Glaſe, und fand
es ſo eiskalt als vorher. Ich machte den Ver⸗
ſuch, das mit dieſem Waſſer angefüllte Glas von
der Quelle entfernt zu entzuͤnden, aber es gab
keine Flamme.“ | |
„Da das Waſſer an ſich ſelbſt nicht entzuͤnd⸗
bar iſt, ſo ſcheint es, daß durch die Herausdrin⸗
gung desſelben aus den unterirdiſchen Hohlen
phlogiſtiſche Partikeln mit herausgedrängt wer⸗
den muͤſſen, die entzuͤndbar ſind, und ſich in der
Fi vertheilen, wenn fie zu einer mäßigen Hö⸗
e ſteigen.“ |
„Die Heftigkeit des Feuers iſt ſehr groß. Ich
warf in die Roͤhren Holz und andere brennbare
Dinge, und ſie wurden ſehr ſchnell verzehrt. Ich
hielt ein kleines Gefäß mit Waſſer darüber, wel⸗
ches ſehr bald anfing zu kochen.“ Ich
„Der Dampf des Feuers, der augenſchein⸗
lich faſt gar nicht zu merken iſt, hat wenig
ſchwefelichten, aber etwas vitrioliſchen Geruch,
beynahe fo wie Liquor anodynus, wenn er
nicht vollkommen gut zubereitet iſt. Der Rauch,
der ſich duͤnn aber von einer ſchoͤnen Schwaͤr⸗
— 17 —
ze in der Röhre anſetzte, hatte einen etwas ſal⸗
zigten Geſchmack / ee
Nach Herrn Lichtenbergs Meinung
ruͤhrt die Entzuͤndbarkeit der hier beſchriebenen
Quelle von dem Ausbruche einer Art Vitriol⸗
Naphta her, welche, da fie ſpeciſiſch leichter als
das Waſſer iſt, immer auf deſſen Oberflaͤche
ſchwimmt, und ſich ihrer Natur nach zum Thei⸗
le verflüchtigt. Von ſolchen Naphta⸗ Quellen
find, mehrere, z. Bin Aſien bekannt. Der vom
Beobachter bemerkte Geſchmack beweiſet dieſe
Meinung zur Genuͤge. Da bey der Zerſetzung
dieſer Naphta keine mephitiſchen Dämpfe ent⸗
ſtehen, ſo konnte die Reſpiration hierbey nicht
leiden, ſondern es mußte von dem flüchtigen
er mehr eine Art von Beraufhungsentitee
enn f
5 IE NND EN 857 enn
Das Waſſer einer Flaſche fteigt ges
frierend gleich ar Säule in die
VV
Im kalten Winter von 1788 bis 1789 hatte
Herr Burgvogt Hoyer zu Mühlheim in
der Badiſchen Herrſchaft Badenweiler
eine kugelförmige Flaſche, 3 Zoll im Durchmeſ⸗
fer, mit Waſſer gefüllt in einem Zimmer ſtehn,
das nicht geheitzt wurde. Der ſehr kurze Hals
der Flaſche war mit einem Korkſtoͤpſel zuge⸗
ſtopft. Das Waſſer darin gefror, und brachte
folgende ſonderbare Erſcheinung hervor:
Man fand die Flaſche in viele Stuͤcke zer—
ſprungen, die aber noch unter einander zuſammen⸗
Base und die Flaſchenform bildeten. Aus dem
Halſe erhob ſich eine cylindriſche, verſchiedentlich
— 118 m
gebogene Fortſetzung von Eis, durchaus von der
Dicke der Halsoͤffnung. Dieſe Eismaſſe, beynahe
wie eine gewundene Säule geformt, ragte an⸗
faͤnglich aus dem 3 Zoll weiten Halfe etwa ei⸗
nen halben Zoll gerade heraus, bog ſich alsdann
etwas horizontal, ging hierauf aufwärts gewun⸗
den fuͤnf Zoll hoch in die Hoͤhe, und trug am
Ende den daran gefrornen Korkzapfen.
Der Inhalt der Flaſche war demnach un⸗
gefaͤhr 65 Kubikzolle, und der Inhalt der aus⸗
getriebenen Eisfäule etwa 23 Kubikzolle. Die
Flaſche hatte alſo ſchon den 26ſten Theil des
Waſſers ausgetrieben, ehe ſie zerſprang. N
Dieſes ſonderbare Eisproduct erklaͤrt ſich
durch die allmaͤhliche Vereiſung des Waſſers
von außen nach innen, und durch den Wider⸗
ſtand, den anfaͤnglich das Glas der Ausdeh⸗
nung des Eiſes leiſtete. Die erſte Eisrinde bil⸗
dete ſich an der innern N e des Glaſes, viel⸗
leicht auch da, wo der Korkfiöpfel AT er
beruͤhrte. Sie dehnte ſich us, druckte auf das |
noch ungefrorne Waſſer und auf das Glas, Da
aber letzteres dem Drucke des Eiſes noch mehr
widerſtand, als das Waſſer, welches den nach⸗
gebenden Stöpfel herausdruͤcken, die daran et⸗
wa ſich gebildete Eisrinde zerbrechen, folglich
an dieſer Stelle leicht ausweichen konnte; fo
trat dieſes Waſſer aus, verdichtete ſich aber for
gleich beym Austritte aus der Flaſche. So wie
nun die Eisrinde nach innen zu immer dicker
wurde, und ſich in einen größern Raum aus⸗
dehnte, als das Waſſer einnahm, ehe es in die⸗
fe Eisrinde verwandelt ward, fo wurde auch da⸗
durch immer mehr Waſſer herausgetrieben, das
beym Austritte gefror, den Stoͤpſel immer wei⸗
ter fortſchob, und durch den nicht immer nach
’
nach einerley Richtung gehenden Druck, oder
durch den nicht immer gleichen Widerſtand, kei⸗
ne verticale gerade, ſondern eine gewundene Eis—
fäule bildete. Jetzt wurde aber die Eisrinde,
vielleicht auch das Eis, aus der Oeffnung der
Flaſche ſelbſt ſo dick, daß auch das Glas der
ausdehnenden Kraft des Eiſes nicht mehr wi⸗
derſtehen konnte, und in Stuͤcken zerſprang. Da⸗
mit hoͤrte die Bildung der Eisſaͤule auf, weil
ſich nun das Eis mehr von außen, wo kein Wi⸗
derſtand mehr war, ausdehnte. Haͤtte ſich die
Eisrinde nach vollkommenen kugelfoͤrmigen
Schichten gebildet, und der Stoͤpſel einen dem
Glaſe gleichen Widerſtand geleiſtet, fo würde die
Flaſche früher geborſten ſeyn, und das Eis kein
Waſſer ausgetrieben haben, weil die Eisrinde wie
ein vollkommenes Kugelgewoͤlbe anzuſehen gewe—
ſen waͤre, deſſen Ausdehnungskraft groͤßten
Theils auf die Flaſche hätte. wirken muͤſſen⸗
Allein eine ſolche Eisrinde bildet ſich nach
Beſchaffenheit des Verluſtes der Wärmematerie
in kryſtallfoͤrmigen Anſchuͤſſen ſehr verſchieden aus,
und die Flaſche war auch nicht vollkommen rund,
das Eis druͤckte ſich alſo ſtark auf das Waſſer
ſelbſt, und weil dieſes ſich nur wenig zufammen-
druͤcken läßt, fo fand es einen Ausweg im Hals
ſe und im nachgebenden Stoͤpſel, und auf die⸗
ſem ſeinem Wege ward es allmaͤhlich in Eis ver⸗
wandel. g 3
*
A
Ein Berg von verſteinerten Men⸗
ſchenknochen auf der Inſel
i ne,
Hr. Abt Spallanzani fand bey ſeinem
Aufenthalte auf der ſo viel Angenehmes ver⸗
ſprechenden Inſel Cerigo, ſonſt Cythera,
im Ganzen nichts von Fruchtbarkeit und Schoͤn⸗
heit, ſondern einen Haufen unfruchtbarer und
ſchauderveller Felſen vor. Vorzuͤglich zog eine
unbeſchreibliche Verſchiedenheit vulcaniſcher Pro⸗
ducte, welche zum Theile mit verſteinerten, ſonſt
nur in Kalkfelſen enthaltenen Seekoͤrpern ver⸗
miſcht waren, ſeine Aufmerkſamkeit auf ſich.
Das Wunderbarſte aber, was er auf dieſer
Inſel antraf, war ein ganzer Berg verſteinerter
Knochen von Menſchen und Landthieren, wel⸗
chen die Einwohner den Knochenberg nen⸗
nen. Er liegt eine kleine Italiäniſche Meile von
der Hauptſtadt, an der. funlichen Seite der In-
ſel, hat eine Italiaͤniſche Meile im Umfange,
und geht ſehr ſteil in die Hoͤhe. Die Knochen
ſind nirgends, wo man gegraben hat, calcinirt,
ſondern durchaus verſteinert. Sie ſind ſo ſchwer
und hart als Stein, und ihre Hoͤhlungen fin⸗
den ſich mit verhaͤrteter Erde angefuͤllt, die ſich
oft 3 zierlich geſpaltene Spathkryſtalle verwan⸗
elt hat.
Sonderbare elektriſche Erſcheinung
nach einem Gewitter.
Der ı2te Abrill 1789 war zu Wieſa am
Queis ein ſehr ſchwuͤler Tag. Nachmittags um
4 Uhr donnerte es aus Suͤden einige Mahle ſtark,
doch ſchien es nach Verlauf einer Stunde, als
ob ſich das Gewitter ganz zertheilt hätte; es
wurde bey ſtarkem Weſtwinde kühl, und in der
Nacht vom l2ten bis zum 1gten regnete und
ſchneyete es unter einander Den 13ten war's
empfindlich kalt, und der Abend dieſes Tages
war ſehr finſter; bis auf einen unmerklichen Grad
glaubte man die Luft von Elektrizität befreyet,
und doch widerſprach dieſer Vermuthung der
Erfolg. Einige Maͤnner kamen dieſen Abend
von einem Spaziergange zuruck: die Hinterdrein—
gehenden wunderten ſich, daß des Erſtvoran⸗
gehenden unvefchlagener Knotenſtock, den er un—
term Arme trug, am untern, naß gewordenen
Ende leuchtete. Im Umwenden bemerkt dieſer,
daß der unaufgeſchlagene langhaarige Hut des
einen, und der aufgeſpannte Regenſchirm des ans
dern an den ebenfalls naſſen Saͤumen feurig zu
ſeyn ſcheinen: alle wunderten ſich hieruͤber; noch
mehr aber wacht ihre Verwunderung, da fie an
den Aeſten naher Baͤume unzählige ſolcher Flaͤmm⸗
chen gewahr wurden, und vorzüglich die her-
vorkommenden Weidenpalmen aufs herrlichſte
illuminirt ſind. Alles dieſes haben mehrere Per—
ſonen, die dieſen Weg paſſirt ſind, wahrgenom—
men; einem iſt bey dieſen vielen Lichtern ſogar
fein Pferd ſcheu geworden. |
Der Hörnerthurm in Perfien.
Eine der groͤßten Merkwuͤrdigkeiten in Iſ⸗
pahan iſt der Hoͤrnerthurm, der deßwe⸗
gen ſo genennt wird, weil zu ſeiner Erbauung
weder Holz, noch Ziegel, noch Bruchſteine ge⸗
braucht worden find, fondern er von den Ge—
beinen und Köpfen wilder Ziegen, und anderer
wilden Thiere aufgeführt worden iſt. Man hat ſie
von einer einzigen Jagd, die ein König von Per⸗
ſien angeſtellt hatte, und wobey mehr als hundert⸗
tauſend Jäger gegenwärtig waren, geſammelt.
Der Thurn iſt ſehr hoch, und die Köpfe der wilden
Ziegen ſind ſo ordentlich gelegt, daß von unten bis
oben an die Spitze des Thurms die Hoͤrner alle her⸗
aus ſtehen. 5 Ne in 6
Gewitter⸗Flaͤmmchen auf dem Hute.
Am ııten October 1727, als ſich uber die Ges
gend von Gieſen ein ſtarkes Gewitter zuſam⸗
menzog, befand ich mich (erzählt der Lehrer, Hr.
Snell daſelbſt) mit meinem Bruder, dem Pros
rector am Idſteiniſchen Gymnaſtum, auß ei⸗
ner Reife. Schon den ganzen Nachmittag hatte
es faſt immer geregnet, und die Luft war mehr kalt
als warm. Wir befanden uns in einem Dorfe, als
die Nacht einbrach; weil es aber etwas aufhoͤrte
zu regnen, und wir nur noch zwey Stunden an den
Ort unſerer Beſtimmung hatten, ſo gingen wir
weiter, indem wir wegen der ſo kuͤhlen Luft nichts
weniger als ein fo ſtarkes Gewitter vermutheten.
Als wir eine ziemliche Strecke fortgegangen waren,
ſtieg auf ein Mahl ein Gewitter auf; es wurde ſo
finfter, daß wir nur bey dem Schimmer der haͤufi⸗
gen Blitze den Weg erkennen konnten. Von der
Zeit, da wir die erſten Blitze ſahen, wobey wir
aber den Donner wegen der Entfernung noch nicht
hören konnten, bis daß das Gewitter uͤber uns
ſchwebte, verſtrichen kaum 20 Minuten. Der Wind
war dabey gar nicht heftig; aber der Regen aus
den ſchwarzen Wolken war faſt einem Wolkenbru⸗
che gleich. Wir befanden uns auf einem voͤllig
— 123 —
ebenen gelde / und rings um uns her war etwa auf
eine halbe ange Wegs kein Haus aan kein
Baum.
* „Da Wir wüßten wie gefährlich Erhigung in
unſerer Lage ſeyn kölmte, ſo gingen wir nur lang⸗
ſam fort. Als nun die Gewitterwolken gerade uͤber
uns hingen, ſo bemerkte ich auf meines Bruders
Hut, vorn über der Stirn, ein bläuliches ſpitziges
Flaͤmmchen, etwa einen Zoll lang. Ich fuhr ei⸗
nige Mahl mit der Hand darnach, um zu ſehen, ob
kes feinen Ort verändere, welches aber nicht ges
ſchah. Bey dem Fortgehen bewegte es ſich bald
auf dieſe, bald auf jene Seite. Weil der Hut mei⸗
nes Wruders aus Biberhaaren verfertig war, wo⸗
von die dußerſten am Rande ein wenig hervorſtan⸗
den, fo glaubte ich Anfangs, daß ſich dieſes Um⸗
ſtandes wegen das elektriſche Licht hier ſo ſtark
zeigte; allein zu gleicher Zeit wurde mein Bruder
dasſelbe auf meinem Hute von ſchwarzem Filze
gewahr. Ich ſelbſt konnte dasſelbe, als ich die
Bu die Hoͤhe richtete, erkennen. Die ganze
Erſcheinung dauerte etwa 2 bis 3 Minuten, ſo lan⸗
ge, bis ſich die Wolke weiter gezogen hatte, wor⸗
auf das Licht auf dem Hute 19 BEN und ſich
a ganz verlor. 194 N 9
Wirkung des Bites in in der Erde.
we Bad n 9 to n, im p f des Grafen
v. 45 les ford, ſchlug der Blitz in eine Eiche.
Der Baum war 30 Fuß hoch. Nicht die hoͤch⸗
Spitze, ſondern das am meiſten ſüdwärts bele⸗
Dee desſelben wurde getroffen. Ein Mann,
der Schutz an der Nordſeite des Baum geſucht hat⸗
te, * gleich erſchlagen; ; ſeine Kleidung fing
V
— 124 —
Feuer, und das Moos des Baumſtammes, wo
ſein Kopf ruhete, verbrannte gleichfalls. Zwey
Männer, die ihn fallen ſahen, liefen gleich herbeyz
und da es ſtark regnete, und ein Pfuhl von Regen⸗
waſſer nahe an dem Flecke zuſammen gelaufen war,
ſo ward das Feuer bald geloͤſcht; man ſah aber an
der einen Hälfte ſeines Körpers und an feinen
Kleidern, daß es nicht nach und nach, ſondern
ſchnell gewirkt haben mu hte.
Da ein Theil der elektriſchen Materie durch
einen Spazierſtock, den der Mann ſchief von ſich ab
in der Hand hielt, abgeleitet ward, ſo machte ſte
da, wo der Stock die Erde berührte, eine Oeffnung
in dieſelbe, 24 Zoll breit und fuͤnf Zoll tief. Man
unterſuchte dieſe Oeffnung bald darauf, und fand
nichts darin als verbranntes Wurzelwerk und
Gras; dieß wäre wahrſcheinlich alles geweſen,
was ſich haͤtte beobachten laſſen, wenn nicht Lord
Aylesford entſchloſſen geweſen waͤre, ein Mo⸗
nument auf die Stelle ſetzen zu laſſen, nicht eben,
weil ihm der Vorfall merkwuͤrdig ſchien, ſondern
um diellnvorſichtigen zu warnen, daß ſie bey Gewit⸗
tern nicht unter Baͤnmen Schutz ſuchten. Als man
den Grund zu dieſem Monumente legte, wurde
die Erde bey der vorhin angeführten Oeffnung
aufgegraben, und hier erſchien der Boden bis auf
eine Tiefe von 10 Zoll ſchwarz. In dieſer Tiefe
fand man eine Wurzel der Eiche, deren Außenſeite
ebenfalls ganz ſchwarz war, doch verbreitete ſich
dieſe Schwarze nicht weit in ihre innern Theile.
Ungefähr 2 Zoll tiefer ſtieß man auf eine geſchmol⸗
zene Quarzmaſſe, die in einer ſchiefen Richtung
bis in einer Tiefe von 18 Zoll fortging. Man fand
Quarzſtuͤcke, deren Kanten geſchmolzen waren,
und reinen Saud, den die Hitze mit Kalkerde zus
ſammen gekittet hatte.
’
s
Blitze aus der Erde.
a |
(Von Heran Ferris erzählt.) g
Ein Mann hatte auf ſeiner Reiſe in der Pi⸗
cardie ſo eben einen Wald hinter ſich gelaſſen,
und als er längs desſelben weiter fortgehen wollte,
blieb er einen Augenblick ſtehen, um den Himmel
zu beobachten. Dieſer war ſonſt allenthalben hei⸗
ter, nur uͤber ſeinem Kopfe fing es an finſter zu
werden. Als er einen Blick hinter ſich that, ſo be⸗
merkte er längs des Holzes hinauf eine Einfaſſung
von Erdbeerſtraͤuchen, die reife Fruͤchte hatten,
ungefähr fo, wie man fie in den Gärten um die
Blumenbeete zu haben pflegt. Dieſe Erſcheinung
el ihm ſehr auf, weil er nichts von Erdbeeren ge-
ſehen hatte, da er dieſen Strich Weges herabge—
gangen war. Wie er ſich einige Schritte entfernt
Note; ſah er ſich abermahls um, dieſe ſchoͤnen Erd⸗
beeren zu betrachten, woruͤber er ſich Vorwuͤrfe
machte, daß er ſie nicht verſucht hatte; allein ſtatt
der Erdbeeren erblickte er nun kleine Flaͤmmchen,
die ſich mit ungleichen Spitzen ungefaͤhr bis auf
einen halben Fuß hoch erhoben, ee,
Mittlerweile umzog ſich der Himmel uͤber dem
0 8 Gehoͤlze, und der Reiſende machte, daß er
fortkam. In einer Entfernung von ungefaͤhr einer
Viertelmeile, ſah er abermahl um, und wurde
eine Flamme gewahr, die ſich etwa halb Baums
hoch erhob, und eine Wolke, die ſich ſehr nahe zu
ihrer Spitze herabſenkte. Nach einer Zeit hoͤrte
er hinter ſich ſehr vielfache Donnerſchlaͤge: er ver-
doppelte ſeine Schritte, und war ſehr froh, daß er
ſich nicht mit Erdbeerpfluͤcken aufgehalten hatte.
Vom zweyten Beyſpiele war Hr. Ferris
‚elbft Zeuge. Auf einer feiner Reifen rollte ihm
— 126 —
der Donner einige Zeit zur Seite, und eine fürch⸗
terliche Wolke, die gerade in der Richtung ſeines
Weges zog, breitete ſich undermerkt vor ihm aus.
Er eilte ſo ſehr er konnte, um noch vor dem Aus⸗
bruche des Wetters an Ort und Stelle zu kom⸗
men. Indeſſen ſah er doch von Zeit zu Zeit nach
dem Gewitter, um zu ſehen, ob er ihm bald ent⸗
gangen waͤre. Auf ein Mahl erregte der Anblick
einer Flamme, die ſich in einer Entfernung von et⸗
wa einer Meile über der Erde erhob, feine Auf⸗
merkſamkeit. Da fie ihm einen Raum von etwa
350 Klafter lang einzunehmen ſchien, er auch nicht
wahrnehmen konnte, über was für einer Stelle
fie ſich befaͤnde; fo glaubte er Anfangs, daß es eine
von den in der Picardie fo gewohnlichen Feuers⸗
bruͤnſten ſey; und da das Ungewitter eben am
ſtaͤrkſten unmittelbar an dem Orte war, fo glaubte
er, daß das Feuer der Erfolg eines Blitzſchlages
in ein Strohdach ſeyn moͤchte. 5%
Aber Hr. Ferris hatte ſich betrogen; denn
da er wahrnahm, daß das Feuer viel bläulicher,
und viel weniger hell war, als das bey einerFeuers⸗
brunſt; daß es auch bey weitem nicht ſo hoch ſtieg;
daß es nicht vom Winde bewegt wurde, und weil
er uberhaupt gar keinen Rauch dabey bemerkte; fo
ſchloß er, daß es nichts anderes als eine elektriſche
Erſcheinung der Erde ſeyn koͤune, die entweder
ſelbſt leuchtend fey, oder etwa einen Haufen Duͤn⸗
fie, die vom Dünger eines nahe gelegenen Adere |
feldes aufgeſtiegen waren, entzuͤndet haͤtte.
Ohne aber auf dieſe und andere Urſachen zu
ſehen, welche aufwaͤrts ſteigende Blitze veranlaſſen,
fo fuhrt die Theorie ſelbſt leicht auf ihre Mögliche
keit. Wenn die elektriſche Materie im Dunſtkreiſe,
oder in einem Theile desſelben ſich im Uebermaße
befindet, fo ſucht ſie ih, wie alle Fluͤſſigkeiten ins
Gleichgewicht zu verſetzen; ihr Drang erregt ein
Ungewitter mit abwarts fahrenden Blitzen, die
durch den Regen in den Schooß der Erde geleitet
werden. Eben ſo iſt aber auch die Erde an ihrem
Theile zuweilen mit elektriſchen Materien uͤberſa⸗
den, die ſich dann an gewiſſen Oertern, aus eben
den Urſachen, aus welchen eine Wolke voller als
die andere iſt, ſtaͤrker anhaͤuft Auch dieſe trach—
tet nun das Gleichgewicht wieder herzuſtellen, wo—
durch allerhand Flammen und Exploſtonen, mit
einem Worte, auſwaͤrts fahrende Blitze, entſtehen.
Borren rettet ſich 64 Fuß tief un⸗
5 ter dem ©letfcher = Eife, |
Den ſeltenen Muth eines Wirths im Grin⸗
delwalde, Nahmens Borren, beweiſet fol⸗
gende Thatſache: f eee
Dieſer wollte ein Schaf, das ſich über einen
Gletſcherſpalt zu ſpringen weigerte, über denſel—
ben hinwerfen; dabey brach aber unter ihm ſelbſt
der Boden, und er fiel auf 64 Fuß tief in einem abe
ſcheulichen Gletſchergrund, wo er ſich den linken
Arm zerbrach, und die Hand verrenkte. Ohne hier
feinen Muth zu verlieren, beſann er ſich, daß von
dem Wetterhorn hinunter der ſo genannte
Weißbach ſich ſtürzt; daß dieſer ſein Waſſer
unter dem Gletſcher verliert, und daß dergleichen
Baͤche das Eis immer etwas aushoͤhlen. Er grub
und draͤngte ſich alſo in der finſtern Gletſchertiefe
nach dieſer Hoͤhlung, und arbeitete ſich bald auf
den Knieen, bald auf dem Bauche, an 130 Fuß
lang durch fie hindurch, und kam auch gluͤcklich an
dem ſich vorgeſetzten Orte, bey dem Weiß bach⸗
_ 128 —
falle am Wetterhorn, wieder unter dem
Gletſcher hervor.
Beutelratten, die einander die
Schwaͤnze abfreſſen.
Der Bergrath v. Jacquin nahm auf ſeiner
Amerikaniſchen Reife unter anderen auch Ruͤckſicht
auf die Bevoͤlkerung der Menagerien des verfiore
benen Kaiſers Franz. | re,
Als er einft mehrere Thiere beyſammen, und
zwar jede Art in beſonderen Behaͤltniſſen in einem
Zimmer hatte, ſo meldete ihm fein Bedienter, der
die Thiere füttern mußte, daß das Zimmer ſchon
einige Mahl bey deſſen Eröffnung voller Mäufe ge⸗
weſen ſey, die ſich aber ploͤtzlich entfernt haͤtten,
ohne daß er habe wahrnehmen koͤnnen, wo fie ge⸗
blieben waͤren. Das Zimmer war naͤhmlich mit
Platten ausgelegt, und nirgends ein Spalt oder
Loch zu ſehen. Der Herr von Jacquin ging
deßhalb ſelbſt hin, um die Maͤuſe zu ſehen. So
—
wie er das Zimmer öffnete, erblickte er auch ſo⸗
gleich mehrere derſelben, die aber ſo plotzlich vers
ſchwanden, daß es ihm unmöglich fiel, zu bemer⸗
ken, wohin ſie ſich verſteckten. Er blieb daher
ganz ruhig in der Ecke des Zimmers ſtehen, und
gab genau Acht, ob fie nicht wieder zum Vor⸗
ſcheine kommen wuͤrden, welches auch ſehr bald
geſchah, und zwar aus dem BBehaͤltniſſe, in welchem
er ein Paar Beutelratten aufbewahrte. Erfah
dann gleich, daß es junge Beutelthiere waren,
welche durch den Draht des Behältnifjes, worin
ſich die alten befanden, durchſchluͤpften, und ſich
bey dem mindeſten Geraͤuſche wieder in die Taſche
oder in den Beutel ihrer Mutter verbargen. En
err
— 129 —
Herr von Jacquin nahm die ganze Familie mit
auf das Schif, und ließ ſie recht gut fuͤttern. Al⸗
lein es währte nicht lange, ſo verlor er eins nach
dem andern von dieſen Thieren, und zwar auf die
Art, daß nach und nach immer eins an dem Schwan⸗
ze des andern zu nagen oder zu freſſen anfing, bis
es dasſelbe dadurch getoͤdtet hatte, ohne daß ſich
das Angenagte widerſetzte. Auf dieſe Art brachte
Hr. v. J. von 19 nur noch die a Alien nach Wien
in die Menagerie. Der Kaiſer Franz, dem
dieſe Geſchichte unglaublich vorkam, wurde nach
einiger Zeit von ihrer Wahrheit dadurch überzeugt,
daß das eine von dieſen Alten auch das andere am
Schwanze zu freſſen anfing, ohne daß ſich jenes im
geringſten vertheidigte. Das Sonderbarſte aber
von allem war, daß das letzte, welches nun noch
allein am Leben war, ſich nach einigen Tagen ſelbſt
den Schwanz zu benagen anfing, und bald dar⸗
nach ſeinen Geiſt aufgab.
Die Gefahr einer Luftreiſe.
Hr. Blanchard wollte nach Preßburg
zur Koͤnigskroͤnung reifen, und wurde auf dieſer
Reiſe zu Prag von den vornehmſten Einwohnern
erſucht, bey ihnen eine Luftfahrt vorzunehmen.
