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G27
NEUE BEITRAGE
ZUlt NÄHEHEN KENNTNISS
DER
SIPHONOPHOREN
VON
Dr. KARL GEGENBAUR,
M. D. A. D. N.
MIT SIEBEN STEINDRUCKTAFELN.
DER AKADEMIE ÜBERGEBEN AM 2. SEPTEMBER 1859.
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Der wesentlichste Fortschritt unserer Kenntniss von den Siphonophorcn con-
centrirt sich in der immer allgemeiner zur Geltung- kommenden Anschauungs-
weise, nach welcher diese Geschöpfe mannigfaltig- zusammengesetzte Colonien
von polypenartigen, bald auch medusenähnlichen Individuen sind. Freilich
wird diese Anschauung in ihrem Detail nach eben so viel Richtungen gebro-
chen, als Beobachter der Siphonophoren aufgetreten sind, und es kommen
eben so viele Modificationen der eben angeführten Grundidee zum Vorscheine,
die aber sämmtheh sich in zwei Reihen zusammenstellen lassen.
Die eine derselben wird von Kölliker*) und C. Vogt**) repräsentirt,
nach denen an den Siphonophorencolonien nur gewisse Gebilde als Individuen
zu betrachten waren, während andere als blosse Organe erschienen. Indivi-
duen wären nur die polypenähnlichen. Mägen der Colonie, die übrigen Theile,
wie Schwimmstücke , Deckstücke, Taster, Fangfäden und Geschlechtsgemmen
seien als Organe anzusehen, die entweder dem gemeinsamen Stamme oder den
einzelnen ..Polypen" zukämen, je nachdem sie (wie z. B. manche Deckstücke,
die Fangfäden beinahe aller Siphonophoren und die Geschlechtsgemmen der
Diphyiden) mit den Polypen verbunden seien, oder von diesen abgesondert
am Stamme sässen. Auch Quatrefages***) huldigt dieser Auffassungsweise,
*) Zcitsfhr. f. wiss. Zoologie v. Siebold u. Kölliker Bd. IV. 1853. S. 306 ff. Die
Schwimmpolypen von Hessina. 1853.
**) Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. LTJ. 1851. S. 521. Rechercb.es sur les animaux in-
ferieurs de la me'diterranee. Premier memoire. Geneve 1854.
***) Annales des sciences naturelles. Ser. IV. Tome II. p. 140.
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334 Karl Gegenbaur,
und lässt, nach Untersuchungen an Physalien, nur die polypenartigen Magen,
sowie die Geschlechtsgemmen als ernährende und zeugende Individuen be-
stehen.
Die andere Auffassung wird bekanntlich von Leuckart vertreten, der
die Siphonophorenstöcke durch die Erscheinung des Polymorphismus erklärt,
und demzufolge alle Anhänge eines Siphonophorenstammes, unter welcher
Form und mit welcher Function betraut sie auch auftreten mögen, morphologisch
als Individuen ansieht. Die typische Form des in gerader Linie fortentwickel-
ten Individuums ist die Medusengestalt , die an den Schwimmglocken, an den
Geschlechtsgemmen und zum Theile auch, wenn auch minder entschieden , an
den Deckstücken sich offenbart, und die sich zu der einfacheren Poly penform,
welche die ernährenden Individuen der Colonie besitzen, gerade so verhält, wie
die an den Hydras - Polypen aufgeammten Medusen zu ihren Ammen, welchen
beiden stets derselbe einheitliche, nur zu einer verschiedenen Entwickelungs-
höhe gelangende Cölenteraten - Typus zu Grunde liegt.
Dieser Auffassung, die Leuckart zu verschiedenenmalen in letzter Zeit
uns vorgeführt*), habe ich selbst beigepflichtet, nur mit der einzigen, nicht
sein1 wesentlichen Beschränkung, dass ich die Fangfäden nicht Individuen
gleich erachtete, indem ich cüese Gebilde mit ähnlichen der Hydroiden- Polypen,
z. B. den Tentakeln einer Coryne, an deren Organnatur gewiss niemand zwei-
feln wird, verglich. Ich habe mich aber inzwischen von der Richtigkeit der
Leuckart'schen Deutung vollständig überzeugen können, und gebe selbst
für die Fangfäden der Siphonophoren die morphologische Gleichwertigkeit mit
Individuen zu, nachdem ich gelernt habe, dass jene Gebilde wohl physiologisch
den Tentakeln der Hydroiden zur Seite gesetzt werden können , dass sie aber
morphologisch ein weit selbständigeres Verhalten besitzen, und dass jener
Theil, von dem sie entspringen, niemals ein Individuum ist, sondern als eine
*) Ueber den Polymorphismus der Individuen, oder die Erscheinungen der Arbeitsthei-
lung in der Natur. Giessen 1851. — Zoologische Untersuchungen, Erstes Heft.
Giessen 1853. — Zur näheren Kenntniss der Siphonophoren von Nizza. Archiv f.
Naturgesch. 1854.
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Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siphonophoren.
335
Verästelung' des gemeinsamen Stockes gefasst werden muss. Aber selbst wenn
jene fangfadenartigen Bildungen von Theilen, die Aequivalente von Individuen
wären, entsprängen, so wäre dies kein Gegenbeweis, da ja auch Medusen am
Körper von Hydroiden hervorsprossen.
Wenn man aber auch an der individuellen Natur der einzelnen Anhänge
des Siphonophorenstammes festhält, so kann dabei nicht genug urgirt werden,
dass dieselbe nur in der morphologischen Bedeutung der Anhänge be-
ruht, und es ist deshalb scharf zu unterscheiden zwischen physiologischer und
morphologischer Analogie. Ein solcher Unterschied scheint nun von Kölliker
nicht gemacht zu werden, da er annimmt, dass Leuckart die mannigfaltigen
Anhänge für wirkliche, für absolute Individuen halte, wogegen dann freilich
nichts weiter erinnert werden kann.
Der Begriff des Individuums bewegt sich hier, wie alle Thatsachen der
vergleichenden Beobachtung lehren, innerhalb einer grossen Breite, so dass
dieselben Gebilde, welche wir in einem Falle als bestimmtes Individuum (im
absoluten Begriff) erkennen, wie z.B. die Meduse der Velella, in einem an-
dern Falle nur als eine einfache Knospe erscheint, wenig organisirt, niemals
selbständig werdend (so z. B. eine Geschlechtsknospe von Agalma), und des-
halb physiologisch wie ein blosses Organ sich verhaltend. Die Verwerthung
der zwischen diesen beiden Endpunkten der Organisation eines Geschlechts-
Individuums liegenden Modifikationen , die in ununterbrochener Reihe laufen,
weist die Individuumbedeutung auch des niedrigst organisierten Knospengebildes
aufs deutlichste nach, und wir müssen bei consequentem Verfahren entweder
alle Knospengebilde am Siphonophorcnstocke für Individuen und Individuen-
äquivalente, oder alle für Organe erklären.
Ich will aber noch einen andern Grund für die Nothwendigkeit einer von
beiden zuletzt erwähnten Auffassungen anführen: Es sind an den Siphonopho-
ren vielfach Anhänge bekannt, die entfernt von den sogenannten Polypenlei-
bern stehen, so die Schwimmglocken, die Taster, Deckstücke und manche an-
dere. Es ist aber auch ein wohl von niemandem umzustossender Satz, dass das
Organ anatomisch nur dem Individuum angehört, oder mit andern Worten, dass
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336 Karl Gegenbaur,
ein für sich existirendes Organ ohne Individuum undenkbar ist, weil eben der
Begriff Organ den Begriff Individuum schon voraussetzt. Somit gibt es weder
absolute Geschlechtswerkzeuge, noch absolute Mägen oder Tastorgane! Und
überall da, wo Erscheinungen vorliegen, die auf ein freies Organ hinweisen,
müssen sie auf ein Individuum bezogen werden, welches nach einer oder der
anderen Richtung modilicirt ist, indem bald die eine bald die andere Function
auf Kosten der übrigen ausgebildet sich darstellt.
So bleibt denn noch die andere Ansicht bestehen, dass alle Theile der Si-
phonophorencolonie Individuen vorstellten, die an einem allen gemeinsamen
und ihnen als Zeugimgsstätte dienenden Stocke befestigt sind, und sich zu die-
sem in ganz ähnlicher Weise verhalten wie die Individuen eines Hydroiden-
stockes.
Nach allen gegenwärtig vorliegenden Thatsaclien zu schliessen. isl es dicht
wahrscheinlich, dass die oben vertretene Auffassung eine wesentliche Aende-
rung zu gewärtigen hat; denn so weit auch die Schwankungen sind, innerhalb
deren sich die Foftnerseheihung der genannten Geschöpfe bewegt, so ist doch
jeder dieser dadurch bedingten verschiedenartigen Zustände leicht aus jener
Auffassung erklärbar, und kann so vielmehr nur zu ihrer. Ergänzung dienen.
Eine Sammlung neuer diese Geschöpfe betreffenden Thatsachen hat somit nur
Interesse, insofern durch sie die den feineren Ausbau des bereits Begründeten
anstrebenden Momente gegeben werden. Die folgenden iVliUlieilungen gehen
von diesem Gesichtspunkte aus. Sie sind entstanden aus einer längere Zeit
hindurch fortgesetzten, nicht wenig mühevollen Untersuchung eines reichen
Materials, welches das freundliche Entgegenkommen des Herrn Steenstrup
aus dem Universitäts - Museum zu Kopenhagen mir zu diesem Zwecke gebo-
ten hatte.
Sowohl Diphyiden als Physophoriden , aus beiden Familien vorzugsweise
solche, die nur höchst unvollständig gekannt, lagen in einer nicht geringen
Zahl von gut erhaltenen Exemplaren vor, und konnten bei ruhigerer Muse ge-
prüft werden, als es dem die Meerküsten aufsuchenden Forscher durch che
Fülle der dort sich drängenden Formenwelt gewöhnlich gestattet ist. Dazu
Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siphonophoren. 337
kommen noch einige neue Arten, von denen eine einer interessanten neuen
Gattung angehört.
Von grossem Werthe war mir endlich die genaue Längen - und Breiten-
grade-Verzeichnung der Fundorte, so dass ich hoffen darf, zur Kenntniss der
geographischen Verbreitung dieser bis jetzt fast nur aus Nordsee und Mittelmeer
naher bekannt gewordenen Thiere nicht unwichtige Beiträge zu liefern.
I. D I P H Y I D E N.
1. ABYLA TRIGONA Q. & G.
(Figg. 1 — 12.)
Seit der ersten Beobachtung dieser Diphyide durch Quoy und Gai-
mard*) ist nichts näheres mehr darüber bekannt geworden; denn die von
Vogt unter diesem Namen beschriebene Form ist nichts anderes als A. penta-
gona. Daher war mir die Prüfung einer grossen Anzahl von gut conservirten
Exemplaren von grossem Belange, namentlich in Berücksichtigung des Verhal-
tens der dem gemeinsamen Stamme ansitzenden Gruppen von Einzelthieren,
und die Beziehungen derselben zu jenen Thatsachen, che durch mich und Leu-
c fear t an der verwandten Abyla pentagona vor mehreren Jahren aufgefunden
wurden. Aber auch eine sorgfältige Untersuchung der bis jetzt allein bekann-
ten Theile, der Schwimmstücke nemlich, durfte nicht übergangen werden; sie
war schon deshalb geboten , um daraus die Verhältnisse der Gattung mögliehst
sicher zu stellen, nicht minder auch, um vergleichende Gesichtspunkte mit der
anderen Art daraus abzuleiten.
Die beiden Schwimmstücke, welche den Stamm der Colonie an ihrer Ver-
einigungsstelle abtreten lassen, sind nur lose miteinander verbunden, so dass
*) Annales des sciences naturelles 1827 und Isis Bd. XXI.
Vol. XXVII. 43
338 Karl Gegenbaur,
eine Trennung äusserst leicht zu Stande kommt, viel leichter als bei Abyla
pentagona.
Das kleinere vordere*) oder obere Schwimmstück ist von der Seite her zu-
sammengedrückt, höher als breit, und breiter als dick.
Es ist nicht, wie Quoy und Gaimard anführen, unregelmässig geformt,
sondern lässt bei nur einiger Betrachtung eine bestimmte Zahl von Flächen und
Kanten erkennen , che sich mit etwas Sorgfalt studiert auf genau entsprechende
Theile des vordem Schwimmstückes von Ab. pentagona zurückführen lassen, so
dass ungeachtet grosser Formdifferenz eine überraschende Harmonie sich her-
ausstellt, die in der Vergleichung von beiderlei unteren Schwimmstücken noch
ferner bestätigt wird.
Von den sechs an ihm unterscheidbaren Seiten ist nur eine von einer ebenen
Fläche gebildet und regelmässig viereckig gestaltet; die übrigen werden theils
von mehreren und sehr verschieden gestalteten Flächen begrenzt, theils besi-
tzen sie von Kanten und Zacken überragte Vertiefungen, wie dies an der un-
teren Seite der Fall ist, wo die Mündung des Schwimmsacks sich findet und
eine tiefe Excavation zur Aufnahme des oberen Endes des hinteren Schwimm-
stückes vorhanden ist. Das ganze Schwimmstück ist streng symmetrisch
gebaut.
Beginnen wir die Betrachtung der Begrenzungsllächen von jener aus, wel-
che dicht vor, oder — wenn man sich die beiden Schwimmstücke hegend und
die Mündung des vorderen Schwimmstücks nach hinten und oben gerichtet
denkt — über dem Schwimmsacke liegt, so finden wir diese ein schmales
langgezogenes Viereck (a) vorstellend, welches unten in zwei kurze die Mün-
dung der Schwimmhöhle überragende Zacken ziemlich stark ausläuft.
Am Schwimmstück von Abyla pentagona ist diese Fläche nicht vorhanden,
man kann ihre Entstehung sich aber dadurch vorstellen, wenn man die dort
befindliche unpaare Kante der obern pentagonalen Begrenz ungsfläche sich ab-
gestumpft denkt.
*) Ich glaube diese Bezeichnung der altern : „Saugröhrenstück" vorziehen zu müssen.
Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siphonoplioren. 339
Die Oberfläche zeig! eine sechsseitige, an manchen Exemplaren sanft ver-
tiefte Facette, die nach vorn ansteigt und in eine meist etwas vorstehende Kante
auslauft. Jene sechsseitige Facette entspricht der fünfeei%en von Ab. pentagona.
Die sechste, vordere, die Firste des ganzen Schwimmstücks bildende kommt
dadurch zu Stande, dass liier die vordere Seite des Schwimmstücks eine von
der Firste an beginnende und zum Theile noch die obere Begrenzung mit bil-
dende, dann aber in sanfter Biegimg nach abwärts tretende Fläche besitzt, statt
der bei Ab. pentagona befindlichen scharfen Kante. Die oben erwähnte vordere
Fläche (c) wölbt sich sanft nach vorne zu, und läuft fast parallel mit der vier-
eckigen Fläche der andern schmalen Seite nach abwärts, wo sie immer schmä-
ler werdend in einer zuweilen haekenförmig gekrümmten Spitze endet. Auf
I meiden Breitenseiten lässt das vordere Schwimmstück dann noch drei Facetten
erkennen: erstlich eine trapezförmige kleinere, welche an die beiden oberen Be-
grenzungsflächen stösst, dann zwei grosse, die durch eine der Länge nach ver-
laufende fein gezähnelte Kante von einander geschieden sind. Auch die Seiten-
flächen lassen sich auf jene der Ab. pentagona zurückführen. Die beiden grossen
((/) last quadratförmigen Flächen, welche vorn sich zur gebogenen Kante ver-
einigen, werden durch ganz analoge Flächen repräsenlirt. welche aber durch
das Auftreten einer oben trapezförmigen Fläche (Fig. 5. f), sowie durch den
Umstand, dass ihre untere Kante die Mündung einer Vertiefung umgibt, min-
der regelmässig erscheinen.
Die trapezförmige Fläche kann durch Abstumpfung der beiden seillichen
Ecken der pentagonalen Oberfläche des vordem Schwimmstücks von Ab. penta-
gona entstanden gedacht werden.
An der unteren Fläche befindet sich in der Mitte eine grosse, fast das ganze
Stück bis zur Wölbung durchsetzende vierseitige Höhlung, deren Eingang hin-
ten von zwei etwas nach aussen gekrümmten Zackenfortsätzen begrenzt wird.
Diese Fortsätze umstehen mit den von der vorderen Kante gebildeten Zacken
einen viereckigen Raum, in dessen Mitte die runde Oeffnung des Schwimmsacks
liegt, über die von vorne und hinten her jene ausgeschweiften Knorpelstücke
sich hinbiegen.
43*
340 Karl Gegenbaur,
Das Innere des vorderen Schwimmstückes birgt drei wichtige Theile, nem-
hch 1) den Schwimmsack, 2) den Anfang des Stammes nebst der Höhle zur
Aufnahme des oberen Endes vom hinteren Schwimmstück und 3) den sog.
Saftbehälter der Autoren.
Der Schwimmsack weicht bezüglich seiner Lage sehr von jenem der
Ab. pentagona ab , er steht fast senkrecht im hinteren Räume des Schwimmstücks
(vergl. Fig. 1. A. Fig. 5) und nimmt im Verhältnisse -zu den übrigen Theilen
einen nur kleinen Daum ein. Er ist cylindrisch geformt, nur gegen sein blin-
des Ende zu etwas zugespitzt und vor seiner Mündung (Fig. 5. a) sich gleich-
falls wenig verengend. Das blinde Ende neigt sich häufig etwas gegen die
Mitte des ganzen Schwimmstücks und empfängt dort den sofort sich zu theilen
beginnenden Gefässcanal. wodurch ebenfalls eine Abweichung von Abyla pen-
tagona sich erweist.
Das nähere Verhalten der Gefässe auf dem Schwimmsacke war nicht mit
Sicherheit zu bestimmen , obgleich in manchen Exemplaren die Andeutungen
davon auf grosser Strecke nicht zu verkennen waren.
An der Mündung der Schwimmhöhle fand ich mehrmals zwei einander
correspondirende, den Eingang verengende Zahnbildungen, die der knorpelig
festen Grundlage des Schwimmstückkörpers selbst angehörig sind.
Der Anfang des Stammes erscheint als eine runde, in der Grösse
sehr wechselnde Höhlung, für welche bei Abyla 'pentagona kein specielles Ana-
logen aufzufinden ist. Er liegt genau unter der Scheitelfirste des Schwimmstücks
und drängt sich zwischen das obere Ende des Schwimmsacks und den Saft-
behälter ein ; nach unten setzen sich die starken , bei Weingeistexemplaren alle-
zeit trüben Wände an dem Stamm selbst fort, der meist eine Strecke weit con-
trahirt, einen Theil des weiter oben beschriebenen trichterförmigen Hohlraumes
einnimmt. Ausser dem Stamme gehen liier noch zwei Canäle ab, einer zum
Schwimmsack, der andere nach vorn zum oberen Ende des Saftbehälters.
Der Saftbehälter (Fig. 1. 1 c. Fig. 5. d) hegt im vorderen Theile des
Schwimmstückkörpers, fast die ganze Höhe desselben senkrecht durchziehend;
er stellt einen langgezogenen, mit seinem oberen Ende gegen den Stammes-
\rui' Beiträge zur näheren Kennlniss der Siphonophoreti. 341
Ursprung sich neigenden, unten aber stumpf abgerundeten Schlauch vor, des-
sen Wandungen dasselbe maschenartige Gefüge zeigen, wie dies von anderen
Diphyiden schon mehrfach beschrieben ist. Ausser der Form und Lage unter-
scheidet er sich von dem analogen Theile bei Ab. pentagona noch dadurch, dass
er niemals in einen dünnen Fortsatz sich auszieht.
Das untere Schwimmstück (Fig. 1. B. Figg. 2, 3, 4) ist entfernt einer
unregelmässigen dreikantigen Pyramide vergleichbar, welche oben sich rasch
verjüngt und dann in einen langen dünnen Fortsatz übergeht, der durch seine
Insertion in die Höhle des vorderen Schwimmstücks eine Vereinigung beider
bewerkstelligt.
Betrachtet man das Schwimmstück von der vorderen Seite, so sieht man
liier eine etwas mehr links auf einem Vorsprunge beginnende Kante sich sanft
biegend aber scharf vortretend über die Medianlinie nach rechts herabziehen
und unter der Schwimmsackmündung in eine dieselbe überragende starke Spitze
(c) auslaufen.
Oben entspringt diese Kante von dem Winkel einer die Vorderseite des
spitzen Endtheiles bildenden Fläche, die von der Seite gesehen einen scharfen
Ausschnitt vorstellt.
Eine andere ähnlich geformte Fläche bildet die rechte Seitenwand des End-
Üieiles und läuft ebenfalls in einen Winkel aus , der sich aber, obgleich weniger
vorragend, etwas weiter herabzieht und ebenso eine Kante aus sich hervorge-
hen lässt. Diese biegt etwas nach vorn, verläuft aber dann scharf und weit
vortretend nach abwärts über die Schwimmsackmündung, um dort in eine sehr
stark gegen letztere eingebogene Zacke (</') überzugehen. Sie entspricht der
äusserst stark vorspringenden Kaute und Zacke bei Abyla pentagona , welche mit
der Kante c die dort vordere Fläche begrenzt. Somit wäre die bei Abyla pentagona
ganz an die Seite gerückte Fläche gleich der Vorderfläche des Schwimmstücks
von Abyla trigona.
Auf der andern Seite scheint diese Zacke zu fehlen; die Seite ist flach,
läuft ununterbrochen auf der Insertionsstelle fort, an der sie die linke Begren-
zung bildet, während sie erst nach oben weiter hinten in einer starken, der
342 Karl Gegenbaur,
ganzen Länge des Schwimmstückkörpers entlang laufenden Kante ihre Grenze
findet. Sie ist somit die grösste Fläche des Stücks. Dass aber die auf der
rechten Seite so stark entwickelte Kante, die in einen Zahnfortsatz endigt, nicht
gänzlich fehle, zeigt die Untersuchung der Mündung des Schwimmsacks, wo
sich denn ein dem rechten Zahnfortsatze entsprechender linker vorfindet, der
auf seinem gewölbten Rücken auch eine sehr bald auslaufende fein gezähnelte
Kante (e) trägt. Diese Kante ist jener der andern Seite symmetrisch, wenn auch
verkümmert; sie ist aber hinsichtlich der gesammten Sculpturverhältnisse ana-
log der bei Abyla pentagona stark ausgebildeten Kante, die rechterseits vorspringt
und in einen der drei stinken Zacken sich verlängert.
An der hinleren Seite des Schwimmstüeks erheben sich zwei ungleich
breite und hohe, etwas eingebogene Lamellen, und zwar eine grössere linke
und eine kleinere rechte («■). Die erstere (6) entspringt schon weit oben an dem
Insertionstheile . tritt dann stark nach aussen and erreicht am unteren Dritlheile
ihrer Länge ihre grösste Breite, wobei sie zugleich an ihrem freien Rande be-
trächtlich verdickt erscheint, und an jeder Kante ihres Randes feine Zähnelung
aufweist. Hier lehnt sich diese Lamelle an ihrem Ursprünge an eine Längs-
kante und bildet mit dieser einen (b) der beiden starken ausgeschweiften Fortsätze,
welche die hintere Wand unter der Schwimmsackmündung vorstellen. Sie ent-
spricht offenbar der nur weniger vorspringenden gleichfalls beiderseitig gezäh-
nelten Leiste bei Abijla pentagona , welche die Decke über dem zum Austritt des
Stammes gebildeten Halbcanal vorstellt.
Die andere Lamelle («.) ist weniger breit und hoch, sie lehnt sich an die
vorher beschriebene und deckt mit ihr den Austrittscanal des Stammes von der
rechten Seite her. Ehr unterer fast rechtwinklig vorstehender Rand besitzt ver-
hältnissmässig sehr grosse Zacken, und lässt sich am Körper des Schwimm-
stücks in eine Kante verfolgen, che gleichfalls in einen ausgeschweiften Zahn-
fortsatz übergeht. Bei Ab. pentagona treffen wir als Analogon zwar keine La-
melle, wohl aber eine breit sich erhebende Leiste mit gleichfalls gezähneltem
Rande, welche sich, nachdem sie den Verschluss des Halbcanals eine Strecke
weit bewerkstelligt, nach aussen und unten wendet, um in die letzte der grossen
Neue Beiträge zur näheren Kenntniss der Siphonophoren. 343
Zacken auszugehen, hie Verhältnisse der beiden Lamellen zu einander haben
schon (Juoy und Gaimard beobachtet, doch scheinen diese innigere Bezie-
hungen angenommen zu haben. Ich fand sie beide stets getrennt, wenn auch
einen Theil ihrer Länge nach einander berührend. Die Sculptur an der Unter-
seite des Sehwimmstücks ist, wie bereits zu ersehen ist, das Resultat der Zahn-
bildungen, in Welche die mannigfachen Kanten und Fortsätze des Schwimm-
stückkörpers hier endigen. Die beiden vorwärts gebogenen Zähne sind die En-
den der beiden hinteren Kanten. Man sieht, wie namentlich durch drei Stücke
(nicht durch fünf, wie Q iioy und Gaimard sagen) der Eingang der Schwimm-
höhle verengt wird; es sind vorn zwei stark gebogen«; seitliche Zannfortsätze
und hinter) eine aus der Vereinigung der beiden hinteren Fortsätze gebildete
wuisttörmigc Leiste, auf der eine fein gezähnelte Begrenzung sichtbar ist. Das
Einspringen dieser drei Gebilde formirt aus dem Eingange des Schwimmstücks
eine Figur, die einer Wappenlilie vergleichbar, und deren Mittelblatt und Spi-
tze von der Unterfläche der vorderen Schwimmstückleiste gebildet ist.
Ich habe der Beschreibung der beiden Schwimmstücke etwas mehr Aus-
führlichkeit gewidmet, weil es in meiner Absicht lag, vorzüglich den Vergleich
mit der Sculptur von Ab. pentagona durchzuführen, und daraus den Satz abzu-
leilen, dass den beiden Arten von Abyla ungeachtet ihrer schein-
baren Form Verschiedenheit Ein Plan zu Grunde liege, der nicht
allein im Grossen, in der Idee des Thieres ausgeprägt, son-
dern selbst noch in den kleinsten Kantenbil den erkannt wer-
den kann.
Der Schwimmsack von Ab. trigona weicht wenig von jenem der Ab. penta-
gona ab, er ist in der Mitte etwas erweitert, dicht über der Mündung dann wie-
der stärker verengert und an seinem oberen Ende einfach zugewölbt. Die Ver-
bindung zwischen Stamm und Schwimmsack wird durch den [nsertionstheil
vermittelt; dieser ist, wie schon (Juoy und Gaimard erkannten, seiner gan-
zen Länge nach von einem feinen Canale durchbohrt, der am Grunde des
Schwimmsacks an diesen hinantritt und sich in vier Gelasse spaltet. Von die-
sen habeich nur einen Theil des Verlaufs wahrnehmen können, nemlich den
344 Karl Gegenbaur,
oberen, da bei allen Exemplaren das untere Ende des Schwimmsacks entweder
fehlte oder zerstört war. Dem Gesehenen zufolge scheint jedoch nichts abwei-
chendes von dem von Leuckart an Ab. pentagona beschriebenen zu be-
stehen.
