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Full text of "Neue Jahrbücher für Philologie und paedagogik"

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JAHRBÜCHER 



für 



Philologie und Pädagogik, 

oder 

Kritische Bibliothek 

für das 

Schul- und Unterrlcbtswcscn. 



In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten 

begründet von 

M. Joh. Christ. Jahn. 

Gegenwärtig herausgegeben 

▼OD 

Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig 

und 

Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma. 




ZWANZIGSTER JAHRGANG. 

Sechzigster Band. Erstes Heft. 



Leipzig, 1850. 

Druck und Verlag von B. G. Teubner. 



4 Alte Geschichte. 

In Mytilene war Aehnliches so eben durch Piüakog geschehen. 
Der Verf. bespricht nun zuerst die Seisachtheia. Androtion 
hatte dieselbe auf die Erleichterung der Zinsen und Veränderung 
des Geldwerthes beschränkt; die Meisten dagegen sahen in ihr 
ndvxoav ofiov tcov övpßoXatcw ävalgBöig, und stützten ihre An- 
sicht auf Solon's eigene Worte; sie betrachteten den Ausdruck 
der Seisachtheia als einen blossen Euphemismos für das verhasste 
Wort der goscav anoxonij. Wäre dem vielleicht so, wozu die 
Veränderung des Geldwerthes 1 ? Andererseits aber meint der 
Verf., dass Solon den Gedrückten mehr, als was Androtion andeu- 
tet, gegeben, und unmittelbare Abhülfe gebracht habe. Die in 
Schuldknechtschaft Verfallenen wurden sofort frei ; die Schuld- 
knechtschaft für alle Zeiten aufgehoben; das verpfändete Land 
au freiem Eigenthum zurückgegeben. Die Geldverändcrung ge- 
schah zu Gunsten der reichen Schuldner. So der Verf. Ge- 
wiss war die Seisachtheia ein grosses Ercigniss 9 und, wie sie 
vollendet war, eine wahre Versöhnung des Volkes; über ihr Maass 
ist Zweifel möglich, ihre Wirkung ist unzweifelhaft gross und 
herrlich ; denn — ihr ist keine zweite gefolgt. 

Eine gleiche Ungewisshcit wie über die Seisachtheia ist auch 
über das Verfassungswerk des Solon ausgebreitet, besonders weil 
Solonisches und Nachsolonisches vielfach verwechselt worden ist; 
es war namentlich bei den Rednern natürlich , dass sie den Namen 
Solon's einer weniger bekannten Auctorität vorzogen. Fest steht 
die Eintheilung nach den Vermögensclassen , wenn auch über 
die Höhe einer oder der andern ein Zweifel obwaltet; wir sehen 
auch , wie aus der ersten Classe die Archonten gewählt werden, 
aus denen dann wieder der Areopag besetzt wird , der Rath nur 
aus den drei ersten Classen, wie, was Aristoteles geradezu aristo- 
kratisch nennt, die agxal atgetal blieben, der Demos dagegen zur 
Volksversammlung und zu den Dikasterien zugelassen wurde; wie 
viel andere Fragen bleiben uns aber ungelöst? Welche Stellung 
hatten die 9 Archonten? in welchem Verhältniss standen sie zu 
den Dikasterien , in welchem zum Rath? Wie war die Macht der 
Ekklesia beschränkt? Durfte in ihr über eine Sache abgestimmt 
werden, die nicht der Berathung der 400 unterlegen hatte? So- 
lon's Verfassung war, wie Herodot schrieb, schon eine antiquirte 
und zum Theil vergessene; sie hatte die 100 Jahre nicht überlebt, 
welche die Athener sich verpflichtet haben sollen sie zu halten. 
Der Demokratie gegenüber, welche Kleisthenes begründete, muss 
die solonische Verfassung noch als strikte Aristokratie gelten ; der 
Demos, sagt Herodot, war bis dahin cc7icoö^Bvog^ gleichwohl waren 
in ihr alle Bedingungen gegeben, welche den Demos zur vollen 
Herrschaft führen mussten. Ueber alle von uns angedeuteten 
Punkte wird man gern die eindringenden und besonnenen Erörte- 
rungen des Verf. verfolgen. Er wendet sich nun zu der gesetz- 
gebenden Thätigkeit Solon's und begleitet dann den Solon auf 



George Grote: History of Greece. II. 5 

Beinen Reisen und au seinen letzten durch PeisistratcV ehrgeizige 
Bestrebungen getrübten Lebensjahren. Bei dieser Gelegenheit er- 
klärt der Verf., gleich Niebuhr , die berühmte Zusammenkunft dee 
Solon mit Krösus für eine historische Unmöglichkeit. Die Zeit 
einer chronologisch sicheren Geschichte ist noch fern, und die 
Phantasie hat Raum die Fülle, Personen der Vorzeit, deren Na- 
me besonders hell leuchtet, auf sinnreiche Weise zu verbinden. 
Diessist, beiläufig bemerkt , eine Corruptel der Geschichte, die 
noch später immer aufs Neue wiederkehrt. 

Cap. 12 führt uns nach £ u b ö a und zu den Kykladen hinüber. 
Was uns in dem Zeiträume der sporadischen Geschichte hier be- 
sonders entgegentritt, ist, da die Ausbreitung des Ionismus über 
diese Räume noch in die vorgeschichtliche Zeit fällt, 1) das Em* 
porblühen von Delos , von dem uns der homerische Hymnus aof 
Apoll ein glänzendes Bild giebt; 2) der Krieg um das Identische 
Feld, der erste nach Thukydides, welcher eine grössere Bedeu- 
tung erhielt, und 3) die euböische Skala des Gewichts und der 
Münze , über welche das metrologische Werk Böckh's zu verglei- 
chen ist. 

Capitel 13 behandelt die asiatischen Ionier. Die Colo- 
nisation loniens ist vou der Sage mit einem einheitlichen Charakter 
ausgestattet, den diese Colonien erst im Verlauf vielleicht von 
Jahrhunderten bekommen haben. Es sind von vorn herein ver- 
schiedene Volkselemente hier hinein zusammengeflossen: Abanten 
aus Euböa, Minyer aus Orchomenos, Kadmeer, Dryoper, Phokier, 
Molos8er , arkadische Pelasger und Dorier von Epidaurus ; Hero- 
dot legt einen besonderen Accent sowohl hierauf, als auf die 
Unterschiede in der las. Offenbar haben wir Ansiedlungen vor 
uns, welche nicht nach einem Plane und unter einem Impuls be- 
gründet sind, sondern verschiedenen Völkern und Zeiten ange- 
hören. Die Einheit bildete sich später, und zwar durch diejenigen, 
welche vom Prytaneion Athens ausgegangen waren. So wie die 
Orte in diese Vereinigung eintraten, erhielten sie Oekisten am 
dem Geschlechte der Kodriden , zu denen Herodot auch Glaukl- 
den setzt. Es ist leicht begreiflich , dass die Gefahr von Seiten 
der eingeborenen Völker diese Städte nöthigte zusammenzuhalten 
und geschlossen zu bleiben ; diese Notwendigkeit führte sie dem 
lonismus zu; beiSamos und Chios fand diess Bedürfniss nicht statt; 
sie traten daher, ohne kodridische Oekisten erhalten zu haben, In 
den Bund ein. Ob ein König, ähnlich wie in Attika , an der Spi- 
tze des Bundes stand, so dass das ßaöiksiov täv 'IcAvcov in Ephe- 
808 sich befand , oder ob die einzelnen Städte unter besonderen 
Königen standen, wollen wir gern dahingestellt sein lassen. In 
die Geschichte der einzelnen Städte können wir dem Verf. nicht 
folgen. — In gleicher Weise spricht der Verf. im 14. Cap. über 
die äolischen, so wie im 15. Cap. über die dorischen Nie- 
derlassungen in Kleinasien. Jene ersteren werden , wie die ionl- 



Q • Alte Geschichte. 

•eben , von der Sage als ein einheitliches Unternehmen gefasst, 
das unter den Nachkomme» des Orestes ausgeführt wurde. Der 
Verf. erinnert hiergegen , dass die Ausbreitung des Hellenenthums 
in diesen Gegenden und bis zum Hellespont hinauf allmälig ge- 
schah, und noch in der historischen Zeit sich fortsetzte; wir kön- 
nen hinzusetzen, vermuthlich mit um so besseren Erfolgen, weil 
hier keine bedeutende einheimische Macht den vordringenden 
Hellenen entgegentrat, wie sie die Griechen in Karlen und beson- 
ders in Lydien zu bekämpfen hatten. Andererseits diente dieser 
Umstand freilich , die äolischen Städte in einer grösseren Isolirt- 
heit zu erhalten und die höhere geistige Entfaltung in diesen klei- 
nen, in sich gekehrten Städten zu hemmen. Es war vor allen M y- 
tilene, indem höheres Leben sich entfaltete. Bei dem Vor- 
drangen Mytilcne's gegen den Hellespont kam es in einen Kampf 
mit Athen; in welchem Alkäos und Pittakos noch gemeinschaftlich 
kämpften , ohne die Athener an der Occupation des Eingangs zum 
Hellespont hindern zu können. Dieser Ausbreitung nach Aussen 
folgten dann innere Kämpfe , welche den Sturz der alten Aristo- 
kratie zur Folge hatten. Tiefere Blicke in den Geist dieses Ge- 
schlechts lassen uns die Bruchstücke des Alkäos selber thun (wie 
verschieden von denen des Solon!), vor Allem, wie Otfried 
Müller (Rhein. Mus. 1828) ihnen eine Bedeutung hat abzuge- 
winnen gewusst. In dem Schiffskatalog erscheinen allein von den 
kleinasiatischen Griechen die Dorier von Rhodos und den benach- 
barten Inseln, natürlich antieipirt, und auch sie nur, weil sie dem 
Kampfplatze fern lagen , um durch ihre Aufnahme nicht die poe- 
tische Wahrscheinlichkeit zu stören. Der Gegensatz gegen die, 
wie die Denkmale beweisen, glänzende Macht der Kader hat die 
dorischen Niederlassungen zu einer Amphiktyonie veranlasst. 

Von hier aus macht mm der Verf. eine weite Digression zu 
nichtgriechischen Völkern, mit denen die Griechen durch die Ge- 
sebichte in Verbindung gesetzt werden. Er handelt im 16. Cap. 
von den eingeborenen Völkern Kleinasiens. Bissich 
um 700 die Dynastie der Mermnaden mächtig erhob , war in Kleiu- 
asien keine Herrschaft, welche den fremden Ansiedelungen sich 
hätte mit Erfolg widersetzen können. Der Halys trennte Völker 
semitischen Stammes von Nichtsemiten. Unter den letzteren be- 
trachteten sich Karer, Lyder und Myser als verbrüdert, und das 
Heiligthum des Zeus Kariös in Mylasa war daher alleu dreien ge- 
meinschaftlich. Längs der Küste des schwarzen Meeres sind da- 
gegen Bithyner, Mariandyner und Paphlagonen Glieder des thra- 
dachen Stammes. Es ist natürlich , dass die Völker über Helle- 
spont und Bwporos herüber und hiniiberflutheten , und sowohl bei 
Homer, ala in späteren Sagen erscheinen der Nordost von Klein- 
asien und der thracisch-macedonische Norden als eng verbunden. 
Die Päonier nennen sich eiue Colonie der Teukrer, und die Phry- 
ger umgekehrt suchen am Berge Rermios ihre Ahnherren. Der 



4 Alte Geschichte. 

In IM> t ilcnc war A cimlich es so eben durch Pillakog geschehen. 
Der Verf. bespricht nun zuerst die Seisa cht heia. Aiidrotion 
hatte dieselbe auf die Erleichterung der Zinsen und Veränderung 
des Geldwerthes beschränkt; die Meisten dagegen sahen in ihr 
xävTiov ojioü Ttäw «Vflßalattav äfatpso'ig, und stützten ihre An- 
steht auf So Ions eigene Worte; sie betrachteten den Ausdruck 
der Seisachtheia als einen blassen Euphemismos für das verhütete 
Wort der %Qtüv äjroxosnj. Wäre dem vielleicht so, wozu die 
Veränderung des Geldwerthes? Andererseits aber meint der 
Verf., dass Solo» den Gedrückten mehr, als was Aiidrotion andeu- 
tet, gegeben, und unmittelbare Abhülfe gebracht habe. Die in 
Schnldknechtschafl Verfallenen wurden sofort frei; die Schuld- 
knechtschaft für alle Zeiten aufgehoben; das verpfändete Land 
»i freiem Eigcuthum zurückgegeben. Die Geldverändcrung ge- 
schah zu Gunsten der reichen Schuldner. So der Verf. Ge- 
wiss war die Seisachtheia ein grosses Ereigniss, und, wie sie 
vollendet war , eine wahre Versöhnung des Volkes ; über ihr Maass 
ist Zweifel möglich, ihre Wirkung ist unzweifelhaft gross und 
hurrlich ; denn — ihr ist keine zweite gefolgt. 

Eine gleiche Lngewisshcit wie über die Seisachlheia ist auch 
Über das Verfassungewerk des Solon ausgebreitet, besonders weil 
Solonischea und Nach so Ionisch es vielfach verwechselt worden ist; 
es war namentlich bei den Rednern natürlich, dass sie den Namen 
Solon's einer weniger bekannten Auctoritä't vorzogen. Fest steht 
die Einthcilung nach den Vermögcnsclasseu, wenn auch über 
die Höhe einer oder der andern ein Zweifel obwaltet; wir sehen 
auch, wie aus der ersten Classe die Archonten gewählt werden, 
aus denen dann wieder der Areopag besetzt wird, der Math nur 
aus den drei ersten Classcn, wie, was Aristoteles geradezu aristo- 
kratisch nennt, die Üqio.1 atgital blieben, der Demos dagegen zur 
Volksversammlung und zu den Dikastericn zugelassen wurde; wir 
viel andere Fragen bleiben uns aber ungelöst'! Welche Stellur 
hatten die 9 Archonten? in welchem Vcrhältniss standen sie 
den Dikasterien , in welchem zum Math? Wie war die Macht d 
Ekklesia beschränkt? Durfte in ihr über eine Sache abgestimr 
werden, die nicht der Berathung der 401) unterlegen hatte? ' 
lon's Verfassung war, wie Herodot schrieb, schon eine aiitiqu 
und zum Theil vergessene ; sie hatte die LÜÜ Jahre nicht über 
welche die Athener sich verpflichtet haben sollen sie zu 1) 
Der Demokratie gegenüber, welche Kleisthencs begründet? 
die snlonische Verfassung noch als strikte Aristokratie gelt 
Demos, sagt Herodot, war bis dahin teaatiftivog; gleichwo! 
fn ihr alte Bedingungen gegeben, welche den Demos zu 
Herrschaft führen mussten. lieber alle von uns angci 
Punkte wird man gern die eindringenden und besonnener 
rungen des Verf. ve .-,... der 

gebenden Tliätig - «id bi iaui er 



Q . Alte Geschichte. 

•eben , von der Sage als ein einheitliches Unternehmen gefasst, 
das unter den Nachkommen des Orestes ausgeführt wurde. Der 
Verf. erinnert hiergegen , dass die Ausbreitung des Hellenenthums 
in diesen Gegenden und bis zum Hellespont hinauf allmälig ge- 
schah , und noch in der historischen Zeit sich fortsetzte ; wir kön- 
nen hinzusetzen, vermuthlich mit um so besseren Erfolgen, weil 
hier keine bedeutende einheimische Macht den vordringenden 
Hellenen entgegentrat, wie sie die Griechen in Karlen und beson- 
ders in Lydien zu bekämpfen hatten. Andererseits diente dieser 
Umstand freilich , die äolischen Städte in einer grösseren Isolirt- 
heit zu erhalten und die höhere geistige Entfaltung in diesen klei- 
nen, in sich gekehrten Städten zu hemmen. Es war vor allen M y- 
tilene, indem höheres Leben sich entfaltete. Bei dem Vor- 
drangen Mytilcne's gegen den Hellespont kam es in einen Kampf 
mit Athen; in welchem Alkäos und Pittakos noch gemeinschaftlich 
kämpften , ohne die Athener an der Occupation des Eingangs zum 
Hellespont hindern zu können. Dieser Ausbreitung nach Aussen 
folgten dann innere Kämpfe , welche den Sturz der alten Aristo- 
kratie zur Folge hatten. Tiefere Blicke in den Geist dieses Ge- 
schlechts lassen uns die Bruchstücke des Alkäos selber thun (wie 
verschieden von denen des Solon!), vor Allem, wie Otfried 
Müller (Rhein. Mus. 1828) ihnen eine Bedeutung hat abzuge- 
winnen gewusst. In dem Schiffskatalog erscheinen allein von den 
kleinasiatischen Griechen die Dorier von Rhodos und den benach- 
barten Inseln, naturlich antieipirt, und auch sie nur, weil sie dem 
Kampfplatze fern lagen , um durch ihre Aufnahme nicht die poe- 
tische Wahrscheinlichkeit zu stören. Der Gegensatz gegen die, 
wie die Denkmale beweisen, glänzende Macht der Karier hat die 
dorischen Niederlassungen zu einer Amphiktyonie veranlasst. 

Von hier aus macht nnn der Verf. eine weite Digression zu 
nichtgriechischen Völkern, mit denen die Griechen durch die Ge- 
schichte in Verbindung gesetzt werden. Er handelt im 16. Cap. 
von den eingeborenen Völkern Kleinasiens. Bissich 
um 700 die Dynastie der Mermnaden mächtig erhob , war in Kleiu- 
asien keine Herrschaft, welche den fremden Ansiedelungen sich 
hatte mit Erfolg widersetzen können. Der Halys trennte Völker 
semitischen Stammes von Nichtsemiten. Unter den letzteren be- 
trachteten sich Karer, Lyder und Myser als verbrüdert, und das 
Heiligthum des Zeus Kariös in Mylasa war daher alleu dreien ge- 
meinschaftlich. Längs der Küste des schwarzen Meeres sind da- 
gegen Bithyner, Mariandy ner und Paphlagonen Glieder des thra- 
cischen Stammes. Es ist natürlich , dass die Völker über Helle- 
spont und Bosporos herüber und hiniiberflutheten , und sowohl bei 
Homer, als in späteren Sagen erscheinen der Nordost von Klein- 
aslen und der thracisch-macedonische Norden als eng verbunden. 
Die Päonier nennen sich eiue Colonie der Teukrer, und die Phry- 
ger umgekehrt suchen am Berge Rermios ihre Ahnherren. Der 



George Grate: History of Greece. II. 7 

letzte Theil des Capitels igt den Phrygern und ihrem Einflüsse 
auf Griechenland gewidmet. Im 17. Cap. wendet er aich zu des 
Lydern, besonders znra Ahnherrn des Hanses der Mermnadeo, 
Gyges. Dass Lydien einen alten Einfluss auf Griechenland ge- 
übt hat , ist ohne Zweifel. Gleichwohl spricht Heredot Ton Gy- 
ges , als ob mit ihm erst dieser Einfluss beginne. Offenbar Ist 
Gyges eine Person, die den ältesten sagenhaften Erinnerungen 
angehört , er wie der Meder Dejoces; Herodot dagegen setzt sie 
in die Mitte der geschichtlichen Zeit. Das ist allerdings eine 
Sonderbarkeit , aber doch nicht sn verwundern. Die alte Sage 
hat fortgelebt im Volke und, wahrend viel Spateres versunken 
ist, sich unmittelbar an die lebendige historische Gegenwart an- 
geknüpft. Der Verf. geht noch weiter, als wir eben angedeutet 
haben : der Dejoces des Herodot , sagt er, ist eins jener politischen 
Phantasiegemälde, welches von Herodot ähnlich an den Namen 
des Dejoces angeknüpft ist, wie Xenophon diess mit Kyros gethaa 
hat. Der Einfall der Skythen in das obere Asien und die Ueber- 
fluthung Kleinasiens durch die Kimmerier führt den Verf. hinüber 
zu den Ländern nördlich vom achwarzen Meere. Die Kimme- 
rier gehören theils der Sage, theils der Geschichte ad ; die zahl« 
reichen Localitäten , welche noch zu Herodot's Zeit ihren Namen 
trugen , ihre Königsgräber am Tyras beweisen hinreichend, dasa 
ein nomadisches Volk dieses Namens die Krim und die ihr vorlie- 
genden Küstenlandschaften inne hatte, welches den Skythen er* 
lag. Die Skythen betreffend, sind in der neueren Zeit so ver- 
schiedene Hypothesen aufgestellt worden, dass es schwer ist, sich 
von diesen zu befreien und zur unbefangenen Betrachtung zu- 
rückzukehren. Der Verf. hält sie gleichfalls für mongolischen 
Stammes, für das Prototyp der nomadischen Horden, welche spä- 
ter Asien so oft über Europa ergossen hat. Die ackerbauenden 
Skythen, in denen Schaf/arik Slaven erkannte, hält Grote für 
ächte Skythen, die aber unter dem Einflüsse der Griechen zum 
Ackerbau übergegangen waren ; eben so sind ihm die Sanromaten 
nur ein Zweig der Skythen , also nicht ein medopersischer Stamm, 
wie Schaffarik meinte. Wer eine sorgfältige Prüfung dieser Mon- 
golenhypothesen sucht, den wollen wir kurz auf den letzten Theil 
der Ukert'schen Geographie verweisen. Hinsicht« des Einfalls 
der Kimmerier und der Skythen, den Herodot in eine Verbindung 
gebracht hat, erkennt der Verf. das Unwahrscheinliche der Hero- 
doteischen Erzählung an. Es ist aber weder glaublich , dass die 
Kimmerier fliehend den Weg um den Pontos wählten, noch dssa 
die Skythen überhaupt werden an ihre Verfolgung gedacht haben, 
noch dass sie bei der Verfolgung in so auffallender Weise den 
Weg verfehlten. Vielmehr müssen die Kimmerier durch Thra- 
cien und , unterstützt von Thraciern , sich gegen Kleinasien ge- 
wandt haben. Die Skythen, welche gleichzeitig sich auf die Rei- 
che des inneren Asiens warfen, sind andere, als die, welche iber 



8 Alte Geschichte. 

die Kimmerier gesiegt hatten. Diesem letzten Einfall der Kim- 
merier mögen immerbin andere nördlicher Barbaren vorherge- 
gangen sein, wie ja Kallinos vom Herannahen des Heeres Kipps- 
qUov 6ßQi(AoeQya>v gesungen hatte. Herodot allerdings scheint 
nur den einen , den unter Ardys geschehenen , gekannt zu haben. 
In gleicher Weise handelt das 18. Cap. von den Phöniciern. 
Der Stoff, den der Verf. uns bietet, ist grösstenteils bekannt, 
aber immer anaprechend dargestellt. Wir dürfen freilich keine 
Untersuchungen erwarten, wie sie uns Mo v er s in seinem Werke 
über das phönicische Alterthum bietet; wir müssen überhaupt, 
was Niebuhr vor 20 Jahren ahnungsvoll aussprach, erwarten, dasa 
der Orient sich vor ans aufschliessen und eine Sprache erhalten 
werde. Dort beginnt ea zq tagen, und eine Welt tritt aus ihrem 
tausendjährigen Dunkel vor unser Auge. Wie ganz anders lesen 
wir den Herodot, seit die entzifferte Keilschrift uns die Grab- 
denkmäler der persischen Grosskönige enträthselt hat ; was ist aus 
Aegypten, aus Babylon und Assyrien zu erwarten! Die älteste 
griechische Geschichte wird von dorther, ehe sie in eignem Lichte 
leuchtet, erhellt werden. Es ist ganz so, wie L. Ross neulich 
gesagt hat; wir stehen an der Schwelle von Entdeckungen, welche 
vor wenigen Jahren kaum der kühnste Blick würde geahnt haben. 
Wir leisten daher darauf Verzicht, dem Verf. in den Inhalt dieses 
und der nächstfolgenden Capitel, welche Assyrien and Babylon 
(Cap. 19), Aegypten (Cap, 20) und den Verfall Phöniciens und 
das Steigen Ksrthago's behandeln, nachzufolgen , und wenden uns 
sofort zum 22. Capitel, dessen Inhalt die westlichen Colo- 
nien Griechenlands bilden. 

Die Frage über die Ureinwohner Siciliens, über Sikaner und 
Sikuler, Dädalos und die Trojaner, über die äolidiscfcen Könige 
und dergl. ist, wie es scheint, noch nicht in das Stadium getreten, 
dass ein sicheres Urtheil darüber möglich wäre. Die Identitit 
von Sikanern und Sikulern wird immer weniger angezweifelt, ob« 
wohl Thukydides sie offenbar als verschiedenen Stammes gedacht 
haben muss. Während aber die Vorstellung Niebuhr'a von den 
Sikulern als Pelasgern bestritten wird, wendet man sich dahin, 
einen celtischen Ursprung derselben anzunehmen and Sikaner 
und Sikuler von den Ufern der Seine in Italien einziehen zu las- 
sen. Die unglückliche Hypothese Niebuhr's von einem griechi- 
schen und nichtgriechischen Element in der lateinischen Sprache 
erhält nun die Umgestaltung, dass das ungriechische den celti- 
schen Sikulern , das griechische aber den Aboriginern zuzuerthei- 
len sei. Ich weiss nicht, wie weit eine grundliche Analyse der alt- 
italischen Sprachen diesen Ideen günstig sein wird ; jedenfalls aber 
ist, wenn man die Historiker, welche über Altitalien geschrieben 
haben , von Antiochos abwärts verfolgt , wenn man die Zeit, in der 
aic geschrieben haben, und die Beispiele, denen sie gefolgt sind, 
erwägt, klar, dass Antiochos und Thukydides für eine Zeit, die 



George Groie : Hißtory of Greece. IL 

7 — 800 Jahr vor ihnen liegen mtisste , eben so wenig eine Aucto- 
rität sind, als Herodot es für den Argonautenzug and die Kriege 
wider Theben sein könnte. Unser Verf., dem doch die Erklärun- 
gen des Etruski8chen aus dem Celtischen nicht unbekannt sein kön- 
nen, hält daran fest, in den Urbewohnern Italiens und Siciliens 
einen der Bevölkerung Griechenlands stammverwandten Zweig su 
erkennen. Er lässt es anentschieden, ob Aboriginer, Oskero.s.w. 
einem radikal verschiedenen Stamme angehört haben, oder ein 
Nebenzweig des ersteren gewesen sind. Die älteste Ansiedlung 
der Griechen in diesem Westlande nun ist Cumä, wenn auch das 
Datum ihrer Gründung um ein paar Jahrhunderte herangerückt 
werden muss. Zwischen der Gründung von Cumä und den ersten 
griechischen Ansiedlungen auf Sicilieu muss lange Zeit verstrichen 
sein. Denn es war wie die Kunde von einer neuentdeckten Welt, 
die Theoklesder Athener von Sicilien nach der Heimath brachte. 
Die Aera dieser Ansiedlungen ist zweifelhaft. Ephoros rückte sie 
bis ins 10. Geschlecht nach dem Troerkrieg hinauf, Timäos drückte 
sie bis auf 600 Jahre nach Troja's Zerstörung herab. Thukydides 
hat sie in der 2. Hälfte des 8. Jahrh. gedacht, was mit Aristoteles 
stimmt : rjvtxa rj xtov 'Innoßotfov xaXovpsvrj IbsxqAtsi noktxüa. 
Denn die erste Hälfte des 8. Jahrh. war die Zeit, wo die Aristo- 
kratie in den meisten griechischen Staaten , auch in Athen , an die 
Stelle des alten Königthums trat. Yon Euböa, von Naxos, von 
Megaris, von Korinth ergossen sich zu gleicher Zeit die Ströme 
der Ansiedler auf das entdeckte Eldorado; es scheint, die Fürsten 
der Sikuler begünstigten theilweise die neuen Niederlassungen, wie 
Arganthonios die Phokäer einlud sich bei ihm niederzulassen. 
Von den griechischen Städten aus drang das Hellenische in die 
Urbevölkerung ein und wandelte diese in Griechen um. Dieser 
Prozess hatte seinen ungehemmten Fortgang bis in die Zeit der 
Römerherrschaft und auf Cicero , unter dem Agyrium und Centn- 
ripä so gut hellenisch sind, wie Messina. In ähnlicher Weise ge- 
schah die Verschmelzung der Ansiedler in Grossgriechenland mit 
der anwohnenden önotrischen Bevölkerung, und die fabelhaften 
Zahlen von Sybaris und Kroton sind, wie übertrieben sie auch sein 
mögen, so allein nicht ganz ohne Sinn. Natürlich wurden, als 
das Band mit Sicilien geknüpft war, auch die Küsten Akarnaniens, 
Epirus und lllyriens mit andern Augen betrachtet; die älteste der 
korinthischen Ansiedlungen hier ist Kerkyra, und sie ist nicht 
älter als die von Syrakus. Der Verf. widmet diesen Colonien das 
23. Capitel. Die Korinthier verpflanzten in diese Colonien die 
strenge Aristokratie, welche unter den Bakchiaden auf der Mutter- 
stadt selber lastete und von der uns Aristoteles lehrreiche Ein- 
zelnheiten überliefert hat. Handelseifersucht erzeugte frühzeitig 
Hass zwischen Kerkyra und Korinth ; je mehr sich jenes zu einer 
selbstständigen Grösse zu erheben trachtete, um so eifriger suchte 
sich Korinth in den kleineren Tochterstädten und unter den Bar- 



10 Alte Geschichte, 

baren des Festlandes Sympathien zu erhalten. Kurs und tref- 
fend ist die Schilderung, welche uns der Verf. im 24. Capitel 
(Schltiss des 3. Bandes) von diesen Völkern macht, die uns noch 
sur Zeit des peloponnesischeh Krieges zum grossen Theil als Bar- 
baren erscheinen. Ich kann jedoch diesen 3. Band nicht verlassen, 
ohne auf ein hierher gehöriges Werk aufmerksam zu machen, das 
zwar nicht zu abschliessenden Untersuchungen gelangt, aber doch 
ein sehr reiches Material gesammelt darbietet. Es sind diess die 

Recherche 8 sur les Etablissements des Grecs en Sicile jusqa'a 
la r^duction de cette tle en province Romaine par Wladimir Bru- 
nei de Pre8le. Paris 1845. 
Diesen werden die Arbeiten Grotefend's „Zur Geographie und 
Geschichte von Alt-Italien" Heft 1 — 5 beizufügen sein. 

Der Norden von Griechenland (Cap. 25) war den Grieche» 
lange ein verschlossenes Land. Wie lange hat es uns noch an 
einer Anschauung von der Oberfläche des Bodens gefehlt, die auf 
wirklichen Untersuchungen beruht ! Nach Consin^ry sind es be- 
sonders Laake's Reisen im nördlichen Griechenland und Grise- 
bach s Reise durch Rumelien, welche hier neue Bahn gebrochen 
haben. Die Natur hat auch hier, durch die eigentümliche Ge- 
staltung des Bodens, der Völkergeschichte ihre Richtung vorge- 
zeichnet. Der Skardus , von der Klissura von Devol , einem wah- 
ren Gap, bis zum Berge Ljtibatrin, ein mächtiges, nndurchbro- 
chenes Scheidegebirg, zog sich zwischen Illyrien und Macedonien 
hin. Einer Armee boten sich nur zwei Pässe dar, der nördliche 
von Kalkaudele nach Prisdren,der zweite südliche, den die Via 
Egnatia verfolgte. Zu beiden Seiten jenes Scheidegebirgs wohn- 
ten stammverschiedene Völker, westlich die Illyrier, östlich 
Stämme den Hellenen verwandt, jene wie diese noch in Komen 
wohnend, ohne eine politische Verbindung, welche letztere von 
den Fürsten zu Edessa ausging und sich erst sehr allmälig über 
das spätere Macedonien ausbreitete. Dieses Fürst engeschlecht 
nannte sich ein heraklidisches, mit welchem Rechte, ist nicht zu 
entscheiden; von den beiden Genealogien würde Ref. der des He- 
rodot den Vorzug vor der des Theoporop geben. In die Unter- 
suchung über das Illyrische, welches in die pelasgische Urbevöl- 
kerung eingedrungen ist, hat der Verf. sich nicht eingelassen. 
Die Ansicht O. Mülle r's bekämpft, wie wir glauben ? mit guten 
Gründen 

O. Abel-. Makedonien vor König Philipp, 1847, 
eine auch für das Geographische sehr empfehlenswerthe Mono- 
graphie. Ueber die Päonier ist die Abh. Droysen's in der Eney- 
klopädie von Ersch und Gruber dem Verf. unbekannt geblieben. 
Hierauf führt uns Cap. 26 zu den Thraciern und den grie- 
chischen Colonien in Thracien. Was die Thracier be- 
trifft, so begnügt sich der Verf., ein flüchtig hingeworfenes Bild 
ihres Charakters zu geben. Es wäre vielleicht zweckmässig ge~ 



George Grote t History of Greece. II. 11 

weaen, sie ausdrücklich von denjenigen zu scheiden , welche die 
griechische Sage vielfach mit den Griechen verknüpft, und das 
tJngriechische jener möglichst stark hervorzuheben, zumal da ea 
in unserer Zeit nicht an Versuchen gefehlt hat, wenn auch nicht 
diese Thracier selbst, so doch ihre Stammgenossen in den Kreis 
des indogermanischen Völkerlebens hineinzuziehen. Als Barbaren 
gesellt die homerische Poesie sie zu den Troern ; als Barbaren er- 
scheinen sie bei Herodot, Thnkydides, Xenophon und Aristopha- 
11 es; es war ein grosser Völkerzweig, der sich zu beiden Seiten 
der Propontis vom Aiios bis zum pontischen Herakles erstreckte, 
daher ihn denn Abel durch den Namen thyaische Thracier 
von denen der griechischen Sage unterschieden hat. Der ganze 
Stamm, sagt der Verf., zeigt einen mehr asiatischen als europäi- 
schen Charakter, besonders in jenen ekstatischen Riten, welche, 
obwohl mit manchen wichtigen Verschiedenheiten , nicht weniger 
unter den cdonischen Thraciern wie auf dem Ida und dem Dindy- 
mon geübt wurden. Der Verf. wendet sich sodann zu den grie- 
chischen Colonien in diesen Gegenden. Die älteste unter diesen 
ist Methone, von Eretria etwa um dieselbe Zeit gegründet, in 
der die Korinthier Kerkyra besetzten (730 — 720) ; in raschem Zuge 
wurde die thracische Küste bis zum Bosporos (Byzanz Ol. 30) und 
weiter bis zur Donatimündung occupirt; die Aeussersten vielleicht 
erst nach dem Abfall der lonier. Wie hier im Norden , so ver- 
breitete sich im 7. Jahrh. das Griechenthum auch an der Küste 
Afrika's, in Ky r ene (Cap. 27). Der Verf. erzählt die Geschichte 
dieser Ansiedlungen nach Herodot, und giebt, indem ihm beson- 
ders Beechey's genaue Untersuchungen dienstbar sind, von dem 
Leben der hier Angesiedelten und ihren Beziehungen zu den liby- 
schen Ureinwohnern ein sehr anschauliches Bild. Offenbar hat- 
ten diese Barbarenstämme selbst ein Interesse daran , griechische 
Städte an ihrer Küste gepflanzt zu sehen. Die Lage Kyrene's war 
nicht eine solche, zu der Uebelwollen die Ansiedler geführt hatte, 
sondern die vorzüglichste, welche gewählt werden konnte, eben 
so wohl zur Beherrschung des schmalen Küstensaumes wie dea 
Hochlandes und seiner wilden Stämme geeignet. Bald aber sind 
die Ansiedler in schwere Kämpfe mit den anwohnenden Barbaren 
verwickelt, und es folgen grosse Verluste. Die Vermischung der 
Griechen mit den Libyern — Battus selbst ist ein einheimischer 
Name für König — mag frühzeitig, unterstnzt durch die Verhei- 
rathungder Ansiedler mit einheimischen Frauen — , eingetreten 
sein, ähnlich wie diess in Sicilien und Gross-Griechenland geschah. 
Ueber Kyrene und die Pentapolis wird die Untersuchung des Hrn. 
Dr. Kolbe, sich anSynesios anschliessend, viel Licht verbrei- 
ten ,* wir empfehlen ferner hierfür die kürzlich erschienenen 
Wanderungen durch das punische und kyrenäuche Küsten- 
land von Dr. Heinrieh Barth. Berlin 1849. 

So hat der Verf. nun in den bisherigen Capiteln da» griechk 



Q ■ Alte Geschichte. 

•eben , von der Sage alt ein einheitliches Unternehmen gefasst, 
das unter den Nachkommen des Orestes ausgeführt wurde. Der 
Verf. erinnert hiergegen , dass die Ausbreitung des Hellenenthums 
in diesen Gegenden und bis zum Hellespont hinauf allmälig ge- 
schah , und noch in der historischen Zeit sich fortsetzte ; wir kön- 
nen hinzusetzen, vermuthkich mit um so besseren Erfolgen, weil 
hier keine bedeutende einheimische Macht den vordringenden 
Hellenen entgegentrat , wie sie die Griechen in Karlen und beson- 
ders in Lydien zu bekämpfen hatten. Andererseits diente dieser 
Umstand freilich , die äolischen Städte in einer grösseren Isolirt- 
lieit au erhalten und die höhere geistige Entfaltung in diesen klei- 
nen, in sich gekehrten Städten zu hemmen. Es war vor allen M y- 
tilene, indem höheres Leben sich entfaltete. Bei dem Vor- 
drängen Mytilcne's gegen den Hellespont kam es in einen Kampf 
mit Athen; io welchem Alkäos und Pittakos noch gemeinschaftlich 
kämpften , ohne die Athener an der Occupation des Eingangs zum 
Hellespont hindern zu können. Dieser Ausbreitung nach Aussen 
folgten dann innere Kämpfe , welche den Sturz der alten Aristo- 
kratie zur Folge hatten. Tiefere Blicke in den Geist dieses Ge- 
schlechts lassen uns die Bruchstücke des Alkäos selber thun (wie 
verschieden von denen des Solon!), vor Allem, wie Otfried 
Müller (Rhein. Mus. 1823) ihnen eine Bedeutung hat abzuge- 
winnen gewusst. In dem Schiffskatalog erscheinen allein von den 
kleinasiatischen Griechen die Dorier von Rhodos und den benach- 
barten Inseln, natürlich antieipirt, und auch sie nur, weil sie dem 
Kampfplatze fern lagen , um durch ihre Aufnahme nicht die poe- 
tische Wahrscheinlichkeit zu stören. Der Gegensatz gegen die, 
wie die Denkmale beweisen, glänzende Macht der Karier bat die 
dorischen Niederlassungen zu einer Amphiktyonie veranlasst. 

Von hier aus macht nnn der Verf. eine weite Digression zu 
nichtgriechischen Völkern, mit denen die Griechen durch die Ge- 
schichte in Verbindung gesetzt werden. Er handelt im 16. Cap. 
von den eingeborenen Völkern Kleinasiens. Bissich 
um 700 die Dynastie der Mermnaden mächtig erhob, war in Klein- 
asien keine Herrschaft, welche den fremden Ansiedelungen sich 
hatte mit Erfolg widersetzen können. Der Haiys treunte Völker 
semitischen Stammes von Nichtsemiten. Unter den letzteren be- 
trachteten sich Karer, Lyder und Myser als verbrüdert, und das 
Heiligthum des Zens Kariös in Mylasa war daher alleu dreien ge- 
meinschaftlich. Längs der Küste des schwarzen Meeres sind da- 
gegen Bithyner, Mariandy ner und Paphlagonen Glieder des thra- 
cischen Stammes. Es ist natürlich , dass die Völker über Helle- 
spont und Bosporos herüber und hiniiberflutbeten , und sowohl bei 
Homer, als in späteren Sagen erscheinen der Nordost von Klein- 
asien und der thracisch-macedonische Norden als eng verbunden. 
Die Päonier nennen sich eine Colonie der Teukrer, und die Phry- 
ger umgekehrt suchen am Berge Bermios ihre Ahnherren. Der 



George Grete: Hiatory of Greece. JI. 7 

leiste Theil des Capitels ist den Phrygern und ihrem Einflüsse 
auf Griechenland gewidmet. Im 17. Cap. wendet er tieh zu de« 
Lydern, besonders zum Ahnherrn des Hauses der Mermnaden, 
Gyges. Dags Lydien einen alten Einfluss auf Griechenland ge- 
übt hat, ist ohne Zweifel. Gleichwohl spricht Herodot von Gy- 
ges , als ob mit ihm erst dieser Einfluss beginne. Offenbar ist 
Gyges eine Person, die den ältesten sagenhaften Erinnerungen 
angehört, er wie der Meder Dejoces; Herodot dagegen setzt sie 
in die Mitte der geschichtlichen Zeit. Das ist allerdings eine 
Sonderbarkeit, aber doch nicht zu verwundern. Die alte Sage 
hat fortgelebt im Volke und, während viel Spateres versunken 
ist , sich unmittelbar an die lebendige historische Gegenwart an- 
geknüpft. Der Verf. geht noch weiter, als wir eben angedeutet 
haben: der Dejoces des Herodot, sagt er, ist eins jener politischen 
Phantasiegemaide, welches von Herodot ähnlich an den Namen 
des Dejoces angeknüpft ist, wie Xenophon diess mit Kyros gethan 
hat. Der Einfall der Skythen in das obere Asien und die Ueber- 
flnthung Kleinasiens durch die Kimmerier führt den Verf. hinüber 
zu den Ländern nördlich vom schwarzen Meere. Die Kimme- 
ri er gehören theils der Sage, theils der Geschichte an ; die sahi- 
reichen Localitäten , welche noch zu Herodot's Zeit ihren Namen 
trugen , ihre Königsgräber am Tyras beweisen hinreichend, dasa 
ein nomadisches Volk dieses Namens die Krim und die ihr vorlie- 
genden Küstenlandschaften inne hatte, welches den Skythen er- 
lag. Die Skythen betreffend, sind in der neueren Zeit so ver- 
schiedene Hypothesen aufgestellt worden, dass es schwer ist, sich 
von diesen zu befreien und zur unbefangenen Betrachtung zu- 
rückzukehren. Der Verf. hält sie gleichfalls für mongolischen 
Stammes, für das Prototyp der nomadischen Horden, welche spä- 
ter Asien so oft über Europa ergossen hat. Die ackerbauenden 
Skythen, in denen Schaffarik Slaven erkannte, hält Grote für 
ächte Skythen, die aber unter dem Einflüsse der Griechen zum 
Ackerbau übergegangen waren ; eben so sind ihm die Sauromaten 
nur ein Zweig der Skythen , also nicht ein medopersisch er Stamm, 
wie Schaffarik meinte. Wer eine sorgfältige Prüfung dieser Mon- 
golenhypothesen sucht, den wollen wir kurz auf den letzten Theil 
der Ukert'schen Geographie verweisen. Hinsich ts des Einfalle 
der Kimmerier und der Skythen, den Herodot in eine Verbindung 
gebracht hat, erkennt der Verf. das Unwahrscheinliche der Hero- 
doteischen Erzählung an. Es ist aber weder glaublich , dass die 
Kimmerier fliehend den Weg um den Pontos wählten , noch dasa 
die Skythen überhaupt werden an ihre Verfolgung gedacht haben, 
noch dass sie bei der Verfolgung in so auffallender Weise den 
Weg verfehlten. Vielmehr müssen die Kimmerier durch Thra- 
cien und , unterstützt von Thraciern , sich gegen Kleinasien ge- 
wandt haben. Die Skythen , welche gleichzeitig sich auf die Rei- 
che des inneren Asiens warfen, sind andere, als die, weiche übet 



8 Alte Geschichte« 

die Kimmerier gesiegt hatten. Diesem letzten Einfall der Kim- 
merier mögen immerbin andere nördlicher Barbaren vorherge- 
gangen sein, wie ja Kallinoa vom Herannahen des Heeres Kipfit- 
qUov oßQipoeQy&v gesungen hatte. Herodot allerdings scheint 
nur den einen, den unter Ardys geschehenen, gekannt zu haben. 
In gleicher Weise handelt das 18. Cap. von den Phöniciern. 
Der Stoff, den der Verf. uns bietet, ist grösstenteils bekannt, 
aber immer ansprechend dargestellt. Wir dürfen freilich keine 
Untersuchungen erwarten, wie sie uns Movers in seinem Werke 
über das phönicische Alterthum bietet; wir müssen überhaupt, 
was Niebuhr vor 20 Jahren ahnungsvoll aussprach, erwarten, dasa 
der Orient sich vor ans aufschliessen und eine Sprache erhalten 
werde. Dort beginnt es zq tagen, und eine Welt tritt aus ihrem 
tausendjährigen Dunkel vor unser Auge. Wie ganz anders lesen 
wir den Herodot, seit die entzifferte Keilschrift uns die Grab- 
denkmäler der persischen Grosskönige enträthselt hat ; was ist aus 
Aegypten, aus Babylon und Assyrien zu erwarten! Die älteste 
griechische Geschichte wird von dorther, ehe sie in eignem Lichte 
leuchtet, erhellt werden. Es ist ganz so, wie L. Ross neulich 
gesagt hat; wir stehen an der Schwelle von Entdecktingen, welche 
vor wenigen Jahren kaum der kühnste Blick würde geahnt haben. 
Wir leisten daher darauf Verzicht, dem Verf. in den Inhalt dieses 
und der nächstfolgenden Capitel, welche Assyrien und Babylon 
(Cap. 19), Aegypten (Cap, 20) und den Verfall Phöniciens und 
das Steigen Karthago's bebandeln, nachzufolgen , und wenden uns 
sofort zum 22. Capitel, dessen Inhalt die westlichen Colo- 
nien Griechenlands bilden. 

Die Frage über die Ureinwohner Siciliens, über Sikaner und 
Sikuler, Dädalos und die Trojaner, über die äolidischen Könige 
und dergl. ist , wie es scheint , noch nicht in das Stadium getreten, 
dass ein sicheres Urtheil darüber möglich wäre. Die Identität 
von Sikanern und Sikulern wird immer weniger angezweifelt, ob- 
wohl Thukydides sie offenbar als verschiedenen Stammes gedacht 
haben muss. Während aber die Vorstellung Niebtihr's von den 
Sikulern als Pelasgern bestritten wird, wendet man sich dahin, 
einen celtischen Ursprung derselben anzunehmen und Sikaner 
und Sikuler von den Ufern der Seine in Italien einziehen zu las- 
sen. Die unglückliche Hypothese Niebuhr's von einem griechi- 
schen und nichtgriechischen Element in der lateinischen Sprache 
erhält nun die Umgestaltung, dass das ungriechische den celti- 
schen Sikulern, das griechische aber den Aboriginern zuzuerthei- 
len sei. Ich weiss nicht, wie weit eine gründliche Analyse der alt- 
italischen Sprachen diesen Ideen günstig sein wird; jedenfalls aber 
ist, wenn man die Historiker, welche über Altitalien geschrieben 
haben, von Antiochos abwärts verfolgt, wenn man die Zeit, in der 
aic geschrieben haben, und die Beispiele, denen sie gefolgt sind, 
erwägt, klar, dass Antiochos und Thukydides für eine Zeit, die 



George Groie : Hißtory of Greece. II. 

7 — 800 Jahr vor ihnen liegen müsste , eben so wenig eine Ancto- 
rität sind, als Herodot es für den Argonautenzug und die Kriege 
wider Theben sein könnte. Unser Verf., dem doch die Erklärun- 
gen des Etruskischen aus dem Celtischen nicht unbekannt sein kön- 
nen, hält daran fest, in den Urbewohnern Italiens und Siciliens 
einen der Bevölkerung Griechenlands stammverwandten Zweig su 
erkennen. Er lägst es unentschieden, ob Aboriginer, Oskeru.s. w. 
einem radikal verschiedenen Stamme angehört haben, oder ein 
Nebenzweig des ersteren gewesen sind. Die älteste Ansiedlong 
der Griechen in diesem Westlande nun ist Cumä, wenn auch das 
Datum ihrer Gründung um ein paar Jahrhunderte herabgerückt 
werden muss. Zwischen der Gründung von Cumä und den ersten 
griechischen Ansiedlungen auf Sicilien muss lange Zeit verstrichen 
sein. Denn es war wie die Kunde von einer neucntdeckten Welt, 
die Theok les der Athener von Sicilien nach der Heimath brachte. 
Die Aera dieser Ansiedlungen ist zweifelhaft. Ephoros ruckte sie 
bis ins 10. Geschlecht nach dem Troerkrieg hinauf, Timäos druckte 
nie bis auf 600 Jahre nach Troja's Zerstörung herab. Thtikydides 
hat sie in der 2. Hälfte des 8. Jahrh. gedacht, was mit Aristoteles 
stimmt : r\vl%a rj rdov r Innoßotc5v xaXovp&vrj ImxQaxu nolttsta. 
Denn die erste Hälfte des 8. Jahrh. war die Zeit, wo die Aristo- 
kratie in den meisten griechischen Staaten, auch in Athen, an die 
Stelle des alten Königthums trat. Yon Euböa, von Naxos, von 
Megaris, von Korinth ergossen sich zu gleicher Zeit die Ströme 
der Ansiedler auf das entdeckte Eldorado; es scheint, die Fürsten 
der Sikuler begünstigten theilweise die neuen Niederlassungen, wie 
Arganthonios die Phokäer einlud sich bei ihm niederzulassen. 
Von den griechischen Städten aus drang das Hellenische in die 
Urbevölkerung ein und wandelte diese in Griechen um. Dieser 
Prozess hatte seinen ungehemmten Fortgang bis in die Zeit der 
Römerherrschaft und auf Cicero, unter dem Agyrium und Centn-» 
ripä so gut hellenisch sind, wie Messina. In ähnlicher Weise ge- 
schah die Verschmelzung der Ansiedler in Grossgriechenland mit 
der anwohnenden önotrischen Bevölkerung, und die fabelhaften 
Zahlen von Sybaris und Kroton sind, wie übertrieben sie auch sein 
mögen, so allein nicht ganz ohne Sinn. Natürlich wurden, als 
das Band mit Sicilien geknüpft war, auch die Küsten Akarnaniens, 
Epiriis und lllyriens mit andern Augen betrachtet; die älteste der 
korinthischen Ansiedlungen hier ist Kerkyra, und sie ist nicht 
älter als die von Syraktis. Der Verf. widmet diesen Colonien das 
23. Capitel. Die Korinthier verpflanzten in diese Colonien die 
strenge Aristokratie, welche unter den Bakchiaden auf der Mutter- 
stadt selber lastete und von der uns Aristoteles lehrreiche Ein- 
zelnheiten überliefert hat. Handelscifersucht erzeugte frühzeitig 
Hass zwischen Kerkyra und Korinth; je mehr sich jenes zu einer 
selbstständigen Grösse zu erheben trachtete, um so eifriger suchte 
sich Korinth in den kleineren Tochterstädten und unter den Bar- 



10 Alte Geschichte. 

baren des Festlandes Sympathien zu erhalten. Kurs und tref- 
fend ist die Schilderung , welche uns der Verf. im 24. Capitel 
(Schluss des 3. Bandes) von diesen Völkern macht , die uns noch 
zur Zeit des peloponnesischen Krieges zum grossen Theil als Bar- 
baren erscheinen. Ich kann jedoch diesen 3. Band nicht verlassen, 
ohne auf ein hierher gehöriges Werk aufmerksam zu machen , das 
zwar nicht zu abschliessenden Untersuchungen gelangt, aber doch 
ein sehr reiches Material gesammelt darbietet. Es sind diess die 
Recherehes sur lea Etablissements des Grecs en Sicüe jusqa'a 
la rädnction de cette tle en province Romaine par Wladimir Bru- 
nei de Pre8le. Paris 1845. 
Diesen werden die Arbeiten Grotefend's „Zur Geographie und 
Geschichte von Alt-Italien" Heft 1 — 5 beizufügen sein. 

Der Norden von Griechenland (Cap. 25) war den Griechen 
lange ein verschlossenes Land. Wie lange hat es uns noch an 
einer Anschauung von der Oberfläche des Bodens gefehlt, die auf 
wirklichen Untersuchungen beruht! Nach Consine*ry sind es be- 
sonders Laake's Reisen im nördlichen Griechenland und Grise- 
bach's Reise durch Rumelien , welche hier neue Bahn gebrochen 
haben. Die Natur hat auch hier, durch die eigenthiimliche Ge- 
staltung des Bodens , der Völkergeschichte ihre Richtung vorge- 
zeichnet. Der Skardus , von der Klissura von Devol , einem wah- 
ren Gap, bis zum Berge Ljubatrin, ein machtiges, undurchbro- 
chenes Scheidegebirg, zog sich zwischen Illyrien und Macedonien 
hin. Einer Armee boten sich nur zwei Pässe dar, der nördliche 
von Kalkaudele nach Prisdren, der zweite südliche, den die Via 
Egnatia verfolgte. Zu beiden Seiten jenes Scheidegebirgs wohn- 
ten stammverschiedene Völker, westlich die Illyrier, östlich 
Stämme den Hellenen verwandt, jene wie diese noch in Komen 
wohnend, ohne eine politische Verbindung, welche letztere von 
den Fürsten zu Edessa ausging und sich erst sehr allmälig über 
das spätere Macedonien ausbreitete. Dieses Fiirstengeschlecht 
nannte sich ein heraklidisches, mit welchem Rechte, ist nicht zu 
entscheiden; von den beiden Genealogien würde Ref. der des He- 
rodot den Vorzug vor der des Theoporop geben. In die Unter- 
suchung über das Illyrische, welches in die pelasgische Urbevöl- 
kerung eingedrungen ist, hat der Verf. sich nicht eingelassen. 
Die Ansicht O. Müller's bekämpft, wie wir glauben, mit guten 
Gründen 

O. Abel-. Makedonien vor König Philipp, 1847, 
eine auch für das Geographische sehr empfehlenswerthe Mono- 
graphie. Ueber die Päonier ist die Abh. Droysen's in der Enzy- 
klopädie von Ersch und Gruber dem Verf. unbekannt geblieben. 
Hieraufführt uns Cap. 26 zu den Thraciern und den grie- 
chischen Colonien in Thracien. Was die Thracicr be- 
trifft, so begnügt sich der Verf., ein flüchtig hingeworfenes Bild 
ihres Charakters zu geben. Es wäre vielleicht zweckmässig ge~ 



George Grote : Hiftory of Greece. II, 

wesen , gie ausdrücklich von denjenigen zu scheiden , welche die 
griechische Sage vielfach mit den Griechen verknüpft, und das) 
Üngriechische jener möglichst stark hervorzuheben , zumal da esr 
in unserer Zeit nicht an Versuchen gefehlt bat, wenn auch nicht 
diese Thracier selbst, so doch ihre Stammgenossen in den Kreis 
des indogermanischen Völkerlebens hineinzuziehen. Als Barbaren 
gesellt die homerische Poesie sie zu den Troern; als Barbaren er-« 
scheinen sie bei Herodot, Thukydides, Xenophon und Aristopha- 
n es; es war ein grosser Völkerzweig, der sich zu beiden Seiten 
der Propontis vom Axios bis zum politischen Heraklea erstreckte, 
daher ihn denn Abel durch den Namen thyaische Thracier 
von denen der griechischen Sage unterschieden hat. Der ganze 
Stamm, sagt der Verf., zeigt einen mehr asiatischen als europäi- 
schen Charakter, besonders in jenen ekstatischen Riten, welche, 
obwohl mit manchen wichtigen Verschiedenheiten , nicht weniger 
unter den edonischen Thraciern wie auf dem lda und dem Dindy- 
mon geübt wurden. Der Verf. wendet sich sodann zu den grie- 
chischen Colonien in diesen Gegenden. Die älteste unter diesen 
ist Methone, von Eretria etwa um dieselbe Zeit gegründet, in 
der die Korinthier Kerkyra besetzten (730 — 720); in raschem Zuge 
wurde die thracische Küste bis zum Bosporos (Byzanz Ol. 30) und 
weiter bis zur Donaumündung oecupirt; die Aeussersten vielleicht 
erst nach dem Abfall der lonier. Wie hier im Norden , so ver- 
breitete sich im 7. Jahrh. das Griechenthum auch an der Küste 
Afrika's, in Ky rene (Cap. 27). Der Verf. erzählt die Geschichte 
dieser Ansiedlungen nach Herodot, und giebt, indem ihm beson- 
ders Beechey's genaue Untersuchungen dienstbar sind, von dem 
Leben der hier Angesiedelten und ihren Beziehungen zu den liby- 
schen Ureinwohnern ein sehr anschauliches Bild. Offenbar hat- 
ten diese Barbarenstämme selbst ein Interesse daran , griechische 
Städte an ihrer Küste gepflanzt zu sehen. Die Lage Kyrene's war 
nicht eine solche, zu der Uebei wollen die Ansiedler geführt hatte, 
sondern die vorzüglichste, welche gewählt werden konnte, eben 
so wohl zur Beherrschung des schmalen Küstensaumes wie de* 
Hochlandes und seiner wilden Stämme geeignet. Bald aber sind 
die Ansiedler in schwere Kämpfe mit den anwohnenden Barbaren 
verwickelt, und es folgen grosse Verluste. Die Vermischung der 
Griechen mit den Libyern — Battus selbst ist ein einheimischer 
Name für König — mag frühzeitig, unterstnzt durch die Verhei- 
rathungder Ansiedler mit einheimischen Frauen — , eingetreten 
sein, ähnlich wie diess in Sicilien und Gross-Griechenland geschah. 
Ueber Kyrene und die Pentapolis wird die Untersuchung des Hrn. 
Dr. Kolbe, sich anSynesios anschliessend, viel Licht verbrei- 
ten ; wir empfehlen ferner hierfür die kürzlich erschienenen 
Wanderungen durch das pumsche und kyrenäiache Küsten- 
land von Dr. Heinrieh Barth. Berlin 1849. 

So hat der Verf. nun in den bisherigen Capiteln das griechk 



IS Alte Geschichte. 

sehe Leben, wie es sich in seiner Zersplitterung und Individuali- 
sirung sowohl im Heimathlande gestaltete, als auch in weite Fer- 
nen hin ausbreitete, dargestellt. Die autonome, in sich selbst 
abgeschlossene, sich selbst genügende städtische Gemeinheit ist das 
Ziel, auf das alle politische Bestrebungen hinauslaufen. Der Krieg 
zwischen Chalkis und Eretria ist das einzige Ereigniss , bei dem 
eine weitere Wirkung, selbst auf die ionischen Colonien hin, und 
eine grössere Gemeinschaftlichkeit zu Tage kommt. Gleichwohl 
hat sich in den beiden ersten Jahrhunderten seit der Olympiaden- 
rechnung ein Bewnsstsein von Nationalität unter den Hellenen ent- 
wickelt, dem der Verf. im 28. Cap. nachgeht. Vor Allem hatten 
hierzu die Fes tgem einschalten mitgewirkt. Im 7. Jahrh. treten 
deren besonders zwei hervor: 1) die Panegyris von Delos, deren 
Glanz der homerische Hymnus hervorhebt, mit der doppelten Ei- 
genthümlichkeit , mit den gymnischen Kämpfen musische zu ver- 
binden, und zweitens auch Weibern die Theilnahme zu gestatten, 
2) die olympische Feier. Der Verf. erwähnt, wie allmälig sowohl 
die Verbreitung des Festes nach Aussen, als die Anzahl der 
Spiele selber wächst. Seinen vollen Umfang, die fünftägige Feier, 
erhält es erst Ol. 77, um dieselbe Zeit, wo durch die Siege über 
Persien das Nationalgefühl, das panhellenische Bewnsstsein seine 
Vollendung erreicht hatte. Im Laufe des 6. Jahrh. traten zu den 
Olympien auch die Pythien, Isthmien und Neraäen. Zur Zeit, wo 
der homerische Hymnus auf Apoll gedichtet wurde, ist das Orakel 
des Gottes allerdings schon hoch in Ehren und Geltung, aber noch 
von keinen glänzenden Spielen die Rede. Das Orakel selbst ge- 
hört noch zu Krissa. Allmälig aber entsteht in Delphi eine selbst- 
ständige Stadt, andererseits steigt die Hafenstadt von Krissa, 
Kirrha, empor, an deren Identität mit Krissa nach Urlichs 
vortrefflichen Erörterungen wohl Niemand mehr glauben wird. 
Der heilige Krieg war gegen Kirrha gerichtet; das Schicksal von 
Krissa ist unbestimmt. Die Pythien werden erst nach dem hei- 
ligen Kriege ein panhellenisches Fest. Die Isthmien und die Ne- 
mäen treten um die gleiche Zeit in diesen Rang ein. Der Verf. 
weist hierbei die Vermuthung Hermann's zurück, dass diese bei- 
den letzteren Spiele erst seit dem Sturz der Kypseliden und Or- 
thagoriden und unter dem überwiegenden dorischen Einfluss em- • 
porgekommen seien. In Cap. 29 folgt dann die Darstellung von 
einer Reihe geistiger Entwickelungen und Productionen , nament- 
lich der lyrischen Poesie, der bildenden Kunst und der Philoso- 
phie, bei denen nur zu bedauern ist, dass dem Verf. die Fund- 
grube gründlicher philologischer Gelehrsamkeit, Bernhard y's 
griechische Litteratur, unbekannt geblieben ist. Er folgt im we- 
sentlichen der Erörterung O. Müllers, so wie der Ulricfs, und 
hält auch in diesem inhaltreichen Capitel streng an seiner Auf- 
gabe, in diesen Werken der Kunst und den Anfängen der Philoso- 
phie die veränderte Richtung des griechischen Lebens, namentlich 



George Greta: Histtry ef Greeee. IL IS 



die reiche Entfaltung der Subjectfvitit des gri echisch es) Geistes 

erkennen zu lasten. Wir eileo über die** Cspitel hinweg, am im 
30. Cap. die Herrschaft des Peitiatratoa aad seiner 
Sohne unter der Leitung des Verf. su betrachteo. Die Zeit de* 
Peisistratos ist hinreichend festgestellt , Tor Allen durch Aristo- 
teles* grosse Auetoritat; im Uebrigen ist uns dieselbe in grosses 
Dunkel gehüllt; denn gerade das, was wir su allermeist hierober 
su erfahren wünschten, hat Herodot's Aufmerksamkeit am wenig« 
sten gefesselt. Dass Herodot nicht 34 Jahre zwischen Solon's 
Gesetzgebung und Peisistratos 9 erster Tyrannis liegend gedacht 
hat, ist klar. Aber bald scheint es, er habe sich den Solon jun- 
ger und den Peisistratos ilter gedacht , als die reeipirte Chrono- 
logie annimmt. Sodann ist allerdings gewiss, dass Peisistratos 
durch Demagogie seine Gewalt erlangte; andererseits sber sehen 
wir ihn von Theben, von Eretria unterstutzt, von Ortschaften, in 
denen eine starke und stolze Aristokratie waltete. Ferner heisst 
es, dass er die bestehenden xipal nicht störte und die ftiöfiia 
nicht veränderte; unsere Frage ist natürlich, durch was für Mittel 
er in Rath und Volksversammlung seine Geltung aufrecht hielt. 
Hier ist viel Dunkel, das auch der Verf. nicht aufzuhellen ver- 
mocht hat ; die Alten selber können zur Aufklärung wenig beitra- 
gen , wohl aber die Analogien späterer Zeiten und Parallelen, wie 
sie etwa das Leben des Cosimo von Medici darböte. Der Verf. 
folgt natürlich dem Herodot. Ich bemerke jedoch , dass Lygda* 
mis , wenn man die Worte des Herodot unbefangen liest , damals, 
als er dem Peisistratos zum dritten Male die Tyrannis gewinnen 
half, noch nicht Beherrscher von Naxos war (xoti Na£iog <*<P* 
dvrjQ dmyptvog l&sAoi/r^s, — Avydanig, xoptöag xal %Qypata 
xal Svdgag) , sondern einer jener kühnen Condottieren , an denen 
gerade jene Zeit so überreich war, und die dann, zur Zeit der 
festgestellten Demokratie, verschwinden , um nach dem pelopon- 
nesischen Kriege wieder zum Vorschein zu kommen. Eben so, 
glaube ich, ist die Stelle £qql£<dös xr\v xvgavvtdcc knixovQoiöt rs 
xoXkoloi, xal %q7]{icctg)v övvodoiöi , tcov piv avro%BV % x(ov dh 
äno £tQVfiovog 6vvi6vxav nicht mit dem Verf. so zu verste- 
hen, als seien die Söldner aus der Gegend des Strymon gekom- 
men, sondern das Geld lief ihm von dort ein. Wenn wir alle 
Momente aus der Tyrannis des Peisistratos zusammenstellen , so 
ergiebt sich, glaube ich, die Vorstellung, Peisistratos habe, in 
Erinnerung an die alte königliche Würde seines Hauses und aus 
Feindschaft gegen die Aristokratie, die sich in die Spolien des 
alten Königthums getheilt, die Sympathien des Volks, welche 
sich von Natur gern mit der Monarchie gegen die herrschenden 
Geschlechter verbinden, zu erwecken gesucht; diesem Zwecke ' 
habe der echt königliche Glanz, mit dem er sich selbst und die 
Stadt umgeben, die Bauten und Feste, Homer und die alten Orakel 
dienen müssen. Gewiss aber hat er nie und nirgends daran 



14 Alte Gtttiiickte. 

gedacht, diesem niederen Volke zu höherer politischer Geltung zu 
verhelfen. Hieran knüpft sich nun S. 168—241 das 31. Cap. : 
Athen nach der Herrschaft der Peisistratiden. Die 
Herrschaft der Tyrannen war mit Hülfe der Spartaner gestürzt 
worden; Isagoras und Kleis thenes waren zu diesem Zwecke mit 
einander verbunden; unmittelbar nach dem Siege erfolgte der Bruch 
«wischen diesen. Wir wissen nicht, durch was für Mittel Klei- 
sthenes die Oberhand erhielt; genug er führte die Verfassung 
dito ttfi^fidttov weiter und bildete sie zur Demokratie um , vor 
Allem durch die Aufhebung der alten ionischen Phylen und die 
Einsetzung der zehn neuen. Niebuhr, offenbar beherrscht von 
den Analogien des römischen Staats , geht davon aus , es habe in 
Athen eine Anzahl Bürger gegeben, welche zu keinem der vier 
alten Stämme gehörten. Hierin stimmt unser Verf. mit ihm über- 
ein. Aber Niebuhr geht weiter : entweder habe Kleisthenes, gleich 
wieServiusTullins, diese in Stämme organisirt und die alten Stämme 
daneben bestehen lassen, oder aber, er habe die schon eingerich- 
teten Stämme der Plebs zu einer Eintheilung des ganzen Volks 
erhoben. Diese sind interessante Fragen , die bei der grossen 
Dunkelheit dieser Zeiten offen bleiben müssen. Gewiss ist, dass 
die Darstellung Herodots dem forschenden Blicke selbst ein Weg- 
weiser über Herodot hinaus wird. In der alten Volksgemeinde 
erlag Kleisthenes; da verband er sich mit dem Demos, der früher 
von allen politischen Rechten ausgeschlossen gewesen war. Die 
alte Volksgemeinde berief den Kleomenes zu ihrem Schutze; 700 
Familien mussten ins Exil ; da erhob sich der Demos und gab die 
Antwort durch die Hinrichtung der Gegner. Lieber Kleisthenes 9 
Persönlichkeit sind auf der Philologenversammlung zu Jena 1846 
interessante Debatten gehalten; ich glaube allerdings mit Gött- 
ling, dass das Haus der Alkmäoniden eine neue Fahne auf- 
steckte. Die Demeneintheilung des Kleisthenes aber ist in 
ein neues Stadium der Untersuchung eingetreten mit 

Sauppe: De demis urbanis Alhenarum. Weimar 1846, 
deren Inhalt den Lesern dieses Blattes aus einer Anzeige Bahr 's 
bekannt sein wird. Was unsern Verf. betrifft , so verbindet er in 
der wichtigen Stelle Herodots V , 69 (xal hnoirjöe itkewag Ig 
iXaöäovav ' Sixa te iq q>vkaQ%ovg dvtl tsöö&qov kitoCrjös dexa 
de xai zovq drjiiovg xat&veps ig tag q>vkdg) das zweite dexa mit 
yvldg, so dass er also die Annahme von ursprünglichen 10 mal 10 
Demen aufgiebt. Ich halte diese Zahl für sehr wahrscheinlich, be- 
sonders vergl. Herodian. nsgi pov. Ji£. p. 17,8. 'AQaqtqv elg 
rcov ixaxov rJQcieav, offenbar jene kx<DWfioiTcov ötjucov, von denen 
Polemon ein Verzeichniss entworfen hatte. Eine andere Frage 
ist, ob diese Demen zuerst durch Kleisthenes eingerichtet wurden. 
Bei Herod.1,60 wird schon, wenn diess nicht eine Anticipation ist, 
zur Zeit des Peisistratos 6 dijfiog 6 Tlatavnvg genannt. Eben so 
wäre eine Erörterung über das Verhältnis« wünschenswertb ge* 



George Gr.ote : History of Greece. II. 15 

Wesen, in welchem die Deinen su den Geschlechtern standen. Die 
Demen nun sind offenbar lokal; die Phylen dagegen sind es uichi. 
Dass die Demen der Stadt Athen allen Phylen angehörten, hat 
Sauppe in geistvoller Weise besprochen ; aber wenn wir sehen, das8 
der Peiräeus zur Hippothoontis, Phaleron zur Aeantis, Xypete zur 
Kekropis und Thymötadä wieder zur Hippothoontis gehörten, 
welche vier Demen doch zusammenlagen und in einem engeren 
Verbände standen, so leuchtet ein, dass Kleistheues in seinen 
Phylen eben nur höhere und, sozusagen, ideale Einheiten 
schaffen wollte, die auf keinem realen Princip ruhten, weder auf 
dem des Geschlechts, noch auf dem der Lokalität. Der Verf. zeigt 
nun die Consequenzen dieser Organisation : für den Krieg, 10 Stra- 
tegen; für die Gerichte, die Heliasten; für die Finanzen, 10 Apo- 
dekten; für die Regierung, der Rath der Fünfhundert. Was die 
Gerichte betrifft, so sind sie, auch wenn diess System schon unter 
Solon angenommen wurde ., doch erst in ihrer vollen Bedeutung 
mit Kleisthenes ins Leben getreten. Allerdings war bei der alten 
Burgergemeinde die Zahl von 5000 resp. 6000 Heliasten nicht wohl 
vereinbar, und der Zweifel von Bergk ist vollauf gerechtfertigt; 
andererseits aber lässt Aristoteles uns in Betreff des Princips kei- 
nen Zweifel, s. Polit. II, 9. 2. Soixb HoXcov — xbv örj^iov xata- 
ötrjöai, tä dixaöTTjQia noitjöag Ix xdvtcov. II, 9. 4. Hokmv y% 
Soixe xqv dvayxaiotdzqv daodidovai reo dq(i(p dvvapiv , xo tag 
aogdg aiQuö&at, xai svbvvsiv. — Mit Kleisthenes tritt allerdings 
die Demokratie ins Leben. Noch bestanden gewisse Beschrän- 
kungen. Die Archonten hatten noch in gewissen Beziehungen die 
Functionen des Richters, nicht blos die eines Instruenten des Pro- 
zesses; sie wurden noch nicht durch das Loos gewählt; die vierte 
Vermögensciasse war noch von den hohen Staatsämtern ausge- 
schlossen; der Areopag stand noch in unverkümmerter Geltung 
da. Aber es waren Schranken, die offenbar bei der weiteren Ent- 
wickelung des Princips der Demokratie hinwegfallen mussten. 
Diese Eutwichelung erfolgte unter Perikles. Vor Allem bedurfte 
die neue Verfassung eines Schirmes gegen die Uebermacht einer 
einzelnen Persönlichkeit, und diesen gab ihr Kleisthenes in dem 
Institut des Ostracismus, für die Republik dieselbe Maassrege], 
wie wenn in der Monarchie ein gefürchtet er Prätendent von dem 
vaterländischen Boden ausgewiesen wird. Der Verf. eröffnet die- 
selbe mit Umsicht und Gründlichkeit und zeigt , wie der Staat in 
der neuen Form binnen wenig Jahren zur kräftigsten Mannheit her- 
anwuchs und sich in seiner Vollkraft sofort in äusseren Kriegen 
offenbarte. Und schon war der Augenblick nahe, wo er den 
schwersten Kampf zu bestehen haben sollte, der Krieg mit Persieu. 
Cap. 32 schildert nun das Emporsteigen des persi- 
schen Reiches. Naturlich hält der Verf. die Cyropädie für 
einen philosophischen Roman; er hätte dreist mit Niebubr hinzu« 
setzen können, für einen sehr lippischen. Er tauscht sich natürUch 



16 Alte Geschichte. 

auch über den historischen Werth Herodots nicht, obwohl er 
dessen Relation wiedergiebt. Es wäre angemessen gewesen, über 
das Verhältniss Herodots zu Ktesias und beider zu den einheimi- 
schen Sagen ein Wort zu sagen, obwohl die gedankenlose Weise, 
in der Photius den Ktesias excerpirt hat, ein sicheres Urtheil 
kaum zulä'sst. In neuester Zeit ist aus dem Codex des Escurial, 
welcher Gonstantins Excerpte de insidiis enthalt und namentlich 
den Nikolaos sehr bereichert, in der Pariser Sammlung der grie- 
chischen Historiker Vol. III, p. 66 ein grosses Fragment gekom- 
men , welches auf Ktesias zurückführt und, wenn es wirklich von 
Ktesias herstammte, allerdings die Ehrfurcht vor Ktesias sehr ver- 
mindern würde. Wir wollen hier nicht in die Erzählung des Verf. 
naher eingehen, sondern erinnern an unsere obige Bemerkung, 
dass oftmals die Sage bis dicht an die beglaubigte Geschichte 
heranrückt und keineswegs immer durch eine aus Sage und Ge- 
schichte gemischte Zeit von der letzteren geschieden ist. Mit Darin« 
stehen wir ganz auf dem Boden der Geschichte. Von Cyrus stehen die 
Hauptsachen, seine Eroberungen, fest, alles, was seine Person an- 
betrifft, ist durch und durch sagenhaft. — Gap. 33 „growth of the 
Persian empire" beginnt mit der Eroberung Babylons , geht dann 
zu Kam by s es und der Thronbesteigung des älteren Darius weiter 
und erzählt die ersten Regierungsjahre des Darius bis zu seinem 
Scythenzoge , den Abfall und die Wiederunterwerfung Babylons, 
die innere Organisation des Perserreiches , die Schicksale des Po- 
lykrates. Die erste Eroberung Babylons klang in der einheimi- 
schen Geschichte wohl anders, als bei Herodot, obwohl des Letz- 
teren Bericht nicht unglaublich ist. Näher der Kunde der Griechen 
lag die Eroberung Aegyptens; in Aegypten waren zahlreiche Grie- 
chen ansässig, eben so hatten Griechen im persischen Heer dem 
Feldzug beigewohnt. Nach Kambyses folgt der Pseudo - Smerdia 
— der Verf. sieht darin eine Reaction der Med er überhaupt, nichl 
eine Schuld des falschen Königs allein; daher die Strafe die Meder 
insgesammt trifft, so viel ihrer in Susa wohnen, und hierauf das 
ganze medische Volk zum Abfall schreitet. Die Meder sind auch 
unter Darius Nothus abgefallen, und auf diesen zweiten Abfall be- 
ziehen Dodwell, Larcher und Clinton die Worte Herodots (1, 130). 
Der Verf. vindicirt sie dagegen dem ersten Darius und weist über- 
haupt S. 304 — 306 die Versuche zurück, die Vollendung der he- 
rodoteischen Geschichte in die letzten Jahre des pelop. Kriegs 
hinabzurücken. Natürlich waren über die Art und Weise, wie 
Kambyses starb und Darius zum Thron kam, sehr abweichende Er- 
zählungen. Was Herodot sagt, ist bekannt. Strabo sagt dagegen 
ganz einfach: Kapßvörjg vico rcw paycov xat elv&rj. Wieder 
anders berichtet Ktesias ; er weiss wie Herodot und Strabo von 7 
edlen Persern , welche den Magier gestürzt haben , aber er nennt 
andere Namen und erzählt die Ereignisse anders. Neue Quellen 
strömen uns aus den entzifferten Keilinschriften zu. In der von 



George Grote: History of Greece. IL 17 

Bisutan ist Kambyses (Kabuyiya), der Sohn des Khurush, König 
im Lande gewesen ; dieser hatte einen Bruder Bactija, den er, jedoch 
▼ or seinem Zug nach Aegypten, tödten liess. Darauf sog er nach 
Aegypten; hierauf wurde das Reich gottlos, die Lüge nahm zu 
aller Orten. Da erhub sich ein Magier (Mayhush) mit Namen 
Gumdta, vom Berge Arkadis, im Lande Pishiganwata, am ersten des 
Monats Viyak'hna. Dieser log: ich bin Bactija, der Sohn des 
Khurush, der Bruder des Kabuyiya, und das ganze Reich ward auf- 
rührerisch und ging vom Kabuyiya zu ihm über, Persien, Medien 
und die übrigen Länder ; so riss er das Reich an sich am 9. des 
Monats Garmapada, Kabuyiya aber starb nachher in seinem Zorn. 
„Die von Gumäta an sich gerissene Herrschaft, spricht nun Dariua 
weiter, war von Alters her unseres Stammes , es war aber kein 
Mensch, kein Perser, kein Meder, keiner unseres Stammes, wel- 
cher diesem Gumäta dem Magier die Herrschaft zu entreissen 
vermochte. Es fürchtete ihn sehr das Reich, und keiner wagte 
irgend Etwas gegen ihn zu thun, bis ich herzu kam und mit Hülfe 
des Auramazda am 10. des Monats Bsgayadish mit treuen Männern 
den Gumäta sammt denen, welche seine Hauptanhänger waren, er- 
schlug in der Burg Siktha' uwatish in der Landschaft Nisäya in 
Medien, und so durch die Gnade des Auramazda König ward und 
damit die Herrschaft, die unserm Stamm entrissen war, an 
diesen wieder zurückbrachte." Und weiter berichtet Darius selber 
von den Bewegungen , welche durch das ganze Reich gingen , von 
einem Aufstand in Susa, wo Atrina, in Babylon, wo Hatitabira sich 
erhoben und für Nabukhadrachara den Sohn des Nabunita ausge- 
geben hatte. Gen Susa sandte er einen Feldherru; gegen Babylon 
sog er selbst. Der Krieg gegen Babylon muss sich in die Lange 
gezogen haben ; denn inzwischen brachen überall neue Aufstände 
los. In Susa erhob sich Martiya, in Medien Fravartish (Phraortes) 
und gab sich für Khshathrita aus dem Stamme des Cyaxares aus. 
Neunzehn Schlachten hat Darius geschlagen und 9 Könige der 
Rebellen gefangen genommen. Von all diesen Kämpfen schweigt 
unsere Geschichte; aus der Grabschrift tritt uns eine Welt von 
Ereignissen entgegen , wie wenn plötzlich ein verhüllender Vor- 
hang fortgezogen wäre. Darius erscheint uns nunmehr als eins 
der grössten Talente, da es ihm gelang, ein aus seinen Fugen ge- 
hendes Reich wieder zu befestigen und durch eine weise Ordnung 
zusammenzuhalten. Es ist allerdings sehr zu beklagen, dass der 
Verf. von diesen Quellen, die ihm zuganglicher sind als uns, sowohl 
hierfür, als für die Einrichtung der Satrapien keinen Gebrauch 
gemacht hat. Für den , dem die Werke von Bournouf , Lassen, 
Hitzig, Holtzmann, Benfey und vor Allem Rawlinson nicht zu- 
gänglich sind, verweise ich auf die Anzeige Bähr's in diesen Jahr- 
büchern L, 4 (1847). Das 34. Cap. beginnt mit Demokidea 
und endet mit dem Zuge gegen dieScythen. Wir dürfen 
billig mit eben so flüchtigem Fusse über den letzteren hinweggehe^ 

IS. Jahrb. f. PhiLu. Päd. od. Krit. Bibl. Bd. LX. Hft»V \ 



18 Alte Geschichte. 

wie es der Verf. gethan bat , dem die Well der Realität jenseits 
der Donau verschwindet, und bemerken nur, dass, seit Niebuhr die 
geographische und Dahlmann die historische Unmöglichkeit des 
herodoteischen Berichts in helles Licht gesetzt hatten, die neuere 
Zeit uns mehrfache Versuche gegeben hat, durch umsichtige 
Kritik den wahrhaften Gehalt aus Hcrodot zu gewinnen ; nament- 
lich hat Hansen diess in seinem Osteuropa und Ko Ister in 
seinem „Land der Scythen w S im Klotzischen Archiv der Philologie 
Band 12, 13, mit sehr gutem Erfolge unternommen, und mit einer 
Methode, die sicher zum Ziel führt. — Nun folgt eine Zeit der 
Ruhe für Persien, bis zum Aufstande der kleinasiatischeu 
Griechen (Cap. 35). Wir stehen hier bereits auf einem Boden, 
wo die gelehrte Forschung über Einzelnes arbeiten kann, dagegen 
für die Individualität und Originalität der Auffassung sich wenig 
Spielraum darbietet. Die Züge des Aufstandes sind im Allge- 
meinen durch die Darstellung des Herodot festgestellt; hieran lässt 
sich nichts ändern, es ist hier ins Einzelne hinein zu arbeiten, wie 
Schultz iu seiner iu den Kieler Studien enthaltenen Abhandlung 
und H.Weissenbornin der zweiten Abhandlung seines Hellen 
gethan haben. Unser Verf. hält jeden Versuch, die einzelnen 
Ereignisse des Aufstandes nach bestimmten Jahren zu ordnen, für 
•verlorene Mühe und hat daher auch von Weissenborn's Untersu- 
schung keinen Gebrauch gemacht. Es ist äusserst interessant, hier 
das Verfahren Grote's mit Niebuhr zu vergleichen. Wer 
nicht selbst das Glück gehabt hat, Niebuhr zu hören und sich seiner 
unmittelbaren machtvollen Einwirkung hinzugeben, die einem jeden 
seiner jüngeren Freunde eine Richtung für das Leben gegeben hat, 
dem werden die Vorlesungen , mehr noch , als was er mit eigener 
Hand geschrieben hat, die wunderbare Grösse und Genialität des 
Mannes vergegenwärtigen. Es giebt Personen , deren blosse Be- 
rührung hinreicht, eine Sache zu weihen und zu adeln. So ist es 
bei jedem Gegenstand, der von Niebuhr berührt wird. Er kehrt 
aus seiner Hand als eiu anderer zurück; das Stumme erhält von 
seinem Geiste eine Sprache ; an dem Langbekannten treten neue 
und überraschende Beobachtungen hervor, dass es wie umgewan- 
delt erscheint. So das Verhalten Spartas und Athens zu dem 
Aufstande; so die ganze Entwickelung der Ereignisse, die Zer- 
splitterung und vereinzelte Vernichtung der Griechen, deren Land 
seiner Natur nach sich nicht zu einer Abwehr des Feindes eignete, 
als der Plan einer raschen Offensive , der einzig Erfolg verspre- 
chende , an dem Brande von Sardes gescheitert war. Ich glaube, 
kein Werk wird diesen Studien einen grösseren Impuls geben, als 
NiebuhrWorlesungen, und Jeder wird den Wunsch theilen , dass 
der Herausgeber es nicht hätte verschmähen sollen , die Heraus- 
gabe durch fremde Unterstützung zu beschleunigen. — Das 37. 
Cap. endlich bietet die Geschichte vou dem ionischen Auf- 
stände bis zur Schlacht von Marathon. Auch hier ist 



George Grate: Histary ef Grsece. II. 19 



natürlich Herodot derjenige, welcher die Auffassung dieser Zeiten 
fixirt hat. Merkwürdig genug, dass so lange Zeit nach diesen 
wundervollen Tagen verstrich, ehe sie einen Geschichtschreiher 
erhielten; immer lang genug, auch wenn wir die Abfassung der 
herodoteischen Geschichte früher setzen als den peloponnesischen 
Krieg. Noch merkwürdiger, dass selbst eine dichterische Behand- 
lung der historischen voraufeilte. Dieser Zwischenraum war grojs 
genug , um die Sage heranwachsen zu lassen; ftiebuhr glsubt selbst 
in manchen Ersahlungen den Dichter wiederzuerkennen. In 
Ktesias muss die Geschichte dieser Zeit anders gelautet haben, als 
in Herodot ; damit soll nicht gesagt sein , dass sie glaubwürdiger 
gewesen ist; ein kurser Blick in unsern Aussug lehrt das bereits. 
Auch Diodor weicht von Herodot ab; leider wissen wir nicht, aus 
welcher Quelle er gerade für die uns vorliegende Zeit geschöpft 
hat. Diese Prüfung der Quellen ist nicht der Plan unseres Verf.; 
dagegen hat er das Gegebene mit Umsicht benutzt und mit Scharfe 
beurtheilt. Nachdem der Aufstand unterdrückt ist , ordnet Arta- 
phernes die Verhaltnisse der Griechen neu (Hekatäos ist ihm dabei 
nur Hand gegangen, Diod.X,25), dann hebt üfardonios die Tyran- 
nenherrschaften auf. Mardonios' Zug misslingt durch einen Sturm 
am Athos. In Griechenland sendeu ganse Staaten, und bedeu- 
tende, wie Aegina, ihre Unterwerfung an Persien ein. Athen und 
Sparta dagegen treten einander naher. Hier setst der Verf. die 
Niederlage der Argeier durch Kleomenes nicht bald nach dessen 
Regierungsantritt, sondern etwa mit der Eroberung Milets gleich- 
seitig. Die Schlacht bei Marathon wird nun nach Herodot er- 
zählt, die Lokalität nach Leake und Finlay geschildert. (Beide 
Bearbeitungen sind durch Hoffmann ins Deutsche übertragen.) 
Die Zahl der Perser setzt Justin auf 600,000, Plato und Lysias auf 
500,000, Pausanias und Plutarch auf 300,000, Nepos auf 110,000 
Manu ; der Verf. lägst sich auf keinen Versuch ein, auch diese Zahl 
noch zn ermässigen , weil es kein Mittel gebe , hier ein sicheres 
Resultat su erhalten. Sonderbar ist, dass auch in Athen eine 
Partei es mit den Persern hält , und dass die Alkmäoniden hierbei 
sollen im Spiel gewesen sein; die Alkmäoniden, welche den Ilippias 
▼erjagt und die Demokratie eingerichtet hatten? Der Verf. hält 
diese Beschuldigung für unbegründet. Ueber das Datum der 
Schlacht ist er durch Böckh nicht überzeugt. Die Geldstrafe, 
welche später dem Miltiades auferlegt ward, 50 Talente, meint 
er, sei die von Miltiades und seinen Freunden selbst offerirte Geld- 
busse gewesen. An der Zahlung derselben sei er durch den Tod 
▼erhindert, aber nicht im Gefängniss gestorben, was überhaupt 
dem Criminalverfahren in Athen widerstreite. Von dem Wankel- 
muth und dem Undank der Athener will er nicht viel hören. — 
Das letzte Capitel, das die ionische und pythagoreische Philosophie 
und den politischen Einfluss der Pythagoreer auf die politische 
Gestaltung Grospgriecbenlands behandelt, muss kk btat "" 



20 Griechische Litteratur. 

gehen. Mögen die von mir gegebenen Skizzen genagen,, die Auf- 
merksamkeit auf ein lehrreiches und anregendes Werk hinzulenken, 
von dem, wie ich höre, bald eine den Ische Uebersetzung zu er- 
warten ist. Dr. Campe. 



Scholia in Tkeocritum^ auctiora redd. et annotatione crit. instr. 
F. Dübner. . Scholia et paraphrases in Nicandrum et Oppiannm, 
partim nunc primum ed., partim coilatis Cod. Mss. emend., annota- 
tione crit. instr. et indices conf. 17. Cats Buasemdker. Paris, Didot; 
1849, 8.-4 Thlr. 

Firmin Didot, auch in Deutschland ruhmlich bekannt wegen 
der von ihm veranstalteten Herausgabe der Schriftsteller und lit- 
terarischen Ueberreste des classischen griechischen Alterthums, 
hat unter dem oben angegebenen Titel in seiner Sammlung einen 
neuen Band erscheinen lassen, welcher für einen Zweig der grie- 
chischen Litteratur einen nicht unbedeutenden Zuwachs liefert. 
Es soll in diesem Bande alles Dasjenige vereinigt sein, was von an- 
tiken Gommentaren zu den Gedichten des Theokritos , Nikandros 
und Oppianos noch erhalten ist 1 '), und Dasjenige, was, wie man 
annehmen kann, von Gommentatoren des früheren Mittelalters 
theils aus jenen ersten Quellen der Erkenntniss unmittelbar ge- 
schöpft worden ist, theils als Ergebniss ihrer näheren Berührung 
mit dem Alterthume angesehen werden darf. Wenn man nun un- 
bezweifelt zugeben muss, dass Schollen und Glossen nicht nur 
aus dem Grunde Interesse, ja Wissbegier für sich in Anspruch 
nehmen, weil sie zur Erklärung schwieriger Stellen in den Schrift- 
stellern , zu denen sie geschrieben sind , beitragen , sondern auch 
deswegen, weil sie Anhaltepunkte geben für die Erforschung der 
geistigen und materiellen Entwickelung der Sprache, und weil sie 
in vielen Fällen ein geeignetes Mittel an die Hand geben, die 
Quellenschriften des früheren Mittelalters (und somit die Ge- 
schichte dieses Zeitraums) dem genauem Verständniss zugäng- 
licher zu machen, so muss man es für ein höchst dankcnswerthes 
Unternehmen erklären , wenn dem philologischen und historischen 
Gelehrtenkreise möglichst vollständige Sammlungen der alten Com- 
mentatoren, so wie derScholien und Glossen zu den verschiedenen 
Schriftstellern dargeboten werden. 



*) Dieser Scholienband bildet gewissermassen einen ergänzenden 
Anhang zu dem im J. 1846 bei demselben Verleger erschienenen Werke : 
Poetae bncolici et didactici, welcher den Theokritos, Bion, Moschos, 
Nikandros, Oppianos u. a. m. enthält. 



21 



Die Herausgabe der Schotten zu de» Geanchlen de* 
kritos hat F. Dubner übernommen, welcher schon m diesem Fache 
durch seine Herausgabe der Scheue« zäun Irirtaphaam beLaaaat 
ist ; die der Schollen und Paraph ras en zum Xil andres and Onfän- 
nos dagegen U. Gate Bnaaeaaaker. Der i-nrliegende Band zerfallt 
daher in 2 von einander ganz unabhängige Werke, «eiche deaununh 
auch abgesondert betrachtet werden mussrn. 

Die Gedichte des Theokritos wurden im Alterthuaae fiel ge- 
lesen und in zahlreichen Abschriften verbreitet. Bs werden die 
Namen vieler Grammatiker genannt, welche Flesas und Muhe 
auf verwandten, das Verstäadniss dieser Gedichte an 
indem sie einerseits Schriften allgemeinern Inhalts in fliniii ht 
darauf veröffentlichten, andererseits mehr oder minder ausführ- 
liche und inhaltreiche Commentare in sprachlicher und aachlicher 
Beziehung zu den einzelnen Gedichten schrieben (z. B. Tnemm, 
Nikanor u. A. m.). Blau wurde »ich je doc h sehr tauschen, wema 
man glauben wollte, dass die Scholien und Glossen zu den Ge- 
dichten des Theokritos, wie dieselben in zahlreichen Handschriften 
in verschiedener Gestalt sich vorfinden, im Allgemeinen oder auch 
nur ihrem grössern Theile nach unmittelbar auf den Erklarungs- 
schrSften jener alten Commentatoren beruhen. Kein! Der grössere 
Theil dieser Scholien und Glossen ist, fast unabhängig von jenen, 
in weit neuerer Zeit entstanden. Den Anfuhrungen des Enstathios 
zufolge muss man annehmen, dass schon zu dessen Zeit nicht mehr 
die Schriften jener alten Commentatoren in Original oder vollstän- 
digen Abschriften vorgelegen haben, sondern dass vorher schon 
dieselben vorzugsweise in eine Sammlung umgearbeitet worden 
waren. Dieser Auszug nun scheint die Grundlage gebildet zu 
haben für die exegetischen Arbeiten der spateren byzantinischen 
Gelehrten, wie sie sich bis jetzt erhalten haben. Nach dem 
neusten Stande der Forschung gewinnt es sogar den Anschein, ab 
ob die noch erhaltenen Scholien mehr oder weniger ausführlich 
aus einem und demselben Exemplar der oben erwähnten abgekürzten 
Commentariensammlung geschöpft sein müssen, u. dass dieses Exem- 
plar entweder hier und da zerrissen oder schwer leserlich ge- 
wesen sei, was der Herausgeber kurz berühret. Unter diesen 
Umständen ist es natürlich, dass nur Weniges das Gepräge der Ab« 
stammung aus hellenischer Zeit trigt. Dass dem Gessgten zu- 
folge diesen Scholien an sich nur ein beschränkter Werth zuge- 
standen werden kann, ein beschränkterer, als den Scholien, welche 
in unmittelbarem Zusammenhange mit echt antiken Quellen stehen, 
versteht sich von selbst. Auffallend ist es daher, dass gerade 
diese Scholien weit öfter gedruckt worden sind , als diess mit un- 
gleich werthvolleren der Fall gewesen ist. Eine ziemlich voll- 
ständige Reihe von Ausgaben des Theokritos, von denen eine 
grosse Menge such Scholien enthält, zählt Hoffmann in seinem bi- 
bliographischen Lexikon der gesammten UUerajM dord ' 



22 Griechische Litteratar. 

(Ausg. 2, Bd. 3, S. 474—484) auf, und J. A. Jacobs in der Prae- 
fatio zu seiner Ausgabe des Theocritus, Bion et Moschus be- 
spricht ausführlich deren kritischen Werth und gegenseitige« 
Verhältniss. 

Es entsteht nun die Frage, ob nach so zahlreichen Ausgaben 
dieser Schollen eine neue Ausgabe ein dankenswertes Unter- 
nehmen sei ? Hier nun ist vor allen Dingen darauf aufmerksam zn 
machen, dass die früheren Ausgaben, den dabei benutzten Hand- 
schriften gemäss nicht nur in Beziehung auf die Lesarten von ein- 
ander abweichen, sondern dass die einen manche Scholien dar- 
bieten, welche in den andern fehlen, so wie ferner, dass in neuster 
Zeit noch bisher unbekannt gebliebene Scholien bekannt geworden 
sind. Man muss allerdings anerkennen, dass die vorliegende 
Sammlung vor allen früheren Ausgaben schon den grossen Vorzug 
in Anspruch nimmt und verdient , dass darin die grösste zu errei- 
chende Vollständigkeit angestrebt worden ist. Dass freilich diese 
Vollständigkeit eingestandenermaassen keine absolute, sondern nur 
eine relative ist, wird sich nachher ergeben. Der Herausgeber 
spricht sich in der Praefatio (S. V — X) über dieGrundsätze, welche 
bei der Herausgabe von Scholiensammlungen zu befolgen sind, 
dahin aus, dass man bei einer solchen am geeignetsten die grösste 
Vollständigkeit zu erreichen suchen müsse ; man dürfe unter dem 
vorhandenen Material nicht etwa auswählen , da die Scholien und 
Glossen ja doch nicht das Werk eines Schriftstellers, sondern im 
Verlaufe mehrerer Jahrhunderte von Vielen geschrieben seien; 
ebenso wenig dürfe man als den einzigen Maassstab für die Auf- 
nahme oder Nichtaufnahme in die Sammlung gelten lassen die Un- 
terscheidung, welche von den Scholien und Glossen zur Erklärung 
des Schriftstellers, zu welchem sie gehören, thatsächlich bei- 
tragen. Diese Ansicht des Herausgebers muss entschieden ge- 
billigt werdeu, da, wie er selbst bemerkt, auch das zur Erklärung 
des Schriftstellers dem Anscheine nach Unwesentliche für die 
Geschichte der Sprache und der Kritik nicht ohne Wichtigkeit ist, 
und da, wie der Unterzeichnete hinzufügen zu müssen glaubt , die 
Scholien , dieses Erzeugnis» halb des Alterthums, halb einer spä- 
teren Zeit, noch längst nicht vielseitig genug behandelt worden 
sind, um in jedem Falle über ihren absoluten Werth oder Unwerth 
mit Sicherheit zu entscheiden. Dem eben besprochnen Grund- 
sätze gemäss hat der Herausgeber in seiner Ausgabe nicht nur 
alle diejenigen Scholien und Glossen wiedergegeben, welche in den 
verschiedenen früheren Ausgaben der Gedichte des Theokritos 
gedruckt erschienen waren, sondern er hat auch aus Handschriften 
bisher unbekannte hinzugefügt. Derjenige aber, welcher diese 
Ausgabe zur Hand nehmen wollte, in der Erwartung, eine wirk- 
lich vollständige Sammlung aller zum Theokritos vorhandenen 
Scholien und Glossen darin zu finden, würde sich täuschen; dicss 
ergiebt sich schon aus folgenden Worten des Herausgebers selbst 



Duboer: Scholia in Theocritom. 23 

in der Präefafio, p. VII: Pancissima denique innotuerurit ex K. % 
Mediolanensi Ambrosia no no. 222, bombyc, saec. XIII., optimo et 
„uberrimis" scholiis glossisqne instructo. Dieses eigne Geständnis« 
des Herausgebers, so wie eineVerglcichiing der vorhandenen hand- 
schriftlichen Hülfsmittel zeigen, dass eine weitere Vervollständi- 
gung dieser Sammlung noch möglich wäre. Nach einer kurzen 
Erwähnung der früheren Ausgaben, welche er benutzt hat — anr 
die von Xylander, Warton, Gaisford, Geel und Gaii, und Adert's 
Sammlung unedirter Schölten ans einem Genfer Manuscripte 
werden namhaft gemacht — , wendet sich der Herausgeber m 
einer Besprechung der Handschriften. Die vatikanischen Codices, 
welche Schollen zum Tbeokritos enthalten, sind im Jahre 1709 
von Salictamandus verglichen worden, leider auf eine Weise, die 
Manches zu wünschen übrig lässt, besonders weil er es unterlassen 
hat , anzugeben , was in den besseren Handschriften sich vorfindet 
und was nicht. Unter den übrigen hierher gehörigen auf italie- 
nischen Bibliotheken befindlichen Handschriften sind besonders 
hervorzuheben: eine Florentiner (Laurent. Nr. 46), von weicher 
Salvinius dem Sanctamandus eine Abschrift besorgt hat, und eine 
Mailänder (Ambros. Nr. 222), welche ausführliche und inhaltreiche 
Scholien und Glossen enthält. Die Pariser Manuscripte hat Gaii 
sämmtlich verglichen ; doch hat der Herausgeber sich der Mühe 
unterzogen, eine neue Vergleichung der letzteren zu besorgen, 
da die Collation GaiPs ihm höchst unzuverlässig erschienen war. 
Unter den Pariser Codices enthalten folgende Scholien und 
Glossen: 1. Nr. 2721: saec. XVI; 2. Nr. 2722: saec. XVI; 3. Nr. 
2726: saec. XIV; 4. Nr. 2758 (ann. 1393); 5. Nr. 2763: saec. XVI; 
6. Nr. 2781: Apostolii manu ; 7. Nr. 2786: saec. XIV; 8. Nr. 2802: 
saec. XiV; 9. Nr. 2812: saec. XV; 10. Nr. 2831: saec. XIII; 
optimus; cont. schol. ad Id. 5—7; 11. Nr. 2832: saec XiV; 12. 
Nr. 2833: saec. XIV; 13. Nr. 2835: saec. XIV; 14. Nr. 2884: 
saec. XIII; 15. Coisl. Nr. 169: saec. XV; 16. Coisl. Nr. 351: ann. 
1516; und 17. Reg. Nr. 454, A: saec. XIV. Besondere Ausbeute 
glaubt der Herausgeber aus den unter Nr. 10, 11 und 13 genannten 
Handschriften gewonnen zu haben. Mit wenigen Worten nur 
werden berührt : Cod. Toletanus, Schellershem., Canonic. Biblioth. 
Bodlej. Nr. 86 und Barocc. Bibl. Bodlej. Nr. 109. Genügender 
ist, was der Herausgeber über den Cod. Genevensis sagt, welcher, 
früher nur wenig bekannt durch Casaubonus, Valkenaer, Ruhnken 
und Wüstemann, vor einigen Jahren durch J. Adert's Bemühung 
bekannter geworden ist. Diese Handschrift, aas dem XIV. Jahr- 
hundert stammend, ist zwar leserlich, aber aus Unwissenheit der 
Abschreiber uncorrect geschrieben; es lassen sich darin eine erste 
und eine zweite Hand unterscheiden. Sie enthält grösstenteils 
dieselben Scholien, wie die vaticanischen Handschriften 3 und 4 
und die Pariser 2832 (bei Gaisf. A) , und stammt mit diesen ans 
derselben Urliandschrift. Ädert giebt eine vollständige Ab- 



24 Griechische Litteratar. 

schrift der darin enthaltenen Schollen, und, um seine Ausgabe ra 
einem eigentlichen Supplement derer von Kiessling und Gaisford 
zu machen, hat er darin auch diejenigen Scholien aufgenommen, 
welche Gail in seiner Ausgabe (1&28) aus Pariser Handschriften 
zuerst veröffentlicht hatte. Die von Ädert aus dem Genfer Codex 
bekannt gemachten Scholien hat der Herausgeber fast sämmtüch 
unverändert in seine Sammlung aufgenommen; dennoch kommen 
Abweichungen und Auslassungen vor. Davon unten. Da dem Un- 
terzeichneten die Ausgabe von Gail nicht zugänglich ist, so vermag 
er nur auf die Vergleichung der in Adert's Sammlung als aus Gait'a 
Ausgabe entlehnt bezeichneten Scholien das Urtheil zu gründen, 
dass der Herausgeber allerdings gegründete Veranlassung hatte, 
eine neue Vergleichung der Pariser Handschriften vorzunehmen, 
und dass seine Bemühung dankbare Anerkennung verdient. 

Der Praefatio lasst der Herausgeber folgen : Th. Wartoni no- 
titia scholiorom Theocriti, eine Abhandlung, deren Wiederabdruck 
zwar ziemlich überflussig, aber gerade an dieser Stelle nicht un- 
passend erscheint (pag. XI— XIV). Nur in Beziehung auf Askle- 
piades aus Myrlea fügt der Herausgeber eine Anmerkung bei, 
welche Wüstemann's Ansicht (cf. ejus praefat. p. XVII) wieder- 
giebt, und über den Grammatiker Theätetos und einen gewissen 
Lampridius, die sich im Altert hu m mit litterarischen Arbeiten in 
Hinsicht auf Theokritos beschäftigt zu haben scheinen, werden 
kurze Notizen gegeben. An dieser Stelle hätte der Umstand einige 
Beachtung wohl verdient, dass in einer der vaticanischen Hand- 
schriften die Hypothesis des zwölften Idyll's überschrieben ist: 
vnofrstig 'EQatotöivovg. S. Fabric. Bibl. Gr. Bd. 3, S. 776. 
Ebenso hätte die erste Anmerkung entweder weggelassen oder vom 
Herausgeber berichtigt werden sollen , denn offenbar bezieht sich 
die bei Diog. Laert. V, 1, §. 11 genannte Schrift Ambryon's aepl 
®soxqItov auf den eben vorher erwähnten Theokritos aus Chios ; 
vergl. Fritzsche, de poetis Graec. bucol., p. 36. Unter der Ueber- 
schrift „Prolegomena de poesi bucolica et de Theocrito u (S. 1 f.) 
folgen nun die kurzen, in den Handschriften dem Texte und den 
Scholien vorhergehenden Einleitungen , welche sich auch in den 
rüheren Ausgaben meist finden. Zu dem in Kiessling's Ausgabe 
Gegebenen kommt in dieser neuen Ausgabe Folgendes hinzu: 1. 
unter Nr. VI ein kurzes Epigramm, überschrieben : slg fiovxoXixqv, 
welches dem Cod. Paris. Nr. 2835 entnommen ist; 2. unter Nr. IX 
der Artikel OsoxQirog aus dem Lexikon des Suidas; 3. unter Nr. I 
am Schlüsse ein Zusatz aus dem Cod. Paris. Nr. 2763; endlich 
unter Nr. VII mehrere Zusätze aus Pariser Handschriften. — Was 
das Einzelne anlangt, so hat der Herausgeber in den unter der 
U eher schrift srepl dicupOQccg tc5v ßovxoktxcav stehenden Versen 
im Texte fälschlich die alte Lesart d' vyluav aufgenommen, die 
dem Metrum unangemessen ist; statt dessen war zdvvyUiav zu 
schreiben , was der Herausgeber in der Adnotatio critica (S. 116) 



♦■ Dobner: Scholia in Tbeocrhnm. 25 

Selbst billigt und durch handschriftliche Autorität belegt. In sach- 
licher Beziehung kann jetzt wegen des Epigramms des Gramma- 
tikers Artemidoros am besten auf Fritische , de poetis Graec. bu- 
colicis , S. 28 ff. verwiesen werden. In Hinsicht auf die Varietes 
lectionis zu der Stelle aus Stiidas begnügt sich der Herausgeber 
auf die betreffende Stelle in Bernhardy's Ausgabe Bezug zu nehmen. 
Hierauf folgen von S. 3 — 113 die Scholien, deren äussere 
Form schon dadurch von den Ausgaben von Kiessliog und Geel ab- 
weicht, dass dort die sämmtlichen vxo&söBig xäv BldvXXlov zu- 
sammengestellt den Scholien vorhergehen, während dieselben hier 
getrennt sind , so dass die vxo&Böig und die Scholien jeder ein- 
zelnen Idylle zusammenstehen. Es ist diess eine Einrichtung, 
deren Zweckmässigkeit nicht zu verkennen ist. — Was den Text 
dieser Scholien betrifft, wie er vorliegt, so muss man ihn von vorn 
herein als dreifach verschieden ansehen, ohne noch die vielfachen 
Abstufungen in der Gleichartigkeit und Verschiedenheit desselben 
in der Handschrift genauer zu betrachten. Der erste und haupt- 
sächlichste Bestandtheil dieses Textes ist der in allen früheren 
Ausgaben vorliegende ; der zweite ist die Scholiensammlung von 
Ädert; der dritte endlich umfasst die zuerst vom Herausgeber ver- 
öffentlichten Scholien. Diese Bestandteile sind allerdings nicht 
mit aller Strenge von einander zu sondern, wie in dem weiter oben 
Gesagten schon angedeutet ist. — Vergleicht man zuerst Adert's 
Scholiensammlung mit dem vom Herausgeber gegebenen Texte, 
so findet man, kleinere Abweichungen ungerechnet, Manches nicht, 
was Ädert aufgenommen hat; z. B. I, 3: A«£jJ, yoaiftjji XtjQjj xai 
rä opoia. I, 29: dno xovxov xiöövßiov, otovsl %v6öfßiov xi ov. 
I, 34: aXXag' vno%(QQBiv, &bqcwbvbiv (ptjöt. 1, 110: nxcjxag' xdg 
alxtaxixag ot dooielg xd)v Big eg Xrjyovö&v sv&stäv opolag xaTg 
BV&slaig itccQo£vvovöi. I, 128: tp&o' hvndxzoio' ot piv xaxd 
GvvaXoHprjv (p&QB, tlxa svwqxtoio xov xaXmg nBJCfjyoxog' ot 
dl ixxXrjQOVöt, ytoBÖrj dvxl xov Xapßavs % drjXovori trjv övoiyya ' 
[isXlitvovv de tfdij ydvq>avoV) rjtoi oöaöviav diä xov xyaov. 
1, 147: AlylXto* xov dxQaxrjolov. II, 17: payBiag' %l yäo xqo%6v 
xrjQOV IpßaXovGai xai äi aipaxog ixaztgcoftsv dvdipaöai, xovxo 
XBQKSzoitpovüai §opßov6iz6v xvxXtöxovvTteo itvotag, indöovöai 
o ßovXovxat,. 6 de avadvvovpwog fj0v%(og, xijksxcu' IniXiyovöw 
avxcp el xvyq, d>g ovxog zrjxsxai 6 §6pßog ovta xai 6 ifiov 
Iqü'v xaxstfj' aXXag' Xsyovöi xxX. II, 149: Kzlxi poi xovxo 
liovov ort 6 AkXyig iv övpnoöttp xov locotiivov %aoiv 6xv<pov 
6vvB%d>g äxodxov ItcbxbZxo xai xiXog xaxaXmmv xo övfinötiiov 
ä%BXo Xkyov öxetpavciösiv avxov xov olxoV elci&aöi yäo ot 
BQWvxeg xdgiv xmv iQ&yAv&v xvd&ovg xXelovag liti%%Ztöai * xov 
yäo iocitiBvov 6 loaö&Big xolg Ix xov daixvpövog didofUvoig 
dyytloig olvov BßaXw «rao xoöov aüv iomxog' &XQ&t&g vmi 
$QCoxog jkuxsI%bxo xai £<pvyb 6s, xai s2*s, ytfll % dyyt limtm 
pvvov ort 6 dkXyig xxX, II, 166: wxxog 6*aM' jWtfj 



26 Griechische Litteratar, 

ot äöTBQSQ axokovfrslv rf] vvxxl' dxttöovtirjg yciQ vSg vvxtog 
ovxiti q>alvovtat. & dörsgeg^ svxqkov vvxzog xav clvrvya 
onadoi) tovtiöviv axokov%ovvxig — <prjol' kiyu dl trjv vvxta 
iq> agficctog 6%si6&cti,. Leicht könnte der Unterzeichnete noch 
eine bedeutende Zahl ähnlicher Beispiele anfuhren. Doch genügen 
diese schon, um daran die Frage zu knüpfen, warum der Heraus- 
geber nicht seinem Vorsatze, die möglichste Vollständigkeit anzu- 
streben, treu geblieben ist? Ueber einzelne Lesarten nachher. 

Fragt man ferner, ob der Gewinn, den der Herausgeber aus 
der Vergleichung der Pariser Handschriften, die Emendationen 
einzelner Wörter ungerechnet, geschöpft, bedeutend sei, ob da- 
durch viel neues Material gewonnen sei, so muss man diess im All- 
gemeinen verneinen. Denn einerseits sind es selten längere Scho* 
lien, die der Herausgeber neu darbietet, meist nur Glossen, an- 
drerseits enthalten diese Schollen nicht grade viel Neues und Wich- 
tiges. Doch ister wegen der Aufnahme derselben nicht zu tadeln, weil 
er sich hier seinem G rundsatze, der an sich nicht zu tadeln ist, treu er- 
weist. Indem der Unterzeichnete nun zu den Einzelnheiten sich 
wendet, kann er nicht umhin, zu erklären, dass er nicht im Stande 
ist, eine vollständige Uebersicht dessen zu geben, was der Text 
der Scholien durch das ausserordentlich reichhaltige kritische Ma- 
terial und die gewissenhafte Benutzung desselben durch den Her- 
ausgeber gewonnen hat, da diess den in diesen Blättern gebotenen 
Raum weit überschreiten würde; er muss sich begnügen, auf Ein- 
zelnes aufmerksam zu machen. 

Schol. ad I. 1: itaga xalg itqyalg.] Was früher nach Toup's 
Conjectur in den Text aufgenommen worden war statt des sonstigen 
negi, hat D. nun auch durch handschriftliche Auctorität belegt. 

Ad I. 12 macht D. darauf aufmerksam , dass das Scholion aus 
dem Cod. Barocc. wohl richtiger auf den Aelius Dionysius zn be- 
ziehen sei, worauf Eustath. p. 962, 1. 23 hindeute. 

Ad I. 43 behält D. die Lesart yeyavgiö[isvog mit Recht, ob- 
gleich Ädert nach dem Cod. Genev. zetavQiöfiivog edirt hat. 

Ad I. 52: Statt der Worte 'AnoXkodcogog dh 6 dagtevg , wo 
die Handschriften in Beziehung auf das letzte Wort mannigfach 
von einander abweichen , schlägt D. folgende sehr einfache Emen- 
dation vor: ^An. de dcoguvöi", was einen recht guten Sinn giebt 
Jedenfalls erscheint diese Emendation leichter und angemessener, 
als die Adert's „nsgl fttäv". Gcel schon vermuthete „toig 4a- 

Ad I. 65 : Der Herausgeber hat den Namen Sip&vtdrjg bei- 
behalten, obwohl ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit vor- 
handen ist, dass Uvkrjvog richtiger wäre, was D'Orville vermuthete. 
Jedenfalls aber ist die erste Lesart sehr alt, da Phavor. s. v. Aitvt], 
indem er dieses Scholion vor Augeo hatte, gleichfalls den SimOr 
nides citirt. 



Dabner: Scholia in Theoeritom. 27 

Ad I. 02 nimmt D. die Lesart mehrerer Pariaer und eines 
vaticanischen Codex txXrjQov statt der Vulgata dnBXQlvov auf. 

Ad I. 107 bemerkt D., dass nach 2 vaticanischen Handschrif- 
ten zu schreiben sei: „£<p olg al6%wo{Uvr] ^vgaro", mit Weg- 
lassung der, ohnehin nur dorch Conjectur dortstehenden Worte 
agdopifj? iq . Die Vulgata hat hier alödopivrj, was wegen der 
Gleichheit der Anfangssilbe mit al<f%wofifa7j durch Irrthum in 
den Text gekommen sei. Hier hfitte D. ohne Zweifel besser ge- 
than , wenn er sich entweder an den gewöhnlichen Text gehalten 
hätte , oder, da dieser einen passenden Sinn nicht giebt, sogleich 
die Emendation aufgenommen hfitte, die er in der Adnot. critica 
empfiehlt. 

Ad II. 36 schlagt D. vor, nach mehreren Handschriften iu le- 
sen iujjdovi was die Bedeutung habe „fecerunt accinere." 

Ad II. 59: ^VfjLOöov. D. hat Adert's Conjectur fypaöov 
nicht aufgenommen. 

Ad 11. 73: Die Berufung auf Herodotos scheint sich auf III. 23 
zu beziehen. 

Ad II. 121 schlägt D. vor, da ein Schriftsteller Olympionike« 
nicht bekannt sei , zu lesen ^(EQaxoöftevrjg Iv xqwxco) 'Okvpnio- 
fixcoVS was man wohl unbedenklich billigen kann. 

Ad II. 149: Das längere Scholion, welches Ädert zu diesem 
Verse aus dem Cod. Genev. edirt hat, hat D., ohne einen Grund 
anzugeben , aus dem Texte in die Adnotatio verwiesen. 

Ad HI. 29 empfiehlt D., nach einer Glosse des Cod. Vatie. 5 
statt xvnxopsvov zu lesen yivopevov. 

Ad III. 50: Der Cod. Genev. und Cod. Par. M bestätigen die 
Conjectur von Hemsterhusius Tlkovxov statt Tlkovxcava. D. hat 
daher mit Recht diese Emendation aufgenommen. 

Ad IV. 33 emendirt D. den citirten Vers so: Mdxaia xakXa 
ttctQa Kqoxov löx aöxsa. 

Ad IV. 62 schlägt D. vor, statt 6 xogtjv oltpripsvos zu lesen 
6 <6g xoQtj olyripsvog. 

Ad V. 1: Es wäre sehr zu wünschen gewesen, dass der Her- 
ausgeber in den zahlreichen Fällen , wo er Schollen oder Erwei- 
terungen von solchen aus Adert's Sammlung nicht im Texte , son- 
dern in der Adnotatio critica mittheilt, den Grund dieses Verfah- 
rens angegeben hätte. Anzuerkennen ist freilich, dass es mit 
grossen Schwierigkeiten verbunden ist , der Forderung der größt- 
möglichen Vollständigkeit zu genügen, da die Scholien so häufig 
dem Sinne nach vollständig, dem Wortlaute nach dagegen nicht 
immer genau übereinstimmen, und bald diese, bald jene Hand- 
schrift hier oder da Etwas hinzufügt oder weglässt. Doch wür- 
den in dieser Beziehung die in Adert's Sammlung enthaltenen 
Scholien verhältnissmässig nur geringe Schwierigkeiten darge- 
boten haben. Z. B. an dieser. Stelle hätten die Worte des Cod. 
Genev. leicht eingeschoben werden können : — £v$ctqim<$ it<yu>.<* 



28 Griechische Litteratar. 

pov. 'Etizl 81 avzrj nokig rijg 'Izaklag anoutog (zäv 'Jthpalew) 
vvv uakovpivq Sovqiov • zwsg zo avzo Oovgiov %a\ UvßctQiv 
xakovöw. Aiyovöi — xzk. 

Ad V. 43 hat D. die Lesart ya^^etrjg beibehalten. 

Ad VI. 7 hat D. die Conjectur von Jacobs inii%%v avzy in 
den Text aufgenommen , obgleich er in der Adnotat. crit. dieselbe 
für unnöthig erklärt. Und and. m. 

So wie aber der Herausg. manche Conjectur, deren Not- 
wendigkeit und Richtigkeit noch bestritten wird , in den Text auf- 
genommen hat, so hat er auch darin gefehlt, dass er manche 
Eraendationen, welche für unzweifelhaft gelten können, unbe- 
rücksichtigt gelassen hat. Beispielsweise möge an folgende er- 
innert werden: 1. 15: (leörnißgivov (Xylander). I. 27: Kakkipa- 
%og (Heinsius). I. 56: IJoyoxkijg (Toup). I. 85: lurjQdftrj 
(Hemsterh.). II. 3: xazadrjöopai (Toup). II. 24: Sözbvs (Words- 
worth). II. 48: laöiv (H. Stephanns). IV. 28: kevxatvsrcu (Ja- 
cobs). V. 21: Isqov (Hemsterh.) u. 8. w. Von Conjecturen da- 
gegen, welche der Herausg. aufgenommen hat, mögen beispiels- 
weise folgende hier Erwähnung finden: I. 9: ovxizv (Jacobs). 
I. 67: ®ezzaklag (Palmerius). I. 147: zlsivmv (Meursins). II. 10: 
xalvnzophvap (Warton). II. 18: gvpßov (Pierson). II. 88: vnci- 
ma (Reinesius). II. 100: Uyg (Bast). II. 122: A^ivfoxotg ( Words- 
worth). III. 43 : itaQeiörrjxei (Toup). U. a. m. 

Zu bedauern ist endlich , dass der Herausg. nicht auch das- 
jenige berücksichtigt, was über seinen Gegenstand in deutschen 
gelehrten Zeitschriften sich findet. Der Unterz. erinnert z. B. 
an Th. Bergk's interessante Recension von Adert's Scholiensamm- 
lung in der Zeitschr. f. Aherthumsw., in welcher jener ausgezeich- 
nete Kritiker auch selbständige Emendations vorschlage gemacht 
hat. Da es dem Unterz. nicht daran liegen kann, eine genaue 
Uebersicht zu geben von allem Dem, wodurch die vorliegende 
Ausgabe sich von den früheren unterscheidet; da er vielmehr nur 
die Absicht gehabt hat, an einigen Beispielen zu zeigen, welchen 
kritischen Standpunkt in dieser Ausgabe der Herausg. eingenom- 
men hat, so möge das Gesagte in dieser Beziehung genügen. 

Dazu , die Ausgabe auch für Diejenigen recht brauchbar zu 
machen , welche nicht speciell dem Theokritos ihre Thätigkeit zu- 
wenden, trägt der beigegebene doppelte Index viel bei. Der er- 
stere Index giebt eine alphabetische Uebersicht aller a) in den 
drei bukolischen Dichtern der Griechen und b) in den Schollen 
zum Theokritos enthaltenen sachlichen Bemerkungen. Er gehört 
also offenbar mit zu der oben erwähnten Ausgabe der griechischen 
Bukoliker und dient somit zur Bestätigung dessen, was der Un- 
terzeichn. oben über den Zusammenhang jenes und des vorliegen- 
den Werkes gesagt hat. Der zweite Index ist ein alphabetisches 
V erzeich ni8s aller bei dem Scholiasten zum Theokritos genannten 
Schriftsteller. 



Bassemaker: Scbolia in Nicandrom et Oppianom. 29 

Aus den obigen Bemerkungen lägst sich nun leicht das Ge- 
sammturtheil zusammenlassen. Schon oben ist der Nachweis ge- 
geben, dass der Herausg. nicht ganz Das in Hinsicht auf Vollstän- 
digkeit geleistet hat, was sich hatte leisten lassen, dass vielmehr 
eine Vervollständigung noch möglich (und wünschenswcrth) ist. 
Ferner hat sich durch die Beispiele herausgestellt, dass der Her- 
ausg. in Beziehung auf das kritische Verfahren sich von Schwan- 
ken und Inconsequenzen nicht frei erhalten hat. Zu seinen Gun- 
sten kann man jedoch nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu 
machen , wie schwierig es ist, bei der Heraasgabe von Schollen 
feste Regeln der Kritik aufzustellen und consequent zu befolgen. 
Obwohl daher der Uuterz. häufig genug an den in den Text auf- 
genommenen Lesarten Anstoss genommen hat, wo andere Gelehrte 
gute Bmendatiouen in Vorschlag gebracht haben , so ist er den- 
noch der Meinung , dass man darauf ein allzu grosses Gewicht 
nicht legen darf. Dankenswerth ist die Herausgabe dieser Scho- 
liensammhing in drei Rücksichten: 1) weil dadurch der Text der 
Schollen manchen nicht unwesentlichen Zuwachs erhalten hat; 
2) weil der Herausg. sich offenbar Mühe gegeben hat, einen unter , 
den jetzigen Umstanden möglichst vollständigen kritischen Apparat 
zusammenzubringen; 3) weil derselbe durch die Ausarbeitung der 
Indices diese Scholien weiteren Kreisen der philologischen Ge- 
lehrtenwelt leichter zugänglich und brauchbarer gemacht hat. 

Der Unterz. glaubt an den Herausg. die Bitte richten zu dür- 
fen, dass er durch ähnliche Arbeiten fortfahre, sich den Dank der 
Freunde der antiken Litteratur zu erwerben, und erlaubt sich in 
Erinnerung zu bringen , wie wünschenswert!! das Erscheinen von 
neu besorgten Ausgaben der Scholiensammlungen zu den Rednern, 
den Tragikern und zu den homerischen Gedichten wäre! 

Der Unterz. wendet sich nun zu dem andern Theile der vor« 
liegenden Ausgabe, welche die Scholien und Paraphrasen zu den 
Gedichten des Nikandros und Oppianos enthält. Man kann bei 
der Besprechung dieses Theiles am fuglichsten das auf die ein- 
zelnen Schriftsteller Bezügliche zusammenfassen. 

Ungleich seltener, als die Scholien zum Theokritos, sind die- 
jenigen zu den Gedichten des Nikandros und Oppianos, so wie die 
Paraphrasen derselben, herausgegeben worden; besonders was die 
zum Oppianos gehörigen anlangt, war zwar öfter eine Ausgabe 
angekündigt worden, aber nicht erfolgt. Die Besorgung dieser 
neuen Ausgabe war ursprünglich dem nun verstorbenen Lehrs 
übertragen ; nach dessen Tode unterzog sich U. Cats Busseina k er 
dieser Aufgabe. In einer Praefatio (S. I — X) spricht sich dieser 
aus 1) über die Grundsätze, welche er bei der Herausgabe befolgt 
habe, 2) über die Hülfsmittel, deren er sich habe bedienen kön- 
nen, und 3) über den Werth und die Quellen der in Betracht 
kommenden Scholiasten und Paraphrasten (S. I). Den zuUtxi <gL- 
nannten Gegenstand behandelt der f\&ti»!i£. toäwX> ^«ta& 



90 Griechische Litteratnr. 

sonders der früheren Zusammenstellung Schneidert folgt. Die 
Arbeit des Herausg. verdient aber vor der Schneidert den Vorzug, 
einerseits weil, was der Letztere nur vermuthungsweise als höchst 
wahrscheinlich aufstellen konnte, von Erster em mit grösserer Be- 
stimmtheit zum Theil bestätigt, zum Theil widerlegt wird, ande- 
rerseits weil hier die Resultate der Forschung weit geordneter 
erscheinen. Bei der Aufzählung derjenigen Grammatiker, welche 
im Alterthume Erläutcrungsschriften zu den Gedichten des Ni- 
kandros verfasst haben, bespricht der Herausg. 6 der Zeitfolge 
nach: 1) Theon (unter dein Kaiser August us anzusetzen, nach 
Suid. 8. v.'Anlcov)', 2) Deraetrios Chloros, den Steph. Byz. s. v. 
KogoTtrj fälschlich Phalereus nennt, und der nach Schol. ad Nie. 
Ther. 746 dem Antigonos der Zeit nach vorausgegangen zu sein 
scheint; 3) Antigonos (nach Erotian. praef. p. 12 etwa unter Nero 
oder Claudius zu setzen); 4) Pamphilos aus Alexandria (lebte — 
nach Suid. s. v. 4toysviav6$ — noch vor Kaiser Hadrianus); 
5) Plutarchos, unter dessen Schriften der sogenannte Lamprias 
eine unter dem Titel : „elg xd Nwavdgov frjyoiaxa" anführt ; und 
t 6) Diphilos, dessen Gommentar ausser Athen. VII. p. 314, d. auch 
Schol. in Theocrit. X. 1 citirt. In Beziehung hierauf ist aber zu 
bemerken, 1) dass es freilich nicht nur für sicher gelten kann, 
da6S Demetrios Chloros den Nikandros commentirt hat, sondern 
auch dass es die grösste Wahrscheinlichkeit für sich hat , dass 
Stegh. Byz. irrthümlicherweise diesen Demetrios mit dem Dem. 
Phalereus identiQcirt habe ; aber als möglich kann doch ange- 
nommen werden , dass es auch einen Jüngern Grammatiker dieses 
Namens gegeben haben könne; 2) dass in Beziehung auf Diphilos 
aus den angeführten Stellen sich nur ergiebt, nach welcher Zeit 
er nicht gelebt haben könne, nicht aber, ob er nicht Zeitgenosse 
oder gar Vorgänger eines der vorhergenannten Grammatiker gewe- 
sen ist. Die übrigen von Schneider (in seiner Ausg. derTheriaca, 
praefat. p. VII f.) genannten Commentatoren des Nikandros wer- 
den von dem Herausg. nur insofern berücksichtigt, dass er em- 
pfiehlt, Diogeniano8 und Zenodotios Theophilos aus der Reihe 
derselben zu streichen, wegen Mangels eigentlicher Beweise, und 
dass er darauf aufmerksam macht, dass, wenn einzelne in den 
Scholien erwähnte Worterklärungen , denen ihr Auetor beigefügt 
ist, dazu berechtigen, auf grössere Commentare dieser Männer zu 
8chlies8en, so müsste das vou Schneider gegebene Verzeichnis» 
noch um folgende 3 Namen vermehrt werden: Numenios, Demo- 
phon, Lysimachos. Auffallend ist es allerdings, dass alle diese 
Commentatoren , so weit es sich nachweisen lässt, nur die The- 
riaca behandelt haben; nur Pamphilos scheint hiervon eine Aus- 
nahme zu machen. Bei der Besprechung der benutzten Hülfs- 
mittel bezeichnet der Herausg. den Cod. Paris. Nr. 2403 als den 
besten, der zu Vs. 1 — 932 der Theriaca Scholien und Interlinear- 
glossen enthalte. Die Scholien stimmen in der Hauptsache mit 



Bussemaker : Scholia in Nicandrura et Oppiaoam n. s. w. 31 

den in den Ausgaben bekannten überein; aber die Lesarten dieser 
Handschrift sind meist gut und beweisen , dass dieselbe nicht mit 
dem Cod. Goetting. und Lorr. aus derselben Urhandschrift stamme; 
die Glossen dagegen seieu werthlos, da sie meist aus den Scholien 
entuommen seien. Ausser dieser Handschrift werden vom Her- 
ausgeber noch folgende Hülfsmittel berücksichtigt und benutzt: 
1) Der ältere und jüngere Scholiast im Göttinger Codex; 2) die 
Scholien des Cod. Lorrianns; 3) die von La Porte da Theil (zu 
T her. vs. 933—958; aus einem vaticanischen Manuscripte in sei- 
nen Notices et extraits des manuscrits (vol. 8) bekannt gemachten 
Scholien ; endlich 4) die bisherigen Ausgaben. In Beziehung auf 
die Scholien der Alexipharm. standen dem Herausg. keine bisher 
unbenutzten Hülfsmittel zu Gebote; er hat sich begnügen müssen, 
auf die bekannten Lesarten der Handschriften und Ausgaben ge- 
stützt, hier und da Verbesseruugsvorschläge zu machen. 

Die Paraphrasen des Euteknios sind nach der Ausgabe Ban- 
dini's, also hauptsächlich nach der Wiener Handschrift, eclirt, 
doch mit steter Benutzung der im Göttinger Manuscripte an den 
Rand geschriebenen Excerpte. Zu bedauern ist es , dass der Cod. 
Escurialensis, welchen Fabric. Biblioth. Graec. Bd. XIII. S. 345 ** 
erwähnt (wo freilich fälschlich der Verfasser der Paraphrasen 
Eugcnios genannt wird) , bei der Herausgabe gar keine Berück- 
sichtigung gefunden hat. 

Nicht uninteressant endlich ist es, dass der Herausg., obgleich 
es nicht zur Sache gehört, Lesarteu eines Pariser Codex aus dem 
11. Jahrhuudert, welcher einen grossen Theil der Gedichte dea 
Nikandros enthält, auf S. V f. mittheilt. 

Bevor der Unterz. nun dem Inhalte der Praefatio weiter folgt, 
wendet er sich zu einer kurzen Besprechung des gegebenen Tex- 
tes der Scholien (S. 173 — 219) und der Paraphrasen des Eutek- 
nios (S. 219 — 242) und der dazu gehörigen Aduotatio critica (S. 
387—425). 

Schon der Text des rfaog NixdvÖQov zeigt, wenn man ihn 
mit den handschriftlichen Lesarten vergleicht, manche Abwei- 
chung; es sind diess aber nur solche Abweichungen, dies für sichere 
Emendationen gelten können: z. B. <&a6rjMvr}g statt OaOrjkrjt^g. 
Wirft man einen vergleichenden Blick auf die Adnotatio critica 
des Herausg. und auf die Annotationes ad genus Nicandri in Schnei- 
dert Ausgabe, so muss man sich überzeugen, dass der Herausg. 
eine vollständige Varietas lectionum nicht giebt. Dagegen sind 
mehrere Lesarten in der vorliegenden Ausgabe angemerkt, welche 
von Schneider nicht erwähnt werden, z. B. S. 173 b. 1. 5 (nach B. ? s 
Ausg.) hat der Cod. Paris. InWkvov u. a. m. Dieselben Ungleich- 
heiten finden sich auch nachher in den Bemerkungen zu den ei- 
gentlichen Scholien. Der Hauptgewinn in kritischer Hinsicht 
grüudet sich im Ganzen auf das Pariser Manuscript. Um aber den 
Beweis zu liefern, dass. der Text durch des Herausg. Bemütuxs^ 



32 Griechische Litteratur. 

sehr wesentlich gewonnen hat , mögen hier einige Bemerkungen 
ober die Scholien iu den Theriaca Platz finden : 

Ad Vs. 3: xai xd dg Aeovxtov. Durch die Hinzufügung der 
Partikel xal werden die Schriften üsgöixd und Elg Asovxiov als 
verschieden bezeichnet, was wenigstens die grösste Wahrschein- 
lichkeit für sich hat. 

Ad Vs. 15: Ixkxgvnxo. Diese Lesart des Cod. Paris, ist dem 
Zusammenhange angemessener als Ixgvuzsxo bei Schneider. 

Ad Vs. 22 : Die Worte xovro — örjfiatvsiv sind ein ganz über- 
flüssiger Zusatz und hätten als Einschiebung bezeichnet werden 
sollen , da sie sich in den Handschriften nicht finden. 

Ad Vs. 23: slxalag emendirt B. nach dem Cod. Paris, statt 
olxtiag bei Schneider. 

Ad Vs. 29: Margot emendirt B. statt Uöxgov der Codd. Er 
hätte sich auf das Etymol. magn. p. 587 stützen können, wo die- 
ses Wort auch als Masculinum vorkommt. 

Ad Vs. 37 : yavyixw Cod. Paris. 

Ad. Vs. 40: xa%gvg emendirt B. 9 wie jetzt fast durchgängig 
statt xdy%gvg gelesen wird. 

Ad Vs. 43: Zeune's Conjectur xga%vxtjxi wird durch den Cod. 
Paris, bestätigt. 

Ad Vs. 64: ßagvodpov Cod. Paris. 

Ad Vs. 66: B. schiebt nach den Worten ßoxdvrjg yrßiv aus 
dem Cod. Paris, ein : Sozi de ovo y&vq avtrjg yasgov xal äygiov. 

Ad Vs. 79: B. nimmt die ohne Zweifel richtige Conjectur Ar- 
naud's und Bentley's %eetaig in den Text auf. 

Ad Vs. 92: ogeveiv. Diese Lesart wird durch den Cod. Pa- 
ris, bestätigt. 

Ad Vs. 104 : dn6axa%ig conjicirt B. statt dnoöxaöig. 

Ad Vs. 105: löopogov emendirt B. 

Ad Vs. 123: (itxgoxaxai inupsgovöai emendirt B. 

Ad Vs. 126: ö%jj emendirt B., was allerdings dem vorange- 
henden Conjunctiv besser entspricht. 

Ad Vs. 137 : xo dieföayog Cod. Paris. 

Ad Vs. 154: B. schlägt q>oUg statt koq>tg vor, was einen bes- 
seren Sinn giebt; er beruft sich, um diese Emendation zu empfeh- 
len, auf Pseudo-Aristot, mirab. auscultatt. 178. 

Ad Vs. 199: B. schreibt, meist dem Cod. Paris, folgend: 
äk£ opag xaTS%Qi]<5ato xovxgj xal hvtav&a. "AkXcog' xvglcag 
to xd puxQcc xgitpsiv nagd xxk. * 

Ad Vs. 215 : In den hier citirten Versen des Nikandros nimmt 
B. die Lesart des Cod. Paris. 6xü%ovizg auf, weil diese besser in 
das Metrum passt, als die Vulgata. 

Ad Vs. 237 : Die frühere Lesart %Xodov6a wird durch den 
Cod. Paris, bestätigt; B. hat sie desshalb aufgenommen. 

Ad Vs. 252: %iovi%ov6ct schreibt B. nach dem Cod. Paris. 

Ad Vs. 257: Au der schwierigen Stelle xo d'&pyegeg opoiov 



Bussemaker : Sobolia in Nicandrmn et Oppiannm. 83 

ist auch aus der Lesart des Cod. Paris, opolag xo Ipiptglg eine 
genügende Erklärung oder Emendation nicht ersichtlich. 

Ad Vs. 267: Nach dem Cod. Paris, nimmt B. die von Schnei- 
der weggelassenen Worte ,,£x dl xov itogevco yeyovs nogüa, dg 
ix xov negiötievco nsgi66sLa" wieder auf. 

Ad Ys. 291 stf)er Lesart des Cod. Paris, ptxä tcov in ctvzov 
sich anschliessend , emcndirt B. ptxä tcov an avxov. 

Ad Vs. 312: Aus dem Cod. Paris, hat B. folgendes Scholion 
aufgenommen : xvßegvrjxrjga * ij atpo$gotg Sdaxs Kavaßov xov 
xvßsgvrjxijv xov Msvtkaov xadsväovxa Iv x(ß ngog AXyvnxov 
alyiaka xijg Alyvnxov. 

Ad Vs. 322: Zu missbilligen ist es, dass B. in dem citirten 
Verse des Archilochos eine blosse Conjecttir xrjcp okov in den 
Text aufgenommen hat, während er doch selbst in der Adnotatio 
zu dieser Stelle auf ApoJlon. Lex. s. v. Spnkrjv aufmerksam macht, 
wo eben dieser Vers angeführt wird; dort findet sich die Lesart 
xcti q>tkov, und B. erkennt selbst die Wahrscheinlichkeit der 
Richtigkeit dieser Lesart an. 

Ad Vs. 383: Statt xaöiv der Codd. und Ausgaben schlägt 
B. vor, Xadiv zu lesen. 

Ad Vs. 420: B. schreibt nach dem Cod. Paris.: „rj ägasdig, 
ensl xaxd xr\v agnsdova tenxov." Er weicht nur darin vom Cod. 
ab, dass er xaxa dem nsgl des Cod. vorzieht. 

Ad Vs. 484: B. emendirt nach dem Cod. Paris. Inolu ipcoga- 
fttlöa statt noiovöa ascpchgcctcu. Und so weiter. 

Diese Bemerkungen werden genügen , um die Ueberzeugung 
zu begründen, dass, obwohl nicht 'überall ein sicheres Resultat 
gewonnen ist, dennoch diese Scholien durch des Herausg. Recen- 
eion nicht nur an vielen Stellen bereichert, sondern auch durch 
sichere Emendationen verbessert worden sind. 

In den Scholien der Alexipharroaca und in den Paraphrasen 
des Eutekiiio8 hat der Herausg., wie oben gesagt ist, neue Hülfs- 
mittel der Kritik nicht benutzen können ; er hat sich daher be- 
gnügen müssen , sich der schon bekannten Hülfsmittel zu bedie- 
nen, und hier und da eigene Emendationsversuche zu machen. 
Besonders die Paraphrasen bieten ein reiches Feld für die Con- 
jecturalkritik , da bekanntlich die Handschrift, auf der fast einzig 
der Text beruht, ausserordentlich schlecht und fehlerhaft ge- 
schrieben ist. Diesen mit Hülfe der im Göttinger Codex enthal- 
tenen Bruchstücke zu verbessern, hat schon Schneider versucht; 
immerhin aber muss man zugeben, dass der Herausg. durch scharf- 
sinnige Combinationen auf manche empfehlenswerte Conjccturen 
gekommen ist. 

Zuletzt mögen noch einige Worte in Beziehung auf die Scho- 
lien zum Oppianos und auf die Paraphrasen von dessen Gedichten 
Platz finden. Nach der Praefat. S. VI ff. befolgte der Herausg. 
hierbei den Grundsatz, dass er alle Scholien und Glosse^ &Vfc. VVwol 

iV. Jahrb. f. Phil u. Päd. od. Krit. Bibl. Bd. LX. Hft.\. ^ 



34 Griechische Littaratnr« 

irgend welchen Wcrth zu haben schienen, aufnahm, alles Werthh 
lose dagegen wegliess. Er sagt S. VI, dass er diese Unterschei- 
dung in den Schollen der Kwrjy erntet sich zur strengen Norm ge- 
macht habe, weniger streng sei er bei den Scholien der r Aki$v- 
rind verfahren. Schon diesem eigenen Geständnis» des Herausg. 
gemäss wird ihm Niemand den Vorwurf der Ino§nsequenz ersparen 
können. Schon oben hat der Unterz. seine Ansicht über die WilV- 
kürlichkeit ausgesprochen, welche bei Scholiensamralungen eben 
so wohl, wie bei jeder Herausgabe von Werken der alten Zeit 
tadelhaft ist; er braucht sie daher hier nicht noch einmal ausführ- 
lich darzulegen. Auch das möchte der Unterz. wenigstens nicht 
unbedingt billigen, dass der Herausg. (S. IX f.) erklärt, er habe, 
um eine möglichst genaue Anschauung der von ihm benutzten 
Handschriften zu gewähren, besondere Eigentümlichkeiten in der 
Schreibart wiedergegeben; allein dieses Verfahren erschwert im 
Allgemeinen den Gebrauch eines Buches, ohne einen eigentlichen 
Nutzen zu haben. So wenig aber diese kritischen Grundsätze 
zum Vortheile der Ausgabe gereichen, so kann man doch, mit 
mehr Recht, als diess gewöhnlich geschieht, sagen, dass durch 
dieselbe eine seit lange gefühlte Entbehrung Befriedigung findet. 
Denn nur die Scholien der ( Akuvtcxä sind bekanntlich von Rit- 
tershusius (im J. 1597) herausgegeben worden , und mit dieser 
Ausgabe, über welche Schneider (in seiner Ausgabe praef. S. Xf.) 
ein entschieden verwerfendes Urtheil spricht, hat man sich seit 
jener Zeit begnügen müssen. Seit langer Zeit haben neuere Ge- 
lehrte hier und da Berichte über Handschriften des Oppianos mit 
Scholien gegeben und einzelne Proben von den letztern ver- 
öffentlicht. Darüber verbreitet sich der Herausg. S. VII f. mit 
anerkennenswerther Genauigkeit. Er knüpft hieran die künftiger 
Untersuchung und Beantwortung vorbehaltene Frage, in wie weit 
die noch nicht edirten Scholien mit den bekannten übereinstimmen, 
und giebt einige kurze Andeutungen darüber, in welchem Ver- 
hältnisse dieselben den mitgetheilten Proben zu Folge zu den 
Scholien der Pariser Handschriften stehen. Das Ergebniss dieser 
Vergleichungen ist, dass ohne Zweifel noch viele Mannscripte 
Scholien zum Oppianos enthalten, durch deren Veröffentlichung 
auch diese Sammlung eine bedeutende Erweiterung erfahren 
könnte. Diess würde um so mehr der Fall sein, da Fabric. Bi- 
blioth. Graec. Bd. 5. S. 594 ff. noch mehr Codd. erwähnt, welche 
die Gedichte des Oppianos mit Scholien (ganz oder theilweise) 
enthalten. Bis jetzt sind nur die Scholien folgender edirt : l)Zwei 
Codd. Palat. und Cod. Sylburg. hat Rittershusius zu seiner Aus- 
gabe benutzt; 2) die Handschriften, deren der Herausg. sich be- 
dient hat, sind folgende: A. Für die KvvrjysTixd: a) Cod. Paris. 
Nr. 2735 (membran., saec. XII) mit langem Scholien , die schon 
Schneider zuweilen anführt; ß) Cod. Paris, auetar. Nr. 109 (char- 



Bussemaker: Scholia in Nicandrum et Oppianom. 85 

ftac, gaec. XV) mit Glossen*). B. För die 'AXuvxmai a) Cod. 
Paris. Nr. 2735 (bombyc. saec. XIV) mit Schollen und Glossen, 
die gegen das Ende hin seltener werden; ß) Cod. Paris. Nr. 2861 
(chartac. saee. XVI), das 5. Buch mit Interlinearglossen enthal- 
tend; y) Cod. Paris. Nr. 2755 (chart. saec. XV), Schollen und 
Glossen von I. 527 bis II. 108 enthaltend; ö) Glossen, die Rutger. 
eins aus einem Cod. Amstelod. veröffentlicht hat. Ausser den 
Scholien giebt der Herausg. noch: 1) Blog 'Omnuwov, die kurze 
schon längst bekannte Lebensbeschreibung dieses Dichters; 2) 'On~ 
iciavov 'AXuvtutüv i£rjyq6ig , eine kurze Paraphrase , die er dem 
Cod. Paris. Nr. 2735 entnommen hat; und 3) Evxexvlov nagd- 
€pQcc6ig Big %d tov 'Oxxtavov Kttvrjystwd , ßißk. cc , das erste 
Buch der Paraphrase des Euteknios, die Mustoxydes und Schinas 
(in Zvkkoyrj äxoöxaöpatav dvsxöotcov , f ase. 5) aus einem Flo- 
rentiner Manuscript herausgegeben haben. Mit Bedauern ver- 
misst man hier die Paraphrasen vom 2. — 4. Buche , die nach Ban- 
dini (catal. codd. Graec. biBl. Laurent. Bd. 1. S. 78) in derselbeu 
Handschrift sich finden, so wie die Paraphrasen des Euteknios zu 
den 'Akuvtixa und r i£stmxa, welche «ach Lambeciiis' Aussage 
in einem Manuscripte der kais. Bibliothek zu Wien enthalten sind. 
Hier kann freilich der Herausg. sich darauf berufen, dass es ihm 
nicht möglich gewesen sein mag, diese Codd. zu benutzen; diesen 
Einwand kann er aber nicht machen in Betreff des Gedichts Tkvog 
'Qnntuvov , einer biographischen Schrift des Konstantinos Mauas- 
ses , welche Belfin de Ballu aus dem Cod. Paris. Nr. 2737 in sei« 
ner Ausgabe des Oppianos (1786; Bd. 1, praef. S. 40 ff.) hat ab« 
drucken lassen. Auch der Herausg. hätte dieselbe in dieser Aus- 
gabe aufnehmen sollen. — Die Schollen der KwfjyBUKct ersehet* 
nen hier zum ersten Male im Druck; sie sind meist äusserst kurz 
und grossentheils den Glossen sehr ähnlich, in denen ein Wort 
durch ein anderes erläutert wird. Der Herausg. hat sich streng 
an die Handschriften gehalten; in der Adnot. crit. macht er nur 
die eine (und zwar gewiss richtige) Emendation, dass zu III. 129 
and tov bqi iniTctTutov statt änö tov % Init. zu schreiben sei. 
Ungleich bedeuteuder sind die Scholien der r /4kuvtixd , die in 
einer in jeder Beziehung unvollkommnern Gestalt in der Ausgabe 
von Rittershusius sich finden. Zur Probe der zahlreichen Erwei- 
terungen, die diese Schol. hier erhalten haben, will der Unters, 
nur das Schol. zu 1.2 anführen; bei Rittersh. lautet dasselbe : 'Afji<pt- 
tqItijs) ftaAatftf^gS.; bei B. dagegen so: 'dfupiTQttrjg' daAattfyg. 
'Apyitotkr) h«t &Tvpokoyiav rj ddAattta, xal yocupttcu, lata, xat 
(SqpstAs ygdq)BO&cu ötd öitpftoyyov c&g dno trjg Izvpokoylag' r\ 



*) Interessant ist in Bezog auf diesen Cod. die Notiz, dass er voll- 
standig ist , und dass man ihn nur darum für defect gehalten habe , weil 
einige Blätter falsch gebunden sind« 



36 Griechische Litteratur. 

ydg nagd xo ogsiv (§slv)i o Itixi itaga§§s6tievov, rj nagd xo 
xgeiv, xovxiöxt (poßov iftnoielv dp<poteQG)&ev' xal 7tc5g ov ygd- 
q>txai diä dicpdoyyov , dXXd ygdcpetai öid xov i; xd ydg slg xrj 
krjyovva dcrtxa ßagvxova vnsg (itav ävXXaßrjv evl <povijevxi 
ftkXovtii 7tagaXrjye<5&ca , olov peXhr], 'A[t<pixgixri xal 'Aygodixty 
xct&iöTogrjöav de nagd xo 6vyxoi[ir]&rjvai xov üoösidavd tivi 
Nrjgrjtdi ovxa xaXovpsvy 'A(i<pixglxy. Aus diesem einen Bei* 
spiel schon kann man einigermaassen ersehen, welcher Art und 
wie umfänglich die Erweiterungen sind, welche diese Schollen in 
der vorliegenden Ausgabe erhalten haben. Zum Beweise endlich, 
wie wesentlich der Text durch die neue Recension gewonnen hat, 
mögen hier einige Emendationen des Herausg. beispielsweise er- 
wähnt werden : 

Ad I. 1 : TidXayyeg) n&Xayysg. I. 10 : vitsgßaxov) vjtsgßa- 
xov. I. 32: hfpsXxvöavro) lysiXxvöavxo. f. 46: Sylbarg's Con- 
jectur qXixlav wird durch einen Cod. Paris, bestätigt. I. 79: In 
xov 7tOQc5i nogvvco) Ix xov nogog nogcH, itogvvco. I. 201: 
peyagov) (taysigslov. I. 215: ivegoftsv) hego&ev. I. 249: £fi- 
wvXiov xö övyxsvig) i(t<pvXov xo övyysv&s. I. 268: dit . . . .) 
axeifSiv. I. 312 : sV&) eta. I. 320: dvatfimv) kvaipav. 1.360: 
Bgi^id. I. 430 : xal vnlg ccvtrjg) xaftdntg avxrjg. I. 515 : pe- 
Xdsiv) prj Xdsiv. I. 565: Iv^ovöiv) lv£ovöiv. I. 618: ftivlav) 
Bi&vviccv. I. 692: xal dXöiöxco) xal dXdrjöxco. I. 721: xavöxi- 
xov) B. liest mit Rittershus. ßavduxov u. s. w. Mit dem gröss- 
ten Fleisse hat der Herausg. die Schriften der griechischen Lexi- 
kographen und Grammatiker zu Rathe gezogen, besonders das 
Etymologicum magnum , um mit ihrer Hülfe die einzelnen Scho- 
llen zu verbessern. Er geht dabei von der Ansicht aus , dass der 
Verf. des Etymol. magn. aus denselben Quellen geschöpft zu ha- 
ben scheine , wie der Verf. dieser Schollen. An einzelnen Stellen 
kommt es daher auch vor, dass er zu diesem Emendationsvor- 
schläge macht, z. B. p. 589, lin. 54: öpov delv) opov ftelv nach 
dem Schol. ad Hai. I. 466 u. 8. w. 

Die Adnotatio liefert den Beweis , mit welcher Sorgfalt und 
Gewissenhaftigkeit der Herausg. zu Werke gegangen ist. Seiner 
Umsicht und Genauigkeit verdanken wir es, dass diese Ausgabe, 
der gerügten Mängel ungeachtet, als höchst brauchbar bezeichnet 
werden kann. Um diese Brauchbarkeit noch zu erhöhen, sind 
noch 3 Indices beigegeben : 1) Index rerum ad Oppianum , Nican- 
drum , Marcellum , Anonymum et Philen eorumque scholiastas (S. 
511 — 649); 2) Index scriptorum in scholiastas Nicandri et Oppia- 
ni (S. 650 f.) ; 3) Index animalium et plantarum (S. 652—670). 
Der erste ist mit ausserordentlichem Fleisse ausgearbeitet; der 
letzte ist nicht alphabetisch, sondern systematisch angelegt, wess- 
haib seine Benutzung für Philologen ziemlich beschwerlich ist. 

Nach dem oben Gesagten läset es sich nicht in Abrede stel- 
len; dass die Arbeit des Herausg., obwohl man nicht in jeder 



Platon's Werke. Griechisch und deutsch. 37 

Beziehung mit Ihm übereinstimmen kann, dennoch eine erfolg- 
reiche und für die Wissenschaft förderliche gewesen ist. Möge 
er in den Ausstellungen, die der Unterz. glaubte machen zu müs- 
sen, einen Beweis dafür finden, dass derselbe das vorliegende 
Werk mit anerkennendem Interesse durchgegangen hat. — Die 
Ausstattung des Werkes ist derjenigen der andern zu der Samm- 
lung von Didot gehörigen Werke völlig ahnlich. 

Dr. H. Brandes. 



Piatons Werke. Griechisch und Deutsch mit kritischen und er- 
klärenden Anmerkungen. Erster Theil: Das Gastmahl. XLIV 
Vorwort u. Einl. und 148 S. in gr. 12. Zweiter Theil: Phädon. 
XXXI u. 200 S. Dritter Theil: Verteidigung des Sokrates. 
XiV u. 83 8. Vierter Theil: Euthgphron und Kriton. XII o. 
110 8. Fünfter Theil: Loches und Charmides. XVI u. 168 8. 
Sechster Theil: Fhädros. XVI u. 179 8. Siebenter Theil: 
Menexenos. XXXV u. 88 S. Leipzig, Verlag von Wilh. Engel- 
mann. 1841—1847. 

Schon neulich hat Ref. in diesen Blättern auseinandergesetzt, 
dass Verdeutschungen antiker Prosaiker keine überflüssigen, nutz- 
losen und verachtungswerthen Arbeiten seien, durch welche die 
Ehrfurcht vor dem Alterthume verringert werde, sondern dass 
sie, ihre Tüchtigkeit vorausgesetzt, allen Lesern der Urbilder 
Interesse ablocken, der Muttersprache zum Gewinn ausschlagen, 
der germanischen Litteratur zur Zierde gereichen und der Ver- 
breitung vorweltlicher Bildung die weitesten Bahnen öffnen müss- 
ten. Diess gilt ganz vorzüglich auch von den griechischen Prosai- 
kern, in welchen unermessliche Schatze hellenischer Forschung, 
Erfahrung und Weisheit aufgehäuft sind , während die Erlernung 
der Ursprache, obschon mit keinen grösseren Schwierigkeiten als 
die der Sprache Latiums verknüpft, doch weniger allgemein ge- 
fordert und in unsern Tagen mit immer neuen Beschränkungen 
gleichsam bedroht wird. Ref. hat dargethan, dass Uebersetzun- 
gen das beste Mittel sind, den Gefahren der modernen Theil- 
u a h miosig k ei t entgegenzuwirken , da sie einen ähnlichen Einfluss 
auf die Nation äussern , wie die Kupferstiche, welche ein ausge- 
zeichnetes, in einer fernen Stadt des Auslandes hangendes oder 
unversetzbares Originalgemälde durch Vervielfältigung ans seiner 
Einsamkeit hervorziehen und zum Gemeingut unzähliger Be- 
schauer machen , welchen seine Pracht sonst auf ewig verschlos- 
sen bleiben würde. Sollte die Gewandtheit des Grabstichels nicht 
den Ruhm des Urbildes steigern und die Reiselust vermehren? 
Wer wird nicht wünschen müssen, dass die herrlichen griechischen 



38 Griechische Lhterator. 

Prosaiker , wie so viele Classiker der modernen Nationen , dnreh 
wahrhaft c lässig che Uebertragungen in einer Sprache, welche alle 
Sprachen der heutigen civilisirten Welt so vielseitig übertrifft, 
nachgebildet und gleichsam ans der Gruft der Jahrhunderte her- 
vorgerufen werden? Herodot und Thucydides, Demosthenes und 
Plutarch, Plato und Aristoteles, und wie die Sterne des Alterthums 
alle heissen, werden in verjüngtem Glänze strahlen, wenn sie der 
Deutsche gegenwärtig überträgt, nachdem seine Sprache , durch 
einen Zeitraum von hundertjähriger Bltithe hindurchgegangen, 
dazu hinlänglich gereift ist. Freilich müssen wir, nach so vielen 
theils vorzeitigen, theils leichtfertigen, theils verkehrten Ver- 
suchen, an jegliche neue Leistung auf diesem Felde den höchsten 
und strengsten Massstab anlegen , um der gefahrlichen Stümperei 
nach Kräften Einhalt zu thun. 

Wenn wir die vorliegende Verdeutschung der säromtlichen 
Werke Piaton' s betrachten, welche seit .einigen Jahren zu er- 
scheinen angefangen hat, so müssen wir die doppelte Frage stellen, 
ob die bisherigen Nachbildungen so wenig genügten , dass sie eine 
neue uothwendig machten, und ob die neue, welche uns hier ge- 
boten wird, nicht nur die früheren übertroffen hat, sondern auch 
den gerechten Anforderungen der Gegenwart vollkommen ent- 
spricht. Vollkommen nämlich in solchem Grade, dass sie von der 
Herausgabe anderweitiger Versuche abmahnt und den weltbe- 
rühmten Autor in unserer Nation endlich einbürgert. Ich muss 
vorausschicken, dass mir der Verf. dieser Werke, der sich auf dem 
Titelblatt nicht genannt hat , sowohl dem Namen als der Person 
nach gänzlich unbekannt ist; daher es sich hier lediglich um die 
Sache, um Grundsätze und Leistung handelt, und des Ref. Un- 
parteilichkeit zu Tage liegt, die jedoch der Leser ohnehin zu er- 
warten berechtigt wäre. Das Vorwort zum ersten Theil giebt uns 
Aufschiusa über obige Fragen. Wir haben ausser manchen andern 
eine Uebersetzung des Piaton , die ungefähr so berühmt geworden 
ist wie die Vossische Nachbildung des Homer oder die Wielan- 
dische Verdeutschung des Lucian, nämlich die von Schleiermacher; 
und mit dem Rufe dieser Arbeit war unser Verf. keineswegs un- 
bekannt. Eine Uebersetzung des Piaton nach Schleiermacher, 
beginnt er, dürfe wohl Manchem überflüssig erscheinen. Und 
nicht mit Unrecht, wenn die neue Uebersetzung vor der Schleier- 
macher's nichts darin voraushabe , dass in ihr die Gedanken und 
Ideen des erhabenen und tiefdenkenden griechischen Philosophen, 
der im Reiche der Sinnlichkeit keine Befriedigung finde, sondern 
«ich in höhere Sphären erhebe, dem Deutschen gleichsam mehr 
veranschaulicht würden. Das Hauptbestreben bei dieser Ueber- 
setzung, sagt er weiter unten, gehe dahin, das Griechische so genau 
und wörtlich als möglich im Deutschen wiederzugeben, ohne jedoch 
das Verstand niss des Philosophen zu beeinträchtigen. Letzteres 
«ei bei Schleiermacher oft der Fall; ja, es komme nicht selten vor, 



Platon's Werke. Griechisch und deutsch. SO 

dass man das Griechische eher verstehe als die Uebersetzung. 
Was habe dann der, welcher des Griechischen nicht gehörig 
nächtig sei, für Nutzen von einer solchen U Übersetzung? Da« 
Verständnis« solle doch durch eine Uebersetzung erleichtert wer- 
den. Jedoch solle Niemand meinen, die Schleiermacher'sche Ueber- 
setzung werde hier gegen Recht und Billigkeit herabgesetzt ; im 
Gegentheil, in das Lob, welches derselben gespendet worden, 
stimme zum Theil auch der Verfasser dieser Uebersetzung ein. 
Es gäbe Partien, die nie und nimmer im Deutschen wurden besser 
wiedergegeben werdeu können. Dass Schleiermacher auch zu« 
weilen, wie in den erklärenden Anmerkungen hin und wieder an- 
gedeutet worden, den Sinn der Worte verfehlt habe, sei nicht zu 
verwandern. Der Nachfolger werde stets, wenn er mit Eifer und 
Liebe an sein Werk gehe, Manches besser machen, als sein Vor- 
gänger, auf dessen Schultern er stehen könne. 

Wir haben den Verf. absichtlich mit seinen eigenen Worten 
reden lassen, durch die er das neue Unternehmen zu rechtfertige« 
gedenkt, und gestehen ihm zu, dass Schleiermacher bei der herge- 
brachten Art der Grundsätze, die bald mit Strenge durchgeführt, 
bald mit sogenannter Genialität und Geltendmachung eigener Per- 
sönlichkeit auf die Seite geschoben wurden , das grosse Räthsel 
nicht gelös't hat. Mit Wörtlichkeit vereinigte Freiheit ist das 
Geheimnis8 , wodurch sich die Genialität eines Uebersetzers am 
deutlichsten offenbart. Sobald hier die Schranken zu weit ge- 
rückt , dort zu eng gezogen werden , worüber ein entscheidendes 
Urtheil nicht einem Jeden gegeben ist, schiesst der Nachbildende, 
sei's aus Fahrlässigkeit, sei's aus übertriebener Sorgfalt oder aus 
einer gewissen Ueberhebung gegen den Autor, an der Scheibe 
vorbei. Er wird dunkel, unverständlich, breit, matt, uneigen- 
thümlich oder sonderbar, oft auch fehlerhaft. Die rechte Mitte 
211 halten, ist wie immer so auch hier schwierig und giebt die beste 
Gelegenheit, das eigentliche Talent des Uebersetzenden zu beur- 
kunden, während falsche Genialität fehlgreift. Wenn also die 
Schleiermacher'sche Verdeutschung nicht genügte, müssen wir es 
dem Herrn Verf. Dank wissen, dass er seine Thätigkeit auf eine 
neue Nachbildung gerichtet hat. 

Welches Ziel aber, ist die zweite Frage, schwebte dabei dem 
Verf. vor Augen? Auch hierüber spricht er sich selbst aus. Des 
Uebersetzers Aufgabe, sagt er, hätte es sein sollen, das Original 
dem Volke, in dessen Sprache er jenes zu übertragen gedenke, so 
vor Augen zu stellen, dass dieses glaube, der Schriftsteller, den es 
übersetzt erhalte, gehöre nicht einem an Geist und Sprache frem- 
den Volke, sondern ihm selbst an. Wie selten, und wie fast nie, 
zumal bei einem Philosophen oder Dichter, diess zu erreichen, sei 
bekannt. Die Ursachen lägen nicht fern. Es hat also dem neue- 
sten Uebersetzer keineswegs die Aufgabe vorgeschwebt, die Werke 
des Piaton so zu verdeutschen, wie Ref. verlangt, nämlich dass sie 



40 Griechische Litteratnr« 

als ein Kunstwerk vor ans treten , welches in unserer Sprache so 
vollendet erscheint, wie der Autor den Griechen erschien. Und 
auf dieses Ziel muss doch schlechterdings hingesteuert werden, 
damit einerseits die Schriften des Piaton in unserer Sprache und 
Nation sich einbürgern, andererseits das gesamrate Uebersetzen 
dieses Schriftstellers als keine überflüssige, lächerliche und frucht- 
lose Sache sich zeige, die man als Privatübung oder Spielerei treibe, 
wenn sie nicht gar als Nothanker blos für diejenigen dienen solle, 
welche aus Mangel an Sprachkenntniss mit dem Urtext nicht wohl 
zurechtkommen können. Abgesehen von der etwas schiefen Be- 
hauptung, das Volk müsse glauben, dass der Schriftsteller, den es 
übersetzt erhalte, nicht einem an Geist und Sprache fremden 
Volke, sondern ihm selbst angehöre , einer Behauptung , die von 
dem eigentlichen Ziel leicht ablenken kann , sich aber durch sich 
selbst widerlegt, verdient es entschiedenen Tadel, dass der Herr 
Verf. keine höhere und idealischere Aufgabe sich zu setzen ge- 
wusst hat, als die ist, welche er als sein oben schon angeführtes 
Hauptbestreben bei seiner Arbeit bezeichnet. So genau und 
wörtlich als möglich zu verdeutschen, ohne dadurch das Ver- 
ständniss des Philosophen zu beeinträchtigen, wie Schleiermacher, 
dessen Verdolmetschung häufig ohne Beihülfe des Griechischen 
dunkel bleibe, ist kein Kunstziel. Vielmehr besagt es nichts weiter, 
als dass der Verf. eineUebersetzung zu liefern beabsichtige, welche 
besser sei als die Schleiermacher'sche; was er denn auch mit Be- 
scheidenheit für nichts sehr Grosses ausgiebt, anerkennend, dass 
er auf den Schultern des Vorgängers stehe. 

Ehe wir weiter gehen, wollen wir hören, was er über die 
Schwierigkeiten bemerkt , die einem Uebersetzer des Piaton den 
Weg sauer machen. Wie schwer es sei, spricht er , den Piaton in 
eine fremde Sprache zu übersetzen, wisse Jeder, der ihn kenne 
und nur irgend einmal den Versuch damit gemacht habe. Wie- 
wohl die deutsche und englische Sprache in dieser Beziehung noch 
am meisten vor den Sprachen der übrigen Völker voraushätten. 
Die Diction des Philosophen sei nicht die gewöhnliche; sie sei 
eine poetische, von Bildern und Metaphern strotzende, die er an- 
zuwenden gezwungen gewesen , um seine erhabenen Ideen gleich- 
sam durch Worte zu verkörpern und dadurch Andern mitzutheilen. 
Und auf diese Einkleidung habe sich Piaton so meisterhaft ver- 
standen, dass kein Anderer ihn in dieser Beziehung bisher erreicht 
habe. Jeder seiner Dialoge sei hierin ein Meisterstück ; jeder sei 
ein Drama, das neben dem philosophischen noch einen poetischen 
Zweck habe. Mit diesen allgemeinen Umrissen können wir uns 
einverstanden erklären, da sie wenigstens darauf hindeuten, das« 
wir in Piaton keinen gewöhnlichen Prosaiker vor uns sehen , son- 
dern einen Prosaiker, dessen Darstellung schöpferisch, eigenthiim- 
lich und neu sei wie die Gedanken, die seinem Geist vorschwebten. 
Es wird nichts Geringes sein, die Fülle dichterischer Beredtsamkeit, 



Platoo's Werke« Griechisch and deutsch. 41 

womit seine Rede ausgestattet ist, unverkürzt und mit gleicher Le- 
bendigkeit an verdolmetschen; es dürfte häufig seiner Dsrstel- 
lungsweise nichts weiter mangeln als das Versmass, um die Kunst 
des Autors auf das Höchste au steigern und dem Uebersetser ver- 
tausendfachte Noth au bereiten. Ja 1 , wir dürfen den Mangel ge- 
bundener Schreibweise nicht einmal als einen entschiedenen Vor- 
theil, der das Geschäft der Nachbildung ausserordentlich erleich- 
tere, betrachten und hinnehmen; wir werden uns erinnern müssen, 
dass auch die Prosa ihren Rhythmus hat, der die Willkur und 
Schrankenlosigkeit des Ausdrucks auf strenge Weise ausschliefst, 
wofern sie auf künstlerische Vollendung Anspruch macht. Und 
dass letztere dem Piaton vorzugsweise und in hohem Grade zu- 
komme, dass seine Prosa nicht leichtfertig wie auf die Eingebung 
des Augenblicks hingeworfen sei (ein Hinwerfen, worauf die mo- 
dernsten deutschen Schriftsteller einen sehr grossen, aber sehr 
zweifelhaften Werth zu legen angefangen haben), dass seine Prosa 
vieiraehr einer Anordnung folge , welche die vollkommenste Ver- 
schmelzung von Stoff und Form überall erkennen lasse, davon sagt 
uns allerdings der Verf. vorliegender Verdeutschung keine Silbe, 
ist aber zu allen Zeiten allgemein anerkannt worden und verlangt 
die sorgfaltigste Berücksichtigung von Seiten eines Nachdarsteücrs. 
Rechnen wir hierzu die Schwierigkeiten , welche das griechische 
Idiom, Satzstellung, Wortfolge und Partikelwesen dem Uebersetzer 
entgegenwirft , deren Ausgleichung aber nothwendig ist, so wird 
man begreifen, dass es keine Kleinigkeit ist, einen Autor wie Plato 
dem Deutschen gleichsam mundgerecht vorzulegen. 

Zugleich erhellt daraus, dass wir die Erwartungen, womit wir 
vorliegende Uebersetzung in die Hand nehmen, nicht zu hoch 
spannen dürfen. Wenn wir eine Nachbildung begehren , die das 
Original in seinem ganzen Schmuck vorführe und Stamm , Zweige, 
Blätter und Blüthen auf germanischen Boden verpflanze, so wäre 
dazu demnach erforderlich, dass der Künstler Gehalt und Form 
wiedergebäre, wie sie das Urbild vorzeigt ; den Gehalt aber würde 
er nicht erschöpfen können, wenn er die Form der Darstellung in 
irgend einem Stücke vernachlässigte, da selbst die Sinnrichtigkeit 
zum Theil auf der äusseren Form beruht. Um aber die Schönheit 
des Platonischen Stiles zu veranschaulichen und nachzugestalten, 
wäre zu verlangen, dass die Eigentümlichkeit des Gedachten , die 
geniale Ausdrucksweise in Wort und Bild , Fülle und Einfachheit, 
Wendung und Satzgliederung, Harmonie der Rede und Wohlklang 
überhaupt so treffend wie immer möglich nachgezeichnet werde. 
Und dass hierin mit der deutschen Sprache sich sehr viel ausrichten 
lasse, bedarf keiner Auseinandersetzung; sie übertrifft an Reich- 
thum und Biegsamkeit auch die englische, während sie der helle- 
nischen an Bildungsfahigkeit dermassen sich nähert, dass wir fast 
überall, wo das Genie des Autors neue Wörter für seinen Ge- 
danken zugehauen hat, dem gegebenen Beispiele folgen nnd aus 



42 Griechische Littetator. 

den Wurzeln unsers Sprachschatzes neue oder bisher nicht ge-i 
brauchte Formen hervorlocken können. Dazu gehört freilich 
Sprachtalent 1 Fleiss und Uebung, aus Geduld entspringende und 
auf Geduld fortwährend gestützte Gewandtheit, die sich allerwärts 
und scheinbar ohne Muhe zu helfen und zurechtzufinden weis«, 
ferner ein gehöriger Scharfsinn zur Beurtheilung verschiedener, 
dem Anschein nach gleich bedeutender Wörter und Redensarten, 
der sogenannte Treffer, der jedoch mit blossem Glück sehr wenig 
zu thun hat, und endlich ein für den Wohllaut empfangliches Ohr, 
da man eigentlich nichts für das blosse Auge schreibt. Ausge- 
stattet mit solchen Hülfsmitteln wird der Uebersetzer eine Copie 
des Piaton zu liefern im Stande sein, welche dem Urbild gleich- 
kommt, wenigstens in der Hauptsache; es stände schlimm um die 
deutsche Litteratur , wenn sie nicht einmal in der Prosa mit der 
griechischen zu wetteifern vermöchte. Unter der Hauptsache 
versteht Ref. Klarheit, Sinnrichtigkeit und schönen, dem Original 
entlehnten und mit diesem übereinstimmenden Satzbau. Nachdem 
der Verdeutscher den Sinn des Autors mit Schärfe aufgefasst und 
die schlagenden Wörter, entsprechenden Ausdrucke oder erschö- 
pfenden Redensarten, aus welchen die Klarheit entspringt, zur 
Verkörperung des Gedankens herausgefunden hat, wird er die ein* 
seinen Theile der Sätze so lange drehen , wenden , ordnen , ge- 
stalten und umgestalten müssen, bis Wortfolge, Nebensätze, Vor- 
der- und Nachsatz und die gesammte architektonische Gruppirung 
gleichsam germanisirt sind, während das griechische Original nicht 
blosse Bausteine lieferte, sondern das ganze Gebäude vorschrieb. 
Jenes können wir die Farbenmischung, dieses die Zeichnung 
nennen. Ohne Noth vorgenommene und nicht durch die Kunst 
selbst bedingte Abänderungen sind Beweise entweder der Nach- 
lässigkeit oder der Ungeschicklichkeit. Wem ein so strenges 
Verfahren eine Knechtsarbeit und nicht eine lohnende Geistes- 
anstrengung dünkt , der wird besser thun , die Hand vom Pfluge 
des Uebersetzers abzuziehen. 

Die vorliegende Verdeutschung des Piaton entspricht den An- 
forderungen, welche der Verf. sich gestellt hat; sie wird ein Pu- 
blicum finden , welches den Autor mit Hülfe derselben griechisch 
zu lesen beabsichtigt und eine Art Commentar begehrt, dessen 
Durchsicht weder viel Zeit noch Muhe kostet. Daran genügte 
dem Verf. und desshalb ging er blos darauf aus , klar und richtig 
zu übersetzen, wie ein Dolmetscher, dem einzig und allein daran 
liegt, dass er dasjenige, was ihm vorgesagt wird, gewissenhaft aus- 
drückt. Erklärende Anmerkungen sind hinzugefügt worden, wo 
die Uebertragung für das Verständniss nicht ausreichend schien ; 
kritische, wo der Sinn oder die Worte des Textes zweifelhaft 
waren. Die Lesung des Ganzen bereiten ausführliche Einleitungen 
vor, wobei das Beste, was seither für Einführung des Lesers ge- 
schehen ist, aufgetischt wird. Ref. hat zwei Theile von den vor-? 



Platon's Werke. Griechisch ud deutsch« 43 

Hegenden sieben mit dem Original sorgfältig verglichen und aus 
den gelungenen oder doch besseren Stellen die t) ebenen gung ge- 
schöpft, dass der Verf. unter Beachtung obiger Fingeneige in der 
Fortsetzung seiner Arbeit nicht nur Gediegeneres leisten, sondern 
sich auch dem oben aufgestellten Kunstziel mehr oder weniger zu 
nähern im Stande sein wurde. Es ist nicht des Ref. Sache , Ein- 
zelheiten aufzustechen. Es wäre nutzlos, Stellen auszuheben, 
welche dunkel geblieben sind, Ausdrucke au erwähnen, die an 
schwach oder nicht recht bezeichnend klingen, oder Wörter zu 
sammeln, welche den Geschmack verletzen, wie wenn unter andenn 
6 loyog durch das moderne „Raisonuement" verundeutscht wird. 
Erklären wir vielmehr an einem zusammenhangenden Bruchwtfick 
durch praktische Darlegung, wie unsere Meinung ist, dass die Segel 
des Verdeutschers aufgespannt und gerichtet werden sollen. 
Ref. wählt gleich die ersten Sätze des ersten Theiles, welcher daa 
„Gastmahl" enthält; diese bieten zwar eben keine Glanzstelle, 
woran sich die volle Kunst entfalten Hesse, indess entgeht dadurch 
Ref. dem etwanigen Vorwurfe, dass seiu Tadel ein gesuchter, im 
Allgemeinen vielleicht ungegriindeter sei. Ohnehin kann man auch 
an Kleinigkeiten erkennen, wie das Grössere und Schwierigere be- 
handelt werden müsse, und Unbedeutenderes scheint oft leichter, 
als es in Wirklichkeit ist, während zugleich der Vorwurf desto 
schwerer wiegt, wenn nachgewiesen wird, dass eine gewisse Nach- 
lässigkeit auch in Nebendingen gewaltet hat. Die Uebersetzung 
des Hrn. Verf. beginnt also: „Ich glaube auf das, wonach ihr 
fragt, nicht unvorbereitet zu sein ; denn als ich jüngst zufällig von 
Hause, aus Phaleron, nach der Stadt zu ging, rief mir ein Be- 
kannter, der mich von hinten gewahr wurde, von Weitem scherzend 
zu , He da , Apollodoros von Phaleron , warte doch ! Da blieb ich 
stehen und wartete. Hierauf sagte er, Apollodoros , auch neulich 
schon suchte ich Dich auf, um etwas von der Unterhaltung des 
Agathon, Sokrates, Alkibiades und der Uebrigen, welche damals 
bei dem gemeinsamen Mahle gegenwärtig waren , in Betreff der 
Liebesreden zu erfahren, von welcher Art sie wären. Ein anderer 
nämlich hat mir davon erzählt, der es vom Phönix, des Philippos 
Sohn, gehört hatte; er sagte aber, Du wusstest es ebenfalls. 
Jedoch konnte er nichts Genaues davon berichten. Thue Du dieses 
nun; denn für dich passt es am besten, die Reden Deines Freundes 
wieder zu erzählen. Zuvor aber sage mir, sprach er, bist Du 
selbst bei dieser Unterhaltung gegenwärtig gewesen , oder nicht 1 
Hierauf erwiederte ich: Der, welcher Dir davon erzählte, hat Dir 
durchaus nichts Genaues davon berichtet, wenn Du glaubst, dass 
die Unterhaltung, nach der Du Dich erkundigst, neuerlich statt« 
gefunden habe, so dass auch ich soll dabei gewesen sein." Zu- 
vörderst mu88, zur richtigen Beurthellung dieser Stelle, vorauafe- 
schickt werden, dass hier keine schweren Perloden einer 
liehen Darstellung vorliegen , sondern eh 




44 Griechische Litteratar. 

wortlich wieder erzählt wird. Und da gewahren wir denn als- 
bald , dags der Herr Verf. gegen den Ton hin und wieder gefehlt 
hat; er drückt sich nicht so gefällig and flüchtig aus wie das Ori- 
ginal, hat die ersten beiden Sätze des letztern in Eine Periode zu- 
sammengezogen und die Wortfolge des dritten Satzes (welcher an- 
hebt: „Hierauf sagte er, Apollodoros" u. s. w.) so eingerichtet, 
dass selbst das Verständniss, für das Ohr wenigstens, einigermassen 
erschwert ist. Die Zeitwörter bis an das Ende zu versparen , wie 
in diesem dritten Satz mit „ erfahren " geschehen ist, gilt für 
ächtdeutsch, ist aber in Wahrheit eine verrottete Gewohnheit nicht 
der lebendigen Sprache, sondern der im Zimmer mechanisch ge- 
pflegten Schreiberei. Wie kühn stellen wir nicht in lebhafter 
Unterhaltung Worte und Sätze! Ferner vermisst Ref. an obiger * 
Probe eine gewisse Eleganz , die nicht sowohl in der leichten Fü- 
gung der einzelnen Theile, als in der Wahl und Mannigfaltigkeit 
der Wörter ßich ausspricht. Hier wechselt der Verf. ohne Grund, 
wo der Autor einfach das nämliche Wort beibehielt; dort wieder- 
holt er sich, wo entweder der Wechsel oder die genauere Bezeich- 
nung für uns Deutsche anmuthiger gewesen wäre. Endlich ge- 
wahrt man eine allzugeringe Schärfe an einer Stelle des ersten 
Satzes und an einer des dritten : an jener übersetzt er die Worte 
naifov apee ry xkijoei l'<pjy durch das simple „scherzend", 
was eine nicht blos übertriebene Kürze ist, sondern vollkommen 
unverständlich lautet , da kein Mensch begreifen kann , worin ei- 
gentlich der Scherz des Rufenden bestehen solle. Freilich 
haben die Kritiker des Piaton über diesen Punkt sich gestritten, 
ohne damit in's Reine gekommen zu sein. Sie würden aber , um 
den angedeuteten Scherz zu erklären , nicht nöthig gehabt haben, 
dem guten Apollodoros das Wesen eines geschwätzigen Wasser- 
huhns beizulegen, wenn sie die Stelle richtig übersetzt hätten. 
Der Scherz bezieht sich einfach darauf, dass der Rufende , anstatt 
den Geruften sogleich mit seinem Namen zu beehren , damit er 
alsbald den Ruf auf sich deute, den Apollodoros einen Phalerenser 
oder Phaleronen nennt, weil er aus Phaleron kommt, wie viele 
andere dieses Weges. Was den dritten Satz anbelangt, musste 
statt „wären" genauer gesagt werden : „ w a r e n" oder „gewesen 
wären". Ebensowenig war ein Grund vorhanden, das Homs, 
scheint, des letzten Satzes auszulassen. Eine gewisse Hintan- 
setzung des Wohllautes , wie sich in dem hat, hatte, haben, 
gewesen, waren und dergleichen offenbart, was dem Deutschen 
oft Schwierigkeiten verursacht, oder wie in den unaussprechlichen 
Zischlauten „du wüsstest es ebenfalls" hervortritt, möge 
unberücksichtigt bleiben. Eine bessere Stellung der Partikeln 
aber konnte man hin und wieder verlangen, um der Uebersetzung 
das Fremdartige, jenes Etwas , das ohne Noth an das griechische 
Idiom erinnert, zu benehmen. 

Ref. sacht durch folgende Uebersetzung der obigen Zeilen 



Platon's Werke. Griectisc* sari deatscfc 4S 

darzuthun, das* «eine Forderungen weder unbillig, noch ■— s 
fuhrbar sind. Er halt sich genau an den Torliegenden griechischen 
Text: „Ich glaube auf die Sache, wonach ihr fragt, nicht nnf er- 
bereitet zu 8 ein; denn ich ging letzthin zufallig auf Phaleron vetj 
Hause nach der Stadt su. Da rief mich einer meiner Bekanntes, 
der mich von hinten erblickt hatte, aus der Feme und mit scherz- 
haftem Zuruf, indem er schrie: O Phalerone, heda, ApoUodoros, 
warte doch! Ich blieb stehen und wartete. Darauf hnb er an: 
Auch neulich schon suchte ich Dich, ApoUodoros, da ich Dich 
gern ausfragen wollte über die Unterhaltung zwischen Agathoa, 
Sokrates, Alkibiades und den übrigen Theilnehmern an jenem Fest* 
mahl , anlangend die Liebesgespräche , die geführt wurden. Es 
erzählte mir nämlich Jemand davon, der unterrichtet war von 
Phönix, dem Sohn des Philippos ; indem er bemerkte, Du wüsstest 
die Sache ebenfalls. Indessen vermochte er nichts Genaues dar- 
über zu sagen. Erzähle Du mir also den Hergang; denn Dir kommt 
es am besten su, die Reden Deines Freundes su berichten. Zuvor 
aber sage mir , hast Du selbst Theil genommen an dieser Unter- 
haltung, oder nicht? Darauf erwiederte ich : Allerdings scheint Dir 
der Erzähler durchaus nichts Genaues erzahlt zu haben, wenn Do 
meinst, dass jene Unterhaltung, nach der Du fragst, neuerdings 
stattgefunden habe, so dass auch ich daran Theil genommen." 

Gefallen diese Winke dem Herrn Verf., so wird sich Ref. 
freuen, eine Kleinigkeit beigetragen su haben, dass diese Ver- 
deutschung des Piaton, welcher das beste Gedeihen su wünschen 
ist, desto kunstreicher ausfallt, je weiter sie vorschreitet, und auf 
solche Weise den Nutzen stiftet, den der mit dem Plato vertraute 
Uebersetzer durch seine Bemühung zu stiften gedenkt. Einst- 
weilen müssen wir seiner Leistung wenigstens das Lob zuerkennen, 
dass sie über Fabrikarbeiten sich erhebt. 

Johannes Minckvoit*. 



Q. HorQtius Flaccus. Recensuit atque interpretatus est Jo. Gaspar 
Orelliua addita varietate lectionis codicum Bentieianorum , Ber- 
nensium IV , Sangallensis et Toricensis. Editio tertia emendata et 
aucta. Curavit Jo, Georgias Baüerus, Vol. I. Turici sumptibas 
Orellii, Faesslini et sociorum. MDCCCL. XXVIII und 746 SS. 

Der vorliegende 1. Band der OrellPschen Ausg. des Horaz, 
dessen 3. Bearbeitung als ein Opus postumum des verewigten 
O r el 11 in so fern anzusehen ist, als der Herausg. nur noch so ziem- 
lich die Vollendung des Druckes dieses 1. Bandes erlebt hatte, giebt 
ein höchst ehrenvolles Zeugniss von der rühmlichen litterar. Thä- 
tigkeit jenes ausgezeichneten Gelehrten in seinen letzten Lc- 
benstagen. Er unterscheidet sich in dieser 3. Aufl. in der äusseren 



46 Lateinisch* Litteratur. 

Anordnung wenig von den früheren Ausgaben, hat aber, obschon 
der Druck mit ziemlicher Eile angegriffen werden musste, doch 
auch in dieser neuen Bearbeitung nicht unwesentlich gewonnen, 
indem ausser manchen beachtenswerthen Zusätzen und Nachbesse- 
rungen im Einzelnen, wobei vorzugsweise die dritte Jahn 'sehe Ho- 
razausgabe beachtet worden ist, nicht nur die Lesarten der Bent- 
ley'schen Handschriften beigegeben worden sind, sondern auch 
noch der Cod. Turic. durch Baiter eine nochmalige Vergleichung 
erfahren hat, wodurch der Werth der Ausgabe auch für die Männer 
vom Fache nicht wenig erhöht worden ist. Ausserdem sind die 
Metra Horatii lyrica, nach der Zusammenstellung von Schwei- 
zer, welche in der zweiten Ausgabe aus Zufall weggelassen 
worden waren, dieser dritten wieder beigegeben worden (p. XVI — 
XXVIII), und die Vorrede des Hrn. Baiter (p. XV) verheisst auch 
die Beigabe eines Indes adnotationum am Schlüsse des 2. Bandes. 

Mehr über die äussere Ausstattung der Ausgabe im Allge- 
meinen zu sagen oder aber die Erklärungsweise des Hrn. Orelli 
überhaupt, scheint um so weniger räthlich, da die weite Verbrei- 
tung dieses nützlichen Buches solche Erwähnungen als völlig nutz- 
los würde erscheinen lassen. Der Unterzeichnete benutzt dess- 
halb diese äussere Veranlassung nur noch dazu, an einzelnen Ge- 
dichten des Horaz zu zeigen, dass die Kritik und vor allem die Er- 
klärung derselben , trotz der vorzüglichen neueren Bearbeitungen, 
noch immer der Förderung und Nachhülfe aller Gelehrten be- 
dürfen werde, ehe man sie auch nur als eine einigermaassen 
abgeschlossene werde betrachten können. 

Bei der Wahl der einzelnen Gedichte wollen wir mehr den 
Zufall spielen lassen, als absichtlich nach wunden Stellen forschen. 

Wir beginnen mit lib. I. carm. III, dem schönen Gedichte, 
womit unser Dichter Virgil bei seiner Abreise nach Griechen- 
land begrüsste. Hier wird zu Vs. 1 Sic te diva potens Cypri, sie 
fratres Helenae etc. bemerkt: „Usus hie partic. sie in votis pre- 
cibii8 obtestationibus ita proprie explicandus: uti nos a te hoc vei 
illud optamus, sie, tibi vel nostras preces audieris, hoc vel illud, quod 
tu vis, tibi contingat. Aristaenet. 2, 13: Oiit&g cAeag ilr\ öot 
9 Jq>Qodlti]. ii Eine ganz wunderliche Auffassung eines In allen 
Sprachen wohl ziemlich gleichmäßig erscheinenden Sprachge- 
brauches. Das Sic bei Entlassungen soll nicht einfach sie be- 
deuten, sondern eine förmliche Bedingung, die keineswegs ausge- 
sprochen, noch auch mit irgend einem anderen Worte noch ange- 
deutet wird, in sich schliessen. Von allem dem ist nichts wahr 
und kann nichts wahr sein. Wenn ein Lateiner einem Ab- 
reisenden zurief: Sic te di servent^ oder ein Deutscher seinen 
Sohn beim Antritte einer Wanderschaft mit den Worten: 
So geleite dich Gott! entlässt, soll jenes sie, soll unser 
so eine solche Bedingung in sich enthalten. Nimmermehr! 
Ovrog der Griechen, sie der Lateiner, so der Deutschen besagt, 
wollen wir ausführlicher sprechen, nichts anderes als: izel xavta 



Orelli : Q. Horatius Flaccas. Ed. III. 47 

ovt&q lötiv, als : rebus sie comparatis, alsrnachderadassoge- 
kommen, kurz es bezieht sich einfach auf die gegenwärtige Lage 
der Dinge, in deren Folge uns nur eben noch ein solcher Wunsch übrig 
bleibt. Wer etwas Anderes hinter jener einfachen Entlassung«« 
formel sucht, als dieses, tauscht sich offenbar selbst. Denn was nicht 
in den Worten ist, kanu doch nicht mit Gewalt in dieselben hineinge- 
legt werden, und in solchen Fällen ist jene Einfachheit, denke ich, ge- 
rade das Passendste. Orelli's Erklärung ist Tag und nichtssagend. 
Nicht besser verfahrt derselbe bei Erklärung der Worte Vs. 5 sqq. 
Navis, quae tibi ereditum debes Virgilium, finibus Atticis reddas 
incolumem, precor^ et serves animae dimidium rneae , wie sie 
nämlich von dem Herausgeber interpungirt worden sind. Er be- 
merkt dazu: „Porphyrio, „Ambiguum", inquit, „utrum debes 
finibus Atticis m finibus Atticis reddas." Hiuc factum est, ut alii 
interpungerent post Vir gilium^ alii post Atticis. Aliter etiam Jahn : 
Debes Vir gilium finibus Atticis: Reddas — qua quidem ratione 
seiitentiae nimis discerpi videntur, praesertim cum sie ad v. reddas 
vi* aliud suppleas quam „nobis." Satius forsitan aliquis ducat 
virgiiladeletasequi Dillenburgerum. „Ambiguitas", inquit, „non in- 
consnlto admissa ab Horatio; sie enim molestus ac frigides prono- 
min um usus facillime vitatur." Ae sane duplex huiusmodi con- 
structioiisLatinae poesis artifieiis adnumeranda est, ad quae, multis 
in rebus Graecae inferior, necessario recurrere debebat, quo supra 
pedestrem orationem sese extolleret. Hie tarnen ipsa caesurae via 
requirit, ut ineidamus post Vir gilium. Atque eadem est sententia 
Ungeri V. R. p. 398." Leider ein wahres Muster einer vagen und 
unzuverlässigen Erklärung hier, wo der klare Verstand bestimmt 
und unumstösslich darlegen kann, wie man «He Worte des Dich- 
ters verstehen müsse und wie sie recht aufzufassen seien. Be- 
trachten wir das Einzelne. Kaum einem Porphyrio können wir es 
verzeihen, dass er zweifelte, wie die Worte zu interpungiren seien, 
am wenigsten hätte aber ein jetziger Herausgeber des Horaz 
solchen Meinungsschwankungen sich hingeben sollen, zumal hier, 
wo die reine Logik lehrt, wie zu interpungiren sei. Denn, inter- 
pungirt man mit Orelli nach Virgili um, was sollen denn dann die 
Worte bedeuten: quae tibi ereditum debes Vir gilium 1 „Du schul- 
dest den Virgilius, der dir anvertraut ist," was ist das für ein Ge- 
danke. Denn das steht fest und ist unabläugbar, dass, wenn mir 
etwasanvertraut ist (ereditum est), ich es dann schulde (debeo). Die 
Worte, weun sie nicht geradezu tautologisch werden sollen, müssen 
durchaus noch einen Zusatz erhalten , welcher das debere näher 
motivirt, sonst ist es eine Rede im Kreise : nam quod mihi eredi- 
tum est, debeo, et quod debeo , mihi ereditum est. Mag da die 
Cäsur fallen, wie sie will; sie kann uns nicht bestimmen gegen 
den gesunden Menschenverstand zu interpretiren. Die Worte 
finibus Atticis gehören also zunächst notwendigerweise zu dem 
Verbum debes. Horaz sagt demnach: „Du hast Virgilius, der dir 



48 Lateinische Litteratar. 

anvertraut ist, an die attische Käste zu bringen/ 1 du schuldest ihn 
jener Küste. Wie nun aber Debes notwendigerweise eines Zu- 
satzes bedurfte, damit nicht eine offenbar falsche Rede dem Dichter 
in den Mund gelegt wurde, so wird dagegen reddas ganz fuglich 
jenes Zusatzes entbehren, nur muss man nicht etwa daran denken, 
mit Orelli nobis zu dem Worte zu suppliren , woran gar nicht zu 
denken ist. Das Schiff nahm ja nur Virgilius auf, um ihn an die 
Küste von Attika zu bringen ; von der Rückfahrt kann hier noch 
gar nicht die Rede sein. Wie also r edder e der stehende Ausdruck 
ist von der Briefabgabe, nämlich nicht an den zurück, der ihn ge- 
schrieben, sondern an den Adressaten, so kann auch hier von 
dem Schiffe, wenn reddasincolumem absolut steht, was eine sprach- 
liche Notwendigkeit war , in so ferne debes des Zusatzes flnibus 
Atticis nicht entbehren konnte, diess nur bedeuten : Bringe ihn un- 
versehrt an den Ort seiner Bestimmung , u d. h. hier dahin, wohin 
er zu reisen gedenkt. Wir hätten also folgenden allein passenden 
Sinn : Schiff, das du den dir anvertrauten Virgilius an die attische 
Küste zu bringen hast, liefere ihn unversehrt ab, d. h. bringe ihn 
unversehrt an den Ort seiner Bestimmung. Also können wir der 
Ambiguität, womit nach Hrn. Dillenburger Horaz sich absichtlich 
befasst haben soll, ganz füglich entbehren; am allerwenigsten 
möchten wir unserer Stelle und jener Ambiguität, die sie noth- 
wendig erstreben soll , um poetisch zu werden , uns bedienen , um 
die lateinische Poesie mit aller Gewalt vor der griechischen herab 
zu würdigen. Eine solche Ambiguität möchte wohl nirgends, ge- 
wiss aber nicht an unserer Stelle anzuerkennen sein. — Einverstanden 
sind wir Vs. 17 sqq. zwar mit den von Orelli gewählten Lesarten 
in den Worten: Quem mortis timuit gradum, qui siccis ocitlis 
monstra natantia, qui vidit mare turgidum et infames scopulos 
Acroceraunia? Denn an siccis kann nicht getastet werden und 
die Lesart Acroceraunin steht ebenfalls handschriftlich ganz ge- 
sichert da. Jedoch wundern müssen wir uns , dass Orelli die Be- 
. merkung anfügte: „Apud veteres saepe fletus iis tribuitur, quibus 
nos vel alia perturbati animi signa vel silentium ac stuporem tri- 
bueremus etc." u. dieselbe Ansicht in einem besondern EicursuslU. 
zu unserm Gedichte noch ausführlicher zu stützen suchte. Ich 
glaube, es sei an sich eine falsche Ansicht, dass die Alten öfterer 
geweint haben sollen, als die Männer der neueren Zeit. Denn 
das menschliche Geschlecht ist sich wohl in dieser Hinsicht immer 
gleich geblieben und da wir uns die Alten eher als Helden denken, 
möchten wir eher annehmen, dass sie seltener, als häufiger, denn 
wir, geweint haben. Doch davon kann hier durchaus nicht die Rede 
sein. Vom eigentlichen fletus wird hier gar nicht gesprochen. 
Es ist hier nur die Rede von Staunens werthen, grässlichen und 
fürchterlichen Gegenständen, die uns keinen fletus im eigentlichen 
Sinne, wohl aber einen horrorem erregen, bei welchem uns, 
wie bei allen hoch erhabenen, die menschliche Vorstellungskraft 



Orelli : Q. Horatias Flacau. Ed. ITI. 40 

überragenden Gegenständen das Wasser in die Augen tritt, weil 
wir dadurch in höherem Maasse afficirt werden. Ein solcher Zu- 
stand, dessen nähere Beschreibung in den Bereich der Psychologie 
fallt, hat gar nichts mit dem eigentlichen Weinen zu thnn und ist 
hier das einzig Mögliche , was man in jener Wendung angedeutet 
finden kann. Es war also nicht nur die Anmerkung selbst anders 
zu fassen , sondern auch der besondere Excurs ganz wegzulassen. 
Vs. 20 billigen wir, wie gesagt, die Lesart: infames scopulosAcro- 
ceraunia, allein der Herausgeber hatte wohl daran erinnern 
sollen , dass der Lateiner an dieser Wortverbindung wohl um so 
weniger etwas Auffalliges in dem horazischen Gedichte fand , ala 
er die Wendungen ludi Floralia u. dgl. m. schon aus dem ge- 
meinen Leben kannte, also an eine solche Verbindung bereits ge- 
wöhnt war. 

Auch mit der Deutung des Ausdrucks „Oceano dissoeiabUi 
in den Worten: Nequicquam deus abscidit prudens Oceano disso- 
ciabili terras , si tarnen impiae non tangenda rat es transiliunt 
vada. können wir uns nicht einverstanden erklären. Der Heraus- 
geber will dissociabilis activ aufgefasst wissen : qui terras disso- 
ciaret. Allein abgesehen von der rein lexikalischen Frage, in wie 
weit überhaupt dieser Sprachgebrauch zulässig sein möchte, können 
und müssen wir hier um so mehr von jener activen Bedeutung abse- 
hen, weileinestheilst/tssocurfiYts entschieden in passiver Bedeutung, 
welche der Form zunächst entspricht , anderwärts gebraucht er- 
scheint, anderntheils hier die passive Bedeutung sehr wohl zulässig 
ist. Es ist ein den Griechen, wie Lateinern, sehr geläufiger Sprach- 
gebrauch, von den Gewässern, über welche hinweg eine Verbin- 
dung zwischen verschiedenen Land erth eilen Statt findet, zu ssgen, 
dass sie verbunden werden, daher im Griechischen noTapdg 
gsvgftefe von einem Flusse gesagt wird , über welchen man eine 
Brücke schlägt oder sonst einen Uebergang bereitet, eben so im 
Lateinischen jungitur amnis ponte u. dgl. m., wenn ein Strom über- 
brückt wird. Denselben Sprachgebrauch hat hier der Dichter 
offenbar im Auge, wenn er sagt: Nequicquam deus abseidit pru- 
dens Oceano dissociabili terras, das will sagen : Umsonst hat der 
vorsichtige Gott die Länder getrennt durch den Ocean, der sich 
nicht verbinden lässt, in so fern über ihn eine Ueberbriickung 
zu schlagen unmöglich ist, was, wenn wir den blossen Sinn iVs 
Auge fassen, im Grunde nichts Andres ist, als: der Ocean, w el- 
cher eine Länderverbindung nicht gestattet, aber 
doch auf ganz andere Weise, als es mit der Bemerkung, dass dis- 
sociabilis aeiiva significatione stehe, geschieht , uns zu jenem Er- 
gebnisse führt. Von diesem Gesichtspunkte hätte der Heraus- 
geber bei der Erklärung ausgehen, dagegen alle anderen Lesarten 
dissociabiles, nämlich terras, dissociabile in adverbialer Fassung, 
mit Entschiedenheit zurückweisen sollen. 

Auch Vs. 28 können wir nicht beistimmen, wenn in den 

iV. Jahrb. f. Pkit. «. Päd. odi Krit. Bibl. Bd. U&> Hfl. V ^ 



50 Lateinische Litteratur. 

Worten: Audax Iapeti genus ignetn fraude mala gentibus intu- 
/#, zu fraude mala bemerkt wird: „xaxj? z&%vy. Dictum est, ut 
dolus malus." Der dolus kann möglicherweise auch gut sein, die 
fr aus nie. In solchem Sinne steht also fraude mala nicht. Es 
weist vielmehr der Beisatz mala auf das Verderbliche hin , was 
aus jenem Diebstahle für die Sterblichen selbst sich ergeben habe. 
Diese besagen die folgenden Worte: Post ignem aetheria domo 
subduetum macies et novo febrtum terris ineubuit cohors, semo- 
tiqueprius tarda necessitas leti corripuit gradum. ganz ausdrück- 
lich. Auch Vs. 37 ist die Kritik und Erklärung der Worte: Nil 
mortalibus ardui est, bei Orelli zu vag. Zwar erkennt er aus 
Gründen der diplomatischen Kritik die Lesart ardui als die vor- 
züglichere an, allein doch immer schwankt er zu Ende seiner An- 
merkung wieder, ob Horaz wohl arduist oder arduumst geschrie- 
ben habe. Ueber die wahre Lesart kann hier kein Zweifel sein ; 
ardui bieten die vorzüglichsten Handschriften und da diese Les- 
art an sich nicht falsch ist , musste sie unbedenklich angenommen 
werden. Sie ist auch dem Sinne der Stelle selbst angemessener, 
als die Lesart arduum. Hätte der Dichter gesagt: Nil mortali- 
bus arduum est, so wäre diess einfach: Für die Sterblichen 
ist nichts unerreichbar. Die handschriftliche Lesart: Nil 
mortalibus ardui est, bedeutet aber: Für die Sterblichen 
ist nichts von Unerreichbarem vorhanden, das heisst 
„nichts, was in die Kategorie des Unerreichbaren gehörte." Be- 
kanntlich liebte die letztere Ausdrucksweise die ältere Zeit. Wir 
erinnern an die bekannte Wendung: Hoc signi est bei Cato, ja 
selbst noch bei Cicero in den Reden der ersten Periode, und 
bemerken , dass dieselbe Ausdrucksweise auch der späteren Zeit 
noch als die poetischere erscheinen musste, wesshalb sie hier von 
unserm Dichter nicht mit Unrecht gewählt worden zu sein scheint. 
Zum Schlüsse bemerken wir noch , dass der Herausgeber nach 
des Rec. Ueberzeugung sehr unrecht gethan hat, wenn er in 
einem besonderen Excurse angab, wie von Hof mann- Peerlkamp 
das vorliegende Gedicht umgemodelt worden sei. Man hat deu 
sonderbaren Yerirrungen jenes hollandischen Gelehrten in Deutsch- 
land bereits allzu viele Ehre angethan und Rec. ist überzeugt, 
dass, wenn ein Deutscher ähnliche Thorheiten begangen hätte, ihm 
von seinen Landsleuten ganz anders würde begegnet worden sein. 
Er für seinen Theil würde bei einer Bearbeitung des Horaz sol- 
cher Dinge kaum mit einer Silbe Erwähnung thun. 

Nachdem wir an einem Gedichte im Einzelnen gezeigt zu ha- 
ben glauben, dass der Orellf sehen Erklärung des Horaz nicht sel- 
ten gar sehr die Bestimmtheit und entschiedene Auffassung abgehe, 
beliebt es uns ein Gedicht aufzuschlagen, wo dieselbe Unbestimmt- 
heit der Auffassung auch im Ganzen wahrzunehmen ist. Wir wählen 
dazu üb. I. carm. XX VI!!, das Phantasiegemälde unseres Dichters 
von einem grablosen Schiffbrüchigen, welches anknüpft an den 



Orelli : Q.Horatias Flaccas. Ed. ITI. 51 

wohl historisch feststehenden Umstand von einem Grabhügel des 
Archytas an der matinfschen Kaste in Apulien, von den Heraus- 
gebern aber bald als Monolog , bald als Dialog angesehen worden 
ist. Wir setzen die verschiedenen Auffassungsweisen dieses Ge- 
dichtes bei unseren Lesern , wenigstens ihrer Hauptsache nach, 
als bekannt voraus und bemerken nur noch , dast unser Heraus- 
geber bei seiner allzugrossen Bescheidenheit und Zurückhaltung 
nicht daau kommen konnte, sich mit Entschiedenheit f&r die eine 
oder andere Auffassung unseres Phantasiestuckes tu erklären , er 
giebt vielmehr in einem besondern Excurs eine Art kritisirende 
Relation von den verschiedenen Ansichten der Gelehrten über 
unser Gedicht, ohne jedoch für die eine oder andere Ansicht 
eigentlich Partei zu ergreifen. Schlimm genug, wenn die Erklä- 
rung des Horaz noch nicht weiter gediehen ist, als dass sie die 
verschiedenen Ansichten zusammenzustellen sich bemüht und Auf- 
schub der Entscheidung verlangt. Rec. glaubt auch hier, dass 
über das Wahre kein eigentlicher Zweifel stattfinden könne und 
dass es Pflicht des Herausgebers war, mit mehr Entschiedenheit dem 
Ziele entgegen zu gehen. Eine eigentlich dialogische Form er- 
kennt der Unterzeichnete keineswegs in dem horazischen Gedichte. 
Allein der Umstand , dass Anfangs Archytas angeredet wird , so- 
dann Vs. 23 die Rede sich an eine andere Person, den vorüber- 
fahrenden Schiffer, wendet, scheint eine dialogische Auffassung 
des Gedichtes veranlasst zu haben , wahrend der Inhalt desselben 
selbst einer solchen Auffassung eher widerstrebt, als. ihr Vorschub 
leistet. Demnach hätte unser Herausgeber, statt bei der Erklärung 
des Gedichtes selbst auf die verschiedenen Auffassungs weisen 
Rücksicht zu nehmen , man vergleiche nur die Anmerkungen zum 
Anfang und zu Vs. 14, und im Excurse der Erklärung eines seiner 
gelehrten Freunde , der die ersten 20 Verse einem Reisenden auf 
einem Schiffe beigelegt sein, dagegen Vs. 21 — 36 den Schatten eines 
durch Schiffbruch Umgekommenen sprechen l§sst, beizutreten, 
vielmehr mit aller Entschiedenheit und zwar gleich bei der Er- 
klärung die monologische Form festhalten sollen. Jener Schatten, 
der zum Schlüsse des Gedichtes den Vorüberfahrenden um ein 
einfaches Begräbniss bittet, schwebt an der matinischen Küste und 
tröstet sich über seinen Tod mit dem Gedanken, dass alle Men- 
schen, selbst die ausgezeichnetsten Geister, einem gleichen Tod es - 
loose nicht entgehen könnten , woran ihn zunächst der vorhandene 
bescheidene Grabhügel des Archytas mahnt, an dessen Person er 
die Betrachtung über den Hingang anderer hervorragender Geister 
anknüpft, und mit dem Ausspruche, dass Niemand der unbarmher- 
zige Tod verschone , auf sein eignes Geschick übergeht. Diess 
zu mildern — denn un begraben liegt sein LeichnanPund irre 
schweift seine Seele umher — , spricht er den immittelst vorüber- 
fahrenden Schiffer an mit den Worten: At tu, nauta, vagae ne 
parce malignus arenae os&ibw et capiti inhumato par ttculam 

4* 



52 Lateinische Litteratur. 

dare. Bei diesen Worten: At tu etc. wird es aber keineswegs nöthig 
sein, an eine andere Person als an die gleich Anfangs sprechende 
zu denken. Es wählt der Sprechende jene Redeform mit vollem 
Rechte , da er jetzt an eine andere Person mit seiner Ansprache 
sich wendet, als er bei seiner ersten Betrachtung vor Augen hatte. 
Fasst man das Gedicht so , wie es die einfachste und natürlichste 
Erklärung dessen, was uns vorliegt, an sich erfordert, so wird 
nicht nur im Einzelnen den Worten des Dichters nicht der gering- 
ste Zwang angethan, sondern auch gar nichts in die Dichterworte 
hineingelegt, was er nicht selbst mit ausdrücklichen Worten aus- 
gesprochen. Denn Vs. 21fgg. Me quoque devexi rapidus comes 
Orionis lüyricis Notus obruit undis. At tu, nauta , vagae ne 
parce etc. belehren uns doch genugsam über die Person des Spre- 
chenden , uud wenn Horaz kein schlechter Dichter sein soll, muss, 
wer Latein versteht, auch ohne besondere Excurse seine Gedichte 
richtig fassen können. 

Das Schwanken des Herausgebers im Ganzen wie im Einzel- 
nen stellt sich auch noch vielfach anderwärts heraus. Einen sehr 
auffälligen Beleg dafür bietet Lib. III. c. VIII. Vs. 17 sqq. Occi- 
dit Daci Cotisonis agmen , Medus infestus sibi luctuosis dissidet 
armis, wo Orelli über die Beziehung des Pronomen sibi in den 
Worten infestus sibi etc. eine arg langweilende Note giebt und 
doch das Wahre nichi sieht. Er schreibt p. 400 also: „Infestus 
alias Romanis, nunc sibi ipsi luctuosis cet."; neutiquam vero iun- 
gendum aut infestus sibi aut sibi dissidet; sie enim v. luctuosis 
otiosum fit infötzov, omnia cum arma luctum generent; super- 
vacaneum etiam est sibi iunetum cum v. dissidet. In altera le- 
ctione, cui tarnen obstat optimorum Codd. auetoritas, Medus in- 
festis sibi luctuosus dissidet armis, Medus luctuosus dictum 
esset ut Od. 3, 6, 8. Hesperia luctuosa; infestis autem armis, 
etgi exempla suppetunt (v. Beut!.), tarnen prae nostra lectionc 
fr iget, qua Parthum perpetuum nominis Romani hostem esse 
poeta significat. Digna, quae examinetur, Dillenburgeri est ratio, 
qui duplicem hie quoque statuit construetionem : infestus sibi, et 
sibi luctuosis. Mecum facit Lübker. Quodsi vero duplex est 
construetio, praestat haec : si bi luctuosis et dissidet sibi, „inter 
se u , ut Od. 2, 2, 18: Dissidens plebi — virtus. Voc. contra sibi 
cum v. infestus iungi non posse demonstrat ipsa versus caesura." 
So der Herausgeber. Zur Beurtheilung dieser über alle Maassen 
unsicheren Bemerkungen wollen wir so schreiten, dass wir sofort 
die zuletzt aufgestellten Behauptungen widerlegen. Die Caesur 
zuvörderst anlangend , so haben wir bereits früher bemerkt, dass 
wir, wo es sich um den Silin selbst handelt, gar keinen Werth 
auf dieselbe legen. Sie ist ein äusseres Moment, was nicht auf 
das innere Gedankenleben eines Gedichtes gewaltsam eingreifen 
kann, wenn es auch in Bezug auf die äussere Redeform alle Beach- 
tung verdient. Sodann das Kunststück Dillenburger's, diess können 



Orelli: Q. Horatin« Flaccus. Bd. DL 53 

wir eben so wenig hier als oben Lib. I. cann. IH. Vi. 5 sqq. gvt 
heissen. Es möchte wohl überhaupt nur Verwirrung in die Er- 
klärung der alten Dichter bringen und erscheint namentlich für 
jüngere Leser als ein höchst gefährliches Experiment , insofern ea 
aller Unsicherheit Thor und Thür öffnet und von genauerem Nach* 
denken über eine Stelle und schärferer Fassung derselben offenbar 
abzieht. Auch liegt hier nicht die geringste Notwendigkeit dazu 
vor, wie wir gleich sehen werden. Denn ob wir schon mit Orelli 
vollkommen damit einverstanden sind, wiewohl er auch hier im- 
mer wieder schwankt, dass die Lesart der besseren Handschriften 
fest zu halten und nicht etwa zn schreiben sei: Medus infesth 
sibi luctuosus dissidet armis, so finden wir doch gar Nichts Be- 
denkliches in jenen Worten, und es liegt, wenn man nicht absieht« 
liehe Schwierigkeiten machen will, die Sache klar vor. Horst 
schreibt: Medus infestus sibi luctuosis dissidet armis. Wer 
möchte da nicht sofort die erste Wortverbindung, welche sich 
ganz naturgemass darbietet, gut heissen* Medus — infestus 
sibi, d. h. quod se ipse infestat — luctuosis, quod civilia sunt 
neque contra hostes externos versa, nimirum eo, quod se ipse 
infestat, dissidet armis. Denn, wenn Orelli zu luctuosis noch 
eine Beziehung wollte , da alle Waffen lueluosa zu nennen seien, 
so ist er in grossem lrrthume. Die siegreichen Waffen , die sich 
gegen den äussern Feind kehren, wird Niemand trauervolle 
nennen, wohl aber solche, welche die Bürger gegen Bürger kehren. 
Eine nähere Angabe der Beziehung war aber gar nicht nöthig, da 
infestus sibi Alles schon vorbereitet hat und noch dazu die nähere 
Beziehung auch noch durch das Zeitwort dissidet getragen wird. 
Diess nämlich involvirt, da Medus dissidet doch nichts Anderes ist 
als populu8 Medorum dissidet , doch eben den Zwist unter ein- 
ander, da dissidet nur diese und keine andere Beziehung haben 
kann, da eben nur von Medus und keiner anderen Person die Rede 
ist. Also wäre der Sinn: Der Meder, der sich selbst an- 
feindet, kämpft Parteikarapf mit trauervollen Waf- 
fen. Wie leicht ist doch das Verstand niss der Worte, wenn man 
sich dasselbe nicht mit aller Interpretirungskunst schwer macht! 
Auch den Schluss des Gedichtes Vs. 25 — 28 hat der Heraus- 
geber falsch aufgefasst und nicht richtig construirt, wie wir fest 
überzeugt sind. Er schreibt : Neglegens ne qua populus laboret, 
Farce privatus nimium cavere: Dona praesentis cape laetus ho- 
rae et Linque severa. Hier hat der Herausgeber einerseits die 
Lesart der bessten Handschriften, auch seiner eignen, welche ca- 
vere et dona lesen , dagegen Vs. 27 et vor Linque , wie auch alle 
geringeren Handschriften, fallen lassen, vernachlässigt, anderer- 
seits aber auch eine Satzverbindung herbeigeführt, welche des 
richtigen Sinnes verfehlt. Wir würden so die folgenden Zwei- 
theile erhalten: Neglegens ne qua populus laboret , parte priva- 
tus nimium cavere y und sodann: Dona praesentis cape laetus ho- 



54 Lateinische Litteratur. 

rae et linque severa. Selbst zugegeben , dass diese Abtheilung 
vollkommen passend an sieh sei, so tritt doch in der zweiten das 
letzte Glied: et linque severa, offenbar ganz matt und tonlos hin- 
zu, dem es doch oblag, dem ganzen Gedichte einen kräftigen 
Schluss zu geben. Desshalb kann wohl kein Zweifel sein, dass 
zu schreiben und abzntheilen sei : 

Neglegens ne qua populus laboret, 
Farce privatus nimium cavere et 
Dona praesentis cape laetus horae; 

Linque severa. 
Auf diese Weise einigt sich der Stoff in dem ersten Strophen- 
theile weit inniger. Es heisst: Sorglos hüte dich als Privat- 
mann, allzuviel darum dich zu kümmern, dass dem 
Volke nichts abgehe, und ergreife (vielmehr) heiter 
dieGeschenke der gegenwärtigen Stunde; wozu sich 
dann mit Kraft, weil asyndetisch, der Schluss hinzugesellt: Lin- 
que severa^ Gieb auf das Ernste, was eben in jenen beiden 
vorhergehenden Satzgliedern vorbereitet ist. 

Wir konnten ähnliche Ausstellungen auch noch an anderen 
Gedichten machen , gehen aber, um nicht allzulange aufzuhalten 
und den Schein einer gewissen Schulmeistern nicht auf uns fallen 
zu lassen, nur noch auf ein Gedicht näher ein , üb. IV. carm. IV, 
das schöne Gedicht, durch welches unser Dichter die Grossthaten 
des trefflichen Drusus feiert. Hier stört uns zunächst Vs. 5 sqq. 
die von Orelli gewählte Lesart propulit statt des handschriftlich 
mehr beglaubigten und weit edleren protulit. Zwar sagt der Her- 
ausgeber in der Anmerkung: „propulit] impulsu quodam natural! 
nido foras expulit. Altera lectio protulit vi, quae hie requiritur, 
caret", allein leicht lässt sich zeigen, dass er hierbei im Irrthume 
ist. Die Iuventas und der Patrius Vigor, die hier gewisser- 
maassen personificirt erscheinen, trieben nicht so den jungen 
Aar aus dem Neste fort , dass .sie selbst daheim im Neste sitzen 
blieben, was propulit sein wurde, sondern sie trugen ihn her- 
aus , indem sie ihn fortwährend begleiten und zur Seite stehen. 
Es handelt sich nicht darum , mit welchem Worte der kräftigere 
Stoss geführt werde , sondern vielmehr darum , welches Wort hier 
das Verhältniss besser zeichne, und diess Wort ist offenbar das 
auch von den Handschriften empfohlene protulit. Auch in Be- 
treff der streitigen Deutung der Worte: 

Qualemve laetis caprea paseuia 

Jntenta fulvae matris ab ubere 
Iam lade depulsum leonem 
Dente novo peritura vidit^ 
ob nämlich fulvae matris ab ubere selbstständig zu fassen und zu 
übersetzen: von dem Euter der gelben Mutter, und dar- 
nach zur Erklärung angefügt sei: iam lacte % vom Milchge- 



Orclii: Q. Haratu» FUccac Ed. HL & 

nuaae weg, oder einfach so verbinde« sei: fwbme tmoirU mk 
ubere tarn lade depulsum, schon von der reichlichem 
Milch der gelben Matter mit Gewalt fern gehalten, 
hat Orelli noch keine endgültige Entscheidung gebracht. Bride 
Wendungen kommen vor depellere ab lade Virg. Ed. 7, 15. «. 
depellere ab ubere matris Id. Georg. 3, 187 , endlich auch ab— 
lut depellere, Id. Ed. 3, 82. Doch können wir uns nicht überzeu- 
gen, dass lade hier für sich stehen könne, da Jedermann, wenn 
er die Worte liest, geneigt sein wird, aie verbanden sa verstehen, 
und das depellere einerseits ab ubere matris, andererseits wie- 
der ab lade mir gar keine poetische Zeichnung des Bildes so sein 
scheint , wesshalb ich nicht zweifle , dasa Horas ab ubere lade de- 
pulsum verbunden habe. Wenn Orelli dagegen bemerkt: „a co- 
pio8o leaenae lacte", quod quidem inUrstov hie prorsus otiosom, 
immo ineptum esset; nee vero convenit cum part. taut, quo posits 
est loco. Cfr. Ern. Guii. Weberum ad Juvenal. p. 350. Ed. suae 
Wimar., so scheint er mir im doppelten Irrthume sich su befinden. 
Einmal ist das Epitheton weder ociosum noch weniger ineptum. 
Denn zur Kraft des jungen Löwen trug es jedenfalls nicht unwe- 
sentlich bei, dass die gelbe Löwin reichliche Milch hatte, die ihn 
bisher nährte. Was aber die Stellung des taut anlangt, so kön- 
nen solche äussere Verhältnisse, wie bereits wiederholt bemerkt 
worden ist , nicht maassgebend für den inneren Sinn einer Stelle 
sein. Auch leuchtet dem Rec. gar nicht ein, wie jene Wortstel- 
lung bei einem Dichter nur das geringste Auffallige haben könne. 
Auch die äusserlichc grammatische Auffassung der Worte: 

Videre Raetis bella sub Alpibm 

Drusum ger entern Vindelici; — quibu8 
Mos unde dedudus per omne 
Tempus Amazonia securi 

Dextras obarmet, quaerere distuli, 

Nee scirejas est omnia; — sed diu 
Lateque vidrices catervae 
Consüiis iuvenis revidae 

Sensere , quid mens etc. 
bei Orelli können wir nicht gut heissen. Es ist keine Anakoluthie 
im Satze, was der Herausgeber durch seine Striche vor quibus 
und nach omnia angiebt, sondern vielmehr rein verbundene Rede: 
Videre — Vindelici , quibus mos unde dedudus per omne tem- 
pus Amazonia securi dextras obarmet, quaerere distuli, nee 
scirefas est omnia, sed diu lateque vidrices catervae — sensere 
etc., wo zu bemerken , dass dann die letzte Wendung etwa folgen- 
den Sinn involvirt: sed hoc scio diu lateque vidrices catervas 
consilii8 iuvenis revidas sensisse etc., eine Wendung, wie sie auch 
in der Prosa nicht selten ist. In rein kritische Fragen hat Rec. 
überhaupt vermieden bei dieser Anzeige näher einzugehen , weil 
die Ausgabe einerseits selbst die Erklärung sich zur Hauptaufgabe 



56 Neuere Sprachen. 

gemacht , andererseits aber auch dann weitläufigere Untersuchun- 
gen geführt werden müssten , sonst würde er noch über Vs. 36, 
wo Orelli Indecorant statt des handschriftlich fast allein beglau- 
bigten Dedecorant geschrieben hat; dann über das Vs. 65 ge- 
wählte extet statt evenit sprechen. In Bezug auf erstere Stelle 
bemerkt Rec. jedoch , dass entweder de vor decorant von einem 
Abschreiber weggelassen oder auch, als am äussersten Rande ge- 
schrieben , in einer oder der andern Handschrift zufällig abgerie- 
ben und dann ergänzt sein konnte indecorant. Wenigstens 
scheint diese ganze Frage noch nicht zu Ende geführt zu sein. 

Rec. hat mit diesen Bemerkungen nichts Anderes bezweckt, 
als die Aufmerksamkeit des Lesers auf diese neue, reich und tüch- 
tig ausgestattete Horaz- Ausgabe biozuweisen, und kann hoffen, 
dem schon mit diesen wenigen und flüchtigen Bemerkungen zur 
Geniige gethan zu haben, wesshalb er hier abbricht, einiges An- 
dere sich zur Besprechung bei Anzeige des zweiten Bandes auf- 
sparend. 

Leipzig. K Klotz. 



Praktisches Elementarbuch der französischen Sprache, für Gym- 
nasien und höhere Realschulen, mit grammatischen Excursen, einer 
Lautlehre and einem Lesebuche versehen, von H. Barbicux, Prof. 
am Herzogl. Nassanisehen Gymnasium zu Hadamar. Erster Cursus. 
Bielefeld bei Velhagen and Klasing. 1818. XII und 167 S. gr. 8. 
Geh. 12Sgr. 

Mit dem Grundsatze, wornach der vorliegende erste Cursus 
des genannten Elementarbuches ausgearbeitet ist, bin ich durch- 
aus einverstanden; denn der grammatische Unterricht, es sei in 
einer Sprache , in welcher es wolle , muss sich Anfangs nur auf 
das Notwendigste beschränken, sowohl in Bezug auf die 
Formenlehre als die Syntax, damit der Schüler sobald wie mög- 
lich eine U ebersiebt über das Ganze gewinne, die gelernten Ein- 
zelnheiten ordne und zusammenfasse, sie in dieser Verbindung 
dem Gedächtnisse behaltbarer mache und recht bald zur Anwen- 
dung des Erlernten bei der Uebersetzung zusammenhangender 
Stücke aus der fremden Sprache und in dieselbe übergehen könne. 
Wenn Etwas dabei vorkommt, was der Schüler noch nicht gelernt 
hat, so werde es ihm vorläufig nur in so weit erklärt, als das Ver- 
■tändniss der vorliegenden Stelle es erfordert, und die vollstän- 
dige Erklärung bis dahin verschoben, wo es bei der Wiederholung 
sich an das Gelernte angesetzt hat. Denn der Schüler muss mehr- 
mals durch das ganze Gebiet der Grammatik hindurch geführt 
werden und zwar so, dass ihm beim ersten nur die Hauptpunkte, 



Barbieax: Praktisches Elementarbach der franz. Sprache. 57 

bei jedem folgenden Male die übrigen Erscheinungen Je nach ihrer 
grösseren Wichtigkeit gezeigt werden, bis er das Game bis int 
Einzelne hinein kennt , so dass er überall auf demselben zu Hause 
ist. Wenn der Schüler auf diesen grammatischen Wanderungen 
das Erkannte jedesmal schriftlich und mündlich anwendet, so lernt 
er die Sprache eben so grundlich als schnell. Durch vieijährige 
Erfahrung habe ich dieses bei dem Unterrichte im Griechischen, 
Lateinischen, Französischen und Hebräischen bestätigt gefunden. 
Wie oft aber die Schüler auf diese Weise durch das grammatische 
Feld geführt werden müssen und was und wie viel ihnen jedesmal 
gezeigt werden soll, kann unmöglich zum Voraus bestimmt wer- 
den, weil dieses von der Eigentümlichkeit des Lehrers und der 
Fassungskraft der jedesmaligen Schüler und ihrer geringeren oder 
grösseren Anzahl abhängt. Nun will aber der Verf. die Schüler 
nur zweimal durch die Grammatik fuhren, indem auf den vor* 
liegenden Cursns, der für die unteren Classen der Gymnasien 
oder höherer Realschulen bestimmt ist, ein zweiter für die oberen 
Classen folgen soll. Auch hat er das in diesem ersten Cursus 
Vorzunehmende „scharf bezeichnet." Er sagt in der Vorrede 
S. V: „Das eigentliche Lehrbuch besteht aus acht Abschnitten, 
deren jeder einen bestimmten Cyclus von etymologischen und syn- 
taktischen Gesetzen darstellt und cur Einübung bringt. Jeder 
Abschnitt besteht aus fünf Lectionen, jede Lection aus drei dar- 
stellenden Paragraphen in der fremden Sprache und einem Ge- 
sammtübungsstücke aus der Muttersprache in die fremde." Diese 
letzten Worte von „jede Lection" an sind unverständlich, wenn 

man die Sache selbst nicht ansieht. Ihr Sinn ist: jede 

Lection (besteht) aus drei Paragraphen , welche französische Sätze 
enthalten , die die Anwendung des in der jedesmaligen Aufschrift 
angedeuteten grammatischen Stoffes zur Anschauung zu bringen 
bestimmt sind, und einer Anzahl deutscher Sätze, bei deren Ue- 
bersetzung der sämmtliche in den vorhergehenden Paragraphen 
eingeübte Stoff zur entgegengesetzten Anwendung kommen soll. 
Bei dieser Gelegenheit bemerken wir, dass die ganze Vorrede Ge- 
wandtheit im Ausdrucke vermissen lässt. Der Verf. fährt so fort : 
„Die Zeit, welche auf jede Lection zu verwenden ist, richtet sich 
lediglich nach der Fassungskraft der Schüler und der Stärke der 
Classe. Im Allgemeinen kann aber angenommen werden, dass 
vier Lehrstunden auf die Lection kommen, so dass das Ganze, von 
dem angehängten Lesebuche abgesehen , bei einem vierstündigen 
Wochenunterrichte in einem Schuljahre zum Abschlüsse gebracht 
(durchgearbeitet) werden kann; in solchen Anstalten, welche 
fünf und (oder) sechs Stunden darauf verwenden , kann auch die 
ganze Leetüre durchgenommen (können auch die angehäng- 
ten Stücke übersetzt und erklärt) werden. Das Pensum 
einer jeden Lehrstunde („daher" ist überflüssig und störend) in 
der Erkennung (Erlernung) eines oder zweier einfachen Sprach« 



58 Neuere Sprachen. 

gesetze und dem Merooriren von sechs, später bis neun, Voca- 
beln, indem zu einer Lection Anfangs 24, später 36 Wörter ge- 
hören. Memoriren der Vocabeln, nachdem die Aussprache der- 
selben gehörig eingeübt worden, wird streng verlangt; indessen 
werden in der zweiten Hälfte hie und da solche Wörter wieder 
aufgeführt, welche nicht so häufig als (wie) andere in die Uebun- 
gen verwebt werden konnten (welche früher nicht so häu- 
fig angebracht werden konnten). Ein Blick auf das Inhaltsver- 
zeichnis» wird die Lehrer überzeugen , dass für fortwährendes 
Verflechten des Vorgekommenen in die folgenden Arbeiten, so wie 
für Wiederholungsarbeiten gesorgt ist, und dass gewisse Schwie- 
rigkeiten der Sprache sich wie ein rother Faden durch die späte- 
ren Sätze durchziehen (dass das Vorgekommene, beson- 
ders das Schwierigere, später immer wieder er- 
scheint). 14 

Mit solcher Anwendung des angeführten Grundsatzes können 
wir uns, wie gesagt, nicht einverstanden erklären; da sie den ein- 
sichtsvollen, erfahrenen und gewandten Lehrer in einen festste- 
henden Kreis zu bannen und ihm überall hemmend entgegen zu 
treten sucht; den Lehrer aber, der weniger selbstständig ist, in 
ein bestimmtes Geleise bringt, welches er zu seinem und seiner 
Schüler Nachtheil, nachdem er sich einmal eingefahren hat, nicht 
mehr verlassen mag; jener daher in seinem Wirken beschränkt 
würde, dieser mit der Zeit zu einer Maschine zu werden in Ge- 
fahr käme. Der Verf. möge es mir daher nicht übel nehmen, 
wenn ich meine Ueberzeugung hier frei ausspreche, dass solche 
Elementarbücher mehr schaden als nützen , höchstens angehenden 
Lehrern einigermaassen nützlich sein können , wenn sie bei dem 
Gebrauche derselben in ihrer pädagogischen Entwickelung fort- 
schreiten und so ihre Eigentümlichkeit behaupten. Denn was 
Cicero im 1. B., G. 31 de off. sagt, findet auch auf das pädagogi- 
sche Leben und Wirken seine volle Anwendung. Seine Worte 
sind : Omnino si quidquam est decorum , nihil est profecto magis, 
quam aequabilitas universae vitae, tum singularum actionum : quam 
conservare nonpossis, si aliorum naturam imitam omittas tuam. 
Der Lehrer bedarf also nur einer Grammatik, in welcher der Stoff 
zweckmassig geordnet, richtig, klar und bestimmt dargestellt ist. 
Er wird das jedesmal Nöthige auszuwählen wissen. 