Da ſein neues Luftſchiff, an welchem der Ballon
000 Cubikfuß hielt, nicht mehr als einige Stun⸗
den erforderte, um dazu eingerichtet zu werden, ſo
verſtand er ſch dazu, und verſprach eine ganz ſenk⸗
rechte Erhebung, um ſeine Ankunft zu Preß⸗
burg nicht zu verſpaͤten. Er hatte die Ehre, vom
Hrn. Grafen von Sternberg dabey begleitet
zu werden, welcher mehrere phyſikaliſche Inſtru⸗
mente mit in die Hoͤhe nahm. Allein kaum hatten
ſich die beyden Reiſenden auf 1000 Fuß gehoben, fo
Iv. Theil. —
7
— d
war alles in Stuͤcken. Nie hat Hr. Bl. auf allen
“feinen Lufreiſen ein fo fürdterlihes Wetter ges
habt. In der untern Luftgegend herrſchte eine faſt
vollkommene Windſtille; allein in einem Striche
von ungefaͤhr 800 Klafter zeigte ſich der ſchrecklich⸗
ſte Sturm, der je mag gewuͤthet haben! Kaum
konnte man ſich an ſeinem Platze erhalten; das
Schiffchen lag jeden Augenblick ganz auf der Sei⸗
te, und alles, was die Reiſenden bey ſich hatten,
fiel zu den Gittern heraus. Auch fie ſelbſt würden
das naͤhmliche Schickſal gehabt haben, wenn fie
ſich nicht feſt an den vornehmſten Theilen des Schiff⸗
chens angeklammert haͤtten. Nach keiner Seite
ging ein Luftſtrom, ſondern der Wind wirkte bloß
wirbelartig und ſtieß den Aeroſtaten mit der größe
ten Heftigkeit dergeſtalt nach allen Gegenden, daß
weder Thuͤren noch Wände im Schiffe ganz blie=
ben. Das Schiffchen machte ſo ſtarke Bewegun⸗
gen, daß ſeine wagerechte Baſis ganz ſenkrecht auf
dem Horizonte ſtand, fo, daß die Beobach er uns
ten mit ihren Fernröhren mehrmahls den innern
Boden desſelben ſehen konnten. Indeß war doch
bey alledem an keine gaͤnzliche Umkehrungen zu den⸗
ken, weil es phyſiſch unmöglich war, daß das
Schiff einen ganzen Kreis beſchreiben konnte, und
ſo konnte auch die Wuth des Windes, der unauf-⸗
hoͤrlich auf den Aeroſtaten losſtuͤrmte, und ſich in
ihm verfing, weil er jedem Stoße in eben dem
Maße ſogleich nachgab, in welchem A empfing,
*
Deßhalb hatte auch dieſe Erhebung, ſo ſehr auch
jedermann bey ihrem Anblicke zitterte, in der That
nichts Gefaͤhrliches an ſich, weil nichts weiter noͤ-
thig war, als ſich nur feſt anzuhalten. Um das
Gleichgewicht des Schiffs der Laͤnge nach zu hal⸗
ten, war es noͤthig, ſich zuweilen etwas vor- und
hinterwaͤrts zu bewegen, und dieß that auch die ges
hoffte Wirkung; aber das Legen auf die Seite war
nicht zu verhindern. Bey einer Hoͤhe von 1000
Klafter ward endlich die Luft wieder ruhig; der
Graf fand hier ein kleines noch ganz gebliebenes
Thermometer auf°. Die Halfte des Balles tauch⸗
te ſich in eine Wolke, und nicht lange darnach fing
ein Nord⸗Nord⸗Oſtwind an, den Aeroſtaten fort-
zutreiben Hr. B. aber orientirte ſich, und da ihm
ſein Gefaͤhrte, welcher der Gegend beſſer als er
ſelbſt kundig Br anzeigte, daß fie ſich uͤber einer
freyen Ebene befaͤnden, ſo ließ er die Maſchine mit
ſolcher Schnelligkeit hinab, daß jedermann glaub—
te, es ſey ein ungluͤcklicher Sturz; allein ſie kamen
gluͤcklich und nur 1000 Schritte weit von dem
Baumgarten, wo ſte in die Hoͤhe gegangen waren,
wieder auf der Erde an. Auf der See zerbricht ein
Sturm die Maſten des Schiffs, zertruͤmmert es
ſelbſt, und ſtürzt es in den Grund, und in der Luft
iſt das heftigſte Toben des Windes nicht im Stan⸗
de, ein ſo zerbrechliches Ding, wie ein Ballon von
Taffent, zu beſchaͤdigen. Wenn auf der See ein
Schiff erſt auf der Seite liegt, ſo iſt es ohne Ret⸗
tung verloren, und in der Luft hat dieſes weiter
nichts zu bedeuten, als daß die Geraͤthſchaften hin⸗
ausfallen. Daraus folgt, daß man bey einigen
Kenntniſſen und Erfahrungen wirklich in der Luft
weniger zu befuͤrchten hat, als auf dem Waſſer.
Die Wetterſaͤule bey Sulzbach. N
0 Am 10. Aug 1787 zog Nachm. zwiſchen 2 und
3 Uhr ein aus Norden kommendes Gewitter bey
Sulzbach vorbey, gegen das Gebirge. Vor dem⸗
ſelben, etwa in der Entfernung von 2 Viertelſtunde
ging eine ſchwere Wolke in eben der Richtung her,
aus welcher ein Lappen in Geſtalt eines umgekehr⸗
J 2
ten Kegels herabhing. So lange ſich dieſer mit
der Wolke uͤber dem Hochwege befand, verurſach⸗
te er einen Staubkegel, der mit ſeiner Spitze der
Spitze des Wolkenkegels entgegengekehrt war,
und immer mit und unter demſelben einherging.
Dieſe Wolke machte mit beyden Kegeln, ſo wie
das nachfolgende Gewitter, in Zeit von etwa 10
Min. einen Weg von wenigſtens drittehalb Stun⸗
den, da denn das Wetter durch einen R W. Wind
auf ein Mahl in das Gebirge getrieben wurde. Den
folgenden Tag erfuhr man, daß in der Sulz ba⸗
cher Gegend Schloßen gefallen wären, und vor
dem Gewitter ein heftiger Sturm gewuͤthet, und
Ba Bäume mit der Wurzel aus der Erde geriſſen
alte. |
Im Mondenſcheine verduͤnſtet das
Waſſer ſtaͤrker als im Schatten.
Zu Rom hat Herr Athanaſio Cavalli,
Profeſſor der Phyf, an der Gregorius Univers
fität, einen artigen Verſuch angeſtellt. Er ſetzte
zwey mit Waſſer gefüllte Gefäße mehrere Naͤchte
hinter einander dem Monde aus: beyde waren voͤl⸗
lig unter einerley Umſtaͤnden, nur den einzigen
ausgenommen, daß dem einem von jenen Gefaͤ⸗
ßen die unmittelbaren Mondsſtrahlen durch einen
großen Schirm, der etwa 3 Fuß davon entfernt
ſtand, entzogen wurden. Der Erfolg war, daß
dasjenige Gefaͤß, welches den Mondsſtrahlen aus⸗
geſetzt geweſen war, innerhalb 9 Naͤchten durch
die unmerkliche Aus duͤnſtung zwey und ein Sechs—
tel Linien mehr Waſſer verlor, als das, welches
die Mondsſtrahlen nicht hatten treffen koͤnnen.
Dieſer merkwürdige Verſuch, welcher darthut, daß
v
die Mondsſtrahlen einen ſehr merklichen Einfluß
auf die Ausduͤnſtung fluͤſſiger Körper haben, iſt
mit eben dem gluͤcklichen Erfolge auch von Hrn.
Bertholon de St. Lazare wiederhohlt
worde. 1 ,
Ein Blitzſchlag obne Knall.
Zwey Beneficiaten der Domfirhevon L 0 m⸗
bey, die eben auf der Tenne ihres Stifts worfeln
fand.
Heuſchreekenzuͤge.
Eine große Landplage, welche Syrien mit
Aegypten, Perſien und faſt dem ganzen
üdlichen Afien gemein hat, find die ungeheuern
Heuſchreckenzuͤge, die oft mehrere Meilen weit die
Erde bedecken. Das Geraͤuſch, welches fie durch
hr Freſſen verurſachen, hört man ſchon von weis
em, und man glaubt, es fouragire hier eine un—
ichtbare Armee. Wo ſte niederfallen, verſchwin⸗
het im Augenblicke alles, was gruͤn iſt, auf dem
Felde und an den Baͤumen. Die Syrier haben
bie wiederhohlte Bemerkung gemacht, daß die Heu⸗
chrecken die gewohnliche Folge eines zu gelinden
Winters ſind, und alle Mahl aus der Arabiſchen
6
c
J
Wuͤſte kommen. Auf dieſe Art verſchont der Froſt
ihre Eyer, und wenn ſie herausgewachſen ſind, ſo
noͤthigt ſie das bald aufgezehrte Gras der Wuͤſte,
ihre Nahrung weiter zu ſuchen. So bald fie an
der Grenze erſcheinen, ſuchen die Einwohner, fie
durch Rauch zu vertreiben; aber oft mangelt ihnen
feuchtes Gras und Stroh hierzu. Die beyden thaͤ⸗
tigſten Feinde dieſer Inſeeten find indeß der Suͤd⸗
und Suͤdoſtwind, und ein Vogel, den man Sa⸗
mar mar nennt. Dieſer Vogel, der unſern Gold⸗
ammern ſehr gleicht, verfolgt ſie in ſo zahlreichen
Flügen, wie die Stahre, und frißt nicht allein fo
viel er kann, ſondern toͤdtet auch noch, was ihm
moͤglich iſt: die Landleute hägen ihn deshalb aufs
ſorgfaͤltigſte. Die erwähnten Winde treiben die
Heuſchreckenwolken nach dem mittelländi⸗
ſchen Meere, wo ſie in großer Anzahl erſaufen,
daß, wenn ſie durch die Fluth ans Ufer geſpuͤlt
werden, die ganze Gegend einige Tage von ihrem
Geſtanke erfüllt wird.
‘
Bourrits Reiſe von Chamouni
nach Piemont durch das Eisthal
des Montanvert. 5
„ ten
Der Weg von Chamouni nach Piemont
durch das Eisthal des Montanvert, welchen
zwey Fuͤhrer von Chamoun i gefunden haben,
iſt wirklich für die Gebirgsfreunde keine uninter⸗
effante Entdeckung. Die Fuͤhrer waren Ca chat
le Gean und Alexis Tournier, wel⸗
che Hrn Bourrit nebſt feinem zweyten Soh⸗
ne, einem jungen Menſchen von 14 Jahren, der
aber Bergreifen ſehr gewohnt ift, dieſen Weg fubrz
ten. Sie reiſeten den 25ſten Auguſt des Jahres
5 — 5 —
1787 von Chamouni ab, um auf dem Mo n⸗
tanvert zu uͤbernachten; die Witterung war
ſchneehaft, und das Thermometer ſtand 2 Grad
über o. Am 28ſten paſſirten fie bey Mondſchein
die Pontets, fehr üble Felſen für die, welche
ihrer nicht gewohnt ſind, und kamen mit Anbruch
des Tages auf das Eis. Um 5 Uhr erreichten fie
den Fus des Goraſſe, und um 8 fingen fta
die Stapfen des Gletſchers von Tac ul zu betre⸗
ten. Sie hatten eine dreyzehntehalb Fuß lange
Leiter bey ſich, um damit über die Eiskluͤfte zu
Segen, und fanden auch bald Gelegenheit, Ge⸗
brauch von ihr zu machen. Das Waſſer in den
Spalten war gefroren, und der Gletſcher hatte:
bis 4 Zoll friſchen Schnee. Um 9 Uhr hatten ſie
viel Mühe über die Klüfte zukommen; der Weg,
wurde ſehr fuͤrchterlich; ſie ſahen ſich zwiſchen un⸗
geheuern und ſcharf abgeſchnittenen Ueberhaͤngen;
Hoͤhlungen und Trümmer wechſelten beſtaͤndig fo
mit einander ab, daß fie nicht wußten, wie fie aus
dieſem Labyrinthe wieder herauskommen ſollten.
Sie ſahen ſich genoͤthigt, auf den ſcharfen Kanten
der unterwaͤrts geborſtenen Eisbloͤcke, die von allen
Seiten mit den ſteilſten und ſchauderhafteſten Ab⸗
haͤngen umgeben waren, mühſam fortzukriechen,
indem dieſelben oft kaum einen Fuß breit waren.
Hier war ihnen die Hacke, womit ſte ſich Fußtrit⸗
te einhieben, und das Seil, womit ſie ſich an ein⸗
ander ee Darren, noch wichtiger, als die Lei⸗
ter; unterdeſſen machten ſie doch auch von 10 bis 1
Uhr von der letztern Gebrauch. Von da kamen fie
auf ſehr abſchüſſige Schneeflächen, welche mit
Kluͤften von ſolcher Tiefe durchſchnitten waren, daß
man den Grund nicht ſehen konnte; dabey war de⸗
ren Breite ſo betraͤchtlich, daß die Leiter nur mit
genauer Noth reichte; in die Länge erſtreckten ſie
e
ſich auf eine Franzoͤſiſche Meile, daß man ſie alſo
auch nicht umgehen konnte. 1
Gegen ı Uhr fingen die Nebel an, die Berggi⸗
pfel abzuſchneiden, die Winde trieben ſie nach al⸗
len Seiten und die Kaͤlte nahm ſehr zu; um 2 Uhr
konnten die Reiſenden den Horizont nicht mehr fe=
hen. Das Eismeer, daß ſie jetzt durchwanderten,
„ RL zu ſeyn; es war, als ob ſie ſich
unter dem Pole befaͤnden, und die Wolken ſchie⸗
nen ſich gleichſam mit anzuſchließen: dieſer Anblick
war eben ſo erhaben als ſchrecklich. Ihre Unruhe
wurde noch mehr durch die unermeßlichen Spal⸗
ten, welche von ganz dünnen Schneelagen verdeckt
wurden, vergrösert. Ohne das Seil, das ſie um
ſich geſchlungen hatten, waren fie hier verloren ges
weſen. Einer von den Führern ſiel in eine ſolche
Kluft, und ohne die Leiter, die er trug, wuͤrde er
nicht im Stande geweſen ſeyn, ſich wieder heraus⸗
zuhelfen. Sein Kopf, der zwiſchen den Sproſſen
derſelben ſteckte, gab ihm das Anſehen eines Men
ſchen, der ſich in einer Falle gefangen hat. Um 3
Uhr wurde ihre Lage verzweifelt, indem fie glaub⸗
ten, den Paß verfehlt zu haben, durch den ſie nach
Piemont zu kommen ſuchten. Sie hingen deß⸗
halb eine Strecke Weges wieder zuruck, wiewohl
ſich von ihrer gemachten Bahn die Haͤlfte von
Wind und Schnee vernichtet fand. Auch fing die
Kälte an unerträglich zu werden; das Thermome—
ter ſtand 6 G. unter o, und ihre Haare waren ſo,
wie die Saͤume der Floͤre, die ſie, um ihr Geſicht
vor dem Rückpralle der Strahlen vom Schnee zu
ſchonen, darüber gehaͤngt hatten, mit Eisfranzen
beſetzt, von welchen die des jungen Bourrit die
Länge eines halben Zolls hatten. Dieſer junge
Menſch „der weder ſeine Haͤnde noch ſeine Füße
fuͤhlte, ertrug ſein Uebel mit vielem Muthe; end⸗
lich gefroren bey 7 G. des Thermometers ihre Klei-
der, ſo wie ihre Schuhriemen. Die Fuͤhrer, die
immer in dem Gedanken ſtanden, daß ſte jenſeit der
Stelle wären, auf die fie treffen muß ten, liefen hin
und her, wie Leute, die ſich aus dem Schiffbruche
gerettet haben, und von einer Klippe zur andern
ſpringen: fie bemüheten ſich, einen Feiſen oder ei—
ne Spur zu finden, auf welcher ſie ſich aus ihrer
drohenden Lage entfernen koͤnnten; bis endlich Hr.
Bourrit und fein Sohn, der ihn nie verließ,
ſchon vorſchlugen, lieber die Nacht an dieſer Stelle
zuzubringen, als ſich noch weiter zu verirren. Sie
hatten den Gedanken, die Leiter zu zerbrechen,
und ein Feuer davon anzumachen, ihre Beine in
die Ranzen der Fuͤhrer zu ſtecken, und ſich alle dicht
an einander zu draͤngen; allein die Führer, die
nicht glaubten, daß es moͤglich wäre, die nachtlis
che Kaͤlte und ſchlimme Witterung auszuhalten,
waren entſchloſſen, fie, es koſte was es wolle, aus
dieſer grauſamen Lage zu ziehen. |
Wahrend dieſer verſchiedenen Berathſchlagun—
gen ward der Barometer beobachtet, und auf 18
Zoll 3. Lin. und das Thermometer auf: Gr unter
o gefunden. Der Himmel ſchien ſich von Zeit zu
Zeit ein wenig aufklaͤren zu wollen; ein anderes
Mahl aber war es auch, als ob die Nebel ſchon die
|
|
|
|
Nacht herbey braͤchten. In dieſer traurigen Lage
waren fie nun, als ploͤtzlich ein Windſtoß den Re⸗
bel vertrieb, und einige Gipfel enthüllte, wobey
man zugleich deutlich bemerken konnte, daß ſich die
Schneeflaͤche, worauf fie waren, vor ihnen ſenkte.
Dieſer Umſtand belebte ihre Hoffnung, und ein
neuer Windſtoß, der ihnen die Felſen verdeckte, die
ſie ſo eben geſehen hatten, entdeckte ihnen wieder
andere von der rechten Seite. Sogleich verkuͤn—
digte ein Freudenſchrey dieſe angenehme Neuigkeit
— 138 ——
den zerſtreuten Fuͤhrern. Die ganze Geſellſchaft
machte ſich auf den Weg, und hielt ſich nach dieſen
Felſen hin, die von dem Augenblicke an den Nah⸗
men der Rettungsfelſen erhielten, weil ſte
den Kamm eines Berges ausmachen, deſſen Fuß
auf Piemonteſiſchem Boden liegt. Sie
konnten auch dieſen Nahmen mit Recht führen, weil
die Reiſenden von da das ganze Thal von Aoft a
im Geſichte, und den Flecken Cormayeur una
ter ihren Füßen hatten. So kamen ſte auf ein
Mahl aus dem traurigſten Zuſtande dahin, wohin
fie ſich wuüͤnſchten. N
Die Schönheiten diefer Reiſe wiegen wirklich
die Schreckniſſe derſelben auf; die herrlichen Fel—
ſen des Geant, um die man herumkommt; der
Montblanc ſelbſt und die verſchiedenen Glet—
ſcher, die von demſelben ausgehen; die Obelisken
und Pyramiden, von Granit, ihre majeſtaͤtiſchen
Geſtalten, ihre kuͤhnen und ſcharfen Schnitte; die
Gletſcher des Tacul, ſeine Windungen, ſeine
bis auf drey und vier hundert Fuß ſich erhebenden
Spitzen, die Schwiebboͤgen, die Luftbrücken und
die tiefen Abgründe, uͤber welchen fie ſchweben
— — find Gegenſtaͤnde, die alles übertreffen, was
die kühnſte und fruchtbarſte Einbildungskraft zu
ſchaffen im Stande iſt. Auf ihrer Reiſe ſahen ſie
Granitblöcke, die ihnen die herrlichſten Krpftallie
fationen ohne Maͤngel und Riffe darbothen. Gem⸗
fen trafen fie zwar nicht an, wohl aber Fußſtapfen,
welche dieſe friedlichen Alpenbewohner ganz friſch
in den Schnee eingedruckt hatten. Sie beobachte⸗
ten einen Gletſcher, der ſich von einer Ecke des
Montblane herab ließ, und an dem des Bo ſ⸗
ſons über Cham oun gleichzukommen ſchien.
Sollte ſich dieſe Uebereinſtimmung bey näherer
Uuterſuchung beſtaͤtigen; fo koͤnnte dieſer Weg gut
um die Hälfte abgekuͤrzt werden. Die Leiter lies
ßen unſere Reiſenden bey den Rettungsfel⸗
fen zuruͤck, ob fie gleich auf dem Tacul noch
ſehr gut zu gebrauchen geweſen waͤre. Hinter den
Rettungsfelſen bemerkten fie auch noch den
Vorſprung eines Gletſchers, über den fie gekom⸗
men waren, und von welchem fie vielleicht wurden
herabgeſtuͤrzt ſeyn, wenn der Nebel während der
ganzen Reife angehalten harter Dieſer Abhang
war ſchrecklich, da er eine Hoͤhe von 100 Fuß zu
haben ſchien. Der Weg über das Eis hatte 12,
und das Abſteigen bis Corm ay nur 52 Stunde
gedauert, welches auch fuͤr dieſen Tag eine Reiſe
von 17 St. war. Bey dieſem Riederſteigen folg⸗
ten ſie den Kanten des Mont⸗Fruitier, die
man mit denen der Spitze des Goute uber Cha⸗
mo un! vergleichen kann. Dieſe beweglichen Fel⸗
ſen glitten ihnen aus den Haͤnden, und verſchwan⸗
den gleichſam unter ihren Fuͤßen; allein im Ver:
gleiche mit dem, was fie vorher ausgeſtanden hats
ten, war dieß alles nur Kinderſpiel, obgleich hin
und wieder ſehr ſteile Abhaͤnge vorkamen. Sie
langten, von einem hellen Mondſcheine beguͤnſtigt,
um halb 10 Uhr gluͤcklich zu Cor may eur an.
Glasfaͤden, die der Wind macht.
Man weiß, daß der Ritter Hamilton bey
Gelegenheit einer Beſchreibung von einem Aus-
bruche des Veſuvs gewiſſer feiner Fäden von ei—
ner glasartigen Materie gedenkt, die man mit der
aus dieſem Berge geworfenen Aſche vermengt fin⸗
det. Den Urſprung und die Natur dieſer fonder=
baren Fäden hat Hr. Moore im 5eſten Bande
der philoſophiſchen Transactionen ſehr befriedigend
erklaͤrt. Er hat naͤhmlich der Lond ner Geſell⸗
u 2
Ft
7 .
— 140 —
ſchaft eine Art von verglaſter Aſche vorgezeigt, die
ſich nur in den groͤßten Hammerwerken von Engs
land findet. Der Wind der Blasbaͤlge hatte
das geſchmolzene Eiſen in den feinſten Faͤden in die
Luft getrieben. Sie waren ſo duͤnn wie die von
Spinnweben, und auf 10 bis 12 Fuß lang; die
Blasbälge waren damit gleichſam ͤͤberſponnen.
Dem aͤußern Anſehen nach ſchienen ſie eine Art von
Vaumwolle zu ſeyn; allein wenn man ſie durchs
Vergroͤßerungsglas betrachtete, ſo fand man, daß
ſie den von Hamilton beſchriebenen aufs voll⸗
kommenſte gleich waren. Dieſe Hamilton⸗—
ſchen waren demnach hoͤchſt wahrſcheinlich aus
geſchmolzener Lava entſtanden, die durch die Ge—
walt des Luftwirbels, der bey einem Vulcanfeuer
zu entſtehen pflegt, in Geſtalt ſolcher feiner Faͤden
aus dem Krater geſchlaͤudert wurde.
Die Land ⸗Waſſerhoſe.
Dieſes fuͤrchterliche Meteor zeigte ſich in der
Gegend von Bourdeaur den 13. Octob. 1787
in den Morgenſtunden, und gehoͤrte zur Claſſe der
ſinkenden Wafferhofen, Den ganzen Morgen über
war der Himmel mit Regenwolken bedeckt, die Luft
wenig in Bewegung, und der Wind ohne genau
beſtimmte Richtung. Auch das Barometer hatte
durch fein mehrmahliges ſchnelles Steigen und
Fallen an demſelben Tage eine en
Naturerſcheinung vermuthen laſſen. AufeinMahpk
thürmten ſich die Wolken wie Berge uͤber einander,
und ſchienen mit ſolcher Heftigkeit zuſammen zu
ſtoßen, als ob fie das Spiel mehrerer gegen einans
der ſtuͤrmender Winde wären. Alle Theile des
Horizonts ſetzten ſich auf ein Mahl ſo in Bewe⸗
gung, als ob ſie ſich in einen einzigen Punct verei⸗
nigen wollten. Die Geſchwindigkeir der Wolfen
wuchs mit jedem Augenblicke, und in einiger Ent—
fernung vom Vereinigungspuncte ſtuͤrzten fie ſich
mit einer unbegreiflichen Geſchwindigkeit zur Erd—
fläche hernieder. Der Mittelpunct dieſes Wolken—
gebirgs, das allmahlich die Geſtalt ein es abgekuͤrz—
ten und umgeſtürzten Kegels annahm, hatte ver:
ſchiedene Farben, die im Ganzen wie braun und
blau ausſahen. Es hatte uͤberdem dieſe Waſſer—
hoſe eine ſehr ſchnelle aber irregulaͤre Bewegung
um ihre Achſe, die von oben nach unten rotirte,
und ſchien alle über dem Horizonte befindlichen
Wolken an ſich zu ziehen. Die Einwohner und
Arbeiter in den Weinbergen von Blauquefort
bey Bourde aux warfen ſich vor Furcht auf die
Erde, meiſt in flehender Stellung, und ihre Furcht
ftieg aufs hoͤchſte, da fie das dumpfe Bruͤllen die⸗
ſes Kegels, das ſchreckliche Praſſeln der einſtür—
zenden Dächer, und das Krachen eines zertrünt-
merten ſtarken Baumes vernahmen. Die Waſ⸗
ſerhoſe ſtaͤm mte ſich gegen die Er de und verlaͤngerte
ſich bis zu den uͤbrigen Wolken hinauf. Aus ihrem
oberen Theile fuhren Blitze, die von den ſich her—
nie derſtuͤrzenden Wolken ausgelockt zu ſeyn ſchie—
nen: die Kraft dieſer Waſſerhoſe mußte noch im-
mer zunehmen, da ſie unverzuͤglich die Krone ei—
nes grünen Baumes abbrach, und in der Folge fo-
gar den mit unzaͤhligen ſtarken Wurzeln in der Er—
de befeſtigten Stamm herausriß. Man kann ſich
einen Begriff von dieſer Gewalt machen, wenn
man weiß, daß die Trummer dieſes Baumes fur
200 Livres verkauft worden ſind. Der ehrliche
Pfarrer zu Blanquefort war ebenfalls fo
außer Faſſung, daß er einmahl glaubte, fein juͤng⸗
ſter Tag ſey vor der Thuͤr; und der von ihm erlit⸗
— 142 ne
tene Schaden wurde auf nicht weniger den 12 bis
1500 Livres geſchaͤtzt. 5 | 150
Merkwürdig iſt bey alledem, daß ſich dieſe
Waſſerhoſe auch gerade an demſelben Orte wies
der zertheilte, an welchem ſie ſich gebildet hatte,
und daß die benachbarten Gegenden nicht das
Mindeſte von dieſer ſchrecklichen Lufterſcheinung
wahrgenommen haben.
Die Knochen der Maria Brod⸗ |
dock brechen ſieben Mahl von
| % ſelbſt.
Herr Goodwin, ein Engliſcher Wundarzt
aus der Grafſchaft Suffolk, gibt von einer ſelt⸗
ſamen Erſcheinung am Knochengebaͤude einer ar⸗
men Tagloͤhnersfrau, Rahmens Maria Brod⸗
cock, im Kirchſpiele Delinghoe, in Suf:
folk, folgende Nachricht: In dem rauhen Win-
ter von 1783 wurde dieſe Perſon an mehrern Glie⸗
dern ihres Leibes von einem gewiſſen Schmerze be⸗
fallen, den ſte der Kalte und Fluͤſſen zuſchrieb. Ei⸗
nes Tages, da ſie durchs Haus ging, blieb ſie mit
einem Fuße ganz leicht an einem Steine hängen,
und ſie war nicht wenig betroffen, als ſie ihr Bein
nahe am Knoͤchel zerbrochen fand. Ehe ſie gaͤnz⸗
lich wieder geheilt war, befand ſie ſich ſchwanger.
Da ſie nun ſehr unvermoͤgend war, ſo half ihr ihr
Mann eines |. ins Bett, und ehe ſie ſichs ver—
ſah, brach der Knochen ihres linken Dickbeins in
Stücken, ohne daß ihr die geringfte Gewalt wei—
ter geſchah, als daß fie beym Herumwenden mit
ihrem eigenen Gewicht auf dasſelbe zu liegen kam.
„Sie wurde abermahls geheilt. In der Folge
brach ihr linker Arm nahe an der Schulter, eben
1
De 143 an
als ſie ihn jemanden um den Hals ſchlang, der ihr
ins Bett helfen wollte. Es erzeugte ſich aber bald
ein Kallus und die Cur ging gut Nicht lange her
nach zerbrach fie auch den Knochen im rechten
Schenkel, nahe bey der Hüfte, da ſte eben im Bet⸗
te lag; und einige Zeit darauf ging eben dieſer
Knochen nahe am Knie entzwey; dabey ſouderte
fi) die ganze Knieſcheibe ab, ohne die geringſte
Veranlaſſung oder Gewalt. Ihr rechter Arm zer-
|
brach, als fie eben eine Schüfjel, die eine Pinte
Waſſer hielt, vom Tiſche aufheben wollte. Noch
zu der Zeit, da Hr. G. dieſe Nachricht aufſetzte,
lag fie an einem dritten Bruche ihres rechten Schen⸗
kels zu Bette; dieſer Zufall begegnete ihr, da ſie
ſich eben ganz gemach im Bette herumwenden woll—
te, am Knie, nicht weit von dem vorigen Bruche,
wo ſich bereits ein Kallus erzeugt gehabt hatte.