Ein eigenthümliches Verhältniss scheint nach dem Verluste des Haupt-
schwimmstücks einzutreten, und dieses darf hier nicht übergangen werden,
wenn es auch vorläufig etwas paradox erscheint. In der zur Aufnahme des obe-
ren Endes vom unteren grossen Schwimmstück bestimmten Höhle traf ich in ei-
nem Falle ein kleineres Schwimmstück an, welches fast den ganzen Raum er-
füllte und sich mit seinem unteren Ende gerade im Niveau der Unterfläche des
Schwimmstücks befand. Da das letztere bezüglich seiner Grösse völlig ausge-
bildet war, so glaubte ich mich zu der Venauthung berechtigt, dass liier einer
jener Fälle vorliege, wo nach dem Verluste eines Schwimmstücks sich wieder
ein anderes erzeugt, Fälle, die von mir an anderen Diphyiden schon oftmals
zur Beobachtung kamen. Es ist auch liier wie dort das hintere Sehwinmistück,
welches an dem unverletzten vorderen (dem Saugröhrenstücke des Esch-
scholtz) sich bildet; dieses Regenerationsbestreben führt dann zur Bildung
überzähliger Stücke, die auch von Leuckart oft gesehen sind. Es ist aber
bekannt, dass alle zum Ersatz gebildeten Stücke die Form der früheren besitzen.
sowie auch die per excessum entstandenen nur nach kleinerem Massstabe ange-
legte Wiederholungen der benachbarten sind. Ich hoffte in dem jungen
Schwimmstücke die Form des erwachsenen zu erkennen , erstaunte aber nicht
weiiig, als ich eine viel einfachere und von dem erwachsenen abweichende
Form erblickte. Das junge Schwimmstück war einer langen vierseitigen Py-
ramide vergleichbar, zeigte vier etwas ausgehöhlte Flächen und vier stark vor-
tretende Kanten, die um die Mündung in ebenso viel Zacken sich fortsetzten,
so dass also genug Verschiedenheiten von der ausgebildeten Form gegeben
waren. Wenn man liier den Fall, dass ich es gar nicht mit einem Schwimm-
stücke , sondern etwa nur mit einem dem Stamme angehörigen und mit diesem
in die Höhle zurückgezogenen Gebilde zu thun hatte, ausschliesst , wie es aus
später ersichtbaren Gründen nothwendig ist, so bleibt nur noch die Annahme,
Neue Beiträge zur näheren Kenntniss der Siphotwpfwren. 345
dass entweder das junge Schwimmstück eine von dem allen ganz verschiedene
Gestall besitzt, oder dass das neugebildete Stück nicht allein in einer abwei-
chenden Form entstehe, sondern auch in derselben persistire. Welcher Fall
i\f\- hier zutreffende sei, will ich liier nicht entscheiden, beseheide mich viel-
mehr nur mit dem Zusätze, dass ich hier eine Umwandlung für unwahrschein-
licher halten muss als eine bleibende abweichende Bildung, welche letztere
vielleicht in der aus erschöpfter Productivität entsprungenen gerillteren Grösse
ihrer Form, in der mit dem Auftreten eines neuen und relativ viel kleineren
(wohl auch klein bleibenden) Stückes geänderten Bedeutung ihrer Architektonik
einige Erklärung lindet.
Vom Stamme waren nur bei sehr wenigen Exemplaren solche Stücke
erhalten, dass über die Formen der denselben besetzenden Individuen Zuver-
lässiges zu beobachten war, doch auch das Wenige genügte vollständig. Der
Anfangstheil des Stammes verhält- sich wie bei Ab. pentagona, indem auch dort
nur polypenähnliche Individuen mit Fangfäden angebracht waren , welche die
bekannten Entwicklungsstufen offenbarten. Erst weiter unten sah man das
Auftreten der geschlechtlichen Individuen, deren nähere Gestalt bei der grossen
Hinfälligkeit der jungen Hülle nicht wohl festzustellen war; dagegen zeigte sich
bei einem Exemplare, wo ein älteres Stück des Stammes sich zwischen die bei-
den deckenden Lamellen des unleren Schwimmstücks eingeklemmt hatte, die
gruppenweise Anheftung der Individuen in ganz wohlerhaltener Weise.
Die- Deckstücke und Geschlechtsglocken, polypenartigen Mägen und Fang-
fädeu waren in den Einzelheiten erkennbar.
Die Deckstücke waren heim förmig, oberhalb jedoch nicht abgerundet, son-
dern flach, zuweilen sogar etwas vertieft und am Rande mit vier Ecken ver-
sehen, wovon die beiden vonleren weiter von einander entfernt waren als die
hinteren.
I»ie hintere Wand des Helmes setzte sich mit bauchiger Wölbung nach
unten fort, lief dort in eine Spitze aus, während die seitlichen Partien von
vorne her stark ausgeschnitten und mit gezähnel lern Rande versehen noch wei-
ter nach abwärts reichten und in eine die eben erwähnte Spitze überragende
Vol. WVII. 44
346 Karl Gegenbaur,
Platte ausliefen. Das Nähere dieser Form ist leicht aus den beigegebenen
Zeichnungen ersichtlich (vergl. Fig. 9. 10. 11. «). Die vordere breite Wand des
Deckstücks war relativ niedrig und dachartig vorstehend. An den Ecken ging sie
gebogen in die Seitenwände über. Von vorne und unten her ist das Deckstück
ausgehöhlt: es ist eine muldenartige Vertiefung gebildet, welche sich auch
auf den den Saftbehälter einschliessenden Rüektheil fortsetzt.
Jedes Deckstück ist inmitten seiner viereckigen Oberfläche an den Stamm
befestigt. Hier wird es von ihm durchsetzt, und ehe er vollständig durchge-
treten, geht hier jederseits nach den Vorderecken ein erst dünner, dann keu-
lenförmiger Fortsatz in die Gallertsubstanz ein. und endet nahe unter jeder der
beiden Ecken.
Ausserdem geht vom Stamme noch nach hinten eine kurze Verbindung zu
einer fast die ganze Höhe des Deckstücks einnehmenden längsovalen Blase, dem
Saftbehälter (Fig. 9. 12. c), und aus einer erweiterten, in der unteren Verlie-
fung gelegenen Stelle entspringt der Magen sammt den Fangfäden, und da-
selbst sitzt auch die die Geschlechtsproducte bergende Glocke.
Der Saftbehälter besitzt Wandungen , die mit grossen polygonalen Zellen
bedeckt sind.
Der Magen lässt die drei den übrigen Diphyiden zukommenden Abschnitte
erkennen. Auch der Fangfaden bietet nichts abweichendes, namentlich von
Ab. pentagona. Er besteht aus einem starkem Hauptfaden, der mit zahlreichen
secundären, mit Nesselbatterien geendigten Fädchen besetzt ist.
Die Gesehlechtsglocke (Fig. 9. 10. 11. 6) ist bei jungen Gruppen kaum
grösser als der Saftbehälter des Deckstücks. Sie besteht aus einem pyramidalen,
oben gegen die Insertionsstelle schräg abgestutzten Körper, der fünf Längskan-
ten aufweist, welche sämmtlich in starke, die Mündung der Glocke umstehende
Zacken (6') auslaufen. Alle fünf Zacken erscheinen bei jungen Glocken gleich
stark und sind etwas nach unten gerichtet. Ihre Ränder sind, wie auch die
Längskanten, sägeartig ausgezackt.
Die Höhle der Glocke wird bei manchen zum grossen Theile von einem
kolbigen Organe erfüllt, welches sich im Grunde mit der Glocke verbindet, und
.Vn/e Beiträge zur näheren Kertwkms der Siphonophoren. 347
in welchem man bald Eier bald Samen — so muss ich eine feinkörnige Masse
deuten — antrifft. Bei andern, und dies sind zumeist die älteren, ist die
Schwimmhöhle leer. Ob an einem Stamme mir Individuen desselben Ge-
schlechtes sitzen, oder ob er diöcisch ist, muss ich dahingestellt sein lassen.
Naeh diesen Untersuchungen schein! es ungewiss, ob trotz der mit jener
von Ab. pentagona analogen Bildung der Individuen -Gruppen ein gleiches Ver-
halten, wie dort von Lenckart und mir entdeckt ward, stattfinde. Es scheint
ungewiss, ob die Einzelgruppen vom Stamme sich ablösen, selbständig weiter-
leben und so als jene merkwürdigen Formen erscheinen, die unter dem Namen
der Eudoxien bekannt sind. Wenn nun aber schon aus theoretischen Grün-
den angenommen werden kann, dass es auch hier durch Ablösung der Einzel-
gruppen zur Eudoxienbildung komme, so werden alle Bedenken dagegen noch
durch die Beobachtung widerlegt; denn auch die selbständige Eudoxienform
von .46. iriijomt glückte mir aufzufinden.
Aus verschiedenen Begionen der Meere aufgefischt, lagen mir Formen
vor, die mit den vorher des näheren beschriebenen Einzelgruppen überein-
stimmten und dieselbe Grundgestalt, wenn auch in weiterer Ausbildung ein-
zelner Theile, aufwiesen. Diese Weiterbildung zeigten vornehmlich Deckstück
und Geschlechtsglocke. Das erstere war namentlich an seiner Vorderfläche viel
breiter geworden und zeigte am oberen Bande derselben bei einem Exemplare
einen halbmondförmigen Ausschnitt (Fig. 10. a). Die Oberfläche war eben, von
dem Eintritte des Stammes keine Spur mehr sichtbar. An den hinteren Partien
waren die Kanten mehr ausgesprochen. Von den beiden Blindcanälen, die wir
oben vom Stamme ausgehend gegen die Vorderecke des Deckstücks treten sa-
hen, war nur einer noch in Zusammenhang mit dem Canalsysteme der Eudoxien.
der andere lag völlig frei in die Glassubstanz des Deckstücks eingebettet. Es
ist dies nicht zufällig, denn es wurde bei mehreren Exemplaren immer in der-
selben Weise gesehen.
Die Geschlechtsglocke war beträchtlich grösser als bei den oben be-
schriebenen, noch mit dem Stamme verbundenen Eudoxien, so dass ihr unteres
Ende stets das Ende der Hinterwand vom Deckstücke überragte. !>as öftere
44*
348 Karl Gegenbaur,
Ende der Glocke ist schnabelförmig gebogen und besitzt vorne eine in die
(Juere verlaufende Kante, aufweiche eine entsprechende Kante des Deckstücks
mehr oder weniger genau sich anfügt. Die fünf in ebenso viele Zacken auslau-
fenden Längskanten vertheilen sich derart, dass zwei an der Vorderwand be-
findliche erst in halber Höhe der Glocke entspringen und fast parallel mit ein-
ander in die betreffenden Zacken sich fortsetzen. Zwei andere finden sich die-
sen mehr zur Seite; sie begrenzen nach oben zu die breite Vorderflache, wäh-
rend diese nach unten von den beiden vorigen eingefasst wird. Linkerseits
dehnt sich die Vorderfläche viel weiter nach aussen, bildet eine flügelförmige
Erweiterung, deren Hand auch andere Umrisse zeigt als auf der rechten Seite,
so dass die ganze Geschlechtsglocke dadurch ziemlich ansymmetrisch gestaltet
erscheint (Fig. 10). Die fünfte Kante ist nach hinten gerichtet und bildet den
grössten Zacken. Der Schwimmsack </ bietet nichts auffallendes dar, er bildet
eine schlauchförmige, vor seiner Mündung zuweilen wenig eingezogene Höhle,
deren blindes Ende sich zuweilen etwas spitz nach hinten auszieht, Die Gefässe
treten an jener Spitze zum Schwimmsaeke und scheinen vier an der Zahl
zu sein.
Der bei jüngeren beobachtete Geschlechtskolben fehlte allen grösseren,
was jedoch nicht wohl ein Grund sein kann, hier andere Verhältnisse obwaltend
anzunehmen, als sie bei der Eudoaäa euboides Lkt. von mir und Leuckart aus-
einandergesetzt worden sind.
Es ist unsere Eudoxia zur Erreichung einer für diese Wesen beträchtlichen
Grösse bestimmt, wie ich aus einzelnen Deckstücken sehliesse, die mir aus ver-
schiedenen Meeren vorliegen. Die grössten besitzen eine Breite von 6'". Es
nauss demnach wohl auch die Lebensdauer einer solchen eine beträchtliche sein,
und die physiologische Auffassung der Eudoxien als Einzelwesen wird dadurch
nicht wenig bestärkt, während dabei die morphologische als Individuen poly-
morpher Gruppen nicht beeinträchtigt wird. Die selbständige Lebenserschei-
nung der Eudoxien nach der Ablösung vom gemeinsamen Stocke der Abyla-
colonie machen wohl eine besondere Benennung dieser Geschöpfe nothwendig,
sowie wir ja auch für die Medusen und ihre Ammenstöcke je besondere Namen-
Neue Beiträge :nr näheren Kenntniss der Siphonophoren. 349
register zu führen gezwungen sind, wenn auch die Verhältnisse hier etwas an-
ders liegen wie dort. Ich schlage deshalb für meine Eudoxie die Bezeichnung
/•:. trigonae vor, wodurch zugleich die Abstammung aage'deutet ist
Die Verbreitung der Abylu irigmiu über die Meere wird von den Entdeckern
nicht genau berücksichtigt, indem sie nur die Strasse von Gibraltar anführen,
und bemerken, dass sie auch noch in anderen Meeren getroffen worden sei.
Die mir vorliegenden Exemplare stammen grösstentheils aus dein atlanti-
schen Meere (20° N.B. 36° W.L.; 25° N.B. 34° W.L; 30° N.B. 19° W.L;
33° KB. 40° W.L.; 38° N.B. 34° W.L), dann aus den westindischen Ge-
wässern, und einige auch aus dein indischen Meere. Die Eudoxien wurden ge-
troffen: im atlantischen Meere, an der. Guineaküste und in den westindischen
Gewässern.
2. ABYLA PE N T A G O N A Eschsch.
(Figg. 17 — 19.)
Es ist vielleicht manchem eine nicht zu rechtfertigende Sache, hier noch-
mals die Beschreibung emes Geschöpfes aufzunehmen i welches in den letzten
Jahren so sorgfältigen Beobachtungen als Gegenstand gedient hat, und um so
weniger möchte es verzeihlich erscheinen, als ich mich nicht einmal mit jenen
Forschern bezüglich der Opportunität der Umstände auf gleiche Stufe stellen
darf, und nur an todteu Exemplaren untersuchen und nachprüfen konnte, was
jene an lebenden beobachtet.
Es gilt aber liier weniger den wohl hinreichend aufgeschlossenen physiolo-
gischen Verhältnissen , als dem bis jetzt so weiii^- berücksichtigten Studium der
Architektur einzelner Theile, und die Vornahme der Abyh pentagona ist um so
unerlässlieher, als daraus das Allgemeine des Architekturplanes der Diphyiden-
Schwimnistocke wie die specielleren Homologien mit Aln/Ia trigom erkannt wer-
den können.
Das obere Schwimmstück (Figg. 17, 18. A.) von Abyh -pentagona erscheint
für sich betrachtet als ein von fünf rechtwinkeligen quadratischen Seitenflächen
350 Karl Gegenbaur,
und einer pentagonalen Ober- und Unterfläche begrenzter Körper, welcher
durch die Verlängerung von drei Seiten und die Unterfläche noch mit einem
kurzen viereckigen Fortsatze versehen ist. Aus dem Verhalten der fünf Kanten
der oberen Fläche lässt sich jenes der Seitenfläche leicht abstrahiren ; es ist fol-
gendes. Die beiden vorderen Kanten*), die unter einem rechten Winkel zu-
sammentreten, bilden mit der vorderen Längsfirste eine Spitze, welche zugleich
die vorderste Spitze des ganzen Schwimmapparaies ist. Sie entspricht der Spi-
tze des vorderen Schwimmstücks von Diphyes. Die Seitenflächen (//), welchen
besagte Kanten angehören, sind fast quadratisch und sind das Analogen der bei-
den hinteren Seitenflächen des vorderen Diphyes -Schwimmstücks. Die beiden
hinteren paarigen Kanten der Oberfläche (V) sind die längeren und begrenzen
die hinteren Seitenflächen nach oben, sowie sie auch die kürzeste, hintere Flä-
che des Schwimmstücks zwischen sich nehmen. Diese hintere Fläche («) zieht
sich unten mit den beiden hinteren Seitenflächen in einen schräg nach abwärts
gerichteten Fortsatz aus, dessen Sculptur auf eine entsprechend«1 des unteren
eingepasst ist. Die beiden hinteren Seitenflächen (6) sind analog den vorderen
Seitenflächen von Diphyes, sowie die durch den Besitz der Schwimmsackmün-
dung ausgezeichnete hintere Fläche sich eben dadurch als der unteren oder Ba-
saltiäche bei Diphyes analog markirt. Die Basälfläehe des vorderen Schwimm-
stücks ist mit der oberen fast gleich gestaltet, nach hinten wird sie aber nicht
wie jene von einer queren Kante, sondern von einem jederseits von einem
Vorsprunge beginnenden Ausschnitte begrenzt, dem Ende, des Fortsatzes, wel-
cher vier im Viereck stehende Zähne, die Ausläufer von den ihn bildenden Sei-
tenkanten, aufweist. Diese Zacken umstehen eine Höhlung, welche sich durch
den Fortsatz bis nahe in den Mittelpunkt des Schwimmstückkörpers verlängert
und den Durchlass für den dort entspringenden Stamm der Colonie vorstellt.
Hieran knüpft sich leicht die Analogie mit Diphyes; es ist dieser Fortsatz
*) Der Bezeichnung vorn, hinten u. s. w. bediene ich mich in der Art, dass ich mir
beide Schwimmstücke mit einander verbunden denke, und die vordere Seite des un-
teren grösseren Schwimmstücks hiebei auch als massgebend für das obere kleinere
annehme.
Neue Beiträge :><r näheren Kenntnis* der Siphonophoren. 351
das Analogon des bei vielen andern ebenfalls vorragenden Abschnittes, in
welchen sieb das untere Schwimmstück inserirt. Den gfössten Theil des In-
nern vom Schwimmstückkörper nehmen der Schwimmsack und der Saftbehäl-
ter ein; ersterer liegt schräg im hinteren oberen Abschnitte und öffnet sich auf
der Mitte der hinteren Flache, er ist länglich geformt, sein blindes Ende zuge-
spilzt. In der Mitte seiner Länge besitzt er eine sanfte ringsum laufende Ein-
schnürung, wodurch eine hintere schwächere und vordere stärkere Erweite-
rung entsteht.
Bezüglich der Gefässvertheilung werden von Kölliker*), Vogt**) und
Leuckart verschiedene Angaben gemacht. Vogt lässt jene seitlichen Ge-
lasse, die von hinten kommen, sich theilen und einen Ast bogenförmig mit dem
entsprechenden der anderen Seite sich auf der Kuppel vereinen, von Kölli-
ker dagegen werden ausser den seitlichen einen starken, nach oben gerichteten
grossen Bogen beschreibenden auch zwei untere angegeben, die „geraden Wegs
gegen die Mündung verlaufen und sich hier zu einem Ringgefäss vereinen."
Der von mir gefundene Thatbestand, an den sich meine schon früher zu Mes-
sina gemachten, aber nicht veröffentlichten Notizen anschliessen , stimmt gänz-
lich mit dem überein, was Leuckart***) hierüber bemerkt hat: Es sind vier
Radialgefässe vorhanden; von diesen steigt eines geraden Weges vom Ende
des Centralstammes an der hintern Wand zur Schwinimhölilenöfmung herab;
ein anderes verläuft von da erst nach oben bis zum blinden Ende des Schwimm-
sacks, den es übersteigt, um sodann in der Mittellinie der Vorderfläche seinen
Verlauf fortzusetzen. Die beiden noch übrigen Canäle bilden auf den Seiten-
flächen des Schwimmsacks einen nach oben zu convexen Bogen und steigen
darauf gleichfalls zur Schwimmhöhlenöffnung herab, wo alle vier durch ein ge-
meinschaftliches Ringgefäss zu einem zusammenhängenden Systeme vereinigt
werden.
Der Saftbehälter stellt eine unregelmässig runde oder ovale, von grossen
*) Die Schwimmpolypen von Mrpsina S. 44.
**) ltccherchus sur les rniiimmr inlericurs pag. 122.
***) Zoolog. Untersud., lieft I. S. 51. Die Kipkonoplioreii von Nizza S. 13.
352 Karl Geeenbaur
-i
Zellen ausgekleidete Höhle vor, von deren Oberfläche ein gegen die vordere
Längsfirste zu gerichteter Fortsatz, einem kurz gezogenen Blinddärmchen ähn-
lich, seinen Ursprung nimmt. In Fällen ist diese Holde nur spindelförmig und
das Ende der Spindel stellt den bei der runden Form mehr abgesetzten Fort-
satz vor. Von derselben Oberfläche, aber weiter nach hinten zu, entspringt
der Canal, durch den die Höhlung des Saftbehälters mit dem Stamme ver-
bunden wird. An derselben Stehe tritt auch der schon oben beregte Canal zu
dem Schwimmsacke vom Stamme ab.
Das untere Schwimmstüc'k ist bekanntlieh pyramidal geformt und
lässt im allgemeinen fünf Längskanten, die ebenso viele grössere Flächen be-
grenzen, erkennen; siimmtliche Kanten laufen an der die Schwimmsackmün-
dung zeigenden Basis in Zacken aus, die aber äusserst ungleich entwickelt sind,
indem drei grössere und zwei kleinere unterschieden werden können.
So viel im allgemeinen. Betrachtet man die Schwimmstücke von vorne,
d. h. auf der der Austrittsstelle des Stammes entgegengesetzten Seite, so sieht
man dort eine vordere Fläche, die von zwei Längskanten begrenzt ist. Die
eine davon, die linke, macht auf ihrem Verlaufe einen schwachen Bogen nach
links und endet in einem kurzen Zackenfortsatze (c), während die andere
rechte eine weiter oben beginnende und stärkere Ausbiegung nach rechts voll-
führt und erst in der Mitte ihres Verlaufs eine mehr mit der vorderen Kante pa-
rallele Richtung einschlägt und dabei so beträchtlich vorspringt, dass sie mit
einem starken, so ziemlich in gleicher Höhe mit der Schwi isackmündung vor-
tretenden Zacken (</) endet. Die linke Längskante hegt in der Fortsetzung der
mittleren Längsfirste des oberen Schwimmstücks, sie ist daher, wie auch aus
anderen Gründen, als die Mittelkante der Vorderfläche anzusehen, und hat auch
ihr Analügon bei den Diphyes. An die eben beschriebene Fläche schliesst sich
eine andere auf der linken Seite an, die nach hinten zu ebenfalls von einer
mächtig vorspringenden und in einen grossen Zackenfortsatz (e) auslaufenden
Kante begrenzt ist. Es ist dies die Fortsetzung der entsprechenden Seiten-
kante des oberen Schwimmstücks. Die rechte Seite bietet etwas complicirtere
Verhältnisse dar. Man erblickt erstlich oben eine kleine dreieckige Fläche, de-
Neue Beiträge zur näheren Kenntniss der Siphonophoren. 353
ro n kürzere I!asalkante nach oben gerichtet und an die hintere rechte Seiten-
fläche des vorderen Schwimmstücks angepasstist (Fig. IS). ■ — Von der nach
abwärts gerichteten Spitze dieses Dreiecks nimmt eine hohe Kante ihren Ur-
sprung, die, nachdem sich mit ihr auf dem halben Wege eine andere von hin-
ten kommende verbunden hat, gerade nach abwarte lauft und den stärksten
Zacken (a) bildet. Durch die aecessorische vom oberen hinteren Winkel der
eben erwähnten Dreieckfläche ausgehende Kante, durch den hinteren der bei-
den längeren Schenkel des Dreiecks, und endlich durch die von der Spitze je-
nes Dreiecks entspringende Kante wird eine fast rhombische Fläche (Fig. 18,
li. n") gebildet, die ausschliesslich der Rückseite des Schwimmstücks zukommt.
Da dieselbe ihre innere Seite, sowie ihre untere (</) kantenartig vorspringen
lässt. so bildet sich dadurch die rechte Wand eines nach abwärts weit geöffne-
ten Halbcanals-, dessen linkseitige Begrenzung durch eine eigentümliche Um-
bildung der hintersten oder fünften Längskante des Schwimmstücks zu Stande
kommt. Diese beginnt an einem kurzen dreieckigen, in die Vertiefung der obe-
ren Schwimmstückbasis eingepressten Vorsprunge, und setzt sich dann in ei-
ner rasch an Breite zunehmenden Lamelle (&") nach abwärts fort, wo sie auf
dem Wege sich so gegen die linke Kante der rautenförmigen Fläche neigt, dass
zwischen beiden nur ein feiner Spalt übrig bleibt. Durch das Ueberbiegen die-
ser Famelle kommt so der fast vollständige Verschluss der unter ihr liegenden
Rinne zu Stande, die erst weiter unten durch die Divergenz der beiden sie de-
ckenden Leisten sich Öffnet. An dieser Stelle ist auf der hinteren Wand der
rechten Längskante eine mehr oder minder deutlich ausgesprochene muldenför-
mige Vertiefung bemerkbar, und es ragt die hintere Kante (b') noch mit einem
breiten, tief ausgezackten I lande zum Theil noch über den hier zum Vorschein
kommenden Stamm hinweg, macht aber alsbald eine Wendung nach der ande-
ren Seite und läuft, nur wenig mehr vorragend, gerade nach abwärts in den
stumpfen Zacken (b) aus.
Die obere mit der Unterfläche des vorderen Schwimmstücks correspondi-
rende Fläche ist schräg von vorn nach hinten abgestutzt und zieht sich nach
hinten in einen dreieckig aufgerichteten Fortsatz aus. von welchem die beiden
Vol. XXVII. 45
354 Karl Gegenbaur,
vorhin erwähnten den Stammcanal bergenden Kanten entstehen, so dass diese
in der Spitze dieses Fortsatzes mit einander vereinigt erscheinen.
Die untere oder Basalfläche (Fig. 19) des grösseren Schwimmstücks weist
dann alle die Ausläufer der Längskanten nach, die vorhin beschrieben wurden,
und erhält durch das überwiegende Vorragen dreier dieser Zacken (a. d. e) ihre
dreieckige Gestalt (vergl. Fig. 19). Zwischen jenen Zacken (a, 6), welchen
weiter oben den einen Durchlas» des Stammes bildenden Kanten entsprechen,
bemerkt man eine vom freien Rande gebildete, schief gegen die Mündung der
Schwimmhöhle gerichtete Einbiegung, und am Rande der Schwhnmhöhlen-
niündung sind zwei kurze, stumpfe Zähachen sichtbar, welche den Eingang
etwas verengen. Sie entsprechen bezüglich ihrer Lage den Zackenenden der
beiden vorderen grossen Längskanten, die wir bei .46. trigona wirkliche einwärts
gebogene Zähne formiren sehen. Ich finde dieser Bildungen nirgends Erwäh-
nung gethan.
Hinsichtlich der Schwimmhaut (Velum) linde ich dieselben Verhältnisse, wie
sie von den früheren Beobachtern angegeben sind. Nicht so bezüglich der Ge-
fassvertheihmg. Kölliker und Leuckart sind zwar darüber einig, dass Ge-
fässe sich über den Schwinunsack verbreiten ; allein der letztere sagt einfach dar-
über: „Die vier Längsgefässe entsprechen der Gruppirung und Verlauf der vier
Hauptlängsfirsten ; die Firste, che den Längscanal bildet, ist ohne Gefässe."
(Zoolog. Untersuch. Taf. III. Fig. 1. S. 57.) Kölliker dagegen findet die Ver-
breitung etwas complicirt und scheint auch bezüglich der Endigung der Längs-
stämme im Ringgefässe nicht ins Reine gekommen zu sein , da er die Gefässe
theils sich „spurlos" verlieren, theils mit knotenförmigen Anschwellungen auf-
hören lässt. An Exemplaren , welche die Schwimmhaut gut conservirt zeig-
ten, linde ich den sich an den hinteren Theil des Schwimmsackgrundes inse-
rirenden Gefässstamm in vier Gefässe ausstrahlend , die sich so vertheilen , dass
sie je den Längskanten entsprechen, mit Ausnahme der links am Schwimm-
stücke gelegenen Hauptkante (e). Drei von diesen Gelassen scheinen nun ge-
rade nach abwärts zu laufen, immer den zugewiesenen Kanten entsprechend,
und dann in den Ringcanal einzumünden. Das vierte, jenes, welches unter
Neue Beiträge zur pokeren Kenntniss der Siphonophoren. 355
der grösstentheils dir Decke für den Stammdurchlass bildenden Kante sich fin-
det, kann etwas über die Hälfte der Schwimmsacklänge verfolgt weiden, und
scheint dann zu enden. Ich vermochte wenigstens bei keinem Exemplare,
seihst da. wo der übrige Gefassverlauf ganz deutlieh war, die Fortsetzung zu
beobachten. Dagegen sah ich immer etwas unter der Mitte seines Verlaufs ein
anderes Gefäss rechtwinklig von ihm abtreten und auf der linken Seitenwand
des Schwimmsacks genau bis unter jene Längskante des Schwimmstücks ver-
laufen, welche bisher von keinem Gefässe begleitet war. Hier wendet sich der
Ast fast rechtwinklig wieder nach abwärts, und geht dann endlich der Kante
entsprechend zum Ringcanale. Kolliker (Siphonoph. S. 46) scheint etwas
ähnliches gesehen zu haben, indem er ebenfalls eine Verzweigung angibt; er
verlegt dieselbe jedoch auf die rechte Seile des Schwimmsacks (nach meiner
Auffassung) und lässt das den Ast abgebende geraden Weges bis zur Mündung
absteigen, wo es ohne deutlichen Zusammenhang mit dem Ringgefässe enden
soll. Wenn mir auch die eben geschilderten Verhältnisse des Gefässverlaufes
deutlich waren, so möchte ich doch bei der Subtilität des Gegenstandes nicht
wagen, daraufhin die früheren Angäben umzustossen, vielmehr will ich mir
die Frage dadurch offen halten, weiteren Forschungen die Entscheidung darü-
ber anheimstellend, ob sich diese Gefässe so einfach verhalten, wie Leuckart
angibt und abbildet, ob solche Complieationen Platz greifen, wie es Kolliker
beschreibt, oder ob das von mir geschilderte Verhalten die Regel sei. Der
scheinbar irreguläre Gefassverlauf auf der linken Seite gibt der Vermuthung
Raum, dass liier eine mehr individuelle Abweichung vorliege, während das
sonst so gleichmässige Verhalten der äusseren Schwimmstück-Sculptur auf eine
ähnliche Reständigkeit der inneren Gefässvertheilung schliessen lässt.
