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JAHRBÜCHER
für
Philologie und Pädagogik,
oder
Kritische Bibliothek
für das
Schul- und Unterrlcbtswcscn.
In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
begründet von
M. Joh. Christ. Jahn.
Gegenwärtig herausgegeben
▼OD
Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig
und
Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma.
ZWANZIGSTER JAHRGANG.
Sechzigster Band. Erstes Heft.
Leipzig, 1850.
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
4 Alte Geschichte.
In Mytilene war Aehnliches so eben durch Piüakog geschehen.
Der Verf. bespricht nun zuerst die Seisachtheia. Androtion
hatte dieselbe auf die Erleichterung der Zinsen und Veränderung
des Geldwerthes beschränkt; die Meisten dagegen sahen in ihr
ndvxoav ofiov tcov övpßoXatcw ävalgBöig, und stützten ihre An-
sicht auf Solon's eigene Worte; sie betrachteten den Ausdruck
der Seisachtheia als einen blossen Euphemismos für das verhasste
Wort der goscav anoxonij. Wäre dem vielleicht so, wozu die
Veränderung des Geldwerthes 1 ? Andererseits aber meint der
Verf., dass Solon den Gedrückten mehr, als was Androtion andeu-
tet, gegeben, und unmittelbare Abhülfe gebracht habe. Die in
Schuldknechtschaft Verfallenen wurden sofort frei ; die Schuld-
knechtschaft für alle Zeiten aufgehoben; das verpfändete Land
au freiem Eigenthum zurückgegeben. Die Geldverändcrung ge-
schah zu Gunsten der reichen Schuldner. So der Verf. Ge-
wiss war die Seisachtheia ein grosses Ercigniss 9 und, wie sie
vollendet war, eine wahre Versöhnung des Volkes; über ihr Maass
ist Zweifel möglich, ihre Wirkung ist unzweifelhaft gross und
herrlich ; denn — ihr ist keine zweite gefolgt.
Eine gleiche Ungewisshcit wie über die Seisachtheia ist auch
über das Verfassungswerk des Solon ausgebreitet, besonders weil
Solonisches und Nachsolonisches vielfach verwechselt worden ist;
es war namentlich bei den Rednern natürlich , dass sie den Namen
Solon's einer weniger bekannten Auctorität vorzogen. Fest steht
die Eintheilung nach den Vermögensclassen , wenn auch über
die Höhe einer oder der andern ein Zweifel obwaltet; wir sehen
auch , wie aus der ersten Classe die Archonten gewählt werden,
aus denen dann wieder der Areopag besetzt wird , der Rath nur
aus den drei ersten Classen, wie, was Aristoteles geradezu aristo-
kratisch nennt, die agxal atgetal blieben, der Demos dagegen zur
Volksversammlung und zu den Dikasterien zugelassen wurde; wie
viel andere Fragen bleiben uns aber ungelöst? Welche Stellung
hatten die 9 Archonten? in welchem Verhältniss standen sie zu
den Dikasterien , in welchem zum Rath? Wie war die Macht der
Ekklesia beschränkt? Durfte in ihr über eine Sache abgestimmt
werden, die nicht der Berathung der 400 unterlegen hatte? So-
lon's Verfassung war, wie Herodot schrieb, schon eine antiquirte
und zum Theil vergessene; sie hatte die 100 Jahre nicht überlebt,
welche die Athener sich verpflichtet haben sollen sie zu halten.
Der Demokratie gegenüber, welche Kleisthenes begründete, muss
die solonische Verfassung noch als strikte Aristokratie gelten ; der
Demos, sagt Herodot, war bis dahin cc7icoö^Bvog^ gleichwohl waren
in ihr alle Bedingungen gegeben, welche den Demos zur vollen
Herrschaft führen mussten. Ueber alle von uns angedeuteten
Punkte wird man gern die eindringenden und besonnenen Erörte-
rungen des Verf. verfolgen. Er wendet sich nun zu der gesetz-
gebenden Thätigkeit Solon's und begleitet dann den Solon auf
George Grote: History of Greece. II. 5
Beinen Reisen und au seinen letzten durch PeisistratcV ehrgeizige
Bestrebungen getrübten Lebensjahren. Bei dieser Gelegenheit er-
klärt der Verf., gleich Niebuhr , die berühmte Zusammenkunft dee
Solon mit Krösus für eine historische Unmöglichkeit. Die Zeit
einer chronologisch sicheren Geschichte ist noch fern, und die
Phantasie hat Raum die Fülle, Personen der Vorzeit, deren Na-
me besonders hell leuchtet, auf sinnreiche Weise zu verbinden.
Diessist, beiläufig bemerkt , eine Corruptel der Geschichte, die
noch später immer aufs Neue wiederkehrt.
Cap. 12 führt uns nach £ u b ö a und zu den Kykladen hinüber.
Was uns in dem Zeiträume der sporadischen Geschichte hier be-
sonders entgegentritt, ist, da die Ausbreitung des Ionismus über
diese Räume noch in die vorgeschichtliche Zeit fällt, 1) das Em*
porblühen von Delos , von dem uns der homerische Hymnus aof
Apoll ein glänzendes Bild giebt; 2) der Krieg um das Identische
Feld, der erste nach Thukydides, welcher eine grössere Bedeu-
tung erhielt, und 3) die euböische Skala des Gewichts und der
Münze , über welche das metrologische Werk Böckh's zu verglei-
chen ist.
Capitel 13 behandelt die asiatischen Ionier. Die Colo-
nisation loniens ist vou der Sage mit einem einheitlichen Charakter
ausgestattet, den diese Colonien erst im Verlauf vielleicht von
Jahrhunderten bekommen haben. Es sind von vorn herein ver-
schiedene Volkselemente hier hinein zusammengeflossen: Abanten
aus Euböa, Minyer aus Orchomenos, Kadmeer, Dryoper, Phokier,
Molos8er , arkadische Pelasger und Dorier von Epidaurus ; Hero-
dot legt einen besonderen Accent sowohl hierauf, als auf die
Unterschiede in der las. Offenbar haben wir Ansiedlungen vor
uns, welche nicht nach einem Plane und unter einem Impuls be-
gründet sind, sondern verschiedenen Völkern und Zeiten ange-
hören. Die Einheit bildete sich später, und zwar durch diejenigen,
welche vom Prytaneion Athens ausgegangen waren. So wie die
Orte in diese Vereinigung eintraten, erhielten sie Oekisten am
dem Geschlechte der Kodriden , zu denen Herodot auch Glaukl-
den setzt. Es ist leicht begreiflich , dass die Gefahr von Seiten
der eingeborenen Völker diese Städte nöthigte zusammenzuhalten
und geschlossen zu bleiben ; diese Notwendigkeit führte sie dem
lonismus zu; beiSamos und Chios fand diess Bedürfniss nicht statt;
sie traten daher, ohne kodridische Oekisten erhalten zu haben, In
den Bund ein. Ob ein König, ähnlich wie in Attika , an der Spi-
tze des Bundes stand, so dass das ßaöiksiov täv 'IcAvcov in Ephe-
808 sich befand , oder ob die einzelnen Städte unter besonderen
Königen standen, wollen wir gern dahingestellt sein lassen. In
die Geschichte der einzelnen Städte können wir dem Verf. nicht
folgen. — In gleicher Weise spricht der Verf. im 14. Cap. über
die äolischen, so wie im 15. Cap. über die dorischen Nie-
derlassungen in Kleinasien. Jene ersteren werden , wie die ionl-
Q • Alte Geschichte.
•eben , von der Sage als ein einheitliches Unternehmen gefasst,
das unter den Nachkomme» des Orestes ausgeführt wurde. Der
Verf. erinnert hiergegen , dass die Ausbreitung des Hellenenthums
in diesen Gegenden und bis zum Hellespont hinauf allmälig ge-
schah, und noch in der historischen Zeit sich fortsetzte; wir kön-
nen hinzusetzen, vermuthlich mit um so besseren Erfolgen, weil
hier keine bedeutende einheimische Macht den vordringenden
Hellenen entgegentrat, wie sie die Griechen in Karlen und beson-
ders in Lydien zu bekämpfen hatten. Andererseits diente dieser
Umstand freilich , die äolischen Städte in einer grösseren Isolirt-
heit zu erhalten und die höhere geistige Entfaltung in diesen klei-
nen, in sich gekehrten Städten zu hemmen. Es war vor allen M y-
tilene, indem höheres Leben sich entfaltete. Bei dem Vor-
drangen Mytilcne's gegen den Hellespont kam es in einen Kampf
mit Athen; in welchem Alkäos und Pittakos noch gemeinschaftlich
kämpften , ohne die Athener an der Occupation des Eingangs zum
Hellespont hindern zu können. Dieser Ausbreitung nach Aussen
folgten dann innere Kämpfe , welche den Sturz der alten Aristo-
kratie zur Folge hatten. Tiefere Blicke in den Geist dieses Ge-
schlechts lassen uns die Bruchstücke des Alkäos selber thun (wie
verschieden von denen des Solon!), vor Allem, wie Otfried
Müller (Rhein. Mus. 1828) ihnen eine Bedeutung hat abzuge-
winnen gewusst. In dem Schiffskatalog erscheinen allein von den
kleinasiatischen Griechen die Dorier von Rhodos und den benach-
barten Inseln, natürlich antieipirt, und auch sie nur, weil sie dem
Kampfplatze fern lagen , um durch ihre Aufnahme nicht die poe-
tische Wahrscheinlichkeit zu stören. Der Gegensatz gegen die,
wie die Denkmale beweisen, glänzende Macht der Kader hat die
dorischen Niederlassungen zu einer Amphiktyonie veranlasst.
Von hier aus macht mm der Verf. eine weite Digression zu
nichtgriechischen Völkern, mit denen die Griechen durch die Ge-
sebichte in Verbindung gesetzt werden. Er handelt im 16. Cap.
von den eingeborenen Völkern Kleinasiens. Bissich
um 700 die Dynastie der Mermnaden mächtig erhob , war in Kleiu-
asien keine Herrschaft, welche den fremden Ansiedelungen sich
hätte mit Erfolg widersetzen können. Der Halys trennte Völker
semitischen Stammes von Nichtsemiten. Unter den letzteren be-
trachteten sich Karer, Lyder und Myser als verbrüdert, und das
Heiligthum des Zeus Kariös in Mylasa war daher alleu dreien ge-
meinschaftlich. Längs der Küste des schwarzen Meeres sind da-
gegen Bithyner, Mariandyner und Paphlagonen Glieder des thra-
dachen Stammes. Es ist natürlich , dass die Völker über Helle-
spont und Bwporos herüber und hiniiberflutheten , und sowohl bei
Homer, ala in späteren Sagen erscheinen der Nordost von Klein-
asien und der thracisch-macedonische Norden als eng verbunden.
Die Päonier nennen sich eiue Colonie der Teukrer, und die Phry-
ger umgekehrt suchen am Berge Rermios ihre Ahnherren. Der
4 Alte Geschichte.
In IM> t ilcnc war A cimlich es so eben durch Pillakog geschehen.
Der Verf. bespricht nun zuerst die Seisa cht heia. Aiidrotion
hatte dieselbe auf die Erleichterung der Zinsen und Veränderung
des Geldwerthes beschränkt; die Meisten dagegen sahen in ihr
xävTiov ojioü Ttäw «Vflßalattav äfatpso'ig, und stützten ihre An-
steht auf So Ions eigene Worte; sie betrachteten den Ausdruck
der Seisachtheia als einen blassen Euphemismos für das verhütete
Wort der %Qtüv äjroxosnj. Wäre dem vielleicht so, wozu die
Veränderung des Geldwerthes? Andererseits aber meint der
Verf., dass Solo» den Gedrückten mehr, als was Aiidrotion andeu-
tet, gegeben, und unmittelbare Abhülfe gebracht habe. Die in
Schnldknechtschafl Verfallenen wurden sofort frei; die Schuld-
knechtschaft für alle Zeiten aufgehoben; das verpfändete Land
»i freiem Eigcuthum zurückgegeben. Die Geldverändcrung ge-
schah zu Gunsten der reichen Schuldner. So der Verf. Ge-
wiss war die Seisachtheia ein grosses Ereigniss, und, wie sie
vollendet war , eine wahre Versöhnung des Volkes ; über ihr Maass
ist Zweifel möglich, ihre Wirkung ist unzweifelhaft gross und
hurrlich ; denn — ihr ist keine zweite gefolgt.
Eine gleiche Lngewisshcit wie über die Seisachlheia ist auch
Über das Verfassungewerk des Solon ausgebreitet, besonders weil
Solonischea und Nach so Ionisch es vielfach verwechselt worden ist;
es war namentlich bei den Rednern natürlich, dass sie den Namen
Solon's einer weniger bekannten Auctoritä't vorzogen. Fest steht
die Einthcilung nach den Vermögcnsclasseu, wenn auch über
die Höhe einer oder der andern ein Zweifel obwaltet; wir sehen
auch, wie aus der ersten Classe die Archonten gewählt werden,
aus denen dann wieder der Areopag besetzt wird, der Math nur
aus den drei ersten Classcn, wie, was Aristoteles geradezu aristo-
kratisch nennt, die Üqio.1 atgital blieben, der Demos dagegen zur
Volksversammlung und zu den Dikastericn zugelassen wurde; wir
viel andere Fragen bleiben uns aber ungelöst'! Welche Stellur
hatten die 9 Archonten? in welchem Vcrhältniss standen sie
den Dikasterien , in welchem zum Math? Wie war die Macht d
Ekklesia beschränkt? Durfte in ihr über eine Sache abgestimr
werden, die nicht der Berathung der 401) unterlegen hatte? '
lon's Verfassung war, wie Herodot schrieb, schon eine aiitiqu
und zum Theil vergessene ; sie hatte die LÜÜ Jahre nicht über
welche die Athener sich verpflichtet haben sollen sie zu 1)
Der Demokratie gegenüber, welche Kleisthencs begründet?
die snlonische Verfassung noch als strikte Aristokratie gelt
Demos, sagt Herodot, war bis dahin teaatiftivog; gleichwo!
fn ihr alte Bedingungen gegeben, welche den Demos zu
Herrschaft führen mussten. lieber alle von uns angci
Punkte wird man gern die eindringenden und besonnener
rungen des Verf. ve .-,... der
gebenden Tliätig - «id bi iaui er
Q . Alte Geschichte.
•eben , von der Sage als ein einheitliches Unternehmen gefasst,
das unter den Nachkommen des Orestes ausgeführt wurde. Der
Verf. erinnert hiergegen , dass die Ausbreitung des Hellenenthums
in diesen Gegenden und bis zum Hellespont hinauf allmälig ge-
schah , und noch in der historischen Zeit sich fortsetzte ; wir kön-
nen hinzusetzen, vermuthlich mit um so besseren Erfolgen, weil
hier keine bedeutende einheimische Macht den vordringenden
Hellenen entgegentrat, wie sie die Griechen in Karlen und beson-
ders in Lydien zu bekämpfen hatten. Andererseits diente dieser
Umstand freilich , die äolischen Städte in einer grösseren Isolirt-
heit zu erhalten und die höhere geistige Entfaltung in diesen klei-
nen, in sich gekehrten Städten zu hemmen. Es war vor allen M y-
tilene, indem höheres Leben sich entfaltete. Bei dem Vor-
drangen Mytilcne's gegen den Hellespont kam es in einen Kampf
mit Athen; in welchem Alkäos und Pittakos noch gemeinschaftlich
kämpften , ohne die Athener an der Occupation des Eingangs zum
Hellespont hindern zu können. Dieser Ausbreitung nach Aussen
folgten dann innere Kämpfe , welche den Sturz der alten Aristo-
kratie zur Folge hatten. Tiefere Blicke in den Geist dieses Ge-
schlechts lassen uns die Bruchstücke des Alkäos selber thun (wie
verschieden von denen des Solon!), vor Allem, wie Otfried
Müller (Rhein. Mus. 1828) ihnen eine Bedeutung hat abzuge-
winnen gewusst. In dem Schiffskatalog erscheinen allein von den
kleinasiatischen Griechen die Dorier von Rhodos und den benach-
barten Inseln, naturlich antieipirt, und auch sie nur, weil sie dem
Kampfplatze fern lagen , um durch ihre Aufnahme nicht die poe-
tische Wahrscheinlichkeit zu stören. Der Gegensatz gegen die,
wie die Denkmale beweisen, glänzende Macht der Karier hat die
dorischen Niederlassungen zu einer Amphiktyonie veranlasst.
Von hier aus macht nnn der Verf. eine weite Digression zu
nichtgriechischen Völkern, mit denen die Griechen durch die Ge-
schichte in Verbindung gesetzt werden. Er handelt im 16. Cap.
von den eingeborenen Völkern Kleinasiens. Bissich
um 700 die Dynastie der Mermnaden mächtig erhob , war in Kleiu-
asien keine Herrschaft, welche den fremden Ansiedelungen sich
hatte mit Erfolg widersetzen können. Der Halys trennte Völker
semitischen Stammes von Nichtsemiten. Unter den letzteren be-
trachteten sich Karer, Lyder und Myser als verbrüdert, und das
Heiligthum des Zeus Kariös in Mylasa war daher alleu dreien ge-
meinschaftlich. Längs der Küste des schwarzen Meeres sind da-
gegen Bithyner, Mariandy ner und Paphlagonen Glieder des thra-
cischen Stammes. Es ist natürlich , dass die Völker über Helle-
spont und Bosporos herüber und hiniiberflutheten , und sowohl bei
Homer, als in späteren Sagen erscheinen der Nordost von Klein-
aslen und der thracisch-macedonische Norden als eng verbunden.
Die Päonier nennen sich eiue Colonie der Teukrer, und die Phry-
ger umgekehrt suchen am Berge Rermios ihre Ahnherren. Der
George Grate: History of Greece. II. 7
letzte Theil des Capitels igt den Phrygern und ihrem Einflüsse
auf Griechenland gewidmet. Im 17. Cap. wendet er aich zu des
Lydern, besonders znra Ahnherrn des Hanses der Mermnadeo,
Gyges. Dass Lydien einen alten Einfluss auf Griechenland ge-
übt hat , ist ohne Zweifel. Gleichwohl spricht Heredot Ton Gy-
ges , als ob mit ihm erst dieser Einfluss beginne. Offenbar Ist
Gyges eine Person, die den ältesten sagenhaften Erinnerungen
angehört , er wie der Meder Dejoces; Herodot dagegen setzt sie
in die Mitte der geschichtlichen Zeit. Das ist allerdings eine
Sonderbarkeit , aber doch nicht sn verwundern. Die alte Sage
hat fortgelebt im Volke und, wahrend viel Spateres versunken
ist, sich unmittelbar an die lebendige historische Gegenwart an-
geknüpft. Der Verf. geht noch weiter, als wir eben angedeutet
haben : der Dejoces des Herodot , sagt er, ist eins jener politischen
Phantasiegemälde, welches von Herodot ähnlich an den Namen
des Dejoces angeknüpft ist, wie Xenophon diess mit Kyros gethaa
hat. Der Einfall der Skythen in das obere Asien und die Ueber-
fluthung Kleinasiens durch die Kimmerier führt den Verf. hinüber
zu den Ländern nördlich vom achwarzen Meere. Die Kimme-
rier gehören theils der Sage, theils der Geschichte ad ; die zahl«
reichen Localitäten , welche noch zu Herodot's Zeit ihren Namen
trugen , ihre Königsgräber am Tyras beweisen hinreichend, dasa
ein nomadisches Volk dieses Namens die Krim und die ihr vorlie-
genden Küstenlandschaften inne hatte, welches den Skythen er*
lag. Die Skythen betreffend, sind in der neueren Zeit so ver-
schiedene Hypothesen aufgestellt worden, dass es schwer ist, sich
von diesen zu befreien und zur unbefangenen Betrachtung zu-
rückzukehren. Der Verf. hält sie gleichfalls für mongolischen
Stammes, für das Prototyp der nomadischen Horden, welche spä-
ter Asien so oft über Europa ergossen hat. Die ackerbauenden
Skythen, in denen Schaf/arik Slaven erkannte, hält Grote für
ächte Skythen, die aber unter dem Einflüsse der Griechen zum
Ackerbau übergegangen waren ; eben so sind ihm die Sanromaten
nur ein Zweig der Skythen , also nicht ein medopersischer Stamm,
wie Schaffarik meinte. Wer eine sorgfältige Prüfung dieser Mon-
golenhypothesen sucht, den wollen wir kurz auf den letzten Theil
der Ukert'schen Geographie verweisen. Hinsicht« des Einfalls
der Kimmerier und der Skythen, den Herodot in eine Verbindung
gebracht hat, erkennt der Verf. das Unwahrscheinliche der Hero-
doteischen Erzählung an. Es ist aber weder glaublich , dass die
Kimmerier fliehend den Weg um den Pontos wählten, noch dssa
die Skythen überhaupt werden an ihre Verfolgung gedacht haben,
noch dass sie bei der Verfolgung in so auffallender Weise den
Weg verfehlten. Vielmehr müssen die Kimmerier durch Thra-
cien und , unterstützt von Thraciern , sich gegen Kleinasien ge-
wandt haben. Die Skythen, welche gleichzeitig sich auf die Rei-
che des inneren Asiens warfen, sind andere, als die, welche iber
8 Alte Geschichte.
die Kimmerier gesiegt hatten. Diesem letzten Einfall der Kim-
merier mögen immerbin andere nördlicher Barbaren vorherge-
gangen sein, wie ja Kallinos vom Herannahen des Heeres Kipps-
qUov 6ßQi(AoeQya>v gesungen hatte. Herodot allerdings scheint
nur den einen , den unter Ardys geschehenen , gekannt zu haben.
In gleicher Weise handelt das 18. Cap. von den Phöniciern.
Der Stoff, den der Verf. uns bietet, ist grösstenteils bekannt,
aber immer anaprechend dargestellt. Wir dürfen freilich keine
Untersuchungen erwarten, wie sie uns Mo v er s in seinem Werke
über das phönicische Alterthum bietet; wir müssen überhaupt,
was Niebuhr vor 20 Jahren ahnungsvoll aussprach, erwarten, dasa
der Orient sich vor ans aufschliessen und eine Sprache erhalten
werde. Dort beginnt ea zq tagen, und eine Welt tritt aus ihrem
tausendjährigen Dunkel vor unser Auge. Wie ganz anders lesen
wir den Herodot, seit die entzifferte Keilschrift uns die Grab-
denkmäler der persischen Grosskönige enträthselt hat ; was ist aus
Aegypten, aus Babylon und Assyrien zu erwarten! Die älteste
griechische Geschichte wird von dorther, ehe sie in eignem Lichte
leuchtet, erhellt werden. Es ist ganz so, wie L. Ross neulich
gesagt hat; wir stehen an der Schwelle von Entdeckungen, welche
vor wenigen Jahren kaum der kühnste Blick würde geahnt haben.
Wir leisten daher darauf Verzicht, dem Verf. in den Inhalt dieses
und der nächstfolgenden Capitel, welche Assyrien and Babylon
(Cap. 19), Aegypten (Cap, 20) und den Verfall Phöniciens und
das Steigen Ksrthago's behandeln, nachzufolgen , und wenden uns
sofort zum 22. Capitel, dessen Inhalt die westlichen Colo-
nien Griechenlands bilden.
Die Frage über die Ureinwohner Siciliens, über Sikaner und
Sikuler, Dädalos und die Trojaner, über die äolidiscfcen Könige
und dergl. ist, wie es scheint, noch nicht in das Stadium getreten,
dass ein sicheres Urtheil darüber möglich wäre. Die Identitit
von Sikanern und Sikulern wird immer weniger angezweifelt, ob«
wohl Thukydides sie offenbar als verschiedenen Stammes gedacht
haben muss. Während aber die Vorstellung Niebuhr'a von den
Sikulern als Pelasgern bestritten wird, wendet man sich dahin,
einen celtischen Ursprung derselben anzunehmen and Sikaner
und Sikuler von den Ufern der Seine in Italien einziehen zu las-
sen. Die unglückliche Hypothese Niebuhr's von einem griechi-
schen und nichtgriechischen Element in der lateinischen Sprache
erhält nun die Umgestaltung, dass das ungriechische den celti-
schen Sikulern , das griechische aber den Aboriginern zuzuerthei-
len sei. Ich weiss nicht, wie weit eine grundliche Analyse der alt-
italischen Sprachen diesen Ideen günstig sein wird ; jedenfalls aber
ist, wenn man die Historiker, welche über Altitalien geschrieben
haben , von Antiochos abwärts verfolgt , wenn man die Zeit, in der
aic geschrieben haben, und die Beispiele, denen sie gefolgt sind,
erwägt, klar, dass Antiochos und Thukydides für eine Zeit, die
George Groie : Hißtory of Greece. IL
7 — 800 Jahr vor ihnen liegen mtisste , eben so wenig eine Aucto-
rität sind, als Herodot es für den Argonautenzug and die Kriege
wider Theben sein könnte. Unser Verf., dem doch die Erklärun-
gen des Etruski8chen aus dem Celtischen nicht unbekannt sein kön-
nen, hält daran fest, in den Urbewohnern Italiens und Siciliens
einen der Bevölkerung Griechenlands stammverwandten Zweig su
erkennen. Er lässt es anentschieden, ob Aboriginer, Oskero.s.w.
einem radikal verschiedenen Stamme angehört haben, oder ein
Nebenzweig des ersteren gewesen sind. Die älteste Ansiedlung
der Griechen in diesem Westlande nun ist Cumä, wenn auch das
Datum ihrer Gründung um ein paar Jahrhunderte herangerückt
werden muss. Zwischen der Gründung von Cumä und den ersten
griechischen Ansiedlungen auf Sicilieu muss lange Zeit verstrichen
sein. Denn es war wie die Kunde von einer neuentdeckten Welt,
die Theoklesder Athener von Sicilien nach der Heimath brachte.
Die Aera dieser Ansiedlungen ist zweifelhaft. Ephoros rückte sie
bis ins 10. Geschlecht nach dem Troerkrieg hinauf, Timäos drückte
sie bis auf 600 Jahre nach Troja's Zerstörung herab. Thukydides
hat sie in der 2. Hälfte des 8. Jahrh. gedacht, was mit Aristoteles
stimmt : rjvtxa rj xtov 'Innoßotfov xaXovpsvrj IbsxqAtsi noktxüa.
Denn die erste Hälfte des 8. Jahrh. war die Zeit, wo die Aristo-
kratie in den meisten griechischen Staaten , auch in Athen , an die
Stelle des alten Königthums trat. Yon Euböa, von Naxos, von
Megaris, von Korinth ergossen sich zu gleicher Zeit die Ströme
der Ansiedler auf das entdeckte Eldorado; es scheint, die Fürsten
der Sikuler begünstigten theilweise die neuen Niederlassungen, wie
Arganthonios die Phokäer einlud sich bei ihm niederzulassen.
Von den griechischen Städten aus drang das Hellenische in die
Urbevölkerung ein und wandelte diese in Griechen um. Dieser
Prozess hatte seinen ungehemmten Fortgang bis in die Zeit der
Römerherrschaft und auf Cicero , unter dem Agyrium und Centn-
ripä so gut hellenisch sind, wie Messina. In ähnlicher Weise ge-
schah die Verschmelzung der Ansiedler in Grossgriechenland mit
der anwohnenden önotrischen Bevölkerung, und die fabelhaften
Zahlen von Sybaris und Kroton sind, wie übertrieben sie auch sein
mögen, so allein nicht ganz ohne Sinn. Natürlich wurden, als
das Band mit Sicilien geknüpft war, auch die Küsten Akarnaniens,
Epirus und lllyriens mit andern Augen betrachtet; die älteste der
korinthischen Ansiedlungen hier ist Kerkyra, und sie ist nicht
älter als die von Syrakus. Der Verf. widmet diesen Colonien das
23. Capitel. Die Korinthier verpflanzten in diese Colonien die
strenge Aristokratie, welche unter den Bakchiaden auf der Mutter-
stadt selber lastete und von der uns Aristoteles lehrreiche Ein-
zelnheiten überliefert hat. Handelseifersucht erzeugte frühzeitig
Hass zwischen Kerkyra und Korinth ; je mehr sich jenes zu einer
selbstständigen Grösse zu erheben trachtete, um so eifriger suchte
sich Korinth in den kleineren Tochterstädten und unter den Bar-
10 Alte Geschichte,
baren des Festlandes Sympathien zu erhalten. Kurs und tref-
fend ist die Schilderung, welche uns der Verf. im 24. Capitel
(Schltiss des 3. Bandes) von diesen Völkern macht, die uns noch
sur Zeit des peloponnesischeh Krieges zum grossen Theil als Bar-
baren erscheinen. Ich kann jedoch diesen 3. Band nicht verlassen,
ohne auf ein hierher gehöriges Werk aufmerksam zu machen, das
zwar nicht zu abschliessenden Untersuchungen gelangt, aber doch
ein sehr reiches Material gesammelt darbietet. Es sind diess die
Recherche 8 sur les Etablissements des Grecs en Sicile jusqa'a
la r^duction de cette tle en province Romaine par Wladimir Bru-
nei de Pre8le. Paris 1845.
Diesen werden die Arbeiten Grotefend's „Zur Geographie und
Geschichte von Alt-Italien" Heft 1 — 5 beizufügen sein.
Der Norden von Griechenland (Cap. 25) war den Grieche»
lange ein verschlossenes Land. Wie lange hat es uns noch an
einer Anschauung von der Oberfläche des Bodens gefehlt, die auf
wirklichen Untersuchungen beruht ! Nach Consin^ry sind es be-
sonders Laake's Reisen im nördlichen Griechenland und Grise-
bach s Reise durch Rumelien, welche hier neue Bahn gebrochen
haben. Die Natur hat auch hier, durch die eigentümliche Ge-
staltung des Bodens, der Völkergeschichte ihre Richtung vorge-
zeichnet. Der Skardus , von der Klissura von Devol , einem wah-
ren Gap, bis zum Berge Ljtibatrin, ein mächtiges, nndurchbro-
chenes Scheidegebirg, zog sich zwischen Illyrien und Macedonien
hin. Einer Armee boten sich nur zwei Pässe dar, der nördliche
von Kalkaudele nach Prisdren,der zweite südliche, den die Via
Egnatia verfolgte. Zu beiden Seiten jenes Scheidegebirgs wohn-
ten stammverschiedene Völker, westlich die Illyrier, östlich
Stämme den Hellenen verwandt, jene wie diese noch in Komen
wohnend, ohne eine politische Verbindung, welche letztere von
den Fürsten zu Edessa ausging und sich erst sehr allmälig über
das spätere Macedonien ausbreitete. Dieses Fürst engeschlecht
nannte sich ein heraklidisches, mit welchem Rechte, ist nicht zu
entscheiden; von den beiden Genealogien würde Ref. der des He-
rodot den Vorzug vor der des Theoporop geben. In die Unter-
suchung über das Illyrische, welches in die pelasgische Urbevöl-
kerung eingedrungen ist, hat der Verf. sich nicht eingelassen.
Die Ansicht O. Mülle r's bekämpft, wie wir glauben ? mit guten
Gründen
O. Abel-. Makedonien vor König Philipp, 1847,
eine auch für das Geographische sehr empfehlenswerthe Mono-
graphie. Ueber die Päonier ist die Abh. Droysen's in der Eney-
klopädie von Ersch und Gruber dem Verf. unbekannt geblieben.
Hierauf führt uns Cap. 26 zu den Thraciern und den grie-
chischen Colonien in Thracien. Was die Thracier be-
trifft, so begnügt sich der Verf., ein flüchtig hingeworfenes Bild
ihres Charakters zu geben. Es wäre vielleicht zweckmässig ge~
George Grote t History of Greece. II. 11
weaen, sie ausdrücklich von denjenigen zu scheiden , welche die
griechische Sage vielfach mit den Griechen verknüpft, und das
tJngriechische jener möglichst stark hervorzuheben, zumal da ea
in unserer Zeit nicht an Versuchen gefehlt hat, wenn auch nicht
diese Thracier selbst, so doch ihre Stammgenossen in den Kreis
des indogermanischen Völkerlebens hineinzuziehen. Als Barbaren
gesellt die homerische Poesie sie zu den Troern ; als Barbaren er-
scheinen sie bei Herodot, Thnkydides, Xenophon und Aristopha-
11 es; es war ein grosser Völkerzweig, der sich zu beiden Seiten
der Propontis vom Aiios bis zum pontischen Herakles erstreckte,
daher ihn denn Abel durch den Namen thyaische Thracier
von denen der griechischen Sage unterschieden hat. Der ganze
Stamm, sagt der Verf., zeigt einen mehr asiatischen als europäi-
schen Charakter, besonders in jenen ekstatischen Riten, welche,
obwohl mit manchen wichtigen Verschiedenheiten , nicht weniger
unter den cdonischen Thraciern wie auf dem Ida und dem Dindy-
mon geübt wurden. Der Verf. wendet sich sodann zu den grie-
chischen Colonien in diesen Gegenden. Die älteste unter diesen
ist Methone, von Eretria etwa um dieselbe Zeit gegründet, in
der die Korinthier Kerkyra besetzten (730 — 720) ; in raschem Zuge
wurde die thracische Küste bis zum Bosporos (Byzanz Ol. 30) und
weiter bis zur Donatimündung occupirt; die Aeussersten vielleicht
erst nach dem Abfall der lonier. Wie hier im Norden , so ver-
breitete sich im 7. Jahrh. das Griechenthum auch an der Küste
Afrika's, in Ky r ene (Cap. 27). Der Verf. erzählt die Geschichte
dieser Ansiedlungen nach Herodot, und giebt, indem ihm beson-
ders Beechey's genaue Untersuchungen dienstbar sind, von dem
Leben der hier Angesiedelten und ihren Beziehungen zu den liby-
schen Ureinwohnern ein sehr anschauliches Bild. Offenbar hat-
ten diese Barbarenstämme selbst ein Interesse daran , griechische
Städte an ihrer Küste gepflanzt zu sehen. Die Lage Kyrene's war
nicht eine solche, zu der Uebelwollen die Ansiedler geführt hatte,
sondern die vorzüglichste, welche gewählt werden konnte, eben
so wohl zur Beherrschung des schmalen Küstensaumes wie dea
Hochlandes und seiner wilden Stämme geeignet. Bald aber sind
die Ansiedler in schwere Kämpfe mit den anwohnenden Barbaren
verwickelt, und es folgen grosse Verluste. Die Vermischung der
Griechen mit den Libyern — Battus selbst ist ein einheimischer
Name für König — mag frühzeitig, unterstnzt durch die Verhei-
rathungder Ansiedler mit einheimischen Frauen — , eingetreten
sein, ähnlich wie diess in Sicilien und Gross-Griechenland geschah.
Ueber Kyrene und die Pentapolis wird die Untersuchung des Hrn.
Dr. Kolbe, sich anSynesios anschliessend, viel Licht verbrei-
ten ,* wir empfehlen ferner hierfür die kürzlich erschienenen
Wanderungen durch das punische und kyrenäuche Küsten-
land von Dr. Heinrieh Barth. Berlin 1849.
So hat der Verf. nun in den bisherigen Capiteln da» griechk
Q ■ Alte Geschichte.
•eben , von der Sage alt ein einheitliches Unternehmen gefasst,
das unter den Nachkommen des Orestes ausgeführt wurde. Der
Verf. erinnert hiergegen , dass die Ausbreitung des Hellenenthums
in diesen Gegenden und bis zum Hellespont hinauf allmälig ge-
schah , und noch in der historischen Zeit sich fortsetzte ; wir kön-
nen hinzusetzen, vermuthkich mit um so besseren Erfolgen, weil
hier keine bedeutende einheimische Macht den vordringenden
Hellenen entgegentrat , wie sie die Griechen in Karlen und beson-
ders in Lydien zu bekämpfen hatten. Andererseits diente dieser
Umstand freilich , die äolischen Städte in einer grösseren Isolirt-
lieit au erhalten und die höhere geistige Entfaltung in diesen klei-
nen, in sich gekehrten Städten zu hemmen. Es war vor allen M y-
tilene, indem höheres Leben sich entfaltete. Bei dem Vor-
drängen Mytilcne's gegen den Hellespont kam es in einen Kampf
mit Athen; io welchem Alkäos und Pittakos noch gemeinschaftlich
kämpften , ohne die Athener an der Occupation des Eingangs zum
Hellespont hindern zu können. Dieser Ausbreitung nach Aussen
folgten dann innere Kämpfe , welche den Sturz der alten Aristo-
kratie zur Folge hatten. Tiefere Blicke in den Geist dieses Ge-
schlechts lassen uns die Bruchstücke des Alkäos selber thun (wie
verschieden von denen des Solon!), vor Allem, wie Otfried
Müller (Rhein. Mus. 1823) ihnen eine Bedeutung hat abzuge-
winnen gewusst. In dem Schiffskatalog erscheinen allein von den
kleinasiatischen Griechen die Dorier von Rhodos und den benach-
barten Inseln, natürlich antieipirt, und auch sie nur, weil sie dem
Kampfplatze fern lagen , um durch ihre Aufnahme nicht die poe-
tische Wahrscheinlichkeit zu stören. Der Gegensatz gegen die,
wie die Denkmale beweisen, glänzende Macht der Karier bat die
dorischen Niederlassungen zu einer Amphiktyonie veranlasst.
Von hier aus macht nnn der Verf. eine weite Digression zu
nichtgriechischen Völkern, mit denen die Griechen durch die Ge-
schichte in Verbindung gesetzt werden. Er handelt im 16. Cap.
von den eingeborenen Völkern Kleinasiens. Bissich
um 700 die Dynastie der Mermnaden mächtig erhob, war in Klein-
asien keine Herrschaft, welche den fremden Ansiedelungen sich
hatte mit Erfolg widersetzen können. Der Haiys treunte Völker
semitischen Stammes von Nichtsemiten. Unter den letzteren be-
trachteten sich Karer, Lyder und Myser als verbrüdert, und das
Heiligthum des Zens Kariös in Mylasa war daher alleu dreien ge-
meinschaftlich. Längs der Küste des schwarzen Meeres sind da-
gegen Bithyner, Mariandy ner und Paphlagonen Glieder des thra-
cischen Stammes. Es ist natürlich , dass die Völker über Helle-
spont und Bosporos herüber und hiniiberflutbeten , und sowohl bei
Homer, als in späteren Sagen erscheinen der Nordost von Klein-
asien und der thracisch-macedonische Norden als eng verbunden.
Die Päonier nennen sich eine Colonie der Teukrer, und die Phry-
ger umgekehrt suchen am Berge Bermios ihre Ahnherren. Der
George Grete: Hiatory of Greece. JI. 7
leiste Theil des Capitels ist den Phrygern und ihrem Einflüsse
auf Griechenland gewidmet. Im 17. Cap. wendet er tieh zu de«
Lydern, besonders zum Ahnherrn des Hauses der Mermnaden,
Gyges. Dags Lydien einen alten Einfluss auf Griechenland ge-
übt hat, ist ohne Zweifel. Gleichwohl spricht Herodot von Gy-
ges , als ob mit ihm erst dieser Einfluss beginne. Offenbar ist
Gyges eine Person, die den ältesten sagenhaften Erinnerungen
angehört, er wie der Meder Dejoces; Herodot dagegen setzt sie
in die Mitte der geschichtlichen Zeit. Das ist allerdings eine
Sonderbarkeit, aber doch nicht zu verwundern. Die alte Sage
hat fortgelebt im Volke und, während viel Spateres versunken
ist , sich unmittelbar an die lebendige historische Gegenwart an-
geknüpft. Der Verf. geht noch weiter, als wir eben angedeutet
haben: der Dejoces des Herodot, sagt er, ist eins jener politischen
Phantasiegemaide, welches von Herodot ähnlich an den Namen
des Dejoces angeknüpft ist, wie Xenophon diess mit Kyros gethan
hat. Der Einfall der Skythen in das obere Asien und die Ueber-
flnthung Kleinasiens durch die Kimmerier führt den Verf. hinüber
zu den Ländern nördlich vom schwarzen Meere. Die Kimme-
ri er gehören theils der Sage, theils der Geschichte an ; die sahi-
reichen Localitäten , welche noch zu Herodot's Zeit ihren Namen
trugen , ihre Königsgräber am Tyras beweisen hinreichend, dasa
ein nomadisches Volk dieses Namens die Krim und die ihr vorlie-
genden Küstenlandschaften inne hatte, welches den Skythen er-
lag. Die Skythen betreffend, sind in der neueren Zeit so ver-
schiedene Hypothesen aufgestellt worden, dass es schwer ist, sich
von diesen zu befreien und zur unbefangenen Betrachtung zu-
rückzukehren. Der Verf. hält sie gleichfalls für mongolischen
Stammes, für das Prototyp der nomadischen Horden, welche spä-
ter Asien so oft über Europa ergossen hat. Die ackerbauenden
Skythen, in denen Schaffarik Slaven erkannte, hält Grote für
ächte Skythen, die aber unter dem Einflüsse der Griechen zum
Ackerbau übergegangen waren ; eben so sind ihm die Sauromaten
nur ein Zweig der Skythen , also nicht ein medopersisch er Stamm,
wie Schaffarik meinte. Wer eine sorgfältige Prüfung dieser Mon-
golenhypothesen sucht, den wollen wir kurz auf den letzten Theil
der Ukert'schen Geographie verweisen. Hinsich ts des Einfalle
der Kimmerier und der Skythen, den Herodot in eine Verbindung
gebracht hat, erkennt der Verf. das Unwahrscheinliche der Hero-
doteischen Erzählung an. Es ist aber weder glaublich , dass die
Kimmerier fliehend den Weg um den Pontos wählten , noch dasa
die Skythen überhaupt werden an ihre Verfolgung gedacht haben,
noch dass sie bei der Verfolgung in so auffallender Weise den
Weg verfehlten. Vielmehr müssen die Kimmerier durch Thra-
cien und , unterstützt von Thraciern , sich gegen Kleinasien ge-
wandt haben. Die Skythen , welche gleichzeitig sich auf die Rei-
che des inneren Asiens warfen, sind andere, als die, weiche übet
8 Alte Geschichte«
die Kimmerier gesiegt hatten. Diesem letzten Einfall der Kim-
merier mögen immerbin andere nördlicher Barbaren vorherge-
gangen sein, wie ja Kallinoa vom Herannahen des Heeres Kipfit-
qUov oßQipoeQy&v gesungen hatte. Herodot allerdings scheint
nur den einen, den unter Ardys geschehenen, gekannt zu haben.
In gleicher Weise handelt das 18. Cap. von den Phöniciern.
Der Stoff, den der Verf. uns bietet, ist grösstenteils bekannt,
aber immer ansprechend dargestellt. Wir dürfen freilich keine
Untersuchungen erwarten, wie sie uns Movers in seinem Werke
über das phönicische Alterthum bietet; wir müssen überhaupt,
was Niebuhr vor 20 Jahren ahnungsvoll aussprach, erwarten, dasa
der Orient sich vor ans aufschliessen und eine Sprache erhalten
werde. Dort beginnt es zq tagen, und eine Welt tritt aus ihrem
tausendjährigen Dunkel vor unser Auge. Wie ganz anders lesen
wir den Herodot, seit die entzifferte Keilschrift uns die Grab-
denkmäler der persischen Grosskönige enträthselt hat ; was ist aus
Aegypten, aus Babylon und Assyrien zu erwarten! Die älteste
griechische Geschichte wird von dorther, ehe sie in eignem Lichte
leuchtet, erhellt werden. Es ist ganz so, wie L. Ross neulich
gesagt hat; wir stehen an der Schwelle von Entdecktingen, welche
vor wenigen Jahren kaum der kühnste Blick würde geahnt haben.
Wir leisten daher darauf Verzicht, dem Verf. in den Inhalt dieses
und der nächstfolgenden Capitel, welche Assyrien und Babylon
(Cap. 19), Aegypten (Cap, 20) und den Verfall Phöniciens und
das Steigen Karthago's bebandeln, nachzufolgen , und wenden uns
sofort zum 22. Capitel, dessen Inhalt die westlichen Colo-
nien Griechenlands bilden.
Die Frage über die Ureinwohner Siciliens, über Sikaner und
Sikuler, Dädalos und die Trojaner, über die äolidischen Könige
und dergl. ist , wie es scheint , noch nicht in das Stadium getreten,
dass ein sicheres Urtheil darüber möglich wäre. Die Identität
von Sikanern und Sikulern wird immer weniger angezweifelt, ob-
wohl Thukydides sie offenbar als verschiedenen Stammes gedacht
haben muss. Während aber die Vorstellung Niebtihr's von den
Sikulern als Pelasgern bestritten wird, wendet man sich dahin,
einen celtischen Ursprung derselben anzunehmen und Sikaner
und Sikuler von den Ufern der Seine in Italien einziehen zu las-
sen. Die unglückliche Hypothese Niebuhr's von einem griechi-
schen und nichtgriechischen Element in der lateinischen Sprache
erhält nun die Umgestaltung, dass das ungriechische den celti-
schen Sikulern, das griechische aber den Aboriginern zuzuerthei-
len sei. Ich weiss nicht, wie weit eine gründliche Analyse der alt-
italischen Sprachen diesen Ideen günstig sein wird; jedenfalls aber
ist, wenn man die Historiker, welche über Altitalien geschrieben
haben, von Antiochos abwärts verfolgt, wenn man die Zeit, in der
aic geschrieben haben, und die Beispiele, denen sie gefolgt sind,
erwägt, klar, dass Antiochos und Thukydides für eine Zeit, die
George Groie : Hißtory of Greece. II.
7 — 800 Jahr vor ihnen liegen müsste , eben so wenig eine Ancto-
rität sind, als Herodot es für den Argonautenzug und die Kriege
wider Theben sein könnte. Unser Verf., dem doch die Erklärun-
gen des Etruskischen aus dem Celtischen nicht unbekannt sein kön-
nen, hält daran fest, in den Urbewohnern Italiens und Siciliens
einen der Bevölkerung Griechenlands stammverwandten Zweig su
erkennen. Er lägst es unentschieden, ob Aboriginer, Oskeru.s. w.
einem radikal verschiedenen Stamme angehört haben, oder ein
Nebenzweig des ersteren gewesen sind. Die älteste Ansiedlong
der Griechen in diesem Westlande nun ist Cumä, wenn auch das
Datum ihrer Gründung um ein paar Jahrhunderte herabgerückt
werden muss. Zwischen der Gründung von Cumä und den ersten
griechischen Ansiedlungen auf Sicilien muss lange Zeit verstrichen
sein. Denn es war wie die Kunde von einer neucntdeckten Welt,
die Theok les der Athener von Sicilien nach der Heimath brachte.
Die Aera dieser Ansiedlungen ist zweifelhaft. Ephoros ruckte sie
bis ins 10. Geschlecht nach dem Troerkrieg hinauf, Timäos druckte
nie bis auf 600 Jahre nach Troja's Zerstörung herab. Thtikydides
hat sie in der 2. Hälfte des 8. Jahrh. gedacht, was mit Aristoteles
stimmt : r\vl%a rj rdov r Innoßotc5v xaXovp&vrj ImxQaxu nolttsta.
Denn die erste Hälfte des 8. Jahrh. war die Zeit, wo die Aristo-
kratie in den meisten griechischen Staaten, auch in Athen, an die
Stelle des alten Königthums trat. Yon Euböa, von Naxos, von
Megaris, von Korinth ergossen sich zu gleicher Zeit die Ströme
der Ansiedler auf das entdeckte Eldorado; es scheint, die Fürsten
der Sikuler begünstigten theilweise die neuen Niederlassungen, wie
Arganthonios die Phokäer einlud sich bei ihm niederzulassen.
Von den griechischen Städten aus drang das Hellenische in die
Urbevölkerung ein und wandelte diese in Griechen um. Dieser
Prozess hatte seinen ungehemmten Fortgang bis in die Zeit der
Römerherrschaft und auf Cicero, unter dem Agyrium und Centn-»
ripä so gut hellenisch sind, wie Messina. In ähnlicher Weise ge-
schah die Verschmelzung der Ansiedler in Grossgriechenland mit
der anwohnenden önotrischen Bevölkerung, und die fabelhaften
Zahlen von Sybaris und Kroton sind, wie übertrieben sie auch sein
mögen, so allein nicht ganz ohne Sinn. Natürlich wurden, als
das Band mit Sicilien geknüpft war, auch die Küsten Akarnaniens,
Epiriis und lllyriens mit andern Augen betrachtet; die älteste der
korinthischen Ansiedlungen hier ist Kerkyra, und sie ist nicht
älter als die von Syraktis. Der Verf. widmet diesen Colonien das
23. Capitel. Die Korinthier verpflanzten in diese Colonien die
strenge Aristokratie, welche unter den Bakchiaden auf der Mutter-
stadt selber lastete und von der uns Aristoteles lehrreiche Ein-
zelnheiten überliefert hat. Handelscifersucht erzeugte frühzeitig
Hass zwischen Kerkyra und Korinth; je mehr sich jenes zu einer
selbstständigen Grösse zu erheben trachtete, um so eifriger suchte
sich Korinth in den kleineren Tochterstädten und unter den Bar-
10 Alte Geschichte.
baren des Festlandes Sympathien zu erhalten. Kurs und tref-
fend ist die Schilderung , welche uns der Verf. im 24. Capitel
(Schluss des 3. Bandes) von diesen Völkern macht , die uns noch
zur Zeit des peloponnesischen Krieges zum grossen Theil als Bar-
baren erscheinen. Ich kann jedoch diesen 3. Band nicht verlassen,
ohne auf ein hierher gehöriges Werk aufmerksam zu machen , das
zwar nicht zu abschliessenden Untersuchungen gelangt, aber doch
ein sehr reiches Material gesammelt darbietet. Es sind diess die
Recherehes sur lea Etablissements des Grecs en Sicüe jusqa'a
la rädnction de cette tle en province Romaine par Wladimir Bru-
nei de Pre8le. Paris 1845.
Diesen werden die Arbeiten Grotefend's „Zur Geographie und
Geschichte von Alt-Italien" Heft 1 — 5 beizufügen sein.
Der Norden von Griechenland (Cap. 25) war den Griechen
lange ein verschlossenes Land. Wie lange hat es uns noch an
einer Anschauung von der Oberfläche des Bodens gefehlt, die auf
wirklichen Untersuchungen beruht! Nach Consine*ry sind es be-
sonders Laake's Reisen im nördlichen Griechenland und Grise-
bach's Reise durch Rumelien , welche hier neue Bahn gebrochen
haben. Die Natur hat auch hier, durch die eigenthiimliche Ge-
staltung des Bodens , der Völkergeschichte ihre Richtung vorge-
zeichnet. Der Skardus , von der Klissura von Devol , einem wah-
ren Gap, bis zum Berge Ljubatrin, ein machtiges, undurchbro-
chenes Scheidegebirg, zog sich zwischen Illyrien und Macedonien
hin. Einer Armee boten sich nur zwei Pässe dar, der nördliche
von Kalkaudele nach Prisdren, der zweite südliche, den die Via
Egnatia verfolgte. Zu beiden Seiten jenes Scheidegebirgs wohn-
ten stammverschiedene Völker, westlich die Illyrier, östlich
Stämme den Hellenen verwandt, jene wie diese noch in Komen
wohnend, ohne eine politische Verbindung, welche letztere von
den Fürsten zu Edessa ausging und sich erst sehr allmälig über
das spätere Macedonien ausbreitete. Dieses Fiirstengeschlecht
nannte sich ein heraklidisches, mit welchem Rechte, ist nicht zu
entscheiden; von den beiden Genealogien würde Ref. der des He-
rodot den Vorzug vor der des Theoporop geben. In die Unter-
suchung über das Illyrische, welches in die pelasgische Urbevöl-
kerung eingedrungen ist, hat der Verf. sich nicht eingelassen.
Die Ansicht O. Müller's bekämpft, wie wir glauben, mit guten
Gründen
O. Abel-. Makedonien vor König Philipp, 1847,
eine auch für das Geographische sehr empfehlenswerthe Mono-
graphie. Ueber die Päonier ist die Abh. Droysen's in der Enzy-
klopädie von Ersch und Gruber dem Verf. unbekannt geblieben.
Hieraufführt uns Cap. 26 zu den Thraciern und den grie-
chischen Colonien in Thracien. Was die Thracicr be-
trifft, so begnügt sich der Verf., ein flüchtig hingeworfenes Bild
ihres Charakters zu geben. Es wäre vielleicht zweckmässig ge~
George Grote : Hiftory of Greece. II,
wesen , gie ausdrücklich von denjenigen zu scheiden , welche die
griechische Sage vielfach mit den Griechen verknüpft, und das)
Üngriechische jener möglichst stark hervorzuheben , zumal da esr
in unserer Zeit nicht an Versuchen gefehlt bat, wenn auch nicht
diese Thracier selbst, so doch ihre Stammgenossen in den Kreis
des indogermanischen Völkerlebens hineinzuziehen. Als Barbaren
gesellt die homerische Poesie sie zu den Troern; als Barbaren er-«
scheinen sie bei Herodot, Thukydides, Xenophon und Aristopha-
n es; es war ein grosser Völkerzweig, der sich zu beiden Seiten
der Propontis vom Axios bis zum politischen Heraklea erstreckte,
daher ihn denn Abel durch den Namen thyaische Thracier
von denen der griechischen Sage unterschieden hat. Der ganze
Stamm, sagt der Verf., zeigt einen mehr asiatischen als europäi-
schen Charakter, besonders in jenen ekstatischen Riten, welche,
obwohl mit manchen wichtigen Verschiedenheiten , nicht weniger
unter den edonischen Thraciern wie auf dem lda und dem Dindy-
mon geübt wurden. Der Verf. wendet sich sodann zu den grie-
chischen Colonien in diesen Gegenden. Die älteste unter diesen
ist Methone, von Eretria etwa um dieselbe Zeit gegründet, in
der die Korinthier Kerkyra besetzten (730 — 720); in raschem Zuge
wurde die thracische Küste bis zum Bosporos (Byzanz Ol. 30) und
weiter bis zur Donaumündung oecupirt; die Aeussersten vielleicht
erst nach dem Abfall der lonier. Wie hier im Norden , so ver-
breitete sich im 7. Jahrh. das Griechenthum auch an der Küste
Afrika's, in Ky rene (Cap. 27). Der Verf. erzählt die Geschichte
dieser Ansiedlungen nach Herodot, und giebt, indem ihm beson-
ders Beechey's genaue Untersuchungen dienstbar sind, von dem
Leben der hier Angesiedelten und ihren Beziehungen zu den liby-
schen Ureinwohnern ein sehr anschauliches Bild. Offenbar hat-
ten diese Barbarenstämme selbst ein Interesse daran , griechische
Städte an ihrer Küste gepflanzt zu sehen. Die Lage Kyrene's war
nicht eine solche, zu der Uebei wollen die Ansiedler geführt hatte,
sondern die vorzüglichste, welche gewählt werden konnte, eben
so wohl zur Beherrschung des schmalen Küstensaumes wie de*
Hochlandes und seiner wilden Stämme geeignet. Bald aber sind
die Ansiedler in schwere Kämpfe mit den anwohnenden Barbaren
verwickelt, und es folgen grosse Verluste. Die Vermischung der
Griechen mit den Libyern — Battus selbst ist ein einheimischer
Name für König — mag frühzeitig, unterstnzt durch die Verhei-
rathungder Ansiedler mit einheimischen Frauen — , eingetreten
sein, ähnlich wie diess in Sicilien und Gross-Griechenland geschah.
Ueber Kyrene und die Pentapolis wird die Untersuchung des Hrn.
Dr. Kolbe, sich anSynesios anschliessend, viel Licht verbrei-
ten ; wir empfehlen ferner hierfür die kürzlich erschienenen
Wanderungen durch das pumsche und kyrenäiache Küsten-
land von Dr. Heinrieh Barth. Berlin 1849.
So hat der Verf. nun in den bisherigen Capiteln das griechk
IS Alte Geschichte.
sehe Leben, wie es sich in seiner Zersplitterung und Individuali-
sirung sowohl im Heimathlande gestaltete, als auch in weite Fer-
nen hin ausbreitete, dargestellt. Die autonome, in sich selbst
abgeschlossene, sich selbst genügende städtische Gemeinheit ist das
Ziel, auf das alle politische Bestrebungen hinauslaufen. Der Krieg
zwischen Chalkis und Eretria ist das einzige Ereigniss , bei dem
eine weitere Wirkung, selbst auf die ionischen Colonien hin, und
eine grössere Gemeinschaftlichkeit zu Tage kommt. Gleichwohl
hat sich in den beiden ersten Jahrhunderten seit der Olympiaden-
rechnung ein Bewnsstsein von Nationalität unter den Hellenen ent-
wickelt, dem der Verf. im 28. Cap. nachgeht. Vor Allem hatten
hierzu die Fes tgem einschalten mitgewirkt. Im 7. Jahrh. treten
deren besonders zwei hervor: 1) die Panegyris von Delos, deren
Glanz der homerische Hymnus hervorhebt, mit der doppelten Ei-
genthümlichkeit , mit den gymnischen Kämpfen musische zu ver-
binden, und zweitens auch Weibern die Theilnahme zu gestatten,
2) die olympische Feier. Der Verf. erwähnt, wie allmälig sowohl
die Verbreitung des Festes nach Aussen, als die Anzahl der
Spiele selber wächst. Seinen vollen Umfang, die fünftägige Feier,
erhält es erst Ol. 77, um dieselbe Zeit, wo durch die Siege über
Persien das Nationalgefühl, das panhellenische Bewnsstsein seine
Vollendung erreicht hatte. Im Laufe des 6. Jahrh. traten zu den
Olympien auch die Pythien, Isthmien und Neraäen. Zur Zeit, wo
der homerische Hymnus auf Apoll gedichtet wurde, ist das Orakel
des Gottes allerdings schon hoch in Ehren und Geltung, aber noch
von keinen glänzenden Spielen die Rede. Das Orakel selbst ge-
hört noch zu Krissa. Allmälig aber entsteht in Delphi eine selbst-
ständige Stadt, andererseits steigt die Hafenstadt von Krissa,
Kirrha, empor, an deren Identität mit Krissa nach Urlichs
vortrefflichen Erörterungen wohl Niemand mehr glauben wird.
Der heilige Krieg war gegen Kirrha gerichtet; das Schicksal von
Krissa ist unbestimmt. Die Pythien werden erst nach dem hei-
ligen Kriege ein panhellenisches Fest. Die Isthmien und die Ne-
mäen treten um die gleiche Zeit in diesen Rang ein. Der Verf.
weist hierbei die Vermuthung Hermann's zurück, dass diese bei-
den letzteren Spiele erst seit dem Sturz der Kypseliden und Or-
thagoriden und unter dem überwiegenden dorischen Einfluss em- •
porgekommen seien. In Cap. 29 folgt dann die Darstellung von
einer Reihe geistiger Entwickelungen und Productionen , nament-
lich der lyrischen Poesie, der bildenden Kunst und der Philoso-
phie, bei denen nur zu bedauern ist, dass dem Verf. die Fund-
grube gründlicher philologischer Gelehrsamkeit, Bernhard y's
griechische Litteratur, unbekannt geblieben ist. Er folgt im we-
sentlichen der Erörterung O. Müllers, so wie der Ulricfs, und
hält auch in diesem inhaltreichen Capitel streng an seiner Auf-
gabe, in diesen Werken der Kunst und den Anfängen der Philoso-
phie die veränderte Richtung des griechischen Lebens, namentlich
George Greta: Histtry ef Greeee. IL IS
die reiche Entfaltung der Subjectfvitit des gri echisch es) Geistes
erkennen zu lasten. Wir eileo über die** Cspitel hinweg, am im
30. Cap. die Herrschaft des Peitiatratoa aad seiner
Sohne unter der Leitung des Verf. su betrachteo. Die Zeit de*
Peisistratos ist hinreichend festgestellt , Tor Allen durch Aristo-
teles* grosse Auetoritat; im Uebrigen ist uns dieselbe in grosses
Dunkel gehüllt; denn gerade das, was wir su allermeist hierober
su erfahren wünschten, hat Herodot's Aufmerksamkeit am wenig«
sten gefesselt. Dass Herodot nicht 34 Jahre zwischen Solon's
Gesetzgebung und Peisistratos 9 erster Tyrannis liegend gedacht
hat, ist klar. Aber bald scheint es, er habe sich den Solon jun-
ger und den Peisistratos ilter gedacht , als die reeipirte Chrono-
logie annimmt. Sodann ist allerdings gewiss, dass Peisistratos
durch Demagogie seine Gewalt erlangte; andererseits sber sehen
wir ihn von Theben, von Eretria unterstutzt, von Ortschaften, in
denen eine starke und stolze Aristokratie waltete. Ferner heisst
es, dass er die bestehenden xipal nicht störte und die ftiöfiia
nicht veränderte; unsere Frage ist natürlich, durch was für Mittel
er in Rath und Volksversammlung seine Geltung aufrecht hielt.
Hier ist viel Dunkel, das auch der Verf. nicht aufzuhellen ver-
mocht hat ; die Alten selber können zur Aufklärung wenig beitra-
gen , wohl aber die Analogien späterer Zeiten und Parallelen, wie
sie etwa das Leben des Cosimo von Medici darböte. Der Verf.
folgt natürlich dem Herodot. Ich bemerke jedoch , dass Lygda*
mis , wenn man die Worte des Herodot unbefangen liest , damals,
als er dem Peisistratos zum dritten Male die Tyrannis gewinnen
half, noch nicht Beherrscher von Naxos war (xoti Na£iog <*<P*
dvrjQ dmyptvog l&sAoi/r^s, — Avydanig, xoptöag xal %Qypata
xal Svdgag) , sondern einer jener kühnen Condottieren , an denen
gerade jene Zeit so überreich war, und die dann, zur Zeit der
festgestellten Demokratie, verschwinden , um nach dem pelopon-
nesischen Kriege wieder zum Vorschein zu kommen. Eben so,
glaube ich, ist die Stelle £qql£<dös xr\v xvgavvtdcc knixovQoiöt rs
xoXkoloi, xal %q7]{icctg)v övvodoiöi , tcov piv avro%BV % x(ov dh
äno £tQVfiovog 6vvi6vxav nicht mit dem Verf. so zu verste-
hen, als seien die Söldner aus der Gegend des Strymon gekom-
men, sondern das Geld lief ihm von dort ein. Wenn wir alle
Momente aus der Tyrannis des Peisistratos zusammenstellen , so
ergiebt sich, glaube ich, die Vorstellung, Peisistratos habe, in
Erinnerung an die alte königliche Würde seines Hauses und aus
Feindschaft gegen die Aristokratie, die sich in die Spolien des
alten Königthums getheilt, die Sympathien des Volks, welche
sich von Natur gern mit der Monarchie gegen die herrschenden
Geschlechter verbinden, zu erwecken gesucht; diesem Zwecke '
habe der echt königliche Glanz, mit dem er sich selbst und die
Stadt umgeben, die Bauten und Feste, Homer und die alten Orakel
dienen müssen. Gewiss aber hat er nie und nirgends daran
14 Alte Gtttiiickte.
gedacht, diesem niederen Volke zu höherer politischer Geltung zu
verhelfen. Hieran knüpft sich nun S. 168—241 das 31. Cap. :
Athen nach der Herrschaft der Peisistratiden. Die
Herrschaft der Tyrannen war mit Hülfe der Spartaner gestürzt
worden; Isagoras und Kleis thenes waren zu diesem Zwecke mit
einander verbunden; unmittelbar nach dem Siege erfolgte der Bruch
«wischen diesen. Wir wissen nicht, durch was für Mittel Klei-
sthenes die Oberhand erhielt; genug er führte die Verfassung
dito ttfi^fidttov weiter und bildete sie zur Demokratie um , vor
Allem durch die Aufhebung der alten ionischen Phylen und die
Einsetzung der zehn neuen. Niebuhr, offenbar beherrscht von
den Analogien des römischen Staats , geht davon aus , es habe in
Athen eine Anzahl Bürger gegeben, welche zu keinem der vier
alten Stämme gehörten. Hierin stimmt unser Verf. mit ihm über-
ein. Aber Niebuhr geht weiter : entweder habe Kleisthenes, gleich
wieServiusTullins, diese in Stämme organisirt und die alten Stämme
daneben bestehen lassen, oder aber, er habe die schon eingerich-
teten Stämme der Plebs zu einer Eintheilung des ganzen Volks
erhoben. Diese sind interessante Fragen , die bei der grossen
Dunkelheit dieser Zeiten offen bleiben müssen. Gewiss ist, dass
die Darstellung Herodots dem forschenden Blicke selbst ein Weg-
weiser über Herodot hinaus wird. In der alten Volksgemeinde
erlag Kleisthenes; da verband er sich mit dem Demos, der früher
von allen politischen Rechten ausgeschlossen gewesen war. Die
alte Volksgemeinde berief den Kleomenes zu ihrem Schutze; 700
Familien mussten ins Exil ; da erhob sich der Demos und gab die
Antwort durch die Hinrichtung der Gegner. Lieber Kleisthenes 9
Persönlichkeit sind auf der Philologenversammlung zu Jena 1846
interessante Debatten gehalten; ich glaube allerdings mit Gött-
ling, dass das Haus der Alkmäoniden eine neue Fahne auf-
steckte. Die Demeneintheilung des Kleisthenes aber ist in
ein neues Stadium der Untersuchung eingetreten mit
Sauppe: De demis urbanis Alhenarum. Weimar 1846,
deren Inhalt den Lesern dieses Blattes aus einer Anzeige Bahr 's
bekannt sein wird. Was unsern Verf. betrifft , so verbindet er in
der wichtigen Stelle Herodots V , 69 (xal hnoirjöe itkewag Ig
iXaöäovav ' Sixa te iq q>vkaQ%ovg dvtl tsöö&qov kitoCrjös dexa
de xai zovq drjiiovg xat&veps ig tag q>vkdg) das zweite dexa mit
yvldg, so dass er also die Annahme von ursprünglichen 10 mal 10
Demen aufgiebt. Ich halte diese Zahl für sehr wahrscheinlich, be-
sonders vergl. Herodian. nsgi pov. Ji£. p. 17,8. 'AQaqtqv elg
rcov ixaxov rJQcieav, offenbar jene kx<DWfioiTcov ötjucov, von denen
Polemon ein Verzeichniss entworfen hatte. Eine andere Frage
ist, ob diese Demen zuerst durch Kleisthenes eingerichtet wurden.
Bei Herod.1,60 wird schon, wenn diess nicht eine Anticipation ist,
zur Zeit des Peisistratos 6 dijfiog 6 Tlatavnvg genannt. Eben so
wäre eine Erörterung über das Verhältnis« wünschenswertb ge*
George Gr.ote : History of Greece. II. 15
Wesen, in welchem die Deinen su den Geschlechtern standen. Die
Demen nun sind offenbar lokal; die Phylen dagegen sind es uichi.
Dass die Demen der Stadt Athen allen Phylen angehörten, hat
Sauppe in geistvoller Weise besprochen ; aber wenn wir sehen, das8
der Peiräeus zur Hippothoontis, Phaleron zur Aeantis, Xypete zur
Kekropis und Thymötadä wieder zur Hippothoontis gehörten,
welche vier Demen doch zusammenlagen und in einem engeren
Verbände standen, so leuchtet ein, dass Kleistheues in seinen
Phylen eben nur höhere und, sozusagen, ideale Einheiten
schaffen wollte, die auf keinem realen Princip ruhten, weder auf
dem des Geschlechts, noch auf dem der Lokalität. Der Verf. zeigt
nun die Consequenzen dieser Organisation : für den Krieg, 10 Stra-
tegen; für die Gerichte, die Heliasten; für die Finanzen, 10 Apo-
dekten; für die Regierung, der Rath der Fünfhundert. Was die
Gerichte betrifft, so sind sie, auch wenn diess System schon unter
Solon angenommen wurde ., doch erst in ihrer vollen Bedeutung
mit Kleisthenes ins Leben getreten. Allerdings war bei der alten
Burgergemeinde die Zahl von 5000 resp. 6000 Heliasten nicht wohl
vereinbar, und der Zweifel von Bergk ist vollauf gerechtfertigt;
andererseits aber lässt Aristoteles uns in Betreff des Princips kei-
nen Zweifel, s. Polit. II, 9. 2. Soixb HoXcov — xbv örj^iov xata-
ötrjöai, tä dixaöTTjQia noitjöag Ix xdvtcov. II, 9. 4. Hokmv y%
Soixe xqv dvayxaiotdzqv daodidovai reo dq(i(p dvvapiv , xo tag
aogdg aiQuö&at, xai svbvvsiv. — Mit Kleisthenes tritt allerdings
die Demokratie ins Leben. Noch bestanden gewisse Beschrän-
kungen. Die Archonten hatten noch in gewissen Beziehungen die
Functionen des Richters, nicht blos die eines Instruenten des Pro-
zesses; sie wurden noch nicht durch das Loos gewählt; die vierte
Vermögensciasse war noch von den hohen Staatsämtern ausge-
schlossen; der Areopag stand noch in unverkümmerter Geltung
da. Aber es waren Schranken, die offenbar bei der weiteren Ent-
wickelung des Princips der Demokratie hinwegfallen mussten.
Diese Eutwichelung erfolgte unter Perikles. Vor Allem bedurfte
die neue Verfassung eines Schirmes gegen die Uebermacht einer
einzelnen Persönlichkeit, und diesen gab ihr Kleisthenes in dem
Institut des Ostracismus, für die Republik dieselbe Maassrege],
wie wenn in der Monarchie ein gefürchtet er Prätendent von dem
vaterländischen Boden ausgewiesen wird. Der Verf. eröffnet die-
selbe mit Umsicht und Gründlichkeit und zeigt , wie der Staat in
der neuen Form binnen wenig Jahren zur kräftigsten Mannheit her-
anwuchs und sich in seiner Vollkraft sofort in äusseren Kriegen
offenbarte. Und schon war der Augenblick nahe, wo er den
schwersten Kampf zu bestehen haben sollte, der Krieg mit Persieu.
Cap. 32 schildert nun das Emporsteigen des persi-
schen Reiches. Naturlich hält der Verf. die Cyropädie für
einen philosophischen Roman; er hätte dreist mit Niebubr hinzu«
setzen können, für einen sehr lippischen. Er tauscht sich natürUch
16 Alte Geschichte.
auch über den historischen Werth Herodots nicht, obwohl er
dessen Relation wiedergiebt. Es wäre angemessen gewesen, über
das Verhältniss Herodots zu Ktesias und beider zu den einheimi-
schen Sagen ein Wort zu sagen, obwohl die gedankenlose Weise,
in der Photius den Ktesias excerpirt hat, ein sicheres Urtheil
kaum zulä'sst. In neuester Zeit ist aus dem Codex des Escurial,
welcher Gonstantins Excerpte de insidiis enthalt und namentlich
den Nikolaos sehr bereichert, in der Pariser Sammlung der grie-
chischen Historiker Vol. III, p. 66 ein grosses Fragment gekom-
men , welches auf Ktesias zurückführt und, wenn es wirklich von
Ktesias herstammte, allerdings die Ehrfurcht vor Ktesias sehr ver-
mindern würde. Wir wollen hier nicht in die Erzählung des Verf.
naher eingehen, sondern erinnern an unsere obige Bemerkung,
dass oftmals die Sage bis dicht an die beglaubigte Geschichte
heranrückt und keineswegs immer durch eine aus Sage und Ge-
schichte gemischte Zeit von der letzteren geschieden ist. Mit Darin«
stehen wir ganz auf dem Boden der Geschichte. Von Cyrus stehen die
Hauptsachen, seine Eroberungen, fest, alles, was seine Person an-
betrifft, ist durch und durch sagenhaft. — Gap. 33 „growth of the
Persian empire" beginnt mit der Eroberung Babylons , geht dann
zu Kam by s es und der Thronbesteigung des älteren Darius weiter
und erzählt die ersten Regierungsjahre des Darius bis zu seinem
Scythenzoge , den Abfall und die Wiederunterwerfung Babylons,
die innere Organisation des Perserreiches , die Schicksale des Po-
lykrates. Die erste Eroberung Babylons klang in der einheimi-
schen Geschichte wohl anders, als bei Herodot, obwohl des Letz-
teren Bericht nicht unglaublich ist. Näher der Kunde der Griechen
lag die Eroberung Aegyptens; in Aegypten waren zahlreiche Grie-
chen ansässig, eben so hatten Griechen im persischen Heer dem
Feldzug beigewohnt. Nach Kambyses folgt der Pseudo - Smerdia
— der Verf. sieht darin eine Reaction der Med er überhaupt, nichl
eine Schuld des falschen Königs allein; daher die Strafe die Meder
insgesammt trifft, so viel ihrer in Susa wohnen, und hierauf das
ganze medische Volk zum Abfall schreitet. Die Meder sind auch
unter Darius Nothus abgefallen, und auf diesen zweiten Abfall be-
ziehen Dodwell, Larcher und Clinton die Worte Herodots (1, 130).
Der Verf. vindicirt sie dagegen dem ersten Darius und weist über-
haupt S. 304 — 306 die Versuche zurück, die Vollendung der he-
rodoteischen Geschichte in die letzten Jahre des pelop. Kriegs
hinabzurücken. Natürlich waren über die Art und Weise, wie
Kambyses starb und Darius zum Thron kam, sehr abweichende Er-
zählungen. Was Herodot sagt, ist bekannt. Strabo sagt dagegen
ganz einfach: Kapßvörjg vico rcw paycov xat elv&rj. Wieder
anders berichtet Ktesias ; er weiss wie Herodot und Strabo von 7
edlen Persern , welche den Magier gestürzt haben , aber er nennt
andere Namen und erzählt die Ereignisse anders. Neue Quellen
strömen uns aus den entzifferten Keilinschriften zu. In der von
George Grote: History of Greece. IL 17
Bisutan ist Kambyses (Kabuyiya), der Sohn des Khurush, König
im Lande gewesen ; dieser hatte einen Bruder Bactija, den er, jedoch
▼ or seinem Zug nach Aegypten, tödten liess. Darauf sog er nach
Aegypten; hierauf wurde das Reich gottlos, die Lüge nahm zu
aller Orten. Da erhub sich ein Magier (Mayhush) mit Namen
Gumdta, vom Berge Arkadis, im Lande Pishiganwata, am ersten des
Monats Viyak'hna. Dieser log: ich bin Bactija, der Sohn des
Khurush, der Bruder des Kabuyiya, und das ganze Reich ward auf-
rührerisch und ging vom Kabuyiya zu ihm über, Persien, Medien
und die übrigen Länder ; so riss er das Reich an sich am 9. des
Monats Garmapada, Kabuyiya aber starb nachher in seinem Zorn.
„Die von Gumäta an sich gerissene Herrschaft, spricht nun Dariua
weiter, war von Alters her unseres Stammes , es war aber kein
Mensch, kein Perser, kein Meder, keiner unseres Stammes, wel-
cher diesem Gumäta dem Magier die Herrschaft zu entreissen
vermochte. Es fürchtete ihn sehr das Reich, und keiner wagte
irgend Etwas gegen ihn zu thun, bis ich herzu kam und mit Hülfe
des Auramazda am 10. des Monats Bsgayadish mit treuen Männern
den Gumäta sammt denen, welche seine Hauptanhänger waren, er-
schlug in der Burg Siktha' uwatish in der Landschaft Nisäya in
Medien, und so durch die Gnade des Auramazda König ward und
damit die Herrschaft, die unserm Stamm entrissen war, an
diesen wieder zurückbrachte." Und weiter berichtet Darius selber
von den Bewegungen , welche durch das ganze Reich gingen , von
einem Aufstand in Susa, wo Atrina, in Babylon, wo Hatitabira sich
erhoben und für Nabukhadrachara den Sohn des Nabunita ausge-
geben hatte. Gen Susa sandte er einen Feldherru; gegen Babylon
sog er selbst. Der Krieg gegen Babylon muss sich in die Lange
gezogen haben ; denn inzwischen brachen überall neue Aufstände
los. In Susa erhob sich Martiya, in Medien Fravartish (Phraortes)
und gab sich für Khshathrita aus dem Stamme des Cyaxares aus.
Neunzehn Schlachten hat Darius geschlagen und 9 Könige der
Rebellen gefangen genommen. Von all diesen Kämpfen schweigt
unsere Geschichte; aus der Grabschrift tritt uns eine Welt von
Ereignissen entgegen , wie wenn plötzlich ein verhüllender Vor-
hang fortgezogen wäre. Darius erscheint uns nunmehr als eins
der grössten Talente, da es ihm gelang, ein aus seinen Fugen ge-
hendes Reich wieder zu befestigen und durch eine weise Ordnung
zusammenzuhalten. Es ist allerdings sehr zu beklagen, dass der
Verf. von diesen Quellen, die ihm zuganglicher sind als uns, sowohl
hierfür, als für die Einrichtung der Satrapien keinen Gebrauch
gemacht hat. Für den , dem die Werke von Bournouf , Lassen,
Hitzig, Holtzmann, Benfey und vor Allem Rawlinson nicht zu-
gänglich sind, verweise ich auf die Anzeige Bähr's in diesen Jahr-
büchern L, 4 (1847). Das 34. Cap. beginnt mit Demokidea
und endet mit dem Zuge gegen dieScythen. Wir dürfen
billig mit eben so flüchtigem Fusse über den letzteren hinweggehe^
IS. Jahrb. f. PhiLu. Päd. od. Krit. Bibl. Bd. LX. Hft»V \
18 Alte Geschichte.
wie es der Verf. gethan bat , dem die Well der Realität jenseits
der Donau verschwindet, und bemerken nur, dass, seit Niebuhr die
geographische und Dahlmann die historische Unmöglichkeit des
herodoteischen Berichts in helles Licht gesetzt hatten, die neuere
Zeit uns mehrfache Versuche gegeben hat, durch umsichtige
Kritik den wahrhaften Gehalt aus Hcrodot zu gewinnen ; nament-
lich hat Hansen diess in seinem Osteuropa und Ko Ister in
seinem „Land der Scythen w S im Klotzischen Archiv der Philologie
Band 12, 13, mit sehr gutem Erfolge unternommen, und mit einer
Methode, die sicher zum Ziel führt. — Nun folgt eine Zeit der
Ruhe für Persien, bis zum Aufstande der kleinasiatischeu
Griechen (Cap. 35). Wir stehen hier bereits auf einem Boden,
wo die gelehrte Forschung über Einzelnes arbeiten kann, dagegen
für die Individualität und Originalität der Auffassung sich wenig
Spielraum darbietet. Die Züge des Aufstandes sind im Allge-
meinen durch die Darstellung des Herodot festgestellt; hieran lässt
sich nichts ändern, es ist hier ins Einzelne hinein zu arbeiten, wie
Schultz iu seiner iu den Kieler Studien enthaltenen Abhandlung
und H.Weissenbornin der zweiten Abhandlung seines Hellen
gethan haben. Unser Verf. hält jeden Versuch, die einzelnen
Ereignisse des Aufstandes nach bestimmten Jahren zu ordnen, für
•verlorene Mühe und hat daher auch von Weissenborn's Untersu-
schung keinen Gebrauch gemacht. Es ist äusserst interessant, hier
das Verfahren Grote's mit Niebuhr zu vergleichen. Wer
nicht selbst das Glück gehabt hat, Niebuhr zu hören und sich seiner
unmittelbaren machtvollen Einwirkung hinzugeben, die einem jeden
seiner jüngeren Freunde eine Richtung für das Leben gegeben hat,
dem werden die Vorlesungen , mehr noch , als was er mit eigener
Hand geschrieben hat, die wunderbare Grösse und Genialität des
Mannes vergegenwärtigen. Es giebt Personen , deren blosse Be-
rührung hinreicht, eine Sache zu weihen und zu adeln. So ist es
bei jedem Gegenstand, der von Niebuhr berührt wird. Er kehrt
aus seiner Hand als eiu anderer zurück; das Stumme erhält von
seinem Geiste eine Sprache ; an dem Langbekannten treten neue
und überraschende Beobachtungen hervor, dass es wie umgewan-
delt erscheint. So das Verhalten Spartas und Athens zu dem
Aufstande; so die ganze Entwickelung der Ereignisse, die Zer-
splitterung und vereinzelte Vernichtung der Griechen, deren Land
seiner Natur nach sich nicht zu einer Abwehr des Feindes eignete,
als der Plan einer raschen Offensive , der einzig Erfolg verspre-
chende , an dem Brande von Sardes gescheitert war. Ich glaube,
kein Werk wird diesen Studien einen grösseren Impuls geben, als
NiebuhrWorlesungen, und Jeder wird den Wunsch theilen , dass
der Herausgeber es nicht hätte verschmähen sollen , die Heraus-
gabe durch fremde Unterstützung zu beschleunigen. — Das 37.
Cap. endlich bietet die Geschichte vou dem ionischen Auf-
stände bis zur Schlacht von Marathon. Auch hier ist
George Grate: Histary ef Grsece. II. 19
natürlich Herodot derjenige, welcher die Auffassung dieser Zeiten
fixirt hat. Merkwürdig genug, dass so lange Zeit nach diesen
wundervollen Tagen verstrich, ehe sie einen Geschichtschreiher
erhielten; immer lang genug, auch wenn wir die Abfassung der
herodoteischen Geschichte früher setzen als den peloponnesischen
Krieg. Noch merkwürdiger, dass selbst eine dichterische Behand-
lung der historischen voraufeilte. Dieser Zwischenraum war grojs
genug , um die Sage heranwachsen zu lassen; ftiebuhr glsubt selbst
in manchen Ersahlungen den Dichter wiederzuerkennen. In
Ktesias muss die Geschichte dieser Zeit anders gelautet haben, als
in Herodot ; damit soll nicht gesagt sein , dass sie glaubwürdiger
gewesen ist; ein kurser Blick in unsern Aussug lehrt das bereits.
Auch Diodor weicht von Herodot ab; leider wissen wir nicht, aus
welcher Quelle er gerade für die uns vorliegende Zeit geschöpft
hat. Diese Prüfung der Quellen ist nicht der Plan unseres Verf.;
dagegen hat er das Gegebene mit Umsicht benutzt und mit Scharfe
beurtheilt. Nachdem der Aufstand unterdrückt ist , ordnet Arta-
phernes die Verhaltnisse der Griechen neu (Hekatäos ist ihm dabei
nur Hand gegangen, Diod.X,25), dann hebt üfardonios die Tyran-
nenherrschaften auf. Mardonios' Zug misslingt durch einen Sturm
am Athos. In Griechenland sendeu ganse Staaten, und bedeu-
tende, wie Aegina, ihre Unterwerfung an Persien ein. Athen und
Sparta dagegen treten einander naher. Hier setst der Verf. die
Niederlage der Argeier durch Kleomenes nicht bald nach dessen
Regierungsantritt, sondern etwa mit der Eroberung Milets gleich-
seitig. Die Schlacht bei Marathon wird nun nach Herodot er-
zählt, die Lokalität nach Leake und Finlay geschildert. (Beide
Bearbeitungen sind durch Hoffmann ins Deutsche übertragen.)
Die Zahl der Perser setzt Justin auf 600,000, Plato und Lysias auf
500,000, Pausanias und Plutarch auf 300,000, Nepos auf 110,000
Manu ; der Verf. lägst sich auf keinen Versuch ein, auch diese Zahl
noch zn ermässigen , weil es kein Mittel gebe , hier ein sicheres
Resultat su erhalten. Sonderbar ist, dass auch in Athen eine
Partei es mit den Persern hält , und dass die Alkmäoniden hierbei
sollen im Spiel gewesen sein; die Alkmäoniden, welche den Ilippias
▼erjagt und die Demokratie eingerichtet hatten? Der Verf. hält
diese Beschuldigung für unbegründet. Ueber das Datum der
Schlacht ist er durch Böckh nicht überzeugt. Die Geldstrafe,
welche später dem Miltiades auferlegt ward, 50 Talente, meint
er, sei die von Miltiades und seinen Freunden selbst offerirte Geld-
busse gewesen. An der Zahlung derselben sei er durch den Tod
▼erhindert, aber nicht im Gefängniss gestorben, was überhaupt
dem Criminalverfahren in Athen widerstreite. Von dem Wankel-
muth und dem Undank der Athener will er nicht viel hören. —
Das letzte Capitel, das die ionische und pythagoreische Philosophie
und den politischen Einfluss der Pythagoreer auf die politische
Gestaltung Grospgriecbenlands behandelt, muss kk btat ""
20 Griechische Litteratur.
gehen. Mögen die von mir gegebenen Skizzen genagen,, die Auf-
merksamkeit auf ein lehrreiches und anregendes Werk hinzulenken,
von dem, wie ich höre, bald eine den Ische Uebersetzung zu er-
warten ist. Dr. Campe.
Scholia in Tkeocritum^ auctiora redd. et annotatione crit. instr.
F. Dübner. . Scholia et paraphrases in Nicandrum et Oppiannm,
partim nunc primum ed., partim coilatis Cod. Mss. emend., annota-
tione crit. instr. et indices conf. 17. Cats Buasemdker. Paris, Didot;
1849, 8.-4 Thlr.
Firmin Didot, auch in Deutschland ruhmlich bekannt wegen
der von ihm veranstalteten Herausgabe der Schriftsteller und lit-
terarischen Ueberreste des classischen griechischen Alterthums,
hat unter dem oben angegebenen Titel in seiner Sammlung einen
neuen Band erscheinen lassen, welcher für einen Zweig der grie-
chischen Litteratur einen nicht unbedeutenden Zuwachs liefert.
Es soll in diesem Bande alles Dasjenige vereinigt sein, was von an-
tiken Gommentaren zu den Gedichten des Theokritos , Nikandros
und Oppianos noch erhalten ist 1 '), und Dasjenige, was, wie man
annehmen kann, von Gommentatoren des früheren Mittelalters
theils aus jenen ersten Quellen der Erkenntniss unmittelbar ge-
schöpft worden ist, theils als Ergebniss ihrer näheren Berührung
mit dem Alterthume angesehen werden darf. Wenn man nun un-
bezweifelt zugeben muss, dass Schollen und Glossen nicht nur
aus dem Grunde Interesse, ja Wissbegier für sich in Anspruch
nehmen, weil sie zur Erklärung schwieriger Stellen in den Schrift-
stellern , zu denen sie geschrieben sind , beitragen , sondern auch
deswegen, weil sie Anhaltepunkte geben für die Erforschung der
geistigen und materiellen Entwickelung der Sprache, und weil sie
in vielen Fällen ein geeignetes Mittel an die Hand geben, die
Quellenschriften des früheren Mittelalters (und somit die Ge-
schichte dieses Zeitraums) dem genauem Verständniss zugäng-
licher zu machen, so muss man es für ein höchst dankcnswerthes
Unternehmen erklären , wenn dem philologischen und historischen
Gelehrtenkreise möglichst vollständige Sammlungen der alten Com-
mentatoren, so wie derScholien und Glossen zu den verschiedenen
Schriftstellern dargeboten werden.
*) Dieser Scholienband bildet gewissermassen einen ergänzenden
Anhang zu dem im J. 1846 bei demselben Verleger erschienenen Werke :
Poetae bncolici et didactici, welcher den Theokritos, Bion, Moschos,
Nikandros, Oppianos u. a. m. enthält.
21
Die Herausgabe der Schotten zu de» Geanchlen de*
kritos hat F. Dubner übernommen, welcher schon m diesem Fache
durch seine Herausgabe der Scheue« zäun Irirtaphaam beLaaaat
ist ; die der Schollen und Paraph ras en zum Xil andres and Onfän-
nos dagegen U. Gate Bnaaeaaaker. Der i-nrliegende Band zerfallt
daher in 2 von einander ganz unabhängige Werke, «eiche deaununh
auch abgesondert betrachtet werden mussrn.
Die Gedichte des Theokritos wurden im Alterthuaae fiel ge-
lesen und in zahlreichen Abschriften verbreitet. Bs werden die
Namen vieler Grammatiker genannt, welche Flesas und Muhe
auf verwandten, das Verstäadniss dieser Gedichte an
indem sie einerseits Schriften allgemeinern Inhalts in fliniii ht
darauf veröffentlichten, andererseits mehr oder minder ausführ-
liche und inhaltreiche Commentare in sprachlicher und aachlicher
Beziehung zu den einzelnen Gedichten schrieben (z. B. Tnemm,
Nikanor u. A. m.). Blau wurde »ich je doc h sehr tauschen, wema
man glauben wollte, dass die Scholien und Glossen zu den Ge-
dichten des Theokritos, wie dieselben in zahlreichen Handschriften
in verschiedener Gestalt sich vorfinden, im Allgemeinen oder auch
nur ihrem grössern Theile nach unmittelbar auf den Erklarungs-
schrSften jener alten Commentatoren beruhen. Kein! Der grössere
Theil dieser Scholien und Glossen ist, fast unabhängig von jenen,
in weit neuerer Zeit entstanden. Den Anfuhrungen des Enstathios
zufolge muss man annehmen, dass schon zu dessen Zeit nicht mehr
die Schriften jener alten Commentatoren in Original oder vollstän-
digen Abschriften vorgelegen haben, sondern dass vorher schon
dieselben vorzugsweise in eine Sammlung umgearbeitet worden
waren. Dieser Auszug nun scheint die Grundlage gebildet zu
haben für die exegetischen Arbeiten der spateren byzantinischen
Gelehrten, wie sie sich bis jetzt erhalten haben. Nach dem
neusten Stande der Forschung gewinnt es sogar den Anschein, ab
ob die noch erhaltenen Scholien mehr oder weniger ausführlich
aus einem und demselben Exemplar der oben erwähnten abgekürzten
Commentariensammlung geschöpft sein müssen, u. dass dieses Exem-
plar entweder hier und da zerrissen oder schwer leserlich ge-
wesen sei, was der Herausgeber kurz berühret. Unter diesen
Umständen ist es natürlich, dass nur Weniges das Gepräge der Ab«
stammung aus hellenischer Zeit trigt. Dass dem Gessgten zu-
folge diesen Scholien an sich nur ein beschränkter Werth zuge-
standen werden kann, ein beschränkterer, als den Scholien, welche
in unmittelbarem Zusammenhange mit echt antiken Quellen stehen,
versteht sich von selbst. Auffallend ist es daher, dass gerade
diese Scholien weit öfter gedruckt worden sind , als diess mit un-
gleich werthvolleren der Fall gewesen ist. Eine ziemlich voll-
ständige Reihe von Ausgaben des Theokritos, von denen eine
grosse Menge such Scholien enthält, zählt Hoffmann in seinem bi-
bliographischen Lexikon der gesammten UUerajM dord '
22 Griechische Litteratar.
(Ausg. 2, Bd. 3, S. 474—484) auf, und J. A. Jacobs in der Prae-
fatio zu seiner Ausgabe des Theocritus, Bion et Moschus be-
spricht ausführlich deren kritischen Werth und gegenseitige«
Verhältniss.
Es entsteht nun die Frage, ob nach so zahlreichen Ausgaben
dieser Schollen eine neue Ausgabe ein dankenswertes Unter-
nehmen sei ? Hier nun ist vor allen Dingen darauf aufmerksam zn
machen, dass die früheren Ausgaben, den dabei benutzten Hand-
schriften gemäss nicht nur in Beziehung auf die Lesarten von ein-
ander abweichen, sondern dass die einen manche Scholien dar-
bieten, welche in den andern fehlen, so wie ferner, dass in neuster
Zeit noch bisher unbekannt gebliebene Scholien bekannt geworden
sind. Man muss allerdings anerkennen, dass die vorliegende
Sammlung vor allen früheren Ausgaben schon den grossen Vorzug
in Anspruch nimmt und verdient , dass darin die grösste zu errei-
chende Vollständigkeit angestrebt worden ist. Dass freilich diese
Vollständigkeit eingestandenermaassen keine absolute, sondern nur
eine relative ist, wird sich nachher ergeben. Der Herausgeber
spricht sich in der Praefatio (S. V — X) über dieGrundsätze, welche
bei der Herausgabe von Scholiensammlungen zu befolgen sind,
dahin aus, dass man bei einer solchen am geeignetsten die grösste
Vollständigkeit zu erreichen suchen müsse ; man dürfe unter dem
vorhandenen Material nicht etwa auswählen , da die Scholien und
Glossen ja doch nicht das Werk eines Schriftstellers, sondern im
Verlaufe mehrerer Jahrhunderte von Vielen geschrieben seien;
ebenso wenig dürfe man als den einzigen Maassstab für die Auf-
nahme oder Nichtaufnahme in die Sammlung gelten lassen die Un-
terscheidung, welche von den Scholien und Glossen zur Erklärung
des Schriftstellers, zu welchem sie gehören, thatsächlich bei-
tragen. Diese Ansicht des Herausgebers muss entschieden ge-
billigt werdeu, da, wie er selbst bemerkt, auch das zur Erklärung
des Schriftstellers dem Anscheine nach Unwesentliche für die
Geschichte der Sprache und der Kritik nicht ohne Wichtigkeit ist,
und da, wie der Unterzeichnete hinzufügen zu müssen glaubt , die
Scholien , dieses Erzeugnis» halb des Alterthums, halb einer spä-
teren Zeit, noch längst nicht vielseitig genug behandelt worden
sind, um in jedem Falle über ihren absoluten Werth oder Unwerth
mit Sicherheit zu entscheiden. Dem eben besprochnen Grund-
sätze gemäss hat der Herausgeber in seiner Ausgabe nicht nur
alle diejenigen Scholien und Glossen wiedergegeben, welche in den
verschiedenen früheren Ausgaben der Gedichte des Theokritos
gedruckt erschienen waren, sondern er hat auch aus Handschriften
bisher unbekannte hinzugefügt. Derjenige aber, welcher diese
Ausgabe zur Hand nehmen wollte, in der Erwartung, eine wirk-
lich vollständige Sammlung aller zum Theokritos vorhandenen
Scholien und Glossen darin zu finden, würde sich täuschen; dicss
ergiebt sich schon aus folgenden Worten des Herausgebers selbst
Duboer: Scholia in Theocritom. 23
in der Präefafio, p. VII: Pancissima denique innotuerurit ex K. %
Mediolanensi Ambrosia no no. 222, bombyc, saec. XIII., optimo et
„uberrimis" scholiis glossisqne instructo. Dieses eigne Geständnis«
des Herausgebers, so wie eineVerglcichiing der vorhandenen hand-
schriftlichen Hülfsmittel zeigen, dass eine weitere Vervollständi-
gung dieser Sammlung noch möglich wäre. Nach einer kurzen
Erwähnung der früheren Ausgaben, welche er benutzt hat — anr
die von Xylander, Warton, Gaisford, Geel und Gaii, und Adert's
Sammlung unedirter Schölten ans einem Genfer Manuscripte
werden namhaft gemacht — , wendet sich der Herausgeber m
einer Besprechung der Handschriften. Die vatikanischen Codices,
welche Schollen zum Tbeokritos enthalten, sind im Jahre 1709
von Salictamandus verglichen worden, leider auf eine Weise, die
Manches zu wünschen übrig lässt, besonders weil er es unterlassen
hat , anzugeben , was in den besseren Handschriften sich vorfindet
und was nicht. Unter den übrigen hierher gehörigen auf italie-
nischen Bibliotheken befindlichen Handschriften sind besonders
hervorzuheben: eine Florentiner (Laurent. Nr. 46), von weicher
Salvinius dem Sanctamandus eine Abschrift besorgt hat, und eine
Mailänder (Ambros. Nr. 222), welche ausführliche und inhaltreiche
Scholien und Glossen enthält. Die Pariser Manuscripte hat Gaii
sämmtlich verglichen ; doch hat der Herausgeber sich der Mühe
unterzogen, eine neue Vergleichung der letzteren zu besorgen,
da die Collation GaiPs ihm höchst unzuverlässig erschienen war.
Unter den Pariser Codices enthalten folgende Scholien und
Glossen: 1. Nr. 2721: saec. XVI; 2. Nr. 2722: saec. XVI; 3. Nr.
2726: saec. XIV; 4. Nr. 2758 (ann. 1393); 5. Nr. 2763: saec. XVI;
6. Nr. 2781: Apostolii manu ; 7. Nr. 2786: saec. XIV; 8. Nr. 2802:
saec. XiV; 9. Nr. 2812: saec. XV; 10. Nr. 2831: saec. XIII;
optimus; cont. schol. ad Id. 5—7; 11. Nr. 2832: saec XiV; 12.
Nr. 2833: saec. XIV; 13. Nr. 2835: saec. XIV; 14. Nr. 2884:
saec. XIII; 15. Coisl. Nr. 169: saec. XV; 16. Coisl. Nr. 351: ann.
1516; und 17. Reg. Nr. 454, A: saec. XIV. Besondere Ausbeute
glaubt der Herausgeber aus den unter Nr. 10, 11 und 13 genannten
Handschriften gewonnen zu haben. Mit wenigen Worten nur
werden berührt : Cod. Toletanus, Schellershem., Canonic. Biblioth.
Bodlej. Nr. 86 und Barocc. Bibl. Bodlej. Nr. 109. Genügender
ist, was der Herausgeber über den Cod. Genevensis sagt, welcher,
früher nur wenig bekannt durch Casaubonus, Valkenaer, Ruhnken
und Wüstemann, vor einigen Jahren durch J. Adert's Bemühung
bekannter geworden ist. Diese Handschrift, aas dem XIV. Jahr-
hundert stammend, ist zwar leserlich, aber aus Unwissenheit der
Abschreiber uncorrect geschrieben; es lassen sich darin eine erste
und eine zweite Hand unterscheiden. Sie enthält grösstenteils
dieselben Scholien, wie die vaticanischen Handschriften 3 und 4
und die Pariser 2832 (bei Gaisf. A) , und stammt mit diesen ans
derselben Urliandschrift. Ädert giebt eine vollständige Ab-
24 Griechische Litteratar.
schrift der darin enthaltenen Schollen, und, um seine Ausgabe ra
einem eigentlichen Supplement derer von Kiessling und Gaisford
zu machen, hat er darin auch diejenigen Scholien aufgenommen,
welche Gail in seiner Ausgabe (1&28) aus Pariser Handschriften
zuerst veröffentlicht hatte. Die von Ädert aus dem Genfer Codex
bekannt gemachten Scholien hat der Herausgeber fast sämmtüch
unverändert in seine Sammlung aufgenommen; dennoch kommen
Abweichungen und Auslassungen vor. Davon unten. Da dem Un-
terzeichneten die Ausgabe von Gail nicht zugänglich ist, so vermag
er nur auf die Vergleichung der in Adert's Sammlung als aus Gait'a
Ausgabe entlehnt bezeichneten Scholien das Urtheil zu gründen,
dass der Herausgeber allerdings gegründete Veranlassung hatte,
eine neue Vergleichung der Pariser Handschriften vorzunehmen,
und dass seine Bemühung dankbare Anerkennung verdient.
Der Praefatio lasst der Herausgeber folgen : Th. Wartoni no-
titia scholiorom Theocriti, eine Abhandlung, deren Wiederabdruck
zwar ziemlich überflussig, aber gerade an dieser Stelle nicht un-
passend erscheint (pag. XI— XIV). Nur in Beziehung auf Askle-
piades aus Myrlea fügt der Herausgeber eine Anmerkung bei,
welche Wüstemann's Ansicht (cf. ejus praefat. p. XVII) wieder-
giebt, und über den Grammatiker Theätetos und einen gewissen
Lampridius, die sich im Altert hu m mit litterarischen Arbeiten in
Hinsicht auf Theokritos beschäftigt zu haben scheinen, werden
kurze Notizen gegeben. An dieser Stelle hätte der Umstand einige
Beachtung wohl verdient, dass in einer der vaticanischen Hand-
schriften die Hypothesis des zwölften Idyll's überschrieben ist:
vnofrstig 'EQatotöivovg. S. Fabric. Bibl. Gr. Bd. 3, S. 776.
Ebenso hätte die erste Anmerkung entweder weggelassen oder vom
Herausgeber berichtigt werden sollen , denn offenbar bezieht sich
die bei Diog. Laert. V, 1, §. 11 genannte Schrift Ambryon's aepl
®soxqItov auf den eben vorher erwähnten Theokritos aus Chios ;
vergl. Fritzsche, de poetis Graec. bucol., p. 36. Unter der Ueber-
schrift „Prolegomena de poesi bucolica et de Theocrito u (S. 1 f.)
folgen nun die kurzen, in den Handschriften dem Texte und den
Scholien vorhergehenden Einleitungen , welche sich auch in den
rüheren Ausgaben meist finden. Zu dem in Kiessling's Ausgabe
Gegebenen kommt in dieser neuen Ausgabe Folgendes hinzu: 1.
unter Nr. VI ein kurzes Epigramm, überschrieben : slg fiovxoXixqv,
welches dem Cod. Paris. Nr. 2835 entnommen ist; 2. unter Nr. IX
der Artikel OsoxQirog aus dem Lexikon des Suidas; 3. unter Nr. I
am Schlüsse ein Zusatz aus dem Cod. Paris. Nr. 2763; endlich
unter Nr. VII mehrere Zusätze aus Pariser Handschriften. — Was
das Einzelne anlangt, so hat der Herausgeber in den unter der
U eher schrift srepl dicupOQccg tc5v ßovxoktxcav stehenden Versen
im Texte fälschlich die alte Lesart d' vyluav aufgenommen, die
dem Metrum unangemessen ist; statt dessen war zdvvyUiav zu
schreiben , was der Herausgeber in der Adnotatio critica (S. 116)
♦■ Dobner: Scholia in Tbeocrhnm. 25
Selbst billigt und durch handschriftliche Autorität belegt. In sach-
licher Beziehung kann jetzt wegen des Epigramms des Gramma-
tikers Artemidoros am besten auf Fritische , de poetis Graec. bu-
colicis , S. 28 ff. verwiesen werden. In Hinsicht auf die Varietes
lectionis zu der Stelle aus Stiidas begnügt sich der Herausgeber
auf die betreffende Stelle in Bernhardy's Ausgabe Bezug zu nehmen.
Hierauf folgen von S. 3 — 113 die Scholien, deren äussere
Form schon dadurch von den Ausgaben von Kiessliog und Geel ab-
weicht, dass dort die sämmtlichen vxo&söBig xäv BldvXXlov zu-
sammengestellt den Scholien vorhergehen, während dieselben hier
getrennt sind , so dass die vxo&Böig und die Scholien jeder ein-
zelnen Idylle zusammenstehen. Es ist diess eine Einrichtung,
deren Zweckmässigkeit nicht zu verkennen ist. — Was den Text
dieser Scholien betrifft, wie er vorliegt, so muss man ihn von vorn
herein als dreifach verschieden ansehen, ohne noch die vielfachen
Abstufungen in der Gleichartigkeit und Verschiedenheit desselben
in der Handschrift genauer zu betrachten. Der erste und haupt-
sächlichste Bestandtheil dieses Textes ist der in allen früheren
Ausgaben vorliegende ; der zweite ist die Scholiensammlung von
Ädert; der dritte endlich umfasst die zuerst vom Herausgeber ver-
öffentlichten Scholien. Diese Bestandteile sind allerdings nicht
mit aller Strenge von einander zu sondern, wie in dem weiter oben
Gesagten schon angedeutet ist. — Vergleicht man zuerst Adert's
Scholiensammlung mit dem vom Herausgeber gegebenen Texte,
so findet man, kleinere Abweichungen ungerechnet, Manches nicht,
was Ädert aufgenommen hat; z. B. I, 3: A«£jJ, yoaiftjji XtjQjj xai
rä opoia. I, 29: dno xovxov xiöövßiov, otovsl %v6öfßiov xi ov.
I, 34: aXXag' vno%(QQBiv, &bqcwbvbiv (ptjöt. 1, 110: nxcjxag' xdg
alxtaxixag ot dooielg xd)v Big eg Xrjyovö&v sv&stäv opolag xaTg
BV&slaig itccQo£vvovöi. I, 128: tp&o' hvndxzoio' ot piv xaxd
GvvaXoHprjv (p&QB, tlxa svwqxtoio xov xaXmg nBJCfjyoxog' ot
dl ixxXrjQOVöt, ytoBÖrj dvxl xov Xapßavs % drjXovori trjv övoiyya '
[isXlitvovv de tfdij ydvq>avoV) rjtoi oöaöviav diä xov xyaov.
1, 147: AlylXto* xov dxQaxrjolov. II, 17: payBiag' %l yäo xqo%6v
xrjQOV IpßaXovGai xai äi aipaxog ixaztgcoftsv dvdipaöai, xovxo
XBQKSzoitpovüai §opßov6iz6v xvxXtöxovvTteo itvotag, indöovöai
o ßovXovxat,. 6 de avadvvovpwog fj0v%(og, xijksxcu' IniXiyovöw
avxcp el xvyq, d>g ovxog zrjxsxai 6 §6pßog ovta xai 6 ifiov
Iqü'v xaxstfj' aXXag' Xsyovöi xxX. II, 149: Kzlxi poi xovxo
liovov ort 6 AkXyig iv övpnoöttp xov locotiivov %aoiv 6xv<pov
6vvB%d>g äxodxov ItcbxbZxo xai xiXog xaxaXmmv xo övfinötiiov
ä%BXo Xkyov öxetpavciösiv avxov xov olxoV elci&aöi yäo ot
BQWvxeg xdgiv xmv iQ&yAv&v xvd&ovg xXelovag liti%%Ztöai * xov
yäo iocitiBvov 6 loaö&Big xolg Ix xov daixvpövog didofUvoig
dyytloig olvov BßaXw «rao xoöov aüv iomxog' &XQ&t&g vmi
$QCoxog jkuxsI%bxo xai £<pvyb 6s, xai s2*s, ytfll % dyyt limtm
pvvov ort 6 dkXyig xxX, II, 166: wxxog 6*aM' jWtfj
26 Griechische Litteratar,
ot äöTBQSQ axokovfrslv rf] vvxxl' dxttöovtirjg yciQ vSg vvxtog
ovxiti q>alvovtat. & dörsgeg^ svxqkov vvxzog xav clvrvya
onadoi) tovtiöviv axokov%ovvxig — <prjol' kiyu dl trjv vvxta
iq> agficctog 6%si6&cti,. Leicht könnte der Unterzeichnete noch
eine bedeutende Zahl ähnlicher Beispiele anfuhren. Doch genügen
diese schon, um daran die Frage zu knüpfen, warum der Heraus-
geber nicht seinem Vorsatze, die möglichste Vollständigkeit anzu-
streben, treu geblieben ist? Ueber einzelne Lesarten nachher.
Fragt man ferner, ob der Gewinn, den der Herausgeber aus
der Vergleichung der Pariser Handschriften, die Emendationen
einzelner Wörter ungerechnet, geschöpft, bedeutend sei, ob da-
durch viel neues Material gewonnen sei, so muss man diess im All-
gemeinen verneinen. Denn einerseits sind es selten längere Scho*
lien, die der Herausgeber neu darbietet, meist nur Glossen, an-
drerseits enthalten diese Schollen nicht grade viel Neues und Wich-
tiges. Doch ister wegen der Aufnahme derselben nicht zu tadeln, weil
er sich hier seinem G rundsatze, der an sich nicht zu tadeln ist, treu er-
weist. Indem der Unterzeichnete nun zu den Einzelnheiten sich
wendet, kann er nicht umhin, zu erklären, dass er nicht im Stande
ist, eine vollständige Uebersicht dessen zu geben, was der Text
der Scholien durch das ausserordentlich reichhaltige kritische Ma-
terial und die gewissenhafte Benutzung desselben durch den Her-
ausgeber gewonnen hat, da diess den in diesen Blättern gebotenen
Raum weit überschreiten würde; er muss sich begnügen, auf Ein-
zelnes aufmerksam zu machen.
Schol. ad I. 1: itaga xalg itqyalg.] Was früher nach Toup's
Conjectur in den Text aufgenommen worden war statt des sonstigen
negi, hat D. nun auch durch handschriftliche Auctorität belegt.
Ad I. 12 macht D. darauf aufmerksam , dass das Scholion aus
dem Cod. Barocc. wohl richtiger auf den Aelius Dionysius zn be-
ziehen sei, worauf Eustath. p. 962, 1. 23 hindeute.
Ad I. 43 behält D. die Lesart yeyavgiö[isvog mit Recht, ob-
gleich Ädert nach dem Cod. Genev. zetavQiöfiivog edirt hat.
Ad I. 52: Statt der Worte 'AnoXkodcogog dh 6 dagtevg , wo
die Handschriften in Beziehung auf das letzte Wort mannigfach
von einander abweichen , schlägt D. folgende sehr einfache Emen-
dation vor: ^An. de dcoguvöi", was einen recht guten Sinn giebt
Jedenfalls erscheint diese Emendation leichter und angemessener,
als die Adert's „nsgl fttäv". Gcel schon vermuthete „toig 4a-
Ad I. 65 : Der Herausgeber hat den Namen Sip&vtdrjg bei-
behalten, obwohl ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit vor-
handen ist, dass Uvkrjvog richtiger wäre, was D'Orville vermuthete.
Jedenfalls aber ist die erste Lesart sehr alt, da Phavor. s. v. Aitvt],
indem er dieses Scholion vor Augeo hatte, gleichfalls den SimOr
nides citirt.
Dabner: Scholia in Theoeritom. 27
Ad I. 02 nimmt D. die Lesart mehrerer Pariaer und eines
vaticanischen Codex txXrjQov statt der Vulgata dnBXQlvov auf.
Ad I. 107 bemerkt D., dass nach 2 vaticanischen Handschrif-
ten zu schreiben sei: „£<p olg al6%wo{Uvr] ^vgaro", mit Weg-
lassung der, ohnehin nur dorch Conjectur dortstehenden Worte
agdopifj? iq . Die Vulgata hat hier alödopivrj, was wegen der
Gleichheit der Anfangssilbe mit al<f%wofifa7j durch Irrthum in
den Text gekommen sei. Hier hfitte D. ohne Zweifel besser ge-
than , wenn er sich entweder an den gewöhnlichen Text gehalten
hätte , oder, da dieser einen passenden Sinn nicht giebt, sogleich
die Emendation aufgenommen hfitte, die er in der Adnot. critica
empfiehlt.
Ad II. 36 schlagt D. vor, nach mehreren Handschriften iu le-
sen iujjdovi was die Bedeutung habe „fecerunt accinere."
Ad II. 59: ^VfjLOöov. D. hat Adert's Conjectur fypaöov
nicht aufgenommen.
Ad 11. 73: Die Berufung auf Herodotos scheint sich auf III. 23
zu beziehen.
Ad II. 121 schlägt D. vor, da ein Schriftsteller Olympionike«
nicht bekannt sei , zu lesen ^(EQaxoöftevrjg Iv xqwxco) 'Okvpnio-
fixcoVS was man wohl unbedenklich billigen kann.
Ad II. 149: Das längere Scholion, welches Ädert zu diesem
Verse aus dem Cod. Genev. edirt hat, hat D., ohne einen Grund
anzugeben , aus dem Texte in die Adnotatio verwiesen.
Ad HI. 29 empfiehlt D., nach einer Glosse des Cod. Vatie. 5
statt xvnxopsvov zu lesen yivopevov.
Ad III. 50: Der Cod. Genev. und Cod. Par. M bestätigen die
Conjectur von Hemsterhusius Tlkovxov statt Tlkovxcava. D. hat
daher mit Recht diese Emendation aufgenommen.
Ad IV. 33 emendirt D. den citirten Vers so: Mdxaia xakXa
ttctQa Kqoxov löx aöxsa.
Ad IV. 62 schlägt D. vor, statt 6 xogtjv oltpripsvos zu lesen
6 <6g xoQtj olyripsvog.
Ad V. 1: Es wäre sehr zu wünschen gewesen, dass der Her-
ausgeber in den zahlreichen Fällen , wo er Schollen oder Erwei-
terungen von solchen aus Adert's Sammlung nicht im Texte , son-
dern in der Adnotatio critica mittheilt, den Grund dieses Verfah-
rens angegeben hätte. Anzuerkennen ist freilich, dass es mit
grossen Schwierigkeiten verbunden ist , der Forderung der größt-
möglichen Vollständigkeit zu genügen, da die Scholien so häufig
dem Sinne nach vollständig, dem Wortlaute nach dagegen nicht
immer genau übereinstimmen, und bald diese, bald jene Hand-
schrift hier oder da Etwas hinzufügt oder weglässt. Doch wür-
den in dieser Beziehung die in Adert's Sammlung enthaltenen
Scholien verhältnissmässig nur geringe Schwierigkeiten darge-
boten haben. Z. B. an dieser. Stelle hätten die Worte des Cod.
Genev. leicht eingeschoben werden können : — £v$ctqim<$ it<yu>.<*
28 Griechische Litteratar.
pov. 'Etizl 81 avzrj nokig rijg 'Izaklag anoutog (zäv 'Jthpalew)
vvv uakovpivq Sovqiov • zwsg zo avzo Oovgiov %a\ UvßctQiv
xakovöw. Aiyovöi — xzk.
Ad V. 43 hat D. die Lesart ya^^etrjg beibehalten.
Ad VI. 7 hat D. die Conjectur von Jacobs inii%%v avzy in
den Text aufgenommen , obgleich er in der Adnotat. crit. dieselbe
für unnöthig erklärt. Und and. m.
So wie aber der Herausg. manche Conjectur, deren Not-
wendigkeit und Richtigkeit noch bestritten wird , in den Text auf-
genommen hat, so hat er auch darin gefehlt, dass er manche
Eraendationen, welche für unzweifelhaft gelten können, unbe-
rücksichtigt gelassen hat. Beispielsweise möge an folgende er-
innert werden: 1. 15: (leörnißgivov (Xylander). I. 27: Kakkipa-
%og (Heinsius). I. 56: IJoyoxkijg (Toup). I. 85: lurjQdftrj
(Hemsterh.). II. 3: xazadrjöopai (Toup). II. 24: Sözbvs (Words-
worth). II. 48: laöiv (H. Stephanns). IV. 28: kevxatvsrcu (Ja-
cobs). V. 21: Isqov (Hemsterh.) u. 8. w. Von Conjecturen da-
gegen, welche der Herausg. aufgenommen hat, mögen beispiels-
weise folgende hier Erwähnung finden: I. 9: ovxizv (Jacobs).
I. 67: ®ezzaklag (Palmerius). I. 147: zlsivmv (Meursins). II. 10:
xalvnzophvap (Warton). II. 18: gvpßov (Pierson). II. 88: vnci-
ma (Reinesius). II. 100: Uyg (Bast). II. 122: A^ivfoxotg ( Words-
worth). III. 43 : itaQeiörrjxei (Toup). U. a. m.
Zu bedauern ist endlich , dass der Herausg. nicht auch das-
jenige berücksichtigt, was über seinen Gegenstand in deutschen
gelehrten Zeitschriften sich findet. Der Unterz. erinnert z. B.
an Th. Bergk's interessante Recension von Adert's Scholiensamm-
lung in der Zeitschr. f. Aherthumsw., in welcher jener ausgezeich-
nete Kritiker auch selbständige Emendations vorschlage gemacht
hat. Da es dem Unterz. nicht daran liegen kann, eine genaue
Uebersicht zu geben von allem Dem, wodurch die vorliegende
Ausgabe sich von den früheren unterscheidet; da er vielmehr nur
die Absicht gehabt hat, an einigen Beispielen zu zeigen, welchen
kritischen Standpunkt in dieser Ausgabe der Herausg. eingenom-
men hat, so möge das Gesagte in dieser Beziehung genügen.
Dazu , die Ausgabe auch für Diejenigen recht brauchbar zu
machen , welche nicht speciell dem Theokritos ihre Thätigkeit zu-
wenden, trägt der beigegebene doppelte Index viel bei. Der er-
stere Index giebt eine alphabetische Uebersicht aller a) in den
drei bukolischen Dichtern der Griechen und b) in den Schollen
zum Theokritos enthaltenen sachlichen Bemerkungen. Er gehört
also offenbar mit zu der oben erwähnten Ausgabe der griechischen
Bukoliker und dient somit zur Bestätigung dessen, was der Un-
terzeichn. oben über den Zusammenhang jenes und des vorliegen-
den Werkes gesagt hat. Der zweite Index ist ein alphabetisches
V erzeich ni8s aller bei dem Scholiasten zum Theokritos genannten
Schriftsteller.
Bassemaker: Scbolia in Nicandrom et Oppianom. 29
Aus den obigen Bemerkungen lägst sich nun leicht das Ge-
sammturtheil zusammenlassen. Schon oben ist der Nachweis ge-
geben, dass der Herausg. nicht ganz Das in Hinsicht auf Vollstän-
digkeit geleistet hat, was sich hatte leisten lassen, dass vielmehr
eine Vervollständigung noch möglich (und wünschenswcrth) ist.
Ferner hat sich durch die Beispiele herausgestellt, dass der Her-
ausg. in Beziehung auf das kritische Verfahren sich von Schwan-
ken und Inconsequenzen nicht frei erhalten hat. Zu seinen Gun-
sten kann man jedoch nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu
machen , wie schwierig es ist, bei der Heraasgabe von Schollen
feste Regeln der Kritik aufzustellen und consequent zu befolgen.
Obwohl daher der Uuterz. häufig genug an den in den Text auf-
genommenen Lesarten Anstoss genommen hat, wo andere Gelehrte
gute Bmendatiouen in Vorschlag gebracht haben , so ist er den-
noch der Meinung , dass man darauf ein allzu grosses Gewicht
nicht legen darf. Dankenswerth ist die Herausgabe dieser Scho-
liensammhing in drei Rücksichten: 1) weil dadurch der Text der
Schollen manchen nicht unwesentlichen Zuwachs erhalten hat;
2) weil der Herausg. sich offenbar Mühe gegeben hat, einen unter ,
den jetzigen Umstanden möglichst vollständigen kritischen Apparat
zusammenzubringen; 3) weil derselbe durch die Ausarbeitung der
Indices diese Scholien weiteren Kreisen der philologischen Ge-
lehrtenwelt leichter zugänglich und brauchbarer gemacht hat.
Der Unterz. glaubt an den Herausg. die Bitte richten zu dür-
fen, dass er durch ähnliche Arbeiten fortfahre, sich den Dank der
Freunde der antiken Litteratur zu erwerben, und erlaubt sich in
Erinnerung zu bringen , wie wünschenswert!! das Erscheinen von
neu besorgten Ausgaben der Scholiensammlungen zu den Rednern,
den Tragikern und zu den homerischen Gedichten wäre!
Der Unterz. wendet sich nun zu dem andern Theile der vor«
liegenden Ausgabe, welche die Scholien und Paraphrasen zu den
Gedichten des Nikandros und Oppianos enthält. Man kann bei
der Besprechung dieses Theiles am fuglichsten das auf die ein-
zelnen Schriftsteller Bezügliche zusammenfassen.
Ungleich seltener, als die Scholien zum Theokritos, sind die-
jenigen zu den Gedichten des Nikandros und Oppianos, so wie die
Paraphrasen derselben, herausgegeben worden; besonders was die
zum Oppianos gehörigen anlangt, war zwar öfter eine Ausgabe
angekündigt worden, aber nicht erfolgt. Die Besorgung dieser
neuen Ausgabe war ursprünglich dem nun verstorbenen Lehrs
übertragen ; nach dessen Tode unterzog sich U. Cats Busseina k er
dieser Aufgabe. In einer Praefatio (S. I — X) spricht sich dieser
aus 1) über die Grundsätze, welche er bei der Herausgabe befolgt
habe, 2) über die Hülfsmittel, deren er sich habe bedienen kön-
nen, und 3) über den Werth und die Quellen der in Betracht
kommenden Scholiasten und Paraphrasten (S. I). Den zuUtxi <gL-
nannten Gegenstand behandelt der f\&ti»!i£. toäwX> ^«ta&
90 Griechische Litteratnr.
sonders der früheren Zusammenstellung Schneidert folgt. Die
Arbeit des Herausg. verdient aber vor der Schneidert den Vorzug,
einerseits weil, was der Letztere nur vermuthungsweise als höchst
wahrscheinlich aufstellen konnte, von Erster em mit grösserer Be-
stimmtheit zum Theil bestätigt, zum Theil widerlegt wird, ande-
rerseits weil hier die Resultate der Forschung weit geordneter
erscheinen. Bei der Aufzählung derjenigen Grammatiker, welche
im Alterthume Erläutcrungsschriften zu den Gedichten des Ni-
kandros verfasst haben, bespricht der Herausg. 6 der Zeitfolge
nach: 1) Theon (unter dein Kaiser August us anzusetzen, nach
Suid. 8. v.'Anlcov)', 2) Deraetrios Chloros, den Steph. Byz. s. v.
KogoTtrj fälschlich Phalereus nennt, und der nach Schol. ad Nie.
Ther. 746 dem Antigonos der Zeit nach vorausgegangen zu sein
scheint; 3) Antigonos (nach Erotian. praef. p. 12 etwa unter Nero
oder Claudius zu setzen); 4) Pamphilos aus Alexandria (lebte —
nach Suid. s. v. 4toysviav6$ — noch vor Kaiser Hadrianus);
5) Plutarchos, unter dessen Schriften der sogenannte Lamprias
eine unter dem Titel : „elg xd Nwavdgov frjyoiaxa" anführt ; und
t 6) Diphilos, dessen Gommentar ausser Athen. VII. p. 314, d. auch
Schol. in Theocrit. X. 1 citirt. In Beziehung hierauf ist aber zu
bemerken, 1) dass es freilich nicht nur für sicher gelten kann,
da6S Demetrios Chloros den Nikandros commentirt hat, sondern
auch dass es die grösste Wahrscheinlichkeit für sich hat , dass
Stegh. Byz. irrthümlicherweise diesen Demetrios mit dem Dem.
Phalereus identiQcirt habe ; aber als möglich kann doch ange-
nommen werden , dass es auch einen Jüngern Grammatiker dieses
Namens gegeben haben könne; 2) dass in Beziehung auf Diphilos
aus den angeführten Stellen sich nur ergiebt, nach welcher Zeit
er nicht gelebt haben könne, nicht aber, ob er nicht Zeitgenosse
oder gar Vorgänger eines der vorhergenannten Grammatiker gewe-
sen ist. Die übrigen von Schneider (in seiner Ausg. derTheriaca,
praefat. p. VII f.) genannten Commentatoren des Nikandros wer-
den von dem Herausg. nur insofern berücksichtigt, dass er em-
pfiehlt, Diogeniano8 und Zenodotios Theophilos aus der Reihe
derselben zu streichen, wegen Mangels eigentlicher Beweise, und
dass er darauf aufmerksam macht, dass, wenn einzelne in den
Scholien erwähnte Worterklärungen , denen ihr Auetor beigefügt
ist, dazu berechtigen, auf grössere Commentare dieser Männer zu
8chlies8en, so müsste das vou Schneider gegebene Verzeichnis»
noch um folgende 3 Namen vermehrt werden: Numenios, Demo-
phon, Lysimachos. Auffallend ist es allerdings, dass alle diese
Commentatoren , so weit es sich nachweisen lässt, nur die The-
riaca behandelt haben; nur Pamphilos scheint hiervon eine Aus-
nahme zu machen. Bei der Besprechung der benutzten Hülfs-
mittel bezeichnet der Herausg. den Cod. Paris. Nr. 2403 als den
besten, der zu Vs. 1 — 932 der Theriaca Scholien und Interlinear-
glossen enthalte. Die Scholien stimmen in der Hauptsache mit
Bussemaker : Scholia in Nicandrura et Oppiaoam n. s. w. 31
den in den Ausgaben bekannten überein; aber die Lesarten dieser
Handschrift sind meist gut und beweisen , dass dieselbe nicht mit
dem Cod. Goetting. und Lorr. aus derselben Urhandschrift stamme;
die Glossen dagegen seieu werthlos, da sie meist aus den Scholien
entuommen seien. Ausser dieser Handschrift werden vom Her-
ausgeber noch folgende Hülfsmittel berücksichtigt und benutzt:
1) Der ältere und jüngere Scholiast im Göttinger Codex; 2) die
Scholien des Cod. Lorrianns; 3) die von La Porte da Theil (zu
T her. vs. 933—958; aus einem vaticanischen Manuscripte in sei-
nen Notices et extraits des manuscrits (vol. 8) bekannt gemachten
Scholien ; endlich 4) die bisherigen Ausgaben. In Beziehung auf
die Scholien der Alexipharm. standen dem Herausg. keine bisher
unbenutzten Hülfsmittel zu Gebote; er hat sich begnügen müssen,
auf die bekannten Lesarten der Handschriften und Ausgaben ge-
stützt, hier und da Verbesseruugsvorschläge zu machen.
Die Paraphrasen des Euteknios sind nach der Ausgabe Ban-
dini's, also hauptsächlich nach der Wiener Handschrift, eclirt,
doch mit steter Benutzung der im Göttinger Manuscripte an den
Rand geschriebenen Excerpte. Zu bedauern ist es , dass der Cod.
Escurialensis, welchen Fabric. Biblioth. Graec. Bd. XIII. S. 345 **
erwähnt (wo freilich fälschlich der Verfasser der Paraphrasen
Eugcnios genannt wird) , bei der Herausgabe gar keine Berück-
sichtigung gefunden hat.
Nicht uninteressant endlich ist es, dass der Herausg., obgleich
es nicht zur Sache gehört, Lesarteu eines Pariser Codex aus dem
11. Jahrhuudert, welcher einen grossen Theil der Gedichte dea
Nikandros enthält, auf S. V f. mittheilt.
Bevor der Unterz. nun dem Inhalte der Praefatio weiter folgt,
wendet er sich zu einer kurzen Besprechung des gegebenen Tex-
tes der Scholien (S. 173 — 219) und der Paraphrasen des Eutek-
nios (S. 219 — 242) und der dazu gehörigen Aduotatio critica (S.
387—425).
Schon der Text des rfaog NixdvÖQov zeigt, wenn man ihn
mit den handschriftlichen Lesarten vergleicht, manche Abwei-
chung; es sind diess aber nur solche Abweichungen, dies für sichere
Emendationen gelten können: z. B. <&a6rjMvr}g statt OaOrjkrjt^g.
Wirft man einen vergleichenden Blick auf die Adnotatio critica
des Herausg. und auf die Annotationes ad genus Nicandri in Schnei-
dert Ausgabe, so muss man sich überzeugen, dass der Herausg.
eine vollständige Varietas lectionum nicht giebt. Dagegen sind
mehrere Lesarten in der vorliegenden Ausgabe angemerkt, welche
von Schneider nicht erwähnt werden, z. B. S. 173 b. 1. 5 (nach B. ? s
Ausg.) hat der Cod. Paris. InWkvov u. a. m. Dieselben Ungleich-
heiten finden sich auch nachher in den Bemerkungen zu den ei-
gentlichen Scholien. Der Hauptgewinn in kritischer Hinsicht
grüudet sich im Ganzen auf das Pariser Manuscript. Um aber den
Beweis zu liefern, dass. der Text durch des Herausg. Bemütuxs^
32 Griechische Litteratur.
sehr wesentlich gewonnen hat , mögen hier einige Bemerkungen
ober die Scholien iu den Theriaca Platz finden :
Ad Vs. 3: xai xd dg Aeovxtov. Durch die Hinzufügung der
Partikel xal werden die Schriften üsgöixd und Elg Asovxiov als
verschieden bezeichnet, was wenigstens die grösste Wahrschein-
lichkeit für sich hat.
Ad Vs. 15: Ixkxgvnxo. Diese Lesart des Cod. Paris, ist dem
Zusammenhange angemessener als Ixgvuzsxo bei Schneider.
Ad Vs. 22 : Die Worte xovro — örjfiatvsiv sind ein ganz über-
flüssiger Zusatz und hätten als Einschiebung bezeichnet werden
sollen , da sie sich in den Handschriften nicht finden.
Ad Vs. 23: slxalag emendirt B. nach dem Cod. Paris, statt
olxtiag bei Schneider.
Ad Vs. 29: Margot emendirt B. statt Uöxgov der Codd. Er
hätte sich auf das Etymol. magn. p. 587 stützen können, wo die-
ses Wort auch als Masculinum vorkommt.
Ad Vs. 37 : yavyixw Cod. Paris.
Ad. Vs. 40: xa%gvg emendirt B. 9 wie jetzt fast durchgängig
statt xdy%gvg gelesen wird.
Ad Vs. 43: Zeune's Conjectur xga%vxtjxi wird durch den Cod.
Paris, bestätigt.
Ad Vs. 64: ßagvodpov Cod. Paris.
Ad Vs. 66: B. schiebt nach den Worten ßoxdvrjg yrßiv aus
dem Cod. Paris, ein : Sozi de ovo y&vq avtrjg yasgov xal äygiov.
Ad Vs. 79: B. nimmt die ohne Zweifel richtige Conjectur Ar-
naud's und Bentley's %eetaig in den Text auf.
Ad Vs. 92: ogeveiv. Diese Lesart wird durch den Cod. Pa-
ris, bestätigt.
Ad Vs. 104 : dn6axa%ig conjicirt B. statt dnoöxaöig.
Ad Vs. 105: löopogov emendirt B.
Ad Vs. 123: (itxgoxaxai inupsgovöai emendirt B.
Ad Vs. 126: ö%jj emendirt B., was allerdings dem vorange-
henden Conjunctiv besser entspricht.
Ad Vs. 137 : xo dieföayog Cod. Paris.
Ad Vs. 154: B. schlägt q>oUg statt koq>tg vor, was einen bes-
seren Sinn giebt; er beruft sich, um diese Emendation zu empfeh-
len, auf Pseudo-Aristot, mirab. auscultatt. 178.
Ad Vs. 199: B. schreibt, meist dem Cod. Paris, folgend:
äk£ opag xaTS%Qi]<5ato xovxgj xal hvtav&a. "AkXcog' xvglcag
to xd puxQcc xgitpsiv nagd xxk. *
Ad Vs. 215 : In den hier citirten Versen des Nikandros nimmt
B. die Lesart des Cod. Paris. 6xü%ovizg auf, weil diese besser in
das Metrum passt, als die Vulgata.
Ad Vs. 237 : Die frühere Lesart %Xodov6a wird durch den
Cod. Paris, bestätigt; B. hat sie desshalb aufgenommen.
Ad Vs. 252: %iovi%ov6ct schreibt B. nach dem Cod. Paris.
Ad Vs. 257: Au der schwierigen Stelle xo d'&pyegeg opoiov
Bussemaker : Sobolia in Nicandrmn et Oppiannm. 83
ist auch aus der Lesart des Cod. Paris, opolag xo Ipiptglg eine
genügende Erklärung oder Emendation nicht ersichtlich.
Ad Vs. 267: Nach dem Cod. Paris, nimmt B. die von Schnei-
der weggelassenen Worte ,,£x dl xov itogevco yeyovs nogüa, dg
ix xov negiötievco nsgi66sLa" wieder auf.
Ad Ys. 291 stf)er Lesart des Cod. Paris, ptxä tcov in ctvzov
sich anschliessend , emcndirt B. ptxä tcov an avxov.
Ad Vs. 312: Aus dem Cod. Paris, hat B. folgendes Scholion
aufgenommen : xvßegvrjxrjga * ij atpo$gotg Sdaxs Kavaßov xov
xvßsgvrjxijv xov Msvtkaov xadsväovxa Iv x(ß ngog AXyvnxov
alyiaka xijg Alyvnxov.
Ad Vs. 322: Zu missbilligen ist es, dass B. in dem citirten
Verse des Archilochos eine blosse Conjecttir xrjcp okov in den
Text aufgenommen hat, während er doch selbst in der Adnotatio
zu dieser Stelle auf ApoJlon. Lex. s. v. Spnkrjv aufmerksam macht,
wo eben dieser Vers angeführt wird; dort findet sich die Lesart
xcti q>tkov, und B. erkennt selbst die Wahrscheinlichkeit der
Richtigkeit dieser Lesart an.
Ad Vs. 383: Statt xaöiv der Codd. und Ausgaben schlägt
B. vor, Xadiv zu lesen.
Ad Vs. 420: B. schreibt nach dem Cod. Paris.: „rj ägasdig,
ensl xaxd xr\v agnsdova tenxov." Er weicht nur darin vom Cod.
ab, dass er xaxa dem nsgl des Cod. vorzieht.
Ad Vs. 484: B. emendirt nach dem Cod. Paris. Inolu ipcoga-
fttlöa statt noiovöa ascpchgcctcu. Und so weiter.
Diese Bemerkungen werden genügen , um die Ueberzeugung
zu begründen, dass, obwohl nicht 'überall ein sicheres Resultat
gewonnen ist, dennoch diese Scholien durch des Herausg. Recen-
eion nicht nur an vielen Stellen bereichert, sondern auch durch
sichere Emendationen verbessert worden sind.
In den Scholien der Alexipharroaca und in den Paraphrasen
des Eutekiiio8 hat der Herausg., wie oben gesagt ist, neue Hülfs-
mittel der Kritik nicht benutzen können ; er hat sich daher be-
gnügen müssen , sich der schon bekannten Hülfsmittel zu bedie-
nen, und hier und da eigene Emendationsversuche zu machen.
Besonders die Paraphrasen bieten ein reiches Feld für die Con-
jecturalkritik , da bekanntlich die Handschrift, auf der fast einzig
der Text beruht, ausserordentlich schlecht und fehlerhaft ge-
schrieben ist. Diesen mit Hülfe der im Göttinger Codex enthal-
tenen Bruchstücke zu verbessern, hat schon Schneider versucht;
immerhin aber muss man zugeben, dass der Herausg. durch scharf-
sinnige Combinationen auf manche empfehlenswerte Conjccturen
gekommen ist.
Zuletzt mögen noch einige Worte in Beziehung auf die Scho-
lien zum Oppianos und auf die Paraphrasen von dessen Gedichten
Platz finden. Nach der Praefat. S. VI ff. befolgte der Herausg.
hierbei den Grundsatz, dass er alle Scholien und Glosse^ &Vfc. VVwol
iV. Jahrb. f. Phil u. Päd. od. Krit. Bibl. Bd. LX. Hft.\. ^
34 Griechische Littaratnr«
irgend welchen Wcrth zu haben schienen, aufnahm, alles Werthh
lose dagegen wegliess. Er sagt S. VI, dass er diese Unterschei-
dung in den Schollen der Kwrjy erntet sich zur strengen Norm ge-
macht habe, weniger streng sei er bei den Scholien der r Aki$v-
rind verfahren. Schon diesem eigenen Geständnis» des Herausg.
gemäss wird ihm Niemand den Vorwurf der Ino§nsequenz ersparen
können. Schon oben hat der Unterz. seine Ansicht über die WilV-
kürlichkeit ausgesprochen, welche bei Scholiensamralungen eben
so wohl, wie bei jeder Herausgabe von Werken der alten Zeit
tadelhaft ist; er braucht sie daher hier nicht noch einmal ausführ-
lich darzulegen. Auch das möchte der Unterz. wenigstens nicht
unbedingt billigen, dass der Herausg. (S. IX f.) erklärt, er habe,
um eine möglichst genaue Anschauung der von ihm benutzten
Handschriften zu gewähren, besondere Eigentümlichkeiten in der
Schreibart wiedergegeben; allein dieses Verfahren erschwert im
Allgemeinen den Gebrauch eines Buches, ohne einen eigentlichen
Nutzen zu haben. So wenig aber diese kritischen Grundsätze
zum Vortheile der Ausgabe gereichen, so kann man doch, mit
mehr Recht, als diess gewöhnlich geschieht, sagen, dass durch
dieselbe eine seit lange gefühlte Entbehrung Befriedigung findet.
Denn nur die Scholien der ( Akuvtcxä sind bekanntlich von Rit-
tershusius (im J. 1597) herausgegeben worden , und mit dieser
Ausgabe, über welche Schneider (in seiner Ausgabe praef. S. Xf.)
ein entschieden verwerfendes Urtheil spricht, hat man sich seit
jener Zeit begnügen müssen. Seit langer Zeit haben neuere Ge-
lehrte hier und da Berichte über Handschriften des Oppianos mit
Scholien gegeben und einzelne Proben von den letztern ver-
öffentlicht. Darüber verbreitet sich der Herausg. S. VII f. mit
anerkennenswerther Genauigkeit. Er knüpft hieran die künftiger
Untersuchung und Beantwortung vorbehaltene Frage, in wie weit
die noch nicht edirten Scholien mit den bekannten übereinstimmen,
und giebt einige kurze Andeutungen darüber, in welchem Ver-
hältnisse dieselben den mitgetheilten Proben zu Folge zu den
Scholien der Pariser Handschriften stehen. Das Ergebniss dieser
Vergleichungen ist, dass ohne Zweifel noch viele Mannscripte
Scholien zum Oppianos enthalten, durch deren Veröffentlichung
auch diese Sammlung eine bedeutende Erweiterung erfahren
könnte. Diess würde um so mehr der Fall sein, da Fabric. Bi-
blioth. Graec. Bd. 5. S. 594 ff. noch mehr Codd. erwähnt, welche
die Gedichte des Oppianos mit Scholien (ganz oder theilweise)
enthalten. Bis jetzt sind nur die Scholien folgender edirt : l)Zwei
Codd. Palat. und Cod. Sylburg. hat Rittershusius zu seiner Aus-
gabe benutzt; 2) die Handschriften, deren der Herausg. sich be-
dient hat, sind folgende: A. Für die KvvrjysTixd: a) Cod. Paris.
Nr. 2735 (membran., saec. XII) mit langem Scholien , die schon
Schneider zuweilen anführt; ß) Cod. Paris, auetar. Nr. 109 (char-
Bussemaker: Scholia in Nicandrum et Oppianom. 85
ftac, gaec. XV) mit Glossen*). B. För die 'AXuvxmai a) Cod.
Paris. Nr. 2735 (bombyc. saec. XIV) mit Schollen und Glossen,
die gegen das Ende hin seltener werden; ß) Cod. Paris. Nr. 2861
(chartac. saee. XVI), das 5. Buch mit Interlinearglossen enthal-
tend; y) Cod. Paris. Nr. 2755 (chart. saec. XV), Schollen und
Glossen von I. 527 bis II. 108 enthaltend; ö) Glossen, die Rutger.
eins aus einem Cod. Amstelod. veröffentlicht hat. Ausser den
Scholien giebt der Herausg. noch: 1) Blog 'Omnuwov, die kurze
schon längst bekannte Lebensbeschreibung dieses Dichters; 2) 'On~
iciavov 'AXuvtutüv i£rjyq6ig , eine kurze Paraphrase , die er dem
Cod. Paris. Nr. 2735 entnommen hat; und 3) Evxexvlov nagd-
€pQcc6ig Big %d tov 'Oxxtavov Kttvrjystwd , ßißk. cc , das erste
Buch der Paraphrase des Euteknios, die Mustoxydes und Schinas
(in Zvkkoyrj äxoöxaöpatav dvsxöotcov , f ase. 5) aus einem Flo-
rentiner Manuscript herausgegeben haben. Mit Bedauern ver-
misst man hier die Paraphrasen vom 2. — 4. Buche , die nach Ban-
dini (catal. codd. Graec. biBl. Laurent. Bd. 1. S. 78) in derselbeu
Handschrift sich finden, so wie die Paraphrasen des Euteknios zu
den 'Akuvtixa und r i£stmxa, welche «ach Lambeciiis' Aussage
in einem Manuscripte der kais. Bibliothek zu Wien enthalten sind.
Hier kann freilich der Herausg. sich darauf berufen, dass es ihm
nicht möglich gewesen sein mag, diese Codd. zu benutzen; diesen
Einwand kann er aber nicht machen in Betreff des Gedichts Tkvog
'Qnntuvov , einer biographischen Schrift des Konstantinos Mauas-
ses , welche Belfin de Ballu aus dem Cod. Paris. Nr. 2737 in sei«
ner Ausgabe des Oppianos (1786; Bd. 1, praef. S. 40 ff.) hat ab«
drucken lassen. Auch der Herausg. hätte dieselbe in dieser Aus-
gabe aufnehmen sollen. — Die Schollen der KwfjyBUKct ersehet*
nen hier zum ersten Male im Druck; sie sind meist äusserst kurz
und grossentheils den Glossen sehr ähnlich, in denen ein Wort
durch ein anderes erläutert wird. Der Herausg. hat sich streng
an die Handschriften gehalten; in der Adnot. crit. macht er nur
die eine (und zwar gewiss richtige) Emendation, dass zu III. 129
and tov bqi iniTctTutov statt änö tov % Init. zu schreiben sei.
Ungleich bedeuteuder sind die Scholien der r /4kuvtixd , die in
einer in jeder Beziehung unvollkommnern Gestalt in der Ausgabe
von Rittershusius sich finden. Zur Probe der zahlreichen Erwei-
terungen, die diese Schol. hier erhalten haben, will der Unters,
nur das Schol. zu 1.2 anführen; bei Rittersh. lautet dasselbe : 'Afji<pt-
tqItijs) ftaAatftf^gS.; bei B. dagegen so: 'dfupiTQttrjg' daAattfyg.
'Apyitotkr) h«t &Tvpokoyiav rj ddAattta, xal yocupttcu, lata, xat
(SqpstAs ygdq)BO&cu ötd öitpftoyyov c&g dno trjg Izvpokoylag' r\
*) Interessant ist in Bezog auf diesen Cod. die Notiz, dass er voll-
standig ist , und dass man ihn nur darum für defect gehalten habe , weil
einige Blätter falsch gebunden sind«
36 Griechische Litteratur.
ydg nagd xo ogsiv (§slv)i o Itixi itaga§§s6tievov, rj nagd xo
xgeiv, xovxiöxt (poßov iftnoielv dp<poteQG)&ev' xal 7tc5g ov ygd-
q>txai diä dicpdoyyov , dXXd ygdcpetai öid xov i; xd ydg slg xrj
krjyovva dcrtxa ßagvxova vnsg (itav ävXXaßrjv evl <povijevxi
ftkXovtii 7tagaXrjye<5&ca , olov peXhr], 'A[t<pixgixri xal 'Aygodixty
xct&iöTogrjöav de nagd xo 6vyxoi[ir]&rjvai xov üoösidavd tivi
Nrjgrjtdi ovxa xaXovpsvy 'A(i<pixglxy. Aus diesem einen Bei*
spiel schon kann man einigermaassen ersehen, welcher Art und
wie umfänglich die Erweiterungen sind, welche diese Schollen in
der vorliegenden Ausgabe erhalten haben. Zum Beweise endlich,
wie wesentlich der Text durch die neue Recension gewonnen hat,
mögen hier einige Emendationen des Herausg. beispielsweise er-
wähnt werden :
Ad I. 1 : TidXayyeg) n&Xayysg. I. 10 : vitsgßaxov) vjtsgßa-
xov. I. 32: hfpsXxvöavro) lysiXxvöavxo. f. 46: Sylbarg's Con-
jectur qXixlav wird durch einen Cod. Paris, bestätigt. I. 79: In
xov 7tOQc5i nogvvco) Ix xov nogog nogcH, itogvvco. I. 201:
peyagov) (taysigslov. I. 215: ivegoftsv) hego&ev. I. 249: £fi-
wvXiov xö övyxsvig) i(t<pvXov xo övyysv&s. I. 268: dit . . . .)
axeifSiv. I. 312 : sV&) eta. I. 320: dvatfimv) kvaipav. 1.360:
Bgi^id. I. 430 : xal vnlg ccvtrjg) xaftdntg avxrjg. I. 515 : pe-
Xdsiv) prj Xdsiv. I. 565: Iv^ovöiv) lv£ovöiv. I. 618: ftivlav)
Bi&vviccv. I. 692: xal dXöiöxco) xal dXdrjöxco. I. 721: xavöxi-
xov) B. liest mit Rittershus. ßavduxov u. s. w. Mit dem gröss-
ten Fleisse hat der Herausg. die Schriften der griechischen Lexi-
kographen und Grammatiker zu Rathe gezogen, besonders das
Etymologicum magnum , um mit ihrer Hülfe die einzelnen Scho-
llen zu verbessern. Er geht dabei von der Ansicht aus , dass der
Verf. des Etymol. magn. aus denselben Quellen geschöpft zu ha-
ben scheine , wie der Verf. dieser Schollen. An einzelnen Stellen
kommt es daher auch vor, dass er zu diesem Emendationsvor-
schläge macht, z. B. p. 589, lin. 54: öpov delv) opov ftelv nach
dem Schol. ad Hai. I. 466 u. 8. w.
Die Adnotatio liefert den Beweis , mit welcher Sorgfalt und
Gewissenhaftigkeit der Herausg. zu Werke gegangen ist. Seiner
Umsicht und Genauigkeit verdanken wir es, dass diese Ausgabe,
der gerügten Mängel ungeachtet, als höchst brauchbar bezeichnet
werden kann. Um diese Brauchbarkeit noch zu erhöhen, sind
noch 3 Indices beigegeben : 1) Index rerum ad Oppianum , Nican-
drum , Marcellum , Anonymum et Philen eorumque scholiastas (S.
511 — 649); 2) Index scriptorum in scholiastas Nicandri et Oppia-
ni (S. 650 f.) ; 3) Index animalium et plantarum (S. 652—670).
Der erste ist mit ausserordentlichem Fleisse ausgearbeitet; der
letzte ist nicht alphabetisch, sondern systematisch angelegt, wess-
haib seine Benutzung für Philologen ziemlich beschwerlich ist.
Nach dem oben Gesagten läset es sich nicht in Abrede stel-
len; dass die Arbeit des Herausg., obwohl man nicht in jeder
Platon's Werke. Griechisch und deutsch. 37
Beziehung mit Ihm übereinstimmen kann, dennoch eine erfolg-
reiche und für die Wissenschaft förderliche gewesen ist. Möge
er in den Ausstellungen, die der Unterz. glaubte machen zu müs-
sen, einen Beweis dafür finden, dass derselbe das vorliegende
Werk mit anerkennendem Interesse durchgegangen hat. — Die
Ausstattung des Werkes ist derjenigen der andern zu der Samm-
lung von Didot gehörigen Werke völlig ahnlich.
Dr. H. Brandes.
Piatons Werke. Griechisch und Deutsch mit kritischen und er-
klärenden Anmerkungen. Erster Theil: Das Gastmahl. XLIV
Vorwort u. Einl. und 148 S. in gr. 12. Zweiter Theil: Phädon.
XXXI u. 200 S. Dritter Theil: Verteidigung des Sokrates.
XiV u. 83 8. Vierter Theil: Euthgphron und Kriton. XII o.
110 8. Fünfter Theil: Loches und Charmides. XVI u. 168 8.
Sechster Theil: Fhädros. XVI u. 179 8. Siebenter Theil:
Menexenos. XXXV u. 88 S. Leipzig, Verlag von Wilh. Engel-
mann. 1841—1847.
Schon neulich hat Ref. in diesen Blättern auseinandergesetzt,
dass Verdeutschungen antiker Prosaiker keine überflüssigen, nutz-
losen und verachtungswerthen Arbeiten seien, durch welche die
Ehrfurcht vor dem Alterthume verringert werde, sondern dass
sie, ihre Tüchtigkeit vorausgesetzt, allen Lesern der Urbilder
Interesse ablocken, der Muttersprache zum Gewinn ausschlagen,
der germanischen Litteratur zur Zierde gereichen und der Ver-
breitung vorweltlicher Bildung die weitesten Bahnen öffnen müss-
ten. Diess gilt ganz vorzüglich auch von den griechischen Prosai-
kern, in welchen unermessliche Schatze hellenischer Forschung,
Erfahrung und Weisheit aufgehäuft sind , während die Erlernung
der Ursprache, obschon mit keinen grösseren Schwierigkeiten als
die der Sprache Latiums verknüpft, doch weniger allgemein ge-
fordert und in unsern Tagen mit immer neuen Beschränkungen
gleichsam bedroht wird. Ref. hat dargethan, dass Uebersetzun-
gen das beste Mittel sind, den Gefahren der modernen Theil-
u a h miosig k ei t entgegenzuwirken , da sie einen ähnlichen Einfluss
auf die Nation äussern , wie die Kupferstiche, welche ein ausge-
zeichnetes, in einer fernen Stadt des Auslandes hangendes oder
unversetzbares Originalgemälde durch Vervielfältigung ans seiner
Einsamkeit hervorziehen und zum Gemeingut unzähliger Be-
schauer machen , welchen seine Pracht sonst auf ewig verschlos-
sen bleiben würde. Sollte die Gewandtheit des Grabstichels nicht
den Ruhm des Urbildes steigern und die Reiselust vermehren?
Wer wird nicht wünschen müssen, dass die herrlichen griechischen
38 Griechische Lhterator.
Prosaiker , wie so viele Classiker der modernen Nationen , dnreh
wahrhaft c lässig che Uebertragungen in einer Sprache, welche alle
Sprachen der heutigen civilisirten Welt so vielseitig übertrifft,
nachgebildet und gleichsam ans der Gruft der Jahrhunderte her-
vorgerufen werden? Herodot und Thucydides, Demosthenes und
Plutarch, Plato und Aristoteles, und wie die Sterne des Alterthums
alle heissen, werden in verjüngtem Glänze strahlen, wenn sie der
Deutsche gegenwärtig überträgt, nachdem seine Sprache , durch
einen Zeitraum von hundertjähriger Bltithe hindurchgegangen,
dazu hinlänglich gereift ist. Freilich müssen wir, nach so vielen
theils vorzeitigen, theils leichtfertigen, theils verkehrten Ver-
suchen, an jegliche neue Leistung auf diesem Felde den höchsten
und strengsten Massstab anlegen , um der gefahrlichen Stümperei
nach Kräften Einhalt zu thun.
Wenn wir die vorliegende Verdeutschung der säromtlichen
Werke Piaton' s betrachten, welche seit .einigen Jahren zu er-
scheinen angefangen hat, so müssen wir die doppelte Frage stellen,
ob die bisherigen Nachbildungen so wenig genügten , dass sie eine
neue uothwendig machten, und ob die neue, welche uns hier ge-
boten wird, nicht nur die früheren übertroffen hat, sondern auch
den gerechten Anforderungen der Gegenwart vollkommen ent-
spricht. Vollkommen nämlich in solchem Grade, dass sie von der
Herausgabe anderweitiger Versuche abmahnt und den weltbe-
rühmten Autor in unserer Nation endlich einbürgert. Ich muss
vorausschicken, dass mir der Verf. dieser Werke, der sich auf dem
Titelblatt nicht genannt hat , sowohl dem Namen als der Person
nach gänzlich unbekannt ist; daher es sich hier lediglich um die
Sache, um Grundsätze und Leistung handelt, und des Ref. Un-
parteilichkeit zu Tage liegt, die jedoch der Leser ohnehin zu er-
warten berechtigt wäre. Das Vorwort zum ersten Theil giebt uns
Aufschiusa über obige Fragen. Wir haben ausser manchen andern
eine Uebersetzung des Piaton , die ungefähr so berühmt geworden
ist wie die Vossische Nachbildung des Homer oder die Wielan-
dische Verdeutschung des Lucian, nämlich die von Schleiermacher;
und mit dem Rufe dieser Arbeit war unser Verf. keineswegs un-
bekannt. Eine Uebersetzung des Piaton nach Schleiermacher,
beginnt er, dürfe wohl Manchem überflüssig erscheinen. Und
nicht mit Unrecht, wenn die neue Uebersetzung vor der Schleier-
macher's nichts darin voraushabe , dass in ihr die Gedanken und
Ideen des erhabenen und tiefdenkenden griechischen Philosophen,
der im Reiche der Sinnlichkeit keine Befriedigung finde, sondern
«ich in höhere Sphären erhebe, dem Deutschen gleichsam mehr
veranschaulicht würden. Das Hauptbestreben bei dieser Ueber-
setzung, sagt er weiter unten, gehe dahin, das Griechische so genau
und wörtlich als möglich im Deutschen wiederzugeben, ohne jedoch
das Verstand niss des Philosophen zu beeinträchtigen. Letzteres
«ei bei Schleiermacher oft der Fall; ja, es komme nicht selten vor,
Platon's Werke. Griechisch und deutsch. SO
dass man das Griechische eher verstehe als die Uebersetzung.
Was habe dann der, welcher des Griechischen nicht gehörig
nächtig sei, für Nutzen von einer solchen U Übersetzung? Da«
Verständnis« solle doch durch eine Uebersetzung erleichtert wer-
den. Jedoch solle Niemand meinen, die Schleiermacher'sche Ueber-
setzung werde hier gegen Recht und Billigkeit herabgesetzt ; im
Gegentheil, in das Lob, welches derselben gespendet worden,
stimme zum Theil auch der Verfasser dieser Uebersetzung ein.
Es gäbe Partien, die nie und nimmer im Deutschen wurden besser
wiedergegeben werdeu können. Dass Schleiermacher auch zu«
weilen, wie in den erklärenden Anmerkungen hin und wieder an-
gedeutet worden, den Sinn der Worte verfehlt habe, sei nicht zu
verwandern. Der Nachfolger werde stets, wenn er mit Eifer und
Liebe an sein Werk gehe, Manches besser machen, als sein Vor-
gänger, auf dessen Schultern er stehen könne.
Wir haben den Verf. absichtlich mit seinen eigenen Worten
reden lassen, durch die er das neue Unternehmen zu rechtfertige«
gedenkt, und gestehen ihm zu, dass Schleiermacher bei der herge-
brachten Art der Grundsätze, die bald mit Strenge durchgeführt,
bald mit sogenannter Genialität und Geltendmachung eigener Per-
sönlichkeit auf die Seite geschoben wurden , das grosse Räthsel
nicht gelös't hat. Mit Wörtlichkeit vereinigte Freiheit ist das
Geheimnis8 , wodurch sich die Genialität eines Uebersetzers am
deutlichsten offenbart. Sobald hier die Schranken zu weit ge-
rückt , dort zu eng gezogen werden , worüber ein entscheidendes
Urtheil nicht einem Jeden gegeben ist, schiesst der Nachbildende,
sei's aus Fahrlässigkeit, sei's aus übertriebener Sorgfalt oder aus
einer gewissen Ueberhebung gegen den Autor, an der Scheibe
vorbei. Er wird dunkel, unverständlich, breit, matt, uneigen-
thümlich oder sonderbar, oft auch fehlerhaft. Die rechte Mitte
211 halten, ist wie immer so auch hier schwierig und giebt die beste
Gelegenheit, das eigentliche Talent des Uebersetzenden zu beur-
kunden, während falsche Genialität fehlgreift. Wenn also die
Schleiermacher'sche Verdeutschung nicht genügte, müssen wir es
dem Herrn Verf. Dank wissen, dass er seine Thätigkeit auf eine
neue Nachbildung gerichtet hat.
Welches Ziel aber, ist die zweite Frage, schwebte dabei dem
Verf. vor Augen? Auch hierüber spricht er sich selbst aus. Des
Uebersetzers Aufgabe, sagt er, hätte es sein sollen, das Original
dem Volke, in dessen Sprache er jenes zu übertragen gedenke, so
vor Augen zu stellen, dass dieses glaube, der Schriftsteller, den es
übersetzt erhalte, gehöre nicht einem an Geist und Sprache frem-
den Volke, sondern ihm selbst an. Wie selten, und wie fast nie,
zumal bei einem Philosophen oder Dichter, diess zu erreichen, sei
bekannt. Die Ursachen lägen nicht fern. Es hat also dem neue-
sten Uebersetzer keineswegs die Aufgabe vorgeschwebt, die Werke
des Piaton so zu verdeutschen, wie Ref. verlangt, nämlich dass sie
40 Griechische Litteratnr«
als ein Kunstwerk vor ans treten , welches in unserer Sprache so
vollendet erscheint, wie der Autor den Griechen erschien. Und
auf dieses Ziel muss doch schlechterdings hingesteuert werden,
damit einerseits die Schriften des Piaton in unserer Sprache und
Nation sich einbürgern, andererseits das gesamrate Uebersetzen
dieses Schriftstellers als keine überflüssige, lächerliche und frucht-
lose Sache sich zeige, die man als Privatübung oder Spielerei treibe,
wenn sie nicht gar als Nothanker blos für diejenigen dienen solle,
welche aus Mangel an Sprachkenntniss mit dem Urtext nicht wohl
zurechtkommen können. Abgesehen von der etwas schiefen Be-
hauptung, das Volk müsse glauben, dass der Schriftsteller, den es
übersetzt erhalte, nicht einem an Geist und Sprache fremden
Volke, sondern ihm selbst angehöre , einer Behauptung , die von
dem eigentlichen Ziel leicht ablenken kann , sich aber durch sich
selbst widerlegt, verdient es entschiedenen Tadel, dass der Herr
Verf. keine höhere und idealischere Aufgabe sich zu setzen ge-
wusst hat, als die ist, welche er als sein oben schon angeführtes
Hauptbestreben bei seiner Arbeit bezeichnet. So genau und
wörtlich als möglich zu verdeutschen, ohne dadurch das Ver-
ständniss des Philosophen zu beeinträchtigen, wie Schleiermacher,
dessen Verdolmetschung häufig ohne Beihülfe des Griechischen
dunkel bleibe, ist kein Kunstziel. Vielmehr besagt es nichts weiter,
als dass der Verf. eineUebersetzung zu liefern beabsichtige, welche
besser sei als die Schleiermacher'sche; was er denn auch mit Be-
scheidenheit für nichts sehr Grosses ausgiebt, anerkennend, dass
er auf den Schultern des Vorgängers stehe.
Ehe wir weiter gehen, wollen wir hören, was er über die
Schwierigkeiten bemerkt , die einem Uebersetzer des Piaton den
Weg sauer machen. Wie schwer es sei, spricht er , den Piaton in
eine fremde Sprache zu übersetzen, wisse Jeder, der ihn kenne
und nur irgend einmal den Versuch damit gemacht habe. Wie-
wohl die deutsche und englische Sprache in dieser Beziehung noch
am meisten vor den Sprachen der übrigen Völker voraushätten.
Die Diction des Philosophen sei nicht die gewöhnliche; sie sei
eine poetische, von Bildern und Metaphern strotzende, die er an-
zuwenden gezwungen gewesen , um seine erhabenen Ideen gleich-
sam durch Worte zu verkörpern und dadurch Andern mitzutheilen.
Und auf diese Einkleidung habe sich Piaton so meisterhaft ver-
standen, dass kein Anderer ihn in dieser Beziehung bisher erreicht
habe. Jeder seiner Dialoge sei hierin ein Meisterstück ; jeder sei
ein Drama, das neben dem philosophischen noch einen poetischen
Zweck habe. Mit diesen allgemeinen Umrissen können wir uns
einverstanden erklären, da sie wenigstens darauf hindeuten, das«
wir in Piaton keinen gewöhnlichen Prosaiker vor uns sehen , son-
dern einen Prosaiker, dessen Darstellung schöpferisch, eigenthiim-
lich und neu sei wie die Gedanken, die seinem Geist vorschwebten.
Es wird nichts Geringes sein, die Fülle dichterischer Beredtsamkeit,
Platoo's Werke« Griechisch and deutsch. 41
womit seine Rede ausgestattet ist, unverkürzt und mit gleicher Le-
bendigkeit an verdolmetschen; es dürfte häufig seiner Dsrstel-
lungsweise nichts weiter mangeln als das Versmass, um die Kunst
des Autors auf das Höchste au steigern und dem Uebersetser ver-
tausendfachte Noth au bereiten. Ja 1 , wir dürfen den Mangel ge-
bundener Schreibweise nicht einmal als einen entschiedenen Vor-
theil, der das Geschäft der Nachbildung ausserordentlich erleich-
tere, betrachten und hinnehmen; wir werden uns erinnern müssen,
dass auch die Prosa ihren Rhythmus hat, der die Willkur und
Schrankenlosigkeit des Ausdrucks auf strenge Weise ausschliefst,
wofern sie auf künstlerische Vollendung Anspruch macht. Und
dass letztere dem Piaton vorzugsweise und in hohem Grade zu-
komme, dass seine Prosa nicht leichtfertig wie auf die Eingebung
des Augenblicks hingeworfen sei (ein Hinwerfen, worauf die mo-
dernsten deutschen Schriftsteller einen sehr grossen, aber sehr
zweifelhaften Werth zu legen angefangen haben), dass seine Prosa
vieiraehr einer Anordnung folge , welche die vollkommenste Ver-
schmelzung von Stoff und Form überall erkennen lasse, davon sagt
uns allerdings der Verf. vorliegender Verdeutschung keine Silbe,
ist aber zu allen Zeiten allgemein anerkannt worden und verlangt
die sorgfaltigste Berücksichtigung von Seiten eines Nachdarsteücrs.
Rechnen wir hierzu die Schwierigkeiten , welche das griechische
Idiom, Satzstellung, Wortfolge und Partikelwesen dem Uebersetzer
entgegenwirft , deren Ausgleichung aber nothwendig ist, so wird
man begreifen, dass es keine Kleinigkeit ist, einen Autor wie Plato
dem Deutschen gleichsam mundgerecht vorzulegen.
Zugleich erhellt daraus, dass wir die Erwartungen, womit wir
vorliegende Uebersetzung in die Hand nehmen, nicht zu hoch
spannen dürfen. Wenn wir eine Nachbildung begehren , die das
Original in seinem ganzen Schmuck vorführe und Stamm , Zweige,
Blätter und Blüthen auf germanischen Boden verpflanze, so wäre
dazu demnach erforderlich, dass der Künstler Gehalt und Form
wiedergebäre, wie sie das Urbild vorzeigt ; den Gehalt aber würde
er nicht erschöpfen können, wenn er die Form der Darstellung in
irgend einem Stücke vernachlässigte, da selbst die Sinnrichtigkeit
zum Theil auf der äusseren Form beruht. Um aber die Schönheit
des Platonischen Stiles zu veranschaulichen und nachzugestalten,
wäre zu verlangen, dass die Eigentümlichkeit des Gedachten , die
geniale Ausdrucksweise in Wort und Bild , Fülle und Einfachheit,
Wendung und Satzgliederung, Harmonie der Rede und Wohlklang
überhaupt so treffend wie immer möglich nachgezeichnet werde.
Und dass hierin mit der deutschen Sprache sich sehr viel ausrichten
lasse, bedarf keiner Auseinandersetzung; sie übertrifft an Reich-
thum und Biegsamkeit auch die englische, während sie der helle-
nischen an Bildungsfahigkeit dermassen sich nähert, dass wir fast
überall, wo das Genie des Autors neue Wörter für seinen Ge-
danken zugehauen hat, dem gegebenen Beispiele folgen nnd aus
42 Griechische Littetator.
den Wurzeln unsers Sprachschatzes neue oder bisher nicht ge-i
brauchte Formen hervorlocken können. Dazu gehört freilich
Sprachtalent 1 Fleiss und Uebung, aus Geduld entspringende und
auf Geduld fortwährend gestützte Gewandtheit, die sich allerwärts
und scheinbar ohne Muhe zu helfen und zurechtzufinden weis«,
ferner ein gehöriger Scharfsinn zur Beurtheilung verschiedener,
dem Anschein nach gleich bedeutender Wörter und Redensarten,
der sogenannte Treffer, der jedoch mit blossem Glück sehr wenig
zu thun hat, und endlich ein für den Wohllaut empfangliches Ohr,
da man eigentlich nichts für das blosse Auge schreibt. Ausge-
stattet mit solchen Hülfsmitteln wird der Uebersetzer eine Copie
des Piaton zu liefern im Stande sein, welche dem Urbild gleich-
kommt, wenigstens in der Hauptsache; es stände schlimm um die
deutsche Litteratur , wenn sie nicht einmal in der Prosa mit der
griechischen zu wetteifern vermöchte. Unter der Hauptsache
versteht Ref. Klarheit, Sinnrichtigkeit und schönen, dem Original
entlehnten und mit diesem übereinstimmenden Satzbau. Nachdem
der Verdeutscher den Sinn des Autors mit Schärfe aufgefasst und
die schlagenden Wörter, entsprechenden Ausdrucke oder erschö-
pfenden Redensarten, aus welchen die Klarheit entspringt, zur
Verkörperung des Gedankens herausgefunden hat, wird er die ein*
seinen Theile der Sätze so lange drehen , wenden , ordnen , ge-
stalten und umgestalten müssen, bis Wortfolge, Nebensätze, Vor-
der- und Nachsatz und die gesammte architektonische Gruppirung
gleichsam germanisirt sind, während das griechische Original nicht
blosse Bausteine lieferte, sondern das ganze Gebäude vorschrieb.
Jenes können wir die Farbenmischung, dieses die Zeichnung
nennen. Ohne Noth vorgenommene und nicht durch die Kunst
selbst bedingte Abänderungen sind Beweise entweder der Nach-
lässigkeit oder der Ungeschicklichkeit. Wem ein so strenges
Verfahren eine Knechtsarbeit und nicht eine lohnende Geistes-
anstrengung dünkt , der wird besser thun , die Hand vom Pfluge
des Uebersetzers abzuziehen.
Die vorliegende Verdeutschung des Piaton entspricht den An-
forderungen, welche der Verf. sich gestellt hat; sie wird ein Pu-
blicum finden , welches den Autor mit Hülfe derselben griechisch
zu lesen beabsichtigt und eine Art Commentar begehrt, dessen
Durchsicht weder viel Zeit noch Muhe kostet. Daran genügte
dem Verf. und desshalb ging er blos darauf aus , klar und richtig
zu übersetzen, wie ein Dolmetscher, dem einzig und allein daran
liegt, dass er dasjenige, was ihm vorgesagt wird, gewissenhaft aus-
drückt. Erklärende Anmerkungen sind hinzugefügt worden, wo
die Uebertragung für das Verständniss nicht ausreichend schien ;
kritische, wo der Sinn oder die Worte des Textes zweifelhaft
waren. Die Lesung des Ganzen bereiten ausführliche Einleitungen
vor, wobei das Beste, was seither für Einführung des Lesers ge-
schehen ist, aufgetischt wird. Ref. hat zwei Theile von den vor-?
Platon's Werke. Griechisch ud deutsch« 43
Hegenden sieben mit dem Original sorgfältig verglichen und aus
den gelungenen oder doch besseren Stellen die t) ebenen gung ge-
schöpft, dass der Verf. unter Beachtung obiger Fingeneige in der
Fortsetzung seiner Arbeit nicht nur Gediegeneres leisten, sondern
sich auch dem oben aufgestellten Kunstziel mehr oder weniger zu
nähern im Stande sein wurde. Es ist nicht des Ref. Sache , Ein-
zelheiten aufzustechen. Es wäre nutzlos, Stellen auszuheben,
welche dunkel geblieben sind, Ausdrucke au erwähnen, die an
schwach oder nicht recht bezeichnend klingen, oder Wörter zu
sammeln, welche den Geschmack verletzen, wie wenn unter andenn
6 loyog durch das moderne „Raisonuement" verundeutscht wird.
Erklären wir vielmehr an einem zusammenhangenden Bruchwtfick
durch praktische Darlegung, wie unsere Meinung ist, dass die Segel
des Verdeutschers aufgespannt und gerichtet werden sollen.
Ref. wählt gleich die ersten Sätze des ersten Theiles, welcher daa
„Gastmahl" enthält; diese bieten zwar eben keine Glanzstelle,
woran sich die volle Kunst entfalten Hesse, indess entgeht dadurch
Ref. dem etwanigen Vorwurfe, dass seiu Tadel ein gesuchter, im
Allgemeinen vielleicht ungegriindeter sei. Ohnehin kann man auch
an Kleinigkeiten erkennen, wie das Grössere und Schwierigere be-
handelt werden müsse, und Unbedeutenderes scheint oft leichter,
als es in Wirklichkeit ist, während zugleich der Vorwurf desto
schwerer wiegt, wenn nachgewiesen wird, dass eine gewisse Nach-
lässigkeit auch in Nebendingen gewaltet hat. Die Uebersetzung
des Hrn. Verf. beginnt also: „Ich glaube auf das, wonach ihr
fragt, nicht unvorbereitet zu sein ; denn als ich jüngst zufällig von
Hause, aus Phaleron, nach der Stadt zu ging, rief mir ein Be-
kannter, der mich von hinten gewahr wurde, von Weitem scherzend
zu , He da , Apollodoros von Phaleron , warte doch ! Da blieb ich
stehen und wartete. Hierauf sagte er, Apollodoros , auch neulich
schon suchte ich Dich auf, um etwas von der Unterhaltung des
Agathon, Sokrates, Alkibiades und der Uebrigen, welche damals
bei dem gemeinsamen Mahle gegenwärtig waren , in Betreff der
Liebesreden zu erfahren, von welcher Art sie wären. Ein anderer
nämlich hat mir davon erzählt, der es vom Phönix, des Philippos
Sohn, gehört hatte; er sagte aber, Du wusstest es ebenfalls.
Jedoch konnte er nichts Genaues davon berichten. Thue Du dieses
nun; denn für dich passt es am besten, die Reden Deines Freundes
wieder zu erzählen. Zuvor aber sage mir, sprach er, bist Du
selbst bei dieser Unterhaltung gegenwärtig gewesen , oder nicht 1
Hierauf erwiederte ich: Der, welcher Dir davon erzählte, hat Dir
durchaus nichts Genaues davon berichtet, wenn Du glaubst, dass
die Unterhaltung, nach der Du Dich erkundigst, neuerlich statt«
gefunden habe, so dass auch ich soll dabei gewesen sein." Zu-
vörderst mu88, zur richtigen Beurthellung dieser Stelle, vorauafe-
schickt werden, dass hier keine schweren Perloden einer
liehen Darstellung vorliegen , sondern eh
44 Griechische Litteratar.
wortlich wieder erzählt wird. Und da gewahren wir denn als-
bald , dags der Herr Verf. gegen den Ton hin und wieder gefehlt
hat; er drückt sich nicht so gefällig and flüchtig aus wie das Ori-
ginal, hat die ersten beiden Sätze des letztern in Eine Periode zu-
sammengezogen und die Wortfolge des dritten Satzes (welcher an-
hebt: „Hierauf sagte er, Apollodoros" u. s. w.) so eingerichtet,
dass selbst das Verständniss, für das Ohr wenigstens, einigermassen
erschwert ist. Die Zeitwörter bis an das Ende zu versparen , wie
in diesem dritten Satz mit „ erfahren " geschehen ist, gilt für
ächtdeutsch, ist aber in Wahrheit eine verrottete Gewohnheit nicht
der lebendigen Sprache, sondern der im Zimmer mechanisch ge-
pflegten Schreiberei. Wie kühn stellen wir nicht in lebhafter
Unterhaltung Worte und Sätze! Ferner vermisst Ref. an obiger *
Probe eine gewisse Eleganz , die nicht sowohl in der leichten Fü-
gung der einzelnen Theile, als in der Wahl und Mannigfaltigkeit
der Wörter ßich ausspricht. Hier wechselt der Verf. ohne Grund,
wo der Autor einfach das nämliche Wort beibehielt; dort wieder-
holt er sich, wo entweder der Wechsel oder die genauere Bezeich-
nung für uns Deutsche anmuthiger gewesen wäre. Endlich ge-
wahrt man eine allzugeringe Schärfe an einer Stelle des ersten
Satzes und an einer des dritten : an jener übersetzt er die Worte
naifov apee ry xkijoei l'<pjy durch das simple „scherzend",
was eine nicht blos übertriebene Kürze ist, sondern vollkommen
unverständlich lautet , da kein Mensch begreifen kann , worin ei-
gentlich der Scherz des Rufenden bestehen solle. Freilich
haben die Kritiker des Piaton über diesen Punkt sich gestritten,
ohne damit in's Reine gekommen zu sein. Sie würden aber , um
den angedeuteten Scherz zu erklären , nicht nöthig gehabt haben,
dem guten Apollodoros das Wesen eines geschwätzigen Wasser-
huhns beizulegen, wenn sie die Stelle richtig übersetzt hätten.