Man ließ ihr den Knochen auf eine unregelmäßt:
ge Art zuſammenwachſen, indem man ſich bloßer
Kompreſſen und Bandagen bediente; man war
nähmlich in Gefahr, ihr den ganzen Knochen in
lauter Stücken zu zerbrechen, wenn man die min⸗
deſte Anſtrengung verſuchen wollte. f
Die Lage dieſes unglücklichen Frauenzimmers
war wirklich ſo traurig, daß man es nicht wagte,
fie anzuruͤhren und ihr Bett zu machen, aus Furcht,
es moͤge ihr kein Knochen am Leibe mehr ganz blei—
ben. Sie war uͤbrigens 32 Jahre alt, vonzärtli-
cher Leibes beſchaffenheit und ſehr empfindlichen
Nerven. Die Farbe ihrer Haut war weiß und
das Haar kaſtanienbraun. Sie hat 8 Kinder ge—
habt; ihre Lebensart war immer nüchtern gewe—
fen; fie hat niemahls weder Queckſilber noch ande
re Arzueymittel gebraucht, und ſich überhaupt ſehr
wohl befunden. Man konnte auf nichts fallen,
das ihr die gegenwaͤrtigen Zufaͤlle veranlaßt haͤtte.
— 144 —
An der Stelle, wo ein Knochen brach, fühlte fie al⸗
le Mahl einige Wochen vorher einigen Schmerz,
und dieſer Schmerz nahm immer zu, bis der Bruch
wirklich erfolgte; hierauf ließ er in wenigen Tagen
nach, und die Knochen wuchſen in z bis 7 Wochen
wieder zuſammen. Da Hr. G. dieſe Nachricht
aufſchrieb, hatte fie fchon wieder einen neuen
Schmerz im Arme, und ſah einem abermahligen
Bruche an dieſer Stelle entgegen. Dieſe arme
Frau hat alfo acht Knochen-Bruͤche gehabt, und
zwar in einer Zeit von anderthalb Jahren, und fies
ben davon find ihr in den letztern 12 Monathen zu⸗
geftoßen, ohne daß man eine aͤußere Urſache davon
auffinden konnte.
Islands ungeheuerer Spring⸗
brunnen.
8 Es gibt der ſpringenden Quellen in Island
unzaͤhlige, in welchen oͤfters das Waſſer bis zum
hoͤchſten Grade des Kochens erhitzt iſt. Die Haupt⸗
quelle, Geiſer genannt, ungefähr zwey Tagrei⸗
ſen vom Hekla, nicht weit vom Biſchofsſitze
Skallholt, bey einem Bauerhofe, Nahmens
Haukadal, iſt ein wahrer Rieſenbrunnen unter
allen ſpringenden Waſſern der Welt. Die Waſ⸗
ſerkunſt zu St. Cloud, der groͤßte unter allen
Franzoͤſiſchen Springbrunnen, wirft einen Waſ⸗
ſerſtrahl, nicht völlig 6 Zoll dick, und 40 Ehlen
hoch in die Luft. Die Waſſerkunſt in dem Win-
terkaſten zu Caſſel wirft einen nicht viel
dickeren Strahl auf 65 Ehlen empor. Und zu
Herrenhauſen ſpringt ein Strahl, wenig
uͤber eine halbe Viertelehle ſtark, nur 35 1
Alle
| 3
Alles dieß iſt nichts im Vergleiche mit dem Gei⸗
fer in Island. Wr
Der Geiſer, behauptet Olaf ſen, hat zus
weilen feinen Wafferſtrahl, von einer Ehle und
mehr in der Dicke, über hundert und mehr Ehlen
gen Himmel geſchoſſen.
Die Roͤhre, woraus der Geiſer ſpringt,
haͤlt 19 Fuß im Durchmeſſer. Wie tief ſie hinab⸗
geht, vermag man nicht zu beſtimmen Oben hat
ſte ein Becken, das nebſt der Roͤhre wie ein Keſſel
geformt iſt, und 59 Fuß im Durchmeſſer hat. Der
obere Rand des Beckens iſt 9 Fuß ! Zoll höher als
die Röhre Die Rohre und das Becken find bey⸗
de von einem ſelenitiſchen Tropfſteine, den das
Waſſer aus der Tiefe aufgeloͤſt mit ſich fuͤhrt, und
nach und nach angeſetzt hat. (Dieſe verſteinernde
Eigenſchaft iſt den mehreſten heißen Quellen in
Island gemein.) Das Waſſer ſpringt nicht im⸗
mer, ſondern nur abwechſelnd, in einer Stunde
ein Mahl, zuweilen vier Mahl, zuweilen auch gar
nicht. Manches Mahl hält es 10 Secunden im
Springen an, zuweilen 40 Sekunden, und im
höchften Steigen, bis auf 92 Fuß, ſprang es ſogar
4 Minuten lang. ee
An dem Tage, da Uno von Troil die
Quelle in Augenſchein nahm, ſprang das Waſſer
von 6 bis 11 Uhr Vormittags zu zehn verſchiedenen
Mahlen hervor, und zwar niemahls unter 15 und
über go Ehlen. Bis dahin war das Waſſer nicht
höher als bis an den Rand der Röhre geſtiegen;
nun fing es allmaͤhlich an, auch das obere Becken
zu fuͤllen, und endlich gar uͤberzulaufen. Die Leu⸗
te, welche er bey ſich hatte, ſagten, daß nun das
Waſſer bald weit hoͤher ſpringen wuͤrde als bisher.
Aber von 12 Uhr bis Nachmittag um 4 Uhr geſchah
. Man hoͤrte um 12 Uhr ein
6 [41%
— 146 —
dreymahliges unterirdiſches Krachen, wie von
Kanonenſchuͤſſen, und das Waſſer lief etwas über. 0
Man hoͤrte um 3 Uhr dasſelbe, und eine Stunde
darauf lief das Waſſer wieder eine Minute labs 9275
uͤber das Becken. nt
Um 4 Uhr 49 Minuten hoͤrte man endlich ein
eie unterirdiſches Knallen, nicht allein un⸗
ter der Quelle, ſondern auch am dabey liegenden
Felſengebirge. Und auf ein Mahl bra. der lange
erwartete Geiſer hervor, riß alle Steine, wo⸗
mit man ihn zu verfiöpfen gedachte, mit ſich hin⸗ |
weg, und rauſchte 4 Minuten lang bis zu einer Hoͤ.
he von 92 Fuß.
Nach dieſem großen Waſſerſtoße fiel das Waſ⸗
fer tief in die Roͤhre, wallte aber nach einigen Wie
nuten, doch nicht ganz, über die Röhre wieder her—
auf.
Wenn das Becken voll Waſſer war, und die
Geſellſchaft ſich gegen die Sonne ſtellte, fo, daß fie
ihren Schatten im Waſſer ſah, ſo erblickte jeder,
doch nur um den Schatten ſeines eigenen Kopfes,
einen Ring, von Regenbogenfarben erleuchtet,
und um dieſen Ring noch einen anderen hellen an
zenden Zirkel. un
Luftwunder ir in N orwegen.
. Hr. Prof. Wilſe, Pfarrer zu Edsberg g.
in Norwegen, hat der fönigl. Soeietät der
Wiſſenſchaſten zu Göttin gen verfchiedene Bes
trachtungen uber ſelbſt beobachtete Lufterfheinuns
gen, NE anderen folgende bekannt gemacht.
In Norwegen vereinigen ſich mehrere Ur⸗
ſachen für ſchoͤne Lufterſcheinungen; Kälte, Ab⸗
wechſelung von Bergen und Thaͤlern, Gewaſſer
vom Meere, das weit ins Land tritt, und ſchnelle
1 N 4 9
W
1
Abwechſelung der Temperatur, die im Aprill und
May oft von z Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmik⸗
tags bis ab 20 Reaum Grade geht. Zu Spi e⸗
debergfah Hr. W. gewöhnlich nach einem Nacht⸗
froſte die dicken Dinfie des Stroms wie eine ausge⸗
ſtreckte Wolke, welche die jenſeitige Landſchaft in
der Luft zu tragen ſchien. In der Luft ſelbſt konn⸗
te man 9 üanzen von Blau unterſcheiden. Den
27 Junius 1789 um 11 Uhr Nachts ſah . W.
auf einer Reiſe von Spiedeb erg nach Chris
ſtiania eine ſchoͤne Landſchaft in der Höhe in den
Wolken abgebildet. Etliche Mahl nahm auch Hr.
W. eine leuchtende Erſcheinung uͤber der unterge⸗
henden Sonne wahr; ein ſenkrechler, etwa 2 Gr.
breiter Strahl, nach oben zu verengt, ſtieg 30 bis
50 Grad uͤber die untergehende Sonne herauf,
fing bald nach Untergang der Sonne an, dauerte
20 bis 30 Minuten und verlor ſich nachher allmaͤh⸗
lich von oben herunterwaͤrts Der Tag vorher war
meiſt heitek. Eine ſolche Erſcheinung folgte drey
Mahl auf eine Nebenſonne und ein Mahl auf einen
Sonnenring. Wenn nicht gerade zu dicke, aber,
farbige Wolken darüber ſchwebten, ſo hingen
die Strahlen daruͤber in die Höhe hinauf, und ih⸗
te feurige Rothe war viel bienbender als die der
Wolken.
Der biegſame 1 5 claſtiſche Marmor
| j des St. Gokrhar ds.
Hr Flepten N Wlleru entdeckte |
5 A Val Levantine, 7Stune _
den 11 he aufe des St. Gotthards
im Gebirg apo Longo, an der Grenze
des Val = agg ia, in einer Hohe von etwa 1000
K 2 .
Toiſen — einen biegſamen und elaſtiſchen Marmor.
Er findet ſich daſelbſt in regelmäßiger Maſſe und in
ziemlicher Menge. Seine Farbe iſt weiß und ei-
was gelblich. Seine Oberfläche iſt koͤrnigt. Sein
aͤußeres und inneres Anſehen funkelnd. Sein
Bruch viel weniger compact als der von den meh⸗
reſten anderen Marmorarten; er zeigt Koͤrner von
unbeſtimmten Facetten, und iſt etwas blaͤttrig.
Seine Bruchſtuͤcke find irregulaͤre, keilfoͤrmige
Maſſen. Er iſt an den Raͤndern durchſichtig, doch
etwas weniger als der Carariſche Marmor, koͤr⸗
nigt, zerreiblich und ſcharf; er nimmt Politur,
aber blotz an feinen Koͤrnern an. Endlich hat er
eine Biegſamkeit, die zum Theile elaſtiſch iſt: dies
ſe wird ſehr merklich, wenn die Laͤnge des Steins
10 bis 12 Mahl mehr als ſeine Dicke beträgt.
Wenn man das eine Ende alsdann befeſtiget, fo
bemerkt man, daß das andere auf jeder Seite der
gatuͤrlichen Richtung etwa 3 Grade durchlaufen
ann; daher denn die ganze Bewegung aufz bis
6 Grade zu rechnen iſt. Dieſe Eigenſchaft iſt nach
der naturlichen Lage des Steins etwas veraͤnder⸗
lich. Herr F. vermuthet, daß fie anrgrößten ſey,
wenn der Stein von der aͤußern Seite der Bank iſt,
Man kann ſie auch bis auf einen gewiſſen Grad ver⸗
größern, wenn man den Stein durch wiederhohl⸗
te Stöße erſchuͤttert. So betraͤchtlich übrigens
dieſe Elaſtizitaͤt iſt, fo reicht dieſe doch, eben fo wie
bey den übrigen, nicht hin, ihn ganz in ſeinen vo⸗
rigen Zuſtand zuruͤckzubringen Seine eigen⸗
thuͤmliche Schwere iſt 2836, folglich betraͤchtlicher
als die der mehreſten andern Marmorarten Wenn
man ihn im Ounkeln reibt, fo gibt er einen rothen
phos phoriſchen Schein, wie ein glühendes Eifen,
und ganz dem des Tremolitteigs aͤhnlich, mit wel⸗
*
> u 149 —
cher Maſſe a ubrigens diefer Morntor große
Aehnlichkeit hat
Dem Feuer widerſteht er mehr als der reine
Kalkſtein.
Laucht man ihn ins wesen, ſo ſaugt er es ſy
leicht in ſich, daß es in wenigen Stunden bis auf
etliche Linien tief in ihn gedrungen iſt; dadurch
wird er alsdann viel zerbrechlicher und zerreibli⸗
cher, aber nicht biegſamer. In 70 Grad warmen
Waſſer ſaugt er in drey Viertelſtunden den zoote
Theil feines Gewichts davon ein, und dadurch wir
ſeine eigenthuͤmliche Schwere 2850, gerade ſo wie
bey den Tyroler een, die ſich langſam
in n Säuren auftöſen.
Steine im Pferde.
ag Ein ee großes Fuhrmannspferd 1 0 15
neunten Jahre, ob man ihm gleich von außen nich
anſehen konnte. Als es geöffnet wurde, fan In
die Viehärzte zu ihrem Erſtaunen am u aa |
nen feſten braunen Stein, 112 Pur
und beynahe dem Holzblocke 51 noche
glich. Man ſuchte weiter und fand einen ander
Stein, der 3 Pfund wog, und ee noch 90
kleinere. Es iſt zu verwundern, wie das Nee
ſhen der noch leben konnte. Man zeigt oe
Steine jetzt als eine ee im a, ne
Vieharznet Kollegig 15
Mer Das Meteor in Gas co gu;
RS 5 Hen 24ften July 1700 nach einem ſehr war⸗
men Tage, um halb 10 Uhr des Abends, ſah man
ich im Hofe des Schloſſes zu Morm es bey ru⸗
higer und * Luft und unbewölktem Himmel,
40a
gi
/
wermuthet, mit einem eißlichen, hellen Lichte
a we De das ine, ii Mon debe
te, ungeach er, ungefähr 30 Stunden vor
dem Vollmonde f. 115 hell fd HE — auf⸗
waͤrts ai dee ſah, me faſt im Zenith eine Feuer⸗
Se von groͤß 2 05 Fc Bi gr der Mond,
Sie zog 1885 cn nach fich, deſſen Länge un⸗
gefahr 3 5 bis 6 Mahl größer 2 5 als der Jurch⸗
meſſer; er war da, wo er mit der Kugel zuſammen
bing, ſo breit als dieſe, ward aber nach und nach
schmaler, und endigte ſich in eine Spige Die
rbe der Kugel und des Schweiſes war ein mat⸗
1050 Weiß z aber die Spitze war dunkelroth, faſt
rob. De Richtung des Meteors in ſeinem
ſehr K Laufe ging von Suͤden nach Norden.
Kaum hatte an es zwey Secunden lang be-
trachtet, fo theilte es ſich in mehrere beträchtliche
Stuͤcke, die man Bi verſchiedenen Richtungen
len ſah, ungefähr fo, als wenn eine Bombe zer⸗
ringt ‚Ale Diele verſchiedenen Trümmer verlo⸗
175 in, der Luft; e inige nahmen im Faſlen die
m 0 d n, welche man an der Spit⸗
es Schweifes erkt hatte Wahrſcheinlich
en alle dieſe Furbe angenommen, man bemerk⸗
nat ie, deren ichtung nach M e
und m he beſonders auffielen. un’
92 ie ‚oder wenigſtens 25 Minute nach⸗
ga orte mgn einen ſchrecklichen Donnerſchlag,
oder vielmehr eine Explo ion, als ob mehrere große
Artillerieſtücke abgefeuert wurden. Die durch dieſe
ſchreckliche Exploſion verurſachte Bewegung der
Luft war ſo Be daß es ein e 10 ſeyn
en. Alle Fen itterten in ihren Rahmen,
ar öffneten ſich o die die aber wahrſcheinlich
nur angelehnt und nicht zugeriegelt waren, Am
folgenden Tage ſagte man, in einigen Häufern
— 151 —
in Houga, einer kleinen Stadt, 1 Meile von
Morin es, ey das Kuͤchengeräthe erſchüͤttert wor⸗
den; woraus einige ſchloßen, daß es ein Erdbeben
ſyy. Da man aber keine Erſchütterung der Erde
unter den Fügen bemerkte, ſo iſt zu glauben, daß
dieſes nichts weiter als eine Wirkung der ſtarken
Lufterſchuͤtterung geweſen iſt. Das Getoͤſe ſchien
gerade uber dem Schloß ese zu Mormes zu
g nee nent „e een * BERN
nis . eit nachdem es aufgehoͤrt hatte, hoͤr⸗
te man ein dumpfes Geraͤuſch, welches ſich längs
der Kette der Pyrenaͤen in Echos zu verlängern
ſchien! Es dauerte ungefaͤhrt 4 Minuten, entfern⸗
is ſich nach und nach, und ward immer ſchwaͤcher.
Man ſpürte zu der naͤhmlichen Zeit einen ſehr
ſtarken Schwefelgeruch. Em Nun I
Al dem Orte, wo ſich das Meteor zertheilt
hatte, bemerkte man ein kleines weißliches Woͤlk⸗
chen, welches vielleicht der Rauch davon war, und
die drey Sterne des großen Bären, in der Mitte de⸗
rer, welche den halben Zirkel formiren, verdeckte.
Jedoch konnte man ſie noch mit Muͤhe hinter dem
Woͤlkchen ſehen. Es erhob ſich zu gleicher Zeit ein
ſchwacher kuͤhler Wind. a a
Aus der Zeit, die zwiſchen dem Zerſpringen
der Kugel und dem darauf folgenden Getoſe ver⸗
fl offae bar vermuthete man, daß das Meteor we⸗
nigſtens „bis 8 Meilen hoch e und unge⸗
faͤhr 4 Meilen von Mormes nordwaͤrts nieder⸗
gefallen ſey. Die letztere Vermuthung fand ſich
bald durch die Nachricht beſtaͤtigt, daß nach Ju⸗
liaſe zu und bis bey Barbotan eine Menge
Steine niedergefallen wären. Juli ar und Bar⸗
botan find ungefähr, das eine 4 Stunden weit
nach Norden, das andere faſt z Stunden nach
Nord⸗Nord⸗Oſten, von Mormes entfernt.
m 15 2 a, 8
Hr. von Carrits Barbotan, welcher 2
Tage darauf ſich nach Juliac begeben hatte, be—
ſtaͤtigte die Wahrheit der Sache, und es ſchien
nach den Erzaͤhlungen mehrerer unterrichteter und
glaubmwürdiger Perſonen, daß das Meteor in einer
kleinen Entfernung von Zu li ac zerfprungenfey,
und die niedergewo fenen Steine ſich in einem faſt
zirkelfoͤrmigen Raume, ungefähr 2 Meilen im
Durchmeſſer zerſtreut haben. Sie waren von man⸗
nigfaltiger Große. Man hat nicht gehort, daß ein
Haus beſchaͤdigt worden ſey, aber es iſt zin wenig
bebauetes Heideland; auch find nahethey einigen
Haͤuſern in Höfen und Gärten Steine niedergefal⸗
len. Man fand in den Wäldern Aaſte durch das
Niederfallen der Steine zerbrochen und abgeriſſen;
die Steine machten bey ihrem Niederfallen ein ſtar⸗
kes Geziſch, welches viele Perſonen gehoͤrt haben.
Glaubwuͤrdige Leute ſagten auch, daß bey dem
Laufe des Meteors ein Geraͤuſch und ein Kniſtern,
wie bey elektriſchen Funken und Aus ſtrömungen,
ae worden ſey, welches auch fehr natuͤrlich
ſcheint. b ö Mun
Man fand Steine, 18 bis 20 Pfund ſchwer,
die man hatte niederfallen ſehen, und die 2 bis 3
Fuß tief in die Erde eingeſchlagen hatten. Man
erzaͤhlte auch, daß man 50 Pfund ſchwere Steine
gefunden habe. Hr. v. C. Barbotan hat ſich
einen 18 Pfund ſchweren angeſchafft, und ihn an
die Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris ge⸗
ſchickt. Man unterſuchte einen kleinen Stein; er
war im Verhaͤltniſſe ſeines Umfanges ſehr ſchwer,
auswendig ſchwarz und inwendig graulich mit vie⸗
len kleinen glänzenden metalliſchen Puneten. Man
unterſuchte ihn mit dem Feuerſtahle; er gab einige
kleine, nicht ſehr lebhafte dunkelrothe Funken. Ein
Mineralog, dem ein ganz ähnlicher und durch dass
— 33 —
felbe Meteor hervorgebrachter Stein in Paris
gezeigt ward, beſchrieb ihn als eine Art von grauer
Schlacke, mit Kalkſpalh vermiſcht, deren Ober—
fläche ed verglaften ſchwaͤrzlichen E iſenkalk
zeigt. Man ſagte auch, daß man einige ‚fett ganz
verglafte Steine gefunden habe.
905 8 ſah man Wehen e zu
35 2 iu Pau, 5 Tar es, und ſelbſt zu
Bo ur deu und Tou! kon ft In der letz⸗
„ 5 80 tte es keine große Aufmerkſamkeit
auch wegen der großen Fe ö
ai 0 undern iſt; es fehien dort nur etwas
d als die von Zeit zu Zeit erſcheinenden
uppen; nach dem Zerſpringen hoͤrte
1100 Eher dumpfes ofen fast wie einenent⸗
N Eee ag 5
2 a
Der bierfache e e ho
Hr. S furges ſah att ten July 1702 zu
a A ei td! eke Hants, we Gos po rt,
an der Kuͤſte von Ham p fhi te, zwey Regenbo⸗
gen, deren jeder ſeinen eigenen Mittelpunct und eis
nen concentriſchen Nebenbogen hatte. An diefent
Tage zeigte ſich naͤhmlich in Suͤdoſt ein Gewitter;
die Sonne ſchien hell, und ſtand ſchon niedrig am
Horizonte in Rordweſten. In dieſem Gewitter
zeigten ſich Abel t concentriſche Hauptregenbo⸗
gen, die! ein im ſuͤdlichen Theile des Hori⸗
zonts beruͤhrten; die Luft war dabey ganz ruhig,
und die See glatt wie ein Spiegel. Die Erklärung
welche Hr. St. hieruͤber verſucht, geht dahin, daß
er den einen Bogen für den gewoͤhnlichen hält, den
andern aber einer El der Sonne von
‚der See zuschreibt.
a7
er
— 134 —
Der Schwefelbrunnen Bir gi⸗
niens. 90
0 17134 Arsen 05 2
* 1
11 e. Meilen oberhalb de Sinbung des
uffes, und 67 oberhalb des Kan ha⸗
wa h/ befindet U Auen 5 Erde,
welche 5 6
ne ein 1 990 er 5
ken Strahle, ſteigt, daß de
Oeffnung d dadurch in el a
wird, als Aden ch e ‚nö unne
ein brennendes Licht bis ‚3
Pert, fo entzündet ſich 1955 ampf,
einer 18 Zoll dicken und e.
empor, die zuweilen in 20 M hi
iſt, zuweilen ebe, 3 Tage hinte g
brennt, un noch nicht e iſt eine
beware fa ſo ben ie
tem Wange an riecht gerade wie Steinkoh⸗
len. Zu, Zeiten ſammelt ſich i in dem Loche Waſſer,
welches überaus kalt iſt, und durch den. beſtandie ig
durch dasſelbe hinaufſteigenden e ee
x
waͤhrender Bewegung erhalten wird uͤndet
man den Dampf, ſo wird das Waſſer in kurzem
fo heiß, daß man⸗ die Hand ae darin leiden kann,
und verfieg Bi. ganz, 1 % l ee
Das Wunder des Euripus,
Mit dieſem Nahmen bezeichnet man die Meer; |
enge, die ſich zwi ſchen dem feſten Lande von Grie⸗
chenland auf der mene und der Juſel
Negro hüt die in alten Zeiten Euboa hieß,
befindet. ieſe Meerenge iſt an dem Orte, wo
die Feſtung von aste gropont liegt, ſo ſchmal,
daß kaum eine Galeere durchkommen kann. In
dieſem Gewaͤſſer verſpuͤrt man hauptſächlich eine
ganz wunderbare Bewegung, welche zu ergründen
die Alten und Neuern ſich um ſonſt bemuͤhet haben.
Binnen 18 oder 19 Tagen eines jeden Monaths
hält der Euripus ſeine Ordnung, wie die Be⸗
wohner der Inſel reden, das heißt, binnen 24
Stunden iſt zwey Mahl Ebbe und Fluth, wie in
dem Occan, aber die übrigen Tage halt er gar kei⸗
ne Ordnung, fo, daß in 24 Stunden eilf, zwoͤlf,
dreyzehn, ja bis vierzehn Mahl Ebbe und Fluth
iſt Noch mehr aber iſt zu bewundern, daß zwi⸗
ſchen der Zeit, da der Euripus ſteigt oder fallt,
eine kleine Weile vergeht, wo das Waſſer völlig
ruhig if, und ſtill zu ſtehen ſcheint, ſo, daß aller⸗
hand leichte Sachen, als Federn, Stroh ꝛc wenn
ſie der Wind nicht treibt, ohne Dewegung auf dem
N Waſſer liegen bleibe Zu anderer Zeit dagegen
iſt der Strom ſo reiſſend, daß er die größten
Schiffe wider den Wind, und wider alles Arbei⸗
ten der Matroſen fortfuͤhrt. Ariſtoteles fol
Jahre lang über die Urſachen dieſer wunderbaren
Erſcheinung nachgedacht haben, ohne ſie ergruͤn⸗
den zu koͤnnen, und ſich endlich aus Verzweiflung
über feine fehlgeſchlagene Bemuͤhung in das Waſ⸗
fer geſtuͤrzt haben, mit den Worten: weil ich dich
nicht begreifen kann, ſo begreiſe du mich.
/ „ 1 * g 1
Ceeuchtende Fluß krebſe.
Die Herren Thulis und Bernard ſaßen
einmahl im Junius um Mitternacht an den Ufern
eines Baches, der aus dem nach Trans laufen⸗
den Fluſſe kam, und entdeckten auf dem Grunde
desſelben kleine bewegliche Gegenſtaͤnde, die einen
betraͤchtlichen Glanz von ſich gaben. Sie glaub⸗
— 136 —
ter, daß der Glanz, den ſte von ſich gaben, weit
gefehlt einen Zuſtand von Schwäche zu verrathen,
vielmehr jene zur Befriedigung des Bedürfniffes.
der Natur erforderliche Lebhaftigkeit ankuͤndige,
und zwar um ſo viel ftärfer, da die Natur beyden
Geſchlechtern ein doppeltes Werkzeug zu ihrer Fort⸗
pflanzung geſchenkt hat. |
Gediegenes Eiſen in Erdbeeren.
Es iſt eine den Naturforſchern fehr bekannte
Sache, daß ſich in den Aſchen der Pflanzen ſehr vie⸗
#
Be RZ
le Theile finden, die der Magnet zieht, und die mit:
hin die Natur des Eiſens an ſich haben müſſen;
aber daß man dieſes Metall ohne Einaͤſcherung in
feiner. urſprünglichen metalliſchen Geſtalt in den
Pflanzen angetroffen habe, iſt eine Sache, die we:
niger hekannt iſt. Zwar hat man hin und wieder
nach Bechers Verſicherung, Goldkoͤrner in
Weinbeeren angetroffen, auch Goldfaͤden an den
Wurzeln des Getreides, Zinn und Bley im In⸗
nern der Pflanzen, Queckſilber im Holze und der=
gleichen; aber daß man auch Eiſen mitten im
ätzenden Safte einer Pflanzen finden werde, hat
man vielleicht nicht einmahl für moͤglich gehalten,
weil ſich kein Metall leichter als das Eiſen durch
bloße feuchte Luft, Saͤure und dergleichen zerlegen
laͤßt. Indeſſen iſt die Sache wahr, weil ſte ohne
alle Zweydeutigkeit geſehen worden iſt. |
Ein Naturfreund ſpeiſete im Junius 1781 auf
einem Landgute, am Wege nach Petershof,
nicht weit von Petersburg, bey ſeiner Schwe⸗
ſter, in Geſellſchaft mehrerer Gaͤſte. Gegen das
Ende der Mahlzeit ſetzte man unter andern Erfri—
ſchungen, auch eine Schale mit Erdbeeren auf. Er
aß, fo. wie alle uͤbrigen Gaͤſte, ohne im geringſten
an etwas zu denken; einer von der Geſellſchaft
aber machte ihn auf gewiſſe harte und ſchwarze
Körner aufmerkſam, die er in den genoſſenen Bee—
ren gefunden hatte, und er fand bald, daß derglei—
chen auch in den von ihm gegeſſenen vorhanden waͤ⸗
ren. Gleichwohl kounte er nicht denken, daß dieß
Eiſen ſey, nahm aber dennoch einige in Pa⸗
pier gewickelt mit nach Haufe, um naͤhere Verſu⸗
che damit anzuſtellen. Er brachte ſie an einen Mag⸗
neten, und es blieb ihm durch das Anziehen, das
er bemerkte, nicht der geringſte Zweifel uͤbrig, daß
ſie wahres gediegenes Eiſen ſepen. Es verdient
|
angemerkt zu werden, daß diejenige Perſon, wel⸗
che ihn darauf aufmerkſam gemacht hatte, und in
deren Aufrichtigkeit ſich nicht das geringſte Miß⸗
trauen ſetzen ließ, verſicherte, ſchon mehrmahls in
den auf dieſem Landgute genoſſenen Erdbeeren der⸗
gleichen Stuͤckchen Eiſen gefunden zu haben Die⸗
ſe Stuͤckchen waren von verſchiedener Geſtalt und
Größe, mehr oder weniger abgeplättet. Die
Schwaͤrze kam mit der, welche man an dem In⸗
nern der ſchmutzigen Eiſenminen bemerkt, ſehr
überein, nur daß fie viel matter war. i
Nach genauer Unterſuchung, mittelſt eines
Vergroßerungsglaſes ſchienen dieſe Körper abge⸗
brochene Theile von groͤßern Stücken Eiſen zu ſeyn,
ſo, daß man bey einiger Einbildung Zeichen eines
ordentlichen Bruchs an ihnen bemerken konnte.