Folgende sind die vom Lehrer zu erklärenden und einzuüben- 
den Formen und Regeln. I. Abschnitt. 1. Conjugation. §. 1. In- 
dicatif. Präsent. Personalpronomen (Stamm, Charakter, Endung, 
Person, Geschlecht). §. 2. Pr&ent narratif. Circonflexe (Sub- 
ject, Prädicat, Adverb). §. 3. Futur (Conjugire frapper durch 
die obigen 3 Zeiten). §. 4. Possessives Pronomen. Aspiration 
(Hiatus wird vermieden. — Der Franzose sagt sein von Mann 
und Weib). WelcherAusdruck! §.5. Fortsetzung. Pluriel. 
§. 6. Fortsetzung. Präposition. (Unterscheidet man auf meine 



Barbienx : Praktische« Elementarbach der franz. Sprache. 59 

Hand, auf meiner Hand?) §. 7. Artikel. Object. (Wie viele 
Geschlechter? Object nor an der Stellung kenntlich?) Nähe- 
res musste hinzugesetzt werden. §. 8. Elision. §. 9. Im- 
pöratif. §. 10. Pluriel. (Congruens, Motion). §. 11. Fortsetzung 
der Motion (!). §. 12. ohne Ueberschrift. §. 13. Fort- 
setzung der Motion (!). §. 14. Fortsetzung des Pluriel. §. 15. 
Wiederholung. II. Abschnitt. §. 16. Demonstr. Pronomen. Fort- 
setzung der Motion. (Hiatus wird hier auf eine andere Art ver- 
mieden.) §. 17. Negation. Fortsetzung der Motion. §. 18. Ne- 
gatives Subject. Ist ohne die folgenden Beispiele: Per- 
sonne rietst parfait etc. unverständlich. §.19. J'ai. Participe 
parfait. (Stelle des Part. ; Adverb bald vor, bald nach. — Worauf 
kommt es an?) §. 20. Selbstständiges (besser; Substantivi- 
sch e s) poss. Pron. §. 21. Monsieur, Madame etc. Das deut- 
sche Sie, Ihr. (Welches Geschlecht hat den Vorrang bei der Con- 
gruenz?) §. 22. Hauptzahlen. §. 23. Eine Addition, eine Sub- 
traction , eine Multiplication werden auf die Tafel geschrieben 
und französisch ausgeführt. Der schlechte Ausdruck 
fällt hier dem Leser von selbst auf. §. 24. Ordnungs- 
zahlen. §. 25. Interrogation, eingeschobenes — t — , euphonischer 
Accent. (Das Fragewort stets voran, niemals nach dem Substan- 
tiv. Subjecte . .) §. 26. Andere Form der Frage. (Nach welchen 
Aeusserungen folgt diese Frageform?) — Esisthierdie Rede 
von der durch est-ce gue dargestellten Frage. — §. 27. 
Apposition , Angabe des Alters. §. 28. Comparation. §. 29. Ce- 
dille, Eilischiebung des e nach g. §. 30. Wiederholung. Wo Ap- 
position [in den vorstehenden Sätzen?]. Man conjugire 
effacer, corriger, souper durch alle bekannten Zeiten und For- 
men.) — Statt Formen: Modi, da Zeiten auch Formen 
sind. — III. Abschnitt. 2. Conjugation (a. einschiebende, näm- 
lich 88). §. 31. Pre'sent. §. 32. PreHent narratif. De (Genitiv). 
§. 33. Futur. A (Dativ). (Conjug. bannir durch die obigen Zeiten 
in allen Formen; declin. mon habit, cet arbre.) §. 34. Selbst- 
ständiges (Substantiv.) demonstr. Pron., Ci, La. §.35. Rel. 
Pron. §. 36. Participe parfait (die Stellung der Wörter i n d e n 
vorstehenden Sätzen wohl zu beachten). §. 37. b. Abwer- 
fende Conjugation. Pre'sent. (Die beiden anderen Zeiten u. Part. 
nach §. 32, 33, 36.) §. 38. De (Ablativ). §. 39. A (Locativ, 
Streben). (Conjugire porter, ravir, sortir in den drei Hauptzeiten 
in allen Satzarten.) §. 40. Participe parfait; je suis. Prädicati- 
ves Substantiv. (Participe ist hier — in den vorstehenden 
Sätzen — Adjectiv.) §. 41. De mit dem Art.; Art. der Länder- 
namen. §. 42. A mit dem Art. Participe imparfait. (Aufstellung 
der Declination.) §. 43. J'avais. Attributives De. Prdtdrit de- 
scriptif. (Hiernach das Pre*t. descr. der bisherigen Conjugation in 
allen Satzarten zu conjugiren.) §. 44. J'e'tais. Attributives A. 
§ 45. Wiederholung. IV. Abschnitt. §. 46. Je serai. FortaeUws^ 



60 Neuere Sprachen. 

des Artikels. §. 47. Fortsetzung. J'aurai. §. 48. Vorbereitung 
des Theilungssinnes. Dieser Ausdruck ist unverständ- 
lich; er soll heissen: Ein] ei tende Erklärung des Th. 
durch Sätze, wie folgender: Notre servante a vold (une 
partie) de notre fruit. §. 49. Artikel bei allgemeinen Urtheilen. 
Fortsetzung von A. (Vgl. die einzelnen Fälle mit dem Deutschen.) 
§. 50. Allgemeiner Theilungssinn. §. 51. Beschränkter Theilungs- 
sinn a) durch Collectiva. §. 52. Beschränkt. Th. b) durch Zahl- 
adverbien. §. 53. Beschränkt Tb. durch vorgesetzte Adjectiva. 
§. 54. Th. durch quantitative Verneinungen. §. 55. Wiederholung 
des Theilungssinnes und der 2. Conjugation. §. 56. Wiederho- 
lung. §. 57. Wiederholung. §. 58. Pre*te*rit narratif von avoir, 
haben. §. 59. Pre*te*r. narr, von etre. §. 60. Irape'ratif von avoir 
und etre. (Aufstellung der pass. Conj.: Je suis aime*; j'e*tais parti; 
je fus afflige*; je serai banni.) V. Abschnitt 3. Conj. §.61. Prä- 
sent. (Pre*te*r. narr, vendis und Futur vendrai nach §. 32, 33; we- 
gen der Verba mit u siehe die Theorie.) §. 62. Pre*te*r. descr. 
(das Pr&er. descr. mit Hülfe des §. 43 durch alle Conjugg. auf- 
zustellen). §. 63. Conditionnel. Si. (Das Cond. hat die Endungen 
des Pre*te*r. descr. mit Beibehaltung des r vom futor.) Aufstellung 
sämmtlicher regelm. Conjugg. in allen Zeiten des Ind. nebst Cond. 
§. 64. Ete\ Ne bei Gegensätzen. §. 65. Si, tant, aussi, autant. 
(Au bei aus«, autant, Zeichen des Vergleiches; das Eine qualita- 
tiv, das Andere quantitativ.) §. 66. Plus de, moins de, bei Stei- 
gerung oder Minderung. (Aufstellung der pass. Conjug. in allen 
Satzarten.) §. 67. Verba auf ayer, oyer, uyer. §. 68. Absolute 
Personalpronomen als Subjecte (besser: Betonte). §.69. Ab- 
solute Personalpr. als Objecte; dieselbe Form beim Imperativ. 
(Von quikann die Declin. aufgestellt werden.) §. 70. Wandlung 
des halblauten e und des e* in e. §. 71. Fragende Pronomen. §. 72. 
Ce qui, ce que, dont Wiederholung der bisherigen Hauptpara- 
graphen mit act. und pass. Verben; besondere Formen der Mo- 
tion und des Pluriel. §§. 73, 74, 75 ohne Aufschrift. 
VI. Abschnitt. §. 76. Periphrastische Form der nächsten Zukunft. 
§. 77. Nächste Vergangenheit. §. 78. Andere Constructioncn von 
aller und venir. (Conjugire je vais, je viens in allen Satzarten.) 
SchlechterAusdruck! §79. Stellung der objeetiven Satz- 
theile. (Ton oder Nachdruck, Deutlichkeit entscheiden.) §. 80. 
Stellung des Adjectivs. §. 81. Frageformen. Voici, voila. §. 82. 
Objective Substantive ohne Artikel (umschriebene Verben). Un- 
klarer Ausdruck statt: Subst im Accus, ohne Art. 
§. 83. Adverbiale Umschreibungen. §. 84. Tout. Hierauf 
folgt: Declin. der verbundenen objeetiven Personalpronomen. 
Unklar statt: D. der unbetonten Personalpr. im Acc. u. 
Dat. Verben auf oir. §. 85. Präsent. Objectspron. — O b j. i ra 
Acc und Dat. — (Hiernach das Pre*t. descr. zu bilden.) §. 86. 
Prä. uarr. Objeetspr. §. 87. Futur, Participien, Objectspr. (Auf- 



Barbienx: Praktisches Elementarbacfa der franz. Sprache« 61 

Stellung der Ind.-, Condit.- und Imperativformen der 7 Verben auf 
oir.) §. 88. Dativ und Accusativpr. — Nämlich: Stell uns; 
d ers. — §. 89. Lui, leur. Demander. §. 90. Y, en. Jouer, prier. 
Hierauf: Folge der Satztheile mit persönlichen Objectsprono- 
raen. Unklar statt: Tabellarische Uebersicht der Stel- 
lung der unbetonten persönl. Pronomina. Beispiele zum 
Auswendiglernen. VII. Abschnitt. Reflexives Verb. §. 91. Prä- 
positionen, Wiederholung. §. 92. Parfait. Präpositionen. § 93. 
Ohne Aufschrift. (Conjugire s'en repentir, s'y rendre, s'en aller 
durch alle Zeiten und Satzarten. Flexion der Particc. wohl zu be- 
denken.) §. 94. Verbum auf indre. Fortsetzung der Pronomen. 
(Le, la und que sind auch Prädicatsnominative.) §. 95. Partie, 
parfait. §. 90. Fortsetzung. Meine. (Conjugire s'en plaindre, j 
joindre durch alle Zeiten und Satzarten, mit Zusatz von soi-meme.) 
§.97. Bildung und Gradation (Steigerung) der Adverbien ; Prä- 
positionen. §. 98. Fortsetzung; adverbiale Redensarten. §. 99. 
Fortsetzung. (Hier kann die Nach Weisung (1) der anregelmässi- 
gen Verben beginnen.) §. 100. Rection einiger Verben. §. 101. 
Impersonales Verb. §. 102. Wiederholung früherer §§. §. 103. 
Infinitiv als Subject. §. 104. Infin. als Object. §. 105. Infin. im 
Gen. oder Dat (Aufstellung des Verbs venir und ähnlicher durch 
alle Zeiten und Moden.) VIII. Abschnitt. (Dieser ganze Ab- 
schnitt, welcher die gewöhnlichsten unregelmässigen Verben [die 
Kenntnissder..] voraussetzt, soll als Vorbereitung zur Satz- 
lehre , Zeiten, Moden, Folge der Zeiten, Rection u. s. w. dienen.) 
Subjonctif. Unregelmässige Verben. §. 106. Subjonctif nach 
Verben. '§. 107. Subj. nach Conjunct. §. 108. Subj. nach il 
faut. (Conjugire offrir und die ähnlichen durch alle Zeiten und 
Moden.) §. 109. Participialconstruction. §. 110. Partie, impar- 
fait; Flexion desselben. §.111. Flex. des Partie, parfait. §. 112. 
Pre*t. descr. §. 113. Pre't. narr. §. 114. Gemischte Zeiten. §§. 115, 
116,117 enthalten zusammenhangende franz. Stel- 
len, worin Pre't. narr, und descr. nebeneinander vor- 
kommen. 

Ich habe diesen Auszug gemacht, damit der Leser über den 
ausgewählten Stoff und dessen Anordnung schnell eine Uebersicht 
gewinne und meinen Bemerkungen darüber folgen könne. Der 
Verf. sagt Vorrede S. VI selbst in Bezug darauf: „Zuerst wird es 
daher nöthig sein, dass der Lehrer sich mit dem Gange und der 
höchst einfachen Darstellungsweise der von den Aufgaben getrenn* 
ten Theorie bekanntmache, welche, bei aller wisse nsc haft- 
lichen Begründung i?), sich in einer vieljährigen Durchführung 
als höchst praktisch bewährt hat; durchgehends aber leuchtet 
das Streben hervor, schon beim ersten Unterrichte den Lernen- 
den an feste Gesetze zu gewöhnen." „Eine wissenschaftliche 
Begründung" vermag ich, auch ein Anderer, wie ich glaube, in 
dem Gange dieser Theorie nicht zu erkennen ; vielmehr ist derselbe 



62 Neuere Sprachen« 

sehr unwissenschaftlich und unpraktisch, indem er das Verwandte 
gewaltsam auseinanderreisst und so das Verständniss , die Ueber- 
sicht und das Behalten des Gelernten erschwert, da das Gesetz der 
Ideenassociation, wornach ähnliche Vorstellungen einander wecken, 
ganz ausser Acht gelassen ist. So z. B. steht §. 4 Hiatus wird 
vermieden, §. 8 Elision, §. 16 Hiatus wird hier auf eine andere 
Art vermieden, §. 19 j'ai, §. 43 j'avais, §. 47 j'aurai, §. 58 j'eus, 
§. 60 Imp&ratif von avoir; §. 1 Personalpronomen, §. 68 absolute 
Personalpronomen als Subjecte, §. 69 als Objecte, §. 84 Decli- 
nation der verbundenen objectiven Personalpronomen , §. 85 Ob- 
jectspronomen, ebenfalls §§. 86 und 87 , §. 88 Dativ- und Accus.- 
Pronomen, §. 89 lui, leur, §. 19 y, en; hierauf: Folge der Satz- 
theile mit persönlichen Objectspronomen. Siehe oben. Der Verf. 
nennt die Dat. und Accus, des unbetonten pers. Pronomens Ob- 
jectspronomen; hiernach müsste er die Nominative desselben 
Subjectspronomen nennen. Wie unpassend diese Benennungen 
sind, bedarf keines Beweises. Die Accente hat er ganz stiefmüt- 
terlich behandelt: §. 2 ist vom Circonflexe und §. 70 von der 
„Wandlung des halblauten e und des 6 in & u die Rede. So hat der 
Verf. den gramm. Stoff auseinandergezogen und vereinzelt, obwohl 
nach einem pädagogischen Gesetze Verwandtes nicht getrennt 
werden darf. Um sich noch mehr davon zu überzeugen , braucht 
der Leser nur obige Uebersicht durchzugehen. Uebrigens ist der 
Verf. in einem grossen Irrthum befangen, wenn er glaubt, wissen- 
schaftliche Begründung sei der Praxis schädlich, da gerade das Ge- 
gentheil der Fall ist; denn je wissenschaftlicher der Lehrer ist, 
desto einfacher und klarer, daher auch praktischer wird er 
eine Sache schriftlich und mündlich darstellen können. Hierauf 
folgen „Gemischte Uebungen" , welche aus 13 Aufgaben , die ins 
Französische zu übersetzen sind , bestehen , nebst einem deutsch- 
französischen „Vokabular" zu allen vorhergehenden Aufgaben von 
§. 76 an. Hieran schliessen sich einige grammatische Erörterungen, 
welche vorzüglich für den Lehrer bestimmt zu sein scheinen. Der 
erste Abschnitt ist überschrieben: „Darstellung der Conjugationen. 
Bildung der Zeitformen. 44 

Der Verfasser unterscheidet an jedem ausgebildeten Verbum 
Stamm, Endung oder Flexionsform und Charakter. 
Unter letzterem versteht er den letzten Buchstaben des Stammes. 
Er ist entweder vokalisch (jou — er) oder consonantisch (pari — er). 
Ich möchte wissen, mit welchem Rechte der Verf. den genannten 
Buchstaben Charakter nennt. Im Griechischen ist dieser Buch- 
stabe wirklich charakteristisch; denn nach demselben werden 
die Verba in verschiedene Classen getheilt und diese, wie die 
Zeitformen, daran erkannt. Im Französischen hingegen wird 
Nichts darnach eingetheilt und erkannt und sie bleiben immer 
dieselben , da sie im Griechischen sich nach bestimmten Gesetzen 
verändern. Denn es ist ein Irrthum , wenn der Verf. behauptet, 



Barbienx : Praktisches Elementarbocb der franz. Sprache« 63 

in romp-t, read, pein-t a. dgl. sei eine Veränderung de« Charak- 
ters vorgegangen, da er derselbe geblieben ist, indem t cur 
Endung (rumpit, pingit) gehört , welche in rend (reddit) abge- 
worfen ist; dass aber in je bats, tu bat*, il bat das eine t wegge- 
fallen ist, beruht auf einer aligemeinen Eigenthümlichkeit der 
französischen Sprache, wornach die Häufung der Consonanten, 
besonders im Auslaute, vermieden wird. So nothwendig und 
zweckmässig diese Lehre also in der griechischen Grammatik ist, 
so überflüssig und unpraktisch ist sie in der französischen. Auf 
solche Weise wird das grammatische Studium erschwert. — Die 
zweite Conjugation (beim Verf. die auf ir) zerfallt nach ihm in 
zwei Abtheilungen, eine einschiebende und eine abwerfende. Der 
Ausdruck ist ebenso unpassend , als der Inhalt unwahr ist. Was 
versteht man unter einer einschiebenden und abwerfenden 
Abtheilung ? Auch wird Nichts eingeschoben, da ss in finissons, 
finissez und finissent etc. nicht eingeschoben, sondern aus dem tat. 
sc entstanden ist, die genannten Formen also aus den Inchoativ- 
formen: finiscimus, umseitig, finiseunt. Siehe Diez Grammatik 
der romanischen Sprachen II, pag. 113. Der Verfasser behauptet 
ferner, dass die sieben von debere und capere gebildeten Verba : 
devoir, redevoir, d&evoir, apercevoir, concevoir, percevoir, rece- 
voir als Uebergang zu den sogenannten unregelmässigen anzusehen 
seien. Diese Verba wären also wedei regelmässig noch unregel- 
mässig. — Das Futurum der ersten Conjugation behält vor der 
Endung rai das aus dem lat. a entstandene e bei, weil im Inf. das 
lat. Schlüsse weggefallen ist; in der dritten Conj. aber, nach dem 
Verf. den Verbis auf re, fällt ersteres weg, weil letzteres bleibt 
(aimer, vendre). Das e vor dem rai wird also im Fut. der ersten 
Conj. nicht orthographisch, wie der Verf. sagt, sondern 
nothwendig und des Wohllautes wegen beibehalten. 
„Das Conditionnel", fährt der Verf. fort, „welches als vergangene 
Form des Futur angesehen werden kann, behält auch dessen Natur 
bei, indem es der Endung des Pre't. descriptif das r einschiebt: 
pens-(e)rai8, parti-rait, rend-rions u. s. w." Wird hier das r 
eingeschoben? Es rührt ja vom lat. Infinitiv her. Ferner kann 
dieser Tempus nicht nur als vergangene Form des Futur 
angesehen werden, sondern sie ist es; denn sie bezeichnet 
die vom Standpunkte der Vergangenheit angeschaute Zukunft, 
wohingegen das Futur die vom Standpunkte der Gegenwart ange- 
schaute Zukunft darstellt. Uebrigens ist der Ausdruck des Verf. 
„vergangene Form" zu tadeln. Weiterhin zählt der Verf. 
die Verba auf, die nach der 2. Abtheilung der zweiten (dritten) 
Conj. gehen, wobei er die Verba mentir und saiilir ausgelassen 
hat. — Die Verba auf oir zerfallen nach dem Verf. in 3 Classen: 
a. gleichförmige; b. abweichende; c. umlautende. Zu a. gehören 
devoir, recevoir etc.; zu b. dechoir, voir; zu c. mouvoir, pouvoir, 
vouloir, valoir, falloir, savoir, pleuvoir, asseoir. Diese Einteilung 



64 Neuere Sprachen. 

ist logisch unrichtig, da b. und c. sich einander nicht aus- 
«chliessen; denn das Umlautende ist auch abweichend , z. B. 
döchoir, ddchus, d&hu; vergl. mouvoir, raus, mu etc. Auch die 
sogenannten gleichförmigen Verba sind abweichend und 
umlautend zugleich: devoir» dois, dus, du. Zu savoir macht 
der Verf. folgende Bemerkung: „Die alte Orthographie scavoir, 
scais, seeu weist dahin, dass savoir nicht nur von sapere, sondern 
auch von scire abstammt. u Soll wegen des eingeschobenen 9 sa- 
voir von scire herkommen 1 Oder soll 89 von ßcire und apere von 
sapere herrühren? Die ganze Sache ist mit der Bemerkung abge- 
than, dass sgavoir etc. eine schlechte Schreibart ist und in die 
Zeit der alteren Sprachdenkmale nicht hinaufreicht. Vergleiche 
Diez Grammatik der romanischen Sprachen. — Zu conduisons, 
conduisez bemerkt der Verfasser: „Wie bei der zweiten 
einschiebenden, nur ist s gelind. u Kann dieses s mit ss in 
finissons etc. verglichen werden? Jenes ist aus dem lat. c (con- 
ducere) erweicht, dieses aus dem inchoativen sc (finiscimus) ent- 
standen. Das 8 in conduisis scheint der Verf. auch so zu erklären, 
obschon es aus dem lat. x = es übrig geblieben ist, nachdem sich 
c in i erweicht hatte. Auch das ss in maudissons etc. stellt der 
Verf. irrthümlich mitss aus dem inchoat. sc zusammen, obgleich es 
nur eine andere Schreibart für c ist. Vgl. Diez Gramm. Bd. II, 
S. 201. — Der Verf. sagt in der Vorrede über diesen Abschnitt 
von den nnregelmässigen Verben Folgendes: „Die hier aufge- 
stellte Nachweisung der unregelmässigen Verben aus dem Latei- 
nischen, wo Manches nur angedeutet wird, beweiset zur Genüge (?), 
wie Vieles durch eine zweckmässige Behandlung für den Unterricht 
gewonnen werden kann u. 8. w." Ohne mich auf den schlechten 
Ausdruck dieses Satzes näher einzulassen, bemerke ich Folgendes 
über den Inhalt: Die ganze „Nachweisung" des Verf. besteht aus 
vier Andeutungen (Devoir, debere)^ recevoir (capere, reeipere), 
irai (v. ire), savoir (nicht nur v. sapere, sondern auch scire; sache 
gebildet, wie röche v. rupes etc.). Wie kann der Verf. diese eine 
„Nachweisnng der unregel. V. aus dem Lat." nennen ? Der Leser 
erinnert sich hier unwillkürlich an das Horazische Parturiunt 
montes etc. Diese scheinbare Berücksichtigung des Lateinischen 
scheint durch die Absicht des Verf. veranlasst zu sein, diesem Ele- 
mentarbuche auch in die Gymnasien Eingang zu verschaffen. Denn 
dass es ihm mit der Herleitung des Französischen aus dem Latei- 
nischen nicht Ernst ist, geht aus folgender Stelle der Vorrede her- 
vor: „So hoch nun auch der Gewinn angeschlagen werden möge, 
welcher aus der gewandten Vergleichung der lateinischen mit der 
französischen Formlehre erwächst, so kann doch nicht in Abrede 
gestellt werden, dass in späteren Jahren, wo die Stundenzahl immer 
mehr abnimmt, dieser bedeutende Vorzug in relativen Nachtheii 
umschlägt, was ebenfalls in der Natur der Gelehrtenschulen seinen 
Grund hat. Sobald nämlich der Schüler in die eigentliche Lati- 
nität und die rhetorischen Rücksichten eingeweiht zu werden be- 



Barbienx: Praktisches Elementarbach der franz. Sprache. 65 

ginnt , wird er dnroh den Mangel an Gegengewicht immer mehr 
der lebenden Sprache entfremdet, nnd seine Ausdrucksweise bleibt 
entweder deutsch oder wird theilweise lateinische Gerade das 
Gegentheil ist der Fall; denn in den unteren und mittleren Classen 
des Gymnasiums wendet sich der Schuler den alten Sprachen mehr 
zu, weil das National geftihl nnd der moderne Geist ihm noch nicht 
zum Bewnsstsein gekommen sind. Je mehr mit innehmendem 
Alter nnd fortschreitender Bildung durch den Unterricht und den 
Binfluss seiner Umgebung diese bei ihm hervortreten und sich gel- 
tend iu machen suchen, desto mehr tritt das Antike, nur nicht das 
Reinmenschliche desselben, zurück und er giebt sich in demselben 
Maasse den Wirkungen des modernen Geistes hin, welcher erst 
die durch das Studium der alten Sprachen and ihrer Litteratur ge- 
wonnene icht menschliche Bildung bei ihm zur Erscheinung bringt 
nnd für das Leben befruchtet. In demselben Verhältnisse wendet 
der Schüler sich der Muttersprache und dem Französischen zu, 
weil in denselben der moderne Geist ihm entgegenweht. Er wird 
sich also in der Prima mit vorzüglichem Eifer auf die deutsche und 
französische Litteratur verlegen. Den Geist, der aus den alten 
Sprachen und ihrer Litteratur auf diese übergegangen ist, fasst er 
leicht auf. So verschmilzt bei ihm das Antike mit dem Modernen 
zu einem schönen Ganzen. Dieses kann aber nur dann zuwege ge* 
bracht werden, wenn der Unterricht der Natur folgt, d. h. von den 
alten Sprachen ausgeht. — Der zweite Abschnitt enthält einige 
Geschlechtsregeln , welche wegen ihrer Mangelhaftigkeit weder 
dem Lehrer, noch dem Schüler nutzen können. Er fingt so an: 
„Die Bestimmung des Geschlechts geschieht auf zweifache Weise, 
l)nach der Bedeutung, 2) nach der Endung," statt: Das Geschlecht 
erkennt man an n. s. w. Unter Nr. 2 steht folgende Regel : „Sub- 
stantive , welche von lateinischen Wörtern nentrius generis her- 
stammen (sind mannlich). Diese Regel gehört ja zu einem an- 
deren Theiiongsgrunde. Der Verf. hätte freilich besser gethan, 
wenn er diesen hier angenommen hätte. Hierauf wird vom „Thef- 
Inngssinne" gesprochen. Diesen Ausdruck sollte man aus der 
franz. Grammatik endlich einmal verbannen, weil er wirklich sinnlos 
ist. Die Lehre gehört unter die vom Artikel, indem die Genitiv- 
formen desselben Nominativ nnd Accusativ, diese mit vorange- 
hendem a den Dativ und de (d v ) Genitiv und Ablativ darstellen, 
bei voranstehendem Adjective aber zur Bezeichnung des Nom., 
Gen., Acc. und Ablat. de (d')i des Dat. a de (d') gewählt wird. 
Der Theilungssinn zerfällt nach dem Verf. in einen allge- 
meinen und besehrlnkten(?)Theilung88lnn (besonderen); 
z.B. leshommesont desvertuset aesddfautt(!)[0ice«]; denn der Ge- 
gensatz von vertu ist vice. Der Th. wird beschränkt a. durch CoK 
lectiva, z. B. Regardez ce bean troupeau de moutons; b. durch 
Zahladverbien, z. B. Peu d 1 horomes ont beaueoup d'esprit; c. durch 
vorgesetzte Adjective, z. B. Votre cousio a de jolte e&faeta. WVvt- 

N. Jahrb. f. Pkil. u. Päd. od* Krit tiihi m ßd. LTL. Hft. 1. ^ 



66 Neuere Sprachen. 

aufkommt noch ein Theilnngssinn durch quantitative Verneinungen 
nachgehinkt, z. B. iVas tu plus de papillonsl Man sieht, dass der 
Verf. es mit der Logik eben nicht genau nimmt. Unter den Bei- 
spielen kommt auch folgendes vor: J'ai plus de papillons que 
rf'e*cus. Ist denn plus eine quantitative Verneinung? U übri- 
gens ist diese Eintheilung verwerflich , nicht allein weil sie unlo- 
gisch, sondern unklar und unpraktisch ist, daher nur dazu dient, 
das Erlernen der Grammatik zu erschweren. Was die Stellung 
der Adjective anbetrifft, so wird Folgendes als „allgemeiner Grund- 
satz" aufgestellt: „A. Jede zum Wesen eines Gegenstandes noth- 
wendig gehörende (inhärente, integrirende) Eigenschaft , wie 
flüssig bei Wasser, edel bei Tugend, wird dem Gegen* 
Stande selbst vorgesetzt. B. Jede dem Begriffe des Substan- 
tivs eigentlich fremde, dem Gegenstande aber, als Einzelwesen, 
zufällig beigegebene nähere Bezeichnung wird dem Sub- 
stantiv nachgesetzt." Unter C. sagt er, dass hiebei vieles von 
der Ansicht und dem Standpunkte des Redenden abhänge. 
Ohne mich auf die Beurtheilung des fehlerhaften Ausdruckes näher 
einzulassen, bemerke ich nur über den Inhalt, dass im Franzö- 
sischen , so wie in den anderen romauischen Sprachen , „die Nei- 
gung waltet, das Adj. gleich anderen Attributiven dem Substantive 
nachzusetzen." S. Diez Grammatik der rom. Sprachen III, S. 414. 
Dieses musste daher als Hauptgrnndsatz aufgestellt werden, da 
auch wirklich in den meisten Fällen das Adj. nachsteht. Aus- 
nahmen begründen Nachdruck und Wohllaut. So ist es auch im 
Lateinischen und Griechischen. Hierauf folgen „Hauptregeln der 
Construction." Diese Aufschrift ist unpassend ; denn es soll über 
die Wortstellung gehandelt werden. Unter Nr. II wird be- 
hauptet , dass man gegen die allgemeine Regel die einfachen indi- 
recten Satztheile den directen vorsetzt, „wenn letztere durch 
näher bestimmende Zusätze mehr Nachdruck erhalten ," und 
unter Nr. III , „dass aus demselben Grunde bei Relativsätzen das 
Subject häufig nach dem Verbum steht." Hier ist zu berichtigen, 
dass die complicirten Satzglieder nicht deswegen nachgesetzt 
werden, weil sie durch die Zusätze „mehr Nachdruck erhalten", 
sondern um sie, wie Diez sagt , mit ihren Nebenbestimmungen frei 
ablaufen zu lassen. Diese Stellung macht den Satz gelenkig und 
trägt viel zur Klarheit desselben bei. Die Regel unter Nr. 111 ist 
nicht bestimmt genug, indem sie den Schülerin den Irrthum führt, 
als wäre es erlaubt, in Relativsätzen das Subject vor- oder nachzu- 
setzen. — Unter Nr. VI heisst es, „mehr rhetorisch als gramma- 
tisch sei die Vorsetzung des Dativs nach (?) joindre, ajouter: Aux 
charmes de la beatite* eile Joint (ajoute) ceux d'un coeur sensible." 
Die Präposition nach steht wohl für vor. — Unter Nr. 3 wird ein 
Unterschied gemacht zwischen der gewöhnlichen und der durch 
est - ce que umschriebenen Frageform: erstere soll gebraucht 
werden, wenn der Frageude über das, wornach er fraget, Nichts 



Barbieux: Praktisches Elementarbuch der franz. Sprache. 67 

yermiithet und voraussetzt, die umschriebene, wenn er eine 
Berichtigung einer Voraussetzung erwartet. Wenn ich den Verf. 
richtig verstehe, so ist dieses der von ihm gemachte Unterschied, 
wie folgendes Beispiel seigt: „Als man, sagt er, kürzlich einem 
franz. Botaniker sagte, eine neue Rose hiesse : die Rose von Mon- 
tezuma, rief er ganz richtig aus: Est-ce qti'il y a donc des roses en 
Amerique? Ohne diese Veranlassung müsste er fragen (ob es): 
Y a-t-il des roses en Am&ique?" Nach dem Verf. müsste also der 
letzte Satz so übersetzt werden: Ob es Rosen In Amerika giebt? 
Kann man wohl etwas Ungereimteres denken ? Der Unterschied 
ist nur ein formeller; ob man die eine oder die andere Form 
brauchen soll, darüber entscheiden Nachdruck und Wohllaut. — Iu 
dem Abschnitte über die„Congruenz der beiden Participien" heisst 
es unter Anderen: „In Relativsätzen folgt häufig auf das Participe 
parfait ein Infinitiv mit oder ohne de, ä ; hier darf man nur unter- 
suchen, ob das Objectspronomen (!) que (der Acc. que), welches 
den Relativsatz anfingt, von dem Part, oder dem begleitenden Inf. 
abhängt." Gilt diese Regel nur von Relativsätzen? Sagt mau 
nicht auch: je 1' (la) ai vue peindre und je V (la) ai vu peindre? 
Ueber en sagt der Verf. in einer Anmerkung: „Da die Partikel en 
eigentlich eine Genitiv- oder Partitivpartikel ist, so kann sie ds, 
wo sie ein Partitivobject im Acc. darstellt, keine Flexion nach sich 
ziehen (!). Avez-vous dejä vu des hirondellea? Oui j'en ai vu 
hier." Da en nie den Acc. bezflehnet, so ist diese Anmerkung 
überflüssig und störend. Die Regel über die Veränderung des Part, 
pass. der verbes pronominaux ist sehr mangelhaft dargestellt. 
Nachdem gesagt worden ist, dass nach dem vorhergehenden Acc. 
des Pron. reflex. das Part, sich richtet, aber nicht nach dem Dat. 
desselben, folgt dieses Beispiel: Les faules que nous nous sommea 
reproche*es. Hat das Part, reproche'es nach der vorstehenden 
Regel es erhalten? Nach derselben musste es unverändert 
bleiben; denn das zweite nous steht im Dativ. Dieses Beispiel 
passt also zu der gegebenen Regel nicht, wenn nicht hinzugesetzt 
wird, dass das Part, sich nach dem vorhergehenden que richten 
muss. Unter C. wird gesagt : „Ein intransitives Verb wird bald 
mit avoir, bald mit &tre construirt (die der ersten Classe verhalten 
eich zu den der zweiten etwa = 1 : 12) u. s. w." Derjenige, 
welcher die Sache noch nicht kennt, sondern erst lernen soll, kaun 
aus den angeführten Worten nichts Anderes entnehmen, als dass 
ein und dasselbe intransitive Verbum bald mit avoir, bald mit 
&tre abgewandelt wird, nicht aber, was der Verf. sagen will. Auch 
ist das Verhäitniss nicht 1: 12, sondern 12: 1. — Zu den Bei- 
spielen: II s ? est trouve* bien des fautes dana votre theme. II est 
arrive' de grands malheurs, wird folgende Bemerkung gemacht: 
„Für Solche, welche im Griechischen bewandert sind , kann diese 
Construction mit der griechischen Regel verglichen werden , nach 
welcher Pluralia neutr. gen. den sing, des Verbs haben,-« ta& wä- 



68 Mathematik. 

trum wird hier durch das Impersonale ersetzt. 11 Nicht mit der 
genannten Redeweise kann dieser frans. Sprachgebrauch ver- 
glichen werden, sondern mit sötiv dl = il est des hommes. 

Das Gesagte giebt ein vollständiges Bild über den vorliegenden 
ersten Cursus des genannten Elementarbuches; desswegen breche 
ich hier ab und habe nur noch hinzuzusetzen, dass der Verf. in 
diesem Werkchen tief eingehende Kenntnisse in Bezug auf die 
frans. Sprache bekundet und es desshalb um so mehr zu bedauern 
ist, dass er den unrechten Weg eingeschlagen, nicht mehr Fleiss 
auf den Ausdruck verwendet hat und es ihm mit der Ableitung der 
franz. Sprache aus dem Lateinischen kein Ernst zu sein scheint. 

Recklinghausen. Caspers. 



Leitfaden der ebenen Trigonometrie für den Unterricht in Gy- 
mnasien und Realschulen, verfasst von Dr. Moritz Sadebeck, Lehrer 
der Mathematik am Magdalenäara in Breslau. Mit 2 Figurentafeln. 
Breslau 1849. Verlag v. A. Gosohorsky's Buchhandlg. (L. F. Maske). 
VUI und 112. 

Der Verf. beabsichtigt in dem vorliegenden Leitfaden nicht 
etwa, wie diesa in Schulbücher^ nach modernstem Schnitt öfters 
geschieht, eine neue und höchst originelle Auffassung dieses Theils 
der Geometrie dem Schüler oder vielmehr dem mathematischen 
Publikum vorzulegen, er strebt ebensowenig nach der zuletzt doch 
nur unklare, der Uebersichtlicbkeit ganz unfähige Massen auf- 
häufenden Vollständigkeit, mit welcher eiuige neuere trigonome- 
trische Schulbücher, indem sie Hunderte von Formeln, Lehrsätzen 
u. 8. w. tabellarisch zusammenstellen, selbst den ausdauernd fleis- 
aigen Schüler ermüden, sondern er will einem Uebelstande ab- 
helfen, welcher, wie er glaubt, der in allen Leitfaden der Trigo- 
nometrie befolgten Methode bisher angehaftet hat. Da die 
Trigonometrie dem Anfänger im ersten Stadium dadurch Schwie- 
rigkeiten bereitet , dass sie ihm eine Menge neuer Begriffe dar- 
bietet, deren nahe Verwandtschaft und Aehnlichkeit die scharfe 
Auffassung etwas erschwert uud leicht zu Verwechslungen ver- 
leitet, so entscheidet sich der Verfasser mit vollem Recht für 
eine der hei dem ersten Sprachunterrichte befolgten analoge Me- 
thode. So wie man dort zuerst die unentbehrlichsten Formen er- 
lernen lä8st und sofort durch llebersetzungsübungen u. dgl. ge- 
läufig macht , so rauss man sich seiner Ansicht nach auch hier 
zuerst auf die Erläuterung der Begriffe des Sin us und Cosinus 
beschränken und dieselben sogleich auf die Auflösung des recht- 
winkligen Dreiecks anwenden, um sie auf diese Weise bei dem An* 
faoger zu befestigen. Der Verf. stellt sich diesem — übrigens 



Sadebeck: Leitfaden der ebenen Trigonometrie. 60 

bereits von andern Schulmännern in ähnlicher Weise entworfenen — 
Plane nach durchaus und contequent auf den methodischen Stand- 
punkt der Schule. Er hilt demnach mit Absicht einen streng sy- 
stematischen Gang nicht ein , stellt eine Theorie der trigonome- 
trischen Functionen in ununterbrochenem Zusammenhang nicht 
hin, weiss aber, ohne dieser Mangel wegen unwissenschaftlich au 
werden, das praktische Bedürfnis* der Schule stets so trefflich au 
wahren , dsss wir sein Buch besonders unter der Voraussetzung 
Tür sehr brauchbar halten, dass der Lehrer am Schlüsse des Curses 
nicht versäumt, dem schon geübten Schuler das gesamrote Material 
noch einmal mit grosserer wissenschaftlicher Strenge geordnet 
und verarbeitet vorzufuhren, so wie bei dem Sprachunterrichte das 
vollständige System der wissenschaftlichen Grammatik ebenfalls 
erst dem durch die Vorübungen mehrerer Classen tüchtig vorbe- 
reiteten Schüler übersichtlich und verständlich wird. Uebrigens 
hätte es unserer Ansicht nach dem vorliegenden Leitfaden nur zum 
Vortheii gereicht, wenn auch hier schliesslich auf den innern Zu- 
sammenhang der ans methodischen Rücksichten etwas vereinzelten 
Abschnitte hingewiesen worden wäre. 

Was die specielle Bearbeitung dieser Abschnitte betrifft, so 
ist in derselben eine fast zu fleissige Benutzung vieler bedeutenden 
Werke über Trigonometrie zu bemerken ; sehr auffallend war es 
aber, dass Hr. Dr. S. alle diese Werke — von denen sechzehn 
angeführt werden — in der Vorrede Vorarbeiten nennt, da er 
doch überzeugt sein wird, dass sein Buch, selbst vom pädagogischen 
Standpunkte ans betrachtet, kein entschieden originelles, neue 
Bahnen brechendes ist. — Indem Ref. zu einigen Bemerkungen 
über die einzelnen Theile übergeht und sich dabei erlaubt, hier 
u. das eine individuelle Ansicht auszusprechen, verwahrt er sich auf 
das Entschiedenste dagegen, dass er die letztere einem erfahrenen 
und denkenden Schulmanne, wie der Verf. eines so umsichtig 
verfassten Buches sein muss, mit eitler Selbstüberschätzung als die 
allein wahre vorhalten will. Er will nur von ganz objectivem 
Standpunkte auch seinerseits einen Beitrag zur Methodik der Tri« 
gonometrie geben, in welcher er seit einem Jahrzehnt sowohl 
Gymnasiasten als Realschüler und praktische Geometer unter« 
richtet hat. 

Hr. Dr. S. knüpft die ersten Begriffe der Einleitung an das 
Dreieck und dessen Construction. „Die Trigonometrie lehrt, wie 
man aus 3 gegebenen Stücken eines Triangels, welche die Grösse 
und Form desselben bestimmen, die übrigen unbekannten durch 
Rechnung finden kann." (§. 2.) Ref. hält diese algebraische Auf- 
fassung für nicht allgemein genug. Er kann z. B. der Formel 
a = b. tan a einen so entschiedenen Vorrang vor der ursprüng- 
lichen: — = tan a nicht einräumen und findet den Grundgedanken 
b 

in einer vollständigen Theorie metrischer Relatioaeu *a &«c& w& 



r i Mi \m -i 



70 Mathematik. 

einer dritten Geraden durchschnittenen Winkel , welche er efn- 
theilen würdein Beziehungen zwischen den Maasszahlen der Seiten 
und der Winkel an «ich und der Seiten und Winkel unter einander. 
Er legt zu dem Ende zuerst eine auf den Anfangsschenkel senk- 
rechte Gerade durch den Winkel, betrachtet danach den nega- 
tiven Winkel mit demselben Anfangsschenkel und geht dann zu 
schief durchschnittenen Winkeln über. Dass die so entwickelten 
Beziehungen zu Berechnungen einzelner Stücke fuhren, ist wich- 
tig, aber nicht wesentlich. Ref. wurde ferner, wenn einmal der 
Begriff der Bewegung herbeigezogen werden soll, wie diess der 
Verf. mehrmals thut, denselben in viel weiterem Umfange be- 
nutzen und bei den Constructionen von den einfachsten Fällen, 
welche den Anfänger zu einem vollkommenen Verständnis« ge- 
wöhnlich nicht zu fuhren pflegen , lieber absehen. Es ist über- 
haupt ein bedenkliches und in andern Theilen der Geometrie, die 
descriptive nicht ausgenommen, keineswegs glückliches Verfahren, 
die Coustruction, selbst wenn dieselbe auf allgemeinern Principien 
beruhen sollte, als in dem vorliegenden Leitfaden, als alleinige 
Grundlage des Beweises benutzen zu wollen. — Der Verf. stellt 
weiter den wichtigen Satz in das hellste Licht , dass ungleiche 
Seiten nicht in demselben Verhältnisse stehen, wie ihre Gegen- 
winkel , und geht dann zu den trigonometrischen Functionen und 
ihrer Anwendung auf die Auflösung des rechtwinkligen Dreiecks 
über. In einer Anmerkung zu §. 8 wird die zuerst von Godin aus- 
gesprochene Verrouthnng , dass das Wort Sinus entstanden sei aus 
8. ins.*), als unbedingt wahr hingestellt. Dagegen ist anzu- 
führen , dass dieser Ausdruck mit noch grösserer Wahrscheinlich- 
keitaus der lat.Uebersetzung desarab. Ausdrucks für die Function : 

vy^ (dscbaib), welcher seiner anderweiten Bedeutung nach irrig 
d urch sin us wiedergegeben wurde, entstanden sein kann**). — Dass 
ferner, wie im §. 12 irrig gesagt wird, bei den in Tafeln zusammenge- 
stellten Logarithmen die in Abzug zu bringende 10 nur der Raumer- 
sparnisswegen weggelassen sei, ist eine den Anfänger leicht irrefüh- 
rende Behauptung. In ähnlicher Weise spricht sich der Verf. über die 
Form Sin C 2 aus; er hält es für offenbar ungereimt, den Winkel 
C in das Quadrat erheben und davon den Sinus nehmen zu wollen, 
während doch die am Schluss des Curses in den §§. 71 bis 87 ge- 
gebene Berechnung der trigonometrischen Functionen genügend 
zeigt, zu welcher Allgemeinheit der Begriff dieser Functionen er- 
hoben werden kann. Was diese Berechnung betrifft, so ist wohl 
zu zweifeln , ob die §§. 76 — 78 , welche einige Kenntniss der 
Grenzmethode voraussetzen , in der ihnen gegebenen Form ver- 



*) Der Verf. sagt, diess bedeute semissis inscripta, jedenfalls doch 
semistiis inscriptae. 

**) Vgl. Wunder's Lehrb. d. Math., 4. Theil, p. 91. 



Sadebeclt: Leitfaden der ebenen Trigonometrie. 71 

Bündlich werden dürften. Resultate, welche sich dem denkenden 
Forscher nach einem gründlichen Studium als höchst einfach dar- 
stellen, da sie auf sorgsam gelegten Fundamenten sich leicht und 
gefahrlos aufbauen lassen, sind dem Anfänger, wenn demselben 
nur eine der nöthigen Voraussetzungen fehlen sollte, unver- 
ständlich. Auch ist die Entwicklung mit Hülfe des binomischen 
Satzes und der Methode der unbestimmten Coefficienten gans wohl 
zu erreichen. — Der zwischen dieseu Functionsberechnungen und 
den den Anfang bildenden Functionsveranschaulichungeu liegende 
Theil des Cursus giebt die trigonometrische Auflösung und Fli- 
chenberechnung der „Triangel", sowie die Entwickelung und Zu- 
sammenstellung der gebräuchlichsten trigonometrischen Formeln 
und zwar Alles diess in einer den Schulswecken sehr gut ange- 
passten Weise und mit vollständig durchgerechneten Beispielen. 
Der Aufgabe, aus zwei Seiten und dem Gegenwinkel der einen der 
gegebenen Seiten die übrigen Stücke zu berechnen, hat der Verf. 
nur bei der Flächenberechnung gedacht und auch dort ist nur der 
einfachste Fall beachtet, also der sogenannte unbestimmte Fall der 
Trigonometrie ganz weggelassen worden. Wenn der Verf. bei 
dieser Gelegenheit einen negativen Werth für die Fliehe eines 
Dreiecks für unmöglich hält, so entgegnet Ref., dass eine Formel wie: 

p . bin A K ß Qg ^ ^ ^^ä 5« §in*A I» welche, da man ihr 

nicht ansehen kann, ob das positive oder negative, also nach einer 
gewissen Richtung oder nach der gerade entgegengesetzten hin 
gezeichnete a gemeint sei , doch gewiss bereits eine Zweideutig- 
keit enthält und also auch auf zwei Dreiecke führen könnte, wel- 
che ihrer entgegengesetzten Lage gemäss verschiedene Vorzei- 
chen erhalten müssten. Einer ganz ähnlichen Kritik haben wir 
die Gleichung Sin 18° = £ (— 1 + /5) (§. 73) zu unterwerfen, 
„wobei, wie der Verf. sagt, offenbar das obere Zeichen zu nehmen 
ist, weil ja Sin 18° positiv sein muss." Die Ungenauigkeit der 
Darstellung liegt hier von vorn herein darin , dass der als Sehne 
gedachten Seite des dem Kreise eingeschriebenen regelmässigen 
Zehnecks einzig und allein ein Mittelpunktswinkel von 36° zuge- 
hören soll, während doch bereits Bradwardin im 14. Jahrhundert 
die Figuren mit atisspringenden Winkeln oder Sternpolygone in 
ein System gebracht und gezeigt hat, dass es zwei Arten regel- 
mässiger Dekagone giebt *). Demgemäss ist: 

Nach der Functionenberechnung stellt der Verf. in zwei Ab- 
theilungen Aufgaben zusammen, wie man sie in ahnlichen Schul- 



*) Vergl. Charles Gesch. der Geom. Uebers. von Dr. Sohncke, 
p. 549 flg. 



72 Mathematik. 

bächern gewöhnlich findet. Vielen derselben und gerade nicht 
den schwierigsten, sind die Auflösungen beigefügt. Hr. Dr. S. 
aagt in der Vorrede, dase dieaer Umeftand die heuristische Me- 
thode eben ao wenig unmöglich mache, als die in den mathemati- 
schen Lehrbüchern so gewöhnliche Ausführung der Beweise von 
Lehrsätzen. In dieser Behauptung scheinen uns zwei wohl zu 
scheidende Begriffe verwechselt zu werden. Aufgaben sind in 
einem guten Schulbuche so gewählt , dass sie mit Benutzung vor- 
her entwickelter Theoreme — oft nur «eines einzigen Theorems 
— von jedem denkenden Schüler gelöst werden können. Ihre 
Bearbeitung ist also nur eine Uebung im Anwenden, im Beziehen 
der abstracten Regel auf den concreten Fall, vergleichbar dem 
Ausarbeiten sprachlicher Exereitien, Die Beweise der Lehrsätze 
selbst, obgleich sie sich stets auf früher bewiesene Theoreme 
stutzen, verlangen dagegen gewöhnlich eine Gombination dieser 
Sätze, welche bisweilen ziemlich weit gehen kann, also ein Be- 
ziehen von Abstractionen auf neue Abatractionen, und hierin sind 
dem Schuler jedenfalls Winke, im Anfang, der Einübung der 
Form wegen , auch einige vollständig durchgeführte Beweise zu 
geben. So entschieden also Ref. dagegen stimmt, der Heuristik 
in der Entwickelung von Theorien in einem Leitfaden zu 
viel Raum und Gewicht zu geben, so wichtig scheint es ihm, die 
Lösung der Aufgaben dem Schuler fast ganz zu überlassen und 
nnr da kurze Andeutungen zuzufügen, wo derselbe ohne Benu- 
tzung anderer Werke das gesteckte Ziel wirklich nicht erreichen 
kann, Solche Aufgaben kommen z. B. in der zweiten Abtheilung 
der vom Hrn. Dr. @. gegebenen vor, welche sich zum Theil direct 
auf das Breslauer Terrain beziehen und Anwendungen der Trigo- 
nometrie vorführen sollen, z. B. 136, die Wurfweite einer Ge~ 
schutzkugel zu berechnen, 106, die Halbirung eines Dreiecks, 
dessen Seiten und Winkel gegeben sind, vermittelst der kleinsten 
Linie zu erreichen. 

Zum Beschluas werden die aus dem geometrischen Leitfaden 
des Verfassers citirten Sätze mitgetbeilt. 

Der Druck ist gut, die Druckfehler sind grosseotheils ange- 
geben*). Die lithographirten Figurentafeln könnten feiner aus- 
geführt sein , besonders die Zeichnungen zu der praktischen Tri- 



*) Man verbessere noch p. 8, 4 v. o., 10, 756 ... 5 p. 15, 10 v. o. 
Kotangente (auf der ersten Zeile derselben Seite ist die Kotangente et- 
was auffallend das Umgekehrte dar Tangente genannt); p. 100, 7 
v. u« ist das Fragezeichen überflüssig. Endlich sehen wir keinen Grund, 
warum „Elisabet" und „Theodolit" zu schreiben sein sollte. Das letz- 
tere Wort hängt offenbar, der früher gewöhnlichen Aufstellung des In- 
struments gemäss , mit Iföog »usammen. „ Sternwarthe " (p. 92) ist je- 
denfalls Druckfehler. 



Bibliegraphische Berichte «. kurse Aoscigwk 78 

gonotnetrie. 80 ist in Fig. 30 die Visirllnie nach dem untersten 
finde eines WindraühHlügels gerichtet, ein Object, das sich 
gar nicht schwankender und windiger denken lässt. 

Rudolstadt. Böttger. 



Bibliographische Berichte n. knrze Anzeigen. 

I III « »i n « 

Unter dem allgemeinen Titel: Bibliotheca elassica Latina er- 
scheint seit dem rorigen Jahre zu Brunn im Verlage von Carl Wini- 
ker eine lateinische Classikersammlung, von der uns folgende Nammern 
vorliegen: I. Cornelii Nepotia Vitae excellentium imperato- 
r um ad optima exemplaria. Brnnae 1849« Sumptibus et typis Caroll 
Winiker. 102 8. 8. IL C. Salluetii Crispi Catilina seu bei. 
lum Catilinar i um ad optima exemplaria recognovit Josep hu s FF als. 
Bronae 1849, sumptibus et typis Caroli Winiker. 129 8. 8. (Hier ist 
der Titel falsch gestellt; denn obschon auf demselben nur der Catilina 
oder cadlinarische Krieg angegeben ist, ist doch auch Iugurtha seu bel- 
lum Iugurtkmum 8 % 46 — 129 mit in dem Bandchen enthalten.) III. C. 
Julii Caesarig Commentarii de hello G allico. Ad optima ex- 
emplaria recognovit Joseph u 8 Wals. Brnnae 1849, sumptibus et ty- 
pis Caroli Winikerii. 188 8. 8. IV. C, Julii Caesaris Commen- 
tarii de hello civili. Ad optima exemplaria recognovit H. P» (aal 
dem Umschlage recognovit Jotepku* Walz). Brnnae 1849, sumptibus 
et typis Caroli Winiker. 120 6. 8. VI. Cicero nia opera. Cato 
Major de aenectute. Laeliua de amicitia et paradoxa. Ad optima exem- 
plaria recognovit H. P. (auf dem Umschlage blos: M. Tullii Ciceronk 
Cato Major seu de aenectute). Brunae 1849 , snmptibns et typis Caroli 
Winikerii. 28 und 48 8. 8. VIII. T. Livii Patavini hiatoriarum 
libri qui superaunt. Ad optima exemplaria recognovit H. P. Tom. I. 
Brunae 1849, sumptibus et typis Caroli Winikerii. 304 8. 8. X. Pu- 
blii Ovidii Nasonie opera. Ad optima exemplaria recognovit H. P. 
Volumen eeeundum. (Auf dem Umschlage : Vol. II. Metamophoraeon (also ! 
lies x Metamorphoteon libri oder einfach Metamorpkosee), Brunae 1849, 
sumptibus et typis Caroli Winikerii. 312 8. 8. XI. Q. Horatii 
Fla cot opera. Ad praeetantium edkionum lectionea recognovit H. P. 
Brunae 1860, sumptibus et typis Caroli Winikerii. 250 8. Text u. 2 8. 
Metrorum achemota. Diese Classikersammlung , wenn sie schon von dem 
regen litterarischen Leben , was die neuesten Umgestaltungen auch in den 
reichen und gesegneten Länderstriehen der österreichischen Monarchie 
hervorgerufen, Zeugniss ablegt, ist jedoch keineswegs geeignet, den An- 
forderungen, die der gegenwärtige Stand der philologischen Wissen- 
schaft an eine solche Sammlung au machen erlaubt, auch aus 1 *Vo&sgtt<» 



74 Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen* 

maassen zu entsprechen. Denn abgesehen von der äusseren Ausstattung, 
die wir , trotz des weissen , aber selbst in den einzelnen Bändchen ziem- 
lich ungleichen, Maschinenpapiers, keineswegs eine gute nennen können, 
da der Druck nicht selten unrein ist , besonders die einzelnen Buchsta- 
ben häufig sehr unsauher ausgedruckt erscheinen , lassen schon die oben 
absichtlich von uns ausfuhrlicher aufgezeichneten Titel das Unternehmen 
als eine reine Fabrikarbeit erscheinen , welche schwerlich von eigentlichen 
Gelehrten unternommen worden sein kann, wie sich leicht darthun lässt. 
Im Interesse der guten Sache sowohl, als des Herrn Unternehmers jener 
Sammlung selbst, der auf jeden Fall, sofern er seine Aufgabe nicht bes- 
ser lost , nur Schaden von dem Unternehmen haben wird , hielt es daher 
Ref. für seine Pflicht, in Zeiten auf das Mangelhafte und, fast mochte 
er sagen, Abgeschmackte jener Classikersammlung aufmerksam zu machen. 
Wir haben behauptet, eigentliche Gelehrte können jene Sammlung nicht 
ausgeführt haben, und können davon leicht den Beweis fuhren. Es geht 
diess unumstösslich schon aus dem Umstände hervor , dass bei Cornelius 
Nepo8 die von dem Verf. selbst hinzugefügte Einleitung, gewöhnlich prae- 
fatio überschrieben, weggelassen worden ist, wahrscheinlich aus dem 
Grunde, weil man sie für die Vorrede des Herausgebers » dessen Ausgabe 
man abdruckte, hielt. Dass diess aber eine wahrhafte Verstümmelung des 
Nepos selbst sei, leuchtet ein , um so mehr, da sie mehr denn einen Wink 
enthält, in welchem Sinne man die Lebensbeschreibungen selbst aufzufassen 
habe. Doch diese Verstümmelung steht gar nicht einzeln da. Bei Livius ist 
derselbe Fall eingetreten. Auch dort ist die Einleitung des Geschicht- 
schreibers, die er seinem Werke vorgesetzt, mit demselben Vandalismus 
weggelassen worden, woraus augenscheinlich hervorgeht, dass der Herr 
H. P., welcher jene Ausgabe angeblich nach dem Titel besorgt haben 
soll , von dem Inhalte der Schrift , die er herausgab , im Grunde gar nichts 
gewusst und verstanden hat. Denn der Beginn des Livianischen Ge- 
schichtswerkes mit den Worten: Ja in primum omnium satis conatat etc. 
wird, reisst man jenes Vorwort ab, selbst der äusseren Redeform nach 
unverständlich. Unter solchen Umständen kann man nun gleich gar nicht 
erwarten , es werde bei der Herausgabc jener Ciassiker noch ein beson- 
deres Augenmerk auf den Text selbst gerichtet worden sein ; denn wer 
so abgeschmackt schon beim Beginne der Arbeit zu Werke geht, wie 
kann man von dem annehmen , dass er den Text selbst verbessert haben 
werde? Es leuchtet ein, dass, wer so wenig von der Sache verstand, 
die erste besste Ausgabe werde hergenommen und dieselbe in die Drucke- 
rei gegeben haben. Hätte dabei der Zufall — denn von einem solchen 
kann hierbei nur die Rede sein — es so gewollt, dass irgend ein guter 
neuerer Text zu Grunde gelegt und dieser ohne bedeutendere Druckfehler 
wäre wiedergegeben worden, so hätte immer noch eine einigermaassen 
brauchbare Classikersammlung entstehen können. Allein eine auch nur 
oberflächliche Durchmusterung der Texte überzeugt uns , dass diess wohl 
in den meisten Fällen nicht der Fall gewesen sei. Wir können uns hier- 
bei zunächst nur an das Einzelne halten. In der Schrift Cicero's de *e- 
nectufc, in welcher übrigens mit Unrecht die Paragraphen , uach welchen 



Bibliographische Berichte «. kurze Anzeige«« 75 

jetzt so häufig ond bisweilen soger allein citirt wird , nicht angegeben 
worden sind, lesen wir Cap. 1 im Texte: Ecquid erit pretü? obschon die 
diplomatische Kritik einerseits , andererseits aber auch die Grammatik 
selbst lehrt, dass Ennins praemi, nicht pretü geschrieben habe, wie die 
neuesten Herausgeber auch sammtlich geschrieben haben. Auf der fol- 
genden Zeile lesen wir : Licet enim versibus üsdem mihi affari te, obschon 
die diplomatische Kritik, auch der Sinn der Stelle selbst, die Wortstel- 
lung, welche die neueren Herausgeber einmuthig angenommen haben, 
fordert: Idcet enim mihi versibus eisdem affari te. Gleich weiter unten 
lesen wir: teque tum agnomen solum Athenis deportosse etc., obschon 
cognomen , was auch alle namhaften Ausgaben mit den Handschriften le- 
sen, allein richtig ist, und agnomen vielleicht in jener Zeit noch nicht 
einmal im Gebrauche war, s. Klotz Handwörterbuch der latein. Spr. 
unter dem Worte zu Ende. Wir wollen nicht darüber sprechen, dass 
gleich weiter eisdem rebus statt üsdem rebus zu schreiben , dass ferner 
die Wortstellung mihi visum est zu andern , dass sodann quod mihi com- 
mune tecum est statt quod mihi tecum commune est umzustellen , auch vol- 
lem aliquid statt aliquid vettern zu lesen war, — diess und ähnliche Dinge 
sind bei einer solchen Arbeit offenbar nur als Kleinigkeiten anzusehen — , 
allein auch die gewichtigere Lesart Aristo Ceus, welche in neuerer Zeit 
mit Recht statt der früheren Aristo CMus Aufnahme gefunden hat, ist in 
dieser Ausgabe naturlich unbeachtet geblieben. Wenn wir nun gleich 
auch zu Anfang des folgenden Capitels das soloke tum ceterarum verum 
statt cum ceterarum rerum beibehalten finden, so vergeht uns in der That 
alle Lust diesem Texte nur noch einen Schritt weiter zu folgen, und der 
Leser wird mit uns die Ueberzeugung gewonnen haben, dass von einem 
solchen Herausgeber, der noch im Jahre 1849 solche Lesarten dem Publi- 
cum bietet an Stellen, wo das Bessere seit Jahren gefunden und nnum- 
stosslich festgestellt ist, nichts zu erwarten sei. Doch wir wollen nicht 
vorschnell ortheilen und vergleichen desshalb noch den Anfang der Schrift 
de amicitia mit den neueren Texten. Hier kommen zwar so bedeutende 
Textanderüngen in den neuen Ausgaben nicht vor, allein auch so müssen 
wir uns leider überzeugen, dass der Herausgeber der Brunner Ausgabe 
sich in Nichts um die neueren Leistungen bekümmert und nur irgend 
einen alten Text fortgepflanzt habe. Hier lesen wir Cap. 1 zuvörderst 
ohne allen Anstoss: qui tunc fere omnibus erat in ore, obschon omn£bus f 
was Orelli für untergeschoben erklärt hatte , entweder wegzulassen oder 
nach der genaueren diplomatischen Kritik in multis, wie von Klotz ge- 
schehen ist, zu verandern war. Sodann war quanta esset hominum vel 
admiratio et querela statt quanta hominum esset vel admiratio vel querela 
zu schreiben , uicht nur gemäss der besseren handschriftlichen Auetoritat, 
sondern auch dem lateinischen Sprachgebrauche selbst, den Sturen - 
bürg zur Rede Cicero's pro Archia poeta 1,1 ins rechte Licht gesetzt 
hat. Ferner war mit Orelli und den Neueren arbkratu meo statt meo 
arbitratu umzustellen. Vielleicht war auch sodann scripsi de amicitia st. 
de amicitia scripsi mit einem der neueren Herausgeber herzustellen. Auch 
Hesse sich noch ein Wort über die Interpunction sprectaw , &«& -HtOtaat 



76 Bibliographische Berichte d. kurze Anzeigen« 

wir hierbei an Kleinigkeiten nicht mäkeln ; aber wenn es Cap. 2 wortlich 
also heisst: Te autem alio quodam modo, non solum natura et moribus, 
verum etiam studio et doetrina esse sajrientem , nee sicut vülgus , sed ut 
eruditi solent appellare sapkntem y qualem in reliqua Graecia neminem. 
Nam qui Septem appellantur , eos , qui ista subtihus quaerunt , in numerö 
sapientium non habent, Athenis unum accepimus, et eum quidem etiam 
Apollinis oraeulo sapientissimum iudicatum. Hunc esse etc., so kann man 
billig fragen , wie denn der Herausgeber glaubte , dass man diese Worte 
verstehen könne , welche die übrigen Heransgeber mit vollem Rechte also 
interpungirt haben : qualem in reliqua Graecia neminem — nam qui sep~ 
tem appellantur , eos qui ista subtiUus quaerunt in numero sapientium non 
habent — , Athenis unum accepimus et eum quidem etiam Apollinis ora- 
eulo sapientissimum iudicatum: hunc esse etc. Doch wir glauben durch 
diese Proben genngsam gezeigt zu haben , in welcher Gestalt der Text 
in dieser Ausgabe des Cicero erscheine, und wollen unsere Leser nicht 
weiter mit Dingen behelligen , an welchen sie keinen Wohlgefallen , ja 
nicht einmal ein Interesse haben können. Wir wenden uns zu der Aus- 
gabe des Nepos und wollen, um den Beweis zu fuhren, dass auch hier 
wohl nur Zufall, nicht besonnene Wahl den Text bestimmt haben könne, 
nur das erste Leben , das des Miltiades , durchmustern. Hier finden wir 
Cap. 1 die Wortstellung: ut MÜtiadem sibi imperatorem sumerent statt 
der von den Handschriften gebotenen und von den neueren Herausgebern 
mit Recht angenommenen : ut MÜtiadem imperatorem sibi sumerent, ferner 
a septemtrionibus statt des handschriftlich beglaubigteren ab septemtrwni- 
bus, dagegen ab Scythis statt der handschriftlichen Lesart a Scythis. Cp. 5 
steht : Dem postero die sub montis radkibus , ade regione instrueta non 
apertissima, proelium eommiserunt. Namque arbores multis locis erant 
stratae, hoc consÜio , ut et montium tegerentur ältitudine etc., wo die di- 
plomat. Kritik zu lesen gebietet: Dein postero die süb montis radieibus, acte 
regione instrueta non apertissima proelium eommiserunt (namque arbores 
multis locis erant rarae) hoc consÜio , ut etc. Cap. 6 steht noch populi 
nostri statt des bessern populi Romani, sodann qui Athenas statt quia 
Athenas, endlich Cap. 8 das solöke tum summa humanitas statt des allein 
richtigen cum summa humanitas. Doch fast noch auffälliger sind im Ne- 
pos die Druck- und Satzfehler, wie S. 4. Z. 7 praetor st. praeter. Z. 13 
Sctythis statt Scythis. Z. 29 u. 30 res — cisso statt re — sdsso. S. 5. 
Z. 14 regom statt regem» Z. 16 eicitcr statt circiter. Z. 33 mirabili, 
flagrabat statt mirabili flagrabat ohne Comma. S. 6. Z. 34 insulas quae 
statt insulas ) quae. Z. 44 uppugnatoribus statt oppugnatoribus. S. 7. 
Z. 16 alio statt alia. Z. 29 kumilis statt humilis. Z. 30 u. 31 müi-tarir* 
statt mÜitaris. S. 8. Z. 2 generosus statt generosus. Z. 3 Out st. Qui. 
Z. 18 redidit statt reddidit u. a. m., so dass schon in dieser Beziehung die 
Ausgabe zum Schulgebrauche sich wenig empfehlen würde. Wir brau- 
chen wohl kaum noch andere Schriftsteller vorzunehmen , um den Beweis 
zu fuhren , dass die Texte überall weder neu revidirt , noch überhaupt 
nur nach den neueren und besseren Ausgaben abgedruckt seien. Um aber 
in keinerlei Hinsicht den Schein der Ungerechtigkeit auf uns zu laden, 



Bibliographische Berichte n. kurze Anzeige«. 77 

wollen wir auch noch einen Dichter in Betracht ziehen und wählen dam 
Nr. X, die Metamorphosen des Ovidius. Hier finden wir zunächst, was 
ein ausserordentlicher Uebelstand sowohl beim Gebrauche in der Schule, 
als auch sonst ist, die Verszahlen weder am Rande, was jetzt doch all- 
gemein üblich ist, noch auch oben über dem Texte, wie diess häufiger 
früher der Fall war, angegeben; wir sehen uns also schon in der äusse- 
ren Einrichtung, welche übrigens auch in der Ausgabe des Horatius die- 
selbe ist, um einige Jahrhunderte zurückversetzt. Gleich üb. I. Vs. 5 
stösst uns die Lesart : 

Ante mare et tettus, et, quod tegit omnia, coelum tie, 
statt der richtigeren und von allen neueren Herausgebern aufgenomme- 
nen Lesart: 

Ante mare et terra» et quod tegit amnia caelutn etc. 
unangenehm auf. Vs. 38 heisst es : 

Addidit etfontes, immentaque etagna, lacu*que\ 
statt der handschriftlich beglaubigten bessern Lesart: 

Addidit et fontes et stagna immensa lacusque. 

Vs, 42. IAberiorü aquae , quo ripu litora puleanU 
was gar keinen Sinn giebt , statt des allein richtigen : 

Uberwrk aquae pro ripu tittora pulsant., 
uach welchen Pröbchen wir nicht weiter Lust fühlen den Text der neuen 
Ovid- Ausgabe noch weiter zu verfolgen. Doch wollen wir, um nicht un- 
gerecht zu erscheinen, noch ein anderes Buch aufschlagen. Lib. VII. 
Vs. 1 stört der Druckfehler Pagauea statt Pagasaea. Vs. 8 der Druck- 
fehler korenda statt horrenda. Sodann Vs. 21 sq. die Interpunction : 

Quid in kospite , regia virgo, 
Ureris? et thalamog alieni concupis orbü ? 
da doch diese Satzglieder in dem engsten Zusammenhange stehen und 
kaum durch ein Comma, geschweige denn durch eine doppelte Frage zu 
trennen waren. In gleichem Verhältnis* steht die Sache auch Vs. 34 u. 
35. Vs. 28 ist sodann auffällig die Lesart : 

Quam tum, ut cetera desint, 
Forma movere potegt? 
statt der weit vorzüglichem der übrigen neueren Ausgaben : 

Quem non, ut cetera dewa\ 
Ore movere potest? 
Dazu kommt nun schon wieder Vs. 30 der Druckfehler telure statt fetture, 
Wesshalb man auch hier bald zu der Ueberzeugung kommt, dass sich 
auch diese Ausgabe weder durch Bequemlichkeit der Einrichtung — es 
fehlen ihr nicht nur die Angaben der einzelnen Erzählungen am Rande, 
welche iu den neueren Ausgaben meist beigesetzt sind , sondern auch, wie 
wir gesehen haben, die Verszahlen am Rande — , noch durch Sorgfalt 
des Druckes , noch durch einen gut constituirten Text empfehle , folg- 
lich dem Unternehmen keine Liebhaber zufuhren könne. Noch wollen 
wir einen Blick auf die Ausgabe deB Li vius werfen, wo man nach den 
neuesten Leistungen jetzt einen tüchtigen Text gewonnen hat und die- 
sen hier gern wenigstens einigermaassen repräsentirt sehen mochte« kta& 



78 Bibliographische Berichte a. kurze Anzeigen. 

aoch hier werden wir bald enttauscht; nicht nor dass, wie wir bereits 
früher bemerkt haben, die Vorrede des Geschichtschreibers selbst fehlt, 
der Text ist auch hier der alte, der jetzt nicht mehr zu halten ist. Wir 
schlagen Lib. 1. c. 22 auf. Hier lesen wir zunächst: Nutnae* morte ad 
Interregnum resredüt, und sehen keinen Grund ab, wesshalb das Stern- 
chen zwischen Numae und morte steht , was wahrscheinlich nur aus Zu- 
fall ans der Ausgabe, welche abgedruckt ward, geblieben ist, wo es 
wohl einen Nachweis geben sollte. Auch Cap. 23 zu Anfang scheint das- 
selbe Verhältniss obzuwalten , wenn ein Sternchen vor Et bellum etc. im 
Texte sich findet. Doch das sind Kleinigkeiten , die zwar auf die leicht- 
fertige Entstehung der Ausgabe hindeuten , aber doch nicht allzusehr stö- 
ren. Allein wir finden Cap. 22 gleich weiter im Texte : Hie non solum 
proximo regt dissimilis, sedferocior etiam Romulo fuit, eine Lesart, welche 
nicht blos gegen die handschriftliche Auctorität , sondern auch gegen den 
Sprachgebrauch selbst verstosst. Es war mit den neuesten Herausgebern 
bu schreiben: Sedferocior etiam quam Romulusfuit, wozu wir noch hin- 
zufügen, dass die Stelle ganz so auch Servius ad Virgü. Aen. lib. VI. 
Vs. 814 citirt. Sodann war im Folgenden ebenfalls mit den neueren Her- 
ausgebern : cum aetas viresque tum avita quoque gloria animum stimula- 
bat, wo in der Brunner Ausgabe noch das solöke tum aetas viresque ge- 
blieben ist, herzustellen. Zum Schlüsse des Capitels heisst es in dem 
Brünner Texte weiter adspernatus , eben so Cap. 23. Es bedarf jedoch 
kaum der Bemerkung, dass diese Schreibweise ganz falsch ist, da asper- 
nor aus abs und spemo wie asporto aus abs-porto entstanden ist und 
folglich einfach aspernatus zu schreiben war. Im folgenden Capitel steht 
noch fossa Cluüia im Texte, obgleich die handschriftliche Auctorität für 
fossa Cluüii ist , was die Neueren aufnahmen. Sodann steht noch Met- 
tum Fuffetum, wo ein berichtigter Text Mettium Fufetium gefordert 
hatte. Eben so weiter unten Mettum statt Mettium. Sodann postquam 
fnstruett, wo die Neueren nach den Handschriften lesen: postquam struetu 
Sodann liest der Brunner Text noch: quo propiores vos, wo die Neueren 
nach den Spuren in den Handschriften richtiger: quo propior es Tuscis y 
geschrieben haben. Zum Schlüsse des Capitels stört wieder das solöke: 
tum indole ahtntt, tum spe victoriae etc., statt des allein richtigen: cum 
indole animi tum spe victoriae etc. Es lohnt auch hier nicht der Muhe, 
den Text weiter zu verfolgen , da auf den ersten Blick es einleuchtet, 
dass auch in diesem Bändchen, was die ersten fünf Bucher des Livius 
enthält, der Text einfach nach einer gewöhnlichen Ausgabe abgedruckt, 
keineswegs nach den neueren Ausgaben revidirt worden ist. — Aus dem 
Gesagten wird aber für jeden unbefangenen Leser von selbst hervorge- 
hen , dass wir gelehrten Anstalten diese Classikerausgaben nicht nur nicht 
empfehlen können , sondern vielmehr im Interesse der Wissenschaft selbst 
vor denselben zu warnen haben. Dabei wurde es uns immerhin sehr er- 
freulich sein, wenn bei den folgenden Bänden die Mängel der ersten ver- 
mieden würden, und so auch diese Classik erausgab e die grosse Concur- 
renz, welche auf diesem Felde in neuerer Zeit eröffnet worden ist, wenig- 
stens einigermaassen bestehen könnte. So kann sie es nicht. [A".] 



Bibliographische Berichte o. kurze Anzeigen. 79 

Die Zeitgemasaheit der alten Sprachen. Von dem gegen- 
wärtigen Rector Professor Dr. Ä. Rauchenstein, Aar an 1850. [Zugabe 
zum Programm der Aargauischen Kantonsschule.] 38 S. in 4. — Wir 
haben hier eine schone , mit reicher Erfahrung, taktvoller Einsicht und 
besonnener Mässignng verfasste Verteidigungsschrift pro aris et focis. 
Es ist nämlich die Befürchtung vorhanden , dass eine neue Regierung im 
Aarauer Kanton die alten Sprachen an ihrer Schule über das gebührende 
Maas* beschranken werde. Dagegen tritt nun der verdienstvolle Verf. 
muthig, aber mit dem ruhigen Selbstgefühl über den Werth der Sache 
selbst vertrauungsvoll in die Schranken. Seine Sprache macht auf jeden, 
der nicht zu den Sclaven der Parteiung gehört, einen wohlthuenden Ein- 
druck. Denn sie hat auf localem Grunde diejenigen Momente hervor- 
gehoben , die für eine leidenschaftslose Betrachtung der Sache die Halt- 
uttd Zielpunkte bilden müssen. Man müsste die Erörterung selbst ab- 
schreiben , wenn man die treffliche Einfachheit^ mit welcher die Wahr- 
heit des Gegenstandes entwickelt ist, darlegen wollte. Ich will nur den 
Gang kurz anführen und ein paar Bemerkungen gelegentlich anschliessen. 

Das Ganze zerfallt in drei Abschnitte, deren erster nach einer treff- 
lichen Einleitung behandelt :„ W a s ein Gymnasium ist und dass 
es mit den alten Sprachen als dem Kern der Unterrichts- 
fächer zeitgemäss ist." (S. 7 — 17.) Dass das Fach der alten 
Sprachen der Kern der Gymnasien sei , wird erwiesen : 

1) durch ihr Herkommen seit Jahrhunderten ; 

2) vermöge einer äusseren Notwendigkeit; 

3) aus Gründen des inneren Werthes. 

Es wäre mir schwierig, das Beste aus dem Guten hier überall auszu- 
wählen, zumal da das wirklich psychologische Moment wie S. 12: „In 
der Anstrengung, die Genuss bringt, und im Genuss, der zur Anstren- 
gung stärkt, liegt das Geheimniss des Vorwärtskommens' 4 in jedem Theile 
mit Klarheit und Schärfe hervortritt. Nur, um ein Beispiel der Darstel- 
lung zu geben , möge folgende Stelle aus dem dritten Theile S. 14 f. hin- 
zugefügt werden: „Die Geschichte ist der Spiegel der Menschheit. Wer 
aber Geschichte kennen lernen will, der muss nicht nur die Thaten der 
Menschen und ihre äusseren Veränderungen, er muss ihr Denken und 
Sinnen kennen. Wer dieses in einem eminenten Theile der Geschichte 
erkannt hat, der hat, weil das Wesen der Menschen sich überall gleich 
bleibt, in diesem Theile gewissermaassen das Ganze, und hat damit zu- 
gleich die Vorschule und einen Vorsprung zu jedem andern Theile der 
Geschichte. Im Thukydides, wenn ihr ihn recht studirt, habt ihr ein 
lebendiges Compendium der praktischen Politik, pflegte mit Recht Frie- 
drich Kor tum zu sagen. Im Theile wo möglich das Ganze, 
das ist ja bei der Beschränktheit der menschlichen Zeit und Kräfte eine 
goldene Regel und eine uralte , da schon Hesiodus spricht : „Die Hälfte 
ist besser als das Ganze." Dieses Sinnen und Denken der Volker, den 
geistigen Commentar zu ihren Thaten und Schicksalen seh Hessen uns auf 
in Zeichnungen von Meisterhand die Werke der alten Litteratur. Nicht 
in schwächlichen Schattenrissen der Compendien , nicht im 



80 PiblSographische Berichte u. kurze Anzeigen. 

mer der Lesebucher, nicht im willkürlichen Schalzwang gepresster Theo- 
rien muss man ihre Geschichte dort lernen, sondern ans den Quellen, die 
heut noch so frisch fitessen als das Leben war. Unmittelbar hört man 
dort ihre Stimmen in Gesang und Rede aussprechen, wie sie empfanden, 
wie sie dachten , und wunderbar klingen ihre Töne wieder im Herzen. 
Da ist ein Sprechsaal reifer Erfahrung , ein Hörsaal praktischer Lebens- 
weisheit, wo man Aufschluss vernimmt über das, was sie erstrebten und 
erreichten. Da lernt man verstehen den gewaltigen Ban des römischen 
Staates, aus dessen Geschichte unerschöpfliche Lehren fliessen und die 
ausgeprägten Kernspruche schlagend Und praktisch im Leben« Da schaut 
man hinein in das Geheimniss der Geschichte , die in kleinem Räume das 
Grösste aufzurichten sich gefreut hat in dem Volke der Griechen , das 
bestimmt war alle Anfange des Wissens und der Künste zu erfinden, das 
Meiste auf den hohen Gipfel hinaufzuführen und der geniale Lehrer der 
Völker zu werden. Alle Grundlagen und Wahrheiten der Gesellschaft 
und des Staates hat es zuerst erkannt und unter vielem Wechsel mit stets 
verjüngter Schöpferkraft in bewundernswürdiger Mannigfaltigkeit ins Le- 
ben gestellt, als Zeugnisse seines Muthes, seines Tiefsinnes, seines Ver- 
standes und seiner Anmuth." Am Schlüsse werden noch geeignete Aus- 
sprüche von Johannes Müller, Robert Peel und T hier s zusam- 
mengestellt. 

Der zweite Abschnitt behandelt : „In welchem Umfange und 
Geiste die alten Sprachen auf unserer Schule gelehrt 
werden." (S. 17 — 23.) Hier wird ein tiefer Blick in die innerste Thä- 
tigkeit der Aarauer Kantonsschule eröffnet, vor welcher der Fremdling, 
nach solcher Darlegung, alle Achtung zu hegen sich gedrungen fühlt. 
Ausser vielem Andern , was unter Pädagogen allgemeinere Beistimmung 
erwarten darf, ist auch folgende Stelle S. 19 für Secunda (der übrigen 
Länder) zu zahlen: „Homer ist das Fundament aller griechischen Bil- 
dung^ und ohne eine erkleckliche Kenntnis s seiner Sprache, 
seines Stoff es und seiner Vorstellungen laset sich im Wehe- 
ren, zumal in der poetischen Litteratür der Griechen, zum Theil auch 
der Römer, kein fester Schritt thun. Daher wird darauf gesehen, das» 
die Iliade nahezu ganz gelesen werde, und man erreicht dieses da- 
durch, dass etwa auf die ersten fünf Gesänge ein volles Semester ver- 
wendet wird und in der fernem nun ras ehern Leetüre einzelne 
Stücke dem Privatfleisse der Schüler zur schriftlichen und mündliche» 
Relation übertragen , regelmässig aber auf jede Stunde eine kleine Zahl 
Verse memorirt werden. Trefflich kommt jeder spätem Lee- 
türe diese Homerische Vorschule zu Statten und ge- 
reicht dem Schüler zur Freude." Nicht minder bedeutend und 
praktische Einsicht in das Bedürfniss der Jugend bekundend ist folgen- 
der Satz S. 21t „Noch ist beizufügen, dass beim Drama, wie bei man- 
chem andern Lesestücke, statt eine ausführliche Einleitung voraus- 
zuschicken, wir es fruchtbarer gefunden haben, vielmehr nur wenige 
Puncto zur Richtung verauszugeben, nach der Lesung aber eines Stückes 
die Analyse mit Sammlung der wahrend der Leetüre gefallenen dahin ge- 



Bibliographische Berichte a. kurze Anseigeo. 81 

hörigen Bemerkungen vorzunehmen , wo sich z. B. erst bogreifen lässt, 
was der Chor in der Tragödie soll»** Ferner werden Viele ihren Beifall 
bezeigen, wenn sie lesen: „Nicht Philologen waren zu bilden, die We- 
nigen , die es werden wollten , die hatten dazu spater die Fachschalen 
-der Universitäten and die philologischen Seminarien zn besuchen. Dort- 
hin gehört die Anleitung zur strengen kritischen Durcharbeitung der 
Texte, dorthin die Untersuchung aber Geschichte der Sprache und die 
Sprachphilosophie, dorthin auch der wissenschaftliche Aasbau der 
Grammatik mit ihren Gründen and Subtilitäten." Wahrhaft zeitgemäss 
ist es, wenn er den Feinden altclasstscher Studien oder den blossen 
Philologen anter den Gymnasiallehrern S. 22 zuruft t „Vergesse man nicht, 
dass in der Aufgabe des Gymnasiums die humanistische Bildung liegt. — 
Dazu bedarf es einerseits nicht der strengen Ausführung des gramma- 
tischen Systems *— ; andererseits bedarf es auch nicht, dass man den 
gesunden Leib der Schriftsteller in Floskeln und Phrasen zerpflücke , ob 
welcher Arbeit sein Geist oft verloren geht.*' Und das psychologische 
Moment wird gewahrt durch Worte wie: „Das 8elbstgefundene u. Selbst- 
errungene ist der beste Besitz ; aber der Besitz muss Verwendung finden, 
um Werth zu bekommen/' Oder S. 23 : „Was haften soll , muss durch 
eigene Anschauung erworben werden. Angehörte Urtheile erzengen oft 
Vornrtheile und , wo sie nicht durch eigene Anschauung unterstützt sind, 
den schädlichen Dunkel des falschen Wissens. Aber grosse Erscheinun- 
gen der Litterator dadurch kennen und lieb gewinnen, dass man sich an- 
haltend und eindringend mit ihnen beschäftigt, das ist segensreich." 
Im drkten Abschnitt endlich ist das Thema behandelt: „Ueber 
das angebliche „Zuviel von alten Sprachen 11 an unserer 
Kantonsschale" (S. 24 — 38). Um schlagend zu beweisen, dass 
das vermeintliche „Zuviel" in den alten Sprachen, die mit 7 oder 6 Stun- 
den für das Lateinische , mit 6 Stunden für das Griechische In den Tier 
Classen angesetzt sind , keineswegs übertrieben werde (was jeder Sach- 
verständige zogeben muss), wird hier das Aargauische Gymnasium mit 
vielen anderen Gymnasien in Parallele gestellt. Es werden der Reihe 
nach Basel, Bern, Zürich und ans anderen Ländern Frankfurt 
am Main, Eisenacb, Braunschweig, Meissen, Halle u. s. w. 
aufgeführt, am zu zeigen, dass die wöchentliche Stundenzahl für die 
alten Sprachen überall eine grossere sei, wobei manche treffliche Be- 
merkung für Voraussetzungsvolle Neologen mit eingefugt wird. Nachdem 
Würtemberg im Allgemeinen charakterisirt worden ist , bemerkt der Verf. 
über das Königreich Sachsen S. 33: „Sachsens Gymnasien haben 
einen alten und gerechten Ruhm , doch konnte man wohl in der Ferne 
und auch ohne directe Anschauung der Verhältnisse aus den öffentlichen 
Mittheilungen die Vermuthung schöpfen , dass diejenige Einseitigkeit , die 
man Philologismus nennt, an mehrern dortigen Anstalten Platz gegrif- 
fen haben durfte. Eine Reaction gegen diese Einseitigkeit war also dort 
zu erwarten, und sie hat ihr Organ gefunden in Dr. KÖchly's Schrift 
„„Princip des Gymnasialunterrichts der Gegenwart, 1845."" Bi<&a«U&v 
keit ruft Einseitigkeit hervor, und so konnte e» w\cV\l «M\»VNta^ taa» 

iV. Jahrb. /. Phil. *. Päd. od. Kr it. Bibl, Bd. LX. Hfl. \. ^ 



82 Bibliographische Berichte o. karte Anzeigern 

Kochly's Schrift, so viel Wahres sie auch enthielt, nicht etwa nur Geg- 
ner, sondern auch viele seinen Grandansichten Zustimmende fand, die 
dennoch viele seiner Behauptungen und Sätze entschieden bekämpften. 
Wir haben unsere Ansicht ober seine Schrift umständlich aasgesprochen 
in Mager's Päd. Revue 1847, Janaar- and Februarheft. a Aber Herr 
Raachenstein weiss vielleicht selbst nicht, wie viel laute und stille Ur- 
theile der Missbilligung er gerade dadurch im Königreich Sachsen über 
sich hervorgerufen hat. Bin Blatt sagte geradezu, er werde die Folgen 
seiner Theiluahme noch zu erleben haben. Diess fiel mir wieder ein, als 
ich jetzt S. 34 las: „Es ist höchst lächerlich, wenn man Kö'chly, wie 
schon mehrmal geschehen, gegen uns als Autorität anruft, und wäre un- 
begreiflich, wenn man nicht wüsste, dass so Viele, die „„Reform'"' 
schreien, einschwatzen nnd flüstern, weder von der Sache noch von den 
Acten Kenntniss haben. Solche Reformer bilden sich dann ein, dass 
jeder, der anderswo Reformer heisst, ihre Phantasien und Einfälle theile, 
und merken nicht, weich ein himmelweiter Unterschied ist zwischen ver- 
ständiger und anverständiger Reform." Sehr wahr ! Aber das war auch 
in Sachsen gleich Anfangs der faule Fleck, dass anreine Elemente, die 
nur Opposition bilden wollten , zur Prüfung und Abklärung der Ideen 
hinzutraten. Eine Anzahl solcher Oppositionsleute auf seine Seite zu 
ziehen, ist jedem Talente etwas Leichtes; das grossere Verdienst besteht 
darin, erst die vorzüglichsten Sachkenner für eine Idee zu ge- 
winnen (cos ext»? iyd [ux&ovoiv ccvdto, nov [Lccfrovoi Xq&opMi) und be- 
sonders durch praktische Früchte von der Wahrheit der Theorie die 
Probe zu liefern. So lange diess nicht geschieht, schwebt jede Reform 
in der Luft. Ein vorzeitiger Jubel , theoretische Siege durch sogenannte 
Majoritäten erfochten zu haben , giebt keine Garantie für bleibende Er- 
folge in der Praxis, so lange nicht die ruhige Ueberzeugung der 
Einflussreichsten, die wahrlich nicht von gestern her ist, allmälig durch 
maassvolles Streben erobert wird. Eine in Jahrhunderten festge- 
wurzelte Eiche, wie die sächsischen Gymnasien, wird nicht vom ersten 
besten Orcane gestürzt, wie sehr auch politischer Radicalismus und maass- 
lose Heldenkraft anstürmen mögen. Denn das Maasslose hat, nach dem 
Zeugnisse der Geschichte, noch nie eine Dauer gehabt, und wahrhafte 
Reformen, die sich bleibende Bahn in dem Schulleben brachen, haben 
stets an historisch gegebene Verhältnisse angeknüpft and sind von der 
Hitze oder Kälte politischer Meinung anberührt geblieben. Im sächsi- 
schen Lehrerstande nun mögen viele ältere und jüngere Herren an Gym- 
nasien bei sich in derStille gedacht haben , sie seien es der Ehre 
Sachsens, der Ehre des deutschen Vaterlandes schuldig, dass in der 
Wiege der Reformation der Ruhm der Gründlichkeit altclassischer Stu- 
dien noch nicht zu Grande gehe , zumal wenn sie einen Blick auf das Aas- 
land warfen. Denn man darf keck behaupten, dass viele der tüchtigsten 
Lehrer in Deutschlands Gymnasien das Mark ihres Lebens mittelbar oder 
unmittelbar an der Mutterbrust Sachsens gewonnen haben. Daher darf 
man nicht unwillig werden, wie vielfach geschieht , wenn besonnene Zo- 
gerang starmisch verfochtene Reformen, die noch im Feaer der Läuterang 



Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen. 83 

schwebten, im Praktischen fernhielt. Und das redliche, überseugungs- 
Yoile Festhalten am verjährten nnd bewahrten Besitze hatte zugleich eine 
pietätsvolle Seite N , die rücksichtslos zu zertreten nicht Jedermann stark 
und kalt genug ist. 

Der Gedanke Hesse sich noch sehr weit verfolgen, wenn er nicht 
von Hrn. Rauchenstein's Arbeit allzusehr abführte. In dem Obigen soll 
nnr die Andeutung liegen, dass der vom Verfasser genannte „Philolo- 
gismus an Sachsens Gymnasien" doch auch sein Maass und sein Ziel 
hat, was man beides aus parteivollen Schriften nicht kennen lernt. 

Was Hr. Rauch, weiter über die Schalverwaltung Preussens für 
das Gymnasial wesen, besonders seit 1815, bemerkt: „Es wäre höchst 
lehrreich, die Umwandlungen, Erweiterungen, Bestimmungen, welche 
seit jener Zeit dieser Zweig des Schulwesens bis auf die letzten Jahre 
erfahren hat, in Uebersicht zusammenzustellen" , das ist in Neige - 
bauer's Schriften zu finden. 

Als besonders beachtenswerth ans dem Folgenden möge noch Herrn 
Rauchenstein's Ansicht über Trennung von Gymnasium und 
Realschule berührt werden. Er sagt darüber S. 36: „Gewiss ist die 
Theilung in Gymnasien und Realgymnasien ein grosser Fortschritt, der 
beiden Theilen zu gute kommt." Und zu projectirten Stundenplanen, 
die eine Wiedervereinigung erstreben, bemerkt er ohne Redensarten mit 
Recht, dass beide Theile zu kurz kamen. „Wie mager müssten nicht 
alle Fächer für den geraeinsamen Stundenplan zugeschnitten werden? Ist 
denn der Geist des jungen Menschen ein Gefäas , das man glaubt füllen 
zu sollen , indem man Dinge von möglichst vielen Sorten in kleinen Quan- 
titäten hineingiesst? Was müssten für Kopfe, und noch mehr, was für 
eine Art Charakterbildung musste aus solchen Schulen hervorgehen, wel- 
che sich die goldene Regel des Seneca ausdrücklich verkehrt multa , sed 
tum multum über ihr Portal schrieben? Bewahre der Himmel Deutsch- 
land vor solcher abflachenden Verkehrtheit ; hier zu Lande hat das Leben 
darüber entschieden , das solche AUerweltsgymnasien , solche Dinge , die 
weder Fisch noch Fleisch, nicht dulden würde." Dann wird noch das 
Streben von Steffenhagen in Parchim specteil erwähnt, „von dem 
wir nicht wissen , ob er ein grosserer Ironiker oder Ireniker ist." Die- 
ser lässt sich nämlich trotz aller Einwendungen , dergleichen auch diese 
NJahrbb. gebracht haben, in seinen theoretischen Ansichten über das 
Zerfallen der Menschheit in Leute von „antiker und moderner Bildung" 
nicht stören. Hr. Rauchenstein sagt darüber S. 37 sehr wahr: „Wir 
wollen darüber nur ruhig bleiben, da wir sehen , dass der Friede der 
Welt nicht durch antike und moderne Bildung , sondern durch ganz an- 
dere Dinge, als durch Bildung, getrübt ist. Wir wollen uns durch Ire- 
nik nnd allzugrosse Friedenstiebe nicht verleiten lassen pugnantia secuta 
frontibus adversis componere , nm es allen Leuten recht zu machen ; wo 
erst die alte Ironie wieder hineinkäme, die ihre Freude hat, alles schein- 
bar Festgestellte sofort wieder aufzulösen. Das Mischgymnasium hat 
unsere Schule (s. oben S. 6) hinter sich als abgelegtes Kleid, oder., vt\^ 
man jetzt zu sagen liebt , überwunden." An dei c\t\tVfcw &V.d\* t&ssXv^ 



E4 Schill- und Universitätsnachrichtem, 

wird genauer erzählt, dass das Gymnasium in Aarao aus einer ursprüng- 
lichen Realschule sich abgezweigt habe, weil es durch notwendiges Be- 
dürfnis hervorgerufen wurde: eine Erscheinung, die für das übrige* 
Deutschland interessant und beachtenswerth ist, da sonst überall, so viel 
mir bekannt, ein umgekehrtes Verhältniss stattgefunden hat. 

Zum Schluss hat die geistreiche Apologie den Gedanken: „Lieber 
kein Gymnasium als ein Scheingymnasium, das alle Ansprüche eines rech- 
ten machen soll und doch keine erfüllen kann, vielmehr nur täuschen 
muss." Das zeigt den geraden und entschiedenen Mann, den offenen 
Deutschen, der mit jenem rhodischen Piloten denkt: soll mein Schiff wirk- 
lich den Untergang finden , so soll es wenigstens gerade , ohne Wanken 
und Schwanken untergehen. Doch die Sterne der Hoffnung sind noch 
nicht gesunken. Denn es wird fortgefahren : „Wir haben gesehen , dass 
in der Welt, wie in andern Dingen, so auch im Gymnasialwesen gewisse 
Grundsätze als ausgemacht fest stehen, und es ist nothwendig, dass auch 
bei uns die leichtfertigen Anspränge der Willkür in ernsten Dingen einen 
festen Widerstand finden. Wir wissen zwar und haben es schon oft er- 
fahren, wie veränderlich die Gesinnungen der Menschen sind. Dessen 
ungeachtet zweifeln wir keineswegs an einem guten Ausgang und günsti- 
gen Entscheide der Sache. Die Macht der Wahrheit ist gross, wenn sie 
offen gezeigt wird, und ein Interesse des Landes überwiegt doch zuletzt 
stets allerhand Rucksichten und ungünstige Neigungen.*' Gebe Gott, 
dass die gerechtesten Wünsche in Erfüllung gehen, und dass Hr. Rau- 
chenstein im nächsten Programm den Sieg unzerstörbarer Wahrheit zu 
berichten habe! 

Mühlhausen. Ameis. 



Schul- und Universitätsnachrichten, Beförderungen 

und Ehrenbezeigungen. 



Die Studienanstalten Baierns; Lehrkräfte und Veränderungen 
in diesen^ Programme und Schüler zahl für 1848—49. 

[Fortsetzung.] 
Aschaffenburg. Das Lyceum bestand aus einem philos. Curse 
mit allen bisherigen Professoren für 11 Candidaten. Der % Cnrsus ging 
in Folge der Anordnung ein , wonach die Ton den Gymnasien abgehenden 
Jünglinge an den Universitäten neben 4en allgemeinen , philosophischen 
Studien Collegien über Berufswissenschaften besuchen und ihre Univer- 
sitätsstudien in 4 Jahren beendigen dürfen. Gymnasium und lateinische 
Schule behielten ihre Lehrer nach dem bekannten Wechsel für je zwei 
Jahre. Auch am Knabensemiuar erfolgte keine Aenderung im Personale. 
JE« zahlte 42 Zöglinge, weLafce die vers«hie4enea Anstalten besuchten. 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 85 

Das Programm : „M". A. Lucanua Pkarsalia oder der Bürgerkrieg zwi- 
schen Pompejus und Cäsar, 1. Buch, lat. und deutsch, im Fersmaasse des 
Originals übers. vonJoh. Merkel, Prof. und Hofbiblioth.", giebt blos den 
Text nach Weise's Aasgabe und die Ueberselzung ohne besondere Ein- 
leitung über die damaligen politischen Zeitverhältnisse, wozu der Inhalt 
schon in der Klage des Dichters über den Kampf und dessen verderbliche 
Folge und in seinen Angaben wegen der Ursachen selbst viel gehaltreichen 
Stoff liefert. Egoistische Zwecke, Verdorbenheit des römischen Volkes 
und Abnutzung der bestandenen staatlichen Verhältnisse erweitern jenen« 
Die Uebersetzung bildet eine ehrenvolle Probe von dem hoffentlich bald 
zu erwartenden Ganzen. Sie verräth ein tüchtiges Eingedrungensein in 
den wahren Geist und Charakter des Dichters, ein völliges Beherrschen 
der Sprache und grundliche Kenntniss des Versmaasses, woran snbjective 
Ansichten nichts Wesentliches zu ändern oder zu verbessern vermögen« 
— In metrischer Hinsicht sind dieselben Grundsätze befolgt , welche der 
Verf. in seinen Uebersetzungen der Episteln des Horatius 1841 und des 
Manilius, Progr. für 1844, sich vorgeschrieben hat. In der Schlussan- 
merkung fugt er über die grosse Verschiedenheit der Ansichten wegen 
des Werthes des Lucanus als epischen Dichters vom Alterthume bis jetzt 
eine reif beurtheilte Litteratur bei. Die Gegensätze zwischen den An- 
sichten von Weise, der den Dichter den besten römischen Dichtern an die 
Seite setzt, und Niebuhr, der ihn tief herabwürdigt, fordern zu einer 
gründlicheren Beürtheilung auf, welche zwischen dichterischen und histo- 
rischen Gesichtspunkten scharf abzuwägen hat, wozu Bähr's Geschichte 
der römischen Litteratur leider nur wenig Stoff und Anhalt bietet 9 wie 
der Verf. selbst unfehlbar gefunden hat. Möchte es ihm daher gefallen 
haben, über diese Seite unparteiisch sich auszusprechen. Der Beurtheiler 
des Dichters und des Gedichtes selbst muss freilich einen andern Stand- 
punkt gewinnen, als der des Historikers und der geschichtlichen Dar- 
stellung ist. Zwischen beiden Standpunkten die Mitte zu finden, ist frei- 
lich eine schwierige Aufgabe , deren Losung aber zuverlässig vom Verf. 
zu erwarten ist, wenn er alle Gesänge beendigt und die geschichtlichen 
Thatsachen mit den Dichtungen verglichen hat. 

Augsburg. An der katholischen Lehranstalt (Benedict! ner) er- 
folgten am Anfange des Schuljahres folgende Veränderungen im Lehrer- 
personale: Pater Röslin kehrte in sein Stift Einsiedeln in der Schweiz 
zurück ; an seine Stelle rückte Pater Merkt aus der 4. Vorbereitungsciasse 
vor. Durch Uebertragung der Direction des kat hol. Studien- Seminars 
St. Joseph an den vorjährigen Studienlehrer in III. B, Pater Schur, und 
durch Ueber nähme einer Präfectenstelle in demselben Seminare durch 
Studienlehrer in I. A, Pater Huttier , worden zwei Lehrstellen erledigt, 
in welche die anderen Lehrer vorrückten, denen drei neue Lehrer folgten, 
Bold, Müller und Ziereis. Bei Erkrankung von Pater Weber half Pater 
Schur ein halbes Jahr aus. Neben dem Seminar besteht noch ein In- 
stitut für höhere Bildung« (Erhalten denn die Gymnasiasten und Vorberei- 
tungsschüler, mit welchen die Zöglinge gleich förmigen Unter rieht gemessen, 
keine höhere Bildung and wie sollen diese 21 Schmitt *YWycv *s& V&a Wfeo 



86 Sehpl- and Uiüversitätsnachrichted, 

sprach machen, vielleicht weil sie meistens adelig sind ?) Manche Zöglinge 
machten wohl gute, viele aber auch roittelmässige Fortschritte. Das 
Ganze scheint mehr eine Sonderlingssache für Reiche und Adelige zu sein. 
Die dem Institute anvertrauten Junglinge nahmen , um eine tief religiös- 
sittliche Bildung zu erhalten , nicht blos an den religiösen Uebungen der 
Stadienanstalt Antheil, sondern der Instituts- Vorstand, Pater Birker, lies« 
sich aufs Höchste angelegen sein, die tiefen Wahrheiten und Segnungen 
des Cbristenthums in häufigen religiösen Ansprachen klar und deutlich zu 
machen und dadurch , so wie durch die täglichen Haus - Andachts- 
übungen und den öfteren Empfang der heiligen Sacramente, den frommen 
Sinn und die innere Religiosität in den Zöglingen zu erwecken , zu bele- 
ben, zu befestigen und sie durch Ordnung, Pleiss, gute Sitte, feine Bil- 
dung, Wohlwollen, Verträglichkeit u. s. w, zu einem acht christlichen 
Leben anzugewöhnen. Immer und überall , beim Lernen und Spielen , in 
der Capelle wie in den Unterhaltungen, bei Körperübungen wie bei der 
Leetüre wurden die Zöglinge aufs Sorgfaltigste überwacht und beaufsich- 
tigt, worin den Berichterstatter die übrigen Lehrer unterstützten. Dieses 
die Angaben Jenes, welche die Leser mit den Bestrebungen aller Erzie- 
hungs- und Unterrichtsanstalten, aber auch mit den Anforderungen des 
socialen Lebens unserer Staaten und Völker vergleichen mögen. Das 
Seminar, in welchem die Zöglinge auf besondere Anordnung des Herrn 
Abtes unentgeltlichen Unterricht im Französischen, Zeichnen und Musik 
erhielten , hat doch wohl gleichen Zweck ; nur sind in ihm die Zöglinge 
bis auf 5 unter 40 keine Söhne von Grafen, Freiherrn, Fürsten, und diese 
fünf sind Söhne von Landrichtern, Rentbeamten und Gutsbesitzern, welche 
die Silbe von haben. Die beiden Präfecten leiteten die Zöglinge in ihrer 
geistigen und leiblichen Entwickelung mit Liebe und Sorgfalt, förderten 
die Ausbildung für ihren künftigen Beruf durch freundschaftlichen Umgang, 
erleichterten ihre Studien durch Nachhülfe und festigten ihr sittliches Be- 
tragen auf alle Weise. Wären denn beide Institute zum allgemeinen 
Besten der Zöglinge und Lehrer, der Aufsicht und Leitung nicht zweck- 
mässiger vereinigt? Programm fertigten die Herren Patres keines. 

Die protestantische Anstalt besteht aus dem Gymnasium und 
der lateinischen Schule unter Rector und Prof. Dr. Metzger nebst dem 
Collegium bei St. Anna mit 50 Zöglingen , welche am Unterrichte jener 
Tbeil nehmen. Auffallend erscheint die Aufführung der Naturlehre und 
der Naturgeschichte in dem Unterrichtsplan und der Instruction mehrfach 
zuwiderlaufende Anordnung des mathematischen Unterrichtes. Erstere er- 
folgte auf Antrag des Rectorats als blosser Versuch in Verbindung mit 
dem Unterrichte in der Mathematik und Geographie, was zu der Frage 
veranlasst, warum die höchste Ministerial-Entschliessung vom 21. Decbr. 
v. J. nicht wirksam für alle Anstalten des Königreichs gemacht wurde? 
Dass der Unterricht in der Naturgeschichte den vier Classen der latei- 
nischen Schule und der in der Naturlehre denen des Gymnasiums zuge- 
wiesen ist, liegt ganz in der Ansicht, welche am Eingange dieser Dar- 
legungen berührt und als absolut nothwendig für die formelle und mate- 
rielle Ausbildung erklärt wurde. Möge der Erfolg dieses Versuches die 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 87 

höchste Stadienbehörde za jener allgemeinen Einführung des naturwissen- 
schaftlichen Unterrichtes in die Gelehrtenschulen bestimmen und recht 
bald einem grossen Mangel begegnen. Dann erfolgt die Wiederaufnahme 
des Unterrichtes in der mathematischen und physikalischen Geographie 
von selbst und wird eine weitere Lücke im Unterrichts- und Bildungs- 
systeme beseitigt. Leider scheint die Anordnung des Stoffes der Physik, 
welche die mechanischen Erscheinungen in der 1., die chemischen, magne- 
tischen und elektrischen in der 2. und die Lehre vom Schalle und Lichte 
in der 3. Classe behandeln will, einem sehr gunstigen Erfolge nicht zuzu- 
arbeiten, weil z. B. für die mechanischen Erscheinungen mathematische 
Vorkenntnisse erfordert werden, welche der Unterriebt in der Mathematik 
noch nicht bieten kann. Doch soll hierüber vorlaufig keine Kritik be- 
thätigt werden ; Ref. freut sich über die Beachtung der Sache und unter- 
lässt jede weitere Bemerkung. Für den mathematischen Unterricht wird 
in der 1. Classe von den analystischen Gleichungen und in der 2. erst 
von Potenzen und Wurzeln gehandelt. Nun bieten diese Disciplinen den 
reichhaltigsten Stoff zu analystischen Gleichungen dar und entstehen 
letztere aus den sechs möglichen Veränderungsarten der Zahlen , mithin 
liegt in dieser Anordnung ein derber Verstoss gegen logische Begründung 
und Gesetzlichkeit. Die quadratischen Gleichungen gehören in die 2« und 
die Trigonometrie im höchsten Falle in die 4. Classe. Die Verbindung 
des Kreises mit der Stereometrie streitet gegen das Wesen der Geometrie. 
Solche und andere Willkürlichkeiten versprechen für den Unterricht keine 
sehr gunstige Erfolge , was jedoch nicht weiter verfolgt werden kann. — 
Das Programm: „Miscellanea quaedam ad grammaticam et lexicogra- 
phiam latinam pertinentia" fertigte Präceptor Förtsck , welcher schon im 
vorigen Jahre das Programm zu schreiben versprochen hatte, aber sowohl 
durch die vermehrte Masse der Geschäfte und die Schulerzahl als 
durch zu geschwächte Gesundheit an der Erfüllung des Versprechens 
verhindert wurde, dieses jedoch, obgleich seine Gesundheit noch nicht 
gänzlich hergestellt sei , nicht länger verschieben wollte (gleich als wenn 
nicht ein anderer Lehrer die Fertigung des Schulprogrammes übernehmen 
konnte und Jener schreiben musste). Dem berührten Gegenstande liegt 
der Antibarbarus von Krebs zum Grunde, worin er manches der Verbes- 
serung Würdiges gefunden. Er bedauert , die 3. Ausgabe dieses Buches, 
worin verschiedene grammatische Sachen aufgezeichnet sind, nicht zn 
besitzen. Das bekannte Buch Doderlein's : „Lateinische Synonymen und 
Etymologien", beachtend , will er durch seine Bemerkungen zu erkennen 
geben , dass er beim Lesen der alten Schriftsteller seine Aufmerksamkeit 
darauf gerichtet habe, ob dasjenige, was jener scharfsinnige Geist vorge- 
schrieben, mit dem Gebrauche der besten Schriftsteller genau überein- 
stimme« Nebstdem hat er noch manches die Grammatik und Lexiko- 
graphie Betreffende beigefügt. Später hofft er mehr und Besseres bei- 
bringen zu können. Er beginnt mit pag. 41 , §. 87 des Krebs'schen Anti- 
barbarus und sagt, dass daselbst bemerkt werden konnte, ein Beispiel 
seltener Verbindung eines Substantivs mit einem alleinigen Vorworte sei auch 
beiCic.de or.1. 36 in dem Aasdrücke lex induodecimtabulisoQtt&tax&'H's*- 



88 Schul- und Universitätsnachrichten, 

banden (eartare), wozu er beifügt, jeder könne jenes Vorwort auch Ton 
permiserat abhängen lassen. Er führt noch eine 8telle bei Cic. p. Mur. 
XV. 33 und Caes. de beiio Gall. VI« 37 an. Pag. 103 gebe Krebs falsch 
vor „alii omnes" dürfe von denen, weiche nach Reinheit der lat. Sprache 
strebten , nicht gebraucht werden. Dass diese Worte auch von den be- 
währtesten (locupletissimis) lat. Schriftstellern gebraucht werden, belegt 
er durch 11 Stellen aus Cic. und Liv. Es folgen Bemerkungen über die 
Partikel „an" p. 106. Pag. 135 bringt Krebs vor, in causa esse, Ursache 
sein, für causam esse, sei wohl unlateinisch. Gegen diese Ansicht führt 
der Verf. die Stelle des Liv. XL. 26 und den Gebrauch des Ausdruckes 
„in culpa esse'* an , welchen er noch durch das Deutsche „in dem Falle 
sein, etwas zu veranlassen" rechtfertigt. Als Beleg für die Regel, dass 
„in der Bedeutung Jemanden besuchen" die Ortsbestimmung bei convenire 
nach der Regel auf die Frage wo? stehe, führt er zwei Stellen aus Liv. 
B. 42, c 26 und B. 29, c. 24 und Cic ad Farn. 4, 6 an. Dieses auch 
noch in vielen andern Stellen gelesen zu haben, erinnert sich Ref., ohne 
die Steilen gerade gegenwartig zu haben. Dass man viscera statt essentia 
sagt, bedarf keiner besonderen Erwähnung, da der letzte Begriff in der 
romischen Sprache kein Burgerrecht hat. Krebs bemerkt , der Ausdruck 
bellum finire komme bei Cic nicht vor, wogegen der Verf. bemerkt, es 
konnte beigefügt sein , dass ihn Liv. nicht einmal, sondern öfters ge- 
brauche, wofür er 7 Stellen anführt, um zu beweisen, wie aufmerksam er 
wegen des Sprachgebrauches diesen Geschichtschreiber gelesen habe oder 
zu lesen pflege. Der Geschichtschreiber kann dieses Ausdruckes sich 
gar nicht entschlagen. Wäre Cic. ein solcher gewesen, so hätte er diesen 
unfehlbar gebraucht, weswegen der Verf. auf die Qualität der Gegenstände 
eines Schriftstellers achten musste. Er wundert sich über Krebs, dass 
dieser gänzlich verworfen habe , „ibi" zu gebrauchen , wenn es sich auf 
die Zeit beziehe. Derselbe sei nicht vorsichtig gewesen, da verschiedene 
Stellen bei Livins jenen Gebrauch rechtfertigen. Obgleich unser Begriff 
„Ideal" nach Cic. mit „divinitas" sich geben lässt, so bezweifelt es Ref. 
doch, da dieser Begriff auf die Gottähnlichkeit hinzielt und auch ein völlig 
schlechter Mensch ein Ideal haben kann. Dieser Begriff geht auf das 
Höchste einer Gedankenreibe, auf das die letztere Beherrschende und um« 
fasst viele Hauptbegriffe einer Wissenschaft, also dasjenige geistige Ele- 
ment, welches durch jene hindurchleuchtet und den Anhaltspunkt für alle 
einzeln«« Theile eines grossen Ganzen abgiebt. Nach der bisher be- 
zeichneten Weise fährt der Verf. fort, die Ansichten von Krebs zu tadeln 
oder von ihm unterlassene Bemerkungen zu ergänzen , wofür jedesmalige 
Stellen aus Cic oder Livius angeführt werden , um die eigne Behauptung 
za belegen* Jene Verbesserungen oder Zusätze betreffen die Begriffe in- 
cUnare, roctsus, hftuxio , tnooedtentta , obiter , ottodeeim (als spätere latei- 
nische Form für duodeviginti), res fftfrisioiZcs , partim y pa88ione$, pauper, 
praeterire (wofür beifighar wäre, dass nichts hindere, dieses Wort in 
gleichem Sinne mit transiKre, „überspringen, übergehen, etwas absichtlich 
unbeachtet lassen, nicht berücksichtigen" zu gebrauchen, was Cicdeorat. 
III. 40, 160 in „transihre ante pedes posifta" bestätige), propriua, praxi* 



Beförderungen und Ehrenbezeigung«. 89 

ums, scnsim (was mit dem Deutschen „nach dem Sinne", mit dem Lat. 
„ut sensum est" zu geben sei) , 8tolidu$ , »eptemdecim , $eriu$ und ubique 
(welches Wort Krebs missverstehe, gegen dessen Ansicht, welche sehr 
hartnäckig (praefracte) läagne, dass dieses Wort bei den bewährtesten 
lat. Schriftstellern gebraucht werde, in derselben Bedeutung, wie das 
deutsche „überall, allenthalben", aus Livius vier Stellen angeführt 
werden). Nach diesen Betrachtungen gebt der Verf. zu dem Krebs'schen 
Buche: „Anleitung zum Lateinscbreiben" über und beurtheilt folgende 
Behauptung: „Sonderbar ist die Gewohnheit der Deutseben, bei dem 
Verbo „werden" das Subject bisweilen durch die Präposition „ans" anzu- 
geben, z. B. aus einem schlechten Dichter kann nie ein guter werden , an- 
statt: ein schlechter Dichter kann u. s. w. Der Lateiner sage nur „nullos 
poeta onquam bonus fiet." Dieser Ansicht könnten mit Recht entgegen- 
gesetzt werden die Stellen des Liv. B. 40, c. 46, ex infestis hostibos ple- 
rumque socii fideles . • . und B. 4 , c.3 ex peregrinone patricius . • fiat. 
Auch sei diese Regel nicht ganz wahr, dass diese Verbindung mit ex oder 
de bei den besseren Schriftstellern stets das Wort onus in der Zahlbe- 
deutung einer, mit dem Genitiv wie im Deutschen, habe, weil Liv. B. 10, 
c. 4 sage: „pastorum unus inclamat aiios" nnd Livios doch gewiss zu den 
besseren Schriftstellern zu zählen sei. Die weiteren Angaben betreffen 
das Wort negare, dessen Gebrauch die Grammatiker anbefehlen, si ger- 
manice post verba dicendi inferatur negatio, wogegen ausser anderen 
Stellen Liv. B. 3, c. 51 und Cic. de or. I. 17, 76 sprächen, das Wort 
„egrediendi u , welches man mit dem Accus, verbinde, wenn man einen Ort 
bezeichne, den jemand verlasse, was Livins und Caes. belegen , das Wort 
„ci(o8 u als nicht allein von Menschen gesagt, wie Döderlcin meine, das 
Wort „procerus" , was auf keine Weise etwas anderes als die physische 
Grösse bezeichnen könne, wogegen Döderiein zu entgegnen sei, dass ge- 
rade bei Cic. de or. 111. 48, 135 gefunden werde: procerior quidam nu- 
merus, was Wolf mit „eine stolzere Art des Rhythmus" übersetze und 
später „a proceris nomeris ac liberis" ; das Wort „faooris" , welchem die 
Idee des Handelns nicht ganz fremd sei, wie man aus Cic. de or. II. 71, 
287 „Vollem hoc esset laborare" ersehe, was Döderiein seinen Erörterungen 
beisetzen konnte ; das Wort admirandi, worin nicht immer, was Döderiein 
lehre , eine lobende Bedeutung liege ; den Ausdruck „sin igitur" statt 
„quodsi!" was nicht ganz zu verwerfen sei, weil es Cic. in seinen Tusc. 
III. 28, 66 gebrauche; das Wort intomparabüU, was Krebs selten zn ge- 
brauchen mahne und auch durch „deus" zu ersetzen sei ; das Wort „veri u 
seil, libri, wofür die unsrigen zu schlecht „gtnutni" sagten, u. s. w. 
Wie man febri, morbo , aere alieno carere richtig sage , wie Krebs er. 
mahne, so sei anch culpa et peccato carere zu billigen, indem man es bei 
Cic. ad fam. V. 21, 5 finde. Pur „sta". unserem „so" entsprechend fugt 
der Verf. Cic. de or. I. 15, 66 and für „stc'' I. 40, 181 bei. Wegen der 
Ueb ersetz ang des Begriffes „Anspruchlosigkeit" ins Lateinische 
sagt er: „Qui seire cupiunt, quomodo latine vertere poasis . . ., memme- 
rint loci Cic de or. II. 43, 182 „animi non appetentls . • • sign* preferri 
perutile est." Für das von Alka zu vermeidende Wort virägbnlMrV 



90 Schal- und Uni versitätanÄchrichten, 

„originell", dürfe man integer gebrauchen, was Cic. de or. II. 45, 188 be- 
lege, womit wohl nicht alle Sachkenner einverstanden sind, indem der 
letzte Begriff auf eine völlige Reinheit hindeutet, was das Wort originaiis 
und das verdeutschte „originell" nicht zu enthalten brauchen und auch 
nicht können. Für das nicht einmal gehorte oder gelesene „crimen laesac 
majestatis committere" möge man kurzer und richtiger sagen „minuere 
majestatem^ , wie Cic. de or. II. 49, 201 sage, erklärt sich der Verf., 
worin ihm nicht beizustimmen ist , weil die angeführte Stelle dem Sinne 
jenes Ausdruckes nicht ganz entspricht und jener erst nach lang bestan- 
denen politischen Verhältnissen zum Vergehen erhoben wurde, wornach 
für den römischen Staat in moralischer Hinsicht eine Epoche begann. 
Dem, was Krebs über das Wort „oucZtre" beibringt, will der Verf. 
„atcdtre in aliquem" als dasselbe bedeutend , was wir mit dem deutschen 
„Nachtheiliges von einem hören" bezeichnen, aus Cic. de or. II. 70, 285 
beigefugt haben. Was man für das Wort „dives" in den Ausdrücken 
„reich an Beweisgründen" gebtauchen müsse , ersehe man aas Cic. de or. 

II. 78, 319. Dass man „anne", wie Krebs mit Recht verwerfe, nicht mit 
„oder nicht" übersetze und hierzu auch „an contra" gehöre , belegt der 
Verf. ans Cic. de or. II. 81, 330. Das Wort „incidere" lasse sich ganz 
durch das deutsche „abschneiden" geben und „quisquis" habe nicht immer 
die Idee des relativen Fürwortes, wie Cic. de or. II. 83, 339 durch ,,si 
quoquo animi . . . videatur," was man „mit irgend einem Makel der Ge- 
sinnung" übersetzen dürfe. Aehnliche Zusätze macht der Verf. für das 
Vorwort „tn", unserem „bei" entsprechend; für „vivw u y ein „lebhaftes 
Bild" bezeichnend, und wenn Jemand im Zweifel sei, wie man „Aus- 
pfändong" lateinisch zu geben habe, so erinnert er ihn an Cic. de or. 

III. 1,4, wo dieser die Worte „pignoribus ablatis" gebrauche. Das 
Wort ,,ventre" stehe oft bei dem Ausdrucke „zu Gelde kommen'* und 
„neutralU" sei durch „integer", d. h. „unpartheiisch , unbefangen, noch 
für keine Ansicht eingenommen" zu ersetzen, belegt der Verf. eben so wie 
die Ansicht übertuen, was oft mit dem Vorworte „adversus" verbunden, und 
über proficisci, welches richtig auch da gebraucht werde, wo nicht an das 
Reisen, sondern beim Disputiren an das Uebergehen zu einer anderen 
Sache gedacht werde. Unser „das heisst" lässt sieb ganz lateinisch 
mit „hoc est" geben und dass „vitium" keineswegs auf alleinige Bedin- 
gung des Gemüths bezogen werde, belegt der Verf. aus Cic. de orat. III. 
11, 41 und 44, 175. Was wir „Sinn, Absicht einer Gewohnheit" sa- 
gen, lässt sich wörtlich geben und für die Begriffe „rectus" , d. h. in 
rechtem Verhältnisse zu den Sachen , und scopus fügt er einige Stellen 
bei. In dem Begriffe „proportio", als Beleg für ersteren Ausdruck, scheint 
sich jedoch der Verf. etwas zu irren , da derselbe an und für sich die 
Gleichheit zweier Verhältnisse, also eine Verhaltnissgleiche, bezeichnet. 
Den Beschluss macht die Darlegung: Si quis dubitet, utrum in locutione 
„morbo implicari" sit hoc siibstantivum pro dativo an pro ablativo ha- 
bendem, eximet hanc dubitationem locus Livii, qui legitur L. 41 , c. 21 
„qui superaverant, longinquo, maxime quartanae, implicabantur morbo." 
Ref. glaubt die Gegenstände des Programme« für die Bildung eines 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 91 

eigenen Urtheils von Seiten der Leser hinreichend bezeichnet zu haben 
und die Ueberzeugung aassprechen zu dürfen, das« die 8prache and Sache 
manchmal gesucht, geschraubt und angefallig dargestellt ist, dass viele 
Bemerkungen anbedeutend and in einer Art dargelegt sind , als liege in 
ihnen grosse Wichtigkeit, was wohl nicht der Fall ist, wie die sachkun- 
digen Leser selbst wahrnehmen werden. Jedoch will Ref. seine Ansicht 
nicht als absolut maassgebend betrachtet, sondern dem eigenen Urtheile 
der Leser untergeordnet wissen, ohne derselben an ihrer Selbstständigkeit 
etwas zu vergeben , da ihn das Lesen der latein. Classiker schon gar viel 
beschäftigte und er manche Stelle anders zu interpretiren veranlasst ist. 
Bamberg. Auffallend erscheint, dass Prof. Dr. Marimet in dem Pro- 
gramm der dasigen Studienanstalten als Verweser seiner Lehrzweige an- 
geführt ist, wahrscheinlich noch als Folge der vorjährigen armseligen, 
vielleicht gar schlechten Bestrebungen zu seiner Entfernung und Ver- 
setzung nach Aschaffenburg , wohin aber ein anderer Lehrer für Aushülfe 
in philosoph. Vorträgen projectirt war, was aber zur derben Strafe jener 
Imaginationen fehlschlug (s. NJahrbb. LVI. S. 102) , und dass an der lat. 
Schule zwei Abtheilungen der 1. Classe einem Lehrer überwiesen wurden. 
Die Professor des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte erhielt Hof- 
caplan Sporlein, an Gengler's Stelle, dem kund gegeben, S. M. der Konig 
sehe es gerne, wenn dieser seine grundlichen Kenntnisse und seltne Lehr- 
gabe der Lycealanstalt noch ferner widme und etwa über theol. Encycl. 
und Methodol. unentgeldlich Vorträge halte. Der Lycealrector Mr- 
tinger wurde der Function des Gymnasialrectorats unter Zufriedenheit 
mit der Verwaltung enthoben und hierzu der Prof. Gutenäcker als Lehrer 
für die IV. CK berufen, dagegen Prof. Arnold nach Münnerstadt versetzt. 
v, Mender trat in temporären Ruhet»tand , Ruith rückte in die 2. Classe 
ein und die 1. Classe wurde dem Studienlehrer Buchert übertragen. Die 
durch den Tod des Stadienlehrers Stich erledigte Lehrstelle erhielt der 
Lehrer der Gewerbschule zu Würzburg, Mayring ; die 4. Classe der lat. 
Schule erhielt der Lehrer der 1. Abtheil. A, Leitschuh, und dessen Ab- 
theilung ward bis zur Wiederbesetzung mit der Abtheil. B unter Lehrer May- 
ring vereinigt. Das Subrectorat behielt Habersack. Das Programm 
„Kurze Darstellung der Geschichte des Ernestinischen Clerical-Seminars zu 
Bamberg" fertigte Prof. Dr. Schmitt in ziemlicher Ausdehnung von 32 
Seiten. Die Studienanstalten der Stadt Bamberg, sagt der Verf., ver- 
danken ihre Entstehung dem Streben der alten Fürstbischöfe von Bam- 
berg, sich Cleriker für ihre Diocese zu bilden. Das Ernestinische Gy- 
mnasium, aus dem sich die nachherige ottonianische Akademie und Friede- 
ricianische Universität herausbildete , an deren Stelle das dermalige Ly- 
ceum trat, hatte die clerikalische Bildung zu seinem nächsten und höchsten 
Zwecke. Das Clerikal Seminar wurde daher zur Zeit der Fürstbischöfe 
als das höchste und wichtigste Bfldungsinstitut in der alma Fmperialis Ec- 
clesia Bambergensis angesehen. Und in der That bildet es nach seiner 
Bestimmung auch für das dermalige ehrwürdige Erzbisthum das Herz, 
aus welchem die Reihe des Clerus und mit ihm das christliche Leben in 
den Gemeinden sich ergänzt and erhält. Die WU&*a><& «\%%%\*ti&a** 



02 Schal- and Universitäisnachrichten, 

für ein bestimmtes Gebiet theilt sich unstreitig auch seiner Geschichte 
mit und rechtfertigt das mehrjährige Unternehmen des Verf. , die sehr 
zerstreuten Quellen zu der Geschichte des Ernestinischen Clerikal- Se- 
minars zu sammeln und das in ihnen Gefundene zusammenzustellen, Das 
Nachfolgende soll die Hauptresultate des bisher Möglichen den geneigten 
Lesern darstellen« Jene gruppirt der Verf. in 7 Abschnitte : 1) Die Bil- 
dung des Clerus im Gebiete des ßisthums Bamberg vor Errichtung des 
Ernestinischen Clerikal-Seminars. Erstere erfolgte durch theologische 
Stifts- u, Klosterschulen, letztere durch Bischof Ernst gegen 1584 — 1586, 
angeregt und gleichsam verpflichtet durch das Concil Ton Trient, worin 
sich die Väter bekanntlich sehr kräftig für die Notwendigkeit der Er- 
richtung von Seminarien für die Bildung des Clerus aussprachen. Jedem 
Bischöfe in seinem Bisthume war ein solches anempfohlen; vom 12. Jahre 
an wurden die Knaben für den geistlichen Stand gebildet und stufenweise 
in den Kirchendienst eingeführt. 1586 wurden die Schulen des Colle- 
giums eröffnet und durch Mandat die Unterthanen aufgefordert, die fähige 
Jugend nach Bamberg zu schicken. Diese Eröffnung ist also Stiftungstag 
und macht es wahrscheinlich , dass die höheren Schulen allmälig folgten. 
Das Ganze nannte die dankbare Nachwelt Seminarium Ernestinum. 2) Der 
Ort des Seminars war das Carmelitenkloster, dessen Vorstände mit Ernst 
im J. 1589 einen Vertrag schlössen, das ganze Klostergebäude dem Colle- 
gium als Eigenthum zu überlassen. Am 16. Dec. 1610 kamen die ersten 
Jesuiten nach Bamberg und übernahmen die Anstalten ; aber der 30jährige 
Krieg zerstreute das Alumnat und entleerte 1632 das Seminargebäude. 
1644 wurde dieses erkauft, 1648 das Gymnasium durch Fürstbischof Woit 
zur Akademie erhoben , jenes Gebäude ganz für die Schulen verwendet 
und das Alumnat in der Abtei St. Michael auf dem höchsten Berge der 
Stadt untergebracht. 1653 bezogen die Alumnen das Aegidenspital, 
welches 1739 in das jetzige Aufsees'sche Seminar umgewandelt wurde. 
1685 wurde dem Clerikal -Seminar der St. Martinspfarrhof angewiesen, 
dieser aber abgerissen und 1733 ein grossartiges Seminargebäude errichtet, 
in welches 1735 das Alumnat einzog, wo es sich noch befindet. Durch 
Vermächtnisse, Zuschüsse und grossen Aufwand erwuchs für jenes der 
beste bauliche Zustand und durch die Fürsorge der Oberhirten und des 
geistlichen Coliegiums ein vortrefflicher Fond. 3) Die Dotationen be- 
gannen mit den Renten der Güter des Klosters St. Theodor durch den 
Stifter Ernst. Die nachfolgenden Fürstbischöfe und Jesuiten bereicherten 
sie fortwährend. Vorstände , Canoniker u. dgl. machten Schenkungen ; 
Zehnten wurden überwiesen und YVohlthäter vermehrten die Fonds und 
die Bibliothek , welche aus vielen kleinen Bibliotheken und Stiftungen zu 
einer der bedeutendsten Bayerns anwuchs. 4) Für die Seminarvorstände 
treten sechs Perioden auf, von 1586 — 1613 das Scholarchat, dessen letzter 
Dr. Murmann war; von 1613 — 1652 unter den Jesuiten, deren letzter 
Regens P. Martin war; von 1652 — 1692 unter Inspectoreo, zugleich Mit- 
gliedern eines Collegiatstiftes der Stadt, deren letzter Dr. Schubert war; 
von 1692 — 1738 unter zwei Vorständen als Directoren; von 1738—1805 
unter den Weihbischöfen als Präsides mit Regenten Und Subregenten, 



Beförderungen und Ehrenbezeigunge*. OS 

deren letzter, Dr. Schlosser, 1796 Prof. am Gymnasinm war and 1848 als 
Pfarrer zu Kopferberg starb ; von 1805 bis jetzt verschwindet der Weih- 
bischof und Präses. Die beiden Seminarvorstände bleiben, sind aber keine 
Curaten bei St, Martin mehr, wie bisher. Die Namen Stapf, Brenner, 
Brendel sind in der theol. Litteratnr berühmt. 5) Das Alumnat bestand 
ans solchen Zöglingen, welche, im Seminar zum gemeinschaftlichen Leben 
▼ereinigt, auf Kosten der Anstalt unterhalten und in ihr zum geistlichen 
Stande gebildet wurden. Diese Bestimmung hat es noch. Die Anzahl 
der Alumnen , ganze und halbe Freiplatze geniessend , war ursprünglich 
36, wurde spater bis 14 redacirt und jetzt auf 24 erhöht. Dechant Bau- 
nach und Andere errichteten Stipendien zur Belohnung des Fleisses und 
der sittlichen Auszeichnung für Nichtalumnen. Zu beiden kommen die 
Convictoren , welche im Seminare ihre Verpflegung erhielten und in ver- 
schiedene Classen zerfallen. Aus dem Fonde worden schon frühe hoff-* 
nnngsvolle Studirende vor ihrem Eintritte in das Seminar unterstützt durch 
Geld, Brod, Kleider. Die Verpflegung selbst ist auf alle Bedurfnisse des 
Lebens berechnet. Die frühere Natnralbekleidong ist in ein jährliches 
Geldaversum umgewandelt, 6) Die clerikalische Bildung und die Losung 
dieser Aufgabe spricht sich in den Statuten aus , welche sich nach obigen 
sechs Hauptperioden richten und ihre letzte Umarbeitung am 12. October 
1826 unter Erzbiscbof Fraunberg erhielten. Die Aufgabe fordert die 
Heranbildung des Clerus im Geiste der Kirche und bildet den wesent- 
lichen Inhalt der Stiftungsnrkunde und Statuten , welche den Eintritt in 
das Institut auf das vollendete 18. Jahr festsetzten und die wissenschaft- 
lichen und anderen Lehrfächer bestimmten. Es soll ein praktisches In- 
stitut sein und solche Adspiranten aufnehmen , welche den theoretischen 
Theil der Theologie absoWirt haben. Die Alumnen besuchen jetzt die 
Elementarschulen der Stadt und in den Sommermonaten das Taubstummen- 
Institot , um durch Autopsie die Unterrichtsweise kennen zu lernen. Ei- 
nigung der Wissenschaft mit moralischer Vollkommenheit, Anhörung des 
Messopfers, Empfang der heil. Sacramente , Einführung in die Aemter des 
geistlichen Standes und Einweihung in ihre Ausübung sind Hauptbestre- 
bungen. Einzelne Alumnen halten in benachbarten Orten den Gottes- 
dienst und werden zur Aushülfe, wo sie nöthig ist, versendet, bis sie 
vom Oberhirten zu Stellen berufen werden. In dem Anhange theilt der 
Verf. einen Abdruck der ältesten Statuten des Stifters mit, welche über 
Beschaffenheit und Geist des Seminars unmittelbar nach seinem Entstehen 
den besten Aufschluss geben« Sie führen die Ueberschrift: Puncta qoae- 
dam generalia ex statutis novi Collegii Ernestini Bambergae nuper erecti 
excerpta und sprechen : De officio Regentig et Professors m ; juramentum 
eorum; de qnalitate Alumnorum eorumque sustentatione ; de obligatione 
Alumnorum, juramentum; de officio et moribus eorum. Dann folgen 
einige Punkte, weiche der Regens zur Beobachtung besorgen muss, Sie 
betreffen: cultum divinum, conciones et declamationes , lectiones et dis- 
putationes nnd endlich die Ferien. Den Werth des Programmes für die 
zunächst Betheiligten und für die Geschichte des Erziehungs- und Unter- 
richtsweaens beurtheilt hieraus jeder Leser von selb&U 



M Mild- und Universitätsnachrichteil, ' 

Bayreuth. Am Gymnasium war im Lehrercollegium keine Verän- 
derung eingetreten. Das Programm: „Collectaneorum ad Aemüium Pro- 
bum specimen" fertigte Dr. Heerwagen, 20 8. Ueber die Meinung, das 
Bach von den berühmten Feldherrn dem Aemilios Probus, statt dem Cor- 
nelius Nepos zuzuschreiben , hat sich der Verf. in den Münchner Gelehrten 
Anzeigen 1846 bei der Beurtheilung der Ausgabe von Benecke weitläufig 
ausgesprochen. Die Mittelmässigkeit und Dürftigkeit, ersichtlich nicht 
weniger aus der Entwicklung der Sachen selbst als aus der Redeart und 
Auswahl der Worte , haben dem Buche an seinem Werthe für den Schul- 
unterricht nichts benommen , obgleich manche Gegner desselben es sehr 
zurückgedrängt und aus den Schulen entfernt haben wollten , weil sie nur 
vorzuglichere Classiker gelesen wissen und die Knabenanlagen zu Jüng- 
lings- Fähigkeiten erhoben haben wollten. Allein die Sache selbst und 
ihre grammatischen Vorzüge brachen wieder durch und verschafften dem 
Buche die frühere Geltung, woher es kommt, dass man es wieder sehr em- 
pfiehlt und seine Vorzüge als Vorbereitung für das Lesen schwierigerer 
Schriftsteller, für Etymologie und Syntax wiederholt hervorbebt. Die 
Biographien grosser Feldherrn und die Angabe ihrer Thaten an und für 
sich ziehen die Jugend schon an, erregen die Aufmerksamkeit und er- 
zeugen eine gewisse Gewandtheit, das klar zu erfassen, was sie gelesen 
hat. Der Verfasser erkennt wohl manche Gebrechen in der genaueren 
Kenntniss der lateinischen Sprache , im Gebrauche und der Construction 
der Worte an , trägt aber doch kein Bedenken wegen der Anerkennung 
jener Vorzüge und theiit dasjenige, was er aus dem anhaltenden Lesen des 
Probus mit Schülern Nützliches beobachtet hat , in dem Programme aus- 
zugsweise mit , statt die Anzahl der Ausgaben zu vermehren , womit man 
so oft die Trägheit und Lässigkeit der Schüler mehr als den Nutzen be- 
günstige. Ueber eine solche Behandlung spricht er sich also ans : Me- 
morabile quidem tarn futiiis industriae exemplum nuper vidimus, quum vir 
quidam doctus Praeparationes, quas vocant tirones, ad Nepotis vitas sese 
daturum professus in hac ita est versatus, ut Sincerum patrum memoria 
per scholas grassantem ex Acheronte excitatum esse crederes ; adeo ille 
omnia, quae discipulorum diligentiae committi et possunt et debent, ipse 
subministravit neque quidquam pueris reliqui fecit, in quo mentis soller- 
tiam exercere atque ostendere possint. Neben diesem Urtbeile befreunden 
sich die Leser zugleich mit dem lateinischen Stile des Verf., welcher fort- 
fährt: Equidem etiamsi juventutis causa haec a me conscribi haud ab- 
nuam, col legis tarnen potissimum meis, qui ut Probo operam dent scbo- 
lastico munere destringuntur , haecce Collectanea proponenda esse duxi, 
non quo Ulis me nova admodum atque. exquisita quaedam expromere con- 
fiderem, sed quia, quod ipse saepe expertus sum, aliis quoque accidere 
putabam , ut quibuscum muneris vel studiorum communitate juncti simus, 
eos haud inviti audiamus, qua pro se quisque via ac ratione in tractanda 
eadem arte procedere consuerint diaserentes. Quapropter vel ea subinde, 
quae non proprio ad usum scholae pertinentia magis mea mihi causa in 
schedas retulissem , huc transribere non dubitavi. Die Absicht des Vor- 
habens ist zweifach, der eine Theil der Bemerkungen betrifft die lat. 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen« 05 

Rede und ihre Gesetze, der andere die von Probus überlieferten Gegen- 
stände« Zuerst bezeichnet der Verf. die Natur und das Verhältnis« der 
lat. Sprache, wie sie von der deutschen sich entweder unterscheidet oder 
mit ihr übereinstimmt, durch passende Stellen, ohne die Erklärung selbst 
beizuschreiben , damit überall die Eigenheit der deutschen Sprache und 
das Abweichende von ihr hervorleuchte« In Betreff der Sache selbst war 
der Verf. mit seinen Bemerkungen sparsamer , weil er die geschichtlichen 
Widerspruche, deren Anzahl nicht gering sei, nicht berühren wollte und 
die Schriften Anderer solche darlegen. Stellen , welche er von früheren 
Erklärern vernachlässigt sah oder dem Verständnisse besser und vollsten* 
diger als durch andere Erklärnngsart zugängig zu machen glaubte, hat er 
besonders hervorgehoben. Um einen Beleg für die Behandlungsweise zu 
geben , wählen wir den Prolog , aus welchem 14 Stellen berührt werden, 
deren erste den Begriff „personis" in der Bedeutung „Charakter** be- 
trifft. Diese Ansicht erscheint trotz der angeführten Stellen nicht ge- 
rechtfertigt, da persona in der ersten Stelle dem „moribus" entgegensteht 
und unfehlbar mit Würde, Ansehen oder Stand wiederzugeben ist, keineswegs 
aber mit Charakter, welcher Begriff, wie sein Ursprung besagt, in das Innere 
des Menschen geht und mit dem Wesen der Sache zusammenfallt, weil die 
Merkmale diese zu dem machen, was sie ist, wie selbst die angeführte) 
Stelle aus Cic. p. Cluent. c. 29, 78 und de invent. II. 58, 176 beweisen. 
Den Begriff „commode" giebt er mit „Leichtigkeit", was nicht haltbar 
sein mag, weil jener sowohl hier als in den citirten Stellen anfein ge- 
wisses Bequemsein, Gelegensein hingeht und eine Sache bequem oder ge- 
legen sein kann , ohne leicht zu sein. Für saltasse . . . cantasse führt er 
ans Seneca eine Stelle an, welche wegbleiben konnte, da sie nichts be-r 
legt, als den Gebrauch beider Begriffe, und das Tanzen neben dem Sin- 
gen gar häufig geschieht; man denke nur an die Kosaken und rohen Völ- 
ker überhaupt« Die in §. 2 und 3 angeführten Worte nihil rectum und 
mores enthalten einfache Beziehungen. In $• 4 erläutert der Verf. das 
Wort germanam durch opondtQiov , weil es auf die gleiche Abstammung 
von Eltern, hier nur vom Vater und nicht von der Mutter hingeht, daher 
nicht so selten in dieser Bedeutung vorkommt. Id quidem scheint unser 
' „dieses doch" zu sein, worüber der Verf. sich nicht einfach erklärt, ob- 
gleich er es beschreibt mit: quum multa sint, quaeGraecis honesta, nobis 
turpia esse videantur, id quidem institutum non modo turpe, sed nefas 
nostris moribus habetur, woraus jene Bedeutung erhellen mag. Die 
Leseart ad coenam in $• 5 statt scenam will der Verf. als die allein rich- 
tige durch eine Stelle aus Lucian. htaig. dial. VI. r\v di not* u. s> w« be- 
gründen und die Begriffe apud nos durch nostra existimatione erläutern, 
was sich wohl von selbst versteht. Nach Anführung von Belegstellen 
für neque, sed, et in $. 7 nnd persequi, festinatio und de vita 
in §. 8 geht er zum Miltiades über und hebt aus dem 1. Cap. 13 Stellen 
aus, über welche er mehr oder weniger Erhebliches sagt. In §. 1 hat 
ihm unus die Bedeutung des Superlativ , was wir in der Muttersprache, 
patrio sermone sagt der Verf., auf jene Weise nicht zu verstärken pflegen« 
Non jam solom giebt er mit „nicht mehr Mos" gegen die Aua\&V&. ta&»rct > 



00 Schal- und Universttätsnachrichten, 

welche es mit „nicht eben allein" geben , aber keine Gründe dafür haben. 
Demigrationis §. 2 hätte Krebs in seinem Antib. beifügen sollen. In §. 3 
will er den Ausdruck „Id si fecissent" mit „dann" bezeichnet haben, was 
nicht völlig baltbar erscheint , weil der Conjunctiv und die Zeit nicht klar 
hiermit versinnlicht oder charakterisirt sind. Sua sponte §. 4 übersetzt 
er „gutwillig", was also allen fremden Einfluss, etwa Furcht, Zwang u. 
dergl. ausschliesst. Es iässt sich eben so gut mit „freiwillig" geben. 
Dass „facerent" hier und oft anderwärts sich auf ein Leiden beziehe, er- 
scheint insofern gesucht , als ein Thätigsein damit verbunden sein rauss. 
Sie duldeten nicht blos in die Botbmässigkeit der Athenienser zurückge- 
bracht zu werden, sondern sie bestrebten dieses. Dass der Ausdruck 
„quo tendebat" die Ergänzung von pervenire erfordere , ist nicht not- 
wendig, da diese in jenem Ausdrucke liegt, indem der nach einem Orte 
Strebende das Verlangen hat, dahin zu kommen, weswegen alle Parallel- 
stellen überflüssig sind. Bei mehreren Stellen hat der Verf. nur Parallel- 
stellen angegeben , bei andern eine Erläuterung beigefügt , wo sich die* 
selbe leicht von selbst findet, an manchen auch die Conjecturalkritik ge- 
übt, auf eine anregende Weise, wenn man auch nicht mit allen vorge- 
schlagenen Verbesserungen einverstanden sein kann. Man muss bei der 
Beurtheilung immer festhalten, dass der Verf. nur Collectaneen , nicht 
aasgeführte Erläuterungen geben wollte, dass man daher Manches, was 
man nicht gesucht , finden , Anderes , was man sucht , vermissen wird. 
Im Allgemeinen aber werden Viele dem Verf. nur dankbar sein für die 
Mittheilung mancher schätzbaren Bemerkung und manchen Fingerzeig. 
Am Schlüsse bemerkt derselbe: Continuanti mihi haec collectanea usque 
ad Pausaniae caput extr. manum subito inhibet typotheta, plagularum nu- 
merum his scriptionibus concedi solitum jamjam me excessisse admonens. 
Reliquum est igitur, ut illo quoque munere perfungar , quo praefandi ista 
mihi data occasio est. 

Bergzabern« Von der latein. Schule wurde der Lehrer Weber an 
die latein. Schule zu Neustadt und Keim von Edenkoben hierher versetzt, 
welcher zugleich den protest. Religionsnnterricht ertheilt. — Burg- 
hausen erhielt an der latein. Schule keine wesentliche Aenderung. — 
Cüsel. An der mit einem Realcurs verbundenen lat. Schule wurde der 
Lehrer Gelbert Pfarrer, u. Bogen erhielt das Subrectorat. — Dillingen. 
Am Lyc. wurde Kaplan am Julius-Hospital zu Würzburg Dr. Uhrig zum 
Prof. der Kirchengesch. u. des Kirchenrechts ernannt. An der lat. Schule 
wurde Broxner an das Gymn. nach Kempten versetzt. Seine Stelle erhielt 
Lehramtscandidat Probst, Auch hier wurde gestattet, den Unterricht in 
den Naturwissenschaften von der latein. Schule an bis zur Oberclasse 
des Gymnasiums nach einem höchsten Orts genehmigten Entwürfe ver- 
suchsweise zu bethätigen, was mit Beginn des 2. Semesters geschah. 
Warum nur hier und in Augsburg, und durch ein Generale nicht in allen 
Anstalten des Königreichs? Warum solche halbe und keine vollständige 
Maassregeln? Das Programm „Der Chüiasmus in den 1. christl. Jahr- 
hunderten" fertigte Prof. Wagner und fasst 31 SS. 4. Das Interesse an 
der Untersuchung und Darstellung der chiltastischen Hoffnungen vieler 



Beförderungen nnd Ehrenbezeigungen. 97 

Christen der ersten Jahrhunderte durfte das Programm rechtfertigen. 
Der Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, das zu entwickeln, was es mit 
den Ansichten und Hoffnungen des besagten Reiches auf sich habe , wer 
die Idee gepflegt und verbreitet habe, aus welchen Quellen sie stamme, 
wer sie bekämpft und mit welchem Erfolge ; welchen Eiofloss , günstigen 
und ungünstigen, sie ausgeübt; welches Endresultat sich über die Lehre 
ergebe und wie dieselbe von der katholischen Kirche nie anerkannt und 
von einem Particular-Conciüum in Schutz genommen worden , eine sehr 
verbreitete Meinung in der Kirche gewesen, aber immer -nur die Hoffnung 
Einzelner geblieben sei« Der Verf. theilt seine Darstellungen in 6 Capp. 
und handelt im 1. vom tausendjährigen Reiche überhaupt, ohne den Be- 
griff Chiliasmus, als Lehre von der Meinung, Christus komme 1000 Jahre 
vor dem Ende der Welt wieder auf die Erde und werde daselbst sieht» 
bar, zu entwickein, obgleich er die Ansichten der Bekenner nach drei 
Classen darlegt. Die Hauptgedanken der Lehre sind : Die letzte Knt- 
wickelung des Christenthums wird auch auf Erden eine herrliche sein; 
Christus wird mit seinen Getreuen , welche theils noch lebten , theil von 
ihm auferweckt worden , leiblich sichtbar herrschen im wiederhergestell- 
ten, erweiterten und prächtigen Jerusalem; 1000 Jahre wird dieses Reich 
währen und voll des Glanzes und der Herrlichkeit sein; anfangen wird 
es aber sogleich nach Besiegung des Antichrist, noch vor der allgemeinen 
Auferstehung. Das Ende wird sein ein neuer Aufruhr der ungläubigen 
Völker, weiche sich gegen die hl. Stadt versammeln und vom Messias in 
einer Vertilgungsschlacht besiegt werden, worauf dann die allgemeine 
Auferstehung, das Gericht und tlie Umgestaltung oder das Ende der 
Welt folgt. In diesen Punkten stimmen die Chiliasten wohl überein; 
aliein sie weichen in vielen Punkten doch sehr ab , indem die Einen das 
Reich Christi als rein irdisches suchen , die Andern es geistiger auffassen, 
wornach der zu Leben und Thätigkeit erwachte Glaube Gerechtigkeit 
erzeugen , diese aber den Frieden , die Einigkeit und die achte Bruder- 
liebe herbeiführen, Sicherheit des Eigen thums und der Person gewähre«, 
alle Sorge und Furcht verbannen und Gottes sichtbarer Segen über der 
Heimath der Gotteskinder walten werde u. s. w. Endlich glauben An- 
dere, das Christentbum werde durch die Kraft der Wahrheit und die 
friedliche Macht der Ueberzeugung seine Gegensätze — Polytheismus, 
falschen Monotheismus und Häresie — überwinden, und alle Völker unter 
Einem Hirten , Christus , zu Einer Heerde vereinigen , wodurch alle Kol- 
gen der Erlösung bei den Gerechtfertigten und alle Keime der göttlichen 
Natur des Christenthums auf Erden sichtbar hervortreten. Diese Ansieht 
für eine geistige und würdigere Auffassung der 8chriftandeutungen ver- 
zichtet auf eine sichtbare Regierung Christi auf Erden, also auch auf 
die Oertlichkejt seines Thrones, weswegen gegen sie weder Viel noch 
Bedeutendes einzuwenden ist. Nach einigen geschichtlichen Noten be- 
zeichnet der Verf. unter den Bekennern und Verbreitern des Chiliasmus 
katholischer Seits die Apostelschfiler Uenaa* nnd Barnabai, den Bischof 
Papias, den Märtyrer Juatintu, den Bischof und Schriftsteller irsniuif 
den znm Christentbume bekehrten Heiden TqrMUm% <Mfr fcj^sWJ»*» 

19. Jahrb. f. Phil. «, Päd. od. KriL Biet. Bd. 



98 Schul- und Universitätsnachrichten, 

Bischof Nepos , den Schaler des Arnobius Lactanthu , die Bischöfe Victo- 
rin and Sulpitius Severus and endlich die Schüler und Verehrer des Ire- 
näus, Hippolytus and Methodius. Für sie weist er genau nach, wo and 
inwiefern sie sich znm Chiliasmas bekannten and denselben förderten. 
Unter den Chiliasten bei den Häretikern zeichnet er den Zeitgenossen 
des Apostel Johannes und Stifter einer nach ihm benannten Secte Cerin- 
thus, die Ebioniten, als eine in jadischen Vorstellungen und Ansichten 
ganz befangene Secte, und Apollinaris aus. Die Quellen des Chiliasmus 
findet er schon bei den Israeliten in Palästina , in Juden- und Heiden- 
schriften, in verschiedenen apokryphischen Schriften, Offenbarungen, 
Evangelien, Sibyllen u. dergl. in der Sehnsucht und Hoffnung auf gött- 
liche Hülfe. Unter den Gegnern zeichnen sich die katholischen Be- 
kämpfe r aus, weil der reine Katholicismus den Chiliasmus nie fördern 
konnte. Die meisten und gefeiertsten Väter der ersten Zeit übergingen 
ihn ganz. Cajus, ein Schüler des Irenäus und Priester zu Rom, be- 
kämpfte die Sache zuerst ; ihm folgte Apollonius als heftiger und kräfti- 
ger Gegner der Montanisten; Origenes bekämpfte den Chiliasmus aus 
Grundsätzen und Dionysius von Alexandria erwarb sich grossen Ruhm in 
der Bekämpfung. Basilius und Gregor von Nazianz unterdruckten ihn 
im Oriente fast ganz, was Hieronymus im Occident bewirkte, welcher 
im Geiste und Sinne der Kirche handelte und den Chiliasmus als absolut 
gegen die Kirche gehend darlegte. Augustinus war ihm wohl anfangs 
zugethan , wendete sich aber von ihm ganz ab , weil ihm das sinnliche 
Bild nicht zusagte, welches die Chiliasten von der messianischen Zukunft 
entwarfen. Zu den ausserkirchlichen Gegnern gehören die Gnostiker, 
deren Widerspruch jedoch der Sache keinen grossen Abbruch that, weil 
sie selbst mit ihrem ganzen Lehrgebäude in der Kirche als Irrlehrer ver- 
rufen waren. Hinsichtlich der Wirkungen bezeichnet der Verf. kurz die s 
Vortheile, ausfuhrlicher aber die Nachtheile für religiösen Sinn, einzelne 
Individuen und ganze Familien. Als Endresultat der Darlegungen giebt 
er an , dass die Vorstellung des 1000jährigen Reiches nirgends und nie so 
rein war, dass Christus jene als die seinige anerkennen wurde, weil er 
gekommen ist, nicht das Fleisch zu emancipiren, sondern der Herrschaft 
des Geistes es wieder zu unterwerfen; dass der Chiliasmus wohl eine 
weite, aber nie allgemein verbreitete Ansicht und Erwartung in der 
Kirche war, daher nie von ihr adoptirt wurde, und dass es endlich nicht 
als Abfall der Kirche von ihrer Hoffnung zu betrauern sei , dass sie den 
Chiliasmus nicht recipirte in der Weise, wie er sich offenbarte, obwohl 
-man jungst der Kirche einen Vorwurf daraus machte. Der Verf. schliesst 
mit dem Wunsche, Gott möge mehr und immer noch mehr herrschend 
auf Erden die Religion seines Sohnes Jesu Christi durch Glaube u. Liebe 
machen und Alle , welche dem Lamme folgten , zur Herrschaft und Selig- 
keit des Himmels einführen. Haec est spes nostra , baec sapientia Chri- 
stianorum. 

EichstÄdt. Das bischöfliche Lyceum, im vorvorigen Jahre weder 
Jahresbericht noch Programm liefernd, hat sich im verflossenen Jahre 
vom Gymnasium und latein. Schule insofern isoiirt, als es einen eigenen 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen, 99 

Jahresbericht und besonderes Programm veröffentlicht. Unter den Leh- 
rern ging keine Veränderung vor. Das Programm: „Offenbarung der 
gottlichen Trinität durch die Idee y die Kreatur und das Wort* Verhältnies 
der heidnischen GStterdreiheiten zum christlichen Trinitätsbegriffe", fertigte 
Dr. Kellner. Es fasst 36 Qnartseiten nnd beginnt mit dem Betrachtung»- 
ergebnisse der vorchristlichen Religionen, dass das Christenthan» von 
seiner Erkenntnissseite ein Organismas der Wahrheit sei, in welchem 
alle einzelnen Momente der Wahrheit in Einheit zusammengehen. Da 
nach dem Herausheben von Parallelen aus der vorchristlichen Zeit durch 
den Rationalismus die Neuheit und Ursprünglichkeit dem Cbristenthume 
streitig zu machen gestrebt wurde und dieses seine Trinitätslehre aus 
der indischen und verwandten Religionen und aus der griechischen Philo- 
sophie geschöpft haben soll , so zeigt der Verf. im Vorworte , in wie fem 
die Idee des dreieinigen Gottes bei den Heiden sich wohlthätig erwiesen 
hat, sie derselben aber sich nicht bewusst wurden und dasjenige, was im 
Heidenthume als Resultat der Idee des dreipersönlichen Gottes, seiner 
Abbildlichkeit in der geschöpflichen Welt und jener alten Ueberlieferungs- 
reste sich ergeben hat, als ein unbewusstes Suchen und dunkles Ahnen 
der gottlichen Trinität sich bezeichnen lässt. Einen Begriff oder eine 
Erkenntniss der Trinität des Christenthums konnte das Heidentbum mit 
aller Philosophie nicht erreichen, was der Verf. durch historisch-kritische 
und speculative Entwickelungen darzuthun sucht. 45 Hauptgedanken 
leiten jene, welche die christliche Dreieinigkeit in folgendem Ausspruche 
geben: „Es ist Ein Gott und das gine gottliche Wesen subsistirt in den 
drei real verschiedenen Personen, deren jede das Eine göttliche Wesen, 
ewig und vor aller Schöpfung ist. Wie das Heidentbum diesem Begriff«» 
sich genähert, zeigt der Verf. von g. 2 — 7 an dem dualistischen Pantheis- 
mus und dem Princip der Emanation der Inder und ihrer göttlichen We- 
sen. Seine Deductionen fuhren ihn dahin, bei den Indern über ein Ter- 
nar des Gottlichen Manches und darin eine Analogie mit der christlichen 
Lehre, aber kein Hinauskommen über die Aehnlichkeit zu finden und den 
philosophirenden Geist wohl von der Idee der gottlichen Dreieinigkeit 
getrieben, aber auf dem Wege zu ihrer Erkenntniss sich nicht nur nicht 
fortbewegt , sondern stets weiter davon entfernt zu sehen, indem er, statt 
zur Einheit und Persönlichkeit Gottes vorzudringen , in das Gegentheil, 
in die personlose Vielheit zurückfällt. Wenn nun die Religion der Hin- 
dus die Quelle für die christliche Dreieinigkeitslehre nicht sein kann , so 
ist es noch weniger mit den übrigen orientalischen Religionen oder Sy- 
stemen der Fall , was der Verf. in §. 8 — 10 an der chinesischen Darstel- 
lungsweise beweist. Letztere kommt über die Zweiheit der Gegensätze 
nicht hinaus , erfasst die Einheit der Dreiheit überall nur als äusserliche, 
mechanische und lässt diese daraus werden, dass zwei entgegengesetzte 
Glieder in einem 3., wie in ihrer gemeinsamen Spitze zusammenlaufen, 
worin sie vor dem Auseinandergehen unterschiedlos beisammen waren und 
in welche sie wieder zusammenstreben. Die ungeraden nnd geraden Zah- 
len bezeichnen und versinnlichen das Ganze. &&<& &\* ^\A^x*\ä^\^kv- 
ben in der mechanischen Anschauung ^om gptVXYfftk«* \rf&>«* \Ä**£ä* , »&» 



100 . Schul- und Uni versitätsnacb richten, 

dem Unterschiede, dass der Dualismus der Chinesen eine neue Weise for- 
dert, Gott zurückdrängt und das Göttliche und Menschliche der Auflö- 
sung in das Nichts zustreben lässt. §. 11. Auch der Buddhaismus in 
China konnte sich also der Trinitätslebre nicht entschlagen. In §. 12 
geht der Verf. zur Götterlehre des alten Zendvolkes, der Perser, über, 
Lei welchen der Dualismus sehr streng ausgebildet erscheint. Legt man 
den göttlichen Ternar in die Zeruane akerene, Ormuzd und Ahriman, so 
erscheint das göttliche Urweseu als blosse Voraussetzung, analog dem 
chinesischen Taiki, als die indifferente Mitte der beiden aus ihm hervor- 
gehenden Gegensätze des Princips des Lichtes oder Guten und das der 
Finstemiss oder Bösen« Ormuzd entspricht dem indischen ßrahman, 
Ahriman dem Shiwa und Mithras dem Vishnus , wovon Mithras eine Art 
Mittler zwischen dem 1. und 3. Princip ist. In der Götterdreiheit sind 
die Glieder an Wesen und Macht ungleich; zwischen 1. und 2. besteht 
der fürchterlichste Kampf; der zu Gunsten des bösen Princips ausschlagen 
würde , wenn nicht Mithras auf die Seite des Ormuzd sich stellte , oder 
wenn nicht das Schicksal, die Zeruane akerene, als die in den Hinter- 
grund getretene oder alle beherrschende Gottheit anders bestimmt hätte. 
£. 13 — 19 betrachten die Götterlehren der alten Aegypter, wo man fast 
alle orientalischen Religionssysteme vertreten und die fremden Ideen auf 
eigene Weise ausgebildet findet. Die drei Göttergeschlechter der Ae- 
gyptier erscheinen als drei sich absondernde Götter , nämlich die kosmi- 
schen, die Kabiren, die 12 Götter zweiten und die geschichtlichen dritten 
Ranges, die Kroniden. Obwohl der Dualismus überall herrscht, so ver- 
drängt er den Ternar doch nicht ganz, wie sich selbst in der Thier- und . 
Pflanzenwelt zeigt. Die Idee einer Dreiheit im Göttlichen verläset den 
Geist des Aegypters nie, selbst da nicht, wo er in Thieren seine Götter 
sucht und in Gärten und auf Feldern sie bauet. Die Religionen der Phö- 
niker, Phrygier, Syrier und Chaldäer wiederholen dieselben Bestimmun- 
gen, bieten also für den Zweck des Verf. nichts Neues dar. Er geht 
daher zum Occident über und betrachtet vor dem Hellenismus die nordi- 
sche Götter- und Schöpfungssage der Germanen , woraus er folgert, dass, 
wie er $• 20 und 21 zeigt, bei diesen der Geist schwer vom Gedanken 
eines höchsten, einen Ternar in sich schliessenden , göttlichen Wesens 
sich trennt, der Begriff des Absoluten stets mehr verschwindet und dieses 
mit dem Endlichen vertauscht; dass ihre Götter endliche, menschenähn- 
liche Wesen und vom Schicksale bestimmt sind, dass die guten im Kampfe 
mit dem bösen Loki , den Ungeheuern und Riesen , unterliegen , worauf 
in einem allgemeinen Weltbrande alle Wesen, die Menschen und mensch* 
lieh gewordenen Götter ihren Untergang finden. Das Christenthum 
machte diesem Gange der reÜgiös-intellectuellen Entwickelung ein Ende 
und pflanzte auf deutseben Boden das wahre Licht« Von $. 22 — 24 wen- 
det sich der Verf. zur Götterlehre der Griechen, deren Religion anfangs 
Vergötterung der Natur war; Weltkörper, Naturkräfte nnd Elemente, 
alles Lebende und sich Bewegende hielten sie für Götter, gingen aber 
bald zu dem Menschen , als höchstem irdischen Weisen über und vermengen* 
das Göttliche, wodurch die Götter menschlich und die Reprisen-» 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 101 

tanten aller menschlichen Vorzöge und Gebrechen , Verhältnisse , Fertig, 
keken und Beschäftigungen , ja der Mensch Ziel und Maass aller Dinge, 
selbst des Göttlichen wurde. In §. 23 und 24 entwickelt der Verf. kun 
den mythologischen Process, den Zeus als nicht absolutes, sondern dem 
Schicksale unterworfenes Wesen versinnlicht, woraus die Idee eines drei- 
persönlichen Gottes ersichtlich ist. Von §. 25 — 31 erörtert er die Präge, 
ob der Philosophie gelungen sei oder gelingen konnte, was der Mytholo- 
gie nicht gelungen ist. Er bezeichnet die Principien der alten Philoso- 
phen, Thaies, Anaximauder u. dergl., besonders des Pythagoras und sei- 
ner Schule. Die Eleaten schieden das denkende Subjecl von der Natur. 
Anaxagoras bezeichnete Gott als selbstbewußten Geist, Plato als eine 
vernünftige Seele, welche die Welt nach ewigen Ideen gebildet. Neben 
den zwei göttlichen Personen erscheint noch eine dritte und hiermit eine 
göttliche Trias. Der Vater ist die Idee des Guten als höchster und er- 
ster Gott, welchem als zweiter das Princip aller Dinge und als dritter 
die Weltseele folgt. Diese platonische Trias hat mit der christliches] 
Trinität mehr Aehnlichkeit als jede andere heidnische Götterdreiheit, und 
den polytheistischen Götterglauben vernichtet, daher die Erinnerung an 
die Uroffenbarung grundsätzlich getilgt. Weiter machte die Philosophie 
der Griechen keine Fortschritte; denn die Neuplatoniker, welche der 
Verf. von §. 32 — 34 charakterisirt, suchten bei Plato und Aristoteles ihr 
Heil. Er beschränkt sich auf Plotin, welcher in Gott drei Substanzen, 
das Eins, die Wesenheit und den Geist, erkannte, und auf Proklus, wel- 
cher in die alte orientalische Emanationslehre zurückfiel und nebst jenen 
drei Göttern noch die Lebenskraft, Weltseele, ersten Elemente u. dergl. 
lehrte. Die heidnische Speculation im Abendlande endete da, wo die 
orientalische begann, und beide bewiesen ihre eigene Unzulänglichkeit, 
die Wahrheit des göttlichen Seins und Lebens zu finden. — Die ge- 
schichtlichen Angaben beweisen , dass die Idee des einen dreipersönlichen 
Gottes auch den heidnischen Religionen gemein ist , der menschliche Geist 
die wahre Idee nicht erfasste und auch nicht erfassen konnte, was von 
§. 35 u. d. f. dargethan wird, indem der Verf. behauptet: „das göttliche 
Wesen und die wesentliche Einheit, das Leben und die Dreipersönlich - 
heit Gottes werde dem Menschen nur durch eine dreifache Gesammtoffen- 
barung klar und erfasslich, nämlich durch die Offenbarung Gottes im 
Geiste des Menschen, in der sichtbaren Natur und durch belehrende» 
Wort, was der Verf. mit der Idee von Gott, mit dem Gebilde und Bilde 
und mit dem Worte Gottes bezeichnet. Die drei Wesen ergänzen sich 
gegenseitig und bedingen einander. Die ursprüngliche Idee Gottes ist 
ihm ein im menschlichen Geiste zum Erkennen Gottes treibendes, über- 
natürlich-natürliches (?) Princip, der Grand und erste Anfang alles mensch- 
lichen Erkennens, Wollens und Fohlens und der Anknüpfungspunkt für 
alle weitere Mittheilung Gottes an den Menschen and zwar in Bezug auf 
das Erkenntnissvermögen der Keim der Erkenntniss des Wahren, auf den 
Willen der Anfang des Streben« nach dem Guten und auf das Herz die 
innere Gottesstimme, das innere moralische Gesetz, welches sieb als das 
Gewissen ausspricht; sie ist ihm auch der Grand der Dft^evtatfMkA^ 



102 Schul- und Universitätsnachrichten, 

weil sie der Grond des wahren Gotterkennens und alle Erkenntnis* nur 
in soweit wahr ist, in wie weit Erkennen und Erkanntes übereinstimmt, 
also auch das menschliche Gotterkennen nnr insofern wahr ist, in wiefern 
die objeetive Wahrheit Gottes erkannt wird. Die Wahrheit Gottes ist 
aber diese, dass er ein dreipersönlicher ist; folglich ist die Gottesidee 
der Grand und Anfang des menschlichen Wissens auch um Gott den drei- 
persönlichen. Dieses Argument erläutert er durch §. 38, worauf er §. 39 
behauptet and entwickelt, dass die Schöpfung eine Selbstoffenbarung 
Gottes im Bilde ist , welche für den Menschen durch die äussere Natur 
zur Gotteserkenntniss nothwendig ist, wofür manche Stellen und Urtheile 
angeführt werden. In §. 40 zeigt er, dass wie bei der Welterlösung 
auch bei der Weltschöpfung die drei göttlichen Personen thätig waren, 
und dass in dem trinären Organismus das Sein, Leben und der Geist; 
die Natur , der Geist und die Menschheit sich zeigt. Die Natur läuft in 
drei Reiche und jeder Körper nach dem Räume in Länge, Breite und 
Tiefe, nach der Zeit aber in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft 
aus. Ueberall findet der Verf. eine Dreiheit, selbst in Musik u. Sprache. 
Allein alle Entwickehingen entbehren der logischen Peststellung der Merk- 
male der Begriffe und der Begründung durch allgemein sicher gestellte 
Wahrheiten. In $. 41 will er an jedem Dinge eine Spur der Dreieinig- 
keit Gottes erkennen, was er durch Ausspruche Ton Kirchenvätern zu be- 
weisen sucht, womit die wenigsten Philosophen, selbst die strengen Mo- 
ralphilosophen nicht , ganz einverstanden sein mögen. Nach $. 42 steht 
der Geist unter allen Geschöpfen am Höchsten, mithin trägt er vor allen 
Dingen ein Abbild der göttlichen Dreieinigkeit an sich, das Sein, Wissen 
und Wollen; das Bewusstsein, die Erkenntniss und die Liebe u. s. w. 
Auch im Selbstbewusstsein trägt der Mensch einen Reflex der göttlichen 
Trinität. Da das 8ubject und Object des menschlichen Denkens niemals 
mehr als Eine Person ist, so liegt hierin der Hauptgrund, warum der 
menschliche Geist durch blosse Reflexion auf sich selbst und auf die Welt 
ohne positive Offenbarung zur Erkenntniss der göttlichen Dreipersönlich- 
keit in der Einheit des Wesens niemals gelangen kann. Die positive 
Offenbarung in Form von Belehrung und Erziehung ist unentbehrlich und 
tritt zwischen Gott und Mensch, was anch für das Selbst- und Gottes- 
bewusstsein , vor Allem für die Erkenntniss der göttlichen Dreieinigkeit 
der Fall ist. Durch Wort und Sprache stehen alle Geister in lebendiger 
Verbindung, mithin redete Gott stets durch Zeichen und Symbole der 
Natur, durch lebendige Worte und Geist. Neben der Idee Gottes im 
menschlichen Geiste und der Abbildlichkeit in der Natur, also in der gan- 
zen Schöpfung liegt also die 3. Offenbarungsweise im Worte, in der wis- 
senschaftlichen Erkenntniss, wofür der Verf. den Beweis des heil. Augu- 
stin angiebt. Nachdem in dem Gesagten die Notwendigkeit einer tri- 
nären Offenbarung zur Erreichung der Erkenntniss der göttlichen Trinität 
nachgewiesen und dargethan ist, dass die Heidenvölker des 3. Offenba- 
rongsfactors verlustig und nur auf die innere Idee und äussere Natur 
beschränkt waren, bemerkt der Verf. in §.44, dass jenen die Wieder- 
erhebung zu einer Erkenntniss des persönlichen göttlichen Lebens, wie 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 103 

etwa vor dem Heidenthame and durch das Christenthum bestehend, un- 
möglich war, das» dem Menseben eine dreifache Offenbarungsweise, in 
der Idee, in den Kreaturen und im belehrenden Worte, zur Erkenntnis« 
der gottlichen Trinität noth wendig ist, und dass in seiner ganzen Dar« 
Stellung der Hauptgedanke des h. Thomasius „ohne positive Offenbarung 
sei die Erkenntniss der Trinität unmöglich'*, in anderer Form und durch 
andere Beweise begründet. In $. 45 wird noch bemerkt, dass durch die 
positive Offenbarung des alten Testaments die gottliche Trinität zwar an- 
gedeutet, aber ausdrücklich nicht gelehrt worden, daher gehorte dem 
Christenthnme in Absicht aof Bestimmtheit, Klarheit und Gewissheit die 
Lehre der Dreipersönlichkeit in einer gottlichen Wesenheit eigenthumlich 
an. Das Judenthum sei positive Einleitung und Vorbereitung auf das 
Christenthum, das Heidenthum aber negative, weil der die fortgesetzt« 
positive Offenbarung entbehrende Geist aus sich und Natur die Wahr- 
heit Gottes und die Einheit mit ihm für Erkennen, Wollen und Leben 
nicht erreichen könne. Freudig habe den Erlöser ein grosser Theil der 
Menschheit angenommen ; bei dem andern habe der heidnische Geist des 
Hochmothes sich fortgesetzt. Die Philosophie habe sowohl die Frage 
nach einem dreipersönlichen Gotte stets angestrengt betrachtet, aber es 
bei grossem Meinungswechsel zu keinen besseren Bestimmungen gebracht, 
aU zu den in den orientalischen Speculationen schon dagewesenen (ein 
schlechter Trost Cur die hoebgepriesene Philosophie unserer Zeit und für 
ihre Beförderer), nämlich dass das Göttliche, welches die Gesammtwelt 
sei, in dreifacher Form, in Zeit und Raum sich entwickelt habe, indem 
das von Hegel über das Reich des Vaters , des Sohnes und Geistes Ge- 
sagte nichts anderes sei. Es scheine der trinären Offenbarung ein tri- 
näres Vermögen im Menschen zu ihrer Aufnahme zu entsprechen, nämlich 
in der Idee die Vernunft, in der abbildlichen Kreatur der Verstand und in 
dem Worte der freie Wille (wo bleibt aber das von so Vielen als Oberstes 
betrachtete Gedächtniss?). Je weniger der freie Wille dem Offenbarungs- 
worte entspricht , desto weniger wird der Geist vom Offenbarungsinhalte 
im Glauben erfassen und desto weniger die objeetive Wahrheit erkennen. 
Dieses der wesentliche Inhalt des Programmes. — Ueber Gymnasium u. 
latein. Schule berichten wir Folgendes. Die durch Vorrücken der Leh- 
rer Enzensberger , Zauner und Mühlberger erledigte 1. Classe der latein. 
Schule erhielt Assistent Rott. Das Programm „Ueber ästhetische Bildung 
— mit besonderer Richtung auf deren Pflege in Gelehrt enschulen u — 
fertigte Richter und fasst 10 SS. Der Verf., ein Priester, die bekannten 
Worte Cic. orat. pro Arcb. poeta cap. VII. Haec studia • • . rasticantur 
voransetzend, wurde durch zweierlei Erscheinungen unserer Tage zur 
Behandlung des Stoffes veranlasst : die erste ist die grosse Erschütterung 
des staatlichen Lebens im vorigen Jahre und die zweite das in allen 
deutschen Staaten sich kundgebende Streben nach Reformen der Gelehr- 
tenschulen und höheren Bildungsanstalten in sehr verschiedenen Ansichten. 
Die erstere erklärt er vorzugsweise als eine Folge der unästhetischen 
Vorstellungen und des irrigen Geschmackes für das Gewaltsame von Sei- 
ten der Führer and der grossen Anzahl des Volkes. Hierin liegt ihm 



104 Sehn!- und Universitätsnachrlcbten, 

eine drohende Gefahr für die Bildung und gedeihliche Gestaltung unserer 
Zustände, um so mehr, da die Aufklärung unserer Verstandeszeit auf 
die Gesinnung so wenig veredelnden Einfluss habe, dass sie Vielmehr die 
Verderbniss durch Maximen befestige und von einer solchen Verkehrtheit 
bis zur wahren Cultur eine grossere u. tiefere Kluft sei, als die alte, wel- 
che die stumpfe Rohheit von ästhetischer (Bildung trennte. Die zweite 
entstehe in Folge der Ausschweifungen der Intelligenz und der anmaas- 
senden Selbstsucht unseres Zeitalters und zeige ihre verderbliche Rich- 
tung in der Forderung einer fast ausschliesslichen Verstandesbildung und 
eines möglichst grossen Maasses von realen und nützlichen Kenntnissen 
und hierdurch ihr Verkennen des eigentlichen und wahren Zweckes der 
an den Gelehrtenschulen zu pflegenden Studien. Er will daher darthnn, 
dass jene, durch die Allgemeinheit ihres Zweckes von jeder anderen An- 
stalt sich unterscheidend, im vorzuglichen Sinne „Schulen der Humanität" 
also die „ästhetische Bildung" die schone, des Schweisscs und der An- 
strengung der Edleren werthe Frucht derselben sein müsse, wie denn die 
Alten schon die Schutwissenschaften mit dem Namen „Studien der Huma- 
nität" bezeichnet haben. Ohne dass der Verf. den Begriff, die Bedeu- 
tung und die wesentlichen Merkmale seines Gegenstandes klar und be- 
stimmt bezeichnet, also seinen Ansichten eine leitende Idee zum Grunde 
legt, geht er sogleich von der Ansicht aus, dass alle Seelenkräfte des 
Menschen in wesentlicher und inniger Wecbselverbindung mit einander 
sind und die Entwickelung und Ausbildung derselben keine gegenseitige 
Ausschliessung gestattete, wohl aber die eine durch die andere geweckt, 
gehoben und veredelt werden könne und müsse. Daher will er keine 
ausschliessliche Bildung des Verstandes, welche nie das Herz ergreife 
und das Leben begeistere, keine ausschliessliche des blos moralischen 
Sinnes, welche nur die Tugend vergöttere und keinen andern Gott als 
das Gewissen und die Selbstständigkeit des Tugendhaften anbete; keine 
ausschliessliche des Gefühl Vermögens und der Einbildnngskraft, weil sie 
nur Schwärmerei erzeuge und Ideale träume , sondern er betrachtet den 
freien Zusammenklang der Neigungen und Triebe mit den gesetzlichen 
Forderungen der Vernunft und des Gewissens , die Erscheinung der gott- 
lichen Wurde in Gestalt des Edlen und Erhabenen als der Menschheit 
Vollendung hienieden und als Ziel ihres Strebens eben die Hervorbrin- 
gung der Humanität, in welcher der Zwiespalt der streitenden Elemente 
der höheren und niederen Sinne geschlichtet erscheine. Bei den Niitz- 
lichkeitsbestrebungen unserer ziemlich materiellen Zeit sprach man sich 
bekanntlich schon öfters gegen die Studien in alten Sprachen aus , for- 
derte die Ersetzung durch neuere, durch Lecture der Kirchenväter und 
der Naturwissenschaften. Obwohl det Verf. die letzteren von den Gym- 
nasien nicht ausgeschlossen haben will, so erkennt er ihnen doch keinen 
so grossen Einfluss aut die Geistesbildung zu , scheint daher den morali- 
schen Werth und das Gewicht für seine Ansicht zu sehr zu übersehen, 
weswegen Ref. mit ihm nicht einverstanden ist. Die Sache ist in den 
verschiedenen pädagogisch -wissenschaftlichen Zeitschriften hinreichend 
besprachen , ihre Würdigung und Beurtheilung ist daher dem Verfasser 



Beförderungen und Ehrenbezeigung**. K)5 

besonders in empfehlen. Die Mehrzahl der Gegner der «ltclassischen 
Studien bilden nach seiner Ansicht diejenigen , welche die neuere Littera- 
tur an die Stelle jener gesetzt wissen wollen. In wie fern dieser Ansicht 
sowohl ganzliche Verkennung der zn erstrebenden höheren Bildung als 
des eigenen Interesses zum Grunde liegt, sucht er darzulegen; allein es 
gelingt ihm nicht vollkommen. Allerdings ist die Geschichte die einfluss- 
reichste Lehrerin; aber die des Alterthums hat es nur mit Staaten zu tban, 
deren Bestehen auf materiellem Gedeihen und nicht auf speculativer Be- 
rechnung und Aufklärung, auf wahrer Coltur und Geistesentwickelung 
beruhete« Die griechische und romische Geschichte ist wohl reich an 
einflussreichen Tbatsachen ; aber ihrem Gedeihen fehlte die sichere Grund- 
läge, darum mussten die Staaten dem Mangel und den Gebrechen unter- 
liegen und konnten die Volker den Uebergangsprocess zu neuer Cultnr 
nicht bewältigen. Ihre Geschichte ist daher keineswegs so bildend und 
gewichtvoll, als man sie darstellen will, was aus vielen Thatsachen er- 
wiesen werden kann , aber hier übergangen werden muss. Von dieser, 
der historischen Seite, hat der Verf. seine Aufgabe nicht gelost. Dass 
die Lernenden an der Formbildung, Ableitung und Zusammensetzung der 
Wörter , an grammatischer Fugung nud am Inhalte der in der Sprache 
verkörperten Gedanken den Gebrauch der geistigen Kräfte eines Volkes 
für Anschauungen, Gefühle, Gedanken und Entschlüsse kennen lernen, 
and dieses die romanischen Sprachen nicht zu bewirken vermögen , kann 
Niemand bezweifeln. Eine genaue Bekanntschaft mit den Eigentüm- 
lichkeiten der altclassischen Sprachen gewährt allerdings vielseitige An- 
regung des Denkens , Urtheilens und Schliessens und ein wirksames Mit- 
tel zur Schärfung der höheren Sinne. Allein hierzu gehört ein ganz 
anderes Betreiben derselben , als im Durchschnitte an allen Anstalten 
bethätigt wird. . Mit der bekannten und allgemein beliebten Localge- 
dächtnissrichtung kann jener Zweck nicht erreicht werden. Gegen diese 
verfehlte Richtung gehen die meisten Kämpfe ; sie musste daher der Verf. 
vorzüglich im Auge haben, um zu zeigen, dass er den Gegnern die rechte 
Seite ihrer Ankämpfungen abgewonnen habe. Obgleich die Kirchenväter 
selbst lehrten und geistreiche Entwickelungen versuchten , auch dieselben 
veröffentlichten , so Hessen sie doch die alten Sprachen lehren , worin ein 
einfacher Beweis liegt, dass ihre, wenn auch musterhaft gelungenen Dar- 
stellungen , doch nicht für hinreichend gehalten wurden , das Studinm der 
alten Sprachen zu ersetzen. Man irre sich sehr, bemerkt der Verf., 
wenn man glaube , die Jugend werde durch stetes Lesen religiöser Schrif- 
ten oder durch deren Erklärung erbaut* Mit Recht bemerkt er, dass 
selbst von Freunden und Kennern der alten Litteratur über Mängel und 
Gebrechen der Gymnasialbildung geklagt werde und sich allerwärts mit 
Ausnahme von Baiern (doch jungst hat sich in Mönchen ein Verein für das 
Unterrichtswesen u. s. w. gebildet) Vereine gebildet haben , um alle in- 
neren und äusseren Verhältnisse zu besprechen , die gerügten Mängel zn 
beseitigen und die Schulen nach den Bedurfnissen der Zeit zu verbessern, 
Ueber Einseitigkeit und Mangel an wahrer Bildung und besonders über 
den Umstand, dass unsere Jugend so frühe vom Strome der T^vrV^taa^v^ 



108 Schal- and Universitätsnachrichten, 

hingerissen wird , klagt man mit Recht and findet der Verf. einen grossen 
Theil der Schuld „in einer Torherrschend gepflogenen Ausbildung des 
blossen Verstandes Vermögens und in der gedächtnissmässigen Richtung 
der Sprachstudien", so wie mehr oder weniger auch der übrigen Studien. 
Wer diese Behauptung bedenklich finde, der möge nur die an den meisten 
Schulen üblich gewordene Methode des Unterrichtes, an offen daliegende 
Missstände und unter andern nur an folgende denken: 1) 6- bis 7jährige 
Beschäftigung mit Grammatik in Binexercirnng ihrer Regeln nebst dem 
grossen Gewichte auf die mit fast jeder Regel verbundenen Ausnahmen ; 
2) blosses Auswendiglernen der Realgegenstande, selbst der Religions- 
lehre, nnd Bestimmung der Fleissnoten nach dem mehr oder weniger ge- 
lungenen Hersagen des Gelernten; 3) Pedantismus und Silbenstecherei, 
wodurch gerade dem talentvolleren Junglinge die Lust zum Studium ge- 
schwächt werde ; 4) Talentiosigkeit einer grossen Anzahl von Studiren- 
den , denen ein unverdientes Verbleiben in den Musensälen durch keines- 
wegs löbliche Rucksichtsnahroe von Seiten ihrer Lehrer gestattet ist und 
ein tieferes, geistvolleres Eindringen in den wissenschaftlichen Stoff ganz 
anmöglich ist. Diese Punkte bezeichnen die Missstände nicht grundlich 
and haltbar, weil z. B. nicht die 6- bis 7jährige Beschaftignng mit der 
Grammatik, sondern die geringe Frucht der letzteren die Hauptursache 
der Klage enthält. Die Ueberzeugung von dieser verschaffen Beobach- 
tungen bei der Aufnahme in das Gymnasium an den deutsch - lateinischen 
Aufgaben, bei der geringen geistigen Bewegung des Uebertragens der 
deutschen Gedanken in die lateinische oder griechische Sprache während 
der Gymnasialstudien und bei der Absolutorial-Prüfung. An der Methode 
für den grammatischen Unterricht fehlt es; die Knaben und Junglinge 
sprechen ihre Regeln und Ausnahmen gedächtnissmässig gut her , verste- 
hen aber den Geist des Gesagten nicht, daher die Gesetze nicht richtig 
anzuwenden. Hiermit wird ein schrecklicher Unfug , theilweis durch die 
Gemächlichkeit der Lehrer , getrieben , weil es wohl ein sehr erleichterter 
Unterricht ist, etwa Regeln zu dictiren, dieselben wörtlich und in der- 
selben Manier auswendig lernen, als dieselben aus dem Gemüthe der 
Lernenden erwachsen , sie sodann in den Verstand und das Gedächtniss 
abergehen zu lassen. Die Unterrichtsmethode in den classischen Spra- 
chen geht unmittelbar auf das Gedächtniss über , lässt jenen von diesem 
local aufnehmen, besser gesagt, diesem einzwingen, beschäftigt in selte- 
nen Fällen den Verstand und lässt das Gemuth meistens unberührt. Hierin 
liegt das Hauptverderben der sogenannten Verstandesbildung, welcher 
eine Verstärkung und Veredlung des Gemutheß ganz fehlt. Das Auf- 
zählen von Beispielen einer solchen mechanischen Dressur durch localge- 
dächtnissmässiges Betreiben des sprachlichen und geschichtlichen Unter- 
richts bei Jünglingen von 15 bis 18 und mehr Jahren wurde Schauder er- 
regen wegen der geistigen Verkrüppelung und Unfähigkeit jener für alles 
richtige Denken , gesetzliche Urtheilen und consequente Schliessen , für 
alles Selbsterfassen der Lehrzweige und für alles Fortschreiten aus eige- 
ner Kraft. Sie sind gewöhnt oder abgerichtet, das Stichwort und die 
Fugung der Begriffe local ihrem Gedächtniss« einzuprägen und bei Mangel 



Beförderungen and Bhrenbeteigmgto. 107 

des Hersagens nur nach dem Anfange oder jenem Stichworte tu fragen, 
worauf sie einer in Federn laufenden Maschine gleich das Erlernte her- 
sagen. Lassen Lehrer für Realgegenstande diese auswendig lernen , so 
Terfehlen sie den Unterrichtssweck gam , taugen sie nicht zu Lehrern und 
sind zu entfernen. Der Lehrer mos» wahrend des Unterrichtes die Ge- 
setze dieses aus dem Gemuthe erwachsen und die Lernenden ihre geistige 
Kraft fühlen lassen , damit sie mit Selbstbewusstsein in den Lehrzweigen 
vorwärts schreiten und aus jenem , diese in ihren Verstand ▼erarbeitend, 
mittelst beider vom Gedachtnisse aufbewahren lassen. Pedantismus und 
Silbenstecherei gehört zu den Gewissenlosigkeiten und treffen nur die 
Lehrer, welche bei dem Verf. sich bedanken mögen. Beide Fehler lie- 
gen in der verkehrten Methode und können von jedem tüchtigen Vor- 
stande entfernt gehalten werden. Die Talentlosigkeit vieler Studirenden 
ist wohl Thatsache , aber einfach zu beseitigen , wenn nach den aller- 
höchsten Verfugungen bei der Aufnahme in das Gymnasium und bei dem 
Vorrucken in die nächst höhere Classe ernst verfahren wird. Freilich 
begeht man hierbei viele Fehler, will wegen mancherlei Nutzursachen 
starke Classen, lässt sich durch jenes gedächtnissmässige Abgerichtetsein 
betrugen oder hält solche fertige Schwätzer oder mechanische Köpfe gar 
für talentvoll und begebt an diesen und dem Staate grosse Sunden, weil 
solche mechanisch-geschulte Menschen in keinem Amte das leisten , was 
dieses verlangt. An solchen Leuten sind alle staatlichen Verhältnisse 
leider nur zu reich. Nicht das blosse Wissen kann auf der Studienbabn 
gesucht werden, sondern die Bildung und Veredlang des Gemüthes, das 
Umschlungenwerden der Wissenschaft von den Grazien der Anmuth und 
Schönheit; ästhetische Bildung ist Bluthe und Frucht der an gelehrten 
Schulen genossenen Studien ; wer letztere nicht gewinnt , kann nach des 
Verf. Worten ein sehr branchbarer, achtungswerther Mensch sein , die zn 
seinem Amte benöthigte Befähigung, Ordnung, Gedächtniss, tabellari- 
schen Verstand , positives Wissen haben , allein in seiner Erziehung un- 
vollendet sein; es fehle ihm etwas Bedeutendes für die Art seines äusse- 
ren Lebens und Wirkens, für sein inneres Leben und Geniessen. Was 
von anerkannten Gelehrten über den Einfluss der ästhetischen Bildung, 
welche die intellectuelle und moralische nicht ausschliesst, und von ein- 
zelnen Alten gesagt ist, theilt der Verf. auszugsweise mit, ohne den ei- 
gentlichen Kern desselben , die Art der Gewinnung , der Wirkung und 
des moralischen Werthes der 8ache kurz, bestimmt und klar herauszu- 
heben. Von der Aesthetik als Wissenschaft kann für den Gymnasial- 
unterricht keine Rede sein. Der Verf. will beweisen, dass die ästheti- 
sche Bildung weder der intellectuellen noch der moralischen entgegenge- 
setzt oder nachtheilig sei, vielmehr beiden die verklärende Weihe gebe, 
sie entwickele und vollende, daher in der Erziehung der gebildeten 
Stände, daher ihre Pflege in Gelehrtenschulen aus vielen Gründen sehr 
wichtig sei, weil die auf den Grund der Wissenschaft und Religiosität 
gebaute Geschmacksbildung das jugendliche Alter von dem wirren Trei- 
ben des politischen Lebens entfernt halte. Wer seien die jungen Tags- 
holden, welche sich erkühnen, iu alle staatlichen Verhältnisse eoAacta&KB&> 



108 -Soiwü- und Umversitätsnaxhrichten, - 

hineinznsprechen , den Staat regieren, Bedingungen und Gesetze vor-» 
schreiben zu wollen? Die hohlen Köpfe sinds, die, mit halben Studien 
oder mit einer Alltagsbildung sich begnügend, in ihrem Urtheilen und 
ganzen Handeln keine Klarheit des Denkens, keine Besonnenheit und 
Charakterfestigkeit besitzen; bedauernswerthe junge Leute, welche, den 
tiefen Inhalt der Wissenschaft und Religion nicht erfassend, auch die im 
Wesen beider liegende Schönheit nicht kennen , desshalb einem groben 
Materialismus sich in die Arme werfen und durch ein paar auswendig ge- 
lernte Paragraphen einer Fachwissenschaft sich schon für befähigt und 
tüchtig halten, ein Staats- oder Kirchenamt zu begleiten. Ganz anders, 
fahrt der Verf. fort , sei es mit dem , der auf der Bahn der Studien sei- 
nem Geiste eine kräftige Nahrung zugeführt habe. Die ästhetische Bil- 
dung verwahre vor solchen Verirrungen und gewähre noch den Vortheil, 
einen reinen und erweiterten Lebensgenuss zu bieten , damit der Geist 
apäter oder niemals altere. Wissenschaft und Kunst seien unversiegbare 
Quellen von Lebensfreuden ; ihr Genuas erhebe über die oft so traurige, 
•o drückende Wirklichkeit. Wo der Sinn für das Wahre, Gute und 
Schöne harmonisch gebildet sei, da werde der Geist leicht in das Reich 
des Idealen versetzt, wo er sich frei bewege und von Ahnungen eines 
höheren Lebens und eines vollkommenen Sinnes ergriffen werde. Die 
Wege der wahren Weisheit seien schöne und alle ihre Steige friedsame* 
— Oft schone Worte ohne innere Consequenz. 

Erlangen. Ueber das Gymnasium und das an demselben erschie- 
nene Programm des Dir. Prof. Dr. Doderlein ist in diesen Jahrbüchern 
Bd. LVIII. S. 90fgg. bereits berichtet. — Edenkoben. An der mit einem 
Realcurs verbundenen latein. Schule bieten die 14 Lehrzweige wohl ein 
su grosses Vielerlei dar, als das« eine gründliche Vorbereitungsbildung 
erstrebt werden kann. Der 2. Lehrer Bogen wurde Subrector in Cnsel, 
an seine Stelle trat Oeffner aus Pirmasens. Der 3. Lehrer Keim erhielt 
eine Lehrstelle in Bergzabern und der protest. Pfarrer Grobe die 1. Cl. — 
Frankenthal. An der latein. Schule erfolgte im Lehrpersouale keine 
Veränderung. — Freising. Am Lyceum nahm der von Amberg be- 
rufene Dr. Heuchle die Lehrstelle des Kirchenr. und der Kirchengesch. 
nicht an ; Jocham und Weichart übernahmen diese Lehrzweige. Die 
Lehrsparten des als Abgeordneter zum Landtage gewählten Rect. Freu- 
densprung versahen Niederer, Meister und Gotthard. Am Gymnasium 
und der latein. Schule sind alle ordentlichen Lehrer Geistliche. Prof. 
Altmann wurde Pfarrer in Schwabhausen ; seine Stelle erhielt Goldner 
in Obergünzburg, Für Mathem. und Geogr. wurde Lehramtscand. Güss- 
regen angestellt. Das Programm „Ueber die Ortsnamen in Oberbaiern" 
31 SS., fertigte Gotthard, welchen die Resultate der neueren und neue- 
sten Forschungen von Jac. Grimm: Deutsche Mythologie, II. Aufl. 1844, 
lind Geschichte der deutschen Sprache, 1. u. 2. B. 1848, veranlassten, die- 
sen naheliegenden vaterländischen, die altgermanischen Zustände betref- 
fenden Gegenstand zu besprechen , die Früchte jenes Sprachforschers zum 
Gemeingute zu machen und gerade die Personen- und Ortsnamen näher 
zu berühren. Dass die uns so fremd gewordenen Namen, womit Deutsch- 



Beiorderuigen und Ekreab«ceigtB4«»v t09 

land gleichsam netzartig überbreitet ist , für unsere Urgeschichte nies* 
bedeutungslos and Denkmäler der Sinnesart and Gesittung, oft des re- 
ligiösen Glaubens und praktischen Waltens unserer Altvordern ans einer 
Zeit sind, in der noch keine oder nur wenige Annalen aufgezeichnet 
wurden, unterliegt keinem Zweifel, welcher auch dem Zwecke dieser 
Arbeit , über Sinn und Bau der Ortsnamen im markomannischen Aitbaiern 
einige Aufhellung zu verschaffen, um so weniger zu Theil werden kann, 
weil die Ortsnamen für die Geschichte oft maassgebend sind. Ihr Bau 
zeigt in der Regel auf Dative mit elliptischem Zu oder Bei und sind ent- 
weder Patron Ymika oder Composita; erstere bildet die deutsche Sprache 
durch die Endsilbe ung oder ing, weswegen sich die Ortsnamen als Da- 
tive, seltener Nomina pluralia gestalten, wie der Verf. an Freisingen u. 
München nachweist. Die Composita haben den Eigennamen im Genitiv 
und das Localwort im Dativ. Die Mehrzahl der Ortsnamen entsprang 
aus Eigennamen , was die Thatsache beweist , dass die Baiern an ihren 
uralten Heldennamen mit grosser Innigkeit hingen und die Stamm- und 
Heldensagen treu bis in die neuere Zeit erhielten , wofür der Verf. einige 
Belege beifugt. Er beginnt mit Namen von mythologischem Elemente 
in §. 1, nämlich mit den eine Reihe von 12 Göttern bildenden Äsen, 
an deren Spitze Odin , Wodan , Wuotan steht. In $. 2 geht er zu Halb« 
göttern, Riesen und Helden über, welche er in 26 Abschnitten abhandelt. 
Tn §. 3 führt er aus der deutschen Heldensage noch einige Namen an, 
welche mit baierischen Ortsnamen stammverwandt sind oder wenigstens 
anklingen und so die innige Verbindung der Heldenlieder mit dem dama- 
ligen Volksleben bezeugen. In $. 4 weist er nach , dass auch die Namen 
der deutschen Volksstämme Eigen- und mit diesen zugleich Ortsnamen 
bilden, und endlich in §. 5 bemerkt er, dass aus Thiernamen eine kaum 
übersehbare Menge von Benennungen sich gestaltete. Im Anhange han- 
delt der Verf. von den aus Ortslagen geschöpften Namen und zwar zuerst 
vom Gewässer, dann von der sonstigen Lage und Bodenbeschaffenheit, 
von Baum- und Waldnamen. Im 4. Abschnitt zeigt er Beispiele von dem 
Uebergange auf die reinen Culturnamen , im 5. solche von Cultur- und 
eigentlichen Urbarialnamen und im 6. von Wohngebäuden und Wohn- 
orten, wofür der Name „Lar und Ler", welcher in den Namen Laren, 
Lern und in mancherlei Compositis, z. B. Berglern, Niederlern, Scheft- 
larn u. dergl. erscheinen, den Beschluss macht. 

Germersheim hat latein. Schule mit Realcurs , wurde aber durch 
die politischen Verhältnisse hart heimgesucht, welche den Unterricht 
störten. — Grün stadt. An der mit Realcurs verbundenen latein. 
Schule hat die Schülerzahl seit 1833 um das Vierfache sich vermehrt, 
was der Subrector der wohlberechneten Verbindung des humanistischen 
und realistischen Principe zuschreibt, worauf die Schule seit jenem Jahre 
begründet ist. Der politische Zustand wirkte sehr störend auf Erziehung 
und Unterricht ein, worüber einige Bemerkungen gemacht sind. — 
Günzburg. Von der latein. Schule wurde Studienlehrer Goldner Gysv 
nasialprof. in Frei sing und Schaflitzl trat an seine Stelle, ohne Examen 
bestanden ut haben, was in der Regel nicht stattfinden. saV^Xa. —* 



110 Muri- and Unirersitätsnaehrichteii, " 

Hammelburg. Die latein. Schale erlitt keine Veränderung. — Hass- 
fürt. Die latein. Schale besteht aas 2 Classen anter einem geistlichen 
Lehrer Gass. Sie bestand bis 1827 , wurde dann einstweilen suspendirt 
und auf Antrag des Stadtmagistrats von der Regierang im März 1848 
wieder erneuert. Sie wird sich allmählig erweitern. 

[Fortsetzung folgt.] 

Fulda. Auf eine würdige Weise fuhrt sich die neuerrichtete und 
den 20. Juni d. J. eröffnete israelitische Lehr- und Erziehungs-Pensions- 
anstalt Sulamith in den Kreis der übrigen höheren Erziehungsanstalten 
Deutschlands ein durch folgende wissenschaftliche Abhandlung: Wie der 
Begriff des Wortes „werden" in den romanischen und germanischen Spra- 
chen ausgedrückt wird. Eine etymologisch-vergleichende Abhandlung von 
Leo Silber stein, Oberlehrer. [Würzburg. Druck von Fr. Ernst Thein. 
1850. 30 SS. gr. 4.], welcher der Director der Anstalt Dr. Müller eine 
kurze Ansprache und der Verf. selbst eine entsprechende Einleitung vor- 
ausgesandt hat (S. 2 — 6). Die Abhandlung selbst schliesst sich eng an 
die gründlichen sprachhistorischen Abhandlungen an, welche der gelehrte 
Verfasser in den Supplementbanden zu diesen Jahrbb. bekannt gemacht 
hat ; und es scheint hier um so weniger nothwendig zu sein , auf das Ma- 
terielle der Abhandlung selbst einzugehen, da auf den Wunsch ihres Verf. 
dieselbe in dem nächsten Hefte unseres Archivs mit einigen Berichtigun- 
gen abgedruckt werden wird. Der Anstalt selbst wünschen wir das be- 
lle Gedeihen. [Ä. K.] 

Hirschberg in Schlesien. Von dem dasigen Gymnasium ist 
Ostern 1849 kein Programm ausgegeben worden. Der durch einen Schlag- 
anfall am 23. April 1847 gelähmte Director Dr. EAnge wurde Ostern 1848 
pensionirt [geb. 13. Juni 1782 zu Meissen, 1810 Lehrer am Magdalenen- 
gymnasium zu Breslau, 1819 Director in Ratibor, 1827 in gleicher Ei- 
genschaft in Hirschberg, gest. am 5. August 1849] und gleichzeitig trat 
auch der Conr. Dr. Lucas wegen zunehmender Gesichtsschwache mit 
Pension aus dem Lehrercollegium. Da die Pensionen auf die Schulcasse 
übernommen werden mossten, so blieb nur für einen Hülfslehrer eine 
nothdürftige Besoldung und als solcher wurde der Schulamtscandidat Dr. 
W, Freund (der bekannte Lexicograph) angestellt. Im Jahre 1848 — 49 
leistete der Schulamtscandidat Hanke und der sein Probejahr abhaltende 
Candidat Weyrauch Aushülfe, beide schieden aber Ostern 1849, indem 
Ersterer an dem Gymnasium zu Liegnitz , Letzterer an dem zu Scbweid- 
nitz angestellt wurden. Das Lehrercollegium bestand demnach während 
des verflossenen Jahres aus dem Rectoratsverweser Pror. Ender , dem 
Prof. Dr. Schubarth, dem Oberlehrer Dr. Petermann, den ordentlichen 
Lehrern Krüger mann, Dr. Exner, Dr. Mossler und dem Hülfslehrer Dr. 
Freund, zu denen noch die evangel. Pastoren Hesse und Trente, der ka- 
tholische Stadtpfarrer Tschuppicky der Cantor Hoppe und der Maler 
Troll als ausserordentliche Lehrer hinzukamen. Die Schülerzahl war 
115 (12 in I., 12 in II., 22 in III., 28 in IV., 41 in V.). Abiturienten 
Ostern 1849 5, Ostern 1850 4. Den Ostern 1850 veröffentlichten Sehnt- 



Bef örd er un gen and finrenbeieigmge«. 111 

nachrichteo ist vorausgestellt ein Fragment über die Reformation vom 
Prof. Dr. K. E. Schubarth, Fortsetzung (14 SS. 4.). Ref. freut sieb, da 
ihm der erste Theil nicht zu Gesiebt gekommen, um so aufrichtiger, mit 
dieser trefflichen Arbeit bekannt geworden zu sein , welche nnsers La- 
ther's Werk in seiner ganzen Grosse und Bedeutung in das hellste Licht 
stellt, indem sie mit philosophischer Schärfe nachweist , wie es nur auf 
dem von dem Reformator eingeschlagenen Wege ein wahrhaftes Segens- 
werk für Deutschland und die Menschheit werden konnte und wie es 
durch und durch von der tiefsten und erhabensten Auffassung des Chri- ' 
stenthums getragen ward. Mit überzeugender Kraft wird so mancher 
ungerechte Tadel gegen Luther abgewiesen und mit Klarheit dargelegt, 
wie unser Zeitalter nur durch das treue Festhalten und die gewissenhafte 
Bewahrung des durch ihn der Welt Geschenkten wahrhaft glucklich sein 
könne , während es allerdings scheine — ein 1847 geschriebenes , durch 
die Zeit bestätigtes prophetisches Wort — , als werde die deutsche Na- 
tion durch die sich immer mehr verallgemeinende Bildung und durch das 
Hineinziehen in das politische Getriebe immer mehr von dem , was allein 
wahrhaft frei macht, abgelenkt. [D.] 

Reckijnghausen. In dem Lehrercollegium des Gymnasiums ist 
seit dem letzten in diesen Jahrbb. (Bd. XLVJi. S. 226) gegebenen Be- 
richte nur die Veränderung eingetreten, dass bis Michaelis 1849 ein und 
ein halbes Jahr laug eine ausserordentliche Hulfslehrerstelle durch Herrn 
Fahle besetzt war. Die Schülerzahl war im letztverflossenen Schuljahre 
160 (Ia. u. b. 42, IIa. 34, IIb. 22, III a. u. b. 24, IV. 16, V. 13, VI. 9). 
Ostern 1849 wurden 4, Michaelis dess. Jahres 19 Abiturienten als reif 
zur Universität entlassen. Die zum Programme gehörige wissenschaft- 
liche Abhandlung ist durch den auf den Wunsch des Hrn. Verf. in unserem 
8upplementband XVI, S. 1 — 33 erfolgten vollständigen Abdruck allen 
unseren Lesern zugänglich geworden. [/}.] 

Tho&n. An dem dasigen königlichen Gymnasium arbeiteten Mi- 
chaelis 1849 folgende Lehrer: Der Director Dr. Lauber, die Professoren 
Dr. Paul und Dr. Jansen, die Gymnasiallehrer Dr. Hirsch, Dr. Prowe, 
Dr. Brohm , Dr. Reuseh und Müller , als evangelischer Religionslehrer der 
Prediger Dr. Güte, als katholischer der Pfarrer Tsehiedel , der Zeichnen- 
lehrer Maler Folcker und der Turnlehrer Oltmann. Die Schulerzahl be- 
trug Ostern 1849 232 und zwar in I. 15, in II. 20, in III. 50, in IV. 66, 
in V. 64, in VI. 17. Abiturienten waren Michaelis 1848 4, Michaelis 
1849 5. Den Schulnachrichten beigegeben ist: Das Wirken und Wesen 
der Naturkräfte in übersichtlicher und zusammenhängender Darstellung. 
Von dem Dir. Dr. L M. Lauber (30 SS. 4.), ein Leitfaden für den Unter- 
richt in der Physik, der sich durch Planmassigkeit, Deutlichkeit und 
Kurze auf das Vorth eilhafteste empfiehlt. Wenn die Naturlehre auf den 
Gymnasien nicht blos ein äusseres interessantes Wissen gewähren, nicht 
allein ihrerseits die formelle Bildung des Geistes fördern , sondern auch 
auf das Innere, auf die Ansichten des Geistes durch ihren Inhalt einwir- , 
ken soll , so verdient gerade die Festhaltung dieses so oft gänzlich aus 
den Augen gelassenen Gesichtspunktes bei dem Hrn. Verf. rubm«&fa k&- 



112 Schal- und Univcrsitatsnachrichten u. i. w. 

erkennung und Ref. kann sieh nicht versagen , den Rückblick , den der- 
selbe am Schlosse auf die durchlaufenen Lehren tbut, vollständig mitzu- 
theilen. „Durch die Hinweisung auf eine Kraft als letzte Ursache einer 
Erscheinung legen wir zwar das Bekenntniss der Grenze unseres gewis- 
sen Wissens ab; nichts desto weniger aber ist das Dasein solcher mit dem 
Namen Kräfte bezeichneten geistigen Lebensthätigkeiten der Natur ge- 
wiss, weil die Wirkungen, von denen auf jene nach notwendigen Denk- 
gesetzen geschlossen wird , es sind. Die dynamische Naturauffassung, 
in ihren tiefsten Voraussetzungen bewahrheitet, erhebt sich sonach zu 
dem den nicht versöhnenden Dualismus „Materie und Geist" aufhebenden 
Gedanken: „in der Natur ist überall Leben, weil überall Thätigkeit, 
u. Alles, was ist, ist es durch Thätigkeit" — Natur hat weder Kern 
noch Schale. Alles ist sie mit einem Male. — Allerdings können 
wir uns davon nicht losmachen , Kraft von Materie zu trennen und diese 
als den objectiven Träger jener zu betrachten, aber dieses liegt in der 
Beschränktheit unseres geistigen Vermögens, das, überall an sinnliche 
Concretion gewiesen, es nicht vermag, das geistige Princip eines Daseins 
an und für sich oder als Substrat ausser dem Stofflichen zu erfassen — - 
wie es ja eben so wenig der sinnliche Mensch zur Anschauung des Höch- 
sten und Unendlichen blos mittelst der Thätigkeit der Vernunft sich voll- 
kommen zu erheben im Stande ist, weil die Vernunft, das Ideal des gei- 
stigen Vermögens, von dem Selbstbewusstsein des denkenden und fühlen- 
den Individuums stets begleitet wird , in ihm lebt und webt und daher in 
ihrem eigentümlichen Urwesen gebunden, in ihrer Thätigkeit unfrei ist. 
Das Verständniss unserer mit dem Namen der dynamischen bezeichneten 
Vorstellungsweise des Naturlebens ist daher weder der gemeinen An- 
schauung , noch dem sich selbst vergöttlichenden Verstandesmaterialismus 
zugänglich , sondern* verlangt einen in die Anschauung eines ewigen und 
unbedingten Daseins sich hineingelebten Geist, dem es sich dann von 
selbst erschliessen wird , dass das Naturleben , wie das der Menschheit, 
und die ganze Weltordnung der verwirklichte und fort sich verwirkli- 
chende Gedanke aus dem selbstbewussten Willen eines persönlichen Got- 
tes ist." [D.] 



Neue 

JAHRBÜCHER 

für 

Philologie und Pädagogik, 

oder 

Kritische Bibliothek 

für das 

Schul- and UntenlcMswesen. 



In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten 

begründet von 

M. Job. Christ. Jahn. 

Gegenwärtig herausgegeben 
von 

Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig 

und 

Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma. 




ZWANZIGSTER JAHRGAK«. 

Sechzigster Band. Zweites Heft. 



Leipzig, 1850. 

Druck und Verlag von B. G. Teubner. 



Kritische Beurtheilungen. 



LucAans Timon, Anacharsis, Piscator, Icaromenippus für den 
Gebrauch einer Secunda erklärt von Dr. G. F. Eysell and Dr. C 
Weismann» Cassel , Druck and Verlag von Theodor Fischer. 1848. 
Erstes Heft: Einleitungen und Text 106 S. Zweites Heft: An- 
merkungen and Register VI and 89 S. iu gr. 8. 

Das vorstehende Buch Ist in einer Zeit erschienen, wo die 
Aufmerksamkeit auf ganz andere Dinge als auf Schulausgaben ge- 
richtet war. Aber es war nicht f ü r jene Zeit geschrieben ; daher 
wird eine Anzeige desselben noch jetzt an der Zeit sein. 

Die Ausgabe scbliesst sich als höhere Fortsetzung an die 
„Ausgewählten Dialoge Lucian's" an , welche die beiden Verfas- 
ser für die Tertia bearbeitet haben und von denen , so viel mir 
bekannt , bereits eine zweite Auflage erschienen ist. Sie sind in 
der gegenwärtigen Bearbeitung den Grundsätzen gefolgt , welche 
Hr. Weismann in dem Programm : Veber Abfassung von Schul- 
ausgaben, Rinteln 1841 , genauer entwickelt hat. Diese Grand- 
sätze haben sie im Ganzen durchgeführt, und hier namentlich vom 
Bedürfniss der Secunda ein klares, durch die Praxis gewonnenes 
Bewusstsein gehabt. Die Auswahl ist beifallswerth , da sie die- 
jenigen Dialoge umfasst, welche vorzugsweise zur Leetüre für 
Secundaner geeignet sind. Auch der Icaromenippus, den man ge- 
wöhnlich unbeachtet Jässt, ist hier zweckmässig hinzugekommen. 
Der Text ist grösstentheils nach der Ausgabe von Jacobitz ab- 
gedruckt, und nur an einigen Stellen hat Dindorfs Recognition 
einen Einfluss geübt. Einige anstössige Stellen sind entfernt wor- 
den , doch ohne dass der Zusammenhang in auffälliger Weise ge- 
stört wird. 

Die Einleitungen, die den einzelnen Dialogen vorangehen, 
sind zweckmässig abgefasst und haben das Wesentliche gut her 
vorgehoben; nur scheint mir beim Timon und ¥\«&&\ftt %V«u\^ 



116 Griechische Litteratur. 

viel vom Inhalte eingeflochten, was besser übergangen wird, um 
nicht im Voraus das Interesse für die eigentliche Leetüre zu 
schwächen. Bios Charakteristik des Ganzen mit bündiger Angabe 
der Hauptidee war ausreichend. Die eigentlichen Noten, welche 
das zweite Heft umfassen, sind, wie gesagt, der bestimmten Stufe 
der Secunda im Allgemeinen angemessen, wenigstens ist nicht 
leicht über diese Classe hinausgegangen. In grammatischen Din- 
gen sind bisweilen die Lehrbücher von Kühner, Buttmann und 
Rost citirt, bei allen übrigen Sachen sind Citate auf andere Schrif- 
ten, was Billigung verdient, vermieden worden. 

In äusserlicher Beziehung aber wird ein besonderes Gewicht 
daraufgelegt, dass die Noten vom Texte getrennt sind und be- 
sonders gebunden werden können. Und Hr. Weismann, von wel- 
chem die Vorrede herrührt, sagt S. V ausdrücklich, dass er durch 
meine Gründe gegen solche Trennung (in diesen NJahrbb. Bd. 41. 
S. 133) nicht bewogen worden sei, seine „Ueberzeugung zu än- 
dern." Ich gestehe offen, dass mir die ganze Frage , ob man An- 
merkungen unter oder hinter den Text setzen solle, keine we- 
sentliche scheint, sondern sehr gleichgültig ist. Denn die von 
Hrn. W. gemachte Bemerkung: „Stehen die Noten unter dem 
Texte, so wird gar leicht geschehen, dass der minder eifrige 
Schüler es unterlässt, die gegebene Erläuterung sich zu Hause 
sicher einzuprägen, weil er darauf rechnet, im Nothfall sie 
aus seinem Buche ablesen zu können", erledigt sich dadurch, 
dass ein „minder eifriger Schüler" eben so bequem sein Noten - 
heft mit in die Schule bringen und „im Nothfall" hinter dem 
Rücken eines Mitschülers die betreffende Bemerkung ablesen kann. 
Es glaube nur Niemand, durch blos äusserliche todte Mittel, 
wie die Trennung der Noten vom Texte ist, den Fl eis 8 einer le-. 
bendigen Classe beherrschen zu können. Hier hangt Alles davon 
ab , in welchem Respecte ein Lehrer vermöge seiner Persönlich- 
keit, die er einmal nicht ändern kann, bei den Schülern steht; 
mein Ideal in der Disciplin (nicht in der Lehre) der Gymnasien ist 
das Bild eines Ilgen in der Pforte : Andere mögen nach ihrer Indi- 
vidualität immerhin ein anderes Urtheil fallen. Die vorliegende 
Frage scheint mir daher sehr gleichgültig zu sein. 

Noch ist zu bemerken, dass die Herausgeber alle Hülfsmittel 
sorgfaltig, aber selbstthätig in ihrem pädagogischen Interesse be- 
nutzt haben. Namen haben sie nirgends genannt, auch wo sie von 
einem Vorgänger eine Note wörtlich entlehnt haben, weil, wie 
Hr. Weismann S. VI sehr richtig bemerkt, „diess zwar für eine 
gelehrte Ausgabe durchaus noth wendig, für ein Schulbuch aber, 
wo es auf Autoritäten und auf Feststellung der Priorität nicht an- 
kommt, mindestens höchst überflüssig" sei. 

Somit wäre diese Bearbeitung im Allgemeinen charakterisirt, 
und aus dieser Charakteristik zugleich ersichtlich, dass das Buch 
für Secunda empfehlungswerth sei. Es bleibt nur noch übrig, 



Eysell d. Weismann : Lucian's Timon , Anecharsi« n. s. w. 117 

Einiges von dem zu erwähnen, was in Rücksicht auf die durchge- 
führten Grundsätze bei einer neuen Auflage der Aenderung oder 
der Verbesserung im Einzelnen bedürfen möchte. Die Kritik will 
ich weglassen, weil sie nicht zum Wesen der Sache gehört, son- 
dern in pädagogischer Rücksicht eine untergeordnete Stellung be- 
hauptet, wiewohl ich den Verfassern an mehreren Stellen nicht 
beistimmen kann. Ich beschränke mich indess für jetzt auf die 
rein pädagogische Anforderung. 

Die erste Erinnerung betrifft die Unzweckmässigkeit , das« 
mehrmals Erklärungen mit den griechischen Worten toii Scholia- 
sten angeführt werden , wo eine kurze deutsche Erklärung zweck- 
dienlicher gewesen wäre. So S. 1. 11. 51. 65. 74 etc. Denn 
diese Scholiasten-Gräcität kann nur dazu dienen, den Schüler im 
Verständniss des Schriftstellers aufzuhalten: ein reeller Mutzen 
davon ist nicht abzusehen. 

Zweitens ist hier und da über sprachliche oder sachliche Ver- 
hältnisse die Bemerkung zu weitläuftig ausgefallen , wo eine kür- 
zere Ausdrucksform das Nothwendige präcis und entsprechend er- 
läutert hätte. Hierher gehören unter Andern die Noten zu Ti- 
mon §. 8 über iv ta pegei. §. 22 frei tpsgcov. §. 25 azs. §. 54 
über die Optative dylxoixo und oge&uv. Zum Piscator §. 36 über 
VTto xolnov. Zu Icaromenippus §. 33 zu tsQoprjvia — lxt%u- 
qLclv u. a. Alle diese Noten hätten sich kürzer und erfolgreicher 
abfassen lassen. 

Dagegen sind wiederum Stellen zu finden , wo man nach Ana- 
logie vieler anderen Dinge, die erklärt werden, wohl eine Bemer- 
kung erwarten konnte, weil der Secundaner er fahr ungs mas- 
sig aostösst: ein Punkt, aufweichen Hr. W. in seiner Abhand- 
lung mit Recht ein entscheidendes Gewicht legt. Stellen dieser 
Art sind z. B. Timon §. 7 xL ua&civ. §. 14 e%6v. §.15 das be- 
kannte ev dvQctig xal öxoxa tpvkdxxovxag. §. 35 <J xdv. Im 
Piscator §. 10 te&vrj&tcu. §. 13 dtjXcoösi ijxig Itizl. §. 15 äv 
doxy. §. 38 6 öeiva. §. 42 hfiov. Im Icaromenippus §. 2. itai- 
dixd. §. 7 dio^vv^ivovg. §. 9 TtccQrjßqxozag. §. 13 v\v d' lyd. 
§. 22 TQLzccZog. §. 34 xdv KsQapeixov. An solchen Stellen wäre 
eine kurze Note für Schüler nothwendig gewesen, zumal da an 
mehreren Orten erklärt wird , was für Secunda entbehrlich ist. 

Indess widersprechen sich hier die Erfahrungen, wesshalb 
man in derartigen Dingen keine vollkommene Uebereinstimmung 
erreichen kann. Im Allgemeinen — das muss man hinzufügen — 
haben die Verfasser das Nothwendige passend hervorgehoben. Im 
Einzelnen kommen freilich, was von jeder Ausgabe gilt, Erklä- 
rungen vor, die ein Anderer entweder nicht richtig oder nicht zu- 
länglich findet. Ich will im Interesse der Sache einige dieser 
Punkte berühren. 