Der Scherz bezieht sich einfach darauf, dass der Rufende , anstatt
den Geruften sogleich mit seinem Namen zu beehren , damit er
alsbald den Ruf auf sich deute, den Apollodoros einen Phalerenser
oder Phaleronen nennt, weil er aus Phaleron kommt, wie viele
andere dieses Weges. Was den dritten Satz anbelangt, musste
statt „wären" genauer gesagt werden : „ w a r e n" oder „gewesen
wären". Ebensowenig war ein Grund vorhanden, das Homs,
scheint, des letzten Satzes auszulassen. Eine gewisse Hintan-
setzung des Wohllautes , wie sich in dem hat, hatte, haben,
gewesen, waren und dergleichen offenbart, was dem Deutschen
oft Schwierigkeiten verursacht, oder wie in den unaussprechlichen
Zischlauten „du wüsstest es ebenfalls" hervortritt, möge
unberücksichtigt bleiben. Eine bessere Stellung der Partikeln
aber konnte man hin und wieder verlangen, um der Uebersetzung
das Fremdartige, jenes Etwas , das ohne Noth an das griechische
Idiom erinnert, zu benehmen.
Ref. sacht durch folgende Uebersetzung der obigen Zeilen
Platon's Werke. Griectisc* sari deatscfc 4S
darzuthun, das* «eine Forderungen weder unbillig, noch ■— s
fuhrbar sind. Er halt sich genau an den Torliegenden griechischen
Text: „Ich glaube auf die Sache, wonach ihr fragt, nicht nnf er-
bereitet zu 8 ein; denn ich ging letzthin zufallig auf Phaleron vetj
Hause nach der Stadt su. Da rief mich einer meiner Bekanntes,
der mich von hinten erblickt hatte, aus der Feme und mit scherz-
haftem Zuruf, indem er schrie: O Phalerone, heda, ApoUodoros,
warte doch! Ich blieb stehen und wartete. Darauf hnb er an:
Auch neulich schon suchte ich Dich, ApoUodoros, da ich Dich
gern ausfragen wollte über die Unterhaltung zwischen Agathoa,
Sokrates, Alkibiades und den übrigen Theilnehmern an jenem Fest*
mahl , anlangend die Liebesgespräche , die geführt wurden. Es
erzählte mir nämlich Jemand davon, der unterrichtet war von
Phönix, dem Sohn des Philippos ; indem er bemerkte, Du wüsstest
die Sache ebenfalls. Indessen vermochte er nichts Genaues dar-
über zu sagen. Erzähle Du mir also den Hergang; denn Dir kommt
es am besten su, die Reden Deines Freundes su berichten. Zuvor
aber sage mir , hast Du selbst Theil genommen an dieser Unter-
haltung, oder nicht? Darauf erwiederte ich : Allerdings scheint Dir
der Erzähler durchaus nichts Genaues erzahlt zu haben, wenn Do
meinst, dass jene Unterhaltung, nach der Du fragst, neuerdings
stattgefunden habe, so dass auch ich daran Theil genommen."
Gefallen diese Winke dem Herrn Verf., so wird sich Ref.
freuen, eine Kleinigkeit beigetragen su haben, dass diese Ver-
deutschung des Piaton, welcher das beste Gedeihen su wünschen
ist, desto kunstreicher ausfallt, je weiter sie vorschreitet, und auf
solche Weise den Nutzen stiftet, den der mit dem Plato vertraute
Uebersetzer durch seine Bemühung zu stiften gedenkt. Einst-
weilen müssen wir seiner Leistung wenigstens das Lob zuerkennen,
dass sie über Fabrikarbeiten sich erhebt.
Johannes Minckvoit*.
Q. HorQtius Flaccus. Recensuit atque interpretatus est Jo. Gaspar
Orelliua addita varietate lectionis codicum Bentieianorum , Ber-
nensium IV , Sangallensis et Toricensis. Editio tertia emendata et
aucta. Curavit Jo, Georgias Baüerus, Vol. I. Turici sumptibas
Orellii, Faesslini et sociorum. MDCCCL. XXVIII und 746 SS.
Der vorliegende 1. Band der OrellPschen Ausg. des Horaz,
dessen 3. Bearbeitung als ein Opus postumum des verewigten
O r el 11 in so fern anzusehen ist, als der Herausg. nur noch so ziem-
lich die Vollendung des Druckes dieses 1. Bandes erlebt hatte, giebt
ein höchst ehrenvolles Zeugniss von der rühmlichen litterar. Thä-
tigkeit jenes ausgezeichneten Gelehrten in seinen letzten Lc-
benstagen. Er unterscheidet sich in dieser 3. Aufl. in der äusseren
46 Lateinisch* Litteratur.
Anordnung wenig von den früheren Ausgaben, hat aber, obschon
der Druck mit ziemlicher Eile angegriffen werden musste, doch
auch in dieser neuen Bearbeitung nicht unwesentlich gewonnen,
indem ausser manchen beachtenswerthen Zusätzen und Nachbesse-
rungen im Einzelnen, wobei vorzugsweise die dritte Jahn 'sehe Ho-
razausgabe beachtet worden ist, nicht nur die Lesarten der Bent-
ley'schen Handschriften beigegeben worden sind, sondern auch
noch der Cod. Turic. durch Baiter eine nochmalige Vergleichung
erfahren hat, wodurch der Werth der Ausgabe auch für die Männer
vom Fache nicht wenig erhöht worden ist. Ausserdem sind die
Metra Horatii lyrica, nach der Zusammenstellung von Schwei-
zer, welche in der zweiten Ausgabe aus Zufall weggelassen
worden waren, dieser dritten wieder beigegeben worden (p. XVI —
XXVIII), und die Vorrede des Hrn. Baiter (p. XV) verheisst auch
die Beigabe eines Indes adnotationum am Schlüsse des 2. Bandes.
Mehr über die äussere Ausstattung der Ausgabe im Allge-
meinen zu sagen oder aber die Erklärungsweise des Hrn. Orelli
überhaupt, scheint um so weniger räthlich, da die weite Verbrei-
tung dieses nützlichen Buches solche Erwähnungen als völlig nutz-
los würde erscheinen lassen. Der Unterzeichnete benutzt dess-
halb diese äussere Veranlassung nur noch dazu, an einzelnen Ge-
dichten des Horaz zu zeigen, dass die Kritik und vor allem die Er-
klärung derselben , trotz der vorzüglichen neueren Bearbeitungen,
noch immer der Förderung und Nachhülfe aller Gelehrten be-
dürfen werde, ehe man sie auch nur als eine einigermaassen
abgeschlossene werde betrachten können.
Bei der Wahl der einzelnen Gedichte wollen wir mehr den
Zufall spielen lassen, als absichtlich nach wunden Stellen forschen.
Wir beginnen mit lib. I. carm. III, dem schönen Gedichte,
womit unser Dichter Virgil bei seiner Abreise nach Griechen-
land begrüsste. Hier wird zu Vs. 1 Sic te diva potens Cypri, sie
fratres Helenae etc. bemerkt: „Usus hie partic. sie in votis pre-
cibii8 obtestationibus ita proprie explicandus: uti nos a te hoc vei
illud optamus, sie, tibi vel nostras preces audieris, hoc vel illud, quod
tu vis, tibi contingat. Aristaenet. 2, 13: Oiit&g cAeag ilr\ öot
9 Jq>Qodlti]. ii Eine ganz wunderliche Auffassung eines In allen
Sprachen wohl ziemlich gleichmäßig erscheinenden Sprachge-
brauches. Das Sic bei Entlassungen soll nicht einfach sie be-
deuten, sondern eine förmliche Bedingung, die keineswegs ausge-
sprochen, noch auch mit irgend einem anderen Worte noch ange-
deutet wird, in sich schliessen. Von allem dem ist nichts wahr
und kann nichts wahr sein. Wenn ein Lateiner einem Ab-
reisenden zurief: Sic te di servent^ oder ein Deutscher seinen
Sohn beim Antritte einer Wanderschaft mit den Worten:
So geleite dich Gott! entlässt, soll jenes sie, soll unser
so eine solche Bedingung in sich enthalten. Nimmermehr!
Ovrog der Griechen, sie der Lateiner, so der Deutschen besagt,
wollen wir ausführlicher sprechen, nichts anderes als: izel xavta
Orelli : Q. Horatius Flaccas. Ed. III. 47
ovt&q lötiv, als : rebus sie comparatis, alsrnachderadassoge-
kommen, kurz es bezieht sich einfach auf die gegenwärtige Lage
der Dinge, in deren Folge uns nur eben noch ein solcher Wunsch übrig
bleibt. Wer etwas Anderes hinter jener einfachen Entlassung««
formel sucht, als dieses, tauscht sich offenbar selbst. Denn was nicht
in den Worten ist, kanu doch nicht mit Gewalt in dieselben hineinge-
legt werden, und in solchen Fällen ist jene Einfachheit, denke ich, ge-
rade das Passendste. Orelli's Erklärung ist Tag und nichtssagend.
Nicht besser verfahrt derselbe bei Erklärung der Worte Vs. 5 sqq.
Navis, quae tibi ereditum debes Virgilium, finibus Atticis reddas
incolumem, precor^ et serves animae dimidium rneae , wie sie
nämlich von dem Herausgeber interpungirt worden sind. Er be-
merkt dazu: „Porphyrio, „Ambiguum", inquit, „utrum debes
finibus Atticis m finibus Atticis reddas." Hiuc factum est, ut alii
interpungerent post Vir gilium^ alii post Atticis. Aliter etiam Jahn :
Debes Vir gilium finibus Atticis: Reddas — qua quidem ratione
seiitentiae nimis discerpi videntur, praesertim cum sie ad v. reddas
vi* aliud suppleas quam „nobis." Satius forsitan aliquis ducat
virgiiladeletasequi Dillenburgerum. „Ambiguitas", inquit, „non in-
consnlto admissa ab Horatio; sie enim molestus ac frigides prono-
min um usus facillime vitatur." Ae sane duplex huiusmodi con-
structioiisLatinae poesis artifieiis adnumeranda est, ad quae, multis
in rebus Graecae inferior, necessario recurrere debebat, quo supra
pedestrem orationem sese extolleret. Hie tarnen ipsa caesurae via
requirit, ut ineidamus post Vir gilium. Atque eadem est sententia
Ungeri V. R. p. 398." Leider ein wahres Muster einer vagen und
unzuverlässigen Erklärung hier, wo der klare Verstand bestimmt
und unumstösslich darlegen kann, wie man «He Worte des Dich-
ters verstehen müsse und wie sie recht aufzufassen seien. Be-
trachten wir das Einzelne. Kaum einem Porphyrio können wir es
verzeihen, dass er zweifelte, wie die Worte zu interpungiren seien,
am wenigsten hätte aber ein jetziger Herausgeber des Horaz
solchen Meinungsschwankungen sich hingeben sollen, zumal hier,
wo die reine Logik lehrt, wie zu interpungiren sei. Denn, inter-
pungirt man mit Orelli nach Virgili um, was sollen denn dann die
Worte bedeuten: quae tibi ereditum debes Vir gilium 1 „Du schul-
dest den Virgilius, der dir anvertraut ist," was ist das für ein Ge-
danke. Denn das steht fest und ist unabläugbar, dass, wenn mir
etwasanvertraut ist (ereditum est), ich es dann schulde (debeo). Die
Worte, weun sie nicht geradezu tautologisch werden sollen, müssen
durchaus noch einen Zusatz erhalten , welcher das debere näher
motivirt, sonst ist es eine Rede im Kreise : nam quod mihi eredi-
tum est, debeo, et quod debeo , mihi ereditum est. Mag da die
Cäsur fallen, wie sie will; sie kann uns nicht bestimmen gegen
den gesunden Menschenverstand zu interpretiren. Die Worte
finibus Atticis gehören also zunächst notwendigerweise zu dem
Verbum debes. Horaz sagt demnach: „Du hast Virgilius, der dir
48 Lateinische Litteratar.
anvertraut ist, an die attische Käste zu bringen/ 1 du schuldest ihn
jener Küste. Wie nun aber Debes notwendigerweise eines Zu-
satzes bedurfte, damit nicht eine offenbar falsche Rede dem Dichter
in den Mund gelegt wurde, so wird dagegen reddas ganz fuglich
jenes Zusatzes entbehren, nur muss man nicht etwa daran denken,
mit Orelli nobis zu dem Worte zu suppliren , woran gar nicht zu
denken ist. Das Schiff nahm ja nur Virgilius auf, um ihn an die
Küste von Attika zu bringen ; von der Rückfahrt kann hier noch
gar nicht die Rede sein. Wie also r edder e der stehende Ausdruck
ist von der Briefabgabe, nämlich nicht an den zurück, der ihn ge-
schrieben, sondern an den Adressaten, so kann auch hier von
dem Schiffe, wenn reddasincolumem absolut steht, was eine sprach-
liche Notwendigkeit war , in so ferne debes des Zusatzes flnibus
Atticis nicht entbehren konnte, diess nur bedeuten : Bringe ihn un-
versehrt an den Ort seiner Bestimmung , u d. h. hier dahin, wohin
er zu reisen gedenkt. Wir hätten also folgenden allein passenden
Sinn : Schiff, das du den dir anvertrauten Virgilius an die attische
Küste zu bringen hast, liefere ihn unversehrt ab, d. h. bringe ihn
unversehrt an den Ort seiner Bestimmung. Also können wir der
Ambiguität, womit nach Hrn. Dillenburger Horaz sich absichtlich
befasst haben soll, ganz füglich entbehren; am allerwenigsten
möchten wir unserer Stelle und jener Ambiguität, die sie noth-
wendig erstreben soll , um poetisch zu werden , uns bedienen , um
die lateinische Poesie mit aller Gewalt vor der griechischen herab
zu würdigen. Eine solche Ambiguität möchte wohl nirgends, ge-
wiss aber nicht an unserer Stelle anzuerkennen sein. — Einverstanden
sind wir Vs. 17 sqq. zwar mit den von Orelli gewählten Lesarten
in den Worten: Quem mortis timuit gradum, qui siccis ocitlis
monstra natantia, qui vidit mare turgidum et infames scopulos
Acroceraunia? Denn an siccis kann nicht getastet werden und
die Lesart Acroceraunin steht ebenfalls handschriftlich ganz ge-
sichert da. Jedoch wundern müssen wir uns , dass Orelli die Be-
. merkung anfügte: „Apud veteres saepe fletus iis tribuitur, quibus
nos vel alia perturbati animi signa vel silentium ac stuporem tri-
bueremus etc." u. dieselbe Ansicht in einem besondern EicursuslU.
zu unserm Gedichte noch ausführlicher zu stützen suchte. Ich
glaube, es sei an sich eine falsche Ansicht, dass die Alten öfterer
geweint haben sollen, als die Männer der neueren Zeit. Denn
das menschliche Geschlecht ist sich wohl in dieser Hinsicht immer
gleich geblieben und da wir uns die Alten eher als Helden denken,
möchten wir eher annehmen, dass sie seltener, als häufiger, denn
wir, geweint haben. Doch davon kann hier durchaus nicht die Rede
sein. Vom eigentlichen fletus wird hier gar nicht gesprochen.
Es ist hier nur die Rede von Staunens werthen, grässlichen und
fürchterlichen Gegenständen, die uns keinen fletus im eigentlichen
Sinne, wohl aber einen horrorem erregen, bei welchem uns,
wie bei allen hoch erhabenen, die menschliche Vorstellungskraft
Orelli : Q. Horatias Flacau. Ed. ITI. 40
überragenden Gegenständen das Wasser in die Augen tritt, weil
wir dadurch in höherem Maasse afficirt werden. Ein solcher Zu-
stand, dessen nähere Beschreibung in den Bereich der Psychologie
fallt, hat gar nichts mit dem eigentlichen Weinen zu thnn und ist
hier das einzig Mögliche , was man in jener Wendung angedeutet
finden kann. Es war also nicht nur die Anmerkung selbst anders
zu fassen , sondern auch der besondere Excurs ganz wegzulassen.
Vs. 20 billigen wir, wie gesagt, die Lesart: infames scopulosAcro-
ceraunia, allein der Herausgeber hatte wohl daran erinnern
sollen , dass der Lateiner an dieser Wortverbindung wohl um so
weniger etwas Auffalliges in dem horazischen Gedichte fand , ala
er die Wendungen ludi Floralia u. dgl. m. schon aus dem ge-
meinen Leben kannte, also an eine solche Verbindung bereits ge-
wöhnt war.
Auch mit der Deutung des Ausdrucks „Oceano dissoeiabUi
in den Worten: Nequicquam deus abscidit prudens Oceano disso-
ciabili terras , si tarnen impiae non tangenda rat es transiliunt
vada. können wir uns nicht einverstanden erklären. Der Heraus-
geber will dissociabilis activ aufgefasst wissen : qui terras disso-
ciaret. Allein abgesehen von der rein lexikalischen Frage, in wie
weit überhaupt dieser Sprachgebrauch zulässig sein möchte, können
und müssen wir hier um so mehr von jener activen Bedeutung abse-
hen, weileinestheilst/tssocurfiYts entschieden in passiver Bedeutung,
welche der Form zunächst entspricht , anderwärts gebraucht er-
scheint, anderntheils hier die passive Bedeutung sehr wohl zulässig
ist. Es ist ein den Griechen, wie Lateinern, sehr geläufiger Sprach-
gebrauch, von den Gewässern, über welche hinweg eine Verbin-
dung zwischen verschiedenen Land erth eilen Statt findet, zu ssgen,
dass sie verbunden werden, daher im Griechischen noTapdg
gsvgftefe von einem Flusse gesagt wird , über welchen man eine
Brücke schlägt oder sonst einen Uebergang bereitet, eben so im
Lateinischen jungitur amnis ponte u. dgl. m., wenn ein Strom über-
brückt wird. Denselben Sprachgebrauch hat hier der Dichter
offenbar im Auge, wenn er sagt: Nequicquam deus abseidit pru-
dens Oceano dissociabili terras, das will sagen : Umsonst hat der
vorsichtige Gott die Länder getrennt durch den Ocean, der sich
nicht verbinden lässt, in so fern über ihn eine Ueberbriickung
zu schlagen unmöglich ist, was, wenn wir den blossen Sinn iVs
Auge fassen, im Grunde nichts Andres ist, als: der Ocean, w el-
cher eine Länderverbindung nicht gestattet, aber
doch auf ganz andere Weise, als es mit der Bemerkung, dass dis-
sociabilis aeiiva significatione stehe, geschieht , uns zu jenem Er-
gebnisse führt. Von diesem Gesichtspunkte hätte der Heraus-
geber bei der Erklärung ausgehen, dagegen alle anderen Lesarten
dissociabiles, nämlich terras, dissociabile in adverbialer Fassung,
mit Entschiedenheit zurückweisen sollen.
Auch Vs. 28 können wir nicht beistimmen, wenn in den
iV. Jahrb. f. Pkit. «. Päd. odi Krit. Bibl. Bd. U&> Hfl. V ^
50 Lateinische Litteratur.
Worten: Audax Iapeti genus ignetn fraude mala gentibus intu-
/#, zu fraude mala bemerkt wird: „xaxj? z&%vy. Dictum est, ut
dolus malus." Der dolus kann möglicherweise auch gut sein, die
fr aus nie. In solchem Sinne steht also fraude mala nicht. Es
weist vielmehr der Beisatz mala auf das Verderbliche hin , was
aus jenem Diebstahle für die Sterblichen selbst sich ergeben habe.
Diese besagen die folgenden Worte: Post ignem aetheria domo
subduetum macies et novo febrtum terris ineubuit cohors, semo-
tiqueprius tarda necessitas leti corripuit gradum. ganz ausdrück-
lich. Auch Vs. 37 ist die Kritik und Erklärung der Worte: Nil
mortalibus ardui est, bei Orelli zu vag. Zwar erkennt er aus
Gründen der diplomatischen Kritik die Lesart ardui als die vor-
züglichere an, allein doch immer schwankt er zu Ende seiner An-
merkung wieder, ob Horaz wohl arduist oder arduumst geschrie-
ben habe. Ueber die wahre Lesart kann hier kein Zweifel sein ;
ardui bieten die vorzüglichsten Handschriften und da diese Les-
art an sich nicht falsch ist , musste sie unbedenklich angenommen
werden. Sie ist auch dem Sinne der Stelle selbst angemessener,
als die Lesart arduum. Hätte der Dichter gesagt: Nil mortali-
bus arduum est, so wäre diess einfach: Für die Sterblichen
ist nichts unerreichbar. Die handschriftliche Lesart: Nil
mortalibus ardui est, bedeutet aber: Für die Sterblichen
ist nichts von Unerreichbarem vorhanden, das heisst
„nichts, was in die Kategorie des Unerreichbaren gehörte." Be-
kanntlich liebte die letztere Ausdrucksweise die ältere Zeit. Wir
erinnern an die bekannte Wendung: Hoc signi est bei Cato, ja
selbst noch bei Cicero in den Reden der ersten Periode, und
bemerken , dass dieselbe Ausdrucksweise auch der späteren Zeit
noch als die poetischere erscheinen musste, wesshalb sie hier von
unserm Dichter nicht mit Unrecht gewählt worden zu sein scheint.
Zum Schlüsse bemerken wir noch , dass der Herausgeber nach
des Rec. Ueberzeugung sehr unrecht gethan hat, wenn er in
einem besonderen Excurse angab, wie von Hof mann- Peerlkamp
das vorliegende Gedicht umgemodelt worden sei. Man hat deu
sonderbaren Yerirrungen jenes hollandischen Gelehrten in Deutsch-
land bereits allzu viele Ehre angethan und Rec. ist überzeugt,
dass, wenn ein Deutscher ähnliche Thorheiten begangen hätte, ihm
von seinen Landsleuten ganz anders würde begegnet worden sein.
Er für seinen Theil würde bei einer Bearbeitung des Horaz sol-
cher Dinge kaum mit einer Silbe Erwähnung thun.
Nachdem wir an einem Gedichte im Einzelnen gezeigt zu ha-
ben glauben, dass der Orellf sehen Erklärung des Horaz nicht sel-
ten gar sehr die Bestimmtheit und entschiedene Auffassung abgehe,
beliebt es uns ein Gedicht aufzuschlagen, wo dieselbe Unbestimmt-
heit der Auffassung auch im Ganzen wahrzunehmen ist. Wir wählen
dazu üb. I. carm. XX VI!!, das Phantasiegemälde unseres Dichters
von einem grablosen Schiffbrüchigen, welches anknüpft an den
Orelli : Q.Horatias Flaccas. Ed. ITI. 51
wohl historisch feststehenden Umstand von einem Grabhügel des
Archytas an der matinfschen Kaste in Apulien, von den Heraus-
gebern aber bald als Monolog , bald als Dialog angesehen worden
ist. Wir setzen die verschiedenen Auffassungsweisen dieses Ge-
dichtes bei unseren Lesern , wenigstens ihrer Hauptsache nach,
als bekannt voraus und bemerken nur noch , dast unser Heraus-
geber bei seiner allzugrossen Bescheidenheit und Zurückhaltung
nicht daau kommen konnte, sich mit Entschiedenheit f&r die eine
oder andere Auffassung unseres Phantasiestuckes tu erklären , er
giebt vielmehr in einem besondern Excurs eine Art kritisirende
Relation von den verschiedenen Ansichten der Gelehrten über
unser Gedicht, ohne jedoch für die eine oder andere Ansicht
eigentlich Partei zu ergreifen. Schlimm genug, wenn die Erklä-
rung des Horaz noch nicht weiter gediehen ist, als dass sie die
verschiedenen Ansichten zusammenzustellen sich bemüht und Auf-
schub der Entscheidung verlangt. Rec. glaubt auch hier, dass
über das Wahre kein eigentlicher Zweifel stattfinden könne und
dass es Pflicht des Herausgebers war, mit mehr Entschiedenheit dem
Ziele entgegen zu gehen. Eine eigentlich dialogische Form er-
kennt der Unterzeichnete keineswegs in dem horazischen Gedichte.
Allein der Umstand , dass Anfangs Archytas angeredet wird , so-
dann Vs. 23 die Rede sich an eine andere Person, den vorüber-
fahrenden Schiffer, wendet, scheint eine dialogische Auffassung
des Gedichtes veranlasst zu haben , wahrend der Inhalt desselben
selbst einer solchen Auffassung eher widerstrebt, als. ihr Vorschub
leistet. Demnach hätte unser Herausgeber, statt bei der Erklärung
des Gedichtes selbst auf die verschiedenen Auffassungs weisen
Rücksicht zu nehmen , man vergleiche nur die Anmerkungen zum
Anfang und zu Vs. 14, und im Excurse der Erklärung eines seiner
gelehrten Freunde , der die ersten 20 Verse einem Reisenden auf
einem Schiffe beigelegt sein, dagegen Vs. 21 — 36 den Schatten eines
durch Schiffbruch Umgekommenen sprechen l§sst, beizutreten,
vielmehr mit aller Entschiedenheit und zwar gleich bei der Er-
klärung die monologische Form festhalten sollen. Jener Schatten,
der zum Schlüsse des Gedichtes den Vorüberfahrenden um ein
einfaches Begräbniss bittet, schwebt an der matinischen Küste und
tröstet sich über seinen Tod mit dem Gedanken, dass alle Men-
schen, selbst die ausgezeichnetsten Geister, einem gleichen Tod es -
loose nicht entgehen könnten , woran ihn zunächst der vorhandene
bescheidene Grabhügel des Archytas mahnt, an dessen Person er
die Betrachtung über den Hingang anderer hervorragender Geister
anknüpft, und mit dem Ausspruche, dass Niemand der unbarmher-
zige Tod verschone , auf sein eignes Geschick übergeht. Diess
zu mildern — denn un begraben liegt sein LeichnanPund irre
schweift seine Seele umher — , spricht er den immittelst vorüber-
fahrenden Schiffer an mit den Worten: At tu, nauta, vagae ne
parce malignus arenae os&ibw et capiti inhumato par ttculam
4*
52 Lateinische Litteratur.
dare. Bei diesen Worten: At tu etc. wird es aber keineswegs nöthig
sein, an eine andere Person als an die gleich Anfangs sprechende
zu denken. Es wählt der Sprechende jene Redeform mit vollem
Rechte , da er jetzt an eine andere Person mit seiner Ansprache
sich wendet, als er bei seiner ersten Betrachtung vor Augen hatte.
Fasst man das Gedicht so , wie es die einfachste und natürlichste
Erklärung dessen, was uns vorliegt, an sich erfordert, so wird
nicht nur im Einzelnen den Worten des Dichters nicht der gering-
ste Zwang angethan, sondern auch gar nichts in die Dichterworte
hineingelegt, was er nicht selbst mit ausdrücklichen Worten aus-
gesprochen. Denn Vs. 21fgg. Me quoque devexi rapidus comes
Orionis lüyricis Notus obruit undis. At tu, nauta , vagae ne
parce etc. belehren uns doch genugsam über die Person des Spre-
chenden , uud wenn Horaz kein schlechter Dichter sein soll, muss,
wer Latein versteht, auch ohne besondere Excurse seine Gedichte
richtig fassen können.
Das Schwanken des Herausgebers im Ganzen wie im Einzel-
nen stellt sich auch noch vielfach anderwärts heraus. Einen sehr
auffälligen Beleg dafür bietet Lib. III. c. VIII. Vs. 17 sqq. Occi-
dit Daci Cotisonis agmen , Medus infestus sibi luctuosis dissidet
armis, wo Orelli über die Beziehung des Pronomen sibi in den
Worten infestus sibi etc. eine arg langweilende Note giebt und
doch das Wahre nichi sieht. Er schreibt p. 400 also: „Infestus
alias Romanis, nunc sibi ipsi luctuosis cet."; neutiquam vero iun-
gendum aut infestus sibi aut sibi dissidet; sie enim v. luctuosis
otiosum fit infötzov, omnia cum arma luctum generent; super-
vacaneum etiam est sibi iunetum cum v. dissidet. In altera le-
ctione, cui tarnen obstat optimorum Codd. auetoritas, Medus in-
festis sibi luctuosus dissidet armis, Medus luctuosus dictum
esset ut Od. 3, 6, 8. Hesperia luctuosa; infestis autem armis,
etgi exempla suppetunt (v. Beut!.), tarnen prae nostra lectionc
fr iget, qua Parthum perpetuum nominis Romani hostem esse
poeta significat. Digna, quae examinetur, Dillenburgeri est ratio,
qui duplicem hie quoque statuit construetionem : infestus sibi, et
sibi luctuosis. Mecum facit Lübker. Quodsi vero duplex est
construetio, praestat haec : si bi luctuosis et dissidet sibi, „inter
se u , ut Od. 2, 2, 18: Dissidens plebi — virtus. Voc. contra sibi
cum v. infestus iungi non posse demonstrat ipsa versus caesura."
So der Herausgeber. Zur Beurtheilung dieser über alle Maassen
unsicheren Bemerkungen wollen wir so schreiten, dass wir sofort
die zuletzt aufgestellten Behauptungen widerlegen. Die Caesur
zuvörderst anlangend , so haben wir bereits früher bemerkt, dass
wir, wo es sich um den Silin selbst handelt, gar keinen Werth
auf dieselbe legen. Sie ist ein äusseres Moment, was nicht auf
das innere Gedankenleben eines Gedichtes gewaltsam eingreifen
kann, wenn es auch in Bezug auf die äussere Redeform alle Beach-
tung verdient. Sodann das Kunststück Dillenburger's, diess können
Orelli: Q. Horatin« Flaccus. Bd. DL 53
wir eben so wenig hier als oben Lib. I. cann. IH. Vi. 5 sqq. gvt
heissen. Es möchte wohl überhaupt nur Verwirrung in die Er-
klärung der alten Dichter bringen und erscheint namentlich für
jüngere Leser als ein höchst gefährliches Experiment , insofern ea
aller Unsicherheit Thor und Thür öffnet und von genauerem Nach*
denken über eine Stelle und schärferer Fassung derselben offenbar
abzieht. Auch liegt hier nicht die geringste Notwendigkeit dazu
vor, wie wir gleich sehen werden. Denn ob wir schon mit Orelli
vollkommen damit einverstanden sind, wiewohl er auch hier im-
mer wieder schwankt, dass die Lesart der besseren Handschriften
fest zu halten und nicht etwa zn schreiben sei: Medus infesth
sibi luctuosus dissidet armis, so finden wir doch gar Nichts Be-
denkliches in jenen Worten, und es liegt, wenn man nicht absieht«
liehe Schwierigkeiten machen will, die Sache klar vor. Horst
schreibt: Medus infestus sibi luctuosis dissidet armis. Wer
möchte da nicht sofort die erste Wortverbindung, welche sich
ganz naturgemass darbietet, gut heissen* Medus — infestus
sibi, d. h. quod se ipse infestat — luctuosis, quod civilia sunt
neque contra hostes externos versa, nimirum eo, quod se ipse
infestat, dissidet armis. Denn, wenn Orelli zu luctuosis noch
eine Beziehung wollte , da alle Waffen lueluosa zu nennen seien,
so ist er in grossem lrrthume. Die siegreichen Waffen , die sich
gegen den äussern Feind kehren, wird Niemand trauervolle
nennen, wohl aber solche, welche die Bürger gegen Bürger kehren.
Eine nähere Angabe der Beziehung war aber gar nicht nöthig, da
infestus sibi Alles schon vorbereitet hat und noch dazu die nähere
Beziehung auch noch durch das Zeitwort dissidet getragen wird.
Diess nämlich involvirt, da Medus dissidet doch nichts Anderes ist
als populu8 Medorum dissidet , doch eben den Zwist unter ein-
ander, da dissidet nur diese und keine andere Beziehung haben
kann, da eben nur von Medus und keiner anderen Person die Rede
ist. Also wäre der Sinn: Der Meder, der sich selbst an-
feindet, kämpft Parteikarapf mit trauervollen Waf-
fen. Wie leicht ist doch das Verstand niss der Worte, wenn man
sich dasselbe nicht mit aller Interpretirungskunst schwer macht!
Auch den Schluss des Gedichtes Vs. 25 — 28 hat der Heraus-
geber falsch aufgefasst und nicht richtig construirt, wie wir fest
überzeugt sind. Er schreibt : Neglegens ne qua populus laboret,
Farce privatus nimium cavere: Dona praesentis cape laetus ho-
rae et Linque severa. Hier hat der Herausgeber einerseits die
Lesart der bessten Handschriften, auch seiner eignen, welche ca-
vere et dona lesen , dagegen Vs. 27 et vor Linque , wie auch alle
geringeren Handschriften, fallen lassen, vernachlässigt, anderer-
seits aber auch eine Satzverbindung herbeigeführt, welche des
richtigen Sinnes verfehlt. Wir würden so die folgenden Zwei-
theile erhalten: Neglegens ne qua populus laboret , parte priva-
tus nimium cavere y und sodann: Dona praesentis cape laetus ho-
54 Lateinische Litteratur.
rae et linque severa. Selbst zugegeben , dass diese Abtheilung
vollkommen passend an sieh sei, so tritt doch in der zweiten das
letzte Glied: et linque severa, offenbar ganz matt und tonlos hin-
zu, dem es doch oblag, dem ganzen Gedichte einen kräftigen
Schluss zu geben. Desshalb kann wohl kein Zweifel sein, dass
zu schreiben und abzntheilen sei :
Neglegens ne qua populus laboret,
Farce privatus nimium cavere et
Dona praesentis cape laetus horae;
Linque severa.
Auf diese Weise einigt sich der Stoff in dem ersten Strophen-
theile weit inniger. Es heisst: Sorglos hüte dich als Privat-
mann, allzuviel darum dich zu kümmern, dass dem
Volke nichts abgehe, und ergreife (vielmehr) heiter
dieGeschenke der gegenwärtigen Stunde; wozu sich
dann mit Kraft, weil asyndetisch, der Schluss hinzugesellt: Lin-
que severa^ Gieb auf das Ernste, was eben in jenen beiden
vorhergehenden Satzgliedern vorbereitet ist.
Wir konnten ähnliche Ausstellungen auch noch an anderen
Gedichten machen , gehen aber, um nicht allzulange aufzuhalten
und den Schein einer gewissen Schulmeistern nicht auf uns fallen
zu lassen, nur noch auf ein Gedicht näher ein , üb. IV. carm. IV,
das schöne Gedicht, durch welches unser Dichter die Grossthaten
des trefflichen Drusus feiert. Hier stört uns zunächst Vs. 5 sqq.
die von Orelli gewählte Lesart propulit statt des handschriftlich
mehr beglaubigten und weit edleren protulit. Zwar sagt der Her-
ausgeber in der Anmerkung: „propulit] impulsu quodam natural!
nido foras expulit. Altera lectio protulit vi, quae hie requiritur,
caret", allein leicht lässt sich zeigen, dass er hierbei im Irrthume
ist. Die Iuventas und der Patrius Vigor, die hier gewisser-
maassen personificirt erscheinen, trieben nicht so den jungen
Aar aus dem Neste fort , dass .sie selbst daheim im Neste sitzen
blieben, was propulit sein wurde, sondern sie trugen ihn her-
aus , indem sie ihn fortwährend begleiten und zur Seite stehen.
Es handelt sich nicht darum , mit welchem Worte der kräftigere
Stoss geführt werde , sondern vielmehr darum , welches Wort hier
das Verhältniss besser zeichne, und diess Wort ist offenbar das
auch von den Handschriften empfohlene protulit. Auch in Be-
treff der streitigen Deutung der Worte:
Qualemve laetis caprea paseuia
Jntenta fulvae matris ab ubere
Iam lade depulsum leonem
Dente novo peritura vidit^
ob nämlich fulvae matris ab ubere selbstständig zu fassen und zu
übersetzen: von dem Euter der gelben Mutter, und dar-
nach zur Erklärung angefügt sei: iam lacte % vom Milchge-
Orclii: Q. Haratu» FUccac Ed. HL &
nuaae weg, oder einfach so verbinde« sei: fwbme tmoirU mk
ubere tarn lade depulsum, schon von der reichlichem
Milch der gelben Matter mit Gewalt fern gehalten,
hat Orelli noch keine endgültige Entscheidung gebracht. Bride
Wendungen kommen vor depellere ab lade Virg. Ed. 7, 15. «.
depellere ab ubere matris Id. Georg. 3, 187 , endlich auch ab—
lut depellere, Id. Ed. 3, 82. Doch können wir uns nicht überzeu-
gen, dass lade hier für sich stehen könne, da Jedermann, wenn
er die Worte liest, geneigt sein wird, aie verbanden sa verstehen,
und das depellere einerseits ab ubere matris, andererseits wie-
der ab lade mir gar keine poetische Zeichnung des Bildes so sein
scheint , wesshalb ich nicht zweifle , dasa Horas ab ubere lade de-
pulsum verbunden habe. Wenn Orelli dagegen bemerkt: „a co-
pio8o leaenae lacte", quod quidem inUrstov hie prorsus otiosom,
immo ineptum esset; nee vero convenit cum part. taut, quo posits
est loco. Cfr. Ern. Guii. Weberum ad Juvenal. p. 350. Ed. suae
Wimar., so scheint er mir im doppelten Irrthume sich su befinden.
Einmal ist das Epitheton weder ociosum noch weniger ineptum.
Denn zur Kraft des jungen Löwen trug es jedenfalls nicht unwe-
sentlich bei, dass die gelbe Löwin reichliche Milch hatte, die ihn
bisher nährte. Was aber die Stellung des taut anlangt, so kön-
nen solche äussere Verhältnisse, wie bereits wiederholt bemerkt
worden ist , nicht maassgebend für den inneren Sinn einer Stelle
sein. Auch leuchtet dem Rec. gar nicht ein, wie jene Wortstel-
lung bei einem Dichter nur das geringste Auffallige haben könne.
Auch die äusserlichc grammatische Auffassung der Worte:
Videre Raetis bella sub Alpibm
Drusum ger entern Vindelici; — quibu8
Mos unde dedudus per omne
Tempus Amazonia securi
Dextras obarmet, quaerere distuli,
Nee scirejas est omnia; — sed diu
Lateque vidrices catervae
Consüiis iuvenis revidae
Sensere , quid mens etc.
bei Orelli können wir nicht gut heissen. Es ist keine Anakoluthie
im Satze, was der Herausgeber durch seine Striche vor quibus
und nach omnia angiebt, sondern vielmehr rein verbundene Rede:
Videre — Vindelici , quibus mos unde dedudus per omne tem-
pus Amazonia securi dextras obarmet, quaerere distuli, nee
scirefas est omnia, sed diu lateque vidrices catervae — sensere
etc., wo zu bemerken , dass dann die letzte Wendung etwa folgen-
den Sinn involvirt: sed hoc scio diu lateque vidrices catervas
consilii8 iuvenis revidas sensisse etc., eine Wendung, wie sie auch
in der Prosa nicht selten ist. In rein kritische Fragen hat Rec.
überhaupt vermieden bei dieser Anzeige näher einzugehen , weil
die Ausgabe einerseits selbst die Erklärung sich zur Hauptaufgabe
56 Neuere Sprachen.
gemacht , andererseits aber auch dann weitläufigere Untersuchun-
gen geführt werden müssten , sonst würde er noch über Vs. 36,
wo Orelli Indecorant statt des handschriftlich fast allein beglau-
bigten Dedecorant geschrieben hat; dann über das Vs. 65 ge-
wählte extet statt evenit sprechen. In Bezug auf erstere Stelle
bemerkt Rec. jedoch , dass entweder de vor decorant von einem
Abschreiber weggelassen oder auch, als am äussersten Rande ge-
schrieben , in einer oder der andern Handschrift zufällig abgerie-
ben und dann ergänzt sein konnte indecorant. Wenigstens
scheint diese ganze Frage noch nicht zu Ende geführt zu sein.
Rec. hat mit diesen Bemerkungen nichts Anderes bezweckt,
als die Aufmerksamkeit des Lesers auf diese neue, reich und tüch-
tig ausgestattete Horaz- Ausgabe biozuweisen, und kann hoffen,
dem schon mit diesen wenigen und flüchtigen Bemerkungen zur
Geniige gethan zu haben, wesshalb er hier abbricht, einiges An-
dere sich zur Besprechung bei Anzeige des zweiten Bandes auf-
sparend.
Leipzig. K Klotz.
Praktisches Elementarbuch der französischen Sprache, für Gym-
nasien und höhere Realschulen, mit grammatischen Excursen, einer
Lautlehre and einem Lesebuche versehen, von H. Barbicux, Prof.
am Herzogl. Nassanisehen Gymnasium zu Hadamar. Erster Cursus.
Bielefeld bei Velhagen and Klasing. 1818. XII und 167 S. gr. 8.
Geh. 12Sgr.
Mit dem Grundsatze, wornach der vorliegende erste Cursus
des genannten Elementarbuches ausgearbeitet ist, bin ich durch-
aus einverstanden; denn der grammatische Unterricht, es sei in
einer Sprache , in welcher es wolle , muss sich Anfangs nur auf
das Notwendigste beschränken, sowohl in Bezug auf die
Formenlehre als die Syntax, damit der Schüler sobald wie mög-
lich eine U ebersiebt über das Ganze gewinne, die gelernten Ein-
zelnheiten ordne und zusammenfasse, sie in dieser Verbindung
dem Gedächtnisse behaltbarer mache und recht bald zur Anwen-
dung des Erlernten bei der Uebersetzung zusammenhangender
Stücke aus der fremden Sprache und in dieselbe übergehen könne.
Wenn Etwas dabei vorkommt, was der Schüler noch nicht gelernt
hat, so werde es ihm vorläufig nur in so weit erklärt, als das Ver-
■tändniss der vorliegenden Stelle es erfordert, und die vollstän-
dige Erklärung bis dahin verschoben, wo es bei der Wiederholung
sich an das Gelernte angesetzt hat. Denn der Schüler muss mehr-
mals durch das ganze Gebiet der Grammatik hindurch geführt
werden und zwar so, dass ihm beim ersten nur die Hauptpunkte,
Barbieax: Praktisches Elementarbach der franz. Sprache. 57
bei jedem folgenden Male die übrigen Erscheinungen Je nach ihrer
grösseren Wichtigkeit gezeigt werden, bis er das Game bis int
Einzelne hinein kennt , so dass er überall auf demselben zu Hause
ist. Wenn der Schüler auf diesen grammatischen Wanderungen
das Erkannte jedesmal schriftlich und mündlich anwendet, so lernt
er die Sprache eben so grundlich als schnell. Durch vieijährige
Erfahrung habe ich dieses bei dem Unterrichte im Griechischen,
Lateinischen, Französischen und Hebräischen bestätigt gefunden.
Wie oft aber die Schüler auf diese Weise durch das grammatische
Feld geführt werden müssen und was und wie viel ihnen jedesmal
gezeigt werden soll, kann unmöglich zum Voraus bestimmt wer-
den, weil dieses von der Eigentümlichkeit des Lehrers und der
Fassungskraft der jedesmaligen Schüler und ihrer geringeren oder
grösseren Anzahl abhängt. Nun will aber der Verf. die Schüler
nur zweimal durch die Grammatik fuhren, indem auf den vor*
liegenden Cursns, der für die unteren Classen der Gymnasien
oder höherer Realschulen bestimmt ist, ein zweiter für die oberen
Classen folgen soll. Auch hat er das in diesem ersten Cursus
Vorzunehmende „scharf bezeichnet." Er sagt in der Vorrede
S. V: „Das eigentliche Lehrbuch besteht aus acht Abschnitten,
deren jeder einen bestimmten Cyclus von etymologischen und syn-
taktischen Gesetzen darstellt und cur Einübung bringt. Jeder
Abschnitt besteht aus fünf Lectionen, jede Lection aus drei dar-
stellenden Paragraphen in der fremden Sprache und einem Ge-
sammtübungsstücke aus der Muttersprache in die fremde." Diese
letzten Worte von „jede Lection" an sind unverständlich, wenn
man die Sache selbst nicht ansieht. Ihr Sinn ist: jede
Lection (besteht) aus drei Paragraphen , welche französische Sätze
enthalten , die die Anwendung des in der jedesmaligen Aufschrift
angedeuteten grammatischen Stoffes zur Anschauung zu bringen
bestimmt sind, und einer Anzahl deutscher Sätze, bei deren Ue-
bersetzung der sämmtliche in den vorhergehenden Paragraphen
eingeübte Stoff zur entgegengesetzten Anwendung kommen soll.
Bei dieser Gelegenheit bemerken wir, dass die ganze Vorrede Ge-
wandtheit im Ausdrucke vermissen lässt. Der Verf. fährt so fort :
„Die Zeit, welche auf jede Lection zu verwenden ist, richtet sich
lediglich nach der Fassungskraft der Schüler und der Stärke der
Classe. Im Allgemeinen kann aber angenommen werden, dass
vier Lehrstunden auf die Lection kommen, so dass das Ganze, von
dem angehängten Lesebuche abgesehen , bei einem vierstündigen
Wochenunterrichte in einem Schuljahre zum Abschlüsse gebracht
(durchgearbeitet) werden kann; in solchen Anstalten, welche
fünf und (oder) sechs Stunden darauf verwenden , kann auch die
ganze Leetüre durchgenommen (können auch die angehäng-
ten Stücke übersetzt und erklärt) werden. Das Pensum
einer jeden Lehrstunde („daher" ist überflüssig und störend) in
der Erkennung (Erlernung) eines oder zweier einfachen Sprach«
58 Neuere Sprachen.
gesetze und dem Merooriren von sechs, später bis neun, Voca-
beln, indem zu einer Lection Anfangs 24, später 36 Wörter ge-
hören. Memoriren der Vocabeln, nachdem die Aussprache der-
selben gehörig eingeübt worden, wird streng verlangt; indessen
werden in der zweiten Hälfte hie und da solche Wörter wieder
aufgeführt, welche nicht so häufig als (wie) andere in die Uebun-
gen verwebt werden konnten (welche früher nicht so häu-
fig angebracht werden konnten). Ein Blick auf das Inhaltsver-
zeichnis» wird die Lehrer überzeugen , dass für fortwährendes
Verflechten des Vorgekommenen in die folgenden Arbeiten, so wie
für Wiederholungsarbeiten gesorgt ist, und dass gewisse Schwie-
rigkeiten der Sprache sich wie ein rother Faden durch die späte-
ren Sätze durchziehen (dass das Vorgekommene, beson-
ders das Schwierigere, später immer wieder er-
scheint). 14
Mit solcher Anwendung des angeführten Grundsatzes können
wir uns, wie gesagt, nicht einverstanden erklären; da sie den ein-
sichtsvollen, erfahrenen und gewandten Lehrer in einen festste-
henden Kreis zu bannen und ihm überall hemmend entgegen zu
treten sucht; den Lehrer aber, der weniger selbstständig ist, in
ein bestimmtes Geleise bringt, welches er zu seinem und seiner
Schüler Nachtheil, nachdem er sich einmal eingefahren hat, nicht
mehr verlassen mag; jener daher in seinem Wirken beschränkt
würde, dieser mit der Zeit zu einer Maschine zu werden in Ge-
fahr käme. Der Verf. möge es mir daher nicht übel nehmen,
wenn ich meine Ueberzeugung hier frei ausspreche, dass solche
Elementarbücher mehr schaden als nützen , höchstens angehenden
Lehrern einigermaassen nützlich sein können , wenn sie bei dem
Gebrauche derselben in ihrer pädagogischen Entwickelung fort-
schreiten und so ihre Eigentümlichkeit behaupten. Denn was
Cicero im 1. B., G. 31 de off. sagt, findet auch auf das pädagogi-
sche Leben und Wirken seine volle Anwendung. Seine Worte
sind : Omnino si quidquam est decorum , nihil est profecto magis,
quam aequabilitas universae vitae, tum singularum actionum : quam
conservare nonpossis, si aliorum naturam imitam omittas tuam.
Der Lehrer bedarf also nur einer Grammatik, in welcher der Stoff
zweckmassig geordnet, richtig, klar und bestimmt dargestellt ist.
Er wird das jedesmal Nöthige auszuwählen wissen.
Folgende sind die vom Lehrer zu erklärenden und einzuüben-
den Formen und Regeln. I. Abschnitt. 1. Conjugation. §. 1. In-
dicatif. Präsent. Personalpronomen (Stamm, Charakter, Endung,
Person, Geschlecht). §. 2. Pr&ent narratif. Circonflexe (Sub-
ject, Prädicat, Adverb). §. 3. Futur (Conjugire frapper durch
die obigen 3 Zeiten). §. 4. Possessives Pronomen. Aspiration
(Hiatus wird vermieden. — Der Franzose sagt sein von Mann
und Weib). WelcherAusdruck! §.5. Fortsetzung. Pluriel.
§. 6. Fortsetzung. Präposition. (Unterscheidet man auf meine
Barbienx : Praktische« Elementarbach der franz. Sprache. 59
Hand, auf meiner Hand?) §. 7. Artikel. Object. (Wie viele
Geschlechter? Object nor an der Stellung kenntlich?) Nähe-
res musste hinzugesetzt werden. §. 8. Elision. §. 9. Im-
pöratif. §. 10. Pluriel. (Congruens, Motion). §. 11. Fortsetzung
der Motion (!). §. 12. ohne Ueberschrift. §. 13. Fort-
setzung der Motion (!). §. 14. Fortsetzung des Pluriel. §. 15.
Wiederholung. II. Abschnitt. §. 16. Demonstr. Pronomen. Fort-
setzung der Motion. (Hiatus wird hier auf eine andere Art ver-
mieden.) §. 17. Negation. Fortsetzung der Motion. §. 18. Ne-
gatives Subject. Ist ohne die folgenden Beispiele: Per-
sonne rietst parfait etc. unverständlich. §.19. J'ai. Participe
parfait. (Stelle des Part. ; Adverb bald vor, bald nach. — Worauf
kommt es an?) §. 20. Selbstständiges (besser; Substantivi-
sch e s) poss. Pron. §. 21. Monsieur, Madame etc. Das deut-
sche Sie, Ihr. (Welches Geschlecht hat den Vorrang bei der Con-
gruenz?) §. 22. Hauptzahlen. §. 23. Eine Addition, eine Sub-
traction , eine Multiplication werden auf die Tafel geschrieben
und französisch ausgeführt. Der schlechte Ausdruck
fällt hier dem Leser von selbst auf. §. 24. Ordnungs-
zahlen. §. 25. Interrogation, eingeschobenes — t — , euphonischer
Accent. (Das Fragewort stets voran, niemals nach dem Substan-
tiv. Subjecte . .) §. 26. Andere Form der Frage. (Nach welchen
Aeusserungen folgt diese Frageform?) — Esisthierdie Rede
von der durch est-ce gue dargestellten Frage. — §. 27.
Apposition , Angabe des Alters. §. 28. Comparation. §. 29. Ce-
dille, Eilischiebung des e nach g. §. 30. Wiederholung. Wo Ap-
position [in den vorstehenden Sätzen?]. Man conjugire
effacer, corriger, souper durch alle bekannten Zeiten und For-
men.) — Statt Formen: Modi, da Zeiten auch Formen
sind. — III. Abschnitt. 2. Conjugation (a. einschiebende, näm-
lich 88). §. 31. Pre'sent. §. 32. PreHent narratif. De (Genitiv).
§. 33. Futur. A (Dativ). (Conjug. bannir durch die obigen Zeiten
in allen Formen; declin. mon habit, cet arbre.) §. 34. Selbst-
ständiges (Substantiv.) demonstr. Pron., Ci, La. §.35. Rel.
Pron. §. 36. Participe parfait (die Stellung der Wörter i n d e n
vorstehenden Sätzen wohl zu beachten). §. 37. b. Abwer-
fende Conjugation. Pre'sent. (Die beiden anderen Zeiten u. Part.
nach §. 32, 33, 36.) §. 38. De (Ablativ). §. 39. A (Locativ,
Streben). (Conjugire porter, ravir, sortir in den drei Hauptzeiten
in allen Satzarten.) §. 40. Participe parfait; je suis. Prädicati-
ves Substantiv. (Participe ist hier — in den vorstehenden
Sätzen — Adjectiv.) §. 41. De mit dem Art.; Art. der Länder-
namen. §. 42. A mit dem Art. Participe imparfait. (Aufstellung
der Declination.) §. 43. J'avais. Attributives De. Prdtdrit de-
scriptif. (Hiernach das Pre*t. descr. der bisherigen Conjugation in
allen Satzarten zu conjugiren.) §. 44. J'e'tais. Attributives A.
§ 45. Wiederholung. IV. Abschnitt. §. 46. Je serai. FortaeUws^
60 Neuere Sprachen.
des Artikels. §. 47. Fortsetzung. J'aurai. §. 48. Vorbereitung
des Theilungssinnes. Dieser Ausdruck ist unverständ-
lich; er soll heissen: Ein] ei tende Erklärung des Th.
durch Sätze, wie folgender: Notre servante a vold (une
partie) de notre fruit. §. 49. Artikel bei allgemeinen Urtheilen.
Fortsetzung von A. (Vgl. die einzelnen Fälle mit dem Deutschen.)
§. 50. Allgemeiner Theilungssinn. §. 51. Beschränkter Theilungs-
sinn a) durch Collectiva. §. 52. Beschränkt. Th. b) durch Zahl-
adverbien. §. 53. Beschränkt Tb. durch vorgesetzte Adjectiva.
§. 54. Th. durch quantitative Verneinungen. §. 55. Wiederholung
des Theilungssinnes und der 2. Conjugation. §. 56. Wiederho-
lung. §. 57. Wiederholung. §. 58. Pre*te*rit narratif von avoir,
haben. §. 59. Pre*te*r. narr, von etre. §. 60. Irape'ratif von avoir
und etre. (Aufstellung der pass. Conj.: Je suis aime*; j'e*tais parti;
je fus afflige*; je serai banni.) V. Abschnitt 3. Conj. §.61. Prä-
sent. (Pre*te*r. narr, vendis und Futur vendrai nach §. 32, 33; we-
gen der Verba mit u siehe die Theorie.) §. 62. Pre*te*r. descr.
(das Pr&er. descr. mit Hülfe des §. 43 durch alle Conjugg. auf-
zustellen). §. 63. Conditionnel. Si. (Das Cond. hat die Endungen
des Pre*te*r. descr. mit Beibehaltung des r vom futor.) Aufstellung
sämmtlicher regelm. Conjugg. in allen Zeiten des Ind. nebst Cond.
§. 64. Ete\ Ne bei Gegensätzen. §. 65. Si, tant, aussi, autant.
(Au bei aus«, autant, Zeichen des Vergleiches; das Eine qualita-
tiv, das Andere quantitativ.) §. 66. Plus de, moins de, bei Stei-
gerung oder Minderung. (Aufstellung der pass. Conjug. in allen
Satzarten.) §. 67. Verba auf ayer, oyer, uyer. §. 68. Absolute
Personalpronomen als Subjecte (besser: Betonte). §.69. Ab-
solute Personalpr. als Objecte; dieselbe Form beim Imperativ.
(Von quikann die Declin. aufgestellt werden.) §. 70. Wandlung
des halblauten e und des e* in e. §. 71. Fragende Pronomen. §. 72.
Ce qui, ce que, dont Wiederholung der bisherigen Hauptpara-
graphen mit act. und pass. Verben; besondere Formen der Mo-
tion und des Pluriel. §§. 73, 74, 75 ohne Aufschrift.
VI. Abschnitt. §. 76. Periphrastische Form der nächsten Zukunft.
§. 77. Nächste Vergangenheit. §. 78. Andere Constructioncn von
aller und venir. (Conjugire je vais, je viens in allen Satzarten.)
SchlechterAusdruck! §79. Stellung der objeetiven Satz-
theile. (Ton oder Nachdruck, Deutlichkeit entscheiden.) §. 80.
Stellung des Adjectivs. §. 81. Frageformen. Voici, voila. §. 82.
Objective Substantive ohne Artikel (umschriebene Verben). Un-
klarer Ausdruck statt: Subst im Accus, ohne Art.
§. 83. Adverbiale Umschreibungen. §. 84. Tout. Hierauf
folgt: Declin. der verbundenen objeetiven Personalpronomen.
Unklar statt: D. der unbetonten Personalpr. im Acc. u.
Dat. Verben auf oir. §. 85. Präsent. Objectspron. — O b j. i ra
Acc und Dat. — (Hiernach das Pre*t. descr. zu bilden.) §. 86.
Prä. uarr. Objeetspr. §. 87. Futur, Participien, Objectspr. (Auf-
Barbienx: Praktisches Elementarbacfa der franz. Sprache« 61
Stellung der Ind.-, Condit.- und Imperativformen der 7 Verben auf
oir.) §. 88. Dativ und Accusativpr. — Nämlich: Stell uns;
d ers. — §. 89. Lui, leur. Demander. §. 90. Y, en. Jouer, prier.
Hierauf: Folge der Satztheile mit persönlichen Objectsprono-
raen. Unklar statt: Tabellarische Uebersicht der Stel-
lung der unbetonten persönl. Pronomina. Beispiele zum
Auswendiglernen. VII. Abschnitt. Reflexives Verb. §. 91. Prä-
positionen, Wiederholung. §. 92. Parfait. Präpositionen. § 93.
Ohne Aufschrift. (Conjugire s'en repentir, s'y rendre, s'en aller
durch alle Zeiten und Satzarten. Flexion der Particc. wohl zu be-
denken.) §. 94. Verbum auf indre. Fortsetzung der Pronomen.
(Le, la und que sind auch Prädicatsnominative.) §. 95. Partie,
parfait. §. 90. Fortsetzung. Meine. (Conjugire s'en plaindre, j
joindre durch alle Zeiten und Satzarten, mit Zusatz von soi-meme.)
§.97. Bildung und Gradation (Steigerung) der Adverbien ; Prä-
positionen. §. 98. Fortsetzung; adverbiale Redensarten. §. 99.
Fortsetzung. (Hier kann die Nach Weisung (1) der anregelmässi-
gen Verben beginnen.) §. 100. Rection einiger Verben. §. 101.
Impersonales Verb. §. 102. Wiederholung früherer §§. §. 103.
Infinitiv als Subject. §. 104. Infin. als Object. §. 105. Infin. im
Gen. oder Dat (Aufstellung des Verbs venir und ähnlicher durch
alle Zeiten und Moden.) VIII. Abschnitt. (Dieser ganze Ab-
schnitt, welcher die gewöhnlichsten unregelmässigen Verben [die
Kenntnissder..] voraussetzt, soll als Vorbereitung zur Satz-
lehre , Zeiten, Moden, Folge der Zeiten, Rection u. s. w. dienen.)
Subjonctif. Unregelmässige Verben. §. 106. Subjonctif nach
Verben. '§. 107. Subj. nach Conjunct. §. 108. Subj. nach il
faut. (Conjugire offrir und die ähnlichen durch alle Zeiten und
Moden.) §. 109. Participialconstruction. §. 110. Partie, impar-
fait; Flexion desselben. §.111. Flex. des Partie, parfait. §. 112.
Pre*t. descr. §. 113. Pre't. narr. §. 114. Gemischte Zeiten. §§. 115,
116,117 enthalten zusammenhangende franz. Stel-
len, worin Pre't. narr, und descr. nebeneinander vor-
kommen.
Ich habe diesen Auszug gemacht, damit der Leser über den
ausgewählten Stoff und dessen Anordnung schnell eine Uebersicht
gewinne und meinen Bemerkungen darüber folgen könne. Der
Verf. sagt Vorrede S. VI selbst in Bezug darauf: „Zuerst wird es
daher nöthig sein, dass der Lehrer sich mit dem Gange und der
höchst einfachen Darstellungsweise der von den Aufgaben getrenn*
ten Theorie bekanntmache, welche, bei aller wisse nsc haft-
lichen Begründung i?), sich in einer vieljährigen Durchführung
als höchst praktisch bewährt hat; durchgehends aber leuchtet
das Streben hervor, schon beim ersten Unterrichte den Lernen-
den an feste Gesetze zu gewöhnen." „Eine wissenschaftliche
Begründung" vermag ich, auch ein Anderer, wie ich glaube, in
dem Gange dieser Theorie nicht zu erkennen ; vielmehr ist derselbe
62 Neuere Sprachen«
sehr unwissenschaftlich und unpraktisch, indem er das Verwandte
gewaltsam auseinanderreisst und so das Verständniss , die Ueber-
sicht und das Behalten des Gelernten erschwert, da das Gesetz der
Ideenassociation, wornach ähnliche Vorstellungen einander wecken,
ganz ausser Acht gelassen ist. So z. B. steht §. 4 Hiatus wird
vermieden, §. 8 Elision, §. 16 Hiatus wird hier auf eine andere
Art vermieden, §. 19 j'ai, §. 43 j'avais, §. 47 j'aurai, §. 58 j'eus,
§. 60 Imp&ratif von avoir; §. 1 Personalpronomen, §. 68 absolute
Personalpronomen als Subjecte, §. 69 als Objecte, §. 84 Decli-
nation der verbundenen objectiven Personalpronomen , §. 85 Ob-
jectspronomen, ebenfalls §§. 86 und 87 , §. 88 Dativ- und Accus.-
Pronomen, §. 89 lui, leur, §. 19 y, en; hierauf: Folge der Satz-
theile mit persönlichen Objectspronomen. Siehe oben. Der Verf.
nennt die Dat. und Accus, des unbetonten pers. Pronomens Ob-
jectspronomen; hiernach müsste er die Nominative desselben
Subjectspronomen nennen. Wie unpassend diese Benennungen
sind, bedarf keines Beweises. Die Accente hat er ganz stiefmüt-
terlich behandelt: §. 2 ist vom Circonflexe und §. 70 von der
„Wandlung des halblauten e und des 6 in & u die Rede. So hat der
Verf. den gramm. Stoff auseinandergezogen und vereinzelt, obwohl
nach einem pädagogischen Gesetze Verwandtes nicht getrennt
werden darf. Um sich noch mehr davon zu überzeugen , braucht
der Leser nur obige Uebersicht durchzugehen. Uebrigens ist der
Verf. in einem grossen Irrthum befangen, wenn er glaubt, wissen-
schaftliche Begründung sei der Praxis schädlich, da gerade das Ge-
gentheil der Fall ist; denn je wissenschaftlicher der Lehrer ist,
desto einfacher und klarer, daher auch praktischer wird er
eine Sache schriftlich und mündlich darstellen können. Hierauf
folgen „Gemischte Uebungen" , welche aus 13 Aufgaben , die ins
Französische zu übersetzen sind , bestehen , nebst einem deutsch-
französischen „Vokabular" zu allen vorhergehenden Aufgaben von
§. 76 an. Hieran schliessen sich einige grammatische Erörterungen,
welche vorzüglich für den Lehrer bestimmt zu sein scheinen. Der
erste Abschnitt ist überschrieben: „Darstellung der Conjugationen.
Bildung der Zeitformen. 44
Der Verfasser unterscheidet an jedem ausgebildeten Verbum
Stamm, Endung oder Flexionsform und Charakter.
Unter letzterem versteht er den letzten Buchstaben des Stammes.
Er ist entweder vokalisch (jou — er) oder consonantisch (pari — er).
Ich möchte wissen, mit welchem Rechte der Verf. den genannten
Buchstaben Charakter nennt. Im Griechischen ist dieser Buch-
stabe wirklich charakteristisch; denn nach demselben werden
die Verba in verschiedene Classen getheilt und diese, wie die
Zeitformen, daran erkannt. Im Französischen hingegen wird
Nichts darnach eingetheilt und erkannt und sie bleiben immer
dieselben , da sie im Griechischen sich nach bestimmten Gesetzen
verändern. Denn es ist ein Irrthum , wenn der Verf. behauptet,
Barbienx : Praktisches Elementarbocb der franz. Sprache« 63
in romp-t, read, pein-t a. dgl. sei eine Veränderung de« Charak-
ters vorgegangen, da er derselbe geblieben ist, indem t cur
Endung (rumpit, pingit) gehört , welche in rend (reddit) abge-
worfen ist; dass aber in je bats, tu bat*, il bat das eine t wegge-
fallen ist, beruht auf einer aligemeinen Eigenthümlichkeit der
französischen Sprache, wornach die Häufung der Consonanten,
besonders im Auslaute, vermieden wird. So nothwendig und
zweckmässig diese Lehre also in der griechischen Grammatik ist,
so überflüssig und unpraktisch ist sie in der französischen. Auf
solche Weise wird das grammatische Studium erschwert. — Die
zweite Conjugation (beim Verf. die auf ir) zerfallt nach ihm in
zwei Abtheilungen, eine einschiebende und eine abwerfende. Der
Ausdruck ist ebenso unpassend , als der Inhalt unwahr ist. Was
versteht man unter einer einschiebenden und abwerfenden
Abtheilung ? Auch wird Nichts eingeschoben, da ss in finissons,
finissez und finissent etc. nicht eingeschoben, sondern aus dem tat.
sc entstanden ist, die genannten Formen also aus den Inchoativ-
formen: finiscimus, umseitig, finiseunt. Siehe Diez Grammatik
der romanischen Sprachen II, pag. 113. Der Verfasser behauptet
ferner, dass die sieben von debere und capere gebildeten Verba :
devoir, redevoir, d&evoir, apercevoir, concevoir, percevoir, rece-
voir als Uebergang zu den sogenannten unregelmässigen anzusehen
seien. Diese Verba wären also wedei regelmässig noch unregel-
mässig. — Das Futurum der ersten Conjugation behält vor der
Endung rai das aus dem lat. a entstandene e bei, weil im Inf. das
lat. Schlüsse weggefallen ist; in der dritten Conj. aber, nach dem
Verf. den Verbis auf re, fällt ersteres weg, weil letzteres bleibt
(aimer, vendre). Das e vor dem rai wird also im Fut. der ersten
Conj. nicht orthographisch, wie der Verf. sagt, sondern
nothwendig und des Wohllautes wegen beibehalten.
„Das Conditionnel", fährt der Verf. fort, „welches als vergangene
Form des Futur angesehen werden kann, behält auch dessen Natur
bei, indem es der Endung des Pre't. descriptif das r einschiebt:
pens-(e)rai8, parti-rait, rend-rions u. s. w." Wird hier das r
eingeschoben? Es rührt ja vom lat. Infinitiv her. Ferner kann
dieser Tempus nicht nur als vergangene Form des Futur
angesehen werden, sondern sie ist es; denn sie bezeichnet
die vom Standpunkte der Vergangenheit angeschaute Zukunft,
wohingegen das Futur die vom Standpunkte der Gegenwart ange-
schaute Zukunft darstellt. Uebrigens ist der Ausdruck des Verf.
„vergangene Form" zu tadeln. Weiterhin zählt der Verf.
die Verba auf, die nach der 2. Abtheilung der zweiten (dritten)
Conj. gehen, wobei er die Verba mentir und saiilir ausgelassen
hat. — Die Verba auf oir zerfallen nach dem Verf. in 3 Classen:
a. gleichförmige; b. abweichende; c. umlautende. Zu a. gehören
devoir, recevoir etc.; zu b. dechoir, voir; zu c. mouvoir, pouvoir,
vouloir, valoir, falloir, savoir, pleuvoir, asseoir. Diese Einteilung
64 Neuere Sprachen.
ist logisch unrichtig, da b. und c. sich einander nicht aus-
«chliessen; denn das Umlautende ist auch abweichend , z. B.
döchoir, ddchus, d&hu; vergl. mouvoir, raus, mu etc. Auch die
sogenannten gleichförmigen Verba sind abweichend und
umlautend zugleich: devoir» dois, dus, du. Zu savoir macht
der Verf. folgende Bemerkung: „Die alte Orthographie scavoir,
scais, seeu weist dahin, dass savoir nicht nur von sapere, sondern
auch von scire abstammt. u Soll wegen des eingeschobenen 9 sa-
voir von scire herkommen 1 Oder soll 89 von ßcire und apere von
sapere herrühren? Die ganze Sache ist mit der Bemerkung abge-
than, dass sgavoir etc. eine schlechte Schreibart ist und in die
Zeit der alteren Sprachdenkmale nicht hinaufreicht. Vergleiche
Diez Grammatik der romanischen Sprachen. — Zu conduisons,
conduisez bemerkt der Verfasser: „Wie bei der zweiten
einschiebenden, nur ist s gelind. u Kann dieses s mit ss in
finissons etc. verglichen werden? Jenes ist aus dem lat. c (con-
ducere) erweicht, dieses aus dem inchoativen sc (finiscimus) ent-
standen. Das 8 in conduisis scheint der Verf. auch so zu erklären,
obschon es aus dem lat. x = es übrig geblieben ist, nachdem sich
c in i erweicht hatte. Auch das ss in maudissons etc. stellt der
Verf. irrthümlich mitss aus dem inchoat. sc zusammen, obgleich es
nur eine andere Schreibart für c ist. Vgl. Diez Gramm. Bd. II,
S. 201. — Der Verf. sagt in der Vorrede über diesen Abschnitt
von den nnregelmässigen Verben Folgendes: „Die hier aufge-
stellte Nachweisung der unregelmässigen Verben aus dem Latei-
nischen, wo Manches nur angedeutet wird, beweiset zur Genüge (?),
wie Vieles durch eine zweckmässige Behandlung für den Unterricht
gewonnen werden kann u. 8. w." Ohne mich auf den schlechten
Ausdruck dieses Satzes näher einzulassen, bemerke ich Folgendes
über den Inhalt: Die ganze „Nachweisung" des Verf. besteht aus
vier Andeutungen (Devoir, debere)^ recevoir (capere, reeipere),
irai (v. ire), savoir (nicht nur v. sapere, sondern auch scire; sache
gebildet, wie röche v. rupes etc.). Wie kann der Verf. diese eine
„Nachweisnng der unregel. V. aus dem Lat." nennen ? Der Leser
erinnert sich hier unwillkürlich an das Horazische Parturiunt
montes etc. Diese scheinbare Berücksichtigung des Lateinischen
scheint durch die Absicht des Verf. veranlasst zu sein, diesem Ele-
mentarbuche auch in die Gymnasien Eingang zu verschaffen. Denn
dass es ihm mit der Herleitung des Französischen aus dem Latei-
nischen nicht Ernst ist, geht aus folgender Stelle der Vorrede her-
vor: „So hoch nun auch der Gewinn angeschlagen werden möge,
welcher aus der gewandten Vergleichung der lateinischen mit der
französischen Formlehre erwächst, so kann doch nicht in Abrede
gestellt werden, dass in späteren Jahren, wo die Stundenzahl immer
mehr abnimmt, dieser bedeutende Vorzug in relativen Nachtheii
umschlägt, was ebenfalls in der Natur der Gelehrtenschulen seinen
Grund hat. Sobald nämlich der Schüler in die eigentliche Lati-
nität und die rhetorischen Rücksichten eingeweiht zu werden be-
Barbienx: Praktisches Elementarbach der franz. Sprache. 65
ginnt , wird er dnroh den Mangel an Gegengewicht immer mehr
der lebenden Sprache entfremdet, nnd seine Ausdrucksweise bleibt
entweder deutsch oder wird theilweise lateinische Gerade das
Gegentheil ist der Fall; denn in den unteren und mittleren Classen
des Gymnasiums wendet sich der Schuler den alten Sprachen mehr
zu, weil das National geftihl nnd der moderne Geist ihm noch nicht
zum Bewnsstsein gekommen sind. Je mehr mit innehmendem
Alter nnd fortschreitender Bildung durch den Unterricht und den
Binfluss seiner Umgebung diese bei ihm hervortreten und sich gel-
tend iu machen suchen, desto mehr tritt das Antike, nur nicht das
Reinmenschliche desselben, zurück und er giebt sich in demselben
Maasse den Wirkungen des modernen Geistes hin, welcher erst
die durch das Studium der alten Sprachen and ihrer Litteratur ge-
wonnene icht menschliche Bildung bei ihm zur Erscheinung bringt
nnd für das Leben befruchtet. In demselben Verhältnisse wendet
der Schüler sich der Muttersprache und dem Französischen zu,
weil in denselben der moderne Geist ihm entgegenweht. Er wird
sich also in der Prima mit vorzüglichem Eifer auf die deutsche und
französische Litteratur verlegen. Den Geist, der aus den alten
Sprachen und ihrer Litteratur auf diese übergegangen ist, fasst er
leicht auf. So verschmilzt bei ihm das Antike mit dem Modernen
zu einem schönen Ganzen. Dieses kann aber nur dann zuwege ge*
bracht werden, wenn der Unterricht der Natur folgt, d. h. von den
alten Sprachen ausgeht. — Der zweite Abschnitt enthält einige
Geschlechtsregeln , welche wegen ihrer Mangelhaftigkeit weder
dem Lehrer, noch dem Schüler nutzen können. Er fingt so an:
„Die Bestimmung des Geschlechts geschieht auf zweifache Weise,
l)nach der Bedeutung, 2) nach der Endung," statt: Das Geschlecht
erkennt man an n. s. w. Unter Nr. 2 steht folgende Regel : „Sub-
stantive , welche von lateinischen Wörtern nentrius generis her-
stammen (sind mannlich). Diese Regel gehört ja zu einem an-
deren Theiiongsgrunde. Der Verf. hätte freilich besser gethan,
wenn er diesen hier angenommen hätte. Hierauf wird vom „Thef-
Inngssinne" gesprochen. Diesen Ausdruck sollte man aus der
franz. Grammatik endlich einmal verbannen, weil er wirklich sinnlos
ist. Die Lehre gehört unter die vom Artikel, indem die Genitiv-
formen desselben Nominativ nnd Accusativ, diese mit vorange-
hendem a den Dativ und de (d v ) Genitiv und Ablativ darstellen,
bei voranstehendem Adjective aber zur Bezeichnung des Nom.,
Gen., Acc. und Ablat. de (d')i des Dat. a de (d') gewählt wird.
Der Theilungssinn zerfällt nach dem Verf. in einen allge-
meinen und besehrlnkten(?)Theilung88lnn (besonderen);
z.B. leshommesont desvertuset aesddfautt(!)[0ice«]; denn der Ge-
gensatz von vertu ist vice. Der Th. wird beschränkt a. durch CoK
lectiva, z. B. Regardez ce bean troupeau de moutons; b. durch
Zahladverbien, z. B. Peu d 1 horomes ont beaueoup d'esprit; c. durch
vorgesetzte Adjective, z. B. Votre cousio a de jolte e&faeta. WVvt-
N. Jahrb. f. Pkil. u. Päd. od* Krit tiihi m ßd. LTL. Hft. 1. ^
66 Neuere Sprachen.
aufkommt noch ein Theilnngssinn durch quantitative Verneinungen
nachgehinkt, z. B. iVas tu plus de papillonsl Man sieht, dass der
Verf. es mit der Logik eben nicht genau nimmt. Unter den Bei-
spielen kommt auch folgendes vor: J'ai plus de papillons que
rf'e*cus. Ist denn plus eine quantitative Verneinung? U übri-
gens ist diese Eintheilung verwerflich , nicht allein weil sie unlo-
gisch, sondern unklar und unpraktisch ist, daher nur dazu dient,
das Erlernen der Grammatik zu erschweren. Was die Stellung
der Adjective anbetrifft, so wird Folgendes als „allgemeiner Grund-
satz" aufgestellt: „A. Jede zum Wesen eines Gegenstandes noth-
wendig gehörende (inhärente, integrirende) Eigenschaft , wie
flüssig bei Wasser, edel bei Tugend, wird dem Gegen*
Stande selbst vorgesetzt. B. Jede dem Begriffe des Substan-
tivs eigentlich fremde, dem Gegenstande aber, als Einzelwesen,
zufällig beigegebene nähere Bezeichnung wird dem Sub-
stantiv nachgesetzt." Unter C. sagt er, dass hiebei vieles von
der Ansicht und dem Standpunkte des Redenden abhänge.
Ohne mich auf die Beurtheilung des fehlerhaften Ausdruckes näher
einzulassen, bemerke ich nur über den Inhalt, dass im Franzö-
sischen , so wie in den anderen romauischen Sprachen , „die Nei-
gung waltet, das Adj. gleich anderen Attributiven dem Substantive
nachzusetzen." S. Diez Grammatik der rom. Sprachen III, S. 414.
Dieses musste daher als Hauptgrnndsatz aufgestellt werden, da
auch wirklich in den meisten Fällen das Adj. nachsteht. Aus-
nahmen begründen Nachdruck und Wohllaut. So ist es auch im
Lateinischen und Griechischen. Hierauf folgen „Hauptregeln der
Construction." Diese Aufschrift ist unpassend ; denn es soll über
die Wortstellung gehandelt werden. Unter Nr. II wird be-
hauptet , dass man gegen die allgemeine Regel die einfachen indi-
recten Satztheile den directen vorsetzt, „wenn letztere durch
näher bestimmende Zusätze mehr Nachdruck erhalten ," und
unter Nr. III , „dass aus demselben Grunde bei Relativsätzen das
Subject häufig nach dem Verbum steht." Hier ist zu berichtigen,
dass die complicirten Satzglieder nicht deswegen nachgesetzt
werden, weil sie durch die Zusätze „mehr Nachdruck erhalten",
sondern um sie, wie Diez sagt , mit ihren Nebenbestimmungen frei
ablaufen zu lassen. Diese Stellung macht den Satz gelenkig und
trägt viel zur Klarheit desselben bei. Die Regel unter Nr. 111 ist
nicht bestimmt genug, indem sie den Schülerin den Irrthum führt,
als wäre es erlaubt, in Relativsätzen das Subject vor- oder nachzu-
setzen. — Unter Nr. VI heisst es, „mehr rhetorisch als gramma-
tisch sei die Vorsetzung des Dativs nach (?) joindre, ajouter: Aux
charmes de la beatite* eile Joint (ajoute) ceux d'un coeur sensible."
Die Präposition nach steht wohl für vor. — Unter Nr. 3 wird ein
Unterschied gemacht zwischen der gewöhnlichen und der durch
est - ce que umschriebenen Frageform: erstere soll gebraucht
werden, wenn der Frageude über das, wornach er fraget, Nichts
Barbieux: Praktisches Elementarbuch der franz. Sprache. 67
yermiithet und voraussetzt, die umschriebene, wenn er eine
Berichtigung einer Voraussetzung erwartet. Wenn ich den Verf.
richtig verstehe, so ist dieses der von ihm gemachte Unterschied,
wie folgendes Beispiel seigt: „Als man, sagt er, kürzlich einem
franz. Botaniker sagte, eine neue Rose hiesse : die Rose von Mon-
tezuma, rief er ganz richtig aus: Est-ce qti'il y a donc des roses en
Amerique? Ohne diese Veranlassung müsste er fragen (ob es):
Y a-t-il des roses en Am&ique?" Nach dem Verf. müsste also der
letzte Satz so übersetzt werden: Ob es Rosen In Amerika giebt?
Kann man wohl etwas Ungereimteres denken ? Der Unterschied
ist nur ein formeller; ob man die eine oder die andere Form
brauchen soll, darüber entscheiden Nachdruck und Wohllaut. — Iu
dem Abschnitte über die„Congruenz der beiden Participien" heisst
es unter Anderen: „In Relativsätzen folgt häufig auf das Participe
parfait ein Infinitiv mit oder ohne de, ä ; hier darf man nur unter-
suchen, ob das Objectspronomen (!) que (der Acc. que), welches
den Relativsatz anfingt, von dem Part, oder dem begleitenden Inf.
abhängt." Gilt diese Regel nur von Relativsätzen? Sagt mau
nicht auch: je 1' (la) ai vue peindre und je V (la) ai vu peindre?
Ueber en sagt der Verf. in einer Anmerkung: „Da die Partikel en
eigentlich eine Genitiv- oder Partitivpartikel ist, so kann sie ds,
wo sie ein Partitivobject im Acc. darstellt, keine Flexion nach sich
ziehen (!). Avez-vous dejä vu des hirondellea? Oui j'en ai vu
hier." Da en nie den Acc. bezflehnet, so ist diese Anmerkung
überflüssig und störend. Die Regel über die Veränderung des Part,
pass. der verbes pronominaux ist sehr mangelhaft dargestellt.
Nachdem gesagt worden ist, dass nach dem vorhergehenden Acc.
des Pron. reflex. das Part, sich richtet, aber nicht nach dem Dat.
desselben, folgt dieses Beispiel: Les faules que nous nous sommea
reproche*es. Hat das Part, reproche'es nach der vorstehenden
Regel es erhalten? Nach derselben musste es unverändert
bleiben; denn das zweite nous steht im Dativ. Dieses Beispiel
passt also zu der gegebenen Regel nicht, wenn nicht hinzugesetzt
wird, dass das Part, sich nach dem vorhergehenden que richten
muss. Unter C. wird gesagt : „Ein intransitives Verb wird bald
mit avoir, bald mit &tre construirt (die der ersten Classe verhalten
eich zu den der zweiten etwa = 1 : 12) u. s. w." Derjenige,
welcher die Sache noch nicht kennt, sondern erst lernen soll, kaun
aus den angeführten Worten nichts Anderes entnehmen, als dass
ein und dasselbe intransitive Verbum bald mit avoir, bald mit
&tre abgewandelt wird, nicht aber, was der Verf. sagen will. Auch
ist das Verhäitniss nicht 1: 12, sondern 12: 1. — Zu den Bei-
spielen: II s ? est trouve* bien des fautes dana votre theme. II est
arrive' de grands malheurs, wird folgende Bemerkung gemacht:
„Für Solche, welche im Griechischen bewandert sind , kann diese
Construction mit der griechischen Regel verglichen werden , nach
welcher Pluralia neutr. gen. den sing, des Verbs haben,-« ta& wä-
68 Mathematik.
trum wird hier durch das Impersonale ersetzt. 11 Nicht mit der
genannten Redeweise kann dieser frans. Sprachgebrauch ver-
glichen werden, sondern mit sötiv dl = il est des hommes.
Das Gesagte giebt ein vollständiges Bild über den vorliegenden
ersten Cursus des genannten Elementarbuches; desswegen breche
ich hier ab und habe nur noch hinzuzusetzen, dass der Verf. in
diesem Werkchen tief eingehende Kenntnisse in Bezug auf die
frans. Sprache bekundet und es desshalb um so mehr zu bedauern
ist, dass er den unrechten Weg eingeschlagen, nicht mehr Fleiss
auf den Ausdruck verwendet hat und es ihm mit der Ableitung der
franz. Sprache aus dem Lateinischen kein Ernst zu sein scheint.
Recklinghausen. Caspers.
Leitfaden der ebenen Trigonometrie für den Unterricht in Gy-
mnasien und Realschulen, verfasst von Dr. Moritz Sadebeck, Lehrer
der Mathematik am Magdalenäara in Breslau. Mit 2 Figurentafeln.
Breslau 1849. Verlag v. A. Gosohorsky's Buchhandlg. (L. F. Maske).
VUI und 112.
Der Verf. beabsichtigt in dem vorliegenden Leitfaden nicht
etwa, wie diesa in Schulbücher^ nach modernstem Schnitt öfters
geschieht, eine neue und höchst originelle Auffassung dieses Theils
der Geometrie dem Schüler oder vielmehr dem mathematischen
Publikum vorzulegen, er strebt ebensowenig nach der zuletzt doch
nur unklare, der Uebersichtlicbkeit ganz unfähige Massen auf-
häufenden Vollständigkeit, mit welcher eiuige neuere trigonome-
trische Schulbücher, indem sie Hunderte von Formeln, Lehrsätzen
u. 8. w. tabellarisch zusammenstellen, selbst den ausdauernd fleis-
aigen Schüler ermüden, sondern er will einem Uebelstande ab-
helfen, welcher, wie er glaubt, der in allen Leitfaden der Trigo-
nometrie befolgten Methode bisher angehaftet hat. Da die
Trigonometrie dem Anfänger im ersten Stadium dadurch Schwie-
rigkeiten bereitet , dass sie ihm eine Menge neuer Begriffe dar-
bietet, deren nahe Verwandtschaft und Aehnlichkeit die scharfe
Auffassung etwas erschwert uud leicht zu Verwechslungen ver-
leitet, so entscheidet sich der Verfasser mit vollem Recht für
eine der hei dem ersten Sprachunterrichte befolgten analoge Me-
thode. So wie man dort zuerst die unentbehrlichsten Formen er-
lernen lä8st und sofort durch llebersetzungsübungen u. dgl. ge-
läufig macht , so rauss man sich seiner Ansicht nach auch hier
zuerst auf die Erläuterung der Begriffe des Sin us und Cosinus
beschränken und dieselben sogleich auf die Auflösung des recht-
winkligen Dreiecks anwenden, um sie auf diese Weise bei dem An*
faoger zu befestigen. Der Verf. stellt sich diesem — übrigens
Sadebeck: Leitfaden der ebenen Trigonometrie. 60
bereits von andern Schulmännern in ähnlicher Weise entworfenen —
Plane nach durchaus und contequent auf den methodischen Stand-
punkt der Schule. Er hilt demnach mit Absicht einen streng sy-
stematischen Gang nicht ein , stellt eine Theorie der trigonome-
trischen Functionen in ununterbrochenem Zusammenhang nicht
hin, weiss aber, ohne dieser Mangel wegen unwissenschaftlich au
werden, das praktische Bedürfnis* der Schule stets so trefflich au
wahren , dsss wir sein Buch besonders unter der Voraussetzung
Tür sehr brauchbar halten, dass der Lehrer am Schlüsse des Curses
nicht versäumt, dem schon geübten Schuler das gesamrote Material
noch einmal mit grosserer wissenschaftlicher Strenge geordnet
und verarbeitet vorzufuhren, so wie bei dem Sprachunterrichte das
vollständige System der wissenschaftlichen Grammatik ebenfalls
erst dem durch die Vorübungen mehrerer Classen tüchtig vorbe-
reiteten Schüler übersichtlich und verständlich wird. Uebrigens
hätte es unserer Ansicht nach dem vorliegenden Leitfaden nur zum
Vortheii gereicht, wenn auch hier schliesslich auf den innern Zu-
sammenhang der ans methodischen Rücksichten etwas vereinzelten
Abschnitte hingewiesen worden wäre.
Was die specielle Bearbeitung dieser Abschnitte betrifft, so
ist in derselben eine fast zu fleissige Benutzung vieler bedeutenden
Werke über Trigonometrie zu bemerken ; sehr auffallend war es
aber, dass Hr. Dr. S. alle diese Werke — von denen sechzehn
angeführt werden — in der Vorrede Vorarbeiten nennt, da er
doch überzeugt sein wird, dass sein Buch, selbst vom pädagogischen
Standpunkte ans betrachtet, kein entschieden originelles, neue
Bahnen brechendes ist. — Indem Ref. zu einigen Bemerkungen
über die einzelnen Theile übergeht und sich dabei erlaubt, hier
u. das eine individuelle Ansicht auszusprechen, verwahrt er sich auf
das Entschiedenste dagegen, dass er die letztere einem erfahrenen
und denkenden Schulmanne, wie der Verf. eines so umsichtig
verfassten Buches sein muss, mit eitler Selbstüberschätzung als die
allein wahre vorhalten will. Er will nur von ganz objectivem
Standpunkte auch seinerseits einen Beitrag zur Methodik der Tri«
gonometrie geben, in welcher er seit einem Jahrzehnt sowohl
Gymnasiasten als Realschüler und praktische Geometer unter«
richtet hat.
Hr. Dr. S. knüpft die ersten Begriffe der Einleitung an das
Dreieck und dessen Construction. „Die Trigonometrie lehrt, wie
man aus 3 gegebenen Stücken eines Triangels, welche die Grösse
und Form desselben bestimmen, die übrigen unbekannten durch
Rechnung finden kann." (§. 2.) Ref. hält diese algebraische Auf-
fassung für nicht allgemein genug. Er kann z. B. der Formel
a = b. tan a einen so entschiedenen Vorrang vor der ursprüng-
lichen: — = tan a nicht einräumen und findet den Grundgedanken
b
in einer vollständigen Theorie metrischer Relatioaeu *a &«c& w&
r i Mi \m -i
70 Mathematik.
einer dritten Geraden durchschnittenen Winkel , welche er efn-
theilen würdein Beziehungen zwischen den Maasszahlen der Seiten
und der Winkel an «ich und der Seiten und Winkel unter einander.
Er legt zu dem Ende zuerst eine auf den Anfangsschenkel senk-
rechte Gerade durch den Winkel, betrachtet danach den nega-
tiven Winkel mit demselben Anfangsschenkel und geht dann zu
schief durchschnittenen Winkeln über. Dass die so entwickelten
Beziehungen zu Berechnungen einzelner Stücke fuhren, ist wich-
tig, aber nicht wesentlich. Ref. wurde ferner, wenn einmal der
Begriff der Bewegung herbeigezogen werden soll, wie diess der
Verf. mehrmals thut, denselben in viel weiterem Umfange be-
nutzen und bei den Constructionen von den einfachsten Fällen,
welche den Anfänger zu einem vollkommenen Verständnis« ge-
wöhnlich nicht zu fuhren pflegen , lieber absehen. Es ist über-
haupt ein bedenkliches und in andern Theilen der Geometrie, die
descriptive nicht ausgenommen, keineswegs glückliches Verfahren,
die Coustruction, selbst wenn dieselbe auf allgemeinern Principien
beruhen sollte, als in dem vorliegenden Leitfaden, als alleinige
Grundlage des Beweises benutzen zu wollen. — Der Verf. stellt
weiter den wichtigen Satz in das hellste Licht , dass ungleiche
Seiten nicht in demselben Verhältnisse stehen, wie ihre Gegen-
winkel , und geht dann zu den trigonometrischen Functionen und
ihrer Anwendung auf die Auflösung des rechtwinkligen Dreiecks
über. In einer Anmerkung zu §. 8 wird die zuerst von Godin aus-
gesprochene Verrouthnng , dass das Wort Sinus entstanden sei aus
8. ins.*), als unbedingt wahr hingestellt. Dagegen ist anzu-
führen , dass dieser Ausdruck mit noch grösserer Wahrscheinlich-
keitaus der lat.Uebersetzung desarab. Ausdrucks für die Function :
vy^ (dscbaib), welcher seiner anderweiten Bedeutung nach irrig
d urch sin us wiedergegeben wurde, entstanden sein kann**). — Dass
ferner, wie im §. 12 irrig gesagt wird, bei den in Tafeln zusammenge-
stellten Logarithmen die in Abzug zu bringende 10 nur der Raumer-
sparnisswegen weggelassen sei, ist eine den Anfänger leicht irrefüh-
rende Behauptung. In ähnlicher Weise spricht sich der Verf. über die
Form Sin C 2 aus; er hält es für offenbar ungereimt, den Winkel
C in das Quadrat erheben und davon den Sinus nehmen zu wollen,
während doch die am Schluss des Curses in den §§. 71 bis 87 ge-
gebene Berechnung der trigonometrischen Functionen genügend
zeigt, zu welcher Allgemeinheit der Begriff dieser Functionen er-
hoben werden kann. Was diese Berechnung betrifft, so ist wohl
zu zweifeln , ob die §§. 76 — 78 , welche einige Kenntniss der
Grenzmethode voraussetzen , in der ihnen gegebenen Form ver-
*) Der Verf. sagt, diess bedeute semissis inscripta, jedenfalls doch
semistiis inscriptae.
**) Vgl. Wunder's Lehrb. d. Math., 4. Theil, p. 91.
Sadebeclt: Leitfaden der ebenen Trigonometrie. 71
Bündlich werden dürften. Resultate, welche sich dem denkenden
Forscher nach einem gründlichen Studium als höchst einfach dar-
stellen, da sie auf sorgsam gelegten Fundamenten sich leicht und
gefahrlos aufbauen lassen, sind dem Anfänger, wenn demselben
nur eine der nöthigen Voraussetzungen fehlen sollte, unver-
ständlich. Auch ist die Entwicklung mit Hülfe des binomischen
Satzes und der Methode der unbestimmten Coefficienten gans wohl
zu erreichen. — Der zwischen dieseu Functionsberechnungen und
den den Anfang bildenden Functionsveranschaulichungeu liegende
Theil des Cursus giebt die trigonometrische Auflösung und Fli-
chenberechnung der „Triangel", sowie die Entwickelung und Zu-
sammenstellung der gebräuchlichsten trigonometrischen Formeln
und zwar Alles diess in einer den Schulswecken sehr gut ange-
passten Weise und mit vollständig durchgerechneten Beispielen.
Der Aufgabe, aus zwei Seiten und dem Gegenwinkel der einen der
gegebenen Seiten die übrigen Stücke zu berechnen, hat der Verf.
nur bei der Flächenberechnung gedacht und auch dort ist nur der
einfachste Fall beachtet, also der sogenannte unbestimmte Fall der
Trigonometrie ganz weggelassen worden. Wenn der Verf. bei
dieser Gelegenheit einen negativen Werth für die Fliehe eines
Dreiecks für unmöglich hält, so entgegnet Ref., dass eine Formel wie:
p . bin A K ß Qg ^ ^ ^^ä 5« §in*A I» welche, da man ihr
nicht ansehen kann, ob das positive oder negative, also nach einer
gewissen Richtung oder nach der gerade entgegengesetzten hin
gezeichnete a gemeint sei , doch gewiss bereits eine Zweideutig-
keit enthält und also auch auf zwei Dreiecke führen könnte, wel-
che ihrer entgegengesetzten Lage gemäss verschiedene Vorzei-
chen erhalten müssten. Einer ganz ähnlichen Kritik haben wir
die Gleichung Sin 18° = £ (— 1 + /5) (§. 73) zu unterwerfen,
„wobei, wie der Verf. sagt, offenbar das obere Zeichen zu nehmen
ist, weil ja Sin 18° positiv sein muss." Die Ungenauigkeit der
Darstellung liegt hier von vorn herein darin , dass der als Sehne
gedachten Seite des dem Kreise eingeschriebenen regelmässigen
Zehnecks einzig und allein ein Mittelpunktswinkel von 36° zuge-
hören soll, während doch bereits Bradwardin im 14. Jahrhundert
die Figuren mit atisspringenden Winkeln oder Sternpolygone in
ein System gebracht und gezeigt hat, dass es zwei Arten regel-
mässiger Dekagone giebt *). Demgemäss ist:
Nach der Functionenberechnung stellt der Verf. in zwei Ab-
theilungen Aufgaben zusammen, wie man sie in ahnlichen Schul-
*) Vergl. Charles Gesch. der Geom. Uebers. von Dr. Sohncke,
p. 549 flg.
72 Mathematik.
bächern gewöhnlich findet. Vielen derselben und gerade nicht
den schwierigsten, sind die Auflösungen beigefügt. Hr. Dr. S.
aagt in der Vorrede, dase dieaer Umeftand die heuristische Me-
thode eben ao wenig unmöglich mache, als die in den mathemati-
schen Lehrbüchern so gewöhnliche Ausführung der Beweise von
Lehrsätzen. In dieser Behauptung scheinen uns zwei wohl zu
scheidende Begriffe verwechselt zu werden. Aufgaben sind in
einem guten Schulbuche so gewählt , dass sie mit Benutzung vor-
her entwickelter Theoreme — oft nur «eines einzigen Theorems
— von jedem denkenden Schüler gelöst werden können. Ihre
Bearbeitung ist also nur eine Uebung im Anwenden, im Beziehen
der abstracten Regel auf den concreten Fall, vergleichbar dem
Ausarbeiten sprachlicher Exereitien, Die Beweise der Lehrsätze
selbst, obgleich sie sich stets auf früher bewiesene Theoreme
stutzen, verlangen dagegen gewöhnlich eine Gombination dieser
Sätze, welche bisweilen ziemlich weit gehen kann, also ein Be-
ziehen von Abstractionen auf neue Abatractionen, und hierin sind
dem Schuler jedenfalls Winke, im Anfang, der Einübung der
Form wegen , auch einige vollständig durchgeführte Beweise zu
geben. So entschieden also Ref. dagegen stimmt, der Heuristik
in der Entwickelung von Theorien in einem Leitfaden zu
viel Raum und Gewicht zu geben, so wichtig scheint es ihm, die
Lösung der Aufgaben dem Schuler fast ganz zu überlassen und
nnr da kurze Andeutungen zuzufügen, wo derselbe ohne Benu-
tzung anderer Werke das gesteckte Ziel wirklich nicht erreichen
kann, Solche Aufgaben kommen z. B. in der zweiten Abtheilung
der vom Hrn. Dr. @. gegebenen vor, welche sich zum Theil direct
auf das Breslauer Terrain beziehen und Anwendungen der Trigo-
nometrie vorführen sollen, z. B. 136, die Wurfweite einer Ge~
schutzkugel zu berechnen, 106, die Halbirung eines Dreiecks,
dessen Seiten und Winkel gegeben sind, vermittelst der kleinsten
Linie zu erreichen.
Zum Beschluas werden die aus dem geometrischen Leitfaden
des Verfassers citirten Sätze mitgetbeilt.
Der Druck ist gut, die Druckfehler sind grosseotheils ange-
geben*). Die lithographirten Figurentafeln könnten feiner aus-
geführt sein , besonders die Zeichnungen zu der praktischen Tri-
*) Man verbessere noch p. 8, 4 v. o., 10, 756 ... 5 p. 15, 10 v. o.
Kotangente (auf der ersten Zeile derselben Seite ist die Kotangente et-
was auffallend das Umgekehrte dar Tangente genannt); p. 100, 7
v. u« ist das Fragezeichen überflüssig. Endlich sehen wir keinen Grund,
warum „Elisabet" und „Theodolit" zu schreiben sein sollte. Das letz-
tere Wort hängt offenbar, der früher gewöhnlichen Aufstellung des In-
struments gemäss , mit Iföog »usammen. „ Sternwarthe " (p. 92) ist je-
denfalls Druckfehler.
Bibliegraphische Berichte «. kurse Aoscigwk 78
gonotnetrie. 80 ist in Fig. 30 die Visirllnie nach dem untersten
finde eines WindraühHlügels gerichtet, ein Object, das sich
gar nicht schwankender und windiger denken lässt.
Rudolstadt. Böttger.
Bibliographische Berichte n. knrze Anzeigen.
I III « »i n «
Unter dem allgemeinen Titel: Bibliotheca elassica Latina er-
scheint seit dem rorigen Jahre zu Brunn im Verlage von Carl Wini-
ker eine lateinische Classikersammlung, von der uns folgende Nammern
vorliegen: I. Cornelii Nepotia Vitae excellentium imperato-
r um ad optima exemplaria. Brnnae 1849« Sumptibus et typis Caroll
Winiker. 102 8. 8. IL C. Salluetii Crispi Catilina seu bei.
lum Catilinar i um ad optima exemplaria recognovit Josep hu s FF als.
Bronae 1849, sumptibus et typis Caroli Winiker. 129 8. 8. (Hier ist
der Titel falsch gestellt; denn obschon auf demselben nur der Catilina
oder cadlinarische Krieg angegeben ist, ist doch auch Iugurtha seu bel-
lum Iugurtkmum 8 % 46 — 129 mit in dem Bandchen enthalten.) III. C.
Julii Caesarig Commentarii de hello G allico. Ad optima ex-
emplaria recognovit Joseph u 8 Wals. Brnnae 1849, sumptibus et ty-
pis Caroli Winikerii. 188 8. 8. IV. C, Julii Caesaris Commen-
tarii de hello civili. Ad optima exemplaria recognovit H. P» (aal
dem Umschlage recognovit Jotepku* Walz). Brnnae 1849, sumptibus
et typis Caroli Winiker. 120 6. 8. VI. Cicero nia opera. Cato
Major de aenectute. Laeliua de amicitia et paradoxa. Ad optima exem-
plaria recognovit H. P. (auf dem Umschlage blos: M. Tullii Ciceronk
Cato Major seu de aenectute). Brunae 1849 , snmptibns et typis Caroli
Winikerii. 28 und 48 8. 8. VIII. T. Livii Patavini hiatoriarum
libri qui superaunt. Ad optima exemplaria recognovit H. P. Tom. I.
Brunae 1849, sumptibus et typis Caroli Winikerii. 304 8. 8. X. Pu-
blii Ovidii Nasonie opera. Ad optima exemplaria recognovit H. P.
Volumen eeeundum. (Auf dem Umschlage : Vol. II. Metamophoraeon (also !
lies x Metamorphoteon libri oder einfach Metamorpkosee), Brunae 1849,
sumptibus et typis Caroli Winikerii. 312 8. 8. XI. Q. Horatii
Fla cot opera. Ad praeetantium edkionum lectionea recognovit H. P.
Brunae 1860, sumptibus et typis Caroli Winikerii. 250 8. Text u. 2 8.
Metrorum achemota. Diese Classikersammlung , wenn sie schon von dem
regen litterarischen Leben , was die neuesten Umgestaltungen auch in den
reichen und gesegneten Länderstriehen der österreichischen Monarchie
hervorgerufen, Zeugniss ablegt, ist jedoch keineswegs geeignet, den An-
forderungen, die der gegenwärtige Stand der philologischen Wissen-
schaft an eine solche Sammlung au machen erlaubt, auch aus 1 *Vo&sgtt<»
74 Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen*
maassen zu entsprechen. Denn abgesehen von der äusseren Ausstattung,
die wir , trotz des weissen , aber selbst in den einzelnen Bändchen ziem-
lich ungleichen, Maschinenpapiers, keineswegs eine gute nennen können,
da der Druck nicht selten unrein ist , besonders die einzelnen Buchsta-
ben häufig sehr unsauher ausgedruckt erscheinen , lassen schon die oben
absichtlich von uns ausfuhrlicher aufgezeichneten Titel das Unternehmen
als eine reine Fabrikarbeit erscheinen , welche schwerlich von eigentlichen
Gelehrten unternommen worden sein kann, wie sich leicht darthun lässt.
Im Interesse der guten Sache sowohl, als des Herrn Unternehmers jener
Sammlung selbst, der auf jeden Fall, sofern er seine Aufgabe nicht bes-
ser lost , nur Schaden von dem Unternehmen haben wird , hielt es daher
Ref. für seine Pflicht, in Zeiten auf das Mangelhafte und, fast mochte
er sagen, Abgeschmackte jener Classikersammlung aufmerksam zu machen.
Wir haben behauptet, eigentliche Gelehrte können jene Sammlung nicht
ausgeführt haben, und können davon leicht den Beweis fuhren. Es geht
diess unumstösslich schon aus dem Umstände hervor , dass bei Cornelius
Nepo8 die von dem Verf. selbst hinzugefügte Einleitung, gewöhnlich prae-
fatio überschrieben, weggelassen worden ist, wahrscheinlich aus dem
Grunde, weil man sie für die Vorrede des Herausgebers » dessen Ausgabe
man abdruckte, hielt. Dass diess aber eine wahrhafte Verstümmelung des
Nepos selbst sei, leuchtet ein , um so mehr, da sie mehr denn einen Wink
enthält, in welchem Sinne man die Lebensbeschreibungen selbst aufzufassen
habe. Doch diese Verstümmelung steht gar nicht einzeln da. Bei Livius ist
derselbe Fall eingetreten. Auch dort ist die Einleitung des Geschicht-
schreibers, die er seinem Werke vorgesetzt, mit demselben Vandalismus
weggelassen worden, woraus augenscheinlich hervorgeht, dass der Herr
H. P., welcher jene Ausgabe angeblich nach dem Titel besorgt haben
soll , von dem Inhalte der Schrift , die er herausgab , im Grunde gar nichts
gewusst und verstanden hat. Denn der Beginn des Livianischen Ge-
schichtswerkes mit den Worten: Ja in primum omnium satis conatat etc.
wird, reisst man jenes Vorwort ab, selbst der äusseren Redeform nach
unverständlich. Unter solchen Umständen kann man nun gleich gar nicht
erwarten , es werde bei der Herausgabc jener Ciassiker noch ein beson-
deres Augenmerk auf den Text selbst gerichtet worden sein ; denn wer
so abgeschmackt schon beim Beginne der Arbeit zu Werke geht, wie
kann man von dem annehmen , dass er den Text selbst verbessert haben
werde? Es leuchtet ein, dass, wer so wenig von der Sache verstand,
die erste besste Ausgabe werde hergenommen und dieselbe in die Drucke-
rei gegeben haben. Hätte dabei der Zufall — denn von einem solchen
kann hierbei nur die Rede sein — es so gewollt, dass irgend ein guter
neuerer Text zu Grunde gelegt und dieser ohne bedeutendere Druckfehler
wäre wiedergegeben worden, so hätte immer noch eine einigermaassen
brauchbare Classikersammlung entstehen können. Allein eine auch nur
oberflächliche Durchmusterung der Texte überzeugt uns , dass diess wohl
in den meisten Fällen nicht der Fall gewesen sei. Wir können uns hier-
bei zunächst nur an das Einzelne halten. In der Schrift Cicero's de *e-
nectufc, in welcher übrigens mit Unrecht die Paragraphen , uach welchen
Bibliographische Berichte «. kurze Anzeige«« 75
jetzt so häufig ond bisweilen soger allein citirt wird , nicht angegeben
worden sind, lesen wir Cap. 1 im Texte: Ecquid erit pretü? obschon die
diplomatische Kritik einerseits , andererseits aber auch die Grammatik
selbst lehrt, dass Ennins praemi, nicht pretü geschrieben habe, wie die
neuesten Herausgeber auch sammtlich geschrieben haben. Auf der fol-
genden Zeile lesen wir : Licet enim versibus üsdem mihi affari te, obschon
die diplomatische Kritik, auch der Sinn der Stelle selbst, die Wortstel-
lung, welche die neueren Herausgeber einmuthig angenommen haben,
fordert: Idcet enim mihi versibus eisdem affari te. Gleich weiter unten
lesen wir: teque tum agnomen solum Athenis deportosse etc., obschon
cognomen , was auch alle namhaften Ausgaben mit den Handschriften le-
sen, allein richtig ist, und agnomen vielleicht in jener Zeit noch nicht
einmal im Gebrauche war, s. Klotz Handwörterbuch der latein. Spr.
unter dem Worte zu Ende. Wir wollen nicht darüber sprechen, dass
gleich weiter eisdem rebus statt üsdem rebus zu schreiben , dass ferner
die Wortstellung mihi visum est zu andern , dass sodann quod mihi com-
mune tecum est statt quod mihi tecum commune est umzustellen , auch vol-
lem aliquid statt aliquid vettern zu lesen war, — diess und ähnliche Dinge
sind bei einer solchen Arbeit offenbar nur als Kleinigkeiten anzusehen — ,
allein auch die gewichtigere Lesart Aristo Ceus, welche in neuerer Zeit
mit Recht statt der früheren Aristo CMus Aufnahme gefunden hat, ist in
dieser Ausgabe naturlich unbeachtet geblieben. Wenn wir nun gleich
auch zu Anfang des folgenden Capitels das soloke tum ceterarum verum
statt cum ceterarum rerum beibehalten finden, so vergeht uns in der That
alle Lust diesem Texte nur noch einen Schritt weiter zu folgen, und der
Leser wird mit uns die Ueberzeugung gewonnen haben, dass von einem
solchen Herausgeber, der noch im Jahre 1849 solche Lesarten dem Publi-
cum bietet an Stellen, wo das Bessere seit Jahren gefunden und nnum-
stosslich festgestellt ist, nichts zu erwarten sei. Doch wir wollen nicht
vorschnell ortheilen und vergleichen desshalb noch den Anfang der Schrift
de amicitia mit den neueren Texten. Hier kommen zwar so bedeutende
Textanderüngen in den neuen Ausgaben nicht vor, allein auch so müssen
wir uns leider überzeugen, dass der Herausgeber der Brunner Ausgabe
sich in Nichts um die neueren Leistungen bekümmert und nur irgend
einen alten Text fortgepflanzt habe. Hier lesen wir Cap. 1 zuvörderst
ohne allen Anstoss: qui tunc fere omnibus erat in ore, obschon omn£bus f
was Orelli für untergeschoben erklärt hatte , entweder wegzulassen oder
nach der genaueren diplomatischen Kritik in multis, wie von Klotz ge-
schehen ist, zu verandern war. Sodann war quanta esset hominum vel
admiratio et querela statt quanta hominum esset vel admiratio vel querela
zu schreiben , uicht nur gemäss der besseren handschriftlichen Auetoritat,
sondern auch dem lateinischen Sprachgebrauche selbst, den Sturen -
bürg zur Rede Cicero's pro Archia poeta 1,1 ins rechte Licht gesetzt
hat. Ferner war mit Orelli und den Neueren arbkratu meo statt meo
arbitratu umzustellen. Vielleicht war auch sodann scripsi de amicitia st.
de amicitia scripsi mit einem der neueren Herausgeber herzustellen. Auch
Hesse sich noch ein Wort über die Interpunction sprectaw , &«& -HtOtaat
76 Bibliographische Berichte d. kurze Anzeigen«
wir hierbei an Kleinigkeiten nicht mäkeln ; aber wenn es Cap. 2 wortlich
also heisst: Te autem alio quodam modo, non solum natura et moribus,
verum etiam studio et doetrina esse sajrientem , nee sicut vülgus , sed ut
eruditi solent appellare sapkntem y qualem in reliqua Graecia neminem.
Nam qui Septem appellantur , eos , qui ista subtihus quaerunt , in numerö
sapientium non habent, Athenis unum accepimus, et eum quidem etiam
Apollinis oraeulo sapientissimum iudicatum. Hunc esse etc., so kann man
billig fragen , wie denn der Herausgeber glaubte , dass man diese Worte
verstehen könne , welche die übrigen Heransgeber mit vollem Rechte also
interpungirt haben : qualem in reliqua Graecia neminem — nam qui sep~
tem appellantur , eos qui ista subtiUus quaerunt in numero sapientium non
habent — , Athenis unum accepimus et eum quidem etiam Apollinis ora-
eulo sapientissimum iudicatum: hunc esse etc. Doch wir glauben durch
diese Proben genngsam gezeigt zu haben , in welcher Gestalt der Text
in dieser Ausgabe des Cicero erscheine, und wollen unsere Leser nicht
weiter mit Dingen behelligen , an welchen sie keinen Wohlgefallen , ja
nicht einmal ein Interesse haben können. Wir wenden uns zu der Aus-
gabe des Nepos und wollen, um den Beweis zu fuhren, dass auch hier
wohl nur Zufall, nicht besonnene Wahl den Text bestimmt haben könne,
nur das erste Leben , das des Miltiades , durchmustern. Hier finden wir
Cap. 1 die Wortstellung: ut MÜtiadem sibi imperatorem sumerent statt
der von den Handschriften gebotenen und von den neueren Herausgebern
mit Recht angenommenen : ut MÜtiadem imperatorem sibi sumerent, ferner
a septemtrionibus statt des handschriftlich beglaubigteren ab septemtrwni-
bus, dagegen ab Scythis statt der handschriftlichen Lesart a Scythis. Cp. 5
steht : Dem postero die sub montis radkibus , ade regione instrueta non
apertissima, proelium eommiserunt. Namque arbores multis locis erant
stratae, hoc consÜio , ut et montium tegerentur ältitudine etc., wo die di-
plomat. Kritik zu lesen gebietet: Dein postero die süb montis radieibus, acte
regione instrueta non apertissima proelium eommiserunt (namque arbores
multis locis erant rarae) hoc consÜio , ut etc. Cap. 6 steht noch populi
nostri statt des bessern populi Romani, sodann qui Athenas statt quia
Athenas, endlich Cap. 8 das solöke tum summa humanitas statt des allein
richtigen cum summa humanitas. Doch fast noch auffälliger sind im Ne-
pos die Druck- und Satzfehler, wie S. 4. Z. 7 praetor st. praeter. Z. 13
Sctythis statt Scythis. Z. 29 u. 30 res — cisso statt re — sdsso. S. 5.
Z. 14 regom statt regem» Z. 16 eicitcr statt circiter. Z. 33 mirabili,
flagrabat statt mirabili flagrabat ohne Comma. S. 6. Z. 34 insulas quae
statt insulas ) quae. Z. 44 uppugnatoribus statt oppugnatoribus. S. 7.
Z. 16 alio statt alia. Z. 29 kumilis statt humilis. Z. 30 u. 31 müi-tarir*
statt mÜitaris. S. 8. Z. 2 generosus statt generosus. Z. 3 Out st. Qui.
Z. 18 redidit statt reddidit u. a. m., so dass schon in dieser Beziehung die
Ausgabe zum Schulgebrauche sich wenig empfehlen würde. Wir brau-
chen wohl kaum noch andere Schriftsteller vorzunehmen , um den Beweis
zu fuhren , dass die Texte überall weder neu revidirt , noch überhaupt
nur nach den neueren und besseren Ausgaben abgedruckt seien. Um aber
in keinerlei Hinsicht den Schein der Ungerechtigkeit auf uns zu laden,
Bibliographische Berichte n. kurze Anzeige«. 77
wollen wir auch noch einen Dichter in Betracht ziehen und wählen dam
Nr. X, die Metamorphosen des Ovidius. Hier finden wir zunächst, was
ein ausserordentlicher Uebelstand sowohl beim Gebrauche in der Schule,
als auch sonst ist, die Verszahlen weder am Rande, was jetzt doch all-
gemein üblich ist, noch auch oben über dem Texte, wie diess häufiger
früher der Fall war, angegeben; wir sehen uns also schon in der äusse-
ren Einrichtung, welche übrigens auch in der Ausgabe des Horatius die-
selbe ist, um einige Jahrhunderte zurückversetzt. Gleich üb. I. Vs. 5
stösst uns die Lesart :
Ante mare et tettus, et, quod tegit omnia, coelum tie,
statt der richtigeren und von allen neueren Herausgebern aufgenomme-
nen Lesart:
Ante mare et terra» et quod tegit amnia caelutn etc.
unangenehm auf. Vs. 38 heisst es :
Addidit etfontes, immentaque etagna, lacu*que\
statt der handschriftlich beglaubigten bessern Lesart:
Addidit et fontes et stagna immensa lacusque.
Vs, 42. IAberiorü aquae , quo ripu litora puleanU
was gar keinen Sinn giebt , statt des allein richtigen :
Uberwrk aquae pro ripu tittora pulsant.,
uach welchen Pröbchen wir nicht weiter Lust fühlen den Text der neuen
Ovid- Ausgabe noch weiter zu verfolgen. Doch wollen wir, um nicht un-
gerecht zu erscheinen, noch ein anderes Buch aufschlagen. Lib. VII.
Vs. 1 stört der Druckfehler Pagauea statt Pagasaea. Vs. 8 der Druck-
fehler korenda statt horrenda. Sodann Vs. 21 sq. die Interpunction :
Quid in kospite , regia virgo,
Ureris? et thalamog alieni concupis orbü ?
da doch diese Satzglieder in dem engsten Zusammenhange stehen und
kaum durch ein Comma, geschweige denn durch eine doppelte Frage zu
trennen waren. In gleichem Verhältnis* steht die Sache auch Vs. 34 u.
35. Vs. 28 ist sodann auffällig die Lesart :
Quam tum, ut cetera desint,
Forma movere potegt?
statt der weit vorzüglichem der übrigen neueren Ausgaben :
Quem non, ut cetera dewa\
Ore movere potest?
Dazu kommt nun schon wieder Vs. 30 der Druckfehler telure statt fetture,
Wesshalb man auch hier bald zu der Ueberzeugung kommt, dass sich
auch diese Ausgabe weder durch Bequemlichkeit der Einrichtung — es
fehlen ihr nicht nur die Angaben der einzelnen Erzählungen am Rande,
welche iu den neueren Ausgaben meist beigesetzt sind , sondern auch, wie
wir gesehen haben, die Verszahlen am Rande — , noch durch Sorgfalt
des Druckes , noch durch einen gut constituirten Text empfehle , folg-
lich dem Unternehmen keine Liebhaber zufuhren könne. Noch wollen
wir einen Blick auf die Ausgabe deB Li vius werfen, wo man nach den
neuesten Leistungen jetzt einen tüchtigen Text gewonnen hat und die-
sen hier gern wenigstens einigermaassen repräsentirt sehen mochte« kta&
78 Bibliographische Berichte a. kurze Anzeigen.
aoch hier werden wir bald enttauscht; nicht nor dass, wie wir bereits
früher bemerkt haben, die Vorrede des Geschichtschreibers selbst fehlt,
der Text ist auch hier der alte, der jetzt nicht mehr zu halten ist. Wir
schlagen Lib. 1. c. 22 auf. Hier lesen wir zunächst: Nutnae* morte ad
Interregnum resredüt, und sehen keinen Grund ab, wesshalb das Stern-
chen zwischen Numae und morte steht , was wahrscheinlich nur aus Zu-
fall ans der Ausgabe, welche abgedruckt ward, geblieben ist, wo es
wohl einen Nachweis geben sollte. Auch Cap. 23 zu Anfang scheint das-
selbe Verhältniss obzuwalten , wenn ein Sternchen vor Et bellum etc. im
Texte sich findet. Doch das sind Kleinigkeiten , die zwar auf die leicht-
fertige Entstehung der Ausgabe hindeuten , aber doch nicht allzusehr stö-
ren. Allein wir finden Cap. 22 gleich weiter im Texte : Hie non solum
proximo regt dissimilis, sedferocior etiam Romulo fuit, eine Lesart, welche
nicht blos gegen die handschriftliche Auctorität , sondern auch gegen den
Sprachgebrauch selbst verstosst. Es war mit den neuesten Herausgebern
bu schreiben: Sedferocior etiam quam Romulusfuit, wozu wir noch hin-
zufügen, dass die Stelle ganz so auch Servius ad Virgü. Aen. lib. VI.
Vs. 814 citirt. Sodann war im Folgenden ebenfalls mit den neueren Her-
ausgebern : cum aetas viresque tum avita quoque gloria animum stimula-
bat, wo in der Brunner Ausgabe noch das solöke tum aetas viresque ge-
blieben ist, herzustellen. Zum Schlüsse des Capitels heisst es in dem
Brünner Texte weiter adspernatus , eben so Cap. 23. Es bedarf jedoch
kaum der Bemerkung, dass diese Schreibweise ganz falsch ist, da asper-
nor aus abs und spemo wie asporto aus abs-porto entstanden ist und
folglich einfach aspernatus zu schreiben war. Im folgenden Capitel steht
noch fossa Cluüia im Texte, obgleich die handschriftliche Auctorität für
fossa Cluüii ist , was die Neueren aufnahmen. Sodann steht noch Met-
tum Fuffetum, wo ein berichtigter Text Mettium Fufetium gefordert
hatte. Eben so weiter unten Mettum statt Mettium. Sodann postquam
fnstruett, wo die Neueren nach den Handschriften lesen: postquam struetu
Sodann liest der Brunner Text noch: quo propiores vos, wo die Neueren
nach den Spuren in den Handschriften richtiger: quo propior es Tuscis y
geschrieben haben. Zum Schlüsse des Capitels stört wieder das solöke:
tum indole ahtntt, tum spe victoriae etc., statt des allein richtigen: cum
indole animi tum spe victoriae etc. Es lohnt auch hier nicht der Muhe,
den Text weiter zu verfolgen , da auf den ersten Blick es einleuchtet,
dass auch in diesem Bändchen, was die ersten fünf Bucher des Livius
enthält, der Text einfach nach einer gewöhnlichen Ausgabe abgedruckt,
keineswegs nach den neueren Ausgaben revidirt worden ist. — Aus dem
Gesagten wird aber für jeden unbefangenen Leser von selbst hervorge-
hen , dass wir gelehrten Anstalten diese Classikerausgaben nicht nur nicht
empfehlen können , sondern vielmehr im Interesse der Wissenschaft selbst
vor denselben zu warnen haben. Dabei wurde es uns immerhin sehr er-
freulich sein, wenn bei den folgenden Bänden die Mängel der ersten ver-
mieden würden, und so auch diese Classik erausgab e die grosse Concur-
renz, welche auf diesem Felde in neuerer Zeit eröffnet worden ist, wenig-
stens einigermaassen bestehen könnte. So kann sie es nicht. [A".]
Bibliographische Berichte o. kurze Anzeigen. 79
Die Zeitgemasaheit der alten Sprachen. Von dem gegen-
wärtigen Rector Professor Dr. Ä. Rauchenstein, Aar an 1850. [Zugabe
zum Programm der Aargauischen Kantonsschule.] 38 S. in 4. — Wir
haben hier eine schone , mit reicher Erfahrung, taktvoller Einsicht und
besonnener Mässignng verfasste Verteidigungsschrift pro aris et focis.
Es ist nämlich die Befürchtung vorhanden , dass eine neue Regierung im
Aarauer Kanton die alten Sprachen an ihrer Schule über das gebührende
Maas* beschranken werde. Dagegen tritt nun der verdienstvolle Verf.
muthig, aber mit dem ruhigen Selbstgefühl über den Werth der Sache
selbst vertrauungsvoll in die Schranken. Seine Sprache macht auf jeden,
der nicht zu den Sclaven der Parteiung gehört, einen wohlthuenden Ein-
druck. Denn sie hat auf localem Grunde diejenigen Momente hervor-
gehoben , die für eine leidenschaftslose Betrachtung der Sache die Halt-
uttd Zielpunkte bilden müssen. Man müsste die Erörterung selbst ab-
schreiben , wenn man die treffliche Einfachheit^ mit welcher die Wahr-
heit des Gegenstandes entwickelt ist, darlegen wollte. Ich will nur den
Gang kurz anführen und ein paar Bemerkungen gelegentlich anschliessen.
Das Ganze zerfallt in drei Abschnitte, deren erster nach einer treff-
lichen Einleitung behandelt :„ W a s ein Gymnasium ist und dass
es mit den alten Sprachen als dem Kern der Unterrichts-
fächer zeitgemäss ist." (S. 7 — 17.) Dass das Fach der alten
Sprachen der Kern der Gymnasien sei , wird erwiesen :
1) durch ihr Herkommen seit Jahrhunderten ;
2) vermöge einer äusseren Notwendigkeit;
3) aus Gründen des inneren Werthes.
Es wäre mir schwierig, das Beste aus dem Guten hier überall auszu-
wählen, zumal da das wirklich psychologische Moment wie S. 12: „In
der Anstrengung, die Genuss bringt, und im Genuss, der zur Anstren-
gung stärkt, liegt das Geheimniss des Vorwärtskommens' 4 in jedem Theile
mit Klarheit und Schärfe hervortritt. Nur, um ein Beispiel der Darstel-
lung zu geben , möge folgende Stelle aus dem dritten Theile S. 14 f. hin-
zugefügt werden: „Die Geschichte ist der Spiegel der Menschheit. Wer
aber Geschichte kennen lernen will, der muss nicht nur die Thaten der
Menschen und ihre äusseren Veränderungen, er muss ihr Denken und
Sinnen kennen. Wer dieses in einem eminenten Theile der Geschichte
erkannt hat, der hat, weil das Wesen der Menschen sich überall gleich
bleibt, in diesem Theile gewissermaassen das Ganze, und hat damit zu-
gleich die Vorschule und einen Vorsprung zu jedem andern Theile der
Geschichte. Im Thukydides, wenn ihr ihn recht studirt, habt ihr ein
lebendiges Compendium der praktischen Politik, pflegte mit Recht Frie-
drich Kor tum zu sagen. Im Theile wo möglich das Ganze,
das ist ja bei der Beschränktheit der menschlichen Zeit und Kräfte eine
goldene Regel und eine uralte , da schon Hesiodus spricht : „Die Hälfte
ist besser als das Ganze." Dieses Sinnen und Denken der Volker, den
geistigen Commentar zu ihren Thaten und Schicksalen seh Hessen uns auf
in Zeichnungen von Meisterhand die Werke der alten Litteratur. Nicht
in schwächlichen Schattenrissen der Compendien , nicht im
80 PiblSographische Berichte u. kurze Anzeigen.
mer der Lesebucher, nicht im willkürlichen Schalzwang gepresster Theo-
rien muss man ihre Geschichte dort lernen, sondern ans den Quellen, die
heut noch so frisch fitessen als das Leben war. Unmittelbar hört man
dort ihre Stimmen in Gesang und Rede aussprechen, wie sie empfanden,
wie sie dachten , und wunderbar klingen ihre Töne wieder im Herzen.
Da ist ein Sprechsaal reifer Erfahrung , ein Hörsaal praktischer Lebens-
weisheit, wo man Aufschluss vernimmt über das, was sie erstrebten und
erreichten. Da lernt man verstehen den gewaltigen Ban des römischen
Staates, aus dessen Geschichte unerschöpfliche Lehren fliessen und die
ausgeprägten Kernspruche schlagend Und praktisch im Leben« Da schaut
man hinein in das Geheimniss der Geschichte , die in kleinem Räume das
Grösste aufzurichten sich gefreut hat in dem Volke der Griechen , das
bestimmt war alle Anfange des Wissens und der Künste zu erfinden, das
Meiste auf den hohen Gipfel hinaufzuführen und der geniale Lehrer der
Völker zu werden. Alle Grundlagen und Wahrheiten der Gesellschaft
und des Staates hat es zuerst erkannt und unter vielem Wechsel mit stets
verjüngter Schöpferkraft in bewundernswürdiger Mannigfaltigkeit ins Le-
ben gestellt, als Zeugnisse seines Muthes, seines Tiefsinnes, seines Ver-
standes und seiner Anmuth." Am Schlüsse werden noch geeignete Aus-
sprüche von Johannes Müller, Robert Peel und T hier s zusam-
mengestellt.
Der zweite Abschnitt behandelt : „In welchem Umfange und
Geiste die alten Sprachen auf unserer Schule gelehrt
werden." (S. 17 — 23.) Hier wird ein tiefer Blick in die innerste Thä-
tigkeit der Aarauer Kantonsschule eröffnet, vor welcher der Fremdling,
nach solcher Darlegung, alle Achtung zu hegen sich gedrungen fühlt.
Ausser vielem Andern , was unter Pädagogen allgemeinere Beistimmung
erwarten darf, ist auch folgende Stelle S. 19 für Secunda (der übrigen
Länder) zu zahlen: „Homer ist das Fundament aller griechischen Bil-
dung^ und ohne eine erkleckliche Kenntnis s seiner Sprache,
seines Stoff es und seiner Vorstellungen laset sich im Wehe-
ren, zumal in der poetischen Litteratür der Griechen, zum Theil auch
der Römer, kein fester Schritt thun. Daher wird darauf gesehen, das»
die Iliade nahezu ganz gelesen werde, und man erreicht dieses da-
durch, dass etwa auf die ersten fünf Gesänge ein volles Semester ver-
wendet wird und in der fernem nun ras ehern Leetüre einzelne
Stücke dem Privatfleisse der Schüler zur schriftlichen und mündliche»
Relation übertragen , regelmässig aber auf jede Stunde eine kleine Zahl
Verse memorirt werden. Trefflich kommt jeder spätem Lee-
türe diese Homerische Vorschule zu Statten und ge-
reicht dem Schüler zur Freude." Nicht minder bedeutend und
praktische Einsicht in das Bedürfniss der Jugend bekundend ist folgen-
der Satz S. 21t „Noch ist beizufügen, dass beim Drama, wie bei man-
chem andern Lesestücke, statt eine ausführliche Einleitung voraus-
zuschicken, wir es fruchtbarer gefunden haben, vielmehr nur wenige
Puncto zur Richtung verauszugeben, nach der Lesung aber eines Stückes
die Analyse mit Sammlung der wahrend der Leetüre gefallenen dahin ge-
Bibliographische Berichte a. kurze Anseigeo. 81
hörigen Bemerkungen vorzunehmen , wo sich z. B. erst bogreifen lässt,
was der Chor in der Tragödie soll»** Ferner werden Viele ihren Beifall
bezeigen, wenn sie lesen: „Nicht Philologen waren zu bilden, die We-
nigen , die es werden wollten , die hatten dazu spater die Fachschalen
-der Universitäten and die philologischen Seminarien zn besuchen. Dort-
hin gehört die Anleitung zur strengen kritischen Durcharbeitung der
Texte, dorthin die Untersuchung aber Geschichte der Sprache und die
Sprachphilosophie, dorthin auch der wissenschaftliche Aasbau der
Grammatik mit ihren Gründen and Subtilitäten." Wahrhaft zeitgemäss
ist es, wenn er den Feinden altclasstscher Studien oder den blossen
Philologen anter den Gymnasiallehrern S. 22 zuruft t „Vergesse man nicht,
dass in der Aufgabe des Gymnasiums die humanistische Bildung liegt. —
Dazu bedarf es einerseits nicht der strengen Ausführung des gramma-
tischen Systems *— ; andererseits bedarf es auch nicht, dass man den
gesunden Leib der Schriftsteller in Floskeln und Phrasen zerpflücke , ob
welcher Arbeit sein Geist oft verloren geht.*' Und das psychologische
Moment wird gewahrt durch Worte wie: „Das 8elbstgefundene u. Selbst-
errungene ist der beste Besitz ; aber der Besitz muss Verwendung finden,
um Werth zu bekommen/' Oder S. 23 : „Was haften soll , muss durch
eigene Anschauung erworben werden. Angehörte Urtheile erzengen oft
Vornrtheile und , wo sie nicht durch eigene Anschauung unterstützt sind,
den schädlichen Dunkel des falschen Wissens. Aber grosse Erscheinun-
gen der Litterator dadurch kennen und lieb gewinnen, dass man sich an-
haltend und eindringend mit ihnen beschäftigt, das ist segensreich."
Im drkten Abschnitt endlich ist das Thema behandelt: „Ueber
das angebliche „Zuviel von alten Sprachen 11 an unserer
Kantonsschale" (S. 24 — 38). Um schlagend zu beweisen, dass
das vermeintliche „Zuviel" in den alten Sprachen, die mit 7 oder 6 Stun-
den für das Lateinische , mit 6 Stunden für das Griechische In den Tier
Classen angesetzt sind , keineswegs übertrieben werde (was jeder Sach-
verständige zogeben muss), wird hier das Aargauische Gymnasium mit
vielen anderen Gymnasien in Parallele gestellt. Es werden der Reihe
nach Basel, Bern, Zürich und ans anderen Ländern Frankfurt
am Main, Eisenacb, Braunschweig, Meissen, Halle u. s. w.
aufgeführt, am zu zeigen, dass die wöchentliche Stundenzahl für die
alten Sprachen überall eine grossere sei, wobei manche treffliche Be-
merkung für Voraussetzungsvolle Neologen mit eingefugt wird. Nachdem
Würtemberg im Allgemeinen charakterisirt worden ist , bemerkt der Verf.
über das Königreich Sachsen S. 33: „Sachsens Gymnasien haben
einen alten und gerechten Ruhm , doch konnte man wohl in der Ferne
und auch ohne directe Anschauung der Verhältnisse aus den öffentlichen
Mittheilungen die Vermuthung schöpfen , dass diejenige Einseitigkeit , die
man Philologismus nennt, an mehrern dortigen Anstalten Platz gegrif-
fen haben durfte. Eine Reaction gegen diese Einseitigkeit war also dort
zu erwarten, und sie hat ihr Organ gefunden in Dr. KÖchly's Schrift
„„Princip des Gymnasialunterrichts der Gegenwart, 1845."" Bi<&a«U&v
keit ruft Einseitigkeit hervor, und so konnte e» w\cV\l «M\»VNta^ taa»
iV. Jahrb. /. Phil. *. Päd. od. Kr it. Bibl, Bd. LX. Hfl. \. ^
82 Bibliographische Berichte o. karte Anzeigern
Kochly's Schrift, so viel Wahres sie auch enthielt, nicht etwa nur Geg-
ner, sondern auch viele seinen Grandansichten Zustimmende fand, die
dennoch viele seiner Behauptungen und Sätze entschieden bekämpften.
Wir haben unsere Ansicht ober seine Schrift umständlich aasgesprochen
in Mager's Päd. Revue 1847, Janaar- and Februarheft. a Aber Herr
Raachenstein weiss vielleicht selbst nicht, wie viel laute und stille Ur-
theile der Missbilligung er gerade dadurch im Königreich Sachsen über
sich hervorgerufen hat. Bin Blatt sagte geradezu, er werde die Folgen
seiner Theiluahme noch zu erleben haben. Diess fiel mir wieder ein, als
ich jetzt S. 34 las: „Es ist höchst lächerlich, wenn man Kö'chly, wie
schon mehrmal geschehen, gegen uns als Autorität anruft, und wäre un-
begreiflich, wenn man nicht wüsste, dass so Viele, die „„Reform'"'
schreien, einschwatzen nnd flüstern, weder von der Sache noch von den
Acten Kenntniss haben. Solche Reformer bilden sich dann ein, dass
jeder, der anderswo Reformer heisst, ihre Phantasien und Einfälle theile,
und merken nicht, weich ein himmelweiter Unterschied ist zwischen ver-
ständiger und anverständiger Reform." Sehr wahr ! Aber das war auch
in Sachsen gleich Anfangs der faule Fleck, dass anreine Elemente, die
nur Opposition bilden wollten , zur Prüfung und Abklärung der Ideen
hinzutraten. Eine Anzahl solcher Oppositionsleute auf seine Seite zu
ziehen, ist jedem Talente etwas Leichtes; das grossere Verdienst besteht
darin, erst die vorzüglichsten Sachkenner für eine Idee zu ge-
winnen (cos ext»? iyd [ux&ovoiv ccvdto, nov [Lccfrovoi Xq&opMi) und be-
sonders durch praktische Früchte von der Wahrheit der Theorie die
Probe zu liefern. So lange diess nicht geschieht, schwebt jede Reform
in der Luft. Ein vorzeitiger Jubel , theoretische Siege durch sogenannte
Majoritäten erfochten zu haben , giebt keine Garantie für bleibende Er-
folge in der Praxis, so lange nicht die ruhige Ueberzeugung der
Einflussreichsten, die wahrlich nicht von gestern her ist, allmälig durch
maassvolles Streben erobert wird. Eine in Jahrhunderten festge-
wurzelte Eiche, wie die sächsischen Gymnasien, wird nicht vom ersten
besten Orcane gestürzt, wie sehr auch politischer Radicalismus und maass-
lose Heldenkraft anstürmen mögen. Denn das Maasslose hat, nach dem
Zeugnisse der Geschichte, noch nie eine Dauer gehabt, und wahrhafte
Reformen, die sich bleibende Bahn in dem Schulleben brachen, haben
stets an historisch gegebene Verhältnisse angeknüpft and sind von der
Hitze oder Kälte politischer Meinung anberührt geblieben. Im sächsi-
schen Lehrerstande nun mögen viele ältere und jüngere Herren an Gym-
nasien bei sich in derStille gedacht haben , sie seien es der Ehre
Sachsens, der Ehre des deutschen Vaterlandes schuldig, dass in der
Wiege der Reformation der Ruhm der Gründlichkeit altclassischer Stu-
dien noch nicht zu Grande gehe , zumal wenn sie einen Blick auf das Aas-
land warfen. Denn man darf keck behaupten, dass viele der tüchtigsten
Lehrer in Deutschlands Gymnasien das Mark ihres Lebens mittelbar oder
unmittelbar an der Mutterbrust Sachsens gewonnen haben. Daher darf
man nicht unwillig werden, wie vielfach geschieht , wenn besonnene Zo-
gerang starmisch verfochtene Reformen, die noch im Feaer der Läuterang
Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen. 83
schwebten, im Praktischen fernhielt. Und das redliche, überseugungs-
Yoile Festhalten am verjährten nnd bewahrten Besitze hatte zugleich eine
pietätsvolle Seite N , die rücksichtslos zu zertreten nicht Jedermann stark
und kalt genug ist.
Der Gedanke Hesse sich noch sehr weit verfolgen, wenn er nicht
von Hrn. Rauchenstein's Arbeit allzusehr abführte. In dem Obigen soll
nnr die Andeutung liegen, dass der vom Verfasser genannte „Philolo-
gismus an Sachsens Gymnasien" doch auch sein Maass und sein Ziel
hat, was man beides aus parteivollen Schriften nicht kennen lernt.
Was Hr. Rauch, weiter über die Schalverwaltung Preussens für
das Gymnasial wesen, besonders seit 1815, bemerkt: „Es wäre höchst
lehrreich, die Umwandlungen, Erweiterungen, Bestimmungen, welche
seit jener Zeit dieser Zweig des Schulwesens bis auf die letzten Jahre
erfahren hat, in Uebersicht zusammenzustellen" , das ist in Neige -
bauer's Schriften zu finden.
Als besonders beachtenswerth ans dem Folgenden möge noch Herrn
Rauchenstein's Ansicht über Trennung von Gymnasium und
Realschule berührt werden. Er sagt darüber S. 36: „Gewiss ist die
Theilung in Gymnasien und Realgymnasien ein grosser Fortschritt, der
beiden Theilen zu gute kommt." Und zu projectirten Stundenplanen,
die eine Wiedervereinigung erstreben, bemerkt er ohne Redensarten mit
Recht, dass beide Theile zu kurz kamen. „Wie mager müssten nicht
alle Fächer für den geraeinsamen Stundenplan zugeschnitten werden? Ist
denn der Geist des jungen Menschen ein Gefäas , das man glaubt füllen
zu sollen , indem man Dinge von möglichst vielen Sorten in kleinen Quan-
titäten hineingiesst? Was müssten für Kopfe, und noch mehr, was für
eine Art Charakterbildung musste aus solchen Schulen hervorgehen, wel-
che sich die goldene Regel des Seneca ausdrücklich verkehrt multa , sed
tum multum über ihr Portal schrieben? Bewahre der Himmel Deutsch-
land vor solcher abflachenden Verkehrtheit ; hier zu Lande hat das Leben
darüber entschieden , das solche AUerweltsgymnasien , solche Dinge , die
weder Fisch noch Fleisch, nicht dulden würde." Dann wird noch das
Streben von Steffenhagen in Parchim specteil erwähnt, „von dem
wir nicht wissen , ob er ein grosserer Ironiker oder Ireniker ist." Die-
ser lässt sich nämlich trotz aller Einwendungen , dergleichen auch diese
NJahrbb. gebracht haben, in seinen theoretischen Ansichten über das
Zerfallen der Menschheit in Leute von „antiker und moderner Bildung"
nicht stören. Hr. Rauchenstein sagt darüber S. 37 sehr wahr: „Wir
wollen darüber nur ruhig bleiben, da wir sehen , dass der Friede der
Welt nicht durch antike und moderne Bildung , sondern durch ganz an-
dere Dinge, als durch Bildung, getrübt ist. Wir wollen uns durch Ire-
nik nnd allzugrosse Friedenstiebe nicht verleiten lassen pugnantia secuta
frontibus adversis componere , nm es allen Leuten recht zu machen ; wo
erst die alte Ironie wieder hineinkäme, die ihre Freude hat, alles schein-
bar Festgestellte sofort wieder aufzulösen. Das Mischgymnasium hat
unsere Schule (s. oben S. 6) hinter sich als abgelegtes Kleid, oder., vt\^
man jetzt zu sagen liebt , überwunden." An dei c\t\tVfcw &V.d\* t&ssXv^
E4 Schill- und Universitätsnachrichtem,
wird genauer erzählt, dass das Gymnasium in Aarao aus einer ursprüng-
lichen Realschule sich abgezweigt habe, weil es durch notwendiges Be-
dürfnis hervorgerufen wurde: eine Erscheinung, die für das übrige*
Deutschland interessant und beachtenswerth ist, da sonst überall, so viel
mir bekannt, ein umgekehrtes Verhältniss stattgefunden hat.
Zum Schluss hat die geistreiche Apologie den Gedanken: „Lieber
kein Gymnasium als ein Scheingymnasium, das alle Ansprüche eines rech-
ten machen soll und doch keine erfüllen kann, vielmehr nur täuschen
muss." Das zeigt den geraden und entschiedenen Mann, den offenen
Deutschen, der mit jenem rhodischen Piloten denkt: soll mein Schiff wirk-
lich den Untergang finden , so soll es wenigstens gerade , ohne Wanken
und Schwanken untergehen. Doch die Sterne der Hoffnung sind noch
nicht gesunken. Denn es wird fortgefahren : „Wir haben gesehen , dass
in der Welt, wie in andern Dingen, so auch im Gymnasialwesen gewisse
Grundsätze als ausgemacht fest stehen, und es ist nothwendig, dass auch
bei uns die leichtfertigen Anspränge der Willkür in ernsten Dingen einen
festen Widerstand finden. Wir wissen zwar und haben es schon oft er-
fahren, wie veränderlich die Gesinnungen der Menschen sind. Dessen
ungeachtet zweifeln wir keineswegs an einem guten Ausgang und günsti-
gen Entscheide der Sache. Die Macht der Wahrheit ist gross, wenn sie
offen gezeigt wird, und ein Interesse des Landes überwiegt doch zuletzt
stets allerhand Rucksichten und ungünstige Neigungen.*' Gebe Gott,
dass die gerechtesten Wünsche in Erfüllung gehen, und dass Hr. Rau-
chenstein im nächsten Programm den Sieg unzerstörbarer Wahrheit zu
berichten habe!
Mühlhausen. Ameis.
Schul- und Universitätsnachrichten, Beförderungen
und Ehrenbezeigungen.
Die Studienanstalten Baierns; Lehrkräfte und Veränderungen
in diesen^ Programme und Schüler zahl für 1848—49.
[Fortsetzung.]
Aschaffenburg. Das Lyceum bestand aus einem philos. Curse
mit allen bisherigen Professoren für 11 Candidaten. Der % Cnrsus ging
in Folge der Anordnung ein , wonach die Ton den Gymnasien abgehenden
Jünglinge an den Universitäten neben 4en allgemeinen , philosophischen
Studien Collegien über Berufswissenschaften besuchen und ihre Univer-
sitätsstudien in 4 Jahren beendigen dürfen. Gymnasium und lateinische
Schule behielten ihre Lehrer nach dem bekannten Wechsel für je zwei
Jahre. Auch am Knabensemiuar erfolgte keine Aenderung im Personale.
JE« zahlte 42 Zöglinge, weLafce die vers«hie4enea Anstalten besuchten.
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 85
Das Programm : „M". A. Lucanua Pkarsalia oder der Bürgerkrieg zwi-
schen Pompejus und Cäsar, 1. Buch, lat. und deutsch, im Fersmaasse des
Originals übers. vonJoh. Merkel, Prof. und Hofbiblioth.", giebt blos den
Text nach Weise's Aasgabe und die Ueberselzung ohne besondere Ein-
leitung über die damaligen politischen Zeitverhältnisse, wozu der Inhalt
schon in der Klage des Dichters über den Kampf und dessen verderbliche
Folge und in seinen Angaben wegen der Ursachen selbst viel gehaltreichen
Stoff liefert. Egoistische Zwecke, Verdorbenheit des römischen Volkes
und Abnutzung der bestandenen staatlichen Verhältnisse erweitern jenen«
Die Uebersetzung bildet eine ehrenvolle Probe von dem hoffentlich bald
zu erwartenden Ganzen. Sie verräth ein tüchtiges Eingedrungensein in
den wahren Geist und Charakter des Dichters, ein völliges Beherrschen
der Sprache und grundliche Kenntniss des Versmaasses, woran snbjective
Ansichten nichts Wesentliches zu ändern oder zu verbessern vermögen«
— In metrischer Hinsicht sind dieselben Grundsätze befolgt , welche der
Verf. in seinen Uebersetzungen der Episteln des Horatius 1841 und des
Manilius, Progr. für 1844, sich vorgeschrieben hat. In der Schlussan-
merkung fugt er über die grosse Verschiedenheit der Ansichten wegen
des Werthes des Lucanus als epischen Dichters vom Alterthume bis jetzt
eine reif beurtheilte Litteratur bei. Die Gegensätze zwischen den An-
sichten von Weise, der den Dichter den besten römischen Dichtern an die
Seite setzt, und Niebuhr, der ihn tief herabwürdigt, fordern zu einer
gründlicheren Beürtheilung auf, welche zwischen dichterischen und histo-
rischen Gesichtspunkten scharf abzuwägen hat, wozu Bähr's Geschichte
der römischen Litteratur leider nur wenig Stoff und Anhalt bietet 9 wie
der Verf. selbst unfehlbar gefunden hat. Möchte es ihm daher gefallen
haben, über diese Seite unparteiisch sich auszusprechen. Der Beurtheiler
des Dichters und des Gedichtes selbst muss freilich einen andern Stand-
punkt gewinnen, als der des Historikers und der geschichtlichen Dar-
stellung ist. Zwischen beiden Standpunkten die Mitte zu finden, ist frei-
lich eine schwierige Aufgabe , deren Losung aber zuverlässig vom Verf.
zu erwarten ist, wenn er alle Gesänge beendigt und die geschichtlichen
Thatsachen mit den Dichtungen verglichen hat.
Augsburg. An der katholischen Lehranstalt (Benedict! ner) er-
folgten am Anfange des Schuljahres folgende Veränderungen im Lehrer-
personale: Pater Röslin kehrte in sein Stift Einsiedeln in der Schweiz
zurück ; an seine Stelle rückte Pater Merkt aus der 4. Vorbereitungsciasse
vor. Durch Uebertragung der Direction des kat hol. Studien- Seminars
St. Joseph an den vorjährigen Studienlehrer in III. B, Pater Schur, und
durch Ueber nähme einer Präfectenstelle in demselben Seminare durch
Studienlehrer in I. A, Pater Huttier , worden zwei Lehrstellen erledigt,
in welche die anderen Lehrer vorrückten, denen drei neue Lehrer folgten,
Bold, Müller und Ziereis. Bei Erkrankung von Pater Weber half Pater
Schur ein halbes Jahr aus. Neben dem Seminar besteht noch ein In-
stitut für höhere Bildung« (Erhalten denn die Gymnasiasten und Vorberei-
tungsschüler, mit welchen die Zöglinge gleich förmigen Unter rieht gemessen,
keine höhere Bildung and wie sollen diese 21 Schmitt *YWycv *s& V&a Wfeo
86 Sehpl- and Uiüversitätsnachrichted,
sprach machen, vielleicht weil sie meistens adelig sind ?) Manche Zöglinge
machten wohl gute, viele aber auch roittelmässige Fortschritte. Das
Ganze scheint mehr eine Sonderlingssache für Reiche und Adelige zu sein.
Die dem Institute anvertrauten Junglinge nahmen , um eine tief religiös-
sittliche Bildung zu erhalten , nicht blos an den religiösen Uebungen der
Stadienanstalt Antheil, sondern der Instituts- Vorstand, Pater Birker, lies«
sich aufs Höchste angelegen sein, die tiefen Wahrheiten und Segnungen
des Cbristenthums in häufigen religiösen Ansprachen klar und deutlich zu
machen und dadurch , so wie durch die täglichen Haus - Andachts-
übungen und den öfteren Empfang der heiligen Sacramente, den frommen
Sinn und die innere Religiosität in den Zöglingen zu erwecken , zu bele-
ben, zu befestigen und sie durch Ordnung, Pleiss, gute Sitte, feine Bil-
dung, Wohlwollen, Verträglichkeit u. s. w, zu einem acht christlichen
Leben anzugewöhnen. Immer und überall , beim Lernen und Spielen , in
der Capelle wie in den Unterhaltungen, bei Körperübungen wie bei der
Leetüre wurden die Zöglinge aufs Sorgfaltigste überwacht und beaufsich-
tigt, worin den Berichterstatter die übrigen Lehrer unterstützten. Dieses
die Angaben Jenes, welche die Leser mit den Bestrebungen aller Erzie-
hungs- und Unterrichtsanstalten, aber auch mit den Anforderungen des
socialen Lebens unserer Staaten und Völker vergleichen mögen. Das
Seminar, in welchem die Zöglinge auf besondere Anordnung des Herrn
Abtes unentgeltlichen Unterricht im Französischen, Zeichnen und Musik
erhielten , hat doch wohl gleichen Zweck ; nur sind in ihm die Zöglinge
bis auf 5 unter 40 keine Söhne von Grafen, Freiherrn, Fürsten, und diese
fünf sind Söhne von Landrichtern, Rentbeamten und Gutsbesitzern, welche
die Silbe von haben. Die beiden Präfecten leiteten die Zöglinge in ihrer
geistigen und leiblichen Entwickelung mit Liebe und Sorgfalt, förderten
die Ausbildung für ihren künftigen Beruf durch freundschaftlichen Umgang,
erleichterten ihre Studien durch Nachhülfe und festigten ihr sittliches Be-
tragen auf alle Weise. Wären denn beide Institute zum allgemeinen
Besten der Zöglinge und Lehrer, der Aufsicht und Leitung nicht zweck-
mässiger vereinigt? Programm fertigten die Herren Patres keines.
Die protestantische Anstalt besteht aus dem Gymnasium und
der lateinischen Schule unter Rector und Prof. Dr. Metzger nebst dem
Collegium bei St. Anna mit 50 Zöglingen , welche am Unterrichte jener
Tbeil nehmen. Auffallend erscheint die Aufführung der Naturlehre und
der Naturgeschichte in dem Unterrichtsplan und der Instruction mehrfach
zuwiderlaufende Anordnung des mathematischen Unterrichtes. Erstere er-
folgte auf Antrag des Rectorats als blosser Versuch in Verbindung mit
dem Unterrichte in der Mathematik und Geographie, was zu der Frage
veranlasst, warum die höchste Ministerial-Entschliessung vom 21. Decbr.
v. J. nicht wirksam für alle Anstalten des Königreichs gemacht wurde?
Dass der Unterricht in der Naturgeschichte den vier Classen der latei-
nischen Schule und der in der Naturlehre denen des Gymnasiums zuge-
wiesen ist, liegt ganz in der Ansicht, welche am Eingange dieser Dar-
legungen berührt und als absolut nothwendig für die formelle und mate-
rielle Ausbildung erklärt wurde. Möge der Erfolg dieses Versuches die
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 87
höchste Stadienbehörde za jener allgemeinen Einführung des naturwissen-
schaftlichen Unterrichtes in die Gelehrtenschulen bestimmen und recht
bald einem grossen Mangel begegnen. Dann erfolgt die Wiederaufnahme
des Unterrichtes in der mathematischen und physikalischen Geographie
von selbst und wird eine weitere Lücke im Unterrichts- und Bildungs-
systeme beseitigt. Leider scheint die Anordnung des Stoffes der Physik,
welche die mechanischen Erscheinungen in der 1., die chemischen, magne-
tischen und elektrischen in der 2. und die Lehre vom Schalle und Lichte
in der 3. Classe behandeln will, einem sehr gunstigen Erfolge nicht zuzu-
arbeiten, weil z. B. für die mechanischen Erscheinungen mathematische
Vorkenntnisse erfordert werden, welche der Unterriebt in der Mathematik
noch nicht bieten kann. Doch soll hierüber vorlaufig keine Kritik be-
thätigt werden ; Ref. freut sich über die Beachtung der Sache und unter-
lässt jede weitere Bemerkung. Für den mathematischen Unterricht wird
in der 1. Classe von den analystischen Gleichungen und in der 2. erst
von Potenzen und Wurzeln gehandelt. Nun bieten diese Disciplinen den
reichhaltigsten Stoff zu analystischen Gleichungen dar und entstehen
letztere aus den sechs möglichen Veränderungsarten der Zahlen , mithin
liegt in dieser Anordnung ein derber Verstoss gegen logische Begründung
und Gesetzlichkeit. Die quadratischen Gleichungen gehören in die 2« und
die Trigonometrie im höchsten Falle in die 4. Classe. Die Verbindung
des Kreises mit der Stereometrie streitet gegen das Wesen der Geometrie.
Solche und andere Willkürlichkeiten versprechen für den Unterricht keine
sehr gunstige Erfolge , was jedoch nicht weiter verfolgt werden kann. —
Das Programm: „Miscellanea quaedam ad grammaticam et lexicogra-
phiam latinam pertinentia" fertigte Präceptor Förtsck , welcher schon im
vorigen Jahre das Programm zu schreiben versprochen hatte, aber sowohl
durch die vermehrte Masse der Geschäfte und die Schulerzahl als
durch zu geschwächte Gesundheit an der Erfüllung des Versprechens
verhindert wurde, dieses jedoch, obgleich seine Gesundheit noch nicht
gänzlich hergestellt sei , nicht länger verschieben wollte (gleich als wenn
nicht ein anderer Lehrer die Fertigung des Schulprogrammes übernehmen
konnte und Jener schreiben musste). Dem berührten Gegenstande liegt
der Antibarbarus von Krebs zum Grunde, worin er manches der Verbes-
serung Würdiges gefunden. Er bedauert , die 3. Ausgabe dieses Buches,
worin verschiedene grammatische Sachen aufgezeichnet sind, nicht zn
besitzen. Das bekannte Buch Doderlein's : „Lateinische Synonymen und
Etymologien", beachtend , will er durch seine Bemerkungen zu erkennen
geben , dass er beim Lesen der alten Schriftsteller seine Aufmerksamkeit
darauf gerichtet habe, ob dasjenige, was jener scharfsinnige Geist vorge-
schrieben, mit dem Gebrauche der besten Schriftsteller genau überein-
stimme« Nebstdem hat er noch manches die Grammatik und Lexiko-
graphie Betreffende beigefügt. Später hofft er mehr und Besseres bei-
bringen zu können. Er beginnt mit pag. 41 , §. 87 des Krebs'schen Anti-
barbarus und sagt, dass daselbst bemerkt werden konnte, ein Beispiel
seltener Verbindung eines Substantivs mit einem alleinigen Vorworte sei auch
beiCic.de or.1. 36 in dem Aasdrücke lex induodecimtabulisoQtt&tax&'H's*-
88 Schul- und Universitätsnachrichten,
banden (eartare), wozu er beifügt, jeder könne jenes Vorwort auch Ton
permiserat abhängen lassen. Er führt noch eine 8telle bei Cic. p. Mur.
XV. 33 und Caes. de beiio Gall. VI« 37 an. Pag. 103 gebe Krebs falsch
vor „alii omnes" dürfe von denen, weiche nach Reinheit der lat. Sprache
strebten , nicht gebraucht werden. Dass diese Worte auch von den be-
währtesten (locupletissimis) lat. Schriftstellern gebraucht werden, belegt
er durch 11 Stellen aus Cic. und Liv. Es folgen Bemerkungen über die
Partikel „an" p. 106. Pag. 135 bringt Krebs vor, in causa esse, Ursache
sein, für causam esse, sei wohl unlateinisch. Gegen diese Ansicht führt
der Verf. die Stelle des Liv. XL. 26 und den Gebrauch des Ausdruckes
„in culpa esse'* an , welchen er noch durch das Deutsche „in dem Falle
sein, etwas zu veranlassen" rechtfertigt. Als Beleg für die Regel, dass
„in der Bedeutung Jemanden besuchen" die Ortsbestimmung bei convenire
nach der Regel auf die Frage wo? stehe, führt er zwei Stellen aus Liv.
B. 42, c 26 und B. 29, c. 24 und Cic ad Farn. 4, 6 an. Dieses auch
noch in vielen andern Stellen gelesen zu haben, erinnert sich Ref., ohne
die Steilen gerade gegenwartig zu haben. Dass man viscera statt essentia
sagt, bedarf keiner besonderen Erwähnung, da der letzte Begriff in der
romischen Sprache kein Burgerrecht hat. Krebs bemerkt , der Ausdruck
bellum finire komme bei Cic nicht vor, wogegen der Verf. bemerkt, es
konnte beigefügt sein , dass ihn Liv. nicht einmal, sondern öfters ge-
brauche, wofür er 7 Stellen anführt, um zu beweisen, wie aufmerksam er
wegen des Sprachgebrauches diesen Geschichtschreiber gelesen habe oder
zu lesen pflege. Der Geschichtschreiber kann dieses Ausdruckes sich
gar nicht entschlagen. Wäre Cic. ein solcher gewesen, so hätte er diesen
unfehlbar gebraucht, weswegen der Verf. auf die Qualität der Gegenstände
eines Schriftstellers achten musste. Er wundert sich über Krebs, dass
dieser gänzlich verworfen habe , „ibi" zu gebrauchen , wenn es sich auf
die Zeit beziehe. Derselbe sei nicht vorsichtig gewesen, da verschiedene
Stellen bei Livins jenen Gebrauch rechtfertigen. Obgleich unser Begriff
„Ideal" nach Cic. mit „divinitas" sich geben lässt, so bezweifelt es Ref.
doch, da dieser Begriff auf die Gottähnlichkeit hinzielt und auch ein völlig
schlechter Mensch ein Ideal haben kann. Dieser Begriff geht auf das
Höchste einer Gedankenreibe, auf das die letztere Beherrschende und um«
fasst viele Hauptbegriffe einer Wissenschaft, also dasjenige geistige Ele-
ment, welches durch jene hindurchleuchtet und den Anhaltspunkt für alle
einzeln«« Theile eines grossen Ganzen abgiebt. Nach der bisher be-
zeichneten Weise fährt der Verf. fort, die Ansichten von Krebs zu tadeln
oder von ihm unterlassene Bemerkungen zu ergänzen , wofür jedesmalige
Stellen aus Cic oder Livius angeführt werden , um die eigne Behauptung
za belegen* Jene Verbesserungen oder Zusätze betreffen die Begriffe in-
cUnare, roctsus, hftuxio , tnooedtentta , obiter , ottodeeim (als spätere latei-
nische Form für duodeviginti), res fftfrisioiZcs , partim y pa88ione$, pauper,
praeterire (wofür beifighar wäre, dass nichts hindere, dieses Wort in
gleichem Sinne mit transiKre, „überspringen, übergehen, etwas absichtlich
unbeachtet lassen, nicht berücksichtigen" zu gebrauchen, was Cicdeorat.
III. 40, 160 in „transihre ante pedes posifta" bestätige), propriua, praxi*
Beförderungen und Ehrenbezeigung«. 89
ums, scnsim (was mit dem Deutschen „nach dem Sinne", mit dem Lat.
„ut sensum est" zu geben sei) , 8tolidu$ , »eptemdecim , $eriu$ und ubique
(welches Wort Krebs missverstehe, gegen dessen Ansicht, welche sehr
hartnäckig (praefracte) läagne, dass dieses Wort bei den bewährtesten
lat. Schriftstellern gebraucht werde, in derselben Bedeutung, wie das
deutsche „überall, allenthalben", aus Livius vier Stellen angeführt
werden). Nach diesen Betrachtungen gebt der Verf. zu dem Krebs'schen
Buche: „Anleitung zum Lateinscbreiben" über und beurtheilt folgende
Behauptung: „Sonderbar ist die Gewohnheit der Deutseben, bei dem
Verbo „werden" das Subject bisweilen durch die Präposition „ans" anzu-
geben, z. B. aus einem schlechten Dichter kann nie ein guter werden , an-
statt: ein schlechter Dichter kann u. s. w. Der Lateiner sage nur „nullos
poeta onquam bonus fiet." Dieser Ansicht könnten mit Recht entgegen-
gesetzt werden die Stellen des Liv. B. 40, c. 46, ex infestis hostibos ple-
rumque socii fideles . • . und B. 4 , c.3 ex peregrinone patricius . • fiat.
Auch sei diese Regel nicht ganz wahr, dass diese Verbindung mit ex oder
de bei den besseren Schriftstellern stets das Wort onus in der Zahlbe-
deutung einer, mit dem Genitiv wie im Deutschen, habe, weil Liv. B. 10,
c. 4 sage: „pastorum unus inclamat aiios" nnd Livios doch gewiss zu den
besseren Schriftstellern zu zählen sei. Die weiteren Angaben betreffen
das Wort negare, dessen Gebrauch die Grammatiker anbefehlen, si ger-
manice post verba dicendi inferatur negatio, wogegen ausser anderen
Stellen Liv. B. 3, c. 51 und Cic. de or. I. 17, 76 sprächen, das Wort
„egrediendi u , welches man mit dem Accus, verbinde, wenn man einen Ort
bezeichne, den jemand verlasse, was Livins und Caes. belegen , das Wort
„ci(o8 u als nicht allein von Menschen gesagt, wie Döderlcin meine, das
Wort „procerus" , was auf keine Weise etwas anderes als die physische
Grösse bezeichnen könne, wogegen Döderiein zu entgegnen sei, dass ge-
rade bei Cic. de or. 111. 48, 135 gefunden werde: procerior quidam nu-
merus, was Wolf mit „eine stolzere Art des Rhythmus" übersetze und
später „a proceris nomeris ac liberis" ; das Wort „faooris" , welchem die
Idee des Handelns nicht ganz fremd sei, wie man aus Cic. de or. II. 71,
287 „Vollem hoc esset laborare" ersehe, was Döderiein seinen Erörterungen
beisetzen konnte ; das Wort admirandi, worin nicht immer, was Döderiein
lehre , eine lobende Bedeutung liege ; den Ausdruck „sin igitur" statt
„quodsi!" was nicht ganz zu verwerfen sei, weil es Cic. in seinen Tusc.
III. 28, 66 gebrauche; das Wort intomparabüU, was Krebs selten zn ge-
brauchen mahne und auch durch „deus" zu ersetzen sei ; das Wort „veri u
seil, libri, wofür die unsrigen zu schlecht „gtnutni" sagten, u. s. w.
Wie man febri, morbo , aere alieno carere richtig sage , wie Krebs er.
mahne, so sei anch culpa et peccato carere zu billigen, indem man es bei
Cic. ad fam. V. 21, 5 finde. Pur „sta". unserem „so" entsprechend fugt
der Verf. Cic. de or. I. 15, 66 and für „stc'' I. 40, 181 bei. Wegen der
Ueb ersetz ang des Begriffes „Anspruchlosigkeit" ins Lateinische
sagt er: „Qui seire cupiunt, quomodo latine vertere poasis . . ., memme-
rint loci Cic de or. II. 43, 182 „animi non appetentls . • • sign* preferri
perutile est." Für das von Alka zu vermeidende Wort virägbnlMrV
90 Schal- und Uni versitätanÄchrichten,
„originell", dürfe man integer gebrauchen, was Cic. de or. II. 45, 188 be-
lege, womit wohl nicht alle Sachkenner einverstanden sind, indem der
letzte Begriff auf eine völlige Reinheit hindeutet, was das Wort originaiis
und das verdeutschte „originell" nicht zu enthalten brauchen und auch
nicht können. Für das nicht einmal gehorte oder gelesene „crimen laesac
majestatis committere" möge man kurzer und richtiger sagen „minuere
majestatem^ , wie Cic. de or. II. 49, 201 sage, erklärt sich der Verf.,
worin ihm nicht beizustimmen ist , weil die angeführte Stelle dem Sinne
jenes Ausdruckes nicht ganz entspricht und jener erst nach lang bestan-
denen politischen Verhältnissen zum Vergehen erhoben wurde, wornach
für den römischen Staat in moralischer Hinsicht eine Epoche begann.
Dem, was Krebs über das Wort „oucZtre" beibringt, will der Verf.
„atcdtre in aliquem" als dasselbe bedeutend , was wir mit dem deutschen
„Nachtheiliges von einem hören" bezeichnen, aus Cic. de or. II. 70, 285
beigefugt haben. Was man für das Wort „dives" in den Ausdrücken
„reich an Beweisgründen" gebtauchen müsse , ersehe man aas Cic. de or.
II. 78, 319. Dass man „anne", wie Krebs mit Recht verwerfe, nicht mit
„oder nicht" übersetze und hierzu auch „an contra" gehöre , belegt der
Verf. ans Cic. de or. II. 81, 330. Das Wort „incidere" lasse sich ganz
durch das deutsche „abschneiden" geben und „quisquis" habe nicht immer
die Idee des relativen Fürwortes, wie Cic. de or. II. 83, 339 durch ,,si
quoquo animi . . . videatur," was man „mit irgend einem Makel der Ge-
sinnung" übersetzen dürfe. Aehnliche Zusätze macht der Verf. für das
Vorwort „tn", unserem „bei" entsprechend; für „vivw u y ein „lebhaftes
Bild" bezeichnend, und wenn Jemand im Zweifel sei, wie man „Aus-
pfändong" lateinisch zu geben habe, so erinnert er ihn an Cic. de or.
III. 1,4, wo dieser die Worte „pignoribus ablatis" gebrauche. Das
Wort ,,ventre" stehe oft bei dem Ausdrucke „zu Gelde kommen'* und
„neutralU" sei durch „integer", d. h. „unpartheiisch , unbefangen, noch
für keine Ansicht eingenommen" zu ersetzen, belegt der Verf. eben so wie
die Ansicht übertuen, was oft mit dem Vorworte „adversus" verbunden, und
über proficisci, welches richtig auch da gebraucht werde, wo nicht an das
Reisen, sondern beim Disputiren an das Uebergehen zu einer anderen
Sache gedacht werde. Unser „das heisst" lässt sieb ganz lateinisch
mit „hoc est" geben und dass „vitium" keineswegs auf alleinige Bedin-
gung des Gemüths bezogen werde, belegt der Verf. aus Cic. de orat. III.
11, 41 und 44, 175. Was wir „Sinn, Absicht einer Gewohnheit" sa-
gen, lässt sich wörtlich geben und für die Begriffe „rectus" , d. h. in
rechtem Verhältnisse zu den Sachen , und scopus fügt er einige Stellen
bei. In dem Begriffe „proportio", als Beleg für ersteren Ausdruck, scheint
sich jedoch der Verf. etwas zu irren , da derselbe an und für sich die
Gleichheit zweier Verhältnisse, also eine Verhaltnissgleiche, bezeichnet.
Den Beschluss macht die Darlegung: Si quis dubitet, utrum in locutione
„morbo implicari" sit hoc siibstantivum pro dativo an pro ablativo ha-
bendem, eximet hanc dubitationem locus Livii, qui legitur L. 41 , c. 21
„qui superaverant, longinquo, maxime quartanae, implicabantur morbo."
Ref. glaubt die Gegenstände des Programme« für die Bildung eines
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 91
eigenen Urtheils von Seiten der Leser hinreichend bezeichnet zu haben
und die Ueberzeugung aassprechen zu dürfen, das« die 8prache and Sache
manchmal gesucht, geschraubt und angefallig dargestellt ist, dass viele
Bemerkungen anbedeutend and in einer Art dargelegt sind , als liege in
ihnen grosse Wichtigkeit, was wohl nicht der Fall ist, wie die sachkun-
digen Leser selbst wahrnehmen werden. Jedoch will Ref. seine Ansicht
nicht als absolut maassgebend betrachtet, sondern dem eigenen Urtheile
der Leser untergeordnet wissen, ohne derselben an ihrer Selbstständigkeit
etwas zu vergeben , da ihn das Lesen der latein. Classiker schon gar viel
beschäftigte und er manche Stelle anders zu interpretiren veranlasst ist.
Bamberg. Auffallend erscheint, dass Prof. Dr. Marimet in dem Pro-
gramm der dasigen Studienanstalten als Verweser seiner Lehrzweige an-
geführt ist, wahrscheinlich noch als Folge der vorjährigen armseligen,
vielleicht gar schlechten Bestrebungen zu seiner Entfernung und Ver-
setzung nach Aschaffenburg , wohin aber ein anderer Lehrer für Aushülfe
in philosoph. Vorträgen projectirt war, was aber zur derben Strafe jener
Imaginationen fehlschlug (s. NJahrbb. LVI. S. 102) , und dass an der lat.
Schule zwei Abtheilungen der 1. Classe einem Lehrer überwiesen wurden.
Die Professor des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte erhielt Hof-
caplan Sporlein, an Gengler's Stelle, dem kund gegeben, S. M. der Konig
sehe es gerne, wenn dieser seine grundlichen Kenntnisse und seltne Lehr-
gabe der Lycealanstalt noch ferner widme und etwa über theol. Encycl.
und Methodol. unentgeldlich Vorträge halte. Der Lycealrector Mr-
tinger wurde der Function des Gymnasialrectorats unter Zufriedenheit
mit der Verwaltung enthoben und hierzu der Prof. Gutenäcker als Lehrer
für die IV. CK berufen, dagegen Prof. Arnold nach Münnerstadt versetzt.
v, Mender trat in temporären Ruhet»tand , Ruith rückte in die 2. Classe
ein und die 1. Classe wurde dem Studienlehrer Buchert übertragen. Die
durch den Tod des Stadienlehrers Stich erledigte Lehrstelle erhielt der
Lehrer der Gewerbschule zu Würzburg, Mayring ; die 4. Classe der lat.