Ungeachtet der so prägnanten Asymmetrie des unteren Schwimmstücks
ist es doch nicht allein möglich, sondern sogar leicht, die symmetrische Grund-
form herauszufinden und mit dieser dann den Vergleich mit den entsprechen-
den Stücken der Gattung Diphyes und der A. pentayona anzustellen. Wenn man
die Grössenverhältnisse der fünf einzelnen Längskanten als im Ganzen irrele-
vanter Dinge weniger betont, so treffen sieb bei A. pentagona eine unpaare vor-
45*
356 Karl Gegenbaur,
dere Längskante (c), zwei ungleich entwickelte seitliche (d. e) und zwei noch
mehr ungleich gebildete hintere Längskanten, che durch besondere lappenartige
Vorsprünge einen Durchlasseanal für den Stamm bilden. Dieselbe Anordnung
ist auch bei Diphyes vorhanden : stets finden sich die beiden hinteren Kanten, die
häufig, indem sie mit einander am freien Hände verwachsen, einen wirklichen
Canal herstellen; stets sind auch die beiden seitlichen Längskanten ausgeprägt.
Dagegen ist die vordere niedere Längsfirste bei Diphyes minder constant, sie
fehlt aber nie vollständig und ist im mindesten Falle durch eine kurz über die
Mündung des Sehwimmsacks beginnende Kante repräsentirt.
Eine Reihe von Abylen mit woblerhallenem, zum Theil aus dem Durch-
lasse heraustretendem flottirenden Stamme;, erlaubt mir, die Beziehungen der
hier befindlichen Gruppen von Knospenbildungen (Eudox.) einer erneuten
sorgfältigeren Untersuchung zu unterwerfen, als deren Resultat ich zur Genug-
thuung Leuckart's den von ihm geschilderten Modus des Ursprunges, Befe-
stigung des Deckstückes am Stamme völlig erkenne und deshalb auch ganz auf
die jenseitige Schilderung verweisen kann. Es freut mich, meinen Irrthum und
einen früher von mir erhobenen, freilich auf theoretische Gründe gestützten
Widerspruch somit selbst widerrufen zu können.
Die untersuchten Exemplare stammten aus dem Mittelmeere, der Gibraltar-
Strasse und vielen Punkten des atlantischen Meeres.
Als eine neue Abyla-Art kann folgende aufgefüllt werden:
3. ABYLA PERFORATA //. sp.
(Figg. 20. 21.)
Die beiden Schwimmstücke dieser in einem vollständigen und mehreren
einzelnen Stücken untersuchten Art verhalten sich zu einander wie bei Abyla
pentagona, wie denn auch das vordere mit dem gleichen jener Art die wesent-
lichste Uebereinstimmung aufweist.
Es wird von sieben Flächen begrenzt und stellt an seiner oberen und un-
teren Fläche ein etwas langgezogenes Fünfeck vor (Fig. 21) mit drei schmalen
und zwei langen etwas ausgeschweiften Seiten. Die Oberfläche ist plan, die
Neue Beiträge zur näheren hennlniss der Sipkonophoretl. 357
untere, welche eine blindsadkförmige Einbuchtung zur Aufnahme des hinteren
Schwimmstücks aufweist, ist an der Seite mit vorstehenden Rändern versehen
und steigt "ach vorne zu gegen die unpaare Mittelfirste stark an, so dass die
durch die Vereinigung der beiden vorderen Seitenflächen entstehende Kante
beträchtlich länger ist als jede der beiden Kanten, welche aus der Vereinigung
der beiden grossen hinteren Seitenflächen mit der Hinterfläche hervorgehen.
Die letztere ist last quadratisch, bei einem Exemplare unten etwas verbreitert
und mit vorstehenden Ecken versehen. In der Mitte von ihr findet man die
Mühdung des Schwimmsacks.
Der Schwimmsack («) nimmt den hinteren Theil des Stücks ein und besitzt
ca. }Ä von dessen Länge. Er steigt nur wenig gegen die obere Fläche an, ist
in seiner Mitte bauchig erweitert und in seinem Grunde kuppenförmig nach
oben zugespitzt. Au seiner unteren Wand, da, wro er der Einbuchtung der Un-
terfläche des Schwimmstücks am nächsten liegt, verbindet ihn ein kurzer senk-
recht abtretender Canal mit dem dort beginnenden Stamme, von dem noch ein
nach vorne gehender Canal sich zu dem Saftbehälter (b) verfügt. Dieser nimmt
den grössten Theil der vorderen Hälfte des Schwimmstücks ein und erscheint
als eine ovale oder rundliche Blase, welche an den Wänden che bekannte
Structur aufweist und durch den Mangel eines Blindfortsatzes sich namentlich
von jenem von Ab. pentagona auszeichnel.
Das untere grössere Schwimmstück (Fig. 20. B) misst 3^'", besitzt eine
Form, die im allgemeinen mit jener der Diphyes grosse Aehnliehkeit besitzt, so
dass ich es sicher für das untere Stück einer solchen genommen haben würde,
wenn ich es nicht in seinem natürlichen Zusammenhange mit dem oberen, den
Abyla- Typus ausgeprägt tragenden getroffen hätte. Auch durch die fast voll-
ständige Symmetrie seiner Flächen und Kanten differirt es von den bekannten
Abyla -Arten.
An seinem oberen Ende besitzt es eine kuppeiförmige Spitze, welche sich
in die betreffende Vertiefung des vorderen Schwimmstücks fügt. Die vordere
Partie des oberen Endes ist in eine Spitze ausgezogen, die sich an die hintere
Kante des vorderen Schwimmstücks fortsetzt, und sich seitlich an je eine aus-
358 Karl Gegen bau r,
geschweifte dünne Lamelle anschliesst, die gleichfalls der Sculptur des oberen
Schwimmstücks angepasst ist.
Als seitliche Begrenzung sind acht Flächen anzuführen, von denen je eine
auf vorne und hinten und je ein paar auf die beiden Seiten treffen. Die vor-
dere Fläche ist nicht durchauslaufend, sie ist fast lanzettförmig und entsteht
dadurch, dass die von der vorderen oberen Spitze entspringende Längskante
sich bald theilt, und jede Kante, nachdem sie etwas nach aussen gebogen, von
der Mitte ihrer Länge an sich wieder gegen die Medianlinie wendet, so dass
beide convergirend an der unteren vorderen Spitze des Schwimmstücks sich
wieder in spitze Winkel vereinigen.
Auf der Mitte jeder Seite verläuft, gleichfalls von einer Seitenkanie des
oberen Schwiiiiinstücks ausgehend, wieder eine Längskante nach abwärts, um
seitlich von der Schwimmmündung auszulaufen; durch sie wird die Seite in
zwei Flächen getheilt.
Endlich verlaufen nach hinten zwei Längskanten in starker Krümmung
nach abwärts und begrenzen die Rückfläche, die aber derart asymmetrisch ist,
dass sie mehr auf die rechte denn auf che linke Hälfte trifft. Unten überragt
diese Fläche die Schwimmmündung und zeigt zwei durch einen grossen Aus-
schnitt getrennte stumpfe Zacken oder die Fortsätze der schon erwähnten
Längskanten.
Der Schwimmsack (</) zeigt wenig auffallendes. Er nimmt den vorderen
Theil des Schwimmstücks ein, ist in der Mitte etwas bauchig erweitert und
oben stumpf gewölbt. Die Gefässverbindung mit dem Stamme wird durch ei-
nen feinen Canal hergestellt, welcher, die obere Kuppe des Schwimmstücks
durchsetzend, etwas unterhalb des Grundes vom Schwimmsacke an denselben
hinantritt und liier in vier Canäle ausstrahlt.
Die Mündung des Schwimmsacks (6') ist mit keinerlei Auszeichnung ver-
sehen.
Der hintere Theil des Schwimmstücks wird von einem parallel mit dem
Schwimmsacke verlaufenden Canale durchsetzt, der erst am hintern Drittheile
mit schräger Mündung sich öffnet; sein oberes Bett ist beinahe halbmondförmig
Neue Beiträge zur näheren Kenntniss der Siphonophoren. 359
und lieg! auf der oberen fläche des Schwimmstücks. Es hat dieser Canal, der
den Stamm aufzunehmen und zu schützen hat, seine Analogie mit der tarnet
lenartigen Bildung- der andern Abyla- Arten, erinnert aber mehr an die Gattung
Dipkyes, bei der mehrere Arten bekanntlich mit einem ahnliehen Durchlasse \ 'er-
sehen sind. Bemerkenswerth ist, dass die Sculptur seiner Oberfläche die ein-
zige (wenn schon schwach entwickelte) Asymmetrie des ganzen Schwimm-
stücks aufweist, so dass ein sonst die Abylen auszeichnendes Merkmal hier ge-
rade an jenem Orte sich findet, wo bei den andern Abylen die asymmetrische
Bildung der Theile ihren Culminationspunkt erreicht (siehe oben Alnjlu pentagona
und trigona).
Vom Stamme zeigten zwei darauf untersuchte Exemplare nur Rudimente,
an denen sieh kein näheres Verhältniss mehr eruiren liess.
Die untersuchten Exemplare stammten mit Eudoxien der Abtjla trigona von
der Guineaküste.
E U D O X I A.
Die gewissermassen individuelle Natur, welche die unter dem Namen der
Eudoxien bekannten medusoiden Gruppen nach ihrer Ahlösung vom Stamme
einer Diphyiden-Colonie, wie mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, noch
lange Zeit offenbaren, mag rechtfertigen, sie so lange noch als besondere For-
men anzuführen, bis sie nach und nach auf ihre Abstammung zurückgeführt
und den betreffenden Colonien zugewiesen werden können, wie dies schon frü-
her bei Etui campanukta Lt. für Diphyes aetminata Lt., bei Eud. cuboides für Ab.
pentagona und vorhin bei Eud. trigonae für Abyla trigona geschah.
EUDOXIA BOJANI Esch, (?)
Obgleich ich noch nicht mit Sicherheit zu behaupten wage, dass die von
mir unter obenstehendem Namen zu beschreibende Eudoxie wirklich dieselbe
sei. die Eschscholtz*) in dem südlichen atlantischen Meere beobachtet hat,
'•' cf. dt. pag. 125.
360 Karl Gegen baur,
so glaube ich doch, bei der Unmöglichkeit, jene oft nur ganz dürftig beschriebe-
nen Formen bestimmt wieder zu erkennen, mein Verfahren durch mehrfache
Uebereinstimmung mit den Angaben jenes Forschers einigermassen gerechtfer-
tigt zu sehen. Jedenfalls dürfte solches zu einer geringeren Complication führen
als das entgegengesetzte.
Das Deckstück gleicht einigermassen einer Glocke mit schräg abgestutzter
Basis , derart dass die eine Seite . die wir als linke bezeichnen wollen , weiter
herabreicht als die andere.
Die Wölbung dieser Oberfläche ist nicht gleichmässig, sondern vorne sind
zwei Längskanten vorhanden, die eine nicht sehr tiefe aber ziemlich breite
Hohlkehle begrenzen, welche von oben bis unten herabverläuft. Oben gehen
beide Kanten mit sanfter Biegung ineinander über und formiren. indem sie da-
bei etwas stärker vortreten, eine quer auf der Höhe des Deckstücks stehende
Kuppe, von welcher nach beiden Seiten und nach hinten che glatten, sanft ge-
wölbten Begrenzungsflächen sich ausbreiten. Am unteren Ende der vorderen
Hohlkehle gehen beide Längskanten nach aussen und verlaufen in die betref-
fenden Seitenränder aus. von denen, wie aus dem vorhin Gesagten erhellt, die
linke weit über die rechte hinausragt.
An der Unterfläche des Deckstücks befindet sich eine bis zur Hälfte der
Höhle reichende Vertiefung, die besonders nach hinten zu ausgebildet ist und
die vorne über den gewölbten, etwas ausgeschnittenen Unterrand der schon er-
wähnten Holdkehle einbiegt.
Es wird die Höhle somit vorzüglich von den Seitenwänden der Glocke be-
grenzt, während sie vorne fast völlig geöffnet erscheint.
An der Längenachse des soliden Theils der Glocke bemerkt man einen
bald im Bogen, bald auch gerade zur Spitze gerichteten Strang, der von der
Mitte der unteren Concavität seinen Ursprung nimmt. Er ist an seinem oberen
Ende meist kuglig oder auch kolbig erweitert und stellt eine mit polygonalen,
feingranulirten Zellen ausgekleidete Höhle vor. Es ist dies der nunmehr als
Saftbehälter fungirende, im Deckstücke gebliebene Best des Diphyidenstammes,
von dem die Eudoxie als Individuengruppe gesprosst ist. Dadurch dürfte ein
Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siphonophoren. 361
Unterschied von andern Eudoxien gegeben sein, bei denen der Saftbehälter als
selbständige Ausstülpung sich bildet Die Höhe der Deckstückglocke beträgt
bis zu H'".
Man sieht, dass diese Beschreibung auch auf die Eudoxia campanulata von
Leuekart*) passt, und könnte daher wohl auf eine Identität beider Thiere
schliessen, wenn dem nicht die Form des sogleich zu erwähnenden Schwimm-
stücks widersprechen würde.
\ 011 Eudoxia Bojani wird zwar von Eschscholtz angegeben, dass das
Deckstück einen Kugelabschnitt vorstellt; allein es ist aus der abgebildeten
Skizze**) ersichtlich, dass diese Bezeichnung wohl nur aus einer irrigen Auf-
fassung der Contöureü entstanden sein kann. Auch der hohlkehlenförmige
Ausschnitt an der Vorderseite ist angedeutet, sowie auch die gegen die Spitze
gerichtete Linie wohl den sogenannten Saftbehälter vorstellen soll, von dem der
Text nichts erwähnt.
Von dem unteren Ende des Saftbehälters ragt eine knopffürmige An-
schwellung in die Cavität des Deckstücks vor und hieran inseriren sich Poly-
pen mit Fangfäden sowie das schwimmglockenformige Generationsorgan. Es
stellt das letztere eine vielseitige, an ihrem oberen Drittheil pyramidal zuge-
spitzte Säule vor, die vier Längsflächen sind ungleich, indem die hintere bei
weitem die breiteste ist, die vordere dagegen die schmälste, und die beiden
seitlichen zwischen beiden die Mitte halten. Von den vier diese Fläche begren-r
zenden Kanten sind die beiden hinteren etwas flügeiförmig ausgedehnt, die bei-
den vorderen, anfänglich wenig vorstehend, bilden erst am unteren Drittheile
eine vorgebogene Leiste. Sämmtliche Kanten sind feingezähnelt. Alle vier lau-
fen in Spitzen aus, welche die Mündung des Schwiirnnsacks umstehen. Die
beiden vorderen sind kleiner als die hinteren und neigen sich etwas gegen ein-
ander. Die hinteren werden durch die Fortsätze der Rückenfläche, die nur mit
einem schwächen Ausschnitte versehen ist, untereinander verbunden, und da-
durch differirl diese Eudoxie von <\r\- Eud. eampanulata Lt. auf ausgezeichnete
*) Zoolog. Untersuch. Heft 1. 8. 43.
**) Taf. 12. Kg. 1.
Vol. XXVII. 46
362 Karl Gegen baur,
Weise. Leuckart sagt nur: „die letzten Ausläufer der ürsten förmigen Längs-
kanten springen in Form eines kleinen Zahnes nach unten vor," während ihm
die beträchtliche Grösse der hinteren Spitzen und die Verbindung zwischen bei-
den wohl nicht entgangen wäre. Dagegen hat Eschscholtz diese Eigenschaft
des Schwimmstücks unserer Eudoxie bei Eud. Bojani ausdrücklich erwähnt. Es
heisst dort (pag. 126): „Die zwei Spitzen, welche sich an der Seite des Körpers
belinden, wo die Saugröhre hervortritt, sind kürzer als die beiden übrigen und
vollkommen von einander getrennt, dagegen die beiden übrigen längeren her-
vorstehen, aber nur einen schwachen Ausschnitt zwischen sich habe»." Man
sieht, dass Eschscholtz das, was ich als auf der Hinterseite vorhanden an-
gebe, auf der Seite erwähnt, und kann allerdings hieraus wieder ein unter-
scheidendes Merkmal machen. Allein wenn man bedenkt, dass seitliche
Asymmetrie bis jetzt bei Eudoxien - Schwimmstücken in solcher Weise noch
nicht beobachtet ist, sowie dass bei der Untersuchung Drehungen des Schwimm-
stücks so leicht vorkommen, so kann man es wohl für begründet halten, wenn
ich die Angaben des Eschscholtz auch auf diese Eudoxie beziehe, und,
wenn auch nur provisorisch, beide zusammenbringe.
Die Grössen Verhältnisse, auf welche Eschscholtz noch bei der Art-Dia-
gnose grosses Gewicht legt, können bei unserer gegenwärtigen Kenntniss
der Siphonophoren wohl nicht entscheidend sein , selbst nicht einmal die rela-
tiven, da wir ein Fortwachsen einzelner Theile und ein Nachsprossen der zu
Verluste gegangenen kennen, wodurch also jeglicher Massstab für die Grössen-
verhältnisse mehrerer Stücke uns genommen wird.
Der Schwimmsack folgt im ganzen den äusseren Contouren des Schwimm-
stücks. An seinem mittleren Drittheile ist er am weitesten und zieht sich
oben und nach vorne zu in eine Spitze aus. Ein vom Stamme aus hinter
das obere Ende des Schwimmstücks sich begebender Canal strahlt an letz-
terem in vier Gefässe aus , von denen , wenn ich recht gesehen , das vordere
mittlere nicht über die Höhe des Schwimmsacks, sondern die Spitze umge-
hend auf der einen Seite nach vorne und unten verläuft.
Der Geschlechtskolben fehlte an jedem der untersuchten Exemplare, ebenso
Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siphonopheren. 363
war keine Ersatzi>Iocke zu beobachten, Mägen und Fangfäden waren da-
gegen anwesend, und ergäben, soweit diese Theile eine Untersuchung zu-
liessen, nichts bemerkenswerthes.
E U D 0 X I A P R I S M A T I C A n. sp.
(Figg. 13—16.)
In mancher Hinsicht schliesst siel) diese Eudoxie an jene der Abylen an,
so dass wohl angenommen werden kann, dass die Muttercolonie ein Abyla-
stock sein werde. Das l leckst (ick (Fig. 13. a) ist ein von fünf Seitenflächen
begrenzter Körper, dessen obere plane Fläche somit ein Pentagon repräsen-
tirt (Fig. 15). Die Seiten desselben verhalten sich so zu einander, dass zwei
längere in eine nach vorne gerichtete Spitze zusammentreffen; sie sind meist
etwas eingebogen, so dass die Spitze um so mehr proeminirt. Um merk-
liches kürzer sind zwei andere, ebenfalls symmetrische Seiten , -endlich die
fünfte, hintere ist die kürzeste. Aus dem Verhalten der Oberfläche lässt sich
auch die seitliche Begrenzung leicht verstehen, da die Seitenflächen alle gleich
hoch sind und eine gedachte Grundfläche der oberen vülli»- entspricht. Die
beiden vorderen Seitenflächen sind mit einem bogenförmigen Ausschnitte ver-
sehen, durch welchen die vordere Längsfirste um ein Drittel verkürzt wird.
Das Ende dieser Firste ist zahnartig zugespitzt und jederseits ragt noch ein
anderer Zahn von dem Ausschnittsbogen der Seitenfläche gegen den mittle-
ren hervor (Fig. 16. u').
An einzelnen Deckstücken sind die Flächen — zuweilen sänimtlich —
etwas vertieft, was auch auf manche Kanten übergeht; und dem Deckstück
immer ein abweichendes Aeussere verleihen kann. Alle Kanten sind regel-
mässig fein gezähnelt.
Die Unterfläche weist eine gewölbte Höhle auf, welche bis in die Hallte
der Höhe reicht, aber vorzüglich der vorderen Partie des Deckstücks zuge-
theilt ist. Ueber ihr liegt der in zwei voneinander abstehende Hälften ge-
lheilte Saftbehälter (Fig. 13. 15. c), der in seinen Umrissen sehr jeaen voti
364 Karl Gegenbaur,
Eud. ruboides nachahmt, und auch, wie dort, in der Mitte einen oberen kürze-
ren (<?') und unteren längeren (c") Fortsatz aussendet.
Das sogenannte Schwimmstück (Fig. 14) erscheint als eine vierseitige,
aber schräg abgestutzte und in einen hinteren stielartigen Fortsatz ausgezo-
gene Pyramide, deren Kanten sämintlieh in starke, die Schwimmhöhle wie-
der umstehende Zacken auslaufen; die beiden hinteren Längskanten sind am
stärksten ausgeprägt und springen auf flügelföraiig vorstehenden Lamellen
vor, so dass die von ihr begrenzte Rückenfläche dadurch die breiteste wird.
Sie ist aber auch die längste, indem die beiden zackenförmigen Enden der
Kanten weiter unter einander verbunden sind und viel weiter vorragen als
die vorderen. — Der Schwimmsack weicht in nichts wesentlichem von je-
nem der Eud. cuboides ab.
Ein Geschlechtskolben (Fig. 14. g) wird, mit wenigen Ausnahmen, immer
in demselben aufgefunden; er ragte bald bis zur Hälfte, bald über § der Länge
in die Schwimmhöhle vor und liess Eier oder eine feinkörnige Masse als Sa-
men unterscheiden.
In dem oben erwähnten Stiele verläuft der Verbindungscanal des
Schwimmsacks zum Stamme, von welch letzterem mehrmals die Rudimente
des Magens zu erkennen gewesen sind.
Die längste dieser Eudoxien mass 3'".
CUBOIDES VIT R E U S (J. # G.
Unter diesem Namen haben Quoy und Gaimard ein eudoxienartiges
Wesen beschrieben , dessen Deckstück eine ausgezeichnete Form besitzt , und
überdies noch durch seine Grösse gegen die darunter befestigten Theile, na-
mentlich che Geschlechtsglocke, bedeutend abstach; der Nachweis des letzte-
ren, freilich von jenen Beobachtern ganz anders gedeuteten Theiles in der
Gestalt einer schräg abgestutzten, in der Umgebung der Oeffnung mit fünf
Zähnchen versehenen Pyramide lässt obige Annahme ausser allem Zweifel.
Es dürfte aber aus den so ungleichen Grössen Verhältnissen zwischen Deck-
stück und Gesehlechtsglocke dennoch die Unvollständigkeit des Thieres inso-
fern sich erweisen, als den untersuchten Exemplaren die entwickelten Ge-
Neue Beiträge zur näheren Kenntniss der Sipfwnophoren. 365
schtechtsglocken abgingen und nur die Ersatztheile derselben vorhanden wa-
ren. Es liafrii sii ganz ähnliche Verhältnisse, wie sie bei jenen Eudoxien
bestehen, die Eschscholtz als besonderes Genus „Ersaea" bekannt machte.
Obgleich mir hievon nur Deckstüeke zu Gebote standen, so glaube ich
doch bei der charakteristischen Form derselben sie anführen und hiedurch
auf sie aufmerksam machen zu müssen.
Das Stück ist am besten einem \\ Tutel vergleichbar, an welchem alle
acht Ecken in der Richtung der Diagonalaohsen in ebensoviele Spitzen aus-
gezogen sind und die sechs Flächen dadurch muldenförmig vertieft erschei-
nen. Die untere Fläche des Würfels ist am meisten concav, sie bildet die
Höhle zur Aufnahme des Stammes und der Anhänge desselben. Ueber ihr
liegt ein nach zwei Seiten ausgebuchteter Saftbehälter, der von seiner eng-
sten Stelle einen blindgeendeten, keulenförmigen oder blasenartig erweiterten
Fortsatz gegen die obere Fläche zu aussendet und wenig über den Mittel-
punkt des Würfels hinausreicht.
Die Grösse dieses Deckstücks beträgt 4'".
Der Fundort ist, wie bei den vorher beschriebenen Eudoxien, das atlanti-
sche Meer.
Alle bisherigen Erfahrungen über die als Eudoxien etc. bekannten po-
lymorphen Individuengruppen der Diphyidencolonien lassen einen gewissen
Plan erkennen, nach welchem die Architektur der Deckstücke mit jener der
Schwinunstücke der Gesanuntcolonie eine im allgemeinen sehr übereinstim-
mende ist. Ich habe "schon früher hierauf aufmerksam gemacht und sehe es
auch durch diese neuen Untersuchungen erwiesen. Als massgebend erscheint
immer das vordere der Schwinunstücke, wenn diese übereinander gefügt sind:
sitzen sie nebeneinander, so herrscht meist gleichartige Bildung. Wir erhal-
ten dadurch einen Fingerzeig , auch jene Eudoxien, die bezüglich ihrer Ab-
stammung noch unbekannt sind, sicher gruppiren zu können und die mor-
phologischen Verhältnisse der gesammten Diphyidenfamilien somit umfassen-
der zu erschliessen. Es ergeben sich in dieser Beziehung drei leicht unter-
scheidbare Können von individualisirten Einzelgruppen der Diphyiden:
566 Karl Gegenbaur,
1) Solche mit kubischen oder doch mit oben abgeplatteten Deckstücken.
Hieher gehören die Eudoxien der beiden Abyla- Arten, sowie Eudoxia
prismaüca Gbr. und Cüboides vitrcii.s von Quoy & Gaimard. denn die
Grundform ist auch bei letzterer Art ein Würfel.
2) Eudoxien mit zugespitztem Deckstücke. Eudoxien der Gattimg Diphycs,
Arten, wie sie Eschscholtz beschrieben, und die Gattung Ersaea
Esch. gehören hieher.
3) Eudoxien mit abgerundetem Deckstücke, Diplophysa Gbr. Sie entspre-
chen in der Sculptur der Diphyiden - Gattung Praya.
DI PH. CAMPANULIFE11A Quoy £ Gaim.
(Figg. 23 — 26.)
Unter vorstehendem Namen haben uns Oimy und Gaimard eine bei
Gibraltar eingefangene Diphyes bekannt gemacht, aus deren Beschreibung und
Abbildung ich einige unter den mir vorliegenden Exemplaren mit grosser
Bestimmtheit wieder erkenne, wenn auch so manche Angaben jener Reisenden
nicht ganz genau mit dem von mir gesehenen sich zusammenfügen lassen.
Die beiden Schwimmstücke erscheinen ineinander gefügt und sind von
gleicher Länge (Fig. 23). Nach der Trennung ist das untere (ß) das längere
wegen des nun zum Vorschein kommenden Fortsatzes, mit dem es dem vor-
deren eingefügt war.
Das vordere Schwimmstück (Hg. 23. A. Flg. 26) ist von der Seite her
wenig comprimirl. über seiner Mitte etwas nach vorne zu ausgebogen, läuft
aber in eine derbe Spitze aus. die noch etwas nach vorne zu übergebogen
erscheinen kann. Der kleinere vordere Theil. der Basis wird von der Schwimm-
höhlenmündung eingenommen, den grösseren hinteren finde ich vorn, die
Schwimmhöhlenmündung überragend und nach hinten zu schräg abgestutzt.