Zu Anfang des Timon wird bemerkt: „Der Mangel an 
Ordnung in der Aufeinanderfolge der Epitheta v^^v.Vx 



118 Griechische Litteratur. 

die Aufregung, In der sich Timon befindet." Das hat der Schrift- 
steller schwerlich beabsichtigt. Denn welches sollte denn hier 
die „Ordnung in der Aufeinanderfolge" sein? Da würde jeder 
eine andere veranstalten, weil Verschiedenes gedacht werden 
könnte. Mit demselben Rechte könnte man vielen ruhigen 
Dichterstellen , wo nach Sitte der Alten Epitheta gehäuft sind, 
einen „Mangel an Ordnung " vorwerfen. Die ganze Note ist zu 
tilgen und dafür etwa zu sagen , dass die meisten Epitheta dieser 
Stelle mit Beziehung auf die Treulosigkeit gewählt seien, über 
welche sich Timon beklagte. — In §. 3 soll ot ösiöpol da xo07tir- 
vrjdov sein „comparatio compendiaria, wobei in dem zweiten Gliede 
der Vergleichung das tertium comparationis ausgelassen ist. u Das 
ist nicht der Fall, sondern es liegt in ko0xlvt]Öov , die Erdbe- 
ben waren siebartig, d. h. doch wie wenn ein Sieb ge- 
rütteltwird. Sodann wird auch hier bemerkt, dass Lucian die 
Worte vsxoi ts Qaydalot xal ßiccloi »xk. „ans einem andern Schrift- 
steller wörtlich entlehnt und auch die hier in den Zusammen- 
hang gar nicht passende Partikel te mit herüber genom- 
men" habe. Das Jagst sich schwerlich begründen. Es scheint 
blos dichterische Färbung zu sein , wie sie Lucian auch anderwärts 
hat; daher ist auch das xe nach dichterischer Wortstellung mit 
dem folgenden xal zu verbinden. Die Bemerkung über jivKOQSvg 
ist nicht ganz richtig. Die Herren Heransgeber mögen die clas- 
sischen Stellen in Forbiger's alter Geographie oder in den „Be- 
richte der Leipziger Gesellsch. der Wissenschaften" Bd. 1. S. 418 
vergleichen. — Ungenügend ist die Note §. 4 zu 6 yevvalog, dass 
bei einer Anrede „sehr häufig ein Nominativ mit dem Artikel als 
Apposition hinzugefügt" werde, nebst dem Zusätze: „der Vocativ 
ist indess auch im Griechischen zulässig", wo doch der formelle 
Unterschied beider Sprechweisen kurz hinzuzufügen war, ein Un- 
terschied, den bekanntlich G. Hermann in der praefat. zu Eur. 
Androm. erläutert hat. Statt zu Anfange zu erklären : „sl fiij tig 
aper, sc. noiel xovxo" war einfacher zu setzen: %vu rj özzcpavoi. 
— In §. 9 wird mit Lehmann erklärt: „iitifaXrfipsvoi ist als hy- 
pothetischer Vordersatz zu Ttoiqtioptv aufzufassen." Aber dann 
durfte die Partikel Sv nicht fehlen. So aber ist es einfach: in- 
dem wir vergessen haben. Die richtige Deutung der Stelle 
haben bereits Jacobitz (in der Specialausgabe 1831) u. Schöne 
gegeben. — §. 10 erklären die Heransgeber: ^%axtay\xkvai — xal 
dne0xo(iG>(iivav slöl. Man erwartet wegen des folgenden oitote 
etc. den Aorist. Der Ausdruck ist prägnant : sie sind zerbrochen, 
und zwar ist diess damals geschehen, als u. 8. w. u 
Dann müsste allerdings der Aorist stehen ; aber Lucian lässt den 
Zeus hier sagen: sie sind zerbrochen und stumpf geworden, als 
u.a. w., und zwar sind sie bis jetzt zerbrochen und 
stumpfgeblieben, so dass also die Folgen bis auf die Gegen- 
wart des Sprechenden fortdauern. Das ist die bekannte Bedeu- 



Eysell u. Weismann: Lncian'« Timon, Anacharfth o. 8. w. 119 

tung des Perfect, die hier sehr passend angewandt wird. — §. IS. 
Die Erklärung von ngog ro £&og ist nicht deutlich genug, und da» 
beigefügte „durch" kann leicht missverstanden werden. Es reichte 
hin, einfach zu sagen: zufolge der Gewohnheit des Geld- 
zäh lens. — Die Ellipse zu §. 14 „ipnctQOivrföBi , so. öoi, tS 
IlXovxcp* ist entbehrlich und schwerlich das Rechte. Entweder 
erkläre man das Verbum: in W eine schwelgen, sich güt- 
lich thun; oder wenn man eine Person hinzuzusetzen für nöthig 
findet, so würden die avxoZg q>8idoptvoig nxk. oder der xcexodal- 
fiovt ösöitoTj] dem Gedanken viel naher liegen. — §. 18 soll in 
äöitBQ ix xoepivov xsxQvxrjfiBvov die Vergleichung in dieser 
Kürze ungenau sein, da i^avxkslv zu dem xotpivog TSTQvnrjp&- 
vog nicht passe; daher müsse man ungefähr vervollständigen: 

„G)01ttQ ix XOtplvOV XBTQVIZfHl&VOV XO llllQQB'oV , KQLV Skcüg slö- 

Qvrjvcu, hxQH." Aber da würde ja der Gedanke aus seiner per- 
sönlichen Beziehung gerückt. Die Vergleichung ist nicht un- 
genau [oder, wie Geist sagt, unpassend und selbst widerspre- 
chend] , sondern es ist mit acht griechischer Lebendigkeit gleich 
das Wesentliche des komisch gehaltenen Gedankens kurz hin- 
gestellt; daher ist so wenig Anstoss zu nehmen, als wenn man im 
Deutschen sagt: Wird denn dieser Mensch jemals auf- 
hören, mich wie aus einem durchlöcherten Korbe, 
bevorich ganz hineingelaufen bin, absichtlich aus- 
zuschöpfen? Das vermeintliche tö tniQQeov ixQBi ist um so 
weniger nöthig, weil unmittelbar das q>9doou ßovköfihvog xrjv 
iniggorfv folgt. Auch die zum folgenden ovuog gegebene Er- 
gänzung ist entbehrlich und würde, hinzugefügt, den Gedanken 
sehr schleppend machen. — Die Deutung zu §. 27 „dnokXvvtat, 
nämlich vor Verzweiflung" ist nach dem Tone der Stelle zu stark ; 
darum milder: aus Schmerz, dass sie mich nicht erlan- 
gen. — Die Note zu §.29 lautet: ,,itccQ8%6iAtvog...dQa7tsTevsig) 
anakoluthischer (Jebergang ins Verbum fiuitum." Genauer 
war so zu sprechen: Lucian hat den zweiten Gedanken Sötcsq . . . 
dgantxevstg mit dem ersten dg de keiog elin concinne Sprach form 
gebracht, als wenn statt dkka ein xal gesetzt wäre. — Statt §. 38 
bei xarrjyoQrjd hta ein „allgemeines Subject man zu ergänze n", 
wäre richtiger das Particip aufzulösen durch als einer der, da 
es sich auf das bei ünslv zu denkende pi bezieht. Das xyg akkrjg 
TQVtpfjg Hess sich einfacher erklären : die übrige oder sonstige 
Pracht, von der er gleich weiter spricht, ausser der vorher er- 
wähnten. — §. 39 ist gesagt: „olog, i. e. cog tfafqp^ov." Aber 
das liegt nicht speciell darin, sondern olog ijdti ysye'vrjvcu ist 
allgemein gesagt in dem Sinne: wie er sich umgeändert, 
d. h. gebessert hat. Dann steht „bitoxav cum Conjunctiv." 
statt Optativ. — §. 48 wird zu xovg in) xijg xgani^ijg ovtag mit 
allen übrigen Erklärern supplirt: q>ikovg ovxocg. Mit Unrecht. 
Denn dadurch würde das Wortspiel vernichtet, das tuet u\**kw*.v^ 



120 'Griechische Litteratar. 

und xogaxsg beabsichtigt ist. Man darf daher tovg nur auf das 
unmittelbar vorhergehende xokaxag (ovtag) beziehen. 

Zum Anacharsis §. 2 ist nach der auch hier gegebenen 
Deutung: „vuoßcckkopiBvoi, von unten herauf, d. h. mit den 
Füssen werfen." Es kann auch so gedacht werden, dass sie 
sich bückten oder unter den Füssen haben (vergl. §. 28). 
und dafür Hessen sich , so viel ich mich erinnere, zwei Abbildun- 
gen in einem Werke von Gerhard anführen, das mir indess jetzt 
nicht zur Hand ist. — §.6 hätte die Construction nötefiov itoXh- 
phlv nicht in dieser Nacktheit ohne nähere Fixirung erwähnt sein 
sollen. Diess gilt auch von der Note zum Piscator §. 37 „nd%r]v 
fia%£0tfru." — Die §. 9 zur Erklärung von rj öiozi gewählte Be- 
zeichnung „in elliptischer Weise" [wie bei Sey f fert] ist ein ver- 
fehlter Ausdruck. Denn es ist keine Ellipse , da die Form für den 
hier stattfindenden Gedanken vollständig ist. — §. 13 wird itQog 
iißgiv unter Vergleichung von Parallelen als Adverbium erklärt. 
Das ist hier nicht nöthig. Denn itQÖg vßgiv äitaystöctt, ist ein- 
fach: zur Misshandlung oder zur Schmach weggeführt 
werden. — §.15 „olot/, es quo genere." ist zu gesucht. Warum 
nicht einfach : nämlich oder wie z. B. — §«16 wird zu den 
Worten roV yccg riiköv ftot dcpskslv o'Uo&ev höo&v als Erläute- 
rung gesagt: „ol'xo&sv. Zum Verständniss denke hinzu : aatovri." 
Aber das ist rein deutsch gedacht und heisst daher nichts anderes 
als dem Schüler das Verständniss des Griechischen erschweren. 
Man muss solche äusserliche Ergänzungen ganz vermeiden. 
Das hier stehende oXko&bv [worüber Schöne und Sey ff er t mit 
Unrecht schweigen] kann nur aus dem Wesen des gewöhnli- 
chen Dialogs erklärt und mit evdodsv und Sxtoö&sv in §. 20 ver- 
glichen werden. Hierzu hat Pauly zu dieser Steile schon theil- 
weise den Weg gezeigt. — Zu der Kürze in §. 20: ^&ysu\ edu- 
care" kann man für diese Stelle beifügen: unser leiten, und 
TQS<peiv erziehen. Für den „auffallenden Wechsel des Nume- 
rus" in ylyvoivxo und fiBxaxoöfiolxo konnte an Hom. II. ß\ 135 
erinnert werden, da Homerische Gräcität auf Lucian nicht selten 
bestimmenden Einfluss übt. — §. 21 in Ol öi xal dxovovxsg ccql- 
öxsiag uväg xal HQa£ug doidlfiovg oQtyovxcu xaxd (iixqov xal 
XQog pt{ir}6iv littydgovzai, soll das erste xal „auf OQiyovzai zu 
beziehen" sein, um auszudrücken, dass „zu dem Qatyadeiv auch 
wirklich der beabsichtigte Erfolg" hinzutrete. Aber dem wi- 
derstreitet erstens die Wortstellung und zweitens der Gedanke, 
der nicht gestattet die Begriffe ogiyovxai und Intyügovxai. in die 
scharfe Distinction von 8 o w o h 1 — als auch zu briugen. Wie 
die Worte dastehen, kann man xal nur auf dxovovxsg beziehen, 
vor dem es unmittelbar gesetzt ist: schon oder selbst beim 
Anhören u. s. w., so dass etwa ein Gegensatz mit dem Lesen 
(Ijrdsgaödcu) vorschwebt. — §. 23 haben die Herausgeber geirrt, 
wenn sie ovo* avta . . . d%güa jjiGpaza xal avkrtfiaza erklärea 



Eysell u. Weismann: LuclarT« Timon, Anachar*is n. s. w. 121 

als „ungenaue Apposition zu avkovvtag" ktA. Diese Worte 
sind vielmehr ein selbstständiger Zasatz , welcher nicht durch 
Komma [wie hier nach dem Vorgänge von Schöne und Seyf- 
f ert interpungirt ist], sondern mit Jacobi tz und Dind orf durch 
stärkere Interpunction vom Vorigen zu trennen war. Denn der 
Sinn ist: aber auch dieses sind nicht unnütze Gesänge 
und Flötenspiele, so dass also gar nicht anders gesprochen 
werden konnte. Dabei ist ausserdem zu bemerken, dass Lucian 
mehrmals zu Anfang der Sätze ovo 9 avtet gebraucht, wo der stär- 
kere Ausdruck ovds xavza verlangte. — Auffällig ist die Note in 
§. 24 „fyneiQot, . . . xa&iötavtai , st nove xrL Brevil oqtienz. 
Sie werden ipntiQoi (und können sich als solche zeigen), wenn 
einmal etc." Denn %a%i6tavrai heisst doch nicht werden, um 
eiue solche Ergänzung äusserlich hinzufügen zu müssen, sondern 
die Stelle bedeutet ohne alle ,,Breviloquenz" ganz wörtlich; sie 
stehen als Erfahrene (gewandte Leute) da, wenn ein- 
mal u. 8. w. — In §. 27 wird, wie bei den Vorgängern, gesagt: 
,,er ßgcc%u ist räumlich zu verstehen." Aber diess ist bedenk- 
lich in Hinsicht des Sprachgebrauchs, der zu erweisen wäre. Da 
iudess hier, wie es scheint, der diavkog gemeint ist, so dürfte die 
zeitliche Bedeutung nicht unpassend sein, weil es ja beim 
dlavkog darauf ankam, den Raum hin und zurück in kurzer 
Zeit zu durchlaufen. — Die §. 29 bei Iv dcpvKxcp %%t<5%ai in An« 
Wendung gebrachte Theorie von der absoluten und relativen 
Verneinung des d privativi ist blos dentsche Denkweise, welche 
keine Begründung im Geiste des Hellenen hat. Man darf nicht 
in den Begriff des Wortes legen, was erst durch den Zusam- 
menhang des ganzen Gedankens gewonnen wird. — Statt zu An- 
fange von §. 36 bei xavxl ydg ov ndvv övvlrj^i eine etwas ge- 
suchte Erklärung von yuQ zu geben [ähnlich Schöne und Seyf- 
fert], hätte ich lieber, zumal in einem Schulbuche, mit Di n- 
dorf das einfachere tavtl (isv aufgenommen. Nicht beifalls- 
werth, wenigstens nicht nöthig, ist §. 40 die Ergänzung: „enl rov- 
rotg, xolg Blgypsvoig" [die auch Schöne und Seyffert haben], 
da das inl tovioig bekanntlich schon an und für sich bedeutet: 
unter diesen Bedingungen, unter diesen Verabre- 
dungen. Es wäre zu wünschen , dass man mit diesem unnöthi- 
gen Suppliren, Ergänzen, Hinzudenke u, scilicet und 
dergleichen in Schulbüchern einmal aufhörte. 

ImPiscator kann nicht gebilligt werden, was man §. 3 zum 
Verse des Euripides: ov Suva na6%uv dewd tovg Blgyaöfikvovg 
liest, dass man nämlich ndöx&w dsivd verbinden solle und dass 
„zu tlgyaöfievovg das dewd noch einmal zuzudenken 11 sei* 
Es ist nichts „zuzudenken", sondern man hat , was schon die von 
den Herausgebern übersehene Cäsur bezeugt, das näöytiv hier 
für sich zu nehmen in euphemistischem Sinne statt sterben 
uud dewd tovg elQyaöphovg hier eben so mit etauodAt tä ^*x- 



122 Griechische Literatur. 

binden , als §. 4 %Xgya6ai ijfi&g xd Suva gesagt ist. Statt der 
Bemerkung §. 4 über die Wortstellung in xovg xcdovg ixsivovg 
6ov koyovg hatte eine blosse Verweisung auf die Grammatik aus- 
gereicht. Zu den Worten Ttagcutrjtidpsvoi ngog oklyov xov *ÄC- 
dtovea wird als Erklärung hinzugefugt : „commeatu brevi a Plu- 
tone impetrato" und ebenso §. 14 zu \xlav yfiigav rccvzrjv nagai- 
xrjöapsvoi,. So übersetzt auch die lateinische Uebersetzung bei 
Dindorf und Jacobitz (im Index der Specialausgabe von 1834). Ich 
sehe aber nicht ein , aus welchem Worte der Begriff commeatus 
entlehnt werden solle , meine daher , dass man die Worte gleich 
auf den ersten Blick nicht anders verstehen könne als: nach- 
dem wir es uns auf kurze Zeit vom Pluto erbeten 
hatten, nämlich das dvsg%sö&ai, was in dem unmittelbar vor- 
hergehenden dvskrjkv&apsv inl 6k liegt. In der andern Stelle 
ist statt des allgemeinen ngog oklyov noch bestimmter piav ijpi- 
gav gesagt. Für diese Deutung spricht offenbar auch die Stelle 
im Charon §. 1 alxtj6a(i8vog ovv itagd xov "Aidov . . . piav 
fjpigav dvskrjlv&cc ig xo q>äg. — In § .5 wollen die Verff. das 
eööo des homerischen Verses kdlvov sööo %itc5va xaxcov £ve%\ 
o06a Hogyag „als Imperativ fassen", was auf irrthiimlichem 
Scheine beruht. Es ist wie in der Ilias nur Plusquamperfect. — 
Zu §. 18, wo blos Aristoteles gesprochen hat, aber die Philosophie 
ihre Antwort zugleich auch an Plato und Chrysippus richtet, wird 
bemerkt, es halten „diese wohl durch Zeichen irgendwie ausge- 
druckt, dass sie dem, was Aristoteles sagte, beistimmten." Ein- 
facher wird wohl die Annahme sein, dass die Philosophie hier 
allgemein oder collectiv spreche, daher auch diejenigen mit 
anrede, welche neben dem Aristoteles stehend zu denken 
sind, ohne dass man erst zu Pantomimen seine Zuflucht nimmt. 
Auch findet diese collective Rede der Philosophie eine 
Stutze in den Worten der Wahrheit, welche kurz vorher mit 
entöds ndvxsg beginnt. — Die Erläuterung des Relativsatzes in 
§. 27 og . . . u7irjyL%6lri<ssv kann einfacher so geschehen , dass man 
anmerkt, dieses og stehe im Sinne von ovvog ydg. Dann hat 
man keine Umwandlung nöthig. — Bemerkungen wie §. 29: „srpö- 
xsgov $(p&cc6a. Man bemerke den nicht seltenen Pleonas- 
mus" oder §. 45: „itdkw at), häufiger Pleonasmus" ver- 
langen wenigstens eine andere Fassung. — §. 36 steht wieder ein 
unnützes scilicet. Es heisst nämlich von den Affen : xo 81 6vv- 
xaypa rrjg uvggi%rig dtskikvzo xcti xaxsyskdxo v%6 xov ftsdtgov. 
Dazu wird bemerkt: „xarsysXäxo , seil, xo öiakskvö&cu xo 6vv- 
xaypcc xijg nvggi%rjg." Aber wenn Jemand im Deutschen sagt: 
das Waff enballet war aufgelöst und von den Zuschau- 
ern wurde tüchtig gelacht, welcher Leser verlangt da noch 
eine Erklärung ? Von dieser Art sind die meisten vermeintlichen 
Ergänzungen und scüicets, die auch in diesem Buche gefun- 
den werden. So gleich wieder §. 38, wo gelehrt wird : »igxovd* 



Eysell u. Weismana: Ladan's Tino», Anacbarsis o. f. w. 123 

ist elliptisch zu erklären, man kanntest (pertinet) ergän- 
zen." Keineswegs, sondern ig xovds hangt von l<pr}Q(io£ov ab; 
und die Herausgeber haben in den Worten xdq>yQ(io£ov psTa£d 
xolg X&yopivois tovxo (isv ig xovds ganz mit Unrecht nach Xtyo- 
[iiv 01$ Kolon gesetzt. Es war hier blos zum Folgenden tovxo öl 
6 daiva noul die Veränderung der Conatruction anzumerken, die 
nichts Auffälliges hat. — Ferner wird hier dxt%vc5g „bei Ver- 
gleichungep durch das Adverbium ei nfach" u. s. w. erklärt. Aber 
dann ist nach der Lehre der alten Grammatiker dxi%vag zu schrei- 
ben, das hier in keiner Haudschrift steht. Das beglaubigte dts- 
%vti)g dagegen ist bekanntlich durchaus od. ganz eigentlich. 
Zur Ausdeutung der vom Schriftsteller berührten Anekdote haben 
die Verfasser die Note von Solanus in deutscher Uebersetznng 
gegeben. Aber darin ist das „Trojanos tandem aliquando ludi- 
cris se dedentes" und das vom Sänger gebrauchte aut studio aut 
imprudentia (oder hier: „die Trojaner wollten sich wieder 
einmal ein Vergnügen machen" und der Sänger „aus Bos- 
heit oder aus Unüberlegtheit etc.) wenigstens nach Lu- 
cian's Worten nicht begründet; denn dieser sagt nur: tQaycpdov 
xiva xovxov itp ripL&g xsKivrjxafisv. Vorsichtiger ist daher 
hier die Bemerkung von Geist. — Ueberflüssig sind Noten wie 
§. 40 „xa&' Sri, s. Lexicon" oder zum Icaromenippus §. 2 „tov 
navv z/tog, cf. Lexicon. i. v. ndvv." Denn von solchen Dingen 
gilt auch der Secunda, was G. Hermann Opusc. VI. 1. p. 60 be- 
merkt: „Das Lexikon wird ein Schüler wohl auch ungeheissen 
nachschlagen , wenn er nicht weiss , was ein Wort bedeutet." — 
In §. 42 werden die Worte niftavmxtQOi yag ot yorjxtg oixot 
uoÄkdxig xcov dXrj&cog q>iKo6oq>ovvtmv erklärt: „n&ccvcixsQOi 9 
faciliu8 faciunt fidem , se esse philosophos." Nicht sowohl das 
letztere kann speciell gemeint sein, als vielmehr das allgemeine: 
denn diese Gleisner finden (mit ihrer Gaukelei) mehr 
Glauben oder m eh rBeif all als die wahren Philosophen. 
— Zu §. 48: „dyvov — dcpv&öTatoi, Wortspiel u wäre ausser- 
dem wegen des Accentes von dcpvcov ein kurzer Hinweis auf die 
Grammatik am Platze gewesen. 

Im Icaromenippus §. 3 wird Mos gesagt: „dttodttfyg. 
Man erwartet den Optativ. Der Conjunctiv steht aber, wie in 
Finalsätzen, so auch nach verbis timendi, öfters auch bei voraus- 
gegangenem historischen Tempus." Aber hier musste doch auch 
der Grund hinzugefugt oder im Allgemeinen der Umstand, wann 
diess der Fall sei, angegeben werden. Sonst ist die Regel ein 
blinder Wegweiser. — §. 12 zu inel de anal; xrjv o4>iv ig xo 
dtsvsg dnfjQBiödfiijv kehrt von Neuem die Bemerkung zurück, man 
habe „zur Vervollständigung von dnrjQeiödfitjv xrjv otyw zuzu- 
denken: Ig rfjv yrjvy* Das würde aber zu vag und unbestimmt 
sein. Denn nicht die Erde im Allgemeinen ist gemeint — 
dann hätte Lucian diese Worte hinzugesetzt — , sxmdwv «rc *»^> 
ohne alles „Hinzudenken" 1 blos: nachdem \c\i %\**x m^vfc*^ 



124 Griechische Liiteralar. 

Blick einmal scharf fixirt hatte, natürlich auf die bestimm- 
te» Punkte, die er bereits angeführt hat. — §. 17 liest man: äXt! 
iv avxco ys noinikc? %ai xokvsidei vqj fteatoro navta fisv yslola 
ifaov&sv yv yiyvopsva. Dazu wird nach deatgep commentirt: 
„sc. 6Vn, causal zu fassen." Wenn der Schriftsteller diess ge- 
wollt hätte, wurde er wohl geschrieben haben: Iv ctvzto ys reo 
&edtQCp axs xoixikcp xal itokvtiöü ovxi xtÄ. So aber besagen 
die Worte ganz einfach: an f dem bunten und vielgestal- 
tigen Schauplatze selbst u. s. w. Die Wortstellung ist von 
neueren Grammatikern sattsam erläutert. — §. 23 zu rig no&ev 
elg urk. [wo das Komma zu tilgen war] sieht man nicht ein, warum 
gerade die eine homerische Stelle genannt ist, als wenn dieser 
Vers nicht noch öfters vorkäme. — §. 33 wird auf herkömmliche 
Weise erklärt: „ imtQlipovTai , futurum medii passivisch." 
Das ist aber eine Theorie , die, wie ich anderwärts schon öfters 
bemerkt habe, gerechten Bedenken unterliegt. Denn da der Grie- 
che bei vielen derartigen Verben die mediale und passive Form 
im Gebrauche hat, so kann schwerlich bei beiden die gleiche 
Bedeutung ohne alle Nüancirung das Richtige sein. Nun hilft 
man sich freilich mit formeller Unterscheidung, indem man die 
Euphonie zu Hülfe zieht und bemerkt, wie Host in der Gr. 
Gr. §. 114. A. 1: „Das Futur. 1. Med. steht häufig statt des 
Fut. pass., welches, von Verben mit mehrsilbigem Stam- 
me gebildet, eine zu gedehnte und übelklingende 
Form bekommen würde." Aber erstens muss man heut zu 
Tage, nach Lobeck's Forschungen , im Urtheile über euphoni- 
sche Gesetze, selbst in Schulbüchern, vorsichtig sein; und zwei- 
tens wird die vorliegende Aushülfe von der „zu gedehnten und 
fibelklingenden Form" durch gar manches Beispiel widerlegt. So 
hat, um Einiges zu erwähnen, Xenophon bekanntlich d%fte6&rj- 
OOfiaii iinfAskq&qöofiuii nQO&vfirj&rjösTcU) und bei Demosth. 
liest man Philip. I. §. 50 dvayxccö&rjödus&a, Phil. II. §. 5 sna- 
vcl)q&<ü&i]0stccl, ii. s. w. Das muss bedenklich machen. Nach 
meiner Ueberzeugung liegt in jedem derartigen futurum medii 
die Beziehung auf das Subject vor, wenn auch uns Deutschen bis- 
weilen die Uebersetzuug etwas schwer fallt. In der Stelle des 
Lucian , von der ausgegangen wurde , werden die Worte : neevteg 
imzQli\)Ovtai avtfj diaXexTLKjj nach dem Geiste der Hellenen wohl 
nur bedeuten: Alle sollen sich mit sammt ihrer Dialek- 
tik die Köpfe zerschmettern, oder allgemeiner: alle wer- 
den sich — den Untergang bereiten. 

Somit habe ich eine Reihe von Stellen berührt , die ich mir 
beim Durchlesen dieser Ausgabe angemerkt hatte, blos in der Ab- 
sicht, um nicht a6VfjLß6Xcjg zu scheiden, sondern ein Scherflein 
zur Verbesserung dieses nützlichen Schulbuches beizutragen. Im 
Allgemeinen muss man hinzufügen v dass, wenn Secundaner vom 
Lehrer genötbigt werden, diese Ausgabe ein Semester lang tüchtig 



durchznarbeftPB.dFeseffien n 
erlangen können. 

Die Ci i e cUr de« lbiehi 
gleichgiltiger Pukt — bc l 
oder abgesp 



«si fote le 



Piscator §. 1 Ä*vtz. Jl I± 7. ^ Öl 
vov. S. 24 «nrrav anst sL i. 15 t. 



vov. §. 24 «xr 
statt roöo ui ow 
sehe« Juiym $cfrm£%i 
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EsMesVt 
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Nr. 133 *T. 

for Schule« ei 

Yolckmar die 

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einen der gross! e« fJ 

gange« werde« k e 

men. Wir wolle« 

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Da 
10 seiner Btwtbe. 
vermag daher m 
Classischeea«za^var 
sein, wen« Lociaa dse einzige 
sein sollte. Aber 
Herodot nad 
sache halte«. Hier 
genannte« aaeh 
Semester hiadareb. 
mir der Ausdruck: 
einführen* 4 far 
Redensarten, dergl 
besonders 
damit begnüge«, 
strenge Gymnastik d 




*) Uebcr dieien G*g*»ta»*t «e*b* tum* » 
Pädagogisch. Kerne fc&. frtXWL*,*»! 
ander gesetzt. 



9*70*11 «* 



126 Griechische Litteratur. 

tige Arbeit zu gewöhnen and von Trägheit und maassloser Genuss- 
sucht, den jagendlichen Erbsünden, abzuhalten. Denn das wird 
wohl die Hauptsache sein, weil ohne diese jeder andere 
Vorschlag nur nichtige Phrasen enthalt« 

Bin zweiter Grund gegen Lucian wird daher genommen, 
dass er zu schwer sei, weil er, um „vollständig begriffen zu wer- 
den, schon eine vollständige Kenntniss des AUerthums, im 
Besonderen seiner Cultur und Litteratur, namentlich aber der 
verschiedenen philosophischen Systeme der Griechen voraussetze 
— kurz durchweg einen Anhalt und eine Handhabe, die n ur ei n 
Gelehrter haben kann." Für den Schüler wären also „end- 
lose störende Excurse über alles Mögliche" nöthig 
u. s. w. Daher sei Lucian „jedenfalls nur für einen gereiften 
Mann eine passende Leetüre." Dagegen lässt sich erinnern , dass 
kein alter Schriftsteller eigentlich für Jünglinge geschrieben habe, 
sondern dass jeder, um „vollständig begriffen zu werden", nur 
„einen gereiften Mann" voraussetze; desshalb trifft dieser Ein- 
wand mehr oder weniger jeden Schriftsteller des AUerthums. Aber 
das gerade scheint mir eine Illusion manches Lehrers zu sein, dass 
er glaubt, er könne und müsse seine Schüler, sogleich bei 
der ersten Leetüre, mit einem Autor so gründlich und voll- 
ständig bekannt. machen, wie er auf seiner gegenwärtigen 
Bildungsstufe diesen Autor erfasst und begriffen hat. Das ist phi- 
lologischer Irrthum, welcher Jahr aus Jahr ein seinen Autor auf 
dieselbe Weise erklärt und vom allmäligen Wachsthum der 
jugendlichen Geister aus vielfachen Versuchen eigener Methode 
kein klares Bewusstsein besitzt. Ja ich fürchte , dass gerade bei 
denen , die in den illusorischen Glauben , sie könnten ihren Schü- 
lern die „vollständige Kenntniss" eines Autors gleich bei der aller- 
ersten Leetüre beibringen , sich am meisten vertiefen , die Endre- 
sultate am dürftigsten sind. Auf diesen Endresultaten aber ruht 
der Erfolg der gesammten altclassischen Leetüre. Mir kommt die 
Sache so vor, als wenn Jemand beim ersten Besuch einer reizen- 
den Gegend sieh einbildet, er werde dieselbe gleich Anfangs so 
kennen lernen , wie der , welcher Jahre lang in derselben gewohnt 
und alle einzelnen Punkte mit aufmerksamem Auge betrachtet hat. 
Und gesetzt, der Reisende hätte die Absicht der „vollständigen 
Kenntnissnahme", so würde er doch für den Anfang von den 
vielen Schönheiten gar bald übersättigt werden und sich dabei 
die gewaltigsten and dauerndsten Eindrücke entgehen 
lassen. Auf diese ersten gewaltigen und dauernden Ein- 
drucke aber muss man, wie auf Reisen, so bei altclassischer 
Leetüre sein Augenmerk richten, wenn man günstige Erfolge 
erzielen will. Anfangs sich beschränken, und nur Schritt für 
Schritt immer rascher mit consequenter Energie! Das ist mein 
Weg; möge Jeder den seinigen gehen! Mir wird daher — ich ge- 
stehe es offen — jedesmal unheimlich, wenn ich so grossartige 



Eysell o. Weismann: Luciano Timon, Anacharsis o. s. w. 127 

Forderungen lese, wie oben Hr. Volckmar für Lucian mit Hin- 
sicht auf Schülerverständniss aufgestellt hat. Es wär£ 
ein Leichtes, für Homer, Hcrodot und jeden andern Griechen 
zum „vollständigen Verständnisse der Alterthumsforschnng ganz 
ähnliche Forderungen aufzustellen. Es wird wohl noch lange 
dauern , ehe die Einsicht allgemein wird, dass pädagogische 
und philologische Leetüre alter Classiker verschiedene Dinge 
seien. 

Als ein dritter Grund , warum Lucian für Secundaner nichts 
tauge, wird angeführt dieses Schriftstellers „Scurrilität, ja die 
selbst bei der sorgfaltigsten Auswahl ununterdrückbare ziem- 
liche Gemeinheit des Tones (wie auch im Piscator und 
Icaromenippus)", welche abhalten müssten „einen solchen 
Spassmacher zum Repräsentanten des hellenischen 
W e s e n s zu machen." Das Letztere, diesen als „Repräsentan- 
ten des hellenischen Wesens", hat, wie schon oben bemerkt wurde, 
noch Niemand verlangt. Von dem erstem Ausdrucke wird Jeder, 
der die unbefangene Wahrheit liebt, die parteivolle Hyperbel 
persönlichen Vorwurfs in Abzug bringen. Was aber den „Spass- 
roacher" anbetrifft, so hat dieser für die Jugend einen so zaube- 
rischen Reiz und eine so eigentümliche Anziehungskraft, dass 
ein Lehrer, der die Jugend versteht, diesen „Spassmacher" gern 
ein paar Monate im Zimmer der Secunda beherbergen wird. Hr. 
Volckmar lenkt zwar etwas ein, indem er im Folgenden bemerkt: 
„Allerdings predigt Lucian auch Moral, lehrt den Reichthum ver- 
achten, — aber auch die Menschen im Ganzen selbst 
(wie im Timon), — empfiehlt diese und jene Tugend, 
die er zum Theil seibat nicht hat." Wenn der letzte Ge- 
danke gütig sein sollte, so dürfte auch Salust und mancher An- 
dere nicht gelesen werden. Ferner die Lehre vom „Verachten 
der Menschen im Ganzen" klingt wirklich , als wenn sie auch hier 
der vorangehende „Spassmacher" angeführt hatte. Man wolle 
doch ja nicht die Einbildung hegen , als wenn von der lebenslusti- 
gen Jugend auch nur ein einziger Schüler der Secunda durch Lesen 
des Timon zu misanthropischen Gedanken verleitet werden konnte! 
um endlich das „Predigen der Moral" zu berühren, so wird 
schliesslich vom Samosatenser noch einmal gesagt: sein „ab- 
stractes Moralisiren passt nicht für die Jugend." Das ver- 
stehe ich nicht; ich dächte doch, dass Lucian höchst plasti- 
sche Bilder für seine Moral zum concreten Anschauen 
vorgeführt hätte. Lucian und — ein abstracter, trockener Mora- 
list scheinen mir um ganze Himmelsweiten auseinander zu stehen. 

Fasse ich nun zusammen , was bisher andeutungsweise in po- 
lemischer Richtung erwähnt wurde , so scheinen mir für die Lee- 
türe des Lucian auf Gymnasien besonders zwei Gründe zu sprechen : 

l)da8 stoffliche Interesse des Autors. Diess übt 
auf die Jugend eine bedeutende Anziehungskraft. KäVdl V^tarat. 



128 Methodik der Geschichte. 

der jugendliche Seelen mit der Fackel psychologischer Wahrheit 
au beleuchten versteht, daher das Element seines Wirkens nicht 
in idealistischer Abstraction, sondern in concreter Wirklichkeit 
findet, wird dieses Argument gering linden. Denn die geistige 
Spannung, die der Inhalt gewährt, stärkt auch die Kraft zur An- 
strengung und giebt Ausdauer zur Ucberwindung der Schwierig- 
keiten. Werdiess nicht begreifen will, der wiegt sich beim Ge- 
danken an die Jugend in den Träumen eines quivis praesumitur 
bonus und hat von der christlichen Erbsünde noch kein Bewusst- 
sein. Gerade dieser Gedanke führt auf den anderen Grund, 
nämlich 

2) Lucian giebt ein treues und lebendiges Bild 
vom Uebergange aus dem Alterthume in die christ- 
liche Zeit. Und diess darf der Jugend nicht vorenthalten wer- 
den: es lägst sich mancher lehrreiche Wink mit anschliessen , der 
hier auf dem Grunde concreter Erscheinung beruht. Sehr 
wahr sagt K. F. Hermann (Gesammelte Abhandl. 1849. S. 217): 
„Lucian streitet mit den Begriffen des gemeinen Lebens und des 
gesunden Menschenverstandes gegen alle Ergebnisse einer höhe- 
ren Einsicht und eines tiefgefühlten Glaubens, und beurkundet 
dadurch das Bedürfniss der Zeit nach einer Läuterung des Lebens 
und einer Demüthigung des Verstandes , wie sie das Christenthum 
herbeiführte." Wie wichtig dieser Gedanke cum grano salis 
schon für' 8 Gymnasium sei , diess darzustellen würde eine eigene 
Abhandlung fordern. Ausserdem hat die Zeit jener Nachblüthe 
des Hellenismus manche Aehnlichkeit mit der Gegenwart, so dass 
auch in dieser Beziehung eine nutzreiche Lehre in geeigneten 
Fallen gewonnen werden kann. Aach dieser Gedanke soll nur an- 
deutungsweise bezeichnet sein, da ich vielleicht bei anderer Ge- 
legenheit auf diesen zweiten Grund zurückkomme. 

Hier will ich schliessen. Indem ich noch einmal auf die 
obige Ausgabe blicke, welche zur ganzen Nachschrift Veranlas- 
sung gab , glaube ich zweifeln zu müssen , ob ich im Geiste der 
Herren Eysell und Weismann die Verteidigung geführt habe; 
es kann dieselbe nur als meine eigene Meinung gelten. Für Hrn. 
E. und. W. aber möge darin der Wunsch liegen, dass sie künftig, 
wenn eine neue Ausgabe nothig wird , die Rechtfertigung des Lu- 
cian für's Gymnasium in ihrem Sinne hinzufugen. 

Mühlhausen. Ameis. 



1. Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. Ein methodischer 
Versuch als Beitrag für die Neugestaltung des deutschen Gymna- 
sial wesens. Von Dr. Carl Peter , Grossh. 8. Meiningschem Schul- 
rath. Halle , 1849. Waisenhaus. 



Peter : Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 129 

II. Grundzüge einer Methodik des geschichtlichen Unterrichts 
auf Gymnasien. Sendschreiben an den Consistorial - Direetor 
Seebeck in Hildburghausen , von Dr. J, W. Löbell , ordentl. Prof. 
der Geschichte an d. Univers, zu Bonn. Leipzig, 1847. Brockhaus. 

Hr. Schulrath Peter sagt zum Schluss seiner Arbeit : „Es ist 
unverkennbar, dass unsere Gymnasien gefährdet sind, dass sieh 
die Missstimmung gegen sie immer mehr verbreitet, weil sie für 
die lange Zeit , die sie für sich in Anspruch nehmen , zu wenig 
praktische Resultate zu liefern scheinen. Gelingt es uns nun, der 
Geschichte zu ihrem Rechte zu verhelfen und es dahin zu bringen, 
dass unsere jungen Leute wohl angelegte und begründete Ge- 
schichtskenntnisse und das Bestreben und die Fähigkeit, dieselben 
immer mehr zu erweitern und zu vervollkommnen, von den Gym- 
nasien mit hinwegnehmen, und kommt es dahin, dass unsere 
litterarisch gebildeten Männer ein wahrhaft fruchtbares und ge- 
diegenes geschichtliches Wissen — das in Folge der Zeitumstände 
immer mehr an Werth gewinnen wird — besitzen und diesen Be- 
sitz auf die Gymnasien zurückfuhren: so werdeu wir hierin auch 
den weniger Einsichtigen gegenüber den Gymnasien einen Vorzug, 
dem die Anerkennung nicht wohl versagt werden kann, und damit 
einen Schild gegen die Angriffe verschafft haben, sie mögen von 
einer Seite kommen, von welcher sie wollen." Diese Bezeichnung 
der Sachlage ist etwas äusserlich. Der Begriff „praktischer Re- 
sultate des Unterrichts" ist insofern ein unbestimmter, als dar- 
unter ebenso ein objeetives Wissen oder Können, wie die Anwend- 
barkeit des Gelernten für die Zwecke des Lebens verstanden wer- 
den kann. Im ersten Falle ist das Beiwort „praktisch" ziemlich 
massig, weil andere Resultate des Unterrichts alt die in sol- 
chem Sinne praktische gar keine wären, da die sogenannte „for- 
male Bildung" eine leere Redensart ist. Offenbar aber versteht 
Hr. Peter unter dem praktischen Resultate des tieschichtsunter- 
richts zunächst die objeetive Wissenserrungenschaft, um dann 
nachträglich mit der Bemerkung, dass das geschichtliche Wissen 
immer mehr an Werth gewinnen wird, auch dem eigentlichen Be- 
griffe des Praktischen näher zu treten und Rechnung zu tragen. 
Mit dieser Bemerkung wird indess Hr. Peter einer sehr zahlrei- 
chen Classe von Gegnern des Gymnasiums keineswegs Genüge 
thtin; sie werden den Beweis verlangen, den Hr. Peter ihnen 
weder geliefert hat, noch liefern kann t da ih r en praktischen An- 
sprüchen gerade diejenige gediegene Geschichtskenntniss, die Hr. 
Peter im Auge hat, am allerwenigsten entspricht. Weiterhin sind 
die Gymnasien damit, dass sie auf irgend eine vorzügliche Lei- 
stung hinweisen können, gewiss nicht gerettet, und wenn es der 
Fall wäre, wenn es sich nur data!» handelte, einen „Schild" ge- 
gen kritische Ausstellungen zu gewinnen , so müsste man fragen, 
warum gerade die gediegene Geschichtskenntniss die«et &&&&. 

/V. Jahrb. f. «Kl. «. Päd. pd. Krit. Bibl. fid. 1>X, HfU *- * 



130 Methodik der Geschichte. 

werden soll und nicht irgend ein anderer Lehrgegenstand. Wenn 
auch, wie Hr. Peter in der Einleitung bemerkt, die alte Litteratur 
ihre vorwiegende Bedeutung verloren hat, so könnte doch z. B. 
eine möglichst gründliche und aasgedehnte Sprachenkenutniss 
das Hauptziel des Gymnasialunterrichts werden , bei welchem der 
„praktische" Gewinn von vorn herein zu Tage läge. Die Schrift 
des Hrn. Peter giebt auf die gestellte Frage keine Antwort. Sie 
geht auf die Stellung, welche der Geschichtsunterricht zu den 
übrigen Lehrobjecten einnimmt, nicht einmal andeutend ein, son- 
dern behandelt ihn als abgesonderte und den andern nebeugeord- 
nete Disciplin. Diess ist um so mehr zu verwundern , als Hr. P. 
fiir die in der That gründlichen Geschichtskenntuisse, die er for- 
dert, auch sehr umfassende Anstrengungen in Anspruch nimmt 
und sich unmöglich verhehlen kann, dass sein Geschichtsunter- 
richt die übrigen Lchrobjecte nicht wenig einengen würde. 

In der Sache stimmt Rec. mit Hrn. Peter vollkommen über- 
ein. Die Gymnasien sind gefährdet, oder sie sind vielmehr 
gleich den Universitäten und allen übrigen „historischen" Lehran- 
stalten in einer völligen Auflösung begriffen, während die vom 
Bedürfnis« der Gegenwart neu emporgetriebenen, bis jetzt weder 
sicheren Bestand noch feste Form erlangt haben. Es ist auch 
kein blosser „Schein", dass die Gymnasien — wie unsere Schulen 
überhaupt — zu wenig Resultate , oder besser — weil sie zwar 
Allerhand, aber nichts Ganzes leisten und eben darin sich ihre Auf- 
lösung offenbart — zu wenig Resultat, d. h. kein fertiges und ein- 
heitliches Ergebniss liefern. In unserem ganzen Schulwesen, von 
der Elementarschule bis zu den Universitäten, ist die ehemalige 
Sicherheit des Bewusstseins, der beschränkte, aber streng um- 
schriebene Zweck, die feste Bestimmtheit des Stoffes und der 
Methode verlorengegangen, und ein zerfahrenes Wesen, ein halt- 
loses Experimentiren an dessen Stelle getreten. Dass aber aus 
einem so gestalteten oder vielmehr nicht gestalteten Schulwesen, 
wie das gegenwärtige, ein zerfahrenes und unbefriedigtes Ge- 
schlecht hervorgehen muss und hervorgegangen ist, liegt auf der 
Hand. Es handelt sich sonach um eine gründliche Reorganisation 
des gesammten Schulwesens , und zwar um eine solche , welche 
der herrschenden , obgleich noch nicht zur Herrschaft gekomme- 
nen Idee der Gegenwart, dem allgemeinen Bedürfniss, welches 
nach Befriedigung ringt, entspricht und entgegenkommt. Dass 
wir uns in einer Zeit des Uebergangs befinden, ist oft und mit 
Recht gesagt worden; jeder Uebergang aber ist eine gefahrdro- 
hende Krisis, die um so abschwächender wirkt und um so weniger 
eine günstige Entscheidung hoffen lässt, je länger sie andauert. 
Wenn nun Niemand läugnen wird , dass das Erziehungswesen der 
eigentliche Boden der Zukunft ist, so thut auch gerade hier ein 
energisches Vorgehen vor allen Dingen Noth. Die Aufgabe , um 
die es sich hierbei handelt, ist dahin auszusprechen, dass alle, 



Peter : Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 131 

unsere Schulen zu einer Volksschule, zu einem einheitlichen 
Organismus , in welchem die besonderen Anstalten ihre notwen- 
dige Stelle finden, gestaltet werden müssen. Die Bestrebungen, 
den Dualismus unserer Bildung, die kastenartige Abgeschiedenheit 
der Interessen, die abstracte Jenseitigkeit der Wissenschaft und 
die von Kindesbeinen an beginnende , das Volk schon in seiner Ju- 
gend unnatürlich zerspaltende Berufsdressur zu überwinden, datiren 
nicht von heute oder gestern. Aber sie haben bisher einen vor- 
herrschend negativen, also auflösenden Charakter gehabt, und es 
kommt gegenwärtig darauf an , ihnen eine positive Richtung und 
ein positives Ziel zu geben. — Alle Angriffe, denen das alte 
Schulwesen fortwahrend ausgesetzt ist, lassen sich auf die ausge- 
sprochene Zeittendenz zurückfuhren, und so oberflächlich sie 
theilweise in ihrer Fassung und Form erscheinen , so wenig lassen 
sie sich vornehm ignoriren oder durch den Nachweis ihres nega- 
tiven Charakters zurückweisen. In der That haben die iiaturgc- 
mäss am ersten und lebhaftesten angegriffenen Institute — die 
gelehrten Schulen — sich nicht blos abwehrend verhalten, son- 
dern den Versuch gemacht, den am lautesten ausgesprochenen 
Forderungen Genüge zu thun. Aber mit „Concessionen" kommt 
man nach keiner Seite hin zu einem befriedigenden Resultat. Die 
Gymnasien , denen die Realschulen Concurrenz zu machen anfin- 
gen, nahmen mit den „Realien" ein Allerhand auf, das ihre Kraft 
zersplitterte, ohne ihnen in den Äugendes ,, missgestimmten" Pu- 
blikums eine grössere Berechtigung zu geben. Andererseits wur- 
den auch die Realschulen, welche allerdings aus einem unleug- 
baren Bedürfnisse hervorgingen, von der Sucht ergriffen, mög- 
lichst vielen Bedürfnissen und Ansprüchen zn genügen. Indem 
also die höheren Bildungsanstalten der Zeittendenz Rechnung 
tragen wollten ,-gericthen sie aus der schroffen Einseitigkeit in eine 
falsche Allseitigkeit. Dasselbe lasst sich von der Volksschule 
sagen, deren „Reformatoren", nachdem sie die Schranken der 
alten Nothdürftigkeit , der blos mechanischen Einübung dessen, 
was einem „Christenmenschen" zu wissen und einem brauchbaren 
„Unterthan" zu können Noth thut, durchbrochen hatten, den 
Fortschritt in der möglichsten Erweiterung des Unterrichts- 
stoffes und der möglichsten Ausbildung jenes Fragenspiels, dialek- 
tische Methode genannt, sahen , dessen einseitige Anwendung, in- 
dem sie die „Selbstthätigkeit" des Kindes noth wendig zum Schein 
macht, dasselbe nicht sowohl an das Denken als an das Sprechen 
gewöhnt und jede innige Aneignung, jede wahrhafte geistige An- 
schauung von vornherein verhindert. Was die Universität anbe- 
trifft, deren Begriff die Allseitigkeit ist und welche das gesammte 
Volksleben in der Sphäre des wissenschaftlichen Bewusstseins 
wiederspiegeln soll , so hat sie verhältnissmassig dem „ Zeitgeist" 
die dürftigsten Concessionen gemacht und für diese wieder ein 
eigenes, abscheidendes Fach werk, die sogenannte phUosaoluwAfc 



132 Methodik der Geschichte. 

Facultät bestimmt. Während sie dem Bediirfniss der Nation auch 
nicht von Weitem genügt und der Entwickelung der Wissenschaft, 
der reichgestaltigen Praxis , den Anfängen eines öffentlichen Le- 
bens gegenüber verknöchert und engbrüstig erscheint, kann ande- 
rerseits ihre Abgeschlossenheit keineswegs für organische Einheit 
gelten. Wir sehen demnach überall , in so weit das Alte sich er- 
halten hat, Erstarrung, in so weit die Zeittendenz durchgedrun- 
gen ist, Auflösung — einen Zustand, der eben so unerquicklich 
wie verderblich ist. Die Abhülfe aber liegt hier, wie immer, nicht 
in der Restauration , sondern im Fortschritt. Es handelt sich aller- 
dings darum, die einzelnen Institute der Volksbildung fest gegen 
einander abzugrenzen , ihre Aufgabe zu besondern, zu bestimmen 
und zu vereinfachen, zugleich aber darum, sie über ihre frühere 
Abscheidung hinauszuheben und ihre besondere Bestimmung zu 
dem Ganzen der Nationalerziehung, der Einheit des Volkslebens 
iu ein bestimmtes Verhältniss zu bringen. Fest in der Einheit 
gewinnt die Besonderung ihr Recht, so wie umgekehrt die wahr- 
hafte Einheit eine feste und sichere Gliederung fordert. 

Hr. Peter will, wie er in der Einleitung sagt, nicht seine 
Ideen über die Reform der Gymnasien überhaupt darlegen, son- 
dern sich auf den Geschichtsunterricht beschränken. Wir haben 
aber schon gesagt, dass er eben durch seine Methode des Ge- 
schichtsunterrichts diesen zum Hauptlehrobject des Gymnasiums 
macht, worin zugleich der Versuch liegt, der Aufgabe des Gym- 
nasiums die iunere Einheit, welche sie verloren hat, wiederzu- 
geben. Hr. Peter stellt also, ohne es ausdrücklich auszusprechen, 
die Geschichte in die M i 1 1 e des gesammten Gyranasialunterrichts, 
und wir stimmen auch hierin vollkommen mit ihm überein. — Das 
nächste Gegenüber des Gymnasiums ist die Realschule, welche 
bestimmt ist unmittelbar in das moderne Bewusstsein einzuführen 
und ihren Zöglingen die theoretische Befähigung zu geben , sich 
an der Volksarbeit im engeren Sinne, deren Zweck die Beschaf- 
fung der Bedürfnisse ist , als wirkende Intelligenz zu betheiligen. 
Wie nun der Unmittelbarkeit des Bewusstseins die Vermittelung 
desselben und der Volksarbeit in der angegebenen Beschränkung 
die Gestaltung des Lebens aus seiner Idee, d. h. die Formulirung 
der Lebensgemeinschaft gegenübersteht, so lässt sich die Aufgabe 
des Gymnasiums im Allgemeinen dahin aussprechen, dass es be- 
fähigen soll, die Gegenwart als ein Resultat der Vergangenheit, 
als eine vielfach vermittelte Existenz und die verschiedenen Le- 
benserscheinungen in ihrer idealen Einheit zu begreifen. Die 
Lehrobjecte der Realschule sind die modernen Sprachen auf der 
einen, Mathematik und Naturwissenschaften auf der andern Seite, 
und wir dürfen uns wohl den Nachweis, in wiefern diese Lehrob- 
jecte der ausgesprochenen Bestimmung der Realschule entspre- 
chen , ersparen. Eben so fällt es in die Augen , dass , wenn wir 
die zeitgcmä88 erweiterte Aufgabe des Gymnasiums richtig be- 



Peter : Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 133 

zeichnet haben , sein hauptsächlichstes Lehrobject die Geschichte 
sein rouss. Die Geschichte ist die Darstellung der menschheit- 
lichen Entwickelung in der Weise, dass sowohl der Zusammen- 
hang der Ereignisse und Begebenheiten, als der Zusammen- 
hang der Lebenszustände in jeder Periode und bei jedem Volke 
zur Erscheinung kommt. Es versteht sich von selbst, dass der 
Geschichtsunterricht die ganze Geschichte zum Gegenstande hat 
und desshalb bei dem Reichthume des geschichtlichen Stoffe« 
nothwendig ein übersichtlicher ist. Aber auch jede einzelne ge- 
schichtliche Darstellung hat diesen Charakter insofern, als der 
Darsteller aus der grösseren oder geringeren Fülle der Thatsachen, 
die ihm zu Gebote stehen , die wesentlichen hervorhebt und an- 
knüpft oder das geschichtliche Material zu einem Bilde für die 
geistige Anschauung zusammenfasst und verarbeitet. Hierbei 
macht es allerdings einen Unterschied, ob der Geschichtschreiber 
der Zeit und den Begebenheiten, die er darstellt, näher oder 
fernersteht, ob er aus der frischen Ueber lieferung, vielleicht der 
eigenen Anschauung, oder ans abgeleiteten Quellen schöpft, ob 
ihm die Zustände, Verhältnisse und Motive, aus welchen sich die 
Begebenheiten entwickeln, au sich gegenwärtig und verständlich 
sind, oder ob er sich ihre Kenntniss erst durch Rückschlüsse ans 
den Begebenheiten und die Combination vereinzelter Ueberliefe- 
rungen schafft. Im ersten Falle ist die Darstellung unmittel- 
barer, lebendiger und auch bei absichtlicher Kürze detailreicher, 
im zweiten reflectirter und auch bei beabsichtigter Vollständigkeit 
allgemeiner. Ferner kommt dort nur die Wahrheitsliebe, hier 
auch das Urtheil des Geschichtschreibers in Frage. Trotz dieses 
Unterschiedes aber erhalten wir in jeder geschichtlichen Dar- 
stellung — und diess haben wir Hrn. Peter gegenüber festzuhalten 
— eine subjeetiv bestimmte Auffassung der Thatsachen und eine 
blosse Uebersicht, oder auch blosse Andeutungen des Zustand- 
liehen. In der letzteren Beziehung kann sogar ein Geschicht- 
schreiber, der der beschriebenen Zeit ferner steht, mehr Aus- 
beute gewähren als ein zeitgenössischer, weil dieser keine Veran- 
lassung hat, seinen Lesern bekannte Zustände eigens darzustellen. 
Sonach bleibt die Geschichtskenntniss, die wir aus den Geschicht- 
schreibern schöpfen, immer eine vermittelte und , wenn man will, 
oberflächliche. Wollen wir ein der Vergangenheit an gehöriges 
Leben wieder erobern und aus möglichst unmittelbarer Anschauung 
reproduciren, so müssen wir die Selbstoffenbarungen dieses Lebens, 
seine Ablagerungen und Erzeugnisse, in soweit sie sich ganz oder 
bruchstückweise erhalten haben, kennen lernen und mit ergän- 
zender Phantasie zusammenstellen. Dass diess bei allen Pe- 
rioden und allen Völkern weder möglich , noch für den letzten und 
höchsten Zweck der Geschichtserkenntniss nothwendig ist, bedarf 
keiner weiteren Ausführung. Wir wollen daher nnr das bemer- 
ken, dass trotz der „Ungunst des Schickstls", welthe «twnsiU* 
auch wichtige Deukm»!* *eschicuUtatau Lehnt» "-*-* *— > 



134 Methodik der Geschichte. 

Allgemeinen die Möglichkeit und die Notwendigkeit einer Alter- 
thumsforschung sich entsprechen, das heisst dass die geschicht- 
liehe Bedeutung eines Volkes sich immer auch in dem Reichthume 
seiner Hinterlassenschaft documentirt. Fassen wir von hier aus 
die Aufgabe des Gymnasiums in das Auge, so ist zunächst zu sa- 
gen, dass die allgemeine Geschichtskenntniss für dieselbe 
nicht ausreicht. Auch von der Realschule ist der Geschichtsunter- 
richt nicht ausgeschlossen; aber wenn das Gymnasium die Ge- 
schichte gründlicher und umfangreicher lehren soll , als diess io 
der Realschule möglich und nothwendig ist, so kann der Unter- 
schied nur darin liegen , dass die Realschule sich auf die allge- 
meine und übersichtliche Geschichtskenntniss beschränkt, der 
Gymnasialunterricht dagegen theils die Schüler selbst aus den ge- 
schichtlichen Quellen schöpfen lässt , theils der Geschichtskennt- 
niss, welche immer eine schematische bleibt, die schon ange- 
deutete Erfüllung giebt. Während also in der Realschule der 
Lehrer die Resultate seiner Geschichtsstudien mittheilt, lässt 
sie der Gymnasiallehrer die Schüler wenigstens theilweise selbst- 
thätig gewinnen. Ausserdem aber erhält der Geschichtsunterricht 
seine Erfüllung und Ergänzung durch die unmittelbare Anschau- 
ung der Denkmale und Erzeugnisse, in welchen das vergangene 
Leben sich selbst dargestellt und offenbart hat, und diese An- 
schauung bildet sich aus der Vertiefung in das Besondere und Ei- 
genthümliche allmälig zu objeetiver Betrachtung fort, so dass 
sie sich zuletzt zur Allgemeinheit des geschichtlichen Ueber- 
blickes erhebt, wie umgekehrt in ihr die geschichtliche Darstel- 
lung ihren concreten Inhalt hat und findet. Nur auf diese Weise 
vermag das Gymnasium in der That die Fähigkeit auszubilden, die 
Mannigfaltigkeit der Lebenserscheinungen auf ihre Einheit zurück- 
zuführen und den Zusammenhang der Zustände in der Idee zu 
hegreifen. Weiterhin aber ist geltend zu machen, dass die Er- 
füllung und Ergänzung des Geschichtsunterrichts durch das, was 
wir kurz mit einem allerdings nicht ganz zusagenden Ausdruck 
als Altertumswissenschaft bezeichnen, unmöglich eine allge- 
meine sein kann. Abgesehen davon, dass die Zeit und Kraft 
weder der Schüler noch selbst der Lehrer hinreicht, bei allen 
Geschichtsperioden und bei allen Völkern, welche irgendwie in 
der Geschichte auftreten , auf die Selbstdarstellung des Volks- 
lebens , die geschichtlichen Quellen und die geretteten Denkmale 
der Volk&thätigkeit zurückzugehen , so verdient auch — vom Stand- 
punkte des geschichtlichen Interesses im engeren Sinne, das von 
dem des schlechtsinnigen Altertumsforschers unterschieden ist 
— nicht jede Zeit und jedes Volk diese Vertiefung. Ferner 
kommt es für den Bildlingszweck des Gymnasiums sehr wesent- 
lich darauf an, ob eine Zeit und eine Volkstümlichkeit mehr oder 
minder geeignet ist, durch ihre Betrachtung zur einheitliche» 
Auffassung der Lebenserscheinungen zu gewöhnen und zu befähigen. 



Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 135 

Man darf nie vergessen , dass diese Fähigkeit keine von vornherein 
vorhandene, sondern gerade das letzte und höchste Ziel des Gym- 
nasialunterrichtes ist, dass daher die Kraft des Schülers zusam- 
mengehalten werden miiss. Sie darf weder dahin verwandt wer- 
den, wo schwer zugängliche und vereinzelte Denkmale einen ver- 
bal tnissmässig dürftigen Gehalt bergen, noch dahin, wo theils die 
Breite und Verwickelung des äusseren Lebens, theils die abstracte 
Innerlichkeit' der Richtungen und Gegensätze, theils endlich der 
mit beiden Erscheinungen häufig zusammenfallende Mangel einer 
ausgeformten und geniessbaren Litterattir die Fertigkeit des Hi- 
storikers und die Vertrautheit mit der Entwickehnigsgeschichte 
des „Geistes" zur Bewältigung des Stoffes in Anspruch nehmen. 
— Wir dürfen nach dem Gesagten vorläufig aussprechen, dass 
die reproductive Anschauung der Vergangenheit, in sofern sie sich 
der concreten Fälle der historischen Existenz bemächtigen will, 
auf eine Geschichtsperiode beschränkt sein muss. Es kann fer- 
ner — diess zugestanden — keine Frage sein , dass nur das antike 
Leben den angedeuteten Anforderungen entspricht, weil es eines- 
theils als die Blüthe der menschlichen Entwickelung betrachtet 
werden muss , anderntheils gerade hier die verschiedenartigen Le- 
hensgestaltungen und Lebenstendenzen in dem lebendigsten und 
anschaulichsten Zusammenhange stehen , so dass die reproductive 
Anschauung nicht der mühsamen Reflexion, sondern nur des lie- 
bevollen Eingehens bedarf, um sich ihres Objectes zu bemächti- 
gen. Die klare Einsicht des antiken Lebens, in welchem Religion 
und Staat , Cultus und Kunst sich noch nicht von einander abge- 
löst haben , ohne doch , wie im Orient , verwachsen zu sein , in 
welchem ferner das Privatleben so von dem öffentlichen umschlos- 
sen und zusammengehalten ist, dass die Offenbarungen des Volks- 
geistes unmittelbar aus der Gemeinsamkeit des Bewusstseins und 
Strebens hervorgehen, während doch diese Gemeinsamkeit eine 
freie, das Hervortreten der Individualität nicht nur zulassende, 
sondern bedingende und fordernde ist, die Concentration der wir- 
kenden Kräfte und die grossartige Einfachheit aller Verhältnisse 
machen es dem Schüler möglich, wahrhaft sclbsttbätig und selbst- 
ständig — das Bedingte dieser Selbstständigkeit versteht sich von 
selbst — den Inhalt der griechischen und römischen Geschichte 
zu verarbeiten, oder aus dem Genuas und der Kenntniss des Ein- 
zelnen zum Verständniss des Ganzen zu gelangen. Dieses allmä- 
lig reifende Verständniss muss sich für den gesammten Ge- 
schichtsunterricht fruchtbar erweisen, einestheils weil es für die 
Erklärung einzelner geschichtlicher Erscheinungen fertige Analo- 
gien bietet, anderntheils aber, weil das antike Leben die Mitte 
darstellt, in welcher die Entwickelung der Menschheit sich zu- 
samraenfasst und sammelt, um den Boden und Ansatz für ihre Er- 
weiterung und Vertiefung zu gewinnen. Das Griechenthum ist 
die höchste und schönste Gestalt der noch nicht mit der Natur 



136 Methodik der Geschichte. 

und mit sich selbst entzweiten Menschheit, die griechische Bil- 
dung die Blüthe des raenschheitlichen Selbstbewußtseins. Die 
römische Geschichte ist einerseits eine fortlaufende praktische Kri- 
tik der möglichen Gesellschafts- undStaatsformen, andererseits 
die zusammenhängendste Darstellung der menschlichen und poli- 
tischen Thatkraft. Das römische Reich amfasst zuletzt alle histo- 
risch bedeutenden Völker der alten Welt, den orbis terrarum, und 
wird durch die nivellirende Energie des römischen Geistes der 
ebene Boden für neue, weitreichende und von vornherein der 
nationalen Beschränktheit ledige historische Bildung. Die grie- 
chische Geschichte beginnt mit der innerlichen Bewältigung orien- 
talischer Traditionen und endigt mit der Eroberung und Erschlies- 
sung des Orients, dessen materielle Reichthümer eben so flüssiger 
werden , wie die Starrheit oder Dumpfheit seiner religiösen Vor- 
stellungen gelöst wird , ein Process, der für die Genesis des Chri- 
stenthums von Bedeutung ist; die römische Geschichte zeigt 
schliesslich den vergeblichen Kampf des abgeschwächten römi- 
schen Geistes gegen das Christenthum und der römischen Herr- 
schaft gegen die Germanen. Beide — das Christenthum und 
Germanenlhum — erstarken in diesem Kampfe, beide erwachsen 
innerhalb des Reichskörpers zu ihrer späteren geschichtlichen 
Rolle. Denn während das Christenthum, die Religion der Unter- 
drückten, von unten auf unaufhaltsam aufwärts dringend, die 
Herrscherkraft und den politischen Formensinn des römischen 
Geistes in sich aufnimmt und dadurch zur Gestaltung der Kirche 
befähigt wird, bilden germanische Söldnerschaaren immer ent- 
schiedener den Kern der römischen Heere, und die Entbindung 
dieser diseiplinirten Massen bei der Auflösung und dem Zusam- 
mensturz des Reiches ist für das Verständniss der sogenannten 
Völkerwanderung und der aus ihr hervorgehenden Staatenbildun- 
gen ein sehr wesentliches , obgleich meistens nur flüchtig berück- 
sichtigtes Moment. Fassen wir die Sache allgemeiner, so müs- 
sen wir sagen, dass sich das Germanenthum als solches an dem 
Gegenüber der römischen Weltherrschaft entwickelt hat, das 
heisst aus seiner elementarischen Formlosigkeit herausgetreten 
ist. Andererseits reichen die Traditionen des römischen Kaiser- 
reichs tief in das Mittelalter hinein und gewinnen wiederholt eine 
folgenreiche Bedeutung. — Das Christenthum und Germanen- 
thum sind die Grundfactoren der mittelalterlichen und modernen 
Geschichte ; aber wie sie an und in den Gestaltungen des antiken 
Lebens ihre nachhaltige Bestimmtheit erbalten , so zieht sich zwi- 
schen ihnen die antike Bildung, zunächst in kümmerlichen Ueber- 
resten, später von Neuem erschlossen und entdeckt, fortwährend 
hin und beweist, Geist weckend und nährend, ihren unverwüst- 
lichen Gehalt. 

Wie wir uns auf diese Andeutungen beschränken müssen, um 
die Kenntiiiss des classischeu Alterthums als noth wendiges 



Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 137 

Lehrobject des Gymnasiums nachzuweisen , so wollen wir uns be- 
gnügen auszusprechen , dass die Geschichte der christlichen Re- 
ligion und Kirche und die Leetüre des altdeutschen Epos, welche 
beide bisher theils dürftig, theils willkürlich behandelt wurden, 
in dem Organismus der Lehrobjecte eine feste und keineswegs 
untergeordnete Stellung erhalten müssen. Wir brauchen nicht 
hinzuzufügen, dass der Religionsunterricht und die deutsche Litte- 
rat Urgeschichte die weitere Umschliessung derselben bilden , weil 
sich das von selbst versteht, wohl aber, dass für die Aufgabe des 
Gymnasiums die Umschliessung o h n e das Umschlossene, wie et 
jetzt häufig geboten wird , kern- und werthlos ist. — Sehen wir 
nun weiterhin von den untergeordneten Lehrobjecten des Gymna- 
siums, die es aus der Mittelschule herübernimmt und in enger 
Beschränkung fortsetzt, nach unserer Ansicht aber in der höheren 
Abtheilung ganz aufgeben muss, füglich ab, so erscheinen säromt- 
liehe Lehrobjecte , mit selbstverständlicher Ausnahme des deut- 
schen Unterrichts, insofern er es mit der Sprachform und 
mit der freien Reproduction des ganzen Lehrstoffes zu thun 
hat, als die Erfüllung und Ergänzung des Geschichts- 
unterrichts. Hiermit aber gelangen wir zu dem Knotenpunkte 
der Differenz zwischen unserer Ansicht u.dem Paschen Standpunkte, 
welchen wir nach dem scheinbaren Umwege, den wir gemacht ha- 
ben , mit wenigen Worten charakterisiren können. Die Peter'sche 
Schrift stellt weder den Geschichtsunterricht ausdrücklich in die 
Mitte der übrigen Lehrobjecte , noch deutet sie irgend eine Be- 
ziehung derselben an. Sie will die Erfüllung des Geschichts- 
unterrichts und weist mit der Schärfe und Wärme der Ueberzeu- 
gung die Unfruchtbarkeit und Ungründlichkeit des blos übersicht- 
lichen geschichtlichen Wissens nach, aber sie will diese Erfüllung 
im Geschichtsunterricht selbst, während wir in derselben die 
Aufgabe des Gymnasiums überhaupt sehen. Nach unserer An- 
sicht kann der Zweck, den Peter im Auge hat, auch bei der Durch« 
führung seiner Methode des Geschichtsunterrichts nur theil weise 
erreicht werden; weil er ihn aber innerhalb desselben gans 
erreichen möchte, so wird er zu einem Aufwand von Mitteln ge- 
drängt , welcher eben so uunöthig wie schwer zu bestreiten ist 

Hr. Peter macht den Geschichtsunterricht vorherrschend zur 
Leetüre der historischen Quellen und zwar vorzugsweise der 
naiven Geschichtschreiber. Wir müssen hierbei auf das zurück- 
kommen, was wir früher über die Tragweite des Unterschiedes 
zwischen den naiven Geschichtschreibern — denn das sind die- 
jenigen , welche im Strome der unmittelbaren Leberlieferung ste- 
hen und diese, von ihrem Geiste beherrscht, fortsetzen — und 
denen, welche die Geschichte pragmatisch behandeln, gesagt 
haben, wobei indess die Vorbemerkung nöthig ist, dass auch das 
Selbsterlebte oder Naheliegende pragmatisch dargestellt werden 
kann , während umgekehrt die naive Behandlung entrückte* Gfe~ 
schichtsstoffe entweder auf Willkür odw few&Ai&ktaftX\. \*wfcw 



_i ~ _- 



138 Methodik der Geschichte. 

jedenfalls aber einen Werth für die Geschichtsforschung hat. Es 
ist durchaus nicht zu läugnen, dass die naiven Geschichtschreiber, 
abgesehen von dem Reize, den das Einfache und Ursprüngliche 
immer hat , wenn die Form nicht gar zu spröde und dürftig ist, 
das geschichtliche Leben, insofern es sich im Geschehenden 
äussert, 8m lebendigsten wiederspiegeln, weil ihre Darstellungen, 
dem unmittelbarsten Bedürfniss und der Freude am Erzählen ent- 
sprungen, weit mehr Geburten der Zeit als Schöpfungen des 
Schriftstellers sind. Dennoch reichen sie, wo die Vertiefung in 
das Volksleben wünschenswerth und noth wendig ist, nicht aus, 
nicht nur, weil sie durchschnittlich das Geschehene nur spora- 
disch zur Anschauung bringen , sondern weil die Geschichtschrei- 
bung überhaupt unter den Selbstdarstellungen des Volkslebens 
nur diejenige Bedeutung hat , welche wir den Lebenserinnerungen 
des Einzelnen im Verhältnis« zu den Leistungen und Schöpfun- 
gen, in welchen er sich offenbart hat, zuschreiben können. Um 
es kurz auszudrücken: die gründliche Erkenntniss der Vergangen- 
heit verlangt das Eingehen auf die Offenbarungen des Volksgeistes 
in Kunst und Litteratur, in den religiösen Anschauungen und Ge- 
bräuchen , in den politischen und socialen Institutionen , in Sitte 
und Lebensweise. Hiermit sprechen wir die Aufgabe des Ge- 
schichts- und Alterthumsforschers aus, welcher sich der ganzen 
geschichtlichen Vergangenheit, so weit wie möglich, zu bemäch- 
tigen hat. Wie wesentlich es für den Gymnasialzweck ist , dass 
das concreto geschichtliche Dasein aus unmittelbarer Anschau- 
ung reconstruirt wird , haben wir oben ausgeführt, aber ebenso, 
dass dieser Zweck eine bestimmte Beschränkung erfordert. Die 
Gymnasialschüler sind eben keine Geschieht«- und Altertums- 
forscher. Wenn es aber bei dem Geschichtsunterrichte überall 
auf die Erkenntniss des Zuständlichen ankommt, so ergiebt sich 
ans dem Gesagten von selbst, dass weder die Leetüre der naiven 
Geschichtschreiber, noch die der geschichtlichen Quellenschrift- 
steller überhaupt genügt, um den Zweck des Unterrichts zu er- 
füllen, sondern dass der Lehrer die Resultate seines Studiums 
und der Wissenschaft zu verarbeiten und roitzntheilen hat, und 
zwar nicht blos ausserhalb der Grenzen, innerhalb deren die übri- 
gen Lehrobjecte des Gymnasiums die Ausfüllung des Geschichts- 
unterrichts sind. Denn auch da, wo der Schüler die concrete 
Vergangenheit aus eigener Anschauung gewinnt , kommt es darauf 
an, dass diese Anschauung ihren Abschluss und ihre Fassung fin- 
det, was eben dadurch geschieht, dass sie mit dem von dem Ge- 
schichtslehrer Gegebenen zusammentritt. Wie aber die Leetüre 
der Quellengeschichtschreiber nach dieser Seite hin zu wenig lei- 
stet, so ist sie eine Vergeudung von Kraft und Zeit überall da, 
wo wir entweder blosse Bearbeitungen vor uns haben, die sich 
nicht zur Kunstgeschichtschreibung erheben und aus denen wir 
das Ursprüngliche und Unverfälschte, was sie enthalten, mühsam 



Peter: Der Geschichtsunterricht aof Gymnasien. 139 

heraus«« eben müssen , oder naive Geschichtschreiber, die das io 
unbeholfener und reizloser Form geben, was ohne Verlust zu- 
sammengefasst und ansprechender ausgedrückt werden kann. 

Wenn wir also auch der Leetüre im geschichtlichen Unter- 
richte eine angemessene Berechtigung einräumen, so können -wir 
doch den zusammenhängenden Vortrag des Lehrers nicht in der 
Weise ausschliessen , wie es Hr. Peter thut. Dieser reducirt 
nämlich die Thätigkeit des Lehrers auf die Elementarübungen, die 
wir später berühren, auf die Leitung der Leetüre und auf ge- 
Bchichtsphilosophische Ausführungen in der obersten Classe. Er 
meint, dass das Talent zum mündlichen Vortrag sehr selten sei, 
und dass daher der Erfolg des geschichtlichen Unterrichts nicht 
von diesem abhängig gemacht werden dürfe. Vielmehr soll daa 
Talent, wo es sich findet, nur die Bedeutung einer erfreulichen 
Zugabe haben. Wir können ohne Weiteres zugestehen, dass die 
Gabe des lebendigen, Gemüth und Phantasie ergreifenden Vor- 
trags, wie ihn allerdings der Geschichtsunterricht, besonders auf 
den unteren Stufen, fordert, nicht allzuhäufig vorkommt. Wir 
glauben aber, dass die Schuld nicht in dem Mangel der betreffenden 
Anlage, sondern einestheils darin liegt, dass diese bisher zu wenig 
ausgebildet wurde, anderntheils darin, dass, eben weil der Ge- 
schichtsunterricht von den Gelehrtenschulen vernachlässigt und 
trocken oder oberflächlich behandelt wurde, den Geschichtsleh- 
rern weder der Reichthum eines frühzeitig erworbenen , lebendig 
angeeigneten Materials, noch die Kraft der produetiven Anschau- 
ung, welche zusammen den anziehenden und ergreifenden Vortrag 
bedingen , zu Gebote steht. Unter der Voraussetzung , dass der 
Geschichtsunterricht in sein volles Recht eintritt, dass man also 
einestheils an den Geschichtslehrer die höchsten Anforderungen 
stellt und nicht den Ersten Besten gut genug dazu findet, andern- 
theils die Zöglinge mit einer tüchtigen geschichtlichen Bildung 
entlässt, um aus ihnen in wenigen Jahren die jungen Lehrer zu 
wählen , unter der Voraussetzung ferner, dass Schule und Leben 
das Talent des freien Vortrags überhaupt mehr entwickeln , als es 
bisher der Fall gewesen ist, dürfen wir hoffen, dass die Erfolge 
des Unterrichts künftig nicht mehr an der Unbeholfenheit der 
Lehrer scheitern. Auch die gegenwärtigen Lehrer könnten durch- 
schnittlich weit mehr leisten , als sie in der That leisten, wenn sie 
ihre Pflicht thun wollten , die vor allen Dingen darin besteht, dass 
sie sich mit dem Inhalte dessen, was sie vorzutragen haben, selbst 
erfüllen, also gehörig vorbereiten. Der Lehrer muss auf die 
ursprünglichen Quellen zurückgehen , er muss sich ein reiches De- 
tail vergegenwärtigen, aus dem er die Züge zu dem auszuführen- 
den Bilde wählen kann, zugleich aber den idealen Hintergrund 
dieses Bildes, den leitenden und zeugenden Gedanken gewinnen. 
Er muss ferner einzelne Stellen aus den Quellenschriftstellern, 
welche die wörtliche Mittheilung verlangen und vecdtevvtxt > ^«*- 



idZ^.X. 



140 Methodik der Geschichte. 

lesen, und kann diess um so häufiger thun, je schwächer er sich 
in der Ausführung des Details fühlt. — Der freie Vortrag behält, 
wenn er nur einigermaassen gut ist, stets den Vorzug vor der auf- 
gegebenen und durchgefragten Leetüre, dass er einerseits die con- 
centrirteste Aufmerksamkeit fördert, andererseits sich der je- 
desmaligen Auffassungsfähigkeit, den Voraussetzungen des Ver- 
ständnisses und der Richtung des Interesses, die der Lehrer 
kennen muss, anschmiegen kann und auch stets, freilich je nach 
dem Lehrertalente mehr oder minder, anschmiegen wird. Er 
setzt das lebendige Verhältniss des Lehrers und Schülers voraus 
und begründet es, hierin aber liegt, neben dem oben ausgeführten, 
aus der Sache genommenen Grunde, ein im engeren Sinne päda- 
gogischer für die Notwendigkeit des Vortrags. In einer Zeit, 
welche die „Mündlichkeit" wieder in ihr Recht einsetzen will, ist 
es jedenfalls unzeitgemäss, das lebendige Wort aus einer Unter- 
richtssphäre hinausdrängen zu wollen, wo es gerade am eingrei- 
fendsten wirken kann. 

Wir haben schon gesagt, dass wir der Leetüre neben dem 
fortlaufenden Vortrag eine »Stelle eingeräumt wissen wollen, und 
fügen hinzu, dass wir die in den Gynmasialbibliotheken hierzu 
vorhandenen Bücher im Allgemeinen ebenso unpassend ausgewählt 
finden, wie Hr. Peter, und dass wir die dem Zufall überlassene, 
ohne Ordnung und Leitung stattfindende Leetüre für nicht weniger 
ungenügend und unfruchtbar halten, wie er. Hr. Peter giebt in 
geiner Schrift eine sehr dankenswerthe Zusammenstellung dessen, 
was nach seiner Ansicht von allen Schülern gelesen werden muss. 
Diess sind theils vollständige Geschichtsbücher, theils ausgewählte 
Stücke , welche einer umfassenden Sammlung einverleibt werden 
sollen. Mit Recht legt Hr. Peter einen Hauptwerth auf die 
Schriftsteller, welche Selbsterlebtes oder aus frischer Ueberlie- 
ferung Empfangenes, in unbefangener Weise, mit gestaltendem 
Sinne, aber ohne viel Reflexion und ohne Ansprüche darstellen, auf 
die eigentlichen Erzähler unter den Geschichtschreibern. Diese 
— wie der von Peter mit besonderer Wärme besprochene Bernard 
Diaz, wie Villehardouin, Joinville u. s.w. — sprechen den jugend- 
lichen Geist am meisten an und haben nicht nur den Vorzug, dass 
sie das lebendigste Detail geben, sondern auch den, dass sie die 
Stimmung ihrer Zeit am unmittelbarsten abspiegeln. Da zu dieser 
Classe in weiterer Ausdehnung auch diejenigen meistens kunstlosen 
Schriftsteller gehören, welche sich zur Schilderung ihrer persön- 
lichen Schicksale und ihrer mehr oder weniger untergeordneten 
Theilnahme an den Weltbegebenheiten gedrängt fühlten ; so bietet 
sich hier ein weites Feld für Entdeckungen und neue Ausgaben in 
Vergessenheit gerathener und doch in ihrer Weise werthvoller 
Bücher. — Dass Hr. Peter in Bezug auf die modernen Bearbei- 
tungen geschichtlicher Stoffe sehr wählerisch ist, finden wir in der 
Ordnung, ebenso, dass er Universalgeschichten uud historische 



Peter: Der GcscttetaeaUnid* asf T ■■■■Tu 14t 



Uebcrsichten ganz ausschlieft. Am wenigstes zufrieden sind 
mit der Auswahl für die neueste Zeit. Die französische Reroln- 
tion ist durch die Memoiren der de la Rochejaqaelin jedenfalls am 
beschränkt und einseitig vertreten. Die Memoiren der Madam 
Roland und die considerations der Madame de Stael verdienen schon 
wegen der Berühmtheit dieser geisteskraftigen Frauen Berück- 
sichtigung. Mignet's Geschichte zeichnet sich iwir nicht durch 
lebendige Schilderung, aber durch grosse Klarheit aus, und wenn 
einmal eine Bearbeitung der ganzen Revolutionsgescbichte gege- 
ben werden soll, so wurden wir die des Franzosen der deutschen 
von Dahlmann vorziehen. Für den reifen Schüler, der die fran- 
zösische Revolution nicht nur kennt, sondern auch eine Ansicht 
über sie hat , wird die Leetüre der Girondins von Lamartine ebenso 
interessant wie fruchtbar sein. — Für die Periode „der allmäli- 
gen Entwickelung des deutschen Nationalbewusstseins der franzö- 
sischen Unterdrückung gegenüber u reichen Nettelbeck's Leben 
und Nahden's Wanderungen auch nicht von Weitem aus. Die ge- 
müthvollste und kräftigste Darstellung hat das erwachende deut- 
sche Selbstgefühl in Arndt gefunden, und wenn seine Schriften 
für das Thatsächliche wenig, aber doch auch einige Ausbeute ge- 
währen , so sind sie um so mehr geeignet die Stimmung der Zeit 
zu charakterisiren. — In Bezug auf das Mittelalter haben wir 
noch zu bemerken , dass uns die Geschichte Spaniens , welche auf 
abgeschlossenem und engerem Räume die Entwickelung des Gan- 
zen darstellt, den Gegensatz und die fruchtbare Berührung des 
christlich-ritterlichen Abendlandes und des Sarazeuenthums in der 
concretesten Form zur Anschauung bringt und an tragischen Mo- 
menten reich ist, einer besonderen Berücksichtigung, die ihr Hr. 
Peter nicht zu Theil werden lässt, werth scheint. 

Von unserem Standpunkte aus müssen wir die Peter'sche Zu- 
sammenstellung , insofern es sich um eine historische Gymnasial- 
hibliothek handelt, nicht reichhaltig genug, dagegen für die 
dem Unterrichte systematisch eingefügte Leetüre zu umfas- 
send finden. Wir verlangen nämlich , dass neben der letzteren, 
welche vom Lehrer aufgegeben, vom Schüler in irgeud einer Form 
reproducirt wird , auch der freien , lediglich durch die Neigung 
des Schülers bestimmten Leetüre ihr Recht bleibe, und dass für 
sie ein reichhaltiger und passender Stoff vorhanden sei. Die sy- 
stematische Leetüre ist die nothwendige Ergänzung des geschicht- 
lichen Vortrags und wird von demselben umschlossen ; die freie 
Leetüre befriedigt das besondere Bedürfniss des einzelnen 
Schülers und gewährt ihm den Genuas der selbsttätigen und nicht 
controllirten Erweiterung seiner Kenntnisse. — Wir werden spä- 
ter, wenn wir die Stufen des Geschichtsunterrichts besprechen, 
Gelegenheit haben, den Kreis der vom Unterricht umschlossenen 
Leetüre näher zu bestimmen. Die für diese bestimmten Bücher 
müssen natürlich entweder vom Schüler selbst angeschafft v»«&<tatu 



142 Methodik der Geschichte. 

oder sich in mehreren Exemplaren in der Schulbibliothek befinden, 
insofern nicht die einmalige Vorlesung in der Gasse, welche in« 
dess nur für kleinere Abschnitte zulässig ist, dem Zwecke des 
Unterrichts genügt. — Zum Behuf der freien Leetüre ist sowohl 
der Kreis derjenigen Schriftsteller, welche in origineller Weise 
eigene Schicksale und Anschauungen darstellen, als der Bearbei- 
tungen zu erweitern. In ersterer Beziehung sind besonders auch 
Reisebeschreibungen, welche nicht nur ein geographisches, son- 
dern auch ein geschichtliches Interesse darbieten , aufzunehmen, 
von den älteren der Marko Polo und des Adam Olearius Gesandt- 
schaftsreise; in letzterer dürfen poetische Producte, in welchen 
ein dem geschichtlichen Kleinleben entnommener, charakteristi- 
scher Stoff so einfach und enthaltsam verarbeitet ist, wie in dem 
Kohlhaas von Kleist, ferner historische Darstellungen, wie Wash- 
ington Irvings Eroberung, von Granada, deren Reiz theils in der 
Sache, theils in der Benutzung der ursprünglichen Quellen und 
dem poetischen Geiste des Verfassers begründet ist, nicht fehlen. 
Ehe wir die Stufen des Unterrichts, wie sie von Peter und 
Löbell gezeichnet werden, besprechen, haben wir kurz auf die von 
Peter vorgeschlagene Behandlung des Elementarischen einzugehen. 
Hr. Peter will das Gedächtniss in sein Recht eingesetzt, er will, 
dass die Jahreszahlen in ähnlicher Weise für sich auswendig ge- 
lernt und eingeübt werden, wie das Einmaleins, die Declinationen 
und Conjugationen. Die Einübung soll durch Zusammenstellun- 
gen, welche theils gegeben, theils verlangt werden, geschehen, 
zunächst durch Zusammenstellungen geographisch auseinander 
liegender Ereignisse, welche dieselbe Jahrzahl haben, dann durch 
Reihen von gleichen Zahlen in aufeinander folgenden Jahrhunder- 
ten und in aufeinanderfolgenden Jahrzehnten, endlich durch die 
Vergleichung der Quersummen von Jahrzahlen, wobei wir 
tiicht verfehlen die Entdeckung hervorzuheben, dass die Quer- 
summe der in der deutschen Geschichte bedeutsamsten Jahre die 
Zahl 1.5 ist , worauf sich jedenfalls Combinationen für die Zukunft 
gründen lassen. — Wir halten diese abstracten Gedächtnissübun- 
gen, insofern sie über den Zweck, die Gleichzeitigkeit und die 
Distanz der Begebenheiten äusserlich vorstellig zu machen und 
diese Vorstellung im Gedächtniss zu befestigen, hinausgehen, für 
unnütze und abstumpfende Spielereien. Das Gedächtniss soll bei 
jedem Unterrichte als solches in Anspruch genommen werden und 
besonders in den Jahren, in denen es die entschiedenste Energie 
zeigt, weil es das Bedürfniss und die entsprechende Fähigkeit des 
jugendlichen Geistes ausdrückt, für die werdende, innerliche Ob- 
jeetivität, die Welt der Vorstellungen, ein festes Gerüst zu ge- 
winnen, oder die vorstellende Thätigkeit überall ein bestimmtes 
Resultat als Besitz ablagern zu lassen. Es bedarf keiner weiteren 
Ausführung, dass das Gedächtniss diese Bedeutung immer behält, 
und dass die Gedächtnisserrungenschaften den Geist nicht be- 



Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien« 143 

schweren, sondern erleichtern, unter der Voraussetzung nämlich, 
dass es eben Thätigkeitsresultate sind, -welche das Gedächtnis« 
festhält. Dennoch tritt bei jeder gesunden geistigen Organisation 
die Bedeutung und die Energie des Gedächtnisses in demselben 
Maasse zurück, als die innerliche Objectivität ihren Zusammenhalt 
in der Idee findet. — Es ergiebt sich aus dem Gesagten leicht, 
wie dag Gedächtniss im Elementarunterrichte in Anspruch zu neh- 
men ist. Es müssen Resultate sein, welche dem Gedächtnisse 
eingeprägt werden, oder die Thätigkeit der Vorstellung muss 
schliesslich immer einen möglichst objeetiven, möglichst ausser* 
liehen und desshalb feststehenden Ausdruck erhalten, welcher 
dem Gedächtnisse anvertraut wird. Weiterhin müssen die ge- 
wonnenen Formeln ebenso in Verbindung treten, wie die Vor- 
stellungen, aus denen sie abgeleitet sind, und wenn sie auf diese 
Weise die zusammenhängende Umschliessung eines bestimmten 
Ganzen von Vorstellungen bilden , so dienen sie schliesslich dazu, 
sowohl die innere Befestigung als die Erweiterung dieses Ganzen 
zu unterstützen, indem sie den Anhalt für Wiederholungen und 
Zusätze abgeben. Dieser Fortschritt der Gcdächtnissbeschäftiguug 
im Elementarunterrichte ist bei allen Disciplinen derselbe. Wenn 
aber der Gegenstand des Unterrichts Formen sind, welche für 
sich keinen realen Inhalt, sondern nur abstracte Verhältnisse und 
Beziehungen ausdrücken, so fallen die Vorstellung und die aus- 
serliche Fassung derselben überall sofort zusammen, und der 
Unterricht beginnt daher mit Zusammenstellungen, welche aus- 
wendig gelernt werden müssen, um dann zu den Uebungen, in 
welchen die ausgedrückten Beziehungen an einem bestimmten 
realen Inhalte erscheinen, fortzugehen. Hiermit ist z. B. der 
Gang des sprachlichen Elementarunterrichts ausgesprochen, den 
Hr. Peter als Analogon für seine geschichtlichen Elementar- 
übungen heranzieht. Man sieht indess leicht, worin bei der 
Gleichheit der wesentliche Unterschied liegt. Bei dem ersten 
Sprachunterrichte ist die Vertrautheit mit den Formen der Sprache 
Zweck; sie müssen also zunächst für sich zusammengestellt und 
dann an wirklichen Sätzen , deren Inhalt ein gleichgültiger ist, zur 
Erscheinung gebracht und eingeübt werden. Bei dem Geschichts- 
unterricht ist die Vertrautheit mit den Formeln, welche einen 
verarbeiteten Inhalt ä'usserlich ausdrücken, Mittel, und eben 
desshalb ist zu einer willkürlichen und künstlichen Einübung, wenn 
sie einmal auswendig gelernt sind, kein Grund vorhanden, da die 
reproducirende Wiederholung von selbst und nothwendig auf sie 
zurückkommt. Uebrigens wollen wir hier sogleich bemerken, 
dass die Resultate der geschichtlichen Vorstellungen nicht nur in 
Jahreszahlen , Personennamen und Facten , sondern ebenso in geo- 
graphischen Angaben zu formuliren sind , und zwar in der Weise, 
dass die chronologische und die geographische Formel , welche 
letztere als eine mit Punkten — Mittelpunkten und Ausseu^uuUo^ 



kMlMeal^, 



144 Methodik der Geschichte. 

— und mit Linien — Umfang- oder Grenzlinien und Bewegungs- 
linien — construirte Figur erscheint , neben einandergestellt, aber 
in ein Verhältniss gebracht werden. 

Für die Stufen des Geschichtsunterrichts hat Peter das Ana- 
logon der naiven , pragmatischen und Kunstgeschichtschreibung, 
Löbell ein auf Inhalt und Behandlung der Geschichte bezugliches 
A und B, indem er die einfache, gläubige Wiedergabe des Ueber- 
lieferten und die kritische Sichtung, die Geschichte der Thaten 
und Ereignisse und die Geschichte der Culturentwickelung, die 
Darstellung des Thatsächlichen und die ideelle Betrachtungsweise 
gegenüberstellt. Er bestimmt hiernach , indem er die biographi- 
sche und poetische Behandlung der Geschichte vom eigentli- 
chen Geschichtsunterricht ausschlieft, zwei Stufen desselben, 
deren erste es hauptsächlich mit dem Zusammenhange der Er- 
eignisse zu thun hat und sich streng auf das Thatsächlicbe be- 
schränkt, deren zweite aber zur Gulturgeschichte fortgeht und 
sich zwar nicht zu geschichtsphilosophischen Ueberblicken und 
Betrachtungen erhebt , aber die einzelnen Erscheinungen erklärt 
und motivirt. Wir bemerken hierbei vorläufig, dass Löbell die 
erste Stufe als den Elementarunterricht ausspricht, als geschichts- 
philosophische Betrachtungen aber nicht etwa die Construction des 
Zuständlichen und Thatsächlichen aus der Idee, sondern allge- 
meine Reflexionen über den Grund und Verlauf der Ereignisse 
auffa88t. — Peter will natürlich für die erste Stufe die Leetüre 
der naiven, für die zweite der pragmatischen und für die dritte 
der Kunstgeschichtschreiber. Die Thätigkeit des Lehrers auf 
allen Stufen ist die Leitung der Leetüre ; auf der ersten aber hat 
er ausserdem die beschriebenen Elementarübungen vorzunehmen, 
die auf der zweiten zum Abschluss zu bringen sind , und auf der 
dritten hat er geschichtsphilosophische Ausführungen zu geben, 
die nach den Beispielen oder vielmehr dem Muster, das er giebt 

— denn er theilt eine kurze Geschichtsphilosophie mit — , dem 
Begriffe des Geschichtsphilosophischen weit näher stehen, als jene 
von Löbell beispielsweise ausgeführten Reflexionen, die nach sei- 
ner Ansicht über der Aufgabe des Gymnasiums liegen. — Auch 
für seine Elementarübungen hat Peter eine Analogie: die chrono- 
logische Behandlung der Geschichte in den Chroniken. Löbell 
'will den geschichtlichen Stoff in logisch geordnete Uebersichten 
«usammengefasst und diese auswendig gelernt. Ausserdem em- 
pfiehlt auch er Aufgaben, die mit den Peterschen einige Aehn- 
lichkeit haben, obgleich er von den Zusammenstellungen nach 
äusseren Beziehungen zu denen nach inneren fortgehen will. Nach 
<len als Beispiele angeführten Fragen und Antworten aber müssen 
wir auch hier die Unfruchtbarkeit derartiger Uebungen behaupten. 
Wenn der Schüler gefragt wird : „welche Jahrzahl der römischen 
Geschichte, die eine wichtige Begebenheit bezeichnet, giebt ver 7 
doppelt eine andere sehr bedeutende Epoche derselben?" so wird 



Lobeil : Grundzage einer Methode des geschichtl. Unterr. n. s. w. 145 

er die Antwort: 244 d. St. ood 488, nur durch Probiren ge- 
winnen können, eine Arbeit, die ihn allerdings zwingt, die Reihe 
der ihm bekannten Zahlen durchzulaufen, aber als eine Anstren- 
gung um Nichts — denn das Resultat wird er bald wieder verges- 
sen und mitRecht — peinlich ist. Die allgemeinen Repetitio- 
nen , bei welchen nach den Thatsachen in den verschiedenartigsten 
Beziehungen , welche mehr oder weniger willkürliche und äusser- 
liche sein müssen , gefragt wird, bieten die einzige naturgemässe, 
aber vollkommen ausreichende Gelegenheit, die auswendig ge- 
lernten Zahlen ausser den gegebenen festen Reihen und Gruppen 
angeben zu lassen und sie dadurch gelaufig zu machen. — Was 
das Auswendiglernen der Löbell'schen Ueb ersichten betrifft, so 
spricht sich die Peter'sche Schrift hierüber ganz treffend aus. Es 
darf nur zweierlei auswendig gelernt werden: das rein Formelle 
und die Ausprägung eines bestimmten Inhalts in einer ihm 
völlig und für immer adäquaten Form. Die „Uebersichten" 
fallen unter keine dieser beiden Kategorien. 

Während Löbell die Abstufung des Unterrichts vorzugsweise 
als eine Erweiterung des Stoffes bestimmt, indem zuerst nur der 
Zusammenhang der Ereignisse, später der Zusammenhang des Zu- 
stäudlichen oder, wie es Löbell bezeichnet, die Culturgeschichte 
zum Lehrzwecke wird , geht Peter vorherrschend von der B e- 
h a n d 1 u n g des geschichtlichen Stoffes aus , wobei er auf die Er- 
kenntniss des Zuständlichen fast gar keine Rücksicht nimmt, son- 
dern als den Geschichtsstoff die Fülle der Thatsachen betrachtet, 
eine Einseitigkeit, in welcher seine Ueberschätzung der Leetüre 
ihren eigentlichen Grund hat. Er will auf der ersten Stufe aus 
der Leetüre der naiven Geschichtschreiber „Geschichten" als 
kleine, abgerundete Ganze , auf der zweiten aus der Leetüre der 
pragmatischen Schriftsteller den Zusammenhang der Begeben- 
heiten, wie er sich als Ursache und Folge darstellt, gewinnen. 
Auf der letzten Stufe soll der nun vollständig vorhandene ge- 
schichtliche Stoff aus höheren Gesichtspunkten zusammengefasst 
werden. Auf der ersten Stufe soll vorzugsweise Gedachtniss und 
Phantasie, auf der zweiten neben diesen der Verstand in Anspruch 
genommen werden. Auf der letzten Stufe soll der Gedanke als 
die Herrschaft der Idee über den Stoff zu seinem Recht kommen. 
— Wir verkennen das Richtige, was sowohl der Peter'schen als 
der Löbeirschen Abstufung zu Grunde liegt, keineswegs, wie aus 
den folgenden Andeutungen hervorgehen wird, finden aber beide 
in Beziehung auf die Aufgabe des Gymnasialunterrichts über- 
haupt und für den Aufbau eines zugleich lebendigen und geord- 
neten geschichtlichen Wissens ungenügend. Indem wir dem von 
Beiden Gegebenen ein Drittes gegenüberstellen wollen, müssen 
wir von vornherein auf eine weitere Ausführung verzichten und 
die ergänzende Thätigkeit des Lesers in Anspruch nehmen. 

Die Aufgabe des Gymnasiums lässt sich , wie wir oben au&^&- 

iV. Jahrb. f. PhU. u. Päd. od. Krit. BibL Bd. V*. H{t. V M& 



146 Methodik der Geschichte. - 

sprochen haben ^ nicht für sich bestimmen, sondern mnss im 
Verhältniss zu der gesammten Volkserziehung aufgefasst werden. 
Alle Erziehungs- und Unterrichtsanstalten müssen eine organi- 
sche Einheit darstellen, innerhalb deren der allgemeine Erzie- 
hungszweck nach verschiedenen Seiten , aber zusammentreffend 
verwirklicht wird. Jeder Organismus aber zeigt eine stufenweise 
Darstellung seiner Einheit in der Weise, dass er den aus sich selbst 
entwickelten Gegensatz nach unten und oben wieder zusammen- 
fasse — Indem wir, um den Zweck des Gymnasialunterrichts 
vorläufig festzustellen , den Gegensatz des Gymnasiums und der 
Realschule zum Ausgangspunkt genommen haben, haben wir die 
entschiedenste Zweiseitigkeit, zu welcher es der Schulenorganis- 
mus überhaupt bringt, schon ausgesprochen. Die unmittelbarste 
Einheit des Volks und der Volksbildung ist in der Volksschule dar- 
gestellt. Die Volksschule soll die gesammte Volksjugend umfas- 
sen und diejenige Bildung gewähren, welche der Ausdruck des 
allgemeinen Culturzustandes, zugleich aber oder vielmehr desshalb 
die nothwendige Basis für jede weitere Entwickelung und Ver- 
mitteluug des Wissens und Könnens ist. Der Unterricht der Volks- 
schule hat ein für sich abgeschlossenes und vollständiges Resultat: 
das Volksbewusstsein in seiner einfachsten, concentrirtesten Form 
als Eigenthum der Einzelnen und die Fähigkeit, an dem Gemein- 
leben in freier Weise Theil zu nehmen. Der Zweck der Volks- 
schule muss sich für die, welche aus ihr unmittelbar in das prak- 
tische Leben eintreten, erfüllen, während sie für diejenigen, 
welche eine weitere theoretische Vorbildung verlangen, die Be- 
deutung der Elementarschule und zwar der bestmöglichen hat. — 
Die höchste und vermitteltste Darstellung des einheitlichen Volks- 
bewusstseins, die Verwirklichung desselben in der Sphäre des 
wissenschaftlichen Gedankens, ist die Universität, welche noch 
Schule ist, insofern sie die Resultate der wissenschaftlichen 
Arbeit mittheilt, aber über die Schule hinaustritt, insofern die 
Mittheilung in sich selbst das Moment der geistigen Production 
hat, weil der Schüler sich zu dem Gegebenen nicht nur aufneh- 
mend, sondern zugleich kritisch verhält, der Lehrer aber nicht nur 
anzuregen und zu ergreifen hat, sondern, indem er diess anstrebt, 
selbst angeregt und ergriffen wird. Das Element der Univer- 
sität ist die wissenschaftliche Begeisterung, welche sich aus dem 
persönlichen Gegenüber des Lehrenden und des selbstständig 
Lernenden erzeugt. Wie die Universität aber den Uebergang von 
der Schule zu der bezuglosen und insofern abstracten wissenschaft- 
lichen Arbeit darstellt, so vermittelt sie ebenso die Schule und das 
zur Selbstgestaltung gelangte oder strebende Volksleben. — 
Zwischen der Universität und der Volksschule stehen zunächst das 
Gymnasium und die Realschule, welche den Gegensatz der dop- 
pelten Arbeit des Volkes, welche wir kurz als seine ideale und 
reale bezeichnen können , verkörpern. In der Universität finden 



Lobeil: Grundzuge einer Methode des geschieht!. Unterr. n. 0. w. 147 

beide ihre Einheit, und wir sind beiläufig der Ansicht, dass die 
Realschule nicht weniger als das Gymnasium einen Theil derer, 
welche die Universität besuchen, vorbilden muss. Der Gegen- 
satz des Gymnasiums und der Realschule aber kann nicht unmit- 
telbar aus der Volksschule herauswachsen , vielmehr ist ein Mit- 
telglied nothwendig, welches wir mit dem historischen Namen der 
„lateinischen Schule" oder mit dem aus der Sache hergenomme- 
nen der Mittelschule bezeichnen können. Die Aufgabe der latei- 
nischen Schule ist die En tfal tun g des in der Volksschule Ge- 
gebenen aus seiner einfachen, concentrirten Form, und die Aus- 
bildung der Ausdrucksfähigkeit. Ihre Methode ist: die strenge 
und übersichtliche Ordnung eines möglichst reichen Details, im 
Gegensatz gegen das Verweilen bei dem das Allgemeine reprä- 
sentirenden Besondern, wie es der Volksschule eigenthümlich ist, 
und im Gegensatz gegen die perspectivische Behandlung der 
Stoffe — wir finden keinen kürzeren Ausdruck — wie sie in 
den höheren Lehranstalten zur Geltung kommt. Lieber der latei- 
nischen Schule steht, zwischen Realschule und Gymnasium die 
Zarückbiegung der entfalteten Volksschule nach sich selbst dar- 
stellend , das Seminar. 

Wenn wir uns mit diesem flüchtigsten Abriss begnügend den 
Geschichtsunterricht als das Hauptlehrobject des Gymnasiums in 
das Auge fassen , so schliesst er sich an den Unterricht der Volks- 
und lateinischen Schule an und setzt sich in den Geschichtsvor- 
trägen der Universität fort, hat also eine doppelte Begrenzung, 
die durchaus zu berücksichtigen ist, wenn seine eigenthümliche 
Aufgabe erfasst werden soll. Der Universitätsunterricht soll das 
selbstständige Studium anregen, unterstützen und regeln, eine 
Aufgabe, die als dreiseitige, als Geschichts- und Altertumsfor- 
schung — die Kritik der Quellen und die Charakteristik der 
Alterthümer — , als hypothetische Pragmatik — die den unterbro- 
chen erscheinenden oder dunkeln Zusammenhang der Ereignisse 
ausfüllende und aufklärende Darstellung — and als geschichts- 
philosophische Verarbeitung des Stoffes — die von der Gcschichts- 
philosophie sich durch grösseren Reichthum des vorgeführten 
Details und das Absehen von abstracten Kategorien unterscheidet 
und bei künstlerischem Talent zum Kunstwerk werden kann — 
sich darstellt. Wir brauchen hierbei nur anzudeuten, dass Peter 
die Aufgabe der Universität theilweise in das Gymnasium verlegt, 
während Löbell die Leistungsfähigkeit des Gymnasiums zu nie- 
drig greift. — Was von der andern Seite den Geschichtsunter- 
richt der Volksschule und der lateinischen Schule betrifft, wel- 
chen das Gymnasium vorauszusetzen hat, so ist in der Volksschule 
allerdings noch von keinem selbstständigen Geschichtsunter- 
richt die Rede — die Welt künde der Volksschule fasst Ge- 
schichte und Geographie unmittelbar zusammen, in der Weise, 
dass sie erklärende geschichtliche Rückblicke giebt, der deutsche 

Iß* 



148 Methodik der Geschichte. 

Unterricht liefert Vereinzelte ferzählungen aua der Geschichte, 
der Religionsunterricht hat die biblische Geschichte, das heisst 
eine von Anfang bis zu Ende, trotz der verständigen Ausprägung, 
mythische Volksgeschichte als einen wesentlichen Bestandtheil 
— aber sie bildet, wie aus dem eben Gesagten hervorgeht, die 
Fähigkeit der geschichtlichen Auffassung und zwar nach ihren drei 
wesentlichen Seiten aus. In der lateinischen Schule aber legt sich 
die Weltk nnde in Geschichte und Geographie auseinander, und 
ihr Geschichtsunterricht giebt, ihrer Aufgabe und Methode ge- 
mäss, das universalgeschichtliche Detail in festen Gruppen und 
strenger Eiiitheilung. Wir haben es nun eigentlich nur mit dem 
tSymnasinm, nicht mit der lateinischen Schule tu thnn, deren 
Leistung im Allgemeinen als die Unterlage des geschichtlichen 
Gymnasfalunterfichts zu charakterisiren wäre. Weil aber sowohl 
Peter wie Löbell die lateinische Schule nicht voraussetzen , da- 
gegen Gymnasialclassen , welche die Stelle dieser einnehmen, und 
weil es darauf ankommt , genauer zti bestimmen, was dem Gym- 
naaiahinterrichte bei unserer Beschränkung seines Zeitumfanges 
übrig bleibt, so umzeichnen wir zunächst die beiden Stufen, 
durch welche der Geschichtsunterricht der lateinischen Schule ge- 
führt wird. 

Die erste Stufe nennen wir die biographisch -histori- 
sche, eine Bezeichnung, die, wie alle, deren Begriff noch nicht 
-durch den Gebrauch bestimmt ist, einer Erläuterung bedarf. „Hi- 
storisch" ist nämlich hier nicht gleichbedeutend mit „geschicht- 
lich", sondern soll gerade, von dem altertümlichen „Historie 41 
hergenommen , einen Unterschied gegen da« Geschichtliche aus- 
drücken. Es handelt sich auf dieser Stufe um jene ,, abgerundete 
<}anze", von welchen Peter spricht , also um Geschichtsbil- 
der. Der Meinung P. 's entgegen aber glauben wir, dass die Mehr- 
-sahl dieser Geschichtsbilder allerdings eine geschichtliche Per- 
sönlichkeit zur Mittelgestalt haben kann und muss. Einestheils 
haben gerade die Weltbegebenheiten und Weltzustände, welche 
ilem Verstätrdfriss des hier in Betracht kommenden Alters zugäng- 
lich sind , in grossen Persönlichkeiten ihre Träger oder ihre cen- 
centrirteste Darstellung, und wenn allerdings der geschichtliche 
Stoff nicht vollständig um sie gruppirt werden kann, so soll diess 
eben auch nicht 4er Fall sein , da jede höhere Stufe nicht nur eine 
neue Behandlang des materiell Vorhandenen, sondern auch neuen 
Stoff bringen soll. Anderntheils haben die Schüler dieser Stufe 
das ihrer Verständnissfähigkeit entsprechende Bedürfniss , Ereig- 
nisse und Zustände als das Resultat eines charakteristischen Wil- 
lens zu wissen, ein Bedürfniss, welches die Mythendichtung aller 
Völker entschieden bestimmt. Ausserdem sollen neben die Bio- 
graphien — die dies« keineswegs in dem gewöhnlichen Sinne sind, 
dass sie das ganze Leben eines Mannes mit gleichmässiger Aus- 
führlichkeit abspinnen, sondern vielmehr an sich schon „Historien 11 



Lobeil: Grandzage einer Methode des geschieatl. Unterr. o. a. w. 149 

sind — die Darstellungen abgeschlossener Begebenheiten und ein- 
zelne „ Geschichten u , gewisaermaassen Anekdoten im höheren 
Sinne treten. — Wir müssen es uns versagen, eine beispielsweise 
Zusammenstellung solcher Biographien und Historien wenigstens 
für eine Periode zu geben, und bemerken daher nur, dass sie in 
der mittelalterlichen und neuen Geschichte viel weitere Massen 
nicht herangezogenen und verarbeiteten Geschichtsstoifes zwischen 
sich lassen, als in der alten Geschichte, welche, die Perioden den 
Verfalls, sowohl des griechischen als des römischen Lebens, und 
bezüglich der griechischen Geschichte die der Leetüre zu über- 
lassende, im engeren Sinne mythische Periode, ferner, wie natür- 
lich die ostasiatische und auch die ägyptische Geschichte a u s ge- 
nommen, sich ziemlich vollständig biographisch - historisch be- 
handeln lässt. — Wss diese Behandlung anbetrifft, so ist immer 
eine geographisch -ethnographische Einleitung, das heisst eine 
Naturschilderung des Landes und eine lebhaft colorirte Darstel- 
lung der physischen und geistigen Volkseigenthümlichkeit not- 
wendig, womit die Geographie der Volksschule sporadisch repro- 
ducirt und erweitert wird. Ueberhaupt darf die Verknüpfung der 
Geographie und Geschichte, wie sie in der Volksschule statt hatte, 
nicht plötzlich gelöst werden, und die Geographie bleibt durch 
alle Stufen des Geschichtsunterrichts hindurch die Basis, auf wel- 
che er stets zu seiner Erfüllung und Begrenzung zurückkommen 
muss. Dass weder Löbell noch Peter ausführen, in welcher Weis« 
diess geschehen muss, wenn sie auch die Geographie als Unter- 
lage des Geschichtsunterrichts obenhin erwähnon , ist ein wesent- 
licher Mangel ihrer Methodik. — Ebenso wenig wie eine Einlei- 
tung kann ein Schluss, welcher die Folgezeiten in allgemeinen 
Umrissen zeigt, entbehrt werden. Beide, Einleitungen u. Schluss- 
ausführungen , bringen die Geschichtsbilder in einen, bei weiteren 
Lücken allerdings nur losen , aber insofern ausreichenden Zusam- 
menhang, als die Lücken als solche gewnsst werden, und trotn 
der Abgeschiedenheit der einzelnen Gruppen, welche sie um so 
klarer heraustreten lässt, ein vorläufiger Ueberblick gewonnen 
ist, Was die eigentliche Erzählung anbetrifft , so muss sich der 
Lehrer so viel wie möglich ist, ohne die vom allgemeinen Unter- 
richtszwecke bedingte Gruppirung zu beeinträchtigen, an die 
Quellenschriftsteller halten. Manche Partieen des Herodot sind 
schon an sich so fest und anrauthig abgerundete Geschichtsbilder, 
dass sie nur geringe Modifikationen bedürfen , um dem Zwecke 
des Lehrers vollständig zu entsprechen. 

Es versteht sich nach dem oben Gesagten von selbst, dass 
wir neben dem Unterrichte hinlaufende Elementarnbungen nicht 
zulassen können. Es kommt nur darauf an, dass jede Gruppe von 
Vorstellungen, wie sie in sich zum einheitlichen Bilde verarbeitet 
ist, so eine rein äusserliche Darstellung in zwei entsprechenden 
Gruppen — einer chronologischen und einer geographischen — 



150 Methodik der Geschichte. 

findet und hiermit ihre Befestigung erhalt. Für die Zahlengruppe 
fst immer der Zeitumfang und eine Mittelzahl, ausserdem Vor- 
und Nachzahlen zu geben. Für die Partie: Solon und die Pisi- 
stratiden z. B. würde die Zahlengruppe folgende sein: Zeit: 600 
— 500. Athen gelangt aus Wirren und Kämpfen zu einer festen 
Verfassung und bildet seine Kraft. Mittelzahl 560. Pisistratus 
bemächtigt sich der Tyrannis. Vorzahl: 594. Solon wird zum 
Gesetzgeber Athens. Nachzahlen: 527. Tod des Pisistratus. 
514. Ermordung des Hipparchos. 510. Vertreibung des Hippias. 
— Es fällt in die Augen, dass benachbarte Gruppen in einander 
übergreifen und hierdurch von selbst Vergleichungen veranlassen. 
So würde für eine vorangehende Partie, Crösus und Cyrus, die 
Zeit 610 — 529 sein, die Mittelzahl 559 von der der andern Gruppe 
nur um ein Jahr difFeriren, der Tod des Pisistratus und Cyrus um 
zwei Jahr. — Für die geographische Gruppe würde der Mittel- 
punkt 9 die Umgebung und die Aussenpunkte anzugeben sein. Die 
chronologischen und geographischen Gruppen müssen immer sofort 
auswendig gelernt und bei den monatlichen Repetitionen wieder* 
holt und verglichen werden. 

Die zweite Stufe ist die universalpragmatische. Auch 
hier ist der Name durch die Sache zu erläutern. Unter der prag- 
matischen Behandlung der Geschichte verstehen wir überall eine 
solche, welche die vorherrschende Tendenz hat, die Begeben- 
heiten als nothwendige Aufeinanderfolge zu zeigen. Diese Ten- 
denz bedingt einerseits eine die Darstellung, mag sie noch so leb- 
haft und anschaulich sein, überall durchziehende, ihr gewisser- 
maassen immanente Reflexion über die Ursachen und Wirkun- 
gen des Geschehenden, andererseits die Neigung, den Verlauf der 
Dinge so weit wie möglich zu verfolgen, also zu einer continuir- 
lichen Entwicklung des Geschehenen. Wenn also die Geschichte 
auf der zweiten Stufe pragmatisch behandelt werden soll, so heisst 
das, dass der geschichtliche Stoff nicht, wie auf der ersten Stufe, 
zu gruppiren, sondern in continuirlicher Darstellung zu entwickeln 
ist , dass ferner die Begebenheiten als nothwendige Reihen zum 
Bewusstsein gebracht werden. Hierin liegt insofern ein Fort- 
schritt über die biographisch - historische Behandlung der Ge- 
schichte, als der strenge Begriff derselben das zeitliche Nachein- 
ander ist und dieser Begriff in der anreihenden Verknüpfung der 
Thatsachen zur klaren und entschiedenen Erscheinung kommt, die 
Auffassung des Causaluexus -aber die selbstständige Verstan- 
desthätigkeit theils voraussetzt, theils bildet. — In der Natur der 
pragmatischen Geschichtsbehandlnng liegt es aber von vornherein, 
dass sie die Universalität anstrebt oder die Tendenz hat, eine 
allgemeine Geschichte zu geben. Der Fluss der Begebenhei- 
ten ist eben ein stetiger, die Kategorie der „Ursache und Wir- 
kung" treibt über die festgestellten Grenzen der Darstellung fort- 
während nach beiden Seiten hinaus, und das Interesse an dem 



Löbell : Grundznge einer Methode des geschiehll. Uoterr. o. s. w. 151 

Zusammenhange des Geschehenden hat schon den Charakter 

eines wissenschaftlichen Triebes , welcher immer ein Ganzes um- 
fassen will. Wir haben allerdings pragmatische Geschichtschrei- 
ber , welche einen eng begrenzten Vorwurf haben , aber dieae 
Selbstbeschränkung ist stets in einem bestimmten praktische* 
Zwecke begründet. Je entschiedener Zweck und Interesse des 
pragmatischen Geschichtschreibers rein theoretische sind, um so 
mehr werden die Weltbegebenheiten als solche das Ohject seiner 
Darstellung. — Ist aber das Streben nach Universalität durch die 
pragmatische Behandlung der Geschichte an sich bedingt, so 
muss diess bei dem Unterrichte, welcher einestheils von vornher- 
ein den Zweck der wissenschaftlichen Bildung im Auge hat , an- 
derntheils die vorhandenen Leistungen als Material verarbeitet, in 
besonderer Weise der Fall sein. Jede Stufe des Unterrichts 
giebt für sich die gesammte Geschichte, obgleich selbstverständ- 
lich in einer durch den vorherrschenden Gesichtspunkt bestimmten 
Beschränktheit. Hierbei wird aber immer zwischen zwei Stufen 
das Verhältniss eintreten, dass die eine in der Ausbreitung des 
geschichtlichen Gebiets nach festen Punkten oder Stellen sucht, 
wo der Zusammenhang des Geschehenen am con crctesten 
erscheint and ein allseitiger Um blick möglich ist, die andere den 
geschichtlichen Process in dem Nacheinander seiner Momente in* 
Auge fasst. Es bedarf keiner Auseinandersetzung, dass die er- 
stere Stufe als eine sporadische Vertiefung in das geschichtliche 
Leben das Verstand niss des einheitlichen Zusammenhanges vor- 
bereitet, und dass der universale Charakter des Unterrichts erst 
in der zweiten zur vollen Geltung kommt. Hierdurch ist es ge- 
rechtfertigt, wenn wir die zweite Stufe des Geschichtsunterrichts 
der lateinischen Schule die universalpragmatische nennen. Wir 
werden hernach sehen , wie die beiden Stufen des geschichtlichen 
Gymnasialunterrichts denen der lateinischen Schule entsprechen 
oder als erweiterte und vertiefte Wiederholung derselben gelten 
müssen. Wie aber für den Standpunkt der lateinischen Schute 
die pragmatische Geschichtsbehaudliing die Geschichtskenntniss 
zu einer allgemeinen, also relativ vollständigen macht, so hat diese 
Vollständigkeit umgekehrt ihre Schranke oder die Aufgabe des 
Unterrichts ihre engere Bestimmtheit an dem, was die pragmati- 
sche Methode zu leisten vermag. Die pragmatische Methode zeigt 
den Zusammenhang der Ereignisse unter sich, ihre Entwicke- 
hing auseinander, nicht aber ihre tiefer liegende Vermittelung in 
den Lebenszuständen. Ebendesshalb aber muss sich die pragma- 
tische Geschichtsbehandlung, um sich nicht in breite Gehaltlosig-r 
keit zu verlieren, auf die Darstellung derjenigen „Weltbege- 
benheit*' beschränken, in denen die Völker wie die Einzelnen 
über die Innerlichkeit ihres Daseins, die ruhige Verarbeitung des 
vorhandenen Lebensinhaltes hinaustreten, also auf Zeiten, in denen 
der Geist der Geschichte sich iu rasch und weitwirkenden Ereig- 



152 Methodik der Geschichte. 

niesen, im harten Kampfe unversöhnlicher Gegensätze, in grossen 
Thaten offenbart. Nur dnrch diese Beschränkung vermag die 
universalpragmatische Behandlung der Geschichte das zu leisten, 
was sie allein leisten kann, was aber zugleich ihre höchste Auf- 
gabe ist: die menschliche Entwicklung in ihrer dramatischen 
Einheit darzustellen. Wenn nämlich das Wesen des Drama's 
darin liegt, dass die Gegensätze, welche in der Breite des Lebens 
verborgen und auseinandergehalten das Element der Unruhe in die- 
sem Leben sind, zusammengedrängt und verkörpert werden, in 
ihrem Conflict aber zugleich die Persönlichkeiten aus ihrer Inner- 
lichkeit herausgerissen sich selber unmittelbar und energisch zur 
Erscheinung bringen, so wird die Geschichte zum Drama, wenn 
die allmälig entwickelten geschichtlichen Gegensätze zum Conflict 
kommen und, die Massen in Bewegung setzend, die innerlichste 
Kraft in frappanten Wirkungen offenbaren. Insofern aber die Ent- 
wickelungsperioden der Menschheit durch solche reale Geschichts- 
dramen , d. h. durch revolutionäre Krisen eingeleitet und bestimmt 
werden and der Fortschritt der Geschichte in ihnen am anschau- 
lichsten zur Erscheinung kommt, ist eine einheitliche Darstellung 
der Geschichte als eines sich in verschiedenen Acten fortsetzen- 
den Drama's möglich und, um die einfach - energische Vorstellung 
des geschichtlichen Zusammenhanges zu erzeugen, nothwendig. 
Hiermit sprechen wir eine solche Darstellung als eine pädago- 
gische Forderung und zwar, wie aus der bisherigen Ausführung 
von selbst hervorgehen muss, für die Stufe des Geschichtsunter- 
richts aus, von der hier die Rede ist. — Die erste Periode der 
alten Geschichte würde z. B. in folgenden Abtheilungen zu be- 
handeln sein: die Begründung und Ausdehnung des persischen 
Reichs (bis Darius) — die Perserkriege — der peloponnesische 
Krieg — der Eroberungszug Alexanders d. Gr. — Hieran würde 
sich als erste Abtheilung der zweiten Periode anschliessen : der 
Krieg der Römer mit Pyrrhus, weiterhin: der erste punische Krieg 
und so fort. Wie die biographisch-historische Stufe ziemlich zu- 
sammenhängend die römische Geschichte bis zur Unterwerfung 
Mittel- und Unteritaliens, so wird die universalpragmatische Stufe 
in ähnlichem Zusammenhange die Ausdehnung des römischen 
Reichs und die Bürgerkriege behandeln. Ebenso ist die griechi- 
sche Geschichte bis zu den Perserkriegen und nach Alexander — 
die letztere sehr sporadisch — auf der biographisch - historischen 
Stufe behandelt, und innerhalb des eingeschlossenen Zeitraumes 
lässt auch die universalpragmatische Stufe einige Lücken. — Es 
fällt in die Augen , dass die Abtheilungen dieser Stufe nicht we- 
niger wie die der vorigen eine Einleitung und einen Schluss ver- 
langen, zugleich aber die fortschreitende Erzählung unterbre- 
chende, episodische Rückblicke iimsch Hessen. Das auf der ersten 
Stufe Gegebene wird theilweise recapitulirt und erscheint in neuer 
Beleuchtung, theilweise fallen die biographischen Historien gerade 



Lobeil : Grandzage einer Methodik des geschieht!. Unterr. n. s. w. 153 

in die Lacken , welche die universalpragmatische Darstellung las- 
sen muss, und geben einen Anhalt für die einleitenden und seh Mes- 
senden Uebersichten, welche jene Lücken nur leicht überbauen. 

Wir halten es für unnöthig, besonders auszuführen, wie sich 
die auf der zweiten Stufe zu gebenden Zahlreihen zu den Zahlen- 
gruppen der ersten verhalten. Was die geographische Formuü- 
rung jeder Abtheilung betrifft, so ist sie eine dreifache : eine Orts- 
namenreihe für Schlachten und sonstige Ereignisse, die Angabe 
der vorkommenden Bewegtingslinien für Zuge, Expeditionen, Rei- 
sen u. s. w. und die Umgrenzungslinien für den geschichtlichen 
Schauplatz. Im Unterrichte selbst , für den Wandkarten ein un- 
entbehrliches Bedürfniss sind , muss stets eine genaue Beschrei- 
bung des Terrains, auf welchem agirt wird, gegeben werden, eine 
gleiche der natürlichen und künstlichen Hülfsmittel. Hiermit 
wird die Geographie der lateinischen Schule sporadisch re- 
producirt und detaillirt, aber nicht, wie auf der vorigen Stufe die 
Geographie der Volksschule in der Einleitung, sondern innerhalb 
der eigentlichen Darstellung und bei fast allen Momenten derselben. 

Die Leetüre, welche der Lehrer neben seinem Vortrage an- 
zuordnen hat , besteht auf der ersten Stufe aus den Bearbeitungen 
der religiösen und geschichtlich- mythischen Volkssagen, auf der 
zweiten vorzugsweise aus Entdeckungs- und Reisebeschreibungen, 
welche einestheils Ausblicke über den engeren Schauplatz des ge- 
schichtlichen Lebens gewähren , anderntheils der dramatischen 
Spannung, welche der Unterricht unterhält, gegenüber die Be- 
deutung von Erholungspausen und so zu sagen epischen Ruhe- 
plätzen haben, während sie zugleich den geweckten geographischen 
Sinn in geschichtlicher Form befriedigen und gelegentlich- unmit- 
telbare, also vorläufige Schilderangen des Zuständlichen geben. 
Ausserdem sind Darstellungen von Augenzeugen der Begebenhei- 
ten oder von Mithandelnden, z. B. der Bernard Diaz, zu lesen, 
um da, wo der Unterricht sich mit Ueberblicken begnügen muss, 
wenigstens einzelne Partien durch lebhafte Färbung auszeichnen. 

Die beiden Stufen des Gymnasialunterrichts, zu denen wir 
jetzt übergehen und die wir im Rückblick auf die bisherigen Aus- 
führungen kurz behandeln können, sind die ethnographische 
und die universalgeschichtliche. Zur Erläuterung der er- 
sten Bezeichnung haben wir sogleich zu bemerken , dass nicht der 
gesammte geschichtliche Stoff in ethnographischer Form verar- 
beitet werden soll, sondern dass es sich nur um die Specialge- 
schichte der Griechen , Römer und Deutschen handelt. Die Ein- 
wendungen , welche Löbell gegen die abgesonderte Behandlung 
der Volksgeschichte macht, scheinen uns von keinem Belang; sie 
heben sich grösstenteils von selbst, wenn der Geschichtsunter- 
richt der lateinischen Schale, wie wir ihn gezeichnet haben, vor- 
ausgesetzt wird , und im Uebrigen können wir auf das oben über 
die Aufgabe des Gymnasiums und seines Geschichtsunterrichte 



154 Methodik der Geschichte. 

Gesagte zurückweisen. — Die Forderung, dass jede Stufe des 
Geschichtsunterrichts die gesammte Geschichte umfassen muss, 
haben wir selbst geltend gemacht, zugleich aber dahin bestimmt, 
dass die Zusammengehörigkeit zweier Stufen für die dem Stand- 
punkte einer Lehranstalt entsprechende Bewältigung des ge- 
schichtlichen Stoffes vorauszusetzen ist, und dass der universale 
Charakter des Unterrichts immer erst auf der zweiten zur vollen 
Darstellung kommt. Dennoch hat auch schon die in dem angege- 
benen Sinne beschränkte ethnographische Behandlung der Ge- 
schichte die Tendenz zur Universalität, weil die genannten Völker 
die eigentlichen Mittelvölker der Geschichte sind und ihr Leben 
das Gesammtleben theils wiederspiegelt, theils thatsächlich von 
ihr umschlossen in den mannigfachsten Berührungen und Reibun- 
gen zur Erscheinung bringt. 

Fragen wir, was dem Gymnasialunterrichte nach der Leistung 
der lateinischen Schule übrig bleibt, so geht aus dem Bishe- 
rigen zunächst hervor, dass bezüglich der Vollständigkeit des ge- 
schichtlichen Stoffes, worunter wir das gesammte von der Ge- 
schichtswissenschaft gewonnene und abgeklärte Material der That- 
sachen verstehen, nicht wenig Lücken, die nur durch Uebersichten 
leichthin überbrückt sind, so wie die leer gelassenen Räume in 
der Umgebung des in der engsten und strengsten Begrenzung ge- 
nommenen geschichtlichen Terrains ausgefüllt werden müssen. 
Hierbei ist indess wohl zu beachten, dass der schon gegebene und 
sicher geordnete Reichthura des geschichtlichen Details die we- 
sentlichsten Thatsachen enthält, weil das, was die lateinische 
Schule mittheilen kann und muss, diejenigen Facta sind, welche 
für sich Bedeutung haben oder das geschichtliche Interesse als 
solches und im engeren Sinne in Anspruch nehmen. — Fassen 
wir weiterhin den geschichtlichen Stoff nicht in seiner Breite, son- 
dern in seiner Tiefe in das Auge, so bleibt dem Gymnasialunter- 
richte die zusammenhängende Entwickeln ng des in- 
neren Völkeriebens, der sittlich -materiellen Zustände und der 
geistigen Productivität darzustellen übrig. Es lässt sich darüber 
streiten, in wieweit die Culturgeschichte in die allgemeine Ge- 
schichte aufzunehmen ist. Wenn aber das Gymnasium überhaupt 
die Aufgabe hat, den Zusammenhang der Lebenszustände zum Be- 
wusstsein zu bringen , und wenn der Geschichtsunterricht dieser 
Aufgabe am directesten dient, so kann es keine Frage sein, dass 
er die Culturzustände eingehend behandeln muss. Diess ist um 
so nothwendiger, als der Gymnasialunterricht nicht nur Resultate 
mitzutheilen , sondern die Fähigkeit selbstständiger geschichtlicher 
Forschung auszubilden hat. — Was die Methode des geschicht- 
lichen Gymnasialunterrichts anbetrifft , so hat er bei der Verar- 
beitung und Anordnung des Stoffes von idealen Gesichtspunkten 
auszugehen, also die Bedeutung und Tragweite der einzelnen gros- 
sen Ereignisse auszusprechen, die Gestaltung der Verhältnisse 



Wiener : Wörterbuch zum Pentateach. 155 

und Znstande, wie sie das Geschehende bedingt und durch die- 
selbe vermittelt wird , zur Anschauung zu bringen , die Einthei- 
lungs- und Anordnungsgründe des geschichtlichen Stoffes begreif- 
lich zu machen und theits von allgemeinen Charakteristiken aus- 
zugehen , theils mit solchen zu schliessen. Es handelt sich hier- 
bei weder um moralisirende Reflexionen und „Wahrheiten" ab- 
strahlende Betrachtungen, wie sie Löbell beibringt und als „zu 
hoch" für den Standpunkt des Gymnasiums bezeichnet, während 
wir sie für schlechtweg unnütz und einem untergeordneten Stand- 
punkte der Geschichtsauffassung angehörig betrachten, noch um 
die Construction der Geschichte nach logischen Kategorien, son- 
dern darum, dass die Erscheinungen der Geschichte innerlich 
verbunden und einheitlich aufgefasst werden, wodurch der Reich- 
thum des Details nicht verloren geht, sondern erst wahrhaft zum 
geistigen Eigenthume wird. — Da der geschichtliche Gymnasial- 
unterricht nicht nur den der lateinischen Schule zur Voraussetzung 
hat, sondern alle Lehrobjecte seine Ausfüllung sind, so kann und 
muss er an vielen Steilen auf das, was der Schüler kennt u. weiss, 
hinweisen, seine Ausführlichkeit wird demnach eine ungleich- 
massige sein. — Die letzte Stufe behandelt die ganze Geschichte 
streng periodenweise, innerhalb der Perioden aber t heil weise 
ethnographisch. — Wir schliessen damit, die Leetüre der Peter'- 
schen Schrift allen Schulmännern als anregend und gehaltreich 
dringend zu empfehlen. Die LöbelFsche ist von weniger Ge- 
wicht und man muss sie wenigstens nicht gelesen haben. 
Weimar. Heinrich Deinhardt. 



n-nnn ^"flü Wörterbuch zum Pentateuch. Als Hiilfcmittel für das 

t - •• : t 

Verständniss des Textes und der grammatischen Formen der heil. 
Schrift beim Schul- und Privatunterrichte, bearbeitet von Dr. M. 
Wiener, Oberlehrer an der Religionsschule der isr. Gemeinde zu 
Hannover. Erstes Heft rW^a *iBÖ — Hannover. Helwing'sche 
Hofbuchhandlung. 1850. VI und 92 SS. 8. 

Der Hauptzweck, welchen der Verf. des Torliegenden Buch- 
leins bei der Herausgabe desselben hatte, ist in dem Titel ausge- 
drückt. Es sollte nach der Vorrede S. 111 das Buch ein Hüifsbuch 
für die Schüler des Verf. sein , um sich für die Lectionen im Pen- 
tateuch gehörig vorzubereiten und bei vorkommenden Versäum- 
nissen das unterdessen Durchgenommene nachholen zu können. 
Der Verf. hofft, dass seine Arbeit auch über die Grenzen seiner 
Wirksamkeit hinaus von Nutzeu seiu werde. Er habe sich bemüht, 
die Bildungsgesetze der Sprache beim Nomen durch Angabe des 
Nominativs (soll heissen stat. abs.) und beim Verbum der 3. per». 



159 Hebräische Sprache. 

ging, praet. kal dem Schüler zum Bewusstsein zu bringen. Bei 
Anführung der Bedeutung sei er der Zunz'schen Bibelübersetzung 
nicht sclavisch gefolgt. Er habe auch solche Interpretationen auf- 
genommen, die von namhaften Gelehrten an minder bekannten 
Orten gegeben werden ; dann und wann habe er sich erlaubt (*?), 
selbst eine Erklärung zu geben. Ans leicht einzusehenden Grün- 
den seien zu Cap. 19, 30 — 38 sämmtliche und im 24. Verse des 
38. Cap. einige Wörter nicht übersetzt. Dagegen haben manche 
Vocabeln mehrmals eine Erklärung gefunden. Bei Verben sei die 
Formund Wurzel angegeben worden und mögen die Verba, bei 
denen diess nicht angegeben ist , den Lehrer veranlassen , sich zu 
vergewissern , ob der Schüler sich wenigstens die einzelnen For- 
men des bß gemerkt hat. Für den Fall , dass dem Gedächtnisse 
des Schülers ein nicht öfter wiederholtes Wort entrückt sein sollte, 
•ei ein alphabetisch geordnetes Register beigefügt. Der gramma- 
tische Anhang, weit entfernt, die Stelle eines systematisch geord- 
neten Lehrbuches ersetzen zu wollen, sei zunächst für seine 
Schüler berechnet. Schliesslich versichert der Verf., mit Fleiss 
und Eifer an dem Buche gearbeitet zn haben. 

Wir haben einige Hauptpunkte aus der Vorrede hervorge- 
hoben , damit der eigentliche Standpunkt des Verf. um so klarer 
hervortreten möchte. Betrachten wir von diesem Standpunkte 
das Buch selbst, so wird sich aus der Beantwortung der Frage, ob 
das Buch seinem nächsten Zwecke entspricht, zugleich ergeben, 
ob die Hoffnung des Verf., dass es „auch über die Grenzen sei- 
ner (des Verf.) Wirksamkeit hinaus von Nutzen sein werde", Aus- 
sicht auf Erfüllung habe. 

Es kann überhaupt noch sehr in Frage gestellt werden, ob für 
Knaben von 10 Jahren, selbst wenn sie ohne Kenntniss des Grie- 
chischen, ohne genügende Vorbildung im Lateinischen sind, für 
den im U ebersetzen des A. T. zu machenden Anfang ein Vocabu- 
lariura , welches die vorkommenden Wörter nach der Reihenfolge 
enthält, nothwendig sei oder ob dazu ein gewöhnliches Lexicon 
— wie etwa das von Fürst oder Biesenthai — genüge. Allein 
wir wollen einmal die überwiegende Nützlichkeit oder selbst die 
Nothwendigkeit eines solchen Vocabulariums statuiren. In diesem 
Falle glauben wir aber andere Anforderungen an ein solches Buch 
machen zu müssen , als sie der Verf. für nöthig hält. 

Ausser der Kenntniss der Laute und einiger Uebung im Le- 
sen, ist vor allem die Kunde der Grundformen des Verbums, des 
Nomens mit ihren Bildungen, und der Hauptpartikeln erforderlich. 
Wie diese zu gewinnen , davon nachher. Diese Vorbildung vor- 
ausgesetzt, wird es möglich und räthlich sein, den Knaben sofort 
an ein Stück aus dem A. T., insbesondere der Gen., hiuanzuführen. 
Es kann für einen Knaben in dem Alter von 10 Jahren und auf der 
Stufe der grammatischen Bildung, wie wir sie vorausgesetzt ha- 
ben, ein Buch, welches ihn mit den in seinem Texte vorkommenden 



Wiener: Wörterbuch cum Pentateach. 157 

Wörtern bekannt macht, von grossem Nutzen sein. Efn solches 
Buch muss aber nach der Ansicht des Unterzeichneten mindestens 
enthalten: 1) eine genaue Angabe der Grundbedeutung jedes vor- 
kommenden Wortes nebst derjenigen aus jener abgeleiteten Be- 
deutung, welche an der betreifenden Stelle in Betracht kommt; 
2) eine genaue Analyse der vorkommenden Verbal- und Nominal- 
bildungen, für die Nomina wenigstens der Flexionen nnd Suffixe. 
Wir fürchten nicht , dass uns vom Standpuncte der Wissenschaft 
oder der Praxis diese Forderungen bestritten werden. Sehen wir, 
wie der Verf. ihnen genügt hat. 

Was die Bedeutung der Wörter anbetrifft, so finden 
wir durch das ganze Buch hindurch nicht etwa die Grundbedeu- 
tung angegeben, dann die abgeleitete gerade in Betracht kom- 
mende Bedeutung; sondern wir finden neben dem hebr. Worte 
entweder eine wörtliche Uebersetzung oder eine mehr umschrei- 
bende Uebertragung. In der mehr oder minder wörtlichen Ueber- 
setzung haben wir ein durchgreifendes Princip nicht entdecken 
können; wir missen annehmen, dass die Zunz'sche Uebersetzung 
hier maassgebend gewesen ist. Ein solches Auflösen aber der 
Uebersetzung eines vorliegenden Textes in ihre einzelnen Ele- 
mente ist offenbar von geringerem Nutzen, als wenn man dem 
Schüler jene Uebersetzung selbst in die Hände giebt. 

Ungleich mangelhafter noch ist das Vocabularium hinsicht- 
lich der Analyse der Verbal- und Nominal formen. WIM 
man dem Anfänger, der von dem ganzen Formengebiete der Spra- 
che erst einen sehr kleinen Theil übersieht, eine grammatische 
Analyse geben, welche geeignet ist, theils ihn in dem ihm bekann- 
ten Boden zu befestigen , theils eine Erweiterung dieses Bodens 
anzubahnen , so muss für das Verbum mindestens gegeben werden : 
1) eine vollständige Analyse, der vorliegenden VerbaJform; 2) a. die 
Formen des perf. und imperf Qal y in sofern sie vorkommen (wenn 
Qal nicht vorkommt, so ist die unpunctirte Wurzel anzugeben), 
6. das perf. und imperf. des an der Stelle vorkommenden Stam- 
mes , und wenn speciellere Formen vorkommen , soccessive Ablei- 
tung dieser aus den beiden Hauptforraen. So z. B. Gen. I. 12 
Miw 3 sg. imperf. com. Hi. von ä* 1 ;, imperf. «an, HL perf. 
iOX«, imperf. boxt*, volunt. Kx'n. Auf diese Weise ist von dem 
perf. das perf cons. ; von dem imperf. der einfache volunt. ; von 
dem einfachen volunt. a)der durch das ri~ der Richtung ver- 
stärkte volunt., b) der einfache imperat. und der durch das n T der 
Richtung verstärkte imperat., c) das sog. imperf. cons. abzuleiten. 
Es versteht sich von selbst, dass es uns hier nicht auf diese oder 
jene Terminologie bei der Analyse, sondern nur auf die strenge 
Unterscheidung der Formen an sich und auf deren sucoessive Ab- 
leitung ankommt. Bei Angabe der Nomina lforasen muss unserer 
Ansicht «ach der sg. abe. mit dem Genus, der sg. conetr., der sg. 
mit 9uff., der pL aas. und constr., der pl. mit leichtem und mit 



158 Hebräische Sprache» 

schwerem suff. angegeben werden und zwar keine fingirte , son- 
dern nur wirklich vorkommende Formen. Die Analyse aber, wel- 
che der Verf. von den Verbal - sowohl als Nominalforraen giebt, 
ist nur geeignet den Anfänger in Verwirrung zu bringen. 

Es bleibt uns übrig den Beweis von der Mangelhaftigkeit der 
Arbeit des Verf. hinsichtlich der Wortbedeutungen und hinsicht- 
lich der grammatischen Formen zu liefern. Wir wählen dazu 
gleich den ersten Abschnitt Gen. I— II, 3. Neben rv»ttfcn I, 1 führt 
der Verf. £&n auf; wir bemerken das nur desshalb, weil der Verf. 
ein solches etymologisches Verfahren sonst keineswegs durchge- 
führt hat, wesshalb es hier als eine Inconsequenz erscheint. — 
Vs. 2 sind irr Fi und ifta, als ob es adjeetiva wären, ohne weiteres 
durch „öde" und „wüst" übersetzt, wi „Geist, Wind, 
Hauch", also die ganz abgeleitete Bedeutung vorangestellt. — 
In Vs. 5 ist die ordinale Geltung von iftx „ein" nicht bemerkt. 
— Vs. 6 ist sppn schlechtweg durch „Ausdehnung" übersetzt, 
für den Anfänger natürlich unverständlich. — Vs. 10 d^ „Mee- 
re." lieber die Bedeutung des dem Anfänger offenbar auffälli- 
gen />£. ist nichts gesagt. — Vs. 11 atthn „es lasse hervor- 
spriessen", während doch aotthri von fctvi'n das junge Grün 
bedeutet Grünes hervorbringen. — Vs. 21 yon „See- 
thier" statt grosses Wasserthier. fittftp „kriechend" 
statt sich bewegend, sich regend, da das Kriechen ge- 
rade hier nicht passt. — Vs. 26 d^k „ein Mensch", während 
es hier das Menschengeschlecht bezeichnet, wie besonders 
vrjlj zeigt. 

Was die Analysis der Verbal- und Nominalfor- 
men anlangt, so geht der Verf. hier offenbar von bestimmten 
Grundsätzen gar nicht aus. Bei Verbal formen finden wir im- 
mer nur praet.,fut., part., infin., imp. kal(piel^ hiph.^ niphal etc.) 
bezeichnet, aber sehr oft fehlt alle Bezeichnung oder sie ist un- 
vollständig wie Gen. 2, 6. 7 *Rtt/iT : hiph. von npti , W£ kal von 
*>£?. Wir begnügen uns hier aus dem obigen Abschnitte Gen. 
1- — II, 3 nur einige Beispiele der grössten Nachlässigkeit anzufüh- 
ren, da jeder sie auf den ersten Blick das ganze Buch hindurch 
finden kann. Vs. 3 law fut. kal von ia» — W 1 von rm — "»ny 
(ohne Bezeichnung). — Vs. 4 »w von rwi. — Vs. 7 to?;s fut. kal 
von rto. — Vs. 9 «j£ fut. niphal von rvp (statt 3 pl. m. volunt. 
niphal), fianrvi fut. niph. von r»n (statt 3 sg. /. volunt. in der 
vollen Form des imperf. statt des ungebräuchlichen volunt. mit 
dem n- der Richtung). — Vs. 22 yy] fut. kal von ra\ Wer 
sieht nicht ein, dass eine solche Analyse nur geeignet ist, den 
Anfänger in die vollkommenste Verwirrung zu bringen ? — Bei 
den Nominal formen fehlt eigentlich alle Analyse, ja die Sub- 
stantiva sind oft ohne weiteres durch Adjeetiva übersetzt. 

Als. wesentliche Mängel haben wir noch zu rügen : die Nicht- 
bezeichnung des Tones der paenultima und der ultima, wo letztere 



Wiener: Worterbach zum Pentateach. 150 

von den gewöhnlichen Regeln abweicht; das Lieberiehen der vor- 
kommenden Pausal formen; das Hinweggehen über Vocale, die 
unter praefixis stehen, z. B. das (kurze oder lange) a des Artikels, 
das ä de 8 Vortons und andere Kleinigkeiten, auf die gerade der 
Anfänger nothweudig aufmerksam gemacht werden muss. 

Aufgefallen ist uns noch , dass der Verf. Vorrede S. V wsb 
Gen. 1, 11 und die entsprechenden Formen der Parallelstellen er- 
klärt: „von welcher Art es auch sei, von jeder Gat- 
tung", was eben so ungenau als utinöthig ist, desgleichen dass er 
„das schwierige" (?) rntorb Gen. 2, 3 durch halten, feiern er- 
klären will, da doch das rv:tob ans bereits durch Ewald Gr. §. 544 
die vollkommen genügende, auch von Tuch anerkannte Erklärung 
gefunden hat. — Aber die Berücksichtigung der Ewald'schen 
Grammatiken und des Tuch'schen Commentars haben wir an vie- 
len Steilen vermisst. Wir sind ungewiss, ob diess der Unkenntnis« 
dieser Werke oder, was uns nach der Vorrede wahrscheinlicher 
dünkt , der Gebundenheit des Verf. an die traditionelle Erklärung 
— von der er sich nur selten und gleichsam mit Gewalt emanci- 
pirt — zuzuschreiben ist. 

Wir bemerken nur noch, dass das ganze Buch diesem ersten 
Abschnitte genau entspricht. 

Wenden wir uns nun zur Beurtheilung des „grammatischen 
Anhanges." Im Allgemeinen lässt sich nnn nicht läugnen, dasa 
der Verf. in der Auswahl dessen, was er iu diesem kurzen An* 
hange giebt, ein richtiges Gefühl für das, was dem Anfänger Noth 
thut, an den Tag legt. Der praktische Lehrer ist hier nicht zu 
verkennen. Allein in der Fassung der Regeln vermissen wir nicht 
selten Klarheit und Präcision. Der Verf. scheint von der Ansicht 
derer auszugehen, welche meinen, bei Anfängern komme es auf 
eine präcise Fassung der Kegeln nicht an. Wir sind dagegen der 
Meinung, dass hinsichtl.der Grammatik dem Anfänger, che man ihn 
zur Leetüre überführt, nur möglichst Weniges, aber diess iu der mög- 
lichst genauen u. namentlich in einer solchen Fassung gegeben wer- 
den müsse, welche die unmittelbare Anknüpfung späterer Ergänzun- 
gen u. Erweiterungen verstattet, nicht aber in einer solchen, welche 
später wieder umgeworfen werden muss. Sehen wir, wie der Verf. 
seine Aufgabe im Einzelnen gelöst hat. §. 1 — 10 behandeln die 
Laut- und Schriftlehre. — §.2 handelt von den Vocalen. Der 
Verf. nimmt deren zehn (5 lange und 5 kurze) an. Diese Ein- 
theilung führt zur vollkommenstell Confusion, zumal der Verf. 
neben der richtigem Aussprache auch die der polnischen und 
deutschen Juden festhält. So lesen wir: ynp r *) lang a oder o, 
rm lang e oder ei, ttem lang o oder au; ferner Vm p"Wi lang i, 
liojD p^n kurz i , p*w lang u , "pap? kurz u. Auch die Unter- 
scheidung des £]*un pag vom yqp r ist ungenügend. In letzterer 



*) Wir behalten die Bezeichnung des Verf. bei. 



160 Hebräische Sprache. 

Hinsieht genügt für den Anfänger die einfache Regel : „~ ist ä in 
jeder einfachen (mit Ausnahme von tMttng und enö'TO) und in 
jeder zusammengesetzten betonten; dagegen Ö in jeder 
zusammengesetzten unbetonten Silbe." Im Allgemeinen 
ist aber eine genaue Vocalbezeichnung allein nach der jetzigen 
hebr. Schrift selbst für den Anfänger ganz unmöglich : man muss 
jedenfalls die Lehre von der alten unpunctirten und der späteren 
punctirten Schrift Torausschicken. — §.4 ist principaliter vom 
Sp titt (lene) u. nur en passant vom ptn tfaj (forte) die Rede, wäh- 
rend letzteres doch ungleich wichtiger ist! — §. 7 ist die Regel: 
„Das Cßo steht immer nach bx, n*, 1>3" hinsichtlich der beiden 
letzten Partikeln auf den Kopf gestellt. — §.8 ist die Erklärung 
des Ann durchaus ungenügend. — §. 10 ist die Erklärung der bei- 
den Hauptarten von Silben in den Worten: ,,jede(?) geschlossene 
Silbe hat einen kurzen Vocal; findet sich eine offene Silbe mit 
einem kurzen oder eine geschlossene Silbe mit einem langen Vo- 
cale , so muss sie den Ton erhalten", t hei Ig unrichtig , theils wie- 
der auf den Kopf gestellt. Neben dem Begriffe der eng geschlos- 
senen Silben muss aber auch der der lose geschlossenen — in 
Verbindung mit Shva medium und Dag. lene — erklärt werden. 
— §. 11 ist ausser kleineren Ungenauigkeiten offenbar unrichtig: 
„Sollen die Präpositionen 2, 3,5 vor den Artikel treten, so wird 
letzterer weggelassen" (!). — §. 12 sehen wir nicht ein, war- 
um „man die Endung DV u neig entlieh (?) die Dualendung zu 
nennen pflegt." — §. 13 ist die Bezeichnung des suff. („an Zeit- 
wörtern!") in 'Waa als „Nominativ" (als ich kann) gründ- 
lich verkehrt und nur geeignet den Anfänger zu verwirren. Sonst 
ist die Behandlung der Pronomina §. 13 und 14 (auch als suffixa 
nach i , ~nk und ~nx ) zu loben ; dessgleichen die Nominalflexion 
mit Suffixen. Nicht minder §. 16 und 17, wo nur bei der „Vo- 
cal Verkürzung" in nbiia die Erklärung durch das Wegfallen 
des ä des Vortones fehlt. — Auch die Zahlwörter §. 18 und 19 
sind im Ganzen gut behandelt. Nur fehlt die Erklärung der 
„ merkwürdigen" Erscheinung, „dass bei den Zahlwörtern 
von 3 bis 19 gerade die Endung ri- dem Masc. angehört. — Die 
verhaltaissmässig ausführliche Behandlung des regelmässigen (star- 
ken) Zeitwortes mit dem Paradigma lattj und für Hitp. zugleich 
räfefiri §. 20 — 28 verdient im Allgemeinen Lob. Nur haben wir 
S. 80 die Erwähnung des voluntativus , durchweg die Scheidung 
des inf. abs. und constr. vermisst; auch ist im imperf. Ni. S. 81 
unrichtig nanz^n «tatt nnaien angegeben. Manche Erklärungen 
hätten wir genauer und bestimmter gewünscht. — Von den im re- 
gelmässigen (schwachen) Zeitwörtern bezeichnet der Verf. §. 29 
nur im Allgemeinen 7 Classen (mit Ausschluss der verba guttura- 
lia und der "")?) und führt dann blos das kal der Verba rrjrj und 
ntos durch. — §. 30 behandelt den Ton des Verbums, aber nicht 
mit der erwünschten Genauigkeit. Ueberhaupt ist die Nichtbe- 



Bomhard : Aufgaben tu lateinischen Stilubangen. 1Ö1 

Zeichnung des Tones in den Paradigmen sehr zu tadeln. — §. 31 
behandelt noch in Anschluss an §. 13 and 14 die Präpositionen a, 
S«, i?, o*, i», fcw, y*, i?a, 1J3, ^nx, nnn, »aa, to und 
» mit Suffixen und zwar in tabellarischer Form. Vom praktischen 
Standpunkte aus billigen wir das sehr; doch hätten wir etwas 
strengere Scheidung der Partikeln (nach den Suffixen: einfache 
Suffixa , wirkliche und scheinbare Pluralsuffixa) und eine Erklä- 
rung des in sich wiederholten *J», des to» und der andern Coropo- 
sita gewünscht. — §. 32 behandelt schliesslich ziemlich genügend 
das icopulativum in seinen verschiedenen Verbindungen u. Formen. 

Sollen wir nun unser Urtheil im Allgemeinen aussprechen, so 
wird unserer Ansicht nach der „grammatische Anhang" 
zur Erwerbung einer grammatischen Vorbildung bei Knaben, wie 
sie der Verf. als seine Schüler sich denkt, geeignet sein, wenn die 
von uns bemerkten Mängel nebst einigen unbedeutendem, die wir 
nicht erwähnt haben, daraus entfernt sind. Was dagegen das 
Wörterbuch anlangt, so glauben wir, dass die oben erwähnten 
Mängel so bedeutend sind, dass das Buch selbst für seinen näch- 
sten Zweck unbrauchbar ist ; am wenigsten wird aber von eiuem 
„Nutzen über die Grenze seiner (des Verf.) Wirksamkeit hinaus" 
bei der dermaligen Beschaffenheit des Buches die Rede sein kön- 
nen. Wir hoffen , dass der Verf. selbst bei genauerer Prüfung 
unsere Ausstellungen begründet finden und bei den folgenden 
Heften beachten wird, wenn er nicht eine sofortige Umarbeitung 
des „Wörterbuches" vorziehen sollte. 

Celle. C. Schwär«. 



Aufgaben zu lateinischen Stilübungen für die mittleren Gymnasial- 
classen. Von Dr. Chr. Bomhard, königl. baier. Schulrath u. Prof. 
Nürnberg , Verlag von Bauer and Raspe , 1848« XII u. 200 S. 8. 

Als theoretisches Ziel lateinischer Stilübungen für Ober- und 
Mittelclassen wird allgemein hingestellt: die Beförderung einer 
logisch-sprachlichen Gymnastik des Geistes durch 
sprachvergleichendes Denken. Man will damit die blos routinirte 
Fertigkeit des Lateinschreibens, welche die Vorzeit erstrebte und 
erstreben musste, als überwundenen Standpunkt bezeichnen und 
die einzig haltbare Zweckbestimmung für diese Gymnasialübung 
nach der Forderung der Gegenwart anführen. Hierin wird Jeder- 
mann beistimmen. Fragt man aber nach der Kealisirung des Zie- 
les oder nach der praktischen Seite der Ausführung, so entsteht 
uuter Anderm die Frage : sollen rein deutsche Stoffe zum U eber- 
setzen gewählt werden oder soll man das Deutsche dem lateini- 
schen Golorit möglichst anbequemen? Und hierin gehen die Auf- 
sichten noch mehrfach auseinander. 

XV. Ju/trbrf. PkU. u. Päd. od. KHK. Bibl. Bd. LX.. U(U% ; ^> 



162 Lateinische Sprache. 

Wenn eine neue Idee mit Entschiedenheit Geltung gewinnt, 
,so kann es nicht fehlen, dass man bisweilen das gehörige Maass 
überschreitet und die vermeintliche Neuheit bis zum Extreme fort- 
führt. So scheint es auch hier der Fall zu sein. Viele nämlich 
wollen schon für die Secunda nur Stoffe aus deutschen Classikerp 
gewählt wissen und glauben gerade dadurch das vorgesteckte Ziel 
am besten erreichen zu können. Aber dem Praktiker , der nicht 
nach Ideen , sondern nur nach der Wirklichkeit urtheilt , werden 
wohl folgende Bedenken entstehen: 

Erstens ist die ganze Methode nicht so neu, als Manche zu 
glauben scheinen. Denn Vergleichungen, Unterschiede und Aehn- 
licbkeiten, kurz das Abwägen der einzelnen Eigenthümlichkciten 
iwischen Deutsch und Lateinisch haben verständige Lehrer von 
jeher in Anwendung gebracht, weil ohne solche Uebungen ein 
Uebersetzen ins Lateinische überhaupt nicht möglich ist. Die 
Neuern haben nur das Verdienst, dass sie die Sache mit grösserer 
Entschiedenheit und klarerm Bewusstsein durchgeführt haben. 
Zweitens sind diejenigen, welche nur Stoffe aus deutschen Cias- 
sikern wählen, genöthigt, durch viele Citate, Verweisungen auf 
Grammatik, Umformungen der Sätze, Synonymbestimmungen, Di- 
stinetionen u. 8. w. dem Schüler der Mittelclassen zu Hülfe zu 
kommen. Dadurch aber wird einerseits der Maassstab für die 
Beurtheilung, was ein Schüler aus eigener Kraft zu leisten ver- 
möge, ein vielfach schwankender, so dass das eigentliche Kön- 
nen des Schülers nicht klar genug hervortritt; andererseits ge- 
räth man bei solcher Behandlung nicht selten in rein philologische 
Mikrologie, die man jetzt bei Leetüre der Classiker mit Recht auf 
die äusserste Nothwendigkeit beschränkt wissen will. Man übt 
also an den stilistischen Aufgaben, was bei der Leetüre aus höhe- 
rer Rücksicht von einer zeitgemässen Methodik zurückgewiesen 
wird. Drittens ist es bedenklich, dass die Verfasser solcher Ue- 
bungsbücher über die sogenannteu freien Arbeiten, auch wenn 
dieselben im Kreise des Alterthums sich bewegen und wesentlich 
auf Reprodnction beruhen, in der Regel den Stab brechen und 
Hur deutsche Gedanken zum Uebersetzen der Schülerkraft unter- 
breiten. Diess heisst aber in der That nichts anderes , als das 
Leichtere und für den Schüler Interessantere preisgeben, dagegen 
das Schwerere fordern: eine Forderung, die mit praktischer Pä- 
dagogik sich schwerlich vereinigen läset. Denn sieht man vier- 
tens auf den Erfolg und die Ausführung der Sache bei Schülern, 
so wird die Mehrzahl derselben die gelehrte Erudition der Noten 
und das mancherlei Phrasenwerk leicht durchhüpfen und so die 
riesenhaft scheinende Arbeit in eine bequeme sich verwandeln, 
oder sie wird, wenn die Nötbigimg zum Studium der Bemerkungen 
unabweisbar ist , an jeder Einzelheit sich mühsam abquälen , um 
nur erträglich das Moderne zu latiuisiren, aber sie wird nie zu 
einem leichten und fliessenden Ausdruck gelangen , an dem man 



Bombard : Aufgaben zu lateinischen Stilubangen. 163 

die sprachlichen Früchte der classischen Leetüre wahrnehmen 
könnte. Es wird vielmehr von dem eigentlich Stilistischen gelten, 
was beim Horaz vom Haupte des dia inimicus senes gesagt ist, es 
sei impexa foedum porrigine. 

Diess ist allerdings nur der Ausspruch einer einzelnen Per- 
sönlichkeit, die jene Uebungen auch am Modernen mit Vorliebe 
trieb; ob aber Andere, die jene Methode mit voller Entschieden- 
heit handhaben, günstigere Resultate erzielt haben: darüber schei- 
nen zur Zeit noch offene Mittheilungen einer treuen Erfahrung 
zu fehlen. Der blosse Glaube, es werde formelle Bildung er- 
zeugt, ohne dass materielle Erfolge hervortreten, ist doch 
nicht Jedermanns Sache. 

Da nun lateinische Stilübungen heut zu Tage den einsigen 
Zweck haben, Befestigung in der Renntniss der Spra- 
che zn erzielen, so müssen sie auch so eingerichtet werden, dass 
sie mit altclassischer Leetüre in die engste Verbindung treten. 
Nur dadurch werden sie theils eine rasche und umfangreiche Lee- 
türe; was die Hauptsache bleibt, befördern helfen, theils wieder- 
um die Früchte einer solchen Leetüre in sprachlicher Hinsieht 
erkennen lassen. Dabei aber dürfte das Gerathenste sein, mo- 
derne Stoffe aus Classikern der Deutschen zum Latinisiren , weil 
sie gerade das Schwierigste sind , nur für die oberste Stufe der 
Gymnasien zu wählen, um gelegentlich einmal, aber ohne die 
breite Unterlage philologischer Noten, die Kraft zu er- 
proben, wie weit die Schüler durch fleissige Leetüre in die Be- 
griffswelt und Gedankenform des römischen Geistes eingedrungen 
sind. Für die Mittelclassen dagegen, mit Einschluss der Secunda, 
wird stets, so lange man lateinische Stiiübungen treibt, die Mei- 
nung eines F. A. Wolf, Reisig u. A. ein praktisches Recht be- 
haupten , nach welcher deutsche Vorlagen zum Uebersetzen dem 
Lateinischen im Satzbau ahnlich gestaltet werden. 

Solcher Ansicht ist auch der Verf. des vorstehenden Buches, 
Hr. Bomhard, der zu den geistreichsten und verdienstvollsten 
Schulmannern Baierns gehört und schon durch andere Schriften 
in weiteren Kreisen rühmlieh bekannt ist. Seine gegenwärtige 
Schrift muss zu den besten in dieser Gattung gerechnet werden; 
sie wird daher ohne Zweifel neben ähnlichen Büchern einen wei- 
teren Eingang und wohlverdiente Verbreitung linden. Die hier 
dargebotenen Materien sind so eingerichtet, dass jede derselben für 
sich ein kleines zusammenhängendes Ganze bildet. Sie sind 
8ämmtlich, wie die Vorrede berichtet, vom Verf. zuerst lateinisch 
geschrieben und dann so übersetzt worden, dass das Deutsche 
nicht undeutsch lautet und doch eine lateinische Färbung nicht 
verläugnet. Es sind im Ganzen 109 Aufgaben, von denen einzelne 
wieder in mehrere Abschnitte zerfallen. An einigen Orten sind 
lateinische Originale benutzt, aber stets, wie der Zweck es er- 
heischte, mit freieater Selbstständigkeit. Der Inhalt dteaet ta&- 



164 Lateinische Sprache. 

gaben ist in der Regel sehr anziehend dargestellt und durchge- 
heiid8 aus dem Kreise jugendlicher Anschauungen und Kenntnisse 
entlehnt, so dass die reale Seite mit der formellen sehr gut ver- 
einigt ist. Die Stilgattungen beschränken sich, was ebenfalls 
Beifall verdient, auf Abhandlung und Rede; und auch in der Ab- 
handlung ist der rhetorische Charakter, der einmal im Gepräge 
der römischen Sprache liegt, nicht selten in zweckmässiger Weise 
hervorgetreten. 

Was die Phraseologie betrifft, so ist dieselbe sehr sparsam 
gegeben worden , so dass man au einigen Stellen eher ein Zuwenig 
als ein Zuviel hervorheben könnte. Citate, Verweisungen auf 
Grammatik, synonymische Erläuterungen und dergleichen sind 
ausgeschlossen, und wenn ja einmal eine leise Andeutung dieser 
Art vorkommt, so ist sie auf den kürzesten Ausdruck gebracht. 
Denn das Buch hat verständige und umfassende Leetüre zur no In- 
wendigen Voraussetzung. Dann aber werden auch diese Aufgaben 
für Obertertia und für Secunda vom nachhaltigsten Nutzen sein. 
Auch das classische Latein in den Wörtern und Phrasen ist sorg- 
sam gewahrt und unächtes so wie spätes Latein in der Regel ver- 
mieden worden. Endlich sagt der eben so einsichtsvolle als be- 
scheidene Verfasser am Schlüsse der Vorrede: „Ob bei der Menge 
der schou vorhandenen Hülfsbücher dieser Art und bei der aner- 
kannten Brauchbarkeit mehrerer derselben diese Arbeit nicht 
überflüssig erscheint, weiss ich freilich nicht; " [Viele werden mit 
dem Unterzeichneten urtheilen, dass diese Arbeit zu den brauch- 
barsten gehöre.] — „doch wird Abwechslung und Mannigfaltig- 
keit gewünscht, und vielleicht dürfte diese Schrift auch 
abgese hen von ihrem nächsten Zweck ais eine Samm- 
lung von Themen zu freien Schularbeiten Manchen 
nicht unwillkommen sein." Auch diese Hoffnuug wird 
nicht ohne Erfüllung bleiben. Denn viele dieser Aufgaben eignen 
sich sehr gut nicht blos zu einer sogenannten Imitation in Chrien- 
forrU oder anderer Gestaltung; sondern auch zu einer rhetorischen 
Erweiterung. Beide Formen aber hat man in neuerer Zeit nicht 
selten in zu enge Grenzen zurückgedrängt , oder gar über Bord 
geworfen, während unsere Vorfahren in beiden mit Recht ein 
bildendes Moment gefunden haben. 

Alle diese Umstände , die bisher angeführt worden , sind em- 
pfehlungswerthe Eigenschaften, welche einen vielfachen Gebrauch 
der vorliegenden Sammlung erwarten lassen. Referent hat den- 
selben aus reinster Ucberzeugung seinen Beifall gegeben. Fragt 
man nun aber, was Ref. zu etwaiger Aenderung oder Verbesse- 
rung bei einer neuen Auflage vorschlagen würde, so möge auch 
hierüber noch eine Andeutung folgen. 

Zunächst wäre wünschenswerth , dass einzelne Abschnitte, 
die zu sehr ans Abstracto streifen , entfernt und dafür mehr Cha- 
rakteristiken und Biographien der in Mitteiclassen gelesenen Au- 



Bomhard : Aufgaben zu lateinUcben Sülübungen. 165 

toren gegeben würdeo. Dadnrch wurde das Reale mit dem For- 
mellen in noch engere Beziehung treten und das Interesse am 
Inhalt für die Jugend noch bedeutend gesteigert. Denn Aufgaben 
wie Nr. 23 der Zweifel, Nr. 31 Unvorsichtigkeit, Nr. 35 
der Aberglaube, Nr. 53 die Liebe, Nr. 68 das Schöne, 
Nr. 70 das Gute und einige andere werden das jugendliche In* 
teresse weniger erregen, als Stucke, die das Concrete zum 
vorherrschenden Mittelpunkte haben. 

Zweitens wäre zu wünschen, dass auch Aufgaben hinzukamen, 
welche specie II an bestimmte Abschnitte der Autoren sich 
anschlössen, so dass nur auf diese Stellen, z. B. aus Nepos, Cäsar, 
Cicero, Livius u. A. verwiesen würde, ohne dass weitere Winke 
oder Phrasen hinzukämen. Es ist diess eine praktische Forderung, 
über die ich bereits in der Pädagog. Revue, Februarheft 1848. 
S. 134 gesprochen habe. Natürlich aber müssen diese Aufgaben 
so eingerichtet sein , dass der Schüler aus den bezeichneten Stel- 
len nicht nur die Wörter, sondern auch Redeweisen, grammati- 
sche Constructionen und mancherlei Satzverbindungen zu entleh- 
nen habe. Daher sind wiederum gerade in dieser Hinsicht in— 
struetive Abschnitte aus den Alten mit praktischer Umsicht auszu- 
wählen, um darnach deutsche Materien zum Uebersetzen mit 
mehrseitigem Nutzen bearbeiten zu können. Wenn ich nicht irre, 
so ist bereits in einem der neuesten Hülfsbücher mit derartigen 
Aufgaben ein Anfang gemacht; aber die ausgewählten Stellen der 
Alten schienen mir, so viel ich mich erinnere, nicht gerade die 
instructiv8ten zu sein. 

Was drittens die Phraseologie anlangt, so wurde schon oben 
bemerkt, dass eher zu wenig als zu viel gegeben sei. Namentlich 
dürfte es zweckdienlich sein, wenn noch hier und da zu deutschen 
Ausdrücken, an denen der Tertianer und Secundaner anstösst, das 
entsprechende lateinische Wort hinzugefügt würde. So z. B. S. 2 
„Enormität des Baues", S. 4 „ Buchdruckerkunst ", S. 6 
„Krankenhäuser, Waisen- und Findelhäuser", S. 8 „auf vertrau* 
tem Fusse stehen", und dergleichen mehr. Diese Forderung 
möchte um so nothwendiger sein, theils weil die erste Hälfte der 
Aufsätze, welche der Verfasser (nach der Vorrede S. Vlll) für 
das Alter von etwa 14 bis 15 Jahren bestimmt hat, für diese Stufe 
nicht gerade leicht ist, theils weil man die Jugend überhaupt nicht 
unnöthig veranlassen darf, die deutsch-lateinischen Wörterbücher 
viel zu gebrauchen. Denn die Sprachen der Alten lernt die Jugend 
in den Mittel- und Oberclassen rascher und sicherer durch viele 
und verständige Leetüre, mit möglichst beschränktem Gebrauch 
der Lexika. Je dicker diese Lexika sind and je mehr man die 
Jünglinge zum Lesen der Artikel in denselben nöthigt, statt ihre 
Aufmerksamkeit auf Betrachtung des Zusammenhanges alter Texte 
zu spannen : desto geringer wird in der Praxis der Erfolg sein. 

Es könnten nun schliesslich noch manche Eüuelnheitew v\% 



166 Französische Sprache« 

dem vorliegenden Buche besprochen werden, als da wären deut- 
sche Ausdrücke wie S. 2: „Mich wenn du zurücksendest"; S. 5: 
„Mache du, dass du — brav spielest" statt: spiele ja brav ; Verbin- 
dungen wie S.6: „viel Sehens-, Hörens-, Wissenswürdiges"; S. 8: 
„es giebt auch welche, die" etc.; oder an vereinzelten Orten die 
lat. Bezeichnung, in wiefern sie mit einer besseren vertauscht wer- 
den könnte, ein paarmal nicht ausreichen möchte, wie z. B. in dem Auf- 
satze die Eisenbahnen für das moderne „Dampfkunstwerk" 
S. 116 die Angabe: „Mos miraculum" doch den Zusatz vapore 
actum od. Aehnl. verlangt; — diess und manches Andere könnte 
berührt werden ; aber es ist nicht die Absicht auf einzelne Minu- 
tien einzugehen. Auch beträfen dieselben so wenig, als die obi- 
gen Erinnerungen , die nur als Wünsche vorgetragen wurden , das 
Wesen dieser Aufgaben im Allgemeinen. Hier sollte nur 
das Letztere charakterisirt werden, und dazu ist das schon oben 
bezeichnete Resultat zu wiederholen, dass das Buch zu den brauch- 
barsten in seiner Gattung gehört und daher für die genannten 
Stufen des Gymnasiums Empfehlung verdient. 

Mühl hausen. Ameis. 



Tratte complet et m&hodique de la prononciation frangaise , par 
Af. A. Lesaint. Hamburg 1850. XI and 304 SS. 8. 

Unter den in jüngster Zeit erschienenen Werken, welche die 
französische Grammatik ganz oder theilweise behandeln, nimmt 
gewiss keines eine wichtigere Stelle ein , als das vorliegende , wel- 
ches die gesammte Lehre von der Aussprache des Französischen 
sowohl im Allgemeinen , als auch in allen einzelnen , irgendwie in 
Frage kommenden Worterscheinungen behandelt , ob für Franzo- 
sen oder für Nichtf ranzosen , darüber schweigt freilich die Vor- 
rede; jedoch scheint die häufig vorkommende Bezugnahme auf die 
Ausländer gerade diese vorzugsweise zu berücksichtigen , obwohl 
sich auch manche nützliche, selbst von den gebildeten Franzosen 
und namentlich den Nichtparisern oft verletzte Regel darin findet. 
In der That möchte es nicht leicht irgend einen die Aussprache 
betreffenden Punkt geben , über den man sich bei unserem Verf. 
nicht Raths erholen könnte. Ueber Alles erfährt man wenigstens 
seine Meinung, von welcher jedoch in mehreren Punkten abzu- 
weichen , sich auch die gebildetsten Franzosen und sogar die Pa- 
riser erlauben werden. Doch wollen wir gerade darüber mit dem 
Verf. nicht rechten; es giebt ja in allen Sprachen Wörter, über 
deren Aussprache man sich, selbst abgesehen von aller Dialekt- 
verschiedenheit, in den betreffenden Ländern nicht geeinigt hat 
und auch nicht zu einigen braucht. Das Einzige vielmehr, was 



Lesaint: Trait6 de la prononciation franpaise. 167 

dem ganzen Buche in der Anlage und Behandlung des Gegen- 
standes zum Vorwurf zu machen ist, ist die gewaltige Breite, mit 
der die einzelnen Abschnitte durchgeführt sind, und vorzugsweise 
die Verbindung der Vocale mit den Consonanten, so dass man die- 
selben Regeln und dieselben Wörter zuerst in der Lehre von der 
Aussprache der Vocale und dann wiederum in der Aussprache der 
Consonanten findet. Den besten Beweis für diese unsere Behaup- 
tung giebt das dem Buche angehängte Register, worin man fast 
bei jedem aussprachlich wichtigen Worte zwei Seitenzahlen ange- 
geben findet. Diese Breite tritt ferner unangenehm hervor in der 
Aufzählung gewisser Reihen von Wörtern, weiche nach einer und 
derselben Regel auszusprechen sind and die dann, statt einfach 
diese Regel, dieses Gesetz anzugeben, alle gewissenhaft aufge- 
zählt werden; statt z. B. zu sagen, dass ai in allen Formen und Ab- 
leitungen von faire, wo es sich vor einem s befindet, wie ein stum- 
mes e auszusprechen ist, zählt unser Verf. alle diese Formen des 
Verbums faire, so wie der zusammengesetzten Verba und Substan- 
tiva auf. Ueberhaupt blickt es an vielen Stellen des Baches durch, 
wie sehr der Verf. es liebt, bei dem Einzelnen stehen zu bleiben 
und alle Einzelheiten aufzuzählen, statt auf das Allgemeine zu ge- 
hen und mit einer in stricten , bündigen Ausdrücken abgefassteo 
Regel die Sache abzumachen. So fehlt es denn im Buche nicht 
au Wörterlisten und Wörterverzeichnissen, wie sie ohne alle Mühe 
aus jedem Lexikon zu entnehmen sind, z. B. bei den Regeln über 
die Aussprache des e werden alle Wörter aufgeführt, die mit ex 
anfangen, wo bekanntlich das e wie <f auszusprechen ist; ferner 
die ganze Liste der mit aspirirtem h anfangenden Wörter , und so 
viele andere. — Diese unnöthige Breite, diese überflüssigen Ver- 
zeichnisse und die oft vorkommenden Wiederholungen sind es, die 
unseres Erachtens dem Buche mehr schaden als nützen; denn sie 
haben Bogenzahl und Ladenpreis zu einer für einen so speciellen 
Gegenstand allzu bedeutenden Höhe getrieben. Ich zweifle daher 
sehr, dass, wer erst sieht, wie viele dem Lexikon angehörende 
Verzeichnisse er hier mit bezahlen soll, geneigt sein wird, das 
nicht Lexikalische so theuer zu erkaufen. 

Gehen wir jetzt auf die Einrichtung des Buches und dann 
auf seine der näheren Besprechung würdig erscheinenden Einzel- 
heiten über. Nach einigen Worten über das Alphabet folgt eine 
Zusammenstellung der einfachen Laute, welche die französischen 
Vocale entweder allein, oder nasal mit n (m) verbunden, haben 
können. Dieser Laute giebt es 15. Sie werden sodann durch 
alle Vocale und Vocalverbindungen, so wie durch die nasalen 
Laute nachgewiesen. Wenn der Verf. es für angemessen hielt, 
schon hier die Aussprache der nasalen Laute zu behandeln, so 
war der folgende die nasalen Laute noch einmal zusammenstellende 
Abschnitt ganz überflüssig. Ich bin aber der Meinung, dass iu 
seinem ersten Abschnitte über die Vocale jede Verbindung der 



168 Französische Sprache. 

Vocale und Consonantcn ausgeschlossen bleiben musste ; mit dem- 
selben Rechte oder vielmehr Unrechte gehörte dann auch die Ver- 
bindung der Yocale mit einem verschmolzenen 1 in jenen ersten 
Abschnitt. Die Folge davon ist gewesen, dass der Vorwurf über- 
flüssiger Breite und unnützer Wiederholung keinen Abschnitt und 
keine Wörterclasse mehr trifft, als die Vocale mit dem nasalen m 
oder n. Ferner scheinen mir alle solche Vocalverbin düngen , die 
nur gewissen Consonanten angehören und eben in diesen Conso- 
nauten ihren Grund haben, bei der Lehre von der Aussprache die- 
ser Consonanten und nicht in der Aussprache der Vocale behandelt 
werden zu müssen, z. B. ea, eai: eo, eoi u. 8. w., die bekanntlich 
fast nur dem g 9 selten dem c oder j angehören. 

Nach der eben erwähnten Zusammenstellung der nasalen 
Laute folgen zwei Abschnitte , von denen der erste diejenigen 
Vocalverbindungen , qui fönt entendre deux sons d'e*gale quantite, 
z. B. ae, ai, aü, ia, oe 9 oi, oü, ae\ ae, e*a u. s. w., der zweite die 
Diphthonge behandelt. Hier ist die Klippe, woran unser Verf., 
wie fast alle Grammatiker, die diesen Gegenstand genauer erörtert 
haben , gescheitert ist. So richtig nämlich auch die von ihm und 
der Academie aufgestellte Definition eines Diphthongs ist: „une 
diphthongue n'est qu'tine syllabe qui fait entendre deux sons di- 
stinets prononeds en une seule Emission de voix", so unrichtig ist 
die Liste der aufgezählten Diphthonge, da sich viele darunter be- 
finden, welche unmöglich in Einer Silbe stehen können. Der 
Unterschied dieser von dem Verf. als Diphthonge aufgeführten 
Vocalverbindungen und der im vorigen Abschnitt erwähnten com- 
binaisons de voyelles qui fönt entendre deux sons d'egale quantite* 
beruht also hauptsächlich darauf, zu wissen, welche Vocalverbin- 
dungen in Einer Silbe stehen können, und welche nicht. Als 
Diphthonge, folglich als Eine Silbe ausmachend, fuhrt nämlich 
der Verf. z. B. ien an, wenn es tan ausgesprochen wird (patience, 
science), ferner oua (louage, il joua), ouai (je jouai, je louais), 
ouan (louange, jouant), oue oder owe (bafouer, louer, loue), oui 
(jonir, j'enfouis), oueu (joueur, loueur) und andere; zwar sagt 
er selbst bald nachher, dass manche der von ihm angeführten 
Diphthonge es nur in Prosa sind, aber in Versen zwei Silben bil- 
den; welche es aber sein sollen, das verschweigt er. Auch muss 
durchaus bestritten werden, dass sie in Prosa Diphthonge sind; 
sie scheinen es nur zu sein beim schnellen Sprechen. Wären sie 
nämlich Diphth., so würde z. B. daraus folgen, dass jouer, louer, 
jouir und Verba dieser Art im Inf. einsilbig wären, was keines- 
wegs der Fall ist; es ist vielmehr durchaus als Grundsatz anzu- 
nehmen, dass das, was in Versen kein Diphthong ist, es auch 
nicht in Prosa sein kann ; alle Flexions- und Ableitungsendungen 
aber bilden mit ihrem etwa vorhergehenden Vocal niemals Eine 
Silbe, z. B. se fier zweisilbig, fier (Adj.) einsilbig; tuer zweisilbig, 
muet einsilbig. Mit demselben Rechte oder vielmehr Unrechte, 



Lesaint : Traitä de la prononciation franpaise. 16fr 

wie In jouant die Buchstaben ouan für einen Diphthong erklärt 
werden , müsste auch ouon in jouons ein Diphthong sein , und die- 
ses otion führt doch der Verf. nicht anter der Diphthongenreihe 
auf. Aus den classischen Dichtern lassen sich leicht Verse an- 
fuhren , welche beweisen , dass gerade die Flexionsendungen und' 
Anhängungssilben es sind, welche hier einen Unterschied begrün- 
den , z. B. ^ 
Choisir pour votre amant un simple Chevalier! 
Une grande princesse ä ce point s'oubli-er! (Gorn.) 
Und dass te#, wenn es ian ausgesprochen wird, so gut zweisilbig 
ist wie ian selber, geht ebenfalls aus Versen hervor: 

Vous Tous perdrez , monsieur , sur cette confiance 
Je ne tous en croirai qu'apr&s l'experience. 
Aber nicht allein ien mit der Aussprache ian bildet stets zwei Sil- 
ben, also niemals einen Diphthong, sondern auch ien dann, wenn 
das en in der Ableitungsendung steht , z. B. le lien : 

D'un lien conjugal joindre ces deux amants (Com.), 
weil li die Wurzel des Wortes ist; dagegen tien einsilbig in entre- 
tien. Eben so wenig kann die weibliche Substantivendung ion für 
einen Diphthong erklärt werden, weil sie zweisilbig ist: 
De ses affections est le plus eher objet (Com.) 
Pour son Instruction Phistoire de ta vie (Com.) 
und iora zweisilbig in triompher; eben so uel stets zweisilbig in 
cruel , perpdtuel etc. : 

O cruel sonvenir de ma gloire pass^e. 
Eben so ieux einsilbig in Dieux, mleux, zweisilbig in allen Ad- 
jeetiven, wo eux Ableitungssilbe ist, z. B. 

Et toi, de mes exploits glorieux Instrument. 
Wenn aber jouir zweisilbig ist und ohne Trema geschrieben 
wird, so folgt daraus, dass auf ou'i, als Particip des defectiven 
ouir, nicht desshalb ein Trema gesetzt wird, weil es zweisilbig 
ist, sondern höchstens um es von oui, ja, zu unterscheiden. Oui, 
ja, ist vielmehr das einzige Wort der französischen Sprache, wo 
oui als einsilbig, also als Diphthong auftritt; ferner folgt daraus, 
dass auf die Endung ions der Verba auf ouer, z. B. nous avouions, 
kein Trema zu setzen ist, weil ions Flexionsendung ist und oui 
fast nie Diphthong ist. Anders verhält es sich dagegen bei der 
Endung ions der Verba auf uer, weil ui bekanntlich stets als Diph- 
thong erscheint, ausser wenn das i einer Flexions- oder Ableitungs- 
endung angehört. Wie wenig klar sich der Verf. über das Wesen 
der Diphthonge geworden ist, erhellt auch daraus, dass cr(S.66) 
die Vocalverbindung oueu in den Wörtern joueur, loueur u. 8. w. 
für einen Diphthong hält ; dagegen in loueux, noueux nicht, ein 
Unterschied, der also wohl darauf beruhen würde, ob eu ein offe- 
ner Laut (wie in joueur) oder ein geschlossener Laut (wie in 
noueux) ist. Diese Unterscheidung ist aber rein aus der Luft ge- 
griffen ; denn wer möchte wohl joueur und loueur für einsilbig 



170 Französische Sprache. 

halten ? Ebenso auf Nichts beruhend ist die vom Verf. in Bezug 
auf ui gemachte Unterscheidung, welches ihm zufolge in annuite, 
assidüite', luire einen Diphthong bilden soll, dagegen in conti- 
nuite, innocuite* nicht; eben so soll u mit seinem folgenden Vocale 
einen Diphthong bilden in continuation , continuel. Was luire be- 
trifft, so bildet allerdings ui einen Diphthong, wie in allen Ver- 
bis auf uire; dagegen in annuite*, assidüite ist ui eben so gut zwei- 
silbig, wie in contiouite, weil itä in allen drei Wörtern die be- 
kannte weibliche Ableitungssilbe ist. Auch giebt P esc hier in 
seinem Wörterbuche ganz richtig die Aussprache annu-i-td an, 
woraus folgt, dass auch er ui für zwei Silben, also für keinen 
Diphthong hält. Auch gesteht unser Verf. gleich darauf selbst, 
dass es keine allgemeine Regel gebe, woraus man sehen könne, 
ob einige der von ihm aufgezählten Vocal Verbindungen einen Diph- 
thong bilden oder nicht; man müsse den Gebrauch und das Diction- 
naire hierüber befragen. Darauf ist indessen zu erwidern , dass 
der Gebrauch dergleichen Dinge wahrlich nicht kund Unit und 
hörbar macht, und dass die Lexika, selbst die ausführlichsten, 
über die Silbenabtheilung nur in seltenen Fällen etwas angeben, 
und in diesen seltenen Fällen manchmal noch voneinander ab- 
weichen. 

Nach den sodann folgenden Regeln über die Aussprache der 
einzelnen Consonanten (von S. 70 bis S. 178) behandelt der Verf. 
das sehr schwierige Capitel vom Binden oder Hinüberziehen beim. 
Lesen und Sprechen , und zwar so ausführlich und in dem Gege- 
benen so klar, wie es mir wenigstens bis jetzt in keinem ähnlichen 
Werke vorgekommen ist; ob aber in allen gegebenen Regeln rich- 
tig, darüber Hesse sich noch wohl mit dem Verf. rechten. Auch 
hier wird jeder Consonant einzeln behandelt. — Dann folgt ein 
Abschnitt über die Prosodie und insbesondere über die Quantität 
der Endsilben; ein Verzeichniss der Homonymen oder der Wörter, 
die je nach der Länge oder Kürze ihres Vocals verschiedene Be- 
deutung haben; ferner eine sehr überflüssige, acht Seiten füllende 
Liste der Nnmeralia mit Angabe der Aussprache jedes einzelnen 
Wortes, sowohl der Cardinalia, als der Ordinalia; um so über- 
flüssiger, da die wenigen, für die Aussprache in Frage kommen- 
den Zahlwörter schon an anderen Stellen des Buches zur Genüge 
besprochen waren, worauf denn auch in dieser Liste verwiesen 
wird. Ebenso überflussig ist nach dem schon oben stehenden 
Verzeichnisse aller mit aspirirtem h anfangenden Wörter ein ta- 
bleau mneVnonique derselben, nach den jedesmaligen drei ersten 
Buchstaben zusammengestellt. Solche Wörter sind doch einmal 
nur aus dem Gebrauche, nicht aus Tabellen zu erlernen. — Den 
Schluss des Ganzen macht vor dem Register eine kurze Lehre 
über die Aussprache des Lateinischen. 

Aus den vielen Einzelheiten, in welchen ich mir erlauben 
muss,von dem Verf. mehr oder weniger abzuweichen, will ich 



Lesaint : Traitä de la prononciation francaise, 171' 

nur folgende als die erwähnenswerthesten anführen. — Was die 
Aussprache des ai betrifft , so stellt der Verf. in raison, roaison 
einerseits und raisonnable, maisonnette andererseits einen Unter- 
schied auf, der in der That schwer durchzuführen , noch schwerer 
aber in eine Regel zu fassen sein möchte. Ferner sagt er (S. 12), 
dass aie am Ende der Wörter wie e klingt und in der Mitte der 
Wörter wie 4, z. B. aonaie = öne; paiement — pe'ment. Gleich 
darauf heisst es, dass gaie, gaiement, gaietä eine Ausnahme von 
der Regel bilden , woraus also folgt , dass gaie nicht wie gu&, son- 
dern wie girä; gaiement nicht wie gue*ment, sondern wie gu&raent$ 
gaietä nicht wie gue'te', sondern wie guetä klingt. Das ist nun 
zwar in Bezug auf gaie ganz der schon S. 9 vom Verf. aufgestell- 
ten Regel gemäss, aber nicht In Bezug auf gaiement, von welchem 
Worte S. 9 geradezu gesagt wird , dass es gu&nent auszusprechen 
wäre. — Bei Gelegenheit der Lehre von der Aussprache des am 
und an (S. 13), welche, wie ich schon bemerkte, mehr dem in 
und n als dem a angehört, erwähnt der Verf. , dass mammaire und 
mammifere ausgesprochen werden mamemere, mame-mifcre, statt 
einfach zu sagen: alle Ableitungen des lateinischen mamma; eben- 
so hätte er (S. 13) kürzer sagen können : alle Ableitungen und 
Composita von damner, statt diese alle aufzuzählen. — So richtig 
(S. 18) ein Unterschied in der Aussprache der mit ress anfangen- 
den Wörter aufgestellt wird, so unrichtig ist es doch, die Aut- 
sprache von ressusciter durch „rdsuciter" zu bezeichnen, statt durch 
re'cucite'. — Ebendaselbst findet sich wieder eine überflüssige 
Liste der Wörter, in denen e in der Mitte stumm ist, um so über* 
flüssiger und um so mehr zum Irrthum verleitend , da sie durchaus 
unvollständig ist und sich aus jedem Dictionnaire noch vermehren 
Hesse. — Wieder einen Beleg für unsere Behauptung, dass der 
Verf. da, wo es die Aufstellung eines Grundsatzes und einer um- 
fassenden Regel gilt, sich in Einzelheiten bewegt, statt auf das 
Allgemeine zurückzugehen , erhalten wir auf der folgenden Seite, 
wo er sagt, e wäre stumm im Fut. und Cond. der Verba auf ayer 9 
4er, oyer, uer. Daraus muss der Leser schliessen, dass die 
Verba auf 4er und uyer nicht unter diese Regel fallen. Sie fal- 
len aber bekanntlich allerdings darunter ; es hätte vielmehr heis- 
sen müssen: das e im Fut. und Cond. ist stumm in allen Verbis, 
die von der Infinitivendung er einen Vocal haben. Dass aber das 
e alsdann völlig stumm ist und prierais nicht pri-eu-rais, sondern 
prirais zu lesen ist, folgt daraus, dass ein stummes e ohne vor- 
hergehenden Consonanten keine Silbe bildet. Darin lag der vom 
Verf. nicht angeführte Grund. 

Bei der überflüssigen , unvollständigen Liste der mit ex an- 
fangenden Wörter hätte der Verf. sagen sollen, dass die Ver- 
schiedenheit der Aussprache des s in diesen Wörtern, welche aus 
der in Buchstaben dargestellten Aussprache, z. B. eg-sacte, zu er- 
sehen ist, Mos darauf beruht, ob nach ex ein Vocal % ödes «Sa 



172? Franzosische Sprache. 

Consonant folgt. — S. 21 giebt der Verf. die spccielle Regel, 
dass e vor den Endbuchstaben ge den Accent aigu hat, was der 
früher S. 17 aufgestellten Regel widerspricht , nach welcher nicht 
dge, sondern dge geschrieben werden müsste. Dass man in der 
Schreibart dieser Endsilbe zwischen aigu und grave schwankt , ist 
bekannt; zu wünschen wäre es, dass diese specielle Regel der En- 
dung ege sich der allgemeinen über das e in der vorletzten Silbe 
eines mit einem stummen e endigenden Wortes unterordnete, d. h. 
dass mau überall öge und nicht 4ge schriebe , wie denn auch Pe- 
schier in seinem Lexikon in diesen Wörtern dge hat drucken las- 
sen. — S. 84 war bei den Wörtern gageure, mangeure, vergeure 
entweder chargeure ebenfalls zu erwähnen, oder einfach zu sa- 
gen : alle Wörter auf geure. — S. 37 sagt der Verf.: Le second 
t ne a'entend pas dans miniature* et Vn s'articule comme gn 
mouille* : on prononce mignature. Da nun aber , auch nach der 
Darstellung unseres Verf., das verschmolzene gn überall durch ni 
ausgedrückt wird , so läuft mignature wieder auf miniature hin- 
aus; man dreht sich also dabei im Kreise herum und spricht das t 
doch aus. Und ganz dasselbe hätte der Verf. dann auch von allen 
Wörtern , welche ni vor einem Vocale haben , sagen können. — 
Die Academie und Peschier beschränken die Auslassung des t in 
der Aussprache auf encoignure und oignon und dessen Ableitun- 
gen, von denen Lesaint nur zwei anführt; in moignon, poignant 
und dessen Ableitungen dagegen lassen sie ganz richtig das t aus- 
sprechen und weichen darin von Lesaint ab, der es auch in die- 
sen letzteren Wörtern nicht ausspricht. — Wozu S. 39 wieder 
alle mit imm anfangende Wörter aufgezählt werden, ist nicht ab- 
zusehen; sie können ja aus jedem Lexikon genommen werden. — 
Eine sehr gute Unterscheidung in der Aussprache des o macht 
unser Verf. (S. 41) bei den Wörtern tome und Rome, welches 
letztere sein o ausspricht, wie die griechischen Wörter auf nome; 
und ebenso fein und richtig ist der Unterschied des ö in röder und 
rötir und vielen anderen. — Wenn die Academie automne wie „au- 
tonne u aussprechen lässt, so meint sie damit gewiss nicht, dass 
zwei n gehört werden sollen, sondern nur, dass autonne nach der 
Analogie aller Wörter mit onn auszusprechen sei , d. h. nur Ein n 
hören zu lassen. Lesaint dagegen legt (S. 44) der Academie die 
falsche Aussprache au-ton-ne unter. — Dass man das englische 
Wort toast im Französischen toste ausspricht, ist gewiss nicht 
wahr; wenigstens geschieht es nicht von denen, welche wissen, dass 
die Engländer toste aussprechen, wie denn auch Peschier ganz 
richtig die Aussprache „toste" angiebt. — S. 44 legt unser Verf. 
einen Beweis ab, dass er des Griechischen gar nicht und, wie 
mir scheint, des Lateinischen nur in geringem Grade kundig ist, 
wenn er sagt, dass Phoedon (disciple de Socrate) einer der we- 
nigen Namen sei , wo oe vorkäme. Was sollte aber die Franzosen 
bewegen, den Nameu &aldav in Phoedon und nicht in PheMon 



Lcsaint : Tratte* de la prononciation francaise. 178 

zu verändern? — Grosse Inconsequenz zeigt der Verf. darin, dass 
er poeme, poete schreibt, dagegen poe*tique, poe*tereau, Noe*. 
Viel richtiger verfahrt Peachier , der in seinem Dictionnaire alle 
diese Wörter mit einem Accent, nicht mit einem Trema schreibt. 

— Dass poele in der Bedeutung: Leichentuch, Schleier, Balda- 
chin, nie poel gelesen werden soll, dagegen poöle, Pfanne und 
poele, Ofen wie poal, ist eine auf Nichts beruhende Unterschei- 
dung, von der die Academie auch Nichts zu wissen scheint. — 
Ungenau und inconsequent ist es, wenn der Verf. (S. 63) sagt, 
dass „dans quelques parties du verbe arguer" das e ein Trema 
bekommt; er meint nämlich kurzweg alle Formen damit, in denen 
auf das u in der Conjugation ein e folgt, also muss consequenter 
Weise der Infin. auch argner geschrieben werden , und das ist, ob- 
gleich die Academie und Peschier nur arguer schreiben , der Ana- 
logie aller derjenigen Wörter gemäss , in denen das u zwischen g 
und e gelesen wird, z. B. ambigue, aigue, eigne. — Warum wird 
S. 73 erwähnt, dass in secret, secre*taire das c wie k und nicht 
wie ein hartes g lautet? Das folgt ja von selbst aus der allbe- 
kannten Regel über die Aussprache des c vor einem Consonanten. 

— S. 79 hätte nothwendig erwähnt werden müssen , dass in fau- 
bourg das g stumm ist; man liest dieses Wort erst S. 82, wohin 
es gar nicht gehört, da es unter lauter Wörter gerathen ist, die 
sich auf ng endigen. — S. 80 will der Verf. designatif mit nicht 
verschmolzenem gn aussprechen, was von der gewöhnlichen Aus- 
sprache völlig abweichen und ganz isolirt dastehen würde, da doch 
de*signateur, d&ignatiou, de*signer das verschmolzene ga haben. 

— Eigenthumlich , aber etwas unklar ist S. 84 die Aussprache des 
gu mit folgendem Laute ef, £, i , ew, in durch ein eingeschobenes 
t dargestellt. Der g-Laut soll nämlich , wie Lesaint sagt , dann 
etwas weniger hart sein , als ein g unmittelbar vor a , o, u und 
„un peu comme s'il e'tait suivi d'un i formant diphthongue avec le 
son suirant." Wie hier aber von einem Diphthong die Rede sein 
kann, ist mir unbegreiflich. Der Unterschied in der Aussprache 
des g y wenn hier überhaupt von einem Unterschiede die Rede 
sein kann, besteht blos darin, ob die hellen Vocale e, t , oder die 
dunkleren er, o, u darauf folgen. — Dass man in dem Ausdrucke 
vers les une heure bekanntlich nicht 1& zune heure spricht, ja das« 
man, setze ich hinzu , les vor den Singular setzt, erklärt der Verf. 
(S. 99) aus einer Ellipse, die darin stecken soll, etwa folgende: 
„vers les moments qui pre'cedent ou qui suivent une heure", nä- 
hert sich also hierin der beliebten, lächerlichen Ellipsentheorie, 
die die Verfasser der Grammaire nationale überall befolgen. Ab- 
gesehen von der Unrichtigkeit, welche durch vers les une heure 
die Augenblicke bezeichnen würde „qui suivent une heure", ist 
meiner Ansicht nach der Plural les aus der blossen Analogie mit 
den anderen Zeitbestimmungen vers les deux heures, les trofa 
heure« etc. entstanden; und daraus eben erklärt «ick v*s& 3S» 



174 Französische Sprache. 

sprachliche Absonderung des Plurals les von dem Singular une. — 
Ebendaselbst ist die Reihe der Consonanten , nach denen im Fran- 
zösischen das h vorkommt, durch d und n zu vervollständigen, 
s. B. adh&ion , adh&ent, enhardir. — Wenn ich mehrere der 
bisher angeführten Listen und Wörterverzeichnisse überflüssig 
nennen musste, so kann man dagegen dem fast acht Seiten füllen- 
den Verzeichnisse derjenigen Wörter, in denen ch wie Ar gelesen 
wird 9 den Nutzen nicht absprechen, da gerade diese, natürlich 
zum grössten Theile Nomina propria , höchst selten mit Angabe 
ihrer Aussprache in einem Wörterbuche zu finden sind. — Dass, 
wie schon erwähnt, unser Verf. der alten Sprachen, namentlich 
des Griechischen durchaus unkundig sein muss, geht nicht nur aus 
der Angabe (S. 100) hervor, der zufolge die mit rh anfangenden 
Wörter aus dem Griechischen oder Hebräischen stammen, 
— denn wo gäbe es wohl im Hebräischen ein rh zu Anfang? — 
sondern auch aus seiner unwissenschaftlichen und dabei sehr we- 
nig belehrenden Regel hervor , die er denjenigen Personen giebt, 
welche geneigt sind, die Orthographie der mit hipp oder hyp an- 
fangenden Wörter zu verwechseln. Er sagt nämlich (S. 158), dass, 
wo pp steht, t geschrieben werden muss, und wo ein p steht, y. 
Dagegen ist ihm nur das einzuwenden , dass solche Personen in 
der Regel auch nicht wissen, ob p oder pp zu schreiben ist. Für 
unseru Verf. möchten wir dann auch die Regel hinzufügen, dass 
die mit poly anfangenden Wörter nicht poli geschrieben werden 
dürfen, wie er mehrmals gethan, z. B. 150 „polisyllabe." 

In jeder Hinsicht za billigen ist das von Lesaint über die Aus- 
sprache des verschmolzenen l oder // Gesagte; er dringt mit Recht 
auf die bekannte Pariser Aussprache, in welcher das / oder // ganz 
verschwindet, indem er sagt: La plupart des personn es qoi vivent 
loin de la capitale , et les dtrangers en gdodral , rendent mal ee son 
mouilie, en faisant entendre l'artictilation propre de 17, en pro- 
noncant p. e. habiller, meilleur, comme si ces mots dtaient Berits 
habi-ltä, me-lieur; cette prononciation usite'e surtout dans les pe~ 
tites villes dn midi de la France, öte au langage tonte sa douceur 
et son agr&nent. Er stellt sodann folgende Art und Weise der 
Aussprache auf: Quand la lettre /, simple ou double, a le son 
mouilie, l'articulation propre de cette consonne disparalt totit-a- 
fait , et est remplace par un son que Ton pourrait representer par 
ye (oder vielmehr einfach te, z. B. ballier, spr. bai-tä, tailleur, 
spr. tai-ieur). Cette prononciation qui est la Beule en usage a 
Paris et dans toutes les grandes villes de France oh pe*n&tre lc 
bon ton parisien , est aussi la seule qui soit adoptee dans tous les 
ouvrages autorise's par le conseil de Instruction publique. Dass 
in Deutschland diese Pariser Aussprache des verschmolzenen / noch 
nicht so üblich ist, als sie es sein sollte, namentlich auch in den 
Schulen nur von wenigen Lehrern beobachtet wird, rührt von der 
leider noch immer so sehr verbreiteten falschen Ansicht her, dass 



Lesaint : Traitä de la prononciation francaise. 175 

das beste Franzosisch von den gebildeten Bewohnern der franzo- 
sischen Schweiz, und nicht etwa von den Parisern gesprochen 
wird. 

Nicht zu billigen ist meines Erachten» die von Lesaint (S. 132) 
anempfohlene Aussprache von indomptable, indompte", nämlich 
aindonpetable, aindonpetä. Für das N ich thören lassen des p in 
beiden Wörtern stimmen auch die Academie und Pe schier. 
Dasselbe lässt sich von den Wörtern pe'nultieme und ante'pe'nul- 
tieme sagen, in denen (S. 161) die Aussprache des ti wie ci ge- 
wiss zu verwerfen ist; endlich kann ich meines Theils mich weder 
zu der harten , das Ohr unangenehm berührenden Aussprache der 
Wörter aspect, circonspect, respect, suspect wie aspek, circon- 
spek, respek, suspek, noch umgekehrt zu der allzu weichen Aus- 
sprache des Wortes isthrae wie isme verstehen. 

Die Zahl der überflüssigen Verzeichnisse wird auch noch 
durch dasjenige vermehrt, welches alle Wörter aufzählt, in denen 
das t als Endbuchstabe stumm ist ; war es denn nicht hinreichend, 
diejenigen Wörter aufzuzählen , welche von der allgemeinen Re- 
gel , dass das t am Ende stumm ist , abweichen ? 

Schliesslich kann ich nicht umhin , an dem so manches Nütz- 
liche enthaltenden Abschnitte vom Hinüberziehen oder Binden beim 
Lesen und Sprechen den oft gerügten Fehler nachzuweisen, dass 
er zu sehr in die Breite geht und manches Ueberflüssige , schon in 
früheren Abschnitten bei den einzelnen Consonanten Dagewesene 
enthält, z. B. über die Aussprache des q in cinq, des t in sept 
u. s. w., ein Fehler, der dadurch entstanden ist, dass der Verf. 
früher nicht Alles ausschied , was die Aussprache des Endconso- 
nanten bei folgendem Vocale betrifft, und hier bei der liaison 
des mots nicht Alles ausscheidet, was die Aussprache der End- 
consonanten bei folgendem Consonanten betrifft. Wie lässt es 
sich z. B. wohl rechtfertigen, im Abschnitt vom Binden oder Hin- 
überziehen noch einmal zu wiederholen , dass im Worte Christ das 
st immer ausgesprochen wird, was uns oben schon längst mitge- 
thcilt ist? Auch geht, glaube ich, der Verf. darin zu weit, wenn 
er (S. 213) das Gebot giebt, das meines Wissens bis jetzt von den 
wenigsten Franzosen befolgt wird, dass nämlich in dem Worte 
tous das 8 stets auszusprechen ist, wenn nicht das Subst., Zahlwort, 
Adjectiv oder Pronomen unmittelbar folgt; also tous (touce) pen- 
sent;ilssont tous (touce) vivants; ces livres je les ai lus tous 
(touce). Abgesehen von der bei folgendem Consonanten daraus 
entstehenden Härte, lässt sich die Zweideutigkeit, ob tous sub- 
stantivisch oder adverbialisch (ganz) steht, doch nur in der Aus- 
sprache des Masc. vermeiden; denn im Femininum elles sont tou- 
tes Vivantes wäre diese Zweideutigkeit durch die Aussprache doch 
nicht zu umgehen. Es ist also wohl gerathener, in dem substan- 
tivischen tous nur dann das s hören zu lassen , wenn es am Ende 
steht , oder veno ein Vocal darauf folgt. Mit tous pflogt mvx ^ 



176 Gymnastik 

dieser Beziehung auch plus zusammenzustellen, worüber der Verf. 
(S. 215) die richtigere Vorschrift giebt, dass das 8 nur am Ende 
und vor einem Komma gelesen werden soll, ferner vor que , aber 
nicht im Ausdrucke non plus que (also non plu que) , noch in au 
plus , tont au plus , noch auch im Substantiv le plus vor que. Sehr 
richtig, wenn auch wohl nicht für alle Fälle ausreichend, spricht 
(S. 217) Lesaint über die Aussprache des 8 im Subst. sens , worin 
der gebildete Pariser bekanntlich häufig das 8 hören lässt; stumm 
Ist es natürlich stets in der Bedeutung Richtung, Seite. — 
Endlich möchte auch wohl die Regel (S. 224), dass das 8 finale 
der Verba nie mit dem folgenden Worte verbunden gelesen wird, 
wenigstens für die Hüifsverba eine Ausnahme leiden , da doch be- 
kanntlich in j'aurais e*te*, je suis alle* und in allen ähnlichen Fällen 
das s des Hülfsverbums hinüberzuziehen ist. 

Bremen. Dr. H. A* Müller. 



Die deutsche Turnkunst, betrachtet vom rationellen Standpunkte von 
Dr. phil. J, G. Freyer, Collab. am Gymnasium und Hauptlehrer der 
gemeinschaftiichen Turnanstalt der Stadt Merseburg. Merseburg, 
gedruckt bei H. W. Herling. 29 S. 4. 

Die Torstehende Abhandlung in dem zu Ostern 1850 erschie- 
nenen Programme des Domgymnasiums zu Merseburg verdient 
die besondere Beachtung der Schulmänner, da sie mit vorzüglicher 
Schärfe das Wesen der Turnkunst in ihrer Beziehung zur Pädago- 
gik darstellt und fern von jeglichem Vorurtheile namentlich eine 
fruchtbringende Betrachtung der pädagogischen Turnkunst in ih- 
rer gegenwärtigen Ausbildung und nach den neuesten Er- 
scheinungen auf diesem Gebiete anstellt. 

Leider ist die fleissige Arbeit der Schwanengesang des bie- 
deren Verfassers geworden , der bald nach ihrem Erscheinen ei- 
nem hitzigen Fieber erlag. 

Auf S. 1 — r> verbreitet sich der Verf. zunächst über die Be- 
griffe „Gymnastik", „Leibesübungen und Turnen", begründet mit 
Hinweisung auf die historische Eatwickelung der Sache eine tie- 
fere Auffassung derselben und spricht sich schliesslich S. 7 über 
den pädagogischen Gesichtspunkt ganz treffend dahin aus: „Er- 
zieherisch wird das Turnen getrieben , wenn es methodisch den 
Gesetzen des zu bildenden und gesund zu erhaltenden Organismus 
gemäss , also auch in Zusammenstimmung mit dem geistigen Leben 
des Menschen , insofern es an den Organismus gebunden, und im 
Sinne wahrer Sittlichkeit getrieben wird." 

Der übrige Theil der Abhandlung hat vorwiegend einen kri- 



Frey er: Die deutsche Tonkunst. 177 

tischen Charakter «od nimmt speciell Bezog auf die wichtigsten 
neueren und neuesten Werke ober beregten Gegenstand als : 

1) Begründung des Turnens , als einer wesentlichen Seite der 
Erziehung, von Albert Baur, Diakonus in Beizig. 

2) Altes und Neues vom Turnen. Freie Hefte, herausgege- 
ben von H. F. Mass mann. I. und II. Heft, Berlin, Hermann 
Schulze 1849. 

3) Die Gymnastik nach dem Systeme des schwedischen Gyro- 
nasiarchen P. H. Ling, dargestellt von Hg. Rothstein. 
IV Hefte, Berlin 1847—1849. E. H. Schröder. 

4) Die ruhmlichst bekannten Schriften von Adolph Spies* 
In diesen Schriften wären zugleich die Hauptrichtungen ver- 
treten , welche man bis heute in Betreff der Gestaltung des Turn- 
unterrichtes eingeschlagen hat. Die Vertreter dieser Richtungen 
stehen sich mehr oder weniger schroff gegenüber, und nament- 
lich ist aus dem II. Hefte des Dr. Massmann eine Gereiztheit in 
erkennen , die allerdings in dem Auftreten des Lieutn. Rothttein 
und verschiedenen wirklich übertriebenen Behauptungen und Be- 
griffen desselben ihren gerechten Grund findet. 

Für diejenigen, welche den Verlauf dieser Angelegenheit 
nicht verfolgen konnten , erlaubt sich Ref. in der Kürze Folgende* 
darüber nachzuholen. 

Nachdem fast durch ganz Deutschland die Jahn-Eiselen'sebe 
Turnschule Verbreitung gefunden und auf den Turnplitzen die- 
jenigen Uebungen mit Nutzen getrieben worden sind, welche zn- 
erst in der bekannten (1816 erschienenen) „deutschen Turnkunst 
von Jahn und Eiselen" nach didaktischen und pädagogischen Grund- 
sätzen zusammengestellt waren, trat zuerst im Jahre 1847 der 
ehemalige preuss. Artillerieoffizier H. Rothstein mit den ange- 
zogenen Schriften des Schweden Ling hervor und meinte mit 
diesen eine rationelle Gymnastik an das Tageslicht zu ziehen, 
welche er als ganz neu und eigentümlich über Allee stellte, was 
bisher im Gebiete der leiblichen Erziehung und Bildung geleistet 
worden. Hr. Rothstein hatte sich nimlich einige Monate in Stock- 
holm aufgehalten und sich in dem unter Prot B r an tl ng fortge- 
führten Ling'schen Centralinstitute mit der schwedischen Gymna- 
stik bekannt gemacht. Prof. Ling hat bekanntlich die gymnasti- 
schen Uebungen , welche zuerst aus Deutschland besonders dureb 
Guts Muths nach Dänemark und Schweden gekommen waren, vor* 
züglich zu medicinischeii Zwecken äusserst sinnreich mit grossem 
Erfolge angewendet und auch für die pldsgogische Gymnastik 
consequent den Grundsatz verfolgt: jede einzelne Uebnng In ge- 
naue Verbindung mit dem Menschenorganismus zu bringen, so 
dass der Turnlehrer bei einer gründlichen Kenntniss der Anato- 
mie und Physiologie keine Uebung treiben lässt, über deren Wir- 
kung und Zweck er nicht vollständig im Klaren ist. Während die 
Jahn-EUefcnsche Schule naeji der Möglichkeit «fo Uflsnriw***» 

IV. Jahrb. i n MU. rn.PAd.td. CHI, *" 



178 Gymnastik. 

gung im Fortschreiten vom Leichten zum Schwereren and nach 
den Grundsätzen der Hygiene ihre Lieblingen in bekannter Man- 
nigfaltigkeit aufstellte, wie sie die deutsche Jugend seit vier De- 
cennien auf ihren Turnplätzen mit Lust betrieb und lieb gewann, 
hat die Ling'sche Schule die reine Körperbildung nach den Ge- 
setzen der Anatomie und Physiologie als Hauptsache obenan ge- 
stellt, ganz unbekümmert darum, ob die Freudigkeit an der Sache 
Seitens der Turnenden verloren geht oder nicht. Der schwedi- 
sche Turnlehrer oder Gymnast, um mit Rothstein zu reden, steht 
seinen Turnern hauptsächlich als Arzt gegenüber, während auf 
den deutschen Turnplätzen der Turnlehrer vorwiegend die Rolle 
eines Erziehers im umfassendsten Sinne des Wortes über- 
nimmt. Aus diesem Grunde haben z. B. Dr. Massmann , Spiess, 
Diesterweg u. A. stets und mit Recht darauf hingearbeitet, dass 
der Tarnunterricht nicht Aerzten oder Offizieren und Unteroffi- 
zieren, sondern eben den Lehrern der einzelnen Schulen selbst 
anvertraut werde. Dem Ref. erscheint es nicht bios als zufällig, 
dass die schwedische Gymnastik vorzugsweise unter deutschen 
Aerzten enthusiastische Freunde, z. B. die DDr. Richter und 
Reimer fand, bis endlich auch ein Offizier den Stein der Wei- 
sen in Stockholm entdeckte. 

Hr. Rothstein zieht nun in seinen Schriften gegen „die deut- 
sche Turnkunst" im Gegensatz zu der rationellen schwedischen 
Gymnastik zu Felde , verlangt sogar ihre Unterdrückung, da sie 
kein Objectin sich habe und der rohe empirische Betrieb der 
Leibesübungen die nachtheiligsten Wirkungen, als Willkür, Lei- 
denschaft, Renommisterei , Arroganz, Trotz und Widerspenstig« 
keit hervorbringe. Als eine Consequenz des Principe, welches 
der Turnkunst eingeimpft worden , betrachtet Hr. Rothstein fer- 
ner jene verabscheuungswürdigen Erscheinungen in der Sittenge- 
schichte, wie das Attentat Sands, den Mord Auerswald's und 
Lichnowsky's , die Angriffe auf den Turnvater Jahn in Frankfurt 
u. dergl. m. Diese sehr gewagten Behauptungen des Hrn. R. 
sind bereits an anderen Orten von Dr. Massmann und dem Prof. 
Lion in Göttingen gehörig gewürdigt worden. Jeder Einsichtige 
wird jene traurigen Ereignisse , bei denen sich in den letzten Jah- 
ren leider auch Turner betheiligten, nicht auf Rechnung des 
Jahn-Eiselen'schen Turnsystems bringen , sondern den Grund da- 
von in ganz anderen Dingen zu suchen wissen. 

Abgesehen von den ganz grundlosen Schmähungen und theil- 
weise absurden Behauptungen des Hrn. Rothstein darf jedoch ein 
Jeder, dem es um die Sache zu thun ist, das Gute uud Wahre 
nicht übersehen, das sich in den Rothstein'schen Auslassangen und 
in der schwedischen Gymnastik darbietet. 

Die Abhandlung des Dr. Freyer würdigt diese Vorzüge von 
S. 20 ab in richtigem Maasse. Baur and Massmann halten in den 
oben angeführten Schriften mit triftigen Gründen an der Vorzugs- 



Freyer: Die deatache Tornknnst. 179 

weise pädagogischen Auffassung der Leibesübungen fest und aller- 
dings wusste der Hr. Premierleutnant Rothstein die Angelegenheit 
von dieser Seite aus weder richtig aufzufassen, noch su behandeln. 
Aber eine schwache Seite hat Hr. Rothstein an der deutschen 
Turuschule doch richtig herausgefunden, nämlich die, dass sie 
mit der pädagogischeu Ausbildung und ihrer sonstigen fintwicke- 
lung des Turnens als integrirender Theil des Schul- und Erzie- 
hungswesens nicht gleichen Schritt gehalten hat mit ihrer techni- 
schen und wissenschaftlichen Ausbildung, worunter wir 
jenes Basiren aller Turnübungen auf den Menschenorganismus und 
ein strenges Beachten der Gesetze desselben verstehen, worauf 
die schwedische Gymnastik mit Recht so grossen Werth legt und 
darin ihre Eigentümlichkeit behauptet. Dr. Massmann räumt 
diess auch in der Uebersetzung von Ling's Schriften über Leibes- 
übungen S. VII mit den Worten ein: „Auch fehlt uns leider noch 
eine vollständige wissenschaftliche Begründung der Sache nach 
den letzten neuesten anatomisch-physiologischen, oder besser nach 
noch ailseitigeren, naturwissenschaftlichen und heilkundlichen Er- 
fahrungen und Grundsätzen (wollte Gott, alle Aerzte übten schon 
mehr eine active Schutz- und Heilkunst durch Leibesübungen aus!), 
darin ist uns der Schwede gerade in unserer fünf und zwanzigjäh- 
rigen Ebbezeit vorausgerückt" etc. 

Ref. will damit keineswegs sagen: als habe die deutsche Turn- 
kunst in ihren Uebungen die eigentliche Hygiene etwa vernach- 
lässigt. Die Schriften von ortheilsfähigeu Aerzten, von denen 
wir hier nur die DDr. v. Konen , Koch und Schreber anführen, 
haben sich umfassend über die Wohlthätigkeit der deutschen Turn- 
übungen vom Standpunkte des Arztes ausgesprochen, und nament- 
lich durfte die specielle Analyse der Jabn-Eiselen'schen Turn- 
übungen in der Schrift des Kreisphysikus Dr. Flessner: „Das 
Turnen. Ein Beitrag zur Hygiene" jeden Zweifler wegen der 
wirklich kör per bildenden und die Gesundheit erhaltenden Wir» 
kungen des Turnens vollständig beruhigen. Es ist jedoch nicht 
hinreichend , wenn die deutsche Turnschule ihre Turnlehrer nur 
mit jenen approbirten Uebungen und deren richtiger Ausführung 
und Anordnung bekanntmacht, wie diess z. B. in Darmstadt und 
in dem Centralinstitute in Berlin in sechs Wochen erreicht wird. 
Man wird zugeben müssen, dass in dieser Zeit nur eine höchst 
dürftige technische Ausbildung gegeben werden kann, wie sie nur 
unter den beschränktesten Verhältnissen etwa nothgedrungen statt- 
haft wäre. Auf eine mit der eigentlichen turnerischen Ausbil- 
dung im Zusammenhang stehende Berücksichtigung der 
für den Turnlehrer so wichtigen anthropologischen und diäteti- 
schen Kenntnisse nach den Grundsätzen Ling's wird dabei nicht 
Bedacht genommen. Man wird darum Hrn. Rothstein beipflichten 
müssen , wenn er sich in der Einleitung zur Heilgymnastik also 
ausspricht: „Sonderbar! Man verlangt von jedem tüchtigen Stall- 



180 Gymnastik. 

meister — dem man doch nur die Dressur und Pflege von „Pfer- 
den" anvertraut — , dass er Kenntnisse in der Thier- Anatomie und 
Thierheilkunde besitze, damit er das Pferd richtig pflege und 
durch die Dressur nicht verderbe und entkräfte: und der pädago- 
gische Gymnast, der es mit einer viel höheren Aufgabe, mit der 
Ausbildung und Kräftigung des „ Meusthen " zu thun hat, sollte 
des Studiums der Menschen - Anatomie und Heilkunde gänzlich 
überhoben sein? er sollte nicht zu wissen brauchen, weiche heil- 
kräftigen Mittel die Gymnastik selbst darbietet, wie sie anzuwen- 
den sind und wie durch fehlerhafte gymnastische Behandlung der 
Menschenorganismus entkräftet und seiner Gesundheit beraubt 
wird 4 ?" Hier muss darum die deutsche Turnschule eingestehen, 
dass sie von der schwedischen Gymnastik Etwas zu lernen hat, und 
Dr. Freyer nimmt auch bis zu S. 27 mit triftigen Gründen in die- 
sem Sinne die Ling'sche Gymnastik gegen die Angriffe vom speci- 
fisch-erzieherischen Standpunkte aus in Schutz, nachdem er hier 
und schon vorher S. 8 überhaupt die Anforderungen Baur's in Be- 
treff des eigentlichen Erziehers auf den Turnplätzen, der häusli- 
chen Erziehung und dem gesammten Schulleben gegenüber, als 
übertrieben darstellt. Ref. ist mit Dr. Freyer darin einverstanden, 
wenn er S. 26 deo Vorschlag zu einer Reform , als einer Vermit- 
telung zwischen der deutschen Turnkunst und der schwedischen 
Gymnastik macht und die Vertreter der deutschen Turnkunst zu 
einer unbefangenen Prüfung der schwedischen Gymnastik auf- 
fordert. Mit Bezug darauf nimmt nun Dr. Freyer auf S. 27 — 29 
noch weiter Gelegenheit, auf die Leistungen des Turnlehrers 
Adolph Spiess, jetzt Ministerialassessor für Turnsachen in 
Darmstadt, hinzuweisen und die Verdienste desselben für eine 
sachgemässe systematische Ausbildung des deutschen Turnens den 
Vorwürfen Rothstein's gegenüber hervorzuheben. In der That 
acheint auch Rothstein den Fortschritt der deutschen Turnkunst, 
wie er sich doch in Spiess' Bestrebungen und in seinen Schriften 
darbietet , zu wenig gewürdigt zu haben , da z. B. „das Turnen 
in den Freiübungen" von Dr. Spiess weit über dem steht, was 
Rothstein in der pädagogischen Gymnastik nach Ling S. 191 dar- 
über vorbringt. 

Diese Andeutungen mögen genügen , um auf die Abhandlung 
des Dr. Frey er, welche überall eine umfassende Sach- und Litte- 
raturkenntuiss verräth, aufmerksam zu machen. 

Dreaden. JH. Klos*. 



Bibliographische Berichte u. karte Anzeigen. 181 

Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen. 

De historiae romanae antiquiseimae indole et auctorüate 

deque primis Roroae regibus. Scripsit L. Kargten , in Universitate Rhe- 
no-Trajectina pro f. ord. Trajecti ad Rhenum , apud Kemink et filium. 
MDCCCXLIX. IV and 68 S. 8. — - Diese nach bekannter Weise der 
Hollander in gutem, fliessendem Latein geschriebene Abhandlung unter- 
wirft wiederholt die älteste Geschichte der Stadt Rom and die darüber 
io neuester Zeit unter den europäischen Gelehrten obsch webenden An- 
sichten einer Kritik. In Abschnitt I., ausgehend von dem Naturlichen 
und Leichterklärlichen der Dunkelheit gerade dieses Theiles der römi- 
schen Geschichte, zählt er zuvörderst diejenigen Gelehrten auf, die, 
selbst überzeugt hiervon, auch Andere davon zu überzeugen bestrebt ge- 
wesen sind, nämlich Beaufort, Perizonius, Niebuhr, A. W. v. Schlegel, 
Le Clerc (des Journaux chez les Romains, preced. d'une memoire sur 
les Annales des Pontifes, a Paris 1838). Von diesen hat bekanntlich 
Niebuhr vor allen die Meinung aufgestellt, um es mit des Hrn. K. Wor- 
ten zu geben : „prima rerum Romanarum secuta , praecipue regum aeta- 
tem mythicam esse ejusque res, initio fama, deinde priscorum vatum prae- 
conio celebratas, ita ad seriora tempora proditas esse, donec a acripto- 
ribus litteris mandari coeptae sint: hinc res illas contraxisse fabulosum 
illum colorem et habitum , quem etiam nunc in Livii hidtoriis agnoseimus. 
Itaque reges ceterosque illustres homines universe fietas personas, in 
quas fama contulerit ea facta et instituta , quorum origo et auetores vetu- 
state obscurati vel deformati essent (p. 4). Andres hat Wachsmuth, An- 
dres Fr. Schlegel, noch Andres Le Clerc gemeint. Um aufs Reine zu 
kommen und dem Schwanken des Wissens in der Beziehung ein Ende zu 
machen, hält nun Hr. K. dafür, dass zweierlei Prägen mussten beant- 
wortet werden, nämlich: 1) ob das, was über römische Geschichte in 
der ältesten Zeit berichtet wird , überhaupt für historisch oder für unhi- 
storisch zu halten, und 2) wenn es für unhistorisch zu nehmen, ob es 
alte, im Schoosse des Volkes selbst entstandene Sagen oder grossentheils 
später von den Griechen nach Latium überflossene Erdichtungen seien. 
Zu dem Ende will er prüfen a) die Meinung NiebuhrV. „an probabile 
sit veterem Romanorum historiam e priscis Latii carroinibus fluxisse"; 
b) die Ansicht derjenigen Gelehrten, welche glauben, „res Romanas jam 
inde ab Urbis origine litteris et monumentis consignatas et ad posteros 
traditas foissc"; endlich c) „ntrum in his ipsis narrationibus germana ve- 
tustatis effigies an fucata species et Graecae fictionis indicia appareant." 
Dem Ref. dünkt, wie wenn der Verf., statt unmittelbar auf eine 
Widerlegung Niebuhr's auszugehen, die Sache tiefer hätte erfassen nnd 
sicherer und gründlicher anbahnen können , nnd zwar so , dass er zuvor - 
derst gesprochen 1) von der Kleinheit und Geringfügigkeit Roms als einer 
blossen Colonie von Alba Longa , von der man anfangs sehr natSrttrifeioM^ 
ahnen konnte, dass sie einst die Beherrscherin der Well w< 




182 Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen« 

wer wird also anfanglich, bei dem Entstehen der Stadt, darauf Bedacht 
genommen haben, die sie betreffenden Ereignisse, wenn auch nnr durch 
Tradition, der Nachwelt aufzubewahren? Es mangelte mithin theils der 
Stoff, theils der Sinn and Trieb zum Anbau der vaterländischen Ge- 
schichte, und mittler Weile ging die Erinnerung an die etwanigen vor- 
gefallenen Staatsveränderungen etc. verloren. 2) Wie zweifelhaft in 
Rom die Herstellung grosser Monumente in Stein in frühester Zeit sei, 
an welche sich eine etwaige Nachricht von der ältesten Geschichte ge- 
knüpft und erhalten hätte; 3) dass die Buchstabenschrift erweislich erst 
in der Mitte der königlichen Oberherrlichkeit von den nahen griechischen 
Colonien her sich nach Rom verbreitet und natürlich anfangs nur einen 
sehr spärlichen Gebrauch gefunden habe, zweifelhaft und sehr unglaub- 
lich , ob selbst schon und sofort zur Anfertigung von Annalen , da auch 
jetzt Rom noch zu keiner grossen historischen Bedeutung gelangt war; 
4) dass selbst, wenn Stein- oder litterarische Denkmäler existirt hätten, 
die späteren Zerstörungen und Verwüstungen dieselben höchst wahr- 
scheinlich vernichtet gehabt; 5) dass die Römer an sich gar kein solches 
Volk gewesen sind , das schon von vorn herein historischen Sinn und 
Eifer bewährt hätte , eben so wenig sie ein hoch poetisches Volk gewesen, 
das namentlich den Stoff zu seinen Poesien aus der vaterländischen Ge- 
schiebte genommen; Sie waren viel zu kalt, ernst, wortkarg, rauh, viel 
zu sehr der Gegenwart und Zukunft zugeneigt, als der Vergangenheit und 
deren Kunde. Und als späterhin der Sinn für vaterländische Geschichte 
erwachte — erweislich erst seit dem 1. punischen Kriege — , da waren 
schon Jahrhunderte seit der Königsherrschaft vergangen; da waren be- 
reits die alten litterarischen u. a. Denkmäler meistentheils vernichtet, die 
alten Erinnerungen erloschen, die alten Sagen und Gesänge verklungen. 
Und eine historische Kritik hat es im Alterthume überhaupt nur selten ge- 
geben. Blosse Vermuthungen , blosse Sagen, blosse individuelle Mei- 
nungen gelten sehr häufig für wirkliches historisches Wissen. Und wenn 
der Römer auch vermöge seines Ernstes und seiner kalten i ntell e et u eilen 
Kraft zu solchen Studien vor Allem geeignet gewesen wäre, so war er 
doch schon frühzeitig, namentlich seit der Eroberung Unteritaliens und 
seit dem ersten und zweiten punischen Kriege, dergestalt mit dein phan- 
tasie- und poesie- und mährchenreichen Griechen in Verkehr gekommen 
und von der dessfallsigen griechischen Litteratur und Verfahrungsweise 
in althistorischen Sachen angesteckt worden , dass er sich bei Erforschung 
der dunkeln Vergangenheit, statt von der nackten historischen Kritik und 
Ton der bescheidenen arte nesciendi, von dem unbesonnenen, sich über- 
schlagenden Jagen nach Vermuthungen, nach falschen Etymologien, nach 
selbstgeschaffenen Personen und fingirten Facten u. dergl. leiten Hess, 
und auf 9er einen Seite zu sehr einem, wenn auch wohl begründeten Na- 
tionalstolze , auf der andern Seite einem Aufgeben desselben zu Gunsten 
der litterarisch-gebildetern Griechen huldigte. Diese Momente, die der. 
Verf. wohl hin und wieder berührt, auch wohl bespricht, hätten wir ge- 
wünscht an die Spitze des Ganzen gestellt zo sehen. So hätte man gleich 



Bibliographische Berichte o. kurie Anzeigen. 183 

einen positiven Standpunkt gehabt, statt dass der Leser in der 
Schrift erst den Umweg durch Negationen zu machen gezwungen ist. 