Schule erhielt der Lehrer der 1. Abtheil. A, Leitschuh, und dessen Ab-
theilung ward bis zur Wiederbesetzung mit der Abtheil. B unter Lehrer May-
ring vereinigt. Das Subrectorat behielt Habersack. Das Programm
„Kurze Darstellung der Geschichte des Ernestinischen Clerical-Seminars zu
Bamberg" fertigte Prof. Dr. Schmitt in ziemlicher Ausdehnung von 32
Seiten. Die Studienanstalten der Stadt Bamberg, sagt der Verf., ver-
danken ihre Entstehung dem Streben der alten Fürstbischöfe von Bam-
berg, sich Cleriker für ihre Diocese zu bilden. Das Ernestinische Gy-
mnasium, aus dem sich die nachherige ottonianische Akademie und Friede-
ricianische Universität herausbildete , an deren Stelle das dermalige Ly-
ceum trat, hatte die clerikalische Bildung zu seinem nächsten und höchsten
Zwecke. Das Clerikal Seminar wurde daher zur Zeit der Fürstbischöfe
als das höchste und wichtigste Bfldungsinstitut in der alma Fmperialis Ec-
clesia Bambergensis angesehen. Und in der That bildet es nach seiner
Bestimmung auch für das dermalige ehrwürdige Erzbisthum das Herz,
aus welchem die Reihe des Clerus und mit ihm das christliche Leben in
den Gemeinden sich ergänzt and erhält. Die WU&*a><& «\%%%\*ti&a**
02 Schal- and Universitäisnachrichten,
für ein bestimmtes Gebiet theilt sich unstreitig auch seiner Geschichte
mit und rechtfertigt das mehrjährige Unternehmen des Verf. , die sehr
zerstreuten Quellen zu der Geschichte des Ernestinischen Clerikal- Se-
minars zu sammeln und das in ihnen Gefundene zusammenzustellen, Das
Nachfolgende soll die Hauptresultate des bisher Möglichen den geneigten
Lesern darstellen« Jene gruppirt der Verf. in 7 Abschnitte : 1) Die Bil-
dung des Clerus im Gebiete des ßisthums Bamberg vor Errichtung des
Ernestinischen Clerikal-Seminars. Erstere erfolgte durch theologische
Stifts- u, Klosterschulen, letztere durch Bischof Ernst gegen 1584 — 1586,
angeregt und gleichsam verpflichtet durch das Concil Ton Trient, worin
sich die Väter bekanntlich sehr kräftig für die Notwendigkeit der Er-
richtung von Seminarien für die Bildung des Clerus aussprachen. Jedem
Bischöfe in seinem Bisthume war ein solches anempfohlen; vom 12. Jahre
an wurden die Knaben für den geistlichen Stand gebildet und stufenweise
in den Kirchendienst eingeführt. 1586 wurden die Schulen des Colle-
giums eröffnet und durch Mandat die Unterthanen aufgefordert, die fähige
Jugend nach Bamberg zu schicken. Diese Eröffnung ist also Stiftungstag
und macht es wahrscheinlich , dass die höheren Schulen allmälig folgten.
Das Ganze nannte die dankbare Nachwelt Seminarium Ernestinum. 2) Der
Ort des Seminars war das Carmelitenkloster, dessen Vorstände mit Ernst
im J. 1589 einen Vertrag schlössen, das ganze Klostergebäude dem Colle-
gium als Eigenthum zu überlassen. Am 16. Dec. 1610 kamen die ersten
Jesuiten nach Bamberg und übernahmen die Anstalten ; aber der 30jährige
Krieg zerstreute das Alumnat und entleerte 1632 das Seminargebäude.
1644 wurde dieses erkauft, 1648 das Gymnasium durch Fürstbischof Woit
zur Akademie erhoben , jenes Gebäude ganz für die Schulen verwendet
und das Alumnat in der Abtei St. Michael auf dem höchsten Berge der
Stadt untergebracht. 1653 bezogen die Alumnen das Aegidenspital,
welches 1739 in das jetzige Aufsees'sche Seminar umgewandelt wurde.
1685 wurde dem Clerikal -Seminar der St. Martinspfarrhof angewiesen,
dieser aber abgerissen und 1733 ein grossartiges Seminargebäude errichtet,
in welches 1735 das Alumnat einzog, wo es sich noch befindet. Durch
Vermächtnisse, Zuschüsse und grossen Aufwand erwuchs für jenes der
beste bauliche Zustand und durch die Fürsorge der Oberhirten und des
geistlichen Coliegiums ein vortrefflicher Fond. 3) Die Dotationen be-
gannen mit den Renten der Güter des Klosters St. Theodor durch den
Stifter Ernst. Die nachfolgenden Fürstbischöfe und Jesuiten bereicherten
sie fortwährend. Vorstände , Canoniker u. dgl. machten Schenkungen ;
Zehnten wurden überwiesen und YVohlthäter vermehrten die Fonds und
die Bibliothek , welche aus vielen kleinen Bibliotheken und Stiftungen zu
einer der bedeutendsten Bayerns anwuchs. 4) Für die Seminarvorstände
treten sechs Perioden auf, von 1586 — 1613 das Scholarchat, dessen letzter
Dr. Murmann war; von 1613 — 1652 unter den Jesuiten, deren letzter
Regens P. Martin war; von 1652 — 1692 unter Inspectoreo, zugleich Mit-
gliedern eines Collegiatstiftes der Stadt, deren letzter Dr. Schubert war;
von 1692 — 1738 unter zwei Vorständen als Directoren; von 1738—1805
unter den Weihbischöfen als Präsides mit Regenten Und Subregenten,
Beförderungen und Ehrenbezeigunge*. OS
deren letzter, Dr. Schlosser, 1796 Prof. am Gymnasinm war and 1848 als
Pfarrer zu Kopferberg starb ; von 1805 bis jetzt verschwindet der Weih-
bischof und Präses. Die beiden Seminarvorstände bleiben, sind aber keine
Curaten bei St, Martin mehr, wie bisher. Die Namen Stapf, Brenner,
Brendel sind in der theol. Litteratnr berühmt. 5) Das Alumnat bestand
ans solchen Zöglingen, welche, im Seminar zum gemeinschaftlichen Leben
▼ereinigt, auf Kosten der Anstalt unterhalten und in ihr zum geistlichen
Stande gebildet wurden. Diese Bestimmung hat es noch. Die Anzahl
der Alumnen , ganze und halbe Freiplatze geniessend , war ursprünglich
36, wurde spater bis 14 redacirt und jetzt auf 24 erhöht. Dechant Bau-
nach und Andere errichteten Stipendien zur Belohnung des Fleisses und
der sittlichen Auszeichnung für Nichtalumnen. Zu beiden kommen die
Convictoren , welche im Seminare ihre Verpflegung erhielten und in ver-
schiedene Classen zerfallen. Aus dem Fonde worden schon frühe hoff-*
nnngsvolle Studirende vor ihrem Eintritte in das Seminar unterstützt durch
Geld, Brod, Kleider. Die Verpflegung selbst ist auf alle Bedurfnisse des
Lebens berechnet. Die frühere Natnralbekleidong ist in ein jährliches
Geldaversum umgewandelt, 6) Die clerikalische Bildung und die Losung
dieser Aufgabe spricht sich in den Statuten aus , welche sich nach obigen
sechs Hauptperioden richten und ihre letzte Umarbeitung am 12. October
1826 unter Erzbiscbof Fraunberg erhielten. Die Aufgabe fordert die
Heranbildung des Clerus im Geiste der Kirche und bildet den wesent-
lichen Inhalt der Stiftungsnrkunde und Statuten , welche den Eintritt in
das Institut auf das vollendete 18. Jahr festsetzten und die wissenschaft-
lichen und anderen Lehrfächer bestimmten. Es soll ein praktisches In-
stitut sein und solche Adspiranten aufnehmen , welche den theoretischen
Theil der Theologie absoWirt haben. Die Alumnen besuchen jetzt die
Elementarschulen der Stadt und in den Sommermonaten das Taubstummen-
Institot , um durch Autopsie die Unterrichtsweise kennen zu lernen. Ei-
nigung der Wissenschaft mit moralischer Vollkommenheit, Anhörung des
Messopfers, Empfang der heil. Sacramente , Einführung in die Aemter des
geistlichen Standes und Einweihung in ihre Ausübung sind Hauptbestre-
bungen. Einzelne Alumnen halten in benachbarten Orten den Gottes-
dienst und werden zur Aushülfe, wo sie nöthig ist, versendet, bis sie
vom Oberhirten zu Stellen berufen werden. In dem Anhange theilt der
Verf. einen Abdruck der ältesten Statuten des Stifters mit, welche über
Beschaffenheit und Geist des Seminars unmittelbar nach seinem Entstehen
den besten Aufschluss geben« Sie führen die Ueberschrift: Puncta qoae-
dam generalia ex statutis novi Collegii Ernestini Bambergae nuper erecti
excerpta und sprechen : De officio Regentig et Professors m ; juramentum
eorum; de qnalitate Alumnorum eorumque sustentatione ; de obligatione
Alumnorum, juramentum; de officio et moribus eorum. Dann folgen
einige Punkte, weiche der Regens zur Beobachtung besorgen muss, Sie
betreffen: cultum divinum, conciones et declamationes , lectiones et dis-
putationes nnd endlich die Ferien. Den Werth des Programmes für die
zunächst Betheiligten und für die Geschichte des Erziehungs- und Unter-
richtsweaens beurtheilt hieraus jeder Leser von selb&U
M Mild- und Universitätsnachrichteil, '
Bayreuth. Am Gymnasium war im Lehrercollegium keine Verän-
derung eingetreten. Das Programm: „Collectaneorum ad Aemüium Pro-
bum specimen" fertigte Dr. Heerwagen, 20 8. Ueber die Meinung, das
Bach von den berühmten Feldherrn dem Aemilios Probus, statt dem Cor-
nelius Nepos zuzuschreiben , hat sich der Verf. in den Münchner Gelehrten
Anzeigen 1846 bei der Beurtheilung der Ausgabe von Benecke weitläufig
ausgesprochen. Die Mittelmässigkeit und Dürftigkeit, ersichtlich nicht
weniger aus der Entwicklung der Sachen selbst als aus der Redeart und
Auswahl der Worte , haben dem Buche an seinem Werthe für den Schul-
unterricht nichts benommen , obgleich manche Gegner desselben es sehr
zurückgedrängt und aus den Schulen entfernt haben wollten , weil sie nur
vorzuglichere Classiker gelesen wissen und die Knabenanlagen zu Jüng-
lings- Fähigkeiten erhoben haben wollten. Allein die Sache selbst und
ihre grammatischen Vorzüge brachen wieder durch und verschafften dem
Buche die frühere Geltung, woher es kommt, dass man es wieder sehr em-
pfiehlt und seine Vorzüge als Vorbereitung für das Lesen schwierigerer
Schriftsteller, für Etymologie und Syntax wiederholt hervorbebt. Die
Biographien grosser Feldherrn und die Angabe ihrer Thaten an und für
sich ziehen die Jugend schon an, erregen die Aufmerksamkeit und er-
zeugen eine gewisse Gewandtheit, das klar zu erfassen, was sie gelesen
hat. Der Verfasser erkennt wohl manche Gebrechen in der genaueren
Kenntniss der lateinischen Sprache , im Gebrauche und der Construction
der Worte an , trägt aber doch kein Bedenken wegen der Anerkennung
jener Vorzüge und theiit dasjenige, was er aus dem anhaltenden Lesen des
Probus mit Schülern Nützliches beobachtet hat , in dem Programme aus-
zugsweise mit , statt die Anzahl der Ausgaben zu vermehren , womit man
so oft die Trägheit und Lässigkeit der Schüler mehr als den Nutzen be-
günstige. Ueber eine solche Behandlung spricht er sich also ans : Me-
morabile quidem tarn futiiis industriae exemplum nuper vidimus, quum vir
quidam doctus Praeparationes, quas vocant tirones, ad Nepotis vitas sese
daturum professus in hac ita est versatus, ut Sincerum patrum memoria
per scholas grassantem ex Acheronte excitatum esse crederes ; adeo ille
omnia, quae discipulorum diligentiae committi et possunt et debent, ipse
subministravit neque quidquam pueris reliqui fecit, in quo mentis soller-
tiam exercere atque ostendere possint. Neben diesem Urtbeile befreunden
sich die Leser zugleich mit dem lateinischen Stile des Verf., welcher fort-
fährt: Equidem etiamsi juventutis causa haec a me conscribi haud ab-
nuam, col legis tarnen potissimum meis, qui ut Probo operam dent scbo-
lastico munere destringuntur , haecce Collectanea proponenda esse duxi,
non quo Ulis me nova admodum atque. exquisita quaedam expromere con-
fiderem, sed quia, quod ipse saepe expertus sum, aliis quoque accidere
putabam , ut quibuscum muneris vel studiorum communitate juncti simus,
eos haud inviti audiamus, qua pro se quisque via ac ratione in tractanda
eadem arte procedere consuerint diaserentes. Quapropter vel ea subinde,
quae non proprio ad usum scholae pertinentia magis mea mihi causa in
schedas retulissem , huc transribere non dubitavi. Die Absicht des Vor-
habens ist zweifach, der eine Theil der Bemerkungen betrifft die lat.
Beförderungen und Ehrenbezeigungen« 05
Rede und ihre Gesetze, der andere die von Probus überlieferten Gegen-
stände« Zuerst bezeichnet der Verf. die Natur und das Verhältnis« der
lat. Sprache, wie sie von der deutschen sich entweder unterscheidet oder
mit ihr übereinstimmt, durch passende Stellen, ohne die Erklärung selbst
beizuschreiben , damit überall die Eigenheit der deutschen Sprache und
das Abweichende von ihr hervorleuchte« In Betreff der Sache selbst war
der Verf. mit seinen Bemerkungen sparsamer , weil er die geschichtlichen
Widerspruche, deren Anzahl nicht gering sei, nicht berühren wollte und
die Schriften Anderer solche darlegen. Stellen , welche er von früheren
Erklärern vernachlässigt sah oder dem Verständnisse besser und vollsten*
diger als durch andere Erklärnngsart zugängig zu machen glaubte, hat er
besonders hervorgehoben. Um einen Beleg für die Behandlungsweise zu
geben , wählen wir den Prolog , aus welchem 14 Stellen berührt werden,
deren erste den Begriff „personis" in der Bedeutung „Charakter** be-
trifft. Diese Ansicht erscheint trotz der angeführten Stellen nicht ge-
rechtfertigt, da persona in der ersten Stelle dem „moribus" entgegensteht
und unfehlbar mit Würde, Ansehen oder Stand wiederzugeben ist, keineswegs
aber mit Charakter, welcher Begriff, wie sein Ursprung besagt, in das Innere
des Menschen geht und mit dem Wesen der Sache zusammenfallt, weil die
Merkmale diese zu dem machen, was sie ist, wie selbst die angeführte)
Stelle aus Cic. p. Cluent. c. 29, 78 und de invent. II. 58, 176 beweisen.
Den Begriff „commode" giebt er mit „Leichtigkeit", was nicht haltbar
sein mag, weil jener sowohl hier als in den citirten Stellen anfein ge-
wisses Bequemsein, Gelegensein hingeht und eine Sache bequem oder ge-
legen sein kann , ohne leicht zu sein. Für saltasse . . . cantasse führt er
ans Seneca eine Stelle an, welche wegbleiben konnte, da sie nichts be-r
legt, als den Gebrauch beider Begriffe, und das Tanzen neben dem Sin-
gen gar häufig geschieht; man denke nur an die Kosaken und rohen Völ-
ker überhaupt« Die in §. 2 und 3 angeführten Worte nihil rectum und
mores enthalten einfache Beziehungen. In $• 4 erläutert der Verf. das
Wort germanam durch opondtQiov , weil es auf die gleiche Abstammung
von Eltern, hier nur vom Vater und nicht von der Mutter hingeht, daher
nicht so selten in dieser Bedeutung vorkommt. Id quidem scheint unser
' „dieses doch" zu sein, worüber der Verf. sich nicht einfach erklärt, ob-
gleich er es beschreibt mit: quum multa sint, quaeGraecis honesta, nobis
turpia esse videantur, id quidem institutum non modo turpe, sed nefas
nostris moribus habetur, woraus jene Bedeutung erhellen mag. Die
Leseart ad coenam in $• 5 statt scenam will der Verf. als die allein rich-
tige durch eine Stelle aus Lucian. htaig. dial. VI. r\v di not* u. s> w« be-
gründen und die Begriffe apud nos durch nostra existimatione erläutern,
was sich wohl von selbst versteht. Nach Anführung von Belegstellen
für neque, sed, et in $. 7 nnd persequi, festinatio und de vita
in §. 8 geht er zum Miltiades über und hebt aus dem 1. Cap. 13 Stellen
aus, über welche er mehr oder weniger Erhebliches sagt. In §. 1 hat
ihm unus die Bedeutung des Superlativ , was wir in der Muttersprache,
patrio sermone sagt der Verf., auf jene Weise nicht zu verstärken pflegen«
Non jam solom giebt er mit „nicht mehr Mos" gegen die Aua\&V&. ta&»rct >
00 Schal- und Universttätsnachrichten,
welche es mit „nicht eben allein" geben , aber keine Gründe dafür haben.
Demigrationis §. 2 hätte Krebs in seinem Antib. beifügen sollen. In §. 3
will er den Ausdruck „Id si fecissent" mit „dann" bezeichnet haben, was
nicht völlig baltbar erscheint , weil der Conjunctiv und die Zeit nicht klar
hiermit versinnlicht oder charakterisirt sind. Sua sponte §. 4 übersetzt
er „gutwillig", was also allen fremden Einfluss, etwa Furcht, Zwang u.
dergl. ausschliesst. Es iässt sich eben so gut mit „freiwillig" geben.
Dass „facerent" hier und oft anderwärts sich auf ein Leiden beziehe, er-
scheint insofern gesucht , als ein Thätigsein damit verbunden sein rauss.
Sie duldeten nicht blos in die Botbmässigkeit der Athenienser zurückge-
bracht zu werden, sondern sie bestrebten dieses. Dass der Ausdruck
„quo tendebat" die Ergänzung von pervenire erfordere , ist nicht not-
wendig, da diese in jenem Ausdrucke liegt, indem der nach einem Orte
Strebende das Verlangen hat, dahin zu kommen, weswegen alle Parallel-
stellen überflüssig sind. Bei mehreren Stellen hat der Verf. nur Parallel-
stellen angegeben , bei andern eine Erläuterung beigefügt , wo sich die*
selbe leicht von selbst findet, an manchen auch die Conjecturalkritik ge-
übt, auf eine anregende Weise, wenn man auch nicht mit allen vorge-
schlagenen Verbesserungen einverstanden sein kann. Man muss bei der
Beurtheilung immer festhalten, dass der Verf. nur Collectaneen , nicht
aasgeführte Erläuterungen geben wollte, dass man daher Manches, was
man nicht gesucht , finden , Anderes , was man sucht , vermissen wird.
Im Allgemeinen aber werden Viele dem Verf. nur dankbar sein für die
Mittheilung mancher schätzbaren Bemerkung und manchen Fingerzeig.
Am Schlüsse bemerkt derselbe: Continuanti mihi haec collectanea usque
ad Pausaniae caput extr. manum subito inhibet typotheta, plagularum nu-
merum his scriptionibus concedi solitum jamjam me excessisse admonens.
Reliquum est igitur, ut illo quoque munere perfungar , quo praefandi ista
mihi data occasio est.
Bergzabern« Von der latein. Schule wurde der Lehrer Weber an
die latein. Schule zu Neustadt und Keim von Edenkoben hierher versetzt,
welcher zugleich den protest. Religionsnnterricht ertheilt. — Burg-
hausen erhielt an der latein. Schule keine wesentliche Aenderung. —
Cüsel. An der mit einem Realcurs verbundenen lat. Schule wurde der
Lehrer Gelbert Pfarrer, u. Bogen erhielt das Subrectorat. — Dillingen.
Am Lyc. wurde Kaplan am Julius-Hospital zu Würzburg Dr. Uhrig zum
Prof. der Kirchengesch. u. des Kirchenrechts ernannt. An der lat. Schule
wurde Broxner an das Gymn. nach Kempten versetzt. Seine Stelle erhielt
Lehramtscandidat Probst, Auch hier wurde gestattet, den Unterricht in
den Naturwissenschaften von der latein. Schule an bis zur Oberclasse
des Gymnasiums nach einem höchsten Orts genehmigten Entwürfe ver-
suchsweise zu bethätigen, was mit Beginn des 2. Semesters geschah.
Warum nur hier und in Augsburg, und durch ein Generale nicht in allen
Anstalten des Königreichs? Warum solche halbe und keine vollständige
Maassregeln? Das Programm „Der Chüiasmus in den 1. christl. Jahr-
hunderten" fertigte Prof. Wagner und fasst 31 SS. 4. Das Interesse an
der Untersuchung und Darstellung der chiltastischen Hoffnungen vieler
Beförderungen nnd Ehrenbezeigungen. 97
Christen der ersten Jahrhunderte durfte das Programm rechtfertigen.
Der Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, das zu entwickeln, was es mit
den Ansichten und Hoffnungen des besagten Reiches auf sich habe , wer
die Idee gepflegt und verbreitet habe, aus welchen Quellen sie stamme,
wer sie bekämpft und mit welchem Erfolge ; welchen Eiofloss , günstigen
und ungünstigen, sie ausgeübt; welches Endresultat sich über die Lehre
ergebe und wie dieselbe von der katholischen Kirche nie anerkannt und
von einem Particular-Conciüum in Schutz genommen worden , eine sehr
verbreitete Meinung in der Kirche gewesen, aber immer -nur die Hoffnung
Einzelner geblieben sei« Der Verf. theilt seine Darstellungen in 6 Capp.
und handelt im 1. vom tausendjährigen Reiche überhaupt, ohne den Be-
griff Chiliasmus, als Lehre von der Meinung, Christus komme 1000 Jahre
vor dem Ende der Welt wieder auf die Erde und werde daselbst sieht»
bar, zu entwickein, obgleich er die Ansichten der Bekenner nach drei
Classen darlegt. Die Hauptgedanken der Lehre sind : Die letzte Knt-
wickelung des Christenthums wird auch auf Erden eine herrliche sein;
Christus wird mit seinen Getreuen , welche theils noch lebten , theil von
ihm auferweckt worden , leiblich sichtbar herrschen im wiederhergestell-
ten, erweiterten und prächtigen Jerusalem; 1000 Jahre wird dieses Reich
währen und voll des Glanzes und der Herrlichkeit sein; anfangen wird
es aber sogleich nach Besiegung des Antichrist, noch vor der allgemeinen
Auferstehung. Das Ende wird sein ein neuer Aufruhr der ungläubigen
Völker, weiche sich gegen die hl. Stadt versammeln und vom Messias in
einer Vertilgungsschlacht besiegt werden, worauf dann die allgemeine
Auferstehung, das Gericht und tlie Umgestaltung oder das Ende der
Welt folgt. In diesen Punkten stimmen die Chiliasten wohl überein;
aliein sie weichen in vielen Punkten doch sehr ab , indem die Einen das
Reich Christi als rein irdisches suchen , die Andern es geistiger auffassen,
wornach der zu Leben und Thätigkeit erwachte Glaube Gerechtigkeit
erzeugen , diese aber den Frieden , die Einigkeit und die achte Bruder-
liebe herbeiführen, Sicherheit des Eigen thums und der Person gewähre«,
alle Sorge und Furcht verbannen und Gottes sichtbarer Segen über der
Heimath der Gotteskinder walten werde u. s. w. Endlich glauben An-
dere, das Christentbum werde durch die Kraft der Wahrheit und die
friedliche Macht der Ueberzeugung seine Gegensätze — Polytheismus,
falschen Monotheismus und Häresie — überwinden, und alle Völker unter
Einem Hirten , Christus , zu Einer Heerde vereinigen , wodurch alle Kol-
gen der Erlösung bei den Gerechtfertigten und alle Keime der göttlichen
Natur des Christenthums auf Erden sichtbar hervortreten. Diese Ansieht
für eine geistige und würdigere Auffassung der 8chriftandeutungen ver-
zichtet auf eine sichtbare Regierung Christi auf Erden, also auch auf
die Oertlichkejt seines Thrones, weswegen gegen sie weder Viel noch
Bedeutendes einzuwenden ist. Nach einigen geschichtlichen Noten be-
zeichnet der Verf. unter den Bekennern und Verbreitern des Chiliasmus
katholischer Seits die Apostelschfiler Uenaa* nnd Barnabai, den Bischof
Papias, den Märtyrer Juatintu, den Bischof und Schriftsteller irsniuif
den znm Christentbume bekehrten Heiden TqrMUm% <Mfr fcj^sWJ»*»
19. Jahrb. f. Phil. «, Päd. od. KriL Biet. Bd.
98 Schul- und Universitätsnachrichten,
Bischof Nepos , den Schaler des Arnobius Lactanthu , die Bischöfe Victo-
rin and Sulpitius Severus and endlich die Schüler und Verehrer des Ire-
näus, Hippolytus and Methodius. Für sie weist er genau nach, wo and
inwiefern sie sich znm Chiliasmas bekannten and denselben förderten.
Unter den Chiliasten bei den Häretikern zeichnet er den Zeitgenossen
des Apostel Johannes und Stifter einer nach ihm benannten Secte Cerin-
thus, die Ebioniten, als eine in jadischen Vorstellungen und Ansichten
ganz befangene Secte, und Apollinaris aus. Die Quellen des Chiliasmus
findet er schon bei den Israeliten in Palästina , in Juden- und Heiden-
schriften, in verschiedenen apokryphischen Schriften, Offenbarungen,
Evangelien, Sibyllen u. dergl. in der Sehnsucht und Hoffnung auf gött-
liche Hülfe. Unter den Gegnern zeichnen sich die katholischen Be-
kämpfe r aus, weil der reine Katholicismus den Chiliasmus nie fördern
konnte. Die meisten und gefeiertsten Väter der ersten Zeit übergingen
ihn ganz. Cajus, ein Schüler des Irenäus und Priester zu Rom, be-
kämpfte die Sache zuerst ; ihm folgte Apollonius als heftiger und kräfti-
ger Gegner der Montanisten; Origenes bekämpfte den Chiliasmus aus
Grundsätzen und Dionysius von Alexandria erwarb sich grossen Ruhm in
der Bekämpfung. Basilius und Gregor von Nazianz unterdruckten ihn
im Oriente fast ganz, was Hieronymus im Occident bewirkte, welcher
im Geiste und Sinne der Kirche handelte und den Chiliasmus als absolut
gegen die Kirche gehend darlegte. Augustinus war ihm wohl anfangs
zugethan , wendete sich aber von ihm ganz ab , weil ihm das sinnliche
Bild nicht zusagte, welches die Chiliasten von der messianischen Zukunft
entwarfen. Zu den ausserkirchlichen Gegnern gehören die Gnostiker,
deren Widerspruch jedoch der Sache keinen grossen Abbruch that, weil
sie selbst mit ihrem ganzen Lehrgebäude in der Kirche als Irrlehrer ver-
rufen waren. Hinsichtlich der Wirkungen bezeichnet der Verf. kurz die s
Vortheile, ausfuhrlicher aber die Nachtheile für religiösen Sinn, einzelne
Individuen und ganze Familien. Als Endresultat der Darlegungen giebt
er an , dass die Vorstellung des 1000jährigen Reiches nirgends und nie so
rein war, dass Christus jene als die seinige anerkennen wurde, weil er
gekommen ist, nicht das Fleisch zu emancipiren, sondern der Herrschaft
des Geistes es wieder zu unterwerfen; dass der Chiliasmus wohl eine
weite, aber nie allgemein verbreitete Ansicht und Erwartung in der
Kirche war, daher nie von ihr adoptirt wurde, und dass es endlich nicht
als Abfall der Kirche von ihrer Hoffnung zu betrauern sei , dass sie den
Chiliasmus nicht recipirte in der Weise, wie er sich offenbarte, obwohl
-man jungst der Kirche einen Vorwurf daraus machte. Der Verf. schliesst
mit dem Wunsche, Gott möge mehr und immer noch mehr herrschend
auf Erden die Religion seines Sohnes Jesu Christi durch Glaube u. Liebe
machen und Alle , welche dem Lamme folgten , zur Herrschaft und Selig-
keit des Himmels einführen. Haec est spes nostra , baec sapientia Chri-
stianorum.
EichstÄdt. Das bischöfliche Lyceum, im vorvorigen Jahre weder
Jahresbericht noch Programm liefernd, hat sich im verflossenen Jahre
vom Gymnasium und latein. Schule insofern isoiirt, als es einen eigenen
Beförderungen und Ehrenbezeigungen, 99
Jahresbericht und besonderes Programm veröffentlicht. Unter den Leh-
rern ging keine Veränderung vor. Das Programm: „Offenbarung der
gottlichen Trinität durch die Idee y die Kreatur und das Wort* Verhältnies
der heidnischen GStterdreiheiten zum christlichen Trinitätsbegriffe", fertigte
Dr. Kellner. Es fasst 36 Qnartseiten nnd beginnt mit dem Betrachtung»-
ergebnisse der vorchristlichen Religionen, dass das Christenthan» von
seiner Erkenntnissseite ein Organismas der Wahrheit sei, in welchem
alle einzelnen Momente der Wahrheit in Einheit zusammengehen. Da
nach dem Herausheben von Parallelen aus der vorchristlichen Zeit durch
den Rationalismus die Neuheit und Ursprünglichkeit dem Cbristenthume
streitig zu machen gestrebt wurde und dieses seine Trinitätslehre aus
der indischen und verwandten Religionen und aus der griechischen Philo-
sophie geschöpft haben soll , so zeigt der Verf. im Vorworte , in wie fem
die Idee des dreieinigen Gottes bei den Heiden sich wohlthätig erwiesen
hat, sie derselben aber sich nicht bewusst wurden und dasjenige, was im
Heidenthume als Resultat der Idee des dreipersönlichen Gottes, seiner
Abbildlichkeit in der geschöpflichen Welt und jener alten Ueberlieferungs-
reste sich ergeben hat, als ein unbewusstes Suchen und dunkles Ahnen
der gottlichen Trinität sich bezeichnen lässt. Einen Begriff oder eine
Erkenntniss der Trinität des Christenthums konnte das Heidentbum mit
aller Philosophie nicht erreichen, was der Verf. durch historisch-kritische
und speculative Entwickelungen darzuthun sucht. 45 Hauptgedanken
leiten jene, welche die christliche Dreieinigkeit in folgendem Ausspruche
geben: „Es ist Ein Gott und das gine gottliche Wesen subsistirt in den
drei real verschiedenen Personen, deren jede das Eine göttliche Wesen,
ewig und vor aller Schöpfung ist. Wie das Heidentbum diesem Begriff«»
sich genähert, zeigt der Verf. von g. 2 — 7 an dem dualistischen Pantheis-
mus und dem Princip der Emanation der Inder und ihrer göttlichen We-
sen. Seine Deductionen fuhren ihn dahin, bei den Indern über ein Ter-
nar des Gottlichen Manches und darin eine Analogie mit der christlichen
Lehre, aber kein Hinauskommen über die Aehnlichkeit zu finden und den
philosophirenden Geist wohl von der Idee der gottlichen Dreieinigkeit
getrieben, aber auf dem Wege zu ihrer Erkenntniss sich nicht nur nicht
fortbewegt , sondern stets weiter davon entfernt zu sehen, indem er, statt
zur Einheit und Persönlichkeit Gottes vorzudringen , in das Gegentheil,
in die personlose Vielheit zurückfällt. Wenn nun die Religion der Hin-
dus die Quelle für die christliche Dreieinigkeitslehre nicht sein kann , so
ist es noch weniger mit den übrigen orientalischen Religionen oder Sy-
stemen der Fall , was der Verf. in §. 8 — 10 an der chinesischen Darstel-
lungsweise beweist. Letztere kommt über die Zweiheit der Gegensätze
nicht hinaus , erfasst die Einheit der Dreiheit überall nur als äusserliche,
mechanische und lässt diese daraus werden, dass zwei entgegengesetzte
Glieder in einem 3., wie in ihrer gemeinsamen Spitze zusammenlaufen,
worin sie vor dem Auseinandergehen unterschiedlos beisammen waren und
in welche sie wieder zusammenstreben. Die ungeraden nnd geraden Zah-
len bezeichnen und versinnlichen das Ganze. &&<& &\* ^\A^x*\ä^\^kv-
ben in der mechanischen Anschauung ^om gptVXYfftk«* \rf&>«* \Ä**£ä* , »&»
100 . Schul- und Uni versitätsnacb richten,
dem Unterschiede, dass der Dualismus der Chinesen eine neue Weise for-
dert, Gott zurückdrängt und das Göttliche und Menschliche der Auflö-
sung in das Nichts zustreben lässt. §. 11. Auch der Buddhaismus in
China konnte sich also der Trinitätslebre nicht entschlagen. In §. 12
geht der Verf. zur Götterlehre des alten Zendvolkes, der Perser, über,
Lei welchen der Dualismus sehr streng ausgebildet erscheint. Legt man
den göttlichen Ternar in die Zeruane akerene, Ormuzd und Ahriman, so
erscheint das göttliche Urweseu als blosse Voraussetzung, analog dem
chinesischen Taiki, als die indifferente Mitte der beiden aus ihm hervor-
gehenden Gegensätze des Princips des Lichtes oder Guten und das der
Finstemiss oder Bösen« Ormuzd entspricht dem indischen ßrahman,
Ahriman dem Shiwa und Mithras dem Vishnus , wovon Mithras eine Art
Mittler zwischen dem 1. und 3. Princip ist. In der Götterdreiheit sind
die Glieder an Wesen und Macht ungleich; zwischen 1. und 2. besteht
der fürchterlichste Kampf; der zu Gunsten des bösen Princips ausschlagen
würde , wenn nicht Mithras auf die Seite des Ormuzd sich stellte , oder
wenn nicht das Schicksal, die Zeruane akerene, als die in den Hinter-
grund getretene oder alle beherrschende Gottheit anders bestimmt hätte.
£. 13 — 19 betrachten die Götterlehren der alten Aegypter, wo man fast
alle orientalischen Religionssysteme vertreten und die fremden Ideen auf
eigene Weise ausgebildet findet. Die drei Göttergeschlechter der Ae-
gyptier erscheinen als drei sich absondernde Götter , nämlich die kosmi-
schen, die Kabiren, die 12 Götter zweiten und die geschichtlichen dritten
Ranges, die Kroniden. Obwohl der Dualismus überall herrscht, so ver-
drängt er den Ternar doch nicht ganz, wie sich selbst in der Thier- und .
Pflanzenwelt zeigt. Die Idee einer Dreiheit im Göttlichen verläset den
Geist des Aegypters nie, selbst da nicht, wo er in Thieren seine Götter
sucht und in Gärten und auf Feldern sie bauet. Die Religionen der Phö-
niker, Phrygier, Syrier und Chaldäer wiederholen dieselben Bestimmun-
gen, bieten also für den Zweck des Verf. nichts Neues dar. Er geht
daher zum Occident über und betrachtet vor dem Hellenismus die nordi-
sche Götter- und Schöpfungssage der Germanen , woraus er folgert, dass,
wie er $• 20 und 21 zeigt, bei diesen der Geist schwer vom Gedanken
eines höchsten, einen Ternar in sich schliessenden , göttlichen Wesens
sich trennt, der Begriff des Absoluten stets mehr verschwindet und dieses
mit dem Endlichen vertauscht; dass ihre Götter endliche, menschenähn-
liche Wesen und vom Schicksale bestimmt sind, dass die guten im Kampfe
mit dem bösen Loki , den Ungeheuern und Riesen , unterliegen , worauf
in einem allgemeinen Weltbrande alle Wesen, die Menschen und mensch*
lieh gewordenen Götter ihren Untergang finden. Das Christenthum
machte diesem Gange der reÜgiös-intellectuellen Entwickelung ein Ende
und pflanzte auf deutseben Boden das wahre Licht« Von $. 22 — 24 wen-
det sich der Verf. zur Götterlehre der Griechen, deren Religion anfangs
Vergötterung der Natur war; Weltkörper, Naturkräfte nnd Elemente,
alles Lebende und sich Bewegende hielten sie für Götter, gingen aber
bald zu dem Menschen , als höchstem irdischen Weisen über und vermengen*
das Göttliche, wodurch die Götter menschlich und die Reprisen-»
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 101
tanten aller menschlichen Vorzöge und Gebrechen , Verhältnisse , Fertig,
keken und Beschäftigungen , ja der Mensch Ziel und Maass aller Dinge,
selbst des Göttlichen wurde. In §. 23 und 24 entwickelt der Verf. kun
den mythologischen Process, den Zeus als nicht absolutes, sondern dem
Schicksale unterworfenes Wesen versinnlicht, woraus die Idee eines drei-
persönlichen Gottes ersichtlich ist. Von §. 25 — 31 erörtert er die Präge,
ob der Philosophie gelungen sei oder gelingen konnte, was der Mytholo-
gie nicht gelungen ist. Er bezeichnet die Principien der alten Philoso-
phen, Thaies, Anaximauder u. dergl., besonders des Pythagoras und sei-
ner Schule. Die Eleaten schieden das denkende Subjecl von der Natur.
Anaxagoras bezeichnete Gott als selbstbewußten Geist, Plato als eine
vernünftige Seele, welche die Welt nach ewigen Ideen gebildet. Neben
den zwei göttlichen Personen erscheint noch eine dritte und hiermit eine
göttliche Trias. Der Vater ist die Idee des Guten als höchster und er-
ster Gott, welchem als zweiter das Princip aller Dinge und als dritter
die Weltseele folgt. Diese platonische Trias hat mit der christliches]
Trinität mehr Aehnlichkeit als jede andere heidnische Götterdreiheit, und
den polytheistischen Götterglauben vernichtet, daher die Erinnerung an
die Uroffenbarung grundsätzlich getilgt. Weiter machte die Philosophie
der Griechen keine Fortschritte; denn die Neuplatoniker, welche der
Verf. von §. 32 — 34 charakterisirt, suchten bei Plato und Aristoteles ihr
Heil. Er beschränkt sich auf Plotin, welcher in Gott drei Substanzen,
das Eins, die Wesenheit und den Geist, erkannte, und auf Proklus, wel-
cher in die alte orientalische Emanationslehre zurückfiel und nebst jenen
drei Göttern noch die Lebenskraft, Weltseele, ersten Elemente u. dergl.
lehrte. Die heidnische Speculation im Abendlande endete da, wo die
orientalische begann, und beide bewiesen ihre eigene Unzulänglichkeit,
die Wahrheit des göttlichen Seins und Lebens zu finden. — Die ge-
schichtlichen Angaben beweisen , dass die Idee des einen dreipersönlichen
Gottes auch den heidnischen Religionen gemein ist , der menschliche Geist
die wahre Idee nicht erfasste und auch nicht erfassen konnte, was von
§. 35 u. d. f. dargethan wird, indem der Verf. behauptet: „das göttliche
Wesen und die wesentliche Einheit, das Leben und die Dreipersönlich -
heit Gottes werde dem Menschen nur durch eine dreifache Gesammtoffen-
barung klar und erfasslich, nämlich durch die Offenbarung Gottes im
Geiste des Menschen, in der sichtbaren Natur und durch belehrende»
Wort, was der Verf. mit der Idee von Gott, mit dem Gebilde und Bilde
und mit dem Worte Gottes bezeichnet. Die drei Wesen ergänzen sich
gegenseitig und bedingen einander. Die ursprüngliche Idee Gottes ist
ihm ein im menschlichen Geiste zum Erkennen Gottes treibendes, über-
natürlich-natürliches (?) Princip, der Grand und erste Anfang alles mensch-
lichen Erkennens, Wollens und Fohlens und der Anknüpfungspunkt für
alle weitere Mittheilung Gottes an den Menschen and zwar in Bezug auf
das Erkenntnissvermögen der Keim der Erkenntniss des Wahren, auf den
Willen der Anfang des Streben« nach dem Guten und auf das Herz die
innere Gottesstimme, das innere moralische Gesetz, welches sieb als das
Gewissen ausspricht; sie ist ihm auch der Grand der Dft^evtatfMkA^
102 Schul- und Universitätsnachrichten,
weil sie der Grond des wahren Gotterkennens und alle Erkenntnis* nur
in soweit wahr ist, in wie weit Erkennen und Erkanntes übereinstimmt,
also auch das menschliche Gotterkennen nnr insofern wahr ist, in wiefern
die objeetive Wahrheit Gottes erkannt wird. Die Wahrheit Gottes ist
aber diese, dass er ein dreipersönlicher ist; folglich ist die Gottesidee
der Grand und Anfang des menschlichen Wissens auch um Gott den drei-
persönlichen. Dieses Argument erläutert er durch §. 38, worauf er §. 39
behauptet and entwickelt, dass die Schöpfung eine Selbstoffenbarung
Gottes im Bilde ist , welche für den Menschen durch die äussere Natur
zur Gotteserkenntniss nothwendig ist, wofür manche Stellen und Urtheile
angeführt werden. In §. 40 zeigt er, dass wie bei der Welterlösung
auch bei der Weltschöpfung die drei göttlichen Personen thätig waren,
und dass in dem trinären Organismus das Sein, Leben und der Geist;
die Natur , der Geist und die Menschheit sich zeigt. Die Natur läuft in
drei Reiche und jeder Körper nach dem Räume in Länge, Breite und
Tiefe, nach der Zeit aber in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
aus. Ueberall findet der Verf. eine Dreiheit, selbst in Musik u. Sprache.
Allein alle Entwickehingen entbehren der logischen Peststellung der Merk-
male der Begriffe und der Begründung durch allgemein sicher gestellte
Wahrheiten. In $. 41 will er an jedem Dinge eine Spur der Dreieinig-
keit Gottes erkennen, was er durch Ausspruche Ton Kirchenvätern zu be-
weisen sucht, womit die wenigsten Philosophen, selbst die strengen Mo-
ralphilosophen nicht , ganz einverstanden sein mögen. Nach $. 42 steht
der Geist unter allen Geschöpfen am Höchsten, mithin trägt er vor allen
Dingen ein Abbild der göttlichen Dreieinigkeit an sich, das Sein, Wissen
und Wollen; das Bewusstsein, die Erkenntniss und die Liebe u. s. w.
Auch im Selbstbewusstsein trägt der Mensch einen Reflex der göttlichen
Trinität. Da das 8ubject und Object des menschlichen Denkens niemals
mehr als Eine Person ist, so liegt hierin der Hauptgrund, warum der
menschliche Geist durch blosse Reflexion auf sich selbst und auf die Welt
ohne positive Offenbarung zur Erkenntniss der göttlichen Dreipersönlich-
keit in der Einheit des Wesens niemals gelangen kann. Die positive
Offenbarung in Form von Belehrung und Erziehung ist unentbehrlich und
tritt zwischen Gott und Mensch, was anch für das Selbst- und Gottes-
bewusstsein , vor Allem für die Erkenntniss der göttlichen Dreieinigkeit
der Fall ist. Durch Wort und Sprache stehen alle Geister in lebendiger
Verbindung, mithin redete Gott stets durch Zeichen und Symbole der
Natur, durch lebendige Worte und Geist. Neben der Idee Gottes im
menschlichen Geiste und der Abbildlichkeit in der Natur, also in der gan-
zen Schöpfung liegt also die 3. Offenbarungsweise im Worte, in der wis-
senschaftlichen Erkenntniss, wofür der Verf. den Beweis des heil. Augu-
stin angiebt. Nachdem in dem Gesagten die Notwendigkeit einer tri-
nären Offenbarung zur Erreichung der Erkenntniss der göttlichen Trinität
nachgewiesen und dargethan ist, dass die Heidenvölker des 3. Offenba-
rongsfactors verlustig und nur auf die innere Idee und äussere Natur
beschränkt waren, bemerkt der Verf. in §.44, dass jenen die Wieder-
erhebung zu einer Erkenntniss des persönlichen göttlichen Lebens, wie
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 103
etwa vor dem Heidenthame and durch das Christenthum bestehend, un-
möglich war, das» dem Menseben eine dreifache Offenbarungsweise, in
der Idee, in den Kreaturen und im belehrenden Worte, zur Erkenntnis«
der gottlichen Trinität noth wendig ist, und dass in seiner ganzen Dar«
Stellung der Hauptgedanke des h. Thomasius „ohne positive Offenbarung
sei die Erkenntniss der Trinität unmöglich'*, in anderer Form und durch
andere Beweise begründet. In $. 45 wird noch bemerkt, dass durch die
positive Offenbarung des alten Testaments die gottliche Trinität zwar an-
gedeutet, aber ausdrücklich nicht gelehrt worden, daher gehorte dem
Christenthnme in Absicht aof Bestimmtheit, Klarheit und Gewissheit die
Lehre der Dreipersönlichkeit in einer gottlichen Wesenheit eigenthumlich
an. Das Judenthum sei positive Einleitung und Vorbereitung auf das
Christenthum, das Heidenthum aber negative, weil der die fortgesetzt«
positive Offenbarung entbehrende Geist aus sich und Natur die Wahr-
heit Gottes und die Einheit mit ihm für Erkennen, Wollen und Leben
nicht erreichen könne. Freudig habe den Erlöser ein grosser Theil der
Menschheit angenommen ; bei dem andern habe der heidnische Geist des
Hochmothes sich fortgesetzt. Die Philosophie habe sowohl die Frage
nach einem dreipersönlichen Gotte stets angestrengt betrachtet, aber es
bei grossem Meinungswechsel zu keinen besseren Bestimmungen gebracht,
aU zu den in den orientalischen Speculationen schon dagewesenen (ein
schlechter Trost Cur die hoebgepriesene Philosophie unserer Zeit und für
ihre Beförderer), nämlich dass das Göttliche, welches die Gesammtwelt
sei, in dreifacher Form, in Zeit und Raum sich entwickelt habe, indem
das von Hegel über das Reich des Vaters , des Sohnes und Geistes Ge-
sagte nichts anderes sei. Es scheine der trinären Offenbarung ein tri-
näres Vermögen im Menschen zu ihrer Aufnahme zu entsprechen, nämlich
in der Idee die Vernunft, in der abbildlichen Kreatur der Verstand und in
dem Worte der freie Wille (wo bleibt aber das von so Vielen als Oberstes
betrachtete Gedächtniss?). Je weniger der freie Wille dem Offenbarungs-
worte entspricht , desto weniger wird der Geist vom Offenbarungsinhalte
im Glauben erfassen und desto weniger die objeetive Wahrheit erkennen.
Dieses der wesentliche Inhalt des Programmes. — Ueber Gymnasium u.
latein. Schule berichten wir Folgendes. Die durch Vorrücken der Leh-
rer Enzensberger , Zauner und Mühlberger erledigte 1. Classe der latein.
Schule erhielt Assistent Rott. Das Programm „Ueber ästhetische Bildung
— mit besonderer Richtung auf deren Pflege in Gelehrt enschulen u —
fertigte Richter und fasst 10 SS. Der Verf., ein Priester, die bekannten
Worte Cic. orat. pro Arcb. poeta cap. VII. Haec studia • • . rasticantur
voransetzend, wurde durch zweierlei Erscheinungen unserer Tage zur
Behandlung des Stoffes veranlasst : die erste ist die grosse Erschütterung
des staatlichen Lebens im vorigen Jahre und die zweite das in allen
deutschen Staaten sich kundgebende Streben nach Reformen der Gelehr-
tenschulen und höheren Bildungsanstalten in sehr verschiedenen Ansichten.
Die erstere erklärt er vorzugsweise als eine Folge der unästhetischen
Vorstellungen und des irrigen Geschmackes für das Gewaltsame von Sei-
ten der Führer and der grossen Anzahl des Volkes. Hierin liegt ihm
104 Sehn!- und Universitätsnachrlcbten,
eine drohende Gefahr für die Bildung und gedeihliche Gestaltung unserer
Zustände, um so mehr, da die Aufklärung unserer Verstandeszeit auf
die Gesinnung so wenig veredelnden Einfluss habe, dass sie Vielmehr die
Verderbniss durch Maximen befestige und von einer solchen Verkehrtheit
bis zur wahren Cultur eine grossere u. tiefere Kluft sei, als die alte, wel-
che die stumpfe Rohheit von ästhetischer (Bildung trennte. Die zweite
entstehe in Folge der Ausschweifungen der Intelligenz und der anmaas-
senden Selbstsucht unseres Zeitalters und zeige ihre verderbliche Rich-
tung in der Forderung einer fast ausschliesslichen Verstandesbildung und
eines möglichst grossen Maasses von realen und nützlichen Kenntnissen
und hierdurch ihr Verkennen des eigentlichen und wahren Zweckes der
an den Gelehrtenschulen zu pflegenden Studien. Er will daher darthnn,
dass jene, durch die Allgemeinheit ihres Zweckes von jeder anderen An-
stalt sich unterscheidend, im vorzuglichen Sinne „Schulen der Humanität"
also die „ästhetische Bildung" die schone, des Schweisscs und der An-
strengung der Edleren werthe Frucht derselben sein müsse, wie denn die
Alten schon die Schutwissenschaften mit dem Namen „Studien der Huma-
nität" bezeichnet haben. Ohne dass der Verf. den Begriff, die Bedeu-
tung und die wesentlichen Merkmale seines Gegenstandes klar und be-
stimmt bezeichnet, also seinen Ansichten eine leitende Idee zum Grunde
legt, geht er sogleich von der Ansicht aus, dass alle Seelenkräfte des
Menschen in wesentlicher und inniger Wecbselverbindung mit einander
sind und die Entwickelung und Ausbildung derselben keine gegenseitige
Ausschliessung gestattete, wohl aber die eine durch die andere geweckt,
gehoben und veredelt werden könne und müsse. Daher will er keine
ausschliessliche Bildung des Verstandes, welche nie das Herz ergreife
und das Leben begeistere, keine ausschliessliche des blos moralischen
Sinnes, welche nur die Tugend vergöttere und keinen andern Gott als
das Gewissen und die Selbstständigkeit des Tugendhaften anbete; keine
ausschliessliche des Gefühl Vermögens und der Einbildnngskraft, weil sie
nur Schwärmerei erzeuge und Ideale träume , sondern er betrachtet den
freien Zusammenklang der Neigungen und Triebe mit den gesetzlichen
Forderungen der Vernunft und des Gewissens , die Erscheinung der gott-
lichen Wurde in Gestalt des Edlen und Erhabenen als der Menschheit
Vollendung hienieden und als Ziel ihres Strebens eben die Hervorbrin-
gung der Humanität, in welcher der Zwiespalt der streitenden Elemente
der höheren und niederen Sinne geschlichtet erscheine. Bei den Niitz-
lichkeitsbestrebungen unserer ziemlich materiellen Zeit sprach man sich
bekanntlich schon öfters gegen die Studien in alten Sprachen aus , for-
derte die Ersetzung durch neuere, durch Lecture der Kirchenväter und
der Naturwissenschaften. Obwohl det Verf. die letzteren von den Gym-
nasien nicht ausgeschlossen haben will, so erkennt er ihnen doch keinen
so grossen Einfluss aut die Geistesbildung zu , scheint daher den morali-
schen Werth und das Gewicht für seine Ansicht zu sehr zu übersehen,
weswegen Ref. mit ihm nicht einverstanden ist. Die Sache ist in den
verschiedenen pädagogisch -wissenschaftlichen Zeitschriften hinreichend
besprachen , ihre Würdigung und Beurtheilung ist daher dem Verfasser
Beförderungen und Ehrenbezeigung**. K)5
besonders in empfehlen. Die Mehrzahl der Gegner der «ltclassischen
Studien bilden nach seiner Ansicht diejenigen , welche die neuere Littera-
tur an die Stelle jener gesetzt wissen wollen. In wie fern dieser Ansicht
sowohl ganzliche Verkennung der zn erstrebenden höheren Bildung als
des eigenen Interesses zum Grunde liegt, sucht er darzulegen; allein es
gelingt ihm nicht vollkommen. Allerdings ist die Geschichte die einfluss-
reichste Lehrerin; aber die des Alterthums hat es nur mit Staaten zu tban,
deren Bestehen auf materiellem Gedeihen und nicht auf speculativer Be-
rechnung und Aufklärung, auf wahrer Coltur und Geistesentwickelung
beruhete« Die griechische und romische Geschichte ist wohl reich an
einflussreichen Tbatsachen ; aber ihrem Gedeihen fehlte die sichere Grund-
läge, darum mussten die Staaten dem Mangel und den Gebrechen unter-
liegen und konnten die Volker den Uebergangsprocess zu neuer Cultnr
nicht bewältigen. Ihre Geschichte ist daher keineswegs so bildend und
gewichtvoll, als man sie darstellen will, was aus vielen Thatsachen er-
wiesen werden kann , aber hier übergangen werden muss. Von dieser,
der historischen Seite, hat der Verf. seine Aufgabe nicht gelost. Dass
die Lernenden an der Formbildung, Ableitung und Zusammensetzung der
Wörter , an grammatischer Fugung nud am Inhalte der in der Sprache
verkörperten Gedanken den Gebrauch der geistigen Kräfte eines Volkes
für Anschauungen, Gefühle, Gedanken und Entschlüsse kennen lernen,
and dieses die romanischen Sprachen nicht zu bewirken vermögen , kann
Niemand bezweifeln. Eine genaue Bekanntschaft mit den Eigentüm-
lichkeiten der altclassischen Sprachen gewährt allerdings vielseitige An-
regung des Denkens , Urtheilens und Schliessens und ein wirksames Mit-
tel zur Schärfung der höheren Sinne. Allein hierzu gehört ein ganz
anderes Betreiben derselben , als im Durchschnitte an allen Anstalten
bethätigt wird. . Mit der bekannten und allgemein beliebten Localge-
dächtnissrichtung kann jener Zweck nicht erreicht werden. Gegen diese
verfehlte Richtung gehen die meisten Kämpfe ; sie musste daher der Verf.
vorzüglich im Auge haben, um zu zeigen, dass er den Gegnern die rechte
Seite ihrer Ankämpfungen abgewonnen habe. Obgleich die Kirchenväter
selbst lehrten und geistreiche Entwickelungen versuchten , auch dieselben
veröffentlichten , so Hessen sie doch die alten Sprachen lehren , worin ein
einfacher Beweis liegt, dass ihre, wenn auch musterhaft gelungenen Dar-
stellungen , doch nicht für hinreichend gehalten wurden , das Studinm der
alten Sprachen zu ersetzen. Man irre sich sehr, bemerkt der Verf.,
wenn man glaube , die Jugend werde durch stetes Lesen religiöser Schrif-
ten oder durch deren Erklärung erbaut* Mit Recht bemerkt er, dass
selbst von Freunden und Kennern der alten Litteratur über Mängel und
Gebrechen der Gymnasialbildung geklagt werde und sich allerwärts mit
Ausnahme von Baiern (doch jungst hat sich in Mönchen ein Verein für das
Unterrichtswesen u. s. w. gebildet) Vereine gebildet haben , um alle in-
neren und äusseren Verhältnisse zu besprechen , die gerügten Mängel zn
beseitigen und die Schulen nach den Bedurfnissen der Zeit zu verbessern,
Ueber Einseitigkeit und Mangel an wahrer Bildung und besonders über
den Umstand, dass unsere Jugend so frühe vom Strome der T^vrV^taa^v^
108 Schal- and Universitätsnachrichten,
hingerissen wird , klagt man mit Recht and findet der Verf. einen grossen
Theil der Schuld „in einer Torherrschend gepflogenen Ausbildung des
blossen Verstandes Vermögens und in der gedächtnissmässigen Richtung
der Sprachstudien", so wie mehr oder weniger auch der übrigen Studien.
Wer diese Behauptung bedenklich finde, der möge nur die an den meisten
Schulen üblich gewordene Methode des Unterrichtes, an offen daliegende
Missstände und unter andern nur an folgende denken: 1) 6- bis 7jährige
Beschäftigung mit Grammatik in Binexercirnng ihrer Regeln nebst dem
grossen Gewichte auf die mit fast jeder Regel verbundenen Ausnahmen ;
2) blosses Auswendiglernen der Realgegenstande, selbst der Religions-
lehre, nnd Bestimmung der Fleissnoten nach dem mehr oder weniger ge-
lungenen Hersagen des Gelernten; 3) Pedantismus und Silbenstecherei,
wodurch gerade dem talentvolleren Junglinge die Lust zum Studium ge-
schwächt werde ; 4) Talentiosigkeit einer grossen Anzahl von Studiren-
den , denen ein unverdientes Verbleiben in den Musensälen durch keines-
wegs löbliche Rucksichtsnahroe von Seiten ihrer Lehrer gestattet ist und
ein tieferes, geistvolleres Eindringen in den wissenschaftlichen Stoff ganz
anmöglich ist. Diese Punkte bezeichnen die Missstände nicht grundlich
and haltbar, weil z. B. nicht die 6- bis 7jährige Beschaftignng mit der
Grammatik, sondern die geringe Frucht der letzteren die Hauptursache
der Klage enthält. Die Ueberzeugung von dieser verschaffen Beobach-
tungen bei der Aufnahme in das Gymnasium an den deutsch - lateinischen
Aufgaben, bei der geringen geistigen Bewegung des Uebertragens der
deutschen Gedanken in die lateinische oder griechische Sprache während
der Gymnasialstudien und bei der Absolutorial-Prüfung. An der Methode
für den grammatischen Unterricht fehlt es; die Knaben und Junglinge
sprechen ihre Regeln und Ausnahmen gedächtnissmässig gut her , verste-
hen aber den Geist des Gesagten nicht, daher die Gesetze nicht richtig
anzuwenden. Hiermit wird ein schrecklicher Unfug , theilweis durch die
Gemächlichkeit der Lehrer , getrieben , weil es wohl ein sehr erleichterter
Unterricht ist, etwa Regeln zu dictiren, dieselben wörtlich und in der-
selben Manier auswendig lernen, als dieselben aus dem Gemüthe der
Lernenden erwachsen , sie sodann in den Verstand und das Gedächtniss
abergehen zu lassen. Die Unterrichtsmethode in den classischen Spra-
chen geht unmittelbar auf das Gedächtniss über , lässt jenen von diesem
local aufnehmen, besser gesagt, diesem einzwingen, beschäftigt in selte-
nen Fällen den Verstand und lässt das Gemuth meistens unberührt. Hierin
liegt das Hauptverderben der sogenannten Verstandesbildung, welcher
eine Verstärkung und Veredlung des Gemutheß ganz fehlt. Das Auf-
zählen von Beispielen einer solchen mechanischen Dressur durch localge-
dächtnissmässiges Betreiben des sprachlichen und geschichtlichen Unter-
richts bei Jünglingen von 15 bis 18 und mehr Jahren wurde Schauder er-
regen wegen der geistigen Verkrüppelung und Unfähigkeit jener für alles
richtige Denken , gesetzliche Urtheilen und consequente Schliessen , für
alles Selbsterfassen der Lehrzweige und für alles Fortschreiten aus eige-
ner Kraft. Sie sind gewöhnt oder abgerichtet, das Stichwort und die
Fugung der Begriffe local ihrem Gedächtniss« einzuprägen und bei Mangel
Beförderungen and Bhrenbeteigmgto. 107
des Hersagens nur nach dem Anfange oder jenem Stichworte tu fragen,
worauf sie einer in Federn laufenden Maschine gleich das Erlernte her-
sagen. Lassen Lehrer für Realgegenstande diese auswendig lernen , so
Terfehlen sie den Unterrichtssweck gam , taugen sie nicht zu Lehrern und
sind zu entfernen. Der Lehrer mos» wahrend des Unterrichtes die Ge-
setze dieses aus dem Gemuthe erwachsen und die Lernenden ihre geistige
Kraft fühlen lassen , damit sie mit Selbstbewusstsein in den Lehrzweigen
vorwärts schreiten und aus jenem , diese in ihren Verstand ▼erarbeitend,
mittelst beider vom Gedachtnisse aufbewahren lassen. Pedantismus und
Silbenstecherei gehört zu den Gewissenlosigkeiten und treffen nur die
Lehrer, welche bei dem Verf. sich bedanken mögen. Beide Fehler lie-
gen in der verkehrten Methode und können von jedem tüchtigen Vor-
stande entfernt gehalten werden. Die Talentlosigkeit vieler Studirenden
ist wohl Thatsache , aber einfach zu beseitigen , wenn nach den aller-
höchsten Verfugungen bei der Aufnahme in das Gymnasium und bei dem
Vorrucken in die nächst höhere Classe ernst verfahren wird. Freilich
begeht man hierbei viele Fehler, will wegen mancherlei Nutzursachen
starke Classen, lässt sich durch jenes gedächtnissmässige Abgerichtetsein
betrugen oder hält solche fertige Schwätzer oder mechanische Köpfe gar
für talentvoll und begebt an diesen und dem Staate grosse Sunden, weil
solche mechanisch-geschulte Menschen in keinem Amte das leisten , was
dieses verlangt. An solchen Leuten sind alle staatlichen Verhältnisse
leider nur zu reich. Nicht das blosse Wissen kann auf der Studienbabn
gesucht werden, sondern die Bildung und Veredlang des Gemüthes, das
Umschlungenwerden der Wissenschaft von den Grazien der Anmuth und
Schönheit; ästhetische Bildung ist Bluthe und Frucht der an gelehrten
Schulen genossenen Studien ; wer letztere nicht gewinnt , kann nach des
Verf. Worten ein sehr branchbarer, achtungswerther Mensch sein , die zn
seinem Amte benöthigte Befähigung, Ordnung, Gedächtniss, tabellari-
schen Verstand , positives Wissen haben , allein in seiner Erziehung un-
vollendet sein; es fehle ihm etwas Bedeutendes für die Art seines äusse-
ren Lebens und Wirkens, für sein inneres Leben und Geniessen. Was
von anerkannten Gelehrten über den Einfluss der ästhetischen Bildung,
welche die intellectuelle und moralische nicht ausschliesst, und von ein-
zelnen Alten gesagt ist, theilt der Verf. auszugsweise mit, ohne den ei-
gentlichen Kern desselben , die Art der Gewinnung , der Wirkung und
des moralischen Werthes der 8ache kurz, bestimmt und klar herauszu-
heben. Von der Aesthetik als Wissenschaft kann für den Gymnasial-
unterricht keine Rede sein. Der Verf. will beweisen, dass die ästheti-
sche Bildung weder der intellectuellen noch der moralischen entgegenge-
setzt oder nachtheilig sei, vielmehr beiden die verklärende Weihe gebe,
sie entwickele und vollende, daher in der Erziehung der gebildeten
Stände, daher ihre Pflege in Gelehrtenschulen aus vielen Gründen sehr
wichtig sei, weil die auf den Grund der Wissenschaft und Religiosität
gebaute Geschmacksbildung das jugendliche Alter von dem wirren Trei-
ben des politischen Lebens entfernt halte. Wer seien die jungen Tags-
holden, welche sich erkühnen, iu alle staatlichen Verhältnisse eoAacta&KB&>
108 -Soiwü- und Umversitätsnaxhrichten, -
hineinznsprechen , den Staat regieren, Bedingungen und Gesetze vor-»
schreiben zu wollen? Die hohlen Köpfe sinds, die, mit halben Studien
oder mit einer Alltagsbildung sich begnügend, in ihrem Urtheilen und
ganzen Handeln keine Klarheit des Denkens, keine Besonnenheit und
Charakterfestigkeit besitzen; bedauernswerthe junge Leute, welche, den
tiefen Inhalt der Wissenschaft und Religion nicht erfassend, auch die im
Wesen beider liegende Schönheit nicht kennen , desshalb einem groben
Materialismus sich in die Arme werfen und durch ein paar auswendig ge-
lernte Paragraphen einer Fachwissenschaft sich schon für befähigt und
tüchtig halten, ein Staats- oder Kirchenamt zu begleiten. Ganz anders,
fahrt der Verf. fort , sei es mit dem , der auf der Bahn der Studien sei-
nem Geiste eine kräftige Nahrung zugeführt habe. Die ästhetische Bil-
dung verwahre vor solchen Verirrungen und gewähre noch den Vortheil,
einen reinen und erweiterten Lebensgenuss zu bieten , damit der Geist
apäter oder niemals altere. Wissenschaft und Kunst seien unversiegbare
Quellen von Lebensfreuden ; ihr Genuas erhebe über die oft so traurige,
•o drückende Wirklichkeit. Wo der Sinn für das Wahre, Gute und
Schöne harmonisch gebildet sei, da werde der Geist leicht in das Reich
des Idealen versetzt, wo er sich frei bewege und von Ahnungen eines
höheren Lebens und eines vollkommenen Sinnes ergriffen werde. Die
Wege der wahren Weisheit seien schöne und alle ihre Steige friedsame*
— Oft schone Worte ohne innere Consequenz.
Erlangen. Ueber das Gymnasium und das an demselben erschie-
nene Programm des Dir. Prof. Dr. Doderlein ist in diesen Jahrbüchern
Bd. LVIII. S. 90fgg. bereits berichtet. — Edenkoben. An der mit einem
Realcurs verbundenen latein. Schule bieten die 14 Lehrzweige wohl ein
su grosses Vielerlei dar, als das« eine gründliche Vorbereitungsbildung
erstrebt werden kann. Der 2. Lehrer Bogen wurde Subrector in Cnsel,
an seine Stelle trat Oeffner aus Pirmasens. Der 3. Lehrer Keim erhielt
eine Lehrstelle in Bergzabern und der protest. Pfarrer Grobe die 1. Cl. —
Frankenthal. An der latein. Schule erfolgte im Lehrpersouale keine
Veränderung. — Freising. Am Lyceum nahm der von Amberg be-
rufene Dr. Heuchle die Lehrstelle des Kirchenr. und der Kirchengesch.
nicht an ; Jocham und Weichart übernahmen diese Lehrzweige. Die
Lehrsparten des als Abgeordneter zum Landtage gewählten Rect. Freu-
densprung versahen Niederer, Meister und Gotthard. Am Gymnasium
und der latein. Schule sind alle ordentlichen Lehrer Geistliche. Prof.
Altmann wurde Pfarrer in Schwabhausen ; seine Stelle erhielt Goldner
in Obergünzburg, Für Mathem. und Geogr. wurde Lehramtscand. Güss-
regen angestellt. Das Programm „Ueber die Ortsnamen in Oberbaiern"
31 SS., fertigte Gotthard, welchen die Resultate der neueren und neue-
sten Forschungen von Jac. Grimm: Deutsche Mythologie, II. Aufl. 1844,
lind Geschichte der deutschen Sprache, 1. u. 2. B. 1848, veranlassten, die-
sen naheliegenden vaterländischen, die altgermanischen Zustände betref-
fenden Gegenstand zu besprechen , die Früchte jenes Sprachforschers zum
Gemeingute zu machen und gerade die Personen- und Ortsnamen näher
zu berühren. Dass die uns so fremd gewordenen Namen, womit Deutsch-
Beiorderuigen und Ekreab«ceigtB4«»v t09
land gleichsam netzartig überbreitet ist , für unsere Urgeschichte nies*
bedeutungslos and Denkmäler der Sinnesart and Gesittung, oft des re-
ligiösen Glaubens und praktischen Waltens unserer Altvordern ans einer
Zeit sind, in der noch keine oder nur wenige Annalen aufgezeichnet
wurden, unterliegt keinem Zweifel, welcher auch dem Zwecke dieser
Arbeit , über Sinn und Bau der Ortsnamen im markomannischen Aitbaiern
einige Aufhellung zu verschaffen, um so weniger zu Theil werden kann,
weil die Ortsnamen für die Geschichte oft maassgebend sind. Ihr Bau
zeigt in der Regel auf Dative mit elliptischem Zu oder Bei und sind ent-
weder Patron Ymika oder Composita; erstere bildet die deutsche Sprache
durch die Endsilbe ung oder ing, weswegen sich die Ortsnamen als Da-
tive, seltener Nomina pluralia gestalten, wie der Verf. an Freisingen u.
München nachweist. Die Composita haben den Eigennamen im Genitiv
und das Localwort im Dativ. Die Mehrzahl der Ortsnamen entsprang
aus Eigennamen , was die Thatsache beweist , dass die Baiern an ihren
uralten Heldennamen mit grosser Innigkeit hingen und die Stamm- und
Heldensagen treu bis in die neuere Zeit erhielten , wofür der Verf. einige
Belege beifugt. Er beginnt mit Namen von mythologischem Elemente
in §. 1, nämlich mit den eine Reihe von 12 Göttern bildenden Äsen,
an deren Spitze Odin , Wodan , Wuotan steht. In $. 2 geht er zu Halb«
göttern, Riesen und Helden über, welche er in 26 Abschnitten abhandelt.
Tn §. 3 führt er aus der deutschen Heldensage noch einige Namen an,
welche mit baierischen Ortsnamen stammverwandt sind oder wenigstens
anklingen und so die innige Verbindung der Heldenlieder mit dem dama-
ligen Volksleben bezeugen. In $. 4 weist er nach , dass auch die Namen
der deutschen Volksstämme Eigen- und mit diesen zugleich Ortsnamen
bilden, und endlich in §. 5 bemerkt er, dass aus Thiernamen eine kaum
übersehbare Menge von Benennungen sich gestaltete. Im Anhange han-
delt der Verf. von den aus Ortslagen geschöpften Namen und zwar zuerst
vom Gewässer, dann von der sonstigen Lage und Bodenbeschaffenheit,
von Baum- und Waldnamen. Im 4. Abschnitt zeigt er Beispiele von dem
Uebergange auf die reinen Culturnamen , im 5. solche von Cultur- und
eigentlichen Urbarialnamen und im 6. von Wohngebäuden und Wohn-
orten, wofür der Name „Lar und Ler", welcher in den Namen Laren,
Lern und in mancherlei Compositis, z. B. Berglern, Niederlern, Scheft-
larn u. dergl. erscheinen, den Beschluss macht.
Germersheim hat latein. Schule mit Realcurs , wurde aber durch
die politischen Verhältnisse hart heimgesucht, welche den Unterricht
störten. — Grün stadt. An der mit Realcurs verbundenen latein.
Schule hat die Schülerzahl seit 1833 um das Vierfache sich vermehrt,
was der Subrector der wohlberechneten Verbindung des humanistischen
und realistischen Principe zuschreibt, worauf die Schule seit jenem Jahre
begründet ist. Der politische Zustand wirkte sehr störend auf Erziehung
und Unterricht ein, worüber einige Bemerkungen gemacht sind. —
Günzburg. Von der latein. Schule wurde Studienlehrer Goldner Gysv
nasialprof. in Frei sing und Schaflitzl trat an seine Stelle, ohne Examen
bestanden ut haben, was in der Regel nicht stattfinden. saV^Xa. —*
110 Muri- and Unirersitätsnaehrichteii, "
Hammelburg. Die latein. Schale erlitt keine Veränderung. — Hass-
fürt. Die latein. Schale besteht aas 2 Classen anter einem geistlichen
Lehrer Gass. Sie bestand bis 1827 , wurde dann einstweilen suspendirt
und auf Antrag des Stadtmagistrats von der Regierang im März 1848
wieder erneuert. Sie wird sich allmählig erweitern.
[Fortsetzung folgt.]
Fulda. Auf eine würdige Weise fuhrt sich die neuerrichtete und
den 20. Juni d. J. eröffnete israelitische Lehr- und Erziehungs-Pensions-
anstalt Sulamith in den Kreis der übrigen höheren Erziehungsanstalten
Deutschlands ein durch folgende wissenschaftliche Abhandlung: Wie der
Begriff des Wortes „werden" in den romanischen und germanischen Spra-
chen ausgedrückt wird. Eine etymologisch-vergleichende Abhandlung von
Leo Silber stein, Oberlehrer. [Würzburg. Druck von Fr. Ernst Thein.
1850. 30 SS. gr. 4.], welcher der Director der Anstalt Dr. Müller eine
kurze Ansprache und der Verf. selbst eine entsprechende Einleitung vor-
ausgesandt hat (S. 2 — 6). Die Abhandlung selbst schliesst sich eng an
die gründlichen sprachhistorischen Abhandlungen an, welche der gelehrte
Verfasser in den Supplementbanden zu diesen Jahrbb. bekannt gemacht
hat ; und es scheint hier um so weniger nothwendig zu sein , auf das Ma-
terielle der Abhandlung selbst einzugehen, da auf den Wunsch ihres Verf.
dieselbe in dem nächsten Hefte unseres Archivs mit einigen Berichtigun-
gen abgedruckt werden wird. Der Anstalt selbst wünschen wir das be-
lle Gedeihen. [Ä. K.]
Hirschberg in Schlesien. Von dem dasigen Gymnasium ist
Ostern 1849 kein Programm ausgegeben worden. Der durch einen Schlag-
anfall am 23. April 1847 gelähmte Director Dr. EAnge wurde Ostern 1848
pensionirt [geb. 13. Juni 1782 zu Meissen, 1810 Lehrer am Magdalenen-
gymnasium zu Breslau, 1819 Director in Ratibor, 1827 in gleicher Ei-
genschaft in Hirschberg, gest. am 5. August 1849] und gleichzeitig trat
auch der Conr. Dr. Lucas wegen zunehmender Gesichtsschwache mit
Pension aus dem Lehrercollegium. Da die Pensionen auf die Schulcasse
übernommen werden mossten, so blieb nur für einen Hülfslehrer eine
nothdürftige Besoldung und als solcher wurde der Schulamtscandidat Dr.
W, Freund (der bekannte Lexicograph) angestellt. Im Jahre 1848 — 49
leistete der Schulamtscandidat Hanke und der sein Probejahr abhaltende
Candidat Weyrauch Aushülfe, beide schieden aber Ostern 1849, indem
Ersterer an dem Gymnasium zu Liegnitz , Letzterer an dem zu Scbweid-
nitz angestellt wurden. Das Lehrercollegium bestand demnach während
des verflossenen Jahres aus dem Rectoratsverweser Pror. Ender , dem
Prof. Dr. Schubarth, dem Oberlehrer Dr. Petermann, den ordentlichen
Lehrern Krüger mann, Dr. Exner, Dr. Mossler und dem Hülfslehrer Dr.
Freund, zu denen noch die evangel. Pastoren Hesse und Trente, der ka-
tholische Stadtpfarrer Tschuppicky der Cantor Hoppe und der Maler
Troll als ausserordentliche Lehrer hinzukamen. Die Schülerzahl war
115 (12 in I., 12 in II., 22 in III., 28 in IV., 41 in V.). Abiturienten
Ostern 1849 5, Ostern 1850 4. Den Ostern 1850 veröffentlichten Sehnt-
Bef örd er un gen and finrenbeieigmge«. 111
nachrichteo ist vorausgestellt ein Fragment über die Reformation vom
Prof. Dr. K. E. Schubarth, Fortsetzung (14 SS. 4.). Ref. freut sieb, da
ihm der erste Theil nicht zu Gesiebt gekommen, um so aufrichtiger, mit
dieser trefflichen Arbeit bekannt geworden zu sein , welche nnsers La-
ther's Werk in seiner ganzen Grosse und Bedeutung in das hellste Licht
stellt, indem sie mit philosophischer Schärfe nachweist , wie es nur auf
dem von dem Reformator eingeschlagenen Wege ein wahrhaftes Segens-
werk für Deutschland und die Menschheit werden konnte und wie es
durch und durch von der tiefsten und erhabensten Auffassung des Chri- '
stenthums getragen ward. Mit überzeugender Kraft wird so mancher
ungerechte Tadel gegen Luther abgewiesen und mit Klarheit dargelegt,
wie unser Zeitalter nur durch das treue Festhalten und die gewissenhafte
Bewahrung des durch ihn der Welt Geschenkten wahrhaft glucklich sein
könne , während es allerdings scheine — ein 1847 geschriebenes , durch
die Zeit bestätigtes prophetisches Wort — , als werde die deutsche Na-
tion durch die sich immer mehr verallgemeinende Bildung und durch das
Hineinziehen in das politische Getriebe immer mehr von dem , was allein
wahrhaft frei macht, abgelenkt. [D.]
Reckijnghausen. In dem Lehrercollegium des Gymnasiums ist
seit dem letzten in diesen Jahrbb. (Bd. XLVJi. S. 226) gegebenen Be-
richte nur die Veränderung eingetreten, dass bis Michaelis 1849 ein und
ein halbes Jahr laug eine ausserordentliche Hulfslehrerstelle durch Herrn
Fahle besetzt war. Die Schülerzahl war im letztverflossenen Schuljahre
160 (Ia. u. b. 42, IIa. 34, IIb. 22, III a. u. b. 24, IV. 16, V. 13, VI. 9).
Ostern 1849 wurden 4, Michaelis dess. Jahres 19 Abiturienten als reif
zur Universität entlassen. Die zum Programme gehörige wissenschaft-
liche Abhandlung ist durch den auf den Wunsch des Hrn. Verf. in unserem
8upplementband XVI, S. 1 — 33 erfolgten vollständigen Abdruck allen
unseren Lesern zugänglich geworden. [/}.]
Tho&n. An dem dasigen königlichen Gymnasium arbeiteten Mi-
chaelis 1849 folgende Lehrer: Der Director Dr. Lauber, die Professoren
Dr. Paul und Dr. Jansen, die Gymnasiallehrer Dr. Hirsch, Dr. Prowe,
Dr. Brohm , Dr. Reuseh und Müller , als evangelischer Religionslehrer der
Prediger Dr. Güte, als katholischer der Pfarrer Tsehiedel , der Zeichnen-
lehrer Maler Folcker und der Turnlehrer Oltmann. Die Schulerzahl be-
trug Ostern 1849 232 und zwar in I. 15, in II. 20, in III. 50, in IV. 66,
in V. 64, in VI. 17. Abiturienten waren Michaelis 1848 4, Michaelis
1849 5. Den Schulnachrichten beigegeben ist: Das Wirken und Wesen
der Naturkräfte in übersichtlicher und zusammenhängender Darstellung.
Von dem Dir. Dr. L M. Lauber (30 SS. 4.), ein Leitfaden für den Unter-
richt in der Physik, der sich durch Planmassigkeit, Deutlichkeit und
Kurze auf das Vorth eilhafteste empfiehlt. Wenn die Naturlehre auf den
Gymnasien nicht blos ein äusseres interessantes Wissen gewähren, nicht
allein ihrerseits die formelle Bildung des Geistes fördern , sondern auch
auf das Innere, auf die Ansichten des Geistes durch ihren Inhalt einwir- ,
ken soll , so verdient gerade die Festhaltung dieses so oft gänzlich aus
den Augen gelassenen Gesichtspunktes bei dem Hrn. Verf. rubm«&fa k&-
112 Schal- und Univcrsitatsnachrichten u. i. w.
erkennung und Ref. kann sieh nicht versagen , den Rückblick , den der-
selbe am Schlosse auf die durchlaufenen Lehren tbut, vollständig mitzu-
theilen. „Durch die Hinweisung auf eine Kraft als letzte Ursache einer
Erscheinung legen wir zwar das Bekenntniss der Grenze unseres gewis-
sen Wissens ab; nichts desto weniger aber ist das Dasein solcher mit dem
Namen Kräfte bezeichneten geistigen Lebensthätigkeiten der Natur ge-
wiss, weil die Wirkungen, von denen auf jene nach notwendigen Denk-
gesetzen geschlossen wird , es sind. Die dynamische Naturauffassung,
in ihren tiefsten Voraussetzungen bewahrheitet, erhebt sich sonach zu
dem den nicht versöhnenden Dualismus „Materie und Geist" aufhebenden
Gedanken: „in der Natur ist überall Leben, weil überall Thätigkeit,
u. Alles, was ist, ist es durch Thätigkeit" — Natur hat weder Kern
noch Schale. Alles ist sie mit einem Male. — Allerdings können
wir uns davon nicht losmachen , Kraft von Materie zu trennen und diese
als den objectiven Träger jener zu betrachten, aber dieses liegt in der
Beschränktheit unseres geistigen Vermögens, das, überall an sinnliche
Concretion gewiesen, es nicht vermag, das geistige Princip eines Daseins
an und für sich oder als Substrat ausser dem Stofflichen zu erfassen — -
wie es ja eben so wenig der sinnliche Mensch zur Anschauung des Höch-
sten und Unendlichen blos mittelst der Thätigkeit der Vernunft sich voll-
kommen zu erheben im Stande ist, weil die Vernunft, das Ideal des gei-
stigen Vermögens, von dem Selbstbewusstsein des denkenden und fühlen-
den Individuums stets begleitet wird , in ihm lebt und webt und daher in
ihrem eigentümlichen Urwesen gebunden, in ihrer Thätigkeit unfrei ist.
Das Verständniss unserer mit dem Namen der dynamischen bezeichneten
Vorstellungsweise des Naturlebens ist daher weder der gemeinen An-
schauung , noch dem sich selbst vergöttlichenden Verstandesmaterialismus
zugänglich , sondern* verlangt einen in die Anschauung eines ewigen und
unbedingten Daseins sich hineingelebten Geist, dem es sich dann von
selbst erschliessen wird , dass das Naturleben , wie das der Menschheit,
und die ganze Weltordnung der verwirklichte und fort sich verwirkli-
chende Gedanke aus dem selbstbewussten Willen eines persönlichen Got-
tes ist." [D.]
Neue
JAHRBÜCHER
für
Philologie und Pädagogik,
oder
Kritische Bibliothek
für das
Schul- and UntenlcMswesen.
In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
begründet von
M. Job. Christ. Jahn.
Gegenwärtig herausgegeben
von
Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig
und
Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma.
ZWANZIGSTER JAHRGAK«.
Sechzigster Band. Zweites Heft.
Leipzig, 1850.
Druck und Verlag von B. G. Teubner.
Kritische Beurtheilungen.
LucAans Timon, Anacharsis, Piscator, Icaromenippus für den
Gebrauch einer Secunda erklärt von Dr. G. F. Eysell and Dr. C
Weismann» Cassel , Druck and Verlag von Theodor Fischer. 1848.
Erstes Heft: Einleitungen und Text 106 S. Zweites Heft: An-
merkungen and Register VI and 89 S. iu gr. 8.
Das vorstehende Buch Ist in einer Zeit erschienen, wo die
Aufmerksamkeit auf ganz andere Dinge als auf Schulausgaben ge-
richtet war. Aber es war nicht f ü r jene Zeit geschrieben ; daher
wird eine Anzeige desselben noch jetzt an der Zeit sein.
Die Ausgabe scbliesst sich als höhere Fortsetzung an die
„Ausgewählten Dialoge Lucian's" an , welche die beiden Verfas-
ser für die Tertia bearbeitet haben und von denen , so viel mir
bekannt , bereits eine zweite Auflage erschienen ist. Sie sind in
der gegenwärtigen Bearbeitung den Grundsätzen gefolgt , welche
Hr. Weismann in dem Programm : Veber Abfassung von Schul-
ausgaben, Rinteln 1841 , genauer entwickelt hat. Diese Grand-
sätze haben sie im Ganzen durchgeführt, und hier namentlich vom
Bedürfniss der Secunda ein klares, durch die Praxis gewonnenes
Bewusstsein gehabt. Die Auswahl ist beifallswerth , da sie die-
jenigen Dialoge umfasst, welche vorzugsweise zur Leetüre für
Secundaner geeignet sind. Auch der Icaromenippus, den man ge-
wöhnlich unbeachtet Jässt, ist hier zweckmässig hinzugekommen.
Der Text ist grösstentheils nach der Ausgabe von Jacobitz ab-
gedruckt, und nur an einigen Stellen hat Dindorfs Recognition
einen Einfluss geübt. Einige anstössige Stellen sind entfernt wor-
den , doch ohne dass der Zusammenhang in auffälliger Weise ge-
stört wird.
Die Einleitungen, die den einzelnen Dialogen vorangehen,
sind zweckmässig abgefasst und haben das Wesentliche gut her
vorgehoben; nur scheint mir beim Timon und ¥\«&&\ftt %V«u\^
116 Griechische Litteratur.
viel vom Inhalte eingeflochten, was besser übergangen wird, um
nicht im Voraus das Interesse für die eigentliche Leetüre zu
schwächen. Bios Charakteristik des Ganzen mit bündiger Angabe
der Hauptidee war ausreichend. Die eigentlichen Noten, welche
das zweite Heft umfassen, sind, wie gesagt, der bestimmten Stufe
der Secunda im Allgemeinen angemessen, wenigstens ist nicht
leicht über diese Classe hinausgegangen. In grammatischen Din-
gen sind bisweilen die Lehrbücher von Kühner, Buttmann und
Rost citirt, bei allen übrigen Sachen sind Citate auf andere Schrif-
ten, was Billigung verdient, vermieden worden.
In äusserlicher Beziehung aber wird ein besonderes Gewicht
daraufgelegt, dass die Noten vom Texte getrennt sind und be-
sonders gebunden werden können. Und Hr. Weismann, von wel-
chem die Vorrede herrührt, sagt S. V ausdrücklich, dass er durch
meine Gründe gegen solche Trennung (in diesen NJahrbb. Bd. 41.
S. 133) nicht bewogen worden sei, seine „Ueberzeugung zu än-
dern." Ich gestehe offen, dass mir die ganze Frage , ob man An-
merkungen unter oder hinter den Text setzen solle, keine we-
sentliche scheint, sondern sehr gleichgültig ist. Denn die von
Hrn. W. gemachte Bemerkung: „Stehen die Noten unter dem
Texte, so wird gar leicht geschehen, dass der minder eifrige
Schüler es unterlässt, die gegebene Erläuterung sich zu Hause
sicher einzuprägen, weil er darauf rechnet, im Nothfall sie
aus seinem Buche ablesen zu können", erledigt sich dadurch,
dass ein „minder eifriger Schüler" eben so bequem sein Noten -
heft mit in die Schule bringen und „im Nothfall" hinter dem
Rücken eines Mitschülers die betreffende Bemerkung ablesen kann.
Es glaube nur Niemand, durch blos äusserliche todte Mittel,
wie die Trennung der Noten vom Texte ist, den Fl eis 8 einer le-.
bendigen Classe beherrschen zu können. Hier hangt Alles davon
ab , in welchem Respecte ein Lehrer vermöge seiner Persönlich-
keit, die er einmal nicht ändern kann, bei den Schülern steht;
mein Ideal in der Disciplin (nicht in der Lehre) der Gymnasien ist
das Bild eines Ilgen in der Pforte : Andere mögen nach ihrer Indi-
vidualität immerhin ein anderes Urtheil fallen. Die vorliegende
Frage scheint mir daher sehr gleichgültig zu sein.
Noch ist zu bemerken, dass die Herausgeber alle Hülfsmittel
sorgfaltig, aber selbstthätig in ihrem pädagogischen Interesse be-
nutzt haben. Namen haben sie nirgends genannt, auch wo sie von
einem Vorgänger eine Note wörtlich entlehnt haben, weil, wie
Hr. Weismann S. VI sehr richtig bemerkt, „diess zwar für eine
gelehrte Ausgabe durchaus noth wendig, für ein Schulbuch aber,
wo es auf Autoritäten und auf Feststellung der Priorität nicht an-
kommt, mindestens höchst überflüssig" sei.
Somit wäre diese Bearbeitung im Allgemeinen charakterisirt,
und aus dieser Charakteristik zugleich ersichtlich, dass das Buch
für Secunda empfehlungswerth sei. Es bleibt nur noch übrig,
Eysell d. Weismann : Lucian's Timon , Anecharsi« n. s. w. 117
Einiges von dem zu erwähnen, was in Rücksicht auf die durchge-
führten Grundsätze bei einer neuen Auflage der Aenderung oder
der Verbesserung im Einzelnen bedürfen möchte. Die Kritik will
ich weglassen, weil sie nicht zum Wesen der Sache gehört, son-
dern in pädagogischer Rücksicht eine untergeordnete Stellung be-
hauptet, wiewohl ich den Verfassern an mehreren Stellen nicht
beistimmen kann. Ich beschränke mich indess für jetzt auf die
rein pädagogische Anforderung.
Die erste Erinnerung betrifft die Unzweckmässigkeit , das«
mehrmals Erklärungen mit den griechischen Worten toii Scholia-
sten angeführt werden , wo eine kurze deutsche Erklärung zweck-
dienlicher gewesen wäre. So S. 1. 11. 51. 65. 74 etc. Denn
diese Scholiasten-Gräcität kann nur dazu dienen, den Schüler im
Verständniss des Schriftstellers aufzuhalten: ein reeller Mutzen
davon ist nicht abzusehen.
Zweitens ist hier und da über sprachliche oder sachliche Ver-
hältnisse die Bemerkung zu weitläuftig ausgefallen , wo eine kür-
zere Ausdrucksform das Nothwendige präcis und entsprechend er-
läutert hätte. Hierher gehören unter Andern die Noten zu Ti-
mon §. 8 über iv ta pegei. §. 22 frei tpsgcov. §. 25 azs. §. 54
über die Optative dylxoixo und oge&uv. Zum Piscator §. 36 über
VTto xolnov. Zu Icaromenippus §. 33 zu tsQoprjvia — lxt%u-
qLclv u. a. Alle diese Noten hätten sich kürzer und erfolgreicher
abfassen lassen.
Dagegen sind wiederum Stellen zu finden , wo man nach Ana-
logie vieler anderen Dinge, die erklärt werden, wohl eine Bemer-
kung erwarten konnte, weil der Secundaner er fahr ungs mas-
sig aostösst: ein Punkt, aufweichen Hr. W. in seiner Abhand-
lung mit Recht ein entscheidendes Gewicht legt. Stellen dieser
Art sind z. B. Timon §. 7 xL ua&civ. §. 14 e%6v. §.15 das be-
kannte ev dvQctig xal öxoxa tpvkdxxovxag. §. 35 <J xdv. Im
Piscator §. 10 te&vrj&tcu. §. 13 dtjXcoösi ijxig Itizl. §. 15 äv
doxy. §. 38 6 öeiva. §. 42 hfiov. Im Icaromenippus §. 2. itai-
dixd. §. 7 dio^vv^ivovg. §. 9 TtccQrjßqxozag. §. 13 v\v d' lyd.
§. 22 TQLzccZog. §. 34 xdv KsQapeixov. An solchen Stellen wäre
eine kurze Note für Schüler nothwendig gewesen, zumal da an
mehreren Orten erklärt wird , was für Secunda entbehrlich ist.
Indess widersprechen sich hier die Erfahrungen, wesshalb
man in derartigen Dingen keine vollkommene Uebereinstimmung
erreichen kann. Im Allgemeinen — das muss man hinzufügen —
haben die Verfasser das Nothwendige passend hervorgehoben. Im
Einzelnen kommen freilich, was von jeder Ausgabe gilt, Erklä-
rungen vor, die ein Anderer entweder nicht richtig oder nicht zu-
länglich findet. Ich will im Interesse der Sache einige dieser
Punkte berühren.
Zu Anfang des Timon wird bemerkt: „Der Mangel an
Ordnung in der Aufeinanderfolge der Epitheta v^^v.Vx
118 Griechische Litteratur.
die Aufregung, In der sich Timon befindet." Das hat der Schrift-
steller schwerlich beabsichtigt. Denn welches sollte denn hier
die „Ordnung in der Aufeinanderfolge" sein? Da würde jeder
eine andere veranstalten, weil Verschiedenes gedacht werden
könnte. Mit demselben Rechte könnte man vielen ruhigen
Dichterstellen , wo nach Sitte der Alten Epitheta gehäuft sind,
einen „Mangel an Ordnung " vorwerfen. Die ganze Note ist zu
tilgen und dafür etwa zu sagen , dass die meisten Epitheta dieser
Stelle mit Beziehung auf die Treulosigkeit gewählt seien, über
welche sich Timon beklagte. — In §. 3 soll ot ösiöpol da xo07tir-
vrjdov sein „comparatio compendiaria, wobei in dem zweiten Gliede
der Vergleichung das tertium comparationis ausgelassen ist. u Das
ist nicht der Fall, sondern es liegt in ko0xlvt]Öov , die Erdbe-
ben waren siebartig, d. h. doch wie wenn ein Sieb ge-
rütteltwird. Sodann wird auch hier bemerkt, dass Lucian die
Worte vsxoi ts Qaydalot xal ßiccloi »xk. „ans einem andern Schrift-
steller wörtlich entlehnt und auch die hier in den Zusammen-
hang gar nicht passende Partikel te mit herüber genom-
men" habe. Das Jagst sich schwerlich begründen. Es scheint
blos dichterische Färbung zu sein , wie sie Lucian auch anderwärts
hat; daher ist auch das xe nach dichterischer Wortstellung mit
dem folgenden xal zu verbinden. Die Bemerkung über jivKOQSvg
ist nicht ganz richtig. Die Herren Heransgeber mögen die clas-
sischen Stellen in Forbiger's alter Geographie oder in den „Be-
richte der Leipziger Gesellsch. der Wissenschaften" Bd. 1. S. 418
vergleichen. — Ungenügend ist die Note §. 4 zu 6 yevvalog, dass
bei einer Anrede „sehr häufig ein Nominativ mit dem Artikel als
Apposition hinzugefügt" werde, nebst dem Zusätze: „der Vocativ
ist indess auch im Griechischen zulässig", wo doch der formelle
Unterschied beider Sprechweisen kurz hinzuzufügen war, ein Un-
terschied, den bekanntlich G. Hermann in der praefat. zu Eur.
Androm. erläutert hat. Statt zu Anfange zu erklären : „sl fiij tig
aper, sc. noiel xovxo" war einfacher zu setzen: %vu rj özzcpavoi.
— In §. 9 wird mit Lehmann erklärt: „iitifaXrfipsvoi ist als hy-
pothetischer Vordersatz zu Ttoiqtioptv aufzufassen." Aber dann
durfte die Partikel Sv nicht fehlen. So aber ist es einfach: in-
dem wir vergessen haben. Die richtige Deutung der Stelle
haben bereits Jacobitz (in der Specialausgabe 1831) u. Schöne
gegeben. — §. 10 erklären die Heransgeber: ^%axtay\xkvai — xal
dne0xo(iG>(iivav slöl. Man erwartet wegen des folgenden oitote
etc. den Aorist. Der Ausdruck ist prägnant : sie sind zerbrochen,
und zwar ist diess damals geschehen, als u. 8. w. u
Dann müsste allerdings der Aorist stehen ; aber Lucian lässt den
Zeus hier sagen: sie sind zerbrochen und stumpf geworden, als
u.a. w., und zwar sind sie bis jetzt zerbrochen und
stumpfgeblieben, so dass also die Folgen bis auf die Gegen-
wart des Sprechenden fortdauern. Das ist die bekannte Bedeu-
Eysell u. Weismann: Lncian'« Timon, Anacharfth o. 8. w. 119
tung des Perfect, die hier sehr passend angewandt wird. — §. IS.
Die Erklärung von ngog ro £&og ist nicht deutlich genug, und da»
beigefügte „durch" kann leicht missverstanden werden. Es reichte
hin, einfach zu sagen: zufolge der Gewohnheit des Geld-
zäh lens. — Die Ellipse zu §. 14 „ipnctQOivrföBi , so. öoi, tS
IlXovxcp* ist entbehrlich und schwerlich das Rechte. Entweder
erkläre man das Verbum: in W eine schwelgen, sich güt-
lich thun; oder wenn man eine Person hinzuzusetzen für nöthig
findet, so würden die avxoZg q>8idoptvoig nxk. oder der xcexodal-
fiovt ösöitoTj] dem Gedanken viel naher liegen. — §. 18 soll in
äöitBQ ix xoepivov xsxQvxrjfiBvov die Vergleichung in dieser
Kürze ungenau sein, da i^avxkslv zu dem xotpivog TSTQvnrjp&-
vog nicht passe; daher müsse man ungefähr vervollständigen:
„G)01ttQ ix XOtplvOV XBTQVIZfHl&VOV XO llllQQB'oV , KQLV Skcüg slö-
Qvrjvcu, hxQH." Aber da würde ja der Gedanke aus seiner per-
sönlichen Beziehung gerückt. Die Vergleichung ist nicht un-
genau [oder, wie Geist sagt, unpassend und selbst widerspre-
chend] , sondern es ist mit acht griechischer Lebendigkeit gleich
das Wesentliche des komisch gehaltenen Gedankens kurz hin-
gestellt; daher ist so wenig Anstoss zu nehmen, als wenn man im
Deutschen sagt: Wird denn dieser Mensch jemals auf-
hören, mich wie aus einem durchlöcherten Korbe,
bevorich ganz hineingelaufen bin, absichtlich aus-
zuschöpfen? Das vermeintliche tö tniQQeov ixQBi ist um so
weniger nöthig, weil unmittelbar das q>9doou ßovköfihvog xrjv
iniggorfv folgt. Auch die zum folgenden ovuog gegebene Er-
gänzung ist entbehrlich und würde, hinzugefügt, den Gedanken
sehr schleppend machen. — Die Deutung zu §. 27 „dnokXvvtat,
nämlich vor Verzweiflung" ist nach dem Tone der Stelle zu stark ;
darum milder: aus Schmerz, dass sie mich nicht erlan-
gen. — Die Note zu §.29 lautet: ,,itccQ8%6iAtvog...dQa7tsTevsig)
anakoluthischer (Jebergang ins Verbum fiuitum." Genauer
war so zu sprechen: Lucian hat den zweiten Gedanken Sötcsq . . .
dgantxevstg mit dem ersten dg de keiog elin concinne Sprach form
gebracht, als wenn statt dkka ein xal gesetzt wäre. — Statt §. 38
bei xarrjyoQrjd hta ein „allgemeines Subject man zu ergänze n",
wäre richtiger das Particip aufzulösen durch als einer der, da
es sich auf das bei ünslv zu denkende pi bezieht. Das xyg akkrjg
TQVtpfjg Hess sich einfacher erklären : die übrige oder sonstige
Pracht, von der er gleich weiter spricht, ausser der vorher er-
wähnten. — §. 39 ist gesagt: „olog, i. e. cog tfafqp^ov." Aber
das liegt nicht speciell darin, sondern olog ijdti ysye'vrjvcu ist
allgemein gesagt in dem Sinne: wie er sich umgeändert,
d. h. gebessert hat. Dann steht „bitoxav cum Conjunctiv."
statt Optativ. — §. 48 wird zu xovg in) xijg xgani^ijg ovtag mit
allen übrigen Erklärern supplirt: q>ikovg ovxocg. Mit Unrecht.
Denn dadurch würde das Wortspiel vernichtet, das tuet u\**kw*.v^
120 'Griechische Litteratar.
und xogaxsg beabsichtigt ist. Man darf daher tovg nur auf das
unmittelbar vorhergehende xokaxag (ovtag) beziehen.
Zum Anacharsis §. 2 ist nach der auch hier gegebenen
Deutung: „vuoßcckkopiBvoi, von unten herauf, d. h. mit den
Füssen werfen." Es kann auch so gedacht werden, dass sie
sich bückten oder unter den Füssen haben (vergl. §. 28).
und dafür Hessen sich , so viel ich mich erinnere, zwei Abbildun-
gen in einem Werke von Gerhard anführen, das mir indess jetzt
nicht zur Hand ist. — §.6 hätte die Construction nötefiov itoXh-
phlv nicht in dieser Nacktheit ohne nähere Fixirung erwähnt sein
sollen. Diess gilt auch von der Note zum Piscator §. 37 „nd%r]v
fia%£0tfru." — Die §. 9 zur Erklärung von rj öiozi gewählte Be-
zeichnung „in elliptischer Weise" [wie bei Sey f fert] ist ein ver-
fehlter Ausdruck. Denn es ist keine Ellipse , da die Form für den
hier stattfindenden Gedanken vollständig ist. — §. 13 wird itQog
iißgiv unter Vergleichung von Parallelen als Adverbium erklärt.
Das ist hier nicht nöthig. Denn itQÖg vßgiv äitaystöctt, ist ein-
fach: zur Misshandlung oder zur Schmach weggeführt
werden. — §.15 „olot/, es quo genere." ist zu gesucht. Warum
nicht einfach : nämlich oder wie z. B. — §«16 wird zu den
Worten roV yccg riiköv ftot dcpskslv o'Uo&ev höo&v als Erläute-
rung gesagt: „ol'xo&sv. Zum Verständniss denke hinzu : aatovri."
Aber das ist rein deutsch gedacht und heisst daher nichts anderes
als dem Schüler das Verständniss des Griechischen erschweren.
Man muss solche äusserliche Ergänzungen ganz vermeiden.
Das hier stehende oXko&bv [worüber Schöne und Sey ff er t mit
Unrecht schweigen] kann nur aus dem Wesen des gewöhnli-
chen Dialogs erklärt und mit evdodsv und Sxtoö&sv in §. 20 ver-
glichen werden. Hierzu hat Pauly zu dieser Steile schon theil-
weise den Weg gezeigt. — Zu der Kürze in §. 20: ^&ysu\ edu-
care" kann man für diese Stelle beifügen: unser leiten, und
TQS<peiv erziehen. Für den „auffallenden Wechsel des Nume-
rus" in ylyvoivxo und fiBxaxoöfiolxo konnte an Hom. II. ß\ 135
erinnert werden, da Homerische Gräcität auf Lucian nicht selten
bestimmenden Einfluss übt. — §. 21 in Ol öi xal dxovovxsg ccql-
öxsiag uväg xal HQa£ug doidlfiovg oQtyovxcu xaxd (iixqov xal
XQog pt{ir}6iv littydgovzai, soll das erste xal „auf OQiyovzai zu
beziehen" sein, um auszudrücken, dass „zu dem Qatyadeiv auch
wirklich der beabsichtigte Erfolg" hinzutrete. Aber dem wi-
derstreitet erstens die Wortstellung und zweitens der Gedanke,
der nicht gestattet die Begriffe ogiyovxai und Intyügovxai. in die
scharfe Distinction von 8 o w o h 1 — als auch zu briugen. Wie
die Worte dastehen, kann man xal nur auf dxovovxsg beziehen,
vor dem es unmittelbar gesetzt ist: schon oder selbst beim
Anhören u. s. w., so dass etwa ein Gegensatz mit dem Lesen
(Ijrdsgaödcu) vorschwebt. — §. 23 haben die Herausgeber geirrt,
wenn sie ovo* avta . . . d%güa jjiGpaza xal avkrtfiaza erklärea
Eysell u. Weismann: LuclarT« Timon, Anachar*is n. s. w. 121
als „ungenaue Apposition zu avkovvtag" ktA. Diese Worte
sind vielmehr ein selbstständiger Zasatz , welcher nicht durch
Komma [wie hier nach dem Vorgänge von Schöne und Seyf-
f ert interpungirt ist], sondern mit Jacobi tz und Dind orf durch
stärkere Interpunction vom Vorigen zu trennen war. Denn der
Sinn ist: aber auch dieses sind nicht unnütze Gesänge
und Flötenspiele, so dass also gar nicht anders gesprochen
werden konnte. Dabei ist ausserdem zu bemerken, dass Lucian
mehrmals zu Anfang der Sätze ovo 9 avtet gebraucht, wo der stär-
kere Ausdruck ovds xavza verlangte. — Auffällig ist die Note in
§. 24 „fyneiQot, . . . xa&iötavtai , st nove xrL Brevil oqtienz.
Sie werden ipntiQoi (und können sich als solche zeigen), wenn
einmal etc." Denn %a%i6tavrai heisst doch nicht werden, um
eiue solche Ergänzung äusserlich hinzufügen zu müssen, sondern
die Stelle bedeutet ohne alle ,,Breviloquenz" ganz wörtlich; sie
stehen als Erfahrene (gewandte Leute) da, wenn ein-
mal u. 8. w. — In §. 27 wird, wie bei den Vorgängern, gesagt:
,,er ßgcc%u ist räumlich zu verstehen." Aber diess ist bedenk-
lich in Hinsicht des Sprachgebrauchs, der zu erweisen wäre. Da
iudess hier, wie es scheint, der diavkog gemeint ist, so dürfte die
zeitliche Bedeutung nicht unpassend sein, weil es ja beim
dlavkog darauf ankam, den Raum hin und zurück in kurzer
Zeit zu durchlaufen. — Die §. 29 bei Iv dcpvKxcp %%t<5%ai in An«
Wendung gebrachte Theorie von der absoluten und relativen
Verneinung des d privativi ist blos dentsche Denkweise, welche
keine Begründung im Geiste des Hellenen hat. Man darf nicht
in den Begriff des Wortes legen, was erst durch den Zusam-
menhang des ganzen Gedankens gewonnen wird. — Statt zu An-
fange von §. 36 bei xavxl ydg ov ndvv övvlrj^i eine etwas ge-
suchte Erklärung von yuQ zu geben [ähnlich Schöne und Seyf-
fert], hätte ich lieber, zumal in einem Schulbuche, mit Di n-
dorf das einfachere tavtl (isv aufgenommen. Nicht beifalls-
werth, wenigstens nicht nöthig, ist §. 40 die Ergänzung: „enl rov-
rotg, xolg Blgypsvoig" [die auch Schöne und Seyffert haben],
da das inl tovioig bekanntlich schon an und für sich bedeutet:
unter diesen Bedingungen, unter diesen Verabre-
dungen. Es wäre zu wünschen , dass man mit diesem unnöthi-
gen Suppliren, Ergänzen, Hinzudenke u, scilicet und
dergleichen in Schulbüchern einmal aufhörte.
ImPiscator kann nicht gebilligt werden, was man §. 3 zum
Verse des Euripides: ov Suva na6%uv dewd tovg Blgyaöfikvovg
liest, dass man nämlich ndöx&w dsivd verbinden solle und dass
„zu tlgyaöfievovg das dewd noch einmal zuzudenken 11 sei*
Es ist nichts „zuzudenken", sondern man hat , was schon die von
den Herausgebern übersehene Cäsur bezeugt, das näöytiv hier
für sich zu nehmen in euphemistischem Sinne statt sterben
uud dewd tovg elQyaöphovg hier eben so mit etauodAt tä ^*x-
122 Griechische Literatur.
binden , als §. 4 %Xgya6ai ijfi&g xd Suva gesagt ist. Statt der
Bemerkung §. 4 über die Wortstellung in xovg xcdovg ixsivovg
6ov koyovg hatte eine blosse Verweisung auf die Grammatik aus-
gereicht. Zu den Worten Ttagcutrjtidpsvoi ngog oklyov xov *ÄC-
dtovea wird als Erklärung hinzugefugt : „commeatu brevi a Plu-
tone impetrato" und ebenso §. 14 zu \xlav yfiigav rccvzrjv nagai-
xrjöapsvoi,. So übersetzt auch die lateinische Uebersetzung bei
Dindorf und Jacobitz (im Index der Specialausgabe von 1834). Ich
sehe aber nicht ein , aus welchem Worte der Begriff commeatus
entlehnt werden solle , meine daher , dass man die Worte gleich
auf den ersten Blick nicht anders verstehen könne als: nach-
dem wir es uns auf kurze Zeit vom Pluto erbeten
hatten, nämlich das dvsg%sö&ai, was in dem unmittelbar vor-
hergehenden dvskrjkv&apsv inl 6k liegt. In der andern Stelle
ist statt des allgemeinen ngog oklyov noch bestimmter piav ijpi-
gav gesagt. Für diese Deutung spricht offenbar auch die Stelle
im Charon §. 1 alxtj6a(i8vog ovv itagd xov "Aidov . . . piav
fjpigav dvskrjlv&cc ig xo q>äg. — In § .5 wollen die Verff. das
eööo des homerischen Verses kdlvov sööo %itc5va xaxcov £ve%\
o06a Hogyag „als Imperativ fassen", was auf irrthiimlichem
Scheine beruht. Es ist wie in der Ilias nur Plusquamperfect. —
Zu §. 18, wo blos Aristoteles gesprochen hat, aber die Philosophie
ihre Antwort zugleich auch an Plato und Chrysippus richtet, wird
bemerkt, es halten „diese wohl durch Zeichen irgendwie ausge-
druckt, dass sie dem, was Aristoteles sagte, beistimmten." Ein-
facher wird wohl die Annahme sein, dass die Philosophie hier
allgemein oder collectiv spreche, daher auch diejenigen mit
anrede, welche neben dem Aristoteles stehend zu denken
sind, ohne dass man erst zu Pantomimen seine Zuflucht nimmt.
Auch findet diese collective Rede der Philosophie eine
Stutze in den Worten der Wahrheit, welche kurz vorher mit
entöds ndvxsg beginnt. — Die Erläuterung des Relativsatzes in
§. 27 og . . . u7irjyL%6lri<ssv kann einfacher so geschehen , dass man
anmerkt, dieses og stehe im Sinne von ovvog ydg. Dann hat
man keine Umwandlung nöthig. — Bemerkungen wie §. 29: „srpö-
xsgov $(p&cc6a. Man bemerke den nicht seltenen Pleonas-
mus" oder §. 45: „itdkw at), häufiger Pleonasmus" ver-
langen wenigstens eine andere Fassung. — §. 36 steht wieder ein
unnützes scilicet. Es heisst nämlich von den Affen : xo 81 6vv-
xaypa rrjg uvggi%rig dtskikvzo xcti xaxsyskdxo v%6 xov ftsdtgov.
Dazu wird bemerkt: „xarsysXäxo , seil, xo öiakskvö&cu xo 6vv-
xaypcc xijg nvggi%rjg." Aber wenn Jemand im Deutschen sagt:
das Waff enballet war aufgelöst und von den Zuschau-
ern wurde tüchtig gelacht, welcher Leser verlangt da noch
eine Erklärung ? Von dieser Art sind die meisten vermeintlichen
Ergänzungen und scüicets, die auch in diesem Buche gefun-
den werden. So gleich wieder §. 38, wo gelehrt wird : »igxovd*
Eysell u. Weismana: Ladan's Tino», Anacbarsis o. f. w. 123
ist elliptisch zu erklären, man kanntest (pertinet) ergän-
zen." Keineswegs, sondern ig xovds hangt von l<pr}Q(io£ov ab;
und die Herausgeber haben in den Worten xdq>yQ(io£ov psTa£d
xolg X&yopivois tovxo (isv ig xovds ganz mit Unrecht nach Xtyo-
[iiv 01$ Kolon gesetzt. Es war hier blos zum Folgenden tovxo öl
6 daiva noul die Veränderung der Conatruction anzumerken, die
nichts Auffälliges hat. — Ferner wird hier dxt%vc5g „bei Ver-
gleichungep durch das Adverbium ei nfach" u. s. w. erklärt. Aber
dann ist nach der Lehre der alten Grammatiker dxi%vag zu schrei-
ben, das hier in keiner Haudschrift steht. Das beglaubigte dts-
%vti)g dagegen ist bekanntlich durchaus od. ganz eigentlich.
Zur Ausdeutung der vom Schriftsteller berührten Anekdote haben
die Verfasser die Note von Solanus in deutscher Uebersetznng
gegeben. Aber darin ist das „Trojanos tandem aliquando ludi-
cris se dedentes" und das vom Sänger gebrauchte aut studio aut
imprudentia (oder hier: „die Trojaner wollten sich wieder
einmal ein Vergnügen machen" und der Sänger „aus Bos-
heit oder aus Unüberlegtheit etc.) wenigstens nach Lu-
cian's Worten nicht begründet; denn dieser sagt nur: tQaycpdov
xiva xovxov itp ripL&g xsKivrjxafisv. Vorsichtiger ist daher
hier die Bemerkung von Geist. — Ueberflüssig sind Noten wie
§. 40 „xa&' Sri, s. Lexicon" oder zum Icaromenippus §. 2 „tov
navv z/tog, cf. Lexicon. i. v. ndvv." Denn von solchen Dingen
gilt auch der Secunda, was G. Hermann Opusc. VI. 1. p. 60 be-
merkt: „Das Lexikon wird ein Schüler wohl auch ungeheissen
nachschlagen , wenn er nicht weiss , was ein Wort bedeutet." —
In §. 42 werden die Worte niftavmxtQOi yag ot yorjxtg oixot
uoÄkdxig xcov dXrj&cog q>iKo6oq>ovvtmv erklärt: „n&ccvcixsQOi 9
faciliu8 faciunt fidem , se esse philosophos." Nicht sowohl das
letztere kann speciell gemeint sein, als vielmehr das allgemeine:
denn diese Gleisner finden (mit ihrer Gaukelei) mehr
Glauben oder m eh rBeif all als die wahren Philosophen.
— Zu §. 48: „dyvov — dcpv&öTatoi, Wortspiel u wäre ausser-
dem wegen des Accentes von dcpvcov ein kurzer Hinweis auf die
Grammatik am Platze gewesen.
Im Icaromenippus §. 3 wird Mos gesagt: „dttodttfyg.
Man erwartet den Optativ. Der Conjunctiv steht aber, wie in
Finalsätzen, so auch nach verbis timendi, öfters auch bei voraus-
gegangenem historischen Tempus." Aber hier musste doch auch
der Grund hinzugefugt oder im Allgemeinen der Umstand, wann
diess der Fall sei, angegeben werden. Sonst ist die Regel ein
blinder Wegweiser. — §. 12 zu inel de anal; xrjv o4>iv ig xo
dtsvsg dnfjQBiödfiijv kehrt von Neuem die Bemerkung zurück, man
habe „zur Vervollständigung von dnrjQeiödfitjv xrjv otyw zuzu-
denken: Ig rfjv yrjvy* Das würde aber zu vag und unbestimmt
sein. Denn nicht die Erde im Allgemeinen ist gemeint —
dann hätte Lucian diese Worte hinzugesetzt — , sxmdwv «rc *»^>
ohne alles „Hinzudenken" 1 blos: nachdem \c\i %\**x m^vfc*^
124 Griechische Liiteralar.
Blick einmal scharf fixirt hatte, natürlich auf die bestimm-
te» Punkte, die er bereits angeführt hat. — §. 17 liest man: äXt!
iv avxco ys noinikc? %ai xokvsidei vqj fteatoro navta fisv yslola
ifaov&sv yv yiyvopsva. Dazu wird nach deatgep commentirt:
„sc. 6Vn, causal zu fassen." Wenn der Schriftsteller diess ge-
wollt hätte, wurde er wohl geschrieben haben: Iv ctvzto ys reo
&edtQCp axs xoixikcp xal itokvtiöü ovxi xtÄ. So aber besagen
die Worte ganz einfach: an f dem bunten und vielgestal-
tigen Schauplatze selbst u. s. w. Die Wortstellung ist von
neueren Grammatikern sattsam erläutert. — §. 23 zu rig no&ev
elg urk. [wo das Komma zu tilgen war] sieht man nicht ein, warum
gerade die eine homerische Stelle genannt ist, als wenn dieser
Vers nicht noch öfters vorkäme. — §. 33 wird auf herkömmliche
Weise erklärt: „ imtQlipovTai , futurum medii passivisch."
Das ist aber eine Theorie , die, wie ich anderwärts schon öfters
bemerkt habe, gerechten Bedenken unterliegt. Denn da der Grie-
che bei vielen derartigen Verben die mediale und passive Form
im Gebrauche hat, so kann schwerlich bei beiden die gleiche
Bedeutung ohne alle Nüancirung das Richtige sein. Nun hilft
man sich freilich mit formeller Unterscheidung, indem man die
Euphonie zu Hülfe zieht und bemerkt, wie Host in der Gr.
Gr. §. 114. A. 1: „Das Futur. 1. Med. steht häufig statt des
Fut. pass., welches, von Verben mit mehrsilbigem Stam-
me gebildet, eine zu gedehnte und übelklingende
Form bekommen würde." Aber erstens muss man heut zu
Tage, nach Lobeck's Forschungen , im Urtheile über euphoni-
sche Gesetze, selbst in Schulbüchern, vorsichtig sein; und zwei-
tens wird die vorliegende Aushülfe von der „zu gedehnten und
fibelklingenden Form" durch gar manches Beispiel widerlegt. So
hat, um Einiges zu erwähnen, Xenophon bekanntlich d%fte6&rj-
OOfiaii iinfAskq&qöofiuii nQO&vfirj&rjösTcU) und bei Demosth.
liest man Philip. I. §. 50 dvayxccö&rjödus&a, Phil. II. §. 5 sna-
vcl)q&<ü&i]0stccl, ii. s. w. Das muss bedenklich machen. Nach
meiner Ueberzeugung liegt in jedem derartigen futurum medii
die Beziehung auf das Subject vor, wenn auch uns Deutschen bis-
weilen die Uebersetzuug etwas schwer fallt. In der Stelle des
Lucian , von der ausgegangen wurde , werden die Worte : neevteg
imzQli\)Ovtai avtfj diaXexTLKjj nach dem Geiste der Hellenen wohl
nur bedeuten: Alle sollen sich mit sammt ihrer Dialek-
tik die Köpfe zerschmettern, oder allgemeiner: alle wer-
den sich — den Untergang bereiten.
Somit habe ich eine Reihe von Stellen berührt , die ich mir
beim Durchlesen dieser Ausgabe angemerkt hatte, blos in der Ab-
sicht, um nicht a6VfjLß6Xcjg zu scheiden, sondern ein Scherflein
zur Verbesserung dieses nützlichen Schulbuches beizutragen. Im
Allgemeinen muss man hinzufügen v dass, wenn Secundaner vom
Lehrer genötbigt werden, diese Ausgabe ein Semester lang tüchtig
durchznarbeftPB.dFeseffien n
erlangen können.
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126 Griechische Litteratur.
tige Arbeit zu gewöhnen and von Trägheit und maassloser Genuss-
sucht, den jagendlichen Erbsünden, abzuhalten. Denn das wird
wohl die Hauptsache sein, weil ohne diese jeder andere
Vorschlag nur nichtige Phrasen enthalt«
Bin zweiter Grund gegen Lucian wird daher genommen,
dass er zu schwer sei, weil er, um „vollständig begriffen zu wer-
den, schon eine vollständige Kenntniss des AUerthums, im
Besonderen seiner Cultur und Litteratur, namentlich aber der
verschiedenen philosophischen Systeme der Griechen voraussetze
— kurz durchweg einen Anhalt und eine Handhabe, die n ur ei n
Gelehrter haben kann." Für den Schüler wären also „end-
lose störende Excurse über alles Mögliche" nöthig
u. s. w. Daher sei Lucian „jedenfalls nur für einen gereiften
Mann eine passende Leetüre." Dagegen lässt sich erinnern , dass
kein alter Schriftsteller eigentlich für Jünglinge geschrieben habe,
sondern dass jeder, um „vollständig begriffen zu werden", nur
„einen gereiften Mann" voraussetze; desshalb trifft dieser Ein-
wand mehr oder weniger jeden Schriftsteller des AUerthums. Aber
das gerade scheint mir eine Illusion manches Lehrers zu sein, dass
er glaubt, er könne und müsse seine Schüler, sogleich bei
der ersten Leetüre, mit einem Autor so gründlich und voll-
ständig bekannt. machen, wie er auf seiner gegenwärtigen
Bildungsstufe diesen Autor erfasst und begriffen hat. Das ist phi-
lologischer Irrthum, welcher Jahr aus Jahr ein seinen Autor auf
dieselbe Weise erklärt und vom allmäligen Wachsthum der
jugendlichen Geister aus vielfachen Versuchen eigener Methode
kein klares Bewusstsein besitzt. Ja ich fürchte , dass gerade bei
denen , die in den illusorischen Glauben , sie könnten ihren Schü-
lern die „vollständige Kenntniss" eines Autors gleich bei der aller-
ersten Leetüre beibringen , sich am meisten vertiefen , die Endre-
sultate am dürftigsten sind. Auf diesen Endresultaten aber ruht
der Erfolg der gesammten altclassischen Leetüre. Mir kommt die
Sache so vor, als wenn Jemand beim ersten Besuch einer reizen-
den Gegend sieh einbildet, er werde dieselbe gleich Anfangs so
kennen lernen , wie der , welcher Jahre lang in derselben gewohnt
und alle einzelnen Punkte mit aufmerksamem Auge betrachtet hat.
Und gesetzt, der Reisende hätte die Absicht der „vollständigen
Kenntnissnahme", so würde er doch für den Anfang von den
vielen Schönheiten gar bald übersättigt werden und sich dabei
die gewaltigsten and dauerndsten Eindrücke entgehen
lassen. Auf diese ersten gewaltigen und dauernden Ein-
drucke aber muss man, wie auf Reisen, so bei altclassischer
Leetüre sein Augenmerk richten, wenn man günstige Erfolge
erzielen will. Anfangs sich beschränken, und nur Schritt für
Schritt immer rascher mit consequenter Energie! Das ist mein
Weg; möge Jeder den seinigen gehen! Mir wird daher — ich ge-
stehe es offen — jedesmal unheimlich, wenn ich so grossartige
Eysell o. Weismann: Luciano Timon, Anacharsis o. s. w. 127
Forderungen lese, wie oben Hr. Volckmar für Lucian mit Hin-
sicht auf Schülerverständniss aufgestellt hat. Es wär£
ein Leichtes, für Homer, Hcrodot und jeden andern Griechen
zum „vollständigen Verständnisse der Alterthumsforschnng ganz
ähnliche Forderungen aufzustellen. Es wird wohl noch lange
dauern , ehe die Einsicht allgemein wird, dass pädagogische
und philologische Leetüre alter Classiker verschiedene Dinge
seien.
Als ein dritter Grund , warum Lucian für Secundaner nichts
tauge, wird angeführt dieses Schriftstellers „Scurrilität, ja die
selbst bei der sorgfaltigsten Auswahl ununterdrückbare ziem-
liche Gemeinheit des Tones (wie auch im Piscator und
Icaromenippus)", welche abhalten müssten „einen solchen
Spassmacher zum Repräsentanten des hellenischen
W e s e n s zu machen." Das Letztere, diesen als „Repräsentan-
ten des hellenischen Wesens", hat, wie schon oben bemerkt wurde,
noch Niemand verlangt. Von dem erstem Ausdrucke wird Jeder,
der die unbefangene Wahrheit liebt, die parteivolle Hyperbel
persönlichen Vorwurfs in Abzug bringen. Was aber den „Spass-
roacher" anbetrifft, so hat dieser für die Jugend einen so zaube-
rischen Reiz und eine so eigentümliche Anziehungskraft, dass
ein Lehrer, der die Jugend versteht, diesen „Spassmacher" gern
ein paar Monate im Zimmer der Secunda beherbergen wird. Hr.
Volckmar lenkt zwar etwas ein, indem er im Folgenden bemerkt:
„Allerdings predigt Lucian auch Moral, lehrt den Reichthum ver-
achten, — aber auch die Menschen im Ganzen selbst
(wie im Timon), — empfiehlt diese und jene Tugend,
die er zum Theil seibat nicht hat." Wenn der letzte Ge-
danke gütig sein sollte, so dürfte auch Salust und mancher An-
dere nicht gelesen werden. Ferner die Lehre vom „Verachten
der Menschen im Ganzen" klingt wirklich , als wenn sie auch hier
der vorangehende „Spassmacher" angeführt hatte. Man wolle
doch ja nicht die Einbildung hegen , als wenn von der lebenslusti-
gen Jugend auch nur ein einziger Schüler der Secunda durch Lesen
des Timon zu misanthropischen Gedanken verleitet werden konnte!
um endlich das „Predigen der Moral" zu berühren, so wird
schliesslich vom Samosatenser noch einmal gesagt: sein „ab-
stractes Moralisiren passt nicht für die Jugend." Das ver-
stehe ich nicht; ich dächte doch, dass Lucian höchst plasti-
sche Bilder für seine Moral zum concreten Anschauen
vorgeführt hätte. Lucian und — ein abstracter, trockener Mora-
list scheinen mir um ganze Himmelsweiten auseinander zu stehen.
Fasse ich nun zusammen , was bisher andeutungsweise in po-
lemischer Richtung erwähnt wurde , so scheinen mir für die Lee-
türe des Lucian auf Gymnasien besonders zwei Gründe zu sprechen :
l)da8 stoffliche Interesse des Autors. Diess übt
auf die Jugend eine bedeutende Anziehungskraft. KäVdl V^tarat.
128 Methodik der Geschichte.
der jugendliche Seelen mit der Fackel psychologischer Wahrheit
au beleuchten versteht, daher das Element seines Wirkens nicht
in idealistischer Abstraction, sondern in concreter Wirklichkeit
findet, wird dieses Argument gering linden. Denn die geistige
Spannung, die der Inhalt gewährt, stärkt auch die Kraft zur An-
strengung und giebt Ausdauer zur Ucberwindung der Schwierig-
keiten. Werdiess nicht begreifen will, der wiegt sich beim Ge-
danken an die Jugend in den Träumen eines quivis praesumitur
bonus und hat von der christlichen Erbsünde noch kein Bewusst-
sein. Gerade dieser Gedanke führt auf den anderen Grund,
nämlich
2) Lucian giebt ein treues und lebendiges Bild
vom Uebergange aus dem Alterthume in die christ-
liche Zeit. Und diess darf der Jugend nicht vorenthalten wer-
den: es lägst sich mancher lehrreiche Wink mit anschliessen , der
hier auf dem Grunde concreter Erscheinung beruht. Sehr
wahr sagt K. F. Hermann (Gesammelte Abhandl. 1849. S. 217):
„Lucian streitet mit den Begriffen des gemeinen Lebens und des
gesunden Menschenverstandes gegen alle Ergebnisse einer höhe-
ren Einsicht und eines tiefgefühlten Glaubens, und beurkundet
dadurch das Bedürfniss der Zeit nach einer Läuterung des Lebens
und einer Demüthigung des Verstandes , wie sie das Christenthum
herbeiführte." Wie wichtig dieser Gedanke cum grano salis
schon für' 8 Gymnasium sei , diess darzustellen würde eine eigene
Abhandlung fordern. Ausserdem hat die Zeit jener Nachblüthe
des Hellenismus manche Aehnlichkeit mit der Gegenwart, so dass
auch in dieser Beziehung eine nutzreiche Lehre in geeigneten
Fallen gewonnen werden kann. Aach dieser Gedanke soll nur an-
deutungsweise bezeichnet sein, da ich vielleicht bei anderer Ge-
legenheit auf diesen zweiten Grund zurückkomme.
Hier will ich schliessen. Indem ich noch einmal auf die
obige Ausgabe blicke, welche zur ganzen Nachschrift Veranlas-
sung gab , glaube ich zweifeln zu müssen , ob ich im Geiste der
Herren Eysell und Weismann die Verteidigung geführt habe;
es kann dieselbe nur als meine eigene Meinung gelten. Für Hrn.
E. und. W. aber möge darin der Wunsch liegen, dass sie künftig,
wenn eine neue Ausgabe nothig wird , die Rechtfertigung des Lu-
cian für's Gymnasium in ihrem Sinne hinzufugen.
Mühlhausen. Ameis.
1. Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. Ein methodischer
Versuch als Beitrag für die Neugestaltung des deutschen Gymna-
sial wesens. Von Dr. Carl Peter , Grossh. 8. Meiningschem Schul-
rath. Halle , 1849. Waisenhaus.
Peter : Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 129
II. Grundzüge einer Methodik des geschichtlichen Unterrichts
auf Gymnasien. Sendschreiben an den Consistorial - Direetor
Seebeck in Hildburghausen , von Dr. J, W. Löbell , ordentl. Prof.
der Geschichte an d. Univers, zu Bonn. Leipzig, 1847. Brockhaus.
Hr. Schulrath Peter sagt zum Schluss seiner Arbeit : „Es ist
unverkennbar, dass unsere Gymnasien gefährdet sind, dass sieh
die Missstimmung gegen sie immer mehr verbreitet, weil sie für
die lange Zeit , die sie für sich in Anspruch nehmen , zu wenig
praktische Resultate zu liefern scheinen. Gelingt es uns nun, der
Geschichte zu ihrem Rechte zu verhelfen und es dahin zu bringen,
dass unsere jungen Leute wohl angelegte und begründete Ge-
schichtskenntnisse und das Bestreben und die Fähigkeit, dieselben
immer mehr zu erweitern und zu vervollkommnen, von den Gym-
nasien mit hinwegnehmen, und kommt es dahin, dass unsere
litterarisch gebildeten Männer ein wahrhaft fruchtbares und ge-
diegenes geschichtliches Wissen — das in Folge der Zeitumstände
immer mehr an Werth gewinnen wird — besitzen und diesen Be-
sitz auf die Gymnasien zurückfuhren: so werdeu wir hierin auch
den weniger Einsichtigen gegenüber den Gymnasien einen Vorzug,
dem die Anerkennung nicht wohl versagt werden kann, und damit
einen Schild gegen die Angriffe verschafft haben, sie mögen von
einer Seite kommen, von welcher sie wollen." Diese Bezeichnung
der Sachlage ist etwas äusserlich. Der Begriff „praktischer Re-
sultate des Unterrichts" ist insofern ein unbestimmter, als dar-
unter ebenso ein objeetives Wissen oder Können, wie die Anwend-
barkeit des Gelernten für die Zwecke des Lebens verstanden wer-
den kann. Im ersten Falle ist das Beiwort „praktisch" ziemlich
massig, weil andere Resultate des Unterrichts alt die in sol-
chem Sinne praktische gar keine wären, da die sogenannte „for-
male Bildung" eine leere Redensart ist. Offenbar aber versteht
Hr. Peter unter dem praktischen Resultate des tieschichtsunter-
richts zunächst die objeetive Wissenserrungenschaft, um dann
nachträglich mit der Bemerkung, dass das geschichtliche Wissen
immer mehr an Werth gewinnen wird, auch dem eigentlichen Be-
griffe des Praktischen näher zu treten und Rechnung zu tragen.
Mit dieser Bemerkung wird indess Hr. Peter einer sehr zahlrei-
chen Classe von Gegnern des Gymnasiums keineswegs Genüge
thtin; sie werden den Beweis verlangen, den Hr. Peter ihnen
weder geliefert hat, noch liefern kann t da ih r en praktischen An-
sprüchen gerade diejenige gediegene Geschichtskenntniss, die Hr.
Peter im Auge hat, am allerwenigsten entspricht. Weiterhin sind
die Gymnasien damit, dass sie auf irgend eine vorzügliche Lei-
stung hinweisen können, gewiss nicht gerettet, und wenn es der
Fall wäre, wenn es sich nur data!» handelte, einen „Schild" ge-
gen kritische Ausstellungen zu gewinnen , so müsste man fragen,
warum gerade die gediegene Geschichtskenntniss die«et &&&&.
/V. Jahrb. f. «Kl. «. Päd. pd. Krit. Bibl. fid. 1>X, HfU *- *
130 Methodik der Geschichte.
werden soll und nicht irgend ein anderer Lehrgegenstand. Wenn
auch, wie Hr. Peter in der Einleitung bemerkt, die alte Litteratur
ihre vorwiegende Bedeutung verloren hat, so könnte doch z. B.
eine möglichst gründliche und aasgedehnte Sprachenkenutniss
das Hauptziel des Gymnasialunterrichts werden , bei welchem der
„praktische" Gewinn von vorn herein zu Tage läge. Die Schrift
des Hrn. Peter giebt auf die gestellte Frage keine Antwort. Sie
geht auf die Stellung, welche der Geschichtsunterricht zu den
übrigen Lehrobjecten einnimmt, nicht einmal andeutend ein, son-
dern behandelt ihn als abgesonderte und den andern nebeugeord-
nete Disciplin. Diess ist um so mehr zu verwundern , als Hr. P.
fiir die in der That gründlichen Geschichtskenntuisse, die er for-
dert, auch sehr umfassende Anstrengungen in Anspruch nimmt
und sich unmöglich verhehlen kann, dass sein Geschichtsunter-
richt die übrigen Lchrobjecte nicht wenig einengen würde.
In der Sache stimmt Rec. mit Hrn. Peter vollkommen über-
ein. Die Gymnasien sind gefährdet, oder sie sind vielmehr
gleich den Universitäten und allen übrigen „historischen" Lehran-
stalten in einer völligen Auflösung begriffen, während die vom
Bedürfnis« der Gegenwart neu emporgetriebenen, bis jetzt weder
sicheren Bestand noch feste Form erlangt haben. Es ist auch
kein blosser „Schein", dass die Gymnasien — wie unsere Schulen
überhaupt — zu wenig Resultate , oder besser — weil sie zwar
Allerhand, aber nichts Ganzes leisten und eben darin sich ihre Auf-
lösung offenbart — zu wenig Resultat, d. h. kein fertiges und ein-
heitliches Ergebniss liefern. In unserem ganzen Schulwesen, von
der Elementarschule bis zu den Universitäten, ist die ehemalige
Sicherheit des Bewusstseins, der beschränkte, aber streng um-
schriebene Zweck, die feste Bestimmtheit des Stoffes und der
Methode verlorengegangen, und ein zerfahrenes Wesen, ein halt-
loses Experimentiren an dessen Stelle getreten. Dass aber aus
einem so gestalteten oder vielmehr nicht gestalteten Schulwesen,
wie das gegenwärtige, ein zerfahrenes und unbefriedigtes Ge-
schlecht hervorgehen muss und hervorgegangen ist, liegt auf der
Hand. Es handelt sich sonach um eine gründliche Reorganisation
des gesammten Schulwesens , und zwar um eine solche , welche
der herrschenden , obgleich noch nicht zur Herrschaft gekomme-
nen Idee der Gegenwart, dem allgemeinen Bedürfniss, welches
nach Befriedigung ringt, entspricht und entgegenkommt. Dass
wir uns in einer Zeit des Uebergangs befinden, ist oft und mit
Recht gesagt worden; jeder Uebergang aber ist eine gefahrdro-
hende Krisis, die um so abschwächender wirkt und um so weniger
eine günstige Entscheidung hoffen lässt, je länger sie andauert.
Wenn nun Niemand läugnen wird , dass das Erziehungswesen der
eigentliche Boden der Zukunft ist, so thut auch gerade hier ein
energisches Vorgehen vor allen Dingen Noth. Die Aufgabe , um
die es sich hierbei handelt, ist dahin auszusprechen, dass alle,
Peter : Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 131
unsere Schulen zu einer Volksschule, zu einem einheitlichen
Organismus , in welchem die besonderen Anstalten ihre notwen-
dige Stelle finden, gestaltet werden müssen. Die Bestrebungen,
den Dualismus unserer Bildung, die kastenartige Abgeschiedenheit
der Interessen, die abstracte Jenseitigkeit der Wissenschaft und
die von Kindesbeinen an beginnende , das Volk schon in seiner Ju-
gend unnatürlich zerspaltende Berufsdressur zu überwinden, datiren
nicht von heute oder gestern. Aber sie haben bisher einen vor-
herrschend negativen, also auflösenden Charakter gehabt, und es
kommt gegenwärtig darauf an , ihnen eine positive Richtung und
ein positives Ziel zu geben. — Alle Angriffe, denen das alte
Schulwesen fortwahrend ausgesetzt ist, lassen sich auf die ausge-
sprochene Zeittendenz zurückfuhren, und so oberflächlich sie
theilweise in ihrer Fassung und Form erscheinen , so wenig lassen
sie sich vornehm ignoriren oder durch den Nachweis ihres nega-
tiven Charakters zurückweisen. In der That haben die iiaturgc-
mäss am ersten und lebhaftesten angegriffenen Institute — die
gelehrten Schulen — sich nicht blos abwehrend verhalten, son-
dern den Versuch gemacht, den am lautesten ausgesprochenen
Forderungen Genüge zu thun. Aber mit „Concessionen" kommt
man nach keiner Seite hin zu einem befriedigenden Resultat. Die
Gymnasien , denen die Realschulen Concurrenz zu machen anfin-
gen, nahmen mit den „Realien" ein Allerhand auf, das ihre Kraft
zersplitterte, ohne ihnen in den Äugendes ,, missgestimmten" Pu-
blikums eine grössere Berechtigung zu geben. Andererseits wur-
den auch die Realschulen, welche allerdings aus einem unleug-
baren Bedürfnisse hervorgingen, von der Sucht ergriffen, mög-
lichst vielen Bedürfnissen und Ansprüchen zn genügen. Indem
also die höheren Bildungsanstalten der Zeittendenz Rechnung
tragen wollten ,-gericthen sie aus der schroffen Einseitigkeit in eine
falsche Allseitigkeit. Dasselbe lasst sich von der Volksschule
sagen, deren „Reformatoren", nachdem sie die Schranken der
alten Nothdürftigkeit , der blos mechanischen Einübung dessen,
was einem „Christenmenschen" zu wissen und einem brauchbaren
„Unterthan" zu können Noth thut, durchbrochen hatten, den
Fortschritt in der möglichsten Erweiterung des Unterrichts-
stoffes und der möglichsten Ausbildung jenes Fragenspiels, dialek-
tische Methode genannt, sahen , dessen einseitige Anwendung, in-
dem sie die „Selbstthätigkeit" des Kindes noth wendig zum Schein
macht, dasselbe nicht sowohl an das Denken als an das Sprechen
gewöhnt und jede innige Aneignung, jede wahrhafte geistige An-
schauung von vornherein verhindert. Was die Universität anbe-
trifft, deren Begriff die Allseitigkeit ist und welche das gesammte
Volksleben in der Sphäre des wissenschaftlichen Bewusstseins
wiederspiegeln soll , so hat sie verhältnissmassig dem „ Zeitgeist"
die dürftigsten Concessionen gemacht und für diese wieder ein
eigenes, abscheidendes Fach werk, die sogenannte phUosaoluwAfc
132 Methodik der Geschichte.
Facultät bestimmt. Während sie dem Bediirfniss der Nation auch
nicht von Weitem genügt und der Entwickelung der Wissenschaft,
der reichgestaltigen Praxis , den Anfängen eines öffentlichen Le-
bens gegenüber verknöchert und engbrüstig erscheint, kann ande-
rerseits ihre Abgeschlossenheit keineswegs für organische Einheit
gelten. Wir sehen demnach überall , in so weit das Alte sich er-
halten hat, Erstarrung, in so weit die Zeittendenz durchgedrun-
gen ist, Auflösung — einen Zustand, der eben so unerquicklich
wie verderblich ist. Die Abhülfe aber liegt hier, wie immer, nicht
in der Restauration , sondern im Fortschritt. Es handelt sich aller-
dings darum, die einzelnen Institute der Volksbildung fest gegen
einander abzugrenzen , ihre Aufgabe zu besondern, zu bestimmen
und zu vereinfachen, zugleich aber darum, sie über ihre frühere
Abscheidung hinauszuheben und ihre besondere Bestimmung zu
dem Ganzen der Nationalerziehung, der Einheit des Volkslebens
iu ein bestimmtes Verhältniss zu bringen. Fest in der Einheit
gewinnt die Besonderung ihr Recht, so wie umgekehrt die wahr-
hafte Einheit eine feste und sichere Gliederung fordert.
Hr. Peter will, wie er in der Einleitung sagt, nicht seine
Ideen über die Reform der Gymnasien überhaupt darlegen, son-
dern sich auf den Geschichtsunterricht beschränken. Wir haben
aber schon gesagt, dass er eben durch seine Methode des Ge-
schichtsunterrichts diesen zum Hauptlehrobject des Gymnasiums
macht, worin zugleich der Versuch liegt, der Aufgabe des Gym-
nasiums die iunere Einheit, welche sie verloren hat, wiederzu-
geben. Hr. Peter stellt also, ohne es ausdrücklich auszusprechen,
die Geschichte in die M i 1 1 e des gesammten Gyranasialunterrichts,
und wir stimmen auch hierin vollkommen mit ihm überein. — Das
nächste Gegenüber des Gymnasiums ist die Realschule, welche
bestimmt ist unmittelbar in das moderne Bewusstsein einzuführen
und ihren Zöglingen die theoretische Befähigung zu geben , sich
an der Volksarbeit im engeren Sinne, deren Zweck die Beschaf-
fung der Bedürfnisse ist , als wirkende Intelligenz zu betheiligen.
Wie nun der Unmittelbarkeit des Bewusstseins die Vermittelung
desselben und der Volksarbeit in der angegebenen Beschränkung
die Gestaltung des Lebens aus seiner Idee, d. h. die Formulirung
der Lebensgemeinschaft gegenübersteht, so lässt sich die Aufgabe
des Gymnasiums im Allgemeinen dahin aussprechen, dass es be-
fähigen soll, die Gegenwart als ein Resultat der Vergangenheit,
als eine vielfach vermittelte Existenz und die verschiedenen Le-
benserscheinungen in ihrer idealen Einheit zu begreifen. Die
Lehrobjecte der Realschule sind die modernen Sprachen auf der
einen, Mathematik und Naturwissenschaften auf der andern Seite,
und wir dürfen uns wohl den Nachweis, in wiefern diese Lehrob-
jecte der ausgesprochenen Bestimmung der Realschule entspre-
chen , ersparen. Eben so fällt es in die Augen , dass , wenn wir
die zeitgcmä88 erweiterte Aufgabe des Gymnasiums richtig be-
Peter : Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 133
zeichnet haben , sein hauptsächlichstes Lehrobject die Geschichte
sein rouss. Die Geschichte ist die Darstellung der menschheit-
lichen Entwickelung in der Weise, dass sowohl der Zusammen-
hang der Ereignisse und Begebenheiten, als der Zusammen-
hang der Lebenszustände in jeder Periode und bei jedem Volke
zur Erscheinung kommt. Es versteht sich von selbst, dass der
Geschichtsunterricht die ganze Geschichte zum Gegenstande hat
und desshalb bei dem Reichthume des geschichtlichen Stoffe«
nothwendig ein übersichtlicher ist. Aber auch jede einzelne ge-
schichtliche Darstellung hat diesen Charakter insofern, als der
Darsteller aus der grösseren oder geringeren Fülle der Thatsachen,
die ihm zu Gebote stehen , die wesentlichen hervorhebt und an-
knüpft oder das geschichtliche Material zu einem Bilde für die
geistige Anschauung zusammenfasst und verarbeitet. Hierbei
macht es allerdings einen Unterschied, ob der Geschichtschreiber
der Zeit und den Begebenheiten, die er darstellt, näher oder
fernersteht, ob er aus der frischen Ueber lieferung, vielleicht der
eigenen Anschauung, oder ans abgeleiteten Quellen schöpft, ob
ihm die Zustände, Verhältnisse und Motive, aus welchen sich die
Begebenheiten entwickeln, au sich gegenwärtig und verständlich
sind, oder ob er sich ihre Kenntniss erst durch Rückschlüsse ans
den Begebenheiten und die Combination vereinzelter Ueberliefe-
rungen schafft. Im ersten Falle ist die Darstellung unmittel-
barer, lebendiger und auch bei absichtlicher Kürze detailreicher,
im zweiten reflectirter und auch bei beabsichtigter Vollständigkeit
allgemeiner. Ferner kommt dort nur die Wahrheitsliebe, hier
auch das Urtheil des Geschichtschreibers in Frage. Trotz dieses
Unterschiedes aber erhalten wir in jeder geschichtlichen Dar-
stellung — und diess haben wir Hrn. Peter gegenüber festzuhalten
— eine subjeetiv bestimmte Auffassung der Thatsachen und eine
blosse Uebersicht, oder auch blosse Andeutungen des Zustand-
liehen. In der letzteren Beziehung kann sogar ein Geschicht-
schreiber, der der beschriebenen Zeit ferner steht, mehr Aus-
beute gewähren als ein zeitgenössischer, weil dieser keine Veran-
lassung hat, seinen Lesern bekannte Zustände eigens darzustellen.
Sonach bleibt die Geschichtskenntniss, die wir aus den Geschicht-
schreibern schöpfen, immer eine vermittelte und , wenn man will,
oberflächliche. Wollen wir ein der Vergangenheit an gehöriges
Leben wieder erobern und aus möglichst unmittelbarer Anschauung
reproduciren, so müssen wir die Selbstoffenbarungen dieses Lebens,
seine Ablagerungen und Erzeugnisse, in soweit sie sich ganz oder
bruchstückweise erhalten haben, kennen lernen und mit ergän-
zender Phantasie zusammenstellen. Dass diess bei allen Pe-
rioden und allen Völkern weder möglich , noch für den letzten und
höchsten Zweck der Geschichtserkenntniss nothwendig ist, bedarf
keiner weiteren Ausführung. Wir wollen daher nnr das bemer-
ken, dass trotz der „Ungunst des Schickstls", welthe «twnsiU*
auch wichtige Deukm»!* *eschicuUtatau Lehnt» "-*-* *— >
134 Methodik der Geschichte.
Allgemeinen die Möglichkeit und die Notwendigkeit einer Alter-
thumsforschung sich entsprechen, das heisst dass die geschicht-
liehe Bedeutung eines Volkes sich immer auch in dem Reichthume
seiner Hinterlassenschaft documentirt. Fassen wir von hier aus
die Aufgabe des Gymnasiums in das Auge, so ist zunächst zu sa-
gen, dass die allgemeine Geschichtskenntniss für dieselbe
nicht ausreicht. Auch von der Realschule ist der Geschichtsunter-
richt nicht ausgeschlossen; aber wenn das Gymnasium die Ge-
schichte gründlicher und umfangreicher lehren soll , als diess io
der Realschule möglich und nothwendig ist, so kann der Unter-
schied nur darin liegen , dass die Realschule sich auf die allge-
meine und übersichtliche Geschichtskenntniss beschränkt, der
Gymnasialunterricht dagegen theils die Schüler selbst aus den ge-
schichtlichen Quellen schöpfen lässt , theils der Geschichtskennt-
niss, welche immer eine schematische bleibt, die schon ange-
deutete Erfüllung giebt. Während also in der Realschule der
Lehrer die Resultate seiner Geschichtsstudien mittheilt, lässt
sie der Gymnasiallehrer die Schüler wenigstens theilweise selbst-
thätig gewinnen. Ausserdem aber erhält der Geschichtsunterricht
seine Erfüllung und Ergänzung durch die unmittelbare Anschau-
ung der Denkmale und Erzeugnisse, in welchen das vergangene
Leben sich selbst dargestellt und offenbart hat, und diese An-
schauung bildet sich aus der Vertiefung in das Besondere und Ei-
genthümliche allmälig zu objeetiver Betrachtung fort, so dass
sie sich zuletzt zur Allgemeinheit des geschichtlichen Ueber-
blickes erhebt, wie umgekehrt in ihr die geschichtliche Darstel-
lung ihren concreten Inhalt hat und findet. Nur auf diese Weise
vermag das Gymnasium in der That die Fähigkeit auszubilden, die
Mannigfaltigkeit der Lebenserscheinungen auf ihre Einheit zurück-
zuführen und den Zusammenhang der Zustände in der Idee zu
hegreifen. Weiterhin aber ist geltend zu machen, dass die Er-
füllung und Ergänzung des Geschichtsunterrichts durch das, was
wir kurz mit einem allerdings nicht ganz zusagenden Ausdruck
als Altertumswissenschaft bezeichnen, unmöglich eine allge-
meine sein kann. Abgesehen davon, dass die Zeit und Kraft
weder der Schüler noch selbst der Lehrer hinreicht, bei allen
Geschichtsperioden und bei allen Völkern, welche irgendwie in
der Geschichte auftreten , auf die Selbstdarstellung des Volks-
lebens , die geschichtlichen Quellen und die geretteten Denkmale
der Volk&thätigkeit zurückzugehen , so verdient auch — vom Stand-
punkte des geschichtlichen Interesses im engeren Sinne, das von
dem des schlechtsinnigen Altertumsforschers unterschieden ist
— nicht jede Zeit und jedes Volk diese Vertiefung. Ferner
kommt es für den Bildlingszweck des Gymnasiums sehr wesent-
lich darauf an, ob eine Zeit und eine Volkstümlichkeit mehr oder
minder geeignet ist, durch ihre Betrachtung zur einheitliche»
Auffassung der Lebenserscheinungen zu gewöhnen und zu befähigen.
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 135
Man darf nie vergessen , dass diese Fähigkeit keine von vornherein
vorhandene, sondern gerade das letzte und höchste Ziel des Gym-
nasialunterrichtes ist, dass daher die Kraft des Schülers zusam-
mengehalten werden miiss. Sie darf weder dahin verwandt wer-
den, wo schwer zugängliche und vereinzelte Denkmale einen ver-
bal tnissmässig dürftigen Gehalt bergen, noch dahin, wo theils die
Breite und Verwickelung des äusseren Lebens, theils die abstracte
Innerlichkeit' der Richtungen und Gegensätze, theils endlich der
mit beiden Erscheinungen häufig zusammenfallende Mangel einer
ausgeformten und geniessbaren Litterattir die Fertigkeit des Hi-
storikers und die Vertrautheit mit der Entwickehnigsgeschichte
des „Geistes" zur Bewältigung des Stoffes in Anspruch nehmen.
— Wir dürfen nach dem Gesagten vorläufig aussprechen, dass
die reproductive Anschauung der Vergangenheit, in sofern sie sich
der concreten Fälle der historischen Existenz bemächtigen will,
auf eine Geschichtsperiode beschränkt sein muss. Es kann fer-
ner — diess zugestanden — keine Frage sein , dass nur das antike
Leben den angedeuteten Anforderungen entspricht, weil es eines-
theils als die Blüthe der menschlichen Entwickelung betrachtet
werden muss , anderntheils gerade hier die verschiedenartigen Le-
hensgestaltungen und Lebenstendenzen in dem lebendigsten und
anschaulichsten Zusammenhange stehen , so dass die reproductive
Anschauung nicht der mühsamen Reflexion, sondern nur des lie-
bevollen Eingehens bedarf, um sich ihres Objectes zu bemächti-
gen. Die klare Einsicht des antiken Lebens, in welchem Religion
und Staat , Cultus und Kunst sich noch nicht von einander abge-
löst haben , ohne doch , wie im Orient , verwachsen zu sein , in
welchem ferner das Privatleben so von dem öffentlichen umschlos-
sen und zusammengehalten ist, dass die Offenbarungen des Volks-
geistes unmittelbar aus der Gemeinsamkeit des Bewusstseins und
Strebens hervorgehen, während doch diese Gemeinsamkeit eine
freie, das Hervortreten der Individualität nicht nur zulassende,
sondern bedingende und fordernde ist, die Concentration der wir-
kenden Kräfte und die grossartige Einfachheit aller Verhältnisse
machen es dem Schüler möglich, wahrhaft sclbsttbätig und selbst-
ständig — das Bedingte dieser Selbstständigkeit versteht sich von
selbst — den Inhalt der griechischen und römischen Geschichte
zu verarbeiten, oder aus dem Genuas und der Kenntniss des Ein-
zelnen zum Verständniss des Ganzen zu gelangen. Dieses allmä-
lig reifende Verständniss muss sich für den gesammten Ge-
schichtsunterricht fruchtbar erweisen, einestheils weil es für die
Erklärung einzelner geschichtlicher Erscheinungen fertige Analo-
gien bietet, anderntheils aber, weil das antike Leben die Mitte
darstellt, in welcher die Entwickelung der Menschheit sich zu-
samraenfasst und sammelt, um den Boden und Ansatz für ihre Er-
weiterung und Vertiefung zu gewinnen. Das Griechenthum ist
die höchste und schönste Gestalt der noch nicht mit der Natur
136 Methodik der Geschichte.
und mit sich selbst entzweiten Menschheit, die griechische Bil-
dung die Blüthe des raenschheitlichen Selbstbewußtseins. Die
römische Geschichte ist einerseits eine fortlaufende praktische Kri-
tik der möglichen Gesellschafts- undStaatsformen, andererseits
die zusammenhängendste Darstellung der menschlichen und poli-
tischen Thatkraft. Das römische Reich amfasst zuletzt alle histo-
risch bedeutenden Völker der alten Welt, den orbis terrarum, und
wird durch die nivellirende Energie des römischen Geistes der
ebene Boden für neue, weitreichende und von vornherein der
nationalen Beschränktheit ledige historische Bildung. Die grie-
chische Geschichte beginnt mit der innerlichen Bewältigung orien-
talischer Traditionen und endigt mit der Eroberung und Erschlies-
sung des Orients, dessen materielle Reichthümer eben so flüssiger
werden , wie die Starrheit oder Dumpfheit seiner religiösen Vor-
stellungen gelöst wird , ein Process, der für die Genesis des Chri-
stenthums von Bedeutung ist; die römische Geschichte zeigt
schliesslich den vergeblichen Kampf des abgeschwächten römi-
schen Geistes gegen das Christenthum und der römischen Herr-
schaft gegen die Germanen. Beide — das Christenthum und
Germanenlhum — erstarken in diesem Kampfe, beide erwachsen
innerhalb des Reichskörpers zu ihrer späteren geschichtlichen
Rolle. Denn während das Christenthum, die Religion der Unter-
drückten, von unten auf unaufhaltsam aufwärts dringend, die
Herrscherkraft und den politischen Formensinn des römischen
Geistes in sich aufnimmt und dadurch zur Gestaltung der Kirche
befähigt wird, bilden germanische Söldnerschaaren immer ent-
schiedener den Kern der römischen Heere, und die Entbindung
dieser diseiplinirten Massen bei der Auflösung und dem Zusam-
mensturz des Reiches ist für das Verständniss der sogenannten
Völkerwanderung und der aus ihr hervorgehenden Staatenbildun-
gen ein sehr wesentliches , obgleich meistens nur flüchtig berück-
sichtigtes Moment. Fassen wir die Sache allgemeiner, so müs-
sen wir sagen, dass sich das Germanenthum als solches an dem
Gegenüber der römischen Weltherrschaft entwickelt hat, das
heisst aus seiner elementarischen Formlosigkeit herausgetreten
ist. Andererseits reichen die Traditionen des römischen Kaiser-
reichs tief in das Mittelalter hinein und gewinnen wiederholt eine
folgenreiche Bedeutung. — Das Christenthum und Germanen-
thum sind die Grundfactoren der mittelalterlichen und modernen
Geschichte ; aber wie sie an und in den Gestaltungen des antiken
Lebens ihre nachhaltige Bestimmtheit erbalten , so zieht sich zwi-
schen ihnen die antike Bildung, zunächst in kümmerlichen Ueber-
resten, später von Neuem erschlossen und entdeckt, fortwährend
hin und beweist, Geist weckend und nährend, ihren unverwüst-
lichen Gehalt.
Wie wir uns auf diese Andeutungen beschränken müssen, um
die Kenntiiiss des classischeu Alterthums als noth wendiges
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 137
Lehrobject des Gymnasiums nachzuweisen , so wollen wir uns be-
gnügen auszusprechen , dass die Geschichte der christlichen Re-
ligion und Kirche und die Leetüre des altdeutschen Epos, welche
beide bisher theils dürftig, theils willkürlich behandelt wurden,
in dem Organismus der Lehrobjecte eine feste und keineswegs
untergeordnete Stellung erhalten müssen. Wir brauchen nicht
hinzuzufügen, dass der Religionsunterricht und die deutsche Litte-
rat Urgeschichte die weitere Umschliessung derselben bilden , weil
sich das von selbst versteht, wohl aber, dass für die Aufgabe des
Gymnasiums die Umschliessung o h n e das Umschlossene, wie et
jetzt häufig geboten wird , kern- und werthlos ist. — Sehen wir
nun weiterhin von den untergeordneten Lehrobjecten des Gymna-
siums, die es aus der Mittelschule herübernimmt und in enger
Beschränkung fortsetzt, nach unserer Ansicht aber in der höheren
Abtheilung ganz aufgeben muss, füglich ab, so erscheinen säromt-
liehe Lehrobjecte , mit selbstverständlicher Ausnahme des deut-
schen Unterrichts, insofern er es mit der Sprachform und
mit der freien Reproduction des ganzen Lehrstoffes zu thun
hat, als die Erfüllung und Ergänzung des Geschichts-
unterrichts. Hiermit aber gelangen wir zu dem Knotenpunkte
der Differenz zwischen unserer Ansicht u.dem Paschen Standpunkte,
welchen wir nach dem scheinbaren Umwege, den wir gemacht ha-
ben , mit wenigen Worten charakterisiren können. Die Peter'sche
Schrift stellt weder den Geschichtsunterricht ausdrücklich in die
Mitte der übrigen Lehrobjecte , noch deutet sie irgend eine Be-
ziehung derselben an. Sie will die Erfüllung des Geschichts-
unterrichts und weist mit der Schärfe und Wärme der Ueberzeu-
gung die Unfruchtbarkeit und Ungründlichkeit des blos übersicht-
lichen geschichtlichen Wissens nach, aber sie will diese Erfüllung
im Geschichtsunterricht selbst, während wir in derselben die
Aufgabe des Gymnasiums überhaupt sehen. Nach unserer An-
sicht kann der Zweck, den Peter im Auge hat, auch bei der Durch«
führung seiner Methode des Geschichtsunterrichts nur theil weise
erreicht werden; weil er ihn aber innerhalb desselben gans
erreichen möchte, so wird er zu einem Aufwand von Mitteln ge-
drängt , welcher eben so uunöthig wie schwer zu bestreiten ist
Hr. Peter macht den Geschichtsunterricht vorherrschend zur
Leetüre der historischen Quellen und zwar vorzugsweise der
naiven Geschichtschreiber. Wir müssen hierbei auf das zurück-
kommen, was wir früher über die Tragweite des Unterschiedes
zwischen den naiven Geschichtschreibern — denn das sind die-
jenigen , welche im Strome der unmittelbaren Leberlieferung ste-
hen und diese, von ihrem Geiste beherrscht, fortsetzen — und
denen, welche die Geschichte pragmatisch behandeln, gesagt
haben, wobei indess die Vorbemerkung nöthig ist, dass auch das
Selbsterlebte oder Naheliegende pragmatisch dargestellt werden
kann , während umgekehrt die naive Behandlung entrückte* Gfe~
schichtsstoffe entweder auf Willkür odw few&Ai&ktaftX\. \*wfcw
_i ~ _-
138 Methodik der Geschichte.
jedenfalls aber einen Werth für die Geschichtsforschung hat. Es
ist durchaus nicht zu läugnen, dass die naiven Geschichtschreiber,
abgesehen von dem Reize, den das Einfache und Ursprüngliche
immer hat , wenn die Form nicht gar zu spröde und dürftig ist,
das geschichtliche Leben, insofern es sich im Geschehenden
äussert, 8m lebendigsten wiederspiegeln, weil ihre Darstellungen,
dem unmittelbarsten Bedürfniss und der Freude am Erzählen ent-
sprungen, weit mehr Geburten der Zeit als Schöpfungen des
Schriftstellers sind. Dennoch reichen sie, wo die Vertiefung in
das Volksleben wünschenswerth und noth wendig ist, nicht aus,
nicht nur, weil sie durchschnittlich das Geschehene nur spora-
disch zur Anschauung bringen , sondern weil die Geschichtschrei-
bung überhaupt unter den Selbstdarstellungen des Volkslebens
nur diejenige Bedeutung hat , welche wir den Lebenserinnerungen
des Einzelnen im Verhältnis« zu den Leistungen und Schöpfun-
gen, in welchen er sich offenbart hat, zuschreiben können. Um
es kurz auszudrücken: die gründliche Erkenntniss der Vergangen-
heit verlangt das Eingehen auf die Offenbarungen des Volksgeistes
in Kunst und Litteratur, in den religiösen Anschauungen und Ge-
bräuchen , in den politischen und socialen Institutionen , in Sitte
und Lebensweise. Hiermit sprechen wir die Aufgabe des Ge-
schichts- und Alterthumsforschers aus, welcher sich der ganzen
geschichtlichen Vergangenheit, so weit wie möglich, zu bemäch-
tigen hat. Wie wesentlich es für den Gymnasialzweck ist , dass
das concreto geschichtliche Dasein aus unmittelbarer Anschau-
ung reconstruirt wird , haben wir oben ausgeführt, aber ebenso,
dass dieser Zweck eine bestimmte Beschränkung erfordert. Die
Gymnasialschüler sind eben keine Geschieht«- und Altertums-
forscher. Wenn es aber bei dem Geschichtsunterrichte überall
auf die Erkenntniss des Zuständlichen ankommt, so ergiebt sich
ans dem Gesagten von selbst, dass weder die Leetüre der naiven
Geschichtschreiber, noch die der geschichtlichen Quellenschrift-
steller überhaupt genügt, um den Zweck des Unterrichts zu er-
füllen, sondern dass der Lehrer die Resultate seines Studiums
und der Wissenschaft zu verarbeiten und roitzntheilen hat, und
zwar nicht blos ausserhalb der Grenzen, innerhalb deren die übri-
gen Lehrobjecte des Gymnasiums die Ausfüllung des Geschichts-
unterrichts sind. Denn auch da, wo der Schüler die concrete
Vergangenheit aus eigener Anschauung gewinnt , kommt es darauf
an, dass diese Anschauung ihren Abschluss und ihre Fassung fin-
det, was eben dadurch geschieht, dass sie mit dem von dem Ge-
schichtslehrer Gegebenen zusammentritt. Wie aber die Leetüre
der Quellengeschichtschreiber nach dieser Seite hin zu wenig lei-
stet, so ist sie eine Vergeudung von Kraft und Zeit überall da,
wo wir entweder blosse Bearbeitungen vor uns haben, die sich
nicht zur Kunstgeschichtschreibung erheben und aus denen wir
das Ursprüngliche und Unverfälschte, was sie enthalten, mühsam
Peter: Der Geschichtsunterricht aof Gymnasien. 139
heraus«« eben müssen , oder naive Geschichtschreiber, die das io
unbeholfener und reizloser Form geben, was ohne Verlust zu-
sammengefasst und ansprechender ausgedrückt werden kann.
Wenn wir also auch der Leetüre im geschichtlichen Unter-
richte eine angemessene Berechtigung einräumen, so können -wir
doch den zusammenhängenden Vortrag des Lehrers nicht in der
Weise ausschliessen , wie es Hr. Peter thut. Dieser reducirt
nämlich die Thätigkeit des Lehrers auf die Elementarübungen, die
wir später berühren, auf die Leitung der Leetüre und auf ge-
Bchichtsphilosophische Ausführungen in der obersten Classe. Er
meint, dass das Talent zum mündlichen Vortrag sehr selten sei,
und dass daher der Erfolg des geschichtlichen Unterrichts nicht
von diesem abhängig gemacht werden dürfe. Vielmehr soll daa
Talent, wo es sich findet, nur die Bedeutung einer erfreulichen
Zugabe haben. Wir können ohne Weiteres zugestehen, dass die
Gabe des lebendigen, Gemüth und Phantasie ergreifenden Vor-
trags, wie ihn allerdings der Geschichtsunterricht, besonders auf
den unteren Stufen, fordert, nicht allzuhäufig vorkommt. Wir
glauben aber, dass die Schuld nicht in dem Mangel der betreffenden
Anlage, sondern einestheils darin liegt, dass diese bisher zu wenig
ausgebildet wurde, anderntheils darin, dass, eben weil der Ge-
schichtsunterricht von den Gelehrtenschulen vernachlässigt und
trocken oder oberflächlich behandelt wurde, den Geschichtsleh-
rern weder der Reichthum eines frühzeitig erworbenen , lebendig
angeeigneten Materials, noch die Kraft der produetiven Anschau-
ung, welche zusammen den anziehenden und ergreifenden Vortrag
bedingen , zu Gebote steht. Unter der Voraussetzung , dass der
Geschichtsunterricht in sein volles Recht eintritt, dass man also
einestheils an den Geschichtslehrer die höchsten Anforderungen
stellt und nicht den Ersten Besten gut genug dazu findet, andern-
theils die Zöglinge mit einer tüchtigen geschichtlichen Bildung
entlässt, um aus ihnen in wenigen Jahren die jungen Lehrer zu
wählen , unter der Voraussetzung ferner, dass Schule und Leben
das Talent des freien Vortrags überhaupt mehr entwickeln , als es
bisher der Fall gewesen ist, dürfen wir hoffen, dass die Erfolge
des Unterrichts künftig nicht mehr an der Unbeholfenheit der
Lehrer scheitern. Auch die gegenwärtigen Lehrer könnten durch-
schnittlich weit mehr leisten , als sie in der That leisten, wenn sie
ihre Pflicht thun wollten , die vor allen Dingen darin besteht, dass
sie sich mit dem Inhalte dessen, was sie vorzutragen haben, selbst
erfüllen, also gehörig vorbereiten. Der Lehrer muss auf die
ursprünglichen Quellen zurückgehen , er muss sich ein reiches De-
tail vergegenwärtigen, aus dem er die Züge zu dem auszuführen-
den Bilde wählen kann, zugleich aber den idealen Hintergrund
dieses Bildes, den leitenden und zeugenden Gedanken gewinnen.
Er muss ferner einzelne Stellen aus den Quellenschriftstellern,
welche die wörtliche Mittheilung verlangen und vecdtevvtxt > ^«*-
idZ^.X.
140 Methodik der Geschichte.
lesen, und kann diess um so häufiger thun, je schwächer er sich
in der Ausführung des Details fühlt. — Der freie Vortrag behält,
wenn er nur einigermaassen gut ist, stets den Vorzug vor der auf-
gegebenen und durchgefragten Leetüre, dass er einerseits die con-
centrirteste Aufmerksamkeit fördert, andererseits sich der je-
desmaligen Auffassungsfähigkeit, den Voraussetzungen des Ver-
ständnisses und der Richtung des Interesses, die der Lehrer
kennen muss, anschmiegen kann und auch stets, freilich je nach
dem Lehrertalente mehr oder minder, anschmiegen wird. Er
setzt das lebendige Verhältniss des Lehrers und Schülers voraus
und begründet es, hierin aber liegt, neben dem oben ausgeführten,
aus der Sache genommenen Grunde, ein im engeren Sinne päda-
gogischer für die Notwendigkeit des Vortrags. In einer Zeit,
welche die „Mündlichkeit" wieder in ihr Recht einsetzen will, ist
es jedenfalls unzeitgemäss, das lebendige Wort aus einer Unter-
richtssphäre hinausdrängen zu wollen, wo es gerade am eingrei-
fendsten wirken kann.
Wir haben schon gesagt, dass wir der Leetüre neben dem
fortlaufenden Vortrag eine »Stelle eingeräumt wissen wollen, und
fügen hinzu, dass wir die in den Gynmasialbibliotheken hierzu
vorhandenen Bücher im Allgemeinen ebenso unpassend ausgewählt
finden, wie Hr. Peter, und dass wir die dem Zufall überlassene,
ohne Ordnung und Leitung stattfindende Leetüre für nicht weniger
ungenügend und unfruchtbar halten, wie er. Hr. Peter giebt in
geiner Schrift eine sehr dankenswerthe Zusammenstellung dessen,
was nach seiner Ansicht von allen Schülern gelesen werden muss.
Diess sind theils vollständige Geschichtsbücher, theils ausgewählte
Stücke , welche einer umfassenden Sammlung einverleibt werden
sollen. Mit Recht legt Hr. Peter einen Hauptwerth auf die
Schriftsteller, welche Selbsterlebtes oder aus frischer Ueberlie-
ferung Empfangenes, in unbefangener Weise, mit gestaltendem
Sinne, aber ohne viel Reflexion und ohne Ansprüche darstellen, auf
die eigentlichen Erzähler unter den Geschichtschreibern. Diese
— wie der von Peter mit besonderer Wärme besprochene Bernard
Diaz, wie Villehardouin, Joinville u. s.w. — sprechen den jugend-
lichen Geist am meisten an und haben nicht nur den Vorzug, dass
sie das lebendigste Detail geben, sondern auch den, dass sie die
Stimmung ihrer Zeit am unmittelbarsten abspiegeln. Da zu dieser
Classe in weiterer Ausdehnung auch diejenigen meistens kunstlosen
Schriftsteller gehören, welche sich zur Schilderung ihrer persön-
lichen Schicksale und ihrer mehr oder weniger untergeordneten
Theilnahme an den Weltbegebenheiten gedrängt fühlten ; so bietet
sich hier ein weites Feld für Entdeckungen und neue Ausgaben in
Vergessenheit gerathener und doch in ihrer Weise werthvoller
Bücher. — Dass Hr. Peter in Bezug auf die modernen Bearbei-
tungen geschichtlicher Stoffe sehr wählerisch ist, finden wir in der
Ordnung, ebenso, dass er Universalgeschichten uud historische
Peter: Der GcscttetaeaUnid* asf T ■■■■Tu 14t
Uebcrsichten ganz ausschlieft. Am wenigstes zufrieden sind
mit der Auswahl für die neueste Zeit. Die französische Reroln-
tion ist durch die Memoiren der de la Rochejaqaelin jedenfalls am
beschränkt und einseitig vertreten. Die Memoiren der Madam
Roland und die considerations der Madame de Stael verdienen schon
wegen der Berühmtheit dieser geisteskraftigen Frauen Berück-
sichtigung. Mignet's Geschichte zeichnet sich iwir nicht durch
lebendige Schilderung, aber durch grosse Klarheit aus, und wenn
einmal eine Bearbeitung der ganzen Revolutionsgescbichte gege-
ben werden soll, so wurden wir die des Franzosen der deutschen
von Dahlmann vorziehen. Für den reifen Schüler, der die fran-
zösische Revolution nicht nur kennt, sondern auch eine Ansicht
über sie hat , wird die Leetüre der Girondins von Lamartine ebenso
interessant wie fruchtbar sein. — Für die Periode „der allmäli-
gen Entwickelung des deutschen Nationalbewusstseins der franzö-
sischen Unterdrückung gegenüber u reichen Nettelbeck's Leben
und Nahden's Wanderungen auch nicht von Weitem aus. Die ge-
müthvollste und kräftigste Darstellung hat das erwachende deut-
sche Selbstgefühl in Arndt gefunden, und wenn seine Schriften
für das Thatsächliche wenig, aber doch auch einige Ausbeute ge-
währen , so sind sie um so mehr geeignet die Stimmung der Zeit
zu charakterisiren. — In Bezug auf das Mittelalter haben wir
noch zu bemerken , dass uns die Geschichte Spaniens , welche auf
abgeschlossenem und engerem Räume die Entwickelung des Gan-
zen darstellt, den Gegensatz und die fruchtbare Berührung des
christlich-ritterlichen Abendlandes und des Sarazeuenthums in der
concretesten Form zur Anschauung bringt und an tragischen Mo-
menten reich ist, einer besonderen Berücksichtigung, die ihr Hr.
Peter nicht zu Theil werden lässt, werth scheint.
Von unserem Standpunkte aus müssen wir die Peter'sche Zu-
sammenstellung , insofern es sich um eine historische Gymnasial-
hibliothek handelt, nicht reichhaltig genug, dagegen für die
dem Unterrichte systematisch eingefügte Leetüre zu umfas-
send finden. Wir verlangen nämlich , dass neben der letzteren,
welche vom Lehrer aufgegeben, vom Schüler in irgeud einer Form
reproducirt wird , auch der freien , lediglich durch die Neigung
des Schülers bestimmten Leetüre ihr Recht bleibe, und dass für
sie ein reichhaltiger und passender Stoff vorhanden sei. Die sy-
stematische Leetüre ist die nothwendige Ergänzung des geschicht-
lichen Vortrags und wird von demselben umschlossen ; die freie
Leetüre befriedigt das besondere Bedürfniss des einzelnen
Schülers und gewährt ihm den Genuas der selbsttätigen und nicht
controllirten Erweiterung seiner Kenntnisse. — Wir werden spä-
ter, wenn wir die Stufen des Geschichtsunterrichts besprechen,
Gelegenheit haben, den Kreis der vom Unterricht umschlossenen
Leetüre näher zu bestimmen. Die für diese bestimmten Bücher
müssen natürlich entweder vom Schüler selbst angeschafft v»«&<tatu
142 Methodik der Geschichte.
oder sich in mehreren Exemplaren in der Schulbibliothek befinden,
insofern nicht die einmalige Vorlesung in der Gasse, welche in«
dess nur für kleinere Abschnitte zulässig ist, dem Zwecke des
Unterrichts genügt. — Zum Behuf der freien Leetüre ist sowohl
der Kreis derjenigen Schriftsteller, welche in origineller Weise
eigene Schicksale und Anschauungen darstellen, als der Bearbei-
tungen zu erweitern. In ersterer Beziehung sind besonders auch
Reisebeschreibungen, welche nicht nur ein geographisches, son-
dern auch ein geschichtliches Interesse darbieten , aufzunehmen,
von den älteren der Marko Polo und des Adam Olearius Gesandt-
schaftsreise; in letzterer dürfen poetische Producte, in welchen
ein dem geschichtlichen Kleinleben entnommener, charakteristi-
scher Stoff so einfach und enthaltsam verarbeitet ist, wie in dem
Kohlhaas von Kleist, ferner historische Darstellungen, wie Wash-
ington Irvings Eroberung, von Granada, deren Reiz theils in der
Sache, theils in der Benutzung der ursprünglichen Quellen und
dem poetischen Geiste des Verfassers begründet ist, nicht fehlen.