Man magindeſſen annehmen was man will, naͤhur⸗
lich entweder, daß ſte als ſchon vorhandene Koͤr—
perchen in die Frucht gekommen, oder im Schooße
derſelben nach und nach erzeugt worden waͤren, ſo
iſt die Erſcheinung immer ſehr ſchwer zu erklaͤren.
Ihre abgeplattete Geſtalt ſcheint wirklich der Mei⸗
nung, daß fie erſt in der Frucht erzeugt worden waͤ⸗
ren, entgegen zu ſeyn. Gleichwohl ſcheint auf der
andern Seite die Erklaͤrung, daß fie mit den Saͤf⸗
ten durch den Staͤngel in die Frucht gekommen waͤ⸗
ren, noch weit groͤßern Schwierigkeiten unterwor⸗
fen zu ſeyn. Das ſonderbarſte iſt immer noch die⸗
ſes, daß ſo ſehr viele Erdbeeren aus dieſer Gegend
mit ſolchen Koͤrperchen verſehen waren, die ſich noch
ganz im Centrum derſelben befanden
Ein anderes Beyſpiel von gediegenem Eiſen,
das dieſer Beobachter anfuͤhrt, iſt vielleicht weni⸗
ger auffallend, aber doch nicht weniger bemerkens⸗
werth. In der Gegend der Ukräni ſchen Stadt
Baturin, finden ſich viele angenehme Erhöhuns
gen, die durch allerhand ausgewaſchene Gruben
unterbrochen werden. In dieſen Gruben findet
man hin und wieder weiße kugelfoͤrmige Maſſen
von Kalkstein, die außerhalb mit ſchwarzen Steiz
nen bezeichnet ſind, die ſich aber bloß auf der
Oberflache zeigen, und das Werk eines faͤrbenden,
mineraliſchen Weſens zu ſeyn ſcheinen. Ihre
Größe kommt ungefähr der von einer Nuß gleich,
fie ſind aber aͤußerſt muͤhſam aus einander zu ſchla⸗
gen, und je weiter man an den Kern koͤmmt, der
ſchiedener Dicke, einige davon find außerſt dunn.
ie Steinmaſſen kann man entweder als Ver—
wachſungen, oder als Verſteinerungen anſehen,
und ſie zu Karpoliten oder Alcyoniten machen,
dieß thut nichts zur Sache
Aber das, was Aufmerkſamkeit bey ihnen ver⸗
dient, beſteht darin, daß in einem zerſchlagenen
Exemplare derſelben ſich in zwey der vorgedachten
Zellen zwey kleine Stückchen Eiſen befanden, die
man ſogleich durch ihre Farbe und durch das An⸗
ziehen, das der Magnet bey ihnen bewirkte, dafür,
erkannte. Das eine hat genau die Geſtalt der
Hoͤhlung, worin es lag, und war nicht viel groͤ⸗
Ber, als ber Kopf einer großen Stecknadel.
Der Erdfall im Vicentiner Ge⸗
an an Kr biethe. 1 | Ne Ä
END: N
an 1751
be Am g. Nov. 1789 vernahm man zu Nec o a⸗
ro, welches 25 Italianiſche Meilen von Vice n⸗
za elitferut und durch fein mineraliſches Waſſer
— 106 —
bekannt iſt, ein dem Donner aͤhnliches Getsſe, wel⸗
ches man auf 30 Meilen weit hoͤren konnte. Hier⸗
auf zertheilte ſich das Gebirge umher gegen ſeinen
iedergang mehr als 2 Meilen weit im Umkreiſe.
Eine von den hierdurch entſtandenen Oeffnungen
erſtreckte ſich über 1000 Klafter weit in krummer
Linie. Auch hat man bemerkt, daß der Berg eine
große Veraͤnderung an ſeinem Gipfel erlitten hat,
indem die verſchiedenen Spitzen, die ihn aus mach⸗
ten und die ſich ſenkrecht erhuben, verſchwunden
ſind, und verſchiedene von anderer Geſtalt ſich mehr
nach dem Thale geneigt haben, welche bald neue
Verwüſtungen erwarten ließen. Das Bett des
Agno, welcher Fluß hier ein Thal eroͤffnet, wel⸗
ches die einzige Ebne in dieſen Gegenden iſt, hat
ſich erweitert und hin und wieder um 40 Fuß erhoͤ⸗
het. An einigen Orten geht dieſe Erweiterung am
Fuße der zur Seite ſtehenden Berge fort. Auch
noch ein anderer Strom, der Notolo, hat das
Seinige beygetragen, dieſe Verwüſtung zu ver—
mehren. Man bemerkt im offnen Bette des Fluß
ſes Staͤmme von ſehr großen Bäumen, die, wie
man vermuthet, von der Pinus picea L. und vor
vielen Jahrhunderten bey ähnlichen Revolutionen
darin begraben worden ſind. en,
Calabrien im Jahre 1783.
Das wunderbare und ſchauderhafte Erdbeben
vom 5. Februar 1783, das in Calabrien und |
Meſſina, unter donnerndem Einſturze überall
Tod und Verwuͤſtung verbreitete, dußerte feine
roͤßte Gewalt von dem Fuße desjenigen Theil der
Kpenniniſchen Gebirge an, welche unter dem Nah⸗
men Monte Dejo, Monte Sacro, und
Monte Coulo ne bekannt ſind, bis ä
— 161 =
ans Thyrrheniſche Meer. In Sicilien
wuͤthete es am meiſten in der Gegend um Meſ⸗
ſin a. Es dauerte den ganzen Februar durch, bis
zu Ende des Maͤrz, und brachte während dieſer
Zeit Sicilien und Calabrien mehr als
- hundert Stöße bey, die zuweilen fo fuͤrchterlich wa⸗
ren, daß ſie Spitzen von Bergen niederwarfen, und
Boote auf dem Meere merklich in die Hoͤhe ſtießen.
Dieſe Stoͤße fingen miteiner horizontalen oder
ſchwankenden Bewegung an, endigten mit einer
wirbelmäßigen, und kamen alle mit einem rum⸗
pelndenGGetoͤſe von Weſten. Alſo von der Seite, wo
der Aetna lag; ein Zeichen, daß das unterirdi⸗
ſche Feuer des Aetna hier mit im Spiele war.
Jedermann wollte bemerkt haben, daß die Wolken
kurz vor dem Stoße faſt unbeweglich ſchienen, und
daß unmittelbar nach einem heftigen Platzregen ſo⸗
gleich ein Stoß erfolgte. Hamilton unter⸗
redete ſich mit vielen, die die Heftigkeit einiger die⸗
ſer Stoͤße zu Boden geworfen hatte, und verſchie⸗
dene Bauern auf dem Lande erzaͤhlten ihm, die Be⸗
wegung der Erde ſey ſo heftig geweſen, daß die
hoͤchſten Baume, gleich ſchwanken Ruthen, mit
ihren Gipfeln bald rechts bald links die Erde be⸗
ruͤhrt haͤtten. Pferde und Ochſen hätten während
eines Stoßes ihre Beine weit aus einander ge⸗
ſtreckt, unr augenſcheinlich Zeichen von ſich gege⸗
ben, daß ſie die Ankunft eines Stoßes vorher merk⸗
ten. Ich ſelbſt, ſpricht er, bemerkte, daß in den
Gegenden, die von dem Erdbeben am meiſten ge⸗
litten haben, das Geſchrey eines Eſels, das Wie⸗
hern eines Pferdes, oder das Gekakel einer Gans,
die Leute immer aus ihren Baraken trieb, und fie
veranlaßte, nach dieſer thieriſchen Prophezeyung,
in Erwartung eines Stoßes, Paternoſter und Ave
Maria zu bethen. 22 |
IV. Theil. 9
— 162 —
Mannigfaltig und wunderbar ſind die Ver⸗
heerungen, die dieſes Erdbeben gemacht hat. Gro⸗
ße Riſſe entſtanden, Berge wurden niedriger oder
wohl gar dem ebenen Boden gleich. Ebenen wur⸗
den zerriſſen, und Heerſtraßen wurden verwuͤſtet
und unbrauchbar zum Keifen gemacht. Hohe Ber⸗
ge zerplatzten, und einige Theile von ihnen wurden
e weit in die Ferne verſetzt. Thaͤler wur⸗
en durch ihre eigenen Berge gefüllt. Fluͤſſe aͤn⸗
derten ihren Lauf. Quellen verſchwanden, und
Quellen brachen an trocknen Orten ploͤtzlich hervor.
Sonderbar uͤber alle Maßen war die Er⸗
ſcheinung, die ſich bey Laureana im jenſeitigen
Calabrien zutrug. Die Oberfläche, worauf
zwey Pachtguͤter mit großen Baͤumen umgeben
ſtanden, wurde durch das Erdbeben losgeriſſen,
und bis auf eine Italiaͤniſche Meile von ihrer erſten
Lage verſetzt. Die Baͤume ſtanden nach dieſer ſchnel⸗
len und erſchuͤtternden Reife noch aufrecht und une
verſehrt. Aber an dem Platze, von wo dieſe Oberflaͤ⸗
che abgeriſſen war, ſprang heißes Waſſer, mit ei⸗
ſenartigem Sande vermiſcht, zu einer anſehnli⸗
chen Hoͤhe empor. b
Von der Stadt Amantea, an der Kuͤſte
des Tyrrheniſchen Meeres, im diesſei⸗
tigen Calabrien, längs der weſtlichen Kuͤſte,
bis nach dem Vorgebirge Spartivento, im
jenfeitigen Calabrien, und von da, an der
oͤſtlichen Kuͤſte hinauf bis nach dem Vorgebir⸗
ge Alice, iſt keine Stadt und kein Dorf, das
nicht beſchaͤdigt oder verwuͤſtet worden waͤre. Und
die Zahl der Dörfer, keines unter hundert Men⸗
ſchen ſtark, belief ſich auf vier hundert.
Zu Bagnara belief ſich die Anzahl der
Todten auf 3017. Radieina und Palmi
rechneten ihren Verluſt auf 3000. Nach der An⸗
*
— 163 —
gabe des Staatsſekretariats zu Neapel, und
nach Hamiltons Ueberſchlag, belief ſich die
Zahl aller Verungluͤckten auf 4oooo. Zu Seyl⸗
la flürmte das Meer anderthalb Stunden Wes
ges ins Land hinein, und ſchwemmte 24/3 Ein⸗
wohner nebſt ihrem Prinzen von der Kuͤſte hin⸗
weg. \
Drey Meilen von der Stadt Oppido,
wurde eine Anhoͤhe, etwa drittehalb hundert Eh—
len hoch und 6 oder 700 Ehlen im Umfange,
auf 2 Stunden von dem Flecke, wo fie lag,
verſetzt. Die Anhoͤhe, worauf Oppido lag,
wurde zerriſſen, die Ruinen erfuͤllten das Staͤdt⸗
chen, und hemmten den Lauf zweyer Fluͤſſe. Es
entſtanden daſelbſt 2 Seen.
Meſſina iſt groͤßten Theils durch den
Stoß am 5. Febr. verwuͤſtet, und die Kay am
Hafen ſo geſunken, daß ſie an einigen Stellen
faſt eine Ehle unter dem Waſſer ſteht. Das
Erdbeben hat ſich ſogar unter dem Meere weg
bis auf die Inſel Lipari erſtreckt. .
In den mehreſten Gegenden, wo das Erd⸗
beben gewuͤthet hat, wohnten die Einwohner
theils aus Noth, theils zur Sicherheit, ſeitdem
in Baraken, von der Geſtalt unſerer Jahrmarkts-
buden. Dieſe Baraken geben den Erdſtoͤßen
nach, und ſinken deßwegen nicht fo leicht dar⸗
nieder. Ganze Oerter wohnten, da Hamil⸗
ton zugegen war, in ſolchen Baraken, und trie⸗
ben darin ſogar Handel und Wandel. Selbſt
die Adelichen haben bey ihren Schloͤſſern ihre
Barake, in die ſie eilen, ſo bald ſich das ge⸗
ringſte Anzeichen eines Erdbebens merken laͤßt.
Dieſe breternen Hütten find oft prächtig aus⸗
geziert, und Hamilton wurde in einer her⸗
zoglichen Barake praͤchtig bewirthet.
L 2
— 164 —
Wie lange ein Thier unter den Trümmern
begraben ſeyn kann, und ohne Eſſen zu leben
rn will ich doch bey diefer Gelegenheit ein⸗
alten. 10 \ | | M
Zwey fette Schweine wurden zu Soria⸗
no nach 42 Tagen lebendig unter den Truͤm⸗
mern hervorgebracht. Sie waren mager und
ſchwach, erhohlten ſich aber bald wieder.
Vor Roſarno, am Fluſſe Mamella,
zeigte man Hamilton auf einer moraſtigen
Ebene kleine Locher, aus welchen, wie man er⸗
zahlte, während des Stoßes am 3. Februar,
Waſſer zu einer anſehnlichen Hoͤhe geſprungen
war. Jetzt waren die Loͤcher, ſo wie der gan⸗
ze Boden mit Sand bedeckt. Ein Bauer, der
eben zugegen geweſen, und mit dem ausgemwor-
fenen Waſſer und Sande beſchuͤttet worden war,
verſicherte, daß vor dieſer Erſcheinung der Fluß
auf einige Zeit trocken geweſen ſey, aber bald
ſey das Waſſer wieder zuruͤckgekommen, und
uͤber das Ufer getreten. Die naͤhmliche Erſchei⸗
nung hatte ſich bey allen Fluͤſſen in der Ebene
während dieſes fuͤrchterlichen Stoßes zugetra⸗
gen. Hamilton erklart dieß alſo: 10655
„Der erſte Stoß kam, nach einſtimmiger
Erzaͤhlung, von unten aufwaͤrts. Da hierdurch
die Oberflaͤche der Erde ploͤtzlich in die Höhe
geworfen ward, ſo mußten die Fluͤſſe, welche
nicht tief ſind, natuͤrlicher Weiſe verſchwinden,
und als hernach die Erde mit Gewalt ihre vo—
rige Lage wieder einnahm, fo mußten diefelben
ſich wieder einſtellen, und traten aus ihren Ufern,
da zu gleicher Zeit, durch die ſchnelle Nieder⸗
druͤckung des moraſtigen Bodens, das unter deſ—
fen Oberflache verborgene Waſſer auf eine eben
ſo naturliche Art herausgetrieben ward. Auch
— —
\ — 163 —
Dünn 4
Jia Nin
Ni IB | . 45 ! 810 pm N 111 \
) Scheint dem Leſer diefe Erklarung nicht na⸗
tuͤrlich genug, ſo mag man dafür annehmen,
daß bey dem Stoße von unten herauf die Er⸗
de l 1 wurde, daß Flußbett Spalten be⸗
x 75 id das Waſſer verſchlang. Kaum war
der Stoß vorbey; ſo ſetzte ſich die Erde wie⸗
de, die Spalten thaten ſich zu, und preßten
das Waſſer ſchnell ins Flußbett zuruͤck, wo es
dann Ueberſchwemmung anrichtete, weil es ſo
kraͤftig zurüdgepreßt wurde, und weil das nach⸗
kommende Waſſer des Fluſſes den Druck und
das Uebermaß des Waſſers vermehren half.
7
— 166 —
desgefahr den Trieb zur Selbſterhaltung uͤber⸗
wiegt. 11
Daß in der Gegend von Laureana zwey
Pachthoͤfe mit allen Baͤumen verſetzt wurden,
erklaͤrt Hamilton, nachdem er die Sache
ſelbſt in Augenſchein genommen hatte, alſo:
Unter der Oberflaͤche, worauf die Pachthoͤfe la⸗
gen, hatten einige Baͤche, die er noch ſah, die
Erde locker gewuͤhlt. Durch das Erdbeben war
ren in den benachbarten Thonbergen einige Waſ⸗
ſerbehaͤlter losgebrochen, hatten ſich unter die
lockergewühlte Oberflaͤche der Pachthoͤfe ergoſ—
ſen, ſie in die Hoͤhe gehoben, und eine halbe
Stunde weit mit allen darauf ruhenden Baͤun⸗
men ins Thal fortgeführt. 1... t.
Noch ſah er einige Riſſe, die nicht uͤber ei⸗
nen Fuß breit waren, aber dennoch waͤhrend des
Erdbebens ſich geoͤffnet, und einen Ochſen nebſt
hundert Ziegen verſchlungen hatten |
Durch einen ſchoͤnen Dlivenwald kam Ha⸗
milton nach Caſal Nuova, wo man ihm
den Fleck zeigte, auf welchem der Pallaſt ſeiner
Freundinn, der Prinzeſſinn Gerace Gri⸗
mald i geſtanden hatte. e
Am zien Februar brach naͤhmlich ploͤtzlich
der mächtige Erdſtoß von unten herauf. Die
Haͤuſer hoben ſich empor, und die Prinzeſſinn
nebſt 4000 Unterthanen verſank in den Abgrund.
Nur einige Trummer von Mauern und Haͤu⸗
ſern blieben zuruͤck. Ein einziger Einwohner
von Caſal Nuova ſah die Schreckensſcene
von einem Berge mit an. Kaum fuͤhlte er den
ungeheuern Stoß, ſo kehrte er ſich gegen die
kadt, ſah eine dichte Wolke von Truͤmmern
und Staub, aber die Stadt nie wieder. Wahr⸗
ſcheinlicher Weiſe brachen hier die unterirdiſchen
— 167 —
elaſtiſchen Dünfte durch, und die Stadt ver⸗
ſank in den Schlund, den fie riſſen. — Ges
wiß eine der ſchaudervollſten Scenen, die man
je erlebt hat! 115 i
Ein Knabe ſchlaͤft 12 Tage und 12
| Nächte,
Der zjaͤhrige Knabe des Webers Gill⸗
man zu Horsley in Gloceſterſhire
ging friſch und munter zu Bette. Fruͤh, als er
noch ſchlief, bemerkte man, daß er, obgleich von
Natur zum Fettwerden geneigt, ſehr eingefal⸗
len war. Er ſchlief ohne Unterlaß 12 Tage und
12 Naͤchte nach einander, waͤhrend welcher Zeit
man ihn bloß durch dünne Brühe am Leben er⸗
hielt, die ihm theeloͤffelweiſe mit vieler Muͤ .
he eingeflößt wurde. Die ganze Zeit über nahm
er zuſehends ab. Als er erwachte, wußte er
nicht, was mit ihm vorgegangen war, und konn⸗
te auch im geringſten ſeinen vorherigen Zuſtand
nicht ſchildern: er war hierauf zwar ſchwaͤch⸗
5 oa aber doch nach und nach wieder ganz
geſund. | 5
Die Thierblume.
Wenn irgend ein Inſect durch ſeine Bildung
den Uebergang vom Thier⸗ zum Pflanzenreiche
machen kann, ſo iſt es unſtreitig die gefiederte
Seeanemone Sie gleicht in der That, zu⸗
mahl in einiger Entfernung, vollkommen einer
aufgebluͤhten Blume, deren Stiel in einem Fel⸗
ſen ſteckt. Die an einigen Exemplaren einfoͤr⸗
mige, meiſt aber bunte Farbe, traͤgt ebenfalls
viel zu dieſer Taͤuſchung bey: auch wenn man
ſie etwas mehr in der Naͤhe betrachtet, wird
man ſeinen Irrthum nicht ſogleich gewahr. Es
iſt auch in der That jedem zu verzeihen, ein Ge⸗
ſchoͤpf für eine Pflanze anzuſehen, das auf den
erſten Blick eine regelmäßige Anordnung von
36 Blumenblaͤttern zeigt, welche eine Kofe bil⸗
den, durch eine Art von Nagel vereinigt ſind,
und auf einem geſtrahlten Schafte ſitzen, aus
deſſen Mitte zwey laͤngliche Zaͤpfchen, welche das
Anſehen eines gedoppelten Staubweges haben,
hervorgehen. Indeſſen, wenn man die Seeane⸗
mone etwas aufmerkſamer, und beſonders mit
einem Vergroͤßerungsglaſe betrachtet, ſo ver⸗
ſchwindet auf ein Mahl das ganze Blendwerk;
die vermeintlichen Blumenblaͤtter verwandeln ſich
in Federn, oder wenigſtens in Arme, die ganz
das Anſehen von Federn haben, indem die in
ihrer Mitte durchgehende Rippe mit einem ſehr
dichten Barte oder einer Fahne beſetzt iſt; aus
dem doppelten Staubwege wird ein Organ, das
die vom Meere gelieferten Nahrungsmittel ein⸗
zunehmen, und klein zu machen im Stande iſt;
der Schaft verwandelt ſich auf aͤhnliche Weiſe
in den Rumpf oder Leib des Thieres; ſelbſt der
Theil endlich, welcher im Felſen ſteckt, kann als
die Bafıs desſelben angeſehen werden, und die |
Stelle feiner Füße vertreten.
Es findet ſich aber dieſe Thierblume auf
den Felſen, die unter dem Nahmen Ei ſen ku⸗
fte (cöte de fer) bekannt find, jedoch nur an
den Stellen, die beſtaͤndig von der See benetzt
werden, und doch eben nicht ſonderlich der Wuth
der Wellen ausgeſetzt ſind. Sie ſcheint mit ih⸗
rem Fuße in den kleinen Hoͤhlen und Ritzen,
womit die in St. Domingo ſo genannten
i * 169 =)
Ravetfelſen (roches à ravets) durchloͤchert
ſind, feſt zu ſitzen. Dieſe Hoͤhlungen dienen ihr
auch ohne Zweifel zu einem Schlupfwinkel, wo
hinein ſie ſich verkriechen kann, wenn ſte von ei⸗
ner Gefahr bedroht wird. Es gibt an den Kuͤ⸗
ſten von St. Domingo dergleichen Hoͤhlun⸗
gen, die faſt ganz damit tapeziett und emaillirt
ſind. Dieß Geſchoͤpf verandert allem Anſehen
nach ſeine ihm einmahl angewieſene Stelle ſo
wenig, als gewiſſe Gallinſecten, die auch von
der Natur mit aller Nothdurft verſehen werden,
ohne daß ſie noͤthig haben, dieſelbe in der Fer⸗
ne zu ſuchen. Jede neue an die Kuͤſte ſchlagen⸗
de Welle führt ihm gleichſam die, ihm fuͤr die⸗
ſen Augenblick noͤthige Nahrung zu, und man
bemerkt ganz deutlich, daß ſich die Sceanemone
alle Mahl oͤffnet, wenn die Welle kommt, .
ſte gleich beſtaͤndig mit Waſſer bedeckt iſt; ſie
ſcheint ordentlich die Arme nach dem Tribut aus⸗
zuſtrecken, den ihr das Meer bezahlt. Es iſt
alſo wahrſcheinlich, daß dieſe Ausbreitung der
Blumenblaͤtter und ihrer Anhaͤngſel keine aus
dere Abſicht hat, als die Inſecten oder andere
von der See herbey geführten und mit den Au⸗
gen nicht zu bemerkenden Körper in ihrem Lau-
fe aufzuhalten, wenn im Gegentheile die Fluth
wieder zuruͤck geht, ſo bemerkt man eine kleine
Zuſammenziehung in den Armen, und die Fah⸗
nen derſelben kommen in eine hangende Lage,
bis die Wiederkehr derſelben eine neue Span⸗
nung und Ausbreitung bey ihnen veranlaßt.
Bey näherer Betrachtung der Seeanemone
und Vergleichung derſelben mit Waſſer⸗ und Land⸗
thieren muß man ſich allerdings wundern, daß man
fie aller aͤußerlichen Theile, die ſonſt zum Range
eines belebten und beſeelten Geſchoͤpfs erheben, bes
— 170 —
raubt findet Es iſt in der That nicht moͤglich, an
ihrem Baue etwas aufzufinden, das Kopf, Augen,
Beine oder Füße vorſtellen koͤnnte; indeſſen braucht
man doch der Einbildung nicht gar zu viele Ge⸗
walt anzuthun, um in den Stielen und Federn,
Arme; in den fleiſchigen Auswuͤchſen, Schnaut⸗
zen und Freßzangen; und in dem effilirten Schaf⸗
te eine Art Leib zu erblicken; hat man doch in
neuern Zeiten ſo manches andere Seegeſchoͤpf, das
vorher unter den Pflanzen ſtand, mit zu den Thie⸗
ren gerechnet, z. B. die Seewuͤrſte, Galeeren,
Holothurien oder Seeblaſen, welche in der That
wegen Mangel an freyer und willkuͤrlicher Bewe—
gung noch weit weniger Animalitaͤt zeigen, als die
Seeanemone. „
Die gefiederten Seeanemonen find an. gewif-
fen Stellen der oben erwähnten Felſen gar nicht
ſelten, man findet fie daſelbſt von allen Farben
und von ſehr verſchiedener Groͤße, naͤhmlich vom
Durchmeſſer eines Laubthalers, bis zu dem eines
Haͤllers. Ob nun gleich die Seeanemone kein
zum Sehen beſtimmtes Organ an ſich zu haben
ſcheint, ſo bemerkt man doch, daß das Thier gleich
jede ihm drohende Gefahr, auch ſchon in einiger
Entfernung wahrnimmt. Man darf ihm nur eine
kleine Ruthe, oder ein Staͤbchen entgegen halten,
ſo zieht es ſich augenblicklich zuſammen; die
ſaͤmmtlichen Arme kruͤmmen ſich fo zu fagen in fi
ſelbſt hinein, ohne Zweifel, um ſich vor der be⸗
fürchteten Verletzung zu fhügen. Dieſe Einfrüns
mung iſt noch merklicher, wenn man das Thier
wirklich beruͤhrt, denn nun bleibt es nicht bloß
beym Zuſammenziehen, ſondern das ganze Thier
ſteckt ſich hinunter in die Kluft, zwiſchen der es vor⸗
her geſtanden hatte, und verſchwindet gaͤnzlich,
bleibt auch ſo lange in dieſer Verborgenheit, als
-
das Geraͤuſch oder die Gefahr dauert. Sollte man
alſo nicht verſucht werden zu glauben, daß, wenn
das Thier wirklich keine Augen hat, alsdann das
auf gewiſſe Art erſchuͤtterte oder bewegte Waſſer
ihm durchs Gefuͤhl irgend eine Empfindung von be⸗
vorſtehender 1 7 7 mittheile? So viel iſt wenig⸗
ſtens gewiß, daß man es nur mit der groͤßten
Schwierigkeit uͤberraſchen kann, wenn man auch
noch ſo vorſichtig dabey zu Werke geht; und die
bequemſte Art, ſeiner ganz habhaft zu werden,
beſteht darin, daß man den Felſen, worin es ftedt,
in Stücken ſchlaͤgt, welches auch ſehr leicht an—
geht, da er von kalkigem Stoffe, und das Werk
der Seepolypen iſt. N .