Was der Verf. beibringt im 1J. Abschnitte, um die Ansicht Nie- 
buhr's zu widerlegen, ist hierzu ganz geeignet und verräth überall den 
vorsichtigen, umsichtigen Forscher. Ref. stimmt durchaus bei; er hat 
sich nie mit der Niebuhr'schen Hypothese befreunden können, sie ist viel 
zu poetisch, man mochte sie phantastisch nennen. 

Der III. Abschnitt gtebt einige Andeutungen zur Charakteristik der 
(unhistorischen) Historiographie der Römer. Nur hätten wir gewünscht, 
der Verf. wäre auch hier tiefer in die Sache eingegangen und hätte uns 
aas den obwaltenden Verhältnissen die Grande and Ursachen pragmatisch 
dargethan. 

Im IV. Abschnitte weist Hr. K. die Meinung derjenigen zurück, 
welche annehmen , dass aus der ältesten Zeit der römischen Geschichte in 
der späteren noch mancherlei Denkmäler existirt hätten. Nicht nur die 
Nachrichten darüber sind mitunter sehr zweifelhaft und unkritisch , son- 
dern die Dinge selbst verrathen nach ihrer Beschreibung meistentheils ein 
späteres Zeitalter. Le Clerc hat in "seinem oben angeführten Werke be- 
sonders die Behauptung aufgestellt, dass die Römer von Anfang an Anna- 
len gehabt und aus diesen die nachmaligen Geschichtschreiber von Fabius 
und Cato an bis auf Tacitus und Suetonius geschöpft hätten. Sehr rich- 
tig entgegnet hierauf Hr. K. (S. 20): „Nulluni exstat probabile testimo- 
nium vel indicium, unde effici possit, Pontificum illos commentarios jam 
sub regibus scriptos esse; si vero fuissent, eos aut incendio Gallico per* 
iisse, ut Livius testatur, aut aiiis causis obscuratos esse perquam proba- 
bile est. Quare quae seniore tempore in Pontificum annalibus legerentur 
de Urbis ortginibus primisque seculis relata, haec pcstea incerta et aliunde 
derivata esse dubitari nequit." Aehnlich verhält es sich mit den Bau- 
und Bildwerken: auch hier meint der Verf. ganz richtig: „omnibus diligen- 
ter perpensis , haud temere inde colligi posse , antiquissimam urbis Ro- 
mae notitiam non multo certioribus niti documentis, quam primordia tot 
civitatum, quae non nisi fabulosam sui meraoriam posteritati reliquerunt.'* 
Indessen eine Beschränkung möchten wir doch uns hier gefallen lassen: 
sie betrifft den Göttercult und seine Denkmale. Anibrosch zum wenig- 
sten u. A. haben nicht ohne Erfolg mehrere der letzteren auf die älteste 
Zeit zurückgeführt. Doch darauf hat auch Hr. K. S. 25 hingedeutet. 

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen führt uns nun der V. Ab- 
schnitt dem eigentlichen Gegenstande näher, der Unsicherheit der Kö- 
nigsgeschichten. Hier fällt schon die Verschiedenheit der späteren Nach- 
richten oder Behauptungen auf, sodann die appellativ zu fassenden und zu- 
erklärenden Namen einzelner Könige. Auch die Zahl sieben ist my- 
thisch. „Reminiscamur modo: Septem Pleiades in coelo, Septem sapien- 
tes in Graecia, Septem miranda in orbe terrarum opera, Septem duces 
ad versus totidem Thebarum portas, ne plura addam: quidni urbe Septem 
collium totidem quoque reges fuissent?" (Pag. 28.) So ist denn das Er- 
gebnis« der bisherigen Deduetion (p. 29): „ut pleraque urbifcM , sie Ro<* 
mae quoque c&ecura fuisse ineunabula; oppidun per muUas <**Ut(*> igOOn 



184 Bibliographische Berichte u. kurze Anseigen. 

bile; regnatum ibi per plures deinceps reges e diversorum populorum 
familüs quae ibi consedissent oriundos, ingeniis studiisque dissimiles; ho- 
rum pleroruraque memoriam magna pro parte obsolevisse ; ex eorum vero 
numero Septem effectos esse, partim veros partim fabulosos, quorum per- 
sonae et res gestae paallatim fama consecratae et deinceps in historiara 
receptae sint. Horum ut quisque recentior est et a liberae reipublicae 
temporibus propias distat, eo plus habet verisimilitudinis." 

Der VI. Abschnitt gewährt uns einen Ueberblick über diejenigen 
mythischen Sagen , welche die Romer den Griechen verdankten , welche 
diese auf den Boden von Latinm verpflanzt , dort heimisch gemacht hat- 
ten. „Hinc facile conjicere licet , qnae de Urbis ortu primisqae seculis 
feruntur, etsi continent aliquas domesticae famae reliquias, magnam tarnen 
partem exterorum commentis et Graecorum fictionibus esse contexta" 
(pag. 34). Unter jenen Sagen ist nun die Aeneassage die hauptsäch- 
lichste: von ihr handelt der VII. Abschnitt, aber mehr so, dass daraus 
der Verlauf der Sage , nicht der Ursprung ins Licht gesetzt ist. Der 
Unterzeichnete hat in diesen Blättern früherhin einmal versucht, auch 
den nachzuweisen. Denn dass an keine historische Person dabei zu den- 
ken , ist wohl leicht zu erkennen. Uebrigens hat unser Verf. nur Nie- 
buhr und Klausen und Rückert benutzt, nicht aber auch die übrigen deut- 
schen Gelehrten , welche über den Gegenstand geschrieben und von denen 
jeder etwas Wichtiges beigebracht hat zur Aufhellung der Sache. — 
Nicht minder sind blosse unhistorische Fictioncn die Sagen , womit man 
den Zwischenraum zwischen Aeneas' Ankunft in Latium und der Geburt 
des Romulus und Remus ausgefüllt hat. „Exemplo hoc sit, qnantum li- 
bertatis veteres scriptores sibi sumserint in concinnandis historiis et quam 
facile talia commenta a sequentibus historiis credita et ad posteros pro- 
pagata sint" (pag. 43). 

Im VIII. Abschnitte weist der Verf. sehr gut die Erdichtung eines 
Romus (Romulus) und Remus nach. Auch sind wir ganz mit ihm einver- 
standen , wenn er den Ramnes (den er mit Romus und Remus identincirt, 
pag. 45), Tatius und Lucumo auf die drei ursprünglichen Tribus, auf die 
Ramnenser, Tatienser und Luceres, zurückführt und zur Erläuterung 
hinzufügt: „Simili modo apud Graecos trihuum nomina ab heroibus inco- 
vvixoig repeti solita" (pag. 45). — Sehr annehmbar däucht uns der 
Nachweis, woher der Beiname der Rea, Silvia (pag. 47 sq.): „Attentius 
consideranti facile apparet, utrumque nomen [Uium et Silviam] idem esse, 
variata tantum forma: Silvia enim factum ex Ilia per digamma Aeolicum, 
quo vocabulum "iXioq gaudet, sicut ex vkrj factum est aÜva , ex sgnco serpo, 
ex 'Elia Velia, ex atav aeuum: quare eadem quae graece 'iX/a, latine 
Silvia audit: illud nomen poetis Graecos imitantibus, hoc vnlgo usurpatum." 
— „Rea (Gr. *Pea 9 *P8ict) a fetv voiata." Das Alles sicher ganz rich- 
tig. Allein was das Weitere anbetrifft, so kann der Ref. nicht beistim- 
men, wenn Hr. K. sagt: [Rea] „fuit nympha flnvialis, Tiberino patri 
nupta. Tiberis olim Rumon appellatus fuisse traditur, nomen cognatnm 
vocabulo $ev(ia, derivatnm a ruo, qtiod idem est ac £e'a>, nimirum ob flu- 
ni inis impetum. — — - Ut flumen Rumon , sie ipsa nrbs ut tot aliae urbes 



Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen. 185 

de flumine Roma vocata. A Ruma forma tantum differt Roma. — - 

— Itaque Roma origine et significatione idem est quod Rea (?), onde non 
mir um hanc ipsam quoque Romuli matrem a nonnullis scriptoribus Romam 
vocatam esse." Die Sache verhält sich wohl vielmehr so: Jene Rea ist 
sicherlich die Rhea der Griechen, deren Cultus bekanntlich mit der phry- 
gischen Ma verschmolzen and deren Name darum in Kleinasien sehr gang 
und gäbe war. Derselbe kam wohl mit der Aeneassage auch nach Latium, 
aber nicht als Name einer Göttin, sondern abgeschwächt in den einer 
Heroine. Sie konnte so die 1 1 i s c h e Rea heissen und als solche in der 
latinischen Sage auftreten, und der Lateiner, dem Silva für vXrj geläufig 
war, machte nebenbei aus 'Ufa Silvia. — Dagegen billigen wir die Her- 
leitung des Namen Tiberis von &vsiv i. e. impetu ferri; noch näher dem 
lateinischen Namen liegt das aber auch mit dem griechischen Verbo ver- 
wandte tuber (schwellend). Sehr gut erklärt der Verf., warum Rea Sil- 
via zur Vestalin (»qua apud Romanos nihil augustius" p. 50, und zur 
Mutter, Acca zur Amme der beiden Zwillingsbruder (p. 51 sq.)> Mars 
zum Vater derselben gestempelt worden ist, warum es gerade Zwillings- 
bruder gewesen , ausgesetzt und gerettet worden sein sollten. 

Der IX. Abschnitt weist nach, warum die Sage die beiden Zwillings- 
brüder, den Romulus und Remus, durch eine Wölfin gesäugt, dann ein 
Asyl errichtet und den Raub der Sabinerinnen vollfuhrt werden lässt: 
„Tandem Romulus, ut Marte genitus erat, ita Martis equis in coelum 
revehitur et e mortalinm adspectu sublatus patrio Quirini cognomine 
conseeratus est, ut crederes feie, Romuli personam nihil aliud fuisse nisi 
ipsum deum Urbis tutelarem , mortalem in formam conversum " (p* 59). 

Der ganze X. Abschnitt beschäftigt sich mit Numa Pompilins und 
sucht vor Allem darzuthun , dass auch dieser König eine erdichtete Per- 
son sei. Das erkenne man zuvörderst schon aus den beiden Namen, die 
sich etymologisch auflösen liessen; denn Numa, gr. Novfiäg, käme her 
von vefion, vo^iog und bedeute den Gesetzgeber, und Pompilius von pompa, 
„quod vocabulum indicat solennes incessus, quales a sacerdotibus institui 
solebant, quo nomine nulluni convenientius ei regi , cui omnium consensa 
7io(jL7t(ov }tul OvouSv institotio est tributa" (pag. 60). Weniger glück- 
lieh leitet unser Verf. den Namen Egeria von iyei'ga her, so dass sie die 
Wachsame wäre, „nomen congruum sane ei deae, quae noctu effata 
dabat (?).'< Freilich „simile numen finxit Empedocles quum "EysQCiv vo- 
eat. u Allein was hat Rom mit Empedocles zu schaffen? Sicherer ist 
es doch auf jeden Fall, die Egeria ajs Wassernymphe, als Vorsteherin 
einer Weissagungen fördernden Quelle zu fassen und den Namen von 
egero abzuleiten. Zur Ausbildung der Sagengeschichte von Numa haben, 
nach Allem zu urtheilen , die Römer selbst wie griechische Schriftsteller 
das Ihrige redlich beigetragen. 

Als Gesammtcrgebniss giebt Hr. K. folgende Schlussfolgerungen: 
„Primum , quod plerisque videtur, antiquissimorum temporum narrationes 
et primomm certe regum personas fabulosas esse ; deinde , fabulas illas 
continere quidem haud pauca prisci aevi vestigia, indicia nominum, loco- 
rum, rituum factorumque, quae ad popoli et Urbis primordia ac ^mtia»»* 



180 Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen. 

conditfonem, ad linguam, mores artiumque cnltum, ad instituta et facta 
iltastranda conducunt; ceterum maximam earnm partem serius conflatam 
et partim a Graecis fabulatoribus, partim a Romanis Graecos aemuiantibas 
esse confictam (pag. 68). 

Und ao kann and möge die Abhandlung dazu beitragen, das mythi- 
sche Gewebe, was bis dahin noch immer in nicht wenigen historischen 
Bachern als ächte Geschichte figurirt, zu zerstören und für das gelten 
zn machen, was es in derThat ist, nämlich Dichtung und keine Geschichte. 
Aber auch das Mythische kann und soll rationell aufgefasst und behandelt, 
d. h. überall nachgewiesen werden, warum der Mythus so gerade den 
Lauf genommen , und auch dazu bietet die Schrift erfreuliche Anleitung. 

Dr. Heffter. 



Lehrbuch der Geometrie und Trigonometrie nebst ihren aus- 
gedehnten Anwendungen auf die Lösung geometrischer Aufgaben ; vorzug- 
lich für Militär- und technische Lehranstalten, Ton R. Unruh, Dr. der 
Philos. u. königl. baier. Prof. der Mathematik im königl. Cadetten-Corps 
zu München. 3. verbesserte und vermehrte Auflage. Herausgegeben v. 
C. Kuhn, kon. Prof. der Mathem. u. Physik an jenem ; mit 5 Steindruck- 
tafeln. Landshut, Kruü'sche Universit.-Buchh. 1850. gr. 8. 1. u. 2. Thl. 
395 S. 3 PI. — Des längst verstorbenen Verf. Lehrbuch ist in berühr- 
ter Anstalt für den Unterricht in der Mathematik eingeführt. H. Kuhn 
fiberliefert dem Publikum diese 3. Aufl. ohne Vorrede und Angabe des- 
sen, was er etwa dabei gethan habe. Ref. hat nur die 1. Aufl. zur Hand 
und findet wenig wesentliche, wohl aber mancherlei ganz unwesentliche 
und nichtssagende Zusätze. Von einer Umarbeitung kann freilich keine 
Rede sein, weil sonst das ganze Lehrbuch eine veränderte Gestalt und 
einen den wissenschaftlichen und pädagogischen Anforderungen entspre- 
chenderen Charakter erhalten müsste. Letztere sind ganz übersehen und 
ersteren genügt es in Betreff des Stoffes nicht überall, in Betreff der 
Bearbeitung aber nur selten, wofür Refer. den Beweis zu führen schul- 
dig ist. 

Die Geometrie als Lehre von den ausgedehnten Grossen nach einer, 
oder nach zwei , oder nach drei Richtungen muss nach diesen drei Haupt- 
ideen behandelt und jede Idee nach den von ihr umfassten Disciplinen 
entwickelt, daher jede der letzteren auf gewisse Hauptbegriffe und ihre 
Merkmale, auf die aus ihren Erklärungen hervorgehenden Grundsätze und 
auf die durch diese bewiesenen Hauptlehrsätze, welche wegen ihrer All- 
gemeinheit die ganze Disciplin bewältigen, begründet werden, wenn den 
Gesetzen der Logik und ihrer wissenschaftlichen Consequenz entsprochen 
werden will. Die Grossen nach einer Ausdehnung bestehen entweder in 
reinen Linien nnd Winkeln nebst Parallelen , oder in allen einzig nur auf 
Linien und Winkeln beruhenden Gesetzen und Eigenschaften der Figu- 
ren, müssen daher für die Anforderungen der Wissenschaft nach diesem 
streng logischen Zusammenhange zum Bewusstsein der Lernenden gebracht 
werden, wenn sie klar und vollständig erfasst werden sollen. Unter die- 



BibHographis che Berichte u. körte Antigen* 187 

sem ersten Gesichtspunkte sind daher auch die Gesetze für die Congruenz 
ond Aehnlichkeit nebst allen auf ihnen beruhenden, nur die Linien und 
Winkel betreffenden Wahrheiten begriffen, dagegen alle eigentlichen Fli- 
chengesetze ausgeschlossen. 

Zur Betrachtung der eigentlichen Fläche, also ihrer räumliches 
Grösse, gehören stets zwei Ausdehnungen und deren innige Verbindung 
mit einander, was entweder durch die Zahl, oder durch räumliche Vei- 
gleichung, oder durch Verwandlung, oder durch Theilung der Flächen 
mittelst jener Längen- u. Breite- oder Hohe- Ausdehnungen geschieht. Den 
gesammten Inbegriff dieser Wahrheiten bezeichnet die Wissenschaft durcb 
„Flächenlehre", Planimetrie im reinen Wortsinne. Jede andere Bedeu- 
tung, welche man diesem Begriffe beilegt, ist uneigentlich, gezwungen, 
willkührlich und jener widersprechend, stört die Consequenz und Deut- 
lichkeit des Vortrages und fuhrt zu mancherlei Missständen, die beim Un- 
terrichte schwer zu beseitigen sind. Eine Vermengung dieser Discipli- 
nen und deren einzelnen Wahrheiten unterbricht den Zusammenhang, er- 
schwert die Einsicht in diesen, beeinträchtigt den Erfolg des Unterrichtes 
nnd verstösst gegen den wissenschaftlichen Charakter der Geometrie« 
Diesem Missstande unterliegt das vorliegende Lehrbuch sehr häufig, wie 
nachfolgende Uebersicht des 1. Theils beweist. 

Der 1. Abschnitt handelt von Linien und Winkeln, übergeht aber 
die Parallelentheorie ganz, obgleich sie einzig und allein auf den Gesetzen 
der Winkel und auf der durch ihre Grösse bestimmten Richtung der Schen- 
kel und umgekehrt beruht. 

Der 2. bespricht die Figuren überhaupt, dann die Eigenschaften der 
Dreiecke nebst den dabei vorkommenden Linien und Winkeln. Nach all- 
gemeinen Erklärungen folgen einige Aufgaben, dann Congruenzfälle und 
damit zusammenhängende Gesetze. Nun lassen Aufgaben sich erst dann 
grundlich behandeln, wenn die dafür erforderlichen Wahrheiten bekannt 
sind, und hängt die Congrnenz einzig und allein vom Bestimmtsein de« 
Wesens des Dreickes (wie jeder anderen Figur) ab, mithin ist den wie-» 
senschaftlichen Forderungen nicht genügt. 

Der 3. Abschnitt enthält die Theorie der Parallelen, aber aneh 
Dreiecksgesetze, mithin sind Gegenstände vermengt, die wohl durchein- 
ander begründet werden , aber weder zusammen gehören , noch etwas an- 
deres mit einander gemein haben, als jene Begründung, welche jene Ver- 
mengung nicht rechtfertigen kann, sonst müsste die Parallelentheorie selbst 
mit der Winkellehre vereinigt werden und könnte keine Selbstständig- 
keit erhalten. Warum sind denn die Gesetze der Parallelogramme mit 
der Parallelentheorie vereinigt und jene in dem 4. Abschnitte behandelt, 
wobei gar Flächensätze, d. h. räumliche Vergleichungen, entwickelt wer- 
den, welche doch die Nach Weisung erfordern, in wiefern die Grösse der 
Fläche vom Maasse der Grundlinie und Hohe abhängt? 

Im 5. Abschnitte findet man die Lage und Grösse der geraden Liniert 
in ftezng auf den Kreis, im 6. die Verhältnisse der Linien, die Aehnlich- 
keit der Figuren und die der Figuren selbst. Hier sind wieder Wahr- 
heiten zusammengestellt, welche mehrfach heterogen sind, indem &feKs!ufe» 



188 Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen. 

lichkeit der Figuren rein auf Gesetzen von proportionalen und parallelen 
Linien nebst gleichen Winkeln beruht, mit dem Verhalten der Flächen 
also nichts gemein hat. Für alle Betrachtungen der eckigen Figuren ver- 
misst man die Bedingungen, unter welchen diese bestimmt sind, was eine 
um so empfindlichere Lacke des Buches veranlasst, als auf jenen die Con- 
grnenz der Figuren beruht und diese ohne jene gar nicht gründlich zu 
behandeln ist. 

Im 7. Abschnitte allein finden sich lauter homogene Gegenstande 
▼ereinigt, nämlich das Messen der Linien, Winkel und Flächen betref- 
fende, worauf einige Verwandlungen und Theilungen folgen. Das meiste 
Interesse gewähren die durch arithmetische Operationen behandelten Auf- 
gaben und Constructionen von Werthen der in Formeln ausgedruckten 
Grossen. Sie bilden eine wahre Zierde des Lehrbuches und verwischen 
das Nachtheilige mancher wissenschaftlichen Lücke, welche aus den An- 
gaben erhellt« 

Lässt schon der wissenschaftliche Charakter viel zu wünschen übrig, 
so ist den pädagogischen Anforderungen noch weniger, ja fast gar nicht 
genügt. Die erste Bedingung für einen erfolgreichen Unterricht ist die 
umfassende und gründliche, vollständige und genaue Erklärung der Haupt- 
begriffe jeder Disciplin und die streng logische Anreihung der in der Ver- 
bindung der Merkmale zu Sätzen liegenden Wahrheiten, eigentlichen 
Grundsätze, worauf der jedesmalige Hauptlehrsatz, der nur durch jene 
Grandsätze bewiesen werden kann, mit seinen verschiedenen Folgerungen 
zu begründen und jede der letzteren ihm beizufügen ist. Jeder Lehrsatz 
8chliesst solche Wahrheiten ein, welche sich aus ihm unmittelbar ergeben, 
daher in seinem Beweise mitbegründet und ihm einfach und kurz beizu- 
fügen sind. Solche Folgensätze nennt der Verf. häufig Zusätze, begrün- 
det er und stellt sie an Orte, wohin sie nicht gehören. Diesen Theorien 
folgen erst die Aufgaben, d. h. diejenigen Sätze, welche Forderungen ent- 
halten, denen genügt werden muss, deren gefundene Grosse aber sodann 
durch die Theorie zu begründen ist. Mit diesen Aufgaben sind sowohl 
Behauptung«- als Forderungssätze verbunden, welche im ersten Falle na- 
her begründet und im zweiten besonders erläutert werden müssen und 
eigentliche Zusätze sind. Von dieser unbedingten Notwendigkeit der 
pädagogischen Anforderungen nimmt das Lehrbuch völlig Umgang, wes- 
wegen für die Schule sein Gebrauch nicht sehr zu empfehlen ist. 

Bin weiterer Missgriff besteht darin , dass sehr häufig sogenannte 
Grundsätze und Lehrsätze zu Zusätzen , beide mit einander verwechselt, 
also hierdurch Hauptsätze zu Nebensätzen , oder diese zu jenen gemacht 
sind. Selbst Erklärungen finden sich unter der Ueberschrift von Zu- 
sätzen, wodurch die Lernenden nie recht klar in das Wesen der einzelnen 
Sätze eindringen, wie an sehr vielen Beispielen veranschaulicht werden 
konnte, wenn es erforderlich wäre. Bin Beispiel mag für viele hinreichen : 
Parallelogramm ist jedes Viereck, dessen je zwei Gegenseiten parallel 
sind. Das Merkmal des Parallelseins der jedesmaligen Gegenseiten bil- 
det den Begriff „Parallelogramm". Wie will man also dieses Merkmal 
aus einer Eigenschaft de» Parallelogrammes beweisen, ohne in groben Wi- 



Bibliographische Berichte o. kurze AnasifiH« 180 

derspruch zn gerathen? Aas dieser Parallelität ergeben sich die sechs 
bekannten Eigenschaften, die in einer Uebersicht, in einein Lehrsatze, in 
entwickeln sind. Der Verf. zerstreut sie in verschiedene Lehrsätze nod 
wird dadurch mehrfach unverständlich. Das Annehmen von Eigenschaf- 
ten and daraas Ableiten jener Parallelität widerspricht den Anforderungen 
der Pädagogik. 

Mit dem Lehrsatze für die Congroenz zweier Dreiecke ans zwei 
Seiten und dem eingeschlossenen Winkel verbindet das Lehrbach den 
Satz: „In jedem gleichschenkeligen Dreiecke seien die Winkel an der 
Grandlinie sich gleich", als Zusatz ohne weitere Folgen aus diesem. Nun 
ist aber diese Wahrheit selbst eine reine und ganz einfache Folgerung ans 
dem Lehrsatze: „Durch ein Loth von der Spitze nach der Grundlinie dea 
gleichschenkeligen Dreiecks entstehen zwei congruente Dreiecke'*, mithin 
enthält jenes einen Missstand , welcher pädagogisch gewiss nicht zn billi- 
gen ist« Wenn vom Aussenwinkel bewiesen ist, dass er den zwei innern 
Dreieckswinkeln gleich ist, so folgt doch wohl von selbst, dass er grosser 
ist als jeder einzelne von diesen, wohl aber nicht umgekehrt. Es mögen 
diese Beispiele genug sein , zu belegen , dass die Pädagogik für die mei- 
sten Sätze übersehen ist. 

Viele Lehrsätze sind nicht hinreichend bewiesen , z. B. gleich der 
erste Lehrsatz : Die Summe der Nebenwinkel ist gleich 2 R. Viele an- 
dere enthalten in der Voraussetzung mehr, als erforderlich ist. Z. B. zwei 
Dreiecke sind ähnlich, wenn sie einen gleichen Winkel und die ihn ein- 
schliessenden Seiten proportional haben. Die Wissenschaft beweist, dass 
in zwei Dreiecken homolog proportionalen Seiten gleiche Winkel entspre- 
chen and bei Gleichheit zweier Winkelpaare auch das 3. Paar gleich ist, 
und die Gleichheit der Winkel ein wissenschaftliches Merkmal für die 
Aehnlichkeit der Dreiecke ist, mithin sind zwei Dreiecke ähnlich, wenn 
zwei homologe Seitenpaare proportional sind, und die Annahme des von 
ihnen eingeschlossenen gleichen Winkels ganz überflussig. Aehnlich ver- 
hält es sich mit der Annahme von der Proportionalität der drei Seiten- 
paare. Höchstens als einfache Folgerung für die Aehnlichkeit aas der 
Proportionalität von zwei Seitenpaaren lässt sich der Satz beifügen, aber 
gewiss nicht als selbstständiger Lehrsatz aufstellen. 

Für die Versinnlichong der Wahrheit, dass die bekannte ludoiphi* 
sehe Zahl eine beständige Grösse ist, erfordert die Gründlichkeit die Be- 
rechnung des Umfanges eines gleichnamigen regulären Vieleckes in und 
um den Kreis, damit das Zusammenfallen beider Zahlen bei einer gewissen 
Anzahl von Decimalen erkannt und daraus derselbe Werth für die zwi- 
schen beiden Umfangen liegende Peripherie eingesehen wird. Wenn nun! 
gründlich entwickelt hat, dass zwei Dreiecke von verschiedenen Grundli* 
nien and Hohen sich verhalten, wie die Produkte aus den Maassen dieser 
Elementarlinien, so folgern die Lernenden wohl von selbst, dass Dreiecke 
von gleichen Höhen sich verhalten, wie ihre Grundlinien n. s. w., dass 
dieselben aber auch noch gleich sind, wenn ihre Grandlinien ver- 
kehrt sich verhalten wie ihre Höhen, dass also diese Gleichheit der Fli- 
ehen nicht absolute Gleichheit der Höhen und Grundlinien erfordeefc» 



190 IKMSftgimphiscfee Berichte n. kurze Anzeigen. 



Aehnlich verhält es sich mit den Verhältnissen zwischen zwei Parallelo- 
grammen, welche die Grundlage für das Verhalten der Dreiecke bilden, 
weil deren Grosse erst ans jenen ermittelt wird. 

Der 2. Theil behandelt die Geometrie im Räume und beginnt im 1. 
Abschnitte mit der Lage gerader Linien gegen Ebenen u. der Ebenen unter 
sich, wofür das Lehrbuch gegen die eigentliche Longimetrie und Planimetrie 
viel zu umständlich verfahrt. Der 2. Abschnitt befasst sich mit den kör- 
perlichen Winkeln und der 3. mit den Körpern selbst hinsichtlich ihrer 
Eigenschaften und Berechnung der Oberflächen. Der 4. mit der Ver- 
gleichung der Prismen, Pyramiden und mit der Aehnlichkeit, und endlich 
der ö. mit dem körperlichen Inhalte. Den Beschluss machen stereometri- 
sche Aufgaben , welche den Ansichten des Lehrbuches ganz entsprechen» 
Dieser 2. Theil verdient fast ungetheilte Anerkennung, entspricht den An« 
forderungen der Wissenschaft und wird, in Schulen gebraucht, gründliche 
Belehrung fördern. Das Papier durfte viel besser sein. 

Reuter. 



I)avidi8 Jacobi van Lennep poematum fasciculus. Amstelo- 
dami, apud Ioannem Mueller. MDCCCL. VIII u. 87 S. 8. — ■ Der 
Grund der Herausgabe der vorbemerkten Gedichte war ein doppelter, 
einmal wollte Hr. van Lennep diese Gedichte, meistens Zeugnisse seiner 
Dankbarkeit gegen Gönner, Freunde, Aelteru u. sein Vaterland selbst, eben 
als solche einem längern Dasein erhalten wissen, als jetzt, wo sie in einzelnen 
Blättern zerstreut vorhanden waren , anzunehmen war. Sodann wollte 
der Herr Verf. zugleich beweisen, dass er auch jetzt noch, obschon durch 
vielfache Beschäftigungen davon abgehalten, bisweilen wenigstens der latei- 
nischen Muse seine Huldigung darbringe, damit, sofern diess möglich,dadurch 
vielleicht auch bei seinen Landsleuten die Liebe zu derselben aufs Neue 
geweckt und neuer Eifer für ein Studium in's Leben gerufen werde, des- 
sen Vernachlässigung nicht ohne Nachtheil für die höhere Bildung über- 
haupt eintreten könne. Die Gedichte selbst, zwölf an der Zahl, sind in chro- 
nologischer Ordnung gegeben, in welcher noch zum Schlüsse der Vorrede 
ein kürzeres, dreizehntes Gedicht nachgetragen und eingereiht wird. Sie 
gehören dem weiten Zeiträume von 1803 bis 1848 an und sind, wenn auch 
nicht überall die gleiche dichterische Begeisterung in denselben herrscht, 
doch treffliche Zeugnisse von der grossen Meisterschaft, mit welcher sich 
ihr Verfasser auf jenem Felde bewegt; sie sind ferner, und diess gilt uns 
noch mehr, schöne Zeugnisse eines reinen Herzens und edler dankbarer 
Gesinnung gegen die, welche ihm wohlwollten und zu seiner Bildung und 
höheren Förderung beitrugen. — Manches Hesse sich wohl an dem Baue 
einzelner Verse aussetzen , doch eigentlich Falsches bietet sich weniger. 
Aufgefallen ist uns zunächst in der Vorrede p.VI. quod aifortasse statt 
quod si forte, im ersten Gedichte p. I. Addidici, wofür es dort nur didici 
beissen konnte, auch die Quantität Bruckhilsiique im zweiten Gedichte 
p. 9. — Doch diese und andere kleine Flecken werden den Genuss der 
Gedichte im Ganzen nicht stören, and so scheiden wir denn von dem Hrn. 



Schal, und Universitätsnachrichten o. s, w. 191 

Verf. mit dem Wunsche, dass auch in Deutschland die Fruchte «einer 
Müsse, welche auch äusserlich in einem ihrem Inhalte entsprechenden 
Gewände erschienen sind, recht zahlreiche Leser finden mögen. 

R.K. 



Schul- und Uiriversitätsnachrichten, Beförderungen 

und Ehrenbezeigungen. 

Die Studienanstalten Baierns; Lehrkräfte und Veränderungen 
in diesen, Programme und Schülerzahl für 1848 — 49. 

[Fortsetzung.] 

Hof* An der latein. Schule gab Schorr als Verwes, in I., Schnür- 
lein (Prof. am Gymn.) in III. u. IV. den arith. Unterricht, was eine sehr 
zweckmässige Anordnung ist, wenn nur auch dafür das entsprechende 
Honorar ertheilt wurde. Der Lehrer der Mathematik bereitet hierdurch 
die Schüler zum arithm. Studium gehörig vor und gewinnt für die 1. Cl. 
des Gymnasiums Zeit für die Anfangsgründe der Geometrie, zugleich aber 
auch wesentlichen Vorschub für den höheren arithmetischen Unterricht. 
Prof. Gebhardt war Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt bis 
November, also seiner eigentlichen Bestimmung entzogen ; bis dahin blieb 
die 3. Cl. mit der 2. vereinigt. Wegen langer Krankheit Schnürleins ver- 
sahen die Classenlehrer und endlich Moroff, Lehrer der Mathematik an 
der Gewerbschule, den math. Unterricht. Wurm wurde in zeitlichen Ru- 
hestand versetzt, später polizeilich eingezogen und vor Kurzem wieder 
freigegeben in Folge des Amnestiegesetzes. Den Unterricht in jener 
Classe übernahm Gebhardt, und in die Classe des letzteren trat Candidat 
Trillhaas ein. Das Programm v. Studienlehrer Riedel enthält auf 12 Seiten 
philosophische Aphorismen über Allheit, Persönlichkeit, über Hegels Irrthü- 
mer 7 über Schleiermacher^s Standpunkt und über die im Pantheismus vorkom- 
menden Widersprüche und Ansichten. Der Verf. beginnt mit dem Satze: 
Wie alles nur absolut ist, was aus sich selber ist, so wird auch Gott absolut 
nur aus und durch sich selbst bewiesen. Wird die Welt, das menschliche 
Ich als etwas absolut gegen Gott Anderes betrachtet, so sind alle Beweise 
für Gott aus Welt und Ich selbst nur relativ, Gott nicht adäquat; dann ist 
der einzige adäquate Beweis für Gottes Dasein nur Christus selbst , weil 
dieser mit Gott eins ist, weil also durch ihn Gott als durch sich selbst 
bewiesen ist. In diesem Sinne fährt der Verf. für das Dasein des Göttli- 
chen in Welt und Natur in der Form der Allheit, welche Einheit und 
Vielheit, erstere absolut in dieser, also Persönlichkeit, fort in abgerisse- 
nen Sätzen Vernunftschlüsse zu machen, welche einem Schelling'schen ein- 



192 8chul- and Universitatsiiachrfchten, 

leitenden Vortrage wie ein Ei dem andern ahnlich sehen. Der ganze 
Aphorismus, obgleich der Verf. von seinem philosophischen Standpunkte 
spricht, ist keine selbstständige Arbeit, sondern ein aus Collegienbeften 
und mancherlei unverdauten philosophischen Schriften zusammengetrage- 
nes Gerede über die verschiedenen Beweise vom Dasein Gottes, wornach 
das Göttliche in der Form des Alls, der Welt, der Notwendigkeit da ist, 
letztere Möglichkeit und Wirklichkeit voraussetzt, also das Göttliche in 
der Form der Möglichkeit der Substanz, Idee des Guten, Wahren u. s. w. 
sein muss. Vom Göttlichen ausgehend und wieder zu Gott kommend nennt 
er den verklärten teleologischen Beweis. Mittelst solcher Aphorismen 
bespricht er die übrigen Beweise. Hegel erkennt er einen kernhaften 
Geist zu, aber auch einen Abfall von den Grundprincipien der positiven 
Christusreligion, welcher ihm um so gefährlicher erscheint, je mehr er 
sich oft hinter biblischen Ausdrücken versteckt, gleich einer Schlange 
nnter den Blumen. Indem er die von Schelling gegen Hegel dargelegten 
Sätze im Sinne des Ersteren bespricht und Letzterem hier und da einiges 
Recht zugesteht, bezüchtigt er ihn des groben Irrthums, dass derselbe die 
göttliche Idee erst im Menschen überhaupt zum Bewusstsein kommen lasse, 
dass nach ihm in der Religion nicht blos das Göttliche im Menschen zum 
Bewusstsein seiner, es überhaupt erst zu diesem kommt, also seine Wissen- 
schaft eine Gottesgeschichte ist, in welcher am Ende Gott erst wird , wie 
Staudenmeier richtig bemerkt, aber nach seinem abstracten Theismus 
darin fehlt, dass er die Religion nur für ein Bewusstsein des Menschen 
von Gott fasst und hierin nicht die Selbstbeziehung Gottes auf sich 
selbst erkennt. Ein weiterer Irrthum Hegers besteht in dem Mangel der 
Offenbarung Gottes an den Menschen in jener Religionsgeschichte, in der 
Annahme vom Sündenfalle als Erhebung aus der Rohbeit, in dem Nicht- 
erkennen des ersten Adam , des Gottmenschen und des Nichttilgens der 
eigentlichen Sünde. Diese und andere Schattenseiten in der Hegel'schen 
Philosophie berührt der Verf. unter dem Versprechen , vielleicht ein An- 
dermal von deren Lichtseite zu reden, was er jedoch ersparen, wenigstens 
nicht für ein Programm bestimmen möge, weil die Angaben weder für die 
Wissenschaft von Belang, noch für die Leser von Interesse, noch für die 
Schüler von einigem Vortheile sind. Die Entwickelung des logischen 
Begriffes und Erhebung der Logik zur wahrhaft speculativen , lebendig 
sich aus sich selbst bewegenden Wissenschaft durch Hegel hat diesem 
Lehrfache mehr geschadet als genützt, weil es aus dem Kreise des ver- 
standlichen Unterrichtes entrückt und in das Gebiet der beliebigen Dun- 
kelheit übertragen wurde. Im 3. Absätze spricht der Verf. Schleierma- 
cher einen theilweisen Standpunkt im Reiche des neuen Weltalters zu, 
weil dieser zur Idee der Allgemeinheit sich erhoben und die Gewalt des 
Universalen gegen das Individuelle erkannt, aber die neue Idee in sofern 
noch nicht erreicht habe , als er in der Kirche nur das continuirliche , in 
der Identität sich haltende Entwickeln erkenne. Bei ihm trete die ab- 
stracto Identität darin hervor, dass er den qualitativen Gegensatz des 
Goten und Bösen läugne, wodurch er zur Lehre von der Notwendigkeit 
des Bösen gelange. Von Hegel unterscheide er sich, dass er die Kirche 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen« 103 

abitract zu seiner Substanz und cor Substanz aller sittlichen Individuali- 
tät mache, während Hegel dem Staate dieselbe zuschreibe. Indem er in 
dem Vergleiche zwischen den Ansichten Schleiermacher'* and Hegers za 
der Behauptung gelangt , dass ersterer die Idee der Darchdringung zwi- 
schen Religion und Philosophie in absoluter Einheit noch nicht erreicht 
hat oder doch nicht im Bewusstsein des Besitzes derselben ist, nennt er ihn 
den gigantischen, sich selbst fiberwerfenden Geist, welcher es bei aller 
innern Kraftänsserong doch zu keiner festen Geburt bringe, welche der 
Leser mit Liebe an seine Brost drucken könne. Mittelst verschiedener 
aphoristischer Gedanken and Speculationen kommt der Verf. endlich za 
dem Schlüsse, es liege eine gewisse Wahrheit in der Absicht Grttndtwig'a, 
weicher unsere ganze Zeit, die frühere mit eingeschlossen, als Ton der 
Macht eines Alles bewältigenden Todes beherrscht darstellt. Im 4. Ab- 
sätze philosophirt der Verf. aphoristisch über den Pantheismus , oder die 
Lehre, wornach das Universum im weitesten Sinne Alles, was ist and da 
ist, in seiner Totalität betrachtet, Gott ist, als Religion der Quantität and 
Christenthum als qualitative Religion, und gefällt sich fortwährend in ge- 
suchten Kernsätzen , welche gehörig verbunden viel grössere Kurze und 
Klarheit dargeboten hätten, wenn sie selbstständig verarbeitet wären. In- 
dem der Pantheißt an das Ganze sich halten , also dieses zu verehren und 
In ihm zu leben glaubt , gerätb er in den Widersprach des Nichterfassen» 
des Ganzen , zerfallt seine Gottheit in sich selbst zusammen and vermag 
er viele andere Widerspruche nicht zu heben. Er nimmt wohl ein höhe- 
res Reale an und gelangt hiermit wieder in Widerspruch, weil es eins 
mit dem Universo und doch von ihm verschieden sein soll. Soll dieses 
höhere Reale die Gottheit sein , so ist es auch das Urbild des Universums 
und dieses das Abbild der Gottheit. Wie lässt sich aber von einem Uni- 
versum sprechen, wenn man ihm noch etwas Höheres beisetzen will? 
Diese und andere Fragen tbeilt der Verf. bedenklich mit und sucht er za 
beantworten durch wohlbekannte Darstellungsweisen, welche bei jedem 
Ideengange zu erkennen geben , dass sie in keinem consequenten , selbst- 
ständig verarbeiteten Ganzen bestehen. Dieses beweisen recht klar die 
Angaben über die Substanz als Idee and Materie , welche letztere ewig 
sein müsse, wie es einen ewigen Geist gebe, welcher das Urbild alles ent- 
standenen Geistigen sei. Der urbildliche Geist heisse Urgeist and die 
urbildliche Materie eigentliche Urmaterie, eine geistliche Materie, and 
solche Leiblichkeit, wie wir einstens in der Vollendung des Reiches Got- 
tes einen geistlichen, verklärten Leib tragen werden. Die Gottheit, 
Bchliesst der Verf. , vollendet sich in der menschlichen Erkenntnis« nur 
durch die Idee, durch die Ueberzeogung, dass sie als absolutes Wesen die 
ewige, unauflösliche Durchdringung des vollkommenen Geistes und der 
vollkommenen Materie ist. Dieses seien einige Winke und Andeutungen 
einer neuen Gottes- und Weltanschauung, welche aus dem Christenthome 
in die geschichtliche Bewegung des speculativ» religiösen Geistes sich za 
erheben bestimmt ist. Bei einem aufmerksamen und vergleichenden Rück- 
blicke auf die philosophischen Ansichten des Verf. muss man sogleich 
wahrnehmen, dass noch eine gewisse Absicht im Hintex$,T\u\&fe i^^«^» 

IV. Jahrb. /. Phil. *. Päd. od. KrÜ. Bibl. Bd. LX . Hf t. 1. V& 



194 Schal- und Utuversitätsnacbrichten, 

scheint, welche ihn zur Mittheilang der abgerissenen Gedanken bestimmt 
haben mag. 

Ingolstadt. An der latein. Schale wurde Priester Vogel Pfarrer; 
Meüinger trat an seine Stelle, aber schon nach einigen Tagen wieder zu- 
rück. Hecht wurde Stadtprediger ; Boll wurde von Kaufbeuern zum Leh- 
rer für II. und III. und Hierl für f. bestimmt. Die Franziskaner Patres 
halfen bis zum Eintreffen beider thätig aus. Der Subrectoratsverweser 
Boll giebt einen sehr wortreichen, in manchen Darstellungen wenig ver- 
ständlichen Bericht. Er gebraucht ebenfalls den in der Frankfurter Na- 
tionalversammlung beliebt gewesenen Ausdruck „Rechnung tragen' 4 in fol- 
gendem Gedanken: Um den Zeitverhaltnissen Rechnung zu tragen und 
die stndirende Jugend vor allen verderblichen Einflüssen ferne zu halten, 
war es ein Hauptaugenmerk der Stadienlehrer, in ihren Schülern Liebe 
sam Studium und einen stets regen Eifer zu wecken und zu erhalten. 
■Hieraas folgt, dass der Verf. jene vornehme Redefloskel entweder nicht 
▼ersteht, daher unrichtig anwendete, oder gelehrt sein wollte und sich la- 
cherlich machte. Es könnten noch manche Widersprüche des Berichtes 
angeführt werden, doch sie mögen unberührt bleiben. — Kaiserslau- 
tern. An der latein. Schule gab Lehrer Klund seine Studienlehrersteile 
auf (wahrscheinlich in Folge politischer Verhältnisse) ; seine Stelle über- 
nahm Geck, and Rechtspraktikant Reber die I. Ciasse. — Kempten. Am 
Gymnasium wurde der Lehrer der Mathematik Dr. Bundschue Ende Nov. 
1848 pensionirt. Er lehrte 1808 bis 1816 in Kempten, 1817 — 1821 am 
Lyceam zu Dilingen and dann von 1821 bis 3. December 1848 wieder in 
Kempten. Am 4. Dec. übernahm den mathem. Unterricht am Gymnasium 
der Lehrer der Gewerbscbule Dr. Feüüe, welcher Ende März zum Prof» 
der Mathematik in Amberg ernannt, wogegen Müller von da nach Kempten 
versetzt wurde , welcher auch den bisher von den Classenlehrern ertheil- 
ten Unterricht in der Geographie übernahm, was gesetzlich ist« Statt 
des temporar quiescirten Prof. Dr. Wurm lehrte Studienlehrer Mayer in 
der 2. Classe. Am Anfange des 2. Semesters übernahm Broxner die 
Classe. In der 4. Classe der latein. Schule lehrte im 1. Semester $o/- 
linger, im 2. Mayer, in der 3. Classe bis Dec. der nach Regensburg ver- 
setzte Lehrer Tqfrathshofer. Probst vereinigte die Schüler mit denen der 
2. Classe. Korner wurde von Regensburg nach Kempten in die 3. Cl. 
versetzt und lehrte bis zum 2. Semester, während welches Sollinger Leh- 
rer war. In der 2. Classe lehrte während des 1. Semesters Probst, wel- 
cher nach Dilingen versetzt und durch Korner ersetzt wurde. In der 1. 
Classe lehrte bis Ende Nov. StegmUler, und während dessen Krankheit 
der resign. Pfarrer Kramer. Durch Ministeriai- EntSchliessung vom 29. 
Jan. 1849 moss der griech. Sprachunterricht wieder in der 3. Classe der 
latein. Schale beginnen , was um so nothwendiger ist , als bisher bei der 
Aufnahme in das Gymnasium für diesen Lehrzweig dieselben Forderungen 
gemacht werden sollten, als wie früher, wo für diesen Unterricht zwei 
vorbereitende Jahre vorgeschrieben waren. Das Programm: „Geist der 
Religion der alten Hellenen," fertigte Rect. und Pr. Nekl. Er behauptet 
in der Einleitung, es sei, wenn man die Wesenheit der Götter und den 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 105 

Sinn religiöser Sagen der alten Hellenen erforschen nnd Zusammenhang 
in die Deutungen bringen wolle, am zweckmässigsten, von dem Satze aus- 
zugehen: „Der Mensch sei die Welt im Kleinen, Mikrokosmos;" denn 
dieser bestehe nach der alten Ansicht aus Geist, Seele und Körper, woraus 
als Anwendung auf die Welt der Weltgeist , die Weltseele und der Welt- 
körper entstehe, als welcher Gott verehrt worden sei: als Weltgeist, 
insofern er, erhaben über alles Irdische und von diesem unberührt, das 
Weltall, das Erdenrund, jeden Staat, jede Familie und jeden Menschen 
beherrscht; als Weltseele durch die in Sonne, Mond, Sternen und Erde 
wirkende, Alles hervorbringende Macht, und als Weltkörper, insofern 
jene beiden von diesen Körpern bei allem Wirken nicht trennbar sind. 
Bei der Eintheilung selbst müsse man auf das Ueberwiegende sehen , und 
hiernach als Weltgeist die Hestia, als Weltseele Proteus, Pan, Athene, 
Python, Dionysos, Hermes, Apollon, Artemis, Persephone und Demeter und 
endlich als Weltkörper und Elemente Zeus, Hera, Ares, Herakles, Aphro- 
dite, Hephaistos und Poseidon betrachten. Die ganze Ansicht ist nicht 
haltbar und widerspricht der hellenischen Gotterlehre, welche ihre Götter 
selbst unter die grosse „Ananke", des Schicksals waltenden Geist, stellte 
und nicht sagen konnte : „Gott verehrt als Weltgeist" u. s. w. , denn jene 
höchste Ananke war ebenfalls nur eine Gottheit, und das griechische Volk 
hatte gar keinen Begriff von „Gott" als alleinigem , Alles leitenden We- 
sen. Auch ist der Gedanke , den Menschen als Mikrokosmos zu betrach- 
ten, für den fraglichen Gegenstand nicht begründet, fehlen die Beweise 
für eine Hauptidee und für den inneren Zusammenhang der Nebenideen, 
welche für jede wissenschaftliche Durchführung vorbanden sein und den 
Grundgedanken repräsentiren müssen. Nach der berührten Eintheilung 
bespricht der Verf. die angegebenen Gottheiten. Er halt es für be mer- 
kenswerte, dass Gott als Weltgeist nur in der Hestia verehrt wor- 
den sei, woraus hervorgehe, dass die alten Hellenen in der höchsten 
Potenz nur Eine Gottheit anerkannt hatten, wie dieses in den Myste- 
rien geschehen und jene in dieser Beziehung Monotheisten gewesen wa- 
ren. Was der Verf. hiermit behauptet, hat keinen Anhaltspunkt, indem 
er nirgends einen Beweis, aber noch weniger einen klaren und bestimm- 
ten Begriff von „Gott" oder höchster Potenz findet. Was ist denn „Po- 
tenz" und worin besteht die „höchste Potenz" ? Sobald man sogenannte 
Kraftbegriffe gebraucht, muss man von ihren absoluten Merkmalen, daher 
von ihrem ganzen und wahren Wesen völlig überzeugt sein, sie unabän- 
derlich festgestellt haben und als maassgebend ansehen können. Der Be- 
griff „Potenz" setzt eine Grösse voraus, woraus sie selbst entstanden, 
also sprachlich ein „Mächtiges" geworden ist* Mithin mnsste der Verf. 
seiner Darstellungsweise eine andere Wendung, eine zuverlässigere Grund- 
lage, eine gehaltvollere Bestimmung geben, um die Ansichten der Griechen 
für die Verehrung und vielfache Auszeichnung, für die Idee des Feuers 
ond seine Reinheit, für das Gewicht dieser Gottheit und für ihr Sinnbild 
mehr zn veranschaulichen und zuverlässiger zu begründen. Für die Ver- 
ehrung der Gottheit als Weltseele eröffnet der Verf. die Reihe mit Pro- 
teose, ab Unter für Anfschloss geben über Verborgenes and G^Wm^ \kA 



196 Schul- und Universitatsiiachricbten, 

für Wahrsagen. Dieser mache jedoch von dieser Kunst ungern Gebranch, 
suche daher denjenigen, welcher von ihm Aufschlags begehre, dadurch 
von seinem Verlangen abzuschrecken, dass er sich in Eber, Löwen, Tiger, 
Panther, Bäume, Wasser, Feuer oder Schlangen verwandle. Nur wenn 
er festgehalten werde , gebe er endlich gewünschte Aufschlüsse. Nehme 
man nun an, dass Proteus die Seele des Alls oder das Wesen sei, welches 
In den sichtbaren Dingen erscheine, oder nach der Sage in dieselben sich 
verwandle, so biete sich die Erklärung von selbst dar. Wenn man näm- 
lich durch die Erscheinungen, einzelnen Dinge, zahllosen Wellen sich nicht 
abwendig machen lasse, den Blick fest auf das Wesen, auf das Urding, 
auf den Urgrund zu heften , so erhalte man Aufschluss über das Verbor- 
gene und Kunde des geheimen Zusammenhanges der vergangenen , jetzi- 
gen und künftigen Dinge; auf diese Art wahrsage Proteus. Aehnlich 
stellt der Verf. eine kurze Charakteristik des Pan , der Athene , des Py- 
thon, Zagrens, Hermes, Apollon, der Artemis und Persephone voraus, 
bezeichnet er die wirkende Kraft jeder Gottheit, die Art ihres Auftre- 
tens u. s. w.: woraus er sodann durch ähnliche Wendungen, wie oben hin- 
sichtlich des Proteus angeführt wurde, auf die Wirkungsweisen als Welt- 
seele hindeutet, wobei er jedoch eben so wenig glücklich ist, als bei der 
Beweisführung, Schlussfassung und Folgerung für die genannte Gottheit. 
Zur weiteren Beurtheilung sei noch das über Pan Gesagte kurz erwähnt. 
Pan, als Gott des Viehes und der Hirten bekannt, könne auffallen, hier als 
Weltseele zu gelten. Allein eine orphische Hymne sage: Pan, der Viel- 
namige, Mächtige, das All der Welt , der Inbegriff des Himmels, Meeres, 
Feuers und der Erde, sei Beisitzer der Hören (Jahreszeiten), Beherrscher 
der Welt, Schopfer aller Dinge, Lebengeber, Forderer des Wachsthomes, 
Fruchtspender: durch ihn sei die Erde gegründet, werde sie vom Ocean 
umströmt, verleihen Luft und Feuer Leben. Die durch ihn vereinigten 
Elemente gehorchten seinen Befehlen, durch ihn verwandelte sich die Na* 
tor in alle Gestalten und gingen die Geschlechter der Menschen hervor. 
In Olympia habe vor dem Prytaneum ein Altar des Pan gestanden, auf 
welchem Tag und Nacht das ewige Feuer gelodert, welches auf das äthe- 
rische Feuer hindeute, das das Weltall beseele. Auch sei seine Pfeife 
aus 7 Röhren zusammengefügt, d. h. sein Hauch durchwehe die Sphären 
der 7 Planeten und lenke ihre harmonischen Bewegungen, oder er tanze 
mit den Nymphen. Selbst begeistert wecke er auch die Seele zur feuri- 
gen Begeisterung , weiches ihn als die im Menschen lebende und ihn zum 
geistigen Leben stärkende und erhebende Seele der Welt bezeichne. Ref. 
überlässt jedem unbefangenen Beurtheiler dieser Gedanken das Bemessen 
des wissenschaftlichen Werthes und bedauert nur , nicht über alle Gott- 
heiten die Entwickelungs weise des Verf. mittheilen zu können. Die Ge- 
danken des letzteren sind schon wahrscheinliche Auszüge aus weitläufi- 
geren Darstellungen , welche ohne Störung der Deutlichkeit und des inne- 
ren Zusammenhanges nicht wieder auszugsweise sich geben lassen. Inter- 
essant wäre z. B. eine Skizze des über die Athene Beigebrachten, welche 
voti verschiedenen Seiten als Weltseele, z. B. durch das Gespinne oder 
feine Gewebe , durch ein grosses Schiff, durch Reinheit einer Jungfrau 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 197 

u. 8. w. erscheine. Die verschiedenen Mythen wegen des letzten Cha- 
rakters hinsichtlich des Hephaistos, Erichthonios, Pandrosos, Agraules, 
Prometheus, Wahrsagers Teiresias, welchen sie , weil er sie im Bade be- 
lauschte, erblindete, giebt der Verf. kurz an, um daraus für seine Meinun- 
gen Grunde ableiten zu können. Charakteristisch wird Hermes behandelt« 
Unter andern Gedanken sagt der Verf. : Luge, Verschmitztheit, Betrug 
und Tücke sind Werke der Seele, welche letztere der Mensch bei seinem 
Entstehen aus der Weltseele schöpfe , weswegen Hermes von lugenden 
Krämern, Dieben, verschmitzten, tückischen Rednern u. dgl. als helfender 
Gott verehrt worden. Auch Tränme entstanden in der nur auf Irdisches 
sinnenden Seele, weswegen Hermes auch Fuhrer der Traume genannt 
worden. Durch Zusammenstellung von verschiedenen Verehrungsarten 
und sinnbildlichen Darstellungen gelangt der Verf. zu seinem vermeintlich 
richtigen Gedanken und seiner unzuverlässigen Ansicht über Wirkungs- 
weise des Hermes als Weltseele» Ref. übergeht den Apollon, die Arte- 
mis und Persephone. Für die Verehrung Gottes in Weltkörpern und 
Elementen beginnt der Verf. mit Zeus, welcher Aether sei, wenn er Blitze 
schleudere, und als Vater des Apollo und der Artemis gelte, weil aus der 
Verbindung desselben mit der Leto, d. h. des Aetbers mit der Nacht, 
Apollo, die Sonne, und Artemis , der Mond , beim Aufgange zu entstehen 
scheine. Auch bei seiner Begattung mit Hera sei Zeus der Aether, wie 
der Verf. bei deren Erklärung angiebt. Hierauf fuhrt der Verf. die ver- 
schiedenen Sagen an und überträgt den Sinn derselben auf seine Ansicht, 
womit er seinen Erklärungsweisen genügt zn haben glaubt. Allein der 
aufmerksame Erklärer jener Sagen , der scharfsinnige Denker und der 
spekulative Beurtbeiler des in Zeus concentrirten Lebens und Wirkens 
weicht in vielen Punkten von jenen Ansichten und Erklärungsweisen des 
Verf. ab. Derselbe meint zwar, dass aus dem von ihm mitgetheilten We- 
nigen von sehr Vielem, welches über die althellenische Religion sich sagen 
lasse 9 als wünsohenswerth sich ergebe, die Leiter und Lehrer der ange- 
henden Philologen an unseren Hochschulen möchten den Fehler, welchen 
die althellenischen Priester dem Volke gegenüber begangen hätten, indem 
sie demselben in ihrer Religionslehre keinen Unterricht ertheilten, ihren 
Zuhörern gegenüber nicht nachahmen, sondern diesen die sogenannte My- 
thologie erklären. Damit wird der Verf. leider manche Betheiligte fin- 
den, da ah deo baierschen Hochschulen für den berührten Gegenstand 
nicht sehr gesorgt ist. Die Symbolik von Creuzer und andere Werke 
ähnlicher Art bieten wohl dem fleissigen und denkenden Lehrer zweck- 
mässige Mittel zu Privatstudien und zu Ergänzungen des vom Verf. be- 
rügten Mangels in der Ausbildungsweise des künftigen Lehrers dar, allein 
nicht jeder ist im Besitze von solchen Geldmitteln für das Anschaffen so 
theuerer Werke oder erfreut sich einer hinreichenden Gewandtheit in der 
Krklärungs- und Anwendungsweise der mythologischen Gegenstände für 
die Beurtheilung von Stellen. — Kirchheimbolanden. An der latein. 
Schule wurde der Lehrer Knoü bis auf Weiteres seiner Amtsfunction ent- 
hoben und Becker als Verweser der unteren Schulabtheilung eingewie- 
sen. — Landau. Wegen- der Thorsperre konnten einige Z<a& *&ä 



198 Schal- and Universitätsnachrichten, 

Schüler der nahen Ortschaften and Hofe die lateinische Schale nicht be- 
suchen. 

Landshut. Am Gymnasium wurde Strohhamer in Ruhestand ver- 
setzt und Buttler erhielt die 1. Olasse. Gerlmger wurde nach Neuburg 
befördert. Das Programm: „Heber de» Studium der neueren Sprachen, 
insbesondere der franzosischen, an den Studienanstalten 11 fertigte Luber 
und enthält 12 Quartseiten. Dem Verf. fiel die von vielen wissenschaftlich 
gebildeten Männern, Geistlichen, Medicinern und Juristen gethane Aeus- 
serung auf: „Wenn ich doch nur französisch oder italienisch sprechen 
konnte. Man kommt im Leben so mannigfaltig in Lagen, wo die Kennt- 
niss dieser Sprachen höchst nothwendig ist und man wirklich in Verlegen- 
heit geräth , seine Unkenntniss derselben eingestehen zu müssen. Man 
hat zwar auf dem Gymnasium so viel erlernt, um etwas Weniges zu ver- 
stehen und zu lesen, aber im Laufe der Jahre ist auch dieses Wenige dem 
Gedächtnisse entschwunden." Diese Aeusserungen veranlassten den Verf. 
zum Nachdenken über die Sache und die Frage, ob es nicht zweckmässig 
sei, grösseres Gewicht , namentlich auf die französische Sprache zu legen 
und ihren Unterricht obligatorisch zu machen. Gegen diese Forderung 
ist nichts zu erinnern ; an den meisten Anstalten der deutschen Staaten ist 
dieses der Fall. Auch ist der Gegenstand schon so vielfach and breit 
behandelt worden, dass vom Verf. nichts Neues oder Gediegneres gesagt 
ist. Er stimmt auch in das Klaglied über den Unterricht in den alten 
Sprachen, indem er sagt: „Acht volle Jahre widmen sich unsere studiren- 
den Jönglmge dem Studium der latein. nnd griech. Sprache, und doch wie 
gering sind nach dieser langen Zeit bei manchem derselben die Fort- 
schritte , die er bierin gemacht : wie gering die Kenntnisse , welche sich 
viele erworben haben, im Verhältnisse zu der langen Zeit, welche sie 
auf jene verwenden mussten, während ihnen die Erlernung der neuern 
Sprachen ganz freigestellt wurde." Die Schule könne wegen der geringen 
Fortschritte kein Vorwurf treffen, da gewiss die Lehrer nach Wissen und 
Gewissen Alles leisteten , was gefordert werde. Der Verf. wirft fast alle 
Schuld auf die Schäler, scheint daher die gedächtnissmässige Richtung 
des Sprachunterrichtes überhaupt nicht als einen Hauptfehler zu betrach- 
ten und sich daher sehr zu irren. Er fuhrt die Worte Niemeyer's in sei- 
nem Werke über das Studium der alten Sprachen an, geht auf Leut. 
b echer's Bemerkungen in seiner Schrift über den Unterricht in den alten 
nnd neuen Sprachen, Erlangen 1857, ober, stimmt dessen Ansichten theil- 
weise bei, jedoch gegen das Verwerfen oder Geringschätzen des Studiums 
der altclassischen Sprachen sich verwahrend, and fugt nach einigen nichts- 
sagenden Gedanken die umgehende Sage bei : „dass Se. Majestät befohlen 
haben, bei der Revision des Schulplanes auch auf eine obligatorische Be- 
handlungsweise des französischen Unterrichtes das gehörige Augenmerk 
zu richten und den Anforderungen der Neuzeit genugende Rechnung zu 
tragen." Die Grunde wegen der ungenügenden Leistungen in jenem Un- 
terrichte liegen vorzüglich in der geringen Zeit und dem wenigen Ernste 
der Schüler. Bildet man für die acht Jahre der gelehrten Studien drei 
Curse , jeden mit 3 Standen wöchentlich , and geht ernstlich zu Werke, 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 199 

so gedeiht der Unterricht um so mehr , je tbatiger die Eltern und Anstalt 
mitwirken. Das grösste Gewicht muss auf die Lehrer fallen. Hieran 
gebricht es leider nur zu oft, wovon man sich leicht durch Vergleiche an 
den meisten Anstalten überzeugen kann. Was der Verf. von Hilfsmitteln 
sagt, ist zu unbedeutend, als dass es auch nur der Erwähnung wertb wäre. 
Aebnlich verhält es sich mit dem über die Methode Gesagten« Er fuhrt 
die Worte Tafeis*, Leotbecher's, Ahn 1 » und Anderer an and giebt dadurch 
nur zu erkennen, dass er im höchsten Falle die 8chriften derselben gele- 
sen, aber nicht grundlich durchdacht bat. Er sagt auch Einiges über die 
mit Recht (?) sehr gerühmte Jacotot'sche Methode und erklärt sich nach' 
seinen praktischen Erfahrungen für die Anwendung der Ahn 'sehen oder 
Lohmann'schen Lehrbucher und Lehrmethode, weil nach ihnen auf die 
schnellste und sicherste Weise ein sehr guter Fortschritt erzielt werden 
kann. Nachdem der Verf. auf mancherlei inconsequenteund oft ganz bezie- 
hungslose Weise in verschiedener 8innesart bin- und hergesproeben, aber 
die Sache doch nicht von der richtigen und einflussreichen 8eite angegrif- 
fen und beurtheiit bat , schliesst er mit der wünschenden Anrede an den 
allergnädigsten König nnd Landesvater, dem das Blühen und Gedeihen 
der Wissenschaften, so wie Alles, was zu des Landes Wohlfahrt nnd Bin- 
tbe dient, gewiss am Herzen liege, derselbe möge auch diesem Zweige 
wissenschaftlichen 8trebens seine landes väterliche Huld und Fürsorge, an- 
gedeiben lassen. Möchten durch Erhebung des französischen Sprachun- 
terrichtes zum obligatorischen Unterrichtsgegenstand , durch Binrechaong 
der darin erworbenen Kenntnisse (wohl auch des darauf verwendeten 
Fleisses , wenn die ganze Sache nicht als zwecklos in der Behandlungs- 
weise wegen der grossen Ungleichheit und Ungesetzlichkeit in der An- 
rechnung, wegen der unpädagogischen Beziehungen u. dgl. beseitigt nnd 
dnreh eine würdigere Anerkennung des Fleisses und der Fortschritte, des 
Talentes nnd der Vorzuge der 8cbuler ersetzt wird) in den allgemeinen 
Fortgang, durch zweckmässige Vermehrung der Lehrstunden, frühzeiti- 
ges Beginnen schon in der latein. Schule und durch Anwendung einer 
sweckmässigeren und praktischen Methode gunstigere und erfolgreichere 
Resultate erzielt werden , als es bisher der Fall war. Möchten aber 
auch die studirenden Junglinge, in dankbarer Anerkennung der lan- 
desväterlichen Fürsorge für ihre allgemeine und specielle Wissenschaft« 
liehe Ausbildung, mit dem gewissenhaftesten Fleisse, der regsten, emsig- 
sten Lernbegierde den Bemühungen ihrer Lehrer entgegenkommen und 
den Erwartungen und Anforderungen ihrer Eltern oder Eltern - Stellver- 
treter, ja des ganzen Vaterlandes stets vollkommen entsprechen. Aus dem 
früher angeführten Eingange und diesem Schlüsse entnehmen die Leser 
die gewünschten Belege für den wissenschaftlichen Geist des Verfassers 
und pädagogischen Werth des Inhaltes des Programms. Der vielen 
Worte — Sinn wird Jeder leicht erkennen. — Lindau« Die im vori- 
gen Jahre errichtete latein. Schule setzte unter Aufnahme von drei neuen 
in der latein. Sprache schon unterrichteten Knaben die Lehre so fort, 
dass jene nicht mehr als 1. und 2., sondern als 2. und 3. Classe erschei- 
nen konnte. Den Studienlehrer Priest. OetUnger unterstützten zwei Kna- 



200 Schal- und Universitätsnachrichten, 

benlefarer für Realien and Gesang, welche sogar roathem. nnd physikaL 
Geographie gelehrt haben wollen, darunter aber die politische Geogra- 
phie, nämlich der äussere uropäischen and europäischen Länder, verstehen. 
Loaa» Dem Schulberichte der jetzt vollständigen latein. Schule ist 
ein Programms „AnnotatUwea ad XV Elegias Qvid. in utum studiasae 
jwoentutk callatae latinaeque achalae, qaae estLohraß ad Moenum, aoUnjii 
du anniversaria anni 1849 foraa datae" ohne Angabe des Verf., wahr- 
scheinlich vom Snbrector Bach, Nach kurzer Angabe über Gebart, Ge- 
dichte and Ursache der Verbannung, des Todes and Begräbnissortes de* 
Ovid beginnt der Verf. mit seinen Bemerkungen, welche den jedesmaligen 
Haopünhalt der ganzen Elegie , den Sinn einzelner Verse in prosaischer 
Rede and mancherlei Begriffserklärungen, Ergänzungen und Erläuterun- 
gen betreffen, welche so allgemein and alltäglich sind, dass man den bei 
weitem grössten Tbeil derselben höchstens für lateinische Schüler, ob- 
gleich auch von solchen zu erwarten ist, sie werden die meisten Erläute- 
rangen selbst treffen, passend findet. Der Lehrer oder das gelehrte Pu- 
blica m wird wenig wissenschaftlichen Gehalt in ihnen finden. Ref. hebt 
einige Erläuterungen zum Belege des Urtheiis über Werth, Gehalt nnd 
Nutzen des Programms and aber Ansichten des Verfass. heraus. Die. 
Ausdruckst eise desselben hat den Vorzug, dass nichts Gesuchtes and Ge- 
schcaabtes, nichts Verwickeltes and Figürliches, vorkommt; die Angaben 
lassen sich leicht lesen , enthalten freilich nur gewöhnliche Gedanken, oft 
in sogenanntem Küchenlatein, weswegen Ref. die öfteren Satze des Verf. 
im Original anfahrt. Wegen des Inhaltes der 3. Elegie sagt er; Misera- 
biliter exponit poeta consternationem iUam , qua affectqs sit, postquam 
eam Caesar in exiliam abire jusserit. Quid ea nocte, quae fu,erit in urbe 
novissima, egerit, declarat. Lacrimas deiode uxoris et familiarium descri« 
bit. Denique dicit, quam navigaret, saevissimam tempestatem esse coor* 
tarn , qua territi etiam nautae salutem desperaverint. Für Vs, 3 ergänzt 
er: Patriam, nxorem, domam, amicos, arbero etc. Für Vs. 11 sagt er* 
Quam qui fulmioe tactus stupet et nescit , an vivat : : Jupiter Dens tonir 
trunm. Für Vs. 30 heist es: Laras et Penates erant dii domestici, qui 
etiam in privatorum domibas colebantar, focusque jte sacer erat. Saepe 
utraque vox pro domo ipsa ponitur. Capitolia domo poetae frustra fue- 
rnnt juncta, quod dii inCapitolio habitantes eum vicinum non defqnderunt 
neqae ei opem tolerant. Für Vs. 33 wird erklärt l Roma in Septem mon- 
tibus posita, nrbs Qutrini vocatur, quia Romalps, urbis conditor, post 
mortem sab nomine Quirini inter deos relatas est. Romulas vero Qniri- 
nas et Romani Quirites nominati sunt a Curibus, capite Sabinorum. Für 
Vs. 67 liest man: Theseus, rex Atbeniensis, Aegei filius, in Pirithoum 
amore tarn fideli (?) fuit, ut com illo inferos adiret. Für Vs. 72 wird 
erklärt: Stella splendidi nitoris Lucifer, quasi lucem ferens, dicitar, com 
antegreditar solem, cum sabseqaitar, Hesperas. In der 4. Elegie liest 
man zu Vs. 10 die Erklärung: Ovidio poetaa a nase porrecto oognomen 
Nasoni erat; zu Vs. 18: Metamorphosin ant opus Metamorpboaeos sive 
transmutationis. Quod opus non soluqt bomines mutatos, sed etiam aiia 
motata desoribens, exilio autaris interruptuw äbavlvi et perftci non potuM« 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 2Q1 

Zu Vs. 21: Poegin a Musis. In der 5. Elegie Vs» 1 ordnet der Verf.: 
Est mihi navis, tutela Minervae flavae (et precor, ut seraper sit tutela 
Minervae) et habet nomen a piota casside« — Tutela hoc loco stat pro 
re, qnae in tutela est. — Minerva dea nominatur flava sive a flavis capil- 
lis sive a glaucis oculis. Für Vs. 9 wird erläutert: Corinthus urbs opu- 

lentissima Peloponnesi ad mare sita. Cenchreae Corinthiorum navale 

ad sinom Saronicum. Für Vs. 39 : Fauces fretum est, quod Pontum Euxi- 
num cum Propontide conjungit et Bosphorus Thracicus appellatur. In 
ejus littore occidentali jacet Byiantium urbs, cui postea a Constantino 
Magno inditum est nomen Constantinopoli. Für Vs. 47 : Duplex iter et 
per terram et per mare. In Elegie VI. Vs. 4 heisst es : Adria erat urbs 
in regione Venetorum genüg Italiae, unde mare Adriaticum nomen habet« 
Vs. 5: Isthmos, qui Corinthiacus vocari solet, illa est terrae angustia, 
quae Peloponnesum Graeciae continenti jungit mareque Ionium et Aegaeum 
diftendit. Vs. 8: Cyclades (dictae a xvxAog, ci reu las) sunt duodeeim in- 
sulae maris Aegaei inter Peloponnesum et Asiam velut in ciroulum spar- 
sae, quarum maxima. ferme et media est Naxos. Hierbei ist im Besonderen 
zu bemerken | das« sowohl des Verf. als vieler, ja aller Erklärer des Be- 
griffe« „Cvkladen" Ansicht unhaltbar erscheint, die Benennung auf die 
etwas kreisförmige Lage aller cykladischen Inseln und nicht auf dea kreis« 
formigen Charakter jeder einzelnen Insel zu beziehen. Dieser ist Eigen- 
schaft aller vulkanischen Inseln , welches die Cvkladen sind. Die Ent- 
stehung derselben durch vulkanische Eruptionen unterliegt nicht dem ge-i 
ringsten ZweifeL Ob die alten Naturforscher und Geographen diesen 
Charakterzug der sämmtlichen Inseln im Gegensatze zu den sogenannten 
Längen-, vqn eipem Gebirge der Länge nach durchzogenen Inseln kannten, 
kann hier unentschieden bleiben. Diejenigen, welche sie gesehen, beob- 
achteten sicher ihre rundliche Gestalt und benannten sie unfehlbar nach 
dieser. Solehe Erklärungen aus der physikalischen Geographie und aus 
mancherlei anderen Gegenständen konnten dem Verf. viel Stoff zn Beleh- 
rungen und wissenschaftlichen Bemerkungen geben , wenn er sich in die 
sprachUcihe, logische und ästhetische Interpretation der Elegien nicht ein- 
lassen und nur gewöhnliche Sachen herühren wollte, wie die angeführten 
Angaben beweisen. Legt man den Maassstab , welchen Döderlein in sei- 
nem Programm für die vollständige Interpretation eines Schriftwerkes 
einfach , bestimmt und klar feststellt , an des Verf. Mittheilungen an , so 
findet man wenig nach ihm Beurtheilenswerthes. Am wenigsten genügt 
er, so viel er auch von innerem Zusammenhange der einzelnen Sätze, von 
der Gedankenfolge und von etwa fehlenden Mittelgliedern spricht, in logi- 
scher und ästhetischer Hinsicht, weil die poetischen und rhetorischen 
Kunstschönheiten , sowohl bei einzelnen Ausdrücken und Stellen, als hin- 
sichtlich der Anordnung und Wirksamkeit des Ganzen , fast spurlos vor 
seinem Geiste vorübergegangen zu sein scheinen. Deq ungeübtep oder 
fluchtigen Lesern begegnet dieses freilich nur zu oft, womit nicht gesagt 
sei, als gehöre der Verf. zn einer der beiden Classen. Bei den einzelnen 
Erläuterungen auf die besonderen Mangel hinzuweisen, unterliess Refer«^ 
welcher durch Anführen manchar Ste\\w\ rät* ?tt&X wft&x *^ Vfc«n* 



202 Schal- and Universitätsnachrichten, 

glaabi. Es will aach den Anschein haben, dem Verf. haben die besseren 
Quellen gefehlt, und derselbe habe durch vorbereitende Stadien der Phi- 
lologie and der damit zusammenhangenden wissenschaftlichen Fächer die 
Anforderungen einer vollständigen Interpretation irgend eines Schriftstel- 
lers nicht hinreichend kennen gelernt, sich also auf ein Feld gewagt, zu 
dessen Bebauung ihm sowohl die gehörigen Mittel and Werkzeuge, ca 
dessen Befrachtung aber der hinreichend gesunde Same fehlten. Die Ab- 
sicht ist gut gemeint, und Schüler, welche noch keinen Classiker übersetzt 
haben, and von Allem, was der Verf. beifügt, wenig wissen, dürften mehr- 
fache Belehrung aus dem Programm schöpfen. — Memmingen. Von 
der mit Realclasse verbundenen lat. Schale warde der Lehrer der franz. 
Sprache Cogniard nach Kempten versetzt. Das Sabrectorat hielt Schal- 
visitationen, welchen das nutzlose Scholarchat beiwohnte. 

Metten. Dem Benedictiner-Stifte ist gestattet, ein Gymnasium zu 
unterhalten, wovon im verflossenen Jahre die 2. Classe bestellt wurde, im 
nächsten die 3. errichtet wird. Rect. and Prof. für II. war P. Freymül- 
ler, für I. P. Högl, für Geschichte und Geographie P. Markmüller, für 
Mathematik im Gymnasium und der latein. Schule P. Gerz. In der latein. 
Schule lehrte in IV. P. Büchner, in III. P. Kramer, in II. P. Haberkorn, 
in I. P. Seidenbusch; franz. Sprache P. Deybeck, Zeichnen Sehraudolph 
and Musik P. Lang und Prasch. Der vorjähr. Rector a. Prof. P. Sulz- 
beck warde Prior and Stiftspfarrer. Lehrer P. Engelhardt trat in sein 
Kloster Weitenbarg zurück. Eigner wurde Musik lehrer am Gymnasium 
nnd Schullehrer-Seminar zu Straubing und Prasch erhielt seine Stelle. Das 
Programm von 20 Seiten: „Die bischöflichen Semmarien und ihre Geg- 
ner, u rührt wahrscheinlich vom Rector her. Die verschiedenen Anfech- 
tungen der genannten Anstalten vom pädagogischen, wissenschaftlichen, 
moralisch - aszetischen und seelsorg- praktischen Standpunkte in manchen 
8chriflen und Zeitungen veranlassten den Verf., die Einwürfe zu prüfen u. 
ihren Hauptinhalt zu widerlegen. Er fasst letzteren in folgenden Schluss- 
folgen auf: „Alle Erziehung beruht auf Herausbildung des Charakters 
nnd der Gesinnung von Innen. Diess kann aber nicht geschehen , wenn, 
wie es in abgeschlossenen Instituten der Fall ist, der Erzieher jeden Tritt 
nnd Schritt , jeden Gedanken and jede Empfindung vorzeichnet and be- 
stimmt. Also ist der Stab über unsere bischoflichen und geistlichen Semi- 
narien zu brechen." Oder man schliesst folgendermaassen : „In der 
Erziehung muss vor Allem auf Entwickelung der Selbstständigkeit und 
der freien Selbstbestimmung hingearbeitet werden. Das Streben nach 
Unabhängigkeit und das Gefühl derselben bildet aber den Grund wahrer, 
freier Selbstständigkeit. Da nun dieses Gefühl und Streben in den Semi- 
narien missachtet oder in allgemeine Formeln eingezwängt und die Indi- 
vidualität in ihrer Eigentümlichkeit verkannt wird, so kann sich die ächte 
Pädagogik mit den geistlichen wie mit allen übrigen Seminarien nicht 
befreunden." Die Haupt- oder Vordersätze zu entkräftigen, vermisst 
sich der Verf. nicht, weil er als wahrer Erzieher und Bildner sie billigen 
muss, aber gegen die Untersätze und Schlussfolgerungen glaubt er gegrün- 
dete und widerlegende Beweise fahren sa können, indem in Knabensemi- 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 203 

narien nur die Einhaitang einer geregelten, gemeinsamen Haas- and Tags- 
ordnung und durch stete Wachsamkeit den Ausbrüchen unbändiger Natu- 
ren gewehrt, dagegen dem freithätigen Aufkeimen edler Gefühle, Grund- 
sätze und Bestrebungen sichere Bahn gebrochen wird. Das Programm 
widerspricht den gerügten Uebelständen und Missbräuchen und erläutert 
den Unterschied zwischen einer wahren und falschen Unabhängigkeit und 
Selbstständigkeit im Guten und Bösen, indem es behauptet, der ohne Auf- 
sicht, Zucht und erfahrnen Freund oder Bildner in der grossen Stadt 
lebende Jungling eigne sich allerdings eine Unabhängigkeit und Selbst- 
ständigkeit an, aliein allzuhäufig nur letztere im Bösen und erstere von 
Eltern und Lehrern, von Zucht und Gesetz, eine vermeintliche Selbststän- 
digkeit in Befriedigung der Leidenschaft, eine Unabhängigkeit der Aus- 
schweifung, des Trotzes und Ungehorsams. Man verwechsle daher nicht 
die unabhängige und selbstständige Willkur und Zuchtlosigkeit dessen, 
der im freien Weltleben der zum Bösen geneigten Natur nach Belieben 
Lauf lässt, mit der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit im Guten, mit 
einer selbstständigen Gesinnung und einem unabhängigen Charakter, 
welche nur durch weise Pflege und Leitung gebildet werden. Wo finde 
sich aber insgemein solche Pflege für die sich selbst üb erlassenen Schuler? 
Wer pflanze, begiesse und beschneide, wer binde , beuge und lenke, das* 
der Baum wachse und gedeihe? Welche Wege und Mittel seien dem nur 
auf sich angewiesenen Knaben gegeben? Oder erwarte man vielleicht, 
dass die wilde Natur sich selbst bezähme , und der nach Ungebundenheit 
zielende Trieb von selbst absterbe? Dann mögen wir alle pädagogischen 
Lehren und Erfahrungen als unnützen Ballast über Bord werfen. — 
Wenn vielmehr die tägliche Erfahrung bestätigt, dass, wo nicht die mei- 
sten , doch viele der ihrer eigenen Erziehung anheimgegebenen , alle ihre 
Schritte willkürlich bestimmenden Jünglinge, statt erzogen, verzogen 
nnd bewnsst oder unbewusst in den Strudel falscher Selbstständigkeit 
gerissen werden; wenn wir den gefahrvollen Zustand bedenken, in wel- 
chen ein Landknabe durch seine Wanderung in die Stadt versetzt wird, 
da sich Jahre lang oft Niemand mehr um ihn thätig bekümmert , und er, 
ein unschuldiges Lamm, allen Anfallen der Wölfe preisgegeben ist; wenn 
wir erwägen, dass selbst so viele Eltern in den Städten, besonders 
Beamte, über ihre Unfähigkeit und die Unmöglichkeit klagen , ihre Söhne 
und Töchter zu beaufsichtigen, zu regeln und zu leiten, und dass sie des- 
halb zu Seminarien und Instituten ihre Zuflucht nehmen, so entdecken wir 
unsererseits in Allem dem ein dringendes Bedürfniss nach Seminarien 
überhaupt und nach solchen Clerikal - Adspiranten insbesondere, wo erfah- 
rene Männer, ausgerüstet mit der Gabe der Geisterunterscheidung (?), 
mit Klugheit und Menschenkenntniss es zu ihrer Lebensaufgabe machen, 
die Anlagen und Triebe eines jeden Jünglings im täglichen Umgange und 
bei steter Beobachtung zu studiren und treu zu beurtheilen, und dann die 
jeder Individualität angemessenen Maassregeln zu ergreifen , die geeig- 
nete Einwirkung zu versuchen und die tauglichen Hülfsmittel darzubieten 
und anzuwenden , mitte'st deren die Unabhängigkeit des Charakters nnd 
die Selbstständigkeit der Gesinnung, überhaupt die Festigkeit ioiGataat 



SM Schnl- and Universitätsnachrichten, 

erzeugt, entwickelt and gefördert, dagegen alle falsche and scheinbare 
Selbstständigkeit und Unabhängigkeit im Keime erstickt wird, Nor beim 
gemeinsamen Leben und bei steter Aufsicht, nur demjenigen ist dieses 
Studium, diese Beurtheilung und Einwirkung möglich, nur von demjenigen 
ist dieses Ziel zu erreichen, welcher als Vater in ein Familienverhältnis» 
su den Zöglingen getreten ist. Nicht die Seminarien , am wenigsten die 
bischöflichen und ihre wesentliche Einrichtung, hindern die Entwickelung 
der wahren Selbstständigkeit und Eigenthumlichkeit; was sie bisweilen 
hindert, mag oft seinen Grund in der theilweisen Unerfahrenheit oder Un- 
taoglichkeit der Vorstände und Erzieher oder in anderen Orts- pnd Zeit- 
Verhältnissen haben. In diesem Sinne sucht das Programm die Erziehung 
und Bildung in Seminarien, namentlich in bischöflichen und geistlichen, zu 
rechtfertigen. Allein es geht von nicht ganz haltbaren Principien inso- 
fern aus , als es die wesentlichen Merkmale der Begriffe „Selbstständig- 
keit und Unabhängigkeit" nicht klar hervorhebt , jene für seine Beweis- 
führung nicht feststellt und sich überall nur in allgemeinen und nicht 
gehörig in das Wesen der Sache eingehenden Bemerkungen hält« Es will 
nicht zugeben , dass in vielen Fällen alle Selbstständigkeit untergraben 
and ein willenloses, gleichsam mechanisches Befolgen des Vorgeschriebe- 
nen erzeugt wird. Es muss doch auch zugeben , dass bei vielen Jung- 
lingsttaturen eine gewisse Verheimlichung, Verstellung und darum ver- 
fehlte Charakterbildung angebahnt wird , welche später beim Eintritte iq 
das öffentliche Leben sich verderblich rächet und namentlich für den geist- 
lichen Stand nichts weniger als vorteilhaft wirkt. Der Jüngling ist für 
das öffentliche Leben bestimmt, muss also dasselbe, vorzuglich als künfti- 
ger Geistliche, kennen, um thatkräftig und für die Fosderung des eigenen, 
staatlichen und kirchlichen Wohles nutzlich wirken zu können« . Der 
offene und gerade Charakter wird alsdann weit entschied neren fijtnfluss 
haben, als der sogenannte Kopfhänger, der mechanisch wirkende Ascet, der 
aas Unkenntnis» der verschiedenen . Lebensverhältnisse überall verkehrt 
eingreift und an letzteren mehr verwirrt als entwirrt. Zugleich tröstet 
sieh der Verf. mit dem Gedanken, die Bischöfe würden als Vorstände sol- 
cher Seminarien wohl Männer aufzufinden wissen, welche im Geiste, der 
wahren Erziehung zu handein und allen Missstanden zu begegnen verstän- 
den. Auch hält es das Programm nicht für nothwendig und geboten, dass 
die geistlichen Zöglinge schon in den ersten und frühesten Jahren Ver- 
suche anstellen und Proben ihrer im Leben sich bewährenden Grundsätze 
ablegen sollen. Dadurch , dass manches Böse durch kluge und massige 
Abschliessung in den ersten Jahren der jugendlichen Hitze unmöglich ge* 
macht wird, da es der sonstigen Anlässe zur Uebung und. zum Kampfe 
noch in Menge giebt, soll die Unfreiwilligkeit im Guten wenigstens indi- 
rect gefördert, die Gewohnheit im Bösen verhindert und die Hoffnung 
auf künftige Standhaftigkeit gesteigert werden. Dieses sind häufig nur 
fromme Wünsche, welche hier in Worten, aber nicht in Wirklichkeit be- 
thätigt erscheinen« Die Bemerkungen klingen zu viel nach Eigenlob und 
verkennen die Erfeige gar sehr« welche keineswegs fordern, dass zur Be- 
.wänrang «od Bildung des Charakters es «ötbig »st, die geistlichen Zog- 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 806 

linge alle nur denkbaren and zugänglichen Gefahren, Versuchungen, An- 
lässe, Gelegenheiten und Möglichkeiten des Bösen und der Ausartung 
durchmachen und fiberwinden zu lassen , um ihre geistige Kraft zu stah- 
len. Was gegen die Behauptungen des Programms sine ira et studio sich 
einwenden lässt, kann hier nicht weiter hervorgehoben werden, ohne die 
Grenze dieser Gedankenanzeige zu sehr zu überschreiten» Das« die Zog» 
linge aus den bischöflichen Seminarien religiös und sittlich besser hervor- 
gehen, wird nicht entschieden begründet, vielmehr dahingestellt sein. 
Jedoch behauptet man, traurige Resultate selbst von den wenigen in 
Geiste und in der Form der trid entmischen Vorschrift eingerichtete« 
bischöflichen Seminarien nicht nachweisen zu können , indem Zeugnisse 
und Augenschein das Gegentheil erhärten sollen. Von den Paar aus sol- 
chen rein kirchlichen Anstalten hervorgegangenen, in die priesterliche 
Wirksamkeit versetzten Zöglingen seien nie Klagen zur Oeffentlichkett 
gelangt, sondern vielmehr Zufriedenheitsbeweise lautbar geworden. Dass 
das Programm seine verth eidigte Sache nicht im rechten Lichte betrach»- 
tet, ihr also nicht auf den Grund sieht, mag es daraus entnehmen, dass 
man zu mancherlei Bestrebungen seine Zuflocht nimmt, welche im wahren 
Geiste des Katholicismus nicht wirken. Es mag nur der Piasverein eftt» 
wähnt werden, welchen wahrhaft religiöse und mit offener 8tirn wirkende 
Priester nicht begünstigen, wohl aber grösstenteils solche Individuen, 
welche entweder anderweitige Vortheile bestreben oder nicht selten gei- 
stig schwach sich fühlen, um durch eigene Kraft sich Anerkennung tu 
▼erschaffen und die Religiosität zu befördern. Doch es mag diese Sache 
auf sich beruhen und den Ansichten des Programms entgegen gehalten 
werden , dass sie die gleichen Verhältnisse unserer Zeit und des 16. Jahr- 
hunderts nicht nachweisen können. Der Unterschied ist in politischer und 
kirchlicher, geistiger und geschichtlicher Hinsicht zu gross, als dass ein 
Vergleich stattfinden sollte. Es mögen nur die Wirkungen und Folgen 
der Aufklärung hinsichtlich der religiösen Duldung und Wissenschaft, der 
Politik und 8taatsinteressen entgegengehalten werden. Im Programm 
wird besonders die Schrift: „Kirche und Staat in Baiern unter dem Mi- 
nister Abel/' im Auge gehalten und gegen die darin über die Seminarien 
im Allgemeinen und über die von geistlichen Orden geleiteten, daher 
bischöflichen Anstalten ausgesprochenen Behauptungen gekämpft. Darin 
werden diese Anstalten als heut zu Tage nicht mehr an der Zeit sein 
sollende bezeichnet, wogegen das Programm bemerkt, dass der erste 
and hauptsächlichste Zweck derselben war und ist , die Jugend sittlich 
unbefleckt zu bewahren (wenn nur die sogenannten heimlichen Sunden 
unter dieser nicht so herrschend wären) vor den äusseren Einflössen und 
Gefahren und sie vertraut zu machen mit dem, was des heiligen Amtes 
ist, eine Ansicht, welche heut zu Tage eine grössere Noth wendigkeit 
bezeichnet als je. Dass die häusliche und Familienerziehung der Gegen- 
wart viele Gebrechen hat und in fast allen Ständen eine unchristliche 
ist, welcher die gute naturliche Grundlage , die Erziehung zur natürlichen 
Gerechtigkeit und Sittlichkeit fehlt, kann Niemand läugnen Und wird selbst 
von den Gegnern der berührten Anstalten zugestanden , woraus da& Pt*- 



206 Schal- and Universitatsnachrichten, 

gramm einen Rechtfertigungsgrund für die rein kirchlichen und geistli- 
chen Seminarien entnimmt, es als Thatsache angebend, dass ans den höhe- 
ren Standen kaum znweilen ein Jungling in ein bischöfliches Seminar tritt, 
and allenthalben jene Eltern aas niederen Ständen , deren sittliches and 
religiöses Bewasstsein schon ziemlich zersetzt ist, ihre Söhne gleichfalls 
nicht in's geistliche Seminar schicken , woraus die tröstliche Erscheinung 
sich erklärt, dass hauptsächlich nur gutbegabte und gutgeartete Knaben 
and Junglinge aus Familien, in denen noch Glaube und Gottesfurcht 
herrscht , sich im bischöflichen Seminare zusammenfinden. Diese Bemer- 
kung klingt um so sonderbarer, als z. B. in Augsburg eine ähnliche An- 
stalt besteht , in welcher fast nur Knaben und Jünglinge von vornehmen 
und adligen Eltern sich finden, and die letzteren eine Absonderung sehr 
suchen , weil sie über den andern Standen stehen wollen. Dass man dem 
Verf. des Programms von einem bischöflichen Seminar erzähle, dessen 
Zöglinge durch Talent, Fleiss und Fortschritt so vorteilhaft sich aus- 
zeichneten , dass die anderen Schüler fast den Muth verlören , mit den 
bischöflichen Zöglingen in Concurrenz zu treten , kann durch schlagende 
Gegenbeispiele entkräftet werden, welche so viel sagen , als jene lobende 
Bemerkung, diese aber auch noch widerlegen , wenn Zöglinge aus jenen 
geprüft werden. Da man gegen die kirchlichen Erziehungsinstitute be- 
haeptet, der christliche Cult werde ohne Nutzen geübt, das christliche 
Leben durch Gebrauch der Sacramente, durch Andachten und heilige 
Uebangen nicht gemehrt und keine Steigerang der religiösen Erkenntniss 
darch häufigen christlichen Unterricht erzielt, und kämen fast nur glau- 
bensleere and verdorbene Kinder in die bischöflichen Seminare, so hielt 
das Programm diese gerade am rechten Platze, weil sie ja die erforderliche 
Aenderung und Besserung bringen und sonst kein Mittel, kein Weg, keine 
Anstalt vorhanden ist, auf denen die verwahrlosten Junglinge, weiche in 
den Priesterstand zu treten bestimmt sind, für diesen vorbereitet und qua- 
lificirt werden. Es wäre wohl ein grosses Vergehen gegen die Kirche 
and den Staat, morgen solchen Individuen die Hände aufzulegen, welche 
kurz zuvor in Unglauben oder Ausschweifung lebten oder als flotte Aka- 
demiker einherstolzirten , wobei eine Hinweisung auf die Wiener revolu- 
tionären Studenten erfolgt, für weiche der regelmässige Besuch der sonn- 
täglichen Predigt und Religionsvorträge (freilich eines fanatisch radicalen 
Pfaffen) so schlechte Früchte trug. Da in der Regel für gute Erziehung 
in der Familie so wenig geschehe, so sei es Aufgabe der Bischöfe, für 
frühzeitige Heranziehung zum geistlichen Stande zu sorgen, was sie nicht 
besser als durch eigene Seminarien bewirken könnten, weswegen sie die 
Knaben and Jünglinge möglichst früh unter zweckmässige Leitung und 
Lehre stellen und ergänzen müssten , was das Leben nie zu bewirken ver- 
möge. Da gegen dieses Verfahren selbst von Katholiken angekämpft und 
es ein ascetischer Kasernendienst, eine Pedanterie und. Dressur genannt 
wird, so sucht das Programm mit Zugestehen solcher Fehler bei einzelnen, 
etwa undiseiplinirten Seminarien diese Ansichten zu widerlegen und als 
unerlässliche Lebensfrage der Kirche darzustellen , das Erziehungsge- 
schäft müsse auf den wahrscheinlichen Beruf des Knaben zum geistlichen 



Beförderungen und Ehrenbezeigungea. 907 

Stande, zur Anbahnung der Demuth, Unterwürfigkeit und Selbstverleug- 
nung, des Gehorsams, der Gottesliebe nnd Unschnld den frühesten Be- 
dacht nehmen, den Junglingen rathen und helfen, sie mit sich einigen nnd 
zufrieden stellen , weil das alte Erfahrnngsgesetz : „was man werden 
wolle , dazu befähige nnd schicke man sich frühzeitig an ," hierzu auffor- 
dere. Was gegen dieses Gesetz und manche Beweisgründe des Programms 
•ich anfuhren lässt, muss als zu weitführend unberührt bleiben. Die blos - 
sen Worte des Programms lassen sich durch gleichbedeutende entkräftigen 
und den angeführten Beispielen von hüpfenden und singenden , mit Be- 
gierde und Freude in die bischöflischen Seminarien kommenden Kleinen, 
welche am öftersten und liebsten von ihrem Berufe und Geistlichwer- 
den reden hören, als Beweis gegen Zwang und verfehlten Beruf, können 
durch entgegengesetzte Beispiele paralysirt werden. Bedenke man nur, 
was für Subjecte zu jenen Beispielen heranwachsen und wie häufig unter 
diesen manche nach erlangter Weihe und Selbstständigkeit im öffentlichen 
Leben ihre gemeine Natur kund geben und nichts weniger als Muster von 
liebenswürdiger Unschuld, von frommem und kindlichem Sinne geworden 
sind. Gar viele Individuen haben weder die Mittel und Energie, noch 
die Selbstkraft nnd Geistesstärke, ein solches Seminar zu verlassen und 
einen andern Beruf zu ergreifen* Sie treten in den Priesterstand über 
nnd huldigen einem allgemeinen Grundsatze, den Worten durch Werke 
keine Kraft zu verschaffen. Sie wurden nach dem Ausspruche des Tri- 
dentinum in einem Collegium vom 12. Lebensjahre an ernährt, religiös er- 
zogen, mit klerikalischer Kleidung und Tonsur versehen und in kirchli- 
cher Zucht und Wissenschaft unterwiesen. Sie fanden sich anfangs in 
Folge vieler Entbehrungen wohl und zufrieden , nahmen aber nicht selten 
eine verheimlichte Richtung an , die der Kirche und Religion keine Vor- 
theile brachte. Was das Programm vom wissenschaftlichen Standpunkte 
wiederholt sagt, bedarf der Bestätigung durch Beispiele; manche der letz- 
teren beweisen gegen jenes, und viele geistliche Oberbehörden sind mit 
den Behauptungen des Programms gewiss nicht einverstanden. Da man 
behauptet, jetzt seien die Gefahren der Jugend, welche im 16. Jahrb. 
mehr auf die Schulen beschränkt gewesen, in's Leben gedrungen, so em- 
pfehlen sich nach der Angabe des Programms die bischöflichen Schulen 
und Seminarien in ihrer theilweisen Absonderung von dem öffentlichen 
Leben jetzt mehr als damals , falls nicht etwa die Gegner behaupten , das 
Verderben sei gegenwärtig im Leben wie in der Schule — auch in rein 
kirchlichen Erziehungsanstalten? gleich gross und unabwendbar, in wel- 
chem Falle uns allerdings nichts als Verzweiflung und Aussicht auf gänz- 
lichen Untergang übrig bleibe, zumal uns die Tadler der bischöflichen Se- 
minarien mit keiner Sylbe die Mittel und Anstalten andeuten , wodurch 
dann für Vorbereitung und Heranbildung des Klerus in sittlicher und wis- 
schaftlicher Beziehung , für Erhaltung der Unschuld , für Bewahrung vor 
den bösen Einflüssen nachhaltig gesorgt werden kann und soll, wenn der 
Pesthauch alle Schulen und Seminarien nicht minder als die ganze Welt 
und das Leben ergriffen hat. Obgleich das Programm den nicht geringen 
Unterschied der socialen, politischen und religiösen Verhältnisse de*\&.^ % 



20$ Senul- und Universitätstiachrichten, 

19. Jahrh. and die dadurch veränderte Wirksamkeit und Kampfesart des 
Klerus zugiebt, so erkennt es den Vergleich der Gegner und den daraus 
entnommenen Beweis für die Zweck losigkeit der bischöflichen Seminare 
doch nicht an , lagst es die bis in die niedrigsten Schichten der bürgerli- 
chen Gesellschaft dringenden neuesten Bewegungen gleichsam' miasmatisch 
den Zöglingen rein kirchlicher Institute mittheilen und dieselben in ihren 
Kreis hineinziehen. Der bischofliche Seminarist lebe in Gemeinschaft 
Ton 100 und 200 Zöglingen, trete zwischen dem 13. bis 18. Jahre in's 
geistliche Haas ein , habe sich daher Zuvor in der Welt ziemlich umge- 
sehen , im elterlichen Hause das Familienleben mitgemacht , die gewöhnli- 
chen Beschäftigungen und Lebensweisen der Menschen gesehen, gehe in 
jedem Herbste 1 — 2 Monate in Vacanz, oder lebe mit den Uebrigen auf 
dem Lande, reise mit Anderen und habe vielfache Gelegenheit sich Men- 
schenkenntnis zu sammeln. Er gehe täglich spazieren, sehe nnd beob- 
achte andere Menschen, besuche in manchen Städten die Staatsgvmnasien, 
begegne den Stadteinwohnern , müsse da den städtischen Pflastertretern 
ausweichen und bleibe nichts weniger als unwissend in den Verhaltnis- 
sen des geselligen Lebens. Auch werde sich der neugeweihte Priester 
ebenso bald in jene finden, als ein Anderer, der 12 Jahre als Stadtstudent 
den Studien oblag und sich entweder nur in Schulzimmern und Hörsälen, 
oder in Salons und Kneipen einfand ; denn einem solchen sei das Leben 
und Wesen des eigentlichen Volkes , besonders des Landvolkes, vielleicht 
fremder als dem bischoflichen Seminaristen. So nothwendig es daher sei, 
dass der Seelsorgspriester für die wirkliche Welt erzogen werde, so we- 
nig sieht das Programm ein absolutes Bedürfniss , dass derselbe in der 
Welt, d. h. in Mitte des Gewirres und Tumultes der Welt und ihrer Ver- 
kehrtheiten, gebildet werde. Schliesslich wundert es sich, dass so viele 
Anfechtungen selbst katholischer Männer sich erheben gegen eine Vor- 
schrift, welche die heil. Kirchenversammlung von Trient allen Bischofen 
ertheilt, in deren Vernachlässigung ein Grund des gesunkenen Klerus liege, 
wie man in Baden und Würtemberg zur Genüge finde. Die Päpste der 
neuesten Zeit erneuerten ihren Mitbrüdern im bischöflichen Amte diese 
Vorschrift der abgeschlossenen Bildung künftiger Priester oft und nach- 
drucklich. Viele Bischöfe seien ihr bereits gehorsam entgegengekommen, 
und manche stehen im Begriffe, der Stimme ihres Oberhauptes Gehör zu 
geben. Namentlich sind die Bischöfe in Baiern sehr thätig, in Würzburg 
Soll im Laufe dieses Jahres ein solches Seminar errichtet werden. Die 
Erscheinung der ehemaligen Kloster- und Stadtschuten dürfte sich dem- 
nach wiederholen. Möge sie den beabsichtigten Zwecken nur recht ent- 
sprechen. — Die gute Sache soll jedem willkommen sein. — - Milten- 
berg. Die latein. Schule blieb ohne Veränderung. 

München. An dem mit dem neuen Gymnasium verbundenen Er- 
ziehungsinstitute waren Pi äfecte Schwaighart und Angthuber, welche an 
die Stelle der in ihr Mutterkloster Metten zurückgekehrten Präfecten P. 
Büchner und Ammer traten. Das Institut zählte 107 Zöglinge , welche 
die verschiedenen Classen der Anstalt besuchten, also mit den Stadt- 
schulern in stetem Wechselverkehr waren und keine völlige Abgeschlos- 



befordertfngen nad Ehrenbezeigung*». t09 

settheit hatten. Programme seheinen die Hrn. Patres nicht gefertigt zu 
haben, wenigstens bringt der Jahresbericht nichts. 

München, altes Gpnnaeiutn. Das Rectorat führte "Buttert in 
IV. Abth. A. lehrten während des 1. Semesters Schwarz and Hutter, wah- 
rend des 2. statt des. erster en JForlüschek (Priester); in Abth. B. im 
1. S. Hutter, im 2. Conrector und Prof. Stanko, in III. Abth. A.im 1. S. 
JForliUchek, im 2. Cand. Zehetmayer, Abth. B. im 1. S. Slanko, im 1. 
Kneuttinger und Philo!. Kurz; in II. Abth« A. Prof. Mühlbau er , in Ab- 
theil. B. kneuttinger und Wolfs in I. Abth. A. Dr 4 v. Hefner 9 in Abth. B. 
Steininger. Den kath. o. prot. Religionsunterricht-trlbeilten Pf« Dr. Fiseher 
u. Vikar Luthardt; Matbem. und Geogr. in den 4-Abtheil. A. Dr. Mager 
und in den Abth. B. Aushülfslehrer Leonhard. Die hebr. 8prache be- 
sorgte Worlitschek , die franz. Häring y die ital. Carrara, das Zeichnen 
Kleiber, Für Musik sind Hofmusiei verwendet. Die latein. Schule be- 
stand bisher als getrennte, selbstständige Anstalt, was mit derti neuen 
Studienjahre geändert wurde, indem das alte Gymnasium in zwei Gym- 
nasien umgestaltet und mit jedem ein Theil jener latein« Schule zu einem 
Ganzen verbunden wurde. Sowohl im Gymnasium, als besonders in der 
latein. Schule bestanden für jede Classe zwei , in dieser oft 3 Abteilun- 
gen von 40 bis 60 Schülern. Es bedurfte daher für die Gestaltung der 
beiden Gymnasien blos des Namens und des Uebertragens der Vorstand- 
schaft an einen Professor, wie bereits geschehen ist und im nächsten Be- 
richte über den Stand der Anstalten für 1849 — 1850 bezeichnet werden 
wird. Die Anstalt verlor zwei würdige Lehrer, den seitherigen Vorstand 
Fröhlich und Prof. Sehwart *). Im 2. Semester wurden 3 Lehrer in die 



*) Fröhlich war 1780 zu Markt-Bissingen bei Nordfingen gebo- 
ren, kam 1790 an das Gymnasium zu Ellwangen, wurde 1791 Chorknabe 
der Domkirche, als welcher er Verpflegung, Kleidung und Schreibmaterial 
Tom Chorregenten erhielt, und zeichnete sich besonders in der latein. 
Sprache aus. 1797 — 1799 studirte er zu Dillingen Theologie, trat aber 
nicht in den Priesterstand, sondern nahm 1800 in Ellwangen eine Infor- 
matorstelle an, ging aber 1802 zum Studium der Jurisprudenz über, ab- 
solvirte es 1804 und trat in Aichach als Praktikant ein. Allein dieses 
sagte ihm nicht zu: unter Fortsetzfing der philosophischen Studien nach 
Kant, Fichte und Schelling, besonders der Sprachstudien, wünschte er 
ein Lehramt, welches er durch einen mit seinen Wünschen und Neigun- 
gen bekannten Freund in Kempten erhielt, indem er nach zwei provi- 
sorischen Jahren 1806 Professor der classlschen Litteratur wurde« Jetzt 
widmete er sich den classischen Studien abschliessend und machte, 1811 
nach Amberg versetzt, von 1812 — 1816 sich an die Emendation des So- 
phokles und Theokrit, woneben er des Euripides Cyklops ausarbeitete 
und metrisch übersetzte. Allein es fehlte ihm ganz an Hülfsmitteln, 
welche ihm die Versetzung nach München 1817 darbot. Der t heuere Le- 
bensunterhalt bei einer Familie von 8 Kindern nothigte ihn zu Privat- 
instruetionen , wodurch er von Morgens 8 bis Abends 8 Uhr beschäftigt 
würde. Nur des Nachts konnte er schriftlichen Arbeiten sich widmen. 
Durch Ernst und Liebe, Ruhe und Milde gewann er die Achtung Aller, 
welche seinen Fleiss und sein Talent, seine Besonnenheit und Vorsicht 
schätzten. 1823 wurde er als Rector auch äusserlich gut gestellt und 

ZT. Jakrb.f. Jfti/.v. Püd. od, Krii. BiM. Bd. L3L. HfLl. ^ 



210 8chnl- und Univeisitätsnachrtchten, 

(nächsthöheren Classen versetzt und zwei Aushülfslehrer angestellt. Der 
bisherige Prof. der 3. Clause Hutter wurde Rector und Prof. der 4« Cl., 
Worlitsckek und Starke ruckten in die 3. Cl. vor und letzterer wurde pro- 



konnte er seine Thätigkeit mehr den Privatarbeiten zuwenden. Nur 
nahmen ihn die Rectoratssachen und die sehr gesunkenen Zustande der 
Anstalt zu sehr .in Anspruch, ohne dass er viel erwirken konnte. Er 
wurde zur Berathang eines Schulplaues gezogen; der Viel besprochene 
Lehrplan von 1829 war das firgebniss. Die Erlebnisse desselben sind 
bekannt, wodurch er Schiffbruch erlitt, weiss jeder Betheiligte. ^ Der 
Plan wurde in die Schüordnung von 1830 umgewandelt, wobei Fröhlich 
nicht betheiligt war. Öieser lebte ganz für seine Anstalt , opferte Leh- 
rern und Schülern, was er konnte, beseitigte Miss Verhältnisse und sprach 
sich gegen vielerlei pädagogische M issgriffe , welche seit 1830 bis 1848 
gemacht wurden, mehrfach aus; allein es wurde nichts erwirkt. Unter 
ungeheuren Arbeiten konnte er nur wenig sich erholen ; 1841 erhielt er 
das Ritterkreuz des Verdienstordens vom h. Michael und 1842 wurde er 
ordentliches Mitglied der Akademie. Er hatte sich in der ganzen Dis- 
ciplin selbst gebildet und widmete den Tragödien des Sophokles seine 
vorzügliche Aufmerksamkeit, welche schon 1816 den Phil oktet, die Elek- 
tra und Tracbinierinnen emendirt und erläutert zu Tag förderte. 1823 
und 1824 gab er zwei Hefte bei Finsterling in München, kritische Ver- 
suche über jenen Dichter enthaltend, heraus. Allein er war nicht sehr 
glücklich in der Kritik, die er erst spät kennen lernte. Amtsgeschäfte 
verhinderten ihn zwar stets, allein er rubete doch nicht und theilte in 
den Sitzungen der Akademie und Gelehrten Anzeigen vieles Treffliche 
mit. Ueber Catullus, welchem er viele Jahre widmete, hat er ein voll- 
standiges Heft ausgearbeitet, welches sich in seinem Nachlasse findet, 
feben so bearbeitete er den Mar tialis vollständig, gab die Früchte jedoch 
nicht in Druck. Schon im Jahre 1828 beschäftigte ihn die latein. An- 
thologie, wofür er geistreiche Versuche lieferte, wie diese Jahrbücher 
und die Gel Anzeigen von 1836 belegen. Die Streitfrage über die Aecht 
heit der Fabeln des Phädrus hatte ihn lebhaft ergriffen, worüber in den 
genannten Anzeigen 1839 und 1840 Arbeiten sich finden. In Programmen 
hat er Stellen des Tacitus und des Horatius Oden und Satiren kritisch be- 
handelt und über eine Figurenlehre in einer Sitzung der Akademie 1844 
berichtet, aber die Abhandlung selbst nicht für die Denkschriften be- 
stimmt; sie sollte wahrscheinlich eine eigene Ausgabe bilden. Den VeU. 
Paterculus arbeitete er vollständig aus; einige Proben davon theilte er 
mit. Kritz, welcher diesen Autor herausgegeben und Fröhliches Ver- 
dienste wohl erkannte, forderte diesen bekanntlich auf, sich über seine 
neueste Bearbeitung öffentlich auszusprechen, was Fröhlich in den Gel« 
Anz. 1843, Nr. 25 — 32 that, worin er das Unrichtige und Unmögliche 
der bisherigen Versuche nachwies, in Einzelnen selten sich einverstan- 
den zeigte und seine eigenen Studien berührte. Der latein. Litteratur 
scheint er sich vorzüglich gewidmet zu haben; doch hatte er grosse Zu- 
neigung für das Griechentha», so wenig er auch darüber geschrieben 
hat. Ueber Hartung's Ausgabe von Euripides' Iphigenia in Aulis sprach 
er sich in den Gel« Anz. J838 nur obenhin aus , weil er den Autor selbst 
herauszogeben beabsichtigte. In dieser, wie in anderen Beurtheilungen 
war er streng, hielt sich nur an die Sache , suchte stets nur zu beleh- 
ren und neue Gesichtspunkte zu eröffnen, wodurch er sich wesentlich 
von den meisten Kritikern unterschied. Auch über die von Hermann 
herausgegebenen Tragödien des Euripides hat er nach fleisaigen Studien 
lehrreiche Bemerkungen niedergeschrieben. In der Sitzung der philo««- 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 211 

visor. Conrector. Das Programm „Ueber C. Cornelius TacituJ Forrede 
zu Agricola" fertigte Rect. nnd Prof. Butter (19 Seiten). Es verbreitet 
«ich über die drei ersten Capitei , als Proomium der genannten Biogra- 



philul. Clause hielt er im Juni 1845 einen Vortrag über die in Denmsthe- 
nes' Rede de corona enthaltene Grabschrift auf die Athenäer, worin er 
die Gedankenreihe des von Themistios missverstandenen Epigramms rich- 
tiger zu erklären, manche verfehlte Aenderongen zurückzuweisen und zu 
begründen suchte, dass eine gesunde und recht geübte Exegese oft die 
Verbesserungen ersetzt. Dem Drucke selbst übergab er die Arbeit je- 
doch nicht. Es sollen in seinem Nachlasse noch viele andere Arbeiten 
sich linden, worunter gelegentliche Bemerkungen zu Rntilius Lupus, Ru- 
ßnianus, Aphthonius, Theon, Alezander u. dergl gehören. Erwagt man 
jedoch den Geschäftskreis eines Vorstandes für ein zahlreiches Gymna- 
sium, welches für jede Classe zwei Abtheilungen hatte, für die vielerlei 
Discipünarfalle , für die grosse Verantwortlichkeit in allen Beziehungen, 
für die vielen oft nutzlosen Berichte uud für die geschraubte Lage in 
einer Haupt- und Residenzstadt, in welcher die Schul Verhältnisse zwi- 
schen Eltern, Schüler und Anstalt ausserordentlich sich verwickeln und 
die Amtspflichten eines Professors erschweren, so muss man sich über 
die litterarische Thatigkeit Fröhliches sehr wundern. Er kann das auf 
einsamen Spaziergängen Erfundene und Beurtheilte nur während der Nacht 
niedergeschrieben, geordnet und gereinigt haben. Er schrieb Alles mit 
eigener Hand ins Reine, konnte daher keinen höheren Wunsch hegen, 
als nach längerer Lebensdauer und zurückgelegtem 70. Jahre von seinem 
mühevollen Amte befreit zu werden, und sodann einzig und allein dem 
Studium der Philologie sich widmen zu können. Erfreulich ist es für 
die philologische Litteratur, dass die philoa.-philol. Classe der Akademie 
beschlossen hat, alles aus seinem Nachlasse Geeignete in ihre Denk- 
schriften aufzunehmen und hiermit das Andenken eines biederen Mannes 
und trefflichen Lehrers zu ehren, der sich nur im Eifer nach Verbesse- 
rung vieler Stellen in den verschiedenen Scholclassikern oft zu sehr in 
das Einzelne einlies«, hier und da für die Schule und die allseitige Bil- 
dung des Geibtes und Herzens der Schüler nutzlos die Unterrichtsstunde 
verwendete, diese aber alsdann in gewissenhaftem Bestreben nach Er- 
reichung des eigentlichen Schulzweckes wieder zu ersetzen suchte. Der 
gedächtnissmässigen Richtung im Betreiben der Sprachstudien auf Gym- 
nasien huldigte er auf keine verderbliche Weise, wodurch seine Trefflich« 
keit als Lehrer jedem Vaterlandsfreunde erkenntlich wird. Er verschied 
am 31. Januar 1K49 an einem Schl^gflusse. Möge der Staat für seine 
Hinterlassenen mehr sorgen, als ihm seine Amtsgeschäfte selbst gestatte- 
ten« — Kein so günstiges Loos des Dahin seh eidens war dem Professor 
Schwarz beschieden. Er, Canonikus, mit Fröhlich seit den frühesten 
Jahren eng verbundener Freund, wurde am 11. März 1849 von Raub- 
mördern in seiner Wohnung überfallen und getodtet. Er war durch Bil- 
dung und Charakter gleich ausgezeichnet, hatte sich die Liebe und Ach- 
tung Aller erworben und war in gleichem Jahre mit Fröhlich nach Mün- 
chen berufen worden, wo er an dem Gymnasium, welches seit Errich- 
tung des neuen im Jahre 1824 das alte sich nannte, als Prof* der 3- u. 
4. Classe abwechselnd, als Lehrer der Religion und Geschichte in meh- 
reren anderen Classen und als Bibliothehar eine eben so gedeihliche als 
vielseitige Wirksamkeit entfaltete. Beide Männer wird die Anstalt, wel- 
cher sie mit aufopfernder Pflichttreue 25 Jahre ihres Lebens weihten, 
durch dankbare Erinnerung feiern und in die fernste Zukunft nicht 
vergessen. ... 



£12 Schill- und Universitatsnachricktai, 

phie , also ober die bisher nicht geloste Frage , in welchem Zusammen- 
hange der Schiuss des 1. Capitels — at nunc narraturo mihi • . . virtuti- 
bus tempora — mit dem übrigen Inhalte desselben, so wie mit dem 2. 
und 3. Capitel stehe. Durch das Gesetz der Gedankeneinheit eines Gan- 
zen werde dieser Zusammenhang geboten, weichen nachzuweisen bis jetzt 
nicht gelungen sei. Der Verf. sagt: Der neue Autor bespreche in seiner 
Vorrede zu Agricola die Hindernisse , womit Domitian's Furcht vor gros- 
sen Mannern und ihrem Ruhme die solchen Gegenstanden zugewandte gei- 
stige Thätigkeit und die Uebung der Rede umgab und niederhielt. Diess 
sei unverkennbare Absicht, vielmehr wortlicher Inhalt des 2. und 3. Cap. 
Aber auch das 1. Cap. verfolge, was man nicht verkennen dürfe, die- 
selbe Absicht. Ausgehend vom positiven Gegensatze Domitianischer 
Zeiten , von der Betrachtung des früheren gegen Tugend und ihr Lob so 
liberalen Zeitalters, in welchem der Geist, frei und unabhängig, von kei- 
nem Hindernisse seiner Thätigkeit, weder äusserem noch innerem, wusste, 
zeigt Tacitus hin auf die Celebrität der alten durch nichts gehinderten 
oder befangenen Autoren , mit deren Unbefangenheit und Freiheit er seine 
eigene Verlegenheit und Unmündigkeit vergleiche und dadurch sein schwa- 
ches Vermögen für Geisteswerke und das Unvollkommene seiner Leistung 
den gefeierten Biographen der Vorzeit gegenüber als eine Erscheinung 
bezeichne , zu der die Ungunst seines Zeitalters in demselben Verhältnisse 
stehe , in welchem die Liberalität des früheren zu dem Selbstgefühle und 
Ruhme der Alten stand. Es beschäftigte also den sich ankündigenden 
Biographen nicht der Gedanke, ob er jetzt, nach Domitian unter 
Nerva und Trajan, Tugend und Tugendhafte loben dürfe (ein Irrthum, 
den auch Oretti noch zu schützen suche), sondern ob er sie würdig loben 
könne. Hiezu sei er nämlich nach einer Zeit, in welcher der Hass der 
Tugend auch auf ihre Bewunderer sich erstreckte und ihr Lob in Schrif- 
ten verstummen musste, übel befähigt, und müsse, obgleich sich bewusst, 
da 88 der Gegenstand ein würdiger sei und sein Werk in sofern bei- 
fallige Aufnahme verdiene , andererseits sich bekennen , wie dem Objecto 
der Biographie diese nach ihrer subjectiven Seite, die Darstellung 
wenig entspreche. Hiermit bezeichnet der Verf. als maassgebende Stim- 
mung des Tac. das Missgefühi seiner Befähigung, und als summarischen 
Inhalt seiner Vorrede: Wie bei den früheren Biographen neben und mit 
dem hohen Grade ihrer geistigen Unabhängigkeit ein VoIImaass ihrer Ce- 
lebrität erscheine , so sei die Beschrankung der Geister unter Domitian 
(wobei der Verf. weit entfernt ist, der Ansicht beizustimmen, Tac. be- 
gehre und erwarte aus diesem Grunde Nachsicht für die Mängel seiner 
Darstellung) Grund und Ursache des Unvermögens, dessen dem Alter- 
thume fremdes Gefühl den Tac bestimme, um Entschuldigung eines Un- 
ternehmens zu bitten , das seine Kräfte überstieg. Obgleich von mehre- 
ren Erklärern anerkannt werde, es sei an der beregten Stelle die in der 
Agricola-Litteratur viel besprochene venia auf die rudis et incondita vox 
des Biographen zu beziehen, so sei doch von Allen ohne Ausnahme der 
eben angedeutete Sinn des 1. Cap. und darum auch der Zusammenhang 
seines Schlusses mit den vorausgehenden Theilen und den zwei folgenden 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. SIS 

Capiteln verkannt worden. Der Verf. sucht durch eine in das Einzelne 
eingehende Interpretation seine Ansicht zu begründen und als den eigent- 
lichen Gedanken des Tac. nachzuweisen. Vorher wendet er sich au dem 
kritisch controversen Texte der Stelle „ni cursaturus, incursaiurus " und 
berührt zugleich die allgemeinere, das Ansehen der vaticaniscben Hand- 
schriften betreffende Frage. Hiermit bat Ref. den Gegenstand und die 
Behandlungsweise bezeichnet. Durch scharfsinnige Vergleiche und Prü- 
fungen gelangt der Verf. zu der Ueberseugung , das durch die vaticani- 
sehen Handschriften überlieferte „ineusaturus" sei der genuine Text der 
fraglichen Stelle. Da aber diesen Manuscripten von mehreren Gelehrten 
kein grosses Ansehen zugestanden und z. B. v. Nissen der Verfasser 
des Manuecriptes, Pomponius Latus, ein leichtsinnig ändernder Kritiker 
genannt ist , so beseitigt der Verf. die Grunde für die Annahme des ni 
cursaturus, stellt Latus als einen mit diplomatischer Gewissenhaftigkeit 
verfahrenden Kritiker dar und begründet die Discrepanz des Vat. F in 
allen eigentlichen Varianten, wozu auch ineusaturus gehöre, als diplo- 
matische Ueberlieferung , welche auf einem gemeinsamen alteren Stamm- 
codex beruhe, nicht aber als Conjectural-Kritik des Latus. Man finde 
keine willkürliche Aenderung; dieser wollte eine diplomatisch genaue Co- 
pie des Agricola haben und bezeichnete die wiedergegebenen Fehler durch 
darunter gesetzte Punkte oder darüber geschriebene Berichtigungen und 
führte die Varianten nur am Rande an, wodurch er bewies, dass ihn der 
Grundsatz leitete, die Ueberlieferung der Vorlage unverändert zu erhalten. 
Aus Allem zeige dieses Manuscript eine getreue Ueberlieferung der alte- 
ren Urschrift, was selbst einige Stellen, Cap. 10, 15, 19, 27, 32, 33 und 
37 , als Vorzug vor dem Puteolanischen Texte erhärteten. Selbst die 
bandschriftlichen Corruptionen an anderen Stellen unterstutzten die Kri- 
tik« — Nach Feststellung der vatic. Handschr. geht der Verf. zur Haupt- 
frage über und stellt die Gegenansicht auf, gemäss welcher Tacitus von 
Missgunst der Feinde und Gegner Agricola's spreche, was ihn beunru- 
hige; vom Vorwurfe, dass er in einer Zeit, wie die seinige, einen Mann 
finden wolle, der der Anerkennung durch Geschichte würdig sei; er 
fürchte nach der Ansicht der Erklärer, man werde Misstrauen in seine 
Wahrheitsliebe setzen, ihn niedriger Motive, der Gunsstbuhlerei u. s. w. 
beschuldigen ; vor Zeiten habe man das eigene oder Anderer Leben be- 
schreiben und veröffentlichen können, ohne irgend eine Verunglimpfung 
furchten zu müssen; das sei nun vorüber und daher — Bitte um Nach- 
sicht. Das Irrthumliche dieses Erklärungsversuchs bezeichnet der Verf. 
durch die falsche Beziehung des ganzen Einganges, wonach das im ersten 
Capitel Gesagte nur in Absicht auf den Gegenstand, nämlich Agricola, 
gesprochen sei; wogegen Tac. hiervon nur darum spreche, um das Ob- 
jeet dem Subjecte, also den Agricola der Befähigung des Tac. gegenüber 
zu, stellen; denn schon im ersten Satze sage dieser: „selbst das jetzige 
Zeitälter habe die Biographie solcher Männer, deren Grosse und Aus- 
zeichnung die jetzt herrschende, moralische Gleichgültigkeit und Miss- 
gunst gegen fremdes Verdienst überwunden, also von Mannern anerkann- 
ter Ruhmwurdigkeit noch nicht verschmäht/' Hiermit könne Tac» weo& 



214 Schal- and Universitatsnaehricbten, 

man ihm keinen Widerspruch beilegen wolle, nicht gesagt haben; in 
jetziger Zeit müsse man sich scheuen, grosse Männer durch Biographien 
mi ehren, sondern vielmehr deute er an, das«, in sofern seine Biographie 
die eines Ruhm würdigen , er in Betreff ihres Objectes wegen der Auf- 
nahme, die sie bei den Zeitgenossen finden werde, ohne Sorge sein 
dürfte. Lacherlich und gesucht rouss unter andern die Ansicht Walch's 
erscheinen, Agricola sei nicht als grosser Mann von Tac. gezeichnet, 
weil sie der ganzen Biographie völlig widerspricht; denn das ganze Zeit- 
alter erkannte jenen als grossen Mann an , was die Furcht des Domitian 
indirect und direct evident beweist« Obgleich Tac. von der Trefflich- 
keit des Agricola fest überzeugt war, so hielt er sich der Befähigung zu 
solcher Arbeit nicht für bewnsst , worauf der zweite Satz sed • • . doce- 
batur hindeutet, wodurch die Worte ,,bonae tantum conscientiae pretio", 
welche Walch nnd Nissen mit „durch den Lohn edlen Bewusstseins be- 
wogen" übersetzen, einen anderen Sinn erhalten. Dem Verf. bedeutet 
eonscientia, Bewusstsein, das Selbstgefühl der Kräfte, des Vermögens, 
der Befähigung oder Nichtbefähigung zu einem Werke, wofür er ver- 
schiedene Parallelstellen anführt und näher erläutert, worauf er die ganze 
Stelle also interpretirt: Gerade die durch den öffentlichen Beifall ge- 
feiertesten Geister wurden zu ihren biographischen Werken, unabhängig 
von der Sorge um Beifall und Gunst, bestimmt durch eine Schätzung 
ihres Unternehmens, ihrer Leistung ^ die auf dem lediglich guten 
Bewnsstsein ihrer Fähigkeit beruhte. Hiermit sagt Tac, den alten Bio- 
graphen konnte bei dem Gefühle ihrer Befähigung für das unternommene 
Werk das eigene Urtheil über den Werth ihrer Arbeit genügen* Dieser 
Gedanke erhalte eine natürliche Ergänzung durch den 3. Satz mittelst 
der Partikel ac plerique . • . fuit, wodurch dem Vorausgehenden beige- 
fugt werde, dass eben so die Biographen jener Zeit, sogar der Selbst* 
biograph , in welchem Falle der historische Zweifel und der Vorwarf des 
Eigenlobes nahe genug gelegen, sich nicht durch den Gedanken an eine 
ihr Werk oder sie befehdende Kritik beschränkt fühlten und somit in jener 
Zeit eine äussere Beschränkung der Biographie eben so wenig vorkam, 
als eine innere. Im Ganzen sagt nun der Verf. : Auf die frühern Biogra- 
phen wirkte weder als inneres Hinderniss ein Gefühl der Nichtbefähigung, 
noch ein äusseres, der Anerkennung und Auszeichnung der Tugend ent- 
gegentretendes und geistige Stagnation gebietendes Hinderniss, Missgunst 
nämlich, Verkleinerung Und Verfolgung der Tugend ein, so dass man in 
einer solchen Zeit wegen günstiger Aufnahme seiner Schriften unbesorgt 
•ein konnte und war; wogegen ich, der ich, wie meine Zeitgenossen, in 
Domitian 's Gewaltherrschaft und Verfolgung der Tugend das äussere Hin- 
derniss erfuhr und in Folge dieser geistigen Beschränkung jetzt mein Un- 
vermögen für biographische Arbeiten als ein inneres fühle, Nachsicht be- 
gehren muss, weil ich es wage, mit einer solchen Befähigung und nach 
solcher Zeit als Biograph zu erscheinen. Der nun so bestimmte Gedanke 
des 1. Cap. — wie den Früheren in dem Gefühle ihrer Befähigung und 
nachdem nämlich in einer dem Rahme wie dem Gedeihen der Tugend for- 
derlichen Zeit keine der Verkündigung dieses Ruhmes entgegenwirkende 



Beförderungen and Ehreabezeigaafei. 21& 

Missgunst oder Verfolgung die Geister zum Schweigen verartkeftte , die 
Sorge , welche eine Aufnahme ihre Schriften finden werden, unbekannt 
war-— steht dem Verf. in natürlichem Znsammenbange mit dem sich an- 
schliessenden Gegensatze: Dagegen jetit habe ich als Biograph Nach- 
sicht nöthig, muss um günstige Aufnahme meiner Biographie bitten s At 
hanc narrataro • . . venia opus est» Wie dieser Inhalt und sein Zusam- 
menhang in Tac. eigener Rede sich ausspreche, will der Verf. an nachfbb 
gender Uebersetaung des 1. Cap. veranschaulichen. „Rahm würdiger 
Männer Thaten und Sitte den Nachkommen zu berichten , aHherköimmw 
liehen Brauch, hat selbst zu unseren Zeiten ein der Seinen so unacht- 
sames Geschlecht nie verschmäht, so oft erhabene und angestaunte Man j 
nestagend besiegte und überwand jenes kleinen und grossen Staaten ge- 
meinsame Uebel , den Unverstand des Edeln und die Missgunst. Aber 
bei den Alten wurden, gleich wie die That (digna memoratu, als Zusatz 
eines späteren Latinisten verdächtig, übersetzte der Verf. nicht) unge-> 
hindert und ihr Feld ein freieres war, so gerade die gepriesensten Gei- 
ster zu Aufzeichnung des Andenkens der Tugend , unabhängig von Gunst 
und äusserem Beifall, durch Preis ihres lediglich guten Bewasstsetaa 
bestimmt, und eben so hielten viele Selbstbeschreibung des eigenen 
Lebens mehr für Zuversicht in ihrer Handlungsweise, denn für Ei- 
genlob, noch erweckte dieses dem Rutilius und Scaurus Unglauben 
oder den Unglimpf eines Widersachers. So sehr wird nämlich die Ta- 
gend am Besten gewürdigt in eben den Zeiten, in welchen sie am Leiche 
testen gedeiht. Jetzt dagegen zu beschreiben gewillt das Leben eines 
Hingeschiedenen , bedurfte ich der Entschuldigung , um die ich nicht ge-i 
beten, wäre mein Vorhaben die Rüge der solchergestalt gegen Tugend 
wuthenden und ergrimmten Zeit.** Wegen der Interpretation der Wort« 
incu8aturus tarn . . • tempora erklärt sich der Verf. dahin, dass narraturus 
vitam . • . and ineusaturus tarn • . • antithetisch sich entgegenstehen, Tac* 
als Biograph des ruhmreichen Agricola und alt* Geschichtschreiber der 
verruchten Zeit Domitian's. Während jener im Gefühle «einer Nichtbe- 
fahigung für biographische Werke am nachsichtige Aufnahme seiner Bio- 
graphie des Agricola bitten muss , begehrt er dagegen für sein Geschichts- 
werk für Domitian's Zeit diese Nachsicht nicht, traut sich also diese Be- 
fähigung zu. Eine so unerfreuliche, sterile Zeit nämlich, deren Ge- 
schichte nichts als eine Chronik von Verrnchtheiten ist, bedarf keines 
geübten und beredten Erzählers. Diese Erklärung findet der Verf. in 
den Schlussworten des 3. Cap. non tarnen pigebit . . . hie Interim Über 
u. s. w. bestätigt. Der Unmuth des Tac. hierüber , dass er jetzt nicht 
mit dem sich selbst genügenden Gefühle der alten Biographen als solcher 
auftreten könne, sondern um Nachsicht und Entschuldigung bitten müsse, 
bestimme ihn, in Cap. II und III von jener geistigen Knechtschaft, die 
in Folge seines Hasses gegen grosse Männer und deren Lobredner Domi- 
tian zum System seiner Herrschaft gemacht hatte , so wie von den Nach- 
wirkungen dieses Systems zu sprechen and es anzuklagen ; nach weither 
Anklage er wieder auf den Gedanken zurückkomme, wie ihm für das Loh 
des Agricela nur die rohe und ungeübte Stimme zu Gebote stehe-, er ahex 



216 Muri- and Universitatsnachrichte«, 



bei solchem Bewusstseia es seiner Pietät gegen den Todten, dessen 
Eidam er sei, nicht versagen konnte, das Leben desselben zn besehrei- 
ben ; di ess der knrtjgefasste Gedankenzusammenhang der ganzen Vorrede. 
— Ref. gab die Ansichten des Verf. ziemlich genau für jedes beliebige 
Selbstortheil, bedauert aber eine zn häufige Wiederholung der Gedanken, 
in welchen jener sich gefiel , wovon sich jeder Leser leicht überzeugen 
wird. 

Mün nerstadt. Da eine Classe der. latein. Schule nicht besetzt 
war, so versah dieselbe Candidat und Alumnus Keller, dann ßerfc, bis 
Lehrer Priest. Mohr von Hammelburg für die 4. Cl. nach Münnerstadt 
versetzt wurde. Während der Krankheit des Studienlebrera P. Dirnber- 
ger lehrten in I* die Candidaten Albrecht und Keller, welcher letztere im 
April 1849 die Stelle erhielt. Im April wurde Gutenärker als Rector u. 
Lehrer in III. des Gymn. in Bamberg und Arnold von da nach Münner- 
stadt versetzt. Das mit dem Augustiner-Kloster verbundene Knabense- 
roinar zählte 29 Schuler, welche theils dem Gymnasium, theils der latein. 
Schule angehorten. Die Leitung besorgte P. Wester. Das Programm i 
„Darstellung der Gnosis des Clemens von Alexandrien nach seinen Werken" 
fertigte P. Merkle. Es fasst 35 Seiten und verbreitet sich blos über das 
Verhältniss der Clementinischen Lehre zur griech. Philosophie. Der 
Verf. hatte die Absicht, das ganze Thema in einem Programme zu voll- 
enden, wurde aber von seiner vorgesetzten Behörde veranlasst, es in 
2 Abtheil, zu zerlegen. Die Gnosis selbst will er in einem späteren 
Programme entwickeln. Das Ganze sei bereits vollendet. In der Ein- 
leitung zeigt er, dass die griech. Philosophie in Plato und Aristoteles 
ihren Höhepunkt erreicht hatte , von da allmählig abnahm , später eines 
neuen Lebenskeims bedurfte und der Philosophie durch das Christenthum 
ein neues, befruehtendes Leben erwuchs, welches bei der völligen Um- 
gestaltung aller Verhältnisse an die christliche Lehre anschliessend , that- 
säcbiich aber einen feindlichen Gegensatz bildend, die Gnosis erzeugte. 
Die vielfachen Versuche, in ihre Lehren Einheit zu bringen, wie nament- 
lich Bauer mittelst dea Heiden - , Juden - und Christentums erstrebte, 
führten dadurch, dass man die Philosophie zu Grunde legte und vom 
C bristen thume beliebig annahm, was man wollte, statt es als ein gegebe- 
nes, positives Princip zu nehmen, zu verschiedenen gnostischen Syste- 
men, welche der eigentlich christlichen Gnosis gegenüber eine falsche 
bildeten und durch ihre philosophischen. Abwege eine verkehrte Grund- 
lage zur Folge hatten. Es würde den Ref. zu weit fuhren, wenn er 
selbst nur in der verschiedenen Begriffserklänmg und in den oft willkür- 
lich eingeführten Merkmalen des Begriffes „Gnosis" die Ursache jener 
Abwege bezeichnen und auch dem Verf. nachweisen wollte , dass er sich 
auf keinen ganz sicheren Boden gestellt und feste Grundsätze für seine 
Darstellungen nicht entwickelt hat. Worin das Wesen der wahren Gno- 
sis besteht, hat wohl Clemens, ausgerüstet mit gründlichen Kenntnissen 
in der alten Philosophie und den Lehren des Christen thums, mit den 
Prineipien der Gnostiker und mit grossem Scharfsinne, geahnet, aber 
picht umfassend durchgeführt. Der Verf. wählte ihn zum Freunde in 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 217 

Mussestunden und will eine vielleicht noch nicht völlig gereifte Fracht 
für die Oeffentlichkeit pflocken, daher die Gnosis dieses Manne« theore- 
tisch nnd praktisch begründen und dessen wissenschaftliches und ethisch 
höchstes Ideal entwickeln. Weil ans der verkehrten Ansicht über das 
Yerhältniss zwischen Geist und Materie oder Gott und dieser die meisten 
gnostischen Irrthümer sich entwickelten und in dem Gegensatze zwischen 
beiden alle Systeme zusammentreffen, so schickt der Verf. eine kurze 
Darstellung desselben voraus und berauht sich, die Ansiebt von Clemens 
unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Vorgänger zu entwickeln. 
Dieser, keineswegs kurzen, sondern oft weitschweifigen, wahrscheinlich 
aus verschiedenen Vortragen oder Schriften entnommenen Mittheilung der 
Ansichten über Gott und Materie folgt sodann in nicht selten diffusere« 
Vortrage das Verhaltniss zur griechischen Philosophie, wofür der Verf., 
jedoch nicht aus eigenen Entwickelungen , sondern fremden Durchfüh- 
rungen , als Resultat ableitet : 1) Die griechische Philosophie sei nicht zu 
verwerfen wegen ihres inneren Werthes, da sie wenigstens Theile der 
Wahrheit habe; 2) sie sei, wie den Juden das Gesetz, den Heiden gege- 
ben , wodurch sie vor Christus ihr Heil finden sollten ; dieselbe besitze 
einen propädeutischen Charakter; 3) auch für das Christenthom selbst 
habe sie hohe, wissenschaftliche Bedeutung, vorzuglich aus zwei Grün- 
den, einmaf^m die subjeetive Ueberzeugung zu befestigen (als positive 
Seite) , daniTtn* den Feinden entgegentreten zu können (als negative 
Seite); 4) ihr Werth sei aber nur ein relativer, bedingter; sie müsse zu* 
ruckgefuhrt werden auf den Logos, in dem sie den Brennpunkt aller 
Wahrheit, ihre Vollendung finde. Hierfür sagte Clemens bekanntlich s 
„Die Wissenschaft, welche der Ruhe in Christus vorangeht, übt den 
Geist, weckt den Wissenstrieb, schärft den Verstand zum Forschen durch 
die wahre Philosophie , die wir erhalten haben von der Wahrheit selbst.** 
Stellt man diese Resultate mit dem Entwicklungsgänge des Verf. zusam- 
men, so passen sie nicht zu den Entwickelungen der Nebenideen de« 
Hauptgedankens und ersieht man offenbar, dass verschiedene Quellen be- 
nutzt sind, wogegen gar nichts einzuwenden ist, dass aber diese Quellen 
nicht durch Selbststudien gehörig verarbeitet , nach dem Hauptprincipe 
nicht geordnet und nach den Nebenideen nicht eonsequent dargestellt 
sind. Wie der Verf. auch sonst bald vorwärts, bald rückwärts geht, die 
Nebenideen in Folge der inconsequenten Beziehung der Merkmale der jede 
Nebenidee beherrschenden und auf den Hauptgedanken reenrrirenden Be- 
griffe und ihrer Charaktere zu oft mit einander vermengt und den auf- 
merksamen Leser selten in die eigenen Entwickelungen , sondern meistens 
in die der Quellen schauen lässt, nach welchen er sich gar oft etwas 
steif bewegt, wie er seine Quellen benutzt und versteht, wie er die an- 
geführten Stellen des Clemens übersetzt, wie er die Widerspruche, wel- 
che in seinem Verhältnisse zur Philosophie sich zu finden scheinen, zu 
losen sucht , davon Belege anzuführen verbietet uns der durch die Natur 
dieser Blätter verstattete Raum. 

Neubürg. Die erledigte Lehrstelle der I. Classe an der latein. 
Schule erhielt Cand. Geringer; bis zu seiner Ankunft an\ fc % ^*Vst* -**st- 



818 Scfarir und UorvemtäUnacbdcbteu, 

Mb Präf. Makr die Cl. Den wagen geschwächter Gesundheit beurlaub- 
ten Gymn.-Prof. 0. heckner ersetzte QerUnger in III., worauf Maier wie- 
der die Classe an der latein. Schale äbernabm. Der bisherige Rector n. 
Semiaardir« Priest. Strobel (1834 — 37 Präfect, von da Director) wnrde 
in Rnbestand versetzt and an seine Stelle der Stadtpfarrer in Mindelheim 
Pr. Timm (früher Prof. am alten Gymn. in Manchen) ernannt. Mit der 
8tndienanstalt steht, den Zwecke and Locale nach , das konigL Erzie- 
hungsinstitut in engster Verbindung. Ja es wurden am Anfange 4ec 
Schuljahres 90 Zöglinge aufgenommen. Die Musikpräfecteustelle erhielt 
Priest. Haas. Aufsicht und Rcpetitionen der 2 höheren Vorbereitungs- 
classen besorgten die Präfecte Maier und Strassmayer. ^— Das Programm, 
%i SS. rassend mit einer Figurentafel : „Die normal enteckten regulären 
Polyeder" fertigte Prof. Scheidler* Da die Darstellung selbst auf der 
Betrachtung der Pyramiden von regulären Grundflächen oder regulären 
Polyeder beruht, welche der Vf. in einem früheren Progr. v. 1839 behan- 
delt hat, so stellt er in den Anfangsparagraphen die nöthigsten Sätze und 
Formeln für beide Körperarten voran. Die prismatischen und pyramidal 
lischen Korper verlieren bekanntlich häufig ihre Ecken , was in der Mi* 
neralogie von Gewicht ist; dieses nennt man „entecken", welches ent- 
weder an allen Ecken gieichmässig oder nur theilweise and ungleichförmig 
geschieht, in welchem Falle der Körper „verstummessyjiijliilirt" heisst, 
wofür der Verf. jenes deutsche Wort gebraueben konnte^: Ar beschränkt 
seine Entwickelung auf die gleichförmige oder normale Enteck ung der 
mutilirten regulären Polyeder und spricht ihre mathem. Eigenschaften in 
allgemeinen Gesetzen aus, was nicht immer mit Kurze und Eleganz des 
Ausdruckes geschehen konnte , wovon der Grund allein in der Natur der 
Sache liegt. Gewöhnliche goniometrische Formeln nnd Rechnungen mit 
Wurzelgrössen liegen der Untersuchung zum Grunde. Die gewonnenen 
Resultate sind für bequeme, praktische Benutzung in übersichtlicher und 
geordneter Zusammenstellung vorgelegt. In §. 2 nennt der Verf. eine 
Pyramide mit gleichen Seiten und gleichen Grundkanten regulär , mithin 
mnsste jede senkrechte Pyramide von regulärer Grundfläche darunter 
verstanden sein, was aber in sofern unstatthaft ist, als die Pyramide, 
wenn kein Tetraeder, ein unregelmässiger Körper ist und die Regelmäs- 
sigkeit nicht in der Unregelmässigkeit liegen kann. Die Congroenz der 
Seitenflächen und Gleichheit der Seitenkanten (nicht Seitenhöhen kann 
gesagt werden) und Scheitelkantenwinkel gebort zu den Merkmalen von 
senkrechten Pyramiden , deren Grundflächen reguläre Figuren sind, d|e 
hierfür ausgesprochenen Wahrheiten verstehen sich daher von selbst« 
Aehnlich verhält es sich mit der auf der Mitte (dem Schwerpunkte) der 
Grundfläche stehenden Höhe. Für solche inseitige Pyramiden theilt der 
Verf. für die Seitenhöhe und Seitenkante, für Apothem und Höhe der 
Pyramide, für die verschiedenen Winkel, Differenz und Summe der Sei- 
tenflächen und der Grundfläche nebst Inhalt derselben die bekannten For- 
meln mit, welche jedoch mancher Vereinfachung fähig sind. Statt des 

180 180 
schleppenden Bruches — od. konnte doch eine einfache Bezeich- 

m n 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 319 

nnng oder statt 180° besser * gewählt werden, wodurch die Formeln 
schon ein viel bequemere« Aenssere erhalten hatten. In $. 4 nennt 
der Verfasser jeden von ebenen Flachen begränzten Korper, an wel- 
chem eine prismatische oder pyramidale Gestalt entweder nicht gefunden 
oder nicht berücksichtigt werde, ein Polyeder, welches regulär heisee, 
wenn die Flachen congruent und regulär nnd die Flächenwinkel gleich 
sind. Im 1. Theile dieser Erklärung Hegt in sofern ein Missstand, als 
der Begriff „Polyeder" (noXvtdQog) jedem vieleckigen Korper ankommt) 
wozu alle prismatischen and pyramidalischen Körper natürlich gehören. 
Da nun jedes reguläre Polyeder ein von conseqnenten regulären Figuren 
eingeschlossener Körper ist» so versteht sich von selbst, dass, wenn ein« 
Fläche ein neck , auch jede andere es ist , dass alle Kanten und Kanten» 
wtnkel gleich sind, dass alle Ecken regulär und congruent sind u. dergU 
Besonderer Erwähnung bedürfen daher diese Wahrheiten darum nicht, 
weil sie als Merkmale im Wesen des Körpers liegen. In $. ö theilt er 
für Berechnung der vorzuglichsten Grossen (aber nicht deren Verhältnisse, 
wie er sagt) eines regulären Polyeders wegen Anzahl der Kanten, Ecken 
nnd Flächen, wegen Kanten- und Flächen winkel und anderer entschei- 
denden Grossen die entsprechenden Formeln , welche in jedem guten Un- 
terrichte entwickelt werden müssen , ziemlich umständlich mit. Manche 
derselben lassen sich wieder vereinfachen und bequemer darstellen , wor- 
auf der Verf. mehr Aufmerksamkeit verwenden musste. Indem er In 
§. 6 für die Anzahl der Flächen des regulären Polyeders die Zahlen 3, 4 
nnd 5 setzt, erhält er die besondere Flächenzahl für das Tetraeder , Ok- 
taeder u. s. w. nnd die in §. 5 allgemein bestimmten Grossen für die fönf 
regelmässigen Korper, welche er in einer Tabelle zusammenstellt und for- 
den bequemeren Gebrauch die Werthe der in den Formeln enthaltenen 
Wurzelgrossen in sechsstelligen Decimalbtüehen berechnet, die in spate- 
ren Formeln Anwendung finden. In §. 7 geht er zum eigentlichen Ge- 
genstande über; in §. 8 setzt er die erforderlichen Erklärungen fort und 
in §* 9 beginnt die Entwickelung der Formeln für die normal enteckten 
regulären Polyeder, wofür die aufgestellten Formeln Anwendung finden, 
welche die früher berührten Unbequemlichkeiten enthalten, aber doch 
mittelst der besonderen Resultate einiges Auffallende darbieten, welches der 
Vf. in §. 19 als Schluss mittheilt und das Interessante enthält, dass die 
mathematische Entwickelung die mechanische Behandlung der Grundgestat- 
ten rechtfertigt. Die Mittheilung der Formeln und der aus ihnen sieh 
ergebenden Resultate gestattet der Raum nicht. Das Verdienstliche der 
Arbeit ergiebt sich übrigens von selbst, obgleich sie nicht viel Neues und 
Eigentümliches enthält. 

Neustadt a. d. Aisch. Im Sept. 1848 wurde die Fuhrung des Snb- 
reclorats der latein. Schule dem Pf. Huscher , die Lehrstelle für III. und 
IV. dem Cand. Biel übertragen. Der Verweser Meyer ging an das prot. 
Coli. St. Anna in Augsburg ab. Auf Anregen des Subrect. ertheilte Leh- 
rer DuU in allen Classen den arithmet. (nicht matbem. Unterricht, wie 
vornehm gesagt ist), wofür Biel 2 latein. u. Auernhamer 2 deutsche Stun- 
den übernahm. Zur Feier des Maifestes hielt Huschet eine, dem ftafanto 



220 Schul - und Universitatsnachricbten, 

beigedruckte Rede , welche eine ,Jreimüthige Erörterung und Widerle- 
gung gewisser, die Volksbildung betreffender Irrthümer unserer Tage" 
enthält. Als ersten nnd weitverbreiteten /rrthum bezeichnet er die An- 
sicht, dass zur Volksbildung nur ein bestimmtes Maass nutzlicher Kennt- 
nisse und Fertigkeiten erforderlich sei, wovon im bürgerlichen Leben 
unmittelbarer Gebrauch gemacht werden könne, durch deren Verwendung 
man das materielle Wohl befördere , also Geld und Gut für sich und An- 
dere gewinne ; weswegen man aus den Volks- (nnd höheren) Schulen alle 
Lehrzweige zn verbannen, die diesem Nütziichkeitsprincipe nicht dienten, 
sondern Zeit und Kraft nutzlos entzögen, und nur technische Lehrzweige 
so lehren strebe, indem ein Wort aus dem Munde des Polytechnikers 
mehr werth sei, als hundert durch den Mund Gottes gehende Worte, Dass 
diese Ansicht weit verbreitet und selbst von der Staatsverwaltung unter- 
stützt ist, bedarf keines Beweises. Die Vielköpfigkeit der Gewerbschn- 
ien und ihre Bildungs weisen belegen sie. Letztere fugen zu der vielfa- 
chen Verbildung des Volkes sehr viele Bausteine bei , was sich schon aus 
dem Mangel eines leitenden Unterrichtsprincips ergiebt. Der Redner 
deutet weniger hierauf, als auf die formelle und moralische Seite der 
Volksbildung bin, und zeigt in wenigen Sätzen, dass diese bei den Grie- 
chen allein durchgriff und für unsere Volksbildung die Grundlage bilden 
mass. Als zweiten Irrthum bezeichnet er die lächerliche Meinung, dass 
die Religion, besonders die christliche, einen nachtheiligen Einfluss auf 
Volksbildung übe, die das Volk verdüstere, verknecbte, statt aufzuklären 
und zu befreien. Auch hier weist er wieder auf die Griechen und Römer 
hin und entkräftigt die verschiedenen Aeusserungen auf eine würdige 
Weise« Er begnügt sich mit der Veranschaulichung, wie wahre Religio- 
sität das Glück und Wohl der Einzelnen, des Volkes und Staates begrün- 
det und fördert, wie Rohheit, Verwilderung, Sittenlosigkeit , Schwäche, 
Ohnmacht und Sclaverei das traurige Loos der Völker sein wird , wenn 
sie nach dem Rufe so Vieler vom christlichen Glauben sich lossagen. Als 
dritten Irrthum berührt er die jetzt so viel besprochene Meinung, die Volks- 
bildung sei ein reiner Ausfluss der sogenannten Volksschule, weswegen 
ihr der Vorrang und völlig unabhängige Stellung gebühre. Hier weist 
der Redner besonders auf die verfehlte Ansicht über die eigentliche Volks- 
schule, als nicht in der sogenannten Elementar-, sondern der gelehrten 
Schule bestehend , nach , weil gerade der sogenannte Mittelstand in der 
letzteren seine Vor - und Ausbildung durch das Leben erbalte, das wahre 
Volk ausmache und der gelehrten Schule neben der Kirche und dem 
Staate ewig das Verdienst bleibe, das Meiste zur umfassenden Volksbil- 
dung beigetragen, sie an und für sich begründet und gefördert zu haben. 
Die Elementarschule mit ihren höchstens 12 bis 14jährigen Schülern könne 
doch wohl keine Volksbildung erzielen , ohne dadurch jener auch nur das 
Mindeste au ihrem Werthe zu entziehen. Möge nur jeder in seinem Be- 
rufe , in seinem Wirkungskreise das Seinige thun , dann werde es mit der 
wahren Volksbildung bald besser werden. Ueberhaupt spricht der Red- 
ner sehr beherzigenswerthe Worte, welche mehr wiegen als viele ge- 
lehrt sein sollende Floskeln nnd Redenaarton. [Scbloss folgt.] 



Beförderungen Und Bbreftbeseigtaftfa. 221 

ALtona. Am Christianeuro wurde die einstweilen durch die übri- 
gen Lehrer and Herrn Thurn verwaltete 8telle des verstorbenen Schreib- 
und Rechenlehrers Kroymann am 2. Aug. 1849 durch den iura siebenten 
Lehrer ernannten Hrn. CU H. Wiese besetzt. Ausser dem Director Dr. 
J. H. C. Eggers lehrten die Professoren Dr. Bendixen und Dr. Frandsen 
(feierte am 7. Jan. 1850 sein 25jäbr. Amtsjubiläum) , Dr. Brandt*, Dz. 
Feldmann , Dr. Andresen, die ordentlichen Lehrer Wiese und Jahn (inter- 
imistisch auch mit dem Unterrichte im Zeichnen und Turnen beauftragt), 
Gesaoglehrer Cantor Petersen und Lehrer der frani. 8prache Dr. BaU§. 
Die Frequenz war Ost. 1850: 111 (11 in I., 15 in IL, 14 in III., 23 in IV., 
19 in V. und 29 in VI.). 2 wurden zur Universität entlassen. Des) 
Schulnachrichten Torangestellt ist: Das älteste Drama in Deutsehland od» 
die Comodien der Nonne HrotswUha von Gandersheim , übersetzt und er- 
läutert Tom Prof. J. Bendixen. Erste Hälfte: Gallicanus, Dolcitius, Cal- 
limachus (56 S8. 4.). Die Aufmerksamkeit des Publicums auf eine der 
ältesten litterarischen Erscheinungen Deutschlands zu lenken, welche, hier 
fast vergessen, im Auslande anerkennende Würdigung erfahren hat, muss 
unter allen Umständen als ein verdienstvolles Werk gepriesen werden. 
Die Nonne Hrotswitha verdiente aber um so mehr eine solche Auffri- 
schung ihres Gedächtnisses, als sie, wenn schon lateinisch schreibend, 
dennoch von dem das Zeitalter der grossen sächsischen Kaiser belebenden 
Geiste ein vollgültiges Zeugniss ablegt und die Anfange zu den dramati- 
schen Erscheinungen des Mittelalters nicht allein, sondern selbst zu dem; 
was der grosste Dramatiker des sächsischen Stammes, Shakespeare, ge~ 
schaffen hat, enthält. Diese Beziehungen hat Hr. Prof. Bendixen eben 
sowohl in der Einleitung, wie in den unter den Text gesetzten Anmer- 
kungen mit voller Klarheit beleuchtet. Wenn er die auf die entgegen- 
gesetzteste Weise beantwortete Frage, ob die Stucke der Gandersheiaer 
Sängerin aufgeführt worden oder wenigstens dazu bestimmt gewesen seien, 
unentschieden lässt, so zeigt er doch, indem er in den Anmerkungen alle 
Stellen, welche für die Bejahung sprechen, sorgfältig bezeichnet, das« 
seine Ansicht derselben sich zuneigt , und Ref. glaubt mit Recht. Denn 
dem todten Gelehrsamkeit abholden Geiste der Zeit , dem sonst unerklär- 
lichen Umstände , warum Hrotswitha nicht lieber zu jeder anderen Form, 
als der dramatischen, gegriffen, endlich den aus den Stucken selbst in 
entnehmenden Zeugnissen gegenüber erscheinen die aus dem Mangel sce- 
nischen Apparates und dergleichen erhobenen Bedenken und Zweifel ali 
gering ins Gewicht fallend. Der Hr. Verf. des Programms hat zuerst 
drei Stucke in deutscher Uebersetzung wieder gegeben. So lieb es uns 
sein wurde , das seltene Original vervielfältigt zu sehen , so halten wir 
dennoch das eingeschlagene Verfahren für hinlänglich gerechtfertigt, da 
nur so das Werk dem grosseren Publicum zugänglich gemacht werden 
konnte, und selbst der dasselbe belebende Geist so deutlicher hervortritt« 
Glucklich nennen wir die Wahl des Versmaasses von Hans Sachs und 
müssen den von dem Hrn. Verf. aufgewandten Fleiss als durchaus mit 
glücklichem Erfolge gekrönt anerkennen« "[A] 



282 Schal- and Universitätsnacbrichten, 

Bautzen. Von dem dasigen Gymnasium berichten wir, dass von 
de« Primanern and Obersecandanern wöchentlich mit den Untersecnnda- 
nern , Tertianern und Quartanern eine Stunde Griechisch und eine Stunde 
Lateinisch nnter Aufsicht der Lehrer gelesen wird, eine Einrichtung, 
welche, von ihrem ersten Anfange an den Fürstenschulen eigenthnmllch, 
den sogenannten freien Gymnasien als höchst wohlthätig und zweckmassig 
zu empfehlen ist. Jeden ersten Freitag im Monat werden von 7— 8 für 
je zwei combinirte Classen Erbaaungsstunden gehalten. In dem Lehrer- 
collegium sind keine Veränderungen vorgekommen. Die Frequenz sank 
von 139 auf 115 (18 in I., 13 in II., 18 in HI., 31 in IV., 20 m V., 15 in 
Vf.). Abiturienten waren Ostern 1849: 11, Michaelis desselben J.: 7, 
Ostern 1850: 7. Den Ostern 1850 veröffentlichten Scbulnachricbten ist 
veraasgeschickt : Dissertaiio de anctoritate Academiae Franco-galUcae in 
gramtnaticis caute sequenda , a Chr. T. Dressier , Ph. D., G. Coli. V., 
eonseripta (19 SS. 4.) , eine von tiefen sprachlichen Kenntnissen zeugende 
Abhandlang , welche zwar das grosse Verdienst der franzosischen Akade- 
mie gerecht würdigt, aber in gründlicher Weise die Fehler, welche ihr 
Dictionnaire namentlich in Bezog auf grammatische Regeln and etymolo- 
gische Forschungen enthält, and die dringende Notwendigkeit einer dem 
Standpunkte der neueren Sprachwissenschaft entsprechenden Revision 
nachweist* [ZI.} 

Cottbus* Das Friedrich-WUhelm's-Gymaasinm hat während des 
Schaljahres 1849 — 50 weder in seinem Lehrplane, noch in seinem Leh- 
rercolleginm eine wesentliche Veränderung erfahren. Die Schalerzahl 
betrag 171 (13 in I., 27 in II., 43 in III., 49 in IV., 39 in V.). Zar 
Universität worden 8 entlassen. Die den Schulnachrichten vorausgehende 
Abhandlang des Subr. Dr. KUx: Erklärung der mosaischen Schöpfungsge- 
schichte für den Standpunkt der Schule* Ein methodologischer Fersueh 
(16 SS. 4.) geht von dem Grandsatze aas, dass für den Religionsantec^ 
rieht dem Gymnasialprincip historischer Bildung entsprechend Bekannt* 
Schaft mit den geschichtlichen Urkunden des Christenthams and der Kirche 
das hauptsächlichste Ziel sein müsse , knöpft daran die leider durch and 
durch berechtigte Klage , wie namentlich das alte Testament immer mehr 
and mehr vernachlässigt and vergessen worden sei, and findet darin eine 
Aufforderung, der Erklärung desselben wieder die Aufmerksamkeit zuzu- 
wenden. Finden wir auch durch den vorangestellten Grundsatz ans nicht 
befriedigt — denn die Gymnasien müssen die gottliche Offenbarung ala 
in allen seinen Theilen barmoairendee Ganze , als das vollkommenste and 
lückenloseste System der Weisheit and Erkenntnis« zar Anschauung brin- 
gen und neben der Erklärung der einzelnen Bacher des A. and N. T. ist 
desshalb ein zusammenhangender Vortrag der Glaubens - and Sittenlehre 
ein unabweisbares Bedurfniss — , so erkennen wir doch das Uebrige als 
vollkommen berechtigt an. Dass zum Beweise , auf welche Weise and 
mit welcher Pracht die Erklärung des A. T. in der Schule betrieben wer- 
den könne, der Hr. Verf. die Schopfungsgeschichte wählte, ist am so 
mehr anzuerkennen, als sich gerade an dieser die oberflächliche Abspre- 
cherei am meisten versandigt hat, indem sie dieselbe zam Aasgange der 



Beförderungen nnd Khrenbezeigftngefu 2SS 

veiscbiedenartigsten Angriffe aof die göttliche Auctorität der Bibel miss- 
brauchte, weil sie in die Tiefe derselben eimudringen unfähig war. Wir 
können nicht anders sagen, als dass die Art nnd Weise, wie der Herr 
Verf. die unendliche Tiefe der Schopfungsurkunde an das Licht herver- 
zieht , auf nns einen ganz befriedigenden und erbauenden Eindruck her- 
vorgebracht hat und dass wir deshalb seiner Schrift recht viele aufmerk- 
same Leser wünschen. Um der Sache willen hatte er nach unserer Mei- 
nung auf die Ergebnisse der Naturforschung weiter eingehen sollen , om 
die so weit verbreitete Meinung, als widersprachen sie der Schrift, zurück- 
zuweisen. Um so wiinscbenswerther erscheint nns diess, als gerade die ober- 
flächliche Naturforschung oder die oberfläch I. Kenntniss u. Auffassung der 
durch die wahre zn Tage geforderten Resultate am meisten sich mit jener 
ungereimten Behauptung spreizt und dieselbe leider den Ohren der Schaler 
kaum fern bleiben können. Was die Popularität der Darstellung anbetrifft, 
so haben wir allerdings nichts gefunden, was sich nicht den Schulern klar 
verständlich machen Hesse, wohl aber mancherlei, was- erst eine umständliche 
Erörterung nothig macht, wie S. 4 Materie, Hyle, Hylozoismns, Dualisrons. 
Doch wir sehen davon am so lieber ab , als es ja des Hrn. Verf. Absicht 
nur sein konnte zu zeigen, was man aus nnd an der Schopfungsurkunde 
für den Schaler , nicht wie man es gewinnen solle und könne. Pur das 
Ganze bringen wir ihm freudig unseren herzlichsten Dank. [D.] 

Leipzig* An der Nicolai schule ist versuchsweise vorläufig 
auf zwei Jahre ein französischer Semestralcnrras von 6 Stunden in Quinta, 
auch ein anderthalbjähriger des Englischen für Primaner nnd Seenndaner 
(vergl. das Programm von 1849) eingerichtet worden. In dem Progr. 
wird feierlich dagegen protestirt , dass die Verbesserungspläne der Neue- 
rer nnd Majoritätsbeschlüsse dabei dem Rector nnd seinem Colleginnt 
irgendwie imponirt hätten, was wahrscheinlich daraufgeht, dass auf der 
Gymnasiallehrer- Versammlung zn Meissen die Notwendigkeit, im Fran- 
zösischen den Elementarunterricht mit einer grosseren Stundenzahl zu 
beginnen, und der fakultativen Zulassung des Englischen in den oberen 
Classen von der Majorität anerkannt worden war. Freilich aber haben 
die im Programme angegebenen Grunde: Anerkennung der wissenschaft- 
lichen Bedurfnisse derjenigen Schuler, welche sich aber ihren künftigen 
Lebensberuf noch nicht entschieden, und der nichtstudirenden für ihr 
praktisches Leben, die Majorität in Meissen geleitet und soll demnach 
jene Protestation wohl sagen , dass man Weiteres von dem , was dort 
besprochen und beschlossen worden sei , nicht annehmen werde. Indess 
bleibt doch die Hoffnung , dass man sich auch gegen Anderes , wenn man 
sich von dem Nutzen überzeugt, nicht sperren werde. Nach dem Ab- 
gange des Gymnasiallehrers Dr. Klee (Rectors an der Kreuzschnle zn 
Dresden) sind der Dr. Ereuader in die fünfte, der erste Adjunct Dr. 
Fritzsche in die sechste Gymnasiallehrer-, der bisherige ausserordentliche 
Adjunct Dr. Tittmann aber in die erste Adjunctenstelle eingeruckt. Da 
der Privatdocent an der Universität Dr. Kerndt seinen in den unteren 
Classen ertheilten naturwissenschaftl. Unterricht mit Ende März 1850 auf- 
gab , so trat an seine Stelle der Katechet zu St. Petri and Observator an 



224 8d»l- und Universitatsnachrichten o. s. w. 

der Rathsbibliothek Dr. A. Schütz ein. Die Schalerzahl war Ostern 
1819: 136, Ostern 1860: 150. 16 Abiturienten wurden zur Universität 
entlassen. Die S. 13 der Schulnachrichten ausgesprochene Klage, dass 
sich wieder so Viele von auswärts tum Mataritätsexamen gemeldet hätten, 
deren allgemeine Vorbildung nur auf einem abgekürzten Privatstudium be- 
ruhe , kann nach des Ref. Dafürhalten am besten beseitigt werden , wenn 
die durch das Abiturientengesetz gestellten Forderungen mit aller 8trenge 
und Consequenz bei der Zulassung, den Prüfungen und bei Ertheilong 
der Zeugnisse aufrecht erhalten werden* Dem Programme ist diessmal 
keine wissenschaftliche Abhandlung beigegeben, sondern ein Gedicht, 
welches der Rector Prof. Dr. Nobbe bei der in der Schale am 28. Aug. 
1849 veranstalteten Goethefeier vorgetragen hat« Wir enthalten ans 
über dasselbe jedes Urtheils. [D.] 

Zeitz. An dem Stiftsgymnasium wurde an KiessUng'a 8telle durch 
Patent vom 26. Nov. 1849 der vorherige Prorector Kahnt zum Rector 
ernannt und trat am 7. Jan. 1850 dieses Amt an. Das Lehrercolleginm 
bestand ausser ihm aas dem Oberlehrer Dr. Grebel (Mathem.), Conrector 
Fekmer, Subrector Dr. Hocke, den Oberlehrern Peter, Dr. Feidkmgel u. 
Dr. Rinne, dem Cantor Klose und dem Candidaten Strubel. Der Rector 
•tarb Jedoch kurz nach Aasgabe des Programms am 10. April d. Jahres 
(s. Zeitschr. für das Gymnasialwesen 1850, S. 448) und niannt Ref. hier 
Gelegenheit, dem um ihn vielfach verdienten Lehrer wehmfitbig seinen 
Dank in das Grab nachzurufen. Die Schulerzahl betrog 85 (9 in 1., 17 
in II., 16 in HL, 8 in IV., 20 in V., 15 in VI.). Michaelis 1849 wurden 
7, Ostern 1850 2 als reif zur Universität entlassen. Den 8chalnachricb* 
ten hat der Oberlehrer Peter das Fragment eines Glossarium latinum vor- 
ausgeschickt, welches er, damit beschäftigt, die seit Muller's Tode nicht 
weiter beachteten handschriftlichen Schatze der Zeitzer Stiftsbibliothek 
von Neuem zo mustern and das Werthvolle daraas zu veröffentlichen , zu- 
fällig auffand. Die Anfangs gehegte Meinung, dass dasselbe ein Theil 
des Codex sei, aas dem Fickert im Pfortner Programm 1843 and Hilde- 
brand (Programm Dortmund 1845) Fragmente herausgegeben, erwies 
sich bei der Vergleichung mit den Pfortner Fragmenten als unmöglich. 
Der Codex ist nach dem Hrn. Verf. aas dem Anfange des 12. Jahrb., 
zwar deutlich und schön geschrieben, enthalt jedoch eine grosse Menge 
von Fehlern nicht allein in den Citaten, sondern auch in den Glossen 
selbst. Den Nutzen, welchen die Glossarien alle haben, über die Sprach- 
studien des angehenden Mittelalters Auskunft zu geben und über ältere 
Grammatiker und Schriftsteller JLicht zu verbreiten, gewährt indess auch 
dieses und der Hr. Herausgeber hat durch die mit bewundernswerter 
Sorgfalt und Gelehrsamkeit geschriebenen Anmerkungen diesen Nutzen 
nicht allein deutlich gemacht, sondern auch wesentlich erhobt. [/>.] 



Neue 



JAHRBOGHER 



für 



Philologie und Pädagogik, 

oder 

Kritische Bibliothek 

für das 

ScM- und UnteiTicMswesen. 



In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten 

begründet von 

Mt Joh. Christ. Jahn. 

Gegenwärtig herausgegeben 

TOD 

Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig 

und 

Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma. 




ZWANZIGSTER J4HBGAI«. 

Sechsigster Band. Drittes Heft. 



Leipzig, 1850. 

Druck und Verlag von B. 6. Teubner. 



Kritische Beurtheilungen. 



Ausgewählte Reden des Isokrates^ Panegyricus und Areopagi- 
/f'ctf*, erklärt von R. Rauchenstein. Leipzig, Weidmännische Buch- 
handlung. 1849. (10 Ngr.) 

Diese Bearbeitung der genannten Isokrateischen Reden gehört 
zu der von den Hrrn. Sanppe und Haupt redigirten Sammlung von 
Schulausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller. Der 
Unterzeichnete hat mit der Secunda seines Gymnasiums erst die 
von Hrn. Ranchenstein bearbeiteten Reden des Lysias gelesen, 
dann die des Isokrates vorgenommen , kann also die Versicherung 
aussprechen , aus Erfahrung zu urtheilen, wenn er behauptet, dass 
der Schule durch Hrn. Rauchenstein ein höchst dankenswerther 
Dienst geleistet worden sei. Sprach- und Sachkenntnis» , pädago- 
gischer Takt in Auswahl des zu Erkürenden so wie in Fassung 
und Form der Anmerkungen ist dem Herausgeber in vorzüglichem 
Grade eigen ; in der letzten Beziehung ist namentlich hervorzu- 
heben, dass der Schüler durch die Erklärung nicht ohne Weiteres 
ohne eigene Thätigkeit zum Verständnisse gebracht, dass ihm 
nicht Alles, wie man sagt, mundgerecht gemacht, sondern dass 
er zum Denken veranlasst wird. Die sachlichen, namentlich ge- 
schichtlichen Bemerkungen sind mehrere Male so gefasst, dass 
mit Rücksicht auf einzelne vom Schriftsteller gebrauchte Aus-, 
drucke der ganze Sachverhalt und das Verständnis* der ganzen 
Stelle, nicht blos des einzelnen Ausdruckes, dem denkenden Schu- 
ler klarwerden kann. Vergl. §. 110, 115, 142, 157, 171, 175, 
177. Kurz, solche Schulausgaben sind nach des Unterzeich- % 
neten Ueberzeugung von grossem Nutzen, unter einer doppelten 
Bedingung: 1) dass alle Schüler der Classe dieselbe Ausgabe 
haben. Damit aber diess geschehen könne, muss der Pc«i%%* ^~ 



228 Griechische Litteratar. 

ring als möglich sein*); 2) dass die Schüler die Anmerkungen 
bei der Präparation gründlich benutzen **). Diess aber hängt na- 
türlich ganz und gar vom Lehrer ab. Dem Unterzeichneten ist 
es dadurch bei seinen Schülern gelungen , dass er mit Consequenz 
daraufsah, dass sie bei der Uebersetzuug sowohl als auch bei der 
Erläuterung sich nach der Anmerkung richteten und selbst die 
dort gebrauchten Ausdrücke des Heraasgebers anwendeten, fer- 
ner dass er sich den Inhalt wichtigerer Anmerkungen angeben 
oder auch vorlesen Hess, um diese oder jene Erklärung hinzuzu- 
fügen. Durch diese Beach tu ng des vom Herausgeber Gege- 
benen von Seiten des Lehrers gewinnt der Schüler Achtung 
vor dem Bearbeiter und ein sittliches Moment mehr tritt bei der 
Leetüre hervor. Denn in jeder Weise soll die Schule auf Aner- 
kennung begründeter Verdienste hinwirken. Unsere Schuljugend 
hat in den letzten Jahren noch mehr Stoff und Aufforderung ge- 
funden, das ihr eigene absprechende Wesen zu nähren, sich 
selbst schon für fertig zu halten und für geeignet, ein Wort mit 
reden zu können. Die Schule aber kann mit dagegen wirken, 
wenn sie jede Gelegenheit benutzt, den jungen Menschen jedes 
Verdienst, wo es in der Geschichte und Wissenschaft hervortritt, 
würdigen zu lehren. So auch bei Schulbüchern. Ich kann mir 
nichts Verkehrteres denken, als wenn ein Lehrer ein Schulbuch 
nur dazu benatzt, um dagegen zu polemisiren oder seine grössere 
Weisheit und Gelehrsamkeit an den Tag zu legen. - Damit soll 
natürlich nicht gesagt sein , dass der Lehrer einen Irrthum beste- 
hen und bei dem Lernenden Eingang finden lasse; aber achtungs- 
volle Schonung mass bei einer solchen Berichtigung vorwalten. 

Bei der Benutzung der wissenschaftlichen Arbeiten des Hrn. 
Rauchenstein nun ist der Lehrer sehr wohl daran. Sie enthal- 
ten des Guten, Belehrenden, Fördernden so viel, dass kleine Män- 
gel dagegen in den Hintergrund treten. Was dem Unterzeichne- 
ten bei der Leetüre des Panegyricus in der Schule der Verbes- 
serang und Berichtigung bedürftig erschien, welche Zusätze er 
wünsche, soll in dem Folgenden der freundlichen Prüfung des 



*) Diess ist der Fall in dieser Sammlung bei Lysias and Isokrates 
von Rauchenstein , bei Cicero 's Brutus von Jahn , Cicero 's ausgewählten 
Reden von Halm, Piutarch's Biographien von Sintenis. Auch bei Sopho- 
kles von Schneidewin konnte es so sein, wenn jedes Stuck allein zu kau- 
fen wäre, und nicht, wie in dem ersten Bändchen, zwei Dramen ver- 
bunden wären* Es ist für den ärmeren Schuler nicht einerlei, ob er 
nach und nach , etwa alle Halbjahre ein Buch sich anschaffen oder so- 
gleich auf einmal eine grossere Ausgabe machen soll. 

**) Aus diesem Grunde glaubt auch der Unterzeichnete, dass solche 
Schulausgaben nur für höhere Classen, Secunda und Prima, anwendbar 
sind. 



Rauchenstein: Aasgewählte Rede« des Isokrates. 229 

von ihm hochgeachteten Gelehrten und Schulmannes anheim ge- 
geben werden. 

In dem Vorworte spricht der Herausgeber zunächst von den 
für Gestaltung des Textes und für die Erklärung benutzten Hülfs- 
mitteln, dann über die Bedeutung der beiden Reden für die Schule» 
woran sich einige treffliche Worte über das classische Alterthum 
reihen. Hierauf folgt die Einleitung, d. h. die allgemeine zu 
Isokrates überhaupt; sie verdient im Allgemeinen Beifall, scheint 
mir aber im Verhältnisse zu dem Leserkreise, für den diese Aus- 
gabe bestimmt ist , zu viel gelehrten Anstrich zu haben , viel mehr 
z. B. als die Einleitung zu Lysias. Ist das, was an und für sich 
interessant, aber für den nächsten Zweck, streng genommen, 
nicht nöthig ist, in Aumerktingen angebracht, wie S. 2 ff., so mag 
diess sein ; dann aber hätte solches gelehrtes Beiwerk auch ander* 
wärts unter dem Texte angebracht und Im Texte blos das Resul- 
tat gegeben werden sollen, z. B. S. 4. Z. 7 v. o., S. 5. Z. 10 v. E. f 
S. 14. Z. 2—5 v. o., etwa auch S. 6. Z. 7—6 v. E. und S. 14. 
Z. 5—3 v. E. 

Dagegen erscheiut mir die Einleitung zum Panegyricus S. 16 
bis 20 ganz zweckmässig; nur hätte man nach dem, was S. 17 
gesagt wird, erwarten können, dass auch auf des Archiuos Stand- 
rede Rücksicht genommen würde. Vergl. van Priusterer proso- 
pogr. piaton. p. 137 und namentlich Krüger historisch-philolog. 
Studien S. 242 gegen Westermann Gesch. der Bereds. 1. 
S. 70, Anm. 6. Ich gehe nun zur Behandlung des Textes über. 

§. 3 heis8t es : noXXol tav ngoönoiyöctfiivcw ilvai 6oq>tr 
özcov. Vergl. §. 71 : rdv itoksplm' dvvnoötdtav olofiivav tl- 
vai) und §. 124: tolg ik&vftBQOis äfciovGw dvai. Hatte darüber 
nichts gesagt werden sollen? 

§. 8. tTteidi] ö* ol koyoi toiavtrjv 1%ov6l trjv q>v6iv % &6%' 
olov Ttlvai nsol tcov avrcov nolka%®q l^ytjöaö^ac xai xdc zs 
peydka tanuva noiijöcu xal roig ptxpofg fieye&og xeoifttivai 
xzl. Diese vielfach behandelte Stelle hätte meiner Ansicht nach 
eine eingehendere Bemerkung erfordert, wobei das von früheren 
Erklären! Gegebene mit Auswahl benutzt werden konnte. Das 
Citat aus Plinius hätte eine Vergleichung dargeboten. Vielleicht 
wäre es das beste, B er n h ar dy's Worte (Griech Litteraturgesch. 
1. S. 331) über „die Ergebnisse der sophistischen Prosa u mitzu- 
theilen. Dass diese Antithese nicht dem Isokrates augehöre, hat 
Sauppe bemerkt in der Recension der neuesten Bearbeitungen des 
Isokrates in diesen NJahrbb. Bd. VI. Heft 9. S. 58. 

§. 17. tg5 noky tovto. Vergl. §. 73 und §. 75 tolv nokioiv y 
§. 139 tolv noUotv äfKpozsQOLV. Nirgends wird über diese Dual- 
formen des Artikels und Demonstrativum etwas gesagt, und doch 
geht, wie der Unterz. es gesehen, der Schüler leicht über solche 
Dinge hinweg. Siehe Hermanu Sauppe 1. c. S. 57 fg. und Gust. 
Alb. Sauppe zu Xenoph. Commeutar. p. 91. 



230 Griechische Litteratur. 

§. 35. kp sxatiQag tijg faslgov. Da ist auf §. 179 ver- 
wiesen. Aber auch §. 132 enthält etwas hierher Gehöriges. 
Konnte nicht an der ersten Stelle eine alles zusammenfassende Be- 
merkung gegeben werden 1 

§. 43. Wegen des Textes wünschte ich in der Anmerkung 
die Worte IsQOfjLTjvia und lxe%UQia angebracht zu sehen. 

§. 44. . . . sKatSQovg $%uv lq> olg q>iXaTt,prft&6iv. In der 
Anmerkung heisst es, lq> olg gehe in die Bedeutung einer Ab- 
sicht8conjunction über, wie Iva in avtolg; üblicher sei das Futu- 
rum. Letzteres ist unbezweifelt , passt aber das Erstere in den 
Zusammenhang? Doch Hesse sich auch Iva In avtolg hier sagen, 
so kommt doch auch o$ in der Bedeutung der Absicht sehr selten 
mit dem Conjunctivus vor (s. Matthiä §. 481), so dass in der von 
Krüger zu Bnttmann's Griech. Grammatik §. 143, 1 in Klam- 
mem gegebenen Bemerkung nur der Iudicativ des Futurs in die- 
ser Bedeutung für attisch erklärt wird. Matthiä §. 527. S. 1218 
hat einige andere mehr hierher gehörende Stellen. Als ich noch 
in Leipzig lebte, zeigte ich meinem Lehrer Hermann die Stelle 
des Isokrates, die mir auffiel, und er gab mir dagegen noch Piu- 
tarch. Apophthegm. reg. p. 205, C. und vit. Ciceron. c. 37. — 
Ebendaselbst: £nl zrjv Oytxioav ftecDolav. In der Anmer- 
kung steht blos : Umschreibung des Objectsgen. Hätte nicht noch 
ein oder das andere Beispiel angeführt werden können 1 S. d. 
Unterzeichn. zu Demosth. Androt. §. 50, Poppo zu Thucyd. I. 33, 
.§. 3 der Gothaischen Ausg. und in Bezug auf das Lateinische Kritz 
zu Salust. Üatil. c. 51, §. 11. 

§. 51. aTtoomv xa itgög itokepov ctvrqv Inaivüv. Ueber 
den doppelten Accusativ bei htaiviiv wünschte man einen Finger- 
zeig für die Schüler. Die neueste Bearbeitung des Passow'schen 
Wörterbuches giebt Einiges. 

§. 61. tcöv vvv Iv Aanedalpovi ßaötAsvovt&v. Es wäre 
wohl zweckmässig, den anderen Namen der Königsfamilien in Sparta 
in der Anmerk. hinzuzufügen. S. Hermann Griech. Staatsalter- 
thümer §. 18, 14. vergl. S. 440. 

§. 63. . . . tag %0LQixaq xai tag Imunhlag ävekovtag. Dazu 
heisst es s avaioüv vom Wegnehmen eines Steines aus dem Re- 
chenbret, also von Beseitigung eines Postens aus der Rechnung. 
Warum so künstlich? warum nicht = tollere? 

§. 64. äöts — lititattovtzg. Ich will nicht mäkeln an dem 
von dem Herausgeber gebrauchten Ausdrucke, dass cpairovrcu 
hinzuzudenken (anstatt zu wiederholen) sei, allein über 
den Grund dieser Attraction, wie Baiter und Klotz Quaest. critic. 
p. 4 sqq. diese Construction nennen, möchte man etwas hören. 
Offenbar soll diess Satzgefüge eine gewisse Einheit und Abrtin- 
dnng der Ausdrucksweise hervorbringen. Dass nur die von Baiter 
verglichene Stelle des isaeus angeführt wird, könnte bei dem 
Schüler die Meinung bewirken, dies« seien die einzigen Stellen, 



Rauchenstein : Ausgewählte Reden des Isokrates. 231 

da doch Klotz 1. c. und Saoppe zu Demosth. Olynth. III. §. 1' 
noch andere besprechen. 

§. 71. Zu däekq>d könnte aus dem Lateinischen geminas ver- 
glichen werden. 

§. 76. ov yaQ (oXiy&QOVv xmv HOtwfiv ovo 9 ditikavov pev 
wg idlav, ypilow d' mg dkkoxQlav, dkkd xvk. Der Hr. Her- 
ausgeber scheint das rhetorische Gepräge dieses <5%rj^cc rrjg ki* 
£*og in der Negation ovds namentlich zu finden, da er so die An- 
merkung gefasst hat: „Auch nicht etwa genossen sie es als wie 
Privateigentum, vernachlässigten es aber wie Fremdes. Diese 
Structur, wo die Negation stark hervorzuheben ist, thut beson- 
ders treffliche Wirkung in der Fortsetzung durch mehrere Glie- 
der." Dann werden zwei bekannte Stellen aus Demosthenes ange- 
führt. Allerdings thut die Häufung der Negationen etwas, aber 
nicht blos des oi/ds, sondern die auf die durch fihv nnd dh ver- 
bundenen Satzglieder in gleicher Weise zu beziehende Negation« 
Der Unterzeichnete erlaubt sich auf das zu verweisen, was er in 
der Zeitschr. für die Altertumswissenschaft 1846. S. 702 fgg. ge- 
sagt hat. Eine Vergleichung lateinischer Stellen wäre auch wohl 
zweckmassig gewesen. 

§. 81. talg de öwftrjxaig aönsg dväyxccig Ippivtiv cfciovv* 
tag. Warum sollen hier dvdyxcti Familienbande bedeute» 
und nicht im gewöhnlichen Sinne zu nehmen sein 4 ? Der Plural 
des abstractum ist durch övvdrjxctig veranlasst. 

§. 91. . . . pLtj . . . . yivTjtat. Lieber den Conjunctiv nachpi) 
in der Erzählung ist hier nichts gesagt. Zu §. 96 in einem glei- 
chen Falle wird Krnger's Grammatik, die doch nicht in allen Gym- 
nasien eingeführt ist, citirt. Zweckmässiger ist zu §. 156 der 
Gruud dieser Construction angegeben, wo auch auf §. 159 ver- 
wiegen werdeu konnte. Doch noch etwas mochte ich über die 
Note zu §. 156 bemerken. Es heisst im Texte: diö xal tovff 
"Icovag a&ov hnawtiv, ort toov BfjtnQrjö^ tvtov iepäv iTtrjQaGavw 
tl xiveg Ttivrjösiav rj nikw ilg taQ%ala xccTaatrjöai ßovkqfteiePi 
ovx dnoQOvvtBg noftiv iitiöxtvuG&Giv , akX iv vTtofLvrjfia — 
l). Zu dem Conjunctiv y heisst es: „Dieser und die folgenden 
Conjunctivi Praes. nach dem Praeter , um das Bleibende auszu- 
drücken, dagegen kurz vorher öftsv kniöxeväöcjöiv , weil nachr 
dem gefragt wird, was geschehen sol 1." Ist dadurch der Grund 
der Construction erklärt*? Was hilft der deutsche Ausdruck? 
Konnte nicht auch nach dem Praeteritum der Optativ gesetzt wer- 
den und konnte der Schüler diesen nicht auch durch solle* 
übersetzen*? 

§. 107. rag xkr]QOv%tag. Die Bemerkung darüber, die aus 
Hermann Griech. Staatsalterth. §. 117, 8 entnommen zu sein 
scheint, giebt den Grund nicht an, den doch Hermann hinzufügt, 
warum diese Kleruchieu Athen so verhasst machten , wiewohl die- 
ser Staat nicht allein so handelte. Das Land, wohin aie entsendet 



252 Griechische Litteratur. 

wurden , war erobertes. Traf ein solches Geschick Barbaren , so 
fand man es nicht tadelnswerth; anders verhielt es sich mit Grund 
und Boden, der Griechen angehört hatte. Siehe Böckh Staats- 
haushalte der Athener I. 455 fgg. — Ebendaselbst: i%° v ' 
%sg yocQ xcöqccv xtk. Hierzu ist Angabe des Flächeninhaltes und 
der Bevölkerung Attika's nothwendig. S. Böckh 1. c. I. 34 fgg. 
und Zurapt über den Stand der Bevölkerung und die Volksver- 
mehrung im Alterthuroe S. 4. Der Lehrer hat es dabei in seiner 
Hand , über die Dichtheit der Bevölkerung alter und neuer Zeit 
Vergleichung anzustellen. So etwas scheint mir sehr wünschena- 
werth. 

§. 111. yQovvto öl rmv Etkdt&v ivlotg dovXsveiv. Die 
von Sauppe gebilligte Lesart des Urbinas ivl statt ivtoig % so dass 
Lysander als pö#a£ verstanden werde, hat etwas für sich, 
aber auch die Vulgata, da, wenn auch durch rednerische Uebcr- 
treihung, wie sie in dem Panegyrikus öfter vorkommt, das Un- 
würdige so mehr hervortritt. Doch stimme ich Hrn. Rauchen- 
Btein's Erklärung nicht bei, dass der Redner so spreche, weil im 
Gefolge der Harmosten und Spartaner auch Heloten gewesen seien, 
denen die Dekaduchen schmeichelu mussten. Konnten nicht auch 
unter den Harmosten Emporkömmlinge sein, die aus niedrigem 
Stande sich zu Macht und Einfluss erhoben? Wie war es z. B. 
in Frankreich zu Napoleon's Zeit? Aber auch wenn nur Lysan- 
der gemeint wäre, konnte in rednerischer Exaggeration der Flu* 
ral stehen. S. Matthiä §. 293. Dass aber Isokrates nicht allein 
so spreche, lässt sich beweisen. Bei Xenophon Hellen. III. c. 5. 
§. 12 heisst es in der Rede, welche Abgesandte der Thebaner zu 
Athen halten, unter Anderem: KoQiv&tovg dl xal 'AQxddag xa\ 
*A%aiovg xl qpcSfia;, ot iv plv tS iiqoq Vfiag itoXk(i(p pdXa Xiita- 
Qovpevoi vn 9 h*üvcov ndvxcov xai noveav xal xivdvvav xal tov 
iccnavrjudTttV {istHxov ) insl d' $XQa£av a ißovXovxo ot Aaxh- 
iatpovioi, nolag rj aQ%ijg rj xipirjg i} nol&v XQrjfidtmv (tsxadsdcS- 
xaötv avxolg ; dXXd tovg plv slXmxag aQgJioötdg d&ovöi xct&e- 
6xdvai xxX. Vergl. überhaupt Hermann Griech. Staatsalter- 
thöraer §. 48. 

§. 113. slz ovx al6%vvovrcu, xxX. üeber diese Satzform, 
die dem Unterz. in der Zeitschr. f. die Alterthumsw. 1848. S. 605 
ungewöhnlich erschien, wäre wohl auch eine kurze Bemerkung 
zweckmässig. 

§. 140. 1% xovxov — Ig wv. Ueber diese Aasdrucksweise, 
bei welcher die Wiederholung der Präposition bei dem Relativum 
nach einem Demonstrativ durch die Attraction angenommen zu 
werden pflegt, hat Friedrich Franke in den Actis societatis grae- 
cae II. p. 30 sqq. mit grossem Scharfsinne gesprochen. 

§. 144. Nicht Drakon eroberte, wie es in der Anmerkung 
heisst, Ataraeus, sondern Derkyllidas. Xenoph. Hell. III. 1, 8 ff. 
Ferner ist, wiewohl der Text die Sache klar machen kann , die 



Raochenstein : Aasgewählte Reden des Isokrates. 235 

Fassung der Anmerkung zweideutig: „Drakon eroberte Atarnena 
gegenüber Mitylene", wo wenigstens ein Komma nach „Atarnciis" 
oder „Mitylene gegenüber" zu wünschen wäre. 

§. 151. 6(xcckc5g . . . ovis xoivcog ovds itofatixcüg ovdsnci- 
nox tßlcoöav. Man findet hierüber nichts gesagt. Demos th. 
Androtion. §. 4: ovxog änkovv fisv ovds dtxaiov ovöiv Sv slnslv 
?%oe. Der LJnterz. hatte in seiner Ausgabe dazu bemerkt: „ovda 
in enuntiatione negativa copulae xat vice fungi recte monet Schae- 
fer u und im Index p. 157 die Stelle aus Isokrates verglichen. 
Richtiger hätte es geheissen, die Hauptnegation des Satzes wirke 
zurück auf das erste Wort (bei Isokrates opakcdg, bei Demosth. 
änkovv). Siehe Schäfer ad Demosth. p. 404, 6; 652, 12, and 
die neue Auflage von Passow's Handwörterbuch der griechischen 
Sprache 11. S. 576. 

§. 154. Kovova . . . ItiI &avctt(p övkkaßelv hokfitjöav. Will 
Isokrates damit sagen , dass Konon getödtet worden sei? Noth- 
wendig liegt es in den Worten nicht, bekanntlich aber gab es im 
Alterthume eine solche Ansicht. S. Clinton, fasti Hellen, edit. 
Krueger. p. 109 und Nipperdey zu Cornel. Nepos S. 71 der Aus* 
gäbe in dieser Sammlung. 

§. 156. xmv £(MQ7]6frsvT&v tsgSv . . tl xivsg mvyöstav. In 
der angeführten Recension S. 59 citirt Sauppe Plat. Civit. IV. 
p. 445, E : ovxe yao äv nkstovg ovzs tlg syytvofisvog xivrjöusv 
äv %<ov a^lanv Xoyov vopuov xijg noksag, wo auch einige Hand- 
schriften und Herausgeber xiva oder xi einschieben wollen. Da 
die platonische Stelle verständlich ist, hätte sie können hier ver- 
glichen werden. 

§. 158. Das Citat aus dem Epitaphios des Gorgias sollte doch 
vollständig sein; so wie es Hr. R. anführt, weiss der Schüler 
nicht, woher das Participium komme. 

§. 159 über die Würdigung Homer's von Seiten Athens 8. 
Hermann gottesdienstl. Alterth. §. 54, 22 und 23. 

§. 174. . . xov iv&evds xoltpov tlg ttjv ijnsioov öioqiov^v. 
Hr. R. erklärt öloqi^uv ganz richtig und vergleicht diaßakkuv, 
ÖLaßißd&LV. Das letztere versteht der Schüler, das erstere ge- 
wiss ohne Zusatz , ohne Beispiel, nicht, er müsste denn bei der 
Präparation das Lexikon, z. B. das Passow'sche, nachschlagen und 
da Redensarten, wie öiaßdkksiv viag, ig ti]V t XeQQOvrjöov aus 
Herodot und Aehnliches finden. Auf jeden Fall wäre es zweck- 
mässig, andere Beweise dieser Bedeutung von diogl&iv zu geben, 
wie sie das erwähnte Lexikon darbietet. 

§. 180. Iv xolg xotvolg rcov UqcSv. S.Krüger historisch- 
philologische Studien S. 123. Sauppe in der erwähnten Recen- 
sion S. 57. 

§. 182 r dscogia. Die Erklärung ist hier anders als zu Areo- 
P a 6* § 53, worauf verwiesen ist, während an der letzteren Stelle, 
auf die «rate nicht Bezug genommen wird. Die &bcöqIcu der ersten, 



234 Lateinische Litteratur. 

Art hätten nach meiner Ansicht etwas genauer besprochen werden 
können nach Hermann gottesdienstl. Aiterth. §. 31, 16. 

§. 184. xovg (iij itavxditaöiv dvdvdg&g diccxEitisvovg dXXcc 
[iBTQtcog tovtfp reo itgdyaaxi %ga{ievovg. Ich halte auch die 
Erklärung Koray's allein für richtig : xovg prj navxditaöiv avev 
dvÖQlag övxccg y dXXd {lexgtayg xovxg> tg5 rtgaypaxi (xy dvdglöc) 
XQ&ptvovg, oder wie in der von Baker besorgten Didot'schen 
Ausgabe des Isokrates übersetzt ist: Quibus vero invidere par est 
homines non prorsus effeminatos, sed raodica saltem virtute prae- 
ditos'* Aber wie Hr. R. {letgicag erklärt „bis zum rechten Maasse, 
gehörig", kann ich nicht billigen. Denn der Gegensatz ist nicht 
richtig; den (xr} navxditaöi dvdvdg&g diaxei{ievot,g stehen 
die (vel) mediocriter fortes, aber nicht die „im rechten Maasse" 
tapferen entgegen. So heisst es auch in der von Koray angeführ- 
ten Stelle aus Archidam. §. 7, die ich der Schüler wegen beibe- 
halten wünschte: xolg pr} kiav dvdvdg&g ÖLaxet^evoig^ dXkd xal 
xazd {tixgov dgerrjg dvxiitoiovfiivoig. 

Scheinen dem verdienstvollen Hrn. Herausgeber die vorste- 
henden , blos für das Bedürfnis« der Schule berechneten Bemer- 
kungen der Beachtung nicht unwerth, so stehen ihm später etwaige 
ähnliche zu dem Areopagiticus auf diesem oder jenem Wege zu 
Diensten. 

Eigenach. K. H. Funkhaenel. 



T. Macci Plauti comoediae. Ex recensione et cum apparatu critico 
Friderici RitscheUL Accedunt prolegomena de ratio nibus criticis 
grammaticis prosodiacis metricis emendatiouis PJaatinae. Tomas I. 
Prolegomena Trinummum Militem gloriosum Bacchides complec- 
tens. Bonnae H. B. Kocnig snmptus fecit a. 1848. 1849. Londini 
Williams et Norgate venumdant. CCCXLVII und 148, XXXII 
u. 224, XIV u. 155 S. 

Erster Artikel. 

Im Augustheft der allgemeinen Literaturzeitung von 1834, 
N. 144 kündigte Ritschi dem philologischen Publicum an, dass 
„binnen kurzem der erste Theil einer critischen Gesamtausgabe 
des Plautus" von ihm erscheinen würde. Diesem ersten Theil 
der Gesamtausgabe fand er aber für gut vorerst in dem darauf 
folgenden Jahre eine Vorarbeit vorauszuschicken, nemlich eine 
Specialausgabe der Bacchides (Halle 1835), deren alleiniger Zweck 
der war, durch die dem Text beigefügte Variantenzusammen- 
stellung einen handgreiflichen Beleg für die Richtigkeit der in der 
etwa gleichzeitigen Abhandlung „über die Critik des Plautus" 
(Rhein. Museum für Philologie von Welcker und Näke. IV. 



Ritschi: T. Macci Plaati conoediae. 23fr 

S. 153—216. 485—570) entwickelten Resultate über den Wertb 
oder Unwerth der Handschriften und alten Ausgaben zu liefern.' 
Jene auf dem Wege rein historischer Forschung gewonnenen Re- 
sultate waren im wesentlichen die, dass unter samt liehen bekann- 
ten Handschriften (der Ambrosianische Palimpsest in Mailand war 
damals noch unerforscht) allein die beiden Palatini des Camera* 
rius (mit denen der später in der Vatikanischen Bibliothek in 
Rom wieder aufgefundne codex Ursinianus auf gleicher Linie steht) 
die einzige echte und unverfälschte Quelle des Piaatinischen Tex- 
tes wären, alle übrigen vorhandnen Handschriften des ganzen 
Plautus dagegen so wie die ältesten Drucke einen vielfach inter- 
polierten Text böten und deswegen für die Critik nur eine sehr 
untergeordnete Bedeutung hätten. Auf diesen Grundlagen fus~ 
send, also der Auctorität der Palatini die gebührende Rechnung 
tragend hatte nun auch Ritschi bereits ein System der metrisch- 
pro*odischcn Gesetze des Plautinischen Versbaus entworfen und 
danach die Emendation des Textes in seiner beabsichtigten Ge- 
samtausgabe vorzunehmen gedacht, ein System welches von der 
allgemeinen Ansicht ausgehend „dass die Entwicklung des formel- 
len Theils der lateinischen Poesie einen Stufengang aufzeigte von 
der Roheit des Saturnischeu Versbaus durch eine mittlere Pe- 
riode des Ringens, welche eben die Plautinische wäre, bis zu der 
durchgebildeten Reife der graecisierenden Blütezeit" im einzelnen 
die Licenzen und Eigentümlichkeiten der Plautinischen Vers- 
kunst innerhalb bestirnter Grenzen festzustellen suchte, und wel- 
ches seiner Versicherung zufolge „ohne geradezu unglaubliche« 
zu vertheidigen, doch nicht in ofnem und feindseligem Wider- 
spruch mit den Handschriften stand." Dieses auf durchaus ratio- 
nellem und methodischem Wege gewonnene System ist indessen 
niemals veröffentlicht worden; auch hatte Ritschi bald Veran- 
lassung, es wenn auch nicht ganz umzustossen , so doch in we- 
sentlichen Punkten zu modificieren. Auf seiner gegen den Herbst 
183G angetretnen Reise nach Italien nemlich verwendete er fast 
vier Monate auf Untersuchung und Entzifferung des oben erwähn- 
ten Ambrosianischen Palimpsests, einer dem fünften, vielleicht 
sogar dem vierten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung angehörigen 
Handschrift, und als Resultat dieser überaus mühsamen und an- 
strengenden Arbeit stellte sich ihm die Gewisheit heraus, dass 
„Plautus auf solcher Höhe rhythmischer Durchbildung stehe, dass 
er, weit entfernt der Nothbehelfe und unsrer Nachsicht zu be- 
dürfen, die freieste Herschaft über seinen Stof übe und dass, 
während dieses unbedingt gelte von allen geläufigem Versmassen 
im Dialog sowol als in den Canticis, es nur eine sehr massige Stimme 
von wirklichen Härten und ün Vollkommenheiten sei, die für einige 
ganz bestimmte Versmasse, wie namentlich etwa anapaestische 
Tetrameter, übrig bleibe." Diese neu gewonnene Ueberzcugting 
sprach Ritschi in dem berühmten, unter dem frischesten EUk- 



286 Lateinische Litteratar. 

druck jener folgenreichen Entdeckung niedergeschriebnen und in 
der Zeitschrift für die Altertumswissenschaft 1837. N. 91 — 93 
veröffentlichten Briefe an Gottfried Hermann ans, der da- 
mit „den glänzendsten Triumph feierte, den eine über alle hi- 
storisch en Bedingungen erhabne, eingeboren -geniale Divinations- 
gabe davon tragen konnte", indem es sich jetzt herausstellte , das« 
„Bentley und er die einzigen gewesen waren, deren durchdrin- 
gender Blick unter dem entstellenden Schmutz der Jahrhunderte 
die harmonische Gesetzmässigkeit des Plautinischen Versbaus er- 
kannt und in ursprunglicher Reinheit wieder ins Leben au rufen 
gewust hatte." 

Die Aufgabe den Text des Plautus zu emendieren war jetat 
eine bedeutend schwierigere geworden, als es vorher den Anschein 
gehabt hatte, wo die Palatini als die einzige Basis der Critik da- 
standen; diese hatten ja gar manche metrische und prosodische 
Licenz als gesetzmässig erscheinen lassen, die nun durch die sechs 
bis sieben Jahrhunderte ältere Quelle getilgt wurde. Und wenn 
denn noch alle Verderbnisse der Palatini durch den Palimpsest ge- 
heilt worden wären! Aber zwischen der Abfassung der Plautini- 
schen Comoedien und der Zeit, in der der Palimpsest geschrieben 
wurde, liegen noch einmal sieben Jahrhunderte, und sollte sich 
in diesem langen Zeiträume der Text ganz unverderbt fortge- 
pflanzt haben? So unwahrscheinlich eine solche Meinung an sich 
wäre, so wird sie durch die schlagendsten Beweise aus dem Pa- 
limpsest selbst widerlegt und es kann darum der von Ritschi 
gemachte ungefähre LJ eberschlag nicht befremden, „dass von den 
Verderbnissen des Plautinischen Textes, wie er in den Palatini« 
vorliegt, nur etwa die Hälfte durch die Lesarten des Palimpsests 
(natürlich so weit er erhalten) gehoben wird, die andere Hälfte 
aber noch über seine Zeit hinaufgeht." Soweiter erhalten: 
auf den 236 erhaltnen Pergamentblättern ist aber von sieben Go- 
moedien gar nichts oder wenig mehr als nichts übrig und das was 
von den vierzehn übrigen (er enthielt nemlich die Vidularia noch 
vollständig) erhalten ist, erstreckt sich nur über die Hälfte der- 
selben, und zwar sehr ungleich vertheilt; dazu kommt von dieser 
Gesamtzahl noch die grosse Zahl von Blättern in Abzug , auf 
denen im einzelnen nur wenig oder so gut wie gar nichts zu lesen 
ist. So sieht sich denn der Critiker bei einem sehr bedeutenden 
Theile des Textes doch auf die Palatini und den Ursinianus als die 
einzige Quelle hingewiesen, und da es mehr als Thorheit wäre 
annehmen zu wollen, dass diese da wo der Palimpsest fehlt einen 
reinem Text bieten sollten, als wo ihnen zufällig die Gontrole dieser 
bessern Quelle zur Seite geht, so ist natürlich für die Critik die- 
ses Theils ein Verfahren erforderlich , das den Mangel der bes- 
sern Quelle nach Möglichkeit zu ersetzen im Stande sein muss und 
das auch da anzuwenden ist, wo die bessere Quelle selbst schon 
nicht mehr lauter flieset. Es ist klar data dies Verfahren kein 



Ritschi i T. Macci Plant! comoediae. 287 

anderes sein kann als das der Induction. „Wenn die Hälfte 
(ich erlaube mir nochmals Ritsch ls eigne Worte zu gebrauchen) 
oder mehr als die Hälfte der Verse, die bisher dazu dienen 
musten Gesetzlosigkeit der Plautinischen Metrik zu beweisen, iu 
ihrer durch den Palimpsest erhaltnen Gestalt gerade die entgegen- 
gesetzte Kraft hat, so wird sich jetzt auch die andre Hälfte, ein- 
gedenk ihrer gleichen Schicksale im Mittelalter, nicht mehr zn 
solchem Beweise hergeben; und wir werden das Recht und die 
Pflicht haben diesen Versen ihre vorauszusetzende ehmalige Con- 
cinnität durch Rückanwendung derselben Veränderungen zurück- 
zugeben, durch die ihre glücklichem Geschwister zu gleicher Ent- 
stellung in den Palatinischen Handschriften herabgekommen sind, 
d. h. vorzugsweise durch Ergänzung des ausgefallncn, Umstellung 
des versetzten , Vertauschung des eingeschlichnen und Wegschnei- 
den des hinzugefügten. 46 Nun das sind doch wahrlich alles Ope- 
rationen, die ein gewissenhafter Gritiker, der sich nicht dem be- 
gründeten Vorwurf des Leichtsinns aussetzen will, nur mit der 
äussersten Behutsamkeit und Vorsicht anwenden darf, zu deren 
Vornahme er sich nur durch die allervertrauteste Bekanntschaft 
mit seinem Dichter, durch ein völliges Hineinleben in dessen 
ganze Gefühls-, Denk- und Sprechweise, so wie durch eine mög- 
lichst genaue und vollständige Kenntnis seiner Zeit, der Quellen 
seiner Werke und der spätem Schicksale derselben für berechtigt 
halten darf. Kein Wunder darum, dass Ritschi im vollen Be- 
wustsein der Schwierigkeit seiner Aufgabe der critischen Resus- 
citation der Plautinischen Comoedien erst viele Jahre den Vor- 
studien gewidmet hat, um dem Werk seines Lebens den Grad der 
Vollendung zu geben, der den Kräften eines einzelnen überhaupt 
erreichbar ist, und den Namen eines sospitator Plauti in seiner 
ganzen Ausdehnung zu verdienen. Proben jener Vorstudien, die 
aber mehr als Proben, die selbst schon schöne gezeitigte Früchte 
sind, hatten wir schon in grösserer Zahl bekommen: die in dem 
ersten Bande der „Parerga zu Plautus und Terentius" (Leipzig 
1845) der Mehrzahl nach gesammelten Monographien „über die 
Persönlichkeit des Dichters, die Schicksale welche seine Werke 
im Verlauf der Zeit erfahren haben , und die Wege welche ein- 
zuschlagen sind um seine Schöpfungen ihrer Urgestalt näher zu 
fuhren", welchen Monographien Lad ewig (im Philologus II. 
S. 358) wahrlich kein übertriebnes Lob spendet, wenn er auf sie 
seine Behauptung stützt: „der eine Ritschi habe bereits mehr 
für den Plautus gethan als alle seine frühem Bearbeiter zusam- 
men." Ohne auf eine nähere Würdigung dieser Abhandlungen, 
über die das Urtheil des philologischen Publicums ohnehin fest- 
steht, einzugehen, wenden wir uns jetzt vielmehr zu dem $Qyov 
selbst, das jene Parerga hatten anbahnen sollen, dessen erster 
Band gerade fünfzehn Jahre später als er angekündigt war mit 



238 Lateinische Litteratnr. 

der vor kurzem*) ausgegebnen Diorthose der Bacchides vollstän- 
dig der Oeffentlichkeit übergeben worden ist. Er führt mit gutem 
Fug an seiner Stirne die Widmung: godofredo hbrmanno ad 

EMRNDANDVM PLAVTVM POST MAGNVM BENTLBIVM DVC1 VNICO PRI- 
-DERICVS RITSCHELIVS D. D. L. M. VENERABVNDV8. 

Die bei weitem grösste Hälfte des ersten Theiis dieses ersten 
Bandes umfassen die „Prolegomena de rationibus criticis gramma- 
ticis prosodiacis mctricis emendationis Plautinae u in zwanzig Ca- 
piteln, eine Erörterung die von Ritschis bewunderungswürdi- 
gem Scharfsinn and Gombinationstalent nicht minder als von sei- 
ner einfach sichern Methode, in der er unübertroffen dasteht, und 
seiner eleganten, wahrhaft classischen Darstellung ein glänzendes 
Zeugnis ablegt. Bei der Natur des Gegenstandes jedoch, der 
hier zum ersten male im Zusammenhang behandelt wird, kann es 
nicht fehlen, dass mitforschende Freunde der Plautinischen Muse, 
wenn sie auch im allgemeinen den von Bentley, Hermann und 
Ritschi gewonnenen Standpunkt als den einzig richtigen und 
vernünftigen anerkennen , doch in Einzelheiten hie und da zu an- 
dern Resultaten gelangen werden; auch stellt es Ritsch! selbst gar 
nicht in Abrede, dass sein System im einzelnen noch mancher ge- 
nauem Bestimmung, mancher Einschränkung und Erweiterung 
fähig, vielleicht sogar bedürftig sei. Ich erfülle darum nur einen 
von ihm selbst ausgesprochnen Wunsch (s. p. cccxxix) , wenn ich 
im folgenden den Bericht, den ich in diesem ersten Artikel über 
den reichen Inhalt der Prolegomena erstatten werde, mit meinen 
hie und da ergänzenden oder berichtigenden oder Zweifel and 
den Wunsch weiterer Belehrung aussprechenden Bemerkungen 
begleiten werde. 

Das erste Capitel gibt eine kurze Beschreibung des Am- 
brosianischen Palimpsests (A), hauptsächlich in so weit er Theile 
des Trinummns enthält. Bei dieser Gelegenheit wird auch eine 
kurze, aber für den vorliegenden Zweck genügende Auskunft er- 
theilt über die Gestalt der Buchstaben in diesem alten Manuscript 



*) Ich halte es för nothig hier anzumerken, dass diese Recension 
der Hauptsache nach schon in den Monaten Januar und Februar d. J. aus- 
gearbeitet, ihre Vollendung und Einsendung an die Redaction aber durch 
manigfache Hindernisse verzögert worden ist, welche Verzögerung ich 
dadurch einigermassen wieder gut zu machen gesucht habe, dass ich aus 
dem inzwischen erschienenen Sticbus noch alles nachgetragen habe, was 
aus diesem Stücke bei der Besprechung einzelner Fragpunkte forderlich 
sein konnte. Die Verse eitlere ich in den von R. bis jetzt herausgegeb- 
n en vier Stucken nach dessen Zählang, in Amphitruo Captivi und Rodens 
nach meiner so eben die Presse verlassenden Textrevision, die einen 
Theil der „Bibliotheca scriptorum Graecorum et Latinorum Teubneriana" 
ausmacht, in allen übrigen Stacken nach der Gronovschen Vulgata. 



Ritschi : T. Macci Plauti coiioediae. 299 

und über die darin vorkommenden Abkürzungen (p. xi). Letztere 
beschränken sich fast allein auf q — que, ausserdem komme nur 
noch V. 308 vor ri für non „et fortasse (setzt R. hinzu) campanü 
v. 545." Gegen diese letzte Behauptung mtiss ich Einspruch er- 
heben. In dem angegebnen Verse steht in den Palatinis Campas 
genus (was R. in den Text aufgenommen hat); Nonius aber citiert 
p. 486 unter dem Lemma „Campans pro Campanum" diesen 
Vers mit der Form Campatis; im Palimpsest war zu lesen campan, 
worauf noch ein unleserlicher Buchstab folgte: dieser nun soll 
vielleicht ü gewesen sein ? Ich wünschte R. hätte sich bei der 
allerdings auch von ihm zu diesem Verse neben jener zugleich 
vorgeschlagnen Ergänzung campans beruhigt und diese somit dop- 
pelt beglaubigte Form In den Text gesetzt. Ich gestehe dass 
ich für die Form Campas als Gentile zu Campania vergebens 
nach einem Analogon gesucht habe: die gleich auslautenden Gen- 
tilia Ardeas, Alatrinas, Arpinas, Fidenas^ Larinas^ Pritiernas 
u. ä. sind doch alle anderer Art. Jene Form Campans ist dage- 
gen schon von Niebuhr als die richtige erkannt worden, der In 
den Vorträgen über romische Geschichte I. S. 163 bemerkt: „ße- 
nus und gens ist ganz dasselbe Wort, wie man oft solche Wörter 
In der alten Sprache findet, z. B. cliens und clientus, Campans 
und Campanus , ebenso Romans und Romanus; die Genitive Ro- 
manum oder Romanom sind von jenem alten Nominativus." Ist 
unter den hier beigebrachten Beispielen auch das eine oder andere 
problematisch, so darf man doch an der Richtigkeit der Form 
Campans (neben Campanus) nicht zweifeln, zumal wenn man 
noch Picens (neben Picenus) damit zusammenstellt. 

Das zweite Capitel (p. xmff.) handelt von den Theilen des 
Trinummus, welche sich im Palimpsest nicht erhalten haben. 
Schon in der Abhandlung „de interpolatione Trioummi Plautinae" 
in den Parergis hatte R. mehrere Lücken in diesem Stück nach- 
gewiesen (p. 560 ff. 573 f. 576 ff.) und deren Ergänzung x wo sie 
nicht der Palimpsest entweder vollständig oder in weiter zu ver- 
folgenden Spuren darbot , in sehr gelungner Weise versucht. Das 
vorliegende Capitel nun bildet eine Ergänzung zu dem dort be- 
handelten, indem R. durch Berechnung der Zahl der Verse, die 
auf den untergegangnen Blättern des Palimpsests gestanden ha- 
ben müssen , und durch Vergleichung der so gewonnenen Summe 
mit der Zahl der in den Palatinis erhaltnen Verse noch mehrere 
Lücken nachweist und gleichfalls versuchsweise ergänzt, ein Ver- 
fahren das allerdings keine unumstösslich sichern Resultate er- 
zielen kann , aber doch solche die eine der beglaubigten Gewisheit 
sehr nahe kommende Ueberzeugung gewähren können, wenn nem- 
lich einmal die Erfahrung ergeben hat, dass die alte Handschrift 
mit einer sonst durchweg zutreffenden Regelmässigkeit geschrie- 1 
ben war, und sodann anderweitige aus der Entwicklung des Dia- 
logs oder der dramatischen Compositioo oder sonstwoher entnora- 



240 Lateinische Litteratur. 

roenc Indicien dazu treten. Dies letztere ist nun hei allen den in 
diesem Capitel behandelten Stellen der Fall, so dass wir wenig- 
stens keinen begründeten Einwurf vorzubringen vermögen. Eine 
grössere Lücke aber in dem letzten Theile des Stücks, hinter 
V. 1136 (die jedoch möglicher- oder sogar wahrscheinlicherweise 
der Palimpsest schon selbst enthalten haben wird), ist R. noch 
entgangen : das Verdienst diese entdeckt und ihr Vorhandensein 
überzeugend nachgewiesen zu haben gebührt Bergk in der auch 
übrigens sehr inhaltreichen Recension des Tritiummus (auf die wir 
noch öfter zurückkommen werden) in der Zeitschrift für die Alter- 
thumswissenschaft 1848. S. 1147 ff. Ausserdem glauben wir noch 
zwei kleinere Lücken von je einem Verse aufgefunden m haben : 
die eine hinter V. 792, worüber wir auf die Epist. crit. ad Fr. Rit- 
sch cl iura vor dem ersten Bändchen unsrer Textrevision des Plau- 
tus p. xxx verweisen, die andere hinter V. 812, worüber in dem 
zweiten Artikel dieser Anzeige, der sich speciell mit dem Tri- 
nummus beschäftigen wird, das nähere. 

Im dritten Capitel (p. xxvn ff) werden die übrigen für den 
Trinummus verglichnen Handschriften aufgezählt und beschrieben: 
zuerst die beiden Palatini: der Vetus Codex (B) aus dem 
11. Jahrhundert, ehdem eine Zierde der kurpfa'lzischen Bibliothek, 
seit 1622 in der Vaticanischen Bibliothek in Rom (samtliche 20 
Comoedien umfassend), und der Decurtatus (C) aus dem 12. 
Jahrhundert, jetzt wieder in Heidelberg, der nur die 12 letzten 
Comoedien enthält; sodann der Ursinianus (D), gleichfalls aus 
dem 12. Jahrhundert, derselbe der durch Nicolaus von Trier im 
Jahre 1429 aus Deutschland an den Cardinal Orsini gekommen ist, 
jetzt in der Vaticana wieder aufgefunden, die 12 letzten Comoe- 
dien vollständig, die 8 ersten zur kleinern Hälfte enthaltend; fer- 
ner ein in Florenz von Rit schi gekaufter und ihm eigen thümlich 
zugehörender Codex (E), der Lipsiensis (F) und drei Vati- 
cani, diese alle aus dem 15. Jahrhundert und mit Ausnahme eines 
der Vaticani sämtliche Comoedien enthaltend; dazu endlich die 
von Morula besorgte und in Venedig 1472 erschienene editio 
prineeps (Z). 

Das vierte Capitel (p. xxxviff.) enthält die sehr wichtige 
Untersuchung über die Schicksale des Plautinischen Textes im 
Mittelalter oder wol richtiger eine übersichtliche und vervollstän- 
digte Darstellung der Resultate, die in Bezug auf die Plautini- 
schen Handschriften von R. schon früher in der oben angeführten 
Abhandlung „über die Critik des Plautus" gewonnen worden waren 
und die jetzt nach den in den italienischen Bibliotheken von ihm 
angestellten Nachforschungen (wobei er etwa heuuzig Handschrif- 
ten eingesehen hat) mehrfache Berichtigungen und Erweiterungen 
erfahren haben. Unter den erhaltnen Urkunden weist natürlich 
die älteste Gestaltung des Plautinischen Textes der Ambrosiani- 
sche Palimpsest auf, der noch die 21 Varronischen Comoedien 



Ritschi: T. Macci Plauti colnoediae. 241 

enthielt. Aber schon er hatte dieselben nicht mehr vollständig: 
es fehlten in ihm bereits der Prolog des Psendulus bis auf zwei 
darin erhaltne Verse und mehrere Scenen des Stichus. Diese 
Defecte waren indes unbedeutend im Vergleich mit den Verlusten, 
welche der Text in den folgenden Jahrhunderten erfahren sollte: 
da giengen zuerst mehrere Scenen aus dem Amphitruo und der 
Schliiss der Aulularia zugleich mit dem Anfang der Bacchides 
(denn diese beiden Stucke folgten früher der alphabetischen Ord- 
nung gemäss aufeinander) verloren und die Scenen der Mostellaria 
geriethen durch eine Blätterversetzung in die Unordnung, in der 
sie unsere Handschriften haben; sodann verschwand (nach dem 
sechsten Jahrhundert) die ganze Vidularia und mehrere Scenen 
der Cistellaria , welches Stück nebst der Casina dann auch noch 
das Unheil traf, dass die Originalhändschrift, aus der die erhalt* 
nen (wenn auch noch nicht unmittelbar) geflossen sind , in diesen 
beiden Stucken an manchen Stellen unleserlich geworden war, so 
dass unsere Handschriften darin jetzt in mehreren Scenen statt 
ganzer Verse nur einzelne Worte oder Reste von Worten enthalten. 
Nun erfolgte die Veränderung in der Reihenfolge der einzelnen Co- 
moedien, dass die Bacchides (wegen V. 214) hinter den Epidicus 
gestellt wurden , und darauf ihre Zerspaltung in zwei ungleiche 
Hälften , von denen die eine die ersten acht , die andere die letz- 
ten zwölf Stücke nmfasste. Die Schicksale dieser beiden Hälften 
gehn von jetzt an auseinander: von der ersten kleinern Hälfte 
lassen sich vier Handschriften scheiden, die alle aus einer gemein- 
samen Quelle stammen, darunter drei noch vorhandne: der Vetus 
und der Ursinianus beide in ihrer ersten Hälfte (der letztere ent- 
hält aber nur die vier ersten Stücke und darunter die Captivi nicht 
einmal vollständig) und ein im britischen Museum befindlicher des 
11. Jahrhunderts, sodann ein verloren gegangner, der als der 
Stammvater aller übrigen vorhandnen, im 14. und 15. Jahrhundert 
geschriebnen Handschriften dieser ersten acht Comoedien , deren 
Zahl Legion ist, gelten muss. Die andere grössere Hälfte war 
längere Zeit gänzlich verschollen; erst nach und nach tauchten 
davon in Deutschland drei, in Frankreich eine Handschrift auf. 
Unter jenen war die erste welche aufgefunden wurde der Ursi- 
nianus, der wie oben erwähnt im Jahre 1429 nach Rom gelangte 
und länger als ein Jahrhundert die einzige Quelle blieb (die von 
Albert von Eyb, dem Uebersetzer der Bacchides, berichtete 
Nachricht, von der Auffindung eines Codex der letzten zwölf Co- 
moedien in Basel zur Zeit des dortigen Concils . hat sich als trü- 
gerisch erwiesen), daher auch sämtliche Planfinisehe Hand- 
schriften, welche äit letzten zwölf Stücke enthalten und im 
15. Jahrhundert geschrieben worden sind (aus früherer Zeit exi- 
stieren ausser den nachher zu nennenden gar keifte) j unmittelbar 
oder mittelbar aus diesem Ursinianus geflossen sind. Man hat 
aber unter diesen zwei Classcn zu unterscheiden: einmal aalsfefe 

19. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krü. Bibl. Bd. LX . Hft. V ^ 



242 Lateinische Litteratnr. 

die ihr Original treu copiertcn (dahin gehört Ritschis Codex, der 
aber erst durch das Mittelglied eines andern, jetzt gleichfalls noch 
und zwar in Florenz erhaltnen Codex aus jenem stammt) \ und so- 
dann eigenmächtig interpolierte, die ihre Interpolationen dem Be- 
streben mehrerer italienischen Gelehrten jenes Jahrhunderts (P og- 
gio, Gregori o Corero von Venedig u. a., s. die Vorrede zum 
Mil. glor. p. xvi ff.) verdauken, einen dem damaligen Bedürfnis 
entsprechenden, bequem lesbaren Text herzurichten. Dergleichen 
Handschriften , unter denen manche noch durch Fahrlässigkeit der 
Abschreiber bis zur Uliverständlichkeit corrumpiert worden sind, 
sind in grosser Zahl durch ganz Europa verbreitet: unter andern 
gehört der von Lio emann ungebührlich überschätzte Lipsien- 
si8 dazu, und zwar bietet dieser die interpolierte Recension am 
correctesten dar; der critische Werth aller dieser Handschriften 
ist aber, wie aus dem gesagten hervorgeht, gleich null , wenn- 
gleich nicht zu leugnen ist , dass manche Verderbnisse des Textes 
von diesen „Itali correctores" recht geschickt geheilt worden sind. 
Im 16. Jahrhundert wurden nun noch drei alte Handschriften der 
in Rede stehenden zweiten Hälfte der Plautinischen Comoedien 
aufgefunden: durch Camera rius die beiden Palatini, und in 
Frankreich ein derselben Familie angehörender Codex, der jetzt 
leider wieder verschollen ist ; er war von Turnebus und L a m - 
bin benutzt worden, deren freilich nur sparsame Mittheilungen 
auf den hohen Werth desselben schliessen lassen und den drin- 
genden Wunsch erwecken, dass in den dortigen Bibliotheken 
Nachforschungen angestellt werden, um ihn, falls er überhaupt 
noch existiert, wieder von neuem aufzufinden. 