Auf der Oberfläche verlaufen drei wenig vorstehende, aber doch scharf aus-
gesprochene Längskanten, und zwar eine mittlere über die vordere Längs-
firste und zwei seitliche, der vorderen nahe liegende. Alle drei beginnen
Neue Beiträge :ur näheren Eenntniss <ln- Siphonophoren, 367
von der Spitze und treten an der Sehwimmhöhlennuinduni;' (a) auf die Ober-
fläche von ebenso vielen breiten dreieckigen Zacken, die alle mit der Dasis
einander berührend immer mit ihrer Spitze gegen die Mündung des Schwimm-
sacks geneigt sind, so dass <\cv Eingang dazu dadurch verengert wird. Das-
selbe bewirkt auch theilweise die Vorderwand (Fig. 26. b) der zur Aufnahme
des unteren Schwimmstücks dienenden Höhlung, die hier nach vorne sich
neigt und in zwei durch doppelbogig ausgeschnittene Ränder verbundene
Zacken ausläuft. Der Mittellheil dieser Wand ist im Profile über das Niveau
der seitlichen Partien hervorragend.
Das Innere des Schwimmstücks nehmen der Schwimmsack (Fig. 26. a),
die Aufnahmshöhle des unteren Schwimmstücks (</) und der Saftbehälter (c)
ein. Der Schwimmsack ist einer umgekehrten Anaphora ähnlich, unten en-
ger, oben weiter werdend, und zuletzt bei rascherer Verengerung noch in
einen kurzen, wie es scheint, beständig verkommenden Zipfel auslaufend, der
bis dicht unter die Spitze des Schwimmstücks reicht. Einmal sah ich das
Ende dieses Zipfels kolbig erweitert. Um die Mündung ist die Handmembran
(Yrlum) (leidlich vorhanden, minder klar jedoch ist der Gefässverlauf, von
dem ich nur die beiden Seitengefässe erkannte. Sie treten weit oben an den
Schwimmsack. wenden sich dann im Dogen nach aufwärts, um von da, eine
Schlinge bildend, abwärts zum Dinggefäss zu verlaufen. Dass auch die bei-
den anderen Gelasse vorhanden sind, habe ich keinen Grund zu bezweifeln.
Der Saftbehälter (r) nimmt etwa .\ der Länge des Schwimmstücks ein.
Er stellt eine längliche, oben mit einer tiefen Einschnürung versehene Höhle
vor, deren knopftörmiges Ende bis in die Spitze des Schwimmstücks reichen
kann, und dann sich dicht neben den Endzipfel des Schwimmsacks lagert.
Die Aufnahmshohle nimmt einen beträchtlichen Raum ein, der in einem Falle
jenem des Schwimmsacks an Volumen wohl gleichkam. Sie ist von der Seite
gesehen dreieckig. Ihr Ende reicht immer über die Hälfte des Schwimm-
stücks. Ihre Uell'nung ist hinter der ganzen Dückenfläche des Schwimmstücks
wie abgerundet, von vorne dagegen rechtwinklig.
Das untere Schw immstück (Figg. 23. B. 25. 26) ist ebenfalls mehr breit
368 Karl Gegenbaur,
als dick, oben in einen langen zugespitzten pyramidenförmigen Fortsatz (d)
ausgezogen und auf seiner Oberfläche mit fünf Längskanten versehen: eine
mittlere unpaare beginnt erst unterhalb des zugespitzten oberen Endes und
läuft in einen starken Zahnfortsatz um die Mündung der Schwimmhöhle aus.
Zwei seitliche Kanten sind schon ganz oben vorhanden, liegen mehr
nach vorne und treten gleichfalls schliesslich auf Zahnfortsätze über, so dass
drei Zähne die Mündung des Schwimmsacks umstehen. Zwei hintere Kanten
verlaufen von der pyramidalen Spitze auseinander und umschliessen eine Oeff-
nung, die in den Durchlasscanal führt, worauf sie dicht zusammentreten, eine
kurze Strecke weit verschwinden und an ihrer Stelle eine nahtähnliche Ver-
tiefung erscheinen lassen. Nach dieser Stelle erscheint nach abwärts eine
langgezogene Vertiefung (Fig. 25. c), die wieder von zwei Längskanten um-
grenzt ist und mit zwei stark gegen einander geneigten Zacken endet. Zwi-
schen diesen liegt ein tiefgehender, am Ende ausgerundeter Einschnitt, dei-
che untere Oeffnung des Durchlasscanals zum Theil mit bilden hilft. Der
Durchlasscanal ist nicht seiner ganzen Länge nach geschlossen, wie es den
Anschein haben möchte, wenn man das Schwimmstück ohne nähere Prüfung
betrachtet, vielmehr zeigt sich aus dem ausgerundeten Einschnitte eine Spalte
fortverlaufend, die bis zu der nahtähnlichen Stelle verfolgt werden kann. j\ur
hier ist durch Verschmelzung zweier von der Seite her gegen einander ge-
neigter Lamellen ein wirklicher Verschluss zu Stande gekommen. Die Spalte
der Canaldecke verläuft ganz unsymmetrisch, sie beginnt links, läuft dann
mehr rechts, um von da zur Mitte einzulenken. Wäre sie nicht an zwei
sonst wohlerhaltenen Exemplaren gleich vorhanden gewesen, so hätte ich sie
eher als durch ein Messer hervorgebracht ansehen müssen.
Die Sculptur der Schwimmsackmündung schliesst sich im allgemeinen
an jene des vorderen Schwimmstücks an. Die drei oben beschriebenen Za-
cken, an ihrer Basis vereinigt, umstehen die Oeffnung, und von hinten ragt
das Ende des Schwimnistücks als eine breite, zierlich ausgeschnittene und
gewölbte Wand (Fig. 25. c) gegen die Mündung vor.
WTas endlich den Stamm angeht, den ich an zwei Colonien, contrahirt
Nene Beiträge zur näheren Kennttviss der Siphonophorert. 369
zwar, allein sonst gut erhalten traf, so muss dieser eine beträchtliche Länge
besitzen, da von den der Dipln/es zukommenden Sprossengebilden Gruppen
auf Gruppen in dichter Reihe sich folgten. Doch sind auch hier, wie bei al-
len Siphonophoren , die jüngsten und kleinsten Gebilde dem Anfangstheile des
Stammes zunächst, die älteren am Ende, so dass die von vorne herein schon
unwahrscheinlichen Angaben und Zeichnungen von (Juoy und Gaimard,
nach welchen diese Verhältnisse umgekehrt sein sollen, nunmehr directe Wi-
derlegung erfahren können.
Die Deckstüqke, welche obige Forscher glockenförmig angeben, bestehen
aus einer trichterförmig zusammengerollten zarten Lamelle, die an ihrem freien
I lande mil zwei Zacken versehen ist. Sie sind ganz nach Art, wie von mir
bei l)ii>h. turgida beschrieben ist. an den Stamm befestigt, Die Mägen und
Fangiaden machen bei ihrer Uebereinstimmung mit andern Diphyiden eine
nähere Beschreibung überflüssig.
Die Geschlechtsknospe wurde hei den meisten älteren Gruppen gesehen,
befand sich jedoch selbst liier auf einer niederen Entwicklungsstufe, so dass
ich über ihre vollkommene Form keine Angaben machen kann.
Als Fundort der untersuchten Exemplare war 33° N.B., 40° W.L. und
38°N.B., 34° W.L. angegeben.
D I P H Y E S STEENSTRUPI n. sp.
(Figg. 27 — 29.).
Wenn man von dem viel schlankeren Habitus der beiden Schwimmstü-
cke absieht, so könnte diese Art namentlich mit Hinsicht auf die Sculptur
der Schwimmmündung leicht für eine jüngere Form der vorigen Art ange-
sehen werden, wenn nicht durch eine genaue Veigleiehung genügende Dif-
ferenzpunkte sich aufstellen Hessen, -So glaube ich die Selbständigkeil dieser
neuen Art hinreichend zu begründen.
Die beiden Schwimmstücke messen zusammen 1" — 1" 2'". wovon je-
doch der grössere Theil auf das vordere Schwimmstück trifft, dasselbe stellt
eine vierseitige langgezogene Pyramide vor. deren Längskanten etwas nach
Vol. XXVII. 47
370 • Karl Gegenbaur,
aussen zu gebogen verlaufen , so dass der mittlere Theil des Schwimmstücks
naeh aussen gewölbt erscbeint. Der Grad dieser Wölbung stellt sieb naeh
Vergleichimg zahlreicher Exemplare als ein sehr wechselndes heraus, so dass
auch hier auf die allgemeine Form wenig Entscheidendes bezüglich der Dia-
gnose gebaut werden darf, und eine genauere Prüfung der übrigen Archi-
tekturverhältnisse geboten ist.
Es sind vier, schon an der Spitze des Schwimmstücks beginnende Längs-
kanten vorhanden, von denen drei, eine vordere und zwei seitliche, gerade
nach abwärts treten, um auf che Aussenfläche von drei breiten, gegen die
Schwimmhöhlenmündung gebogenen Zahnen überzugehen. Die Kanten sowie
der Rand besagter Zähne sind fein gesägt.
Eine anfänglich ebenfalls einfache hintere Längskante theilt sich früher
oder später in zwei, von denen che schmale Rückseite umfasst wird. Am
Ende des Schwimmstücks kommen somit fünf Längskanten zum Vorschein.
Die Aufnahmshöhle ist beträchtlich weit, ragt bis zur Hälfte der
Schwimmstücklänge empor und tritt mit ihrer vorderen Wand über die Mün-
dung des Schwimmsacks hinaus, deren Eingang sie durch eine von ihrer
Mitte ausgehende Hervorwölbung gleich den Zähnen verengert. Die Seiten-
theile dieser Wand sind flügeiförmig verbreitert (Fig. 27. a) und sind eben-
falls nach vorne, aber auch dabei nach aussen gerichtet. Von der gegen
die Schwimmsackmündung gerichteten Fläche erhebt sich eine gezähnelte
senkrechte Kante , während D. eämpamdifera dort nur eine glatte Fläche besitzt.
Der Schwimmsack ist schlank, zugespitzt und reicht bis nahe an das
vordere Ende des Schwimmstücks, bis wohin er von dem langen dünnen
Saftbehälter begleitet wird.
Die Gefässe verbreiten sich von dem am Ende der Aufnahmshöhle nach
der Schwimmsackmündung verlaufenden Hauptcanale in der Art am Schwimm-
sacke, dass ein mittlerer, hinterer gerade bis zum spitzen Ende des Schwimm-
sacks emporsteigt und dann abwärts parallel mit der vorderen Längsfirste
zu dem Ringcanale tritt. Zwei seitliche formiren eine -£- der Schwimmsack-
länge durchlaufende Schlinge. Ein viertes Gefäss wurde zwar nicht direcl
Neue Beiträge zur näheren Kenntnisa der Siphonophoren. 371
gesehen, geht aber wohl als kürzestes vom Ende des Hauptcanals und so-
gleich zum näheren Rfflgcanale.
Das untere Schwimmstück ist ebenfalls fünfkantig, aber in einen lan-
gen dünnen Stiel ausgezogen, unten mit ähnlicher Sculplur versehen wie das
obere. Eine vordere initiiere Liii»-skante beginnt erst am unteren Drittheile.
Zwei seitliche beginnen weiter oben und sind schon au dem Fortsatze ange-
deutet-. sie Linien ;ui der Seliwimmsaekmündung, wie die vorderen Kanten.
in breite eingebogene Zahne aus. Endlich sind noch zwei hintere Läm;s-
kauten vorhanden, welche in last parallelem Verlaufe die hintere schmälste
Fläcbe einsebliessen. Die eine Hälfte des Schwimmstücks wird vom Schwimm-
sack eingenommen, die andere von dem Canale — dem Durchlasse des Stam-
mes — durchzogen. Dieser beginnt oben mit einer ovalen Oeffnung, läuft
parallel mit dem Schwimmsacke nach unten und öffnet sich daselbst, von
der Schwinimsackmündung durch zwei lange bogenförmig mit einander ver-
bundene Zacken (Fig. 28. a. «) getrennt, Diese Oeffnung wird noch durch
einen auf der hinteren Flüche der Wandung befindlichen Ausschnitt be-
trächtlich vergrössert, wie dies auch bei Diph. campamlifera Q. & Gl. der Fall
ist. allein in allem Detail sind beide liier nicht unbedeutend verschieden.
Namentlich ist es die sanfte Ausrundung aller diese Oeffnung begrenzenden
Vorsprünge und ausserdem der geradlinige Uebergang der seitlichen Han-
der der letzteren in die vorhin erwähnten Endzacken, wodurch bei der Be-
ständigkeit dieses Verhaltens bedeutendere Sculpturdifferenzen von der ver-
wandten Art entstellen. Sehr häufig traf ich Stöcke, bei denen das hintere
Schwimmstück so klein war, dass es kaum aus der Aufnahmshöhle heraus-
ragte; die Form dieser Stücke hatte nichts abweichendes von den erwachse-
nen. Es waren wohl neugebildete Ersatzstücke.
Am Stamme findet man die Sprossenhildungen auf allen Stadien, und
besonders sind die Deckstücke durch ihre frühe Ausbildung auflallend; Sie
zeigen schon bei der vierten, fünften Gruppe deutlich die vollendete Gestalt.
In dieser erscheinen sie als eine trichterförmige, mit ihrem Rande nur weiter
oben übergreifende Lamelle, die wenig unterhalb ihres engsten Abschnittes
47*
372 Karl Gegenbaur,
den Stamm mit einem Wulste ringförmig- umfasst. An der weiten Oefmung
des Trichters ist der Rand mit einem Ausschnitte versehen, durch den die
Entstehung eines zahnartigen Fortsatzes bedingt wird.
Die zur Untersuchung verwendeten Exemplare waren mit 14° — 7° IV. B.
19° — 16° W.L., ferner 2° S.B. 2G° W.L. bezeichnet.
D I P H Y E S S A R S 1 1 n. sp.
(Figg. 30. 31.)
Die grosse Aehnlichkeit, welche beide Schwimmstücke dieser neuen Art
sowohl mit der von mir*) beschriebenen 1). turgida als mit der durch Sars**)
bekannt gewordenen D. biloba haben, möchte leicht zur Annahme einer Iden-
tität verführen. Namentlich ist es Diphyes biloba, mit der die äussere Gestalt
der Schwimmstücke übereinstimmt.
Das vordere Schwimmstück (Fig. 30. .4) ist vorn entweder stumpf oder
nur mit einer ganz kurzen Spitze versehen, die vordere mittlere Längskante nur
wenig ausgesprochen, che beiden seitlichen sind etwa auf der Mitte der Seiten-
fläche angebracht, also viel weiter nach hinten als bei den oben beschriebenen
Arten und bei 11 turgida ; dagegen trifft ihre Lage fast genau mit jener bei D.
biloba überein. Die hintere Kante theilt sich schon über der Hälfte der Höhe
des Schwimmstücks in zwei, die dann fast parallel mit einander herablaulen.
Der Schwimmsack füllt fast den gesammten Körper des Schwimmstücks
aus, so dass die hyalinen Wandungen des letzteren überall nur dünn sind,
wodurch ein Zusammenfallen der conservirten Exemplare bedingt wird. Die
Mündung des Schwimmsacks ist an ihrem vorderen Theile glatt, ohne Vor-
spränge und steht etwas schräg auf der Längenachse. Von Dijih. turgida und
biloba unterscheidet sich der Schwimmsack durch den Mangel der bei jener
über der Mündung befindlichen Einschnürung.
Die Gefässvertheilung ist eigentümlich. Von dem kurzen, dicht an der
Mündung zum Schwimmsack tretenden Hauptcanale geht erstlich ein mittlerer
*) Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. V. S. 412.
**) Fauna littoralis Nqrvegiae. Heft 1. 1846.
Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siphonophoren. 373
anpaarer gerade nach oben zur Spitze des Sacks und verläuft von da in der
Medianlinie nach abwärts. Zwei seitliche Gelasse steigen etwas diveigirend
ebenfalls nach oben bis zur halben Höhe des Sacks und (heilen sich hier je
in zwei Aeste, von denen der eine gerade Dach unten tritt und ziemlich
weit nach hinten in den RangcanaJ mündet, während der andere Ast nach
aufwärts steigt uud erst nahe an der Spitze des Schwimmsacks umbiegt, um
gleichfalls mit dem Ringgefässe sich zu vereinigen. Ob noch ein ferneres,
kürzestes (iefäss vom Hauptstamme aus sogleich nach unten zum Ringcanale
abgeht, kann ich nicht mit (Jewissheit angeben. So scheint der Verlauf bei
mehreren Exemplaren, während aber eine genauere und ausgedehntere Prü-
fung zeigt, dass die angeführten Anfangstheile der Seitengefässe nur einen
sieb mit dem der andern Seite hinten und unten verbindenden Ast ausmachten,
wo hingegen dann der nach der Tbeilung nach unten tretende Ast als der
Stamm des Seitengefässcs sieb darstellt. Es ist dies also dasselbe Verhalten,
wie es auch bei D. quadrivalvis sieb findet.
Eine Insertionshüble ist nicht vorbanden, wenn man nicht zwei flache
Zacken, die jederseits vor einer an der Insertionsfläche befindlichen Erhabenheit
gelegen sind, als das Rudiment der Wandung einer solchen betrachten will; aber
ebensowenig wird das vordere Schwimmstück vom hinteren umfasst, indem die
beiden am hinteren Schwimmstück nach hinten vorstehenden Lamellen ihren
oberen Rand genau in einer Flucht mit der Oberfläche dieses Schwimmstücks
erscheinen lassen. Zwischen der Insertionsfläche und der Schwimmsackmün-
dung ragen, wie bei D. biloba, zwei am Rande abgerundete Lappen vor, die
sich gegen die letztere vorlegen.
Der Saftbehälter erscheint nur als ein kurzes, dünn gestieltes elliptisches
oder keulenförmiges Bläschen, dessen Länge kaum den vierten Tbeil der
Schwimmstücklänge beträgt.
Das u u t e re Schwimmstück (Eig. 30.Z?) kommt an Länge dem vorderen
gleich. Es ist cylindrisch, in der Mitte wenig bauchig erweitert. Seine vordere
Fläche ist abgerundet und wird erst auf der Seite von zwei Längskanten
begrenzt, die aber weit nach vorne gerückt sind. Die beiden Seitenflächen
374 Karl Gegenbaur,
gehen nach hinten auf zwei besonders oben entwickelte Lamelle über, die
sich etwas gegen einander neigen und so einen von der hinteren Fläche ge-
bildeten Halbcanal seitlich begrenzen. Sowohl diese beiden Lamellen als auch
die Aushöhlung der hinteren Fläche verlieren sich in der unteren Hälfte des
Schwimmstücks, so dass daselbst die hintere Fläche völlig plan erscheint.
Die obere oder Insertionsfläche ist eben und von vorne nach hinten geneigt.
Die untere, die Schwimmsackmündung tragende Fläche entbehrt der
Zähne und wird hinten von einer zweilappigen Verlängerung der Unteren
Fläche überragt.
Der Schwimmsack ist fast cylindrisch, oben stumpf, mit einer nach hin-
ten geneigten Fläche, zu der der S förmig gebogene Hauptcanal tritt und an
ihrem hinteren Ende in vier Gefässe sich theilt. Ein hinteres läuft gerade
nach unten, ein vorderes steigt erst über die Kuppel des Schwimmsacks hin-
weg, und tritt dann ebenfalls nach unten; die beiden seitlichen beschreiben
erst eine über die halbe Länge des Sacks hinausgehende Schleife, dann eine
zweite nach oben gerichtete, deren Ende auf die Kuppel des Schwimmsacks
reicht, und verlaufen dann erst, den beiden Seitenkanten entsprechend, zum
unteren Ende an das Piinggefäss. Bei Diph. lurgida, welches am unteren
Schwimmst üek eine ähnliche Anordnung zeigt, verläuft die eine, nach ab-
wärts gerichtete Schlinge der seitlichen Gefässe viel weiter nach unten.
Am Stamme wurde bezüglich der von ihm entspringenden Sprossea-
gebilde vielfache Uebereinstimmung mit der früher von mir beschriebenen D.
turgida angetroffen. Sowohl che Deckstücke (Fig. 31. />) besitzen eine ähnliche
Gestalt und Befestigungsweise, wie auch die Mägen und Fangfäden, und
endlich verhalten sich die Geschlechtsgemmen nach wiederholten Beobach-
tungen gleichfalls in Uebereinstimmung mit jener Art, alternirend je mit ei-
ner feinkörnigen Masse und einem grosszelligen Inhalte gefüllt, die sich als
Samen und Eier deuten lassen. Ich brauche nicht besonders hervorzuheben,
dass die Deutung jener mit grossen Zellen erfüllten Gemmen als weibliche
nicht sehr schwierig ist, und dass durch ihr Vorkommen zwischen solchen
Gemmen, die nur feingranulären Inhalt hatten, die Deutung der ganzen Co-
Neue Beiträge zur näheren Kenntniss der Siphowphoren. .*17f>
lonie als eine hemaphroditisehe sieh ableiten musste. Selbst an den ältesten
Geschlechtsgemmen war die äussere hyaline Mantelumhüllung ganz wie bei
/>. turgida dem Geschlechtskolben eng anliegend, es wird daher auch hier
keine Entwickelung des Mantels zu einer Sehwimmglocke zu Stande kom-
men, somit die Ablösung der Gruppen und deren Individualisirung zu Eu-
doxien nicht wohl möglieh sein. Darauf weist auch die Gestalt der Deck-
stücke hin (Fig. 31. 6), die, wie bei jenen der I). turgida, aus einer trichter-
förmig zusammengerollten, am engeren Theile den Stamm (Fig. 31. a. a) iim-
(assenden Lamelle bestehen, und von den Schwimmstücken der ebengenann-
ten Art nur durch die feineren Sculpturverhältnisse verschieden sind. Anstatt
nemlich mit zwei zackigen Vorsprüngen versehen zu sein, ist nur ein ein-
ziger vorhanden, und dieser ist nahe an der Mitte des freien Randes ange-
bracht, mit seiner einen Begrenzungslinie continuirlich in den übrigen Rand
überlebend, mit der anderen dagegen in stumpfem Winkel vom übrigen
Rande abgesetzt. Diese Form zeigt in den einzelnen Deckstücken nur we-
nige Modifikationen. Durch die Deckstücke wäre somit eine Verschiedenheit
von I). turgida wie von 1). biloba begründet, wie nicht minder von der sonst
gleichfalls nahe stehenden I). truncata Sars. Von ersteren unterscheidet ausser-
dem noch der Gefäss verlauf am vorderen Schwimmstücke, sowie die Sculptu-
ren der an der Schwimmsackmündung vorstehenden Platten, die mehr im
Ai^cblusse an I). biloba sind.
Fundort: Grönländische Küste.
DIPHYES ACÜMINATA Lt.
(Fig. 22.)
Ungeachtet der genauen Beschreibung, die uns Leuekart von diesen
Thieren gab, bin ich doch mit Hinblick auf eine möglichst sichere Feststel-
lung der Arten veranlasst, auf einiges, namentlich (he Architektur in beiden
Schwimmslücken betreuendes, einzugehen.
Beide Schwimmstücke, welche zusammen eine Länge von 5 — 10'" be-
sitzen, sind ziemlich fest mit einander verbunden, und erscheinen je nach
376 Karl Gegenbaur,
dem Contractionszustande , in dem sich die Schwimmsäcke befinden, jeder in
seiner Mitte etwas gewölbt, was besonders am vorderen Schwimmstücke oft
so hervortritt, dass man zwei in den extremen Zuständen befindliche Exem-
plare ohne g-enauere Untersuchung- leicht für verschiedene Arten zu halten ver-
führt sein möchte.
Das vordere Schwimmstück erscheint mir als eine ungleich viersei-
tige Pyramide, die unten noch mit einem kurzen, die Schwimmmündung über-
ragenden, schräg nach hinten und oben abgestutzten Ansätze versehen ist. Die
Vorderfläche des Schwimmstücks ist stark gewölbt und setzt sich ziemlich weit
auf die seitlichen Partien fort, wo sie Längskanten begrenzen. Diese Längs-
kanten entspringen niemals von der Spitze, sondern stets etwas unterhalb der-
selben, meist in gleicher Höhe mit dem Ende des Schwimmsacks; von dort aus
verlaufen sie dann gerade nach abwärts und enden an der Seite der Schwimm-
sackmündung. Bei der Untersuchung von mehr als 30 Exemplaren fand ich
auch, dass eine an Länge variable Längskante vorkommt, die bald an der
halben Länge des Schwimmstücks, bald am unteren Drittel bemerkbar wird, in
den meisten Fidlen ist sie aber nur eine ganz kurze Strecke weit von der
Schwimmsackmündung vorhanden, immer jedoch je weiter nach unten desto
deutlicher markirt.
Die beiden Seitenflächen sind die breitesten und laufen continuirlich auf
den unteren Ansatz fort, bilden noch eine den Winkel zwischen Schwimmsack-
mündung und der Vorderwand dieses Ansatzes mit ausgeschweiftem Rande
überragende Lamelle, die nach vorne zu bis zum Ende der Seitenkante reicht.
Ich habe diese Bildung wenigstens ihrer Form nach constant angetroffen, nur
die Grössenverhältnisse sind schwankend. Auch vorne wird die Schwimm-
sackmündung überragt, und das Ende der unpaaren Mittelkante formirt häufig
einen zahnartig geraden oder eingebogenen Fortsatz (vergl. Fig. 22. a). Eine
unansehnliche Kante ist auch auf dieser Seitenfläche bemerkbar, sie beginnt
weit oben (oder schon an der Spitze) und läuft gerade auf die vordere Kante
des Ansatzes zu, die als ihre Verlängerung erscheint; dadurch werden auch
die Seitenflächen in zwei Hälften geschieden. Die beiden die Seitenflächen nach
New Beiträge :ur näheren Kenntniss der Siphonophoren. 377
hinten begrenzenden und die Rückfläche seitlich umscldiessenden Längskanten
heginnen schon an der Spitze, wo sie entweder bogenförmig in einander über-
gehen (was bei mehr stumpf endenden Schwimmstückformen der Fall ist) oder
in scharfen Spitzen zusammenlaufen. Das vordere Ende des Schwimmstücks
erscheint daher immer nur zweikantig, wenn man die vordere stark gewölbte
Fläche desselben nicht auch als eine Kante ansehen will.
Die Duck däche ist etwa lanzettförmig gestaltet, oben zugespitzt, gegen die
Mitte ihrer Länge zu am breitesten und dann weiter unten wieder etwas schmä-
ler werdend, bis sie sich am Ende des Ansatzes wiederum verbreitert und mit
etwas bogenförmig ausgeschnittener (Juerkante geendigt ist. Der Schwimm-
sack ahmt im Ganzen die Form des Schwimmstücks nach , da er mit Ausnahme
an der Dückseite überall nur von einer dünnen Schicht der Hyalinsubstanz
überzogen wird. Die Vertheüung der Gefässe auf ihm ist mir bei keinem der
untersuchten zahlreichen Exemplare deutlich sichtbar gewesen.
Ausserdem birgt das Schwimmstück noch eine Höhle im Ansätze und den
Flüssigkeitsbehälter. Der letztere scheint sehr an seiner Form zu variiren und wenn
ihn Leuckart an beiden Enden röhrenartig verlängert angibt, so bezieht sich
dies nur auf einzelne Exemplare, während er bei ebenso vielen cylindrisch oben
und unten abgerundet oder auch in der Mitte bauchig aufgetrieben vorkommt.
Er erstreckt sich etwa bis zum oberen V7iertheile der Schwimmsacklänge, endet
aber noch öfters über oder unter dieser Grenze. Durch einen dünnen, zuwei-
len ^förmig gebogenen Verbindungscanal communicirt er mit dem im Grunde
der Insertionshöhle hegenden Stammesende.
Die Insertionscavität beginnt mit viereckiger Oeffnung an der Basalseite des
Ansatzes und setzt sich entweder stumpf konisch oder auch mit nach rückwärts
gewendeter Spitze ins Innere des Schwimmstücks fort, wo sie etwas über dem
Niveau der Schwimmsackmündung endet.
Die vordere, gegen die Schwimmsackmündung gerichtete Fläche dieses
Ansatzes besitzt in der Mitte eine tiefe Längsspalte, so dass sie wie aus zwei
Thürllügelu zusammengesetzt ist. Der untere freie Rand ist ausgeschnitten,
Vol. XXVII. 48
378 Karl Gegenbaur.
besitzt, nun einen kurzen Zahn und bildet, aussen mit der Seitenwand an der
vorderen Längskante des Aufsatzes zusammentreffend , eine starke Zacke (Fig.
22-c)*).
Das untere Schwimmstück stellt eine vierkantige Säule vor, deren
Seitenflächen dann doppelt so breit sind als die vordere oder hintere. Oben
trägt diese Säule einen pyramidalen Fortsatz — den Stiel, der sie dem vorde-
ren Schwimmstück inserirt, — unten endet sie mit zwei langen Zacken, vor
welchen auf rechtwinklig zur Längsachse stehender Fläche die Schwimmsack-
mündung angebracht ist.