Nach dem hier angefuͤhrten laͤßt ſichnun kaum
die Animalitaͤt dieſes Geſchoͤpfs noch in Zweifel
ziehen; aber freylich ſind wenigſtens ſeine aͤußerli⸗
chen thieriſchen Verrichtungen ſo eingeſchraͤnkt,
daß nichts als Ausbreiten und Zuſammenziehen
der Arme, allmaͤhliche Entwickelung und Wachs—
thum des Körpers dafür übrig bleibt; es fraͤgt ſich
2
hier, ob es eines gewiſſen Inſtinkts beduͤrfe, um
dieſe Bewegungen nach ſich ereignenden Umſtaͤnden
vornehmen zu koͤnnen; etwa ſo, wie man ihn der
Auſter zum Oeffnenſ und Schließen ihrer Schale
ehe Es ſcheint dieß wirklich der Fall zu ſeyn.
Wenn man ein ſolches Geſchoͤyf in ſuͤßes oder
auch nur halb geſalzenes Waſſer ſetzt, ſo bemerkt
man ſogleich deutlich ein gewiſſes Uebelbefinden
des ſelben, indem es die Fahnen ſeiner Arme haͤn⸗
gen laͤßt und keine Roſe mehr damit bildet. Nimmt
man ihm gar alles Waſſer, ſo vereinigen ſich jene
Federn in einzelne Partien, und nehmen in der
Folge die Geſtalt einer Glockenblume an, deren
Blumenblaͤtter ſich oben eingekruͤmmt haben, und,
— 172 —
es waͤhrt nicht lange, ſo verwelken fie gar und das
Thier ſtirbt.
| Merkwürdig iſt es, daß es der Serahtintärte
nicht tödtlich if, wenn man unterhalb der Blume
ihren Schaft quer durchſchneidet; indeſſen nimmt
man doch alsbald wahr, daß ſie ſehr von dieſem
Schnitte leidet, und daß ſie nie wieder die vorige
Leg ah eben eie nt 1 0 u
unterndiſce Söbten want e
U a! 0 * 1
An an 4
In ber Nachbarſchaft der Stadt Te 0 ret ci 1
lade Camaros befinden ſich verſchiedene un⸗
terirdiſche Höhlen, die als ein Werk der Natur,
ohne der Beyhuͤlke der Kunſt, entſtanden zu ſeyn
ſcheinen. Man hatte ſie theils aus Aberglauben,
theils aus Furcht ſich darin zu verirren, bis jetzt
nicht unterſucht. Die Ehre, es zuerſt gewagt zu
haben, auch hier das innere der Erde zu durchfor⸗
ſchen, gebuͤhrt dem beruͤhmten Architekten O.
Otet j a. Er brachte einige Nachmittage mit Un⸗
terſuchung dieſer Hoͤhlen zu, und gab von ihrer
innern Beſchaffenheit folgende Nachricht.
„Um die Mitte des Huͤgels, und zwar —
der abhängigen Seite hin befinden ſich 4 Oeffnun⸗
gen, wovon die breiteſte i in einen Gang fuͤhret, der
wegen der Abgründe für den Forſcher aͤußerſt ber
ſchwerlich und gefaͤhrlich iſt. Als ich an das Ende
dieſes Ganges kam, fand ich eine ſehr weite Grot⸗
te, die durch eine Art Pfeiler getheilt, und von
ſolcher Groͤße war, daß ſte zum wenigſten eine
Herde von tauſend Stuͤck Vieh aller Arten in ſich
faſſen konnte. Das Licht, das durch eine andere
Oeffnung eindrang, machte, daß man den ganzen
— 173 —
Umfang deutlich überſehen konnte. Ein anderer
Gang zwiſchen Klippen und ſchwarzem Marmor
fiel mir gleich in die Augen; er war aber von allen
Seiten ſo mit ſpitzigen Steinen umſetzt, daß ich
nur mit der aͤußerſten Muͤhe und Beſchwerde darin
fortkommen konnte. Ich gelangte dadurch zu ei⸗
ner andern Hoͤhle von noch groͤßerm Umfange, die
etwa auf 100 Yards weit erleuchtet war, Die Geis
ten find hier mit allerley Geſtalten uͤberdeckt, die
verſchiedene Gegenſtaͤnde vorſtellen, ſo, daß ſich
Furcht und Einbildung hier alles nach Gefallen bile
den und ſchaffen kann. Ich ſelbſt glaubte einen
Mönch und einen Kopf von Rieſengröße zu ſehen.
— Der Umfang dieſer Höhle iſt ſo groß, daß, wenn
man gleich mehrere Fackeln in der Mitte derſelben
zugleich anzuͤndet, fie doch nicht vermoͤgend find,
weder die Seiten noch die Dede ſichtbar zu ma⸗
chen. Eine dritte Höhle iſt noch groͤßer; fie hat
beynahe eine halbe Meile in der Lange, und ihre
Wände find durchaus mit Verſteinerungen uͤber⸗
deckt. Der Grund ſcheint hier und da mit Kryſtall
belegt zu ſeyn. An mehreren Orten ſtehen viele
Pfeiler von einigen Ehlen im Durchmeſſer und 30
Fuß hoch. Dieſe haben ihre Entſtehung dem Waſ—
fer zu danken, das durch das Gewölbe eindringt,
und ſich durch die Laͤnge der Zeit kryſtalliſirt. Die
Natur hat in dieſer Hoͤhle auf ſehr verſchiedene Art
gewirkt. Einige Kryſtalliſationen ſtellen ehr ger
nau Früchte und andere Dinge vor, und zwar alle
ſo getreu, daß man ſie anfuͤhlen muß, um hinter
die Taͤuſchung zu kommen. Die Luft iſt hier ſehr
| N hat nicht das mindeſte Unannehmliche
j eh 0 } A ER
- 114 -
Wirbelwind von Lespinaſſe.
Dieſes fuͤrchterliche Phaͤnomen ereignete ſich
nahe bey dem Dorfe Leue, unweit der Stadt
Carcaſſonne. Etwa 6 Tage vorher war ein
ſtarkes Nordlicht, worauf heftige Stürme und
taglich Gewitter mit Hagel folgten, die bis zu dem
Tage, da ſich das Phaͤnomen zeigte, anhielten.
Es nahm feinen Anfang Abends um 5 Uhr, in Ge⸗
ſtalt einer dicken ſchwarzen Wolke, die dicht an der
Erde hinſtrich. Alles, was fie berührte, wurde
erſchuͤttert, die Fruchtgarben auf dem Felde in die
Hoͤhe gezogen, die groͤßten Baͤume zerbrochen,
mehrere aus der Erde gedreht und von dem Wir⸗
bel aufgehoben, und ganze Saaten von Steinen,
deren mehrere bis 6 Pfund ſchwer waren, herum—
geſchlaͤudert. Alle dieſe Erſcheinungen wurden von
einem fuͤrchterlichen Krachen und Gepraſſel beglei⸗
tet. In dem Dorfe wurden allein go Dacer
abgehoben, und vieles Mauerwerk umgeſtuͤrzt und
zum Theile mit fortgeführt. Diegrößte Gewalt
übte dieſer Sturm an dem bey dem Dorfe liegen»
den Schloſſe aus. Die Oaͤcher, Mauern, Thuͤ⸗
ren, Fenſter und Fenſterladen an dieſem Gebaͤu⸗
de waren neu und alles feſt. Die Fußböden in
den Zimmern wurden aufgehoben; in einem ein⸗
zigen Zimmer geſchah dieß bloß in der Mitte
desſelben, ſo, daß die an den Seiten ſtehenden
Meubles, und ſogar das Porzellan unbeſchaͤdigt
blieben. In einem andern Zimmer, wo ein Spie⸗
gel über dem Kamine bloß angelehnt ſtand, wur⸗
de der Rahm dieſes Spiegels zerſchmettert, ohne
die Glastafel zu zerbrechen, noch von der Stelle
zu werfen. An den Stuͤcken der Fenſtervorhaͤnge,
die in den Splittern der Fenſterladen hängen blie⸗
ben, war keine Spur einer Verſengung zu finden,
obgleich viele Beobachter ein beſtaͤndiges Brennen
in dem Wirbel wollten bemerkt haben. Die jteis
nernen Fenſtergewaͤnde waren losgebrochen, 20 bis
25 Betten waren unter einander geworfen, und
die Meubles von allerley Art uͤber einander ge⸗
wälzt und zerſchmettert. Vor und nach dieſer
fuͤrchterlichen Erſcheinung war kein Regen gefal—
len. Man weiß nicht, auf welche Art dieſer
Sturm in das innere des Gebaͤudes gekommen
iſt, da alle Thuͤren und Fenſter zu der Zeit noch
verſchloſſen waren, und er ſchon eine große Vers
wuͤſtung innerlich angerichtet hatte Doch wurde
das Dach bey der Annäherung ſogleich herun⸗
ter geworfen. f |
ERS Mofetten.
Was man in Italien Mofette nennt,
iſt ein aus der Erde ſteigender giftiger Dunſt, der
ſich weder dem Auge, noch durch einen merk—
lichen Grad von Waͤrme und Kaͤlte, noch durch
einen uͤbeln Geruch, wie die uͤbrigen mephitiſchen
Dämpfe verräth, aber jedes lebendige Geſchoͤpf,
das in ſeinen Wirkungskreis kommt, ſogleich zu
Boden wirft und erſtickt, und jede Fackel, die er
beruͤhrt, im Augenblicke ausloͤſcht. Zwar gibt es
noch andere gefährliche Dünfte, die eben wie Mo⸗
fetten die Eigenſchaft haben, alles was Athem
hohlt, zu erſticken, und brennende Flammen aus⸗
zuloͤſchen; z. B. die Dünfte aus gaͤhrendem Weine
oder Biere, oder andern aufbrauſenden Vermi⸗
ſchungen, ferner aufſteigende Dämpfe von gluͤhen⸗
den Kohlen und brennendem Schwefel; aber die⸗
ſe ſind nicht unter dem Nahmen Mofetten be⸗
griffen, weil ſie durch ihre Sichtbarkeit, oder durch |
—
den Geruch fih von den Mofetten unterſchei⸗
den. Dieſe ſind Duͤnſte, welche ſich in vulcani⸗
ſchen Gegenden in unſichtbarer Geſtalt, meiſt aus
alten Lavaſchichten entwickeln, fortſtreichen,
und bald wieder verſchwinden. So bald ſie weg⸗
geflogen ſind, iſt die Stelle, wo ſie entſtanden oder
über wegzogen, wieder eben ſo ſicher als zuvor.
Zuweilen werfen fie den Arbeiter, welcher den Bo⸗
den graͤbt, ploͤtzlich ſinnlos über den Haufen, und
er bleibt todt aͤuf dem Platze, wenn man ihm
nicht zu Hülfe kommt. Am haͤufigſten bemerkt
man ſie bey einem Ausbruche des Veſuvs.
Kurz vor dem Ausbruche im Jahre 1767,
drang ein folder Dunſt in des Königs Kapelle zu
Portici. Ein Bedienter, der eben die Thür
dieſer Kapelle aufmachte, fiel betaͤubt auf die Er⸗
de. Ein anderes Mahl, als der König im Walde,
nahe am Pallaſte jagte, fiel ein Hund nieder, und
zwar, wie man muthmaßte, in einem Anfalle von
Krankheit. Ein Knabe, welcher hinlief, denſel—
ben aufzuheben, ſank ebenfalls dahin, Einer von
den Anweſenden vermuthete endlich, daß dieſer
Zufall don einer Mofette herruͤhren moͤchte; zog
daher den Hund und den Knaben augenblicklich
von dem Platze, wo fie lagen, hinweg, und da
fuͤhlte er ſelbſt den Ounſt; doch erhohlten ſich der
Knabe und der Hund hald wieder. Ri
Nichts warnt den unbeſorgten Wanderer vor
der Gefahr einer ſolchen auf ihn treffenden Mo⸗
fette, als die Wahrnehmung der Landleute,
daß die Mofette, wo ſie hinzieht, die Spitzen
der Kraͤuter auf eine beſondere Art in Bewegung
ſetzt, welches man beſonders in der Naͤhe der
Oeffnung bemerkt, aus welcher die Mofette
berausfaͤhrt. Auch ſchließt man ihren Gang dar⸗
aus,
—
/
aus, wenn die Kräuter ein welkes, niedergefalles
nes Anſehen haben, oder wenn man auf einem
Striche Voͤgel, Eidechſen und andere Thiere todt
liegen ſieht. | |
Wenn man bey hellem Tage und etwas Son⸗
nenſchein die Oberflaͤche eines Brunnens beſchaut,
worauf ſich eine Mofette gelagert hat; (denn
nicht alle Brunnen dieſer Gegend ſind dieſem
Uebel ausgeſetzt) ſo ſieht man die Mofette in
Geſtalt eines feinen Nebels, oder vielmehr eines
durchſichtigen, zitternden Dunſtes, der demjeni⸗
gen gleicht, den man gegen den Sonnenſchein
uͤber glühenden Kohlen oder über heißen Oefen
zittern ſieht. Dieſer Dunſt entſtand in den mei⸗
Ken Brunnen und Kellern um Neapel, die in
einen Boden gegraben waren, wo man alte La⸗
va hatte durchbrechen muͤſſen. e
Die Bew gung und der Strom der Mo⸗
fetten geht immer niederwärts, wie die Be⸗
wegung anderer dichter fluͤſſiger hei Komme
eine ſolche Mofette an einen Brunnen, fo er⸗
gießt fie ſich hinein, lagert ſich auf dem Waſ⸗
ſer, und fuͤllt ſich, wenn der unterſte Raum voll
iſt, immer höher hinauf, bis fie ſich endlich über
die Seitenwaͤnde der oberſten Oeffnung ergießt.
Dieſe Strömung einer Mofette nach niedern
Gegenden iſt ziemlich ausgemacht. Aus einem
Brunnen, an der Seite eines Kellers, ergos
ſie ſich durch ein Loch in den Keller herab, und
vom geraden Boden ſtroͤmte fie in einen Gras:
ben hernieder, und blieb daſelbſt wie Waſſer ge⸗
lagert. Fackeln, die man hinein hielt, verlo⸗
ſchen, und Voͤgel ſtarben darin. Aber obgleich
dieſe Duͤnſte niederwaͤrts ſtroͤmen, fo haben fie
dennoch keine ſolche Schwere, daß ſie wie Waſ⸗
ſer an andern Koͤrpern herablaufen ſollten.
IV. Theil. ar M *
.
EEE 178 —
Eine Mofette, die über die Seitenwaͤn⸗
de eines Brunnens ſich ergießt, laͤuft nicht et⸗
wa wie Waſſer an dieſen Seitenwänden. her⸗
ab: ſie ſtroͤmt vielmehr in ſchiefer Richtung nach
der Erde zu; ſo, daß ſie den Winkel, den die
Seitenwände des Brunnens mit der. Erde ma⸗
chen, nicht anfuͤllt. Haͤlt man in dieſen Win⸗
kel eine Fackel, ſo brennt ſte; haͤlt man ſie ein
wenig hoͤher, ſo kommt ſie in die Richtung der
Mofette und verloͤſcht.
Faſt alle Mahl regiert der Wind den Zug
der Mofette. Bey kuͤhler Luft, Nachts, Mor⸗
gens und Abends, iſt ſie ſchwerer, leichter aber,
wenn die Sonne ſcheint, oder ein warmer Weſt⸗
wind die Luft bewegt. In Kellern und Hoͤh⸗
len behaͤlt ſie ihre tödtliche Kraft, in Thälern
verliert fie ſelbige erſt ſpaͤt; aber auf der Ebe⸗
ne bald. Nach dem Gefühle der Hand waren
die Mofetten kalt, auch e das hineinge⸗
brachte Thermometer etwas Kälte,
Einem Auguſtiner koſtete es das Leben, |
weil er ſich unvorſichtiger Weiſe in einen Keller
begab, worin eine Mofette ſtand. ed |
andern kam man zeitig genug zu Huͤlſe,
er wurde von der Erſtickung gerettet. a >
men Greis erſtickten die Mofetten in einem
Thale, und einen ſchlafenden Moͤnch in einer
Grotte. Thiere von jeder Hr Eidechſen, Maͤu⸗
fe, Maulwürfe, Ziegen u. ſ w. ſind des Todes,
wenn ſie dieſer boͤſe Dunſt beruͤhrt. Menſchen
empfinden erſt Kopfſchmerz, dann Schwindel,
und BEER ſtůrzen Di ſinnlos zu Boden.
2 179 3
Wall ahrt der Haͤringe dur die
f halbe Welt. 9
Dieſe Fiſche befinden ſich im Junius auf
den oͤſtlichen Höhen des atlantiſchen Mee⸗
res, oder vielmehr in der Nord ſee, in den
Gegenden von Schottland, von da fie ſich
herunter nach den Drcaden wenden. Hier
theilen fie ſich, uud umringen die Britanni⸗
ſchen Inſeln, im September aber vereinigen
ſte ſich wieder bey Landsend. Der geſchloſſene
Haufe geht nun quer durchs atlantiſche
Meer, immer gegen Südweſten hin. Zu Ende
des Januars erreicht er die Kufte von Geor⸗
gien und Carolina, und am Ende des Fe⸗
bruars die von Virginien. Hierauf haͤlt er
ſich oͤſtlich bis nach Neuengland, wo er ſich
abermahls theilt, und in einzelne Partien in
die Meerbuſen ; Fluͤſſe, Buchten, und ſogar in
kleine Bäche geht, wo er bis zu Ende des Aprills
in den ſuͤßen Wäſſern laicht. Hierauf nimmt
der alte Haͤring ſeinen Weg wieder in die See,
wendet ſich nordwaͤrts, und kommt im May an
den Kuͤſten von Neufoundland an, von da
er ſich nordweſtlich wendet, und abermahls durchs
atlantiſche Meer geht. Man hat bemerkt,
daß ſich die Häringe früher oder ſpäter in die
die Amerikaniſchen Fluͤſſe begeben, je nach⸗
dem die Temperatur der Jahrszeit beſchaffen iſt.
Wenn fie ih bey warmer Witterung in Bewe⸗
gung geſetzt haben, und dann wieder Kälte ein⸗
fällt, fo halten fie fo lange inne, bis es wieder
warm wird Es iſt daher wahrſcheinlich, daß
fie einen gewiſſen Grad von Wärme lieben, und
daß ſie, um desſelben zu genießen, nach dem
\ N 2
N — 130 — a
Stande der Sonne von einem Grade der Brei:
te zum andern ziehen.
Das Loo min g.
Da ich Gelegenheit gehabt habe, (ſagt
Jefferſon in ſeiner Beſchreibung von Vir⸗
ginien) der beſondern Lage von Monticel⸗
Lo jn verſchiedener Ruͤckſicht Erwaͤhnung zu thun.
fo will ich noch hinzufügen, daß die große Hoͤ⸗
he des Orts es erlaubt, von dort aus eine Na⸗
turerſcheinung zu beobachten, die zu Lande iiber:
haupt ſehr ſelten, zur See aber haͤufig Statt
findet, und welche die Seefahrer Looming
nennen. Die Phyſtk ſteht bey dieſer Erſchei⸗
nung noch weit zurück; denn anſtatt fie zu ergrün⸗
den, hat fie ihr noch nicht einmahl eine Benen⸗
nung gegeben. Die vornehmſte Wirkung dieſes
Phaͤnomens beſteht darin, daß entferntere Ge⸗
genftände, allen (bisher bekannten) Geſetzen der
Optik zuwider, größer als naͤhere erſcheinen. Ich
hatte hiervon ſelbſt ein Beyſpiel zu Vork Town,
wo man nach Oſten hin eine begrenzte Ausſicht
auf die See hat, und wo ein kleines Boot mit
drey Menſchen in einer großen Entfernung für
ein Schiff mit drey Maſten gehalten wurde. Zu
Monticello iſt dieſe Erſcheinung eine ſehr
gewoͤhnliche Sache. Nach Suͤden zu liegt naͤhm⸗
lich in einer Entfernung von etwa 40 Engl Mei⸗
len ein einſamer Berg, deſſen natuͤrliche Geſtalt
ein regelmäßiger Kegel iſt. So bald ſich das
ſo genannte Looming einſtellt, verliert er ſich
zuweilen beynahe im Horizonte, zuweilen ſteigt
er hoͤher und ſpitziger in der Luft, bald erſcheint
er kugelfoͤrmig, und bald wieder als ein Cubus.
Kurz, der Berg erſcheint zuweilen an einem ein⸗
zigen Morgen nach der Reihe abwechſelnd in den
ſonderbarſten und widerſprechendſten Geſtalten.
Niemahls habe ich dabey einen befonderen Zu⸗
ſtand der Luft bemerkt; der einzige unveraͤnder⸗
liche Umſtand iſt der, daß es nie anders als des
Morgens erſcheint, und nur auf 40 bis 50 Engl.
Meilen weit ſeine Wirkung erſtreckt. In dieſem
letztern Puncte unterſcheidet es ſich ſehr vom Lo o⸗
ming zur See. Aus der Refraction kann man
dieſe Verwandlung der Geſtalt nicht erklaͤren;
denn fie verändert zwar die Verhaͤltniſſe der Lanz
ge und Breite, Baſis und Höhe, behaͤlt aber doch
ungefaͤhr die Umriſſe bey; ſo, daß wohl ein Kreis
dadurch laͤnglich, und ein Kegel hoͤher oder nie—
driger erſcheinen, aber nach keinem der bisher
entwickelten Geſetze der Strahlenbrechung ein
Kreis in ein Viereck, oder ein Kegel in eine Haupt⸗
kugel oerwandelt werden kann.
Eine Quelle füßen Waſſers ſpringt
mitten im ſalzigen Seewaſſer.
Dieſe Quelle ſpringt 65 Fuß weit vom Lan⸗
de, und ungefähr 1 Meile von Spezia mitten
im Seewaſſer. Sie erhebt ſich einige Zoll hoch
über die Flaͤche der See, und bildet eine Art von
Knopf, der etwa 20 Fuß im Durchmeſſer beträgt.
Diefer Kropf iſt bey ganz ruhiger See voll ſehr
deutlich zu bemerkender Waſſerſtrahlen, und das
Waſſer, auf welchem fie gebildet werden, ſcheint
etwas truͤbe, welches man beſonders leicht be⸗
merkt, wenn es geregnet hat; das in der Nach⸗
barſchaft befindliche Waffer hingegen iſt uͤberaus
durchſichtig. Dieſe Strahlen erlauben es einem
kleinen Fahrzeuge nicht, ſich auf dem Mittelpuncte
war 182 —
des Knopfes feſt zu erhalten, ſondern ſo wie es
dahin zu gelangen gedenkt, wird es alsbald wie⸗
der gegen den Umkreis geſchlaͤudert; indeſſen hat
Hr. Spallanzani doch Mittel gefunden, in
dieſer Stelle nach Gefallen feſten Fuß zu faſſen,
und hierdurch iſt er dann im Stande geweſen, ſo
wohl das Waſſer des Grundes, als das der Ober⸗
flache forgfältig zu unterſuchen.
Das Waſſer der Oberfläche iſt nicht ſuͤß, |
aber doch weniger falzig, als das, wovon ed um⸗
geben iſt. Die Tiefe dieſer Quelle betraͤgt 382
Fuß. Wenn das Senkbley in die Nahe des Grun⸗
des angelangt iſt, ſo bemerkt man, daß die kleine
Schnur, an der es befeſtigt iſt, anfängt zu zits
tern: und da man dieſes Zittern ſonſt nirgends
bemerkt; ſo iſt es offenbar, daß das Waſſer der
Quelle durch den heftigen Stoß, womit es gegen
das Bley und die Schnur fährt, dasſelbe bewirkt.
Da dieſes Waſſer an der Oberfläche weniger ge⸗
ſalzen war, als das Meerwaſſer, womit es ſich
vermiſcht hatte, fo iſt es ganz natürlich zu ver⸗
muthen, daß es auf dem Grunde ganz ſeine voͤl⸗
lige Suͤßigkeit habe Um ſich hiervon zu überzeu⸗
gen, erſann Hr. Sp eine Maſchine, womit er
etwas davon aus der Tiefe fo heraushohlen konnte,
daß es ſich unter Wegs nicht mit dem andern ver⸗
miſchte, und da fand er es dann zwar ſehr truͤbe
und ſchlammig, uͤbrigens aber ganz fuß Erbes
merkte zugleich, daß dieſes Waſſer im Vergleiche
mit dem Seewaſſer ſehr friſch war, und dieß ver⸗
muthlich deßwegen, weil es unter der Erde her⸗
kam; auch war die meſſingene Maſchine einmahl
ſehr zerritzt, welches wohl von nichts anderem, als
dem gewaltſamen Schuſſe herkommen konnte, mit
welchem das Waſſer aus der Erde drang, und die
Maſchine vielleicht heftig gegen einen Stein ſchlug.
|
|
*
—
— 33 =
Hr. Sp. glaubt, den Urſprung dieſer
| Fontaine entdeckt zu haben; es finden ſich naͤhm⸗
lich zwey wilde Bäche, die nahe an den Seiten ei»
nes 3 Meilen von Spezia entfernten Berges
fließen, ſich in der Folge vereinigen, und zuſam⸗
men in einen unermeßlichen Schlund ſtuͤrzen, aus
welchem ihr Waſſer, das in dieſem Winkel genug⸗
ſam gegen die Sonnenhitze geſichert iſt, hervor⸗
dringt, und jener mitten durch das Seewaſſer
ſpringenden Fontaine die erforderliche Nahrung
f zufuͤhrt.
Der verſteinerte Rieſe.
A Im Archive der Stadt Luzern liegen bey
den ehrwuͤrdigſten erſten Denkmaͤhlern der erfoch⸗
tenen Schweizer⸗ Freyheit die vermeinten
Gebeine eines ſofuͤßigen Rieſen verwahrt.
Die Geſchichte dieſer berufenen Knochen gibt
5 5 warnendes Beyſpiel, wie leicht auch in der
aturgeſchichte ein einmahl gefaßtes Vorurtheil,
ſelbſt über den ſinnlichen Augenſchein und über den
kalten Beobachtungsgeiſt eines ſonſt unbefangenen
Mannes, die Oberhand gewinnen kann.
War je ein Arzt als ein treuer Beobachter bes
kannt, ſo war es Felix Plater, Profeſſor der
Mediein zu Baſel, und feiner Zeit Lehrer von
halb Europa. Diefer kam im Sommer 1584 nach
Luzern, und ſah da die beruͤhmten Gebeine, die
7 Jahre vorher beym Kloſter Rey den unter einer
alten Eiche, die der Sturm ausgewurzelt hatte,
gefunden worden waren, pruͤfte fie, verglich ſie,
und hielt ſich nun vergewiſſert, daß ſie keinem an⸗
deren Gefhöpfe als einem Rieſen zugehoͤrt haben
konnten. Und da fie ihm noch zur weiteren Unter
ſuchung vom Kathe zu Luzern nach Baſel
— 84 —
verabfolgt wurden, ſo ließ er wirklich von dort
einem guten Zeichner, Hanns Bock, nach der
Proportion dieſer foſſilen Fragmente ein vollſtaͤn⸗
diges liegendes Menſchengerippe mit aller anato=
miſchen Genauigkeit abmahlen, das dann volle 19
Fuß in die Laͤnge maß, und das er nun nebſt den
Knochenſtuͤcken ſelbſt nach Luzern zurückſandte,
wo es auf einer Gallerie im Jeſuiter-Collegio aufs
geſtellt wurde. Es iſt auf Papier gezeichnet, und
dann zuſammengeleimt und aufgezogen, mit der
Beyſchrift: Deline atio ſceleti gigantis 2c. |
„Ich habe (ſagt Hr. Prof. Blumenbach)
diele berufenen Knochen im daſigen Archive beſe—
hen und unterſucht; und ungeachtet keine Zaͤhne
darunter waren, ich auch keine Subfidien aus
oſteologia comparata dabey zur Hand hatte, fo
glaube ich doch mit ziemlicher Sicherheit, ſie fuͤr
foſſile Elephantenknochen halten zu dürfen, beſon⸗
ders da ich in der Folge ſelbſt einige Stuͤcke da⸗
von zu erhalten Gelegenheit hatte, und ſie nun
mit den foſſilen Elephantenknochen im akademi⸗
ſchen Muſeum und in meiner eigenen Sammlung
vergleichen koͤnnen.“ G AR
„Ich brauche nicht zu ſagen, daß es vielen
aufgeklaͤrten Luzernern, die bey der Unter⸗
ſuchung aufn dem Rathhauſe gegenwaͤrtig waren,
oder mit denen ich nachher davon ſprach, anges
nehm war, eine richtigere Beſtimmung dieſer
vaterländiſchen Naturmerkwuͤrdigkeit zu erfah⸗
ren; hingegen huͤthete ich mich, irgend etwa den
ehrlichen Rathsdienern, die die Knochen mit
Staunen und mit ſichtlichem Stolze auf ſo ei⸗
nen 19 igen Landsmann hervor ans Helle
trugen, denſelben abdisputiren zu wollen, da ich
mich gar wohl entſann, wie ernſtlich hoch es vor
27 Jahren die Urier aufgenommen hatten, da
i
der Freudenberger die Exiſtenz eines wirk⸗
lichen Willbelm Tell zu bezweifeln wagte“
„Jetzt beſitzt Herr Chorherr Ges ner das
Kopfſtuͤck eines großen Wels, das der ehemahlige
Beſizer, der ſonſt verdiente D. Joh. Jak.