Im fünften Capitel (p. uff) gibt R. einen gedrängten 
Ueberbiick über die Ausgaben der Plautinischen Comoedien und 
die Bemühungen der Gelehrten um die Emendation des Textes, 
bei welcher Gelegenheit auch über die ungedruckten erfrischen 
Hilfsmittel von Scaliger, Salmasius und Dousa, die R. für 
seine Bearbeitung von der Leidener Bibliothek zu Gebote standen, 
Rechenschaft abgelegt wird. Die Geschichte des gedruckten 
Plautinischen Textes zerfällt in drei Perioden, die sich an die 
Namen ftferula (1472), Pylades von Brescia (1506) und Ca- 
mera rius (155z) knüpfen, von denen die letzte bis in unsre 
Zeit herabreicht. Ausführlicher wird p. lv f. das einander sehr 
ähnliche Verfahren des Franzosen Guy et und unseres Lands- 
mannes Bothe gewürdigt, die beide durch ihre mit massloser 
Willkür vorgenommenen Aenderungen den Text oft bis zur Un- 
kenntlichkeit verunstaltet haben, obgleich auch unter ihren Aen- 
derungen manche glückliche Emendation mit unterläuft: beide 
liefern ein warnendes Beispiel , wohin das Genie führt , wenn es 
nicht in die Schule genommen und gebändigt wird. Ritschls 
unmittelbare Vorgänger waren Bentley und Hermann, von 
denen der letztere beabsichtigt hatte den Plautus herauszugeben : 



Ritschi : T. Macci Plaati comoediae. 243 

er war schon als Jüngling von seiuem Lehrer Heia mit ihm förm- 
lich verlobt worden „und die Ausgabe des Trinummus (1800) 
konnte als Aufgebot gelten; später hat er dem jungem Bewerber 
seine Ansprüche abgetreten , nachdem er durch die Ausgabe der 
Bacchides (1845) [die durch eine herzliche Widmung an Ritschi 
eingeleitet wird] gezeigt, dass die Jugendliebe noch frisch und 
kraftig geblieben sei" (Worte O. Jahn s in seiner Gedächtnisrede 
auf Hermann). Ja noch die allerletzte von dem verewigten 
druckfertig ausgearbeitete Abhandlung (im Philologus 111. S. 460 
— 468) betraf ihrem bei weitem grössten Theile nach den Plau- 
tus; dass gerade diese die letzte gewesen ist, hat wol niemanden 
mit tieferer Wehmut erfüllt als den unterzeichneten. Nachdem 
B. p. lvii Hermanns Verdienste um die Plautinische Critik her- 
vorgehoben hat (eine theilweise Ergänzung dazu gibt die Vorrede 
au den Bacch. p. ixf.), erklärt er sich über den Zweck seiner 
eignen Ausgabe (die demnach nach fast dreihundertjährigem Still- 
stande eine vierte Periode in der Textgeschichte begründen wird) 
folgendermassen : „Hermanniani Bentleianique exempli , quo tarn- 
diu uti nesciit inertiorum tarditas, vim et virtutem nunc tandem 
laetamur ita enitescere et in dies magis invalescere , ut iam spe- 
randum sit fore ut multorum coniuncta industria sui similior Plau- 
tus evadat: qoando nee unius aetatis fuit nee hominis est unius 
emendare Plautum , qui persanari quidem vereor ut imquam pos- 
sit. Ex illis me esse unum volo, et eum quidew qul 
reliquis emendandi instrumenta parem et tanquam 
fundamenta iaciam, quibus maiora aut limatiora su- 
perstruere futura aetas possit." Die schliesslich ange- 
fügte Ankündigung , dass nach Beendigung dieser critischen Aus- 
gabe auch „iusti commentarii" erscheinen würden, wird jeder 
Freund des Dichters mit grösster Freude begrüsst haben. 

Das sechste Capitel (p. Lvmff.) handelt von dem Werthe 
des Ambrosianii8(A) im Vergleich mit den Palatinisund dem Ursi- 
nianus (BCD). Dass jener durchaus nicht ganz fehlerfrei sei, 
wurde schon oben bemerkt ; hier wird nun nachgewiesen, dass von 
allen den Verderbnissen, an denen BCD leiden, sich auch Beispiele 
in A finden: gewöhnliche Schreibfehler, Glosseme, Auslassungen, 
Umstellungen und zwar nicht nur einzelner Worte sondern auch 
ganzer Verse , ja dass er zuweilen eine entschieden schlechtere 
Lesart gibt als jene und namentlich in Bewahrung der archaisti- 
schen Orthographie wenigstens hinter B zurücksteht. Andrer- 
seits fehlt es aber natürlich nicht an den eclatantesten Beweisen für 
die Vortreflichkeit dieses Codex. Dass nun BCD trotz ihres um 
sieben Jahrhunderte geringem Alters doch an manchen Stellen die 
richtigere Lesart bewahrt haben, hat seinen Grund darin, dass 
sie aus einer andern Recension stammen als A und zwar (eine 
Entdeckung die gleichfalls eine Frucht von Ritschis Forschun- 
gen in 4en italienischen Bibliotheken ist, s. p. xl£) aus der des 



244 Lateinische Litterator. 

Calliopius, desselben Mannes der uns aus der Textgeschichte 
der Comoedien des Terentius schon früher bekannt war. Mit der 
ihm eignen Schärfe und Klarheit sucht nun R. p. Lxniff. das Ver- 
hältnis zwischen der Recension des A und der in BCD repraesen- 
tierten des Calliopius zu bestimmen. Man muss zugeben, dass 
die letztere in ihrer Integrität vielleicht (oder sogar wahrschein* 
lieh) den Vorzug vor der des A verdient hat; aber in welcher 
Entstellung liegt sie in BCD uns vor! die Verderbnisse von sechs 
bis acht Jahrhunderten waren über sie hingegangen , eh sie die- 
sen Urkunden anvertraut wurde. Einen wie grossen Unterschied 
aber in der Güte eines Codex die nur e*in Jahrhundert betragende 
Verschiedenheit des Alters begründe , das weist R. an vielen Stel- 
len des Trinummus nach , wo B mit A noch die richtige Lesart 
bewahrt hat, während die nur ein Jahrhundert Jüngern CD schon 
corrumpiert sind. Von hier aus macht nun R. weiter den sichern 
Schluss, dass, möge auch des Calliopius Recension in ihrer 
Reinheit vorzüglicher gewesen sein als die des A, doch jetzt im 
allgemeinen die Lesarten des A wegen ihres höhern Alters 
glaubwürdiger seien als die von BCD und dass sie nur in dem Fall 
gegen die letztern zurückstehn müssen, wenn diese aus irgend 
welchen i n n e r n Gründen sich als die richtigem erweisen. So 
bereitwillig wir die Wahrheit dieses Grundsatzes als solches aner- 
kennen, so erlauben wir uns doch gegen einige Einzelheiten, die 
denselben sollten begründen helfen , unsere Gegenbemerkungen. 

P. lxiv heisst es: „cum per se nihil profecto intersit, his 
aedibusm hisce aedibus legatnr v. 177. 293. 402, uno A duce 
primis duobus versibus illad , hoc reeipiendum fuit tertio , contra 
Palatinos utruroque." Hier ist zuerst das Versehn zu berichti- 
gen , dass in V. 293 die Lesart nicht zwischen his und hisce aedi- 
bus, sondern zwischen his und hisce artibus schwankt, was in 
diesem Falle gar nicht auf eins hinausläuft , da aedes einen sicht- 
baren Gegenstand, auf den der redende hinweisen kann, artes 
aber einen abstracten Begrif bezeichnet. Sodann bedarf es noch 
einer Untersuchung, ob nicht in dem Plautinischen Sprachgebrauch 
wirklich ein Unterschied statt finde zwischen den Formen des 
Demonstrativpronomen mit dem paragogischen ce und ohne das- 
selbe (naturlich nur in den Fällen, wo beide Formen nebenein- 
ander im Gebrauch waren, wie huius und huiusce^ his und hisce^ 
haeund haece oder haec, horutn und horunce oder horuneu s. w.). 
Ich weiss nun freilich nicht, ob R. diese Untersuchung, die er 
wegen des ihm zu Gebote stehenden Apparates jetzt allein zu 
eiuem endgiltigen Resultate führen kann, nicht schon wirklich 
vorgenommen und dabei gefunden hat, dass in der That kein 
Unterschied statt finde; ich wollte aber eben mein Bedenken nicht 
unterdrücken, ob es nicht rathsamer gewesen wäre, jene meiner 
Ansieht nach noch, problematische Einzelheit als Beleg bei der 



Ritschi : T. Macci Plaut! conioediae. 245 

vorliegenden Untersuchung wegzulassen *). Einige Zeilen weiter 
werden als Beispiele von solchen Legarten der BCÖ und des A, die 
an sich von ganz gleichem Werthe seien, angeführt V. 400 com- 
tnode und commodum , V. 659 proinde ac und proinde ut. Beide 
Differenzen hätte ich lieber zu den Fällen gezählt gesehn, wo A 
die entschieden richtigere Lesart gibt; in Betref der erstem 
führe ich bloss eine beiläufige Bemerkung des feinen Sprach- 
beobachters Weseuberg an (Observ. crit. in Cic. Sestianam. 
Viborg 1837. p. 25): „Num Plautus, qui toties commodum habet, 
semel eommodo [vermutlich ist das Fragment aus der Frivolaria 
bei Charis p. 174 vergl. mit p. 177 gemeint oder vielleicht Mü. 
1198, wo aber eommodo eine eigenmächtige Aenderung des Ca- 
me rar ins war, da die Handschriften alle commodum haben], 
idem in Trinummo II, 3, 9 (in extremo versu) ipse scripserit 
commode^ dubito." Auch in dem andern Falle halte ich proinde 
ut) wodurch diese Stelle mit dem sonst constanten Sprachgebrauch 
des Plautus in Einklang gebracht wird, für eine nothwendige Ver- 
besserung des A und habe keinen Anstand genommen die einzige 
noch widerstrebende Stelle Amph. 583 gleichfalls zu corrigiereu, 
nemlich proinde ut merüus statt proinde ac merilus es; vgl. 
Capt. 933. 

P. lxvi werden als sehr wahrscheinliche Beispiele von Inter- 
polation in A dessen Lesarten in V. 214 und 502 : boniuque euor- 
tisse Omnibus und quin bene uorlat (wie das Versehn quin di 



*) In dem ersten der oben angefahrten Verse Trin. 177 bin ich im 
Widerspruch mit R. nicht dem A , sondern BCD gefolgt und habe hisce 
aedibus aufgenommen und zwar deshalb, weil an der bei weitem über- 
wiegenden Mehrzahl der Stellen, wo aedes mit dem Demonstrativprono- 
men verbanden vorkommt, dieses in der durch ce verstärkten Form da- 
neben erscheint; diese Majorität ist so bedeutend überwiegend, dass ich 
gar kein Bedenken getragen habe, die wenigen mit jener Norm nicht 
übereinstimmenden Stellen wie Trin. 124. 1127. MiJ. 310- 332 zu emen- 
dieren (die Auctorität der Handschriften ist in diesem Falle , wie die drei 
oben von R. zusammengestellten Verse des Trinummus und ein sogleich 
zu erwähnender der Bacchides beweisen, sehr unbedeutend), und auch 
Trin. 3 ittaec sunt aedes zu verbessern, da es mit den Pronominen ille und 
iste dieselbe Bewandtnis hat (vgl. z. B. Amph. 97. Men. II, 2, 33. Trin. 
1080). Dagegen erinnere ich mich nicht jemals haec epiatulae tabulae 
tabellae literae von einem oder mehrern Briefen , die der redende in der 
Hand hält, gefunden zu haben, sondern immer hae, wie Trin. 848. 894. 
949. Bacch. 728. 801. 808. 809. 923. 935. 984. 986. 988, Grundes genug 
denke ich, um Hermann und R. nicht beizustimmen, die Bacch« 787 die 
handschriftliche Lesart hasce tabellas (die aus dem von R. in der Vor- 
rede zum Mil. p. xxil beigebrachten Grunde unstatthaft ist) in husce 
tabulas ' geändert haben , sondern vielmehr Jias tabellas zu corrigiereiw 



246 Lateinische Litteratnr. 

bene uortant zu berichtigen ist) angeführt. Ueber diese beiden 
Stellen einige Worte , aber nicht um R. zu bekämpfen , sondern 
Bergk, der über beide eine von R. abweichende Ansicht auf- 
stellt. In der erstem versucht er in der Comm. de Plauti Tri- 
ntimmo (vor dem Marburger Wintercatalog 1849/50) p. x die Les- 
art des A damit zu rechtfertigen , dass der Wechsel von paratac- 
iischer und hypotactischer Construction bei Plautus ziemlich 
häufig sei. Dies im allgemeinen zugegeben (obwol unter be- 
stirnten Einschränkungen; kann ich mich doch nicht von der An- 
wendbarkeit dieser Beobachtung auf den vorliegenden Fall über- 
zeugen, eh nicht schlagendere Parallelstellen beigebracht werden 
als Trin. V. 386, in den jener Wechsel obenein erst durch eine, 
wie ich anderswo zeigen werde, unnöthige Conjectur Bergk s 
hineingetragen worden ist, und halte mit R. die Lesart der BCD 
bonis qui euortisset suis für die einzig richtige. An der andern 
Stelle schlägt Bergk in der oben angef. Rec. S. 1139 vor zu 
schreiben: qui bene uortat, das qui ohne Zweifel in der von 
Gronovius zu Men III, 1, 6 (vgl. auch Donatus zu Ter. Phorm. 
J, 2, 73) mit Beispielen belegten Bedeutung als Wunschpartikel 
(anders wenigstens wüste ich es gar nicht zu erklären). Aber 
dieses qui kommt nur in Verwünschungen vor, niemals in einem 
Segenswunsche, den wir hier haben. Hiervon aber abgesehn wird 
Ritschis Verfahren, der die Lesart der BCD di bene uortant 
(der Sing, uortat ist ein reines Abschreiberversehn, dergleichen 
in den Persoualendungen der Verbalformeu sehr häufig sind , s. 
Ritschis Parerga I. p. 569 und unsere Plautin. Analecten im 
Philologus II. S. 74) der des A ohne weiteres vorgezogen hat, 
durch die Parallelstelle Trin. 572 f. schlagend bestätigt: denn hier 
gibt Lesbonicus auf Philtos Wunsch quae resbene uortat (der auch 
V. 500 vorausgeht) wirklich die Erwiederung di bene uortant : 
spondeo , wozu ihn an unserer Stelle Philto vergeblich auffordert. 
Auch Aulul. II, 1, 53. 2, 79 3, 5 findet sich bei ganz ahnlichen 
Veranlassungen gerade der nemliche Segenswunsch di bene uor- 
tant , wodurch wir wol berechtigt werden, ihn für diesen Fall als 
stereotyp anzunehmen. — Dagegen kann ich R. nicht beistimmen 
in seiner gleich darauf geäusserten Ansicht über V. 328. Dieser 
lautet in BCD: „Bdne uolo ego Uli fäcerc, si tu nön neuis. PH. 
Nempe d^ tuo"; in A: „B&ie uolo illi facere, nisi tu nön uis . . 
Mempe d^ tuo." Weil nun in einem uralten Plautinischen Glos- 
sarium (von R. vor dem Bonner Sommercatalog 1846 herausge- 
geben) aus diesem Verse neuis citiert wird, so ist R. geneigt der 
Fassung der BCD den Vorzug zu geben und hat nur aus Respect 
vor dem Alter des A dessen Fassung in den Text gesetzt. Meiner 
Ueberzeugung nach ist keine von beiden , so wie sie da sind, die 
richtige. Es ist kaum glaublich , dass der Dichter an dieser Stelle 
si tu non neuis gesagt habe in dem Sinne, den er sonst durch 
nisi tu neuis (Trin. 1156. Most. III, 2, 75) oder nisi neuis 



RiUchl: T. Macci Plaut! comoediae. 247 

(Cure. 1, 1, 82) oder nisi non uis (Men. V, 2, 37. Capt. 309) aus- 
zudrucken pflegt. Aber auch gegen das nisi tu non uis des A, 
das an sich allerdings unverwerflich ist, streitet an unserer Stelle 
das Gitat des Glossariums, dessen Auctorität nach dem von R. 
p. xl darüber bemerkten durchaus nicht zu übersehn ist. Ich 
habe demnach folgende Fassung dieses Verses in den Text ge- 
setzt : „Be'ne uolo illi facere ego, nisi tu neuis. PH. Nempe drf 
tuol" wodurch der Auctorität sowol des A als des Glossariums ihr 
Recht widerfahren ist. Jetzt indessen möchte ich aus metrischen 
Gründen folgende Herstellung vorziehn : „Bäne uolo ego illi ft- 
cere, nisi [si] tu neuis. PH. Nempe d«j tuol** 

Was R. gegen Ende dieses Capitels über die Spuren ver- 
schiedner aus alter Zeit stammender Recensionen der Plautini- 
sehen Comoedien in unsern Handschriften bemerkt, wird nach 
den Nachweisungen von Bergk a. a. 0. S. 1134 ff., dass im Tri- 
nummus unzweifelhafte Dittographien vorliegen , mancher Erwei- 
terung bedürfen, obgleich Bergk selbst wol hie und da über das 
richtige Mass hinausgegangen ist und einerseits der behaglichen 
Breite Plautinischer Ausführlichkeit nicht genug Rechnung ge- 
tragen, andrerseits entschiednes Abschreiberflickwerk für alte 
Dittographien ausgegeben hat. Jedenfalls wird diese Entdeckung 
eine der folgenreichsten für die Plautinische Critik sein, in ihrer 
ganzen Ausdehnung aber erst dann Einfluss auf die Textesge- 
staltung selbst gewinnen dürfen, wenu der gesamte critische 
Apparat vollständig vorliegen wird. 

Nach Feststellung des Verhältnisses zwischen A und BCD 
setzt R. im siebenten Capitel (p. Lxwuff.) die Grundsätze aus- 
einander, nach denen er bei der Textesem endation verfahren sei. 
Es sind im wesentlichen noch dieselben , die er schon in seinem 
Mailänder Briefe an Hermann als den belohnendsten Gewinn 
dargestellt hatte, der aus der Erforschung des Palimpsestes her- 
vorgegangen wäre, und es ist darum wol nicht unangemessen, die 
betreffende Stelle jenes Briefs hier nochmals in Erinnerung zu 
bringen: „Es sieht dürftig und unscheinbar aus, wenn im allge- 
meinen als Hauptresultat die Gewisheit gegeben wird , dass es 
Auslassungen, Umstellungen, Vertauschungen und 
Zusätze im kleinen sind, auf denen das gemeinste und durch- 
gehendste Verderbnis des Textes beruht : eine Gattung von Ver- 
änderungen , deren Grund in der Regel nicht tiefer zu suchen ist 
als in der Natur der Plautinischen Umgangssprache selbst. Demi 
wenn diese einerseits in ihrer legeren, behaglichen, an Füll- und 
Flickwörtern reichen Breite Verkürzung und Umstellung neben 
gleichgiltiger Vertauschung ebenso leicht veranlasste als ohne we- 
sentlichen Eintrag des Sinnes, wie jede Rede des gewöhnlichen 
Lebens , vertrug ; so war es andrerseits die mit jenen Eigenschaf- 
ten nicht in Widerspruch stehende eigentümliche Gemessenheit, 
KöroIgkeU und (für die Folgezeit) Seltenheit der altrömischen 



248 Lateinische Litteratur. 

Ausdrucks weise, sowie hie und da die Lebhaftigkeit eines mehr 
Sprung- als schrittweise durchgeführten Dialogs, wodurch neben 
Vertauschungen anderer Art frühzeitig erklärende Zusätze her- 
vorgerufen wurden." Das Torliegende Capitel liefert Beispiele 
von allen Arten der Textesverderb nisse zugleich mit der wahr* 
scheinlichsten Heilung jedes einzelnen in einer besonders für an- 
gehende Critiker sehr lehrreichen Zusammenstellung. 

Das achte Capitel (p. Lxxivff.) enthält eine übersichtliche 
Darstellung der Bereicherungen, die der lateinischen Lexilogie 
und Grammatik durch die Recension des Trinummus (und zwar 
allein des Trinummus, denn nur ausnahmsweise schweift Ft., wenn 
er irgend einen Fragpunkt erschöpfend behandeln will , zu Stellen 
aus den andern Stücken hinüber) zu Theil geworden sind, nnd 
liefert damit den Beweis , dass eine wissenschaftliche Behandlung 
der lateinischen Grammatik , wenn sie nicht wesentliche Lücken 
offen lassen will , vor der Beendigung dieser Ausgabe des Plautus 
nicht unternommen werden darf. Einen Auszug gestattet dieser 
Abschnitt nicht: ich beschränke mich auf einige Bemerkungen. 

P. lxxvi erwähnt R. seine Conjectur coepias (von dem auch 
sonst beglaubigten Praesens coepio) , die er V. 10')2 in den Text 
gesetzt habe. Dieser Vers lautet in der Vulgata „Si mage exigere 
cupias, duarum rerum exoritur optio"; statt cupias aber hat A 
nach Ritschis Lesung coapias und daraus hat R. coepias ge- 
macht, So beifallswürdig diese Conjectur au sich sein würde, so 
sehr erregt sie in diesem Verse Bedenken, weil damit auch die 
Aenderung des duarum in dnum nothwendig wird. R. sucht 
diese freilich p lxxxix (vgl p cccxxv) zu rechtfertigen; ich kann 
mich aber von ihrer Zulässigkeit aus den von Bergk a. a. O. 
S. 1146 beigebrachten Gründen nicht überzeugen. Hierzu kommt 
noch, dass der Grund , auf den R. seine Conjectur gebaut hat , als 
nicht ganz haltbar erscheint: in einer in meinen Händen befind- 
lichen Collation der den Trinummus enthaltenden Membranen des 
A (die im Jahre 1835 von Schwarzmann angefertigt worden 
ist und sonst meistens mit Ritschis Angaben übereinstimmt; 
einige erhebliche Abweichungen 8. in meiner Epist. crit. p. xxvim) 
ist nicht coapias, sondern occipias als die Lesart des A bemerkt, 
gerade so wie Bergk durch Conjectur herstellen wollte. Indes- 
sen auch dies ist noch nicht das richtige, sondern die Lesart von 
BCD cupias verglichen mit diesen verschieden gelesenen Spuren 
des A führt ganz unzweifelhaft auf oecupias, eine Form die ich 
unten weiter rechtfertigen werde. Bergk nun schreibt den Vers 
so: „Si e'xigere oeeipias, duarum rerum exoritur optio" und stellt 
die Vermutung auf, dass dieser Vers nebst dem folgenden einer 
Dittographie angehöre, da der in ihnen enthaltne Gedanke sich 
schon in der zweiten Hälfte von V. 1050 und in V. 1051 finde; ein 
dritter Vers vor 1052, der deu Gedanken des ersten Hemistichiums 
1050 variiert habe, sei verloren gegangen, die beiden andern da- 



Ritschi : T. Macci Plaoti comoediae. 249 

gegen in den Text eingedrungen , und um sie einigermassen den 
übrigeu anzupassen , um eine Steigerung auszudrücken , habe man 
mage hinzugefügt. Die Vermutung der Dittographie ist sehr 
wahrscheinlich ; dagegen kann ich mich mit dem Hinauswerfen des 
mage nicht einverstanden erklären. Kann der verloren gegangne 
Vers (es können auch zwei gewesen sein) nicht den Gedanken 
enthalten haben : „wenn man jemandem ein Darlehn gegeben hat 
und es zurückfordert, so wird man zuerst durch Ausflüchte hin- 
gehalten"? Daran würde sich sehr passend ansclüiessen : „dringt 
man dann ernstlicher iu den Schuldner, so bleibt nur die Wahl 
übrig" u. 8. w. Ich habe also den Vers so geschrieben: „Mage 
si exigere occiipias, duarum rerum exoritur öptio." *) 

Gleich darauf rechtfertigt R. die von ihm in V. 658 aus den 
Spuren des A aufgenommene Lesart otio aptus^ dies in dem von 
Nonius p. 234 (nicht 235) angegebnen Sinne von conesus et colli- 
gatus. Bergka. a. O. S. 1140 sieht darin „eine ganz unge- 
wöhnliche Redeweise"; soll sie aber darum unmöglich gewesen 
sein? ich denke so wenig wie wenn es jemandem im Deutschen 
einfiele zu sagen „an den Müssiggang gebunden oder gefesselt. 44 
Die Verteidigung der Lesart der übrigen Handschriften otio caplua 
mit der Synizese von otio „wie V.838" ist Bergk wol nur in der 
Uebereilung entschlüpft, 8. R. p. clxi und unten S. 262. Warum mag 
R. aber wol iu demselben Verse statt der handschriftlichen Lesart 
ui Veneris uinetus des Aldus Conjectur uictus aufgenommen 
haben? Ich finde uinetus höchst angemessen: vergl. Bacch. 180 
„Ita ine* uadatum amöre uinetumque ättines." Tibuli. I, 1, 55 
„Me retinent uinc t u m formosae uincla puellae." I, 2, 92. 9, 79. 
Prop. III, 15, 10. Mitscherlich zu Hör. carm. I, 33, 11. 
IV, 11, 24. 

In V. 644 hat R. statt des sinnlosen uindes sehr sinnreich tu 
obes geschrieben und vertheidigt diese Conjectur p. lxxx. In 



*) Ich will jedoch nicht verbeten , dass ich jetzt sehr stark be- 
zweifle , ob ich wol daran gethan habe , mit B o t h e und R. die hand- 
schriftliche Wortstellung Si mage exigere zu verlassen : denn erstlich ist 
es eine nicht zu bezweifelnde Thatsache, dass der Doppelconsonant x 
keine Position zu bilden brauchte, vgl. Stich» 716 „. • enpe ex ore ti- 
bias u , ferner exercitus Amph. 102. 125. 140. 504; itxor Rud. 895. Aul. 
prol. 32. Merc. II, 1, 20. IV, 4, 56 ; Alexander Bacch. 947. Most. III, 
2, 88, und zweitens wird durch mehrere unverdächtige Stellen constatiert, 
dass der Auslaut von mage unbedenklich elidiert worden ist, so Men. II, 
3,35 „Äccipedum hoc: iam seibo utrum haec me mage amet an marsüp- 
pium." Poen. II, 15 „ Contentiores mdge erunt atque anidi minus." 
Truc. I, 2, 75 „Mage amät corde atque animö suo . ." Aus diesen 
beiden Gründen scheint die obige handschriftliche Worteteilung hinläng- 
lich gerechtfertigt zu sein. 



250 Lateinische Lhteratnr. 

den Addendis p. cccxuv aber ist er an ihrer Richtigkeit etwas irre 
geworden, weil aus einer Notii des Grammatikers Phocas her- 
vorzugehn scheint , dass jener Nominativ nicht im Gebrauche ge- 
wesen sei , und er lägst darum , wenn eben nicht das handschrift- 
liche uindes in der alten Latinitat eine uns unbekannte hierher 
passende Bedeutung gehabt habe, die Frage wegen der richtigen 
Lesart unentschieden. Es scheint ihm entgangen an sein, was 
Schneider lat. Formenlehre S. 421 über das Wort obex be- 
merkt, dass nemlich der Nominativ ausserdem dass Servius au 
\erg. Aen. X, 377 ihn aufstelle, auch bei Sidonius Apollinaria 
carm. 2, 493 sich finde, wo aber der Vers vielmehr die Form 
obies fordere. Cnsrer Ansicht nach fordert auch die ratio für den 
Nominativ, wenn er auch iu alterer Zeit wirklich gebraucht wor- 
den ist, diese Form; in den casibus obliquis war das eine t nur 
deswegen ausgestossen , um den Zusammenstoss des doppelten 
zu vermeiden; es auch im Nominativ auszustoßen lag gar kein 
Grund vor; man vergleiche obieci mit obicio (Gurtius sprach- 
vergleichende Beitrage I. S. 321). 

Dass die p. lxxxiii besprochne Aenderung der Lesart von 
BG in V. 338 „tolerare egestatem eius uolo" in „tolerare ei ege- 
statem uolo" (weil A die Stellung eius egestatem hat) nothwendig 
sei, kann ich nicht zugeben. Allerdings hat der Dichter in V. 358 
und 371 tolerare alicui aliquid construiert; aber die Stellen 
Trin. 687 „. . tiia qui toleres moenia" und Rud. 918 f. „Pauper- 
tatem eri qui et medm seruitütem Tolerarem . .", wo auch nicht 
tibi er o mihi gesagt ist, scheinen mir hinreichend, um die un- 
veränderte Beibehaltung der Lesart von BG zu rechtfertigen. Es 
verhält sich gerade so mit der Gonstruction von leuare; vgl. Epid. 
IV, 1, 29 mit Trin. 688. 

Das neunte Gapitel (p. xci ff.) erörtert die orthogra- 
phischen Grundsätze, nach denen R. den Plautinischen Text 
behandelt hat. Er verzichtet von vorn herein darauf, die Schreib- 
weise des Dichters selbst oder die seiner Zeit herstellen zu wol- 
len, was er im Gegentheil als ein abenteuerliches Beginnen dar- 
stellt; sondern wie eine vernünftige Gritik der Homerischen Ge- 
dichte nur darauf ausgehn wird, den Text derselben annäherungs- 
weise so wiederzugeben, wie ihn die Alexandrinischen Gramma- 
tiker constituiert haben, so darf auch unser Bestreben in der 
Gritik des Plautus nicht weiter geho als dass wir „missis Saliorum 
cruditatibus horridulaque senatusconsultorum solennitate colurana- 
rnmve robigine id potius agamus ut 9 qualem aliquanto politior aetas 
Plautura iegisse videatur, quoad eius fieri possit recuperemus." 
Eine methodisch unternommene und durchgeführte critische Tex- 
tesconstitution der Plautinischen Gomoedien im Aiterthume selbst 
wird sich nun schwerlich vor dem ersten Jahrhundert unsrer 
Zeitrechnung nachweisen lassen; dass aber in diesem eine solche 
vorgenommen worden ist, zu der Annahme berechtigt uns alles 



:a 



RiUchl: T. Macci Plauti comoediae. 251 

was wir von dem Gang der grammatischen Stadien bei den Rö- 
mern wissen. Vielleicht befanden sich unter den „mnlta exem- 
plaria correcta", die nach Sueton. de gram m. 24 M. Valerius 
Probus (unter Nero und dessen Nachfolgern) „emendare ac di- 
•tinguere et adnotare curauit", auch die Comoedien unsere Dich- 
ters , wie es von denen des Terentius sicher ist (s. Jahn Proleg. 
ku Pers. p. cxl); indessen ein directes Zeugnis hierfür ist nicht 
Torhanden. Mag nun dieser Grammatiker (Valerius Probus oder 
ein anderer) wirklich noch Exemplare aus der Zeit des Dichters 
(der damals bereits seit beiläufig dritthalb Jahrhunderten todt war) 
gehabt haben oder nur solche, in denen die alterthüroliche 
Schreibweise schon vielfach verwischt war: er wird bei seinem 
recensierenden Verfahren gewis den Zweck hauptsächlich mit im 
Auge gehabt haben, die Plautinischen Comoedien für seine Zeit 
bequem lesbar zu machen , und daher in orthographischen Dingen 
alles, was seinem Lesepublicum Anstoss geben konnte, nach der 
in seiner Zeit gebräuchlichen oder doch wenigstens noch ver- 
ständlichen Norm zugeschnitten haben. Diese orthographische 
Norm (die im wesentlichen ganz dieselbe ist , auf die auch 
unsre ältesten und besten Handschriften des Cicero und Vergilius 
hinweisen) lässt sich aus unsern Quellen mit ziemlicher Sicherheit 
wieder herstellen ; denn wenn sie auch vielfach durch Einfuhrung 
der noch später gebräuchlichen Formen verdunkelt worden ist, 
so liegen doch noch so viele Spuren davon vor (und zwar auffal- 
lenderweise noch mehr in B als in A), dass man von diesen aus 
zur Emendation jener berechtigt wird. R. spricht sich nun über 
das von ihm eingehaltne Verfahren in folgender Weise aus: „bi- 
pertitam esse meam in hoc genere operam omnem voiui : ita qui- 
dem ut alia ad certae normae constantiam , qualem fere probasse 
antiquiorum diligentia grammaticorum videretur, vel praeter libro- 
rum auetoritatem redigerem , servatis tarnen si quae etiam vetu- 
stioris aetatis vestigia resedisse suspicarer [es ist nemlich sehr 
glaublich, dass der recensierende Grammatiker hie und da eine 
alterthümliche Form übersehn oder absichtlich stehn gelassen 
hat, die dann auch den Weg in unsre Handschriften gefunden 
hat] : in aliis inconstantiam scribendi sciens -probarem , sive codi- 
cnm me fidei maneipans [dies ist namentlich bei den Praepositionen 
in der Zusammensetzung geschehn, die bald assimiliert erschei- 
nen, bald nicht, je nach den handschriftlichen Zeugnissen], quos 
ipsius antiquitatis inconstantiam repraesentare viderem , sive quod 
veterum exemplo, ut Quinctiliani, aliquid esse intelligendi com- 
moditati tribuendnm et concedendum hodiernae consuetudini arbi- 
trärer.' 6 Einige hierher gehörige Punkte berührt auch die Vor- 
rede zum Stichus p. xv ff. Nun einige Einzelheiten. 

P. xcv heisst es: „mirum nee a ratione defensionem haben», 
sed idem tarnen testimoniorum multitudine extra dubitationem po- 
situm surrupui et surruptus atque adeo surrupio \jto aurti^ux 



252 Lateinische Litteratnr. 

surreptus surripio." Dagegen dass surrupio der Analogie wider- 
spreche hat schon Bergk a. a. 0. S. 1127 Einspruch gethan: 
surrupio verhält sich zu dem später gebräuchlichen surripio ge- 
rade so wie aucupium und mancupium zu mancipium und munici- 
pium, womit denn auch das Perfectum surrupui gerechtfertigt 
ist. Aber auch surruptus? Allerdings findet sich diese Form in 
den Handschriften z. B. Rud. 1105. Poen. IV, 2, 80. Pers. I, 3, 70 
(unter welchen Stellen jedoch an der ersten die syncopierte Form 
surpta mit Hermann bei R. Parerga I. p. 379 hergestellt wer- 
den m U88, an den beiden andern mit Brix Quaest. prosod. p. 21. 
23 wahrscheinlich herzustellen sein wird) , aber auch z. B. sub~ 
rupturum in B Asin. V, 2, 80, in welchem Verse, wenn man nicht 
ohne Noth se surpturum corrigieren will, die viersilbige Form 
vom Metrum verlangt wird, so wie Poen. prol. 103 ein uoth wendig 
dreisilbiges surrupta und ebend. V, 2, 2 surrupticias. Dennoch 
trage ich kein Bedenken das u in diesen Participialformen allein 
den Abschreibern zur Last zu legen : denn so wenig jemals aucups 
oder mancups neben aucupium und mancupium gesagt worden ist, 
so wenig lägst sich surruptus (oder subruptus) rechtfertigen, son- 
dern es ist überall wo die volle Form wegen des Metrums noth- 
wendig ist, surreptus (oder subreptus) zu schreiben, wie auch 
z. B. Poen. V, 4, 77. Pers. III, 1, 52. Aulul. prol. 39 in B, Rud. 
argum. acrost. 3 in BG richtig steht (vgl. auch subrepsit und nicht 
subrupsit Mil. 333). Uebrigens bin ich überzeugt, dass diese 
Ablautung des stammhaften a der Verba primitiva in u in der Com- 
position sich nicht auf dies e*ine Verbund subrupio beschränkt 
habe; von ihrer weitern Ausdehnung sind uns noch manche Spu- 
ren erhalten. Ausser den schon oben erwähnten aucupium und 
mancupium (neben mancipium) erinnere ich an die auch in der 
spätem Latinität gebliebnen Verba recupero (neben recipero) und 
occupo, alle von der Wurzel cap gebildet, ferner an occulo vom 
Stamm cal, der in calim oder callim (= clam) und in xaAvnzm 
offen zu Tage liegt, an perdutio u. ä. von quatio, conculco u. ä. 
von calco, insulsus von salsus (vgl. Rud. 517) \ insula (von in 
salol Festus Pauli p. 111), sodann an das oben in Trin. 1052 
hergestellte occupio, auf welches die Spuren der Handschriften 
ganz entschieden führten und das auch noch durch eine andere 
sehr gute Quelle bestätigt wird : im Stichus nemlich V. 760 findet 
sich bei Nonius, der diesen Vers p. 5 citiert, in dem (von einem 
künftigen Herausgeber des Nonius durchaas zu benutzenden) codex 
Bambergensis M. V. 18 saec. X (dessen Varianten ich der freund- 
lichen Mittheilung Halms verdanke) nicht occipito geschrieben, 
wie alle übrigen Handschriften des Nonius und alle Plautinischen 
haben, sondern occupito, ohne Zweifel alte Ueberlieferung: nach 
welchen zwei schwachen, aber sichern Spuren ich gar keinen An- 
stand nehme occupio statt occipio im Plautus überall herzustel« 



Ritschi : T. Macci Plaoti comoediae. 253 

len *) ~ Ferner haben BCD im Mil. V. 279 die Form insuliamua 
erhalten, welche R. nicht hätte gegen imiliomus vertauschen 
dürfen: ich habe dieselbe auch Rud. 366, sowie nach Ihrer Ana- 
logie ebend. V. 75 und 173 desului und Trin. 216 prosului einge- 
führt. Andere Belege derselben Ablautung werden sich vielleicht 
noch in grösserer Zahl aus dem später zu veröffentlichenden hand- 
schriftlichen Apparate zum Piautus sowie zu andern Denkmalen 
der altern lateinischen Literatur ergeben ; für jetzt genüge es dar- 
auf hingewiesen zu haben. 

Sehr schön ist p. xeix ff. die Existenz der Negation hau neben 
haud oder haut nachgewiesen ; jedoch ist R. in Herstellung der- 
selben im Text des Trinummus wenigstens nicht über die hand- 
schriftliche Beglaubigung hinausgegangen; erst zu Bacch. 864 er- 
klärt er vor d und t immer hau schreiben zu wollen. Durch eine 
vollständige Zusammenstellung aller der Stellen , in denen diese 
vocalisch auslautende Form durch die Handschriften und Zeug- 
nisse der Grammatiker beglaubigt wird , wird sich ein Princip er- 
geben , vor welchen Consonanten dieselbe consequent herzustellen 
ist (die Verbindung hauscio stellt Haas c zu Reisigs Vorles. 
S. 280 mit Recht mit den Fällen zusammen , wo das d der Praep. 
ad in der Zusammensetzung mit solchen Verben, in denen anf den 
Anlaut 8 noch ein Consonant folgt, der Euphonie wegen aüsge- 
8tos8en wurde, wie ascribo ascisco). So viel wir bis jetzt ge- 
sehn haben , steht hau sicher vor d (Bacch. 506. Mil. 97 in CDa), 
vor t (Most. II, 1, 47. Mil. 293 in Ba. Verg. Aen. X, 599. vergl. 
p. cccxxv) , vor / (Trin. 233), vor * (Most. III, 2, 96. Pseud. I, 2, 
80. Poen. IV, 2, 13), vor b (Trin. 462), vor p (Stich. 59. 297. 
488. Most. III, 2, 105. Rad. 222. Verg. Aen. XII, 76 und in der 
Inschrift N. 4848 bei Orelli), vor / (Mil. 381), vor m (Stich. 
118. Cure. IV, 2, 26 in B au male, d. i. hau male. Verg. Aen. 
III, 610. XII, 506). Somit dürfte das Princip nicht verwerflich 
sein ,'dass die Form hau vor allen Lingualen und Labialen (also 
ausser den genannten auch noch vor n j und v) herzustellen , vor 
allen Gutturalen dagegen (g c q r h) und natürlich auch allen Vo- 
calen immer haut zu schreiben sei. 

Als Beispiele der euphonischen Einschiebung des p hinter m 
vor einem folgenden - Consonanten werden p. cn f. aufgeführt 
dampnum conlempnit und sogar antempnae , über welche Formen 



*) Vielleicht ist dieselbe alte Form vtie in der obigen Stelle des 
Trinammas , so noch öfter in ansern Handschriften in oupio corrumpiert 
worden : so ist es mir gar nicht an wahrscheinlich , das« Bacch. 57 , wo 
die Handschriften haben: Egomet aput me quid stulte facere cupiaa pre- 
htbeam und R. mit Camerarias« quid statt quid geschrieben hat, viel- 
mehr so herzustellen sei: „Ägomet aput me nlquid stulte facere oecupias 
pröhlbeam" : dass ne nach me leichter ausfallen konnte als st ist klar. 



254 Lateinische Litteratur. 

R. weiter bemerkt: „quae si qui non e vulgari pronuntiandi con- 
suetudine ipsius antiquitatis relicta esse, sed codicibus iuhaerescere 
e posteriorum saeculorum barbarie opinantur: qui tandem factum 
dicent ut, quo qui a barbarie propior codex est, eo Warum quidem 
asperitatum minus, eo autem plus teneat, quo ab illa est remotior 
et propius ad antiquitatem recedens? u Es ist ihm indessen mit 
dieser Behauptung etwas menschliches begegnet, denn am bei 
den Plautinischen Handschriften stehn zu bleiben, so ist unter 
den genannten Wörtern contempnit das einzige, das in dieser 
Form Trin. 323 und Mil. 1236 in B erscheint; dampnum und an- 
iempnae (auch dampnare Trin. 829) sind nur aus G und D aufge- 
nommen. Auch erwähnen weder die alten Grammatiker, bei denen 
von der Einsetzung des p hinter m vor s und t vielfach die Rede 
ist (s. die Zusammenstellung bei Schneider latein. Elementarl. 
S. 466 ff ) , irgend ein Beispiel jener Einsetzung vor n noch wird 
dieselbe durch inschriftliche Zeugnisse beglaubigt (vgl. Schnei- 
de r S. 470). Ich habe deswegen in meiner Textrevision immer 
damnum (aber nicht antemnae, sondern antennae von dva und 
t ender e mit D öd er lein Handb. der lat. Etym. S. 10) geschrie- 
ben , dagegen contempno beibehalten , und zwar einestheils wegen 
der Auctorität des B, anderestheils weil ich die von Curtius 
aprachvergl. Beiträge I. S. 79 vorgeschlagne Herleitung dieses 
Wortes von zan-eivog für richtig und deswegen das p in demsel- 
ben für organisch hielt. Aber gesetzt auch diese Herleitung 
wäre die richtige (sie wird indessen jetzt von Mommseo unter- 
ital. Dialekte S. 286 angefochten, der contemno von der Wurzel 
teu- ableitet) , so hätte ich darum immer noch nicht contempno 
schreiben dürfen, da sich, wie Curtius selbst bemerkt, temno 
zu tap verhält wie somnus zu sop{or) [oder auch zu vit-vog] , das 
p der Wurzel also vor n geradezu in m übergegangen ist; so wenig 
man also sompnus irgendwo (ausser etwa in Jüngern Handschriften) 
findet, so wenig ist die Schreibart contempno zu billigen* statt 
•der sich auch contemnam Stich. 305 in sämtlichen Plautinischen 
Handschriften richtig findet; man vgl. noch Wagners Orthogr. 
Verg. p. 422, der bemerkt, das» von der Schreibung contempnunt 
ausser einer einzigen Stelle sich in den ältesten Handschriften des 
Vergilius keine Spur finde. Was die andere vou Curtius ange- 
führte Analogie „damnum zu dan^avrj)" betrift, so ist diese wol 
nicht mehr stichhaltig, da damnum vielmehr mit Mommsena.a. 
O. S. 248 für eine Participialbildung = quod datur anzusehn ist 
(eigentlich da-menum^ wie uort-u-menus , uortumnus — qui 
uortüur; vgl. dazu Ritschi im Museum für Philol. VII. S.314f. 
Anm.). (Jebrigens hat in Betref der Schreibung dieses Wortes 
damnum R. selbst seine Ansicht bereits reformiert: denn Bacch. 
66. 67. 117. 1032. 1103 sehn wir damnis damnum u. ä. im Text, 
obgleich in CD zum Theil auch hier die Formen mit eingesetztem 
p stehn. Gelegentlich bemerke ich hier noch , dass ich den Na- 



Ritschi : T. Macci Plant! eomoediae. 255 

inen des Gottes, den Ich Trin. 820 mit Bergk Comm. de Trin. 
p. xhi ßtatt des handschriftlichen neptuni hergestellt habe, nicht 
hätte Portumno schreiben dürfen, sondern Portuno , da diese 
Form nicht allein durch Inschriften (N. 1585 und Bd. II. p. 397 
der Ore 11 i sehen Samlung; die unter N. 1586 zusammengefassten, 
in denen portvmso steht, sind von Ligorius gefälscht), sondern 
auch durch die Handschriften fast überall beglaubigt wird ; s. Varro 
de ling. Lat. VI, 19. Cic. de nat. deor. II, 26, 66. Ovid. Fast VI, 
547. Verg. Aen. V, 241 und daselbst Senilis. Fest. Pauli p. 56, 5. 
243, 1. Schol. Veron. Verg. p. 95, 12 Keil (auch bei Probus in 
Verg. p. 45, 1 hätte Keil aus dem Parisinus Portunum in den 
Text setzen sollen). 

Die p. civ dem Plautus vindicierten Formen ruaum prosua 8tt- 
sum finden sich auch sonst in guten Handschriften, so namentlich 
bei Cicero: rums hat der Mediceus in den Epist. ad Farn. IX, 9, 3. 
XI, 10, 4 ; prosus der Gudianns 294 (saec. X) von erster Hand 
Tu8c. II, 19, 45 ; prosms (d. i. gleichfalls proaus) derselbe ebend. 
I, 5, 11; auch de fin. III, 10, 34 weist die Corruptel des Erlangensis 
rt8it8 vielmehr auf rusus als auf rursus. So auch rusum bei Gratius 
Cyneg. 244, introsum ebend. 431. In dem Zeitalter der Antoni- 
nen scheint die Schreibweise dieser Wörter ohne r auch wieder die 
herschende gewesen zu sein, wie Mais Index orthographicus zum 
Fronto zeigt. Vgl. auch Schneiders lat. Elementar!. S. 471 f. 

Nachträge zu diesem die Orthographie behandelnden Capitel 
werden sich aus den übrigen Stücken noch in grösserer Zahl er- 
geben. Aus dem Trinummus selbst hat schon Bergk a. a. O. 
S. 1127 die in V. 11 aus A herzustellende Form uociuas auris 
nachgewiesen, die um so weniger übersehen werden durfte, als 
auch Cas. prol. 29 B aures uociuae bietet *). Ferner ist im Mil, 
390. 391. 401. Bacch. 897 aus den Handschriften die durch Fe- 
stü8 Pauli p. 28 M. und durch Priscian. p. 562 P. beglaubigte 
Form au8culari statt osculari, Mil. 852. 856. Bacch. 305 cassare 
statt quassare aufgenommen worden. Auf die der Theorie der 
iltern Grammatiker entsprechende Orthographie des Wortes 
maiiore8 in A Trin. 632 (ebenso niiebas Trin. 428 in A , wie die 
Ton R. zu diesem Verse angemerkten Schriftzüge von Schwarz- 
mann wirklieh gelesen worden sind; ferner eiia Bacch. 630 in B, 



*) Zu den beiden Ton Bergk beigebrachten inschriftlichen Zeug- 
nissen fnr vocatio statt uacaüo und voctam (übrigen« steht dieses 
nicht in N. 4860, sondern in N. 4859 bei Orelli) kann ich noch ein 
•handschriftliches hinzufügen: bei Nonius p. 436 lautet das Ciceronische 
Fragment in dem oben erwähnten Bambergensis so : „M. Tullins ad Cae- 
sarea! ianiorem üb« II [nicht I] : quo [sehr, quom] mihi et Filippo uocatio- 
nem dm$, bis gaudeo: nam et praeteritis ignoacis et concedis futura"; die 
übrig** Handschriften und die Ausgaben haben uacationem. 



356 Lateinische Litteraiar. 

dies beiläufig ein Beweis dass das i in dieser Tnterjection wie in 
heia consonantischer Natur ist) hat gleichfalls schon B e r g k S. I 140 
hingewiesen (vgl. auch Schneiders lat. Elementarl. S. 277 ff. 
Wagners Orthogr. Vcrg. p. 442 f.). Ebenso glaube ich in den 
Schreibungen des B Bacch. 105 holet und 309 karissumus (dies 
auch Men. I, 1, 30) alte Ueberlieferung zu erkennen, vgl. Qtiinc- 
til. I, 7, 10 „quidam eam (literam K), quotiens A sequatur, neces- 
sariam credunt": Wagner a. a. O. p. 4^4*). — Als Beitrag zu 
der viel beeprochnen , aber wol nie zur Entscheidung kommenden 
Frage über arcesso und accerso (die Literatur am vollständigsten 
bei Eilend t zu Cic. de Orat. II, 27, 117) hier die Bemerkung, 
dass jene Form Mit. 480 (und zwar hier wie Stich. 196. 266. 267. 
327 auf die alleinige Auctorität des A), Bacch. 354. 796. Stich. 
150. 676, die andere (accerso) MSI. 70. 975. 1185. 1283. 1296. 
Bacch. 424 im Text steht. Ich kann mich nicht enthalten hier 
«uf das von Jahn zu Fers. 2, 45 angeführte Factum aufmerksam 
zu machen, dass im Kalend. Praenest. pr. Non. April, steht: 

MATER. MAGNA. EX. LIBRIS. SIBVLL1N1S. ARCESSITA, während die 

Florentiner Handschrift des Varro de ling. Lat. VI, 15 von dersel- 
ben Begebenheit schreibt: ex libris Sibyllinis accersila. Dies 
Verhältnis zusammengehalten mit der oben erwähnten Erschei- 
nung, dass in fünf Plautinischen Versen A allein arcesso erhal- 
ten hat, während alle übrigen Handschriften accerso bieten, durfte 
wol geeignet sein das Verfahren desjenigen, der einmal eine con- 
sequente Orthographie durchführen will, immer arcesso zu schrei- 
ben , zu rechtfertigen , zumal diese Form auch von Seiten der 
ratio die einzig richtige zu sein scheint : arcesso ist nemlich zu- 
sammengesetzt aus ar, der alten auch sonst hinlänglich beglaubig- 
ten Form der Praep. ad, und cesso^ welches sich zu cieo oder cio 
verhält wie capesso facesso lacesso zu capto facto lacio. 

Mit dem zehnten Capitel (p. cxvff.) beginnen die Grund- 
ztjge eines Systems der Plautinischen Prosodik und Me- 
trik, welches System selbst R. später vollständiger ausgearbeitet 
zu veröffentlichen verspricht. Nach einer scharfen aber gerechten 
Geisselung der bisherigen uncritischen und unwissenschaftlichen 
Behandlung dieses Gegenstandes erörtert R. zunächst die Frage 
über den Einfluss der Position. Bekanntlich hatte Bentley 
in seinem Schediasma de metris Terentianis für den ersten Fuss 



*) Fahren nicht auch Mil. 745 die Varianten der Bucher introuxi in 
C and introduxi in den übrigen vielmehr auf die Schreibung imtrouxi als 
auf instruxi, was R. aas A in den Text gesetzt bat, and hätte jenes nach 
den von R. befolgten Principien nicht ebenso gut aufgenommen werden 
müssen wie anderswo summeia liteh nocteia o. ä.? Vgl, indessen über 
die Geltung des OV in der altern lateinischen Schrift jetzt Mommsen 
unterital. Dialekte 8. 217 f. 



Ritschi ? T. Macci Plant! comoediae. 257 

iler Sambischen Verse eine grossere Freiheit in Vernachlässigung 
der Position in Anspruch genommen: diese leugnet R. für die 
Piaatinische Verskunst ganzlich und weist zugleich an mehreren 
Stellen des Terentius nach , wie jene Licenz auch dort mit Leich- 
tigkeit wegzuschaffen sei. Wirkliche Vernachlässigung der Po- 
sition sei bei Plautus nur in sehr wenigen eng begrenzten Fällen 
zuzugeben und zwar im Inlaut zunächst in den durch den häufigen 
Gebrauch abgeschlifnen Wörtern Ute Xstefose&ccum und (seltner) 
Vpse (letzteres ausser den angeführten beiden Versen des Tri- 
«uraraus z. B. noch Amph. 415. Capt. 279. 292. Mil. 1145. Cure. 
I, 3, 14. Gas. II, 8, 56. Poen. IV, 2, 23). Ausserdem sei die Po- 
sition des doppelten / wie in Xlle , so in manchen langem Wörtern, 
wie simtllumae sät&Uites supßll&ctile e'xpapiÜdto und zwar durch 
den Einflus8 des Accents vernachlässigt worden. Ah diesen Ver- 
kürzungen analog vertheidigt R. p. cxxm auch die Verkürzung der 
Mittelsilbe in Phütppi und PhtiXppei, warnt dagegen p. cxxvf. 
sehr ernstlich davor, nicht nach Analogie von fste und isse auch 
die Mittelsilbe in dedisti und dedisse als kurz anzunehmen und 
zwar mit vollem Recht, da das i in diesen Formen, wie die erste 
Person de dl zeigt, eine Naturlänge ist. Dennoch kann ich die 
Aenderungen , die R. in Folge dieser dem Princip nach richtigen 
Bemerkung in mehreren Versen vornimmt, nicht gut hefssen und 
halte einen andern vou Bergk a. a. O. S. 1129 f. vorgezeichneten 
Ausweg für richtiger, um den durch dedisti dedisse und de du in 
mehreren Versen bereiteten Schwierigkeiten zu entgehen (dedi 
übrigens bleibt hier aus dem Spiele, da die Verkürzung von des- 
sen Endsilbe trotz der Natur länge, wie sich uuten ergeben wird, 
ganz in der Ordnung ist). Betrachten wir zuerst noch einmal die 
Verse, in denen dedit nach der handschriftlichen Ueberlieferung 
so steht, dass es, wenn es zweisilbig gesprochen werden sollte, 
trotz des folgenden Consonanten die letzte Silbe verkürzen müste: 
es ist der von R. p. cxxv angeführte Vers Most. III, 1, 115 (für 
Asin. IV, 1, 7, welchen Vers R. p. cccxxv nachtraglich beibringt, 
wird sich unten eine andere Emendation als nothwendig ergeben), 
ferner Trin. 902. Rud. 1171: 

Set ärraboni has dedit quadragintd minas. 

Ab ipsone istas äeeepisti? E raanibus dedit mi ipse in manus. 

Et bulla aurcast pater quam dedit mihi natalf die. 
Aus diesen Versen zusammengehalten mit Trin. 129. Men. IV, 
3, 15. Amph. 761. Pseud. IV, 2, 33: 

Dedistine hoc facto ei glädiuro qui se oerfderet? 

Tute ultro ad me de'tulisti, dedisti eam donö mihi. 

Dedisse dono hodie* qua te Uli dönatum esse dfxeras. 

Nomen est. Scio iäm tibi me redete dedisse epistulam. 
geht wol zur Genüge hervor, dass Bergks Ansicht, man habe 
das Perfectum dedi so rasch ausgesprochen , dass die Reduplica- 
tioo mit der Stammsilbe verschmelzen sei, die wtv«*\feXtaSX> 

N. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Kr iL Bibl. Bd. UL. Hft. *. ^ 



258 Lateinische Lkteratur. 

richtige ist. Absichtlich, habe ich aus obiger Reihe die beiden 
Verse Trin. 127 und Cure. II, 3, 66 weggelassen, da diese aus 
andern Gründen als wegen der metrischen Schwierigkeit des de- 
disti von R. emendiert worden sind ; indessen habe ich in meiner 
JEpist crit. p. xm für den letztern der beiden genannten Verse 
auch eine Fassung vorgeschlagen , in der Dedistin zweisilbig blei- 
ben würde (vgl. dazu Stich. 565 f.). Dagegen trage ich kein Be- 
denken ein einsilbiges dedit Bacch. 532 herzustellen: „Se*t ue- 
niam mihi quam grauate dedit pater de Chrüsalo"; so wird an 
der handschriftlichen Ueberlieferung weiter nichts geändert als 
dedit pater statt pater dedit, während Hermanns Herstellung 
dieses Verses, die auch R. p. clyiii angenommen hat, bei weitem 
gewaltsamer ist. Ferner ziehe ich hierher Men. III, 2, 43 „Pal- 
lam istanc hodie eämque dedisti Erötio", in welchem Verse de- 
disti nothwendig zweisilbig gesprochen werden muss nach der von 
K. selbst in der Vorrede zum Miles p. xxn angedenteten durch- 
aus richtigen Beobachtung, wonach „anapaestum ars vetuit bino- 
rum vocabulorum consociatione fieri , quorum prius in media ana- 
crusi finiretur." Auch in dem baccheischen Tetrameter Poen. I, 
2,13 „Eae* nos lauäado, eluendo operam dederunt" möchte 
ich dederunt lieber als Spondeüs denn als Anapaest gemessen 
wissen. Zum Schutz des handschriftlichen detulistim dem obigen 
Vers der Menaechmen , welches R. in tetulisti et ändern wollte, 
verweise ich auf I, 2, 60. II, 3, 42. IV, 1, 3. 2, 37. 89. V, 2, 56 
desselben Stücks und Asin. V, 2, 2. 35. Auch in Trin. 129 wird 
die Wahrscheinlichkeit dafür, dass /aefo Glossem sei, wieR. nach 
Bothes Vorgang angenommen hat, geriuger, wenn man die 
Stelle im Text selbst nachschlägt und findet, dass Ritschis An- 
gabe in den Proleg. „cum facto sit in A , pacto in reliquis u auf 
einem Versehn beruht (durch Verwechslung mit V. 649 entstanden), 
indem die guten Bücher alle in facto übereinstimmen, welches die 
Itali correctores in pacto geändert haben, aber ohne ausrei- 
chenden Grund , vgl. Asin. V, 2, 12. Epid. I, 2, 6. Uebrigens 
dürfte diese Eigenthümlichkeit der Aussprache von dedi wol auf 
das Simplex zu beschränken sein: von Compositis, auf die man 
dieselbe auszudehnen geneigt sein könnte, wüste ich augen- 
blicklich kein anderes Beispiel als perdidi Rud. 222, welcher Vers 
nach der schönen Ergänzung Ritschis im Museum f. Philo!. V. 
(1847) S. 145 so lautet: „tta res sordent: uitae hau parco: per- 
didi spem qua me dblectabam." Hier könnte man allerdings 
vermuten , dass perdidi zweisilbig zu sprechen wäre ; aber der 
Vers ist ein trochaeischer Octonarius, und dass für diese Vers- 
gattung Licensen gestattet waren , die in den Versmassen des Dia- 
logs geradezu unerhört sein würden, ist sicher; wie also z. B. Rud. 
961 in einem trochaeischen Octonar oenseo, Mil. 1023 in einem 
anapaestischen Tetrameter kuhtsmodi, ebend. 1024 maxume, 
10ai impera, 1343 digmor, Paend. II, 1, Iprospere (sämtlich 



Ritschl: T. Macci Pfaati comoediae. 259 

eigentlich crctische Wortfüsse) ah Dactylen gemessen sind (noch 
mehr andere Beispiele unten), so glaube ich dieselbe Freiheit 
auch für perdidi in jenem Octonarius in Anspruch nehmen zu 
dürfen. Sollte dies aber dennoch als unmöglich erscheinen , so 
bliebe immer noch, eh man cur zweisilbigen Aussprache seine 
Zuflucht nehmen müste, der Ausweg offen, „peVdidi spem qua 
öblectabar" zu corrigieren. 

Als weitere Fälle von Vernachlässigung der Position inner- 
halb eines Wortes zählt R. p. cxxvi die Wörter tnde [nebst per- 
tnde Stich. 520] ünde Intus tnter n&mpe tfmnis auf und belegt die 
Verkürzung der ersten Silbe in denselben durch eine reiche Sam- 
lung von Beispielen, die zum grössten Theil critisch besprochen 
werden. Nach Analogie von tnter gibt R. auch für die erste Silbe 
von Xnterim und einigen Coropositis wie faterpellatio (Trio. 709) 
die Verkürzung zu und fasst dann das Resultat dieser ganzen Un- 
tersuchung in folgenden Worten zusammen: „neglecta in media 
voce vis positionis et paucorum vocabulorum bisyllabo- 
rum certis exemplis continetur, et illorum ita eomparatoruio ut 
nee t res un quam corripiantur sed tantum binae conso- 
nantes, et harum altera, si a st et geminatis discesseria, se- 
iest liquida esse." Zwischen zwei Wörtern findet nach R. 
Vernachlässigung der Position nur in zwei Fällen statt, nemlich 
bei Apocope der Fragpartikel «0, wie in Üän tandem, hdbltn tu 
id aurum , und bei deu Pronominen hie und hoc vor einem mit qu 
anlautenden Worte (nach Analogie von üceuni) und zwar auch nur 
im Anfang der Verse. Ich beschränke mich hier auf diese ein- 
fache Relation über Ritschl 8 Ansichten, da ich in dieser gan- 
zen Frage über die Vernachlässigung der Position in wesentlichen 
Punkten zu andern Resuitateu gelangt bin, deren Begründung ich 
mir, da sie hier einen unverhältnismässig grossen Raum in An- 
spruch nehmen wurde, für einen andern Ort vorbehalte. 

Das eilfte Capitel (p. cxl ff.) handelt von der Ecthlipsis 
oder Syncope. Eine Reihe zweisilbiger Nomina und Partikeln 
von iambischer oder pyrrichischer Messung , die zwischen ihren 
beiden Vocalen e'inen Consonanten und zwar eine Liquida haben, 
ist in der Plautinischen Sprache oft einsilbig gesprochen worden : 
so bonus malus manus senex domus in allen ihren zweisilbigen 
Formen, fores nebst foris und foras, colos amor soror erum 
nebst eri und ero , merum uiro u. a. (ich fuge noch purum hinzu, 
vgl. Trin. 661. Mil. 695); ferner simul oder in archaistischer 
Schreibong setnul, tarnen (jedoch möchte diese Partikel jetzt 
wol aus der Reibe zu streichen sein , da sich dafür überall, wo das 
Metrum die Einsilbigkeit verlangt, die durch A Stich. 44 beglau- 
bigte Form tarn herstellen lässt, s. meine Epist. crit. p xv), enim 
(sehr schon wird die einsilbige Aussprache* 1 dieser Partikel durch 
das Oikische bestätigt, wo sich nach BeVgis Bemerkung %.%.<&. 



260 Lateinische Litterator. 

S. 1130 neben i/mwi auch in findet [s. Mommsen unterital. Dia- 
lekte S. 264] , so das« das Wort im Lateinischen einsilbig wol wie 
etn gelautet haben werde), semel (vgl.Capt. 757 „Satis sum sein el 
deeiptus: speraui miser": denn so muss accentuiert werden, nicht 
„Satis surn semdl dece'ptus . .") und ausserdem noch zwei andere 
Partikeln, die freilich keine Liquida, sondern eine Muta als Inlaut 
haben , deren Einsilbigkeit aber doch durch eine zu grosse Zahl 
von Versen ausser Zweifel gesetzt wird : aput und quidem. Die 
letztere Partikel kann sogar, wenn ein vocalisch anlautendes Wort 
darauf folgt, so gänzlich elidiert werden, dass weiter nichts als 
q'd* davon übrig bleibt, so Trin. 58 „Dum quidem heYcie tecom 
nupta sit, sane* nelim" (vgl. auch p. cccxxvn). Nun warnt R. 
p. cliv davor hierin nicht zu weit zu gehn und z. B. Trin. 559 
(nicht 569) die handschriftliche Lesart „Mens quidem he*rcle 
numquam fiet . . u vertheidigen zu wollen. Ich gestehe aber 
wirklich zwischen den angeführten beiden Versanfangen keinen so 
grossen Unterschied zu finden (der eine ist spondeisch , der an- 
dere entweder anapaestisch , wenn von mens der Auslaut abge- 
worfen wird, oder gleichfalls spondeisch, wenn meus einsilbig 
gesprochen wird), dass ich die Lesart aller Handschriften (A mit 
eingeschlossen) darum verwerfen möchte. Es finden sich der 
Beispiele von einer für unser Ohr sehr harten Verschluckung des 
einsilbigen quidem auch sonst genug. Auf Bacch. 1169 „Non hö- 
mo tu quidem es qui istöc pacto . ." und 1204 „. . Quam qui- 
dem äctutum emoriamur" will ich als auf anapaestische Verse kein 
besonderes Gewicht legen; aber man vgl. z. B. Rad. 322 „Eum 
quidem dd carnuficemst ae*quius . ." Capt. 866 „. . Mihi qui- 
dem e8surio, ndn tibi." Cist. I, 1, 45 „Haec quidem e*castor 
cotidie . ." Asin. IV, 2, 8 f. „Iam quidem heYcle ad illara hinc 
ibo, quam tu pröpediem [| Nisi quidem illa ante oecupdssit te, 
ecflig&s scio." Poen. I, 2, 103 „Vt tu quidem huius oculds in- 
lutis . ." Epid. 1, 1, 89 „Tu quidem antehac alifs solebas . ." 
I, 2, 8 „14m istoc probior es meo quidem animo, qudm in amore 
te*mperes." 11,2, 18 „Et ego Apoecides surn: Et ego qui dem 
sum lilpidicus . ." (wo ich gar nicht gewillt bin Et equidem zu 
corrigieren). Mil. 158 „Mihi quidem iam arbitri uicini . ." wo 
ich es auch nicht billigen kann , dass R. iam getilgt hat. Stich. 4 
„Quorum quidem nos negötiis . ." eine Emendation statt des 
unmöglichen handschriftlichen Quorumque nos, die R. selbst vor- 
geschlagen, aber als „duriusculum" verworfen hat: ich halte sie 
für entschieden richtig. 

Mit besonderm Nachdruck wird hervorgehoben , dass diese 
Ecthlipse oder Syncope nur auf Nominalformen und Partikeln An- 
wendung erleide, durchaus nicht auf Verbalformen: alle die 
Stellen, in denen man uelis uoles uolunt u. dgl. früher einsilbig 
angenommen hat, w j$tanvon R. p. cxLvmff. beseitigt (auf einige 
derselben werde icfr «i^en zurückkommen). Dagegen ist jene 



RiUchl : T. Macd Plaut! conoediae. 261 

Freiheit auf mehrsilbige Derivata der oben genannten zweisilbigen 
Nomina und Adverbia aasgedehnt worden: so können maieficium 
beneficium domicilium viersilbig, senectus zweisilbig gesprochen 
werden. Einen ähnlichen Einfloss wie in den genannten Wörtern 
die Liquidae übt in andern der Hauchlaut u: wo diesem nemlich 
ein kurzer Vocai vorausgeht (ausnahmsweise auch ein langer, wie 
in flauem and obliuisci^ s. Ritschis Anm. zu Mil. 1359), bat 
er die Kraft die vorhergehende Silbe mit der folgenden zu einer 
zu verschmelzen: so werden boues louia n. i. einsilbig, wuentm* 
zweisilbig, auonculus dreisilbig, cauülatio viersilbig (gleichsam 
eaullatio). Vereinzeit steht die Syncope in minUtremms und ma- 
gütratus , deren dreisilbige Aussprache (muitfrema?« , nicht wie 
R. meint nCnistremuB , und maistratus) von Bergk a. a. O. 
S. 1130 f. gleichfalls aus dem Oskischen gerechtfertigt wird *). 
Denselben Einfluss wie u in den oben genannten Wörtern äussert 
t in eius cuius huiw^ die ebenso oft einsilbig wie zweisilbig ge- 
braucht werden. Endlich hat die iusserliche Aehnlichkeit mit 
aput auch bei coput einigemal einsilbige Aussprache bewirkt. 
Hiermit ist aber auch der Kreis dieser Gattung von Lkenzen ge- 
schlossen: 6**8 pater und patrem nicht einsilbig gebraucht wor- 
den sind, weist R. durch gründliche Critik der dafir beigebrach- 
ten scheinbaren Beweisstellen nach , und was sonst noch von der- 
gleichen Licenzen angefahrt werden könnte, ist entweder unsicher 
oder aus freiem Versmassen entlehnt. 

Das zwölfte Capitel (p. cuxff.) handelt von der Synize- 
sis oder Synaeresis, d. h. der Verschmelzung zweier Vocale 



*) Im Oskischen nemlich ist mrnttrd* (wofür auch mutreu vor- 
kommt) =znunort8 und mos* = magut (Tgl. M ommsen a. a. O. 8. 280. 
375). Bergk verweist noch auf die Analogie Ton fenestra fenstra fe- 
ttr*i ich fuge noch hinzo monestrum monttrum mottrum: denn die letzte 
Form wird doreb mosteUum mo$UUarim belegt , auch sind die Varianten 
ia B mostra Trin. 948, praemottro Trio. 342, commottrms Mcrc. V, 2, 53 
sicherlich keine blossen Abscbreiberstinden, und dass monttrum aas mo- 
nestrum too moneo gebildet sei, ist einerseits an sich sehr wahrschein- 
lich , andrerseits wird es durch Pest. p. 138 ausdrücklich überliefert. 
Vielleicht that man also wol , z. B. Stieb. 689 geradezu mhutremut, Kpid. 
111, 3, 37 admintiraret zu schreiben , wie ich gar kein Bedenken getragen 
habe, Mtl. 379 and Rad. 88 die Form fenstra in den Text za setzen, da 
1) das Metrum die zweisilbige form Terfangt, 2) die genannte Form nach 
Analogie Ten mrniHrnm durchaus regelrecht gebildet ist und 3) die an 
den beiden angefahrten SteHen und Cas. I, 1, 44 (ausser welchen das 
Wert bei Planta* gaf nicht vorkommt) in den Handschriften überlieferte 
**%£#$ Form /entstret vielmehr auf/ertafra als auf da* durch Festos Pauli 
p* W tagtaiMgte and von Bciitiey /u Ter. Heaat. III, J, 72cmpfoblne 

fiuä^'M Bflllift Unit 



262 Lateinische Litteratur. 

in einen Laut Innerhalb eines Wortes. Die gewöhnlichsten 
und durch den gleichen Gebrauch anderer Dichter bereits con- 
statierten Fälle dieser Art, wie dein dehinc deorsum praenl 
quoad coire antehac u. s. w. werden nur beiläufig erwähnt , ge- 
nauer dagegen die der Plautinischen Sprache eigenürämlichen Falle 
erörtert. Synizese des Vocals t mit einem folgenden findet sieh 
in den Versmassen des Dialogs nur in dies mit seinen zweisilbige* 
Casus, diu mit diutius und trium, sowie in der einzigen Verbal- 
form scio nebst sei am scias sciat scies seiet u. s. w. und seinem 
Compositum nescio (p. clxvii), mit einem vorausgehenden Vocal 
in ais ail und aibam. Die Einsilbigkeit von seio wird schon von 
den alten Grammatikern Charisius p. 6. Diomedes p. 430. Marins 
Victorinu8 p. 2472 P. berichtet und erwähnt, dass manche dann 
hätten sco sprechen wollen (vgl. Bergk a. a. O. S. 1130 Anm.). 
Ob aber dieses einsilbige scio vor einem Vocal gänzlich habe elidiert 
werden können , möchte ich doch bezweifeln ; einige Beispiele aus 
dem Trinummus werden durch R. p. clxhi beseitigt; Men. IV, 
3, 3 ist die handschriftliche Wortstellung „Sein quid est quod ego 
4d te uenio? Scio ut tibi ex me sit aoliip" ans einem andern 
Grunde zu rechtfertigen (aus demselben hätte auch MhV 1366 
„Scio et perspexi sae*pe . . " nicht angetastet werden dürfen); 
Capt. 71 dagegen ist umzustellen: „Scio dictum apsurde . . u In 
freiem Metren, wie Octonarien und Anapaesten, kommen auch 
noch andere Synizese» vor, wie zweisilbiges otio gaudium filio 
filiam u ä. (ich habe danach auch praemium in dem baccheischen 
Tetrameter Amph. 648 zweisilbig zn messen gewagt); von den 
Versmassen des Dialogs aber sind solche Licenzen durchaus fern 
zu halten, sowol in Nominal- als auch in Verbalformen. Audi- 
bam und seibam können naturlich nicht als Ausnahmen angeführt 
werden, da hier das e schon bei der Formbildung mit dem kurzen 
Auslaut der Wurzel in l contrahiert worden ist (vergl. Curtins 
sprachvergl. Beitr. I. S. 290 ff.); das zweisilbige sarriunt Capt. 663 
wird durch die sonsther beglaubigte Schreibung süriunt entfernt, 
welche sich, was ich hier beiläufig mit bemerke, bei Nonius p. 7, 
wo jener Vers der Captivi citiert wird, in dem codex Bam bergen - 
si*8 geradezu erhalten hat (auch bei Varro de ling. Lat. V, 134 
fuhrt das sarcendo der Handschriften vielmehr auf sariendo als 
auf sarriendo^ wie in unsern Texten steht). Alle übrigen schein- 
bar entgegenstehenden Stellen sind corrupt: dahin gehört auch 
Mil. 69, in welchem Verse R. p. clxiv das zweisilbige ambitmt 
zu rechtfertigen gesucht hat, aber jetzt gewis nicht mehr auf- 
recht zu erhalten gewillt ist, nachdem Fritzsche in der Vorrede 
zum diesjährigen Rostocker Sommercatalog p. 4 ebenso leicht als 
sicher em elidiert hat „. . drant ambae et dpsecrant." Ausser 
t bilden noch Synizese die Vocale e und u: ersterer" in dem meus 
und allen hierher gehörigen Formen von t* und idem , so wie vom 
Verbum eo (aber nur vom Simplex, das einzige Beispiel von einem 



Heiland : Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 263- 

Compositum, ein dreisilbiges transeuntem Mil. 676 ist iii der 
Ausgabe dieses Stückes beseitigt); letzterer in duellum tuus 
suus duo quuttuor puer puella und in fui nebst den dazu gehöri- 
gen Formen ohne r auser fuere. 

(Der Schluss dieses Artikels folgt im nächsten Heft ) 

Weilburg. Alfred Fleckeisen. 



Zur Frage über die Reform der Gymnasien. Von Dr. Carl Gu- 
stav Heiland, Oberlehrer am königlichen Domgymnasium zu Halber-. 
Stadt. Halle 1850. 108 SS. 

„Die vorliegende Schrift ist vom Standpunkte der Rcactiou 
geschrieben. Sie reagirt gegen den pädagogischen Radicalismus, 
der, von den Stürmen des Jahres 1848 getragen, in der Gymnasial- 
pädagogik tabula rasa zu machen und die Anerkennung der Revo- 
lution auch im Gebiete des höheren Schulwesens durchzuführen 
bemüht ist." „Jetzt, heisst es zu Anfang der Schrift weiter, 
nachdem sich die Stürme etwas gelegt und die Dämonen der Re- 
volution gebändigt oder zur Besonnenheit zurückgeführt sind, 
dürfte der Zeitpunkt gekommen sein, dem Positiven in der Gym- 
nasialbildung das Wort zu reden und die ehrwürdigsten Institutio- 
nen unserer Vorfahren gegen die von einer irregeleiteten Zeit- 
richtung getragenen und Oberflächlichkeit der Bildung, sowie Früh- 
reife des Charakters erstrebenden Bewegungen der modernen 
Reformatoren in Schutz zu nehmen. Ohne Ahnung der geheim- 
nissvollen Kraft und Bedeutung und des positiven Kernes, den 
alles geschichtlich U eh erlieferte in sich trägt, beeifert man sich 
vom Standpunkte abstracter Theorien und Principien aus das Alte 
in Trümmern zu schlagen, und unbekümmert, ob das neue Expe- 
riment gelingen werde , nach trotzigem Bruche mit der Vergan- 
genheit ein neues Gebäude auf neuer Grundlage aufzurichten." 
So sehr man auch mit dem Verf. in allen den wichtigen Fragen, 
die er in dieser Schrift zur Sprache bringt, einverstanden sein 
mag, so sehr man auch den warmen Eifer, das Geschick und die 
Sachkenntnis», mit denen er jene Fragen erörtert, anerkennen 
muss, so wenig wird sich doch der unbefangene Leser einer ge- 
wissen Missstinimung über den von hohem Selbstgefühl und von 
nicht zu billigender Geringschätzung gegen Andersdenkende ge- 
tragenen Ton erwehren können , mit dem der Verf. gegen seine 
Gegner zu Felde zieht. Will man eine Versöhnung zwischen den 
gegenwärtig auf dem Gebiete der Pädagogik mehr als je ausein- 
andergehenden Ansichten — und wer wollte diese nicht? — so 
ist es vor Allen die Aufgabe und Pflicht derer, die ea unterneh- 
men, zur Lösung der obschwebenden Fragen beizutragen, das« sie 
den gegnerischen Staudpunkt ebenso wie den eigenen möglichst 



264 Höhere Pädagogik. 

unbefangen auffassen und der Wahrheit gemäss darstellen. Hr. 
H hat dies nicht durchweg gethan. Ohne es stark urgiren zu 
wollen, dass es nach den einleitenden Worten seiner Schrift den 
Anschein hat, als meine er der Erste und Einzige zu sein, der 
„nach den Stürmen des Jahres 1848 dem Positiven in der Gym- 
nasialbildung das Wort rede", was doch in diesem und im vorigen 
Jahre in Zeitschriften und Monographien in ebenso energischer 
als mannigfaltiger Weise bereits von Anderen geschehen ist; so 
zeigt es doch nicht von einer sine ira et studio gehaltenen und hu- 
manen Auffassung des Realismus und verwandter Richtungen, 
wenn uns deren Vertreter sammt und sonders in einem Lichte 
vorgeführt werden , das unmöglich das richtige und wahre ist, wenn 
wir sie uns nicht sämmtlich als Leute denken wollen , die mit der 
Vergangenheit, weil sie sie nicht kennen, trotzig gebrochen und 
nun oberflächlich und blind ins Blaue hinein theoretisiren. Dass 
es auch solche giebt und immer gegeben hat , wer wollte es leug- 
nen? Doch verlohnte es wohl kaum der Mühe, gegen diese mit 
solchem Aufwand von Zeit und Kraft den Kampf zu beginnen; 
wogegen diejenigen Männer, die, mit Erfahrung und gediegenen 
Kenntnissen ausgestattet, durch langes Nachdenken zuderCJeber- 
zeugung gekommen sind , dass es ausser dem Wege, den bisher 
die Gymnasien verfolgt haben, noch einen andern giebt, um zu 
einer wahrhaft menschlich-edlen Bildung zu gelangen, in anderer 
Form und zum Theil auch mit anderen Gründen widerlegt werden 
mussten. Das Princip , das dem Realschulwesen zu Grunde liegt, 
hat unstreitig — denn es ist Thatsache, wie die zahlreich beste- 
henden und stark besuchten Anstalten der Art beweisen — in dem 
Zeitbewusstsein , als dessen Vertreter wir nicht etwa die ober- 
flächlichen und tabula rasa machenden Köpfe betrachten, tiefe 
Wurzel geschlagen, und darum hat es jedes Falls historische Be- 
rechtigung. Ob diese Berechtigung auch eine innere und im We- 
sen der Sache begründete ist, darüber muss und wird die Zeit 
entscheiden. Wer aber in der Gegenwart jenes Princip bekäm- 
pfen und als nichtig darlegen will , an den ergeht die unerlässliche 
Forderung , dass er es nicht blos an seinen letzten Spitzen und 
Auswüchsen, sondern in seinem Kern und innersten Wesen an- 
greife. Dass dieser Forderung Hr. H. nicht vollständig genügt 
hat, ist um so mehr zu bedauern, als der günstige Eindruck, den 
die grosse Wärme und die sittliche Energie, mit welcher der Verf. 
für eine tüchtige, nicht ohne gründliche classische Studien zu ge- 
winnende Bildung streitet, bei dem Leser zurückläset, durch 
jenen Mangel sehr merklich geschwächt wird. Begnügen wir 
uns vorläufig mit diesen allgemeinen Bemerkungen, die im Ver- 
laufe unserer Beurtheilung ihre specielle Erörterung finden wer- 
den, und wenden wir uns sogleich zur Betrachtung des Inhalts der 
XXV Abschnitte, in welche die Schrift zerfällt. Der Verf. er- 
kürt zunächst den Standpunkt der eiuseitigen Humanisten, der 



Heiland : Zar Frage ober die Reform der Gymnasien. 265 

neueren eben sowohl als der älteren, für überwunden. Den Leta- 
leren war die Kenntniss des classischen Alterthums dag einzige 
höhere Bildungsmittel und als solches Selbstzweck; die Ersteren 
hielten , indem sie von dem vielfach missverstandenen und einsei- 
tig aufgefassten Begriffe formaler Bildung ausgingen , die Alter- 
thumsstiidien als das beste Mittel für eine allseitige Ausbildung 
der geistigen Kräfte fest. Vielmehr bildeten beide erst , jene 
materielle Erkenntniss des Alterthums und die aus den classischen 
Studien gewonnene formale Bildung in ihrer wahrhaften Vereini- 
gung den letzten Zweck des Gymnasiums, dessen Aufgabe gegen- 
wärtig darin bestehe, dass es mit einer höheren Menschenbildung 
die allgemeine Vorbildung für die höheren wissenschaftlichen Sta- 
dien auf nationaler christlicher Grundlage zu gewähren habe. 
Was dazu nöthig sei, ein solches Ziel zu erreichen, dass die ver- 
nunftigen Forderungen der Zeit erfüllt werden, das, sagt der 
Verf., hat in Preussen die Umsicht und Weisheit der Behörden 
immer gewährt. Eine gesunde Pädagogik erfordere nämlich, dass 
der deutsche Jüngling dieselben Bahnen durchwandele, welche 
das deutsche Volk gegangen sei; die Hauptfactoren aber, durch 
welche unser Volk auf den gegenwärtigen Standpunkt der Cultur 
erhoben sei, wären: das Christenthum, das classische Aiterthum, 
die eigene Litteratur, die Litteratur der modernen Völker und 
die Wissenschaft von der Natur. Die Concentration aller dieser 
Bildiingsstoffe bilde die christlichgermanische Weltanschauung, 
in der sich der Geist der neuen Zeit ebenso charakteristisch aus- 
geprägt habe , wie in der griechisch-römischen der antike. Wenn 
sich in dieser Weltanschauung somit alle wahrhaft menschliche 
Bildung und das gesammte Resultat der gesellschaftlichen Ent- 
wickelung der Menschheit vereinige, so gehöre das gerade zur 
Haupteigenthümlichkeit des deutschen Volksgeistes , dass in ihm 
das Allgemein-Humane mit dem Individuell-Nationalen wesentlich 
zusammenfalle. — Hier zunächst dürfte die Deduction des Verf. 
von Seiten der Gegner einen wesentlichen Einspruch erfahren. 
So sehr sie ihm zugeben werden , dass die genannten Elemente 
die Hauptfactoren deutscher Bildung sind , so nachdrücklich wer- 
den sie hervorheben , dass die Cultur der übrigen Völker Euro- 
pa's aus denselben Elementen erwachsen ist. Das Christenthum, 
das classische Aiterthum, die eigene Litteratur, die anderer mo- 
dernen Völker und die Naturwissenschaft sind auch die Factoren 
der französischen , der englischen und der holländischen National- 
bildung. Das Allgemein-Humane können diese Nationen also mit 
gleichem Rechte und in demselben Sinne in Anspruch nehmen 
als die deutsche. Darin also kann die „Haupteigenthümlichkeit 
des deutschen Volksgeistes" nicht zu suchen sein; sie liegt viel- 
mehr darin , wie unser Volksgeist jene Machte auf seine Indivi- 
dualität hat einwirken lassen, und darin, wie diese Einwirkung im 
Laufe der Zeit unsere nationale Eigentbümlicbkeit bestimmt hat. 



266 Höhere Pädagogik. 

Nun hat zwar allerdings keine Nation das Christenthura so inner-* 
tich und so ideeil aufgefasst als die deutsche, und kein anderes. 
Volk hat das classische Alterthum so tief und so gründlich er- 
schlossen und ausgebeutet; daher denn auch aus unserer Mitte, 
indem sich jene beiden Bestrebungen die Hand reichten, die Re- 
formation hervorgehen und hier den fruchtbarsten Boden finden 
sollte; daher denn auch bei uns die Philosophie die höchste Pflege 
erfahren und Wissenschaft, Kunst und Leben mehr als irgendwo 
durchdringen und vergeistigen mosste: aber in eben dieser Eigen- 
tümlichkeit, die uns so gelehrig und so geschmeidig sein iässt, 
das Fremde uns anzueignen, so strebsam und so ideell, das Wahre, 
Schöne und allgemein Menschliche, wo wir es auch finden, in uns 
aufzunehmen und unserem innersten Wesen zu assimiliren, in ihr 
liegtauch der Grund zu unserem Unglück, der Grund, warum 
wir bis heute noch nicht selbstständig geworden sind in unserer 
Litteratur , in unserem gesellschaftlichen und öffentlichen Leben. 
In der Litteratur waren wir stets und sind wir trotz Lessing, Goe- 
the , Schiller und Unland jetzt noch abhängig vom Ausland ; ebenso 
in Sitte und Zusammenleben , noch weit mehr und bis zur Schmach 
in der Politik. Wären wir weniger reeeptiv, weniger doctrinär 
und complectiv , hätten wir dagegen mehr Neigung und Wert- 
schätzung für das Eigene und mehr Sinn und Fähigkeit für prak- 
tische Gestaltung und Beherrschung äusserer Verhältnisse, so 
würde die französische Litteratur schwerlich immer noch so reich- 
lichen Eingang in unsere Lesezirkel und Theater finden und unser 
deutsches Vaterland würde unter den europäischen Staaten gewiss 
nicht eine so jammervolle Stellung einnehmen. Von diesem Ge- 
sichtspunkte aus bekämpfen die Anhänger des Realismus und die 
der national-deutschen Bildung die Gymnasien und in dieser Po- 
sition hätte der Verf. seine Gegner vor Allen aufsuchen und an- 
greifen müssen. Diese werden ihm zwar einräumen , was er dann 
weiter entwickelt, dass der Jüngling so gebildet werden muss, dass 
er alle Vorbedingungen kennen lerne, durch welche der deutsche 
Volksgeist seinen gegenwärtigen Gehalt und seine jetzige Ausprä- 
gung erhalten hat, um daraus die Aufgabe seines Volkes und sei- 
ner Zeit verstehen zu können; sie stellen aber in Abrede, dass 
dieses Verständniss , wie es von den Gymnasien erzielt werde, 
allein schon die Jugend gründlich befähigen könne, für ihren Theil 
daran zu wirken und zu arbeiten , dass die Nation in ihrer organi- 
schen Entwickclung weiter geführt werde. Dazu, sagen sie, be- 
darf es noch anderer Mittel, Mittel, die nicht dem todten Alter- 
thume, sondern der lebensvollen Gegenwart zu entlehnen sind. 
An Bildung hat es uns, nach ihrer Ansicht, bisher nicht gefehlt, 
wohl aber an praktischem Sinn und an Kenntnissen , durch welche 
alle Praxis bedingt wird. Allen diesen Einwänden, die der Verf. 
erwarten musste, ist von ihm nicht begegnet worden. Hätte er 
dies nicht versäumt, so hätte er der Sache, die er vertheidigt, ge- 



Heiland : Zar Frage aber die Reform der Gymnasien. 267 

wigs eine noch festere Stellung bereitet und seinen Gegnern einen 
Rückhalt abgeschnitten , in den es ihnen bei allen Ausfällen , die 
er gegen sie unternimmt, stets möglich bleibt sich zurückzuziehen. 
Im Uebrigen stimmen wir ihm bei, wenn er behauptet , dtss i» 
Preussen bereits das Nöthige (wenigstens in der Hauptsache und 
so weit das durch eine Regierungsmaassregel , hinter welcher die 
Praxi« nicht alsbald nachzukommen pflegt, geschehen kann) ge~ 
than ist, um die Gymnasien mit den vernünftigen Forderungen 
der Zeit in Uebereinstimmung zu bringen , und dass , wenn sicht- 
bare Erfolge der angeordneten Reformen nicht sogleich hervor- 
traten, die Schuld davon zum Theil in der Zähigkeit der alten 
Philologen liegt, die die Aufnahme der neuen Disciplinen neben 
der classischen Philologie nicht eben begünstigten (so wie z. B. 
heute noch in Schulpforte den Naturwissenschaften, ausser einer 
einzigen wöchentlichen Stunde Physik in Prima, gar nichts ein- 
geräumt ist) , zum Theil aber auch in dem Mangel an tüchtigen 
Lehrern und an einer zweckmässigen Methode in den neuen Un- 
terrichtsgegenständen, obwohl sich der Verf. diesen Mangel, wie 
wir später sehen werden, doch etwas gar zu gross vorzustellen 
scheint. 

Im Folgenden beklagt es der Verf., dass man, anstatt auf dem 
gegebenen , naturgemässen Wege der Reform vorwärts zu schrei- 
ten, dem Drange materieller Interessen und dem einseitigen Stre- 
ben nach nationaler Ausbildung nachgebend einen völligen Bruch 
in der höheren Schulbildung herbeigerufen habe , indem man die 
höheren Bürger- oder Realschulen ins Leben treten Hess. Hier- 
durch sei einerseits das Utilitätsprincip zur factischen Anerken- 
nung gekommen, andererseits die Epidemie der Frühreife auf eine 
die idealen Güter der Menschheit bedrohende Weise genährt und 
unterstützt worden. Hiergegen wäre nur zu bemerken, dass die 
Stiftung der ersten Realschulen lange vor dem Jahre 1887 geschah, 
also zu einer Zeit , wo man von der neuesten Reform der Gymna- 
sien, die in das genannte Jahr fallt, noch nichts wissen konnte. 
Auch werden die höheren Bürger- und Realschulen mit Recht da- 
gegen protestiren , dass ihr Princip lediglich das der Utilität sein 
soll, da auch sie eine höhere allgemeine Bildung erzielen, nur auf 
moderner Grundlage, wodurch sie der nützlichen Anwendung im 
Leben allerdings zugleich mit zu genügen meinen. Wenn man 
auch den glücklichen Erfolg bezweifelt, so hat man doch nicht das 
Recht, den Unternehmern ein Princip zu insinuiren, gegen wel- 
ches sie sich selbst verwahren. — Mit dem dritten Abschnitt sind 
wir einverstanden. Es wird hier ausgeführt , wie man sich , auch 
nach der Ausscheidung der den Gymnasien widerstrebenden Ele- 
mente, dabei nicht beruhigt habe, sondern daraufhinarbeite, den 
realistischen und modernen Disciplinen auch in den Gymnasien 
weiteres Gebiet zu erkämpfen. In dem Drange dieser Bewegungen 
sei nun die Einberufung der Conferenz der Lehrer der höheren 



268 Höhere Pädagogik» 

Schulen Preussens erfolgt, In der man, von einem gut gemeinten 
Streben nach Versöhnung mit dem sogenannten Zeitbewusstsein 
ausgehend, neue, den Kern der Gymnasialbildung tief beeinträch- 
tigende Concessionen gemacht habe. 

Indem der Verf. zu den Reformvorschlagen übergeht, räumt 
er die Thatsache ein , dass die Mehrzahl der Schuler, ebensowohl 
der höheren Burgerschulen als der Gymnasien, aus den mittleren 
Claasen abgehe, und findet es darum gerechtfertigt, dass mit Ver- 
legung des Griechischen nach Tertia die drei unteren Classen der 
Gymnasien denen der höheren Bürgerschulen conform gemacht 
werden, indem man die durch den Wegfall des Griechischen in 
Quarta vacant werdenden sechs Stunden dem Französischen und 
der Mathematik zu Gute kommen Hesse. Ref. theilt diese An- 
sicht und hält auch seinerseits dadurch das wahrhafte Bedürfnis» 
für vollkommen befriedigt und das Eingehen auf noch weitere 
Concessionen , die dem Gymnasium zugemuthet werden, für ver- 
derblich; kann aber seinen Zweifel an der Richtigkeit der Be- 
hauptung nicht zurückhalten, mit welcher der Verf. das Zurei- 
chende seines Reformvorschlags zu begründen sucht. Er versichert 
nSmlich , dass nach seiner Erfahrung die Leistungen eines Prima- 
ners einer zur Abiturientenprüfung berechtigten Realschule in der 
Regel dem Tertianerstandpunkte des Gymnasiums entsprächen, 
Secunda entspreche der Quarta, Tertia der Quinta und Quarta 
der Sexta. Nach den Programmen, sagt der Verf , scheint es 
zwar anders, aber es sei so. — Sollten denn aber wirklich die 
Angaben in den Programmen der höheren Bürgerschulen — wenn 
wir nur die dort verzeichneten Themata zu den deutschen Arbei- 
ten ins Auge fassen — mit der Wahrheit so wenig übereinstimmen, 
and ist es glaublich, dass, wenn auch die Bildungsmittel der Gym- 
nasien weit vorzüglicher sind als die der Realanstalten , ein Jüng- 
ling von 16 bis 18 Jahren schon durch den Unterschied des Alters 
einem 13 bis 15jährigen Knaben nicht ein gutes Stück an geistiger 
Reife voraus sein sollte? — Die Erfahrung des Verf. stellen wir 
nicht in Abrede, wohl aber die allgemeine Gültigkeit dieser Er- 
fahrung. Denn sonst wäre das Urtheil über diese Anstalten ge- 
wiss bereits entschieden und allgemein gesprochen; es wäre in 
der That wunderbar, wie sich dieselben neben den Gymnasien bis 
jetzt und bereits mehrere Decennien hindurch halten konnten; es 
wäre endlich ganz unbegreiflich, wie Männer, welche beide Arten 
von höheren Schulanstalten aus langjähriger Erfahrung genau ken- 
nen, sich der Realschulen mit solcher Wärme annehmen können. 
So liegt Ref. das neueste Heft der Pädagogischen Revue vor, in 
welchem sich ein gehaltvoller Aufsatz des Proviozialschulraths 
Wendt in Stettin befindet, in dem er eiuigen Beschlüssen der Ber- 
liner Confer. gegenüber sich der Aufrechterhaltung des classischen 
Princips in den Gymnasien mit Entschiedenheit annimmt. In die- 
sem Aufsätze läaat er den Realschulen folgende Anerkennung zu 



Heiland t Zar Frage aber die Reform der Gymnasien. 269 

Theil werden : „Nachdem ich eine lange Reihe von Jahren vier der 
frequentesten Gymnasien als Lehrer und Director angehört hatte, 
habe ich als Mitglied zweier Provinzialschnlbehörden an der ober* 
aufsichtlichen Leitung und Verwaltung aller Arten von Schul- und 
Bildungsanstalten Theil genommen , und unter diesen auch meh- 
reren Realschulen die wärmste und eingehendste Theilnahme ge- 
widmet. Auf das Entschiedenste trete ich der Ansicht derer ent- 
gegen, die alle über die Grenze der Elementar- und Mittelschule 
hinausgehende Bildung ausschliesslich den Gymnasien vorbehalte« 
und die neben diesen in der Neuzeit entstandenen Realschulen alt 
innerlich hohle , haltlose und darum verwerfliche Zwitteranstalteil 
aufgehoben sehen wollen." Hr. H. wird zugeben, dass ein sol- 
ches Zeugniss schwerer in die Waagschale fällt als seine ans einem 
— wie es seinen Worten nach scheint — nur engen Kreise ge- 
schöpfte Erfahrung. Steht es also mit der Behauptung, dass die 
erste Classe des Untergymnasiums eben so viel leiste als die Se* 
cunda der Realschule, sehr misslich, so ist damit zugleich des 
Folgerungen , die der Verf. auf seine Erfahrung weiter baut, der 
Grund und Boden weggenommen. Er meint nämlich , da man et 
in Gymnasialtertia eben so weit bringe als in Realprima , so sei 
eigentlich die ganze Realschule überflüssig und von Uebel. Den« 
was man von Physik und Chemie in letzterer mehr lehre als im 
Gymnasium , das werde von den Schülern wegen Mangels an gei- 
stiger Reife doch nicht verstanden; das Englische aber eignete« 
sich die Gymnasiasten sehr oft durch Privatunterricht und eigene« 
Studium an. 

Von Abschnitt V an wendet sich der Verf. gegen die leiten* 
den Grundsätze der verschiedenen Gegner. Als den ersten Irr* 
thum, der sich bei der Reformx des Schulwesens geltend mache, 
sieht er den an, dass man meine, es müsse Alles, was lehr- und 
lernbar sei, auch in der Schule gelehrt und gelernt werden. Z« 
vielerlei lernen sei aber ebenso verderblich für den Geist als ein 
Uebermaass von Nahrung für den Körper. Nicht in der Vielsei- 
tigkeit des Wissens liege das Geheimniss, wodurch die Gymnasiea 
Grosses geleistet, sondern in der methodischen Zucht, durch 
welche der jugendliche Geist an einer beschrankten Auswahl vo« 
Stoffen geübt, geschmeidigt und gestählt worden sei. Auf da« 
Können komme es an und dieses erziele man dadurch, dass man 
die Selbsttätigkeit wecke und übe und dadurch den Charakter 
bilde. Diese Bildung hänge aber weniger von den Bildungsmitteln 
ab als von einer strengen, zur Arbeit und Entsagung erziehende« 
Methode, die aber bei Disciplinen nicht möglich sei, bei denen 
sich der Geist vorherrschend passiv zu verhalten habe und als ein 
leeres Gefass betrachtet werde, das mit allerlei wissenswerthen 
Dingen angefüllt werden müsse. — Gründet der Verf. auch diese« 
Urtheil über die Behandlungsfähigkeit der Naturwissenschaften — 
denn diese sind doch wohl hier vorzugsweise gemeint — auf «fifa* 



£70 Höhere Pädagogik. 

Erfahrung, so mitss diese Erfahrung eigentümlicher find aller- 
dings unglücklicher Art sein. Unleugbar kann jeder Unterrichts- 
gegenstand so tractirt werden , dass sich der Lernende dabei pas- 
siv verhält, und selbst der Unterricht in den alten Sprachen ist 
nicht selten so behandelt und wird hier und da heute noch so be- 
handelt; aber dass es unter den Unterrichtsgegenstanden, die In 
den Real- und höheren Bürgerschulen Aufnahme gefunden haben, 
einen einzigen giebt , bei dem sich der Geist vorherrschend passiv 
verhalten und als ein Gefäss, das man nur zu füllen habe, be- 
trachtet werden müsse, das ist doch eine Behauptung, die man 
«ich kaum anders als aus gänzlicher Unbekanntschaft mit dem 
Wesen der Naturwissenschaften oder einer Verkennung dessen 
erklären kann, was in jedem Lehrobject das Thätigkeit erweckende 
und übende Moment ist. Bei dem Verf. können wir weder das 
«ine noch das andere voraussetzen, und doch ist es klar, dass 
•lieh die Naturwissenschaften dieses Momentes nicht entbehren. 
Denn , wie die Sprachwissenschaft, beruhen auch sie auf allge- 
meinen Vernunftgesetzen. Ist der Schüler in diese zweckmässig 
eingeführt, so hat er in der Thätigkeit, mit der er an den einzel- 
nen Erscheinungen diese Gesetze, unter verständiger Leitung, auf- 
findet und sich zum Bewusstsein bringt, volle Gelegenheit, seinen 
Geist mannigfach zu üben und zu bilden. Ref. hat Gelegenheit 
«ich zu überzeugen, wie eine zeitgemässe Methode selbst den 
Unterricht in der Mineralogie, also in der Wissenschaft, die es 
mit den sogenannten todten Naturproducten zu thun hat, dadurch, 
dass die Eigenschaften , Wirkungen und Anwendungen der Mine- 
ralien in ihren notwendigen Zusammenhang gebracht werden, 
oder dass man vielmehr den Schüler diesen Zusammenhang selbst 
finden und entwickeln lässt, zu einem ebenso das volle Interesse 
als die geistige Kraft des Lernenden in Anspruch nehmenden ex- 
ercitium machen kann. Wäre die Ansicht des Verf. 's gegründet, 
dann könnte es gar keinem Zweifel unterliegen, dass die Natur- 
wissenschaften und was der Verf. selbst noch für Disciplinen bei 
jener Aeusserung im Sinne hatte, ans dem Gymnasium und ge- 
wiss auch aus den Realanstalten principiell anszuschliessen wären. 
Denn reines Gedächtnisswerk gehört weder in diese hoch in jenes. 
80 aber steht es doch nicht. Die bildende Kraft, die auch in den 
Naturwissenschaften liegt, wird jetzt wohl nur noch von Wenigen 
anerkannt. Darum müssen sie auch in den Gymnasien noch 
mg finden, wo man sie bis jetzt nicht zugelassen hat; denn 
eine höhere Bildung ohne alles wissenschaftliche Verstand niss der 
Natur ist unmöglich, und die Erwerbung dieses Verst ändniss es 
ganz dem Privatfleisse und dem Leben zu überlasse», wäre ebenso 
wenig motivirt, als wenn man die Geschichte an» der Schule aus- 
schliessen wollte. Darin aber muss man mit dem Verf. einig sein, 
dass das Können and die Selbsttbitigkeit zu erzielen, die Haupt- 
an%»bo de» Hymnari— s ist, ond dam diesem Zwecke kein Unter- 



Heiland : Zur Frage ober die Reform der Gymnasien. 271 

richtsmittel iu so hohem Grade diene als die in rechter Methode 
getriebenen alten Sprachen. Darum müssen diese auch stets das 
Hauptbildungsmittel des Gymnasiums bleiben , und neben ihnen 
ist den anderen Disciplinen nur so viel Geltung und Platz einzu- 
räumen, als ihnen nach Verhältniss der ihnen inwohnenden bil- 
denden Kraft zukommt. 

Von dem Irrthume des zu viel lehren Wollen« geht der Verf. 
zur Polemik gegen das utilitarische Princip über und bekämpft 
hier diejenigen , die eine Bildung für die unmittelbaren Zwecke 
des Lebens fordern. Diese Forderung, dieses Drängen nach dem 
Materiell- Praktischen, meint der Verf., greife in neuerer Zeit in 
dem Mittelstande immer weiter um sich , während man früher in 
eben diesem Stande die classische Bildung als freien Schmuck 
eines gebildeten Geistes erstrebt habe. Ja „bis jetzt, sagt er, 
haben die höheren Schulen ihren Ruhm darin gesetzt, das jugend- 
liche Herz mit Idealen zu erfüllen , die sie aus allen Gebieten der 
Wissenschaft und des Lebens ihm entgegen führten, den schwär- 
merischen Zug einer begeisterten Hingebung zu nähren und die 
Jugend so lange als möglich frei zu erhalten von den Dämonen der 
Selbstsucht und der materiellen Nützlichkeit. Dadurch erregten 
sie in ihren Zöglingen eine begeisterte Vertiefung in die Wissen- 
schaft, die nicht nach dem Gewinn an Geld und Gut fragt, da*- 
durch erzogen sie dieselben zu einer selbst Opfer nicht scheuenden 
Hingabe an die Interessen des Vaterlandes, dadurch gaben sie 
ihnen einen behütenden Schntzgeist gegen den Schmutz de« Le- 
bens, dadurch rüsteten sie selbst diejenigen, die früher in das 
bürgerliche Leben eintraten, mit jenem idealen Sinne ans, der 
ihnen von ihrem Berufe eine höhere Auffassung als die des blossen 
Broderwerbs gab." Das in diesem Ergnsse den Gymnasien ge- 
spendete Lob darf man wohl nur cum grano salis verstehen ; denn 
sonst möchte die Stelle wohl an einiger Uebertreibung leiden. 
Haben die Gymnasien je so Sublimes geleistet, und haben sie es 
leisten können ? Hat es in Deutschland je ein goldnes Zeitalter 
gegeben, wie es uns hier geschildert wird? Dann wäre unser 
armes Vaterland nicht seit Jahrhunderten und bis auf diese Stande 
der Gegenstand so schmählicher Beeinträchtigungen und so argen 
Hohnes gewesen. So ideale Menschen , wie sie der Verf. au» dem 
Schoosse deutscher Gymnasien hervorgehe» lässt, waren und sind 
überhaupt an allen Orten und zu allen Zeiten nur Ausnahmen. 
Schon vor 80 Jahren hören wir Herder (Sophron S. 196) klagen: 
„Die Welt hat der Wissenschaften, znmal des Wortes Gottes, satt; 
sie will amtisirt sein. Man muss sich ihr, durch was es auch 
sei, unentbehrlich zu machen wissen." In einer andere» Rede 
spricht sich derselbe Herder über ein anderes , auch von imserem 
Verf. beklagtes Gebrechen seiner Zeit aus. Sophron S. 192 
hefsst es nämlich: „Wir wissen alte, dass unseren Zeiten mit 
Recht der Vorwurf gemacht wird , dass nicht wie fn den alten <ao& 



272 Höhere Pädagogik» 

ältesten Zeiten unsere Weisheit Im Leben ausgedrückt wird und 
von Sitten ausgehend auf die Sitten zurückkehrt. Sie wohnt bei 
uns mehr im Kopf als im Herzen und hat meistens mehr unser 
Gedächtniss bereichert, als unsere Denkart und Sinnesart gebildet. 
Die unermessliche Luxurie in den Wissenschaften , ihre fast un- 
absehbare Vermehrung hat uns zu Sclaven des Wissens gemacht, 
oft ohne alle Selbstbildung; wie manche Jugendseele ging im trü- 
gerischen Ocean der Vielwissenheit , der AUgelehrsamkeit , an 
einer Scylla, bei einer Charybde oder auf glatter Woge unter!" 
So war es zu Herder's und Goethe's Zeit und noch früher war es 
auch nicht anders. Die Welt dient ihren Interessen und dem 
„Geldsack", sie jagt nach dem, was möglichst schnell seine Pro- 
cente abwirft, sie strebt nach dem äusseren Glänze der Vielwis- 
serei und des „ encyklopädischen Dilettantismus. u Das that sie 
leider alles lange ehe es Realschulen gab und lange bevor Hr. 
Mager es keck in die Welt hinausschrieb, dass die Realanstalten 
gegenwärtig für Deutschland nothwendig seien, da das Gymnasium 
nicht lehre, was der deutsche Bürger suche und brauche — das 
Geldmachen. — Nachdem wir nun aber das Outrirte in der Dar- 
stellung des Verf.'s in seine Schranken zurückgewiesen haben , er- 
klären wir uns mit dem , was er hier eigentlich ausführen will, 
vollkommen einverstanden. Es sind allerdings alle Hebel anzu- 
setzen , um dem materialistischen Streben und dem Drängen nach 
vorschnellem und blos äusserlichem Wissen nach Möglichkeit ent- 
gegen zu arbeiten. Das geeignetste und bedeutsamste Mittel, 
diesen Zweck zu erreichen, ist in der Aufrechterhaltung des classi- 
schen Princips in den Gymnasien zu suchen, und die verschiedenen 
Gegner dieses Princips müssen daher mit allen Waffen des Geistes 
und der Wissenschaft bekämpft werden. — Nachdem der Verf. 
mit den Realisten und Utilitätsmännern fertig ist, sucht er im Fol- 
genden diejenigen zu widerlegen, die auf dem Gebiete der Päda- 
gogik den Gegensatz einer modernen Bildung gegen die antike 
geltend machen. Ergeht dabei von dem Satze aus, „dass Bil- 
dung nur dadurch erworben werden kann , dass man aus sich her- 
ausgeht, sich in ein fremdes Geistesleben hineinlebt und dasselbe 
auf sich zurückwirken lässt u , und sucht dessen Unumstösslichkeit 
aus der Natur des Menschen zn beweisen, der sich nicht blos für 
das Ferne immer mehr interessire als für das Nahe, sondern dem 
auch erst die Anschauung und Erkenntnis einer fremden Welt 
und fremder Zustände durch Vergleichung und Gegenüberstellung 
den Blick für die heimathlichen Dinge und Zustände wecke. An- 
dererseits sei das Alterthum die wichtigste Stufe der Geschichte, 
so abgeschlossen und vollendet und desshalb so klar zu über- 
schauen, wie keine andere; ja die Anschauungsweise des Alter- 
thnms liege dem jugendlichen Geiste näher, als die der neueren 
Zeit, da die neuere Iatteraturin Gedanken und Ausdruck zu ab- 
staut sei und auf verwickeiteren Verhältnissen des neueren Leben* 



Heiland : Zar Frage über die Reform der Gymnasien. 273 

und der neuem Staaten beruhe. Das Alterthum sei die geeig- 
netste Vermittelung, die Jugend von ihrer natürlichen Unmittel- 
barkeit zum Geiste zu führen. Unser ganzes Wissenschaftswesen 
könne nur durch die Kenntniss der alten Litteratur genau erkannt 
werden; eine moderne Bildung gebe es daher nicht, die die antike 
nicht in sich aufgenommen und zersetzt habe. — Da sich der 
Verf. mehrfach wiederholt, so haben wir später Gelegenheit auf 
diese Ausführung und auf das, was man dabei vermisst, zurückzu- 
kommen. Auch das Folgende haben wir nur kurz zu berühren, 
indem hier noch einmal der Vorzug besprochen wird , der unter 
den GymnasiaUDisciplinen den alten Sprachen gebühre wegen der 
ihnen inwohnenden ethischbildenden Kraft, während die anderen 
Unterrichtsgegenstande vorzugsweise die Receptionskraft in An- 
spruch nähmen und, ohne Selbsttätigkeit zu erwecken, eher eine 
zerstreuende als bildende Kraft hätten. Dann kommt der Verf. 
abermals auf die „Klage der Männer ans der alten Schule" zu- 
rück: dass man zu Vielerlei lehre. Er glaubt, dass der darin 
liegende Uebelstand durch Aneinanderlegen gleichartiger Stunden, 
durch Festhalten an dem Grundsätze, dass in keiner Ciasse mehr 
als ein neuer Unterrichtsgegenstand beginne, und durch andere 
eine grössere Concentration bezweckende Maassregeln, ganz be- 
sonders aber dadurch zu beseitigen sei , dass der Lehrer nicht als 
Gelehrter, sondern als Pädagog unterrichte, indem er stets im 
Auge behalte, dass es nicht auf das U eberliefern von Kenntnissen, 
sondern auf das Wecken der Selbsttätigkeit ankomme. Zucht, 
Methode und nährender Bildungsstoff seien die drei Factoren, die 
die Erreichung des Gymnasialzweckes herbeiführen sollten; von 
diesen sei aber der letzte, der die wissenschaftlichen Kenntnisse 
umfasse, gegenwärtig zu vorherrschend bedacht und es thue noth, 
auch die ersteren. beiden wieder zu Ehren zu bringen ; denn Bil- 
dung sei nicht zu gewinnen durch Ueberlieferung der Wahrheit, 
sondern dadurch, dass die Wahrheit errungen werden müsse. 
Darum sei der Sprachunterricht so unendlich wichtig. Durch ihn 
würden Gedanken auf dem Wege der Selbstthätigkeit zugeführt. 
Zugleich sei im Sprachunterrichte die Versöhnung zwischen denen 
vollzogen , die bisher einseitig einer formalen, und denen, die einer 
materiellen Bildung zustrebten, da ja das Studium fremder Spra- 
chen die concrete Vermittelung aller Logik bilde und zugleich der 
Erwerbung eines ausgebreiteten, unentbehrlichen Wissens diene. 
Die Wichtigkeit des sprachlichen Unterrichts und der Werth seiner 
Methode wird hier auf eine sehr anschauliche und überzeugende 
Weise dargethan ; nur wäre zu wünschen , der Verf. wäre zugleich 
gerechter gegen die Bedeutung der anderen Disciplinen, denen er 
eine zweckmässige Methode und selbst die Fähigkeit, sich eine 
solche, wo sie noch nicht da ist, noch zu bilden, beinahe ganz 
abspricht. 

Im XII. Abschnitt kommt der Verf. zu dem Standpunkte <&&**&'., 

N. Jahrb. f. Pkü. u. Päd. od. Kr iL Bibl. Bd. UL. Hft. V ^> 



274 Höhere Pädagogik. 

die der classisch humanistischen eine nationale deutsche Bildung 
gegenüber stelleu. Die Forderung der letzteren geht nach dem 
Verf. dahin , dass man den deutschen Unterricht auf Kosten des 
lateinischen und griechischen erweitere, damit Zeit und Raum 
gewonnen werde für eine tüchtige Einführung in die Geschichte 
und Litteratur unseres Volkes und für eine gründliche Bildung 
zur freien Herrschaft über die Muttersprache im schriftlichen und 
mündlichen Gebrauche, und damit auf diese Weise die Vaterlands- 
liebe einen neuen Aufschwung und das Vaterland einen stärkeren 
Zuwachs an gewandten und gesinnungstüchtigen Staatsbürgern ge- 
winne. Dagegen nun weist der Verf. daraufhin, dass eine natio- 
nal-deutsche Bildung, die keine andere sein könne als eine Bil- 
dung au deutschem Wissen und deutscher Gesinnung, nur dadurch 
gewonnen werden könne, dass man den Jüngling zu den Quellen 
der deutschen Cultur führe und mit allen Stoffen nähre , aus denen 
die Resultate unserer gegenwärtigen Bildung hervorgegangen sind, 
damit er durch das Verständniss der Vergangenheit zur Einsicht 
in die Gegenwart gelange. Dazu , fährt er fort , könne unmöglich 
die Einführung in die vaterländische Geschichte und Litteratur 
ausreichen, denn die deutsche Geschichte sei nur ein Thell der 
Geschichte der Menschheit, die herausgerissen und isolirt weder 
erkannt noch begriffen werden könne, weil ja unsere Litteratur, 
so wie unser ganzes Bildungswesen in Kunst , Religion und Wis- 
senschaft kein ureigenes, sondern durch Aneignung verschieden- 
ster fremder Elemente entstanden und vor Allem aus dem Boden 
des classischen Alterthums erwachsen sei. — Das sind alles Wahr- 
heiten, die kein Verständiger, auch nicht unter den Gegnern, be- 
streiten wird. Denn wer hat denn wohl behauptet, dass die Kenut- 
niss der deutschen Geschichte und Litteratur hinreiche, eine 
deutsch-nationale Bildung zu geben ? Die gewichtigsten Vertreter 
des hier angefochtenen Standpunktes — und mit diesen hatte es 
Hr. H. doch vor Allen zu thun — wollen die alten Sprachen kei- 
neswegs aus dem Gymnasium verdrängen, sie wollen aber aller- 
dings, wie das der Verf. im Früheren selbst angegeben, ihre Be- 
schränkung zu Gunsten des Deutschen, das sie als den Mittelpunkt 
und als die Spitze des gesammten Uuterrichts angesehen wissen 
wollen, zu welchem alle anderen Disciplinen, gleichsam wie die 
Punkte der Peripherie zum Centrum , eine untergeordnete , aber 
ganz nothwendige Beziehuug haben sollen. So soll dem Deut- 
schen, d. h. der Gesammtbildung , die nur in der Muttersprache 
zu ihrem adäquaten Ausdruck komme, auch der Unterricht in den 
alten Sprachen nur dienen und ihm seine nährenden und bilden- 
den Bestandtheile zuführen, so wie sie nach ihrer Ansicht in dem 
Urtheile und der Darstellungskunst , die der Schüler im schrift- 
lichen deutschen Aufsatze und im mündlichen deutschen Vortrage 
zeige, die Frucht des ganzen Gymnasialnnterrichts zusammenfasse 
Wenn dagegen der Verf. auseinandersetzt, wie unsere Litteratur 



Heiland : Zur Frage ober die Reform der Gymnasien. 275 

aas der antiken Litteratur gross geworden und wie deutsche Cul- 
tur zum guten Theii aus griechisch -römischem Boden erwachsen 
sei , so werden seine Gegner zwar zugeben , dass es darum uner- 
läßlich sei, das Alterthum und seine Litteratur historisch kennen 
zu lernen, nicht aber, dass die lernende Jugend den Inhalt der 
letzteren immer wieder von Neuem in den Quellen gründlich durch- 
forschen müsse, weil das Wahre und Schöne, was die antike Welt 
hervorgebracht habe, bereits hinlänglich für unsere Bildung aus- 
gebeutet und ein in Fleisch und Blut übergegangener Bestand t heil 
derselben geworden sei , und weil es noch andere wichtige Ele- 
mente und vor Allen die Erzeugnisse unserer National litteratur 
gebe , in denen die deutsche Jugend durchaus heimisch gemacht 
werden müsse. Sie werden ihm ferner einräumen, dass „der 
deutsche Volksgeist allerdings längst zu einem Sammelplatz aller 
anderen Volksgeister geworden ist", aber auch zugleich entgeg- 
nen, dass eben diesem dem Deutschen eigentümlichen Streben 
nach idealer Universalität zum grossen Theile die Mängel unseres 
Staats- und Privatlebens zur Last zu legen seien, und dass es dar-* 
um hohe Zeit sei, jenem Streben ein wirksames Gegengewicht zu 
geben, indem man der Jngendbildung einen mehr das nationale 
Bewus8t8ein und einen tüchtigen Staatsbürgersinn weckenden und 
bildenden Inhalt verleihe, damit der Deutsche endlich einmal auf- 
höre alles Fremde höher zu schätzen, als das, was ihm seine 
eigene Geschichte, seine eigene Litteratur, sein eigenes Leben 
biete. Nur auf diesem Wege, sagen sie, könne man der Jugend 
die „rechte Gesinnung" einpflanzen, von der der Verf. hofft, sie 
werde „durch den ganzen Geist des Unterrichts und durch eine 
zur Arbeit und Entsagung erziehende und gewöhnende Methode" 
erzielt werden. Von dieser Methode hoffen die Gegner nicht was 
noth thut; denn sie hat bisher nicht das Gewünschte gewirkt, so 
wie sie auch darüber ungläubig den Kopf schütteln werden, dass, 
nach des Verf. 's Ansicht, „der Geist des Alterthums einer der 
Factoren sein müsse, welche die Verjüngung, der das deutsche 
Volk entgegensehe , herbeiführen werden", da Jahrhunderte lang 
das classische Alterthum in den Gymnasien fast ausschliesslich den 
Unterrichtsstoff abgegeben hat, während der Charakter, der prak- 
tische Sinn und das nationale Bewusstsein der Deutschen um nichts 
besser und der Zustand Deutschlands wenigstens in seiner Bezie- 
hung nach aussen noch immer ein trübseliger sei. — Hiernach 
wird dem Verf. einleuchten, dass seine Angriffe auf die verschie- 
denen Widersacher theils nicht an der rechten Stelle, theils auch 
nicht mit den rechten Mitteln gemacht worden sind. Ueberhaupt 
müssen wir gestehen, dass wir die ersten zwölf Abschnitte, so 
sehr wir auch an manchen grösseren oder kleineren Partien uns 
erfreut und erbaut haben , so sehr wir die Begeisterung anerken- 
nen , mit der der Verf. sich der gefährdeten Sache der Gymnasien 
annimmt , in mehrfacher und oft wesentlicher Beziehufe^ ^&t ^* 



276 Höhere Pädagogik. 

Ziel verfehlend halten , theils weil er die Waffen nicht gegen den 
wahrhaften Kern der entgegenstehenden Ansichten und Bestre- 
bungen richtet, theils weil er in mancher Beziehung die eigene 
Sache überschätzt und die gegnerische ohne Noth herabsetzt. 

In den folgenden Abschnitten — obwohl man auch hier nicht 
selten durch vornehmes oder herausforderndes Absprechen unan- 
genehm berührt wird — macht der Inhalt einen um so befriedigen- 
deren Eindruck , je weiter der Verf. auf dem praktischen Gebiete 
der pädagogischen Frage vorschreitet. Er wendet sich zunächst 
zur Besprechung der Methode bei Erklärung der alten Classiker, 
indem er hierin mit Recht das wesentlichste Moment sieht, von 
welchem der belebende Einfluss abhängt , den das Alterthirra und 
antike Bildung auf unser Culturleben üben soll. Er verwirft und 
geisselt zunächst die beiden falschen Extreme , von denen da6 eine 
über dem todten Buchstaben das lebensvolle Wort versäumte, in- 
dem man die alten Schriftsteller „mit pedantischer Haarspalterei 
zerhackte und zerlederte" und die bildende Kraft vorzugsweise in 
den Anmerkungen dickleibiger Ausgaben suchte, das andere aber 
auf Kosten der Gründlichkeit vorherrschend das stoffliche Inter- 
esse errege , wenig mit Grammatik zu thun habe und alles Heil von 
einer cursorischen Leetüre erwarte, für die es die fabelhafteste 
Forderung stelle. Dann erörtert er die rechte und wahre Me- 
thode , die — weder statarisch noch cursorisch — in einer gründ- 
lichen Exegese bestehe, die zwischen dem Zuviel und Zuwenig 
die rechte Mitte halte , die Form und Inhalt gleichmassig berück- 
sichtige und erst in der Erfassung beider das wahre Verständniss 
finde. Es würde zu viel Raum wegnehmen, wollten wir den In- 
halt des sehr lesenswerthen Abschnittes weiter excerpiren, und 
wir begnügen uns daher mit der Bemerkung, dass der Vf. auch hier 
wieder den grössten Nachdruck darauf legt, dass der Schüler sich 
das allseitige Verständniss des Gelesenen so viel als möglich selbst 
erringe, "wesshalb er von den litterarisch-historischen Einleitungen 
nichts hält, die dieses Verständniss dem Schüler von vornherein 
entgegenbringen. Im Allgemeinen stimmt er mit den von G. T. 
A. Krüger in dem bekannten Programm niedergelegten Ansichten 
ii berein und stellt in lebendiger und übersichtlicher Weise das zu- 
sammen , was schon seither von allen mit richtigem pädagogischen 
Takte begabten Schulmännern geübt worden ist. 

Im nächsten Abschnitt (XIV) wird der schon früher gemachte 
und versuchte und in neuester Zeit wieder aufgenommene Vor- 
schlag besprochen, den classischen Sprachunterricht mit dem grie- 
chischen statt mit dem Lateinischen zu beginnen. Der Verf. ver- 
wirft die Priorität des Griechischen, weil dann dem Französischen 
die sichere Grundlage, die ihm durch das Vorausgehen des Latein 
gegeben werden müsse, entzogen würde, weil das Griechische 
viel zu flüssig, beweglich und geistreich, viel zu reich an Formen 
und dem Deutschen weit njher verwandt sei, als dass es zum An- 



Heiland : Zar Frage nber die Reform der Gymnasien. 277 

fang des Sprachunterrichts für zehnjährige Knaben erfolgreich 
verwendet werden würde, während es für die formale Bildung und 
Zucht des jugendlichen Geistes kein besseres Mittel gebe, als die 
so fegte, bestimmte und mit Japidarischer Strenge und Einfach- 
heit ausgestattete lateinische Sprache. Ref. theilt die Ueber- 
zeugung des Verfassers, ohne jedoch auf die Verwandtschaft des 
Griechischen mit dem Deutschen irgend ein Gewicht legen zu 
wollen , da dieses doch von jenem , zumal in den Formen , in der 
Beziehung von Subject und Prädicat und in allem dem , womit es 
der Anfänger vorzugsweise zu thun hat, (noch verschieden genug 
ist, um dem Sextaner als ein Fremdes entgegenzutreten. Man 
hatte aber erwarten können , dass der Verf. bei dem Einwände, 
den er von dem Formenreichtum der griechischen Sprache her- 
nimmt, auf die Entgegnung Rücksicht nehmen wurde, die dieser 
Einwand bereits gefunden hat. Es werden nämlich in der Ab- 
handlung des Dir. Schmidt in Wittenberg, die den fraglichen Ge- 
genstand in neuester Zeit am eingehendsten und gründlichsten be- 
sprochen hat, zwei aufeinander folgende Curse empfohlen, von 
denen der eine die ganz regelmässige, der andere die un regel- 
mässige Declination , Gradation und Conjugation zu enthalten habe, 
welche beide Curse nach besonderen Grammatiken vorgetragen 
werden sollen. Ref. zweifelt nicht an der Ausführbarkeit dieses 
Vorschlags, wie man ja jetzt schon bei 1- bis 2jährigem Classen- 
sitze und halbjähriger Versetzung in Quarta thatsächlich genöthigt 
ist, eine solche Theilung der griechischen Formenlehre wenig- 
stens annäherungsweise auch ohne dazu besonders eingerichtete 
Grammatiken vorzunehmen, indem von den neu versetzten Schü- 
lern die Erlernung der regelmässigen Formen, die wichtigsten 
Accentregeln u. 8. w. verlangt, die älteren aber, neben einer Re- 
petition des früher Gelernten, das Abweichende und die Modifica- 
tionen des Regelmässigen hinzufügen lägst. Gleichwohl durfte 
auch nach solcher Theilung, und wenn man auch die von vorn- 
herein etwas Abschreckendes habende Zahl der Paradigmen, wie 
sie sich in den meisten Schulgrammatiken findet, etwas verringert 
— wodurch übrigens für die Praxis schwerlich viel gewonnen 
würde — , die regelmässige Declination und Conjugation immer 
noch ein zu grosses und mannigfaltiges Feld darbieten , als dass es 
der noch in keine fremde Sprache eingeführte angehende Sextaner 
bewältigen und darauf zu einiger Sicherheit gelangen könnte; 
einer weiteren Theilung des grammatischen Stoffes dürften aber 
auch bei grosser Geschicklichkeit des Lehrers — auf die, übrigens 
bei dem ganzen in Rede stehenden Vorschlag etwas zu sehr ge- 
rechnet zu sein scheint — wohl erhebliche praktische Bedenken 
entgegenstehen. Dagegeu sind wir mit dem Verf. überzeugt, dass 
es nichts Geeigneteres giebt, den Anfänger in das Wesen und Ge- 
triebe einer fremden Sprache einzuführen und seinem Geiste die 
erste Gymnastik zu bieten, als die lateinische Sprache. Ist er an 



278 Höhere Pädagogik. 

dieser und in dieser tüchtig und gründlich exercirt , dann wird er 
■ich das Formelle der griechischen Sprache gewiss weit rascher, 
als es bis jetzt in Quarta geschehen ist, aneignen und mit um so 
sichererem Erfolge in die Leetüre der griechischen Classiker ein- 
geführt werden können. Nach allgemeiner Erfahrung gehen die 
meisten nicht studiren wollenden Gymnasiasten aus Tertia ab. 
Diese werden auch ferner, wenn der Beginn des Griechischen nach 
Tertia verlegt wird, einen nicht sehr erheblich gerfingeren Ge- 
winn von dieser Sprache — die Formenlehre und etwa das Ver- 
atindniss einer äsopischen Fabel oder einer Partie aus Xenophon'e 
Anabasia oder wohl auch einer homerischen Rhapsodie — mit fort- 
nehmen , als es bisher geschehen ist. Sehr viel mehr würde bis 
zum Abgange aus Tertia — einen zweijährigen Cursus vorausge- 
setzt — auch dann nicht gewonnen werden , wenn schon in Sexta 
mit dem Griechischen begonnen würde, wenn man in Anschlag 
bringt, dass sich der Schüler mit der Erlernung der Formen, ge- 
wiss bis nach Quarta hinschleppen würde (eine Erfahrung, die 
man ja in Betreff des Lateinischen so häufig bei den Schülern 
macht, die diese Sprache zu früh begonnen haben), dass dadurch 
die Frische und Elasticität des Auffassungsvermögens wenigstens 
bei Vielen für den schönen Inhalt einigermaassen abgestumpft sein 
würde, und dass überhaupt zur lebensvollen Erfassung dieses 
schönen Inhalts eine gewisse Reife erforderlich ist, wie sie vor 
Tertia in der Regel nicht einzutreten pflegt. Wenn man aber 
auch zugiebt — und das kann allerdings nicht in Abrede gestellt 
werden — , dass die, im Falle das Griechische mit der untersten 
Ciasse beginnt, aus Tertia Abgehenden , ja selbst die, welche bei 
der jetzt bestehenden Einrichtung diese Classe verlassen, eine 
grössere Frucht vom Griechischen davontragen, als es nach 
Ausführung der vorgeschlagenen Aenderung wird geschehen 
können, und wenn es selbst nicht ganz leicht an verschmerzen ist, 
dass die aus Quarta Abgehenden künftig gar keine Kenntniss vom 
Griechischen nehmen sollen , so sind wir doch mit dem Verf. der 
Ansicht, dass die Zeit diese Concession verlangt und dass es 
darum zu gewähren ist. Das wohlverstandene Interesse unseres 
staatlichen Zusammenlebens fordert eine möglichst gemeinsame 
Bildung. Ist es darum nothwendig, allen Anstalten , die eine hö- 
here Bildung gewähren wollen, wenigstens einen gemeinsamen 
Unterbau zu geben, und folgt daraus von selbst die Verpflichtung, 
auch für diejenigen zweckmassig zu sorgen, die aus diesem Unter- 
gymnasium in das bürgerliche Leben übergehen wollen , so bleibt 
kaum etwas anderes übrig, als statt des Griechischen f das für den 
blos bis Quarta Gehenden gewiss noch am entbehrlichsten ist* 
in den unteren Ciasgen einige Stunden der Mathematik und einige 
dem Französischen zuzulegen. — Der Verf. erklärt sich aber für 
diese Aenderung nur unter gewissen nnerlässlichen Bedingungen. 
Kr verlangt nämlich auch ferner für das Latein in den drei unteren 



Heiland : Zur Frage ober die Reform der Gymnasien« 270 

Classen mit vollem Recht die bisher übliche Stundenzahl, für das 
Griechische aber acht Stunden in Tertia und Secunda, sieben 
in Prima, und ausserdem dringt er darau das« der Cursiis in Ter- 
tia wie bisher ein zweijähriger bleibe. Man muss dem Verfasser 
darin beistimmen , dass nur unter diesen Bedingungen das Gymna- 
sium auf eine Einigung mit den höheren Burger- und Realschulen 
eingehen kann, dass aber, wenn man im Conformmachen noch wel- 
ter gehen will , das Gymnasium dagegen protestiren mnss. Für 
das Untergymnasium muss das Latein die Bedeutung, die et bis 
jetzt gehabt hat, nicht blos behalten , diese muss sogar nach dem 
Wegfall des Griechischen intensiv noch gesteigert werden, wenn 
das Obergymnasium das Ziel noch erreichen soll , das ihm bisher 
gesteckt war und das es ja nach den Conferenz- Beschlüssen auch 
ferner erreichen soll. Dasselbe gilt für das Griechische im Ober-' 
gymnasium. Was dieser Sprache in Quarta genommen wird , das 
muss ihr in den folgenden Classen wiedergegeben werden, damit 
der Abiturient das bisher und auch für künftig von der Conferenz 
Geforderte leisten kann. Es ist unbegreiflich, wie letztere sich 
dem Glauben hingeben konnte, dass durch so wesentliche Verkür- 
zung der den beiden alten Sprachen zuzuwendenden Zeit das 
Maass der classischen Bildung, die das Gymnasium geben soll, 
nicht beeinträchtigt werde. Mit schlagenden Argumenten hat 
Hr. Schalrath Wendt in dem schon erwähnten Aufsätze die drei 
Gründe widerlegt, aus denen eine geringe Majorität der Conferens 
sich für eine Herabsetzung des Lateinischen in den drei unteren 
Classen von 8 bis 10 auf 6 Stunden entschieden hat Diese drei 
Gründe sind: 1) weil das Deutsche und Französische dem Latein 
in die Hand arbeiten werde; 2) wegen der vorausgesetzten Ver- 
einigung der sprachlichen Stunden in der Hand Eines Lehrers; 
3) wegen zu hoffender Verbesserang der Unterrichtsmethode. Hr. 
Wendt macht dagegen geltend, dass die Förderung, welche daa 
Latein von dem Deutschen und Französischen zu gewärtigen haben 
soll, ja schon auf vielen Gymnasien, wo schon bisher in Quinta 
und Quarta dem Französischen mit 2 bis 8 Stunden Eingang ver- 
stattet worden, erprobt worden ist, aber sicherlich nicht mit dem 
Erfolge, dass dem Latein daraus eine Förderung erwachsen wäre, 
wenigstens ganz gewiss nicht bezüglich der lateinischen Formen- 
lehre, da doch ohne eine vollständige Sicherheit der lateinischen 
Nominal- und Verbalformen ein gedeihlicher Fortschritt zur Syn- 
tax unmöglich sei. Was das zweite beregte Mittel anlange, so 
sei dies erstens nichts Neues , dann aber werde seine Ausfuhrung 
nach wie vor in den individuellen Verhältnissen vieler Gymnasien 
auf unbesiegbare Hindernisse stossen. Was endlich die Confe- 
rens von einer Verbesserung der Methode erwarte, ao bekennt 
Hr. W. seinen Unglauben an die geheimnissvolle Kraft neuer oder 
wesentlich verbesserter Methoden , zumal auf einem Gebiete , auf 
welchem , wie auf dem des lateinischen Elementarunterrichts, aeit 



280 H»« Pidagppk. 

Jahrhunderte« die echalaainaiscfae Weit die Entdeckung e r sch öpft 
haben dürfte. Ret unterschreibt dieaea AU« ans Toller Ueher- 
zeugung und richtet zugleich die zuletzt ausgesprochene Wahr- 
heit fegen diejenigen, die mit aecha griechischen Standen« welche 
fftr daa Obcrgymnasiom bewilligt werden aollen, durch irgead che 
noch an entdeckende Praxis dieselben Resultate zn erziele* ge- 
denken , als sie bisher erreicht worden. Methoden gieht ea so 
fiele als Lehrer- Indifidoen. Niemand kaon dem Andern ochse 
Methode übertragen, ebenso wenig als sich Methoden vorachrci- 
ben lassen. Wenn sich also auch zugleich mit der allgeanenseai 
Cnltnr die Methode im Allgemeinen modificirt und bes se r t — wan 
natürlich nicht geleugnet werden soll — , ja wenn seibat ehre gaan 
neue Methode von wesentlichen Vorzogen erfunden werde« 
konnte, so würde daa nicht die geringste Garantie dafür gehen, 
dasa die elastischen Sprachen allgemein in kürzerer Zeit mit den- 
selben Erfolge ala früher getrieben wurden. Das Verfahren hei 
Erklärung der Classiker -— denn um diese handelt es sich hier 
doch wesentlich — ist mit der Sache selbst nothwendig gegeben. 
Nun wird zwar zu verschiedenen Zeiten von einzelnen Ton ange- 
henden Individuen bald die eine, bald die andere Seite dieses noth- 
w endigen Verfahrens mehr hervorgehoben und an die Spitze ge- 
etellt; doch hat dies, ohne die Sache selbst wesentlich zu indem, 
nur den allerdings dankenswerten und sehr heilsamen Erfolg, 
dass keines der der Methode integrirenden Momente im Laufe 
der Zeit verloren gehe, dass der Lehrer sie alle in sich frisch und 
thälig erhalte, dass er sie immer von Neuem mit seiner Individua- 
lität zu lebensvoller Wirksamkeit verarbeite. Kann nun aber Nie- 
mand über seine eigenste Na ur hinaus, so ist die Meinung, daaa 
uns eine allgemein wesentlich verbesserte oder noch ausfindig so 
machende Methode in der Zukunft weiter fördern werde als bis- 
her , eine Illusion. Sollte also der Vorschlag der Conferenz wirk- 
lich zur Ausfuhrung kommen, so würde die formale Büdungskraft, 
die vorzugsweise daa Latein bisher geübt hat, bedeutend abge- 
schwächt, und der Gewinn, der dem Geist und Gerotith des Jüng- 
lings besonders aus einer gründlichen Kenntnis» der Meisterwerke 
der Griechen erwachsen soll, wurde auf eine oberflächliche Be- 
kanntschaft mit der griechischen Litteratur reducirt werden. Im 
folgenden Abschnitte schlagt der Verf. einen Canon derjenigen 
Werke aus der griechischen und römischen Litteratur vor, die 
jeder Abiturient gelesen haben müsste. Nach seiner Ansicht sind 
nämlich die Zeiten vorüber, in denen man ohne Kritik in blinder 
Bewunderung Alles lobte, was aus dem Alterthume stammte, und 
jeden in griechischer oder lateinischer Sprache behandelten Stoff 
für ein vorzügliches Nahrungsmittel des jugendlichen Geistes hielt. 
Es komme vielmehr gegenwärtig, wo die Stellung und Bedeutung 
der elastischen Studien, wesentlich dadurch bedingt sei, dass sie 
auch wirklich in den humanen und idealen Gehalt des Alterthume 



Heiland: Zur Frage ober die Reform der Gymnasien* 281 

einfahre , vor Allem darauf an , einen wahrhaft elastischen Lehr- 
stoff als normal und canonisch festzusetzen. Darum müssten sich 
die Philologen und Schulmanner, welche in den oberen Classeu 
unterrichten, über einen Canon der Leetüre verständigen, der 
genau und streng umfaeste, was jeder Abiturient gelesen haben 
müsste, neben dem es aber unverwehrt sei, noch eine apokryphi- 
sche Leetüre zu gestatten von Schriften , die gut und nützlich zu 
lesen seien , auch ohne dass sie in den Canon aufgenommen waren.» 
— Dieser Vorschlag dürfte, am rechten Orte angebracht, bei 
Vielen wohl Anklang finden. Denn wenn es thatsächlich vor- 
kommt, dass von Sophokles gar nichts, auch nicht einmal, die An- 
tigone, gelesen wird, nur darum, weil der betreffende Lehrer 
einem anderen Tragiker seine Vorliebe zugewendet hat, so durfte 
dieser und ähnliche Fälle geeignet sein , auch die , welche sonst 
unbedingte Freiheit für Leetüre und Methode in Anspruch neh- 
men, für eine freie Verständigung über eine obligatorische Aus- 
wahl der Leetüre zu gewinnen, zumal wenn sich die Auswahl auf 
das als das Vorzüglichste und zugleich Geeignetste allgemein An-* 
erkannte beschränkt, wie es vielleicht mit wenigen Aasnahmen bei 
dem Canon der Fall ist, den der Verf. aufstellt. Dieser umfasst 
nämlich: Homer ganz (Ilias und Odyssee); von den Tragikern vor 
Allem die Antigone des Sophokles; eine schöne Zugabe sind die 
beiden Oedipus und Ajax; von Euripides die Medea, und wegen 
der Vergleichung mit Goethe die taurische Iphigenie (eine offene 
Frage ist die Leetüre des Aeschylns, von dem vorläufig nur der 
Prometheus geeignet ist. In einem Kreise von Auserwählten 
würde die Leetüre einzelner Pindarischer Oden am besten geeig- 
net sein, recht in das volle Leben des Alterthums einzufuhren, 
zugleich auch als Gegenbild gegen unsere moderne Lyrik). Von 
Herodot wenigstens die Partien über die Perserkriege. Aus Thu- 
cydides eine Auswahl, namentlich ans dem I. und II. Buche, jeden- 
falls die Perikleische Leichenrede. Aus Plato, der vor Allem ein 
Lebensbild des Sokrates schaffen muss, wenigstens das dazu am 
meisten geeignete Symposion, Anfang und Ende vom Phädon, 
Apologie und Kriton. Endlich eine Auswahl von Demosthenes. — 
Gegen Pindar dürfte von verschiedenen Seiten Einspruch gesche- 
hen ; auch dürfte man mit Recht verlangen , dass anstatt zweier 
Bruchstücke von Plato's Phädon der ganze Dialog gelesen werde, 
der in Bezug auf künstlerische Form und Composition dem Sym- 
posium nicht nachsteht und wegen seines ideellen und doch 
zugleich populären Inhalts vor jenem den Vorzug verdient. Für 
das Lateinische hält es der Verf. für schwieriger, mitbestimmter 
Begrenzung das festzustellen, was gelesen werden muss. Für 
Tertia fordert er den Cäsar und Ovid , und fragt , ob nicht eine in 
Secunda fortgesetzte umfassendere Leetüre des Ovid lohnender 
und anziehender sein würde als Virgil. Ref. stimmt ihm bei ; denn 
Virgil hat für Secunda im Verständniss und noch mehr im Findea 



282 Höhere Pädagogik. 

eines guten deutschen Ausdrucks seine grossen Schwierigkeiten; 
meint aber, dass dann Virgil, der für die Kenntniss des römischen 
Genius, wie er sich charakteristisch im Kunstepos, dem den grie- 
chischen Volksgeist repräsentirenden Homer gegenüber, und zwar 
in dem einsigen Epos nationalen Inhalts und Interesses darstellt 
— von den ohne die Leetüre ihres Vorbildes gar nicht recht zu 
würdigenden grossen italienischen Dichtern nicht zu reden — , un- 
ersetzlich ist, in Prima neben Horaz gelesen werden muss. Für 
Secunda werden Cicero's Reden in der bekannten Auswahl ge- 
fordert, Salust ganz, Livius B. II und XXI ff. und Cicero de ami- 
citia und de senectute; für Prima Horaz als canouisch, als freie 
Leetüre eine Auswahl der Satiren , von Tacitus die Germania und 
Partien aus den Annalen, von Cicero: de offieiis, die Quaestionea 
Tusculanae, Brutus, de oratore und endlich das X. B. des 
Quintilian. 

In den folgenden Abschnitten giebt der Verf. sehr Lesens- 
werthes über die Schreibübungen im Lateinischen, über den gram- 
matischen Unterricht, über Privatlectüre und über Schulausgaben. 
Ref. empfiehlt diese Abschnitte zur besonderen Beachtung und er- 
laubt sich nur über zwei Punkte dem Verf. etwas zu entgegnen. 
So bereitwillig Hr. H. das Lateinsprechen aufgiebt, so nachdrück- 
lich dringt er auf das Beibehalten der freien lateinischen Auf- 
sätze. Er betrachtet sie als anderweit nicht zu ersetzende Denk. 
Übungen , die zugleich den wirksamsten Einfluss auf das Deutsche 
üben, und als kräftiges Correctionsmittel gegen die Gebrechen 
deutscher Prosa. An ihnen soll der Schüler einfach und ohne 
Schwulst schreiben, im Gebrauche der vom Deutschen oft sehr 
abweichenden Metaphern das Richtige treffen, im Bau der Perio- 
den nicht stecken bleiben und vor Allem die Satze richtig verbin- 
den lernen. Diese Rücksichten lassen sich, meint er, bei den 
Kxercitien innerhalb der Schranken eines gegebenen Dictats nicht 
immer, wie es nöthig ist, verfolgen. Diesen Gründen können wir 
das vom Verf. beigelegte Gewicht nicht zuerkennen. Denn er- 
stens wird die verlangte Denkübung, die darin besteht, dass ge- 
gebene deutsche Gedanken in lateinische Form gebracht werden 
(wozu Nägelsbach's Stilistik ein treffliches Hnlfsmittel ist, dessen 
Werth vom Vf. vollkommen gewürdigt zu sehen, Ref. wahrhaft er- 
freut hat), durch Exercitia, besonders, wenn die Praxis dabei durch 
Classen-Entemporalia möglichst oft gefördert wird , weit zweck- 
mässiger geboten, weil diese nicht, wie die freien Arbeiten, dem 
Schüler gestatten, den Gedanken beliebig hin und her zu drehen, 
bis er den ihm gerade bequemsten lateinischen Ausdruck gefun- 
den hat; dann aber gewähren sie dem Schiller nicht weniger Ge- 
legenheit, sich an den Früchten seiner Leetüre durch Anwendung 
zu erfreuen, so wie auch das gewünschte Correctiv für den deut- 
schen Stil, soweit das überhaupt dem Lateinischen zugewiesen 
werden kann, in derselben Uebung und ebenso in einer darauf 



Heiland : Zar Frage ober die Reform der Gyiraasien. 283 

refiectirenden Leitung bei der Leetüre hinlänglich gefunden wird. 
Dagegen sind die Nachtheile, die mit dem Beibehalten der freien 
lateinischen Arbeiten verbunden sind, bedeutend genug, um die 
Vortheile, die die freien Arbeiten vor den Exercitien vielleicht 
voraushaben mögen, bei weitem zu überwiegen. Eine gründliche 
Erörterung aller hierher gehörigen Gesichtspunkte kann und soll 
hier nicht gegeben werden, wäre auch überflussig, nachdem dies« 
bereits im Wittenberger Programm von 1844 vom Dir. Schmidt in 
erschöpfender Weise geschehen ist. — Der zweite Punkt, den 
wir berühren wollten , betrifft die Schulausgaben. Nachdem der 
Verf. in den früheren Abschnitten wiederholt das grösste Gewicht 
auf die Selbsttätigkeit gelegt hat, die ganz besonders und fast 
allein durch die Beschäftigung mit den alten Sprachen geweckt und 
gefördert werde, und sich auf das Entschiedenste gegen diejenige 
Art von Einleitungen ausgesprochen hat, die dem Leser Inhalt, 
Plan und Zusammenhang des zu Lesenden von vorn herein gleich 
fertig entgegenbringen; nachdem er sich dann über die Grund- 
sitze, nach denen dergleichen Ausgaben zu bearbeiten sind, mit 
Fr. Jacobs dahin erklärt hat, „dass sie nicht die Trägheit beför- 
dern, sondern zum Nachdenken reizen, und den Knoten nicht so- 
wohl auflösen als die Stelle zeigen, an der er aufgelöst werden 
kann", und dass sie den Schüler veranlassen und in Stand setzen 
sollen, schon bei der Vorbereitung an gewissen Punkten, an denen 
der Lehrer in der Ciasse anknüpfen kann, sein eigenes Nachden- 
ken zu versuchen, um dann bei der in der Schule stattfindenden 
,,Prüfung" orientirt zu sein; nach allem dem erklirt er die Aus- 
gabe dos Horaz von Dillenburger für die allein mustergültige und 
fugt hinzu, „man sollte doch endlich von der Marotte ablassen, 
wegen eines halben Dutzends origineller Erklärungen sogleich eine 
neue Ausgabe zu veranstalten, oder von der den Philologen beson- 
ders zur Last gelegten Eitelkeit, eine neue Invention lieber im 
Schubkasten (zu) behalten, als sie zum allgemeinen Besten einem 
Herausgeber zukommen zu lassen, auch auf die Gefahr hin, dass 
der Urheber nicht namentlich aufgeführt wird, von der Döderleln 
in seinen Reden und Aufsätzen p. 403 ff. eine rührende Geschichte 
erzählt." Ohne diesen jedenfalls in lieblosem Tone gehaltenen 
Passus weiter würdigen zu wollen , fragen wir nur Hrn. H. , ob er 
sich den Dillenburger'schen Horaz etwas näher angesehen hat, und 
ob er es dann für möglich hält, dass ein Schüler, der diese Aus- 
gabe in der Hand hat, Inhalt und Gedankenverbindung selbst der 
kleinsten Ode selbstständig und durch eigenes Nachdenken finde 
und sich des Gefundenen erfreue*? Dillenburger giebt nicht blos 
in den Argumenten, sondern auch In den Anmerkungen über Sinn 
und Zusammenhang so viel, dass für die vom Verf. mit Recht ge- 
forderte Selbstthätigkeit des Schülers gar zu wenig übrig bleibt. 
Darum musste seine Ausgabe, ehe sie als Muster, neben dem an- 
dere gar nicht aufkommen können, hingestellt werden darf ^ he- 



284 Höhere Pädagogik. 

deutend umgeformt werden. Im Uebrigen sind wir mit den an 
eine Schulausgabe gestellten Anforderungen , sowie mit dem ober 
namhafte Bearbeitungen anderer Schul- Autoren ausgesprochenen 
Urtheile einverstanden. 

Im XXI. Abschnitt wird der Unterricht in der deutschen 
Sprache besprochen. Der Verf. würdigt die nationale Seite der 
Gymnasialbildung vollkommen. Er will , dass der deutsche Unter- 
richt zu einer gründlichen Kenntnis« der Litteratur unseres Vol- 
kes verhelfe und zur freien Herrschaft über die Muttersprache im 
schriftlichen und mündlichen Gebrauche führe. Um eine tüchtige 
Bekanntschaft mit den deutschen Glassikern zu erzielen, schlägt 
er auch hier eine ansehnliche Auswahl deutscher Werke vor, die, 
theils privatim , theils als Gegenstand der Interpretation, von allen 
Gymnasiasten gelesen werden müssten. Ueber die Art der Inter- 
pretation läset er sich näher aus und will sie im Ganzen auf eine 
zweckmässige Anregung zur Lectüre und auf eine geschickte 
Anleitung zum Verstandniss beschrankt wissen; wenigstens solle 
sie nicht anders geschehen , als sie im dritten Theil des Hand- 
buchs der poetischen Nationallitteratur von G. Kurz gegeben 
werde. Die grammatische Behandlung der Muttersprache, wie 
man sie in neuerer Zeit vielfach versucht habe, verweist er ganz 
aus dem Gymnasium, weil die grammatische Bildung an anderen 
und fruchtbareren Stoffen gewonnen werde. — Für die unteren 
und mittleren Classen sind wir derselben Ansicht, halten es aber 
für unerlässlich, dass in den oberen Classen , wenigstens in Prima, 
ein möglichst klares Bewusstsein über die Eigenthürolichkeit des 
deutschen Sprachgenius in geordnetem Zusammenhang erzielt 
werde. — Freie Vorträge weist der Verf. nicht blos dem Unter- 
richt im Deutschen, sondern auch allen anderen Unterrichts- 
stunden zu. Für nothwendig hält er es , dass der Unterricht im 
Deutschen und in der Geschichte überall in die Hand eines Leh- 
rers gelegt werde. — Ganz kurz werden im Folgenden die Ma- 
thematik, die Naturwissenschaften, die Geschichte und die Geo- 
graphie abgehandelt. Er dringt in allen diesen Disciplinen auf 
eine Methode, die den Unterrichtsstoff nicht gleich fertig und 
systematisch zugerichtet überliefere, sondern überall nach Mög- 
lichkeit die eigene Thätigkeit des Schülers wecke und durch 
diese die Lernenden sich selbst erringen lasse, was sie selbst 
erringen können. — Den Schluss macht ein Abschnitt über sitt- 
liche Zucht und Erziehung, wo auch der Religionsunterricht sei- 
nen Platz findet. Den ganzen Einfluss der erziehenden Thätig- 
keit lässt der Verf. auf der Persönlichkeit des Lehrers beruhen 
und die wahre Verbindung von Unterricht und Erziehung sieht 
er in der Einrichtung der Ordinariate. Dem Ordinarius vindicirt 
er daher den Religionsunterricht; er soll in diesem Unterricht 
allen moralischen Einfluss auf die jugendlichen Herzen zu con- 
centrired suchen durch Tiefe und Innigkeit des Glaubens und 



Heiland : Zur Frage aber die Reform der Gymnasien. 285 

durch die Macht der christlichen Wahrheit, die ihre Wirkung 
auf den Schüler nicht verfehlen werde, wenn er sie in der 6er 
sinnung und dem Leben seines Lehrers wirksam und ausgeprägt 
sehe. Was der Verf. sonst noch hierher Bezügliches vorbringt, 
wie, dass es eines besonderen Lehrbuchs für diesen Unterricht 
nicht bedürfe, da das beste Lehrbuch die heilige Schrift selber 
sei, dass man sich einerseits vor einem zu starken Hervorheben 
der wissenschaftlichen Seite eben so sehr zu hüten habe als an- 
dererseits vor dem hyperchristlich dogmatischen Standpunkte, 
der für das Gymnasium seine besonderen Gefahren habe, — dies 
und Anderes übergehen wir und geben zuletzt noch den Lections- 
plan, in dem der Verf. schliesslich seine Vorschläge übersichtlich 
zusammenfasst : 





I 


II 


III 


IV 


V 


1 VI 




7 


8 


8 


10 


10 


10 




7 


8 


8 





— 


— 




2 


2 


2 


4 


4 


— . 


Deutsch 


3 


2 


2 


3 


3 


4 




2 


2 


2 


2 


.2 


2 




4 


4 


4 


6 


— 


1 




— 


— - 


— — 





4 


4. 


Naturwissenschaft . . \ 


2 


2 


2 


2 


2 


2 


Geschichte und ) 
Geographie j ' * 


2 


3 


3 


3 


3 


3 


Schönschreiben .... 











— 


2 


3 




1 


1 


1 


2 


2 
32 


2 


Summa 


30 


32 | 


32 


32 j 


30 



Zu diesen für Alle verbindlichen Stunden kommen noch für 
die künftigen Theologen und Philologen in I. und II. Hebräisch 
in 2 Stunden, und für die drei unteren Classen Zeichnen in 2 
Stunden. Was das Englische anbetrifft , so wünscht der Verf., 
dass für Gelegenheit zu Privatunterricht gesorgt werde. 

Wir schliessen unseren Bericht mit der Versicherung , dass 
wir die Schrift mit grossem Interesse gelesen , und dass wir im 
Einzelnen vielfache Anregung zu erneuter Betrachtung der gegen« 
wärtig so überaus wichtigen pädagogischen Fragen gefunden 
haben. Dass die Gymnasien, wenn sie noch Gymnasien, d. h. 
auf das classische humane Princip gegründete Uebungsschulen 
bleiben wollen, nicht auf alle Vorschläge der Berliner Conferenz, 
geschweige denn auf andere im Realismus noch weiter vorher- 
gehende Forderungen eingehen dürfen , hat der Verf. gründlich 
nachgewiesen; dass es keine moderne Bildung giebt, die die 
antike nicht in sich aufgenommen und zersetzt hat , dafür hat er 
den Beweis ebenfalls geliefert; dass aber ohne ein gründliches 



280 Höhere Pädagogik* 

und grammatisches Stadium der alten Quellen , wie es die Gym- 
nasien betreiben, eine wahrhaft wissenschaftliche Bildung für 
uns Deutsche nicht denkbar ist , das scheint er uns nicht genügend 
dargethan au haben, und zwar darum nicht, weil er die Behaup- 
tung der Gegner nicht widerlegt hat , dass das ewig Wahre und 
Schone des Alterthums bereits ausgebeutet und zersetzt sei, 
und dass das Resultat davon in der deutschen und den anderen 
modernen Litteraturen sowie in der gesammten Cultur der Gegen- 
wart bereits niedergelegt sei, dass es darum genüge, sich eine 
historische und allgemeinere Kenntniss der antiken Litteratnr und 
Geschichte sti erwerben , während es unerläßlich sei , Geschichte 
und Cultur der modernen Völker, in deren Zeit und unter deren 
Einfluss wir leben, gründlich und aus den Quellen kennen su 
lernen. Der Verf. macht zwar geltend , dass es sich nicht um 
Ueberlieferung griechischer und römischer Nationalität handele, 
sondern um das in ihnen liegende allgemein menschliche Element, 
das deshalb auch eine ewige, für die ganze Menschheit be- 
stimmte Bedeutung habe 4 '); er erklärt es für undenkbar, dass 
sich unser Bildungsleben jemals von der Cultur des Alterthums 
emancipiren könne: aber bewiesen hat er diese Behauptungen 
nicht. Auf seine Fragen , ob wir Dichter haben , die die einfache 
Grösse eines Sophokles überholt, ob wir Geschichtschreiber wie 
Thucydides und*Tacitus haben, Redner wie Demosthenes, wird 
man ihm ohne Bedenken antworten , und man hat es schon ge- 
antwortet: allerdings, die haben wir, wenigstens stehen unsere 
CJa8siker den antiken in keiner Beziehung nach und an Tiefe und 
Reichthum des Inhalts sind sie ihnen weit überlegen; also sind 
die letzteren für die Bildung der Jugend überflüssig gemacht. 
(So Freese, das deutsche Gymnasium S. 14.) So stehen sich also 
Behauptung und Behauptung einander gegenüber. Hier war also 
weiter zu gehen ; es musste durch eine eingehende Vergleichung 
des Vollendetsten unserer Litteratur mit den antiken Meister- 



*) Mit dieser Behauptung (8. 37) and den gleich vorher stehenden 
Worten: „Freitich wenn das, was die Griechen und Römer geleistet, 
nur specifisch- griechisch und romisch wäre, dann musste es unnatürlich 
seheinen , auf den Stamm des deutschen Volkslebens ein fremdes Pfropf- 
reis zu setzen " steht freilich eine andere Stelle , obwohl in anderem Zu- 
sammenhange , doch in einem auffallenden Widersprach. S. 32 ist die 
Rede von einer „Beschranktheit des nationalen Kastengeistes, über den 
die Volker des Alterthums nicht hinausgekommen" sein sollen. Das kann 
man wohl von Hindus , Chinesen und Aegyptiern sagen , nicht aber von 
Griechen und Römern, die mit der ganzen ihnen bekannten Welt in 
lebhaftem Verkehr standen und von ihr die mannigfaltigsten Einflüsse 
erfuhren , soweit diess bei der Verschiedenheit des griechisch-römischen 
von den barbarischen CuHnnuataitd möglich war. 



Heiland : Zur Frage übet die Reform der Gymnasien. 887 

werken speciell nachgewiesen werden, warum und in wiefern die 
bei aller Tiefe doch so einfache Schönheit nicht diesen, sondern 
jenen die ewige Geltung gicbt, unfehlbare Muster zu sein, wenn 
unsere complicirteCnltur bald auf den einen, bald auf den anderen 
Abweg getrieben wird. Das ist freilich — wie das Ref. voll- 
kommen anerkennt — keine kleine Aufgabe. Wird sie aber in 
einer Schrift von solcher Tendenz nicht gelöst , so bleibt es bei 
einer Gegenüberstellung von Meinungen, die sich gegenseitig 
bekämpfen , ohne dass die eine die andere aus dem Felde schlägt» 
Betraf diess mehr den realen Inhalt der alten Litteratur , so ist 
ein Gleiches au sagen von der sogenannten formalen Seite der 
alten Sprachen. Obwohl nämlich der Verf. den hohen Wertli 
der letzteren als pädagogischen Mittels zur allseitigen Entwicke- 
lang der jugendlichen Geisteskräfte ausführlich bespricht, so 
vermisst man doch eine Widerlegung der Ansicht, dass dieses 
pädagogische Mittel, bei richtiger Behandlung, auch in den 
modernen fremden Sprachen gefundeu werden könne. Zu diesem 
Zwecke war es um so nöthiger, die specifischen Unterschiede 
zwischen den alten und neueren Sprachen genau zu erörtern , als 
von verschiedenen Seiten die Fähigkeit der französischen Sprache, 
die lateinische im Unterrichte zu ersetzen, immer von Neuem 
geltend gemacht wird. Es musste gründlich nachgewiesen wer- 
den, dass diess die französiche Sprache gar nicht im Stande ist, 
weil einerseits ihre Formen , gleichsam der Körper der Sprache, 
wegen ihrer Flüchtigkeit und besonders wegen ihres Mangels an 
kräftigen Terminationen, viel zu wenig in die Sinne fällt, um dem 
Knaben eine Vorstellung von einer normalen, ausgebildeten 
Sprache zu geben, weil andererseits ihre Syntax an einer Menge 
von fiigenthümlichkeiten , selbst in der sonst so streng und logisch 
geregelten Wortstellung leidet, die auf Willkür beruhen oder 
wenigstens dem Anfänger, dem ihre logische Notwendigkeit noch 
nicht begreiflich gemacht werden kann , willkürlich erscheinen 
müssen. Alle diese sind nur mit dem Gedächtniss, "nicht mit 
dem Verstände aufzufassen und eignen sich darum nicht, die 
Sprache als einen durchaus nach Denkgesetzen fest geordneten 
Organismus erscheinen zu lassen und dem Schüler durch Erkennt- 
niss und Anwendung dieser Gesetze eine so zweckmässige Denk- 
übung zu bieten , als es bei der latein. Sprache der Fall ist. Nur 
auf diesem Wege und zwar nur durch ganz specielle Erörterung 
führt man den Kampf der antiken und modernen Sprachen um 
das Principat in den höheren Schulen seiner Erledigung entgegen. 
Doch dürfte die letzte Entscheidung über diese und alle andere 
Fragen, die gegenwärtig die pädagogische Welt in so unge- 
wöhnlicher Aufregung erhalten, nicht auf theoretischem, sondern, 
wie uns die Culturgeschichte aller Zeiten lehrt, auf praktischem 
Gebiete erfolgen. Sind wir also auch der festen Ueberzeugang, 
dass es nur eine höhere Bildung giebt, und dass die Gymnasien, 



288 Höhere Pädagogik. 

wie sie gegenwartig noch bestehen, den geeignetsten Weg ver- 
folgen, diese Bildung zu geben, können wir uns gar nicht mit 
der Ansicht befreunden , dass es so viele von unten bis oben anf 
ein besonderes Ziel gerichtete Berufsschulen geben müsse, alt 
es Berufs- oder Lebeussphären giebt, wenn wir ein gesundes, 
wohl gegliedertes Staatsleben schaffen wollen : so meinen wir doch 
nicht, dass der Realisirung eines so vielfach und von so aner- 
kannt tüchtigen Männern ausgesprochenen und so energisch und 
mit Geist vertretenen Bedürfnisses der Zeit etwas in den Weg 
gelegt werden dürfe. Man gebe vielmehr dieser Richtung die 
Möglichkeit , ihren wahren Kern kräftig zu entwickeln, und man 
lasse ihr Princip , soweit sich es irgend mit dem Interesse des 
Ganzen verträgt, seine letzten Consequenzen ziehen, damit es 
sich vielleicht nach Decennien in der Praxis und im Leben um 
so entschiedener herausstelle , ob es hinreichende Lebensfähigkeit 
in sich trägt und ob es im Stande ist, den höchsten Interessen 
der Individuen nnd des Staates zu geniigen. Während man aber 
diesen Versuch macht — denn als Versuch und zwar als nicht 
gefahrloser Versuch kann das Bestehenlassen und die weitere 
Gründung von Real- und höheren Bürgerschulen nur betrachtet 
werden — , lasse man den Gymnasien ihre Eigenthumlichkeit, da- 
mit man für den Fall , dass jener Versuch missglückt oder doch 
nicht zu den erwarteten Resultaten führt, nicht auch das verloren 
hat, was sich bisher in der Hauptsache bewahrt und dem Staat, 
um nur das in die Augen Springeudstc za nennen , seit Jahr- 
hunderten brauchbare und tüchtige Beamte geliefert hat. Ihre 
Eigenthumlichkeit und das, wodurch sie bis jetzt vorzugsweise 
das auch von ihren Gegnern Anerkannte geleistet, würde be- 
deutend geschmälert werden , wollte man die Beschlüsse der Ber- 
liner Conferenz ohne wesentliche Modificationen zum Gesetze 
erheben. Nachdem bereits seit 1837 für eine wissenschaftliche 
Erkenutniss der Natur in den Gymnasien hinlänglich gesorgt ist, 
nachdem auch der Unterricht im Deutschen und der Geschichte 
im letzten Decennium sich neu belebt und das nationale Bedürfniss 
berücksichtigt hat, begnüge man sich jetzt mit dem Ausbau des 
gemeinsamen Untergymnasiums, damit dadurch die Interessen 
derer gefördert werden , die den Gymnasiale ursus nicht vollenden 
wollen. Dem Obergymnasium aber gebe man die Zahl griechi- 
scher Unterrichtsstunden wieder, die es bis zum J. 1837 gehabt 
hat und die es um so eher wieder, in Anspruch nehmen kann, 
als der wesentlichste Grund der damals vorgenommenen Ver- 
minderung dieser Stunden, nämlich dem Realismus eine Con- 
cession machen zu wollen, durch die unterdess eingetretene und 
nun vom Staate selber in Aussicht gestellte Vermehrung der 
höheren Bürgerschulen vollkommen gehoben ist.*) Ausserdem 

*) Hr. Wendt entfernt die 2 Stunden Gesang aas dem Lectiona- 



Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 289 

muss der Cursus in Tertia durchaus ein iweijähriger bleiben. 
Gewahrt man das nicht, so verkürzt man dem Gymnasium die 
Waffen, mit denen es bisher den Kampf mit seinem Nebenbuhler 
bestanden hat, nach deren Verkürzung es ihn aber gewiss nur 
mit zweifelhaftem Erfolge wird weiter fuhren können. Wir 
sprechen zum Schhiss mit Hrn. H. die zuversichtliche Hoffnung 
aus, dass wir auch die gegenwärtige Krisis glücklich bestehen 
werden. Ist sie aber bestanden , dann wollen wir auch das Gute 
und Fördernde nicht verkennen , das diese Krisis auch für die 
Gymnasien hatte. Die Reformbewegung hat, das müssen wir 
dankbar anerkennen, manches Gymnasium aus einer gewissen 
Selbstgenügsamkeit aufgerüttelt, in die man durch langen unge- 
störten Besitz gewisser — zumal so unschätzbarer — Güter nur 
zu leicht verfallt; sie hat uns veranlasst, Ziel und Mittel des 
Gymnasiums scharfer als je ins Auge zu fassen; der Rückblick 
auf sie wird uns auch ferner nöthigen , alle Kräfte anzustrengen, 
tim nicht in der einen oder in der anderen Beziehung hinter den 
gerechten Forderungen der fortschreitenden Zeit überholt zu 
werden. 

Wittenberg. Dr. Breitenbach. 



Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. Ein methodischer 
Versuch als Beitrag für die Neugestaltung des deutschen Gymnasial- 
w«sens. Von Dr. Carl Peter, Herzogl. Sachsen - Meiningschera 
Schulrath. Halle, Verlag der Buchhandlang des Waisenhauses. 
1849. X. u. 238 S. 8.*) 

Der geehrte Verf., dem die Gymnasialpädagogik schon so viel 
verdankt , hat sich durch das vorliegende, meisterhaft gearbeitete 
Buch ein grosses Verdienst von Neuem um dieselbe erworben. Rec. 
mochte nichts lieber wünschen , als dass diess treffliche Buch An- 
läse u. Vorbild für ähnliche durchgreifende Bearbeitungen anderer 
wichtiger Gjmnasialdisciplinen werden möchte; er ist mit dem 



plan, und mit Recht; denn diese Stunden bieten dem Schüler eher eine 
Erholung als eine Anstrengung. Finden sie also ausserhalb des Lections- 
plans ihren Platz, so wird es möglich, nach Wendt's Anordnung dem 
Deutschen 3 Stunden und ebensoviel der Geschichte und Geographie zu- 
zuwenden. Für das Griechische, wie für das Lateinische setzt er 8 
Stunden an. Ref. würde 9 für das erste, 7 für das zweite vorschlagen. 
*) Die Red. dies. Jahrbb. tragt kein Bedenken eine zweite Rec. über 
die Peter'sche Schrift von einem andern Rec. zu geben, da die Wichtig- 
keit der Sache selbst und das Zeitgemasse ihrer Besprechung dieselbe 
hinlänglich rechtfertigen wird. 

N. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krü. Bibl. ßd.LX. Hft % *. V^ 



200 Methodik der Geschichte. 

Verf. überzeugt , dsss diese mehr oder weniger alle einer völlig 
neuen Durchforschung, Richtung und methodischen Umarbeitung 
bedürfen. Freilich hat unverkennbar eine verwandte Thatigkeit 
schon lange manches Nützliche herbeigeschafft; aber es fehlt die 
Zurückführung auf einen bewussten Mittelpunkt und eine orga- 
nische Einheit , es fehlt sum Theil an einer Umbildung und Neu- 
gestaltung des Gynwasialiwecks selber, ohne welche hier kein 
nachhaltiger Gewinn im Einzelnen erreicht werden kann. Es ge- 
hört eine Zeit wie die zuletzt durchlebte dazu , um einmal einen 
Haufen von Vorurtheilen und verkehrten oder unzeitigen Lieblings* 
ideen abzuschütteln , sich frei zu machen für eine auf dem ge- 
gebenen Grunde neu und unbefangen aufzubauende Construction 
des ganzen Gebäudes. Diese auf einer kräftigen und gesunden 
Erfahrung ruhende Unbefangenheit zeichnet den Verf. und sein 
Buch aus; er durchschaut die Aenderungen, welche die Zeit Ton 
selbst mit sich geführt hat, mit klarem und scharfem Blicke und 
erkennt richtig alle die Inconsequenzen , die man beging, indem 
zaan Neues einführte, aber das Alte festhielt, den Geist einer 
fortgeschrittenen Wissenschaft und Weltentwickelung auf die 
Schule einwirken Hess , aber Maass und Form des Unterrichts 
darnach zu modiflciren nicht beflissen war. Man führte neue 
Unterrichtsgegenstande in die Gymnasien ein und entzog dem 
classischen Studium immer mehr Lebenskraft, obgleich man sie 
in dem Mittelpunkte des Ganzen stehen bleiben liess und keine 
Ahnung davon zu haben schien , dass dieselben das Fundament 
nicht mehr haben können , das sie früher hatten. Daher „müssen 
wesentliche, tiefeingreifende Veränderungen geschehen, wenn 
den Gymnasien volle Kraft und Gesundheit zurückkehren soll." 
Rec. erwartet diese Veränderungen freilich nicht Mos in den neu 
eingeführten Lehrgegenstanden , deren methodische Durchbildung 
für den Gymnasislzweck allerdings wohl noch eine grosse Zukunft 
vor sich bat, sondern auch in der Behandlung der classischen 



Studien auf Gymnasien selbst, die in methodischer Beziehung ge- 
wiss sehr vereinfacht und verbessert werden kann. Der Verf. 
bebt für diese durchgreifenden Verbesserungen drei wesent- 
liche Gesichtspunkte hervor, die wir grösstenteils mit 
Ueberzeugung unterstützen zu können glauben. Das Erste ist, 
dass möglich gemacht werde, dass die Schüler auf den Gymnasien 
nicht Mos einzelne Stücke aus der griechischen und römischen 
Litterstur lesen, sondern dass sie diese Litteraturen, be- 
sonders die griechische, selbst kennen lernen, dass sie ein 
deutliches Bild von ihrer Eigentümlichkeit, wie von dem Gang 
ihrer Entwicklung gewinnen. Das Zweite ist, dass, nicht 
zwar die lateinischen Schreibübungen, welche lediglich 
die Befestigung in der Grammatik zum Zwecke haben, wohl aber 
die lateinischen Stilübungen beseitigt werden müssen. Das Dritte 
endlich, dass auf dem Gebiete der übrigen Unterrichtsgegensjtinde 



Peter: Der Gsstfeichtstiuterricfat aaf Gymnasien. 291 

durch richtigere Methoden Gedächtnis* und Phantasie in 
ihr Recht eingesetzt werden. Wir würden diesen insgesammt 
ungesäumt unsere Zustimmung geben , wenn nicht der Ausdruck 
an ein paar Steilen eine wenigstens scheinbare Unsicherheit ent- 
hielte, die in der Sache zu sehr verschiedenen Ansichten noch 
fuhren könnte. Um es kurz zu sagen, scheint uns der Gang der 
Entwickelung der Litteratur theils kein so wesentliches , theils ein 
höher hinaus liegendes Ziel zu sein; die Uebung im lat. Stil 
aber kann eben so wohl eine Befestigung in der Grammatik wie 
jede andere Uebung im Schreiben einer fremden Sprache sein, 
ja, da es sich hier nicht sowohl um Formenkenn tniss, als viel- 
mehr um die Einsicht in den ganzen Satzbau und damit in das 
Wesen der Sprache handelt, so halten wir den lat. Stil fort und 
fort — und ich denke, in diesem Sinne mit des Verf. Zu- 
stimmung — für ein wesentliches Moment der Gymnasialbildung, 
nur dass nimmermehr die praktische Reproductionsfertigkeit, son- 
dern die bewussteKenntniss and Einsicht in den Geist der Sprache 
das Ziel sei« In allem Uebrigen treten wir gern bei and erkennen 
das als vollkommen wahr an, was gleich darauf im Besonderen 
nur von dem Geschichtsunterrichte und seinem Erfolge ausge- 
sprochen wird. Es fehlt demselben gewöhnlich „eine lebendige 
Veranschaulichung des Thatsächlichen , ein systematisches, streng 
geordnetes Ineinandergreifen seiner einzelnen Theile, eine feste, 
methodische Einprägung des Materials." Aus diesem Grunde will 
der Verf, in vorliegendem Buche „der Anschauung ihr Recht 
verschaffen u , wobei er hauptsächlich eine passend gewählte 
Leetüre im Auge hat* weil das Talent eines geeigneten, wirklich 
anschaulich darstellenden Vortrags mit Recht als ein sehr seltenes 
bezeichnet werden kann, „eine feste, geordnete Gliederung des 
gesamftiten geschichtlichen Unterrichts herstellen ", wodurch die- 
ser in einer eben so zweckmässigen und wahrhaft fördernden 
Weise mit allem übrigen Unterrichte in Verbindung gesetzt wird, 
wie durch jenes erste, höchst glückliche Bemühen des Verf. der 
Classennnterricht mit der häuslichen Beschäftigung des Schüler«, 
und endlich „das Elementarische des Geschichtsunterrichts, Wei- 
ches bisher fast ganz dem Zufall überlassen gewesen, methodisch 
einrichten." 

Es sind zwei Factoren , die zu einem gedeihlichen Unter- 
richte in der Geschichte unentbehrlich sind; der eine liegt In dem 
Wesen der geschichtlichen Wissenschaft selber, der-andere ih 
der Natur der jugendlichen Geisteswelt , in die der reiche Stoff 
jener übertragen werden soll. Der Vf. hat darum, mit Recht dieas 
ab die Grundlage aller weiteren Besprechung des Gegenstandes 
erkennend , die Arten der Historiographie gründlich bebandelt. 
Indem er von dem Verdienst der Niebuhr'schen Kritik ausgeht und 
auf die bei allem Mangel derselben gewonnene objeetive Folge 
hinweist, die in L. Ranke und seiden Schüler* lebendig hervor* 



292 Methodik der Geschichte. 

getreten ist, charakterisirt er als die vier historiographischein 
Formeu die Kuustgeschichtschreibung , die naive, die pragma- 
tische und die rhetorische Geschichtschreibung. Ob der Verf. 
in streug wissenschaftlicher Beziehung damit die Sache erschöpft 
habe, darf mau eigentlich um so weniger fragen, als es sich hier 
um rein didaktische Zwecke zunächst handelt; eine strengere 
Gliederung des ganzen Umfangs der hier in Rede stehenden Dis- 
ciplin würde eben so wenig etwas mehr dafür austragen als die er- 
schöpfende Verfolgung bis auf diejenige wirkliche oder scheinbare 
Höhe, die doch mindestens über den Gesichtskreis der Jugend 
hinausliegt. Was aber hier zur näheren Darlegung des Charak- 
ters der Einzelnen beigebracht ist, behauptet allerdings auch noch 
einen weitern Werth als für den zunächst beabsichtigten didak- 
tischen Zweck. Man fühlt sich so sicher auf dem Wege durch 
das weite Gebiet dieser ungeheuren Litteratur unter der überaus 
kundigen Leittung des Verfs., der eine bewundernswürdige Bew- 
iesenheit auf diesem Gebiete mit der feinsten Schärfe des Urtheih 
und der Beobachtungsgabe verbindet. Um so mehr steht ihm 
auch die volle persönliche Berechtigung zur Seite, die er schon 
durch eine vieljährige Schulmanuserfahrung in Anspruch nimmt, 
die Auswahl der auf den Gymnasien zu lesenden Geschichtswerke 
zu treffen und nach Maassgabe der voraufgeschickten Musterung 
der historischeu Schriftsteller zu ordnen. Allerdings ist diess 
ein schwieriger, nach mehreren, wesentlich von einander ver- 
schiedenen Gesichtspunkten zu beurtheilender Gegenstand, und 
vielleicht möchten hier die Urtheile der Schulmänner sehr von 
einander abweichen. Auch Rec. stimmt nicht in allen Fällen dem 
Verf. unbedingt bei. Eine Gefahr kann hier sowohl in Besug auf 
den Umfang als auch auf die Beschaffenheit der Auswahl aus der 
Einseitigkeit erwachsen, mit der die gesammte Gymnasialthätig- 
keit von dem Standpunkte einer einzigen Disciplin aus beurtheiftt 
werden soll; um so mehr müssen wir jedoch der sinnigen Maass- 
haltung des Verfs. uns freuen. Was hier für die Geschichta- 
litteratur geschehen ist, sollte längst für alle Fächer des Gymna- 
sialunterrichts geschehen sein. Freilich kann man die Auswahl 
z. B. aus demHerodot und Livius noch strenger getroffen zu sehen 
wünschen, weil, wenn selbstverständlicherweise nicht Alles im 
Unterrichte selbst vorkommen kann, die Gründe für die Wahl 
der Interpretation- und der übrigen Leetüre verschieden sind. 
Rec. würde in dieser Beziehung den letzten Theil des Herodot 
(7. — 9. Buch) und vom Livius die Geschichte der Kämpfe mit 
den italischen Völkern (7. — 10. Buch) ganz besonders hervor« 
heben , um so mehr, als der Inhalt der ersten Bücher beider Ge- 
schichtswerke so viel leichter durch das unentbehrliche Mittel 
der geschichtlichen Privat- Leetüre in einer passenden Bearbeitung 
der Jugend zugeführt wird. Auch könnte Rec. von der Lesung 
im Originale den Plutarch auf keinen Fall auaachliessen, da be- 



Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 293 

sonders die Schwierigkeit des sprachlichen Verständnisses bei ihm 
nicht so gross ist, dass sie nicht leicht und gern von der Jugend 
überwunden würde, von einer Befürchtung aber, dass dadurch 
der reine Atticismus getrübt werde, im Ernste wohl nirgend mehr 
die Rede ist. 

Dass die griechisch-römische und die deutsche Ge- 
schichte in den Vordergrund gestellt wird, muss natürlich un- 
sere vollkommenste Billigung finden; was der Verf. mit unge- 
meinem Fleisse hierfür durchforscht und mit grosser Selbst- 
ständigkeit (wir erinnern nur an das vom gewöhnlichen abwei- 
chende strenge Urtheil über denSaxoGrammaticus) für den Schul- 
zweck ausgebeutet hat, dafür kann ihm nicht Dank genug gesagt 
werden. Inzwischen möchte Rec. doch gern in zweierlei Be- 
ziehung die sorgsame Umschau des Verfs. noch erweitert gesehen 
haben. Während wir die biblische Geschichte ganzlich dem 
Religionsunterrichte überweisen würden , als wohin doch offenbar 
auch die Geschichte des alten Israel ihrem wesentlichen Gehalte 
nach durchaus gehört, können wir die „Vorhalle" der orientali- 
schen Geschichte auf keinen Fall von der Bildungssphäre der 
Gymnasialjugend ausschliesseu. Freilich sind es mehr Zustände 
als Begebenheiten, mehr subsidiäre als eigentlich historische 
Kenntnisse, um die es sich dabei handelt, aber auch diese schon 
sind wichtig genug, ja in mehrfacher Beziehung unerlässlich, weil 
sie die klare und breite Grundlage der allgemeinen Staats- und 
Lebensverhältnisse bilden, die sich in den nachmaligen Perioden 
der Weltgeschichte entwickeln. Der Verf. zieht ausdrücklich 
nach einer von ihm in der Vorrede gegebenen , im Buche selbst 
nicht weiter ausgeführten Erklärung die Geographie in die engste 
Gemeinschaft mit der Geschichte hinein, auch hat er ein paar 
Male derartige Partien in die zu lesenden Aufgaben aufge- 
nommen; allein gerade hierfür ist aus dem Alterthum wie aus der 
neueren Zeit gar Manches und entschieden Classisches beizu- 
bringen. Die andere Bemerkung, die Rec. machen wollte, gilt 
dem Umfange der neueren Geschichte. Zwar hat mit Recht der 
Verf. die europäische Staatengeschichte im Allgemeinen von dem 
Plane ausgeschlossen , doch glaubt Rec, dass die Geschichte des 
französischen und des englischen Volks sowohl um ihres inneren 
Gehalts als auch ihrer Beziehung zu uns willen nicht gänzlich 
beseitigt oder auf die allgemeinsten und weitwirkend$ten Er- 
scheinungen, wie etwa die französische Revolution, beschränkt 
werden dürfe. Mit gleicher Sorgfalt auch hier alle Quellen- 
Schriftsteller wie späteren beachtungswürdigen Historiker zu 
durchmustern, ist freilich eine Aufgabe, die die Kraft des Ein- 
zelnen übersteigt; je mangelhafter aber dieser Punkt im Gymna- 
sialorganismus ist und je wichtiger doch wiederum für den Ge- 
schichtsunterricht wie für die classische Leetüre der betreffenden 
Sprachen, um so verdienstlicher und erfreulicher würde auch 



294 Methodik der Geschichte. 

hier eine so vortreffliche Lese des Gediegenen und Brancfi- 
baren sein. 

Indem somit die objeetive Grundlage des Lehrstoffs ge- 
wonnen ist, treten wir dem eigentlich Methodischen und damit 
der Ausführung desjenigen , wovon die Grundlegung bis dahiu ver- 
sucht ist, näher. Der Verf. schickt einen kurzen Abschnitt über 
das Wesen des Elementarunterrichts in der Geschichte vorauf, der 
eine, gewiss nicht genug beherzigte, Wahrheit betont, nämlich 
die gedachtn 188 massige und bis zu einem gewissen Grade un- 
bewusste, mechanische Einprägung des geschichtlichen 
Lernstoffs. Wir können zwar die Richtigkeit der Parallele , die 
mit dem sprachlichen Elementarunterrichte hierbei gezogen wird, 
nicht gelten lassen, desgleichen mit dem elementaren Rechnen- 
unterrichte nicht — wie denn ja überhaupt die wesentlich oder 
zunächst formalen Disciplinen , in welchen dem Verstände durch 
diese Elemente die geistigen Mittel und Handhaben zu jeder 
weiteren Entwicklung selbst geboten werden, gerade dadurch 
im entschiedenen Gegensatze gegen die realen Fächer stehen, io 
welchen dem Gedächtnisse und der inneren Anschauung der ex- 
tensive Rahmen unterbreitet wird , der späterhin mit der Fülle des 
Einzelstoffs zu nähren und zu beleben ist, — nichts desto weniger 
freuen wir uns sehr, dass der Verf. mit ernstem Nachdruck gerade 
dieser, so oft und so stark aus falscher Philanthropie vernach- 
lässigten Einübung das Wort geredet hat. Der Anfang einer 
Wissenschaft darf keine Spielerei sein , er muss den ganzen Ernst 
und Adel ihrer Natur zu heiliger Scheu auch dem kindlichen Ge- 
rn iithe schon vorhalten, und wo der weniger entwickelte Verstand 
den Blick in die Tiefe noch nicht zu werfen vermag, da soll 
wenigstens das Gedächtniss immer weiter und weiter sich mit dem 
anzubauenden Boden befreunden. 

Ueber Methode des Geschichtsunterrichts ist viel ge- 
schrieben worden, aber selten mit besonders nachhaltigem Er- 
folge; der Verf. hat nur wenige dieser Arbeiten berücksichtigt, 
und mit Recht , da die Ausbeute derselben sicherlich nicht gross 
sein wurde; auch die etwas ältere Schrift von Mencke bietet des 
methodisch Instruction nur sehr wenig. Die beliebte Einthcilung 
des Geschichtsunterrichts nach den drei Gymnasialstufen in bio- 
graphischen , ethnographischen und universalhistorischen will der 
Verf. nicht gelten lassen, so viel Wahres sonst auch zu Grunde 
liege, aber das Fliessende zwischen den beiden zuletzt genannten 
Standpunkten hat er richtig gezeigt. Von der neueren, wesent- 
lich universalhistorischen Geschichte tritt schon früher nach den 
Ansichten des Verfs. die deutsche Geschichte so wesentlich und 
überragend in den Vordergrund , dass, auch wenn dazu, wie obea 
bemerkt, noch die englische und französische hinztigenommcn 
würde, doch der Standpunkt ein ethnographischer bleiben dürfte. 
Die Anordnung und Vertheilung des Verfs. stimmt im Wesent 



Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 295. 

liehen mit seiner Unterscheidung der verschiedenen historio- 
graphischen Methoden überein. Die untere Stufe hat es mit 
den Elementen der Geschichte und mit Geschichten zu thun; 
jene werden erlernt und eingeübt , daneben die geeigneten Par- 
tien der Geschichte als kleine selbstständige Gänse zur möglichst 
lebendigen Anschauung gebracht. Die mittlere Stufe hat auf 
eine relative Vollständigkeit des Stoffs (denn nur eine solche soll 
auf dem Gymnasium erstrebt werden) Rücksicht zu nehmen und 
zugleich für das Verständniss so viel zu thun als hier möglich ist, 
indem der Schüler unter der Leitung des Lehrers Stoff partien- 
weise zusammenfassen und namentlich die Verknüpfung von Ur- 
sache und Folge zu erkennen suchen soll. Der Elementarunter- 
richt wird durch besondere Uebungen abgeschlossen und die 
Selbstthätigkeit des Schülers angeregt. Die obere Stufe nimm! 
diesen Stoff als einen zwar geistig schon einigermassen belebten* 
aber im Ganzen doch noch nicht bewältigten, weil noch nicht in 
die Idee aufgenommenen, wieder auf und sucht eben damit den* 
im Gymnasium überall nur möglichen Anfang zu machen; der 
Lehrer hat die Aufgabe, den Schülern die Ideen, in welchen die 
Stufen der Entwickelung der Geschichte erkennbar werden, dar- 
zulegen und zu entwickeln und ihre eigene geistige Thatigkeit 
für die Auffindung dieser Ideen anzuregen und zu leiten. Die 
untere Stufe entspricht daher der Chronik und der naiven Ge- 
schichtschreibung, also den ersten Anfangen aller geschichtlichen 
Production, die mittlere der den U ebergang von der niedrigsten 
zur höchsten Stufe bildenden pragmatischen und die obere der 
vollendetsten Gattung? der Kunstgeschichtschreibung, so das» 
der Schüler die Geschichte sich in derselben Stufenfolge aneignen 
soll, wie die Menschheit sie producirt — also auch sich ange- 
eignet bat. Auf der unteren Stufe wird des Schülers Thatigkeit 
vorherrschend eine aufnehmende sein, auf der mittleren wird die 
Selbstthätigkeit, aber als untergeordnetes Moment, hinzutreten, 
wahrend diese letztere auf der oberen Stufe entschieden über- 
wiegen soll. Bei den Elementen kommt es auf eine weise und 
sparsame Auswahl, auf eine kurze, möglichst klare und deut- 
liche Fassung in einem, nur nicht übertriebenen, Lapidarstil, 
auf eine leichte und bequeme Uebersichtlichkeit des Materials 
vorzugsweise an. Was die Vertheilung des Stoffs betrifft, so 
wird in der Sexta ein erster Anfang mit der Erlernung der Haupt- 
perioden und mit der judischen Geschichte (die sich an die hier 
zu behandelnde biblische Geschichte passend anschliesst), in 
Quinta die alte Geschichte , in Quarta die mittlere und neue Ge- 
schichte zu erlernen sein ; in Tertia wurden die Uebungen in den 
Elementen regelmässig zu treiben , in den höheren Glassen nur 
gelegentlich dazu zurückzukehren sein. Mit diesen Gedächtniss- 
übungen sind freilich unmittelbar andere Uebungen zu verbinden, 
die sich aus jenen wie von selbst ergeben, indem sich einmal die 



296 Methodik der Geschichte. 

mannigfaltigsten Zusammenstellungen der Formen auf Grund der 
Aehnlichkeit oder des Gegensatzes vornehmen und auf diese Art 
eine Menge neuer Associationen begründen , dann aber auch eben 
solche künstliche Anwendungen machen lassen, wie sie der 
sprachliche Unterricht in Bezug auf die Formen bei dem mannig- 
faltigen Hin- und Herübersetzen darbietet. Der Yerf. hat dies» 
durch Beispiele erläutert, bei denen wir mit Vergnügen an ähn- 
liche, wenn auch weniger elementare, Vorschläge in der treff- 
lichen Schrift von Löbell (derselbe ist wohl auch S. 93. Z. 2 v. n. 
gemeint, wo, wahrscheinlich durch einen Druckfehler, Cabell 
steht) erinnert werden. Das Zusammentreffen ähnlicher Begeben- 
heiten bei verschiedenen Völkern io demselben Jahre, die wich- 
tigen Ereignisse gleicher Jahre in den verschiedenen Jahrhunder- 
ten, die Aneinanderreihung bedeutender Thatsachen aus solchen 
Jahrzahlen, deren Quersumme 15 giebt, die Ortschaften, an de- 
nen iu verschiedenen Zeiten Schlachten oder andere einflussreiche 
Begebenheiten sich ereignet haben , and andere , vielfach noch zu 
vermehrende Gesichtspunkte dienen hier als die zunächst vom 
Verf. angedeuteten Anknüpfungen für eine solche Uebung, die 
gewiss von gutem Erfolge begleitet sein muss. Freilich will es 
Rec. bedünken, als wenn das Logische in Verbindung mit dem rein 
Mnemonischen dadurch etwas stark hervorgehoben wurde, was 
allerdings nur dann als ein Mangel erscheinen kann, wenn die von 
dem Verf. mit Recht verlangte Anschaulichkeit darüber vernach- 
lässigt würde. Ist diese auch wesentlich eine Sache des freien 
Vortrags von Seiten der Lehrer, besonders auf den untern und 
mittleren Lehrstufen, so glauben wir die Forderung derselben 
doch auch schon bei diesen Uebungen berücksichtigt sehen tu 
müssen, um so mehr, als der Verf. später die lebensvolle, Ge- 
müth und Phantasie ergreifende Darstellung nicht verlangt, viel» 
mehr sie auf die „wenigen Fälle, wo sich bei dem Lehrer da» 
Talent dazu findet", beschrankt. 

Es folgen drei höchst lehrreiche Abschnitte, welche die Ver- 
keilung und Behandlung der Leetüre, den freien Vortrag des 
Lehrers und die selbstthätige Theilnahme der Schüler an dem 
Geschichtsunterrichte behandeln; darauf der einen allgemeinen 
Ueberblick über das Ganze von einem etwas höheren Standpunkte 
aus gebende Schluss. Vortrefflich ist zunächst, was der Verf. 
über den Werth und die Bedeutung der lutherischen Bibel als 
Mittel allgemeiner, nationaler Bildung sagt, indem er es mit vol- 
lem Recht beklagt, dass sie nicht mehr wie früher Gemeingut des 
deutschen Volkes ist. „Nachdem wir uns unserer Nationaldich- 
tung entschlagen hatten , war für eine Zeit lang die Bibel an deren 
Stelle getreten. Mit ihr wuchs damals Alles auf. Jetzt haben 
wir auch dieses Nationaleigenthum und mit ihm für Sittlichkeit 
und Nationalität unendlich viel verloren. Denn auch in der Bibel 
ist, abgesehen von ihrem religiösen Werth, unendlich viel Poesie, 



Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 297 

also unendlich viel Geist in künstlerischer, auch dem Ungebildetes 
fasslicher Form enthalten , und von Allen gekannt und innerlich 
verarbeitet, gewährte sie für den geistigen Verkehr zugleich einen 
gemeinsamen Boden, auf dem Alle sich leicht fanden und daher 
auch der sogenannte Gebildete eich dem geringen Manne leicht 
nähern, der Geringe leicht den Zugang zu dem Herzen des Vor- 
nehmen gewinnen konnte." Mit Nachdruck dringt daher der 
Verf. darauf, dass die biblische Geschichte in ihr Recht wieder 
eingesetzt werde. In sofern ist hier von Seiten der Leetüre wohl 
noch viel nachzuarbeiten ; zu Grunde muss freilich immer der lu- 
therische Text liegen, aber dennoch Hessen sich auf solchem Fun- 
damente vortrefflich ausgeführte Erzählungen entwerfen, die den 
thatsächlichen Inhalt anschaulicher und lebendiger darstellen könn- 
ten. Genannt werden in dieser Beziehung nur Kohlrausch und 
Fiedler; wir würden doch noch Anderes hinzufügen, z. B. Zahn's 
biblische Geschichten. Die übrige Vertheilung erscheint im Gan- 
zen sehr zweckmässig, und besonders erfreulich ist es, dass dabei 
auch die in der Litteratur vorhandenen Lücken bezeichnet worden 
sind, die für diesen Zweck zum Frommen der Jugend auszufüllen 
ein schönes Verdienst begründen würde. Manches sonst gute 
Buch findet man , vielleicht mit Absicht, nicht genannt, wie z. B. 
Mancher an passender Stelle Meurer's Leben Luther's, E. v. 
Brunnow's U. v. Hütten und Anderes der Art erwarten wird , wor- 
über der erfahrene Verf. indessen vielleicht andere Gedanken hat. 
Bei dem freien Vortrage des Lehrers legt der Verf. 
auf die „dialektische Entwicklung" besonderes Gewicht. Es ist 
wahr, dass das die bei weitem leichtere Aufgabe ist, aber auch 
die, welche eine nähe Gefahr des Missbrauchs darbietet. Die an- 
dere Aufgabe der belebten , anschaulichen, Phantasie und Gemüth 
ergreifenden Darstellung darf nicht aus den Augen gesetzt wer- 
den; ein eifriges Streben nach ihr wird immer gute Früchte tra- 
gen und in der Litteratur liegen einige , auch vom Verf. empfoh- 
lene Proben dafür vor. Allerdings muss das erklärende, die Auf- 
merksamkeit weckende, hier und da ergänzende Wort des Lehrers 
überall vorausgesetzt werden: auf der obersten Stufe indessen 
soll der Lehrer den Schüler anleiten, den Inhalt der Geschichte 
in die Idee aufzunehmen. Für diesen Zweck hat der Verf. eine 
treffliche Grundlage in seinem Buche bereitet; denn der nun fol- 
gende Abschnitt ist nicht sowohl streng methodologisch , als viel- 
mehr eine für diesen Standpunkt fassliche Philosophie der Ge- 
schichte in kürzestem Abriss, die uns freilich am besten zeigen 
kann, wie das Verfahren des Geschichtslehrers beschaffen sein 
muss. Wir wollen auch diesen Theil des überaus lehrreichen 
Buches der Beachtung dringendst empfohlen haben. 

Die selbst thät ige Theil nähme des Schülers soll 
freilich nirgend ganz fehlen, auf der obersten Stufe aber ganz be- 
sonders hervortreten. Im Vergleich mit dem freien Vortrage des 



298 Schal- and Univemttonachrichtea, 

Lehrers, dem auf eine nicht ganz verstandliche oder tu rechtfer- 
tigende Weite die Zumuthung gestellt wird, sich auf dem Gebiete 
der Kunstgeschichtschreibung zu bewegen , müssen die Aufgaben 
dafür mehr untergeordneter Art sein und sich auf das Gebiet der 
pragmatischen Geschichtschreibung beschränken* sie werden 
theils sofort in der Lehrstunde (1), theils zu Hause bear- 
beitet. Es sind vorzüglich brauchbare Themata, die der Verf. 
bierfür beibringt, und die auch anderweitig, namentlich im deut- 
schen Unterrichte, mit Nutzen werden gebraucht werden können, 
wie denn hier überhaupt der Knotenpunkt zu finden ist, wo dieser 
Uaterrichtszweig mit allen übrigen auf das Unmittelbarste and 
Dichteste zusammenläuft und daher die genaueste Berücksichti- 
gung des Zusammenhangs und des jedem Theile zukommenden 
Bfaasses stattfinden muss. 

Zum Schlüsse sind noch einige Rechtfertigungen über das 
Zuviel und Zuwenig, über das Lesen der Schriftsteller In fJeber- 
setzungen u. dgl. m. gegeben. Wir müssen bekennen, dass nach 
unserem Dafürhalten so etwas theoretisch gar nicht zu entschei- 
den, vielmehr durch die Meisterin in diesem ganzen Gebiete, die 
Erfahrung, zu bestimmen ist. Der Verf. hat in Wahrheit nach 
einem Ganzen gestrebt, hat die Hauptbedingungen eines gedeih* 
liehen Unterrichts in dieser Wissenschaft, Festigkeit der Einprä- 
gung und Anschaulichkeit der Auffassung , scharf hervorgehoben 
und durch alle Instanzen verfolgt , hat auf die ferner erforder- 
liche gemeinsame Arbeit des deutschen Lehrerstandes klar und 
bestimmt hingewiesen, hat aufs Neue auch von diesem Unter- 
richtszweige aus auf den organischen Zusammenbang des ganzen 
Gymnasialunterrichts gedrungen und sich durch dieses Alles wie 
durch die im Anbang für den Gebrauch im Elementarunterrichte 
versuchten , im Ganzen sehr zweckmässigen Geschichtstabellen ein 
grosses und unbestreitbares Verdienst erworben. Wir grüssen 
ihn mit herzlichem Danke dafür und freuen uns innig dieser neuen 
Begegnung, wie jener ersten, da wir im schönen Kreise der 
Freunde einander in Schwerin gegenüber sassen. 

Plön. Friedr. Lübker. 



Schul- und Universitätsnachrichten, Beförderungen 

und Ehrenbezeigungen. 

Kurhessen. Unser vorjähriger Bericht über das karhessische 
Gymnasialwesen verfolgte die Aufgabe, die Bestrebungen des Ministe- 
riums Eberhard für die Interessen der Schale, in spec. der Gymnasien 



Beförderungen und Ehrenbezelgungta. 299 

und ihrer Lehrer, aufzuzeichnen. Wir berichteten ober die Einsetzung 
einer Oberschulcommission für da* Erziehung*- ond Unterrichtswesefl, 
dass dieselbe ans einem engem Ausschusse von 4 bis 5 Mitgliedern nnd 
einem durch den Zutritt ausserordentlicher Mitglieder gebildeten Plenum 
habe bestehen sollen, wir berichteten über die Thätigkeit derselben nach 
verschiedenen Seiten hin, namentlich über die Berathungen, welche die 
zum Plenum für Gymnasialangelegenheiten erweiterte Oberschulcommie- 
sion gepflogen hatte, und konnten manch schonen Beweis für die Be* 
hauptung auffuhren, dass die Extravaganzen der neuen Zeit innerhalb 
dieses Plenums keine Statte gefunden hätten, dass dagegen überall der 
praktische Sinn für wahrhafte Verbesserungen und überall das 8treben er- 
kennbar gewesen , an der Hand der Erfahrung stufengemass das Vorhan» 
dene auszubessern , statt auf den Grund überschwenglicher Theorien das 
bisherige Gebäude bis auf den Grund niederzureissen. Alles dies ist 
nun freilich durch den Rücktritt des Ministeriums Eberhard, den Eintritt 
Hassenpflug's und die allgemein bekannten politischen Vorginge im Kur- 
fürstenthum Hessen wieder in Frage gestellt worden. Gab es bisher, 
wie wir in unserm vorigen Berichte gezeigt haben, einen technischen 
Referenten für das geflammte Schulwesen nicht, so ist nun als solcher der 
vorherige Gymnasialdirector Dr. Vilmar in Marburg eingetreten. AU 
erste Aeusserung der Thätigkeit desselben haben wir zunächst die Wie- 
deraufhebung der Oberschulcommission zu verzeichnen. 
Sie ist durch Allerhöchsten Beschluss, wie es in dem Rescripte heisst, 
aufgehoben und ihre Mitglieder sind ihren anderweitigen dienstlichen Ge- 
schäften zurückgegeben worden. 

Wenn man die Wirksamkeit derselben der Beurtheilung unterziehen 
will, so darf man nicht übersehen, dass sie nur 14 Monate bestanden, 
dass ihre Mitglieder durch anderweite dienstlichen Geschäfte ihres Haupt« 
berufs bedeutend in Anspruch genommen , dass sie ferner zu allen bedeu- 
tendem Reformen im Schulwesen an die Mitwirkung und Genehmigung 
der Landstände gebunden waren , dass also eine durchgreifende Besser- 
stellung des Schulwesens zu vollenden ganz ausser ihrer Macht lag, die 
sich im Gegentheil nur darauf beschränken rousste , eine solche vorzube- 
reiten. In letzterer Beziehung ist sie so thätig gewesen , wie es durch 
die Umstände gestattet war. Denn abgesehen von den laufenden Ge- 
schäften der Schulverwaltung , hat sie ein Volksschulgesetz mit allen dazu 
nothigen Verordnungen , einen Organisationsplan für das gesammte höhere 
städtische Schulwesen , für die höhere Gewerbschule, die Lehrersemina- 
rien u. s. w. so weit vorbereitet, dass Alles, was zur Competenz der 
Land stände gehörte, denselben bei ihrem nächsten Zusammentreten hätte 
unterbreitet werden können. Vor Allem aber hat sie sich um die Gym- 
nasien ein bleibendes Verdienst erworben , was allen übrigen Zweigen de» 
Schulorganismus ein Fingerzeig dafür sein dürfte , wessen sie sich auch 
in ihrer Sphäre von der Wirksamkeit der Oberschulcommission hätten 
versehen können. Die Organisation der Gymnasien hatte bereits früher 
einen solchen Unterbau erhalten, dass es genügte, diejenigen Zugänge 
für Licht und Wärme, welche bisher noch verschlossen gewesen n dem 



300 Schal- and Universitätsnachrichten, 

Gebinde zu eroffnen. Hier konnte sich desshalb die Thatigkeit der 
Oberscbulcommission gleich geltend machen und die Einberufung des Ple- 
nums für Gymnasialangelegenheiten zeigte das aufrichtige Streben , thätig 
zu sein, mehr noch die Verordnungen, welche auf den Grund der Be- 
schlüsse, die aus den Berathungen jenes Plenums hervorgegangen, er- 
lassen worden sind. Ihre Mittheilung und Beurtheilong wird unten er- 
folgen, sie werden, wie gesagt, ein bleibendes Denkmal der Thatigkeit 
des Oberschulcollegiums sein , auch wenn sie wieder aufgehoben werden 
sollten. Wir werden unten freilich sehen, dass die Wunsche des Ple- 
nums, welche auf Besserstellung der Gebalte der Lehrer, auf Creirung 
neuer Stellen , auf Erhöhung des Budgets für die Gymnasien im Allgemei- 
nen gerichtet waren , bisher nicht in Erfüllung gegangen sind : doch kann 
dafür die Oberscbulcommission nicht verantwortlich gemacht werden , da 
die Erfüllung derselben über die Grenzen ihrer Macht hinausging. Was 
sie in dieser Hinsicht zu thun vermochte, hat sie gethan: in den an die 
Landstände gebrachten Vorschlag für den Staatshaushalt der nächsten 
Finanzperiode ist ein jahrlicher Mehrbetrag von nahe sieben Tausend 
Thalern zur Erhöhung der Gehalte und Fundirung neuer Stellen der Gym- 
nasiallehrer aufgenommen. So würde auch in dieser Beziehung den Wün- 
schen des Plenums vollständig Genüge geschehen sein, wenn die Land- 
stände darauf einzugehen bisher die Zeit gefunden hätten. Mit dem 
Minist. Hassenpflug ist allerdings diess Alles wieder in Frage gestellt und 
wahrscheinlich die Erfüllung der Wünsche nicht allein durch die Verta- 
gung und Aoflögung der Landstände und durch deren offen ausgespro- 
chene Streitverkündigung gegen das Ministerium aufgehoben , sondern in 
die weiteste Ferne gerückt. Einstweilen bleibt es in dieser Beziehung 
beim Alten , und auch die Verordnungen über das Prüfungswesen des ge- 
rammten höheren Lehrstandes und die Einsetzung einer permanenten Prü- 
fungscommission , welche zunächst in Angriff zu nehmen beschlossen war, 
erscheinen in weite Ferne gerückt. 

Die Aufhebung der Oberscbulcommission ist also der erste sichtbare 
Beweis der Thatigkeit des Hrn. Vilmar, ein zweiter die Veränderung der 
Stellung der Schullehrer-Seminarien , welche bisher zu dem Ressort der 
Bezirksdirectionen gehörten und jetzt unmittelbar unter das Ministerium 
des Innern gestellt sind. Es ist das eine Fortsetzung der Hassenpflug' - 
sehen Verwaltung aus den dreissiger Jahren, durch welche .damals die 
Gymnasien sämmtlich unmittelbar unter dasselbe Ministerium gestellt 
wurden. Wir enthalten uns über diese weitgreifende Maassregel hier zu 
reden. In anderer Hinsicht hat die Ernennung des Pfarrers Dr. Mat- 
thias vom Gymnasium zu Cassel zum Director des Hanauer Gymnasiums 
unter dem gesammten Gymnasiallehrstande Sensation machen müssen. Wir 
geboren nicht zu denjenigen, welche bei der Besetzung von Gymnasial- 
directoraten die Anciennitätsliste der Lehrer allein maassgebend sein 
lassen wollen. Es kann der beste Lehrer derjenigen Eigenschaften er- 
mangeln, welche ein Director haben rouss. Wer das nicht einsehen will, 
darf bei der Verwaltung der Schule kein Wort mitsprechen wollen. In- 
des« das sieht in Kurhessen Jeder ein ; es ist ohnehin schon die bisherige 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 301 

Praxis gewesen. Aber etwas Anderes ist es, bei der Besetzung Ton 
Directoraten die Anciennitätsliste ganz ausser Acht zu lassen und nach 
Willkur auch Befähigte zu überspringen, oder die Befähigten den minder 
Befähigten nachzusetzen. Man bat geschwiegen, als der Hanauer Gym- 
nasiallehrer Dr. Friedr. Munscher von dem Minist. Eberhard mit Ueber- 
gehung mehrerer altern Collegen des Landes zum Director in Hanau er- 
nannt wurde: die allgemeine Meinung sprach sich dafür aus, dass er mit 
den sechs Uebergangenen , mochten dieselben zum Theil auch noch so 
tüchtig sein, zusammengehalten wirklich einen Vorrang beanspruchen 
könne. Ausserdem machte sich bei jener Ernennung kein Parteiin teresse 
geltend. Das aber lässt sich bei der Beförderung des Pfarr. Dr. Matthias 
nicht sagen. Wir wollen dessen allgemeine Qnalification zum Director 
nicht bestieiten, weil uns darüber bis jetzt noch kein Urtheil zusteht, 
wir wollen auch nicht im Entferntesten ihm Schuld geben , dass er sich 
um die Stelle beworben , also die Zurücksetzung der sieben übergangnen 
Lehrer indirect mitgesucht habe, wir bezeugen seiner Persönlichkeit aus- 
drücklich hier alle Achtung, nur halten wir seine Bevorzugung für unge- 
rechtfertigt. Wie weit das Misstrauen in dieser Hinsicht gesteigert ist, 
kann man auch daraus sehen , dass man selbst in der ßernfung des Dr. 
Piderit von Hersfeld in die Stelle des Pfarrers Matthias nach Cassel hat 
die Vilmar'sche Richtung erkennen wollen, ja! dieselbe mit dem merk- 
würdigen Schlüsse der Abhandlung über Soph. Ajax in Verbindung ge- 
bracht hat , welche Hr. Dr. Piderit dem diesjährigen Osterprogramroe des 
Hersfelder Gymnasiums beigegeben. 

Doch weg von diesen Odiosis! Wir haben nach Anleitung der 
diesjährigen Osterprogramroe und anderer Quellen, die uns zugänglich 
gewesen , zunächst die Verordnungen zu registriren , welche als Resultat 
der Verhandlungen des mehrerwähnten Plenums noch von dem Minist. 
Eberhard ausgegangen sind. Sie mögen ein Denkmal sein der Thätig- 
keit der Oberschulcommission , ein Denkmal der Bereitwilligkeit, mit wel- 
cher das Ministerium Eberhard den Wünschen der gewählten Vertreter 
der Gymnas. und den Bedurfnissen der neuen Zeit sein Ohr geliehen hat* 

Das Casseler Programm, welches wie gewöhnlich in der Mittheilung 
von Schulnachrichten am ausfuhrlichsten ist, während das Marburger sieh 
durch grosse Magerkeit auszeichnet, stellt an die Spitze des Abschnittes, 
der von der Lehrverfassung handelt, die Worte: Die vom 11. bis 14. April 
(1849) dahier stattgefundenen Beratbungen der Coromission von Directo- 
ren der Gymnasien und Mitgliedern der Lehrer collegien (NB. es waren 
darin nur zwei gewählte Directoren, während Vilmar und Weber als 
Mitglieder der vormärzlicben Gymn.-Commission einberufen waren; ihnen 
standen sieben Gymn. -Lehrer zur Seite, um nicht gegenüber zn sagen) 
über Reformen des kurhessischen Gymnasialwesens haben zu folgenden 
Resultaten gefuhrt: 

Ministerialbeschluss vom 29. October 1849: 

Auf den Grund der vor der Ober-Schulcommission in dem erweiter- 
ten Plenum für Gymnasial- Angelegenheiten abgegebenen Gutachten und 
Anträge wird. für sämmtliche Gymnasien Nachfolgendes verfugt: 1) DU 



302 Schul- and UmversitaUnachrichten, 

Dauer des vollständigen Gvmnasialanterrichts ist anf 9 Jahre zn bemes- 
sen , and diese sind über 6 Classen so zu vertheilen , dass anf jede der 3 
unteren ein Jahr, auf jede der 3 oberen zwei Jahre kommen. An den- 
jenigen Gymnasien, welche nicht auf einen vollständigen sechsclassigen 
Corsas berechnet sind, ist die Zeitdauer ihrer einzelnen Classen mit dem 
vorstehenden Maassstabe in Uebereinstimmung zn bringen. — - 2) Es 
sind künftighin an allen Gymnasien jahrige Curse einzuhalten , wonach 
die Aufnahme neuer Schuler and die Versetzung in höhere Ordnungen and 
Classen nur einmal jährlich , zu Ostern , und nnr ausnahmsweise ausser 
dieser Zeit stattzufinden hat. — 3) Wer in die 6. Classe eines Gym- 
nasiums eintreten will , muss in der Regel das 9. Lebensjahr zurückgelegt 
haben. Die Vorkenntnisse, welche für diese Classe verlangt werden, 
sind: a) Fertigkeit im deutlichen und nach Verhältnis dieser Altersstufe 
ausdrucksvollen Lesen und im Schreiben deutscher und lateinischer Schrift; 
b) Fähigkeit, eine kurze Geschichte schriftlich und mündlich ohne allzu 
grobe Fehler nachzuerzählen ; c) Fertigkeit im Rechnen der vier Species 
mit ganzen Zahlen; d) Kenntniss biblischer Geschichten. — 4) Als 
Lehrsiel des deutschen, lateinischen, griechischen und mathematischen 
Unterrichts gilt inskünftige : a) im Deutschen , dass der Schaler die Ge- 
schichte der deutschen Litteratur und die wichtigsten Momente in der 
Entwickelung der deutschen Sprache kenne und mit den bedeutendsten 
Erscheinungen der mittel- und neuhochdeutschen Litteratur durch Lee- 
türe bekannt sei; dass er im Stande sei, über einen Gegenstand ans dem 
Kreise der Schalwissenschaften einen wohlgeordneten , sprachlich richti- 
gen and in der Darstellung angemessenen Aufsatz abzufassen, sowie sich 
■Mndlich über einen ihm bekannten Gegenstand klar und fliessend im Zu- 
sammenhange auszudrücken ; b) der lateinischen Sprache soll er soweit 
mächtig werden , dass er einen Prosaiker der guten Zeit mit Ausschluss 
schwieriger Stellen ohne Vorbereitung, einen Dichter dieser Zeit mit 
Vorbereitung richtig ins Deutsche and ein dem lateinischen Ausdrucke 
nicht widerstrebendes Dictat grammatisch richtig in das Lateinische über- 
tragen könne. Zugleich soll er über die grammatischen Erscheinungen 
der lateinischen Sprache Rechenschaft geben können } c) in der griechi- 
schen Sprache soll er dahin geführt werden , dass er die Blusterwerke 
der griechischen Litteratur versteht, also wenigstens die homerischen 
Gedichte and einen leichten Prosaiker ohne Vorbereitung richtig über- 
setzen kann« Aach soll er im Stande sein, über die wichtigsten gram- 
matischen Erscheinungen dieser Sprache Auskunft zu geben ; d) in der 
Mathematik soll der Schüler die Lehre von den 7 Zahlenoperationen 
nebst ihren Anhangen , die Lehre von der Auflösung der bestimmten Glei- 
chungen des 1. und 2. Grades, die ebene Geometrie and die ebene Tri- 
gonometrie soweit inne haben, dass er eine klare Einsicht in den Zu- 
sammenhang der sämmtlichen Sätze and Sicherheit in deren Anwendung 
besitzt. Die Stereometrie ist fernerhin nicht mehr vorgeschriebener 
Lehrgegenstand*). — 5) Die Uebersetznngen ans dem Deutschen in das 



*) Das Marbutner Programm üct hier feinende Bemerkung bei 



n und Ehrenbezeigtagen. SOS 

Lateinische bleiben ungeschmälert fortbestehen; die Uebungen in freien 
Lateinschreiben sind dagegen nicht mehr auf grossere Aufsätze zu er- 
strecken, sondern auf kürzere, den doppelten Umfang eines gewöhnlichen 
Exercitituns nicht überschreitende einzuschränken, welche von Zeit in 
Zeit anstatt der regelmässigen Exercitien oder ausser denselben zur Auf- 
gabe gestellt werden. Das Disputiren in lateinischer Sprache und das 
lateinische Interpretiren der Schriftsteller ist, wo es noch besteht, abzu- 
schaffen. Doch bleibt es zulässig und empfehlenswerth , die Wieder- 
holung des Inhaltes der gelesenen Schriftsteller oder die Darstellung an- 
derer geeigneten, aus dem Alterthume entnommenen 8toffe zu Uebungen 
im Lateinsprechen zu benutzen. Besondere Lehrcurse fttr antike Pros- 
©dik and Metrik, Antiquitäten, Mythologie, lateinische Stillehre etc. 
sind unzulässig; die für die Gymnasialbildung wesentlichen Theile dieser 
Wissenschaft sind auf geeignete Weise in anderen verwandten Unter- 
richtsstunden zu berücksichtigen. — 6) Auf die Bildung der Schüler im 
freien Vortrage deutscher Rede* ist eine besondere und unausgesetzte 
Sorgfalt zu verwenden. Zu diesem Zwecke genügt es nicht, dass blos 
in den deutschen Lehrstunden dahin zielende Uebungen angestellt werden, 
sondern es muss auch im ganzen Unterrichte darauf gesehen werden, das« 
sich die Schüler bestimmt und fliessend ausdrucken und an Klarheit und 
Znsammenhang in ihren mundlichen Darstellungen gewöhnen. — Pur den 
lateinischen Unterricht in den zwei oberen Ciassen ist nicht über 8, in den 
vier übrigen Ciassen nicht über 9 Lectionen wöchentlich hinauszugehen. 
Der griechische Unterricht ist in der Quarta zn beginnen , nnd es sind 
demselben in keiner Classe mehr als 6 Stunden zuzuwenden. Für den 
mathematischen Unterricht sind in allen Ciassen vier wöchentliche Lec- 
tionen anzusetzen. Der Anfang der Physik ist nach Secunda zu verlegen. 
— - 8) In Uebereinstimmung mit den vorstehenden Bestimmungen ist in 
dem schriftlichen Theile der Maturitätsprüfung von der Forderung eines 
freien lateinischen Aufsatzes und eines griech. Exercit. abzustehen. Des- 
gleichen sind die in der Mathematik zu stellenden Anforderungen nach 
den unter Ziffer 4) d) gegebenen Vorschriften zu bemessen. 

Mit diesen Worten schliesst die Mittheilung; doch wird später noch 
einer weitern Bestimmung dieser Verordnung gedacht, welche das Mar- 
burger Programm unter Nr. 9 in folgender Fassung auffährt: Die körper- 
lichen Uebungen sind auf das Exerciren nnd Schwimmen auszudehnen. 
Zur Theilnahme am Turnen und Exerciren sind alle Schüler verpflichtet, 
sofern nicht ein körperlicher Fehler oder der begründete Wunsch der 
Eltern entgegensteht. 

Das Rescript fahrt dann wortlich also fort, was kein Programm für 
mittbeilenswerth erachtet hat: 



„Durch diese Verfugung sind die Einrichtungen des hiesigen Gymnasiums, 
wie dieselben seit 17 Jahren bestehen und allmälig vervollkommnet wor- 
den sind , bestätigt worden ; einen Zusatz zu denselben aber enthält 3, b 
und eine wesentliche Abänderung 4, d." Diese Bemerkung ist in vieler 
Hinsicht von Interesse. 



304 Schal- und UnivorsitatÄiiachriditen, 

10) Die in Vorstehenden anter 6 enthaltene Vorschrift tritt sogleich, 
die übrigen Vorschriften treten mit dem Beginn des Sommerseme&tertf 
1850 in Gültigkeit; doch ist es gestattet, die unter 4, 5 und 7 enthalte- 
nen Bestimmungen, soweit es ohne nachtheilige Störung des gegenwar- 
tigen Lehrganges möglich ist, schon jetzt zur Anwendung zu bringen. 

11) Sämmtliche GymnasiaL-Directoren haben darüber zu berichten: 

a) ob die körperlichen Uebungen an den betreffenden Gymnasien 
einer Revision und verbesserten Einrichtung durch einen geeig- 
neten Turnlehrer bedürfen? 

b) ob das betreffende Gymnasium im Besitze eines für das Turnen 
wahrend des Winters passenden Locals sei, oder ob ein solche« 
daselbst leicht und ohne grosse Kosten beschafft werden könne. * 

Die Programme erwähnen sodann noch einer vom kurfurstt Ministerium 
unter dem 22. Nov. gegebenen neuen Dienstanweisung für die Directoren, 
beziehungsweise für die Verwaltungscommissäre der kurhess. Gymnasien, 
sowie einer neuen Dienstanweisung für die Lehrer der kurhess. Gyran. 
und eines Regulativs für die Abhaltung der Lehrer-Conferenzen an den 
kurhess. Gymnasien, ohne die benannten Verfugungen mitzutheilen, end- 
lich eines Ministerial-Beschlusses , durch welchen das an die ordentlichen 
und Hülfslehrer 1836 erlassene Verbot, Schüler der Anstalt als Pensio- 
näre in ihr Haus aufzunehmen, wieder aufgehoben wird. 8amMitÜche 
hier erwähnte Verfügungen sind von dem Ministerium Eberhard erlassen 
worden. Wir werden dieselben mit Ausnahme der ersten , die wir uns 
nicht haben verschaffen können, unten ihrem Wortlaute nach mittheilen. 
Eine Vergleichung der Bestimmungen des oben wörtlich mitgetheU- 
ten Rescripts mit den von uns im vorigen Jahre mitgetheilten Resultaten 
der erwähnten Berathungen ergiebt, dass die letzteren im Allgemeinen 
bei den ersteren zum Grunde gelegt sind. Neu hinzugekommen sind zun 
Theil die Bestimmungen in 4 d, die sich aber von selbst ergeben mussten; 
abweichend von den gefassten Beschlüssen ist ferner $• 5, in soweit der- 
selbe die schroffen Beschlüsse über Abschaffung des Lateinsprechens , der 
freien latein. Aufsätze, der besonderen Lehrcurse für antike Prosodik 
und Metrik etc. in heilsamer Weise ermässigt, und $. 6, indem er die 
Mittel zur Erreichung der gewünschten Fertigkeit im freien Vortrage 
deutscher Rede näher angiebt ; neu ist ferner $• 7 , da die Conferenz nur 
für den mathematischen und physikalischen Unterricht eine bestimmte 
Stundenzahl festgesetzt hatte , sich dagegen über das Maass der auf den 
classischen Sprachunterricht zu verwendenden Zeit nicht hatte einigen 
können. Vgl. Jahrbb. LV1I, 1. p. 105. Die jetzt für diese Fächer verord- 
nete Stundenzahl entspricht dem bisherigen Gebrauche keineswegs* Nach 
den Mittheilungeu in den Programmen, deren Uebersicht und Verglei- 
chung dem Leser diessmal noch mehr als das letzte Mal erschwert wird, 
sind im verwichenen Jahre auf das Latein a) in I. in Fulda und Mar- 
burg 10, Hanau 9/10, Rinteln 9, Hersfeld 8, Cassel 7; b) in II. in 
Fulda und Marburg 10, Hanau 9, Rinteln 8, Hersfeld und Cassel 7; 

c) in III. in Fulda 10, Hersfeld und Marburg 9, Rinteln, Cassel, Hanau 8; 

d) in IV. in Cassel und Fulda 9, an den übrigen Anstalten 8 j e) in V. in 



Ifeforderangen und Ehrenbezeigugfjar. 806 

Casselund Falda 9, Rinteln 8, Hanaa 7, Marburg 6 (¥); f) in VI 9 Stan- 
den wöchentlich verwendet; im G riech, haben in I. alle Gymnasien 6 
bis auf Hanau mit 5 , in II. alle 6 bis auf Marburg mit 5 , in III. alle 6 
bis auf Hanau mit 5, in IV. Cassel 6, Hanau und Hersfeld 5, Rinteln und 
Fulda 4, Marburg 3(?); in V. wurde nur in drei Anstalten griechischer 
Unterricht ertheilt, in Hanau in 1 bis 2, Fulda in 2, Marburg in 3 wö- 
chentlichen Stunden. Hier wird also für die Zukunft Vieles zu ändern 
sein; von der Erlaubniss, welche $. 10 der Verordnung ertheilt, konnte 
offenbar desshalb bisher kein Gebrauch gemacht werden, weil die Ver- 
ordnung erst eintraf, als das Wintersemester bereits seinen Anfang ge- 
nommen hatte. Der 8 §. giebt eine Ermässigung der Forderungen für 
die Maturität , „wie sich eine solche aus dem veränderten Lehriiele er- 
geben." Wir bedauern es unsern Theiles, dass die bisher gebotene 
Uebersetzung aus dem Deutschen oder Lateinischen ins Griechische für 
die Zukunft beseitigt ist, können auch nicht zugeben, dass die bisherige 
Forderung in Folge des oben gestellten Lehrziels absolut gefallen sei* 
Indess wir hoffen, dass auch nach der Beseitigung der Oberschulcom- 
mission die Notwendigkeit werde eingesehen werden, die ganze Frage 
über die Maturitätsprüfungen einer baldigen sorgsamen Prüfung zu unter- 
ziehen. Nachdem die „Dienstanweisung die Einrichtung der Prüfungen 
der Reife für die akademischen Studien betreffend" vom 30. April 1838 
so manche Aenderung erfahren, nachdem sie so manchen Streit in den 
Collegien über die richtige Auslegung derselben und so manche Einzel- 
entscheidong der verschiedenen Ministerien hervorgerufen , nachdem sie 
sodann durch die „Vollzugsverordnung die Maturitätsprüfungen betref- 
fend" vom 7. Aug. 1844 in so vielen Punkten verändert worden ist, ohne 
dass die Lehrercollegien die eigentliche Absicht dieser neuen Umgestal- 
tungen hätten errathen können, mochte es wohl Zeit sein, die ganze 
Frage einer neuen Behandlung und Bearbeitung auf den Grund der ein- 
zuziehenden Gutachten der Prüfungscommissionen zu unterwerfen. Vor 
den vielen Einzeländerungen ist kaum noch der Text der ursprünglichen 
Verordnung wieder zu erkennen. Die Forderungen der schriftlichen 
Prüfung ermässigen sich jetzt auf einen deutschen Aufsatz , auf ein latei- 
nisches Exercitium, eine mathem. Arbeit und die Beantwortung einiger 
geschichtlichen Fragen ; zur Ausarbeitung dieser Aufgaben werden 5, 5, 
3, 2, im Ganzen also 15 Stunden gewährt. In der Verordnung von 
1838 war noch ein griechisches und ein französisches Exercitium sowie 
die Beantwortung einiger geographischen Fragen verlangt. — Der neunte 
Paragraph hat den vom Plenum ausgesprochenen Wunsch , die Körper- 
Übungen auch auf das Fechten auszudehnen und die Veranstaltung von 
Turnfesten etc. innerhalb der Schule zu empfehlen , unberücksichtigt ge- 
lassen. Aus welchem Grunde, lässt sich leicht erklären. An derartigen 
Zugeständnissen hätte die ganze Emanirung der Verordnung scheitern 
können. Dass das jetzt gebotene Exerciren wirklich in Angriff genom- 
men worden, bezeugt eine Notiz im Casseler Programm, nach welcher 
für das Casseler Gymnasium bereits 20 Stuck leichte Percussionsgewehre 
angeschafft worden sind. Wir stellen diesen Gewehren das Prognosti- 

JV. Jahrb. f. Pkil. u. Päd. od. Krit. Bibl. Bd. 1Ä. HfU *» ^ 



306 «dral- «nd 

con , daes sie baldigst in die Rüstkammer des Gymnasiums gestellt -wer- 
den werden , wäre auch erst eine besondere Rüstkammer zu dem Zwecke 
einzurichten. In wieweit dem weitem Wunsche , die verschiedeneil An- 
stalten einstweilen durch einen ausgezeichneten Turnlehrer von Zeit su 
Zeit besuchen ond die Uebnngen einrichten und beaufsichtigen zu hissen, 
entsprochen worden, läset sich nicht erkennen. An dem Geldpunkte ist 
gar Vieles gescheitert und mnss in den kleinen Staaten Vielerlei scheitern. 