Was den Haupttheil, den eigentlichen Körper des Schwimmstücks, angeht,
so zeigt dieser auf seiner vorderen Seite eine etwas gebogene Querkante . die
Grenze des pyramidalen Aufsatzes. Von den beiden Enden dieser Quer-
kante laufen erst bogenförmig convergirend , dann parallel miteinander zwei
Kanten nach abwärts, durch welche die in der Nähe der Schwimmsackmündung
durch eine mittlere Längskante wieder in zwei Hälften geschiedene Vorderfläche
begrenzt wird. Es verhält sich diese Längskante wie jene, die auch am oberen
Schwimmstücke beschrieben wird. Sie ist wenig beständig, sowohl was Länge
als Stärke betrifft, doch ist sie nicht minder im allgemeinen Plane der Schwimm-
stücksculptur begründet wie die anderen deutlicher ausgeprägten. — Die bei-
den Seitenkanten verlieren sich nicht selten vor dem Ende des Schwimmstücks,
in welchem Falle dann die Mittelkante immer am deutlichsten war.
Die beiden breiten Seitenflächen beginnen schon oben auf dem Ansätze,
wölben sich auf dem oberen Theile des Körpers des Schwimmstücks, begren-
zen unten und vorne die seitlichen Partien der Schwimmsackmündung, unten
und hinten aber stellen sie zwei fast beständig ungleich grosse Zacken dar, die
*) In Folge dieser bei D. acuminata von Leuckart nicht erwähnten Sculpturverhält-
nisse dürfte es vielleicht zweifelhaft sein, ob die mir vorliegende Art wirklich mit
der Leuckart' sehen zusammengehöre. Ich bekenne, dass auch ich diese Zweifel
so lange hegte, bis ich mich an mehreren mir von Hrn. Prof. Leuckart gütigst
überlassenen Originalexemplaren der D. acuminata von der totalen Uebereinstimmung
zur Genüge überzeugt hatte.
Neue Beitrag? zur näheren Kennt niss der Siphonophnren. 379
unter einander durch eine bogig- ausgeschnittene Lamelle verbunden werden.
Auch auf dieser Seitenfläche bemerkt man noch je eine schwache Längskante,
welche sie in zwei Hälften (heilt; die vordere Hälfte gehört jenem Theile an, in
welchem der Schwimmsack liegt; die hintere Hälfte bildet die Seitenwand für
den hinter dem Schwimmsack verlaufenden, das Schwimmstück durchsetzenden
Durchlasscanal.
Das Verhallen der beiden Endzacken, ihre Verbindung untereinander und
mit dem Hände der Schwimmsackmündung, ähnlich wie dies am oberen
Schwimmstücke sich trifft, ist am besten in der Abbildung nachzusehen.
Die hintere Wand des Schwimmstücks ist plan, und wie es den Anschein
hatte, überall gleich breit. Sic beginnt oben in gleicher Höhe mit der die Vor-
derwand abgrenzenden Querkante und zeigt unten einen breiten, fast recht-
eckigen Ausschnitt, durch welchen die zwischen den Endzacken gelegene un-
tere Mündung des Durchlasses nach hinten zu vergrössert wird. Zwischen dem
Ausschnitte und den Zacken läuft die hintere Seitenkante auf einem kurzen
Zahne aus.
Der pyramidale Aufsatz ist asymmetrisch. Es zeigt sich an ihm nem-
lich seine linke hintere Kante in eine Platte ausgezogen, che flügeiförmig vor-
steht und noch auf die Seite des Schwimmstücks eine kurze Strecke weit weg
verläuft. Von dem spitzen Ende des Aufsatzes bis weit herab setzt sich ein
Canal fort, der zum Schwimmsacke tritt und dort die Gefässe an selben aus-
sendet. Ergeht niemals zum Grunde des Schwimmsacks, sondern immer et-
was hinter demselben.
Ueber den Verlauf der Gefässe habe ich auch liier keine Beobachtungen
machen können , da die Mehrzahl der Schwimmstücke mit einer völlig zerstör-
ten, die übrigen mit einer mehrfach zerrissenen Schwimmhaut versehen waren.
48 *
380 Karl Gegenbaur,
SYSTEMATISCHE UEBERSICHT DER ARTEN DES GENUS
DIPHYES.
Nach den bis jetzt vorliegenden Thatsachen können wir die Charaktere der
Gattung Diphyes in folgender Weise feststellen : Siphonophorenstöcke mit zwei
länglichen im Ganzen gleichgrossen Schwimmstücken , die so mit einander ver-
einigt sind, dass che Mündungen ihrer Schwimmsäcke zwar in verschiedenen
Höhen hegen, allein immer zu einander nahebei parallel gerichtet sind. Das
eine Schwimmstück hegt daher bei der Ortsbewegung nach vorne, das andere
nach hinten. Das vordere Schwimmstück ist immer zugespitzt. Die mannig-
fachen Sculpturverhältnisse der Oberfläche gehen in der Regel von fünf Längs-
kanten aus , durch welche um die Schwimnisackmündung VTorsprünge gebildet
werden können.
Je nach der Verbindungsweise beider Schwimmstücke und den Sculpturen
der Schwimmsackmündung lassen sich die genauer gekannten Arten in mehrere
Gruppen ordnen, die ebenso viele leicht unterscheidbare Abtheilungen der Gat-
tung darstellen.
A.
Hinteres Schwimmstück dem vorderen eingefügt. Das letztere ist da-
her unten mit einer Insertionscavität, das erstere dagegen oben mit ei-
nem stielartigen Fortsatze versehen. Am hinteren Schwimmstück ein
Durchlasscanal:
a) drei Kanten laufen in den Mündungen beider Schwimmstücke in
Zähne aus:
1) D. campanulifera Q. & G.,
2) D. Stcenstrupii Gbr. ;
b) Mündung des Schwimmsacks ohne Zähne:
3) D. Sieboldii Köll.,
4) D. acuminata Lt.
B.
Hinteres Schwimmstück dem vorderen angefügt, entbehrt eines voll-
ständigen Durchlasscanals :
Neue Beiträge zur näheren Kenntniss der Siphonophoren. 381
a) Zahne an der Schwimmsackmündung:
5) /). quadrivalvis*) Gbr.
(Galeolaria ßiformk delle Ch. u. Lt.)
b) ohne Zähne:
6) D. Kochii**) Will.,
7) D. truncata Sars,
8) D. biloba Sars,
9) 1). turgida Gbr.,
10) D. Sarsii Gbr.
*) Die von Leuckart (die Siphonophoren von Nizza S. 33) aufgeführten Gründe, nach
welchen diese Diphyide eine eigene Gattung repräsentiren soll, schienen mir nicht
ausreichend, weshalb ich auch jetzt noch bei meiner früheren Ansicht beharren muss
(vergl. meine Beiträge zur näheren Kenntniss der Schwimmpolypen S. 33). Soll die
Sculptur der Schwimmsaekmündung massgebend sein, so müsste D. eampanulifrra und
1). Steenstrupii gleichfalls ein neues Genus bilden, und ebenso würde man neue Genera
erhalten, wenn man die Verbindungsweise, sowie den Gefässverlauf vorzüglich beto-
nen wollte. Von diesen Eigenthümlichkeiten ist eine der anderen gleichwerthig, und
jede gewiss recht gut verwendbar zur Auflösung der Gattung Diphyes in ihre Arten,
aber zu wenig prägnant, einen Gattungscharakter davon abzuleiten.
**) Das untere Schwimmstück wurde von Will (Horae tergestinae pag. 77) nicht beob-
achtet, so dass nur aus der Stellung des Saftbehälters (op. cit. Tab. II. Fig. XXII. ä)
auf die Art der Aneinanderfügung beider Sehwimnistücke geschlossen werden kann.
Ein Theil des dort vorstehenden Ansatzes muss wohl auf Rechnung einer gegen die
Schwimmsackmündung vorstehenden Lamelle gesetzt werden. — Die kleinen den
Längskanten des Sehwimmstücks entsprechenden Vorsprünge um die Schwimmsaek-
mündung können als gering entwickelte Zähne angesehen werden; ähnliche kommen
auch bei D. acuminata Lt. vor, sie erscheinen aber unbeständig und können deshalb
mit den stark ausgebildeten Zahnvorsprüngen anderer Arten nicht gut zusammenge-
worfen werden. Immerhin zeigen sie aber, dass in dem Sculpturverhältnisse keine
Gattungsverschiedenheit zu erkennen ist.
382 Karl Gegenbaur,
IL PHYSOPHORIDEN.
1. PHYSOPHORA HYDROSTATICA Forskal.
(Figg. 32 — 42.)
Von dieser Physophoride liegen zwei neuere Beschreibungen vor, von denen
wir die eine Kölliker, die andere C. Vogt zu verdanken haben. Der erstere
glaubt in den untersuchten Thieren eine neue Art gefunden zu haben und nennt
sie Ph. Philippi. Sie soll sich am meisten an Ph. disticka Lcss. (Ph. myzonemo) an-
schliessen . aber von dieser durch die farblosen Ovarien, die einreihigen Nessel-
knöpfe an den Fangfäden und auch durch die Schwimmglocken auszeichnen,
Differenzen, denen ich liier gar keinen Belang beimessen kann, da einmal die
Beschreibung bei Le sso n*), auf welche Kölliker vorzüglich sich stützt, of-
fenbar nach der Rang 'sehen Zeichnung gefertigt ist, und derartige nach einem
Bilde gemachte Diagnosen nur selten sich als stichhaltig bewähren. So könnte
man auch aus der Kölliker 'sehen Zeichnung eine doppelte Reihe von Nessel-
knöpfen ableiten. Was die rothen Ovarien angeht, so hatLesson wohl die
männlichen Gesclüechtsorgane darunter verstanden. Die Ovarien aller Sipho-
nophoren haben sich bis jetzt stets ungefärbt herausgestellt, und von den IIo-
denschläuchen gibt Kölliker selbst zu, dass er keine entwickelten vor sich
hatte und dass sie wohl noch gefärbt werden würden. Die Differenz der
Schwimmglocken endlich wird von Kölliker nicht naher motivirt, er führt nur
später an , dass sie mit denen von Agalma übereinkämen , die von Ph. myzo-
nema**) stimmen, im allgemeinen wenigstens, so wie jede Schwimmglocke ei-
ner Physophoride, mit denen der Agalma überein. Es muss demzufolge die
Ph. Phüippi Köll. für gleich mit Ph, myzonema Less. genommen werden ***).
*) Acalephen S. 505.
**) Lesson, Acalephen PL 9. Fig. 2. a.
***) Ich glaube wohl hier auf den so oft ausser Acht gelassenen Grundsatz, offene Beob-
achtungsmangel Anderer nicht zur Aufstellung neuer Gattungen und Arten auszubeu-
ten, aufmerksam machen zu dürfen.
Neue Beiträge nur näheren Keitntniss der Siphonophoren. 383
Die Ph. myzoiiema Lesson's ist aber die Ph. hydrostatica Forskai 's, der,
obgleich nur ein verstümmeltes Exemplar beobachtend, doch in der bildlichen
Darstellung die wesentlichen Verhältnisse zu erkennen gibt. Dies hat auch
Vogt gewürdigt, indem er seine Physopkora mit dem Forskäl'schen Namen
belegt hat. Von Leuckart wird ebenfalls die Ph. PhiUppi als mit der Ph. hy-
drostatica identisch angenommen. Mir ist es auch wahrscheinlich, dass Ph. fe-
trasticha Ph. hiezu gehört, wie ich weiter unten noch motiviren werde.
Was delle Chiaje unter Ph hydrostatica versteht und Lesson, wie auch
sonst kritiklos ihm nachschreibt, kann wohl hier übergangen werden.
Die Mittheilungen, die mir über Ph. hydrostatica zu machen gestattet sind, be-
ziehen sich auf mehrere gut erhaltene Exemplare , an denen mit Ausnahme der
Färbung sich alle, selbst manche minutiöse Theile gut studieren Hessen, und die
Resultate davon sind vielleicht geeignet, manche streitige Fragen einer Lösung
wenigstens näher zu bringen.
Der Stamm der Physopkora hydrostatica, der an seinem vorderen Ende eine
ovale oder mehr längliche Luftblase einschliesst, ist schwach spiral gewun-
den, an seinem unteren Ende blasenartig erweitert und dort den verkürzten
Theil der Leibesachse vorstellend, der die Taster, Polypenleiber mit den Fang-
fäden und die Geschlechtsorgane trägt.
Der von dieser Erweiterung bis zur Luftblase sich erstreckende Abschnitt
des Stammes trägt die in zwei Reihen geordneten Schwimmglocken , so dass in
einer Reihe in der Regel fünf, in der anderen vier sich linden. Unterhalb der
Schwimmblase sitzen noch einige junge Glocken, und zwar die entwickelteren
auf der Seite, welche die Minderzahl aufweist.
Diese beständige Vermehrung der Schwimmglocken, sowie das häutige
Abfallen derselben lässt die Anzahl derselben für die Charakteristik von ganz
untergeordneter Bedeutung erscheinen. Es kann nur von einem beobachteten
Maximum die Rede sein.
Die äussere Gestalt der Schwimmglocken ist durch einige Fortsätze der
hyalinen Umhüllung etwas un regelmässig. Sie ist einem an der Spitze abge-
stutzten Herzen vergleichbar (Figg. 34. 35). An dem stumpfen Theile ist die
384 Karl Gegenbaur.
kreisförmige Mündung des Schwimmsacks angebracht (</), und zeigt sich, wie
sonst, von einer Muskelhaut (Yehtm) umgeben.
Der von der Achse abgewendete Theil des Schwimmsacks ist fast cylin-
drisch und erweitert sich nach hinten zu plötzlich in zwei seitliche Hälften , die
durch eine sattelförmige Vertiefung des Grundes der Schwimmglocke von ein-
ander getrennt sind. Dieselbe setzt sich auch auf die Oberfläche in Form eines
Einschnittes fort, verliert sich aber am Anfange des cylindrischen Vorderstücks.
So erscheint denn der Schwimmsack fast dreilappig. Von den beiden Seiten-
theilen ist der rechte etwas weiter, beide sind zugleich höher als das Mundstück.
Die Gefässe des Schwimmsacks scheinen von Kölliker übersehen wor-
den zu sein, da doch deren verschiedene Anordnung von denen der Ac/alma
jenem Forscher sicher nicht entgangen wäre. Auch das. was Vogt davon
beschrieb, kann ich nicht als ausreichend ansehen. Ich finde vier Canäle, die
am hinteren Drittheil der Unterfläche des Schwinimsacks (Fig. 34. c) ausstrahlen,
und zwar so, dass zwei in der Medianlinie nach vor- und rückwärts verlaufen,
zwei sich nach den Seiten begeben. Von den ersteren läuft der eine, nur we-
nig geschlängelt, gerade nach vorne bis zur Glockenmündung, der andere steigt
nach hinten, begibt sich in den Sattel und auf diesem gleichfalls, aber unter
beträchtlichen Biegungen, nach vorne.
Die beiden seitlichen Canäle nehmen einen eigenthümlichen Verlauf. Fast
spitzwinklig nach hinten gerichtet, begeben sie sich, eine nach oben ausbie-
gende Curve vorstellend . auf die Seitenwand der Lappen des Schwimmsacks,
machen dort mehrfache, aber regelmässig sich findende Schlängelungen , weit
nach rückwärts und auf die Seiten- und Oberfläche tretend, und kehren von
da nach wiederholten Biegungen an das cylindrische Stück des Schwinimsacks,
auf dessen Seite sie zur Mündung treten , um sich mit den beiden anderen in
dem Ringcanal zu vereinen. In der Anordnung der Seitencanäle ist keine Sym-
metrie zwischen rechts und links bezüglich der Lage der einzelnen Windungen
erkennbar, wodurch die Ungleichheit der beiden hinteren Hälften des Schwimm-
sacks erklärt werden muss. Die Canäle sind an eonservirten Schwimmstücken
noch durch doppelte wirkliche Contouren ausgezeichnet.
Neue Beiträge zur näheren Kenntims der Siphonaphoren. 385
Die hyaline, den Schwimmsack überkleidende Hülle bildet an der Mün-
dung- einen unteren Wulst, so dass eine Art Unterlippe dadurch nachgeahmt
wird. Etwas nach links hinten setzt sie sich in eine abgerundete Lamelle fori
(Fig. 33. b), während sie dort rechts den etwas grösseren Seitenlappen des
Schwimmsacks glatt überzieht ; dagegen bildet sie rechts unten einen platten
Fortsatz, der an den Stamm sich anlegl und nach vorne zu in die untere Me-
dianlinie sich verlängert. Dieser entsprechend sieht man eine stark vortretende,
gegen die Mündung niedriger werdende senkrechte Leiste (Fig. 33. r), die auch
in manchen Schwimmstücken als eine gewölbt vortretende Verdickung der
hyalinen Hülle erscheint . und durch welche die Befestigung an den Stamm zu
Stande kommt. Eine von oben sichtbare, im hinteren Ausschnitt vorragende
Partie der Hyahnsuhstanz theilt diese Bedeutung (Figg. 34. 35. J). Sie ist,
wenn auch nicht ganz richtig, bei Lesson (Acal. PI. 9. Fig. 2. a) abgebildet.
In diesem Fortsatze, sowie auch noch in der mehr nach unten liegenden Partie
der Hülle liegt noch ein kurzer Canal, von dem jeder von dem Verbindungs-
canal des Systems des Schwimmsacks mit der Stammeshöhe entspringt und
blind endet. Es sind dies die „Mantelgefässe", die Leuckart an den Schwimm-
stücken von Agalma und auch von Hippopodius beschrieb. Kolli ker und
Vogt haben sie übersehen.
Die Art der Verbindung der Schwimmglocken mit dem Stamme ist nicht
einfach und führt zuerst zu einer Beschreibung des Stammes.
Dieser stellt, soweit er Schwimmglocken trägt (Schwimmsiiulenachse nach
kolliker), einen drei- bis viermal leicht spiralig gedrehten Cylinder vor, wel-
cher auf dem Uuerdurchschnitte die Form eines Keiles besitzt, indem er an einer
Spitze etwas zugeschärft ist. Die dadurch entstehende Kante, welche bei den
Spiralbiegungen stets nach aussen gerichtet ist. d. b. auf der Wölbung der Win-
dungen verläuft, macht die Biegungen besonders deutlich und unverkennbar.
Von diesem Verhältnisse hat Vogt zwar keine specielle Erwähnung ge-
than, aber aus der trefflichen Abbildung (Taf. 3. Fig. 1) ist solches ersichtlich;
Kolliker dagegen stellt die Achse fälschlich als einen geraden Cylinder vor. —
Die scharfe Kante des Stammes verbreitert sich von Stelle zu Stelle zu einer
Vol. XXVII. 49
(uj LIBRARV
, *7ass\Qv
386 Karl Gegenbaur,
zwar nicht gerade vorstehenden , allein im Umbiegen um den Stamm an die
Seite desselben sich anlegenden Lamelle (Fig. 33. /'). Hievon entspringen nun
regelmässig für jedes Schwimmstück zwei Fortsätze , welche beide mit gemein-
samem Ursprünge in die an der Unterfläche der Schwimmstücke befindliche
Verdickung der Hyalinhülle treten ; der eine stärkere liegt mehr unterhalb , ist
säbelförmig gekrümmt und endet stumpf, in fast horizontaler Lage, der andere
über diesem steigt, unter allmählicher Verdünnung die bewusste Schicht durch-
setzend, zum liinteren Drittheil des Schwimmsacks empor und vermittelt die
Verbindung von dessen Canalsystem mit der Höhlung des Stammes. An sei-
ner Antrittsstelle beginnt die Vertheilung der Canäle. Auch der erstere Fort-
satz ist hohl , es scheint ihm aber bei grösserer Solidität mein- die Bedeutung
einer Stütze des Schwimmstücks zugetheilt werden zu müssen. Eine andere
Verbindung mit dem Stamme ist noch weiter oben angedeutet, indem der Mit-
telfortsatz der Hülle sich gegen den Stamm lehnt und dort angelöthet erscheint.
Doch ist mir der nähere Zusammenhang nie recht klar geworden.
Aus dem Mitgetheilten geht hervor, dass die Schwimmstücke sämmtlich
auf einer Spiraltour stehen , obgleich sie zweizeilig erscheinen , dass also auch
hier das von mir wie auch von Leuckart schon früher hervorgehobene Gesetz
herrscht, welchem zufolge die mehrreihige Anordnung (Polystichie) der einzelnen
Theile an dem Stamme einer Siphonophorencolonie nur eine Folge der Spiral-
drehung des Stammes selbst ist.
Eine Verminderung der tue Spirale aufrecht erhaltenden Spannung führt
bei Physophora zur Auflösung der Distichie. Die Schwimmstücke werden mehr
einzeilig angeordnet erscheinen, sowie eine Polystichie auftreten wird, wenn
die Spirale sich in engere Windungen legt. Bei moribunden Thieren kann
leicht eine solche Veränderung vor sich gehen und zu Verwechslungen Veran-
lassung geben.
So sehe ich bei einem mir vorliegenden Exemplare, welches die Schwimm-
stücke abgeworfen hat, die Schwimmachse fast ganz gerade gestreckt und in
dichter Reihe die Befestigungsstellen der Schwimmstücke hinter einander liegend,
Neue Beiträge zur näheren Kenntniss der Siphonophoren. .'»87
und eben solches wird auch wohl von Philippi*) beobachtet sein, indem er
angibt, dass an der von den Schwimmstücken entblössten Achse „an der einen
Seile eine am Rande gerissene Hautfalte sass, an welcher ohne Zweifel die
Sehwimmstüeke befestigt waren." Bei einem anderen Exemplare mit erhalte-
nen Schwimmstücken sind diese so ausser Ordnung, dass man mit geringem
Phantäsieaufwande gar leicht eine Tristichie oder Tetrastichie daraus machen
könnte. Die nähere Prüfung zeigt aber, wie durch eine leicht vorzunehmende
Reposition die Distiehie sich wiederherstellen liisst, die schon durch das Ver-
halten der Zwischenräume der lusertionsslellen auch theoretisch sich aufdrangt.
Im oberen Endstücke des Stammes ist die Luftblase eingeschlossen , die von
birnformiger oder ovaler Gestalt erscheint und auf ihrer Kuppel einen braun-
rothen, in der Mille intensiv gefärbten Fleck aufweist.
Das untere Ende der Schwimmsäulenachse dehnt sich , gleich nachdem die
letzte Schwimmglocke sich an ihm befestigt hat, allmählich in eine blasenartige,
mehr in die Fläche entwickelte Erweiterung aus, die an ihrem Rande die soge-
nannten Taster, an der unteren Fläche die ernährenden und geschlechtlichen
Individuen der Colonie trägt.
Dieser Abschnitt ist von den beiden neueren Beobachtern der Physophorä,
küllikcr und Vogt, in sehr verschiedener Weise aufgcfasst worden, so dass
ein näheres Eingehen in den Bau dieses Theiles wohl am Platze sein wird.
Kolli ker sieht in ihm eine einfache Erweiterung und Verlängerung der Achse,
einen kurzen kegelförmigen Strunk, und schliesst sich hier an die älteren Beob-
achter, wie Forskll, Quoy & Gaimard und Philippi an, nur mit dem
Unterschiede, dass von ihm wenigstens die allgemeine Bedeutung richtig auf-
gefasst wird. Vogt dagegen gibt an, dass das erweiterte Stammesende durch
eine Spiraldrehung des verkürzten und abgeplatteten Stammes in einer Ebene
entstanden sei, was besonders deutlich werde, wenn nach und nach die An-
hänge von ihm sich ablösten. Das Ende dieser verschiedenen Einrollung war
es denn wohl, was Philippi verführte, eine Mundöffnung hieher zu verlegen.
*) Müller'a Arohiv für Anatomie und Physiologie.
49 :
388 Karl Gegenbaur.
Nach meinen Untersuchungen ist die Vogt'sche, von Leuckart mit
Unrecht angezweifelte Angabe völlig zu bestätigen, das erweiterte End-
stück des Stammes bildet ausnehmend deutlich eine Spirale.
Am Rande derselben sitzen jene wurmfürmigen, gegen das Ende zu sich
allmählich verjüngenden Gebilde, die wir als Taster oder Fühler auffassen müs-
sen. Ich finde sie bei einem mit allen Theilen in üppigster Weise ausgestatteten
Exemplare (Fig. 32) in zwei vollständigen Spiraltouren sitzen, so dass
die älteren grösseren mehr nach aussen und oben, die jüngeren kleineren mehr
unten und innen und auch tiefer stehen. Die Spirale beginnt mit den grössten
Tastern an dem etwas vorstehenden Endstücke der scheibenförmigen Achse und
läuft, den Umkreis der letzten beschreibend, unter den Ausgangspunkt zurück.
An jeder Stelle ist die Doppelreihe erkennbar. Die Gesammtzahl der Taster be-
trägt 25 (s. Fig. 32). Die grössten haben eine Länge von 1^ Zollen, die jüngsten
wohl die Hälfte, so dass sie, wenn man ihr Einschrumpfen berücksichtigt, sich
darin an die von Kölliker und Vogt beschriebenen anschliessen. Die Basis,
mit der sie festsitzen, ist schräg abgeplattet (Vogt vergleicht dies mit einer zuge-
schnittenen Federspule) und entspricht je einer Stelle am Stamme, mit welchem sie
jedoch nur an dem unteren Rande ihrer Basis in engerer Beziehung stehen, denn
nur dort communiciren die beiderseitigen Höhlungen. Sie werden, wie auch
Kölliker anführt, der ihr Spiel so heu beschreibt, aus einer besonders entwi-
ckelten Längsmuskelscliichte gebildet und dann wie auch von einem Epithel
überkleidet. An der geschlossenen Spitze sitzen Nesselzellen*), mit denen in
*) In der Höhle der Taster fand ich bei einer aus dem atlantischen Meere stammenden
Physophora spindelförmige, l'" grosse dunkle Körper. Jeder Taster zeigte einen
derselben.
Die mikroskopische Untersuchung zeigte an dem einen hellen, durchsichtigen
Ende zuweilen eine Ocffnung, die in eine, wie es schien, im vorderen Körperviertheil
blindgeendete Höhle führt, deren Wand von unregelmässig kantig vorspringenden
Zellen ausgekleidet war. Der darauffolgende Abschnitt besass eine doppelte Wand
und war schwarzbraun oder schwarz pigmentirt, daher das fernere Verhalten nicht
genau zu bestimmen. Die beiden Wrände standen namentlich hinten weit von ein-
Neue Beiträge :»/• näheren Kenntnis* der Siphonophoren. 389
Grösse und Form übereinkommend, welche als gelbe Körper wieder unten
bei den Fangfäden erwähnt werden. Da sie ihren Inhalt entleert hatten und
der Nesselfaden sich ganz gut erhalten zeigte, so konnten mehrere Verhältnisse
desselben studiert werden. Von dem einen Ende der dickwandigen Nessel-
kapsel beginnt ein cylindriseher , überall fast gleichbreiter Fortsatz, dessen
Wände in die der Nesselkapsel direet übergehen und durch eine äusserliche
Einschnürung nur wenig davon abgesetzt erscheinen. Dieser Fortsatz hat bei-
nahe überall die Fange der Nesselkapsel selbst und geht an seinem Ende in
den Faden über, indem seine Wände in die Substanz des Fadens sich verlie-
ren. Zugleich ist er hohl, wird nur oben theilweise durch einen die ganze
Länge durchziehenden, etwas spiralig gedrehten homogenen Cylinder ausge-
füllt, der sich gleichfalls einerseits in den Faden verfolgen lässt, andererseits
aber dicht an dem Ursprünge seiner Umhüllung von der Wand der Nessel-
kapsel wie abgeschnitten endet. Die Wand des Fortsatzes trägt zahlreiche bor-
stenförmige Gebilde, die den mannigfachen Haken und Stacheln, die bei an-
dern Nesselfäden an der gleichen Stelle stehen, analog sein mögen.
Der Faden selbst konnte zuweilen bis auf 1'" Länge verfolgt werden , war
glashell, manchmal etwas glatt, fast bandartig.
ander ab. Es war daselbst die äussere Wand um eine Strecke weit pigmentirt, die
innere Wand nur am Grunde. Das Körperende war einigemale ebenfalls spitz aus-
gezogen, anderemale stumpf.