Scheuch zer und viele andere Naturforſcher
mit ihnen, ſelbſt Anatomen von Profeſſton, für
einen verſteinerten Menſchen hielten. Alſo für
wahr der leibhafte Pendant zum Luzerner
Rieſen. Das ſchoͤne Stück iſt in vielen Wer⸗
ken abgebildet; die ſchoͤnſte Vorſtellung aber,
die ich davon geſehen, und mit dem Originale
ſelbſt verglichen habe, verdanke ich der Güte des
verehrungswürdigen Gesner. Sie iſt in na⸗
türlicher Größe auf einem großen Foliobogen
a, 1726 in Holz geſchnitten, mit einer beyge⸗
druckten Erklärung unter der Aufſchrift: Homo
diluvii teftis, (Beingerüſt eines in der Sünd⸗
fluth ertrunkenen Menſchen.) Folgende Stelle
daraus dient zur Beſtaͤtigung deſſen, was oben
von der blendenden Gewalt des Vorurtheils in
ſolchen Fällen geſagt worden iſt.“ | |
„Dieſes Bildniß, welches in ſauberem
„Holzſchnitte der gelehrten und curioͤſen
„Welt zum Nachdenken vorlege, iſt eines
„von ſicherſten, ja unfehlbaren Ueberbleib—
„ſeln der Sundfluth; da finden ſich nicht
„einige Liniament, aus welchen die reiche
„und fruchtbare Einbildung etwas, fo dent
„Menſchen gleichet, formieren kann, ſon—
„dern eine gründliche Uebereinkunft mit de⸗
S8 e Theilen eines menſchlichen Bein-Ge—
„ruͤſtes, ein vollkommenes Eben: Maß, ja
„ſelbſt die in Stein eingeſenkte Bein; ſelbſt
„auch weichere Lpeile find in Natura übrig,
„und vom übrigen Stein leicht zu unter⸗
— 186 — 2
„ ſcheiden. Dieſer Menſch, deſſen Grabmahl
„alle andere Roͤmiſche und Griechiſche, auch
„Ae gyptiſche oder andere Orientaliſche Mo—
„nument- an Alter und Gewißheit übertrifft,
„praͤſentirt ſich von vornen. A. B. C. i
„der Umfang des Stirnbeins 20.” K
Und nun geht der gute Scheuchzer feine gan-
ze Menſchen-Oſteologie an dieſem Ichthyolithen
durch, und ſchließt mit den Worten:
„Aus der ganzen Größe läßt ſich ſchlie⸗
„ben, in Gegenhalt der übrigen Theile, daß
„die Höhe dieſes Menſchen ſteigt auf 582
„Pariſer Zoll, welche entſprechen 3 Pariſer
„Schuhe 97? Dezimal -Zolle.“ N
„Ex mufeo Joh. Jac. Scheuchzeri
„Med. D. Math. P.“ 285
„Zürich, zu finden bey David Res
„ding, Formſchneider“
„Im Jahre nach der Sund -Fluth
IMMMMN XXII.“
1
Das natürliche Feuer von Pietra⸗
n Mala.
(Journal de physique 1786.)
Die Gegend, wo man dieß ſonderbare Feuer
findet, liegt 2 Ital. Meilen von Filicaves,
go Meilen von Bologna entfernt, die dritte
Poſtſtation zwiſchen dieſer Stadt und Florenz,
und ı Meile von dem Wirthshauſe Pietra⸗
Mala. Von der Landſtraße muß man faſt im⸗
mer bergunter gehen, ehe man an den Ort
kommt, wo es ununterbrochen und natürlich,
ohne eine merkliche oder grobe Nahrung fort⸗
|
!
83
1 2
brennt. Der Platz iſt eben nicht ſehr geraͤumig,
und ſtellt einen rund um von Bergen umgebe—
nen Keſſel vor; er iſt deßhalb, wie alle fo ge⸗
legenen Oerter, feucht, und an verſchiedenen Stel—
len etwas moraſtig. Die Gegend, von welcher
dieſer Platz eingeſchloſſen iſt, enthält die herr
lichſten Viehweiden, da hingegen, wo dieſes na—
türliche Feuer ſeinen Herd hat, waͤchſt keine
Grasſpitze, ſondern man erblickt hier bloß groke
Haufen Steine, welche Bruchſtücke von den be⸗
nachbarten Felſen find. 5 >
Das aus gebrannte Erdreich iſt, fo wie der
ganze angrenzende Boden, eine ſchwarze Moors
erde. Das Feuer hat gewoͤhnlich nur ı bis 13
Fuß im Umfange, allein oft geht dieß auch bis
auf 80 Fuß, wenn es regnicht oder ſtuͤrmiſch
werden will. Eine aufmerkſame Beobachtung
der Ueberbleibſel, die dieſes Feuer nach ſich ge—
laſſen hat, zeigt bald, daß einſt die ganze Flam⸗
me auf dem ganzen Platze eine Zeit lang un⸗
aufhörlich eben fo gebrannt haben müſſe, wie
jetzt auf der kleinen Stelle. Aus dieſen Be⸗
merkungen ſcheint nun fo viel zu folgen, daß
die Nahrung dieſes Naturfeuers immer mehr
abnehme, und ſolches alſo ſelbſt vielleicht in kur—
zem verloͤſchen werde. Auch die Hitze, die ſich
in dem ausgebrannten Erdreiche zur Zeit noch
erhaͤlt, nimmt merklich und in dem Maße ab,
wie ſich ſolches von der Flamme entfernt.
Der Boden dieſer Gegend iſt ein Torf, oder
vegetabiliſche Erde, aus Thon, öhligen, phlogi—
ſtiſchen, ſaliniſchen und martialiſchen Theilen ge—
miſcht, alſo von der Art, daß er durchs Feuer
eine beträchtliche Veranderung hätte erfahren koͤn⸗
nen; indes iſt dieſes nicht geſchehen, ſondern wenn
man ein Stück abreißt, ſo bemerkt man bloß eine
— 188 —
leichte Verhaͤrtung und ein broͤckliches Weſen in
ſeiner Zuſammenſetzung; ja die unterſten vegeta⸗
biliſchen Bruchſtückchen ſehen gar noch voͤllig ſo
aus, wie jeder Pflanzenſtoff, der lange in moo= '
rigtem Boden geſteckt hat. * 2
So wenig indeß dieß Feuer auf das Erdreich
wirkt, ſo heftig wirkt es auf die Steinmaſſen,
womit dasſelbe bedeckt iſt. Hier verwandelt es ei-
nige in Kalk; andre bringt es in Fluß, noch an⸗
dre überzieht es mit Glas, und einigen theilt es
auch die Eigenſchaft mit, vom Magnete gezogen
zu werden. Es folgt hieraus, daß dieſes Feuer,
ob es gleich nicht ein Vulcan heiſſen kann, doch
in der Länge vollig vulcaniſche Wirkungen hervor—
zubringen im Stande iſt; und ſo erhellet hin—
wieder, daß man bey dem Feuer der Vulcane
nicht nötbig habe, eine fo gewaltſame Wirkſaͤm⸗
keit anzunehmen, als es einigen Phyſikern noͤthig
zu ſeyn geſchienen hat, indem eine mäßige, lange
anhaltende Wirkſamkeit hier mehr thun kann, als
eine kurze von groͤßter Heftigkeit Wahrſcheinlich
exiſtirt alſo im Feuerherde der Vulcane kein anders
Feuer, als das gegenwaͤrtige auf der Erdflaͤche,
nur daß bey dieſem letztern die Hitze wegen der
freyen Luft mehr vertheilt, folglich mehr geſchwaͤcht
iſt. Auch der Umſtand, daß die Beſtandtheile der
Laven mehr Aehnlichkeit mit den ſteinigten Ma—
terien haben, die ein Product des Feuers von
Pietra-Mala find, gibt die Vermuthung,
daß hier die Natur eben ſo wirke, wie in den
Werkſtaͤtten der Vuleane. Bu |
Was nun aber beſonders die Natur dieſes
Feuers und die Urſachen betrifft, die es hervor
tzebracht haben und unterhalten, fo laſſen ver⸗
ſchiedene Thatſachen beynahe keinen Zweifel uͤbrig,
— 189 —
daß dieſes Feuer die Wirkung einer entzundbaren
Sumpfluft ſey. i
Ein merkwuͤrdiges Nordlicht.
Den Aten Aprill 1791 fand ich (ſaat Herr
Julin), bey einem beträchtlichen Nordlichte, die
Komparnadel ungewoͤhnlich unruhig und ſchwe⸗
bend. Seit 6 Uhr Vormittags, da die Nadel auf
10 20’ ſtand, war ſte bis um 1 Uhr 20’ weiter nach
Weſten vorgerüͤckt und in beſtändiger Bewegung.
Um 3 Uhr hatte die Nadel ſich nach 7° weſtlich ges
zogen, aber vor z Uhr hatte fie dagegen einen gro-
ben Rückweg von 17“, und um 10 Uhr einen noch
groͤßern von 45 gemacht.
Ich hatte nunmehr die Nacht vor mir, und
folglich mehr Muße, dieſe ſonderbare Bewegung
der Nadel mit einem Mikroskope ſtundenlang zu
beobachten, wie ſte ihre vorige Stellung wieder ein⸗
zunehmen ſtrebte, aber immer gleich wieder von
einer unſichtbaren Kraft mit kleinen Zuckungen
zurückgezogen wurde. So ſchwebte die Nadel hin
und her, wobey ſte endlich auf ihrem Fortſchreiten
nach Weſten fo viel gewann, daß fie um 11 Uhr
54 Minuten den 1c0ten Grad erreicht hatte, oder
daß ſte in einer Stunde 9 Grad nach Weſten fort⸗
geſchritten war, als das Nordlicht ſich zerſtreuete
und verloſch. Um dieſen Punct ſchwebte die Na⸗
del noch Nachts um 1 Uhr, da ich ſte verließ.
Dien Morgen darauf, oder den sten, war die
Radel 23“ nach Weſten fortgeruͤckt und ſetzte dieſe
Bewegung noch weiter fort. 9
Außer der ungewoͤhnlichen Bewegung der
Magnetnadel an dieſem Tage, wurde dieſes an⸗
ſehnliche Nordlicht, etwa um 8 Uhr Abends durch
eine graublaue Wolke vorher verkuͤndigt, welche
1
— 190 —
in der Geſtalt eines Zirkelſegments am nördlichen |
Horizonte aufſtieg. Dieſe Wolke war von einem
hellen Bogen umgeben, deſſen beyde Schenkel auf
dem oſt⸗ und weſtlichen Horizonte ſtanden. |
Von dieſem Bogen fliegen in der Folge loth⸗
rechte Strahlen auf, welche am Himmel die ſchoͤn⸗
ſten Flammen und Lichtſtrahlen ausbreiteten, be⸗
ſonders in Süden, während daß der Bogen ſich im⸗
mer hoher und höher mit einer gleichen roſenrothen
Kante erhob. Innerhalb dieſer wohl terminirten
Kante war der Bogen im Anfange brandgelb, aber
dieſe Farbe verlor ſich bald in den von dem Bogen
ausſchießenden Flammen. 1
Von des Bogens oͤſtlichem Schenkel, welcher
der breiteſte war, ſtiegen ſchlaͤngelnde, wellenförs
mige, weiße, helle Flammen auf, die ſich am Ze⸗
nith ausbreiteten, und eine große Kofe oder offene
Krone formirten. Aus dieſer Krone ſchoßen die
ſchoͤnſten roſenrothen Strahlen nach allen Seiten,
am meiſten aber nach Süden und beynahe winkel⸗
recht gegen den Horizont hervor. 5
Zuweilen verlöfchte die Krone, und dann ver⸗
breitete ſich um das Zenith ein bleiches Licht, von
welchem helle Windungen und Flammen auf den
weſtlichen Schenkel des Bogens niedergeworfen
wurden, gleich denen, die vom oͤſtlichen Schenkel
aufſtiegen. Um halb 11 Uhr ſtieg nordwaͤrts und
parallel mit dem großen, ein kleinerer und etwas
dunklerer Bogen auf, von welchem der groͤßere Bo⸗
gen nach Suͤden abwich. Dieſer neue Bogen wur⸗
de bald eben ſo hell und klar wie der große, und je
hoͤher er ſtieg, deſto brennender wurd' er, und de⸗
ſto mehr Strahlen warf er gegen den groͤßern Bo⸗
gen, welcher auch in eben dem Maße verſchiedene
und dichte Lichtauswuͤrfe von laͤngern und kuͤrzern
Strahlen, von ſeiner bisher gleichen Kante, zu
2
= 191 —
machen anfing. Die Strahlen und Flauemen
wurden immer flatternder gegen einander, bis ſie
ſich endlich vermiſchten, und beyde Bogen ſich ver⸗
einigten. Die Schenkel der Bogen vereinigten ſich
zuerſt in Oſten, und ſo mit einander parallel zu
einem breiten Bogen, von deſſen oͤſtlichem Schen⸗
kel durch den ganzen Bogen die praͤchtigſten roſen⸗
rothen Strahlen ausſchoßen.
Um 41 Uhr verloſch innerhalb einigen Minu—
ten die ſchoͤne Lufterſcheinung, und halb 12 Uhr
waren bloß noch einige unregelmäßig zerſtreuete
Lichtſtrahlen zu ſehen. eee eee
Den ganzen Tag und am Abende blies ein ge⸗
linder Weſtwind. Der Himmel war uͤber dem
ganzen Horizonte klar, und die Sterne warfen
ihren ſtimmernden und durch dieſes leuchtende
a ea Glanz bis um Mitternacht,
da der Wind oͤſtlich wurde, und der Himmel ſich
bewoͤlkte. N
Der hoͤchſte Punct von der geraden Kante
dieſes Nordlichtsbogens ſtand zwar wenig von der
geraden Nordlinie; weil aber die Fläche des Vo⸗
gens ſelbſt den Polarſtern bedeckte, ſo war es ſo
gut als ohne Abweſchung und beynahe 40; Grad
uͤber dem Horizonte. * 1
V.ulcan der Inſel Bourbon.
Der Vulcan auf der Inſel Bourbon hat
gegen das Ende des May 1793 einen Auswurf
gemacht, davon die Lava nicht eher als gegen das
Ende des Junius ins Meer floß. Der Lavaſtrom
war bey feinem Abflrffe vom Berge ungefähr eine
halbe Franz Meile breit. Als er ſich dem Meere
näherte, theilte er ſich in zwey Theile. Der ſtaͤrk⸗
ſte von dieſen Armen hatte nahe am Meere etwa
— 192 —
100 und der andere 30 Schritt Breite. Der er⸗
ſtere Arm hatte ſich bey feiner Ankunft am Mee⸗
re, wie es immer der Fall iſt, ausgebreitet, und
einen Ueberzug von 300 Schritt Breite gebildet,
dabey war er ungefähr zo Schritt weit uͤber das
Ufer hinein ins Waſſer getreten, wo er, wie es
ebenfalls gewöhnlich der Fall iſt, auf mehrere
Klafter über den Waſſerſtand hervorragte.
Wenn man (ſagt Herr Bert) die mittlere
Breite dieſes Lavaſtroms auf 7200 Klafter, die
Dicke auf 4 und die Länge auf 2800 rechnet, fo
erhält man eine Maſſe von /, 840,000 Cubik⸗Klaf⸗
ter, welche in dieſem Jahre aus dem Vulcane ge⸗
ſtoſſen find. Aus dſeſer koͤnnte man eine Kugel
von ungefähr 216 Klafter im Durhmeffer mas
chen, oder zwey Berge, von welchen jeder 600 Fuß
Höhe und 3845 oder beynahe eine Meile zum Um-
fange hätte,
Die weiß gewordene Negerinn.
Eine in Virginien geborne Regerinn, un:
|
|
|
gefaͤhr 40 Jahre alt, von feſtem Koͤrperbaue und
dauerhafter Geſundheit, hatte von Natur eine voll⸗
kommen ſchwarze Haut; allein im 25ſten Jahre
bemerkte ſte, daß ihre Finger, da wo die Naͤgel
angehen, weiß wurden; und es waͤhrte nicht lan⸗
ge, ſo zeigte ſich auch an ihrem Munde eben die⸗
ſelbe Veraͤnderung, welche ſich nach und nach
uber ihren ganzen Koͤrper verbreitete. Jeder Theil
ihrer Oberhaut erlitt in mehrerem oder minderem
Grade dieſe auffallende Verwandlung. In die⸗
ſem Zeitpuncte waren alle Mahl unter fünf Theilen
ihrer Haut vier, welche vollkommen weiß, ge=
ſchmeidig und durchſcheinend waren, wie bey einer
blonden Europaͤerinn. Man bemerktn an i
\ j ela |
u, ee
Stellen die Ramififationen der Adern; und die
Stellen, welche noch nicht voͤllig weiß waren,
wurden es von Tag zu Tag immer mehr. Am
Halſe, über dem Rüden und beſonders am Ruͤck⸗
grathe hinunter, ſah man die Ueberbleibſel der ur—
ſprünglichen Farbe noch am meiſten; Kopf, Ge⸗
ſicht, Bruſt, Arme und Beine hingegen waren
faſt durchaus weiß. Wenn ſie zornig war, oder
wenn man Unterfahungen über fie anſtellen wollte,
verbreitete lich eine Roͤthe über ihr Geſicht. 5
Der Winterſchlaf der Thiere nd
1 der Planzen. |
Der fo genannte Winterſchlaf iſt eine ganz
ſonderbare Eigenſchaft der Thiere und Pflanzen;
und ob ſich dieſelbe gleich beſtaͤndig unſern Augen
darſtellt, ſo ſind wir doch nicht im Stande, die da⸗
bey vorkommenden Erſcheinungen zu erklaͤren. In
den kalten Laͤndern ziehen ſich viele Thiere bey der
Annäherung des Winters in ihre unterirdiſchen
Wohnungen, wo fie ſich unter dem Schnee ver⸗
graben. Hier bleiben fie 3 bis 6 Monathe ohne
Nahrung, Bewegung, ja beynahe ohne Umlauf
ihres Blutes. Das Blut läuft nur ganz lang⸗
ſam und in ſehr weiten Canälen. Sie verlieren
wenig durch die Ausduͤnſtung, die faſt ganz un⸗
merklich iſt! indeſſen geht ihnen doch etwas da—
durch ab; denn ſie ziehen ſehr wohlgemaͤſtet in
ihre Winterquartiere, und gehen außerordentlich
mager wieder aus denſelben heraus.
Einige Thiere halten ihren Winterſchlaf un:
ter der Erde verſteckt, andere unter dem Schnee
vergraben; noch andere in hohle Felſen verfro:
chen, und noch andere endlich unter Steinen oder
IV. Theil. N
—
28 F
Baumrinden. Einige Arten, wie z. B. die
Sckwalben und Froͤſche, koͤnnen in den Suͤmpfen
oder Moraͤſten unter dem Waſſer uͤberwintern.
In dieſem Zuſtande gehen viele von denen, welche
der freyen Luft ausgeſetzt ſind, durch den Froſt
zu Grunde, und wenn dieſer heftig iſt, ſo greift
er auch ſelbſt diejenigen an, die ſich verdeckt ge⸗
halten haben. | Mn |
Auch die Pflanzen haben ihren Winterfhlaf;
zu dieſer Zeit fließt der Saft nach der Wurzel,
und der Kreislauf desſelben, welcher jetzt aͤußerſt
langſam iſt, geſchieht bloß in den weiteſten Ge⸗
faͤßen. Waͤre auch die Ausdehnung des Saftes
im Winter ſo betraͤchtlich wie im Sommer, ſo
wuͤrde er, bey ſeiner Verwandlung in Eis, alle die
Gefaͤße zerſprengen, in welchen er ſich aufhielte.
Mehrere Beobachter beſtreben ſich zu bewei⸗
fen, daß dieſer ſonderbare Zuſtand bloß zufällig
ſey; und in der That, man findet nicht den min⸗
deſten Unterſchied im Baue der inneren Theile ſol⸗
cher Thiere, die einen Winterſchlaf halten, und
denen, die es nicht thun. Sonderbar iſt es, daß
gemeiniglich die Raubthiere einen Winterſchlaf
halten. Da dieſe eine weit ſtaͤrkere Verdauungs⸗
kraft und weit kraͤftigere Verdauungsſaͤfte haben,
ſo ſollte man glauben, daß ihnen eine Enthalt⸗
ſamkeit von Nahrungsmitteln mehrere Monathe
hindurch nicht wohl möglich wäre. |
Der Bar, die Fledermaus, der Igel,
halten Winterſchlaf; der weiße Bär nicht; da
er naͤhmlich durch ſein langes Haar vor der Kaͤlte
geſchuͤtzt iſt, fo findet er feine Nahrung an den
todten Wallfiſchen und Seekaͤlbern,
welche das Waſſer ans Ufer wirft 1
Die Erdwürmer halten ins geſammt
Winterſchlaf; die Waſſerwuürmer weit ſel⸗
tener. Die Inſecten halten eben fo wie ihre Pup⸗
pen, Winterſchlaf. Oft ſteht man in den erſten
warmen Frühlingstagen Schmetterlinge herum
flattern, und dieſe haben in dieſem Zuſtande ganz
den Winter hingebracht. Die Amphibien halten
auch ins geſammt Winterſchlaf, bloß die im Ocean
wohnenden ausgenommen. e ö
Dagegen find wenig Voͤgel in dieſem Falle.
Der groͤßeſte Theil derſelben ſucht bey Annaͤhe—
rung des Winters ein reichlicheres Futter im ent—
fernteren, milderen Gegenden.
In Island halten auch die Schafe Winters
ſchlaf, weil ſie da nicht gewartet werden. Man
findet fie unter dem Schnee und Buſchwerk ver⸗
graben, wo es nicht möglich wäre, ſich zu erhal⸗
ten, wenn ſie nicht im Winterſchlafe laͤgen.
Animaliſche Elektrizität.
Ein Prieſter, Nahmens Bertholi, der
auf dem Mont⸗Volore, in der Gegend von
Fivizzeno, wohnhaft war, begab ſich einiger
Geſchaͤfte halber auf den Jahrmarkt zu Filetto.
Nachdem er den ganzen Tag mit Hin- und Herge⸗
hen in der Gegend herum zugebracht hatte, ſo ging
er gegen Abend nach Fetile, und kehrte bey ei⸗
nem feiner Schwaͤger ein, der daſelbſt wohnhaft
war. Er ließ ſich ſogleich in das für ihn beſtimm⸗
te Zimmer führen, wo man ihm auf ſein Verlan⸗
gen ein Schnupftuch auf den Ruͤcken unter das
Hemd legte; er verrichtete hierauf fein Gebeth,
und man verließ ihn. Nach einigen Minuten hoͤr⸗
te man in eben dieſem Zimmer ein Geraͤuſch, und
dazwiſchen das Geſchrey des Prieſter. Die Leute
AR N 2
— 196 —
im Hauſe ſtürzten herbey und fanden Hrn. Bers
tholi auf dem Boden ausgeſtreckt und mit einer
kleinen Flamme umgeben, die ſich bey der Annas
berung der Leute immer mehr entfernte und end⸗
lich verſchwand. Man brachte ihn ſogleich aufs
Bett und leiſtete ihm allen nur moͤglichen Bey⸗
ſtand. Den anderen Tag ward ein Wundarzt,
Hr. Ponte Boſio, der hernach auch die Nach⸗
richt von dieſem Vorfalle in ein Florenzer Jour⸗
nal einrückte, herbeygerufen; dieſer fand nach
forgfältiger Unterſuchung des Kranken, daß die
Bedeckungen des rechten Arms, eben ſo wie die
Haut am Vorderarme, faſt ganz vom Fleiſche
abgeloͤſt waren und herabhingen Zwiſchen den
Schultern und Lenden waren die Bedeckungen
auch eben ſo ſehr beſchaͤdigt, als auf dem rech⸗
ten Arme. Hr. B. nahm alſo vor allen Din:
gen dieſe Lappen ab, und verſuchte den Brand
zu verhuͤthen, der ſich aber doch bald bey allen
verletzten Theilen einſtellte. Der Kranke klagte
über brennenden Durſt, und lag in den ſchreck—
lichſten Zuckungen. Er hatte ſehrsfaulichtgal⸗
ligte Stuͤhle, und ein beſtaͤndiges Erbrechen mit
viel Fieber und Verwirrung des Verſtandes.
Endlich ſtarb er am 4ten Tage, nachdem er 2
Stunden in einem betaͤubenden Schlafe gelegen
hatte Hr. B. beobachtete bey ſeinem letzten
Beſuche waͤhrend dieſes tiefen Schlafs mit Er⸗
ſtaunen, daß die Faͤulniß ſchon fo weit ging,
daß der Kranke einen unerträglichen Geruch von
ſich gab. Man ſah die Würmer, die aus ihm
kamen, aus dem Bette heraus kriechen, und die
Naͤgel von ſelbſt von den Fingern abfallen.
Auf Befragen des Wundarztes, wie die
Sache zugegangen ſey, antwortete der Kranke
ſelbſt, er habe einen Schlag, wie mit einer Keu⸗
— 197 —
le, auf dem rechten Arme gefühlt, und zu, glei⸗
cher Zeit einen e ſeinem Hemde
hängen ſehen welches dadurch in einem 10
blicke in Aſche verwandelt worden wäre, ohne
jedoch die Vordaͤrermel mit zu ergreifen., Das
Schnupftuch, welches er ſich auf die bloße Haut
der Schultern hatte legen laſſen Ba
verſehrt, nicht einmahl etwas verfengt. Die
Unterhoſe wär eben ſo unverletzt, aber die a
ganz verſehrt, doch kein einziges Haar verbr
die einer heftigen Verbrennung. Die Nacht war
ruhig und die, Luft rein, man roch nicht das
geringſte Empyrevmatiſche oder Harzigte im
Zimmer; man bemerkte nicht die geringſte Spur
von Feuer, auch keinen Rauch, nur die vorher
mit Oehl gefüllte Lampe war trocken und der
Docht in Aſche verwandelt. Man konnte keine
äußerliche Urſache dieſes traurigen Zufalls an⸗
geben 519 Ir amen Aa re rer
IRRE IE ig |
wi BEN: j
Torglotten,
411 6155 1 3113
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*
ein Norwegens
1 Men enfo: 88. 12 ran)
„%%% ehr ]
e ee eee ee re eee AR
Cinige von Norwegens kleineren Ver⸗
gen ſind ihrer Geſtalt und ihrem Anblicke nach
ſehr merkwürdig. Wenn man linker Hand an
dem Meerbuſen von Joͤring hinan edel!
blickt man einen Haufen Zacken von Bergen,
die von weitem einer großen Stadt mit Thür⸗
men und alten Gothiſchen Gebäuden ahnlich
ſehen. Manche darunter ſind immerfort mit
Muse
9 5
Die uͤbrigen Symptome der Krankheit waren
—
ri et ME 62 r 4 1
ſcher Berg ache eſtalt eines
Schnee bedeckt; zwiſchen anderen machen die
Kluͤfte dem Lichte Platz, welches für einen rem
den ein entzückender Anblick iſt. N |
In dem Rirhfviele-Dersfong ſteht der
Berg Skopshorn, den die Seeleute und Fi⸗
ſcher 16 Meilen weit noch ſehen, wenn fie ſonſt
alles aus den Augen verloren haben. Auf der
hoͤchſten Spitze hat er das Anſehen einer wohl
gebaueten Schanze oder alten Feſtung mit re⸗
elmaͤßigen Mauern und Baſteyen. Bey Ale
ir houg, in dem Bezirke von Helgetand,
ſteht eine Reihe Berge von ganz beſonderem
Anſehen. Sie haben 7 hohe Zinnen oder Zac⸗
ken, die unter dem Nahmen der 7 Schweſtern ber
kannt ind, und 16 Meilen weit in der See noch
deutlich zu erkennen ſind Ihrer ſenkrechten Hoͤhe
nach! ſchätzt man ſie etwas uber eine Viertelmeile.