Wir lassen Jetzt das Regulativ für die Abhaltung der 
Lehrer. Conferenzen an den Kurhessischen Gymnasien 
folgen. Es ist vom 22. November 1849 datirt und ist ebenfalls für eine 
Frueht der Beratbungen des Plenums anzusehen. Unberücksichtigt ist 
darin der Antrag geblieben, dass die Schulnachrichten der Jahrespro- 
gramme vor dem Abdruck der Conferenz nachricbtlich mitgetheilt, das« 
die Berathongsgegenstande in der Regel Tags zuvor bekannt gemacht, die 
Verwendung des Verlags für Bibliothek und die übrigen Lehrmittel zur 
Entscheidung der Conferenz gebracht werden. Dagegen sind die 
andern Antrage, welche dahin gingen, der Conferenz eine höhere Be- 
deutung beizulegen, angenommen , ja! in $.2 Absatz 2 sind die Befug- 
nisse der Conferenz sogar noch mehr erweitert, als die Coeuaisaion be- 
antragt hatte. Es ist diess Regnlativ als ein wahrer Fortschritt anzu- 
sehen. Die erneuerte ausdrückliche Forderung, über die in den Con- 
ferenzen vorkommenden Gegenstände Verschwiegenheit im beobachten, 
ist nach den bisherigen Erfahrungen noch immer gut za heisaea ; die Con- 
ferenz ist generis feminin! ! 

Regulativ für die Abhaltung der Lehrer-Conferejiaea an dea kurbesa. 
Gymnasien. 

$. I. Stimmfuhrende Mitglieder der Lehrer-Conferenz eines Gym- 
nasiums sind der Director, die ordentlichen und die HüJfslehrer. Beauf- 
tragte Lehrer haben nur über diejenigen Cjassen und Schüler, denen sie 
Unterrieht ertheilen , geltende , über andere Angelegenheiten berathende 
Stimme. Ausserordentliche Lehrer and Prakticantea werden nach dem 
Ermessen des Directors zu den Conferenzen hinzugezogen, nehmen jedoch 
keinen Theil an der Abstimmung. 

(Durch diesen Paragraph erhalten also die Hfllfsjehrer volle Berech- 
tigung, der sie durch die Verordnung vom 10. Febr. 1838 entbehrten« 
Sie hatten damals die Befugnisse, welche jetzt den beauftragten Lehrern 
eingeräumt werden, eine Spezies von Lehrern , die damals noch nicht er- 
funden war, deren eigentliches Wesen auch schwer zu definiren sein 
würde. Es ist dermalen die Stellung des beanftr. Lehrers diejenige 
zwischen dem Gymn.-Prakticanten , d. b. dem Probecandidaten, und dem 
Hüifslehrer , der auf der Scala der featbeaeldeten Lehrerstellen die unter- 
ste Sprosse einnimmt. Dass die ausserordentl. Lehrer» als welche die 
Schreib-, Zeichen- und Geaaaglehrer gelten , auch in der Beurteilung 
der Fortecbritte in dea Lehrgegenständen, welche sie vertreten, ein 
Stimmrecht in Anspruch nehmen können , seil gewiss dprch den obigen 
Paragraphen nicht ausgeschlossen sein.) 

§. 2. Der Bejchluss nähme in der Confecenz unterliegt 1) die 



Beorderungen und EBrenbezei g ttlj cli . 6017 

Feststellung des Lebrplarts auf den Grand der von der vorgesetzten Be- 
hörde gegebenen Normen, die Auswahl des Lehrstoffes, die Bestimmun- 
gen über die Methode, die Einfuhrung und Abschaffung von Lehrbüchern, 

2) Die Erlassung allgemeiner disziplinarischer Anordnungen, die Zucr- 
kerinung der Caroerstrafe and der stillen oder öffentlichen Ausweisung. 

3) Die Aufstellung de* Oensurtabellen und die Versetzung der Schuler. 

4) Die Einrichtung der Schul' und Aufnahmeprüfungen und der Schul- 
feierlichkeiten« 5) Die Beurtheilung der Würdigkeit zu Bfcneficieii , be- 
ziehungsweise die Verleihung derselben. 

Ausserdem ist die Conferenz einestheils bestimmt* einen Beirat h 
des Directors zu bilden , und es ist ihr Gutachten bei allen bedeutendem* 
das Gymnasium betreffenden Angelegenheiten einzuholen. Insbesondere 1 
hat sie wenigstens jährlich einmal ein vorgangiges Gutachten über die 
Verwendung der für die Bibliothek und die übrigen Sammlungen bestimm-' 
teo Beiträge abzugeben; auch ist dieselbe bei dem Abgänge des Gymn.- 
Dieners Tor Wiederbesetaung dieser Stelle zu hören* Anderntheils hat 
sie den Zweck , durch gemeinsame Besprechung der Schnlattgelegenheiten 
eine genauere Verständigung der Lehrer unter einander und ein über- 
einstimmendes Zusammenwirken derselben zu vermitteln. 

(Hierdurch ist die früherhin gesetzmfissige Ommpöteitz des Direc- 
tors bedeutend geschmälert. Er hatte fruherbin Allel» den Lehrstoff 
auszuwählen, die Lehrpläne aufzustellen, die Einführung und Abschaffung 
von Lehrbuchern au verfugen, die Beneficien zu vertheilen, den Pedellen 
anzustellen, allein die Verwendung des Budgets für die Bibliothek ztf 
bestimmen« Seine Befugnisse werden jetzt in der Dienstanweisung, die 
wir unten folgen lassen , J. 1 näher begrenzt. Auch die frühere Befug- 
niss desselben, einzelnen Lehrern Berichterstattungen ftber bedeutende, 
in den Kreis des Gymnasiallebens praktisch eingreifende literarische Er- 
scheinungen zur Bearbeitung und zum Vertrage in der Conferenz zuzu- 
weisen, ist jetzt, wie §. 5 zeigt, beschränkt, ohne das* zu befürchten 
stände, es werde daraus ein Nachtheil erwachsen. Gewiss wird sich m 
jedem Collegium für solche Fälle ein geeignetes Mitglied finden , das aut 
den Wunsch der Conferenz einer selchen Arbeit sich bereitwilligst unter- 
ziehen wird. Bisher hatte jene Befugnis» ab und an auch für ein diszi- 
plinarisches Mittel gegen missliebige Lehrer und deren ausserdienstliche 
Beschäftigung angesehen werden können« Wir wurden selbst die nach 
§. 5 gestattete Ueber Weisung umfassenderer und wichtigerer Gegenstände 
zur Bearbeitung lieber von dem Wunsche der Conferenz abhängig ge- 
macht haben.) 

§. 3. Pur die Abhaltung der Aufnahme-Prüfungen, Aufstellung der 
Censuren und Zaerkennung einer nicht über 4 Stunden hinausgehenden 
Carcerstrafe bedarf es nicht der Berufung des gesammten Lehrercotte- 
giuros. Es kann in diesen Fällen eine engere, aus dem Dkector und 
den Lehrern der betreffenden Classe gebildete Conferenz gültige Be- 
schlüsse fassen. 

(Auch diese Bestimmung ist neu und im verständigen Interesse der 
dem Lehrer so kostbaren Zeit gegeben. An einzelnen Gymnasien be- 



906 8ckmV und Universiatsn***ricn4en, 

•Und sie bereits in Wirksamkeit. Ob zu der Zoerkeneong den angege- 
benen Maasses einer Carcerstrafe alle Lehrer der betreffenden Clausa 
notbig seien, lassen wir dahingestellt. Die Befugniss, in dringenden 
Fallen, ohne erst den Bescblnss der engeren Conferenz abzuwarten, ein« 
Carcerstrafe sofort eintreten zo lassen, wird übrigens durch diese Be- 
stimmung gewiss weder dem Director, noch dem Ordin., noch dem ein- 
zelnen Lehrer entzogen , wenn ancb $. 10 der Dienstanweisung (s. nntea) 
das beinahe Termuthen lasst. Dem Director diese Befngniss entziehen zu 
wollen , wurde jedenfalls vollständig ungeeignet sein.) 

$. 4. Die Conferenzen sind theils regelmassige, welche monatlich 
wenigstens einmal zur festgesetzten Zeit ausserhalb der Lehrstunden ge- 
halten werden, theils ausserordentliche, welche der Director nach seinem 
Ermessen oder auf den Antrag von wenigstens zwei stimmfithrenden Mit- 
gliedern beruft. 

(Eine ganz neue Bestimmung; dass dieselbe auf den ausdrücklichen 
Wunsch des Plenums im Wege der Verordnung erst erlassen werden 
musste, obwohl sie doch so ganz selbstverständlich ist, mag einen Beweis 
dafür geben, mit welchem Eigensinne zuweilen früher die Directorial- 
verwaltung gefuhrt worden. Sobald sich freilich der Director nnf den 
Standpunkt stellt, dass er zu nichts verpflichtet zu sein glaubt, als was 
in der schriftlichen Verordnung steht, so wird auch in der gegenwärtigen 
Verordnung manche Lücke wahrgenommen werden.) 

§. 5. In allen Conferenzen kommt dem Director oder dem Stellver- 
treter desselben der Vorsitz und die Geschäftsleitung zu. Besondere 
Propositionen eines Lehrers sind ihm zuvor schriftlich mitzutheilen. Ein- 
zelne umfassendere oder wichtigere Gegenstände können von demselben 
einem der Lehrer zur Bearbeitung und zum Vortrage in der Conferenz 
zugewiesen werden. Ebenso kann er Berichterstattungen über bedeu- 
tendere in den Kreis des Gymnasiallebens praktisch eingreifende littera- 
rische Erscheinungen auf den Wunsch des Lehrer collegiums 
einzelnen Lehrern übertragen. 

Die Abstimmung erfolgt in der Weise nach dem Dienstalter, 
dass der jüngste Lehrer zuerst, der Director zuletzt seine Stimme ab- 
giebt. Bei Stimmengleichheit entscheidet der Director. 

$. 6. Das Protokoll wird von demjenigen Lehrer geführt, wel- 
chen die Conferenz dazu bestimmt. Abweichende Meinungen Einzelner 
finden darin ihre Stelle; jedoch sind dieselben nur von dem Protokoll- 
führer einzutragen. Ausfuhrliche abweichende Abstimmungen können, 
von den Votanten abgefasst, dem Protokolle als Anlage beigegeben wer- 
den, welches jedesmal in dem Protokolle zu bemerken ist; jedoch müssen 
solche Separatvota binnen drei Tagen nach Abhaltung der betreffenden 
Conferenz eingereicht werden. Am Schlüsse jeder Sitzung ist das Pro- 
tokoll vorzulesen und von sämmtlichen anwesenden Lehrern zu unter- 
zeichnen. 

§. 7. Der Director bringt die Beschlüsse der Conferenz zur Aus- 
führung und fertigt die in Folge eines Conferenzbeschlusses abgefassten 
Schriftstücke mit seiner Unterschrift aus. 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 309 

§. 8. Dem Director steht das Recht zu, einen durch Majorität des 
Lehrer-Collegiums erwirkten Beschluss, welcher seiner gewissenhaften 
Ueberzeugung widerspricht, bis zu der sofort einzuholenden höheren 
Entscheidung unausgeführt zu lassen. In diesem Falle hat er sei- 
nem an die vorgesetzte Behörde darüber zu erstatten- 
den Beriebt eine schriftliche Begründung des bean- 
standeten Beschlusses beizufügen, welche ein Mitglied 
der Majorität verfasst hat. 

§. 9. Ueber die in den Conferenzen vorkommenden Gegenstände 
ist von sämmtlichen Theilnehmern Verschwiegenheit zu beobachten. Cas- 
sel am 22. Novbr. 1849. 

Die letzten Paragraphen enthalten mit Ansnahme des durch den 
Druck Hervorgehobenen die alten Bestimmungen. Ausgelassen hat man 
von den alten Vorschriften diesmal diejenige, dass „die Verhandlungen 
niemals auf Gegenstände des gemeinen Lebens, d. h. Tagesneuigkeiten, 
abirren , auch nicht den Charakter einer blos wissenschaftlichen Disputa- 
tion annehmen , noch weniger aber in personlichen Streit ausarten soll- 
ten." Welch eine misere lag in dieser Vorschrift! Es ist gut, dass sie 
zu den Todten geworfen ist. 

Wir lassen nun die unter dem 22. Novemb. 1849 ergangene Dienst- 
anw eisung für die Lehrer der kurhess. Gymnasien folgen, 
durch welche die unter dem Ministerium Hassenpflug ergangene Instruc- 
tion vom 20. Januar 1837 und die unter dem Ministerium Hanstein er- 
lassene Dienstanweisung vom 10. Febr. 1838 ersetzt sind. Viel Neues 
enthält sie nicht, die neue Redaction war nur, sowie sie von dem Plenum 
gewünscht war, so durch die beiden vorher mitgetheilten Verordnungen 
geboten. Zur Vergleichung lassen wir in einzelnen Stellen die frühere 
Recension unter dem Texte oder in Klammern folgen. 

$• 1. Die Amtsführung der Gymnasiallehrer soll im Allgemeinen 
bestimmt werden durch wissenschaftlichen Eifer, durch sittliche 4 ') Ge- 
sinnung und durch die liebevolle Un Verdrossenheit, die anvertraute Ju- 
gend durch Lehre und eigenes Vorbild zu wissenschaftlicher Gediegen- 
heit, zu reger Empfänglichkeit für alles Wahre, Schöne und Gute, vor- 
züglich aber zu einem christlichen Sinne und Leben zu erziehen. 

( *) sittlich ernste Gesinnung, durch Liebe zu ihrem Lehrfach etc.) 

§. 2. Da dem Director unter der obern Aufsicht des Ministeriums 
d. T. die ganze Leitung des Gymnasiums obliegt, nach welcher Stellung 
er insbesondere die Classen- Ordinariate und die Lehrgegenstände unter 
die Lehrer zu vertheilen, die Handhabung der Disciplin zu beaufsichti- 
gen, die Prüfungen und Schul fei erlichkeiten zu leiten, die Lehrstunden 
von Zeit zu Zeit zu besuchen und überhaupt darauf zu achten hat , dass 
die Lehrer ihren Verpflichtungen gewissenhaft nachkommen, auch befugt 
ist, nötigenfalls Ermahnungen und Erinnerungen sowohl mundlich als 
schriftlich an sie gelangen zu lassen ; so sind die Lehrer ihm als ihrem 
nächsten Vorgesetzten in allen diesen Beziehungen Folgsamkeit schuldig. 

(Hier ist der Begriff „ganze Leitung'* jetzt näher begrenzt. Frü- 
her stand dem Director auch die Befugniss zu , die Stundenpläne autm.- 



310 Sdral- und Uqivejsitatenachrichten, 

stellen, welche ganz richtig neben den Lebrplanen aufgeführt waren. 
Jetzt sind die Stundenpläne auch neben den Lehrplanen der Qefbgnis* 
des Directors entzogen , was wir für einen entschiedenen Missgriff halten. 
Wir denken , es ist das blos eine Nachlässigkeit der Redaction , habe« 
darüber aber schon in qnserm vorigen Berichte genug geredet. Am 
Schlüsse dieses Paragraphen stand früher : wogegen er ihnen Achtang and 
selbst bei etwa nöthigem, Tadel Anstand und Wurde des Tons and der 
Behandlang schuldig ist. Diese Verpflichtung solt hoffentlich, aber für 
die Zukunft, nicht be.seitjg^ sei© !) 

$. 3. Per Gymnasiallehrer ist vermöge seines Berufs zu einer ste- 
ten wissenschaftlichen und pädagogischen *) Vervollkommnung, so w}e zu 
einem vorsichtigen, **) ßenehmen im äussern Leben ***) verpflichtet. In 
den Verhältnissen z.g seinen Amtsgenossen ****) wird er sich die Erhal- 
tung eines einträchtigen Zusammenwirkens und ejnes lebendigen wissen- 
schaftlichen Verkehrs, wozu auch ein wechselseitiger Ideen-Anstauacb 
über die Lehrmethode gehört, angelegen sein lassen. - 

( *) didaktischen **) durchaus vorsichtigem ***) und nament- 
lich zur Verträglichkeit mit seinen Amtsgenossen ****) insonderheit 
denjenigen , welche in eben denselben Fachern unterrichten, wjrd er sich 
die Erhaltung eines lebendigen etc.) 

$. 4. Dje Zahl der regelmässigen wöchentlichen ^ehrstonden be- 
trägt für den pirector als ersten Lehrer ungefähr 12 , für die übrigen, 
mit Ausnahme der ausserordentlichen Lehrer, \ü — 2?, nach Maassgabe 
der damit verbundenen Correcturen schriftlicher Aufgaben und der län- 
gern Vorbereitqng , welche der Unterricht in den obern, Classen erfordert. 
)n Krankheits- und Sterbefäl|en o<|er bei sonstigen unabweisbaren Ver- 
hinderungen und ordnungsmässig gestatteten Abwesenheiten einzelner 
Lehrer haben die Uebrigen nach Aqwejspng des Directors deren Vertre- 
tung gu. übernahmen. 

(Früher galt die Regel, dass die Lehrer der Qberclassen J(i— r20> 
die übrigen Iß — 22 St. zu geben hatten. Im. Ganzen, isj das hier ge- 
blieben, (gestrichen ist der Zusatz, „dass in geeigqeten Fällen der 
Lehrer apch die Uebernahme einer grössern 4 nza M V P B Stunden nicht 
verweigern dürfe", sowie dass „höhere Verfügungen, efcem, Lehrer wegen 
anderweiter, mit dem Gymnasial-Unterrichte in engster Verbindung ste- 
hender dienstlicher Verrichtungen eine, geringere Stundenzahl zuweisen'* 
können» Gestrichen ist ferner am Schlüsse, d$s obigen §. der Zusatz: 
„wobei derselbe stets eine billige und glejcbmässige, Verkeilung der 
Lehrkräfte eintreten lassen wird", hoffentlich nur de$sh,ajb, weil man so 
etwas verordnqngsmässig auszusprechen nicht mehr für nöthig hält. Möge 
man sich auch iii dieser Efoffqupg nicht tauschen, ! ) 

§. 5. Die L e ^rer haben d en allgemeinen, Le,brplan des betreffenden 
Gymnasiums, und die besondern, Lectionspläne für flje einzelnen Semester 
genau einzu.h.aUeq ^ sich an «jje eingeführten Lehrbucher möglichst anzu- 
schliessen und ihre Lehrstpnden stets pünktlich anzufangen un,d zu schlies-r 
sen. Zur Vertauscfiung qder Aussetzung einer ihnen, zugetheüten Stunde 
bedürfen aie, der Genehmigung des Directors« 



Bjtfö*derungen und BWenbet*igd»ge*. 311 

$. 6. hi dem Unterrichte soll das Streben de« Lehrer« nicht allein 
darauf gerichtet sein* den Schaler» ein bestimmtes Maas* von Kennt- 
nissen und Fertigkeiten beizabringen , saudern er soll es ala aeine wich* 
tigste Aufgabe ansehen,, die Selbsttätigkeit, derselben zu wecken und 
ihre geistigen Kräfte auf harmonische Weise zu bilden uud zu üben. Kr 
wird sich daher auch stets bemühen , seinen Lectionen durch gewissen- 
hafte Vorbereitung einen inneren 9 för die Weckung geistiger. Thätigktit 
fruchtbaren Gfebalt zu geben. 

In den Leb rs tun den soll er jedesmal den Zweck, uny errückt im Auge 
bebalten,, die Aufmerksamkeit unausgesetzt auf <Ue Theilaatune der Schü- 
ler richten nnd sträng auf deutliches Verständnis*, und zweckmässige 
Wiederholung des Vorgekommenen halten. pie an bestimmten Tagen 
pünktlich einzuliefernden schriftlichen Arbeiten-. (ia£ er zu Hause plan- 
massig durchzusehen und zu verbessern. Wie bei, den mündlichen Lei- 
stungen der Schiilpr auf richtigen, und verständlichen Ausdruck , so soll 
bei den schriftlichen Aufgaben ausser der dem Gegenstände zu widmenden 
Sorgfalt, auf eine reine und deutliche Handschrift gesehen werden. 

(tfrüberhin lautete der §. : Der Gymnasiallehrer hat sich zu bemühen, 
in jeder Hinsicht den Schülern zum Vorbilde zu dienen. Insbesondere 
hat er alles Prunken mit eigener Gelehrsamkeit zu vermeiden uud nie e * ne 
Geringschätzung anderer , ihm ferner liegenden Lehrfächer durchblicken 
spi lassen. Kr hat vielmehr bei den Schülern ihre geistige Thätigkeit 
überhaupt zu fördern , <}te VerwandjLschaft und Gemeinschaft aller Wissen- 
schaften und Künste % welche, zur Humanität führen, gebührend hervor- 
zuheben und die Schüler dadurch mit warmer Liebe (ür Kunst und Wis- 
senschaft zu erfüllen. Wenn also sein Streben npcht so. sehr darauf ge- 
richtet sein kann , den Schülern eine Menge von. Kenntnissen beizubrin- 
gen, als vielmehr sie bei einer, harmonischen Geistesbildung fär ihre künf- 
tigen Berufs&tudieu im Allgemeinen vorzubereiten., so wird, er sich stets 
bemühen» seinen. Lectionen, durch eine fortwährende gewissenhafte Vor- 
bereitung etc." Wir sind der, Ansicht, das« durch die neue Fassung der 
$, nicht gewonnen habe.). 

$.. 7. Neben der sorgfaltigen Beobachtung einer fruchtbringenden 
Lehr,art hat er die Schuler auch in jedem Fache zu der besten Lernme- 
thode anzuweisen, mit den für sie geeigneten Hülfsmijtteln bekannt zu 
machen , von Benutzung unerlaubter Hülfe bei ihren Arbeiten *) möglichst 
ab.zu)^alten , endlich zu zweckmässigen Privats^udien und überhaupt zu 
einer weisen. Anwendung ihrer Zeit anzuleiten. 

( *) add. durch genaues Nachforschen sowie durch Extemporalien) 

§, 8. Die Seh uldiscip l in soll eine durch Liebe geleitete Er- 
ziehung zu religiös-sittlicher Gesinnung sein , für deren Handhabung die 
Gymnasiallehrer wie, vor Gott und ihrem Gewissen, ebenso vor ihrer 
Obrigkeit verantwortlich sind. Sie dürfen vor ihren Schülern, wie Ri- 
tern vor ihren Kindern, unbedingten Gehorsam in Anspruch nehmen; sie. 
sollen ermahnen und strafen ohne Leidenschaft, zwar mit dem Ernste und 
der Strenge, welche dem Vergehen des Schülers angemessen ist, aber 
auch mit 4er Liebe, welche, vergiebt und 4urch das Vergeben bessert. 



312 Sdnd- and Uiuversitätsnachrichteii, 

Ueberall haben sie die strengste Unparteilichkeit in der Art zu üben, 
dass sie , fern von jedem Einflasse , welchen zufällige Eigenschaften nnd 
besondere Verhältnisse veranlassen können , den Vorzug des einen Scha- 
lers vor dem andern nur auf die grossere wissenschaftliche nnd sittliche 
Tüchtigkeit gründen. 

(Der Anfang lautete sonst: die Schnldisciplin ist lediglich als eine 
christliche Zucht aufzufassen, für deren gewissenhafte Handhabung etc.) 

§. 9. Die Disciplin ist mit Rucksicht auf die besondern Schalge- 
setze and die weitern Conferenzbescblüsse, sowie die speciellen Anord- 
nungen des Directors, insbesondere aber mit Rucksicht auf die Discipli- 
narmittel, welche gegen einen and denselben Schuler bereits znr An- 
wendung gekommen sind , folgerichtig und nachdrücklich zu handhaben, 
wessbalb nicht nur jeder Lehrer ein eigenes Tagebuch über die Leistun- 
gen und das Betragen der Schüler fuhren , sondern sich auch , namentlich 
der betreffende Ordinarius, in fortwährender genauer Bekanntschaft mit 
dem Inhalte der Censurbücher halten soll. 

§. 10. Kleinere Vergehen und Unarten eines Schülers hat der 
Lehrer sofort durch angemessene Verweise und Strafe zu rügen , jede 
bedeutendere Unregelmässigkeit und Gesetzwidrigkeit aber dem Director 
zu weiterer Behandlung anzuzeigen. Ueberall, wo der Director ein- 
schreitet, bort die Disciplinargewalt des einzelnen Lehrers auf. Car- 
cerstrafe , sowie stille oder öffentliche Ausweisung kann nur durch eine n 
Bescbluss der Conferenz verfügt werden. Körperliche Züchti- 
gung ist nur bei grobem sittlichen Vergehen and zwar lediglich in den 
beiden unteren Classen zulässig; sie soll stets als ausnahmsweises Straf- 
mittel angesehen und in jedem einzelnen Falle dem Director alsbald zur 
Anzeige gebracht werden. 

(Die frühere Fassang des Schiasses war : „and zwar lediglich in den vier 
unteren Classen , als äusserstes Strafmittel zulässig , darf aber nie ohne 
Vorwissen and ausdrückliche Genehmigung des Directors in Ausführung 
gebracht werden." Wenn wir auch die Beschränkung des Stocks auf 
die beiden untersten Classen vollständigst billigen, so müssen wir doch 
andererseits bedauern , dass die Anwendung dieses Zuchtmittels für die 
Zukunft blos dem Director zur Anzeige zu bringen sei. Die frühere Fas- 
sung war gewiss viel besser.) 

$. 11. Demjenigen Lehrer , welchem ein Classen - Ordinariat über* 
tragen ist, liegt die 8orge and Aufsicht über die betreffende Classe im 
Ganzen and über die einzelnen Schüler derselben ob. Er hat daher in 
der ihm zugewiesenen Classe sowohl über die Aufrechthaltung der äussern 
Ordnung, die Regelmässigkeit des Schulbesuches, die Führung der Clas- 
sen- und Versäumnissbücher zu wachen, als auch vorzugsweise auf den 
wissenschaftlichen und sittlichen Zustand derselben zu achten , die Mittel 
zu dessen thunllchster Forderung wahrzunehmen und deren Anwendung 
herbeizuführen. Zu diesem Zwecke wird er bemüht sein , mit den Schü- 
lern in ein näheres Verhältniss zu treten, sich mit ihren Eigenthümlich- 
keiten und ihrem gesammten Verhalten bekannt zu machen, auf jede pä- 
dagogisch zulässige Weise ihre Zuneigung und Ihr Vertrauen zu erwerben 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. SIS 

and ihnen überall, wo sie dessen bedürfen, mit Rath nnd Anleitung zur 
Hand zu gehen. Eine besondere Aufmerksamkeit wird er denjenigen 
Schülern widmen, welche nicht bei ihren Eltern oder Anverwandten woh- 
nen. Er wird sich auch von ihrem hauslichen Verbalten zu unterrichten 
suchen und sie von Zeit zu Zeit in ihren Wohnungen besuchen. 

§. 12. Die Lehrer haben an den Conferenzen nach Vorschrift des 
darüber erlassenen Regulativs Antheil zu nehmen. Die ordentlichen oder 
Hulfslehrer sowie die beauftragten Lehrer und Prakticanten sind ver- 
pflichtet, allen im Namen der Schule veranstalteten Prüfungen und Feier« 
liebkeiten mit Aufmerksamkeit und Theilnahme beizuwohnen. 

$. 13. Die Lehrer dürfen niemals einem noch anwesenden oder von 
der Anstalt abgegangenen Schüler für ihre Person und unter ihrer Unter- 
schrift ein Zeogniss über Betragen, Fleiss oder Kenntnisse wahrend de« 
Besuchs des Gymnasiums überhaupt oder auch nur rücksichtlich der von 
ihnen ertheilten Lectionen ausstellen , indem jede Ausstellung von Schul- 
zeugnissen lediglich Namens der Anstalt und mit der Unterschrift des Di- 
rectors erfolgt. 

$. 14. Das Recht der Urlaubsertheilung an Schüler steht im All- 
gemeinen dem Director zu. Einzelnen Schülern kann der Ordinarius 
Urlaub bis zur Dauer eines Tags bewilligen, doch hat derselbe den Dir« 
unverzüglich davon zu benachrichtigen. 

(Die hier zugestandene Befugniss des Ordinarius ist ganz neu.) 

$. IS. Besondere Auftrage, welche der Director hinsichtlich der 
Einrichtung oder Verwaltung des Gymnasiums einzelnen Lehrern zn er- 
theilen veranlasst ist, sind von denselben stets pünktlich und gewissen- 
haft auszuführen. 

$. 16. Die Ertheilung von Privatunterricht gegen Remuneration 
an Schüler über Gegenstande, welche in den Bereich des Gymnasial- 
Unterrichts geboren, ist den ordentlichen und Hülfslehrern nicht gestattet. 

(Wir bedauern , diesen j. aus der alten Verordnung hier wieder zn 
finden , der von dem entschiedensten Misstraaen gegen die redliche Pflicht- 
erfüllung der Lehrer dictirt ist. Im Jahre 1838 mochte der §. noch zu- 
lassig sein , weil damals die Neu- Organisation der Gymnasien noch viele 
Lehrer aus der alten Zeit hatte beibehalten müssen. Aber jetzt , wo an 
allen Gymnasien im Lehrerpersonale aufgeräumt ist , hatte diess Verbot, 
das nur einem frühern Missbrauche sein Dasein verdankt, nicht mehr, 
oder wenigstens nicht in der alten Fassung repetirt werden sollen. Zum 
Segen der Schüler ist er nicht gegeben. Der sich früher an diesen j. 
anschliessende Passus: „ebendenselben ist es untersagt, Schüler des Gym- 
nasiums , insofern die letztern nicht durch Verwandtschaft in näheren Ver- 
hältnissen zn ihnen stehen , als Pensionäre in ihr Haus aufzunehmen", ist 
mit vollem Rechte gestrichen , wie wir schon oben bemerkt haben.) 

$. 17. Nach j. 24 des 8taatsdienstgesetzes ist den Lehrern die Be- 
nutzung der gesetzmässigen Ferien zu Reisen unter Genehmigung des 
Director» freigegeben. Während der Schulzeit kann ihnen derselbe einen 
Urlaub auf drei Tage ertheilen , wobei jedoch die Nachweisung einer 
nicht zu vermeidenden Abhaltung vorangehen muss. Ueber Beurlratas*- 



314 MmU o»d 

gen auf längere Zeit hat der Director an das Ministerium d. L zo be- 
richten. Den ausserordentlichen Lehrern jedoch and de» Prekticanten 
auch auf längere Zeit Urlann zu ertheilen , bleibt dem pflichtmässigea Br- 
messen de« Direotora aberlassen. Cassel am 22. Nevemb. 1849. 

(Dem Antrage des Plenums, die Befugntss der Urlaubsertheilang aaf 
acht Tage dem Director zuzugestehen, so wie dem Wunsche, dass es so 
den Reisen in den Ferien nicht mehr der Genehmigung des Dir. bedürfen 
solle, ist also nicht Folge gegeben worden. Die Instructionen anderer 
Staaten sind in dem Punkte weit liberaler.) 

Aus den Programmen tbeUen wir nun noch, das Folgend« mk , was 
auch für weitere Kreise von Interesse sein durfte* 

Ra sind im Schuljahr« 1849 — 50 von sammdl. Gymnasien 61 Schaler 
iur> Universität entlassen , 2 weniger als im vorigen Jahre. Marburg 
stellte dazu das grösate Contingent, nämlich Bftca, 8. und Ostern 14 = 22 
(im vorigen Jahre 4 and 9 — 13) , dann Fulda mit 4 and 9= 13 (im 
vor. J. 2 und 2. = 4), dann Hersfeld mit 4 und $ = 10 (im vor. J. 8 o. 
5 = 13), dann Cassel mit 5 und 2 = 7 (im vor. J. 7 and 11 s= 18), 
dann Hanau mit and 5 = 5 (im vor. J. 3 and 1), endlich Rinteln mit 
2 a. 2 = 4 (hn vor. J. 5 n. 6 = 11). In Bezug auf das Lebenseiter der 
Abiturienten bemerken wir, dass innerhalb <fer beiden, letzten Schujjabre 
vor dem 18. Lebensjahre 7 abgingen , 18jatur\ n, bis zum 1& Lebensjahre, 
22, 19/20 37, 20/21 36, 21/22 10, 22jäbrig und darüber $, dass also als 
mittlerer Durchschnitt etwa das zwanzigste Lebensjahr für, den Abgang 
zur Universität anzusehen ist, Die Frequenz de* Gymnasien war: Gas- 
sei in lOCIassen (I., IIa. u. b>, III a. b. c, JVa. u. b. A V., VI.) 293/303, 
Marburg in 6 Cl. 204, Rinteln in 7 Cl. (I., II., HI gymoaa. u. real* IV 
gymn. «. real, V.) K)6, Her^eld in 4 QU (L W» |V. ftec Pfrector hat 
bisher vergeblich die E$nfiiobtttag< eine? Voi&efekungsclasse beim Mini- 
sterium beantragt, doch feofTt er, das, vorhandene fedurifriss endlich be- 
friedigt zu sehen) 101/85, Fulda in 6 CL 1,86/171, Hanau in 5 Ct. (L bis 
V.) 58 Schüler, welche sieb also auf die einzelnen Classen v ertheilen: 

I. IIa. IIb. IHa.IUb,IHc IVa. JVb. V, VJ. 
Cassel 18/ 1 6 33/25 24/28 48/5? 28/29 28/23 25/32 30/4Q 4ß/35 23/20^293/303 

ÄJarbg.. 33 39 * tö ' 32 40. 27 =204 

gymn. real, gymn, real. 
Rinteln 11/15 13/9 12/10 6/11 16/20 15/15 33/28 =106 

Herst 29 23 19 14 =85 

Fulda 20 25 34 & 33 26=171 

Hanau 8/7 7/11 12/9 15/21 16/10 =58. 

An dem Cassler Gymnasium wirkten neun, ordentliche Lehrer (Dr. 
Weber , Director, Dr. Gi;ebc, Pfarrer pr. Matthias., Pr. Flügel,, Dr. 
flies«, Dr. Sippell, Dr. Schimmelpfeng , Dr. Schwaqb , Dr. Fürstenau), 
zwei Hulfslebrer (Pftatthei [seit Kurzem zum ordenll. Lehrer avancirt] 
und Cauehnann) , drei beauftragte Lehrer (Scharre^ Dr. Gross und. Dr. 
Ostermann), drei ausserordantl. Lehrer (Geyer für Schreib- und Rechen- 
Unterricht, Dr. Wiegend fu> Ge^ng, i<^t^ f^Z^eheuuut^rrici^t), dfe) 



Beffrdemge* m4 Bhrepbeacigiwgun. && 

Prakticanten (Dr. tferaeu», Petri u, Becker}. Jm Laute des Jahre* traten 
aus, 4er ausserordi. Lehrer J(ec& (durch Mja.tttcriajbeschlu8s von dem, 
Auftrags des Zeichewwterrjqhta entbunden)» pr, $£6t>en*0ft , der seine 
Stel|e als, Lehre? des Französische*, niederlegte. Pen* Prakticantau 
Petri wurde behufs fortzusetzender Studie» in der frans* Sprache Urlaub 
und Unterstützung zu einen} Aufenthalte in Genf durch Miaieterialbe- 
schjuss gewährt. Per Y^^altungscc^iaissarwia dea Gymnasiums Geb. 
Jle£,-Path Qtesfar starb im. Januar dt J. 5 an seine Stelle trat Reg.-R. 
ßchwarfenfrerg. Jflxt Ostern d. J, trat der ausserQrdeatl. Lehrer Dr. 
VViegand ^us, auf segnen, Wunsch von seiner Stelle enthoben, ßr. Mat- 
thias , als pirec^er nach Hanau, und Schorre, aU liebrer au das Schulleh- 
rer Seminar nach Pomherg versetzt. Neu eintrat als ordentl. Lehrer Dr. 
jPiderit vom Gymnasium zu Hersfeld* 

In Mabbdäö waren am Gymnasium beschäftigt 11 ordentl. Lehrer t 
ttr, VÜywr, Director, Dr. Fuldner, Dr. Soldan, seit Juni von Hanau hier- 
her «ersetzt, Dr. Ritter, Fenner, Dr. Hehl, seit Oct. von der hö- 
heren Gewerbschule zu Cassel hierher versetzt, wo er schon von 1895 
bis I8$8 gewirkt hatte; Dr. Collmann, Dithmar, Dr. Hupfeld, Dr. 
Hartmann, seit Octbr. nach Rinteln versetzt, Dr. Basselbach, seit Juni 
nach Hanau versetzt, ein beauftragter Lehrer- Weber, neuerdings zum 
Hulfslehrer avancirt, zwei ausserordentl. Lehrer, Conrector Kutsch für 
Schönschreiben, Peter für Gesang ; vier Prakticanten, Dr. Suchier , Heu- 
ser, Krause (zu Anfang des Schuljahres dem Hersfelder Gymnasium zu- 
gewiesen), Grein (seit Juni). Deu Religionsunterricht für die Katholiken 
ertheilte Pfarrer Will. Nach dem Sturze des» Ministeriums Eberhard 
wurde der Director Vilmar von Hassenpflug als Referent ins Ministerium 
des Innern berufen mit dem Prädikate eines Consistorialraths und seine 
Stelle durch den Hanauer Director Dr. Friedr. Müneeher wieder besetzt. 

In Rinteln waren beschäftigt neun ordentl. Lehrer: Dr. Schiek, 
Director, Dr. Bodo, Dr. Lobe, Dr. Kohlrausch, seit Octbr. an die hö- 
here Gewerbschule zu Cassel versetzt, Dr. Blackert, Dr. Eysell, Pfarr. 
Meurer, Dr. Hartmann, seit Oct. von Marburg hierher versetzt, doch 
bisher durch Krankheit verhindert, nach Rinteln zu kommen, Dr. Ktin- 
gender, seit Nov. von der Realschule , resp. Progymnasium zu Schmal- 
kalden hierher versetzt, ein beauftragter Lehrer, Dr. Bunte, drei ausser- 
ordentl. Lehrer, Storck für Schreib- und Zeichenunterricht, Volckmar und 
Kapmeier für Gesang, drei Prakticanten, Heermann, Herwig, v. Dalwigk. 

In Fulda waren beschäftigt sechs ordentl. Lehrer: Pr. Qronke, Dir 
rector, Dr. Volckmar, Schwarte, Dr. Weismann, Dr. Gies, Hahn; drei 
Hülfolehrer, tformann, Schmitt und pegenbaur (seit Juni 1849); drei aus- 
serordentl. Lehrer, Henkel für Gesang, Jessler für Schreiben, Lange für 
Zeichnen (seit Juni beurlaubt) , ein Prakticant Dr. Buchenau seit Novbr. 
Am 10. Dec. starb der Director Dr. E. F. J. Dronfce (geb. 28. .Juni 1797 
zu Falkenberg in Oberschlesien, 1819 Lehrerin Coblenz, 1826 Ober- 
lehrer, 1837 königl. Professor, 1841 nach Fulda als Director berufen,. 
Vebar seine Schriften vergl. das Fuldaer Programm von 1842 und die 



$1$ Schal" and Universitatsnachrichtcn, 

Nachträge in dem Programm von 1850. Er starb an Auszehrung). An 
«eine Stelle ist seit 5. Januar der Gymnasiallehrer Schwartz aufgeruckt. 

In Hers feld wirkten am Gymnasium acht ordentliche Lehrer: Dr. 
Wilhelm Münscher, Director, Dr. Deichmann, Dr. Creuzer, Pfarr. Wie- 
gand, Pfarrer Jacobi, Lichtenberg, Dr. Wiskemann, Dr. Piderit, drei 
ansserordentl. Lehrer, Rundnagel für Gesang, Mutzbauer für Zeichnen, 
Benecke für Tarnen , zwei Prakticanten, Fuhrmann und Krause, letzterer 
mit der Bestimmung, die Lehrstunden des erkrankten Mathem. Lichten- 
berg zu übernehmen. Dr. Piderit wurde am Schlüsse des Jahres nach 
Cassei versetzt, um den zum Dir. beförderten Dr. Matthias zu ersetzen. 

Hanau. Sieben ordentl. Lehrer: Dr. FHcdr. Münscher (seit Juni zum 
Director befördert), Dr. Feusner, Dr. Dommerich, Jung, Dr. Theod. 
Gies, Dr. Hasselbach (seit Juni hierher von Marburg versetzt, wahrend 
Dr. Soldan nach Marburg versetzt wurde), Dr. Lotz, drei ansserordentl. 
Lehrer, Zimmermann für Schreiben, Weickert bis Nov., seit Januar Lu- 
can für Gesang, drei Prakticanten, Dr. Reinh, Suchier, Spangenberg, 
Rossbach (seit October). Am Schlüsse des Schuljahres wurde Director 
Münscher nach Marburg versetzt. An seine Stelle trat Pfarrer Dr. 
Matthias vom Casseler Gymnasium. 

Bemerkens werth durfte sein, dass als Geschworne Münscher in 
Hanau und Wiskemann in Hersfeld , als Deputirter der Frankfurter Na- 
tional vers am ml. Jacobi in Hersfeld, als Deputirter des kurh. Hauptvereins 
der G.-A.-Stiftung nach Breslau Münscher in Hersfeld thätig gewesen sind. 

Als begangene Schul feste werden erwähnt ausser der gewöhn- 
lichen Feier des Geburtstages des Landesherrn , welche meistens durch 
eine Festrede eines Lehrers, nur in Hersfeld durch einen ausgedehnteren 
Redeact begangen wurde (ob in Hanau und Marburg diess Jahr eine sol- 
che Feier vorgekommen , darüber besagen die betreifenden Programme 
nichts. Eine bindende Vorschrift darüber existirt nicht), in Hanau die 
Feier des 18. Octobers, durch einen Spaziergang begangen, in Fulda 
das Andenken an Hrabanus Maurus als den Vorsteher der Fuldaer Klo« 
sterschule und Begründer des deutschen Schulwesens, in Hersfeld die 
Säcularfeier Goethe's [auch dreimalige „Tanzvergnügungen im grossen 
Hörsaale des Gymnasiums für einen Theil der Schüler" werden erwähnt], 
in Rinteln die „herkömmliche Sylvesterfeier", in Cassel eine musikalische 
Abendunterhaltung und eine Vorfeier zu Goethe's Säcularfest. Ueber 
die Art der letzteren berichtet das Programm: „Auf dem Altar eines aus 
Blumen sich erhebenden Tempels in der Aula stand mit einem Lorbeer- 
kränze geschmückt und mit Symbolen seines Schaffens in Kunst, Poesie 
und Naturwissenschaften umgeben Goethe's Brustbild , welches nach er- 
haltener Weihe , wie die am Altar befindlichen vasa sacra nebst einem 
Musenrelief anzeigten , auf den Schwingen eines goldenen Adlers empor- 
gehoben und zu den Sternen getragen wurde. Die Ausführung dieser 
Vorstellung verdankten wir dem gefalligen Beistande des Hr. Maschinisten 
Hoffmann. Neun Schüler aus VI. bis IT. trugen Gedichte von Goethe 
vor, drei Primaner eigne Arbeiten. Zwischen diesen Vortragen wech- 
selten Gesänge Goethe'scher Lieder und Beetboven'sche Musik für Piano 



Beförderungen ond Ehrenbeaeigttafen. $19 

mit einander ab. Die Feier wurde anter lebhafter Theilnahme eine* 
zahlreichen Pnblicmns begangen." — Bine gemeinsame Abendmahlsfeier 
der Lehrer und Schaler wird nur in den Programmen von Hanau n. Rin- 
teln erwähnt« 

Schliesslich noch der Titel der den Programmen beigegebenen wis- 
senschaftlichen Abhandlungen: Cassel: Dissertation*» de latine scrtpti*, 
quae Graeci veteres in Ibtguam suam transtulerunt , pari. HI. vom Dir. 
Weber *). — - Hanau: Quaestionum de re sacerdotali Graecorum pari. I* 
von Dr. Gies. — Rinteln: De Demetrio Phalereoscr. Herwig. — Hers- 
feld : Seenische Analyse des sophM. Dramas Aias Mastigopkorus von Dr. 
Piderit. — Fulda : König Conrad L der Franke vom Dir. Schwartz* — 
Marburg: Quaestiones Protagoreae scr. Dr. Weber* 

I-r.) 

Die Studienanstalten Baierns; Lehrkräfte und Veränderungen 
in diesen, Programme und Schüler zahl für 1848—49. 

[Schluss.J 

Neustadt an der Haard. Einen inconsequenten Unterricht im 
Realcurse der latein. Schule ertheilte Koby in der Geometrie, indem er 
die Berechnung regelmassiger Korper und Flachen lehrte ; nun beruht die 
Korper- auf der Flachenlehre und kann den Techniker die Lehre von den 
fünf regelmassigen Korpern nicht viel, wohl aber die der prismatischen, 
pyramidalischen und sphärischen Korper ganz vorzüglich berühren , mit- 
hin weiss der sachkundige Leser nicht, was er von einer solchen Ankün- 
digung halten soll , wenn er sie nimmt , wie sie gegeben ist. An die 
Stelle des nach Frankfurt zum Director für die Musterschule berufenen 
Subrectors Brückner trat Kuby , vorher Subrector in Germersheim ; Bes- 
ser kam als Subr. dahin; Weber von Bergzabern wurde hierher versetzt; 
Weissbecker wurde wegen Betheiligung an der Erhebung in der Pfalz 
seines Dienstes enthoben. Dem franz. Unterrichte widmete man mehr 
Zeit. Dasselbe führte man für das Rechnen aus. — Nördungen. Von 
der latein. Schule von 4 CI«, in deren 4. ein Schuler sich befand, daher 
der Preisträger, wurde der Lehrer der franz. Sprache Lacontrie nach 
Augsburg versetzt. 

Nürnberg. An dem Gymnasium und der latein. Schule machten 
Erkrankungen Aushülfe durch die anderen Lehrer nothig. Den mathem. 
Unterricht für den erkrankten Prof. Wockel ertheilte Cand. Marx. Das 
Programm : „ Vom Nürmberger Rayss": Erzählendes Gedicht des Hans Ro- 
senplüt genannt Schnepperer, nach der Nürnberger Handschr, ab gedr. mit 
ErZäuterung-en, 26 SS., fertigte Rect. Pr. Dr. Lochner. Zuerst theilt der Vf. 
das 484 Verse enthaltende Gedicht nach der bezeichneten Handschr. mit ; 
alsdann folgt seine Arbeit in 4 Ueberschriften : 1) Geschieht!. Bedeutung 
des Gedichtes selbst; 2) die Verhältnisse des Textes; 3) Inhalt des Ge- 



*) Dieser 3. Theil, dieselben Eigenschaften bewährend, welche in 
diesen Jahrbüchern an den beiden ersten rühmend anerkannt worden 
sind, umfasst den Zeitraum von Thaldaeus bis zum 10. Jahrh. D % 



818 Schal- «ad UiüvemtäUnachrichten, 

dichtes und endlich 4) Erläuterungen. Das Gedicht wurde gwtfr schön 
einigemal, aber nicht mit Berücksichtigung der früheren Ausgaben find 
der anderen Texte abgedruckt und in seiner geschichtlichen Bedeutung 
gewürdigt. Dieses ist der Hauptrechtfertigungsgrund vor dem gelehrten 
Publicum wegen der vorliegenden Behandlang. Das ungünstige, ja harte 
Urtheil von Gervinus über dasselbe Hesse keine besondere Bedeutung 
erwarten, wenn es völlig gegründet wäre, allein die Unrichtigkeil des- 
selben sucht der Verf. au erweisen» Dass die Nürnberger ihren Feidde* 
eine Schlappe beibringen, nennt Gervinus anspruchsvoll, meinend, es sei 
doch etwas ganz anderes, wie Suter den Stier von Uri mit dem feindlichen 
Löwen in Kampf bringt und wie Rosenplüt seiner eingepferchten Schafe 
Sieg über die 22 belagernden Wölfe darstellt $ ganz anders * wean dort 
der Winkelried die Spiesse der Ritter in seine Brust gräbt und hier der 
Sieg mit den „bleiernen Schlehen " über die Ritterschwerter erfochten 
wird; ganz anders die innige Begeisterung dort, die der entscheidende 
Schlag in einer grossen Volkssache jedem Mitkämpfer einflösste, als hier 
die künstliche Lebendigkeit in der Beschreibung in dem Gedichte des 
Reicbsbürgers; ganz anders der Wechsel von Andacht, Erzählung, Satire 
und Spott dort, als hier das episch-kleinliche Herzählen von allen trock- 
nen und dürren Gleichgültigkeiten, was das historische Lied in Deutsch- 
land im Allgemeinen ganz werthlos gelassen hat. Dieses Ürtheil nennt 
der Verf. ein ungerechtes und sucht es zu widerlegen, wiewohl er Man- 
ches in jenem zugiebt. Erwägt man die grosse Verschiedenheit der 
Verhältnisse, unter welchen die von Gervinus gerühmten Gedichte ge- 
schaffen wurden, im Vergleiche zu der weniger stattliehen und glänzen- 
den Grundlage des herabgewürdigten Gedichtes, so erhält man in dem 
besonderen Umstände , dass der in der Mitte des 15. Jahrh. gefochtene 
Kampf eine Periode der Städtekriege beendigt, in welchen die Vernich- 
tung des in den deutschen Städten vertretenen republikanischen Elemen- 
tes und die Dienstbarkeit jener von den Fürsten angestrebt wurde. 
Gründe für die Wichtigkeit des Gedichtes. Die Städte vertheidigten 
ihre Rechte gegen die Fürsten oder Grafen, die Adeligen überhaupt. 
Locale und persönliche Beziehungen kannten wohl am Ende des 14. Jahr- 
hunderts noch keinen Principienkampf, wie er in der Gegenwart besteht; 
allein die Städte fühlten Hass gegen den räuberischen Landadel u. die ver- 
schiedenen Grafen sahen die Biüthe der Städte mit schielenden Augen an. 
Markgraf Albrecht wollte bekanntlich die ihm entgegenstehenden Städte, 
vor Allem Nürnberg, welches seine Burg und Gerechtsame um 120000 11« 
angekauft hatte , demüthigen und vielleicht sich ganz unterwerfen oder 
auch nur jenen Kauf rückgängig machen. Der Verf. geht in geschicht- 
licher Consequenz die Sache genau durch, verschafft damit seinen An- 
gaben eine gewisse Gründlichkeit und. dem Gedichte selbst einen politi- 
schen Wertb, welchen Gervinus und Alle, welche auf den geschichtlichen 
Boden und die Charaktere der damaligen Politik sich nicht zu versetzen, 
auch nicht zu beurtheilen vermögen, oder aus zu vornehmer Gleichgültig- 
keit übersehen. Wenn es überhaupt historische Thatsache ist, dass ia 
Republiken die Persönlichkeiten weniger scharf als in Monarchien hervor- 



Beförderungen und Ehrenbez*ign*g%n. 3X9 

treten (weil dort der entscheidenden Personen zu viele, hier derselben 
viel weniger, Monarch and seine nächsten Rathgeber, sind), so findet 
man es leicht erklärbar, dass in dem Gedichte nur drei ruhmreiche oder 
vorteilhafte Kriegstbaten der Nürnberger hervorgehoben und die Zwi- 
schengefechte nicht angefahrt werden. Dem Verf. giebt der Dichter ein 
sehr genaues Gemälde der erfolgreichen Schlacht, weil sin das letzte 
grosse Zusammentreffen der Kräfte des Markgrafen und der Nürnberger war 
und ersteren belehrte , dass er auf diesem Wege sein Ziel nicht erreichen 
werde. Nur ein Hauptgesicbtspunkt, der im Gedichte dunkel liegt 
nnd noch dunkler berührt ist , nämlich die Lage Nürnbergs und die von 
der Natur eigentümlich charakterisirten Ankämpfer, deren manche weit 
entlegen und daher in der Kampflust selbst geschwächt waren , ist nicht 
gehörig gewürdigt. Und doch bildet derselbe ein entscheidendes Ele- 
ment für die innere und äussere Kraft eines Landes, einer Gegend oder 
auch nur einer einflussreichen Stadt, welche Nürnberg gerade durch 
seine Lage und durch die aus dieser in die Bevölkerung eingelebte Eigen«- 
thumlichkeit, Festigkeit und Charakterstarke geworden war , als welche 
es sich noch lange erhalten hat und seine Kraft selbst naoh langer Ver- 
nachlässigung in der Gegenwart allmälig wieder erlangen wird. Es 
kann hier nicht näher entwickelt werden, wie der Zug der natürlichen 
Elemente der baierschen Hochebene nach ihrem Mittelpunkte, den ge- 
rade Nürnberg bildet , in die Bevölkerung eine centrale Kraft einlebte, 
welche sich in dem besungenen Städtekriege deutlich zn erkennen gab 
und gerade in dem Hauptgefechte bei Rednitzembach eine moralische Be- 
deutung übte. Mittelst dieses Gesichtspunktes für die geographisch- 
physische Lage nnd Beschaffenheit der Bodengestaltung konnte der Verf. 
dem Abdrucke und der Bedeutung des Gedichtes eine von aUen Ausgaben 
vernachlässigte Seite abgewinnen und dasselbe für die Geschichte der 
damaligen Zeit um so wichtiger machen, als der beregte Gesichtspunkt 
selbst für das Geschick und Wohl , für die Politik und Fortschritte der 
Bevölkerung vorzuglich maassgebend ist und der Geschichte und ihrem 
Studium eine weit interessantere und lehrreichere Seite abgewinnt, *ls 
man nach einer oberflächlichen Betrachtung glaubt« Durch einzelne 
Nachweise diese Behauptungen speciell zu begründen, mnss Ref. unter- 
lassen , weil er mehr referirend als beurtbeilend und verbessernd zu ver- 
fahren die Pflicht oder Aufgabe haben kann. — — Dass das Wiedererwa- 
chen der Studien in altdeutschen Gedichten nnd Sagen in dem 18. Jahrb. 
zu suchen ist, weist der Verf. im 2. Abschnitte an dem fraglichen Ge- 
dichte nach, indem 1720 in der sogenannten Mnsengesellschaft von Späth 
ein Aufsatz über Hans Rosenplüt und seine Beschreibung eines Zuges wi- 
der die Hussiten veröffentlicht ist. Dass Sprache und Sitte recht in 
Nürnberg zu Hause sind und die vorhandenen Handschriften und Ab« 
drücke in zwei Classen zerfallen , zu deren erster die Nürnberger Hand- 
schrift ntsbst einem Abdrucke bei Reinhard, welcher als Lehrer der Alter- 
thümer, Beredsamkeit und Dichtkunst zu Erlangen in seinen Beiträgen 
zur Historie Frankenlands, Baireutb bei Lübeck 1760, Rosenplüt's poeti- 
sche Beschreibung des Gefechtes beiHempach imJ. 1450 abdrucken Hess, 



(320 Sdml- und Universitatsoachrichten, 

zur zweiten aber die Dresdner nnd Leipziger Handschrift nebst den Ab- 
drücken von Meissner , Waldau and Wolff gehören , indem nach des Verf. 
-Darlegung Waldaa im vierten, 1789 erschienenen Bande seiner vermischten 
Beiträge zur Geschichte der Stadt Nürnberg das Gedicht als ungedruck- 
tes mittheilt, die Herkunft des Dichters als eines Nürnbergers feststellt 
und Meissner mit ihm sprachliche Erläuterungen der einzelnen veralteten 
and blos provinziellen Ausdrucke beifugt, entwickelt der Verf. ausfuhr- 
lich, wobei er die Verschiedenheit der Verszahl, welche in dem Nürn- 
berger Abdrucke 484, im Dresd. 482 und im Leipz. 485 Verse beträgt, an- 
giebt und die erste und letzte Handschrift als die vollständigste erklärt. 
Kr rechtfertigt den Abdruck der Nürnberger Handschrift, weil sie weder 
.mehr noch weniger Verse habe und für die abweichenden Lesearten gleich 
jeder anderen einstehe, nnd ändert nirgends etwas, wenn er nicht von 
Schreibfehlern bestimmt fiberzeugt war. Vergleicht man übrigens das 
im 2. Abschnitte vom Verf. Gesagte mit der Ueberscbrift , so findet man 
sie nicht passend , weil jenes den eigentlichen Charakter der Zeit und die 
Litteratur , diese aber das Verbalten der einen Handschrift und des einen 
Abdruckes zu den anderen bezeichnet. Nun tritt ersterer wesentlich her- 
vor and behandelt das Gesagte den Vorzug der Handschriften und Ab- 
drucke, mithin erscheint die Ueberschrift als eine solche, welche streng 
nicht charakterisirt , was die Darstellungen unter ihr enthalten. Im 
3. Abschnitt legt der Verf. den Inhalt des Gedichtes dar. Im Eingänge 
Vs. 1 — 20 ruft der Dichter die Gnade und Barmherzigkeit Gottes und 
am Schutz des Rechten an; Vs. 21 — 36 bezeichnet er den Adel als Zucht- 
mthe für den niederen Bürgerstand , welcher an den höheren haltend und 
fromm seiend doch Recht erhalte; Vs. 37 — 44 die Nürnberger mögen an 
das Recht halten , wiewohl ihre Stadt wie ein Pferch (die Burgen) von 
Wölfen (den Fürsten) umlauert sei ; Vs. 45 — 90 zählt er die 22 Fürsten 
mit besonderen Bezeichnungen auf; Vs. 91 — 104 schildert er die Bundes- 
genossen der Nürnberger, die Schweizer; Vs. 105 — 140 die Kundgabe 
der Gnade Gottes bei dem Fischfange und Siege bei Pillenreut; Vs. 141 
•bis 192 schildert er den Auszug der Nürnberger Wagenburg, mit einem 
Thiere verglichen, welches an die Streiter Steine, Waffen und Pfeile 
austheiite und vom Feinde nicht zu bewältigen war; Vs. 193 — 400 
zieht das Thier wieder aus, zuerst gegen Spalt; dann folgen alle Kämpfe, 
bis der Markgraf den Seinen zu entweichen rätb, um wenigstens das Le- 
ben zu retten , worauf die eilige Flucht , Noth und das Gedränge , gleich 
als wenn Mäuse über die Katzen siegten , der Verlust der Feinde und die 
Heimkehr der Nürnberger mit Verlast von zwei folgt. Vs. 401 — 425 
jubelt der Dichter , dass Gott ihnen seine Gnade verliehen und der Wolf 
vor den Schafen hat flüchten müssen. Man hat gegen die Nürnberger 
die Forderung immer höher gesteigert, aus Nürnberg ein Raubhaus ge- 
macht und später geboten , dass ihnen nichts mehr zugeführt wurde , was 
diesen gerade recht war, indem sie auszogen und es ohne Entgeld holten, 
wie der Dichter Vs. 426 — 471 besingt. Dadurch konnten sie ihre Söld- 
ner bezahlen, ihre Diener zum gerne Wiederkommen gut ablohnen und 
viele Schlosser , Märkte u. s. w. gewinnen. Vs. 472 — 484 schliesst er 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 321 

mit dem Wunsche, Gott möge die Herzen der Pursten belehren und ihnen 
süssen Frieden schenken. Endlich wolle Gott allen im Kriege Gebliebe- 
nen seine Gnade mittheilen , dass sie nicht aus dem Buche der Lebendi- 
gen ausgetilgt werden, uns allen aber Leib und Seele behüten und seinen 
Frieden zuwenden. Hinsichtlich der Erläuterungen lässt sich kein Aus« 
zug zur Begründung der Trefflichkeit der Arbeit des Verf. mittheilen, 
weswegen Ref. mit der Bemerkung schliesst, dass der Verf. durch seine 
Angaben über Verständlichung , sprachliche und logische, historische und 
ästhetische Interpretation sich Anerkennung verschafft und eine verdienst- 
liche Arbeit geliefert hat. 

Okttingen. An der latein. Schule erfolgte keine wesentliche 
Aenderung. 

Passau. Im Personale des Lyceums erfolgte keine Veränderung. 
Am Gymnasium und der latein. Schule folgende: Durch den Tod des Prof. 
Dr. Mannhart wurde die 3. Cl. erledigt. Tauscheck und Fertig rückten 
in III. und II. vor, die 1. Cl. erhielt Studienl. Beutlhauser. Die übrigen 
Studienl. rückten vor und die 1. Cl. erhielt der Lehrer der Gewerbsch. 
Fältl. Gangengigl übernahm den franz. Unterricht. Dem Jahresbe- 
richte ist noch Einiges über Mitglieder, Unterricht, Leistungen, Abrech- 
nung und Verzeichniss der Mitglieder des Musikvereins beigedruckt. 
Den Beschluss machen zwei Gedichte an die Königin uud den König zur 
Feier des Aufenthaltes beider am 12. bis 14. Juli 1849. Sie sind Arbei- 
ten von zwei Schülern der 4. Gymn.-Classe. Das Programm: „Bemer- 
kungen zu Act. XFII, 32, nämlich wegen Auferstehung der Todten, 12 S., 
fertigte Dr. Anzenberger. Der Verf. bezeichnet die Vergänglichkeit alle« 
Physischen und das Fortleben des geistigen Wesens, der Seele, des 
Menschen mittelst Auferstehung. In Folge der Auflösung des Menschen 
in Seele und Leib und der scharfen Trennung beider in der heidnischen 
Philosophie erhielt die Speculation eine falsche Richtung und verlor der 
Leib seine Würde« Das Dasein des Menschen vollendete die Weltschö- 
pfung; Leib und Seele bilden eine persönliche Einheit, in welcher beide 
unsterblich sind. So wie der Mensch durch seine freie Entscheidung für 
den Gegensatz des göttlichen Willens sich aussprach, führte er den phy~. 
siseben Tod des Leibes herbei und setzte Gott in die Noth wendigkeit 
einer zweiten Schöpfung. Die Menschwerdung, das Lehren, Leiden und 
Sterben, die Auferstehung und das Zurückkehren des Leibes Christi in 
das Leben überwand den Tod im Tode und zog die Erlösten mit. Die. 
Bestandteile gingen wieder in die verlorne Einheit zusammen. Hier- 
durch habe die Auferstehungslehre volles Licht erbalten. Hat durch 
Christus die Erlösung stattgefunden, so ist die Seele nicht ohne den Leib 
und dieser nicht ohne die Seele erlöst, d. h. es ist das Ganze erlöst; ist 
aber in diesem der Leib erlöst, so müss er auferstehen. Und giebt es 
eine Auferstehung der Todten, so hat des Menschen und im Menschen 
des Leibes Erlösung stattgefunden. Der Mensch als eine aus Leib und 
Seele bestehende Einheit beseitigt den Zweifel, dass die Erlösung allein 
auf die Seele sich beschränken könne. Die Thatsache, dass Gott von 
Anbeginn vorhergesehen, der Mensch werde sich von ihm wegwenden 

2V. Jahrb. f. Phü. u. Päd. od. Krit. ßibt. ßd. LX.. Hfl. *. ^ 



322 Schal- and Universitätsnachrichten, 

and dadurch in die Verhaltnisse des Todes gerathen, and dass er ihn doch 
für die Ewigkeit geschaffen, beweist, dass er ihn von der Schuld and 
Strafe der stattfindenden und sofort vorhergesehenen Wegwendung wie- 
der erlösen wollte, damit der Leib wieder zum Leben erstehe. Es kann 
nach den ewigen Gesetzen der Logik nicht ein wesentliches Merkmal „der 
Menschen-Bestimmung" durch ein anderes aufgehoben werden. Ist also 
ein Theil für die Ewigkeit bestimmt, so muss es auch der andere sein, 
ohne den Begriff „Mensch" als Einheit aufzuheben. Die Lehre von der 
Auferstehung der Todten bildet einen Grundglaubensartikel des Chri- 
stenthums , wird aber von der Philosophie verschiedenartig behandelt. 
Ihre Speculationen rissen Alles aus seiner Natürlichkeit und hatten die 
verschiedenen Ansichten zur Folge. Die heidnischen Philosophen be- 
schäftigten sich zuerst mit ihrem eigenen Sein in den Prägen: Woher bin 
ich? wozu bin ich da? und wohin soll ich? Sie konnten die Vereinigung 
des Leibes mit der Seele zur Einheit nicht feststellen , richteten daher in 
Folge der Abhängigkeit des Leibes von der Seele ihre Betrachtungen 
nur auf diese und suchten in Bezug auf jene Fragen ein Ursein aufzufin- 
den. Der Verf. berührt die von Pythagoras vorgetragene Seelen- 
wanderung, welcher Plato beistimmte; die Ansichten des Stoikers Ze- 
non und seiner Schüler, der Epikureer, welche das unveränderliche, 
unsterbliche Sein auf die Atomen zurückführten, woraus Seele und Leib 
gebildet seien , welche das höchste Ziel in die schmerzlose Ruhe setzten 
and die daraas hervorgehenden Gegensätze der christlichen Lehre von der 
Auferstehung der Todten nicht kannten. Diese Philosopheme beraubten 
den Leib der von Gott ihm zuerkannten Ansprüche und setzten ihn der 
Seele feindlich gegenüber. Nur die Vernichtung jener und die Kraft 
Gottes konnten ihn wieder zu seiner Würde bringen. Es musste die der 
Auferstehang von Grand ans widerstrebenden Begriffe und Lehrsysteme 
vernichten. Paulus predigte in Athen, dem Sitze der griechischen Philo- 
sophie, die Auferstehungslehre, musste daher von den Lehrern jener an- 
gefeindet werden. Diese Anfeindungen berührt der Verf., worauf er das 
Bekenntniss und die erschütternden Wahrheiten des Apostels anführt: 
„Als ich umherging und eure Gotter beschaute, sprach jener, fand ich 
auch einen Altar , auf dem geschrieben steht : ,dem unbekannten Gotte.' 
Diesen nun, den ihr ehret, ohne ihn zu kennen, diesen verkündige ich 
euch; den Gott der Christen, den einzigen, den Schopfer aus Nichts, den 
Herrn des Himmels and der Erde, in dem wir leben, schweben und sind. 
Die Zeiten der Unwissenheit zwar hat Gott nachgesehen ; jetzt aber lässt 
er allen Menschen verkündigen, dass sie sollen Busse thun allzumal. 
Denn Er hat festgesetzt «inen Tag, an welchem Er richten wird den 
Erdkreis in Gerechtigkeit, durch einen Mann, den Er dazu bestimmt und 
Allen glaubwürdig gemacht hat, indem Er ihn auferweckte von den 
Todten." Dieses erzeugte Gespotte der hochweisen Philosophen. In 
dem griechischen Texte zeigt das Imperf. l%Xsvct£ov , dass sie der [aufge- 
regten Leidenschaft so ganz widerstrebender Meinungen und der ihnen 
nun gewordenen Ueberzengung von der Thorheit des also spechenden 
Apostels nicht geringen Spielraum gelassen haben. Der christliche Glau- 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 323 

bensbote entfernte sich aus dem Areopage — mit welchen Gefühlen, lässt 
sich denken. Doch gaben ihm Einige den Trost mit, sie wollten ihn 
noch ein Andermal hierüber hören. An die Auferstehung reiht sich das 
Gericht für die Vergeltung der Verdienste, welches im Herzen grosse 
Unruhe erregen und die Philosophen gegen die Auferstehungslehre stim- 
men musste. Im Gegensatze zum Glauben an die Seelenwanderung und 
die von E pik u r gepredigte Ruhe wirkt das Wort der christlichen Lehre 
auf die Sinnlichkeit. Nach ihr heisst es: „Ihr werdet auferstehen in 
euren vorigen Leibern zum Gerichte des einzigen wahren Gottes, um 
ewige Belohnung oder ewige Strafe nach Gerechtigkeit zu empfangen, 
wie es ein jeder vormals im Leben verdient hat. Ihr müsst also jetzt 
entsagen dem Dienste der Leidenschaften eures Herzens ohne Ausnahme 
und zu den Werken der Busse euch schicken, wenn ihr wollet, dass von 
jenem grossen Gerichte eine gute Ewigkeit euch werde." Diese Worte 
mussten bei der Versunkenheit der Gemüther einen grossen Kampf her- 
vorrufen, der nicht immer heilsame Wirkung oder solches Nachdenken 
zur Folge hatte, wie der Verf. an Tertullian's Klage und Juvenal's 
Ausspruch beweist. Der Glaube konnte sich an die Lehre der Philoso- 
phen nicht halten gegen die Macht der Leidenschaften, deren Sturm zu- 
letzt alle Schranken in Trümmer legte. Irrthum und Sinnlichkeit, so 
schrecklich auch ihr Bund war, wurden überwunden durch die Wunder- 
kraft der gottlichen Lehre. Das Wort der Offenbarung hat gesiegt — 
zur Verherrlichung dessen, der es gesprochen. Die Auferstehung der 
Todten ist zum Mittelpunkte alles Glaubens und Hoffens der Völker 
geworden. 

Pirmasens. Von der latein. Schule wurde Lehrer Oeffner nach 
Edenkoben versetzt und Luckner rückte von der 2. in die 3. Lehrstelle 
vor. Der Lehramtscandidat Daum erhielt die 1. Ciasee. 

Regensburg. Heigl, Prof. am Lyceum, erhielt den Titel u. Rang 
eines geistl. Ratbes ; Schmitz erhielt Urlaub , wesswegen Nietter die Ge- 
schichte, Seitz die Philol. und Hannauer allgem. Geschichte lehrten. 
Wegen Abtheilung der 1. Gymn.-Classe rückte Studienlehrer Reger in 
diese Classe vor, erhielt Mehler die 4. Classe der latein. Schule und As- 
sistent Harrer die andere Abtheilung. Schmidt wurde in Ruhe versetzt, 
und Oberndorfer rückte in III A. und Rothhammer in B. vor. Körner 
wurde nach Kempten versetzt und seine Stelle erhielt Tafrathshofer von 
dort. Das Programm: Religion, Kirche, Staat, Liberalismus und Revo- 
lution in ihren Beziehungen zu einander. Aus der Geschichte unserer 
Tage; fertigte Dr. Schmitz» Das Vorwort dient zur Entschuldigung we- 
gen etwaiger Lücken. Denn in gedrängter Eile, eben auf dem Punkte, 
eine grössere Reise zur Herstellung seiner sehr angestrengten Gesundheit, 
durch äussere und innere Einwirkungen vielfach behindert, habe er das 
Programm geschrieben, wesswegen er unter solchen Umständen um nach- 
sichtsvolle Beurtheilung desselben bitte. Der besprochene Gegenstand 
sei nicht ohne Interesse ; vielleicht veranlasse der Verf. durch seine kur- 
zen Andeutungen irgend Jemand , näher auf (wohl in) die Sache einzu- 
gehen und das Thema zu erschöpfen. Es würde wohl der Mühe lohnen, 



324 8chul- and Universitätsnachrichten, 

den Versuch zu machen , ob nicht auf solche Weise etwas dazu beigetra- 
gen werden könnte, um eine der wichtigsten Streit- and Principienfragen 
der neaeren Zeit ihrer Entscheidung näher zu bringen. Der Verf. fuhrt 
in seinen meistens oberflächlich hingeworfenen Sätzen die Behauptung 
durch, ohne sie jedoch klar auszusprechen, zu begründen and in ihrer* 
grossen Wichtigkeit zu erläutern: die Religion und die mit ihr absolut 
verbundene Kirche muss die Grundlage des gesammten Staatswesens, der 
inneren und äusseren Politik der Völker aasmachen, welche sich auch in 
dem während der neuesten Zeit so vielfach besprochenen Princip aus- 
spricht: der Staat. muss eine Staatsreligion haben. Der Verf. hätte 
gern für Spanien, Italien, Irland and die wichtigsten Staaten Deutsch- 
lands kurze Beziehungen zwischen Religion, Kirche, Staat, Liberalismus 
Und Revolution nachgewiesen, allein der Raum, die Zeit und Gesundheit 
gestatteten es ihm für jbtzt nicht, wess wegen er Andere dazu bestimmen 
mochte. Würde dieses nach der Weise des Verf. geschehen, so hätten 
Leser und Wissenschaft keinen besonderen Gewinn zu erwarten. Weder 
Verarbeitet noch consequent geordnet erscheinen die Gedanken, wodurch 
das Programm sehr verliert. 

Rothenburg. An der latein. Schule mit einer Realclasse will der 
Lehrer der Realclasse Viel in der sogenannten Algebra und Geometrie ge- 
lehrt haben. Ref. hält für diese Lehrfacher und für die Naturlehre man- 
ches für einen papiernen Spass, der mit den Begriffen prahlet, die jenen 
Unterricht bezeichnen sollen , der aber nicht ertheilt werden kann. 

Schwabach. Die halbe Lateinschule erfuhr keine Veränderung. 

Schweinfurt. Gymnasium and latein. Schule. Am Schiasse des 
1. Sem. wurde Pfarr. Dr. Himmelstein als Domprediger nach Würzburg 
berufen; den geschichtl. Unterricht übernahm Pfarr. Düring. Während 
der Krankheit JarCa half Cand. Hartmann aus. Der mathem. Unterricht 
wurde wegen Erkrankung Hennig" s von Mitte Juli an ganz ausgesetzt. 
Das Programm von 12 SS. „Lectiones Euripideae" fertigte Oelschläger. 
Es enthält nachstehende 26 Stellen der verschiedenen Stücke des Euri- 
pides: 1) Orest. 902 — 906, betreffend die Persönlichkeit des Cleophon 
und das dem Valkenär anstössige ypayxaofiivoG , was der Verf. für billig 
erkennt, weil Alles bezeichne , jener Redner habe nicht gezwungen ge- 
sprochen , sondern sehr geläufig den Orestes und Pylades als Schuldige 
angeklagt. Der Verf. sagt, wenn er sich nicht irre, könne man einen 
derben Fehler beseitigen, wenn man toKSvacfiiirog , d. h. von den Geg- 
nern der Schuldigen geziert , lese , indem der Dichter das einfache Wort 
gebrauche. Die 2. Stelle, AIcest. Vs. 400—403, wird nach den Codices 
mitgetheiit : Lascaris schaltete vvv ye zur Vervollständigung des Maasses 
ein, das aus der Antistrophe erkannt wird, wess wegen sie der Verf. ver- 
bessert angiebt. Auch Vs. 406 u. d. f. hält er für schadhaft und lücken- 
haft, wesswegen er nach eyio §$ya noch rXdfiav setzen möchte u. s. w. 
In der 3. 8telle, Troad. Vs. 869, wird das statt Xccnatvav in anderen Aus- 
gaben vorkommende taktxtvav, i. e. improbam, besprochen, indem der 
Verf. fragt , ob es nicht glaublich sei, dass der Dichter habe sagen wollen, 
die einzige LacÄna aas griechischen Weibern habe bei den Trojanern 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 325 

gewohnt und werde jetzt gefangen gefuhrt? Diese Grunde bestimmten 
ihn, die letzte Lesart zurückzuführen, wofür noch andere Stelleu sprä- 
chen. Die 4. Stelle betrifft Bacch. Vs. 135 — 140, indem der Verf. ver- 
muthet , Euripides habe JivSvfia , welches ein sehr berühmter Name eines 
Phrygischen Berges sei, ein Interpret vielleicht $Qvyicc geschrieben. 
Dieses sei von den Abschreibern um so leichter aufgenommen worden, 
weil der Name des Phrygischen Landes mit dem Worte Avdicc richtiger 
übereinzustimmen (concinere) schien. In der 5. Stelle, Helen. Vs. 1590, 
will der Verf. lieber schreiben: nlsmpsV) co £fV* aye nilsve av, quuiu in 
codd. scriptura glossam ccva£, i. e. Menelae! iatere minime dubitem. 
Jam antea Vs. 1579 gubernatorem navis eum appellaverunt oo £eVs, avct- 
Hia vero non potuerunt, quippe qui esset, apud Tbeoclymenum dissimu- 
lasset. Die 6. Stelle betrifft Elect. Vs. 22 — 24, wo in der Mitte des 
2. Verses Pierson noivrjpaz' , Rixius noivdpaz muthmaasste, der Verf. 
aber bemerkt, wenn dieses Euripides geschrieben hätte, so könnte der 
Interpret, welcher nondtoQag beisetzte, lieber zincoQovg, wie Hesycbius 
jenes interpretirt habe, erklärt haben. Es scheint ihm sehr wahrschein- 
lich, der Dichter habe noivctcoQcts zov nazQog sl%sv iv dopoig geschrieben, 
bemerkend : Articulum adjectum puta, ut non Electrae liberorum pater, 
Agamemno intelligatur, cujus supra aliquoties mentio est facta. Hoc ipsum, 
ne patres confunderentur, fortasse in causa fuit, cur interpres adscriberet 
'Ayctiiinvovog. Dass in dem zov natQog grössere Kraft liege als in dem 
Namen Agamemnon , könne aus der Stelle des Aeschyl. Agam. Vs. 1253 
ersehen werden. Die 7. Steile , Elect. Vs. 162 — 166, geht auf die Inter- 
pretation der letzteren Verse. Die Clytämnestra habe nach Ermordung 
des Gatten den Aegisthus geschmäht. Diese Meinung würde, sagt der 
Verf., nicht anstossen, wenn Aegisthus die Hände retn , erhalten hätte; 
aber der Dichter erwähne öfters, Agamemnon sei von Clytämnestra und 
Aegisthus erdrosselt worden. Er scheine daher den Euripides selbst zu 
verbessern, wenn er den Namen Afyiö&ov übel in den Vers eingebracht 
findet und zur Ausfüllung einer Lücke das nooiv hov entfernt zu haben 
vermuthet. Der Dichter beweine, dass dem Agamemnon von der Gattiu 
Schmach angethan worden, wofür der Verf. einige Beweise beibringt. 
Auch citirt er noch drei Stellen aus Aeschylus, Prom. Vs. 186, Sept. Vs« 
814 und Suppl. Vs. 66, und erläutert dieselben nach seiner Ansicht, was 
aufmerksam , nachdenkend und grundlich geschieht , worauf die allgemeine 
Bemerkung folgt, dass derjenige, weicher die Vulgata nach griech. Sitte 
wegen des Klaggesebreies erklären wollte, doch wohl sehen möge, ob die 
Meinung nach jener „teneram genam lacero carminis contextui magis cou- 
veniat, quanquam non ignoro, chorum per totam tragoediam studiose id 
agere, ut omni modo Argivorum regi graecum suum genus probet. Die 
8. Stelle, Helen. 385 — 386, betrifft die Verbesserung Hermann's, den für 
das Pronomen S geschriebenen Artikel d und die Begriffe opp>att Xd$Q(p, 
weiche nach des Verf. Ansicht nichts anderes als „oculo rapaci" oder 
nach Rixius' Uebersetzung „truci" bedeuten können. Die 9. Stelle, Heien. 
1089, betrifft die Worte q>6viov %qoög y welche die Interpreten verbinden, 
ut sit uuguem corpus lacerantem, was der Verf. zugeben würde, wenn 



326 Schul- und Universitätsnachrichten, 

yoviog von cpevco und nicht von cpovog abgeleitet ist. Entweder muss 
man naqrj di gooo'g vereinigen, was kaum Jemand billigen könne, od. %Qot 
lesen. Der doppelte Dativ sei eine bekannte Redeart, was der Verf. 
durch Stellen belegt. In der 10. Stelle wird in den Fragmenten Nr. 26 
nach Wagner der Begriff svvd&iv, i. e. in matrimonio collocare, und so- 
dann fyvcov, als nicht mit comperi, sondern mit intellexi oder cognovi zu 
geben , besprochen. Der Chor scheint mit der Frage den parodum zu 
beginnen, nachdem die Nutrix den prologum gesagt, und weil Aeolus 
selbst den Entschluss , die Sohne und Töchter unter sich zu verheirathen, 
noch nicht eröffnet hat, so scheint dem Verf. die Frage über ihn als Ab- 
wesenden sich richtig zu verhalten und derAccusativ mit dem Infinitiv be- 
stätigt zu werden. Die 11. Stelle betrifft das von Stobäus Flor, erhal- 
tene Fragment Nr. 37 hinsichtlich des Sinnes. Der Gedanke ist unklar. 
Per Verf. will übersetzen : Vae ! quis haec mala dolere nescit ? Quis vel 
anditis iis non fundat lacrimas. In der 12. Stelle behandelt der Verf. 
den Sinn von Nr. 41 hinsichtlich des tnnscprjvEv , bemerkend, der Sinn 
sei nicht: facinora non edunt, sondern manifesto nihil sunt, was Hesy- 
chius, dessen Note Schweighäuser und Bahr angenommen, unterstutze, 
ohne die Grunde anzugeben, wegen welcher das Perfect iwttcprivsv , i. e. 
statim apparent, hier weniger passend sei, als der Aorist. Die 13. Stelle 
behandelt das von Wagner mit Nr. 60 bezeichnete Fragment. Die Verse, 
welche hierauf folgen , lehren , dass durch das Gesetz das gute und 
schlechte Herkommen unterschieden werde, und die Klugheit esse veram 
nobilitatem dei non divitiarum munus. Der Verf. schreibt: xo ydg ndXai 
- — xai nQatov cog iysvo lieft', ovn s"hqivsv — d xenovaa yä ßqotovg 
u. s. w. Die übrigen Stellen beziehen sich auf die Fragmente Nr. 72, 
Nr. 124, Nr. 129, Nr. 171, Nr. 192, Nr. 220, Nr. 408, Nr. 489, Nr. 548, 
Nr. 692, Nr. 737 und Nr. 766. Das letzte Fragment theilt die WagnerV 
sehe Ausgabe unter Nr. 233 mit. Dieses bespricht der Verf. in Betreff 
mancher Lesearten, Conjecturen und Uebersetzungen. Aus den früher 
angeführten Bemerkungen des Verf. mögen die Leser den weiteren Cha- 
rakter des Programms ermessen. Der Gewinn für die Schule und Wis- 
senschaft durfte sich von selbst ergeben. Die Schreibart des Verf. ist 
keine fliessende, sondern häufig gesucht, dunkel und weniger elegant. 

Speyer. Lyceum, Gymnasium, latein. Schule. Studienlehrer 
Hollerieth wanderte nach Amerika aus; die Lehrer der 2. und 1. Classe 
rückten vor und Cand. Lehmann erhielt I. Im Wintersemester verlief 
die Entwicklung des Unterrichts günstig. Nach den Osterferien be- 
gannen die Unruhen. Die Lehrer unter ihrem Vorstande unterbrachen 
den Unterricht nicht, so lange nichts Pflichtwidriges gefordert wurde. 
Allein die Schwierigkeiten vermehrten sich und einzelne Classen wurden 
wegen des Aufrufes unter die Waffen vom 18. Jahre an sehr gemindert. 
Die revolutionäre Regierung forderte den Eid auf Reichsverfassung, An- 
erkennung und Gehorsam , allein die Mehrzahl der Lehrer weigerte sich 
und wurde am 3. Juni durch Decret entsetzt *). Die Anstalt war dem- 



*) „Nachdem der Rector der hiesigen Studienanstalt, Georg Jäger, 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 327 

nach aufgelöst, obgleich Vorstand und Lehrer stets hofften, die revolu- 
tionären Gewalthaber wurden, wie die Verhältnisse der Kirche, so auch 
die der Schule wenigstens vor der Hand unangetastet lassen. Die ein- 
rückende Waffengewalt stellte die Gesetzlichkeit wieder her und die 
konigl. Regierung rief am 23. Juni die abgesetzten Lehrer wieder an ihre 
Stellen. An der latein. Schule begann der geregelte Unterricht am 
25. Juni, am Gymnasium wegen Zurückbescheidung weit entfernter Schu- 
ler am 3. Juli. Anfangs halfen die Präfecten Zeller und Nardini aus ; 
Fischer und Pleitner besorgteil den classischen Unterricht, Boracht, Ost- 
helder und Macht waren gleichfalls thätig. Der Geschichtsunterricht 
wurde von Prof. Rup. Jäger besorgt, da der Rector fast das ganze 
Jahr krank war. Besondere Auszeichnung erwarb sich der Pedell der 
Anstalt, Erasmus Eisenmann, welcher offen erklärte: „Die sogenannte 
provisorische Regierang und ihr Civilcommissär habe nicht Geld genug, 
ihn zu einem Meineide zu vermögen." Der Berichterstatter schliesst mit 
den Worten : „Wir sehen mit fester Zuversicht der Zukunft entgegen, 
nicht, als ob uns die drohenden Wolken entgingen, welche nachdem 
schweren Gewitter sich noch sträuben , der entzuckenden Bläue den Sieg 
einzuräumen. Möglich , dass noch dann und wann ein donnernder Hall 
die Lüfte durchzittert, aber die Blitze, welche über unsern Häupte'rn 
eine furchtbare Helle auf den Abgrund hinwarfen, in den zu stürzen mit 
uns die kostbarsten Guter der Meuschheit Gefahr liefen, haben dieNe« 



und die Professoren und .Lehrer Rau, Rupert Jäger, Fischer, Pleitner, 
Osthelder und Lehmann durch ihre unter dem 31. v. M. an den Unter- 
zeichneten eingereichte Erklärung gezeigt haben, dass ihnen dynasti- 
sche Interessen und die Ansichten und Zwecke einer volksfeindlichen 
Partei höher stehen, als das Wohl der ihnen anvertrauten Jugend und 
der damit verbundenen heiligen Amtspflichten, und daher von ihnen nur 
Unheil für die künftige Volkserziehung zu erwarten steht , so erkläre ich 
hiermit die Obengenannten, kraft der mir durch die beiden Decrete der 
provisorischen Regierung vom 23. Mai, Amtsblatt Nr. 2 und 4, auferleg- 
ten Pflicht, von heute an ihres Amtes enthoben. Sie haben daher dem 
durch mich unter dem heutigen mit der provisorischen Leitung der Stu- 
dienanstalt beauftragten Professor Muster (derselbe erhielt mit seiner 
Bestallung zugleich die Weisung und Vollmacht, die abgegangenen Lehr- 
kräfte zu ersetzen und zu ergänzen, wurde aber nach wiederhergestellter 
Gesetzlichkeit und Ordnung suspendirt) sämmtliche zur Anstalt gehörige 
Immobilien, Räume, Mobilien incl. Bücher und Akten auf erste Auffor- 
derung desselben zu übergeben. Die Lehrer Macht und Zach, welche 
zwar freiwillig von der Eingangs erwähnten Erklärung der Mehrzahl 
des Lehrercollegiums sich zurückgezogen , jedoch keine weitere definitive 
Erklärung abgegeben haben (sie glaubten mit einem Vermitteiungs- und 
Abfindungswege sich durchhelfen zu können, hatten daher nur einen be- 
dingten Revers unterzeichnet, und wurden nach obiger Herstellung bis 
auf nähere Untersuchung zum Unterrichte nicht zugelassen), sind vorläufig 
bis dahin suspendirt. (Beide weigerten sich jedoch standhaft, sowohl den 
Eid zu leisten, als auch den ausweichenden Revers zu unterzeichnen, und 
erhielten desswegen ihre Absetzung.) Sie wollen die Betheiligten hier- 
von in Kenntniss setzen. Speyer, am 3. Juni 1849. Der Civilcommissär 
Dr. Hilgard." 



328 Schal- und Univeraitätsnachrichten, 

beidunste der Verblendung und des Wahns — wir hoffen es zu Gott — 
grundlich zerstört, und der Einsicht und Thatkraft der Edelsten und 
Tüchtigsten auf den Thronen, wie in den bescheidensten Stellungen, wird 
es gelingen, das „Banner der deutschen Ehre und Herrlichkeit unbe- 
fleckt 4 ' aufzurichten und zu verhüten, dass nicht neues und grösseres Un- 
glück heranbreche, und selbst das kostbare Gut der Freiheit daran ge- 
setzt und in den Kauf gegeben werden müsse , um die bedrohte Gesittung, 
die Frucht tausendjähriger Anstrengungen , vor dem Untergänge zu ret- 
ten." Das Programm „Des Paler. Catullus Gedichte an und über C. Julius 
Cäsar und Mamurra kritisch behandelt*' rührt von Prof. Pleüner her und 
fasst 25 Seiten. Der Verf. hatte eine in lateinischer Sprache abgefasste 
grössere Abhandlung über mehrere Gedichte des Catull vorbereitet ; allein 
die allgemein herrschende Aufregung und der peinliche Zustand der mei- 
sten Einwohner der Pfalz gestattete ihm die Ruhe und Stimmung einer 
nothwendigen Ueberarbeitung nicht, wesswegen er jene einstweilen ruhen 
liess, um die vorliegende , in kürzester Zeit ausgearbeitete Abhandlung 
derselben gleichsam vorauszuschicken und das Urtheil der Sachverstän- 
digen über den Werth des Dargebotenen in etwas zu sondiren. Damit 
letzteres ein Ganzes bilde , hat der Verf. alle an C. J. Cäsar gerichteten 
Gedichte des Catull einer kritischen Behandlung unterworfen und die an 
den Mamurra darum angeschlossen, weil Catull in den bedeutendsten der- 
selben, nämlich im 29. und 57., beide Männer derb geisselt. Er verfährt 
ganz selbstständig und versucht eine Widerlegung der Ansichten früherer 
Bearbeiter nur dann , wenn nach seiner Ansicht die richtige Auffassung 
einer Stelle ihm festgestellt erscheint. Die geringere Beachtung fremder 
Meinungen möge man jedoch nicht als Geringschätzung ansehen, weil er 
nur solche Stellen prüfe, an welchen er mit den Ansichten Anderer 
nach sorgfaltiger Prüfung nicht einverstanden sein könne. Er legte 
Lacbmann't Ausgabe , Berlin 1829, zu Grunde , weil dieser zuerst nach 
Ausscheidung der stark interpolirten Handschriften eine Textrecension 
nach den minder interpolirten, der Datanischen und Santenianischen, mit 
gehöriger Berücksichtigung aller früheren Leistungen hergestellt habe. 
Dass in den Gedichten des Catull (Tibull und Pröperz) viele Corrupthei- 
ten stattfinden und für dieselben noch ausserordentlich viel zu thun übrig 
ist, braucht nicht erst bewiesen zu werden. Um das Verfahren des 
Verf. zu charakterisiren, wählen wir das von Fröhlich Münchner Geh 
Anz. 1846. Nr. 131 — 33 behandelte 29. Gedicht. Der Vs. 20 des ge- 
nannten Gedichtes, dessen offenbare Verderbniss alle Bearbeiter des Ca- 
tull zu Verbesserungsvorschlägen veranlasste, wird vom Verf. in „Nunc 
Galliae voretur et Britanniae?" geändert, weil die passive Form, die 
durch das ganze Gedicht gehenden Fragesätze und die in Allem liegende 
Kraft wegen Aufzählung der Sünden des Mamurra dafür sprächen. Da 
Fröhlich ,,Nunc Galliae timetur et Britanniae" schreibt, also in der Haupt- 
sache mit der Ansicht des Verf. übereinstimmt, so führt erdessen Gründe 
kurz an und bemerkt, dass sein Vorschlag durch Gleichförmigkeit, Ein- 
fachheit und Deutlichkeit der Rede sich empfehle und der Dichter, wenn 
er „timetur" geschrieben hätte, die Stelle ohne timetur als Parenthese 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 329 

zu fassen sich gedacht hatte, in diesem Falle aber eben wegen der darch 
die Gleichförmigkeit der Rede herbeigeführten Deutlichkeit der Vers un- 
beschadet des Metrums nunc Galliae timetur et Britanniae gelautet haben 
würde. Ob der Verf. mit seinen Gründen gegen Fröhlich bei allen 
Sachverständigen durchdringt, bezweifelt Ref., dem die erstere mehr 
Vorzüge zu haben scheint, als ihr der Verf. zuerkennen will. Da für 
Vs. 23 „Eone nomine urbis opulentissime" die Lesart der Handschriften 
unhaltbar ist und die Vorschläge von Lachmann , Haupt und Hermann 
dem Verf. nicht genügen , so hält dieser eine entsprechende Aenderung 
für unentbehrlich, wobei es ihm nicht um ein dem verdorbenen Worte 
in den einzelnen Buchstaben möglichst gleichkommendes, sondern darum 
zu tbun ist, was der Dichter nach seiner Denk- und Darstellungs weise am 
Wahrscheinlichsten gesetzt haben möchte. Nach Bezeichnung der zwei 
scharf abgegrenzten Theile des Gedichtes, von Vs. I — 10 und von da bis 
zum Schlüsse, und Angabe des Umstandes, däss Anfangs- und Schluss- 
verse jedes Theiles in gegenseitiger Beziehung zu einander stehen, indem 
der Dichter am Schlüsse auf das Anfangs Gesagte als durch die inzwi- 
schen erfolgte nähere Auseinandersetzung gerechtfertigt und bestätigt 
wieder zurückweise, daher gewöhnlich der Schlussvers durch Zusatz 
eines eine solche Bestätigung anzeigenden Wortes seine eigentliche Be- 
deutung und Kraft gewinne, hält der Verf. sich für berechtigt, statt des 
verdorbenen Wortes, opulentissime, das sowohl dem Sinne als dem Me- 
trum nach genügende inclitissimei zu setzen , wodurch „urbis" allen An- 
fechtungen enthoben sei und der angezogene nebst folgende Vers frei 
übersetzt laute: Und jetzt soll auch noch die Gallische und Britanni- 
sche Beute verschlungen werden? Warum denn begünstigt ihr diesen 
Nichtsnutzigen so sehr? oder ist er zu etwas anderem nütze , als reiches 
Erbgut zu verschlemmen? So, desswegen also habt ihr ruhmreichste 
Männer Roms, Schwiegervater und Schwiegersohn, Alles zu Grunde ge- 
richtet? Nach einzelnen Bemerkungen und Erläuterungen des Sinnes der 
ganzen Darstellung sucht der Verf. das vorgeschlagene inclitissimei durch 
billigende Gründe zu rechtfertigen, durch Beispiele zu erhärten und 
seine Behauptung wegen der den Text des Catull noch vielfach entstel- 
lenden Glossen zu begründen. Das letztere ist nicht gerade nothwendig, 
weil allgemein anerkannt. Der 2. Abschnitt behandelt das 57. Gedicht, 
in welchem Haupt in seinen observ. crit. S. 39 das dem Charakter des 
Gedichtes angemessenste und das Verhältniss zwischen Cäsar und Ma- 
murra am meisten bezeichnende Wort verdrängt und in dem also lauten- 
den Verse: Morbosi pariter gemelli utrique für gemelli den Begriff tenelli 
vorgeschlagen habe. Der Verf. schlägt vor Morbo si pariter gemelli 
utrique zu lesen, indem sie pariter als Hauptworte der 2. Hälfte des Ge- 
dichtes begründet würden und das Gedicht in allen seinen Theilen die 
richtige Färbung gewinne, das Ebenmaass in der Satzgliederung gewahrt 
und die Gleichförmigkeit in der Darstellungs weise versin n licht werde. 
Hierauf sucht er das durch alle Handschriften geschützte et in Vs. 9 durch 
etiam zu erläutern und festzustellen gegen die Herausgeber , welche es 
wegschaffen wollen , indem dieser Gebrauch des et bei Catull fremd sei. 



830 Schul- und Universitatsnachrichten, 

Zur Beseitigung dieses Einwurfs fuhrt er noch eine Stelle im Ged. 10. 12 
an und folgert aus seinen Erörterungen, dass jene Herausgeber sich geirrt 
haben. Aehnlich beweist er aus drei Beispielen, dass Catull nur vor 
einem anlautenden s das auslautende des vorhergehenden Wortes auszu- 
lassen sich erlaubt habe, um so das von Cic. orator §. 161 gerügte An- 
ttossige dieser Abwerfung des s zu vermeiden. — Im 3. Abschn. geht 
der Verf. zu den an Cäsar gerichteten Gedichten, nämlich zum dritten u. 
letzten 93. Epigr. über: Nil nimium studeo, Caesar, tibi velle placere, 
— Nee scire utrum sis albus an ater homo. Nach der gewöhnlichen 
Erklärung ist dem Verf. der Sinn : Ich habe durchaus keine besondere 
Neigung, o Cäsar, mir deine Gunst zu erwerben, und will auch nicht das 
Geringste von dir wissen. Hiervon geht der Verf. ab, indem er einen 
ähnlichen Sinn der Art angiebt: „Denn es gelüstet mich durchaus nicht, 
mit dir gar zu vertraut zu werden, da ich weiss, wie du es mit deinen 
Vertrauten hältst." Man hält die Stelle für verderbt; allein Quintilian 
fährt sie an , worüber der Verf. Einiges sagt. Im 4. Abschnitt geht die- 
ser zu den ausschliesslich an den Mamurra gerichteten Gedichten und 
zwar zunächst zu denen über, in welchen er unter dem Namen Mentula 
auftritt. Daher beginnt er mit dem 94., worin die beiden „mentula" das 
Anstössige bilden, und stellt den Vers also: Mentula moechatur; raoecha- 
tur mentula certe , unter dem Sinne : Mentula buhlt gerne , das ist aller- 
dings seiner Natur ganz angemessen ; da gilt eben auch das Sprichwort : 
Jeder sucht, wornach ihn gelüstet. Hierdurch will der Verf. die Frage 
der Vereinigung dieses Gedichtes mit dem vorstehenden entscheiden. In 
dem 115. Gedicht hält er die Lesarten der Handschriften aufrecht, näm- 
lich habet, wofür Lachmann habes, dann ipse est, wofür dieser ipse es 
liest. Das 114. Gedicht hat hinsichtlich der Erklärung und Feststellung 
des Textes bedeutende Schwierigkeiten. Nachdem er einige Stellen be- 
richtigt, die Begriffe sumptus und dives näher beleuchtet und letzteres 
nicht auf Mentula , sondern nur auf das Gut bezogen hat, stellt er die 
Verse also : 

Firmanus saltus non falso, Mentula, dives, 
Saltem laudemus, dum modo te ipse egeat 
und erklärt sie: Dein Firmanisches Gut wird, o Mentula, nicht unwahr 
als reich gepriesen , denn es begreift so vielerlei Vorzügliches in sich, als 
Saatfelder, Wiesengründe, alle Sorten Fische, Feld- und Waldjagd. 
Aber was nützt diess? Es kostet dich mehr als es einträgt u. s. w. Er 
hält das au der Spitze des Epigramms stehende Subject fest und reihet 
den nächsten Gedanken an den vorhergehenden logisch an, wodurch er 
manchen Missständen zu entweichen sucht. Im 7. Abschnitt behandelt 
er das 41. und 43. Gedicht; dieses geisselt den schlechten Geschmack, je- 
nes die unsinnige Verschwendung, die aus den Forderungen hervorgebt, 
an die er seine Freundin gewöhnt. Das 43. übergeht er; das 41. aber 
beleuchtet er hinsichtlich des letzten Verses „Qualis sit: solet et imagino- 
sum u , welchen er also umwandelt: Qualis sit; stolida atque imaginosa est. 
Er leitet diesen Vorschlag aus der Betrachtung des Zusammenhanges ab, 
findet für die verdorbenen Worte äusserlich ähnliche and dem vermeint- 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 331 

liehen Sinne ganz entsprechende auf und verschafft seiner Aoffassungs- 
weise sehr viel Haltbarkeit. Der Grand zur Verderbniss lag ihm wahr- 
scheinlich darin, dass wegen des vorhergehenden sit die beiden Anfangs- 
buchstaben von stolida ausfielen, wofür er ein Beispiel aus 17, 24 anführt* 
Obgleich imaginosus nur an dieser Stelle sich findet, so lässt es der Verf, 
doch nicht verdächtigen* Im 8. Abschn. zieht er noch das 54. , wie ihm 
scheint, heillos verdorbene Epigramm in nähere Untersuchung. Er über- 
geht alle Ansichten der früheren Erklärer und will durch Feststellung 
einiger Hauptgedanken alles Unsichere und Schwankende vermeiden, da- 
für aber festen Boden gewinnen. Er fasst die beiden letzten Verse nicht 
als Drohung, sondern als fragend auf, verbindet den 1. Vers mit dem 3* 
und beseitigt die Schwierigkeiten des 2. Verses, indem er also liest: 
Si non, optime, displicere vellem — Tibi, si officio seni irrecocto : 
Irascere iterum meis iambis — Immerentibus , unice imperator ? 
Er lässt das Epigramm von Catull in der Absicht schreiben , um den Cä- 
sar, den er durch das 29. Gedicht so sehr beleidigt und erzürnt hatte, 
auf eine anständige Art um Verzeihung zu bitten und wieder zu besänf- 
tigen, was ihm auch gelang. Hieraufwendet sich der Verf. zur Recht- 
fertigung seiner einzelnen Abänderungen, was auf eine sehr weitschweifige 
Weise geschieht. Der Vordersatz enthält ihm eine Entschuldigung im 
Allgemeinen, der Abbitte eine mildere Form gebend; der Nachsatz be- 
zeichnet ihm die Veranlassung zu dieser Entschuldigung. Die Abbitte 
selbst geschah ihm am Füglichsten durch ein Gedicht, wie er den Cäsar 
durch ein solches beleidigt hatte. Endlich liefert er den Beweis, dass 
Catull das 29. Gedicht in reinen Iamben abgefasst habe. Im 9. Abschn. 
spricht der Verf. noch von einem Gedichte, weiches von Cäsar nnd Ma- 
murra handle, wofür er den Gedanken, dasselbe sei in dem Sinne zu er- 
klären und zu verbessern, dass Catull sich über die reissend zunehmende 
Zahl der adulteri beschwere, als ganz unstatthaft abweist. Am Schlüsse 
untersucht er noch eine Stelle im Ged. 57, 18, worin er manchem Beden- 
ken abhilft, indem er liest: Adulter orae Celtiberiae fili , und seine Les- 
art dem verdorbenen Worte celtiberosae Zug für Zug entsprechend findet. 
Eine Randbemerkung habe die ursprüngliche Lesart wahrscheinlich ver- 
drängt. In wie weit der Verf. aberall selbstständig verfuhr, dürfte aus 
diesen Angaben folgen. 

Straubing. Gymnasium und latein. Schule. Der Lehrer der 
franz. Sprache Chevigvy kam in Ruhe; der Unterricht wurde Hofbauer 
übertragen. Bei Erkrankung des Prof. Mayer halfen die übrigen Pro- 
fessoren aus. Ein Programm ist dem Jahresberichte nicht beigegeben. 

Wirzburg. In dem Lehrerpersonale trat keine Veränderung ein. 
Der Studienrector bemerkt im Vorberichte, dass die Studienschüler, wie 
im ganzen Königreiche die schulpflichtige Jugend, unter der allgemeinen 
polizeilichen Aufsicht und noch unter der ganz besonderen in Bezug auf 
den satzungswidrigen Schenkenbesuch* stehen, was hiermit einigen ano- 
nymen Zuschriften zur Antwort und Erklärung dienen möge. Uebrigens 
hätten die in Miethe wohnenden Schüler an den von den Eltern gewähl- 
ten Miethleuten die satzungsmässigen Stellvertreter der Eltern, und wenn 



332 Schul- und Universitätsnachrichten, 

diese unvorsichtig oder unglücklich wählten and jene die übernommene 
Elternpflicht gewissenlos vernachlässigten , so könne die Schale die trau« 
rigen Folgen solcher Wahl und Vernachlässigung nur bedauern. Dem 
Vorstände scheinen mancherlei Gerede zugekommen zu sein. Er mag 
sich wegen des unerlaubten Scbenkenbesuches mit anderen Vorständen 
trösten, denen es nicht besser geht. Jener Besuch von Schenken ist ein 
Hauptübel der studirenden Jünglinge, der Jugend überhaupt. Ein Pro- 
gramm „Ueber Person und Sache in der latein. Syntax" fertigte Weigand. 
Er geht von dem Hauptsatze aus: Die der latein. Litteratur bereits ge- 
widmeten vielseitigen Forschungen und hieraas gefolgerten Unterschei- 
dungen an der Sprachform selbst hätten auf einen Gegensatz zwischen 
Person und Sache hingeführt und auf den Grund desselben wieder neue 
Untersuchungen veranlasst, welche für die Bildung, Gliederung und Beu- 
gung der Redetheile selbst, zugleich aber auch für die Entwickelung der 
Wortbedeutungen , der syntaktischen und stilistischen Seite der Rede und 
für die ganze Denk- und Handlungsweise des romischen Volkes, fugt Ref. 
hinzu , von höchster Wichtigkeit sind. Nach des Letzteren Ansicht sollte 
der Grundcharakter der Begriffe „Person und Sache 44 , ihr gegenseitiges 
Wechsel verhältniss, ihre Bedeutung für die Sprach weise und ihr Einfluss 
auf den Volksgeist in allgemeinen Sätzen festgestellt und daran die wei- 
tere Betrachtung angeschlossen sein. Vor Allem sind viele einzelne Er- 
scheinungen , welche einen Typus gemein haben und von gleichförmigen 
Merkmalen beherrscht werden , unter Hauptbegriffe zu vereinigen und aas 
diesen sodann die verschiedenen Gesichtspunkte, Gesetze and leitende 
Gedanken festzustellen und nach ihrem inneren Zusammenhange zu ver- 
anschaulichen. J. Grimm , welcher für die deutsche Sprachforschung und 
Grammatik Ausserordentliches geleistet hat, ist wohl, wie der Verf. an- 
merkungsweise bemerkt, allgemein logischen Begriffen in der Grammatik 
feind , weil sie nach seiner , freilich nicht begründeten , daher nicht halt- 
baren Ansicht scheinbare Strenge und Geschlossenheit der Bestimmungen 
mit sich führten , aber die Beobachtung hemmten , welche er als die Seele 
der Sprachforschung betrachte. Wer nichts auf Wahrnehmungen halte, 
welche mit ihrer factischen Gewissheit Anfangs aller Theorie spotten, 
werde dem unergründlichen Sprachgeiste nie näher treten. Gerade die 
in der Individualität liegenden allgemeinen Begriffe fuhren mittelst ihrer 
näheren und entfernteren , wesentlichen oder zufalligen Merkmale zu den 
von Grimm so hoch angerechneten Wahrnehmungen, fördern die Beobach- 
tung und erzeugen jene allgemeinen in dem ganzen Wesen der Sprache 
liegenden , daher von jedem erkannten and -jedem verständlichen Wahr- 
heiten , welche als leitende Principien in der ganzen Sprache und ihren 
Eigenthümlichkeiten hindurchwehen and die vorhandenen and fortge- 
setzten Beobachtungen beherrschen, aber auch zugleich in ein Ganzer 
vereinigen helfen. Gerade die beiden Begriffe „Person nnd Sache", ihs 
wörtlicher und geistiger Gegensatz bei anscheinend gleichen Verhält- 
nissen and ihr grosser Einfluss auf die Sprachbildung, Sprachforschung 
und Spracherlernung bilden einen Gegenstand , der einer aufmerksamen 
nnd gründlichen Behandlung bedarf, um diejenigen Fügungen, durch 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. SSS 

welche die Denkfunction de« einseinen Urtheils und der Verbindung der 
Urtbeile unter sich versinnlicbt werden, in Worten klar durchschauen 
und beurtheilen zu können. Der Verf. sucht in $. 2 das Gebiet der ver- 
schiedenen Erscheinungen zu "vergegenwärtigen, laset den ganzen Sprach- 
bau eines besonderen Volkes von der Eigen thumlichkeit des letzteren 
durchdrungen sein und hält sich überzeugt, dass die Art, die Urtheile 
an sich auszusprechen und unter sich zu verbinden oder die ausserwe- 
sentlichen Satzbestimmungen zu bezeichnen , das Besondere in den Satz- 
verhältnissen zu den Eigentümlichkeiten des römischen Volkes führe, 
wofür ihm v. Humboldt in der Schrift: „Ueber die Verschiedenheiten des 
menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Ent Wicke- 
lung des Menschengeschlechtes" ein Gewährsmann ist* Bedenkt man 
übrigeifs, welchen Einfluss das lange Zusammenleben, die verschiedenen 
Religionen , die Vermischung von Volksstämmen , die Unterjochungen und 
mächtigeren und gebildeteren Einwanderer bei einem grossen Volke , wio 
das romische , hervorrufen mussten , so erhält man Aufforderung zur Vor- 
sicht für eine richtige und gründliche Erkenntniss der Wahrheit, dass die 
Sprachen als geistige Schöpfungen der Menschheit, als tief in ihre gei- 
stige JBntwickelung verschlungen, eine nationale Form kund geben und 
eben darum für den gesammten Volkscharakter höchst wichtig sind. In 
wiefern der Gegensatz zwischen Person und Sache auf eine Erörterung 
dieser Begriffe selbst fuhrt und sie der Darstellung der Römer ihrem 
Sprachschatze entsprechend inne gewohnt haben, berührt der Verf. zu 
kurz , um den Charakter des Gegenstandes zur lebendigen Erkenntniss 
zu bringen. Er sucht zwar in §. 3 beide Begriffe zu definiren , das 
„persona" dem „res" entgegenzustellen und durch Citate seine Bemer- 
kungen zu belegen, allein gerade wegen der vielen Citationen geht er 
nicht recht in das Wesen der beiderseitigen Definitionen und ihrer Grund- 
charaktere ein und bereitet er die Entwickelungen in §. 4 nicht durch- 
greifend vor, obgleich dieselben einen der wichtigeren Theile des Pro- 
grammes bilden ; denn hiernach ist Person zunächst der Mensch als Trä- 
ger der sämmtlichen Seelenkräfte, und wird er nur dann Sache, wenn 
er nicht vernunftgemäss handelt und zn Folge dieses göttlichen Ele- 
mentes über alles ausser ihm Befindliche, nicht selbstbestimmbar Han- 
delnde sich nicht erhebt, also in die Classe der vernunftlosen Thiere und 
des Anorganismus herabsinkt. In wieweit des Römers Persönlichkeit 
auch im socialen Leben eine wichtige Rolle spielte , hat der Verf. leider 
zu oberflächlich berührt. Die Identificirung jener in diesem war der Be- 
ginn der Stärke und die Grundlage der Erweiterung ; der Verlust der 
Persönlichkeit im öffentlichen Leben war der erste Schritt zur Schwäche 
und ein stets nagender Krebs bis zum Untergange der Römerherrschaft. 
Den Gegensatz zwischen Person und Sache in der römischen Rechtskunde 
bezeichnet er eben so kurz , als jenen für das sociale Leben* Ausführ- 
licher geht er in die göttlichen Personen ein, ohne die Sache zu er- 
schöpfen und für §. 5 die Wahrheit vollständig begründet zu haben, dass 
die römische Vorstellungs weise den berührten Gegensatz einerseits wis- 
senschaftlich und praktisch, andererseits religiös und künstlich aufgefasst 
habe und die Sprache demselben gegenüber, wie iiiaMfet«&^«Ä^n»3?^-k 



334 Schul- and Universitatsnachrichten, 

so in ihrer Syntax, nicht unempfindlich geblieben sei. Diese allgemeine, 
das ganze Programm nicht blos vorbereitende, sondern beherrschende und 
begründende Wahrheit sollte zureichender begründet und in absoluten 
Principien und einzelnen Nebenideen festgestellt sein, um durch Unter- 
suchungen in der Sprache selbst stets neue Belege für das eine oder an- 
dere Princip zu gewinnen. Am Subjecte lassen sich allerdings häufige 
Unterscheidungen zwischen Person und Sache entdecken , nur treten sie 
am Prädikate öfter und häufiger hervor, wofür der Verf. in §. 5 nur 
einige kurze Bemerkungen beifugt, die den Gegenstand nur wenig auf« 
hellen. Zahl und Geschlecht gehen auf die beregte Unterscheidung viel- 
fach ein, wofür §. 6 die einseitige und mehrseitige Beziehung erörtert 
wird. Der Verf. urtheilt nicht immer gleich richtig für die einzelnen 
Behauptungen und bedient sich einer Sprachweise , welche keine allge- 
meine Billigung verdient. Er häuft einfache Worte zusammen und bildet 
nicht selten Sätze, welche keine Gesetzlichkeit enthalten. Bei mehrsei- 
tiger Beziehung gilt der Plural der Bestimmung, sagt er, als häufiger, 
sobald diese auf zwei oder mehrere Personen gemeinsam sich richtet, bei 
Sachen aber sowohl Singular wie Plural als gleich üblich, doch jener bei 
Cicero vorzugsweise ideeilen Vorstellungen gegenüber. Bei Vermischung 
von Personen und Sachen wird der Plural für das bestimmende Wort 
vorgezogen , wenn nicht die einzelne Person oder Sache vorher geschätzt 
wird. Was er rücksichtlich des Geschlechtes für einseitige Beziehung 
zu beachten fordert , hat keine allgemeine Haltbarkeit und lässt sich ver- 
schiedenartig deuten. Für das Bereich der Casus, sagt er §. 8, find« 
sich am Subjecte und nächsten Objecto kein Unterscheiden nach Person 
und Sache. Nur für die Verba des Brinnerns und Vergessens werde an- 
genommen , dass der Genitiv , welcher ihrem Objecte eigenthümlich sei, 
zunächst bei Sachen durch den Accusativ ersetzt werde , memini aber mit 
einem persönlichen Accusativ anders zu fassen sei, als mit dem persön- 
lichen Genitiv, wofür verschiedene Belege angeführt werden, die der 
Verf. nicht immer nach ihrem Wesen zu durchschauen scheint. In wie 
weit das entfernte Object häufiger als das nächste auf den beregten Un- 
terschied führt , bespricht der Verf. in §. 9 ausführlicher als jede sndere 
Rücksicht, wesswegen man diese Angaben für die gehaltvolleren des Pro- 
grammes halten darf. Er berührt manche Eigenthümlichkeiten hinsicht- 
lich der Casus und referirt aus den verschiedenen Citaten , welche sich 
hier besonders häufen. Dass manche Verhältnisse des Ablativs auf jenen 
Unterschied in so fern eingehen, dass Sachen bald mit, bald ohne Prä- 
position , Personen aber mit dieser dargestellt zu werden pflegen, berührt 
er in §. 10, wofür er besonders einige causale Beziehungen , namentlich 
des Urhebers und der Ursache bei Passiven oder passivisch gedachten 
Ausdrücken, der verschiedenartigen Gründe, des Mittels und der Werk- 
zeuge beibringt, welche mehr Haltbarkeit haben als die räumlichen Orts- 
verhältnisse, über welche sich eine Bewegung erstreckt, und die eine 
Trennung ausdrückenden Verba und Adjectiva. Der Verf. geht über 
diese Gegenstände gleich oberflächlich hinweg wie über viele andere, was 
sich nur dann entschuldigen Hesse, wenn eine solche Oberflächlichkeit 



Beförderungen and Ehrenbezeigungen« 335 

durch den Raum geboten wäre. Dieses ist jedoch nicht der Fall , da die 
wenigsten Programme nur 12 Seiten fassen. Vielleicht giebt er hier nur 
kurze Andeutungen und beglückt er das philologische Publicum mit einer 
vollständigeren Erörterung des Gegenstandes , wozu es ihm weder an 
Zeit noch Gelegenheit zu fehlen scheint. In §. 11 lässt er die betrach- 
teten Fugungen als solche gelten, welche ohne wesentliche Aenderung 
des Sinnes zunächst die Person gegenüber der Sache auszeichnen; stützt 
er den Ueberblick derselben einerseits auf den Vergleich betreffender 
Stellen und nennt er denselben einen Beitrag zur aufmerksamen Betrach- 
tung des lateinischen Sprachgebrauches, zu dessen LJebung Sichtung und 
Ergänzung. Er deutet auf eine Verschiedenheit der Redefügung, der 
Formen, stärkeren Bezeichnung für die Person und schwächeren für 
die Sache und dergl. hin und bemerkt , dass die Unterscheidung bei viel- 
facher Regelmässigkeit im Ganzen nicht ohne gewisse Freiheit im Ein- 
zelnen und im Organismus der Sprache überhaupt , in der Syntax insbe- 
sondere neben einander besteht, wodurch überall eine gewisse Vermitte- 
lung zu Stande kommt. Dass hiusichtlich der berührten Erscheinungen 
noch vieles besser zu erörtern ist, verkennt der Verf. nicht, wesswegen 
er sich begnügt, den Gegenstand wenigstens angeregt und vielleicht Ver- 
anlassung zu weiteren Untersuchungen und Entwickelungen gegeben zu 
haben. Hierin ein Verdienst des Programmes, welches die Sache con- 
sequenter behandeln und auf zuverlässigere Thatsacben zurückfuhren 
konnte. 

Zweibrücken. Gymnasium und latein. Schule. Statt des Pro- 
grammes liest man einige Worte zum Andenken an Prof. Dr. Vogel *), 



*) Er wnrde am 31. Januar 1803 zu Schwarzenbach an der Saale 
geboren; sein Vater war k. preuss. Justizamtmann, der 1806 starb. 
Seine Mutter verheirathete sich an den k. baier. Rentamtmann Wein- 
rieh. Nach der Elementarschule seines Geburtsortes kam er in die lat. 
Schule zu Bayreuth, Dünkelsbühl und in die Gymnasien zu Erlangen u. 
Neuburg, wo er Guldner zum Lehrer hatte, von dem er stets mit be- 
sonderer Anerkennung und Dankbarkeit sprach. Am Lyceum in München 
studirte er Philologie unter T hier seh und Kopp, verliess aber 1820 
München, am in Erlangen Theologie zu studiren, was er bald aufgab, 
weil ihm der damalige Standpunkt der protestantischen Theologie nicht 
gefiel, indem die zwei Parteien, die pietistische und rationalistische, sich 
bekämpften. Er lernte Döderlein und Heller kennen, bestand im 
Juli 1822 die Concursprüfung für das höhere Lehramt und wurde 1823 
als Obervorbereitungslehrer in Zweibrücken angestellt. 1829 wurde er 
Oberlehrer, 1831 Subrector, 1835 Professor der 1. und 1837 der 2. 
Classe des Gymnasiums und Bibliothekar. 1830 heirathete er die älteste 
Tochter des Oberconsistorialrathes Heinz, welche 1842 starb und ihm 
noch 4 lebende Kinder hinterliess. Er schrieb nur einige Programme; 
das erste, vom Jahre 1830, bespricht 15 Stellen aus Cicero als cicero- 
nianisch, welche andere Gelehrte für unciceronianisch erklärten. Das 
zweite, von 1839, enthält eine Vergleichung dreier noch un verglichen er 
Codices der Münchner Bibliothek über Cic. Lälius mit der Ausgabe von 
Nobbe. Das dritte, von 1847, handelt von 13 Stellen des PJutarch, in 
diesen NJahrbb. kurz angezeigt. Ueber die Ungunst der classischen Stn- 



336 Schal - und Universitätsnachrichten, 

welcher seit März 1823 an der Anstalt wirkte and am 24. Juni 1849 nach 
langem Leiden starb, also 26 Jahre lang an jener thätig war. Die*e 
kurze Lebensbeschreibung macht zugleich den Beschluss sowohl der sta- 
tistischen Uebersicht der Anstalten und ihrer Lehrkräfte, welche nebst 
der Schälerzabi in der nachfolgenden Tabelle durch die Zahl bezeichnet 
sind , als der litterarischen Leistungen der einzelnen Lehrer durch die 
verschiedenen Programme, woraus jedoch kein maassgebendes Urtheil 
über die theoretische und praktische, wissenschaftliche und einfluss- 
reiche Leistung der sämmtlichen Lehrkräfte abgeleitet werden möge. 
Ueber den Kenntnissunifang der einzelnen Verfasser der Programme mö- 
gen unparteiische und sachkundige Leser aus den Gegenständen jener und 
aus der Behandlung dieser, welche die mitgetheilten Haupt- und Neben- 
ideen zu veranschaulichen hinreichend erscheinen durften, sich ein Urtheil 
bilden. — Nach der am Schlüsse beigefügten Uebersicht der Lehrkräfte 



dien bei vielen Bejahrten und Schulern sprach er sich wohl öfters aus, 
aber sein stiller Kampf hatte keinen Erfolg für das öffentliche Leben, 
wohl für seine eigene Studien, welche ihn immer tiefer in die Alter- 
tumsforschung einführten und zu gesteigerter Thätigkeit für den Unter- 
richt der Jugend anfeuerten. Von dem Charakter der Gelehrtenschule 
hatte er eine gediegene Vorstellung, welche ihn mit dem öffentlichen Le- 
beu vielfach entzweite und zu de* ben Missbilligungen der angewendeten 
Maassregeln, ja selbst zur Veränderung seiner äusseren Stellung führte, 
was jedoch nicht werkthätig wurde. 1845 wurde er zum Rector für das 
Gymnasium, welches in Kaiserslautern errichtet werden sollte, bestimmt, 
was jedoch nicht zu Stande kam. Er fühlte sich weder als Franke noch 
als Baier, sondern als Deutscher, wesewegen er stets bemüht war, deut- 
sches Wesen zum Bewusstsein und zur Anerkennung zu bringen uitd 
deutschen Patriotismus zu beleben, weswegen er, obgleich schwer zu- 
gänglich und zurückhaltend, bei Berührung deutscher Nationalität freu- 
digst aufgeregt, an Gleichgesinnte sich anschloss und die Gegner ent- 
schieden bekämpfte. Die Erhebung des deutschen Volkes im Frühlinge 
1848 schien seine Jugendträume zu verwirklichen, seine Ideale zu ver- 
körpern und der politische Zustand den schönsten Zeiten der alten Völ- 
ker gleich werden zu wollen, was ihn zu den Worten verleitet haben 
soll: „Der Michel scheine ein Erzengel Michael zu werden." — Er be- 
theiligte sich nach Kräften an der Einfuhrung der Öffentlichen Versamm- 
lungen, freien Presse, Vereinigung zu öffentlichen Zwecken und der 
Volksbewaffnung, war in Studirstube und im Lehrsaale, auf Uebungs- 
plätzen der Bürgerwehr als rastiger Führer und auf Rednerbühnen der 
Volksversammlungen ein wohlmeinender Leiter der Öffentlichen Meinung 
und schien in seinem ganzen Wesen erhoben , in seinen Kräften erfrischt, 
in seinem Geiste gestärkt, zu neuem, freudigem und erfolgreichem Leben 
erwacht zu sein. Allein im Februar 1849 überfiel ihn ein Lungenleiden, 
welches ihn nur vegetiren Hess. Die Zeitereignisse, woran er den leb- 
haftesten Antheil selbst während seiner Krankheit nahm, erschütterten 
sein Inneres noch mehr. Der Bürgerkrieg in Deutschland, das Anneh- 
men polnischer Flüchtlinge als Führer von Deutschen, das Anrufen fran- 
zösischer Hülfe gegen Deutsche, der Untergang der nebelartigen Natio- 
nalversammlung und die Auflösung des Rumpfparlaments in Stuttgart be- 
gleiteten ihn am 24. Juni zum Grabe. Nach den Mittheilungen in dem 
Vorworte war er ein tüchtiger Lehrer, den die Anstalt stets im Anden- 
ken erhalten wird. 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 



337 



und Schulerzahl für die gelehrten Anstalten Baierns ist die Zahl der Leh- 
rer an letzteren in dem verflossenen Studienjahre bemerkbar gewachsen. 
Mit Ausschluss der technischen Anstalten, nämlich Gewerb-, polytechni- 
sche Schulen und der Forstschule, vermehrte sich die 2ahl der Lehrer an 
Universitäten und Lyceen um 18, die der Gymnasien um 60 und die der 
latein. Schulen um 100, also die Gesammtzahl der Lehrkräfte um 178 In- 
dividuen gegen das Jahr 1847 — 48, Die Zahl der Studenten an Univer- 
sitäten vermehrte sich in Folge der am Eingänge erwähnten Anordnung 
der .allgemeinen Studien, wesswegen die Zahl der Lyceakchuler sieh an« 
sehnlich verminderte, indem selten ein zweiter Cursus vorhanden ist. 
Die Zahl der Gymnasialschüler blieb sich fast ganz gleich , indem sie für 
1847—48 auf 3583, für 1848—49 aber auf 3581 sich belief. Die Zahl 
der lateinischen Schuler nahm um 283 ab, wovon der Grund in dem Be- 
stehen der Gewerbschulen liegt, in welche die Schüler direct aus der 
Volksschule übergehen können, was für die Ausbildung zu den gelehrten 
Studien Von grossem Vortheile ist. Für die ganze Bevölkerung von 
4*£ Millionen kommen auf ein Individuum der gelehrten Studien 319 — 320 
Köpfe. Auf einen Lehrer der Universitäten und Lyceen kommen 16 , auf 
einen an Gymnasien 15, auf einen an lateinischen Schulen 20, also auf 
einen überhaupt 17 — 18 Schüler. Dass sich dieses Verhältniss gegen die 
früheren Jahre zu Gunsten der geistigen Entwickelong in sofern gestaltet 
hat, als wenigere Individuen auf eine Lehrkraft kommen , diese also in- 
tensiver auf jene 1 wirken kann, leuchtet von selbst ein. Es wäre aller- 
dings von besonderem Interesse , die Anstalten, ihre Lehrkräfte und Schü- 
ler nach den einzelnen Kreisen zu ordnen , dieselben stets mit dem Flä- 
chen räume und der Seelenzahl zu vergleichen und daraus einzelne Ver- 
hältnisse abzuleiten, welche zu Resultaten führen konnten, die für sta- 
tistische Entwicklung und Begründung der einzelnen Umstände raaass- 
gebende Grundsätze liefern und den Betheiligten an der Sache für die 
Erscheinungen der Gegenwart gewisse Anhaltspunkte -für ihre Ansichten 
verschaffen würden. Es ist dieses früher schon einmal geschehen, soll 
aber jetzt unterbleiben. 

Uebersicht der Lehrer und Schüler der höheren Lehran- 
stalten Bayerns ffir das Studienjahr 1848— 49. 

Städte. 



Amberg .... 
Ansbach .... 
Anweiler i. d. Pfalz. 
Aschaffenburg . .. 
Augsburg kath. Anst. 

„ prot. „ 
Bamberg .... 
Bayreuth .... 
Bergzabern i. 4. Pf. 
Burghausen , . . 
Cusel in d. Pf. 



Lyceum. 


Gymnasium. 


Lat. Schule. 


Gesammtz. 


Lhr. 


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Lehr. 


Seh. 


Lehr. 
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8ch. 


Lehr. 


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163 


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10 


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6 


233 


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if m Jahrb. f. PJkU.ku Päd. od. Krtt. DibU ßd.LX. Uft*. — 



Schill- und Uuiversit5tanacJiric4t«n, 



Uebertrng. 
Dilingen . . . ■ 
Edenkoben in d. I 
Eiclistädt . . . 
Erl.ng.en .... 
Frankenthal i. d. 1 
Freyging . . . • 
Germern heim i. d. 
Grünstadt » 

Gunzbnrg 
Hammelburg . 
Hassfort . . 
Hersbrutk . 
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Ingolstadt 
Kaisers lau lern i. 
Kaufbeuern . 
Kempten . . 
Kiidihelmhola.K 
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Landshut . . 
Lindau . ■ 
Lohr . . . 
Memmingen . 
Metten . . 
Miltenberg . 
Manchen neu. Gymn. 

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Munnerstadt . . . 
Neu barg .... 
Neustadt a. d. Auch 
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NÖrdlingen , . . 
Nürnberg . . , 
Oettinge 



Regensburg n 

Aula scholastic! 

Rosenhrim . . 

Rothenburg . . 

Schwabach . . 

Schwninfurt . , 

Speyer . . . 

Straubing . , 

Walle retein . . 

Wnnstedel . . 

Wuraburg , . 
Zweitirückcn 



Erlangen, U 
München , 
frärshurg, 



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Lat. Schale. 


Gemramtz. 


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46 


7 


46 


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7 


148 


23 


353 






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15 


150 










8 


65 


8 


65 


9 


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7 


121 


6 


161 


22 


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3 


47 


3 


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7 


126 


7 


126 










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38 


3 


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46 


2 


46 










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1 


24 










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2 


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6 


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172 










2 


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2 


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67 


6 


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4 


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13 


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150 


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8 


161 


6 


189 


14 


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2 


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2 


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67 


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67 






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10 


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Beförderungen und Ehrenbezeigtfügen. 339 

Brauinschweig. Das dasige Obergymnasium erfuhr im Laufe des 
Schuljahres Ostern 1849 — 50 zwar keine Veränderung im LehrercoJie- 
giuin, ausser dass der durch den Tod des Prof. Griepenkerl erledigte Ge- 
sangunterricht dem Chordirector Mühlbrccht übertragen ward , aber man- 
cherlei Störungen durch längere Krankheiten einzelner Lehrer, während 
welcher die Lehrer Hermann Günther (früher an der Bezirksschule zu 
Liestal) und Schulamtscandidat Sack Aushülfe leisteten. Die Schü- 
lerzahl war am Schlüsse des Schuljahrs 81 (4 mehr als am Schlüsse des 
ersten Semesters) und zwar in I. 15, in II. 16, in III. 24, in IV. 26. Zur 
Universität gingen Michaelis 1849 3, Ostern 1850 7. Pas Englische 
wurde in Cl. I — III. zum obligatorischen Lehrgegenstande erhoben, so 
dass nur noch der Gesangunterricht und das Hebräische ausserhalb der 
regelmässigen Schulstunden fallen. Das Programm enthält von dem Dir. 
Prof. Dr. G. T. A. Krüger: Drei Satiren des lloraz, I, 4; I, 10; II, 1, 
für den Schulzweck erklärt (23 SS. 4). Jeder Freund des classischen 
Alterthums und seiner zweckmässigen Behandlung in den Gymnasien wird 
diese Commentare gewiss mit der lebhaftesten Freude begrüssen , weil 
sie nicht nur die Veranschaulichung der von dem Hrn. Verf. aufgestellten 
Grundsätze geben, sondern zugleich an und für sich so trefflich sind, 
dass man sie in den Händen der Schüler je eher je lieber wünschen muss. 
Vergleichen wir sie mit der im Osterprogramm 1849 gegebenen Erklä- 
rung von Ep. I. 14, so müssen wir sofort anerkennen, dass hier noch ein 
Fortschritt geschehen sei, und dürfen wohl die einsichtsvolle Berücksich- 
tigung mancher in Beurteilungen (z. B. NJahrbb. Bd. LVJI. S. 157 ff.) 
gemachten Bemerkungen rühmen. Legen wir den Maassstab an , welcher 
nach des Hrn. Verf. Erklärung und nach dem Begriffe einer Schulaus- 
gabe der einzig mögliche ist, das Bedürfnis des Schülers bei seiner Vor- 
bereitung und Wiederholung so wie bei der von dem Lehrer geleiteten 
Leetüre in der Schule, so wird allerdings über das Maass des Zuviel und 
Zuwenig und über die Zweckmässigkeit dieser und jener Bemerkung 
einige Meinungsverschiedenheit bleiben — Allen aus objeetiven Verhält- 
nissen und subjeetiven Ansichten fliessenden Forderungen zu entspre- 
chen , gehört ja in das Reich des Unmöglichen — im Allgemeinen aber 
gewiss Niemand verkennen, dass der treffliche Hr. Verf. neben so vielen 
Anderen, die höchst Ehrenwerthes und Tüchtiges geleistet, der Voll- 
kommenheit am nächsten gekommen ist, zumal wenn man, wie in der Na- 
tur der Sache begründet liegt, nicht vergisst, dass er nicht allein den 
befähigten und tüchtigen, sondern auch den minder begabten und im Kön- 
nen und Wissen noch unsichrem Schüler im Auge haben mnsste. Mit 
Recht hält er für das AI ler wichtigste die Nachweisung des Gedanken- 
ganges oder wenigstens die Anleitung des Schülers zur Auffindung des- 
selben durch angemessene Andeutungen. Nun wird Mancher der Ansicht 
sein, es sei am zweckmässigsten, nach vollständiger Leetüre des, Ganzen 
und Erklärung des Einzelnen den Schüler die Hauptidee und den Gang ihrer 
Durchführung selbst finden zu lassen und desshalb nur durch Fragen bei 
jedem Abschnitte u. am Ende daraufhinzuleiten; allein es ist dabei zu berück 
sichtigen, dass die Frage immer nicht die Noth wendigkeit ihrer richtigen 



340 Schal- und Universitätsnacbricbten, 

Beantwortung enthält , hanfig aber davon das Verständniss des Einzelnen 
abhängt , und desshalb in einer Schulausgabe die kurze bestimmte Angabe 
der Andeutung vorzuziehen ist, zumal ja dem die Leetüre leitenden Leh- 
rer noch immer übrig bleibt, durch Fragen sich eben so von der richtigen 
Auffassung des Gegebenen, wie davon, ob der Schuler dasselbe zum eige- 
nen Resultate gemacht habe, zu überzeugen. Es ist nach der Beschaffenheit 
der verschiedenen Stucke zu unterscheiden. So hält Ref. für Sät. I. 4 und 
10 das von dem Hrn. Vf. beobachtete Verfahren für durchaus zweckdienlich, 
dagegen scheint es ihm, als wenn bei II. 1, wo ein vollkommen durchgeführ- 
ter Pialog u. demnach grössere Ueberschaulichkeit sich findet, dem Schaler 
die Auffindung ganz zu überlassen sein möchte. Manche werden vielleicht 
häufiger ästhetische Bemerkungen oder Anleitung zu tiefererästh. Würdigung 
verlangen, allein dem Ref. scheint der Hr. Vf. hierin mit feinem Tacte das 
richtige Maass getroffen zu haben. Das ästhetische Wohlgefallen lässt 
sich picht durch Demonstriren hineinbringen und die Anwendung von 
Kunsttheorien auf das Gelesene liegt über die Schule hinaus; die richtige 
Vorstellung von dem Ganzen und der Beziehung der einzelnen Theile zu 
demselben ist das Einzige , was erstrebt werden darf, dann aber auch 
sicherer als alles Andere die ästhetische Bildung fördert. Ref. kann es 
ferner blos gut heissen , dass der Hr. Verf. einmal auf Wolfs Analecten, 
dann in Bezug auf die vor Sat. 1. 10 vorbefindlichen 8 Verse auf Jacobs' 
Lectiones Venusinae verwiesen hat; denn die Prima ist doch wahrlich der 
Ort, wo der Schuler an einigen hervorleuchtenden Mustern das Wesen 
und den Gang acht wissenschaftlicher Untersuchung kennen lernen muss. 
Eben so wenig wird man mit Recht die Berührung kritischer Streitfragen 
und die Anführung abweichender Ansichten bei solchen Stellen, wo zu 
einer sicheren Erklärung nicht zu gelangen ist, tadeln, zumal der Hr. 
Verf. die ausserste Sparsamkeit mit voller Klarheit und anregender Dar- 
stellnngsweise vereinigt. In Betreff der Citate scheint derselbe In den 
beiden hier vorliegenden Erklärungen sparsamer geworden zu sein , als in 
der früheren von Ep. I. 14. Alle derartige Citate verbannen zu wollen, 
wird Niemandem in den Sinn kommen, allein es sind dabei folgende For- 
derungen streng festzuhalten : entweder 1) dass die angeführte Stelle zur 
Erklärung der vorliegenden wirklich beitrage, oder 2) dass sie eine 
Uebereinstimmung des Schriftstellers in Inhalt und Form mit Anderen 
nachweise, wodurch die Verbreitung gewisser Ideen im Alterthume ver- 
anschaulicht wird ; oder 3) dass durch sie ein Sprachgebrauch als ein 
nicht allein stehender gezeigt oder die Verschiedenheit zwischen den ein- 
zelnen Redegattungen dargelegt wird. Von selbst versteht sich die Hin- 
weisung auf schon gelesene Stellen als Antrieb zur Erinnerung an bereits 
Gelerntes. In den aufgestellten Forderungen liegt zugleich die Beschrän- 
kung , denn es wird bei 2) Jeder nur für das Alterthum charakteristische 
Ideen, bei 3) nur seltenere und dem Geiste der Sprache scheinbar oder 
wirklich ferner liegenden Formen verstehen. Es ist höchst nothig, den 
Ballast todter Gelehrsamkeit von unseren Schulen fern zu halten ; aber 
man vergesse ja nicht, dass es auch eine bildende Gelehrsamkeit giebt 
nnd dass die aus Beispielen geschöpfte Anschauung besser ist, als allge- 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 341 

ineine Abstractionen und sich schnell verflüchtigende Ueberlieferungen. 
Die Citate haben viele osores, die es nur darum sind, weil sie die nütz- 
liche Anwendbarkeit nicht durchschauen. Hr. Kruger hat nach des Ref. 
Dafürhalten auch hierin durchaus das Richtige und Zweckmässige getrof- 
fen. Was endlich die rein sprachliche Erklärung anlangt, so sind wir 
auch darüber mit dem Hrn. Verf. einverstanden, dass, wo die Gramma- 
tik das Nöthige giebt, eine Anfährung derselben vor einer Auseinander- 
setzung der Regel den Vorzug verdient. Seine grammatischen Bemerkungen 
wird Niemand, welcher weiss, dass Auffassung der sprachlichen Form 
unerlässliches Bedingniss ist, ohne welches das Studium der altclassischen 
Litteratur keine bleibende Frucht bringen kann, überhäuft und zu weit 
gehend finden, ja bei mancher Stelle konnte man mehr erwarten, wie 
z. B. bei der Bemerkung I. 4, 87: quavis] = quavis ratione, quocunque 
modo. Dagegen scheint er uns in Betreff der Worterklärung zuweilen 
zu weit gegangen zu sein. So glauben wir in derselben Stelle die Be- 
merkung : „post hunc] nachher auch diesen" für Schüler, welche ans Den- 
ken gewohnt und im Lateinischen Sprachgebrauch nicht ganz unerfahren 
sind, überflüssig. Eben so erscheinen uns die zu urbanus und Über ge- 
gebenen Uebersetzungen unnothig , zumal da der Begriff urbanitas den 
Schülern aus anderen Schriftsteilern schon geläufig sein muss; dagegeii 
fehlt bei lividus und mordax jede Andeutung davon , dass das erstere dem 
comis et urbanus, das letztere dem liberque entgegengesetzt ist. Kurz, 
hier wären nach unserer Ansicht Andeutungen, weiche den Schüler an- 
trieben, mit Hülfe des Lexicon und des ihm Bekannten die Bedeutungen 
und zweckmässigsten Uebersetzungen zu finden, mehr am Orte gewesen. 
Diese Beispiele Hessen sich leicht noch um einige vermehren. Um noch 
einzelne Bemerkungen zu machen, so befriedigt uns die zu I. 4, 2 gege- 
bene Erklärung: „durch die ungewöhnliche Stellung (von virorum, wie 
auch J. 10, 16) wird der Begriff mehr hervorgehoben, Sie zeigten sich 
eben als Männer in dieser Freimütigkeit des Tadels" nicht, weil nir- 
gends sonst eine Rücksichtnahme auf die Freimüthigkeit als einen Beweis 
der Männlichkeit im ganzen Gedichte sich findet, vielmehr scheint uns 
darin eine Andeutung der Anerkennung, welche jene Dichter gefunden — 
man denke an die Bedeutung von vir im Gegensatze gegen homo — zu 
liegen : „jener von Euch doch gewiss geachteten Männer/ 1 Bei I. 10, 
66 ff. billigen wir C. Fr. Hermann's Erklärung, wenn schon Paldamus in 
seinen Horatianis p. 14 manches nicht Unerhebliche dagegen vorbringt; 
allein wir würden doch vor Allem hervorheben, wie das angeschlossene: 
quamque poetarum seniorum turba geradezu uns zu zwingen scheint, unter 
auctor einen anderen, als den Lucilius zu verstehen. Wir unterlassen 
Weiteres zu besprechen und erlauben uns nur noch darauf aufmerksam zu 
machen, wie an den von ihm hervorgezogenen Stellen I. 4, 46 und 48 in 
der 4., der neuen Teubner'schen Bibliothek eingeschlossenen Jahn'schen 
Ausgabe die von ihm für richtig erkannte Interpunction bereits hergestellt 
ist. Sollen wir den Hrn. Verf. noch unserer innigsten Verehrung u. Liebe 
versichern ? Möge er noch recht lange im Segen wirken \ [D.] 

Breslau (eingesandt v. d. Geheimenrathe Ritter Nei£phttuY ^** 



342 Schul- und Universitatsnachrichteo, 

eben erschienene amtliche Bericht des Magistrats zu Breslau über die 
Kämmerei- Verwaltung der letzten 3 Jahre giebt über das Schulwesen 
dieser Stadt, der fünften Stadt Deutschlands, beachtenswerthe Nachrich- 
ten , aus denen wir Folgendes mittheilen. 

Breslau hatte im Jahre 1849 eine Einwohnerzahl von 104,222 See- 
len , davon gehörten 64,875 dem evangelischen , 30,239 dem katholischen 
Bekenntnisse an, 7355 der judischen Religion, 1697 waren Christkatho- 
liken und 2Mennoniten, welche 40 religiöse Versammlungshäuser besassen; 
für den öffentlichen Unterricht waren 39 Gebäude bestimmt, welche von 
14,363 Kindern besucht wurden, nämlich 7862 Knaben und 6501 Mäd- 
chen. Schulpflichtige Kinder waren 15,3'V7, so dass nur 974 derselben 
die Schule nicht besuchten , was grösstentheils auf Rechnung von Krank- 
heiten kam. Von den die Schulen besuchenden Kindern waren 8699 evan- 
gelischer, 4219 katholischer, 267 dissidentisch und 1178 jüdischer Reli- 
gion. Den Unterricht genossen in Schulen, welche unter städtischem 
Patronat stehen, 7954 Schuler, unter anderweitem Patronat, besonders 
in katholischen Schulen 4373 und in Privatlehranstalten 2036 Schüler 
beider Geschlechter. In christlichen Privatunterrichts-Anstalten wurden 
erzogen 1898 Schüler, nämlich 567 Knaben, 1331 Mädchen. Von diesen 
Schülern überhaupt waren nur 260 katholisch und 327 jüdischer Religion. 
In den jüdischen Privaterziehungs-Anstalten aber wurden nur erzogen 22 
Knaben und 116 Mädchen, im Ganzen 135. 

Breslau besitzt 4 vollständige Gymnasien, auf welchen im Jahre 
1849 im Ganzen 1997 Schüler wissenschaftlichen Unterricht erhielten: 
von diesen waren 978 evangelisch, 598 katholisch, 4 Dissidenten und 
417 judischer Religion. Auf den Realschulen befanden sich 566 Zöglinge, 
nämlich 424 evangelische , 68 katholische, 6 Dissidenten und 68 Juden. 
Auf der höheren Bürgerschule 353, unter denen nur 10 nicht evangelisch 
waren. Auf der höheren Töchterschule erhielten 312 Mädchen Unter- 
richt, worunter ebenfalls nur 4 Katholiken und 67 Jüdinnen waren. 

In den evangelischen Elementar- und Freischulen erhielten 5344 
Kinder Unterricht, nämlich 2581 Knaben, 2763 Mädchen; unter der Ge- 
sa mm tzahl befanden sich 24 katholische, 18 Dissidenten- und 156 jüdische 
Kinder. In den katholischen Elementar- und Preischulen befanden sich 
3154 Kinder, 1442 Knaben, 1712 Mädchen, und darunter 46 evangeli- 
sche Schulkinder. In den Simultan - Schulen 369 Kinder, 207 Knaben, 
162 Mädchen, 213 evangelische und 156 katholische Kinder. Die christ- 
katholische Schule besuchten 232 Kinder, 127 Knaben, 105 Mädchen. 

Die Zahl der Schüler hat sich seit den letzten 7 Jahren dergestalt 
vermehrt, dass im Jahre 1842 nur 12,334 Schuler vorhanden waren, jetzt 
aber über 14,000. Damals waren nur 738 evangelische Gymnasiasten, 
jetzt 978; weniger vermehrt haben sich die Privatschüler, von 487 auf 
567 Knaben, dagegen die Zahl der damals Privatunterricht erhaltenden 
Mädchen von 892 sich auf 1331 erhöht hat. 

Die unter städtischer Verwaltung stehenden höheren Unterrichts- 
Anstalten waren besetzt mit 3 Directoren , jeder mit 1200 Thlr. Besoldung, 
mit 4 Lehrern zu 845 bis 850 Thlr., 4 mit 800 Thlr., 4 mit 700 bis 745 



Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 343 

Thlr., 5 mit 650 Thlr., 4 mit 600 Thlr., 17 mit 500 bis 550 Thlr. , 9 mit 
300 bis 450 Thlr. a. s. w. Im Ganzen waren angestellt 63 Lehrer mit 
den Lehrerinnen an der höheren Töchterschule; im Jahre 1849 waren 
ihre Gehälter im Ganzen auf 2934 Thlr. erhöht, und andere 2274 Thlr. 
an Remunerationen bewilligt worden. 

Diese höheren Unterrichtsanstalten hatten im Jahre 1849 eine Ein- 
nahme aus eignem Vermögen und Stiftungen von 8329 Thlr. Das Schul- 
geld brachte auf 30,3f 6 Thlr. und hatte sich ohnerachtet der Revolution 
schon seit 1842 um 8078 Thlr. vermehrt. Die Kämmerei gab einen re- 
gelmässigen Z usch nss von 8991 Thlr. und noch zu ausserordentlichen Aus- 
gaben von 8622 Thlr. 

Der Elementar-Schulen, welche von der Stadtgemeinde unterhalten 
werden, befanden sich im Jahre 1849 in Breslau 21 evangelische, 3 ka- 
tholische und 1 Simultanschule. Diese Schulen haben nur ein eigenes 
Vermögen von 921 Thlr. Einkünften, das Schulgeld bringt 11,627 Thlr. Die 
Kämmerei giebt einen jährlichen Zuschuss von 17,132 Thlr. und zahlt 
noch 7036 Thlr. Schulgeld für die Armen. Die Gesammtausgaben für das 
Elementar-Schulwesen betrugen im Jahre 1842 nur 21,316 Thlr. , jetzt 
39,853 Thlr. Die Zuschüsse der Kämmerei betrugen damals nur 10,673 
Thlr., jetzt 24,168 Thlr. Die Kosten des gesammten Schulwesens in 
Breslau hatten im Jahre 1843 betragen 58,695 Thlr., im letzten Jahre 
aber 97,582 Thlr. Im Ganzen waren 1842 angestellt 104 ordentliche 
Lehrer und Lehrerinnen mit 47 Hulfslehrern , jetzt hat sich die Zahl der 
ordentl. Lehrer auf 151 vermehrt, wobei noch 30 Hülfsl. angestellt sind. 

Erfreulich ist das Wachsthum der meisten hiesigen Anstalten seit 
den letzten Jahren. Im Jahre 1842 betrug das Schulgeld bei dem Elisa« 
beth -Gymnasium nur 3559 Thlr., im Jahre 1849 aber noch einmal so viel, 
7460 Thlr. Das eigenthömliche Vermögen dieser Anstalt hatte damals 
nur 2582 Thaler eingebracht, jetzt über 2800 Thaler. Das Schulgeld 
der höbern Töchterschule hatte damals nur betragen 3042 Thlr., jetzt 3429 
Thlr. , in der höheren Burgerschule sonst 7428 Thlr., jetzt 8490 Thlr. 
Die Turnanstalt hatte 1938 Thlr. an Schulgeld eingebracht. Die Sonn- 
tagsschule allein hatte die Hälfte des Schulgeldes verloren, wozu die 
Stadt 60 Thlr. zuschiesst, so wie zur Bau- und Handwerksschule 280 
Thlr. Das Schulgeld an Elementar-Schulen hatte im Jahre 1843 nur 
7050 Thlr. betragen, im Jahre 1849 aber 11,627 Thlr. Nach diesen 
Zahlen sollte man annehmen , dass die Klagen über die durch die letzte 
Revolution sehr eingerissene Verwilderung des Volkes übertrieben sind, 
im Gegentheii hat sich das Bedurfniss, sich grössere Bildung zu verschaf- 
fen, immer mehr herausgestellt. 

Eutin. Wir berichten nachträglich über das uns erst später einge- 
sandte Programm der dasigen vereinigten Gelehrten- und Burgerschule v. 
Ostern 1848, in weichem der Conrector Dr. ^ Pansch die Geschichte der 
Eutinischen Schule bis zum Jahre 1804 (32 SS. 4.) mitgetheiit hat. Ab- 
gesehen von dem sorgfältigen Studium und der geschickten Benutzung der 
allerdings oft spärlich üiessenden Quellen und der auch bei grösserer 
Trockenheit des Stoffes immer lebendigen und ansprechenden Darstellung 



344 Schul - and Universitätsnachrichten u. s. w. 

des Hr. Verf., erregt diese Geschichte ein bedeutendes Interesse, indem 
sie für die Geschichte der Pädagogik nicht zu verachtende, theils aufklä- 
rende, theils bestätigende Beiträge liefert und über die Wirksamkeit eini- 
ger bedeutender Männer, der Rectoren Lackmann (1721 — 27), W. Cleffel 
(1727 — 31), Eckermann (1775— 82), besonders Joh. Heinrich Voss^s (1782 
bis 1802) nebst dessen Schwager Boje, und G. G. Bredow (1796—1804) 
höchst belehrende und anziehende Aufschlüsse giebt. — Das Programm 
Ton Ostern 1850 enthält, wahrscheinlich von dem Rector J. F. E. Meyer: 
Pestalozzi als Mensch , Staatsbürger und Erzieher mit seinen eigenen Wor- 
ten geschildert, Lesefruchte aus seinen Werken (22 SS. 4.). Eine Arbeit, 
wie die vorliegende , muss als eine höchst nützliche bezeichnet werden, 
da in unseren Tagen so Viel über Pestalozzi gesprochen wird , während 
nur Wenige ihn wirklich kennen und nur Wenigen die Müsse und Gele- 
genheit gewährt ist, ihn aus seinen Schriften selbst kennen zulernen. Und 
gleichwohl verdient gerade dieser Mann von Allen, die sich mit Jugender- 
ziehung und Unterricht beschäftigen, wenn sie auch nur an höhereu Lehr- 
anstalten arbeiten, recht genau gekannt und beachtet zu werden, da, mag 
man auch seine theoretischen Ansichten nicht allenthalben unterschreiben 
können, in seinem Herzen ein so lebendiger Quell der Erquickung, Stär- 
kung und Ermunterung liegt und wir überall, so tiefen Blicken in die 
menschliche Seele und den Znstand des Volkes begegnen, die von jedem 
Lehrer verfolgt und zum Nutzen angewandt zu werden verdienen. Die 
Auswahl des Hrn. Verf. empfiehlt sich zu diesem Zwecke dadurch, dass 
lauter die ganze Persönlichkeit des grossen Pädagogen klar vor die Augen 
legende Stellen aufgenommen und in übersichtlicher Ordnung vorgeführt 
sind. Wir sagen demselben für die schöne Ergänzung, die er dadurch an 
seinem im vorigen Jahre erschienenen Programme uns geliefert hat, herz- 
lichen Dank. — Die Schulnachrichten enthalten mit klarer Anschauung 
und warmem Herzen geschriebene Nekrologe des am 16. Sept. 1849 ver- 
storbenen Director und Schulrath Dr. Konig*) und des am 15. Februar 
1850 hingeschiedenen zweiten Oberlehrers an der Bürgerschule J. G. Pe- 
tersen, Die Gelehrtenschule hatte Ostern 1850 62 Schüler (9 in I., 13 
in II., 16 in III., 24 in IV.). Zur Universität wurde mit dem Zeugnisse 
der Reife einer entlassen. 



*) Georg Ludwig König, am 4. Aug. 1766 in Celle geboren, 
studirte seit 1/H6 in Göttingen unter Heyne, ward 1790 Hauslehrer in 
Oldenburg, 1792 am dasigen Gymnasium CoIIaborator, 1804 nach Bre- 
dow's Abgang Rector der Eutinischen Stadtschule, um deren verbes- 
serte Einrichtung er sich wesentliche Verdienste erwarb, seit 1834 vom 
Unterrichte entbunden, aber noch fort und fort an der oberen Leitung 
der Schule betheiligt. D. 



Neue 



JAHRBÜCHER 



für 



Philologie und Pädagogik, 

oder 

Kritische Bibliothek 

für das 

Schul- und Unterrichtswesen. 



In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten 

begründet von 

Mt Job. Christ. Jahn, 

Gegenwärtig herausgegeben 
yon 

Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig 

and 

Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma. 




SS3f7HrZC2HSTS3R JAHRGANG. 

Sechzigster Band. Viertes Heft. 



Leipzig, 1850. 

Druck und Verlag von B. 6. Tenbner. 



I < J 



I 



Kritische Beurt hei langen* 



Studien über altitalisches und römisches Staats- und Rechts- 
leben als Vorschule der rom. Staats- und Rechtsgeschichte. Von 
Dr. Max. Naegele, Privatdocenten an d. Uaiversität zu Heidelberg. 
Schaffhaugen 1849. 8. . 

Wenn man an der bis jetzt wohl nur selten angezweifelten 
histor. Thatsache festhält, dass die röm. Nation aus der Ver- 
bindung mehrerer, von einander verschiedener Volksstämme her- 
vorgegangen ist, wird man von selbst zu der Ansicht geführt wer- 
den , dass ohne eine genaue Kenntoiss der Institutionen derjeni- 
gen Völkerschaften, welche zu Rom's frühester Bevölkerung die 
Elemente hergegeben haben , die ursprüngliche Gestalt des röm. 
Staats- und Rechtslebens nicht richtig und vollständig erkannt 
werden könne. Es ist daher auch von neueren Gelehrten wieder* 
holt der Versuch gemacht worden , aus dem eben angegebenen 
Gesichtspunkte über die so dunkeln Anfänge des weltbeherrschen- 
den Volkes ein helleres Licht zu verbreiten. Doch lässt sich 
nicht in Abrede stellen, dass diese Versuche, wenn auch nicht 
immer völlig misslungea sind , doch keineswegs zu erheblichen Re- 
sultaten, die man zugleich, als völlig sicher gestellt betrachten 
könnte, sondern vielfach nur za schwankenden Voraussetzungen 
und kühnen Hypothesen geführt haben. Was bei so manchen an- 
dern streitigen Punkten die befriedigende Lösung erschwert und 
zuweilen ganz unmöglich macht , der Mangel an positiven Nach- 
richten , welche für die Untersuchung das erforderliche Material 
liefern könnten , stellt sich auch. der Beantwortung der hier an- 
gedeuteten Frage hemmend entgegen. Die Nachrichten , welche 
uns über die Geschichte und die Verfassung der yorröm. italischen 
Völkerschaften vorliegen, sind überaus dürftig, und überdem so 
vereinzelt and abgerissen, dass sich nach ihnen ein irgend voll- 

23* 



348 Romische Staats- und Rechtcalterthumer. % 

ständiges und deutliches Bild nicht entwerfen lässt. Man sieht 
sich daher nicht selten genöthigt, zu ihrer Ergänzung aus den 
verhältnissmässig weit reicheren Berichten über die Beschaffenheit 
und Bntwickelung der röm. Institutionen gewagte Rückschlüsse zu 
machen , um so , was zur Aufheilung der letzteren dienen soll, mit 
Hülfe des dunkeln Objects erst selbst einigermaassen zu verdeut- 
lichen. Es begreift sich, wie unter solchen Umständen die Unter- 
suchung, selbst wenn sie mit der äussersten Vor- und Umsicht 
geführt wird, was leider nicht immer der Fall ist, nur sehr all- 
mälig zu probehaltigen Ergebnissen führen kann. Es ist desshalb 
schon zu wünschen, dass sich fort und fort tüchtige Kräfte an ihr 
betheiligen und wird es immer erfreulich sein, wenn Schriften ans 
Licht treten , welche den Zweck haben , zu ihrer Förderung einen 
wenn auch nur geringen Beitrag zu liefern , mögen sie nun eineu 
einzelnen der vielen in Frage stehenden Punkte für sich behan- 
deln oder den Gegenstand seinem ganzen Umfange nach zu ihrem 
Vorwurf nehmen. Die Arbeit, mit welcher wir uns hier beschäf- 
tigen werden, gehört, wie diess schon der mitgetheilte Titel an- 
deutet, zu der zweiten der bezeichneten Gattungen. Sie will, 
wie der Verf. in der Vorrede näher angiebt, „ein Versuch sein, 
die vorröm. Geschichte der Völker- und Staatseinrichtungen Ita- 
liens in ihren Beziehungen zu den Anfängen des röm. Volkes und 
Staates zum Verständnisse und zur gründlichen Einführung in das 
Studium des röm. Staats- und Rechtslebens für den Anfänger dar- 
zustellen" (S. III). Die Schlussworte der eben angeführten Stelle 
verrat!) en indess schon, dass wir es hier nicht mit einem Werke 
von rein wissenschaftlichem, d. h. nur theoretischem Charakter zu 
thun haben. Und in der That hat dasselbe zunächst und unmit- 
telbar einen praktischen Zweck, welcher in der Stellung des 
Verf. als akadem. Lehrer seine Erklärung und Begründung findet. 
Von diesem Standpunkte aus hat er sich die Aufgabe gestellt, in 
der Bearbeitung fies vorhin bestimmten Gegenstandes „dem Ler- 
nenden zur Vervollständigung des akadem. Vortrags oder seines 
Lehrbuchs, dem Lehrer aber, um sich darauf beziehen und weit 
ausholende mündliche Erörterungen sich ersparen zu können, eine 
feste Basis zu bieten" (S. IV). Mithin sind, was sich auch bei 
näherer Betrachtung ihres Inhaltes bestätigt, bei Abfassung unse- 
rer Schrift zwei verschiedene Gesichtspunkte maassgebend gewe- 
sen, wenn auch in der Weise, dass nach der Absicht des Verf. 
sich der eine dem andern unterordnen sollte. Dieser hat nämlich 
einmal die Resultate eigner Studien und Forschungen der wissen- 
schaftlichen Welt mittheilen, sie aber andererseits in einer Form 
vortragen wollen, die ihre Bestimmtheit von einem besondern , der 
Wissenschaft!. Untersuchung als solcher fremden Zwecke entneh- 
men muss. Es leuchtet ein, wie er sich damit eine Aufgabe 
stellte, deren Lösung ausserordentlich schwierig ist, wenn sie die 
beiden Seiten derselben gleiebmässig treffen soll, und in der 



Naegete : Stadien 5b. altital. o. rem. Staat«- u. Hechtsleben. 349 

Regel nicht gelingen wird, weil die von diesen entgehenden An- 
forderungen so wesentlich von einander verschieden sind, dass sie 
sieh kaum zu gleicher Zeit erfüllen lassen. Auch der Verf. ist 
unserer Ueberzeugung nach an dieser Klippe gescheitert: indem 
er zwei weit auseinanderliegende Zielpunkte zugleich erreichen 
wollte, hat er sie beide verfehlt. Wir werden diess im Folgen- 
den näher nachzuweisen suchen, indem wir zunächst die Frage 
beantworten, inwiefern die vorliegende Schrift ihren Zweck, ein 
„Lehrbuch" des in ihr behandelten Gegenstandes abzugeben, er- 
füllt, sodann aber den Inhalt derselben einer genauem Prüfung 
unterwerfen, um danach die Bedeutung und den Werth, welchen 
sie für die Wissenschaft als solche hat , zu bestimmen. 

Es wird keines Beweises bedürfen, dass man von einem 
„Lehrbuche", welches seinem Zwecke Geniige leisten will, vor 
Allem , was den dargestellten Gegenstand im Ganzen betrifft, Voll- 
ständigkeit in den Hauptpunkten mit Beseitigung des Unwesent- 
lichen, Uebersichtlichkeit und Strenge des Zusammenhanges, in 
Bezug aber auf die Behandlung des Einzelnen Klarheit, Präcision 
und scharfe Bestimmtheit der Angaben zu fordern hat. Wir müs- 
sen gestehen , dass uns die Darstellung dea Verf. in keinem der 
angegebenen Punkte befriedigte. Es wird zwar unten in der lie- 
ber sieht des Inhaltes, aufweiche wir uns hier mehrfach beziehen 
müssen, wiederholt auf einzelne Partieen der Schrift hingewiesen 
werden, welche nicht in dieselbe hätten aufgenommen werden 
sollen. Aber man folgere aus diesem Ueberflusse nicht, dass sie 
nun doch das Nöthige in der erforderlichen Vollständigkeit ent- 
halten werde. Es wird sich ebendort zeigen, dass Manches fehlt, 
was dem Plane des Werkes gemäss nicht fehlen durfte. Ferner 
hat sich der Verf. in der den Juristen eigenen löblichen Weise 
allerdings sehr bemüht, seiner umfangreichen Arbeit durch eine 
möglichst reiche Gliederung die für den Anfanger so unentbehr- 
liche Uebersichtlichkeit zu geben; es fehlt nicht an Theilen, Ab- 
theilungen, Unterabtheilungen, Abschnitten, Capitcln u. s. w, 
welche die in ungehemmter Folge fortlaufende Reihe der §§. in 
ihrem stetigen Flusse hemmen und dadurch die Möglichkeit bie- 
ten , sich ihren Inhalt einigermaassen zum Bewnsstsein zu bringen. 
Auch ist er namentlich an den Stellen, wo eine ausgedehntere 
oder verwickeitere Exposition oder Beweisführung das Object der- 
selben aus dem Gesichtskreise zu entfernen droht, bestrebt ge- 
wesen durch Zerlegung und bestimmte Hervorhebung ihrer we- 
sentlichen Momente das Verständnis* des Zusammenhanges zu er- 
leichtern. Aber es ist dabei in der Regel auch nur die Absicht 
anzuerkennen; erreicht wird sie nur selten, wofür der Grund in 
dem Umstände liegt , dass die Theilung und Sonderung meist eine 
rein änsserliche und darum zufällige ist, nicht aus der Sache selbst 
mit Notwendigkeit hervorgeht. Sie erscheint zuweilen sogar als 
eine solche , wie man sie wohl vorzunehmen pflegt, wenn man 



350 Römische Staats* und ReObtsaltettbälner. 

«inen nicht 'gerade einfachen Gegenstand zum ersten Male näher 
untersuchen will ,• als eine vorläufige Notirung der hervorragend- 
sten Punkte, welche «ich der Betrachtung zunächst darbieten. 
Die so entstehende zwanglose und nachlässige Reihenfolge mag 
nun wohl für „Studien", zumal so lange sie nicht gedruckt werden, 
natürlich lind verzeihlich sein , in einem Lehrbnche für Anfänger 
darf sie aber keine Stelle finden. Wir werden später, wo wir 
die eine oder andere Argumentation des Verf. genauer durchgehen 
wollen, Gelegenheit haben, das Gesagte zu erweisen, und be- 
schranken uns hier auf die Bemerkung, dass schon die erste und 
oberste Eintheilung des Werkes des zureichenden inneren Grun- 
des entbehrt. Dasselbe zerfällt nämlich. in drei Haupttheile, was 
der Verf. in folgender Weise rechtfertigt (s. die Vorr. S. III) : 
„Sollte dieser (oben angegebene) Zweck einigermaassen erreicht 
werden, so musste diese Propädeutik drei Momente, nämlich eine 
Uebersicht der Schicksale der altitai. Völker und ihrer Staatsein- 
richtungen vor Rom's Erbauung, dann die politische Bntwickeluog 
Alt-Latlums (als des Schauplatzes, worauf Rom sich bewegen 
sollte) und endlich Rom's Anfänge selbst (ge wisser maassen die 
praktische Anwendung der in den vorhergehenden Abtheilungeu 
gewonnenen Resultate) umfassen.'* Nun ergiebt sich aber, wenn 
man die Tendenz der Schrift , die Geschichte und Verfassung der 
vorrom. Völker in Beziehung auf Rom's älteste Institutionen darzu- 
stellen, im Auge behält, sogleich, dass eine Zwei-u. nicht eine Drei- 
theilung an die Spitze gestellt werden musste. Es war durch die 
Sache selbst durchaus kein Anlass gegeben , die Reihe der altitai. 
Völkerschaften an irgend einem Punkte zu durchschneiden, und so 
hat sich denn auch für die Absonderung der Latiner nur das ganz 
gleichgültige Motiv auffinden lassen , dass in ihrem Gebiete Rom 
gegründet worden ist Hätten sie die Ehre, eine vor der der 
übrigen ital. Nationen hervorragende Stelle einzunehmen, noch 
etwa desshalb erlangt, weil ihre Beziehung zu Rom eine weit 
innigere gewesen, so könnte man sich die Bevorzugung schon 
eher gefallen lassen, wiewohl sie auch dann noch nicht vollkom- 
men gerechtfertigt wäre« Wie aber jetzt die Dinge wenigstens 
nach der Ansicht des Verf. stehen, haben sie auf dieselbe gar 
keinen gegründeten Anspruch. Inwieweit der dritte Theil seinem 
Zwecke, eine „praktische Anwendung" — welcher sehr schiefe 
Ausdruck Wohl hätte vermieden werden können — die beiden 
ersten zu sein, entspricht, wird sich bei der Betrachtung seines 
Inhaltes zeigen; soviel sei indes* auoh hier schon bemerkt, dass 
es nicht blos dem Anfänger schwer werden dürfte, den innern 
Zusammenhang zwischen ihm und den vorhergehenden Theilen 
'aufzufinden. Wie aber dieser , sofern er die Hauptpartieen mit 
einander verbindet, im Allgemeinen ein nur äusserlicher und 
durchaus loser ist, so fehlt auch dem Inhalte der einzelnen Abschnitte 
und selbst dem der §§ die auf den Grund und nach Maassgabe 



Naegel<§: Stadien ob. allital. u. rota. Staats*' B, Rechtsleben. 351 

i 

der im 'Gegenstande selbst Hegenden wesentlichen Momente ge- 
radlinig und conseqnent fortschreitende Entwjckelüng. . Man ßn> 
* det sehr oft statt einer folgerechten und bündigen Erörterung der 
Sache, ein breites, verwirrtes, von mannigfachen Abschweifungen 
unterbrochenes Gerede über dieselbe. Man merkt es deutlich, 
wie der Verf. über gar manche Punkte die erforderliche Klarheit 
selbst noch nicht gewonnen hat and sie daher auch dem Leser 
nicht mittheilen kann, und wird sehr lebhaft daran erinnert, dasa 
man nicht blos ein Lehr buch, sondern vor Allem „Studien" vor 
sich hat. Die Folge davon, dass die behandelten Materien keines*? 
wegs ihrem ganzen Umfange und Inhalte nach hegriffen und deut- 
lieh geworden sind, giebt sich natürlich auch bei der Bestimmung 
des Einzelnen und zwar darin zu erkennen , das« dieser meist die 
wünschen« wer the Schlrfe und Pracision abgeht. Diess ist indesa 
nicht sowohl bei der Feststellung der dem Verf. als solche er- 
scheinenden Hauptpunkte der Fall, denn hier finden sich oft sehr 
genaue Bestimmungen und scharf umrissene Definitionen , so dass 
man es unwillkürlich bedauert, für die entwickelten Begriffe in 
der Wirklichkeit nicht immer die entsprechenden Objecte finden 
sn können. Vielmehr tritt das Uebel vorzugsweise in den Aus- 
führungen, welche die an die Spitze gestellten Sätze begründen 
und verdeutlichen sollen, sowie da zu Tage, wo sich der Verf. 
referirend verhält. An diesen Stellen ist der sprachliche Aus- 
druck nicht selten in hohem Grade ungenau und ganz undeutlich* 
so dass es Mühe kostet zu erkennen , was denn der Verf. eigent* 
lieh sagen wolle, und man nicht immer umhin kann, Widersprüche 
von solcher Art zu statuiren, wie sie im nrsprüngl. Gedanken nicht 
füglich vorausgesetzt werden können. — Wir haben bis jetzt fast 
nur von dem gesprochen, was der rein formellen Seite der Dar- 
stellung angehört, müssen aber nun in Betreff der allgemeinen 
Beschaffenheit des Inhaltes noch einige Bemerkungen hinzufügen, 
die zeigen werden, dass auch diese in manchen Punkten' dem 
Zwecke der Schrift nicht angemessen ist. Es unterliegt wohl kei- 
nem Zweifel, dass in einem „ Lehrbuche u eingehende Untersu- 
chungen und polemische Ausführungen keine Stelle finden dürfen, 
am Wenigsten in solcher Ausdehnung, dass sie, wie bei unserm 
Verf., einen beträchtlichen Theil des ganzen Werkes iri Anspruch 
nehmen. Das Lehrbuch hat lediglich die Resultate der Unter- 
suchungen , nicht diese selbst mitzutheilen. Sollen sie dennoch, 
etwa um neue wichtige Aufschlüsse zu erweisen', vorgelegt wer- 
den, so mag das in angehängten Excursen geschehen. Es liegt 
alles daran, dass die wesentlichen Momente des behandelten: Ge- 
genstandes in möglichster Bestimmtheit dem Leser vorgeführt 
werden. Darum kann man es auch nicht billigen, wenn , wie das 
in unserer Schrift nur zu häufig geschieht , bei manchen Punkten 
eine Mehrheit von eignen oder fremden Vermuthungen nach — 
oder auch durcheinander angegeben werden v wa% was ^mä&säsä 



35 2 Römische Staats- u. RecbtsaltertbSmer. 

kann , den Anfänger an verwirren statt ihm eine deutliehe Ein-' 
sieht zu vermitteln. Ein buntes Gewirre von Hypothesen und 
schwankenden , nur mit Zögern und allerlei Hintergedanken aus- 
gesprochenen Behauptungen ist hier durchaus nicht am Orte, wenn 
auch nicht geleugnet werden soll, dass es auch dem Anfanger sunt 
Bewusstsein gebracht werden muss, wie er sich hier auf einem 
Gebiete befinde, wo die meisten und wesentlichsten ,Punkte noch 
streitig sind und über sie unter den competenten Beurtheilern 
grosse Meinungsverschiedenheit herrscht. Diess ist aber dadurch 
so erreichen , dass man die streitigen Punkte in scharfer Sonde* 
rung von dem bereits vollkommen Sichergestellten als solche ge- 
nau beseichnet und die abweichenden Ansichten entweder in den 
beigefugten Anmerkungen, je nach ihrer Wichtigkeit mehr oder 
minder ausführlich andeutet oder auch, falls sie sehr wichtige 
Biomeute betreffen und es nicht möglich ist, sich für die eine oder 
andere in bestimmter Weise zu erklären, im Texte unter Beifü- 
gung der entscheidenden Argumente einfach und ohne allen Zu- 
satz nebeneinander stellt, nicht aber in der Weise des Verf., wel- 
cher die sich entgegenstehenden Meinungen theils ganz übergeht, 
wo ihre Anfuhrung nicht füglich unterbleiben konnte, theils in 
den Text aufnimmt, um hier eine weitläufige Polemik gegen sie 
zu eröffnen. Die Polemik darf unseres Erachtens in einem Lehr- 
buebe nur insoweit Platz greifen, als sie eine indirecte sein kann; 
die directe ist, von allem Anderen abgesehen , schon dessbalb fern 
zu halten , weil sie doch nicht mit der erforderlichen Sorgfalt und 
in erschöpfender Weise durchgeführt werden kann. Dagegen ist 
eine möglichst vollständige Angabe der differenten Ansich- 
ten sehr wünschenswert!). Unser Verf. hat sie indess, wie schon 
bemerkt wurde, nicht für nöthig gehalten. Er hat es ebenso 
unterlassen, den Leser mit der reichen Litteratur, welche sich 
über den von ihm behandelten Gegenstand bereits angesammelt 
hat , in einiger Vollständigkeit bekannt zu machen. Er beschränkt 
sich darauf, das eine oder andere Hauptwerk bei Gelegenheit zu 
nennen ; vollständig sind auch diese nicht, von den zum Theil vor- 
trefflichen Monographien über einzelne Momente der hier erör- 
terten umfassenden Frage aber fast keine angeführt. Ganz uu- 
gleichmässig ist endlich die Art und Weise, in welcher sich der 
Verf. auf die von ihm benutzten Quellen bezieht: zuweilen giebt 
er sie vollständig an, meist aber begnügt er sich damit, auf einige 
wenige der in Betracht kommenden Stellen hinzuweisen; manch- 
mal fehlen diese auch ganz oder werden durch Bezuguahme auf 
irgend eiu älteres Sammelwerk wie das von Cluverius u. A. , die 
dem „Anfänger" nur sehr selten zur Verfügung stehen werden, 
ersetzt. Es wird ferner die betreffende Stelle bald eben nur ci- 
tirt, bald vollständig im Originale oder in einer wörtlichen Ueber- 
setzung, bald im Auszuge mitgetheilt, ohne dass, wenn man von 
der zuletzt erwähnten Weise absieht, die meist durch die gross« 



Naegell: StndleA üb. altital. q. rom. Staats- n. Rechtsleben. 353 

Ausdehnung des ursprünglichen Textes gerechtfertigt erscheint, 
für diesen Wechsel ein zureichender Grund bemerkbar wäre. 
Das richtige Verfahren liegt sehr nahe; es fordert, dass diejenigen 
Steilen, in welchen die Schwerkraft des Beweises gelegen ist, 
ihrem ganzen Umfange nach und zwar mit den Worte» des Origi- 
nals mittheilt, die übrigen aber einfach, jedoch möglichst voll- 
standig citirt werden. In diesem wie in den meisten übrigen von 
uns hervorgehobenen Punkten würde sich der Verf. die vortreffli- 
chen Lehrbücher von C. F. Herrmann zu Vorbildern nehmen kön- 
nen und auch nehmen müssen , wenn es ihm darum zu thun ist, 
dass seine Arbeit den ihr vorgesetzten Zweck erreiche. Wie sie 
jetzt vorliegt, glauben wir nicht, dass sie das sein uull leisten kann, 
was sie nach dem Wunsche des Verf. leisten soll (s. den Schiusa 
der Vorrede). Zwar ist sie allerdings geeignet, „den Lernenden 
zu fördern", aber doch nur darum, weil dieser ein solches Hülfs- 
mittel nicht wohl entbehren kann und ihm ein anderes, passende- 
res nicht zu Gebote steht. Insofern muss dann auch die Leistung 
des Verf. trotz aller Mängel mit Dank aufgenommen werden; sie 
ist ein erster Versuch, denn man zwar nicht als gelungen bezeich- 
nen darf, der aber doch, eben weil er gewagt worden ist, eine 
gewisse Anerkennung mit Recht in Anspruch niinmt. 

Wir wenden uns nunmehr zum zweiten Theile unserer Auf- 
gabe , zur Betrachtung des Inhaltes der vorliegenden Schrift. Wir 
werden diesen in der Weise durchgehen, dass wir die Ansichten 
des Verf. wenigstens über die irgend bedeutenderen Punkte in 
der Regel summarisch andeuten, bei manchen aber auch etwas 
länger verweilen, um die Stichhaltigkeit der sie stützenden Be- 
weise im Einzelnen zu prüfen. — Von der ersten und allgemein- 
sten Eintheilung des Werkes ist bereits die Rede gewesen; wir 
können daher ohne Weiteres zum ersten Theile übergehn. Dieser 
zerfallt, abgesehen von zwei einleitenden §. in drei Abtheilungen, 
von denen jede wieder in mehrere Absch. zerlegt wird. Der Grund 
dieser Eintheilung ist die Ansicht des Verf., dass die ältesten Be- 
wohner Italiens sich in drei grosse Volksstämme schieden, den 
iberischen, pelasgischen und etruskischen , indem jedem von die- 
sen eine der erwähnten Abtheilungen gewidmet wird. Das Nähere 
hierüber findet sich im 2. §. ; im ersten ist zunächst von den Na- 
men die Rede, welche das jetzt Italien genannte Land in alter Zeit 
führte. Wir sehen uns gleich diese am Eingange unserer Schrift 
stehende Erörterung etwas genauer an, weil sie sehr geeignet ist, 
die zusammenhangslose , verwirrte , hin und her schwankende Be- 
handlungsweise des Verf. zu verdeutlichen. Er geht davon aus, 
dass man „gewöhnlich behaupte", es habe Italien „in den ältesten 
Zeiten einen das ganze Land umfassenden Namen getragen , näm- 
lich Saturnia terra"; wofür indesa nur Micali als Gewährsmann 
angeführt wird. Wir glauben auch nicht , dass sich deren andere 
in irgend grosser Anzahl nennen lassen würden ; jedenfalls kann 



854 Römische Staate- und Rechtsaltertbümer. . 

die gedachte Ansieht nicht die „gewöhnliche" genannt werden, 
wenigstens nicht in unserer Zeit, wo man weiss, dass die sagen- 
haften Berichte über die Herrschaft des Saturnus in Italien and 
die daran sich knüpfende Benennung dieses Landes noch keine 
historischen Thatsachen aussprechen und es, selbst wenn die eh- 
malige Geltung des Namens zugegeben werden müsste, doch nö- 
thig sein würde, sie auf die Orte und dasjenige Volk zu beschrän- 
ken, welchen die zum Beweise dienende Sage eigenthtimlich an- 
gehört. Vielleicht hat der Verf. nur sagen wollen ., dass man die 
erwähnte Ansicht im Altert hu nie vielfach gehegt habe, woge- 
gen nichts einzuwenden wäre, denn die angeführten Stellen be- 
weisen das "zur Genüge. Inzwischen sagt er es in der That 
nicht; dagegen fährt er mit einer eigentümlichen Wendung fort: 
„Ja! nicht allein das ganze Land, sondern auch eiuzelne, insbe- 
sondere hochgelegene Gegenden desselben wurden nach dieser 
alten Schutzgottheit benannt" (S. I). Als ob in dem, was er hier 
hinzufügt, eine Steigerung des früher Bemerkten enthalten wäre! 
Man sollte denken, das Gegentheil finde statt, und mass es jeden- 
falls ungehörig finden , dass die Benennungen von Anhöhen etc., 
die ganz andere Bedeutung und eine weit sichrere Gewähr wie 
die des Landes haben, mit dieser — man sieht überdem nicht recht, 
-zu welchem Zwecke — zusammengestellt werden. Uebrigens», 
wenn es bis jetzt schien, als schenke der Verf. dem Inhalte der 
Sage einigen Glauben , so stellt sich doch im Folgenden heraus, 
dass er ihre Angabe nur für eine „zweifelhafte Vermuthung" hält, 
in welcher Bezeichnung Niemand die richtige Erklärung angedeu- 
tet finden wird. Doch hören wir den Verf. weiter, er sagt: „Ge- 
wiss ist es nun , dass seit Polybius (bist. II. cap. 16 ovdsvog EXcrt- 
xov tmy naxä 'Italiav noTap&v .... die ganze Halbinsel den 
Namen Italia getragen hat" (S. 2), was aus der angeführten Stelle 
noch keineswegs mit Notwendigkeit folgt. Wenn aber in der 
•dem mitgetheilten Passus beigefügten Note bemerkt wird: „Als 
Veranlassung dazu, dass man dem ganzen Lande den Namen Ita- 
lia gab, nimmt man gewöhnlich den Einfluss der pythagoreischen 
Schule in Italien an, da diese letztere vorzugsweise die italische 
hiess", so hat es mit diesem „gewöhnlich" eine ähnliche Be- 
wandtnis» wie mit dem vorhin besprochenen; man wird sich nicht 
leicht entschliessen , den angegebenen Grund für die Ausdehnung 
des Namens Italien als den zutreffenden anzuerkennen und zwar 
.schon desshalb nicht, weil, wäre er wirklich der richtige, der 
Gebrauch der gemeinsamen Benennung schon in eine viel frühere 
Zeit zu setzen sein würde, was indess nicht thunlich ist, da. die 
uns erhaltenen Nachrichten eine solche Annahme nicht zulassen. 
•Der Verf. scheint jedoch jene hin und wieder aufgestellte Meinung 
zu adoptiren, ohne dass er irgend etwas hinzufügt, was geeignet 
wäre, ihre Wahrscheinlichkeit zu motiviren. Er durfte sich aber 
unseres Erachtens mit dieser einfachen Anführung nicht begnügen, 



Naegelä : Studien ob. altita!. o. rom. Staats- o. Rechtsleben. 355 

wril es namentlich dem Anfänger unmöglich sein wird , sich von 
tdem Hergange eine befriedigende Vorstellung zu bilden. Dazu 
wird er um so weniger im Stande sein , da er von der ursprüng- 
lichen Geltung des Wortes Italia noch nichts erfahren hat. Zu 
dieser kommt nämlich der Verf. erst jetzt, indem er bemerkt: 
„vor Polybius scheint allerdings keine gemeinsame Benennung im 
Gebrauche gewesen zu sein, vielmehr wurden blos einzelne Ge- 
biete und Gegenden mit den ihnen zukommenden Localnamen be- 
zeichnet. So hiess z. B. in den ältesten Zeiten die (bekannte) 
Strecke .... Italia u. s. w." Offenbar drückt sich der Verf. 
hier wieder sehr ungenau aus, denn wollte man seine Worte scharf 
nehmen, so würde aus ihnen folgen, dass die umfassende Geltung 
des Namens erst durch Polybius in Uebung gekommen sei, was er 
doch gewiss nicht eigentlich sagen will. Uebrigens ist klar, dass 
es zweckmässiger gewesen wäre, wenn der Verf. mit der so eben 
ausgehobenen richtigen Notiz den in Rede stehenden §. eröffnet 
hätte, um sodann an die ursprüngliche Geltung des Namens Italien 
anknüpfend die Erweiterung derselben, soweit die 88 thunlich ist, 
in ihrem allmäligen Fortschritte zu verfolgen. Jetzt erscheint 
sie, indem ihr Inhalt zu einem Beispiele verwandt wird, an einer 
ihr nicht angemessenen untergeordneten Stelle. Ueberdem macht 
ihre Mittheihing, die im Grunde doch um ihrer selbst willen er- 
folgt, den Eindruck des Gezwungenen, nicht anders wie die ihr 
auf dem Fusse folgende, welche den Namen Japygia betrifft und, 
wenn man näher zusieht, nicht sowohl des Beispiels wegen als zu 
dem Zwecke hinzugefügt wird, zur Erläuterung der griechischen 
Gesammtnamen Italiens einen freilich künstlichen Uebergang zu 
gewinnen. Doch scheint uns dieses zweite Beispiel nicht gerade 
gut gewählt zu sein , denn da der Verf. nur von wirklich gebräuch- 
lichen, also auch einheimischen Localnamen sprechen wollte, 
durfte er keinen solchen anführen, der nach seiner Ansicht eine 
griechische Erfindung ist. Er erwähnt sodann die griechischen 
Benennungen Italiens, Hesperia, Ausonia und Tyrrhenia, und be- 
merkt über die zweite, dass die bei Festus sich findende Ablei- 
tung derselben von einem Heros Eponymos Auson „schwankend" 
sei. Wir heben diess hervor, weil sich hier wie auch später noch 
öfter zeigt, dass Verf. die tautologischen Ableitungen der Völker- 
u nd Städtenamen von gleichlautenden Eponymen , denen wir bei 
den Schriftstellern des Alterthums so häufig begegnen, zu deu be- 
achtung8werthen Etymologien rechnet und sie daher in der Regel 
nnter diesen ihrer ganzen Aasdehnung nach mit aufführt. Offen- 
bar geschieht damit etwas sehr Ueberfliissigcs ; will man sie nicht 
ganz übergehen , so wird es vollkommen genügen, auf die sie ent- 
haltenden Stellen in aller Kürze hinzuweisen; ihre ausführlichere 
Mittheilung hat für den Anfänger gar keinen , für den genauer 
Orientirten nur dann Werth, wenn sie etwa zur Stütze einer neuen 
Ansicht verwandt werden. Uebrigens stimmt Verf. denen bei, 



856 Romische Staate - u. Rechtaalterthamer. 

welche Ansonia för die griech. Form Ton Auruncia halten, be- 
merkt aber nicht mit Unrecht, dass dieser wie die beiden übrigen 
Namen — auf Hesperia möchte das Folgende indes» keine Anwen- 
dung finden — nicht eigentlich ganz Italien, sondern nnr den den 
Griechen jedesmal bekannten Theil desselben bezeichneten. Er 
wurde die hier angedeutete Wahrheit genauer ausgedrückt haben, 
wenn er gesagt hätte , dass die Namen bestimmter einzelner Theile 
Italiens von den Griechen auf das Ganze des Landes oder doch 
auf solche Gebiete , die nicht zu jenen Thcilen gehörten , fiber- 
tragen worden seien. Freilich durfte er sich bei dieser allgemei- 
nen Bemerkung nicht beruhigen ; es war nöthig, ihre Richtigkeit 
für jeden einzelnen der genannten Namen speciell zu erweisen, 
wobei der dichterische Sprachgebrauch eine besondere Berück- 
sichtigung in Anspruch zu nehmen hatte. Denn ohne Beweis 
kann allerdings die Behauptung, dass die Griechen, von den Dich- 
tern abgesehen, zu irgendeiner Zeit auch das südliche Italien 
Tyrrhenia genannt haben, so wie die andere, dass sie, als ihnen 
der nördliche Theil jenes Landes bekannt wurde, auch diesen 
anter dem Namen Ausonia begriffen, nicht als stichhaltig angese- 
hen werden. Auch scheint der Verf. selbst der umfassenden An- 
wendung dieser Namen auf ganz Italien nicht vollkommen sicher 
zu sein; wenigstens sagt er S. 23, nachdem er das Gebiet der Au- 
runci näher bestimmt hat: „in dieser Ausdehnung nannten die 
Griechen das Gebiet dieses Volks AvOovia^ welche wahr- 
scheinlich richtigere Ansicht mit der in §. 2 ausgesprochenen nicht 
gerade im vollsten Einklänge steht. Gegründet ist die in dem 
letztern sich anschliessende Bemerkung: „Leider sind uns aber 
durch diese Sucht der Griechen, überall griechische Eigennamen 
einzuführen, die einheimischen altital. Namen zum Theil ganz 
verloren gegangen, zum 'Theil ganz entstellt und ganz verstüm- 
melt auf uns gekommen .... Erhielt sich aber neben dem grie- 
chischen Namen auch der einheimische, so entstand eben hieraus 
eine endlose Verwirrung, indem man am Ende behauptete, es be- 
zeichneten die verschiedenen Namen auch verschiedene Länder 
und Völker u. 8. w." (S. 3), wenn auch das in der Parenthese Ge- 
sagte (. . . . „Opicus, Opscus, Obscus, Oscus sind nur verschie- 
dene Formen desselben Namens . . . . u ) zwar für die Identität der 
Opiker und Osken, nicht aber, wie der Verf. meint, für die der 
Osken und Ausoncr beweist. Indess gehörte die 'Erwähnung die- 
ser Benennungen einzelner Gegenden Italiens genau genommen 
nicht hierher , wo von den Namen des ganzen Landes gehandelt 
'werden sollte. Auf diese kommt denn auch der Verf. schliess- 
lich wieder zurück, indem er von der Etymologie des Wortes 
Italia spricht, die offenbar besser dort ihre Stelle gefunden hätte, 
wovon dem Gebrauche desselben die Rede war. Es werden hier 
zunächst wieder die Ableitungen der Alten aufgezählt und sodann 
auf den Grund neuer Entdeckungen, welche ergeben haben, „dass 



Naegelä: Stadien ab. altital. n. rom. Staats? n. Rechtsleben. 357 

in der Umbrüchen und oskischen Sprache vitelliu, vitln, italiu, 
itlu theils die Bedeutung von vitulus hat, theils aber auch geradezu 
das Land bezeichnet" (S. 4), die Vermuthung „ziemlich gerecht- 
fertigt" gefunden, „dass Italia ein einheimisches Wort ist und 
sich auf den Heerdenreichthum des Landes bezieht, Italia also so 
viel wie Vitalia ist." Wir müssen gestehen, dass wir uns diese 
Ableitung nur so lange gefallen lassen können , bis sich eine bes- 
sere gefunden hat. Genügend ist sie nicht; es mag allerdings 
zwischen vitulus und Italia ein Zusammenhang stattfinden, aber 
nur insofern, als beide Wörter auf denselben Stamm, dem dann 
eine allgemeinere Bedeutung, welche vielleicht in Tita einen ent- 
sprechenderen Ausdruck gefunden hat, vindicirt werden müsste, 
zurückzuführen sind. Doch ist darauf hier nicht näher einzuge- 
hen ; wir wollten nur an einem Beispiele zeigen, wie der Verf. we- 
der im Einzelnen die nöthige Schärfe und Präcision des Ausdrucks 
anwendet, noch in der Behandlung des Ganzen folgerecht fort- 
schreitet. Wir haben zu diesem Nachweise den ersten §. nur 
desshalb gewählt, weil er eben der erste ist; sonst hätten sich 
sehr leicht andere finden lassen , in denen jene Mängel noch weit 
augenfälliger hervortreten. — Wir gehen über den Inhalt der 
folgenden §§. rasch hinweg. Im zweiten ist zunächst von den 
ältesten Bewohnern Italiens die Rede, über deren Ursprung be- 
kanntlich sehr abweichende Ansichten aufgestellt worden sind. 
Der Verf. will auf „die berühmte (?) Streitfrage , ob Italien von 
eingebornen oder von eingewanderten Volksstämmen bewohnt und 
bevölkert worden ist" (S. 5), nicht näher eingehen, glaubt aber 
„aus der Beschaffenheit des italischen Bodens nur den Spuren 
mächtiger Veränderungen seiner Oberfläch e u schliessen zu müssen, 
dass von Anfang an eine nur sehr kleine Anzahl von Menschen 
jenes Land und zwar die gebirgigen Theile desselben , also das 
Binnenland, bewohnt haben könne", welche Ansicht auch „durch 
die wenigen, jedoch zweifelsohne geschichtlichen Notizen vom 
Ursprünge der Umbrer und Osken , welche diesen beiden ältesten 
Volksstämmen ihre Wohnsitze auf den Höhen der Central-Apen- 
ninen anweisen" (S. 6), bestätigt werden. Später haben dann 
„Einwanderungen theils von seefahrenden Stämmen des Ostens 
(Pelasgern), theils von Alpenvölkern (Tuskern) stattgefunden/ 6 
Darnach sollte man meinen , der Verf. halte die oben genannten 
im Binnenlande wohnenden Volksstämme doch für autoehthonische ; 
wenigstens wolle er über deren Herkunft keine weiteren Ver- 
mnthnngen wagen. Dem ist aber nicht so; wir werden alsbald 
erfahren , dass dieselben zum grossen Stamme der Iberer gehören, 
von denen „ein Theil seine ursprünglichen Wohnsitze im Kauka- 
sus veriiess", um sich im Westen anzusiedeln (s. §. 3, S. 7), fer- 
ner wird S. 8 ausdrücklich bemerkt: „in Italien mögen die Iberer 
als die älteste Bevölkerung des Landes angesehen werden." Es 
wird mithin vom Verf. im Widerspruche mit seiner vorhin ge- 



358 Romische Staats- und Rechtsalterthomer. 

äusserten Absicht dfe angeregte Streitfrage deiiDOch entschieden, 
indem er die primitiven Bewohner Italiens in sehr bestimmter 
Weise für advenae erklärt, von denen freilich nicht recht klar 
wird , auf welchem Wege sie in das von ihnen bewohnte Gebirgs- 
land gekommen sind. — Der Verf. behandelt nun die von ihm an- 
genommenen drei grossen Völkerstämme „Italiens in der Rejhen~ 
folge, in welcher sie sich der Zeit nach in Italien angesiedelt ha- 
ben" 1 (S. 7). Es ist demnach in der ersten Abtheilung von den 
Iberern die Rede, die, wie schon bemerkt wurde, nach dem Verf. 
aas Asien eingewandert sind. Beweise für den hier vorausgesetz- 
ten Zusammenhang der westl. und östl. Iberer, welcher lediglich 
auf der sehr trügerischen Identität der Namen beruht, da „sich 
schon im Alterthume weder in ihren Sitten , noch in ihrer Sprache 
irgend eine Verwandtschaft mehr nachweisen Hess" (S. 8), wer- 
den nicht beigebracht; der Verf. begnügt sich mit der Verwei- 
sung anf Hoffmann (die Iberer im Westen und Osten) und be- 
merkt dann: „die italischen Iberer schieden sich in drei grosse 
Stamme , die Ligures , CJmbri und Osci , die awar auf den ersten 
Blick in scharf von einander abstechender Nationalität . . . erschei- 
nen , doch aber bei näherer Prüfung in Sprache und Sitten die 
Stammverwandtschaft nicht verleugnen'' (?). Wir fügen hinzu, 
dass auch für diese Abstammung der (Jmbrer und Osken von den 
Iberern der Verf. keine neuen Argumente beibringt, sondern sich 
lediglich auf Kortüm (Rom. Gesch.) beruft; man weiss daher, was 
oder wie wenig von dieser Hvpothese zu halten ist. — Der erste 
Abschnitt beschäftigt sich mit den Ligurern. Wir bemerkten im 
Allgemeinen über die Weise, in welcher der Verf. die Erörterung 
der einzelnen , von ihm zur Sprache gebrachten Völkerschaften 
anordnet, dass er zunächst ihre Namen sammt den verschiedenen 
Ableitungen derselben, dann die Ansichten der Alten und Neuern 
ober ihren Ursprung, diese aber gewöhnlich weder vollständig, 
noch in einer zweckmässigen Auswahl, endlich die ursprüng- 
lichen Wohnsitze angiebt und deren allmälige Erweiterung oder 
Verengerung ziemlich genau verfolgt. Was die Ligurer betrifft, 
so neigt sich der Verf. zu der Ansicht hin , dass dieselben bis nach 
Latin m hinein gewohnt haben , wo er in den bekannten Siculi (das 
Nähere findet s. §. 20. S. 74—77) Angehörige ihres Stammes fin- 
den will. Später sind sie dann von den Dmbrern auf die Höhen der 
Apenninen Nord-Etruriens beschränkt worden, bis sie durch Mes- 
salioten und Gallier bedrängt, in noch späterer Zeit die Wohn- 
sitze einnahmen, „welche sie bis auf die Periode des Augnstua 
behaupteten" (S. 11). Zum Schluss ist dann noch von der Sitte 
und Lebensweise des Volks die Rede, jedoch nur ganz im Allge- 
meinen; in Betreff des Details wird auf audere Schriften (Gluver, 
Micali u. s. w.) verwiesen. Wir sehen indess nicht ein, warum 
Ton diesem Volksstamme überhaupt in solcher Ausdehnung ge- 
sprochen wird, denn eine Beziehung desselben auf die Anfänge 



Naegelä: Studien üb. altiiaJL u. rom. Staate- u, JUchtsleben. 359 

Roms* durch die es sich allein rechtfertigen würde, ist nicht wahr- 
zunehmen, wenn man sie nicht etwa in dem Umstände finden will, 
dass die Ligurer vor Rom's Erbauung in Italien und vielleicht auch 
in Latium gewohnt haben. Genügte aber ein so entfernter Zu- 
sammenhang , so hatte auch mit ziemlich gleichem Rechte die Ge* 
schichte des gesammten kaukasischen Stammes und selbst die des 
ganzen genus humanum in den Kreis der Betrachtung gezogen 
werden können. Doch derartige Bedenken werden wir noch bei 
manchen andern Abschnitten zu äussern haben : es ist der Ge- 
sichtspunkt ., aus welchem der Verf. seinen Gegenstand betrachten 
will (s. noch S. 7), im Einzelnen so wenig festgehalten worden, 
dass man schwerlich an ihn denken würde, hatte der Verf. ihn 
nicht ausdrücklich hervorgehoben: 

Zweiter Abschnitt: Die Umbri. „Der Name dieses Volkes 
ist icht italisch und es war blos griech. Spielerei, Umbri — "Op- 
ßgioi — für solche, die die Wasserfluth überlebt haben, zu erklärend 
(S. 12). Jedenfalls eine sonderbare Ausdrucksweise y denn der 
Verf. will offenbar nur sagen , dass die Ableitung des Namens Um« 
bri vom griech. öftßgog falsch ist, worin man ihm leicht beistimmt* 
wenn auch ein gewisser Zusammenhang mit diesem Worte (man 
vergi. das latein. umbra), eine Identität des Namens nicht zu leng* 
nen sein dürfte. Wichtiger ist das Folgende: „Alle Zeugnisse 
der Alten stimmen darin überein , dass die Umbrer seit den älte- 
sten Zeiten in Italien wohnten ; sie trugen daher auch den Namen 
Casci, Prisci, d. h. die Alten — , ferner wurden sie Aborigines ge- 
nannt. Ueber die von uns hier anticipirte Identität dieser Namen 
wird die not h ige Beweisführung im 2. Theile folgen." Wir wol-i 
len die wesentlichsten Momente dieser Argumentation, welche im 
45. §. gegeben oder doch beabsichtigt wird, gleich hier roittheileh. 
Sie fasst sich dort (S. 144) in den beiden Schlusssätzen zusammen, 
dass «in eigenes, Aborigines genanntes Volk in Italien nie exiatirt 
habe, mit diesem Namen vielmehr die ältesten Bewohner Latinma 
zwischen Reate und dem lacus fucinus, d. h. dite Umbrer, bezeich-» 
net worden seien. Wir wollen zugeben , dass die erste negative 
Behauptung durch die vorhergehende Ausführung (S. 139 — 43) 
erwiesen sei, wiewohl diese Beweisführung unleugbar an manchen 
Schwächen leidet. Von der Richtigkeit der zweiten positiven« 
können wir uns aber um* so weniger überzeugen, da für diese all 
und jeder ausdrückliche Beweis fehlt. Der Verf. scheint — denn 
bestimmt erklärt er sich nicht darüber — sich dabei besonders auf 
die Angabe der Sage gestützt zu haben, welche erzählt (s. S. 139), 
die Aborigines hätten die Umbrer aus ihren alten Stammsitzen um 
Cötilia und den heiligen See verdrängt ; da es nun kein besonderes 
Volk der Abor. gab, diese aber doch in die. StammsiUe der Um- 
brer versetit werden, so- — schliesst der Verf. — bleibt nur die 
Annahme übrig, dass eben die Letztern mit jenem Namen genannt 
worden sind. Es ist gewiss eine seltsame, auf keine Weise zu 



360 Romische Staats- and Rechtsalterthamer. 

rechtfertigende Deutung der Sage, welche das, was diese in einen 
feindlichen Gegensatz stellt, mit einander identificirt. Ohne 
Frage wäre es weit natürlicher gewesen, unter den Abor*, wenn 
sie denn kein eigentümliches Volk sein können, dasjenige zu ver- 
stehen, welches ihnen in der Sage verbunden und befreundet er- 
scheint , d. h. die Pelasger. Der Verf. hätte diese Ansiebt um so 
eher adoptiren können , da nach ihm die vorhin genannten Um- 
brer durch die einwandernden Pelasger wenn auch nicht verdrängt, 
so doch unterworfen werden, vergl. S. 136, wo es zwar heisat, 
die in die Stammsitze der Umbrer eindringenden Pelasger hätten 
„mit diesen verbündet" die Ligurer und was sonst noch da wohnte, 
in der Ebene bekämpft , aber doch aus den gleich folgenden Wor- 
ten „ ... . während die Pelasger von ihren festen Städten herab 
die von den Umbrern bewohnte Ebene beherrschten ....** er- 
hellt, dass der Verf. sich die Pelasger als Herren, die Umbrer 
als Unterworfene denkt. Auch scheint es ihm entgangen zu sein, 
dass er, indem er den Namen Abor. auf die Umbrer beschrankt, 
diesen doch wieder als den eines besonderen Volksstammes, waa 
er nicht sein sollte, hinstellt. Offenbar hat er das Richtige ge- 
sehen, wenn er S. 140 sagt: „Im Allgemeinen dachte man sieh 
unter den Aborig. das Stammvolk der Latiner/ 4 Wenn es aber 
wahr ist, dass die Latiner und mit und nach ihnen auch die Rö- 
mer unter den Aborig. die ältesten Bewohner des latin. Landes 
verstanden, so konnte der Verf. in ihnen nicht blos die Umbrer 
wiederfinden wollen , denn nach seiner Meinung sind nicht diese 
allein, sondern entweder Umbro-Pelasger oder eine noch bun- 
tere Mischung aus Umbrern, Pelasgern, Sabinern, Volskern etc. 
als die ältesten Latini anzusehen (S. 137 — 38). Es ist hier 
nicht der Ort, die eben erwähnten schwankenden Hypothesen ge- 
nauer zu würdigen; es kam nur darauf an zu zeigen, dass der Be- 
weis für die im §. 5 enthaltene Behauptung, der Name Abor. aei 
den Umbrern eigenthümlich, nicht genügt und überdem sein 
Inhalt mit den sonstigen Annahmen des Verf. nicht einmal in Ue- 
bereinstimmung zu bringen ist. Ganz ebenso verhält es sich mit 
den beiden andern Namen Casci und Prisci ; ist es auch richtig, 
dass durch sie keine besonderen Völkerschaften bezeichnet wer- 
den, sondern ähnlich wie mit dem Worte Abor. nur die Vorfahren 
der Latiner und Römer oder, wenn man lieber will, die ältesten 
Bewohner der latin. Ebene, so gehörten diese doch nicht lediglich 
dem umbrischen Stamme an , dem daher auch die erwähnten Na- 
men nicht ausschliesslich vindicirt werden können. — Wir kehren 
zum §. 5 zurück , ohne uns indesa bei den dort gegebenen Notizen 
über Ursprung und Ausbreitung des umbrischen Stammes, wie 
über seine spätem Schicksale und Institutionen länger aufzuhalten. 
Ebenso übergehen wir den ganzen 3. Abschnitt, der von den Osci 
und zwar im §. 7 von den Osci-Aurunci , in den §. 8 — 13 von den 
Osci Sabelli in der schon im Allgemeinen näher bestimmten Weise 



Naegete: Stadien üb. altital. n. rom. Staat«- o. Rechtsleben. 361 

handelt. Nur müssen wir namentlich in Bezug" auf den sabini- 
schen Volksstamm unsere Verwunderung darüber aussprechen; 
dass gerade bei diesem von der Eigenthümlichkeit der Staats- und 
Rechtsverhältnisse mit keiner Silbe die Rede ist, wiewohl es an 
Angaben darüber keineswegs fehlt und auch , wie wir später sehen 
werden , der Verf. die gewöhnliche Ansicht theilt, dass der sabin. 
Stamm ein wesentliches Element zu der ältesten Bevölkerung 
Rom's hergegeben hat und gar manche seiner Institutionen dort- 
hin übertragen worden sind. 

Zweite Abtheilnng: Die Pelasger (S. 41—78). Wir 
übergehen, was in den §. 15 — 16 von den Pel. Griechenlands und 
Klein-Asieus bemerkt wird, und wenden uns sogleich zum §. 17, 
der von den Pel. in Italien spricht. Es wird hier — freilich ist 
nicht abzusehen , warum gerade an dieser Stelle und nicht gleich 
im Eingange des Abschnitts — zunächst wieder wie gewöhnlich 
von der Etymologie des Wortes TltkaGyoL gehandelt, welches, wie 
der Verf. glaubt, stets der Gesammtname der in viele kleine 
Stämme zerfallenden grossen Nation war (?) und blieb. Es scheint 
ihm übrigens, dass mau den Namen „wohl am richtigsten von einem 
in der Sage gefeierten Stammhelden Pelasgus ableitet" (S. 45), 
was natürlich so gut, wie keine Ableitung ist, da auch der Verf. 
wohl schwerlich gemeint sein durfte, den Pelasgus für eine histo- 
rische Persönlichkeit zu halten, in den Namen der die betreifen- 
den Stämme personificirenden Eponymen aber die der Stämme 
selbst nur einfach wiederholt werden. Bekanntlich sind sehr viele 
Erklärungen des Wortes Pelasgi versucht worden ; die wenigstens 
nach unserer Ansicht wahrscheinlichste von ihnen, nach welcher 
Pel. die „Bewohner der Ebene" bedeutet (s. u. A. Wachsmuth 
Griech. Alterthumskunde I. S. 53), scheint dem Verf. nicht be- 
kannt geworden zu sein, da er sie nicht mittheilt. Dagegen spricht 
er die Ansicht aus , „dass die Pel. noch einen andern , ihre ganze 
Nation allgemein umfassenden Namen, nämlich den der Tv$$tj- 
vol oder TuQötjvot geführt zu haben scheinen", und sucht diese 
Annahme, welche bereits von Varro (bei Serv. ad Aen. VIII, 600) 
aufgestellt worden , durch fünf hier näher zu prüfende Gründe zu 
beweisen (S. 47 fgg.)- Zunächst beruft er sich auf die Stelle des 
Thuc. I. 109 — der Verf. citirt die Anführung bei Dionys. 1. 
p. 20 — , in welcher dieser, von den Bewohnern der Akte spre- 
chend, sagt; to de nteiGxov Iltkctöyixdvi xoov xal Arjpvov nots 
Tcal 'Afrtjvag TvQörjv&v olxrjödvrcov , indem aus diesen Warten 
folge, dass der genannte Historiker Pelasger und Tyrsencr durch- 
aus für ein und dasselbe Volk halte. Diess ist insofern richtig, 
als Thuc. allerdings die Tyrrhener und zwar , was nicht zn über- 
sehen ist, die Tyrrh., welche einst Lemnos und Athen bewohn- 
ten, zu den Pelasgern rechnet; keineswegs aber ergicbt sich aus 
den angeführten Worten, dass er keine andern Pelasger als die 
Tyrrhener gekannt , d. h. in dem Worte Tyrrh. nur einen andettv 

N. Jahrb. f. Pfttf. «. Päd. od. Krit. BibL Bd.LTL. Hfl. *. ^ 



362 Romische Staats- and RcebUalterthomer. 

• 

Namen für Pel. überhaupt gesehen habe. Die Uebersetzungt 
welche der Verf. giebt: „die Mehrzahl der Einwohner bildeten 
aber doch Pelasger and zwar solche Tyrrhener, die u. s. w." ist 
offenbar unzulässig, da sie den Sinn der Stelle ganz verfehlt; die* 
ser kann, mag man nun rcov mit Tvqö. verbinden oder, was we- 
niger passend ist, auf Utk. zurütkbeziehen und Tvqö. als Appq-» 
sition fassen, kein anderer sein wie: die Mehrzahl der Bewohner 
bildeten Pelasger und zwar gehörten diese zu den Tyrrh., wel* 
che u. s. w. Demnach kann die mitgelheilte Stelle recht woh( 
zur Stütze der Ansicht, nicht, sämmlliche Pelasger hatten den 
Namen Tyrrh. geführt, keineswegs aber zum Beweise für die ent» 
gegengesetze Meinung des Verf. verwandt werden (vergl. Wacham. 
I. S. 779). Wäre aber auch die durchaus willkürliche Interpre- 
tation des Verf. die richtige, so würde? wir in der Ansicht des 
Thuc. eben nur die eines einzelnen classischeu Schriftstellers 
und noch gar nicht ein irgend entscheidendes Argument besitzen 
Diese letztere Bemerkung trifft noch entschiedener den unter b) 
aufgeführten , eine Stelle des Sophokles im Inachns anziehendes 
Beweisgrund. Allerdings bezeichnet dort jener Tragiker den Ina* 
chus als den Beherrscher der in Argos wohnenden Tyrseno-Pe- 
lasger (psya nQsößsvcov .... xal TvQöqv&v IJelaöyav). Doch 
könnte man auch hier einwenden , dass Soph. , indem er von tyr<- 
senischen Pelasgern spreche, auch noch andere gekannt haben 
könne und werde , von denen er eben die argivischen durch jenes 
Epitheton habe unterscheiden wollen. Indess wollen wir darauf 
kein Gewicht legen, können aber die Autorität des Soph. in die*, 
ser Sache nicht hoch anschlagen , da er als Dichter keinen Beruf 
hatte, genauere Untersuchungen über sie anzustellen, als Attiker 
dagegen sehr leicht in den Fall kommen konnte, die dort früher 
ansässigen und ohne Frage allgemein bekannten tyrsen. Pelasger 
mit dem ganzen Stamme zu verwechseln. Noch weit geringer ist 
die Bedeutung, welche der dritte Gewährsmann des Verf., der 
Schol. ad Iliad. 16,233 sq., welcher die bekannten Priester des do- 
donäischen Zeus, die Selloi, Nachkommen der Tyrrhener nennt, ia 
Anspruch nehmen kann. Es wäre höchst auffallend, wenn die 
so oft vorkommenden Namen der Selloi und Tyrrheui, falls die 
Träger derselben wirklich ia einer so nahen Beziehung zu einan- 
der standen , bei den namhaften Schriftstellern des Alterthume 
niemals zusammen genannt würden, und ist daher kaum zweifel- 
haft, dass die Angabe des spätem Schol. auf einer aus ungenauer 
Kenntnis* der Sachlage hervorgegangenen Verwechslung beruht. 
— Das vierte höchst unklar entwickelte Argument gründet sich auf 
eine Prolepsis, uämlich auf die erst im Folgenden zu beweisende 
Annahme, dass in alter Zeit Pelasger aus Klein- Asien das später 
von den Etruskern besetzte Land an der Westküste Italiens be- 
wohnt hätten. Nun werden bekanntlich die Etrusker von den 
Griechen Tyrrhener, ihr Land Tyrrhenieo genannt, eine Benea* 



Naegell: Stadien üb. altital. u. röm. Staats- q« .RachUleben. 863 

nung, die nach der Ansicht des Verf. von den frühern pelasgischen 
Bewohnern auf sie übertragen wurde; Messen die letztem aber 
Tyrrhener, da sie doch Pelasger waren, so — diess scheint die 
kaum erkennbare Schlussfolge des Verf. zu sein — - ist Tyrrh. eben 
pur ein anderer Name für Pelasger. Wollten wir auch zugeben, 
dass die erwähnten Voraussetzungen später hinlänglich begründet 
werden * was in der That nicht der Fall ist, so könnten sie doch 
nur zu dem Schlüsse berechtigen * dass die ältesten Bewohner 
Etruriens tyrrhen. Pelasger, nicht aber za dem andern, wesent- 
lich verschiedenen, dass die Pel. überhaupt Tyrrhen. waren 
oder genannt wurden. Mithin ist auch dieser vierte Beweisgrund 
äusserst schwach. Dasselbe gilt auch von dem noch folgenden 
fünften , denn dass „die etymol. Erklärung des Namens Tp$Qqvol 
unlösbaren Zweifeln unterliegt", spricht weder für noch gegen die 
umfassende Bedeutung , welche ihm vindicirt wird. Im Grunds 
enthält also dieser letzte Passus — seltsam genug 1 — keinen neuen 
Beweis für die aufgestellte Ansicht, sondern nur einen beiläufigen 
Excurs über die Etymologie des Wortes Tyrrheni, auf welche der Vf. 
später (S. 80 Anna.) nochmals zurückkommt. Demnach unterliegt 
es wohl keinem Zweifel, dass es dem Verf. nicht gelungen ist zu 
zeigen, dass Tyrrh. ein Gesammtname des pelasgischen Volks* 
Stammes gewesen sei. Es wird desshalb vorläufig die gangbare 
Ansicht, dass die tyrrhen. Pelasger nur ein einzelner Zweig dieser 
grossen Nation waren , ihre bisherige Geltung behaupten können. 
— Im §. 18 geht der Verf. dann zu den italischen Niederlassun- 
gen der Pelasger über und gedenkt zunächst derjenigen, welche 
sie in den südlichen Theilen des Landes gegründet haben sollen. 
Dort werden als ihre frühesten Abkömmlinge die Oenotrer und 
Peuketier genannt; ihnen folgten die Mcssapier und Daunier. Der 
Verf. ist — mit welchem Erfolge , müssen wir dahingestellt sein 
lassen — bemüht, die Wohnsitze dieser verschiedenen Volks- 
stamme mögliebst genau festzustellen. Er handelt dann, auch 
u. A. von ihrem Verhältniss zur oskischen Urbevölkerung und wird 
dadurch zu einer — streng genommen — nicht hierhin gehörigen 
Erörterung über die in späterer Zeit an der italischen Küste ge- 
gründeten griech. Colonien und deren Beziehungen za den Be- 
wohnern des inneren Landes veranlasst. — .§. 20 fgg. haben die 
Einwanderungen der Pel. in Ober- und Mittel-Italien zum Gegen^ 
stände. Wir bemerken hier nur, dass die schon früher erwähnte 
Annahme , die der Sage nach im spätem Etrurien sich niederlas- 
senden Afäonier oder Lydier seien kleinasiat. Pelasger gewesen, 
an dieser Stelle nicht bewiesen* sondern eben nur als Hypothese 
wiederholt wird (S. 62; vergl. S. 80, wo ebenfalls kein Beweis ge- 
führt wird) und S. 64—76 der Verf. die ital. Städte einzeln nam- 
haft maeht, deren pelasg, Ursprung seiner Ansicht nach gewiss 
oder doch wahrscheinlich ist. 

Die dritte Abtheilung : Die Etrusker (S. 78—130), zerfallt in 

24* 



364 Romische Staats- und Rechtsalterthnmer. 

2 Abschnitte, von denen der erste, §. 28—35, den Ursprung nnd 
die äussere Geschichte, der zweite, §. 36—42, das innere Staats- 
und Privatleben des genannten Volks behandelt. Es ist aber, 
damit die angegebene Ueberschrift des 2. Abschnitts nicht zu Irr- 
thümern in Betreff des Inhaltes Anlass gebe, nöthig, denselben 
noch naher zu specificiren. Es ist dort der Reihe nach die Rede: 
1) von der Bundesverfassung; 2) von der Verfassung der einsei- 
nen Städte; 3) vom templum (S. 118—27); 4) vom Privatrecht 
(dem etwa 2% S. gewidmet sind). — Eine Angabe und Prüfung 
des Einzelnen kann hier nicht unternommen werden ; jedoch wol- 
len wir wenigstens die Ansichten des Verf. über einige Haupt- 
punkte in Kurze mittheilen. In Betreff der Abstammung der Etr. 
sucht er mit zum Theil neuen Gründen den Beweis zu führen, 
„dass sich die Vermuthung rechtfertigen lasse, es seien die unter 
dem Namen der Raeti, Lepontii und Camuni bekannten Alpen- 
völker die Stammeltern der Etr. gewesen 1 ' (86). Diese Volks- 
stänime setzten sich zunächst in dem Lande zwischen den Alpen 
und Apenninen fest, überschritten dann die letzteren und breiteten 
eich im eigentlichen Etrurien aus (S. 90). Ueber das Verhältnis*, 
in welches sie zu den dort vorgefundenen , altern Bewohnern tra- 
ten, wird hinzugefügt: „Wir nehmen an, dass die Etr. sich das 
Land unterwarfen , die Städte eroberten und mit deren Einwoh- 
nern, d. h. soweit diese dem pelasg. Stamme angehörten, allmälig 
zu einem Volke verschmolzen, dass dagegen die Umbrer, ihre 
Selbstständigkeit hartnäckig vertheidigeud , sich über die Tiber 
zurückgezogen haben." — Was die dritte Hauptniederlassung der 
Etrusker, die in Carapanien angeht, so lässt diese der Verf. (mit 
Niebuhr gegen Müller) durch die Besetzung Vulturnums, etwa 
283 u. c, ihren Anfang nehmen. — Aus dem 2. Abschnitt heben 
wir, um doch wenigstens einen Punkt zu erwähnen, der zudem 
eine directe Beziehung zu Rom hat, die Ansicht des Verf. von 
dem Verhältniss der röm. Glientel (wie sie von Dionys. dargestellt 
wird) zu den etrusk. Penesten hervor. Sie geht dahin , „dass das 
Wesen der röm. Clientel dem etrusk. Verhaltnisse , welches die 
(vorhin besprochene, von Dion. tcbv&öxcci genannten) Hörigen als 
Halbfreie erscheinen lässt, entlehnt ist" (S. 114); doch muss in 
sofern ein Unterschied statuirt werden, als „jene national-etrusk. 
Clientel, auf fremden, d. h. lateinischen Boden verpflanzt, sich 
anders, d. h. humaner, freier und würdiger als in Etrurien ent- 
wickeln konnte" (S. 115). 