Ehe wir die Stufen des Unterrichts, wie sie von Peter und
Löbell gezeichnet werden, besprechen, haben wir kurz auf die von
Peter vorgeschlagene Behandlung des Elementarischen einzugehen.
Hr. Peter will das Gedächtniss in sein Recht eingesetzt, er will,
dass die Jahreszahlen in ähnlicher Weise für sich auswendig ge-
lernt und eingeübt werden, wie das Einmaleins, die Declinationen
und Conjugationen. Die Einübung soll durch Zusammenstellun-
gen, welche theils gegeben, theils verlangt werden, geschehen,
zunächst durch Zusammenstellungen geographisch auseinander
liegender Ereignisse, welche dieselbe Jahrzahl haben, dann durch
Reihen von gleichen Zahlen in aufeinander folgenden Jahrhunder-
ten und in aufeinanderfolgenden Jahrzehnten, endlich durch die
Vergleichung der Quersummen von Jahrzahlen, wobei wir
tiicht verfehlen die Entdeckung hervorzuheben, dass die Quer-
summe der in der deutschen Geschichte bedeutsamsten Jahre die
Zahl 1.5 ist , worauf sich jedenfalls Combinationen für die Zukunft
gründen lassen. — Wir halten diese abstracten Gedächtnissübun-
gen, insofern sie über den Zweck, die Gleichzeitigkeit und die
Distanz der Begebenheiten äusserlich vorstellig zu machen und
diese Vorstellung im Gedächtniss zu befestigen, hinausgehen, für
unnütze und abstumpfende Spielereien. Das Gedächtniss soll bei
jedem Unterrichte als solches in Anspruch genommen werden und
besonders in den Jahren, in denen es die entschiedenste Energie
zeigt, weil es das Bedürfniss und die entsprechende Fähigkeit des
jugendlichen Geistes ausdrückt, für die werdende, innerliche Ob-
jeetivität, die Welt der Vorstellungen, ein festes Gerüst zu ge-
winnen, oder die vorstellende Thätigkeit überall ein bestimmtes
Resultat als Besitz ablagern zu lassen. Es bedarf keiner weiteren
Ausführung, dass das Gedächtniss diese Bedeutung immer behält,
und dass die Gedächtnisserrungenschaften den Geist nicht be-
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien« 143
schweren, sondern erleichtern, unter der Voraussetzung nämlich,
dass es eben Thätigkeitsresultate sind, -welche das Gedächtnis«
festhält. Dennoch tritt bei jeder gesunden geistigen Organisation
die Bedeutung und die Energie des Gedächtnisses in demselben
Maasse zurück, als die innerliche Objectivität ihren Zusammenhalt
in der Idee findet. — Es ergiebt sich aus dem Gesagten leicht,
wie dag Gedächtniss im Elementarunterrichte in Anspruch zu neh-
men ist. Es müssen Resultate sein, welche dem Gedächtnisse
eingeprägt werden, oder die Thätigkeit der Vorstellung muss
schliesslich immer einen möglichst objeetiven, möglichst ausser*
liehen und desshalb feststehenden Ausdruck erhalten, welcher
dem Gedächtnisse anvertraut wird. Weiterhin müssen die ge-
wonnenen Formeln ebenso in Verbindung treten, wie die Vor-
stellungen, aus denen sie abgeleitet sind, und wenn sie auf diese
Weise die zusammenhängende Umschliessung eines bestimmten
Ganzen von Vorstellungen bilden , so dienen sie schliesslich dazu,
sowohl die innere Befestigung als die Erweiterung dieses Ganzen
zu unterstützen, indem sie den Anhalt für Wiederholungen und
Zusätze abgeben. Dieser Fortschritt der Gcdächtnissbeschäftiguug
im Elementarunterrichte ist bei allen Disciplinen derselbe. Wenn
aber der Gegenstand des Unterrichts Formen sind, welche für
sich keinen realen Inhalt, sondern nur abstracte Verhältnisse und
Beziehungen ausdrücken, so fallen die Vorstellung und die aus-
serliche Fassung derselben überall sofort zusammen, und der
Unterricht beginnt daher mit Zusammenstellungen, welche aus-
wendig gelernt werden müssen, um dann zu den Uebungen, in
welchen die ausgedrückten Beziehungen an einem bestimmten
realen Inhalte erscheinen, fortzugehen. Hiermit ist z. B. der
Gang des sprachlichen Elementarunterrichts ausgesprochen, den
Hr. Peter als Analogon für seine geschichtlichen Elementar-
übungen heranzieht. Man sieht indess leicht, worin bei der
Gleichheit der wesentliche Unterschied liegt. Bei dem ersten
Sprachunterrichte ist die Vertrautheit mit den Formen der Sprache
Zweck; sie müssen also zunächst für sich zusammengestellt und
dann an wirklichen Sätzen , deren Inhalt ein gleichgültiger ist, zur
Erscheinung gebracht und eingeübt werden. Bei dem Geschichts-
unterricht ist die Vertrautheit mit den Formeln, welche einen
verarbeiteten Inhalt ä'usserlich ausdrücken, Mittel, und eben
desshalb ist zu einer willkürlichen und künstlichen Einübung, wenn
sie einmal auswendig gelernt sind, kein Grund vorhanden, da die
reproducirende Wiederholung von selbst und nothwendig auf sie
zurückkommt. Uebrigens wollen wir hier sogleich bemerken,
dass die Resultate der geschichtlichen Vorstellungen nicht nur in
Jahreszahlen , Personennamen und Facten , sondern ebenso in geo-
graphischen Angaben zu formuliren sind , und zwar in der Weise,
dass die chronologische und die geographische Formel , welche
letztere als eine mit Punkten — Mittelpunkten und Ausseu^uuUo^
kMlMeal^,
144 Methodik der Geschichte.
— und mit Linien — Umfang- oder Grenzlinien und Bewegungs-
linien — construirte Figur erscheint , neben einandergestellt, aber
in ein Verhältniss gebracht werden.
Für die Stufen des Geschichtsunterrichts hat Peter das Ana-
logon der naiven , pragmatischen und Kunstgeschichtschreibung,
Löbell ein auf Inhalt und Behandlung der Geschichte bezugliches
A und B, indem er die einfache, gläubige Wiedergabe des Ueber-
lieferten und die kritische Sichtung, die Geschichte der Thaten
und Ereignisse und die Geschichte der Culturentwickelung, die
Darstellung des Thatsächlichen und die ideelle Betrachtungsweise
gegenüberstellt. Er bestimmt hiernach , indem er die biographi-
sche und poetische Behandlung der Geschichte vom eigentli-
chen Geschichtsunterricht ausschlieft, zwei Stufen desselben,
deren erste es hauptsächlich mit dem Zusammenhange der Er-
eignisse zu thun hat und sich streng auf das Thatsächlicbe be-
schränkt, deren zweite aber zur Gulturgeschichte fortgeht und
sich zwar nicht zu geschichtsphilosophischen Ueberblicken und
Betrachtungen erhebt , aber die einzelnen Erscheinungen erklärt
und motivirt. Wir bemerken hierbei vorläufig, dass Löbell die
erste Stufe als den Elementarunterricht ausspricht, als geschichts-
philosophische Betrachtungen aber nicht etwa die Construction des
Zuständlichen und Thatsächlichen aus der Idee, sondern allge-
meine Reflexionen über den Grund und Verlauf der Ereignisse
auffa88t. — Peter will natürlich für die erste Stufe die Leetüre
der naiven, für die zweite der pragmatischen und für die dritte
der Kunstgeschichtschreiber. Die Thätigkeit des Lehrers auf
allen Stufen ist die Leitung der Leetüre ; auf der ersten aber hat
er ausserdem die beschriebenen Elementarübungen vorzunehmen,
die auf der zweiten zum Abschluss zu bringen sind , und auf der
dritten hat er geschichtsphilosophische Ausführungen zu geben,
die nach den Beispielen oder vielmehr dem Muster, das er giebt
— denn er theilt eine kurze Geschichtsphilosophie mit — , dem
Begriffe des Geschichtsphilosophischen weit näher stehen, als jene
von Löbell beispielsweise ausgeführten Reflexionen, die nach sei-
ner Ansicht über der Aufgabe des Gymnasiums liegen. — Auch
für seine Elementarübungen hat Peter eine Analogie: die chrono-
logische Behandlung der Geschichte in den Chroniken. Löbell
'will den geschichtlichen Stoff in logisch geordnete Uebersichten
«usammengefasst und diese auswendig gelernt. Ausserdem em-
pfiehlt auch er Aufgaben, die mit den Peterschen einige Aehn-
lichkeit haben, obgleich er von den Zusammenstellungen nach
äusseren Beziehungen zu denen nach inneren fortgehen will. Nach
<len als Beispiele angeführten Fragen und Antworten aber müssen
wir auch hier die Unfruchtbarkeit derartiger Uebungen behaupten.
Wenn der Schüler gefragt wird : „welche Jahrzahl der römischen
Geschichte, die eine wichtige Begebenheit bezeichnet, giebt ver 7
doppelt eine andere sehr bedeutende Epoche derselben?" so wird
Lobeil : Grundzage einer Methode des geschichtl. Unterr. n. s. w. 145
er die Antwort: 244 d. St. ood 488, nur durch Probiren ge-
winnen können, eine Arbeit, die ihn allerdings zwingt, die Reihe
der ihm bekannten Zahlen durchzulaufen, aber als eine Anstren-
gung um Nichts — denn das Resultat wird er bald wieder verges-
sen und mitRecht — peinlich ist. Die allgemeinen Repetitio-
nen , bei welchen nach den Thatsachen in den verschiedenartigsten
Beziehungen , welche mehr oder weniger willkürliche und äusser-
liche sein müssen , gefragt wird, bieten die einzige naturgemässe,
aber vollkommen ausreichende Gelegenheit, die auswendig ge-
lernten Zahlen ausser den gegebenen festen Reihen und Gruppen
angeben zu lassen und sie dadurch gelaufig zu machen. — Was
das Auswendiglernen der Löbell'schen Ueb ersichten betrifft, so
spricht sich die Peter'sche Schrift hierüber ganz treffend aus. Es
darf nur zweierlei auswendig gelernt werden: das rein Formelle
und die Ausprägung eines bestimmten Inhalts in einer ihm
völlig und für immer adäquaten Form. Die „Uebersichten"
fallen unter keine dieser beiden Kategorien.
Während Löbell die Abstufung des Unterrichts vorzugsweise
als eine Erweiterung des Stoffes bestimmt, indem zuerst nur der
Zusammenhang der Ereignisse, später der Zusammenhang des Zu-
stäudlichen oder, wie es Löbell bezeichnet, die Culturgeschichte
zum Lehrzwecke wird , geht Peter vorherrschend von der B e-
h a n d 1 u n g des geschichtlichen Stoffes aus , wobei er auf die Er-
kenntniss des Zuständlichen fast gar keine Rücksicht nimmt, son-
dern als den Geschichtsstoff die Fülle der Thatsachen betrachtet,
eine Einseitigkeit, in welcher seine Ueberschätzung der Leetüre
ihren eigentlichen Grund hat. Er will auf der ersten Stufe aus
der Leetüre der naiven Geschichtschreiber „Geschichten" als
kleine, abgerundete Ganze , auf der zweiten aus der Leetüre der
pragmatischen Schriftsteller den Zusammenhang der Begeben-
heiten, wie er sich als Ursache und Folge darstellt, gewinnen.
Auf der letzten Stufe soll der nun vollständig vorhandene ge-
schichtliche Stoff aus höheren Gesichtspunkten zusammengefasst
werden. Auf der ersten Stufe soll vorzugsweise Gedachtniss und
Phantasie, auf der zweiten neben diesen der Verstand in Anspruch
genommen werden. Auf der letzten Stufe soll der Gedanke als
die Herrschaft der Idee über den Stoff zu seinem Recht kommen.
— Wir verkennen das Richtige, was sowohl der Peter'schen als
der Löbeirschen Abstufung zu Grunde liegt, keineswegs, wie aus
den folgenden Andeutungen hervorgehen wird, finden aber beide
in Beziehung auf die Aufgabe des Gymnasialunterrichts über-
haupt und für den Aufbau eines zugleich lebendigen und geord-
neten geschichtlichen Wissens ungenügend. Indem wir dem von
Beiden Gegebenen ein Drittes gegenüberstellen wollen, müssen
wir von vornherein auf eine weitere Ausführung verzichten und
die ergänzende Thätigkeit des Lesers in Anspruch nehmen.
Die Aufgabe des Gymnasiums lässt sich , wie wir oben au&^&-
iV. Jahrb. f. PhU. u. Päd. od. Krit. BibL Bd. V*. H{t. V M&
146 Methodik der Geschichte. -
sprochen haben ^ nicht für sich bestimmen, sondern mnss im
Verhältniss zu der gesammten Volkserziehung aufgefasst werden.
Alle Erziehungs- und Unterrichtsanstalten müssen eine organi-
sche Einheit darstellen, innerhalb deren der allgemeine Erzie-
hungszweck nach verschiedenen Seiten , aber zusammentreffend
verwirklicht wird. Jeder Organismus aber zeigt eine stufenweise
Darstellung seiner Einheit in der Weise, dass er den aus sich selbst
entwickelten Gegensatz nach unten und oben wieder zusammen-
fasse — Indem wir, um den Zweck des Gymnasialunterrichts
vorläufig festzustellen , den Gegensatz des Gymnasiums und der
Realschule zum Ausgangspunkt genommen haben, haben wir die
entschiedenste Zweiseitigkeit, zu welcher es der Schulenorganis-
mus überhaupt bringt, schon ausgesprochen. Die unmittelbarste
Einheit des Volks und der Volksbildung ist in der Volksschule dar-
gestellt. Die Volksschule soll die gesammte Volksjugend umfas-
sen und diejenige Bildung gewähren, welche der Ausdruck des
allgemeinen Culturzustandes, zugleich aber oder vielmehr desshalb
die nothwendige Basis für jede weitere Entwickelung und Ver-
mitteluug des Wissens und Könnens ist. Der Unterricht der Volks-
schule hat ein für sich abgeschlossenes und vollständiges Resultat:
das Volksbewusstsein in seiner einfachsten, concentrirtesten Form
als Eigenthum der Einzelnen und die Fähigkeit, an dem Gemein-
leben in freier Weise Theil zu nehmen. Der Zweck der Volks-
schule muss sich für die, welche aus ihr unmittelbar in das prak-
tische Leben eintreten, erfüllen, während sie für diejenigen,
welche eine weitere theoretische Vorbildung verlangen, die Be-
deutung der Elementarschule und zwar der bestmöglichen hat. —
Die höchste und vermitteltste Darstellung des einheitlichen Volks-
bewusstseins, die Verwirklichung desselben in der Sphäre des
wissenschaftlichen Gedankens, ist die Universität, welche noch
Schule ist, insofern sie die Resultate der wissenschaftlichen
Arbeit mittheilt, aber über die Schule hinaustritt, insofern die
Mittheilung in sich selbst das Moment der geistigen Production
hat, weil der Schüler sich zu dem Gegebenen nicht nur aufneh-
mend, sondern zugleich kritisch verhält, der Lehrer aber nicht nur
anzuregen und zu ergreifen hat, sondern, indem er diess anstrebt,
selbst angeregt und ergriffen wird. Das Element der Univer-
sität ist die wissenschaftliche Begeisterung, welche sich aus dem
persönlichen Gegenüber des Lehrenden und des selbstständig
Lernenden erzeugt. Wie die Universität aber den Uebergang von
der Schule zu der bezuglosen und insofern abstracten wissenschaft-
lichen Arbeit darstellt, so vermittelt sie ebenso die Schule und das
zur Selbstgestaltung gelangte oder strebende Volksleben. —
Zwischen der Universität und der Volksschule stehen zunächst das
Gymnasium und die Realschule, welche den Gegensatz der dop-
pelten Arbeit des Volkes, welche wir kurz als seine ideale und
reale bezeichnen können , verkörpern. In der Universität finden
Lobeil: Grundzuge einer Methode des geschieht!. Unterr. n. 0. w. 147
beide ihre Einheit, und wir sind beiläufig der Ansicht, dass die
Realschule nicht weniger als das Gymnasium einen Theil derer,
welche die Universität besuchen, vorbilden muss. Der Gegen-
satz des Gymnasiums und der Realschule aber kann nicht unmit-
telbar aus der Volksschule herauswachsen , vielmehr ist ein Mit-
telglied nothwendig, welches wir mit dem historischen Namen der
„lateinischen Schule" oder mit dem aus der Sache hergenomme-
nen der Mittelschule bezeichnen können. Die Aufgabe der latei-
nischen Schule ist die En tfal tun g des in der Volksschule Ge-
gebenen aus seiner einfachen, concentrirten Form, und die Aus-
bildung der Ausdrucksfähigkeit. Ihre Methode ist: die strenge
und übersichtliche Ordnung eines möglichst reichen Details, im
Gegensatz gegen das Verweilen bei dem das Allgemeine reprä-
sentirenden Besondern, wie es der Volksschule eigenthümlich ist,
und im Gegensatz gegen die perspectivische Behandlung der
Stoffe — wir finden keinen kürzeren Ausdruck — wie sie in
den höheren Lehranstalten zur Geltung kommt. Lieber der latei-
nischen Schule steht, zwischen Realschule und Gymnasium die
Zarückbiegung der entfalteten Volksschule nach sich selbst dar-
stellend , das Seminar.
Wenn wir uns mit diesem flüchtigsten Abriss begnügend den
Geschichtsunterricht als das Hauptlehrobject des Gymnasiums in
das Auge fassen , so schliesst er sich an den Unterricht der Volks-
und lateinischen Schule an und setzt sich in den Geschichtsvor-
trägen der Universität fort, hat also eine doppelte Begrenzung,
die durchaus zu berücksichtigen ist, wenn seine eigenthümliche
Aufgabe erfasst werden soll. Der Universitätsunterricht soll das
selbstständige Studium anregen, unterstützen und regeln, eine
Aufgabe, die als dreiseitige, als Geschichts- und Altertumsfor-
schung — die Kritik der Quellen und die Charakteristik der
Alterthümer — , als hypothetische Pragmatik — die den unterbro-
chen erscheinenden oder dunkeln Zusammenhang der Ereignisse
ausfüllende und aufklärende Darstellung — and als geschichts-
philosophische Verarbeitung des Stoffes — die von der Gcschichts-
philosophie sich durch grösseren Reichthum des vorgeführten
Details und das Absehen von abstracten Kategorien unterscheidet
und bei künstlerischem Talent zum Kunstwerk werden kann —
sich darstellt. Wir brauchen hierbei nur anzudeuten, dass Peter
die Aufgabe der Universität theilweise in das Gymnasium verlegt,
während Löbell die Leistungsfähigkeit des Gymnasiums zu nie-
drig greift. — Was von der andern Seite den Geschichtsunter-
richt der Volksschule und der lateinischen Schule betrifft, wel-
chen das Gymnasium vorauszusetzen hat, so ist in der Volksschule
allerdings noch von keinem selbstständigen Geschichtsunter-
richt die Rede — die Welt künde der Volksschule fasst Ge-
schichte und Geographie unmittelbar zusammen, in der Weise,
dass sie erklärende geschichtliche Rückblicke giebt, der deutsche
Iß*
148 Methodik der Geschichte.
Unterricht liefert Vereinzelte ferzählungen aua der Geschichte,
der Religionsunterricht hat die biblische Geschichte, das heisst
eine von Anfang bis zu Ende, trotz der verständigen Ausprägung,
mythische Volksgeschichte als einen wesentlichen Bestandtheil
— aber sie bildet, wie aus dem eben Gesagten hervorgeht, die
Fähigkeit der geschichtlichen Auffassung und zwar nach ihren drei
wesentlichen Seiten aus. In der lateinischen Schule aber legt sich
die Weltk nnde in Geschichte und Geographie auseinander, und
ihr Geschichtsunterricht giebt, ihrer Aufgabe und Methode ge-
mäss, das universalgeschichtliche Detail in festen Gruppen und
strenger Eiiitheilung. Wir haben es nun eigentlich nur mit dem
tSymnasinm, nicht mit der lateinischen Schule tu thnn, deren
Leistung im Allgemeinen als die Unterlage des geschichtlichen
Gymnasfalunterfichts zu charakterisiren wäre. Weil aber sowohl
Peter wie Löbell die lateinische Schule nicht voraussetzen , da-
gegen Gymnasialclassen , welche die Stelle dieser einnehmen, und
weil es darauf ankommt , genauer zti bestimmen, was dem Gym-
naaiahinterrichte bei unserer Beschränkung seines Zeitumfanges
übrig bleibt, so umzeichnen wir zunächst die beiden Stufen,
durch welche der Geschichtsunterricht der lateinischen Schule ge-
führt wird.
Die erste Stufe nennen wir die biographisch -histori-
sche, eine Bezeichnung, die, wie alle, deren Begriff noch nicht
-durch den Gebrauch bestimmt ist, einer Erläuterung bedarf. „Hi-
storisch" ist nämlich hier nicht gleichbedeutend mit „geschicht-
lich", sondern soll gerade, von dem altertümlichen „Historie 41
hergenommen , einen Unterschied gegen da« Geschichtliche aus-
drücken. Es handelt sich auf dieser Stufe um jene ,, abgerundete
<}anze", von welchen Peter spricht , also um Geschichtsbil-
der. Der Meinung P. 's entgegen aber glauben wir, dass die Mehr-
-sahl dieser Geschichtsbilder allerdings eine geschichtliche Per-
sönlichkeit zur Mittelgestalt haben kann und muss. Einestheils
haben gerade die Weltbegebenheiten und Weltzustände, welche
ilem Verstätrdfriss des hier in Betracht kommenden Alters zugäng-
lich sind , in grossen Persönlichkeiten ihre Träger oder ihre cen-
centrirteste Darstellung, und wenn allerdings der geschichtliche
Stoff nicht vollständig um sie gruppirt werden kann, so soll diess
eben auch nicht 4er Fall sein , da jede höhere Stufe nicht nur eine
neue Behandlang des materiell Vorhandenen, sondern auch neuen
Stoff bringen soll. Anderntheils haben die Schüler dieser Stufe
das ihrer Verständnissfähigkeit entsprechende Bedürfniss , Ereig-
nisse und Zustände als das Resultat eines charakteristischen Wil-
lens zu wissen, ein Bedürfniss, welches die Mythendichtung aller
Völker entschieden bestimmt. Ausserdem sollen neben die Bio-
graphien — die dies« keineswegs in dem gewöhnlichen Sinne sind,
dass sie das ganze Leben eines Mannes mit gleichmässiger Aus-
führlichkeit abspinnen, sondern vielmehr an sich schon „Historien 11
Lobeil: Grandzage einer Methode des geschieatl. Unterr. o. a. w. 149
sind — die Darstellungen abgeschlossener Begebenheiten und ein-
zelne „ Geschichten u , gewisaermaassen Anekdoten im höheren
Sinne treten. — Wir müssen es uns versagen, eine beispielsweise
Zusammenstellung solcher Biographien und Historien wenigstens
für eine Periode zu geben, und bemerken daher nur, dass sie in
der mittelalterlichen und neuen Geschichte viel weitere Massen
nicht herangezogenen und verarbeiteten Geschichtsstoifes zwischen
sich lassen, als in der alten Geschichte, welche, die Perioden den
Verfalls, sowohl des griechischen als des römischen Lebens, und
bezüglich der griechischen Geschichte die der Leetüre zu über-
lassende, im engeren Sinne mythische Periode, ferner, wie natür-
lich die ostasiatische und auch die ägyptische Geschichte a u s ge-
nommen, sich ziemlich vollständig biographisch - historisch be-
handeln lässt. — Wss diese Behandlung anbetrifft, so ist immer
eine geographisch -ethnographische Einleitung, das heisst eine
Naturschilderung des Landes und eine lebhaft colorirte Darstel-
lung der physischen und geistigen Volkseigenthümlichkeit not-
wendig, womit die Geographie der Volksschule sporadisch repro-
ducirt und erweitert wird. Ueberhaupt darf die Verknüpfung der
Geographie und Geschichte, wie sie in der Volksschule statt hatte,
nicht plötzlich gelöst werden, und die Geographie bleibt durch
alle Stufen des Geschichtsunterrichts hindurch die Basis, auf wel-
che er stets zu seiner Erfüllung und Begrenzung zurückkommen
muss. Dass weder Löbell noch Peter ausführen, in welcher Weis«
diess geschehen muss, wenn sie auch die Geographie als Unter-
lage des Geschichtsunterrichts obenhin erwähnon , ist ein wesent-
licher Mangel ihrer Methodik. — Ebenso wenig wie eine Einlei-
tung kann ein Schluss, welcher die Folgezeiten in allgemeinen
Umrissen zeigt, entbehrt werden. Beide, Einleitungen u. Schluss-
ausführungen , bringen die Geschichtsbilder in einen, bei weiteren
Lücken allerdings nur losen , aber insofern ausreichenden Zusam-
menhang, als die Lücken als solche gewnsst werden, und trotn
der Abgeschiedenheit der einzelnen Gruppen, welche sie um so
klarer heraustreten lässt, ein vorläufiger Ueberblick gewonnen
ist, Was die eigentliche Erzählung anbetrifft , so muss sich der
Lehrer so viel wie möglich ist, ohne die vom allgemeinen Unter-
richtszwecke bedingte Gruppirung zu beeinträchtigen, an die
Quellenschriftsteller halten. Manche Partieen des Herodot sind
schon an sich so fest und anrauthig abgerundete Geschichtsbilder,
dass sie nur geringe Modifikationen bedürfen , um dem Zwecke
des Lehrers vollständig zu entsprechen.
Es versteht sich nach dem oben Gesagten von selbst, dass
wir neben dem Unterrichte hinlaufende Elementarnbungen nicht
zulassen können. Es kommt nur darauf an, dass jede Gruppe von
Vorstellungen, wie sie in sich zum einheitlichen Bilde verarbeitet
ist, so eine rein äusserliche Darstellung in zwei entsprechenden
Gruppen — einer chronologischen und einer geographischen —
150 Methodik der Geschichte.
findet und hiermit ihre Befestigung erhalt. Für die Zahlengruppe
fst immer der Zeitumfang und eine Mittelzahl, ausserdem Vor-
und Nachzahlen zu geben. Für die Partie: Solon und die Pisi-
stratiden z. B. würde die Zahlengruppe folgende sein: Zeit: 600
— 500. Athen gelangt aus Wirren und Kämpfen zu einer festen
Verfassung und bildet seine Kraft. Mittelzahl 560. Pisistratus
bemächtigt sich der Tyrannis. Vorzahl: 594. Solon wird zum
Gesetzgeber Athens. Nachzahlen: 527. Tod des Pisistratus.
514. Ermordung des Hipparchos. 510. Vertreibung des Hippias.
— Es fällt in die Augen, dass benachbarte Gruppen in einander
übergreifen und hierdurch von selbst Vergleichungen veranlassen.
So würde für eine vorangehende Partie, Crösus und Cyrus, die
Zeit 610 — 529 sein, die Mittelzahl 559 von der der andern Gruppe
nur um ein Jahr difFeriren, der Tod des Pisistratus und Cyrus um
zwei Jahr. — Für die geographische Gruppe würde der Mittel-
punkt 9 die Umgebung und die Aussenpunkte anzugeben sein. Die
chronologischen und geographischen Gruppen müssen immer sofort
auswendig gelernt und bei den monatlichen Repetitionen wieder*
holt und verglichen werden.
Die zweite Stufe ist die universalpragmatische. Auch
hier ist der Name durch die Sache zu erläutern. Unter der prag-
matischen Behandlung der Geschichte verstehen wir überall eine
solche, welche die vorherrschende Tendenz hat, die Begeben-
heiten als nothwendige Aufeinanderfolge zu zeigen. Diese Ten-
denz bedingt einerseits eine die Darstellung, mag sie noch so leb-
haft und anschaulich sein, überall durchziehende, ihr gewisser-
maassen immanente Reflexion über die Ursachen und Wirkun-
gen des Geschehenden, andererseits die Neigung, den Verlauf der
Dinge so weit wie möglich zu verfolgen, also zu einer continuir-
lichen Entwicklung des Geschehenen. Wenn also die Geschichte
auf der zweiten Stufe pragmatisch behandelt werden soll, so heisst
das, dass der geschichtliche Stoff nicht, wie auf der ersten Stufe,
zu gruppiren, sondern in continuirlicher Darstellung zu entwickeln
ist , dass ferner die Begebenheiten als nothwendige Reihen zum
Bewusstsein gebracht werden. Hierin liegt insofern ein Fort-
schritt über die biographisch - historische Behandlung der Ge-
schichte, als der strenge Begriff derselben das zeitliche Nachein-
ander ist und dieser Begriff in der anreihenden Verknüpfung der
Thatsachen zur klaren und entschiedenen Erscheinung kommt, die
Auffassung des Causaluexus -aber die selbstständige Verstan-
desthätigkeit theils voraussetzt, theils bildet. — In der Natur der
pragmatischen Geschichtsbehandlnng liegt es aber von vornherein,
dass sie die Universalität anstrebt oder die Tendenz hat, eine
allgemeine Geschichte zu geben. Der Fluss der Begebenhei-
ten ist eben ein stetiger, die Kategorie der „Ursache und Wir-
kung" treibt über die festgestellten Grenzen der Darstellung fort-
während nach beiden Seiten hinaus, und das Interesse an dem
Löbell : Grundznge einer Methode des geschiehll. Uoterr. o. s. w. 151
Zusammenhange des Geschehenden hat schon den Charakter
eines wissenschaftlichen Triebes , welcher immer ein Ganzes um-
fassen will. Wir haben allerdings pragmatische Geschichtschrei-
ber , welche einen eng begrenzten Vorwurf haben , aber dieae
Selbstbeschränkung ist stets in einem bestimmten praktische*
Zwecke begründet. Je entschiedener Zweck und Interesse des
pragmatischen Geschichtschreibers rein theoretische sind, um so
mehr werden die Weltbegebenheiten als solche das Ohject seiner
Darstellung. — Ist aber das Streben nach Universalität durch die
pragmatische Behandlung der Geschichte an sich bedingt, so
muss diess bei dem Unterrichte, welcher einestheils von vornher-
ein den Zweck der wissenschaftlichen Bildung im Auge hat , an-
derntheils die vorhandenen Leistungen als Material verarbeitet, in
besonderer Weise der Fall sein. Jede Stufe des Unterrichts
giebt für sich die gesammte Geschichte, obgleich selbstverständ-
lich in einer durch den vorherrschenden Gesichtspunkt bestimmten
Beschränktheit. Hierbei wird aber immer zwischen zwei Stufen
das Verhältniss eintreten, dass die eine in der Ausbreitung des
geschichtlichen Gebiets nach festen Punkten oder Stellen sucht,
wo der Zusammenhang des Geschehenen am con crctesten
erscheint and ein allseitiger Um blick möglich ist, die andere den
geschichtlichen Process in dem Nacheinander seiner Momente in*
Auge fasst. Es bedarf keiner Auseinandersetzung, dass die er-
stere Stufe als eine sporadische Vertiefung in das geschichtliche
Leben das Verstand niss des einheitlichen Zusammenhanges vor-
bereitet, und dass der universale Charakter des Unterrichts erst
in der zweiten zur vollen Geltung kommt. Hierdurch ist es ge-
rechtfertigt, wenn wir die zweite Stufe des Geschichtsunterrichts
der lateinischen Schule die universalpragmatische nennen. Wir
werden hernach sehen , wie die beiden Stufen des geschichtlichen
Gymnasialunterrichts denen der lateinischen Schule entsprechen
oder als erweiterte und vertiefte Wiederholung derselben gelten
müssen. Wie aber für den Standpunkt der lateinischen Schute
die pragmatische Geschichtsbehaudliing die Geschichtskenntniss
zu einer allgemeinen, also relativ vollständigen macht, so hat diese
Vollständigkeit umgekehrt ihre Schranke oder die Aufgabe des
Unterrichts ihre engere Bestimmtheit an dem, was die pragmati-
sche Methode zu leisten vermag. Die pragmatische Methode zeigt
den Zusammenhang der Ereignisse unter sich, ihre Entwicke-
hing auseinander, nicht aber ihre tiefer liegende Vermittelung in
den Lebenszuständen. Ebendesshalb aber muss sich die pragma-
tische Geschichtsbehandlung, um sich nicht in breite Gehaltlosig-r
keit zu verlieren, auf die Darstellung derjenigen „Weltbege-
benheit*' beschränken, in denen die Völker wie die Einzelnen
über die Innerlichkeit ihres Daseins, die ruhige Verarbeitung des
vorhandenen Lebensinhaltes hinaustreten, also auf Zeiten, in denen
der Geist der Geschichte sich iu rasch und weitwirkenden Ereig-
152 Methodik der Geschichte.
niesen, im harten Kampfe unversöhnlicher Gegensätze, in grossen
Thaten offenbart. Nur dnrch diese Beschränkung vermag die
universalpragmatische Behandlung der Geschichte das zu leisten,
was sie allein leisten kann, was aber zugleich ihre höchste Auf-
gabe ist: die menschliche Entwicklung in ihrer dramatischen
Einheit darzustellen. Wenn nämlich das Wesen des Drama's
darin liegt, dass die Gegensätze, welche in der Breite des Lebens
verborgen und auseinandergehalten das Element der Unruhe in die-
sem Leben sind, zusammengedrängt und verkörpert werden, in
ihrem Conflict aber zugleich die Persönlichkeiten aus ihrer Inner-
lichkeit herausgerissen sich selber unmittelbar und energisch zur
Erscheinung bringen, so wird die Geschichte zum Drama, wenn
die allmälig entwickelten geschichtlichen Gegensätze zum Conflict
kommen und, die Massen in Bewegung setzend, die innerlichste
Kraft in frappanten Wirkungen offenbaren. Insofern aber die Ent-
wickelungsperioden der Menschheit durch solche reale Geschichts-
dramen , d. h. durch revolutionäre Krisen eingeleitet und bestimmt
werden and der Fortschritt der Geschichte in ihnen am anschau-
lichsten zur Erscheinung kommt, ist eine einheitliche Darstellung
der Geschichte als eines sich in verschiedenen Acten fortsetzen-
den Drama's möglich und, um die einfach - energische Vorstellung
des geschichtlichen Zusammenhanges zu erzeugen, nothwendig.
Hiermit sprechen wir eine solche Darstellung als eine pädago-
gische Forderung und zwar, wie aus der bisherigen Ausführung
von selbst hervorgehen muss, für die Stufe des Geschichtsunter-
richts aus, von der hier die Rede ist. — Die erste Periode der
alten Geschichte würde z. B. in folgenden Abtheilungen zu be-
handeln sein: die Begründung und Ausdehnung des persischen
Reichs (bis Darius) — die Perserkriege — der peloponnesische
Krieg — der Eroberungszug Alexanders d. Gr. — Hieran würde
sich als erste Abtheilung der zweiten Periode anschliessen : der
Krieg der Römer mit Pyrrhus, weiterhin: der erste punische Krieg
und so fort. Wie die biographisch-historische Stufe ziemlich zu-
sammenhängend die römische Geschichte bis zur Unterwerfung
Mittel- und Unteritaliens, so wird die universalpragmatische Stufe
in ähnlichem Zusammenhange die Ausdehnung des römischen
Reichs und die Bürgerkriege behandeln. Ebenso ist die griechi-
sche Geschichte bis zu den Perserkriegen und nach Alexander —
die letztere sehr sporadisch — auf der biographisch - historischen
Stufe behandelt, und innerhalb des eingeschlossenen Zeitraumes
lässt auch die universalpragmatische Stufe einige Lücken. — Es
fällt in die Augen , dass die Abtheilungen dieser Stufe nicht we-
niger wie die der vorigen eine Einleitung und einen Schluss ver-
langen, zugleich aber die fortschreitende Erzählung unterbre-
chende, episodische Rückblicke iimsch Hessen. Das auf der ersten
Stufe Gegebene wird theilweise recapitulirt und erscheint in neuer
Beleuchtung, theilweise fallen die biographischen Historien gerade
Lobeil : Grandzage einer Methodik des geschieht!. Unterr. n. s. w. 153
in die Lacken , welche die universalpragmatische Darstellung las-
sen muss, und geben einen Anhalt für die einleitenden und seh Mes-
senden Uebersichten, welche jene Lücken nur leicht überbauen.
Wir halten es für unnöthig, besonders auszuführen, wie sich
die auf der zweiten Stufe zu gebenden Zahlreihen zu den Zahlen-
gruppen der ersten verhalten. Was die geographische Formuü-
rung jeder Abtheilung betrifft, so ist sie eine dreifache : eine Orts-
namenreihe für Schlachten und sonstige Ereignisse, die Angabe
der vorkommenden Bewegtingslinien für Zuge, Expeditionen, Rei-
sen u. s. w. und die Umgrenzungslinien für den geschichtlichen
Schauplatz. Im Unterrichte selbst , für den Wandkarten ein un-
entbehrliches Bedürfniss sind , muss stets eine genaue Beschrei-
bung des Terrains, auf welchem agirt wird, gegeben werden, eine
gleiche der natürlichen und künstlichen Hülfsmittel. Hiermit
wird die Geographie der lateinischen Schule sporadisch re-
producirt und detaillirt, aber nicht, wie auf der vorigen Stufe die
Geographie der Volksschule in der Einleitung, sondern innerhalb
der eigentlichen Darstellung und bei fast allen Momenten derselben.
Die Leetüre, welche der Lehrer neben seinem Vortrage an-
zuordnen hat , besteht auf der ersten Stufe aus den Bearbeitungen
der religiösen und geschichtlich- mythischen Volkssagen, auf der
zweiten vorzugsweise aus Entdeckungs- und Reisebeschreibungen,
welche einestheils Ausblicke über den engeren Schauplatz des ge-
schichtlichen Lebens gewähren , anderntheils der dramatischen
Spannung, welche der Unterricht unterhält, gegenüber die Be-
deutung von Erholungspausen und so zu sagen epischen Ruhe-
plätzen haben, während sie zugleich den geweckten geographischen
Sinn in geschichtlicher Form befriedigen und gelegentlich- unmit-
telbare, also vorläufige Schilderangen des Zuständlichen geben.
Ausserdem sind Darstellungen von Augenzeugen der Begebenhei-
ten oder von Mithandelnden, z. B. der Bernard Diaz, zu lesen,
um da, wo der Unterricht sich mit Ueberblicken begnügen muss,
wenigstens einzelne Partien durch lebhafte Färbung auszeichnen.
Die beiden Stufen des Gymnasialunterrichts, zu denen wir
jetzt übergehen und die wir im Rückblick auf die bisherigen Aus-
führungen kurz behandeln können, sind die ethnographische
und die universalgeschichtliche. Zur Erläuterung der er-
sten Bezeichnung haben wir sogleich zu bemerken , dass nicht der
gesammte geschichtliche Stoff in ethnographischer Form verar-
beitet werden soll, sondern dass es sich nur um die Specialge-
schichte der Griechen , Römer und Deutschen handelt. Die Ein-
wendungen , welche Löbell gegen die abgesonderte Behandlung
der Volksgeschichte macht, scheinen uns von keinem Belang; sie
heben sich grösstenteils von selbst, wenn der Geschichtsunter-
richt der lateinischen Schale, wie wir ihn gezeichnet haben, vor-
ausgesetzt wird , und im Uebrigen können wir auf das oben über
die Aufgabe des Gymnasiums und seines Geschichtsunterrichte
154 Methodik der Geschichte.
Gesagte zurückweisen. — Die Forderung, dass jede Stufe des
Geschichtsunterrichts die gesammte Geschichte umfassen muss,
haben wir selbst geltend gemacht, zugleich aber dahin bestimmt,
dass die Zusammengehörigkeit zweier Stufen für die dem Stand-
punkte einer Lehranstalt entsprechende Bewältigung des ge-
schichtlichen Stoffes vorauszusetzen ist, und dass der universale
Charakter des Unterrichts immer erst auf der zweiten zur vollen
Darstellung kommt. Dennoch hat auch schon die in dem angege-
benen Sinne beschränkte ethnographische Behandlung der Ge-
schichte die Tendenz zur Universalität, weil die genannten Völker
die eigentlichen Mittelvölker der Geschichte sind und ihr Leben
das Gesammtleben theils wiederspiegelt, theils thatsächlich von
ihr umschlossen in den mannigfachsten Berührungen und Reibun-
gen zur Erscheinung bringt.
Fragen wir, was dem Gymnasialunterrichte nach der Leistung
der lateinischen Schule übrig bleibt, so geht aus dem Bishe-
rigen zunächst hervor, dass bezüglich der Vollständigkeit des ge-
schichtlichen Stoffes, worunter wir das gesammte von der Ge-
schichtswissenschaft gewonnene und abgeklärte Material der That-
sachen verstehen, nicht wenig Lücken, die nur durch Uebersichten
leichthin überbrückt sind, so wie die leer gelassenen Räume in
der Umgebung des in der engsten und strengsten Begrenzung ge-
nommenen geschichtlichen Terrains ausgefüllt werden müssen.
Hierbei ist indess wohl zu beachten, dass der schon gegebene und
sicher geordnete Reichthura des geschichtlichen Details die we-
sentlichsten Thatsachen enthält, weil das, was die lateinische
Schule mittheilen kann und muss, diejenigen Facta sind, welche
für sich Bedeutung haben oder das geschichtliche Interesse als
solches und im engeren Sinne in Anspruch nehmen. — Fassen
wir weiterhin den geschichtlichen Stoff nicht in seiner Breite, son-
dern in seiner Tiefe in das Auge, so bleibt dem Gymnasialunter-
richte die zusammenhängende Entwickeln ng des in-
neren Völkeriebens, der sittlich -materiellen Zustände und der
geistigen Productivität darzustellen übrig. Es lässt sich darüber
streiten, in wieweit die Culturgeschichte in die allgemeine Ge-
schichte aufzunehmen ist. Wenn aber das Gymnasium überhaupt
die Aufgabe hat, den Zusammenhang der Lebenszustände zum Be-
wusstsein zu bringen , und wenn der Geschichtsunterricht dieser
Aufgabe am directesten dient, so kann es keine Frage sein, dass
er die Culturzustände eingehend behandeln muss. Diess ist um
so nothwendiger, als der Gymnasialunterricht nicht nur Resultate
mitzutheilen , sondern die Fähigkeit selbstständiger geschichtlicher
Forschung auszubilden hat. — Was die Methode des geschicht-
lichen Gymnasialunterrichts anbetrifft , so hat er bei der Verar-
beitung und Anordnung des Stoffes von idealen Gesichtspunkten
auszugehen, also die Bedeutung und Tragweite der einzelnen gros-
sen Ereignisse auszusprechen, die Gestaltung der Verhältnisse
Wiener : Wörterbuch zum Pentateach. 155
und Znstande, wie sie das Geschehende bedingt und durch die-
selbe vermittelt wird , zur Anschauung zu bringen , die Einthei-
lungs- und Anordnungsgründe des geschichtlichen Stoffes begreif-
lich zu machen und theits von allgemeinen Charakteristiken aus-
zugehen , theils mit solchen zu schliessen. Es handelt sich hier-
bei weder um moralisirende Reflexionen und „Wahrheiten" ab-
strahlende Betrachtungen, wie sie Löbell beibringt und als „zu
hoch" für den Standpunkt des Gymnasiums bezeichnet, während
wir sie für schlechtweg unnütz und einem untergeordneten Stand-
punkte der Geschichtsauffassung angehörig betrachten, noch um
die Construction der Geschichte nach logischen Kategorien, son-
dern darum, dass die Erscheinungen der Geschichte innerlich
verbunden und einheitlich aufgefasst werden, wodurch der Reich-
thum des Details nicht verloren geht, sondern erst wahrhaft zum
geistigen Eigenthume wird. — Da der geschichtliche Gymnasial-
unterricht nicht nur den der lateinischen Schule zur Voraussetzung
hat, sondern alle Lehrobjecte seine Ausfüllung sind, so kann und
muss er an vielen Steilen auf das, was der Schüler kennt u. weiss,
hinweisen, seine Ausführlichkeit wird demnach eine ungleich-
massige sein. — Die letzte Stufe behandelt die ganze Geschichte
streng periodenweise, innerhalb der Perioden aber t heil weise
ethnographisch. — Wir schliessen damit, die Leetüre der Peter'-
schen Schrift allen Schulmännern als anregend und gehaltreich
dringend zu empfehlen. Die LöbelFsche ist von weniger Ge-
wicht und man muss sie wenigstens nicht gelesen haben.
Weimar. Heinrich Deinhardt.
n-nnn ^"flü Wörterbuch zum Pentateuch. Als Hiilfcmittel für das
t - •• : t
Verständniss des Textes und der grammatischen Formen der heil.
Schrift beim Schul- und Privatunterrichte, bearbeitet von Dr. M.
Wiener, Oberlehrer an der Religionsschule der isr. Gemeinde zu
Hannover. Erstes Heft rW^a *iBÖ — Hannover. Helwing'sche
Hofbuchhandlung. 1850. VI und 92 SS. 8.
Der Hauptzweck, welchen der Verf. des Torliegenden Buch-
leins bei der Herausgabe desselben hatte, ist in dem Titel ausge-
drückt. Es sollte nach der Vorrede S. 111 das Buch ein Hüifsbuch
für die Schüler des Verf. sein , um sich für die Lectionen im Pen-
tateuch gehörig vorzubereiten und bei vorkommenden Versäum-
nissen das unterdessen Durchgenommene nachholen zu können.
Der Verf. hofft, dass seine Arbeit auch über die Grenzen seiner
Wirksamkeit hinaus von Nutzeu seiu werde. Er habe sich bemüht,
die Bildungsgesetze der Sprache beim Nomen durch Angabe des
Nominativs (soll heissen stat. abs.) und beim Verbum der 3. per».
159 Hebräische Sprache.
ging, praet. kal dem Schüler zum Bewusstsein zu bringen. Bei
Anführung der Bedeutung sei er der Zunz'schen Bibelübersetzung
nicht sclavisch gefolgt. Er habe auch solche Interpretationen auf-
genommen, die von namhaften Gelehrten an minder bekannten
Orten gegeben werden ; dann und wann habe er sich erlaubt (*?),
selbst eine Erklärung zu geben. Ans leicht einzusehenden Grün-
den seien zu Cap. 19, 30 — 38 sämmtliche und im 24. Verse des
38. Cap. einige Wörter nicht übersetzt. Dagegen haben manche
Vocabeln mehrmals eine Erklärung gefunden. Bei Verben sei die
Formund Wurzel angegeben worden und mögen die Verba, bei
denen diess nicht angegeben ist , den Lehrer veranlassen , sich zu
vergewissern , ob der Schüler sich wenigstens die einzelnen For-
men des bß gemerkt hat. Für den Fall , dass dem Gedächtnisse
des Schülers ein nicht öfter wiederholtes Wort entrückt sein sollte,
•ei ein alphabetisch geordnetes Register beigefügt. Der gramma-
tische Anhang, weit entfernt, die Stelle eines systematisch geord-
neten Lehrbuches ersetzen zu wollen, sei zunächst für seine
Schüler berechnet. Schliesslich versichert der Verf., mit Fleiss
und Eifer an dem Buche gearbeitet zn haben.
Wir haben einige Hauptpunkte aus der Vorrede hervorge-
hoben , damit der eigentliche Standpunkt des Verf. um so klarer
hervortreten möchte. Betrachten wir von diesem Standpunkte
das Buch selbst, so wird sich aus der Beantwortung der Frage, ob
das Buch seinem nächsten Zwecke entspricht, zugleich ergeben,
ob die Hoffnung des Verf., dass es „auch über die Grenzen sei-
ner (des Verf.) Wirksamkeit hinaus von Nutzen sein werde", Aus-
sicht auf Erfüllung habe.
Es kann überhaupt noch sehr in Frage gestellt werden, ob für
Knaben von 10 Jahren, selbst wenn sie ohne Kenntniss des Grie-
chischen, ohne genügende Vorbildung im Lateinischen sind, für
den im U ebersetzen des A. T. zu machenden Anfang ein Vocabu-
lariura , welches die vorkommenden Wörter nach der Reihenfolge
enthält, nothwendig sei oder ob dazu ein gewöhnliches Lexicon
— wie etwa das von Fürst oder Biesenthai — genüge. Allein
wir wollen einmal die überwiegende Nützlichkeit oder selbst die
Nothwendigkeit eines solchen Vocabulariums statuiren. In diesem
Falle glauben wir aber andere Anforderungen an ein solches Buch
machen zu müssen , als sie der Verf. für nöthig hält.
Ausser der Kenntniss der Laute und einiger Uebung im Le-
sen, ist vor allem die Kunde der Grundformen des Verbums, des
Nomens mit ihren Bildungen, und der Hauptpartikeln erforderlich.
Wie diese zu gewinnen , davon nachher. Diese Vorbildung vor-
ausgesetzt, wird es möglich und räthlich sein, den Knaben sofort
an ein Stück aus dem A. T., insbesondere der Gen., hiuanzuführen.
Es kann für einen Knaben in dem Alter von 10 Jahren und auf der
Stufe der grammatischen Bildung, wie wir sie vorausgesetzt ha-
ben, ein Buch, welches ihn mit den in seinem Texte vorkommenden
Wiener: Wörterbuch cum Pentateach. 157
Wörtern bekannt macht, von grossem Nutzen sein. Efn solches
Buch muss aber nach der Ansicht des Unterzeichneten mindestens
enthalten: 1) eine genaue Angabe der Grundbedeutung jedes vor-
kommenden Wortes nebst derjenigen aus jener abgeleiteten Be-
deutung, welche an der betreifenden Stelle in Betracht kommt;
2) eine genaue Analyse der vorkommenden Verbal- und Nominal-
bildungen, für die Nomina wenigstens der Flexionen nnd Suffixe.
Wir fürchten nicht , dass uns vom Standpuncte der Wissenschaft
oder der Praxis diese Forderungen bestritten werden. Sehen wir,
wie der Verf. ihnen genügt hat.
Was die Bedeutung der Wörter anbetrifft, so finden
wir durch das ganze Buch hindurch nicht etwa die Grundbedeu-
tung angegeben, dann die abgeleitete gerade in Betracht kom-
mende Bedeutung; sondern wir finden neben dem hebr. Worte
entweder eine wörtliche Uebersetzung oder eine mehr umschrei-
bende Uebertragung. In der mehr oder minder wörtlichen Ueber-
setzung haben wir ein durchgreifendes Princip nicht entdecken
können; wir missen annehmen, dass die Zunz'sche Uebersetzung
hier maassgebend gewesen ist. Ein solches Auflösen aber der
Uebersetzung eines vorliegenden Textes in ihre einzelnen Ele-
mente ist offenbar von geringerem Nutzen, als wenn man dem
Schüler jene Uebersetzung selbst in die Hände giebt.
Ungleich mangelhafter noch ist das Vocabularium hinsicht-
lich der Analyse der Verbal- und Nominal formen. WIM
man dem Anfänger, der von dem ganzen Formengebiete der Spra-
che erst einen sehr kleinen Theil übersieht, eine grammatische
Analyse geben, welche geeignet ist, theils ihn in dem ihm bekann-
ten Boden zu befestigen , theils eine Erweiterung dieses Bodens
anzubahnen , so muss für das Verbum mindestens gegeben werden :
1) eine vollständige Analyse, der vorliegenden VerbaJform; 2) a. die
Formen des perf. und imperf Qal y in sofern sie vorkommen (wenn
Qal nicht vorkommt, so ist die unpunctirte Wurzel anzugeben),
6. das perf. und imperf. des an der Stelle vorkommenden Stam-
mes , und wenn speciellere Formen vorkommen , soccessive Ablei-
tung dieser aus den beiden Hauptforraen. So z. B. Gen. I. 12
Miw 3 sg. imperf. com. Hi. von ä* 1 ;, imperf. «an, HL perf.
iOX«, imperf. boxt*, volunt. Kx'n. Auf diese Weise ist von dem
perf. das perf cons. ; von dem imperf. der einfache volunt. ; von
dem einfachen volunt. a)der durch das ri~ der Richtung ver-
stärkte volunt., b) der einfache imperat. und der durch das n T der
Richtung verstärkte imperat., c) das sog. imperf. cons. abzuleiten.
Es versteht sich von selbst, dass es uns hier nicht auf diese oder
jene Terminologie bei der Analyse, sondern nur auf die strenge
Unterscheidung der Formen an sich und auf deren sucoessive Ab-
leitung ankommt. Bei Angabe der Nomina lforasen muss unserer
Ansicht «ach der sg. abe. mit dem Genus, der sg. conetr., der sg.
mit 9uff., der pL aas. und constr., der pl. mit leichtem und mit
158 Hebräische Sprache»
schwerem suff. angegeben werden und zwar keine fingirte , son-
dern nur wirklich vorkommende Formen. Die Analyse aber, wel-
che der Verf. von den Verbal - sowohl als Nominalforraen giebt,
ist nur geeignet den Anfänger in Verwirrung zu bringen.
Es bleibt uns übrig den Beweis von der Mangelhaftigkeit der
Arbeit des Verf. hinsichtlich der Wortbedeutungen und hinsicht-
lich der grammatischen Formen zu liefern. Wir wählen dazu
gleich den ersten Abschnitt Gen. I— II, 3. Neben rv»ttfcn I, 1 führt
der Verf. £&n auf; wir bemerken das nur desshalb, weil der Verf.
ein solches etymologisches Verfahren sonst keineswegs durchge-
führt hat, wesshalb es hier als eine Inconsequenz erscheint. —
Vs. 2 sind irr Fi und ifta, als ob es adjeetiva wären, ohne weiteres
durch „öde" und „wüst" übersetzt, wi „Geist, Wind,
Hauch", also die ganz abgeleitete Bedeutung vorangestellt. —
In Vs. 5 ist die ordinale Geltung von iftx „ein" nicht bemerkt.
— Vs. 6 ist sppn schlechtweg durch „Ausdehnung" übersetzt,
für den Anfänger natürlich unverständlich. — Vs. 10 d^ „Mee-
re." lieber die Bedeutung des dem Anfänger offenbar auffälli-
gen />£. ist nichts gesagt. — Vs. 11 atthn „es lasse hervor-
spriessen", während doch aotthri von fctvi'n das junge Grün
bedeutet Grünes hervorbringen. — Vs. 21 yon „See-
thier" statt grosses Wasserthier. fittftp „kriechend"
statt sich bewegend, sich regend, da das Kriechen ge-
rade hier nicht passt. — Vs. 26 d^k „ein Mensch", während
es hier das Menschengeschlecht bezeichnet, wie besonders
vrjlj zeigt.
Was die Analysis der Verbal- und Nominalfor-
men anlangt, so geht der Verf. hier offenbar von bestimmten
Grundsätzen gar nicht aus. Bei Verbal formen finden wir im-
mer nur praet.,fut., part., infin., imp. kal(piel^ hiph.^ niphal etc.)
bezeichnet, aber sehr oft fehlt alle Bezeichnung oder sie ist un-
vollständig wie Gen. 2, 6. 7 *Rtt/iT : hiph. von npti , W£ kal von
*>£?. Wir begnügen uns hier aus dem obigen Abschnitte Gen.
1- — II, 3 nur einige Beispiele der grössten Nachlässigkeit anzufüh-
ren, da jeder sie auf den ersten Blick das ganze Buch hindurch
finden kann. Vs. 3 law fut. kal von ia» — W 1 von rm — "»ny
(ohne Bezeichnung). — Vs. 4 »w von rwi. — Vs. 7 to?;s fut. kal
von rto. — Vs. 9 «j£ fut. niphal von rvp (statt 3 pl. m. volunt.
niphal), fianrvi fut. niph. von r»n (statt 3 sg. /. volunt. in der
vollen Form des imperf. statt des ungebräuchlichen volunt. mit
dem n- der Richtung). — Vs. 22 yy] fut. kal von ra\ Wer
sieht nicht ein, dass eine solche Analyse nur geeignet ist, den
Anfänger in die vollkommenste Verwirrung zu bringen ? — Bei
den Nominal formen fehlt eigentlich alle Analyse, ja die Sub-
stantiva sind oft ohne weiteres durch Adjeetiva übersetzt.
Als. wesentliche Mängel haben wir noch zu rügen : die Nicht-
bezeichnung des Tones der paenultima und der ultima, wo letztere
Wiener: Worterbach zum Pentateach. 150
von den gewöhnlichen Regeln abweicht; das Lieberiehen der vor-
kommenden Pausal formen; das Hinweggehen über Vocale, die
unter praefixis stehen, z. B. das (kurze oder lange) a des Artikels,
das ä de 8 Vortons und andere Kleinigkeiten, auf die gerade der
Anfänger nothweudig aufmerksam gemacht werden muss.
Aufgefallen ist uns noch , dass der Verf. Vorrede S. V wsb
Gen. 1, 11 und die entsprechenden Formen der Parallelstellen er-
klärt: „von welcher Art es auch sei, von jeder Gat-
tung", was eben so ungenau als utinöthig ist, desgleichen dass er
„das schwierige" (?) rntorb Gen. 2, 3 durch halten, feiern er-
klären will, da doch das rv:tob ans bereits durch Ewald Gr. §. 544
die vollkommen genügende, auch von Tuch anerkannte Erklärung
gefunden hat. — Aber die Berücksichtigung der Ewald'schen
Grammatiken und des Tuch'schen Commentars haben wir an vie-
len Steilen vermisst. Wir sind ungewiss, ob diess der Unkenntnis«
dieser Werke oder, was uns nach der Vorrede wahrscheinlicher
dünkt , der Gebundenheit des Verf. an die traditionelle Erklärung
— von der er sich nur selten und gleichsam mit Gewalt emanci-
pirt — zuzuschreiben ist.
Wir bemerken nur noch, dass das ganze Buch diesem ersten
Abschnitte genau entspricht.
Wenden wir uns nun zur Beurtheilung des „grammatischen
Anhanges." Im Allgemeinen lässt sich nnn nicht läugnen, dasa
der Verf. in der Auswahl dessen, was er iu diesem kurzen An*
hange giebt, ein richtiges Gefühl für das, was dem Anfänger Noth
thut, an den Tag legt. Der praktische Lehrer ist hier nicht zu
verkennen. Allein in der Fassung der Regeln vermissen wir nicht
selten Klarheit und Präcision. Der Verf. scheint von der Ansicht
derer auszugehen, welche meinen, bei Anfängern komme es auf
eine präcise Fassung der Kegeln nicht an. Wir sind dagegen der
Meinung, dass hinsichtl.der Grammatik dem Anfänger, che man ihn
zur Leetüre überführt, nur möglichst Weniges, aber diess iu der mög-
lichst genauen u. namentlich in einer solchen Fassung gegeben wer-
den müsse, welche die unmittelbare Anknüpfung späterer Ergänzun-
gen u. Erweiterungen verstattet, nicht aber in einer solchen, welche
später wieder umgeworfen werden muss. Sehen wir, wie der Verf.
seine Aufgabe im Einzelnen gelöst hat. §. 1 — 10 behandeln die
Laut- und Schriftlehre. — §.2 handelt von den Vocalen. Der
Verf. nimmt deren zehn (5 lange und 5 kurze) an. Diese Ein-
theilung führt zur vollkommenstell Confusion, zumal der Verf.
neben der richtigem Aussprache auch die der polnischen und
deutschen Juden festhält. So lesen wir: ynp r *) lang a oder o,
rm lang e oder ei, ttem lang o oder au; ferner Vm p"Wi lang i,
liojD p^n kurz i , p*w lang u , "pap? kurz u. Auch die Unter-
scheidung des £]*un pag vom yqp r ist ungenügend. In letzterer
*) Wir behalten die Bezeichnung des Verf. bei.
160 Hebräische Sprache.
Hinsieht genügt für den Anfänger die einfache Regel : „~ ist ä in
jeder einfachen (mit Ausnahme von tMttng und enö'TO) und in
jeder zusammengesetzten betonten; dagegen Ö in jeder
zusammengesetzten unbetonten Silbe." Im Allgemeinen
ist aber eine genaue Vocalbezeichnung allein nach der jetzigen
hebr. Schrift selbst für den Anfänger ganz unmöglich : man muss
jedenfalls die Lehre von der alten unpunctirten und der späteren
punctirten Schrift Torausschicken. — §.4 ist principaliter vom
Sp titt (lene) u. nur en passant vom ptn tfaj (forte) die Rede, wäh-
rend letzteres doch ungleich wichtiger ist! — §. 7 ist die Regel:
„Das Cßo steht immer nach bx, n*, 1>3" hinsichtlich der beiden
letzten Partikeln auf den Kopf gestellt. — §.8 ist die Erklärung
des Ann durchaus ungenügend. — §. 10 ist die Erklärung der bei-
den Hauptarten von Silben in den Worten: ,,jede(?) geschlossene
Silbe hat einen kurzen Vocal; findet sich eine offene Silbe mit
einem kurzen oder eine geschlossene Silbe mit einem langen Vo-
cale , so muss sie den Ton erhalten", t hei Ig unrichtig , theils wie-
der auf den Kopf gestellt. Neben dem Begriffe der eng geschlos-
senen Silben muss aber auch der der lose geschlossenen — in
Verbindung mit Shva medium und Dag. lene — erklärt werden.
— §. 11 ist ausser kleineren Ungenauigkeiten offenbar unrichtig:
„Sollen die Präpositionen 2, 3,5 vor den Artikel treten, so wird
letzterer weggelassen" (!). — §. 12 sehen wir nicht ein, war-
um „man die Endung DV u neig entlieh (?) die Dualendung zu
nennen pflegt." — §. 13 ist die Bezeichnung des suff. („an Zeit-
wörtern!") in 'Waa als „Nominativ" (als ich kann) gründ-
lich verkehrt und nur geeignet den Anfänger zu verwirren. Sonst
ist die Behandlung der Pronomina §. 13 und 14 (auch als suffixa
nach i , ~nk und ~nx ) zu loben ; dessgleichen die Nominalflexion
mit Suffixen. Nicht minder §. 16 und 17, wo nur bei der „Vo-
cal Verkürzung" in nbiia die Erklärung durch das Wegfallen
des ä des Vortones fehlt. — Auch die Zahlwörter §. 18 und 19
sind im Ganzen gut behandelt. Nur fehlt die Erklärung der
„ merkwürdigen" Erscheinung, „dass bei den Zahlwörtern
von 3 bis 19 gerade die Endung ri- dem Masc. angehört. — Die
verhaltaissmässig ausführliche Behandlung des regelmässigen (star-
ken) Zeitwortes mit dem Paradigma lattj und für Hitp. zugleich
räfefiri §. 20 — 28 verdient im Allgemeinen Lob. Nur haben wir
S. 80 die Erwähnung des voluntativus , durchweg die Scheidung
des inf. abs. und constr. vermisst; auch ist im imperf. Ni. S. 81
unrichtig nanz^n «tatt nnaien angegeben. Manche Erklärungen
hätten wir genauer und bestimmter gewünscht. — Von den im re-
gelmässigen (schwachen) Zeitwörtern bezeichnet der Verf. §. 29
nur im Allgemeinen 7 Classen (mit Ausschluss der verba guttura-
lia und der "")?) und führt dann blos das kal der Verba rrjrj und
ntos durch. — §. 30 behandelt den Ton des Verbums, aber nicht
mit der erwünschten Genauigkeit. Ueberhaupt ist die Nichtbe-
Bomhard : Aufgaben tu lateinischen Stilubangen. 1Ö1
Zeichnung des Tones in den Paradigmen sehr zu tadeln. — §. 31
behandelt noch in Anschluss an §. 13 and 14 die Präpositionen a,
S«, i?, o*, i», fcw, y*, i?a, 1J3, ^nx, nnn, »aa, to und
» mit Suffixen und zwar in tabellarischer Form. Vom praktischen
Standpunkte aus billigen wir das sehr; doch hätten wir etwas
strengere Scheidung der Partikeln (nach den Suffixen: einfache
Suffixa , wirkliche und scheinbare Pluralsuffixa) und eine Erklä-
rung des in sich wiederholten *J», des to» und der andern Coropo-
sita gewünscht. — §. 32 behandelt schliesslich ziemlich genügend
das icopulativum in seinen verschiedenen Verbindungen u. Formen.
Sollen wir nun unser Urtheil im Allgemeinen aussprechen, so
wird unserer Ansicht nach der „grammatische Anhang"
zur Erwerbung einer grammatischen Vorbildung bei Knaben, wie
sie der Verf. als seine Schüler sich denkt, geeignet sein, wenn die
von uns bemerkten Mängel nebst einigen unbedeutendem, die wir
nicht erwähnt haben, daraus entfernt sind. Was dagegen das
Wörterbuch anlangt, so glauben wir, dass die oben erwähnten
Mängel so bedeutend sind, dass das Buch selbst für seinen näch-
sten Zweck unbrauchbar ist ; am wenigsten wird aber von eiuem
„Nutzen über die Grenze seiner (des Verf.) Wirksamkeit hinaus"
bei der dermaligen Beschaffenheit des Buches die Rede sein kön-
nen. Wir hoffen , dass der Verf. selbst bei genauerer Prüfung
unsere Ausstellungen begründet finden und bei den folgenden
Heften beachten wird, wenn er nicht eine sofortige Umarbeitung
des „Wörterbuches" vorziehen sollte.
Celle. C. Schwär«.
Aufgaben zu lateinischen Stilübungen für die mittleren Gymnasial-
classen. Von Dr. Chr. Bomhard, königl. baier. Schulrath u. Prof.
Nürnberg , Verlag von Bauer and Raspe , 1848« XII u. 200 S. 8.
Als theoretisches Ziel lateinischer Stilübungen für Ober- und
Mittelclassen wird allgemein hingestellt: die Beförderung einer
logisch-sprachlichen Gymnastik des Geistes durch
sprachvergleichendes Denken. Man will damit die blos routinirte
Fertigkeit des Lateinschreibens, welche die Vorzeit erstrebte und
erstreben musste, als überwundenen Standpunkt bezeichnen und
die einzig haltbare Zweckbestimmung für diese Gymnasialübung
nach der Forderung der Gegenwart anführen. Hierin wird Jeder-
mann beistimmen. Fragt man aber nach der Kealisirung des Zie-
les oder nach der praktischen Seite der Ausführung, so entsteht
uuter Anderm die Frage : sollen rein deutsche Stoffe zum U eber-
setzen gewählt werden oder soll man das Deutsche dem lateini-
schen Golorit möglichst anbequemen? Und hierin gehen die Auf-
sichten noch mehrfach auseinander.
XV. Ju/trbrf. PkU. u. Päd. od. KHK. Bibl. Bd. LX.. U(U% ; ^>
162 Lateinische Sprache.
Wenn eine neue Idee mit Entschiedenheit Geltung gewinnt,
,so kann es nicht fehlen, dass man bisweilen das gehörige Maass
überschreitet und die vermeintliche Neuheit bis zum Extreme fort-
führt. So scheint es auch hier der Fall zu sein. Viele nämlich
wollen schon für die Secunda nur Stoffe aus deutschen Classikerp
gewählt wissen und glauben gerade dadurch das vorgesteckte Ziel
am besten erreichen zu können. Aber dem Praktiker , der nicht
nach Ideen , sondern nur nach der Wirklichkeit urtheilt , werden
wohl folgende Bedenken entstehen:
Erstens ist die ganze Methode nicht so neu, als Manche zu
glauben scheinen. Denn Vergleichungen, Unterschiede und Aehn-
licbkeiten, kurz das Abwägen der einzelnen Eigenthümlichkciten
iwischen Deutsch und Lateinisch haben verständige Lehrer von
jeher in Anwendung gebracht, weil ohne solche Uebungen ein
Uebersetzen ins Lateinische überhaupt nicht möglich ist. Die
Neuern haben nur das Verdienst, dass sie die Sache mit grösserer
Entschiedenheit und klarerm Bewusstsein durchgeführt haben.
Zweitens sind diejenigen, welche nur Stoffe aus deutschen Cias-
sikern wählen, genöthigt, durch viele Citate, Verweisungen auf
Grammatik, Umformungen der Sätze, Synonymbestimmungen, Di-
stinetionen u. 8. w. dem Schüler der Mittelclassen zu Hülfe zu
kommen. Dadurch aber wird einerseits der Maassstab für die
Beurtheilung, was ein Schüler aus eigener Kraft zu leisten ver-
möge, ein vielfach schwankender, so dass das eigentliche Kön-
nen des Schülers nicht klar genug hervortritt; andererseits ge-
räth man bei solcher Behandlung nicht selten in rein philologische
Mikrologie, die man jetzt bei Leetüre der Classiker mit Recht auf
die äusserste Nothwendigkeit beschränkt wissen will. Man übt
also an den stilistischen Aufgaben, was bei der Leetüre aus höhe-
rer Rücksicht von einer zeitgemässen Methodik zurückgewiesen
wird. Drittens ist es bedenklich, dass die Verfasser solcher Ue-
bungsbücher über die sogenannteu freien Arbeiten, auch wenn
dieselben im Kreise des Alterthums sich bewegen und wesentlich
auf Reprodnction beruhen, in der Regel den Stab brechen und
Hur deutsche Gedanken zum Uebersetzen der Schülerkraft unter-
breiten. Diess heisst aber in der That nichts anderes , als das
Leichtere und für den Schüler Interessantere preisgeben, dagegen
das Schwerere fordern: eine Forderung, die mit praktischer Pä-
dagogik sich schwerlich vereinigen läset. Denn sieht man vier-
tens auf den Erfolg und die Ausführung der Sache bei Schülern,
so wird die Mehrzahl derselben die gelehrte Erudition der Noten
und das mancherlei Phrasenwerk leicht durchhüpfen und so die
riesenhaft scheinende Arbeit in eine bequeme sich verwandeln,
oder sie wird, wenn die Nötbigimg zum Studium der Bemerkungen
unabweisbar ist , an jeder Einzelheit sich mühsam abquälen , um
nur erträglich das Moderne zu latiuisiren, aber sie wird nie zu
einem leichten und fliessenden Ausdruck gelangen , an dem man
Bombard : Aufgaben zu lateinischen Stilubangen. 163
die sprachlichen Früchte der classischen Leetüre wahrnehmen
könnte. Es wird vielmehr von dem eigentlich Stilistischen gelten,
was beim Horaz vom Haupte des dia inimicus senes gesagt ist, es
sei impexa foedum porrigine.
Diess ist allerdings nur der Ausspruch einer einzelnen Per-
sönlichkeit, die jene Uebungen auch am Modernen mit Vorliebe
trieb; ob aber Andere, die jene Methode mit voller Entschieden-
heit handhaben, günstigere Resultate erzielt haben: darüber schei-
nen zur Zeit noch offene Mittheilungen einer treuen Erfahrung
zu fehlen. Der blosse Glaube, es werde formelle Bildung er-
zeugt, ohne dass materielle Erfolge hervortreten, ist doch
nicht Jedermanns Sache.
Da nun lateinische Stilübungen heut zu Tage den einsigen
Zweck haben, Befestigung in der Renntniss der Spra-
che zn erzielen, so müssen sie auch so eingerichtet werden, dass
sie mit altclassischer Leetüre in die engste Verbindung treten.
Nur dadurch werden sie theils eine rasche und umfangreiche Lee-
türe; was die Hauptsache bleibt, befördern helfen, theils wieder-
um die Früchte einer solchen Leetüre in sprachlicher Hinsieht
erkennen lassen. Dabei aber dürfte das Gerathenste sein, mo-
derne Stoffe aus Classikern der Deutschen zum Latinisiren , weil
sie gerade das Schwierigste sind , nur für die oberste Stufe der
Gymnasien zu wählen, um gelegentlich einmal, aber ohne die
breite Unterlage philologischer Noten, die Kraft zu er-
proben, wie weit die Schüler durch fleissige Leetüre in die Be-
griffswelt und Gedankenform des römischen Geistes eingedrungen
sind. Für die Mittelclassen dagegen, mit Einschluss der Secunda,
wird stets, so lange man lateinische Stiiübungen treibt, die Mei-
nung eines F. A. Wolf, Reisig u. A. ein praktisches Recht be-
haupten , nach welcher deutsche Vorlagen zum Uebersetzen dem
Lateinischen im Satzbau ahnlich gestaltet werden.
Solcher Ansicht ist auch der Verf. des vorstehenden Buches,
Hr. Bomhard, der zu den geistreichsten und verdienstvollsten
Schulmannern Baierns gehört und schon durch andere Schriften
in weiteren Kreisen rühmlieh bekannt ist. Seine gegenwärtige
Schrift muss zu den besten in dieser Gattung gerechnet werden;
sie wird daher ohne Zweifel neben ähnlichen Büchern einen wei-
teren Eingang und wohlverdiente Verbreitung linden. Die hier
dargebotenen Materien sind so eingerichtet, dass jede derselben für
sich ein kleines zusammenhängendes Ganze bildet. Sie sind
8ämmtlich, wie die Vorrede berichtet, vom Verf. zuerst lateinisch
geschrieben und dann so übersetzt worden, dass das Deutsche
nicht undeutsch lautet und doch eine lateinische Färbung nicht
verläugnet. Es sind im Ganzen 109 Aufgaben, von denen einzelne
wieder in mehrere Abschnitte zerfallen. An einigen Orten sind
lateinische Originale benutzt, aber stets, wie der Zweck es er-
heischte, mit freieater Selbstständigkeit. Der Inhalt dteaet ta&-
164 Lateinische Sprache.
gaben ist in der Regel sehr anziehend dargestellt und durchge-
heiid8 aus dem Kreise jugendlicher Anschauungen und Kenntnisse
entlehnt, so dass die reale Seite mit der formellen sehr gut ver-
einigt ist. Die Stilgattungen beschränken sich, was ebenfalls
Beifall verdient, auf Abhandlung und Rede; und auch in der Ab-
handlung ist der rhetorische Charakter, der einmal im Gepräge
der römischen Sprache liegt, nicht selten in zweckmässiger Weise
hervorgetreten.
Was die Phraseologie betrifft, so ist dieselbe sehr sparsam
gegeben worden , so dass man au einigen Stellen eher ein Zuwenig
als ein Zuviel hervorheben könnte. Citate, Verweisungen auf
Grammatik, synonymische Erläuterungen und dergleichen sind
ausgeschlossen, und wenn ja einmal eine leise Andeutung dieser
Art vorkommt, so ist sie auf den kürzesten Ausdruck gebracht.
Denn das Buch hat verständige und umfassende Leetüre zur no In-
wendigen Voraussetzung. Dann aber werden auch diese Aufgaben
für Obertertia und für Secunda vom nachhaltigsten Nutzen sein.
Auch das classische Latein in den Wörtern und Phrasen ist sorg-
sam gewahrt und unächtes so wie spätes Latein in der Regel ver-
mieden worden. Endlich sagt der eben so einsichtsvolle als be-
scheidene Verfasser am Schlüsse der Vorrede: „Ob bei der Menge
der schou vorhandenen Hülfsbücher dieser Art und bei der aner-
kannten Brauchbarkeit mehrerer derselben diese Arbeit nicht
überflüssig erscheint, weiss ich freilich nicht; " [Viele werden mit
dem Unterzeichneten urtheilen, dass diese Arbeit zu den brauch-
barsten gehöre.] — „doch wird Abwechslung und Mannigfaltig-
keit gewünscht, und vielleicht dürfte diese Schrift auch
abgese hen von ihrem nächsten Zweck ais eine Samm-
lung von Themen zu freien Schularbeiten Manchen
nicht unwillkommen sein." Auch diese Hoffnuug wird
nicht ohne Erfüllung bleiben. Denn viele dieser Aufgaben eignen
sich sehr gut nicht blos zu einer sogenannten Imitation in Chrien-
forrU oder anderer Gestaltung; sondern auch zu einer rhetorischen
Erweiterung. Beide Formen aber hat man in neuerer Zeit nicht
selten in zu enge Grenzen zurückgedrängt , oder gar über Bord
geworfen, während unsere Vorfahren in beiden mit Recht ein
bildendes Moment gefunden haben.
Alle diese Umstände , die bisher angeführt worden , sind em-
pfehlungswerthe Eigenschaften, welche einen vielfachen Gebrauch
der vorliegenden Sammlung erwarten lassen. Referent hat den-
selben aus reinster Ucberzeugung seinen Beifall gegeben. Fragt
man nun aber, was Ref. zu etwaiger Aenderung oder Verbesse-
rung bei einer neuen Auflage vorschlagen würde, so möge auch
hierüber noch eine Andeutung folgen.
Zunächst wäre wünschenswerth , dass einzelne Abschnitte,
die zu sehr ans Abstracto streifen , entfernt und dafür mehr Cha-
rakteristiken und Biographien der in Mitteiclassen gelesenen Au-
Bomhard : Aufgaben zu lateinUcben Sülübungen. 165
toren gegeben würdeo. Dadnrch wurde das Reale mit dem For-
mellen in noch engere Beziehung treten und das Interesse am
Inhalt für die Jugend noch bedeutend gesteigert. Denn Aufgaben
wie Nr. 23 der Zweifel, Nr. 31 Unvorsichtigkeit, Nr. 35
der Aberglaube, Nr. 53 die Liebe, Nr. 68 das Schöne,
Nr. 70 das Gute und einige andere werden das jugendliche In*
teresse weniger erregen, als Stucke, die das Concrete zum
vorherrschenden Mittelpunkte haben.
Zweitens wäre zu wünschen, dass auch Aufgaben hinzukamen,
welche specie II an bestimmte Abschnitte der Autoren sich
anschlössen, so dass nur auf diese Stellen, z. B. aus Nepos, Cäsar,
Cicero, Livius u. A. verwiesen würde, ohne dass weitere Winke
oder Phrasen hinzukämen. Es ist diess eine praktische Forderung,
über die ich bereits in der Pädagog. Revue, Februarheft 1848.
S. 134 gesprochen habe. Natürlich aber müssen diese Aufgaben
so eingerichtet sein , dass der Schüler aus den bezeichneten Stel-
len nicht nur die Wörter, sondern auch Redeweisen, grammati-
sche Constructionen und mancherlei Satzverbindungen zu entleh-
nen habe. Daher sind wiederum gerade in dieser Hinsicht in—
struetive Abschnitte aus den Alten mit praktischer Umsicht auszu-
wählen, um darnach deutsche Materien zum Uebersetzen mit
mehrseitigem Nutzen bearbeiten zu können. Wenn ich nicht irre,
so ist bereits in einem der neuesten Hülfsbücher mit derartigen
Aufgaben ein Anfang gemacht; aber die ausgewählten Stellen der
Alten schienen mir, so viel ich mich erinnere, nicht gerade die
instructiv8ten zu sein.
Was drittens die Phraseologie anlangt, so wurde schon oben
bemerkt, dass eher zu wenig als zu viel gegeben sei. Namentlich
dürfte es zweckdienlich sein, wenn noch hier und da zu deutschen
Ausdrücken, an denen der Tertianer und Secundaner anstösst, das
entsprechende lateinische Wort hinzugefügt würde. So z. B. S. 2
„Enormität des Baues", S. 4 „ Buchdruckerkunst ", S. 6
„Krankenhäuser, Waisen- und Findelhäuser", S. 8 „auf vertrau*
tem Fusse stehen", und dergleichen mehr. Diese Forderung
möchte um so nothwendiger sein, theils weil die erste Hälfte der
Aufsätze, welche der Verfasser (nach der Vorrede S. Vlll) für
das Alter von etwa 14 bis 15 Jahren bestimmt hat, für diese Stufe
nicht gerade leicht ist, theils weil man die Jugend überhaupt nicht
unnöthig veranlassen darf, die deutsch-lateinischen Wörterbücher
viel zu gebrauchen. Denn die Sprachen der Alten lernt die Jugend
in den Mittel- und Oberclassen rascher und sicherer durch viele
und verständige Leetüre, mit möglichst beschränktem Gebrauch
der Lexika. Je dicker diese Lexika sind and je mehr man die
Jünglinge zum Lesen der Artikel in denselben nöthigt, statt ihre
Aufmerksamkeit auf Betrachtung des Zusammenhanges alter Texte
zu spannen : desto geringer wird in der Praxis der Erfolg sein.
Es könnten nun schliesslich noch manche Eüuelnheitew v\%
166 Französische Sprache«
dem vorliegenden Buche besprochen werden, als da wären deut-
sche Ausdrücke wie S. 2: „Mich wenn du zurücksendest"; S. 5:
„Mache du, dass du — brav spielest" statt: spiele ja brav ; Verbin-
dungen wie S.6: „viel Sehens-, Hörens-, Wissenswürdiges"; S. 8:
„es giebt auch welche, die" etc.; oder an vereinzelten Orten die
lat. Bezeichnung, in wiefern sie mit einer besseren vertauscht wer-
den könnte, ein paarmal nicht ausreichen möchte, wie z. B. in dem Auf-
satze die Eisenbahnen für das moderne „Dampfkunstwerk"
S. 116 die Angabe: „Mos miraculum" doch den Zusatz vapore
actum od. Aehnl. verlangt; — diess und manches Andere könnte
berührt werden ; aber es ist nicht die Absicht auf einzelne Minu-
tien einzugehen. Auch beträfen dieselben so wenig, als die obi-
gen Erinnerungen , die nur als Wünsche vorgetragen wurden , das
Wesen dieser Aufgaben im Allgemeinen. Hier sollte nur
das Letztere charakterisirt werden, und dazu ist das schon oben
bezeichnete Resultat zu wiederholen, dass das Buch zu den brauch-
barsten in seiner Gattung gehört und daher für die genannten
Stufen des Gymnasiums Empfehlung verdient.
Mühl hausen. Ameis.
Tratte complet et m&hodique de la prononciation frangaise , par
Af. A. Lesaint. Hamburg 1850. XI and 304 SS. 8.
Unter den in jüngster Zeit erschienenen Werken, welche die
französische Grammatik ganz oder theilweise behandeln, nimmt
gewiss keines eine wichtigere Stelle ein , als das vorliegende , wel-
ches die gesammte Lehre von der Aussprache des Französischen
sowohl im Allgemeinen , als auch in allen einzelnen , irgendwie in
Frage kommenden Worterscheinungen behandelt , ob für Franzo-
sen oder für Nichtf ranzosen , darüber schweigt freilich die Vor-
rede; jedoch scheint die häufig vorkommende Bezugnahme auf die
Ausländer gerade diese vorzugsweise zu berücksichtigen , obwohl
sich auch manche nützliche, selbst von den gebildeten Franzosen
und namentlich den Nichtparisern oft verletzte Regel darin findet.
In der That möchte es nicht leicht irgend einen die Aussprache
betreffenden Punkt geben , über den man sich bei unserem Verf.
nicht Raths erholen könnte. Ueber Alles erfährt man wenigstens
seine Meinung, von welcher jedoch in mehreren Punkten abzu-
weichen , sich auch die gebildetsten Franzosen und sogar die Pa-
riser erlauben werden. Doch wollen wir gerade darüber mit dem
Verf. nicht rechten; es giebt ja in allen Sprachen Wörter, über
deren Aussprache man sich, selbst abgesehen von aller Dialekt-
verschiedenheit, in den betreffenden Ländern nicht geeinigt hat
und auch nicht zu einigen braucht. Das Einzige vielmehr, was
Lesaint: Trait6 de la prononciation franpaise. 167
dem ganzen Buche in der Anlage und Behandlung des Gegen-
standes zum Vorwurf zu machen ist, ist die gewaltige Breite, mit
der die einzelnen Abschnitte durchgeführt sind, und vorzugsweise
die Verbindung der Vocale mit den Consonanten, so dass man die-
selben Regeln und dieselben Wörter zuerst in der Lehre von der
Aussprache der Vocale und dann wiederum in der Aussprache der
Consonanten findet. Den besten Beweis für diese unsere Behaup-
tung giebt das dem Buche angehängte Register, worin man fast
bei jedem aussprachlich wichtigen Worte zwei Seitenzahlen ange-
geben findet. Diese Breite tritt ferner unangenehm hervor in der
Aufzählung gewisser Reihen von Wörtern, weiche nach einer und
derselben Regel auszusprechen sind and die dann, statt einfach
diese Regel, dieses Gesetz anzugeben, alle gewissenhaft aufge-
zählt werden; statt z. B. zu sagen, dass ai in allen Formen und Ab-
leitungen von faire, wo es sich vor einem s befindet, wie ein stum-
mes e auszusprechen ist, zählt unser Verf. alle diese Formen des
Verbums faire, so wie der zusammengesetzten Verba und Substan-
tiva auf. Ueberhaupt blickt es an vielen Stellen des Baches durch,
wie sehr der Verf. es liebt, bei dem Einzelnen stehen zu bleiben
und alle Einzelheiten aufzuzählen, statt auf das Allgemeine zu ge-
hen und mit einer in stricten , bündigen Ausdrücken abgefassteo
Regel die Sache abzumachen. So fehlt es denn im Buche nicht
au Wörterlisten und Wörterverzeichnissen, wie sie ohne alle Mühe
aus jedem Lexikon zu entnehmen sind, z. B. bei den Regeln über
die Aussprache des e werden alle Wörter aufgeführt, die mit ex
anfangen, wo bekanntlich das e wie <f auszusprechen ist; ferner
die ganze Liste der mit aspirirtem h anfangenden Wörter , und so
viele andere. — Diese unnöthige Breite, diese überflüssigen Ver-
zeichnisse und die oft vorkommenden Wiederholungen sind es, die
unseres Erachtens dem Buche mehr schaden als nützen; denn sie
haben Bogenzahl und Ladenpreis zu einer für einen so speciellen
Gegenstand allzu bedeutenden Höhe getrieben. Ich zweifle daher
sehr, dass, wer erst sieht, wie viele dem Lexikon angehörende
Verzeichnisse er hier mit bezahlen soll, geneigt sein wird, das
nicht Lexikalische so theuer zu erkaufen.
Gehen wir jetzt auf die Einrichtung des Buches und dann
auf seine der näheren Besprechung würdig erscheinenden Einzel-
heiten über. Nach einigen Worten über das Alphabet folgt eine
Zusammenstellung der einfachen Laute, welche die französischen
Vocale entweder allein, oder nasal mit n (m) verbunden, haben
können. Dieser Laute giebt es 15. Sie werden sodann durch
alle Vocale und Vocalverbindungen, so wie durch die nasalen
Laute nachgewiesen. Wenn der Verf. es für angemessen hielt,
schon hier die Aussprache der nasalen Laute zu behandeln, so
war der folgende die nasalen Laute noch einmal zusammenstellende
Abschnitt ganz überflüssig. Ich bin aber der Meinung, dass iu
seinem ersten Abschnitte über die Vocale jede Verbindung der
168 Französische Sprache.
Vocale und Consonantcn ausgeschlossen bleiben musste ; mit dem-
selben Rechte oder vielmehr Unrechte gehörte dann auch die Ver-
bindung der Yocale mit einem verschmolzenen 1 in jenen ersten
Abschnitt. Die Folge davon ist gewesen, dass der Vorwurf über-
flüssiger Breite und unnützer Wiederholung keinen Abschnitt und
keine Wörterclasse mehr trifft, als die Vocale mit dem nasalen m
oder n. Ferner scheinen mir alle solche Vocalverbin düngen , die
nur gewissen Consonanten angehören und eben in diesen Conso-
nauten ihren Grund haben, bei der Lehre von der Aussprache die-
ser Consonanten und nicht in der Aussprache der Vocale behandelt
werden zu müssen, z. B. ea, eai: eo, eoi u. 8. w., die bekanntlich
fast nur dem g 9 selten dem c oder j angehören.
Nach der eben erwähnten Zusammenstellung der nasalen
Laute folgen zwei Abschnitte , von denen der erste diejenigen
Vocalverbindungen , qui fönt entendre deux sons d'e*gale quantite,
z. B. ae, ai, aü, ia, oe 9 oi, oü, ae\ ae, e*a u. s. w., der zweite die
Diphthonge behandelt. Hier ist die Klippe, woran unser Verf.,
wie fast alle Grammatiker, die diesen Gegenstand genauer erörtert
haben , gescheitert ist. So richtig nämlich auch die von ihm und
der Academie aufgestellte Definition eines Diphthongs ist: „une
diphthongue n'est qu'tine syllabe qui fait entendre deux sons di-
stinets prononeds en une seule Emission de voix", so unrichtig ist
die Liste der aufgezählten Diphthonge, da sich viele darunter be-
finden, welche unmöglich in Einer Silbe stehen können. Der
Unterschied dieser von dem Verf. als Diphthonge aufgeführten
Vocalverbindungen und der im vorigen Abschnitt erwähnten com-
binaisons de voyelles qui fönt entendre deux sons d'egale quantite*
beruht also hauptsächlich darauf, zu wissen, welche Vocalverbin-
dungen in Einer Silbe stehen können, und welche nicht. Als
Diphthonge, folglich als Eine Silbe ausmachend, fuhrt nämlich
der Verf. z. B. ien an, wenn es tan ausgesprochen wird (patience,
science), ferner oua (louage, il joua), ouai (je jouai, je louais),
ouan (louange, jouant), oue oder owe (bafouer, louer, loue), oui
(jonir, j'enfouis), oueu (joueur, loueur) und andere; zwar sagt
er selbst bald nachher, dass manche der von ihm angeführten
Diphthonge es nur in Prosa sind, aber in Versen zwei Silben bil-
den; welche es aber sein sollen, das verschweigt er. Auch muss
durchaus bestritten werden, dass sie in Prosa Diphthonge sind;
sie scheinen es nur zu sein beim schnellen Sprechen. Wären sie
nämlich Diphth., so würde z. B. daraus folgen, dass jouer, louer,
jouir und Verba dieser Art im Inf. einsilbig wären, was keines-
wegs der Fall ist; es ist vielmehr durchaus als Grundsatz anzu-
nehmen, dass das, was in Versen kein Diphthong ist, es auch
nicht in Prosa sein kann ; alle Flexions- und Ableitungsendungen
aber bilden mit ihrem etwa vorhergehenden Vocal niemals Eine
Silbe, z. B. se fier zweisilbig, fier (Adj.) einsilbig; tuer zweisilbig,
muet einsilbig. Mit demselben Rechte oder vielmehr Unrechte,
Lesaint : Traitä de la prononciation franpaise. 16fr
wie In jouant die Buchstaben ouan für einen Diphthong erklärt
werden , müsste auch ouon in jouons ein Diphthong sein , und die-
ses otion führt doch der Verf. nicht anter der Diphthongenreihe
auf. Aus den classischen Dichtern lassen sich leicht Verse an-
fuhren , welche beweisen , dass gerade die Flexionsendungen und'
Anhängungssilben es sind, welche hier einen Unterschied begrün-
den , z. B. ^
Choisir pour votre amant un simple Chevalier!
Une grande princesse ä ce point s'oubli-er! (Gorn.)
Und dass te#, wenn es ian ausgesprochen wird, so gut zweisilbig
ist wie ian selber, geht ebenfalls aus Versen hervor:
Vous Tous perdrez , monsieur , sur cette confiance
Je ne tous en croirai qu'apr&s l'experience.
Aber nicht allein ien mit der Aussprache ian bildet stets zwei Sil-
ben, also niemals einen Diphthong, sondern auch ien dann, wenn
das en in der Ableitungsendung steht , z. B. le lien :
D'un lien conjugal joindre ces deux amants (Com.),
weil li die Wurzel des Wortes ist; dagegen tien einsilbig in entre-
tien. Eben so wenig kann die weibliche Substantivendung ion für
einen Diphthong erklärt werden, weil sie zweisilbig ist:
De ses affections est le plus eher objet (Com.)
Pour son Instruction Phistoire de ta vie (Com.)
und iora zweisilbig in triompher; eben so uel stets zweisilbig in
cruel , perpdtuel etc. :
O cruel sonvenir de ma gloire pass^e.
Eben so ieux einsilbig in Dieux, mleux, zweisilbig in allen Ad-
jeetiven, wo eux Ableitungssilbe ist, z. B.
Et toi, de mes exploits glorieux Instrument.
Wenn aber jouir zweisilbig ist und ohne Trema geschrieben
wird, so folgt daraus, dass auf ou'i, als Particip des defectiven
ouir, nicht desshalb ein Trema gesetzt wird, weil es zweisilbig
ist, sondern höchstens um es von oui, ja, zu unterscheiden. Oui,
ja, ist vielmehr das einzige Wort der französischen Sprache, wo
oui als einsilbig, also als Diphthong auftritt; ferner folgt daraus,
dass auf die Endung ions der Verba auf ouer, z. B. nous avouions,
kein Trema zu setzen ist, weil ions Flexionsendung ist und oui
fast nie Diphthong ist. Anders verhält es sich dagegen bei der
Endung ions der Verba auf uer, weil ui bekanntlich stets als Diph-
thong erscheint, ausser wenn das i einer Flexions- oder Ableitungs-
endung angehört. Wie wenig klar sich der Verf. über das Wesen
der Diphthonge geworden ist, erhellt auch daraus, dass cr(S.66)
die Vocalverbindung oueu in den Wörtern joueur, loueur u. 8. w.
für einen Diphthong hält ; dagegen in loueux, noueux nicht, ein
Unterschied, der also wohl darauf beruhen würde, ob eu ein offe-
ner Laut (wie in joueur) oder ein geschlossener Laut (wie in
noueux) ist. Diese Unterscheidung ist aber rein aus der Luft ge-
griffen ; denn wer möchte wohl joueur und loueur für einsilbig
170 Französische Sprache.
halten ? Ebenso auf Nichts beruhend ist die vom Verf. in Bezug
auf ui gemachte Unterscheidung, welches ihm zufolge in annuite,
assidüite', luire einen Diphthong bilden soll, dagegen in conti-
nuite, innocuite* nicht; eben so soll u mit seinem folgenden Vocale
einen Diphthong bilden in continuation , continuel. Was luire be-
trifft, so bildet allerdings ui einen Diphthong, wie in allen Ver-
bis auf uire; dagegen in annuite*, assidüite ist ui eben so gut zwei-
silbig, wie in contiouite, weil itä in allen drei Wörtern die be-
kannte weibliche Ableitungssilbe ist. Auch giebt P esc hier in
seinem Wörterbuche ganz richtig die Aussprache annu-i-td an,
woraus folgt, dass auch er ui für zwei Silben, also für keinen
Diphthong hält. Auch gesteht unser Verf. gleich darauf selbst,
dass es keine allgemeine Regel gebe, woraus man sehen könne,
ob einige der von ihm aufgezählten Vocal Verbindungen einen Diph-
thong bilden oder nicht; man müsse den Gebrauch und das Diction-
naire hierüber befragen. Darauf ist indessen zu erwidern , dass
der Gebrauch dergleichen Dinge wahrlich nicht kund Unit und
hörbar macht, und dass die Lexika, selbst die ausführlichsten,
über die Silbenabtheilung nur in seltenen Fällen etwas angeben,
und in diesen seltenen Fällen manchmal noch voneinander ab-
weichen.
Nach den sodann folgenden Regeln über die Aussprache der
einzelnen Consonanten (von S. 70 bis S. 178) behandelt der Verf.
das sehr schwierige Capitel vom Binden oder Hinüberziehen beim.
Lesen und Sprechen , und zwar so ausführlich und in dem Gege-
benen so klar, wie es mir wenigstens bis jetzt in keinem ähnlichen
Werke vorgekommen ist; ob aber in allen gegebenen Regeln rich-
tig, darüber Hesse sich noch wohl mit dem Verf. rechten. Auch
hier wird jeder Consonant einzeln behandelt. — Dann folgt ein
Abschnitt über die Prosodie und insbesondere über die Quantität
der Endsilben; ein Verzeichniss der Homonymen oder der Wörter,
die je nach der Länge oder Kürze ihres Vocals verschiedene Be-
deutung haben; ferner eine sehr überflüssige, acht Seiten füllende
Liste der Nnmeralia mit Angabe der Aussprache jedes einzelnen
Wortes, sowohl der Cardinalia, als der Ordinalia; um so über-
flüssiger, da die wenigen, für die Aussprache in Frage kommen-
den Zahlwörter schon an anderen Stellen des Buches zur Genüge
besprochen waren, worauf denn auch in dieser Liste verwiesen
wird. Ebenso überflussig ist nach dem schon oben stehenden
Verzeichnisse aller mit aspirirtem h anfangenden Wörter ein ta-
bleau mneVnonique derselben, nach den jedesmaligen drei ersten
Buchstaben zusammengestellt. Solche Wörter sind doch einmal
nur aus dem Gebrauche, nicht aus Tabellen zu erlernen. — Den
Schluss des Ganzen macht vor dem Register eine kurze Lehre
über die Aussprache des Lateinischen.
Aus den vielen Einzelheiten, in welchen ich mir erlauben
muss,von dem Verf. mehr oder weniger abzuweichen, will ich
Lesaint : Traitä de la prononciation francaise, 171'
nur folgende als die erwähnenswerthesten anführen. — Was die
Aussprache des ai betrifft , so stellt der Verf. in raison, roaison
einerseits und raisonnable, maisonnette andererseits einen Unter-
schied auf, der in der That schwer durchzuführen , noch schwerer
aber in eine Regel zu fassen sein möchte. Ferner sagt er (S. 12),
dass aie am Ende der Wörter wie e klingt und in der Mitte der
Wörter wie 4, z. B. aonaie = öne; paiement — pe'ment. Gleich
darauf heisst es, dass gaie, gaiement, gaietä eine Ausnahme von
der Regel bilden , woraus also folgt , dass gaie nicht wie gu&, son-
dern wie girä; gaiement nicht wie gue*ment, sondern wie gu&raent$
gaietä nicht wie gue'te', sondern wie guetä klingt. Das ist nun
zwar in Bezug auf gaie ganz der schon S. 9 vom Verf. aufgestell-
ten Regel gemäss, aber nicht In Bezug auf gaiement, von welchem
Worte S. 9 geradezu gesagt wird , dass es gu&nent auszusprechen
wäre. — Bei Gelegenheit der Lehre von der Aussprache des am
und an (S. 13), welche, wie ich schon bemerkte, mehr dem in
und n als dem a angehört, erwähnt der Verf. , dass mammaire und
mammifere ausgesprochen werden mamemere, mame-mifcre, statt
einfach zu sagen: alle Ableitungen des lateinischen mamma; eben-
so hätte er (S. 13) kürzer sagen können : alle Ableitungen und
Composita von damner, statt diese alle aufzuzählen. — So richtig
(S. 18) ein Unterschied in der Aussprache der mit ress anfangen-
den Wörter aufgestellt wird, so unrichtig ist es doch, die Aut-
sprache von ressusciter durch „rdsuciter" zu bezeichnen, statt durch
re'cucite'. — Ebendaselbst findet sich wieder eine überflüssige
Liste der Wörter, in denen e in der Mitte stumm ist, um so über*
flüssiger und um so mehr zum Irrthum verleitend , da sie durchaus
unvollständig ist und sich aus jedem Dictionnaire noch vermehren
Hesse. — Wieder einen Beleg für unsere Behauptung, dass der
Verf. da, wo es die Aufstellung eines Grundsatzes und einer um-
fassenden Regel gilt, sich in Einzelheiten bewegt, statt auf das
Allgemeine zurückzugehen , erhalten wir auf der folgenden Seite,
wo er sagt, e wäre stumm im Fut. und Cond. der Verba auf ayer 9
4er, oyer, uer. Daraus muss der Leser schliessen, dass die
Verba auf 4er und uyer nicht unter diese Regel fallen. Sie fal-
len aber bekanntlich allerdings darunter ; es hätte vielmehr heis-
sen müssen: das e im Fut. und Cond. ist stumm in allen Verbis,
die von der Infinitivendung er einen Vocal haben. Dass aber das
e alsdann völlig stumm ist und prierais nicht pri-eu-rais, sondern
prirais zu lesen ist, folgt daraus, dass ein stummes e ohne vor-
hergehenden Consonanten keine Silbe bildet. Darin lag der vom
Verf. nicht angeführte Grund.
Bei der überflüssigen , unvollständigen Liste der mit ex an-
fangenden Wörter hätte der Verf. sagen sollen, dass die Ver-
schiedenheit der Aussprache des s in diesen Wörtern, welche aus
der in Buchstaben dargestellten Aussprache, z. B. eg-sacte, zu er-
sehen ist, Mos darauf beruht, ob nach ex ein Vocal % ödes «Sa
172? Franzosische Sprache.
Consonant folgt. — S. 21 giebt der Verf. die spccielle Regel,
dass e vor den Endbuchstaben ge den Accent aigu hat, was der
früher S. 17 aufgestellten Regel widerspricht , nach welcher nicht
dge, sondern dge geschrieben werden müsste. Dass man in der
Schreibart dieser Endsilbe zwischen aigu und grave schwankt , ist
bekannt; zu wünschen wäre es, dass diese specielle Regel der En-
dung ege sich der allgemeinen über das e in der vorletzten Silbe
eines mit einem stummen e endigenden Wortes unterordnete, d. h.
dass mau überall öge und nicht 4ge schriebe , wie denn auch Pe-
schier in seinem Lexikon in diesen Wörtern dge hat drucken las-
sen. — S. 84 war bei den Wörtern gageure, mangeure, vergeure
entweder chargeure ebenfalls zu erwähnen, oder einfach zu sa-
gen : alle Wörter auf geure. — S. 37 sagt der Verf.: Le second
t ne a'entend pas dans miniature* et Vn s'articule comme gn
mouille* : on prononce mignature. Da nun aber , auch nach der
Darstellung unseres Verf., das verschmolzene gn überall durch ni
ausgedrückt wird , so läuft mignature wieder auf miniature hin-
aus; man dreht sich also dabei im Kreise herum und spricht das t
doch aus. Und ganz dasselbe hätte der Verf. dann auch von allen
Wörtern , welche ni vor einem Vocale haben , sagen können. —
Die Academie und Peschier beschränken die Auslassung des t in
der Aussprache auf encoignure und oignon und dessen Ableitun-
gen, von denen Lesaint nur zwei anführt; in moignon, poignant
und dessen Ableitungen dagegen lassen sie ganz richtig das t aus-
sprechen und weichen darin von Lesaint ab, der es auch in die-
sen letzteren Wörtern nicht ausspricht. — Wozu S. 39 wieder
alle mit imm anfangende Wörter aufgezählt werden, ist nicht ab-
zusehen; sie können ja aus jedem Lexikon genommen werden. —
Eine sehr gute Unterscheidung in der Aussprache des o macht
unser Verf. (S. 41) bei den Wörtern tome und Rome, welches
letztere sein o ausspricht, wie die griechischen Wörter auf nome;
und ebenso fein und richtig ist der Unterschied des ö in röder und
rötir und vielen anderen. — Wenn die Academie automne wie „au-
tonne u aussprechen lässt, so meint sie damit gewiss nicht, dass
zwei n gehört werden sollen, sondern nur, dass autonne nach der
Analogie aller Wörter mit onn auszusprechen sei , d. h. nur Ein n
hören zu lassen. Lesaint dagegen legt (S. 44) der Academie die
falsche Aussprache au-ton-ne unter. — Dass man das englische
Wort toast im Französischen toste ausspricht, ist gewiss nicht
wahr; wenigstens geschieht es nicht von denen, welche wissen, dass
die Engländer toste aussprechen, wie denn auch Peschier ganz
richtig die Aussprache „toste" angiebt. — S. 44 legt unser Verf.
einen Beweis ab, dass er des Griechischen gar nicht und, wie
mir scheint, des Lateinischen nur in geringem Grade kundig ist,
wenn er sagt, dass Phoedon (disciple de Socrate) einer der we-
nigen Namen sei , wo oe vorkäme. Was sollte aber die Franzosen
bewegen, den Nameu &aldav in Phoedon und nicht in PheMon
Lcsaint : Tratte* de la prononciation francaise. 178
zu verändern? — Grosse Inconsequenz zeigt der Verf. darin, dass
er poeme, poete schreibt, dagegen poe*tique, poe*tereau, Noe*.
Viel richtiger verfahrt Peachier , der in seinem Dictionnaire alle
diese Wörter mit einem Accent, nicht mit einem Trema schreibt.
— Dass poele in der Bedeutung: Leichentuch, Schleier, Balda-
chin, nie poel gelesen werden soll, dagegen poöle, Pfanne und
poele, Ofen wie poal, ist eine auf Nichts beruhende Unterschei-
dung, von der die Academie auch Nichts zu wissen scheint. —
Ungenau und inconsequent ist es, wenn der Verf. (S. 63) sagt,
dass „dans quelques parties du verbe arguer" das e ein Trema
bekommt; er meint nämlich kurzweg alle Formen damit, in denen
auf das u in der Conjugation ein e folgt, also muss consequenter
Weise der Infin. auch argner geschrieben werden , und das ist, ob-
gleich die Academie und Peschier nur arguer schreiben , der Ana-
logie aller derjenigen Wörter gemäss , in denen das u zwischen g
und e gelesen wird, z. B. ambigue, aigue, eigne. — Warum wird
S. 73 erwähnt, dass in secret, secre*taire das c wie k und nicht
wie ein hartes g lautet? Das folgt ja von selbst aus der allbe-
kannten Regel über die Aussprache des c vor einem Consonanten.
— S. 79 hätte nothwendig erwähnt werden müssen , dass in fau-
bourg das g stumm ist; man liest dieses Wort erst S. 82, wohin
es gar nicht gehört, da es unter lauter Wörter gerathen ist, die
sich auf ng endigen. — S. 80 will der Verf. designatif mit nicht
verschmolzenem gn aussprechen, was von der gewöhnlichen Aus-
sprache völlig abweichen und ganz isolirt dastehen würde, da doch
de*signateur, d&ignatiou, de*signer das verschmolzene ga haben.
— Eigenthumlich , aber etwas unklar ist S. 84 die Aussprache des
gu mit folgendem Laute ef, £, i , ew, in durch ein eingeschobenes
t dargestellt. Der g-Laut soll nämlich , wie Lesaint sagt , dann
etwas weniger hart sein , als ein g unmittelbar vor a , o, u und
„un peu comme s'il e'tait suivi d'un i formant diphthongue avec le
son suirant." Wie hier aber von einem Diphthong die Rede sein
kann, ist mir unbegreiflich. Der Unterschied in der Aussprache
des g y wenn hier überhaupt von einem Unterschiede die Rede
sein kann, besteht blos darin, ob die hellen Vocale e, t , oder die
dunkleren er, o, u darauf folgen. — Dass man in dem Ausdrucke
vers les une heure bekanntlich nicht 1& zune heure spricht, ja das«
man, setze ich hinzu , les vor den Singular setzt, erklärt der Verf.
(S. 99) aus einer Ellipse, die darin stecken soll, etwa folgende:
„vers les moments qui pre'cedent ou qui suivent une heure", nä-
hert sich also hierin der beliebten, lächerlichen Ellipsentheorie,
die die Verfasser der Grammaire nationale überall befolgen. Ab-
gesehen von der Unrichtigkeit, welche durch vers les une heure
die Augenblicke bezeichnen würde „qui suivent une heure", ist
meiner Ansicht nach der Plural les aus der blossen Analogie mit
den anderen Zeitbestimmungen vers les deux heures, les trofa
heure« etc. entstanden; und daraus eben erklärt «ick v*s& 3S»
174 Französische Sprache.
sprachliche Absonderung des Plurals les von dem Singular une. —
Ebendaselbst ist die Reihe der Consonanten , nach denen im Fran-
zösischen das h vorkommt, durch d und n zu vervollständigen,
s. B. adh&ion , adh&ent, enhardir. — Wenn ich mehrere der
bisher angeführten Listen und Wörterverzeichnisse überflüssig
nennen musste, so kann man dagegen dem fast acht Seiten füllen-
den Verzeichnisse derjenigen Wörter, in denen ch wie Ar gelesen
wird 9 den Nutzen nicht absprechen, da gerade diese, natürlich
zum grössten Theile Nomina propria , höchst selten mit Angabe
ihrer Aussprache in einem Wörterbuche zu finden sind. — Dass,
wie schon erwähnt, unser Verf. der alten Sprachen, namentlich
des Griechischen durchaus unkundig sein muss, geht nicht nur aus
der Angabe (S. 100) hervor, der zufolge die mit rh anfangenden
Wörter aus dem Griechischen oder Hebräischen stammen,
— denn wo gäbe es wohl im Hebräischen ein rh zu Anfang? —
sondern auch aus seiner unwissenschaftlichen und dabei sehr we-
nig belehrenden Regel hervor , die er denjenigen Personen giebt,
welche geneigt sind, die Orthographie der mit hipp oder hyp an-
fangenden Wörter zu verwechseln. Er sagt nämlich (S. 158), dass,
wo pp steht, t geschrieben werden muss, und wo ein p steht, y.
Dagegen ist ihm nur das einzuwenden , dass solche Personen in
der Regel auch nicht wissen, ob p oder pp zu schreiben ist. Für
unseru Verf. möchten wir dann auch die Regel hinzufügen, dass
die mit poly anfangenden Wörter nicht poli geschrieben werden
dürfen, wie er mehrmals gethan, z. B. 150 „polisyllabe."
In jeder Hinsicht za billigen ist das von Lesaint über die Aus-
sprache des verschmolzenen l oder // Gesagte; er dringt mit Recht
auf die bekannte Pariser Aussprache, in welcher das / oder // ganz
verschwindet, indem er sagt: La plupart des personn es qoi vivent
loin de la capitale , et les dtrangers en gdodral , rendent mal ee son
mouilie, en faisant entendre l'artictilation propre de 17, en pro-
noncant p. e. habiller, meilleur, comme si ces mots dtaient Berits
habi-ltä, me-lieur; cette prononciation usite'e surtout dans les pe~
tites villes dn midi de la France, öte au langage tonte sa douceur
et son agr&nent. Er stellt sodann folgende Art und Weise der
Aussprache auf: Quand la lettre /, simple ou double, a le son
mouilie, l'articulation propre de cette consonne disparalt totit-a-
fait , et est remplace par un son que Ton pourrait representer par
ye (oder vielmehr einfach te, z. B. ballier, spr. bai-tä, tailleur,
spr. tai-ieur). Cette prononciation qui est la Beule en usage a
Paris et dans toutes les grandes villes de France oh pe*n&tre lc
bon ton parisien , est aussi la seule qui soit adoptee dans tous les
ouvrages autorise's par le conseil de Instruction publique. Dass
in Deutschland diese Pariser Aussprache des verschmolzenen / noch
nicht so üblich ist, als sie es sein sollte, namentlich auch in den
Schulen nur von wenigen Lehrern beobachtet wird, rührt von der
leider noch immer so sehr verbreiteten falschen Ansicht her, dass
Lesaint : Traitä de la prononciation francaise. 175
das beste Franzosisch von den gebildeten Bewohnern der franzo-
sischen Schweiz, und nicht etwa von den Parisern gesprochen
wird.
Nicht zu billigen ist meines Erachten» die von Lesaint (S. 132)
anempfohlene Aussprache von indomptable, indompte", nämlich
aindonpetable, aindonpetä. Für das N ich thören lassen des p in
beiden Wörtern stimmen auch die Academie und Pe schier.
Dasselbe lässt sich von den Wörtern pe'nultieme und ante'pe'nul-
tieme sagen, in denen (S. 161) die Aussprache des ti wie ci ge-
wiss zu verwerfen ist; endlich kann ich meines Theils mich weder
zu der harten , das Ohr unangenehm berührenden Aussprache der
Wörter aspect, circonspect, respect, suspect wie aspek, circon-
spek, respek, suspek, noch umgekehrt zu der allzu weichen Aus-
sprache des Wortes isthrae wie isme verstehen.
Die Zahl der überflüssigen Verzeichnisse wird auch noch
durch dasjenige vermehrt, welches alle Wörter aufzählt, in denen
das t als Endbuchstabe stumm ist ; war es denn nicht hinreichend,
diejenigen Wörter aufzuzählen , welche von der allgemeinen Re-
gel , dass das t am Ende stumm ist , abweichen ?
Schliesslich kann ich nicht umhin , an dem so manches Nütz-
liche enthaltenden Abschnitte vom Hinüberziehen oder Binden beim
Lesen und Sprechen den oft gerügten Fehler nachzuweisen, dass
er zu sehr in die Breite geht und manches Ueberflüssige , schon in
früheren Abschnitten bei den einzelnen Consonanten Dagewesene
enthält, z. B. über die Aussprache des q in cinq, des t in sept
u. s. w., ein Fehler, der dadurch entstanden ist, dass der Verf.
früher nicht Alles ausschied , was die Aussprache des Endconso-
nanten bei folgendem Vocale betrifft, und hier bei der liaison
des mots nicht Alles ausscheidet, was die Aussprache der End-
consonanten bei folgendem Consonanten betrifft. Wie lässt es
sich z. B. wohl rechtfertigen, im Abschnitt vom Binden oder Hin-
überziehen noch einmal zu wiederholen , dass im Worte Christ das
st immer ausgesprochen wird, was uns oben schon längst mitge-
thcilt ist? Auch geht, glaube ich, der Verf. darin zu weit, wenn
er (S. 213) das Gebot giebt, das meines Wissens bis jetzt von den
wenigsten Franzosen befolgt wird, dass nämlich in dem Worte
tous das 8 stets auszusprechen ist, wenn nicht das Subst., Zahlwort,
Adjectiv oder Pronomen unmittelbar folgt; also tous (touce) pen-
sent;ilssont tous (touce) vivants; ces livres je les ai lus tous
(touce). Abgesehen von der bei folgendem Consonanten daraus
entstehenden Härte, lässt sich die Zweideutigkeit, ob tous sub-
stantivisch oder adverbialisch (ganz) steht, doch nur in der Aus-
sprache des Masc. vermeiden; denn im Femininum elles sont tou-
tes Vivantes wäre diese Zweideutigkeit durch die Aussprache doch
nicht zu umgehen. Es ist also wohl gerathener, in dem substan-
tivischen tous nur dann das s hören zu lassen , wenn es am Ende
steht , oder veno ein Vocal darauf folgt. Mit tous pflogt mvx ^
176 Gymnastik
dieser Beziehung auch plus zusammenzustellen, worüber der Verf.
(S. 215) die richtigere Vorschrift giebt, dass das 8 nur am Ende
und vor einem Komma gelesen werden soll, ferner vor que , aber
nicht im Ausdrucke non plus que (also non plu que) , noch in au
plus , tont au plus , noch auch im Substantiv le plus vor que. Sehr
richtig, wenn auch wohl nicht für alle Fälle ausreichend, spricht
(S. 217) Lesaint über die Aussprache des 8 im Subst. sens , worin
der gebildete Pariser bekanntlich häufig das 8 hören lässt; stumm
Ist es natürlich stets in der Bedeutung Richtung, Seite. —
Endlich möchte auch wohl die Regel (S. 224), dass das 8 finale
der Verba nie mit dem folgenden Worte verbunden gelesen wird,
wenigstens für die Hüifsverba eine Ausnahme leiden , da doch be-
kanntlich in j'aurais e*te*, je suis alle* und in allen ähnlichen Fällen
das s des Hülfsverbums hinüberzuziehen ist.
Bremen. Dr. H. A* Müller.
Die deutsche Turnkunst, betrachtet vom rationellen Standpunkte von
Dr. phil. J, G. Freyer, Collab. am Gymnasium und Hauptlehrer der
gemeinschaftiichen Turnanstalt der Stadt Merseburg. Merseburg,
gedruckt bei H. W. Herling. 29 S. 4.
Die Torstehende Abhandlung in dem zu Ostern 1850 erschie-
nenen Programme des Domgymnasiums zu Merseburg verdient
die besondere Beachtung der Schulmänner, da sie mit vorzüglicher
Schärfe das Wesen der Turnkunst in ihrer Beziehung zur Pädago-
gik darstellt und fern von jeglichem Vorurtheile namentlich eine
fruchtbringende Betrachtung der pädagogischen Turnkunst in ih-
rer gegenwärtigen Ausbildung und nach den neuesten Er-
scheinungen auf diesem Gebiete anstellt.
Leider ist die fleissige Arbeit der Schwanengesang des bie-
deren Verfassers geworden , der bald nach ihrem Erscheinen ei-
nem hitzigen Fieber erlag.
Auf S. 1 — r> verbreitet sich der Verf. zunächst über die Be-
griffe „Gymnastik", „Leibesübungen und Turnen", begründet mit
Hinweisung auf die historische Eatwickelung der Sache eine tie-
fere Auffassung derselben und spricht sich schliesslich S. 7 über
den pädagogischen Gesichtspunkt ganz treffend dahin aus: „Er-
zieherisch wird das Turnen getrieben , wenn es methodisch den
Gesetzen des zu bildenden und gesund zu erhaltenden Organismus
gemäss , also auch in Zusammenstimmung mit dem geistigen Leben
des Menschen , insofern es an den Organismus gebunden, und im
Sinne wahrer Sittlichkeit getrieben wird."
Der übrige Theil der Abhandlung hat vorwiegend einen kri-
Frey er: Die deutsche Tonkunst. 177
tischen Charakter «od nimmt speciell Bezog auf die wichtigsten
neueren und neuesten Werke ober beregten Gegenstand als :
1) Begründung des Turnens , als einer wesentlichen Seite der
Erziehung, von Albert Baur, Diakonus in Beizig.
2) Altes und Neues vom Turnen. Freie Hefte, herausgege-
ben von H. F. Mass mann. I. und II. Heft, Berlin, Hermann
Schulze 1849.
3) Die Gymnastik nach dem Systeme des schwedischen Gyro-
nasiarchen P. H. Ling, dargestellt von Hg. Rothstein.
IV Hefte, Berlin 1847—1849. E. H. Schröder.
4) Die ruhmlichst bekannten Schriften von Adolph Spies*
In diesen Schriften wären zugleich die Hauptrichtungen ver-
treten , welche man bis heute in Betreff der Gestaltung des Turn-
unterrichtes eingeschlagen hat. Die Vertreter dieser Richtungen
stehen sich mehr oder weniger schroff gegenüber, und nament-
lich ist aus dem II. Hefte des Dr. Massmann eine Gereiztheit in
erkennen , die allerdings in dem Auftreten des Lieutn. Rothttein
und verschiedenen wirklich übertriebenen Behauptungen und Be-
griffen desselben ihren gerechten Grund findet.
Für diejenigen, welche den Verlauf dieser Angelegenheit
nicht verfolgen konnten , erlaubt sich Ref. in der Kürze Folgende*
darüber nachzuholen.
Nachdem fast durch ganz Deutschland die Jahn-Eiselen'sebe
Turnschule Verbreitung gefunden und auf den Turnplitzen die-
jenigen Uebungen mit Nutzen getrieben worden sind, welche zn-
erst in der bekannten (1816 erschienenen) „deutschen Turnkunst
von Jahn und Eiselen" nach didaktischen und pädagogischen Grund-
sätzen zusammengestellt waren, trat zuerst im Jahre 1847 der
ehemalige preuss. Artillerieoffizier H. Rothstein mit den ange-
zogenen Schriften des Schweden Ling hervor und meinte mit
diesen eine rationelle Gymnastik an das Tageslicht zu ziehen,
welche er als ganz neu und eigentümlich über Allee stellte, was
bisher im Gebiete der leiblichen Erziehung und Bildung geleistet
worden. Hr. Rothstein hatte sich nimlich einige Monate in Stock-
holm aufgehalten und sich in dem unter Prot B r an tl ng fortge-
führten Ling'schen Centralinstitute mit der schwedischen Gymna-
stik bekannt gemacht. Prof. Ling hat bekanntlich die gymnasti-
schen Uebungen , welche zuerst aus Deutschland besonders dureb
Guts Muths nach Dänemark und Schweden gekommen waren, vor*
züglich zu medicinischeii Zwecken äusserst sinnreich mit grossem
Erfolge angewendet und auch für die pldsgogische Gymnastik
consequent den Grundsatz verfolgt: jede einzelne Uebnng In ge-
naue Verbindung mit dem Menschenorganismus zu bringen, so
dass der Turnlehrer bei einer gründlichen Kenntniss der Anato-
mie und Physiologie keine Uebung treiben lässt, über deren Wir-
kung und Zweck er nicht vollständig im Klaren ist. Während die
Jahn-EUefcnsche Schule naeji der Möglichkeit «fo Uflsnriw***»
IV. Jahrb. i n MU. rn.PAd.td. CHI, *"
178 Gymnastik.
gung im Fortschreiten vom Leichten zum Schwereren and nach
den Grundsätzen der Hygiene ihre Lieblingen in bekannter Man-
nigfaltigkeit aufstellte, wie sie die deutsche Jugend seit vier De-
cennien auf ihren Turnplätzen mit Lust betrieb und lieb gewann,
hat die Ling'sche Schule die reine Körperbildung nach den Ge-
setzen der Anatomie und Physiologie als Hauptsache obenan ge-
stellt, ganz unbekümmert darum, ob die Freudigkeit an der Sache
Seitens der Turnenden verloren geht oder nicht. Der schwedi-
sche Turnlehrer oder Gymnast, um mit Rothstein zu reden, steht
seinen Turnern hauptsächlich als Arzt gegenüber, während auf
den deutschen Turnplätzen der Turnlehrer vorwiegend die Rolle
eines Erziehers im umfassendsten Sinne des Wortes über-
nimmt. Aus diesem Grunde haben z. B. Dr. Massmann , Spiess,
Diesterweg u. A. stets und mit Recht darauf hingearbeitet, dass
der Tarnunterricht nicht Aerzten oder Offizieren und Unteroffi-
zieren, sondern eben den Lehrern der einzelnen Schulen selbst
anvertraut werde. Dem Ref. erscheint es nicht bios als zufällig,
dass die schwedische Gymnastik vorzugsweise unter deutschen
Aerzten enthusiastische Freunde, z. B. die DDr. Richter und
Reimer fand, bis endlich auch ein Offizier den Stein der Wei-
sen in Stockholm entdeckte.
Hr. Rothstein zieht nun in seinen Schriften gegen „die deut-
sche Turnkunst" im Gegensatz zu der rationellen schwedischen
Gymnastik zu Felde , verlangt sogar ihre Unterdrückung, da sie
kein Objectin sich habe und der rohe empirische Betrieb der
Leibesübungen die nachtheiligsten Wirkungen, als Willkür, Lei-
denschaft, Renommisterei , Arroganz, Trotz und Widerspenstig«
keit hervorbringe. Als eine Consequenz des Principe, welches
der Turnkunst eingeimpft worden , betrachtet Hr. Rothstein fer-
ner jene verabscheuungswürdigen Erscheinungen in der Sittenge-
schichte, wie das Attentat Sands, den Mord Auerswald's und
Lichnowsky's , die Angriffe auf den Turnvater Jahn in Frankfurt
u. dergl. m. Diese sehr gewagten Behauptungen des Hrn. R.
sind bereits an anderen Orten von Dr. Massmann und dem Prof.
Lion in Göttingen gehörig gewürdigt worden. Jeder Einsichtige
wird jene traurigen Ereignisse , bei denen sich in den letzten Jah-
ren leider auch Turner betheiligten, nicht auf Rechnung des
Jahn-Eiselen'schen Turnsystems bringen , sondern den Grund da-
von in ganz anderen Dingen zu suchen wissen.
Abgesehen von den ganz grundlosen Schmähungen und theil-
weise absurden Behauptungen des Hrn. Rothstein darf jedoch ein
Jeder, dem es um die Sache zu thun ist, das Gute uud Wahre
nicht übersehen, das sich in den Rothstein'schen Auslassangen und
in der schwedischen Gymnastik darbietet.
Die Abhandlung des Dr. Freyer würdigt diese Vorzüge von
S. 20 ab in richtigem Maasse. Baur and Massmann halten in den
oben angeführten Schriften mit triftigen Gründen an der Vorzugs-
Freyer: Die deatache Tornknnst. 179
weise pädagogischen Auffassung der Leibesübungen fest und aller-
dings wusste der Hr. Premierleutnant Rothstein die Angelegenheit
von dieser Seite aus weder richtig aufzufassen, noch su behandeln.
Aber eine schwache Seite hat Hr. Rothstein an der deutschen
Turuschule doch richtig herausgefunden, nämlich die, dass sie
mit der pädagogischeu Ausbildung und ihrer sonstigen fintwicke-
lung des Turnens als integrirender Theil des Schul- und Erzie-
hungswesens nicht gleichen Schritt gehalten hat mit ihrer techni-
schen und wissenschaftlichen Ausbildung, worunter wir
jenes Basiren aller Turnübungen auf den Menschenorganismus und
ein strenges Beachten der Gesetze desselben verstehen, worauf
die schwedische Gymnastik mit Recht so grossen Werth legt und
darin ihre Eigentümlichkeit behauptet. Dr. Massmann räumt
diess auch in der Uebersetzung von Ling's Schriften über Leibes-
übungen S. VII mit den Worten ein: „Auch fehlt uns leider noch
eine vollständige wissenschaftliche Begründung der Sache nach
den letzten neuesten anatomisch-physiologischen, oder besser nach
noch ailseitigeren, naturwissenschaftlichen und heilkundlichen Er-
fahrungen und Grundsätzen (wollte Gott, alle Aerzte übten schon
mehr eine active Schutz- und Heilkunst durch Leibesübungen aus!),
darin ist uns der Schwede gerade in unserer fünf und zwanzigjäh-
rigen Ebbezeit vorausgerückt" etc.
Ref. will damit keineswegs sagen: als habe die deutsche Turn-
kunst in ihren Uebungen die eigentliche Hygiene etwa vernach-
lässigt. Die Schriften von ortheilsfähigeu Aerzten, von denen
wir hier nur die DDr. v. Konen , Koch und Schreber anführen,
haben sich umfassend über die Wohlthätigkeit der deutschen Turn-
übungen vom Standpunkte des Arztes ausgesprochen, und nament-
lich durfte die specielle Analyse der Jabn-Eiselen'schen Turn-
übungen in der Schrift des Kreisphysikus Dr. Flessner: „Das
Turnen. Ein Beitrag zur Hygiene" jeden Zweifler wegen der
wirklich kör per bildenden und die Gesundheit erhaltenden Wir»
kungen des Turnens vollständig beruhigen. Es ist jedoch nicht
hinreichend , wenn die deutsche Turnschule ihre Turnlehrer nur
mit jenen approbirten Uebungen und deren richtiger Ausführung
und Anordnung bekanntmacht, wie diess z. B. in Darmstadt und
in dem Centralinstitute in Berlin in sechs Wochen erreicht wird.
Man wird zugeben müssen, dass in dieser Zeit nur eine höchst
dürftige technische Ausbildung gegeben werden kann, wie sie nur
unter den beschränktesten Verhältnissen etwa nothgedrungen statt-
haft wäre. Auf eine mit der eigentlichen turnerischen Ausbil-
dung im Zusammenhang stehende Berücksichtigung der
für den Turnlehrer so wichtigen anthropologischen und diäteti-
schen Kenntnisse nach den Grundsätzen Ling's wird dabei nicht
Bedacht genommen. Man wird darum Hrn. Rothstein beipflichten
müssen , wenn er sich in der Einleitung zur Heilgymnastik also
ausspricht: „Sonderbar! Man verlangt von jedem tüchtigen Stall-
180 Gymnastik.
meister — dem man doch nur die Dressur und Pflege von „Pfer-
den" anvertraut — , dass er Kenntnisse in der Thier- Anatomie und
Thierheilkunde besitze, damit er das Pferd richtig pflege und
durch die Dressur nicht verderbe und entkräfte: und der pädago-
gische Gymnast, der es mit einer viel höheren Aufgabe, mit der
Ausbildung und Kräftigung des „ Meusthen " zu thun hat, sollte
des Studiums der Menschen - Anatomie und Heilkunde gänzlich
überhoben sein? er sollte nicht zu wissen brauchen, weiche heil-
kräftigen Mittel die Gymnastik selbst darbietet, wie sie anzuwen-
den sind und wie durch fehlerhafte gymnastische Behandlung der
Menschenorganismus entkräftet und seiner Gesundheit beraubt
wird 4 ?" Hier muss darum die deutsche Turnschule eingestehen,
dass sie von der schwedischen Gymnastik Etwas zu lernen hat, und
Dr. Freyer nimmt auch bis zu S. 27 mit triftigen Gründen in die-
sem Sinne die Ling'sche Gymnastik gegen die Angriffe vom speci-
fisch-erzieherischen Standpunkte aus in Schutz, nachdem er hier
und schon vorher S. 8 überhaupt die Anforderungen Baur's in Be-
treff des eigentlichen Erziehers auf den Turnplätzen, der häusli-
chen Erziehung und dem gesammten Schulleben gegenüber, als
übertrieben darstellt. Ref. ist mit Dr. Freyer darin einverstanden,
wenn er S. 26 deo Vorschlag zu einer Reform , als einer Vermit-
telung zwischen der deutschen Turnkunst und der schwedischen
Gymnastik macht und die Vertreter der deutschen Turnkunst zu
einer unbefangenen Prüfung der schwedischen Gymnastik auf-
fordert. Mit Bezug darauf nimmt nun Dr. Freyer auf S. 27 — 29
noch weiter Gelegenheit, auf die Leistungen des Turnlehrers
Adolph Spiess, jetzt Ministerialassessor für Turnsachen in
Darmstadt, hinzuweisen und die Verdienste desselben für eine
sachgemässe systematische Ausbildung des deutschen Turnens den
Vorwürfen Rothstein's gegenüber hervorzuheben. In der That
acheint auch Rothstein den Fortschritt der deutschen Turnkunst,
wie er sich doch in Spiess' Bestrebungen und in seinen Schriften
darbietet , zu wenig gewürdigt zu haben , da z. B. „das Turnen
in den Freiübungen" von Dr. Spiess weit über dem steht, was
Rothstein in der pädagogischen Gymnastik nach Ling S. 191 dar-
über vorbringt.
Diese Andeutungen mögen genügen , um auf die Abhandlung
des Dr. Frey er, welche überall eine umfassende Sach- und Litte-
raturkenntuiss verräth, aufmerksam zu machen.
Dreaden. JH. Klos*.
Bibliographische Berichte u. karte Anzeigen. 181
Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
De historiae romanae antiquiseimae indole et auctorüate
deque primis Roroae regibus. Scripsit L. Kargten , in Universitate Rhe-
no-Trajectina pro f. ord. Trajecti ad Rhenum , apud Kemink et filium.
MDCCCXLIX. IV and 68 S. 8. — - Diese nach bekannter Weise der
Hollander in gutem, fliessendem Latein geschriebene Abhandlung unter-
wirft wiederholt die älteste Geschichte der Stadt Rom and die darüber
io neuester Zeit unter den europäischen Gelehrten obsch webenden An-
sichten einer Kritik. In Abschnitt I., ausgehend von dem Naturlichen
und Leichterklärlichen der Dunkelheit gerade dieses Theiles der römi-
schen Geschichte, zählt er zuvörderst diejenigen Gelehrten auf, die,
selbst überzeugt hiervon, auch Andere davon zu überzeugen bestrebt ge-
wesen sind, nämlich Beaufort, Perizonius, Niebuhr, A. W. v. Schlegel,
Le Clerc (des Journaux chez les Romains, preced. d'une memoire sur
les Annales des Pontifes, a Paris 1838). Von diesen hat bekanntlich
Niebuhr vor allen die Meinung aufgestellt, um es mit des Hrn. K. Wor-
ten zu geben : „prima rerum Romanarum secuta , praecipue regum aeta-
tem mythicam esse ejusque res, initio fama, deinde priscorum vatum prae-
conio celebratas, ita ad seriora tempora proditas esse, donec a acripto-
ribus litteris mandari coeptae sint: hinc res illas contraxisse fabulosum
illum colorem et habitum , quem etiam nunc in Livii hidtoriis agnoseimus.
Itaque reges ceterosque illustres homines universe fietas personas, in
quas fama contulerit ea facta et instituta , quorum origo et auetores vetu-
state obscurati vel deformati essent (p. 4). Andres hat Wachsmuth, An-
dres Fr. Schlegel, noch Andres Le Clerc gemeint. Um aufs Reine zu
kommen und dem Schwanken des Wissens in der Beziehung ein Ende zu
machen, hält nun Hr. K. dafür, dass zweierlei Prägen mussten beant-
wortet werden, nämlich: 1) ob das, was über römische Geschichte in
der ältesten Zeit berichtet wird , überhaupt für historisch oder für unhi-
storisch zu halten, und 2) wenn es für unhistorisch zu nehmen, ob es
alte, im Schoosse des Volkes selbst entstandene Sagen oder grossentheils
später von den Griechen nach Latium überflossene Erdichtungen seien.
Zu dem Ende will er prüfen a) die Meinung NiebuhrV. „an probabile
sit veterem Romanorum historiam e priscis Latii carroinibus fluxisse";
b) die Ansicht derjenigen Gelehrten, welche glauben, „res Romanas jam
inde ab Urbis origine litteris et monumentis consignatas et ad posteros
traditas foissc"; endlich c) „ntrum in his ipsis narrationibus germana ve-
tustatis effigies an fucata species et Graecae fictionis indicia appareant."
Dem Ref. dünkt, wie wenn der Verf., statt unmittelbar auf eine
Widerlegung Niebuhr's auszugehen, die Sache tiefer hätte erfassen nnd
sicherer und gründlicher anbahnen können , nnd zwar so , dass er zuvor -
derst gesprochen 1) von der Kleinheit und Geringfügigkeit Roms als einer
blossen Colonie von Alba Longa , von der man anfangs sehr natSrttrifeioM^
ahnen konnte, dass sie einst die Beherrscherin der Well w<
182 Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen«
wer wird also anfanglich, bei dem Entstehen der Stadt, darauf Bedacht
genommen haben, die sie betreffenden Ereignisse, wenn auch nnr durch
Tradition, der Nachwelt aufzubewahren? Es mangelte mithin theils der
Stoff, theils der Sinn and Trieb zum Anbau der vaterländischen Ge-
schichte, und mittler Weile ging die Erinnerung an die etwanigen vor-
gefallenen Staatsveränderungen etc. verloren. 2) Wie zweifelhaft in
Rom die Herstellung grosser Monumente in Stein in frühester Zeit sei,
an welche sich eine etwaige Nachricht von der ältesten Geschichte ge-
knüpft und erhalten hätte; 3) dass die Buchstabenschrift erweislich erst
in der Mitte der königlichen Oberherrlichkeit von den nahen griechischen
Colonien her sich nach Rom verbreitet und natürlich anfangs nur einen
sehr spärlichen Gebrauch gefunden habe, zweifelhaft und sehr unglaub-
lich , ob selbst schon und sofort zur Anfertigung von Annalen , da auch
jetzt Rom noch zu keiner grossen historischen Bedeutung gelangt war;
4) dass selbst, wenn Stein- oder litterarische Denkmäler existirt hätten,
die späteren Zerstörungen und Verwüstungen dieselben höchst wahr-
scheinlich vernichtet gehabt; 5) dass die Römer an sich gar kein solches
Volk gewesen sind , das schon von vorn herein historischen Sinn und
Eifer bewährt hätte , eben so wenig sie ein hoch poetisches Volk gewesen,
das namentlich den Stoff zu seinen Poesien aus der vaterländischen Ge-
schiebte genommen; Sie waren viel zu kalt, ernst, wortkarg, rauh, viel
zu sehr der Gegenwart und Zukunft zugeneigt, als der Vergangenheit und
deren Kunde. Und als späterhin der Sinn für vaterländische Geschichte
erwachte — erweislich erst seit dem 1. punischen Kriege — , da waren
schon Jahrhunderte seit der Königsherrschaft vergangen; da waren be-
reits die alten litterarischen u. a. Denkmäler meistentheils vernichtet, die
alten Erinnerungen erloschen, die alten Sagen und Gesänge verklungen.
Und eine historische Kritik hat es im Alterthume überhaupt nur selten ge-
geben. Blosse Vermuthungen , blosse Sagen, blosse individuelle Mei-
nungen gelten sehr häufig für wirkliches historisches Wissen. Und wenn
der Römer auch vermöge seines Ernstes und seiner kalten i ntell e et u eilen
Kraft zu solchen Studien vor Allem geeignet gewesen wäre, so war er
doch schon frühzeitig, namentlich seit der Eroberung Unteritaliens und
seit dem ersten und zweiten punischen Kriege, dergestalt mit dein phan-
tasie- und poesie- und mährchenreichen Griechen in Verkehr gekommen
und von der dessfallsigen griechischen Litteratur und Verfahrungsweise
in althistorischen Sachen angesteckt worden , dass er sich bei Erforschung
der dunkeln Vergangenheit, statt von der nackten historischen Kritik und
Ton der bescheidenen arte nesciendi, von dem unbesonnenen, sich über-
schlagenden Jagen nach Vermuthungen, nach falschen Etymologien, nach
selbstgeschaffenen Personen und fingirten Facten u. dergl. leiten Hess,
und auf 9er einen Seite zu sehr einem, wenn auch wohl begründeten Na-
tionalstolze , auf der andern Seite einem Aufgeben desselben zu Gunsten
der litterarisch-gebildetern Griechen huldigte. Diese Momente, die der.
Verf. wohl hin und wieder berührt, auch wohl bespricht, hätten wir ge-
wünscht an die Spitze des Ganzen gestellt zo sehen. So hätte man gleich
Bibliographische Berichte o. kurie Anzeigen. 183
einen positiven Standpunkt gehabt, statt dass der Leser in der
Schrift erst den Umweg durch Negationen zu machen gezwungen ist.
Was der Verf. beibringt im 1J. Abschnitte, um die Ansicht Nie-
buhr's zu widerlegen, ist hierzu ganz geeignet und verräth überall den
vorsichtigen, umsichtigen Forscher. Ref. stimmt durchaus bei; er hat
sich nie mit der Niebuhr'schen Hypothese befreunden können, sie ist viel
zu poetisch, man mochte sie phantastisch nennen.
Der III. Abschnitt gtebt einige Andeutungen zur Charakteristik der
(unhistorischen) Historiographie der Römer. Nur hätten wir gewünscht,
der Verf. wäre auch hier tiefer in die Sache eingegangen und hätte uns
aas den obwaltenden Verhältnissen die Grande and Ursachen pragmatisch
dargethan.
Im IV. Abschnitte weist Hr. K. die Meinung derjenigen zurück,
welche annehmen , dass aus der ältesten Zeit der römischen Geschichte in
der späteren noch mancherlei Denkmäler existirt hätten. Nicht nur die
Nachrichten darüber sind mitunter sehr zweifelhaft und unkritisch , son-
dern die Dinge selbst verrathen nach ihrer Beschreibung meistentheils ein
späteres Zeitalter. Le Clerc hat in "seinem oben angeführten Werke be-
sonders die Behauptung aufgestellt, dass die Römer von Anfang an Anna-
len gehabt und aus diesen die nachmaligen Geschichtschreiber von Fabius
und Cato an bis auf Tacitus und Suetonius geschöpft hätten. Sehr rich-
tig entgegnet hierauf Hr. K. (S. 20): „Nulluni exstat probabile testimo-
nium vel indicium, unde effici possit, Pontificum illos commentarios jam
sub regibus scriptos esse; si vero fuissent, eos aut incendio Gallico per*
iisse, ut Livius testatur, aut aiiis causis obscuratos esse perquam proba-
bile est. Quare quae seniore tempore in Pontificum annalibus legerentur
de Urbis ortginibus primisque seculis relata, haec pcstea incerta et aliunde
derivata esse dubitari nequit." Aehnlich verhält es sich mit den Bau-
und Bildwerken: auch hier meint der Verf. ganz richtig: „omnibus diligen-
ter perpensis , haud temere inde colligi posse , antiquissimam urbis Ro-
mae notitiam non multo certioribus niti documentis, quam primordia tot
civitatum, quae non nisi fabulosam sui meraoriam posteritati reliquerunt.'*
Indessen eine Beschränkung möchten wir doch uns hier gefallen lassen:
sie betrifft den Göttercult und seine Denkmale. Anibrosch zum wenig-
sten u. A. haben nicht ohne Erfolg mehrere der letzteren auf die älteste
Zeit zurückgeführt. Doch darauf hat auch Hr. K. S. 25 hingedeutet.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen führt uns nun der V. Ab-
schnitt dem eigentlichen Gegenstande näher, der Unsicherheit der Kö-
nigsgeschichten. Hier fällt schon die Verschiedenheit der späteren Nach-
richten oder Behauptungen auf, sodann die appellativ zu fassenden und zu-
erklärenden Namen einzelner Könige. Auch die Zahl sieben ist my-
thisch. „Reminiscamur modo: Septem Pleiades in coelo, Septem sapien-
tes in Graecia, Septem miranda in orbe terrarum opera, Septem duces
ad versus totidem Thebarum portas, ne plura addam: quidni urbe Septem
collium totidem quoque reges fuissent?" (Pag. 28.) So ist denn das Er-
gebnis« der bisherigen Deduetion (p. 29): „ut pleraque urbifcM , sie Ro<*
mae quoque c&ecura fuisse ineunabula; oppidun per muUas <**Ut(*> igOOn
184 Bibliographische Berichte u. kurze Anseigen.
bile; regnatum ibi per plures deinceps reges e diversorum populorum
familüs quae ibi consedissent oriundos, ingeniis studiisque dissimiles; ho-
rum pleroruraque memoriam magna pro parte obsolevisse ; ex eorum vero
numero Septem effectos esse, partim veros partim fabulosos, quorum per-
sonae et res gestae paallatim fama consecratae et deinceps in historiara
receptae sint. Horum ut quisque recentior est et a liberae reipublicae
temporibus propias distat, eo plus habet verisimilitudinis."
Der VI. Abschnitt gewährt uns einen Ueberblick über diejenigen
mythischen Sagen , welche die Romer den Griechen verdankten , welche
diese auf den Boden von Latinm verpflanzt , dort heimisch gemacht hat-
ten. „Hinc facile conjicere licet , qnae de Urbis ortu primisqae seculis
feruntur, etsi continent aliquas domesticae famae reliquias, magnam tarnen
partem exterorum commentis et Graecorum fictionibus esse contexta"
(pag. 34). Unter jenen Sagen ist nun die Aeneassage die hauptsäch-
lichste: von ihr handelt der VII. Abschnitt, aber mehr so, dass daraus
der Verlauf der Sage , nicht der Ursprung ins Licht gesetzt ist. Der
Unterzeichnete hat in diesen Blättern früherhin einmal versucht, auch
den nachzuweisen. Denn dass an keine historische Person dabei zu den-
ken , ist wohl leicht zu erkennen. Uebrigens hat unser Verf. nur Nie-
buhr und Klausen und Rückert benutzt, nicht aber auch die übrigen deut-
schen Gelehrten , welche über den Gegenstand geschrieben und von denen
jeder etwas Wichtiges beigebracht hat zur Aufhellung der Sache. —
Nicht minder sind blosse unhistorische Fictioncn die Sagen , womit man
den Zwischenraum zwischen Aeneas' Ankunft in Latium und der Geburt
des Romulus und Remus ausgefüllt hat. „Exemplo hoc sit, qnantum li-
bertatis veteres scriptores sibi sumserint in concinnandis historiis et quam
facile talia commenta a sequentibus historiis credita et ad posteros pro-
pagata sint" (pag. 43).
Im VIII. Abschnitte weist der Verf. sehr gut die Erdichtung eines
Romus (Romulus) und Remus nach. Auch sind wir ganz mit ihm einver-
standen , wenn er den Ramnes (den er mit Romus und Remus identincirt,
pag. 45), Tatius und Lucumo auf die drei ursprünglichen Tribus, auf die
Ramnenser, Tatienser und Luceres, zurückführt und zur Erläuterung
hinzufügt: „Simili modo apud Graecos trihuum nomina ab heroibus inco-
vvixoig repeti solita" (pag. 45). — Sehr annehmbar däucht uns der
Nachweis, woher der Beiname der Rea, Silvia (pag. 47 sq.): „Attentius
consideranti facile apparet, utrumque nomen [Uium et Silviam] idem esse,
variata tantum forma: Silvia enim factum ex Ilia per digamma Aeolicum,
quo vocabulum "iXioq gaudet, sicut ex vkrj factum est aÜva , ex sgnco serpo,
ex 'Elia Velia, ex atav aeuum: quare eadem quae graece 'iX/a, latine
Silvia audit: illud nomen poetis Graecos imitantibus, hoc vnlgo usurpatum."
— „Rea (Gr. *Pea 9 *P8ict) a fetv voiata." Das Alles sicher ganz rich-
tig. Allein was das Weitere anbetrifft, so kann der Ref. nicht beistim-
men, wenn Hr. K. sagt: [Rea] „fuit nympha flnvialis, Tiberino patri
nupta. Tiberis olim Rumon appellatus fuisse traditur, nomen cognatnm
vocabulo $ev(ia, derivatnm a ruo, qtiod idem est ac £e'a>, nimirum ob flu-
ni inis impetum. — — - Ut flumen Rumon , sie ipsa nrbs ut tot aliae urbes
Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen. 185
de flumine Roma vocata. A Ruma forma tantum differt Roma. — -
— Itaque Roma origine et significatione idem est quod Rea (?), onde non
mir um hanc ipsam quoque Romuli matrem a nonnullis scriptoribus Romam
vocatam esse." Die Sache verhält sich wohl vielmehr so: Jene Rea ist
sicherlich die Rhea der Griechen, deren Cultus bekanntlich mit der phry-
gischen Ma verschmolzen and deren Name darum in Kleinasien sehr gang
und gäbe war. Derselbe kam wohl mit der Aeneassage auch nach Latium,
aber nicht als Name einer Göttin, sondern abgeschwächt in den einer
Heroine. Sie konnte so die 1 1 i s c h e Rea heissen und als solche in der
latinischen Sage auftreten, und der Lateiner, dem Silva für vXrj geläufig
war, machte nebenbei aus 'Ufa Silvia. — Dagegen billigen wir die Her-
leitung des Namen Tiberis von &vsiv i. e. impetu ferri; noch näher dem
lateinischen Namen liegt das aber auch mit dem griechischen Verbo ver-
wandte tuber (schwellend). Sehr gut erklärt der Verf., warum Rea Sil-
via zur Vestalin (»qua apud Romanos nihil augustius" p. 50, und zur
Mutter, Acca zur Amme der beiden Zwillingsbruder (p. 51 sq.)> Mars
zum Vater derselben gestempelt worden ist, warum es gerade Zwillings-
bruder gewesen , ausgesetzt und gerettet worden sein sollten.
Der IX. Abschnitt weist nach, warum die Sage die beiden Zwillings-
brüder, den Romulus und Remus, durch eine Wölfin gesäugt, dann ein
Asyl errichtet und den Raub der Sabinerinnen vollfuhrt werden lässt:
„Tandem Romulus, ut Marte genitus erat, ita Martis equis in coelum
revehitur et e mortalinm adspectu sublatus patrio Quirini cognomine
conseeratus est, ut crederes feie, Romuli personam nihil aliud fuisse nisi
ipsum deum Urbis tutelarem , mortalem in formam conversum " (p* 59).
Der ganze X. Abschnitt beschäftigt sich mit Numa Pompilins und
sucht vor Allem darzuthun , dass auch dieser König eine erdichtete Per-
son sei. Das erkenne man zuvörderst schon aus den beiden Namen, die
sich etymologisch auflösen liessen; denn Numa, gr. Novfiäg, käme her
von vefion, vo^iog und bedeute den Gesetzgeber, und Pompilius von pompa,
„quod vocabulum indicat solennes incessus, quales a sacerdotibus institui
solebant, quo nomine nulluni convenientius ei regi , cui omnium consensa
7io(jL7t(ov }tul OvouSv institotio est tributa" (pag. 60). Weniger glück-
lieh leitet unser Verf. den Namen Egeria von iyei'ga her, so dass sie die
Wachsame wäre, „nomen congruum sane ei deae, quae noctu effata
dabat (?).'< Freilich „simile numen finxit Empedocles quum "EysQCiv vo-
eat. u Allein was hat Rom mit Empedocles zu schaffen? Sicherer ist
es doch auf jeden Fall, die Egeria ajs Wassernymphe, als Vorsteherin
einer Weissagungen fördernden Quelle zu fassen und den Namen von
egero abzuleiten. Zur Ausbildung der Sagengeschichte von Numa haben,
nach Allem zu urtheilen , die Römer selbst wie griechische Schriftsteller
das Ihrige redlich beigetragen.
Als Gesammtcrgebniss giebt Hr. K. folgende Schlussfolgerungen:
„Primum , quod plerisque videtur, antiquissimorum temporum narrationes
et primomm certe regum personas fabulosas esse ; deinde , fabulas illas
continere quidem haud pauca prisci aevi vestigia, indicia nominum, loco-
rum, rituum factorumque, quae ad popoli et Urbis primordia ac ^mtia»»*
180 Bibliographische Berichte u. kurze Anzeigen.
conditfonem, ad linguam, mores artiumque cnltum, ad instituta et facta
iltastranda conducunt; ceterum maximam earnm partem serius conflatam
et partim a Graecis fabulatoribus, partim a Romanis Graecos aemuiantibas
esse confictam (pag. 68).
Und ao kann and möge die Abhandlung dazu beitragen, das mythi-
sche Gewebe, was bis dahin noch immer in nicht wenigen historischen
Bachern als ächte Geschichte figurirt, zu zerstören und für das gelten
zn machen, was es in derThat ist, nämlich Dichtung und keine Geschichte.
Aber auch das Mythische kann und soll rationell aufgefasst und behandelt,
d. h. überall nachgewiesen werden, warum der Mythus so gerade den
Lauf genommen , und auch dazu bietet die Schrift erfreuliche Anleitung.
Dr. Heffter.
Lehrbuch der Geometrie und Trigonometrie nebst ihren aus-
gedehnten Anwendungen auf die Lösung geometrischer Aufgaben ; vorzug-
lich für Militär- und technische Lehranstalten, Ton R. Unruh, Dr. der
Philos. u. königl. baier. Prof. der Mathematik im königl. Cadetten-Corps
zu München. 3. verbesserte und vermehrte Auflage. Herausgegeben v.
C. Kuhn, kon. Prof. der Mathem. u. Physik an jenem ; mit 5 Steindruck-
tafeln. Landshut, Kruü'sche Universit.-Buchh. 1850. gr. 8. 1. u. 2. Thl.
395 S. 3 PI. — Des längst verstorbenen Verf. Lehrbuch ist in berühr-
ter Anstalt für den Unterricht in der Mathematik eingeführt. H. Kuhn
fiberliefert dem Publikum diese 3. Aufl. ohne Vorrede und Angabe des-
sen, was er etwa dabei gethan habe. Ref. hat nur die 1. Aufl. zur Hand
und findet wenig wesentliche, wohl aber mancherlei ganz unwesentliche
und nichtssagende Zusätze. Von einer Umarbeitung kann freilich keine
Rede sein, weil sonst das ganze Lehrbuch eine veränderte Gestalt und
einen den wissenschaftlichen und pädagogischen Anforderungen entspre-
chenderen Charakter erhalten müsste. Letztere sind ganz übersehen und
ersteren genügt es in Betreff des Stoffes nicht überall, in Betreff der
Bearbeitung aber nur selten, wofür Refer. den Beweis zu führen schul-
dig ist.
Die Geometrie als Lehre von den ausgedehnten Grossen nach einer,
oder nach zwei , oder nach drei Richtungen muss nach diesen drei Haupt-
ideen behandelt und jede Idee nach den von ihr umfassten Disciplinen
entwickelt, daher jede der letzteren auf gewisse Hauptbegriffe und ihre
Merkmale, auf die aus ihren Erklärungen hervorgehenden Grundsätze und
auf die durch diese bewiesenen Hauptlehrsätze, welche wegen ihrer All-
gemeinheit die ganze Disciplin bewältigen, begründet werden, wenn den
Gesetzen der Logik und ihrer wissenschaftlichen Consequenz entsprochen
werden will. Die Grossen nach einer Ausdehnung bestehen entweder in
reinen Linien nnd Winkeln nebst Parallelen , oder in allen einzig nur auf
Linien und Winkeln beruhenden Gesetzen und Eigenschaften der Figu-
ren, müssen daher für die Anforderungen der Wissenschaft nach diesem
streng logischen Zusammenhange zum Bewusstsein der Lernenden gebracht
werden, wenn sie klar und vollständig erfasst werden sollen. Unter die-
BibHographis che Berichte u. körte Antigen* 187
sem ersten Gesichtspunkte sind daher auch die Gesetze für die Congruenz
ond Aehnlichkeit nebst allen auf ihnen beruhenden, nur die Linien und
Winkel betreffenden Wahrheiten begriffen, dagegen alle eigentlichen Fli-
chengesetze ausgeschlossen.
Zur Betrachtung der eigentlichen Fläche, also ihrer räumliches
Grösse, gehören stets zwei Ausdehnungen und deren innige Verbindung
mit einander, was entweder durch die Zahl, oder durch räumliche Vei-
gleichung, oder durch Verwandlung, oder durch Theilung der Flächen
mittelst jener Längen- u. Breite- oder Hohe- Ausdehnungen geschieht. Den
gesammten Inbegriff dieser Wahrheiten bezeichnet die Wissenschaft durcb
„Flächenlehre", Planimetrie im reinen Wortsinne. Jede andere Bedeu-
tung, welche man diesem Begriffe beilegt, ist uneigentlich, gezwungen,
willkührlich und jener widersprechend, stört die Consequenz und Deut-
lichkeit des Vortrages und fuhrt zu mancherlei Missständen, die beim Un-
terrichte schwer zu beseitigen sind. Eine Vermengung dieser Discipli-
nen und deren einzelnen Wahrheiten unterbricht den Zusammenhang, er-
schwert die Einsicht in diesen, beeinträchtigt den Erfolg des Unterrichtes
nnd verstösst gegen den wissenschaftlichen Charakter der Geometrie«
Diesem Missstande unterliegt das vorliegende Lehrbuch sehr häufig, wie
nachfolgende Uebersicht des 1. Theils beweist.
Der 1. Abschnitt handelt von Linien und Winkeln, übergeht aber
die Parallelentheorie ganz, obgleich sie einzig und allein auf den Gesetzen
der Winkel und auf der durch ihre Grösse bestimmten Richtung der Schen-
kel und umgekehrt beruht.
Der 2. bespricht die Figuren überhaupt, dann die Eigenschaften der
Dreiecke nebst den dabei vorkommenden Linien und Winkeln. Nach all-
gemeinen Erklärungen folgen einige Aufgaben, dann Congruenzfälle und
damit zusammenhängende Gesetze. Nun lassen Aufgaben sich erst dann
grundlich behandeln, wenn die dafür erforderlichen Wahrheiten bekannt
sind, und hängt die Congrnenz einzig und allein vom Bestimmtsein de«
Wesens des Dreickes (wie jeder anderen Figur) ab, mithin ist den wie-»
senschaftlichen Forderungen nicht genügt.
Der 3. Abschnitt enthält die Theorie der Parallelen, aber aneh
Dreiecksgesetze, mithin sind Gegenstände vermengt, die wohl durchein-
ander begründet werden , aber weder zusammen gehören , noch etwas an-
deres mit einander gemein haben, als jene Begründung, welche jene Ver-
mengung nicht rechtfertigen kann, sonst müsste die Parallelentheorie selbst
mit der Winkellehre vereinigt werden und könnte keine Selbstständig-
keit erhalten. Warum sind denn die Gesetze der Parallelogramme mit
der Parallelentheorie vereinigt und jene in dem 4. Abschnitte behandelt,
wobei gar Flächensätze, d. h. räumliche Vergleichungen, entwickelt wer-
den, welche doch die Nach Weisung erfordern, in wiefern die Grösse der
Fläche vom Maasse der Grundlinie und Hohe abhängt?
Im 5. Abschnitte findet man die Lage und Grösse der geraden Liniert
in ftezng auf den Kreis, im 6. die Verhältnisse der Linien, die Aehnlich-
keit der Figuren und die der Figuren selbst. Hier sind wieder Wahr-
heiten zusammengestellt, welche mehrfach heterogen sind, indem &feKs!ufe»
188 Bibliographische Berichte n. kurze Anzeigen.
lichkeit der Figuren rein auf Gesetzen von proportionalen und parallelen
Linien nebst gleichen Winkeln beruht, mit dem Verhalten der Flächen
also nichts gemein hat. Für alle Betrachtungen der eckigen Figuren ver-
misst man die Bedingungen, unter welchen diese bestimmt sind, was eine
um so empfindlichere Lacke des Buches veranlasst, als auf jenen die Con-
grnenz der Figuren beruht und diese ohne jene gar nicht gründlich zu
behandeln ist.
Im 7. Abschnitte allein finden sich lauter homogene Gegenstande
▼ereinigt, nämlich das Messen der Linien, Winkel und Flächen betref-
fende, worauf einige Verwandlungen und Theilungen folgen. Das meiste
Interesse gewähren die durch arithmetische Operationen behandelten Auf-
gaben und Constructionen von Werthen der in Formeln ausgedruckten
Grossen. Sie bilden eine wahre Zierde des Lehrbuches und verwischen
das Nachtheilige mancher wissenschaftlichen Lücke, welche aus den An-
gaben erhellt«
Lässt schon der wissenschaftliche Charakter viel zu wünschen übrig,
so ist den pädagogischen Anforderungen noch weniger, ja fast gar nicht
genügt. Die erste Bedingung für einen erfolgreichen Unterricht ist die
umfassende und gründliche, vollständige und genaue Erklärung der Haupt-
begriffe jeder Disciplin und die streng logische Anreihung der in der Ver-
bindung der Merkmale zu Sätzen liegenden Wahrheiten, eigentlichen
Grundsätze, worauf der jedesmalige Hauptlehrsatz, der nur durch jene
Grandsätze bewiesen werden kann, mit seinen verschiedenen Folgerungen
zu begründen und jede der letzteren ihm beizufügen ist. Jeder Lehrsatz
8chliesst solche Wahrheiten ein, welche sich aus ihm unmittelbar ergeben,
daher in seinem Beweise mitbegründet und ihm einfach und kurz beizu-
fügen sind. Solche Folgensätze nennt der Verf. häufig Zusätze, begrün-
det er und stellt sie an Orte, wohin sie nicht gehören. Diesen Theorien
folgen erst die Aufgaben, d. h. diejenigen Sätze, welche Forderungen ent-
halten, denen genügt werden muss, deren gefundene Grosse aber sodann
durch die Theorie zu begründen ist. Mit diesen Aufgaben sind sowohl
Behauptung«- als Forderungssätze verbunden, welche im ersten Falle na-
her begründet und im zweiten besonders erläutert werden müssen und
eigentliche Zusätze sind. Von dieser unbedingten Notwendigkeit der
pädagogischen Anforderungen nimmt das Lehrbuch völlig Umgang, wes-
wegen für die Schule sein Gebrauch nicht sehr zu empfehlen ist.
Bin weiterer Missgriff besteht darin , dass sehr häufig sogenannte
Grundsätze und Lehrsätze zu Zusätzen , beide mit einander verwechselt,
also hierdurch Hauptsätze zu Nebensätzen , oder diese zu jenen gemacht
sind. Selbst Erklärungen finden sich unter der Ueberschrift von Zu-
sätzen, wodurch die Lernenden nie recht klar in das Wesen der einzelnen
Sätze eindringen, wie an sehr vielen Beispielen veranschaulicht werden
konnte, wenn es erforderlich wäre. Bin Beispiel mag für viele hinreichen :
Parallelogramm ist jedes Viereck, dessen je zwei Gegenseiten parallel
sind. Das Merkmal des Parallelseins der jedesmaligen Gegenseiten bil-
det den Begriff „Parallelogramm". Wie will man also dieses Merkmal
aus einer Eigenschaft de» Parallelogrammes beweisen, ohne in groben Wi-
Bibliographische Berichte o. kurze AnasifiH« 180
derspruch zn gerathen? Aas dieser Parallelität ergeben sich die sechs
bekannten Eigenschaften, die in einer Uebersicht, in einein Lehrsatze, in
entwickeln sind. Der Verf. zerstreut sie in verschiedene Lehrsätze nod
wird dadurch mehrfach unverständlich. Das Annehmen von Eigenschaf-
ten and daraas Ableiten jener Parallelität widerspricht den Anforderungen
der Pädagogik.
Mit dem Lehrsatze für die Congroenz zweier Dreiecke ans zwei
Seiten und dem eingeschlossenen Winkel verbindet das Lehrbach den
Satz: „In jedem gleichschenkeligen Dreiecke seien die Winkel an der
Grandlinie sich gleich", als Zusatz ohne weitere Folgen aus diesem. Nun
ist aber diese Wahrheit selbst eine reine und ganz einfache Folgerung ans
dem Lehrsatze: „Durch ein Loth von der Spitze nach der Grundlinie dea
gleichschenkeligen Dreiecks entstehen zwei congruente Dreiecke'*, mithin
enthält jenes einen Missstand , welcher pädagogisch gewiss nicht zn billi-
gen ist« Wenn vom Aussenwinkel bewiesen ist, dass er den zwei innern
Dreieckswinkeln gleich ist, so folgt doch wohl von selbst, dass er grosser
ist als jeder einzelne von diesen, wohl aber nicht umgekehrt. Es mögen
diese Beispiele genug sein , zu belegen , dass die Pädagogik für die mei-
sten Sätze übersehen ist.
Viele Lehrsätze sind nicht hinreichend bewiesen , z. B. gleich der
erste Lehrsatz : Die Summe der Nebenwinkel ist gleich 2 R. Viele an-
dere enthalten in der Voraussetzung mehr, als erforderlich ist. Z. B. zwei
Dreiecke sind ähnlich, wenn sie einen gleichen Winkel und die ihn ein-
schliessenden Seiten proportional haben. Die Wissenschaft beweist, dass
in zwei Dreiecken homolog proportionalen Seiten gleiche Winkel entspre-
chen and bei Gleichheit zweier Winkelpaare auch das 3. Paar gleich ist,
und die Gleichheit der Winkel ein wissenschaftliches Merkmal für die
Aehnlichkeit der Dreiecke ist, mithin sind zwei Dreiecke ähnlich, wenn
zwei homologe Seitenpaare proportional sind, und die Annahme des von
ihnen eingeschlossenen gleichen Winkels ganz überflussig. Aehnlich ver-
hält es sich mit der Annahme von der Proportionalität der drei Seiten-
paare. Höchstens als einfache Folgerung für die Aehnlichkeit aas der
Proportionalität von zwei Seitenpaaren lässt sich der Satz beifügen, aber
gewiss nicht als selbstständiger Lehrsatz aufstellen.
Für die Versinnlichong der Wahrheit, dass die bekannte ludoiphi*
sehe Zahl eine beständige Grösse ist, erfordert die Gründlichkeit die Be-
rechnung des Umfanges eines gleichnamigen regulären Vieleckes in und
um den Kreis, damit das Zusammenfallen beider Zahlen bei einer gewissen
Anzahl von Decimalen erkannt und daraus derselbe Werth für die zwi-
schen beiden Umfangen liegende Peripherie eingesehen wird. Wenn nun!
gründlich entwickelt hat, dass zwei Dreiecke von verschiedenen Grundli*
nien and Hohen sich verhalten, wie die Produkte aus den Maassen dieser
Elementarlinien, so folgern die Lernenden wohl von selbst, dass Dreiecke
von gleichen Höhen sich verhalten, wie ihre Grundlinien n. s. w., dass
dieselben aber auch noch gleich sind, wenn ihre Grandlinien ver-
kehrt sich verhalten wie ihre Höhen, dass also diese Gleichheit der Fli-
ehen nicht absolute Gleichheit der Höhen und Grundlinien erfordeefc»
190 IKMSftgimphiscfee Berichte n. kurze Anzeigen.
Aehnlich verhält es sich mit den Verhältnissen zwischen zwei Parallelo-
grammen, welche die Grundlage für das Verhalten der Dreiecke bilden,
weil deren Grosse erst ans jenen ermittelt wird.
Der 2. Theil behandelt die Geometrie im Räume und beginnt im 1.
Abschnitte mit der Lage gerader Linien gegen Ebenen u. der Ebenen unter
sich, wofür das Lehrbuch gegen die eigentliche Longimetrie und Planimetrie
viel zu umständlich verfahrt. Der 2. Abschnitt befasst sich mit den kör-
perlichen Winkeln und der 3. mit den Körpern selbst hinsichtlich ihrer
Eigenschaften und Berechnung der Oberflächen. Der 4. mit der Ver-
gleichung der Prismen, Pyramiden und mit der Aehnlichkeit, und endlich
der ö. mit dem körperlichen Inhalte. Den Beschluss machen stereometri-
sche Aufgaben , welche den Ansichten des Lehrbuches ganz entsprechen»
Dieser 2. Theil verdient fast ungetheilte Anerkennung, entspricht den An«
forderungen der Wissenschaft und wird, in Schulen gebraucht, gründliche
Belehrung fördern. Das Papier durfte viel besser sein.
Reuter.
I)avidi8 Jacobi van Lennep poematum fasciculus. Amstelo-
dami, apud Ioannem Mueller. MDCCCL. VIII u. 87 S. 8. — ■ Der
Grund der Herausgabe der vorbemerkten Gedichte war ein doppelter,
einmal wollte Hr. van Lennep diese Gedichte, meistens Zeugnisse seiner
Dankbarkeit gegen Gönner, Freunde, Aelteru u. sein Vaterland selbst, eben
als solche einem längern Dasein erhalten wissen, als jetzt, wo sie in einzelnen
Blättern zerstreut vorhanden waren , anzunehmen war. Sodann wollte
der Herr Verf. zugleich beweisen, dass er auch jetzt noch, obschon durch
vielfache Beschäftigungen davon abgehalten, bisweilen wenigstens der latei-
nischen Muse seine Huldigung darbringe, damit, sofern diess möglich,dadurch
vielleicht auch bei seinen Landsleuten die Liebe zu derselben aufs Neue
geweckt und neuer Eifer für ein Studium in's Leben gerufen werde, des-
sen Vernachlässigung nicht ohne Nachtheil für die höhere Bildung über-
haupt eintreten könne. Die Gedichte selbst, zwölf an der Zahl, sind in chro-
nologischer Ordnung gegeben, in welcher noch zum Schlüsse der Vorrede
ein kürzeres, dreizehntes Gedicht nachgetragen und eingereiht wird. Sie
gehören dem weiten Zeiträume von 1803 bis 1848 an und sind, wenn auch
nicht überall die gleiche dichterische Begeisterung in denselben herrscht,
doch treffliche Zeugnisse von der grossen Meisterschaft, mit welcher sich
ihr Verfasser auf jenem Felde bewegt; sie sind ferner, und diess gilt uns
noch mehr, schöne Zeugnisse eines reinen Herzens und edler dankbarer
Gesinnung gegen die, welche ihm wohlwollten und zu seiner Bildung und
höheren Förderung beitrugen. — Manches Hesse sich wohl an dem Baue
einzelner Verse aussetzen , doch eigentlich Falsches bietet sich weniger.
Aufgefallen ist uns zunächst in der Vorrede p.VI. quod aifortasse statt
quod si forte, im ersten Gedichte p. I. Addidici, wofür es dort nur didici
beissen konnte, auch die Quantität Bruckhilsiique im zweiten Gedichte
p. 9. — Doch diese und andere kleine Flecken werden den Genuss der
Gedichte im Ganzen nicht stören, and so scheiden wir denn von dem Hrn.
Schal, und Universitätsnachrichten o. s, w. 191
Verf. mit dem Wunsche, dass auch in Deutschland die Fruchte «einer
Müsse, welche auch äusserlich in einem ihrem Inhalte entsprechenden
Gewände erschienen sind, recht zahlreiche Leser finden mögen.
R.K.
Schul- und Uiriversitätsnachrichten, Beförderungen
und Ehrenbezeigungen.
Die Studienanstalten Baierns; Lehrkräfte und Veränderungen
in diesen, Programme und Schülerzahl für 1848 — 49.
[Fortsetzung.]
Hof* An der latein. Schule gab Schorr als Verwes, in I., Schnür-
lein (Prof. am Gymn.) in III. u. IV. den arith. Unterricht, was eine sehr
zweckmässige Anordnung ist, wenn nur auch dafür das entsprechende
Honorar ertheilt wurde. Der Lehrer der Mathematik bereitet hierdurch
die Schüler zum arithm. Studium gehörig vor und gewinnt für die 1. Cl.
des Gymnasiums Zeit für die Anfangsgründe der Geometrie, zugleich aber
auch wesentlichen Vorschub für den höheren arithmetischen Unterricht.