Dass diese Körper nicht zur Physophora gehörten, war offenbar, was sie vor-
stellen aber schwer zu entscheiden , wenn man auch nicht anstehen kann , sie für
Entozoen zu erklären.
An Gregarinen ist nicht zu denken, ebensowenig an Trematoden, da gegen er-
stere der complicirte Bau, gegen letztere der gänzliche Mangel von saugnapfartigen
Bildungen spricht. Vielleicht sind es junge Echinorhynchen ? Der im vorderen Kör-
perthcile gelegene Schlauch hat einige Aehnlichkcit mit einem zurückgezogenen Rüs-
sel, und die mit scharfen Kanten vorspringenden Zellen stellen vielleicht die sich
entwickelnden Hakenbildtmgen vor. Bemerken will ich noch, dass diese fraglichen
Vorsprünge im Schlauehe gegen Kali beträchtlichen Widerstand bieten und sich erst
nach längerer Behandlung lösten.
390 Karl Gegenbaur,
Der Bau der Taster stellte sich mir folgenderweise dar: Zu äusserst
findet sich ein mehrschichtiges Epithel, unter welchem, wie es schien, eine
feine Querfaserschieht lagert, welche häufig ganz wie eine structurlose Mem-
bran erscheint. Die Fasern sind äusserst dünn und zeigen einen wellenförmi-
gen Verlauf. Die darauf folgende Lage wird aus langen parallel neben einander
hegenden, bandartig abgeplatteten Muskelfasern gebildet und ist nach innen zu
von einem Epithel rundlich vorspringender Zellen bedeckt, welche zunächst die
Hölüung des Tasters begrenzen. Ringfasern , die als muskulöse Elemente zu
deuten gewesen wären, habe ich nirgends wahrgenommen.
An der Basis jedes dieser Taster, da wo seine Höhlung mit der des Stam-
mes sich verbindet, sitzt noch ein feiner, häufig in Form einer Spirale aufge-
wundener Faden, dessen weder Kölliker noch Vogt Erwähnung thun, wäh-
rend er sich bei Philippi beschrieben und abgebildet findet. Er besitzt im
Innern eine excentrisch gelagerte Holde und weist mehr nach aussen eine An-
zahl von Längs - und Querfaserbündeln auf, die in regelmässigem Abstand an-
geordnet sind. Nesselzellen sind einzeln über den ganzen Faden zerstreut,
häufiger sitzen sie gegen das Ende. Das Vorkommen dieses Fadens spricht für
die Analogie der Fühler mit den sogenannten Flüssigkeitsbehältern, welche
gleichfalls an ihrer Basis mit solchen Fäden versehen sind. Dagegen wird da-
durch die Deutung Vogt 's, der sie als modificirte Deckstücke betrachtet, als
eine unrichtige sich herausstellen; denn an Deckstücken kommen niemals ähn-
liche Fadenanhänge vor. Uebrigens haben sich auch Kölliker und Leu-
ckart für jene Deutung ausgesprochen.
Wie che Taster, so finden sich auch die übrigen Gebilde an das scheiben-
förmige Stammesende angeordnet. Auch sie bilden eine Spiraltour.
Zunächst den Tastern sitzen die Geschlechtsknospen in dichten traubenför-
migen Büscheln, dann folgen die Mägen, jeder mit einem Fangfaden versehen.
An jüngeren Physophoren erkannte ich mit Bestimmtheit, dass jedem Taster
eine männliche und weibliche Gesclüechtstraube und ein Magen mit einem
Faden entspricht, womit auch diese Angabe Vogt's zu bestätigen ist. An
reich mit Geschlechtsknospen ausgestatteten Stöcken ist es schwer, sich über
Neue Beiträge :nr näheren Keindnm der Siphomphoren. 391
diese Verhältnisse Klarheit zu verschaffen. Die Geschlechtsknospen, die sich
bei einem meiner Exemplare überall zwischen den Tastern hervordrängen, in
langen Trauben zwischen diesen herabhängen und die dazwischen stehenden
Mägen und jüngeren Taster dadurch fast verhüllen, sind, wie erwähnt, in männ-
liche und weibliche Büschel aggregirt. Beiderlei Gebilde haben ihren Ursprung
immer dicht bei einander*). Die männlichen Knospen formiren weniger ver-
ästelte und weniger reiche Knospen als die weiblichen ; dagegen ist die Grösse
der einzelnen Knospen bedeutender als beim anderen Geschlecht. Die grössten,
die ich beobachtete, stellen 3 — 4"' lange Schläuche vor, die durch ihre etwas
dunklere Färbung von den jüngeren und kleineren unterschieden sind. Ihr
freies Ende ist stumpf, das andere geht in einen kurzen Stiel über, der sich mit
anderen seinesgleichen zu einem Zweige verbindet. An einem solchen sitzen
die älteren stets an der Spitze und es folgen immer jüngere, je näher man ge-
gen den Ursprung kommt.
Die Bildungsweise der einzelnen Knospen erfolgt in der Art, dass zuerst
eine einfache Ausstülpung des holden Zweiges entsteht, welche sich, bei Uirer
allmählichen Verlängerung an Grösse zunehmend, in zwei Schichten differen-
zirt, deren innerste den blind geendeten Hohlraum umgibt.
Wenn die Knospe mehr länglich geworden ist, so hat sich die äussere
Lage von der inneren geschieden ; zwischen beiden ist ein beträchtlicher Baum
aufgetreten und beide gehen nur an der Ursprungsstelle ineinander über. Die
innere Partie hängt wie ein Kolben frei in die entstandene Höhlung hinein. Der
in die Längsachse des Kolbens verlaufende Canal — die Fortsetzung des Stiel-
canales — ist in diesem Stadium besonders deutlich und die dicker geworde-
nen Wände des Kolbens zeigen sich aus dichtgedrängten Zellen zusammenge-
setzt. Es sind diese letzteren die Bildungszellen der Spermatozoiden, die also
nicht in der Holde des Kolbens entstehen und denselben allmählich füllen, wie
Vogt anzunehmen scheint, sondern nach Analogie aller Bildungen des Zeu-
gungsstoffes bei Siphonophoren nur in der Wand des Kolbens ihren Ursprung
* Nach Vogi ^ind sie sogar auf eine kurze Strecke mit einander vereinigt.
392 Karl Gegenbaur,
nehmen. Später vergrössert sich der Kolben nicht allein bei allgemeinem
Wachsen der Knospen , sondern auch auf Kosten des ihn umgebenden Hohl-
raums, den er allmählich erfüllt. Der centrale Blindcanal geht aber nicht dabei
verloren , ich habe ihn noch bei den ältesten Formen erkannt. In der äusseren
Hülle der Gemme macbt sich schon bei dem ersten Auftreten eine Differenzirung
von vier Canälen bemerkbar, nach vorne zu auswachsend, welche in einen
später erscheinenden Kreiscanal an der Spitze der Knospe zusammenfliessen.
Dasselbe hat auch wohl Külliker an noch nicht völlig entwickelten Gemmen
beobachtet.
Ob am Ende der männlichen Knospe eine Mündung vorhanden ist, wie
wir von Vogt erfahren, ist mir nicht mit Bestimmtheit zur Beobachtung ge-
kommen; doch möchte soviel anzunehmen sein, dass bei der so wenig entwi-
ckelten äusseren Hülle und der eigentümlichen Form des Schirmes ein Um-
herschwimmen nach der Ablösung nicht wohl statthaben werde.
Die weiblichen Knospen bilden reichlichere dichtere Träubchen als die
männlichen und unterscheiden sich von diesen vor allem durch ihre geringere
Grösse, die rundliche Gestalt und den längeren Stiel, der sie an den Zweig
befestigt. Jede Knospe enthält nur ein einziges Ei und in der Wand der Hülle
rinden sich Canäle vor, die bezüglich ihres Verlaufs nicht genau verfolgt wer-
den konnten. Nach Vogt ist derselbe unregelmässig, wahrscheinlich bilden
sie nach Art anderer Ovarialgemmen ein Netzwerk.
Ueber die Mägen, deren Zahl sich nach jenen der Fühler richtet, kann
ich völlig an das anschliessen , was meine Vorganger in der Untersuchung der
Physophoren darüber mitgetheilt haben.
Nicht so aber von den an der Basis der Polypen sitzenden Fangfäden,
deren jeder noch mit äusserst zahlreichen , durch Nesselknöpfe geendigten se-
cundären Fädchen besetzt ist. Der Hauptfaden ist abgeplattet, bandartig und er-
scheint in cöntraltirtem Zustande spiralig zusammengerollt, so dass sie einiger-
massen den Fangfäden der Physalien ähnlich sehen. Die mikroskopische Un-
tersuchung ergibt an dem einen Bande, jenem, welcher den Innenrand der
Spirale bildet, ein starkes Lager von Muskelfasern, welches sich etwa über ein
Neue Beärßge zur näheren Keuntniss der Siphontiphoreti. 393
Drittheil der Breite erstreckt Ausserdem sieht mau nach ölten minder zahlrei-
che Ringfasera, die mehr auf gewisse Stellen beschrankt sind. Dem anderen
Rande genähert durchzieht ein Cänal den ganzen Faden und zweigt sich in die
secundären Fädchen ab. Seine Wände linden sich von einfachen, ein di-
ckes Stratum vorstellenden Zellen umgeben. Auf der Oberfläche des Fadens
lagern einzelne kleine Nesselzellen. Die secundären Fäden sind alle von glei-
chem Durchmesser und lassen nur eine l/ängsfaserschieht erkennen, die von
einem Epithel tiberzogen ist, Vor dem Uebergange an den Nesselknopf werden
sie etwas dicker, schwellen allmählich bulbusähnlich an und umschliessen hier,
nachdem sie ihre Längsfaserschiciri verlieren, dafür aber eine Ringfaserüng be-
kommen, eine ampullenähnliehe Erweiterung ihres Canals.
Die Nesselk'nöpfe selbst sind sehr complicirt gebaut und bieten auch,
von den verschiedenen Höhen des Hauptfadens entnommen, manche auffallende
Differenzen dar, die nur durch das Studium der Entwickelung auszugleichen
sind. Verfolg! man diese Bildung ganz von oben an, so finden sich tue ersten
Anfänge der secundären Fäden als kleine Blinddärmchen, alle in einer Reihe,
dicht hinter einander vom muskellosen Rande des Hauptfadeus hervorspros-
send. Es sind einfache Ausstülpungen des Canals, che eine aus Zellen und
Fasern zusammengesetzte Wand besitzen. Der Canal läuft genau in ihrer Achse.
Weiterhin sieht man. wie durch eine einseitige Verdickung der Wandung eine
excentrische Lage des Canals bedingt wird, und wie sich zugleich am Ende des
sprossenden Fadens das rundliche Knöpfchen abzuschnüren beginnt, welchen
Process auch das darin hegende Canalende aufweist. Die Verdickung der Wan-
dung ist durch reichliche Zellenbildungen erfolgt, und gleiche Zellen bilden auch
den Körper des KnÖpfcheus. An älteren Formen erblick! man dann die Bildung
des Nesselknopfes und seine Scheidung vom Faden darin, dass die wuchernde
Zellenmasse des Epithels nicht allein sich zu einem compacten Strange (Fig.37.6)
über einander hegender Nesselzellen organisirt hat, sondern auch eine leichte Spi-
raldrehung vollführt, dergestalt, dass nunmehr der Canal nicht mein- einseitig dicht
unter der Wand desFadens verläuft, sondern von derSpiraltour des .Nesselstran-
iges einfach umwunden erscheint, und daraus wieder hervorgetreten, in einen
Vol. XXVII. 50
394 Karl Gegen baur,
kurzen , von dem schon beregten Knöpfchen geendigten Anhang verläuft
(Fig. 37. e). Vor dem Beginne der Spiraltour erweitert sich der Canal in die
Ampulle (Figg. 37.«, 38 </) und grenzt somit Faden vom Nesselknopf ab. Dort,
dicht unter Ampulle, treten nun eigen thümliche Gebilde auf in Form ovaler,
gelblich gefärbter Bläschen (Fig. 38. c) , die zu sechs bis acht im Kreise stehen
und die ich für Zellen halten möchte, wenn ich der Kernnatur eines von Urnen
eingeschlossenen ovalen Gebildes sicher wäre. Doch werden sie immerhin wohl
aus Zellen hervorgegangen sein.
Die ferneren Veränderungen machen sich vorzüglich am Nesselstrange be-
merkbar, der immer mehr Windungen beschreibt (Fig. 39) und daher sich auf
Kosten des Fadenanhanges (e) vergrössert. Dieser nimmt nemlich in dem Masse
ab, als die Windungen zunehmen, bis endlich, wenn die Zald der letzteren sich
auf vier bis fünf beläuft, nur noch das Knöpfchen vorhanden ist und dann dicht
am Ende der ovalen Nesselkapselsackes ansitzt. Es wird alsdann der in der
Hülle des ursprünglichen Blinddärmchens gebildete Nesselstrang eigentlich von
einer besonderen Wandung umgeben, und diese schliesst ihn auch dann
noch ein, wenn er sich schon in che Länge gestreckt und spiralig gewunden
hat. Die gelben Körper (Fig. 39. c) lagern dann, meist im Kreise angeordnet,
unter der ampullenartigen Erweiterung.
Von nun an beginnt ein Vorgang, der das einseitige Wachsthum in noch
frappanterer Weise kundgibt, indem sich jetzt die eine Wand der Hülle, in der
die Nesselspirale liegt, auffallend verkürzt, während die andere auswächst, so
dass dadurch eine förmliche Querstellung der ursprünglichen Längsachse des
Nesselorganes (Fig. 40) bedingt wird und das terminale Knöpfehen (e) immer
mehr dem Ansatzpunkte, d. i. dem Stiele, näher gebracht wird. In diesem Sta-
dium hat auch Philippi die Nesselorgane beobachtet, und wenn er sagt: der
Stiel befestigt sich nicht an dem einen Ende dieser kleinen Organe, sondern bei-
nahe in der Mitte, so stimmt dies vollkommen mit dem, was ich gesehen, über-
ein. Auch die „kurzen Girren", die er an dem einen Ende des Nesselknopfes
angibt, sind leicht zu deuten. Es ist dies das der Insertionsstelle entgegenrü-
ckende Terminalknöpfchen , welches auch ich zuweilen in zwei bis drei Theile
Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siphonophoren. ."»95
gespalten fand (Fig. 41. e). An den Nesselorganen, welche diese Veränderung
zeigten, war zugleich noch eine die Nesselspirale direct umschliessende innere
Hülle sichtbar geworden, die ich früher nicht erkannt habe, sowie ich auch mir
nicht erlauben will, über die allenfallsige Entstehung derselben etwas zu äussern.
Mit dieser Lageveränderung der Spirale rücken auch die gelben Körper von ihrer
früheren Stelle, und sind später, wenn der frühere Anfangstheil der Spirale ans
Ende des Nesselknopfs gerückl ist, auch an dieser Stelle zu sehen (vergl. Figg.
39. 40. 41). Das frühere Ternünalbläschen, nunmehr weit nach oben gelagert,
scheint hiebei zu verkümmern, ist aber immer noch genau sichtbar und bezeich-
net das ehemalige untere Spiralende, welches wie früher an die innere Wand
der Hülle befestigt erschein). So kommt es denn, dass man Theile, die man
anfänglich oben erblickt, nunmehr in umgekehrter Lagerung antrifft. Endlich
bei noch mehr entwickeltem Nesselknopfe löst sich die Spirale und hegt in der
geräumigen Höhle in unregelmässige Windungen verschlungen. Die gelben
Körper linden sich dann grösstenteils an der Spitze und bilden von da aus eine
Reihe, die sich oft noch eine Strecke nach aufwärts dehnt (Fig. 42. c); sie er-
geben sich als Nesselzellen, die eine sehr derbe Membran besitzen und einen
vielfach aufgerollten Faden im Innern erkennen lassen. So werden sie auch
von Vogt beschrieben (feves urlianitcs). Ausserdem erkannte ich noch an ei-
nem Ende desselben eine flaschenhalsförmige Verlängerung mit einer Üeffnung
versehen.
Was den Hau der Nesselspirale angeht, so besteht sie aus einem etwas abge-
platteten Strange, der aus dicht bei einander hegenden, senkrecht auf der Längs-
achse des Stranges stehenden Läugsgebilden (den Nesselzellen) besteht und an
seiner inneren Seite noch ein paar andere Bänder liegen hat, die in ihrem Ver-
halten von dem eigentlichen Nesselstrange völlig verschieden erscheinen. Sie sind
fast glashell, mit einem Strich ins Gelbliche, in der Mitte ihrer Länge beträchtlich
dünner als an den Enden, deren Gesammtbreite etwa jener des Nesselstranges
gleichkommt. So lange der Nesselstrang noch spiralig aufgerollt ist, sind sie
nicht sichtbar,, sie folgen genau der Spirale und hegen an der Innenseite der-
selben. Dagegen kann man sie an zerdrückten Organen schon erkennen , und
50*
396 Karl Gegenbaur,
bei den ältesten Formen sind sie auch ohne besondere Behandlung- Ine und da
zwischen dem Nesselstrange hervortretend.
Kölliker und Vogt halten diese Gebilde, die bei den Physophoriden
ziemlich verbreitet sind, für Muskeln, und letzterer theilt ihnen die Function
zu, den zu einer UelFnung aus dem Stocke getretenen Nesselstrang wieder in
seinen Behalter zurückzubringen. Ich muss gestehen, dass ich mir tue Mög-
lichkeit einer solchen Action nicht ganz klar machen kann. Eine Betraction des
einmal ausgeschalteten Nesselstranges kann bei der Art der Insertion der betref-
fenden Fäden nur dadurch zu Stande kommen, dass selbe sich bis auf ein Mi-
nimum verkürzten, was doch nicht gedacht werden kann. Leuckart*) hat
ebenfalls keinen Zweifel, dass die gleichen, auch bei Agalma vorkommenden
Theile Muskeln seien, bezeichnet sie aber noch als ..elastisch -muskulös".
Von ihrer muskulösen Eigenschaft haben weder andere noch ich früher
etwas beobachten können, und auch ihr Bau seheint nicht gerade sehr für sol-
che Eigenschaften zu sprechen. Ich linde sie bei Physophoren aus einem glas-
hellen, zickzackförmig zusammengelegten . zuweilen auch mehr unregelmässig
aufgeknäuelten Faden bestehend, der sich durch Zerrung leicht auf grosse
Strecke abspinnen liissl und dann noch eine beträchtliche Resistenz offenbart,
indem er nur selten abreisst. Ich bescheide mich, diese Bänder als elastische
zu bezeichnen nach der Eigenschaft, die wenigstens mit grösserer Sicherheit
ihnen zuzutheilen ist als die eines contractilen Ürganes. Vielleicht sind wie-
derholte Untersuchungen an frischen Objecten im Stande, die Bestimmung und
sonnt auch die Bedeutung dieser Gebilde aufzuhellen.
Uebrigens erkenne ich noch einen anderen Strang, der die Kapsel ge-
rade durchzieht und wegen seines histologischen Baues grösseren Anspruch hat
Muskel genannt zu werden. Es ist wohl derselbe , den auch Kölliker beob-
achtet hat, und der mit den elastischen Bändern nicht verwechselt werden darf,
lieber seine Function weiss ich nichts näheres anzugeben.
*) Archiv für Naturgeschichte 1854. Zur näheren Kenntniss der Siphonophoren von
Nizza S. 76.
Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siphonophoren. 397
Die äussere Hülle des Nesselknopfes zeigt nur an verschiedenen Stellen
Längsfaserreihen , die wohl auf Muskelzüge hindeuten.
Die Zahl dieser Nesselorgane, die sich an einem Eangfaden linden, belauft
sich gegen 50 — 60.
Bezüglich des verkürzten, oder vielmehr spiralig gewundenen Stammes
bemerke ich, dass sein Ende, also jener Theil, der nach der sonst bei allen
Siphonophoren gültigen Regel die ältesten Anhänge trägt, sich, wie schon oben
einmal angedeutet, über dem jüngeren Abschnitte befindet, so dass man mitBe-
fremden hierin ein Abweichen von jener Hegel erkennen könnte. Nimmt mau die
Untersuchung eines seiner Anhänge zum Theil beraubten Stammes vor, so lässt
sich die Spiraltour genau von dem älteren Theile an bis an die Schwimmsäu-
lenachse zurück verfolgen, und man sieht dann, wie jene Thatsache eben Hin-
durch die Vergrösserung des Stammes an seinem der Schwimmsäule zunächst
liegenden Ende, also durch eine vollkommen regelmässige Erscheinung be-
dingt war.
2. STEPHANOSPIRA ISSIGNIS nov. gen. et sp.
(Figg. 53 — 56.)
Eine bezüglich des Habitus und auch einzelner Einrichtungen theils an
Physophora, theils an Agalma sich anschliessende, am besten zwischen beide
Gattungen einzureihende Form erlaube ich mir unter vorstehendem Namen
einzuführen, und bin dabei überzeugt, dass ungeachtet des Fehlens eines
Bestandteiles der Colonie die Berechtigung der neuen Gattung nicht in Frage
wird gezogen werden.
Nach der neuesten Eintheilung der Physophoriden würde unsere Gattung
zu denen mit langem Stamme gehören, denn sie besitzt einen vorne mit ei-
ner Luftblase endigenden Stamm zur Insertion der Schwimmglocken und von
da aus geht die die übrigen Anhänge tragende, ausserordentlich in die Breite
gedehnte Fortsetzung des Stammes noch in nahebei 1^ Spiraltouren weiter.
Die relativ ausserordentliche Breite des unteren Abschnittes vom Stamme, so-
398 Karl Gegenbaur,
wie die im Vergleich mit Agalma geringe Länge derselben lassen eine An-
näherung an Physophora wahrnehmen.
Was den oberen Abschnitt des Stammes (Fig. 53. b) angeht, so ist die-
ser an seinem unteren Theile stark angeschwollen, etwa 2'" dick und ver-
jüngt sich nach oben zu um che Hälfte, so dass ein gradier Endtheil die
Luftblase trägt. Letztere erscheint als eine 4'" lange, fast eiförmige Erweite-
rung des oberen Stammendes und zeigt auf einer mittleren kuppenförmigen
Erhabenheit braunrothes Pigment, in dessen Mitte eine winzige pigmentfreie
Stelle ist. Die untere Hälfte der Blase ist mit acht zierlichen, etwas trüben
Längsstreifen versehen, die da, wo der Anfang der Schwimmsäule durch die
plötzliche Einschnürung sich bemerkbar macht, verschwinden.
Schwimmglocken waren an keinem der beiden untersuchten Exemplare
vorhanden, dagegen sah man einen unter der Blase beginnenden, che ganze
11 — 2" betragende Länge des Stammes begleitenden Längswulst (c) herab-
ziehen, der ziemlich breit und krausenartig gefaltet war. Der freie Band der
letzteren war nicht glatt, sondern hie und da wie ausgefranzt, so dass wohl
kein Zweifel sein kann, bierin die Ursprungsstätte der Schwimmglocken zu
erblicken. Der Stamm war offenbar ausserordentlich contrahirt, und dies
zeigte sich auch an besagtem Wulste, so dass dadurch die wahrscheinlich
— analog von Physophora (vergl. oben S. 390) — spiralig angeordneten
Schwimmglocken sich losgelöst hatten. Einige kleine, dicht unter dem
Schwimmsacke sitzende Knospenbildungen bewiesen, dass das obere nackt
getroflene Stück des Stammes jedenfalls die Fähigkeit der Sprossenerzeugung
besessen hatte*). Vom unteren Ende der Schwimmsäulenachse wird der
*) Bezüglich der Entstehung der Sckwimuigloeken will ich hier eine an einem agahna-
artigen jungen Siphonophorenstocke gemachte Beobachtung mittheilen. Es ist nem-
lich die Sprossung der Schwimmglocken hier nicht so einfach , als man nach dem,
was ich und andere davon gesehen, glauben sollte; vielmehr ergibt sich, dass die
junge nach dem Typus der Medusen gebaute Glocke mit einem für ihre Grösse ausser-
ordentlich langen Stiele versehen ist (Eigg. 57. 58. ä) , der sich erst in dem Masse
verkürzt, als sich die anfanglieh kaum bemerkbare Hyalinsubstaaz des Mantels der
Neue Beiträge :nr näheren Kenntnis* der Siphonophoren. 399
Stamm plötzlich breiter (bis zu 8'") und dabei abgeflacht, so dass er wie
bandartig erscheint. Indem der eine Rand viel kürzer ist als der andere, er-
scheint dieser Stammesabschnitt in spiraliger Drehung und stellt so eine
Schraube dar, deren Windungen sich dicht berühren und behufs der nähe-
ren Untersuchung der Anhänge auseinander gezogen werden müssen. So
ist auch die Abbildung in Fig. 53 dargestellt. Theils die Beschaffenheit des
Stammes selbst, theils die beträchtliche Anzahl der dem Stamme ansitzenden
Anhangsgebilde lassen sclüiessen, dass auch dieser Theil sich in grosser Con-
traction befand und im Leben einer ansehnlichen Ausdehnung fähig gewesen
sein musste.
Die Form und Anordnung der einzelnen Gebilde ist von allem bisher
Bekannten in auffallendster Weise abweichend. Am äusseren, verdickten,
fast gewulsteten Rande linden sich dicht mit kleinen Bläschen bedeckt, lang-
gestreckte, anfänglich dicke, dann immer dünner werdende und zuletzt in
feine Fäden auslaufende Anhänge, die ich als Taster oder Fühler erklä-
ren will. Zwei derselben stehen immer dicht bei einander, wie auf gemein-
samer Basis. Der eine davon ist immer mehr nach aussen, gegen den ge-
wulsteten freien Rand des Stammes, der andere nach innen gerückt. Sie
haben Aehnlichkeit mit einem Magen oder dem Fülller einer Physophora, sind
im Innern hohl und communiciren mit einem im Stamme verlaufenden Canale.
Her eine, innere, von den Fühlern läuft mit seiner Spitze in einen lan-
gen vielfach gewundenen Fangfaden aus. der andere nach aussen der Spiral-
achse sitzende besitzt ein feines, allmählich zugespitztes Ende. So habe ich
es wenigstens bei fünf oder sechs genau geprüften Fählerpaaren gefunden.
Glocke entwickelt. Eine anfänglich der Glocke näher gelegene, dann immer weiter
sich davon entfernende und gegen den Stiel zu rückende Erweiterung des Stieles
und des von ihm umschlossenen Canales (Fig. 58. a) lässt dies besonders deutlich
erscheinen. Man kann so sagen, dass die Glocke bis zu dieser Erweiterung des an-
fänglichen Stiels sich mit dem Mantel umgibt, wodurch dann die Grossenverhältnisse
nicht allein des Stiels, sondern auch des Schwimmsacks u. s. w. bedeutend alterirt
werden.
400 Karl Gegenbaur,
Es ist vorhin gesagt worden, dass der Anfangstheil dieser Fühler mit
Bläschen besetzt ist; diese sind in Trauben gruppirt und stehen dichte, den
gehäuften Geschlechtstrauben von Physoph&ra und Agalma ähnliche Massen dar,
die dem ersten Blicke schwer entwirrbar erscheinen. Die genauere Untersu-
chung mit der Lupe zeigt jedoch, wie jene Trauben von Bläschen sich fol-
gendermassen verhalten: Die vom äusseren Fühler mit einem Stiele entsprin-
genden Bläschen sind länglich , von sehr verschiedener Grösse durcheinander
sitzend. Sic gehen dann direet vom Körper des Stieles hervor ohne Ver-
ästelung des kurzen dünnen Stieles. Sie nehmen vorzüglich den umfangrei-
cheren Theil des Fühlers ein und verschwinden gegen das dünnere Ende.
Die jüngsten erscheinen als runde stiellose Knospen, und mit der allmähli-
chen Zunahme an Grösse bildet sich eine ovale Form aus, sowie ein schmäch-
tiger Verbindungsstiel mit dem Körper des Fühlers, so dass sie einer gestiel-
ten Frucht nicht unähnlich sind. Die Zahl der an einem Fühler befindlichen
länglichen Bläschen beläuft sich bis gegen 30, doch muss bemerkt werden,
dass gegen das untere, offenbar jüngere Ende des Stammes eine allmähliche
Abnahme stattfindet, bis endlich che letzten dieser Fühler völlig steril erschei-
nen. Bei der mikroskopischen Untersuchung ergab sich unter einer durch-
sichtigen, che Wand i\cv Kapsel darstellenden Membran ein granulärer Inhalt,
und. in der Mitte desselben fand sich ein dunklerer Streifen, der an jüngeren
Bläschen als eine Fortsetzung des im Stiele befindlichen Canals sich heraus-
stellte. Darauf hin, wie auch noch auf Grund der Untersuchung der dem
anderen Fühler ansitzenden Bläschengruppen nehme ich keinen Anstand , die
erster en als männliche Geschlechtsgemmen zu erklären.