Wir wenden uns zum II. Haupttheile: Latium und seine Be- 
wohner vor Rom's Erbauung, dessen erste Abtheilung (S. 133 
— 65) die Geschichte der Volksstämme, welche vor und zur Zeit 
der Gründung Rom's das Land bewohnten, enthält. §. 43 giebt 
einige Notizen über die physische Beschaffenheit des alten La- 
tiums, die unserer Ansicht nach wohl etwas reichhaltiger hätten 
sein können , zumal der Verf. sich laut der Vorrede längere Zeit 



Naegete: Studien üb. altital. n. rora. Staats- u. Rechtsleben. 365 

in Rom aufgehalten und die Umgebung der Stadt aus einiger An- 
schauung kennen gelernt hat. Ueberhaupt sind die Schiiderun- 
gen des Terrains, welche er hie und da einflicht, weder anschau* 
lieh genug, noch hinlänglich ausgeführt, so das« sie keineswegs 
geeignet erscheinen , genaue und deutliche Vorstellungen zu ver- 
mitteln. -* Der Name Latium wurde, wie der Verf. nach dem 
Vorgange Anderer annimmt, dem Lande gegeben, weil es ^ne 
Ebene bildet; er stellt daher das Wort mit campus latus 8. latior 
zusammen , indem es „das Flachland im Gegensatze zu den im N. 
und O. aufsteigenden Bergen, deren Bewohner daher auch Hernici, 
d. h. Felsenbewohner, genannt wurden" (S. 135), bezeichne. Diese 
Ableitung hat allerdings manches für sich, doch möchte zu bemer- 
ken sein , dass latus nicht das Ebene oder Flache im Gegensatze 
zum Erhabenen, sondern das Weite und Ausgedehnte im Gegen- 
satze zum Engen und Schmalen bezeichnet; die Latini durften 
daher nicht den Hernici gegenübergestellt und auch ihr Name nicht 
mit dem der Aequi (die ebenfalls „Flachländer" gewesen sein sol- 
len) gleichbedeutend gesetzt werden (s. die Anm. S. 136). Auch 
führt die Bezugnahme auf campus latior zu der irrigen Vorstel- 
lung, Latium sei eine Comparativform ; passender war es, an lati- 
tudo, latifundus, laticlavus u. 8. w. zu erinnern, wo es ersichtlich 
ist, dass der Stamm des Wortes lati lautete. — Wann der Name 
zuerst gebraucht wurde, ist nach dem Verf. ungewiss; wir be- 
merkten schon, wie er weder über die Zeit, noch über die Völker- 
schaften, welche zuerst die gemeinsame Benennung Latini annah- 
men, mit sich einig werden kann, vergl. §. 44, wo von den älte- 
sten Bewohnern Latiums die Rede ist. Als solche werden aufge- 
führt Umbrer, Ligurer, Aequer, Herniker, Volsker; in das Land 
der Umbrer dringen sp fiter Pelasger ein und unterwerfen mit die- 
sen (oder an ihrer Spitze) die übrigen in der Ebene wohnenden 
Völkerschaften; sie werden aber iu Folge einer zweiten grossen 
Völkerbewegung durch Umbrer und Volsker vertrieben oder unter- 
worfen und die von ihnen gegründeten Städte von Umbrern , Sa- 
binen) , Volskern , sowie t heil weise von den erst später vorrücken- 
den Etruskern besetzt. „Gerade aber aus dieser Mischung der 
Bevölkerung Alt-Latiums bildete sich vielleicht eine von den um- 
wohnenden Umbrern, Sabinern u. s. w. verschiedene Nation, die 
nun den Namen der Latini als einen gesonderten Volksnamen 
führt "(S. 138). Wir wollen die Möglichkeit zugeben, dass in 
der That jetzt erst der Name Latini aufkam, da sich annehmen 
lässt, dass er den Bewohnern der latin. Ebene zunächst von Aus- 
sen her gegeben und dann von ihnen selbst reeipirt wurde, finden 
es auch nicht unwahrscheinlich, wenn der Verf. „aus dem Ge- 
mische der verschiedensten Nationalitäten, welche die Einwohner- 
schaft der latin. Städte bildeten, die Selbstständigkeit und Ab- 
geschlossenheit derselben dem (spätem) Bunde gegenüber" ableitet, 
sehen dagegen nicht ein, wie die erwähnte Mischung unter deu 



366 Romische Staats- und Rechtsalterthomer. 

vom Verf. gegebenen nahern Bestimmungen eine eigentümliche 
Nation begründen konnte , denn offenbar ist sie nicht so zu ver- 
stehen, als seien in der Bevölkerung aller oder auch nur der mei- 
sten latin. Städte jene verschiedenen Volksstärame sämmtlieh 
repräsentirt gewesen , vielmehr ist klar , dass, da jeder von ihnen 
seine Eroberungen auf eigene Hand unternahm und somit In den 
einseinen unterworfenen Städten immer nur ein einziger die Herr- 
schaft erlangte, die Bevölkerung derselben in der Regel nur aus 
swei Bestandteilen, den Angehörigen des siegenden Stammes und 
den besiegten ursprünglichen Einwohnern , falls diese nicht etwa 
vollständig ausgetrieben wurden, zusammengesetzt sein konnte. 
Die auf solche Weise Entstandenen latin. Gemeinden konnten sich 
auch zunächst gar nicht veranlasst sehen , „in ein Bundesverhält- 
niss znm Zwecke gemeinschaftlicher Abwehr und Verteidigung 
gegen die Angriffe der umwohnenden Volksstämme u zu treten, 
weil von diesen, zu denen ihre Mitglieder ursprünglich selbst ge- 
hörten, eine gemeinsame Gefahr für sie nicht zu befürchten 
war. Hatte auch das Zusammenwöhnen auf einem durch «eine 
natürliche Beschaffenheit zu einem einigen Ganzen prädisponlrten 
Gebiete die nothwendige Folge, dass sie mit der Zeit näher an- 
einander rückten, so konnte doch, eben weil ihnen die ursprüng- 
liche Einheit der gemeinsamen Abstammung fehlte, der engere 
politische Verband , zu welchem wir sie spater vereint sehen , sich 
nur ganz allmälig und unter besonderen, begünstigenden Umstän- 
den ausbilden. Diesen allmäligen Fortschritt der Entwickelnng 
hat der Verf. nicht nachgewiesen; er setzt vielmehr die Entste- 
hung des latin. Bundes, so wie dieser in späterer Zeit hervor- 
tritt, ohne Weiteres in den Anfang der latin. Geschichte, also in 
eine Periode, wo derselbe, falls die Ansicht des Verf. vom Ur- 
sprünge der Latini die richtige ist, aller Wahrscheinlichkeit nach 
auch noch nicht im Keime vorhanden war. Nur unter der Vor- 
aussetzung, welche die Sage festhält, dass nSmlich die frühesten 
Vorfahren der Latini einem einzigen Volke , den Aborig. Pelasgern 
angehörten, ist es denkbar, dass sie von Anfang an in jener reli- 
giös -polit Verbindung standen, welche sie nach dem Verf. zu 
allen Zeiten vereint haben soll. Zu dieser Staramsage der Latini 
kommt der Verf. in §. 46 fgg.; wir müssen es dem Leser über- 
lassen, zu beurtheilen, inwiefern es Ihm gelungen ist, sie in ihrer 
ursprünglichen Form zu reproduciren und seine , wie uns scheint, 
im Allgemeinen ganz richtige Ansicht, dass sie in ihren einzelnen 
Abschnitten , wenn auch auf ihre Ausbildung die griech. Mytho- 
graphie und Poesie grossen Einfluss geübt habe , „zu einem ge- 
wissen Theile ihres Inhaltes acht, d. h. einheimisch - italisch sei" 
(S. 156) , zu begründen. Wir heben nur die Resultate hervor : fa 
der Evandersage findet der Verf. die geschichtlich feststehende 
Einwanderang der Pelasger angedeutet, die vom Hercules glaubt 
er dagegen als einen integrirenden Theil der griech. Fabel von 



Naegefc : Studien ab, altital. n. rom. Staats- o. Rechtslebcn. 367 

diesem Heros betrachten zu müssen ; in Betreff der Aeneassage 
endlich kommt er iu dem Schlussurtheile, „dass sie zwar aus 
Griechenland nach Italien gekommen ist, aber sich bereits In den 
frühesten Zeiten mit den Localsagen der damals blühenden Städte 
Alt-Latiums um so leichter verknöpfte, da ja Pelasger und Tro- 
janer aus Klein- Asien nach Westitalien gekommen waren , sie also 
den Vortheil gewährte, dass die dunkeln und halb verwischten Ge- 
stalten der Pelasgersagen wieder aufgefrischt wurden, neiras Le- 
ben und neue Namen erhielten" (S. 159 fg.). Es werden nun 
auch folgerecht die wirk Höh historischen Thatsachen, welfche, wie 
der Verf. glaubt, der Erzählung zu Grunde liegen, in die Zeit 
der (umbro-) pelasgisehen Herrschaft gesetzt (das Einzelne s. S. 
160—61). Hierbei tritt indess die grosse Unwahrschefnlichkeit 
hervor, dass die späteren Eroberer des Landes die Stammsagen 
der von ihnen unterworfenen oder verjagten Pelasger nicht allein 
recipirt , sondern darüber ihre eigenen völlig vergessen haben sol- 
len. Der Verf. hatte schon früher, wo von dem Verhältnisse der 
rhätisohen Etrusker zu der ursprünglich pelasgisehen Bevölke- 
rung Mittel-Etrtiriens die Rede war (s. 8. $1 fgg.), etwas Aehn- 
liches behauptet. Er nahm dort an, in der Mischung der erobern- 
den Etrusker mit den unterworfenen Urbewohnern hätten die letz- 
tern das entschieden vorwiegende Element gebildet, so dass grade 
ihre Geschichte und Sage von dem neuen, aus jener Verbindung 
hervorgegangenen Volke als die seinige anerkannt worden sei. 
Aber schon hier ist es dem Verf. nicht gelungen, dieses Verhält- 
niss wahrscheinlich zu machen , wiewohl es weniger auffallend ist, 
well in der ausgebildeten Nationalsage des spätem Etruriens das 
speeifisch-etruskische Element wenigstens noch in einzelnen Zü- 
gen erkennbar ist, während sich in der latin. von den histor. Er- 
innerungen der zur Herrschaft gelangten Volksstämme auch keine 
einzige, deutliche Sage mehr auffinden lässt. Es kommt hinzu, 
dass es in Etrurien nur ein einzelner Stamm war, der seine eigen- 
tümliche Sage aufgab, was schon leichter geschehen konnte; für 
Latium aber wäre das weit weniger Denkbare anzunehmen , dass 
die zahlreichen, verschiedenen Stämme, welche sich dort eine 
Herrschaft gründeten, gleichmässig die sagenhaften Traditionen 
der von ihnen gewaltsam unterjochten Pelasger zu den ihrigen ge- 
macht hätten. S. 166, 4 bemerkt der Verf., „dass die sieh unter- 
werfende pelasgisehe Bevölkerung Latiums fortan das flache Land 
bewohnte und den Ackerbau und Viehzucht treibenden Theil des 
latin. Volkes bildete.*' Es leuchtet ein, dass die kriegerischen 
Stämme, welche sich der Herrschaft bemächtigten, schwerlich 
geneigt und bereit waren, ihre Geschichte zu Gunsten der Üeber- 
liefernhgen dieser unterworfenen Glasse, welche sie auch in spä- 
terer Zeit, wie diess der Verf. selbst weiter unten ausführt, von 
jeder Theilnahme an den staatlichen Rechten consequent ferne 
hielten , aufzugeben. Um diess zu glauben , müsste uns der vom 



368 Römische Staats- and Recbtsalterthamer. 

Verf. vorausgesetzte historische Verlauf durch stichhaltigere Be- 
weise, wie er, der sich im Grunde lediglich auf seine willkürliche 
Auslegung der Sage berufen kann, beibringt, erwiesen sein. 

Die «weite Abtheilung: Das Nationalrecht der Latini, zerfallt 
in 2 Unterabtheilungen. Die erste derselben : die Bundesverfas- 
sung in Alt-Latiura, behandelt diese in swei Perioden , von denen 
die erste (S. 168—98) die ältesten Zeiten bis auf Rom's Eintritt 
in den Bund (zwischen 176 und 120 u. c.)> die zweite (S. 198 — 
228) die folgende Zeit bis zur Vernichtung des latin. Bundes (u. 
c. 417) umfasst. — Die 2. Unterabtheilung: die Verfassung der 
einzelnen latin. Städte (S. 228 — 47), handelt vom latin. Könige und 
Dictator, vom Senat der altlatin. Städte, vom latin. Prätor, von 
den Ständen in den altlatin. Städten und von den altlatin. Land- 
städten oder Colonien. 

Der einleitende §. 54 fasst die Ergebnisse der in der ersten 
Abtheilung geführten Untersuchung über den Ursprung und die 
Bildung der latin. Nation in 5 Sätzen zusammen. Diese hier ge- 
nauer zu prüfen, halten wir um so weniger für nöthig, da wir 
überzeugt sind , dass man es auf diesem Gebiete der Forschung 
überhaupt schwerlich zu mehr als uusichern Hypothesen bringen 
wird, so lange die Grundfragen der Untersuchung keine definitive 
und zweifellose Lösung gefunden haben. Es kommt unserer An- 
sicht nach zunächst darauf an zu ermitteln , welchem Theile des 
später so genannten Latiums dieser Name ursprünglich eigen war, 
und wie und in welchen Zeiträumen derselbe seine erweiterte Be- 
deutung erhielt (den schwankenden Umfang des latin. Gebietes 
hebt auch der Verf. [S. 174, e] hervor). Dann aber ist bei den 
in unsern Quellen sich findenden Notizen über Latium , Latini, 
latin. Bund etc. für jede derartige Angabe, bevor von ihr ein wei- 
terer Gebrauch gemacht wird , festzusellen , auf welche Periode 
der latin. Geschichte und auf welchen Theil des latin. Gebietes sie 
sich bezieht. So lange die sagenhaften und historischen Berichte 
ohne diese Berücksichtigung der Zeit und des Ortes, für welche 
sie Geltung haben, benutzt werden, kann das Resultat immer nur 
ein ideelles Latium sein , dessen wirkliche Existenz nicht nachzu- 
weisen und dessen Bestimmtheit mit Widersprüchen behaftet sein 
wird. Ist man aber der Meinung, dass eine solche Sonderling sich 
nicht durchfuhren lasse, so thut man am Besten, die Sagen, wie 
sie sich eben finden, einfach zusammenzustellen ; man entgeht dann 
wenigstens der doppelten Gefahr, im Einzelnen eine Reihe von 
überflüssigen , weil zu nichts führenden Vermuthungen aufzustel- 
len, und im Ganzen eine lediglich auf der subjeetiven Vorstellung 
des Erfinders beruhende künstliche Geschichte vorzutragen. Von 
unserm Verf. lässt sich nicht sagen, dass er den einzig zum Ziele 
führenden streng historischen Weg eingeschlagen habe; er wirft 
ebenfalls durchgängig die mannigfaltigen Angaben der alten 
Schriftsteller durcheinander und benutzt sie ganz oder thcüwcise, 



Naegelö : Stadien ab altital. a. rom. Staats- a. Rechtsleben. 369 

je nachdem das eine oder andere seinem subjectiven Belieben pas- 
send erscheint. — §. 55 untersucht die Frage nach der Zahl der 
zum foedus latinum gehörigen populi oder „souveraincn Stadtge- 
meinden", wie der Verf. hier und an vielen andern Stellen das ge- 
nannte Wort übersetzt (s. bes. S. 229). Wir bemerken beiläufig, 
dass, um den Begriffeines popuhü? iu erfüllen, keineswegs eine 
Stadtgemeinde erforderlich ist; populus ist jeder Bestandteil 
einer natio oder gens 9 welcher ein selbstständiges politisches Ge- 
meinwesen bildet. Das, wie uns scheint , keineswegs zweifellose 
Resultat der Untersuchung ist, „dass die Zahl 30 als eine sta- 
bile und geweihte sich nicht erweisen lagst , und dass diese Zahl 
in Latium ebenso zufällig wie die Zahl 12 in Etrurien ohne alle« 
Zweifei stabil und heilig, war" (S. 173). — §. 56 fgg. erörtern 
den Inhalt des latin. Bundesrechts in seinen Hauptmomenten, dem 
connubium, commercium, der recuperatio und den concilia. In Be- 
zug auf die letzteren wird über den Ort, die Zeit, die Weise der 
Beschickung, die Gompetenz u. s. w. das Nöthige mitgetheilt. — 
,§. 61 erzählt die Feier der feriae latinae, die folgenden handeln 
von den Magistraten des Bundes (dem rex oder dietator latinus 
und den praetores). 

Wir kommen zur 2. Periode , welche mit dem Eintritte Roms 
in den Bund beginnt. Dieser Eintritt war es, welcher, wie der 
Verf. glaubt, indem er von Rom gefordert und von den latin. 
Städten verweigert wurde, den vieljährigen Kampf des jungen 
kriegerischen Staates mit dem lat. Bund veranlasste (S. 202). Lei- 
der erfahren wir nicht, was denn Rom, welches der Ansicht des 
Verf. zufolge in keinem innern Verhältnisse zum latin. Bunde stand 
und dessen anfängliche Schwäche er wiederholt der grossen Macht 
der latin. Bundesstädte gegenüberstellt, bestimmte, die Erfüllung 
einer ganz ungerechtfertigten. Forderung, von der es sich über- 
dem keine erheblichen Vortheile versprechen konnte, durch wie- 
derholte Kriege zu erzwingen. Der Verf. behauptet zwar, Rom 
sei damals noch zu schwach und unbedeutend gewesen , um , wie 
in den Quellen berichtet wird, die Suprematie über Latium in Aus- 
sicht nehmen zu können; aber wenn es sich zum Zwecke des Ein- 
tritts in den Bund mit den umliegenden mächtigen Städten in einen 
Kampf einlassen durfte, so konnte es diesen auch in der von un- 
gern Gewährsmännern angegebenen Absicht eröffnen. In dem 
einen wie in dem andern Falle stellte es sich dem ganzen Bunde 
feindlich entgegen und in beiden wurde ihm der schwere Kampf 
gleich massig durch den Umstand erleichtert, dass nicht sämmt- 
liehe Bundesstädte, sondern nur die „Rom zunächst liegenden den 
Krieg führten" (S. 203). Will man einmal die Erzählung nicht 
gelten lassen, dass Rom, weil es nach der Zerstörung Alba's die 
von diesem früher bekleidete Vorstandschaft des Bundes auf sich 
übergegangen glaubte, den Krieg mit den widerstrebenden Lati- 
nern begonnen habe, glaubt man annehmen zu müssen, dass Rom 



370 Romische Staats- und Rechtflalterthumer. 

ihrem Bunde ursprünglich völlig fremd gegenüber gestanden sei, 
so wird es am Geratensten sein , die kriegerischen Unterneh- 
mungen, welche die röm. Gemeinde gegen ihre iatin. Nachbarn 
ausführte, auf die Herrschsucht ihrer Mitglieder zurückzuführen, 
die um so ungescheuter hervortrat, da sie wussten, dass sie es 
eben nur mit den einzelnen Städten zn thun haben würden. Ue- 
brigens erreichte Rom nach dem Verf. seinen Zweck erst durch 
die friedlichen Bemühungen des altern Tarquinius und seines Nach« 
folgers Serv. Tullius: unter und durch den letztgenannten König 
war es, dass Rom „Bundesstadt wurde, die 3 Bundesrechte er- 
hielt u. s. w." (S. 207). Auch zur Zeit des 2. Tarquin, der be- 
kanntlich ganz Latium mit List und Gewalt „unterworfen" haben 
soll, war und blieb Rom Bundesstaat, wie jede andere; eine 
Herrschaft über den Bund übte es in keiner Weise aus (S. 
210). Nach Vertreibung der Könige trat dann Rom für einige 
Zeit aus dem Bunde aus (über die Gründe s. S. 213 fgg.) und 
stellte sich in ein feindliches Verhältniss zu demselben, schloss 
sich ihm aber, von äussern Feinden und inncrn Bewegungen in An-. 
Spruch genommen , durch den Vertrag des Cassius bald von Neuem 
an. „Auch bei dieser Gelegenheit wurde die Bundesverfassung 
im Wesentlichen nicht verändert, sondern nur in Einzelnheiten 
verbessert (S. 217); Rom wurde wieder Bundesstadt, wie es frü- 
her gewesen war, und hatte nicht mehr Rechte wie die übrigen 
iatin. Gemeinden; sein thatsächl icher Vorrang vor diesen re- 
sultirte lediglich aus dem grösseren Eifer, mit dem es seiner Ver- 
- pflichtung, im Falle von Angriffen die bundesgesetzliche Hülfe zu 
leisten, nachkam. Diess ist der wesentliche Kern der Ansicht des 
Verf. vom Verhältnisse Rom's zum latin. Bunde. Sie weicht, wie 
man sieht, von den Angaben der Quellen entschieden ab and 
könnte nur durch ^sehr triftige Gründe gerechtfertigt werden , die 
wir wenigstens in der sehr weitläufigen, wie gewöhnlich wenig 
präcisen Ausführung des Verf. nicht gefunden haben. — Den wei- 
teren Verlauf der Kämpfe Rom's mit den Latinern nach dem gal- 
lischen Einfalle stellt §. 72 dar; wir übergehen diese Partie, wel- 
che uns übrigens durchaus nicht hierhin zu gehören scheint, wie 
die ganze 2. Unterabteilung, um für die Besprechung des dritten 
Theiles einigen Raum zu gewinnen. 

Auch dieser dritte und letzte Theil unseres Werkes : Die 
Gründung und Erbauung Rom's (§. 83 — 155), hat 2 Abtheilungen, 
deren erste „die Sagen von der Gründung Rorpls" behandelt (S. 
251—458), während die zweite (— S. 536) „die Kritik" dersel- 
ben enthält. 

Die Aufgabe , welche der Verf. in der ersten Abtheilung zu 
lösen unternimmt, ist „die einheimisch - römische Nationalsage, 
soweit sie die Gründung Roms schildert, zu entwickeln" (S. 254). 
Da aber die ächte und reine Sage im Laufe der Zeit durch Grie- 
chen und Römer vielfach erweitert und entstellt worden ist, hält 



Naegele* : Studien üb. altita). u. rom. Staats- n, Rechtsleben. S71 

i 

er es für nöthig, sich nach einem Wege umzusehen, auf welchem 
ihre ursprüngliche Form aas den uns vorliegenden Berichten her- 
gestellt werden könne. Er findet , „das einzige Mittel, der ver- 
wirrten Masse Herr zu werden, ist, durch eine genaue und sorg- 
fältige Kritik den Werth der Quellen , in denen jene Sagen auf uns 
gekommen sind , zu prüfen und , indem man den Inhalt der bes- 
sern Quellen aneinander reiht, so allmälig das Beste in einer run- 
den und geordneten Erzählung vereinigt zu haben" (S. 254 fgg). 
Demnach untersucht er im ersten Abschnitte „die Quellen der 
Sage" und zwar im ersten Capitel „die römischen Quellen." 

Ueberblickt man die Reihe der in diesem Abschnitte zur 
Sprache gebrachten Gegenstände, so stellt sich heraus, dass man- 
che von ihnen hier überhaupt nicht hingehören , andere an unpas- 
sender Stelle, die meisten endlich in einer Weise besprochen 
werden , welche dem vorgesetzten Zwecke nicht angemessen ist. 
Der Grund von alle dem liegt unseres Erachten« in dem Umstände, 
dass sich der Verf. über die in diesem 3. Theile zu lösende Auf- 
gabe nicht ganz klar geworden ist, dass er die Bedeutung und die 
Reihenfolge der in Betracht kommenden Fragen nicht genau ge- 
nug erwogen, namentlich auch die Urgeschichte Rom's mit der 
Nationalsage der Römer vom Ursprünge Ihres Staates ver- 
wechselt hat. Wir wollen die Gliedern ng»der Abhandlung, wie sie 
auf dem Standpunkte des Verf. sich hätte ergeben sollen, in Kürze 
skizziren, weil nur so das eben ausgesprochene Urtheil begründet 
und verständlich wird. Nachdem der Verf. die Ansicht adoptirt 
hatte, dass die Geschichte der ersten Jahrhunderte Rom's eine 
sagenhafte sei, war zunächst die streitige Frage zu entscheiden, 
ob die Römer über die Gründung und ersten Anfange ihrer Stadt 
eine eigene nationale Sage gehabt haben oder nicht. Der Verf. 
setzt zwar im Eingange dieses 3. Theiles das Dasein einer solchen 
voraus und konnte sich auch , wie wir glauben , mit dieser ein- 
fachen Anerkennung begnügen; da er indess selbst anderer An- 
sicht ist, indem er später wiederholt darauf ausgeht, Beweise für 
jene Annahme beizubringen und die geäusserten Zweifel und Be- 
denken zu widerlegen , so musste er diese Argumentation nicht 
da , wo sie jetzt zu finden ist , sondern eben im Eingange seiner 
Untersuchung ausführen. Hier war der Ort, die Existenz einer 
acht röm. Nationalsage namentlich gegen die Einwendungen, wel- 
che sich auf den Charakter und die geistige Eigentümlichkeit des 
röm. Volkes, auf die Weise seiner Entstehung u. s. w. stützen, in 
Schutz zu nehmen. An dieser Stelle musste auf die vielen, in Rom 
dem Andenken von Personen and Begebenheiten , die in die Zeit 
der Entstehung der Stadt gesetzt werden , geweihten Locale und 
Feste aufmerksam gemacht werden , sofern diese, in welchen sich 
die Sage gewissermaasseti zu verkörpern pflegt , auf das Dasein 
einer solchen entschieden hinweisen. Es konnte ferner daran er- 
innert werden, wie derartige Traditionen auch sonst dem röm. 



372 Rtimigche Staats- and Rechtsalterthämer. 

Volke nicht fremd waren, wie diess aus den üblichen Tischge- 
sängen, den Naenien, den Ueberlieferungen der einzelnen Fami- 
lien u. 8. w., deren Erörterung sich hier anzuschliessen hatte, her- 
vorgeht. War diese Vorfrage erledigt , so musste zunächst unter- 
sucht werden, ob und inwieweit die anzunehmende Nationalsage 
in den uns vorliegenden Erzählungen wiedergegeben werde. Zu 
dem Ende war es nöthig, auf die Quellen unserer Quellen, d. h. 
auf die röra. Annalisten zurückzugehen, um deren Verhältnis zur 
bestehenden Nationalsage festzustellen. Hier war der Ort , die 
Behauptung , dass die ältesten unter ihnen die röm. Grundungs- 
sage nach griech. Bearbeitungen derselben wiedererzählt hätten, 
zu prüfen ; es musste ferner aus der allgemeinen Lage der Zeit, in 
welcher sie schrieben, aus ihrem persönlichen Charakter nnd ihrer 
amtlichen Stellung, aus der Art und Weise, wie sie anderweitige 
vaterländische Quellen bei ihren Darstellungen benutzten , aus der 
Thatsache, dass sie die Familienüberlieferungen zu Rathe zogen, 
daraus endlich, dass in ihren Erzählungen eben die Namen nnd 
Begebenheiten sich wiederfinden, denen im Cultus Orte und Fe- 
ste geweiht waren , der Beweis geführt werden , dass jedenfalls 
die von ihnen mitgetheilte Sage die einheimische, im Munde des 
röm. Volks selbst fortlebende Sage war. Hier war dann auch 
über die Form, in welcher die Sage sich bis auf die Zeit, in der 
jene ältesten Gcschichtschreiber auftraten, "fortgepflanzt habe, dag 
Nöthige beizubringen , vor Allem die Niebuhr'sche Ansicht, dass 
sie in grossen epischen Gedichten fixirt gewesen sei , genauer zu 
würdigen. Was von den Annalisten , gilt natürlich ebenso von den 
sonstigen Quellen der Schriftsteller, auf deren Berichten unsere 
Kenntniss dieser Dinge beruht. Auch ihre Beziehung zur natio- 
nalen Sage musste bestimmt werden, wobei es sich von selbst ver- 
steht, dass die auf sie sich beziehenden Notizen nur insoweit zu 
benutzen waren, als sie zur Erläuterung jenes Verhältnisses die- 
nen können. Der Verf. hat in diesem Punkte durchaus nicht 
Maass zu halten gewusst; er theilt sehr Vieles mit, was zwar recht 
gut zu wissen, für die hier erörterte Frage aber ganz gleichgültig 
ist. — Auf der Basis der vorhin erwähnten Untersuchung konnte 
dann aus den uns erhaltenen Berichten die Sage in ihrer ächten 
Gestalt reconstruirt und somit zur zweiten Hauptfrage, welches 
der ihm zu Grunde liegende historische Kern sei , übergegangen 
werden; die Ermittelung desselben ist natürlich nur mit Hülfe von 
ausser der Sage liegenden, ächt-his torischen Nachrichten möglich, 
daher die Vorfrage zu lösen war, ob und wo sich solche finden. 
Die Beantwortung führte nothwendig zur Erörterung der officiel- 
len Aufzeichnungen , die es in Rom gab , der annales pontificum, 
der'libri lintei u. s. w., welche eben so wenig wie die gleich zu 
nennenden schriftlichen Denkmale als Quellen der Sage aufge- 
führt werden durften. Es musste untersucht werden, ob und in 
wiefern in ihnen Nachrichten über die ältesten Zeiten Roro's eut- 



Naegell: Stadien üb. altital. n. rom. Staats- u. Rechtsleben. 873 

« 
halten waren. Ferner war auf die sonstigen Documente aas der 
Periode der Konige, die lege« regiae, die Vertrage u. 8. w. Be- 
zug zu nehmen ; auch die commentarii der pontifices und Magi- 
strate mussten genannt und darauf angesehen Werden, ob und in 
welchem Umfange sie als histor. Quellen benutzt werden konnten. 
Es fragte sich sodann , ob die uns erhaltenen röm. und griech. 
Schriftsteller oder deren Gewährsmanner von jenen authentischen 
Nachrichten Gebrauch machen konnten und wollten, ferner in 
welchem Sinne und in welcher Ausdehnung sie dieselben bei Ab- 
fassung ihrer Werke wirklich zu Rathe gezogen haben. Alles 
diess festgestellt, konnte dann endlich .von den überlieferten Mach- 
richten zur Feststellung der röm. Urgeschichte, bei welcher na- 
türlich auf die Lage und die Verhältnisse des damaligen Italiens 
und namentlich Latiums die erforderliche Rücksicht zu nehmen 
war, die entsprechende Anwendung gemacht werden. — In dieser 
Ordnung und Folge hätte, scheint uns, die vom Verf. angeregte 
Untersuchung fortschreiten müssen; wie sie jetzt gefuhrt wird, 
erscheinen die verschiedenen, im Laufe derselben zur Sprache 
gebrachten Momente in einer völlig unpassenden, jedenfalls nur 
ganz äußerlichen Verbindung, was freilich nicht ausschliesst, das« 
sich in Bezug auf das Einzelne manche vortreffliche, von dem ge- 
sunden Urtheile des Verf. Zeugniss gebende Bemerkungen vor- 
finden,. Wir lassen nunmehr eine meist summarische Ucbersicht 
des Inhaltes der betreffenden §§. folgen. — §. 85 handelt von 
den geweihten Orten und sonstigen Reliquien , welche in Rom an 
die Gründungs- und Romulassage erinnerten* §. 86 zählt die 
röm. Feste auf, welche Personen und Begebenheiten geweiht wa- 
ren , welche in jenen Sagen genannt oder erzählt werden. Der 
folgende beschäftigt sich mit der Ansicht Beauforf 8 , Schlegel's 
etc., dass die ächten öffentlichen Denkmale der röm. Vorzeil, Sta- 
tuen , Inschriften u. s. w. im gallischen Brande untergegangen, die 
später vorhandenen Gegenstände der Art aber untreue Nachbil- 
dungen der älteren Originale oder der Ueberlieferungen von die- 
sen gewesen seien und desshalb keinen historischen Werth in 
Anspruch nehmen dürften. Es wird recht gut gezeigt, dass der 
erwähnte Unfall nicht s&mmtliche Denkmale, welche in Rom an 
den Inhalt der nationalen Sage erinnerten , habe treffen können, 
auch mit Grund bemerkt, dass manche von ihnen auf das Capitol 
gerettet worden, dass die Erneuerung und treue Herstellung des 
Verlorenen recht wohl möglich war u. s. w. — In §. 88 geht der 
Verf. zu den schriftlichen Aufzeichnungen über. Zunächst 
werden sehr dürftige, unzusammenhä'ngende Notizen über das 
Schreibmaterial, über das Alter der Schreibekunst in Rom, über 
die Verfagger der ältesten schriftlichen Denkmale gegeben. Von 
diesen selbst wird zuerst der Inschriften gedacht, von denen „un- 
mittelbar auf die Gründung der Stadt sich beziehende wohl nur 
wenige überhaupt von Anfang an existirt haben möchten" (S. 268). 



374 * Römische Staats- und Rechtsalterthnmer« 

Die Urkunden über Friedensschlüsse und Bündnisse aus den Zei-» 
ten der Könige werden übergangen, „weil die Herzählung und Be- 
schreibung derselben ausser dem Kreise unserer Untersuchungen 
liegt" (?). — „Eine bei Weitem wichtigere Quelle für die Auf- 
bewahrung, die Ueberlieferung und spätere Bearbeitung der Sage 
von den Ereignissen jenes frühesten Zeitraumes bietet sich in den 
Annalen der pontifices dar" (S. 269). Was uns über diese be- 
richtet wird, berechtigt allerdings zu der Behauptung , das* sie 
„für die Geschieht Schreibung, besonders der ersten 5 Jahr- 
hunderte Rom's, von grossem Werthe sein mussten u (S. 273); 
als Quellen der Sage können sie nicht gelten, denn mit dieser 
stehen sie nur insofern in Verbindung, als die spätere Annalisten 
die Mittheilung derselben an die in ihnen gegebenen histori-? 
sehen Daten anknüpfen mochten. Nicht ohne Grund sagt der 
Verf. (S. 271): „diese Jahrestafel stellte dann der pontifex m*x 
in seinem Hause auf, damit die Patricier davon Einsicht nehmen 
konnten, wesshalb sie auch annales publici hiessen"; nur durfte 
er sich zu dem Ende nicht auf die Stelle des Cicero (de orat. IL 
12, 52 : potestas ut fieret populo cognoscendi) berufen, denn unter 
pop. können hier schon um desswillen nicht die Patricier allein 
verstanden werden, weil Cicero von der ganzen Zeit, während 
welcher diese annales geführt wurden (d. b. bis 624 u. c.), spricht, 
also auch die Periode mit im Sinne hat, in welcher der Unter- 
schied zwischen Patriciern und Plebejern keine Bedeutung mehr 
hatte. — §. 90 untersucht die Frage nach der Aechtheit der an- 
nales, sofern sie die ältere Geschichte Rom's enthalten haben 
sollen. Sie ist bekanntlich und zwar aus dem Grunde verneint 
worden , weil die Jahrbücher der früheren Zeit bei der Zerstö- 
rung Rom's durch die Gallier vernichtet worden seien. Der Verf. 
glaubt sie dagegen entschieden bejahen zu müssen und geht dess- 
balb hier auf eine genauere Widerlegung der schon vorher im 
Allgemeinen bestrittenen Ansicht ein, dass die ursprünglichen 
Denkmale des altern Rom's im gallischen Brande ihren Untergang 
gefunden hätten. Namentlich sucht er sie, unter Hinweisung auf 
die Berichte des Livius und Plutarch über die Eroberung der Stadt, 
durch die Behauptung zu widerlegen, dass die Römer nach der 
Niederlage an der Allia noch Zeit genug gehabt hätten, fortzu^ 
schaffen, was ihnen der Erhaltung werth geschienen, indem die 
Gallier noch am Abende des Schlachttages oder, nach einer andern 
Erzählung, gar erst 3 Tage später in die Stadt eingerückt seien. 
Gegen dieses Argument möchte indess zu bemerken sein, dass, 
wenn sich auch die Ankunft der Gallier verzögerte , man diess in 
Rom doch keineswegs vorhersah, vielmehr dieselbe, nachdem die 
Nachricht von ihrem Siege eingetroffen war, in jedem Augenblicke 
erwarten zu müssen glaubte und sich ebendeshalb unter Mitnahme 
dessen, was man nicht entbehren zu können meinte, sogleich in 
wilder Flucht auf das Capitol oder in die umliegenden Städte zu 



Naegell: Stadien ab. altital, u. rom. Staat« - dt Rechtsleben. 375 

retten suchte; Was non die auf Holztafeln verzeichneten Annalen 
betrifft, so wird man diese, deren Fortschaffung überdem nicht 
so leicht «ein konnte, wohl nicht für wichtig genug gehalten ha- 
ben, um ihre Erhaltung mit persönlicher Gefahr zu sichern. 
Anders stand es mit dem, was tum religiösen Cultos gehörte, wor- 
unter aber nicht „alle mit dem Sacralrechte überhaupt in Ver- 
bindung stehende Schriften und Bücher gemeint sind." (S. 275), 
sondern nur die eigentlichen Heilig thüraer, gewisse heilige Ge- 
fässe u. dergl. verstanden werden können. Diese zu retten, wird 
man allerdings Alles aufgeboten haben, wenn auch aus Liv. V. 50 
noch keineswegs folgt, dass sie wirklieb gerettet worden sind. Die 
noch folgenden Beweisgründe , gegen die sich ebenfalls noch man- 
ches erinnern Hesse, wollen wir hier um so weniger genauer 
durchgehen , da wir mit dem S. 284 gegebenen Resultate dieser 
weitläufigen Erörterung: „es lasse sich die VermothuAg nicht recht- 
fertigen, dass gerade die wichtigsten Quellen für die Erforschung 
der Geschichte der 3 ersten Jahrhunderte und insbesondere die 
annales pontificum im Brande vernichtet und später durch unter- 
geschobene ersetzt worden ", insofern übereinstimmen, als auch 
nnserer Ansicht nach nur ein Theil von ihnen untergegangen ist. 
Wir sehen keinen genügenden Grund , die Angabe des Liv. VI. 1 
(. . . et qued, etiamsi quae in cemmentariis pontificum aliisque 
. . . monumentis erant , incensa urbe pleraeyue interiere) in Zwei- 
fel zu ziehen oder ihren Inhalt nicht dem Wortlaute gemäss auf- 
zufassen. Denn „beiläufig 46 ist sie keineswegs, und wenn es auch 
wahr sein sollte , dass dieser Historiker die öffentlichen Denkmale 
der röm. Geschichte niemals selber eingesehen hat (S. 276), seine 
Versicherung mithin nicht als das Resultat eigner Prüfung ange- 
sehen werden kann, so wird dieselbe darum doch nicht als ein 
willkürlicher subjeetiver Einfall betrachtet werden dürfen; viel- 
mehr liegt dann die Annahme nahe , dass sie entweder die allge~- 
mein herrschende Ansicht oder gar die von bewährten Kennern 
der Antiquitäten wiedergebe. — Nachdem die Aechtheit der 
pontific. Annalen anerkannt ist, wird sodann in §. 91 ihre Glaub- 
würdigkeit vertheidigt. Wir bemerken , das» sie, wenigstens was 
die ältere Zeit betrifft, doch wohl im Interesse und zum Vortheile 
der Patricier geschrieben waren (s. dagegen den Verf. S. 285), 
denn wenn sie sich auch „auf Schilderung und Entwicklung staats- 
rechtlicher Verhältnisse nicht eingelassen haben", so erzählten 
sie doch, „was sich i n - und ausserhalb Rom's Bemerkenswertes 
zugetragen hatte u , wobei sich immer Gelegenheit fand , das Par- 
teiinteresse wahrzunehmen, geschah es auch nur durch Auslas- 
sung des dem Patriciate Nachtheiligen oder durch erweiternde und 
ausschmückende Zusätze zo dem, was die Macht und das Ansehen 
jenes Standes vermehren konnte. , Ueberdem denkt sich der Verf. 
selbst die Angaben dieser Annalen nicht so kurz und beschränkt, 
wie die oben angeführten Worte vermnthen lassen, denn er findet. 



376 Römische Staats- und Rechtaalterthamer. 

es wahrscheinlich , „dass sie von Uebergabe der Stadt an Por- 
senna und von schwerem, den Galliern bezahlten Golde, um da- 
mit deren Abzug zu erkaufen, erzählt haben" (1 S. 286). Er be- 
merkt bei dieser Gelegenheit, wie zu vermuthen stehe, dass die 
Annalisten bei diesen und andern Vorgängen die Autorität der An- 
nalen verlassen und sich aus Patriotismus der poetischeren Sage 
angeschlossen hätten, was wohl richtig sein mag, aber mit der 
kurz vorher aufgestellten Behauptung, dass wenigstens die älte- 
ren von ihnen jene alte Quelle „sorgfältig 16 benutzt haben, nicht 
recht in Uebereinstimmung zu bringen ist. — §. 92—95 sprechen 
von den libri lintei, den „von diesen verschiedenen u libri magistra- 
tuum , den tabulae und commentarii censorum , den übrigen com- 
ment. (consulum, quaestorum etc.) und den libri pontifieii. In 
der Note 115 (S. 292) finden sich sehr gute Bemerkungen über 
den Unterschied der leges regiae und commentarii regum. — Im 
§. 96 kommt der Verf. zu d e n Quellen der Annalisten , aus wel- 
chen diese den Inhalt der von ihnen mitgetheilten Sagen schö- 
pfen konnten. Es wird der Reihe nach von den carmina conviva- 
lia, den Naenien (97), den aus diesen (doch nicht allein?) hervor- 
gegangenen Familienchroniken (98), deren Verfälschung der Verf. 
zwar zugiebt, aber erst in eine verhältnissmässig spate Zeit setzt 
(S. 309), gehandelt. Um Missverständnissen vorzubeugen, fügen 
wir hinzu, dass der Verf. unter Verfälschung die absichtliche, be- 
wusste Entstellung versteht, also den sagenhaften Charakter 
dieser Traditionen auch für die ältere Zeit nicht in Abrede stellt. 
Wenn er dabei fortwährend gegen Beaufort u. A., die dessen An- 
sichten folgen, polemisirt, so ist das offenbar überflüssig und un- 
nütz; Beaufort und seine Anhänger bestreiten mit Recht, dass die 
erwähnten Chroniken zuverlässige^ hfstor. Wahrheiten enthalten ; 
ihre Vorstellung aber, dass sie nichts als Fabeln und Erdich- 
tungen bieten , beruht auf ihrer Unkenntniss vom Wesen der Sage, 
die im Eingange der Untersuchung ein für alle Mal hätte nachge- 
wiesen werden sollen. — Nachdem in §. 99 noch von den carmina 
triumphal, gesprochen worden, wird im Folgenden „der Werth und 
die Bedeutung der röm. Volkspoesie im Allgemeinen als Quelle der 
Geschichte und insbesondere der ältesten röm. Geschichte beur- 
theilt" (S. 315). Der Verf. widerlegt an dieser Stelle Nicbuhr's 
Ansicht von den grosseren Epen und deutet S. 321 das richtige 
Verhältniss sehr gut an: „die Annalisten haben (ebenso Ennius) 
den an, sich schon an poetischen und selbst tragischen Momenten 
reichen Stoff der ältesten Geschichte, was die einfache Entwicke- 
lung der Begebenheiten betrifft, aus den obengenannten officiellen 
und öffentlichen Quellen , was die Ausschmückung im Einzelnen 
angeht, theils aus den damals noch nicht von griech. Hand ver- 
stümmelten (?) Familien - Memoiren , theils aus der im Volke in 
Liedern und mündlicher Ueberlieferung lebenden Sage entnom- 
men." — Das zunächst Folgende übergehen wir, wenden uns 



Naegete : Stadien Sb. altital« u. rora. Staats- n. Rechtsleben. 377 

vielmehr sogleich zum §. 103, wo der älteste der Annalisten , die 
nunmehr, sofern sie die Entstehungsgeschichte Rom's in ihre 
Schriften aufgenommen haben , der Reihe nach aufgeführt und be- 
urtheilt werden , Qu. Fab. Pictor, zur Sprache kommt. Der Verf. 
stellt hier wie in den folgenden Abschn. so ziemlich Alles zusam- 
men, was wir über diese ältesten röm. Historiker wissen, giebt 
also weit mehr wie der Zweck seiner Schrift erforderte. Was 
den Fab. Pictor betrifft, so zielt die ganze Darstellung daranf ab, 
den Charakter seiner Annalen in ein möglichst günstiges Licht zu 
stellen. Der Verf. versichert daher auch, dass sie die Griindungs- 
sage aus den besten Quellen und in ihrer achten Gestalt mitge- 
theilt haben, womit freilich die Angabe des Plutarch (Romul. c. 3), 
Fabius sei in ihr dem Peparethier Diocles gefolgt, in Widerspruch 
zu stehen scheint. Es ist daher begreiflich , dass sich der Verf. 
bemüht, jener. Notiz eine andere Deutung zu geben. Wir wollen 
diese gleich hier näher prüfen, wiewohl sich die betreifende Aus- 
führung erst an einer spätem Stelle findet (S.407, 2). Die Worte; 
des Plut. a. a. O. lauten : xov ds nlöziv $%ovzog Xoyov pdXiöxa 
xal %XÜ6tovg pdQzvgag xd fiiv xvgicotata itQcSzog slg xovg "EX- . 
Xrjvag ijz&daxs dioxXijg 6 IlsnaQföiog , c5 xa\ &dßiog TlUtcog 
Iv tolg nXüöxoig &itr]XoXovdi]68. Ihr Inhalt ist, dünkt uns, voll- 
kommen klar; sie sagen aus, dass Fab. Pictor dem Diocles, der zu- 
erst die richtige Erzählung der Gründung Rom's in den Haupt- 
punkten den Griechen vorgetragen habe, meist gefolgt sei, d. h. 
dessen Erzählung sich zu eigen gemacht, wiederholt habe. Der 
Verf. meint zwar, das Verb um InaxoX. bedeute an dieser Stelle 
„im Sinne oder Gedankengange mit Einem übereinstimmen" und 
Plut. habe nur sagen wollen , „dass die Sage des Fab. mit der 
des Diocles übereinstimme." Allein trotz der entschiedenen Be- 
hauptung: „dass aber Inan. gleich wie das Simplex ax. jene abge- 
leitete Bedeutung haben kann, sagt jedes gewöhnliche Lexikon", 
müssen wir gegen die hier gegebene Erklärung des Wortes einen 
ebenso entschiedenen Protest einlegen, dxoX. hat allerdings zu- 
weilen den vom Verf. angenommenen Sinn (von Inax. steht diese 
nicht ebenso fest), aber keineswegs in der behaupteten Allgemein- 
heit; es giebt nämlich den Begriff des „sich Anschliessens" auch 
da nicht auf, wo es eine übertragene Bedeutung hat, und heisst 
demnach, wo diese eintritt: übereinstimmen mit Jemandem in sol- 
chen Gedanken und Ansichten , die man von ihm erfahren und an- 
genommen hat. Wenn aber der Verf. die mitgetheilte Angabe 
des Plut. um desswillen nicht gelten lassen will, weil sie den 
Worten desselben Schriftstellers im Rom. c. 8 fln. (Sv xd aXüGxa 
xai Oaßtov Xeyovxog xai xov IlsTtaQ. dioxXiovg, og doxel 7tQ(5- 
rog 'Pdprjg xxl6w IxSovvai xtX.) widerspreche, so ist dieser 
Grund nichtig, weil der vorausgesetzte Widerspruch in der That 
nicht stattfindet. Dass an dieser Stelle „Fabius vor Diocles ge- 
nannt" und „beide Schriftsteller coordinirt werden u , kann einen 

ZV. Jaltrbb. f. PML u. Päd od. Krit. Bibl. Bd. LX. ffft. 4. ^ 



378 Römische Staats- und Rechtsalterthamer. 

solchen natürlich nicht begründen, ebenso wenig der Umstand, 
dass „dort von einem htaxokov%Hv nicht mehr die Rede ist", 
(indfreet wird indess dieses Verhältniss in den Worten itQ&xog 
ixdovvai angedeutet). Nur insofern könnte die Uebereinstim- 
mung in Zweifel gezogen werden , als Plut. in der ersten Stelle 
sagt: ngcorog e&dmxs, in der zweiten dagegen doxsi itQ. ixfi., 
wenn nämlich der Verf. Recht hat, dass auch an dieser letztern 
Big tovg"EMt]vag zu ergänzen ist. Aber der Grund, den er für 
diese seine Ansicht anführt: „wollten wir die Stelle wörtlich neh- 
men , so müsste Diocles älter als Hellanicus und Dionys. Chalci- 
dens. sein, die ja bereits von Rom's Gründung gesprochen hatten", 
ist nicht stichhaltig; auch hebt er die Bedeutung desselben selbst 
wieder auf, indem er hinzufugt: „Plutarch meint hier die Grün- 
dlings sage von Romulus und Remns , wie sie die Römer kannten", 
wiewohl uns diese Erklärung nicht die richtige zu sein scheint. 
Wir sind vielmehr der Ansicht, dass Plut. allerdings sagen wollte, 
Diocles habe zuerst die röm. Gründungssage überhaupt ver- 
öffentlicht, wogegen der eben angeführte Einwand, dieselbe sei 
schon von den griech. Logographen behandelt worden , nichts ver- 
fängt, weil Plutarch entweder davon keine Kenntniss oder selbst- 
ständige Schriften über die Gründung Rom's im Sinne hatte, 
als welche die beiläufigen Angaben jener Historiker, wie sich von 
selbst versteht, nicht gelten können. Ist aber die gedachte Er- 
gänzung nicht nöthig, so kann auch die in Zweifel gezogene Ue- 
bereinstimmung gewahrt werden, was, wenn es geschehen kann, 
auch geschehen muss. In unserm Falle scheint die erforder- 
liehe Ausgleichung ziemlich nahe zu liegen. Nachdem Plut. im 
eap. 3 gesagt hat, Diocles habe zuerst den Griechen das Richtige 
über die Gründung Rom's mitgetheilt , fügt er im cap. 8 hinzu, er 
scheine überhaupt zuerst eine ntitiig 'Pcbprjg herausgegeben zu 
haben , durch welche streng den Worten des Schriftstellers sich 
anschliessende Interpretation unsere obige Vermuthung, Plut. 
habe keine ältere xz. C P. im eigentlichen Sinne des Wortes gekannt, 
bestätigt wird. Demnach widersprechen sich die beiden Stellen 
durchaus nicht , vielmehr fügt die zweite zum Inhalte der ersten 
nur etwas hinzu. Darum muss auch die in dieser letztern gege- 
bene Notiz , dass Fabios dem Diocles gefolgt sei , so lange als 
richtig gelten , bis nachgewiesen worden ist, dass Plut. hier keinen 
Glauben verdiene. Wir unsererseits sind sehr geneigt anzuneh- 
men, dass es mit dem Rerichte desselben seine Richtigkeit habe; 
den Umstand , dass er vom Diocles nicht mit grösserer Bestimmt- 
heit spricht, erklären wir uns daraus, dass er dessen Schrift nicht 
mehr vor sich hatte ; seine Nachricht aber über das Verhältnis« 
des Fabius zu den Griechen scheint er uns aus den Annalen des 
letztern selbst geschöpft zu haben. Uebrigens folgt aus dieser 
Angabe noch keineswegs, was Andere daraus geschlossen haben, 
dags die röm. Griindungssage ein griech. Machwerk sei. Diocles 



Naegell: Stadien ab. altital. u. röm. Staats- u. Rechtsleben. 370 

kann sie recht wohl in Rom selbst aas dem, was er dort hörte, 
zusammengesetzt haben , wobei es dann freilich an Ausschmückun- 
gen nicht gefehlt haben wird. Diese aber müssen ja doch zuge- 
geben werden und werden auch von ubserm Verf. selbst für die 
Zeit der altern Annalisten nicht in Abrede gestellt; ein Mehr oder 
Weniger begründet hier natürlich keinen wesentlichen Unter- 
schied. Nimmt man nun an, dass Fabius wirklich dem Griechen 
nachgearbeitet habe, so erklärt sich auch die auffallende Erschei- 
nung, dass dieser sowohl wie die nächstfolgenden Annalisten sieh 
der griech. Sprache bedienten, wenigstens weit leichter. Auch der 
Vf. hat sich diese eigentümliche Thatsache nicht recht m deuten 
gewusst; jedenfalls weist sie auf eine Kenntniss und Geltnng des 
Griechischen hin, wie man sie für die Zeit der ersten punlschen Krie- 
ge anzunehmen im Allgemeinen bisher wenig geneigt gewesen ist. 
§. 104 spricht von den ältesten epischen Dichtern der Römer: 
Naevius und finnius; im §. 105 sqq. folgen die übrigen älteren An- 
nalisten: Cincius Alimentus, Acil. Glabrio, Cato, Postum. Albinus, 
Servius Fab. Picfor. Alle diese bisher genannten Annalisten sind 
nach der Ansicht des Verf. in ihren Erzählungen der röm. Anfänge 
im Wesentlichen der acht- röm. Nationalsage gefolgt. „Dagegen 
haben die noch übrigen Annalisten des 7. Jahrh. das Studium der 
vaterländischen Litteratur entweder vernachlässigt oder fremde 
Dichtungen in sie eingeführt oder gar in der Absicht, die Sage 
zur Geschichte zu machen , d. h. aus der Sage das mähre henhaft 
Unmögliche in historisch Mögliches umzudeuten, die Sage völlig 
vernichtet und Selbstersonnenes an ihre Stelle gesetzt" (S. 343). 
Was den zuletzt erwähnten Vorwurf betHfft, so möchten wir auch 
bei den älteren Annalisten keinen so unbefangenen , kindlich-nai- 
ven Sinn voraussetzen , um zu glauben, dass sie nicht versucht 
haben sollten , sich den Inhalt der Sage irgendwie verständlich zu 
machen. Will man auch zugeben, dass den Römern in der altern 
Zeit ein nicht minder treuherziger Glaube an die Gebilde der 
dichtenden Phantasie eigen war wie den Griechen, und kann man 
auch ferner einräumen , dass dieser Glaube in den mittleren und 
unteren Schichten des Volkes auch noch im Zeitalter der puni- 
schen Kriege zu finden sein mochte, so wird er dagegen in den 
gebildeteren Classen damals schwerlich noch lebendig gewesen 
sein. Staatsmänner wie Fabins urid Cincius, deren amtliche Stel- 
lung schon, wenn man die damals bereits schon^vorgeschrittene 
Ausdehnung der röm. Herrschaft in Erwägung zieht, reife, im 
Denken geübte Geister voraussetzt, die überdem ohne Frage schon 
mit griech. Philosophie und mit griech. Bildung überhaupt ver- 
traut geworden waren, werden sich einer rationalen Auslegung der 
Sage kaum haben enthalten können, haben sich gewiss den Inhalt 
derselben, wenn auch noch mit einer gewissen Schüchternheit und 
keineswegs durchgreifend, plausibel zu machen gesucht, tlebrigens 
werden von den spätem Annalisten genannt: Culpurn. Piso (§.110), 



382 Romische Staats- und Rechtsalterthamcr. 

oder zurückhaltenden") in Verbindung, was wenig angemessen er- 
scheint. Vielleicht möchte das Wort auf den Namen mor (in rao- 
rior, mors, Mord etc.) zurückzuführen sein und mit eben diesem 
der alte Name des Aventin, Mtnrcus (s. Paul. Diac. s. v.), im Zu- 
sammenhange stehen. Dass dann auch der Name Re-mus eine 
verwandte Bedeutung habe, wollen wir wenigstens als eine nicht 
fern liegende Möglichkeit andeuten. Von dem alten Namen des 
Aventin haben wir so eben gesprochen; dem Verf. scheint die An- 
gabe des Paul. Diac, die er doch selber anführt, entgangen zu 
sein ; er meint : „wenn der Berg vor Rom's Erbauung überhaupt 
einen Namen getragen hat, so wird man am Besten mit Varro an- 
nehmen , er sei von dem altlatin. Könige Aventinus benannt wor- 
den" (S. 465). Wir glauben, dass der Berg bis zur Ankunft der 
katjner , denen er bekanntlich als Wohnstätte angewiesen wurde, 
seinen ursprunglichen Namen Murcus fortgeführt hat , dann aber, 
wie diess Varro ebenfalls andeutet, von diesen adveuis Aventinus 
genannt wurde, welchen Namen die latin. Bewohner später auf 
«inen ihrer sagenhaften Könige, der diesem Umstände erst seine 
Entstehung verdankte, zurückführten. 

Wir kommen nun endlich zur Hauptsache, zur Ansicht des 
Verf. von der Entstehung und ersten Entwickelung des röm. Staa- 
tes. Er spricht dieselbe in einer Reihe von sogenannten „Grund- 
sätzen" aus , von denen wir wenigstens einige sammt den für sie 
beigebrachten Gründen etwas schärfer ins Auge fassen wollen. 
Der erste geht aus von der, wie dei Verf. glaubt, schon im zwei- 
ten Theile erwiesenen Thatsache (s. §. 76. S. 232 sqq , wo man 
aber genügende Beweise vergeblich suchen wird), dass „zur 
Zeit der Gründung Rom's in den latin. Städten der Tiberebene 
und von da sich über ganz Latium verbreitend eine mächtige 
Staatsumwandlung und Verfassungsverändernng stattfand , in Folge 
deren die bis dahin bestandenen monarchischen Verfassungen ge- 
stürzt und an ihre Stelle eine republikanisch-aristokratische Be- 
herrschungsform trat" (S. 474), und behauptet nun , dass „das 
vertriebene albanische Königsgeschlecht sich , begleitet und ver- 
stärkt von einer Anzahl ihm treu gebliebener adliger Geschlech- 
ter sammt deren Clienten und Angehörigen, auf dem nur von we- 
nigen Hirten bewohnten palatinischen Berge ansiedelte. u Die 
Argumente, durch welche diese Annahme gestützt wird, sind die 
folgenden. Zunächst soll nur durch sie die höchst auffallende 
Erscheinung erklärlich werden , dass wir von den ferneren Schick- 
salen der gens Silvia, „jenes mächtigen u. Jahrhunderte lang in Alba 
herrschenden Geschlechtes," in unsern Quellen keine zuverlässigen 
Nachrichten mehr finden. Hier wird zuvörderst die Existenz der 
alban. Königsfamilie als historisch sicher vorausgesetzt, während 
wir sie doch lediglich aus der Sage kennen ; es wird ferner ihre 
Vertreibimg als eine ausgemachte Thatsache angenommen, was 
sie nicht ist, und endlich die Noüweu&gta^ a^t*&& nwi ihrem 



Naegel6: Studien üb. altital. u. rom« Staats* o» RecbUlebcn. 383 

ferneren Geschicke zu erfahren, postulirt, da diese doch — dünkt 
uns — ebenso gut für die herrschenden Familien der übrigen 
latin. Städte hätte gelten sollen , über welche die Quellen ein noch 
tieferes Schweifen beobachten. Denn dass sie uns von dem Schick- 
sale des alban. Königshauses gar nichts berichten , kann man nur 
dann behaupten, wenn man, wie unser Verf., die betreffenden 
Angaben willkürlich für später erfundene Lückenbüsser erklärt 
oder ebenfalls wie der Verf. Nachrichten erwartet, die aar Be- 
stätigung von Ereignissen dienen sollen, für die es keine andere 
Gewähr giebt, als die willkürliche subjective Ansicht. Wir fin- 
den, dass die Sage, indem sie von dem, «was sich nach dem Aus- 
zuge seiner beiden letzten Sprösslinge mit dem königl. Geschlechte 
von Alba zugetragen , im Wesentlichen nur das Eine erzählt, dass 
dasselbe mit Numitor ausgestorben sei, mit sich in vollster Ue- 
bereinstimmung blieb und eben das berichtete, was sie berichten 
konnte und musste. Von ihr zu fordern, dass sie von den Schick- 
salen der vertriebenen Königsfamilie erzähle , ist ganz unge- 
hörig, da sie von einer solchen Vertreibung nichts weiss; sie 
lässt auch nach dem Aufbau Rom's das Königthum in Alba fort- 
bestehen, wie es ja auch in andern latin. Städten noch später Kö- 
nige giebt. Will man sie zur Basis einer historischen Anschau- 
ung machen, so wird man nicht umhin können anzunehmen, dass 
nur ein Zweig des alban. Königsgeschlechtes Rom gegrüudet habe 
und zwar nicht in Folge einer gewaltsamen Vertreibung, sondern 
nach friedlicher Uebereiukunft mit den zurückbleibenden Glie- 
dern. Demnach ist die Beweiskraft dieses ersten Arguments eiue 
äusserst geringe; es gründet sich auf eine Reihe von willkürlichen 
Annahmen, die sämmtlich das zu Beweisende bereits voraussetzen. 
— Die folgenden Beweisgründe haben sämmtlich einen negativen 
Charakter, denn durch sie wird nicht die Ansicht des Verf. ver- 
theidigt, sondern eine andere, die nämlich, dass Rom eine Co- 
lonie von Alba sei , bekämpft. Es wird mit Recht bemerkt (S. 
477), dass von einer „soleunen u Colonie die Nationalsage nichts 
wisse, wobei es indess in hohem Grade auffallt, dass der Verf. auf 
das Schweigen derselben an dieser Stelle Gewicht legt, während 
es ihm in Bezug auf den vorhin besprochenen Punkt gleichgültig 
gewesen ist. Uebrigens ist es nicht recht klar, gegen wen der 
Verf. eigentlich polemisirt; er sagt zwar (S. 476): „die meisten 
griech. und röm. Schriftsteller gehen von dem Gedanken einer 
geordneten , von Alba nach den Tiberhiigelu gesendeten Colonie 
aus" und beruft sich zu dem Ende auf Livius, Cicero, Dionys., 
Plutarch u. s. w. Aber alle diese Schriftsteller haben, wenn sie 
Rom direct oder indirect als eine alban. Colonie bezeichnen, nicht 
jene eigentliche, geordnete, solenne Colonie, sondern nur den 
Umstand im Sinne, dass die Gründer der Stadt von Alba ausge- 
gangen waren. Sie sprechen also gar nicht eine LcKasäVä. tsxw^vOv^ 
aus, sondern theilen lediglich den \uW\l fox %*%* YK ^* ^»^ 



384 Römische Staats- und Rechtsalterttroner. 

darin, dass einige der genannten Autoren eine Theilnahme der 
Albaner an der Unternehmung des Romulus annehmen, sofern sie 
einen Theil des niedern Volks sich diesem anschliessen lassen, 
wird Niemand die Ansicht ausgesprochen finden, dass Rom eine 
alban. Colonie im eigentlichen Sinne des Wortes gewesen sei, 
denn es enthält dieser Zusatz nichts , was nicht auch in der ge- 
wöhnlichen Sage berichtet wurde. Allerdings aber setzt diese, 
wie wir schon oben bemerkten, das vollste Einverständniss der 
zur Gründung Rom's ausziehenden Albaner mit den zurückblei- 
benden voraus, und sie verfahrt daher auch wieder ganz conse- 
qnent, wenn sie naoh det Gründung ein freundschaftliches Ver- 
hältniss der Städte fortdauern lässt, mit welchem der viele Jahre 
später ausbrechende Krieg keineswegs, wie der Verf. meint, im 
Widerspruche steht. Uebrigens vergesse man nicht, dass wir hier 
immer nur die Untersuchung des Verf. im Auge haben und den 
Inhalt der Sage lediglich gegen seine Angriffe in Schutz nehmen, 
wobei es dahingestellt bleiben muss, ob die Wahrscheinlichkeit 
desselben nicht aus gewichtigeren Gründen in Zweifel gezogen 
werden kann. — Unter 3. schliesst der Verf., dass, weil Rom 
in der ältesten Zeit nicht zum latin. Bunde gehört, sondern deu 
latin. Städten wie eine fremde Macht gegenüber gestanden habe, 
es unmöglich eine Colonie Alba's sein könne. Wir halten diese 
Folgerung schon desshalb für unzulässig , weil es an und für sich 
durchaus nicht unmöglich ist, dass Rom alban. Colonie und doch 
nicht latin. Bundesstadt war. Freilich wissen wir von dem Ver- 
hältnisse, in welchem die sogenannten alban. Colonien zur Metro- 
polis standen, so gut wie nichts, aber soviel möchte sich doch 
immer behaupten lassen, dass eine Colonie einer altlatiu. Bundes- 
stadt als solche noch nicht gleichberechtigtes Mitglied des Bundes 
war. Es ist vielmehr nicht unwahrscheinlich, dass solche Pflanz- 
städte, ähnlich wie die spätem röm. Colonien, in ein durchaus ab- 
hängiges Verhältiiiss zur Mutterstadt traten, woraus von selbst 
folgt, dass, wenn sie, wie diess von Rom anzunehmen sein würde, 
sich später unabhängig machten, sie dadurch zunächst wie der 
Mutterstadt selbst, so auch den mit dieser im Bunde stehenden 
Gemeinden als eine fremde Macht gegeilübertreten mussten. In* 
zwischen ist es nach dem Verf. noch gar nicht so gewiss, dass 
Rom ursprünglich in keiner Beziehung zum latin. Bunde stand) 
er sagt: „es scheint so 4v und beruft sich zu dem Ende auf Strabo, 
„der bemerke, dass die latin. Städte sich so wenig um Rom wie 
um Alba lange bekümmerten. 6 * Hieraus musste aber, wenn man 
consequent verfahren wollte, gefolgert werden, dass auch Alba 
in keinem derartigen Verhältnisse zum latin. Bunde gestanden habe, 
zu welcher. Annahme der Verf. indess am Allerwenigsten geneigt 
sein dürfte. Ueberhaupt ist die Autorität des Strabo, auf welche 
der Verf. mit Recht so viel giebt, seiner Ansicht vom frühen Be- 
ftaode des latin. Bundes nicht sehr gültig % tawi &\ft%e.t Schrift» 



NaegeU : Stadien üb. altital. ö. rom. Staats- o. Rechtsleben. 385 

steller stellt für die Zeit der Entstehung Rom'» eine die Gesammt- 
heit der latin. Städte umfassende Verbindung ausdrücklich in Ab- 
rede, indem er berichtet, dass die Bewohner Latiums sich damals 
in eine grosse Zahl von oft sehr kleinen , ganz auf sich selbst be- 
schränkten Gemeinwesen isolirt hatten. Auch kann natürlich der 
Umstand , dass Rom später mit dem latin. Bunde oder mit einzel- 
nen Gliedern desselben Krieg führte, nicht zum Beweise gegen 
die Ursprünglichkeit des Zusammenhanges angeführt werden; die 
Beweiskraft desselbeu fällt durch die Annahme, dass Rom die 
Ausdehnung seiner Herrschaft im Auge hatte und sich desshalb 
die einzelnen latin. Städte zu unterwerfen suchte. — Ein ferneres 
Argument gegen die alban. Colonisation liefert dem Verf. die phy- 
sische Beschaffenheit des palatin. (und capitolin.) Hügels, welche 
diesen zu einer Ansiedlung so wenig geeignet mache, dass man 
ihn nur gezwungen und von der höchsten Noth gedrängt, zu einer 
solchen habe wählen können. Es wird hier namentlich die be- 
schränkte Oberfläche dieser Anhöhen, welche zum Baue der Woh- 
nungen wie zur Gewinnung des fruchttragenden Bodens nicht den 
erforderlichen Raum gewähre, ferner die sumpfige Beschaffen- 
heit des Erdreichs in der am Fusse dieser Hügel gelegenen Ebene 
und endlich die pestartige Luft, welche in diesen Niederungen 
herrsche, hervorgehoben. Was die zuerst erwähnte Schwierig- 
keit betrifft, so möchte der Nachdruck, welchen der Verf. auf 
dieselbe legt, doch etwas zu stark sein; bemerkt er doch selbst 
an einer früheren Stelle , dass die Localität des palatin. Berges 
diesen vor allen andern Hügeln der Gegend zu einer Niederlas- 
sung tauglich erscheinen lassen konnte, sofern die auf dem Gipfel 
desselben sich ausdehnende Fläche hinlänglichen Raum zum An- 
bau gewährte und seine steilen , abschüssigen Seitenflächen schon 
durch ihre natürliche Beschaffenheit gegen etwaige Angriffe sicher- 
stellen (vergl. §. 139). Doch solche Widersprüche kehren nur 
zu häufig wieder; sie finden sich sogar auf einer und derselben 
Seite, wie wenn der Verf. hier dem Cicero, welcher (de republ. 
II. 3 sqq.) aus dem eben erwähnten Gesichtspunkte die Zweck- 
mässigkeit der Romulischen Anlageins Licht stellt, vorrückt, er 
habe die „natürliche" Festigkeit des Ortes, von welcher er aller- 
dings spricht (s. die Worte x ex omni parte arduis praernptisque 
roontibus etc.) , nicht berührt und auch nicht nachweisen können, 
doch aber gleich nachher bemerkt ; „den Palatinus konnten die 
Gallier allerdings nicht erstürmen und wir bemerkten ja auch oben, 
dass er der festeste der Tiberhügel war" (S. 480), da gerade 
dieser Hügel wenigstens für die Zeit des Romulus allein in Be- 
tracht kommt. Dass der durch ihn gebotene Raum nicht eben be- 
deutend war, muss zugegeben werden; es wird aber auch Nie- 
mand behaupten wollen, dass die Zahl der Colonisten sehr gross 
gewesen sei, und jedenfalls konnte die Meu^e, tax NsfclwMw&x^^ 
wie diese vom Verf. bestimmt werden ^ wolä\ u\Oö\. ^*ää ^*>»% 



386 Römische Staats- und Rechtsalterthämer. 

sein, da zu diesen nicht blos das mächtige Geschlecht der alban. 
Könige mit den ihm befreundeten Familien, sondern auch die 
Gesammtheit derer , welche sich ihnen aus den untern Volksclas- 
seil anschlössen, sowie die auf und in der Nähe des Palatins ver- 
einzelt wohnenden Hirten gehört haben sollen. Freilich be- 
durften diese keines Acker- und Baulandes, denn sie pflegten da 
zu erndten, wo Andere gesät hatten; sie lebten, wenn man dem 
Verf. glauben will, lediglich vom Raube. Nichts destoweniger 
scheinen sie sich doch nicht mit der obern Bergfläche begnügt zu 
haben, denn wie der Verf. selbst später nachweist, schloss das 
ursprüngliche pomoerium der Stadt wenigstens einen Theil der 
am Fasse des Berges liegenden Ebene ein, woraus sich zugleich 
ergiebt, dass die vorhin erwähnte Sumpfluft doch wohl nicht so 
gefährlich war, wie der Verf. voraussetzt. Eben diess möchte 
auch daraus zu schliessen sein, dass Sabiner und Etrusker sich 
schon bald nach Gründung der Stadt den Albanern anschlössen, 
was sie, war die Localität wirklich so wenig einladend, schwer- 
lich gcthan haben würden, da für sie, auch wie der Verf. jenes 
Hinzutreten auffasst , eine Nöthigung dazu nicht vorlag. Ausser- 
dem spricht die, wie es scheint, begründete Meinung des Verf., 
dass schon vor der Gründung Rom's auf dem palatin. Hügel meh- 
rere Niederlassungen bestanden, sehr entschieden dafür, dass der 
Ort den Anforderungen , welche man damals in dieser Beziehung 
machte, wirklich Genüge leistete. War er aber auch nicht ge- 
rade der geeignetste ^ so mochte man eben keinen bessern zu fin- 
den wissen ; jedenfalls dürfte der von der natürlichen Bestimmt- 
heit des Locals hergenommene Einwand in der angeregten Frage 
keine sonderliche Bedeutung in Anspruch nehmen. — Der fünfte 
und letzte Grund, weichender Verf. geltend macht, stützt sich 
auf die 'Eigentümlichkeit der röm. Verfassung. Diese, meint 
Hr. N., hätte mit der alban. übereinstimmen müssen , wäre Rom 
von dort aus gegründet worden; mm aber weiche sie von dieser 
entschieden ab, denn sie kenne — und diess ist der einzige, nam- 
haft gemachte Unterschied — einen auf Lebenszeit gewählten 
König, während in den latin. Städten ein vom röm. rex 6ehr ver- 
schiedener Dictator an der Spitze stehe. Wir bemerkten schon 
oben, dass die wesentliche Aenderung der Verfassung, welche um 
die Zeit der Gründung Rom's in den latin. Städten stattgefunden 
haben soll, nur eine zur Erklärung jener Gründung erdachte Hy- 
pothese ist. Auch ist das Wesen der latin. Dictatur zu wenig be- 
kannt, als dass sich entscheiden liesse, in wiefern sie dem röm: 
Königthume ähnlich oder nnähnlich war, denn dass der latin. 
Dictator in späterer Zeit manche Functionen ausübt, die mit denen 
der röm. Consuln übereinstimmen, entscheidet noch nicht über die 
eigenthümliche Bedeutung seines Amtes und beweist namentlich 
für die allere Zeit gar nichts. Wir erinnern hier an die Würde 
des röm. Dictators, dessen Einsetzung doch wohl schwerlich, wie 



Naegelö: Stadien üb. altital. a. rom. Staats* o. Rechtsleben. 387 

der Verf , welcher schlechthin jeden Zusammenhang desselben 
mit dem latin. in Abrede stellt, zu glauben scheint, ein nur röm. 
Gedanke ist. Wird ja doch auch der Dictator Cluilius von Alba 
ebenso wie der von Caenina in den Quellen rex genannt, was doch 
jedenfalls, wenn wir auch dem Verf. einräumen wollen, wofür 
indess die Beweise fehlen , dass der einzig richtige Name dieser 
Heerführer Dictator sei, darauf hinweist, dass ihre Macht und 
Würde der des röm. rex nicht unähnlich war. Es ist desshalb 
noch gar nicht so ausgemacht, dass der aufgestellte Unterschied 
wirklich vorhanden war, wobei wir die sich leicht aufdrangende 
Frage, ob das alban. Königthum, auch wie es vor Rom's Grün« 
düng bestand, mit dem spätem röm. nicht vielleicht von gleicher 
Art und Bedeutung gewesen , nicht näher untersuchen , auch die 
Möglichkeit nicht urgiren wollen, dass die Absendung der Colonie 
nach Rom stattfinden konnte, bevor der Sturz des Königthums in 
Alba erfolgte. Im Wesentlichen war nach dem Verf. die ver- 
roisste Uebcreinstimmung doch vorhanden: in Rom wie in Alba 
„war die adelige Geschlechtergemeinde der Träger der Souverä'- 
netätsrechte" (S. 483) und zwar von Anfang an. Diess ist nun ge- 
wiss höchst auffallend: in Alba stürzen die Geschlechter das Kö- 
nigthum, um selbst die Herrschaft an sich zn nehmen; die königl. 
Familie flieht und mit ihr andere, die, — sollte man denken — mit 
jenem Sturze nicht einverstanden, das Königthum in seiner ur- 
sprünglichen Macht und Geltung erhalten wollten. So war es 
aber nicht; sie nehmen vielmehr auch in Rom die oberste Gewalt 
für sich in Anspruch und das Königthum ist es zufrieden, womit 
im Grunde für beide Seiten die Nöthigung zur Flucht und zu 
einem ihnen doch schwerlich zusagenden Banditenleben (s. S. 
481, b) wegfiel. Auch verträgt es sich mit der zugegebenen Ue- 
bertragung der Souveränetät an den Adel sehr schlecht, wenn die* 
«er „die einheimischen Verfassungsformen nur in soweit in der 
neuen Heimath einführte, als diese mit den alten ererbten An- 
sprüchen des Königsgeschlechtes vereinbar erschienen", also die 
Souveränetät nicht in Anspruch nahm, da unter die ererbten 
Ansprüche jedenfalls der auf Erhaltung der königl. Würde in ihrer 
früheren Form und Geltung gehörte. Indirect giebt der Verf. 
hier zu, dass das röm. Königthum mit dem alban. übereinstimmte, 
während doch „Rom von Anfang an eine Königs würde besass, wie 
sie Alba longa niemals gekannt hatte 16 (ebend.). Man sieht, auch 
dieses Argument ist nicht entscheidend , und so bliebe die Mög- 
lichkeit immer noch bestehen, dass Rom eine Colonie von Alba 
war, und diess um so mehr, da die vom Verf. angenommene Ur- 
sache der Gründung gar keine Beweise gefunden hat. Ueber die 
vielen und starken Ünwahrscheinlichkeiten , an welchen diese Hy- 
pothese sonst noch leidet, wie dass von ähnlichen Vorkommnissen, 
wie in Alba, will man die betreffende Auslegung der Sage einmal 
gelten lassen, stattfanden, in den übrigen latin. Städten gar nicht 



388 Römische Staats- und Rechtsalterthüraer. 

die Rede ist, wiewohl hier dieselbe Ursache dieselbe Wirkung 
hätte haben müssen, dass die edelsten Geschlechter Alba's, wel- 
che jedenfalls auf einer nicht niedrigen Stufe der Bildung 
standen, ein wüstes Räuberleben begonnen haben sollen, dass sie, 
die sich doch wohl von denen der andern latin. Städte nicht we- 
sentlich unterschieden, plötzlich von einem ausserordentlichen 
Kriegs- und Kampfesrauthe erfüllt wurden , während in den übri- 
gen latin. Städten die Bewohner, also auch namentlich die herr- 
schende Aristokratie , in Folge der fortgeschrittenen Cultur einer 
weichlichen Schwäche anheim gefallen waren — wir wiederholen 
übrigens in diesen Gegenbemerkungen immer nur Aeussertingen 
des Verf. selbst — , dass jenes auf Raub und Plünderung gestellte 
Treiben sich mit einem geordneten Staatswesen , wie es vom Verf. 
auch schon für die Zeit des Romulus anerkannt wird, sich nicht 
verträgt u. s. w., wollen wir nicht ausführlicher sprechen. Ebenso 
können wir den Inhalt der nächsten Grundsätze nur summarisch 
andeuten, müssen indess vorher noch auf die Bemerkung über das 
röm. Königthum, welche der Verf. S. 483 in der Anm. 196 aus- 
führt, aufmerksam machen. (Wir heben besonders die, wie uns 
scheint, sehr richtige Ansicht hervor: „die königliche Gewalt 
scheint je nach der Persönlichkeit ihres jeweiligen Trägers eine 
ganz verschiedene zu sein" 1 ). — Der zweite Grundsatz (§. 144) be- 
hauptet, dass die auf dem palatin. Hügel gegründete Stadt „auf 
den Grund und nach dem Plane des etruskischen Stadt-Templum 
erbaut worden sei" ; der dritte hat die Erweiterung derselben 
durch Bevölkerung des Intermontium, d. h. der Waldschlucht 
zwischen den beiden Höhen des capitolin. Hügels, zum Gegen- 
stande. Der genannte Ort ist der des Romulischen Asyls, „wel- 
ches, will man es nämlich durchaus nur als Dichtung gelten lassen, 
dann den röm. Grundsatz: in novo populo ubi omnis repentina 
atque ex virtute nobilitas sit futurum locum forti ac strenuo viro 
vertreten mag" (S. 489). Die Hinzutretenden waren übrigens 
;,vor dem Gesetze fliehende Verbrecher, ihrem Herrn entlaufene 
Sclaven und flüchtige Schuldner" (!). Sodann ist von den ersten 
ernsthaften Kriegen Rom'smit seinen Nachbarn, zu denen Frauen- 
raub den Anlass gab, die Rede; die wichtigste Folge derselben 
ist die staatliche Vereinigung der Sabiner mit den Albanern. Wir 
verweilen bei dem Einzelnen nicht und bemerken nur , dass der 
Verf. an der bekannten Erzählung festhält, nach welcher Titus 
Tatius, der König von Cures, mit einem Heere zur Bekämpfung 
der Römer ausgesandt , seine Heimath aufgegeben und sich den 
bisherigen Feinden angeschlossen hat und zwar im Grunde nur 
desshalb , weil ihm und seinen Gefährten die Gesellschaft der Al- 
baner zusagte. Wie sich mit solchem Beginnen eiu geordnetes 
Staatswesen, wie es doch für jene sabinische Stadt vorausgesetzt 
mrd, vertrage , sehen wir freilich nicht ab. Dann ist doch die 
Nachricht des Dionya., welcher berichtet (%. te* \«rl. &, 49L 



Naegete: Stadien ab. altital, n. rom. StaaU- u. Rechtsleben. 389 

Anm. 203), es seien bei dieser Gelegenheit nur einige Sabin. Ge- 
schlechter in Rom zurückgeblieben, bei Weitem wahrscheinlicher, 
zumal für sie auch der Umstand spricht, dass noch später einzelne 
Sabin, gentes (wie die des App. Clausus) ihren Wohnsitz nach 
Rom verlegten. Wir heben diesen Punkt besonders der allge- 
meinen Bemerkung wegen hervor, dass es uns nöthig scheint, bei 
der Untersuchung über die älteste italische und namentlich röro. 
Geschiche einmal die gentes und deren Wesen zur Grundlage 
der Betrachtung zu machen. 

Der vierte Grundsatz (§. 146) handelt vom dritten Volksele- 
mente der röm. Nation , dem etruskischen. Als Resultat der Un- 
tersuchung ergiebt sich hier, „dass nach der in Rom verbreitet- 
sten (T) Sage schon unter Romulus eine bedeutende etruskische 
Einwanderung in Rom stattfand und zwar so, dass ein grosses 
Kriegsheer unter Anfuhrung eines Lukumonen Coelius Vibenna 
aus Solonium sich auf dem mons Querquetulanus (dem spät. Coe- 
lius) ansiedelte , dass daneben nun aber noch eine andere, 

abweichende Erzählung in Rom existirt zu haben scheint, nach 
welcher C. Vibenna erst unter Tarquinius Priscus nach Rom kam 
u. s. w." (S. 499 fgg.). — §. 147 giebt die Grundzüge der auf 
der Eintheilong in drei Volksstämme (Ramnes, Tities, Luceres) 
beruhenden ältesten röm. Staatsverfassung*' und beantwortet dem- 
nach drei Fragen. Die erste derselben: „wurde die Eintheilong 
des röm. populns in drei tribus mit der Gründung der Stadt ina 
Leben gerufen?" wird bejaht, ebenso die zweite: „beruhte die- 
selbe auf den im röm. Volke enthaltenen drei verschiedenen Volks- 
elementen, dem latin. , sabin. und etruskischen ? u (§. 148); die 
dritte: „wie ist der Widerspruch zu heben, dass a) nach der 
etruskischen Sage (nur nach dies er?) der dritte oder tuskische 
Stamm in der ältesten Volkseintheilung bereits mitbegriffen ist und 
dieser Stamm dennoch erst 138 Jahre nach Erbauung Rom 's dort 
einwandert; b) nach der röm. Sage der etrusk. Stamm zwar von 
Anfang an Rom bewohnt, jedoch minder berechtigt als die zwei 
andern Volksstämme erscheint*? " giebt Anlass zu einer weitläufi- 
gen Erörterung , die wir uns zum Schlüsse noch etwas näher an- 
sehen wollen (sie findet sich im §. 149 fgg.)* — Der Verf. spricht 
hier die Ansicht aus, dass, wenn auch Caeles Vibenna erst unter 
dem altern Tarquin nach Rom gekommen sein möge, jener andern 
Erzählung , nach welcher er an der Spitze eines etrusk. Heerhau- 
fens dem Romulus gegen die Sabiner Hülfe leistete, doch insofern 
eine gewisse Wahrheit zukomme, als sie auf eine schon unter Ro- 
mulus stattfindende etrusk. Einwanderung schliessen las&e. Wir 
sehen zu dieser Annahme keinen genügenden Grund, glauben viel- 
mehr, dassjene Variante der Sage, welche die Etrusker schon 
zur Zeit des Romulas einwandern lässt , dem Umstände ihre Ent- 
stehung verdankt , dass die allgemein angenommene Etx&Wä^SSä 
Bildung sämmtlicber drei Stämme awi \lQm\\Y\% 2^\w3iS^c«\^- ^ 



390 Römische Staats- und Rechtsalterthömer. 

. ..... ' 

man nämlich den Namen des dritten Stammes von Lucumo herlei- 
ten au müssen glaubte, lag es nahe und musste sogar, wenn man 
über die Consequenzen dieser Ableitung genauer mit sich zu Rathe 
ging, nothwendig erscheinen, schon in der romulischen Zeit 
Etrusker in Rom auftreten zu lassen ; wer daher jene Erklärung 
des Namens Luceres billigte und. sich der spätem etrusk. Einwan- 
derung erinnerte , setzte diese in eine frühere Periode hinauf. 
Wir halten die Erklärung wie der übrigen Stammnamen so be- 
sonders die der Luceres für unrichtig, die letztere schon d esshalb, 
weil sie nicht einmal leistet, was sie offenbar leisten sollte, denn 
Lucumo ist bekanntlich kein Eigen-, sondern ein Gattungsname, 
oder wenn man lieber will, ein Titel, und konnte daher nicht der 
persönliche Name des Anführers der Luceres sein, wie er doch 
nach der Voraussetzung, dass säramtliche Stämme von ihren Füh- 
rern benannt seien , hätte sein müssen. Daher scheint uns auch 
die Annahme, dass die drei Stämme schon in der Romulischen Pe- 
riode angeordnet wurden, nicht durch die andere bedingt zu sein, 
dass die Etrusker schon damals ein wesentliches Element der röm. 
Bevölkerung bildeten. Der Verf. ist, wie wir schon sahen, ande- 
rer Meinung; er nimmt allerdings mit uns an, dass der Ursprung 
der Luceres in die Zeit des Romulus fallt , hält aber dieselben für 
eingewanderte Etrusker. Weil diese der Sage nach dem Romulus 
zu Hülfe zogen, als er noch den Sabinern feindlich gegenüber 
stand, ist ihm „dieser tuskische Stamm in seiner Vereinigung mit 
den latin. Albanern (Ramnes) älter als der sabinische und so eine 
geraume Zeit hindurch mit den Ramnes allein" (S. 518). Er wird 
sich also wohl, da die Albaner sich gleich nach Gründung der 
Stadt politisch und militärisch organisirten (S. 516) und die bei- 
den hinzutretenden Stämme die Verfassung des ältesten annahmen 
(S. 517), noch bevor die Sabiner aufgenommen wurden, mit den 
Albanern zu Einem populus vereinigt haben. Es gab demnach in 
Rom ursprünglich eine alban., dann eine alban.-etruskische Volks- 
gemeinde. Unsere Quellen wissen bekanntlich von alledem nichts ; 
sie erkennen, wenn sie auch die Entstehung der drei Stämme in 
die älteste Zeit setzen /für diese doch nur zwei völkerschaftliche 
Bestandtheile des populus an, die erst nach der Aufnahme der 
Sabiner von Romulus in Gemeinschaft mit Titus Tatius die be- 
kannte einheitliche Organisation erhalten. Den Zeitpunkt, in 
welchen diese letztere und damit der eigentliche Anfang des röm. 
Staates nach der gewöhnlichen Erzählung fällt , nimmt auch der 
Verf. als den richtigen an, womit denn allerdings die eben [er- 
wähnte früher fallende Vereinigung der Luceres mit den Ramnes, 
eine Vereinigung, die schon desshalb eine innige genannt werden 
mu8s, weil diese Etrusker eine Anzahl etrusk. Institutionen — 
u. a. auch die ebenfalls von Romulus begründete Clientel — in den 
röm. Staat eingeführt haben sollen, wieder sehr zweifelhaft wird. 
Doch wollte man auch zugeben, dass dieser Verband nur ein aus- 



Naegete : Studien üb. altital. u. rom. Staats- u. Rechtfileben. 391 

serlicher gewesen sei, der das Moment der staatlichen Einheit 
noch nicht in sich aufgenommen hatte, so muss es doch gewiss 
sehr auffallend erscheinen, dass die Luceres bei der Constituirnng 
des Staates in der Reihe der zu demselben zusammentretenden 
Stämme die dritte und nicht die zweite Stelle einnehmen , da ihre 
Unterordnung unter die beiden ändern Stämme erst in eine spä- 
tere Zeit fällt. „Von Anfang an scheinen die drei Stamme einan- 
der im Wesentlichen gleichberechtigt gewesen zu sein u (S. 518). 
Diese Gleichheit nahm nämlich nach dem Verf. ein Ende, als die 
auf dem coli sehen Berge wohnenden Luceres den beiden übrigen 
Stämmen gefährlich zu werden drohten ; man zwang sie , ihre bis- 
herigen Wohnsitze aufzugeben und sich im sogen. Tuscus vicus 
)einem Thale zwischen dem capitolin. und palatin. Hügel) nieder- 
zulassen (S. 519). Varro und A. erzählen diess bekanntlich von 
den etrusk. Schaaren, die unter Caelcs Vibenna den cölischen 
Berg besetzt hatten. Hier begreift sich die Sache, denn es war 
sehr natürlich , dass die röm. Gemeinde einen Haufen bewaffneter 
Fremdlinge sich nicht in ihrer unmittelbaren Nähe wollte fest- 
setzen lassen. Wie ihr aber von einem integrirenden Bestand« 
theile, als welcher ja der tuskische Stamm anzusehen ist, Gefahr 
drohen konnte, das bedarf wenigstens einer besondern Erklärung; 
gross konnte dieselbe für die beiden andern Stämme keinen Falls 
sein , da diese bei Weitem festere Wohnsitze hatten wie die Lu- 
ceres und die letzteren „den in seiner numerischen Grösse über- 
haupt geringeren Stamm bildeten 46 (S. 520). Die Folge des aus- 
gebrochenen Zwistes aber war, dass dem Stamme der Luceres „die 
unmittelbare Theilnahme an der Repräsentation in der Königs- 
würde, im Senate und in den Priesterämtern entzogen wnrde", 
wiewohl er „der Inauguration wegen u nicht ganz unterdrückt wer- 
den konnte. ,,Von nun an werden wohl latin. und sabin. Könige 
gewählt, aber keine tuskischen, 200 Senatoren, 100 ramnit. und 
100 titiensische gab es, der Luceres geschieht keine Erwähnung 44 
(S. 520). Demnach fallt diese Unterdrückung noch in die Regie- 
rungszeit des Romulus, sie fällt ferner in denselben Zeitpunkt, in 
welchen die polit. Organisation des röm. Volkes (auch vom Verf. 
S. 503 f gg.), also auch die Theilung in drei Stämme gesetzt wird; 
das Verhältniss der Gleichberechtigung hört mithin für die Luce- 
res in demselben Augenblicke wieder auf, in welchem es seinen 
Anfang genommen hat!! — Die Frage, wie dieser dritte Stamm 
aller Rechte beraubt werden und doch immer „ein Grundmoment 
der röm. Verfassung bleiben konnte , indem die Zahlen 3 und 30 
durchweg unangetastet bleiben mussten u (S. 521), und noch man- 
che andere, die nicht füglich umgangen werden konnten, werden 
vom Verf. gar nicht aufgeworfen und noch weniger beantwortet. 
Uebrigens bleiben auch jene Zahlen nach seiner Darstellung kei- 
neswegs unangetastet, weder bei der Bildung des Senats (s. oben), 
noch auch da , wo es am Ersten zu erwarten war, bei den Priester-' 



392 Romische Staats- und Rechtsalterthamer. 

thümern^ deren Organisation vielmehr die Zahl 2 (d. h. die der 
noch übrigen beiden Stämme) zur Basis hatte (S. 520, a). Dass 
die letztere, freilich nicht neue Annahme haltbar sei, möchten 
wir sehr bezweifeln , weil , wenn die Priestercollegien in der Zahl 
ihrer Mitglieder die Grundbestandteile des röm. Volks rcprasen- 
tiren sollten, diese doch jedenfalls später, wo die Luceres als 
gleichberechtigter dritter Stamm (nach dem Verf. : von Neuem) 
hinzutraten , eine entsprechende Vermehrung erfahren musste. — 
Indess verlor dieser dritte ursprüngliche Stamm nicht blos seine 
politische Bedeutung, er starb auch allmälig aus, wie sich schon 
daraus ergiebt , dass auf dem von ihnen bewohnten mons Coelius 
später die latin. Albaner angesiedelt wurden (S. 523), wobei der 
Verf. nur vergisst, dass die Etrusker diesen Hügel zum grössten 
Theile hatten verlassen müssen, um im vicus Tuscus ihre Wohn- 
sitze zu nehmen , ferner auch aus dem Umstände erhellt, dass „in 
den durch das Aussterben des dritten Stammes zusammenge- 
schmolzenen populus von Tiillus Hostilius alban. Bürger aufge- 
nommen wurden" (a. a. O ), wobei ausser Acht gelassen wird, dass 
die Luc. schon lange nicht mehr zum populus, d. h. zur herrschen- 
den Gemeinde, gehörten. — Das Gesagte wird, denken wir, ge- 
nügen, um darzuthun, dass es dem Verf. nicht gelungen ist, die 
Existenz eines dritten, aus Etruskern bestehenden Stammes für 
die Zeit des Romulus nachzuweisen. . Wir fügen hinzu, dass nach 
seiner Ansicht unter Tarquin dem Aeltern eine neue Einwande- 
rung von Etruskern stattfand , die in den dritten schon bestehenden 
Stamm der Luceres, welcher jetzt seine alten Rechte wiederer- 
hielt, eintraten (S. 522; vergl. 532). Diese Aenderung der Ver- 
fassung ist ihm neben den übrigen in die Zeit der drei letzten Kö- 
nige fallenden Umwandlungen derselben eines der Momente, 
welche deren Regierungszeit charakterisiren. Die übrigen sind 
die grossen in jene Periode fallenden Bauwerke (S. 522 — 25) , die 
grosse durch den Vertrag mit Carthago erwiesene (?) Seemacht 
Rom's und gewisse Aenderungen im Cultus, welche nachweislich 
durch etruskischen Einfluss herbeigeführt worden sind. Indess 
ist der Verf. doch der Ansicht, „dass das etruskische Element sich 
niemals in dauernder Weise geltend zu machen wusste" (s. den 
Schluss §. 155). Auch glaubt er nicht, wie wohl manche Neuere, 
dass Rom „sein schnelles Aufblühen seiner auf der Verschmelzung 
so verschiedener Volksstämme beruhenden Nationalität zu danken 
hat", erblickt vielmehr den wahren Grund „in der wahrhaft ver- 
zweifelten Lage der ersten Ansiedler und der hieraus entsprin- 
genden Thatkraft und Einheit in ihrem ersten und entscheidenden 
Zusammentreffen mit den Nachbarn, endlich aber in dem kraft- 
und haltlosen, uneinigen Wesen der latin. und etrusk. Bundes- 
städte" (S. 535). 

So haben wir denn den Inhalt der vorliegenden Schrift, so- 
weit eß an diesem Orte geschehen konnte , möglichst vollständig 



NaegeU : Stadien ab* aHitaf.i a* roa*. Staate tti> Rechtsleben* 803 

ubd'treu itt*4gethe}ftt.> Sollen wir tom ifim> Sahluseei «niereg Be- 
richte* efo'GtoamrtrtnrtheiKibcr denselben abgeben, *o wird die- 
ses dahin lauten müssen , dasa er untere Erwartungen nicht be- 
friedigt hat.« ' Wir- 'hatten gehofft umT glaubten zu dieser Hoffnung 
dureh den Titel der Schrift , so wie durch einzelne in der Vorrede 
Hnd<«n anderes Orten gegebene Andeutungen berechtigt gewe- 
sen zu sein, der Verl. werde in seinem Werke die Geschichte und 
Institutionen der vorröm. italischen Völkerschaften zu dem Zwe- 
cke untersuchen und darstellen 1 ■,: um den Ursprung und die An- 
finge- des vom > Staats- nnd Rectitslebens zu verdeutlichen. Wir 
erwarteten daher, es 'werde Von den- staatlichen und rechtlichen 
Einrichtungen der altital. Völker nur in' so weit, aber in dieser 
Beschrinknng zugleich vollständig und erschöpfend die Rede sein, 
als sie aaf die Gestaltung des TÖm. Staates nach der Ansicht des 
Verf. eineri bestimmten, nachweisbaren Emfluss ausgeübt ha- 
ben, von dieser Gestaltung des röro. Gemeinwesens aber in der 
Weise gehandelt werden, dass sich deutlich nnd bestimmt heraus- 
stelle i in ■ welchen Punkten sie den vorhin erwähnten Eroflüss er- 
fahren habe. - «Nun werden zwar die 'Geschichte und Institutio- 
nen der vorröa» Völker halieüs ausführlich erörtert, doch ist 
diese Ausführlichkeit leider so; gross , dass jener beschränkende, 
der Sache delbst'aber wesentliche Gesicht&pnakt völlig ausser Acht 
gelassen' zu sein scheint; Hat nun auch die ganz unabhängige Be- 
trachtung des genannten Gegenstandes ohne Frage ihren nicht 
geringen Werth, so gehörte sit jedoch einmal nicht hierhin und 
hat zudem, da die Beziehung auf Rom dem Verf. doch' wenigstens 
in allgemeiner Vorstellung vorschwebte und jedenfalls den freien 
Lauf dier Untersuchung hemmte, nicht mit der Schärfe und um- 
fassenden Genauigkeit gefimrt werden können, die erforderlich 
war, wenn irgend bedeutende und stichhältige Resultate gewon- 
nen werden 1 sollten. Von solchen sind daher auch nur wenige in* 
zutreffen; was In den Abschnitten des Werks, welche wir hier im 
Arige haben,: die Probe bestehen kann, ist zum allergrössteii 
Theile längst bekannt; das Neue, was der Verf. hinzufügt, ist 
meist von derselben Art, wie die Ansichten und Behauptungen, 
deren Beweisführung wir im Obigen naher untersucht haben. — 
Was sberdfe Erörterung der röm % Staat»- und Rechts verhält nissie 
betrifft, so dnthilt diese, wie wir geriehen haben, Im Wesentlichen 
nrohta als eine Wiederholung der schon oft vertheidigten Ansicht» 
dass die Vom; -Nation aus -drei« verschiedenen Volksstämmen er- 
wachsen sfeft v mit einigen näheret Bestimmungen und Modificatio- 
nen, die unserer Ueberzeugung nach auf allgemeine Anerkennung 
nicht rfecmien\ dürfen. Die Hauptsache ist eigentlich gar nicht 
zur Sprache gebracht worden , denn wir erfahren von der Einwir- 
kung, welche jeder dieser drei Stämme vermöge seiner völker- 
schaftlichen Eigenthümlichkeit auf die Ausbildung des röm. Staats- 
und Rechtslebens ausgeübt hat , wenig oder nichts , während doch 

#. Jahrb. f. Phil, «. Püä. od. KriU Bibt. B4. LX. Oft. 4. 26 



304 



JUhniiche Staat*- and RecaisaltfefUiiuner« 



diese Einwirkung, and »war auf Grund der Uritertuehungeu, Wel- 
che in den vorhergehenden Theilen des Werkes in Betreff der In- 
stitutionen jener VöJkerstamme geführt werden mussten, gerade 
im Einzelnen nachzuweisen war. Natürlich konnte dieser 
Nachweis erat dann gegeben werden , nachdem eine klare und voll- 
ständige Darstellung der ältesten röra. Verfassung, in welcher 
aimmtliche irgend wesentliche Punkte derselben erörtert und be- 
stimmt werden mussten , vorausgeschickt war. Aber auch diese 
ist in unserer Schrift nicht versucht worden; man kann . vielmehr 
behaupten, dass sie die röm. Institutionen als solche im Grunde 
gar nicht bespricht Sie beschränkt steh darauf, die .eine oder 
andere von ihnen im Text oder auoh gsr nur in einer Anmerkung 
kurz und beiläufig zu berühren; auf die vielen und schwierigen 
Streitfragen , welche auf diesem Gebiete ihrer Lösung noch ent- 
gegensehen, geht sie nicht weiter ein. Was aber den Einfluss 
der verschiedenen Stämme betrifft, so begnügt sie sich in der Re- 
gel mit der ganz allgemeinen Bemerkung, dass diese oder jene 
Einrichtung auf den einen oder andern von ihnen zurückzuführen 
sei, ohne dass darüber irgend genauer und in dem erforderlichen 
wetieren Zusammenhange gesprochen wird. — Demnach können wir 
unser Urtbeil nicht anders als dahin abgeben» dass; die. Untersu- 
chung über Rom's älteste Geschichte durch die Arbeit des Herrn 
N, nicht sonderlich gefördert worden ist; imttss auch der zu Grunde 
liegende Gedabke, wenn er auch nicht gerade neu ist, ala richtig 
anerkannt werden, so ist dagegen die Anwendung und Ausführung, 
welche er hier erfahren hat., bedeutungslos und höchst mangel- 
haft. Nehmen wir hinzu , was im Eingange dieses Berichtes be- 
merkt .wurde, dass das Werk auch seinem nächsten Zwecke, als 
Lehrbuch zu dienen, nicht entspricht, so möchte es allerdings 
nicht .zweifelhaft sein, dasadie Veröffentlichung desselben ein ver- 
fehltes Unternehmen genannt werden muss. Damit können und 
wollen wir freilich nicht gesagt haben, dass dieselbe ohne allen 
Nutzen sein werde , denn es versieht sich bei Schriften dieser Art 
fast von selbst , dass sie für den, der es zu .finden weiss, iasner 
Hsanches Brauchbare und Interessante enthalten. Nu« diess wol- 
len wir behaupten, dass sie nicht das ist, was sie der Absicht und 
dem. Plane dea Verf. nach sein .sollte und auch wohl: hätte sein 
können, wenn sich derselbe die* zur schärferen Durchdringung und 
passendem Anordnung des ungemein reichen und sehr zerstreuten 
Materials erforderliche Zeit genommen und das ihm ohne Frage 
zu Gebote stehende gesunde und besonnene Urthejl mit grösserer 
Conseqitenz geUend, gemacht hätte. . .» 

F. Brockerhaff. 






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Verzeichnis^ 

der wichtigsten im Jahre 1850 bis 1. October*) in den 
deutschen Buchhandel gekommenen Bücher. 



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L 

Werke über mehrere oder alle Wissenschaften, Sammelwerke, 
Bibliographie, Bibliothekswissenschaft, Allgemeine Literatur- 
geschichte , Gelehrtesgeschichte. 

Abbandigen d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. A. d. J. 1848. 4. 
Berl. 10%. Daraas: — pbilolog. u. Ilator. 4. 4%; — pbysikal. 5%. — 
Anzeigen , gelehrte. Herausg. v. Mitglied, d. k. bayer. Akad. d. Wis- 
sensch. 16."" Jhrg. 30. u. 31. Bd. 4. Mönchen. 6. ■ — Göttingische, gel. 

unt. Aufs, d, k. Gesellsch. d. Wissensch. Jhrg. 1850. 3 Bde. 8. Götting. 
7 tV "— Anzeiger f. BiMiogr. u. Bibliotbeksw. Hrsg. Dr. J. Petzhold. 
Jhrg. 1650. 8. Halle. 2.^ Jhrg. 1848-49. 1%. — Bericht u. d. z. Be 
kanntro. geeign. Verband!', d. k. pr. Akad. d. Wissenseh. zu Berl. A. d. 
J. 1850 (Monatsber.). 8. Berl. 12 Hfte. a %. — Berichte über d. Verh. 
d. k. sachs. Gesellsch. d. Wissensch/ 4u Leipz. 8. Leipz. Mathem.- phys. 
Cl. Jhrg. 49 II. Phlilol.-hist. Cl. Jhrg. 49 IV. V. Jhrg. 1850. II. a %. 
— Bibliographie, aHgem. f. Deutscht. Jahrg. 1850. 52 Nr. 8. Leipz. 
1%. — -— dela Belgique. P. C. Muquardt Ann. 1850. 12. Nrs. 8. 
Brüssel. % — (Tanslc f. 1850. Af FY. Host. T2 Nr. Kopenhagen. |. — 
Blbliotheca philol. V. C. J. Fr. W. Ruprecht. Jhrg. 1849. 2. u. 50, 1. 
8. Gottg. a 1. — jßouterweek, Fr&r,, Gesch. d. Ooes. u. Bereds. s. d. 
Ende d. f 3. Jhrh. Furtg. v. Dr. E. Brinehmeier. III , 2. 8. Gottg. 1% 
(1-12. 22£). — Bulletin du bibliophile Beige. P. J. M. HeberU et de 
Reiffenberg. T. VlJ. 12 Nrs. 8. Coln. 3}. — Catälogue mensnel d. 



*) Um das Erscheinen des 12. Heftes tor jedem Jahrgang nicht zu 
•ehr zu ▼arspatigtn, werden wir jedesmal die bibliographische Ueberaicht 
vom 1. Ort« des vergangenen bis zum 1. Oct. des laufenden Jahres geben. 
... \>. %.**.« 



396 Handsehriftenkunde o. Diplom.' Religionstuiterr. Erbauung. 

nouveantea de la librairie Paris. Ann. 1850. 13 Nn, S. Lpz. %. — 
Coden nundinariu* Germaniae literatae bisecularis. Messjohrbb. v. 1564 

— 1765. V. C. SchweUchke. Fol. Halle. 9. - Denkschriften d. Kau. 
Akad. d. W. Fol. Wien. Mathem.-Phys. Cl. I. Bd. 2a Pbilos.-hist. Cl. 
I. Bd. 13*3- — EncyklopSdie, neue d. WisHensch, Redd. Frdr. Grien u. 
J. Scherr. 8. Stnttg. 1 , 4. f ? . III, 1. 1.. 1. 1,1«. 1. — Fuis, P. H., 
Campte rendu de Tac. imp. d. scienc. de St. Petersb. Ann. 1849. 8. 
Petersb. (Lpz. Voss). -fV — Geittler, Chrn. Ant., bibliogr. Hdb. d. phil. 
LH. d. Deutschen v. d. Mitte d. 18. Jhrh. — a. d. neueste Zeit. 3. Aufl. 
S. Lpz. t. — Grösse, J. G. TA., Hdb. d. allg. Lit.-Gesch. 1—3. Bd. 8. 
Lpz. 4%. — Jahrbücher, Heidelb.. d. Litt. 43. Jhrg. 1850. 8. Heidelb. 6%. — 
Mcmoires de l'ac. imp. d. sc. d. 8t. Petersbourg. 4. Petersb. (Lpz., Voss). 

VI. Ser. Sc. math. etc. V, 3. u. 4. VII, 1. (6%). presentes ä l'ac. 

-. Ebd. T. VI, 4. (6%). — Merador/. J. F. L. Th., bibhotbekar. Unter- 
haltungen. Neue Samml. 8. Üldenb. 1. — Monatsschr., allgem. f. Litt. Hrsg. 

,': Ä i. kw1X&c&!$:i%. y&f4. TffiäfS. 

Götiing, i'j. — Recneil des actes des seances publ. de l'ac. imp. d. St. 
Petersb. 47-48. 4. Petersb, (Lpz. Voss). 1%. — Rcpertorium, L.jsaer. Hrsg. 
*. O. Gendorf. 8. Jhrg. '2 Bde. 8. Lpz.lO. t Abth. Theo».' Wfflii; PbT- 
lol. Schnl-^Unterr. 4. .(). Jurispr. 1 Sf ft »(sw il Gflftc h,, u,, HäWa^riisensch. 
4. III. Med. Mathem. Naturwisserijch. 3. — Berapenm. Hrsg. Dr. R. 
Naumann. 11. Jhrg. 24 Nrn. 8. Lpz. 4%. — Sitzungsberichte d. keil. 
Akad. d. Witsenscb. 8. Wien. 7. Jhrg. 1849. 5 Hft %. Philoa.-biat. Cl. 
8.5.9.10. 1850. 1-3. Math. nat.-w.Cl. 1849. 9. 10; 1850, 1-3. a%od.'4. 

— Schröder, H. L., Lexikon d. Hamburger Schriftsteller. 1 Hft. 8. Hamb. 
l jg. — Statuta nee non Über promotionum philosophorum ordinis in un. 
lagelkinica ab a. 1402-1846. Kd. J. MnetkowAi. 8. KrOksu, *.— Sttit- 
der Fr. IV.. d. „Revolution der Cassel'schen BibliolJiek". Hrsg. v. Dr. 
K. Bernhardt. 8. Kassel. \. — Stürzen SecAer , O.' P., d. neuere schwed.' 
Litt. 8. Lpz. %. — Verzeichnis, ■aMge». d. Bücher v. Mich. 1849 bis 
Ostern 1850. 8. Lpz. Weidmann. %. . Lpz., Hinrichs. 104. Forts. '£. 

U. " ■'' : ''" '.\' ' M. 

Handsclirifienkuiide und Dtplootatik. i 

; . Tomhtrg, C. •'•, Codices arabici, persici et üircici bibliotb, reg. uuir. 
UpsaiieiiE,ia. 4. Lund. 4%. — Zeitschr. f. d. Archive DeutacbL. Bes. V. 
F r . Tr., Friedemann. II,, j. 8. Hawb. u. ^!otha r > %. ,-' 

" dl'.. ' ! ;,, i: .' '" ::".',.'.■" ', 

•v i ' Religionsunterricht. Erbauung. ..; , 

Bachmann, J. F., Handh. d. christl. Lebre T: Confirmaniien n, Con-, 
fitnürte. 1 8.' Bari. 1. — Spruehlmch dazu. %. — Bauer, G. M., biblisch. 

Lehrgang im .Christen: I : i Zu £ runde [t^Lin;; .!. kl. katccuisui. Luther* s 

bearb, Mit Vom. v. Hanns. 8, Kiel. |, — Fn'cfte, G, J,, d. Krteb'iing. 
zum Herrn im Gebete. Für Kirche, Schule u. Haus. 8. Lpz. 1. — Hani!-' 
wpr(erbiich f. d. bist u, doctrin. Religio nsunterr. V. C. H. Schmerbach, 
8. Neustadt a. d. Ort. 6-10. Lief, i J. - Höhnt, F.d.. Grundlage «er 
Methodik d. Religionsunlerr. 8. Hohnstein. %. — Sack, K. H„ Kntechism. 
dt chrittl. Lehre. 3. Abft B. Bonn. %. — Schärf, B,, d, vriahtigst. Sätze 
•t> d.' christl. Gtasjbeas- ■.Sittenlehre. Hrsg. v. *..JV»Su Schneider. 
1/Abd. 8.' Bresfab, %: — ***.* , #V<fr. W., Schul Wrr.rbibeL N.iT. 
2 Thle,. *»££■•$. Lj.z. &. — Kxegeaeö. K. u. ». T. t. tiuter orienUl. 



Spr.,u,,griecU. £pr„; r Kirchenväter ,,. Dato r lat. tu griecb. 8pr>.; Kkeheit- 
gesob. jinter Geschichte. • ;,•.:•' . / | tl - ,,.. ..> ! 

\. ■ A ■ *» • • ■•■•«• * • ■ ■■ 



• ■ 



Sprachen und Litteraturen. 



:.,. , , ./, ,..,A. Sprachvergleichung: und Linguistik. 

• Zeitschrvf. d; Wissensch. d.' Sprache. Hrsg. A. ffifer, 2 Bd« 3 : . öttf.*. 
Berl. l.~ Schleicher, A., linguistisch«' UVitersuchungeri.fi. Bd. (tf. Sprächen 
Boropa's in System, Uebers.) 8. Bonh. PL — Steinthäl; H., D. Ofass!- 
ficattien d. Sprache, dargest. aJ* die BntWiclri: d. Sprachidee.' 78. %erl. % 

B. Orientalische Sprachen, Utteraturenund AUerthümer. 

Allgemeine und mehrere Völker berührende Werke. 

Hammer- Pur gstaü , Abhatidl.' ii. 'A.- tftegel d. ; Arab. Pers. u. Tarken. 4. 
.Wien. • $. -r» Kämpf \ &'>/.', üb/ d. Bedeut. d. 8tad. d» eemit. Sprach. 
8w Prag, J* — 'Melanges asialiqaiea% tirea du buM. hfet.-philol. de l'ac. 
imfl.rdd St. Petersb. T.I. LiVr. 1,.8. Lps. Voss. VV - #<"*> F.,. AH- 
deattangi eines fitystemes d. Mythologie, entwickelt a. d.fjrfesterl. Mys<b- 
riosophie «.• iliei-elogfe d. alt* Orients. 8. Lpz. 2. ■— Stimmen a-1 d. Mo* 
genta od e,' od. deutsch -morgenländ. Blumenlese. V. (?. fl. & Peiper. S. 
. Hirnen berg. 8. -*— Araber« Abu- 1- Fat h Mah'ammad aechSchahraetäiiifc 
ReJigionapafthefen ti. Pbiloaophenschulen, A. d. Arab übers u~'erkl. .*. 
Tk>*Hmttrbrücke+. Thl. I. 8. Halle. Vjp — Dteterici F., fib; d. arabische 
Dichtkunst a. di Verh'.'d.. Islam* um Ohristenth. 8. Berl J; ; -^»TBn Gbai- 
lik&fii vitae illustrium virorum. Ed. Ferd. Wüstenfeld. Fase. XHIet jr>- 
timus. 4. Götting. 11 (cplt. 17%). — Hamasae carmina cum Tebrisii 
scholiis. Bd. fr W. Freytag. P. Fl, rVÖ. 4. Bonn. 3 T V(bwj. 29$). — 
bexieon geographica« arabicum. Kdd. Q. J. Juynboll et J. J, B.lGaal. 
Fase. I. u. IL 8.' Leyderi. % a- tV — ' Loqmau le sage, Fables. P. <f. 
Derenbourg. \% Berl. %. — Mo'allakät, septem carmina antiquissima 
Arabum. Ed -F. A. Arnold. 4. L^z. 5 — Monhämmad Ayyad El-Ta»- 
tavy Scheikh, Traitdde la langue arabe Vulgaire. 8. Lpz 2. — • Moham- 
med Ben Hab tby ob* d.l Gleicht u. Versehiedenh. d. armLt Stämmen aäieri. 

A. e t Leydl Handach. r. F. Wüstenfeld. 8. Götting. ..fj Hebräer. 

Bade.;\Jl\ Chrrstologce d. ak. T,>1. Thl. 9. Müaster. %. — • Bihmew, 
/.; Ktone lawel Böhmer od. SammlV vi Briefen hij>ti-krit.-exeg. Inhalt«, 
i; Bry ö^ d. geschieht*, berühmtem Essfier. ^8. Warschau, ifa >*~ Cr ämir, 
J, /|^ Binl. in d k ; Psalmen -8. CÄtersloh. 1. — Ewald) Jahrbb. d bibl. 
WiMeoaefn 2. Jahrbu 1849. 8- Götting, 1%. — Knödel, ^.,J>ie Völker- 
tafel d. Geiiesia. Ethndgr. Unters. 8. Gieasen. 2j — Lewitohi, JS 4f I»te 
ftigtttioaes Unguae sives Sioha beolam etc.. a. .*- A. B. LeofetiteÄnt- - Bd. 
J. Ae^afc. 12. Wilaa. %. — Meter, £1, der Prophet Jesaia erkkfirt. .*U ttft. 
8. PfoVzheim. <1%. — Orient, ddr. Berichte, . Stadien t*v Kritiken, -f. : j«d. 
Gdscli. b. Litt. Hrsg. i)r< Ja ^ür«t. 11 4 Jahrg. 1850, 4i Up8v 5. ^-Po- 
lyglotten Bibel. V.. H; Ätier u.' K, G. W* TheMei A. T. 2. Bd. -2u u> 3, H«. 
8. Bielefeld, ä^. — Scholz, J. M„ J.\ BinU in d. heil, Schriften, d..afc. 
av neuin Teat^ 3., Thl. Upecielle Biüi. in d. poet. u. ^rophet. Bücher d. 
A..T. 8. Lpi; .2%. — JPhOülker. Redetob, G. 'M., TaWaasus. .4. 
Häaib. 1, -*~^ A»»yrer. Grotefend, C- F.; Bemerk- z. Inschrift eines 
Tbengefäaiea mit niirmtisclier Keilschr;*. -Götting. f t . — - Armemlen 
und Cieorg^ieiii . Brauet j Rapports ."eur vn/voyagearcheqldgiqae dilns 
la GeoKgie* et dans TArme'nie. l 4 LWr«<8. St. PeterMb. 8%. — %7««%«^^ 
Ghdndctoii^die Geach. TaraMstanV u, &\$«ib*Awc«« .^«%.Ä^^«eN^ ^* 
B* Dom JA* j^aüoireede Pacad.) ^ %t.^^w^ ^^V ^ V^^^^^ v *^ 



ÖÖ6 Sprüchen «hA MtlterWtoteti. 

Insttafetiones tinguae Persicae cum Sänacrita et Zertdica Ungarn comparafSe. 

P. II. 8. Giessen. 2. Zend. Vendidad-Sade. D. heil. Sthr. feore- 

aster's Yacna, Vispered o. Vendidad. Hrsg. v. H. Brockhaus. 8. Lpz. 

6. Inder. Höfer, A. t Sanskrit-Lesebuch. 8. Berl. 1%. — Kellgren, 

H. A., Mythos de ovo round ano, Indoruinque de eo notio. 8. Helsingfors. 
|. — Studien, indische. Ztschr. f. d. Kunde d. ind. Älterth. Hrsg. A. 
Weber. 2. Hft. 8, Berlin, \% — Yayurveda ., the white^ ed. by A. We- 
ber. Part. I, Nr. 2 and 3. 4. feerl. 6 (bis j. 18.) --- Aegypter und 
Aethlcpler. Brugsch, H., Lettre & Mr. je Tic. E. de Rougd, au sujet 
de la decouverte j'un manusc. bilingue s. papyrus en ecrit. dtaotico-egyp- 
tienae et en grec cursif de Tan 114 av. notre ere. 4« Berl. 2. — Lep- 
sin«, JZ., Denkmäler a. Aethiopien. Erläuterung 4. Berlin. %. Tafeln. 
I. Abth. Lief. 1-4. Fol. a 5. 

C. Claigigche Philologie and Alterthuraskunde. 

1« Zeitschriften« 

Misoellanea philofoga et paedagegica. Bdd/ gynn. Bat. doett. Ne>. 
aar. Pasc. I. 8. Amsterd. !{.§. ~ Zeitschr. f. d. Altcrthamswisaeaschaft. 
Hrsg. 7%. Bergk u. J. Cätar. 8. Jhrg. 4. Cassel. 3. Geschichte 

der Philologie. Gräfenhan, A. t Gesch. d. klass. Philologie iai' Alter- 
thöm. IV. Bd. 8. Bonn, a 2%. Allgemeine Schriften» Cortitt«, 

€?., üb. d. Bedeutung d. Stud. d. klass. Lit. 8. Prag. 1^. — — Santane!» 
werke. Oudendorpü, Franc,, Bpistolae criticae. C. ann. ed. a. F, Hmrid, 
4. Jena. T \. — Real-Bncyclopäd. d. klass. Alterlhnmsw. V. Pauhf, Walm, 
Teuffei. 117-124 (Solon TKymna). 8. 8tuttg. a%. — Biogvaphieen 
von Philologen nnd Schulmännern« Georg Ludw. Konig. 8. 
Oldenburg. f V- 

n. Griechische Sprache nnd I4tter*tur. . 

Xiexika« Handwörterb. d. griech. Spr. ; begrihtd. v. Frz. Passets. 
Neil bearb. v. Rost, Palm u. Kreussler. II. Bd. 3; Liefer. (mQnwpotTjs 

— xffa$). 4. Lps. ^ (bisj.8^). — Griechisch deutsches Wörterb. z.Schnl- 
m. Privatgebr. v. Jaeobitz u. Seiler. 2 Lfg. 8. Lps. 4. «- Pape, W*, Hand- 
wörterb. d. griech. Spr. In 4 Bden. 2. her. u. verm* Aufl. II. Bd. 2. Lf. 
8 Braunschv/. Rast. cplt. 6. — Schmidt, J- A. E.j Deutsch -G riech i Hdw. 2. 
▼erb. u. renn. Aufl. 16. Lpz. 1. — Thesaurus gr. ltng. ab H. Stephafto 
ceiMtrüctus. Tert. edd. C. P. Hadse, O. et L. Dindorfli. Vol. VII, Fase 4. 
{ov^iBzanl^a — ctri&qpa). Fol. Paris, a 3%. — -^ ffirasainatische 
Schriften nnd Httlfemittel flr sten Unterricht. Forberg, E., 
Abhaadl. i. woäa ßttivco u. ahal. Strukturen in Griech. 4. Coburg. T \. 

— Fuistitog, IT., Theorie d. Modi u. Tempora in cL griech. Sprache. 8. 
Münster. 1. — Geschieh, A. F., griech. Leseb; f. untere u. mittlere 
Gymnasfalkl. 2. venu. u. verb. Aufl. 8. Berl. %. — Haacke, A., Beitr. 

•au einer Neugestaltung d. griech. Grammat. 1 . Hft. Die flexk>n d. griech. 
verbums in d. att. u. gem. prosa. 8. Nordhaus: f. — Kühner, Ä., Ele- 
mentargramm, d. griech. Spr. nebst etagereihten gr. u. deutsch Ueber- 
aefzungsaufg. 9. Aufl. 8. Hannov. f. — - Moller, Akt., Parallel- Syntax d. 
griech. u. lat. Spr. 1. Thl. 8. Jena. 1%. — Reit u. Wüstemann, Anl. 
au Uebers. a. d. D. in d Gr. 1. Tbl. 1. u. 2. Kurs. 7. Aufl. 8. Götting. 
%. — Schmidt, J. M . , Form, Bedeut. u. Anwend. d. Wartchens &v a. 
d. gr. Schriftstellern nachgew. & Neisae. X. — Schriftsteller 
wehst darauf hexttgl. Schriften und Ueheraetsnngen. ^ - 
Aeschyli tragoedtae. Ex rec. R. Porseni passim refieta a 0. Dindorf. 
Ed. II. eorr. 8. Lpz. Teubner. %. Jede Trag, einzeln: y. err Ammonius 
g. Diogenes Laertius. m j/fftt / teorum tibri LX. — ad; CG. E. Heim- 
**c*. T.V. Beet. 4. 4.Lpail% (eplt.o^|>. — Bm«oUal^t,TW«foaa> 



Üpraohen and Litteratare«. 990 

Bio, Moschus. Rec. H. b. Akren*. 8. Lpz. Teubner. %. ss Cebee des 
Thebaner» Gemälde mit einigen Ann. u. einem erklar. Wortregister «i 
Gebr. f. 8chu)en ▼. M. H. Tkteme. 3. Auf. (Titel-) 6. Beri. %. =a De- 
mostAent« orationes Philippicae novem. In us. schol denuo ed. F. Franko 
8. Lpx. U. srPtfldortti, 8. Excerpta. t= Biogenis Laertli de 
claroram pbilosophornm vitis, dogmat. et apopbtb. libri X. Ex ital. codd. 
nunc primaia excussis rec. C. G. Cebet. Acced. Olympioderi, Ammonü, 
Jamblichi, Porph^rii et aüor. vitt. Platenis, Aristotelis, Pythagorae, Pio- 
tini et Isidori, A. JPestermanno, et Marini vita Prodi J. F. Bouaenadio 
edeiitibus. Graece et latine c. indicc. [Blbfioth. scr. Graecor. Vol. XXXIV]. 
8. Paris, DidoL 4. -~ Dienysius v. Halikarnass Werke. Uebers. v; A. 
H. Christian, 9.-12. Bdch. 16. Stuttg. a % (Prosaiker, griech, in neue« 
Uebers. v. Tmfel , Oslander n. Schwab: 227. - 230. Bdch.). — 8. auch 
Excerpta. = Epici, 8truve, J, Th. t de argumenta carminom epieoruin* 
qaae res ab Homero in Iliade narratas longius prosecuta sunt. Part. II. 

8. Casan (Lpz. Voss). -f 5 . (cpit. $). = Euripides" Werke. Griecb. 
m. metr. Uebers. u. prüf, n. erklär. Anmerk. v. J. A. Härtung, 8. Lpvj 

9. Bdch. (Ion).' %. 10. (Alkestis). % (b. j. 7A). — Excerpta e Po- 
lybio, Diodoro, Dionysio Halic. atque Nicoiao Damasceno e magno — Con- 
staatint Porpbyrogeniti digestornm opere xtgl in ißovXai v—r e\iau\ae. E cod. 
Escorialensi — ed. — C A. L. Feder. P. I : Polybii , Diodori atque Dio- 
nysii frag mim c. Nicolai XXV prioribas. 8. Darmstadt, j}. =2 Herodoti 
historiaram libri IX. Cur. H. R. Dieisch. 2 Voll. 8. Lpz. Teubner. %. « 
Ho m tri carmina ad. opt. iibror. fid. expressa cur. G. Vindarf. 2 Voll. 
8. Lpz. Teubner. %. (Ihas ^. Odyss. T 5 *). — Döderlein,L., Homerisches 
Glossarium. 1. Bd. 8. Erlangen, lf. — Lunemann's, J H. Chr., Wörter- 
buch c. Hoater's Odyssee. Verb. v.F. J. Horu. 6« Aufl. 8. Konigsb %. ~>- 
Nägehbaeh, C Frdr., Anroerkgen z. flias (B. I. II, 1-483, III) nebst eini- 
gen Excursen. 2. neu ausg. Aufl. 8. Nürnberg. 1%. — Thierseh, R, Ueber- 
sieht d. homerischen Formen f. Schuler. 3. verb. Aufl. 8. Konigsb. T '«. — 
Wergner, J. J„ Homer u. Hesiod, ein Versuch ob. d. gr. Alterth. [A. Wag- 
ner's kl. Schrift. 3. Bd.] 8. Ulm. t. — Jambliehus y s. Diogenes Laer- 
ttas. — Maearii Aegyptii Epistolae, homiliarum loci, preces. Ed. H. J. 
Fless. 8. CÖln. 1%. = Marinua, s. Diogenes Laertlus. ■== Moschus. 
s. Bucolici.' — - NmoXccov tov Jauaatrjvov ßiog KafaaQog. Tsiicc%iov vectt&tl 
dptvQS&sv. Nouvelle Edition p. 2V. Pieeohe. 8. Paris, Didot. 1. — S. Ex- 
cerpta. ^ Olympiodorus, s. I>iogenes Laertius. =r= Oratore» At* 
tiei. Recens. adnot scbol. fragm. indio. nominum addid. J. G. Bmterus et 
H. Sauppius. Faso. IX. (et dltim.) 4. Zürich. Als Rest (cplt. 13).= Pin- 
dari carmina — c. fragm. — illustr. h. DUaenius Ed. II. Cur. F. G. 
Schneidewin. Sect. IT. Comment. Pasc. 2. 8. Gotha (Bibliotheca v. Jacobs 
u. Rost). T V = Platonia operä. Rec. et comment. instr. 6« Stallbaum. 
Vol. I. Sect. 2. Phaedo. Ed. III. 8, Gotha (Biblioth. v. Jacobs u. Rost). 
T *0. — Piatonis opera omnia ad fid. optim. Iibror. denuo recogn. et una c. 
scholiis Graecir emendatius ed. G. Stallbaum. VIII Tom i. EWit. ster. 16. 
Lps. Tauchnitz. 2%. T. I. Euthyphro. Apotog. Crit. Phaed. Theag. Erast: 
Theaetet. T 3 ^. T. II. Sophista. Eathydemus. Protagoras. Hippies min. Cra« 
tvl: A- T. III. Gorgias. lo. Philebus. Meno. &. T. IV. A'cibiadesJ et 
II. Charmides. Laches. Lysis. Hipparchus. Menexenus. Pefitieus. Mines. 
fly. T. V. De rep. }. T. VI. De legg. Epinomis. / F . T. VII. Tiinaens Cri- 
tias. Parmenides. Symposioa. f . T. VIII Phaed ms. Hippias roaior. Epfr- 
stolae. Dialogi tubditivi. Deflnitiones. T 8 . Einzeln: Euthyphro. Apolog. 
Crito.-^. Phaedo. / ff . Protagoras. ^. Gergias. Io. %. Meite. Alcfbiades 
I et II. fe »~* Charmides. Laches. Lysls. Hipparchus. Menexenus; X. - 1 - 
Symposion. ' Puaedrus. ^. — Platon's sämmtf. Werke. Uebers. ▼, fl. Mal- 
ier, m . Einleit; begleit, v. Ä. Üteinhardt, 1. M. 1 *. \^l. ^/— — ?52iv 
Ueb*r»6tffft v; t. B.Chi SchneUer. % Mi%%. ^, ^x^k\«*>^ - V«M^ 



400 Sprachen und Litteratttraft. 

Werke. Griech. u. deutsch mit krit. u. erkl; Arim.VJl. Tbl. kn* 8. Lpz. 
Engelmann. T V. (10 fehlt noch. Bis j. 4££). — ' Pia*»'« Eothyphron ober«. 
q. mit Anmerk. begl, v. CUu Frdr. Dreechär. .8. Giesseo. % <-^ Schmidto, 
Herrn., kritischer Commentar zd Plato'a Phädon. 1. Hälfte. 8. Halle. %. 
z=z Plutarch ausgewählte Biographien. Erkl. v b C. &ntents. Agis und 
Cleomenes. .8. Lpz. (Samml. v. Haupt u. Sauppc). %. == PorpÄyriu«, 
s. Diogenes Laertius. = Protagera» Weber % 0. f Quaestiones Prota- 
goreae. 4. Marburg. f. =! PytAjigorei: Beckmann, Fr*., de Pytbagc*- 
reonua reliquiis quaestionum prooemium. 8. BerJ. J. = Sophoclie tra- 
goediae.. Ex rec. G. Dindorßi. Ed. II. corr. 8. Lpz. Teubner. ^. (Jede 
Tragödie einzeln %). — SophocJis tragoediae. Recens. et explan. E. Wun- 
dern*. (Vol. II. Seet. 2. contin. Trachinias. Ed II. 8. Gotha (Bibliothek 
▼on Jacobs u. Rost). *f v . — Sophokles' Werke. Griecb. mit metr. Uebers. 
o*> prüfend, u. erklar. Anmerkungen v. J. A. Hortung, 1. JBdch. (filektra). 
8. Lp». •&. —* Sophokles 9 Tragödien in deutscher: Prosa. Z. Schulgebr. 
u. Schulunterr/ 3. durchges. Aufl. 8. Grimma. %. — Piderü, . K. W., sce- 
niache Analyse des SophocJ eischen Dramas Aias Mastigophoros. 8\ Hers- 
feld, f. zrzz Testamentum novum, graece et latine. C. Lachmannus 
recens. PA. Buttmannut graecae lectioois auetofitates apposuit. Tom. II. 
8. Berl. 3%. (I. u. II. 7%). — Testamentum nov. graec. Ex rec. Knapp" 
ed. CG. IT. Theile. Ed. III. ster. 8. Lpz. %. — Idem rec. C. TUchen- 
•W- rV ( Die8 roit dem hebr A. Test, au«am. 8. 3£). — Das N^ Test. 
Griech., revid. m. e. neuen Uebers. ü. e. krit. u. exeg. Commeni. v, H. 
A. W. Meyer. 2 Thl. 10 Abth. Ep. ad Thessalon, v. G. C. G. Lünemann. 
(%). 11. Abth. Epp. ad Tit. et Timoth. v. J. E. Huther. (I). D. bis j. 
Erschienene l6%. — Bengelii Gnomon novi test. III. Ed. adiuv. J. 
Steudel. 2 Tomi. 8. Tubingen. 4%. — Holzhausen, JB., Interpretatio in 
Apocalypsin.. 8. Wien. 1. — Nagel, it., Zur Charakteristik d. Auflas*, 
d. A. Test, im N. Test. 8. Halle, ft. .— Raesteuecher, E., die Gabe der 
Sprachen im apostol. Zeitalter. Exeget. Versuch über Act Apost. II, 
1—31, I Kor.; 14 u. s. w. $. Marburg, f. — Ueteri, Entwiokl. des PauK- 
nischen Lehrbegriffs. 6. Ausg. 8; Zürich. 1%. == Theo er Hub, s. Buco- 
Uci. c^z Xenophontis Commentarii. Rec L. Dinderfiue. fidit» II. emend. 
8. Lpz. Teubner. %. — — expeditio Gyri. Rec. L. Dinderf. Ed. III. 
emeod. 8. Lpz. Teubner. J? — - institutio Cyri. Recog. b. Binder f. 
Ed. III. emend. 8. Lpz. Teubner. ■%.. — -r- scripta minora. Rec. L. 
Binder f. Ed. II. em. 8. Lpz. Teubner. %. — r-r- historia graeca* Rec. 

L. Dindorf. Edit II. emend. 8.: Lpz. Teubner. %• r.KvQOvqvsißaaig. 

Mit erklärend. Anm. v. K W. Kruger. 3. <verb. u. verm. Aufl. 8. Berl. 4 %. 

3. AUitalUclie Spracüen* 

Mommeen, Thdor., die unteritalischen Dialekte; 4. Lpz. 5%. 

41. Lateiniscbe Sprache pnd, Litteratar. 

drammatlfiche (9ehrifteii f CUhrestonmihieeB, I^ess?- u. 
tTebtingttbücher. Aufgaben zum Ueberseteeh ih's Lat., n. DölPs Ele+ 
mentb. geordnet« 2. verb. u. verm. AuÖ. 2 Cursus (1. Bd.). 8. Maanh. 
f 5 . — August, E. .F., prakL Anleit. z. Uebers. a. d. Deutschen ins La- 
teinische f. Gymnasien, höhere Burgerscb. u. mfiiitar. Lehranst. 7. terb. 
u verm. Aufl. 8. Potsdam/ %. ■ — t^ f. d. erst, Unterr. in der Istein. 
8pr»' u. im Uebers. Neue verm. Ausg. i 8. Ebenda. %. . — t- Praktische 
Vorübungen z. Kenntn. d. Lat. f. d. ersteh, Unterr. an höheren Bildungs- 
anst. 4. verb. u. verm. Aufl. 8. . Ebenda. , T \. — Berger,. Uebungsb. f. d. 
unteren Classen. Als Anh. z, tat. Gramm. 8. Celle. %. -r- Blume, W. //.-, 
lat. eieaientarb.' 1. Tbl. t+ Uebers. a. d. Lat. in d. Deutsche. 9. verb. 
Aufl. 8. Potsdam. % 2. Tbl.» Uebers. a. d. Deutschen lud. Lat. 9. verb. 
Aufl.«. Ebenda* %/ — Lebrcursus d. laW Spr^ odi wotlst. lat, ElemenUr* 



Spraeben und ■■ LHUrntoi-^m 40} 

gramm. SThle, 8, Ebenda. %. < — Öünnehier, J. A*> fotw-dtfiitsche q. deutsch- 
tet Uebersetzungsbeispiele a. klass. Schriftstellern ; . JN.- Putsche* s (ateia* 
Gramm, u. m. e. Ansänge a. d. Formenlehre ders. Gramm. 3. AnflL 8. 
Jena. f. — Eüendt, Fror., tat. Leseb. f. d. untersten Klassen, der Gymn; 
11. rev. unv. Aufl. 8. Königsberg, ty. (in2Ausgg. mit nach den Uebungs- 
stucken, geordnetem Wörterverzeichnis* u. mit Wortregister, -t- Frustula, 
gesammelt v. D(oderlein). 2. verm. Aufl« 12. Erlangen. T ' 5 . ~* Hand, Ferd., 
prakt. Handb. f. Üebnngen im lat. Stil. 2. verb. Ansg. 8. Jena. 1. — 
Hattemer, JH m < Tiro latinns. Latein. Sprachb. in naturgeroässem Gange 
(genetischer Methode). 8. Bern. T V — Kühner, JB., Elementargramm, d. 
lat, Spr. mit eingereihten lat. n. deutsch. Uebersetzungsaufgaben u. einer 
Sammle lat. Lesestucke nebst den dazu gehörigen Wörter verz. 7. Aufl. 8. 
Hannov. 1. — Mö/Jer, Parallelsyntax, s. griecfu Spr, — Mühlmann, G., 
lat. Gramm* f. d. unt Kl. d. Gymn. 8. Lpz. T ^. ■— Müller, G. A., Ele^ 
mentar- Gramm, d. lat. Spr. Z. Gebr. f. d. untern KL e. Gymn. 8. Frkfc 
a. O. T V — Ranke, K. Ferd., Chrestomathie, a. lat; Dichtern , vorzugl.a. 
Ovidius. 3. verm. u. verb. Aufl 8. Berl. %. — fichfrlite, K. /#., lat. Leseb. 
Zunächst f. d. unt. Klassen d. kön. Pädagog. u. d. lat. Hptsch. im Wafc 
senh. zu Balle. 1. Gurs. 4. verb. Ausg. 8. Halle. T V — ' Schult*, Ferd., 
kleine latein. Sprachlehre zunächst f. d. unt. u. mUtl. Kl. d. Gymn. 8. 
Paderborn. <f 3 . — Spie**,, f 1 ,, d. wichtigsten Regeln d. Syntax, u. Siberti's 
u. Meiring's lat. Schulgramm. Als Anh. z.d. lat. Uebungshuchern f. Quarta 
u. Tertia. 3. verb. u. verm. Aufl. 12. Essen. T V ■ — -?' Uebungsbuch z« 
Uebers. a. <L Deutschen in's Lat. z: d. lat. Schulgramm. v. Siberti und 
Meiring. 2. verb. u. verm. Aufl. 12« Essen. T V — Stern, R. A, Antholo- 
gie rem. Dichter« .F. mittl. Gymn.-Kl. 2. m. e. Wortreg. verm. Ausg. 8; 
Bielefeld, %. — WeinreiUrs, F., unentbebrl. Hülfobächl. f, { d. stud. Jug. 
der mittleren Gymn.* Kl. od. sehr fassl. Darst. , Begründ. u. Erklär* aller 
schwierigen Begriffe, Regeln u. Satzgefüge d. lat. Spr., nebst d. Lehre 
v. d. Prosodie u. e. Anh. u. d. acc. c. inf. 4. durchges. Aufl. v. 4. Czech. 
2 Thle. in 1. Bd. 8. Graz. %. — ■ Wolf, A. Th , kürzeste Ueber sieht d. 
lat. Prosodik. 1 Bog. Olmutz. T V- — Zumpt, C <£., lat. Gramm. 10. Aufl. 

8. Berl. 1%. Sehrlftatclltr, kritische and erläuternde 

Schriften dazu. Augustini, S. Aurel., d. civit. Dei Üb. Ed. J. 
Strange, T. J. 12. Cöln. %. In 8. {%. = C. Jul. Caesarie commen- 
tarii c.suppl. A. Hirtii et alior. Reo. Frz. Oehler. 8. Lpz. Teubner.. A.' 

Daraus d\ cpmment; 4. b. gall. £ u. d. b. civ. £. comm. d. b» galL 

Ad opt. exeropjar. rec. Jos. Wal*. 8. (Bibliotb. cl. lat.). Bruno. %. — 

— — d. b. civ. Ad opt. exemplar. rec. H. P. cv (*us dftrs, Bibl.). 
Brunn. A. ?=: CatulL Hand, Ferd., Quaestiones Catnilianae. 4. Jena. 
T *g. =2 Af. Tullii Ciceronia, opera pmnia uno v*>l. compreheosa. 
curis . teeund is emendatiora et adnot. indieibusq. anetiora ed. C F. A. 
JSobbe, Fase. XI. (ult.) 4. Lpz. Tauchnitz. % (oplt. 7*&). -- Kleine 
Ausg. T. XI. M. Ebenda. }. (epit. 6|). — — - d. nat. Deor. libri 3. 
Erkl. v. Cr. F.Schöfnann. (Haupt's u. Sauppe's Samml.). 8. Lpz. Vs- -^ 

— Aosgew. Reden. Erklärt v. K. Halm. 5 Bdch. (pr. Mil., pr. Ligar.^ 
pr. Deiot.) [A. ders. Samml.} 8. Lpz. %. — — Tusculanarum dispata-i 
tiunum. ad M. Brutum Uhri 5. Erkl. v. G, TUcher. [A. ders; Samml.]«. 8.. 
Ebend. |. ■ *- — Ca,U> mai. ,d^ sen. Laql. d. auu Paradoxa.' Ad optima 
exempl. rec. H. P„ 8. Brunn. [Bibl. cl. lat.} A»-^ Lahmeyer, G., Ora-> 
tionisde haruspicum responsp habitae origq Tulliana. 8. Götcing. %• =^s 
Cornelii Nepotis vitäe excellentium imperatorum. C. notis et scholiis 
in us. stud. iuvent. denuo ed. ab Em Th. Hohler. Ed. V. 8. Wien, ix — > 

ad opt. exempla. 8. Brunn. [Bibl. class. lat] V la . — ^- Üb. d.. 

excell.. dneibus exterar. gent. c. vitis Catonis et Attici ex libro de nistet iov 
lat. etat, excerptis. Rec. R. Dietsch. 8; Lpz. Teubner. ^/j a . — Billerbeck, 
/, vtllstaiid. Wörterbuch: z. d. Lebenabeschreib. d« Com. Nep., darebges«. 



402 SpratoHen and Litterataren. 

a. rerb. v. G. Ch. Cruahu. 9. verb. Ster.-Ausg. 8. Hannov. ^§. — Nip- 
ftrdey, C, In Cornelio Nepote spicileginm critfcatn. 8. Lpz« f. e= 
Eutropii breviar. histor. Romanae. M. Hinwejsgni a. d. Grammatiken ▼. 
Patsche o. Zampt u. e. Worterb. vers. v. O. Kichert. 16. Breslau. %. ~- 
Q, Ha raiii Fiacci opera omnia. Ex rec. /. Chr. Jahn. Edlt. IV. 8. 
Lot. Tenbner. % — •-=• Reo. atque intcrprctatos est /. C. Orellius 
add. Tar. lectionis codd. Bentlejan. Bernens. 4. Bangaliens: et Tnricens. 
Ed. III. (mai.) emeäd. et auct. Cor. J. O. BaiUrus. Voi. I. 8; Zürich. 
9. — = Ad praestant. edition. lectiones rec. H. P. 8. Bronn. (Bibl. cl. 
lat.). 5V — Krüger, O. T. A. 9 Drei Satiren des Horaz. I, 4; I, 10; 
II, 1. f d. 8cholzweck erkl. 4. Braanschw. %. = T. Livii ab arbe 
eondita libri. Rec. W. Weissenbom P. I. (Hb. I-Vl.). 8. Lpz. Tenbner. 
■Ag. — = historiarum libri qai snpersunt. Ad. optima exemplar. rec. H. 
P. T. I. 8. Brfinn [Biblioth. class. lat.]. % =■= P. Ovidius Naso. 
Ei rec. R. Merkelii. T. TT: Metamorphose«. 8. Lpz. Teubner. %. — 
= Metamorphoseon libri XV. Ad. ftd. libror. mann scrißtor. rec. et in 
na. scholar. ed. O. A. Koch. Ed. ster. 8. Lpz. [Bibl. d. lat. v. Pb. 
Reclam.]. %. — = Ad opt. exempl. rec. H. P. Vol. II. (Metam.). 8. 
Brfinn [Bibl. cl. lat.]. %. — ^r Metamorphose«. E. Aaswahl für Schalen 
m. erkl. An m. a. e. mythol.-geogr. Register v. O. Sichert. 8. Brest. T 8 b . 
c=r Patres. Delectas oposculoram ex patribas latinis. 8. Mecheln. ||. 
— Flores e patribas et scriptoribas ecctes. lat. 8. Mecheln. 1%. — 
Hagen, J., et Listov, A. 9 Fragmenta selecta ex scriptis patrum ecclesiae 
latinae edd. notisq. instr. 8. Kopenhagen. 1%. — Perinaneder, üf., Bi- 
bliotheoa patristica. Fase. 1. 8. Landsh. T \. -— Persius. Hand, Ferd. 
De Persii satira prima dissertat. 4. Jena, fo =■ Phaedri. Aagnsti liberti 
fabnlae Aesopiae com Toteres tarn novae atqne restitutae. Ad optimor. libror. 
fid. rec. atque de poetae yit. et fab. praefatus est Ch. Tim. Dressier. 8. 
Lpz. Teubner. A. — --■= fab. Aes. libn V c. P. 8yri alioramqae veternm 
•ententiis. M. erkl. Anm. a. besond. gramm. Regeln z. Gebr. d. stod. Jagd. 
y. J. Seibt. 8. Prag. % = T. Maeci Plauti comoediae. Ex rec. et c. 
appar. crit. Frdr. Ritsshcln. Acced. prolegg. de rationibus criticis gramm. 
prosod. metr. emendationls Plautin ae. T. I. P. 3 f Bacchides) T. II. P. 1 
(8tichas). 8. Bonn, a 1. — eaed. Scholar, in os. ä%. — := comoediae. Ex 
recognit. Alf. FleckeUeni. T. I : Amphitruonem Gaptivos Militem gloriosum 
Radentem Trinammum complectens. Praem. est ep. crit. ad Frdr- Ritsche- 
Ifato. Lpz. Teubner. f (jed. Stück einzeln %)/ =* 8. Propertii elegiae. 
Ed. H. Keil 8. Lp*. Tenbner. ±. = €. Salus ti Crispi Gatilina et 
Jugurtha Rec. R. DieUch. fed. II rorftfetior. 8. Lpz. Teubner. %. — 
t=s opera. Ad fid libr. mss. rec. et Inas. scÄelar. ed G. A, Koch, Ed. 
ster. 8. Lpz. [Bibl. class. lat. v. Ph; ReclaüiJ. j?. — = Catiltna. Ad 
e|>t. exempl. rec. Jos. Walz. 8. Briimt. [Bibl: class. -lat.]. flj [Enthält 
anch den a. d. Titel nicht angegebenen Jugurtha mit]. =±= d. Vorwort z. 
Catilirtar. Verschwörg. ubers. u. erkl. von C. W. Nauck. 4. Königsberg 
in. d. Neam. %. = P. Syrus, s. Phaedrns ■ r=r Tacitns Germania. 
Lateinisch u. deutsch v. L. V öder lein. 4. Erlg. f.' — Qrtiterus, J.P. E., 
Betrikg. zv Tacit. Germania. 8 OJdenbg. J. — Schmotler, O. H., ExpM- 
cantar loci Tacitini. [Annall. Üb. I]. 4. Blaubetfren. |. r= P. Virgilii 
Moronis Aeneis. Ad opt. exempl. rec. 'et in ns. scholar. ed. G. A. Koch. 
Kd. ster. 8. Lpz. [Bibliothec. clasf. lat: v. Fb. Reclam]. V A . — — Ge- 
dichte. Lat. Text m. deutsch. Erkfg. ▼. Pfc. Wagner. 4.-6. Hf. (8chloss). 
8. Lpz. ä %. — ^- Ge*orgicon libri IV. M. Sprach- u. Sacherläuterungen 
v E. Th. Hohler. 2. Aasg. 8. Wien. 1. — = Opera omnia. Ex rec. 
/. Chr. Jahn, Ed. (V. 8. Lpz. %. ~ Maehlebeti der rümtochen 
iSprarlie und Iiltterütar. Glossarium mediae et infimae latinitatis 

conditam a C. Dufresne doni. Du Ccntge c» aupnl. integr: monetchor. ord. 

&. ämediet. D. P. CarpenterU, Addungti, mst; %«&vxjfe &Vkm: €1. A. 



Sprachen and Litterater«*. 40B 

L. Htnmhd. Fase. XXXI. 4. Paris, Wdot. 2%. — Eichstadü, H. €. A. t 
opaseula orateria. Oratibnes memoriae elogia qaornm duo inedita Schiller! 
et Laden« memoria« dicata. Bd II. Uno xol. comprehens. 8. Jena. 4. — 
GüleherH carmina ei cod. aaac. XII nunc prirn. ed. L. Trost. 8. Hamm. 
1%. — Lennep, D. J. van, Poematnai fasciculos. 8. Amsterd. %. 

5* Iiltter»turge»cli4chte. 

Rttmlsdie. Bemhardy, Gf., Grnndriss d. rem. Litteratur. 2. Be- 
arbeitg. 8. Halle. 4. 

6. AntiqwitJWen. 

Grteehtoehe. Jäger, O. H., Die Gymnastik der Hellenen in 
ihrem Eiufloss aufs gesammte Alterth. und ihrer Bedentg f. d. deutsche 
Gegenwart. Gtkr. Preisschrift. 8. Esslingen. 1%. — Stegeren, D. J.van, 
d. grarteor. diebns festie. Insant: Dfipelia, Carnea, Apaturia, Croma. 8. 
Utrecht. ^. = Bender, C X*., de iotercessione tribtnitia. ParticoL pe- 
ster. 4. Königsh. £. — Rücken, F. W., das röm. Kriegswesen , ein Hilfa- 
booh x. Lecture d. röm. and griech. Historiker. M. Abbildgen. 8. Ber- 
lin. %. — Zumpt, A. W-, Commentationaai epigraphicarujn 'ad antiqni- 
Utes romanas pertinentiuai volanien. 4. Berlin. 5%. 

1. Archäologie and Mythologie. 

Arneth, J., Monumente d. k. k. Muni- und Antiken Ca l>i nettes in 
Wien. Abth. I a . D. antiken Oameen d. k. k. u. s. w. Mit 25 Tafeln. 
Fol. Wien. 1(X Abth. II. a. HI. D. antiken Gold* u. Silbermonamente. 
13%. — Böttiger, C. A., Ideen sur Kunst-Mythologie» 2. Bde. 2. Ausg. 8. 
Lp». 1%. (1, l. Cure. Stammbaum d. Reif gg. d. Alterth. Binltg. z. vor- 
homer. Mythol. d» Griech. H, 2., 3» u. 4. Cur«. Jupiter, Jüno b, Neptu- 
nas. Amor und Psyche. A. d. hinterl. Papieren hrsgeg. v. J. SilligJ). — 
Braun, E., Griechische Mythologie. In 8 Büchern. 1. Bach. 8, Hambg. ' 
und Gotha. t V — Denkmäler, Forschungen und Berichte als Fortstzg. 
d. archaoiog. Zeitg. Hrsg. E. Gerhard. 5.-8. Lfg. (Jahrg, 1850). Mit 
Kupfertafeln. 4. Berlin. 4. ~ Gerhard, E., Ueb. d. Gott Rros. Mit 5 
Kupfert. 4. Berlin. 2. — Hermann, K. Fr., epikritische Betrachtungen 
ü. d. polygnetiachen Gemälde in d. Lescbe su Delphi. Mit Z Tafeln. 8. 
Gottgea £ - Kapitole, die; v. J W. /. Braun. 4. Bon». %. — Köh» 
ier's, ff. K. 8„ gesammelte Schriften. Im Anftr. d. kais. ras«. Akajd. Hrsg. 
v. L. Stephani. 1. u. 2. Bd. Serapis od. Abhandig. betreffend d. griecV 
u. röm. AUerth. 2 Thw. M. 10 Kpf. 8. St. Peters*. (Lpz Voss). 6 r \< — 
Pamfkm, Thdr., Delphi « Melanie. N. 14 biidl. DarmeUgn. 4 Berl. ■% 
r V, d. Namen der Vasenbildner in Bezieh g. an ihren bildl. Dar- 
stellungen. M. 58 Bildwerken. 4. Berlin. 4%< — W ackern agei, W., P»m- 
peji. 8. Basel. Jg. 

8. NumUmmtfk* 
CareUi Franc., namoruaf Itaiiae veteris tabulas CCII. ed. C. Cave- 
denius. Acceeserunt Franc. Careltii neraorum quos ipaa collegit deacriptio 
F. M. AvelKnii in eam annetationes. Fol. Lpz. 20. — Friedländer, J., 
die oski sehen Münzen, M. 10 Kpftf. 4. Lpz. 2%. — Werlhof, A. C. E. v., 
Handbuch d. griech. Numismatik. Unter Zagrundelegg. t. Akerman's Ma- 
nual bearb. M. 5 Tfln. u. 22 Abbildgen. 8. Hannover. 2. 

■ * ■ i 

D. Deutsche Sprache nnd LiUeratur. 

Zeitschrlftcm* Zeitschrift für deutsches Alterthum hr*g; ▼. 
M. Haupt. VIII. Bd. I. Hft. 8. Lpt. a 1. = Worte*1a^Ä«*. 
Heyae,J. Chr. A., Haadwörterb. d. deuta&en fcv T ** v *-^*^ ^^^ 
satseh seiner Sprachlehre angelegt; *tt»%*«hYiY* ■*/¥/. W. ^ ««^» 



{404 «Sprachen und Litteratareti. 

X Tbl. 13. «. 14. Lfg. 8.- Magdeburg. Nachschüss. %..v c ^tt;-B, -V- 
We#k J. B. Fr., deutsches WorterbäoUetn z. Bebufe d. 'Reehtschretfagi 
enth. <L am meisten vorkommenden deutschen u. fremden Worter. 4. An. 
& Regeiwb. %\ — *- Fremdwörterhücher. Adelung, C. B., neues 
Taschenfremd wörte rb. Id. Afl. 32; Haitib.* ^. ■*— Fremdwörter. Zum 
Lesen, Erklären u. Lernen. 16. Aschersleben. s \. — Fremd Wörterbuch 1., 
unentbehrliches. 3. vefm. All. 32. Villhigen. ^j. -*- Hoffmann, P. F. L., 
gedrängtes, aber vollständiges 1 Fremd worieVb. 4. verb. Afl. 32:Ti^fe. %. 
— Schuster, Tr., Fremdwörterbuch od. Verdeutschg. v.xrehr als 10000 
fremden Wörtern. 8. Breslau. T 5 ¥ . — Taschenfremdwörterbuch, neuestes 
u. vollständigstes. 3. Afl. 16. Wien. - T Y J — Synonymik. Kalt- 
echmidt, J. H., vollständig stamm- o. sfnnverv\andtschaftlirhes'^e8Bmmt- 
Worterbuch • d. deutschen Sprache ans allen ihren Mundarten ■riitrolien 
Fremdwörtern. 2. (Titel-) Ausg. 4. Nördlingen. 2. — StktHz, J/etymO- 
togiaeh- synonymische Begriflsentwicklg. in Seispielen , für Taubstumme. 
8* i Erfurt f — tframmattache Schriften. Amiers Erklärungen 
der Regeln der deutschen Recbtscbreibg. m/ Beispielen. 131 verb'l ui verm. 
Afl. v. A. Czech. 8. Graz. %. — Bauer, <Frdr., Grundzuge der* neu boch- 
deotschert Grammatik f. d. unteren -u; mittleren Klassen höherer Bild gs 
anst. 8. Nördlingen. % (Parthien preis f). — Gdtsinger," M.'JF., d. An- 
fangsgründe d. deutschen Rechtsehreibg. u Satzzeichnung in Regeln und 
Aufgaben. 4. verb. Afl. 12. Lpz. %. — Gotzihger, M. W., deutsche 
Sprachlehre f. Schulen. 7. verb. Afl 12. Aarau. %. — Grufter, /f., der 
Unterricht in d. deutschen Sprache in niedern u. mittlem Bürgerschule^. 
Für den Lehrer. 2. verm. Afl. 8. Karlsruhe. • fl. — ' Heus sler, Abt., kur 1 - 
xer Abriss d. deutschen Sprache. 3 verm. Afl. 8. Basel *£' — Heifee, 
J. C. A., Leitfaden z. grfindJ. Unterr. in der deutschen Spr. f. höhere ii. 
niedere Schulen. 1& ; verb. Afl > 8. Hannover. %. ^'Kehrerri, '.'J., Gram- 
matik" d. neuhochdeutschen Spri n. J. Grimm bearb. 1. Thl. GraWmatik. 
1. Abthlg. Laut- und Flexibnslehre. 8. Lpz. f. (I. 1. 2. u. IL 1. %). 
^-Kohtrausch, s. Schädel. — Richtet, s. Wiecke. — Ritsert, E. L n 
deutsche Sprachlehre n. Zahlreichen ' Uebgsfg. 4* verm. u. verb. Afl. S. 
Darmstadt. % — Schädel, K., n. Kohlrausch, Frdr 9i mittelhoehd. ' Ele- 
mentarbuch. 12. Kunebg. %. — Vilmor, A. F. C, Anfangsgrunde der 
deutschen Grammatik zunächst f. d. oberste Klasse d. Gymnasien I; Laut- 
lehre und Flexionslehre nebst gothisr.hen und altdeutschen Sprachprobeif. 
3. verb. Ui verm. Afl. 12.' Marburg. ^. — Wiwke, K. #., «. Richter, 
E. H., Schulgrammatik d. deutschen Spr. 3. verm. u. verb. AA'A 8.* Frank- 
furt a. d. O. %. — mttmütz/ drei ' Kommaregeln statt vieler < «.' Ver!- 
ständigung d. Lehrer. 8. Greifs walde. %■ ~ WSstt\ JJ F. #,* Vol*s#fcer- 

liefer im gen in d. Grafschaft Mark nebst einem Glossar. 12. Iserlohn. }. 

M^triK und Pdtttlk. Kleinpaul, iE,; die Lehre von den Formen a. 
Gattungen der deutschen Dichtkunst. 2. verb. u. verm. Afl. & BarnteH 

• Rhetorik und . Stylistik. Becker, K. Ftrd., Lehrbuch des 

deutschen Stiles. Hrsg. v.' Thdr. Becker'. 8. Frankf. a. M. £ — Heinze 
A.A., theoretisch-praktische Anleite, z Disponirert. (ftr2 Lfgri ) l. x Lfg. 
8.' Görlitz. %. — Herzog, D. G. ? ' StoÄ z; stylistisicRen-Uebgen. m*dS&- 
Mutterspr. F. obere Classlft.' 4. verb; Afl. 8:' Halle. 1.' ■*— "Mayer, thdr'.. 
Anleitg. z. Style. 8. Wien. $. — Richter, H,, Lehrbuch* d;' RhUörik f.d. 
oberen Ktasseti d. Gelehrte , h*chnlen > ."8. i AH; 8. Lpz: %.' — =— MethödA 
de« Unterrichte «.' EUelen. V. Methodik, -ü— » Cnreeftomattiiert, 
Lesebücher und Bearbeitungen für die Jugend. August. 
E. F., deutsche* "Lefttfcuch fr Gymaasieff u. 4 arfderfe! Lellranstalten. Neun 
verm Ausg.- 8. Potsdam, f." — Eisenmann, s. QrmntT.^Afötsinger, 
M .* W«> Dichteraaal. 4. verm. Afl. 8. Lpa; 1%. -^»GruÄeY, Eisenmattn 
u. JPildermuth, deutsche Musterstucke t. Unten. *in id. Muttersprache 
Ja ÖAbthl. (ttter/Mitwiifcdag s*Kapf>%, &$&>***&.*. -9 *W*VSmm> 



Sprache* und Lttteraiorco^ 4Mb 

maiin* 8. »tuttg. a$. ^Henning, J., Ehrententftol deutscher Sckrift- 
steJtecV. Luther 'bis auf 'die Gegenwart. Kern dteutsdber Prosa. 8. Hambg. 
1% — Wecke, Ä.y deutsches Lesebuch f. d. unteren u. mittleren Classen 
v; Gymnasie» n. Realschulen, bestehend in einer anf Anregg. 4. Phantasie 
u. d. Gemfithes, wie auf Bildg. der Darstellung' berechneten Auswahl' 
deutscher Prosafetilcke. 3. Afl.' '8. Lpz %. " — =*r erstes Leseb. F. d. Alter 
v; 7-^-10 Jahren. 3. vermi u. verb. AH. 8.Merseb. % -»- Jetcknr, L., 
Deutschld., geschildert v. sieinen Dichtern. Neue m. einem > 2. Thle. verm. 
AH. 12. Lpz. %. — Kalm- B. Frdr., deutsche Gedichte cur BUdg. des 
Geistes u Herzens u. z. Uebg. in der Declamation. Aus d. besten altern 1 . 
u. neuern Dichtern gesammelt. 2. verb. All. 8. Eisleben. % — Kanne- 
gie*aer t K. Li, deutsches Declamätorium. In 3 Thln. 2. Thh 3. mit e.i 
Anh. v. franz., engl-., Italien., schwed , dam, norweg., niederl., u. fläm. 
Gedichten verm. Afl. Declamatorinm f. d. mittlere Jugendalter, insbes. fi 
d. höheren Classen d. Bürgerschulen u. d. mittleren d. Gymn. 8. LpzJ 
T 7 0. — Kehrein, J., Proben d. deutschen Poesie u. Prosa vom 4. : Jabrh. 
bis in d. I. Hälfte d. 18. 2 Tbl. (lfr-18. Jahrh.) Neu- Hochdeutsche Pro-' 
ben im Original m. sprachlichen Anmnt*. 8. Jena. T 9 ff eplt, 1%. — Le>ea 
van Sinte Christiria - de wonderbare , in ond-dietsche rijraen , naer een 
perkamenten handschrift uit de XIX of XV eeun — door J. ff. Bormam.' 
8. Gent. 2%. — Mozart, J., deutsches Leseb. f. d. unteren Classen d. 
Gynin. 1. Bd. 2. All 8. Wie», f. — Pischon, Denkmäler d. deutschen- 
Sprache. VI. V 8.' Berlin! 1% (I.-^V. 10). — Sckenckel, J., deutsche 
Dichterhalle d. 19. Jahrhätsy l. Heft 8. Mainz. T 3 . — A. Stmhr, deutsche 
Gedichte f. • Schule u. Habs gesammelt. 8. Berlin. •%. — rernaleken, 
Thdr., Leitfaden »f. deutsche Sprach-* und Litteraturkunde. 1. Anfänge d. 
Spracbkunde. 8. St Gallen. %. II. Auffinge d. Uteraturkunde. 8. Ebend. f. 

— Wackernagel, Jf. E. Ph., deutsches Leseb. 1. TM. 10. unver. Abdr., 
2. Thfc 9. desgl;, 3. Tbl: 6. desgl. 8. Stuttg. ä % — JVitdermuth, s. 
Grüner. — ^- MUeiraturgesehlchte. Bratränek, Th. F., Handb. d. 
deutschen Litferaturgesch. 12. 'Brunn, f. — Heibig, K. G., Grundriss d. 
Geschichte d. ! pöet. Litt, d" Deutschen. 4. verm. u. verb. All. 8: Lpz. %. 

— Hettntr, Ä, die' romantische Schule in ihrem innern* Zusammenhange 
m. Gotha u. Schiller. 8. Braunschw. 1. — Schäfer, J. JPVGrundriss d. 
Geschichte tf. deutschen Litt. 5. Verb. Afl. 8. Bremen.^. — Scholl, 
Tr. Fr., d. letzten 100 Jahre d. vaterländischen Litt, in ihren Meistern 
u. auf d. Geist d. Gegenwart bezogen. 1. Heft. 8. Schwäbisch- Hall. T 7 j. 

— Sparschuh, N., Berichtigungen n. Beiträge zu J. Grimmas Geschiente 
d. deutschen Sprache. 8. Mainz. T 8 5 . — Vümar, A. F. C, Geschichte d. 

Nationallitterstur. 4 Afl. 8. Marburg. 2%. Idtteratar. Borne, L., 

nachgelassene Schriften. 5. u. 6. Bd. 8. Mannheim. lf. — Denkmäler 
niederdeutscher Sprache u. Litteratur n. alten Drucken* u. Handschriften 
hrsg. ▼. A. Hof er, I Bdch. CJaws Bur, hrsg. v. A. Hofer, Greifsw. %. 
^'Oothe. Briefwechsel zw. Göthe u. V. Reinhard. 8. : 8tuttg. 2. — 
Hildebrandslied, dasz, hrsg. v. AI. Vollmer u. K. Hofmann. 8. Lpz. %'. 

— Leibnizent gesammelte Werke. HrSfc. ; v. Gl ff. Pertz** II F. 1 Folge 'T 
u: 2. Hrsg. v. /. C. Gerhardt. 1^1 o; 2. 8.' Berlin. 4%. — JTeW»r 
Christn. Fei., schönste Erzfiblgen; d. Kinderfreundes. Hrsg. v. O. Plie-r 
ninger. 8. Pforzheim, ■ffc. cplt. %. 

, B. Neuere Sprachen und JLiCteratiireh. i: ' 

Allgemein^ Werke« ArcMV f. d. Studidm d. neueren Sprechen 
und Lkteraturen. Unter besonderer Mitwirkung v. R. tiiecke u; H. Vie- 
höff hrsg. v. L. Herrig. VII. Bd. 4 Hefte: 8. Braunschwei^. ^"^ — - 
F^aneOsiffebe Sprache «nd Lttteraftut. A)^\ ¥^ ^«^%^» 
tWigsst;i* fJd&*¥», ia i-4;---|hratit. l -P; &. <fo, C\; ^»" *n*av. m. %«** 



406 Sprachen und Litteratarea. 

8. Main t. % — Albreckt, F. H. J., praktische franz. Gram«« in 2 Lehr- 
gängen, als Entwickig. u. Fortsetsg. d. 1. Cur*,, v. AhnV Lehrgang. 
1. u. 2. Lehrg. 8. Mains, a %. — aVAri&s, C. E., An weif g. d. Genas 
d. frans. Substantive an ihren Endungen, ohne Beibüife einer weiteren 
Regel sofort x. erkennen. 3. f. Deutsche bearb. Asg. v. J. F. Metzer, 
8» Erlangen. %. — Auswahl v. franz. Theaterstücken d» besten neueren 
Schriftsteller. F. d. Gebr. in Gymn , höheren Bürger- u. Töchterschulen 
bearb. M. . erklärenden Anmm. v. L. Bischoff. I: Le voyage a Dieppe p. 
Wafflard et Fulgenee. 16. Bielefeld. %. — Auswahl frans. Lesestücke 
f. d unteren Klassen höherer Bildungsanstalten. 8. Nürnberg. 1. Bdchen. 
fs 2. Bdchen. T \. — Guillem's v. Berguedan Lieder. Hrsg. v. A. Kel- 
let. 8. Mitau. %. — Bernheim, L. y allgem. z. Gebr. in Schulen gz. be- 
sonders geeignete Conjugations-Tabelle d. franz. Zeitwörter. 1 Bog. Fol. 
Hecbingen ^V — Berquin, Oeuvres complettes. Par ordre de matieres. 
T. IX. Le petit Grandisson. 12. Lps. ,%, — Bibliotheoue francajse ou 
choix de livres interessantes destines a la jeunesse allemande. Rec. p. 
C. ZoUer. T. II: Une veillee d'automne p une vieille femme. Lydie ou 
la r^surrection p. Ch. Nodier, Boutades et Bluettes p. J. Petit-Senn. 
T. III : Rober üne p. Mme. de Baur T. III : Picciola p. ,X. B. Sain- 
ttae. T. V : Oeuvres choisies du Comte Xav. de MaUtre. Suivi dune 
harmonie poetique an C. d. M. p. Lamartine. 16. .Stuttg. ä %. — =2 
petita francaise ä Tnaage de la jeunesse suivi d'un questionnaire p. Mme. 
A. Brie, Vol. 8: Courage et bon coenrp.fi. M. de St. Hilaire. Vol. 9: 
Les petits contes de l'oncie Robert p. Mme. JE. Foa etc» Vol 19: Ismael 
p. Tk. Pavie. 16. Lps. a %. — Burgin, L., Tableau general de la con- 
lugaison d. verb. franc. 1. Bog. Pol. Frkf. a. M. %. — Detroit, L., Lee* 
tures fr. 1 Partie. Franz. Leseb. in 3 Thlen. 1. Tbl. 2. verb. Afl. 8. 
Königsbg % 2. Tbl 2. verb. Afl. % — Detobry, CA., Rome au siecle 
d'Auguate *>u voyage d'un Gaulois a Rome. Ina Ausz. m. Anmin. v. Ck, 
Bocket. 8. GÖttingen. 1. — Ei*enm*nn y Grüner, Wildermuth, deutsche 
Musterstücke z. stnfenmäss. Uebg. in d. franz. Corapos. In 3 Abth. 2« 

Abth v. Eisenmann, 8. Stuttg. ä j, Morceaux choisis de la litt. 

allemande en trois parties — Tradujt en francai* p. Boret, Ge'rar^ et 
Pesckier, 2. Partie. 8. Stuttg. 1. — Etienne, Claude, nouv. cours elen*. 
Neues gründl. Elementarb. z. Erlerng. d. franz. Spr. 8. Wien. 2. — : 
Extrait des m£moires de Mme. Boland avec des notes -*• p. Ch. A % 
Mmyer. 8. Oldenburg. (. — Fatsckeck, R., franz. Schulgranun. 8. Kö- 
nigsb. %. — Fentlon , les aventures de Telemaque. 4. Edifc. Krkf. a. M. f. 
— Fränkel, #., Anthologie franz. Prosaisten d. XVIII. u, XIX. Jahrb. 
Bearb. als Handb.^ z. Uebers. in d. Franz. N. e. Anh. a. deutschen CJas- 
sikern. 2. Curs. 4? m, d. 3. gleichlautende Afl. 8. Berlin. %. — G äugen - 
gigt, J. % französischer Sprachschatz in seinem gramm. u. lexik. Verh. 
zur lat. u. deutschen Sprache. 12. Passau. A. - CHrmrd, J. L., Lecturea 
gradules et eboix de poesies* Ouvrage pr£ced6 d'un cours de prononciation 
et d'epellation. 8. Basel* %. — Gnüge^- C. F., Leitfaden z. Unterr. in d. 
franz. Spr. 10. unver. A4. 8. Erfurt fo, — Grangier, £,., premiers 616- 
meuts d. Iitt6r. francaise, comprenant la . compositien et la po6tique, sui- 
vis d'un cours gradu£ d'exerciees lif^rairee. 8. Lpz. $. — Hau- 
Schild, E. J., franz. Schulgramm. 2. umg. Afl. in 2 Thln. 8. Lpz. i. — 
Herrmann, W., d. erste Unter, in d. franz. Spr. 8. Berlin. |. — Hüte- 
brand, J. , Leitfaden beim Unterr. im Franz. 4. Curs. prakt. Lehrgang 
beim ersten Unterr. im Franz. ;! f. d. Unfercl. dv ReaJ- u. höh. Bürger- 
schulen. 2. Tbl. Uebungsb. f« d. oberes Abthlg.. 3. Mainz. %. — AnJeitg. 
z. Gebrauche d. Leitfadens. 4. Hft. Schlüssel zu d. Uebgen d. 4. Curs. 
8. Ebenda, -fr. — % Hoffmann, O., Aufgaben s. Uebers. a. d. Deutschen 
in's Franz. s. Gebr. f.. Gymn. u. Realsch. 8. Berlin* f. — Lewi$, L., 
vollst. Hand- ä. Lehrbuch d. Jacotot'achen. Methode s. Erlepig. d. franz.. 



Sprachen und Litteratpren, 407 

Sprach«; n. eigenen Grundsätzen bearb. u. dargestellt. 2. (Titel-) Auf- 
gabe. 8. Wien. T 7 ff . — Lüdecking, H., franx. Lesebuch tum. u. mittl. 
Classea. M. Anmm. u. Wörterb. 8. Mainz. %. — Kloppe, G. A. f Wert- 
bikdg. d. franz. Sprache in ihrem Verh. z. Lat. 8. Magdeburg. %. — 
Knebel, H+, franz. Lesebuch f. d. miltl. Clp d. Gymn. Anh. z. dessen 
Schulgramoi. 3. verb. Afl. 8. Koblenz« %. — Kotxtbue, Menschen- Hass 

0. Reue. Z. Uebers. a. d. Deutschen i. d. Franz, ▼• C. Schnubtl* 8. Lpz. 
*f ö . — Lecture et conversation. Collection de piecea de thedire, acceiu- 
pagnees de notes et suivies d'un questionnaire I, Serie: Pieces modernes. 

1. Le diplomate p. JBJ. Scribe et C. Delavigne, p. C. Plöt*. 8« Berlin. %. 

2. La caamraderie p. E. $cribe. P. C. Ploetz. 8. Ebenda, f. — Letaint, 
Af. A., Trait£ complet et ra&hodique de Ja prononciation franc. 8. 
Hambg. X%. — Manitius, H. A., fr. Leseb. F. Gymn. u. a. Lehranst. 
8. Dresden. %. — =^= grammatisch-praktischer Lehrgang d. franz. Spr. 
2. verb. Afl. 8. Ebenda. %. — Mercker, G., deutsch franz. Sprichwörter 
u. Redensarten. 16. Osterode. ^. — Ollendorf, H. G., nouvelle melhode 
pour apprendre ä lire, a ^crire et a parier une langue ä aix roois. 8. 
Frkf. a. M. %. Zur Erlernung d. franz. Sprache eingerichtet y. P. Gandt. 
4. verb. Afl. Frkf, a. M. 1. — L'orateur moderne. Eine Sammlung Ton 
besseren franz Parlamentsreden z. Privatlectüre u. f. höh. Bildgaanat. 
v. L. Schipper. 1. Heft. Gmzot — Montalembert. 8. Munster. £.. — 
Orelli, C. v», franz. Chrestomathie. 1. Tbl. 3 nmg. Afl. 8. Zürich. %, — 
Plötz, C, Cours gradue\ de langue franc. en 6 part. 4v Part. 2. Bd. 
rev. et augm. 2». verb. u. verm. Afl. 8. Berlin ^. (t— 4: l T /*o)' -? 
= 1. Cur«. 2.. verb. Afl. 8. Ebend. % — Reiff, Lex. s. englische 
Spr. n. Litt. — Reignier, &., Ausfuhr!, theoret.-prakt. Gramm, d. franz. 
Spr. N. e. neuen Lehrplan bearb. In 3 Abthlgen (1. Bd.). 8. Nürnbg. 1. 

— Saintonges, C. ^rf., .französ. Gramm. Sehr vereinfacht. 8. Mainz. 1. — 
Schifflin, Pä., Anleitg. z. Erlernung d. franz. Spr. 1. Curs. lt. Afl. 8. 
Wesel. %. — Schilling, J. Frdr. 9 Sammig ausgew. Stucke a. d. Werken 
franz. Pros. u. Dichter n. d. Lecons d. 1, de Noel et Chapsal. 8. Mainz. 1. 

— Schmid, Chrph., quatre contes de jeunesae, trad. de l'AUemand. 8. 
Stuttg. f. — c - Henri d'Eichenfels. Tr. par L. Mmlam. 2. Ed. — les 
oeufs de plques. Tr, p. le meme. 2. Ed. 16. Ebenda. a, *£. — Schult* 
hcss, J., Uebgsstucke z. Uebers. a. d. Deutschen iu's Franz. 4 durchges. 
Afl. 8. Zürich. ^J. — Schwob-Dolle, Chrestomathie fr. en prose et en 
yem avec des notes. — 2. Partie. 8. Kiel. %. (1. Tbl fehlt noch). — 
Seidenstücker'9, J, H. P., Klementarb. z. Erlerng. d. franz. Spr. Nr. 1, 
14. verb. u. verm, Ausg. v. Frdr. Rempel. 8. Wesel. %. — Simon, L., 
Sammig. franz. Gedichte, Beantes de la litt« franc. accomp. d'un vocabu> 
laire, de notieea . biographiques et grammaticales. 8, Wismar. %. —- 
Stein. A., Perle* ou petitea hUtoires pour les bona enfaue. Trad. p. 
P. F. h. Hoffmann, 2. Kd. 16. Lpz. %. — Theaterstucke, fr-, a Gebr. 
f. Schulen. M, erkl. Anmax u. Wörterb. v. C. Schütz. 2. , verm. Ausg. 
16. Bielef. %. — Uebungsb., .franz., f. höhere Volksschulen. 1, Qurs. 8. 
Zürich. tV 2. Curs. f 5 , — Voltßire, Histoire de. Charles XII. M, An», 
v. J. Hoffa. 16. Frkf. a M. %. — rV*nd 9 F. B. t WiU d. franz. Sprache. 
Eine Sammig. komischer und sinnreicher volkstbuml. Redensarten. 16. 
Lpz« %• — Woljf % Charit Tatyaau. synoptsque • des conjugai/iona fr„ 2* 
Ed. 8. Stuttg. y 7 . — Biigllsclie Sprache upd JMlteratMr. 
Ahn, F., Grundzuge d. engl, Spr. f. Gymn. u. Realsch 12. Köln. % 

— = a new, practical and easy method of learning the german language 
2. Course. 8. Lpz, | (1. u. 2: {£). — Albert, L. A., d. engl. Dolmetscher 
2. verb. u. verm. Afl. 16. Lpz. %. — -- deutsch-englisches uv engl.- 
deutscbea Hdwörterb., besonders f. Auswanderer. 16. Lpz. {. —r Albrecht. 
A* y d. engl. Dolmetscher. 2. Afl. Lpz. %. - Arnold' s, J. Frdr., praktische 
Grammatik d. engl. Spr,. Nebst vielen Gesprächen u« s. w. Venu« von 



406 Sprachen und Litteratare*. 

W* H. Furness 8. Philadelphia. 1; — Barth, C. G. 9 Cuflf, ihe negro 
boy. Tr. by Ä. Menzies. 12. Stuttg. ££. — b= Gregory Krau-' ~ ^= |£. 
Mick- and Nick. =s = j£. — Baskerpüle, Alfr., praki. Lehrb. d-, engl. 
Spr. 2. verb. Afl. 8. Oldenbg. ^. *— Bauet, F., vollständiges orthoepuches 
u. erkl. Worterb. zo Thom Days history of Sandford and M ertön. 2. AA. 
8. Celle. %. — Callin, F. A., Hötfab. %. Uebers. a. -d. Deutschen in's 
Engl. m. Noten — - u. Hinweisgen a.K. F. C. Wagner's u. d. Verf. engl. 
Sprachlehren. 8. Hannover. %. — Cassino, C, d. kleine Engländer. 16. 
Coblenz. £. —* =._ neueste engl. Sprachlehre od. d. Kunst d. engl. Spr. 
iu 30 Lectionen zu lernen. 16. Ebenda. %. • — Clairmont> C. €?., reine 
Grundlehre d. engl. Sprache n. d. Interlinearmeth. 5. Afl. 8. Wien. 1. — 
Dräger, A. 9 engl; Sprat-hb., im Allg; nach geriet. Princip. 1. Abthlg Ele- 
mentare. 8. Güstrow. % 2. Abthlg. Satzlehre. %. — Elwell, Wm. OdelL, 
a new and complete dictionary of the english and german Janguage*. 
Star. edit. 2 Thle. Braunschweig 1%. — Everill, G., Rekapitulation of 
english grammar in questions and answers. Adapted to the author's 
book of Instruction. 24. Mönchen. %. — Föls'mg, J., Lehrb. d. engt 
Spr. 1. Thl. 5. Afl. 8. Berlin. % — Gands, P., Schlüssel zu d. Auf- 
gaben in d. engl. Gramm, n. OllendorfPs Methode. FVkf. a M. %. — 
Goldsmith, Oliver, the vicar of Wakefield. Accent. m. Aifmm. u ; Worte rb. 
v. K. R. Sthaub. 11. verm. u. verb. Afl. 8. Lpz. % - Gott heil, P. E, 
Fuhrer zur Erlerrig. d. engl. Spr. 6. neu bearb. u. verm. Afl. 8. Bay- 
reuth. T V — Grün, A, F., tier kleine Engländer. 16. Hanau.' %• — 
Haupt, C. F. &., engl. Vocabular. n. e-.' Anordng, wodurch es als Hilfs- 
buch d. Conversation brauchbar wird. 8.' Berlin. \. — Hauschild, E. J., 
u. J. Mickelthwdte, Elementarb: d. engl; Spr., n. d. calcuiirenden Meth. 
fc. Afl:' 8. Lpz. y> . — Herrig, L., the british classical authors. Handb. 
d. engl. National-Litteratur v. G. Chaueer — a. d. jetz. Zt. 8. Braunschw. 
1%. — Heussi, J , methodisches Uebungrfb. f. d. Unterr. im Engl.- 8. 
Herrin. T 9 a . — James, W % , a complete dictionary of the english and ger- 
man languages. 2. Thle. 8. Lpz. 1%. — KöUe, F. L., engl.. Sprachbuch. 
In 3 Abthfgen. 1. Orthoepie. 2. Etymologie. 3. Leseschule. 8. Stuttg. T Ä tf . 
— M(ac) Leon, /., the first fetter writer. M. Noten u. Wö'rterb. 16. 
Lpz. r \. — Lewis, L , vollständiges Hand* u. Lehrb. d. Jacotot'schen 
Methode z. Erlernung d. engl. Spr., n. eigenen' Grundsätzen. 2. (Titel) 
Ausg. 8. Wien. -f . — Lloyd, H. J., engl. u. deutsche Gespräche. 11. 
▼erb. Afl. 8. Lpz. % — Lütke, C, neue Methode z. leichten u. schnellen 
Erlerng. d. engl. Spr. 2 Bde. 8. Glatz. 1%. — Mannheimer, ff., the study 
of German. — 8. Bonn. f. — OehUchläger J. C. english german and 
german english pocket dictionary. 16. Philadelphia. 1. — Ollendorff. s. 
Franz. - :=? neue Methode in 6 Monaten eine Sprache lesen , schreiben 
und sprechen zu lernen. Anleftg. z. Erlerng. der engl. Spr. n. e. neuen* 
Plane v. P. Gands. 2. verb. Afl. 8. Frankf. a. M. 1%. — ■ SchtuWl 
dbzu s. Gands. — Otto, Frdr., Briefe z. Uebers. in's Engl. F. Gymn. 
u. Reälsch. 8; Breslau. £. — Reiff, C. Ph., Parallel-dictionary of the 
rtssian, french, german and english languages. 4. Part. English dict. tfr. 
St. Petersb. o. Carlsrphei ä 2% — J Rothwell, J. & £., volUtänd. theor.- 
prake. Gramm, d. engl. Spr; 3i' ( +e?rlD , . : 'to. verb. Afl. Ä. München. 1%. *-^ 
8chmid, Chrph., moral tales, tVotai theGentt. P. U: Clftristmas^eve. The glow*. 
worin. Transl. by W. E. Drugiäin. Pjlli*. Thenigthingale. Ttteröer-bush^ 
Tr. by the same. 16. Stuttg.a %: — : ' Schmitz, B., engl. Elemeniarb-^. 
Berlin %.— Schütz; H., the Aör>-tell«r/ A collect, of tales — By Walt. 
Scott, etc. 8. Siegen. V 4 ^->8t!ott, M"., the lady of the läke. F. Seh»- 
leli v. F. Schletriu»; 16. Kdhigb. %. — Selig, M., neueste Vorschule i, 
Spr. d. Engländer basih a. d. nahen Verwandtschaft d; engl u; deutsche« 
Spr. 16: Bertin* %. — Simon, L., Collection of english poems. Mit 
Wortrvg. a. Aomm, 8. Wismar. % — SieAtmdMia, Uw &• kferae' Eng*- 



Sprachen u* Litteraturen* Geschichte m deren Hulfswissensch. 4KM) 

Moder. 2. verb. Afl. 16. 'Grimm»; %. — &rat&fnaftM,' Franz Heinr., 
Gfamm. d. engl. Spr. 8» Bielefeld. *£.— fPeithawpt, PF. f histoiv Ueberbl. d. 
Eaiwicklg. d. engl. Spr. 8. Solotharn. f. — Williams. T. 8., theor.- 
praks. engl. Schufgrammatik. 8. Aufl. 12. Harob. 1^. — Wilkmson, G. B., 
eJementarischea Lehrb. d. engl Spr. Mit Vorwort <*. F, A. Schulze, 8. 
Berlin. %. ^-^ Spanische Sprache mud Llttermtur. S. Bou- 
terweck unter I« — Franeeson,- C F. Grammatik d. spanischen Sprache n. 

einem neuen Systeme bearb 3.- verm. n. verb. Aufl. 8. Lp«, 1% 

ltoHentoehe. Algöwet, D., nuovo metodo pratico e fädle per imparare 
Ja lingua tedesca secnndo il sistema del Prof. Ahn eiaborato. 8. St. Gal- 
len« T V — DoretU, L,, Italien. Trichter. Umgearb. n. verm. ▼. C. Voltm. 
4« verb. Aufl. 23. Wien. {. — Feiler, F. fi., nuovo dieionario porta« 
tue italiano-tedesco, tedesco-italian*. Vol. I: italiano tedesco. 32. Lina, 
•gp — i Fornmemri von Ferce, theoret.-prakt. Anleit. *. Erlernung d. ital. 
Sprache. 14. Aufl. 8. Wien. 1%. — — theoret.-prakt. Anleit. zu Stü- 
Uebuhgen in d. ital. Sprache. 8. Wien. % — Kömbach, P., Conra pra- 
tiqae et tbeorique pour appvendre facilement — la langue halienne d'aprej 
la mlthode renommee du F. Ahn. 8. . Wien. -$. — riovotny, J., Lehrb. 
d. ital. Sprachwisseuach. Z. Gebr. an Gymn« u. Univera. 8. Innsbr. 1%. 
— enenot} J. A., ital. Sprachlehre. 1. Tbl. 8. Gratz. %. — Schmid, 
Christof oro, venti sei piccoli raoonti. Mit Wörterverz. f. d. deutsch itaL- 

fcanzös. Sprachunterr. ▼. A. Gutbier. 12. München. %. SksUMli« 

asvrteehe Sffraehen. DieUrich, J. W^ syensk sprftkl&ra med jom- 
föxande häntydingar tili Norges och Daamark-'s spr&kbnk. 1. Häfter. Bok- 
atafs och ordbojning's-lära. 8. Stockholm. T \. — May, A, i practical 
grammar of the swedish language with readiug and writing-exercices. 
8u Stockholm. 1% - Ritgjördir tilheyrandt snorraeddu, og Hättatynill 
Regnvalds jaria. 8. Xopenhi §. — Strengleikar edn Liod abok. — JUdgi- 
▼et af R. Keyäer og C. Ä. Unger. 8. Christian*. 1%. ~ TM, svensk, 
finak och tydsk. & Helsingfors. 1. - — Ja^nnlMJli. Euren, G. E., 

finsk spraklära. 8. Abo. 1. RmtttlneJh, s. Englisch: Reif. -. — 

ffothniftCli. Esthnische Volkslieder. Urschr. u, Uebera. v. EL Neu: 

1. Abtb. 8. Reval 1. SyijÄutoCo. Caetten, M. A„ Elemente 

grammatices syrjäaaa. 8. Helsingfors. 1. — — T&Cheremls&iftCli. Ca* 
$trtn, M. A., Elemente grammatices tscheremissae. 8. Kuepio. /$. — r- 
QstjsvlüscM* Castre'n, M. A. 9 Versnob einer osijakischen Sprachlehre 

n. Wortterz. 8. St. Petersb. %. Romanitieh. Körvkaeh, P. t 

Studien ob. frans, u. daeo-romaniacbe Spr. u. Litt, nebst einem Anhang 
über d. Moldau. 8. Wieh. 1(. 

V. 

Geschichte und deren Hülfswissenschaften. 

. -i.. Ailfemielne Werke und a^eiteebriftem* Bibliothek, histor., 
interess.. Memoiren u. polit. Dlenkschriften d. 18. u. 19. Jhrh. Hrsg. F. 
Philipm. 8. ferimma. Bd. I-1V u. VII-X1J. a %. — Blätter, hist.-poiit. 
f. d. kathol. Oentachl. V. PhHUpps u. Gär res. 25. u. 26. Bd. 8. Muudr. 

TjV .Hund- und Leljürpftcher und m^ursteliungen der 

«JjlfesBeiiien Weltgetebiehte. Beck, J. f synchroniat; Tabellen a. 
leichten Uebera. <L allg. Geächz u. Kult. 3: verm. m. verb. Aufl. Fol. 
Hannov« % — ■-. — Lehrb. d- allgenw Gesch. f. -Schule u*. Haus* 3. Cura. 

2. Abth. Gesch. d. deutschen u. d. voraugl. europ. .Staaten. Mit bes. Ruck- 
sicht auf Geogr. u. Litt. 2. Ab(»r d. neuer. Qesoh. 2. umgearb. .Aufl. 8. 
Haanov. %.>^.Bredow t G. G., ; umständlichere Erzählung d. merk wnrd. 
Begebenh. aus. d. allgem. Weltgesch 12. fortgef. Aufl. 8. Altona. 1%. — 
Ctntu, C, .Allgem. Weltgesch. Bearb. v. J. A. M. Brühl. 10—12. Lfr. 

3. ScWThattsen. a%. — DieUtm, Thd., Grundriss d. WeUgeaclu f. Gymn. 

N. Jahrb. f. Phil. u. Püä. od, KrU, BW, Bd. LX, tift, 4. ^ 27 



410 .«; •#-.!., ; ttctefeichte und deren. »Haifa Wissenschaften* 



;. I.» 



u. ReaUsh» ,7> Aufl. 8. Berk %. — Dittmar, H., d. Gesch, d. Völker vor 
a. nach. CbriAt. JFur d. all gem. Bildungsbedürfnis* 3. Bd> 2* Hüfte.. 1. L& 
8. Heidelb. j| (bi« ju 6/ 5 ). — Fritsnhe, R. W., tabella*. Ufebersicbt 
d« allgenu Gtfdii z. Auswendiglernen. ,#. verb. Aufl. 8. Lffcs •%♦ — Helfi^ 
IT., u. Carmm, illustrirtc .Weltgench. 71.-T-80. Lief. 8. Lpnv ä %* ->- 
Heu$eri P. y Uebcrs. .d. merkwurd. Begeben»., .av du alWeni. Weltgesch. f. 
di unt. n.- mittl» AU. hon. Lehraust., synchronistisch dargebt» cV vterbeac. 
Aufl. 8. Klberfeld. % .— Jun^, 4?. >;Geschichte. d. . Frauen. 1. TW. Gesch. 
d< . Unterdrückung d. Frauen u. ihrer aUroahl .Selbethefreiiiag bif i* Er* 
scheinoug d. ßhristenth. 8. Franko a. M. 1%. .m* Jfoaer) .-^f .,■ Leitfaden 
beim Geschtchtsunterr., nach einer, neuen Methode. 8. AscherslebeiL %. — 
jffrter, Pä, Pantheon 4. Weltgesch. f. d. Jug..2. Jhrg*. 5..Ü, 6. Lief, 8. 
Nürnberg, a %* -r Mrkbitzath, K. Th., Allgem. Geseh» In, Sprüchen au 
Gedientem .8» Erfurt. %t — Leo 9 H^ Lehi^.d. Universelgeecb. z Ge- 
bsanene in. hob. Unterrichtsanst. 6. u. letzter Bd* 2. Aufl./ 8* Hatte. .3%; 
— Lief de, J. de» Allgeai. Gesch. f. d. Volk... V. Standpunkt d. ohriatü 
Glauben«. A. d. Holland, v. P. W. Quack a. 1*. L. Äo^cÄikU. 1. TaL 
Alte Geseh. 1. Abth. 8. Stutag. % — Mmltzan, Frd*~, ©., Uairiss einer 
christh Weltgesch. 8* Rostock. %. *«• Marggtaff, F.-, Leitladen/b. ersten 
Unterr. in d. Weltgeach. f. Gymn^ U; hea.Burgersch. 2. verb. Aufl. 8. 
Berlin* %.: — ISösselt, Frdr., Lehrb. d. Weltgesch^ f. Burger» *l Gelehrten* 
sehaieew. Mit besond. Beruckeicht. d. deutsch' Geschi :§. sehr. rem. und 
verb. Aufl. 4 Thie. 8. Lpz. 3%. — PöliU^K. H.,tL4 Wel^eacmiehtef. 
gebildete Leier u. Studierende* In 7. AufL urag. v. Ff^Bülau und JTt 
Zimmer ( 1— <3. Lfg. 8. Lpz. ä«%. -^ Pütz, W., Grundrijn d> Geogr. e. 
Gesch. d. alten f mittleren u. neueren Zt. f.. d, ob. Kl. höh. Lehreast, 
SYCobleaz. 1. Bd. d.Alterthv 5. verb, AunV %. 2. Bd. & Mittelalter. 
4. verb. Aafl. m. 2 Karten u. e. Uebers. d. Gesch.. id. deutsch, lotfc» %L 
-*-..-*- f.. d. .mittl. Kl. äV£ymn.'ti~:höht Bdrgersch. &, Ebenda. l.iAbtb. 
AHerta. eVverb. Aufl. 2. Abth. Mittelalter. 5,. f erb J Aufl. &. Abth; »Neuere 
Zeit. 4, uugearbi Aufl. ä %.*-* Mtleeser, F. C.,. Weltgesch, f; d. deuttckje 
Volke üater G.< L. Frse^s Mitwirk, herausg. <19.<ui 20 Lf» 8. PrSnki 
ai M. a &. - — 2. unver. Abdr. 36r-40 Hft. ä %, — Sbhmidt, B, A., 
Grundrissid« ^Weltgeach. f. Gyuanj, höh. Lehranst, u. »w (Selbstunterricht. 
1. Tbl. Alte Gesch. 6. verb« Aufl. 8. Potsdam. V., t w ~..c=p Leitfaden f. 
d. Uaterr. ia d, Wekgeschu f. mittl. Gymn.-KJ. u. höh B&rgerscb. ti 
verb. AufL d. „Uebersicht*. & Ebenda. %. — ÄcÄote, Chn Glo^ >A\\$. 
Weltgesch. Ein Buch £.1 Freunde d. Gesckaus allen Standen; l^fUL 
2.-4. Hft., 2. Bd. 3 Hfte., 3. Bd. 7 Hfte., u.. 4./ Bd. U u. 3. Hft. 8k 
Langensalza, k J. — Stein, K. y chronol. Handb. d. allgem. Weltgesch, 

3. Abth. V. 1830-49. 8. Berl. % — Uschold, J. IV., Gruudriss d. allg. 
Gesch. f. lat Sq^. u. Anf. 4. verb. Aufl. r 8.;ftlunche|u| % — = Lehrb. 
d. allgem. "Gesch/'f. Gymn. u. höh. Schoten. 1. Tbl. 3. verb. Aufl. 8. 
Ebenda. 1 V 1 < t .~ Weber, G tf Lehrb. d. Weitgeadh mit Kicks* ei Kultur, 
Litteratar, Religionswesen u. e. Abriss d. deutsch^ Literaturgesch. 2 Bde. 

4. verb. u. fbrtgea. Aufl. 8. Lpz. 3%. — Weller j Th> Ä./Lehrbuehder 
Weltgesch. f. Gymn. u. höh. Burgersch, 8. Mänater. 1. Tbl. Ake Geftchv 
11.. verb. Aafl. %. 2. Thl. Mitteluker. 10. verb; Aufl.JJfcveV Tbl. Neuere 
u. neueste Zeit. 9. verb. Aufl. %• — — Lehrb. d. WeRgetohi ■ ft -flkibe> 
len, 8. verb. u. veno. Aufl. 8. Ebenda. %. ■«• — ^ M^thadfJ^ it.Be* 
trevehtmin;». EUelm, Ftdr., ein Wort ober Aufgabe, Stellung u. Lehr- 
weise d. geogr., histor. u. deutschen Unterr. a. hötv. Schule*. 8. Berlin. 
I. — Garns, B> Ausgang u. Ziel d. Geschichte. 8- Tübingen, l 1 */,*. — 
Hiebet, G., D. Geschichtsonterr. a. Schulen ein verzögt. Mittel z;fiildL 
d. Charakt. u. richtiger Lebensanachnirung lad. deutschen Jugend. Ana 

<k? Hektelb. Jhrbb* 8. Heidelberg. % -— Chranoloajfic^ WeieU J. Bj, 
ÜtofegUch-chrimehg, ■ Abkandl. nb. d\ *y*8Äw^ ^«Wtu-' *:$tofaqfik#4emi 



i *+■ . ! \.\ . 



Gesoaisese mwLdertn HuUVvwsetiKfeaAeR 41t 

Christ*. 2<|»akt. Tbl. 4. Sölzk»ch. 3 (coli.. 5). u^ Alto «3*»ellleftlte, 
Jarätn. Eljcan,' M. ,*Leitfadentbeim Üatarr. in d. Geach, d. Isrsjsliteu» 
d/v«rm.AuÜ 8. Minden. %;^.-Tett«r;,/F. : , Bethlehem in Palästiaa, 
topegr* u. .hisaar. n. Anschau'u. Qaellen geschildert. M. Karte u. Tempel- 
plan.. £. Ät, -Galle«;. 1%. Jaden und Perser, OTtte&e, C. Thdr. y 

Oyrds, id.. Gründer d. per». Reichs, war nicht der Befreier der Jfedaty 
sondern >d. Zerstörer Jerusalems. Bin Beitr. i. Rechtfert» d. Dibel u, ft» 
Berichtig«, d. bisher. Darstellung v. babylon. Exil. 8. kauften. %. — -+ 
CMeefeeai «ttd ilerea C^tonleen. Jrnoldt, J.Frdr. M. 9 Tino- 
leon, Eine l*iogr. Darstell. 8. Gumbinnen ti. Königsberg. 1. ~* Kolbe, ö.> 
d.i Bisco. JBy*esi*a ▼. Oyrcne, od. Forsehungfm a. d. Gebiete 4L Erdk. 
o>; Gesch.. d. libyschen Penttpelis» d; Kinakengeach. u. Gascb. d. Philos. 
N„ d,> Quellen. J. Tbl. l.Xief. 8. Berl. % >- JSkbvhr, ÄjG M griech. 

Heroengescftn An seinen Sohn erzählt. 2. Aufl. 3- */*• Rdflaer U» 

In deren Oe«ehiehte verwebte l^^lker. Cterlodk, Frdr. J*>r., 
Dfte Zeiten d. nom. Könige. Eine bist. Unters. 4. Basel. %. m Aauaaeav 
****», JYdit,, Der Zng Hannibals i. J. Alpen. . Eine Rechtfertig Darst. 
dt T. Linus. .4. Aäran. %i — Rtovmtt, J, /., de Coraica ineula a iRo- 
raanis capta. 8. Münster. %. - — - Jltssmetailleift. Plagge, FPetis.^de 
JubalJ, rege Mauretaniae, 8 Munster. %. — — fsfrevlrer. Ätet*wig>*r, 
X, Gesch. d. Trevirer. IL Bd.: Unter. d< Herrsch- d. Franken. 8. 'Trief. 
1. (La. II. ft). — Melteit,« . £*/crttem/< CA*., Ansicht fi. d. Keltischen 
AkertaÄmer, d. Kelten überbau, besond. in Denisellland, so wie d«. kalt, 
Ursprung der Btadt Halle. 2. Bd. 8. Abth* 8. Halle, tft (bis j. 6*/ yt )> -> — 
Mittlere CkeMhiehte. FrenM, F.A., d. Führer durch d, historische 
Museum zu Dresden. Mit Bezügen! Turnier*- ui Ritterwesen u.d.Kfinste 
aV Mittelalters; Nebst einem JSacM- n. Namenregister, aowie ev Litterat. 
de betreffend«. Äcbriften. 8. Lpi. %. t- ffdatsaet, H. J., Lebensbilder a. 
<k Mittelalter. Nach d. besten Hnltsntittelri bearb. Neue (Titel-) Ausg. 

1& Lf. (Schluss)..i6. Dresden, i V* 4 * —^ Meiere a. neueate Seli. 

Biographien- beru hinter Zeitgenossen. Hrsg. ▼. mehr. Gelehrtem 2. Hfl. 
8. AUentv a % — Bimatk, Fr. WHK GrafM\ Aufzeichnungen. 2. <THel-) 
Ausg. 2* Lf. (Schlots). 8. Karisn a. 1. — Br**d, B. H„ 1849 oder 
Seaaeplatz d, grossen Ereignisse dieses Jahres» in Wort u. Imd därgest 
4~1£, Lf. 8« Lobad. V, 4 . -~ Bülau r Erdr., d, Jahr 1849. Eine politische 
Harleg. u. Betracht. 6. Lpa. %. — BitrcfeAardt^ £., allgem. Geschichte d; 
neuesten Zt. D. 3» Aufl. 2 unver. Ausg. 8. Lpf«. 4 — 5. Bd. 7. —»Carl» 
^fdpJs. q. Hiaamer, d. Staetsumwältungen d. Jahre 1847 u. 1848. 8i.*^ft. 
Hft. (ÄcWuss). 8. Berl. ä J / 10 . — Cmptfigue, 1814 u. 1815 od. Gesch. 
d. Wiener Congr. 2. Aafl. 1. Abtb. 8. Grimma. % 2. Abth. v. Zeschwitn, 
ö\ preuss. Dedmation d. slchs. Heeres. Ebenda. %. — Casanioav. SeingaH) 
J. y Memoire«. Erite rollst, dentsebe Ausg. Hrsg. v. L. Buhl. 1. Bd. 
1. Halft* 8. Berlia. % — Chronik, kurze, d. Jahres 1849. Nach d. Daten 
geordnet. 16. Berlin.' %• — Duma^'A., Frankreich u. Earopa vor, wäb- 
read o. naab d. 24. Februar. A. ü. Franzi 14. — 16., Bd. 16. Lpz. a % 
t-*- Fekr<, /i, •Gesch.- d; europäischen Rerolntionen seit d 4 Reformation. 
1. Bd. (in 2 Bden). 8. Tfibing. 1|. ; —Garden, Comte de, Historre ge- 
nerale des trakes de palx et aütres transactlons principales entre* toqtes 
les paisaances de PEurope depuis la patx de Westphalie. T. VI et VIT» 
8< Paris (Lpt. Miehelsen). a Vfc; — Günther, J., d. Ereignisse d. J. 1818 
in ihrer Zeitfolge u. ihrem Innern- Zusammenhange 'dargest. 6<"-8. 'Lief. 
(Bcbliss.) 8-. Jena, ä % -^- Hagen, K., Gesch. d. neuesten Zeit 'Vom 
fithne Napoleons bis auf unsere Tage. 9.— 13. Lief. 8. Braunschw. a |i — 
Keltenkamp, Fra., d. neuesten Weltbeeebenbeiten. 17.— 22. Tbl. 8. Stuttg. 
a> %i — Lese-Cabfoet , hisi, ansgezeichn. Geschichtswerke, Renen und 
Memoiren aller Nationen in sorgf. Uebersets. 1.— 38. Lief. 8. Lp*, a % — 
b*skncr\ G. W. JT.; d. Revolntioiwieit. 2. Bd. V. dx franz. Kaiserth. bis 

27* 



412 titatokiehte wid deren HälfswisseMebefteä. 

«V*Welten Pariser Abkunft. 1807—1815. 8. Nurnb. 1. — Manner, d. d* 
Gegen*. Nene Folge. IU. u. IV. 8. Lp«. % (I-IV.: %>. — Osrtet, 
Frdr. Ma»\ D. Jahr 1849. Vierter Nachtr. z. d. geaealog. Tabellen des 
19. iabrh. 8. Meissen. \. -* Prut*, ■ JtV, sieben Jahre, 1840—47. Gesch; 
d. neuesten Zeh: 6. u. 7. Lief. 8. Lp*, a %. — Ä«imer, Frdr. t». t 
Gesefc. fiuropaVi seit d. Bude d. 15. Jahrb. 8. Bd. Gesch. Frankreichs u; 
d. frana: Revol. 1740—95; 8. Lpz. 4. — Rundgemalde, polit. od. kleine 
Chronik d. Jahres 1849. 8. Lpa. $. — Salice-Conteasa, C. L., popaiäre 
Darsi. d. J. 1848 *. 49. 8. Posen. |. — Schauplatz d. Kriegs «. d. Revo- 
lution in Ansichten, Karten n. Planen. 13.-17. Hft. 8. Lpc. ä %. — 
Stkrader, Ferd.< d. ßuoh d. Revolutionen od. d. Ereignisse 4. J. 1848« 
2. Hfc 16. Lpz. a £. — Streckfuss, Adph., d. Ereignisse im J. 1849. 
1 o.-2 Tbl 1. Lief. 8. Berl. a Vio- — Wedekind, E. 6., d. Gesch. 
dv J; 4848.« 8. Crossen. 1. -** Zeit, unsere. Gesch. d. denkwird; Ereign. 
v.» Beginn d. Volksbewegungen im J. 1848 bis zur Gegenwart, Hrsg. v k 

Ä. JKJaWcmdt. 4.-6. Hft. 12. Crossen. a V 1S . üeutselie «e* 

sjcMeütej ^mdii Chm., Blatter z. Gesch. unserer Zeit od., d. deutschen 
Volkserbebangen im J. 1848. — Archiv d. GeseUsch, f. alt. deotsche Ge- 
sbhichtsHande. Hrsg. n Ä. G. Fmi*. 10. Bd. 2. ». 8. Hft. 8» Hannover. 
1%.— Ohroaikj deutsche f. d. J. 1849. 2. Bd. 8. Bari. 2% — Fidctt f 
Julif Rainald <?on Dassel , Reichskanzler u. Erzbisch, v. Cöln 1156-67. 
12J Ctöln. Vit'« **-'• ■=== de Henrici VI. imperatorm. conatu deeticiam re> 
gaat in imperio romano-germanico snecessionem in heredi tariam mitandi. 
8. Cöln. %. •—Geschichtsschreiber der deutsche« Vorzeit in deutscher 
Bearbeit. brsgeg. v. G. H. Pertz, J. Grimm, K. Lmehmatm, L. Jfazta*, 
K. Bkttr. 1 8. < Berl. 7: Lief, [XIj Jbrhd. 7 Bd.]. Adamfs v. Bremen. 
hamb. Kirchengesch. übers, v. /. C. daV Laurent, Mit Vorw. v. J. M» 
Lappenberg. */ t ^. 8 Lief. {IX, 1]. Kaker Karl 7 « Leben; t. Eiabard. 
Ueeers. T. 0, Abel, %.. 9. Lief. [IX, 2]. Einhard's Jahrbücher, nbetfs. v. 
O, Aket.^ 10. Lief. [IX, 8). D. Mönch v. 8t. Gallen. Uebera v. IT* 
Jfttttenosjea. ■ 8. Berl. £. — Haitau*, K. 7 Gesch. d. Kaisers Maximilian 
d. Braten, a Lpz. 1, [13. Bd. d. bist. Hausbibliofch. ' v. Frdr. Beiaa}* — 
Heibig, M. «., Wallenstein u. Arnim 1632-34. Ein Bekr. «. Gesch. d. 
dreissigj. Kriegs nach handschr. Quellen d. K. .8. Hauptstaats-tArchivs; 
&i Dresden. 4 /^ s . — AAn, & r topogr.atatist.-histor. Lexikon v. Deutsch* 
land, Wohlfeilste Ausg. I3u-1& Lfr 8. HHdbiü-ghanaen. ai %. — Dia 
deutschen Kaiser u. ihre Bildnisse im Römer zu Frkf. a. Ml. M. Lebensbe- 
schreibungen v.< L.Pfau. 4.-^12.- Lief 8. 8tuitg. ä.; T /. .tT~ JTcrvyn als V. 
a. Holland u% Belgien. — Koklrauwh, Frdr., d. deutschen Freiheitskriege^ 
1813—16. Pur Schule u. Hans. 9. verb. Anfl. 8. Lpz. % — = Kurze 
Darst. d. deutsehen Gesch. 6.- verb. Aufl. ^ 8. Elberfeld. . l^ — Mass* 
münn, H. F., Kaiser Friedrich im Kiffbauser; 8. Qoedlinbargi %. -»- 
Merkel, J. y derepublica AlamannorUm commentarii illuatrandis legumala» 
mannicarnm librii inter monumenta Germaniae histortca nUper: editis.. 8. 
Berl. 1%. — Phillips, G„ deutsche Reichs - >a. Recbtsgesch» 2.. varzt. 
Aufl. 8. München, lfj. — Rudhart, einige Worte über Wallenatein's 
Schuld. 4. München, f. — Schatte, L., Lebensbilder a, d. deutschen Nar 
tionalrVers. 3 Lfg. 16. Seh w.. Hall. 1}. — Schlüter, s. Russland. -^ 
Seltl, J. M., d. Religionskrieg iu Deutschland. 3 Tble. Neue wohlf. 
(Titel-) Ausg. 8. Hamb. 2. — Sporschil, J., Gesch. d.. Deutschen v. d. 
ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. 11.— -18. Hft. 8. Reftensh. k %. -» 
Ätein, Chrn.y d. Gesch. d. deutschen Bauernkriege f. d. Volk. 2- -4; Hft. 
8. Zerbst. ä V 10 . — Steininger, s. Alte Gesch. (d. Trevirer unter den 
Franken). — Stern, S, d. Gesch. d. deutschen. Volks in d. J. 1848—49. 
I.t-8. Lief. 8. Berl. a V, 2 . — Stricker, W., d. fintwioklangsgesch. d. 
deutschen Nationalität seit d. Refermadonszeiulter. & Frankf. a. M. 4 /,^. 
*n rfe fi. DeaUcben in Spanien u. Portugal ,u< d, span. ■• portug. Lau- 



««Mrfefate «ad feto» HWsVrissteeehafttel 411 

dertv.Amorika.-8.Lpt. 1%*'— Bufiendatf, H^Bermgkrius Toportemü 
od. «lue Samml. Um betr. Briefe; 8. Hamburg ö; Gotha IV i 5 . — JTO*Aj 
J. O. -A; d. Gesch; d. deutschen Staaten v. d. Auflos. d. Reichs bis auf 
OMere Tage. Fortge*. v. W, Zimmervmn». $. Bd. 1. Lf. u. 4. Bd. 4.-6; 
Lief ä % od. I (Bisj. 6%). — ZSpß, ff., d: Hauptmaimschaft d. Got* 
y. BerJichingen in grossen Bauernkriege 7 v.< J. 162fr. Nach bisher ungedr; 
Prosesaakten. 4. Aeidoib. %. — - Qcmi*mAehlmther SLmAmt*4 
»taust. Archiv f. Kunde osterr. Geschichtsauellen. Hrsg/v. d. Commis*. 
d. k. k. Akad. Jhrg. 1850. I. Bd. L u. 2. Hft. 8. Wien, a % »■-*• =» 
d. Vereint f. sieberiburg. Landeskunde. III. Bd. 5. Hft. 8 Hermanostadtt 
a %. — y/nJtcr»ao/#n y §. «., Handb. d. Gesoh. d.- Herzogth. Kärnten bis 
zur Vereinigung mit tf. Österreich. Färstenthümern. 1 Bd. 8. Klaeeoftnrti 
3 4 /i&* — Aufzeichnungen eines tfonväd. «Mit 1 einem Plane v.. Kontor»« 
2 Bze. 8. I*pa. 2. — Aus Kossnth's Memoiren. Jas' Deutsche. ubertr. v. 
Grafen S.S. Grimma. V-v. — Brandts, J. jb\ e., d. Gesch, d. Landes* 
bauptlettte v. Tirol. VJ Hft 8. 'Innsbruck. *.%. — Chovmit*;J., Gencin 
d. nngäf . Revolution in d. J: 1848 u. 49. Mit Rückblick a: d. ßtwegun^ 
gen ki den osterr. Erblandern. 4—6. Lief. (8chlues). 8. Stottg« ä T/ 1? J 

— Debrunner, /., Memoives ou aveatures de la compagnie suiss* toendaae 
Ie siege de Venise par les Autrichiens. ' 8. Zürich. lty io . — vBImHf 
Garn, Gesch. u. Beschreib, d. Bergstadt Iglan in Mahren. 8. Brinrii 2; 

— Ereignisse, d. krieger. in Italien im J. 1849. Forts, d. krieger. Sr4 
eign. im J. 1848. 8. Zürich. 17 / ao ; - Feldzag, d. d. Oesterreicber in' di 
Lombardei in d. J. 1848 n. 49. 2, Ausg. 8. 8tuttg. -1%; : — Fkssler, oW** 
d. Gesch. d.' Ungarn u. ihrer Laardsassea. ' Neue (Titel *) : Ausgi 2Äm40y 
Hft« (tichlus*). 8. Lp», a % (oplt. -13%), — Fontes rerura Aattriäceruim 
Oestetr. GescMchlsqtfeHen. Hrsg. v. d. k. k. Akademie. II. AMhjßibtoma* 
taria et Acta. 2. Bd. Diploroatarium Habsburgense sec. XV* Ai'd.iähfea 
1448-1473. Hrsg. v. J. CAmei. 8. Wien; - a. 1; -^ Freytag, Edm.\ Geecfc 
v. Ungarn v. 899—1849. 8. Gladbach. (Lp*.. Wengler). £. — J3c*terj A. 9 
Memoiren v. Mars 1848 bis Juli 1849. 2 Bde. 8. Frankf. a. M. %%. -;. 
GoUberger, /., d. Gräber bei' Hallstadt im osterr. 8aiskammergut 8> 
Linz. % - Hörn, J. £., A. Gorgei; 8. Lpz. %. — Horvdtk, S. f Graf Li 
Batthyäny. 8. Hamb. % — Horvdtk, M., Gesch. d> Ungarn (in 16 Lief» )c 
1. u. 2. Liefv 8. PesthvA* — Janoiyckh e. Adlerstem, J. y Federzescha. Reihe 
v. Skizzen av Ungarn. 2 Bde. 8. Wie». !%♦ — = d. loteten zwei /ahre Un- 
garn*. 3 Bde. df. 6 Lief. 8. Wien. 3. — Äinfc, lR., akad. Vorlesung üb. dt 
Gescfa; Tirols b. z. Vereiulguag mit Gestenreich. 1. Tbl. 8. Innsbri. 2.' — ■ 
MCtapkm, &., Memoire». 8. Lpa. 3%. ^ LapmMi Tai, Feldiug d. uagar; 
Haaptarmee im J. 1849. ; 8; Hamb. 1. — LetMehnifg, H. t>., Kossafth 
u. seine Bannerschaft, 2 Bde. lfc. Pesth; i2. — Maüdth, J. Gr. o^Gesiobi 
d. osterr. Kaiserstaats. & (rntster Bd.) Mit Register v. J. H. MHlerj 
8. Hamb. l n / is . [D. Gesch. d. earop»' 8taaten V. Heeren u;Ukert, 25. 
Lief. 1 Abth.] — Mcüler, A. i>>, Regesten e. Geeoh. di Mank^refentkK 
Herzoge Oeeterreichs a, d. Hause Babenberg«. 4. Wien. 4.'.— MittheilnnV 
gen d. histor. Vereins f. Steiermark. 1. Hft. 8. Grat*. 1. -^ Biuthar, A* 
d. y GeschVd. Herzogth. Steiermark. ö.Thk 8. Grats. $%. — Nbrd$tä* f 
F. Jb., Gesch. d. Wiener Revolution. 8. L^z. 1. [D. bist Hausbiblieth. 
v. Fr. Bnlan. 15„ Bd.}. -r Okm-Janusckowsky, Chrortik d. königl. Haupte 
Stadt Olmuts, 8. Olmutz. J. — Faiaky, K. ff., Bern in 8iebenbdtfgen.' 8; 
Lp«, %. — Pulssky, Therese, A. d. Tagebuche einer ungarischen ßame* 
Mit einer bist. Einleitung v. Fa. Pul$sk§, 2 Bde. 8. Lpz. 3. — \Bitter, 
C. A:, Tagebuch d. letzten Oktober- n. ersten November -Tage Wiens; 
2 Hfte. 8. link, a V I0 . — Schimmer, K. A. y Kaiser Joseph d„sZ*eite< 
4. m. bis j. noch nicht gedruckten Urkunden verm. Aofl* 8»i Wien, l..-^ 
Schl&inger, M t , Ata Ungarn. 8« Bert 1%» (Schnell nacheinander 2 Aufl.) 

— SckiiUt, A. t Ungarm. o. di n«gar, Unahbajigigktitskricgi »■■* Be>. R» 



414 GssoWchie und dürfen HeKswusenachait«*; 

Dresden. 8. — SekuseVcay. Frm'^ D. ÄevolutUnajj März 1843 .Mi Mira 
1649. 2. Aufl. d. 2. Bd; d. deutschen Fahrten. &.: Wien, l^i — &tra<lk, 
£, d. Generale d. osCerr. Armee. l.-rO. Uefj (Schnusi.)» 8t Wien, cblt: 
2. Taschennusg. 1%. ~ Stflsgtyi, ifX, d. letzten Tage & magyarischen 
Revolution. Eathäll. d. Ereignisse to Ungarn u. Siebenbärgen seit dem 
U JuK 1840. Unier Mitvtirk.d. Verf. in's Deutsch« «bertr. 8. Lp*, f. — 
Ungarn, -seine Geschickt», seine Nationalitäten to; s* w. V. e. nag. Qffiz. 
3.-3. Hft. (Schluss.) 8« Meissen. a" •§, — Ftofena* Ä;, d. sociale Gesch. 
d. Revolution in Oesterreicb. 8. Lpz. 1% — Weber * ß, Oswald Von 
Wolkenstefn o. Friedrich mit d. leeren Tasche. In Ü Bachern. 8. Inns- 
bruck. 2f — Wiener Chronik f. d. J. 1848. Hrsg. *. Frz. Beyer (in 3 
Lief.). 1. Lief. 8. Wien. f. — Wochen; d. letzten Ungarn« r. et Schlacht 
bei Kecskemet bis inr Niederlage hei Szegedin u. d. Verrate, t. Villagos. 
Brinoerongen a. d. Campagne eines deutschen Jägers. Mit. Vom. v. A. 
Rwge. 8. Ups. Vis- — ^Wt A^dV- Gesch. d. pragalat ftanetietf bis 
1740. 8. Wien. %. — Wolf, &, A* Glrgey. 8.? Liz. %. — F*e«ft«. 
Blas»*. Bohlen - Bohlttuhrf , /. t>.,d. Bischofs-, Roggen o. tf. Guter d. 
Bifth. Rötküd a. Rogen in erbl. Besitz 4. jfai**fao*:u. Umriss <h Gesch. 
«Heues Geschlecht»; 8. Stralsund. 1%. — Försiarv FruV., Friedrich d. 
Grosse. Neue Titel- An ag. :d. 2. Bda. t. Preassens Helden. 2^14. Lief. 
& Berlin; fc £. — : 'c= Preuasens Helden im Krieg u; Frieden. 37. -*~42. 
Lief. 8. Ebenda, ä J — Frenfte, $t. Af. A+ Friedrich Wilhekh IV. Eine 
8chrift f. d. deutsche Volk. 16. Berlin. 1. — ChiUchalk, Ferd. y Prenss. 
Gesch. 1. Bd. (PreUssen unter Herrsch, d. deutschen Ordens bis- 1525 
«. unter d> beiden Heran; hoheaa.-firiak. ' Luv bis 1618. 2* Bd. (Predssen 
r. 131&W1848). 8. Königsk 1%. — . GmMrauer, G. £., d. Weissagungen 
r. Lehnfci. 8. Breda». \. — Hahn, W., Friedrich Wühelai III. u. Luise. 
217 Erzählungen aus ihrem Leben. 8. Berlin, f . -+- r= H. J. vi Ziethen, 
8. Berlin. »/iV — Hthtel 9 £L 9 GesckV Preuasens f. d. Volk u. d* Jugend. 
4. verh. u. fertges. Aufl. 8J Konigsb. 1%. ^ Hoffimmn, F. W.\ Chronik 
d. Stadt Magdeburg. 21. o. 22. Lief. 8. Magdeburg.« % « Kicnit*, 
O., d. Schlachten -bei Mahöhn n. Pleskow. Ein Detikmal Pleaenbergj. 8. 
Rlgö. %. — Mtnuioli, J. v. r Friedrich I. Kurfürst *. Brandenburg und 
MemoraMIia aus a* Leben d Markgrafen r*. Brandenburg aas d. Quellen 
d. PUssehhurger Archivs. 8. Berlin. 4. Daraus besonders abgedruckt: Die 
weisse Frau. •*£. — Neumann, GesehL >. GerlHz, 8; Görlitz. 1%. — 
Per*», 0. H.j 3. Leben d. Mitist. Frhro.'*. StÄn/2. Bd. 1807-^1812. 
8. Berlin. 3% (1. ü. 2.: 6). ~+ P*eu**m y e>. Konigr., :s. VI. ^ JRreWe, 
H. A;, Chronik ▼. Hörnhansenj Bin Beitrag' z. Nietfsviächs. «eschiohW 
Schreibung. 8; QacberslebeD. %. \— Reirblutiionschrenik , Berliner, renk 
Fbbr. bis Nerenb. 1348/ 2.-7. Lief . 81 Berlin ä %. — Äotdk; Ifc, Her- 
mahns v. Lehnin Weissagunis; üb. 3. Brandenburger Hans; 82» Suattg. 
'Vao» "^ -Sallwürek, ji.'v*, dz. Vereinigung: d. : Fdrstentb. Hob^naoflern 
«lfd.' KonigK Preussen ; urkundh dachest 4. Signaringen. f. '-^ Sehn»- 
dBr f -ii. W.> Quellen uf. Vorarbeiten f. d. Gesch. d. Stadt Ascbertiebeh. 
1\ Bit. 8. AscherSleben. %. — Scriptöres rerum Silesivcarum odi SanmL 
sehieslseher Geschichtschreiber.. Hrsg. ▼. &. A. SUmMetv '4.- Bd. Samml. 
r.' Quellenschriften zur GescbJ Schlesiens. Und : Herzog Hans d. Gran> 
sam* ▼. Sägan im' J. 1488. V^ M. Kv v. Zeiten u. Rani Sehwetkieketfe 
Leben Herzog Heitirkh^ XI. *V. Li^giÄtz. 4. BresU 2. (büj. 13). — - 
#taftr< A:j d. preuss: ReroluCiön.' IIL 8. Oldenburg/^ i^\ — Studien, 
baltische. Hrsg; v. d. Ge^ellsch. € l^miner'sche GesehJ u: Alterthumsk. 
10.-^13. Jhrg. a 2 Hft 8, Stettin, ä %. — Ueborslch« «V Geographie u. 
Gesch. d. Grafsch. GkUa. V lT .~ foCei, J., Handbuch d; Gesch. P#eus- 
«ens'bis tdi Reformatiea^ 2 Aofl. in lS Lkf» 1.— f5. Lief. 8. Ronigsb. 
ä %'— ' =*t Creachichto d. sogen, Tngendbundes. 8. Berlin 7 . \. — Wag- 
ner, -CSFrdn, ü bra/ndonb^.-predM, Q«tc\\i fr ou 1%%«^^^. %^wWhM. 



Geitibfohto and deren HolfswisBenSebaften. 415 

i/ ib , — ■ fFetekind, B., Nene Chronik d. Stadt Zullicnau. 6 Liaf. 8. 
Zflllichau. lf. — JToJf, °-> d. bcnöbmte Lehnüfsche Weissagung. 8. 
Grflflberg. %. — Ztmawrinaftn, A., Gesch. d. Branden b.-Preos«. Staatisii 
3. verb. Aufl. 1. — 5. Lief. 8i Berlin, a 2 / 15 . — - — Baden. A. d. Kraich- 

Sin. Eine Skizze z. Geich. d. Revolution in Baden. 2. umgearb. Abfl. 
. Hefdelberg. ^. — Bekfc, J. B., Bewegung in Baden v. Ende det 
Febr. 1848 bis zur Mitte d. Mai 1849. 1. o. 2. unver. Aufl. 8. Mannh. 
1J. — Fenner +. Fenneberg, F., Znr Gesch. d. rheinpfälz. Reroiatioii 
u. d. bad. Aufst. 2. veno. u. verb. AhA; 8. Zarich. f. — Ludiohe, A.> d. 
bad. Feldzog; 2.-4. Hft. 16. Halle, ä V, . — Anne««*, Fr*., Mfttbeil: 
ab. d. bad. Revol. 8. Frankf. a. M. %. — Struve, Amolie, Erinnerungen au» 
d. bad. Freiheitskämpfen. 12. Hamburg. %. — Zeitschrift f. d. Gescku d. 
Oberrheins. Hrsg. v. d. Landesarch. zo Karlsruhe durch F; X Afone. 

1. n. 2f. Hft. 8. Karlsruhe. 4 */ lt ; -^~ Bayern. Archiv d. hist Var J 
eins v. Urfterfrünken d. Aschaffenborg. 10. Bd. 1' u. 3. Hft. 8. Würzt»; 
a- Vip- — "■= oberbayerisebes, f. Vaterland. Gesch. Hrsg. v. d. bistqr. 
Vereine f. Oberbayern. 11. Bd. 2. Hft. 8. Mönchen, a %. — a f. Gdsch. 
o. Alterthnrnsk. v. Oberfranken (Fortsetzung d. Archivs f. Bayreftth'sehe 
Gesch. vi. Alterthurask.). Hrsg. v. Ä; C. ©. Hagen. 4. Bd. 1. o* 2. Hft 
8. Bayreuth.'* a%. — Buckinger, J. -JN., Otto d. Grosse, Herzog in Bayern 
u. seine Broder Pfa'lzgrafen v. Witteisbach. 3. u. letzte Abth. 4. Manch; 
1 */ia- — Deutinger, M. t>„ Beitr. z. Gesch., Topographie o. Statistik d. 
Erzbisth. Manchen-Freisingen. 1. Bd.* 1. n. 2.' Hft. 8. München. 2. *-' 
Dfarei, G., tlalern u. d. Revolut. 2 Hfte. 8. Zürich. 1% — Fenner v. 
Fenneberg t s. Baden. — Fürg, J. JB., Leitfaden z. Unterr. in. d. Öe*ch. 
v. Baiero. 2. verb. Aufl. 8. München. £v — Hqfler, C, Bayern ,' sein 
Recht n. seine Gesch. 8. Regensb. % '— Müller, Q. F., Geogh n. Gesch. 
v. Bayern. 8. Lpz. l L . *-- Rcgesta siye reram BoiearanV tfntograßhtf 
e regni serfniis fldeliter in summas contraria. Op. car. C. H. de hing 
ineept. nunc cura M. B. de Freyberf* continoatom. Vol.' XII. 4. Manchen. 

2. — SchUehtegrell, M. v., Herzog Wolfgang v. Zvyeibrfick u. Neuburg 
als staatsrechtl. o. geschieht), bedeuts. Stammvater d. bayerischen Kö- 
nigshauses. 8. Manchen. 1%. — Steiehele, A., Beitrage z. Gescb. des 
Bisth. Augsburg. I. Bd. 2. Hfl. 8. Augsburg. 7 / 10 . — Söltl, J. M., d. - 
Wittelsbacher m. ihren Zeitgenossen im Königr. Baiern. 8". Sulzbach. 
1%. — Wittmann, (xeschichte d. Landgrafen v. Leoohtenberg. 4; Manch. 
l *!i ••" — Brannseh welg. Bege, K., Chronik d. Stadt WolfenboUei 

a. ihrer Vorstädte; 8. WolfenboUei. %. — = Gesch. d. Städte Seesen 
u:' Scbeppenstedt , ein Beitrag z.. d. Gesch. d. AosbHd. d. städt. Verfas- 
sungen im Herzojth. Braunschweig,, d.braucis'chty. Partikularrechts ». d: 

Stenervvesens. 8. WolfenbotteY. %. Bremen 9 s. Hamburg. -"-- 

Franlrfnrt a. Hl. HeyJen.E., GaJlerie berühmter Frankfhrter! 2. Hft. 
8. Ffänkf. a. M. a }. — Haailias^fr. ZVey, ff.; G^eogr. o'.-feescn. d.' 
freien Hansestadt«* Hamburg, Lübeck u. Bremen. 8. Lpz. VsV — Zeiischr. 
d. Vereins f. hamborg. Gesch. 3. Bd. 2.Hfi. 8. Hambor^. a 1. — - 
Hannovef. Ooldschtnidt, B. A., (xesch. dl Grafschaft Lingen n. ihres 
Kirchenwesehs. Mit vielen Urkunden. 8. Osnabrück. 2. — - Hannover, 'S.' 
Geographie. ■ — Koch, E. F. J., Gesch. d. Dynastie, d. Amtes, d. Stadt, 
Bürg d. Festung Peina in Niedersachsen. Von d. ältesten Zeit bis *um 
J. 1260 gldchlaofehd mit d. Öesch. d. deutschen Reichs dargest. u. nach 
Quellen bearb. 8. Peina. 1. — ^ Henüen. Hefner, J. 0., u. &<>(/, J. 
PF., d. Borg Tannenberg o. ihre Ausgrabungen. 4. Frankf. a'. M. 3. — • 
Hessen, s. VI; — ' Zeitschr. d. Vereins f. hess. Gesch. u. Landeskunde. 
5. Bd. 2. ri: 3. Hft. u. 4. 8upplement^ft.,8. Kassel, a %. '- — -Holient» 
Böllern t s. Preossen, Sallwürck. -— - Iiftbeelt, S. Hambir^^v 
— ^ LniemlRirn;. EngciharULÜrdr. ^.,fe^V; ^IWat^^v^nfcsmnV^ 
Lnienrborg. 12. Lnjcemb,' %. - FnAi\\^W% l rt %WA^ v^\«.^^ 



416 Geschichte und dtmHülfswiaseattaa&ei^ 

cberche et la conservatiori des monumeets aistoriqdts daas 1ä, er* nd- dache* 
de Luxembonrg. T. III et IV. 4 Luzembourg. a 1%. — r Sleeklea^ 
burg. DeUtatseh. Fr*., Aus d. Stammhause d. Grossherzogin. Urkuadl; 
meckienb. Geschichten. 8. Roatock. 4 /i*« — Manch, G. M. CG, Geach. 

u. Urkunden d. Familie v. Kardorff. 8. Schwerin. 2. > Oldenburg» 

Berlkn % J. H. Frdr» histor.-genealog. Stammkarten d. oldenb. Kdnige- 
bauaes nebst allen Nebenlinien. Mit beaond. Rücksicht auf d. geschieh tl. 
Verhältnisse der Herzogthümer Schleswig - Holstein und Laaenburg. Fol. 