Prof. Gebhardt war Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt bis
November, also seiner eigentlichen Bestimmung entzogen ; bis dahin blieb
die 3. Cl. mit der 2. vereinigt. Wegen langer Krankheit Schnürleins ver-
sahen die Classenlehrer und endlich Moroff, Lehrer der Mathematik an
der Gewerbschule, den math. Unterricht. Wurm wurde in zeitlichen Ru-
hestand versetzt, später polizeilich eingezogen und vor Kurzem wieder
freigegeben in Folge des Amnestiegesetzes. Den Unterricht in jener
Classe übernahm Gebhardt, und in die Classe des letzteren trat Candidat
Trillhaas ein. Das Programm v. Studienlehrer Riedel enthält auf 12 Seiten
philosophische Aphorismen über Allheit, Persönlichkeit, über Hegels Irrthü-
mer 7 über Schleiermacher^s Standpunkt und über die im Pantheismus vorkom-
menden Widersprüche und Ansichten. Der Verf. beginnt mit dem Satze:
Wie alles nur absolut ist, was aus sich selber ist, so wird auch Gott absolut
nur aus und durch sich selbst bewiesen. Wird die Welt, das menschliche
Ich als etwas absolut gegen Gott Anderes betrachtet, so sind alle Beweise
für Gott aus Welt und Ich selbst nur relativ, Gott nicht adäquat; dann ist
der einzige adäquate Beweis für Gottes Dasein nur Christus selbst , weil
dieser mit Gott eins ist, weil also durch ihn Gott als durch sich selbst
bewiesen ist. In diesem Sinne fährt der Verf. für das Dasein des Göttli-
chen in Welt und Natur in der Form der Allheit, welche Einheit und
Vielheit, erstere absolut in dieser, also Persönlichkeit, fort in abgerisse-
nen Sätzen Vernunftschlüsse zu machen, welche einem Schelling'schen ein-
192 8chul- and Universitatsiiachrfchten,
leitenden Vortrage wie ein Ei dem andern ahnlich sehen. Der ganze
Aphorismus, obgleich der Verf. von seinem philosophischen Standpunkte
spricht, ist keine selbstständige Arbeit, sondern ein aus Collegienbeften
und mancherlei unverdauten philosophischen Schriften zusammengetrage-
nes Gerede über die verschiedenen Beweise vom Dasein Gottes, wornach
das Göttliche in der Form des Alls, der Welt, der Notwendigkeit da ist,
letztere Möglichkeit und Wirklichkeit voraussetzt, also das Göttliche in
der Form der Möglichkeit der Substanz, Idee des Guten, Wahren u. s. w.
sein muss. Vom Göttlichen ausgehend und wieder zu Gott kommend nennt
er den verklärten teleologischen Beweis. Mittelst solcher Aphorismen
bespricht er die übrigen Beweise. Hegel erkennt er einen kernhaften
Geist zu, aber auch einen Abfall von den Grundprincipien der positiven
Christusreligion, welcher ihm um so gefährlicher erscheint, je mehr er
sich oft hinter biblischen Ausdrücken versteckt, gleich einer Schlange
nnter den Blumen. Indem er die von Schelling gegen Hegel dargelegten
Sätze im Sinne des Ersteren bespricht und Letzterem hier und da einiges
Recht zugesteht, bezüchtigt er ihn des groben Irrthums, dass derselbe die
göttliche Idee erst im Menschen überhaupt zum Bewusstsein kommen lasse,
dass nach ihm in der Religion nicht blos das Göttliche im Menschen zum
Bewusstsein seiner, es überhaupt erst zu diesem kommt, also seine Wissen-
schaft eine Gottesgeschichte ist, in welcher am Ende Gott erst wird , wie
Staudenmeier richtig bemerkt, aber nach seinem abstracten Theismus
darin fehlt, dass er die Religion nur für ein Bewusstsein des Menschen
von Gott fasst und hierin nicht die Selbstbeziehung Gottes auf sich
selbst erkennt. Ein weiterer Irrthum Hegers besteht in dem Mangel der
Offenbarung Gottes an den Menschen in jener Religionsgeschichte, in der
Annahme vom Sündenfalle als Erhebung aus der Rohbeit, in dem Nicht-
erkennen des ersten Adam , des Gottmenschen und des Nichttilgens der
eigentlichen Sünde. Diese und andere Schattenseiten in der Hegel'schen
Philosophie berührt der Verf. unter dem Versprechen , vielleicht ein An-
dermal von deren Lichtseite zu reden, was er jedoch ersparen, wenigstens
nicht für ein Programm bestimmen möge, weil die Angaben weder für die
Wissenschaft von Belang, noch für die Leser von Interesse, noch für die
Schüler von einigem Vortheile sind. Die Entwickelung des logischen
Begriffes und Erhebung der Logik zur wahrhaft speculativen , lebendig
sich aus sich selbst bewegenden Wissenschaft durch Hegel hat diesem
Lehrfache mehr geschadet als genützt, weil es aus dem Kreise des ver-
standlichen Unterrichtes entrückt und in das Gebiet der beliebigen Dun-
kelheit übertragen wurde. Im 3. Absätze spricht der Verf. Schleierma-
cher einen theilweisen Standpunkt im Reiche des neuen Weltalters zu,
weil dieser zur Idee der Allgemeinheit sich erhoben und die Gewalt des
Universalen gegen das Individuelle erkannt, aber die neue Idee in sofern
noch nicht erreicht habe , als er in der Kirche nur das continuirliche , in
der Identität sich haltende Entwickeln erkenne. Bei ihm trete die ab-
stracto Identität darin hervor, dass er den qualitativen Gegensatz des
Goten und Bösen läugne, wodurch er zur Lehre von der Notwendigkeit
des Bösen gelange. Von Hegel unterscheide er sich, dass er die Kirche
Beförderungen and Ehrenbezeigungen« 103
abitract zu seiner Substanz und cor Substanz aller sittlichen Individuali-
tät mache, während Hegel dem Staate dieselbe zuschreibe. Indem er in
dem Vergleiche zwischen den Ansichten Schleiermacher'* and Hegers za
der Behauptung gelangt , dass ersterer die Idee der Darchdringung zwi-
schen Religion und Philosophie in absoluter Einheit noch nicht erreicht
hat oder doch nicht im Bewusstsein des Besitzes derselben ist, nennt er ihn
den gigantischen, sich selbst fiberwerfenden Geist, welcher es bei aller
innern Kraftänsserong doch zu keiner festen Geburt bringe, welche der
Leser mit Liebe an seine Brost drucken könne. Mittelst verschiedener
aphoristischer Gedanken and Speculationen kommt der Verf. endlich za
dem Schlüsse, es liege eine gewisse Wahrheit in der Absicht Grttndtwig'a,
weicher unsere ganze Zeit, die frühere mit eingeschlossen, als Ton der
Macht eines Alles bewältigenden Todes beherrscht darstellt. Im 4. Ab-
sätze philosophirt der Verf. aphoristisch über den Pantheismus , oder die
Lehre, wornach das Universum im weitesten Sinne Alles, was ist and da
ist, in seiner Totalität betrachtet, Gott ist, als Religion der Quantität and
Christenthum als qualitative Religion, und gefällt sich fortwährend in ge-
suchten Kernsätzen , welche gehörig verbunden viel grössere Kurze und
Klarheit dargeboten hätten, wenn sie selbstständig verarbeitet wären. In-
dem der Pantheißt an das Ganze sich halten , also dieses zu verehren und
In ihm zu leben glaubt , gerätb er in den Widersprach des Nichterfassen»
des Ganzen , zerfallt seine Gottheit in sich selbst zusammen and vermag
er viele andere Widerspruche nicht zu heben. Er nimmt wohl ein höhe-
res Reale an und gelangt hiermit wieder in Widerspruch, weil es eins
mit dem Universo und doch von ihm verschieden sein soll. Soll dieses
höhere Reale die Gottheit sein , so ist es auch das Urbild des Universums
und dieses das Abbild der Gottheit. Wie lässt sich aber von einem Uni-
versum sprechen, wenn man ihm noch etwas Höheres beisetzen will?
Diese und andere Fragen tbeilt der Verf. bedenklich mit und sucht er za
beantworten durch wohlbekannte Darstellungsweisen, welche bei jedem
Ideengange zu erkennen geben , dass sie in keinem consequenten , selbst-
ständig verarbeiteten Ganzen bestehen. Dieses beweisen recht klar die
Angaben über die Substanz als Idee and Materie , welche letztere ewig
sein müsse, wie es einen ewigen Geist gebe, welcher das Urbild alles ent-
standenen Geistigen sei. Der urbildliche Geist heisse Urgeist and die
urbildliche Materie eigentliche Urmaterie, eine geistliche Materie, and
solche Leiblichkeit, wie wir einstens in der Vollendung des Reiches Got-
tes einen geistlichen, verklärten Leib tragen werden. Die Gottheit,
Bchliesst der Verf. , vollendet sich in der menschlichen Erkenntnis« nur
durch die Idee, durch die Ueberzeogung, dass sie als absolutes Wesen die
ewige, unauflösliche Durchdringung des vollkommenen Geistes und der
vollkommenen Materie ist. Dieses seien einige Winke und Andeutungen
einer neuen Gottes- und Weltanschauung, welche aus dem Christenthome
in die geschichtliche Bewegung des speculativ» religiösen Geistes sich za
erheben bestimmt ist. Bei einem aufmerksamen und vergleichenden Rück-
blicke auf die philosophischen Ansichten des Verf. muss man sogleich
wahrnehmen, dass noch eine gewisse Absicht im Hintex$,T\u\&fe i^^«^»
IV. Jahrb. /. Phil. *. Päd. od. KrÜ. Bibl. Bd. LX . Hf t. 1. V&
194 Schal- und Utuversitätsnacbrichten,
scheint, welche ihn zur Mittheilang der abgerissenen Gedanken bestimmt
haben mag.
Ingolstadt. An der latein. Schale wurde Priester Vogel Pfarrer;
Meüinger trat an seine Stelle, aber schon nach einigen Tagen wieder zu-
rück. Hecht wurde Stadtprediger ; Boll wurde von Kaufbeuern zum Leh-
rer für II. und III. und Hierl für f. bestimmt. Die Franziskaner Patres
halfen bis zum Eintreffen beider thätig aus. Der Subrectoratsverweser
Boll giebt einen sehr wortreichen, in manchen Darstellungen wenig ver-
ständlichen Bericht. Er gebraucht ebenfalls den in der Frankfurter Na-
tionalversammlung beliebt gewesenen Ausdruck „Rechnung tragen' 4 in fol-
gendem Gedanken: Um den Zeitverhaltnissen Rechnung zu tragen und
die stndirende Jugend vor allen verderblichen Einflüssen ferne zu halten,
war es ein Hauptaugenmerk der Stadienlehrer, in ihren Schülern Liebe
sam Studium und einen stets regen Eifer zu wecken und zu erhalten.
■Hieraas folgt, dass der Verf. jene vornehme Redefloskel entweder nicht
▼ersteht, daher unrichtig anwendete, oder gelehrt sein wollte und sich la-
cherlich machte. Es könnten noch manche Widersprüche des Berichtes
angeführt werden, doch sie mögen unberührt bleiben. — Kaiserslau-
tern. An der latein. Schule gab Lehrer Klund seine Studienlehrersteile
auf (wahrscheinlich in Folge politischer Verhältnisse) ; seine Stelle über-
nahm Geck, and Rechtspraktikant Reber die I. Ciasse. — Kempten. Am
Gymnasium wurde der Lehrer der Mathematik Dr. Bundschue Ende Nov.
1848 pensionirt. Er lehrte 1808 bis 1816 in Kempten, 1817 — 1821 am
Lyceam zu Dilingen and dann von 1821 bis 3. December 1848 wieder in
Kempten. Am 4. Dec. übernahm den mathem. Unterricht am Gymnasium
der Lehrer der Gewerbscbule Dr. Feüüe, welcher Ende März zum Prof»
der Mathematik in Amberg ernannt, wogegen Müller von da nach Kempten
versetzt wurde , welcher auch den bisher von den Classenlehrern ertheil-
ten Unterricht in der Geographie übernahm, was gesetzlich ist« Statt
des temporar quiescirten Prof. Dr. Wurm lehrte Studienlehrer Mayer in
der 2. Classe. Am Anfange des 2. Semesters übernahm Broxner die
Classe. In der 4. Classe der latein. Schule lehrte im 1. Semester $o/-
linger, im 2. Mayer, in der 3. Classe bis Dec. der nach Regensburg ver-
setzte Lehrer Tqfrathshofer. Probst vereinigte die Schüler mit denen der
2. Classe. Korner wurde von Regensburg nach Kempten in die 3. Cl.
versetzt und lehrte bis zum 2. Semester, während welches Sollinger Leh-
rer war. In der 2. Classe lehrte während des 1. Semesters Probst, wel-
cher nach Dilingen versetzt und durch Korner ersetzt wurde. In der 1.
Classe lehrte bis Ende Nov. StegmUler, und während dessen Krankheit
der resign. Pfarrer Kramer. Durch Ministeriai- EntSchliessung vom 29.
Jan. 1849 moss der griech. Sprachunterricht wieder in der 3. Classe der
latein. Schale beginnen , was um so nothwendiger ist , als bisher bei der
Aufnahme in das Gymnasium für diesen Lehrzweig dieselben Forderungen
gemacht werden sollten, als wie früher, wo für diesen Unterricht zwei
vorbereitende Jahre vorgeschrieben waren. Das Programm: „Geist der
Religion der alten Hellenen," fertigte Rect. und Pr. Nekl. Er behauptet
in der Einleitung, es sei, wenn man die Wesenheit der Götter und den
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 105
Sinn religiöser Sagen der alten Hellenen erforschen nnd Zusammenhang
in die Deutungen bringen wolle, am zweckmässigsten, von dem Satze aus-
zugehen: „Der Mensch sei die Welt im Kleinen, Mikrokosmos;" denn
dieser bestehe nach der alten Ansicht aus Geist, Seele und Körper, woraus
als Anwendung auf die Welt der Weltgeist , die Weltseele und der Welt-
körper entstehe, als welcher Gott verehrt worden sei: als Weltgeist,
insofern er, erhaben über alles Irdische und von diesem unberührt, das
Weltall, das Erdenrund, jeden Staat, jede Familie und jeden Menschen
beherrscht; als Weltseele durch die in Sonne, Mond, Sternen und Erde
wirkende, Alles hervorbringende Macht, und als Weltkörper, insofern
jene beiden von diesen Körpern bei allem Wirken nicht trennbar sind.
Bei der Eintheilung selbst müsse man auf das Ueberwiegende sehen , und
hiernach als Weltgeist die Hestia, als Weltseele Proteus, Pan, Athene,
Python, Dionysos, Hermes, Apollon, Artemis, Persephone und Demeter und
endlich als Weltkörper und Elemente Zeus, Hera, Ares, Herakles, Aphro-
dite, Hephaistos und Poseidon betrachten. Die ganze Ansicht ist nicht
haltbar und widerspricht der hellenischen Gotterlehre, welche ihre Götter
selbst unter die grosse „Ananke", des Schicksals waltenden Geist, stellte
und nicht sagen konnte : „Gott verehrt als Weltgeist" u. s. w. , denn jene
höchste Ananke war ebenfalls nur eine Gottheit, und das griechische Volk
hatte gar keinen Begriff von „Gott" als alleinigem , Alles leitenden We-
sen. Auch ist der Gedanke , den Menschen als Mikrokosmos zu betrach-
ten, für den fraglichen Gegenstand nicht begründet, fehlen die Beweise
für eine Hauptidee und für den inneren Zusammenhang der Nebenideen,
welche für jede wissenschaftliche Durchführung vorbanden sein und den
Grundgedanken repräsentiren müssen. Nach der berührten Eintheilung
bespricht der Verf. die angegebenen Gottheiten. Er halt es für be mer-
kenswerte, dass Gott als Weltgeist nur in der Hestia verehrt wor-
den sei, woraus hervorgehe, dass die alten Hellenen in der höchsten
Potenz nur Eine Gottheit anerkannt hatten, wie dieses in den Myste-
rien geschehen und jene in dieser Beziehung Monotheisten gewesen wa-
ren. Was der Verf. hiermit behauptet, hat keinen Anhaltspunkt, indem
er nirgends einen Beweis, aber noch weniger einen klaren und bestimm-
ten Begriff von „Gott" oder höchster Potenz findet. Was ist denn „Po-
tenz" und worin besteht die „höchste Potenz" ? Sobald man sogenannte
Kraftbegriffe gebraucht, muss man von ihren absoluten Merkmalen, daher
von ihrem ganzen und wahren Wesen völlig überzeugt sein, sie unabän-
derlich festgestellt haben und als maassgebend ansehen können. Der Be-
griff „Potenz" setzt eine Grösse voraus, woraus sie selbst entstanden,
also sprachlich ein „Mächtiges" geworden ist* Mithin mnsste der Verf.
seiner Darstellungsweise eine andere Wendung, eine zuverlässigere Grund-
lage, eine gehaltvollere Bestimmung geben, um die Ansichten der Griechen
für die Verehrung und vielfache Auszeichnung, für die Idee des Feuers
ond seine Reinheit, für das Gewicht dieser Gottheit und für ihr Sinnbild
mehr zn veranschaulichen und zuverlässiger zu begründen. Für die Ver-
ehrung der Gottheit als Weltseele eröffnet der Verf. die Reihe mit Pro-
teose, ab Unter für Anfschloss geben über Verborgenes and G^Wm^ \kA
196 Schul- und Universitatsiiachricbten,
für Wahrsagen. Dieser mache jedoch von dieser Kunst ungern Gebranch,
suche daher denjenigen, welcher von ihm Aufschlags begehre, dadurch
von seinem Verlangen abzuschrecken, dass er sich in Eber, Löwen, Tiger,
Panther, Bäume, Wasser, Feuer oder Schlangen verwandle. Nur wenn
er festgehalten werde , gebe er endlich gewünschte Aufschlüsse. Nehme
man nun an, dass Proteus die Seele des Alls oder das Wesen sei, welches
In den sichtbaren Dingen erscheine, oder nach der Sage in dieselben sich
verwandle, so biete sich die Erklärung von selbst dar. Wenn man näm-
lich durch die Erscheinungen, einzelnen Dinge, zahllosen Wellen sich nicht
abwendig machen lasse, den Blick fest auf das Wesen, auf das Urding,
auf den Urgrund zu heften , so erhalte man Aufschluss über das Verbor-
gene und Kunde des geheimen Zusammenhanges der vergangenen , jetzi-
gen und künftigen Dinge; auf diese Art wahrsage Proteus. Aehnlich
stellt der Verf. eine kurze Charakteristik des Pan , der Athene , des Py-
thon, Zagrens, Hermes, Apollon, der Artemis und Persephone voraus,
bezeichnet er die wirkende Kraft jeder Gottheit, die Art ihres Auftre-
tens u. s. w.: woraus er sodann durch ähnliche Wendungen, wie oben hin-
sichtlich des Proteus angeführt wurde, auf die Wirkungsweisen als Welt-
seele hindeutet, wobei er jedoch eben so wenig glücklich ist, als bei der
Beweisführung, Schlussfassung und Folgerung für die genannte Gottheit.
Zur weiteren Beurtheilung sei noch das über Pan Gesagte kurz erwähnt.
Pan, als Gott des Viehes und der Hirten bekannt, könne auffallen, hier als
Weltseele zu gelten. Allein eine orphische Hymne sage: Pan, der Viel-
namige, Mächtige, das All der Welt , der Inbegriff des Himmels, Meeres,
Feuers und der Erde, sei Beisitzer der Hören (Jahreszeiten), Beherrscher
der Welt, Schopfer aller Dinge, Lebengeber, Forderer des Wachsthomes,
Fruchtspender: durch ihn sei die Erde gegründet, werde sie vom Ocean
umströmt, verleihen Luft und Feuer Leben. Die durch ihn vereinigten
Elemente gehorchten seinen Befehlen, durch ihn verwandelte sich die Na*
tor in alle Gestalten und gingen die Geschlechter der Menschen hervor.
In Olympia habe vor dem Prytaneum ein Altar des Pan gestanden, auf
welchem Tag und Nacht das ewige Feuer gelodert, welches auf das äthe-
rische Feuer hindeute, das das Weltall beseele. Auch sei seine Pfeife
aus 7 Röhren zusammengefügt, d. h. sein Hauch durchwehe die Sphären
der 7 Planeten und lenke ihre harmonischen Bewegungen, oder er tanze
mit den Nymphen. Selbst begeistert wecke er auch die Seele zur feuri-
gen Begeisterung , weiches ihn als die im Menschen lebende und ihn zum
geistigen Leben stärkende und erhebende Seele der Welt bezeichne. Ref.
überlässt jedem unbefangenen Beurtheiler dieser Gedanken das Bemessen
des wissenschaftlichen Werthes und bedauert nur , nicht über alle Gott-
heiten die Entwickelungs weise des Verf. mittheilen zu können. Die Ge-
danken des letzteren sind schon wahrscheinliche Auszüge aus weitläufi-
geren Darstellungen , welche ohne Störung der Deutlichkeit und des inne-
ren Zusammenhanges nicht wieder auszugsweise sich geben lassen. Inter-
essant wäre z. B. eine Skizze des über die Athene Beigebrachten, welche
voti verschiedenen Seiten als Weltseele, z. B. durch das Gespinne oder
feine Gewebe , durch ein grosses Schiff, durch Reinheit einer Jungfrau
Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 197
u. 8. w. erscheine. Die verschiedenen Mythen wegen des letzten Cha-
rakters hinsichtlich des Hephaistos, Erichthonios, Pandrosos, Agraules,
Prometheus, Wahrsagers Teiresias, welchen sie , weil er sie im Bade be-
lauschte, erblindete, giebt der Verf. kurz an, um daraus für seine Meinun-
gen Grunde ableiten zu können. Charakteristisch wird Hermes behandelt«
Unter andern Gedanken sagt der Verf. : Luge, Verschmitztheit, Betrug
und Tücke sind Werke der Seele, welche letztere der Mensch bei seinem
Entstehen aus der Weltseele schöpfe , weswegen Hermes von lugenden
Krämern, Dieben, verschmitzten, tückischen Rednern u. dgl. als helfender
Gott verehrt worden. Auch Tränme entstanden in der nur auf Irdisches
sinnenden Seele, weswegen Hermes auch Fuhrer der Traume genannt
worden. Durch Zusammenstellung von verschiedenen Verehrungsarten
und sinnbildlichen Darstellungen gelangt der Verf. zu seinem vermeintlich
richtigen Gedanken und seiner unzuverlässigen Ansicht über Wirkungs-
weise des Hermes als Weltseele» Ref. übergeht den Apollon, die Arte-
mis und Persephone. Für die Verehrung Gottes in Weltkörpern und
Elementen beginnt der Verf. mit Zeus, welcher Aether sei, wenn er Blitze
schleudere, und als Vater des Apollo und der Artemis gelte, weil aus der
Verbindung desselben mit der Leto, d. h. des Aetbers mit der Nacht,
Apollo, die Sonne, und Artemis , der Mond , beim Aufgange zu entstehen
scheine. Auch bei seiner Begattung mit Hera sei Zeus der Aether, wie
der Verf. bei deren Erklärung angiebt. Hierauf fuhrt der Verf. die ver-
schiedenen Sagen an und überträgt den Sinn derselben auf seine Ansicht,
womit er seinen Erklärungsweisen genügt zn haben glaubt. Allein der
aufmerksame Erklärer jener Sagen , der scharfsinnige Denker und der
spekulative Beurtbeiler des in Zeus concentrirten Lebens und Wirkens
weicht in vielen Punkten von jenen Ansichten und Erklärungsweisen des
Verf. ab. Derselbe meint zwar, dass aus dem von ihm mitgetheilten We-
nigen von sehr Vielem, welches über die althellenische Religion sich sagen
lasse 9 als wünsohenswerth sich ergebe, die Leiter und Lehrer der ange-
henden Philologen an unseren Hochschulen möchten den Fehler, welchen
die althellenischen Priester dem Volke gegenüber begangen hätten, indem
sie demselben in ihrer Religionslehre keinen Unterricht ertheilten, ihren
Zuhörern gegenüber nicht nachahmen, sondern diesen die sogenannte My-
thologie erklären. Damit wird der Verf. leider manche Betheiligte fin-
den, da ah deo baierschen Hochschulen für den berührten Gegenstand
nicht sehr gesorgt ist. Die Symbolik von Creuzer und andere Werke
ähnlicher Art bieten wohl dem fleissigen und denkenden Lehrer zweck-
mässige Mittel zu Privatstudien und zu Ergänzungen des vom Verf. be-
rügten Mangels in der Ausbildungsweise des künftigen Lehrers dar, allein
nicht jeder ist im Besitze von solchen Geldmitteln für das Anschaffen so
theuerer Werke oder erfreut sich einer hinreichenden Gewandtheit in der
Krklärungs- und Anwendungsweise der mythologischen Gegenstände für
die Beurtheilung von Stellen. — Kirchheimbolanden. An der latein.
Schule wurde der Lehrer Knoü bis auf Weiteres seiner Amtsfunction ent-
hoben und Becker als Verweser der unteren Schulabtheilung eingewie-
sen. — Landau. Wegen- der Thorsperre konnten einige Z<a& *&ä
198 Schal- and Universitätsnachrichten,
Schüler der nahen Ortschaften and Hofe die lateinische Schale nicht be-
suchen.
Landshut. Am Gymnasium wurde Strohhamer in Ruhestand ver-
setzt und Buttler erhielt die 1. Olasse. Gerlmger wurde nach Neuburg
befördert. Das Programm: „Heber de» Studium der neueren Sprachen,
insbesondere der franzosischen, an den Studienanstalten 11 fertigte Luber
und enthält 12 Quartseiten. Dem Verf. fiel die von vielen wissenschaftlich
gebildeten Männern, Geistlichen, Medicinern und Juristen gethane Aeus-
serung auf: „Wenn ich doch nur französisch oder italienisch sprechen
konnte. Man kommt im Leben so mannigfaltig in Lagen, wo die Kennt-
niss dieser Sprachen höchst nothwendig ist und man wirklich in Verlegen-
heit geräth , seine Unkenntniss derselben eingestehen zu müssen. Man
hat zwar auf dem Gymnasium so viel erlernt, um etwas Weniges zu ver-
stehen und zu lesen, aber im Laufe der Jahre ist auch dieses Wenige dem
Gedächtnisse entschwunden." Diese Aeusserungen veranlassten den Verf.
zum Nachdenken über die Sache und die Frage, ob es nicht zweckmässig
sei, grösseres Gewicht , namentlich auf die französische Sprache zu legen
und ihren Unterricht obligatorisch zu machen. Gegen diese Forderung
ist nichts zu erinnern ; an den meisten Anstalten der deutschen Staaten ist
dieses der Fall. Auch ist der Gegenstand schon so vielfach and breit
behandelt worden, dass vom Verf. nichts Neues oder Gediegneres gesagt
ist. Er stimmt auch in das Klaglied über den Unterricht in den alten
Sprachen, indem er sagt: „Acht volle Jahre widmen sich unsere studiren-
den Jönglmge dem Studium der latein. nnd griech. Sprache, und doch wie
gering sind nach dieser langen Zeit bei manchem derselben die Fort-
schritte , die er bierin gemacht : wie gering die Kenntnisse , welche sich
viele erworben haben, im Verhältnisse zu der langen Zeit, welche sie
auf jene verwenden mussten, während ihnen die Erlernung der neuern
Sprachen ganz freigestellt wurde." Die Schule könne wegen der geringen
Fortschritte kein Vorwurf treffen, da gewiss die Lehrer nach Wissen und
Gewissen Alles leisteten , was gefordert werde. Der Verf. wirft fast alle
Schuld auf die Schäler, scheint daher die gedächtnissmässige Richtung
des Sprachunterrichtes überhaupt nicht als einen Hauptfehler zu betrach-
ten und sich daher sehr zu irren. Er fuhrt die Worte Niemeyer's in sei-
nem Werke über das Studium der alten Sprachen an, geht auf Leut.
b echer's Bemerkungen in seiner Schrift über den Unterricht in den alten
nnd neuen Sprachen, Erlangen 1857, ober, stimmt dessen Ansichten theil-
weise bei, jedoch gegen das Verwerfen oder Geringschätzen des Studiums
der altclassischen Sprachen sich verwahrend, and fugt nach einigen nichts-
sagenden Gedanken die umgehende Sage bei : „dass Se. Majestät befohlen
haben, bei der Revision des Schulplanes auch auf eine obligatorische Be-
handlungsweise des französischen Unterrichtes das gehörige Augenmerk
zu richten und den Anforderungen der Neuzeit genugende Rechnung zu
tragen." Die Grunde wegen der ungenügenden Leistungen in jenem Un-
terrichte liegen vorzüglich in der geringen Zeit und dem wenigen Ernste
der Schüler. Bildet man für die acht Jahre der gelehrten Studien drei
Curse , jeden mit 3 Standen wöchentlich , and geht ernstlich zu Werke,
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 199
so gedeiht der Unterricht um so mehr , je tbatiger die Eltern und Anstalt
mitwirken. Das grösste Gewicht muss auf die Lehrer fallen. Hieran
gebricht es leider nur zu oft, wovon man sich leicht durch Vergleiche an
den meisten Anstalten überzeugen kann. Was der Verf. von Hilfsmitteln
sagt, ist zu unbedeutend, als dass es auch nur der Erwähnung wertb wäre.
Aebnlich verhält es sich mit dem über die Methode Gesagten« Er fuhrt
die Worte Tafeis*, Leotbecher's, Ahn 1 » und Anderer an and giebt dadurch
nur zu erkennen, dass er im höchsten Falle die 8chriften derselben gele-
sen, aber nicht grundlich durchdacht bat. Er sagt auch Einiges über die
mit Recht (?) sehr gerühmte Jacotot'sche Methode und erklärt sich nach'
seinen praktischen Erfahrungen für die Anwendung der Ahn 'sehen oder
Lohmann'schen Lehrbucher und Lehrmethode, weil nach ihnen auf die
schnellste und sicherste Weise ein sehr guter Fortschritt erzielt werden
kann. Nachdem der Verf. auf mancherlei inconsequenteund oft ganz bezie-
hungslose Weise in verschiedener 8innesart bin- und hergesproeben, aber
die Sache doch nicht von der richtigen und einflussreichen 8eite angegrif-
fen und beurtheiit bat , schliesst er mit der wünschenden Anrede an den
allergnädigsten König nnd Landesvater, dem das Blühen und Gedeihen
der Wissenschaften, so wie Alles, was zu des Landes Wohlfahrt nnd Bin-
tbe dient, gewiss am Herzen liege, derselbe möge auch diesem Zweige
wissenschaftlichen 8trebens seine landes väterliche Huld und Fürsorge, an-
gedeiben lassen. Möchten durch Erhebung des französischen Sprachun-
terrichtes zum obligatorischen Unterrichtsgegenstand , durch Binrechaong
der darin erworbenen Kenntnisse (wohl auch des darauf verwendeten
Fleisses , wenn die ganze Sache nicht als zwecklos in der Behandlungs-
weise wegen der grossen Ungleichheit und Ungesetzlichkeit in der An-
rechnung, wegen der unpädagogischen Beziehungen u. dgl. beseitigt nnd
dnreh eine würdigere Anerkennung des Fleisses und der Fortschritte, des
Talentes nnd der Vorzuge der 8cbuler ersetzt wird) in den allgemeinen
Fortgang, durch zweckmässige Vermehrung der Lehrstunden, frühzeiti-
ges Beginnen schon in der latein. Schule und durch Anwendung einer
sweckmässigeren und praktischen Methode gunstigere und erfolgreichere
Resultate erzielt werden , als es bisher der Fall war. Möchten aber
auch die studirenden Junglinge, in dankbarer Anerkennung der lan-
desväterlichen Fürsorge für ihre allgemeine und specielle Wissenschaft«
liehe Ausbildung, mit dem gewissenhaftesten Fleisse, der regsten, emsig-
sten Lernbegierde den Bemühungen ihrer Lehrer entgegenkommen und
den Erwartungen und Anforderungen ihrer Eltern oder Eltern - Stellver-
treter, ja des ganzen Vaterlandes stets vollkommen entsprechen. Aus dem
früher angeführten Eingange und diesem Schlüsse entnehmen die Leser
die gewünschten Belege für den wissenschaftlichen Geist des Verfassers
und pädagogischen Werth des Inhaltes des Programms. Der vielen
Worte — Sinn wird Jeder leicht erkennen. — Lindau« Die im vori-
gen Jahre errichtete latein. Schule setzte unter Aufnahme von drei neuen
in der latein. Sprache schon unterrichteten Knaben die Lehre so fort,
dass jene nicht mehr als 1. und 2., sondern als 2. und 3. Classe erschei-
nen konnte. Den Studienlehrer Priest. OetUnger unterstützten zwei Kna-
200 Schal- und Universitätsnachrichten,
benlefarer für Realien and Gesang, welche sogar roathem. nnd physikaL
Geographie gelehrt haben wollen, darunter aber die politische Geogra-
phie, nämlich der äussere uropäischen and europäischen Länder, verstehen.
Loaa» Dem Schulberichte der jetzt vollständigen latein. Schule ist
ein Programms „AnnotatUwea ad XV Elegias Qvid. in utum studiasae
jwoentutk callatae latinaeque achalae, qaae estLohraß ad Moenum, aoUnjii
du anniversaria anni 1849 foraa datae" ohne Angabe des Verf., wahr-
scheinlich vom Snbrector Bach, Nach kurzer Angabe über Gebart, Ge-
dichte and Ursache der Verbannung, des Todes and Begräbnissortes de*
Ovid beginnt der Verf. mit seinen Bemerkungen, welche den jedesmaligen
Haopünhalt der ganzen Elegie , den Sinn einzelner Verse in prosaischer
Rede and mancherlei Begriffserklärungen, Ergänzungen und Erläuterun-
gen betreffen, welche so allgemein and alltäglich sind, dass man den bei
weitem grössten Tbeil derselben höchstens für lateinische Schüler, ob-
gleich auch von solchen zu erwarten ist, sie werden die meisten Erläute-
rangen selbst treffen, passend findet. Der Lehrer oder das gelehrte Pu-
blica m wird wenig wissenschaftlichen Gehalt in ihnen finden. Ref. hebt
einige Erläuterungen zum Belege des Urtheiis über Werth, Gehalt nnd
Nutzen des Programms and aber Ansichten des Verfass. heraus. Die.
Ausdruckst eise desselben hat den Vorzug, dass nichts Gesuchtes and Ge-
schcaabtes, nichts Verwickeltes and Figürliches, vorkommt; die Angaben
lassen sich leicht lesen , enthalten freilich nur gewöhnliche Gedanken, oft
in sogenanntem Küchenlatein, weswegen Ref. die öfteren Satze des Verf.
im Original anfahrt. Wegen des Inhaltes der 3. Elegie sagt er; Misera-
biliter exponit poeta consternationem iUam , qua affectqs sit, postquam
eam Caesar in exiliam abire jusserit. Quid ea nocte, quae fu,erit in urbe
novissima, egerit, declarat. Lacrimas deiode uxoris et familiarium descri«
bit. Denique dicit, quam navigaret, saevissimam tempestatem esse coor*
tarn , qua territi etiam nautae salutem desperaverint. Für Vs, 3 ergänzt
er: Patriam, nxorem, domam, amicos, arbero etc. Für Vs. 11 sagt er*
Quam qui fulmioe tactus stupet et nescit , an vivat : : Jupiter Dens tonir
trunm. Für Vs. 30 heist es: Laras et Penates erant dii domestici, qui
etiam in privatorum domibas colebantar, focusque jte sacer erat. Saepe
utraque vox pro domo ipsa ponitur. Capitolia domo poetae frustra fue-
rnnt juncta, quod dii inCapitolio habitantes eum vicinum non defqnderunt
neqae ei opem tolerant. Für Vs. 33 wird erklärt l Roma in Septem mon-
tibus posita, nrbs Qutrini vocatur, quia Romalps, urbis conditor, post
mortem sab nomine Quirini inter deos relatas est. Romulas vero Qniri-
nas et Romani Quirites nominati sunt a Curibus, capite Sabinorum. Für
Vs. 67 liest man: Theseus, rex Atbeniensis, Aegei filius, in Pirithoum
amore tarn fideli (?) fuit, ut com illo inferos adiret. Für Vs. 72 wird
erklärt: Stella splendidi nitoris Lucifer, quasi lucem ferens, dicitar, com
antegreditar solem, cum sabseqaitar, Hesperas. In der 4. Elegie liest
man zu Vs. 10 die Erklärung: Ovidio poetaa a nase porrecto oognomen
Nasoni erat; zu Vs. 18: Metamorphosin ant opus Metamorpboaeos sive
transmutationis. Quod opus non soluqt bomines mutatos, sed etiam aiia
motata desoribens, exilio autaris interruptuw äbavlvi et perftci non potuM«
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 2Q1
Zu Vs. 21: Poegin a Musis. In der 5. Elegie Vs» 1 ordnet der Verf.:
Est mihi navis, tutela Minervae flavae (et precor, ut seraper sit tutela
Minervae) et habet nomen a piota casside« — Tutela hoc loco stat pro
re, qnae in tutela est. — Minerva dea nominatur flava sive a flavis capil-
lis sive a glaucis oculis. Für Vs. 9 wird erläutert: Corinthus urbs opu-
lentissima Peloponnesi ad mare sita. Cenchreae Corinthiorum navale
ad sinom Saronicum. Für Vs. 39 : Fauces fretum est, quod Pontum Euxi-
num cum Propontide conjungit et Bosphorus Thracicus appellatur. In
ejus littore occidentali jacet Byiantium urbs, cui postea a Constantino
Magno inditum est nomen Constantinopoli. Für Vs. 47 : Duplex iter et
per terram et per mare. In Elegie VI. Vs. 4 heisst es : Adria erat urbs
in regione Venetorum genüg Italiae, unde mare Adriaticum nomen habet«
Vs. 5: Isthmos, qui Corinthiacus vocari solet, illa est terrae angustia,
quae Peloponnesum Graeciae continenti jungit mareque Ionium et Aegaeum
diftendit. Vs. 8: Cyclades (dictae a xvxAog, ci reu las) sunt duodeeim in-
sulae maris Aegaei inter Peloponnesum et Asiam velut in ciroulum spar-
sae, quarum maxima. ferme et media est Naxos. Hierbei ist im Besonderen
zu bemerken | das« sowohl des Verf. als vieler, ja aller Erklärer des Be-
griffe« „Cvkladen" Ansicht unhaltbar erscheint, die Benennung auf die
etwas kreisförmige Lage aller cykladischen Inseln und nicht auf dea kreis«
formigen Charakter jeder einzelnen Insel zu beziehen. Dieser ist Eigen-
schaft aller vulkanischen Inseln , welches die Cvkladen sind. Die Ent-
stehung derselben durch vulkanische Eruptionen unterliegt nicht dem ge-i
ringsten ZweifeL Ob die alten Naturforscher und Geographen diesen
Charakterzug der sämmtlichen Inseln im Gegensatze zu den sogenannten
Längen-, vqn eipem Gebirge der Länge nach durchzogenen Inseln kannten,
kann hier unentschieden bleiben. Diejenigen, welche sie gesehen, beob-
achteten sicher ihre rundliche Gestalt und benannten sie unfehlbar nach
dieser. Solehe Erklärungen aus der physikalischen Geographie und aus
mancherlei anderen Gegenständen konnten dem Verf. viel Stoff zn Beleh-
rungen und wissenschaftlichen Bemerkungen geben , wenn er sich in die
sprachUcihe, logische und ästhetische Interpretation der Elegien nicht ein-
lassen und nur gewöhnliche Sachen herühren wollte, wie die angeführten
Angaben beweisen. Legt man den Maassstab , welchen Döderlein in sei-
nem Programm für die vollständige Interpretation eines Schriftwerkes
einfach , bestimmt und klar feststellt , an des Verf. Mittheilungen an , so
findet man wenig nach ihm Beurtheilenswerthes. Am wenigsten genügt
er, so viel er auch von innerem Zusammenhange der einzelnen Sätze, von
der Gedankenfolge und von etwa fehlenden Mittelgliedern spricht, in logi-
scher und ästhetischer Hinsicht, weil die poetischen und rhetorischen
Kunstschönheiten , sowohl bei einzelnen Ausdrücken und Stellen, als hin-
sichtlich der Anordnung und Wirksamkeit des Ganzen , fast spurlos vor
seinem Geiste vorübergegangen zu sein scheinen. Deq ungeübtep oder
fluchtigen Lesern begegnet dieses freilich nur zu oft, womit nicht gesagt
sei, als gehöre der Verf. zn einer der beiden Classen. Bei den einzelnen
Erläuterungen auf die besonderen Mangel hinzuweisen, unterliess Refer«^
welcher durch Anführen manchar Ste\\w\ rät* ?tt&X wft&x *^ Vfc«n*
202 Schal- and Universitätsnachrichten,
glaabi. Es will aach den Anschein haben, dem Verf. haben die besseren
Quellen gefehlt, und derselbe habe durch vorbereitende Stadien der Phi-
lologie and der damit zusammenhangenden wissenschaftlichen Fächer die
Anforderungen einer vollständigen Interpretation irgend eines Schriftstel-
lers nicht hinreichend kennen gelernt, sich also auf ein Feld gewagt, zu
dessen Bebauung ihm sowohl die gehörigen Mittel and Werkzeuge, ca
dessen Befrachtung aber der hinreichend gesunde Same fehlten. Die Ab-
sicht ist gut gemeint, und Schüler, welche noch keinen Classiker übersetzt
haben, and von Allem, was der Verf. beifügt, wenig wissen, dürften mehr-
fache Belehrung aus dem Programm schöpfen. — Memmingen. Von
der mit Realclasse verbundenen lat. Schale warde der Lehrer der franz.
Sprache Cogniard nach Kempten versetzt. Das Sabrectorat hielt Schal-
visitationen, welchen das nutzlose Scholarchat beiwohnte.
Metten. Dem Benedictiner-Stifte ist gestattet, ein Gymnasium zu
unterhalten, wovon im verflossenen Jahre die 2. Classe bestellt wurde, im
nächsten die 3. errichtet wird. Rect. and Prof. für II. war P. Freymül-
ler, für I. P. Högl, für Geschichte und Geographie P. Markmüller, für
Mathematik im Gymnasium und der latein. Schule P. Gerz. In der latein.
Schule lehrte in IV. P. Büchner, in III. P. Kramer, in II. P. Haberkorn,
in I. P. Seidenbusch; franz. Sprache P. Deybeck, Zeichnen Sehraudolph
and Musik P. Lang und Prasch. Der vorjähr. Rector a. Prof. P. Sulz-
beck warde Prior and Stiftspfarrer. Lehrer P. Engelhardt trat in sein
Kloster Weitenbarg zurück. Eigner wurde Musik lehrer am Gymnasium
nnd Schullehrer-Seminar zu Straubing und Prasch erhielt seine Stelle. Das
Programm von 20 Seiten: „Die bischöflichen Semmarien und ihre Geg-
ner, u rührt wahrscheinlich vom Rector her. Die verschiedenen Anfech-
tungen der genannten Anstalten vom pädagogischen, wissenschaftlichen,
moralisch - aszetischen und seelsorg- praktischen Standpunkte in manchen
8chriflen und Zeitungen veranlassten den Verf., die Einwürfe zu prüfen u.
ihren Hauptinhalt zu widerlegen. Er fasst letzteren in folgenden Schluss-
folgen auf: „Alle Erziehung beruht auf Herausbildung des Charakters
nnd der Gesinnung von Innen. Diess kann aber nicht geschehen , wenn,
wie es in abgeschlossenen Instituten der Fall ist, der Erzieher jeden Tritt
nnd Schritt , jeden Gedanken and jede Empfindung vorzeichnet and be-
stimmt. Also ist der Stab über unsere bischoflichen und geistlichen Semi-
narien zu brechen." Oder man schliesst folgendermaassen : „In der
Erziehung muss vor Allem auf Entwickelung der Selbstständigkeit und
der freien Selbstbestimmung hingearbeitet werden. Das Streben nach
Unabhängigkeit und das Gefühl derselben bildet aber den Grund wahrer,
freier Selbstständigkeit. Da nun dieses Gefühl und Streben in den Semi-
narien missachtet oder in allgemeine Formeln eingezwängt und die Indi-
vidualität in ihrer Eigentümlichkeit verkannt wird, so kann sich die ächte
Pädagogik mit den geistlichen wie mit allen übrigen Seminarien nicht
befreunden." Die Haupt- oder Vordersätze zu entkräftigen, vermisst
sich der Verf. nicht, weil er als wahrer Erzieher und Bildner sie billigen
muss, aber gegen die Untersätze und Schlussfolgerungen glaubt er gegrün-
dete und widerlegende Beweise fahren sa können, indem in Knabensemi-
Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 203
narien nur die Einhaitang einer geregelten, gemeinsamen Haas- and Tags-
ordnung und durch stete Wachsamkeit den Ausbrüchen unbändiger Natu-
ren gewehrt, dagegen dem freithätigen Aufkeimen edler Gefühle, Grund-
sätze und Bestrebungen sichere Bahn gebrochen wird. Das Programm
widerspricht den gerügten Uebelständen und Missbräuchen und erläutert
den Unterschied zwischen einer wahren und falschen Unabhängigkeit und
Selbstständigkeit im Guten und Bösen, indem es behauptet, der ohne Auf-
sicht, Zucht und erfahrnen Freund oder Bildner in der grossen Stadt
lebende Jungling eigne sich allerdings eine Unabhängigkeit und Selbst-
ständigkeit an, aliein allzuhäufig nur letztere im Bösen und erstere von
Eltern und Lehrern, von Zucht und Gesetz, eine vermeintliche Selbststän-
digkeit in Befriedigung der Leidenschaft, eine Unabhängigkeit der Aus-
schweifung, des Trotzes und Ungehorsams. Man verwechsle daher nicht
die unabhängige und selbstständige Willkur und Zuchtlosigkeit dessen,
der im freien Weltleben der zum Bösen geneigten Natur nach Belieben
Lauf lässt, mit der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit im Guten, mit
einer selbstständigen Gesinnung und einem unabhängigen Charakter,
welche nur durch weise Pflege und Leitung gebildet werden. Wo finde
sich aber insgemein solche Pflege für die sich selbst üb erlassenen Schuler?
Wer pflanze, begiesse und beschneide, wer binde , beuge und lenke, das*
der Baum wachse und gedeihe? Welche Wege und Mittel seien dem nur
auf sich angewiesenen Knaben gegeben? Oder erwarte man vielleicht,
dass die wilde Natur sich selbst bezähme , und der nach Ungebundenheit
zielende Trieb von selbst absterbe? Dann mögen wir alle pädagogischen
Lehren und Erfahrungen als unnützen Ballast über Bord werfen. —
Wenn vielmehr die tägliche Erfahrung bestätigt, dass, wo nicht die mei-
sten , doch viele der ihrer eigenen Erziehung anheimgegebenen , alle ihre
Schritte willkürlich bestimmenden Jünglinge, statt erzogen, verzogen
nnd bewnsst oder unbewusst in den Strudel falscher Selbstständigkeit
gerissen werden; wenn wir den gefahrvollen Zustand bedenken, in wel-
chen ein Landknabe durch seine Wanderung in die Stadt versetzt wird,
da sich Jahre lang oft Niemand mehr um ihn thätig bekümmert , und er,
ein unschuldiges Lamm, allen Anfallen der Wölfe preisgegeben ist; wenn
wir erwägen, dass selbst so viele Eltern in den Städten, besonders
Beamte, über ihre Unfähigkeit und die Unmöglichkeit klagen , ihre Söhne
und Töchter zu beaufsichtigen, zu regeln und zu leiten, und dass sie des-
halb zu Seminarien und Instituten ihre Zuflucht nehmen, so entdecken wir
unsererseits in Allem dem ein dringendes Bedürfniss nach Seminarien
überhaupt und nach solchen Clerikal - Adspiranten insbesondere, wo erfah-
rene Männer, ausgerüstet mit der Gabe der Geisterunterscheidung (?),
mit Klugheit und Menschenkenntniss es zu ihrer Lebensaufgabe machen,
die Anlagen und Triebe eines jeden Jünglings im täglichen Umgange und
bei steter Beobachtung zu studiren und treu zu beurtheilen, und dann die
jeder Individualität angemessenen Maassregeln zu ergreifen , die geeig-
nete Einwirkung zu versuchen und die tauglichen Hülfsmittel darzubieten
und anzuwenden , mitte'st deren die Unabhängigkeit des Charakters nnd
die Selbstständigkeit der Gesinnung, überhaupt die Festigkeit ioiGataat
SM Schnl- and Universitätsnachrichten,
erzeugt, entwickelt and gefördert, dagegen alle falsche and scheinbare
Selbstständigkeit und Unabhängigkeit im Keime erstickt wird, Nor beim
gemeinsamen Leben und bei steter Aufsicht, nur demjenigen ist dieses
Studium, diese Beurtheilung und Einwirkung möglich, nur von demjenigen
ist dieses Ziel zu erreichen, welcher als Vater in ein Familienverhältnis»
su den Zöglingen getreten ist. Nicht die Seminarien , am wenigsten die
bischöflichen und ihre wesentliche Einrichtung, hindern die Entwickelung
der wahren Selbstständigkeit und Eigenthumlichkeit; was sie bisweilen
hindert, mag oft seinen Grund in der theilweisen Unerfahrenheit oder Un-
taoglichkeit der Vorstände und Erzieher oder in anderen Orts- pnd Zeit-
Verhältnissen haben. In diesem Sinne sucht das Programm die Erziehung
und Bildung in Seminarien, namentlich in bischöflichen und geistlichen, zu
rechtfertigen. Allein es geht von nicht ganz haltbaren Principien inso-
fern aus , als es die wesentlichen Merkmale der Begriffe „Selbstständig-
keit und Unabhängigkeit" nicht klar hervorhebt , jene für seine Beweis-
führung nicht feststellt und sich überall nur in allgemeinen und nicht
gehörig in das Wesen der Sache eingehenden Bemerkungen hält« Es will
nicht zugeben , dass in vielen Fällen alle Selbstständigkeit untergraben
and ein willenloses, gleichsam mechanisches Befolgen des Vorgeschriebe-
nen erzeugt wird. Es muss doch auch zugeben , dass bei vielen Jung-
lingsttaturen eine gewisse Verheimlichung, Verstellung und darum ver-
fehlte Charakterbildung angebahnt wird , welche später beim Eintritte iq
das öffentliche Leben sich verderblich rächet und namentlich für den geist-
lichen Stand nichts weniger als vorteilhaft wirkt. Der Jüngling ist für
das öffentliche Leben bestimmt, muss also dasselbe, vorzuglich als künfti-
ger Geistliche, kennen, um thatkräftig und für die Fosderung des eigenen,
staatlichen und kirchlichen Wohles nutzlich wirken zu können« . Der
offene und gerade Charakter wird alsdann weit entschied neren fijtnfluss
haben, als der sogenannte Kopfhänger, der mechanisch wirkende Ascet, der
aas Unkenntnis» der verschiedenen . Lebensverhältnisse überall verkehrt
eingreift und an letzteren mehr verwirrt als entwirrt. Zugleich tröstet
sieh der Verf. mit dem Gedanken, die Bischöfe würden als Vorstände sol-
cher Seminarien wohl Männer aufzufinden wissen, welche im Geiste, der
wahren Erziehung zu handein und allen Missstanden zu begegnen verstän-
den. Auch hält es das Programm nicht für nothwendig und geboten, dass
die geistlichen Zöglinge schon in den ersten und frühesten Jahren Ver-
suche anstellen und Proben ihrer im Leben sich bewährenden Grundsätze
ablegen sollen. Dadurch , dass manches Böse durch kluge und massige
Abschliessung in den ersten Jahren der jugendlichen Hitze unmöglich ge*
macht wird, da es der sonstigen Anlässe zur Uebung und. zum Kampfe
noch in Menge giebt, soll die Unfreiwilligkeit im Guten wenigstens indi-
rect gefördert, die Gewohnheit im Bösen verhindert und die Hoffnung
auf künftige Standhaftigkeit gesteigert werden. Dieses sind häufig nur
fromme Wünsche, welche hier in Worten, aber nicht in Wirklichkeit be-
thätigt erscheinen« Die Bemerkungen klingen zu viel nach Eigenlob und
verkennen die Erfeige gar sehr« welche keineswegs fordern, dass zur Be-
.wänrang «od Bildung des Charakters es «ötbig »st, die geistlichen Zog-
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 806
linge alle nur denkbaren and zugänglichen Gefahren, Versuchungen, An-
lässe, Gelegenheiten und Möglichkeiten des Bösen und der Ausartung
durchmachen und fiberwinden zu lassen , um ihre geistige Kraft zu stah-
len. Was gegen die Behauptungen des Programms sine ira et studio sich
einwenden lässt, kann hier nicht weiter hervorgehoben werden, ohne die
Grenze dieser Gedankenanzeige zu sehr zu überschreiten» Das« die Zog»
linge aus den bischöflichen Seminarien religiös und sittlich besser hervor-
gehen, wird nicht entschieden begründet, vielmehr dahingestellt sein.
Jedoch behauptet man, traurige Resultate selbst von den wenigen in
Geiste und in der Form der trid entmischen Vorschrift eingerichtete«
bischöflichen Seminarien nicht nachweisen zu können , indem Zeugnisse
und Augenschein das Gegentheil erhärten sollen. Von den Paar aus sol-
chen rein kirchlichen Anstalten hervorgegangenen, in die priesterliche
Wirksamkeit versetzten Zöglingen seien nie Klagen zur Oeffentlichkett
gelangt, sondern vielmehr Zufriedenheitsbeweise lautbar geworden. Dass
das Programm seine verth eidigte Sache nicht im rechten Lichte betrach»-
tet, ihr also nicht auf den Grund sieht, mag es daraus entnehmen, dass
man zu mancherlei Bestrebungen seine Zuflocht nimmt, welche im wahren
Geiste des Katholicismus nicht wirken. Es mag nur der Piasverein eftt»
wähnt werden, welchen wahrhaft religiöse und mit offener 8tirn wirkende
Priester nicht begünstigen, wohl aber grösstenteils solche Individuen,
welche entweder anderweitige Vortheile bestreben oder nicht selten gei-
stig schwach sich fühlen, um durch eigene Kraft sich Anerkennung tu
▼erschaffen und die Religiosität zu befördern. Doch es mag diese Sache
auf sich beruhen und den Ansichten des Programms entgegen gehalten
werden , dass sie die gleichen Verhältnisse unserer Zeit und des 16. Jahr-
hunderts nicht nachweisen können. Der Unterschied ist in politischer und
kirchlicher, geistiger und geschichtlicher Hinsicht zu gross, als dass ein
Vergleich stattfinden sollte. Es mögen nur die Wirkungen und Folgen
der Aufklärung hinsichtlich der religiösen Duldung und Wissenschaft, der
Politik und 8taatsinteressen entgegengehalten werden. Im Programm
wird besonders die Schrift: „Kirche und Staat in Baiern unter dem Mi-
nister Abel/' im Auge gehalten und gegen die darin über die Seminarien
im Allgemeinen und über die von geistlichen Orden geleiteten, daher
bischöflichen Anstalten ausgesprochenen Behauptungen gekämpft. Darin
werden diese Anstalten als heut zu Tage nicht mehr an der Zeit sein
sollende bezeichnet, wogegen das Programm bemerkt, dass der erste
and hauptsächlichste Zweck derselben war und ist , die Jugend sittlich
unbefleckt zu bewahren (wenn nur die sogenannten heimlichen Sunden
unter dieser nicht so herrschend wären) vor den äusseren Einflössen und
Gefahren und sie vertraut zu machen mit dem, was des heiligen Amtes
ist, eine Ansicht, welche heut zu Tage eine grössere Noth wendigkeit
bezeichnet als je. Dass die häusliche und Familienerziehung der Gegen-
wart viele Gebrechen hat und in fast allen Ständen eine unchristliche
ist, welcher die gute naturliche Grundlage , die Erziehung zur natürlichen
Gerechtigkeit und Sittlichkeit fehlt, kann Niemand läugnen Und wird selbst
von den Gegnern der berührten Anstalten zugestanden , woraus da& Pt*-
206 Schal- and Universitatsnachrichten,
gramm einen Rechtfertigungsgrund für die rein kirchlichen und geistli-
chen Seminarien entnimmt, es als Thatsache angebend, dass ans den höhe-
ren Standen kaum znweilen ein Jungling in ein bischöfliches Seminar tritt,
and allenthalben jene Eltern aas niederen Ständen , deren sittliches and
religiöses Bewasstsein schon ziemlich zersetzt ist, ihre Söhne gleichfalls
nicht in's geistliche Seminar schicken , woraus die tröstliche Erscheinung
sich erklärt, dass hauptsächlich nur gutbegabte und gutgeartete Knaben
and Junglinge aus Familien, in denen noch Glaube und Gottesfurcht
herrscht , sich im bischöflichen Seminare zusammenfinden. Diese Bemer-
kung klingt um so sonderbarer, als z. B. in Augsburg eine ähnliche An-
stalt besteht , in welcher fast nur Knaben und Jünglinge von vornehmen
und adligen Eltern sich finden, and die letzteren eine Absonderung sehr
suchen , weil sie über den andern Standen stehen wollen. Dass man dem
Verf. des Programms von einem bischöflichen Seminar erzähle, dessen
Zöglinge durch Talent, Fleiss und Fortschritt so vorteilhaft sich aus-
zeichneten , dass die anderen Schüler fast den Muth verlören , mit den
bischöflichen Zöglingen in Concurrenz zu treten , kann durch schlagende
Gegenbeispiele entkräftet werden, welche so viel sagen , als jene lobende
Bemerkung, diese aber auch noch widerlegen , wenn Zöglinge aus jenen
geprüft werden. Da man gegen die kirchlichen Erziehungsinstitute be-
haeptet, der christliche Cult werde ohne Nutzen geübt, das christliche
Leben durch Gebrauch der Sacramente, durch Andachten und heilige
Uebangen nicht gemehrt und keine Steigerang der religiösen Erkenntniss
darch häufigen christlichen Unterricht erzielt, und kämen fast nur glau-
bensleere and verdorbene Kinder in die bischöflichen Seminare, so hielt
das Programm diese gerade am rechten Platze, weil sie ja die erforderliche
Aenderung und Besserung bringen und sonst kein Mittel, kein Weg, keine
Anstalt vorhanden ist, auf denen die verwahrlosten Junglinge, weiche in
den Priesterstand zu treten bestimmt sind, für diesen vorbereitet und qua-
lificirt werden. Es wäre wohl ein grosses Vergehen gegen die Kirche
and den Staat, morgen solchen Individuen die Hände aufzulegen, welche
kurz zuvor in Unglauben oder Ausschweifung lebten oder als flotte Aka-
demiker einherstolzirten , wobei eine Hinweisung auf die Wiener revolu-
tionären Studenten erfolgt, für weiche der regelmässige Besuch der sonn-
täglichen Predigt und Religionsvorträge (freilich eines fanatisch radicalen
Pfaffen) so schlechte Früchte trug. Da in der Regel für gute Erziehung
in der Familie so wenig geschehe, so sei es Aufgabe der Bischöfe, für
frühzeitige Heranziehung zum geistlichen Stande zu sorgen, was sie nicht
besser als durch eigene Seminarien bewirken könnten, weswegen sie die
Knaben and Jünglinge möglichst früh unter zweckmässige Leitung und
Lehre stellen und ergänzen müssten , was das Leben nie zu bewirken ver-
möge. Da gegen dieses Verfahren selbst von Katholiken angekämpft und
es ein ascetischer Kasernendienst, eine Pedanterie und. Dressur genannt
wird, so sucht das Programm mit Zugestehen solcher Fehler bei einzelnen,
etwa undiseiplinirten Seminarien diese Ansichten zu widerlegen und als
unerlässliche Lebensfrage der Kirche darzustellen , das Erziehungsge-
schäft müsse auf den wahrscheinlichen Beruf des Knaben zum geistlichen
Beförderungen und Ehrenbezeigungea. 907
Stande, zur Anbahnung der Demuth, Unterwürfigkeit und Selbstverleug-
nung, des Gehorsams, der Gottesliebe nnd Unschnld den frühesten Be-
dacht nehmen, den Junglingen rathen und helfen, sie mit sich einigen nnd
zufrieden stellen , weil das alte Erfahrnngsgesetz : „was man werden
wolle , dazu befähige nnd schicke man sich frühzeitig an ," hierzu auffor-
dere. Was gegen dieses Gesetz und manche Beweisgründe des Programms
•ich anfuhren lässt, muss als zu weitführend unberührt bleiben. Die blos -
sen Worte des Programms lassen sich durch gleichbedeutende entkräftigen
und den angeführten Beispielen von hüpfenden und singenden , mit Be-
gierde und Freude in die bischöflischen Seminarien kommenden Kleinen,
welche am öftersten und liebsten von ihrem Berufe und Geistlichwer-
den reden hören, als Beweis gegen Zwang und verfehlten Beruf, können
durch entgegengesetzte Beispiele paralysirt werden. Bedenke man nur,
was für Subjecte zu jenen Beispielen heranwachsen und wie häufig unter
diesen manche nach erlangter Weihe und Selbstständigkeit im öffentlichen
Leben ihre gemeine Natur kund geben und nichts weniger als Muster von
liebenswürdiger Unschuld, von frommem und kindlichem Sinne geworden
sind. Gar viele Individuen haben weder die Mittel und Energie, noch
die Selbstkraft nnd Geistesstärke, ein solches Seminar zu verlassen und
einen andern Beruf zu ergreifen* Sie treten in den Priesterstand über
nnd huldigen einem allgemeinen Grundsatze, den Worten durch Werke
keine Kraft zu verschaffen. Sie wurden nach dem Ausspruche des Tri-
dentinum in einem Collegium vom 12. Lebensjahre an ernährt, religiös er-
zogen, mit klerikalischer Kleidung und Tonsur versehen und in kirchli-
cher Zucht und Wissenschaft unterwiesen. Sie fanden sich anfangs in
Folge vieler Entbehrungen wohl und zufrieden , nahmen aber nicht selten
eine verheimlichte Richtung an , die der Kirche und Religion keine Vor-
theile brachte. Was das Programm vom wissenschaftlichen Standpunkte
wiederholt sagt, bedarf der Bestätigung durch Beispiele; manche der letz-
teren beweisen gegen jenes, und viele geistliche Oberbehörden sind mit
den Behauptungen des Programms gewiss nicht einverstanden. Da man
behauptet, jetzt seien die Gefahren der Jugend, welche im 16. Jahrb.
mehr auf die Schulen beschränkt gewesen, in's Leben gedrungen, so em-
pfehlen sich nach der Angabe des Programms die bischöflichen Schulen
und Seminarien in ihrer theilweisen Absonderung von dem öffentlichen
Leben jetzt mehr als damals , falls nicht etwa die Gegner behaupten , das
Verderben sei gegenwärtig im Leben wie in der Schule — auch in rein
kirchlichen Erziehungsanstalten? gleich gross und unabwendbar, in wel-
chem Falle uns allerdings nichts als Verzweiflung und Aussicht auf gänz-
lichen Untergang übrig bleibe, zumal uns die Tadler der bischöflichen Se-
minarien mit keiner Sylbe die Mittel und Anstalten andeuten , wodurch
dann für Vorbereitung und Heranbildung des Klerus in sittlicher und wis-
schaftlicher Beziehung , für Erhaltung der Unschuld , für Bewahrung vor
den bösen Einflüssen nachhaltig gesorgt werden kann und soll, wenn der
Pesthauch alle Schulen und Seminarien nicht minder als die ganze Welt
und das Leben ergriffen hat. Obgleich das Programm den nicht geringen
Unterschied der socialen, politischen und religiösen Verhältnisse de*\&.^ %
20$ Senul- und Universitätstiachrichten,
19. Jahrh. and die dadurch veränderte Wirksamkeit und Kampfesart des
Klerus zugiebt, so erkennt es den Vergleich der Gegner und den daraus
entnommenen Beweis für die Zweck losigkeit der bischöflichen Seminare
doch nicht an , lagst es die bis in die niedrigsten Schichten der bürgerli-
chen Gesellschaft dringenden neuesten Bewegungen gleichsam' miasmatisch
den Zöglingen rein kirchlicher Institute mittheilen und dieselben in ihren
Kreis hineinziehen. Der bischofliche Seminarist lebe in Gemeinschaft
Ton 100 und 200 Zöglingen, trete zwischen dem 13. bis 18. Jahre in's
geistliche Haas ein , habe sich daher Zuvor in der Welt ziemlich umge-
sehen , im elterlichen Hause das Familienleben mitgemacht , die gewöhnli-
chen Beschäftigungen und Lebensweisen der Menschen gesehen, gehe in
jedem Herbste 1 — 2 Monate in Vacanz, oder lebe mit den Uebrigen auf
dem Lande, reise mit Anderen und habe vielfache Gelegenheit sich Men-
schenkenntnis zu sammeln. Er gehe täglich spazieren, sehe nnd beob-
achte andere Menschen, besuche in manchen Städten die Staatsgvmnasien,
begegne den Stadteinwohnern , müsse da den städtischen Pflastertretern
ausweichen und bleibe nichts weniger als unwissend in den Verhaltnis-
sen des geselligen Lebens. Auch werde sich der neugeweihte Priester
ebenso bald in jene finden, als ein Anderer, der 12 Jahre als Stadtstudent
den Studien oblag und sich entweder nur in Schulzimmern und Hörsälen,
oder in Salons und Kneipen einfand ; denn einem solchen sei das Leben
und Wesen des eigentlichen Volkes , besonders des Landvolkes, vielleicht
fremder als dem bischoflichen Seminaristen. So nothwendig es daher sei,
dass der Seelsorgspriester für die wirkliche Welt erzogen werde, so we-
nig sieht das Programm ein absolutes Bedürfniss , dass derselbe in der
Welt, d. h. in Mitte des Gewirres und Tumultes der Welt und ihrer Ver-
kehrtheiten, gebildet werde. Schliesslich wundert es sich, dass so viele
Anfechtungen selbst katholischer Männer sich erheben gegen eine Vor-
schrift, welche die heil. Kirchenversammlung von Trient allen Bischofen
ertheilt, in deren Vernachlässigung ein Grund des gesunkenen Klerus liege,
wie man in Baden und Würtemberg zur Genüge finde. Die Päpste der
neuesten Zeit erneuerten ihren Mitbrüdern im bischöflichen Amte diese
Vorschrift der abgeschlossenen Bildung künftiger Priester oft und nach-
drucklich. Viele Bischöfe seien ihr bereits gehorsam entgegengekommen,
und manche stehen im Begriffe, der Stimme ihres Oberhauptes Gehör zu
geben. Namentlich sind die Bischöfe in Baiern sehr thätig, in Würzburg
Soll im Laufe dieses Jahres ein solches Seminar errichtet werden. Die
Erscheinung der ehemaligen Kloster- und Stadtschuten dürfte sich dem-
nach wiederholen. Möge sie den beabsichtigten Zwecken nur recht ent-
sprechen. — Die gute Sache soll jedem willkommen sein. — - Milten-
berg. Die latein. Schule blieb ohne Veränderung.
München. An dem mit dem neuen Gymnasium verbundenen Er-
ziehungsinstitute waren Pi äfecte Schwaighart und Angthuber, welche an
die Stelle der in ihr Mutterkloster Metten zurückgekehrten Präfecten P.
Büchner und Ammer traten. Das Institut zählte 107 Zöglinge , welche
die verschiedenen Classen der Anstalt besuchten, also mit den Stadt-
schulern in stetem Wechselverkehr waren und keine völlige Abgeschlos-
befordertfngen nad Ehrenbezeigung*». t09
settheit hatten. Programme seheinen die Hrn. Patres nicht gefertigt zu
haben, wenigstens bringt der Jahresbericht nichts.
München, altes Gpnnaeiutn. Das Rectorat führte "Buttert in
IV. Abth. A. lehrten während des 1. Semesters Schwarz and Hutter, wah-
rend des 2. statt des. erster en JForlüschek (Priester); in Abth. B. im
1. S. Hutter, im 2. Conrector und Prof. Stanko, in III. Abth. A.im 1. S.
JForliUchek, im 2. Cand. Zehetmayer, Abth. B. im 1. S. Slanko, im 1.
Kneuttinger und Philo!. Kurz; in II. Abth« A. Prof. Mühlbau er , in Ab-
theil. B. kneuttinger und Wolfs in I. Abth. A. Dr 4 v. Hefner 9 in Abth. B.
Steininger. Den kath. o. prot. Religionsunterricht-trlbeilten Pf« Dr. Fiseher
u. Vikar Luthardt; Matbem. und Geogr. in den 4-Abtheil. A. Dr. Mager
und in den Abth. B. Aushülfslehrer Leonhard. Die hebr. 8prache be-
sorgte Worlitschek , die franz. Häring y die ital. Carrara, das Zeichnen
Kleiber, Für Musik sind Hofmusiei verwendet. Die latein. Schule be-
stand bisher als getrennte, selbstständige Anstalt, was mit derti neuen
Studienjahre geändert wurde, indem das alte Gymnasium in zwei Gym-
nasien umgestaltet und mit jedem ein Theil jener latein« Schule zu einem
Ganzen verbunden wurde. Sowohl im Gymnasium, als besonders in der
latein. Schule bestanden für jede Classe zwei , in dieser oft 3 Abteilun-
gen von 40 bis 60 Schülern. Es bedurfte daher für die Gestaltung der
beiden Gymnasien blos des Namens und des Uebertragens der Vorstand-
schaft an einen Professor, wie bereits geschehen ist und im nächsten Be-
richte über den Stand der Anstalten für 1849 — 1850 bezeichnet werden
wird. Die Anstalt verlor zwei würdige Lehrer, den seitherigen Vorstand
Fröhlich und Prof. Sehwart *). Im 2. Semester wurden 3 Lehrer in die
*) Fröhlich war 1780 zu Markt-Bissingen bei Nordfingen gebo-
ren, kam 1790 an das Gymnasium zu Ellwangen, wurde 1791 Chorknabe
der Domkirche, als welcher er Verpflegung, Kleidung und Schreibmaterial
Tom Chorregenten erhielt, und zeichnete sich besonders in der latein.
Sprache aus. 1797 — 1799 studirte er zu Dillingen Theologie, trat aber
nicht in den Priesterstand, sondern nahm 1800 in Ellwangen eine Infor-
matorstelle an, ging aber 1802 zum Studium der Jurisprudenz über, ab-
solvirte es 1804 und trat in Aichach als Praktikant ein. Allein dieses
sagte ihm nicht zu: unter Fortsetzfing der philosophischen Studien nach
Kant, Fichte und Schelling, besonders der Sprachstudien, wünschte er
ein Lehramt, welches er durch einen mit seinen Wünschen und Neigun-
gen bekannten Freund in Kempten erhielt, indem er nach zwei provi-
sorischen Jahren 1806 Professor der classlschen Litteratur wurde« Jetzt
widmete er sich den classischen Studien abschliessend und machte, 1811
nach Amberg versetzt, von 1812 — 1816 sich an die Emendation des So-
phokles und Theokrit, woneben er des Euripides Cyklops ausarbeitete
und metrisch übersetzte. Allein es fehlte ihm ganz an Hülfsmitteln,
welche ihm die Versetzung nach München 1817 darbot. Der t heuere Le-
bensunterhalt bei einer Familie von 8 Kindern nothigte ihn zu Privat-
instruetionen , wodurch er von Morgens 8 bis Abends 8 Uhr beschäftigt
würde. Nur des Nachts konnte er schriftlichen Arbeiten sich widmen.
Durch Ernst und Liebe, Ruhe und Milde gewann er die Achtung Aller,
welche seinen Fleiss und sein Talent, seine Besonnenheit und Vorsicht
schätzten. 1823 wurde er als Rector auch äusserlich gut gestellt und
ZT. Jakrb.f. Jfti/.v. Püd. od, Krii. BiM. Bd. L3L. HfLl. ^
210 8chnl- und Univeisitätsnachrtchten,
(nächsthöheren Classen versetzt und zwei Aushülfslehrer angestellt. Der
bisherige Prof. der 3. Clause Hutter wurde Rector und Prof. der 4« Cl.,
Worlitsckek und Starke ruckten in die 3. Cl. vor und letzterer wurde pro-
konnte er seine Thätigkeit mehr den Privatarbeiten zuwenden. Nur
nahmen ihn die Rectoratssachen und die sehr gesunkenen Zustande der
Anstalt zu sehr .in Anspruch, ohne dass er viel erwirken konnte. Er
wurde zur Berathang eines Schulplaues gezogen; der Viel besprochene
Lehrplan von 1829 war das firgebniss. Die Erlebnisse desselben sind
bekannt, wodurch er Schiffbruch erlitt, weiss jeder Betheiligte. ^ Der
Plan wurde in die Schüordnung von 1830 umgewandelt, wobei Fröhlich
nicht betheiligt war. Öieser lebte ganz für seine Anstalt , opferte Leh-
rern und Schülern, was er konnte, beseitigte Miss Verhältnisse und sprach
sich gegen vielerlei pädagogische M issgriffe , welche seit 1830 bis 1848
gemacht wurden, mehrfach aus; allein es wurde nichts erwirkt. Unter
ungeheuren Arbeiten konnte er nur wenig sich erholen ; 1841 erhielt er
das Ritterkreuz des Verdienstordens vom h. Michael und 1842 wurde er
ordentliches Mitglied der Akademie. Er hatte sich in der ganzen Dis-
ciplin selbst gebildet und widmete den Tragödien des Sophokles seine
vorzügliche Aufmerksamkeit, welche schon 1816 den Phil oktet, die Elek-
tra und Tracbinierinnen emendirt und erläutert zu Tag förderte. 1823
und 1824 gab er zwei Hefte bei Finsterling in München, kritische Ver-
suche über jenen Dichter enthaltend, heraus. Allein er war nicht sehr
glücklich in der Kritik, die er erst spät kennen lernte. Amtsgeschäfte
verhinderten ihn zwar stets, allein er rubete doch nicht und theilte in
den Sitzungen der Akademie und Gelehrten Anzeigen vieles Treffliche
mit. Ueber Catullus, welchem er viele Jahre widmete, hat er ein voll-
standiges Heft ausgearbeitet, welches sich in seinem Nachlasse findet,
feben so bearbeitete er den Mar tialis vollständig, gab die Früchte jedoch
nicht in Druck. Schon im Jahre 1828 beschäftigte ihn die latein. An-
thologie, wofür er geistreiche Versuche lieferte, wie diese Jahrbücher
und die Gel Anzeigen von 1836 belegen. Die Streitfrage über die Aecht
heit der Fabeln des Phädrus hatte ihn lebhaft ergriffen, worüber in den
genannten Anzeigen 1839 und 1840 Arbeiten sich finden. In Programmen
hat er Stellen des Tacitus und des Horatius Oden und Satiren kritisch be-
handelt und über eine Figurenlehre in einer Sitzung der Akademie 1844
berichtet, aber die Abhandlung selbst nicht für die Denkschriften be-
stimmt; sie sollte wahrscheinlich eine eigene Ausgabe bilden. Den VeU.
Paterculus arbeitete er vollständig aus; einige Proben davon theilte er
mit. Kritz, welcher diesen Autor herausgegeben und Fröhliches Ver-
dienste wohl erkannte, forderte diesen bekanntlich auf, sich über seine
neueste Bearbeitung öffentlich auszusprechen, was Fröhlich in den Gel«
Anz. 1843, Nr. 25 — 32 that, worin er das Unrichtige und Unmögliche
der bisherigen Versuche nachwies, in Einzelnen selten sich einverstan-
den zeigte und seine eigenen Studien berührte. Der latein. Litteratur
scheint er sich vorzüglich gewidmet zu haben; doch hatte er grosse Zu-
neigung für das Griechentha», so wenig er auch darüber geschrieben
hat. Ueber Hartung's Ausgabe von Euripides' Iphigenia in Aulis sprach
er sich in den Gel« Anz. J838 nur obenhin aus , weil er den Autor selbst
herauszogeben beabsichtigte. In dieser, wie in anderen Beurtheilungen
war er streng, hielt sich nur an die Sache , suchte stets nur zu beleh-
ren und neue Gesichtspunkte zu eröffnen, wodurch er sich wesentlich
von den meisten Kritikern unterschied. Auch über die von Hermann
herausgegebenen Tragödien des Euripides hat er nach fleisaigen Studien
lehrreiche Bemerkungen niedergeschrieben. In der Sitzung der philo««-
Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 211
visor. Conrector. Das Programm „Ueber C. Cornelius TacituJ Forrede
zu Agricola" fertigte Rect. nnd Prof. Butter (19 Seiten). Es verbreitet
«ich über die drei ersten Capitei , als Proomium der genannten Biogra-
philul. Clause hielt er im Juni 1845 einen Vortrag über die in Denmsthe-
nes' Rede de corona enthaltene Grabschrift auf die Athenäer, worin er
die Gedankenreihe des von Themistios missverstandenen Epigramms rich-
tiger zu erklären, manche verfehlte Aenderongen zurückzuweisen und zu
begründen suchte, dass eine gesunde und recht geübte Exegese oft die
Verbesserungen ersetzt. Dem Drucke selbst übergab er die Arbeit je-
doch nicht. Es sollen in seinem Nachlasse noch viele andere Arbeiten
sich linden, worunter gelegentliche Bemerkungen zu Rntilius Lupus, Ru-
ßnianus, Aphthonius, Theon, Alezander u. dergl gehören. Erwagt man
jedoch den Geschäftskreis eines Vorstandes für ein zahlreiches Gymna-
sium, welches für jede Classe zwei Abtheilungen hatte, für die vielerlei
Discipünarfalle , für die grosse Verantwortlichkeit in allen Beziehungen,
für die vielen oft nutzlosen Berichte uud für die geschraubte Lage in
einer Haupt- und Residenzstadt, in welcher die Schul Verhältnisse zwi-
schen Eltern, Schüler und Anstalt ausserordentlich sich verwickeln und
die Amtspflichten eines Professors erschweren, so muss man sich über
die litterarische Thatigkeit Fröhliches sehr wundern. Er kann das auf
einsamen Spaziergängen Erfundene und Beurtheilte nur während der Nacht
niedergeschrieben, geordnet und gereinigt haben. Er schrieb Alles mit
eigener Hand ins Reine, konnte daher keinen höheren Wunsch hegen,
als nach längerer Lebensdauer und zurückgelegtem 70. Jahre von seinem
mühevollen Amte befreit zu werden, und sodann einzig und allein dem
Studium der Philologie sich widmen zu können. Erfreulich ist es für
die philologische Litteratur, dass die philoa.-philol. Classe der Akademie
beschlossen hat, alles aus seinem Nachlasse Geeignete in ihre Denk-
schriften aufzunehmen und hiermit das Andenken eines biederen Mannes
und trefflichen Lehrers zu ehren, der sich nur im Eifer nach Verbesse-
rung vieler Stellen in den verschiedenen Scholclassikern oft zu sehr in
das Einzelne einlies«, hier und da für die Schule und die allseitige Bil-
dung des Geibtes und Herzens der Schüler nutzlos die Unterrichtsstunde
verwendete, diese aber alsdann in gewissenhaftem Bestreben nach Er-
reichung des eigentlichen Schulzweckes wieder zu ersetzen suchte. Der
gedächtnissmässigen Richtung im Betreiben der Sprachstudien auf Gym-
nasien huldigte er auf keine verderbliche Weise, wodurch seine Trefflich«
keit als Lehrer jedem Vaterlandsfreunde erkenntlich wird. Er verschied
am 31. Januar 1K49 an einem Schl^gflusse. Möge der Staat für seine
Hinterlassenen mehr sorgen, als ihm seine Amtsgeschäfte selbst gestatte-
ten« — Kein so günstiges Loos des Dahin seh eidens war dem Professor
Schwarz beschieden. Er, Canonikus, mit Fröhlich seit den frühesten
Jahren eng verbundener Freund, wurde am 11. März 1849 von Raub-
mördern in seiner Wohnung überfallen und getodtet. Er war durch Bil-
dung und Charakter gleich ausgezeichnet, hatte sich die Liebe und Ach-
tung Aller erworben und war in gleichem Jahre mit Fröhlich nach Mün-
chen berufen worden, wo er an dem Gymnasium, welches seit Errich-
tung des neuen im Jahre 1824 das alte sich nannte, als Prof* der 3- u.
4. Classe abwechselnd, als Lehrer der Religion und Geschichte in meh-
reren anderen Classen und als Bibliothehar eine eben so gedeihliche als
vielseitige Wirksamkeit entfaltete. Beide Männer wird die Anstalt, wel-
cher sie mit aufopfernder Pflichttreue 25 Jahre ihres Lebens weihten,
durch dankbare Erinnerung feiern und in die fernste Zukunft nicht
vergessen. ...
£12 Schill- und Universitatsnachricktai,
phie , also ober die bisher nicht geloste Frage , in welchem Zusammen-
hange der Schiuss des 1. Capitels — at nunc narraturo mihi • . . virtuti-
bus tempora — mit dem übrigen Inhalte desselben, so wie mit dem 2.
und 3. Capitel stehe. Durch das Gesetz der Gedankeneinheit eines Gan-
zen werde dieser Zusammenhang geboten, weichen nachzuweisen bis jetzt
nicht gelungen sei. Der Verf. sagt: Der neue Autor bespreche in seiner
Vorrede zu Agricola die Hindernisse , womit Domitian's Furcht vor gros-
sen Mannern und ihrem Ruhme die solchen Gegenstanden zugewandte gei-
stige Thätigkeit und die Uebung der Rede umgab und niederhielt. Diess
sei unverkennbare Absicht, vielmehr wortlicher Inhalt des 2. und 3. Cap.
Aber auch das 1. Cap. verfolge, was man nicht verkennen dürfe, die-
selbe Absicht. Ausgehend vom positiven Gegensatze Domitianischer
Zeiten , von der Betrachtung des früheren gegen Tugend und ihr Lob so
liberalen Zeitalters, in welchem der Geist, frei und unabhängig, von kei-
nem Hindernisse seiner Thätigkeit, weder äusserem noch innerem, wusste,
zeigt Tacitus hin auf die Celebrität der alten durch nichts gehinderten
oder befangenen Autoren , mit deren Unbefangenheit und Freiheit er seine
eigene Verlegenheit und Unmündigkeit vergleiche und dadurch sein schwa-
ches Vermögen für Geisteswerke und das Unvollkommene seiner Leistung
den gefeierten Biographen der Vorzeit gegenüber als eine Erscheinung
bezeichne , zu der die Ungunst seines Zeitalters in demselben Verhältnisse
stehe , in welchem die Liberalität des früheren zu dem Selbstgefühle und
Ruhme der Alten stand. Es beschäftigte also den sich ankündigenden
Biographen nicht der Gedanke, ob er jetzt, nach Domitian unter
Nerva und Trajan, Tugend und Tugendhafte loben dürfe (ein Irrthum,
den auch Oretti noch zu schützen suche), sondern ob er sie würdig loben
könne. Hiezu sei er nämlich nach einer Zeit, in welcher der Hass der
Tugend auch auf ihre Bewunderer sich erstreckte und ihr Lob in Schrif-
ten verstummen musste, übel befähigt, und müsse, obgleich sich bewusst,
da 88 der Gegenstand ein würdiger sei und sein Werk in sofern bei-
fallige Aufnahme verdiene , andererseits sich bekennen , wie dem Objecto
der Biographie diese nach ihrer subjectiven Seite, die Darstellung
wenig entspreche. Hiermit bezeichnet der Verf. als maassgebende Stim-
mung des Tac. das Missgefühi seiner Befähigung, und als summarischen
Inhalt seiner Vorrede: Wie bei den früheren Biographen neben und mit
dem hohen Grade ihrer geistigen Unabhängigkeit ein VoIImaass ihrer Ce-
lebrität erscheine , so sei die Beschrankung der Geister unter Domitian
(wobei der Verf. weit entfernt ist, der Ansicht beizustimmen, Tac. be-
gehre und erwarte aus diesem Grunde Nachsicht für die Mängel seiner
Darstellung) Grund und Ursache des Unvermögens, dessen dem Alter-
thume fremdes Gefühl den Tac bestimme, um Entschuldigung eines Un-
ternehmens zu bitten , das seine Kräfte überstieg. Obgleich von mehre-
ren Erklärern anerkannt werde, es sei an der beregten Stelle die in der
Agricola-Litteratur viel besprochene venia auf die rudis et incondita vox
des Biographen zu beziehen, so sei doch von Allen ohne Ausnahme der
eben angedeutete Sinn des 1. Cap. und darum auch der Zusammenhang
seines Schlusses mit den vorausgehenden Theilen und den zwei folgenden
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. SIS
Capiteln verkannt worden. Der Verf. sucht durch eine in das Einzelne
eingehende Interpretation seine Ansicht zu begründen und als den eigent-
lichen Gedanken des Tac. nachzuweisen. Vorher wendet er sich au dem
kritisch controversen Texte der Stelle „ni cursaturus, incursaiurus " und
berührt zugleich die allgemeinere, das Ansehen der vaticaniscben Hand-
schriften betreffende Frage. Hiermit bat Ref. den Gegenstand und die
Behandlungsweise bezeichnet. Durch scharfsinnige Vergleiche und Prü-
fungen gelangt der Verf. zu der Ueberseugung , das durch die vaticani-
sehen Handschriften überlieferte „ineusaturus" sei der genuine Text der
fraglichen Stelle. Da aber diesen Manuscripten von mehreren Gelehrten
kein grosses Ansehen zugestanden und z. B. v. Nissen der Verfasser
des Manuecriptes, Pomponius Latus, ein leichtsinnig ändernder Kritiker
genannt ist , so beseitigt der Verf. die Grunde für die Annahme des ni
cursaturus, stellt Latus als einen mit diplomatischer Gewissenhaftigkeit
verfahrenden Kritiker dar und begründet die Discrepanz des Vat. F in
allen eigentlichen Varianten, wozu auch ineusaturus gehöre, als diplo-
matische Ueberlieferung , welche auf einem gemeinsamen alteren Stamm-
codex beruhe, nicht aber als Conjectural-Kritik des Latus. Man finde
keine willkürliche Aenderung; dieser wollte eine diplomatisch genaue Co-
pie des Agricola haben und bezeichnete die wiedergegebenen Fehler durch
darunter gesetzte Punkte oder darüber geschriebene Berichtigungen und
führte die Varianten nur am Rande an, wodurch er bewies, dass ihn der
Grundsatz leitete, die Ueberlieferung der Vorlage unverändert zu erhalten.
Aus Allem zeige dieses Manuscript eine getreue Ueberlieferung der alte-
ren Urschrift, was selbst einige Stellen, Cap. 10, 15, 19, 27, 32, 33 und
37 , als Vorzug vor dem Puteolanischen Texte erhärteten. Selbst die
bandschriftlichen Corruptionen an anderen Stellen unterstutzten die Kri-
tik« — Nach Feststellung der vatic. Handschr. geht der Verf. zur Haupt-
frage über und stellt die Gegenansicht auf, gemäss welcher Tacitus von
Missgunst der Feinde und Gegner Agricola's spreche, was ihn beunru-
hige; vom Vorwurfe, dass er in einer Zeit, wie die seinige, einen Mann
finden wolle, der der Anerkennung durch Geschichte würdig sei; er
fürchte nach der Ansicht der Erklärer, man werde Misstrauen in seine
Wahrheitsliebe setzen, ihn niedriger Motive, der Gunsstbuhlerei u. s. w.
beschuldigen ; vor Zeiten habe man das eigene oder Anderer Leben be-
schreiben und veröffentlichen können, ohne irgend eine Verunglimpfung
furchten zu müssen; das sei nun vorüber und daher — Bitte um Nach-
sicht. Das Irrthumliche dieses Erklärungsversuchs bezeichnet der Verf.
durch die falsche Beziehung des ganzen Einganges, wonach das im ersten
Capitel Gesagte nur in Absicht auf den Gegenstand, nämlich Agricola,
gesprochen sei; wogegen Tac. hiervon nur darum spreche, um das Ob-
jeet dem Subjecte, also den Agricola der Befähigung des Tac. gegenüber
zu, stellen; denn schon im ersten Satze sage dieser: „selbst das jetzige
Zeitälter habe die Biographie solcher Männer, deren Grosse und Aus-
zeichnung die jetzt herrschende, moralische Gleichgültigkeit und Miss-
gunst gegen fremdes Verdienst überwunden, also von Mannern anerkann-
ter Ruhmwurdigkeit noch nicht verschmäht/' Hiermit könne Tac» weo&
214 Schal- and Universitatsnaehricbten,
man ihm keinen Widerspruch beilegen wolle, nicht gesagt haben; in
jetziger Zeit müsse man sich scheuen, grosse Männer durch Biographien
mi ehren, sondern vielmehr deute er an, das«, in sofern seine Biographie
die eines Ruhm würdigen , er in Betreff ihres Objectes wegen der Auf-
nahme, die sie bei den Zeitgenossen finden werde, ohne Sorge sein
dürfte. Lacherlich und gesucht rouss unter andern die Ansicht Walch's
erscheinen, Agricola sei nicht als grosser Mann von Tac. gezeichnet,
weil sie der ganzen Biographie völlig widerspricht; denn das ganze Zeit-
alter erkannte jenen als grossen Mann an , was die Furcht des Domitian
indirect und direct evident beweist« Obgleich Tac. von der Trefflich-
keit des Agricola fest überzeugt war, so hielt er sich der Befähigung zu
solcher Arbeit nicht für bewnsst , worauf der zweite Satz sed • • . doce-
batur hindeutet, wodurch die Worte ,,bonae tantum conscientiae pretio",
welche Walch nnd Nissen mit „durch den Lohn edlen Bewusstseins be-
wogen" übersetzen, einen anderen Sinn erhalten. Dem Verf. bedeutet
eonscientia, Bewusstsein, das Selbstgefühl der Kräfte, des Vermögens,
der Befähigung oder Nichtbefähigung zu einem Werke, wofür er ver-
schiedene Parallelstellen anführt und näher erläutert, worauf er die ganze
Stelle also interpretirt: Gerade die durch den öffentlichen Beifall ge-
feiertesten Geister wurden zu ihren biographischen Werken, unabhängig
von der Sorge um Beifall und Gunst, bestimmt durch eine Schätzung
ihres Unternehmens, ihrer Leistung ^ die auf dem lediglich guten
Bewnsstsein ihrer Fähigkeit beruhte. Hiermit sagt Tac, den alten Bio-
graphen konnte bei dem Gefühle ihrer Befähigung für das unternommene
Werk das eigene Urtheil über den Werth ihrer Arbeit genügen* Dieser
Gedanke erhalte eine natürliche Ergänzung durch den 3. Satz mittelst
der Partikel ac plerique . • . fuit, wodurch dem Vorausgehenden beige-
fugt werde, dass eben so die Biographen jener Zeit, sogar der Selbst*
biograph , in welchem Falle der historische Zweifel und der Vorwarf des
Eigenlobes nahe genug gelegen, sich nicht durch den Gedanken an eine
ihr Werk oder sie befehdende Kritik beschränkt fühlten und somit in jener
Zeit eine äussere Beschränkung der Biographie eben so wenig vorkam,
als eine innere. Im Ganzen sagt nun der Verf. : Auf die frühern Biogra-
phen wirkte weder als inneres Hinderniss ein Gefühl der Nichtbefähigung,
noch ein äusseres, der Anerkennung und Auszeichnung der Tugend ent-
gegentretendes und geistige Stagnation gebietendes Hinderniss, Missgunst
nämlich, Verkleinerung Und Verfolgung der Tugend ein, so dass man in
einer solchen Zeit wegen günstiger Aufnahme seiner Schriften unbesorgt
•ein konnte und war; wogegen ich, der ich, wie meine Zeitgenossen, in
Domitian 's Gewaltherrschaft und Verfolgung der Tugend das äussere Hin-
derniss erfuhr und in Folge dieser geistigen Beschränkung jetzt mein Un-
vermögen für biographische Arbeiten als ein inneres fühle, Nachsicht be-
gehren muss, weil ich es wage, mit einer solchen Befähigung und nach
solcher Zeit als Biograph zu erscheinen. Der nun so bestimmte Gedanke
des 1. Cap. — wie den Früheren in dem Gefühle ihrer Befähigung und
nachdem nämlich in einer dem Rahme wie dem Gedeihen der Tugend for-
derlichen Zeit keine der Verkündigung dieses Ruhmes entgegenwirkende
Beförderungen and Ehreabezeigaafei. 21&
Missgunst oder Verfolgung die Geister zum Schweigen verartkeftte , die
Sorge , welche eine Aufnahme ihre Schriften finden werden, unbekannt
war-— steht dem Verf. in natürlichem Znsammenbange mit dem sich an-
schliessenden Gegensatze: Dagegen jetit habe ich als Biograph Nach-
sicht nöthig, muss um günstige Aufnahme meiner Biographie bitten s At
hanc narrataro • . . venia opus est» Wie dieser Inhalt und sein Zusam-
menhang in Tac. eigener Rede sich ausspreche, will der Verf. an nachfbb
gender Uebersetaung des 1. Cap. veranschaulichen. „Rahm würdiger
Männer Thaten und Sitte den Nachkommen zu berichten , aHherköimmw
liehen Brauch, hat selbst zu unseren Zeiten ein der Seinen so unacht-
sames Geschlecht nie verschmäht, so oft erhabene und angestaunte Man j
nestagend besiegte und überwand jenes kleinen und grossen Staaten ge-
meinsame Uebel , den Unverstand des Edeln und die Missgunst. Aber
bei den Alten wurden, gleich wie die That (digna memoratu, als Zusatz
eines späteren Latinisten verdächtig, übersetzte der Verf. nicht) unge->
hindert und ihr Feld ein freieres war, so gerade die gepriesensten Gei-
ster zu Aufzeichnung des Andenkens der Tugend , unabhängig von Gunst
und äusserem Beifall, durch Preis ihres lediglich guten Bewasstsetaa
bestimmt, und eben so hielten viele Selbstbeschreibung des eigenen
Lebens mehr für Zuversicht in ihrer Handlungsweise, denn für Ei-
genlob, noch erweckte dieses dem Rutilius und Scaurus Unglauben
oder den Unglimpf eines Widersachers. So sehr wird nämlich die Ta-
gend am Besten gewürdigt in eben den Zeiten, in welchen sie am Leiche
testen gedeiht. Jetzt dagegen zu beschreiben gewillt das Leben eines
Hingeschiedenen , bedurfte ich der Entschuldigung , um die ich nicht ge-i
beten, wäre mein Vorhaben die Rüge der solchergestalt gegen Tugend
wuthenden und ergrimmten Zeit.** Wegen der Interpretation der Wort«
incu8aturus tarn . . • tempora erklärt sich der Verf. dahin, dass narraturus
vitam . • . and ineusaturus tarn • . • antithetisch sich entgegenstehen, Tac*
als Biograph des ruhmreichen Agricola und alt* Geschichtschreiber der
verruchten Zeit Domitian's. Während jener im Gefühle «einer Nichtbe-
fahigung für biographische Werke am nachsichtige Aufnahme seiner Bio-
graphie des Agricola bitten muss , begehrt er dagegen für sein Geschichts-
werk für Domitian's Zeit diese Nachsicht nicht, traut sich also diese Be-
fähigung zu. Eine so unerfreuliche, sterile Zeit nämlich, deren Ge-
schichte nichts als eine Chronik von Verrnchtheiten ist, bedarf keines
geübten und beredten Erzählers. Diese Erklärung findet der Verf. in
den Schlussworten des 3. Cap. non tarnen pigebit . . . hie Interim Über
u. s. w. bestätigt. Der Unmuth des Tac. hierüber , dass er jetzt nicht
mit dem sich selbst genügenden Gefühle der alten Biographen als solcher
auftreten könne, sondern um Nachsicht und Entschuldigung bitten müsse,
bestimme ihn, in Cap. II und III von jener geistigen Knechtschaft, die
in Folge seines Hasses gegen grosse Männer und deren Lobredner Domi-
tian zum System seiner Herrschaft gemacht hatte , so wie von den Nach-
wirkungen dieses Systems zu sprechen and es anzuklagen ; nach weither
Anklage er wieder auf den Gedanken zurückkomme, wie ihm für das Loh
des Agricela nur die rohe und ungeübte Stimme zu Gebote stehe-, er ahex
216 Muri- and Universitatsnachrichte«,
bei solchem Bewusstseia es seiner Pietät gegen den Todten, dessen
Eidam er sei, nicht versagen konnte, das Leben desselben zn besehrei-
ben ; di ess der knrtjgefasste Gedankenzusammenhang der ganzen Vorrede.
— Ref. gab die Ansichten des Verf. ziemlich genau für jedes beliebige
Selbstortheil, bedauert aber eine zn häufige Wiederholung der Gedanken,
in welchen jener sich gefiel , wovon sich jeder Leser leicht überzeugen
wird.
Mün nerstadt. Da eine Classe der. latein. Schule nicht besetzt
war, so versah dieselbe Candidat und Alumnus Keller, dann ßerfc, bis
Lehrer Priest. Mohr von Hammelburg für die 4. Cl. nach Münnerstadt
versetzt wurde. Während der Krankheit des Studienlebrera P. Dirnber-
ger lehrten in I* die Candidaten Albrecht und Keller, welcher letztere im
April 1849 die Stelle erhielt. Im April wurde Gutenärker als Rector u.
Lehrer in III. des Gymn. in Bamberg und Arnold von da nach Münner-
stadt versetzt. Das mit dem Augustiner-Kloster verbundene Knabense-
roinar zählte 29 Schuler, welche theils dem Gymnasium, theils der latein.
Schule angehorten. Die Leitung besorgte P. Wester. Das Programm i
„Darstellung der Gnosis des Clemens von Alexandrien nach seinen Werken"
fertigte P. Merkle. Es fasst 35 Seiten und verbreitet sich blos über das
Verhältniss der Clementinischen Lehre zur griech. Philosophie. Der
Verf. hatte die Absicht, das ganze Thema in einem Programme zu voll-
enden, wurde aber von seiner vorgesetzten Behörde veranlasst, es in
2 Abtheil, zu zerlegen. Die Gnosis selbst will er in einem späteren
Programme entwickeln. Das Ganze sei bereits vollendet. In der Ein-
leitung zeigt er, dass die griech. Philosophie in Plato und Aristoteles
ihren Höhepunkt erreicht hatte , von da allmählig abnahm , später eines
neuen Lebenskeims bedurfte und der Philosophie durch das Christenthum
ein neues, befruehtendes Leben erwuchs, welches bei der völligen Um-
gestaltung aller Verhältnisse an die christliche Lehre anschliessend , that-
säcbiich aber einen feindlichen Gegensatz bildend, die Gnosis erzeugte.
Die vielfachen Versuche, in ihre Lehren Einheit zu bringen, wie nament-
lich Bauer mittelst dea Heiden - , Juden - und Christentums erstrebte,
führten dadurch, dass man die Philosophie zu Grunde legte und vom
C bristen thume beliebig annahm, was man wollte, statt es als ein gegebe-
nes, positives Princip zu nehmen, zu verschiedenen gnostischen Syste-
men, welche der eigentlich christlichen Gnosis gegenüber eine falsche
bildeten und durch ihre philosophischen. Abwege eine verkehrte Grund-
lage zur Folge hatten. Es würde den Ref. zu weit fuhren, wenn er
selbst nur in der verschiedenen Begriffserklänmg und in den oft willkür-
lich eingeführten Merkmalen des Begriffes „Gnosis" die Ursache jener
Abwege bezeichnen und auch dem Verf. nachweisen wollte , dass er sich
auf keinen ganz sicheren Boden gestellt und feste Grundsätze für seine
Darstellungen nicht entwickelt hat. Worin das Wesen der wahren Gno-
sis besteht, hat wohl Clemens, ausgerüstet mit gründlichen Kenntnissen
in der alten Philosophie und den Lehren des Christen thums, mit den
Prineipien der Gnostiker und mit grossem Scharfsinne, geahnet, aber
picht umfassend durchgeführt. Der Verf. wählte ihn zum Freunde in
Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 217
Mussestunden und will eine vielleicht noch nicht völlig gereifte Fracht
für die Oeffentlichkeit pflocken, daher die Gnosis dieses Manne« theore-
tisch nnd praktisch begründen und dessen wissenschaftliches und ethisch
höchstes Ideal entwickeln. Weil ans der verkehrten Ansicht über das
Yerhältniss zwischen Geist und Materie oder Gott und dieser die meisten
gnostischen Irrthümer sich entwickelten und in dem Gegensatze zwischen
beiden alle Systeme zusammentreffen, so schickt der Verf. eine kurze
Darstellung desselben voraus und berauht sich, die Ansiebt von Clemens
unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Vorgänger zu entwickeln.
Dieser, keineswegs kurzen, sondern oft weitschweifigen, wahrscheinlich
aus verschiedenen Vortragen oder Schriften entnommenen Mittheilung der
Ansichten über Gott und Materie folgt sodann in nicht selten diffusere«
Vortrage das Verhaltniss zur griechischen Philosophie, wofür der Verf.,
jedoch nicht aus eigenen Entwickelungen , sondern fremden Durchfüh-
rungen , als Resultat ableitet : 1) Die griechische Philosophie sei nicht zu
verwerfen wegen ihres inneren Werthes, da sie wenigstens Theile der
Wahrheit habe; 2) sie sei, wie den Juden das Gesetz, den Heiden gege-
ben , wodurch sie vor Christus ihr Heil finden sollten ; dieselbe besitze
einen propädeutischen Charakter; 3) auch für das Christenthom selbst
habe sie hohe, wissenschaftliche Bedeutung, vorzuglich aus zwei Grün-
den, einmaf^m die subjeetive Ueberzeugung zu befestigen (als positive
Seite) , daniTtn* den Feinden entgegentreten zu können (als negative
Seite); 4) ihr Werth sei aber nur ein relativer, bedingter; sie müsse zu*
ruckgefuhrt werden auf den Logos, in dem sie den Brennpunkt aller
Wahrheit, ihre Vollendung finde. Hierfür sagte Clemens bekanntlich s
„Die Wissenschaft, welche der Ruhe in Christus vorangeht, übt den
Geist, weckt den Wissenstrieb, schärft den Verstand zum Forschen durch
die wahre Philosophie , die wir erhalten haben von der Wahrheit selbst.**
Stellt man diese Resultate mit dem Entwicklungsgänge des Verf. zusam-
men, so passen sie nicht zu den Entwickelungen der Nebenideen de«
Hauptgedankens und ersieht man offenbar, dass verschiedene Quellen be-
nutzt sind, wogegen gar nichts einzuwenden ist, dass aber diese Quellen
nicht durch Selbststudien gehörig verarbeitet , nach dem Hauptprincipe
nicht geordnet und nach den Nebenideen nicht eonsequent dargestellt
sind. Wie der Verf. auch sonst bald vorwärts, bald rückwärts geht, die
Nebenideen in Folge der inconsequenten Beziehung der Merkmale der jede
Nebenidee beherrschenden und auf den Hauptgedanken reenrrirenden Be-
griffe und ihrer Charaktere zu oft mit einander vermengt und den auf-
merksamen Leser selten in die eigenen Entwickelungen , sondern meistens
in die der Quellen schauen lässt, nach welchen er sich gar oft etwas
steif bewegt, wie er seine Quellen benutzt und versteht, wie er die an-
geführten Stellen des Clemens übersetzt, wie er die Widerspruche, wel-
che in seinem Verhältnisse zur Philosophie sich zu finden scheinen, zu
losen sucht , davon Belege anzuführen verbietet uns der durch die Natur
dieser Blätter verstattete Raum.
Neubürg. Die erledigte Lehrstelle der I. Classe an der latein.
Schule erhielt Cand. Geringer; bis zu seiner Ankunft an\ fc % ^*Vst* -**st-
818 Scfarir und UorvemtäUnacbdcbteu,
Mb Präf. Makr die Cl. Den wagen geschwächter Gesundheit beurlaub-
ten Gymn.-Prof. 0. heckner ersetzte QerUnger in III., worauf Maier wie-
der die Classe an der latein. Schale äbernabm. Der bisherige Rector n.
Semiaardir« Priest. Strobel (1834 — 37 Präfect, von da Director) wnrde
in Rnbestand versetzt and an seine Stelle der Stadtpfarrer in Mindelheim
Pr. Timm (früher Prof. am alten Gymn. in Manchen) ernannt. Mit der
8tndienanstalt steht, den Zwecke and Locale nach , das konigL Erzie-
hungsinstitut in engster Verbindung. Ja es wurden am Anfange 4ec
Schuljahres 90 Zöglinge aufgenommen. Die Musikpräfecteustelle erhielt
Priest. Haas. Aufsicht und Rcpetitionen der 2 höheren Vorbereitungs-
classen besorgten die Präfecte Maier und Strassmayer. ^— Das Programm,
%i SS. rassend mit einer Figurentafel : „Die normal enteckten regulären
Polyeder" fertigte Prof. Scheidler* Da die Darstellung selbst auf der
Betrachtung der Pyramiden von regulären Grundflächen oder regulären
Polyeder beruht, welche der Vf. in einem früheren Progr. v. 1839 behan-
delt hat, so stellt er in den Anfangsparagraphen die nöthigsten Sätze und
Formeln für beide Körperarten voran. Die prismatischen und pyramidal
lischen Korper verlieren bekanntlich häufig ihre Ecken , was in der Mi*
neralogie von Gewicht ist; dieses nennt man „entecken", welches ent-
weder an allen Ecken gieichmässig oder nur theilweise and ungleichförmig
geschieht, in welchem Falle der Körper „verstummessyjiijliilirt" heisst,
wofür der Verf. jenes deutsche Wort gebraueben konnte^: Ar beschränkt
seine Entwickelung auf die gleichförmige oder normale Enteck ung der
mutilirten regulären Polyeder und spricht ihre mathem. Eigenschaften in
allgemeinen Gesetzen aus, was nicht immer mit Kurze und Eleganz des
Ausdruckes geschehen konnte , wovon der Grund allein in der Natur der
Sache liegt. Gewöhnliche goniometrische Formeln nnd Rechnungen mit
Wurzelgrössen liegen der Untersuchung zum Grunde. Die gewonnenen
Resultate sind für bequeme, praktische Benutzung in übersichtlicher und
geordneter Zusammenstellung vorgelegt. In §. 2 nennt der Verf. eine
Pyramide mit gleichen Seiten und gleichen Grundkanten regulär , mithin
mnsste jede senkrechte Pyramide von regulärer Grundfläche darunter
verstanden sein, was aber in sofern unstatthaft ist, als die Pyramide,
wenn kein Tetraeder, ein unregelmässiger Körper ist und die Regelmäs-
sigkeit nicht in der Unregelmässigkeit liegen kann. Die Congroenz der
Seitenflächen und Gleichheit der Seitenkanten (nicht Seitenhöhen kann
gesagt werden) und Scheitelkantenwinkel gebort zu den Merkmalen von
senkrechten Pyramiden , deren Grundflächen reguläre Figuren sind, d|e
hierfür ausgesprochenen Wahrheiten verstehen sich daher von selbst«
Aehnlich verhält es sich mit der auf der Mitte (dem Schwerpunkte) der
Grundfläche stehenden Höhe. Für solche inseitige Pyramiden theilt der
Verf. für die Seitenhöhe und Seitenkante, für Apothem und Höhe der
Pyramide, für die verschiedenen Winkel, Differenz und Summe der Sei-
tenflächen und der Grundfläche nebst Inhalt derselben die bekannten For-
meln mit, welche jedoch mancher Vereinfachung fähig sind. Statt des
180 180
schleppenden Bruches — od. konnte doch eine einfache Bezeich-
m n
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 319
nnng oder statt 180° besser * gewählt werden, wodurch die Formeln
schon ein viel bequemere« Aenssere erhalten hatten. In $. 4 nennt
der Verfasser jeden von ebenen Flachen begränzten Korper, an wel-
chem eine prismatische oder pyramidale Gestalt entweder nicht gefunden
oder nicht berücksichtigt werde, ein Polyeder, welches regulär heisee,
wenn die Flachen congruent und regulär nnd die Flächenwinkel gleich
sind. Im 1. Theile dieser Erklärung Hegt in sofern ein Missstand, als
der Begriff „Polyeder" (noXvtdQog) jedem vieleckigen Korper ankommt)
wozu alle prismatischen and pyramidalischen Körper natürlich gehören.
Da nun jedes reguläre Polyeder ein von conseqnenten regulären Figuren
eingeschlossener Körper ist» so versteht sich von selbst, dass, wenn ein«
Fläche ein neck , auch jede andere es ist , dass alle Kanten und Kanten»
wtnkel gleich sind, dass alle Ecken regulär und congruent sind u. dergU
Besonderer Erwähnung bedürfen daher diese Wahrheiten darum nicht,
weil sie als Merkmale im Wesen des Körpers liegen. In $. ö theilt er
für Berechnung der vorzuglichsten Grossen (aber nicht deren Verhältnisse,
wie er sagt) eines regulären Polyeders wegen Anzahl der Kanten, Ecken
nnd Flächen, wegen Kanten- und Flächen winkel und anderer entschei-
denden Grossen die entsprechenden Formeln , welche in jedem guten Un-
terrichte entwickelt werden müssen , ziemlich umständlich mit. Manche
derselben lassen sich wieder vereinfachen und bequemer darstellen , wor-
auf der Verf. mehr Aufmerksamkeit verwenden musste. Indem er In
§. 6 für die Anzahl der Flächen des regulären Polyeders die Zahlen 3, 4
nnd 5 setzt, erhält er die besondere Flächenzahl für das Tetraeder , Ok-
taeder u. s. w. nnd die in §. 5 allgemein bestimmten Grossen für die fönf
regelmässigen Korper, welche er in einer Tabelle zusammenstellt und for-
den bequemeren Gebrauch die Werthe der in den Formeln enthaltenen
Wurzelgrossen in sechsstelligen Decimalbtüehen berechnet, die in spate-
ren Formeln Anwendung finden. In §. 7 geht er zum eigentlichen Ge-
genstande über; in §. 8 setzt er die erforderlichen Erklärungen fort und
in §* 9 beginnt die Entwickelung der Formeln für die normal enteckten
regulären Polyeder, wofür die aufgestellten Formeln Anwendung finden,
welche die früher berührten Unbequemlichkeiten enthalten, aber doch
mittelst der besonderen Resultate einiges Auffallende darbieten, welches der
Vf. in §. 19 als Schluss mittheilt und das Interessante enthält, dass die
mathematische Entwickelung die mechanische Behandlung der Grundgestat-
ten rechtfertigt. Die Mittheilung der Formeln und der aus ihnen sieh
ergebenden Resultate gestattet der Raum nicht. Das Verdienstliche der
Arbeit ergiebt sich übrigens von selbst, obgleich sie nicht viel Neues und
Eigentümliches enthält.
Neustadt a. d. Aisch. Im Sept. 1848 wurde die Fuhrung des Snb-
reclorats der latein. Schule dem Pf. Huscher , die Lehrstelle für III. und
IV. dem Cand. Biel übertragen. Der Verweser Meyer ging an das prot.
Coli. St. Anna in Augsburg ab. Auf Anregen des Subrect. ertheilte Leh-
rer DuU in allen Classen den arithmet. (nicht matbem. Unterricht, wie
vornehm gesagt ist), wofür Biel 2 latein. u. Auernhamer 2 deutsche Stun-
den übernahm. Zur Feier des Maifestes hielt Huschet eine, dem ftafanto
220 Schul - und Universitatsnachricbten,
beigedruckte Rede , welche eine ,Jreimüthige Erörterung und Widerle-
gung gewisser, die Volksbildung betreffender Irrthümer unserer Tage"
enthält. Als ersten nnd weitverbreiteten /rrthum bezeichnet er die An-
sicht, dass zur Volksbildung nur ein bestimmtes Maass nutzlicher Kennt-
nisse und Fertigkeiten erforderlich sei, wovon im bürgerlichen Leben
unmittelbarer Gebrauch gemacht werden könne, durch deren Verwendung
man das materielle Wohl befördere , also Geld und Gut für sich und An-
dere gewinne ; weswegen man aus den Volks- (nnd höheren) Schulen alle
Lehrzweige zn verbannen, die diesem Nütziichkeitsprincipe nicht dienten,
sondern Zeit und Kraft nutzlos entzögen, und nur technische Lehrzweige
so lehren strebe, indem ein Wort aus dem Munde des Polytechnikers
mehr werth sei, als hundert durch den Mund Gottes gehende Worte, Dass
diese Ansicht weit verbreitet und selbst von der Staatsverwaltung unter-
stützt ist, bedarf keines Beweises. Die Vielköpfigkeit der Gewerbschn-
ien und ihre Bildungs weisen belegen sie. Letztere fugen zu der vielfa-
chen Verbildung des Volkes sehr viele Bausteine bei , was sich schon aus
dem Mangel eines leitenden Unterrichtsprincips ergiebt. Der Redner
deutet weniger hierauf, als auf die formelle und moralische Seite der
Volksbildung bin, und zeigt in wenigen Sätzen, dass diese bei den Grie-
chen allein durchgriff und für unsere Volksbildung die Grundlage bilden
mass. Als zweiten Irrthum bezeichnet er die lächerliche Meinung, dass
die Religion, besonders die christliche, einen nachtheiligen Einfluss auf
Volksbildung übe, die das Volk verdüstere, verknecbte, statt aufzuklären
und zu befreien. Auch hier weist er wieder auf die Griechen und Römer
hin und entkräftigt die verschiedenen Aeusserungen auf eine würdige
Weise« Er begnügt sich mit der Veranschaulichung, wie wahre Religio-
sität das Glück und Wohl der Einzelnen, des Volkes und Staates begrün-
det und fördert, wie Rohheit, Verwilderung, Sittenlosigkeit , Schwäche,
Ohnmacht und Sclaverei das traurige Loos der Völker sein wird , wenn
sie nach dem Rufe so Vieler vom christlichen Glauben sich lossagen. Als
dritten Irrthum berührt er die jetzt so viel besprochene Meinung, die Volks-
bildung sei ein reiner Ausfluss der sogenannten Volksschule, weswegen
ihr der Vorrang und völlig unabhängige Stellung gebühre. Hier weist
der Redner besonders auf die verfehlte Ansicht über die eigentliche Volks-
schule, als nicht in der sogenannten Elementar-, sondern der gelehrten
Schule bestehend , nach , weil gerade der sogenannte Mittelstand in der
letzteren seine Vor - und Ausbildung durch das Leben erbalte, das wahre
Volk ausmache und der gelehrten Schule neben der Kirche und dem
Staate ewig das Verdienst bleibe, das Meiste zur umfassenden Volksbil-
dung beigetragen, sie an und für sich begründet und gefördert zu haben.
Die Elementarschule mit ihren höchstens 12 bis 14jährigen Schülern könne
doch wohl keine Volksbildung erzielen , ohne dadurch jener auch nur das
Mindeste au ihrem Werthe zu entziehen. Möge nur jeder in seinem Be-
rufe , in seinem Wirkungskreise das Seinige thun , dann werde es mit der
wahren Volksbildung bald besser werden. Ueberhaupt spricht der Red-
ner sehr beherzigenswerthe Worte, welche mehr wiegen als viele ge-
lehrt sein sollende Floskeln nnd Redenaarton. [Scbloss folgt.]
Beförderungen Und Bbreftbeseigtaftfa. 221
ALtona. Am Christianeuro wurde die einstweilen durch die übri-
gen Lehrer and Herrn Thurn verwaltete 8telle des verstorbenen Schreib-
und Rechenlehrers Kroymann am 2. Aug. 1849 durch den iura siebenten
Lehrer ernannten Hrn. CU H. Wiese besetzt. Ausser dem Director Dr.
J. H. C. Eggers lehrten die Professoren Dr. Bendixen und Dr. Frandsen
(feierte am 7. Jan. 1850 sein 25jäbr. Amtsjubiläum) , Dr. Brandt*, Dz.
Feldmann , Dr. Andresen, die ordentlichen Lehrer Wiese und Jahn (inter-
imistisch auch mit dem Unterrichte im Zeichnen und Turnen beauftragt),
Gesaoglehrer Cantor Petersen und Lehrer der frani. 8prache Dr. BaU§.
Die Frequenz war Ost. 1850: 111 (11 in I., 15 in IL, 14 in III., 23 in IV.,
19 in V. und 29 in VI.). 2 wurden zur Universität entlassen. Des)
Schulnachrichten Torangestellt ist: Das älteste Drama in Deutsehland od»
die Comodien der Nonne HrotswUha von Gandersheim , übersetzt und er-
läutert Tom Prof. J. Bendixen. Erste Hälfte: Gallicanus, Dolcitius, Cal-
limachus (56 S8. 4.). Die Aufmerksamkeit des Publicums auf eine der
ältesten litterarischen Erscheinungen Deutschlands zu lenken, welche, hier
fast vergessen, im Auslande anerkennende Würdigung erfahren hat, muss
unter allen Umständen als ein verdienstvolles Werk gepriesen werden.
Die Nonne Hrotswitha verdiente aber um so mehr eine solche Auffri-
schung ihres Gedächtnisses, als sie, wenn schon lateinisch schreibend,
dennoch von dem das Zeitalter der grossen sächsischen Kaiser belebenden
Geiste ein vollgültiges Zeugniss ablegt und die Anfange zu den dramati-
schen Erscheinungen des Mittelalters nicht allein, sondern selbst zu dem;
was der grosste Dramatiker des sächsischen Stammes, Shakespeare, ge~
schaffen hat, enthält. Diese Beziehungen hat Hr. Prof. Bendixen eben
sowohl in der Einleitung, wie in den unter den Text gesetzten Anmer-
kungen mit voller Klarheit beleuchtet. Wenn er die auf die entgegen-
gesetzteste Weise beantwortete Frage, ob die Stucke der Gandersheiaer
Sängerin aufgeführt worden oder wenigstens dazu bestimmt gewesen seien,
unentschieden lässt, so zeigt er doch, indem er in den Anmerkungen alle
Stellen, welche für die Bejahung sprechen, sorgfältig bezeichnet, das«
seine Ansicht derselben sich zuneigt , und Ref. glaubt mit Recht. Denn
dem todten Gelehrsamkeit abholden Geiste der Zeit , dem sonst unerklär-
lichen Umstände , warum Hrotswitha nicht lieber zu jeder anderen Form,
als der dramatischen, gegriffen, endlich den aus den Stucken selbst in
entnehmenden Zeugnissen gegenüber erscheinen die aus dem Mangel sce-
nischen Apparates und dergleichen erhobenen Bedenken und Zweifel ali
gering ins Gewicht fallend. Der Hr. Verf. des Programms hat zuerst
drei Stucke in deutscher Uebersetzung wieder gegeben. So lieb es uns
sein wurde , das seltene Original vervielfältigt zu sehen , so halten wir
dennoch das eingeschlagene Verfahren für hinlänglich gerechtfertigt, da
nur so das Werk dem grosseren Publicum zugänglich gemacht werden
konnte, und selbst der dasselbe belebende Geist so deutlicher hervortritt«
Glucklich nennen wir die Wahl des Versmaasses von Hans Sachs und
müssen den von dem Hrn. Verf. aufgewandten Fleiss als durchaus mit
glücklichem Erfolge gekrönt anerkennen« "[A]
282 Schal- and Universitätsnacbrichten,
Bautzen. Von dem dasigen Gymnasium berichten wir, dass von
de« Primanern and Obersecandanern wöchentlich mit den Untersecnnda-
nern , Tertianern und Quartanern eine Stunde Griechisch und eine Stunde
Lateinisch nnter Aufsicht der Lehrer gelesen wird, eine Einrichtung,
welche, von ihrem ersten Anfange an den Fürstenschulen eigenthnmllch,
den sogenannten freien Gymnasien als höchst wohlthätig und zweckmassig
zu empfehlen ist. Jeden ersten Freitag im Monat werden von 7— 8 für
je zwei combinirte Classen Erbaaungsstunden gehalten. In dem Lehrer-
collegium sind keine Veränderungen vorgekommen. Die Frequenz sank
von 139 auf 115 (18 in I., 13 in II., 18 in HI., 31 in IV., 20 m V., 15 in
Vf.). Abiturienten waren Ostern 1849: 11, Michaelis desselben J.: 7,
Ostern 1850: 7. Den Ostern 1850 veröffentlichten Scbulnachricbten ist
veraasgeschickt : Dissertaiio de anctoritate Academiae Franco-galUcae in
gramtnaticis caute sequenda , a Chr. T. Dressier , Ph. D., G. Coli. V.,
eonseripta (19 SS. 4.) , eine von tiefen sprachlichen Kenntnissen zeugende
Abhandlang , welche zwar das grosse Verdienst der franzosischen Akade-
mie gerecht würdigt, aber in gründlicher Weise die Fehler, welche ihr
Dictionnaire namentlich in Bezog auf grammatische Regeln and etymolo-
gische Forschungen enthält, and die dringende Notwendigkeit einer dem
Standpunkte der neueren Sprachwissenschaft entsprechenden Revision
nachweist* [ZI.}
Cottbus* Das Friedrich-WUhelm's-Gymaasinm hat während des
Schaljahres 1849 — 50 weder in seinem Lehrplane, noch in seinem Leh-
rercolleginm eine wesentliche Veränderung erfahren. Die Schalerzahl
betrag 171 (13 in I., 27 in II., 43 in III., 49 in IV., 39 in V.). Zar
Universität worden 8 entlassen. Die den Schulnachrichten vorausgehende
Abhandlang des Subr. Dr. KUx: Erklärung der mosaischen Schöpfungsge-
schichte für den Standpunkt der Schule* Ein methodologischer Fersueh
(16 SS. 4.) geht von dem Grandsatze aas, dass für den Religionsantec^
rieht dem Gymnasialprincip historischer Bildung entsprechend Bekannt*
Schaft mit den geschichtlichen Urkunden des Christenthams and der Kirche
das hauptsächlichste Ziel sein müsse , knöpft daran die leider durch and
durch berechtigte Klage , wie namentlich das alte Testament immer mehr
and mehr vernachlässigt and vergessen worden sei, and findet darin eine
Aufforderung, der Erklärung desselben wieder die Aufmerksamkeit zuzu-
wenden. Finden wir auch durch den vorangestellten Grundsatz ans nicht
befriedigt — denn die Gymnasien müssen die gottliche Offenbarung ala
in allen seinen Theilen barmoairendee Ganze , als das vollkommenste and
lückenloseste System der Weisheit and Erkenntnis« zar Anschauung brin-
gen und neben der Erklärung der einzelnen Bacher des A. and N. T. ist
desshalb ein zusammenhangender Vortrag der Glaubens - and Sittenlehre
ein unabweisbares Bedurfniss — , so erkennen wir doch das Uebrige als
vollkommen berechtigt an. Dass zum Beweise , auf welche Weise and
mit welcher Pracht die Erklärung des A. T. in der Schule betrieben wer-
den könne, der Hr. Verf. die Schopfungsgeschichte wählte, ist am so
mehr anzuerkennen, als sich gerade an dieser die oberflächliche Abspre-
cherei am meisten versandigt hat, indem sie dieselbe zam Aasgange der
Beförderungen nnd Khrenbezeigftngefu 2SS
veiscbiedenartigsten Angriffe aof die göttliche Auctorität der Bibel miss-
brauchte, weil sie in die Tiefe derselben eimudringen unfähig war. Wir
können nicht anders sagen, als dass die Art nnd Weise, wie der Herr
Verf. die unendliche Tiefe der Schopfungsurkunde an das Licht herver-
zieht , auf nns einen ganz befriedigenden und erbauenden Eindruck her-
vorgebracht hat und dass wir deshalb seiner Schrift recht viele aufmerk-
same Leser wünschen. Um der Sache willen hatte er nach unserer Mei-
nung auf die Ergebnisse der Naturforschung weiter eingehen sollen , om
die so weit verbreitete Meinung, als widersprachen sie der Schrift, zurück-
zuweisen. Um so wiinscbenswerther erscheint nns diess, als gerade die ober-
flächliche Naturforschung oder die oberfläch I. Kenntniss u. Auffassung der
durch die wahre zn Tage geforderten Resultate am meisten sich mit jener
ungereimten Behauptung spreizt und dieselbe leider den Ohren der Schaler
kaum fern bleiben können. Was die Popularität der Darstellung anbetrifft,
so haben wir allerdings nichts gefunden, was sich nicht den Schulern klar
verständlich machen Hesse, wohl aber mancherlei, was- erst eine umständliche
Erörterung nothig macht, wie S. 4 Materie, Hyle, Hylozoismns, Dualisrons.
Doch wir sehen davon am so lieber ab , als es ja des Hrn. Verf. Absicht
nur sein konnte zu zeigen, was man aus nnd an der Schopfungsurkunde
für den Schaler , nicht wie man es gewinnen solle und könne. Pur das
Ganze bringen wir ihm freudig unseren herzlichsten Dank. [D.]
Leipzig* An der Nicolai schule ist versuchsweise vorläufig
auf zwei Jahre ein französischer Semestralcnrras von 6 Stunden in Quinta,
auch ein anderthalbjähriger des Englischen für Primaner nnd Seenndaner
(vergl. das Programm von 1849) eingerichtet worden. In dem Progr.
wird feierlich dagegen protestirt , dass die Verbesserungspläne der Neue-
rer nnd Majoritätsbeschlüsse dabei dem Rector nnd seinem Colleginnt
irgendwie imponirt hätten, was wahrscheinlich daraufgeht, dass auf der
Gymnasiallehrer- Versammlung zn Meissen die Notwendigkeit, im Fran-
zösischen den Elementarunterricht mit einer grosseren Stundenzahl zu
beginnen, und der fakultativen Zulassung des Englischen in den oberen
Classen von der Majorität anerkannt worden war. Freilich aber haben
die im Programme angegebenen Grunde: Anerkennung der wissenschaft-
lichen Bedurfnisse derjenigen Schuler, welche sich aber ihren künftigen
Lebensberuf noch nicht entschieden, und der nichtstudirenden für ihr
praktisches Leben, die Majorität in Meissen geleitet und soll demnach
jene Protestation wohl sagen , dass man Weiteres von dem , was dort
besprochen und beschlossen worden sei , nicht annehmen werde. Indess
bleibt doch die Hoffnung , dass man sich auch gegen Anderes , wenn man
sich von dem Nutzen überzeugt, nicht sperren werde. Nach dem Ab-
gange des Gymnasiallehrers Dr. Klee (Rectors an der Kreuzschnle zn
Dresden) sind der Dr. Ereuader in die fünfte, der erste Adjunct Dr.
Fritzsche in die sechste Gymnasiallehrer-, der bisherige ausserordentliche
Adjunct Dr. Tittmann aber in die erste Adjunctenstelle eingeruckt. Da
der Privatdocent an der Universität Dr. Kerndt seinen in den unteren
Classen ertheilten naturwissenschaftl. Unterricht mit Ende März 1850 auf-
gab , so trat an seine Stelle der Katechet zu St. Petri and Observator an
224 8d»l- und Universitatsnachrichten o. s. w.
der Rathsbibliothek Dr. A. Schütz ein. Die Schalerzahl war Ostern
1819: 136, Ostern 1860: 150. 16 Abiturienten wurden zur Universität
entlassen. Die S. 13 der Schulnachrichten ausgesprochene Klage, dass
sich wieder so Viele von auswärts tum Mataritätsexamen gemeldet hätten,
deren allgemeine Vorbildung nur auf einem abgekürzten Privatstudium be-
ruhe , kann nach des Ref. Dafürhalten am besten beseitigt werden , wenn
die durch das Abiturientengesetz gestellten Forderungen mit aller 8trenge
und Consequenz bei der Zulassung, den Prüfungen und bei Ertheilong
der Zeugnisse aufrecht erhalten werden* Dem Programme ist diessmal
keine wissenschaftliche Abhandlung beigegeben, sondern ein Gedicht,
welches der Rector Prof. Dr. Nobbe bei der in der Schale am 28. Aug.
1849 veranstalteten Goethefeier vorgetragen hat« Wir enthalten ans
über dasselbe jedes Urtheils. [D.]
Zeitz. An dem Stiftsgymnasium wurde an KiessUng'a 8telle durch
Patent vom 26. Nov. 1849 der vorherige Prorector Kahnt zum Rector
ernannt und trat am 7. Jan. 1850 dieses Amt an. Das Lehrercolleginm
bestand ausser ihm aas dem Oberlehrer Dr. Grebel (Mathem.), Conrector
Fekmer, Subrector Dr. Hocke, den Oberlehrern Peter, Dr. Feidkmgel u.
Dr. Rinne, dem Cantor Klose und dem Candidaten Strubel. Der Rector
•tarb Jedoch kurz nach Aasgabe des Programms am 10. April d. Jahres
(s. Zeitschr. für das Gymnasialwesen 1850, S. 448) und niannt Ref. hier
Gelegenheit, dem um ihn vielfach verdienten Lehrer wehmfitbig seinen
Dank in das Grab nachzurufen. Die Schulerzahl betrog 85 (9 in 1., 17
in II., 16 in HL, 8 in IV., 20 in V., 15 in VI.). Michaelis 1849 wurden
7, Ostern 1850 2 als reif zur Universität entlassen. Den 8chalnachricb*
ten hat der Oberlehrer Peter das Fragment eines Glossarium latinum vor-
ausgeschickt, welches er, damit beschäftigt, die seit Muller's Tode nicht
weiter beachteten handschriftlichen Schatze der Zeitzer Stiftsbibliothek
von Neuem zo mustern and das Werthvolle daraas zu veröffentlichen , zu-
fällig auffand. Die Anfangs gehegte Meinung, dass dasselbe ein Theil
des Codex sei, aas dem Fickert im Pfortner Programm 1843 and Hilde-
brand (Programm Dortmund 1845) Fragmente herausgegeben, erwies
sich bei der Vergleichung mit den Pfortner Fragmenten als unmöglich.
Der Codex ist nach dem Hrn. Verf. aas dem Anfange des 12. Jahrb.,
zwar deutlich und schön geschrieben, enthalt jedoch eine grosse Menge
von Fehlern nicht allein in den Citaten, sondern auch in den Glossen
selbst. Den Nutzen, welchen die Glossarien alle haben, über die Sprach-
studien des angehenden Mittelalters Auskunft zu geben und über ältere
Grammatiker und Schriftsteller JLicht zu verbreiten, gewährt indess auch
dieses und der Hr. Herausgeber hat durch die mit bewundernswerter
Sorgfalt und Gelehrsamkeit geschriebenen Anmerkungen diesen Nutzen
nicht allein deutlich gemacht, sondern auch wesentlich erhobt. [/>.]
Neue
JAHRBOGHER
für
Philologie und Pädagogik,
oder
Kritische Bibliothek
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ScM- und UnteiTicMswesen.
In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
begründet von
Mt Joh. Christ. Jahn.
Gegenwärtig herausgegeben
TOD
Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig
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Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma.
ZWANZIGSTER J4HBGAI«.
Sechsigster Band. Drittes Heft.
Leipzig, 1850.
Druck und Verlag von B. 6. Teubner.
Kritische Beurtheilungen.
Ausgewählte Reden des Isokrates^ Panegyricus und Areopagi-
/f'ctf*, erklärt von R. Rauchenstein. Leipzig, Weidmännische Buch-
handlung. 1849. (10 Ngr.)
Diese Bearbeitung der genannten Isokrateischen Reden gehört
zu der von den Hrrn. Sanppe und Haupt redigirten Sammlung von
Schulausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller. Der
Unterzeichnete hat mit der Secunda seines Gymnasiums erst die
von Hrn. Ranchenstein bearbeiteten Reden des Lysias gelesen,
dann die des Isokrates vorgenommen , kann also die Versicherung
aussprechen , aus Erfahrung zu urtheilen, wenn er behauptet, dass
der Schule durch Hrn. Rauchenstein ein höchst dankenswerther
Dienst geleistet worden sei. Sprach- und Sachkenntnis» , pädago-
gischer Takt in Auswahl des zu Erkürenden so wie in Fassung
und Form der Anmerkungen ist dem Herausgeber in vorzüglichem
Grade eigen ; in der letzten Beziehung ist namentlich hervorzu-
heben, dass der Schüler durch die Erklärung nicht ohne Weiteres
ohne eigene Thätigkeit zum Verständnisse gebracht, dass ihm
nicht Alles, wie man sagt, mundgerecht gemacht, sondern dass
er zum Denken veranlasst wird. Die sachlichen, namentlich ge-
schichtlichen Bemerkungen sind mehrere Male so gefasst, dass
mit Rücksicht auf einzelne vom Schriftsteller gebrauchte Aus-,
drucke der ganze Sachverhalt und das Verständnis* der ganzen
Stelle, nicht blos des einzelnen Ausdruckes, dem denkenden Schu-
ler klarwerden kann. Vergl. §. 110, 115, 142, 157, 171, 175,
177. Kurz, solche Schulausgaben sind nach des Unterzeich- %
neten Ueberzeugung von grossem Nutzen, unter einer doppelten
Bedingung: 1) dass alle Schüler der Classe dieselbe Ausgabe
haben. Damit aber diess geschehen könne, muss der Pc«i%%* ^~
228 Griechische Litteratar.
ring als möglich sein*); 2) dass die Schüler die Anmerkungen
bei der Präparation gründlich benutzen **). Diess aber hängt na-
türlich ganz und gar vom Lehrer ab. Dem Unterzeichneten ist
es dadurch bei seinen Schülern gelungen , dass er mit Consequenz
daraufsah, dass sie bei der Uebersetzuug sowohl als auch bei der
Erläuterung sich nach der Anmerkung richteten und selbst die
dort gebrauchten Ausdrücke des Heraasgebers anwendeten, fer-
ner dass er sich den Inhalt wichtigerer Anmerkungen angeben
oder auch vorlesen Hess, um diese oder jene Erklärung hinzuzu-
fügen. Durch diese Beach tu ng des vom Herausgeber Gege-
benen von Seiten des Lehrers gewinnt der Schüler Achtung
vor dem Bearbeiter und ein sittliches Moment mehr tritt bei der
Leetüre hervor. Denn in jeder Weise soll die Schule auf Aner-
kennung begründeter Verdienste hinwirken. Unsere Schuljugend
hat in den letzten Jahren noch mehr Stoff und Aufforderung ge-
funden, das ihr eigene absprechende Wesen zu nähren, sich
selbst schon für fertig zu halten und für geeignet, ein Wort mit
reden zu können. Die Schule aber kann mit dagegen wirken,
wenn sie jede Gelegenheit benutzt, den jungen Menschen jedes
Verdienst, wo es in der Geschichte und Wissenschaft hervortritt,
würdigen zu lehren. So auch bei Schulbüchern. Ich kann mir
nichts Verkehrteres denken, als wenn ein Lehrer ein Schulbuch
nur dazu benatzt, um dagegen zu polemisiren oder seine grössere
Weisheit und Gelehrsamkeit an den Tag zu legen. - Damit soll
natürlich nicht gesagt sein , dass der Lehrer einen Irrthum beste-
hen und bei dem Lernenden Eingang finden lasse; aber achtungs-
volle Schonung mass bei einer solchen Berichtigung vorwalten.
Bei der Benutzung der wissenschaftlichen Arbeiten des Hrn.
Rauchenstein nun ist der Lehrer sehr wohl daran. Sie enthal-
ten des Guten, Belehrenden, Fördernden so viel, dass kleine Män-
gel dagegen in den Hintergrund treten. Was dem Unterzeichne-
ten bei der Leetüre des Panegyricus in der Schule der Verbes-
serang und Berichtigung bedürftig erschien, welche Zusätze er
wünsche, soll in dem Folgenden der freundlichen Prüfung des
*) Diess ist der Fall in dieser Sammlung bei Lysias and Isokrates
von Rauchenstein , bei Cicero 's Brutus von Jahn , Cicero 's ausgewählten
Reden von Halm, Piutarch's Biographien von Sintenis. Auch bei Sopho-
kles von Schneidewin konnte es so sein, wenn jedes Stuck allein zu kau-
fen wäre, und nicht, wie in dem ersten Bändchen, zwei Dramen ver-
bunden wären* Es ist für den ärmeren Schuler nicht einerlei, ob er
nach und nach , etwa alle Halbjahre ein Buch sich anschaffen oder so-
gleich auf einmal eine grossere Ausgabe machen soll.
**) Aus diesem Grunde glaubt auch der Unterzeichnete, dass solche
Schulausgaben nur für höhere Classen, Secunda und Prima, anwendbar
sind.
Rauchenstein: Aasgewählte Rede« des Isokrates. 229
von ihm hochgeachteten Gelehrten und Schulmannes anheim ge-
geben werden.
In dem Vorworte spricht der Herausgeber zunächst von den
für Gestaltung des Textes und für die Erklärung benutzten Hülfs-
mitteln, dann über die Bedeutung der beiden Reden für die Schule»
woran sich einige treffliche Worte über das classische Alterthum
reihen. Hierauf folgt die Einleitung, d. h. die allgemeine zu
Isokrates überhaupt; sie verdient im Allgemeinen Beifall, scheint
mir aber im Verhältnisse zu dem Leserkreise, für den diese Aus-
gabe bestimmt ist , zu viel gelehrten Anstrich zu haben , viel mehr
z. B. als die Einleitung zu Lysias. Ist das, was an und für sich
interessant, aber für den nächsten Zweck, streng genommen,
nicht nöthig ist, in Aumerktingen angebracht, wie S. 2 ff., so mag
diess sein ; dann aber hätte solches gelehrtes Beiwerk auch ander*
wärts unter dem Texte angebracht und Im Texte blos das Resul-
tat gegeben werden sollen, z. B. S. 4. Z. 7 v. o., S. 5. Z. 10 v. E. f
S. 14. Z. 2—5 v. o., etwa auch S. 6. Z. 7—6 v. E. und S. 14.
Z. 5—3 v. E.
Dagegen erscheiut mir die Einleitung zum Panegyricus S. 16
bis 20 ganz zweckmässig; nur hätte man nach dem, was S. 17
gesagt wird, erwarten können, dass auch auf des Archiuos Stand-
rede Rücksicht genommen würde. Vergl. van Priusterer proso-
pogr. piaton. p. 137 und namentlich Krüger historisch-philolog.
Studien S. 242 gegen Westermann Gesch. der Bereds. 1.
S. 70, Anm. 6. Ich gehe nun zur Behandlung des Textes über.
§. 3 heis8t es : noXXol tav ngoönoiyöctfiivcw ilvai 6oq>tr
özcov. Vergl. §. 71 : rdv itoksplm' dvvnoötdtav olofiivav tl-
vai) und §. 124: tolg ik&vftBQOis äfciovGw dvai. Hatte darüber
nichts gesagt werden sollen?
§. 8. tTteidi] ö* ol koyoi toiavtrjv 1%ov6l trjv q>v6iv % &6%'
olov Ttlvai nsol tcov avrcov nolka%®q l^ytjöaö^ac xai xdc zs
peydka tanuva noiijöcu xal roig ptxpofg fieye&og xeoifttivai
xzl. Diese vielfach behandelte Stelle hätte meiner Ansicht nach
eine eingehendere Bemerkung erfordert, wobei das von früheren
Erklären! Gegebene mit Auswahl benutzt werden konnte. Das
Citat aus Plinius hätte eine Vergleichung dargeboten. Vielleicht
wäre es das beste, B er n h ar dy's Worte (Griech Litteraturgesch.
1. S. 331) über „die Ergebnisse der sophistischen Prosa u mitzu-
theilen. Dass diese Antithese nicht dem Isokrates augehöre, hat
Sauppe bemerkt in der Recension der neuesten Bearbeitungen des
Isokrates in diesen NJahrbb. Bd. VI. Heft 9. S. 58.
§. 17. tg5 noky tovto. Vergl. §. 73 und §. 75 tolv nokioiv y
§. 139 tolv noUotv äfKpozsQOLV. Nirgends wird über diese Dual-
formen des Artikels und Demonstrativum etwas gesagt, und doch
geht, wie der Unterz. es gesehen, der Schüler leicht über solche
Dinge hinweg. Siehe Hermanu Sauppe 1. c. S. 57 fg. und Gust.
Alb. Sauppe zu Xenoph. Commeutar. p. 91.
230 Griechische Litteratur.
§. 35. kp sxatiQag tijg faslgov. Da ist auf §. 179 ver-
wiesen. Aber auch §. 132 enthält etwas hierher Gehöriges.
Konnte nicht an der ersten Stelle eine alles zusammenfassende Be-
merkung gegeben werden 1
§. 43. Wegen des Textes wünschte ich in der Anmerkung
die Worte IsQOfjLTjvia und lxe%UQia angebracht zu sehen.
§. 44. . . . sKatSQovg $%uv lq> olg q>iXaTt,prft&6iv. In der
Anmerkung heisst es, lq> olg gehe in die Bedeutung einer Ab-
sicht8conjunction über, wie Iva in avtolg; üblicher sei das Futu-
rum. Letzteres ist unbezweifelt , passt aber das Erstere in den
Zusammenhang? Doch Hesse sich auch Iva In avtolg hier sagen,
so kommt doch auch o$ in der Bedeutung der Absicht sehr selten
mit dem Conjunctivus vor (s. Matthiä §. 481), so dass in der von
Krüger zu Bnttmann's Griech. Grammatik §. 143, 1 in Klam-
mem gegebenen Bemerkung nur der Iudicativ des Futurs in die-
ser Bedeutung für attisch erklärt wird. Matthiä §. 527. S. 1218
hat einige andere mehr hierher gehörende Stellen. Als ich noch
in Leipzig lebte, zeigte ich meinem Lehrer Hermann die Stelle
des Isokrates, die mir auffiel, und er gab mir dagegen noch Piu-
tarch. Apophthegm. reg. p. 205, C. und vit. Ciceron. c. 37. —
Ebendaselbst: £nl zrjv Oytxioav ftecDolav. In der Anmer-
kung steht blos : Umschreibung des Objectsgen. Hätte nicht noch
ein oder das andere Beispiel angeführt werden können 1 S. d.
Unterzeichn. zu Demosth. Androt. §. 50, Poppo zu Thucyd. I. 33,
.§. 3 der Gothaischen Ausg. und in Bezug auf das Lateinische Kritz
zu Salust. Üatil. c. 51, §. 11.
§. 51. aTtoomv xa itgög itokepov ctvrqv Inaivüv. Ueber
den doppelten Accusativ bei htaiviiv wünschte man einen Finger-
zeig für die Schüler. Die neueste Bearbeitung des Passow'schen
Wörterbuches giebt Einiges.
§. 61. tcöv vvv Iv Aanedalpovi ßaötAsvovt&v. Es wäre
wohl zweckmässig, den anderen Namen der Königsfamilien in Sparta
in der Anmerk. hinzuzufügen. S. Hermann Griech. Staatsalter-
thümer §. 18, 14. vergl. S. 440.
§. 63. . . . tag %0LQixaq xai tag Imunhlag ävekovtag. Dazu
heisst es s avaioüv vom Wegnehmen eines Steines aus dem Re-
chenbret, also von Beseitigung eines Postens aus der Rechnung.
Warum so künstlich? warum nicht = tollere?
§. 64. äöts — lititattovtzg. Ich will nicht mäkeln an dem
von dem Herausgeber gebrauchten Ausdrucke, dass cpairovrcu
hinzuzudenken (anstatt zu wiederholen) sei, allein über
den Grund dieser Attraction, wie Baiter und Klotz Quaest. critic.
p. 4 sqq. diese Construction nennen, möchte man etwas hören.
Offenbar soll diess Satzgefüge eine gewisse Einheit und Abrtin-
dnng der Ausdrucksweise hervorbringen. Dass nur die von Baiter
verglichene Stelle des isaeus angeführt wird, könnte bei dem
Schüler die Meinung bewirken, dies« seien die einzigen Stellen,
Rauchenstein : Ausgewählte Reden des Isokrates. 231
da doch Klotz 1. c. und Saoppe zu Demosth. Olynth. III. §. 1'
noch andere besprechen.
§. 71. Zu däekq>d könnte aus dem Lateinischen geminas ver-
glichen werden.
§. 76. ov yaQ (oXiy&QOVv xmv HOtwfiv ovo 9 ditikavov pev
wg idlav, ypilow d' mg dkkoxQlav, dkkd xvk. Der Hr. Her-
ausgeber scheint das rhetorische Gepräge dieses <5%rj^cc rrjg ki*
£*og in der Negation ovds namentlich zu finden, da er so die An-
merkung gefasst hat: „Auch nicht etwa genossen sie es als wie
Privateigentum, vernachlässigten es aber wie Fremdes. Diese
Structur, wo die Negation stark hervorzuheben ist, thut beson-
ders treffliche Wirkung in der Fortsetzung durch mehrere Glie-
der." Dann werden zwei bekannte Stellen aus Demosthenes ange-
führt. Allerdings thut die Häufung der Negationen etwas, aber
nicht blos des oi/ds, sondern die auf die durch fihv nnd dh ver-
bundenen Satzglieder in gleicher Weise zu beziehende Negation«
Der Unterzeichnete erlaubt sich auf das zu verweisen, was er in
der Zeitschr. für die Altertumswissenschaft 1846. S. 702 fgg. ge-
sagt hat. Eine Vergleichung lateinischer Stellen wäre auch wohl
zweckmassig gewesen.
§. 81. talg de öwftrjxaig aönsg dväyxccig Ippivtiv cfciovv*
tag. Warum sollen hier dvdyxcti Familienbande bedeute»
und nicht im gewöhnlichen Sinne zu nehmen sein 4 ? Der Plural
des abstractum ist durch övvdrjxctig veranlasst.
§. 91. . . . pLtj . . . . yivTjtat. Lieber den Conjunctiv nachpi)
in der Erzählung ist hier nichts gesagt. Zu §. 96 in einem glei-
chen Falle wird Krnger's Grammatik, die doch nicht in allen Gym-
nasien eingeführt ist, citirt. Zweckmässiger ist zu §. 156 der
Gruud dieser Construction angegeben, wo auch auf §. 159 ver-
wiegen werdeu konnte. Doch noch etwas mochte ich über die
Note zu §. 156 bemerken. Es heisst im Texte: diö xal tovff
"Icovag a&ov hnawtiv, ort toov BfjtnQrjö^ tvtov iepäv iTtrjQaGavw
tl xiveg Ttivrjösiav rj nikw ilg taQ%ala xccTaatrjöai ßovkqfteiePi
ovx dnoQOvvtBg noftiv iitiöxtvuG&Giv , akX iv vTtofLvrjfia —
l). Zu dem Conjunctiv y heisst es: „Dieser und die folgenden
Conjunctivi Praes. nach dem Praeter , um das Bleibende auszu-
drücken, dagegen kurz vorher öftsv kniöxeväöcjöiv , weil nachr
dem gefragt wird, was geschehen sol 1." Ist dadurch der Grund
der Construction erklärt*? Was hilft der deutsche Ausdruck?
Konnte nicht auch nach dem Praeteritum der Optativ gesetzt wer-
den und konnte der Schüler diesen nicht auch durch solle*
übersetzen*?
§. 107. rag xkr]QOv%tag. Die Bemerkung darüber, die aus
Hermann Griech. Staatsalterth. §. 117, 8 entnommen zu sein
scheint, giebt den Grund nicht an, den doch Hermann hinzufügt,
warum diese Kleruchieu Athen so verhasst machten , wiewohl die-
ser Staat nicht allein so handelte. Das Land, wohin aie entsendet
252 Griechische Litteratur.
wurden , war erobertes. Traf ein solches Geschick Barbaren , so
fand man es nicht tadelnswerth; anders verhielt es sich mit Grund
und Boden, der Griechen angehört hatte. Siehe Böckh Staats-
haushalte der Athener I. 455 fgg. — Ebendaselbst: i%° v '
%sg yocQ xcöqccv xtk. Hierzu ist Angabe des Flächeninhaltes und
der Bevölkerung Attika's nothwendig. S. Böckh 1. c. I. 34 fgg.
und Zurapt über den Stand der Bevölkerung und die Volksver-
mehrung im Alterthuroe S. 4. Der Lehrer hat es dabei in seiner
Hand , über die Dichtheit der Bevölkerung alter und neuer Zeit
Vergleichung anzustellen. So etwas scheint mir sehr wünschena-
werth.
§. 111. yQovvto öl rmv Etkdt&v ivlotg dovXsveiv. Die
von Sauppe gebilligte Lesart des Urbinas ivl statt ivtoig % so dass
Lysander als pö#a£ verstanden werde, hat etwas für sich,
aber auch die Vulgata, da, wenn auch durch rednerische Uebcr-
treihung, wie sie in dem Panegyrikus öfter vorkommt, das Un-
würdige so mehr hervortritt. Doch stimme ich Hrn. Rauchen-
Btein's Erklärung nicht bei, dass der Redner so spreche, weil im
Gefolge der Harmosten und Spartaner auch Heloten gewesen seien,
denen die Dekaduchen schmeichelu mussten. Konnten nicht auch
unter den Harmosten Emporkömmlinge sein, die aus niedrigem
Stande sich zu Macht und Einfluss erhoben? Wie war es z. B.
in Frankreich zu Napoleon's Zeit? Aber auch wenn nur Lysan-
der gemeint wäre, konnte in rednerischer Exaggeration der Flu*
ral stehen. S. Matthiä §. 293. Dass aber Isokrates nicht allein
so spreche, lässt sich beweisen. Bei Xenophon Hellen. III. c. 5.
§. 12 heisst es in der Rede, welche Abgesandte der Thebaner zu
Athen halten, unter Anderem: KoQiv&tovg dl xal 'AQxddag xa\
*A%aiovg xl qpcSfia;, ot iv plv tS iiqoq Vfiag itoXk(i(p pdXa Xiita-
Qovpevoi vn 9 h*üvcov ndvxcov xai noveav xal xivdvvav xal tov
iccnavrjudTttV {istHxov ) insl d' $XQa£av a ißovXovxo ot Aaxh-
iatpovioi, nolag rj aQ%ijg rj xipirjg i} nol&v XQrjfidtmv (tsxadsdcS-
xaötv avxolg ; dXXd tovg plv slXmxag aQgJioötdg d&ovöi xct&e-
6xdvai xxX. Vergl. überhaupt Hermann Griech. Staatsalter-
thöraer §. 48.
§. 113. slz ovx al6%vvovrcu, xxX. üeber diese Satzform,
die dem Unterz. in der Zeitschr. f. die Alterthumsw. 1848. S. 605
ungewöhnlich erschien, wäre wohl auch eine kurze Bemerkung
zweckmässig.
§. 140. 1% xovxov — Ig wv. Ueber diese Aasdrucksweise,
bei welcher die Wiederholung der Präposition bei dem Relativum
nach einem Demonstrativ durch die Attraction angenommen zu
werden pflegt, hat Friedrich Franke in den Actis societatis grae-
cae II. p. 30 sqq. mit grossem Scharfsinne gesprochen.
§. 144. Nicht Drakon eroberte, wie es in der Anmerkung
heisst, Ataraeus, sondern Derkyllidas. Xenoph. Hell. III. 1, 8 ff.
Ferner ist, wiewohl der Text die Sache klar machen kann , die
Raochenstein : Aasgewählte Reden des Isokrates. 235
Fassung der Anmerkung zweideutig: „Drakon eroberte Atarnena
gegenüber Mitylene", wo wenigstens ein Komma nach „Atarnciis"
oder „Mitylene gegenüber" zu wünschen wäre.
§. 151. 6(xcckc5g . . . ovis xoivcog ovds itofatixcüg ovdsnci-
nox tßlcoöav. Man findet hierüber nichts gesagt. Demos th.
Androtion. §. 4: ovxog änkovv fisv ovds dtxaiov ovöiv Sv slnslv
?%oe. Der LJnterz. hatte in seiner Ausgabe dazu bemerkt: „ovda
in enuntiatione negativa copulae xat vice fungi recte monet Schae-
fer u und im Index p. 157 die Stelle aus Isokrates verglichen.
Richtiger hätte es geheissen, die Hauptnegation des Satzes wirke
zurück auf das erste Wort (bei Isokrates opakcdg, bei Demosth.
änkovv). Siehe Schäfer ad Demosth. p. 404, 6; 652, 12, and
die neue Auflage von Passow's Handwörterbuch der griechischen
Sprache 11. S. 576.
§. 154. Kovova . . . ItiI &avctt(p övkkaßelv hokfitjöav. Will
Isokrates damit sagen , dass Konon getödtet worden sei? Noth-
wendig liegt es in den Worten nicht, bekanntlich aber gab es im
Alterthume eine solche Ansicht. S. Clinton, fasti Hellen, edit.
Krueger. p. 109 und Nipperdey zu Cornel. Nepos S. 71 der Aus*
gäbe in dieser Sammlung.
§. 156. xmv £(MQ7]6frsvT&v tsgSv . . tl xivsg mvyöstav. In
der angeführten Recension S. 59 citirt Sauppe Plat. Civit. IV.
p. 445, E : ovxe yao äv nkstovg ovzs tlg syytvofisvog xivrjöusv
äv %<ov a^lanv Xoyov vopuov xijg noksag, wo auch einige Hand-
schriften und Herausgeber xiva oder xi einschieben wollen. Da
die platonische Stelle verständlich ist, hätte sie können hier ver-
glichen werden.
§. 158. Das Citat aus dem Epitaphios des Gorgias sollte doch
vollständig sein; so wie es Hr. R. anführt, weiss der Schüler
nicht, woher das Participium komme.
§. 159 über die Würdigung Homer's von Seiten Athens 8.
Hermann gottesdienstl. Alterth. §. 54, 22 und 23.
§. 174. . . xov iv&evds xoltpov tlg ttjv ijnsioov öioqiov^v.
Hr. R. erklärt öloqi^uv ganz richtig und vergleicht diaßakkuv,
ÖLaßißd&LV. Das letztere versteht der Schüler, das erstere ge-
wiss ohne Zusatz , ohne Beispiel, nicht, er müsste denn bei der
Präparation das Lexikon, z. B. das Passow'sche, nachschlagen und
da Redensarten, wie öiaßdkksiv viag, ig ti]V t XeQQOvrjöov aus
Herodot und Aehnliches finden. Auf jeden Fall wäre es zweck-
mässig, andere Beweise dieser Bedeutung von diogl&iv zu geben,
wie sie das erwähnte Lexikon darbietet.
§. 180. Iv xolg xotvolg rcov UqcSv. S.Krüger historisch-
philologische Studien S. 123. Sauppe in der erwähnten Recen-
sion S. 57.
§. 182 r dscogia. Die Erklärung ist hier anders als zu Areo-
P a 6* § 53, worauf verwiesen ist, während an der letzteren Stelle,
auf die «rate nicht Bezug genommen wird. Die &bcöqIcu der ersten,
234 Lateinische Litteratur.
Art hätten nach meiner Ansicht etwas genauer besprochen werden
können nach Hermann gottesdienstl. Aiterth. §. 31, 16.
§. 184. xovg (iij itavxditaöiv dvdvdg&g diccxEitisvovg dXXcc
[iBTQtcog tovtfp reo itgdyaaxi %ga{ievovg. Ich halte auch die
Erklärung Koray's allein für richtig : xovg prj navxditaöiv avev
dvÖQlag övxccg y dXXd {lexgtayg xovxg> tg5 rtgaypaxi (xy dvdglöc)
XQ&ptvovg, oder wie in der von Baker besorgten Didot'schen
Ausgabe des Isokrates übersetzt ist: Quibus vero invidere par est
homines non prorsus effeminatos, sed raodica saltem virtute prae-
ditos'* Aber wie Hr. R. {letgicag erklärt „bis zum rechten Maasse,
gehörig", kann ich nicht billigen. Denn der Gegensatz ist nicht
richtig; den (xr} navxditaöi dvdvdg&g diaxei{ievot,g stehen
die (vel) mediocriter fortes, aber nicht die „im rechten Maasse"
tapferen entgegen. So heisst es auch in der von Koray angeführ-
ten Stelle aus Archidam. §. 7, die ich der Schüler wegen beibe-
halten wünschte: xolg pr} kiav dvdvdg&g ÖLaxet^evoig^ dXkd xal
xazd {tixgov dgerrjg dvxiitoiovfiivoig.
Scheinen dem verdienstvollen Hrn. Herausgeber die vorste-
henden , blos für das Bedürfnis« der Schule berechneten Bemer-
kungen der Beachtung nicht unwerth, so stehen ihm später etwaige
ähnliche zu dem Areopagiticus auf diesem oder jenem Wege zu
Diensten.
Eigenach. K. H. Funkhaenel.
T. Macci Plauti comoediae. Ex recensione et cum apparatu critico
Friderici RitscheUL Accedunt prolegomena de ratio nibus criticis
grammaticis prosodiacis metricis emendatiouis PJaatinae. Tomas I.
Prolegomena Trinummum Militem gloriosum Bacchides complec-
tens. Bonnae H. B. Kocnig snmptus fecit a. 1848. 1849. Londini
Williams et Norgate venumdant. CCCXLVII und 148, XXXII
u. 224, XIV u. 155 S.
Erster Artikel.
Im Augustheft der allgemeinen Literaturzeitung von 1834,
N. 144 kündigte Ritschi dem philologischen Publicum an, dass
„binnen kurzem der erste Theil einer critischen Gesamtausgabe
des Plautus" von ihm erscheinen würde. Diesem ersten Theil
der Gesamtausgabe fand er aber für gut vorerst in dem darauf
folgenden Jahre eine Vorarbeit vorauszuschicken, nemlich eine
Specialausgabe der Bacchides (Halle 1835), deren alleiniger Zweck
der war, durch die dem Text beigefügte Variantenzusammen-
stellung einen handgreiflichen Beleg für die Richtigkeit der in der
etwa gleichzeitigen Abhandlung „über die Critik des Plautus"
(Rhein. Museum für Philologie von Welcker und Näke. IV.
Ritschi: T. Macci Plaati conoediae. 23fr
S. 153—216. 485—570) entwickelten Resultate über den Wertb
oder Unwerth der Handschriften und alten Ausgaben zu liefern.'
Jene auf dem Wege rein historischer Forschung gewonnenen Re-
sultate waren im wesentlichen die, dass unter samt liehen bekann-
ten Handschriften (der Ambrosianische Palimpsest in Mailand war
damals noch unerforscht) allein die beiden Palatini des Camera*
rius (mit denen der später in der Vatikanischen Bibliothek in
Rom wieder aufgefundne codex Ursinianus auf gleicher Linie steht)
die einzige echte und unverfälschte Quelle des Piaatinischen Tex-
tes wären, alle übrigen vorhandnen Handschriften des ganzen
Plautus dagegen so wie die ältesten Drucke einen vielfach inter-
polierten Text böten und deswegen für die Critik nur eine sehr
untergeordnete Bedeutung hätten. Auf diesen Grundlagen fus~
send, also der Auctorität der Palatini die gebührende Rechnung
tragend hatte nun auch Ritschi bereits ein System der metrisch-
pro*odischcn Gesetze des Plautinischen Versbaus entworfen und
danach die Emendation des Textes in seiner beabsichtigten Ge-
samtausgabe vorzunehmen gedacht, ein System welches von der
allgemeinen Ansicht ausgehend „dass die Entwicklung des formel-
len Theils der lateinischen Poesie einen Stufengang aufzeigte von
der Roheit des Saturnischeu Versbaus durch eine mittlere Pe-
riode des Ringens, welche eben die Plautinische wäre, bis zu der
durchgebildeten Reife der graecisierenden Blütezeit" im einzelnen
die Licenzen und Eigentümlichkeiten der Plautinischen Vers-
kunst innerhalb bestirnter Grenzen festzustellen suchte, und wel-
ches seiner Versicherung zufolge „ohne geradezu unglaubliche«
zu vertheidigen, doch nicht in ofnem und feindseligem Wider-
spruch mit den Handschriften stand." Dieses auf durchaus ratio-
nellem und methodischem Wege gewonnene System ist indessen
niemals veröffentlicht worden; auch hatte Ritschi bald Veran-
lassung, es wenn auch nicht ganz umzustossen , so doch in we-
sentlichen Punkten zu modificieren. Auf seiner gegen den Herbst
183G angetretnen Reise nach Italien nemlich verwendete er fast
vier Monate auf Untersuchung und Entzifferung des oben erwähn-
ten Ambrosianischen Palimpsests, einer dem fünften, vielleicht
sogar dem vierten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung angehörigen
Handschrift, und als Resultat dieser überaus mühsamen und an-
strengenden Arbeit stellte sich ihm die Gewisheit heraus, dass
„Plautus auf solcher Höhe rhythmischer Durchbildung stehe, dass
er, weit entfernt der Nothbehelfe und unsrer Nachsicht zu be-
dürfen, die freieste Herschaft über seinen Stof übe und dass,
während dieses unbedingt gelte von allen geläufigem Versmassen
im Dialog sowol als in den Canticis, es nur eine sehr massige Stimme
von wirklichen Härten und ün Vollkommenheiten sei, die für einige
ganz bestimmte Versmasse, wie namentlich etwa anapaestische
Tetrameter, übrig bleibe." Diese neu gewonnene Ueberzcugting
sprach Ritschi in dem berühmten, unter dem frischesten EUk-
286 Lateinische Litteratar.
druck jener folgenreichen Entdeckung niedergeschriebnen und in
der Zeitschrift für die Altertumswissenschaft 1837. N. 91 — 93
veröffentlichten Briefe an Gottfried Hermann ans, der da-
mit „den glänzendsten Triumph feierte, den eine über alle hi-
storisch en Bedingungen erhabne, eingeboren -geniale Divinations-
gabe davon tragen konnte", indem es sich jetzt herausstellte , das«
„Bentley und er die einzigen gewesen waren, deren durchdrin-
gender Blick unter dem entstellenden Schmutz der Jahrhunderte
die harmonische Gesetzmässigkeit des Plautinischen Versbaus er-
kannt und in ursprunglicher Reinheit wieder ins Leben au rufen
gewust hatte."
Die Aufgabe den Text des Plautus zu emendieren war jetat
eine bedeutend schwierigere geworden, als es vorher den Anschein
gehabt hatte, wo die Palatini als die einzige Basis der Critik da-
standen; diese hatten ja gar manche metrische und prosodische
Licenz als gesetzmässig erscheinen lassen, die nun durch die sechs
bis sieben Jahrhunderte ältere Quelle getilgt wurde. Und wenn
denn noch alle Verderbnisse der Palatini durch den Palimpsest ge-
heilt worden wären! Aber zwischen der Abfassung der Plautini-
schen Comoedien und der Zeit, in der der Palimpsest geschrieben
wurde, liegen noch einmal sieben Jahrhunderte, und sollte sich
in diesem langen Zeiträume der Text ganz unverderbt fortge-
pflanzt haben? So unwahrscheinlich eine solche Meinung an sich
wäre, so wird sie durch die schlagendsten Beweise aus dem Pa-
limpsest selbst widerlegt und es kann darum der von Ritschi
gemachte ungefähre LJ eberschlag nicht befremden, „dass von den
Verderbnissen des Plautinischen Textes, wie er in den Palatini«
vorliegt, nur etwa die Hälfte durch die Lesarten des Palimpsests
(natürlich so weit er erhalten) gehoben wird, die andere Hälfte
aber noch über seine Zeit hinaufgeht." Soweiter erhalten:
auf den 236 erhaltnen Pergamentblättern ist aber von sieben Go-
moedien gar nichts oder wenig mehr als nichts übrig und das was
von den vierzehn übrigen (er enthielt nemlich die Vidularia noch
vollständig) erhalten ist, erstreckt sich nur über die Hälfte der-
selben, und zwar sehr ungleich vertheilt; dazu kommt von dieser
Gesamtzahl noch die grosse Zahl von Blättern in Abzug , auf
denen im einzelnen nur wenig oder so gut wie gar nichts zu lesen
ist. So sieht sich denn der Critiker bei einem sehr bedeutenden
Theile des Textes doch auf die Palatini und den Ursinianus als die
einzige Quelle hingewiesen, und da es mehr als Thorheit wäre
annehmen zu wollen, dass diese da wo der Palimpsest fehlt einen
reinem Text bieten sollten, als wo ihnen zufällig die Gontrole dieser
bessern Quelle zur Seite geht, so ist natürlich für die Critik die-
ses Theils ein Verfahren erforderlich , das den Mangel der bes-
sern Quelle nach Möglichkeit zu ersetzen im Stande sein muss und
das auch da anzuwenden ist, wo die bessere Quelle selbst schon
nicht mehr lauter flieset. Es ist klar data dies Verfahren kein
Ritschi i T. Macci Plant! comoediae. 287
anderes sein kann als das der Induction. „Wenn die Hälfte
(ich erlaube mir nochmals Ritsch ls eigne Worte zu gebrauchen)
oder mehr als die Hälfte der Verse, die bisher dazu dienen
musten Gesetzlosigkeit der Plautinischen Metrik zu beweisen, iu
ihrer durch den Palimpsest erhaltnen Gestalt gerade die entgegen-
gesetzte Kraft hat, so wird sich jetzt auch die andre Hälfte, ein-
gedenk ihrer gleichen Schicksale im Mittelalter, nicht mehr zn
solchem Beweise hergeben; und wir werden das Recht und die
Pflicht haben diesen Versen ihre vorauszusetzende ehmalige Con-
cinnität durch Rückanwendung derselben Veränderungen zurück-
zugeben, durch die ihre glücklichem Geschwister zu gleicher Ent-
stellung in den Palatinischen Handschriften herabgekommen sind,
d. h. vorzugsweise durch Ergänzung des ausgefallncn, Umstellung
des versetzten , Vertauschung des eingeschlichnen und Wegschnei-
den des hinzugefügten. 46 Nun das sind doch wahrlich alles Ope-
rationen, die ein gewissenhafter Gritiker, der sich nicht dem be-
gründeten Vorwurf des Leichtsinns aussetzen will, nur mit der
äussersten Behutsamkeit und Vorsicht anwenden darf, zu deren
Vornahme er sich nur durch die allervertrauteste Bekanntschaft
mit seinem Dichter, durch ein völliges Hineinleben in dessen
ganze Gefühls-, Denk- und Sprechweise, so wie durch eine mög-
lichst genaue und vollständige Kenntnis seiner Zeit, der Quellen
seiner Werke und der spätem Schicksale derselben für berechtigt
halten darf. Kein Wunder darum, dass Ritschi im vollen Be-
wustsein der Schwierigkeit seiner Aufgabe der critischen Resus-
citation der Plautinischen Comoedien erst viele Jahre den Vor-
studien gewidmet hat, um dem Werk seines Lebens den Grad der
Vollendung zu geben, der den Kräften eines einzelnen überhaupt
erreichbar ist, und den Namen eines sospitator Plauti in seiner
ganzen Ausdehnung zu verdienen. Proben jener Vorstudien, die
aber mehr als Proben, die selbst schon schöne gezeitigte Früchte
sind, hatten wir schon in grösserer Zahl bekommen: die in dem
ersten Bande der „Parerga zu Plautus und Terentius" (Leipzig
1845) der Mehrzahl nach gesammelten Monographien „über die
Persönlichkeit des Dichters, die Schicksale welche seine Werke
im Verlauf der Zeit erfahren haben , und die Wege welche ein-
zuschlagen sind um seine Schöpfungen ihrer Urgestalt näher zu
fuhren", welchen Monographien Lad ewig (im Philologus II.
S. 358) wahrlich kein übertriebnes Lob spendet, wenn er auf sie
seine Behauptung stützt: „der eine Ritschi habe bereits mehr
für den Plautus gethan als alle seine frühem Bearbeiter zusam-
men." Ohne auf eine nähere Würdigung dieser Abhandlungen,
über die das Urtheil des philologischen Publicums ohnehin fest-
steht, einzugehen, wenden wir uns jetzt vielmehr zu dem $Qyov
selbst, das jene Parerga hatten anbahnen sollen, dessen erster
Band gerade fünfzehn Jahre später als er angekündigt war mit
238 Lateinische Litteratnr.
der vor kurzem*) ausgegebnen Diorthose der Bacchides vollstän-
dig der Oeffentlichkeit übergeben worden ist. Er führt mit gutem
Fug an seiner Stirne die Widmung: godofredo hbrmanno ad
EMRNDANDVM PLAVTVM POST MAGNVM BENTLBIVM DVC1 VNICO PRI-
-DERICVS RITSCHELIVS D. D. L. M. VENERABVNDV8.
Die bei weitem grösste Hälfte des ersten Theiis dieses ersten
Bandes umfassen die „Prolegomena de rationibus criticis gramma-
ticis prosodiacis mctricis emendationis Plautinae u in zwanzig Ca-
piteln, eine Erörterung die von Ritschis bewunderungswürdi-
gem Scharfsinn and Gombinationstalent nicht minder als von sei-
ner einfach sichern Methode, in der er unübertroffen dasteht, und
seiner eleganten, wahrhaft classischen Darstellung ein glänzendes
Zeugnis ablegt. Bei der Natur des Gegenstandes jedoch, der
hier zum ersten male im Zusammenhang behandelt wird, kann es
nicht fehlen, dass mitforschende Freunde der Plautinischen Muse,
wenn sie auch im allgemeinen den von Bentley, Hermann und
Ritschi gewonnenen Standpunkt als den einzig richtigen und
vernünftigen anerkennen , doch in Einzelheiten hie und da zu an-
dern Resultaten gelangen werden; auch stellt es Ritsch! selbst gar
nicht in Abrede, dass sein System im einzelnen noch mancher ge-
nauem Bestimmung, mancher Einschränkung und Erweiterung
fähig, vielleicht sogar bedürftig sei. Ich erfülle darum nur einen
von ihm selbst ausgesprochnen Wunsch (s. p. cccxxix) , wenn ich
im folgenden den Bericht, den ich in diesem ersten Artikel über
den reichen Inhalt der Prolegomena erstatten werde, mit meinen
hie und da ergänzenden oder berichtigenden oder Zweifel and
den Wunsch weiterer Belehrung aussprechenden Bemerkungen
begleiten werde.
Das erste Capitel gibt eine kurze Beschreibung des Am-
brosianischen Palimpsests (A), hauptsächlich in so weit er Theile
des Trinummns enthält. Bei dieser Gelegenheit wird auch eine
kurze, aber für den vorliegenden Zweck genügende Auskunft er-
theilt über die Gestalt der Buchstaben in diesem alten Manuscript
*) Ich halte es för nothig hier anzumerken, dass diese Recension
der Hauptsache nach schon in den Monaten Januar und Februar d. J. aus-
gearbeitet, ihre Vollendung und Einsendung an die Redaction aber durch
manigfache Hindernisse verzögert worden ist, welche Verzögerung ich
dadurch einigermassen wieder gut zu machen gesucht habe, dass ich aus
dem inzwischen erschienenen Sticbus noch alles nachgetragen habe, was
aus diesem Stücke bei der Besprechung einzelner Fragpunkte forderlich
sein konnte. Die Verse eitlere ich in den von R. bis jetzt herausgegeb-
n en vier Stucken nach dessen Zählang, in Amphitruo Captivi und Rodens
nach meiner so eben die Presse verlassenden Textrevision, die einen
Theil der „Bibliotheca scriptorum Graecorum et Latinorum Teubneriana"
ausmacht, in allen übrigen Stacken nach der Gronovschen Vulgata.