Die dem inneren Fülller ansitzenden Bläschen messen bis zu |"', sind
immer von rundlicher Gestalt und sitzen in Trauben , indem mehrere auf den
kurzen Ramificationen eines gemeinsamen Stieles angebracht sind. An den
jüngeren Fühlern am Ende des Stammes sitzen sie nahe an der Ursprungs-
stelle, bei den älteren bedecken sie den ganzen dickeren Theil (Fig. 54. d)
und finden sich dann in so beträchtlicher Menge, dass ihre Zahl an Einem
Fühler nicht unter 300 geschätzt werden kann. Jedes Bläschen (Fig. 56)
Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siptwnophoren. 401
enthält unter einer zarten Hülle (u) eine einzige Eizelle (b) mit überaus deut-
lichen Keimbläschen (c) und Keimfleck. Es sind also die inneren Fühler die
Träger der weiblichen Geschlechtsgemmen, die nach innen von den
männlichen stehen. Dadurch ist das umgekehrte Verhältniss von Fhysophora
gegeben, wo gerade die weiblichen Trauben aussen sitzen. Die fühlerartigen
weiblichen Geschlcchtsknospenträger unterscheiden sich überdies noch von
den männlichen, dass v<m ihrem Ende ein Fangfaden (Fig. 54. e) entspringt.
Dieser ist in regelmässigen Abständen mit seeundären Fädchen (Fig. 55. a)
besetzt, die in Nesselknöpfe (/>) ausgehen. Von den letzteren waren zwar
nur wenige unversehrt, und bei den meisten waren che Nesselbänder (c) ge-
borsten oder aufgelöst, doch habe ich soviel mit Gewissheit gesehen, dass
die grösste Uebereinstiinmung mit den Nesselknöpfen der Fhysophora hydrostatiea
obwaltet. Das Ende jedes seeundären Fadens ging in ein j'" grosses ovales
Knöpfehen über, in welchem ein vier bis fünfmal aufgewundenes Nesselband
lag. Am Ende davon waren 18 — 24 grössere gelbgefärbte Nesselzellen wie
in den Nesselknöpfen der Fhysophora.
Wie Füliler, Fangfäden und Geschlechtsorgane in ihrer Anordnung nicht
unbedeutende Differenzen von den bisher bekannten aufweisen, so waltet
auch für die nahrungaufhehmenden Gebilde ein eigenes Verhalten. Von Ma-
genformen, die mit denen anderer Siphonophoren übereinkämen, habe ich
nichts auffinden können. Dagegen fanden sich am äusseren gewulsteten
Stammrande, und zwar auf der unteren Fläche, je einem Paare der vorhin
beschriebenen Gesehlechtsknospenlräger entsprechend, kurze cylindrische Fort-
sätze, die not breiter Basis aufsitzend nur geringe Länge hatten und am ehe-
sten noch wie Saugnäpfe sich ausnahmen (Fig. 53. e). Auf ihrer freien Flä-
che war eine Oeffnung sichtbar, die ins Innere führte, und von da wieder
mit der allgemeinen Höhle des Stammes (Leibeshöhe) zusammenhing. Man-
che von ihnen waren stark contrahirt, nur wie eine wenig erhabene Warze
erscheinend, andere wieder etwas schlanker. — Ungeachtet einer so eigen-
thüinlichen Bildung wird bei Berücksichtigung aller Umstände keine andere
Möglichkeit bleiben, als die fraglichen Bildungen für die polypenartigen Mä-
Vol. XXVII. 51
4Ü2 Karl Gegenbaur.
gen der Colonie anzusehen. Dafür spricht auch noch ihre Stellung zu den
Geschlechtsknospen, die der bei Physuphora hydrostatha ähnlich ist.
Einiger Erläuterung bedarf noch die Form des Stammes, von dem oben
gesagt ward , dass er spiralig gewunden sei. Genau betrachtet zeigt er zwei
gegeneinander laufende und sich vereinigende Spiraltouren, indem der obere
Abschnitt von rechts nach links, der untere von links nach rechts ge-
dreht ist.
Daher kommt es, dass an einer Stelle die Fortsetzung einer vorher oben
befindlichen Fläche nunmehr zur unteren wird. Dieses mit den übrigen Si-
phonophoren anscheinend wenig harmonirende Verhalten erklärt sich aus ei-
nem mit dem Wachsthumsverhältnisse des Stammes innig zusammenhängen-
den Umstände. Die am meisten entwickelten Sprossengebilde linden sich nem-
lich nicht etwa, wie man vermuthen sollte, am untersten Ende der Spirale,
sondern gerade am obersten, dem Ende der Schwimmsäulenachse
scheinbar zunächst befindlichen, und das untere Ende ist nur von jungen,
zum Theile sogar noch ungeschlechtlichen Anhängen besetzt. Dennoch aber
liegt hier kein Ausnahmefall zu Grunde, und es gilt auch hier das für die
(ihrigen Siphonophoren bestehende Gesetz, nach welchem dea Wachsthum des
Stammes kein terminaler ist, sondern an der Ursprungsstelle, also dicht am
Ende der Sehwimmsäule stattfindet. Durch die beträchtliche Verkürzung des
inneren Randes des breiten , bandartigen Stammes wird nemlich eine Art von
Rhachis gebildet, um welche sich die Stammesfläche wie um eine Achse her-
umwindet. Diese Rhachis ist die directe Verlängerung des Schwimmsäulen-
stammes. Geht liier eine Vergrößerung der Flächenausdehnung des Stam-
mes vor sich, so wird das jüngere Ende tiefer herabrücken und sich somit
vom älteren, oben hegenden Anfangstheile entfernen. Je weiter dieser Pro-
cess fortschreitet, um so mehr Schraubengänge wird der Stamm um die Rha-
chis vollführen. Es wird aber demnach das untere scheinbare Ende nicht die
ältesten Theile ansitzen haben, sondern nur immer die jüngsten, da es eben
nur als der verlängerte Anfangstheil des Stammes sich herausstellt. Das
Neue Beiträge tut näheren Kenntniss der Siphonophoren, 403
Ganze isl so einer Spirale vergleichbar, deren Ende sich nach innen wendet
und als Achse durch die Windungen hindurchtritt.
Diese allerdings eigentümliche Wuehsthumserscheinung ist jener gleich,
die oben bei Physophora hydrostatica beschrieben wurde. Stellen wir uns den
Leibesstamm jener Siphonophore nach der durch die Sprossenreihen ange-
gebenen Richtung verlängert vor, so erhalten wir ebenfalls schraubenförmige
Windungen, von denen die grösseren älteren oben, die kleineren jüngeren
unten zu linden sind. Durch die relative Lagerung der älteren Anhange zu
den jüngeren, wie z. B. der alteren Fühler nach aussen und über den jün-
geren ist die Uebereinstimmung mit dem beschriebenen und erklärten Vege-
taüonsmodus der Stephanospira hinlänglich offenbar.
Ueber den Fundort dieser Physophoride kann ich nichts angeben, da
das betreffende Glas ohne nähere Bezeichnung war.
3. AGALMA OKEMI Eschsch.
(Figg. 45. 50 — 52.)
Diese von Eschscholtz*) im nördlichen stillen Meere entdeckte Art
einer der in neuerer Zeit am genauesten studierten Gattungen war mir in meh-
reren Stücken des Stammes zur Untersuchung geboten, so dass ich ungeachtet
der fehlenden Schwimmsäule im Stande zu sein glaube, die Form Verhältnisse
dieser seit mehr als dreissig Jahren nur noch einmal, und da unter anderem
Namen, wieder zur Beobachtung gekommenen Siphonophore den gegenwär-
tigen Anforderungen entsprechend festzustellen.
Vmi den Stammsegmenten mass der längste gegen 2 Zoll, war also im-
merhin ansehnlich genug, wenn man den Zustand der Contraction erwägt,
in dem conservirte Siphonophorenstöcke wold fast beständig getroffen werden.
Die leicht spiralig gedrehte Achse hatte eine Dicke von 1 Linie und war mit
zahlreichen Deckstücken besetzt, zwischen denen Mägen und Fangfaden sowie
Geschlechtsknospen in reichlicher Menge sassen.
*) System der Acalephen S. 161.
51
4U4 Karl Gegenbaur,
Die Beschreibung dieser einzelnen Gebilde beginne ich mit den Deckstü-
cken, denn diese sind so charakteristisch geformt, dass sie gegenwärtig we-
nigstens als das wesentlichste Merkmal der Art dienen können ; zugleich sind
sie es gewesen, welche keinen Zweifel Hessen, dass die vorgelegenen Frag-
mente der ebengenannten Eschscholtz'schen Art angehörten. Die Deck-
stückform ist etwa dreieckig zu nennen, wobei man sich die eine Ecke am
Stamme befestigt, die anderen beiderseits am vorderen Rande befindlichen
frei vorstehend zu denken hat. Von der angehefteten Spitze gegen den vor-
deren Rand zu wächst die Dicke des Deckstücks beträchtlich, so dass der
senkrechte Schnitt ein spitzwinkliges Dreieck darstellt, dessen Basis auf den
Rand des Deckstüeks fällt. Am Rande finden sich regelmässig vier, die ganze
Dicke durchsetzende Ausschnitte, die mannigfach wechselnde Grössenverhält-
nisse bieten, wie aus einer Vergleichung der Figg. 50, 51, 52 entnommen
werden kann. Die beiden äusseren Ausschnitte sind zuweilen wenig vertieft,
oder so an die Seite gerückt, dass dadurch der Vorderrand des Deckstückes
einen bogenförmigen Umriss erhält (vergl. Fig. 50). Von den beiden mittle-
ren theilt sich der eine oder der andere (oder auch beide zugleich) gar nicht
selten in mehrere kleinere, wovon in Fig. 52 ein Beispiel gegeben ist. Die
beiden Seitenränder werden durch scharfe Kanten vorgestellt, die sich an der
dem Stamme zugewandten Spitze vereinen. Die letztere ist beständig in ver-
schiedenem Grade um die Längsachse gedreht (Fig. 50. a), so dass dadurch
die untere Fläche des Deckstücks nach oben, die obere nach unten gekehrt
wird. Die Unterfläche ist durch eine entweder von der Spitze aus (6) oder
von einem der Seitenränder (r) beginnende und gegen den ausgeschnittenen
Aussenrand verlaufende Kante in zwei unsymmetrische Hälften geschieden,
indess die obere Fläche völlig glatt erscheint. Jede Deckschuppe erhält an
der am Stamme sich inserirenden Spitze einen feinen , dicht an der Unterflä-
che verlaufenden Canal, der bis zum Zackenrande zu verfolgen war*).
*) Die hyalinen Theile der Siphonophoren sind bis jetzt sämmtlich stracturlos angege-
ben, ohne dass man sich jedoch näher über die Entstehung und den Aufbau so wich-
tiger Gewebsbestandtheile ausgesprochen hätte. Die massiven Deckstücke von Agalma
Neue Beiträge nur näheren Kenntnis* der Siphonophoren. 405
Aus dieser Beschreibung der Deckstücke wird zur Genüge hervorgehen,
dass die wesentlichste Uebereinstimmung mit dem, was Eschscholtz sagt,
gegeben ist, und eine Vergleich ung mit der in genanntem Werke Taf. 13.
Fig. 1. e. befindlichen Abbildung wird nur zur Bestätigung führen.
Diese von den durch neuere Forscher bekannt gewordenen Arten der
Agalma so abweichende Form der Deckstücke schlicsst sich übrigens enge an
die einer Stephanomie von Quoy und Gaimard beschriebene. Es ist die
im Meere der Molukken aufgefundene St. heptacantha der Vbyage de l'Astro-
labe*). Dass es eine Stephanomie nach der heutigen Auffassung war, ist
nicht darzuthun, da jene Forscher gleichfalls die Schwimmsäule nicht beob-
achteten; dagegen liefern die charakteristischen Deckslücke die Gründe, jenes
Siphonophorenfxagment gleichfalls als zu Agakna Okenü gehörig anzuerkennen.
Denn wenn man das offenbar allzusehr Schematische der Abbildung (die
sämmtlichen Deckstücke sind einander völlig gleich gezeichnet) in Abrech-
nung bringt, so ist keine Verschiedenheit beider Arten aufzufinden. Ste-
Okenü schienen mir besonders geeignet, auf'Sehnitten die Structurverhältnisse zu stu-
dieren; allein ausser einer parallel mit dem Rande verlaufenden Streifung ist auch
hier nichts zu sehen gewesen. Die Bilder erinnerten mich lebhaft an jene, die ich
auf Schnitten der hyalinen Schale einiger Pteropodeu sah (vergL meine Untersuchun-
gen über die Pteropodeu u. Heteropoden. Leipz. 1855. S. II), und ich war schon
nahe daran, die gesummten Hyalingebilde der Siphonophoren mir auf ähnliche Weise
entstanden zu denken wie jene Schalen , als die Untersuchung der Schwimmstücke
eines Hippopodius mir ein überaus feines, verzweigtes Röhrensystem zur Anschauung
brachte (Fig. 59) , welches die homogene Grundsubstanz durchsetzte. Damit waren
allerdings meine Vorstellungen nicht gerade umgestimmt, allein es war mit dieser
Thatsache die Beantwortung der Frage unendlich schwieriger geworden, so dass ich,
so sehr ich mich auch dagegen erklaren möchte, jene hyaline Substanz direct aus
Zellen hervorgegangen zu halten , auf der andern Seite das Vorkommen von Form-
i
elementen (wofür auch noch die Analogie mit der Gallertscheibe der Medusen spricht)
innerhalb der Hyalinsubstanz nicht ausser Acht lassen darf. Möglich, dass mehrere
Entstehungsweisen zu demselben Hauptrcsultate führen !
*) Vergl. Atlas, Zoophyten PI. HI. Figg. 16. 17.
406 Karl Gegenbaur,
pkinomia heptacantlw wird daher als Synonym der Agalma Okenii zu betrach-
ten sein.
Die, wie es scheint, in regelmässigen Abständen am Stamme sitzenden
polypenartigen Mägen zeigen wenig Bemerkenswerthes. An der Basis eines
jeden entspringt ein langer, durch stellenweise angebrachte Einschnürungen
ausgezeichneter Fangfaden (Fig. 45. .4), der fast von jeder Einschnürung ei-
nen secundären Faden (</) entspringen lässt. Jeder der letzteren trägt einen
Nesselknopf (c) von längsovaler Gestalt und bildet vor diesem eine ampul-
lenförmige, wesentlich durch Erweiterung des in ihm verlaufenden Canales
gebildete Anschwellung (V).
Der eigentliche Nesselknopf besteht aus einein in 7 — 9 dichten Spiral-
touren gewundenen Nesselbande, dessen Zellen die bekannte Lagerung auf-
weisen und in einzelnen Fällen Spuren eines rötblichen Pigmentes zwischen
sich wahrnehmen Hessen. Nach innen vom Nesselbände liegt, allen seinen
Touren folgend, das Angelband (Li.), über dessen specielle Verhältnisse —
es gehört unstreitig zu den schwierigst zu deutenden Theilen der Siphono-
phore — ich hier nicht eingehen will, da ohne Controlirung an frischen Prä-
paraten leicht irrige Vorstellungen Platz greifen können, Nur soviel sei hier
gesagt, dass sich an dem Gesehenen keine Veranlassung bot, meine frühere
Anschauung aufzugeben. Um che Spirale des Nesselbandes schliesst sich dicht
anliegend — seltener wie es in der Zeichnung dargestellt ward — stärker
abgehoben eine dünne Hülle (Mantel Lt.) an, und am unteren Ende finden
sich drei Fortsätze, von denen zwei, einander gleich gebildet, schlanke von
einem Canale durchzogene und ge^en das Ende zu mit dicht gedrängten
Nesselzellen besetzte Anhänge (d, d) vorstellen, indess der dritte mittlere (e)
eine bald ovale, bald rundliche Form besitzt und stets der Nesselzellen ent-
behrte. Das Vorkommen einer Hülle um das spiralige Nesselband , sowie die
drei schon bei Eschscholtz (eil Fig. 1. a. b) angedeuteten Endanhänge, von
denen der mittlere offenbar der contractilen Blase anderer Siphonophoren-
Fangfäden entspricht, lassen einiges über die specielleren Beziehungen der
Neue Beiträge sur näheren Kenntnisa der Siphonophoren. 407
A. Okenii zu den übrigen Arten erschliessen und stellen sie zu der von Leu-
ckarf gebildeten zweiten Gruppe der Gattung*).
Als Geschlechtsorgane erkannte ich zwar mehrfache traubenförmige Bläs-
chengtuppen, die immer entfernt von den Mägen am Stamme sassen, allein
noch nicht völlig entwickelt schienen, so dass über ihren Bau nichts ge-
naueres mitzutheilen ist.
Die untersuchten Stücke der Agahna Okenii waren unter 2° S.B. 26° W.L.
aufgetischt.
4. RHIZOPHYSA Pero\.
In meiner ersten Abhandlung über die Siphonophoren glaube ich nach-
gewiesen zu haben, dass auch die Bildung von Siphonophoren - Colonien ohne
locomotorische Apparate stattfindet, indem ich auf mit allen sonstigen Attri-
buten der Siphonophoren ausgestattete, allein der Schwimmglocken entbeh-
rende Stöcke hinwies, und so die vielfach als nur aus verstümmelten For-
men bestehend geglaubte Peron'sche Gattung in ihr Recht einsetzte. Als
der am frühesten bekannte Typus ist die Forskäl'sche Physopfwra ßiformis
anzusehen. Diese Art war es denn auch, die ich damals ausführlich beschrie-
ben habe. Wenn es nur nicht vollständig gelang, alle Zweifel an dem
Sehwimmglockenmange] zu heben, so ist dies wohl nicht meine Schuld.
An einem nur vorliegenden, zwischen den canarischen Inseln eingefan-
genen Exemplare erkenne ich eine von der von mir im Mittelmeere beobach-
teten verschiedene Art, die jedoch auch nicht mit Zuverlässigkeit auf andere
früher beschriebene Arten bezogen werden kann, da die Charaktere bisher nur
auf wechselnde oder doch unwesentliche Verhältnisse begründet zu werden
pflegten. Ich muss deshalb einen von mir gerne gemiedenen Ausweg ein-
schlagen und eine neue Benennung wählen, selbst auf Gefahr hin, dass das
Thier schon von einem der älteren Beobachter, Lesson, Eschscholtz oder
Chamisso gesehen oder beschrieben worden ist. Es mag deshalb die un-
tersuchte Art den Namen Rh. Eysenhanllü fuhren.
*) Siphonophoren von Nizza S. 83.
408 Karl Gegenbaur,
RHIZOPIIYSA EYSENHARDTII //. sp.
(Figg. 46 — 49.)
Wie bei allen conservirten Rhizophysen erscliien auch der Stamm un-
serer Art beträchtlich zusammengezogen und leicht zusammengerollt und der
ganze Stock bot etwa das Ansehen der von Eysenhardt entdeckten IUi.
Chamistoonis, wenn er schon um beträchtliches kleiner war. Er hatte eine
Länge von ca. l£", wobei natürlich der Contractionszustand zu berücksichti-
gen ist. Die Dicke des Stammes betrug etwa l£ — 2'". An seinem vorde-
ren (oberen) Ende fand sich ein ovaler, 4'" langer Luftsack , und in Abstän-
den von ziemlicher Regelmässigkeit fanden sich am Stamme vier schlanke
Mägen, jeder mit einem aufgerollten Fangfaden ausgerüstet. Zwischen den
obersten Mägen und dem Luftsacke waren noch mehrere jüngere Magen-
knospen in einer Reihe sichtbar und zwischen den entwickelten Mägen sassen
Geschlechtsknospen. Somit wäre der Bau dieser Art ganz mit jenem von
Rh. ßiformis übereinstimmend, dagegen bietet sich im Detail eine Fülle von
Differenzen.
Bezüglich der Luftblase will ich zunächst auf die relativ beträchtliche
Grösse aufmerksam machen, die alle Rhizophysen auszuzeichnen scheint, so
dass in dieser grösseren Entwicklung des hydrostatischen Apparates wohl ein
den Mangel der locomotorischen Sprösslinge einigermasseu compensirendes
Verhältniss erkannt werden kann. An dem zur Luftblase modificirten vor-
deren Stammesemle unterscheide ich einmal die äussere, direct in die Stamm-
wandung übergehende Umhüllung, und dann eine darin geborgene zweite
Blase, den eigen tlichen Luftsack, der, obschon etwas über die Hälfte kleiner
als die gesammte Blase, immerhin noch die homologen Gebilde anderer Si-
phonophoren beträchtlich an Grösse überragt. Sowohl in der äusseren, vom
Stamme gebildeten Umhüllung, als in der Wand der eigentlichen, lufthaltigen
Blase habe ich Muskelfasern gesehen, von denen besonders che im oberen
gewölbten Theile deutlich in zwei Richtungen, radial und circulär, angeord-
net erschienen. Dort schien auch die innere Blase mit der äusseren zusam-
Neue Beiträge :nr näheren Kenntnisi der Siphonophoren. 409
menzuhängen, sie war wenigstens dicht an erstere angeschlossen, und es
zeigte sich so etwas ähnliches, wie ich bei Bh. ßiformis beschrieb. Der die
obere Flache des Luftsackes auszeichnende Pigmentfleck besteht aus länglichen,
im Unifange einer kleinen unpigmentirten Kreisfläche radienartig gelagerten
Zellen, von denen besonders die im Umfange des Fleckes stehenden sehr lang-
gestreckt erscheinen, so dass also auch hierin eine Verschiedenheit von Uli. fili-
jhniiis gegeben ist. Das Pigment sitzt zudem nicht auf der inneren Luftkapsel,
sondern auf deren äusserer Hülle auf und beschränkt sich auf eine viel klei-
nere Stehe als bei den übrigen Physophoriden. Von besonderer Wichtigkeit
war mir eine in Mitte des pigmentlosen , den Gipfel der Blase einnehmenden
Kreisfeldes vorhandene Oeffnung, die 0,05'" im Durchmesser hatte und bei der
scharfen Umschreibung ihres von ringförmigen Faserzügen (Muskelfasern?) um-
gebenen Randes sich mit einem künstlich entstandenen Loche nicht verwechseln
liess. Radiäre Streifen durchsetzten die Ringfasern. Es hatte den Anschein, als
ob von hier aus eine Communication mit der gerade da adhärirenden inneren
Blase stattfinde, und meine Vermulhung, liier eine dem Porus des Luftsackes
der Physalien analoge Oeffnung getroffen zu haben, ward dadurch bestärkt,
däss ich bei einem alsbald in Untersuchung genommenen zweiten Exemplare
unserer Bkkophysa auf leichten Druck unter Wasser einige Luftbläschen an der
nemlichen Stelle entweichen sab. Ich muss gestehen, dass dadurch meine bis-
herigen Anschauungen von der Luftblase der Physophoriden einigermassen
modilicirt worden sind; halte ich doch bei der verwandten Art eine Communi-
cation nach aussen in Abrede stellen müssen, und war doch auch von anderen
Forschern für die echten Physophoriden das gleiche geschehen, wenn auch lue
und da eine Stimme das Bestehen einer Oeffnung hervorhob. Da mir meine
Untersuchungen an Rh. ßiformis mehrfache, bei der eben beschriebenen Art
jedoch vergeblich gesuchte Einrichtungen vorgeführt hatten, so muss ich an-
nehmen, dass im Baue des hydrostatischen Apparates der Siphonophoren be-
trächtliche Verschiedenheiten herrschen, die auf einen Grundplan zurückzufüh-
ren einer späteren Zeit vorbehalten sein muss. Jedenfalls dürfte es noch nicht
an der Zeit sein, über das Vorhandensein oder den Mangel einer Oeffnung des
Vol. XXVII. 52
410 Karl Gegenbaur,
Luftsackes ein generelles Urtheil zu lallen, und am wenigsten möchte ich meine
Beobachtung als die Grundlage eines solchen Urtheils ansehen. Für den übri-
gen Bau der Luftblase sei hier nur das Vorkommen einer elastischen Membran
an der inneren Blase angeführt und nochmals erwähnt, dass von den dem un-
teren Ende der inneren Blase aufsitzenden verästelten Gebilden der Rh. filiformis
keine Andeutung zu linden war. Der ziemlich ansehnliche Raum um die ganz
glatte Oberfläche jener Blase war vielmehr mit Fluidum gefüllt und communi-
cirte mit dem Centralcanale des Stammes.
Die polypenförmigen Mägen (Fig. 49. «) massen an Länge G"\ und jeder
von ihnen war nahe an seinem Ursprünge vom Stamme mit einem Fangfaden
(b) versehen. Bei einigen war der letztere gerade gestreckt, bei anderen spi-
ralig gewunden. Von seinem Ursprünge bis zum Ende war er mit dicht ste-
henden, einzeilig entspringenden secundären Fädchen besetzt, die alle, von der
einfachen Knospe an bis zu einer Länge von §■'", als kleine Blinddärmchen er-
schienen und einen Canal einschlössen als Abzweigung eines den Hauptfaden
durchziehenden, aber excentrisch gelagerten Hohlraumes. Im Epithelium der
Fädchen fanden sich dicht gelagerte runde Nesselzellen. und zwar um so reich-
licher, je älter das Fädchen war. Am meisten waren sie gegen das Ende ge-
häuft. Besondere Nesselorgane, Nesselknöpfe, sind nur nicht zu Gesicht ge-
kommen, obschon alle vorhandenen Fangfäden genau darauf untersucht wur-
den, und die einzelnen Hauptfäden von solcher Länge (bis zu 1") waren, dass
von den zahlreich ihnen ansitzenden secundären Fädchen wenigstens die äusser-
sten eine gewisse Keife versprachen. Es fehlte — mit einem Worte — selbst
jede Andeutung, dass hier durch Modificationen der Wandungen und Bildung
eines besonderen Nesselzellenbelegs jene eigenthümlichen , für die blasentra-
genden Siphonophoren charakteristischen Fangorgane hervorgehen würden. Da
auch nicht wohl an ein Abgerissensein der Enden der Fädchen zu denken war,
diese vielmehr immer ihren Beleg runder Nesselzellen (jenen sehr ähnlich , die
ich in den merkwürdigen Fangorganen der Rh. filiformis aufgefunden hatte) auf-
wiesen, so darf ich wohl annehmen, dass es hier bei dieser einfachen Form
— a:ewissermassen der Grundform aller Fangfadenbildung — sein Bewenden
Neue Beiträge zur näheren Kenniniss der Siphonophoren. 41 1
haben wird, und dass der einfache Nesselzellenbesatz die complicirten Batterien
anderer Physophoriden ersetze. Es ist diese Annahme um so wahrscheinlicher,
als ja auch bei Rh. filiform® keine eigentlichen Nesselbänder oder Nesselbatterien
vorkommen.
Von Geschlechtsknospen habe ich mit Bestimmtheit nur die männlichen
beobachtet, so dass dadurch nur ein Theil der Lücke ausgefüllt wird, die ich
in meinen ersten Beiträgen für die in Hede stehende Gattung lassen musste,
indem von Rh. /iliforniis mir nur ganz junge Sprossen, die ich als Geschlechts-
gemmen deutete, bekannt geworden sind. Die beobachteten Gemmen sitzen
in mehlfachen laxen Traubchen (Fig. 40) direct am Stamme der Colonie. Die
ältesten Knospen stellen kurz gestielte Bläsehen dar (Fig. 48), die von ovaler
(iestalt sind und dem Stiele gegenüber in eine kurze schnabelartige Spitze sich
ausziehen. Man unterscheidet eine äussere, dem Mantel anderer medusoiden
Siphonophorentheile homologe Umhüllung (Fig. 48.«}, die nirgends eine Oeff-
nung besitzt, dann im Innern derselben eine länglich runde, um vieles kleinere,
eine feingranuläre Substanz umschliessende Blase, den Geschlechtskolben (6),
der in seiner Achse von einem aus dein Stiele sich verlängernden ("anale (c)
durchsetzt wird. Er erreicht niemals das Ende der Blase, und erscheint meist
spindelförmig oder kolbenförmig erweitert Die äussere Kapselhülle ist homo-
gen, hyalin, ohne Gefässcanäle. Sie steht an den älteren Knospen immer be-
trächtlich vom Geschlechtskölben ab, während an den jüngeren ein enger, dich-
ter Anschluss stattfindet, so dass die Knospen dann jenen ähnlich erscheinen,
wie sie von Stephmomia, Alhuri/biii und manchen Diphyiden bekannt sind.