Copenhagen« 4%. Aea«§, s. Königr. Sachsen. Jahresbericht. : 

Mtalgreleh Sachsen. Böse, s, Vf. — Jahresbericht, 22. 28. a. 24. 
d. voigtlandiachen alterthumforsch. Verein. Hrsg. v. Frdr. Alberti. 8. 
Gem. %. — Montbd, A. ©., d. Maiaufetaud in Dresden. 8. Dresden. 1%. 
— Pkilippi, Ferd., d. Geschichten d. aacha. Volkes. 2. (Titel.) Ausg. 8. 
Lpz. Vio- — Saehsen- Weimar. Wegele t Fr*. X, Karl Äugest, 

Grossberz. v. Sachsen -Weimar. 8. Lpz. |. Schanmbiirg. Codex 

diplomaticus hiatoriae comitam Schauenburgensiam. Ges. u. hrsg. v. F. A» 
v. Aspern. 2. Bd. V. J. 1204-1300. 8. Hamb. 3. (d. 1. Bd. noch nfofct er * 

schienen). Schleawlg-llolateln« Beriten^ a. Oldenburg. — 

HHmcke, F. B. 9 d. Belagerung Rendsburgs im J. 1645. Aus einer Urschrift 
mit Anmerkungen. 8. Kiel. %. — Schleswig-Holstein'» Brhebang. Bine 
hiater. Skizze. II. D. J. 1849. 8. Altona. J (I u. II; »y ao ). = ^i 
Herzogtümer n. d. Königreich Danemark. Akten mäss. Gesch. d. dän. 
Politik seit 1806. (V. J. G. Droyaen u. K. Samwer). 2. Aufl. 8. Hamb. 
1. — =3 Entscheidungskampf. 1, Hft. 8. Meissen. ±. — Urkundens&mm- 
long d. schlesw.-holst.-lauenb. GeseUsch. f. vaterländ, Gesch. Nachtrage 
i. 1. Bd. 4. Kiel. 2| (I. n. II. 9 l .»/ie). — Warnatedt, A.v. t Rendsburg, 
eine bolstein. Stadt u. Festung. 8. Kiel. 1£. — fFegener, C. F., Von <L 
Landeshoheit ob. d. alte Rendsburg a. d. Eiderinsel. Mit einer früher 
angedruckten Ghron. (Hans Wiecke'a) v. d. Anlegg d. neuem Rendabuag. 
8. Kopenhagen., 1. — Wienbarg, L., Darstellungen an« d. scbleswjg- 

bolatein. Feldzigen. 1. Bdchen. 8. Kiel. %. Waldeck. Curtse, 

L tf Geach. u. Beschr. d, Farstenth. Waldeck. 8. Aroiaea. 2%. — ~ 
Württemberg. Jahrbucher, würtemberg. f. vaterl. Gesch., Geegr., 

Statistik u. Topogr. Jhrg. 1848. 2. Hft. 8. Stuttgart, a %. HpllfUMi 

and Belgien« CorrespondancedeGuiüaumeletaciturne, pri nee d'Or enge* 
publice pour la premiere fois. P. M. G*char4> 2 Vois. o\ Brüssel u. Lpz. 
6» — ».f. England. — Juate^ Thdr. 9 Gesch. d. Gründqag d. constit. 
Monarchie in Belgien durch d. National- Congress nach amtL Quellen« 1, Bd» 
8. Brüssel. 1%. .— Kervyn de FoUeaersbeke, PA., joyeuse. entree de, l'era- 

Birear Masimllian I. a Gand en 1508.. De#cription d'un livre perdu. ,4. 
russel u» Lpz* 1. — Rattaul de Mangeot t A>, Leopold I, roi des ,Bel- 
Sm.' 2. Bd. 12.. Brüssel n. Lpz. |. Schweiz. Archiv f. schweiz; 
esch. Hrg. a. Veraqstait. d. augem. geachichtf. GeseUsch. d. Schweiz. 
6. Bd. .8. Zürich. 2%. — — f. d. Gesch. d. Republik Graabfanden, 
Hrsgeg, v. Th t v. Mohr. 1. Bd. 3. Hft. (Ullrich Campell's zwei Bücher 
rhatischer Geach« • Aus. d. Lat. v. C. y. Mohr. Cod. diplomaticus. Uw* 
künden i. Gesch. t. Graubunden). 8. Chur. Xl / l% . —+ Bltuaer y J. J. t 
Staats- u. Rechtsgescb.: d. schweizer. Demokratien. 1; .Tbl. d. Mittelalter* 
S« Lief. 8*. St. Gaüeü. & %, — Elgger, Frz. v. 9 D^,Ka.ntona Luzern und 
seiowsr .Bundesgenossen Kampf gegen d. Radikalismus .n. 0» pec. 1844 bis 
24. Novbr. 1847. 8. Schaffhauaen. 2. — GeschichUfreond. M^Uheilangen 
d. histor. Vereins df fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz., Untervyplden und 
Zag. 5. Bd. 8. Emsiedelu. I 1 Vi»- 6. Bd. l 8 /». — Hottingtr , J. J M D. 
Aufgabe d. schweizerischen Eidgenaasenachaft , insoweit dieselbe durch 
ihre Gespb. bestimmt wird. 8« Zürich. ^A. .— Mittheilungen d. antiquar. 
Gesellschaft zu Zürich. VII. Bd. 1, Hft. beschreib, eines aa*,d, 14. Jahrh. 
sf*jnmevd$vp ßraatocliinqckUuitcben a.< ZeAt^w\n% A. Di. St%az v. L. BU* 



Geschieht* and deren HarfswJse^gel*fte*J 417 



müUer 4. Zirich. «A. *. Hft. Alamanniaehe Formeln n. Brief»«« 4; 
9. Jhfb. ▼. FrnV. * ITyM. */ 5 . — lv*e/, A. f Chroaik ▼. St. GeUea. I.,u. 2. 
Lief. 4. Zürich n. 8t. Gallen, ä V,,. — Pfyffer, Km$., Gesch. d. Stadt a>. d. 
Kantons Luzern. Vom Ursprange b. i. 8taatsumw&Izung im J. 1798. 8. Zü- 
rich. 2»— > iVopit, 7., d. 8chweizergesch. f. d. Schweiiervolk n. seine Scbnv- 
len. Porta. v. 1840-60. 8. Basel. V 6 . — Regelte« d. Archive in d. Schweiz. 
Eidgeoossensch. A. Anordn. d. Schweiz, geschieh tforsrh. Gesellschaft hrsg. 
t. Th. «. AfoÄr. I. Bd. 3. Hft : d. Regesten ▼; Cappel. Bearb. ▼. G. Meyer 
v. Ktomqu. = ▼. jRapperswyl — ▼. X. Rikenmann. — v. Schanfigg-yj 
C. v. Mohr. 4* Chur. 1. (bis j. 4Ve) a *~ Samml. v. Zügen d. HeWeumutb* 
n. d. Biedersinne« d. Schweizer. 6. dtirebgee. Anfl. 8. 8t. Gallen. %. — 
Schicksale d. Landschaft Eattibnch im Novbr. 1847. 8. 8chaffhauften. / 
% — Taachenbuch, Baaler, a d. J. 1850. Von W. Th Streuher. 1. Jörg. 
16. Basel. %. — Tiüier, A v., Gesch. d. Eidgenossenschaft wahrend. 3, 
sogenannten Restauratiensepoohe. V. Anf. 1814 — 1830. 2. n 3. Bd. 
(Schlass.) 8. Bern, k 2. ~- Wya«, G. y Beitr. z. Gesch. d. Fam ;. Biancas, 
4* Zürich. J Vi s« — Zellwegtr, J. C, Gesch. d. Appenzelles eben Volkes* 
4 Bde. 3. wohlf. (Titel*) Ausg. 8. St. Gallen. 5.- — Frankreich. 
Blatte, L , Z. Gesch. d. Februar- Revolution. A. d. Frans. 8. Quedlinb. 
%. ' — Boudm, A., % Fei. Mouttet^ Louis. Philipp, seine -Jugend, aelrtt 
Regiernng u. sein Fall , nach vertraul. Mittheilangen d. Königs verfasst. 
Uebers. v. K. Grosse. Mit Vorw. r. F. Sieger.- 2 Bde Mit Illustr. Nene 
vollst. (Titel-) Ausg. 8« Meifsen. 1%. — Brande*, #., Versuch e. Gesch. 
d. Etats-generaux in Frankr. 1. Hälfte. 8. Lpt. •/•• — * Ckauteaubriand, 
F. Ä. «., Denkwürdigkeiten v. Jens. d. Grabes. D. v. L. Meyer. 9.— 14. 
Tbl. 8. Lpz. a %. •— e= Ityeaoires d'oatre tombe. T. VJII-XI. 8. Lpz. 
ä % — — T. VIU-XIL Bariin. a fy. — Chenu, A., D. Verschwörer, 
od. wie man Erneuten n. eine Republik macht. D. v. H. Bisehoff. 32« 
Stuttgart. */ l6 . — Lamartine, A. der, Gesch. d. franzö*.. Revolution », 
1848. A. d. Franz. v. TA. üotÄ. 16. Stuttg. %. — OjMla« TAaV., Ro- 
bespierre's Triumph n. 8turz. 8. Lpz. 1%. -^- Pipitz, Fr* E., Mirabeaq« 
2 Bde. 8. Lpz. 3%. — Schelten, H. C., Gesch. Ludwig IX. d. Heiligen, 
Königs v. Frankr. 1. Bd. Münster. 1%. — Thiere, A. % Gesch. d. Gon-n 
sulaU a. d. Kaiserreichs. D. v. J5. BurckhardU 78.-82. Lief. 8 Lpz» a 

y lh * — = c= 29.-32. Tbl. 16. (4m. O. Wigand. a %. Ktagl»iMl< 

Correspondaace diplomatique et militaire da Duo de Mariberougb , da 
grand-pensionnaire Heinstas et du tresorier genengl des pro t i nees- onies, 
Jacques Hop; enrichie de pluaieurs lettre« du Comte d' Avanx, de M. M.. 
de Gbamillart^ de Ffrcy et d' autres hommea d*^tat, relatives anv nego- 
ciatioas secretes, entam^e« p. la France apres la bataille de Raroilliesi 
Pvbl. p. G. G. Vreede, 8. Ams^erd. 1%. — Greiner, H. d. lange P*ria- 
ment in England. Eine Warnungsetimme f. unsere Tage. 8. Berlin. *£.- 
— GuUoty Pourquoi.la revoljDtion d' Anglaterre a-t-ellje r^ussi? 8. Berit 
%. -* = Lpz. %. — . = D. v. A. Reclam 16.. Lpz. %♦ — c= Dentsdr. 
12. Lp». %• — ra D. v. IT. JT. ÜTrii^sr.,12. Berl. %. .— — Histoire 
de la rgvolatipn d'Augleterre depuis Tav^nement de Charles I. iusqo ? ä> 
sa roort. 4. Edit. 2 Vols. 8 Lps 2. — =3 Deutsch. 8 Lpz. 1. (14. Bd. 
d. histor. Hausbibliothek v. Frdr. Bülati). — Keigthley, TA., Gesch. v. 
England. Deutsch v. F. K. F. DemmUr. 2. (Titel-) Au Jg. in 6 Lief. 
1.-3. Lief. 8; Halle, a % _ Krüger, K. W,, Geacb. d. engl Revolution? 
unter Karl I. 12. Berlin. 1. — Macamlay, Th. £., d. Gescb. Englands 
seit d. Regierungsantritte Jacob's II. Uebers v. Frdr. Bülau. .(Bereits 
d.-2. Anfl.) — = üebers v. H. Paret. 1.-6. I#ief. 16. Stuttg. a Vi. — 
=r histor. Abbandlungen. Uebers v. O. Seemann. 1. Abthi 8. Königsberg« 
%. 2. Abth< *k. — ■'= kleine geschieht!, u. biographische Skizzeou Ö^V^ 



£*%. 



v. Frdr. Bülau. 1.-6. Lief, ä %. — Martin. R. v % wn**^ fe«ft»V*a 
the lata lamented Sir R. Peel; o\ Bana\mTf^ *| % . -^ — ««»*»%** ~ 



418 Geschieht« and daran HtttfgwUeonsch aft ei i . 

Spanien» Kunttnumn, F\rdr:^ d.> Handelsverbindungen d. Portugiesen 
mit Timbnktu im XV. Jbrb. 4. Miachen. ii/ l5 . — Schäfer, B., Gesch. 
t. Portugal. 8« Bd. Von Regierungsantritte Manuels' bh sur Vereinigung 
mit Spanien. 8. Hamb. 9%. (Heeren 7 * u. Ukert's Gesob'. d. eorep. Staa- 
ten. XXJV, 2). ■— Andrer, s. Deutschland. Italien« SoaeeoVo, 
Don A. de, Hersag t>. Brno*, d. Aufstand in Neapel im J. 1647. A. d. 

Franaos. übera. 8. Lp«. 1^; P Schweden, s.'Werniehj Russland; 

Dänemark, s. Oldenburg n. Schleswig-Holstein. ■« — Bfewlanit 

anal Polen. Bähr.J. A7, d. Graber d. Liven. «. Dresden. 8%. — 
Briefe, geheime, d. Königs v. Polen Sigismund August an Stanisl. Ho- 
syus in d. J. 1549 n. 1550. entziffert t. /. Lepkotoski. 4. Wadenice. %. 

— Meianges russes tirls dir Bulletin histerieojphilologique de* i'aead. 
da 9t. Peterabourg. T. I. Livr.1—51 8. St. Petersburg (Lpa., Voss). 
Bfe j. 3^. — IWeaoi, N. A, Gesch. d. Pursten Itatinski, Grafen Sawa- 
raff. Gebers, v. /. de la Croix. 8. Riga; «I.- — SdWeser, Jf. u., Livlaad 
u. d. Anfange deutschen Lebens im baltischen Norden. 8. Derl. 1%. — 
Wetmch) O. , d. Llvlander« J. - R. Vos> Pntkut- u. seine Zeitgenossen. 
7.Bd; 3. Berlin. 2. — fFeUeenhorst , 4 c, Studien in der Gesch. des 

polnischen Volkes nach d. besten Quellen. 1. Thl. 8. Zürich, f. 

Papste. Affilier, P». f - d. römischen Papste. 3. Bd. 3 Lief. 8. Wien. 

T \ (I— III.: l^f). Amerika. Afottoikoaip, Frz., Geschichte der 

Colohisation Amerika'«. Nach d. Quellen bearb. l.u. 2. Bd. 8. Frankf: 
a. M. 4%. — Schmalz, C, d. Leben Benjamin Franklin^. 2. Aufl. 8. Lp«. 

%. Religion»-, Klrehen- mal Cufturgeeehlente. ^foe* 

Imrdh F., opera. Bd. F. Cotum, adjuvant*. C. Jourdäin et £. Despot*. 
T. I. 4. Paris. 4. — Appendix ad Petri Sieuti hfstoriam Manichaaorum seri 
Paulicianorum. Ed. J. C. L. Gieteler. 4: - Gorimgen. -JJ. — Bender, 
Ferd., Gesch. d. Waldenser. 2. Lief. 8. Uhn. f (cplt 1^). — Bergrath, 
Dr. Job. Rademacher, Arst in' Goch. 8; BerKn. £. — Bibliotheca mysticaf 
et ascetica, cehtinens praeeifrae äucCoruä ttedii aevi epuscula. Pnblicat. 
n-IV. (IL: Wilhelm II. t. Holland. V. F. W. Otto. HL: Aloys Gon- 
xaga. IV. : 6. Bellarmin. V. Dieringer). 32. Oolh. U. - = Deutsche 
Uebers. davon zu gleichen Preisen. — Bodenetedi, Frdr. t d. BinfShrung 
d. Christenthums in Armenien. 8. Berlin, f. — Boumann, H., Memoria 
Jeannis Ciarisse, theologi. 8. Utrecht. 8. — Bruchstücke aus d. Leben u. 
d. Schriften Ed. Irvings. Mit Von*, v. Mich. Höht. 8. St. Gallen. J. — 
Büreh, A., Ulrich v. Hütten, d. Ritter, d. Gelehrte, d. Dichter, d. Käm- 

Efer f. d. deutsche Freiheit. 2. (Titel-,) Ausg. 8. Lp«. %. — CäesarK 
[eisterbacensis dialog; miraculor. Bd. J. Strange. TL, Fase. 1. ul 2. 
12. Cöln. a ^. — Canones et decreta cencilii TVidentini c. nott. 8. 
Wien. / 5 . — Damberger, -J. F., synchronistische Gesch. d. Kirchen. 
Welt im Mittelalter. 1. Bd. 8. Regensb. 1. 2; tfd. 1% 11. Bd. f. a. 2. 
Abschn. 1 J. Kritikheft s. Bd. 1. % Deeri. in Bd. 11. |: — Deutinger, 
M. v., D. altern Matrikeln d. Bisth. Freising. 3. Bd. 8. Mfinchen. a 2% 
— ' =• Reihenfolge a. Chroniken d. Bisch, v. Freising u. Chiensee o, 
d. Brxbb. y. 8alsburg. 8. Mönchen. 1. (Abdruck aus desselben Beiträgen). 

— t>ieekhoff t A. IT.. de Carolostadio. Lutheranae de seryo arbitrio doctri- 
nie contra Bckium defensore. 8. Gottingen. %. — Frohsekammer , J., 
Beitrage x. Kirchengesch. 8. Landshut. %. — Geiger , : Abr., Moses beti 
Maimon, Studien. 1. Hft. Hrsg. v. M. Breslauer, 8. , Rosenberg u. Bresl. 
%. — Guizot, Joh. Calvin. Bin Lebensbild. A. d.Franzos. y. Af. Ruri- 
ktl. Neue (THel-) Ausg. 8 Lp«. '%. ^- Hahn, Chrph. Ullr., Gesch. d. 
KeUer im Mittelalter. 3. Bd. 8. Stuttg. 1% (cpl 8|;). — Henrion, Allg. 
Gesch. d. kathol. Missionen bis auf'tt. neueste Zelt. A. d. Franz. 3. Bd. 
8. Schaflhansen. 1^. — Henschel, A. W, E. Th. y Schlesiens wissensch. 

Zaftfnde im 14. Jbrh., besond. «. Gesch. d. Medicin. 8. Breslau. *L — 
tfi*ricks y Ä Wl'W. 9 Gesch. 4, RecaU- u. äUtetonrincivien seit d. Refcrn. 



■i:". 



GesJdhichto'nsid deraiv Hfilfiwiaae^cJuiftari; .! 41t 



bii ant d. Gegtn^art Jn 'Äiitor.*philo«>pdi. E*t^icWoa^ 2. Bd< «, Dp*; 
1%. iu J*cqU, J. :/j.;Abi*afd u. Hcicise. 8.» Berlin. £.-; Amt/mimft, M.\ 
Caesarlus tv Heutetlme*. : Ei* Beitrag zuo Caltnrgoseh. : d. 12. u. *& 
Jhrndrt. 12.' Coln^ <% — Klemtä v 'G., Freundschaft}: Brief« 2. vcrm. 
Aufl. 8; 'lipz.^^. 1 .^- Lambeck, A. G. 17» , Gesch. d. Begründ. d. Prote- 
stant. Kirch« in Weetpreuflsen. 8. Tborn. %} — Lauda Sioa. Altchristl. 
Kirchenlieder u. geistl. Gedichte, Lafj u. Deutsch V. JT. Siatroek. 12. 
Coio.>l. — ' Li*««, G. C. Frdr., Graf »Heinrich XXIV. Renas tf. Herzog 
C. Leopold v. Mecklenbnrg*Schwerin. Urkundl. Beiträge z. Kircheogesch. 
Mecklenburgs. 4. «Schwerin.- •%. — Lücke, Fr dr;, tjeb. d, Alter, d. Verf., 
d. uMprnngT.- Form a. d. erfahren Sirin d. kirchl. Friedentworte«: In ne- 
cessanis umtssr u. s. w. Nebat Abdr. d. Paraenest« d. R. Maldeniu*. 8. 
Göttingea. %. : ■— Merle d'Aubig**, J. H., Gesch. d. Reform, d. 19. 
Jhrhdt. A. d. Franzis. t\ M. Runkel. $. Bd. 8. Stnttg. «/io (cpit. 8%<J. 
— - Meurer, M,* Lnther'a LeUen. «." B.-*5. Hft. (Schlusa). 8'. Dresden. ■% 
(cpit. 1%). (Ausz. a. d. grosseren Werke dess. Verf.) — Neudecker, Chr. 
Gtth., Gesch. d. evang. Protestantismus in Deutschi 2 Thle. 8. Lpz. £. 
Pachtler, G. M., biograph. Notizen* über Se. Durchl. d. hochsei. Prinzen 
Alexander zu Hohenlohe-Waldenbo*g»Schillingsfürst, Bischof v. Sardica. 
+ d. 14. Novbr. 1849. 8. Augsb. 9%. — Peschek, Chrn. Adlph.. Gesch. 
i. Gegen reformat; in Böhmen. fc Bde. 8. Lp*.> l*jLj — 'Rktz4berger"8, 
Matth. t Handschriftl. Gesch. über Locher u; sieine Zeit, *um erstenmal 
hrsg. t. Chr. Qotth. Neudeeker. 8. Jen*. 1%. -i- Romaatde, H. J. com- 
pendium Msteriae «colesia« christiaiiae. / Fase. II: 'S. Utrecht. 1^ (cpit. 
3 Vi*)- — Rutähhch, A. Q., christK Blogrfeph^: 'Vn. 8. Oft. Heinrich 
Vom, Joh^ fisch, Lainp. Tbern h. Heiar» v.-Zfttphen.* 6« Lief. Hans Egede. 
8. Lpx. Bis}. 2Vift- — Schaue*} J: &., Gesch. t). bibl.-kircbf; Dibht-u. Ton- 
kunst. 8. Jena. V/i . +^- Stchmart*, W. F, d. beutige Volksglaube u. d. akc 
Heidenthöm m. Bezug auf Norddeutsohlandu» besend. ! d. Marken. 4: Beri. 
%. — Sneil, Gtück ir.; Henne',- Pragmat. Erzähl. d'.tiFchl. Ereignisse in der 
ketbol, Schweiz ▼. d; helvet. Revolution bis auf d. Gegenwart. 1. u. 2 Bd. 
1; Abth. 8. Mannh.4%. — Son'ritagsbfbliothek. tfebeasbeschVeibgen ctiristL- 
frbmmer Männer. Eingeleitet ▼'. A. ThkUuek. 8. Bietefeld. 9. Bd. 5. vi «. 
Hftit 1 Leben d.' Grafen v. Zinzendbrf v. J. F. Brauns. 4. Bd. 1. Hft. Casi- 
mir, Graf Ztt-Sayn-Wittgenstein-Berlebirrg u. d. religiös. lieben seinerzeit. 
V. F.W. tVincktl. 2. Hft J. Attein. V. A. Rinke. 3. Hfl. S. A. Posner 
y. E. W. Possner. a ■-•/ iÄ i — Vollmer, W., Tollständiges Wörterbuch d; 
Mytbolog. aller Völker; 2. Aufl. utog. t. Kern. L— 5. Lief. 8. Stuttg. a % 
(a. 12 Lieferungen beirechnet)'. 1 — Vormbauni, Ü;, e van gel. Mfailiönsg«sch. 
m Biografbiet); 1. Bd. 2 u; 3. Hft. o.'l Bd. 8. Hft. (B. Ziegenbalg, IE; 
GrSndier; D. Brölnörd). 8; Dusseldorf, ä % (bis j. 7 / 10 ). - IFHtmam, P., 
Allgem. Geseh. d. kathol. Missionen v. 13. Jhrh. bi» auf ! d. : netteste -Äeit. Mit 
bwSnd. Rocksieht auf Henrion. II, 4. 12. Äujgsb. */\ (cpf. lVit). — "M- 
hehnda Fotiicea/H. B:, Karzgef. Mythologie aller Völker; 12. Hämb. 1^ 




Mikodki, Ledn, Verzefchn. emer grossen poln. Muttz- u. Medaillensammi.. 
eSärin einer Sammluna; von Münzen aller Lander. Auch irt französ. Spr 1 6: 




nsihtrlite. ben'kniale d. Baukunst in Sachsen. 2, Abtb. V. L. Puttrleh u 
G. W. Gejjsei.* 35—38. Lief. Mühlhausen ,' Nordhausen u. Heilfgenstadt 
ti. *.); ' ifol. Lpz 6 1 — Denkmäler d/ Khnst'zur rjeÜerrficbt ihres Ehtwlck 
llUgsgan^esVon d. eiüteb kÜOTtlerfsche^ Ttt^t,W \fo ^*: W\£^>&*.< 



4S0 Geschichte u. deren HQIfawisaensobafteti; »• Geographie. 

d. Gegenwirt. Begr.- V. A. Veit, fortges. r. B. Qukl u. J. Caspbr-. 7. Lief. 
Pol. Stuttgart, l 11 /^. (Atlas zu Kugler's Handbach d.Knristgefich.) -^ 
JHnhoff, E., Fohrer durch d. Gallerie d Berliner Museum. Htst; lieber s. 
d. bedeutendsten Kunstschulen. 8. Berlin. %. — Hippius, G. A t , Kunst- 
schalen. F. d. Bedurfn. r. Schalen 8. Lpz. %. — Hirsch, Thdr. y das 
Kloster Olive. B. Beitr. z. Gesch. d. Westpreuss. Kunstbauten«; 8. Dansig. 
V, a . ^-Kunstblatt, deutsches, Red. F. Eggers. 1. Jhrg. 1850. 4. Lp*. 
6%. — Meisterwerke deutscher Holzschneidekunst, l; Heft» V. E. Grifft. 
Fol. Lpz. 1. — Mensel, C. A., d. Kunstwerke v. d. Alterth. bis a. d. 
Gegenwart, in 170 Kpferst. 1. Bd. 1.— 4. Lferg. 4. Lps. a %. '— ■ Afsrie, 
J. C. 7., Kunst und Kunstler in Kein. 8. Köln. 3 — W agier, G. K., 
Neuestes aligem. Kunstler- Lexikon. XX. Bd. 1. Lf. 8.' Manchen, ä 1%. 
Sehnaase, C, Geschichte d. bildenden Künste. 4. Bd. 1. Abth. D. eigentL 
Mittelalter. 8 Dusseldorf. 2% [bis j. 11%]. — Weif, /. G., Nürnbergs 
Gedenkbuch. 11.— 20. Lferg. t. Dr. Fr. Mayer. 4. NSrnbg. %. 

vi. 

Geographie* 

Allgemeine Werke. Ausland. E. Tagblatt f. Kunde d. geist, ts 
sitU. Lebens d. Volker. Red. E. Widmmann. 23. Jhrg. 4. 8tuttg. 9%.— 
Aaswanderer , d. deutsche, Zeitschrift z. Kenntniss d. deutschen Elements 
in allen Landern. V. Künzel u. Stricker. 4. Jhrg. 4. Frankf. a« M. 1; — 
Berghaus, #., u H. Bebau, Biblioth. d. Länder- u. Volkerkunde. 3 Bde. 
Stattg; 4. '— Boll, E.. Abriss d. phys. Geogr. 8- Neabrandenbg. % ~- 
BreMner, H. A. y mathematische Geographie. 3. verb. u. veno. All; 8. 
Breslau. {. — Burger, C. H. A., aligem. Umriss d. Erdbeschreibg., f fc d. 
unterste CK d. latein. Schule. 10. AH. 8. Erlangen, i. — Daniel, Ä ^ 
Lohrb. d. Geogr. f. höhere Unterriobtsanst. 3. verb. o.^Yerst. Afl. 8. 
Halle. 14. — ?=■ Leitfaden für den Unterricht in der Geographie 81 
Ebend. %. — Biselen, s. V. Methode. — OaiJc, J. 67;, Register z. Ziehe 
monatlichen Correspondenz zur Beförderung der Ecd- und Himmelst 
kunde. 8. Gotha, lj. — Grube, A. W , geographische Oharaeterbilder 
in abgerundeten Gemälden. 2 Thle. 8» Lp». 2 l 4» ■—*- Hartawnn, G. Atn, 
Leitfaden in zwei getrennten Lebrstufen für den geographischen Unter- 
rieht in höhere» Lehranstalten. 2. erw. Afl. 8. Osnabrück. '%.>> -«- 
HenleyB , geograph^ -chrono raetr. Jdeen. 8. -München. &.*-?- HefmanM, 
F. W>, Grundzuge d. aligem* Erdkunde in e. Schilderg« der Erde eu 
ihrem Bau, ihren Beziehgen. z. Weltall u. ihren merkwürdigsten Er- 
seheianngen. 8. Stuttg. 1. — Kalchstem, M. v. t Lehrbuch d. Geogr. f. 
höhere Lehranstalten. 8. Berlin. 1%. — Krieger, C; erster Untern in 4, 
Erdkunde. 2. verra. u. verb. Afl. 8. Bern. %. — - KuU>, Fh. Hedto., Län- 
der- v. .Völkerkunde in Biographien. 22. u. 23. Lfer. 13. Bd.). 8. Berlin. 
ä, %. -v Meurer, H. y Leitfaden f. d. Unterr. in d. Geogr. 8. Munster. %. 
— Monataberichte u. d. Verhandigen. d. Gesellsch. f. JSrdkunde s. Ber- 
lin. Red. T. E. Gumpresht. 6. u. 7. Bd. (d. ganzen Reihe 10. «. 11. 
Jhrg.). $. a 1% — Ritter, K. t d. Erdkunde im Verhaltn. z. Natur u. z. 
Gesch. des Menschen« ed. aligem. vergleichende Geogr. 15. Tb. 1. Abtk. 
3.. Buch. West- Asien, 2. verra. u. umgearb. Afl. 8. Berlin. 3%. — e=j, 
über räumliehe Anordnungen a. d. Aussenseite d. Erdballs u. ihre Fun- 
ctionen im Entwicklungsgänge d. Geschichte. 4. Berlin. % — Rom, J. v., 
Anfangsgrunde d. Erd-, Völker. 11. Staatenkunde. 8. beriebt. Afl. 8. 
Berlin. %. — Schacht, Thd„ kleine Schulgeogr. 5. verb. Afl. 6. Mainz. 
^., — Scherer, P. A„ Erster u. fassl. Unterricht in d. Geogr. M. bes. 
Bericksicbtißang v. Beutschld. u. Oesterr. 8. Innshr.. %. — Schneider, 
&,&,#,, Üaadb, d Erdbescbveibg. u. SUaienVn^««. Ü^a. 17, Lferg. 



Geographie, 421 

8. Glogau. * ■%. — Äettc« T F. G., Hedegetisches Haödb. d. Geogr- i. 
Schulgebr.. bearb. 2. Bd. F. Lehrer. 5. AfiL 8. Halle. 1. — Stein, C. G. D. t 
d. Fera\ HärsekeUmann , Handb. d. Geogr. ■ u. Statistik f. d. gebild. 
Stande. Nea bearb. v. J. JE. JVappäua. 7. Afl. 2. Liefg. 8. Lpa. JU. 
(°* J* Wv) — Unterhaltungen, t. VIII, Astronomie. — Feiger, W. F., 
Lebrbnch der Geogr. 2. Cars. 8. verb. Afl. 8. Hannover. %..— Welt- 
knade, in einer pfanmäss. Rundschau d. wichtigsten Land- n. Seereisen, 
a. Grand d.. Reisewerks v. W. Harnisch dargest. y. F. Hemtelmmnn* 
&. Bd. Frankreich. 8. Lp 2. 1; (1-5: 5%.). — Witt, J„ Lehrbuch id 
Geogr. z. Gebr. in d. mittl. und ob. Cl. der*.Gymn. 1. Abth. 8. Königsbi 
%. — Zeidler, J. M. t Geographie f. Schüler in deutschen Schulen. 2* 

Afl. 2. Ausg. Speyer ^. Speelelle Geographie. (Siehe allent» 

halben auch unter Geschichte). Alte Geographie. Formiger, A>, kern. 
Abriss d. alt. Geogr. Als Leitfaden 8. Lpc. 2. -7- Deutsch lansi« 
DeupiSi L. y Excursion. aar le Feldberg et l'Altkönig. 8. Hambg»- f^. t-*i 
Germania. Archiv z. Keahtaiss. d. deutschen Elementes in allen Landern. 
Hrsg. r. W. Stricker. 3. Bd. 3. u. 4. Hf. 8. Frkf. a. M . 1. — Huhn^E.j 
topogr.-histor.- Statist. Lexik. ▼. Deutschland. 8. Hildburghansen* J. npMi 
12$» — Re4le r Frdr. y der Taunus in d. näheren Umgebung, d. Bade* 
Homburg, geognost. dargeat. 8. Homburg. T /io* — Saiebeck* M„ <L 
Sirehlener .Berge* K, physik. -geogr. a. matbem. Messgen gegründete Be* 
scaxeibg. 4. Breslau. %. — Sckaubach, A. f Aus dessen deutschen Alps*» 
Jena«. 8., sind abgedr. &.%• -Handb. & Reisende durch Nördtyrol, Voraat* 
berg, Oberbayern. =^= z=s .=. .Salzbarg, Obersteyermark , d. Oe.^terrekk« 
Gebtrgsland u. Salskammergut. «= = c= d. mittl. u. sQdl. Tyrol ,y. Usv 
Sprung d. Euch u. d. Brenner b. Verena u. Venedig.. — * SeklmgiuiweU, 
M. u. ^, bypsemetrisf he Bestimmungen in d. östl. Alpen. 8* Lpa. Vis* 
[Abgedrv a; d, Untersuchungen £. d. physikalische Geogr. . d. Alpeaj* 
— z= s.: Vlil, Mineralogie. — Staiger, Fr, Xav. Conr., d. SchwabaicM 
Donauthal mit Bcurön. 12. Freiburg im Breisgau %• — r-> OsMUI** 
reiehleclie JLünder» Compendium , staust: -topogr., d. neuen pollfc 
u. gerichfi. Einthlg. ▼. Böhmen v. C. Hennig ü. F. Tempeky. 1.— 3. Hft. 
8. Prag, a %. ^ Jftakan, d. Freistaat, bis 1. Jahre; 1845, u. d. Saline* 
au WieJlcxka . in Gälisien. 16. Krakau. %. -. Kreüs K. u. M. Frkeek, 
magnat. 0. geegr. Ortsbestimmungen im öesteri. . Kaiserstaate. 2. . a< & 
Jahrg. 4. Prag, a 2^. ~ Maczarski, R. J. e., die Kaltwasaer-Heüanstalt 
Kreuzen in Oester reich ob , der Enns, nebst e. Anhangt die Burgen und 
Schlösser d. unteren Aftuhlviertels. 12. Linz. %. — Sckaubaeh, s. Dentsch- 

land Schlagmtweür s. Deutsehland. — WUkinson, J. G., Dalmaüea 

u* Muntenegr?. M. e. Ausfluge a. d. Hersegoy? ina u. e. geschieht 1. Ueber- 
sichtd. Schicksale Dalmatiens u. Ragnsa. Bearb. v. W*A. Lindau, 2 Bde. 
8. L'pa. 5. - — Premateehe lilsndear. KaUenbaek, J. ü^ der Re- 
gierungsbaiirk Aachen. 16. Aachen. 1. — Preussen, d« Ktinigr. io maler. 
Origiaal-Aasiehten. N. Text. Nr. 46-5 h 8. Darmst. a % -^ Sadebeek^ 

s.Peatahland. ^ Sadeii. /Baden , in maier., Original-Ansicht N« Text 

v. E. Huhn. Nr. 48-51 (Schlass). 8. Darmstadt a % -1 — Bayern. 
Bayern A > d. Königreich , in seinen altertbimLy gaschlchtl., artiät. u. male*. 
Schönheiten. 47. u. 48. Heft.. 8. München, a %. — Beutinger, M.,%l\ 
Beiträge s. Topogr. u. Statistik d. Ersbistb. München u. Freising. I. Bd* 
3 Hefte. 8. München. 2. — Steub, L. y Aus dem> bayrischen Hochlande; 8» 
Munouen. 1. r— < Hannover. Hannov. y d. Königt., in maier. Öri^inal^ 

Ansichten., N. Test Nr. 31-55. 8. Darmst. a %. ilesaem. Hessen, 

d. Grosskertogth., in maier. Original- Ansichten. N. Text. Nr. 36. u. 87« 

8< Darmstadt, k % Kttnlgreleli Sacaaen* fiosa, H. «., sdehaj 

Jahrb. L Vaterland. Geschichte, Geographie. Topographie u. Slattai&w 

Jhrg. 1849. 8. Dresden. % WttrttemlieTf;« V^*\&&«ft . *. 

schichte — Staiger, s. Deutschland. a\e\%V«Uk ^av9k ^iVsJÖ 



42i Geographie; 

Albert, L. A^ D. NUflerlabde o. Belgieni Ifenubnck f. Reisende 16* Lpz. 
%. -~ Belgien, Handb.. f. Reisende 4. . verb. AH. : 8. Koblenz. U — £. 
aach Hinterindienv — - Schweiz*.- Jahn, A„ d. Kanton- Bern deutschen 
Tbeil* antiquarisch -topographisch beschrieben, m.' Aufzählung .d. uelveK 
Aherthümer n.*s. w. &., Bern. 1%. — Studer, G., d. Panorama v. Bern. 
8. Bern. 1. — UUrukj M., die Seitenthäler des .Wall» u; d. Montersüa. 
8* Zürich. %• -*— * Dttnöitiark. Kopenhagen u, s. Umgehgen: Handb. 

(V Reisende. 8. Lpz. 1% . - &eh*reden u* Morwfesren. Refse- 

hhndbncb durch Schweden n. Norwegen (V. A. G. F. Freesey & Berlin. 
1. -^-/Riinslfliefae Xiüoder. Puse, 6f„ A. Samtseh, tk >S. Satter, 
Beschretbg. d. z. Ermittlung d. Höhenunterschiede zw. d. schwarzen 
m casp. Meere im Jahre 1886 n. 1837- ausgeführten Messungen,' znsasn- 
■senge stellt ▼. S. Sabler. Hrsgeg. v. W, 4ftrue*i' 4*< St. Petersborg. (Lp«, 
bei- Voss). 7»7 30 - — Koppen, P. v., aber die Deutschen hu 8t Peter»- 
bnrger Gouvernement. 8. St.-Petecsb. l' 4 Vii* "*** -Memnges, s. Geschicutto» 
•r»-- Stuekenberg) J. Ch.j Hydrographie <\» nu».. Reichs od. geogr.-statifitw 
techn* Beachreibg. d. flog«- o. schiffbaren Flüsse u. Seen, «einer. Kasten« 
inneren Meernafen nnd Anfahrten» ds~& Bd. (Schlage/) 8. St. Peterebg« 
U^Vio- (cplt. tP 13 /u). — -^ Versuch' eines Quellen an zeiger« alt. a. 
neuer Zeit f. v d. Studium d. Geogr.d. russ. Reichs. I, 1„ 8.. 8t. Peterebl 
*%• — Wagner j M.y d. Kaukasus u, d. Land d ; Kosaken fti dj.Js/aiefe 
*84£~46. 2 Öde. 2. (Titel*) Ansg. 8i Lpz. 1%. — =» Reise na«hiKsH- 
eharu. d. deutschen GeUnien Jens* d. Kaukasus. M. Beiträgen z.VöJkerf- 
künden. Naturgesoh. Transkaakasien». 8. Ebend. 2. — - Tttrklssjme 
Itänder In Etaropa. Montenegro, s. unter Oesterreich ,. WSlkiueeu* 
4«^ Serbien, Ristse Jthan, korze Charakteristik d. geistigen u. aftlJ* 

Zustandes v. 8erbien. 8. Heidelberg. %, Iottfnebe .Insel*. 

LiebeUrut, Frdr., Reise n, d. ionischen Inseln der nordJ. u. d; mjttl. 

Gruppe -4 Korfu, Zante, Cepbalonu U. Ithaka» 12. Hambg» -1% 

litetnitsiien, Äoss, L. % Kleinasien u; Deutschland. Si i Halle 1%,. — *4 
Pstläntlna Gerstentorg*- H. «n, Palastina z. Zt. Jesu. *; (Tkei») 
Asg. 8. £äsenberg. f. ^- Mittheilgen. ober Jerusalem aus dem Tagebnehe 
eines Augenzeugen. 8.< Königsberg L N; *4- — ünuaier, K. e>., Palästina. 
& ▼erui. n, verb. AftVS. Lpz* 2. -»- AiMer, C, -d. Jordan .«• d BescMffg, 
d. todten Meeres. 8* Berlin. %. — ^rrnsws^ Frdr. Ad., 8insi nnd Golga- 
tha. Reise in d. Morgenland. 8. ▼erm. n. rerb. Afl. 8 Berlin; 14 / 1 |;.t^- 
Tobler r T. f Bethlehem in Palästina. Topogr. u. histor. 8. 8t. Gallen; 1^ 
-^— . «Jlrleat. Bodenstedt, Frdr., Tausend ui eki Tag im Orient. 4« 
Berlin. -!%. — UinteriBdien. Tenninck, C. J«, Conp 4'oeil gerteral 
•er les possessions n^erlandaisee dana Finde nrchipelagioue; -T; II1C 8. 

I^eyden. 2% (I-IH: 8%). Cliimsk Afoifer, X Ä, ethnograpbificbe 

Uebersicht 4. chinea. Reich«. Als Wegweiser durch d. chinesische KabSnet 
auf deav Friedeiisstein z. Gotha 12- Gotha. %. - — Afrlktv flaJ- 
leitry fl.; das Leben der Neger West- Afrika'* m* Rutkskht : a. dl Sklaren- 
hanflel.-8. Berlin. ^. — ' Ungar, A. y Central» Afrika^ ein neuer n^svieM^er 
Aasiedlungspunkt f. deutsche- Celonisten. 1* u. 2^Hft ;8. 8€uttg.Ji *^ \ — r^ 
AmtSiiks». Albert, - AV. ^ die Vereinigten Staaten ▼. Nordamerika. IC 
Lpz. ,J / 10 . — Berichte, neueste ofßcielle,- an d b Reglerg; d. Verein! Staaten 
Sw'U. Lage u. Zukunft Caiifomiens r veriJffentl. v/JiC. L> Fleisckmanik* 
& Stnttg. %. — Blummau, H. t 8iidbrasilienin s. Bezieugen, 'z. devteoHen 
Aoswanderg. 8.- Rudoisiadti ■% — -Costa Rkm, 4i Preistaat , iw Mittel 
Aewikia n. s. Wichtigkeit f. <i. WehMI., d. Ack!e)rb,i -u. d. Colönisatioa. sV. 
dw Franzi beerb, v.^.v.ö&^w 8. Berlin. &/ lft . »-*= Hamburg. |i -r^ 
QÖrlmg^A.i d* neue WeÜ.'Skizsen^; Land n. Leuten d. nordusserrkan. 

r^reisteaten. 12.— 15. Hft. 8:'fLpz* a % Stemert, AT., Nordamerika, 

vorzüglich Texas im J 1844». Reisebericht. 8. Berlin. 1. - Wied, M., 
JVtnsf^n, Brasilien, Naahtfä|e, Beriohtiggen, a. Zusätze e, meiner Rekn. 



Geographie* 484) 

8. <Frk€.e. Äl %* — Wölket, Ch^ d. vrwtl. Amerika n.» Californien o* 
Oregon. Uebers.. *. PI fi. fiettAeii« 1. u. 2. Lf. &, Bayreath. cpit. \%* 

Aafttralien. Nee-Südwalea. N. d/ Engl. ▼. MI B. LtWau. 8. 

Lpz. £w— * Refsebeachrelbnngent Arnim, C. O. &. «., nächtige 

Bemerkungen feines . flüchtig Reisenden. 5. • tu 6. Thl. Bjeise- in's raset 
Reich. »iaSontmer 1846. 2 Thie. & Berlin 3. •— Beyer, M., L. Koch äi 
J. Koch, Jjebeasbilder n, Reiten ia Amerika. Hrsg. v*- Af. Beyer. 2 -Bd* 
in 4 Abthlgeiu.2. Lpz. 1%. — Boreum, J. f. J., Reise n. Gonstantinopel} 
Palästina n. Aegypte*; Uebers. v. D. Traug* Kopfi 4. »Aasg. 12. Berlin 
%. — * Naumann^ J., Reise a. den Vereinigten Staaten t. Nord- Amerika« 
Hrsg; t. Frdx. Bülau. 8. Lpz.< 1%. — Ostermayer, H., Tagebacb einet 
Reife n. Texas im J. 1848*40. 8. Biberaoh.%. — Se*«*er, M., Meine 
Pilgerreise iL --Ron , Griechentand, Egypteri, durch d, Wöste n. Jerusalem 
a. zurück. 8. Grata. 2y 15 . — — .Kartell. Atlanten. Attas d> ge*M 
zen Erde. %1 Karten* m. Berücksichtigung d. geogr.- Statist. Werke von 
C. G. D- Stern; \ grosstenthls. neu entworfen u. gezeichnet v 4 A*>H. Kok- 
her, K. >£.. Muhlert, F. W. Streit- o. A* u, 7 -histor. «.• etatist. Ueber* 
siehtstahellen aaag. u. veeb. v. K*Th. Wagner. 125; AaÄw & iAnag. »PeL 
Lpi. 4 4 yjgw — Bauerkeller' 8, Handatlas d, allgen. Erdkunde, ti. Tifindtr- 
u. Btaatenkande u. s. w. M. Text.v. L. Ewald. 15. u. 1&. Hft. Fei. 
Darmstadt a Vis* — Berghams, H 9 phyaikal. Atlas. 2. verb. u: yeraU 
Aufl. II. Abthlg. Aligera, hydrograph. Atlas. Fol. Gotha; 5. IJL Abthlgi 
Allgem. geolog. Atlas. Ebenda;- 6. — ^••Supplement zu Stieler'a Schuld 
atlas. 5. verm. Aufl. Fol Ebenda w %«. —.=.-3: physikalischer Schulatiael 
4. Gotha« 3. — *- Handtke, F. f Scbulatla» d. neueren Erdbeschreibung. & 
▼ollst, umgearb, Aofl. 4. Glogae. % — Kiepert, H>, Kleiner physikah- 
geogr. Atlas, • Supplement zu Weilend'* xöropcndiÖs. Atlas: 4* Weimar. ■%. 
— * t=tx compendieter allgem. Atlas -d. Erde ai d. Himmels. 10. fertav •'• 
verb. Anfl. 4. Weimar. 1%. ■— • =5 Schulatlas d. ganzen Erde. 3; verbl 
u.»verm. Aufll 4. Ebenda. 1. — Mappemonde des missieite, gravee pourle 
glaneur missionaire. Mars. 1848. Brüssel. */ 2 - 4 ..-=e= Meyer**, J., grosser at 
vollst. Handatlas d, neuesten Erdbeschreibung. 128. u. 137. L fg. Fol. 
Hildbarghaaeen. a % .-*-.c= Zeitungs- Atlas: 1(K— 15. Lfg. 4. Ebenda. 
* Vis* —*• 8chulatlas, vollst; d. neuesten Erdkunde. 6. verb. Aufl. 4i 
Wolfenbüttel. %. — Stfefcr's Handatl. ii; alle Thle. der Erde. XVf. 
Suppleet. Lfg; od. XI. Lfg. neuer Bearbeitgen. Fol. Gotha. 1%. — 
Sydow, JB. v., methodischer Hand«-Atlas f.d. vrissenseb. Studium d. Krd* 
künde; S. Auft. Fol. Gotha. $%. — Taschen-^Atlas ober alle Tbeile dv 
Erde: nach d. neuesten Zustande N. Stieler's Handatl. verkleinert. 9. 
Gotha/ %. — - HNtorliiebe -Karten «• Atlanten. Fremmtnm 9 
Af., biston Atlas n. Angabe v. H.'Dtttnar. II. Abth: 1. Hälfte. Heidelbg* 
8 /i 5 (bi* j- H ) "^ König, Theoph., histor.-geogr. Hand-Atlas z. altere«, 
mittleren a. neueren Gesch. I. Abtblg. Zur alt. Geseb. IL Abthlg. Zar 
mittleren u* neueren Gesch. Fol. Wolfenbottek. 1%. — Kiepert, H., ßibeK 
Atlas n. d. neuesten u.be«ten Hilfsmitteln. l t nar er 4 Ausg. 4. Berlin*. T; 

— IPörl, J. £., Schmchtea-Atlas z. Gesch. d. Kriege w 1792-1816. 4» 
Freibarg i.Breisg. cplt. 5. •- — > Kar alten €toofJrap>hfe. Frey- 
held, A. vi, Karte s< alten 'Gesch. Gezeichnet v* A. v. Schmidt. 2. Verb. 
Ausg. Fol. Berlin. % . "— Gtaff Q ti Scbni-Atl. d. a. Geogr. 3. Aufl. Fol. 
Halle, t. -^Kiepert, tt., Umgehgen. v.' Rom -4 Bl.- Fol. vVeimar.-l»/^. 

— fc= Wandkarte v. Ak- Italien. 12^ ^ßl. Fei. Ebend. 4j -^ ; C; OJktncnM^ 
histor.-geogr. Schul- n; fiandailns d- alten Welt. Fol. M. Text. 8. Bei*- 
lin.^ 1%. •— Wagner, Fridol.\ Oibis tertaram anttquus. 4; Mainz, •/i*»- 
-^~ Deattaehlancl. Slraab, H. } Deutschland in vier -Perioden. 4 Bl 
Fe*. Garlsruhe. l4 /is- — - »perl al- Atlanten u. Karten. — ^ 
Kuropa. KHcwer, F. W., Kiset) bahrten u. Haupt-Poststrassen-Karte T. 
Mitteiearopa. Folj Berlin. %• — Stolle, Ed., Uebersiehtskarte d. gfcogr. 



$24 Geographie. 



Vectheil. d. europäischen Rübenzucker- Jadustrie.* Fol. Berlin. %. — "%- 
skw, E. «., Uebersicutskarte d. Eisenbahnen v. Mittel-Europa. FoL BerL 
Y & . — Uebersicbtskarte von West- u. Mitteleuropa. In 7 Bl. v. R(ähle) 
*. L(ilienstern). Neue verb. Ausg. Fol. BerL 1%. — Weiland, Karte r. 
Europa in 4 Bl. D. sudl. u. östl. Tbeil. Umgearb. v. 7/. Kiepert. 1846. 
FoL Weimar. 2«. — Zim, P. L. Chr. (v. Pelchrzim), WaadkarU d, 
Eisenbahnnetzes zwischen Paris a. Debreczin, Genua u< Flensburg. %* Aufl. 
FoL Potsdam. 1% — <— HeutMhlaUid neb&t avngr&iiBcaideii. 
littmdern und mehrere Staaten desselben. Deutschlands 
Staaten - Gruppen im Man 1850.. Fol. Gotha. 4 /i5- — * Eisenbahn- u. 
Postkarte v. Deutschland u. d. angr. Ländern. 2. verb. Aufl* FoL Cob- 
lenz. %. — Gross, Ä., Karte d. Eisenbahnen Deutschlands. 3. Aufl. 
ergänzt bis 1. April 1850. Fol. Stuttg. %. — » = D. Rhein- u. die 
Rfieingegenden v. Basel bis Rotterdam , in 9 Karten. Ebenda. %.. — - 
Oandthe, F., Post-, Reise- u. Eisenbahn- Karte v. Deutschland, Schweiz* 
Niederlanden, Belgien u. angreaz. Landern. Neue revid. Ausg. Fol. «Slo- 
gan. t%. — Hanser, G., desgl. nebst Italien bis Neapel, d. grosstea 
Theile v. Frankreich, Ungarn, Polen u. s. w. Mit Tabellen. FoL Nnrnb. 
*/»• Mit Distanoe - Angaben 4 / 5 . — — dass. Mit neuestem Eisenbann- 
Atlas entw. v. F. A. Müller. Ebeuda. 1 u. l'/ 5 . - Hendnkel, ü n 
Post- u. Eisenbahnkarte v. Deutschland u. da Nachbarstaaten bis London, 
Paris, Montpellier, Nizza, Florenz, Pestb, Warschau u. Kopeuh. Nana 
revid. Ausg. Fol. Frankf. a. M. 3. — Julius, F., Charte v. d. Harz> 
Gebirge u. einem Theile d. umliegenden Gegenden. Entw. 1817, auagef. 
v. H. Berghaut 1813-21. Bericht. Ausg. Fol. Braunschw. % (2 Aoig.c 
eine topogr. u. geognostische Karte). — Karte d. bayerischen nebet einem 
Theile d. Salsburger- u. Tiroler-Gebirges. 2. verb. u. venn. Aufl. Fol, 
(■unaben. %. — Kunch, ff., Post-, Reiser u. Eisenb.-Karte v. Deutsch- 
land mit angrenz. Ländern. Neue Ausg. FoL Gtogau. %• — Mmalmmnn, 
B., desgl. Fol. BerL 1. — = d. Harz. 4. BerL %. — Müller, F. A* 
s. Häuser. — Päppele, E, 9 Karte d. Eisenbahnen Deutachlands od. Ron« 
tenkarte b. Petersb., Moscau u. s. w. FoL Lpz. %. — Post- u. Eisenbahn*:. 
Hrsgeg. v. M. Diez. FoL Gotha. 1% — Reden, F. W. o., u. E. o. Sydow, 
desgl. Fol. Berlin. %. — Reisekarte. Fol. Berlin. %. — Deagl. ebenda. 
% — Reymann'sj G. D., Specialkarte v. Deutachland. Sect. 5. 72.107. 176. 
236 u. 252. Fol. Glogau, a % — = u. C. W. v. Oeefeld, topographische 
Specialkarte v. Norddeutschland in 200 Bl. . Neue Ausgabe. 83. u. 84< LieJt 
Fol. Glogau. a % (einzelne BL ä %). — Rheiniauf von Schaffhausen bis 
Rotterdam. 4' lang. Bern. 4 /i$- — Roott, J, JB., neue Wandkarte v. Deutsch- 
land «♦ s. w. Millioaenverkleuierung. 4 BL FoL München. 2. — Saurkomt 
J. y Specialkarte d. Ober- u. Mittelrheins. FoL Cobl. %. — Sckmrmberg, 
W. , Karte von d. Sudeten. FoL Breslau. %. — Seite, J. B., PösfeReisel. 
v. Deutschland, d. nordl. n. O. F. Schmidt, d. sudl. n. A. Klein. FoL Augs- 
°« r i^ % — Stülpnagel, F. v. y u. J. C. Bar, Deutschland u. s. w. N. A. 
Vieler'* Entw. unter Mitwirk. v. F. M. Dietz. Fol. Gotha, 2%. r-feefee, 
C, Karte vom Harz. FoL Nordhausen. %. — Weiland, C. F., SpecialkarU 
v. d. Thüringer Waldgebirge u. d. umliegenden Gegenden. FoL Weimar. 1« 
— Witzleben, F. A»v. t K.,y. West-Dentsebland, Nordost-Frankreich, 8öd^ 

Holland und Belgien. Revidirt und ergänzt 1848. Fol. Berlin. 6%. 

Oeaterrelcbfnebe ftiättder. Atlas d. osterr. Mooarchie n. d. neuesten 
polit. ^u gerichtL EinthaiL Deutsche Kronländar. (Aus Stieler* s kleinem Atl.) 
4. ;Gotha. {» — Böhmen* n. seiner neuesten Eintheil. FoL Wien* %• — 
Homer, G., Scnul-Atlas d. osterr. Monarchie. 4. abgeänderte Aufl. 4. Re~ 
gensb. %. — Mahlmann y JE/., d. Salzkammergut m. d. Gaffend v. Salzburg 
und Berchteagaden. 4. Berlin. %. — Oesterreich unter und ob d. finns and 
Salzburg n. d. neuesten Eintheil. FoL Wien. %. — Post- u. Reisekarte y« 
TyroL 4. Nürnberg. */ lt . — -^ v.Oestarr. obd.finas. Fol. Lina. fa> 



Geographie, 425 

— Reifekarte,. «. Schweiz. — Schmidt, E„ Orientirudgskarte d. neuen Eio- 
taeU. v. Böhmen. Fol. Prag. %. — * = Desgl. v. Mähren a. Schlesien. Fol. 
Ebenda. .%. — Siebert, A., d. Erzherzogin. Oesterreich. Fol. Nürnberg. %. 

— Steiermark n. seiner neuesten Eintheil. Fol. Wien. %. — Weiland, C. f 
Böhmen, n. neuester Bintheilung. Fol. Weimar. %. — = Erzher zogthum 
Oesterreich. = = — =r Markgrafschaft Mähren. = = — = Steyermark, 
Kärnten, Krain u. d. Küstenland. = =; = — Wilkinson, J. G., Dalraatien 
u. Montenegro n. d. österr. Vermessungen m. Verbesserungen. Fol. Lpz. ^ 

Preussische Länder. Benningsen- Förder, R.v., geognost. Karte 

d. Umgegend v Berlin. Mit Erläuterungen. 2. verm. Ausg. 4. Berlin. 2. 

— Karte d. Provinz Brandenburg. V. d. Generalstabe. Sect. 36. Dobri- 
lugk. Fol. Berlin. 18 /« 4 (bisj. I9 ll / t4 ). — ; = D - P™ v *nz Westphalen 
u. Rheinprovinz. Sect. 51. Koblenz. 5S / 60 (bisj. 38 7 / 2 4). — Kiepert, H., 
Karte v. Pommern. Fol. Weimar. %. ~ Kreiskarten v. Schlesien. 1 Lief. 
Fol. Glogau. f. — Nivellementspläne. V. F. B. Engelhardt. 2 Bl. in 
Fol. Berlin. 5. — Reiche, Karte d. 8trehlener Berge. Fol. Breslau. %. 

— Wandkarte d. Grafsch. Glatz. V. F. v L. Fol. Glatz. 1%. 

Baden. Krom, J. G., Karte v. Baden u. Gernsbach. Fol. Carlsr. %. 

— z=z- = v. Rastatt o. Umgebung. Desgl. — Wort, J. E., d. badischen 
Bäder. Fol. Freiburg im Breisgau. %. — = Karte d. Landsch. Frei- 
barg im Breisgau. Fol. Ebend. %. Bayern. Karte v. Bayern. 4. 

Nürnberg. Vio> mit Dista nee- Angaben. %. — Klein, Ant , Karte d. Kö- 
nigreichs Bayern nach seiner neuesten Einth. Fol. Augsb. $. — Siebert, 

A-, d. Königreich Bayern. 1850. 2. bericht. Aufl. Fol. Nürnberg. %. 

Knrhessen. Wandkarte v. Kegel. N. Erläuterungen v; R. Klinkerfuss. 

4. CasaeJ. 1%. Königreich Sachsen. Andräe, O, topogr. - 

orographische Special -Karte d. Königr. Sachs, in 9 Bl. 4. u. 6. Lief. 

Fol. Dresden, a % S&ehninelie ■erMgthttmer. Karte von 

C. Weiland. FoL Weimar. %. Schleswig* Hol titein. Edward*, 

R., Karte . d. Eckernförder Meerbuseus. Fol. Hamburg. {. — Gullan, 
Karte von Schleswig-Holstein-Lauenburg.. 4. verb. Aufl. Fol. Hamburg. 

Vis* Württemberg. Bach, Stuttgart mit seinen Umgebungen. 

Topogr. u. geognost. aufgenommen. Fol. Stuttg. 1%. — Gros*, R,, d. 
Würtemberg. Eisenbahn u. d. Bodensee. Stuttg. %. — Karte ▼. Wür- 
temberg, n. d. neuen Landesvermessung. Bl. 1—50. Fol. Stuttg. ä %. 

— Paulus, d. Königr. Würtemberg m. Höhenkarten. N. d. Landesver- 
messung rectificirt 1850. Fol. Stuttgart. %. Holland. Kaart, 

nieuwe generale, van bet koningrijk der Ned er landen. In 8 bladen. Fol. 

Wolfenbuttel. 4. Schweiz. Atlas, topogr. d. Schweiz. Blatt 2. 6. 

7. 16\ 17. u. 21. Fol. Zürich. 1%. — Gross,. R., 25 Specialkarten zn 
Reisetouren in d. Schweiz. Stuttgart. 1%. — Kellert, H., erste Reise- 
karte d. Schweiz. Pol. Zürich. 1%. — Reisekarte v. d Schweiz o. Vor- 
arlberg. 4. Berlin. %. — D.Schweiz. Fol. Berlin. Scbropp. %. — Vbge- 
Un, J. K. u. G. Mayer v. Kronau, histor.-geogr. Atlas d. Schweiz in 

14 BL 3. Lief. Nr. 5 u, 6. Fol. Zürich, a 1. Italien. Kiepert, 0., 

Italien. Fol. Weimar. %• — — , Uuieritalien od. d. Königr. beider Si- 
cilien: Fol. Weimar. %. Dänemark. Fischer, F., Karte v. Däne- 
mark. Fol. Coblenz. % Island. Qunnlaugssm, Björn , Uppdrättr 

Islands. 4 Bl. u. 1 Bl. Text. Reikjavik, 1844. (Lpz. T. O. Weigel). 

1%. ~- Dieselbe, ein Blatt. Fol. 1%. Russland und Polen. 

Dufour, A. R. u. F. Wrotnowski, Carte physique, hvdrographique et 
routiere de la Pologne. Fol. Paris u. Lpz. 2%. Türkei. Monte- 
negro, s. Oesterreich. Länder, Wilkinson. Asien. Zimmermann, 

C, Atlas v. Vorderasien z. Carl Ritter's Erdkunde. III. Hfl. 4 Bl Fol. 
Berlin. %. IV. Hft. 1. Hälfte. Ebenda. 5% (bisj. 25%). - - Palästina. 

D. heilige Land a. d. Vogelschau. Fol. Elberfeld. $. — ToMer, T., 
Grundriss v». Jerusalem. Fol. St. Gallen. |. - — Afrika. Weiland^ C. 

N. Jahrb. f. Phil. «. Päd, od, Krit. Bibl, Bd. L&. Hfl. K % %> 



426 Geographie.. Mathematik. 

F., d. nordwestl. Afrika, berichtigt v. H. Kiepert. Fol. Weimar. *&. — 
Amerika. Bramme , Traug., Post- a. s. w. Karte d. vereinigten Staa- 
ten v. Nordamerika. Pol. 8tnttg. f. — Desgl. Pol. Bayreuth. 1Yi&- — 
Kiepert , H., Nordamerika mit Westindien. Pol. Weimar. %. — Saur- 
bern, J., d. Vereinigten Staaten v. Nord -Amerika. Pol. Coblenz. Vis* — 
Weiland^ C. F., d. Vereinigten Staaten v. Nordamerika n. Texas. Ber. 
v. U. Kiepert. Fol. Weimar. %. 

• * * 

VII. 

Mathematik. 

* r 

Abhandinngen, mathematische d. K. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. 
A. d. J. 1848. 4. Berl. */, 2 . — Abhandlungen d. marhem. -physikalische« 
Classe d. K. bayer. Akademie d. Wissenschaft. V. Bd. 3. (letzte) Abth; 
(XXII. Bd. d. Denkschriften). 4. München. 2. — Archiv f. Mathe«, n. 
Physik, mit besond. Röcksicht auf d. Bedurfnisse d. Lehrer an hoher«« 
Bildungsanstalten. Hrsg. v. J A. Grüner. XIV. Thl. 4 HRe. 8. Greifs- 
wald. 3. — Arndt, J. A., Beispiele u. Aufgaben aus allen Theileo d. 
Arithmetik u. Algebra , so weit diese auf höheren Schulanstalten gelehrt 
werden, nebst deren Auflosungen. 3. (Titel-) Aufl. 8. Lpz. 1%. — Bibö, 
H., Erfindung u. Bearbeitung einer neuen, durch d. Zwei gteichmassig 
ohne Bruche th eilbaren Decimal-Rechnung, aus einem neuen Zahlensysteme 
hergeleitet. 8. Berlin. %. — Bland, Miles , geometr. Aufgaben. Nach d. 
4. engl. Original- Ausgabe f. d. Bedürfniss deutscher Lehranstalten bearb. 
v. A. Wiegmnd. 8 V Halle. 1%. — — d. Elemente d. ebenen Trigono- 
metrie n. d. 4. engl. Original - Ausgabe übers, u. mit einen Nachtrage 
begleitet v. A. fFiegand. 8. Halle. */ 20 . — Brisher, £»., Lehrbuch d. Ma- 
thematik f. Gymn. u. Realschulen. 2. Thl. Lehrb. d, Algebra f. d, ersten 
Unterr. 8. Wien. % (I u. II: l l, / ao ). ~ Dose, Z, Tafeln d. natorL 
Logarithmen d. Zahlen. In d. Porm u. Ausdehnung, wie d. d. gewohnt, od. 
Brigg'schen Logarithmen berechnet. 4 Wien. 3%. (A. d. Annale* d. Wie- 
ner Sternwarte). — Francoeur, L. B., vollst. Lehrkurs d. reinen Math. 
N. d. neuesten Original- Ausg. a. d. Franz. übers., m. Anmerk. u. Zua. 
vers. v. E. Külp. 1. Bd. 3. Buch. D. Elementargeometrie. 2. Aufl. bearb. 
v. Ph. Fischer. 8. Bern, l 1 /, . 2. Bd. 3. Buch D. Differential- u. Inte- 
gral reohnang. 2. Ausg.. 8. Ebenda. 2V 16 . — Franke, T., d. Elemente 
d. Zahlenlehre. 2. umgearb. Aufl. 8. Lpz. 1%* — Gallenkamp, W+, d. 
Elemente d. Ityathem. F. Gymn. u. Realschulen. 8. Wesel. 1%. — Gräfe, 
//., geometrische Anschauungslehre. 2. verm. u. verb. Aufl« 8. Lpz. %« 
— Gronwaldt, A., Sehnen-Tafeln f. d. Radius 1000. N. einer Gebrauchs- 
anweisung. 8. . Quedlinburg. %. — Gruber y K., d. Raumformen- u. Raum- 
grö ss entehre in Verbindung m. d. Zeichenunterr. 2. verm. Adfl. 8. 
Mannheim. T /io« — Grunert, J. A. t Lehrb. d. Mathem. u. Physik. 3. 
Thl. 2. Abth. 8. Lpz. 2 T /io (bis j. 13}). — Harms^ Ckrn. , methodisch 
geordnete Aufgaben z. Uebung im schriftl. Rechnen f. gehobene Volks- 
schulen n. d. unteren Klassen d. Gymn. u. Realsch. 2. Aufl. 8« Oldenb, 
%. — IIartmann 9 /., Aufgaben zur Uebung im geometr. Zeichnen f. d. 
antern Claasen v. Gymn. u. Realschulen. 8. Marburg. %. — Jordan, J. 
£., allgem. Arithmetik f. d. höheren Klassen d. lUntergymnas. 1. Abtbeil. 
Operationen d. Veränderung. 8. Wien. %. — Journal f. d. reine n. an- 
gewandte Mathematik. Hrsg. v. A. L. Crelle. 40. Bd .4. Hfte. 4. Berl. 
4. — #eroW#, JU, Elementar- Mathem. 2. Thl. D. Planimetrie für den 
Schulunterricht bearb. 8. Breslau. 6 / l2 . — Ker%, Ferd., d. allgem. Un- 
kehrang & Reihen nebst Anwendung derselben auf d. vollständige Lesung 
numerischer Gkicbaagen. 4. Gleisen. \. — Kyäeut v P.i R^ Bedeutung 



Mathematik. 427 

u.> Anwendung, d. Zahlen in & Geometrie. 4. Siegen. %. — Koppe, €•, 
metkod. Leitfaden f- d. Unterricht im. Rechnen in d. untern Klassen d. 
Gymn. n. Beispielsamml. 2. verm. u, verb. Aufl. 8. Essen. */ia* — 
Leibmtz, s. Deutsche Sprache u. Litteratur. — Loof, Frdr. W., Leitfaden 
f. d. Unterr* im prakt. Rechnern u. in d. Arithmetik. 1. Cursus. F. d. 
untern u. mittlem Klassen höherer Lehranstalten. 8. Gotha. %. — 
Matzka, W,, Versuch einer richtigen Lehre von d. Ablenkung algebrai- 
scher Grossenbeziehungen. 4. Prag. 2. (A. d. Abhandl« d. k. böhm. Ge- 
sellschaft d. Wissenschaften zu Prag). — — Elementarlehre v. d. Lo- 
garithmen , auf einen neuen verständvcjieren u. umfassend. Begriff dieser 
Hilfszahlen gegründet, blos d. Kenntniss d. gewöhnlichsten Zifferrech- 
nungen voraussetzend, ohne Algebra gemeinfaaslich zergliedert. 8. Prag. 
%. — Meister, Elemente d. ebenen u. sphär. Trigonometrie. 8. Freising. 
%• — MeJanges mathe'matiques et aatronomiques tir^s du bulletin physico- 
mathem. de l'acad. imp. d. scienc. de 8t. Petersb. T. I. livr. I. S. St. 
Petersb. (Lpz., Voss). f. — Meyer, C, Lehrbuch d. Geometrie f. Gymn. 
u. andere Lehranstalten. I. Tbl. Planimetrie. 5. verm. Aufl. 8. Potsdam. 
%. — Müller i 4nt., d. Fundamentalgesetze d. höh. Geometrie. 1. Abth. 
4. Stuttgart. 2f. — Nizze, E., Geometrie. 1. Tbl. Ebene Geometrie. 
3. verb. Aufl. 8. Prentlau. %. — Osthoff, C. F., Neue Art höhere Glei- 
chungen aufzulösen. 12. Westhofen* -J. — Peters, C. W., Quadrat, u. 
Kubik-Tabellen. 8. Wismar. '/io- — Pfriemer, A7., 1409 theoret. n. prakt. 
Aufgaben üb. ebene Geometrie, ebene Trigonometrie u. s. w. nebst bei- 
geschlossenen "Zeir hnangsaufeaben zu - Seh. v. StratsnitzkVe Handb. IM* 
Vorrede v. d. Letztem. 8. Wien. 1. ~~ Pellak, Fr, X, Sammlung alge- 
braischer Aufgaben. 2. Abtb 2. verb. Anfl. 8. Augsb. %. — Prigge, 
C, Lösung matheroat. n. naturwiseenschaftl. Streitfragen durch grundfeste 
Beweise. 8. Magdeburg. Via* — Quadrat u. Cubic- Wurzeln. Ein Leit- 
faden u. Uebnngsheft f. Gymn. n. s. w. 8. Wiesbaden. %. (Bereits d. 
2. Aufl., welche nur 9 A % kostet). — Remokle, G., d. Mathematik in d. 
Hand d. Schülers. Ein Lehrb. d. elementaren Arithmetik u. Algebra. 
8. Stuttg. 4 A . ■ — Riedt v. Leuenstern , J*, üb d. vergleichende Maass 
d. Körnerwinkel-. 4. Wien. 1. • ■— '= üb. d, Summen d. Körperwinkel an 
Pyramiden. 4: Desgl. (Beide* Werke abgedr. a. d. natnrwissensch. Ab- 
handlungen v^ W. Haidinger). — Rogner, /., Samml. v. Aufgaben a. d. 
Algebra n. Arithmetik. F. Ober - Reabcb. n. Gymn. 8. Wien. 1%. — 
Rummer, F , d. Verwandt, n. Tbeilg. d* Flächen in einer Reihe v. Con- 
struetiona- u. Berechnungsaufcaben. 8. Heidelb 3 / b . — Schäfer, C. J. 
P. J#., de ratione inter aritbmeticam et geometriam. 8. Jena. %. — 
Schaub, F., Compendium d. ebenen u. sphär. Trigonometrie. 8. Wien. 
%. — ScMömiloh, O., mathem. Abhandlungen. 8. Dessau. 1 1 '/ 5 . — Sehnei- 
der, J., mathem. Uebungsb. f. d. Gymnasial- Unterr. 1. Hft. F. Quarta 
u. Tertia . 8. Emmerich. l / 4 . — Schulz, O., Lehrb. d. Raumlehre f. d. 
Etementarunterr. 1. Aith. D. ebefie Raumlehre. 8. Berlin. *£• — Schulz 
v. Strastnüzki, Handb.. d. Geometrie, f. Praktiker u. d. Selbststudium. 
8. Wien. 4. ■'•— Sohncht, L. A., Samml. v. Aufgaben a. d. Differential- 
u. Integralrechnung. 8. Halle. 2. — Spkeer, £., Gesetze in d. höheren 
Zahten^leiehuugeft. M/Vorw. v. Schulz v. Strassnitzki. 4. Wien. 4 /a- 
(Aus W. Haidfngers's uatur wissenden. Abhandl.). — Stampfer, S. E., 
üb. d. neue Planimetrie v. Wetfi. 8. Wien. */ b . (Aus d. Sitzungsberichten 
d Akademie). — Strehl, J. t Handb. beim Unterricht in d. Arithmetik f. 
Gymn. 1. Thl. 2. unrerand. Abdruck. 8. Wien. */ 6 . — Stubha, A., An- 
weis, f. d. Rechennnterr. 2. verm. Aufl. 8. Lpz. %* — Tafeln z. Ab- 
kürzung trigonometrischer Höhenberechnungen. 2. Aufl. Hannover. t / r . — 
Totem«, Frdr. E., Lehrb. z. niedern Geometrie. 2. Thl. Stereometrie 
u. a. w. 8. Plauen. % (b. j. 1%). — ITÄde, 4, jGruwdMroa, fc. KxxSisss«^ 
u. Algebra. 2. unveränd. Aufl. 8. BituuMfevmUj« Y v rv — llwrA •»"»-% 



428 Mathematik* Naturwissenschaften« 

Lehrb. d. Geometrie u. Trigonometrie. 3. verb. u. verm. A«Ä. v. C 
Kuhn, 8. Landshut. 2V 10 . — Pag"«» G» »•> Vorlesungen üb. d. Mathe- 
matik. 7. Aufl. Durchges. v. Matzka. 8. Wien. 3. — Violß, J., Mathem. 
Sophismen. 8. Wien. 4. — Wiegand, A., Lehrb. d. allgem. Arithmetik.' 
2. verb. Aufl. 8. Halle. %,. — =: Trigonaltriaden, in arithm. u. barm. 
Progression. 4. Ebenda. Vis- — — Lehrb. d. Mathematik. 3. verb. 
Aufl. 8. Ebenda %. 

VIII. 

Naturwissenschaften. 

Allgemeine und umfassendere Werke. Abhandlungen d. 
naturforsch. Gesellschaft zu Görlitz. 5. Bd. 2. Hft. 8. Görlitz. .%. - 
= naturwissenschaftl. Gesammelt u. herausgeg. v. W. Haidinger. III. Bd. 
in 2 Abth. 4. Wien. 13% (I— III : 35%). — Actorum, novorum Caesareae 
Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum vol. XXI supplem. F. A. W. 
Miquel illustrationes piperacearum. 4. Breslau u. Bonn. 10. — Berichte 
üb. d. Mittheilungen v. Freunden d % Naturwissenschaften in Wien, ge- 
sammelt u. herausgeg. v. W. Haidinger. VI. Bd. Nro 1—9. 8. Wien. 
1. (I— VI: 10 2 /i 5 ). — Bescheret, J. , Lehrb. d, Naturwissenschaften, f. 
höhere Bürgerschulen, Gymn. u. s. w. 1. Bd. Oryktognosie. 1. u. 2. Abth. 
Terminologie u. Ph>siographie. 2* (Titel-) Ausg. 8. Lpz. %. — Qdlis- 
sen, C. F., Leitfaden beim Unterricht in d. Naturwissenschaften. 2. verb. 
Aufl. 8. Hamburg. 3 / a0 . — Jahreshefte, württembergiscbe, naturwissen- 
schaftl. Hrsgg. H. v. Mohl y TA. Plieninger, Fehling, W. Menzel , F. 
Krauss. V. Jhrg. 2. Hft. 8. Stuttgart, ä %. — 'Mittheilungen d. natur- 
forsch. Gesellschaft zu Bern a. d. J. 1849. 141—166. 8. Bern. 1*/ 15 . — 
Prigge, s. Mathematik. — Schödter, Frdr. f d. Buch d. Natur. 5», Aufl. 
8. Braunschw. l 1 ^. — Schubert, G. H. t>., Ansichten von d. Nachtseite 
d. Naturwissenschaften. 4. umgearb. u. sehr verm. Aufl. 2. (Titel-) Ausg. 
8. Lpz. %. — Ule, O., D. Weltall Beschreib, u. Gesch. d. Kosmos im 
Entwicklungskampfe d. Natur. 2 Bde. 12. Halle. 3. — t, «eschlcbte 
der Mniurwlssensehaften. Kolbe, B., d. Bischof ftynesius v. Cy- 
rene als Physiker u. Astronom beurtheilt, nebst d. ersten deutschen Uebers. 
d. Rede d. Synesius de dono astrolabii od. üb. d. Lob d. Astronomie m> 

verb. griech. Texte. 8. Berlin. \/ 4 . PttdagOffiftChe und me- 

t ho dl »che Schriften. Bescher er, J., Methodik d. naturwissenschaftl. 
Unterrichts f. Schulen. 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. %. -— Crüger, F. % d. 
Physik in d. Volksschule. Ein Beitrag z. method. Behandl. d. ersten Un- 
terrichte in d. Physik. 8. Erfurt. */ 16 . — Kützing , Frdr. Trau f., d. 
Naturwissenschaften in d. 8cbulen als Beförderer. d. christl. Humanismus. 
8. Nordhansen. 3 / 5 . — Ritter, C. &, Wozu ist d. Naturbeschreibung auf 

Deutschlands Gelehrtenschulen nütze? 8. Marburg. l / 6 . .. AntrojM*- 

mle. Annalen d. k. k. Sternwarte in Wien. Hrsgeg. v. C. L. v. lAttrow 
u. F. Schaub. 32. Thl. od. Neue Folge 12. Bd. Piazzi's Beobachtungen 
in d. Jahren 1811—43. 4. Wien. 3 r /, 2 . — Beobachtungen, astronomische, 
a. d. K. Sternwarte in Königsberg. Hrsg. v. A, L. Bu$ch. 29i Abth. v. 
1. Jan. — 31. Decemb. 1846. Pol. Königsberg, ä 2%. (Abth. 25— 28 sind 
noch nicht erschienen). — Böhm, J. G«, Beschreibung d. Urnanoscops u. 
Anleit. zu dessen Gebrauche. 8. Lpz. %. — Braungard, H. 4., Theorie 
d. Bewegung d. Himmelskörper, sowie der im Weltalle wirkenden Kräfte, 
basirt auf eine Analyse d. magnetischen Kraft. 8. Quedlinb. %• — Galle y 
s. Geographie. — Herschel, W., üb. d. Bau d. Himmels. % (Titel-) 
Ausg. 8. Lpz. 4 / 6 LamonU J.» astronomischer Kalender f d. König- 
reich Bayern a. d. Jahr 18&1, verf.u. hrsg. an d. könifl. 8ternwarte bei 



Naturwissenschaften. 430 

München* M« Beitrigen v. Kuhn, Meister u. Pollak. 2k Jhrg. 8. Manch; 
lVao* — ~ Desgl. a. 1852. 8. Ebenda. 1: — Metanges, «.Mathema- 
tik. — Nachrichten, astronomische, hrsgeg; v. H. C. Schumacher* 39. 
u. 31. Bd. Nr. 697—74*. 4. Altena. 1% — Schubert, G. H. i>, d. Ur- 
welt u. d. Fixsterne. 2. umgearb. Aufl. 8. Lpz. %. r— Unterhaltungen, 
wöchentliche, f Dilettanten n. Freunde d. Astronomie, Geographie u. Me r 
teorologie. Hrsg ; v. G. A. Jahn. 4. Jhrg. 1850. . 52 Nr. 8. Lpz. 3. — 
Uranus. OvQccvog. Synchronistisch geordnete Ephemeride aller Himmels- 
erscheinuagen d. J. 1850, zunächst berechnet f. d. Horizont d. Stern- 
warte zn Breslau, aber auch f. jeden Ort unseres Erdtheiles eine tägliche 
treue Darstellung d. wechselnden Erscheinungen am Himmel. 4. Jhrg« in 
Vierteljahrsheften hrsg. v. d. K. Universität« - Sternwarte zu Breslau. 4 

Hfte. 8. Breslau. 1%. Einzelne Hfte. ä */*• Physik. °Angstr6*m, s. 

Mineralogie. — Annalen d. Physik u. Chpmie. Hrsg. v. J. C. Poggen- 
dorff. Bd. LXXIX-LXXXII. (D. ganzen Folge 155.— 158. Bd.) Jhrg. 1850. 
Hfte. 8. Lpz. 9%. — Archiv, s. Mathematik. — Baumgartner, A., An- 
fangsgrSnde d. Naturlehre. 2. umgearb. u. verm. Aufl. 4 Lief. 8. Wien. 
l 18 /i&* — Beiträge 2. meteorolog. Optik u. z. verwandten Wissenschafr 
ten. In zwanglosen Heften hrsg. ▼. J A. Grunert. 1. ThL 4. Hft..: 
R. Clausius, d. Lichterscheinungen d. Atmosphäre. 8. Lpz. T /io* 
(I, l — 4: S'/io)* — Beobachtungen, magnetische u. meteorologische, zu 
Prag. Hrsg. v. K. Kr eil u. K. Jelinek. 9. Jhrg. 1848. 4. Prag. 3. — 
Brix, A. F. W., üb. d. Reibung u. d. Widerstand d. Fuhrwerke auf d. 
Strassen. 4. Berlin. 3. — Character, d., des Flussigen, Versuch d. Zwie- 
spalt zu beseitigen, welche d. Erklärung d. Erscheinung d. Drucks u. d. 
Hebung von Flüssigkeiten veranlasst hat. V. B. T. 8. Berlin. \. — 
Doppler, Chrn., zwei weitere Abbandlungen a. d. Gebiete d. Optik. 1. 
Ueber d. Anzahl d. möglichen Gesichtswahrnehmungen. 2« Versuch einer 
systematischen Classification d. Farben. 4. Prag. 2 / s . (Aus d. Abhand- 
lungen d. k. bohm. Geselle eh. d. Wissenschaften. V, 5.). — Engel, F., 
u. K. Schellbach, darstellende Optik. 2. Hft. 4. Berlin, a 2%. — Fort- 
schritte d. Physik im J. 1847. Dargestellt v. d. physikal. Gesellschaft zu 
Berlin. III. Jhrg. Redig. v. G. Karsten. 2. Abth. Electricitätslebre vt. 
Meteorologie. 8. Berlin. 2 (I III, 2. 10). — Francoeur, L. B. 9 E lernen - 
tar-Lehrb. d. Mechanik. A. d. Französ. mit erläuternden Anmerkungen 
u. Zusätzen v. W. Opelt. 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. Vv — Fr ick, J<, 
physikalische Technik od. Anleit. z. Anstell, v. physikalischen Versuchen 
u. ■.Herstellung v. physikalischen Apparaten. 8. Braunschweig. 2. •— r 
Grieb, Chr. Fr,, d. Wunder d. elektrischen Telegraph ie. 32. Stuttgart, 
"/so- — Grothe, d. Experimental-Physik. Dargest. in 29 lithogr. Tafeln 
mit physikal. Apparaten nach d. Natur, mit Text. 2. Abth. Fol. Hagen. 
Bis j. 3. — Grunert,' s. Mathematik. — Handwörterbuch, s. Chemie, —r 
Hartmann, C, d. Anfangsgründe d. Mechanik. Nach d. Engl, bearbeitet. 
Durchges. u. m. Zusätzen verm. 8. Lpz. %, — Hefer, J., populäre Phy- 
sik. F. Real- u. Gyronasialschulen. 1. Bd. 8. Wien. 1. — Jahresbericht 
üb. d. Fortschritte d. reinen, pharmaceut. o. techn. Chemie, Physik, 
Mineralogie u. Geologie. Unter Mitwirkung v. H. Buff, K. Dieffenbach, 
C. Ettling, F. Knapp, H. Will, F. Zamminer , hrsg. v. J. v. Liebte 
u. H. Kopp. F. 1847 u. 48. 5 Hft. Schluss. 8. Giessen. 2. cplt. 6. F. 
1849 (in nur 2 Hften.) 1. u. 2. Hft 8. Ebenda. 1% u. 2%. — Koppe, 
K., d. Anfangsgrunde d. Physik f. d. Unterricht in 3. oberen Classen eV 
Gymn. u. Realschulen. 2. verm. u. verb. Aufl. 12. Essen. 1%. — Kr eil, 
G., Entwurf eines meteorologischen Beobachtung» - Systems f. d. oster- 
reichische Monarchie. Mit einem Anhange, enthaltend d. Beschreibung d. 
an d. k. k. 8ternwarte zu Prag aalgestellten Autographen -Instrumente; 
Windfahne, Winddruckmesser, Regen- u. Schneemesser. 9. Wien. 1. — - 
Kunzek, A., Lehrbuch d. Meteorologie, 2. (Titel-) A»ft. 9> Wien. 1. r~ 



430 Naturwissenschaften. 

Lexikon, physikalisches. 2. neu beerb, u. mit in d. Text'eingedr. Abbil- 
dungen ausgest. Aofl. V. O. Marhach. 11. — 14. Lief. 8- Lpz. a *£, — 
M&anges, s. Chemie. — Mittheilungeh ober ältere magnetische' Decliaa- 
tionsbeobachtungen, sammt den auf deren Ztfstandebringuag' sich bezieben* 
den Verhandlungen d. mathem.-naturwissenschaftl. Classe d. k. k. Akad. 
d. Wissensch. 1. Hfl. 8. Wien. %. (A. d. Sitzungsberichten d. Akad.) — 
Müller , J. , Bericht üb. d. neuesten Fortschritte d. Physik. In ihren 
Zusammenbange dargest. 5. u. 6. Lief. 8. Braunschweig, a %. — Oswan, 
G. W., neue Beitrage zur Chemie u. Physik. 6. Lief. 8. Wörxburg. 
T /, . — Prevssinger, L., Versuch einer kurzen, leichtfasslichen u. zugl. 
grundlichen Darstellung d. elektro-galvanischen Telegraphen. 2. verb. u. 
▼erm. Aufl. 8. Augsburg. %. — Schlagintweit, ff., üb. d. poysicali sehen 
Eigenschaften d. Eises. 4. Lpz. Vio- (A. d. Untersuchungen üb. d. physical. 
Geogr. d. Alpen). — Schneider, Frdr. Ad., Astro- Meteorologie od. festes 
Fundament zur sichern u. genauen Vorausberechnung d. Temperatur d. 
Luftdrucks , d. Windrichtungen u. s. w. 8. Berlin. %. — = J., pbysik. 
Leitfaden f Obergymn. 1. Hft. Emmerich. 1 / i . — Seidemacher, O., 
d. elektrische Sonne. 8. Dresden. 4 / lft . — Steinkeil, C. A., Beschreibung 
u. Vergleichune d. galvanischen Telegraphen Deutschlands nach Besich- 
tigung im April 1849: Feststellung d. yertheilhaftesten Systeme. Angabe 
einer Verbesserung d. Morse'schen Apparats. 4. München. ll / lb » (A. d. 
Abhandlungen d. mathem.-pbysikal. Cl. d. k. Bayer. Akad. d. Wissensch.). 
— Struve, W y sor la dilatation de la glace, d'apres les ex)>e>iences 
faites en 1845 et 1846 a l'observatoire central de Poulkova par Schu- 
macher, Bohrt et Moritz. 4. 8t. Petersb. 1. (Aus d. Memoires de Tacad. 
VI. 8er. T. IV.). — Thieme, F. W., Lehr- u. Lernbuchlein d. Pbysik. 
8. Lpz. %. — Ule, 0., Untersuchung 6b. d. Raum u. d. Raumtheorien 
d. Aristoteles u. Kant. 8. Halle. %. — Verhandlungen d. physical.-me- 
dicin. Gesellsch. zu Wurzburg. Red. v. A. Kölliker, J. Scher er, R. 
Virohow. 1. Bd. Nr. 1—6. 8. Erlangen. %. — Wenzlmff, Fre., Wetter- 
kunde, Meteorologie. 8. Schwerin. %. — Chemie. A analen d. Che- 
mie u. Pharmacie. Hrsg. ▼. Frdr. JVohler u. J. v. Liehig. Jbrg. 1860. 
Bd. LXXIII— LXXVI. Jbrg. 1850. 12 Hfte. 8. Heidelberg. 7. — Bren- 
ner, R., u. A. Porecky, anorganische Chemie, tabellarisch dargestellt. 
Tab. II. Sauerstoff- Verbindungen. 1. Thl. Fol. Quedlinburg. %. (I u. 
II: 1%). - Bruhn, H., kurzgefasstes Lehrbuch d. Chemie. 2. (TKeU) 
Ausg. 8. Lpz. */ 5 . — Cas8elmann, W., Leitfaden f. d. Wissenschaft!. 
Unterr. in d. Chemie. F. Gymn., Realschulen u. s. w. 2. Cura. 2.* Hälfte. 
8. Wiesbaden. > 4 /n (cplt. 2 ft /s)* — Dumas, J., Handhucfi d. angewand- 
ten Chemie. A. d. Franz. v. L. A. Buthner. 42. Lief. (Schluss). 8. 
Nürnberg. •/■ (cpl. 28% )- — Frech, A., Uebersicht d. einfachen Kör- 
per, ihrer Eigenschaften, so wie ihrer wichtigeren Veränderungen. 1 Bog. 
Fol. St. Gallen. 4 /i&- — Gorup- -Beseite«, E. C, F. »., Anleitung zur 

äualitativen u. quantitativen zoochemischen Analyse. 8. Nürnberg. 1 T / 10 . — 
landworterbuch d. Chemie u. Pbysik. III. Bd. 2 Hfte. Rho-Z. 8. Berl. 
2. (cplt. 10%). — Handwörterbnch d. reinen u. angewandten Chemie. 
Hrsg. t. Jrv. lAebig, J. C. Poggendorff u. F. Wähler. Red. v. H. 
Kolbe. IV. Bd. 2. u. 3. Lief. 8. Braunschweig, ä %. — Jahresbericht 
üb. d. Fortschritte d. Chemie n. Berzelius' Tode fortges. v. L. Svanherg. 
XXIX. Jhrg. 1. Hft. Unorganisshe Chemie. 8. Tübingen. °/i . — = a. 
Physik. — Journal f. praktische Chemie v. O. L. Erdmann u. H. F. 
Marchand. (17.) Jbrg. 1850 od. 49—51. Bd. 24 Hft«. 8. Lpz. 8. (Ein- 
zelne Bände a 8, einzelne Hefte a 9fe): < — Lehmann, C. G., Lehrbuch 
d. physiolog. Chemie. 2. Bd. 8. Lpa. 2%. — Melange* physiques et chi- 
miqnes tir*s du bulletin physieü-math^m. de l'acad. imp. de sc. de St. 
Petersboarg! T. I, 1. Livr. 8. St- Petersburg. y ih . — AftcAaeJts, A. 9 
Repethorium o. Iframinatoriam d. Ctaane. i.wfcWa. kwit^Mv. ^ L * 



Naturwissenschaften. 431 

8. Tübingen. */&• — Müller , L., Lehrbuch d. theoret. Chemie. 1. Hft, 
8. Berlin. r / l9 . — Osann, s. Physik. — Pttyens, A. 9 Gewerbschemie. 
N. d. Frans, bearb. v. H. Fehling. 4. o. 5. Hft. (Schluss). 8. Stuttg. 
a %. — JZegnault's Lehrbuch d. Chemie. A. d. Franz. übers, fr. Böde~ 
fcer. 11. — 15. Lief. 8. Berlin, ä */ 6 . — Scheerer, Th., Isomorphismus o. 
polymerer Isomorphismus. 8. Braunschweig. %. (Abdruck aus d. Hand- 
worterbuche d. reinen angewandten Chemie). — Schleckt, L., Grundrisa 
d. unorganischen Chemie. 8. Wien. %. — Stöckhardt, J. A., d. Schule 
d. Chemie. 5. verb. Aufl. 8. Braunschweig. 2. — Thmes Ceetnehy, K., 
physikalischer Beitrag z. Chemie. 8. Linz. B /&- — Werther, Cr., d. un- 
organische Chemie, Grund riss f. Vorlesungen. 1. Abtb. 8. Berlin. \%. ■— 
kTütstein, G. C, vollständiges etymologisch-chemisches Handwörterbuch, 
mit Berücksichtigung d. Geschichte u. Literatur d. Chemie. 2. (Titel-) , 
Ausg. II. Bd. 3 Abth. 8. München, a 1%. cplt. 11. — - Äatorsre» 
gchichte Im Allgemeinen. Archiv f. Naturgesch. Gegründet von 
A. F. A. Wiegmann, fortges. v. W. F. Eriehson. In Verbindung mit 
Chruebach, v. Siebold, A. Wagner u. Leuckart, hrsg. v. F. H. TroBchcl. 
15. Jhrg. 184& 2 Bde. a 3 Hfte. 8. Berlin. 6%. — Ebtl , W., Geogr. 
Naturkunde od. Grundzüge einer all gem. Naturgeschichte d. drei Reiche 
mit physiognom. Schilderung d. Brdoberflache. 1. Abth.: Plan d. geogr. 
Naturkunde. 2. Abth.: Geogr. Naturkunde v. Island. 8. Königsberg. 2%* 
—- Eichelberg t J. F. A., methodischer Leitfaden z. gründl. Unterricht in 
d. Naturgeschichte f. höhere Lehranstalten. 2 Thl. Botanik. Neue durch- 
gesehene, verm. u. verb. Aufl. 8. Zürich. %. — Gressler , F. G. L., 
Naturgeschichte f. Kinder. 5 Thl. 8. Langensalza, a 1%. — M&noires 
de ia soci£te du musöum d'bistoire naturelle de Strasbourg. Tom. IV, 
1. Livr. 4. Strasburg. 4%. (Bis j. 41%). — Naturgesch. d. drei Reiche, 
bearb. v. G. W, Bischoff, J. R. Blum, H. G. Bronn, K. C. v. Leon- 
hard, F. & Leuckart u. F. S. Voigt. 94—96 Lief. Schluss d Geseh. 
d. Natur v. Bronn. 3 Bd. Lehrbuch d. Geognosie u. Geologie v. Leon- 
hard. — -.=: bildliche aller drei Reiche. V. G. Bill, E. Fenzl , L. 
Fitzin ger, J. Heckel. Hrsg. v. V. Kollar. 3. Lief. 8. Lpz. 1%. — Ver- 
handlungen d. naturhistor. Vereins d. preuss. Rheinlande u. Westphalens. 
Hrsg. v. Budge. 6. Jhrg. 8. Bonn. 1%. — Wilmsen, F. F., Handbuch 
d. Naturgesch. 2. verb. u. verm. Aufl. 3 Bde. 2. (Titel-) Ausg. Lpz. 6. 
-— Mineralogie, Oryktognosie , Geognosie, (teologle, 
sPjfcUtantologie Abhandlungen d. zoologisch-mineralog. Vereins in Re- 
gensburg. 1. Hft. 8. Regensb. 1 j & .— °Angstr6m,A.J., Memoire sur la Pola- 
risation rectiligne et la double refractioa des cristaux a trois axes obliques. 
4- Upsala 1. (Aus d. Act. Reg. Societ. Upsaliensis). — Ansted, D. J. 9 
d. Vorwelt, od. malerische Umrisse d. Schöpfungsgeschichte d. Erdballs 
nach d. neuesten geolog. Forschungen. Deutsch bearb. v. K. F. A. Hart- 
mann. 2. durchges. Aufl. 2 Thle. 8. Grimma. 1. — Archiv f. Mineralo- 
gie, (Geologie, Bergbau u. Hüttenkunde. Hrsg. v. C. J. B. Karsten u. H 
v. Decker. XXIII. Bd. 2. Hft. 8. Berlin. 2%. — Beseherer, s. allgem. 
Werke. — Blum, J. Reinhard, Grundzüge d. Mineralogie n. Geognosie. 
8. Stuttgart. %. (III. Bd. d. Neuen Bncyclopädie f. Wissenschaften u. 
Künste). — Bogenhard, s. Botanik. — Brandt, J. F., Collectanea pa- 
laeontographica Rossiae. Fase. I: Observationes ad Rninocerontis Ti- 
•chorhini historiam speetantes tabulis XXV illustratae. 4. St. Petersburg. 
4%. (Aus d. Memoiren d. Akademie. Serie VI, Bd. V.). — Brongniart, 
A., chronologische Uebersicht d. Vegetations- Perioden u. d. verschiedenen 
Floren , in ihrer Aofeinanderfolgd auf d. Brdoberfläche. Aus d. Franz. 
v. K. Müller. 8. Halle. 2 /s* ~*~ Bronn, H. G., Index palaeontologicus 
od. Uebersicht d. bis jetzt bekannten fossilen Organismen, unter Mit- 
wirkung v. H, R. Göppert u. H. v. Meyer. 2 Abth. 13. Esnmm«*&»x v^- 
laeontelogicus* .«Systematische £u&amYM&fto\\\m% ^* ^\^>s^ ^«tari^w- 



432 Naturwissenschaften. 

lungsgesetze d. organischen Reiche. 8. Stuttgart 5 4 A (cplt. 12%). — ~ 
Brullow , Frdr. , systematische Bintheilung d. Mineralreichs f. Schulen. 
8. Posen. %. — Burmeister, s. Zoologie. — Cotta, B., geologische Briefe 
ans d. Alpen. 8. Lpz. 2. — Geinit* , H. #, d. Quadergebirge od. d. 
Kreideformation in Sachsen, mit besonderer Berücksichtigung d. glauko- 
nitreichen Schichten. 8. Lpz. B / lh . (Aus d. Preisschriften d. Jablonowski- 
schen Gesellschaft zu Lpz.). — = , d. Quadersandsteingebirge od. Kreide- 
gebirge in Deutschland. 2. Hft. 2. Lief. (Schluss). 8. Freiberg. % cplt. 
2V&* — Haidinger, W., Handbuch d. bestimmenden Mineralogie, enth. 
d. Terminologie, Systematik, Nomenklatur u. Charakteristik d. Naturge- 
schichte d. Mineralreichs. 2. unveränd. Ausg. 8. Wie«. 4. — /fecfcef , J. 
J,, Beiträge zur Kenntnis* d. fossilen Fische Oesterreichs. - Abhandl. T. 
(Chirocentrites , Pimelodns, Saurorbamphus , Amphisile, Meletta, Clupea, 
Lepidopides, Lepidotus.). Fol. Wien. 8. — Holger, Ph» v., Elemente d. 
Geognosie n. streng wissensch. Consequenz, od. d. Geognosie y. patto- 
soph. Standpunkte dargestellt. 2. Abth. Urographie. 2. Hälfte (Schluse). 
8. Wien. 1. cplt. 3. — Jahn, Chr. Fr. Aug., d. Metalle u. ihre Eigen- 
schaften. 8. Lpz. %. — Jahrbuch, ueues, f. Mineralogie, Geognosie, Geo- 
logie u. Petrefactenkunde. Hrsg. y. K. C. v. Leonhard u. H. G. Bronn, 
Jhrg. 1850. 7 Hfte. 8. Stuttgart. 5%. — £=: d. k. k. geolog. Reichs- 
anstalt. 1. Jbrg. 4 Nrn. 4. Wien. 3%. — Jahresbericht, s. Physik. — 
Keferstein , Chr., Mineralogia polyglotta. 8. Halle. 1%. — Kenngott, G. 
A., mineralogische Untersuchungen. 2. Hft. 8. Breslau. %'. — Kner, R., 
Versteinerungen d. Kreideroergels von Lemberg u. seiner Umgebung. 4. 
Wien. 1. (Aus Haidinger s naturwissensch. Abhandlungen). — Murchison, 
Jt. J., üb. d. Gebirgsbau in d. Alpen, Apenninen u.Karpathen, namentlich, 
um einen Uebergang aus secnndären Gebilden in tertiäre darzuthun, u. 
ab. d. Entwicklung eocener Ablagerung im südl. Europa. Bearbeitet von 
Cr. Leonhardt. 8. Stuttgart. 1. — Naumann, C. Frdr., Lehrbuch der 
Geognosie. I. Bd. 3. Abth 8. Lpz. 2% (bis j. 6%). — s= Anfangs- 
grunde d. Krystallographie. 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. 1. — ~ Elemente 
d. Mineralogie. 2. verm. u. verb. Aufl. 8. Lpz. 3. — Quenstedt, Frdr. 
Aug., d. Mastodonsaorier im grünen Keupersandsteine Württembergs sind 
Batrachier. 4. Tubingen. 2 ,3 / 16 . — Rolle, s. Geographie, Deutschland. 
— Sandberger, G. u. F., Systematische Beschreibung n. Abbildung d. 
Versteinerungen d. rheinischen Schichtensystems in Nassau. Mit einer 
kurzen Geognosie dieses Gebiets. 1. Lief. 4. Wiesbaden. 2%. - Sehlagint- 
weit, A., Untersuchung üb. d. Thalbildung u. d. Formen d. Gebirgszuge 
in d. Alpen. 8. Lpz. */i . (Aus d. Untersuchungen über d. physikalische 
Geographie d. Alpen). — Schmidt, F. A., Mineralienbuch. 4. — 6. Lief. 
(Schluss). 4." Stuttgart, a %. — z=, Frdr. jun., d. Gesteine d. Cen- 
tralgruppe d. Fichtelgebirges in ihren Lagerungsverhältnissen und ihrem 
Vorkommen dargestellt. 8. Lpz. %. — Schubert, s. Astrouomie. — 
Sckwarxenbach, F., Tabellarische Uebersicht d. Fossilien. 2. Aufl. 2 Bog. 
\. — Unger, F., Genera et species plantarum fossilium. 8. Wien. 4. — 
Wagner, A., d. fossilen Ueberreste gavialartiger Saurier a. d. Liasfor- 
mation in d. k. k. paiäontologischen Sammlung zu München. 4. München. 
1 7 / 15 . (Aus d. Abbandlungen d. königl. bayer. Akademie). — Walchner, 
Frdr. Aug. , Handbuch d. Geognosie. 2. verb. u. verm. Aufl. 4. u. 5. 
Lief. 8. Karlsruhe, a %. ~ Wohler, F., üh. das Titan. 4. Göttingen. 
V ft . (Aus d. Abhandlungen d. K. Gesellschaft d. Wissenschaften zu Got- 
tingen). — Zeitschrift d. deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Bd. 4 
Hfte. 8. Berlin. 6. — Zerrenner, C, de adamante dissertat. 8. Lpz. V lft . 

Botanik. Albers, Chr., d. Heliceen, nach naturl. Verwandtschaft 

system. geordnet. 8. Berlin. 2. — Baum, 0. E., üb. d. ungeschlechtliche 
Vermehrung d. phanerogamischen Pflanzen. 8. Hamburg. %. (A. d. Neuen 
allgem. Garten- u, Blumenzeitung). — Beiträge zur Pflanzenkunde des 



Naturwissenschaften. 4Ö8 

russ. Reichs. Hrsgeg. v. d. k. Akad. z. St.' Petersburg.- 6. Lfg. 81 
Petersburg. »/* (bis j. S 11 /^)' — Berge, F., u. F. >4. Ricke, Gift- 
pflanzenbuch. 1. Lfg. 4. Stuttg. %. — ßerfo/ont, A., Flora italica. T. 
Vif. Fase. 2-4. 8. Bologna (Wien), ä *y ia . — Böek > J - H > naturge- 
treae Abbildgen. d. in Deutschland einheimischen wilden Holzarten nebst 
erläuternd. Text. 15. Lfg. 4. Augabg. a %. — Bogenhard, C, Taschen- 
buch der Flora v. Jena. N. einer Darstellg. d. Vegetationsverhältirisse 
der bunten Sandstein-, Muschelkalk- u. Keuperformation des mittleren 
Saale u. Ilmgebiets. Eingeleitet v. Af. I. Schletden. 8. Lpz. 2'^. — BrHs- 
ger, F. X., Introductio ad artem botanicam. 8. Ulm. ly 5 . — Brongnimrt, 
s. Mineralogie. — Diesing, C. M., Systema Helmini hu m. Vol. I. 8. 
Wien. 4. — Dietrich, D., Flora universalis in colorirt. Abbildgen. I. 
Abtblg. 78.-82. Hft. It. Abthlg. 141.-144. Hft. III. Abthlg. 134.-142. 
Hft. Fol. Jena, a 2% — = Dieselbe, tfeue Folge. I. Abthlg. 2. «. 
3. Hft. Fol. Ebenda, ä 2%. — Eichelberg, s. Naturgeschichte im All- 
gemeinen. — Endlicher, Hteph., Genera plantarum supplementum V. 8. 
Wien. 17 5 - cplt. 23 9 / 5 . — Ficinus, H., u. G. Heynhold, Flora d. Ge- 

fend um Dresden. 1. Thl. Phanerogamie. 3. verb. Aufl. 2. (Titel-) Ausg. 
. Lpz. %. Der 2. mit G. Schubert herausgegebene Thl., d. Krypto- 
gamie, in 2. (Titel-) Ausg. Ebenda, zu gleichem Preise. — Flora od. 
allgemeine botanische Zeitung, hrsgeg. v. d. botan. Geselltet), in Regens- 
burg. Red. A. E. Für nr ehr. 8. Jhrg. d. neuen, 3H. d. ganzen Reihe. 8. 
Regensburg. 4. — = v. Deutschland. V. D. F. L. v. Schlechtendai, 
L. E. Langethal u. E. Schenk. X. Bd. 3.-8. Lfg. 8. Jena, a %. -^ — 
Dieselbe. 3. Aufl. VII,_ 12-16, VIII, 1-5. — £= r= 4. Aufl. I, 6-16. 
II, 1—6. — -- von Thüringen u. den angrenzenden Ländern. Hrsgeg. v. 
denselben. 103.-107. Hft. 8. Ebenda, a %. — Fries, E., Summa vege- 
tabilium Scandinaviae. Sectio posterior. 8. Stockholm. 2. cplt. 3%. — c~, 
J. A. Waldbergii fungi Natalenses, adiectis quibusdam Capensibus. 8. 
Stockholm. %. lAus d. Actt. acad. scient. Holm.). — Genera plantarum 
florae germanicae iconibus et descriptionibus illustrata. Opus ab Th. Fr. 
L. JVees ab Eeenbeck inchoatum, deinde auetoribus Frid. Cor. Lern. 
Spenner et AI. Putterlik adiuvante Steph. Endlicher continuatura , nunc 

— persecutum. Fase. XXV. Dipsacearum, 8tellatarum, Gentianearum alia- 
rumque gencra plurima. auet. Adalbert Schnislein. Faso. XXVI. Um- 
belliferarum P. I. auet. Th. W. Bischoff. 8. Bonn, a 1. — Heynhold, 
Gr.; das naturliche Pflanzensystem. Mit einer Vorrede v.. H. Ficinus. 
2. (Titel-) Ausg. 8. Lpx. % — Höfle, M. A., Die: Flora der Boden- 
seegegend m. vergleich. Betrachtg. d. Nachbarfloren. 8. Erlangen. la /t»» 

— Hoffmann, H., Atlas zur Flora v. Hessen u. d. angrenzenden Lindem, 
in naturgetreuen Abbildgen. bearb. n. Koch's Synopsis u. Schnittspahn's 
Flora d. Grossherzths. Hessen. 1. Heft. 4. Darmstadt. Via-' — * Jrmiseh, 
Th., zur Morphologie der monokoty tischen Knollen- u. Zwiebelgewächse. 
8. Berlin. 1%. — Kunth, C. £., Enumeratio plantarum omnium hocasque 
cognitarum sec. familias naturales dispos. T. V. 8. Stuttgart. 4 */ 6 (b. j. 
14 9 /io) — Kunze, G., d. Fanrenkrauter in kolor. Abbildgen erläutert 1. 
beschrieben. II. Bd. 3. Lfg. 4. Lpz. a 2%. — Kützing, Frdr. Tr., Ta- 
bulae phycologicae od. Abbildungen d. Tange. 1. Bd. n. 2. Bd. l*-8. 
Liefg. 8. Nordhausen. 13. col. 26. — Lincke, J. R., Deutschlands Pflan- 
zengattungen , m. Beschreibg. 1. Liefg. 4. Lpz. %. — =, Flora von 
Deutschland. 4. verb. Aufl. 94. u. 05. Liefg. 8. Ebenda, a % — kta- 
naea. Journal f. Botanik in ihrem ganzen Umfange. Bd. XXIII. od. Bei 
träge z. Pflanzenkunde. Bd. VII. 6 Hft. Hrsgeg. v. D. P. L. v. Schlech- 
tendai. 8. Halle. 6. — Mettenius, Gr., Beitrage z Botanik. 1. Heft. 6. 
Heideiderg. 1%. — Meyer, C. A,, Kleine Beiträge z näheren Kenntnis« 
d. Flora Russlands. 4. St. Petersburg %. — ==, G. F. W., Flora des 
Königreichs Hannover. I. Thl. II. Thl. 1 Abthlg. u. III. Thl. 1.-3. Hft. 



484 Naturwissenschaften. 

Fol. Göttingen u. Hannover. 36. — Miquä, s. Allgemeine Werke. Acta. 
— • Opitz, P. M., herbarlum florae boemicae. XVI-XXH Hundert. Fol. 
Prag, a 1%. — Pfeiffer, L., Abbildg. o. Beschreibe blähender Cacteen. 

11. Bd. 6. Liefg. 4. Cassel. a 1., ool. a 3. — Pluskai, F. $., neue 
Methode d. Pflanzen auf eine höchst einfache Art gut u. schnell ffir das 
Herbarium zu trocknen. 16. Brunn. 4 /i &• — Reichenbäch, H. Cr. h,, 
Dentocbland's Flora. Nr. U7-123. 4. Lpz. a %. - — s=r, wohlfeile Ana«. 
8er. J. Hft. 66—72. Ebend. a 8 /i &• ~ =» Iconographia botanica. Cent. 
XXI: leones florae Germaaicae. Cent. XI f. Decas. 5—10. et Suppl. 4. 
Lpz. 2 8 / 5 . — =^, Handb. d. natnrl. Pflanzensystems. 2. (Titel-) Ausg. 4. 
Lpz. %. — Rode, J., botanische Tafeln. Tab. II. Pflanzensystem v. B. v. 
Jussien. Z. Schulgebr. f. Gymn. u. s. w. 1 Bog.. Fol. Grünberg. Y 10 . — 
Rückert, C. F., Flora von Sachsen. 2 Thle. Neue Titel Aufgabe. 8. 
Grimma. 1. — Ruprecht, F. J., d. Vegetation d. rothen Meeres u. ihre 
Beziehg. zu d. allgemeinen Sätzen d. Pflanzengeographie. 4. St. Petersbg. 
%. [Aus d. memoir. de l'ac. T. VI.]. — Sahlberg, R. F., Monographia 
Geocorisarum Fenniae. 8. Helsingfors. 8 / H . — Salm-Dyck, J. Fürst »., 
Cacteae in horto Dyckensi eultae. 8. Bonn. 1. — Sckleiden, M, J., d. Botanik 
als induetive Wissenschaft bearbeitet. 2. Thl. Grundzuge d. wiasenseb. 
Botanik. 2. Thl. Morphologie. Organologie. 3. verb. Aufl. 8. Lpz. 4% 
(cplt. 6%). — --, Grundriss d. Botanik. 2. verb. Aufl. 8. Ebenda. — =, 
die Pflanze und ihr Leben. Populäre Vorträge. 2. verm. Aufl. 8. Ebenda. 
2% — Schönheit, Frdr. Chrn. //., Taschenbuch d. Flora Thüringens. 

12. Rudolstadt. 2%. — Seubert, M., d. Pflanzenkunde. 2. Bd. Specielle 
Botanik. 2 Lfgen. 8. Stuttg. ä »/&• [*>• 9. Bd. d. praktischen Lehr- 
bücher]. — Sturmes, /., Deutschlands Flora. Fortges. v. J. W. Sturm. 
l.Abthlg. 93. u. 94. Heft. 16. Nürnberg, ä .%. — Theermann, J., 
Essai de phytostatique appliqu6 ä la chaine du Jura et aux conträes 
voisines ou Etüde de la dispersioo des plantes vasculaires envisagee 
principalement quant a l'influence des roches conjacentes. 2 Vol*. 8. 
Bern. 5 11 /, 5 - — Trautvetter, E. R. v~, d. pflanzen- geographischen Ver- 
hältnisse des europäischen Russlands erläutert. 1. Hft. 8. Riga. %. — 
Unger, s. Mineralogie. — Visiani, R. de, Flora Dalmatica. Vol. III. P. I. 
4. Lpz. 3. <bis j. 11, color. 16%). — Voigt, F. S., Geschichte d. Pflan- 
zenreichs. 9-12 Lfg. (Schluss). 8. Jena, a 2 / 5 . — Wigand, A., Grund- 
legung d. Pflanzen -Teratologie, od. Gesichtspunkte f. d. Wissenschaft!. 
Betrachtg. d. Bildungsabvreichungen im Pflanzenreiche. N. einem Ezcnrs 
u. d. merpholog. Bedeutg. d. Pistills d. Leguminosen, Liliaceen, Prima- 
laceen u. u. den Begriff d. Blattes. 12. Marburg. %. — Zeitung, bota- 
nische. Red. H. v. Mehl u. D. F. L. ©* Schlechtendai. 8. Jhrg. 4. 

Berlin 5%. Zoologie. Abbandlungen, s. Mineralogie; — Berge* F., 

Schmetterlingsb. 2. umgearb. Aufl. in 12 Lfgen. 1. u. 2. Lfg« 4. §t«*tg, 
a *fe. — Bergmann, A., disquisitiones microscopicae de cartiWginibus, 
in specie iiyaliniois. 8. Mi tau. 3 / b . — Blattmann, A., mikroscopisch- 
auatomische Darstell g. der Centralorgane des Nervensystems bei den 
Batrachiern m. besonderer Berücksichtigung t. Rana esculehta. 8. Zürich. 
1 V 15 . — Bonaparte, C L., Fürst v. Canino, Conspectus ge nenn» avium. 
Sect. I. 8. Leyden. 4 l3 / l5 . — =, Catsiogo metodico dei pesci Europei. 
4. Neapel. 1%. — sr Conspectus systematum Mastozoologiae. Ed* II. 
reform. Oruithologiae , edit. ref. additis synonymis Grayanis et Setysanis. 
Her,ieto'ogiae et Amphibioltgiae ed. II. reform. Icbthyelogiae ed. reform. 
Fei. Leyden. Vis* — Brandt, s. Mineralogie. — Bronn, II. Gr., allgemeine 
Zoologie. 8. Stuttg. 2 1 /» [HL Bd. d. Neuen Encyelopadie.]. — = g. 
Mineralogie. — Bruch, W. P. Sehimper et Th. Gümbel, Bryologia Earopae 
seu genera muscerum euro(»aeorum monugraphice illustrata. Fase XLI1I. 
4. Stuttg. ä 2%. — Burmeister, H., .Die Labyrintbodonten a. dem Saar- 
bräcker Bteinkohlengebirge* zoologisch geschildert. 3. Abtblg. der ,Ck- 



•;-(!■" ! Nafenrfrissensdiaften, 496 

schichte d. deutschen Labyrinthotfonle« Archejgosfturns. 4. Berlin, a 3%. 
— Catalogus caleopterorum Enrepae. 8. Bautzen* tyu ••— FiscAir, J. G., 
d. Tbierreich F. d. Schulunterricht beerb, z« den Waiidtaleln d. Natur- 
gasen. 4. Tbl. Die wirbellosen Tbiere. 2. Venu. n. ve#b. Aufl. 8. Lpz. % 
(cplt. 1%). — Fresenius, Gf., Beiträge zur Mykologie; 1. Hft. 4. Frank- 
furt a. M. 1. — Freyer, C. F., neuere Beiträge zur Schmetterlings- 
kunde. 91. Hft. 4. Augsburg, ä 1. — Qerhard, P., Versuch einer Mono- 
graphie der Lycänen als Beitrag zur Schmetterlingskunde m. Abbildgen. 

I. u. 2. Hft. 4. Lpz. k 1. — Gorup, s. Chemie. — Harless, E., über 
den Zahnbau des Myliobates u. den • verwandten Rochen Trikeras. 4. 
München. 3 / 6 (Aus den Abhandlungen d. k., bayer. Akad.). — Hechel, 
s. Mineralogie. — Hehn, M., de textura et formatione barbae balaenae. 
4. Mitau. 1. — Herrich- Schaff er , G. A. W., systemnti<che Bearbeite, d. 
Schmetterlinge v. Europa, zu J. Hubner's Sammig, 41. — 44. Hit. 4. 
Regensburg, ä 3% — — , Sammig. neuer od. wenig bekannter ausser- 
europälscher Schmetterlinge. 1. Lxg. 4, Ebenda 3. — HSven, J, van der, 
Handbuch d. Zoologie. N. d. 2. hol 1 and. Ausg. 1. Bd.: Naturgesch. der 
wirbellosen Thiere. 8. Lpz. 5. — Hyrtl, J., Beitrage zur vergleichenden 
Angiologie. Fol. Wien. %. — rr^ Beitrage zur Morphologie der Uroge- 
nital- Organe der Fische. Fol. Ebenda. % (Beide Schriften a. d. I. Bde. 
d. Denkschriften d. Akademie). — Jäger, Ö., u. d. Übereinstimmung d. 
Pygopterus lucius A'g. mit dem Archegosaurus Decheiiii Goldst. 4. Mün- 
chen. % (Aus d. Abhandlgen. d. k. bayer. Abad.). — Rinberg, J. G. ti., 
Monographiae zoötomJcae. I.: Tragulus javanicus. 8. Lund. 1. — Krauss, 
F., d. Thierreich in Bildern nach seinen Familien u. Gattungen darge- 
stellt. Säugethiere. 5. u. 6. Lfe, 4. Stuttgart. 7 / 8 . — Küster, H. C, die 
Käfer Europa'*. N. d. Natur beschrieben. 19. u. 20. Hft. 16. Nfirnbere. 
ä 1. — Labram, J. D., Die schweizerischen Käfergattungen in Abbil- 
dungen n. d. Natur. Nach Anleitg. u. mit Text v. L. Im hoff. 19.—24. 
Hft. 8. Basel, ä %. — -~, d. Gattungen der Rüsselkäfer. Mit Beschrei- 
bungen v. L. Imhoff. 17. Hfl. 8. Basel, ä 11 /*a. — I*eyh, Fr. A.j Hand- 
buch der Anatomie der Hausthiere, . 2. Lfg. 8. Stuttg. a. \. — hüben, /f., 
vollständige Naturgesch, d. Siugethiere. Neue Ausg. 1 .—4. Hft. 8. Eilen- 
burg, a %. — Martini u. Chemnitz, systematisches Conchyiien-Cabinet. 
Neu hrsg. v. H. C. Küster. 88.-*94 v Lfg. 4. Nürnberg, a 2. Midden,- 
dorff, A. TH. v. % Beitrage z. einer Malaeozoologica ' Rossica. Abthlg. 

II. u. III. 4. St. Petersburg. 3«/ l0 . (cplt. 5V*). — Naturgeschichte, illu- 
strirte, des Thierreichs. 30.— 34, Lfg. (Scnfuss). Fol. Lpz.. a % — 
Naumannia. Archiv t, d. Ornithologie. Organ d. deutschen Ornithofogen- 
Vereins. Hrsgeg. t. E. Baldamtu. 1. u. 2. Hft .8. KÖthen; d. 2 Hft. 
Stuttgart, a %. — Nkkerl, Frz. Ant., Synopsis der Lepidoptcren- Fauna 
Böhmens, enth.: Die Papilioniden, Sphingiden, Bombytiden, Noctuiden. 
8. Prag. %. — Quenstedtj s. Mineralogie. — ttemak, A , Untersuchungen 
u. d. Entwickig. d. Wirbelthiere. i. Lfg. Fol. Berlin. 4. — Schinz, H, R., 
Monographien der Säugethiere. M. Abbildgen v. Conr. Knoll. '23.-25. Hft. 
4. Zürich, ä 1%. — Stannius, ß,, Das peripherische Nervensystem der 
Fische. 4. Rostock. 3%, — Stein, J. P. E. Frdr., D. lebenden Schnecken 
u. Muscheln, d. Umgegend Berlins. 8. Berlin. %. — Swedenborg, E., 
Regnum animale anatomire, physice et philosophice perlustratum.. Part. 
VI. sect. I. de periosteo et de luAmmis. Pars VII: de anima. Edid. 
J. Fr. Im Tafel. 8. Tubingen. i% n. 2. — Thienemann, F. A. L., 
Fortpflanzungsgeschichte der gesämmten Vogel n. d gegen wärt. Stand- 
punkte d, Wissenschaft. 5. u. 6. Hft. 4. Lpz. ä 4. — Verzeichniss der 
im zoologischen Museum d. Univer&it&t Halle- Wittenberg aufgestellten 
Säugethiere, Vogel u. Amphibien. V. Bur meist er. 8. Halle. %. — Wagner, 
s. Mineralogie. — Willkomm, M., Recfcerehfes sur Torganojprapbie et 1a 
Classification de globulariees. 4. Lpfe !2. ^ Zeitschrift f/ wisaeaaeta^ 



436 Naturwissenschaften. Pädagogische Schriften. 

Zoologie. Hrsgeg. r. C. Tk. v. Siebold u. //. KotWcer. I. Bd. 4. — II* 
Bd. 3. Hft. 8. Lpz. % o. 2: (bis j. 7%). - t= für Malakozoofogie. 
Hrsgeg. v. K. Thdr. Menke n. L. Pfeifer. 7. Jahrgang, 8. Cassei. l 1 ^. 
— Zeitung, entomologische. Red. C. A. Dohrn o. >4. Linke. 11. Jahr- 
gang. 8. Stettin. 3. 

■ 

IX. 

Pädagogische Schriften *). 

Bericht ober die am, 4., 5. o. 6. Aag. 1849 abgehaltene % Veraammlg. 
4. Vereins norddeutscher Schulmänner. V. Andresen, Brandts, Bahn u. 
Wichmann. 8. Hamburg. " 10 . — Birker, P., Grundlinien d f christlichen 
Jugend bildung. 8. Augsburg. % (katholisch). — Blatter, rheinische, für 
Erziehung u. Unterr. v. F. A. W. Diesterweg. 41. u. 42. Bd. d. Nenen 
Folge. 8. Basen. 2%. — Bondi, L., Praktischer Lehrcursus d. Gedieh t - 
nisskun&t. 1. u. 2. Öyclus. 8. Graz. 1%. — Cooper, C. F., Ein Wort 
über die Schulfrage vor Gott u. allem Volk an Minister u. Stande. 8. 
Stade. y 24 . — Droste zu Fischering, Erzbischof C. A. Frhr. v. t Ge- 
danken über Erziehung. 8. Monster. Vio (katholisch.). — Entwurf einer 
Gymnasial- Ordnung f. Schleswig- Holstein. 8. Kiel %. — Ernst, K., 
Wieder d. Schulfrage. 8. Hannover. %. — Erziehung, die, des Menschen, 

. zum Menschen n. Burger. 8. Wien. */ 5 . — Gutbier, A., die Gliederung 
d. Unterrichts- u. Erziehungsanstalten in Bayern. 8. München. 7 /. . (Abdr. 
a. d. Gymnasialblättern). — Gymnasialblätter. Ein Archiv f. d. wichtig- 
sten Interessen deutscher Gelehrtenschulen m. besonderer Rucksicht a. 
Bayern. Hrseg. K. Cleska u. A. Schoppner. I. Bd. 4. — II, 2. Hft. 8. 
Augsburg ä %. Hehl, d. Reorganisation d. höheren Gewerbschule z. 

Cassei. Beitrag z. Pädagogik. 8. Marburg. %. — Heiland, K G», über 
Gymnasialbildung. Zwei Reden. 8. Halberstadt. V 10 . — rrr, Zur Frage 
q. d. Reform der Gymnasien. 8. Halle, *£. — Heinrich, K., Nieder mit 
den griech. u. röm. Klassikern. 8 r Danzig. x / 5 . Henrichsen, A. J. F., 
u. d. Verbindung d. Gelehrtenschule m. d. Realschule. 8. Schleswig. l / l0 . 
~, d. Schule Einheit. 8. Schleswig. l / i0 . — - Heppe, s., Geschichte. 
Hessen, Zeitschrift. — Hopf, G. W.>> über Mnemonik u. deren Anwen- 
dung in Schulen. 4. Fürth., l 4- — Jorg^ J. Chr. L., d. Erziehung des 
Menschen zur Selbstbeherrschung. 8. Lpz. l / b . 7r ; Kochlv, H., der nr- 
aprüngl. Entwurf z. einem allgem. Schulgesetze f. d. Kpnigr.. Sachsen. 
N. e. Anhange. 8- Lpz. %. — Langerikerefr 25., Was fordert unsere Zeit 
von der öffentlichen Erziehung? 8. Elberfeld. l / )ö . — Lehmann, M., d. 
Freiheit d. Unterrichts. 8. Regensburg. T /i*« — -^, J, A. 0. L.* über 

,, Organisation d. Schulbehorden d. preussischen Staates. 8. Marienwericr. 
*4» -r- Leutbeeher, J^ einige Gedanken über pädagogische Setoinarien. 
8. Erlangen. ^. — Luben, A., Lehrpläne für d. 1. u. 2. Bürgerschule 
z. Merseburg. 8. Merseburg Vio* — Magazin f. Pädagogik. Neue Folge. 
#. Jahrgang. 8. Ludwigsburg. 2. — Maltet Pr. f Bremen n. die Schul- 
frage. 8. Bremen. %. — Merz, L., Blick auf unser gesam rotes Schul- 
wesen. 8, Regensburg. % (katholisch). — Meyer, J. F. E., Pestalozzi 
als Mensch, Staatsbürger, Dichter u.. Erzieher mit seinen eigenen Worten 
geschildert. Lesefrüchte aus seinen Werken. 4. Eutin. Vis* — --•> Ueher- 
sicht d. protestantisch-deutschen Unterrichts- und Erziehungswesen seit 
den 70ger Jahren d. vor. Jahrhunderts. Desgl. — Michelet, Vorschläge 
zur Umgestaltung des deutsehen Universitätswesens. 8. Berlin. Vi- — 



* *) Die auf einzelne Lehrfächer bezuglichen methodischen u. päda- 
gogischen Schrifteil sind schon dort eingeführt. 



Pädagogische Schriften. 



437 



Mique'l, F. L., Beiträge zu einer pädagogisch- psychologischen Lehre vom 
Gedächtnisse. I. 8. Hannover. %. — Monatsschrift, pädagogische. Hrsg. 
v. F. Low. 4. Jhrgg. 8. Magdeburg. ,3. — Moseum d. rheinisch-west- 
phälischen Schulmänner- Vereins, red. v. Grauert, Beinen, Högg, Schöne, 
Wilberg. 5. Bd. 2. Hft. 8. Arnsberg, cplt. l ,T / 30 . — Ostermann, L. F., 
Pädagogische Randzeichnungen. 1 Bd. 8. Hannover. 1V 5 . — Pctzval, 
J. y die Ministerialverordnung u. d. neue Entwurf v. 1850 u. d. Habili- 
tation d. Privatdocenten. 8. Wien, gratis. — Pfeffer 9 E , Briefe von der 
Oder ü. pädagog., religiöse u. politische Zustände. 8. Lpz. 1. — Press- 
ier, M. R. 9 Deutschlands Schulreform v. Kindergarten — z. Hochschule. 
8. Leipzig. 1. — Protokolle d. 2. aligem. deutschen Lehrerversammlung 
iu Nurnbg. 16. Fürth. %. — Recknagel. A., e. Beitrag z. Diagnose d. 
neuesten Gymnasialreforn. Wider C\ Burkhard} 8. Nürnberg. %. — 
Repertorium d. pädagogischen Journalistik u. Literatur. Hrsgeg. v. F. X. 
Hetndl. 4. Jahrgang. 6. Heft. 8. Augsburg, ä 8 /ii> — Revue, pädago- 
gische. V. Mager in Verbindung mit Scheitert, Langbein u. Kuhr. 
11. Jhrg. 1850. Bd. XXIV-XXVI. 12 Hefte. 8. Zürich. 7. — Rothert, 
M., Das Latein im deutschen 'Gymnasium. Ein« Lebensfrage. 8. fcrauri- 
schweig. 4 /i5* — Rutgers, A., Oratio de academiis origine nniversitatum. 
8. Leyden. %. — Schnell, K. F., die Schuldisciplin. 8. Berlin. % — 
Schöppner, A., d. neueste österreichische Schalplan. 8. Regensburg. %. 

— Seul, d. Trennung d. Schule von der Kirche. 8. Köln.«*/» (katholisch). 

— Stoy, K. F., Rousseau , Fachte, Considerant u. d. Idee d. Erziehung. 
4. Stuck d. pädagogischen Bekenntnisse. 8. Jena. •%. — Verhandlungen 
d. Conferenz z. Berathung v. Reformen in d. Verfassung u. Verwaltung 
d. preoss. Univ. '8. BerKn. x l*fc, :i — Verordnuasen über d. Organisation 
d. Gewerbeschulwesens in Pretfssen. 8. Berlin. l / 10 . — Zeitschrift f. d. 
Gesatnmtschuiwesea. V! Schnitzer. 1 6. Jahrgang. 4 Hefte. 8. Stuttgart. 2. 

— — f.' d. österreichischen Gymnasien. Reddi- J. G. SeisW, 19. BmnUs^ 
J. Mozart. Mitred. A. Stifter. 1. Jhrg. 12 Hefte. 8.' Wien, ä %. — - = 
f. d. Gvmtiasialweseh. 1 Red; Mühfell. 12 Hefte. 8. Berlin. 4. — Zeitung 
d. allgetn. deutschen ! Lehrer Vereins. 2. Jhrg. 62 Nrn. 4. Lpz. %. 



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I - I 



Register 

* ■ . 

der 

beurteilten und angezeigten Schriften und Sachregister« 



■< 



A. 



Abeh Makedonien vor Kotig Phi- 
lipp. 60, 3. 

Ädert t Essai aur Li via et las tra- 
vaux de Jean Gaspard QraJli. 

. 59, 298. 

Aamiliss Probus: s. Heer wagest. 

Aeschylus: s. Franz, 

Allihn: Uebor die, Bedeutung dei 
Studiums des g riech. Alterthuins. 
59, 294. 

Anselinus Cantabrigiensis : a. Hasse. 

Antiquitäten, und zwar ägyptische: 
s. Brugseh, hepsius; griechische : 
s. Gies, Nekl, Sauppe; römische: 
s. Archäologie , Hof mann, Lau- 
chert, Mercklin, Nagelt, Roulez, 
Zumpt. 

Anzenberger : Bemerkgen zu Actor. 
XVII, 32. 60, 321. 

Archaeologie : s. Roulez. 

Aristophanes: s Täuber. 

Aristoteles : s. Fritzsehe. 

Arithmetik und Algebra: s. Bertram, 
Büchner, Friederich, Richter. 

Arneth : Bemerkungen üb. die Män- 
gel der Österreich. Gymnasial- 
einricbtung und Vorschläge etc. 
58, £96. 

(Auer) Die Sprachhalle. 58, 416. 
Typenschau des gesammten Brd- 
kreises. 58, 416. 

August: Ufber die Ausmessung der 
Körperstumpfe oder Trapeioidal- 
körper. 59, 91. 



B. 



Baarts: U. Annaeus Seneca de Reo. 
59, 215. ' > 

(Bach) Annotat iones ad XV (Uegias 

., Ovidü. 60, 200.. 

Barbieux: Praktisches Elementar- 
buoh der französ. Sprache. 1. 
Curs r 60, a6. 

Barth: Wanderungen durch das pu , 
niache und kyreoäische Küsten- 
land. 60, 3. 

Baumeister : Bemerkungen über das 
Verhältniss von 8chule u. Haus. 

58, 434. 

Baur : Trigonometrische Analysen 
geometrischer Aufgaben. 59, 112. 

Bayerns Studienanstalten, Lehrkräfte 
und Veränderungen in diesen, Pro- 
gramme und Schulerzahl. 1. Art. 

59, 417. 2. Art. 60, 84. 3. Art. 

60, 191. Schluss. 60,317. a. Lage. 
Bendixen : Das älteste Drama in 

Deutschland oder die Comödie der 
Nonne Hroswitha v. Gandersheim. 
60, 221. 

Bertram: Einige Sätze aus d. Zah- 
lenlehre. 59, 91. 

Bibliographie u. Bibliothekenkunde: 
s. Hermann, Hasse, Miller 9 No- 
tices, Weber. 

Bibliotheca classica, zu Brunn im 
Verlage von Carl Winiker er- 
scheinend und bis jetzt in XI 
Nummern den Cornel, Sallust, 
Cäsar, Cicero de senectute, de 



Register. 



439 



araicitia and Paradoxa, LWinsj 
Ovid's Metamorphose« opd Horaz 
enthaltend. 60, 73. 

Biographie': s. Ädert, Fröhlich und 
Schwarz , Krügetetein , Meyer, 
Pansch, Wüstemann. 

Bleske: Zur Grammatik (franzes.) 
58, 434. 

Boissonade : Georgii Pachyiaeris de- 
damationea XIII., quarum XII 
ineditae. 59, 372. 

Bomhard : Aufgaben zu latein. Styl- 
übungen. 60, 161. 

Braune: de Ovidii Metamorphoseon 
loeis quibusdam. 58, 88. 

Braunbardt Proben aus dem Hand- 
buche der franzos. Sprache und 
Literatur. 59, 203. 

Breitenbach: Ueber den Entwicke- 
lungsgang der Göthe*schen Poesie 
bis zur Hallen. Reise. 58,- 218. 

Brix : De Ptauti et Terentii pro so - 
dia. 58, 408. 

Brugsch: Scriptura Aegyptiorutnde 
motica ex papyris et in#criptioni- 
bus explanata. 59, 91. ' 

Brunet de Bröslet Recherchen sur 
les Etablissement» des Grees in 
Sirile. 60, 3. 

Büchner : Theoret. Untersuchung 6b. 
Carden'a Formel oder Losung der 
cubischen Gleichungen. 59, 105. 

Bossemaker : Scholia in Nieandriun 
et Oppian. s. Dübner. 

Bussmann ? Joachim I. und die Re- 
formation. 59, 96. 

c. 

Caesaris Comm< ntarii de belle Gal- 

lico et de bello- cWiK rec. Jos. 

Walz, 60, 73. Vergl. auch den 

Artikel: Schneider. 
Catullus» b. Pleitner. 
Chalcidins: s. Martin. • 
Ciceronia opera (Cato Major,- Lae- 

lios et Paradoxa)» typ. Winiker. 

60, 73. Vergl. auch die Artikel: 

Cramer, Halm, Kramarczik,* Ti- 

scher. 

Claudianus: s. Hertel. 
Conferenzen des roeininger u. btld- 

burghaua. LehrercoUegiums und 

deren Resultate. 59. 106. 107. 
Cornelii Nepotis Vitae excellentitim 

imperatorum ad optima exempl. 

Brunae, Winiker 1849. 60, 73. 

s. auch Nepos. 



Cornelias t Die Naturtenre nach ih- 
rem jetzigen Standpnnete. 59, 393. 

Cramer: Die Familie u. d. Schule 
in ihrem Verhältnisse zur Erzie- 
hung. 59, 205. Ueber Charakter 
und Charakterbildung m der Ju- 
gend, ibid. 206» Ueber die Bedeu- 
tung der Al'terthumskunde als Un- 
terrichtsmittel und ihr Verhältnis« 
zu den Sprachen, ibid. 205. Ueb. 
die Verbalsubstantiva auf tor u; 
trix bei Cicero, ibid. 205. 



Demelrios Phalereusj s» Herwig. 
Demosthenes : s. Doberens, Dübner, 

Dübner et Lefrfinc, Jahne, Schö 

ning, Fömel. 
Didaktik ; s. Pädagogik. 
Dienstanweisung für die Lehrer der 

kurhess. Gymnasien. 60, 809. 
Ditthey: Znr Gymnasialreform. 2. 

Hft. 58, 204. 
Dk)dorusj s. Feder, • 

Dionysins Halicarnassensis : s. Fe- 

der, Roulee. - 
Doberenz: Ausgewählte Reden des 

Demosthenes. Hft. 1. u. 2. 58, 

349. 
DSderlein? Didaktische Erfahrungen 

und Uebungen. 58, 90. 
Dressler i Dissertatio de anctoritate 

Acaderoiae Francogallicae in gram- 

matieis cante sequenda. 60, 222* 
Dressel: Systematiifche Darstellung 

d. griech. un regelmässigen V*rba. 

58, 80. 

Dübner : /typoo&ivovg'OXvpfrunidg 

Texte gree, argument, somraairea, 
notes. 69, 266. 'OfHJoo&'IXuxg. 

59, 270. Schelm in Tbeocritara 
auctiora redd. et aenotatioae erit. 
instructa; Scholia et parephra- 
ses in Nicandrtim et Opptanam 
nunc primum ed. CaU Bussema- 
W* Ob, 20. '• 

Dübner et Lefranc: d r}poa&*Povg 
4 Herta *&lXi*nov a. ß. y. 9. 
Texte re?ue,BTec argument, som- 
maires et notes. 59, 266. " 

Dumont: Essai sur les colonies ro- 
maines. 58, 425. 

.E. 

Eichstädt: Latein Gedicht auf die 
Vermählung der Konigin Vietoria 



440 



Register. 



von England, mit dem Prinzen Al- 
bert von Coburg- Gotha. 2. Ausg. 
v. Wästemann. 59, 316. 

Bister: De liomero tenerae aetatis 
amico. 68, 80; Ueber die Errich- 
tung von Parallei-Glassen in den 
Gymnasien und Progymnasien. 58, 
434. 

Erlasse der Schulbehörden in Ba- 
den. 58, 411. 

Euripides: s. Jessen, Oelschläger. 

Estr£: Horatiana Prosopographia. 

58, 154. 

Eysell und Weis mann : Lueians Ti- 
raön, Anarcharsis, Piscator, Icaro- 
menippus. 60, 115. 

F. : 

Feder: ExcerptaePo!ybio,Diodoro, 
Dionysio, Halicarnassensi atque 
Nicoiao Damasceno. Pars 1. 59,240. 

Feier der dreihuudertjähr. Stiftung 
d. Lyceums zu Heidelberg. 58,438. 

Feldbausch: An die studirende Ju- 
gend. Schulrede. 58,. 439. 

Fiedler : Wissenschaftliche. Gram- 
matik der englischen Sprache. 

59, 75. 

Finckh: Commentatio de auctore 
. rhetoricae, quae dicitur ad Ale- 

xandruro, et de nonnulUs locis 
. ejus libri vel emendandis vel ii- 

lostraiidis. 59, 103. 
Föhlisch: Erklärung zweier Oden 

des Horaz (I, 4. J, 11) von Fr. 

A«g.. Wolf. 58, 215. 
Förtsch: Miscellanea quaedam ad 

grammaticam et lexicographiam 

latinam pertinentia. 60, 85. 
Franz: Des Aeschylos Oresteia, 

Griechisch und Deutsch. 58, 369. 
Französische Sprache: s. Barbieux, 

Lesmimt, buber, Weigand. S. 

auch d. Art. Literatur geschickte. 
Friederich : Von den Kettenbrüchen. 

59, 440. 

Freyer: Die deutsche Turnkunst. 

60, 176. 

Fritzsche: Epistola de locis quibus 
dam Etaicorum Eudemeorum (Ari- 
stotelis). 59, 416. 

Fröhlich. und Schwarz, Lehrer am 
Gymnasium zu München, Lebens 
abriss derselben. 60, 209. 

Funde, die neuesten , auf dem Ge- 
biete der griechischen Literatur. 
59, 227. 339. 



Furtwängler: Der reitende Charon, 
eine mytholog. Abhaadl. 58, 197. 

G. 

Galenus : s. Minus. 

Gantter: Praktische SchuJeramma- 
ük ,der engl. Sprache. 59, 56. 

Gedichte, lateinische: s. Kiohstädt, 
van. Lennep. 

Geheimnisse für Studirende, vor- 
zugsweise angebende und deren 
Kitern. 59, 314. 

Geist: Krinagoras von Mytilene. 
58, 100. 206. 

Geographie , allgemeine : s. Auer ; 
alte: s. Barth, Grotefend, Rou- 
lez, Schönborn; neuere t s. Gott- 
hard ; Methodik der Geographie : 
s. Methodik. 

Geschichte, und zwar alte überhaupt : 
s. Niebuhr; griechische: s. Abel, 
Brunei, de Presle, Grate, Her- 
mann, Herwig, Fischer, Weissen- 
born , . Zelle ; . romische : s. Du- 
warnt, Hennebert^ Hofmann t Kar- 
sten, Nägele*, Roulez ; mittlere : s . 
' Hilgers, Schwartz, Schweitzer, 
Zöpfl ; Reformationsgeschichte : s. 
Bussmann, Schreiter, Schubarth ; 
deutsche: s. Heibig, Sehreiter, 
Schubarth, Schwurt»; preussisch- 
brandenburgische: s. Bussmann ; 
Geschichtsunterricht : s. Lange, 
Löbell, Peter. 

Gödeke: Deutschlands Dichter von 
1813 bis 1843. 58, 283. 

Gotthard: Ueber die Ortsnamen in 
Oberbaiern. 60, 108. 

Grammatik und Sprachenkunde und 
zwar allgemeine: s. Auer; grie- 
chische : s, Dr esset, Kleinschmidt, 
Vbmel; lateinische: s. Gramer, 
Förtsch, Grüter und Middendorf, 
Hand, Högg, Poppo. Weigand, 
Wocher ; deutsche : s. Hahn, Hart- 
mann, Kärcher, Olawski, Silber- 
stein, Wiegand y Zeheter; franzö- 
sische-: s. Bleske, Dressler; s. 
auch den Artikel Französische 
Sprache; englische: s. Fiedler, 
Gantter, Hogl, Poppleton und Bet- 
tac f ,Schifflin, Schottky, Thieme, 
Wmhlert. 

Grote: A History of Greece. I. 
Legendary Greece. 58, 168. Hi- 
story of Greece. Bd. 2-4. 1. Tbl.. 
69, 373, 60, 1. 



Register. 



441 



Grotefend : Zur Geographie o. Ge- 
schichte von Alt - Griechenland. 
60, 3. 

Grüter u. Middendorf : Lateinische 
Schulgrammatik. 58, 394. 

Gutmann: Cajus Cornelius Tacitus 
Werke. Neu übersetzt. 59, 277. 

H. 

Hänisch: Mitteilungen über Vor- 
gänge und Anregungen im Anhal- 
tischen Schulwesen. 59, 206« 

Hahn : Neuhochdeutsche Gramma- 
tik. 58, 71. 

Halm: M. Tullii Ciceronis oratio de 
imperio Cnei Pompei. 59, 46. 

Hand: Tursellinus s. de particulis 
Latinis commentarii. Vol. IV. 
59, 151. 

Hartmann: Ueber den Unterricht im 
Deutschen in den untern u. mitt- 
lem Gymnasialclassen. 58, 435. 

Hasse : Enumeratio variarum Ansei- 
mianorum operum editionum. 59,98. 

Hautz : Geschichte der Neckarschule 
in Heidelberg. 58, 75. Jubelfeier 
der 300jährigen Stiftung d. gross- 
herz. Lyceums zu Heidelberg. 58, 
438. Geschichte der Neckarschule. 
58. 439. 

Hebräische Sprache und Literatur: 
•. Heiligenstedt, Klix, Wiener. 

Heerwagen : Collectaneorum ad Aemi- 
lium Prob um specimen. 60, 94. 

Heiland: Zur Frage über d. Reform 
der Gymnasien. 60, 263. 

Heiligenstedt: Commentar. inEccle- 
siasten et canticum canticorum 
58, 65. 

Heinisch: Annotationes ad locos 
quosdam Taciti difficiliores. 59, 80. 

Heibig: Wallenstein und Arnim in 
den J. 1632—1634. 59, 325. 

Henneberger : Corruptos aliquot lo- 
cos Sophoclis emendavit. 59, 104. 

Hennebert, Arth.: Histoire de la 
lutte entre les patriciens et les 
plebejens ä Rome depuis i'aboli- 
tion de la royaute jusqu' a la no- 
mination du premier consul pleb., 
publie par Roulez. 58, 426. 

Hermann (in Göttingen): Disputa- 
tio de scriptoribus illustribus, 
quorum tempora Hieronymus ad 
Eusebii Chronica adnotavit. 58, 
426. De Trasymacho Chalcedonio 



iY. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Kr it. Bibl. Dd. LX. Hfl. 4. 



sophista. 58, 427. De phiiosopho- 
rum Ionicorum aetatibus. 58, 428. 
De Dracone legumlatore Attico. 
58, 429. 

Hertel : Disputatio de nonnullis 
Claudiani loci«. 58, 446. 

Hertlein : Xenophons Anabasis. 58, 
134. 

Herwig : De Demetrio Phalereo. 66, 
317. 

Hilgers: Commentatio de Gregorii 
II. P. M. in seditione inter Ita~ 
liae populos ad versus Leonem 
Isaurum imperatorem excitata 
negotio. 59, 97. 

Historici graeci: s. Müller. 

Högg : Lateinische Lehr- u. Lese- 
stücke. 58, 268. Aufgaben über 
die latein. Lehr- und Lesestücke 
58, 280. Andeutungen zum Ge- 
brauch der latein. Lehr- u. Lese- 
stücke. 58, 282. 

Högl: Umfassende praktische An- 
leitung zum Lesen u. Betonen 
der englischen Sprache. 59, 407. 

Hoffmann Schulnachrichten über 
die Realschule zu Lüneburg. 58, 
434. 

Hofmann: Der römische Senat zur 
Zeit der Republik, 58, 227. 

Homerus : •. Dübner, Elster, Pluy- 
gers. 

Horatii Flacci opera , ad praestant. 
editionum lectiones rec. H. P. 
60, 73. Vgl. auch noch die Ar- 
tikel: Esträ, Fohlisch, Krüger, 
Orelli, Wolf. 

Hörn: Ueber die jetzige Einrich- 
tung unserer (der schleswig-hol- 
steiner) Gelehrtenschulen. 59, 89. 

Huscher: Freimüthige Erörterung 
der Widerlegung gewisser, die 
Volksbildung , betreffender Irr- 
thümer unserer Tage. 60, 219. 

Hutter: Ueber C. C. Tacitus Vor- 
rede zu Agricola. 60, 211« 

Jacob: Sophocles Antigohe. Grie- 
chisch mit Anmerkungen» 58, 115. 

Jahne: Quantum adolescentes no- 
strates litterarum studiosi lectione 
Demosthenis juventur in rebus 
civilibus recte cognoscendis. 59 

88. 
Ihne : Quaestiones Terentianae. 59, 

189. 

20 



442 



Register« 



Jessen : Ueber den religiösen Stand- 
punkt des Euripidei. 58, 95. 

Isocrates: s. Rauchenstein. 

Jubiläen : s. Feier, Lorenz und den 
folg. Art. 

Jubiläums- Stipendium des Lyceums 
eu Heidelberg. 58, 438. 

Jungclaussen : Quaestio syntactica 
de Tacitei sermonis proprietate 
in usurpandis verbi temporibus, 
modis, participiis. 59, 84. 

Junghans t Quaestionum Sophoclea- 
rum spec. II. De Oedipi Colone! 
oraculis et exsecrationibua. 58, 
108. 434. 

Junghans: Quaestionum Sophoclea- 
rum Specimen II. De Oedipi Col. 
oraculis et exsecrationibus. 59, 
3. 115. 

Jungk IL: Ueber die Meeresströ- 
mungen. 59, 91. 

K. 

Kärcher: Beitrag zur Latein. Ety- 
mologie und Lexikographie. 59, 
200. 

Karsten : De historiae Romanae an- 
tiquissimae indole et auctoritate 
deque primis Romae regibus. 60, 
181. 

Katzfey: Abhandlung über Philo- 
sophie und Theologie. 59, 111. 
Was sagt ein echter Deutscher 
dazu? Humorist* Schrift. 59, 111. 

Kellner : Offenbarung der gottlichen 
Trinität. 60, 98. 

Kirchengeschichte, christliche: s. 
Merkle, Wagner. 

Kleinschmidt: Quaestione* de attra- 
ctione, quam dirunt. 58, 446. 

Klix: Erklärung der mosaischen 
Schöpfungsgeschichte« 60, 222. 

Könighoff: De scholiastae in Teren- 
tiam arte critica. 58, 404. De 
ratione, quam Terentius in fabu» 
lis GreecU Latin« convertendis 
secutus est. 59, 193. 

Kolster; De adornata Oedipodis 
Colonei scena. 59, 3. 115. 

Koppe: Anfangsgründe der reinen 
Mathematik. 59, 172. 

Kraft: Bemerkungen über die Re- 
form der Gelehrtenschulen. 58, 

Kramarczik : Die Kunsträubereien 

des Cujus Verres. 58, 4$0. 
Krech: Bericht über die Methode 



des Zeichnenunterrichts der Ge- 
bruder Dupuis. 59, 96. 

Krugelstein: Gedenkworte an D. 
Friedr. Krugelstein. 59, 317. 

Krüger: Die Einrichtung der Schul- 
ausgaben. 58, 80. Drei Satiren 
des Horaz (I, 4. I, 10. II, 1.) 
für den Schulzweck erklärt 60, 
339. 

Kurhessens Schulwesen 60, 298. 



Lage, die materielle, der Gymna- 
siallehrer in Bayern. 59, 428. 

Lange : Die neue Zeit und der Ge- 
schichtsunterricht. 59, 389. 

Laudiert: Das Waidwerk der Ro- 
mer. 58, 110. 

Lauber: Das Wirken und Wesen 
der Naturkräfte. 60, 111. 

Leeser: Hebräisches Lehr- und 
Uebungsbuch. 1. Cursus. 59, 415. 

Lehmann: Ueber Goethe's Sprache 
und ihren Geist. 59, 215. 

van Lennep: Poematum fasciculus. 
60, 190. 

Lehrplan des Berlin. - Comischen 
Realgymnasiums. 59, 89. 

Lehrplan der Schleswig -bolsteiner 
Gymnasien nach der neuen Or- 
ganisation d. J. 1848. 59, 99. 

Lepsius: Denkmäler aus Aegypten 
and Aethiopien. 59, 302. 

Lessintt Traitä complet et m6tho- 
dique de la prononciation fran- 
caise. 60, 166. 

Lesebücher, franzosische: 8. Bar* 
bieux, Braunkard ; lateinische : 
s. Högg ; deutsche: s. Meyer, 

Lexikographie, lateinische: s. Gra- 
mer, Fortach , Hand, Kärcher, 
Poppo. 

Literaturgeschichte , und zwar grie- 
chische: s. Funde, Geist, Her- 
mann, Weber; römische i s. 
Scheibe, Weber; altdeutsche s. 
Bendixen, Lochner; deutsche im 
Allgemeinen t s. Breitenbach, Gö- 
deke , Schafer; französische: s. 
Braunhard. 

Livii Patavini historiarum libri, ad 
optima exempl. rec. H. P. 60, 73. 

Lochner : „Vom Nürnberger Rayss" 
erzählendes Gedichtd. Hans Rosen- 
plüt, genannt Schnepperer. 60, 

an. 



Register, 



443 



Lobeil: Grundzöge der Methodik 

des geschieht!. Unterrichts auf 

Gymnasien. 60, 144. 
Logik: s. Portius. 
Lorenz: Serie« praeceptoram lllu- 

stris apud Grimam Moldan!. 58, 

100. 
Lucianus: s. Eysell u. Weismann, 

Rückert. 
Löbert Ueber das Studium der 

neueren Sprachen , insbesondere 

d. franzosischen , an d. Studien - 

Anstalten. 60, 198. 
Lnthers Wort an die Rathsberren 

u. s. w.: s. Weber, 

Bf. 

Martin: Theonis Smyrnaei Plato- 
nici über de Aströnomia cum Se- 
ren! fragmento. Accedont Georgii 
Pachymeris e libro Astronomico 
fragmenta et Cbalcidit ex Adrasto 
yel Theone locus. 59, 362. 

Mathematik; s. Koppe, Unruh. S. 
auch die Art. Arithmetik, Stereo- 
metrie, Trigonometrie. 

Matthias : Ueber Galater III, 16 u. 
20. 58, 87. 

Mayer: Vierter Beitrag zur home- 
rischen Synonymik. 59, 210. 

Menippus, der Philosoph: «. Rü- 
ckert. 

Mercklin : Die Cooptation der Ro- 
mer. 58, 339. 

Merkel: Lucanus Pharsalia. 1. Buch. 
Latein, u. Deutsch. 60, 85. 

Merkle: Darstellung der Gnesi« des 
Clemens Alexaodrinus nach sei- 
nen Werken. 60, 216. 

Methodik und zwar des altclass. 
Studiums: s. Atlihn, Cramer, 
Jahne , Krüger , Platen , Rau- 
chenstein , Rothert ; d. Geschieh ts- 
tmterrfahts : s. Lange , Lobeil $ 
der französischen Sprache: s. 
Lüber; des Unterrichts im Deut- 
schen: s. W\egan&\ der Lecture: 
s. Mörtl; «der Mathematik, Na- 
turlehre o. Geographie : s. Vecht- 
ma&n. 

Mette: Farbe u. Beleuchtung. 59, 
224. (Kunst bes. Baukunst). 

(Meyer) Uebersicht des protestan- 
tisch-deutechen Unterrichts- und 
Erziehtmgswesens seit den 70ger 



Jahren des vorigen Jahrhunderts 

58, 93. 

Meyer (in Eutin): Pestalozzi als 
Mensch, Staatsbürger u. Erzieher 
. in seinen eigenen Worten ge- 
schildert, Lesefruchte aus seinen 
Werken. 60, 344. 

Middendorf und Gr fiter: Lateinische 
Schulgrammatik. 58, 394. 

Miller: Catalogue des Manuscrits 

. Grecs de la bibliotheque de ffo* 
curial. 59, 227. 339. 

Miaasi Talrivov eloccycoyr] diuXs- 
xrtKif. 59, 3G0. 

Morti : Wie sollen studirende Jüng- 
linge d. Schulbibliothek benutzen? 

59, 437. 

Maller (in Blankenburg) : Einige Ge- 
danken pädagog. Inhalts. 58, 30. 

Müller (in Liegnitz) : Einleitung zu 
einer Darstellung der nationalen 
Ethik der Hellenen. 59, 213. 

Müller (in Paris): Fragmenta histo- 
ricorum Graecorum. Vol. II. 59, 
240 358. 

Mythologie: s. Fnrtwängler, Nekl, 
Weidenbach, Weissenoorn. 

w. 

Naegelä: Studien über altttalischcs 
nnd römisches Staats- u. Rechts- 
leben. 60, 347. 

Naturbeschreibung: s. Cornelius, 
Jungk //., Laubert, Mette. 

Nekl: Geist der Religion der alten 
Hellenen. 60, 194. 

Nepos, Cornelius, erklärt von K. 
Nipperdey. 68, 50. 

Neulateiner: s Ritsohl. 

Neutestamentiiche Exegese : «. An- 
%enberger, Matthias, Teipel, Fö- 
mel. 

Nicander: s. Buesemaker u. Düb- 
ner. 

Nicolaus Damescenus« «. Feder. 

Niebuhr: Vorträge über alte Ge- 
schichte. 59. 167. 

Norsheider: Programm des (kath.) 
Gymnasiums zu Osnabrück (den 
Lectionsplaii ü. einige Schalnach- 
richten enthaltend). 58, 435. 

Notices et Extraits de« Manuscrits 
de la bibliotheque du Roi et au- 
tres bibliotheques pnbliee par 11«- 
stttutro^V ^*Y*«»s*^<w»ä^ v 



444 



Resister. 



o. 

Oehler: Fragmentum glossarii ve- 
teris graeci ex apographo codicis 
alicujus Barocciani. 59, 103. 

Oelschlager; Lectiones Kuripideae. 
60, 324. 

Oestreichs Gymnasial - Unterrichts- 
weaen. 58, 296. 

Olawski : Der Vokal in den Wur- 
zeln deutscher Wörter. 58, 71. 

Oppianus: s. Bussemaker u. D«6- 
wer. 

Orelli: Horatius Flaccus. Recens. 
atqoe interpretatus est J. Casp. 
Orelli. Edit. III., curavit J. Geo. 
Baiter. Vol. I. 60, 45. 

Ovidii Nas. Opera. Vol. II. Meta- 
morphose». Ad optima exemplaria 
rec. H. P. 60, 73. Vgl. auch 
über Ovid die Artikels Bach, 
Braune. 

p. 

Pachymeris: s. Boissonade , Mariin. 

Pädagogik und Didaktik: s. Bau- 
meister, Cramer, D öder lein, Hart- 
mann, Müller; Gyranasialreform : 
s. Dilthey, Heiland, Kraft; Ein- 
richtung von Parallelclassen in 
Gymnasien : s. Elster; Turnkunst : 
s. Freyer ; Volksbildung: s. Hu- 
scher; Einrichtung von Schul- 
ausgaben: s. Krüger; Aesthetische 
Bildung: s. Richter; Zeichnen- 
unterricht: s.Krech; Universitäts- 
leben u. Bildung: s. Geheimnisse, 
Ravaux. Vgl. auch die Artikel 
Schulgeschichte u. Methodik. 

Pansch: Die Geschichte der Euti- 
nischen Schule bis zum Jahre 
1804. (Hierin zugleich die Bio- 
graphien derRectoren von Eutin.) 
60, 343. 

Peter: Der Geschichtsunterricht a. 
Gymnasien. 60, 128. 289. 

Peter : Glossarium Latinum. 60, 224. 

Pfretzachner: Ruckblicke auf die 
Entwickelung des Schulwesens im 
Königr. Sachsen. 58, 110. 

Philosophie und Geschichte der- 
selben: s. Hermann, Katzfey, 
Merkte, Portius, Riedel, Weber. 

Piderit: Analyse des sophokl. Dra- 
mas Ajas Mastigophorus. 60, 317. 

Platen: Bemerkungen über den Un- 
terricht in den alten Sprachen 
auf Gymnasien. 58, 105. 



Piatons Werke. Griech. u. Deutsch 
mit kritischen und erklärenden 
Anmerkungen. Tbl. 1 — 7. W. 
Engelmann 1841-47. 60, 37. 
Vergl. auch die Artikel : Schwa- 
nitz, Stallbaum, Tchorzewski. 

Plautus : s. Brix, Ritschi. 

Pleitner: Des Valerius Catullus 
Gedichte an und über Julius Cä- 
sar und Mamurra kritisch behan- 
delt. 60, 328. 

Pluygers: de Zenodoti carminum 
Homericorum editione. 58 , 3. 
Progr. de carminum Homericorum 
veterumque in ea Scholiorum re- 
traetanda editione. ib. 17. 

Polybius: s. Feder. 

Poppleton und Bettac: Praktische 
englische Sprachlehre. 59, 56. 

Poppo : De Latinilate falso aut me- 
rito suspeeta, commentatio II. 59, 
208. Die Beschlüsse der (preuss.) 
Landesschulconferenz nach ihren 
zu erwartenden Folgen in Hin- 
sicht auf den Unterricht im Grie- 
chischen betr. ib. 110. 

Portius: Ueber den Ursprung der 
Begriffe. 59, 311. 

Prolss: Drei bei feierlichen Gele- 
genheiten gehaltene Schulreden. 
58, 98. 

Programme und Schüleranzahl für 
1848-49 in Bayern. 60, 191. 

Protagoras: s. Weber. 

Q. 

Quicherat: Pensees inedites deMar- 
cus Terentius Varro. 59, 151. 

R. 

Rauchenstein : Die Zeitgemässheit 
der alten Sprachen. 60, 79. Aus- 
erwählte Reden des Isokrates. 
60, 227. 

Ravaux: Das Corpsleben und seine 
heutige Stellung auf der Hoch- 
schule. 59, 315. 

Regulativ für d. Abhaltung d. Leh- 
rer- Conferenzen an den Kurhes- 
sischen Gymnasien. 60, 306. 

Rescripte des herzogl. meinig. Mi- 
nisteriums. 59, 105. 

Rhetorik: s. Schmidt, Schönin g. 

Richters Ueber die ästhetische Bil- 
dung, mit besond. Richtung auf 
deren Pflege in Gelehrten-Schulen. 
60, 103. 



Register. 



445 



Richter; Lehrbach der Planimetrie. 
58, 291. 

Riedel: Philosophische Aphorismen 
über Allheit, Persönlichkeit u. s. w. 
60, 191. 

Ritschi: Jacob! Bernaysii Florile- 
giura renascentis Latioitatis. 59, 
97. T. Macci Plauti comoediae. 
Tom. I. 1. Art. 60, 234. 

Rothert: Das Latein im Deutschen 
Gymnasium. 59, 70. 

Roulez: Sur la legende de Penleve- 
ment des Sabins. 58, 420. Notice 
sur un buste atitique en bronce 
decouvert dans la province de 
Liege. 58,421. Lycurgue furieux. 
58, 421. Observalions snr divers 
points obscurs de l'histoire de la 
Constitution de l'ancienne Rome. 
58, 421. Nouvel examen de quel- 
ques questions de gäographie an- 
cienne de la Belgique. 58, 421. 
Memoire sur les magistrats Ro- 
mains de la Belgique. 58, 421. 
Notice sur un bas-relief funäraire 
du Musäe d'Arezzo. 58, 422. 
Melanges de philologie, d'histoire 
et d'antiquites. Fase. I— V. 58, 
422. Sur une inscription Latine 
de Transylvanie. 58, 423. De 
l'empot d'Aogaste sur les succes- 
sions. 58, 424. Le complot de 
Spurius Maelius, jage* ä l'aide 
d'un fragment räcemment decou- 
vert, de Denys d'Halic. 58, 424. 
Progr. du cours d'antiquites Ro- 
maines, consideräes sous le point 
de vue d'eHat. 58, 425. 

Rückert : Quaestiones Menippeae 
(handeln über Menippus, Melea- 
ger, deren Nachahmer und über 
Lucian und Julianus Apostata). 
58, 111. 

S. 

Sadebeck: Leitfaden der ebenen 

Trigonometrie. 60, 68. 
Sallusti Crispii Catilina et Jugurtha 

ad optima exempi.rec. Jos. JKalz. 

60, 73. 
Sauppe: de demis Athenarum. 60,3. 
Schäfer: Grundriss der Geschichte 

der deutschen Litteratur. 59, 315.' 
Scheibe: De satirae Romanae ori- 

gine atque progressiv 58, 112. 
Scheidler : Die normal enteckteu 

regulären Polyeder. 60, 218. 



Scbifflin: Anleitung zur Erlernung 
der englischen Sprache. 59, 56. 

Schmidt: De epitheti in periphrasi 
substantivorum trajeetione. 58. 
447. 

Schmitt: Geschichte des Ernestini- 
schen Clerical- Seminars. 60, 91. 

Schmitz: Religion, Kirche, Staat, 
Liberalismus und Revolution in 
ihren Beziehungen zu einander. 
60, 323. 

Schneider: Caesar. Bell. Gall. Vf. 
1—28 mit krit. Apparat. 59, 98. 

Schneider: Zar Erklärung schwie- 
riger Stellen in Tacitus Agricola. 

59, 79. 

Schönborn i Beitrage zur Geographie 
Kleinasiens. 58, 210. 

Schoning: Ueber die rednerische 
Kunst in der ersten philipp. Rede 
des Demosthenes. 58, 435. 

Schottky: Englisches Uebungs- und 
Lesebuch. 59, 413. 

Schreiter: Uebersicht der Reforma- 
tionsgeschichte der Herzogthü- 
roer Schleswig-Holstein. 59, HO. 

Schubarth : Fragmente über die Re- 
formation. 60, 111. 

Schulgeschichte und Geschichte des 
Gymnasialunterrichtswesens: s. 
Arneth, Bayerns Studienanstal- 
ten, Conferenzen, Dienstanwei- 
sung, Erlasse der bad. Schulbe- 
hörden , Feier, Manisch, Hautz, 
Hoffmann , Hörn , Kurhessens 
Schulwesen , Lage , Lehrplan, 
Lorenz, Meyer, Norsheider, Oest- 
reichs Gymnasialwesen , Pansch, 
Pfretschner, Programme^ Regu- 
lativ, Rescripte, Schmitt, Stati- 
stik, Studienwesen , Sulamith, 
Fechtmann, Volger, Wieg and. 

Schulreden, lateinische u. deutsche: 
s. Feldbausch, Krügelstein, Prölss, 
Stallbaum, Wüstemann u. Zöpfl. 

Schwanitz : Quaestiones Piatoni cae. 
68, 418. 

Schwartz s König Conrad I. d. Franke. 

60, 317. 

Schweitzer: Les ordres roilitaires 
et religieux du moyen äge. 59, 94. 

Seminarien , die bischöflichen und 
ihre Geguer. Programm d. Gymn. 
zu Metten. 60, 202. 

Seneca: s. Baarts. 

Silberstein: Wie. d«t ^gf*SL ^«* 



446 



Register. 



und german* Sprachen ausgedruckt 
wird. 60, 110. 

Sophocles: s. Henneberger, Jacob, 
Junghana, Kolster, Piderit, Wun- 
der. 

Speck i Observationum critic. in 
Terentiara specimen. 59, 197. 

Sprachenhalle, die: *. Auer. 

Stallbaum: De bonarum litte rar ura 
studio efficacissimo animi in rebus 
adversis tranquillandi praesidio 
et adjumento. 58, 103* Examen 
testimoniorum de Phaedri Plato- 
nici tempore natali antiquitus pro- 
ditorum. 58, 104. 

Statistik der Gelehrten- u. höheren 
Burgerschulen in Baden. 59, 442. 

Statistik der Gelehrten-Schulen des 
Herzogthums Nassau. 59, 448. 

Stereometrie : s. August, Scheidler. 

Stipendien: s. Verxeichniss. 

Studienwesen , das höhere u. nie- 
dere, im Grosshertogthum Baden, 
dargestellt in einer Sammlung der 
hierüber erschienenen Gesetze u. 
Verordnungen. 58, 187. 

Stylbücher, lateinische: a.Bomhard* 

Sulamith, israelitische Lehr- und 
Erziehungsanstalt in Fulda. 60, 1 10. 

T. 

Taciti Opera ed. J. C. Orelli. Vol. 
II. 58, 25. Taciti opera ed. F. 
Ritter. Vol. III et IV. 58, 2*. 

Tacitus, kleinere Schriften üb. den- 
selben. 59, 79. 'Vergl. auch die 
Art. : Gutmann, Heinisch, Hutter, 
Jungclaussen, Schneider. 

Täuber: De usu parodiae apudAri- 
stophanem. 59, 92. 

Tagmann : De Taciti Germaniae ap- 
paratu critico. Adjecta est com- 
mentatio de particulae donec 
nsu, 59, 80. 

Tchorzewski: De Politia, Timaeo, 
Critia, ultimo Piatonis terntone. 
58, 248. 

Teipel : De scriptis Joannis apostoli 
etc. 58, 335. 

Terentius: s. Brix, lhne, König* 
hoff, Speck. 

Theo Smyrnaeus: s. Martin, 

Theocritus: s. Dübner. 

Theologie: s. Anzenberger , Kaiz- 
fey, Kellner, Klix. 

Thieme: Schulgramroatik der engl. 
Sprache, 59, 56. 



Tischer: M. T. Ciceronis Cato Ma- 
jors, desenectute dialogus, sprach- 
lich und sachlich erläutert. 58, 390. 

Trigonometrie: s. Baur, Sadebeck, 
Unruh. 

Turnkunst i s. Freyer* 

Typenschau: s. Auer. 

u. 

Universitätslehens s. Pädagogik. 
Unruh : Lehrbuch der Geometrie u. 
Trigonometrie. 60, 186. 

V. 

Varro: s. Quicherat. 

Vechtmann: Der Unterricht in der 
Mathematik, Naturlehre u. Geo- 
graphie in der Gelehrtenschule zu 
Meldorf. 59, 216. 

Verzeichnisse vollständiges, speciel- 
les, alphabetisch geordnetes der 
im Königr. Sachsen bestehenden 
Geldstipendien. 59, 315. 

Vischer: Ueber die Bildung von 
Staaten und Bunden im alten 
Griechenland. 59, 373. 

Vömel : Ueber Demostbenes Cor. 
§. 169. und Neaer. $. 90. 59, 206. 
Zur Wortkritik der Evangelien. 
J39, 206. 

Vömel: De modis conjunctivo et 
optativo verborum ui secundum 
codd. Demosthenicos scribendis. 
58, 99. 

Volger : Die Realschule zu Lüneburg 
nebst Schulnachrichten von Hoff- 
mann. 58, 434. 

w. 

Wagner i Der Chiliasmus in den 
ersten christlichen Jahrhunderten. 
60, 96. 

Wahlert: Engl. Lesebuch. 59,414. 

Weidenbach: Mythologie" der Grie- 
chen und Römer. 59, 291. 

Weber (in Kassel): Nachträge und 
Berichtigungen zu seiner Ge- 
schichte der städtischen Gelehr- 
tenschule zu Cassel, und Luthers 
Wort an die Rathsherren aller 
Städte deutsches Landes. 58, 87. 
Dissertationis de latine scriptis, 
quae Graeci veteres in linguain 
snam transtulerunt, III. part. 60, 
317. 



PerioneQ-RegUter. 



447 



Weber (in Marburg): Quaestiones 
Protagoreae. 60, 317. 

Weigand: De la versification fran- 
caise. 58, 209. 

Weigand: lieber Person u. Sache 
in der latein. Syntax. 60, 332. 

Weismann u. Eysell: Lucians Ti- 
mon o. s. w. : s. Eysell. 

Weissenborn: Hellen. (I. Pheidon 
von Argos). 59, 378. 

Wiegand : Znr Methode des Unter- 
richts in der deutschen Sprache. 
58, 207. 

Wiegand : Die Schulgesetze von 
Worms. 58, 221. Ein Philosoph 
und das heutige Volksschulwesen» 
ib. 221. Das offene Geheimnis« 
des Wormser Schulwesens und des- 
sen Kritik, ib. 221. Die Schwie- 
rigkeiten des Wormser Schulwe- 
sens, ib. 221. 

Wiener : Wörterbuch z. Pentateuch. 
60, 155. 

Wocher: Die lateinische Wortstel- 
lung. 58, 188. 

Wolf, Fr. Aug.: Erklärung von 
Horat. Od. 1. 4. u. I. 11. 58, 
215. 



Wundert Sophodia Oedipus Co* 
loneus. Ed. III. 59, 3. 115. 

Wunder u. Lorens: Einladung gur 
Feier des 300jahr. Jubiläums der 
Landesschule zu Grimma. 59, 
336. 

Wastemann; Oratio in memoriam 
Friderici Krugelateinü. 59, 317. 

X. 
Xenophon: s. Herttein. 

Z. 

Zeheter: Satslehre. 58, 70. 

Zelle: Beiträge zur älteren Ver- 
fassungsgeschichte Athen 's. 59, 
326. 

Zenodotus: 8. Pluygers. 

Zöpfl: Rede zum Geburtsfeste des 
verst. Grossherzogs Karl Fried* 
rieh von ßaden u. mr akade». 
Preis vertheilung. Üeber den Pro* 
zess von Karmainz gegen Götz 
v. Berlichingen. 59, 443. 

Zuropt: De legibus iudieiisque re- 
petund. in republica Roman«. 
58, 227. 



Personen-Register*). 



ä. 

Abeken. 58, 435. 
v. Adelsheim. 58, 445. 
Aigner. 60, 202. 
Albrecht in Mainz. 58, 208. 
Albrecht in Munnerstadt. . 60, 216. 
Aleck. 59, 219. 
Altmann» 60, 108. 
Ammer. 60, 208. 
Andres en. 60, 221. 
Anglhuber. 60, 208. 
Anzenberger. 60, 321. 
Appel, 58, 86. 
Arndt. 58, 448. 

Arneth , Generaldirector der Gymn.- 
Stud. in Oestrelch. 58, 296. 



Arneth in Heidelberg. 58, 441. 

Arnold, G., aus Karlsruhe nach 
Werthheim versetzt. 58, 215. 

Arnold von Bamberg nach Munner- 
stadt versetzt. 60. 91. 216. 

Arnold I. in Halle. 59, 103. 

Arnold II. in Halle. 59 103. 

Asmus. 59, 91. 

v. Auer. 58. 416. 

Auerbach, Jac, 58, 99. 

Auernhamer. 60, 219. 

August, Director in Berlin. 59/90. 

B. 

Baarts. 59, 215. 

Bach in Lohr. 60, 200. 



*) Di« mit eioem f versehenen Namen bei«\c\Mwi>l«x%\»t\w&«« 



448 



Personen-Register. 



Bachoven von Echt. 58, 335. 
Bahr in Heidelberg. 58, 437. 440, 

442. 59, 446. 447. 
Bally. 60, 221. 
Barentin. 59, 90. 
Bauer zu Freiburg i. Breisgau. 58, 

420. 
Bauer in Mannheim. 58, 444. 
Bauermeister. 59, 92. 
Baumeister. 58, 434. 
Baumgarten. 58, 82. 
Baumstark. 58, 419. 
Baur in Darmstadt. 58, 206. 
f Baur in Mainz. 58, 208. 
Baur in Ulm. 59, 112. 
Baurittel. 58, 418. 
Bausch. 58, 208. 
Beck, K., in Carlsruhe. 58, 415. 
Becker in Cassel. 58, 86. 60, 

315. 
Becker in Hadamar. 59« 448. 
Becker in Mainz. 58, 208. 
Becker in Wittenberg. 58, 218. 
Beda Weber. 59, 206. 
Behaghel in Heidelberg. 58, 436. 
Behaghel in Mannheim. 58, 443. 
Behm. 59, 208. 
Beisler. 59, 418. 
Bellinger. 59, 448. 
Benary. 59, 90. 
Bender. 58, 206. 
Bendixen. 60, 221. 
Beneke. 60, 316. 
-Berendt. 59, 206. 
Berk. 60, 216. 
Berkhan. 58, 81. 

Bernhardt in Wiesbaden. 59, 448. 
Bernhardt in Wittenberg. 58, 218. 
Bertram. 59, 90. 
Bethusy, Graf. 58, 105. 
Beurlin. 59. 112. 
Beust. 59, 92. 
Beutlhauser. 60, 321. 
Beyer. 58, 83. 
Bei. 60, 219. 
Bilharz. 58, 445. 
Birker, Pater. 60, 86. 
Bischoff, Univ.-Prof. in Heidelberg. 

58, 441. 59, 447. 
Blackert. 60, 315. 
Bleske. 58, 435. 
Blummer. 58, 208. 
Blum. 58, 441. 59, 447. 
Bodo. 60, 315. 
Bode. 59, 91. 
Böhme , Director des Oberkirchen- 

raths in Baden. 58, 191. 



Böhme, Oberlehrer in Halle. 59, 
103. 

Bold. 60, 85. 
Bötticher. 59, 326. 
Bogen von Edenkoben nach Ccrjsel 
versetzt. 60, 96. 60, 108. 

Boje , ehemals Lehrer in Eutin. 60 

344. 

Boll. 60, 194. 
Boltze. 58, 87. 
Tormann. 60, 315. 
Borscht. 60, 327. 
Bork. 58, 210. 
Bossler. 58, 206. 
Brandes. 58, 83. 
Brandis. 60, 221. 
Brandt. 58, 435. 
Braune. 58, 87. 88. 
Braunhard. 59, 203. 224. 
Breddin. 59, 91. 

Bredow, G. G., ehemal. Rector in 
Eutin. 60, 344. 

Breidenbach. 58, 209. 
Breitenbach. 58, 218. 221. 
+ Brenner. 58, 103. 
Breyer. 58, 448. 
Brohm. 60, 111. 
Bronn. 58, 441. 59, 447. 
Broxner von Dillingen n. Kempten 
versetzt. 60, 96. 60, 194. 

Brückner. 60, 317. 

Brüggemann. 58, 105. 

Brüliow. 58, 210. 

Brugsch. 59, 91. 

Brunner, Staatsrath in Baden. 58, 
191. legt die Cura torstelle der 
Universität Heidelberg nieder. 
59, 445. 

Bubendey. 58, 203. 
Buchenau. 60, 315. 
Buchert. 60, 91. 
Buchheister. 58, 83. 
Buchner in Darmstadt. 58, 206. 

'in Metten. 60, 202. von Mönchen 

zurückgekehrt. 60, 208. 

Buchler , Lehramtspraktikant zu 
Freiburg i. B. 58, 420. und in 
Offenburg. 59, 218. 

Büchmann. 59, 94. 
Büng. 59, 217. 
Burger. 58, 448. 
Bundschue. 60, 194. 
Bunte. 60, 315. 
Busse. 59, 90. 
Buttler. 60, 198. 



P eri onen - Register. 



Calmberg. 58, 203. 
Carrara. 60, 209. 

Caasolmann. 58, 35. 60, 314. 
Charlier, Franc.. 59, 926. 
Chevigny. CO, 331. 
ttcllVI. W.. cliemal. (lector in f 

tili. 60, 344. 
Cogniard. 60, 202. 
Collraaim. 60, 315. 

Corte. 59, 224. 

Crecalina. 58, 207. 

Crecelins. 58, 100. 

Creuzer, Univ. -Professor in H 

delberg. 59, 445. 
Creuzer, Lehrer in Hersfeld. 

SlG. 
Cunze. 58, 83. 



Dahtnen. 59, 445. 

Dalwigk. 60, 315. 

Daum. 60, 323. 

Dautienx. 58, 105. 

Degen. 58, 442. 

Deichmann. 60, 316. 

Deicke. 59, 94. 

Deimling. 59, 219. 

Delff. 59, 217. 

Delffs. 58, 441. 59, 447. 

Deybeck. 60, 202. 

Diehl in Gössen. 58, 100. 58, 207. 

Dielitz. 59, 96 

Pietericb. 58, 86. . 

t Dietrich. 58, 103. 

Diltbey. 58, 204. 208. 209. 

Ditbraar. 60, 315. 

Pirnberger. tjf), HG. 

DUtenbcrger. 58, 441. 



. 58, ! 
■i- 1- L.l.rl. 



Ditti 
Dittric 

Doberena. 59, 110. 
Doderlein. 58, 90. 60, 108. 
Dölien. 59, 92. 
+ Doli. 59, 90. 
Dummerich. 60, 316. 
Donsbach. 58, 417. 
Drechsler. 59, 326. 
Drescher. 58, 207. 
Dreiael. 58, 83. 
Dressler. 60, 222. , 
Dronke. 60, 315. 
DSU. 60, 219. 
Döring. 60, 324. ' 

Ilnmonl.. 58, 425. 



Ebel. 59, 10. 

Eble. 58, 196. 

Eckert toi) Freiburg i. B. 58, 419. 
nach Heidelberg versetzt. 59, 
436. 

Eckstein. 59, 103. 

Eggemann. 58, 435. 

Eggers. 60, 221. 

Ehrlich. 59, 215. 

Eich. 58, 208. 

Eichens. 59, 96. 

Eiselefl. 59, 91. 

Eilengrein. 58, 419. 

Eisenlohr in Carlarobe. 58, 414. 

Eisenlohr in Pforzheim. 59, 2l9. 

Eisenmann. 60, 327. 

Eckermann , ehcmal. Rector in Es- 
tin. 60, 344. 

Elten. 58. 203, 

Kister. 56, 434. 

Engelhardt. 60, 202. 

Ender. 60, HO. 

Enzenabergar. 60, 103- 

Erier. 58, 104. 

Eyssel. 60, 315. 

Einer. 60, 110. 

Ejsseiihar.lt. 59, 419. - • 

F. 

Faber. 59, 419. 

Fabriciaa. 59, 215. « 

Kahle. 60, 111. 

Fakkm-r. 59, 203. 

Feeht. 53, 442. 

Fobmer. 60, 224. 

Mm. 59. 111. 

Feietle. 60, 194. 

Feld. 59, 90. 

Feldbauach. 58, 437. 439. 

l'Vlillii.ll'. 53, 435. 

Feldhügel 60, 224. 

Feldmann in Cottbus. 58, 87. 

Feldmann in Altona. 60, 221. 

Fenner. 60, 315. 

Fertig. 60, 321. 

Fesenbeckh. 58, 442. 



Fen 



■, 316. 



Fickert. 60, 224. ., 

Fickler in Donauescbingen n. Ra- 
statt. 58, 445. 
Fickler. 58, 417. , 

Fiedler. 59, 224. . , 

Fischer in Dresden. M. 1 ^. 
Pnäwt \* TMS» . ^ , m- 



460 Person« 

Fischer in Hamburg. 58, 203. 

Fischer in Mönchen. 60, 209. 

Fischer in Speyer. 60, 327. 

Flathe an der kreuzschule zu Dru- 
den. 59, 318. 

Flemming. 59, 215. 

Flint. 58, 445. 

Floto. 58, 105. 

Fluek. 58, 100, 

Flück. 58, 207. 

Flügel. 58. 85. 60, 314. 

Föhlisch, Director in Werihheim. 
58, 215. 

Fälllisch ian.. Prof. in Werthheim. 
58, 215. 

FÖlmer. 58, 335. 

Förtsch. 60, 87. 

Farbiger. 58, 103. 

Francke in Flensburg. 58, 93. 

Francke in Torgau. 58, 448. 

Franke in Liegnitz. 58, 105. 

Frandsen. 60, 221. 

Freudensprung. 60, 108. 

Freund. 60, 110. 

Freymüller. 60, 202- 

Friederich. 59, 440. 

Friedender. 59, 445. 

Friedrich in Heilbronn. 59, 103. 

Fritzsebe in Leipzig. 58, 103. 60, 
223. 

Fröhlich. 60, 209. 

Fromme. 58. 434. 

Fromme!. 59, 219. 

Frotscber. 58, 103. 
Fnrstenau. 58, 85. 60, 314. 
Fahrmann. 60, 316. 
Fuldner. 60. 315, 
Fnnkhäoel. 58, 103. 419. _ 
Furtnängler von Mannheim nach 

Constanz versetzt. 58, 195. 196. 

58, 443. 



Gallo. 59, 448. 
Gallote. 58, 203. 
Gambe. 58, 208. 
Gands. 59, 206. 
Gangengigl. 60, 321. 
Ganss. 58. 208. 
Gaspari. 58, 215. 
Gas«. 60, 110. 
Gebbard. 58, 442. 
Gebhardt. 60, 191. 
Geifer». 58, 435. 
Gefeobanr.,60, 315. 
Geier.. 59, 103. 



Geist. 58, 206. 207. 
Gelbert. 60, 90. 
Gengier. 60, 91- 
Gant. 58. 105. 
George. 59, 90. 
Gercke. 59, 90. 



Gerlinger in Laiidahut u. Neuburg- 
60, 198. 277. 218. 

Gerz. 60, 202. 

Gcssner 58, 210. 

Geyer. 58, 86. 60, 314. 

Gidionsen. 58, 94. 

Gies in Fulda. 60, 315. 

Gies in Hanau. 60, 316. 317. 

Giesel. 58, 448. 

Giesler. 60, 315. 

Gloel. 59, 103. 

Glover. 58, 203. 

Gmelin. 58, 441. 59, 447. 

Görlitz. 58. 21S. 

Goldner. 60, 108. 109. 

Gottbard. 60. 10S. 

Gottscbick. 59, 91- 

Graft". 58, 443. 

Gräser 59, 215. 

Grandke. 58. 210. 

Grebe. 58, 85. 60, 314. 

Grebel. 60, 224. 

Gredy. 53, 208. 

Grein. 60, 315. 

Griepenkerl. 53, 81. 60, 339. 

Grieaee. 58, 208. 

Grobe. 60, 108. 

Gross in Cassel. 58, 86. 60, 314. 

Gross in Marienwerder. 59, 215. 

Grossraann. 59, 90. 

Grotefend. 58, 437. 

Gräter. 58, 335. 

t Grunert in Marieawerder. 59, 



214. 

Günther. 60, 339. 
Güssregen. 60, 108. 
Güte. 60, 111. 
Gätzlaff. 59. 215. 
Gutenäcker. 60, 91. 
Gutenärker. 60, 216. 

H. 

Haas in Dannstadt. 58, 206. 
Haas io Neu bürg. 60, 218. 
Haberkorn. 60 202. 
Habermehl. 58, 436. 
Habenack. 60, 91. 
Hänel. 58, 105. 
H&ftwcb, 5«, 205. 206. 



Personen- Register« 



451 



Hänlein. 59, 419. 

Häring. 60, 209. 

Haussen 58, 441. 59, 445. 59, 446. 

Hagen, Lehrer am Berlin -Cöln. 

Realgymnasium. 59, 90. 
Hagen in Heidelberg, 59, 445. 
Hahn. 59, 445. 
Hainebach. 58, 207. 
Halm. 59, 448. 
f Haltaas. 58, 103. 
Hammer. 59. 224. 
Handrick. 58, 448. 
Hanke. 60, 110. 
Hannauer. 60, 323. 
Hanno, Univ. -Prof. in Heidelberg. 

58, 441. 59, 446. 
Hansen. 59, 217. 

Hanstein , Schulamtscand. in Berlin. 

59, 96. 

Hanstein, Lehrer in Giessen. 58, 
207. 

Hardorff. 58, 203. 

Haring. 59, 105. 

Harrer. 60, 323. 

Hartmann, Subconrector in Osna- 
brück. 58, 435. 

Hartmann, Lehrer in Marburg and 
Rinteln. 60, 315. 

Hartmann, Cand. in Schweinfurt. 

60, 324. 

f Hartmann , Consist.-Rath in Co- 
then. 59, 206. 

Hartnagel. 58, 100. 

Hasse. 59, 98. 

Hasselbach. 60, 315. 316. 

Hassler. 59, 112. 

Haupt. 58. 208. 

Hausdörffer. 58, 81. 

Hautz. 58, 438. 439. 

Hecht. 60, 194. 

Heckmann. 58, 444. 

Heer mann. 60, 315. 

Heerwagen. 60, 94. 

Hefner. 60, 209. 

Hehl. 60, 315. 

Heidel. 59, 212. 

Heigt. 60, 323. 

Heinemann, Praktikant von Frei- 
burg n. Bruchsal 58, 419. von 
Bruchsal nach Rastatt versetzt. 
58, 445. 

Heibig. 59, 325. 

Helferich von Pforzheim n. Carls- 
ruhe versetzt. 58, 414. 59, 219. 

Helm, Director in Bensheim. 58, 
208. 

Helm jun. in Bensheim. 58, 208. 



Henn. 59, 219. 

Henneberger. 59, 104. 105. 

Hennes. 58, 208. 

Hennig. 60, 324. 

Henkel in Berlin. 59, 91. 

Henkel in Fnlda. 60, 315. 

Henle. 59, 445. 

Heraeas. 58, 86. 60, 315. 

Hepke. 58, 210. 

Hering. 58, 105. 

Hermann in Gottingen. 58, 426. 

Heros. 59, 96. 

Herrmann in Bensheim. 58, 208. 

v. Herrmann. 59, 419. 

Hertel in Torgau. 58, 446. 447. 
448. 

f Herter. 59, 95. 

Hertlein in Wertheim. 58, 215. 

Hertlein in Mannheim. 58, 443. 

Herwig. 60, 315. 317. 

Hesekiel. 59, 326. 

Hesse. 60, 110. 

Hetsch. 58, 444. 

Hettner. 58, 441. 59, 446. 

Heuser. 60, 315. 

Hielscher. 58, 210. 

Hierl. 60, 194. 

Hildebrand, Adjunct an der Tho- 
masschule in Leipzig, 58, 104. 

Hildebrand in Dortmund. 60, 224. 

Hilgers. 59, 97. 

Hillebrand. 58, 209. 

Himmelstein. 60, 324. 

Hinrichs in Hamburg. 68, 203. 

Hirsch. 60, 111. 

Hoche. 60, 224. 

Hobel. 58, 208. 

Höften. 59, 445. 

Höfel. 60, 202. 

Hofbauer. 60, 331. 

Hoffmann in Constanz. 58, 195. 

Hoffmann in Lüneburg, froher in 
Celle. 58, 107. 

Hoffmann in Lüneburg. 58, 434. 

Hoffmann in Posen. 58, 210. 

Hoffmann au Rastatt u. Constanz. 
58. 445. 

Hoffmann in Worms. 58, 208. 

Hoffmeister. 58, 81. 

Hofmann in Giessen. 58, 207. 

Hollerieth. 60, 326. 

Holtzmann. 58, 441. 

Holzapfel. 59, 90. 

Hoppe. 60, 110. 

Hoppensack. 58, 417. 

Hörn. 58, 208. 

Ho**. Ste, ^^ 



452 



Personen-Register. 



Haber. 59, 219. 
Hüffell. 58, 206. 
Halse. 58, 103. 
Hoppe in Posen. 58, 210. 
Hoppe in Coesfeld. 58, 335. 
Hupfeld. 60, 315. 
Hascher. 60, 219. 
Hatter. 60, 209. 210. 
Hattler. 60, 85. 

I. J. 

Jacobi. 60, .316. 

Jacobitz. 58, 103. 

Jager. 60, 327. 

Jahne. 59, 88. 

Jahn in Altona. 60, 221. 

Jan. 60, 324. 

Jansen. 59, 217. 

Janson. 60, 111. 

Idler. 59, 219. 

Jeep, Lehrer in Wolfenbüttel. 58, 

83. 
Jeep, Di rector ebendaselbst. 58,83. 
Jessen. 58, 93. 95. 
Jessler. 60, 31 5. 
Ilgen. 59, 448. 
Jocham. 59, 212. 218. 
Joachim. 60, 108. 
Jolly. 58, 441. 59, 447. 
Jülg. 58, 436. 
Juig. 58, 420. 
Jung. 60, 316. 
Junghans , Rector in Lüneburg. 58, 

108. 434. 

K. 

Kachel, Münzrath. 58, 416. 
Karcher , E., Director des Lycenms 

zu Carlsruhe. 58, 415. 
Karcher, K., Prof. in Carlsruhe. 

58, 415, 
Kahnt. 60, 224. 
Kapmeier. 60, 315. 
Kappes , Lehramtspraktikant von 

Constanz nach Bruchsal bernfen. 

58, 195. . . 

Kappes in Durlach. 58, 418. 
Kappes in Freiburg i. Br. 58, 420. 
Karl Friedrich, Grossherzog von 

Baden. 59, 443. 
Kayser in Darmstadt. 58, 206. 
Kayser in Heidelberg. 58, 441. 59, 

446. 
Keil. 58, 105. 
Keim. 60, 96. 



Keller. 60, 216. 

Kellner. 60, 99. 

Kerndt 58, 103. 60, 223. 

Kersten. 59, 90. 

Ketelsen. 59, 111. 

Kiefer. 58, 208. 

Kiessling, Director in Posen. 58, 

210. 
f Kiessling, ehemal. Rector in 

Zeitz. 60, 224. 
Killian. 58, 208. 
Kindscher, 59, 224. 
Kirn. 58, 415. 
Klapproth. 58, 203. 
Klee. 58, 103. 60, 223. 
Kleiber. 60, 209. 
Klein, Classenlehrer in Mainz. 58, 

208. 
Klein in Worms. 58, 208. 
Klein, Zeichnenlehrer in Mainz. 

58, 208. 
Kleinschmidt. 58, 446. 448. 
f Kienner in Liegnitz. 59, 213. 
Klingender. 60, 315. 
Klix in Cottbus. 58, 87. 60, 222. 
Klopp. 58, 435. 
Klose, Musiklehrer in Wittenberg. 

58, 218. 
Kloss, Cantor in Zeitz. 60, 224. 
Kneuttinger. 60, 209. 
Knoch. 58, 83. 
Koby. 60, 317. 
Köchly. 59, 318. 
Köhler in Giessen. 58, 207. 
König. 60, 344. 
Körner in Kempten. 60 , 194. 
Körner in Regensburg. 60, 323. 
Köster. 58, 93. 

Koch in Cassel. 58, 86. 60, 315. 
Koch in Cottbus. 58, 87. 
Koch in Giessen. 58, 207. 
Kock I. in Posen. 58 t 210. 
Kock II. in Posen. 58, 210. 
Kohlrausch. 60, 315. 
Koister. 59, 217. 
Korsinna. 59, 215. 
Kortüra. 58, 441. 5g, 446. . 
Krämer, Candidat in Giessen. 58, 

100. 58, 207. 
Kraft. 58, 199. 203. 
Krahner in Posen. 58, 210. 
Kramer in Kempten. 60, 194. 
Kramer in Metten. 60, 202. 
Krause in Hersfeld. 60, 316. 
Krause in Marburg. 60, 315. 
Krause in Torgau. 58,- 448. 
Ktant. 59, 112. 



Personen-Register. 



453 



K reüssier. 58, 103. 60, 223. 

Krönig. 59, 90. 

Kroymann. 60, 221* 

Krüger in Braunschweig. 60, 339. 

Krugermann. 60, HO. 

Kuby. 60, 317. 

Kühlbrandt. 58, 94. ' 

Kühn in Arnstadt. 59, 203. 

Kühne zu Gotha. 58, 103. 

Kümmich. 58, 209. 

Kuhlmey. 59, 90. 

Kuhn. 59, 90. 

Kunkel. 58. 208. 

Kurz. 60, 209. 

Kutsch. 60, 315. 

L. 

Lackmann, ehemaliger Rector in 
Eutin. 60, 344. 

Lacontrie. 60, 317. 

Lamey in Car.sruhe. 58, 414. nach 
Mannheim versetzt. 58, 443. 

Lang, 60, 202. 

Lange in Blankenburg. 58, 81. 

Lange in Fulda. 60. 315. 

•J* Langen bach in Offenburg. 

Lansing. 58, 435. 

Lanz. 58, 207. 

Lauber. 60, 111. 

Lauchert. 58, 110. 

Laurent. 58, 203. 

Lauteschlager. 58, 206. 

Leber. 58, 437. 

v. Lechner. 60, 218. 

Lehmann in Torgau. 58, 448. 

Lehmann , Lehramtspraktikant in 
Offenburg. 59, 218. 

Lehmann, Dir. in Marienwerder. 59, 
*14. 215. 

Lehmann in Speyer. 60, 326. 

Leitschuh. 60, 91. 

Lender. 58, 195. 

Leonhard, Privatdocent in Heidel- 
berg. 58, 441. 

Leonhard, Aushülfslehrer in Mün- 
chen. 60, 209. 

v. Leonhard. 58, 441. 59, 447. 

Lorsch. 59, 103. 

Levita. 59, 445. 

Lichtenauer. 59, 218. 

Lichtenberg. 60, 316. 

Liebig. 58, 105. 

Liebmann. 59, 103. 

Lindelof. 58, 209. 

Lindenschmit. 58, 208. 

Linder. 58, 195. 



Linge. 60, HO. 

List. 59, 112. 

Listemann. 59, 95. 

Lobe. 60, 315. 

Lochner. 60, 317. 

Löber. 59, 419. 

Lobker. 58, 335. 

Low. 58, 210. 

Löwenthal. 58, 210. 

Lohse. 59, 111. 

Lommatzsch. 59, 90. 

Lomnitzer. 58, 218. 

Lorenz in Grimma. 58, 102. 59, 336. 

Lotz. 60, 316. 

Luber. 60, 198. 

Lucan. 60, 316. 

Lucas. 60, 110. 

v. Lucenay. 58, 435. 

Luckner. 60, 321. 

Lübker. 58, 93. 

Luft. 58, 209. 

Luthardt. 60, 209. 

M 

Macht. 60, 327. 
Maier. 60, 218. 
v. Manger, Louise, 58, 444. 
Mannhart. 60, 321. 
Marggraff. 59, 94. 
Markel. 58, 208. 
Markmütler. 60, 202. 
Marschall. 58, 335. 
Martin. 58, 210. 
Martinet. 60, 91. 
Marx. 58, 335. 60, 317. 
Matthei. 58, 85. 60, 314. 
Matthias. 58, 85. 60, 314. 
Maurer. 58, 206. 
Mayer in Gera. 59, 210. 
Mayer in Kempten. 60, 194. 
Mayer in Manchen. 60, 209. 
Mayer in Straubing. 60, 331. 
Mayring. 60, 91. 
Mehliss. 58, 418. 
Mehnert. 59, 318. 
Mehrlein. 59, 419. 
Meilinger. 60, 194. 
Meister. 60, 108. 
Melcher. 59, 208. 
v. Mender. 60, 91. 
Merkel. 60, 85. 
Merkle. 60, 216. 
Messtorff. 59, 217. 
Mette. 59, 224. 
Metzger. 60, 86. 



454 



Personen - Register. 



Menrer. 58. 43S. 60, 315. 
Meyer in Eutin. 60, 344. 
Meyer in Hamburg. 58, 203. 
Heyer in Liegrtitz. 58, 105. 
Meyer in Neustadt. 60, 219. 
Meyer in Osnabrück. 58, 435. 
Meyert. 58, 435. 
Middendorf. 58, 335. 
Muster. 53, 111. 
Mings. 58, 210. 
Möbius. 58, 103. 
Moller. 58, 203. 
M5rtl. 59, 437, 
Massier. 6t), 110. 
Mohr. 60, 216. 

Mommsen in Flensburg. 58, 93. 
Mommsen in Husum. 59, 111. 
Moroff. 60, 191. 
Mouaang. 58, 208. 
Mühlbauer. 60, 209. 
Müblberger. 60, 103. 
Mühlbrecht. 60, 339. 
Mnhlhäuser. 58, 215. 
Mnhlmann in Leipzig. 58, 103. 
Mühlmann in Balle. 59, 103. 
Müller in Amberg. 59, 437. 
Müller in Augsburg. 60, 85. 
Müller, Dircclor in Blankenburg. 

58, 81. 
Müller in Darmatadt. 58, 206. 
Müller in Hadamar. 59, 448. 
Müller in Hamburg, 58, 203. 
Müller in Kempten. 60, 194. 
Müller in Lahr. 58, 442. 
Müller, Oberlehrer in Posen. 58, 210. 
Müller, Prof. in Posen. 58, 210, 
Müller in Thorn. 60, 111. 
Müller in Torgan. 56, 44S. 
Mönch. 58, 87. 
Münscher, Fried r. , in Marburg. 

60, 815. 
Münscher, Willi. , in Hersfeld. 60, 

316. 
Mulilert. 58, 436. 
Mutzbauer. 60, 316. 
Munier. 58, 208. 



Nägele. 58, 437. 
Nardini. 60, 327. 
Nasemann. 59, 103. 

Nanclc. 58, 86. 
| Neher, Gott.fr., 58, 444. 
Nekl. 60, 194. 
Neumaier. 58, 420. 
Nenmayr. 59, 419. 
Neumüller. 59, 90. 



Nicolai in Constanz und Rastatt. 

58, 195. 445. 
Niederer. 60, 108. 
Niemeyer. 59, 103. 
Nietter. 60. 323. 
Nitzsch. 59, 92. 
Nizze. 59, 91. 
Nobbe. 58, 102, 60, 224. 
Nodnagel. 58. 206. 



Noire 



58. ' 



Nofck. 58, 419. 
Noll. 59, 206. 
Nolto. 58. 435. 
Nonweiler. 58, 208. 
Norsheider. 58, 435. 
Nüsalin. 58, 443. 



Oberndorfer. 60, 323. 
Oeffner. 60, 108. 323. 
Oehler. 59, 103. 
Oehlschläger. 60, 324, 
Oesterlon. 59, 445. 
Oettinger. 60, ]99. 
Oppenheim. 59, 445. 
Ostermann. 58, 8& 60, 3l4. 
Osthelder, 60, 327. 
Ott. 59, 419. 
Oltermann, 59, 215. 
Ollmann. 60, 111. 
Otto, 58, 207. 
Ottsen. 58, 93. 



Paldamus. 59, 326. 
Palm. 58, 103. 
Palmar. 58, 206. 
Pansch. 60, 343. 
Paul. 60. 111. 
Peter in Marburg. 6», 315. 
Peter In Zeitz. 60, 224. 
Petermann. 60, HO. 
Peters. 53, 435. 

Petersen, Cantor in Altena. 60,221. 
Petersen in Botin. 60, 344. 
Petersen in Meldorf. 59, 217. 
Petrl. 68, 86. 60, 315. 
Pfaff. 58, 208. 
Pfeiffer in Berlin. 59, 91. 
Pfeiffer in Carlsrube, 58, 414. 
Pfeiffer in Lahr. 53, 442. 
Pfretzschner 58, 110. 
PW'ktVird. 59, 445. 
Piderit in Cassel. 60. 315. in Hers- 
feld. 60, 316. 317. 
Pistor. 58, 206. 



Personen-Register. 



455 



Platen. 58, 105. . 
Pleitner. 60, 327. 
Polsberw, 59, 90. 
Poppo. 59, 208. . 
Posselt. 59, 445. 

Probst, Lehramtcandidat in Berg- 
zabern. 60, 96. 
Probst in Kempten. 60, 194. 
Prölss. 58, 98. 
Prascb. 60, 202. 
Prowe. 60, 111. 

R. 

Rau. 59, 445. 

Rapp, Lehramtspraktikant in Do- 
naueschingen. 58, 417. 

Rapp in Offenbnrg. 59, 218. 

Rauch. 58, 206. 

Raymann. 59, 215. 

Reddig. 59, 215. 

Reder. 58, 105. 

Reger. 60, 323. 

Reichardt. 59, 112. 

v. Reichlin-Meldegg. 58, 441. 59, 
447. 

Reinbold. 58, 436. 

Renz. 59, 112. 

Resser. 60, 317. 

Reischle. 60, 108. 

Reiisch. 60, 111. 

Reuscher. 58, 87. 

Reuss, Pfarrer und Religionslehrer 
in Worms. 58, 208. 58, 218. 

Richter in Eichstädt. 60, 103. 

Richter in Leipzig. 58, 103. 

Riedel in Hof. 60, 19 1. 

Riegel. 58, 436. 

Riess. 58, 85. 60, 314. 

Rinne. 60, 224. 

Ritgen. 58, 207. 

Ritschi, Gymnasiallehrer in Posen. 
58, 210. 

Ritschi, Univ.-Prof. in Bonn. 59, 97. 

Ritter. 59, 224. 60, 315. 

Rittweger. 59, 105. 

Röder. 58, 99. 

Röslin. 60, 85. 

Roth, 58, 441. 59, 447; 

Rohde. 60, 314. 

Roquette. 59, 208. 

Rosenbaum. 58, 83. 

Rospatt. 59, 111. 

Rossbach. 60, 216. 

Rössel. 59, 448. 

Rostmann. 58, 208. 

Rothe. 59, 445. 

Rothhamraer. 60, 323. 



Rothmann. 58, 448. 
Rott. 60, 103. 
Rotter. 58, 87. 
Rotteck. 58, 93. 
Roulez. 58, 420. 
Ruttinger. 60, 91. 
Ruith. 60, 91. 
Rump. 58, 335. 
Ruropel. 59, 103. 
Rumpf. 58, 207. 
Rundnagel. 60, 316. 
Ruth. 58, 441. 59, 446. 
Rymarkiewicz. 58, 210. 

• 

s. 

Sachs. 58, 210. 

Sack. 58, 82. 60, 339. 

Sattler. 58, 81. 

Sauppe. 58, 448. 

Schaflitzl, 60, 109. 

Schauer. 58, 207. 

Scheibe. 58, 112. 

Scheidler. 60, 218. 

Schellenberg. 58, 420. 

Schenckel. 59, 448. 

Scherm in Constanz nnd Freiburg 

im Br. 58, 195. 58, 420. 
Scherpe. 58, 105. 
Scheuerlein. 59, 103. 
Schick. 60, 315. 
Schildknecht. 58, 445. 
Schilling. 58, 208. 
Schimmelpfeng. 58, 85. 60, 314. . 
Schindler. 59, 219. 
Schirmeister. 59, 91. 
Schlegel , Lehramtspraktikant in 

Freiborg im Br. 58, 420. 
Schlegel in Rastatt. 58, 445. 
Schlosser. 58, 441. 59, 446. 
Schlüter. 58, 335. 
Schmalfuss in Lüneburg. 58, 107.. 

Mitglied des Oberscbulcollegiunw 

geworden. 58, 434. 
Schmeisser, Pirector zu Freiburg,. 

58,195. wirdgeistl.Rath. 58,419. 
Schmeisser in Osnabrück. 58, 435. 
Schmid in Erlangen. 58, 90. 
Schmidt in Berlin. 59, 94. Collab. 

in Halle. 59, 103. in Regensburg. 

60, 323. in Torgau. 58, 447. 448. 

in Wittenberg. 58, 2i8. inZerbsU 

59, 224. 
Schmieder. 59, 326. 
Schmitt. 60, 91. 315. 
Schmitz. 60, 323. 
Schnack. 58, 94. 



456 



Personen- R egister . 



Schneider. 59. 97. 
Schneyder. 58, 445. 
Schnorr. 60, 191. 
Sehn ariein. 60, 191. 
Schöberlein. 58, 90. 
Schödler in Worms. 58, 208. 
Schödier, Oberschulrath. 58, 209. 
Schöllen. 58, 208. 
Scbönborn. 58, 210. 
Schöne. 59, 318. 
Schöning. 58, 435. 
Schönlein. 59, 219. 
Schoch. 59, 224. 
Scholz. 58, 83. 
Schorre. 58, 86. 60, 314. 
Schrandolph. 60, 202. 
Schreckenberger. 58, 218. 
Schreiber, Candidat in Wolfenbüt- 
tel. 58, 83. 
Schreiber , Collaborator ebendas. 

58, 83. 

Schreiber in Offenbnrg. 59, 218. 

Schreiter. 59, 111. 

Schröder. 59, 215. 

Schrenk. 59., 418. 

Schubarth. 60, 110. 

Schuch. 58, 417. 

Schürmeier. 59, 445. 

Schutt. 59, 111. 

Schütte. 58, 93. 

Schütz, A., 58, 103. 60, 224. 

Schütze. 59, 90. 

Schulz in Cottbus. 58, 87. 

Schultze, Prof. in Liegnitz. 58,105. 

Schulze, Stadtschulrath in Berlin. 

59, 96. 

Schulze in Dresden. 59, 326. 
Schumacher, Conr. in Flensburg. 

58, 93. 

Schumacher, Lehrer in Pforzheim. 

59, 219. 
Schur. 60, 85. 
Schwaab. 58, 85. 60, 314. 
Schwab. 58, 417. 
Schwaighart. 60, 208. 
Schwanitz. 58, 418. 

Schwartz, am Friedr.-Werd.-Gymn. 

zu Berlin. 59, 91. 
Schwartz in Fulda. 60, 315. 60,317. 
Schwarz in Ulm. 59, 112. 
Schwarz in München. 60, 209. 211. 
Schwarzenberg. 60, 315. 
Schweins. 58, 441. 59, 447. 
Seidenbusch. 60, 202. 
Seipp. 58, 208. 
Seitz. 60, 323. 
Selckmann. 59, 90. 



Seitmann. 58, 87. 

Selz. 58, 442. 

Seyberth. 59, 448. 

Siegfried. 59, 96. 

Sigel. 58, 191. 

Silberstein. 60, 110. 

Sippell, 58, 85. 60, 314. 

Soldan. 58, 207. 60, 315. nach 

Marburg versetzt. 60, 316. 
Sollinger. 60, 194. 
Sommer. 58, 435. 
Sommerbrodt. 58, 105. 
Spangenberg. 60, 316. 
Spiess. 58, 209. 
Spiker. 59, 96. 
Spiro. 59, 91. 
Spörlein. 60, 91. 

•j-Staberow in Marienwerder. 59,214. 
Stäber. 58, 87. 
Stallbaum. 58, 103. 
Stanko. 60, 209. 
Starke. 60, 210. 
Stauth. 58, 206 
Stegmiller. 60, 194. 
v. Steinäcker. 58, 105. 
Steininger. 60, 209. 
Steinmann. 58, 442. 
Steinmetz. 58, 208. 209. 
Stetter. 58, 195. 
Stevenson. 58, 86. 60, 315. 
Stich. 60, 91. 
Stölzel. 59, 445. 
Stöss. 58, 442. 
Stoll. 59, 448. 
Storck. 60, 315/ 
Strassmayer. 60, 218. 
Strauss. 59, 418. 
Strobel. 60, 218. 
Ströbel. 60, 224. 
Strohhamer. 60, 198. 
Stüve. 58, 435. 
Suchier. 60, 315. 316. 
Süvern. 59, 103. 
Sulzbeck. 60, 202. 

T. 

Tafrathshofer. 60, 194. 323. 
Tannenberger. 59, 103. 
Tauscheck. 60, 321. 
Tassart. 58, 203. 
Teipel. 58, 335. 
v. Teuffei. 59, 218. 
Tbielmann. 58, 105. 
Thisquen. 59, 11 1. 
Thomas. 59>, 448. 
Thorbeck. 58, 435. 
Thudichum. 58, 208. 209. 



Personen- Reg ister. 



457 



Timm in Neuburg. 60, 218. 

Timm. 60. 321. t 

Tiedemann. 59, 446. 

Tiemann. 68, 436. 

Tiesler. 58, 210. 

Tilge. 59, 90. 

Tittmann. 58, 103. 60, 223. 

Treme. 60, HO. 

Trillhans. 60, 191. 

Troll. 60, 110. 

Truttar. 59, 218. 

Troschel. 59, 95. 

Trost. 58, 436. vdu Heidelberg nach 

Mannheim versetzt. 58, 444. 
Tscbiedel. 60, 111. 
Tschuppick. 60, 110. 

Ü. 

Übrig in Dillingen. 60, 96. 
Uhrig in Giessou. 58, 207. 
Ullrich. 58, 203. 
Umbreit. 58, 441. 59, 446.. 
Ungefng. 59, 214. 



Villi. 60, 321. 
Vsohtmann in Katin. 58, 93. 
Vechtmanu in Meldorf. 59, 217. 
Vennigerholz. 58, 434. 
Vilmar. 60, 315. 
Volk. 59, 419. 
Völcker. 60, 111. 
Vömel. 59, 206. 
Volger. 58, 107. 58, 434. 
Volkmar. 60, 315. 
Vogel in Ingolstadt. 60, 194. 
Vogel in Mainz. 58, 208. 
Vogel in Zweibrücken. 60, 335. 
Volckmar. 58, 81. 60, 315. 
Vom, Job. Heinr, cliemaj. lUctoi 
in Eutin. 60, 344. 



Wäfling, 59, 419. 

Wagemano. 58, 415. 

Wagner I. in Darmstmlt. 58, ÜOß. 

Wagner II. ebenda*. 58, 206. 

Wagner in Dillingen, 6fj> 96. 

Waldistel. 59, 90- 

Walleratein. 59, 418. 

Walter, Diu. 68, 218, 

Weber in Augsburg. 60, 86. 

.I.Juhrb. f. PM.k. Püd.ad. Xrit. Bäl, 



Weber in Bergzabern nnd Neustadt 

a. d. Haard. 60, 96. 817. 
Weber in Casael. 58, 85. 60, 814. 

317. 
Weber in Halle. 59, 103. 
Weber in Marburg. '60, 316. 317. 
Weber, Mtuiklehrer nnd Prof. in 

Rastatt. 58, 445. 
Weber, s. Heda Weber. 
Weiohart. 60, 108. 
Weiekert. 60, 316. 
Weierstraas. 58, 335. 
Weigand. 58, 209. 
Weil. 58, 441. 59, 446. 
+ Weiland. 59, 94. 
Weiako. 59, 103. 
Weismann. 60, 315. 
Weiake. 59, 103. 
WeUs. 59. 92. 
Weissbecker. 60, 317. 
Weissenborn. 59» 90. 
Weissgerber. 58, 445. 
Wellenkamp. 58, 435. 
Walizien. 53, 4l5- 
Wendt, Inapactor in Cothetl. 60t 

205. 206. 
Wendt, Hülfelehrer in Poaen. 58, 

210. 
Wensch. 58, 218. 
Wentrup. 59, 92. 
Wejer. 58, 208. 
Weyrauch. 60, 110. 
Wichmann. 58, 218. 
Wiedemanu. 58, 81. 
Wiegand in Casael. 58, 86. 60, 

314. 60, 316. 
Wiegand in Wofml. 58, »7. 221. 
Wilhelmi. 58, 215. 
f Wilke. 59, 90. 
WiU. 60, 315. 
Wiege. 60, 22 . 
WUkemann. 60, 316. 
Wlczek. 58, 444. 
Wöckel. 60, 817. 
v. WSllwarth. 58. 191. 
Wolf. 60, 209. 
Wolff. 59, 90. 
Worlitschek. 60, 209. 210. 
Wunder. 59, 336. 
Wurm in Hof. 60, 191. 
Wurm in Kempten. 60, 194. 



Zauner. 60, 103. 

Zebotmayer. 60, 209. 

Zeidler. 59, 224. 

Zell in Heidelberg. 58, 441. 6», 446, 

Bd. IX. HJIA. ^ 



458 



Personen- Register. Orts-Register. 



Zelle in Berlin. 59, 91. 
Zelle in Dresden. 59, 326. 
Zeller. 60, 327. 
Zeuner. 58, 420. 
Zickendraht. 59, 448. 
Ziel. 58, 434. 



Ziereis. 60, 85. 

Zietz. £8, 93. 

Zimmermann in Badingen. 58, 208. 

Zimmermann in Hanau. 60, 316. 

Zöpfl. 59, 443. 

Zo Rhein. 59, 418. 



Orts - Register» 



Altona. 60, 221. 
Amberg. 59, 437. 60, 337. 
Annweiler. 59, 442. 60, 337. 
Ansbach. 59, 440. 60, 337. 
Arnstadt. 59, 203. 
Ascbaffenburg. 60, 84'. 337. 
Augsburg. 60, 85. 337. 

B. 

Baden. Grossherzogthum. 58. 79. 

191. 411. 59, 442. 
Baden, Stadt. 59, 442. 
Bamberg. 60, 91. 337. 
Bautzen. 59, 88. 6p, 222. 
Bayern. 59, 417. 
Bayreuth. 60, 94. 337. 
Bensheim. 58, 208. 
Bergzabern. 60, 96. 337. 
Berlin. 59, 89. 
Bischofsheim a. Rh. 59, 442. 
Blankenburg. 58, 81. 
Bonn. 59, 97. 

Braunschweig, Herzogthum. 58, 80. 
Braunschweig, Stadt. 58, 81. 60,339. 
Breisach. 59, 442. 
Breslau. 59, 98. 60, 34 1. 
Bretten. 59, 442. 
Bruchsal. 59, 442. 
Buchen. 59, 442. 
Büdingen. 58, 209. 
Burghausen. 60, 96. 337. 

c. 

Carlsruhe. 58, 414. 59, 442. 443. 
CasseL 58, 85. 60, 314. 
Clausthal. 58, 434. 



Coesfeld. 58, 335. 

Cothen. 59, 205. 

Constanz. 58, 195. 59, 442. 443. 

Cottbus. 58, 87. 60, 222. 

Cusel. 60, 96. 338. 

D. 

Darmstadt. 58, 204. 
Dillenburg. 59, 448. 
Diilingen. 60, 96. 337. 
Donaueschingen. 53, 417. 59, 442. 
Dresden. 59, 318. 
Durlach. 58, 417. 59, 442. 

E. 

Eberbach. 59, 442. . 
Edenkoben. 60, 108. 338. 
Eichstädt. 60, 98. 338. 
Eisenach. 58, 417. 
Emden. 58, 434. 
Emmendingen. 59, 442. 
Eppingen. 59, 442. 
Erlangen. 58, 9a 60, 108. 338. 
Ettenheim. 59, 442. 
Ettlingen. 59, 443 
Eutin. 58, 92. 60, 343. 

F. 

Flensburg. 58, 93. 
Frankenthal. 60, 108. 338. 
Frankfurt a. M. 58, 99. 59, 206. 
Frankfurt a. O. 59, 208. 
Freiberg. 58, 98. 
Freiburg im Breisgau. 58, 419. 59, 

442. 443. 
Freisiag. 60, 108. 338. 
Fu\da. flö, ttfc. *\S>. *Vl. 



Orts-Register. 



*S$ 



G. 

Gent. 58, 420. . 
Gera. 59, 210. 
Germersheim. 60, 109. 338. 
Gernsbach. 59, 443. 
Giessen. 58, 100. 206. 
Gluckstadt. 59, 90. 
Göttingen. 58, 426. 435. 
Grimma. 58, 102. 
Granstadt. 60, 109. 338. 
Gunzburg. 60, 109. 338. 

H. 

Hadamar. 59, 448. 
Halle 59, 103. 
Hamburg. 58, 199. 
Hammelburg. 60, 110. 338. 
Hanau. 60, 316. 317. 
Hannover, Königreich. 58, 434. 
Hassfurt. 60, 110. 338. 
Heidelberg (Lyceum). 58 , 436. 
(Univers.). 58, 440. 59, 442. 443. 
Heilbronn. 59, 103. 
Heiligenstadt. 58, 430. 
Helmstedt. 58, 82. 
Hersbruck. 60, 338. 
Hersfeld. 60, 316. 317. 
Hessen, Grossherzogthnm. 58, 203 ff. 
Hildburghausen. 59, 104. 
Hirschberg in Schlesien. 60, 110. 
Hof. 60, 191. 338. 
Hornberg. 59, 443. 
Husum. 59, 110. 

J. I. 

Jena. 58, 335. 
Ingolstadt. 60, 194. 338. 

K 

Kaiserslautern. 60, 194. 338. 
Kaufbeuern. 60, 338. 
Kempten. 60, 194. 338. 
Kirchheimbo!anden. 60, 197. 338. 
KRzingen. 60, 338. 
Kork. 59, 443. 
Kurhessen. 60, 298 ff. 

L. 

Lahr. 58, 442. 59. 442. 
Ladenburg. 5<L 443. 
Landau. 60, ü)7. 338. 
Landshut. 60, 198. 338. 
Leipzig. 68, 102. 103 ff. 60, 213. 



Liegnits. 58, 105. 59, 213. 
Lindau. 60, 199. 338. 
Lörrach. 59, 211. 59, 442. 
Lohr. 60, 200. 338. 
Lüneburg. 58, 107. 58, 43«. 

M. 

Mahlberg. 59, 443. 
Mainz. 58, 208. 

Mannheim. 58, 44a 59, 442* 443, 
Marburg. 60, 315. 31 7. 
Marien werder. 59, 214. 
Meldorf. 59, 216. . 
Memmingen. 60, 202. 338. 
Metten. 60, 202. 338. 
Miltenberg. 60, 208. 338. . 
Mosbach. 59, 443. 
Mfihlhausen. 58, 209. 
Mullheim. 59, 443. 
München. 60, 208. 209. 338. 
Münerstadt. 60, 216. 338. 
Munstereifel. 59, 111. 

N. 

Nassau, Herzogthum. 59, 44$. 
Neuburg. 60, 217. 338. 
Neustadt a. d. Aisch. 60, 219, 338. 
Neustadt a. d. Haard. 60, 317. 338. 
Nordlingen. 60, 317. 338. 
Nürnberg. 60, 317. 338. 

0. 

Oesterreich, Kaiserthum. 58, 296 ff« 
Oettingen. 60, 320. 338. 
Offenburg. 59, 218. 59, 442. 
Osnabrück. 58, 435. 
Otterndorf. 58, 434. 



Passau. 60, 321. 338. 
Pforzheim. 59, 219. 59, 442. 
Philippsburg 59, 443. 
Pirmasens. 60,323. 338. 
Plauen. 58, 110. 
Posen. 58, 209. 

R. 

Rastott. 58, 445. 59, 442. 443. 
Recklinghausen. 60, 111. 
Regensburg. 60, 323. 338. 
Rinteln. 60, 315. 317. 
Roset\ta\\& % ^^ä£k. 



46* 



Orts-Register. 



3. 

Schopfheim. 59, 443. 
Schwabach. 60, 324. 338. 
Schwarzbarg-Sondersbausen, Für« 

stentbum. 59, 220. 
Schweinfurt. 60, 824. 338. 
Schwetzingen. 59, 443. 
Sinsheim. 59, 443. 
Speyer. 58, 111. 60, 326. 338. 
Straubing. 60, 831. 338. 

T. 

Tauberbitchofsheim. 59, 442* 
Thorn. 60, 111. 
Torgau. 68, 446. 

ü. 

Ueberliogen. 59, 443. 
Ulm. 59, 112. 



V. 

Villingen. 59, 443. 

W. 

Waldshut. 59, 443. 
Wallerstein. 60, 338. 
Weilburg. 59, 448. 
Weinheim. 59, 443. 
Wertheim. 58, 215. 59, 442. 443. 
Wiesbaden. 59, 448. 
Wittenberg. 58, 218. 
Wolfenbüttel. 58, 83. 
Worms. 58, 207. 221. 
Warzburg. 60, 33l. 338. 
Wunsiedel. 60, 338. 

Z. 

Zeitz. 60, 224. 
Zerbst. 59, 224. 
Zittau. 58, 111. 
Zweibracken. 60, 385. 338. 



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