Ritschi : T. Macci Plauti coiioediae. 299
und über die darin vorkommenden Abkürzungen (p. xi). Letztere
beschränken sich fast allein auf q — que, ausserdem komme nur
noch V. 308 vor ri für non „et fortasse (setzt R. hinzu) campanü
v. 545." Gegen diese letzte Behauptung mtiss ich Einspruch er-
heben. In dem angegebnen Verse steht in den Palatinis Campas
genus (was R. in den Text aufgenommen hat); Nonius aber citiert
p. 486 unter dem Lemma „Campans pro Campanum" diesen
Vers mit der Form Campatis; im Palimpsest war zu lesen campan,
worauf noch ein unleserlicher Buchstab folgte: dieser nun soll
vielleicht ü gewesen sein ? Ich wünschte R. hätte sich bei der
allerdings auch von ihm zu diesem Verse neben jener zugleich
vorgeschlagnen Ergänzung campans beruhigt und diese somit dop-
pelt beglaubigte Form In den Text gesetzt. Ich gestehe dass
ich für die Form Campas als Gentile zu Campania vergebens
nach einem Analogon gesucht habe: die gleich auslautenden Gen-
tilia Ardeas, Alatrinas, Arpinas, Fidenas^ Larinas^ Pritiernas
u. ä. sind doch alle anderer Art. Jene Form Campans ist dage-
gen schon von Niebuhr als die richtige erkannt worden, der In
den Vorträgen über romische Geschichte I. S. 163 bemerkt: „ße-
nus und gens ist ganz dasselbe Wort, wie man oft solche Wörter
In der alten Sprache findet, z. B. cliens und clientus, Campans
und Campanus , ebenso Romans und Romanus; die Genitive Ro-
manum oder Romanom sind von jenem alten Nominativus." Ist
unter den hier beigebrachten Beispielen auch das eine oder andere
problematisch, so darf man doch an der Richtigkeit der Form
Campans (neben Campanus) nicht zweifeln, zumal wenn man
noch Picens (neben Picenus) damit zusammenstellt.
Das zweite Capitel (p. xmff.) handelt von den Theilen des
Trinummus, welche sich im Palimpsest nicht erhalten haben.
Schon in der Abhandlung „de interpolatione Trioummi Plautinae"
in den Parergis hatte R. mehrere Lücken in diesem Stück nach-
gewiesen (p. 560 ff. 573 f. 576 ff.) und deren Ergänzung x wo sie
nicht der Palimpsest entweder vollständig oder in weiter zu ver-
folgenden Spuren darbot , in sehr gelungner Weise versucht. Das
vorliegende Capitel nun bildet eine Ergänzung zu dem dort be-
handelten, indem R. durch Berechnung der Zahl der Verse, die
auf den untergegangnen Blättern des Palimpsests gestanden ha-
ben müssen , und durch Vergleichung der so gewonnenen Summe
mit der Zahl der in den Palatinis erhaltnen Verse noch mehrere
Lücken nachweist und gleichfalls versuchsweise ergänzt, ein Ver-
fahren das allerdings keine unumstösslich sichern Resultate er-
zielen kann , aber doch solche die eine der beglaubigten Gewisheit
sehr nahe kommende Ueberzeugung gewähren können, wenn nem-
lich einmal die Erfahrung ergeben hat, dass die alte Handschrift
mit einer sonst durchweg zutreffenden Regelmässigkeit geschrie- 1
ben war, und sodann anderweitige aus der Entwicklung des Dia-
logs oder der dramatischen Compositioo oder sonstwoher entnora-
240 Lateinische Litteratur.
roenc Indicien dazu treten. Dies letztere ist nun hei allen den in
diesem Capitel behandelten Stellen der Fall, so dass wir wenig-
stens keinen begründeten Einwurf vorzubringen vermögen. Eine
grössere Lücke aber in dem letzten Theile des Stücks, hinter
V. 1136 (die jedoch möglicher- oder sogar wahrscheinlicherweise
der Palimpsest schon selbst enthalten haben wird), ist R. noch
entgangen : das Verdienst diese entdeckt und ihr Vorhandensein
überzeugend nachgewiesen zu haben gebührt Bergk in der auch
übrigens sehr inhaltreichen Recension des Tritiummus (auf die wir
noch öfter zurückkommen werden) in der Zeitschrift für die Alter-
thumswissenschaft 1848. S. 1147 ff. Ausserdem glauben wir noch
zwei kleinere Lücken von je einem Verse aufgefunden m haben :
die eine hinter V. 792, worüber wir auf die Epist. crit. ad Fr. Rit-
sch cl iura vor dem ersten Bändchen unsrer Textrevision des Plau-
tus p. xxx verweisen, die andere hinter V. 812, worüber in dem
zweiten Artikel dieser Anzeige, der sich speciell mit dem Tri-
nummus beschäftigen wird, das nähere.
Im dritten Capitel (p. xxvn ff) werden die übrigen für den
Trinummus verglichnen Handschriften aufgezählt und beschrieben:
zuerst die beiden Palatini: der Vetus Codex (B) aus dem
11. Jahrhundert, ehdem eine Zierde der kurpfa'lzischen Bibliothek,
seit 1622 in der Vaticanischen Bibliothek in Rom (samtliche 20
Comoedien umfassend), und der Decurtatus (C) aus dem 12.
Jahrhundert, jetzt wieder in Heidelberg, der nur die 12 letzten
Comoedien enthält; sodann der Ursinianus (D), gleichfalls aus
dem 12. Jahrhundert, derselbe der durch Nicolaus von Trier im
Jahre 1429 aus Deutschland an den Cardinal Orsini gekommen ist,
jetzt in der Vaticana wieder aufgefunden, die 12 letzten Comoe-
dien vollständig, die 8 ersten zur kleinern Hälfte enthaltend; fer-
ner ein in Florenz von Rit schi gekaufter und ihm eigen thümlich
zugehörender Codex (E), der Lipsiensis (F) und drei Vati-
cani, diese alle aus dem 15. Jahrhundert und mit Ausnahme eines
der Vaticani sämtliche Comoedien enthaltend; dazu endlich die
von Morula besorgte und in Venedig 1472 erschienene editio
prineeps (Z).
Das vierte Capitel (p. xxxviff.) enthält die sehr wichtige
Untersuchung über die Schicksale des Plautinischen Textes im
Mittelalter oder wol richtiger eine übersichtliche und vervollstän-
digte Darstellung der Resultate, die in Bezug auf die Plautini-
schen Handschriften von R. schon früher in der oben angeführten
Abhandlung „über die Critik des Plautus" gewonnen worden waren
und die jetzt nach den in den italienischen Bibliotheken von ihm
angestellten Nachforschungen (wobei er etwa heuuzig Handschrif-
ten eingesehen hat) mehrfache Berichtigungen und Erweiterungen
erfahren haben. Unter den erhaltnen Urkunden weist natürlich
die älteste Gestaltung des Plautinischen Textes der Ambrosiani-
sche Palimpsest auf, der noch die 21 Varronischen Comoedien
Ritschi: T. Macci Plauti colnoediae. 241
enthielt. Aber schon er hatte dieselben nicht mehr vollständig:
es fehlten in ihm bereits der Prolog des Psendulus bis auf zwei
darin erhaltne Verse und mehrere Scenen des Stichus. Diese
Defecte waren indes unbedeutend im Vergleich mit den Verlusten,
welche der Text in den folgenden Jahrhunderten erfahren sollte:
da giengen zuerst mehrere Scenen aus dem Amphitruo und der
Schliiss der Aulularia zugleich mit dem Anfang der Bacchides
(denn diese beiden Stucke folgten früher der alphabetischen Ord-
nung gemäss aufeinander) verloren und die Scenen der Mostellaria
geriethen durch eine Blätterversetzung in die Unordnung, in der
sie unsere Handschriften haben; sodann verschwand (nach dem
sechsten Jahrhundert) die ganze Vidularia und mehrere Scenen
der Cistellaria , welches Stück nebst der Casina dann auch noch
das Unheil traf, dass die Originalhändschrift, aus der die erhalt*
nen (wenn auch noch nicht unmittelbar) geflossen sind , in diesen
beiden Stucken an manchen Stellen unleserlich geworden war, so
dass unsere Handschriften darin jetzt in mehreren Scenen statt
ganzer Verse nur einzelne Worte oder Reste von Worten enthalten.
Nun erfolgte die Veränderung in der Reihenfolge der einzelnen Co-
moedien, dass die Bacchides (wegen V. 214) hinter den Epidicus
gestellt wurden , und darauf ihre Zerspaltung in zwei ungleiche
Hälften , von denen die eine die ersten acht , die andere die letz-
ten zwölf Stücke nmfasste. Die Schicksale dieser beiden Hälften
gehn von jetzt an auseinander: von der ersten kleinern Hälfte
lassen sich vier Handschriften scheiden, die alle aus einer gemein-
samen Quelle stammen, darunter drei noch vorhandne: der Vetus
und der Ursinianus beide in ihrer ersten Hälfte (der letztere ent-
hält aber nur die vier ersten Stücke und darunter die Captivi nicht
einmal vollständig) und ein im britischen Museum befindlicher des
11. Jahrhunderts, sodann ein verloren gegangner, der als der
Stammvater aller übrigen vorhandnen, im 14. und 15. Jahrhundert
geschriebnen Handschriften dieser ersten acht Comoedien , deren
Zahl Legion ist, gelten muss. Die andere grössere Hälfte war
längere Zeit gänzlich verschollen; erst nach und nach tauchten
davon in Deutschland drei, in Frankreich eine Handschrift auf.
Unter jenen war die erste welche aufgefunden wurde der Ursi-
nianus, der wie oben erwähnt im Jahre 1429 nach Rom gelangte
und länger als ein Jahrhundert die einzige Quelle blieb (die von
Albert von Eyb, dem Uebersetzer der Bacchides, berichtete
Nachricht, von der Auffindung eines Codex der letzten zwölf Co-
moedien in Basel zur Zeit des dortigen Concils . hat sich als trü-
gerisch erwiesen), daher auch sämtliche Planfinisehe Hand-
schriften, welche äit letzten zwölf Stücke enthalten und im
15. Jahrhundert geschrieben worden sind (aus früherer Zeit exi-
stieren ausser den nachher zu nennenden gar keifte) j unmittelbar
oder mittelbar aus diesem Ursinianus geflossen sind. Man hat
aber unter diesen zwei Classcn zu unterscheiden: einmal aalsfefe
19. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krü. Bibl. Bd. LX . Hft. V ^
242 Lateinische Litteratnr.
die ihr Original treu copiertcn (dahin gehört Ritschis Codex, der
aber erst durch das Mittelglied eines andern, jetzt gleichfalls noch
und zwar in Florenz erhaltnen Codex aus jenem stammt) \ und so-
dann eigenmächtig interpolierte, die ihre Interpolationen dem Be-
streben mehrerer italienischen Gelehrten jenes Jahrhunderts (P og-
gio, Gregori o Corero von Venedig u. a., s. die Vorrede zum
Mil. glor. p. xvi ff.) verdauken, einen dem damaligen Bedürfnis
entsprechenden, bequem lesbaren Text herzurichten. Dergleichen
Handschriften , unter denen manche noch durch Fahrlässigkeit der
Abschreiber bis zur Uliverständlichkeit corrumpiert worden sind,
sind in grosser Zahl durch ganz Europa verbreitet: unter andern
gehört der von Lio emann ungebührlich überschätzte Lipsien-
si8 dazu, und zwar bietet dieser die interpolierte Recension am
correctesten dar; der critische Werth aller dieser Handschriften
ist aber, wie aus dem gesagten hervorgeht, gleich null , wenn-
gleich nicht zu leugnen ist , dass manche Verderbnisse des Textes
von diesen „Itali correctores" recht geschickt geheilt worden sind.
Im 16. Jahrhundert wurden nun noch drei alte Handschriften der
in Rede stehenden zweiten Hälfte der Plautinischen Comoedien
aufgefunden: durch Camera rius die beiden Palatini, und in
Frankreich ein derselben Familie angehörender Codex, der jetzt
leider wieder verschollen ist ; er war von Turnebus und L a m -
bin benutzt worden, deren freilich nur sparsame Mittheilungen
auf den hohen Werth desselben schliessen lassen und den drin-
genden Wunsch erwecken, dass in den dortigen Bibliotheken
Nachforschungen angestellt werden, um ihn, falls er überhaupt
noch existiert, wieder von neuem aufzufinden.
Im fünften Capitel (p. uff) gibt R. einen gedrängten
Ueberbiick über die Ausgaben der Plautinischen Comoedien und
die Bemühungen der Gelehrten um die Emendation des Textes,
bei welcher Gelegenheit auch über die ungedruckten erfrischen
Hilfsmittel von Scaliger, Salmasius und Dousa, die R. für
seine Bearbeitung von der Leidener Bibliothek zu Gebote standen,
Rechenschaft abgelegt wird. Die Geschichte des gedruckten
Plautinischen Textes zerfällt in drei Perioden, die sich an die
Namen ftferula (1472), Pylades von Brescia (1506) und Ca-
mera rius (155z) knüpfen, von denen die letzte bis in unsre
Zeit herabreicht. Ausführlicher wird p. lv f. das einander sehr
ähnliche Verfahren des Franzosen Guy et und unseres Lands-
mannes Bothe gewürdigt, die beide durch ihre mit massloser
Willkür vorgenommenen Aenderungen den Text oft bis zur Un-
kenntlichkeit verunstaltet haben, obgleich auch unter ihren Aen-
derungen manche glückliche Emendation mit unterläuft: beide
liefern ein warnendes Beispiel , wohin das Genie führt , wenn es
nicht in die Schule genommen und gebändigt wird. Ritschls
unmittelbare Vorgänger waren Bentley und Hermann, von
denen der letztere beabsichtigt hatte den Plautus herauszugeben :
Ritschi : T. Macci Plaati comoediae. 243
er war schon als Jüngling von seiuem Lehrer Heia mit ihm förm-
lich verlobt worden „und die Ausgabe des Trinummus (1800)
konnte als Aufgebot gelten; später hat er dem jungem Bewerber
seine Ansprüche abgetreten , nachdem er durch die Ausgabe der
Bacchides (1845) [die durch eine herzliche Widmung an Ritschi
eingeleitet wird] gezeigt, dass die Jugendliebe noch frisch und
kraftig geblieben sei" (Worte O. Jahn s in seiner Gedächtnisrede
auf Hermann). Ja noch die allerletzte von dem verewigten
druckfertig ausgearbeitete Abhandlung (im Philologus 111. S. 460
— 468) betraf ihrem bei weitem grössten Theile nach den Plau-
tus; dass gerade diese die letzte gewesen ist, hat wol niemanden
mit tieferer Wehmut erfüllt als den unterzeichneten. Nachdem
B. p. lvii Hermanns Verdienste um die Plautinische Critik her-
vorgehoben hat (eine theilweise Ergänzung dazu gibt die Vorrede
au den Bacch. p. ixf.), erklärt er sich über den Zweck seiner
eignen Ausgabe (die demnach nach fast dreihundertjährigem Still-
stande eine vierte Periode in der Textgeschichte begründen wird)
folgendermassen : „Hermanniani Bentleianique exempli , quo tarn-
diu uti nesciit inertiorum tarditas, vim et virtutem nunc tandem
laetamur ita enitescere et in dies magis invalescere , ut iam spe-
randum sit fore ut multorum coniuncta industria sui similior Plau-
tus evadat: qoando nee unius aetatis fuit nee hominis est unius
emendare Plautum , qui persanari quidem vereor ut imquam pos-
sit. Ex illis me esse unum volo, et eum quidew qul
reliquis emendandi instrumenta parem et tanquam
fundamenta iaciam, quibus maiora aut limatiora su-
perstruere futura aetas possit." Die schliesslich ange-
fügte Ankündigung , dass nach Beendigung dieser critischen Aus-
gabe auch „iusti commentarii" erscheinen würden, wird jeder
Freund des Dichters mit grösster Freude begrüsst haben.
Das sechste Capitel (p. Lvmff.) handelt von dem Werthe
des Ambrosianii8(A) im Vergleich mit den Palatinisund dem Ursi-
nianus (BCD). Dass jener durchaus nicht ganz fehlerfrei sei,
wurde schon oben bemerkt ; hier wird nun nachgewiesen, dass von
allen den Verderbnissen, an denen BCD leiden, sich auch Beispiele
in A finden: gewöhnliche Schreibfehler, Glosseme, Auslassungen,
Umstellungen und zwar nicht nur einzelner Worte sondern auch
ganzer Verse , ja dass er zuweilen eine entschieden schlechtere
Lesart gibt als jene und namentlich in Bewahrung der archaisti-
schen Orthographie wenigstens hinter B zurücksteht. Andrer-
seits fehlt es aber natürlich nicht an den eclatantesten Beweisen für
die Vortreflichkeit dieses Codex. Dass nun BCD trotz ihres um
sieben Jahrhunderte geringem Alters doch an manchen Stellen die
richtigere Lesart bewahrt haben, hat seinen Grund darin, dass
sie aus einer andern Recension stammen als A und zwar (eine
Entdeckung die gleichfalls eine Frucht von Ritschis Forschun-
gen in 4en italienischen Bibliotheken ist, s. p. xl£) aus der des
244 Lateinische Litterator.
Calliopius, desselben Mannes der uns aus der Textgeschichte
der Comoedien des Terentius schon früher bekannt war. Mit der
ihm eignen Schärfe und Klarheit sucht nun R. p. Lxniff. das Ver-
hältnis zwischen der Recension des A und der in BCD repraesen-
tierten des Calliopius zu bestimmen. Man muss zugeben, dass
die letztere in ihrer Integrität vielleicht (oder sogar wahrschein*
lieh) den Vorzug vor der des A verdient hat; aber in welcher
Entstellung liegt sie in BCD uns vor! die Verderbnisse von sechs
bis acht Jahrhunderten waren über sie hingegangen , eh sie die-
sen Urkunden anvertraut wurde. Einen wie grossen Unterschied
aber in der Güte eines Codex die nur e*in Jahrhundert betragende
Verschiedenheit des Alters begründe , das weist R. an vielen Stel-
len des Trinummus nach , wo B mit A noch die richtige Lesart
bewahrt hat, während die nur ein Jahrhundert Jüngern CD schon
corrumpiert sind. Von hier aus macht nun R. weiter den sichern
Schluss, dass, möge auch des Calliopius Recension in ihrer
Reinheit vorzüglicher gewesen sein als die des A, doch jetzt im
allgemeinen die Lesarten des A wegen ihres höhern Alters
glaubwürdiger seien als die von BCD und dass sie nur in dem Fall
gegen die letztern zurückstehn müssen, wenn diese aus irgend
welchen i n n e r n Gründen sich als die richtigem erweisen. So
bereitwillig wir die Wahrheit dieses Grundsatzes als solches aner-
kennen, so erlauben wir uns doch gegen einige Einzelheiten, die
denselben sollten begründen helfen , unsere Gegenbemerkungen.
P. lxiv heisst es: „cum per se nihil profecto intersit, his
aedibusm hisce aedibus legatnr v. 177. 293. 402, uno A duce
primis duobus versibus illad , hoc reeipiendum fuit tertio , contra
Palatinos utruroque." Hier ist zuerst das Versehn zu berichti-
gen , dass in V. 293 die Lesart nicht zwischen his und hisce aedi-
bus, sondern zwischen his und hisce artibus schwankt, was in
diesem Falle gar nicht auf eins hinausläuft , da aedes einen sicht-
baren Gegenstand, auf den der redende hinweisen kann, artes
aber einen abstracten Begrif bezeichnet. Sodann bedarf es noch
einer Untersuchung, ob nicht in dem Plautinischen Sprachgebrauch
wirklich ein Unterschied statt finde zwischen den Formen des
Demonstrativpronomen mit dem paragogischen ce und ohne das-
selbe (naturlich nur in den Fällen, wo beide Formen nebenein-
ander im Gebrauch waren, wie huius und huiusce^ his und hisce^
haeund haece oder haec, horutn und horunce oder horuneu s. w.).
Ich weiss nun freilich nicht, ob R. diese Untersuchung, die er
wegen des ihm zu Gebote stehenden Apparates jetzt allein zu
eiuem endgiltigen Resultate führen kann, nicht schon wirklich
vorgenommen und dabei gefunden hat, dass in der That kein
Unterschied statt finde; ich wollte aber eben mein Bedenken nicht
unterdrücken, ob es nicht rathsamer gewesen wäre, jene meiner
Ansieht nach noch, problematische Einzelheit als Beleg bei der
Ritschi : T. Macci Plaut! conioediae. 245
vorliegenden Untersuchung wegzulassen *). Einige Zeilen weiter
werden als Beispiele von solchen Legarten der BCÖ und des A, die
an sich von ganz gleichem Werthe seien, angeführt V. 400 com-
tnode und commodum , V. 659 proinde ac und proinde ut. Beide
Differenzen hätte ich lieber zu den Fällen gezählt gesehn, wo A
die entschieden richtigere Lesart gibt; in Betref der erstem
führe ich bloss eine beiläufige Bemerkung des feinen Sprach-
beobachters Weseuberg an (Observ. crit. in Cic. Sestianam.
Viborg 1837. p. 25): „Num Plautus, qui toties commodum habet,
semel eommodo [vermutlich ist das Fragment aus der Frivolaria
bei Charis p. 174 vergl. mit p. 177 gemeint oder vielleicht Mü.
1198, wo aber eommodo eine eigenmächtige Aenderung des Ca-
me rar ins war, da die Handschriften alle commodum haben],
idem in Trinummo II, 3, 9 (in extremo versu) ipse scripserit
commode^ dubito." Auch in dem andern Falle halte ich proinde
ut) wodurch diese Stelle mit dem sonst constanten Sprachgebrauch
des Plautus in Einklang gebracht wird, für eine nothwendige Ver-
besserung des A und habe keinen Anstand genommen die einzige
noch widerstrebende Stelle Amph. 583 gleichfalls zu corrigiereu,
nemlich proinde ut merüus statt proinde ac merilus es; vgl.
Capt. 933.
P. lxvi werden als sehr wahrscheinliche Beispiele von Inter-
polation in A dessen Lesarten in V. 214 und 502 : boniuque euor-
tisse Omnibus und quin bene uorlat (wie das Versehn quin di
*) In dem ersten der oben angefahrten Verse Trin. 177 bin ich im
Widerspruch mit R. nicht dem A , sondern BCD gefolgt und habe hisce
aedibus aufgenommen und zwar deshalb, weil an der bei weitem über-
wiegenden Mehrzahl der Stellen, wo aedes mit dem Demonstrativprono-
men verbanden vorkommt, dieses in der durch ce verstärkten Form da-
neben erscheint; diese Majorität ist so bedeutend überwiegend, dass ich
gar kein Bedenken getragen habe, die wenigen mit jener Norm nicht
übereinstimmenden Stellen wie Trin. 124. 1127. MiJ. 310- 332 zu emen-
dieren (die Auctorität der Handschriften ist in diesem Falle , wie die drei
oben von R. zusammengestellten Verse des Trinummus und ein sogleich
zu erwähnender der Bacchides beweisen, sehr unbedeutend), und auch
Trin. 3 ittaec sunt aedes zu verbessern, da es mit den Pronominen ille und
iste dieselbe Bewandtnis hat (vgl. z. B. Amph. 97. Men. II, 2, 33. Trin.
1080). Dagegen erinnere ich mich nicht jemals haec epiatulae tabulae
tabellae literae von einem oder mehrern Briefen , die der redende in der
Hand hält, gefunden zu haben, sondern immer hae, wie Trin. 848. 894.
949. Bacch. 728. 801. 808. 809. 923. 935. 984. 986. 988, Grundes genug
denke ich, um Hermann und R. nicht beizustimmen, die Bacch« 787 die
handschriftliche Lesart hasce tabellas (die aus dem von R. in der Vor-
rede zum Mil. p. xxil beigebrachten Grunde unstatthaft ist) in husce
tabulas ' geändert haben , sondern vielmehr Jias tabellas zu corrigiereiw
246 Lateinische Litteratnr.
bene uortant zu berichtigen ist) angeführt. Ueber diese beiden
Stellen einige Worte , aber nicht um R. zu bekämpfen , sondern
Bergk, der über beide eine von R. abweichende Ansicht auf-
stellt. In der erstem versucht er in der Comm. de Plauti Tri-
ntimmo (vor dem Marburger Wintercatalog 1849/50) p. x die Les-
art des A damit zu rechtfertigen , dass der Wechsel von paratac-
iischer und hypotactischer Construction bei Plautus ziemlich
häufig sei. Dies im allgemeinen zugegeben (obwol unter be-
stirnten Einschränkungen; kann ich mich doch nicht von der An-
wendbarkeit dieser Beobachtung auf den vorliegenden Fall über-
zeugen, eh nicht schlagendere Parallelstellen beigebracht werden
als Trin. V. 386, in den jener Wechsel obenein erst durch eine,
wie ich anderswo zeigen werde, unnöthige Conjectur Bergk s
hineingetragen worden ist, und halte mit R. die Lesart der BCD
bonis qui euortisset suis für die einzig richtige. An der andern
Stelle schlägt Bergk in der oben angef. Rec. S. 1139 vor zu
schreiben: qui bene uortat, das qui ohne Zweifel in der von
Gronovius zu Men III, 1, 6 (vgl. auch Donatus zu Ter. Phorm.
J, 2, 73) mit Beispielen belegten Bedeutung als Wunschpartikel
(anders wenigstens wüste ich es gar nicht zu erklären). Aber
dieses qui kommt nur in Verwünschungen vor, niemals in einem
Segenswunsche, den wir hier haben. Hiervon aber abgesehn wird
Ritschis Verfahren, der die Lesart der BCD di bene uortant
(der Sing, uortat ist ein reines Abschreiberversehn, dergleichen
in den Persoualendungen der Verbalformeu sehr häufig sind , s.
Ritschis Parerga I. p. 569 und unsere Plautin. Analecten im
Philologus II. S. 74) der des A ohne weiteres vorgezogen hat,
durch die Parallelstelle Trin. 572 f. schlagend bestätigt: denn hier
gibt Lesbonicus auf Philtos Wunsch quae resbene uortat (der auch
V. 500 vorausgeht) wirklich die Erwiederung di bene uortant :
spondeo , wozu ihn an unserer Stelle Philto vergeblich auffordert.
Auch Aulul. II, 1, 53. 2, 79 3, 5 findet sich bei ganz ahnlichen
Veranlassungen gerade der nemliche Segenswunsch di bene uor-
tant , wodurch wir wol berechtigt werden, ihn für diesen Fall als
stereotyp anzunehmen. — Dagegen kann ich R. nicht beistimmen
in seiner gleich darauf geäusserten Ansicht über V. 328. Dieser
lautet in BCD: „Bdne uolo ego Uli fäcerc, si tu nön neuis. PH.
Nempe d^ tuo"; in A: „B&ie uolo illi facere, nisi tu nön uis . .
Mempe d^ tuo." Weil nun in einem uralten Plautinischen Glos-
sarium (von R. vor dem Bonner Sommercatalog 1846 herausge-
geben) aus diesem Verse neuis citiert wird, so ist R. geneigt der
Fassung der BCD den Vorzug zu geben und hat nur aus Respect
vor dem Alter des A dessen Fassung in den Text gesetzt. Meiner
Ueberzeugung nach ist keine von beiden , so wie sie da sind, die
richtige. Es ist kaum glaublich , dass der Dichter an dieser Stelle
si tu non neuis gesagt habe in dem Sinne, den er sonst durch
nisi tu neuis (Trin. 1156. Most. III, 2, 75) oder nisi neuis
RiUchl: T. Macci Plaut! comoediae. 247
(Cure. 1, 1, 82) oder nisi non uis (Men. V, 2, 37. Capt. 309) aus-
zudrucken pflegt. Aber auch gegen das nisi tu non uis des A,
das an sich allerdings unverwerflich ist, streitet an unserer Stelle
das Gitat des Glossariums, dessen Auctorität nach dem von R.
p. xl darüber bemerkten durchaus nicht zu übersehn ist. Ich
habe demnach folgende Fassung dieses Verses in den Text ge-
setzt : „Be'ne uolo illi facere ego, nisi tu neuis. PH. Nempe drf
tuol" wodurch der Auctorität sowol des A als des Glossariums ihr
Recht widerfahren ist. Jetzt indessen möchte ich aus metrischen
Gründen folgende Herstellung vorziehn : „Bäne uolo ego illi ft-
cere, nisi [si] tu neuis. PH. Nempe d«j tuol**
Was R. gegen Ende dieses Capitels über die Spuren ver-
schiedner aus alter Zeit stammender Recensionen der Plautini-
sehen Comoedien in unsern Handschriften bemerkt, wird nach
den Nachweisungen von Bergk a. a. 0. S. 1134 ff., dass im Tri-
nummus unzweifelhafte Dittographien vorliegen , mancher Erwei-
terung bedürfen, obgleich Bergk selbst wol hie und da über das
richtige Mass hinausgegangen ist und einerseits der behaglichen
Breite Plautinischer Ausführlichkeit nicht genug Rechnung ge-
tragen, andrerseits entschiednes Abschreiberflickwerk für alte
Dittographien ausgegeben hat. Jedenfalls wird diese Entdeckung
eine der folgenreichsten für die Plautinische Critik sein, in ihrer
ganzen Ausdehnung aber erst dann Einfluss auf die Textesge-
staltung selbst gewinnen dürfen, wenu der gesamte critische
Apparat vollständig vorliegen wird.
Nach Feststellung des Verhältnisses zwischen A und BCD
setzt R. im siebenten Capitel (p. Lxwuff.) die Grundsätze aus-
einander, nach denen er bei der Textesem endation verfahren sei.
Es sind im wesentlichen noch dieselben , die er schon in seinem
Mailänder Briefe an Hermann als den belohnendsten Gewinn
dargestellt hatte, der aus der Erforschung des Palimpsestes her-
vorgegangen wäre, und es ist darum wol nicht unangemessen, die
betreffende Stelle jenes Briefs hier nochmals in Erinnerung zu
bringen: „Es sieht dürftig und unscheinbar aus, wenn im allge-
meinen als Hauptresultat die Gewisheit gegeben wird , dass es
Auslassungen, Umstellungen, Vertauschungen und
Zusätze im kleinen sind, auf denen das gemeinste und durch-
gehendste Verderbnis des Textes beruht : eine Gattung von Ver-
änderungen , deren Grund in der Regel nicht tiefer zu suchen ist
als in der Natur der Plautinischen Umgangssprache selbst. Demi
wenn diese einerseits in ihrer legeren, behaglichen, an Füll- und
Flickwörtern reichen Breite Verkürzung und Umstellung neben
gleichgiltiger Vertauschung ebenso leicht veranlasste als ohne we-
sentlichen Eintrag des Sinnes, wie jede Rede des gewöhnlichen
Lebens , vertrug ; so war es andrerseits die mit jenen Eigenschaf-
ten nicht in Widerspruch stehende eigentümliche Gemessenheit,
KöroIgkeU und (für die Folgezeit) Seltenheit der altrömischen
248 Lateinische Litteratur.
Ausdrucks weise, sowie hie und da die Lebhaftigkeit eines mehr
Sprung- als schrittweise durchgeführten Dialogs, wodurch neben
Vertauschungen anderer Art frühzeitig erklärende Zusätze her-
vorgerufen wurden." Das Torliegende Capitel liefert Beispiele
von allen Arten der Textesverderb nisse zugleich mit der wahr*
scheinlichsten Heilung jedes einzelnen in einer besonders für an-
gehende Critiker sehr lehrreichen Zusammenstellung.
Das achte Capitel (p. Lxxivff.) enthält eine übersichtliche
Darstellung der Bereicherungen, die der lateinischen Lexilogie
und Grammatik durch die Recension des Trinummus (und zwar
allein des Trinummus, denn nur ausnahmsweise schweift Ft., wenn
er irgend einen Fragpunkt erschöpfend behandeln will , zu Stellen
aus den andern Stücken hinüber) zu Theil geworden sind, nnd
liefert damit den Beweis , dass eine wissenschaftliche Behandlung
der lateinischen Grammatik , wenn sie nicht wesentliche Lücken
offen lassen will , vor der Beendigung dieser Ausgabe des Plautus
nicht unternommen werden darf. Einen Auszug gestattet dieser
Abschnitt nicht: ich beschränke mich auf einige Bemerkungen.
P. lxxvi erwähnt R. seine Conjectur coepias (von dem auch
sonst beglaubigten Praesens coepio) , die er V. 10')2 in den Text
gesetzt habe. Dieser Vers lautet in der Vulgata „Si mage exigere
cupias, duarum rerum exoritur optio"; statt cupias aber hat A
nach Ritschis Lesung coapias und daraus hat R. coepias ge-
macht, So beifallswürdig diese Conjectur au sich sein würde, so
sehr erregt sie in diesem Verse Bedenken, weil damit auch die
Aenderung des duarum in dnum nothwendig wird. R. sucht
diese freilich p lxxxix (vgl p cccxxv) zu rechtfertigen; ich kann
mich aber von ihrer Zulässigkeit aus den von Bergk a. a. O.
S. 1146 beigebrachten Gründen nicht überzeugen. Hierzu kommt
noch, dass der Grund , auf den R. seine Conjectur gebaut hat , als
nicht ganz haltbar erscheint: in einer in meinen Händen befind-
lichen Collation der den Trinummus enthaltenden Membranen des
A (die im Jahre 1835 von Schwarzmann angefertigt worden
ist und sonst meistens mit Ritschis Angaben übereinstimmt;
einige erhebliche Abweichungen 8. in meiner Epist. crit. p. xxvim)
ist nicht coapias, sondern occipias als die Lesart des A bemerkt,
gerade so wie Bergk durch Conjectur herstellen wollte. Indes-
sen auch dies ist noch nicht das richtige, sondern die Lesart von
BCD cupias verglichen mit diesen verschieden gelesenen Spuren
des A führt ganz unzweifelhaft auf oecupias, eine Form die ich
unten weiter rechtfertigen werde. Bergk nun schreibt den Vers
so: „Si e'xigere oeeipias, duarum rerum exoritur optio" und stellt
die Vermutung auf, dass dieser Vers nebst dem folgenden einer
Dittographie angehöre, da der in ihnen enthaltne Gedanke sich
schon in der zweiten Hälfte von V. 1050 und in V. 1051 finde; ein
dritter Vers vor 1052, der deu Gedanken des ersten Hemistichiums
1050 variiert habe, sei verloren gegangen, die beiden andern da-
Ritschi : T. Macci Plaoti comoediae. 249
gegen in den Text eingedrungen , und um sie einigermassen den
übrigeu anzupassen , um eine Steigerung auszudrücken , habe man
mage hinzugefügt. Die Vermutung der Dittographie ist sehr
wahrscheinlich ; dagegen kann ich mich mit dem Hinauswerfen des
mage nicht einverstanden erklären. Kann der verloren gegangne
Vers (es können auch zwei gewesen sein) nicht den Gedanken
enthalten haben : „wenn man jemandem ein Darlehn gegeben hat
und es zurückfordert, so wird man zuerst durch Ausflüchte hin-
gehalten"? Daran würde sich sehr passend ansclüiessen : „dringt
man dann ernstlicher iu den Schuldner, so bleibt nur die Wahl
übrig" u. 8. w. Ich habe also den Vers so geschrieben: „Mage
si exigere occiipias, duarum rerum exoritur öptio." *)
Gleich darauf rechtfertigt R. die von ihm in V. 658 aus den
Spuren des A aufgenommene Lesart otio aptus^ dies in dem von
Nonius p. 234 (nicht 235) angegebnen Sinne von conesus et colli-
gatus. Bergka. a. O. S. 1140 sieht darin „eine ganz unge-
wöhnliche Redeweise"; soll sie aber darum unmöglich gewesen
sein? ich denke so wenig wie wenn es jemandem im Deutschen
einfiele zu sagen „an den Müssiggang gebunden oder gefesselt. 44
Die Verteidigung der Lesart der übrigen Handschriften otio caplua
mit der Synizese von otio „wie V.838" ist Bergk wol nur in der
Uebereilung entschlüpft, 8. R. p. clxi und unten S. 262. Warum mag
R. aber wol iu demselben Verse statt der handschriftlichen Lesart
ui Veneris uinetus des Aldus Conjectur uictus aufgenommen
haben? Ich finde uinetus höchst angemessen: vergl. Bacch. 180
„Ita ine* uadatum amöre uinetumque ättines." Tibuli. I, 1, 55
„Me retinent uinc t u m formosae uincla puellae." I, 2, 92. 9, 79.
Prop. III, 15, 10. Mitscherlich zu Hör. carm. I, 33, 11.
IV, 11, 24.
In V. 644 hat R. statt des sinnlosen uindes sehr sinnreich tu
obes geschrieben und vertheidigt diese Conjectur p. lxxx. In
*) Ich will jedoch nicht verbeten , dass ich jetzt sehr stark be-
zweifle , ob ich wol daran gethan habe , mit B o t h e und R. die hand-
schriftliche Wortstellung Si mage exigere zu verlassen : denn erstlich ist
es eine nicht zu bezweifelnde Thatsache, dass der Doppelconsonant x
keine Position zu bilden brauchte, vgl. Stich» 716 „. • enpe ex ore ti-
bias u , ferner exercitus Amph. 102. 125. 140. 504; itxor Rud. 895. Aul.
prol. 32. Merc. II, 1, 20. IV, 4, 56 ; Alexander Bacch. 947. Most. III,
2, 88, und zweitens wird durch mehrere unverdächtige Stellen constatiert,
dass der Auslaut von mage unbedenklich elidiert worden ist, so Men. II,
3,35 „Äccipedum hoc: iam seibo utrum haec me mage amet an marsüp-
pium." Poen. II, 15 „ Contentiores mdge erunt atque anidi minus."
Truc. I, 2, 75 „Mage amät corde atque animö suo . ." Aus diesen
beiden Gründen scheint die obige handschriftliche Worteteilung hinläng-
lich gerechtfertigt zu sein.
250 Lateinische Lhteratnr.
den Addendis p. cccxuv aber ist er an ihrer Richtigkeit etwas irre
geworden, weil aus einer Notii des Grammatikers Phocas her-
vorzugehn scheint , dass jener Nominativ nicht im Gebrauche ge-
wesen sei , und er lägst darum , wenn eben nicht das handschrift-
liche uindes in der alten Latinitat eine uns unbekannte hierher
passende Bedeutung gehabt habe, die Frage wegen der richtigen
Lesart unentschieden. Es scheint ihm entgangen an sein, was
Schneider lat. Formenlehre S. 421 über das Wort obex be-
merkt, dass nemlich der Nominativ ausserdem dass Servius au
\erg. Aen. X, 377 ihn aufstelle, auch bei Sidonius Apollinaria
carm. 2, 493 sich finde, wo aber der Vers vielmehr die Form
obies fordere. Cnsrer Ansicht nach fordert auch die ratio für den
Nominativ, wenn er auch iu alterer Zeit wirklich gebraucht wor-
den ist, diese Form; in den casibus obliquis war das eine t nur
deswegen ausgestossen , um den Zusammenstoss des doppelten
zu vermeiden; es auch im Nominativ auszustoßen lag gar kein
Grund vor; man vergleiche obieci mit obicio (Gurtius sprach-
vergleichende Beitrage I. S. 321).
Dass die p. lxxxiii besprochne Aenderung der Lesart von
BG in V. 338 „tolerare egestatem eius uolo" in „tolerare ei ege-
statem uolo" (weil A die Stellung eius egestatem hat) nothwendig
sei, kann ich nicht zugeben. Allerdings hat der Dichter in V. 358
und 371 tolerare alicui aliquid construiert; aber die Stellen
Trin. 687 „. . tiia qui toleres moenia" und Rud. 918 f. „Pauper-
tatem eri qui et medm seruitütem Tolerarem . .", wo auch nicht
tibi er o mihi gesagt ist, scheinen mir hinreichend, um die un-
veränderte Beibehaltung der Lesart von BG zu rechtfertigen. Es
verhält sich gerade so mit der Gonstruction von leuare; vgl. Epid.
IV, 1, 29 mit Trin. 688.
Das neunte Gapitel (p. xci ff.) erörtert die orthogra-
phischen Grundsätze, nach denen R. den Plautinischen Text
behandelt hat. Er verzichtet von vorn herein darauf, die Schreib-
weise des Dichters selbst oder die seiner Zeit herstellen zu wol-
len, was er im Gegentheil als ein abenteuerliches Beginnen dar-
stellt; sondern wie eine vernünftige Gritik der Homerischen Ge-
dichte nur darauf ausgehn wird, den Text derselben annäherungs-
weise so wiederzugeben, wie ihn die Alexandrinischen Gramma-
tiker constituiert haben, so darf auch unser Bestreben in der
Gritik des Plautus nicht weiter geho als dass wir „missis Saliorum
cruditatibus horridulaque senatusconsultorum solennitate colurana-
rnmve robigine id potius agamus ut 9 qualem aliquanto politior aetas
Plautura iegisse videatur, quoad eius fieri possit recuperemus."
Eine methodisch unternommene und durchgeführte critische Tex-
tesconstitution der Plautinischen Gomoedien im Aiterthume selbst
wird sich nun schwerlich vor dem ersten Jahrhundert unsrer
Zeitrechnung nachweisen lassen; dass aber in diesem eine solche
vorgenommen worden ist, zu der Annahme berechtigt uns alles
:a
RiUchl: T. Macci Plauti comoediae. 251
was wir von dem Gang der grammatischen Stadien bei den Rö-
mern wissen. Vielleicht befanden sich unter den „mnlta exem-
plaria correcta", die nach Sueton. de gram m. 24 M. Valerius
Probus (unter Nero und dessen Nachfolgern) „emendare ac di-
•tinguere et adnotare curauit", auch die Comoedien unsere Dich-
ters , wie es von denen des Terentius sicher ist (s. Jahn Proleg.
ku Pers. p. cxl); indessen ein directes Zeugnis hierfür ist nicht
Torhanden. Mag nun dieser Grammatiker (Valerius Probus oder
ein anderer) wirklich noch Exemplare aus der Zeit des Dichters
(der damals bereits seit beiläufig dritthalb Jahrhunderten todt war)
gehabt haben oder nur solche, in denen die alterthüroliche
Schreibweise schon vielfach verwischt war: er wird bei seinem
recensierenden Verfahren gewis den Zweck hauptsächlich mit im
Auge gehabt haben, die Plautinischen Comoedien für seine Zeit
bequem lesbar zu machen , und daher in orthographischen Dingen
alles, was seinem Lesepublicum Anstoss geben konnte, nach der
in seiner Zeit gebräuchlichen oder doch wenigstens noch ver-
ständlichen Norm zugeschnitten haben. Diese orthographische
Norm (die im wesentlichen ganz dieselbe ist , auf die auch
unsre ältesten und besten Handschriften des Cicero und Vergilius
hinweisen) lässt sich aus unsern Quellen mit ziemlicher Sicherheit
wieder herstellen ; denn wenn sie auch vielfach durch Einfuhrung
der noch später gebräuchlichen Formen verdunkelt worden ist,
so liegen doch noch so viele Spuren davon vor (und zwar auffal-
lenderweise noch mehr in B als in A), dass man von diesen aus
zur Emendation jener berechtigt wird. R. spricht sich nun über
das von ihm eingehaltne Verfahren in folgender Weise aus: „bi-
pertitam esse meam in hoc genere operam omnem voiui : ita qui-
dem ut alia ad certae normae constantiam , qualem fere probasse
antiquiorum diligentia grammaticorum videretur, vel praeter libro-
rum auetoritatem redigerem , servatis tarnen si quae etiam vetu-
stioris aetatis vestigia resedisse suspicarer [es ist nemlich sehr
glaublich, dass der recensierende Grammatiker hie und da eine
alterthümliche Form übersehn oder absichtlich stehn gelassen
hat, die dann auch den Weg in unsre Handschriften gefunden
hat] : in aliis inconstantiam scribendi sciens -probarem , sive codi-
cnm me fidei maneipans [dies ist namentlich bei den Praepositionen
in der Zusammensetzung geschehn, die bald assimiliert erschei-
nen, bald nicht, je nach den handschriftlichen Zeugnissen], quos
ipsius antiquitatis inconstantiam repraesentare viderem , sive quod
veterum exemplo, ut Quinctiliani, aliquid esse intelligendi com-
moditati tribuendnm et concedendum hodiernae consuetudini arbi-
trärer.' 6 Einige hierher gehörige Punkte berührt auch die Vor-
rede zum Stichus p. xv ff. Nun einige Einzelheiten.
P. xcv heisst es: „mirum nee a ratione defensionem haben»,
sed idem tarnen testimoniorum multitudine extra dubitationem po-
situm surrupui et surruptus atque adeo surrupio \jto aurti^ux
252 Lateinische Litteratnr.
surreptus surripio." Dagegen dass surrupio der Analogie wider-
spreche hat schon Bergk a. a. 0. S. 1127 Einspruch gethan:
surrupio verhält sich zu dem später gebräuchlichen surripio ge-
rade so wie aucupium und mancupium zu mancipium und munici-
pium, womit denn auch das Perfectum surrupui gerechtfertigt
ist. Aber auch surruptus? Allerdings findet sich diese Form in
den Handschriften z. B. Rud. 1105. Poen. IV, 2, 80. Pers. I, 3, 70
(unter welchen Stellen jedoch an der ersten die syncopierte Form
surpta mit Hermann bei R. Parerga I. p. 379 hergestellt wer-
den m U88, an den beiden andern mit Brix Quaest. prosod. p. 21.
23 wahrscheinlich herzustellen sein wird) , aber auch z. B. sub~
rupturum in B Asin. V, 2, 80, in welchem Verse, wenn man nicht
ohne Noth se surpturum corrigieren will, die viersilbige Form
vom Metrum verlangt wird, so wie Poen. prol. 103 ein uoth wendig
dreisilbiges surrupta und ebend. V, 2, 2 surrupticias. Dennoch
trage ich kein Bedenken das u in diesen Participialformen allein
den Abschreibern zur Last zu legen : denn so wenig jemals aucups
oder mancups neben aucupium und mancupium gesagt worden ist,
so wenig lägst sich surruptus (oder subruptus) rechtfertigen, son-
dern es ist überall wo die volle Form wegen des Metrums noth-
wendig ist, surreptus (oder subreptus) zu schreiben, wie auch
z. B. Poen. V, 4, 77. Pers. III, 1, 52. Aulul. prol. 39 in B, Rud.
argum. acrost. 3 in BG richtig steht (vgl. auch subrepsit und nicht
subrupsit Mil. 333). Uebrigens bin ich überzeugt, dass diese
Ablautung des stammhaften a der Verba primitiva in u in der Com-
position sich nicht auf dies e*ine Verbund subrupio beschränkt
habe; von ihrer weitern Ausdehnung sind uns noch manche Spu-
ren erhalten. Ausser den schon oben erwähnten aucupium und
mancupium (neben mancipium) erinnere ich an die auch in der
spätem Latinität gebliebnen Verba recupero (neben recipero) und
occupo, alle von der Wurzel cap gebildet, ferner an occulo vom
Stamm cal, der in calim oder callim (= clam) und in xaAvnzm
offen zu Tage liegt, an perdutio u. ä. von quatio, conculco u. ä.
von calco, insulsus von salsus (vgl. Rud. 517) \ insula (von in
salol Festus Pauli p. 111), sodann an das oben in Trin. 1052
hergestellte occupio, auf welches die Spuren der Handschriften
ganz entschieden führten und das auch noch durch eine andere
sehr gute Quelle bestätigt wird : im Stichus nemlich V. 760 findet
sich bei Nonius, der diesen Vers p. 5 citiert, in dem (von einem
künftigen Herausgeber des Nonius durchaas zu benutzenden) codex
Bambergensis M. V. 18 saec. X (dessen Varianten ich der freund-
lichen Mittheilung Halms verdanke) nicht occipito geschrieben,
wie alle übrigen Handschriften des Nonius und alle Plautinischen
haben, sondern occupito, ohne Zweifel alte Ueberlieferung: nach
welchen zwei schwachen, aber sichern Spuren ich gar keinen An-
stand nehme occupio statt occipio im Plautus überall herzustel«
Ritschi : T. Macci Plaoti comoediae. 253
len *) ~ Ferner haben BCD im Mil. V. 279 die Form insuliamua
erhalten, welche R. nicht hätte gegen imiliomus vertauschen
dürfen: ich habe dieselbe auch Rud. 366, sowie nach Ihrer Ana-
logie ebend. V. 75 und 173 desului und Trin. 216 prosului einge-
führt. Andere Belege derselben Ablautung werden sich vielleicht
noch in grösserer Zahl aus dem später zu veröffentlichenden hand-
schriftlichen Apparate zum Piautus sowie zu andern Denkmalen
der altern lateinischen Literatur ergeben ; für jetzt genüge es dar-
auf hingewiesen zu haben.
Sehr schön ist p. xeix ff. die Existenz der Negation hau neben
haud oder haut nachgewiesen ; jedoch ist R. in Herstellung der-
selben im Text des Trinummus wenigstens nicht über die hand-
schriftliche Beglaubigung hinausgegangen; erst zu Bacch. 864 er-
klärt er vor d und t immer hau schreiben zu wollen. Durch eine
vollständige Zusammenstellung aller der Stellen , in denen diese
vocalisch auslautende Form durch die Handschriften und Zeug-
nisse der Grammatiker beglaubigt wird , wird sich ein Princip er-
geben , vor welchen Consonanten dieselbe consequent herzustellen
ist (die Verbindung hauscio stellt Haas c zu Reisigs Vorles.
S. 280 mit Recht mit den Fällen zusammen , wo das d der Praep.
ad in der Zusammensetzung mit solchen Verben, in denen anf den
Anlaut 8 noch ein Consonant folgt, der Euphonie wegen aüsge-
8tos8en wurde, wie ascribo ascisco). So viel wir bis jetzt ge-
sehn haben , steht hau sicher vor d (Bacch. 506. Mil. 97 in CDa),
vor t (Most. II, 1, 47. Mil. 293 in Ba. Verg. Aen. X, 599. vergl.
p. cccxxv) , vor / (Trin. 233), vor * (Most. III, 2, 96. Pseud. I, 2,
80. Poen. IV, 2, 13), vor b (Trin. 462), vor p (Stich. 59. 297.
488. Most. III, 2, 105. Rad. 222. Verg. Aen. XII, 76 und in der
Inschrift N. 4848 bei Orelli), vor / (Mil. 381), vor m (Stich.
118. Cure. IV, 2, 26 in B au male, d. i. hau male. Verg. Aen.
III, 610. XII, 506). Somit dürfte das Princip nicht verwerflich
sein ,'dass die Form hau vor allen Lingualen und Labialen (also
ausser den genannten auch noch vor n j und v) herzustellen , vor
allen Gutturalen dagegen (g c q r h) und natürlich auch allen Vo-
calen immer haut zu schreiben sei.
Als Beispiele der euphonischen Einschiebung des p hinter m
vor einem folgenden - Consonanten werden p. cn f. aufgeführt
dampnum conlempnit und sogar antempnae , über welche Formen
*) Vielleicht ist dieselbe alte Form vtie in der obigen Stelle des
Trinammas , so noch öfter in ansern Handschriften in oupio corrumpiert
worden : so ist es mir gar nicht an wahrscheinlich , das« Bacch. 57 , wo
die Handschriften haben: Egomet aput me quid stulte facere cupiaa pre-
htbeam und R. mit Camerarias« quid statt quid geschrieben hat, viel-
mehr so herzustellen sei: „Ägomet aput me nlquid stulte facere oecupias
pröhlbeam" : dass ne nach me leichter ausfallen konnte als st ist klar.
254 Lateinische Litteratur.
R. weiter bemerkt: „quae si qui non e vulgari pronuntiandi con-
suetudine ipsius antiquitatis relicta esse, sed codicibus iuhaerescere
e posteriorum saeculorum barbarie opinantur: qui tandem factum
dicent ut, quo qui a barbarie propior codex est, eo Warum quidem
asperitatum minus, eo autem plus teneat, quo ab illa est remotior
et propius ad antiquitatem recedens? u Es ist ihm indessen mit
dieser Behauptung etwas menschliches begegnet, denn am bei
den Plautinischen Handschriften stehn zu bleiben, so ist unter
den genannten Wörtern contempnit das einzige, das in dieser
Form Trin. 323 und Mil. 1236 in B erscheint; dampnum und an-
iempnae (auch dampnare Trin. 829) sind nur aus G und D aufge-
nommen. Auch erwähnen weder die alten Grammatiker, bei denen
von der Einsetzung des p hinter m vor s und t vielfach die Rede
ist (s. die Zusammenstellung bei Schneider latein. Elementarl.
S. 466 ff ) , irgend ein Beispiel jener Einsetzung vor n noch wird
dieselbe durch inschriftliche Zeugnisse beglaubigt (vgl. Schnei-
de r S. 470). Ich habe deswegen in meiner Textrevision immer
damnum (aber nicht antemnae, sondern antennae von dva und
t ender e mit D öd er lein Handb. der lat. Etym. S. 10) geschrie-
ben , dagegen contempno beibehalten , und zwar einestheils wegen
der Auctorität des B, anderestheils weil ich die von Curtius
aprachvergl. Beiträge I. S. 79 vorgeschlagne Herleitung dieses
Wortes von zan-eivog für richtig und deswegen das p in demsel-
ben für organisch hielt. Aber gesetzt auch diese Herleitung
wäre die richtige (sie wird indessen jetzt von Mommseo unter-
ital. Dialekte S. 286 angefochten, der contemno von der Wurzel
teu- ableitet) , so hätte ich darum immer noch nicht contempno
schreiben dürfen, da sich, wie Curtius selbst bemerkt, temno
zu tap verhält wie somnus zu sop{or) [oder auch zu vit-vog] , das
p der Wurzel also vor n geradezu in m übergegangen ist; so wenig
man also sompnus irgendwo (ausser etwa in Jüngern Handschriften)
findet, so wenig ist die Schreibart contempno zu billigen* statt
•der sich auch contemnam Stich. 305 in sämtlichen Plautinischen
Handschriften richtig findet; man vgl. noch Wagners Orthogr.
Verg. p. 422, der bemerkt, das» von der Schreibung contempnunt
ausser einer einzigen Stelle sich in den ältesten Handschriften des
Vergilius keine Spur finde. Was die andere vou Curtius ange-
führte Analogie „damnum zu dan^avrj)" betrift, so ist diese wol
nicht mehr stichhaltig, da damnum vielmehr mit Mommsena.a.
O. S. 248 für eine Participialbildung = quod datur anzusehn ist
(eigentlich da-menum^ wie uort-u-menus , uortumnus — qui
uortüur; vgl. dazu Ritschi im Museum für Philol. VII. S.314f.
Anm.). (Jebrigens hat in Betref der Schreibung dieses Wortes
damnum R. selbst seine Ansicht bereits reformiert: denn Bacch.
66. 67. 117. 1032. 1103 sehn wir damnis damnum u. ä. im Text,
obgleich in CD zum Theil auch hier die Formen mit eingesetztem
p stehn. Gelegentlich bemerke ich hier noch , dass ich den Na-
Ritschi : T. Macci Plant! eomoediae. 255
inen des Gottes, den Ich Trin. 820 mit Bergk Comm. de Trin.
p. xhi ßtatt des handschriftlichen neptuni hergestellt habe, nicht
hätte Portumno schreiben dürfen, sondern Portuno , da diese
Form nicht allein durch Inschriften (N. 1585 und Bd. II. p. 397
der Ore 11 i sehen Samlung; die unter N. 1586 zusammengefassten,
in denen portvmso steht, sind von Ligorius gefälscht), sondern
auch durch die Handschriften fast überall beglaubigt wird ; s. Varro
de ling. Lat. VI, 19. Cic. de nat. deor. II, 26, 66. Ovid. Fast VI,
547. Verg. Aen. V, 241 und daselbst Senilis. Fest. Pauli p. 56, 5.
243, 1. Schol. Veron. Verg. p. 95, 12 Keil (auch bei Probus in
Verg. p. 45, 1 hätte Keil aus dem Parisinus Portunum in den
Text setzen sollen).
Die p. civ dem Plautus vindicierten Formen ruaum prosua 8tt-
sum finden sich auch sonst in guten Handschriften, so namentlich
bei Cicero: rums hat der Mediceus in den Epist. ad Farn. IX, 9, 3.
XI, 10, 4 ; prosus der Gudianns 294 (saec. X) von erster Hand
Tu8c. II, 19, 45 ; prosms (d. i. gleichfalls proaus) derselbe ebend.
I, 5, 11; auch de fin. III, 10, 34 weist die Corruptel des Erlangensis
rt8it8 vielmehr auf rusus als auf rursus. So auch rusum bei Gratius
Cyneg. 244, introsum ebend. 431. In dem Zeitalter der Antoni-
nen scheint die Schreibweise dieser Wörter ohne r auch wieder die
herschende gewesen zu sein, wie Mais Index orthographicus zum
Fronto zeigt. Vgl. auch Schneiders lat. Elementar!. S. 471 f.
Nachträge zu diesem die Orthographie behandelnden Capitel
werden sich aus den übrigen Stücken noch in grösserer Zahl er-
geben. Aus dem Trinummus selbst hat schon Bergk a. a. O.
S. 1127 die in V. 11 aus A herzustellende Form uociuas auris
nachgewiesen, die um so weniger übersehen werden durfte, als
auch Cas. prol. 29 B aures uociuae bietet *). Ferner ist im Mil,
390. 391. 401. Bacch. 897 aus den Handschriften die durch Fe-
stü8 Pauli p. 28 M. und durch Priscian. p. 562 P. beglaubigte
Form au8culari statt osculari, Mil. 852. 856. Bacch. 305 cassare
statt quassare aufgenommen worden. Auf die der Theorie der
iltern Grammatiker entsprechende Orthographie des Wortes
maiiore8 in A Trin. 632 (ebenso niiebas Trin. 428 in A , wie die
Ton R. zu diesem Verse angemerkten Schriftzüge von Schwarz-
mann wirklieh gelesen worden sind; ferner eiia Bacch. 630 in B,
*) Zu den beiden Ton Bergk beigebrachten inschriftlichen Zeug-
nissen fnr vocatio statt uacaüo und voctam (übrigen« steht dieses
nicht in N. 4860, sondern in N. 4859 bei Orelli) kann ich noch ein
•handschriftliches hinzufügen: bei Nonius p. 436 lautet das Ciceronische
Fragment in dem oben erwähnten Bambergensis so : „M. Tullins ad Cae-
sarea! ianiorem üb« II [nicht I] : quo [sehr, quom] mihi et Filippo uocatio-
nem dm$, bis gaudeo: nam et praeteritis ignoacis et concedis futura"; die
übrig** Handschriften und die Ausgaben haben uacationem.
356 Lateinische Litteraiar.
dies beiläufig ein Beweis dass das i in dieser Tnterjection wie in
heia consonantischer Natur ist) hat gleichfalls schon B e r g k S. I 140
hingewiesen (vgl. auch Schneiders lat. Elementarl. S. 277 ff.
Wagners Orthogr. Vcrg. p. 442 f.). Ebenso glaube ich in den
Schreibungen des B Bacch. 105 holet und 309 karissumus (dies
auch Men. I, 1, 30) alte Ueberlieferung zu erkennen, vgl. Qtiinc-
til. I, 7, 10 „quidam eam (literam K), quotiens A sequatur, neces-
sariam credunt": Wagner a. a. O. p. 4^4*). — Als Beitrag zu
der viel beeprochnen , aber wol nie zur Entscheidung kommenden
Frage über arcesso und accerso (die Literatur am vollständigsten
bei Eilend t zu Cic. de Orat. II, 27, 117) hier die Bemerkung,
dass jene Form Mit. 480 (und zwar hier wie Stich. 196. 266. 267.
327 auf die alleinige Auctorität des A), Bacch. 354. 796. Stich.
150. 676, die andere (accerso) MSI. 70. 975. 1185. 1283. 1296.
Bacch. 424 im Text steht. Ich kann mich nicht enthalten hier
«uf das von Jahn zu Fers. 2, 45 angeführte Factum aufmerksam
zu machen, dass im Kalend. Praenest. pr. Non. April, steht:
MATER. MAGNA. EX. LIBRIS. SIBVLL1N1S. ARCESSITA, während die
Florentiner Handschrift des Varro de ling. Lat. VI, 15 von dersel-
ben Begebenheit schreibt: ex libris Sibyllinis accersila. Dies
Verhältnis zusammengehalten mit der oben erwähnten Erschei-
nung, dass in fünf Plautinischen Versen A allein arcesso erhal-
ten hat, während alle übrigen Handschriften accerso bieten, durfte
wol geeignet sein das Verfahren desjenigen, der einmal eine con-
sequente Orthographie durchführen will, immer arcesso zu schrei-
ben , zu rechtfertigen , zumal diese Form auch von Seiten der
ratio die einzig richtige zu sein scheint : arcesso ist nemlich zu-
sammengesetzt aus ar, der alten auch sonst hinlänglich beglaubig-
ten Form der Praep. ad, und cesso^ welches sich zu cieo oder cio
verhält wie capesso facesso lacesso zu capto facto lacio.
Mit dem zehnten Capitel (p. cxvff.) beginnen die Grund-
ztjge eines Systems der Plautinischen Prosodik und Me-
trik, welches System selbst R. später vollständiger ausgearbeitet
zu veröffentlichen verspricht. Nach einer scharfen aber gerechten
Geisselung der bisherigen uncritischen und unwissenschaftlichen
Behandlung dieses Gegenstandes erörtert R. zunächst die Frage
über den Einfluss der Position. Bekanntlich hatte Bentley
in seinem Schediasma de metris Terentianis für den ersten Fuss
*) Fahren nicht auch Mil. 745 die Varianten der Bucher introuxi in
C and introduxi in den übrigen vielmehr auf die Schreibung imtrouxi als
auf instruxi, was R. aas A in den Text gesetzt bat, and hätte jenes nach
den von R. befolgten Principien nicht ebenso gut aufgenommen werden
müssen wie anderswo summeia liteh nocteia o. ä.? Vgl, indessen über
die Geltung des OV in der altern lateinischen Schrift jetzt Mommsen
unterital. Dialekte 8. 217 f.
Ritschi ? T. Macci Plant! comoediae. 257
iler Sambischen Verse eine grossere Freiheit in Vernachlässigung
der Position in Anspruch genommen: diese leugnet R. für die
Piaatinische Verskunst ganzlich und weist zugleich an mehreren
Stellen des Terentius nach , wie jene Licenz auch dort mit Leich-
tigkeit wegzuschaffen sei. Wirkliche Vernachlässigung der Po-
sition sei bei Plautus nur in sehr wenigen eng begrenzten Fällen
zuzugeben und zwar im Inlaut zunächst in den durch den häufigen
Gebrauch abgeschlifnen Wörtern Ute Xstefose&ccum und (seltner)
Vpse (letzteres ausser den angeführten beiden Versen des Tri-
«uraraus z. B. noch Amph. 415. Capt. 279. 292. Mil. 1145. Cure.
I, 3, 14. Gas. II, 8, 56. Poen. IV, 2, 23). Ausserdem sei die Po-
sition des doppelten / wie in Xlle , so in manchen langem Wörtern,
wie simtllumae sät&Uites supßll&ctile e'xpapiÜdto und zwar durch
den Einflus8 des Accents vernachlässigt worden. Ah diesen Ver-
kürzungen analog vertheidigt R. p. cxxm auch die Verkürzung der
Mittelsilbe in Phütppi und PhtiXppei, warnt dagegen p. cxxvf.
sehr ernstlich davor, nicht nach Analogie von fste und isse auch
die Mittelsilbe in dedisti und dedisse als kurz anzunehmen und
zwar mit vollem Recht, da das i in diesen Formen, wie die erste
Person de dl zeigt, eine Naturlänge ist. Dennoch kann ich die
Aenderungen , die R. in Folge dieser dem Princip nach richtigen
Bemerkung in mehreren Versen vornimmt, nicht gut hefssen und
halte einen andern vou Bergk a. a. O. S. 1129 f. vorgezeichneten
Ausweg für richtiger, um den durch dedisti dedisse und de du in
mehreren Versen bereiteten Schwierigkeiten zu entgehen (dedi
übrigens bleibt hier aus dem Spiele, da die Verkürzung von des-
sen Endsilbe trotz der Natur länge, wie sich uuten ergeben wird,
ganz in der Ordnung ist). Betrachten wir zuerst noch einmal die
Verse, in denen dedit nach der handschriftlichen Ueberlieferung
so steht, dass es, wenn es zweisilbig gesprochen werden sollte,
trotz des folgenden Consonanten die letzte Silbe verkürzen müste:
es ist der von R. p. cxxv angeführte Vers Most. III, 1, 115 (für
Asin. IV, 1, 7, welchen Vers R. p. cccxxv nachtraglich beibringt,
wird sich unten eine andere Emendation als nothwendig ergeben),
ferner Trin. 902. Rud. 1171:
Set ärraboni has dedit quadragintd minas.
Ab ipsone istas äeeepisti? E raanibus dedit mi ipse in manus.
Et bulla aurcast pater quam dedit mihi natalf die.
Aus diesen Versen zusammengehalten mit Trin. 129. Men. IV,
3, 15. Amph. 761. Pseud. IV, 2, 33:
Dedistine hoc facto ei glädiuro qui se oerfderet?
Tute ultro ad me de'tulisti, dedisti eam donö mihi.
Dedisse dono hodie* qua te Uli dönatum esse dfxeras.
Nomen est. Scio iäm tibi me redete dedisse epistulam.
geht wol zur Genüge hervor, dass Bergks Ansicht, man habe
das Perfectum dedi so rasch ausgesprochen , dass die Reduplica-
tioo mit der Stammsilbe verschmelzen sei, die wtv«*\feXtaSX>
N. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Kr iL Bibl. Bd. UL. Hft. *. ^
258 Lateinische Lkteratur.
richtige ist. Absichtlich, habe ich aus obiger Reihe die beiden
Verse Trin. 127 und Cure. II, 3, 66 weggelassen, da diese aus
andern Gründen als wegen der metrischen Schwierigkeit des de-
disti von R. emendiert worden sind ; indessen habe ich in meiner
JEpist crit. p. xm für den letztern der beiden genannten Verse
auch eine Fassung vorgeschlagen , in der Dedistin zweisilbig blei-
ben würde (vgl. dazu Stich. 565 f.). Dagegen trage ich kein Be-
denken ein einsilbiges dedit Bacch. 532 herzustellen: „Se*t ue-
niam mihi quam grauate dedit pater de Chrüsalo"; so wird an
der handschriftlichen Ueberlieferung weiter nichts geändert als
dedit pater statt pater dedit, während Hermanns Herstellung
dieses Verses, die auch R. p. clyiii angenommen hat, bei weitem
gewaltsamer ist. Ferner ziehe ich hierher Men. III, 2, 43 „Pal-
lam istanc hodie eämque dedisti Erötio", in welchem Verse de-
disti nothwendig zweisilbig gesprochen werden muss nach der von
K. selbst in der Vorrede zum Miles p. xxn angedenteten durch-
aus richtigen Beobachtung, wonach „anapaestum ars vetuit bino-
rum vocabulorum consociatione fieri , quorum prius in media ana-
crusi finiretur." Auch in dem baccheischen Tetrameter Poen. I,
2,13 „Eae* nos lauäado, eluendo operam dederunt" möchte
ich dederunt lieber als Spondeüs denn als Anapaest gemessen
wissen. Zum Schutz des handschriftlichen detulistim dem obigen
Vers der Menaechmen , welches R. in tetulisti et ändern wollte,
verweise ich auf I, 2, 60. II, 3, 42. IV, 1, 3. 2, 37. 89. V, 2, 56
desselben Stücks und Asin. V, 2, 2. 35. Auch in Trin. 129 wird
die Wahrscheinlichkeit dafür, dass /aefo Glossem sei, wieR. nach
Bothes Vorgang angenommen hat, geriuger, wenn man die
Stelle im Text selbst nachschlägt und findet, dass Ritschis An-
gabe in den Proleg. „cum facto sit in A , pacto in reliquis u auf
einem Versehn beruht (durch Verwechslung mit V. 649 entstanden),
indem die guten Bücher alle in facto übereinstimmen, welches die
Itali correctores in pacto geändert haben, aber ohne ausrei-
chenden Grund , vgl. Asin. V, 2, 12. Epid. I, 2, 6. Uebrigens
dürfte diese Eigenthümlichkeit der Aussprache von dedi wol auf
das Simplex zu beschränken sein: von Compositis, auf die man
dieselbe auszudehnen geneigt sein könnte, wüste ich augen-
blicklich kein anderes Beispiel als perdidi Rud. 222, welcher Vers
nach der schönen Ergänzung Ritschis im Museum f. Philo!. V.
(1847) S. 145 so lautet: „tta res sordent: uitae hau parco: per-
didi spem qua me dblectabam." Hier könnte man allerdings
vermuten , dass perdidi zweisilbig zu sprechen wäre ; aber der
Vers ist ein trochaeischer Octonarius, und dass für diese Vers-
gattung Licensen gestattet waren , die in den Versmassen des Dia-
logs geradezu unerhört sein würden, ist sicher; wie also z. B. Rud.
961 in einem trochaeischen Octonar oenseo, Mil. 1023 in einem
anapaestischen Tetrameter kuhtsmodi, ebend. 1024 maxume,
10ai impera, 1343 digmor, Paend. II, 1, Iprospere (sämtlich
Ritschl: T. Macci Pfaati comoediae. 259
eigentlich crctische Wortfüsse) ah Dactylen gemessen sind (noch
mehr andere Beispiele unten), so glaube ich dieselbe Freiheit
auch für perdidi in jenem Octonarius in Anspruch nehmen zu
dürfen. Sollte dies aber dennoch als unmöglich erscheinen , so
bliebe immer noch, eh man cur zweisilbigen Aussprache seine
Zuflucht nehmen müste, der Ausweg offen, „peVdidi spem qua
öblectabar" zu corrigieren.
Als weitere Fälle von Vernachlässigung der Position inner-
halb eines Wortes zählt R. p. cxxvi die Wörter tnde [nebst per-
tnde Stich. 520] ünde Intus tnter n&mpe tfmnis auf und belegt die
Verkürzung der ersten Silbe in denselben durch eine reiche Sam-
lung von Beispielen, die zum grössten Theil critisch besprochen
werden. Nach Analogie von tnter gibt R. auch für die erste Silbe
von Xnterim und einigen Coropositis wie faterpellatio (Trio. 709)
die Verkürzung zu und fasst dann das Resultat dieser ganzen Un-
tersuchung in folgenden Worten zusammen: „neglecta in media
voce vis positionis et paucorum vocabulorum bisyllabo-
rum certis exemplis continetur, et illorum ita eomparatoruio ut
nee t res un quam corripiantur sed tantum binae conso-
nantes, et harum altera, si a st et geminatis discesseria, se-
iest liquida esse." Zwischen zwei Wörtern findet nach R.
Vernachlässigung der Position nur in zwei Fällen statt, nemlich
bei Apocope der Fragpartikel «0, wie in Üän tandem, hdbltn tu
id aurum , und bei deu Pronominen hie und hoc vor einem mit qu
anlautenden Worte (nach Analogie von üceuni) und zwar auch nur
im Anfang der Verse. Ich beschränke mich hier auf diese ein-
fache Relation über Ritschl 8 Ansichten, da ich in dieser gan-
zen Frage über die Vernachlässigung der Position in wesentlichen
Punkten zu andern Resuitateu gelangt bin, deren Begründung ich
mir, da sie hier einen unverhältnismässig grossen Raum in An-
spruch nehmen wurde, für einen andern Ort vorbehalte.
Das eilfte Capitel (p. cxl ff.) handelt von der Ecthlipsis
oder Syncope. Eine Reihe zweisilbiger Nomina und Partikeln
von iambischer oder pyrrichischer Messung , die zwischen ihren
beiden Vocalen e'inen Consonanten und zwar eine Liquida haben,
ist in der Plautinischen Sprache oft einsilbig gesprochen worden :
so bonus malus manus senex domus in allen ihren zweisilbigen
Formen, fores nebst foris und foras, colos amor soror erum
nebst eri und ero , merum uiro u. a. (ich fuge noch purum hinzu,
vgl. Trin. 661. Mil. 695); ferner simul oder in archaistischer
Schreibong setnul, tarnen (jedoch möchte diese Partikel jetzt
wol aus der Reibe zu streichen sein , da sich dafür überall, wo das
Metrum die Einsilbigkeit verlangt, die durch A Stich. 44 beglau-
bigte Form tarn herstellen lässt, s. meine Epist. crit. p xv), enim
(sehr schon wird die einsilbige Aussprache* 1 dieser Partikel durch
das Oikische bestätigt, wo sich nach BeVgis Bemerkung %.%.<&.
260 Lateinische Litterator.
S. 1130 neben i/mwi auch in findet [s. Mommsen unterital. Dia-
lekte S. 264] , so das« das Wort im Lateinischen einsilbig wol wie
etn gelautet haben werde), semel (vgl.Capt. 757 „Satis sum sein el
deeiptus: speraui miser": denn so muss accentuiert werden, nicht
„Satis surn semdl dece'ptus . .") und ausserdem noch zwei andere
Partikeln, die freilich keine Liquida, sondern eine Muta als Inlaut
haben , deren Einsilbigkeit aber doch durch eine zu grosse Zahl
von Versen ausser Zweifel gesetzt wird : aput und quidem. Die
letztere Partikel kann sogar, wenn ein vocalisch anlautendes Wort
darauf folgt, so gänzlich elidiert werden, dass weiter nichts als
q'd* davon übrig bleibt, so Trin. 58 „Dum quidem heYcie tecom
nupta sit, sane* nelim" (vgl. auch p. cccxxvn). Nun warnt R.
p. cliv davor hierin nicht zu weit zu gehn und z. B. Trin. 559
(nicht 569) die handschriftliche Lesart „Mens quidem he*rcle
numquam fiet . . u vertheidigen zu wollen. Ich gestehe aber
wirklich zwischen den angeführten beiden Versanfangen keinen so
grossen Unterschied zu finden (der eine ist spondeisch , der an-
dere entweder anapaestisch , wenn von mens der Auslaut abge-
worfen wird, oder gleichfalls spondeisch, wenn meus einsilbig
gesprochen wird), dass ich die Lesart aller Handschriften (A mit
eingeschlossen) darum verwerfen möchte. Es finden sich der
Beispiele von einer für unser Ohr sehr harten Verschluckung des
einsilbigen quidem auch sonst genug. Auf Bacch. 1169 „Non hö-
mo tu quidem es qui istöc pacto . ." und 1204 „. . Quam qui-
dem äctutum emoriamur" will ich als auf anapaestische Verse kein
besonderes Gewicht legen; aber man vgl. z. B. Rad. 322 „Eum
quidem dd carnuficemst ae*quius . ." Capt. 866 „. . Mihi qui-
dem e8surio, ndn tibi." Cist. I, 1, 45 „Haec quidem e*castor
cotidie . ." Asin. IV, 2, 8 f. „Iam quidem heYcle ad illara hinc
ibo, quam tu pröpediem [| Nisi quidem illa ante oecupdssit te,
ecflig&s scio." Poen. I, 2, 103 „Vt tu quidem huius oculds in-
lutis . ." Epid. 1, 1, 89 „Tu quidem antehac alifs solebas . ."
I, 2, 8 „14m istoc probior es meo quidem animo, qudm in amore
te*mperes." 11,2, 18 „Et ego Apoecides surn: Et ego qui dem
sum lilpidicus . ." (wo ich gar nicht gewillt bin Et equidem zu
corrigieren). Mil. 158 „Mihi quidem iam arbitri uicini . ." wo
ich es auch nicht billigen kann , dass R. iam getilgt hat. Stich. 4
„Quorum quidem nos negötiis . ." eine Emendation statt des
unmöglichen handschriftlichen Quorumque nos, die R. selbst vor-
geschlagen, aber als „duriusculum" verworfen hat: ich halte sie
für entschieden richtig.
Mit besonderm Nachdruck wird hervorgehoben , dass diese
Ecthlipse oder Syncope nur auf Nominalformen und Partikeln An-
wendung erleide, durchaus nicht auf Verbalformen: alle die
Stellen, in denen man uelis uoles uolunt u. dgl. früher einsilbig
angenommen hat, w j$tanvon R. p. cxLvmff. beseitigt (auf einige
derselben werde icfr «i^en zurückkommen). Dagegen ist jene
RiUchl : T. Macd Plaut! conoediae. 261
Freiheit auf mehrsilbige Derivata der oben genannten zweisilbigen
Nomina und Adverbia aasgedehnt worden: so können maieficium
beneficium domicilium viersilbig, senectus zweisilbig gesprochen
werden. Einen ähnlichen Einfloss wie in den genannten Wörtern
die Liquidae übt in andern der Hauchlaut u: wo diesem nemlich
ein kurzer Vocai vorausgeht (ausnahmsweise auch ein langer, wie
in flauem and obliuisci^ s. Ritschis Anm. zu Mil. 1359), bat
er die Kraft die vorhergehende Silbe mit der folgenden zu einer
zu verschmelzen: so werden boues louia n. i. einsilbig, wuentm*
zweisilbig, auonculus dreisilbig, cauülatio viersilbig (gleichsam
eaullatio). Vereinzeit steht die Syncope in minUtremms und ma-
gütratus , deren dreisilbige Aussprache (muitfrema?« , nicht wie
R. meint nCnistremuB , und maistratus) von Bergk a. a. O.
S. 1130 f. gleichfalls aus dem Oskischen gerechtfertigt wird *).
Denselben Einfluss wie u in den oben genannten Wörtern äussert
t in eius cuius huiw^ die ebenso oft einsilbig wie zweisilbig ge-
braucht werden. Endlich hat die iusserliche Aehnlichkeit mit
aput auch bei coput einigemal einsilbige Aussprache bewirkt.
Hiermit ist aber auch der Kreis dieser Gattung von Lkenzen ge-
schlossen: 6**8 pater und patrem nicht einsilbig gebraucht wor-
den sind, weist R. durch gründliche Critik der dafir beigebrach-
ten scheinbaren Beweisstellen nach , und was sonst noch von der-
gleichen Licenzen angefahrt werden könnte, ist entweder unsicher
oder aus freiem Versmassen entlehnt.
Das zwölfte Capitel (p. cuxff.) handelt von der Synize-
sis oder Synaeresis, d. h. der Verschmelzung zweier Vocale
*) Im Oskischen nemlich ist mrnttrd* (wofür auch mutreu vor-
kommt) =znunort8 und mos* = magut (Tgl. M ommsen a. a. O. 8. 280.
375). Bergk verweist noch auf die Analogie Ton fenestra fenstra fe-
ttr*i ich fuge noch hinzo monestrum monttrum mottrum: denn die letzte
Form wird doreb mosteUum mo$UUarim belegt , auch sind die Varianten
ia B mostra Trin. 948, praemottro Trio. 342, commottrms Mcrc. V, 2, 53
sicherlich keine blossen Abscbreiberstinden, und dass monttrum aas mo-
nestrum too moneo gebildet sei, ist einerseits an sich sehr wahrschein-
lich , andrerseits wird es durch Pest. p. 138 ausdrücklich überliefert.
Vielleicht that man also wol , z. B. Stieb. 689 geradezu mhutremut, Kpid.
111, 3, 37 admintiraret zu schreiben , wie ich gar kein Bedenken getragen
habe, Mtl. 379 and Rad. 88 die Form fenstra in den Text za setzen, da
1) das Metrum die zweisilbige form Terfangt, 2) die genannte Form nach
Analogie Ten mrniHrnm durchaus regelrecht gebildet ist und 3) die an
den beiden angefahrten SteHen und Cas. I, 1, 44 (ausser welchen das
Wert bei Planta* gaf nicht vorkommt) in den Handschriften überlieferte
**%£#$ Form /entstret vielmehr auf/ertafra als auf da* durch Festos Pauli
p* W tagtaiMgte and von Bciitiey /u Ter. Heaat. III, J, 72cmpfoblne
fiuä^'M Bflllift Unit
262 Lateinische Litteratur.
in einen Laut Innerhalb eines Wortes. Die gewöhnlichsten
und durch den gleichen Gebrauch anderer Dichter bereits con-
statierten Fälle dieser Art, wie dein dehinc deorsum praenl
quoad coire antehac u. s. w. werden nur beiläufig erwähnt , ge-
nauer dagegen die der Plautinischen Sprache eigenürämlichen Falle
erörtert. Synizese des Vocals t mit einem folgenden findet sieh
in den Versmassen des Dialogs nur in dies mit seinen zweisilbige*
Casus, diu mit diutius und trium, sowie in der einzigen Verbal-
form scio nebst sei am scias sciat scies seiet u. s. w. und seinem
Compositum nescio (p. clxvii), mit einem vorausgehenden Vocal
in ais ail und aibam. Die Einsilbigkeit von seio wird schon von
den alten Grammatikern Charisius p. 6. Diomedes p. 430. Marins
Victorinu8 p. 2472 P. berichtet und erwähnt, dass manche dann
hätten sco sprechen wollen (vgl. Bergk a. a. O. S. 1130 Anm.).
Ob aber dieses einsilbige scio vor einem Vocal gänzlich habe elidiert
werden können , möchte ich doch bezweifeln ; einige Beispiele aus
dem Trinummus werden durch R. p. clxhi beseitigt; Men. IV,
3, 3 ist die handschriftliche Wortstellung „Sein quid est quod ego
4d te uenio? Scio ut tibi ex me sit aoliip" ans einem andern
Grunde zu rechtfertigen (aus demselben hätte auch MhV 1366
„Scio et perspexi sae*pe . . " nicht angetastet werden dürfen);
Capt. 71 dagegen ist umzustellen: „Scio dictum apsurde . . u In
freiem Metren, wie Octonarien und Anapaesten, kommen auch
noch andere Synizese» vor, wie zweisilbiges otio gaudium filio
filiam u ä. (ich habe danach auch praemium in dem baccheischen
Tetrameter Amph. 648 zweisilbig zn messen gewagt); von den
Versmassen des Dialogs aber sind solche Licenzen durchaus fern
zu halten, sowol in Nominal- als auch in Verbalformen. Audi-
bam und seibam können naturlich nicht als Ausnahmen angeführt
werden, da hier das e schon bei der Formbildung mit dem kurzen
Auslaut der Wurzel in l contrahiert worden ist (vergl. Curtins
sprachvergl. Beitr. I. S. 290 ff.); das zweisilbige sarriunt Capt. 663
wird durch die sonsther beglaubigte Schreibung süriunt entfernt,
welche sich, was ich hier beiläufig mit bemerke, bei Nonius p. 7,
wo jener Vers der Captivi citiert wird, in dem codex Bam bergen -
si*8 geradezu erhalten hat (auch bei Varro de ling. Lat. V, 134
fuhrt das sarcendo der Handschriften vielmehr auf sariendo als
auf sarriendo^ wie in unsern Texten steht). Alle übrigen schein-
bar entgegenstehenden Stellen sind corrupt: dahin gehört auch
Mil. 69, in welchem Verse R. p. clxiv das zweisilbige ambitmt
zu rechtfertigen gesucht hat, aber jetzt gewis nicht mehr auf-
recht zu erhalten gewillt ist, nachdem Fritzsche in der Vorrede
zum diesjährigen Rostocker Sommercatalog p. 4 ebenso leicht als
sicher em elidiert hat „. . drant ambae et dpsecrant." Ausser
t bilden noch Synizese die Vocale e und u: ersterer" in dem meus
und allen hierher gehörigen Formen von t* und idem , so wie vom
Verbum eo (aber nur vom Simplex, das einzige Beispiel von einem
Heiland : Zur Frage über die Reform der Gymnasien. 263-
Compositum, ein dreisilbiges transeuntem Mil. 676 ist iii der
Ausgabe dieses Stückes beseitigt); letzterer in duellum tuus
suus duo quuttuor puer puella und in fui nebst den dazu gehöri-
gen Formen ohne r auser fuere.
(Der Schluss dieses Artikels folgt im nächsten Heft )
Weilburg. Alfred Fleckeisen.
Zur Frage über die Reform der Gymnasien. Von Dr. Carl Gu-
stav Heiland, Oberlehrer am königlichen Domgymnasium zu Halber-.
Stadt. Halle 1850. 108 SS.
„Die vorliegende Schrift ist vom Standpunkte der Rcactiou
geschrieben. Sie reagirt gegen den pädagogischen Radicalismus,
der, von den Stürmen des Jahres 1848 getragen, in der Gymnasial-
pädagogik tabula rasa zu machen und die Anerkennung der Revo-
lution auch im Gebiete des höheren Schulwesens durchzuführen
bemüht ist." „Jetzt, heisst es zu Anfang der Schrift weiter,
nachdem sich die Stürme etwas gelegt und die Dämonen der Re-
volution gebändigt oder zur Besonnenheit zurückgeführt sind,
dürfte der Zeitpunkt gekommen sein, dem Positiven in der Gym-
nasialbildung das Wort zu reden und die ehrwürdigsten Institutio-
nen unserer Vorfahren gegen die von einer irregeleiteten Zeit-
richtung getragenen und Oberflächlichkeit der Bildung, sowie Früh-
reife des Charakters erstrebenden Bewegungen der modernen
Reformatoren in Schutz zu nehmen. Ohne Ahnung der geheim-
nissvollen Kraft und Bedeutung und des positiven Kernes, den
alles geschichtlich U eh erlieferte in sich trägt, beeifert man sich
vom Standpunkte abstracter Theorien und Principien aus das Alte
in Trümmern zu schlagen, und unbekümmert, ob das neue Expe-
riment gelingen werde , nach trotzigem Bruche mit der Vergan-
genheit ein neues Gebäude auf neuer Grundlage aufzurichten."
So sehr man auch mit dem Verf. in allen den wichtigen Fragen,
die er in dieser Schrift zur Sprache bringt, einverstanden sein
mag, so sehr man auch den warmen Eifer, das Geschick und die
Sachkenntnis», mit denen er jene Fragen erörtert, anerkennen
muss, so wenig wird sich doch der unbefangene Leser einer ge-
wissen Missstinimung über den von hohem Selbstgefühl und von
nicht zu billigender Geringschätzung gegen Andersdenkende ge-
tragenen Ton erwehren können , mit dem der Verf. gegen seine
Gegner zu Felde zieht. Will man eine Versöhnung zwischen den
gegenwärtig auf dem Gebiete der Pädagogik mehr als je ausein-
andergehenden Ansichten — und wer wollte diese nicht? — so
ist es vor Allen die Aufgabe und Pflicht derer, die ea unterneh-
men, zur Lösung der obschwebenden Fragen beizutragen, das« sie
den gegnerischen Staudpunkt ebenso wie den eigenen möglichst
264 Höhere Pädagogik.
unbefangen auffassen und der Wahrheit gemäss darstellen. Hr.
H hat dies nicht durchweg gethan. Ohne es stark urgiren zu
wollen, dass es nach den einleitenden Worten seiner Schrift den
Anschein hat, als meine er der Erste und Einzige zu sein, der
„nach den Stürmen des Jahres 1848 dem Positiven in der Gym-
nasialbildung das Wort rede", was doch in diesem und im vorigen
Jahre in Zeitschriften und Monographien in ebenso energischer
als mannigfaltiger Weise bereits von Anderen geschehen ist; so
zeigt es doch nicht von einer sine ira et studio gehaltenen und hu-
manen Auffassung des Realismus und verwandter Richtungen,
wenn uns deren Vertreter sammt und sonders in einem Lichte
vorgeführt werden , das unmöglich das richtige und wahre ist, wenn
wir sie uns nicht sämmtlich als Leute denken wollen , die mit der
Vergangenheit, weil sie sie nicht kennen, trotzig gebrochen und
nun oberflächlich und blind ins Blaue hinein theoretisiren. Dass
es auch solche giebt und immer gegeben hat , wer wollte es leug-
nen? Doch verlohnte es wohl kaum der Mühe, gegen diese mit
solchem Aufwand von Zeit und Kraft den Kampf zu beginnen;
wogegen diejenigen Männer, die, mit Erfahrung und gediegenen
Kenntnissen ausgestattet, durch langes Nachdenken zuderCJeber-
zeugung gekommen sind , dass es ausser dem Wege, den bisher
die Gymnasien verfolgt haben, noch einen andern giebt, um zu
einer wahrhaft menschlich-edlen Bildung zu gelangen, in anderer
Form und zum Theil auch mit anderen Gründen widerlegt werden
mussten. Das Princip , das dem Realschulwesen zu Grunde liegt,
hat unstreitig — denn es ist Thatsache, wie die zahlreich beste-
henden und stark besuchten Anstalten der Art beweisen — in dem
Zeitbewusstsein , als dessen Vertreter wir nicht etwa die ober-
flächlichen und tabula rasa machenden Köpfe betrachten, tiefe
Wurzel geschlagen, und darum hat es jedes Falls historische Be-
rechtigung. Ob diese Berechtigung auch eine innere und im We-
sen der Sache begründete ist, darüber muss und wird die Zeit
entscheiden. Wer aber in der Gegenwart jenes Princip bekäm-
pfen und als nichtig darlegen will , an den ergeht die unerlässliche
Forderung , dass er es nicht blos an seinen letzten Spitzen und
Auswüchsen, sondern in seinem Kern und innersten Wesen an-
greife. Dass dieser Forderung Hr. H. nicht vollständig genügt
hat, ist um so mehr zu bedauern, als der günstige Eindruck, den
die grosse Wärme und die sittliche Energie, mit welcher der Verf.
für eine tüchtige, nicht ohne gründliche classische Studien zu ge-
winnende Bildung streitet, bei dem Leser zurückläset, durch
jenen Mangel sehr merklich geschwächt wird. Begnügen wir
uns vorläufig mit diesen allgemeinen Bemerkungen, die im Ver-
laufe unserer Beurtheilung ihre specielle Erörterung finden wer-
den, und wenden wir uns sogleich zur Betrachtung des Inhalts der
XXV Abschnitte, in welche die Schrift zerfällt. Der Verf. er-
kürt zunächst den Standpunkt der eiuseitigen Humanisten, der
Heiland : Zar Frage ober die Reform der Gymnasien. 265
neueren eben sowohl als der älteren, für überwunden. Den Leta-
leren war die Kenntniss des classischen Alterthums dag einzige
höhere Bildungsmittel und als solches Selbstzweck; die Ersteren
hielten , indem sie von dem vielfach missverstandenen und einsei-
tig aufgefassten Begriffe formaler Bildung ausgingen , die Alter-
thumsstiidien als das beste Mittel für eine allseitige Ausbildung
der geistigen Kräfte fest. Vielmehr bildeten beide erst , jene
materielle Erkenntniss des Alterthums und die aus den classischen
Studien gewonnene formale Bildung in ihrer wahrhaften Vereini-
gung den letzten Zweck des Gymnasiums, dessen Aufgabe gegen-
wärtig darin bestehe, dass es mit einer höheren Menschenbildung
die allgemeine Vorbildung für die höheren wissenschaftlichen Sta-
dien auf nationaler christlicher Grundlage zu gewähren habe.
Was dazu nöthig sei, ein solches Ziel zu erreichen, dass die ver-
nunftigen Forderungen der Zeit erfüllt werden, das, sagt der
Verf., hat in Preussen die Umsicht und Weisheit der Behörden
immer gewährt. Eine gesunde Pädagogik erfordere nämlich, dass
der deutsche Jüngling dieselben Bahnen durchwandele, welche
das deutsche Volk gegangen sei; die Hauptfactoren aber, durch
welche unser Volk auf den gegenwärtigen Standpunkt der Cultur
erhoben sei, wären: das Christenthum, das classische Aiterthum,
die eigene Litteratur, die Litteratur der modernen Völker und
die Wissenschaft von der Natur. Die Concentration aller dieser
Bildiingsstoffe bilde die christlichgermanische Weltanschauung,
in der sich der Geist der neuen Zeit ebenso charakteristisch aus-
geprägt habe , wie in der griechisch-römischen der antike. Wenn
sich in dieser Weltanschauung somit alle wahrhaft menschliche
Bildung und das gesammte Resultat der gesellschaftlichen Ent-
wickelung der Menschheit vereinige, so gehöre das gerade zur
Haupteigenthümlichkeit des deutschen Volksgeistes , dass in ihm
das Allgemein-Humane mit dem Individuell-Nationalen wesentlich
zusammenfalle. — Hier zunächst dürfte die Deduction des Verf.
von Seiten der Gegner einen wesentlichen Einspruch erfahren.
So sehr sie ihm zugeben werden , dass die genannten Elemente
die Hauptfactoren deutscher Bildung sind , so nachdrücklich wer-
den sie hervorheben , dass die Cultur der übrigen Völker Euro-
pa's aus denselben Elementen erwachsen ist. Das Christenthum,
das classische Aiterthum, die eigene Litteratur, die anderer mo-
dernen Völker und die Naturwissenschaft sind auch die Factoren
der französischen , der englischen und der holländischen National-
bildung. Das Allgemein-Humane können diese Nationen also mit
gleichem Rechte und in demselben Sinne in Anspruch nehmen
als die deutsche. Darin also kann die „Haupteigenthümlichkeit
des deutschen Volksgeistes" nicht zu suchen sein; sie liegt viel-
mehr darin , wie unser Volksgeist jene Machte auf seine Indivi-
dualität hat einwirken lassen, und darin, wie diese Einwirkung im
Laufe der Zeit unsere nationale Eigentbümlicbkeit bestimmt hat.
266 Höhere Pädagogik.
Nun hat zwar allerdings keine Nation das Christenthura so inner-*
tich und so ideeil aufgefasst als die deutsche, und kein anderes.
Volk hat das classische Alterthum so tief und so gründlich er-
schlossen und ausgebeutet; daher denn auch aus unserer Mitte,
indem sich jene beiden Bestrebungen die Hand reichten, die Re-
formation hervorgehen und hier den fruchtbarsten Boden finden
sollte; daher denn auch bei uns die Philosophie die höchste Pflege
erfahren und Wissenschaft, Kunst und Leben mehr als irgendwo
durchdringen und vergeistigen mosste: aber in eben dieser Eigen-
tümlichkeit, die uns so gelehrig und so geschmeidig sein iässt,
das Fremde uns anzueignen, so strebsam und so ideell, das Wahre,
Schöne und allgemein Menschliche, wo wir es auch finden, in uns
aufzunehmen und unserem innersten Wesen zu assimiliren, in ihr
liegtauch der Grund zu unserem Unglück, der Grund, warum
wir bis heute noch nicht selbstständig geworden sind in unserer
Litteratur , in unserem gesellschaftlichen und öffentlichen Leben.
In der Litteratur waren wir stets und sind wir trotz Lessing, Goe-
the , Schiller und Unland jetzt noch abhängig vom Ausland ; ebenso
in Sitte und Zusammenleben , noch weit mehr und bis zur Schmach
in der Politik. Wären wir weniger reeeptiv, weniger doctrinär
und complectiv , hätten wir dagegen mehr Neigung und Wert-
schätzung für das Eigene und mehr Sinn und Fähigkeit für prak-
tische Gestaltung und Beherrschung äusserer Verhältnisse, so
würde die französische Litteratur schwerlich immer noch so reich-
lichen Eingang in unsere Lesezirkel und Theater finden und unser
deutsches Vaterland würde unter den europäischen Staaten gewiss
nicht eine so jammervolle Stellung einnehmen. Von diesem Ge-
sichtspunkte aus bekämpfen die Anhänger des Realismus und die
der national-deutschen Bildung die Gymnasien und in dieser Po-
sition hätte der Verf. seine Gegner vor Allen aufsuchen und an-
greifen müssen. Diese werden ihm zwar einräumen , was er dann
weiter entwickelt, dass der Jüngling so gebildet werden muss, dass
er alle Vorbedingungen kennen lerne, durch welche der deutsche
Volksgeist seinen gegenwärtigen Gehalt und seine jetzige Ausprä-
gung erhalten hat, um daraus die Aufgabe seines Volkes und sei-
ner Zeit verstehen zu können; sie stellen aber in Abrede, dass
dieses Verständniss , wie es von den Gymnasien erzielt werde,
allein schon die Jugend gründlich befähigen könne, für ihren Theil
daran zu wirken und zu arbeiten , dass die Nation in ihrer organi-
schen Entwickclung weiter geführt werde. Dazu, sagen sie, be-
darf es noch anderer Mittel, Mittel, die nicht dem todten Alter-
thume, sondern der lebensvollen Gegenwart zu entlehnen sind.
An Bildung hat es uns, nach ihrer Ansicht, bisher nicht gefehlt,
wohl aber an praktischem Sinn und an Kenntnissen , durch welche
alle Praxis bedingt wird. Allen diesen Einwänden, die der Verf.
erwarten musste, ist von ihm nicht begegnet worden. Hätte er
dies nicht versäumt, so hätte er der Sache, die er vertheidigt, ge-
Heiland : Zar Frage aber die Reform der Gymnasien. 267
wigs eine noch festere Stellung bereitet und seinen Gegnern einen
Rückhalt abgeschnitten , in den es ihnen bei allen Ausfällen , die
er gegen sie unternimmt, stets möglich bleibt sich zurückzuziehen.
Im Uebrigen stimmen wir ihm bei, wenn er behauptet , dtss i»
Preussen bereits das Nöthige (wenigstens in der Hauptsache und
so weit das durch eine Regierungsmaassregel , hinter welcher die
Praxi« nicht alsbald nachzukommen pflegt, geschehen kann) ge~
than ist, um die Gymnasien mit den vernünftigen Forderungen
der Zeit in Uebereinstimmung zu bringen , und dass , wenn sicht-
bare Erfolge der angeordneten Reformen nicht sogleich hervor-
traten, die Schuld davon zum Theil in der Zähigkeit der alten
Philologen liegt, die die Aufnahme der neuen Disciplinen neben
der classischen Philologie nicht eben begünstigten (so wie z. B.
heute noch in Schulpforte den Naturwissenschaften, ausser einer
einzigen wöchentlichen Stunde Physik in Prima, gar nichts ein-
geräumt ist) , zum Theil aber auch in dem Mangel an tüchtigen
Lehrern und an einer zweckmässigen Methode in den neuen Un-
terrichtsgegenständen, obwohl sich der Verf. diesen Mangel, wie
wir später sehen werden, doch etwas gar zu gross vorzustellen
scheint.
Im Folgenden beklagt es der Verf., dass man, anstatt auf dem
gegebenen , naturgemässen Wege der Reform vorwärts zu schrei-
ten, dem Drange materieller Interessen und dem einseitigen Stre-
ben nach nationaler Ausbildung nachgebend einen völligen Bruch
in der höheren Schulbildung herbeigerufen habe , indem man die
höheren Bürger- oder Realschulen ins Leben treten Hess. Hier-
durch sei einerseits das Utilitätsprincip zur factischen Anerken-
nung gekommen, andererseits die Epidemie der Frühreife auf eine
die idealen Güter der Menschheit bedrohende Weise genährt und
unterstützt worden. Hiergegen wäre nur zu bemerken, dass die
Stiftung der ersten Realschulen lange vor dem Jahre 1887 geschah,
also zu einer Zeit , wo man von der neuesten Reform der Gymna-
sien, die in das genannte Jahr fallt, noch nichts wissen konnte.
Auch werden die höheren Bürger- und Realschulen mit Recht da-
gegen protestiren , dass ihr Princip lediglich das der Utilität sein
soll, da auch sie eine höhere allgemeine Bildung erzielen, nur auf
moderner Grundlage, wodurch sie der nützlichen Anwendung im
Leben allerdings zugleich mit zu genügen meinen. Wenn man
auch den glücklichen Erfolg bezweifelt, so hat man doch nicht das
Recht, den Unternehmern ein Princip zu insinuiren, gegen wel-
ches sie sich selbst verwahren. — Mit dem dritten Abschnitt sind
wir einverstanden. Es wird hier ausgeführt , wie man sich , auch
nach der Ausscheidung der den Gymnasien widerstrebenden Ele-
mente, dabei nicht beruhigt habe, sondern daraufhinarbeite, den
realistischen und modernen Disciplinen auch in den Gymnasien
weiteres Gebiet zu erkämpfen. In dem Drange dieser Bewegungen
sei nun die Einberufung der Conferenz der Lehrer der höheren
268 Höhere Pädagogik»
Schulen Preussens erfolgt, In der man, von einem gut gemeinten
Streben nach Versöhnung mit dem sogenannten Zeitbewusstsein
ausgehend, neue, den Kern der Gymnasialbildung tief beeinträch-
tigende Concessionen gemacht habe.
Indem der Verf. zu den Reformvorschlagen übergeht, räumt
er die Thatsache ein , dass die Mehrzahl der Schuler, ebensowohl
der höheren Burgerschulen als der Gymnasien, aus den mittleren
Claasen abgehe, und findet es darum gerechtfertigt, dass mit Ver-
legung des Griechischen nach Tertia die drei unteren Classen der
Gymnasien denen der höheren Bürgerschulen conform gemacht
werden, indem man die durch den Wegfall des Griechischen in
Quarta vacant werdenden sechs Stunden dem Französischen und
der Mathematik zu Gute kommen Hesse. Ref. theilt diese An-
sicht und hält auch seinerseits dadurch das wahrhafte Bedürfnis»
für vollkommen befriedigt und das Eingehen auf noch weitere
Concessionen , die dem Gymnasium zugemuthet werden, für ver-
derblich; kann aber seinen Zweifel an der Richtigkeit der Be-
hauptung nicht zurückhalten, mit welcher der Verf. das Zurei-
chende seines Reformvorschlags zu begründen sucht. Er versichert
nSmlich , dass nach seiner Erfahrung die Leistungen eines Prima-
ners einer zur Abiturientenprüfung berechtigten Realschule in der
Regel dem Tertianerstandpunkte des Gymnasiums entsprächen,
Secunda entspreche der Quarta, Tertia der Quinta und Quarta
der Sexta. Nach den Programmen, sagt der Verf , scheint es
zwar anders, aber es sei so. — Sollten denn aber wirklich die
Angaben in den Programmen der höheren Bürgerschulen — wenn
wir nur die dort verzeichneten Themata zu den deutschen Arbei-
ten ins Auge fassen — mit der Wahrheit so wenig übereinstimmen,
and ist es glaublich, dass, wenn auch die Bildungsmittel der Gym-
nasien weit vorzüglicher sind als die der Realanstalten , ein Jüng-
ling von 16 bis 18 Jahren schon durch den Unterschied des Alters
einem 13 bis 15jährigen Knaben nicht ein gutes Stück an geistiger
Reife voraus sein sollte? — Die Erfahrung des Verf. stellen wir
nicht in Abrede, wohl aber die allgemeine Gültigkeit dieser Er-
fahrung. Denn sonst wäre das Urtheil über diese Anstalten ge-
wiss bereits entschieden und allgemein gesprochen; es wäre in
der That wunderbar, wie sich dieselben neben den Gymnasien bis
jetzt und bereits mehrere Decennien hindurch halten konnten; es
wäre endlich ganz unbegreiflich, wie Männer, welche beide Arten
von höheren Schulanstalten aus langjähriger Erfahrung genau ken-
nen, sich der Realschulen mit solcher Wärme annehmen können.
So liegt Ref. das neueste Heft der Pädagogischen Revue vor, in
welchem sich ein gehaltvoller Aufsatz des Proviozialschulraths
Wendt in Stettin befindet, in dem er eiuigen Beschlüssen der Ber-
liner Confer. gegenüber sich der Aufrechterhaltung des classischen
Princips in den Gymnasien mit Entschiedenheit annimmt. In die-
sem Aufsätze läaat er den Realschulen folgende Anerkennung zu
Heiland t Zar Frage aber die Reform der Gymnasien. 269
Theil werden : „Nachdem ich eine lange Reihe von Jahren vier der
frequentesten Gymnasien als Lehrer und Director angehört hatte,
habe ich als Mitglied zweier Provinzialschnlbehörden an der ober*
aufsichtlichen Leitung und Verwaltung aller Arten von Schul- und
Bildungsanstalten Theil genommen , und unter diesen auch meh-
reren Realschulen die wärmste und eingehendste Theilnahme ge-
widmet. Auf das Entschiedenste trete ich der Ansicht derer ent-
gegen, die alle über die Grenze der Elementar- und Mittelschule
hinausgehende Bildung ausschliesslich den Gymnasien vorbehalte«
und die neben diesen in der Neuzeit entstandenen Realschulen alt
innerlich hohle , haltlose und darum verwerfliche Zwitteranstalteil
aufgehoben sehen wollen." Hr. H. wird zugeben, dass ein sol-
ches Zeugniss schwerer in die Waagschale fällt als seine ans einem
— wie es seinen Worten nach scheint — nur engen Kreise ge-
schöpfte Erfahrung. Steht es also mit der Behauptung, dass die
erste Classe des Untergymnasiums eben so viel leiste als die Se*
cunda der Realschule, sehr misslich, so ist damit zugleich des
Folgerungen , die der Verf. auf seine Erfahrung weiter baut, der
Grund und Boden weggenommen. Er meint nämlich , da man et
in Gymnasialtertia eben so weit bringe als in Realprima , so sei
eigentlich die ganze Realschule überflüssig und von Uebel. Den«
was man von Physik und Chemie in letzterer mehr lehre als im
Gymnasium , das werde von den Schülern wegen Mangels an gei-
stiger Reife doch nicht verstanden; das Englische aber eignete«
sich die Gymnasiasten sehr oft durch Privatunterricht und eigene«
Studium an.
Von Abschnitt V an wendet sich der Verf. gegen die leiten*
den Grundsätze der verschiedenen Gegner. Als den ersten Irr*
thum, der sich bei der Reformx des Schulwesens geltend mache,
sieht er den an, dass man meine, es müsse Alles, was lehr- und
lernbar sei, auch in der Schule gelehrt und gelernt werden. Z«
vielerlei lernen sei aber ebenso verderblich für den Geist als ein
Uebermaass von Nahrung für den Körper. Nicht in der Vielsei-
tigkeit des Wissens liege das Geheimniss, wodurch die Gymnasiea
Grosses geleistet, sondern in der methodischen Zucht, durch
welche der jugendliche Geist an einer beschrankten Auswahl vo«
Stoffen geübt, geschmeidigt und gestählt worden sei. Auf da«
Können komme es an und dieses erziele man dadurch, dass man
die Selbsttätigkeit wecke und übe und dadurch den Charakter
bilde. Diese Bildung hänge aber weniger von den Bildungsmitteln
ab als von einer strengen, zur Arbeit und Entsagung erziehende«
Methode, die aber bei Disciplinen nicht möglich sei, bei denen
sich der Geist vorherrschend passiv zu verhalten habe und als ein
leeres Gefass betrachtet werde, das mit allerlei wissenswerthen
Dingen angefüllt werden müsse. — Gründet der Verf. auch diese«
Urtheil über die Behandlungsfähigkeit der Naturwissenschaften —
denn diese sind doch wohl hier vorzugsweise gemeint — auf «fifa*
£70 Höhere Pädagogik.
Erfahrung, so mitss diese Erfahrung eigentümlicher find aller-
dings unglücklicher Art sein. Unleugbar kann jeder Unterrichts-
gegenstand so tractirt werden , dass sich der Lernende dabei pas-
siv verhält, und selbst der Unterricht in den alten Sprachen ist
nicht selten so behandelt und wird hier und da heute noch so be-
handelt; aber dass es unter den Unterrichtsgegenstanden, die In
den Real- und höheren Bürgerschulen Aufnahme gefunden haben,
einen einzigen giebt , bei dem sich der Geist vorherrschend passiv
verhalten und als ein Gefäss, das man nur zu füllen habe, be-
trachtet werden müsse, das ist doch eine Behauptung, die man
«ich kaum anders als aus gänzlicher Unbekanntschaft mit dem
Wesen der Naturwissenschaften oder einer Verkennung dessen
erklären kann, was in jedem Lehrobject das Thätigkeit erweckende
und übende Moment ist. Bei dem Verf. können wir weder das
«ine noch das andere voraussetzen, und doch ist es klar, dass
•lieh die Naturwissenschaften dieses Momentes nicht entbehren.
Denn , wie die Sprachwissenschaft, beruhen auch sie auf allge-
meinen Vernunftgesetzen. Ist der Schüler in diese zweckmässig
eingeführt, so hat er in der Thätigkeit, mit der er an den einzel-
nen Erscheinungen diese Gesetze, unter verständiger Leitung, auf-
findet und sich zum Bewusstsein bringt, volle Gelegenheit, seinen
Geist mannigfach zu üben und zu bilden. Ref. hat Gelegenheit
«ich zu überzeugen, wie eine zeitgemässe Methode selbst den
Unterricht in der Mineralogie, also in der Wissenschaft, die es
mit den sogenannten todten Naturproducten zu thun hat, dadurch,
dass die Eigenschaften , Wirkungen und Anwendungen der Mine-
ralien in ihren notwendigen Zusammenhang gebracht werden,
oder dass man vielmehr den Schüler diesen Zusammenhang selbst
finden und entwickeln lässt, zu einem ebenso das volle Interesse
als die geistige Kraft des Lernenden in Anspruch nehmenden ex-
ercitium machen kann. Wäre die Ansicht des Verf. 's gegründet,
dann könnte es gar keinem Zweifel unterliegen, dass die Natur-
wissenschaften und was der Verf. selbst noch für Disciplinen bei
jener Aeusserung im Sinne hatte, ans dem Gymnasium und ge-
wiss auch aus den Realanstalten principiell anszuschliessen wären.
Denn reines Gedächtnisswerk gehört weder in diese hoch in jenes.
80 aber steht es doch nicht. Die bildende Kraft, die auch in den
Naturwissenschaften liegt, wird jetzt wohl nur noch von Wenigen
anerkannt. Darum müssen sie auch in den Gymnasien noch
mg finden, wo man sie bis jetzt nicht zugelassen hat; denn
eine höhere Bildung ohne alles wissenschaftliche Verstand niss der
Natur ist unmöglich, und die Erwerbung dieses Verst ändniss es
ganz dem Privatfleisse und dem Leben zu überlasse», wäre ebenso
wenig motivirt, als wenn man die Geschichte an» der Schule aus-
schliessen wollte. Darin aber muss man mit dem Verf. einig sein,
dass das Können and die Selbsttbitigkeit zu erzielen, die Haupt-
an%»bo de» Hymnari— s ist, ond dam diesem Zwecke kein Unter-
Heiland : Zur Frage ober die Reform der Gymnasien. 271
richtsmittel iu so hohem Grade diene als die in rechter Methode
getriebenen alten Sprachen. Darum müssen diese auch stets das
Hauptbildungsmittel des Gymnasiums bleiben , und neben ihnen
ist den anderen Disciplinen nur so viel Geltung und Platz einzu-
räumen, als ihnen nach Verhältniss der ihnen inwohnenden bil-
denden Kraft zukommt.
Von dem Irrthume des zu viel lehren Wollen« geht der Verf.
zur Polemik gegen das utilitarische Princip über und bekämpft
hier diejenigen , die eine Bildung für die unmittelbaren Zwecke
des Lebens fordern. Diese Forderung, dieses Drängen nach dem
Materiell- Praktischen, meint der Verf., greife in neuerer Zeit in
dem Mittelstande immer weiter um sich , während man früher in
eben diesem Stande die classische Bildung als freien Schmuck
eines gebildeten Geistes erstrebt habe. Ja „bis jetzt, sagt er,
haben die höheren Schulen ihren Ruhm darin gesetzt, das jugend-
liche Herz mit Idealen zu erfüllen , die sie aus allen Gebieten der
Wissenschaft und des Lebens ihm entgegen führten, den schwär-
merischen Zug einer begeisterten Hingebung zu nähren und die
Jugend so lange als möglich frei zu erhalten von den Dämonen der
Selbstsucht und der materiellen Nützlichkeit. Dadurch erregten
sie in ihren Zöglingen eine begeisterte Vertiefung in die Wissen-
schaft, die nicht nach dem Gewinn an Geld und Gut fragt, da*-
durch erzogen sie dieselben zu einer selbst Opfer nicht scheuenden
Hingabe an die Interessen des Vaterlandes, dadurch gaben sie
ihnen einen behütenden Schntzgeist gegen den Schmutz de« Le-
bens, dadurch rüsteten sie selbst diejenigen, die früher in das
bürgerliche Leben eintraten, mit jenem idealen Sinne ans, der
ihnen von ihrem Berufe eine höhere Auffassung als die des blossen
Broderwerbs gab." Das in diesem Ergnsse den Gymnasien ge-
spendete Lob darf man wohl nur cum grano salis verstehen ; denn
sonst möchte die Stelle wohl an einiger Uebertreibung leiden.
Haben die Gymnasien je so Sublimes geleistet, und haben sie es
leisten können ? Hat es in Deutschland je ein goldnes Zeitalter
gegeben, wie es uns hier geschildert wird? Dann wäre unser
armes Vaterland nicht seit Jahrhunderten und bis auf diese Stande
der Gegenstand so schmählicher Beeinträchtigungen und so argen
Hohnes gewesen. So ideale Menschen , wie sie der Verf. au» dem
Schoosse deutscher Gymnasien hervorgehe» lässt, waren und sind
überhaupt an allen Orten und zu allen Zeiten nur Ausnahmen.
Schon vor 80 Jahren hören wir Herder (Sophron S. 196) klagen:
„Die Welt hat der Wissenschaften, znmal des Wortes Gottes, satt;
sie will amtisirt sein. Man muss sich ihr, durch was es auch
sei, unentbehrlich zu machen wissen." In einer andere» Rede
spricht sich derselbe Herder über ein anderes , auch von imserem
Verf. beklagtes Gebrechen seiner Zeit aus. Sophron S. 192
hefsst es nämlich: „Wir wissen alte, dass unseren Zeiten mit
Recht der Vorwurf gemacht wird , dass nicht wie fn den alten <ao&
272 Höhere Pädagogik»
ältesten Zeiten unsere Weisheit Im Leben ausgedrückt wird und
von Sitten ausgehend auf die Sitten zurückkehrt. Sie wohnt bei
uns mehr im Kopf als im Herzen und hat meistens mehr unser
Gedächtniss bereichert, als unsere Denkart und Sinnesart gebildet.
Die unermessliche Luxurie in den Wissenschaften , ihre fast un-
absehbare Vermehrung hat uns zu Sclaven des Wissens gemacht,
oft ohne alle Selbstbildung; wie manche Jugendseele ging im trü-
gerischen Ocean der Vielwissenheit , der AUgelehrsamkeit , an
einer Scylla, bei einer Charybde oder auf glatter Woge unter!"
So war es zu Herder's und Goethe's Zeit und noch früher war es
auch nicht anders. Die Welt dient ihren Interessen und dem
„Geldsack", sie jagt nach dem, was möglichst schnell seine Pro-
cente abwirft, sie strebt nach dem äusseren Glänze der Vielwis-
serei und des „ encyklopädischen Dilettantismus. u Das that sie
leider alles lange ehe es Realschulen gab und lange bevor Hr.
Mager es keck in die Welt hinausschrieb, dass die Realanstalten
gegenwärtig für Deutschland nothwendig seien, da das Gymnasium
nicht lehre, was der deutsche Bürger suche und brauche — das
Geldmachen. — Nachdem wir nun aber das Outrirte in der Dar-
stellung des Verf.'s in seine Schranken zurückgewiesen haben , er-
klären wir uns mit dem , was er hier eigentlich ausführen will,
vollkommen einverstanden. Es sind allerdings alle Hebel anzu-
setzen , um dem materialistischen Streben und dem Drängen nach
vorschnellem und blos äusserlichem Wissen nach Möglichkeit ent-
gegen zu arbeiten. Das geeignetste und bedeutsamste Mittel,
diesen Zweck zu erreichen, ist in der Aufrechterhaltung des classi-
schen Princips in den Gymnasien zu suchen, und die verschiedenen
Gegner dieses Princips müssen daher mit allen Waffen des Geistes
und der Wissenschaft bekämpft werden. — Nachdem der Verf.
mit den Realisten und Utilitätsmännern fertig ist, sucht er im Fol-
genden diejenigen zu widerlegen, die auf dem Gebiete der Päda-
gogik den Gegensatz einer modernen Bildung gegen die antike
geltend machen. Ergeht dabei von dem Satze aus, „dass Bil-
dung nur dadurch erworben werden kann , dass man aus sich her-
ausgeht, sich in ein fremdes Geistesleben hineinlebt und dasselbe
auf sich zurückwirken lässt u , und sucht dessen Unumstösslichkeit
aus der Natur des Menschen zn beweisen, der sich nicht blos für
das Ferne immer mehr interessire als für das Nahe, sondern dem
auch erst die Anschauung und Erkenntnis einer fremden Welt
und fremder Zustände durch Vergleichung und Gegenüberstellung
den Blick für die heimathlichen Dinge und Zustände wecke. An-
dererseits sei das Alterthum die wichtigste Stufe der Geschichte,
so abgeschlossen und vollendet und desshalb so klar zu über-
schauen, wie keine andere; ja die Anschauungsweise des Alter-
thnms liege dem jugendlichen Geiste näher, als die der neueren
Zeit, da die neuere Iatteraturin Gedanken und Ausdruck zu ab-
staut sei und auf verwickeiteren Verhältnissen des neueren Leben*
Heiland : Zar Frage über die Reform der Gymnasien. 273
und der neuem Staaten beruhe. Das Alterthum sei die geeig-
netste Vermittelung, die Jugend von ihrer natürlichen Unmittel-
barkeit zum Geiste zu führen. Unser ganzes Wissenschaftswesen
könne nur durch die Kenntniss der alten Litteratur genau erkannt
werden; eine moderne Bildung gebe es daher nicht, die die antike
nicht in sich aufgenommen und zersetzt habe. — Da sich der
Verf. mehrfach wiederholt, so haben wir später Gelegenheit auf
diese Ausführung und auf das, was man dabei vermisst, zurückzu-
kommen. Auch das Folgende haben wir nur kurz zu berühren,
indem hier noch einmal der Vorzug besprochen wird , der unter
den GymnasiaUDisciplinen den alten Sprachen gebühre wegen der
ihnen inwohnenden ethischbildenden Kraft, während die anderen
Unterrichtsgegenstande vorzugsweise die Receptionskraft in An-
spruch nähmen und, ohne Selbsttätigkeit zu erwecken, eher eine
zerstreuende als bildende Kraft hätten. Dann kommt der Verf.
abermals auf die „Klage der Männer ans der alten Schule" zu-
rück: dass man zu Vielerlei lehre. Er glaubt, dass der darin
liegende Uebelstand durch Aneinanderlegen gleichartiger Stunden,
durch Festhalten an dem Grundsätze, dass in keiner Ciasse mehr
als ein neuer Unterrichtsgegenstand beginne, und durch andere
eine grössere Concentration bezweckende Maassregeln, ganz be-
sonders aber dadurch zu beseitigen sei , dass der Lehrer nicht als
Gelehrter, sondern als Pädagog unterrichte, indem er stets im
Auge behalte, dass es nicht auf das U eberliefern von Kenntnissen,
sondern auf das Wecken der Selbsttätigkeit ankomme. Zucht,
Methode und nährender Bildungsstoff seien die drei Factoren, die
die Erreichung des Gymnasialzweckes herbeiführen sollten; von
diesen sei aber der letzte, der die wissenschaftlichen Kenntnisse
umfasse, gegenwärtig zu vorherrschend bedacht und es thue noth,
auch die ersteren. beiden wieder zu Ehren zu bringen ; denn Bil-
dung sei nicht zu gewinnen durch Ueberlieferung der Wahrheit,
sondern dadurch, dass die Wahrheit errungen werden müsse.
Darum sei der Sprachunterricht so unendlich wichtig. Durch ihn
würden Gedanken auf dem Wege der Selbstthätigkeit zugeführt.
Zugleich sei im Sprachunterrichte die Versöhnung zwischen denen
vollzogen , die bisher einseitig einer formalen, und denen, die einer
materiellen Bildung zustrebten, da ja das Studium fremder Spra-
chen die concrete Vermittelung aller Logik bilde und zugleich der
Erwerbung eines ausgebreiteten, unentbehrlichen Wissens diene.
Die Wichtigkeit des sprachlichen Unterrichts und der Werth seiner
Methode wird hier auf eine sehr anschauliche und überzeugende
Weise dargethan ; nur wäre zu wünschen , der Verf. wäre zugleich
gerechter gegen die Bedeutung der anderen Disciplinen, denen er
eine zweckmässige Methode und selbst die Fähigkeit, sich eine
solche, wo sie noch nicht da ist, noch zu bilden, beinahe ganz
abspricht.
Im XII. Abschnitt kommt der Verf. zu dem Standpunkte <&&**&'.,
N. Jahrb. f. Pkü. u. Päd. od. Kr iL Bibl. Bd. UL. Hft. V ^>
274 Höhere Pädagogik.
die der classisch humanistischen eine nationale deutsche Bildung
gegenüber stelleu. Die Forderung der letzteren geht nach dem
Verf. dahin , dass man den deutschen Unterricht auf Kosten des
lateinischen und griechischen erweitere, damit Zeit und Raum
gewonnen werde für eine tüchtige Einführung in die Geschichte
und Litteratur unseres Volkes und für eine gründliche Bildung
zur freien Herrschaft über die Muttersprache im schriftlichen und
mündlichen Gebrauche, und damit auf diese Weise die Vaterlands-
liebe einen neuen Aufschwung und das Vaterland einen stärkeren
Zuwachs an gewandten und gesinnungstüchtigen Staatsbürgern ge-
winne. Dagegen nun weist der Verf. daraufhin, dass eine natio-
nal-deutsche Bildung, die keine andere sein könne als eine Bil-
dung au deutschem Wissen und deutscher Gesinnung, nur dadurch
gewonnen werden könne, dass man den Jüngling zu den Quellen
der deutschen Cultur führe und mit allen Stoffen nähre , aus denen
die Resultate unserer gegenwärtigen Bildung hervorgegangen sind,
damit er durch das Verständniss der Vergangenheit zur Einsicht
in die Gegenwart gelange. Dazu , fährt er fort , könne unmöglich
die Einführung in die vaterländische Geschichte und Litteratur
ausreichen, denn die deutsche Geschichte sei nur ein Thell der
Geschichte der Menschheit, die herausgerissen und isolirt weder
erkannt noch begriffen werden könne, weil ja unsere Litteratur,
so wie unser ganzes Bildungswesen in Kunst , Religion und Wis-
senschaft kein ureigenes, sondern durch Aneignung verschieden-
ster fremder Elemente entstanden und vor Allem aus dem Boden
des classischen Alterthums erwachsen sei. — Das sind alles Wahr-
heiten, die kein Verständiger, auch nicht unter den Gegnern, be-
streiten wird. Denn wer hat denn wohl behauptet, dass die Kenut-
niss der deutschen Geschichte und Litteratur hinreiche, eine
deutsch-nationale Bildung zu geben ? Die gewichtigsten Vertreter
des hier angefochtenen Standpunktes — und mit diesen hatte es
Hr. H. doch vor Allen zu thun — wollen die alten Sprachen kei-
neswegs aus dem Gymnasium verdrängen, sie wollen aber aller-
dings, wie das der Verf. im Früheren selbst angegeben, ihre Be-
schränkung zu Gunsten des Deutschen, das sie als den Mittelpunkt
und als die Spitze des gesammten Uuterrichts angesehen wissen
wollen, zu welchem alle anderen Disciplinen, gleichsam wie die
Punkte der Peripherie zum Centrum , eine untergeordnete , aber
ganz nothwendige Beziehuug haben sollen. So soll dem Deut-
schen, d. h. der Gesammtbildung , die nur in der Muttersprache
zu ihrem adäquaten Ausdruck komme, auch der Unterricht in den
alten Sprachen nur dienen und ihm seine nährenden und bilden-
den Bestandtheile zuführen, so wie sie nach ihrer Ansicht in dem
Urtheile und der Darstellungskunst , die der Schüler im schrift-
lichen deutschen Aufsatze und im mündlichen deutschen Vortrage
zeige, die Frucht des ganzen Gymnasialnnterrichts zusammenfasse
Wenn dagegen der Verf. auseinandersetzt, wie unsere Litteratur
Heiland : Zur Frage ober die Reform der Gymnasien. 275
aas der antiken Litteratur gross geworden und wie deutsche Cul-
tur zum guten Theii aus griechisch -römischem Boden erwachsen
sei , so werden seine Gegner zwar zugeben , dass es darum uner-
läßlich sei, das Alterthum und seine Litteratur historisch kennen
zu lernen, nicht aber, dass die lernende Jugend den Inhalt der
letzteren immer wieder von Neuem in den Quellen gründlich durch-
forschen müsse, weil das Wahre und Schöne, was die antike Welt
hervorgebracht habe, bereits hinlänglich für unsere Bildung aus-
gebeutet und ein in Fleisch und Blut übergegangener Bestand t heil
derselben geworden sei , und weil es noch andere wichtige Ele-
mente und vor Allen die Erzeugnisse unserer National litteratur
gebe , in denen die deutsche Jugend durchaus heimisch gemacht
werden müsse. Sie werden ihm ferner einräumen, dass „der
deutsche Volksgeist allerdings längst zu einem Sammelplatz aller
anderen Volksgeister geworden ist", aber auch zugleich entgeg-
nen, dass eben diesem dem Deutschen eigentümlichen Streben
nach idealer Universalität zum grossen Theile die Mängel unseres
Staats- und Privatlebens zur Last zu legen seien, und dass es dar-*
um hohe Zeit sei, jenem Streben ein wirksames Gegengewicht zu
geben, indem man der Jngendbildung einen mehr das nationale
Bewus8t8ein und einen tüchtigen Staatsbürgersinn weckenden und
bildenden Inhalt verleihe, damit der Deutsche endlich einmal auf-
höre alles Fremde höher zu schätzen, als das, was ihm seine
eigene Geschichte, seine eigene Litteratur, sein eigenes Leben
biete. Nur auf diesem Wege, sagen sie, könne man der Jugend
die „rechte Gesinnung" einpflanzen, von der der Verf. hofft, sie
werde „durch den ganzen Geist des Unterrichts und durch eine
zur Arbeit und Entsagung erziehende und gewöhnende Methode"
erzielt werden. Von dieser Methode hoffen die Gegner nicht was
noth thut; denn sie hat bisher nicht das Gewünschte gewirkt, so
wie sie auch darüber ungläubig den Kopf schütteln werden, dass,
nach des Verf. 's Ansicht, „der Geist des Alterthums einer der
Factoren sein müsse, welche die Verjüngung, der das deutsche
Volk entgegensehe , herbeiführen werden", da Jahrhunderte lang
das classische Alterthum in den Gymnasien fast ausschliesslich den
Unterrichtsstoff abgegeben hat, während der Charakter, der prak-
tische Sinn und das nationale Bewusstsein der Deutschen um nichts
besser und der Zustand Deutschlands wenigstens in seiner Bezie-
hung nach aussen noch immer ein trübseliger sei. — Hiernach
wird dem Verf. einleuchten, dass seine Angriffe auf die verschie-
denen Widersacher theils nicht an der rechten Stelle, theils auch
nicht mit den rechten Mitteln gemacht worden sind. Ueberhaupt
müssen wir gestehen, dass wir die ersten zwölf Abschnitte, so
sehr wir auch an manchen grösseren oder kleineren Partien uns
erfreut und erbaut haben , so sehr wir die Begeisterung anerken-
nen , mit der der Verf. sich der gefährdeten Sache der Gymnasien
annimmt , in mehrfacher und oft wesentlicher Beziehufe^ ^&t ^*
276 Höhere Pädagogik.
Ziel verfehlend halten , theils weil er die Waffen nicht gegen den
wahrhaften Kern der entgegenstehenden Ansichten und Bestre-
bungen richtet, theils weil er in mancher Beziehung die eigene
Sache überschätzt und die gegnerische ohne Noth herabsetzt.
In den folgenden Abschnitten — obwohl man auch hier nicht
selten durch vornehmes oder herausforderndes Absprechen unan-
genehm berührt wird — macht der Inhalt einen um so befriedigen-
deren Eindruck , je weiter der Verf. auf dem praktischen Gebiete
der pädagogischen Frage vorschreitet. Er wendet sich zunächst
zur Besprechung der Methode bei Erklärung der alten Classiker,
indem er hierin mit Recht das wesentlichste Moment sieht, von
welchem der belebende Einfluss abhängt , den das Alterthirra und
antike Bildung auf unser Culturleben üben soll. Er verwirft und
geisselt zunächst die beiden falschen Extreme , von denen da6 eine
über dem todten Buchstaben das lebensvolle Wort versäumte, in-
dem man die alten Schriftsteller „mit pedantischer Haarspalterei
zerhackte und zerlederte" und die bildende Kraft vorzugsweise in
den Anmerkungen dickleibiger Ausgaben suchte, das andere aber
auf Kosten der Gründlichkeit vorherrschend das stoffliche Inter-
esse errege , wenig mit Grammatik zu thun habe und alles Heil von
einer cursorischen Leetüre erwarte, für die es die fabelhafteste
Forderung stelle. Dann erörtert er die rechte und wahre Me-
thode , die — weder statarisch noch cursorisch — in einer gründ-
lichen Exegese bestehe, die zwischen dem Zuviel und Zuwenig
die rechte Mitte halte , die Form und Inhalt gleichmassig berück-
sichtige und erst in der Erfassung beider das wahre Verständniss
finde. Es würde zu viel Raum wegnehmen, wollten wir den In-
halt des sehr lesenswerthen Abschnittes weiter excerpiren, und
wir begnügen uns daher mit der Bemerkung, dass der Vf. auch hier
wieder den grössten Nachdruck darauf legt, dass der Schüler sich
das allseitige Verständniss des Gelesenen so viel als möglich selbst
erringe, "wesshalb er von den litterarisch-historischen Einleitungen
nichts hält, die dieses Verständniss dem Schüler von vornherein
entgegenbringen. Im Allgemeinen stimmt er mit den von G. T.
A. Krüger in dem bekannten Programm niedergelegten Ansichten
ii berein und stellt in lebendiger und übersichtlicher Weise das zu-
sammen , was schon seither von allen mit richtigem pädagogischen
Takte begabten Schulmännern geübt worden ist.
Im nächsten Abschnitt (XIV) wird der schon früher gemachte
und versuchte und in neuester Zeit wieder aufgenommene Vor-
schlag besprochen, den classischen Sprachunterricht mit dem grie-
chischen statt mit dem Lateinischen zu beginnen. Der Verf. ver-
wirft die Priorität des Griechischen, weil dann dem Französischen
die sichere Grundlage, die ihm durch das Vorausgehen des Latein
gegeben werden müsse, entzogen würde, weil das Griechische
viel zu flüssig, beweglich und geistreich, viel zu reich an Formen
und dem Deutschen weit njher verwandt sei, als dass es zum An-
Heiland : Zar Frage nber die Reform der Gymnasien. 277
fang des Sprachunterrichts für zehnjährige Knaben erfolgreich
verwendet werden würde, während es für die formale Bildung und
Zucht des jugendlichen Geistes kein besseres Mittel gebe, als die
so fegte, bestimmte und mit Japidarischer Strenge und Einfach-
heit ausgestattete lateinische Sprache. Ref. theilt die Ueber-
zeugung des Verfassers, ohne jedoch auf die Verwandtschaft des
Griechischen mit dem Deutschen irgend ein Gewicht legen zu
wollen , da dieses doch von jenem , zumal in den Formen , in der
Beziehung von Subject und Prädicat und in allem dem , womit es
der Anfänger vorzugsweise zu thun hat, (noch verschieden genug
ist, um dem Sextaner als ein Fremdes entgegenzutreten. Man
hatte aber erwarten können , dass der Verf. bei dem Einwände,
den er von dem Formenreichtum der griechischen Sprache her-
nimmt, auf die Entgegnung Rücksicht nehmen wurde, die dieser
Einwand bereits gefunden hat. Es werden nämlich in der Ab-
handlung des Dir. Schmidt in Wittenberg, die den fraglichen Ge-
genstand in neuester Zeit am eingehendsten und gründlichsten be-
sprochen hat, zwei aufeinander folgende Curse empfohlen, von
denen der eine die ganz regelmässige, der andere die un regel-
mässige Declination , Gradation und Conjugation zu enthalten habe,
welche beide Curse nach besonderen Grammatiken vorgetragen
werden sollen. Ref. zweifelt nicht an der Ausführbarkeit dieses
Vorschlags, wie man ja jetzt schon bei 1- bis 2jährigem Classen-
sitze und halbjähriger Versetzung in Quarta thatsächlich genöthigt
ist, eine solche Theilung der griechischen Formenlehre wenig-
stens annäherungsweise auch ohne dazu besonders eingerichtete
Grammatiken vorzunehmen, indem von den neu versetzten Schü-
lern die Erlernung der regelmässigen Formen, die wichtigsten
Accentregeln u. 8. w. verlangt, die älteren aber, neben einer Re-
petition des früher Gelernten, das Abweichende und die Modifica-
tionen des Regelmässigen hinzufügen lägst. Gleichwohl durfte
auch nach solcher Theilung, und wenn man auch die von vorn-
herein etwas Abschreckendes habende Zahl der Paradigmen, wie
sie sich in den meisten Schulgrammatiken findet, etwas verringert
— wodurch übrigens für die Praxis schwerlich viel gewonnen
würde — , die regelmässige Declination und Conjugation immer
noch ein zu grosses und mannigfaltiges Feld darbieten , als dass es
der noch in keine fremde Sprache eingeführte angehende Sextaner
bewältigen und darauf zu einiger Sicherheit gelangen könnte;
einer weiteren Theilung des grammatischen Stoffes dürften aber
auch bei grosser Geschicklichkeit des Lehrers — auf die, übrigens
bei dem ganzen in Rede stehenden Vorschlag etwas zu sehr ge-
rechnet zu sein scheint — wohl erhebliche praktische Bedenken
entgegenstehen. Dagegeu sind wir mit dem Verf. überzeugt, dass
es nichts Geeigneteres giebt, den Anfänger in das Wesen und Ge-
triebe einer fremden Sprache einzuführen und seinem Geiste die
erste Gymnastik zu bieten, als die lateinische Sprache. Ist er an
278 Höhere Pädagogik.
dieser und in dieser tüchtig und gründlich exercirt , dann wird er
■ich das Formelle der griechischen Sprache gewiss weit rascher,
als es bis jetzt in Quarta geschehen ist, aneignen und mit um so
sichererem Erfolge in die Leetüre der griechischen Classiker ein-
geführt werden können. Nach allgemeiner Erfahrung gehen die
meisten nicht studiren wollenden Gymnasiasten aus Tertia ab.
Diese werden auch ferner, wenn der Beginn des Griechischen nach
Tertia verlegt wird, einen nicht sehr erheblich gerfingeren Ge-
winn von dieser Sprache — die Formenlehre und etwa das Ver-
atindniss einer äsopischen Fabel oder einer Partie aus Xenophon'e
Anabasia oder wohl auch einer homerischen Rhapsodie — mit fort-
nehmen , als es bisher geschehen ist. Sehr viel mehr würde bis
zum Abgange aus Tertia — einen zweijährigen Cursus vorausge-
setzt — auch dann nicht gewonnen werden , wenn schon in Sexta
mit dem Griechischen begonnen würde, wenn man in Anschlag
bringt, dass sich der Schüler mit der Erlernung der Formen, ge-
wiss bis nach Quarta hinschleppen würde (eine Erfahrung, die
man ja in Betreff des Lateinischen so häufig bei den Schülern
macht, die diese Sprache zu früh begonnen haben), dass dadurch
die Frische und Elasticität des Auffassungsvermögens wenigstens
bei Vielen für den schönen Inhalt einigermaassen abgestumpft sein
würde, und dass überhaupt zur lebensvollen Erfassung dieses
schönen Inhalts eine gewisse Reife erforderlich ist, wie sie vor
Tertia in der Regel nicht einzutreten pflegt. Wenn man aber
auch zugiebt — und das kann allerdings nicht in Abrede gestellt
werden — , dass die, im Falle das Griechische mit der untersten
Ciasse beginnt, aus Tertia Abgehenden , ja selbst die, welche bei
der jetzt bestehenden Einrichtung diese Classe verlassen, eine
grössere Frucht vom Griechischen davontragen, als es nach
Ausführung der vorgeschlagenen Aenderung wird geschehen
können, und wenn es selbst nicht ganz leicht an verschmerzen ist,
dass die aus Quarta Abgehenden künftig gar keine Kenntniss vom
Griechischen nehmen sollen , so sind wir doch mit dem Verf. der
Ansicht, dass die Zeit diese Concession verlangt und dass es
darum zu gewähren ist. Das wohlverstandene Interesse unseres
staatlichen Zusammenlebens fordert eine möglichst gemeinsame
Bildung. Ist es darum nothwendig, allen Anstalten , die eine hö-
here Bildung gewähren wollen, wenigstens einen gemeinsamen
Unterbau zu geben, und folgt daraus von selbst die Verpflichtung,
auch für diejenigen zweckmassig zu sorgen, die aus diesem Unter-
gymnasium in das bürgerliche Leben übergehen wollen , so bleibt
kaum etwas anderes übrig, als statt des Griechischen f das für den
blos bis Quarta Gehenden gewiss noch am entbehrlichsten ist*
in den unteren Ciasgen einige Stunden der Mathematik und einige
dem Französischen zuzulegen. — Der Verf. erklärt sich aber für
diese Aenderung nur unter gewissen nnerlässlichen Bedingungen.
Kr verlangt nämlich auch ferner für das Latein in den drei unteren
Heiland : Zur Frage ober die Reform der Gymnasien« 270
Classen mit vollem Recht die bisher übliche Stundenzahl, für das
Griechische aber acht Stunden in Tertia und Secunda, sieben
in Prima, und ausserdem dringt er darau das« der Cursiis in Ter-
tia wie bisher ein zweijähriger bleibe. Man muss dem Verfasser
darin beistimmen , dass nur unter diesen Bedingungen das Gymna-
sium auf eine Einigung mit den höheren Burger- und Realschulen
eingehen kann, dass aber, wenn man im Conformmachen noch wel-
ter gehen will , das Gymnasium dagegen protestiren mnss. Für
das Untergymnasium muss das Latein die Bedeutung, die et bis
jetzt gehabt hat, nicht blos behalten , diese muss sogar nach dem
Wegfall des Griechischen intensiv noch gesteigert werden, wenn
das Obergymnasium das Ziel noch erreichen soll , das ihm bisher
gesteckt war und das es ja nach den Conferenz- Beschlüssen auch
ferner erreichen soll. Dasselbe gilt für das Griechische im Ober-'
gymnasium. Was dieser Sprache in Quarta genommen wird , das
muss ihr in den folgenden Classen wiedergegeben werden, damit
der Abiturient das bisher und auch für künftig von der Conferenz
Geforderte leisten kann. Es ist unbegreiflich, wie letztere sich
dem Glauben hingeben konnte, dass durch so wesentliche Verkür-
zung der den beiden alten Sprachen zuzuwendenden Zeit das
Maass der classischen Bildung, die das Gymnasium geben soll,
nicht beeinträchtigt werde. Mit schlagenden Argumenten hat
Hr. Schalrath Wendt in dem schon erwähnten Aufsätze die drei
Gründe widerlegt, aus denen eine geringe Majorität der Conferens
sich für eine Herabsetzung des Lateinischen in den drei unteren
Classen von 8 bis 10 auf 6 Stunden entschieden hat Diese drei
Gründe sind: 1) weil das Deutsche und Französische dem Latein
in die Hand arbeiten werde; 2) wegen der vorausgesetzten Ver-
einigung der sprachlichen Stunden in der Hand Eines Lehrers;
3) wegen zu hoffender Verbesserang der Unterrichtsmethode. Hr.
Wendt macht dagegen geltend, dass die Förderung, welche daa
Latein von dem Deutschen und Französischen zu gewärtigen haben
soll, ja schon auf vielen Gymnasien, wo schon bisher in Quinta
und Quarta dem Französischen mit 2 bis 8 Stunden Eingang ver-
stattet worden, erprobt worden ist, aber sicherlich nicht mit dem
Erfolge, dass dem Latein daraus eine Förderung erwachsen wäre,
wenigstens ganz gewiss nicht bezüglich der lateinischen Formen-
lehre, da doch ohne eine vollständige Sicherheit der lateinischen
Nominal- und Verbalformen ein gedeihlicher Fortschritt zur Syn-
tax unmöglich sei. Was das zweite beregte Mittel anlange, so
sei dies erstens nichts Neues , dann aber werde seine Ausfuhrung
nach wie vor in den individuellen Verhältnissen vieler Gymnasien
auf unbesiegbare Hindernisse stossen. Was endlich die Confe-
rens von einer Verbesserung der Methode erwarte, ao bekennt
Hr. W. seinen Unglauben an die geheimnissvolle Kraft neuer oder
wesentlich verbesserter Methoden , zumal auf einem Gebiete , auf
welchem , wie auf dem des lateinischen Elementarunterrichts, aeit
280 H»« Pidagppk.
Jahrhunderte« die echalaainaiscfae Weit die Entdeckung e r sch öpft
haben dürfte. Ret unterschreibt dieaea AU« ans Toller Ueher-
zeugung und richtet zugleich die zuletzt ausgesprochene Wahr-
heit fegen diejenigen, die mit aecha griechischen Standen« welche
fftr daa Obcrgymnasiom bewilligt werden aollen, durch irgead che
noch an entdeckende Praxis dieselben Resultate zn erziele* ge-
denken , als sie bisher erreicht worden. Methoden gieht ea so
fiele als Lehrer- Indifidoen. Niemand kaon dem Andern ochse
Methode übertragen, ebenso wenig als sich Methoden vorachrci-
ben lassen. Wenn sich also auch zugleich mit der allgeanenseai
Cnltnr die Methode im Allgemeinen modificirt und bes se r t — wan
natürlich nicht geleugnet werden soll — , ja wenn seibat ehre gaan
neue Methode von wesentlichen Vorzogen erfunden werde«
konnte, so würde daa nicht die geringste Garantie dafür gehen,
dasa die elastischen Sprachen allgemein in kürzerer Zeit mit den-
selben Erfolge ala früher getrieben wurden. Das Verfahren hei
Erklärung der Classiker -— denn um diese handelt es sich hier
doch wesentlich — ist mit der Sache selbst nothwendig gegeben.
Nun wird zwar zu verschiedenen Zeiten von einzelnen Ton ange-
henden Individuen bald die eine, bald die andere Seite dieses noth-
w endigen Verfahrens mehr hervorgehoben und an die Spitze ge-
etellt; doch hat dies, ohne die Sache selbst wesentlich zu indem,
nur den allerdings dankenswerten und sehr heilsamen Erfolg,
dass keines der der Methode integrirenden Momente im Laufe
der Zeit verloren gehe, dass der Lehrer sie alle in sich frisch und
thälig erhalte, dass er sie immer von Neuem mit seiner Individua-
lität zu lebensvoller Wirksamkeit verarbeite. Kann nun aber Nie-
mand über seine eigenste Na ur hinaus, so ist die Meinung, daaa
uns eine allgemein wesentlich verbesserte oder noch ausfindig so
machende Methode in der Zukunft weiter fördern werde als bis-
her , eine Illusion. Sollte also der Vorschlag der Conferenz wirk-
lich zur Ausfuhrung kommen, so würde die formale Büdungskraft,
die vorzugsweise daa Latein bisher geübt hat, bedeutend abge-
schwächt, und der Gewinn, der dem Geist und Gerotith des Jüng-
lings besonders aus einer gründlichen Kenntnis» der Meisterwerke
der Griechen erwachsen soll, wurde auf eine oberflächliche Be-
kanntschaft mit der griechischen Litteratur reducirt werden. Im
folgenden Abschnitte schlagt der Verf. einen Canon derjenigen
Werke aus der griechischen und römischen Litteratur vor, die
jeder Abiturient gelesen haben müsste. Nach seiner Ansicht sind
nämlich die Zeiten vorüber, in denen man ohne Kritik in blinder
Bewunderung Alles lobte, was aus dem Alterthume stammte, und
jeden in griechischer oder lateinischer Sprache behandelten Stoff
für ein vorzügliches Nahrungsmittel des jugendlichen Geistes hielt.
Es komme vielmehr gegenwärtig, wo die Stellung und Bedeutung
der elastischen Studien, wesentlich dadurch bedingt sei, dass sie
auch wirklich in den humanen und idealen Gehalt des Alterthume
Heiland: Zur Frage ober die Reform der Gymnasien* 281
einfahre , vor Allem darauf an , einen wahrhaft elastischen Lehr-
stoff als normal und canonisch festzusetzen. Darum müssten sich
die Philologen und Schulmanner, welche in den oberen Classeu
unterrichten, über einen Canon der Leetüre verständigen, der
genau und streng umfaeste, was jeder Abiturient gelesen haben
müsste, neben dem es aber unverwehrt sei, noch eine apokryphi-
sche Leetüre zu gestatten von Schriften , die gut und nützlich zu
lesen seien , auch ohne dass sie in den Canon aufgenommen waren.»
— Dieser Vorschlag dürfte, am rechten Orte angebracht, bei
Vielen wohl Anklang finden. Denn wenn es thatsächlich vor-
kommt, dass von Sophokles gar nichts, auch nicht einmal, die An-
tigone, gelesen wird, nur darum, weil der betreffende Lehrer
einem anderen Tragiker seine Vorliebe zugewendet hat, so durfte
dieser und ähnliche Fälle geeignet sein , auch die , welche sonst
unbedingte Freiheit für Leetüre und Methode in Anspruch neh-
men, für eine freie Verständigung über eine obligatorische Aus-
wahl der Leetüre zu gewinnen, zumal wenn sich die Auswahl auf
das als das Vorzüglichste und zugleich Geeignetste allgemein An-*
erkannte beschränkt, wie es vielleicht mit wenigen Aasnahmen bei
dem Canon der Fall ist, den der Verf. aufstellt. Dieser umfasst
nämlich: Homer ganz (Ilias und Odyssee); von den Tragikern vor
Allem die Antigone des Sophokles; eine schöne Zugabe sind die
beiden Oedipus und Ajax; von Euripides die Medea, und wegen
der Vergleichung mit Goethe die taurische Iphigenie (eine offene
Frage ist die Leetüre des Aeschylns, von dem vorläufig nur der
Prometheus geeignet ist. In einem Kreise von Auserwählten
würde die Leetüre einzelner Pindarischer Oden am besten geeig-
net sein, recht in das volle Leben des Alterthums einzufuhren,
zugleich auch als Gegenbild gegen unsere moderne Lyrik). Von
Herodot wenigstens die Partien über die Perserkriege. Aus Thu-
cydides eine Auswahl, namentlich ans dem I. und II. Buche, jeden-
falls die Perikleische Leichenrede. Aus Plato, der vor Allem ein
Lebensbild des Sokrates schaffen muss, wenigstens das dazu am
meisten geeignete Symposion, Anfang und Ende vom Phädon,
Apologie und Kriton. Endlich eine Auswahl von Demosthenes. —
Gegen Pindar dürfte von verschiedenen Seiten Einspruch gesche-
hen ; auch dürfte man mit Recht verlangen , dass anstatt zweier
Bruchstücke von Plato's Phädon der ganze Dialog gelesen werde,
der in Bezug auf künstlerische Form und Composition dem Sym-
posium nicht nachsteht und wegen seines ideellen und doch
zugleich populären Inhalts vor jenem den Vorzug verdient. Für
das Lateinische hält es der Verf. für schwieriger, mitbestimmter
Begrenzung das festzustellen, was gelesen werden muss. Für
Tertia fordert er den Cäsar und Ovid , und fragt , ob nicht eine in
Secunda fortgesetzte umfassendere Leetüre des Ovid lohnender
und anziehender sein würde als Virgil. Ref. stimmt ihm bei ; denn
Virgil hat für Secunda im Verständniss und noch mehr im Findea
282 Höhere Pädagogik.
eines guten deutschen Ausdrucks seine grossen Schwierigkeiten;
meint aber, dass dann Virgil, der für die Kenntniss des römischen
Genius, wie er sich charakteristisch im Kunstepos, dem den grie-
chischen Volksgeist repräsentirenden Homer gegenüber, und zwar
in dem einsigen Epos nationalen Inhalts und Interesses darstellt
— von den ohne die Leetüre ihres Vorbildes gar nicht recht zu
würdigenden grossen italienischen Dichtern nicht zu reden — , un-
ersetzlich ist, in Prima neben Horaz gelesen werden muss. Für
Secunda werden Cicero's Reden in der bekannten Auswahl ge-
fordert, Salust ganz, Livius B. II und XXI ff. und Cicero de ami-
citia und de senectute; für Prima Horaz als canouisch, als freie
Leetüre eine Auswahl der Satiren , von Tacitus die Germania und
Partien aus den Annalen, von Cicero: de offieiis, die Quaestionea
Tusculanae, Brutus, de oratore und endlich das X. B. des
Quintilian.
In den folgenden Abschnitten giebt der Verf. sehr Lesens-
werthes über die Schreibübungen im Lateinischen, über den gram-
matischen Unterricht, über Privatlectüre und über Schulausgaben.
Ref. empfiehlt diese Abschnitte zur besonderen Beachtung und er-
laubt sich nur über zwei Punkte dem Verf. etwas zu entgegnen.
So bereitwillig Hr. H. das Lateinsprechen aufgiebt, so nachdrück-
lich dringt er auf das Beibehalten der freien lateinischen Auf-
sätze. Er betrachtet sie als anderweit nicht zu ersetzende Denk.
Übungen , die zugleich den wirksamsten Einfluss auf das Deutsche
üben, und als kräftiges Correctionsmittel gegen die Gebrechen
deutscher Prosa. An ihnen soll der Schüler einfach und ohne
Schwulst schreiben, im Gebrauche der vom Deutschen oft sehr
abweichenden Metaphern das Richtige treffen, im Bau der Perio-
den nicht stecken bleiben und vor Allem die Satze richtig verbin-
den lernen. Diese Rücksichten lassen sich, meint er, bei den
Kxercitien innerhalb der Schranken eines gegebenen Dictats nicht
immer, wie es nöthig ist, verfolgen. Diesen Gründen können wir
das vom Verf. beigelegte Gewicht nicht zuerkennen. Denn er-
stens wird die verlangte Denkübung, die darin besteht, dass ge-
gebene deutsche Gedanken in lateinische Form gebracht werden
(wozu Nägelsbach's Stilistik ein treffliches Hnlfsmittel ist, dessen
Werth vom Vf. vollkommen gewürdigt zu sehen, Ref. wahrhaft er-
freut hat), durch Exercitia, besonders, wenn die Praxis dabei durch
Classen-Entemporalia möglichst oft gefördert wird , weit zweck-
mässiger geboten, weil diese nicht, wie die freien Arbeiten, dem
Schüler gestatten, den Gedanken beliebig hin und her zu drehen,
bis er den ihm gerade bequemsten lateinischen Ausdruck gefun-
den hat; dann aber gewähren sie dem Schiller nicht weniger Ge-
legenheit, sich an den Früchten seiner Leetüre durch Anwendung
zu erfreuen, so wie auch das gewünschte Correctiv für den deut-
schen Stil, soweit das überhaupt dem Lateinischen zugewiesen
werden kann, in derselben Uebung und ebenso in einer darauf
Heiland : Zar Frage ober die Reform der Gyiraasien. 283
refiectirenden Leitung bei der Leetüre hinlänglich gefunden wird.
Dagegen sind die Nachtheile, die mit dem Beibehalten der freien
lateinischen Arbeiten verbunden sind, bedeutend genug, um die
Vortheile, die die freien Arbeiten vor den Exercitien vielleicht
voraushaben mögen, bei weitem zu überwiegen. Eine gründliche
Erörterung aller hierher gehörigen Gesichtspunkte kann und soll
hier nicht gegeben werden, wäre auch überflussig, nachdem dies«
bereits im Wittenberger Programm von 1844 vom Dir. Schmidt in
erschöpfender Weise geschehen ist. — Der zweite Punkt, den
wir berühren wollten , betrifft die Schulausgaben. Nachdem der
Verf. in den früheren Abschnitten wiederholt das grösste Gewicht
auf die Selbsttätigkeit gelegt hat, die ganz besonders und fast
allein durch die Beschäftigung mit den alten Sprachen geweckt und
gefördert werde, und sich auf das Entschiedenste gegen diejenige
Art von Einleitungen ausgesprochen hat, die dem Leser Inhalt,
Plan und Zusammenhang des zu Lesenden von vorn herein gleich
fertig entgegenbringen; nachdem er sich dann über die Grund-
sitze, nach denen dergleichen Ausgaben zu bearbeiten sind, mit
Fr. Jacobs dahin erklärt hat, „dass sie nicht die Trägheit beför-
dern, sondern zum Nachdenken reizen, und den Knoten nicht so-
wohl auflösen als die Stelle zeigen, an der er aufgelöst werden
kann", und dass sie den Schüler veranlassen und in Stand setzen
sollen, schon bei der Vorbereitung an gewissen Punkten, an denen
der Lehrer in der Ciasse anknüpfen kann, sein eigenes Nachden-
ken zu versuchen, um dann bei der in der Schule stattfindenden
,,Prüfung" orientirt zu sein; nach allem dem erklirt er die Aus-
gabe dos Horaz von Dillenburger für die allein mustergültige und
fugt hinzu, „man sollte doch endlich von der Marotte ablassen,
wegen eines halben Dutzends origineller Erklärungen sogleich eine
neue Ausgabe zu veranstalten, oder von der den Philologen beson-
ders zur Last gelegten Eitelkeit, eine neue Invention lieber im
Schubkasten (zu) behalten, als sie zum allgemeinen Besten einem
Herausgeber zukommen zu lassen, auch auf die Gefahr hin, dass
der Urheber nicht namentlich aufgeführt wird, von der Döderleln
in seinen Reden und Aufsätzen p. 403 ff. eine rührende Geschichte
erzählt." Ohne diesen jedenfalls in lieblosem Tone gehaltenen
Passus weiter würdigen zu wollen , fragen wir nur Hrn. H. , ob er
sich den Dillenburger'schen Horaz etwas näher angesehen hat, und
ob er es dann für möglich hält, dass ein Schüler, der diese Aus-
gabe in der Hand hat, Inhalt und Gedankenverbindung selbst der
kleinsten Ode selbstständig und durch eigenes Nachdenken finde
und sich des Gefundenen erfreue*? Dillenburger giebt nicht blos
in den Argumenten, sondern auch In den Anmerkungen über Sinn
und Zusammenhang so viel, dass für die vom Verf. mit Recht ge-
forderte Selbstthätigkeit des Schülers gar zu wenig übrig bleibt.
Darum musste seine Ausgabe, ehe sie als Muster, neben dem an-
dere gar nicht aufkommen können, hingestellt werden darf ^ he-
284 Höhere Pädagogik.
deutend umgeformt werden. Im Uebrigen sind wir mit den an
eine Schulausgabe gestellten Anforderungen , sowie mit dem ober
namhafte Bearbeitungen anderer Schul- Autoren ausgesprochenen
Urtheile einverstanden.
Im XXI. Abschnitt wird der Unterricht in der deutschen
Sprache besprochen. Der Verf. würdigt die nationale Seite der
Gymnasialbildung vollkommen. Er will , dass der deutsche Unter-
richt zu einer gründlichen Kenntnis« der Litteratur unseres Vol-
kes verhelfe und zur freien Herrschaft über die Muttersprache im
schriftlichen und mündlichen Gebrauche führe. Um eine tüchtige
Bekanntschaft mit den deutschen Glassikern zu erzielen, schlägt
er auch hier eine ansehnliche Auswahl deutscher Werke vor, die,
theils privatim , theils als Gegenstand der Interpretation, von allen
Gymnasiasten gelesen werden müssten. Ueber die Art der Inter-
pretation läset er sich näher aus und will sie im Ganzen auf eine
zweckmässige Anregung zur Lectüre und auf eine geschickte
Anleitung zum Verstandniss beschrankt wissen; wenigstens solle
sie nicht anders geschehen , als sie im dritten Theil des Hand-
buchs der poetischen Nationallitteratur von G. Kurz gegeben
werde. Die grammatische Behandlung der Muttersprache, wie
man sie in neuerer Zeit vielfach versucht habe, verweist er ganz
aus dem Gymnasium, weil die grammatische Bildung an anderen
und fruchtbareren Stoffen gewonnen werde. — Für die unteren
und mittleren Classen sind wir derselben Ansicht, halten es aber
für unerlässlich, dass in den oberen Classen , wenigstens in Prima,
ein möglichst klares Bewusstsein über die Eigenthürolichkeit des
deutschen Sprachgenius in geordnetem Zusammenhang erzielt
werde. — Freie Vorträge weist der Verf. nicht blos dem Unter-
richt im Deutschen, sondern auch allen anderen Unterrichts-
stunden zu. Für nothwendig hält er es , dass der Unterricht im
Deutschen und in der Geschichte überall in die Hand eines Leh-
rers gelegt werde. — Ganz kurz werden im Folgenden die Ma-
thematik, die Naturwissenschaften, die Geschichte und die Geo-
graphie abgehandelt. Er dringt in allen diesen Disciplinen auf
eine Methode, die den Unterrichtsstoff nicht gleich fertig und
systematisch zugerichtet überliefere, sondern überall nach Mög-
lichkeit die eigene Thätigkeit des Schülers wecke und durch
diese die Lernenden sich selbst erringen lasse, was sie selbst
erringen können. — Den Schluss macht ein Abschnitt über sitt-
liche Zucht und Erziehung, wo auch der Religionsunterricht sei-
nen Platz findet. Den ganzen Einfluss der erziehenden Thätig-
keit lässt der Verf. auf der Persönlichkeit des Lehrers beruhen
und die wahre Verbindung von Unterricht und Erziehung sieht
er in der Einrichtung der Ordinariate. Dem Ordinarius vindicirt
er daher den Religionsunterricht; er soll in diesem Unterricht
allen moralischen Einfluss auf die jugendlichen Herzen zu con-
centrired suchen durch Tiefe und Innigkeit des Glaubens und
Heiland : Zur Frage aber die Reform der Gymnasien. 285
durch die Macht der christlichen Wahrheit, die ihre Wirkung
auf den Schüler nicht verfehlen werde, wenn er sie in der 6er
sinnung und dem Leben seines Lehrers wirksam und ausgeprägt
sehe. Was der Verf. sonst noch hierher Bezügliches vorbringt,
wie, dass es eines besonderen Lehrbuchs für diesen Unterricht
nicht bedürfe, da das beste Lehrbuch die heilige Schrift selber
sei, dass man sich einerseits vor einem zu starken Hervorheben
der wissenschaftlichen Seite eben so sehr zu hüten habe als an-
dererseits vor dem hyperchristlich dogmatischen Standpunkte,
der für das Gymnasium seine besonderen Gefahren habe, — dies
und Anderes übergehen wir und geben zuletzt noch den Lections-
plan, in dem der Verf. schliesslich seine Vorschläge übersichtlich
zusammenfasst :
I
II
III
IV
V
1 VI
7
8
8
10
10
10
7
8
8
—
—
2
2
2
4
4
— .
Deutsch
3
2
2
3
3
4
2
2
2
2
.2
2
4
4
4
6
—
1
—
— -
— —
4
4.
Naturwissenschaft . . \
2
2
2
2
2
2
Geschichte und )
Geographie j ' *
2
3
3
3
3
3
Schönschreiben ....
—
2
3
1
1
1
2
2
32
2
Summa
30
32 |
32
32 j
30
Zu diesen für Alle verbindlichen Stunden kommen noch für
die künftigen Theologen und Philologen in I. und II. Hebräisch
in 2 Stunden, und für die drei unteren Classen Zeichnen in 2
Stunden. Was das Englische anbetrifft , so wünscht der Verf.,
dass für Gelegenheit zu Privatunterricht gesorgt werde.
Wir schliessen unseren Bericht mit der Versicherung , dass
wir die Schrift mit grossem Interesse gelesen , und dass wir im
Einzelnen vielfache Anregung zu erneuter Betrachtung der gegen«
wärtig so überaus wichtigen pädagogischen Fragen gefunden
haben. Dass die Gymnasien, wenn sie noch Gymnasien, d. h.
auf das classische humane Princip gegründete Uebungsschulen
bleiben wollen, nicht auf alle Vorschläge der Berliner Conferenz,
geschweige denn auf andere im Realismus noch weiter vorher-
gehende Forderungen eingehen dürfen , hat der Verf. gründlich
nachgewiesen; dass es keine moderne Bildung giebt, die die
antike nicht in sich aufgenommen und zersetzt hat , dafür hat er
den Beweis ebenfalls geliefert; dass aber ohne ein gründliches
280 Höhere Pädagogik*
und grammatisches Stadium der alten Quellen , wie es die Gym-
nasien betreiben, eine wahrhaft wissenschaftliche Bildung für
uns Deutsche nicht denkbar ist , das scheint er uns nicht genügend
dargethan au haben, und zwar darum nicht, weil er die Behaup-
tung der Gegner nicht widerlegt hat , dass das ewig Wahre und
Schone des Alterthums bereits ausgebeutet und zersetzt sei,
und dass das Resultat davon in der deutschen und den anderen
modernen Litteraturen sowie in der gesammten Cultur der Gegen-
wart bereits niedergelegt sei, dass es darum genüge, sich eine
historische und allgemeinere Kenntniss der antiken Litteratnr und
Geschichte sti erwerben , während es unerläßlich sei , Geschichte
und Cultur der modernen Völker, in deren Zeit und unter deren
Einfluss wir leben, gründlich und aus den Quellen kennen su
lernen. Der Verf. macht zwar geltend , dass es sich nicht um
Ueberlieferung griechischer und römischer Nationalität handele,
sondern um das in ihnen liegende allgemein menschliche Element,
das deshalb auch eine ewige, für die ganze Menschheit be-
stimmte Bedeutung habe 4 '); er erklärt es für undenkbar, dass
sich unser Bildungsleben jemals von der Cultur des Alterthums
emancipiren könne: aber bewiesen hat er diese Behauptungen
nicht. Auf seine Fragen , ob wir Dichter haben , die die einfache
Grösse eines Sophokles überholt, ob wir Geschichtschreiber wie
Thucydides und*Tacitus haben, Redner wie Demosthenes, wird
man ihm ohne Bedenken antworten , und man hat es schon ge-
antwortet: allerdings, die haben wir, wenigstens stehen unsere
CJa8siker den antiken in keiner Beziehung nach und an Tiefe und
Reichthum des Inhalts sind sie ihnen weit überlegen; also sind
die letzteren für die Bildung der Jugend überflüssig gemacht.
(So Freese, das deutsche Gymnasium S. 14.) So stehen sich also
Behauptung und Behauptung einander gegenüber. Hier war also
weiter zu gehen ; es musste durch eine eingehende Vergleichung
des Vollendetsten unserer Litteratur mit den antiken Meister-
*) Mit dieser Behauptung (8. 37) and den gleich vorher stehenden
Worten: „Freitich wenn das, was die Griechen und Römer geleistet,
nur specifisch- griechisch und romisch wäre, dann musste es unnatürlich
seheinen , auf den Stamm des deutschen Volkslebens ein fremdes Pfropf-
reis zu setzen " steht freilich eine andere Stelle , obwohl in anderem Zu-
sammenhange , doch in einem auffallenden Widersprach. S. 32 ist die
Rede von einer „Beschranktheit des nationalen Kastengeistes, über den
die Volker des Alterthums nicht hinausgekommen" sein sollen. Das kann
man wohl von Hindus , Chinesen und Aegyptiern sagen , nicht aber von
Griechen und Römern, die mit der ganzen ihnen bekannten Welt in
lebhaftem Verkehr standen und von ihr die mannigfaltigsten Einflüsse
erfuhren , soweit diess bei der Verschiedenheit des griechisch-römischen
von den barbarischen CuHnnuataitd möglich war.
Heiland : Zur Frage übet die Reform der Gymnasien. 887
werken speciell nachgewiesen werden, warum und in wiefern die
bei aller Tiefe doch so einfache Schönheit nicht diesen, sondern
jenen die ewige Geltung gicbt, unfehlbare Muster zu sein, wenn
unsere complicirteCnltur bald auf den einen, bald auf den anderen
Abweg getrieben wird. Das ist freilich — wie das Ref. voll-
kommen anerkennt — keine kleine Aufgabe. Wird sie aber in
einer Schrift von solcher Tendenz nicht gelöst , so bleibt es bei
einer Gegenüberstellung von Meinungen, die sich gegenseitig
bekämpfen , ohne dass die eine die andere aus dem Felde schlägt»
Betraf diess mehr den realen Inhalt der alten Litteratur , so ist
ein Gleiches au sagen von der sogenannten formalen Seite der
alten Sprachen. Obwohl nämlich der Verf. den hohen Wertli
der letzteren als pädagogischen Mittels zur allseitigen Entwicke-
lang der jugendlichen Geisteskräfte ausführlich bespricht, so
vermisst man doch eine Widerlegung der Ansicht, dass dieses
pädagogische Mittel, bei richtiger Behandlung, auch in den
modernen fremden Sprachen gefundeu werden könne. Zu diesem
Zwecke war es um so nöthiger, die specifischen Unterschiede
zwischen den alten und neueren Sprachen genau zu erörtern , als
von verschiedenen Seiten die Fähigkeit der französischen Sprache,
die lateinische im Unterrichte zu ersetzen, immer von Neuem
geltend gemacht wird. Es musste gründlich nachgewiesen wer-
den, dass diess die französiche Sprache gar nicht im Stande ist,
weil einerseits ihre Formen , gleichsam der Körper der Sprache,
wegen ihrer Flüchtigkeit und besonders wegen ihres Mangels an
kräftigen Terminationen, viel zu wenig in die Sinne fällt, um dem
Knaben eine Vorstellung von einer normalen, ausgebildeten
Sprache zu geben, weil andererseits ihre Syntax an einer Menge
von fiigenthümlichkeiten , selbst in der sonst so streng und logisch
geregelten Wortstellung leidet, die auf Willkür beruhen oder
wenigstens dem Anfänger, dem ihre logische Notwendigkeit noch
nicht begreiflich gemacht werden kann , willkürlich erscheinen
müssen. Alle diese sind nur mit dem Gedächtniss, "nicht mit
dem Verstände aufzufassen und eignen sich darum nicht, die
Sprache als einen durchaus nach Denkgesetzen fest geordneten
Organismus erscheinen zu lassen und dem Schüler durch Erkennt-
niss und Anwendung dieser Gesetze eine so zweckmässige Denk-
übung zu bieten , als es bei der latein. Sprache der Fall ist. Nur
auf diesem Wege und zwar nur durch ganz specielle Erörterung
führt man den Kampf der antiken und modernen Sprachen um
das Principat in den höheren Schulen seiner Erledigung entgegen.
Doch dürfte die letzte Entscheidung über diese und alle andere
Fragen, die gegenwärtig die pädagogische Welt in so unge-
wöhnlicher Aufregung erhalten, nicht auf theoretischem, sondern,
wie uns die Culturgeschichte aller Zeiten lehrt, auf praktischem
Gebiete erfolgen. Sind wir also auch der festen Ueberzeugang,
dass es nur eine höhere Bildung giebt, und dass die Gymnasien,
288 Höhere Pädagogik.
wie sie gegenwartig noch bestehen, den geeignetsten Weg ver-
folgen, diese Bildung zu geben, können wir uns gar nicht mit
der Ansicht befreunden , dass es so viele von unten bis oben anf
ein besonderes Ziel gerichtete Berufsschulen geben müsse, alt
es Berufs- oder Lebeussphären giebt, wenn wir ein gesundes,
wohl gegliedertes Staatsleben schaffen wollen : so meinen wir doch
nicht, dass der Realisirung eines so vielfach und von so aner-
kannt tüchtigen Männern ausgesprochenen und so energisch und
mit Geist vertretenen Bedürfnisses der Zeit etwas in den Weg
gelegt werden dürfe. Man gebe vielmehr dieser Richtung die
Möglichkeit , ihren wahren Kern kräftig zu entwickeln, und man
lasse ihr Princip , soweit sich es irgend mit dem Interesse des
Ganzen verträgt, seine letzten Consequenzen ziehen, damit es
sich vielleicht nach Decennien in der Praxis und im Leben um
so entschiedener herausstelle , ob es hinreichende Lebensfähigkeit
in sich trägt und ob es im Stande ist, den höchsten Interessen
der Individuen nnd des Staates zu geniigen. Während man aber
diesen Versuch macht — denn als Versuch und zwar als nicht
gefahrloser Versuch kann das Bestehenlassen und die weitere
Gründung von Real- und höheren Bürgerschulen nur betrachtet
werden — , lasse man den Gymnasien ihre Eigenthumlichkeit, da-
mit man für den Fall , dass jener Versuch missglückt oder doch
nicht zu den erwarteten Resultaten führt, nicht auch das verloren
hat, was sich bisher in der Hauptsache bewahrt und dem Staat,
um nur das in die Augen Springeudstc za nennen , seit Jahr-
hunderten brauchbare und tüchtige Beamte geliefert hat. Ihre
Eigenthumlichkeit und das, wodurch sie bis jetzt vorzugsweise
das auch von ihren Gegnern Anerkannte geleistet, würde be-
deutend geschmälert werden , wollte man die Beschlüsse der Ber-
liner Conferenz ohne wesentliche Modificationen zum Gesetze
erheben. Nachdem bereits seit 1837 für eine wissenschaftliche
Erkenutniss der Natur in den Gymnasien hinlänglich gesorgt ist,
nachdem auch der Unterricht im Deutschen und der Geschichte
im letzten Decennium sich neu belebt und das nationale Bedürfniss
berücksichtigt hat, begnüge man sich jetzt mit dem Ausbau des
gemeinsamen Untergymnasiums, damit dadurch die Interessen
derer gefördert werden , die den Gymnasiale ursus nicht vollenden
wollen. Dem Obergymnasium aber gebe man die Zahl griechi-
scher Unterrichtsstunden wieder, die es bis zum J. 1837 gehabt
hat und die es um so eher wieder, in Anspruch nehmen kann,
als der wesentlichste Grund der damals vorgenommenen Ver-
minderung dieser Stunden, nämlich dem Realismus eine Con-
cession machen zu wollen, durch die unterdess eingetretene und
nun vom Staate selber in Aussicht gestellte Vermehrung der
höheren Bürgerschulen vollkommen gehoben ist.*) Ausserdem
*) Hr. Wendt entfernt die 2 Stunden Gesang aas dem Lectiona-
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 289
muss der Cursus in Tertia durchaus ein iweijähriger bleiben.