Schliesslich erwähne ich noch, dass auf einem Exemplare der Uli. Eysen-
hardlii eine zwar abgelöste, allein nicht leicht auf eine andere Siphonophore be-
ziehbare Geschlechtstraube sich fand, die aus länglichen, des Schnabelfortsatzes
entbehrenden, mit dicht anliegender Hülle versehenen Knospen bestand, die die
nemlichen Theile wie die vorher beschriebenen erkennen Hessen (Fig. 47). Der
den Centralcaual (r) umgebende Inhalt bestand jedoch aus ziemlich grossen po-
lyedrischen Zellen, die vielleicht als Eier anzusprechen sind, so dass die be-
treffenden Knospen die weiblichen Generationstheile der Rhizuphym vorstellen
52*
412 Karl Gegenbaur,
könnten. Die an diesem Exemplare sitzenden Gemmen bestätigten meine Ver-
muthung einigermassen , indem sie, obschon nicht völlig entwickelt, Formen
aufwiesen, die sich an die jüngsten der abgelösten Trauben anschlössen.
5. ATHOUYB1A.
Die zu den Physophoriden mit verkürztem Stamme gehörige Gattung Atho-
ii/bia, durch die zierlichen Verhältnisse ihrer Theile den schönsten Formen der
Siphonophoren beizuzählen, ist in neuerer Zeit bekanntlich von Kölliker nä-
her untersucht worden. Es war A. rosacea Esch.. die dadurch in die Beine der
genauer bekannten Arten tritt. Von dem, was mir aus eigener Anschauung
von Athorybk rosacea bekannt ist und was Kölliker darüber mitgetheilt hat.
weicht eine in mehreren ziemlieh gut erhaltenen Exemplaren mir vorliegende
Form ab, so dass ich selbe jedenfalls als eine verschiedene Art betrachten
muss. Da ich sie auf Athonjbia heliantha Q. <k G. beziehen zu müssen glaube,
wird es gerechtfertigt sein, diesen Namen liier gelten zu lassen.
ATHORYBIA HELIANTHA Q. & G.
(Egg. 43. 44.)
Die Grössen Verhältnisse wie die Anordnung der Anhänge des kurzen, wohl
am richtigsten kegelförmig genannten Stammes sind im Ganzen wie bei A. ro-
sacea, so dass ich die Beschreibung sogleich mit den einzelnen Theilen begin-
nen kann.
Die Form des Luftsacks ist länglich, oval, bei einem Exemplare war er
tief in den Fühlerkranz eingezogen , bei einem anderen frei vorstehend , so dass
er in der Flüssigkeit flottirte; die obere Hälfte ist rothbraun pigmentirt.
Die Deckblättchen sitzen in einer doppelten Spiraltour am Stamme, dicht
unter dem Stiele der Luftblase und sind in Uebereinstimmung mit den Angaben
von Quoy und Gaimard von Zolllänge und etwa 2'" breit. Nach beiden En-
den verschmälern sie sich und am freien Ende erscheinen sie fein zugespitzt.
Dabei zeigen sie eine sanfte Biegung nach der Fläche. Ihrer Länge nach wer-
den sie von einem blind geendigten Canale durchzogen.
Netie Beiträge zur näheren Kenntniss der Siphonopboren. 413
Dienach Kölliker den Deckblättchen der A. rosarea zukommenden Nes-
selzellen, welche dort fünf bis sechs Längsreihen bilden, vermisste ich; dagegen
fand ich überall, auf Ober- und Unterfläche, das schönste Pflasterepithel aus
einer Lage hexagonal gestreckter; oft spindelförmig zu nennender Zellen, deren
Längenachse jener des Blättchens entsprach.
Den unteren Theil des Stammes nehmen die Taster, die polypenartigen
Mägen und die Fangfäden ein.
Die bei weitem grösste Zahl der Anhänge wird durch die Taster oder Füh-
ler gebildet. Sie kommen mit denen der A. rosacea überein, sowolü was Gestalt
als feineren Bau betrifft; das äussere, den Muskelschlauch überziehende Cylin-
derepithel ist aber nicht nur gegen che Spitze hin, sondern auf der ganzen Ober-
fläche entwickelt. An dem Ende liegen, die von Kölliker bei Ä. rosacea als
retractil bezeichnete Spitze umkränzend, acht bis zwölf grosse elliptische Nes-
selzellen zwischen den Elementen des Epithels*). Manchmal hatten die Zellen
schon explodirt, dann fand sich die leere Kapsel mit einem der Kapsellänge fast
gleichkommenden dünnen Anhange versehen, von dem der gerade gestreckte
Nesselfäden seinen Ursprung nahm. Am Beginne des Fadens zeigten sich zahl-
reiche, fast wie spiralig angeordnete feine Häkchen, die gegen die Mitte des
Fadens zu aufhörten (Fig. 44).
Die Zahl der Mägen war bei beiden Exemplaren verschieden und es lässl
sich auch bei jedem einzelnen Exemplare che Summe derselben nicht angeben,
da die jüngeren Formen nur unter dem Mikroskope von den Tastern unter-
scheidbar sind. Die höchste Zahl schien acht zu sein. Sie Sassen mehr gegen
die Üüterfläche des Stammes, und zwar so, dass die grössten dem Centruin am
nächsten waren. An der Basis eines jeden Magens, nicht neben ihm, wie von
A.rosaceu angegeben ist, entspringt ein Fangfaden, der zahlreiche, auf seeun-
*) Die von Kölliker gegebene Abbildung des Tasterendes ist bezüglich der Lage der
Nesselzellen sicher unrichtig. Ich ersehe aus einer Zeichnung eines Tasters der A.
rosacea, dass die Nesselzellen ganz so wie bei A. helianlha eingebettet sind. Damit
stimmt auch alles übrige, was über die Lagcrungsverhältnisse der Nesselzellen — ei-
gentümlichen Epithelialzellengebilden — bekannt ist.
414 Karl Gegenbaur.
dären Fädchen sitzende Nesselknöpfe trägt, die von denen der A. rosacea ver-
schieden gebaut sind.
Man unterscheidet an jedem Nesselknopf (Fig. 43) erstlich einen rundlichen
oder auch oval geformten Körper (b), dann einen von diesem seitlich ausge-
henden Fortsatz und endlich drei vom Ende des Fortsatzes entspringende An-
hänge, die sich, wie bei Agglma, als eine birnförmige, mittlere Blase und als
ein paar einander gleich gebauter Fäden herausstellen. Jeder der secundären
Fangfäden theilt sich also nicht, wie bei A. rosacea, in zwei, verschiedene Be-
standteile des Nesselknopfes tragende Anstehen . sondern läuft in ein einheit-
liches, ganz den Typus der Nesselknöpfe von Agalma zeigendes Gebilde aus,
welches jedoch in einem Stücke an die Nesselknöpfe der A. rosacea erinnert: da-
durch oemlich, dass die dort vollendete Tkeilung durch den dem Nesselknopf-
körper ansitzenden Anhang angedeutet wird. So vermittelt also A. heliantha
den etwas eigentümlichen Bau der Nesselknöpfe ihrer Schwesterart mit den
verbreiteteren und einfacheren Formen der Agalmen.
Noch auffallender wird diese Vermittlung durch einzelne, offenbar jüngere
Formen von Nesselknöpfen zu Stande gebracht, bei denen der erwähnte Fort-
satz eine terminale Stellung hatte, so dass seine drei Anhänge direct dem Ende
des Nesselknopfes anzusitzen schienen. Die Form des Nesselbandes war in sol-
chen Fällen jenen der Diphyiden nicht unähnlich, woraus sich abnehmen lässt.
dass das Wesentliche des Formunterschiedes zwischen den jüngeren und älte-
ren Nesselknöpfen eben nur auf den Entwickelungsgrad des Bandes sich grün-
det, und daraus darf wold weiter geschlossen werden, dass die Knöpfe der A.
rosacea in ihren jüngeren Zuständen denen der A. helianlha ähnlich sein möchten.
In dem Körper jedes ausgebildeten Nesselknopfes liegt in 2^ maliger Spi-
ralwindung das Nesselhand, dessen unteres Ende noch eine Strecke weit in den
unteren Fortsatz hineinragt (Fig. 43. c). Es wird aus dünnen, stäbchenförmigen,
etwas gebogenen Zellen zusammengesetzt und hat nach oben und aussen eine
Gruppe beträchtlich grösserer, länglich ovaler Nesselzellen hegen, welche auch
die beiden ersten Windungen des Nesselbandes begleiten können. Der Innen-
fläche des Nesselbandes liegt in mehrfachen Zickzackbiegungen das elastische
Neue Beiträge :nr näheren Kenntnis* tler Siphonophoren. 415
Band an. Sowohl der Fortsatz dos Nesselknopfes als dessen beide cylindrische
Endanhänge (d. </) besitzen zahlreiche kleine Nesselzellen in ihrem Epithelial
Überzüge, und zwar werden zweierlei Formen unterschieden: einmal sehmale,
stäbchenförmige, und dann runde Formen, die zwischen ersteren zerstreut
sind und gegen das Ende der Anhange dichter sich häufen. Jeder der bei-
den Anhange wird von einem Canale durchzogen, der ebenso mit dem den
Nesselknopf vom Stiele (Fig. 43. a) aus durchsetzenden Canale, als auch mit
dem Hohlräume der birnförmigen Blase (e) in Verbindung steht, so dass also
auch diese vom Stamme entferntesten Theile mit der dort befindliehen gemein-
samen Leibeshöhle Beziehungen besitzen. Dieses Hohlsein der beiden Endfäden
erklärt auch die Bedeutung der birnförmigen Blase ganz auf dieselbe Weise,
wie es von Kölliker und mir in Folge directer Beobachtungen der Contraction
und Expansion des Bläschens bei anderen Siphonophoren geschehen ist.
Von Geschlechtsorganen sind nur bei einem Exemplare die zwischen den
Mägen sitzenden traubigen Gruppen gesehen worden, allein die geringe Entwi-
ckelung liess die Einzelheiten der Gemmen nicht erkennen, so dass ich mit die-
ser einfachen Angabe mich begnügen muss. Wahrscheinlich dürften in den
Geschlechtstraüben die geringsten Differenzen von A. rosacea gegeben sein.
Fundort: 34° N.B. 30° W. L
SYSTEMATISCHE TJEBERSICHT DER SIPHONOPHOREN - GENER A.
Von Kölliker, Vogt und Leuckart sind in der letzten Zeit in den
bezüglichen Schriften Eintheilungeu gegeben worden, welchen die Untersu-
chungen jener Forscher zu Grunde lagen, so dass die Siphonophoren dadurch
nicht nur ihren Platz im System erhielten, sondern auch selbst in systemati-
scher, der neu geschöpften Erkenntniss angepasster Ordnung erschienen.
Kölliker suchte, vorzüglich auf den Habitus sein Augenmerk richtend,
die von ihm beobachteten Gattungen in fünf Familien zu bringen, die er als Phy-
sophoridae, Hippopodidae , Prayidae, Diphyidae und Velellidae unterscheidet. Die
erstere trennt sich in drei Untergruppen, von denen die erste die Physophoriden
416 Karl Gegenbaur.
mit langer Leibesachse und Schwimmstücken in den Gattungen Forskulia, Agal-
mopsis und Apolemia umfasst. Die zweite Abtheilung mit kurzer Leibesachse und
Schwimmstücken bildet Physophora, und die dritte mit kurzer Leibesachse ohne
Schwimmstücke: Alhun/bin. Die Hippopodidae begreifen zwei Genera: Uippopo-
dius und Vogtia. Die dritte Familie begreift Praya., die vierte Diphyes und Abyla,
die fünfte endlich Velella und Porpita.
Im Systeme von Vogt treffen wir Apolemia, Agahma und Physophora als
Familie der Agalmiden vereinigt, Diphyiden und Hippopodiden , Athorybiden,
Physaliden und Velelliden als selbständige Familien.
Von Leuckart*) werden fünf Familien für sämmtliche Siphonophoren
aufgestellt und mit sorgfältiger Verwerthung der verschiedenen Charaktere für
jede Familie in besondere Gruppen getheilt, welche wiederum sehr übersicht-
lich sich nach den Gattungen und Arten zerspalten. Doch sind es nur die von
ihm selbst untersuchten, welche jene genaue Berücksichtigung erfahren. Er
bildet aus den von Kölliker in zwei besondere Familien gebrachten Diphyiden
und Hippopodiden die Familie der Calycophoridae, gleichwertliig mit den Pjiysopho-
ridac, IViizophi/siduc, Physatidae und VeleUidae, An einem anderen Orte**) wer-
den diese Familien, zumeist wohl aus Gründen, die der Zweck des Buches vor-
schrieb, mehrfach modificirt, und es sind namentlich die Rhizophysen den Phy-
sophoriden untergeordnet.
So ist also mit Ausnahme der Velelliden , denen alle Autoren gleich ge-
recht geworden sind, keine einzige Familie (denn die PhysaÜdae sind nur von
Vogt und Leuckart erwähnt) durchgehend festgehalten , vielmehr zeigen
sich die mannigfaltigsten Schwankungen in der Fassung der Charaktere. Unter
solchen Umständen wird es mir erlaubt sein , das eigene Material mit dem der
genannten Autoren vereinigt in einer systematischen Gattungs - Uebersicht zu
verwerthen. Ich glaube am natürlichsten sämmtliche Siphonophoren in fünf
Familien zu theilen, denen allgemeine, das ganze Wesen der Colonie beein-
*) Siphonophoren von Nizza S. 7.
. **) Nachträge und Berichtigungen zu dem ersten Bande von J. van der Hoeven's Hand-
buch der Zoologie S. 40.
Neue Beiträge zur näheren Kermfniss der Siphonophoren. 417
Aussende Merkmale zu Grunde liegen. Es sind die Velelliden, Physaliden,
Physophoriden, ffippopodiden und Diphyiden.
I. VELELLIDAE*).
Abgeflachte . scheibenförmige Thierstöcke mit einer Luft-
kammern einschliessenden knorpelartig festen inneren Schale
als hydrostatischem Apparat tu Mitte der ühferfläche der
Scheibe sitzt ein grosser polypenartiger Magen , der von jün-
geren, kleineren unigeben ist. Zu äusserst nahe am Schei-
benrande ein Kranz von Tentakeln. Keine locomotorischen
Individuen.
a) Körperscheibe oval oder in einige stumpfe Ecken ausge-
zogen, oben mit einem schräg verlaufenden, senkrech-
ten Kamme versehen Velella.
I») Körperscheibe kreisförmig, ohne Kamm Porpita.
II. PHYSAL1DAE.
Längs des ganzen Stammes ein weiter lufthaltiger Sack,
der dem Stamme eine fasl horizontale Richtung gibt. Die An-
hänge sprossen in einer oder zwei Reihen Physalia.
III. PHYSOPHORIDAE**).
Am Ende des Stammes ein kleiner Luftsack.
Stamm verkürzt, mit Deck-
slücken Aihorybia.
a) ohne Schwimmglocken /
I Stamm lang, ohne Deckstü-
cke Bhizophysa.
*) Die morphologische Reduetiou des Organismus der Velellen auf jenen der übrigen
Siphonophoren, namentlich der Physophoriden, hat Leuckart sehr glücklich dar-
gestellt (vergl. Siphonophoren von Xizza. S. 111. 112. Taf. III. Figg. 22. 23).
**) Ich nehme diese Familie in demselben Sinne wie Eschscholtz (op. cit. S. 141),
Vol. XXVII. 53
418
Karl Gegenbaur,
Schwimmglocken mehrzellig Stoß
lanomta.
(Forskalia Köll.)
b) Mit
Schwimm-
glocken
Stamm unter
der Schwimm-
säule verkürzt
Steplianospira.
Schwimm-
glocken
zweizeilig
\ Stamm lang
Stamm deutlich
spiralig, ohne
Taster . .
Stamm schei-
benförmig,
mit Tastern . Physophora.
I Anhänge des
Stammes in
regelmässi-
gen Abstän-
den gruppirt Apolemia.
Anhänge des
Stammes un-
regelmässig
vertheilt . . Agalma.
IV. HJPPOPODIDAE.
Schwimmsäule ohne Luftblase, Schwimmglocken zwei-
zeilig, Stamm verlängert, retractil, ohne Deckstücke . . .
Hippopodius *).
nur mit der Beschränkung, dass ich die Gattungen Hippopodius und Physalia aus-
schliesse, jede als Repräsentanten einer besondern Familie ansehend. Bezüglich der
ersteren Gattung ist auch Leuckart derselben Ansicht. So umfasst also die Familie
der Physophoriden dem ersten Anscheine nach zahlreiche verschiedene Formen; allein
es zieht sich eine gewisse Gleichartigkeit des Habitus durch sie, welche vorzüglich
durch die dem Stamme eine senkrechte Stellung verleihende terminale Luftblase be-
dingt ist. Wollte man die Länge des Stammes, das Vorhandensein oder Fehlen der
Schwimmglocken sowie anderer Anhänge zur Eintheilungsbasis nehmen, so würde
jedes Genus unzweifelhaft eine Familie repräsentiren müssen.
*) Zur Gattung Hippopodius glaube ich auch die von Kölliker aufgestellte Gattung
Neue Beiträge zur näheren Kenntnis* der Siphonophoren. 419
V. D1PHYIDAE.
Am vorderen Ende des langen Stammes sind zwei Schwimm-
stücke angebracht.
Die Anhänge am Stamme bilden regelmässige Gruppen, in-
dem stets ein Magen mit Fangfaden und Geschlechtsglocke unter
einem Deckstücke vereinigt ist.
a) Schwimmglocken mit abgerundeter Oberfläche, neben einan-
der gelagert Pmya.
I Schwimmglocken gleich
gross, die vorderste
stets zugespitzt . . Dvphy.es.
b) Schwimmglocken mit kantiger ]
Oberfläche, hinter einander . ] Die hintere Glocke stels
grösser als die vor-
dere , letztere oben
abgeflacht .... Äbyla.
Vogtia rechnen zu dürfen, da sie in nichts weitcrem als in der Form der Schwimm -
stücke sich unterscheidet. Es sind die letzteren fünffach zugespitzt; in der Aufrei-
hung am Stamme und der Iiieinanderfügung kommen sie mit llippopoditis völlig über-
ein, so dass die von Kö'lliker gegebene Abbildung, wie auch der Verfasser selbst
vermuthet, das wirkliche Verhältniss keineswegs richtig darstellt. In meiner ersten
Arbeit habe ich die Gattung l'ogtiu deshalb angenommen, weil ich das Kö'lliker 'sehe
Werk noch nicht vollständig kannte, und daher nicht wissen konnte, inwiefern die
von mir zwar beobachtete, allein bezüglich der Anhänge nicht näher untersuchte
Siphonophore von Hippopodius abweicht.
53'
1/3 *A *
420 Karl Gegenbaur,
Erklärung der Abbildungen.
Tat. XX \ II.
Fig. 1. Abyla trigona Q. & G., von der Seite gesehen.
A. vorderes, B. hinteres Schwimmstück.
a. Schwimmsack des vorderen, b. des hinteren Schwimmstücks. «'. b' Mün-
dungen der Schwimmsäcke, c. Saftbehälter, d. Anfang des Stammes.
e. Ein Stück Stamm, mit den Gruppen der Einzelthiere besetzt.
- 2. Hinteres Schwimmstück von vome.
a — e. Vorsprünge um die Mündimg des Schwimmsacks. /'. g. Insertions-
stücke.
- 3. Dasselbe von der Seite.
u. b. c. d. /'. (j. wie Fig. 2. d. a". vorspringende Lamelle auf der hinteren
Seite des Schwimmstücks , mit einer anderen a", b" den Austrittscanal
(Durchlass) für den Stamm bildend.
- 4. Dasselbe von unten. Bezeichnung wie in Figg. 2 und 3.
- 5. Vorderes Schwimmstück von der Seite.
- 6. Dasselbe von vorne.
- 7. - - oben.
- 8. - - unten.
(In Figg. 5 — 8 bezeichnen a — f die verschiedenen Begrenzungsflächen des
Schwimmstücks, a die Mündung des Schwimmsacks.)
Tai". XXVI11.
- 9. Ein Stück Stamm von Abyla trigona mit zwei Gruppen von Individuen (Eu-
doxia trigbnae).
(Von der unteren Gruppe ist nur das Deckstück abgebildet.)
a. Deckstück, b. Geschlechtsglocke. U. Mündimg derselben, von den za-
Neue Beiträge :><>■ näheren Kenntniss der Siphonophoren. 421
ekenförmigen Ausläufern der Längskanten umgeben, c Saftbehälter.
<■'. Fortsetzung der Stammeshöhle in den vorderen Theil des Deck-
stücks. (/. Schwimmsack der Geschlechtsglocke, e. Stamm, e. Abge-
rissenes Ende des Stammes. /'. Magen, g. Knospen der Fangfäden.
Fig. 10. Eudoxia trigonae von vorne.
a. Deckstück. «'. Ausschnitt im oberen Rande desselben, b. Geschlechts-
glocke, b'. Mündung derselben, d. Schwimmsack.
- 11. Dasselbe von hinten. Bezeichnung wie in Fig. 10.
- 12. Isolirtes Deckstück schräg von der Seite.
a. vordere Wölbung. «". hintere untere Kante, c Saftbehälter.
- 13. Eudoxia prismatica Gbr. von der Seite.
a. Deckstück, a. Ausschnitt desselben, b. Geschlechtsglocke, b'. Mündung
derselben, c. Saftbehälter, c'. c". Fortsätze desselben, d. Schwimm-
sack. <). Generationsorgan.
- 14. Geschlechtsglocke von Eudoxia prismatica von vorne gesehen.
/>. Mündung des Schwimmsacks, d. Schwimmsack. y. Generationsorgan.
g'. Höhlung in demselben.
- 15. Deckstück von oben.
c. Saftbehälter, r. Fortsatz desselben nach vorne.
- 16. Deckstück von vorne.
d. Ausschnitt.
Tat'. XXIX.
- 17. Abyla pentagona Q. & G. von der Seite.
A. vorderes, B. hinteres Schwimmstück.
a. b. c d. Flächen des vorderen Schwimmstücks, d. b'. c. d'. e. Kanten des
hinteren Schwimmstücks. /'. Schwimmsack des vorderen Schwimm-
stücks, y. Saftbehälter. /'. Stamm. //. Schwimmsack des hinteren
Schwimmstücks.
- 18. Abyla pentagona von hinten.
Bezeichnung wie Fig. 17.
d. a". V. b". Begrenzung des Austrittscanais des Stammes.
- 19. Unteres Schwimmstück von der Unterseite.
</. b. c. d. e. Kantenvorsprünge. /'. Mündung des Schwimmsacks.
Taf. XXX.
- 20. Abyla perforata Gbr.
A. vorderes, B. hinteres Schwimmstück.
422 Karl Geg-enbaur.
a. Schwimmsack des ersteren. a. Mündung, b. Saftbehälter, c Stamm
der Colonie. d. Schwimmsack des hinteren Schwimmstücks, d'. Mün-
dung.
Fig. 21. Vorderes Schwimmstück von oben.
o. Schwimmsack. d. Mündung, b. Saftbehälter.
- 22. Unteres Ende des vorderen Schwimmstücks von Diphyes aaminata Lt.
a. Mündung des Schwimmsacks, b. vorspringende Kante, c. r. d. Sculptur
an der Einfügesteile des hinteren Schwimmstücks.
- 23. Diphyes campanulifera Q. & G.
A. vorderes, B. hinteres Schwimmstück.
ii. Schwimmsack. <i'. Mündung desselben im vorderen b. Schwimmsack und
b'. Mündung desselben im hinteren Stücke, c Stamm.
- 24. Hinteres Schwimmstück von der Seite.
b. Schwimmsack. />'. Mündung, e. Vorsprung am Durchlasscanale. c. Aus-
schnitt an demselben, d. Insertionsstück.
- 25. Dasselbe Schwimmstück von hinten.
Bezeichnung wie Fig. 24.
- 26. Vorderes Schwimmstück, seitlich gesehen.
a. Schwimmsack. (/'. Mündung, b. Sculptur von der Einfügestelle d. c. Saft-
behälter.
- 27. (auf Taf. XXIX). Sculptur der Mündung des vorderen Schwimmstücks von
Diphyes Steenstrvpii Gbr.
a. Lamelle vor der Insertionshöhle.
- 28. (auf Taf. XXIX). Sculptur der Mündung des hinteren Schwimmstücks von Di-
pltyes Steenstrupii.
a. a. Flügeiförmige Fortsätze.
- 29. (auf Taf. XXIX). Querdurchschnitt des oberen Schwimmstücks.
</. Schwimmsack. b. Insertionshöhle.
- 30. Diphyes Sarsii Gbr.
A. vorderes, B. hinteres Schwimmstück.
Bezeichnung wie Fig. 23.
- 31. Individuengruppe von demselben.
a. a. Stamm, b. Deckstück, c. Geschlechtsorgan.
Taf. XXXI.
- 32. Pkysopkora bydrostatäca Forsk.
a. Achse der Schwimmsäule, b. Luftblase, c. Schwimmglocken, d. Taster.
e. Mägen. /'. Fangfäden, g. Geschlechtstraube.
Neue Beiträge zm näheren Eermtnies der SipJionophoren. 423
Fig. 33. Zwei Schwimmglocken in ihrer Befestigung am Stamme.
a, Mündung der Schwimmglocken. b. seitlicher Fortsatz des Mantels, c. un-
terer senkrechter Fortsatz des Mantels, d. Ausläufer der um den Stamm
e. e. laufenden Spiralfalte /'.
- 34. Schwimmglocke von unten.
«. Mündung, b. />. seitliche Lappen, c. Theilungsstelle des Gefässcanals.
d. Mantelfortsatz.
- 35. Schwimmglocke von oben.
Bezeichnung wie Fig. 34.
- 36 — 42. Entwickelungsschema der Fangfäden.
o. Canal. b. Nesselzellenband. c. gelbe Nesselzellen, d. Ampulle des Fang-
fadencanals. e. Ende des Fangfadens.
Taf. XXXII.
- 43. Nesselknopf von Athorybia Iieliantka.
(i. Stiel. «'. in demselben verlaufender Canal. b. Körper des Nesselknopfes.
c Ende des Nesselbandes im Fortsatze des Körpers, d. d. Endanhänge.
e. Terminales Bläschen.
- 44. Nesselzellen von der Spitze eines Tasters von Athorybia heliantha.
- 45. Fangfadenstück von Agalmn (Jkcnii.
A. Fangfaden, u. o. secundäre Fäden, a'. Anschwellung eines derselben
mit einer Erweiterung des Canals. c. Nesselknopf, d. d. Endanhänge.
e. terminales Bläschen.
- 4(j. Männliche Geschlechtstraube von Ktdzophysd Eyserüiai'dtü.
- 47. Weibliche Geschlechtsknospe von derselben.
- 48. Männliche
- 49. Magen « mit Fangfaden b von derselben.
. 50 — 52. Deckstücke von Agalma Okenii.
,,. b. c. Stiel.
rn-n>xm.
- 53. Stephanospira insignis.
n. Luftsack. b. Stamm der Schwimmsäule, c. Saum für die Insertion der
Schwimmglocken. </. Spiraliger Kürperstamm. e. Mägen. /'. Ge-
schlechtstrauben.
- 54. Taster mit Geschlechtsgemmen von Stephanospira insignis.
a. äusserer, b. innerer Taster, c. männliche Geschlechtsgcmmen. */. weib-
liche Gemmen, e. Fangfaden aus dem inneren Taster hervorgehend.
424 Karl Gegen baur, Neue Beiträge zur näheren Kennlniss der Siphonophoren.
Fig. 55. Stück eines Fangfadens von Stcphanospira insignis.
A. Fangfaden, n. a. secundäre Fädchen. b. grosse Nesselzellen, r. Nes-
selband.
- 56. Weibliche Geschlechtsgemme von derselben Art.
a. Hülle, b. Ei. c. Keimbläschen mit Keimfleck.
- 57. 58. Zwei junge Schwimmglocken von einer Agalma.
a. Stiel. «'. Anschwellung desselben als hintere Grenze der Glocke b.
- 59. Gewebe des hyalinen Schwimmglockenmantels von Hippopodius.
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Vol. 22
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