In dieſem Bezirke gegen Mittag iſt vor⸗
züglich der bekannte Berg Torglotten zu
merken. Er hat dieſen Nahmen, weil die Spitze
einem Menſchenkopfe mit aufgeſetztem Hute aͤhn⸗
lich iſt. Man ſieht darunter gleichſam ein ein⸗
zelnes Auge. Es iſt nähmlich durch und durch
eine ung des 4c deen in der obe ud
3000 Ehlen in der Laͤnge, wodurch man die
Sonne fehen kann. |
Er gibt eine Art eines ſchlechten Achats,
der ſich aber nicht poliren laͤßt. Oben auf die⸗
ſem Berge ft ein Teich oder Waſſerbehaͤltniß,
ſo groß, als ein ziemlicher Fiſchteiche In dem
ſelben ſammelt ſich das Regenwaſſer, und tropft
alsdann an den Seiten durch Spalten und Rit⸗
en von dem Berge herab. Weiter unten an
dieſem Berge iſt ferner eine Hoͤhle voll rauher
krummer Gänge. Aus Neugier hat man dieſe
Oeffnung mit einer Schnur von 400 Klafter
19
unterſucht, ohne den Boden zu erreichen. Wei⸗
ter zu gehen hat man für zu gefaͤhrlich geach⸗
e | N
Die natürliche Bruͤcke in Vir gi⸗
| nien).
| Diefe natürliche Brücke iſt eins der
prachtvollſten Werke der Natur; fie befindet ſich
auf der Hoͤhe eines Berges, den irgend eine
gewaltige Erderſchuͤtterung feiner ganzen Laͤnge
nach aus einander geſprengt zu haben ſcheint.
Dieſer Spalt iſt gerade bey der Bruͤcke, welche
die beyden getrennten Theile vereinigt, einigen
Aus meſſungen zu Folge 270 Fuß tief. Am Fu⸗
Be des Berges iſt er 45 Fuß breit und oben 9o,
welches dann auch die Laͤnge der Bruͤcke und
ihre «Höhe über dem Waſſer beſtimmt Ihre
Breite in der Mitte betraͤgt 60 Fuß, unten und
oben aber noch mehr, und die Dicke der Maſſe
an der Spitze des Bogens iſt nicht weniger als
40 Fuß. Einen Theil dieſer Maſſe macht eine
große Schicht von Erde aus, auf welcher viele
große Baͤume Wurzel gefaßt haben. Der Bo⸗
gen ſelbſt nähert ſich einer halben Ellipſez aber
die groͤßere Achſe derſelben, welche die Sehne
des Bogens ſeyn wuͤrde, iſt ungleich laͤnger als
die Transverſe. In einigen Gegenden iſt die
Bruͤcke mit einer natürlichen Bruſtwehr von maſ⸗
) Hierzu das Sitel kupfer
me 200 —
ſwen Felſen verſehen,, deſſen ungeachtet haben
wenige Menſchen Muth genug hinzugehen und
hinunterzuſehen, und unwillkürlich wirft man
ſich auf die Kniee, kriecht auf Haͤnden und Fuͤ⸗
5 3 an das 0 und blickt hinab in
en ſchauervo ff lbgru minuten⸗
langes Hinu te a 15 ih 1 öbe verur⸗
ſachte Herrn Jefferſon empfnniche Kopf⸗
ſchmerzen; in eben dem Grade aber, als das
Hinunterblicken ſchmerzhaft iſt, iſt das Hinauf⸗
ſchauen zu dieſer Brücke uber alle Vorſtellun⸗
gen reitzend. Die Empfindungen, welche das
Große und majeſtätiſch Schoͤne hervorbringt,
koͤnnen an keinem Orte lebhafter ekregt werden, |
als gerade hier. Die Spalte bleibt eine gan⸗
ze Strecke oberhalb und unterhalßisef Brücke,
ſchmal, tief und gerade, und eroͤffnet eine kur⸗
ze, aber reitzende Ausſicht auf die noͤrdliche von
der einen, und die blauen Gebirge von der an⸗
deren Seite, von denen keines übers Meilen
entfernt iſt. Die Bruͤcke ſteht in der Gela
Rockbridge, welche von ihr den? Nahmen
bat, und macht eine oͤffentliche und bequeme
Straße über ein Thal, welches man ohne dieß
in einer ziemlich weiten Strecke nicht paſſiren
könnte. Der Fluß, der unten durchfließt, heißt
Ceder⸗ Creek, and 0 ein W Ja⸗
in de fu ſſe sad: N
e di 2 70 ö E 413 IR 17.
nB!
Das See⸗ Blendwerk. 5 1
In der Stan Meerenge, zwi⸗
ſchen Reggio und Meſſina, ereignete fi
eine ſonderbare Erſcheinung fader See. Wenn
* 96601 —
man naͤhmlich in Reggio 51. einem erhabe⸗
nen Orte ſteht, die See im Geſtchte und die
Sonne im „Rücken hat, und letztere ſchraͤg auf
die See hinſcheint, ſo ſieht man bey ruhiger
Waſſerflaͤche in derſelben ploͤtzlich, wie in einem
großen Spiegel, eine Menge der mannichfaltig—
ſten Gegenſtande, Saulenreihen und Bogen⸗
gaͤnge, Schloͤſſer, Thuͤrme, Pallaſte, Alleen,
ſchoͤne Landschaften mit Gruppen von Menſchen
und Thieren, ganze Truppenzüge, zu Fuß und
zu Roß, und hundert andere Bilder, alle mit
ihrer 5 Farbe und in ihrer e genthüm⸗
lichen Bewegung; fie folgen ſchnell hinter ein⸗
ander auf der See; ſo lange nähmlich die Son⸗
ne nicht hoͤher feige. — Iſt nun dabey die Luft
voll Duͤnſte und voll dichten Nebels, den der
ind noch nicht zerſtreuet, oder die Sonne noch
nicht aufgezogen bat, ſo ſieht“ man nicht nur
auf der See, ſondern auch in dieſem Nebel ſelbſt
das nähmliche Schauſpiel, nur, daß die Umriſſe
nicht ſo rein und deutlich, als im vorigen Fal⸗
le ſind. Wenn endlich die Luft nur mit duͤn⸗
nem Nebel erfüllt aber feucht iſt, ſo, daß ein
Regenbogen entſtehen kann, ſo erſcheinen die
Bilder wieder auf der See, aber alle ſehr leb-
haft, mit Regenbogenfarben, gefärbt und einge:
Be;
r In anderen Gegenden: der. Sat gibt es
dergleichen Erſcheinungen mehrere, die alle in
dem Stande des Beobachters gegen die Son:
ne, — in der Lage der Meeresfläche gegen das
Land, und in der Lichtſtrahl enbrechung ihren
Grund haben. „
\
7 |
— 15 —
Der Tafel- und Löwenberg.
Dieſe zwey hohen Berge befinden ſich in der
Naͤhe des Vorgebirges der guten
Hoffnung, welches auch ſchlechtweg das Cap
genannt wird, und die ſuͤdweſtliche Spitze von
Afrika ausmacht. Der Tafelberg hat da⸗
her den Nahmen, weil ſein Gipfel von weitem ſo
flach wie eine Tafel erſcheint. Er hat mehr als
3000 Fuß in der Hoͤhe, und ſcheint, wenn man
ihn von unten herauf betrachtet, voͤllig unfrucht⸗
bar zu ſeyn; indeſſen findet man doch auf demſel⸗
ben einige Gärten, und zwey kleine Gehölze, mo:
von das eine das Paradies genannt wird, weil
man leicht dahin kommen kann, das andere aber
die Hoͤlle, wegen ſeines beſchwerliches Zuganges.
Es iſt gerade das Gegentheil von dem, was man uns
predigt. Dieſer Berg, ungeachtet er ſehr ſteil iſt,
läßt ſich doch wegen einer großen Spalte, die er in
der Mitte hat, leicht erſteigen. Der Fuß bis un⸗
gefaͤhr den dritten Theil der ganzen Höhe beſteht
aus ſteinigem Erdreiche, mit Pflanzen und Straͤu⸗
chen bewachſen, das Uebrige iſt ein bloßer Haufen
Steine. Die Spalte iſt ſehr tief, und o bis 60
Schritte breit, wird aber ſchmaͤler, je naͤher man
dem Gipfel kommt, mo fie nicht über. 8 bis 10
Schritte hat. Oben auf dem Berge gibt es zwey
große Plaͤtze mit Gras bewachſen, und durch Fel⸗
ſen von einander abgeſondert, wovon einige flach
und ſenkrecht ſtehen, andere dachfoͤrmig und wa⸗
gerecht liegen. Die Ausſicht erstreckt ich weit nach
1 1 Seifen, und gegen Suͤden ſieht man nichts
als Meer, ER ”
X — 20 3 —
Unten am Fuße des Berges wird man zu ge⸗
wiſſen Zeiten eine weiße Wolke *) auf dem Gipfel
gewahr, welche einen Suͤd-Oſt-Wind anzeigt,
der wegen ſeiner Heftigkeit ſehr gefuͤrchtet wird.
Wenn die Matroſen dieſe Wolke ſehen, ſo ſagen ſie
zu einander: Brüder, das Tiſchtuch liegt auf der
Tafel. Dieß will ſo viel ſagen, daß ſie Anſtalten
gegen ein Ungewitter machen muͤſſen. Man ſieht
dieſe Wolke hernach laͤngs dem Berge gerade her—
unter fallen, und endlich zertheilt ſie ſich, ſo, daß
wenn jie zwey Drittel von der ganzen Höhe herab⸗
geſunken iſt, man davon nichts mehr gewahr wird,
Der Löwenberg iſt von dem Tafelber⸗
ge nur durch eine kleine Vertiefung und durch ei⸗
nen hohlen Weg abgeſondert Er ſoll feinen Nah-
men von der Menge Löwen bekommen haben, wel:
che ſich ehedem daſelbſt aufhielten, oder auch von
feiner Geſtalt ſelbſt, die von der Seeſeite einem
liegenden Loͤwen gleicht, der den Kopf in die Hoͤhe
halt, als ob er auf Beute lauerte. Dieſer Kopf
iſt fo ſteil, daß, um hinauf zu kommen, man einen
Theil des Weges mit Strickleitern erſteigen muß.
Von ſeiner Hoͤhe entdeckt man auf 12 Stunden
weit das kleinſte Schiff in der See. So bald nur
ein Schiff ſich blicken läßt, gibt ein Mann, der
auf dieſem Berge Wache hält, durch einen Kano—
nenſchuß, der unten liegenden Feſtung davon Nach⸗
richt. Er thut ſo viele Schuͤſſe, als er Schiffe
fiebt. Eben dergleichen Zeichen gibt man auf der
Inſel Robin, die einige Stunden von der Stadt
Cap an dem Eingange des Hafens liegt.
| *) Siehe hiervon mehr im erſten Theile dieſes
Werks. af | 8
— 24 —
Die Sturmwind⸗ Höhle.
Die ſtürmiſche Höhle, (Blowing Ca-
ve) hat ungefähr 100 Fuß im Durchſchnitte, und
aus derſelben blaͤſt unaufhoͤr lich ein ſo ſtar⸗
ker Zugwind, daß alle Gewachſe auf 20 Ehlen weit
von der Hoͤhle ganz dicht zur Erde niedergebeugt
werden. Bey trockner, kalter Witterung iſt dieſer
Luftſtrom am ſtaͤrkſten, und bey lange anhaltendem
Regenwetter am ſchwächſten. In Höhlen und
Bergritzen, wo die Luft bald ſtark hineingezogen,
bald wieder ausgeſtoßen wird, hat man dieſes Phaͤ⸗
nomen ſehr wahrſcheinlich fo erklaͤrt, als hätten
dergleichen Hoͤhlen mit ab- und zunehmenden Quel⸗
len Verbindung und ſaugten Luftein, indem ſich
die Waſſerbehaͤltniſſe ausleerten, die ſich aber,
nachdem ſte ſich wieder angefüllt haͤtten, auch wies |
der ausſtoßen müßten; ein immerwaͤhrend
hervordringender Luftſtrom aber, der nur, nachdem
die Witterung trocken oder feucht iſt, an Staͤrke
ab⸗ oder zunimmt, erfordert eine ganz verſchiedene
Hypotheſe.“ v 538 ru IB BEE
In den Cumberlandgebirgen, 1Mei⸗
le von der Grenze von Carolina, iſt noch eine
Windhoͤhle, von der man aber nichts weiß, als
daß die Luft nicht ununterbrochen hervordringt,
* 7
und daß eine Quelle dus derſelben fließt.
Merkwuͤrdigkeiten der Gegend von
Burgtonna, unweit Gotha“).
Die Gegend von Burg- und Graͤfenton⸗
ma, die etwa 2 kleine Meilen von der Stadt
| *) Vom Hru. Prof. B oigt.
— 203 —
Gotha gegen Mitternacht entfernt iſt, und auf
der noͤrdlichen und weſtlichen Seite von der Raͤ⸗
gelftadter, Langenſalzer und Aſcher⸗
ſchen Flur begrenzt wird, fängt ſich, in Abficht
ihrer Eigenheiten, von Gotha aus gleich hin⸗
ter dem Dorfe Vallftaͤdt au, und kann unge⸗
fahr auf anderthalb Meilen im Umfange betras
gen. 11 7 f
Schon im December 1695 ward dieſe Gegend
durch ein daſelbſt ausgegrabenes ganz vollſtaͤndi⸗
ges Elephanten⸗Gerippe merkwuͤrdig. Der Be⸗
richt daruͤber in den Burg ⸗-Tonnaiſchen
Acten lautet: 7 5
„In einer Sandgrube auf dem Gemeinde⸗
anger fand der Schüse, dem ſie verpachtet war,
zu Anfang des Decembers 1695 verſchiedene uns
geheuer große Gebeine, wovon das eine inwen—
dig hohl, 2 Spaunen lang geweſen iſt, und 66
Pfd. gewogen hat. Ferner, eine Kugel, die in
einer Pfanne ſteckte, größer als ein Men ſchen⸗
kopf und 9 Pfd. ſchwer. Das Amt befahl hier—
auf weiter nachzugraben, und man fand zu An⸗
fang des Jahrs 1696 ein Ruͤckgrath mit noch ei⸗
nigen Stücken Rippen, ſehr mürbe und zer⸗
ſchmettert. Tiefer in den Sand hinein noch groͤ⸗
Bere Kugeln, nebſt den dazu gehörigen Knochen,
die noch drin ſteckten; überdem noch ein großes
Bein, auch wie ein Schulterblatt geſtaltet, 22
Spanne breit und 2 Ehlen lang, nebſt andern
großen Knochen aus den Knieen. Das Halsge⸗
nick, in der Runde 4 Spannen dick, 2 Sp. hoch,
oben darauf ein etwas ſpitziger Wirbel, aus
dem man die Nähe des Kopfs vermuthete. Hier-
auf ſah man an der linken Seite 2 Roͤhren neben
einander liegen, man ſuchte dieſelben ganz ber:
aus zubringen, aber vergebens. Indeß fand
=
— 206 —
man den Kopf mit 2 großen Kinnbacken, welche
> Ehlen von einander ſtanden. Jeder war 12
Ehle lang, darin ſteckten 4 Zaͤhne, jeder 14
Spanne lang, 3 Zoll breit und 12 Pfd. ſchwer.
Die Hirnſchale war uͤber dem Kinnbacken in die
Quere 14 Ehlen breit. Man mußte dieſes Ko
pfes wegen 34 Klafter tief eingraben; man fand
ihn mit 2 großen Hoͤrnern (Hundszaͤhnen),
welche von der Hirnſchale an unter den Augen
herausgingen, ganzer 4 Ehlen lang, vorn ſpit⸗
zig und gelblich, in der Mitte etwas krumm ge⸗
gen einander gebogen, und am Kopfe ſehr dick.“
Auf den holzreichen Hoͤhen zwiſchen Ball⸗
ftadt und Burgtonna iſt der Boden aͤußerſt
reich an kalkartigen Steinen. Dieſe Steine ent⸗
halten faft alle Arten von Verſteinerungen, vor-
nehmlich Ammoniten, Chamiten, Pectiniten.
Gleich unter dieſem Waͤldchen faͤngt ſich, nach
Burgtona zu, das ſo genannte Raubthal
an, eine Hefe, wohl eine Viertelmeile im Um⸗
fange, wo man feſte Steine antrifft, die zuweilen
mehrere Schuh lang, breit und dick ſind, und in
denen ſich eine ſolche Menge und Mannigfaltigkeit
von Verſteinerungen dicht unter einander gemiſcht
findet, daß ſte dem Auge des Kenners manchen
Stoff zu Betrachtungen, und jedem Beobachter
wenigſtens eine angenehme Unterhaltung darbie—
en. |
. Auf den Aeckern dieſes Thales findet ſich au⸗
ßerdem auch eine außerordentliche Menge von
Feuerſteinen. Am Ende dieſes Thales koͤmmt man
auf einen hohen konvexen Platz mit Raſen bewach⸗
ſen, woſelbſt ehedem das Raubſchloß oder die Burg
ſtand, wovon das Dorf den Nahmen hat. Auf
den Aeckern dieſer Gegend findet man Kieſel, faſt
von allen möglichen Farben, ganz zu Tage liegen.
„
Weiter nach Burgtonna zu trifft man
verſchiedene Hohlwege voller Kalk und Maͤrgel⸗
ſteine an, welches die Reſultate von großen reif»
ſenden Fluthen zu ſeyn ſcheinen. |
An der ſuͤdoͤſtlichen Seite des Dorfes iſt ein
geraͤumiger Platz, auf welchem der Gemeindegar—
ten liegt Dieſer iſt ebenfalls mit den vorgedach⸗
ten Steinarten nicht bloß nberfäet, ſondern ſogar
mehrere Fuß tief, dicht damit vollgepfropft; indeß
ſtehen doch eine Menge fruchtbarer Obſtbaͤume al⸗
ler Art auf dieſer naturlichen Chauſſee, woraus
man faſt vermuthen ſollte, daß tiefer unten guter
Boden ſeyn muͤſſe.
Wenige Schritte Über dieſem Gemeindegar—
ten, weiter nach dem Dorfe zu, liegt eine unges
heure Sandbank, in welcher das Elephantengerip⸗
pe, deſſen vorhin gedacht wurde, gelegen hat.
Das Gerippe ſoll nicht über ein Paar Klafter tief
gelegen haben. Laͤngs dieſer Sandbank findet man
gangbare Höhlen. In einer derſelben fand man
recht gut conſervirte Hirſch- oder Elendthierkno⸗
chen, Zähne und Geweihe Die Zaͤhne find hohl
und wie aus Blaͤttern unregelmaͤßig zuſammen
gewickelt, etwa von der Groͤße einer Haſelnuß. Sie
wurden in der Tiefe von 2 bis 3 Klafter ausgegra—
ben. Auch noch ein betraͤchtliches Stuͤck von einem
Elephantenzahne lag nicht weil davon.
Gleich hinter der Pfarrwohnung des Dorfes
iſt ein enger Eingang zu einer ſolchen Hoͤhle. Die
vorderſte Kammer iſt etwa ſo hoch und geraͤumig,
als ein Keller, worin man ein Gebräue Bier zu les
gen pflegt. Oben in der Decke find hin und wieder
zwey Spannen breite Klüfte, welche derſelben das
romantiſche Anſehen von ſpitzig zugerundeten Fel—
ſenwolken geben Vorn beym Eingange ſieht das
Gemiſch aus wie verſteinertes oder inkruſtirtes
— 208 —
Schilf, Rohr, Moos, Grashalmen, ꝛc. weiter
hinten aber trifft man verſteinerte Blätter in gro⸗
ßer Menge an, doch aber gar keine Schnecken oder
ſonſt etwas animaliſches. N N e
Aus dieſer erſten Kammer koͤmmt man rech—
ter Hand noch durch eine enge ſegmentartige Oeff⸗
nung am Boden in eine zweyte noch geraͤumigere;
wo es wieder Stücken von Sandfelſen mit Schnec⸗
den gigeññß,ñ . N a Nn
In dieſem Eingange fand Hr. Harter eine
faſt vollſtaͤndige verſteinerte Schildkroͤtenſchale.
Dieſe zweyte Kammer ſcheint eine durch Men⸗
ſchenhände in Sandfelſen ausgehauene Höhle zu
ſeyn; hier lieſt man auch die Jahreszahl 1564.
Beym Eintritte in eine an die vorige grenzende
dritte Höhle, hat Hr. Härter ein Stück von
einem verſteinerten Fiſche gefunden. |
Am Ende dieſer Höhle iſt in dem Felſen, der
die Decke davon macht, ein ſchoͤner Abdruck von
einem abgebrochenen Stuͤcke Holz befindlih, das
aber ſchwer aus dem Felſen herauszumeißelf iſt.
Gleich beym Eintritte in eine dritte Hoͤhle zei⸗
gen ſich einige ausgehauene Spitze, und 2 Seiten⸗
gaͤnge. Der laͤngſte dieſer Seitengaͤnge, der un—
gefaͤhr 25 Schritte beträgt, ſcheint mehr von dern
Natur, als von der Kunſt gebildet zu ſehn. Pro: |
blematiſch genug iſt es, wie die Gruppe von Ele⸗
phanten, Hirſchen, Schildkroͤten, Fiſchen, Schnec—
ken, den verſchiedenen Pflanzen und Steinarten ſo
nahe zuſammen, ſo tief, unter ſo verſchiedene Erd⸗
und Steinlagen gekommen iſt. ö
In einer vierten Kammerendlich ſieht man die
Jahreszahlen 1619 und 1622 nebſt dem Nahmen
ee „
Es find alfo dieſe Höhlen bereits im Bauern:
und gojährigen Kriege der Zufluchtsort mancher
Fluͤcht⸗
— 209 —
Fluͤchtlinge geweſen Wohl mehr als etliche 1
Schritte vom erſten Eingange dieſer Höhle geht
wieder eine Kluft zu Tage aus, welche mit der ere
ſten und den folgenden Oeffnungen einen beſtaͤndi⸗
gen Luftzug unterhaͤlt.
Etwas weiter hin, bey Graͤfentonna,
gibt es ahnliche große Höhlen, und in dem fo ger
nannten Pol lande daſelbſt ſollen bereits ums
Jahr 1690 große Hirſchgeweihe ausgegraben wor=
den ſey. In einem Actenſtuͤcke vom 11. Aprill 1696
heißt es aber, daß nach Aus ſage des damahligen
Steinbrechers dieß keine Hirſchgeweihe, ſondern
ein Spigzahn von einem Elephanten geweſen ſey:
naͤhmlich, „die Steinbrecher hätten einſtmahls ei=
nen großen Stein aufgehoben, davon fie 2 Ruthen
Steine gebrochen, und unter dieſem haͤtte noch ein
zweyter, eben ſo großer Stein, und zwiſchen bey⸗
den ein glattes ſpitzig zulaufendes Horn, ungefähr
1 Ehle lang, Arms dick, und durchaus dicht, ge⸗
legen; an deſſen hinterm Theile ein Knochen gewes
ſen waͤre, als wenn es irgendwo aufgeſeſſen haͤtte.
Es ſey dieſes fo feſt zwiſchen den Steinen verwach⸗
ſen geweſen, daß man es ſtuͤckweiſe mit dem Pickel
habe herausarbeiten muͤſſen.“
Tyers allegoriſcher Garten.
Der allegoriſche Garten des Hrn. Tyers zu
Denknigh, in der Grafſchaft Suerry in
England, liegt an der Seite eines Huͤgels, auf
welchem ein von jungen Baͤumen dicht verwachſe⸗
nes Waͤldchen in labyrinthiſchen Gaͤngen gepflanzt
iſt, die bald aufwaͤrts, bald niederwaͤrts, bald
bequem und eben, bald beſchwerlich und uneben
| 15. Theil l ſ0 O 0
— 210 —
fuͤhren, ein dem menſchlichen Leben voͤllig ange⸗
meſſenes Bild, deſſen Pfad wir bald angenehm
wandeln, bald die Bürde unſers Schickſals muͤh⸗
ſam auf demſelben nachſchleppen. 15 |
So oft man in dieſen Gängen ſich umwenden
muß, findet man aufgeſtellte lehrreiche Inſchriften,
die die Serle zu ernſthaften Gedanken einladen.
Nicht weit vom Eingange, über welchem man ein
procul eſte profani! lieſt, befindet ſich eine Art
von Einfiedeley, die der Tempel des Todes heißt,
und worin ſich ein zum Andenken des Lord Petre
errichtetes Denkmahl befindet. Auf der einen Sei⸗
te ſteht ein Pult, wohin der melancholiſche Schall
einer Glocke, die jede Minute ſchlaͤgt, zum Leſen
und zu ernſten Betrachtungen ruft. Die Waͤnde
find mit den ausgeſuchteſten Stellen eines oung,
Pope, und der übrigen beſten Engliſchen Dich⸗
ter ſo dicht beſchrieben, daß man viele Stunden
mit Durchleſung derſelben würde zubringen muͤſ⸗
ſen. Was aber am heftigſten rührt, iſt der letzte
grauenvolle Zug dieſer bildlichen Vorſtellung.
Denn wenn man die beſchwerliche Reiſe durch die
Welt geendet hat, ſo koͤmmt man an ein eiſernes
Thor, welches in das Thal der Schatten des To⸗
des fuͤhrt, vor deſſen Eingange man ſtatt der Saͤu⸗
len zwey eiſerne Saͤrge erblickt, auf welchen Tod⸗
tenkoͤpfe liegen, und worauf viele moraliſche Denk⸗
ſpruche geſchrieben find. Die Todtenkoͤpfe ſind ſo
geſtellt, als wenn fie die Eintretenden anreden woll-
ten. Bey dem einen lieſt man: Das erwünſch⸗
teſte Leben iſt Eitelkeit; und bey dem
andern: Die Gunft des fhönften Maͤd⸗
chens iſt betrieglich, und die Schoͤn⸗
heit eitel. Der Blick in dieß finſtere Thal iſt
ſo grauenvoll als moͤglich. Man fieht in ein wei⸗
tes Gewölbe, das aus zwey Gemaͤchern beſteht,
7
r
vor deren einem der Unglaͤubige, der unter den bit⸗
terſten Schmerzen der Verzweiflung ſtirbt, und in
einen Abgrund ſtuͤrzt, ausruft: wohin gehe
ich? An der Seite und über ihm erblickt man feine
Bücherſammlung, und unterſcheidet vorzuͤglich eis
nen Hobbes, Toland, Tindal, Col⸗
ins, Morgan und andere. In dem zweyten
Gemache erblickt man den frommen, den gläubie
gen Chriſten, der mit einer heitern und ruhigen
Miene, worin die vorausgefühlte Freude über ein
beſſeres Leben ſichtbar iſt, ſtirbt, wobey man die
Worte lieſt: Ich weiß, daß mein Erloͤ⸗
fer lebt. Vor ihm liegen die Bibel und Pre⸗
digten eines Tillotſon, Clarke, und an⸗
derer beruͤhmten Gottesgelehrten. Ueberall ſieht
man die Hand des Meiſters, uͤberall Bilder, die
auf die mannigfaltigen Verhaͤltniſſe und Neigun⸗
gen der Menſchen anſpielen. Dieſer Garten iſt
von eben dem Hrn. Tyers angelegt, dem Lon⸗
don das berühmte Vauxhall zu danken hat,
welches aber freylich mit dieſem Garten einen ſehr
auffallenden Contraſt macht.
Das Centrum der Erde.
(Von Hrn. Ben j Franklin.)
*
Da ein Theil der hohen Gegend von Derby
in England fo hoch über die Meeresflaͤche er⸗
haben iſt, als die Steinkohlenminen zu White—
haven darunter erniedrigt ſind, ſo ſchien mir die⸗
ſes ein Beweis einer großen Revolution in der Erd—
pberfläche unſerer Inſel, da einige Theile derſel⸗
O 2 '
2 —
— n
ben unter die Meeresflaͤche hinabgedruͤckt, andere
aber, die ſich ſonſt unter derſelben befanden, uͤber
ſie erhoben worden ſind. Unmoͤglich koͤnnte man
aber ſolche Erſcheinungen auf der Oberflaͤche der
Erde wahrnehmen, wenn ihr Centrum aus feſten
Subſtanzen beſtaͤnde. Deßwegen denke ich mir ih⸗
re innern Theile als ein Fluidum, was an Dichtig⸗
keit und ſpecifiſcher Schwere alle uns bekannten,
feften Körper bey weitem übertrifft, die deßwegen
auf, oder in dieſer Fluͤſſigkeit ſchwimmen koͤnnten.
So waͤre denn die Oberfläche unſerer Erdkugel ei⸗
ne Huͤlſe, welche durch die heftigen Bewegungen
der Fluͤſſigkeit, auf der ſte ruhte, durchbrochen und
in Unordnung gebracht werden Fönnte, a
Da nun die Luft durch Kunſt ſich fo zuſam
menpreſſen laßt, daß fie zwey Mahl fo dicht wird
als das Waſſer, in welchem Falle dann, wenn man
Luft und Waſſer zuſammen in ein ſtarkes glaͤſernes
Gefäß bringen koͤnnte, die Luft den untern, das
Waſſer aber den obern Theil des Gefaͤßes einneh⸗
men wuͤrde; da, obgleich der Grad der Dichtig⸗
keit, welche die Luft durch dieſes Zuſammenpreſ—
fen annimmt, ſich nicht genau beſtimmen läßt, Hr.