Gewahrt man das nicht, so verkürzt man dem Gymnasium die
Waffen, mit denen es bisher den Kampf mit seinem Nebenbuhler
bestanden hat, nach deren Verkürzung es ihn aber gewiss nur
mit zweifelhaftem Erfolge wird weiter fuhren können. Wir
sprechen zum Schhiss mit Hrn. H. die zuversichtliche Hoffnung
aus, dass wir auch die gegenwärtige Krisis glücklich bestehen
werden. Ist sie aber bestanden , dann wollen wir auch das Gute
und Fördernde nicht verkennen , das diese Krisis auch für die
Gymnasien hatte. Die Reformbewegung hat, das müssen wir
dankbar anerkennen, manches Gymnasium aus einer gewissen
Selbstgenügsamkeit aufgerüttelt, in die man durch langen unge-
störten Besitz gewisser — zumal so unschätzbarer — Güter nur
zu leicht verfallt; sie hat uns veranlasst, Ziel und Mittel des
Gymnasiums scharfer als je ins Auge zu fassen; der Rückblick
auf sie wird uns auch ferner nöthigen , alle Kräfte anzustrengen,
tim nicht in der einen oder in der anderen Beziehung hinter den
gerechten Forderungen der fortschreitenden Zeit überholt zu
werden.
Wittenberg. Dr. Breitenbach.
Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. Ein methodischer
Versuch als Beitrag für die Neugestaltung des deutschen Gymnasial-
w«sens. Von Dr. Carl Peter, Herzogl. Sachsen - Meiningschera
Schulrath. Halle, Verlag der Buchhandlang des Waisenhauses.
1849. X. u. 238 S. 8.*)
Der geehrte Verf., dem die Gymnasialpädagogik schon so viel
verdankt , hat sich durch das vorliegende, meisterhaft gearbeitete
Buch ein grosses Verdienst von Neuem um dieselbe erworben. Rec.
mochte nichts lieber wünschen , als dass diess treffliche Buch An-
läse u. Vorbild für ähnliche durchgreifende Bearbeitungen anderer
wichtiger Gjmnasialdisciplinen werden möchte; er ist mit dem
plan, und mit Recht; denn diese Stunden bieten dem Schüler eher eine
Erholung als eine Anstrengung. Finden sie also ausserhalb des Lections-
plans ihren Platz, so wird es möglich, nach Wendt's Anordnung dem
Deutschen 3 Stunden und ebensoviel der Geschichte und Geographie zu-
zuwenden. Für das Griechische, wie für das Lateinische setzt er 8
Stunden an. Ref. würde 9 für das erste, 7 für das zweite vorschlagen.
*) Die Red. dies. Jahrbb. tragt kein Bedenken eine zweite Rec. über
die Peter'sche Schrift von einem andern Rec. zu geben, da die Wichtig-
keit der Sache selbst und das Zeitgemasse ihrer Besprechung dieselbe
hinlänglich rechtfertigen wird.
N. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Krü. Bibl. ßd.LX. Hft % *. V^
200 Methodik der Geschichte.
Verf. überzeugt , dsss diese mehr oder weniger alle einer völlig
neuen Durchforschung, Richtung und methodischen Umarbeitung
bedürfen. Freilich hat unverkennbar eine verwandte Thatigkeit
schon lange manches Nützliche herbeigeschafft; aber es fehlt die
Zurückführung auf einen bewussten Mittelpunkt und eine orga-
nische Einheit , es fehlt sum Theil an einer Umbildung und Neu-
gestaltung des Gynwasialiwecks selber, ohne welche hier kein
nachhaltiger Gewinn im Einzelnen erreicht werden kann. Es ge-
hört eine Zeit wie die zuletzt durchlebte dazu , um einmal einen
Haufen von Vorurtheilen und verkehrten oder unzeitigen Lieblings*
ideen abzuschütteln , sich frei zu machen für eine auf dem ge-
gebenen Grunde neu und unbefangen aufzubauende Construction
des ganzen Gebäudes. Diese auf einer kräftigen und gesunden
Erfahrung ruhende Unbefangenheit zeichnet den Verf. und sein
Buch aus; er durchschaut die Aenderungen, welche die Zeit Ton
selbst mit sich geführt hat, mit klarem und scharfem Blicke und
erkennt richtig alle die Inconsequenzen , die man beging, indem
zaan Neues einführte, aber das Alte festhielt, den Geist einer
fortgeschrittenen Wissenschaft und Weltentwickelung auf die
Schule einwirken Hess , aber Maass und Form des Unterrichts
darnach zu modiflciren nicht beflissen war. Man führte neue
Unterrichtsgegenstande in die Gymnasien ein und entzog dem
classischen Studium immer mehr Lebenskraft, obgleich man sie
in dem Mittelpunkte des Ganzen stehen bleiben liess und keine
Ahnung davon zu haben schien , dass dieselben das Fundament
nicht mehr haben können , das sie früher hatten. Daher „müssen
wesentliche, tiefeingreifende Veränderungen geschehen, wenn
den Gymnasien volle Kraft und Gesundheit zurückkehren soll."
Rec. erwartet diese Veränderungen freilich nicht Mos in den neu
eingeführten Lehrgegenstanden , deren methodische Durchbildung
für den Gymnasislzweck allerdings wohl noch eine grosse Zukunft
vor sich bat, sondern auch in der Behandlung der classischen
Studien auf Gymnasien selbst, die in methodischer Beziehung ge-
wiss sehr vereinfacht und verbessert werden kann. Der Verf.
bebt für diese durchgreifenden Verbesserungen drei wesent-
liche Gesichtspunkte hervor, die wir grösstenteils mit
Ueberzeugung unterstützen zu können glauben. Das Erste ist,
dass möglich gemacht werde, dass die Schüler auf den Gymnasien
nicht Mos einzelne Stücke aus der griechischen und römischen
Litterstur lesen, sondern dass sie diese Litteraturen, be-
sonders die griechische, selbst kennen lernen, dass sie ein
deutliches Bild von ihrer Eigentümlichkeit, wie von dem Gang
ihrer Entwicklung gewinnen. Das Zweite ist, dass, nicht
zwar die lateinischen Schreibübungen, welche lediglich
die Befestigung in der Grammatik zum Zwecke haben, wohl aber
die lateinischen Stilübungen beseitigt werden müssen. Das Dritte
endlich, dass auf dem Gebiete der übrigen Unterrichtsgegensjtinde
Peter: Der Gsstfeichtstiuterricfat aaf Gymnasien. 291
durch richtigere Methoden Gedächtnis* und Phantasie in
ihr Recht eingesetzt werden. Wir würden diesen insgesammt
ungesäumt unsere Zustimmung geben , wenn nicht der Ausdruck
an ein paar Steilen eine wenigstens scheinbare Unsicherheit ent-
hielte, die in der Sache zu sehr verschiedenen Ansichten noch
fuhren könnte. Um es kurz zu sagen, scheint uns der Gang der
Entwickelung der Litteratur theils kein so wesentliches , theils ein
höher hinaus liegendes Ziel zu sein; die Uebung im lat. Stil
aber kann eben so wohl eine Befestigung in der Grammatik wie
jede andere Uebung im Schreiben einer fremden Sprache sein,
ja, da es sich hier nicht sowohl um Formenkenn tniss, als viel-
mehr um die Einsicht in den ganzen Satzbau und damit in das
Wesen der Sprache handelt, so halten wir den lat. Stil fort und
fort — und ich denke, in diesem Sinne mit des Verf. Zu-
stimmung — für ein wesentliches Moment der Gymnasialbildung,
nur dass nimmermehr die praktische Reproductionsfertigkeit, son-
dern die bewussteKenntniss and Einsicht in den Geist der Sprache
das Ziel sei« In allem Uebrigen treten wir gern bei and erkennen
das als vollkommen wahr an, was gleich darauf im Besonderen
nur von dem Geschichtsunterrichte und seinem Erfolge ausge-
sprochen wird. Es fehlt demselben gewöhnlich „eine lebendige
Veranschaulichung des Thatsächlichen , ein systematisches, streng
geordnetes Ineinandergreifen seiner einzelnen Theile, eine feste,
methodische Einprägung des Materials." Aus diesem Grunde will
der Verf, in vorliegendem Buche „der Anschauung ihr Recht
verschaffen u , wobei er hauptsächlich eine passend gewählte
Leetüre im Auge hat* weil das Talent eines geeigneten, wirklich
anschaulich darstellenden Vortrags mit Recht als ein sehr seltenes
bezeichnet werden kann, „eine feste, geordnete Gliederung des
gesamftiten geschichtlichen Unterrichts herstellen ", wodurch die-
ser in einer eben so zweckmässigen und wahrhaft fördernden
Weise mit allem übrigen Unterrichte in Verbindung gesetzt wird,
wie durch jenes erste, höchst glückliche Bemühen des Verf. der
Classennnterricht mit der häuslichen Beschäftigung des Schüler«,
und endlich „das Elementarische des Geschichtsunterrichts, Wei-
ches bisher fast ganz dem Zufall überlassen gewesen, methodisch
einrichten."
Es sind zwei Factoren , die zu einem gedeihlichen Unter-
richte in der Geschichte unentbehrlich sind; der eine liegt In dem
Wesen der geschichtlichen Wissenschaft selber, der-andere ih
der Natur der jugendlichen Geisteswelt , in die der reiche Stoff
jener übertragen werden soll. Der Vf. hat darum, mit Recht dieas
ab die Grundlage aller weiteren Besprechung des Gegenstandes
erkennend , die Arten der Historiographie gründlich bebandelt.
Indem er von dem Verdienst der Niebuhr'schen Kritik ausgeht und
auf die bei allem Mangel derselben gewonnene objeetive Folge
hinweist, die in L. Ranke und seiden Schüler* lebendig hervor*
292 Methodik der Geschichte.
getreten ist, charakterisirt er als die vier historiographischein
Formeu die Kuustgeschichtschreibung , die naive, die pragma-
tische und die rhetorische Geschichtschreibung. Ob der Verf.
in streug wissenschaftlicher Beziehung damit die Sache erschöpft
habe, darf mau eigentlich um so weniger fragen, als es sich hier
um rein didaktische Zwecke zunächst handelt; eine strengere
Gliederung des ganzen Umfangs der hier in Rede stehenden Dis-
ciplin würde eben so wenig etwas mehr dafür austragen als die er-
schöpfende Verfolgung bis auf diejenige wirkliche oder scheinbare
Höhe, die doch mindestens über den Gesichtskreis der Jugend
hinausliegt. Was aber hier zur näheren Darlegung des Charak-
ters der Einzelnen beigebracht ist, behauptet allerdings auch noch
einen weitern Werth als für den zunächst beabsichtigten didak-
tischen Zweck. Man fühlt sich so sicher auf dem Wege durch
das weite Gebiet dieser ungeheuren Litteratur unter der überaus
kundigen Leittung des Verfs., der eine bewundernswürdige Bew-
iesenheit auf diesem Gebiete mit der feinsten Schärfe des Urtheih
und der Beobachtungsgabe verbindet. Um so mehr steht ihm
auch die volle persönliche Berechtigung zur Seite, die er schon
durch eine vieljährige Schulmanuserfahrung in Anspruch nimmt,
die Auswahl der auf den Gymnasien zu lesenden Geschichtswerke
zu treffen und nach Maassgabe der voraufgeschickten Musterung
der historischeu Schriftsteller zu ordnen. Allerdings ist diess
ein schwieriger, nach mehreren, wesentlich von einander ver-
schiedenen Gesichtspunkten zu beurtheilender Gegenstand, und
vielleicht möchten hier die Urtheile der Schulmänner sehr von
einander abweichen. Auch Rec. stimmt nicht in allen Fällen dem
Verf. unbedingt bei. Eine Gefahr kann hier sowohl in Besug auf
den Umfang als auch auf die Beschaffenheit der Auswahl aus der
Einseitigkeit erwachsen, mit der die gesammte Gymnasialthätig-
keit von dem Standpunkte einer einzigen Disciplin aus beurtheiftt
werden soll; um so mehr müssen wir jedoch der sinnigen Maass-
haltung des Verfs. uns freuen. Was hier für die Geschichta-
litteratur geschehen ist, sollte längst für alle Fächer des Gymna-
sialunterrichts geschehen sein. Freilich kann man die Auswahl
z. B. aus demHerodot und Livius noch strenger getroffen zu sehen
wünschen, weil, wenn selbstverständlicherweise nicht Alles im
Unterrichte selbst vorkommen kann, die Gründe für die Wahl
der Interpretation- und der übrigen Leetüre verschieden sind.
Rec. würde in dieser Beziehung den letzten Theil des Herodot
(7. — 9. Buch) und vom Livius die Geschichte der Kämpfe mit
den italischen Völkern (7. — 10. Buch) ganz besonders hervor«
heben , um so mehr, als der Inhalt der ersten Bücher beider Ge-
schichtswerke so viel leichter durch das unentbehrliche Mittel
der geschichtlichen Privat- Leetüre in einer passenden Bearbeitung
der Jugend zugeführt wird. Auch könnte Rec. von der Lesung
im Originale den Plutarch auf keinen Fall auaachliessen, da be-
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 293
sonders die Schwierigkeit des sprachlichen Verständnisses bei ihm
nicht so gross ist, dass sie nicht leicht und gern von der Jugend
überwunden würde, von einer Befürchtung aber, dass dadurch
der reine Atticismus getrübt werde, im Ernste wohl nirgend mehr
die Rede ist.
Dass die griechisch-römische und die deutsche Ge-
schichte in den Vordergrund gestellt wird, muss natürlich un-
sere vollkommenste Billigung finden; was der Verf. mit unge-
meinem Fleisse hierfür durchforscht und mit grosser Selbst-
ständigkeit (wir erinnern nur an das vom gewöhnlichen abwei-
chende strenge Urtheil über denSaxoGrammaticus) für den Schul-
zweck ausgebeutet hat, dafür kann ihm nicht Dank genug gesagt
werden. Inzwischen möchte Rec. doch gern in zweierlei Be-
ziehung die sorgsame Umschau des Verfs. noch erweitert gesehen
haben. Während wir die biblische Geschichte ganzlich dem
Religionsunterrichte überweisen würden , als wohin doch offenbar
auch die Geschichte des alten Israel ihrem wesentlichen Gehalte
nach durchaus gehört, können wir die „Vorhalle" der orientali-
schen Geschichte auf keinen Fall von der Bildungssphäre der
Gymnasialjugend ausschliesseu. Freilich sind es mehr Zustände
als Begebenheiten, mehr subsidiäre als eigentlich historische
Kenntnisse, um die es sich dabei handelt, aber auch diese schon
sind wichtig genug, ja in mehrfacher Beziehung unerlässlich, weil
sie die klare und breite Grundlage der allgemeinen Staats- und
Lebensverhältnisse bilden, die sich in den nachmaligen Perioden
der Weltgeschichte entwickeln. Der Verf. zieht ausdrücklich
nach einer von ihm in der Vorrede gegebenen , im Buche selbst
nicht weiter ausgeführten Erklärung die Geographie in die engste
Gemeinschaft mit der Geschichte hinein, auch hat er ein paar
Male derartige Partien in die zu lesenden Aufgaben aufge-
nommen; allein gerade hierfür ist aus dem Alterthum wie aus der
neueren Zeit gar Manches und entschieden Classisches beizu-
bringen. Die andere Bemerkung, die Rec. machen wollte, gilt
dem Umfange der neueren Geschichte. Zwar hat mit Recht der
Verf. die europäische Staatengeschichte im Allgemeinen von dem
Plane ausgeschlossen , doch glaubt Rec, dass die Geschichte des
französischen und des englischen Volks sowohl um ihres inneren
Gehalts als auch ihrer Beziehung zu uns willen nicht gänzlich
beseitigt oder auf die allgemeinsten und weitwirkend$ten Er-
scheinungen, wie etwa die französische Revolution, beschränkt
werden dürfe. Mit gleicher Sorgfalt auch hier alle Quellen-
Schriftsteller wie späteren beachtungswürdigen Historiker zu
durchmustern, ist freilich eine Aufgabe, die die Kraft des Ein-
zelnen übersteigt; je mangelhafter aber dieser Punkt im Gymna-
sialorganismus ist und je wichtiger doch wiederum für den Ge-
schichtsunterricht wie für die classische Leetüre der betreffenden
Sprachen, um so verdienstlicher und erfreulicher würde auch
294 Methodik der Geschichte.
hier eine so vortreffliche Lese des Gediegenen und Brancfi-
baren sein.
Indem somit die objeetive Grundlage des Lehrstoffs ge-
wonnen ist, treten wir dem eigentlich Methodischen und damit
der Ausführung desjenigen , wovon die Grundlegung bis dahiu ver-
sucht ist, näher. Der Verf. schickt einen kurzen Abschnitt über
das Wesen des Elementarunterrichts in der Geschichte vorauf, der
eine, gewiss nicht genug beherzigte, Wahrheit betont, nämlich
die gedachtn 188 massige und bis zu einem gewissen Grade un-
bewusste, mechanische Einprägung des geschichtlichen
Lernstoffs. Wir können zwar die Richtigkeit der Parallele , die
mit dem sprachlichen Elementarunterrichte hierbei gezogen wird,
nicht gelten lassen, desgleichen mit dem elementaren Rechnen-
unterrichte nicht — wie denn ja überhaupt die wesentlich oder
zunächst formalen Disciplinen , in welchen dem Verstände durch
diese Elemente die geistigen Mittel und Handhaben zu jeder
weiteren Entwicklung selbst geboten werden, gerade dadurch
im entschiedenen Gegensatze gegen die realen Fächer stehen, io
welchen dem Gedächtnisse und der inneren Anschauung der ex-
tensive Rahmen unterbreitet wird , der späterhin mit der Fülle des
Einzelstoffs zu nähren und zu beleben ist, — nichts desto weniger
freuen wir uns sehr, dass der Verf. mit ernstem Nachdruck gerade
dieser, so oft und so stark aus falscher Philanthropie vernach-
lässigten Einübung das Wort geredet hat. Der Anfang einer
Wissenschaft darf keine Spielerei sein , er muss den ganzen Ernst
und Adel ihrer Natur zu heiliger Scheu auch dem kindlichen Ge-
rn iithe schon vorhalten, und wo der weniger entwickelte Verstand
den Blick in die Tiefe noch nicht zu werfen vermag, da soll
wenigstens das Gedächtniss immer weiter und weiter sich mit dem
anzubauenden Boden befreunden.
Ueber Methode des Geschichtsunterrichts ist viel ge-
schrieben worden, aber selten mit besonders nachhaltigem Er-
folge; der Verf. hat nur wenige dieser Arbeiten berücksichtigt,
und mit Recht , da die Ausbeute derselben sicherlich nicht gross
sein wurde; auch die etwas ältere Schrift von Mencke bietet des
methodisch Instruction nur sehr wenig. Die beliebte Einthcilung
des Geschichtsunterrichts nach den drei Gymnasialstufen in bio-
graphischen , ethnographischen und universalhistorischen will der
Verf. nicht gelten lassen, so viel Wahres sonst auch zu Grunde
liege, aber das Fliessende zwischen den beiden zuletzt genannten
Standpunkten hat er richtig gezeigt. Von der neueren, wesent-
lich universalhistorischen Geschichte tritt schon früher nach den
Ansichten des Verfs. die deutsche Geschichte so wesentlich und
überragend in den Vordergrund , dass, auch wenn dazu, wie obea
bemerkt, noch die englische und französische hinztigenommcn
würde, doch der Standpunkt ein ethnographischer bleiben dürfte.
Die Anordnung und Vertheilung des Verfs. stimmt im Wesent
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 295.
liehen mit seiner Unterscheidung der verschiedenen historio-
graphischen Methoden überein. Die untere Stufe hat es mit
den Elementen der Geschichte und mit Geschichten zu thun;
jene werden erlernt und eingeübt , daneben die geeigneten Par-
tien der Geschichte als kleine selbstständige Gänse zur möglichst
lebendigen Anschauung gebracht. Die mittlere Stufe hat auf
eine relative Vollständigkeit des Stoffs (denn nur eine solche soll
auf dem Gymnasium erstrebt werden) Rücksicht zu nehmen und
zugleich für das Verständniss so viel zu thun als hier möglich ist,
indem der Schüler unter der Leitung des Lehrers Stoff partien-
weise zusammenfassen und namentlich die Verknüpfung von Ur-
sache und Folge zu erkennen suchen soll. Der Elementarunter-
richt wird durch besondere Uebungen abgeschlossen und die
Selbstthätigkeit des Schülers angeregt. Die obere Stufe nimm!
diesen Stoff als einen zwar geistig schon einigermassen belebten*
aber im Ganzen doch noch nicht bewältigten, weil noch nicht in
die Idee aufgenommenen, wieder auf und sucht eben damit den*
im Gymnasium überall nur möglichen Anfang zu machen; der
Lehrer hat die Aufgabe, den Schülern die Ideen, in welchen die
Stufen der Entwickelung der Geschichte erkennbar werden, dar-
zulegen und zu entwickeln und ihre eigene geistige Thatigkeit
für die Auffindung dieser Ideen anzuregen und zu leiten. Die
untere Stufe entspricht daher der Chronik und der naiven Ge-
schichtschreibung, also den ersten Anfangen aller geschichtlichen
Production, die mittlere der den U ebergang von der niedrigsten
zur höchsten Stufe bildenden pragmatischen und die obere der
vollendetsten Gattung? der Kunstgeschichtschreibung, so das»
der Schüler die Geschichte sich in derselben Stufenfolge aneignen
soll, wie die Menschheit sie producirt — also auch sich ange-
eignet bat. Auf der unteren Stufe wird des Schülers Thatigkeit
vorherrschend eine aufnehmende sein, auf der mittleren wird die
Selbstthätigkeit, aber als untergeordnetes Moment, hinzutreten,
wahrend diese letztere auf der oberen Stufe entschieden über-
wiegen soll. Bei den Elementen kommt es auf eine weise und
sparsame Auswahl, auf eine kurze, möglichst klare und deut-
liche Fassung in einem, nur nicht übertriebenen, Lapidarstil,
auf eine leichte und bequeme Uebersichtlichkeit des Materials
vorzugsweise an. Was die Vertheilung des Stoffs betrifft, so
wird in der Sexta ein erster Anfang mit der Erlernung der Haupt-
perioden und mit der judischen Geschichte (die sich an die hier
zu behandelnde biblische Geschichte passend anschliesst), in
Quinta die alte Geschichte , in Quarta die mittlere und neue Ge-
schichte zu erlernen sein ; in Tertia wurden die Uebungen in den
Elementen regelmässig zu treiben , in den höheren Glassen nur
gelegentlich dazu zurückzukehren sein. Mit diesen Gedächtniss-
übungen sind freilich unmittelbar andere Uebungen zu verbinden,
die sich aus jenen wie von selbst ergeben, indem sich einmal die
296 Methodik der Geschichte.
mannigfaltigsten Zusammenstellungen der Formen auf Grund der
Aehnlichkeit oder des Gegensatzes vornehmen und auf diese Art
eine Menge neuer Associationen begründen , dann aber auch eben
solche künstliche Anwendungen machen lassen, wie sie der
sprachliche Unterricht in Bezug auf die Formen bei dem mannig-
faltigen Hin- und Herübersetzen darbietet. Der Yerf. hat dies»
durch Beispiele erläutert, bei denen wir mit Vergnügen an ähn-
liche, wenn auch weniger elementare, Vorschläge in der treff-
lichen Schrift von Löbell (derselbe ist wohl auch S. 93. Z. 2 v. n.
gemeint, wo, wahrscheinlich durch einen Druckfehler, Cabell
steht) erinnert werden. Das Zusammentreffen ähnlicher Begeben-
heiten bei verschiedenen Völkern io demselben Jahre, die wich-
tigen Ereignisse gleicher Jahre in den verschiedenen Jahrhunder-
ten, die Aneinanderreihung bedeutender Thatsachen aus solchen
Jahrzahlen, deren Quersumme 15 giebt, die Ortschaften, an de-
nen iu verschiedenen Zeiten Schlachten oder andere einflussreiche
Begebenheiten sich ereignet haben , and andere , vielfach noch zu
vermehrende Gesichtspunkte dienen hier als die zunächst vom
Verf. angedeuteten Anknüpfungen für eine solche Uebung, die
gewiss von gutem Erfolge begleitet sein muss. Freilich will es
Rec. bedünken, als wenn das Logische in Verbindung mit dem rein
Mnemonischen dadurch etwas stark hervorgehoben wurde, was
allerdings nur dann als ein Mangel erscheinen kann, wenn die von
dem Verf. mit Recht verlangte Anschaulichkeit darüber vernach-
lässigt würde. Ist diese auch wesentlich eine Sache des freien
Vortrags von Seiten der Lehrer, besonders auf den untern und
mittleren Lehrstufen, so glauben wir die Forderung derselben
doch auch schon bei diesen Uebungen berücksichtigt sehen tu
müssen, um so mehr, als der Verf. später die lebensvolle, Ge-
müth und Phantasie ergreifende Darstellung nicht verlangt, viel»
mehr sie auf die „wenigen Fälle, wo sich bei dem Lehrer da»
Talent dazu findet", beschrankt.
Es folgen drei höchst lehrreiche Abschnitte, welche die Ver-
keilung und Behandlung der Leetüre, den freien Vortrag des
Lehrers und die selbstthätige Theilnahme der Schüler an dem
Geschichtsunterrichte behandeln; darauf der einen allgemeinen
Ueberblick über das Ganze von einem etwas höheren Standpunkte
aus gebende Schluss. Vortrefflich ist zunächst, was der Verf.
über den Werth und die Bedeutung der lutherischen Bibel als
Mittel allgemeiner, nationaler Bildung sagt, indem er es mit vol-
lem Recht beklagt, dass sie nicht mehr wie früher Gemeingut des
deutschen Volkes ist. „Nachdem wir uns unserer Nationaldich-
tung entschlagen hatten , war für eine Zeit lang die Bibel an deren
Stelle getreten. Mit ihr wuchs damals Alles auf. Jetzt haben
wir auch dieses Nationaleigenthum und mit ihm für Sittlichkeit
und Nationalität unendlich viel verloren. Denn auch in der Bibel
ist, abgesehen von ihrem religiösen Werth, unendlich viel Poesie,
Peter: Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien. 297
also unendlich viel Geist in künstlerischer, auch dem Ungebildetes
fasslicher Form enthalten , und von Allen gekannt und innerlich
verarbeitet, gewährte sie für den geistigen Verkehr zugleich einen
gemeinsamen Boden, auf dem Alle sich leicht fanden und daher
auch der sogenannte Gebildete eich dem geringen Manne leicht
nähern, der Geringe leicht den Zugang zu dem Herzen des Vor-
nehmen gewinnen konnte." Mit Nachdruck dringt daher der
Verf. darauf, dass die biblische Geschichte in ihr Recht wieder
eingesetzt werde. In sofern ist hier von Seiten der Leetüre wohl
noch viel nachzuarbeiten ; zu Grunde muss freilich immer der lu-
therische Text liegen, aber dennoch Hessen sich auf solchem Fun-
damente vortrefflich ausgeführte Erzählungen entwerfen, die den
thatsächlichen Inhalt anschaulicher und lebendiger darstellen könn-
ten. Genannt werden in dieser Beziehung nur Kohlrausch und
Fiedler; wir würden doch noch Anderes hinzufügen, z. B. Zahn's
biblische Geschichten. Die übrige Vertheilung erscheint im Gan-
zen sehr zweckmässig, und besonders erfreulich ist es, dass dabei
auch die in der Litteratur vorhandenen Lücken bezeichnet worden
sind, die für diesen Zweck zum Frommen der Jugend auszufüllen
ein schönes Verdienst begründen würde. Manches sonst gute
Buch findet man , vielleicht mit Absicht, nicht genannt, wie z. B.
Mancher an passender Stelle Meurer's Leben Luther's, E. v.
Brunnow's U. v. Hütten und Anderes der Art erwarten wird , wor-
über der erfahrene Verf. indessen vielleicht andere Gedanken hat.
Bei dem freien Vortrage des Lehrers legt der Verf.
auf die „dialektische Entwicklung" besonderes Gewicht. Es ist
wahr, dass das die bei weitem leichtere Aufgabe ist, aber auch
die, welche eine nähe Gefahr des Missbrauchs darbietet. Die an-
dere Aufgabe der belebten , anschaulichen, Phantasie und Gemüth
ergreifenden Darstellung darf nicht aus den Augen gesetzt wer-
den; ein eifriges Streben nach ihr wird immer gute Früchte tra-
gen und in der Litteratur liegen einige , auch vom Verf. empfoh-
lene Proben dafür vor. Allerdings muss das erklärende, die Auf-
merksamkeit weckende, hier und da ergänzende Wort des Lehrers
überall vorausgesetzt werden: auf der obersten Stufe indessen
soll der Lehrer den Schüler anleiten, den Inhalt der Geschichte
in die Idee aufzunehmen. Für diesen Zweck hat der Verf. eine
treffliche Grundlage in seinem Buche bereitet; denn der nun fol-
gende Abschnitt ist nicht sowohl streng methodologisch , als viel-
mehr eine für diesen Standpunkt fassliche Philosophie der Ge-
schichte in kürzestem Abriss, die uns freilich am besten zeigen
kann, wie das Verfahren des Geschichtslehrers beschaffen sein
muss. Wir wollen auch diesen Theil des überaus lehrreichen
Buches der Beachtung dringendst empfohlen haben.
Die selbst thät ige Theil nähme des Schülers soll
freilich nirgend ganz fehlen, auf der obersten Stufe aber ganz be-
sonders hervortreten. Im Vergleich mit dem freien Vortrage des
298 Schal- and Univemttonachrichtea,
Lehrers, dem auf eine nicht ganz verstandliche oder tu rechtfer-
tigende Weite die Zumuthung gestellt wird, sich auf dem Gebiete
der Kunstgeschichtschreibung zu bewegen , müssen die Aufgaben
dafür mehr untergeordneter Art sein und sich auf das Gebiet der
pragmatischen Geschichtschreibung beschränken* sie werden
theils sofort in der Lehrstunde (1), theils zu Hause bear-
beitet. Es sind vorzüglich brauchbare Themata, die der Verf.
bierfür beibringt, und die auch anderweitig, namentlich im deut-
schen Unterrichte, mit Nutzen werden gebraucht werden können,
wie denn hier überhaupt der Knotenpunkt zu finden ist, wo dieser
Uaterrichtszweig mit allen übrigen auf das Unmittelbarste and
Dichteste zusammenläuft und daher die genaueste Berücksichti-
gung des Zusammenhangs und des jedem Theile zukommenden
Bfaasses stattfinden muss.
Zum Schlüsse sind noch einige Rechtfertigungen über das
Zuviel und Zuwenig, über das Lesen der Schriftsteller In fJeber-
setzungen u. dgl. m. gegeben. Wir müssen bekennen, dass nach
unserem Dafürhalten so etwas theoretisch gar nicht zu entschei-
den, vielmehr durch die Meisterin in diesem ganzen Gebiete, die
Erfahrung, zu bestimmen ist. Der Verf. hat in Wahrheit nach
einem Ganzen gestrebt, hat die Hauptbedingungen eines gedeih*
liehen Unterrichts in dieser Wissenschaft, Festigkeit der Einprä-
gung und Anschaulichkeit der Auffassung , scharf hervorgehoben
und durch alle Instanzen verfolgt , hat auf die ferner erforder-
liche gemeinsame Arbeit des deutschen Lehrerstandes klar und
bestimmt hingewiesen, hat aufs Neue auch von diesem Unter-
richtszweige aus auf den organischen Zusammenbang des ganzen
Gymnasialunterrichts gedrungen und sich durch dieses Alles wie
durch die im Anbang für den Gebrauch im Elementarunterrichte
versuchten , im Ganzen sehr zweckmässigen Geschichtstabellen ein
grosses und unbestreitbares Verdienst erworben. Wir grüssen
ihn mit herzlichem Danke dafür und freuen uns innig dieser neuen
Begegnung, wie jener ersten, da wir im schönen Kreise der
Freunde einander in Schwerin gegenüber sassen.
Plön. Friedr. Lübker.
Schul- und Universitätsnachrichten, Beförderungen
und Ehrenbezeigungen.
Kurhessen. Unser vorjähriger Bericht über das karhessische
Gymnasialwesen verfolgte die Aufgabe, die Bestrebungen des Ministe-
riums Eberhard für die Interessen der Schale, in spec. der Gymnasien
Beförderungen und Ehrenbezelgungta. 299
und ihrer Lehrer, aufzuzeichnen. Wir berichteten ober die Einsetzung
einer Oberschulcommission für da* Erziehung*- ond Unterrichtswesefl,
dass dieselbe ans einem engem Ausschusse von 4 bis 5 Mitgliedern nnd
einem durch den Zutritt ausserordentlicher Mitglieder gebildeten Plenum
habe bestehen sollen, wir berichteten über die Thätigkeit derselben nach
verschiedenen Seiten hin, namentlich über die Berathungen, welche die
zum Plenum für Gymnasialangelegenheiten erweiterte Oberschulcommie-
sion gepflogen hatte, und konnten manch schonen Beweis für die Be*
hauptung auffuhren, dass die Extravaganzen der neuen Zeit innerhalb
dieses Plenums keine Statte gefunden hätten, dass dagegen überall der
praktische Sinn für wahrhafte Verbesserungen und überall das 8treben er-
kennbar gewesen , an der Hand der Erfahrung stufengemass das Vorhan»
dene auszubessern , statt auf den Grund überschwenglicher Theorien das
bisherige Gebäude bis auf den Grund niederzureissen. Alles dies ist
nun freilich durch den Rücktritt des Ministeriums Eberhard, den Eintritt
Hassenpflug's und die allgemein bekannten politischen Vorginge im Kur-
fürstenthum Hessen wieder in Frage gestellt worden. Gab es bisher,
wie wir in unserm vorigen Berichte gezeigt haben, einen technischen
Referenten für das geflammte Schulwesen nicht, so ist nun als solcher der
vorherige Gymnasialdirector Dr. Vilmar in Marburg eingetreten. AU
erste Aeusserung der Thätigkeit desselben haben wir zunächst die Wie-
deraufhebung der Oberschulcommission zu verzeichnen.
Sie ist durch Allerhöchsten Beschluss, wie es in dem Rescripte heisst,
aufgehoben und ihre Mitglieder sind ihren anderweitigen dienstlichen Ge-
schäften zurückgegeben worden.
Wenn man die Wirksamkeit derselben der Beurtheilung unterziehen
will, so darf man nicht übersehen, dass sie nur 14 Monate bestanden,
dass ihre Mitglieder durch anderweite dienstlichen Geschäfte ihres Haupt«
berufs bedeutend in Anspruch genommen , dass sie ferner zu allen bedeu-
tendem Reformen im Schulwesen an die Mitwirkung und Genehmigung
der Landstände gebunden waren , dass also eine durchgreifende Besser-
stellung des Schulwesens zu vollenden ganz ausser ihrer Macht lag, die
sich im Gegentheil nur darauf beschränken rousste , eine solche vorzube-
reiten. In letzterer Beziehung ist sie so thätig gewesen , wie es durch
die Umstände gestattet war. Denn abgesehen von den laufenden Ge-
schäften der Schulverwaltung , hat sie ein Volksschulgesetz mit allen dazu
nothigen Verordnungen , einen Organisationsplan für das gesammte höhere
städtische Schulwesen , für die höhere Gewerbschule, die Lehrersemina-
rien u. s. w. so weit vorbereitet, dass Alles, was zur Competenz der
Land stände gehörte, denselben bei ihrem nächsten Zusammentreten hätte
unterbreitet werden können. Vor Allem aber hat sie sich um die Gym-
nasien ein bleibendes Verdienst erworben , was allen übrigen Zweigen de»
Schulorganismus ein Fingerzeig dafür sein dürfte , wessen sie sich auch
in ihrer Sphäre von der Wirksamkeit der Oberschulcommission hätten
versehen können. Die Organisation der Gymnasien hatte bereits früher
einen solchen Unterbau erhalten, dass es genügte, diejenigen Zugänge
für Licht und Wärme, welche bisher noch verschlossen gewesen n dem
300 Schal- and Universitätsnachrichten,
Gebinde zu eroffnen. Hier konnte sich desshalb die Thatigkeit der
Oberscbulcommission gleich geltend machen und die Einberufung des Ple-
nums für Gymnasialangelegenheiten zeigte das aufrichtige Streben , thätig
zu sein, mehr noch die Verordnungen, welche auf den Grund der Be-
schlüsse, die aus den Berathungen jenes Plenums hervorgegangen, er-
lassen worden sind. Ihre Mittheilung und Beurtheilong wird unten er-
folgen, sie werden, wie gesagt, ein bleibendes Denkmal der Thatigkeit
des Oberschulcollegiums sein , auch wenn sie wieder aufgehoben werden
sollten. Wir werden unten freilich sehen, dass die Wunsche des Ple-
nums, welche auf Besserstellung der Gebalte der Lehrer, auf Creirung
neuer Stellen , auf Erhöhung des Budgets für die Gymnasien im Allgemei-
nen gerichtet waren , bisher nicht in Erfüllung gegangen sind : doch kann
dafür die Oberscbulcommission nicht verantwortlich gemacht werden , da
die Erfüllung derselben über die Grenzen ihrer Macht hinausging. Was
sie in dieser Hinsicht zu thun vermochte, hat sie gethan: in den an die
Landstände gebrachten Vorschlag für den Staatshaushalt der nächsten
Finanzperiode ist ein jahrlicher Mehrbetrag von nahe sieben Tausend
Thalern zur Erhöhung der Gehalte und Fundirung neuer Stellen der Gym-
nasiallehrer aufgenommen. So würde auch in dieser Beziehung den Wün-
schen des Plenums vollständig Genüge geschehen sein, wenn die Land-
stände darauf einzugehen bisher die Zeit gefunden hätten. Mit dem
Minist. Hassenpflug ist allerdings diess Alles wieder in Frage gestellt und
wahrscheinlich die Erfüllung der Wünsche nicht allein durch die Verta-
gung und Aoflögung der Landstände und durch deren offen ausgespro-
chene Streitverkündigung gegen das Ministerium aufgehoben , sondern in
die weiteste Ferne gerückt. Einstweilen bleibt es in dieser Beziehung
beim Alten , und auch die Verordnungen über das Prüfungswesen des ge-
rammten höheren Lehrstandes und die Einsetzung einer permanenten Prü-
fungscommission , welche zunächst in Angriff zu nehmen beschlossen war,
erscheinen in weite Ferne gerückt.
Die Aufhebung der Oberscbulcommission ist also der erste sichtbare
Beweis der Thatigkeit des Hrn. Vilmar, ein zweiter die Veränderung der
Stellung der Schullehrer-Seminarien , welche bisher zu dem Ressort der
Bezirksdirectionen gehörten und jetzt unmittelbar unter das Ministerium
des Innern gestellt sind. Es ist das eine Fortsetzung der Hassenpflug' -
sehen Verwaltung aus den dreissiger Jahren, durch welche .damals die
Gymnasien sämmtlich unmittelbar unter dasselbe Ministerium gestellt
wurden. Wir enthalten uns über diese weitgreifende Maassregel hier zu
reden. In anderer Hinsicht hat die Ernennung des Pfarrers Dr. Mat-
thias vom Gymnasium zu Cassel zum Director des Hanauer Gymnasiums
unter dem gesammten Gymnasiallehrstande Sensation machen müssen. Wir
geboren nicht zu denjenigen, welche bei der Besetzung von Gymnasial-
directoraten die Anciennitätsliste der Lehrer allein maassgebend sein
lassen wollen. Es kann der beste Lehrer derjenigen Eigenschaften er-
mangeln, welche ein Director haben rouss. Wer das nicht einsehen will,
darf bei der Verwaltung der Schule kein Wort mitsprechen wollen. In-
des« das sieht in Kurhessen Jeder ein ; es ist ohnehin schon die bisherige
Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 301
Praxis gewesen. Aber etwas Anderes ist es, bei der Besetzung Ton
Directoraten die Anciennitätsliste ganz ausser Acht zu lassen und nach
Willkur auch Befähigte zu überspringen, oder die Befähigten den minder
Befähigten nachzusetzen. Man bat geschwiegen, als der Hanauer Gym-
nasiallehrer Dr. Friedr. Munscher von dem Minist. Eberhard mit Ueber-
gehung mehrerer altern Collegen des Landes zum Director in Hanau er-
nannt wurde: die allgemeine Meinung sprach sich dafür aus, dass er mit
den sechs Uebergangenen , mochten dieselben zum Theil auch noch so
tüchtig sein, zusammengehalten wirklich einen Vorrang beanspruchen
könne. Ausserdem machte sich bei jener Ernennung kein Parteiin teresse
geltend. Das aber lässt sich bei der Beförderung des Pfarr. Dr. Matthias
nicht sagen. Wir wollen dessen allgemeine Qnalification zum Director
nicht bestieiten, weil uns darüber bis jetzt noch kein Urtheil zusteht,
wir wollen auch nicht im Entferntesten ihm Schuld geben , dass er sich
um die Stelle beworben , also die Zurücksetzung der sieben übergangnen
Lehrer indirect mitgesucht habe, wir bezeugen seiner Persönlichkeit aus-
drücklich hier alle Achtung, nur halten wir seine Bevorzugung für unge-
rechtfertigt. Wie weit das Misstrauen in dieser Hinsicht gesteigert ist,
kann man auch daraus sehen , dass man selbst in der ßernfung des Dr.
Piderit von Hersfeld in die Stelle des Pfarrers Matthias nach Cassel hat
die Vilmar'sche Richtung erkennen wollen, ja! dieselbe mit dem merk-
würdigen Schlüsse der Abhandlung über Soph. Ajax in Verbindung ge-
bracht hat , welche Hr. Dr. Piderit dem diesjährigen Osterprogramroe des
Hersfelder Gymnasiums beigegeben.
Doch weg von diesen Odiosis! Wir haben nach Anleitung der
diesjährigen Osterprogramroe und anderer Quellen, die uns zugänglich
gewesen , zunächst die Verordnungen zu registriren , welche als Resultat
der Verhandlungen des mehrerwähnten Plenums noch von dem Minist.
Eberhard ausgegangen sind. Sie mögen ein Denkmal sein der Thätig-
keit der Oberschulcommission , ein Denkmal der Bereitwilligkeit, mit wel-
cher das Ministerium Eberhard den Wünschen der gewählten Vertreter
der Gymnas. und den Bedurfnissen der neuen Zeit sein Ohr geliehen hat*
Das Casseler Programm, welches wie gewöhnlich in der Mittheilung
von Schulnachrichten am ausfuhrlichsten ist, während das Marburger sieh
durch grosse Magerkeit auszeichnet, stellt an die Spitze des Abschnittes,
der von der Lehrverfassung handelt, die Worte: Die vom 11. bis 14. April
(1849) dahier stattgefundenen Beratbungen der Coromission von Directo-
ren der Gymnasien und Mitgliedern der Lehrer collegien (NB. es waren
darin nur zwei gewählte Directoren, während Vilmar und Weber als
Mitglieder der vormärzlicben Gymn.-Commission einberufen waren; ihnen
standen sieben Gymn. -Lehrer zur Seite, um nicht gegenüber zn sagen)
über Reformen des kurhessischen Gymnasialwesens haben zu folgenden
Resultaten gefuhrt:
Ministerialbeschluss vom 29. October 1849:
Auf den Grund der vor der Ober-Schulcommission in dem erweiter-
ten Plenum für Gymnasial- Angelegenheiten abgegebenen Gutachten und
Anträge wird. für sämmtliche Gymnasien Nachfolgendes verfugt: 1) DU
302 Schul- and UmversitaUnachrichten,
Dauer des vollständigen Gvmnasialanterrichts ist anf 9 Jahre zn bemes-
sen , and diese sind über 6 Classen so zu vertheilen , dass anf jede der 3
unteren ein Jahr, auf jede der 3 oberen zwei Jahre kommen. An den-
jenigen Gymnasien, welche nicht auf einen vollständigen sechsclassigen
Corsas berechnet sind, ist die Zeitdauer ihrer einzelnen Classen mit dem
vorstehenden Maassstabe in Uebereinstimmung zn bringen. — - 2) Es
sind künftighin an allen Gymnasien jahrige Curse einzuhalten , wonach
die Aufnahme neuer Schuler and die Versetzung in höhere Ordnungen and
Classen nur einmal jährlich , zu Ostern , und nnr ausnahmsweise ausser
dieser Zeit stattzufinden hat. — 3) Wer in die 6. Classe eines Gym-
nasiums eintreten will , muss in der Regel das 9. Lebensjahr zurückgelegt
haben. Die Vorkenntnisse, welche für diese Classe verlangt werden,
sind: a) Fertigkeit im deutlichen und nach Verhältnis dieser Altersstufe
ausdrucksvollen Lesen und im Schreiben deutscher und lateinischer Schrift;
b) Fähigkeit, eine kurze Geschichte schriftlich und mündlich ohne allzu
grobe Fehler nachzuerzählen ; c) Fertigkeit im Rechnen der vier Species
mit ganzen Zahlen; d) Kenntniss biblischer Geschichten. — 4) Als
Lehrsiel des deutschen, lateinischen, griechischen und mathematischen
Unterrichts gilt inskünftige : a) im Deutschen , dass der Schaler die Ge-
schichte der deutschen Litteratur und die wichtigsten Momente in der
Entwickelung der deutschen Sprache kenne und mit den bedeutendsten
Erscheinungen der mittel- und neuhochdeutschen Litteratur durch Lee-
türe bekannt sei; dass er im Stande sei, über einen Gegenstand ans dem
Kreise der Schalwissenschaften einen wohlgeordneten , sprachlich richti-
gen and in der Darstellung angemessenen Aufsatz abzufassen, sowie sich
■Mndlich über einen ihm bekannten Gegenstand klar und fliessend im Zu-
sammenhange auszudrücken ; b) der lateinischen Sprache soll er soweit
mächtig werden , dass er einen Prosaiker der guten Zeit mit Ausschluss
schwieriger Stellen ohne Vorbereitung, einen Dichter dieser Zeit mit
Vorbereitung richtig ins Deutsche and ein dem lateinischen Ausdrucke
nicht widerstrebendes Dictat grammatisch richtig in das Lateinische über-
tragen könne. Zugleich soll er über die grammatischen Erscheinungen
der lateinischen Sprache Rechenschaft geben können } c) in der griechi-
schen Sprache soll er dahin geführt werden , dass er die Blusterwerke
der griechischen Litteratur versteht, also wenigstens die homerischen
Gedichte and einen leichten Prosaiker ohne Vorbereitung richtig über-
setzen kann« Aach soll er im Stande sein, über die wichtigsten gram-
matischen Erscheinungen dieser Sprache Auskunft zu geben ; d) in der
Mathematik soll der Schüler die Lehre von den 7 Zahlenoperationen
nebst ihren Anhangen , die Lehre von der Auflösung der bestimmten Glei-
chungen des 1. und 2. Grades, die ebene Geometrie and die ebene Tri-
gonometrie soweit inne haben, dass er eine klare Einsicht in den Zu-
sammenhang der sämmtlichen Sätze and Sicherheit in deren Anwendung
besitzt. Die Stereometrie ist fernerhin nicht mehr vorgeschriebener
Lehrgegenstand*). — 5) Die Uebersetznngen ans dem Deutschen in das
*) Das Marbutner Programm üct hier feinende Bemerkung bei
n und Ehrenbezeigtagen. SOS
Lateinische bleiben ungeschmälert fortbestehen; die Uebungen in freien
Lateinschreiben sind dagegen nicht mehr auf grossere Aufsätze zu er-
strecken, sondern auf kürzere, den doppelten Umfang eines gewöhnlichen
Exercitituns nicht überschreitende einzuschränken, welche von Zeit in
Zeit anstatt der regelmässigen Exercitien oder ausser denselben zur Auf-
gabe gestellt werden. Das Disputiren in lateinischer Sprache und das
lateinische Interpretiren der Schriftsteller ist, wo es noch besteht, abzu-
schaffen. Doch bleibt es zulässig und empfehlenswerth , die Wieder-
holung des Inhaltes der gelesenen Schriftsteller oder die Darstellung an-
derer geeigneten, aus dem Alterthume entnommenen 8toffe zu Uebungen
im Lateinsprechen zu benutzen. Besondere Lehrcurse fttr antike Pros-
©dik and Metrik, Antiquitäten, Mythologie, lateinische Stillehre etc.
sind unzulässig; die für die Gymnasialbildung wesentlichen Theile dieser
Wissenschaft sind auf geeignete Weise in anderen verwandten Unter-
richtsstunden zu berücksichtigen. — 6) Auf die Bildung der Schüler im
freien Vortrage deutscher Rede* ist eine besondere und unausgesetzte
Sorgfalt zu verwenden. Zu diesem Zwecke genügt es nicht, dass blos
in den deutschen Lehrstunden dahin zielende Uebungen angestellt werden,
sondern es muss auch im ganzen Unterrichte darauf gesehen werden, das«
sich die Schüler bestimmt und fliessend ausdrucken und an Klarheit und
Znsammenhang in ihren mundlichen Darstellungen gewöhnen. — Pur den
lateinischen Unterricht in den zwei oberen Ciassen ist nicht über 8, in den
vier übrigen Ciassen nicht über 9 Lectionen wöchentlich hinauszugehen.
Der griechische Unterricht ist in der Quarta zn beginnen , nnd es sind
demselben in keiner Classe mehr als 6 Stunden zuzuwenden. Für den
mathematischen Unterricht sind in allen Ciassen vier wöchentliche Lec-
tionen anzusetzen. Der Anfang der Physik ist nach Secunda zu verlegen.
— - 8) In Uebereinstimmung mit den vorstehenden Bestimmungen ist in
dem schriftlichen Theile der Maturitätsprüfung von der Forderung eines
freien lateinischen Aufsatzes und eines griech. Exercit. abzustehen. Des-
gleichen sind die in der Mathematik zu stellenden Anforderungen nach
den unter Ziffer 4) d) gegebenen Vorschriften zu bemessen.
Mit diesen Worten schliesst die Mittheilung; doch wird später noch
einer weitern Bestimmung dieser Verordnung gedacht, welche das Mar-
burger Programm unter Nr. 9 in folgender Fassung auffährt: Die körper-
lichen Uebungen sind auf das Exerciren nnd Schwimmen auszudehnen.
Zur Theilnahme am Turnen und Exerciren sind alle Schüler verpflichtet,
sofern nicht ein körperlicher Fehler oder der begründete Wunsch der
Eltern entgegensteht.
Das Rescript fahrt dann wortlich also fort, was kein Programm für
mittbeilenswerth erachtet hat:
„Durch diese Verfugung sind die Einrichtungen des hiesigen Gymnasiums,
wie dieselben seit 17 Jahren bestehen und allmälig vervollkommnet wor-
den sind , bestätigt worden ; einen Zusatz zu denselben aber enthält 3, b
und eine wesentliche Abänderung 4, d." Diese Bemerkung ist in vieler
Hinsicht von Interesse.
304 Schal- und UnivorsitatÄiiachriditen,
10) Die in Vorstehenden anter 6 enthaltene Vorschrift tritt sogleich,
die übrigen Vorschriften treten mit dem Beginn des Sommerseme&tertf
1850 in Gültigkeit; doch ist es gestattet, die unter 4, 5 und 7 enthalte-
nen Bestimmungen, soweit es ohne nachtheilige Störung des gegenwar-
tigen Lehrganges möglich ist, schon jetzt zur Anwendung zu bringen.
11) Sämmtliche GymnasiaL-Directoren haben darüber zu berichten:
a) ob die körperlichen Uebungen an den betreffenden Gymnasien
einer Revision und verbesserten Einrichtung durch einen geeig-
neten Turnlehrer bedürfen?
b) ob das betreffende Gymnasium im Besitze eines für das Turnen
wahrend des Winters passenden Locals sei, oder ob ein solche«
daselbst leicht und ohne grosse Kosten beschafft werden könne. *
Die Programme erwähnen sodann noch einer vom kurfurstt Ministerium
unter dem 22. Nov. gegebenen neuen Dienstanweisung für die Directoren,
beziehungsweise für die Verwaltungscommissäre der kurhess. Gymnasien,
sowie einer neuen Dienstanweisung für die Lehrer der kurhess. Gyran.
und eines Regulativs für die Abhaltung der Lehrer-Conferenzen an den
kurhess. Gymnasien, ohne die benannten Verfugungen mitzutheilen, end-
lich eines Ministerial-Beschlusses , durch welchen das an die ordentlichen
und Hülfslehrer 1836 erlassene Verbot, Schüler der Anstalt als Pensio-
näre in ihr Haus aufzunehmen, wieder aufgehoben wird. 8amMitÜche
hier erwähnte Verfügungen sind von dem Ministerium Eberhard erlassen
worden. Wir werden dieselben mit Ausnahme der ersten , die wir uns
nicht haben verschaffen können, unten ihrem Wortlaute nach mittheilen.
Eine Vergleichung der Bestimmungen des oben wörtlich mitgetheU-
ten Rescripts mit den von uns im vorigen Jahre mitgetheilten Resultaten
der erwähnten Berathungen ergiebt, dass die letzteren im Allgemeinen
bei den ersteren zum Grunde gelegt sind. Neu hinzugekommen sind zun
Theil die Bestimmungen in 4 d, die sich aber von selbst ergeben mussten;
abweichend von den gefassten Beschlüssen ist ferner $• 5, in soweit der-
selbe die schroffen Beschlüsse über Abschaffung des Lateinsprechens , der
freien latein. Aufsätze, der besonderen Lehrcurse für antike Prosodik
und Metrik etc. in heilsamer Weise ermässigt, und $. 6, indem er die
Mittel zur Erreichung der gewünschten Fertigkeit im freien Vortrage
deutscher Rede näher angiebt ; neu ist ferner $• 7 , da die Conferenz nur
für den mathematischen und physikalischen Unterricht eine bestimmte
Stundenzahl festgesetzt hatte , sich dagegen über das Maass der auf den
classischen Sprachunterricht zu verwendenden Zeit nicht hatte einigen
können. Vgl. Jahrbb. LV1I, 1. p. 105. Die jetzt für diese Fächer verord-
nete Stundenzahl entspricht dem bisherigen Gebrauche keineswegs* Nach
den Mittheilungeu in den Programmen, deren Uebersicht und Verglei-
chung dem Leser diessmal noch mehr als das letzte Mal erschwert wird,
sind im verwichenen Jahre auf das Latein a) in I. in Fulda und Mar-
burg 10, Hanau 9/10, Rinteln 9, Hersfeld 8, Cassel 7; b) in II. in
Fulda und Marburg 10, Hanau 9, Rinteln 8, Hersfeld und Cassel 7;
c) in III. in Fulda 10, Hersfeld und Marburg 9, Rinteln, Cassel, Hanau 8;
d) in IV. in Cassel und Fulda 9, an den übrigen Anstalten 8 j e) in V. in
Ifeforderangen und Ehrenbezeigugfjar. 806
Casselund Falda 9, Rinteln 8, Hanaa 7, Marburg 6 (¥); f) in VI 9 Stan-
den wöchentlich verwendet; im G riech, haben in I. alle Gymnasien 6
bis auf Hanau mit 5 , in II. alle 6 bis auf Marburg mit 5 , in III. alle 6
bis auf Hanau mit 5, in IV. Cassel 6, Hanau und Hersfeld 5, Rinteln und
Fulda 4, Marburg 3(?); in V. wurde nur in drei Anstalten griechischer
Unterricht ertheilt, in Hanau in 1 bis 2, Fulda in 2, Marburg in 3 wö-
chentlichen Stunden. Hier wird also für die Zukunft Vieles zu ändern
sein; von der Erlaubniss, welche $. 10 der Verordnung ertheilt, konnte
offenbar desshalb bisher kein Gebrauch gemacht werden, weil die Ver-
ordnung erst eintraf, als das Wintersemester bereits seinen Anfang ge-
nommen hatte. Der 8 §. giebt eine Ermässigung der Forderungen für
die Maturität , „wie sich eine solche aus dem veränderten Lehriiele er-
geben." Wir bedauern es unsern Theiles, dass die bisher gebotene
Uebersetzung aus dem Deutschen oder Lateinischen ins Griechische für
die Zukunft beseitigt ist, können auch nicht zugeben, dass die bisherige
Forderung in Folge des oben gestellten Lehrziels absolut gefallen sei*
Indess wir hoffen, dass auch nach der Beseitigung der Oberschulcom-
mission die Notwendigkeit werde eingesehen werden, die ganze Frage
über die Maturitätsprüfungen einer baldigen sorgsamen Prüfung zu unter-
ziehen. Nachdem die „Dienstanweisung die Einrichtung der Prüfungen
der Reife für die akademischen Studien betreffend" vom 30. April 1838
so manche Aenderung erfahren, nachdem sie so manchen Streit in den
Collegien über die richtige Auslegung derselben und so manche Einzel-
entscheidong der verschiedenen Ministerien hervorgerufen , nachdem sie
sodann durch die „Vollzugsverordnung die Maturitätsprüfungen betref-
fend" vom 7. Aug. 1844 in so vielen Punkten verändert worden ist, ohne
dass die Lehrercollegien die eigentliche Absicht dieser neuen Umgestal-
tungen hätten errathen können, mochte es wohl Zeit sein, die ganze
Frage einer neuen Behandlung und Bearbeitung auf den Grund der ein-
zuziehenden Gutachten der Prüfungscommissionen zu unterwerfen. Vor
den vielen Einzeländerungen ist kaum noch der Text der ursprünglichen
Verordnung wieder zu erkennen. Die Forderungen der schriftlichen
Prüfung ermässigen sich jetzt auf einen deutschen Aufsatz , auf ein latei-
nisches Exercitium, eine mathem. Arbeit und die Beantwortung einiger
geschichtlichen Fragen ; zur Ausarbeitung dieser Aufgaben werden 5, 5,
3, 2, im Ganzen also 15 Stunden gewährt. In der Verordnung von
1838 war noch ein griechisches und ein französisches Exercitium sowie
die Beantwortung einiger geographischen Fragen verlangt. — Der neunte
Paragraph hat den vom Plenum ausgesprochenen Wunsch , die Körper-
Übungen auch auf das Fechten auszudehnen und die Veranstaltung von
Turnfesten etc. innerhalb der Schule zu empfehlen , unberücksichtigt ge-
lassen. Aus welchem Grunde, lässt sich leicht erklären. An derartigen
Zugeständnissen hätte die ganze Emanirung der Verordnung scheitern
können. Dass das jetzt gebotene Exerciren wirklich in Angriff genom-
men worden, bezeugt eine Notiz im Casseler Programm, nach welcher
für das Casseler Gymnasium bereits 20 Stuck leichte Percussionsgewehre
angeschafft worden sind. Wir stellen diesen Gewehren das Prognosti-
JV. Jahrb. f. Pkil. u. Päd. od. Krit. Bibl. Bd. 1Ä. HfU *» ^
306 «dral- «nd
con , daes sie baldigst in die Rüstkammer des Gymnasiums gestellt -wer-
den werden , wäre auch erst eine besondere Rüstkammer zu dem Zwecke
einzurichten. In wieweit dem weitem Wunsche , die verschiedeneil An-
stalten einstweilen durch einen ausgezeichneten Turnlehrer von Zeit su
Zeit besuchen ond die Uebnngen einrichten und beaufsichtigen zu hissen,
entsprochen worden, läset sich nicht erkennen. An dem Geldpunkte ist
gar Vieles gescheitert und mnss in den kleinen Staaten Vielerlei scheitern.
Wir lassen Jetzt das Regulativ für die Abhaltung der
Lehrer. Conferenzen an den Kurhessischen Gymnasien
folgen. Es ist vom 22. November 1849 datirt und ist ebenfalls für eine
Frueht der Beratbungen des Plenums anzusehen. Unberücksichtigt ist
darin der Antrag geblieben, dass die Schulnachrichten der Jahrespro-
gramme vor dem Abdruck der Conferenz nachricbtlich mitgetheilt, das«
die Berathongsgegenstande in der Regel Tags zuvor bekannt gemacht, die
Verwendung des Verlags für Bibliothek und die übrigen Lehrmittel zur
Entscheidung der Conferenz gebracht werden. Dagegen sind die
andern Antrage, welche dahin gingen, der Conferenz eine höhere Be-
deutung beizulegen, angenommen , ja! in $.2 Absatz 2 sind die Befug-
nisse der Conferenz sogar noch mehr erweitert, als die Coeuaisaion be-
antragt hatte. Es ist diess Regnlativ als ein wahrer Fortschritt anzu-
sehen. Die erneuerte ausdrückliche Forderung, über die in den Con-
ferenzen vorkommenden Gegenstände Verschwiegenheit im beobachten,
ist nach den bisherigen Erfahrungen noch immer gut za heisaea ; die Con-
ferenz ist generis feminin! !
Regulativ für die Abhaltung der Lehrer-Conferejiaea an dea kurbesa.
Gymnasien.
$. I. Stimmfuhrende Mitglieder der Lehrer-Conferenz eines Gym-
nasiums sind der Director, die ordentlichen und die HüJfslehrer. Beauf-
tragte Lehrer haben nur über diejenigen Cjassen und Schüler, denen sie
Unterrieht ertheilen , geltende , über andere Angelegenheiten berathende
Stimme. Ausserordentliche Lehrer and Prakticantea werden nach dem
Ermessen des Directors zu den Conferenzen hinzugezogen, nehmen jedoch
keinen Theil an der Abstimmung.
(Durch diesen Paragraph erhalten also die Hfllfsjehrer volle Berech-
tigung, der sie durch die Verordnung vom 10. Febr. 1838 entbehrten«
Sie hatten damals die Befugnisse, welche jetzt den beauftragten Lehrern
eingeräumt werden, eine Spezies von Lehrern , die damals noch nicht er-
funden war, deren eigentliches Wesen auch schwer zu definiren sein
würde. Es ist dermalen die Stellung des beanftr. Lehrers diejenige
zwischen dem Gymn.-Prakticanten , d. b. dem Probecandidaten, und dem
Hüifslehrer , der auf der Scala der featbeaeldeten Lehrerstellen die unter-
ste Sprosse einnimmt. Dass die ausserordentl. Lehrer» als welche die
Schreib-, Zeichen- und Geaaaglehrer gelten , auch in der Beurteilung
der Fortecbritte in dea Lehrgegenständen, welche sie vertreten, ein
Stimmrecht in Anspruch nehmen können , seil gewiss dprch den obigen
Paragraphen nicht ausgeschlossen sein.)
§. 2. Der Bejchluss nähme in der Confecenz unterliegt 1) die
Beorderungen und EBrenbezei g ttlj cli . 6017
Feststellung des Lebrplarts auf den Grand der von der vorgesetzten Be-
hörde gegebenen Normen, die Auswahl des Lehrstoffes, die Bestimmun-
gen über die Methode, die Einfuhrung und Abschaffung von Lehrbüchern,
2) Die Erlassung allgemeiner disziplinarischer Anordnungen, die Zucr-
kerinung der Caroerstrafe and der stillen oder öffentlichen Ausweisung.
3) Die Aufstellung de* Oensurtabellen und die Versetzung der Schuler.
4) Die Einrichtung der Schul' und Aufnahmeprüfungen und der Schul-
feierlichkeiten« 5) Die Beurtheilung der Würdigkeit zu Bfcneficieii , be-
ziehungsweise die Verleihung derselben.
Ausserdem ist die Conferenz einestheils bestimmt* einen Beirat h
des Directors zu bilden , und es ist ihr Gutachten bei allen bedeutendem*
das Gymnasium betreffenden Angelegenheiten einzuholen. Insbesondere 1
hat sie wenigstens jährlich einmal ein vorgangiges Gutachten über die
Verwendung der für die Bibliothek und die übrigen Sammlungen bestimm-'
teo Beiträge abzugeben; auch ist dieselbe bei dem Abgänge des Gymn.-
Dieners Tor Wiederbesetaung dieser Stelle zu hören* Anderntheils hat
sie den Zweck , durch gemeinsame Besprechung der Schnlattgelegenheiten
eine genauere Verständigung der Lehrer unter einander und ein über-
einstimmendes Zusammenwirken derselben zu vermitteln.
(Hierdurch ist die früherhin gesetzmfissige Ommpöteitz des Direc-
tors bedeutend geschmälert. Er hatte fruherbin Allel» den Lehrstoff
auszuwählen, die Lehrpläne aufzustellen, die Einführung und Abschaffung
von Lehrbuchern au verfugen, die Beneficien zu vertheilen, den Pedellen
anzustellen, allein die Verwendung des Budgets für die Bibliothek ztf
bestimmen« Seine Befugnisse werden jetzt in der Dienstanweisung, die
wir unten folgen lassen , J. 1 näher begrenzt. Auch die frühere Befug-
niss desselben, einzelnen Lehrern Berichterstattungen ftber bedeutende,
in den Kreis des Gymnasiallebens praktisch eingreifende literarische Er-
scheinungen zur Bearbeitung und zum Vertrage in der Conferenz zuzu-
weisen, ist jetzt, wie §. 5 zeigt, beschränkt, ohne das* zu befürchten
stände, es werde daraus ein Nachtheil erwachsen. Gewiss wird sich m
jedem Collegium für solche Fälle ein geeignetes Mitglied finden , das aut
den Wunsch der Conferenz einer selchen Arbeit sich bereitwilligst unter-
ziehen wird. Bisher hatte jene Befugnis» ab und an auch für ein diszi-
plinarisches Mittel gegen missliebige Lehrer und deren ausserdienstliche
Beschäftigung angesehen werden können« Wir wurden selbst die nach
§. 5 gestattete Ueber Weisung umfassenderer und wichtigerer Gegenstände
zur Bearbeitung lieber von dem Wunsche der Conferenz abhängig ge-
macht haben.)
§. 3. Pur die Abhaltung der Aufnahme-Prüfungen, Aufstellung der
Censuren und Zaerkennung einer nicht über 4 Stunden hinausgehenden
Carcerstrafe bedarf es nicht der Berufung des gesammten Lehrercotte-
giuros. Es kann in diesen Fällen eine engere, aus dem Dkector und
den Lehrern der betreffenden Classe gebildete Conferenz gültige Be-
schlüsse fassen.
(Auch diese Bestimmung ist neu und im verständigen Interesse der
dem Lehrer so kostbaren Zeit gegeben. An einzelnen Gymnasien be-
906 8ckmV und Universiatsn***ricn4en,
•Und sie bereits in Wirksamkeit. Ob zu der Zoerkeneong den angege-
benen Maasses einer Carcerstrafe alle Lehrer der betreffenden Clausa
notbig seien, lassen wir dahingestellt. Die Befugniss, in dringenden
Fallen, ohne erst den Bescblnss der engeren Conferenz abzuwarten, ein«
Carcerstrafe sofort eintreten zo lassen, wird übrigens durch diese Be-
stimmung gewiss weder dem Director, noch dem Ordin., noch dem ein-
zelnen Lehrer entzogen , wenn ancb $. 10 der Dienstanweisung (s. nntea)
das beinahe Termuthen lasst. Dem Director diese Befngniss entziehen zu
wollen , wurde jedenfalls vollständig ungeeignet sein.)
$. 4. Die Conferenzen sind theils regelmassige, welche monatlich
wenigstens einmal zur festgesetzten Zeit ausserhalb der Lehrstunden ge-
halten werden, theils ausserordentliche, welche der Director nach seinem
Ermessen oder auf den Antrag von wenigstens zwei stimmfithrenden Mit-
gliedern beruft.
(Eine ganz neue Bestimmung; dass dieselbe auf den ausdrücklichen
Wunsch des Plenums im Wege der Verordnung erst erlassen werden
musste, obwohl sie doch so ganz selbstverständlich ist, mag einen Beweis
dafür geben, mit welchem Eigensinne zuweilen früher die Directorial-
verwaltung gefuhrt worden. Sobald sich freilich der Director nnf den
Standpunkt stellt, dass er zu nichts verpflichtet zu sein glaubt, als was
in der schriftlichen Verordnung steht, so wird auch in der gegenwärtigen
Verordnung manche Lücke wahrgenommen werden.)
§. 5. In allen Conferenzen kommt dem Director oder dem Stellver-
treter desselben der Vorsitz und die Geschäftsleitung zu. Besondere
Propositionen eines Lehrers sind ihm zuvor schriftlich mitzutheilen. Ein-
zelne umfassendere oder wichtigere Gegenstände können von demselben
einem der Lehrer zur Bearbeitung und zum Vortrage in der Conferenz
zugewiesen werden. Ebenso kann er Berichterstattungen über bedeu-
tendere in den Kreis des Gymnasiallebens praktisch eingreifende littera-
rische Erscheinungen auf den Wunsch des Lehrer collegiums
einzelnen Lehrern übertragen.
Die Abstimmung erfolgt in der Weise nach dem Dienstalter,
dass der jüngste Lehrer zuerst, der Director zuletzt seine Stimme ab-
giebt. Bei Stimmengleichheit entscheidet der Director.
$. 6. Das Protokoll wird von demjenigen Lehrer geführt, wel-
chen die Conferenz dazu bestimmt. Abweichende Meinungen Einzelner
finden darin ihre Stelle; jedoch sind dieselben nur von dem Protokoll-
führer einzutragen. Ausfuhrliche abweichende Abstimmungen können,
von den Votanten abgefasst, dem Protokolle als Anlage beigegeben wer-
den, welches jedesmal in dem Protokolle zu bemerken ist; jedoch müssen
solche Separatvota binnen drei Tagen nach Abhaltung der betreffenden
Conferenz eingereicht werden. Am Schlüsse jeder Sitzung ist das Pro-
tokoll vorzulesen und von sämmtlichen anwesenden Lehrern zu unter-
zeichnen.
§. 7. Der Director bringt die Beschlüsse der Conferenz zur Aus-
führung und fertigt die in Folge eines Conferenzbeschlusses abgefassten
Schriftstücke mit seiner Unterschrift aus.
Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 309
§. 8. Dem Director steht das Recht zu, einen durch Majorität des
Lehrer-Collegiums erwirkten Beschluss, welcher seiner gewissenhaften
Ueberzeugung widerspricht, bis zu der sofort einzuholenden höheren
Entscheidung unausgeführt zu lassen. In diesem Falle hat er sei-
nem an die vorgesetzte Behörde darüber zu erstatten-
den Beriebt eine schriftliche Begründung des bean-
standeten Beschlusses beizufügen, welche ein Mitglied
der Majorität verfasst hat.
§. 9. Ueber die in den Conferenzen vorkommenden Gegenstände
ist von sämmtlichen Theilnehmern Verschwiegenheit zu beobachten. Cas-
sel am 22. Novbr. 1849.
Die letzten Paragraphen enthalten mit Ansnahme des durch den
Druck Hervorgehobenen die alten Bestimmungen. Ausgelassen hat man
von den alten Vorschriften diesmal diejenige, dass „die Verhandlungen
niemals auf Gegenstände des gemeinen Lebens, d. h. Tagesneuigkeiten,
abirren , auch nicht den Charakter einer blos wissenschaftlichen Disputa-
tion annehmen , noch weniger aber in personlichen Streit ausarten soll-
ten." Welch eine misere lag in dieser Vorschrift! Es ist gut, dass sie
zu den Todten geworfen ist.
Wir lassen nun die unter dem 22. Novemb. 1849 ergangene Dienst-
anw eisung für die Lehrer der kurhess. Gymnasien folgen,
durch welche die unter dem Ministerium Hassenpflug ergangene Instruc-
tion vom 20. Januar 1837 und die unter dem Ministerium Hanstein er-
lassene Dienstanweisung vom 10. Febr. 1838 ersetzt sind. Viel Neues
enthält sie nicht, die neue Redaction war nur, sowie sie von dem Plenum
gewünscht war, so durch die beiden vorher mitgetheilten Verordnungen
geboten. Zur Vergleichung lassen wir in einzelnen Stellen die frühere
Recension unter dem Texte oder in Klammern folgen.
$• 1. Die Amtsführung der Gymnasiallehrer soll im Allgemeinen
bestimmt werden durch wissenschaftlichen Eifer, durch sittliche 4 ') Ge-
sinnung und durch die liebevolle Un Verdrossenheit, die anvertraute Ju-
gend durch Lehre und eigenes Vorbild zu wissenschaftlicher Gediegen-
heit, zu reger Empfänglichkeit für alles Wahre, Schöne und Gute, vor-
züglich aber zu einem christlichen Sinne und Leben zu erziehen.
( *) sittlich ernste Gesinnung, durch Liebe zu ihrem Lehrfach etc.)
§. 2. Da dem Director unter der obern Aufsicht des Ministeriums
d. T. die ganze Leitung des Gymnasiums obliegt, nach welcher Stellung
er insbesondere die Classen- Ordinariate und die Lehrgegenstände unter
die Lehrer zu vertheilen, die Handhabung der Disciplin zu beaufsichti-
gen, die Prüfungen und Schul fei erlichkeiten zu leiten, die Lehrstunden
von Zeit zu Zeit zu besuchen und überhaupt darauf zu achten hat , dass
die Lehrer ihren Verpflichtungen gewissenhaft nachkommen, auch befugt
ist, nötigenfalls Ermahnungen und Erinnerungen sowohl mundlich als
schriftlich an sie gelangen zu lassen ; so sind die Lehrer ihm als ihrem
nächsten Vorgesetzten in allen diesen Beziehungen Folgsamkeit schuldig.
(Hier ist der Begriff „ganze Leitung'* jetzt näher begrenzt. Frü-
her stand dem Director auch die Befugniss zu , die Stundenpläne autm.-
310 Sdral- und Uqivejsitatenachrichten,
stellen, welche ganz richtig neben den Lebrplanen aufgeführt waren.
Jetzt sind die Stundenpläne auch neben den Lehrplanen der Qefbgnis*
des Directors entzogen , was wir für einen entschiedenen Missgriff halten.
Wir denken , es ist das blos eine Nachlässigkeit der Redaction , habe«
darüber aber schon in qnserm vorigen Berichte genug geredet. Am
Schlüsse dieses Paragraphen stand früher : wogegen er ihnen Achtang and
selbst bei etwa nöthigem, Tadel Anstand und Wurde des Tons and der
Behandlang schuldig ist. Diese Verpflichtung solt hoffentlich, aber für
die Zukunft, nicht be.seitjg^ sei© !)
$. 3. Per Gymnasiallehrer ist vermöge seines Berufs zu einer ste-
ten wissenschaftlichen und pädagogischen *) Vervollkommnung, so w}e zu
einem vorsichtigen, **) ßenehmen im äussern Leben ***) verpflichtet. In
den Verhältnissen z.g seinen Amtsgenossen ****) wird er sich die Erhal-
tung eines einträchtigen Zusammenwirkens und ejnes lebendigen wissen-
schaftlichen Verkehrs, wozu auch ein wechselseitiger Ideen-Anstauacb
über die Lehrmethode gehört, angelegen sein lassen. -
( *) didaktischen **) durchaus vorsichtigem ***) und nament-
lich zur Verträglichkeit mit seinen Amtsgenossen ****) insonderheit
denjenigen , welche in eben denselben Fachern unterrichten, wjrd er sich
die Erhaltung eines lebendigen etc.)
$. 4. Dje Zahl der regelmässigen wöchentlichen ^ehrstonden be-
trägt für den pirector als ersten Lehrer ungefähr 12 , für die übrigen,
mit Ausnahme der ausserordentlichen Lehrer, \ü — 2?, nach Maassgabe
der damit verbundenen Correcturen schriftlicher Aufgaben und der län-
gern Vorbereitqng , welche der Unterricht in den obern, Classen erfordert.
)n Krankheits- und Sterbefäl|en o<|er bei sonstigen unabweisbaren Ver-
hinderungen und ordnungsmässig gestatteten Abwesenheiten einzelner
Lehrer haben die Uebrigen nach Aqwejspng des Directors deren Vertre-
tung gu. übernahmen.
(Früher galt die Regel, dass die Lehrer der Qberclassen J(i— r20>
die übrigen Iß — 22 St. zu geben hatten. Im. Ganzen, isj das hier ge-
blieben, (gestrichen ist der Zusatz, „dass in geeigqeten Fällen der
Lehrer apch die Uebernahme einer grössern 4 nza M V P B Stunden nicht
verweigern dürfe", sowie dass „höhere Verfügungen, efcem, Lehrer wegen
anderweiter, mit dem Gymnasial-Unterrichte in engster Verbindung ste-
hender dienstlicher Verrichtungen eine, geringere Stundenzahl zuweisen'*
können» Gestrichen ist ferner am Schlüsse, d$s obigen §. der Zusatz:
„wobei derselbe stets eine billige und glejcbmässige, Verkeilung der
Lehrkräfte eintreten lassen wird", hoffentlich nur de$sh,ajb, weil man so
etwas verordnqngsmässig auszusprechen nicht mehr für nöthig hält. Möge
man sich auch iii dieser Efoffqupg nicht tauschen, ! )
§. 5. Die L e ^rer haben d en allgemeinen, Le,brplan des betreffenden
Gymnasiums, und die besondern, Lectionspläne für flje einzelnen Semester
genau einzu.h.aUeq ^ sich an «jje eingeführten Lehrbucher möglichst anzu-
schliessen und ihre Lehrstpnden stets pünktlich anzufangen un,d zu schlies-r
sen. Zur Vertauscfiung qder Aussetzung einer ihnen, zugetheüten Stunde
bedürfen aie, der Genehmigung des Directors«
Bjtfö*derungen und BWenbet*igd»ge*. 311
$. 6. hi dem Unterrichte soll das Streben de« Lehrer« nicht allein
darauf gerichtet sein* den Schaler» ein bestimmtes Maas* von Kennt-
nissen und Fertigkeiten beizabringen , saudern er soll es ala aeine wich*
tigste Aufgabe ansehen,, die Selbsttätigkeit, derselben zu wecken und
ihre geistigen Kräfte auf harmonische Weise zu bilden uud zu üben. Kr
wird sich daher auch stets bemühen , seinen Lectionen durch gewissen-
hafte Vorbereitung einen inneren 9 för die Weckung geistiger. Thätigktit
fruchtbaren Gfebalt zu geben.
In den Leb rs tun den soll er jedesmal den Zweck, uny errückt im Auge
bebalten,, die Aufmerksamkeit unausgesetzt auf <Ue Theilaatune der Schü-
ler richten nnd sträng auf deutliches Verständnis*, und zweckmässige
Wiederholung des Vorgekommenen halten. pie an bestimmten Tagen
pünktlich einzuliefernden schriftlichen Arbeiten-. (ia£ er zu Hause plan-
massig durchzusehen und zu verbessern. Wie bei, den mündlichen Lei-
stungen der Schiilpr auf richtigen, und verständlichen Ausdruck , so soll
bei den schriftlichen Aufgaben ausser der dem Gegenstände zu widmenden
Sorgfalt, auf eine reine und deutliche Handschrift gesehen werden.
(tfrüberhin lautete der §. : Der Gymnasiallehrer hat sich zu bemühen,
in jeder Hinsicht den Schülern zum Vorbilde zu dienen. Insbesondere
hat er alles Prunken mit eigener Gelehrsamkeit zu vermeiden uud nie e * ne
Geringschätzung anderer , ihm ferner liegenden Lehrfächer durchblicken
spi lassen. Kr hat vielmehr bei den Schülern ihre geistige Thätigkeit
überhaupt zu fördern , <}te VerwandjLschaft und Gemeinschaft aller Wissen-
schaften und Künste % welche, zur Humanität führen, gebührend hervor-
zuheben und die Schüler dadurch mit warmer Liebe (ür Kunst und Wis-
senschaft zu erfüllen. Wenn also sein Streben npcht so. sehr darauf ge-
richtet sein kann , den Schülern eine Menge von. Kenntnissen beizubrin-
gen, als vielmehr sie bei einer, harmonischen Geistesbildung fär ihre künf-
tigen Berufs&tudieu im Allgemeinen vorzubereiten., so wird, er sich stets
bemühen» seinen. Lectionen, durch eine fortwährende gewissenhafte Vor-
bereitung etc." Wir sind der, Ansicht, das« durch die neue Fassung der
$, nicht gewonnen habe.).
$.. 7. Neben der sorgfaltigen Beobachtung einer fruchtbringenden
Lehr,art hat er die Schuler auch in jedem Fache zu der besten Lernme-
thode anzuweisen, mit den für sie geeigneten Hülfsmijtteln bekannt zu
machen , von Benutzung unerlaubter Hülfe bei ihren Arbeiten *) möglichst
ab.zu)^alten , endlich zu zweckmässigen Privats^udien und überhaupt zu
einer weisen. Anwendung ihrer Zeit anzuleiten.
( *) add. durch genaues Nachforschen sowie durch Extemporalien)
§, 8. Die Seh uldiscip l in soll eine durch Liebe geleitete Er-
ziehung zu religiös-sittlicher Gesinnung sein , für deren Handhabung die
Gymnasiallehrer wie, vor Gott und ihrem Gewissen, ebenso vor ihrer
Obrigkeit verantwortlich sind. Sie dürfen vor ihren Schülern, wie Ri-
tern vor ihren Kindern, unbedingten Gehorsam in Anspruch nehmen; sie.
sollen ermahnen und strafen ohne Leidenschaft, zwar mit dem Ernste und
der Strenge, welche dem Vergehen des Schülers angemessen ist, aber
auch mit 4er Liebe, welche, vergiebt und 4urch das Vergeben bessert.
312 Sdnd- and Uiuversitätsnachrichteii,
Ueberall haben sie die strengste Unparteilichkeit in der Art zu üben,
dass sie , fern von jedem Einflasse , welchen zufällige Eigenschaften nnd
besondere Verhältnisse veranlassen können , den Vorzug des einen Scha-
lers vor dem andern nur auf die grossere wissenschaftliche nnd sittliche
Tüchtigkeit gründen.
(Der Anfang lautete sonst: die Schnldisciplin ist lediglich als eine
christliche Zucht aufzufassen, für deren gewissenhafte Handhabung etc.)
§. 9. Die Disciplin ist mit Rucksicht auf die besondern Schalge-
setze and die weitern Conferenzbescblüsse, sowie die speciellen Anord-
nungen des Directors, insbesondere aber mit Rucksicht auf die Discipli-
narmittel, welche gegen einen and denselben Schuler bereits znr An-
wendung gekommen sind , folgerichtig und nachdrücklich zu handhaben,
wessbalb nicht nur jeder Lehrer ein eigenes Tagebuch über die Leistun-
gen und das Betragen der Schüler fuhren , sondern sich auch , namentlich
der betreffende Ordinarius, in fortwährender genauer Bekanntschaft mit
dem Inhalte der Censurbücher halten soll.
§. 10. Kleinere Vergehen und Unarten eines Schülers hat der
Lehrer sofort durch angemessene Verweise und Strafe zu rügen , jede
bedeutendere Unregelmässigkeit und Gesetzwidrigkeit aber dem Director
zu weiterer Behandlung anzuzeigen. Ueberall, wo der Director ein-
schreitet, bort die Disciplinargewalt des einzelnen Lehrers auf. Car-
cerstrafe , sowie stille oder öffentliche Ausweisung kann nur durch eine n
Bescbluss der Conferenz verfügt werden. Körperliche Züchti-
gung ist nur bei grobem sittlichen Vergehen and zwar lediglich in den
beiden unteren Classen zulässig; sie soll stets als ausnahmsweises Straf-
mittel angesehen und in jedem einzelnen Falle dem Director alsbald zur
Anzeige gebracht werden.
(Die frühere Fassang des Schiasses war : „and zwar lediglich in den vier
unteren Classen , als äusserstes Strafmittel zulässig , darf aber nie ohne
Vorwissen and ausdrückliche Genehmigung des Directors in Ausführung
gebracht werden." Wenn wir auch die Beschränkung des Stocks auf
die beiden untersten Classen vollständigst billigen, so müssen wir doch
andererseits bedauern , dass die Anwendung dieses Zuchtmittels für die
Zukunft blos dem Director zur Anzeige zu bringen sei. Die frühere Fas-
sung war gewiss viel besser.)
$. 11. Demjenigen Lehrer , welchem ein Classen - Ordinariat über*
tragen ist, liegt die 8orge and Aufsicht über die betreffende Classe im
Ganzen and über die einzelnen Schüler derselben ob. Er hat daher in
der ihm zugewiesenen Classe sowohl über die Aufrechthaltung der äussern
Ordnung, die Regelmässigkeit des Schulbesuches, die Führung der Clas-
sen- und Versäumnissbücher zu wachen, als auch vorzugsweise auf den
wissenschaftlichen und sittlichen Zustand derselben zu achten , die Mittel
zu dessen thunllchster Forderung wahrzunehmen und deren Anwendung
herbeizuführen. Zu diesem Zwecke wird er bemüht sein , mit den Schü-
lern in ein näheres Verhältniss zu treten, sich mit ihren Eigenthümlich-
keiten und ihrem gesammten Verhalten bekannt zu machen, auf jede pä-
dagogisch zulässige Weise ihre Zuneigung und Ihr Vertrauen zu erwerben
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. SIS
and ihnen überall, wo sie dessen bedürfen, mit Rath nnd Anleitung zur
Hand zu gehen. Eine besondere Aufmerksamkeit wird er denjenigen
Schülern widmen, welche nicht bei ihren Eltern oder Anverwandten woh-
nen. Er wird sich auch von ihrem hauslichen Verbalten zu unterrichten
suchen und sie von Zeit zu Zeit in ihren Wohnungen besuchen.
§. 12. Die Lehrer haben an den Conferenzen nach Vorschrift des
darüber erlassenen Regulativs Antheil zu nehmen. Die ordentlichen oder
Hulfslehrer sowie die beauftragten Lehrer und Prakticanten sind ver-
pflichtet, allen im Namen der Schule veranstalteten Prüfungen und Feier«
liebkeiten mit Aufmerksamkeit und Theilnahme beizuwohnen.
$. 13. Die Lehrer dürfen niemals einem noch anwesenden oder von
der Anstalt abgegangenen Schüler für ihre Person und unter ihrer Unter-
schrift ein Zeogniss über Betragen, Fleiss oder Kenntnisse wahrend de«
Besuchs des Gymnasiums überhaupt oder auch nur rücksichtlich der von
ihnen ertheilten Lectionen ausstellen , indem jede Ausstellung von Schul-
zeugnissen lediglich Namens der Anstalt und mit der Unterschrift des Di-
rectors erfolgt.
$. 14. Das Recht der Urlaubsertheilung an Schüler steht im All-
gemeinen dem Director zu. Einzelnen Schülern kann der Ordinarius
Urlaub bis zur Dauer eines Tags bewilligen, doch hat derselbe den Dir«
unverzüglich davon zu benachrichtigen.
(Die hier zugestandene Befugniss des Ordinarius ist ganz neu.)
$. IS. Besondere Auftrage, welche der Director hinsichtlich der
Einrichtung oder Verwaltung des Gymnasiums einzelnen Lehrern zn er-
theilen veranlasst ist, sind von denselben stets pünktlich und gewissen-
haft auszuführen.
$. 16. Die Ertheilung von Privatunterricht gegen Remuneration
an Schüler über Gegenstande, welche in den Bereich des Gymnasial-
Unterrichts geboren, ist den ordentlichen und Hülfslehrern nicht gestattet.
(Wir bedauern , diesen j. aus der alten Verordnung hier wieder zn
finden , der von dem entschiedensten Misstraaen gegen die redliche Pflicht-
erfüllung der Lehrer dictirt ist. Im Jahre 1838 mochte der §. noch zu-
lassig sein , weil damals die Neu- Organisation der Gymnasien noch viele
Lehrer aus der alten Zeit hatte beibehalten müssen. Aber jetzt , wo an
allen Gymnasien im Lehrerpersonale aufgeräumt ist , hatte diess Verbot,
das nur einem frühern Missbrauche sein Dasein verdankt, nicht mehr,
oder wenigstens nicht in der alten Fassung repetirt werden sollen. Zum
Segen der Schüler ist er nicht gegeben. Der sich früher an diesen j.
anschliessende Passus: „ebendenselben ist es untersagt, Schüler des Gym-
nasiums , insofern die letztern nicht durch Verwandtschaft in näheren Ver-
hältnissen zn ihnen stehen , als Pensionäre in ihr Haus aufzunehmen", ist
mit vollem Rechte gestrichen , wie wir schon oben bemerkt haben.)
$. 17. Nach j. 24 des 8taatsdienstgesetzes ist den Lehrern die Be-
nutzung der gesetzmässigen Ferien zu Reisen unter Genehmigung des
Director» freigegeben. Während der Schulzeit kann ihnen derselbe einen
Urlaub auf drei Tage ertheilen , wobei jedoch die Nachweisung einer
nicht zu vermeidenden Abhaltung vorangehen muss. Ueber Beurlratas*-
314 MmU o»d
gen auf längere Zeit hat der Director an das Ministerium d. L zo be-
richten. Den ausserordentlichen Lehrern jedoch and de» Prekticanten
auch auf längere Zeit Urlann zu ertheilen , bleibt dem pflichtmässigea Br-
messen de« Direotora aberlassen. Cassel am 22. Nevemb. 1849.
(Dem Antrage des Plenums, die Befugntss der Urlaubsertheilang aaf
acht Tage dem Director zuzugestehen, so wie dem Wunsche, dass es so
den Reisen in den Ferien nicht mehr der Genehmigung des Dir. bedürfen
solle, ist also nicht Folge gegeben worden. Die Instructionen anderer
Staaten sind in dem Punkte weit liberaler.)
Aus den Programmen tbeUen wir nun noch, das Folgend« mk , was
auch für weitere Kreise von Interesse sein durfte*
Ra sind im Schuljahr« 1849 — 50 von sammdl. Gymnasien 61 Schaler
iur> Universität entlassen , 2 weniger als im vorigen Jahre. Marburg
stellte dazu das grösate Contingent, nämlich Bftca, 8. und Ostern 14 = 22
(im vorigen Jahre 4 and 9 — 13) , dann Fulda mit 4 and 9= 13 (im
vor. J. 2 und 2. = 4), dann Hersfeld mit 4 und $ = 10 (im vor. J. 8 o.
5 = 13), dann Cassel mit 5 und 2 = 7 (im vor. J. 7 and 11 s= 18),
dann Hanau mit and 5 = 5 (im vor. J. 3 and 1), endlich Rinteln mit
2 a. 2 = 4 (hn vor. J. 5 n. 6 = 11). In Bezug auf das Lebenseiter der
Abiturienten bemerken wir, dass innerhalb <fer beiden, letzten Schujjabre
vor dem 18. Lebensjahre 7 abgingen , 18jatur\ n, bis zum 1& Lebensjahre,
22, 19/20 37, 20/21 36, 21/22 10, 22jäbrig und darüber $, dass also als
mittlerer Durchschnitt etwa das zwanzigste Lebensjahr für, den Abgang
zur Universität anzusehen ist, Die Frequenz de* Gymnasien war: Gas-
sei in lOCIassen (I., IIa. u. b>, III a. b. c, JVa. u. b. A V., VI.) 293/303,
Marburg in 6 Cl. 204, Rinteln in 7 Cl. (I., II., HI gymoaa. u. real* IV
gymn. «. real, V.) K)6, Her^eld in 4 QU (L W» |V. ftec Pfrector hat
bisher vergeblich die E$nfiiobtttag< eine? Voi&efekungsclasse beim Mini-
sterium beantragt, doch feofTt er, das, vorhandene fedurifriss endlich be-
friedigt zu sehen) 101/85, Fulda in 6 CL 1,86/171, Hanau in 5 Ct. (L bis
V.) 58 Schüler, welche sieb also auf die einzelnen Classen v ertheilen:
I. IIa. IIb. IHa.IUb,IHc IVa. JVb. V, VJ.
Cassel 18/ 1 6 33/25 24/28 48/5? 28/29 28/23 25/32 30/4Q 4ß/35 23/20^293/303
ÄJarbg.. 33 39 * tö ' 32 40. 27 =204
gymn. real, gymn, real.
Rinteln 11/15 13/9 12/10 6/11 16/20 15/15 33/28 =106
Herst 29 23 19 14 =85
Fulda 20 25 34 & 33 26=171
Hanau 8/7 7/11 12/9 15/21 16/10 =58.
An dem Cassler Gymnasium wirkten neun, ordentliche Lehrer (Dr.
Weber , Director, Dr. Gi;ebc, Pfarrer pr. Matthias., Pr. Flügel,, Dr.
flies«, Dr. Sippell, Dr. Schimmelpfeng , Dr. Schwaqb , Dr. Fürstenau),
zwei Hulfslebrer (Pftatthei [seit Kurzem zum ordenll. Lehrer avancirt]
und Cauehnann) , drei beauftragte Lehrer (Scharre^ Dr. Gross und. Dr.
Ostermann), drei ausserordantl. Lehrer (Geyer für Schreib- und Rechen-
Unterricht, Dr. Wiegend fu> Ge^ng, i<^t^ f^Z^eheuuut^rrici^t), dfe)
Beffrdemge* m4 Bhrepbeacigiwgun. &&
Prakticanten (Dr. tferaeu», Petri u, Becker}. Jm Laute des Jahre* traten
aus, 4er ausserordi. Lehrer J(ec& (durch Mja.tttcriajbeschlu8s von dem,
Auftrags des Zeichewwterrjqhta entbunden)» pr, $£6t>en*0ft , der seine
Stel|e als, Lehre? des Französische*, niederlegte. Pen* Prakticantau
Petri wurde behufs fortzusetzender Studie» in der frans* Sprache Urlaub
und Unterstützung zu einen} Aufenthalte in Genf durch Miaieterialbe-
schjuss gewährt. Per Y^^altungscc^iaissarwia dea Gymnasiums Geb.
Jle£,-Path Qtesfar starb im. Januar dt J. 5 an seine Stelle trat Reg.-R.
ßchwarfenfrerg. Jflxt Ostern d. J, trat der ausserQrdeatl. Lehrer Dr.
VViegand ^us, auf segnen, Wunsch von seiner Stelle enthoben, ßr. Mat-
thias , als pirec^er nach Hanau, und Schorre, aU liebrer au das Schulleh-
rer Seminar nach Pomherg versetzt. Neu eintrat als ordentl. Lehrer Dr.
jPiderit vom Gymnasium zu Hersfeld*
In Mabbdäö waren am Gymnasium beschäftigt 11 ordentl. Lehrer t
ttr, VÜywr, Director, Dr. Fuldner, Dr. Soldan, seit Juni von Hanau hier-
her «ersetzt, Dr. Ritter, Fenner, Dr. Hehl, seit Oct. von der hö-
heren Gewerbschule zu Cassel hierher versetzt, wo er schon von 1895
bis I8$8 gewirkt hatte; Dr. Collmann, Dithmar, Dr. Hupfeld, Dr.
Hartmann, seit Octbr. nach Rinteln versetzt, Dr. Basselbach, seit Juni
nach Hanau versetzt, ein beauftragter Lehrer- Weber, neuerdings zum
Hulfslehrer avancirt, zwei ausserordentl. Lehrer, Conrector Kutsch für
Schönschreiben, Peter für Gesang ; vier Prakticanten, Dr. Suchier , Heu-
ser, Krause (zu Anfang des Schuljahres dem Hersfelder Gymnasium zu-
gewiesen), Grein (seit Juni). Deu Religionsunterricht für die Katholiken
ertheilte Pfarrer Will. Nach dem Sturze des» Ministeriums Eberhard
wurde der Director Vilmar von Hassenpflug als Referent ins Ministerium
des Innern berufen mit dem Prädikate eines Consistorialraths und seine
Stelle durch den Hanauer Director Dr. Friedr. Müneeher wieder besetzt.
In Rinteln waren beschäftigt neun ordentl. Lehrer: Dr. Schiek,
Director, Dr. Bodo, Dr. Lobe, Dr. Kohlrausch, seit Octbr. an die hö-
here Gewerbschule zu Cassel versetzt, Dr. Blackert, Dr. Eysell, Pfarr.
Meurer, Dr. Hartmann, seit Oct. von Marburg hierher versetzt, doch
bisher durch Krankheit verhindert, nach Rinteln zu kommen, Dr. Ktin-
gender, seit Nov. von der Realschule , resp. Progymnasium zu Schmal-
kalden hierher versetzt, ein beauftragter Lehrer, Dr. Bunte, drei ausser-
ordentl. Lehrer, Storck für Schreib- und Zeichenunterricht, Volckmar und
Kapmeier für Gesang, drei Prakticanten, Heermann, Herwig, v. Dalwigk.
In Fulda waren beschäftigt sechs ordentl. Lehrer: Pr. Qronke, Dir
rector, Dr. Volckmar, Schwarte, Dr. Weismann, Dr. Gies, Hahn; drei
Hülfolehrer, tformann, Schmitt und pegenbaur (seit Juni 1849); drei aus-
serordentl. Lehrer, Henkel für Gesang, Jessler für Schreiben, Lange für
Zeichnen (seit Juni beurlaubt) , ein Prakticant Dr. Buchenau seit Novbr.
Am 10. Dec. starb der Director Dr. E. F. J. Dronfce (geb. 28. .Juni 1797
zu Falkenberg in Oberschlesien, 1819 Lehrerin Coblenz, 1826 Ober-
lehrer, 1837 königl. Professor, 1841 nach Fulda als Director berufen,.
Vebar seine Schriften vergl. das Fuldaer Programm von 1842 und die
$1$ Schal" and Universitatsnachrichtcn,
Nachträge in dem Programm von 1850. Er starb an Auszehrung). An
«eine Stelle ist seit 5. Januar der Gymnasiallehrer Schwartz aufgeruckt.
In Hers feld wirkten am Gymnasium acht ordentliche Lehrer: Dr.
Wilhelm Münscher, Director, Dr. Deichmann, Dr. Creuzer, Pfarr. Wie-
gand, Pfarrer Jacobi, Lichtenberg, Dr. Wiskemann, Dr. Piderit, drei
ansserordentl. Lehrer, Rundnagel für Gesang, Mutzbauer für Zeichnen,
Benecke für Tarnen , zwei Prakticanten, Fuhrmann und Krause, letzterer
mit der Bestimmung, die Lehrstunden des erkrankten Mathem. Lichten-
berg zu übernehmen. Dr. Piderit wurde am Schlüsse des Jahres nach
Cassei versetzt, um den zum Dir. beförderten Dr. Matthias zu ersetzen.
Hanau. Sieben ordentl. Lehrer: Dr. FHcdr. Münscher (seit Juni zum
Director befördert), Dr. Feusner, Dr. Dommerich, Jung, Dr. Theod.
Gies, Dr. Hasselbach (seit Juni hierher von Marburg versetzt, wahrend
Dr. Soldan nach Marburg versetzt wurde), Dr. Lotz, drei ansserordentl.
Lehrer, Zimmermann für Schreiben, Weickert bis Nov., seit Januar Lu-
can für Gesang, drei Prakticanten, Dr. Reinh, Suchier, Spangenberg,
Rossbach (seit October). Am Schlüsse des Schuljahres wurde Director
Münscher nach Marburg versetzt. An seine Stelle trat Pfarrer Dr.
Matthias vom Casseler Gymnasium.
Bemerkens werth durfte sein, dass als Geschworne Münscher in
Hanau und Wiskemann in Hersfeld , als Deputirter der Frankfurter Na-
tional vers am ml. Jacobi in Hersfeld, als Deputirter des kurh. Hauptvereins
der G.-A.-Stiftung nach Breslau Münscher in Hersfeld thätig gewesen sind.
Als begangene Schul feste werden erwähnt ausser der gewöhn-
lichen Feier des Geburtstages des Landesherrn , welche meistens durch
eine Festrede eines Lehrers, nur in Hersfeld durch einen ausgedehnteren
Redeact begangen wurde (ob in Hanau und Marburg diess Jahr eine sol-
che Feier vorgekommen , darüber besagen die betreifenden Programme
nichts. Eine bindende Vorschrift darüber existirt nicht), in Hanau die
Feier des 18. Octobers, durch einen Spaziergang begangen, in Fulda
das Andenken an Hrabanus Maurus als den Vorsteher der Fuldaer Klo«
sterschule und Begründer des deutschen Schulwesens, in Hersfeld die
Säcularfeier Goethe's [auch dreimalige „Tanzvergnügungen im grossen
Hörsaale des Gymnasiums für einen Theil der Schüler" werden erwähnt],
in Rinteln die „herkömmliche Sylvesterfeier", in Cassel eine musikalische
Abendunterhaltung und eine Vorfeier zu Goethe's Säcularfest. Ueber
die Art der letzteren berichtet das Programm: „Auf dem Altar eines aus
Blumen sich erhebenden Tempels in der Aula stand mit einem Lorbeer-
kränze geschmückt und mit Symbolen seines Schaffens in Kunst, Poesie
und Naturwissenschaften umgeben Goethe's Brustbild , welches nach er-
haltener Weihe , wie die am Altar befindlichen vasa sacra nebst einem
Musenrelief anzeigten , auf den Schwingen eines goldenen Adlers empor-
gehoben und zu den Sternen getragen wurde. Die Ausführung dieser
Vorstellung verdankten wir dem gefalligen Beistande des Hr. Maschinisten
Hoffmann. Neun Schüler aus VI. bis IT. trugen Gedichte von Goethe
vor, drei Primaner eigne Arbeiten. Zwischen diesen Vortragen wech-
selten Gesänge Goethe'scher Lieder und Beetboven'sche Musik für Piano
Beförderungen ond Ehrenbeaeigttafen. $19
mit einander ab. Die Feier wurde anter lebhafter Theilnahme eine*
zahlreichen Pnblicmns begangen." — Bine gemeinsame Abendmahlsfeier
der Lehrer und Schaler wird nur in den Programmen von Hanau n. Rin-
teln erwähnt«
Schliesslich noch der Titel der den Programmen beigegebenen wis-
senschaftlichen Abhandlungen: Cassel: Dissertation*» de latine scrtpti*,
quae Graeci veteres in Ibtguam suam transtulerunt , pari. HI. vom Dir.
Weber *). — - Hanau: Quaestionum de re sacerdotali Graecorum pari. I*
von Dr. Gies. — Rinteln: De Demetrio Phalereoscr. Herwig. — Hers-
feld : Seenische Analyse des sophM. Dramas Aias Mastigopkorus von Dr.
Piderit. — Fulda : König Conrad L der Franke vom Dir. Schwartz* —
Marburg: Quaestiones Protagoreae scr. Dr. Weber*
I-r.)
Die Studienanstalten Baierns; Lehrkräfte und Veränderungen
in diesen, Programme und Schüler zahl für 1848—49.
[Schluss.J
Neustadt an der Haard. Einen inconsequenten Unterricht im
Realcurse der latein. Schule ertheilte Koby in der Geometrie, indem er
die Berechnung regelmassiger Korper und Flachen lehrte ; nun beruht die
Korper- auf der Flachenlehre und kann den Techniker die Lehre von den
fünf regelmassigen Korpern nicht viel, wohl aber die der prismatischen,
pyramidalischen und sphärischen Korper ganz vorzüglich berühren , mit-
hin weiss der sachkundige Leser nicht, was er von einer solchen Ankün-
digung halten soll , wenn er sie nimmt , wie sie gegeben ist. An die
Stelle des nach Frankfurt zum Director für die Musterschule berufenen
Subrectors Brückner trat Kuby , vorher Subrector in Germersheim ; Bes-
ser kam als Subr. dahin; Weber von Bergzabern wurde hierher versetzt;
Weissbecker wurde wegen Betheiligung an der Erhebung in der Pfalz
seines Dienstes enthoben. Dem franz. Unterrichte widmete man mehr
Zeit. Dasselbe führte man für das Rechnen aus. — Nördungen. Von
der latein. Schule von 4 CI«, in deren 4. ein Schuler sich befand, daher
der Preisträger, wurde der Lehrer der franz. Sprache Lacontrie nach
Augsburg versetzt.
Nürnberg. An dem Gymnasium und der latein. Schule machten
Erkrankungen Aushülfe durch die anderen Lehrer nothig. Den mathem.
Unterricht für den erkrankten Prof. Wockel ertheilte Cand. Marx. Das
Programm : „ Vom Nürmberger Rayss": Erzählendes Gedicht des Hans Ro-
senplüt genannt Schnepperer, nach der Nürnberger Handschr, ab gedr. mit
ErZäuterung-en, 26 SS., fertigte Rect. Pr. Dr. Lochner. Zuerst theilt der Vf.
das 484 Verse enthaltende Gedicht nach der bezeichneten Handschr. mit ;
alsdann folgt seine Arbeit in 4 Ueberschriften : 1) Geschieht!. Bedeutung
des Gedichtes selbst; 2) die Verhältnisse des Textes; 3) Inhalt des Ge-
*) Dieser 3. Theil, dieselben Eigenschaften bewährend, welche in
diesen Jahrbüchern an den beiden ersten rühmend anerkannt worden
sind, umfasst den Zeitraum von Thaldaeus bis zum 10. Jahrh. D %
818 Schal- «ad UiüvemtäUnachrichten,
dichtes und endlich 4) Erläuterungen. Das Gedicht wurde gwtfr schön
einigemal, aber nicht mit Berücksichtigung der früheren Ausgaben find
der anderen Texte abgedruckt und in seiner geschichtlichen Bedeutung
gewürdigt. Dieses ist der Hauptrechtfertigungsgrund vor dem gelehrten
Publicum wegen der vorliegenden Behandlang. Das ungünstige, ja harte
Urtheil von Gervinus über dasselbe Hesse keine besondere Bedeutung
erwarten, wenn es völlig gegründet wäre, allein die Unrichtigkeil des-
selben sucht der Verf. au erweisen» Dass die Nürnberger ihren Feidde*
eine Schlappe beibringen, nennt Gervinus anspruchsvoll, meinend, es sei
doch etwas ganz anderes, wie Suter den Stier von Uri mit dem feindlichen
Löwen in Kampf bringt und wie Rosenplüt seiner eingepferchten Schafe
Sieg über die 22 belagernden Wölfe darstellt $ ganz anders * wean dort
der Winkelried die Spiesse der Ritter in seine Brust gräbt und hier der
Sieg mit den „bleiernen Schlehen " über die Ritterschwerter erfochten
wird; ganz anders die innige Begeisterung dort, die der entscheidende
Schlag in einer grossen Volkssache jedem Mitkämpfer einflösste, als hier
die künstliche Lebendigkeit in der Beschreibung in dem Gedichte des
Reicbsbürgers; ganz anders der Wechsel von Andacht, Erzählung, Satire
und Spott dort, als hier das episch-kleinliche Herzählen von allen trock-
nen und dürren Gleichgültigkeiten, was das historische Lied in Deutsch-
land im Allgemeinen ganz werthlos gelassen hat. Dieses Ürtheil nennt
der Verf. ein ungerechtes und sucht es zu widerlegen, wiewohl er Man-
ches in jenem zugiebt. Erwägt man die grosse Verschiedenheit der
Verhältnisse, unter welchen die von Gervinus gerühmten Gedichte ge-
schaffen wurden, im Vergleiche zu der weniger stattliehen und glänzen-
den Grundlage des herabgewürdigten Gedichtes, so erhält man in dem
besonderen Umstände , dass der in der Mitte des 15. Jahrh. gefochtene
Kampf eine Periode der Städtekriege beendigt, in welchen die Vernich-
tung des in den deutschen Städten vertretenen republikanischen Elemen-
tes und die Dienstbarkeit jener von den Fürsten angestrebt wurde.
Gründe für die Wichtigkeit des Gedichtes. Die Städte vertheidigten
ihre Rechte gegen die Fürsten oder Grafen, die Adeligen überhaupt.
Locale und persönliche Beziehungen kannten wohl am Ende des 14. Jahr-
hunderts noch keinen Principienkampf, wie er in der Gegenwart besteht;
allein die Städte fühlten Hass gegen den räuberischen Landadel u. die ver-
schiedenen Grafen sahen die Biüthe der Städte mit schielenden Augen an.
Markgraf Albrecht wollte bekanntlich die ihm entgegenstehenden Städte,
vor Allem Nürnberg, welches seine Burg und Gerechtsame um 120000 11«
angekauft hatte , demüthigen und vielleicht sich ganz unterwerfen oder
auch nur jenen Kauf rückgängig machen. Der Verf. geht in geschicht-
licher Consequenz die Sache genau durch, verschafft damit seinen An-
gaben eine gewisse Gründlichkeit und. dem Gedichte selbst einen politi-
schen Wertb, welchen Gervinus und Alle, welche auf den geschichtlichen
Boden und die Charaktere der damaligen Politik sich nicht zu versetzen,
auch nicht zu beurtheilen vermögen, oder aus zu vornehmer Gleichgültig-
keit übersehen. Wenn es überhaupt historische Thatsache ist, dass ia
Republiken die Persönlichkeiten weniger scharf als in Monarchien hervor-
Beförderungen und Ehrenbez*ign*g%n. 3X9
treten (weil dort der entscheidenden Personen zu viele, hier derselben
viel weniger, Monarch and seine nächsten Rathgeber, sind), so findet
man es leicht erklärbar, dass in dem Gedichte nur drei ruhmreiche oder
vorteilhafte Kriegstbaten der Nürnberger hervorgehoben und die Zwi-
schengefechte nicht angefahrt werden. Dem Verf. giebt der Dichter ein
sehr genaues Gemälde der erfolgreichen Schlacht, weil sin das letzte
grosse Zusammentreffen der Kräfte des Markgrafen und der Nürnberger war
und ersteren belehrte , dass er auf diesem Wege sein Ziel nicht erreichen
werde. Nur ein Hauptgesicbtspunkt, der im Gedichte dunkel liegt
nnd noch dunkler berührt ist , nämlich die Lage Nürnbergs und die von
der Natur eigentümlich charakterisirten Ankämpfer, deren manche weit
entlegen und daher in der Kampflust selbst geschwächt waren , ist nicht
gehörig gewürdigt. Und doch bildet derselbe ein entscheidendes Ele-
ment für die innere und äussere Kraft eines Landes, einer Gegend oder
auch nur einer einflussreichen Stadt, welche Nürnberg gerade durch
seine Lage und durch die aus dieser in die Bevölkerung eingelebte Eigen«-
thumlichkeit, Festigkeit und Charakterstarke geworden war , als welche
es sich noch lange erhalten hat und seine Kraft selbst naoh langer Ver-
nachlässigung in der Gegenwart allmälig wieder erlangen wird. Es
kann hier nicht näher entwickelt werden, wie der Zug der natürlichen
Elemente der baierschen Hochebene nach ihrem Mittelpunkte, den ge-
rade Nürnberg bildet , in die Bevölkerung eine centrale Kraft einlebte,
welche sich in dem besungenen Städtekriege deutlich zn erkennen gab
und gerade in dem Hauptgefechte bei Rednitzembach eine moralische Be-
deutung übte. Mittelst dieses Gesichtspunktes für die geographisch-
physische Lage nnd Beschaffenheit der Bodengestaltung konnte der Verf.
dem Abdrucke und der Bedeutung des Gedichtes eine von aUen Ausgaben
vernachlässigte Seite abgewinnen und dasselbe für die Geschichte der
damaligen Zeit um so wichtiger machen, als der beregte Gesichtspunkt
selbst für das Geschick und Wohl , für die Politik und Fortschritte der
Bevölkerung vorzuglich maassgebend ist und der Geschichte und ihrem
Studium eine weit interessantere und lehrreichere Seite abgewinnt, *ls
man nach einer oberflächlichen Betrachtung glaubt« Durch einzelne
Nachweise diese Behauptungen speciell zu begründen, mnss Ref. unter-
lassen , weil er mehr referirend als beurtbeilend und verbessernd zu ver-
fahren die Pflicht oder Aufgabe haben kann. — — Dass das Wiedererwa-
chen der Studien in altdeutschen Gedichten nnd Sagen in dem 18. Jahrb.
zu suchen ist, weist der Verf. im 2. Abschnitte an dem fraglichen Ge-
dichte nach, indem 1720 in der sogenannten Mnsengesellschaft von Späth
ein Aufsatz über Hans Rosenplüt und seine Beschreibung eines Zuges wi-
der die Hussiten veröffentlicht ist. Dass Sprache und Sitte recht in
Nürnberg zu Hause sind und die vorhandenen Handschriften und Ab«
drücke in zwei Classen zerfallen , zu deren erster die Nürnberger Hand-
schrift ntsbst einem Abdrucke bei Reinhard, welcher als Lehrer der Alter-
thümer, Beredsamkeit und Dichtkunst zu Erlangen in seinen Beiträgen
zur Historie Frankenlands, Baireutb bei Lübeck 1760, Rosenplüt's poeti-
sche Beschreibung des Gefechtes beiHempach imJ. 1450 abdrucken Hess,
(320 Sdml- und Universitatsoachrichten,
zur zweiten aber die Dresdner nnd Leipziger Handschrift nebst den Ab-
drücken von Meissner , Waldau and Wolff gehören , indem nach des Verf.
-Darlegung Waldaa im vierten, 1789 erschienenen Bande seiner vermischten
Beiträge zur Geschichte der Stadt Nürnberg das Gedicht als ungedruck-
tes mittheilt, die Herkunft des Dichters als eines Nürnbergers feststellt
und Meissner mit ihm sprachliche Erläuterungen der einzelnen veralteten
and blos provinziellen Ausdrucke beifugt, entwickelt der Verf. ausfuhr-
lich, wobei er die Verschiedenheit der Verszahl, welche in dem Nürn-
berger Abdrucke 484, im Dresd. 482 und im Leipz. 485 Verse beträgt, an-
giebt und die erste und letzte Handschrift als die vollständigste erklärt.
Kr rechtfertigt den Abdruck der Nürnberger Handschrift, weil sie weder
.mehr noch weniger Verse habe und für die abweichenden Lesearten gleich
jeder anderen einstehe, nnd ändert nirgends etwas, wenn er nicht von
Schreibfehlern bestimmt fiberzeugt war. Vergleicht man übrigens das
im 2. Abschnitte vom Verf. Gesagte mit der Ueberscbrift , so findet man
sie nicht passend , weil jenes den eigentlichen Charakter der Zeit und die
Litteratur , diese aber das Verbalten der einen Handschrift und des einen
Abdruckes zu den anderen bezeichnet. Nun tritt ersterer wesentlich her-
vor and behandelt das Gesagte den Vorzug der Handschriften und Ab-
drucke, mithin erscheint die Ueberschrift als eine solche, welche streng
nicht charakterisirt , was die Darstellungen unter ihr enthalten. Im
3. Abschnitt legt der Verf. den Inhalt des Gedichtes dar. Im Eingänge
Vs. 1 — 20 ruft der Dichter die Gnade und Barmherzigkeit Gottes und
am Schutz des Rechten an; Vs. 21 — 36 bezeichnet er den Adel als Zucht-
mthe für den niederen Bürgerstand , welcher an den höheren haltend und
fromm seiend doch Recht erhalte; Vs. 37 — 44 die Nürnberger mögen an
das Recht halten , wiewohl ihre Stadt wie ein Pferch (die Burgen) von
Wölfen (den Fürsten) umlauert sei ; Vs. 45 — 90 zählt er die 22 Fürsten
mit besonderen Bezeichnungen auf; Vs. 91 — 104 schildert er die Bundes-
genossen der Nürnberger, die Schweizer; Vs. 105 — 140 die Kundgabe
der Gnade Gottes bei dem Fischfange und Siege bei Pillenreut; Vs. 141
•bis 192 schildert er den Auszug der Nürnberger Wagenburg, mit einem
Thiere verglichen, welches an die Streiter Steine, Waffen und Pfeile
austheiite und vom Feinde nicht zu bewältigen war; Vs. 193 — 400
zieht das Thier wieder aus, zuerst gegen Spalt; dann folgen alle Kämpfe,
bis der Markgraf den Seinen zu entweichen rätb, um wenigstens das Le-
ben zu retten , worauf die eilige Flucht , Noth und das Gedränge , gleich
als wenn Mäuse über die Katzen siegten , der Verlust der Feinde und die
Heimkehr der Nürnberger mit Verlast von zwei folgt. Vs. 401 — 425
jubelt der Dichter , dass Gott ihnen seine Gnade verliehen und der Wolf
vor den Schafen hat flüchten müssen. Man hat gegen die Nürnberger
die Forderung immer höher gesteigert, aus Nürnberg ein Raubhaus ge-
macht und später geboten , dass ihnen nichts mehr zugeführt wurde , was
diesen gerade recht war, indem sie auszogen und es ohne Entgeld holten,
wie der Dichter Vs. 426 — 471 besingt. Dadurch konnten sie ihre Söld-
ner bezahlen, ihre Diener zum gerne Wiederkommen gut ablohnen und
viele Schlosser , Märkte u. s. w. gewinnen. Vs. 472 — 484 schliesst er
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 321
mit dem Wunsche, Gott möge die Herzen der Pursten belehren und ihnen
süssen Frieden schenken. Endlich wolle Gott allen im Kriege Gebliebe-
nen seine Gnade mittheilen , dass sie nicht aus dem Buche der Lebendi-
gen ausgetilgt werden, uns allen aber Leib und Seele behüten und seinen
Frieden zuwenden. Hinsichtlich der Erläuterungen lässt sich kein Aus«
zug zur Begründung der Trefflichkeit der Arbeit des Verf. mittheilen,
weswegen Ref. mit der Bemerkung schliesst, dass der Verf. durch seine
Angaben über Verständlichung , sprachliche und logische, historische und
ästhetische Interpretation sich Anerkennung verschafft und eine verdienst-
liche Arbeit geliefert hat.
Okttingen. An der latein. Schule erfolgte keine wesentliche
Aenderung.
Passau. Im Personale des Lyceums erfolgte keine Veränderung.
Am Gymnasium und der latein. Schule folgende: Durch den Tod des Prof.
Dr. Mannhart wurde die 3. Cl. erledigt. Tauscheck und Fertig rückten
in III. und II. vor, die 1. Cl. erhielt Studienl. Beutlhauser. Die übrigen
Studienl. rückten vor und die 1. Cl. erhielt der Lehrer der Gewerbsch.
Fältl. Gangengigl übernahm den franz. Unterricht. Dem Jahresbe-
richte ist noch Einiges über Mitglieder, Unterricht, Leistungen, Abrech-
nung und Verzeichniss der Mitglieder des Musikvereins beigedruckt.
Den Beschluss machen zwei Gedichte an die Königin uud den König zur
Feier des Aufenthaltes beider am 12. bis 14. Juli 1849. Sie sind Arbei-
ten von zwei Schülern der 4. Gymn.-Classe. Das Programm: „Bemer-
kungen zu Act. XFII, 32, nämlich wegen Auferstehung der Todten, 12 S.,
fertigte Dr. Anzenberger. Der Verf. bezeichnet die Vergänglichkeit alle«
Physischen und das Fortleben des geistigen Wesens, der Seele, des
Menschen mittelst Auferstehung. In Folge der Auflösung des Menschen
in Seele und Leib und der scharfen Trennung beider in der heidnischen
Philosophie erhielt die Speculation eine falsche Richtung und verlor der
Leib seine Würde« Das Dasein des Menschen vollendete die Weltschö-
pfung; Leib und Seele bilden eine persönliche Einheit, in welcher beide
unsterblich sind. So wie der Mensch durch seine freie Entscheidung für
den Gegensatz des göttlichen Willens sich aussprach, führte er den phy~.
siseben Tod des Leibes herbei und setzte Gott in die Noth wendigkeit
einer zweiten Schöpfung. Die Menschwerdung, das Lehren, Leiden und
Sterben, die Auferstehung und das Zurückkehren des Leibes Christi in
das Leben überwand den Tod im Tode und zog die Erlösten mit. Die.
Bestandteile gingen wieder in die verlorne Einheit zusammen. Hier-
durch habe die Auferstehungslehre volles Licht erbalten. Hat durch
Christus die Erlösung stattgefunden, so ist die Seele nicht ohne den Leib
und dieser nicht ohne die Seele erlöst, d. h. es ist das Ganze erlöst; ist
aber in diesem der Leib erlöst, so müss er auferstehen. Und giebt es
eine Auferstehung der Todten, so hat des Menschen und im Menschen
des Leibes Erlösung stattgefunden. Der Mensch als eine aus Leib und
Seele bestehende Einheit beseitigt den Zweifel, dass die Erlösung allein
auf die Seele sich beschränken könne. Die Thatsache, dass Gott von
Anbeginn vorhergesehen, der Mensch werde sich von ihm wegwenden
2V. Jahrb. f. Phü. u. Päd. od. Krit. ßibt. ßd. LX.. Hfl. *. ^
322 Schal- and Universitätsnachrichten,
and dadurch in die Verhaltnisse des Todes gerathen, and dass er ihn doch
für die Ewigkeit geschaffen, beweist, dass er ihn von der Schuld and
Strafe der stattfindenden und sofort vorhergesehenen Wegwendung wie-
der erlösen wollte, damit der Leib wieder zum Leben erstehe. Es kann
nach den ewigen Gesetzen der Logik nicht ein wesentliches Merkmal „der
Menschen-Bestimmung" durch ein anderes aufgehoben werden. Ist also
ein Theil für die Ewigkeit bestimmt, so muss es auch der andere sein,
ohne den Begriff „Mensch" als Einheit aufzuheben. Die Lehre von der
Auferstehung der Todten bildet einen Grundglaubensartikel des Chri-
stenthums , wird aber von der Philosophie verschiedenartig behandelt.
Ihre Speculationen rissen Alles aus seiner Natürlichkeit und hatten die
verschiedenen Ansichten zur Folge. Die heidnischen Philosophen be-
schäftigten sich zuerst mit ihrem eigenen Sein in den Prägen: Woher bin
ich? wozu bin ich da? und wohin soll ich? Sie konnten die Vereinigung
des Leibes mit der Seele zur Einheit nicht feststellen , richteten daher in
Folge der Abhängigkeit des Leibes von der Seele ihre Betrachtungen
nur auf diese und suchten in Bezug auf jene Fragen ein Ursein aufzufin-
den. Der Verf. berührt die von Pythagoras vorgetragene Seelen-
wanderung, welcher Plato beistimmte; die Ansichten des Stoikers Ze-
non und seiner Schüler, der Epikureer, welche das unveränderliche,
unsterbliche Sein auf die Atomen zurückführten, woraus Seele und Leib
gebildet seien , welche das höchste Ziel in die schmerzlose Ruhe setzten
and die daraas hervorgehenden Gegensätze der christlichen Lehre von der
Auferstehung der Todten nicht kannten. Diese Philosopheme beraubten
den Leib der von Gott ihm zuerkannten Ansprüche und setzten ihn der
Seele feindlich gegenüber. Nur die Vernichtung jener und die Kraft
Gottes konnten ihn wieder zu seiner Würde bringen. Es musste die der
Auferstehang von Grand ans widerstrebenden Begriffe und Lehrsysteme
vernichten. Paulus predigte in Athen, dem Sitze der griechischen Philo-
sophie, die Auferstehungslehre, musste daher von den Lehrern jener an-
gefeindet werden. Diese Anfeindungen berührt der Verf., worauf er das
Bekenntniss und die erschütternden Wahrheiten des Apostels anführt:
„Als ich umherging und eure Gotter beschaute, sprach jener, fand ich
auch einen Altar , auf dem geschrieben steht : ,dem unbekannten Gotte.'
Diesen nun, den ihr ehret, ohne ihn zu kennen, diesen verkündige ich
euch; den Gott der Christen, den einzigen, den Schopfer aus Nichts, den
Herrn des Himmels and der Erde, in dem wir leben, schweben und sind.
Die Zeiten der Unwissenheit zwar hat Gott nachgesehen ; jetzt aber lässt
er allen Menschen verkündigen, dass sie sollen Busse thun allzumal.
Denn Er hat festgesetzt «inen Tag, an welchem Er richten wird den
Erdkreis in Gerechtigkeit, durch einen Mann, den Er dazu bestimmt und
Allen glaubwürdig gemacht hat, indem Er ihn auferweckte von den
Todten." Dieses erzeugte Gespotte der hochweisen Philosophen. In
dem griechischen Texte zeigt das Imperf. l%Xsvct£ov , dass sie der [aufge-
regten Leidenschaft so ganz widerstrebender Meinungen und der ihnen
nun gewordenen Ueberzengung von der Thorheit des also spechenden
Apostels nicht geringen Spielraum gelassen haben. Der christliche Glau-
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 323
bensbote entfernte sich aus dem Areopage — mit welchen Gefühlen, lässt
sich denken. Doch gaben ihm Einige den Trost mit, sie wollten ihn
noch ein Andermal hierüber hören. An die Auferstehung reiht sich das
Gericht für die Vergeltung der Verdienste, welches im Herzen grosse
Unruhe erregen und die Philosophen gegen die Auferstehungslehre stim-
men musste. Im Gegensatze zum Glauben an die Seelenwanderung und
die von E pik u r gepredigte Ruhe wirkt das Wort der christlichen Lehre
auf die Sinnlichkeit. Nach ihr heisst es: „Ihr werdet auferstehen in
euren vorigen Leibern zum Gerichte des einzigen wahren Gottes, um
ewige Belohnung oder ewige Strafe nach Gerechtigkeit zu empfangen,
wie es ein jeder vormals im Leben verdient hat. Ihr müsst also jetzt
entsagen dem Dienste der Leidenschaften eures Herzens ohne Ausnahme
und zu den Werken der Busse euch schicken, wenn ihr wollet, dass von
jenem grossen Gerichte eine gute Ewigkeit euch werde." Diese Worte
mussten bei der Versunkenheit der Gemüther einen grossen Kampf her-
vorrufen, der nicht immer heilsame Wirkung oder solches Nachdenken
zur Folge hatte, wie der Verf. an Tertullian's Klage und Juvenal's
Ausspruch beweist. Der Glaube konnte sich an die Lehre der Philoso-
phen nicht halten gegen die Macht der Leidenschaften, deren Sturm zu-
letzt alle Schranken in Trümmer legte. Irrthum und Sinnlichkeit, so
schrecklich auch ihr Bund war, wurden überwunden durch die Wunder-
kraft der gottlichen Lehre. Das Wort der Offenbarung hat gesiegt —
zur Verherrlichung dessen, der es gesprochen. Die Auferstehung der
Todten ist zum Mittelpunkte alles Glaubens und Hoffens der Völker
geworden.
Pirmasens. Von der latein. Schule wurde Lehrer Oeffner nach
Edenkoben versetzt und Luckner rückte von der 2. in die 3. Lehrstelle
vor. Der Lehramtscandidat Daum erhielt die 1. Ciasee.
Regensburg. Heigl, Prof. am Lyceum, erhielt den Titel u. Rang
eines geistl. Ratbes ; Schmitz erhielt Urlaub , wesswegen Nietter die Ge-
schichte, Seitz die Philol. und Hannauer allgem. Geschichte lehrten.
Wegen Abtheilung der 1. Gymn.-Classe rückte Studienlehrer Reger in
diese Classe vor, erhielt Mehler die 4. Classe der latein. Schule und As-
sistent Harrer die andere Abtheilung. Schmidt wurde in Ruhe versetzt,
und Oberndorfer rückte in III A. und Rothhammer in B. vor. Körner
wurde nach Kempten versetzt und seine Stelle erhielt Tafrathshofer von
dort. Das Programm: Religion, Kirche, Staat, Liberalismus und Revo-
lution in ihren Beziehungen zu einander. Aus der Geschichte unserer
Tage; fertigte Dr. Schmitz» Das Vorwort dient zur Entschuldigung we-
gen etwaiger Lücken. Denn in gedrängter Eile, eben auf dem Punkte,
eine grössere Reise zur Herstellung seiner sehr angestrengten Gesundheit,
durch äussere und innere Einwirkungen vielfach behindert, habe er das
Programm geschrieben, wesswegen er unter solchen Umständen um nach-
sichtsvolle Beurtheilung desselben bitte. Der besprochene Gegenstand
sei nicht ohne Interesse ; vielleicht veranlasse der Verf. durch seine kur-
zen Andeutungen irgend Jemand , näher auf (wohl in) die Sache einzu-
gehen und das Thema zu erschöpfen. Es würde wohl der Mühe lohnen,
324 8chul- and Universitätsnachrichten,
den Versuch zu machen , ob nicht auf solche Weise etwas dazu beigetra-
gen werden könnte, um eine der wichtigsten Streit- and Principienfragen
der neaeren Zeit ihrer Entscheidung näher zu bringen. Der Verf. fuhrt
in seinen meistens oberflächlich hingeworfenen Sätzen die Behauptung
durch, ohne sie jedoch klar auszusprechen, zu begründen and in ihrer*
grossen Wichtigkeit zu erläutern: die Religion und die mit ihr absolut
verbundene Kirche muss die Grundlage des gesammten Staatswesens, der
inneren und äusseren Politik der Völker aasmachen, welche sich auch in
dem während der neuesten Zeit so vielfach besprochenen Princip aus-
spricht: der Staat. muss eine Staatsreligion haben. Der Verf. hätte
gern für Spanien, Italien, Irland and die wichtigsten Staaten Deutsch-
lands kurze Beziehungen zwischen Religion, Kirche, Staat, Liberalismus
Und Revolution nachgewiesen, allein der Raum, die Zeit und Gesundheit
gestatteten es ihm für jbtzt nicht, wess wegen er Andere dazu bestimmen
mochte. Würde dieses nach der Weise des Verf. geschehen, so hätten
Leser und Wissenschaft keinen besonderen Gewinn zu erwarten. Weder
Verarbeitet noch consequent geordnet erscheinen die Gedanken, wodurch
das Programm sehr verliert.
Rothenburg. An der latein. Schule mit einer Realclasse will der
Lehrer der Realclasse Viel in der sogenannten Algebra und Geometrie ge-
lehrt haben. Ref. hält für diese Lehrfacher und für die Naturlehre man-
ches für einen papiernen Spass, der mit den Begriffen prahlet, die jenen
Unterricht bezeichnen sollen , der aber nicht ertheilt werden kann.
Schwabach. Die halbe Lateinschule erfuhr keine Veränderung.
Schweinfurt. Gymnasium and latein. Schule. Am Schiasse des
1. Sem. wurde Pfarr. Dr. Himmelstein als Domprediger nach Würzburg
berufen; den geschichtl. Unterricht übernahm Pfarr. Düring. Während
der Krankheit JarCa half Cand. Hartmann aus. Der mathem. Unterricht
wurde wegen Erkrankung Hennig" s von Mitte Juli an ganz ausgesetzt.
Das Programm von 12 SS. „Lectiones Euripideae" fertigte Oelschläger.
Es enthält nachstehende 26 Stellen der verschiedenen Stücke des Euri-
pides: 1) Orest. 902 — 906, betreffend die Persönlichkeit des Cleophon
und das dem Valkenär anstössige ypayxaofiivoG , was der Verf. für billig
erkennt, weil Alles bezeichne , jener Redner habe nicht gezwungen ge-
sprochen , sondern sehr geläufig den Orestes und Pylades als Schuldige
angeklagt. Der Verf. sagt, wenn er sich nicht irre, könne man einen
derben Fehler beseitigen, wenn man toKSvacfiiirog , d. h. von den Geg-
nern der Schuldigen geziert , lese , indem der Dichter das einfache Wort
gebrauche. Die 2. Stelle, AIcest. Vs. 400—403, wird nach den Codices
mitgetheiit : Lascaris schaltete vvv ye zur Vervollständigung des Maasses
ein, das aus der Antistrophe erkannt wird, wess wegen sie der Verf. ver-
bessert angiebt. Auch Vs. 406 u. d. f. hält er für schadhaft und lücken-
haft, wesswegen er nach eyio §$ya noch rXdfiav setzen möchte u. s. w.
In der 3. 8telle, Troad. Vs. 869, wird das statt Xccnatvav in anderen Aus-
gaben vorkommende taktxtvav, i. e. improbam, besprochen, indem der
Verf. fragt , ob es nicht glaublich sei, dass der Dichter habe sagen wollen,
die einzige LacÄna aas griechischen Weibern habe bei den Trojanern
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 325
gewohnt und werde jetzt gefangen gefuhrt? Diese Grunde bestimmten
ihn, die letzte Lesart zurückzuführen, wofür noch andere Stelleu sprä-
chen. Die 4. Stelle betrifft Bacch. Vs. 135 — 140, indem der Verf. ver-
muthet , Euripides habe JivSvfia , welches ein sehr berühmter Name eines
Phrygischen Berges sei, ein Interpret vielleicht $Qvyicc geschrieben.
Dieses sei von den Abschreibern um so leichter aufgenommen worden,
weil der Name des Phrygischen Landes mit dem Worte Avdicc richtiger
übereinzustimmen (concinere) schien. In der 5. Stelle, Helen. Vs. 1590,
will der Verf. lieber schreiben: nlsmpsV) co £fV* aye nilsve av, quuiu in
codd. scriptura glossam ccva£, i. e. Menelae! iatere minime dubitem.
Jam antea Vs. 1579 gubernatorem navis eum appellaverunt oo £eVs, avct-
Hia vero non potuerunt, quippe qui esset, apud Tbeoclymenum dissimu-
lasset. Die 6. Stelle betrifft Elect. Vs. 22 — 24, wo in der Mitte des
2. Verses Pierson noivrjpaz' , Rixius noivdpaz muthmaasste, der Verf.
aber bemerkt, wenn dieses Euripides geschrieben hätte, so könnte der
Interpret, welcher nondtoQag beisetzte, lieber zincoQovg, wie Hesycbius
jenes interpretirt habe, erklärt haben. Es scheint ihm sehr wahrschein-
lich, der Dichter habe noivctcoQcts zov nazQog sl%sv iv dopoig geschrieben,
bemerkend : Articulum adjectum puta, ut non Electrae liberorum pater,
Agamemno intelligatur, cujus supra aliquoties mentio est facta. Hoc ipsum,
ne patres confunderentur, fortasse in causa fuit, cur interpres adscriberet
'Ayctiiinvovog. Dass in dem zov natQog grössere Kraft liege als in dem
Namen Agamemnon , könne aus der Stelle des Aeschyl. Agam. Vs. 1253
ersehen werden. Die 7. Steile , Elect. Vs. 162 — 166, geht auf die Inter-
pretation der letzteren Verse. Die Clytämnestra habe nach Ermordung
des Gatten den Aegisthus geschmäht. Diese Meinung würde, sagt der
Verf., nicht anstossen, wenn Aegisthus die Hände retn , erhalten hätte;
aber der Dichter erwähne öfters, Agamemnon sei von Clytämnestra und
Aegisthus erdrosselt worden. Er scheine daher den Euripides selbst zu
verbessern, wenn er den Namen Afyiö&ov übel in den Vers eingebracht
findet und zur Ausfüllung einer Lücke das nooiv hov entfernt zu haben
vermuthet. Der Dichter beweine, dass dem Agamemnon von der Gattiu
Schmach angethan worden, wofür der Verf. einige Beweise beibringt.
Auch citirt er noch drei Stellen aus Aeschylus, Prom. Vs. 186, Sept. Vs«
814 und Suppl. Vs. 66, und erläutert dieselben nach seiner Ansicht, was
aufmerksam , nachdenkend und grundlich geschieht , worauf die allgemeine
Bemerkung folgt, dass derjenige, weicher die Vulgata nach griech. Sitte
wegen des Klaggesebreies erklären wollte, doch wohl sehen möge, ob die
Meinung nach jener „teneram genam lacero carminis contextui magis cou-
veniat, quanquam non ignoro, chorum per totam tragoediam studiose id
agere, ut omni modo Argivorum regi graecum suum genus probet. Die
8. Stelle, Helen. 385 — 386, betrifft die Verbesserung Hermann's, den für
das Pronomen S geschriebenen Artikel d und die Begriffe opp>att Xd$Q(p,
weiche nach des Verf. Ansicht nichts anderes als „oculo rapaci" oder
nach Rixius' Uebersetzung „truci" bedeuten können. Die 9. Stelle, Heien.
1089, betrifft die Worte q>6viov %qoög y welche die Interpreten verbinden,
ut sit uuguem corpus lacerantem, was der Verf. zugeben würde, wenn
326 Schul- und Universitätsnachrichten,
yoviog von cpevco und nicht von cpovog abgeleitet ist. Entweder muss
man naqrj di gooo'g vereinigen, was kaum Jemand billigen könne, od. %Qot
lesen. Der doppelte Dativ sei eine bekannte Redeart, was der Verf.
durch Stellen belegt. In der 10. Stelle wird in den Fragmenten Nr. 26
nach Wagner der Begriff svvd&iv, i. e. in matrimonio collocare, und so-
dann fyvcov, als nicht mit comperi, sondern mit intellexi oder cognovi zu
geben , besprochen. Der Chor scheint mit der Frage den parodum zu
beginnen, nachdem die Nutrix den prologum gesagt, und weil Aeolus
selbst den Entschluss , die Sohne und Töchter unter sich zu verheirathen,
noch nicht eröffnet hat, so scheint dem Verf. die Frage über ihn als Ab-
wesenden sich richtig zu verhalten und derAccusativ mit dem Infinitiv be-
stätigt zu werden. Die 11. Stelle betrifft das von Stobäus Flor, erhal-
tene Fragment Nr. 37 hinsichtlich des Sinnes. Der Gedanke ist unklar.
Per Verf. will übersetzen : Vae ! quis haec mala dolere nescit ? Quis vel
anditis iis non fundat lacrimas. In der 12. Stelle behandelt der Verf.
den Sinn von Nr. 41 hinsichtlich des tnnscprjvEv , bemerkend, der Sinn
sei nicht: facinora non edunt, sondern manifesto nihil sunt, was Hesy-
chius, dessen Note Schweighäuser und Bahr angenommen, unterstutze,
ohne die Grunde anzugeben, wegen welcher das Perfect iwttcprivsv , i. e.
statim apparent, hier weniger passend sei, als der Aorist. Die 13. Stelle
behandelt das von Wagner mit Nr. 60 bezeichnete Fragment. Die Verse,
welche hierauf folgen , lehren , dass durch das Gesetz das gute und
schlechte Herkommen unterschieden werde, und die Klugheit esse veram
nobilitatem dei non divitiarum munus. Der Verf. schreibt: xo ydg ndXai
- — xai nQatov cog iysvo lieft', ovn s"hqivsv — d xenovaa yä ßqotovg
u. s. w. Die übrigen Stellen beziehen sich auf die Fragmente Nr. 72,
Nr. 124, Nr. 129, Nr. 171, Nr. 192, Nr. 220, Nr. 408, Nr. 489, Nr. 548,
Nr. 692, Nr. 737 und Nr. 766. Das letzte Fragment theilt die WagnerV
sehe Ausgabe unter Nr. 233 mit. Dieses bespricht der Verf. in Betreff
mancher Lesearten, Conjecturen und Uebersetzungen. Aus den früher
angeführten Bemerkungen des Verf. mögen die Leser den weiteren Cha-
rakter des Programms ermessen. Der Gewinn für die Schule und Wis-
senschaft durfte sich von selbst ergeben. Die Schreibart des Verf. ist
keine fliessende, sondern häufig gesucht, dunkel und weniger elegant.
Speyer. Lyceum, Gymnasium, latein. Schule. Studienlehrer
Hollerieth wanderte nach Amerika aus; die Lehrer der 2. und 1. Classe
rückten vor und Cand. Lehmann erhielt I. Im Wintersemester verlief
die Entwicklung des Unterrichts günstig. Nach den Osterferien be-
gannen die Unruhen. Die Lehrer unter ihrem Vorstande unterbrachen
den Unterricht nicht, so lange nichts Pflichtwidriges gefordert wurde.
Allein die Schwierigkeiten vermehrten sich und einzelne Classen wurden
wegen des Aufrufes unter die Waffen vom 18. Jahre an sehr gemindert.
Die revolutionäre Regierung forderte den Eid auf Reichsverfassung, An-
erkennung und Gehorsam , allein die Mehrzahl der Lehrer weigerte sich
und wurde am 3. Juni durch Decret entsetzt *). Die Anstalt war dem-
*) „Nachdem der Rector der hiesigen Studienanstalt, Georg Jäger,
Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 327
nach aufgelöst, obgleich Vorstand und Lehrer stets hofften, die revolu-
tionären Gewalthaber wurden, wie die Verhältnisse der Kirche, so auch
die der Schule wenigstens vor der Hand unangetastet lassen. Die ein-
rückende Waffengewalt stellte die Gesetzlichkeit wieder her und die
konigl. Regierung rief am 23. Juni die abgesetzten Lehrer wieder an ihre
Stellen. An der latein. Schule begann der geregelte Unterricht am
25. Juni, am Gymnasium wegen Zurückbescheidung weit entfernter Schu-
ler am 3. Juli. Anfangs halfen die Präfecten Zeller und Nardini aus ;
Fischer und Pleitner besorgteil den classischen Unterricht, Boracht, Ost-
helder und Macht waren gleichfalls thätig. Der Geschichtsunterricht
wurde von Prof. Rup. Jäger besorgt, da der Rector fast das ganze
Jahr krank war. Besondere Auszeichnung erwarb sich der Pedell der
Anstalt, Erasmus Eisenmann, welcher offen erklärte: „Die sogenannte
provisorische Regierang und ihr Civilcommissär habe nicht Geld genug,
ihn zu einem Meineide zu vermögen." Der Berichterstatter schliesst mit
den Worten : „Wir sehen mit fester Zuversicht der Zukunft entgegen,
nicht, als ob uns die drohenden Wolken entgingen, welche nachdem
schweren Gewitter sich noch sträuben , der entzuckenden Bläue den Sieg
einzuräumen. Möglich , dass noch dann und wann ein donnernder Hall
die Lüfte durchzittert, aber die Blitze, welche über unsern Häupte'rn
eine furchtbare Helle auf den Abgrund hinwarfen, in den zu stürzen mit
uns die kostbarsten Guter der Meuschheit Gefahr liefen, haben dieNe«
und die Professoren und .Lehrer Rau, Rupert Jäger, Fischer, Pleitner,
Osthelder und Lehmann durch ihre unter dem 31. v. M. an den Unter-
zeichneten eingereichte Erklärung gezeigt haben, dass ihnen dynasti-
sche Interessen und die Ansichten und Zwecke einer volksfeindlichen
Partei höher stehen, als das Wohl der ihnen anvertrauten Jugend und
der damit verbundenen heiligen Amtspflichten, und daher von ihnen nur
Unheil für die künftige Volkserziehung zu erwarten steht , so erkläre ich
hiermit die Obengenannten, kraft der mir durch die beiden Decrete der
provisorischen Regierung vom 23. Mai, Amtsblatt Nr. 2 und 4, auferleg-
ten Pflicht, von heute an ihres Amtes enthoben. Sie haben daher dem
durch mich unter dem heutigen mit der provisorischen Leitung der Stu-
dienanstalt beauftragten Professor Muster (derselbe erhielt mit seiner
Bestallung zugleich die Weisung und Vollmacht, die abgegangenen Lehr-
kräfte zu ersetzen und zu ergänzen, wurde aber nach wiederhergestellter
Gesetzlichkeit und Ordnung suspendirt) sämmtliche zur Anstalt gehörige
Immobilien, Räume, Mobilien incl. Bücher und Akten auf erste Auffor-
derung desselben zu übergeben. Die Lehrer Macht und Zach, welche
zwar freiwillig von der Eingangs erwähnten Erklärung der Mehrzahl
des Lehrercollegiums sich zurückgezogen , jedoch keine weitere definitive
Erklärung abgegeben haben (sie glaubten mit einem Vermitteiungs- und
Abfindungswege sich durchhelfen zu können, hatten daher nur einen be-
dingten Revers unterzeichnet, und wurden nach obiger Herstellung bis
auf nähere Untersuchung zum Unterrichte nicht zugelassen), sind vorläufig
bis dahin suspendirt. (Beide weigerten sich jedoch standhaft, sowohl den
Eid zu leisten, als auch den ausweichenden Revers zu unterzeichnen, und
erhielten desswegen ihre Absetzung.) Sie wollen die Betheiligten hier-
von in Kenntniss setzen. Speyer, am 3. Juni 1849. Der Civilcommissär
Dr. Hilgard."
328 Schal- und Univeraitätsnachrichten,
beidunste der Verblendung und des Wahns — wir hoffen es zu Gott —
grundlich zerstört, und der Einsicht und Thatkraft der Edelsten und
Tüchtigsten auf den Thronen, wie in den bescheidensten Stellungen, wird
es gelingen, das „Banner der deutschen Ehre und Herrlichkeit unbe-
fleckt 4 ' aufzurichten und zu verhüten, dass nicht neues und grösseres Un-
glück heranbreche, und selbst das kostbare Gut der Freiheit daran ge-
setzt und in den Kauf gegeben werden müsse , um die bedrohte Gesittung,
die Frucht tausendjähriger Anstrengungen , vor dem Untergänge zu ret-
ten." Das Programm „Des Paler. Catullus Gedichte an und über C. Julius
Cäsar und Mamurra kritisch behandelt*' rührt von Prof. Pleüner her und
fasst 25 Seiten. Der Verf. hatte eine in lateinischer Sprache abgefasste
grössere Abhandlung über mehrere Gedichte des Catull vorbereitet ; allein
die allgemein herrschende Aufregung und der peinliche Zustand der mei-
sten Einwohner der Pfalz gestattete ihm die Ruhe und Stimmung einer
nothwendigen Ueberarbeitung nicht, wesswegen er jene einstweilen ruhen
liess, um die vorliegende , in kürzester Zeit ausgearbeitete Abhandlung
derselben gleichsam vorauszuschicken und das Urtheil der Sachverstän-
digen über den Werth des Dargebotenen in etwas zu sondiren. Damit
letzteres ein Ganzes bilde , hat der Verf. alle an C. J. Cäsar gerichteten
Gedichte des Catull einer kritischen Behandlung unterworfen und die an
den Mamurra darum angeschlossen, weil Catull in den bedeutendsten der-
selben, nämlich im 29. und 57., beide Männer derb geisselt. Er verfährt
ganz selbstständig und versucht eine Widerlegung der Ansichten früherer
Bearbeiter nur dann , wenn nach seiner Ansicht die richtige Auffassung
einer Stelle ihm festgestellt erscheint. Die geringere Beachtung fremder
Meinungen möge man jedoch nicht als Geringschätzung ansehen, weil er
nur solche Stellen prüfe, an welchen er mit den Ansichten Anderer
nach sorgfaltiger Prüfung nicht einverstanden sein könne. Er legte
Lacbmann't Ausgabe , Berlin 1829, zu Grunde , weil dieser zuerst nach
Ausscheidung der stark interpolirten Handschriften eine Textrecension
nach den minder interpolirten, der Datanischen und Santenianischen, mit
gehöriger Berücksichtigung aller früheren Leistungen hergestellt habe.
Dass in den Gedichten des Catull (Tibull und Pröperz) viele Corrupthei-
ten stattfinden und für dieselben noch ausserordentlich viel zu thun übrig
ist, braucht nicht erst bewiesen zu werden. Um das Verfahren des
Verf. zu charakterisiren, wählen wir das von Fröhlich Münchner Geh
Anz. 1846. Nr. 131 — 33 behandelte 29. Gedicht. Der Vs. 20 des ge-
nannten Gedichtes, dessen offenbare Verderbniss alle Bearbeiter des Ca-
tull zu Verbesserungsvorschlägen veranlasste, wird vom Verf. in „Nunc
Galliae voretur et Britanniae?" geändert, weil die passive Form, die
durch das ganze Gedicht gehenden Fragesätze und die in Allem liegende
Kraft wegen Aufzählung der Sünden des Mamurra dafür sprächen. Da
Fröhlich ,,Nunc Galliae timetur et Britanniae" schreibt, also in der Haupt-
sache mit der Ansicht des Verf. übereinstimmt, so führt erdessen Gründe
kurz an und bemerkt, dass sein Vorschlag durch Gleichförmigkeit, Ein-
fachheit und Deutlichkeit der Rede sich empfehle und der Dichter, wenn
er „timetur" geschrieben hätte, die Stelle ohne timetur als Parenthese
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 329
zu fassen sich gedacht hatte, in diesem Falle aber eben wegen der darch
die Gleichförmigkeit der Rede herbeigeführten Deutlichkeit der Vers un-
beschadet des Metrums nunc Galliae timetur et Britanniae gelautet haben
würde. Ob der Verf. mit seinen Gründen gegen Fröhlich bei allen
Sachverständigen durchdringt, bezweifelt Ref., dem die erstere mehr
Vorzüge zu haben scheint, als ihr der Verf. zuerkennen will. Da für
Vs. 23 „Eone nomine urbis opulentissime" die Lesart der Handschriften
unhaltbar ist und die Vorschläge von Lachmann , Haupt und Hermann
dem Verf. nicht genügen , so hält dieser eine entsprechende Aenderung
für unentbehrlich, wobei es ihm nicht um ein dem verdorbenen Worte
in den einzelnen Buchstaben möglichst gleichkommendes, sondern darum
zu tbun ist, was der Dichter nach seiner Denk- und Darstellungs weise am
Wahrscheinlichsten gesetzt haben möchte. Nach Bezeichnung der zwei
scharf abgegrenzten Theile des Gedichtes, von Vs. I — 10 und von da bis
zum Schlüsse, und Angabe des Umstandes, däss Anfangs- und Schluss-
verse jedes Theiles in gegenseitiger Beziehung zu einander stehen, indem
der Dichter am Schlüsse auf das Anfangs Gesagte als durch die inzwi-
schen erfolgte nähere Auseinandersetzung gerechtfertigt und bestätigt
wieder zurückweise, daher gewöhnlich der Schlussvers durch Zusatz
eines eine solche Bestätigung anzeigenden Wortes seine eigentliche Be-
deutung und Kraft gewinne, hält der Verf. sich für berechtigt, statt des
verdorbenen Wortes, opulentissime, das sowohl dem Sinne als dem Me-
trum nach genügende inclitissimei zu setzen , wodurch „urbis" allen An-
fechtungen enthoben sei und der angezogene nebst folgende Vers frei
übersetzt laute: Und jetzt soll auch noch die Gallische und Britanni-
sche Beute verschlungen werden? Warum denn begünstigt ihr diesen
Nichtsnutzigen so sehr? oder ist er zu etwas anderem nütze , als reiches
Erbgut zu verschlemmen? So, desswegen also habt ihr ruhmreichste
Männer Roms, Schwiegervater und Schwiegersohn, Alles zu Grunde ge-
richtet? Nach einzelnen Bemerkungen und Erläuterungen des Sinnes der
ganzen Darstellung sucht der Verf. das vorgeschlagene inclitissimei durch
billigende Gründe zu rechtfertigen, durch Beispiele zu erhärten und
seine Behauptung wegen der den Text des Catull noch vielfach entstel-
lenden Glossen zu begründen. Das letztere ist nicht gerade nothwendig,
weil allgemein anerkannt. Der 2. Abschnitt behandelt das 57. Gedicht,
in welchem Haupt in seinen observ. crit. S. 39 das dem Charakter des
Gedichtes angemessenste und das Verhältniss zwischen Cäsar und Ma-
murra am meisten bezeichnende Wort verdrängt und in dem also lauten-
den Verse: Morbosi pariter gemelli utrique für gemelli den Begriff tenelli
vorgeschlagen habe. Der Verf. schlägt vor Morbo si pariter gemelli
utrique zu lesen, indem sie pariter als Hauptworte der 2. Hälfte des Ge-
dichtes begründet würden und das Gedicht in allen seinen Theilen die
richtige Färbung gewinne, das Ebenmaass in der Satzgliederung gewahrt
und die Gleichförmigkeit in der Darstellungs weise versin n licht werde.
Hierauf sucht er das durch alle Handschriften geschützte et in Vs. 9 durch
etiam zu erläutern und festzustellen gegen die Herausgeber , welche es
wegschaffen wollen , indem dieser Gebrauch des et bei Catull fremd sei.
830 Schul- und Universitatsnachrichten,
Zur Beseitigung dieses Einwurfs fuhrt er noch eine Stelle im Ged. 10. 12
an und folgert aus seinen Erörterungen, dass jene Herausgeber sich geirrt
haben. Aehnlich beweist er aus drei Beispielen, dass Catull nur vor
einem anlautenden s das auslautende des vorhergehenden Wortes auszu-
lassen sich erlaubt habe, um so das von Cic. orator §. 161 gerügte An-
ttossige dieser Abwerfung des s zu vermeiden. — Im 3. Abschn. geht
der Verf. zu den an Cäsar gerichteten Gedichten, nämlich zum dritten u.
letzten 93. Epigr. über: Nil nimium studeo, Caesar, tibi velle placere,
— Nee scire utrum sis albus an ater homo. Nach der gewöhnlichen
Erklärung ist dem Verf. der Sinn : Ich habe durchaus keine besondere
Neigung, o Cäsar, mir deine Gunst zu erwerben, und will auch nicht das
Geringste von dir wissen. Hiervon geht der Verf. ab, indem er einen
ähnlichen Sinn der Art angiebt: „Denn es gelüstet mich durchaus nicht,
mit dir gar zu vertraut zu werden, da ich weiss, wie du es mit deinen
Vertrauten hältst." Man hält die Stelle für verderbt; allein Quintilian
fährt sie an , worüber der Verf. Einiges sagt. Im 4. Abschnitt geht die-
ser zu den ausschliesslich an den Mamurra gerichteten Gedichten und
zwar zunächst zu denen über, in welchen er unter dem Namen Mentula
auftritt. Daher beginnt er mit dem 94., worin die beiden „mentula" das
Anstössige bilden, und stellt den Vers also: Mentula moechatur; raoecha-
tur mentula certe , unter dem Sinne : Mentula buhlt gerne , das ist aller-
dings seiner Natur ganz angemessen ; da gilt eben auch das Sprichwort :
Jeder sucht, wornach ihn gelüstet. Hierdurch will der Verf. die Frage
der Vereinigung dieses Gedichtes mit dem vorstehenden entscheiden. In
dem 115. Gedicht hält er die Lesarten der Handschriften aufrecht, näm-
lich habet, wofür Lachmann habes, dann ipse est, wofür dieser ipse es
liest. Das 114. Gedicht hat hinsichtlich der Erklärung und Feststellung
des Textes bedeutende Schwierigkeiten. Nachdem er einige Stellen be-
richtigt, die Begriffe sumptus und dives näher beleuchtet und letzteres
nicht auf Mentula , sondern nur auf das Gut bezogen hat, stellt er die
Verse also :
Firmanus saltus non falso, Mentula, dives,
Saltem laudemus, dum modo te ipse egeat
und erklärt sie: Dein Firmanisches Gut wird, o Mentula, nicht unwahr
als reich gepriesen , denn es begreift so vielerlei Vorzügliches in sich, als
Saatfelder, Wiesengründe, alle Sorten Fische, Feld- und Waldjagd.
Aber was nützt diess? Es kostet dich mehr als es einträgt u. s. w. Er
hält das au der Spitze des Epigramms stehende Subject fest und reihet
den nächsten Gedanken an den vorhergehenden logisch an, wodurch er
manchen Missständen zu entweichen sucht. Im 7. Abschnitt behandelt
er das 41. und 43. Gedicht; dieses geisselt den schlechten Geschmack, je-
nes die unsinnige Verschwendung, die aus den Forderungen hervorgebt,
an die er seine Freundin gewöhnt. Das 43. übergeht er; das 41. aber
beleuchtet er hinsichtlich des letzten Verses „Qualis sit: solet et imagino-
sum u , welchen er also umwandelt: Qualis sit; stolida atque imaginosa est.
Er leitet diesen Vorschlag aus der Betrachtung des Zusammenhanges ab,
findet für die verdorbenen Worte äusserlich ähnliche and dem vermeint-
Beförderungen and Ehrenbezeigungen. 331
liehen Sinne ganz entsprechende auf und verschafft seiner Aoffassungs-
weise sehr viel Haltbarkeit. Der Grand zur Verderbniss lag ihm wahr-
scheinlich darin, dass wegen des vorhergehenden sit die beiden Anfangs-
buchstaben von stolida ausfielen, wofür er ein Beispiel aus 17, 24 anführt*
Obgleich imaginosus nur an dieser Stelle sich findet, so lässt es der Verf,
doch nicht verdächtigen* Im 8. Abschn. zieht er noch das 54. , wie ihm
scheint, heillos verdorbene Epigramm in nähere Untersuchung. Er über-
geht alle Ansichten der früheren Erklärer und will durch Feststellung
einiger Hauptgedanken alles Unsichere und Schwankende vermeiden, da-
für aber festen Boden gewinnen. Er fasst die beiden letzten Verse nicht
als Drohung, sondern als fragend auf, verbindet den 1. Vers mit dem 3*
und beseitigt die Schwierigkeiten des 2. Verses, indem er also liest:
Si non, optime, displicere vellem — Tibi, si officio seni irrecocto :
Irascere iterum meis iambis — Immerentibus , unice imperator ?
Er lässt das Epigramm von Catull in der Absicht schreiben , um den Cä-
sar, den er durch das 29. Gedicht so sehr beleidigt und erzürnt hatte,
auf eine anständige Art um Verzeihung zu bitten und wieder zu besänf-
tigen, was ihm auch gelang. Hieraufwendet sich der Verf. zur Recht-
fertigung seiner einzelnen Abänderungen, was auf eine sehr weitschweifige
Weise geschieht. Der Vordersatz enthält ihm eine Entschuldigung im
Allgemeinen, der Abbitte eine mildere Form gebend; der Nachsatz be-
zeichnet ihm die Veranlassung zu dieser Entschuldigung. Die Abbitte
selbst geschah ihm am Füglichsten durch ein Gedicht, wie er den Cäsar
durch ein solches beleidigt hatte. Endlich liefert er den Beweis, dass
Catull das 29. Gedicht in reinen Iamben abgefasst habe. Im 9. Abschn.
spricht der Verf. noch von einem Gedichte, weiches von Cäsar nnd Ma-
murra handle, wofür er den Gedanken, dasselbe sei in dem Sinne zu er-
klären und zu verbessern, dass Catull sich über die reissend zunehmende
Zahl der adulteri beschwere, als ganz unstatthaft abweist. Am Schlüsse
untersucht er noch eine Stelle im Ged. 57, 18, worin er manchem Beden-
ken abhilft, indem er liest: Adulter orae Celtiberiae fili , und seine Les-
art dem verdorbenen Worte celtiberosae Zug für Zug entsprechend findet.
Eine Randbemerkung habe die ursprüngliche Lesart wahrscheinlich ver-
drängt. In wie weit der Verf. aberall selbstständig verfuhr, dürfte aus
diesen Angaben folgen.
Straubing. Gymnasium und latein. Schule. Der Lehrer der
franz. Sprache Chevigvy kam in Ruhe; der Unterricht wurde Hofbauer
übertragen. Bei Erkrankung des Prof. Mayer halfen die übrigen Pro-
fessoren aus. Ein Programm ist dem Jahresberichte nicht beigegeben.
Wirzburg. In dem Lehrerpersonale trat keine Veränderung ein.
Der Studienrector bemerkt im Vorberichte, dass die Studienschüler, wie
im ganzen Königreiche die schulpflichtige Jugend, unter der allgemeinen
polizeilichen Aufsicht und noch unter der ganz besonderen in Bezug auf
den satzungswidrigen Schenkenbesuch* stehen, was hiermit einigen ano-
nymen Zuschriften zur Antwort und Erklärung dienen möge. Uebrigens
hätten die in Miethe wohnenden Schüler an den von den Eltern gewähl-
ten Miethleuten die satzungsmässigen Stellvertreter der Eltern, und wenn
332 Schul- und Universitätsnachrichten,
diese unvorsichtig oder unglücklich wählten and jene die übernommene
Elternpflicht gewissenlos vernachlässigten , so könne die Schale die trau«
rigen Folgen solcher Wahl und Vernachlässigung nur bedauern. Dem
Vorstände scheinen mancherlei Gerede zugekommen zu sein. Er mag
sich wegen des unerlaubten Scbenkenbesuches mit anderen Vorständen
trösten, denen es nicht besser geht. Jener Besuch von Schenken ist ein
Hauptübel der studirenden Jünglinge, der Jugend überhaupt. Ein Pro-
gramm „Ueber Person und Sache in der latein. Syntax" fertigte Weigand.
Er geht von dem Hauptsatze aus: Die der latein. Litteratur bereits ge-
widmeten vielseitigen Forschungen und hieraas gefolgerten Unterschei-
dungen an der Sprachform selbst hätten auf einen Gegensatz zwischen
Person und Sache hingeführt und auf den Grund desselben wieder neue
Untersuchungen veranlasst, welche für die Bildung, Gliederung und Beu-
gung der Redetheile selbst, zugleich aber auch für die Entwickelung der
Wortbedeutungen , der syntaktischen und stilistischen Seite der Rede und
für die ganze Denk- und Handlungsweise des romischen Volkes, fugt Ref.
hinzu , von höchster Wichtigkeit sind. Nach des Letzteren Ansicht sollte
der Grundcharakter der Begriffe „Person und Sache 44 , ihr gegenseitiges
Wechsel verhältniss, ihre Bedeutung für die Sprach weise und ihr Einfluss
auf den Volksgeist in allgemeinen Sätzen festgestellt und daran die wei-
tere Betrachtung angeschlossen sein. Vor Allem sind viele einzelne Er-
scheinungen , welche einen Typus gemein haben und von gleichförmigen
Merkmalen beherrscht werden , unter Hauptbegriffe zu vereinigen und aas
diesen sodann die verschiedenen Gesichtspunkte, Gesetze and leitende
Gedanken festzustellen und nach ihrem inneren Zusammenhange zu ver-
anschaulichen. J. Grimm , welcher für die deutsche Sprachforschung und
Grammatik Ausserordentliches geleistet hat, ist wohl, wie der Verf. an-
merkungsweise bemerkt, allgemein logischen Begriffen in der Grammatik
feind , weil sie nach seiner , freilich nicht begründeten , daher nicht halt-
baren Ansicht scheinbare Strenge und Geschlossenheit der Bestimmungen
mit sich führten , aber die Beobachtung hemmten , welche er als die Seele
der Sprachforschung betrachte. Wer nichts auf Wahrnehmungen halte,
welche mit ihrer factischen Gewissheit Anfangs aller Theorie spotten,
werde dem unergründlichen Sprachgeiste nie näher treten. Gerade die
in der Individualität liegenden allgemeinen Begriffe fuhren mittelst ihrer
näheren und entfernteren , wesentlichen oder zufalligen Merkmale zu den
von Grimm so hoch angerechneten Wahrnehmungen, fördern die Beobach-
tung und erzeugen jene allgemeinen in dem ganzen Wesen der Sprache
liegenden , daher von jedem erkannten and -jedem verständlichen Wahr-
heiten , welche als leitende Principien in der ganzen Sprache und ihren
Eigenthümlichkeiten hindurchwehen and die vorhandenen and fortge-
setzten Beobachtungen beherrschen, aber auch zugleich in ein Ganzer
vereinigen helfen. Gerade die beiden Begriffe „Person nnd Sache", ihs
wörtlicher und geistiger Gegensatz bei anscheinend gleichen Verhält-
nissen and ihr grosser Einfluss auf die Sprachbildung, Sprachforschung
und Spracherlernung bilden einen Gegenstand , der einer aufmerksamen
nnd gründlichen Behandlung bedarf, um diejenigen Fügungen, durch
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. SSS
welche die Denkfunction de« einseinen Urtheils und der Verbindung der
Urtbeile unter sich versinnlicbt werden, in Worten klar durchschauen
und beurtheilen zu können. Der Verf. sucht in $. 2 das Gebiet der ver-
schiedenen Erscheinungen zu "vergegenwärtigen, laset den ganzen Sprach-
bau eines besonderen Volkes von der Eigen thumlichkeit des letzteren
durchdrungen sein und hält sich überzeugt, dass die Art, die Urtheile
an sich auszusprechen und unter sich zu verbinden oder die ausserwe-
sentlichen Satzbestimmungen zu bezeichnen , das Besondere in den Satz-
verhältnissen zu den Eigentümlichkeiten des römischen Volkes führe,
wofür ihm v. Humboldt in der Schrift: „Ueber die Verschiedenheiten des
menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Ent Wicke-
lung des Menschengeschlechtes" ein Gewährsmann ist* Bedenkt man
übrigeifs, welchen Einfluss das lange Zusammenleben, die verschiedenen
Religionen , die Vermischung von Volksstämmen , die Unterjochungen und
mächtigeren und gebildeteren Einwanderer bei einem grossen Volke , wio
das romische , hervorrufen mussten , so erhält man Aufforderung zur Vor-
sicht für eine richtige und gründliche Erkenntniss der Wahrheit, dass die
Sprachen als geistige Schöpfungen der Menschheit, als tief in ihre gei-
stige JBntwickelung verschlungen, eine nationale Form kund geben und
eben darum für den gesammten Volkscharakter höchst wichtig sind. In
wiefern der Gegensatz zwischen Person und Sache auf eine Erörterung
dieser Begriffe selbst fuhrt und sie der Darstellung der Römer ihrem
Sprachschatze entsprechend inne gewohnt haben, berührt der Verf. zu
kurz , um den Charakter des Gegenstandes zur lebendigen Erkenntniss
zu bringen. Er sucht zwar in §. 3 beide Begriffe zu definiren , das
„persona" dem „res" entgegenzustellen und durch Citate seine Bemer-
kungen zu belegen, allein gerade wegen der vielen Citationen geht er
nicht recht in das Wesen der beiderseitigen Definitionen und ihrer Grund-
charaktere ein und bereitet er die Entwickelungen in §. 4 nicht durch-
greifend vor, obgleich dieselben einen der wichtigeren Theile des Pro-
grammes bilden ; denn hiernach ist Person zunächst der Mensch als Trä-
ger der sämmtlichen Seelenkräfte, und wird er nur dann Sache, wenn
er nicht vernunftgemäss handelt und zn Folge dieses göttlichen Ele-
mentes über alles ausser ihm Befindliche, nicht selbstbestimmbar Han-
delnde sich nicht erhebt, also in die Classe der vernunftlosen Thiere und
des Anorganismus herabsinkt. In wieweit des Römers Persönlichkeit
auch im socialen Leben eine wichtige Rolle spielte , hat der Verf. leider
zu oberflächlich berührt. Die Identificirung jener in diesem war der Be-
ginn der Stärke und die Grundlage der Erweiterung ; der Verlust der
Persönlichkeit im öffentlichen Leben war der erste Schritt zur Schwäche
und ein stets nagender Krebs bis zum Untergange der Römerherrschaft.
Den Gegensatz zwischen Person und Sache in der römischen Rechtskunde
bezeichnet er eben so kurz , als jenen für das sociale Leben* Ausführ-
licher geht er in die göttlichen Personen ein, ohne die Sache zu er-
schöpfen und für §. 5 die Wahrheit vollständig begründet zu haben, dass
die römische Vorstellungs weise den berührten Gegensatz einerseits wis-
senschaftlich und praktisch, andererseits religiös und künstlich aufgefasst
habe und die Sprache demselben gegenüber, wie iiiaMfet«&^«Ä^n»3?^-k
334 Schul- and Universitatsnachrichten,
so in ihrer Syntax, nicht unempfindlich geblieben sei. Diese allgemeine,
das ganze Programm nicht blos vorbereitende, sondern beherrschende und
begründende Wahrheit sollte zureichender begründet und in absoluten
Principien und einzelnen Nebenideen festgestellt sein, um durch Unter-
suchungen in der Sprache selbst stets neue Belege für das eine oder an-
dere Princip zu gewinnen. Am Subjecte lassen sich allerdings häufige
Unterscheidungen zwischen Person und Sache entdecken , nur treten sie
am Prädikate öfter und häufiger hervor, wofür der Verf. in §. 5 nur
einige kurze Bemerkungen beifugt, die den Gegenstand nur wenig auf«
hellen. Zahl und Geschlecht gehen auf die beregte Unterscheidung viel-
fach ein, wofür §. 6 die einseitige und mehrseitige Beziehung erörtert
wird. Der Verf. urtheilt nicht immer gleich richtig für die einzelnen
Behauptungen und bedient sich einer Sprachweise , welche keine allge-
meine Billigung verdient. Er häuft einfache Worte zusammen und bildet
nicht selten Sätze, welche keine Gesetzlichkeit enthalten. Bei mehrsei-
tiger Beziehung gilt der Plural der Bestimmung, sagt er, als häufiger,
sobald diese auf zwei oder mehrere Personen gemeinsam sich richtet, bei
Sachen aber sowohl Singular wie Plural als gleich üblich, doch jener bei
Cicero vorzugsweise ideeilen Vorstellungen gegenüber. Bei Vermischung
von Personen und Sachen wird der Plural für das bestimmende Wort
vorgezogen , wenn nicht die einzelne Person oder Sache vorher geschätzt
wird. Was er rücksichtlich des Geschlechtes für einseitige Beziehung
zu beachten fordert , hat keine allgemeine Haltbarkeit und lässt sich ver-
schiedenartig deuten. Für das Bereich der Casus, sagt er §. 8, find«
sich am Subjecte und nächsten Objecto kein Unterscheiden nach Person
und Sache. Nur für die Verba des Brinnerns und Vergessens werde an-
genommen , dass der Genitiv , welcher ihrem Objecte eigenthümlich sei,
zunächst bei Sachen durch den Accusativ ersetzt werde , memini aber mit
einem persönlichen Accusativ anders zu fassen sei, als mit dem persön-
lichen Genitiv, wofür verschiedene Belege angeführt werden, die der
Verf. nicht immer nach ihrem Wesen zu durchschauen scheint. In wie
weit das entfernte Object häufiger als das nächste auf den beregten Un-
terschied führt , bespricht der Verf. in §. 9 ausführlicher als jede sndere
Rücksicht, wesswegen man diese Angaben für die gehaltvolleren des Pro-
grammes halten darf. Er berührt manche Eigenthümlichkeiten hinsicht-
lich der Casus und referirt aus den verschiedenen Citaten , welche sich
hier besonders häufen. Dass manche Verhältnisse des Ablativs auf jenen
Unterschied in so fern eingehen, dass Sachen bald mit, bald ohne Prä-
position , Personen aber mit dieser dargestellt zu werden pflegen, berührt
er in §. 10, wofür er besonders einige causale Beziehungen , namentlich
des Urhebers und der Ursache bei Passiven oder passivisch gedachten
Ausdrücken, der verschiedenartigen Gründe, des Mittels und der Werk-
zeuge beibringt, welche mehr Haltbarkeit haben als die räumlichen Orts-
verhältnisse, über welche sich eine Bewegung erstreckt, und die eine
Trennung ausdrückenden Verba und Adjectiva. Der Verf. geht über
diese Gegenstände gleich oberflächlich hinweg wie über viele andere, was
sich nur dann entschuldigen Hesse, wenn eine solche Oberflächlichkeit
Beförderungen and Ehrenbezeigungen« 335
durch den Raum geboten wäre. Dieses ist jedoch nicht der Fall , da die
wenigsten Programme nur 12 Seiten fassen. Vielleicht giebt er hier nur
kurze Andeutungen und beglückt er das philologische Publicum mit einer
vollständigeren Erörterung des Gegenstandes , wozu es ihm weder an
Zeit noch Gelegenheit zu fehlen scheint. In §. 11 lässt er die betrach-
teten Fugungen als solche gelten, welche ohne wesentliche Aenderung
des Sinnes zunächst die Person gegenüber der Sache auszeichnen; stützt
er den Ueberblick derselben einerseits auf den Vergleich betreffender
Stellen und nennt er denselben einen Beitrag zur aufmerksamen Betrach-
tung des lateinischen Sprachgebrauches, zu dessen LJebung Sichtung und
Ergänzung. Er deutet auf eine Verschiedenheit der Redefügung, der
Formen, stärkeren Bezeichnung für die Person und schwächeren für
die Sache und dergl. hin und bemerkt , dass die Unterscheidung bei viel-
facher Regelmässigkeit im Ganzen nicht ohne gewisse Freiheit im Ein-
zelnen und im Organismus der Sprache überhaupt , in der Syntax insbe-
sondere neben einander besteht, wodurch überall eine gewisse Vermitte-
lung zu Stande kommt. Dass hiusichtlich der berührten Erscheinungen
noch vieles besser zu erörtern ist, verkennt der Verf. nicht, wesswegen
er sich begnügt, den Gegenstand wenigstens angeregt und vielleicht Ver-
anlassung zu weiteren Untersuchungen und Entwickelungen gegeben zu
haben. Hierin ein Verdienst des Programmes, welches die Sache con-
sequenter behandeln und auf zuverlässigere Thatsacben zurückfuhren
konnte.