Amonton jedoch berechnet hat, daß das Ver⸗
haͤltnitz dieſer Dichtigkeit in eben dem Verhaͤltniſſe
wie auf der Oberflaͤche der Erde ſteigt, ſo wie ſich
die Luft dem Centralpuncte der Erde nähert; ſo
laßt ſich denken, daß in einer gewiſſen Meilenzahl
die Luft die Schwere des Goldes
übertrifft, daß alſo das dichte Fluidum in den
innern Theilen der Erde wahrſcheinlich zuſa m⸗
mengepreßte Luft iſt Oa ſich nun bey er⸗
hitzter dichter Luft die Staͤrke ihrer Ausdehnung
nach ihrer Dichtigkeit richtet, fo mag dieſe Cen⸗
tralluft dazu dienen, die Oberfläche der Erde zu
veraͤndern, auch wohl die Thaͤtigkeit des Central⸗
pen 213 —
\
feuers zu erhalten; obgleich die plötzliche Verdün⸗
nung des berührten Waſſers zu dieſem Zwecke
wirkſam genug ſeyn kann, ohne Beyhuͤlfe des
Feuers, ſo bald es zwiſch en der aufliegenden Erde
und dem Luftfluidum, auf welchem es ruht, ſich
thaͤlig zeigt.
Die Entſtehung der Erde koͤnnen wir uns ſo
denken, daß alle Elemente, die in getrennten Par—
tikeln unordentlich durch einander gemiſcht, einen
großen Raum einnahmen, auf das Wort des All-
mächtigen, der die Schwere, oder die wechſelſeiti—
ge Anziehung einiger Theile und die wechſelſeitige
Anziehungskraft anderer entſtehen ließ, ſich nach
ihrem gemeinſchaftlichen Mittelpunete hinbeweg—
ten. Obgleich die Luft durch ihre Schwere zum
Mittelpuncte fortgezogen wurde, ſo mußte ſie doch
als eine Fluͤſſigkeit, deren Theile einander zuruͤck⸗
ſtoßen, gegen den Mittelpunet dichter, in entfern⸗
tern Gegenden aber duͤnner ſeyn. Folgiih muß⸗
ten alle Korper, die leichter als dieſe Luft find,
und in derſelben umherſchwammen, vom Centro
abgeſtoßen werden, und fo lange in die Hoͤhe ſtei⸗
gen, bis fie einen Ruhepunct in derjenigen Luftre⸗
gion fanden, die mit ihnen einerley ſpecifiſche
Schwere hatte, da hingegen andere Materien
leichter als die Luft, in der ſte umher ſchwebten,
abwaͤrts fallen mußten, ſo, daß dieſe beyden Ziele
die Rinde der erſten Erde bilden mußten, und die
obere Atmoſphaͤre beynahe ganz helle ließen. Die
urſprüͤngliche Bewegung der Theile gegen das ge⸗
meinſchaftliche Centrum mußte hier einen Wirbel
verurſachen, der bey der Bewegung des neuen Erd—
balls um ſeine Achſe fortdauern mußte, und der
größte ODurchmeſſer der Erdkugel mußte in der Ge⸗
gend ihres Aequators ſeyn. Sollte hernach durch
einen Zufall die Achſe veraͤndert werden, fo muh te
— 214 —
die dichte innere Flüſſigkeit durch WM |
ihrer Form die Rinde zum berſten bringen, un
die ganze Subſtanz derſelben ſo zerſtoͤren, wie wir
ſie finden
Laͤngſt habe ich vorausgeſetzt, daß das Eiſen,
welches in der Subſtanz der Erdkugel verborgen
liegt, fie zu dem bildete, was ſte in der That iſt,
nähmlich zu einem großen Magneten. Vielleicht
exiſtirt das magnetiſche Fluidum in jedem Raume,
ſo, daß ſo wohl ein magnetiſches Norden und Suͤ⸗
den des Univerſums als der Erde vorhanden iſt.
Vielleicht koͤnnte man, wenn es möglich wäre,
von Stern zu Stern zu reiſen, ſeinen Lauf ver⸗
mittelſt eines Compaſſes lenken. Vielleicht iſt un⸗
ſere Erdkugel, zu Folge dieſes allgemeinen Magne⸗
tismus, ein particulaͤrer Magnet geworden.
In weichem oder heißem Eiſen iſt das mag⸗
| netifche Fluidum natürlich gleichmaͤßig vertheilt;
vermittelſt eines Magnets an ein Ende des Eiſens
geleitet, wird er hier verdichtet, dort aber ver⸗
duͤnnt. Waͤhrend das Eiſen weich und heiß bleibt,
iſt es nur ein temporeller Magnet; wird es aber
in dieſer Lage kalt oder hart, ſo bleibt es ein be⸗
ſtaͤndiger Magnet, indem das magnetiſche Fluidum
nicht leicht wieder ſeinen vorigen Raum einnimmt.
Vielleicht muß man es dem permanenten Magne⸗
tismus unſerer Erdkugel zuſchreiben, den fie von
Anfang an nicht beſaß, daß ſich ihre Achſe gegen⸗
wärtig parallel zu ſich ſelbſt verhält, und den Ver⸗
aͤnderungen voriger Zeiten nicht unterworfen iſt,
welche die Niſſe ihrer Rinde, das Verſinken und
das Emporſteigen ihres feſten Landes, ſo wie die
Unordnung i in ihren Jahreszeiten veranlaßte. Da
die gegenwärtige Durchmeſſung der Pole und des
Aequators beynahe 10 Meilen von einander abs:
weichen, ſo laſſen ſich die Erſcheinungen leicht den⸗
1 PR 215 uns
ken, die erfolgen wuͤrden, wenn durch irgend eine
Gewalt die Ach ſe der Erdkugel in den Pol, der Pol
aber in die Achſe veraͤndert werden wuͤrde. Wie
wuͤrden die Waſſer in der gegenwaͤrtigen Aequato⸗
rialgegend ſinken, und in der Polargegend ſteigen!
Große Strecken Landes wurden aus dem Waſſer
hervorkommen, andere in dasſelbe hinabſinken.
Wahrſcheinlich wurde durch eine ſolche Operation
ein großer Theil Europens gebildet, von dem Mees
re entbloͤßt, und fein altes Klima verändert, wel⸗
ches vermuthlich ehedem ſehr heiß war. Die Erde
iſt nun ein vollkommener Magnet geworden, wir
ſind vielleicht vor einem künftigen Wechſel ihrer
Achſe ſicher. Aber wir find noch immer den Zufaͤl⸗
len auf der Oberflaͤche unterworfen, die durch eine
Welle in dem innern ſchweren Fluidum veranlaßt
werden kann. |
; Sp aniens Donnerwetter.
Folgende Nachricht iſt aus der Reiſe eines
Unbekannten aus dem Elſaß nach Sierra Mo⸗
rena genommen. „Kaum hatten wir ungefaͤhr 2
Stunden (von Sevilla aus nach Cantilla⸗
na) zurückgelegt, fo überfiel uns ein Ungewitter.
Wenn es eben ſo ſtark gedonnert hätte, als es blitz⸗
te, fo würde ich in meinem Leben nichts Fürchter-
licheres erlebt haben. Es folgte ein Blitz auf den
andern, und es ſchien, als ob dicke Fäuerſaͤulen
ſich aus der Erde erhuͤben und gen Himmel führen.
Und das alles ſo geſchwind auf einander und ſo an⸗
haltend, daß uns Fremdlingen die Haare zu Verge
ſtanden. Die Spanier nahmen unſere Furcht
wahr und ſuchten uns durch Singen und Zurufen:
lo esta nada (das heißt: noch nichts) gufzurich⸗
.
— 216 —
ten. Unterdeſſen war es eine Art von Blitz, die
man in Deutſchland niemahls zu ſehen be>
koͤmmt, ob es gleich weder donnerte noch regnete,
und der Himmel nur am Rande des Horizonts mit
truͤben Wolken bedeckt war.“ a ei
Die gen Wirkungen der
| ulcane.
*
Erſtlich kommen dadurch eine Menge Saͤuren
und Salze und andere Materialien aus der Tiefe
an den Tag und in Umlauf, die vielleicht zur Er⸗
haltung und Hildung der Körper auf der Oberflaͤ⸗
che der Erde ſehr noͤthig find, und ohne Vuleane
unthaͤtig in der Tiefe liegen geblieben wären.
Zdweytens ſtreuen die Vulcane auch eine Men⸗
ge fruchtbarer Aſche auf die umliegende Gegend,
die den Wachsthum der Pflanzen ſehr befördert *);
oder gießen geſchmolzene Lava aus, die in der
Folge der fruchtbarſte Boden wird, wie man dieß
vorzuͤglich am Aetna, einem der fruchtbarſten
Berge in der ganzen Welt, bemerkt. Die Land⸗
ſchaft Hybla Sa wurde von Lava verwuͤ⸗
ſtet; ein vulcaniſcher Aſchenregen, der hinterher
fiel, machte fir wieder zur bluͤhendſten Landſchaft.
Und eben dieſe fruchtmachende Eigenſchaft der vul⸗
caniſchen Auswuͤrfe wird man überall gewahr, wo
es vulcaniſche Auswuͤrfe gibt Die Gegend des
Aetna, die Gegend um den Veſu v, die Li pa⸗
) Auf der Inſel Tanna, in den Neuhebri⸗
den, macht der vulcaniſche Auswurf den fette⸗
ſten Boden, in welchem alle Gewaͤchsarten mit
ungewoͤhnlicher Kraft aufſchießen und gedeihen
riſchen Inſeln, find guͤltige Beweiſe davon.
Selbſt in Island herrſcht mehr Fruchtbarkeit,
als man unter dieſem kalten Himmelsſtriche ers
warten ſollte. / 5
a Beſonders wurde am Veſuv nach dem Aus⸗
bruche im Auguſt 1779 ein ungewöhnlich ſchneller
und gedeihlicher Wachsthum der Pftanzen ſichtbar.
Alle verdorrt ſcheinenden Baume fingen wieder an
zu grünen, und aus Pfirſchen, Weiyſtoͤcken, Pflau⸗
men, Mandelbaumen und Melonen ſproßte wieder
junges Laub hervor. Mitten zwiſchen dürrem
Bimsſteine grunten alle Kräuter von neuem, und
die Blumen erneuerten ſich. Auch in den entlege—
nern Gegenden des Veſuvs bemerkte man die—
ſen außerordentlichen Trieb zum Wachsthume. 36
Tage nach dem Ausbruche bekam de Bottis ei⸗
ne Weintraube, die ſchon ziemlich große Beeren
hatte, und im November fingen ſich die Weinbee—
ren ſchon an zu farben. Fruͤhzeitige Kirſchen und
Pflaumen wurden ſogar ſchon reif. Etwas hatte 7
vielleicht der vorhergegangene Regen bewirkt, aber
noch mehr ohne Zweifel die durch den Vulcan ver—
breitete Warme, und die elektriſchen Dünfte, die
man ſo haͤufig um die Vulcane bemerkt, und die
nach Verſuchen des Nollet, Priſtley und
anderer, den. Wachsthum der Pflanzen außeror—
dentlich befoͤrdern ).
*) Vor dem Ausbruche des Hekla in IJsland,
im Jabce 1760, war die Jahrszeit fo gelinde,
daß man vor Dfteen nur zwey Mahl Froſt
hatte, in einem Lande, wo der Froſt od Oſtern
Io leicht niemahls aufgeht. Hier ſieht man dent»
ich, welche Wirkung das unterirdifhe Feuer
auf das Klima macht.
— 218 —
Auf dieſe Art vermehren die Vuleane die
Fruchtbarkeit der Erde. Nun aber traͤgt die Erde
faſt uͤberall Spuren von Vulcanen, die ehemahls
gebrannt haben; denn auch ſelbſt in Fran k⸗
reich und Deutſchland findet man dieſe
Spuren, bey Velay und Vivarais, am
Rhein und in Boͤhmen u. ſ. w.
Alſo haben wenigſtens einmahl, in den mei⸗
fien Gegenden der Erde, Vulcane den Erdboden
mit Fruchtbarkeit und mit neuen Materialien aus
der Tiefe verſorgt.
Sie eben haben drittens die Erde mit den
herrlichen Bergen beſchenkt. Dieſe ziehen Regen
und waͤßrige Sünſte an ſich, ſammeln ſte auf ih⸗
ren Rüden und ſchicken fie in Fluͤſſen und Baͤchen
der Ebene zu. Das Waſſer bleibt hierdurch in bes
ſtaͤndigem Umlaufe und durchſtroͤmt die Oberfläche
der Erde in ſchiffbaren Fluͤſſen; da es im Gegen-
theile in großen Ebenen, auf der Oberflache der
Erde, ſtocken und unnuͤtze und nachtheilige Seen
und Sümpfe bilden würden, 1
Ferner ziehen die Berge auch viele ſchaͤdliche
Duͤnſte an ſich, die ihnen zum Wachsthume der
Bäume und Pflanzen dienen; ſte geben ſich ſelbſt
hierdurch die Düngung wieder, die der Regen von
ihnen ins Thal hinabſchwemmt, und bewirken zu
gleicher Zeit eine geſunde Luft. Uebrigens ver⸗
mehrt auch noch die Erhöhung der Berge die Ober—
flache der Erde, fo, daß mehr Menſchen auf ſelbi⸗
ger wohnen koͤnnen.
Das innere Feuer der Vulcane befördert vier:
tens die innere Wärme der Erde und macht ſie hier⸗
durch bewohnbarer. | |
Wir wiſſen, daß eine beſtaͤndige Wärme aus
der Erde hervordringt. In tiefen Schachten wird
ſie bemerkbar. Sie vermindert in wenigen Tagen
— 219 —
den Schnee, und hilft den Einwohnern der Falten
Lander, wo man unter der Erde wat die Kaͤlte
des Winters erdgagen. b
Die Fluſſigkeit des unermeßlichen
Raums.
en Hrn: Ben). granstiny
So weit wir den uner meßlichen Naum kennen,
ſcheint er mit einer ſeinen Flüſſigkeit gefüllt zu ſeyn,
deſſen Bewegung oder Vibration Licht genannt
wird Vielleicht iſt dieſe Flüffigkeit derj jenigen aͤhn⸗
lich, welche vermoͤge der Anziehungskraft in an⸗
dere, mehr feſte „Substanzen eindringt, dieſe durch
Trennung der 2 Beſtandtheile erweitert, und fo ei—
nige ſeſte Körper fluͤſſig macht und andere fluͤſſig
erhalt. Fehlt unſern Koͤrpern dieſe Fluͤſſigkeit
ganz, ſo nennt man ſie gefroren. Beſttzen fie
die gehörige Menge derſelben, fo find fie geſund
und geſchickt, alle ihre Functionen zu vollbringen,
Im letztern Falle nennt man die Flüſſigkeit na⸗
türliche Wärme, wenn 15 ſich aber zu ſehr
vermehrt, Fieber. Wird ſte von außen in zu
großer Menge in den Koͤrper getrieben, io, daß fie
durch Zertrennung und Zerſtoͤrung des Fleiſches
Schmerzen erregt, ſo nennt man dieſe Wirkung
das Brennen, die ſo eindringende und wirken⸗
de Flüſſigkeit ſelbſt aber das Feuer.
Wenn animaliſche und vegetabiliſche Körper
wachfen oder ihren Umfang vermehren, wird dieſe
Erſcheinung dann nicht dadurch bewirkt, daß fie
dieſes Feuer an ſich ziehen und dieſe ehemahlige
Fluͤſſigkeit ſo verfeſtigen, daß fie einen Theil ihrer
0
% |
Subſtanz ausmachen kann? Iſt es nicht eine
Trennung ähnlicher Beſtandtheile, welche dieſes
ſein Fluidum dadurch frey macht, daß es ſeinen fe⸗
ſten Zuſtand aufhebt, wenn es wieder als Feuer
erſcheint.
Die relativen Kraͤfte des Menſchen zur Mate⸗
rie reichen nur hin ſie zu trennen, die verſchiedenen
Arten derſelben mit einander zu vermiſchen, oder
Form und Schein derſelben durch ihre verſchiede—
nen Zuſammenſetzungen zu verändern; aber fie
können weder neue Materie ſchaffen oder hervor—
bringen, noch die alte veraͤndern. Iſt alſo das
Feuer eine urſpruͤngliche Materie oder ein Ele—
ment, ſo muß ſeine Menge in der Welt permanent
und feſtgeſetzt ſeyn. Kein Theil davon ar
ſtreut oder durch uns vermehrt werden. Wir koͤn⸗
nen es nur aus den Koͤrpern hervorlocken, die ſie
einſchließen, wie z. B. bey Anzuͤndung des Holzes,
oder können es von einem feſten Körper in den an—
dern bringen, wie beym Kalkbrennen, wo ein Theil
des, aus dem Holze getriebenen Feuers in den
Kalkſteinen zuruͤck bleibt. Sollte nicht dieſe Fluͤſ—
ſigkeit im freyen Zuſtande in alle Koͤrper eingehen
und ſie durchdringen koͤnnen, fie mögen nur orga⸗
nifirt ſeyn oder nicht, fo, daß alle unorgani⸗
ſirte Körper leicht ganz, alle organifirte
aber nur theilweiſe eben fo leicht davon verlaſſen
werden? Der affimilirte und fire Theil des Feuers
entwiche dann nur erſt mit der Auflöfung des Koͤr⸗
pers. f
Hält nicht dieſe Fluͤſſigkeit die Lufttheilchen
von einander, indem fie ihnen Annäherung oder
Trennung in dem Verhältniſſe zugeſteht, als ihre
Menge ſich vermindert oder vermehrt? Iſt es nicht
die groͤßere Schwere der Lufttheilchen, welche die
Theilchen dieſer Flüſſigkeit zwingt, mit den Mate⸗
— 28. —
rien zu ſteigen, womit fie verbunden iſt, und zwar
in Geſtalt des Rauchs oder Dunſtes? ö
Scheint ſie nicht naͤher mit dem Waſſer ver⸗
bunden zu ſeyn, weil ſie einen feſten Theil verlaͤßt,
um ſich mit dieſer Fluͤſſigkeit zu verbinden, und mit
als Dunſt davon geht, indem der feſte Theil dem
Beruͤhrenden kalt ſcheint, auch der Grad der Kaͤlte
durch das Thermometer beſtimmt werden kann?
Der an dieſe Fluͤſſigkeit geheftete Dunft ſteigt mit
ihr auf, aber trennt ſich von ihr bey einer gewiſſen
Hoͤhe, von der er bald als Regen herab koͤmmt,
oder was auch noch von ihm zuxück bleibt, noch ein
Mahl als Schnee und Hagel hinab faͤllt. Was
wird aus der Fluͤſſigkeit? Erhebt ſie ſich uͤber un⸗
ſere Atmoſphaͤre, und wird dort mit der allgemei—
nen Maſſe aͤhnlicher Art vereinigt? Oder wird eine
ſphaͤriſche Schicht derſelben dichter oderweniger mit
Luft gemiſcht, durch die Erdkugel angezogen, und
nur bis zu einer gewiſſen Hoͤhe wieder aufwaͤrts
getrieben, und von ihrer Oberflache zuruͤckgeſto⸗
ßen, durch das groͤßere Gewicht der Luft, wo ſie
dann, unſere Erdkugel umgebend, haͤngen bleibt,
und mit ihr rund um die Erde laͤuft?
Muß nicht in dieſem Falle — da eine Vereini⸗
mung dieſer Fluͤſſigkeit durch die Luft bis ganz zur
Erde hinab vorhanden iſt, — vermöge der Vibra⸗
tionen, welche die Sonne darin bemerkt, das Licht
zu uns kommen? Wird vielleicht nicht durch jede
dieſer unendlich kleinen Vibrationen, die kraͤftig
auf die allgemeine Materie wirken, endlich ein Ein⸗
dringen derſelben in dieſe erzeugt, wo fie dann durch
Anziehungskraft feſtgehalten, und durch fort⸗
dauernde Vibrationen vermehrt wird, bis die Ma⸗
terie davon fo viel erhalten hat, als ihre Staͤrkt
hineinbringen kann? N
„
\ 1
Wird nicht die Oberfläche unſerer Erdkugel
beſtaͤndig durch ſolche wiederhohlte Vibrationen am
Tage erhitzt, wenn äber die Vibrationen in der
Nacht unterbrochen, oder durch Wolken aufgefan⸗
gen und zurückgeworfen werden, durch Entwei⸗
chung der Wärme gekühlt?
Wird nicht auf dieſe Art das Feuer angeſam⸗
melt, und der größte Theil der Subſtanz breunba⸗
rer Körper gebildet ? Eee e e
Bey Erſchaffung dieſer Erdkugel, da die ur⸗
ſpruͤnglichen Theile in gewiſſer Entfernung vom
Centrum ihren Naum einnahmen, ſo wie ſie mehr
oder minder Schwere beſaßen, mußte vielleicht
das gegen das Centrum gezogene, flüchtige Feuer
größten Theils, weil es leichter war, feinen Raum
über den übrigen Subſtanzen einnehmen, und ſo
die oben vorausgeſetzte Feuerſphaͤre bilden, welche
hernach durch die, organifirten Körpern erforderli—
che Subſtanz beſtaͤndig abnahm, deren Menge
aber durch das Verbrennen oder durch ſonſtege
Trennung dieſer organiſirten Körper wieder her
geſtellet wurde. Rd
Entſtand nicht die natürliche Waͤrme der Thier
re dadurch, daß ſich bey der Verdauung die Theile
der Nahrungsmittel trennten, wodurch ihr Feuer
frey wurde? | % big ei
Entzuͤndet nicht die Feuerſphaͤre die wandeln⸗
den Kugeln, welche zu Zeiten, waͤhrend unſers
Laufs um die Sonne, durch fie durchgehen, deren
Oberflaͤche durch fie entzuͤndet iſt und berſtet, wenn
ihre eingeſchloſſene Luft, durch die Hitze auf ihrer
brennenden Oberfläche zu ſehr verdünnt iſt?
ii,
7
10
Ende des vierten Theils.
Inhaltsverzeichniß
des |
vierten Theiles.
!
Seite
O. von Grand operirte Blindgeborne 3
Ein Blinder, deſſen ganzes Geſicht Auge iſt 6
Das ungeborne Kind zu Brunne in der
Churmark j 7
Ein Truthahn hungert 31 Tage 9
Gefrornes Waſſer zerſprengt Bomben —
Der verſchwindende Wald Podoliens 10
Eine weibliche Naſe gebierteinen Wurm 11
Das wandelnde Blatt, oder die Gottes⸗
Anbetherinn f 12
Eine Pforte, die ſich ſelbſt eroͤffnet uud ver⸗
ſchließet 13
ae Waſſer im Streit
as ſchnellwachſende Kind
Der vierjaͤhrige Rieſe im Osnabrüekſchen 18
Seite
Die Wunderleber eines Huhns?2? 13
Waſſer, auf welchem Eiſen ſchwimmt —
Holjperfieinerung 19
Ein lehereicher Gewitterſchlag i in S bl efien zo
Sagverfinfterangin Neu England 22
Die Amriſenwolke über Leipzig 3
Das Nattenbeer auf Procida 88
Bienen ſtechen Gänfen die Augen aus 5 24
Hamilton paſſirt einen glühenden Lavaſtrom —
Die toͤdtliche Kellerluft zu St. QAuent 26
Eine Huͤndinn bungerts Wochen —
Brennende Abtrittsluft in Paris —
Sehuſucht der Pflanzen nach Licht a
Herkulan um und Pompeji „
Ein Krater auf dem Harze 30
Der See M Fete in A g e 31
Ein neuer elektriſcher Fiſch * 36
Der Sonnenhof N a —
Verſchiedenheit der Brunnen bey Halle 3
Die 5 auf Antigua iſt Muſikfreun⸗
inn —
Die Schlangenbeſchiwörer O ſti ud ien$ 40
Die ausgegrabenen Leichname des Kirchhofs daz
Innocens zu Paris 42
Bergwerke zu Quekne d un
Luftelektrizitaͤt auf den Alpen. 2
Das Horn an der Stirn eines Frauenzimmers. 55
Die Waſſerhoſe bey Altona 56
Erfrorne Hamſter wurden zu Nord ha u ſen
vom Tode erweckt 57
Ein beſonderes Feuer⸗ Meteor 58
Kranke werden durch Hunde von ihrer Krank⸗
heit befreyet Ä . 6560
Die toͤdtende Brunnenluft 62
Wein aus Milch bereitet —
Die Feuer⸗Ausbruͤche des Berges H ekla a im
Jahre 1766 63
Der Gipfel des Montblane 65
Ein Blitz auf geſchmolzenem Salze 76
Empfindlichfeiten, des Baumes Averrhoa f
Carambola
wi Die
/
3118 5 Seite
Fi dnichabbäre Kellerluft in Bre a an 270
1 a 150 *
Der nt. R
e zu Tıllabe 15 © bene, nd 5
12
Eiſendraht gr Wetterpeopbet
Augenbticlic warme Luftmaſſen 8164.
99
Not > g in 5 rifa’ 3 merkwürdiger Sumpf. 206
Wirkungen des galvaniſchen Welden NIE
an warmbluͤtigen Thieren 205
Ankunft des Winters in Gall ite ie n 10
as blutrothe Telchwaſſer bey H al 108
ilbermunze im Feuerſtein 5 1412
in 8 hungert z Wochen 2. 140
er Erdfall auf 2 aurien 114
ie Feuerquelle im Niagaraf fluſſe |
11 3
Das Waſſer einer Flaſche ſteigt Beeren ei
einer Saͤule in die Höhe 1
Ein Berg von ehe my ao „meuſchentnochen
auf der Inſel Cyt 120
Sonderbare eleftrifhe Weſcheinung na ‚einem |
Gewitter sid band so 11%
Der Hörnerthurm i in 9 e u 4 . 91 121
Sewitterflaͤmmchen auf dem N ek a
gn des Blitzes in bene A 123
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Sletſcher⸗Eiſe
127
Bentelrasten, die einander die Sana ab⸗
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euſchreckenzuͤge —
our its eiſe von Aa nach
Piemont durch das Eisthal nach Mon
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IV. Theil. 5 !
Seite:
Olasfüben, die der Wind macht 5 AS 12
Die Landwaſſerhoſe
Die Knochen der Maria Brod dert bre. |
chen fieben Mahl von ſelbſt 142
3 lands ungeheurer Springbeunnen . 144
ftwunder in Norwegen au *
Der biegſame und elaſtif e Marmor det s „ m
Gotthards 7
Steine im Pferde + 12 9 2 1%
Das Meteor in Gase 08 ne MER eee
Der vierfache Regenbogen W n a
Der Schwefelbe unge g Bieginien n * 2
Das Wunder des Euwipu an % SR
Leuchtende Flußkrebſe * if el
ediegenes ee in Erdbeeren Eu: | 5 15
Der Erd fall im Vieentiner Gebiete 159
alabrien im Jahre 783 f 1
Ein Knabe ſchlaft 12 Tage und 12 Nächte 141867
Die Thier blume —
Unterirdiſche Höhlen unweit gelbabe n 19
Wirbelwind von Les pa 8 3 in Nin
Mo fetten 4%
Wallfahrt der Häringe durch die balbe Welt 00 179
Das Lo om ing
9 180
Eine Quelle füßen Waſſers einge mitten im or |
ſalzigen Seewafleo‘ n N
Der verſteinerte Rieſe 740
Das natürliche Bar von Pi ett 2 60 67
Ein ebene ordlicht 189
Vulean der Inſel Bour bo . 1 m x u: 971
Die weiß gewordene Neger 1 192
Der Winterſchlaf der ere A der langen ? 198
Animaliſche Elektrizität ı
Torglotten ein Rorweg bee
von der Geſtalteines Menſchenke pfs 197
Die natürliche Brucke in Birginien 199
Das Seeblendwerk 200
3 Die Tafel. und Lßwenberg 20
ie Sturmwind⸗ Höhle 20
| Seite
Merkwürdigkeiten der Gegend von Burg
tonna unweit Gotha 204
Ty ers allegoriſcher Garten i 209
Das Centrum der Erde 9 b 211
Spaniens Donnerwetter 2165
Die wohlthaͤtigen Wirkungen der Vülcane 216
Die Fluͤſſigkeik des unermeßlichen Raums 219
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