Zweibrücken. Gymnasium und latein. Schule. Statt des Pro-
grammes liest man einige Worte zum Andenken an Prof. Dr. Vogel *),
*) Er wnrde am 31. Januar 1803 zu Schwarzenbach an der Saale
geboren; sein Vater war k. preuss. Justizamtmann, der 1806 starb.
Seine Mutter verheirathete sich an den k. baier. Rentamtmann Wein-
rieh. Nach der Elementarschule seines Geburtsortes kam er in die lat.
Schule zu Bayreuth, Dünkelsbühl und in die Gymnasien zu Erlangen u.
Neuburg, wo er Guldner zum Lehrer hatte, von dem er stets mit be-
sonderer Anerkennung und Dankbarkeit sprach. Am Lyceum in München
studirte er Philologie unter T hier seh und Kopp, verliess aber 1820
München, am in Erlangen Theologie zu studiren, was er bald aufgab,
weil ihm der damalige Standpunkt der protestantischen Theologie nicht
gefiel, indem die zwei Parteien, die pietistische und rationalistische, sich
bekämpften. Er lernte Döderlein und Heller kennen, bestand im
Juli 1822 die Concursprüfung für das höhere Lehramt und wurde 1823
als Obervorbereitungslehrer in Zweibrücken angestellt. 1829 wurde er
Oberlehrer, 1831 Subrector, 1835 Professor der 1. und 1837 der 2.
Classe des Gymnasiums und Bibliothekar. 1830 heirathete er die älteste
Tochter des Oberconsistorialrathes Heinz, welche 1842 starb und ihm
noch 4 lebende Kinder hinterliess. Er schrieb nur einige Programme;
das erste, vom Jahre 1830, bespricht 15 Stellen aus Cicero als cicero-
nianisch, welche andere Gelehrte für unciceronianisch erklärten. Das
zweite, von 1839, enthält eine Vergleichung dreier noch un verglichen er
Codices der Münchner Bibliothek über Cic. Lälius mit der Ausgabe von
Nobbe. Das dritte, von 1847, handelt von 13 Stellen des PJutarch, in
diesen NJahrbb. kurz angezeigt. Ueber die Ungunst der classischen Stn-
336 Schal - und Universitätsnachrichten,
welcher seit März 1823 an der Anstalt wirkte and am 24. Juni 1849 nach
langem Leiden starb, also 26 Jahre lang an jener thätig war. Die*e
kurze Lebensbeschreibung macht zugleich den Beschluss sowohl der sta-
tistischen Uebersicht der Anstalten und ihrer Lehrkräfte, welche nebst
der Schälerzabi in der nachfolgenden Tabelle durch die Zahl bezeichnet
sind , als der litterarischen Leistungen der einzelnen Lehrer durch die
verschiedenen Programme, woraus jedoch kein maassgebendes Urtheil
über die theoretische und praktische, wissenschaftliche und einfluss-
reiche Leistung der sämmtlichen Lehrkräfte abgeleitet werden möge.
Ueber den Kenntnissunifang der einzelnen Verfasser der Programme mö-
gen unparteiische und sachkundige Leser aus den Gegenständen jener und
aus der Behandlung dieser, welche die mitgetheilten Haupt- und Neben-
ideen zu veranschaulichen hinreichend erscheinen durften, sich ein Urtheil
bilden. — Nach der am Schlüsse beigefügten Uebersicht der Lehrkräfte
dien bei vielen Bejahrten und Schulern sprach er sich wohl öfters aus,
aber sein stiller Kampf hatte keinen Erfolg für das öffentliche Leben,
wohl für seine eigene Studien, welche ihn immer tiefer in die Alter-
tumsforschung einführten und zu gesteigerter Thätigkeit für den Unter-
richt der Jugend anfeuerten. Von dem Charakter der Gelehrtenschule
hatte er eine gediegene Vorstellung, welche ihn mit dem öffentlichen Le-
beu vielfach entzweite und zu de* ben Missbilligungen der angewendeten
Maassregeln, ja selbst zur Veränderung seiner äusseren Stellung führte,
was jedoch nicht werkthätig wurde. 1845 wurde er zum Rector für das
Gymnasium, welches in Kaiserslautern errichtet werden sollte, bestimmt,
was jedoch nicht zu Stande kam. Er fühlte sich weder als Franke noch
als Baier, sondern als Deutscher, wesewegen er stets bemüht war, deut-
sches Wesen zum Bewusstsein und zur Anerkennung zu bringen uitd
deutschen Patriotismus zu beleben, weswegen er, obgleich schwer zu-
gänglich und zurückhaltend, bei Berührung deutscher Nationalität freu-
digst aufgeregt, an Gleichgesinnte sich anschloss und die Gegner ent-
schieden bekämpfte. Die Erhebung des deutschen Volkes im Frühlinge
1848 schien seine Jugendträume zu verwirklichen, seine Ideale zu ver-
körpern und der politische Zustand den schönsten Zeiten der alten Völ-
ker gleich werden zu wollen, was ihn zu den Worten verleitet haben
soll: „Der Michel scheine ein Erzengel Michael zu werden." — Er be-
theiligte sich nach Kräften an der Einfuhrung der Öffentlichen Versamm-
lungen, freien Presse, Vereinigung zu öffentlichen Zwecken und der
Volksbewaffnung, war in Studirstube und im Lehrsaale, auf Uebungs-
plätzen der Bürgerwehr als rastiger Führer und auf Rednerbühnen der
Volksversammlungen ein wohlmeinender Leiter der Öffentlichen Meinung
und schien in seinem ganzen Wesen erhoben , in seinen Kräften erfrischt,
in seinem Geiste gestärkt, zu neuem, freudigem und erfolgreichem Leben
erwacht zu sein. Allein im Februar 1849 überfiel ihn ein Lungenleiden,
welches ihn nur vegetiren Hess. Die Zeitereignisse, woran er den leb-
haftesten Antheil selbst während seiner Krankheit nahm, erschütterten
sein Inneres noch mehr. Der Bürgerkrieg in Deutschland, das Anneh-
men polnischer Flüchtlinge als Führer von Deutschen, das Anrufen fran-
zösischer Hülfe gegen Deutsche, der Untergang der nebelartigen Natio-
nalversammlung und die Auflösung des Rumpfparlaments in Stuttgart be-
gleiteten ihn am 24. Juni zum Grabe. Nach den Mittheilungen in dem
Vorworte war er ein tüchtiger Lehrer, den die Anstalt stets im Anden-
ken erhalten wird.
Beförderungen und Ehrenbezeigungen.
337
und Schulerzahl für die gelehrten Anstalten Baierns ist die Zahl der Leh-
rer an letzteren in dem verflossenen Studienjahre bemerkbar gewachsen.
Mit Ausschluss der technischen Anstalten, nämlich Gewerb-, polytechni-
sche Schulen und der Forstschule, vermehrte sich die 2ahl der Lehrer an
Universitäten und Lyceen um 18, die der Gymnasien um 60 und die der
latein. Schulen um 100, also die Gesammtzahl der Lehrkräfte um 178 In-
dividuen gegen das Jahr 1847 — 48, Die Zahl der Studenten an Univer-
sitäten vermehrte sich in Folge der am Eingänge erwähnten Anordnung
der .allgemeinen Studien, wesswegen die Zahl der Lyceakchuler sieh an«
sehnlich verminderte, indem selten ein zweiter Cursus vorhanden ist.
Die Zahl der Gymnasialschüler blieb sich fast ganz gleich , indem sie für
1847—48 auf 3583, für 1848—49 aber auf 3581 sich belief. Die Zahl
der lateinischen Schuler nahm um 283 ab, wovon der Grund in dem Be-
stehen der Gewerbschulen liegt, in welche die Schüler direct aus der
Volksschule übergehen können, was für die Ausbildung zu den gelehrten
Studien Von grossem Vortheile ist. Für die ganze Bevölkerung von
4*£ Millionen kommen auf ein Individuum der gelehrten Studien 319 — 320
Köpfe. Auf einen Lehrer der Universitäten und Lyceen kommen 16 , auf
einen an Gymnasien 15, auf einen an lateinischen Schulen 20, also auf
einen überhaupt 17 — 18 Schüler. Dass sich dieses Verhältniss gegen die
früheren Jahre zu Gunsten der geistigen Entwickelong in sofern gestaltet
hat, als wenigere Individuen auf eine Lehrkraft kommen , diese also in-
tensiver auf jene 1 wirken kann, leuchtet von selbst ein. Es wäre aller-
dings von besonderem Interesse , die Anstalten, ihre Lehrkräfte und Schü-
ler nach den einzelnen Kreisen zu ordnen , dieselben stets mit dem Flä-
chen räume und der Seelenzahl zu vergleichen und daraus einzelne Ver-
hältnisse abzuleiten, welche zu Resultaten führen konnten, die für sta-
tistische Entwicklung und Begründung der einzelnen Umstände raaass-
gebende Grundsätze liefern und den Betheiligten an der Sache für die
Erscheinungen der Gegenwart gewisse Anhaltspunkte -für ihre Ansichten
verschaffen würden. Es ist dieses früher schon einmal geschehen, soll
aber jetzt unterbleiben.
Uebersicht der Lehrer und Schüler der höheren Lehran-
stalten Bayerns ffir das Studienjahr 1848— 49.
Städte.
Amberg ....
Ansbach ....
Anweiler i. d. Pfalz.
Aschaffenburg . ..
Augsburg kath. Anst.
„ prot. „
Bamberg ....
Bayreuth ....
Bergzabern i. 4. Pf.
Burghausen , . .
Cusel in d. Pf.
Lyceum.
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Lat. Schule.
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Schwabach . .
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Beförderungen und Ehrenbezeigtfügen. 339
Brauinschweig. Das dasige Obergymnasium erfuhr im Laufe des
Schuljahres Ostern 1849 — 50 zwar keine Veränderung im LehrercoJie-
giuin, ausser dass der durch den Tod des Prof. Griepenkerl erledigte Ge-
sangunterricht dem Chordirector Mühlbrccht übertragen ward , aber man-
cherlei Störungen durch längere Krankheiten einzelner Lehrer, während
welcher die Lehrer Hermann Günther (früher an der Bezirksschule zu
Liestal) und Schulamtscandidat Sack Aushülfe leisteten. Die Schü-
lerzahl war am Schlüsse des Schuljahrs 81 (4 mehr als am Schlüsse des
ersten Semesters) und zwar in I. 15, in II. 16, in III. 24, in IV. 26. Zur
Universität gingen Michaelis 1849 3, Ostern 1850 7. Pas Englische
wurde in Cl. I — III. zum obligatorischen Lehrgegenstande erhoben, so
dass nur noch der Gesangunterricht und das Hebräische ausserhalb der
regelmässigen Schulstunden fallen. Das Programm enthält von dem Dir.
Prof. Dr. G. T. A. Krüger: Drei Satiren des lloraz, I, 4; I, 10; II, 1,
für den Schulzweck erklärt (23 SS. 4). Jeder Freund des classischen
Alterthums und seiner zweckmässigen Behandlung in den Gymnasien wird
diese Commentare gewiss mit der lebhaftesten Freude begrüssen , weil
sie nicht nur die Veranschaulichung der von dem Hrn. Verf. aufgestellten
Grundsätze geben, sondern zugleich an und für sich so trefflich sind,
dass man sie in den Händen der Schüler je eher je lieber wünschen muss.
Vergleichen wir sie mit der im Osterprogramm 1849 gegebenen Erklä-
rung von Ep. I. 14, so müssen wir sofort anerkennen, dass hier noch ein
Fortschritt geschehen sei, und dürfen wohl die einsichtsvolle Berücksich-
tigung mancher in Beurteilungen (z. B. NJahrbb. Bd. LVJI. S. 157 ff.)
gemachten Bemerkungen rühmen. Legen wir den Maassstab an , welcher
nach des Hrn. Verf. Erklärung und nach dem Begriffe einer Schulaus-
gabe der einzig mögliche ist, das Bedürfnis des Schülers bei seiner Vor-
bereitung und Wiederholung so wie bei der von dem Lehrer geleiteten
Leetüre in der Schule, so wird allerdings über das Maass des Zuviel und
Zuwenig und über die Zweckmässigkeit dieser und jener Bemerkung
einige Meinungsverschiedenheit bleiben — Allen aus objeetiven Verhält-
nissen und subjeetiven Ansichten fliessenden Forderungen zu entspre-
chen , gehört ja in das Reich des Unmöglichen — im Allgemeinen aber
gewiss Niemand verkennen, dass der treffliche Hr. Verf. neben so vielen
Anderen, die höchst Ehrenwerthes und Tüchtiges geleistet, der Voll-
kommenheit am nächsten gekommen ist, zumal wenn man, wie in der Na-
tur der Sache begründet liegt, nicht vergisst, dass er nicht allein den
befähigten und tüchtigen, sondern auch den minder begabten und im Kön-
nen und Wissen noch unsichrem Schüler im Auge haben mnsste. Mit
Recht hält er für das AI ler wichtigste die Nachweisung des Gedanken-
ganges oder wenigstens die Anleitung des Schülers zur Auffindung des-
selben durch angemessene Andeutungen. Nun wird Mancher der Ansicht
sein, es sei am zweckmässigsten, nach vollständiger Leetüre des, Ganzen
und Erklärung des Einzelnen den Schüler die Hauptidee und den Gang ihrer
Durchführung selbst finden zu lassen und desshalb nur durch Fragen bei
jedem Abschnitte u. am Ende daraufhinzuleiten; allein es ist dabei zu berück
sichtigen, dass die Frage immer nicht die Noth wendigkeit ihrer richtigen
340 Schal- und Universitätsnacbricbten,
Beantwortung enthält , hanfig aber davon das Verständniss des Einzelnen
abhängt , und desshalb in einer Schulausgabe die kurze bestimmte Angabe
der Andeutung vorzuziehen ist, zumal ja dem die Leetüre leitenden Leh-
rer noch immer übrig bleibt, durch Fragen sich eben so von der richtigen
Auffassung des Gegebenen, wie davon, ob der Schuler dasselbe zum eige-
nen Resultate gemacht habe, zu überzeugen. Es ist nach der Beschaffenheit
der verschiedenen Stucke zu unterscheiden. So hält Ref. für Sät. I. 4 und
10 das von dem Hrn. Vf. beobachtete Verfahren für durchaus zweckdienlich,
dagegen scheint es ihm, als wenn bei II. 1, wo ein vollkommen durchgeführ-
ter Pialog u. demnach grössere Ueberschaulichkeit sich findet, dem Schaler
die Auffindung ganz zu überlassen sein möchte. Manche werden vielleicht
häufiger ästhetische Bemerkungen oder Anleitung zu tiefererästh. Würdigung
verlangen, allein dem Ref. scheint der Hr. Vf. hierin mit feinem Tacte das
richtige Maass getroffen zu haben. Das ästhetische Wohlgefallen lässt
sich picht durch Demonstriren hineinbringen und die Anwendung von
Kunsttheorien auf das Gelesene liegt über die Schule hinaus; die richtige
Vorstellung von dem Ganzen und der Beziehung der einzelnen Theile zu
demselben ist das Einzige , was erstrebt werden darf, dann aber auch
sicherer als alles Andere die ästhetische Bildung fördert. Ref. kann es
ferner blos gut heissen , dass der Hr. Verf. einmal auf Wolfs Analecten,
dann in Bezug auf die vor Sat. 1. 10 vorbefindlichen 8 Verse auf Jacobs'
Lectiones Venusinae verwiesen hat; denn die Prima ist doch wahrlich der
Ort, wo der Schuler an einigen hervorleuchtenden Mustern das Wesen
und den Gang acht wissenschaftlicher Untersuchung kennen lernen muss.
Eben so wenig wird man mit Recht die Berührung kritischer Streitfragen
und die Anführung abweichender Ansichten bei solchen Stellen, wo zu
einer sicheren Erklärung nicht zu gelangen ist, tadeln, zumal der Hr.
Verf. die ausserste Sparsamkeit mit voller Klarheit und anregender Dar-
stellnngsweise vereinigt. In Betreff der Citate scheint derselbe In den
beiden hier vorliegenden Erklärungen sparsamer geworden zu sein , als in
der früheren von Ep. I. 14. Alle derartige Citate verbannen zu wollen,
wird Niemandem in den Sinn kommen, allein es sind dabei folgende For-
derungen streng festzuhalten : entweder 1) dass die angeführte Stelle zur
Erklärung der vorliegenden wirklich beitrage, oder 2) dass sie eine
Uebereinstimmung des Schriftstellers in Inhalt und Form mit Anderen
nachweise, wodurch die Verbreitung gewisser Ideen im Alterthume ver-
anschaulicht wird ; oder 3) dass durch sie ein Sprachgebrauch als ein
nicht allein stehender gezeigt oder die Verschiedenheit zwischen den ein-
zelnen Redegattungen dargelegt wird. Von selbst versteht sich die Hin-
weisung auf schon gelesene Stellen als Antrieb zur Erinnerung an bereits
Gelerntes. In den aufgestellten Forderungen liegt zugleich die Beschrän-
kung , denn es wird bei 2) Jeder nur für das Alterthum charakteristische
Ideen, bei 3) nur seltenere und dem Geiste der Sprache scheinbar oder
wirklich ferner liegenden Formen verstehen. Es ist höchst nothig, den
Ballast todter Gelehrsamkeit von unseren Schulen fern zu halten ; aber
man vergesse ja nicht, dass es auch eine bildende Gelehrsamkeit giebt
nnd dass die aus Beispielen geschöpfte Anschauung besser ist, als allge-
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 341
ineine Abstractionen und sich schnell verflüchtigende Ueberlieferungen.
Die Citate haben viele osores, die es nur darum sind, weil sie die nütz-
liche Anwendbarkeit nicht durchschauen. Hr. Kruger hat nach des Ref.
Dafürhalten auch hierin durchaus das Richtige und Zweckmässige getrof-
fen. Was endlich die rein sprachliche Erklärung anlangt, so sind wir
auch darüber mit dem Hrn. Verf. einverstanden, dass, wo die Gramma-
tik das Nöthige giebt, eine Anfährung derselben vor einer Auseinander-
setzung der Regel den Vorzug verdient. Seine grammatischen Bemerkungen
wird Niemand, welcher weiss, dass Auffassung der sprachlichen Form
unerlässliches Bedingniss ist, ohne welches das Studium der altclassischen
Litteratur keine bleibende Frucht bringen kann, überhäuft und zu weit
gehend finden, ja bei mancher Stelle konnte man mehr erwarten, wie
z. B. bei der Bemerkung I. 4, 87: quavis] = quavis ratione, quocunque
modo. Dagegen scheint er uns in Betreff der Worterklärung zuweilen
zu weit gegangen zu sein. So glauben wir in derselben Stelle die Be-
merkung : „post hunc] nachher auch diesen" für Schüler, welche ans Den-
ken gewohnt und im Lateinischen Sprachgebrauch nicht ganz unerfahren
sind, überflüssig. Eben so erscheinen uns die zu urbanus und Über ge-
gebenen Uebersetzungen unnothig , zumal da der Begriff urbanitas den
Schülern aus anderen Schriftsteilern schon geläufig sein muss; dagegeii
fehlt bei lividus und mordax jede Andeutung davon , dass das erstere dem
comis et urbanus, das letztere dem liberque entgegengesetzt ist. Kurz,
hier wären nach unserer Ansicht Andeutungen, weiche den Schüler an-
trieben, mit Hülfe des Lexicon und des ihm Bekannten die Bedeutungen
und zweckmässigsten Uebersetzungen zu finden, mehr am Orte gewesen.
Diese Beispiele Hessen sich leicht noch um einige vermehren. Um noch
einzelne Bemerkungen zu machen, so befriedigt uns die zu I. 4, 2 gege-
bene Erklärung: „durch die ungewöhnliche Stellung (von virorum, wie
auch J. 10, 16) wird der Begriff mehr hervorgehoben, Sie zeigten sich
eben als Männer in dieser Freimütigkeit des Tadels" nicht, weil nir-
gends sonst eine Rücksichtnahme auf die Freimüthigkeit als einen Beweis
der Männlichkeit im ganzen Gedichte sich findet, vielmehr scheint uns
darin eine Andeutung der Anerkennung, welche jene Dichter gefunden —
man denke an die Bedeutung von vir im Gegensatze gegen homo — zu
liegen : „jener von Euch doch gewiss geachteten Männer/ 1 Bei I. 10,
66 ff. billigen wir C. Fr. Hermann's Erklärung, wenn schon Paldamus in
seinen Horatianis p. 14 manches nicht Unerhebliche dagegen vorbringt;
allein wir würden doch vor Allem hervorheben, wie das angeschlossene:
quamque poetarum seniorum turba geradezu uns zu zwingen scheint, unter
auctor einen anderen, als den Lucilius zu verstehen. Wir unterlassen
Weiteres zu besprechen und erlauben uns nur noch darauf aufmerksam zu
machen, wie an den von ihm hervorgezogenen Stellen I. 4, 46 und 48 in
der 4., der neuen Teubner'schen Bibliothek eingeschlossenen Jahn'schen
Ausgabe die von ihm für richtig erkannte Interpunction bereits hergestellt
ist. Sollen wir den Hrn. Verf. noch unserer innigsten Verehrung u. Liebe
versichern ? Möge er noch recht lange im Segen wirken \ [D.]
Breslau (eingesandt v. d. Geheimenrathe Ritter Nei£phttuY ^**
342 Schul- und Universitatsnachrichteo,
eben erschienene amtliche Bericht des Magistrats zu Breslau über die
Kämmerei- Verwaltung der letzten 3 Jahre giebt über das Schulwesen
dieser Stadt, der fünften Stadt Deutschlands, beachtenswerthe Nachrich-
ten , aus denen wir Folgendes mittheilen.
Breslau hatte im Jahre 1849 eine Einwohnerzahl von 104,222 See-
len , davon gehörten 64,875 dem evangelischen , 30,239 dem katholischen
Bekenntnisse an, 7355 der judischen Religion, 1697 waren Christkatho-
liken und 2Mennoniten, welche 40 religiöse Versammlungshäuser besassen;
für den öffentlichen Unterricht waren 39 Gebäude bestimmt, welche von
14,363 Kindern besucht wurden, nämlich 7862 Knaben und 6501 Mäd-
chen. Schulpflichtige Kinder waren 15,3'V7, so dass nur 974 derselben
die Schule nicht besuchten , was grösstentheils auf Rechnung von Krank-
heiten kam. Von den die Schulen besuchenden Kindern waren 8699 evan-
gelischer, 4219 katholischer, 267 dissidentisch und 1178 jüdischer Reli-
gion. Den Unterricht genossen in Schulen, welche unter städtischem
Patronat stehen, 7954 Schuler, unter anderweitem Patronat, besonders
in katholischen Schulen 4373 und in Privatlehranstalten 2036 Schüler
beider Geschlechter. In christlichen Privatunterrichts-Anstalten wurden
erzogen 1898 Schüler, nämlich 567 Knaben, 1331 Mädchen. Von diesen
Schülern überhaupt waren nur 260 katholisch und 327 jüdischer Religion.
In den jüdischen Privaterziehungs-Anstalten aber wurden nur erzogen 22
Knaben und 116 Mädchen, im Ganzen 135.
Breslau besitzt 4 vollständige Gymnasien, auf welchen im Jahre
1849 im Ganzen 1997 Schüler wissenschaftlichen Unterricht erhielten:
von diesen waren 978 evangelisch, 598 katholisch, 4 Dissidenten und
417 judischer Religion. Auf den Realschulen befanden sich 566 Zöglinge,
nämlich 424 evangelische , 68 katholische, 6 Dissidenten und 68 Juden.
Auf der höheren Bürgerschule 353, unter denen nur 10 nicht evangelisch
waren. Auf der höheren Töchterschule erhielten 312 Mädchen Unter-
richt, worunter ebenfalls nur 4 Katholiken und 67 Jüdinnen waren.
In den evangelischen Elementar- und Freischulen erhielten 5344
Kinder Unterricht, nämlich 2581 Knaben, 2763 Mädchen; unter der Ge-
sa mm tzahl befanden sich 24 katholische, 18 Dissidenten- und 156 jüdische
Kinder. In den katholischen Elementar- und Preischulen befanden sich
3154 Kinder, 1442 Knaben, 1712 Mädchen, und darunter 46 evangeli-
sche Schulkinder. In den Simultan - Schulen 369 Kinder, 207 Knaben,
162 Mädchen, 213 evangelische und 156 katholische Kinder. Die christ-
katholische Schule besuchten 232 Kinder, 127 Knaben, 105 Mädchen.
Die Zahl der Schüler hat sich seit den letzten 7 Jahren dergestalt
vermehrt, dass im Jahre 1842 nur 12,334 Schuler vorhanden waren, jetzt
aber über 14,000. Damals waren nur 738 evangelische Gymnasiasten,
jetzt 978; weniger vermehrt haben sich die Privatschüler, von 487 auf
567 Knaben, dagegen die Zahl der damals Privatunterricht erhaltenden
Mädchen von 892 sich auf 1331 erhöht hat.
Die unter städtischer Verwaltung stehenden höheren Unterrichts-
Anstalten waren besetzt mit 3 Directoren , jeder mit 1200 Thlr. Besoldung,
mit 4 Lehrern zu 845 bis 850 Thlr., 4 mit 800 Thlr., 4 mit 700 bis 745
Beförderungen und Ehrenbezeigungen. 343
Thlr., 5 mit 650 Thlr., 4 mit 600 Thlr., 17 mit 500 bis 550 Thlr. , 9 mit
300 bis 450 Thlr. a. s. w. Im Ganzen waren angestellt 63 Lehrer mit
den Lehrerinnen an der höheren Töchterschule; im Jahre 1849 waren
ihre Gehälter im Ganzen auf 2934 Thlr. erhöht, und andere 2274 Thlr.
an Remunerationen bewilligt worden.
Diese höheren Unterrichtsanstalten hatten im Jahre 1849 eine Ein-
nahme aus eignem Vermögen und Stiftungen von 8329 Thlr. Das Schul-
geld brachte auf 30,3f 6 Thlr. und hatte sich ohnerachtet der Revolution
schon seit 1842 um 8078 Thlr. vermehrt. Die Kämmerei gab einen re-
gelmässigen Z usch nss von 8991 Thlr. und noch zu ausserordentlichen Aus-
gaben von 8622 Thlr.
Der Elementar-Schulen, welche von der Stadtgemeinde unterhalten
werden, befanden sich im Jahre 1849 in Breslau 21 evangelische, 3 ka-
tholische und 1 Simultanschule. Diese Schulen haben nur ein eigenes
Vermögen von 921 Thlr. Einkünften, das Schulgeld bringt 11,627 Thlr. Die
Kämmerei giebt einen jährlichen Zuschuss von 17,132 Thlr. und zahlt
noch 7036 Thlr. Schulgeld für die Armen. Die Gesammtausgaben für das
Elementar-Schulwesen betrugen im Jahre 1842 nur 21,316 Thlr. , jetzt
39,853 Thlr. Die Zuschüsse der Kämmerei betrugen damals nur 10,673
Thlr., jetzt 24,168 Thlr. Die Kosten des gesammten Schulwesens in
Breslau hatten im Jahre 1843 betragen 58,695 Thlr., im letzten Jahre
aber 97,582 Thlr. Im Ganzen waren 1842 angestellt 104 ordentliche
Lehrer und Lehrerinnen mit 47 Hulfslehrern , jetzt hat sich die Zahl der
ordentl. Lehrer auf 151 vermehrt, wobei noch 30 Hülfsl. angestellt sind.
Erfreulich ist das Wachsthum der meisten hiesigen Anstalten seit
den letzten Jahren. Im Jahre 1842 betrug das Schulgeld bei dem Elisa«
beth -Gymnasium nur 3559 Thlr., im Jahre 1849 aber noch einmal so viel,
7460 Thlr. Das eigenthömliche Vermögen dieser Anstalt hatte damals
nur 2582 Thaler eingebracht, jetzt über 2800 Thaler. Das Schulgeld
der höbern Töchterschule hatte damals nur betragen 3042 Thlr., jetzt 3429
Thlr. , in der höheren Burgerschule sonst 7428 Thlr., jetzt 8490 Thlr.
Die Turnanstalt hatte 1938 Thlr. an Schulgeld eingebracht. Die Sonn-
tagsschule allein hatte die Hälfte des Schulgeldes verloren, wozu die
Stadt 60 Thlr. zuschiesst, so wie zur Bau- und Handwerksschule 280
Thlr. Das Schulgeld an Elementar-Schulen hatte im Jahre 1843 nur
7050 Thlr. betragen, im Jahre 1849 aber 11,627 Thlr. Nach diesen
Zahlen sollte man annehmen , dass die Klagen über die durch die letzte
Revolution sehr eingerissene Verwilderung des Volkes übertrieben sind,
im Gegentheii hat sich das Bedurfniss, sich grössere Bildung zu verschaf-
fen, immer mehr herausgestellt.
Eutin. Wir berichten nachträglich über das uns erst später einge-
sandte Programm der dasigen vereinigten Gelehrten- und Burgerschule v.
Ostern 1848, in weichem der Conrector Dr. ^ Pansch die Geschichte der
Eutinischen Schule bis zum Jahre 1804 (32 SS. 4.) mitgetheiit hat. Ab-
gesehen von dem sorgfältigen Studium und der geschickten Benutzung der
allerdings oft spärlich üiessenden Quellen und der auch bei grösserer
Trockenheit des Stoffes immer lebendigen und ansprechenden Darstellung
344 Schul - and Universitätsnachrichten u. s. w.
des Hr. Verf., erregt diese Geschichte ein bedeutendes Interesse, indem
sie für die Geschichte der Pädagogik nicht zu verachtende, theils aufklä-
rende, theils bestätigende Beiträge liefert und über die Wirksamkeit eini-
ger bedeutender Männer, der Rectoren Lackmann (1721 — 27), W. Cleffel
(1727 — 31), Eckermann (1775— 82), besonders Joh. Heinrich Voss^s (1782
bis 1802) nebst dessen Schwager Boje, und G. G. Bredow (1796—1804)
höchst belehrende und anziehende Aufschlüsse giebt. — Das Programm
Ton Ostern 1850 enthält, wahrscheinlich von dem Rector J. F. E. Meyer:
Pestalozzi als Mensch , Staatsbürger und Erzieher mit seinen eigenen Wor-
ten geschildert, Lesefruchte aus seinen Werken (22 SS. 4.). Eine Arbeit,
wie die vorliegende , muss als eine höchst nützliche bezeichnet werden,
da in unseren Tagen so Viel über Pestalozzi gesprochen wird , während
nur Wenige ihn wirklich kennen und nur Wenigen die Müsse und Gele-
genheit gewährt ist, ihn aus seinen Schriften selbst kennen zulernen. Und
gleichwohl verdient gerade dieser Mann von Allen, die sich mit Jugender-
ziehung und Unterricht beschäftigen, wenn sie auch nur an höhereu Lehr-
anstalten arbeiten, recht genau gekannt und beachtet zu werden, da, mag
man auch seine theoretischen Ansichten nicht allenthalben unterschreiben
können, in seinem Herzen ein so lebendiger Quell der Erquickung, Stär-
kung und Ermunterung liegt und wir überall, so tiefen Blicken in die
menschliche Seele und den Znstand des Volkes begegnen, die von jedem
Lehrer verfolgt und zum Nutzen angewandt zu werden verdienen. Die
Auswahl des Hrn. Verf. empfiehlt sich zu diesem Zwecke dadurch, dass
lauter die ganze Persönlichkeit des grossen Pädagogen klar vor die Augen
legende Stellen aufgenommen und in übersichtlicher Ordnung vorgeführt
sind. Wir sagen demselben für die schöne Ergänzung, die er dadurch an
seinem im vorigen Jahre erschienenen Programme uns geliefert hat, herz-
lichen Dank. — Die Schulnachrichten enthalten mit klarer Anschauung
und warmem Herzen geschriebene Nekrologe des am 16. Sept. 1849 ver-
storbenen Director und Schulrath Dr. Konig*) und des am 15. Februar
1850 hingeschiedenen zweiten Oberlehrers an der Bürgerschule J. G. Pe-
tersen, Die Gelehrtenschule hatte Ostern 1850 62 Schüler (9 in I., 13
in II., 16 in III., 24 in IV.). Zur Universität wurde mit dem Zeugnisse
der Reife einer entlassen.
*) Georg Ludwig König, am 4. Aug. 1766 in Celle geboren,
studirte seit 1/H6 in Göttingen unter Heyne, ward 1790 Hauslehrer in
Oldenburg, 1792 am dasigen Gymnasium CoIIaborator, 1804 nach Bre-
dow's Abgang Rector der Eutinischen Stadtschule, um deren verbes-
serte Einrichtung er sich wesentliche Verdienste erwarb, seit 1834 vom
Unterrichte entbunden, aber noch fort und fort an der oberen Leitung
der Schule betheiligt. D.
Neue
JAHRBÜCHER
für
Philologie und Pädagogik,
oder
Kritische Bibliothek
für das
Schul- und Unterrichtswesen.
In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
begründet von
Mt Job. Christ. Jahn,
Gegenwärtig herausgegeben
yon
Prof. Reinhold Klotz zu Leipzig
and
Prof. Rudolph Dietsch zu Grimma.
SS3f7HrZC2HSTS3R JAHRGANG.
Sechzigster Band. Viertes Heft.
Leipzig, 1850.
Druck und Verlag von B. 6. Tenbner.
I < J
I
Kritische Beurt hei langen*
Studien über altitalisches und römisches Staats- und Rechts-
leben als Vorschule der rom. Staats- und Rechtsgeschichte. Von
Dr. Max. Naegele, Privatdocenten an d. Uaiversität zu Heidelberg.
Schaffhaugen 1849. 8. .
Wenn man an der bis jetzt wohl nur selten angezweifelten
histor. Thatsache festhält, dass die röm. Nation aus der Ver-
bindung mehrerer, von einander verschiedener Volksstämme her-
vorgegangen ist, wird man von selbst zu der Ansicht geführt wer-
den , dass ohne eine genaue Kenntoiss der Institutionen derjeni-
gen Völkerschaften, welche zu Rom's frühester Bevölkerung die
Elemente hergegeben haben , die ursprüngliche Gestalt des röm.
Staats- und Rechtslebens nicht richtig und vollständig erkannt
werden könne. Es ist daher auch von neueren Gelehrten wieder*
holt der Versuch gemacht worden , aus dem eben angegebenen
Gesichtspunkte über die so dunkeln Anfänge des weltbeherrschen-
den Volkes ein helleres Licht zu verbreiten. Doch lässt sich
nicht in Abrede stellen, dass diese Versuche, wenn auch nicht
immer völlig misslungea sind , doch keineswegs zu erheblichen Re-
sultaten, die man zugleich, als völlig sicher gestellt betrachten
könnte, sondern vielfach nur za schwankenden Voraussetzungen
und kühnen Hypothesen geführt haben. Was bei so manchen an-
dern streitigen Punkten die befriedigende Lösung erschwert und
zuweilen ganz unmöglich macht , der Mangel an positiven Nach-
richten , welche für die Untersuchung das erforderliche Material
liefern könnten , stellt sich auch. der Beantwortung der hier an-
gedeuteten Frage hemmend entgegen. Die Nachrichten , welche
uns über die Geschichte und die Verfassung der yorröm. italischen
Völkerschaften vorliegen, sind überaus dürftig, und überdem so
vereinzelt and abgerissen, dass sich nach ihnen ein irgend voll-
23*
348 Romische Staats- und Rechtcalterthumer. %
ständiges und deutliches Bild nicht entwerfen lässt. Man sieht
sich daher nicht selten genöthigt, zu ihrer Ergänzung aus den
verhältnissmässig weit reicheren Berichten über die Beschaffenheit
und Bntwickelung der röm. Institutionen gewagte Rückschlüsse zu
machen , um so , was zur Aufheilung der letzteren dienen soll, mit
Hülfe des dunkeln Objects erst selbst einigermaassen zu verdeut-
lichen. Es begreift sich, wie unter solchen Umständen die Unter-
suchung, selbst wenn sie mit der äussersten Vor- und Umsicht
geführt wird, was leider nicht immer der Fall ist, nur sehr all-
mälig zu probehaltigen Ergebnissen führen kann. Es ist desshalb
schon zu wünschen, dass sich fort und fort tüchtige Kräfte an ihr
betheiligen und wird es immer erfreulich sein, wenn Schriften ans
Licht treten , welche den Zweck haben , zu ihrer Förderung einen
wenn auch nur geringen Beitrag zu liefern , mögen sie nun eineu
einzelnen der vielen in Frage stehenden Punkte für sich behan-
deln oder den Gegenstand seinem ganzen Umfange nach zu ihrem
Vorwurf nehmen. Die Arbeit, mit welcher wir uns hier beschäf-
tigen werden, gehört, wie diess schon der mitgetheilte Titel an-
deutet, zu der zweiten der bezeichneten Gattungen. Sie will,
wie der Verf. in der Vorrede näher angiebt, „ein Versuch sein,
die vorröm. Geschichte der Völker- und Staatseinrichtungen Ita-
liens in ihren Beziehungen zu den Anfängen des röm. Volkes und
Staates zum Verständnisse und zur gründlichen Einführung in das
Studium des röm. Staats- und Rechtslebens für den Anfänger dar-
zustellen" (S. III). Die Schlussworte der eben angeführten Stelle
verrat!) en indess schon, dass wir es hier nicht mit einem Werke
von rein wissenschaftlichem, d. h. nur theoretischem Charakter zu
thun haben. Und in der That hat dasselbe zunächst und unmit-
telbar einen praktischen Zweck, welcher in der Stellung des
Verf. als akadem. Lehrer seine Erklärung und Begründung findet.
Von diesem Standpunkte aus hat er sich die Aufgabe gestellt, in
der Bearbeitung fies vorhin bestimmten Gegenstandes „dem Ler-
nenden zur Vervollständigung des akadem. Vortrags oder seines
Lehrbuchs, dem Lehrer aber, um sich darauf beziehen und weit
ausholende mündliche Erörterungen sich ersparen zu können, eine
feste Basis zu bieten" (S. IV). Mithin sind, was sich auch bei
näherer Betrachtung ihres Inhaltes bestätigt, bei Abfassung unse-
rer Schrift zwei verschiedene Gesichtspunkte maassgebend gewe-
sen, wenn auch in der Weise, dass nach der Absicht des Verf.
sich der eine dem andern unterordnen sollte. Dieser hat nämlich
einmal die Resultate eigner Studien und Forschungen der wissen-
schaftlichen Welt mittheilen, sie aber andererseits in einer Form
vortragen wollen, die ihre Bestimmtheit von einem besondern , der
Wissenschaft!. Untersuchung als solcher fremden Zwecke entneh-
men muss. Es leuchtet ein, wie er sich damit eine Aufgabe
stellte, deren Lösung ausserordentlich schwierig ist, wenn sie die
beiden Seiten derselben gleiebmässig treffen soll, und in der
Naegete : Stadien 5b. altital. o. rem. Staat«- u. Hechtsleben. 349
Regel nicht gelingen wird, weil die von diesen entgehenden An-
forderungen so wesentlich von einander verschieden sind, dass sie
sieh kaum zu gleicher Zeit erfüllen lassen. Auch der Verf. ist
unserer Ueberzeugung nach an dieser Klippe gescheitert: indem
er zwei weit auseinanderliegende Zielpunkte zugleich erreichen
wollte, hat er sie beide verfehlt. Wir werden diess im Folgen-
den näher nachzuweisen suchen, indem wir zunächst die Frage
beantworten, inwiefern die vorliegende Schrift ihren Zweck, ein
„Lehrbuch" des in ihr behandelten Gegenstandes abzugeben, er-
füllt, sodann aber den Inhalt derselben einer genauem Prüfung
unterwerfen, um danach die Bedeutung und den Werth, welchen
sie für die Wissenschaft als solche hat , zu bestimmen.
Es wird keines Beweises bedürfen, dass man von einem
„Lehrbuche", welches seinem Zwecke Geniige leisten will, vor
Allem , was den dargestellten Gegenstand im Ganzen betrifft, Voll-
ständigkeit in den Hauptpunkten mit Beseitigung des Unwesent-
lichen, Uebersichtlichkeit und Strenge des Zusammenhanges, in
Bezug aber auf die Behandlung des Einzelnen Klarheit, Präcision
und scharfe Bestimmtheit der Angaben zu fordern hat. Wir müs-
sen gestehen , dass uns die Darstellung dea Verf. in keinem der
angegebenen Punkte befriedigte. Es wird zwar unten in der lie-
ber sieht des Inhaltes, aufweiche wir uns hier mehrfach beziehen
müssen, wiederholt auf einzelne Partieen der Schrift hingewiesen
werden, welche nicht in dieselbe hätten aufgenommen werden
sollen. Aber man folgere aus diesem Ueberflusse nicht, dass sie
nun doch das Nöthige in der erforderlichen Vollständigkeit ent-
halten werde. Es wird sich ebendort zeigen, dass Manches fehlt,
was dem Plane des Werkes gemäss nicht fehlen durfte. Ferner
hat sich der Verf. in der den Juristen eigenen löblichen Weise
allerdings sehr bemüht, seiner umfangreichen Arbeit durch eine
möglichst reiche Gliederung die für den Anfanger so unentbehr-
liche Uebersichtlichkeit zu geben; es fehlt nicht an Theilen, Ab-
theilungen, Unterabtheilungen, Abschnitten, Capitcln u. s. w,
welche die in ungehemmter Folge fortlaufende Reihe der §§. in
ihrem stetigen Flusse hemmen und dadurch die Möglichkeit bie-
ten , sich ihren Inhalt einigermaassen zum Bewnsstsein zu bringen.
Auch ist er namentlich an den Stellen, wo eine ausgedehntere
oder verwickeitere Exposition oder Beweisführung das Object der-
selben aus dem Gesichtskreise zu entfernen droht, bestrebt ge-
wesen durch Zerlegung und bestimmte Hervorhebung ihrer we-
sentlichen Momente das Verständnis* des Zusammenhanges zu er-
leichtern. Aber es ist dabei in der Regel auch nur die Absicht
anzuerkennen; erreicht wird sie nur selten, wofür der Grund in
dem Umstände liegt , dass die Theilung und Sonderung meist eine
rein änsserliche und darum zufällige ist, nicht aus der Sache selbst
mit Notwendigkeit hervorgeht. Sie erscheint zuweilen sogar als
eine solche , wie man sie wohl vorzunehmen pflegt, wenn man
350 Römische Staats* und ReObtsaltettbälner.
«inen nicht 'gerade einfachen Gegenstand zum ersten Male näher
untersuchen will ,• als eine vorläufige Notirung der hervorragend-
sten Punkte, welche «ich der Betrachtung zunächst darbieten.
Die so entstehende zwanglose und nachlässige Reihenfolge mag
nun wohl für „Studien", zumal so lange sie nicht gedruckt werden,
natürlich lind verzeihlich sein , in einem Lehrbnche für Anfänger
darf sie aber keine Stelle finden. Wir werden später, wo wir
die eine oder andere Argumentation des Verf. genauer durchgehen
wollen, Gelegenheit haben, das Gesagte zu erweisen, und be-
schranken uns hier auf die Bemerkung, dass schon die erste und
oberste Eintheilung des Werkes des zureichenden inneren Grun-
des entbehrt. Dasselbe zerfällt nämlich. in drei Haupttheile, was
der Verf. in folgender Weise rechtfertigt (s. die Vorr. S. III) :
„Sollte dieser (oben angegebene) Zweck einigermaassen erreicht
werden, so musste diese Propädeutik drei Momente, nämlich eine
Uebersicht der Schicksale der altitai. Völker und ihrer Staatsein-
richtungen vor Rom's Erbauung, dann die politische Bntwickeluog
Alt-Latlums (als des Schauplatzes, worauf Rom sich bewegen
sollte) und endlich Rom's Anfänge selbst (ge wisser maassen die
praktische Anwendung der in den vorhergehenden Abtheilungeu
gewonnenen Resultate) umfassen.'* Nun ergiebt sich aber, wenn
man die Tendenz der Schrift , die Geschichte und Verfassung der
vorrom. Völker in Beziehung auf Rom's älteste Institutionen darzu-
stellen, im Auge behält, sogleich, dass eine Zwei-u. nicht eine Drei-
theilung an die Spitze gestellt werden musste. Es war durch die
Sache selbst durchaus kein Anlass gegeben , die Reihe der altitai.
Völkerschaften an irgend einem Punkte zu durchschneiden, und so
hat sich denn auch für die Absonderung der Latiner nur das ganz
gleichgültige Motiv auffinden lassen , dass in ihrem Gebiete Rom
gegründet worden ist Hätten sie die Ehre, eine vor der der
übrigen ital. Nationen hervorragende Stelle einzunehmen, noch
etwa desshalb erlangt, weil ihre Beziehung zu Rom eine weit
innigere gewesen, so könnte man sich die Bevorzugung schon
eher gefallen lassen, wiewohl sie auch dann noch nicht vollkom-
men gerechtfertigt wäre« Wie aber jetzt die Dinge wenigstens
nach der Ansicht des Verf. stehen, haben sie auf dieselbe gar
keinen gegründeten Anspruch. Inwieweit der dritte Theil seinem
Zwecke, eine „praktische Anwendung" — welcher sehr schiefe
Ausdruck Wohl hätte vermieden werden können — die beiden
ersten zu sein, entspricht, wird sich bei der Betrachtung seines
Inhaltes zeigen; soviel sei indes* auoh hier schon bemerkt, dass
es nicht blos dem Anfänger schwer werden dürfte, den innern
Zusammenhang zwischen ihm und den vorhergehenden Theilen
'aufzufinden. Wie aber dieser , sofern er die Hauptpartieen mit
einander verbindet, im Allgemeinen ein nur äusserlicher und
durchaus loser ist, so fehlt auch dem Inhalte der einzelnen Abschnitte
und selbst dem der §§ die auf den Grund und nach Maassgabe
Naegel<§: Stadien ob. allital. u. rota. Staats*' B, Rechtsleben. 351
i
der im 'Gegenstande selbst Hegenden wesentlichen Momente ge-
radlinig und conseqnent fortschreitende Entwjckelüng. . Man ßn>
* det sehr oft statt einer folgerechten und bündigen Erörterung der
Sache, ein breites, verwirrtes, von mannigfachen Abschweifungen
unterbrochenes Gerede über dieselbe. Man merkt es deutlich,
wie der Verf. über gar manche Punkte die erforderliche Klarheit
selbst noch nicht gewonnen hat and sie daher auch dem Leser
nicht mittheilen kann, und wird sehr lebhaft daran erinnert, dasa
man nicht blos ein Lehr buch, sondern vor Allem „Studien" vor
sich hat. Die Folge davon, dass die behandelten Materien keines*?
wegs ihrem ganzen Umfange und Inhalte nach hegriffen und deut-
lieh geworden sind, giebt sich natürlich auch bei der Bestimmung
des Einzelnen und zwar darin zu erkennen , das« dieser meist die
wünschen« wer the Schlrfe und Pracision abgeht. Diess ist indesa
nicht sowohl bei der Feststellung der dem Verf. als solche er-
scheinenden Hauptpunkte der Fall, denn hier finden sich oft sehr
genaue Bestimmungen und scharf umrissene Definitionen , so dass
man es unwillkürlich bedauert, für die entwickelten Begriffe in
der Wirklichkeit nicht immer die entsprechenden Objecte finden
sn können. Vielmehr tritt das Uebel vorzugsweise in den Aus-
führungen, welche die an die Spitze gestellten Sätze begründen
und verdeutlichen sollen, sowie da zu Tage, wo sich der Verf.
referirend verhält. An diesen Stellen ist der sprachliche Aus-
druck nicht selten in hohem Grade ungenau und ganz undeutlich*
so dass es Mühe kostet zu erkennen , was denn der Verf. eigent*
lieh sagen wolle, und man nicht immer umhin kann, Widersprüche
von solcher Art zu statuiren, wie sie im nrsprüngl. Gedanken nicht
füglich vorausgesetzt werden können. — Wir haben bis jetzt fast
nur von dem gesprochen, was der rein formellen Seite der Dar-
stellung angehört, müssen aber nun in Betreff der allgemeinen
Beschaffenheit des Inhaltes noch einige Bemerkungen hinzufügen,
die zeigen werden, dass auch diese in manchen Punkten' dem
Zwecke der Schrift nicht angemessen ist. Es unterliegt wohl kei-
nem Zweifel, dass in einem „ Lehrbuche u eingehende Untersu-
chungen und polemische Ausführungen keine Stelle finden dürfen,
am Wenigsten in solcher Ausdehnung, dass sie, wie bei unserm
Verf., einen beträchtlichen Theil des ganzen Werkes iri Anspruch
nehmen. Das Lehrbuch hat lediglich die Resultate der Unter-
suchungen , nicht diese selbst mitzutheilen. Sollen sie dennoch,
etwa um neue wichtige Aufschlüsse zu erweisen', vorgelegt wer-
den, so mag das in angehängten Excursen geschehen. Es liegt
alles daran, dass die wesentlichen Momente des behandelten: Ge-
genstandes in möglichster Bestimmtheit dem Leser vorgeführt
werden. Darum kann man es auch nicht billigen, wenn , wie das
in unserer Schrift nur zu häufig geschieht , bei manchen Punkten
eine Mehrheit von eignen oder fremden Vermuthungen nach —
oder auch durcheinander angegeben werden v wa% was ^mä&säsä
35 2 Römische Staats- u. RecbtsaltertbSmer.
kann , den Anfänger an verwirren statt ihm eine deutliehe Ein-'
sieht zu vermitteln. Ein buntes Gewirre von Hypothesen und
schwankenden , nur mit Zögern und allerlei Hintergedanken aus-
gesprochenen Behauptungen ist hier durchaus nicht am Orte, wenn
auch nicht geleugnet werden soll, dass es auch dem Anfanger sunt
Bewusstsein gebracht werden muss, wie er sich hier auf einem
Gebiete befinde, wo die meisten und wesentlichsten ,Punkte noch
streitig sind und über sie unter den competenten Beurtheilern
grosse Meinungsverschiedenheit herrscht. Diess ist aber dadurch
so erreichen , dass man die streitigen Punkte in scharfer Sonde*
rung von dem bereits vollkommen Sichergestellten als solche ge-
nau beseichnet und die abweichenden Ansichten entweder in den
beigefugten Anmerkungen, je nach ihrer Wichtigkeit mehr oder
minder ausführlich andeutet oder auch, falls sie sehr wichtige
Biomeute betreffen und es nicht möglich ist, sich für die eine oder
andere in bestimmter Weise zu erklären, im Texte unter Beifü-
gung der entscheidenden Argumente einfach und ohne allen Zu-
satz nebeneinander stellt, nicht aber in der Weise des Verf., wel-
cher die sich entgegenstehenden Meinungen theils ganz übergeht,
wo ihre Anfuhrung nicht füglich unterbleiben konnte, theils in
den Text aufnimmt, um hier eine weitläufige Polemik gegen sie
zu eröffnen. Die Polemik darf unseres Erachtens in einem Lehr-
buebe nur insoweit Platz greifen, als sie eine indirecte sein kann;
die directe ist, von allem Anderen abgesehen , schon dessbalb fern
zu halten , weil sie doch nicht mit der erforderlichen Sorgfalt und
in erschöpfender Weise durchgeführt werden kann. Dagegen ist
eine möglichst vollständige Angabe der differenten Ansich-
ten sehr wünschenswert!). Unser Verf. hat sie indess, wie schon
bemerkt wurde, nicht für nöthig gehalten. Er hat es ebenso
unterlassen, den Leser mit der reichen Litteratur, welche sich
über den von ihm behandelten Gegenstand bereits angesammelt
hat , in einiger Vollständigkeit bekannt zu machen. Er beschränkt
sich darauf, das eine oder andere Hauptwerk bei Gelegenheit zu
nennen ; vollständig sind auch diese nicht, von den zum Theil vor-
trefflichen Monographien über einzelne Momente der hier erör-
terten umfassenden Frage aber fast keine angeführt. Ganz uu-
gleichmässig ist endlich die Art und Weise, in welcher sich der
Verf. auf die von ihm benutzten Quellen bezieht: zuweilen giebt
er sie vollständig an, meist aber begnügt er sich damit, auf einige
wenige der in Betracht kommenden Stellen hinzuweisen; manch-
mal fehlen diese auch ganz oder werden durch Bezuguahme auf
irgend eiu älteres Sammelwerk wie das von Cluverius u. A. , die
dem „Anfänger" nur sehr selten zur Verfügung stehen werden,
ersetzt. Es wird ferner die betreffende Stelle bald eben nur ci-
tirt, bald vollständig im Originale oder in einer wörtlichen Ueber-
setzung, bald im Auszuge mitgetheilt, ohne dass, wenn man von
der zuletzt erwähnten Weise absieht, die meist durch die gross«
Naegell: StndleA üb. altital. q. rom. Staats- n. Rechtsleben. 353
Ausdehnung des ursprünglichen Textes gerechtfertigt erscheint,
für diesen Wechsel ein zureichender Grund bemerkbar wäre.
Das richtige Verfahren liegt sehr nahe; es fordert, dass diejenigen
Steilen, in welchen die Schwerkraft des Beweises gelegen ist,
ihrem ganzen Umfange nach und zwar mit den Worte» des Origi-
nals mittheilt, die übrigen aber einfach, jedoch möglichst voll-
standig citirt werden. In diesem wie in den meisten übrigen von
uns hervorgehobenen Punkten würde sich der Verf. die vortreffli-
chen Lehrbücher von C. F. Herrmann zu Vorbildern nehmen kön-
nen und auch nehmen müssen , wenn es ihm darum zu thun ist,
dass seine Arbeit den ihr vorgesetzten Zweck erreiche. Wie sie
jetzt vorliegt, glauben wir nicht, dass sie das sein uull leisten kann,
was sie nach dem Wunsche des Verf. leisten soll (s. den Schiusa
der Vorrede). Zwar ist sie allerdings geeignet, „den Lernenden
zu fördern", aber doch nur darum, weil dieser ein solches Hülfs-
mittel nicht wohl entbehren kann und ihm ein anderes, passende-
res nicht zu Gebote steht. Insofern muss dann auch die Leistung
des Verf. trotz aller Mängel mit Dank aufgenommen werden; sie
ist ein erster Versuch, denn man zwar nicht als gelungen bezeich-
nen darf, der aber doch, eben weil er gewagt worden ist, eine
gewisse Anerkennung mit Recht in Anspruch niinmt.
Wir wenden uns nunmehr zum zweiten Theile unserer Auf-
gabe , zur Betrachtung des Inhaltes der vorliegenden Schrift. Wir
werden diesen in der Weise durchgehen, dass wir die Ansichten
des Verf. wenigstens über die irgend bedeutenderen Punkte in
der Regel summarisch andeuten, bei manchen aber auch etwas
länger verweilen, um die Stichhaltigkeit der sie stützenden Be-
weise im Einzelnen zu prüfen. — Von der ersten und allgemein-
sten Eintheilung des Werkes ist bereits die Rede gewesen; wir
können daher ohne Weiteres zum ersten Theile übergehn. Dieser
zerfallt, abgesehen von zwei einleitenden §. in drei Abtheilungen,
von denen jede wieder in mehrere Absch. zerlegt wird. Der Grund
dieser Eintheilung ist die Ansicht des Verf., dass die ältesten Be-
wohner Italiens sich in drei grosse Volksstämme schieden, den
iberischen, pelasgischen und etruskischen , indem jedem von die-
sen eine der erwähnten Abtheilungen gewidmet wird. Das Nähere
hierüber findet sich im 2. §. ; im ersten ist zunächst von den Na-
men die Rede, welche das jetzt Italien genannte Land in alter Zeit
führte. Wir sehen uns gleich diese am Eingange unserer Schrift
stehende Erörterung etwas genauer an, weil sie sehr geeignet ist,
die zusammenhangslose , verwirrte , hin und her schwankende Be-
handlungsweise des Verf. zu verdeutlichen. Er geht davon aus,
dass man „gewöhnlich behaupte", es habe Italien „in den ältesten
Zeiten einen das ganze Land umfassenden Namen getragen , näm-
lich Saturnia terra"; wofür indesa nur Micali als Gewährsmann
angeführt wird. Wir glauben auch nicht , dass sich deren andere
in irgend grosser Anzahl nennen lassen würden ; jedenfalls kann
854 Römische Staate- und Rechtsaltertbümer. .
die gedachte Ansieht nicht die „gewöhnliche" genannt werden,
wenigstens nicht in unserer Zeit, wo man weiss, dass die sagen-
haften Berichte über die Herrschaft des Saturnus in Italien and
die daran sich knüpfende Benennung dieses Landes noch keine
historischen Thatsachen aussprechen und es, selbst wenn die eh-
malige Geltung des Namens zugegeben werden müsste, doch nö-
thig sein würde, sie auf die Orte und dasjenige Volk zu beschrän-
ken, welchen die zum Beweise dienende Sage eigenthtimlich an-
gehört. Vielleicht hat der Verf. nur sagen wollen ., dass man die
erwähnte Ansicht im Altert hu nie vielfach gehegt habe, woge-
gen nichts einzuwenden wäre, denn die angeführten Stellen be-
weisen das "zur Genüge. Inzwischen sagt er es in der That
nicht; dagegen fährt er mit einer eigentümlichen Wendung fort:
„Ja! nicht allein das ganze Land, sondern auch eiuzelne, insbe-
sondere hochgelegene Gegenden desselben wurden nach dieser
alten Schutzgottheit benannt" (S. I). Als ob in dem, was er hier
hinzufügt, eine Steigerung des früher Bemerkten enthalten wäre!
Man sollte denken, das Gegentheil finde statt, und mass es jeden-
falls ungehörig finden , dass die Benennungen von Anhöhen etc.,
die ganz andere Bedeutung und eine weit sichrere Gewähr wie
die des Landes haben, mit dieser — man sieht überdem nicht recht,
-zu welchem Zwecke — zusammengestellt werden. Uebrigens»,
wenn es bis jetzt schien, als schenke der Verf. dem Inhalte der
Sage einigen Glauben , so stellt sich doch im Folgenden heraus,
dass er ihre Angabe nur für eine „zweifelhafte Vermuthung" hält,
in welcher Bezeichnung Niemand die richtige Erklärung angedeu-
tet finden wird. Doch hören wir den Verf. weiter, er sagt: „Ge-
wiss ist es nun , dass seit Polybius (bist. II. cap. 16 ovdsvog EXcrt-
xov tmy naxä 'Italiav noTap&v .... die ganze Halbinsel den
Namen Italia getragen hat" (S. 2), was aus der angeführten Stelle
noch keineswegs mit Notwendigkeit folgt. Wenn aber in der
•dem mitgetheilten Passus beigefügten Note bemerkt wird: „Als
Veranlassung dazu, dass man dem ganzen Lande den Namen Ita-
lia gab, nimmt man gewöhnlich den Einfluss der pythagoreischen
Schule in Italien an, da diese letztere vorzugsweise die italische
hiess", so hat es mit diesem „gewöhnlich" eine ähnliche Be-
wandtnis» wie mit dem vorhin besprochenen; man wird sich nicht
leicht entschliessen , den angegebenen Grund für die Ausdehnung
des Namens Italien als den zutreffenden anzuerkennen und zwar
.schon desshalb nicht, weil, wäre er wirklich der richtige, der
Gebrauch der gemeinsamen Benennung schon in eine viel frühere
Zeit zu setzen sein würde, was indess nicht thunlich ist, da. die
uns erhaltenen Nachrichten eine solche Annahme nicht zulassen.
•Der Verf. scheint jedoch jene hin und wieder aufgestellte Meinung
zu adoptiren, ohne dass er irgend etwas hinzufügt, was geeignet
wäre, ihre Wahrscheinlichkeit zu motiviren. Er durfte sich aber
unseres Erachtens mit dieser einfachen Anführung nicht begnügen,
Naegelä : Studien ob. altita!. o. rom. Staats- o. Rechtsleben. 355
wril es namentlich dem Anfänger unmöglich sein wird , sich von
tdem Hergange eine befriedigende Vorstellung zu bilden. Dazu
wird er um so weniger im Stande sein , da er von der ursprüng-
lichen Geltung des Wortes Italia noch nichts erfahren hat. Zu
dieser kommt nämlich der Verf. erst jetzt, indem er bemerkt:
„vor Polybius scheint allerdings keine gemeinsame Benennung im
Gebrauche gewesen zu sein, vielmehr wurden blos einzelne Ge-
biete und Gegenden mit den ihnen zukommenden Localnamen be-
zeichnet. So hiess z. B. in den ältesten Zeiten die (bekannte)
Strecke .... Italia u. s. w." Offenbar drückt sich der Verf.
hier wieder sehr ungenau aus, denn wollte man seine Worte scharf
nehmen, so würde aus ihnen folgen, dass die umfassende Geltung
des Namens erst durch Polybius in Uebung gekommen sei, was er
doch gewiss nicht eigentlich sagen will. Uebrigens ist klar, dass
es zweckmässiger gewesen wäre, wenn der Verf. mit der so eben
ausgehobenen richtigen Notiz den in Rede stehenden §. eröffnet
hätte, um sodann an die ursprüngliche Geltung des Namens Italien
anknüpfend die Erweiterung derselben, soweit die 88 thunlich ist,
in ihrem allmäligen Fortschritte zu verfolgen. Jetzt erscheint
sie, indem ihr Inhalt zu einem Beispiele verwandt wird, an einer
ihr nicht angemessenen untergeordneten Stelle. Ueberdem macht
ihre Mittheihing, die im Grunde doch um ihrer selbst willen er-
folgt, den Eindruck des Gezwungenen, nicht anders wie die ihr
auf dem Fusse folgende, welche den Namen Japygia betrifft und,
wenn man näher zusieht, nicht sowohl des Beispiels wegen als zu
dem Zwecke hinzugefügt wird, zur Erläuterung der griechischen
Gesammtnamen Italiens einen freilich künstlichen Uebergang zu
gewinnen. Doch scheint uns dieses zweite Beispiel nicht gerade
gut gewählt zu sein , denn da der Verf. nur von wirklich gebräuch-
lichen, also auch einheimischen Localnamen sprechen wollte,
durfte er keinen solchen anführen, der nach seiner Ansicht eine
griechische Erfindung ist. Er erwähnt sodann die griechischen
Benennungen Italiens, Hesperia, Ausonia und Tyrrhenia, und be-
merkt über die zweite, dass die bei Festus sich findende Ablei-
tung derselben von einem Heros Eponymos Auson „schwankend"
sei. Wir heben diess hervor, weil sich hier wie auch später noch
öfter zeigt, dass Verf. die tautologischen Ableitungen der Völker-
u nd Städtenamen von gleichlautenden Eponymen , denen wir bei
den Schriftstellern des Alterthums so häufig begegnen, zu deu be-
achtung8werthen Etymologien rechnet und sie daher in der Regel
nnter diesen ihrer ganzen Aasdehnung nach mit aufführt. Offen-
bar geschieht damit etwas sehr Ueberfliissigcs ; will man sie nicht
ganz übergehen , so wird es vollkommen genügen, auf die sie ent-
haltenden Stellen in aller Kürze hinzuweisen; ihre ausführlichere
Mittheilung hat für den Anfänger gar keinen , für den genauer
Orientirten nur dann Werth, wenn sie etwa zur Stütze einer neuen
Ansicht verwandt werden. Uebrigens stimmt Verf. denen bei,
856 Romische Staate - u. Rechtaalterthamer.
welche Ansonia för die griech. Form Ton Auruncia halten, be-
merkt aber nicht mit Unrecht, dass dieser wie die beiden übrigen
Namen — auf Hesperia möchte das Folgende indes» keine Anwen-
dung finden — nicht eigentlich ganz Italien, sondern nnr den den
Griechen jedesmal bekannten Theil desselben bezeichneten. Er
wurde die hier angedeutete Wahrheit genauer ausgedrückt haben,
wenn er gesagt hätte , dass die Namen bestimmter einzelner Theile
Italiens von den Griechen auf das Ganze des Landes oder doch
auf solche Gebiete , die nicht zu jenen Thcilen gehörten , fiber-
tragen worden seien. Freilich durfte er sich bei dieser allgemei-
nen Bemerkung nicht beruhigen ; es war nöthig, ihre Richtigkeit
für jeden einzelnen der genannten Namen speciell zu erweisen,
wobei der dichterische Sprachgebrauch eine besondere Berück-
sichtigung in Anspruch zu nehmen hatte. Denn ohne Beweis
kann allerdings die Behauptung, dass die Griechen, von den Dich-
tern abgesehen, zu irgendeiner Zeit auch das südliche Italien
Tyrrhenia genannt haben, so wie die andere, dass sie, als ihnen
der nördliche Theil jenes Landes bekannt wurde, auch diesen
anter dem Namen Ausonia begriffen, nicht als stichhaltig angese-
hen werden. Auch scheint der Verf. selbst der umfassenden An-
wendung dieser Namen auf ganz Italien nicht vollkommen sicher
zu sein; wenigstens sagt er S. 23, nachdem er das Gebiet der Au-
runci näher bestimmt hat: „in dieser Ausdehnung nannten die
Griechen das Gebiet dieses Volks AvOovia^ welche wahr-
scheinlich richtigere Ansicht mit der in §. 2 ausgesprochenen nicht
gerade im vollsten Einklänge steht. Gegründet ist die in dem
letztern sich anschliessende Bemerkung: „Leider sind uns aber
durch diese Sucht der Griechen, überall griechische Eigennamen
einzuführen, die einheimischen altital. Namen zum Theil ganz
verloren gegangen, zum 'Theil ganz entstellt und ganz verstüm-
melt auf uns gekommen .... Erhielt sich aber neben dem grie-
chischen Namen auch der einheimische, so entstand eben hieraus
eine endlose Verwirrung, indem man am Ende behauptete, es be-
zeichneten die verschiedenen Namen auch verschiedene Länder
und Völker u. 8. w." (S. 3), wenn auch das in der Parenthese Ge-
sagte (. . . . „Opicus, Opscus, Obscus, Oscus sind nur verschie-
dene Formen desselben Namens . . . . u ) zwar für die Identität der
Opiker und Osken, nicht aber, wie der Verf. meint, für die der
Osken und Ausoncr beweist. Indess gehörte die 'Erwähnung die-
ser Benennungen einzelner Gegenden Italiens genau genommen
nicht hierher , wo von den Namen des ganzen Landes gehandelt
'werden sollte. Auf diese kommt denn auch der Verf. schliess-
lich wieder zurück, indem er von der Etymologie des Wortes
Italia spricht, die offenbar besser dort ihre Stelle gefunden hätte,
wovon dem Gebrauche desselben die Rede war. Es werden hier
zunächst wieder die Ableitungen der Alten aufgezählt und sodann
auf den Grund neuer Entdeckungen, welche ergeben haben, „dass
Naegelä: Stadien ab. altital. n. rom. Staats? n. Rechtsleben. 357
in der Umbrüchen und oskischen Sprache vitelliu, vitln, italiu,
itlu theils die Bedeutung von vitulus hat, theils aber auch geradezu
das Land bezeichnet" (S. 4), die Vermuthung „ziemlich gerecht-
fertigt" gefunden, „dass Italia ein einheimisches Wort ist und
sich auf den Heerdenreichthum des Landes bezieht, Italia also so
viel wie Vitalia ist." Wir müssen gestehen, dass wir uns diese
Ableitung nur so lange gefallen lassen können , bis sich eine bes-
sere gefunden hat. Genügend ist sie nicht; es mag allerdings
zwischen vitulus und Italia ein Zusammenhang stattfinden, aber
nur insofern, als beide Wörter auf denselben Stamm, dem dann
eine allgemeinere Bedeutung, welche vielleicht in Tita einen ent-
sprechenderen Ausdruck gefunden hat, vindicirt werden müsste,
zurückzuführen sind. Doch ist darauf hier nicht näher einzuge-
hen ; wir wollten nur an einem Beispiele zeigen, wie der Verf. we-
der im Einzelnen die nöthige Schärfe und Präcision des Ausdrucks
anwendet, noch in der Behandlung des Ganzen folgerecht fort-
schreitet. Wir haben zu diesem Nachweise den ersten §. nur
desshalb gewählt, weil er eben der erste ist; sonst hätten sich
sehr leicht andere finden lassen , in denen jene Mängel noch weit
augenfälliger hervortreten. — Wir gehen über den Inhalt der
folgenden §§. rasch hinweg. Im zweiten ist zunächst von den
ältesten Bewohnern Italiens die Rede, über deren Ursprung be-
kanntlich sehr abweichende Ansichten aufgestellt worden sind.
Der Verf. will auf „die berühmte (?) Streitfrage , ob Italien von
eingebornen oder von eingewanderten Volksstämmen bewohnt und
bevölkert worden ist" (S. 5), nicht näher eingehen, glaubt aber
„aus der Beschaffenheit des italischen Bodens nur den Spuren
mächtiger Veränderungen seiner Oberfläch e u schliessen zu müssen,
dass von Anfang an eine nur sehr kleine Anzahl von Menschen
jenes Land und zwar die gebirgigen Theile desselben , also das
Binnenland, bewohnt haben könne", welche Ansicht auch „durch
die wenigen, jedoch zweifelsohne geschichtlichen Notizen vom
Ursprünge der Umbrer und Osken , welche diesen beiden ältesten
Volksstämmen ihre Wohnsitze auf den Höhen der Central-Apen-
ninen anweisen" (S. 6), bestätigt werden. Später haben dann
„Einwanderungen theils von seefahrenden Stämmen des Ostens
(Pelasgern), theils von Alpenvölkern (Tuskern) stattgefunden/ 6
Darnach sollte man meinen , der Verf. halte die oben genannten
im Binnenlande wohnenden Volksstämme doch für autoehthonische ;
wenigstens wolle er über deren Herkunft keine weiteren Ver-
mnthnngen wagen. Dem ist aber nicht so; wir werden alsbald
erfahren , dass dieselben zum grossen Stamme der Iberer gehören,
von denen „ein Theil seine ursprünglichen Wohnsitze im Kauka-
sus veriiess", um sich im Westen anzusiedeln (s. §. 3, S. 7), fer-
ner wird S. 8 ausdrücklich bemerkt: „in Italien mögen die Iberer
als die älteste Bevölkerung des Landes angesehen werden." Es
wird mithin vom Verf. im Widerspruche mit seiner vorhin ge-
358 Romische Staats- und Rechtsalterthomer.
äusserten Absicht dfe angeregte Streitfrage deiiDOch entschieden,
indem er die primitiven Bewohner Italiens in sehr bestimmter
Weise für advenae erklärt, von denen freilich nicht recht klar
wird , auf welchem Wege sie in das von ihnen bewohnte Gebirgs-
land gekommen sind. — Der Verf. behandelt nun die von ihm an-
genommenen drei grossen Völkerstämme „Italiens in der Rejhen~
folge, in welcher sie sich der Zeit nach in Italien angesiedelt ha-
ben" 1 (S. 7). Es ist demnach in der ersten Abtheilung von den
Iberern die Rede, die, wie schon bemerkt wurde, nach dem Verf.
aas Asien eingewandert sind. Beweise für den hier vorausgesetz-
ten Zusammenhang der westl. und östl. Iberer, welcher lediglich
auf der sehr trügerischen Identität der Namen beruht, da „sich
schon im Alterthume weder in ihren Sitten , noch in ihrer Sprache
irgend eine Verwandtschaft mehr nachweisen Hess" (S. 8), wer-
den nicht beigebracht; der Verf. begnügt sich mit der Verwei-
sung anf Hoffmann (die Iberer im Westen und Osten) und be-
merkt dann: „die italischen Iberer schieden sich in drei grosse
Stamme , die Ligures , CJmbri und Osci , die awar auf den ersten
Blick in scharf von einander abstechender Nationalität . . . erschei-
nen , doch aber bei näherer Prüfung in Sprache und Sitten die
Stammverwandtschaft nicht verleugnen'' (?). Wir fügen hinzu,
dass auch für diese Abstammung der (Jmbrer und Osken von den
Iberern der Verf. keine neuen Argumente beibringt, sondern sich
lediglich auf Kortüm (Rom. Gesch.) beruft; man weiss daher, was
oder wie wenig von dieser Hvpothese zu halten ist. — Der erste
Abschnitt beschäftigt sich mit den Ligurern. Wir bemerkten im
Allgemeinen über die Weise, in welcher der Verf. die Erörterung
der einzelnen , von ihm zur Sprache gebrachten Völkerschaften
anordnet, dass er zunächst ihre Namen sammt den verschiedenen
Ableitungen derselben, dann die Ansichten der Alten und Neuern
ober ihren Ursprung, diese aber gewöhnlich weder vollständig,
noch in einer zweckmässigen Auswahl, endlich die ursprüng-
lichen Wohnsitze angiebt und deren allmälige Erweiterung oder
Verengerung ziemlich genau verfolgt. Was die Ligurer betrifft,
so neigt sich der Verf. zu der Ansicht hin , dass dieselben bis nach
Latin m hinein gewohnt haben , wo er in den bekannten Siculi (das
Nähere findet s. §. 20. S. 74—77) Angehörige ihres Stammes fin-
den will. Später sind sie dann von den Dmbrern auf die Höhen der
Apenninen Nord-Etruriens beschränkt worden, bis sie durch Mes-
salioten und Gallier bedrängt, in noch späterer Zeit die Wohn-
sitze einnahmen, „welche sie bis auf die Periode des Augnstua
behaupteten" (S. 11). Zum Schluss ist dann noch von der Sitte
und Lebensweise des Volks die Rede, jedoch nur ganz im Allge-
meinen; in Betreff des Details wird auf audere Schriften (Gluver,
Micali u. s. w.) verwiesen. Wir sehen indess nicht ein, warum
Ton diesem Volksstamme überhaupt in solcher Ausdehnung ge-
sprochen wird, denn eine Beziehung desselben auf die Anfänge
Naegelä: Studien üb. altiiaJL u. rom. Staate- u, JUchtsleben. 359
Roms* durch die es sich allein rechtfertigen würde, ist nicht wahr-
zunehmen, wenn man sie nicht etwa in dem Umstände finden will,
dass die Ligurer vor Rom's Erbauung in Italien und vielleicht auch
in Latium gewohnt haben. Genügte aber ein so entfernter Zu-
sammenhang , so hatte auch mit ziemlich gleichem Rechte die Ge*
schichte des gesammten kaukasischen Stammes und selbst die des
ganzen genus humanum in den Kreis der Betrachtung gezogen
werden können. Doch derartige Bedenken werden wir noch bei
manchen andern Abschnitten zu äussern haben : es ist der Ge-
sichtspunkt ., aus welchem der Verf. seinen Gegenstand betrachten
will (s. noch S. 7), im Einzelnen so wenig festgehalten worden,
dass man schwerlich an ihn denken würde, hatte der Verf. ihn
nicht ausdrücklich hervorgehoben:
Zweiter Abschnitt: Die Umbri. „Der Name dieses Volkes
ist icht italisch und es war blos griech. Spielerei, Umbri — "Op-
ßgioi — für solche, die die Wasserfluth überlebt haben, zu erklärend
(S. 12). Jedenfalls eine sonderbare Ausdrucksweise y denn der
Verf. will offenbar nur sagen , dass die Ableitung des Namens Um«
bri vom griech. öftßgog falsch ist, worin man ihm leicht beistimmt*
wenn auch ein gewisser Zusammenhang mit diesem Worte (man
vergi. das latein. umbra), eine Identität des Namens nicht zu leng*
nen sein dürfte. Wichtiger ist das Folgende: „Alle Zeugnisse
der Alten stimmen darin überein , dass die Umbrer seit den älte-
sten Zeiten in Italien wohnten ; sie trugen daher auch den Namen
Casci, Prisci, d. h. die Alten — , ferner wurden sie Aborigines ge-
nannt. Ueber die von uns hier anticipirte Identität dieser Namen
wird die not h ige Beweisführung im 2. Theile folgen." Wir wol-i
len die wesentlichsten Momente dieser Argumentation, welche im
45. §. gegeben oder doch beabsichtigt wird, gleich hier roittheileh.
Sie fasst sich dort (S. 144) in den beiden Schlusssätzen zusammen,
dass «in eigenes, Aborigines genanntes Volk in Italien nie exiatirt
habe, mit diesem Namen vielmehr die ältesten Bewohner Latinma
zwischen Reate und dem lacus fucinus, d. h. dite Umbrer, bezeich-»
net worden seien. Wir wollen zugeben , dass die erste negative
Behauptung durch die vorhergehende Ausführung (S. 139 — 43)
erwiesen sei, wiewohl diese Beweisführung unleugbar an manchen
Schwächen leidet. Von der Richtigkeit der zweiten positiven«
können wir uns aber um* so weniger überzeugen, da für diese all
und jeder ausdrückliche Beweis fehlt. Der Verf. scheint — denn
bestimmt erklärt er sich nicht darüber — sich dabei besonders auf
die Angabe der Sage gestützt zu haben, welche erzählt (s. S. 139),
die Aborigines hätten die Umbrer aus ihren alten Stammsitzen um
Cötilia und den heiligen See verdrängt ; da es nun kein besonderes
Volk der Abor. gab, diese aber doch in die. StammsiUe der Um-
brer versetit werden, so- — schliesst der Verf. — bleibt nur die
Annahme übrig, dass eben die Letztern mit jenem Namen genannt
worden sind. Es ist gewiss eine seltsame, auf keine Weise zu
360 Romische Staats- and Rechtsalterthamer.
rechtfertigende Deutung der Sage, welche das, was diese in einen
feindlichen Gegensatz stellt, mit einander identificirt. Ohne
Frage wäre es weit natürlicher gewesen, unter den Abor*, wenn
sie denn kein eigentümliches Volk sein können, dasjenige zu ver-
stehen, welches ihnen in der Sage verbunden und befreundet er-
scheint , d. h. die Pelasger. Der Verf. hätte diese Ansiebt um so
eher adoptiren können , da nach ihm die vorhin genannten Um-
brer durch die einwandernden Pelasger wenn auch nicht verdrängt,
so doch unterworfen werden, vergl. S. 136, wo es zwar heisat,
die in die Stammsitze der Umbrer eindringenden Pelasger hätten
„mit diesen verbündet" die Ligurer und was sonst noch da wohnte,
in der Ebene bekämpft , aber doch aus den gleich folgenden Wor-
ten „ ... . während die Pelasger von ihren festen Städten herab
die von den Umbrern bewohnte Ebene beherrschten ....** er-
hellt, dass der Verf. sich die Pelasger als Herren, die Umbrer
als Unterworfene denkt. Auch scheint es ihm entgangen zu sein,
dass er, indem er den Namen Abor. auf die Umbrer beschrankt,
diesen doch wieder als den eines besonderen Volksstammes, waa
er nicht sein sollte, hinstellt. Offenbar hat er das Richtige ge-
sehen, wenn er S. 140 sagt: „Im Allgemeinen dachte man sieh
unter den Aborig. das Stammvolk der Latiner/ 4 Wenn es aber
wahr ist, dass die Latiner und mit und nach ihnen auch die Rö-
mer unter den Aborig. die ältesten Bewohner des latin. Landes
verstanden, so konnte der Verf. in ihnen nicht blos die Umbrer
wiederfinden wollen , denn nach seiner Meinung sind nicht diese
allein, sondern entweder Umbro-Pelasger oder eine noch bun-
tere Mischung aus Umbrern, Pelasgern, Sabinern, Volskern etc.
als die ältesten Latini anzusehen (S. 137 — 38). Es ist hier
nicht der Ort, die eben erwähnten schwankenden Hypothesen ge-
nauer zu würdigen; es kam nur darauf an zu zeigen, dass der Be-
weis für die im §. 5 enthaltene Behauptung, der Name Abor. aei
den Umbrern eigenthümlich, nicht genügt und überdem sein
Inhalt mit den sonstigen Annahmen des Verf. nicht einmal in Ue-
bereinstimmung zu bringen ist. Ganz ebenso verhält es sich mit
den beiden andern Namen Casci und Prisci ; ist es auch richtig,
dass durch sie keine besonderen Völkerschaften bezeichnet wer-
den, sondern ähnlich wie mit dem Worte Abor. nur die Vorfahren
der Latiner und Römer oder, wenn man lieber will, die ältesten
Bewohner der latin. Ebene, so gehörten diese doch nicht lediglich
dem umbrischen Stamme an , dem daher auch die erwähnten Na-
men nicht ausschliesslich vindicirt werden können. — Wir kehren
zum §. 5 zurück , ohne uns indesa bei den dort gegebenen Notizen
über Ursprung und Ausbreitung des umbrischen Stammes, wie
über seine spätem Schicksale und Institutionen länger aufzuhalten.
Ebenso übergehen wir den ganzen 3. Abschnitt, der von den Osci
und zwar im §. 7 von den Osci-Aurunci , in den §. 8 — 13 von den
Osci Sabelli in der schon im Allgemeinen näher bestimmten Weise
Naegete: Stadien üb. altital. n. rom. Staat«- o. Rechtsleben. 361
handelt. Nur müssen wir namentlich in Bezug" auf den sabini-
schen Volksstamm unsere Verwunderung darüber aussprechen;
dass gerade bei diesem von der Eigenthümlichkeit der Staats- und
Rechtsverhältnisse mit keiner Silbe die Rede ist, wiewohl es an
Angaben darüber keineswegs fehlt und auch , wie wir später sehen
werden , der Verf. die gewöhnliche Ansicht theilt, dass der sabin.
Stamm ein wesentliches Element zu der ältesten Bevölkerung
Rom's hergegeben hat und gar manche seiner Institutionen dort-
hin übertragen worden sind.
Zweite Abtheilnng: Die Pelasger (S. 41—78). Wir
übergehen, was in den §. 15 — 16 von den Pel. Griechenlands und
Klein-Asieus bemerkt wird, und wenden uns sogleich zum §. 17,
der von den Pel. in Italien spricht. Es wird hier — freilich ist
nicht abzusehen , warum gerade an dieser Stelle und nicht gleich
im Eingange des Abschnitts — zunächst wieder wie gewöhnlich
von der Etymologie des Wortes TltkaGyoL gehandelt, welches, wie
der Verf. glaubt, stets der Gesammtname der in viele kleine
Stämme zerfallenden grossen Nation war (?) und blieb. Es scheint
ihm übrigens, dass mau den Namen „wohl am richtigsten von einem
in der Sage gefeierten Stammhelden Pelasgus ableitet" (S. 45),
was natürlich so gut, wie keine Ableitung ist, da auch der Verf.
wohl schwerlich gemeint sein durfte, den Pelasgus für eine histo-
rische Persönlichkeit zu halten, in den Namen der die betreifen-
den Stämme personificirenden Eponymen aber die der Stämme
selbst nur einfach wiederholt werden. Bekanntlich sind sehr viele
Erklärungen des Wortes Pelasgi versucht worden ; die wenigstens
nach unserer Ansicht wahrscheinlichste von ihnen, nach welcher
Pel. die „Bewohner der Ebene" bedeutet (s. u. A. Wachsmuth
Griech. Alterthumskunde I. S. 53), scheint dem Verf. nicht be-
kannt geworden zu sein, da er sie nicht mittheilt. Dagegen spricht
er die Ansicht aus , „dass die Pel. noch einen andern , ihre ganze
Nation allgemein umfassenden Namen, nämlich den der Tv$$tj-
vol oder TuQötjvot geführt zu haben scheinen", und sucht diese
Annahme, welche bereits von Varro (bei Serv. ad Aen. VIII, 600)
aufgestellt worden , durch fünf hier näher zu prüfende Gründe zu
beweisen (S. 47 fgg.)- Zunächst beruft er sich auf die Stelle des
Thuc. I. 109 — der Verf. citirt die Anführung bei Dionys. 1.
p. 20 — , in welcher dieser, von den Bewohnern der Akte spre-
chend, sagt; to de nteiGxov Iltkctöyixdvi xoov xal Arjpvov nots
Tcal 'Afrtjvag TvQörjv&v olxrjödvrcov , indem aus diesen Warten
folge, dass der genannte Historiker Pelasger und Tyrsencr durch-
aus für ein und dasselbe Volk halte. Diess ist insofern richtig,
als Thuc. allerdings die Tyrrhener und zwar , was nicht zn über-
sehen ist, die Tyrrh., welche einst Lemnos und Athen bewohn-
ten, zu den Pelasgern rechnet; keineswegs aber ergicbt sich aus
den angeführten Worten, dass er keine andern Pelasger als die
Tyrrhener gekannt , d. h. in dem Worte Tyrrh. nur einen andettv
N. Jahrb. f. Pfttf. «. Päd. od. Krit. BibL Bd.LTL. Hfl. *. ^
362 Romische Staats- and RcebUalterthomer.
•
Namen für Pel. überhaupt gesehen habe. Die Uebersetzungt
welche der Verf. giebt: „die Mehrzahl der Einwohner bildeten
aber doch Pelasger and zwar solche Tyrrhener, die u. s. w." ist
offenbar unzulässig, da sie den Sinn der Stelle ganz verfehlt; die*
ser kann, mag man nun rcov mit Tvqö. verbinden oder, was we-
niger passend ist, auf Utk. zurütkbeziehen und Tvqö. als Appq-»
sition fassen, kein anderer sein wie: die Mehrzahl der Bewohner
bildeten Pelasger und zwar gehörten diese zu den Tyrrh., wel*
che u. s. w. Demnach kann die mitgelheilte Stelle recht woh(
zur Stütze der Ansicht, nicht, sämmlliche Pelasger hatten den
Namen Tyrrh. geführt, keineswegs aber zum Beweise für die ent»
gegengesetze Meinung des Verf. verwandt werden (vergl. Wacham.
I. S. 779). Wäre aber auch die durchaus willkürliche Interpre-
tation des Verf. die richtige, so würde? wir in der Ansicht des
Thuc. eben nur die eines einzelnen classischeu Schriftstellers
und noch gar nicht ein irgend entscheidendes Argument besitzen
Diese letztere Bemerkung trifft noch entschiedener den unter b)
aufgeführten , eine Stelle des Sophokles im Inachns anziehendes
Beweisgrund. Allerdings bezeichnet dort jener Tragiker den Ina*
chus als den Beherrscher der in Argos wohnenden Tyrseno-Pe-
lasger (psya nQsößsvcov .... xal TvQöqv&v IJelaöyav). Doch
könnte man auch hier einwenden , dass Soph. , indem er von tyr<-
senischen Pelasgern spreche, auch noch andere gekannt haben
könne und werde , von denen er eben die argivischen durch jenes
Epitheton habe unterscheiden wollen. Indess wollen wir darauf
kein Gewicht legen, können aber die Autorität des Soph. in die*,
ser Sache nicht hoch anschlagen , da er als Dichter keinen Beruf
hatte, genauere Untersuchungen über sie anzustellen, als Attiker
dagegen sehr leicht in den Fall kommen konnte, die dort früher
ansässigen und ohne Frage allgemein bekannten tyrsen. Pelasger
mit dem ganzen Stamme zu verwechseln. Noch weit geringer ist
die Bedeutung, welche der dritte Gewährsmann des Verf., der
Schol. ad Iliad. 16,233 sq., welcher die bekannten Priester des do-
donäischen Zeus, die Selloi, Nachkommen der Tyrrhener nennt, ia
Anspruch nehmen kann. Es wäre höchst auffallend, wenn die
so oft vorkommenden Namen der Selloi und Tyrrheui, falls die
Träger derselben wirklich ia einer so nahen Beziehung zu einan-
der standen , bei den namhaften Schriftstellern des Alterthume
niemals zusammen genannt würden, und ist daher kaum zweifel-
haft, dass die Angabe des spätem Schol. auf einer aus ungenauer
Kenntnis* der Sachlage hervorgegangenen Verwechslung beruht.
— Das vierte höchst unklar entwickelte Argument gründet sich auf
eine Prolepsis, uämlich auf die erst im Folgenden zu beweisende
Annahme, dass in alter Zeit Pelasger aus Klein- Asien das später
von den Etruskern besetzte Land an der Westküste Italiens be-
wohnt hätten. Nun werden bekanntlich die Etrusker von den
Griechen Tyrrhener, ihr Land Tyrrhenieo genannt, eine Benea*
Naegell: Stadien üb. altital. u. röm. Staats- q« .RachUleben. 863
nung, die nach der Ansicht des Verf. von den frühern pelasgischen
Bewohnern auf sie übertragen wurde; Messen die letztem aber
Tyrrhener, da sie doch Pelasger waren, so — diess scheint die
kaum erkennbare Schlussfolge des Verf. zu sein — - ist Tyrrh. eben
pur ein anderer Name für Pelasger. Wollten wir auch zugeben,
dass die erwähnten Voraussetzungen später hinlänglich begründet
werden * was in der That nicht der Fall ist, so könnten sie doch
nur zu dem Schlüsse berechtigen * dass die ältesten Bewohner
Etruriens tyrrhen. Pelasger, nicht aber za dem andern, wesent-
lich verschiedenen, dass die Pel. überhaupt Tyrrhen. waren
oder genannt wurden. Mithin ist auch dieser vierte Beweisgrund
äusserst schwach. Dasselbe gilt auch von dem noch folgenden
fünften , denn dass „die etymol. Erklärung des Namens Tp$Qqvol
unlösbaren Zweifeln unterliegt", spricht weder für noch gegen die
umfassende Bedeutung , welche ihm vindicirt wird. Im Grunds
enthält also dieser letzte Passus — seltsam genug 1 — keinen neuen
Beweis für die aufgestellte Ansicht, sondern nur einen beiläufigen
Excurs über die Etymologie des Wortes Tyrrheni, auf welche der Vf.
später (S. 80 Anna.) nochmals zurückkommt. Demnach unterliegt
es wohl keinem Zweifel, dass es dem Verf. nicht gelungen ist zu
zeigen, dass Tyrrh. ein Gesammtname des pelasgischen Volks*
Stammes gewesen sei. Es wird desshalb vorläufig die gangbare
Ansicht, dass die tyrrhen. Pelasger nur ein einzelner Zweig dieser
grossen Nation waren , ihre bisherige Geltung behaupten können.
— Im §. 18 geht der Verf. dann zu den italischen Niederlassun-
gen der Pelasger über und gedenkt zunächst derjenigen, welche
sie in den südlichen Theilen des Landes gegründet haben sollen.
Dort werden als ihre frühesten Abkömmlinge die Oenotrer und
Peuketier genannt; ihnen folgten die Mcssapier und Daunier. Der
Verf. ist — mit welchem Erfolge , müssen wir dahingestellt sein
lassen — bemüht, die Wohnsitze dieser verschiedenen Volks-
stamme mögliebst genau festzustellen. Er handelt dann, auch
u. A. von ihrem Verhältniss zur oskischen Urbevölkerung und wird
dadurch zu einer — streng genommen — nicht hierhin gehörigen
Erörterung über die in späterer Zeit an der italischen Küste ge-
gründeten griech. Colonien und deren Beziehungen za den Be-
wohnern des inneren Landes veranlasst. — .§. 20 fgg. haben die
Einwanderungen der Pel. in Ober- und Mittel-Italien zum Gegen^
stände. Wir bemerken hier nur, dass die schon früher erwähnte
Annahme , die der Sage nach im spätem Etrurien sich niederlas-
senden Afäonier oder Lydier seien kleinasiat. Pelasger gewesen,
an dieser Stelle nicht bewiesen* sondern eben nur als Hypothese
wiederholt wird (S. 62; vergl. S. 80, wo ebenfalls kein Beweis ge-
führt wird) und S. 64—76 der Verf. die ital. Städte einzeln nam-
haft maeht, deren pelasg, Ursprung seiner Ansicht nach gewiss
oder doch wahrscheinlich ist.
Die dritte Abtheilung : Die Etrusker (S. 78—130), zerfallt in
24*
364 Romische Staats- und Rechtsalterthnmer.
2 Abschnitte, von denen der erste, §. 28—35, den Ursprung nnd
die äussere Geschichte, der zweite, §. 36—42, das innere Staats-
und Privatleben des genannten Volks behandelt. Es ist aber,
damit die angegebene Ueberschrift des 2. Abschnitts nicht zu Irr-
thümern in Betreff des Inhaltes Anlass gebe, nöthig, denselben
noch naher zu specificiren. Es ist dort der Reihe nach die Rede:
1) von der Bundesverfassung; 2) von der Verfassung der einsei-
nen Städte; 3) vom templum (S. 118—27); 4) vom Privatrecht
(dem etwa 2% S. gewidmet sind). — Eine Angabe und Prüfung
des Einzelnen kann hier nicht unternommen werden ; jedoch wol-
len wir wenigstens die Ansichten des Verf. über einige Haupt-
punkte in Kurze mittheilen. In Betreff der Abstammung der Etr.
sucht er mit zum Theil neuen Gründen den Beweis zu führen,
„dass sich die Vermuthung rechtfertigen lasse, es seien die unter
dem Namen der Raeti, Lepontii und Camuni bekannten Alpen-
völker die Stammeltern der Etr. gewesen 1 ' (86). Diese Volks-
stänime setzten sich zunächst in dem Lande zwischen den Alpen
und Apenninen fest, überschritten dann die letzteren und breiteten
eich im eigentlichen Etrurien aus (S. 90). Ueber das Verhältnis*,
in welches sie zu den dort vorgefundenen , altern Bewohnern tra-
ten, wird hinzugefügt: „Wir nehmen an, dass die Etr. sich das
Land unterwarfen , die Städte eroberten und mit deren Einwoh-
nern, d. h. soweit diese dem pelasg. Stamme angehörten, allmälig
zu einem Volke verschmolzen, dass dagegen die Umbrer, ihre
Selbstständigkeit hartnäckig vertheidigeud , sich über die Tiber
zurückgezogen haben." — Was die dritte Hauptniederlassung der
Etrusker, die in Carapanien angeht, so lässt diese der Verf. (mit
Niebuhr gegen Müller) durch die Besetzung Vulturnums, etwa
283 u. c, ihren Anfang nehmen. — Aus dem 2. Abschnitt heben
wir, um doch wenigstens einen Punkt zu erwähnen, der zudem
eine directe Beziehung zu Rom hat, die Ansicht des Verf. von
dem Verhältniss der röm. Glientel (wie sie von Dionys. dargestellt
wird) zu den etrusk. Penesten hervor. Sie geht dahin , „dass das
Wesen der röm. Clientel dem etrusk. Verhaltnisse , welches die
(vorhin besprochene, von Dion. tcbv&öxcci genannten) Hörigen als
Halbfreie erscheinen lässt, entlehnt ist" (S. 114); doch muss in
sofern ein Unterschied statuirt werden, als „jene national-etrusk.
Clientel, auf fremden, d. h. lateinischen Boden verpflanzt, sich
anders, d. h. humaner, freier und würdiger als in Etrurien ent-
wickeln konnte" (S. 115).
Wir wenden uns zum II. Haupttheile: Latium und seine Be-
wohner vor Rom's Erbauung, dessen erste Abtheilung (S. 133
— 65) die Geschichte der Volksstämme, welche vor und zur Zeit
der Gründung Rom's das Land bewohnten, enthält. §. 43 giebt
einige Notizen über die physische Beschaffenheit des alten La-
tiums, die unserer Ansicht nach wohl etwas reichhaltiger hätten
sein können , zumal der Verf. sich laut der Vorrede längere Zeit
Naegete: Studien üb. altital. n. rora. Staats- u. Rechtsleben. 365
in Rom aufgehalten und die Umgebung der Stadt aus einiger An-
schauung kennen gelernt hat. Ueberhaupt sind die Schiiderun-
gen des Terrains, welche er hie und da einflicht, weder anschau*
lieh genug, noch hinlänglich ausgeführt, so das« sie keineswegs
geeignet erscheinen , genaue und deutliche Vorstellungen zu ver-
mitteln. -* Der Name Latium wurde, wie der Verf. nach dem
Vorgange Anderer annimmt, dem Lande gegeben, weil es ^ne
Ebene bildet; er stellt daher das Wort mit campus latus 8. latior
zusammen , indem es „das Flachland im Gegensatze zu den im N.
und O. aufsteigenden Bergen, deren Bewohner daher auch Hernici,
d. h. Felsenbewohner, genannt wurden" (S. 135), bezeichne. Diese
Ableitung hat allerdings manches für sich, doch möchte zu bemer-
ken sein , dass latus nicht das Ebene oder Flache im Gegensatze
zum Erhabenen, sondern das Weite und Ausgedehnte im Gegen-
satze zum Engen und Schmalen bezeichnet; die Latini durften
daher nicht den Hernici gegenübergestellt und auch ihr Name nicht
mit dem der Aequi (die ebenfalls „Flachländer" gewesen sein sol-
len) gleichbedeutend gesetzt werden (s. die Anm. S. 136). Auch
führt die Bezugnahme auf campus latior zu der irrigen Vorstel-
lung, Latium sei eine Comparativform ; passender war es, an lati-
tudo, latifundus, laticlavus u. 8. w. zu erinnern, wo es ersichtlich
ist, dass der Stamm des Wortes lati lautete. — Wann der Name
zuerst gebraucht wurde, ist nach dem Verf. ungewiss; wir be-
merkten schon, wie er weder über die Zeit, noch über die Völker-
schaften, welche zuerst die gemeinsame Benennung Latini annah-
men, mit sich einig werden kann, vergl. §. 44, wo von den älte-
sten Bewohnern Latiums die Rede ist. Als solche werden aufge-
führt Umbrer, Ligurer, Aequer, Herniker, Volsker; in das Land
der Umbrer dringen sp fiter Pelasger ein und unterwerfen mit die-
sen (oder an ihrer Spitze) die übrigen in der Ebene wohnenden
Völkerschaften; sie werden aber iu Folge einer zweiten grossen
Völkerbewegung durch Umbrer und Volsker vertrieben oder unter-
worfen und die von ihnen gegründeten Städte von Umbrern , Sa-
binen) , Volskern , sowie t heil weise von den erst später vorrücken-
den Etruskern besetzt. „Gerade aber aus dieser Mischung der
Bevölkerung Alt-Latiums bildete sich vielleicht eine von den um-
wohnenden Umbrern, Sabinern u. s. w. verschiedene Nation, die
nun den Namen der Latini als einen gesonderten Volksnamen
führt "(S. 138). Wir wollen die Möglichkeit zugeben, dass in
der That jetzt erst der Name Latini aufkam, da sich annehmen
lässt, dass er den Bewohnern der latin. Ebene zunächst von Aus-
sen her gegeben und dann von ihnen selbst reeipirt wurde, finden
es auch nicht unwahrscheinlich, wenn der Verf. „aus dem Ge-
mische der verschiedensten Nationalitäten, welche die Einwohner-
schaft der latin. Städte bildeten, die Selbstständigkeit und Ab-
geschlossenheit derselben dem (spätem) Bunde gegenüber" ableitet,
sehen dagegen nicht ein, wie die erwähnte Mischung unter deu
366 Romische Staats- und Rechtsalterthomer.
vom Verf. gegebenen nahern Bestimmungen eine eigentümliche
Nation begründen konnte , denn offenbar ist sie nicht so zu ver-
stehen, als seien in der Bevölkerung aller oder auch nur der mei-
sten latin. Städte jene verschiedenen Volksstärame sämmtlieh
repräsentirt gewesen , vielmehr ist klar , dass, da jeder von ihnen
seine Eroberungen auf eigene Hand unternahm und somit In den
einseinen unterworfenen Städten immer nur ein einziger die Herr-
schaft erlangte, die Bevölkerung derselben in der Regel nur aus
swei Bestandteilen, den Angehörigen des siegenden Stammes und
den besiegten ursprünglichen Einwohnern , falls diese nicht etwa
vollständig ausgetrieben wurden, zusammengesetzt sein konnte.
Die auf solche Weise Entstandenen latin. Gemeinden konnten sich
auch zunächst gar nicht veranlasst sehen , „in ein Bundesverhält-
niss znm Zwecke gemeinschaftlicher Abwehr und Verteidigung
gegen die Angriffe der umwohnenden Volksstämme u zu treten,
weil von diesen, zu denen ihre Mitglieder ursprünglich selbst ge-
hörten, eine gemeinsame Gefahr für sie nicht zu befürchten
war. Hatte auch das Zusammenwöhnen auf einem durch «eine
natürliche Beschaffenheit zu einem einigen Ganzen prädisponlrten
Gebiete die nothwendige Folge, dass sie mit der Zeit näher an-
einander rückten, so konnte doch, eben weil ihnen die ursprüng-
liche Einheit der gemeinsamen Abstammung fehlte, der engere
politische Verband , zu welchem wir sie spater vereint sehen , sich
nur ganz allmälig und unter besonderen, begünstigenden Umstän-
den ausbilden. Diesen allmäligen Fortschritt der Entwickelnng
hat der Verf. nicht nachgewiesen; er setzt vielmehr die Entste-
hung des latin. Bundes, so wie dieser in späterer Zeit hervor-
tritt, ohne Weiteres in den Anfang der latin. Geschichte, also in
eine Periode, wo derselbe, falls die Ansicht des Verf. vom Ur-
sprünge der Latini die richtige ist, aller Wahrscheinlichkeit nach
auch noch nicht im Keime vorhanden war. Nur unter der Vor-
aussetzung, welche die Sage festhält, dass nSmlich die frühesten
Vorfahren der Latini einem einzigen Volke , den Aborig. Pelasgern
angehörten, ist es denkbar, dass sie von Anfang an in jener reli-
giös -polit Verbindung standen, welche sie nach dem Verf. zu
allen Zeiten vereint haben soll. Zu dieser Staramsage der Latini
kommt der Verf. in §. 46 fgg.; wir müssen es dem Leser über-
lassen, zu beurtheilen, inwiefern es Ihm gelungen ist, sie in ihrer
ursprünglichen Form zu reproduciren und seine , wie uns scheint,
im Allgemeinen ganz richtige Ansicht, dass sie in ihren einzelnen
Abschnitten , wenn auch auf ihre Ausbildung die griech. Mytho-
graphie und Poesie grossen Einfluss geübt habe , „zu einem ge-
wissen Theile ihres Inhaltes acht, d. h. einheimisch - italisch sei"
(S. 156) , zu begründen. Wir heben nur die Resultate hervor : fa
der Evandersage findet der Verf. die geschichtlich feststehende
Einwanderang der Pelasger angedeutet, die vom Hercules glaubt
er dagegen als einen integrirenden Theil der griech. Fabel von
Naegefc : Studien ab, altital. n. rom. Staats- o. Rechtslebcn. 367
diesem Heros betrachten zu müssen ; in Betreff der Aeneassage
endlich kommt er iu dem Schlussurtheile, „dass sie zwar aus
Griechenland nach Italien gekommen ist, aber sich bereits In den
frühesten Zeiten mit den Localsagen der damals blühenden Städte
Alt-Latiums um so leichter verknöpfte, da ja Pelasger und Tro-
janer aus Klein- Asien nach Westitalien gekommen waren , sie also
den Vortheil gewährte, dass die dunkeln und halb verwischten Ge-
stalten der Pelasgersagen wieder aufgefrischt wurden, neiras Le-
ben und neue Namen erhielten" (S. 159 fg.). Es werden nun
auch folgerecht die wirk Höh historischen Thatsachen, welfche, wie
der Verf. glaubt, der Erzählung zu Grunde liegen, in die Zeit
der (umbro-) pelasgisehen Herrschaft gesetzt (das Einzelne s. S.
160—61). Hierbei tritt indess die grosse Unwahrschefnlichkeit
hervor, dass die späteren Eroberer des Landes die Stammsagen
der von ihnen unterworfenen oder verjagten Pelasger nicht allein
recipirt , sondern darüber ihre eigenen völlig vergessen haben sol-
len. Der Verf. hatte schon früher, wo von dem Verhältnisse der
rhätisohen Etrusker zu der ursprünglich pelasgisehen Bevölke-
rung Mittel-Etrtiriens die Rede war (s. 8. $1 fgg.), etwas Aehn-
liches behauptet. Er nahm dort an, in der Mischung der erobern-
den Etrusker mit den unterworfenen Urbewohnern hätten die letz-
tern das entschieden vorwiegende Element gebildet, so dass grade
ihre Geschichte und Sage von dem neuen, aus jener Verbindung
hervorgegangenen Volke als die seinige anerkannt worden sei.
Aber schon hier ist es dem Verf. nicht gelungen, dieses Verhält-
niss wahrscheinlich zu machen , wiewohl es weniger auffallend ist,
well in der ausgebildeten Nationalsage des spätem Etruriens das
speeifisch-etruskische Element wenigstens noch in einzelnen Zü-
gen erkennbar ist, während sich in der latin. von den histor. Er-
innerungen der zur Herrschaft gelangten Volksstämme auch keine
einzige, deutliche Sage mehr auffinden lässt. Es kommt hinzu,
dass es in Etrurien nur ein einzelner Stamm war, der seine eigen-
tümliche Sage aufgab, was schon leichter geschehen konnte; für
Latium aber wäre das weit weniger Denkbare anzunehmen , dass
die zahlreichen, verschiedenen Stämme, welche sich dort eine
Herrschaft gründeten, gleichmässig die sagenhaften Traditionen
der von ihnen gewaltsam unterjochten Pelasger zu den ihrigen ge-
macht hätten. S. 166, 4 bemerkt der Verf., „dass die sieh unter-
werfende pelasgisehe Bevölkerung Latiums fortan das flache Land
bewohnte und den Ackerbau und Viehzucht treibenden Theil des
latin. Volkes bildete.*' Es leuchtet ein, dass die kriegerischen
Stämme, welche sich der Herrschaft bemächtigten, schwerlich
geneigt und bereit waren, ihre Geschichte zu Gunsten der Üeber-
liefernhgen dieser unterworfenen Glasse, welche sie auch in spä-
terer Zeit, wie diess der Verf. selbst weiter unten ausführt, von
jeder Theilnahme an den staatlichen Rechten consequent ferne
hielten , aufzugeben. Um diess zu glauben , müsste uns der vom
368 Römische Staats- and Recbtsalterthamer.
Verf. vorausgesetzte historische Verlauf durch stichhaltigere Be-
weise, wie er, der sich im Grunde lediglich auf seine willkürliche
Auslegung der Sage berufen kann, beibringt, erwiesen sein.
Die «weite Abtheilung: Das Nationalrecht der Latini, zerfallt
in 2 Unterabtheilungen. Die erste derselben : die Bundesverfas-
sung in Alt-Latiura, behandelt diese in swei Perioden , von denen
die erste (S. 168—98) die ältesten Zeiten bis auf Rom's Eintritt
in den Bund (zwischen 176 und 120 u. c.)> die zweite (S. 198 —
228) die folgende Zeit bis zur Vernichtung des latin. Bundes (u.
c. 417) umfasst. — Die 2. Unterabtheilung: die Verfassung der
einzelnen latin. Städte (S. 228 — 47), handelt vom latin. Könige und
Dictator, vom Senat der altlatin. Städte, vom latin. Prätor, von
den Ständen in den altlatin. Städten und von den altlatin. Land-
städten oder Colonien.
Der einleitende §. 54 fasst die Ergebnisse der in der ersten
Abtheilung geführten Untersuchung über den Ursprung und die
Bildung der latin. Nation in 5 Sätzen zusammen. Diese hier ge-
nauer zu prüfen, halten wir um so weniger für nöthig, da wir
überzeugt sind , dass man es auf diesem Gebiete der Forschung
überhaupt schwerlich zu mehr als uusichern Hypothesen bringen
wird, so lange die Grundfragen der Untersuchung keine definitive
und zweifellose Lösung gefunden haben. Es kommt unserer An-
sicht nach zunächst darauf an zu ermitteln , welchem Theile des
später so genannten Latiums dieser Name ursprünglich eigen war,
und wie und in welchen Zeiträumen derselbe seine erweiterte Be-
deutung erhielt (den schwankenden Umfang des latin. Gebietes
hebt auch der Verf. [S. 174, e] hervor). Dann aber ist bei den
in unsern Quellen sich findenden Notizen über Latium , Latini,
latin. Bund etc. für jede derartige Angabe, bevor von ihr ein wei-
terer Gebrauch gemacht wird , festzusellen , auf welche Periode
der latin. Geschichte und auf welchen Theil des latin. Gebietes sie
sich bezieht. So lange die sagenhaften und historischen Berichte
ohne diese Berücksichtigung der Zeit und des Ortes, für welche
sie Geltung haben, benutzt werden, kann das Resultat immer nur
ein ideelles Latium sein , dessen wirkliche Existenz nicht nachzu-
weisen und dessen Bestimmtheit mit Widersprüchen behaftet sein
wird. Ist man aber der Meinung, dass eine solche Sonderling sich
nicht durchfuhren lasse, so thut man am Besten, die Sagen, wie
sie sich eben finden, einfach zusammenzustellen ; man entgeht dann
wenigstens der doppelten Gefahr, im Einzelnen eine Reihe von
überflüssigen , weil zu nichts führenden Vermuthungen aufzustel-
len, und im Ganzen eine lediglich auf der subjeetiven Vorstellung
des Erfinders beruhende künstliche Geschichte vorzutragen. Von
unserm Verf. lässt sich nicht sagen, dass er den einzig zum Ziele
führenden streng historischen Weg eingeschlagen habe; er wirft
ebenfalls durchgängig die mannigfaltigen Angaben der alten
Schriftsteller durcheinander und benutzt sie ganz oder thcüwcise,
Naegelö : Stadien ab altital. a. rom. Staats- a. Rechtsleben. 369
je nachdem das eine oder andere seinem subjectiven Belieben pas-
send erscheint. — §. 55 untersucht die Frage nach der Zahl der
zum foedus latinum gehörigen populi oder „souveraincn Stadtge-
meinden", wie der Verf. hier und an vielen andern Stellen das ge-
nannte Wort übersetzt (s. bes. S. 229). Wir bemerken beiläufig,
dass, um den Begriffeines popuhü? iu erfüllen, keineswegs eine
Stadtgemeinde erforderlich ist; populus ist jeder Bestandteil
einer natio oder gens 9 welcher ein selbstständiges politisches Ge-
meinwesen bildet. Das, wie uns scheint , keineswegs zweifellose
Resultat der Untersuchung ist, „dass die Zahl 30 als eine sta-
bile und geweihte sich nicht erweisen lagst , und dass diese Zahl
in Latium ebenso zufällig wie die Zahl 12 in Etrurien ohne alle«
Zweifei stabil und heilig, war" (S. 173). — §. 56 fgg. erörtern
den Inhalt des latin. Bundesrechts in seinen Hauptmomenten, dem
connubium, commercium, der recuperatio und den concilia. In Be-
zug auf die letzteren wird über den Ort, die Zeit, die Weise der
Beschickung, die Gompetenz u. s. w. das Nöthige mitgetheilt. —
,§. 61 erzählt die Feier der feriae latinae, die folgenden handeln
von den Magistraten des Bundes (dem rex oder dietator latinus
und den praetores).
Wir kommen zur 2. Periode , welche mit dem Eintritte Roms
in den Bund beginnt. Dieser Eintritt war es, welcher, wie der
Verf. glaubt, indem er von Rom gefordert und von den latin.
Städten verweigert wurde, den vieljährigen Kampf des jungen
kriegerischen Staates mit dem lat. Bund veranlasste (S. 202). Lei-
der erfahren wir nicht, was denn Rom, welches der Ansicht des
Verf. zufolge in keinem innern Verhältnisse zum latin. Bunde stand
und dessen anfängliche Schwäche er wiederholt der grossen Macht
der latin. Bundesstädte gegenüberstellt, bestimmte, die Erfüllung
einer ganz ungerechtfertigten. Forderung, von der es sich über-
dem keine erheblichen Vortheile versprechen konnte, durch wie-
derholte Kriege zu erzwingen. Der Verf. behauptet zwar, Rom
sei damals noch zu schwach und unbedeutend gewesen , um , wie
in den Quellen berichtet wird, die Suprematie über Latium in Aus-
sicht nehmen zu können; aber wenn es sich zum Zwecke des Ein-
tritts in den Bund mit den umliegenden mächtigen Städten in einen
Kampf einlassen durfte, so konnte es diesen auch in der von un-
gern Gewährsmännern angegebenen Absicht eröffnen. In dem
einen wie in dem andern Falle stellte es sich dem ganzen Bunde
feindlich entgegen und in beiden wurde ihm der schwere Kampf
gleich massig durch den Umstand erleichtert, dass nicht sämmt-
liehe Bundesstädte, sondern nur die „Rom zunächst liegenden den
Krieg führten" (S. 203). Will man einmal die Erzählung nicht
gelten lassen, dass Rom, weil es nach der Zerstörung Alba's die
von diesem früher bekleidete Vorstandschaft des Bundes auf sich
übergegangen glaubte, den Krieg mit den widerstrebenden Lati-
nern begonnen habe, glaubt man annehmen zu müssen, dass Rom
370 Romische Staats- und Rechtflalterthumer.
ihrem Bunde ursprünglich völlig fremd gegenüber gestanden sei,
so wird es am Geratensten sein , die kriegerischen Unterneh-
mungen, welche die röm. Gemeinde gegen ihre iatin. Nachbarn
ausführte, auf die Herrschsucht ihrer Mitglieder zurückzuführen,
die um so ungescheuter hervortrat, da sie wussten, dass sie es
eben nur mit den einzelnen Städten zn thun haben würden. Ue-
brigens erreichte Rom nach dem Verf. seinen Zweck erst durch
die friedlichen Bemühungen des altern Tarquinius und seines Nach«
folgers Serv. Tullius: unter und durch den letztgenannten König
war es, dass Rom „Bundesstadt wurde, die 3 Bundesrechte er-
hielt u. s. w." (S. 207). Auch zur Zeit des 2. Tarquin, der be-
kanntlich ganz Latium mit List und Gewalt „unterworfen" haben
soll, war und blieb Rom Bundesstaat, wie jede andere; eine
Herrschaft über den Bund übte es in keiner Weise aus (S.
210). Nach Vertreibung der Könige trat dann Rom für einige
Zeit aus dem Bunde aus (über die Gründe s. S. 213 fgg.) und
stellte sich in ein feindliches Verhältniss zu demselben, schloss
sich ihm aber, von äussern Feinden und inncrn Bewegungen in An-.
Spruch genommen , durch den Vertrag des Cassius bald von Neuem
an. „Auch bei dieser Gelegenheit wurde die Bundesverfassung
im Wesentlichen nicht verändert, sondern nur in Einzelnheiten
verbessert (S. 217); Rom wurde wieder Bundesstadt, wie es frü-
her gewesen war, und hatte nicht mehr Rechte wie die übrigen
iatin. Gemeinden; sein thatsächl icher Vorrang vor diesen re-
sultirte lediglich aus dem grösseren Eifer, mit dem es seiner Ver-
- pflichtung, im Falle von Angriffen die bundesgesetzliche Hülfe zu
leisten, nachkam. Diess ist der wesentliche Kern der Ansicht des
Verf. vom Verhältnisse Rom's zum latin. Bunde. Sie weicht, wie
man sieht, von den Angaben der Quellen entschieden ab and
könnte nur durch ^sehr triftige Gründe gerechtfertigt werden , die
wir wenigstens in der sehr weitläufigen, wie gewöhnlich wenig
präcisen Ausführung des Verf. nicht gefunden haben. — Den wei-
teren Verlauf der Kämpfe Rom's mit den Latinern nach dem gal-
lischen Einfalle stellt §. 72 dar; wir übergehen diese Partie, wel-
che uns übrigens durchaus nicht hierhin zu gehören scheint, wie
die ganze 2. Unterabteilung, um für die Besprechung des dritten
Theiles einigen Raum zu gewinnen.
Auch dieser dritte und letzte Theil unseres Werkes : Die
Gründung und Erbauung Rom's (§. 83 — 155), hat 2 Abtheilungen,
deren erste „die Sagen von der Gründung Rorpls" behandelt (S.
251—458), während die zweite (— S. 536) „die Kritik" dersel-
ben enthält.
Die Aufgabe , welche der Verf. in der ersten Abtheilung zu
lösen unternimmt, ist „die einheimisch - römische Nationalsage,
soweit sie die Gründung Roms schildert, zu entwickeln" (S. 254).
Da aber die ächte und reine Sage im Laufe der Zeit durch Grie-
chen und Römer vielfach erweitert und entstellt worden ist, hält
Naegele* : Studien üb. altita). u. rom. Staats- n, Rechtsleben. S71
i
er es für nöthig, sich nach einem Wege umzusehen, auf welchem
ihre ursprüngliche Form aas den uns vorliegenden Berichten her-
gestellt werden könne. Er findet , „das einzige Mittel, der ver-
wirrten Masse Herr zu werden, ist, durch eine genaue und sorg-
fältige Kritik den Werth der Quellen , in denen jene Sagen auf uns
gekommen sind , zu prüfen und , indem man den Inhalt der bes-
sern Quellen aneinander reiht, so allmälig das Beste in einer run-
den und geordneten Erzählung vereinigt zu haben" (S. 254 fgg).
Demnach untersucht er im ersten Abschnitte „die Quellen der
Sage" und zwar im ersten Capitel „die römischen Quellen."
Ueberblickt man die Reihe der in diesem Abschnitte zur
Sprache gebrachten Gegenstände, so stellt sich heraus, dass man-
che von ihnen hier überhaupt nicht hingehören , andere an unpas-
sender Stelle, die meisten endlich in einer Weise besprochen
werden , welche dem vorgesetzten Zwecke nicht angemessen ist.
Der Grund von alle dem liegt unseres Erachten« in dem Umstände,
dass sich der Verf. über die in diesem 3. Theile zu lösende Auf-
gabe nicht ganz klar geworden ist, dass er die Bedeutung und die
Reihenfolge der in Betracht kommenden Fragen nicht genau ge-
nug erwogen, namentlich auch die Urgeschichte Rom's mit der
Nationalsage der Römer vom Ursprünge Ihres Staates ver-
wechselt hat. Wir wollen die Gliedern ng»der Abhandlung, wie sie
auf dem Standpunkte des Verf. sich hätte ergeben sollen, in Kürze
skizziren, weil nur so das eben ausgesprochene Urtheil begründet
und verständlich wird. Nachdem der Verf. die Ansicht adoptirt
hatte, dass die Geschichte der ersten Jahrhunderte Rom's eine
sagenhafte sei, war zunächst die streitige Frage zu entscheiden,
ob die Römer über die Gründung und ersten Anfange ihrer Stadt
eine eigene nationale Sage gehabt haben oder nicht. Der Verf.
setzt zwar im Eingange dieses 3. Theiles das Dasein einer solchen
voraus und konnte sich auch , wie wir glauben , mit dieser ein-
fachen Anerkennung begnügen; da er indess selbst anderer An-
sicht ist, indem er später wiederholt darauf ausgeht, Beweise für
jene Annahme beizubringen und die geäusserten Zweifel und Be-
denken zu widerlegen , so musste er diese Argumentation nicht
da , wo sie jetzt zu finden ist , sondern eben im Eingange seiner
Untersuchung ausführen. Hier war der Ort, die Existenz einer
acht röm. Nationalsage namentlich gegen die Einwendungen, wel-
che sich auf den Charakter und die geistige Eigentümlichkeit des
röm. Volkes, auf die Weise seiner Entstehung u. s. w. stützen, in
Schutz zu nehmen. An dieser Stelle musste auf die vielen, in Rom
dem Andenken von Personen and Begebenheiten , die in die Zeit
der Entstehung der Stadt gesetzt werden , geweihten Locale und
Feste aufmerksam gemacht werden , sofern diese, in welchen sich
die Sage gewissermaasseti zu verkörpern pflegt , auf das Dasein
einer solchen entschieden hinweisen. Es konnte ferner daran er-
innert werden, wie derartige Traditionen auch sonst dem röm.
372 Rtimigche Staats- and Rechtsalterthämer.
Volke nicht fremd waren, wie diess aus den üblichen Tischge-
sängen, den Naenien, den Ueberlieferungen der einzelnen Fami-
lien u. 8. w., deren Erörterung sich hier anzuschliessen hatte, her-
vorgeht. War diese Vorfrage erledigt , so musste zunächst unter-
sucht werden, ob und inwieweit die anzunehmende Nationalsage
in den uns vorliegenden Erzählungen wiedergegeben werde. Zu
dem Ende war es nöthig, auf die Quellen unserer Quellen, d. h.
auf die röra. Annalisten zurückzugehen, um deren Verhältnis zur
bestehenden Nationalsage festzustellen. Hier war der Ort , die
Behauptung , dass die ältesten unter ihnen die röm. Grundungs-
sage nach griech. Bearbeitungen derselben wiedererzählt hätten,
zu prüfen ; es musste ferner aus der allgemeinen Lage der Zeit, in
welcher sie schrieben, aus ihrem persönlichen Charakter nnd ihrer
amtlichen Stellung, aus der Art und Weise, wie sie anderweitige
vaterländische Quellen bei ihren Darstellungen benutzten , aus der
Thatsache, dass sie die Familienüberlieferungen zu Rathe zogen,
daraus endlich, dass in ihren Erzählungen eben die Namen nnd
Begebenheiten sich wiederfinden, denen im Cultus Orte und Fe-
ste geweiht waren , der Beweis geführt werden , dass jedenfalls
die von ihnen mitgetheilte Sage die einheimische, im Munde des
röm. Volks selbst fortlebende Sage war. Hier war dann auch
über die Form, in welcher die Sage sich bis auf die Zeit, in der
jene ältesten Gcschichtschreiber auftraten, "fortgepflanzt habe, dag
Nöthige beizubringen , vor Allem die Niebuhr'sche Ansicht, dass
sie in grossen epischen Gedichten fixirt gewesen sei , genauer zu
würdigen. Was von den Annalisten , gilt natürlich ebenso von den
sonstigen Quellen der Schriftsteller, auf deren Berichten unsere
Kenntniss dieser Dinge beruht. Auch ihre Beziehung zur natio-
nalen Sage musste bestimmt werden, wobei es sich von selbst ver-
steht, dass die auf sie sich beziehenden Notizen nur insoweit zu
benutzen waren, als sie zur Erläuterung jenes Verhältnisses die-
nen können. Der Verf. hat in diesem Punkte durchaus nicht
Maass zu halten gewusst; er theilt sehr Vieles mit, was zwar recht
gut zu wissen, für die hier erörterte Frage aber ganz gleichgültig
ist. — Auf der Basis der vorhin erwähnten Untersuchung konnte
dann aus den uns erhaltenen Berichten die Sage in ihrer ächten
Gestalt reconstruirt und somit zur zweiten Hauptfrage, welches
der ihm zu Grunde liegende historische Kern sei , übergegangen
werden; die Ermittelung desselben ist natürlich nur mit Hülfe von
ausser der Sage liegenden, ächt-his torischen Nachrichten möglich,
daher die Vorfrage zu lösen war, ob und wo sich solche finden.
Die Beantwortung führte nothwendig zur Erörterung der officiel-
len Aufzeichnungen , die es in Rom gab , der annales pontificum,
der'libri lintei u. s. w., welche eben so wenig wie die gleich zu
nennenden schriftlichen Denkmale als Quellen der Sage aufge-
führt werden durften. Es musste untersucht werden, ob und in
wiefern in ihnen Nachrichten über die ältesten Zeiten Roro's eut-
Naegell: Stadien üb. altital. n. rom. Staats- u. Rechtsleben. 873
«
halten waren. Ferner war auf die sonstigen Documente aas der
Periode der Konige, die lege« regiae, die Vertrage u. 8. w. Be-
zug zu nehmen ; auch die commentarii der pontifices und Magi-
strate mussten genannt und darauf angesehen Werden, ob und in
welchem Umfange sie als histor. Quellen benutzt werden konnten.
Es fragte sich sodann , ob die uns erhaltenen röm. und griech.
Schriftsteller oder deren Gewährsmanner von jenen authentischen
Nachrichten Gebrauch machen konnten und wollten, ferner in
welchem Sinne und in welcher Ausdehnung sie dieselben bei Ab-
fassung ihrer Werke wirklich zu Rathe gezogen haben. Alles
diess festgestellt, konnte dann endlich .von den überlieferten Mach-
richten zur Feststellung der röm. Urgeschichte, bei welcher na-
türlich auf die Lage und die Verhältnisse des damaligen Italiens
und namentlich Latiums die erforderliche Rücksicht zu nehmen
war, die entsprechende Anwendung gemacht werden. — In dieser
Ordnung und Folge hätte, scheint uns, die vom Verf. angeregte
Untersuchung fortschreiten müssen; wie sie jetzt gefuhrt wird,
erscheinen die verschiedenen, im Laufe derselben zur Sprache
gebrachten Momente in einer völlig unpassenden, jedenfalls nur
ganz äußerlichen Verbindung, was freilich nicht ausschliesst, das«
sich in Bezug auf das Einzelne manche vortreffliche, von dem ge-
sunden Urtheile des Verf. Zeugniss gebende Bemerkungen vor-
finden,. Wir lassen nunmehr eine meist summarische Ucbersicht
des Inhaltes der betreffenden §§. folgen. — §. 85 handelt von
den geweihten Orten und sonstigen Reliquien , welche in Rom an
die Gründungs- und Romulassage erinnerten* §. 86 zählt die
röm. Feste auf, welche Personen und Begebenheiten geweiht wa-
ren , welche in jenen Sagen genannt oder erzählt werden. Der
folgende beschäftigt sich mit der Ansicht Beauforf 8 , Schlegel's
etc., dass die ächten öffentlichen Denkmale der röm. Vorzeil, Sta-
tuen , Inschriften u. s. w. im gallischen Brande untergegangen, die
später vorhandenen Gegenstände der Art aber untreue Nachbil-
dungen der älteren Originale oder der Ueberlieferungen von die-
sen gewesen seien und desshalb keinen historischen Werth in
Anspruch nehmen dürften. Es wird recht gut gezeigt, dass der
erwähnte Unfall nicht s&mmtliche Denkmale, welche in Rom an
den Inhalt der nationalen Sage erinnerten , habe treffen können,
auch mit Grund bemerkt, dass manche von ihnen auf das Capitol
gerettet worden, dass die Erneuerung und treue Herstellung des
Verlorenen recht wohl möglich war u. s. w. — In §. 88 geht der
Verf. zu den schriftlichen Aufzeichnungen über. Zunächst
werden sehr dürftige, unzusammenhä'ngende Notizen über das
Schreibmaterial, über das Alter der Schreibekunst in Rom, über
die Verfagger der ältesten schriftlichen Denkmale gegeben. Von
diesen selbst wird zuerst der Inschriften gedacht, von denen „un-
mittelbar auf die Gründung der Stadt sich beziehende wohl nur
wenige überhaupt von Anfang an existirt haben möchten" (S. 268).
374 * Römische Staats- und Rechtsalterthnmer«
Die Urkunden über Friedensschlüsse und Bündnisse aus den Zei-»
ten der Könige werden übergangen, „weil die Herzählung und Be-
schreibung derselben ausser dem Kreise unserer Untersuchungen
liegt" (?). — „Eine bei Weitem wichtigere Quelle für die Auf-
bewahrung, die Ueberlieferung und spätere Bearbeitung der Sage
von den Ereignissen jenes frühesten Zeitraumes bietet sich in den
Annalen der pontifices dar" (S. 269). Was uns über diese be-
richtet wird, berechtigt allerdings zu der Behauptung , das* sie
„für die Geschieht Schreibung, besonders der ersten 5 Jahr-
hunderte Rom's, von grossem Werthe sein mussten u (S. 273);
als Quellen der Sage können sie nicht gelten, denn mit dieser
stehen sie nur insofern in Verbindung, als die spätere Annalisten
die Mittheilung derselben an die in ihnen gegebenen histori-?
sehen Daten anknüpfen mochten. Nicht ohne Grund sagt der
Verf. (S. 271): „diese Jahrestafel stellte dann der pontifex m*x
in seinem Hause auf, damit die Patricier davon Einsicht nehmen
konnten, wesshalb sie auch annales publici hiessen"; nur durfte
er sich zu dem Ende nicht auf die Stelle des Cicero (de orat. IL
12, 52 : potestas ut fieret populo cognoscendi) berufen, denn unter
pop. können hier schon um desswillen nicht die Patricier allein
verstanden werden, weil Cicero von der ganzen Zeit, während
welcher diese annales geführt wurden (d. b. bis 624 u. c.), spricht,
also auch die Periode mit im Sinne hat, in welcher der Unter-
schied zwischen Patriciern und Plebejern keine Bedeutung mehr
hatte. — §. 90 untersucht die Frage nach der Aechtheit der an-
nales, sofern sie die ältere Geschichte Rom's enthalten haben
sollen. Sie ist bekanntlich und zwar aus dem Grunde verneint
worden , weil die Jahrbücher der früheren Zeit bei der Zerstö-
rung Rom's durch die Gallier vernichtet worden seien. Der Verf.
glaubt sie dagegen entschieden bejahen zu müssen und geht dess-
balb hier auf eine genauere Widerlegung der schon vorher im
Allgemeinen bestrittenen Ansicht ein, dass die ursprünglichen
Denkmale des altern Rom's im gallischen Brande ihren Untergang
gefunden hätten. Namentlich sucht er sie, unter Hinweisung auf
die Berichte des Livius und Plutarch über die Eroberung der Stadt,
durch die Behauptung zu widerlegen, dass die Römer nach der
Niederlage an der Allia noch Zeit genug gehabt hätten, fortzu^
schaffen, was ihnen der Erhaltung werth geschienen, indem die
Gallier noch am Abende des Schlachttages oder, nach einer andern
Erzählung, gar erst 3 Tage später in die Stadt eingerückt seien.
Gegen dieses Argument möchte indess zu bemerken sein, dass,
wenn sich auch die Ankunft der Gallier verzögerte , man diess in
Rom doch keineswegs vorhersah, vielmehr dieselbe, nachdem die
Nachricht von ihrem Siege eingetroffen war, in jedem Augenblicke
erwarten zu müssen glaubte und sich ebendeshalb unter Mitnahme
dessen, was man nicht entbehren zu können meinte, sogleich in
wilder Flucht auf das Capitol oder in die umliegenden Städte zu
Naegell: Stadien ab. altital, u. rom. Staat« - dt Rechtsleben. 375
retten suchte; Was non die auf Holztafeln verzeichneten Annalen
betrifft, so wird man diese, deren Fortschaffung überdem nicht
so leicht «ein konnte, wohl nicht für wichtig genug gehalten ha-
ben, um ihre Erhaltung mit persönlicher Gefahr zu sichern.
Anders stand es mit dem, was tum religiösen Cultos gehörte, wor-
unter aber nicht „alle mit dem Sacralrechte überhaupt in Ver-
bindung stehende Schriften und Bücher gemeint sind." (S. 275),
sondern nur die eigentlichen Heilig thüraer, gewisse heilige Ge-
fässe u. dergl. verstanden werden können. Diese zu retten, wird
man allerdings Alles aufgeboten haben, wenn auch aus Liv. V. 50
noch keineswegs folgt, dass sie wirklieb gerettet worden sind. Die
noch folgenden Beweisgründe , gegen die sich ebenfalls noch man-
ches erinnern Hesse, wollen wir hier um so weniger genauer
durchgehen , da wir mit dem S. 284 gegebenen Resultate dieser
weitläufigen Erörterung: „es lasse sich die VermothuAg nicht recht-
fertigen, dass gerade die wichtigsten Quellen für die Erforschung
der Geschichte der 3 ersten Jahrhunderte und insbesondere die
annales pontificum im Brande vernichtet und später durch unter-
geschobene ersetzt worden ", insofern übereinstimmen, als auch
nnserer Ansicht nach nur ein Theil von ihnen untergegangen ist.
Wir sehen keinen genügenden Grund , die Angabe des Liv. VI. 1
(. . . et qued, etiamsi quae in cemmentariis pontificum aliisque
. . . monumentis erant , incensa urbe pleraeyue interiere) in Zwei-
fel zu ziehen oder ihren Inhalt nicht dem Wortlaute gemäss auf-
zufassen. Denn „beiläufig 46 ist sie keineswegs, und wenn es auch
wahr sein sollte , dass dieser Historiker die öffentlichen Denkmale
der röm. Geschichte niemals selber eingesehen hat (S. 276), seine
Versicherung mithin nicht als das Resultat eigner Prüfung ange-
sehen werden kann, so wird dieselbe darum doch nicht als ein
willkürlicher subjeetiver Einfall betrachtet werden dürfen; viel-
mehr liegt dann die Annahme nahe , dass sie entweder die allge~-
mein herrschende Ansicht oder gar die von bewährten Kennern
der Antiquitäten wiedergebe. — Nachdem die Aechtheit der
pontific. Annalen anerkannt ist, wird sodann in §. 91 ihre Glaub-
würdigkeit vertheidigt. Wir bemerken , das» sie, wenigstens was
die ältere Zeit betrifft, doch wohl im Interesse und zum Vortheile
der Patricier geschrieben waren (s. dagegen den Verf. S. 285),
denn wenn sie sich auch „auf Schilderung und Entwicklung staats-
rechtlicher Verhältnisse nicht eingelassen haben", so erzählten
sie doch, „was sich i n - und ausserhalb Rom's Bemerkenswertes
zugetragen hatte u , wobei sich immer Gelegenheit fand , das Par-
teiinteresse wahrzunehmen, geschah es auch nur durch Auslas-
sung des dem Patriciate Nachtheiligen oder durch erweiternde und
ausschmückende Zusätze zo dem, was die Macht und das Ansehen
jenes Standes vermehren konnte. , Ueberdem denkt sich der Verf.
selbst die Angaben dieser Annalen nicht so kurz und beschränkt,
wie die oben angeführten Worte vermnthen lassen, denn er findet.
376 Römische Staats- und Rechtaalterthamer.
es wahrscheinlich , „dass sie von Uebergabe der Stadt an Por-
senna und von schwerem, den Galliern bezahlten Golde, um da-
mit deren Abzug zu erkaufen, erzählt haben" (1 S. 286). Er be-
merkt bei dieser Gelegenheit, wie zu vermuthen stehe, dass die
Annalisten bei diesen und andern Vorgängen die Autorität der An-
nalen verlassen und sich aus Patriotismus der poetischeren Sage
angeschlossen hätten, was wohl richtig sein mag, aber mit der
kurz vorher aufgestellten Behauptung, dass wenigstens die älte-
ren von ihnen jene alte Quelle „sorgfältig 16 benutzt haben, nicht
recht in Uebereinstimmung zu bringen ist. — §. 92—95 sprechen
von den libri lintei, den „von diesen verschiedenen u libri magistra-
tuum , den tabulae und commentarii censorum , den übrigen com-
ment. (consulum, quaestorum etc.) und den libri pontifieii. In
der Note 115 (S. 292) finden sich sehr gute Bemerkungen über
den Unterschied der leges regiae und commentarii regum. — Im
§. 96 kommt der Verf. zu d e n Quellen der Annalisten , aus wel-
chen diese den Inhalt der von ihnen mitgetheilten Sagen schö-
pfen konnten. Es wird der Reihe nach von den carmina conviva-
lia, den Naenien (97), den aus diesen (doch nicht allein?) hervor-
gegangenen Familienchroniken (98), deren Verfälschung der Verf.
zwar zugiebt, aber erst in eine verhältnissmässig spate Zeit setzt
(S. 309), gehandelt. Um Missverständnissen vorzubeugen, fügen
wir hinzu, dass der Verf. unter Verfälschung die absichtliche, be-
wusste Entstellung versteht, also den sagenhaften Charakter
dieser Traditionen auch für die ältere Zeit nicht in Abrede stellt.
Wenn er dabei fortwährend gegen Beaufort u. A., die dessen An-
sichten folgen, polemisirt, so ist das offenbar überflüssig und un-
nütz; Beaufort und seine Anhänger bestreiten mit Recht, dass die
erwähnten Chroniken zuverlässige^ hfstor. Wahrheiten enthalten ;
ihre Vorstellung aber, dass sie nichts als Fabeln und Erdich-
tungen bieten , beruht auf ihrer Unkenntniss vom Wesen der Sage,
die im Eingange der Untersuchung ein für alle Mal hätte nachge-
wiesen werden sollen. — Nachdem in §. 99 noch von den carmina
triumphal, gesprochen worden, wird im Folgenden „der Werth und
die Bedeutung der röm. Volkspoesie im Allgemeinen als Quelle der
Geschichte und insbesondere der ältesten röm. Geschichte beur-
theilt" (S. 315). Der Verf. widerlegt an dieser Stelle Nicbuhr's
Ansicht von den grosseren Epen und deutet S. 321 das richtige
Verhältniss sehr gut an: „die Annalisten haben (ebenso Ennius)
den an, sich schon an poetischen und selbst tragischen Momenten
reichen Stoff der ältesten Geschichte, was die einfache Entwicke-
lung der Begebenheiten betrifft, aus den obengenannten officiellen
und öffentlichen Quellen , was die Ausschmückung im Einzelnen
angeht, theils aus den damals noch nicht von griech. Hand ver-
stümmelten (?) Familien - Memoiren , theils aus der im Volke in
Liedern und mündlicher Ueberlieferung lebenden Sage entnom-
men." — Das zunächst Folgende übergehen wir, wenden uns
Naegete : Stadien Sb. altital« u. rora. Staats- n. Rechtsleben. 377
vielmehr sogleich zum §. 103, wo der älteste der Annalisten , die
nunmehr, sofern sie die Entstehungsgeschichte Rom's in ihre
Schriften aufgenommen haben , der Reihe nach aufgeführt und be-
urtheilt werden , Qu. Fab. Pictor, zur Sprache kommt. Der Verf.
stellt hier wie in den folgenden Abschn. so ziemlich Alles zusam-
men, was wir über diese ältesten röm. Historiker wissen, giebt
also weit mehr wie der Zweck seiner Schrift erforderte. Was
den Fab. Pictor betrifft, so zielt die ganze Darstellung daranf ab,
den Charakter seiner Annalen in ein möglichst günstiges Licht zu
stellen. Der Verf. versichert daher auch, dass sie die Griindungs-
sage aus den besten Quellen und in ihrer achten Gestalt mitge-
theilt haben, womit freilich die Angabe des Plutarch (Romul. c. 3),
Fabius sei in ihr dem Peparethier Diocles gefolgt, in Widerspruch
zu stehen scheint. Es ist daher begreiflich , dass sich der Verf.
bemüht, jener. Notiz eine andere Deutung zu geben. Wir wollen
diese gleich hier näher prüfen, wiewohl sich die betreifende Aus-
führung erst an einer spätem Stelle findet (S.407, 2). Die Worte;
des Plut. a. a. O. lauten : xov ds nlöziv $%ovzog Xoyov pdXiöxa
xal %XÜ6tovg pdQzvgag xd fiiv xvgicotata itQcSzog slg xovg "EX- .
Xrjvag ijz&daxs dioxXijg 6 IlsnaQföiog , c5 xa\ &dßiog TlUtcog
Iv tolg nXüöxoig &itr]XoXovdi]68. Ihr Inhalt ist, dünkt uns, voll-
kommen klar; sie sagen aus, dass Fab. Pictor dem Diocles, der zu-
erst die richtige Erzählung der Gründung Rom's in den Haupt-
punkten den Griechen vorgetragen habe, meist gefolgt sei, d. h.
dessen Erzählung sich zu eigen gemacht, wiederholt habe. Der
Verf. meint zwar, das Verb um InaxoX. bedeute an dieser Stelle
„im Sinne oder Gedankengange mit Einem übereinstimmen" und
Plut. habe nur sagen wollen , „dass die Sage des Fab. mit der
des Diocles übereinstimme." Allein trotz der entschiedenen Be-
hauptung: „dass aber Inan. gleich wie das Simplex ax. jene abge-
leitete Bedeutung haben kann, sagt jedes gewöhnliche Lexikon",
müssen wir gegen die hier gegebene Erklärung des Wortes einen
ebenso entschiedenen Protest einlegen, dxoX. hat allerdings zu-
weilen den vom Verf. angenommenen Sinn (von Inax. steht diese
nicht ebenso fest), aber keineswegs in der behaupteten Allgemein-
heit; es giebt nämlich den Begriff des „sich Anschliessens" auch
da nicht auf, wo es eine übertragene Bedeutung hat, und heisst
demnach, wo diese eintritt: übereinstimmen mit Jemandem in sol-
chen Gedanken und Ansichten , die man von ihm erfahren und an-
genommen hat. Wenn aber der Verf. die mitgetheilte Angabe
des Plut. um desswillen nicht gelten lassen will, weil sie den
Worten desselben Schriftstellers im Rom. c. 8 fln. (Sv xd aXüGxa
xai Oaßtov Xeyovxog xai xov IlsTtaQ. dioxXiovg, og doxel 7tQ(5-
rog 'Pdprjg xxl6w IxSovvai xtX.) widerspreche, so ist dieser
Grund nichtig, weil der vorausgesetzte Widerspruch in der That
nicht stattfindet. Dass an dieser Stelle „Fabius vor Diocles ge-
nannt" und „beide Schriftsteller coordinirt werden u , kann einen
ZV. Jaltrbb. f. PML u. Päd od. Krit. Bibl. Bd. LX. ffft. 4. ^
378 Römische Staats- und Rechtsalterthamer.
solchen natürlich nicht begründen, ebenso wenig der Umstand,
dass „dort von einem htaxokov%Hv nicht mehr die Rede ist",
(indfreet wird indess dieses Verhältniss in den Worten itQ&xog
ixdovvai angedeutet). Nur insofern könnte die Uebereinstim-
mung in Zweifel gezogen werden , als Plut. in der ersten Stelle
sagt: ngcorog e&dmxs, in der zweiten dagegen doxsi itQ. ixfi.,
wenn nämlich der Verf. Recht hat, dass auch an dieser letztern
Big tovg"EMt]vag zu ergänzen ist. Aber der Grund, den er für
diese seine Ansicht anführt: „wollten wir die Stelle wörtlich neh-
men , so müsste Diocles älter als Hellanicus und Dionys. Chalci-
dens. sein, die ja bereits von Rom's Gründung gesprochen hatten",
ist nicht stichhaltig; auch hebt er die Bedeutung desselben selbst
wieder auf, indem er hinzufugt: „Plutarch meint hier die Grün-
dlings sage von Romulus und Remns , wie sie die Römer kannten",
wiewohl uns diese Erklärung nicht die richtige zu sein scheint.
Wir sind vielmehr der Ansicht, dass Plut. allerdings sagen wollte,
Diocles habe zuerst die röm. Gründungssage überhaupt ver-
öffentlicht, wogegen der eben angeführte Einwand, dieselbe sei
schon von den griech. Logographen behandelt worden , nichts ver-
fängt, weil Plutarch entweder davon keine Kenntniss oder selbst-
ständige Schriften über die Gründung Rom's im Sinne hatte,
als welche die beiläufigen Angaben jener Historiker, wie sich von
selbst versteht, nicht gelten können. Ist aber die gedachte Er-
gänzung nicht nöthig, so kann auch die in Zweifel gezogene Ue-
bereinstimmung gewahrt werden, was, wenn es geschehen kann,
auch geschehen muss. In unserm Falle scheint die erforder-
liehe Ausgleichung ziemlich nahe zu liegen. Nachdem Plut. im
eap. 3 gesagt hat, Diocles habe zuerst den Griechen das Richtige
über die Gründung Rom's mitgetheilt , fügt er im cap. 8 hinzu, er
scheine überhaupt zuerst eine ntitiig 'Pcbprjg herausgegeben zu
haben , durch welche streng den Worten des Schriftstellers sich
anschliessende Interpretation unsere obige Vermuthung, Plut.
habe keine ältere xz. C P. im eigentlichen Sinne des Wortes gekannt,
bestätigt wird. Demnach widersprechen sich die beiden Stellen
durchaus nicht , vielmehr fügt die zweite zum Inhalte der ersten
nur etwas hinzu. Darum muss auch die in dieser letztern gege-
bene Notiz , dass Fabios dem Diocles gefolgt sei , so lange als
richtig gelten , bis nachgewiesen worden ist, dass Plut. hier keinen
Glauben verdiene. Wir unsererseits sind sehr geneigt anzuneh-
men, dass es mit dem Rerichte desselben seine Richtigkeit habe;
den Umstand , dass er vom Diocles nicht mit grösserer Bestimmt-
heit spricht, erklären wir uns daraus, dass er dessen Schrift nicht
mehr vor sich hatte ; seine Nachricht aber über das Verhältnis«
des Fabius zu den Griechen scheint er uns aus den Annalen des
letztern selbst geschöpft zu haben. Uebrigens folgt aus dieser
Angabe noch keineswegs, was Andere daraus geschlossen haben,
dags die röm. Griindungssage ein griech. Machwerk sei. Diocles
Naegell: Stadien ab. altital. u. röm. Staats- u. Rechtsleben. 370
kann sie recht wohl in Rom selbst aas dem, was er dort hörte,
zusammengesetzt haben , wobei es dann freilich an Ausschmückun-
gen nicht gefehlt haben wird. Diese aber müssen ja doch zuge-
geben werden und werden auch von ubserm Verf. selbst für die
Zeit der altern Annalisten nicht in Abrede gestellt; ein Mehr oder
Weniger begründet hier natürlich keinen wesentlichen Unter-
schied. Nimmt man nun an, dass Fabius wirklich dem Griechen
nachgearbeitet habe, so erklärt sich auch die auffallende Erschei-
nung, dass dieser sowohl wie die nächstfolgenden Annalisten sieh
der griech. Sprache bedienten, wenigstens weit leichter. Auch der
Vf. hat sich diese eigentümliche Thatsache nicht recht m deuten
gewusst; jedenfalls weist sie auf eine Kenntniss und Geltnng des
Griechischen hin, wie man sie für die Zeit der ersten punlschen Krie-
ge anzunehmen im Allgemeinen bisher wenig geneigt gewesen ist.
§. 104 spricht von den ältesten epischen Dichtern der Römer:
Naevius und finnius; im §. 105 sqq. folgen die übrigen älteren An-
nalisten: Cincius Alimentus, Acil. Glabrio, Cato, Postum. Albinus,
Servius Fab. Picfor. Alle diese bisher genannten Annalisten sind
nach der Ansicht des Verf. in ihren Erzählungen der röm. Anfänge
im Wesentlichen der acht- röm. Nationalsage gefolgt. „Dagegen
haben die noch übrigen Annalisten des 7. Jahrh. das Studium der
vaterländischen Litteratur entweder vernachlässigt oder fremde
Dichtungen in sie eingeführt oder gar in der Absicht, die Sage
zur Geschichte zu machen , d. h. aus der Sage das mähre henhaft
Unmögliche in historisch Mögliches umzudeuten, die Sage völlig
vernichtet und Selbstersonnenes an ihre Stelle gesetzt" (S. 343).
Was den zuletzt erwähnten Vorwurf betHfft, so möchten wir auch
bei den älteren Annalisten keinen so unbefangenen , kindlich-nai-
ven Sinn voraussetzen , um zu glauben, dass sie nicht versucht
haben sollten , sich den Inhalt der Sage irgendwie verständlich zu
machen. Will man auch zugeben, dass den Römern in der altern
Zeit ein nicht minder treuherziger Glaube an die Gebilde der
dichtenden Phantasie eigen war wie den Griechen, und kann man
auch ferner einräumen , dass dieser Glaube in den mittleren und
unteren Schichten des Volkes auch noch im Zeitalter der puni-
schen Kriege zu finden sein mochte, so wird er dagegen in den
gebildeteren Classen damals schwerlich noch lebendig gewesen
sein. Staatsmänner wie Fabins urid Cincius, deren amtliche Stel-
lung schon, wenn man die damals bereits schon^vorgeschrittene
Ausdehnung der röm. Herrschaft in Erwägung zieht, reife, im
Denken geübte Geister voraussetzt, die überdem ohne Frage schon
mit griech. Philosophie und mit griech. Bildung überhaupt ver-
traut geworden waren, werden sich einer rationalen Auslegung der
Sage kaum haben enthalten können, haben sich gewiss den Inhalt
derselben, wenn auch noch mit einer gewissen Schüchternheit und
keineswegs durchgreifend, plausibel zu machen gesucht, tlebrigens
werden von den spätem Annalisten genannt: Culpurn. Piso (§.110),
382 Romische Staats- und Rechtsalterthamcr.
oder zurückhaltenden") in Verbindung, was wenig angemessen er-
scheint. Vielleicht möchte das Wort auf den Namen mor (in rao-
rior, mors, Mord etc.) zurückzuführen sein und mit eben diesem
der alte Name des Aventin, Mtnrcus (s. Paul. Diac. s. v.), im Zu-
sammenhange stehen. Dass dann auch der Name Re-mus eine
verwandte Bedeutung habe, wollen wir wenigstens als eine nicht
fern liegende Möglichkeit andeuten. Von dem alten Namen des
Aventin haben wir so eben gesprochen; dem Verf. scheint die An-
gabe des Paul. Diac, die er doch selber anführt, entgangen zu
sein ; er meint : „wenn der Berg vor Rom's Erbauung überhaupt
einen Namen getragen hat, so wird man am Besten mit Varro an-
nehmen , er sei von dem altlatin. Könige Aventinus benannt wor-
den" (S. 465). Wir glauben, dass der Berg bis zur Ankunft der
katjner , denen er bekanntlich als Wohnstätte angewiesen wurde,
seinen ursprunglichen Namen Murcus fortgeführt hat , dann aber,
wie diess Varro ebenfalls andeutet, von diesen adveuis Aventinus
genannt wurde, welchen Namen die latin. Bewohner später auf
«inen ihrer sagenhaften Könige, der diesem Umstände erst seine
Entstehung verdankte, zurückführten.
Wir kommen nun endlich zur Hauptsache, zur Ansicht des
Verf. von der Entstehung und ersten Entwickelung des röm. Staa-
tes. Er spricht dieselbe in einer Reihe von sogenannten „Grund-
sätzen" aus , von denen wir wenigstens einige sammt den für sie
beigebrachten Gründen etwas schärfer ins Auge fassen wollen.
Der erste geht aus von der, wie dei Verf. glaubt, schon im zwei-
ten Theile erwiesenen Thatsache (s. §. 76. S. 232 sqq , wo man
aber genügende Beweise vergeblich suchen wird), dass „zur
Zeit der Gründung Rom's in den latin. Städten der Tiberebene
und von da sich über ganz Latium verbreitend eine mächtige
Staatsumwandlung und Verfassungsverändernng stattfand , in Folge
deren die bis dahin bestandenen monarchischen Verfassungen ge-
stürzt und an ihre Stelle eine republikanisch-aristokratische Be-
herrschungsform trat" (S. 474), und behauptet nun , dass „das
vertriebene albanische Königsgeschlecht sich , begleitet und ver-
stärkt von einer Anzahl ihm treu gebliebener adliger Geschlech-
ter sammt deren Clienten und Angehörigen, auf dem nur von we-
nigen Hirten bewohnten palatinischen Berge ansiedelte. u Die
Argumente, durch welche diese Annahme gestützt wird, sind die
folgenden. Zunächst soll nur durch sie die höchst auffallende
Erscheinung erklärlich werden , dass wir von den ferneren Schick-
salen der gens Silvia, „jenes mächtigen u. Jahrhunderte lang in Alba
herrschenden Geschlechtes," in unsern Quellen keine zuverlässigen
Nachrichten mehr finden. Hier wird zuvörderst die Existenz der
alban. Königsfamilie als historisch sicher vorausgesetzt, während
wir sie doch lediglich aus der Sage kennen ; es wird ferner ihre
Vertreibimg als eine ausgemachte Thatsache angenommen, was
sie nicht ist, und endlich die Noüweu>a^ a^t*&& nwi ihrem
Naegel6: Studien üb. altital. u. rom« Staats* o» RecbUlebcn. 383
ferneren Geschicke zu erfahren, postulirt, da diese doch — dünkt
uns — ebenso gut für die herrschenden Familien der übrigen
latin. Städte hätte gelten sollen , über welche die Quellen ein noch
tieferes Schweifen beobachten. Denn dass sie uns von dem Schick-
sale des alban. Königshauses gar nichts berichten , kann man nur
dann behaupten, wenn man, wie unser Verf., die betreffenden
Angaben willkürlich für später erfundene Lückenbüsser erklärt
oder ebenfalls wie der Verf. Nachrichten erwartet, die aar Be-
stätigung von Ereignissen dienen sollen, für die es keine andere
Gewähr giebt, als die willkürliche subjective Ansicht. Wir fin-
den, dass die Sage, indem sie von dem, «was sich nach dem Aus-
zuge seiner beiden letzten Sprösslinge mit dem königl. Geschlechte
von Alba zugetragen , im Wesentlichen nur das Eine erzählt, dass
dasselbe mit Numitor ausgestorben sei, mit sich in vollster Ue-
bereinstimmung blieb und eben das berichtete, was sie berichten
konnte und musste. Von ihr zu fordern, dass sie von den Schick-
salen der vertriebenen Königsfamilie erzähle , ist ganz unge-
hörig, da sie von einer solchen Vertreibung nichts weiss; sie
lässt auch nach dem Aufbau Rom's das Königthum in Alba fort-
bestehen, wie es ja auch in andern latin. Städten noch später Kö-
nige giebt. Will man sie zur Basis einer historischen Anschau-
ung machen, so wird man nicht umhin können anzunehmen, dass
nur ein Zweig des alban. Königsgeschlechtes Rom gegrüudet habe
und zwar nicht in Folge einer gewaltsamen Vertreibung, sondern
nach friedlicher Uebereiukunft mit den zurückbleibenden Glie-
dern. Demnach ist die Beweiskraft dieses ersten Arguments eiue
äusserst geringe; es gründet sich auf eine Reihe von willkürlichen
Annahmen, die sämmtlich das zu Beweisende bereits voraussetzen.
— Die folgenden Beweisgründe haben sämmtlich einen negativen
Charakter, denn durch sie wird nicht die Ansicht des Verf. ver-
theidigt, sondern eine andere, die nämlich, dass Rom eine Co-
lonie von Alba sei , bekämpft. Es wird mit Recht bemerkt (S.
477), dass von einer „soleunen u Colonie die Nationalsage nichts
wisse, wobei es indess in hohem Grade auffallt, dass der Verf. auf
das Schweigen derselben an dieser Stelle Gewicht legt, während
es ihm in Bezug auf den vorhin besprochenen Punkt gleichgültig
gewesen ist. Uebrigens ist es nicht recht klar, gegen wen der
Verf. eigentlich polemisirt; er sagt zwar (S. 476): „die meisten
griech. und röm. Schriftsteller gehen von dem Gedanken einer
geordneten , von Alba nach den Tiberhiigelu gesendeten Colonie
aus" und beruft sich zu dem Ende auf Livius, Cicero, Dionys.,
Plutarch u. s. w. Aber alle diese Schriftsteller haben, wenn sie
Rom direct oder indirect als eine alban. Colonie bezeichnen, nicht
jene eigentliche, geordnete, solenne Colonie, sondern nur den
Umstand im Sinne, dass die Gründer der Stadt von Alba ausge-
gangen waren. Sie sprechen also gar nicht eine LcKasäVä. tsxw^vOv^
aus, sondern theilen lediglich den \uW\l fox %*%* YK ^* ^»^
384 Römische Staats- und Rechtsalterttroner.
darin, dass einige der genannten Autoren eine Theilnahme der
Albaner an der Unternehmung des Romulus annehmen, sofern sie
einen Theil des niedern Volks sich diesem anschliessen lassen,
wird Niemand die Ansicht ausgesprochen finden, dass Rom eine
alban. Colonie im eigentlichen Sinne des Wortes gewesen sei,
denn es enthält dieser Zusatz nichts , was nicht auch in der ge-
wöhnlichen Sage berichtet wurde. Allerdings aber setzt diese,
wie wir schon oben bemerkten, das vollste Einverständniss der
zur Gründung Rom's ausziehenden Albaner mit den zurückblei-
benden voraus, und sie verfahrt daher auch wieder ganz conse-
qnent, wenn sie naoh det Gründung ein freundschaftliches Ver-
hältniss der Städte fortdauern lässt, mit welchem der viele Jahre
später ausbrechende Krieg keineswegs, wie der Verf. meint, im
Widerspruche steht. Uebrigens vergesse man nicht, dass wir hier
immer nur die Untersuchung des Verf. im Auge haben und den
Inhalt der Sage lediglich gegen seine Angriffe in Schutz nehmen,
wobei es dahingestellt bleiben muss, ob die Wahrscheinlichkeit
desselben nicht aus gewichtigeren Gründen in Zweifel gezogen
werden kann. — Unter 3. schliesst der Verf., dass, weil Rom
in der ältesten Zeit nicht zum latin. Bunde gehört, sondern deu
latin. Städten wie eine fremde Macht gegenüber gestanden habe,
es unmöglich eine Colonie Alba's sein könne. Wir halten diese
Folgerung schon desshalb für unzulässig , weil es an und für sich
durchaus nicht unmöglich ist, dass Rom alban. Colonie und doch
nicht latin. Bundesstadt war. Freilich wissen wir von dem Ver-
hältnisse, in welchem die sogenannten alban. Colonien zur Metro-
polis standen, so gut wie nichts, aber soviel möchte sich doch
immer behaupten lassen, dass eine Colonie einer altlatiu. Bundes-
stadt als solche noch nicht gleichberechtigtes Mitglied des Bundes
war. Es ist vielmehr nicht unwahrscheinlich, dass solche Pflanz-
städte, ähnlich wie die spätem röm. Colonien, in ein durchaus ab-
hängiges Verhältiiiss zur Mutterstadt traten, woraus von selbst
folgt, dass, wenn sie, wie diess von Rom anzunehmen sein würde,
sich später unabhängig machten, sie dadurch zunächst wie der
Mutterstadt selbst, so auch den mit dieser im Bunde stehenden
Gemeinden als eine fremde Macht gegeilübertreten mussten. In*
zwischen ist es nach dem Verf. noch gar nicht so gewiss, dass
Rom ursprünglich in keiner Beziehung zum latin. Bunde stand)
er sagt: „es scheint so 4v und beruft sich zu dem Ende auf Strabo,
„der bemerke, dass die latin. Städte sich so wenig um Rom wie
um Alba lange bekümmerten. 6 * Hieraus musste aber, wenn man
consequent verfahren wollte, gefolgert werden, dass auch Alba
in keinem derartigen Verhältnisse zum latin. Bunde gestanden habe,
zu welcher. Annahme der Verf. indess am Allerwenigsten geneigt
sein dürfte. Ueberhaupt ist die Autorität des Strabo, auf welche
der Verf. mit Recht so viel giebt, seiner Ansicht vom frühen Be-
ftaode des latin. Bundes nicht sehr gültig % tawi &\ft%e.t Schrift»
NaegeU : Stadien üb. altital. ö. rom. Staats- o. Rechtsleben. 385
steller stellt für die Zeit der Entstehung Rom'» eine die Gesammt-
heit der latin. Städte umfassende Verbindung ausdrücklich in Ab-
rede, indem er berichtet, dass die Bewohner Latiums sich damals
in eine grosse Zahl von oft sehr kleinen , ganz auf sich selbst be-
schränkten Gemeinwesen isolirt hatten. Auch kann natürlich der
Umstand , dass Rom später mit dem latin. Bunde oder mit einzel-
nen Gliedern desselben Krieg führte, nicht zum Beweise gegen
die Ursprünglichkeit des Zusammenhanges angeführt werden; die
Beweiskraft desselbeu fällt durch die Annahme, dass Rom die
Ausdehnung seiner Herrschaft im Auge hatte und sich desshalb
die einzelnen latin. Städte zu unterwerfen suchte. — Ein ferneres
Argument gegen die alban. Colonisation liefert dem Verf. die phy-
sische Beschaffenheit des palatin. (und capitolin.) Hügels, welche
diesen zu einer Ansiedlung so wenig geeignet mache, dass man
ihn nur gezwungen und von der höchsten Noth gedrängt, zu einer
solchen habe wählen können. Es wird hier namentlich die be-
schränkte Oberfläche dieser Anhöhen, welche zum Baue der Woh-
nungen wie zur Gewinnung des fruchttragenden Bodens nicht den
erforderlichen Raum gewähre, ferner die sumpfige Beschaffen-
heit des Erdreichs in der am Fusse dieser Hügel gelegenen Ebene
und endlich die pestartige Luft, welche in diesen Niederungen
herrsche, hervorgehoben. Was die zuerst erwähnte Schwierig-
keit betrifft, so möchte der Nachdruck, welchen der Verf. auf
dieselbe legt, doch etwas zu stark sein; bemerkt er doch selbst
an einer früheren Stelle , dass die Localität des palatin. Berges
diesen vor allen andern Hügeln der Gegend zu einer Niederlas-
sung tauglich erscheinen lassen konnte, sofern die auf dem Gipfel
desselben sich ausdehnende Fläche hinlänglichen Raum zum An-
bau gewährte und seine steilen , abschüssigen Seitenflächen schon
durch ihre natürliche Beschaffenheit gegen etwaige Angriffe sicher-
stellen (vergl. §. 139). Doch solche Widersprüche kehren nur
zu häufig wieder; sie finden sich sogar auf einer und derselben
Seite, wie wenn der Verf. hier dem Cicero, welcher (de republ.
II. 3 sqq.) aus dem eben erwähnten Gesichtspunkte die Zweck-
mässigkeit der Romulischen Anlageins Licht stellt, vorrückt, er
habe die „natürliche" Festigkeit des Ortes, von welcher er aller-
dings spricht (s. die Worte x ex omni parte arduis praernptisque
roontibus etc.) , nicht berührt und auch nicht nachweisen können,
doch aber gleich nachher bemerkt ; „den Palatinus konnten die
Gallier allerdings nicht erstürmen und wir bemerkten ja auch oben,
dass er der festeste der Tiberhügel war" (S. 480), da gerade
dieser Hügel wenigstens für die Zeit des Romulus allein in Be-
tracht kommt. Dass der durch ihn gebotene Raum nicht eben be-
deutend war, muss zugegeben werden; es wird aber auch Nie-
mand behaupten wollen, dass die Zahl der Colonisten sehr gross
gewesen sei, und jedenfalls konnte die Meu^e, tax NsfclwMw&x^^
wie diese vom Verf. bestimmt werden ^ wolä\ u\Oö\. ^*ää ^*>»%
386 Römische Staats- und Rechtsalterthämer.
sein, da zu diesen nicht blos das mächtige Geschlecht der alban.
Könige mit den ihm befreundeten Familien, sondern auch die
Gesammtheit derer , welche sich ihnen aus den untern Volksclas-
seil anschlössen, sowie die auf und in der Nähe des Palatins ver-
einzelt wohnenden Hirten gehört haben sollen. Freilich be-
durften diese keines Acker- und Baulandes, denn sie pflegten da
zu erndten, wo Andere gesät hatten; sie lebten, wenn man dem
Verf. glauben will, lediglich vom Raube. Nichts destoweniger
scheinen sie sich doch nicht mit der obern Bergfläche begnügt zu
haben, denn wie der Verf. selbst später nachweist, schloss das
ursprüngliche pomoerium der Stadt wenigstens einen Theil der
am Fasse des Berges liegenden Ebene ein, woraus sich zugleich
ergiebt, dass die vorhin erwähnte Sumpfluft doch wohl nicht so
gefährlich war, wie der Verf. voraussetzt. Eben diess möchte
auch daraus zu schliessen sein, dass Sabiner und Etrusker sich
schon bald nach Gründung der Stadt den Albanern anschlössen,
was sie, war die Localität wirklich so wenig einladend, schwer-
lich gcthan haben würden, da für sie, auch wie der Verf. jenes
Hinzutreten auffasst , eine Nöthigung dazu nicht vorlag. Ausser-
dem spricht die, wie es scheint, begründete Meinung des Verf.,
dass schon vor der Gründung Rom's auf dem palatin. Hügel meh-
rere Niederlassungen bestanden, sehr entschieden dafür, dass der
Ort den Anforderungen , welche man damals in dieser Beziehung
machte, wirklich Genüge leistete. War er aber auch nicht ge-
rade der geeignetste ^ so mochte man eben keinen bessern zu fin-
den wissen ; jedenfalls dürfte der von der natürlichen Bestimmt-
heit des Locals hergenommene Einwand in der angeregten Frage
keine sonderliche Bedeutung in Anspruch nehmen. — Der fünfte
und letzte Grund, weichender Verf. geltend macht, stützt sich
auf die 'Eigentümlichkeit der röm. Verfassung. Diese, meint
Hr. N., hätte mit der alban. übereinstimmen müssen , wäre Rom
von dort aus gegründet worden; mm aber weiche sie von dieser
entschieden ab, denn sie kenne — und diess ist der einzige, nam-
haft gemachte Unterschied — einen auf Lebenszeit gewählten
König, während in den latin. Städten ein vom röm. rex 6ehr ver-
schiedener Dictator an der Spitze stehe. Wir bemerkten schon
oben, dass die wesentliche Aenderung der Verfassung, welche um
die Zeit der Gründung Rom's in den latin. Städten stattgefunden
haben soll, nur eine zur Erklärung jener Gründung erdachte Hy-
pothese ist. Auch ist das Wesen der latin. Dictatur zu wenig be-
kannt, als dass sich entscheiden liesse, in wiefern sie dem röm:
Königthume ähnlich oder nnähnlich war, denn dass der latin.
Dictator in späterer Zeit manche Functionen ausübt, die mit denen
der röm. Consuln übereinstimmen, entscheidet noch nicht über die
eigenthümliche Bedeutung seines Amtes und beweist namentlich
für die allere Zeit gar nichts. Wir erinnern hier an die Würde
des röm. Dictators, dessen Einsetzung doch wohl schwerlich, wie
Naegelö: Stadien üb. altital. a. rom. Staats* o. Rechtsleben. 387
der Verf , welcher schlechthin jeden Zusammenhang desselben
mit dem latin. in Abrede stellt, zu glauben scheint, ein nur röm.
Gedanke ist. Wird ja doch auch der Dictator Cluilius von Alba
ebenso wie der von Caenina in den Quellen rex genannt, was doch
jedenfalls, wenn wir auch dem Verf. einräumen wollen, wofür
indess die Beweise fehlen , dass der einzig richtige Name dieser
Heerführer Dictator sei, darauf hinweist, dass ihre Macht und
Würde der des röm. rex nicht unähnlich war. Es ist desshalb
noch gar nicht so ausgemacht, dass der aufgestellte Unterschied
wirklich vorhanden war, wobei wir die sich leicht aufdrangende
Frage, ob das alban. Königthum, auch wie es vor Rom's Grün«
düng bestand, mit dem spätem röm. nicht vielleicht von gleicher
Art und Bedeutung gewesen , nicht näher untersuchen , auch die
Möglichkeit nicht urgiren wollen, dass die Absendung der Colonie
nach Rom stattfinden konnte, bevor der Sturz des Königthums in
Alba erfolgte. Im Wesentlichen war nach dem Verf. die ver-
roisste Uebcreinstimmung doch vorhanden: in Rom wie in Alba
„war die adelige Geschlechtergemeinde der Träger der Souverä'-
netätsrechte" (S. 483) und zwar von Anfang an. Diess ist nun ge-
wiss höchst auffallend: in Alba stürzen die Geschlechter das Kö-
nigthum, um selbst die Herrschaft an sich zn nehmen; die königl.
Familie flieht und mit ihr andere, die, — sollte man denken — mit
jenem Sturze nicht einverstanden, das Königthum in seiner ur-
sprünglichen Macht und Geltung erhalten wollten. So war es
aber nicht; sie nehmen vielmehr auch in Rom die oberste Gewalt
für sich in Anspruch und das Königthum ist es zufrieden, womit
im Grunde für beide Seiten die Nöthigung zur Flucht und zu
einem ihnen doch schwerlich zusagenden Banditenleben (s. S.
481, b) wegfiel. Auch verträgt es sich mit der zugegebenen Ue-
bertragung der Souveränetät an den Adel sehr schlecht, wenn die*
«er „die einheimischen Verfassungsformen nur in soweit in der
neuen Heimath einführte, als diese mit den alten ererbten An-
sprüchen des Königsgeschlechtes vereinbar erschienen", also die
Souveränetät nicht in Anspruch nahm, da unter die ererbten
Ansprüche jedenfalls der auf Erhaltung der königl. Würde in ihrer
früheren Form und Geltung gehörte. Indirect giebt der Verf.
hier zu, dass das röm. Königthum mit dem alban. übereinstimmte,
während doch „Rom von Anfang an eine Königs würde besass, wie
sie Alba longa niemals gekannt hatte 16 (ebend.). Man sieht, auch
dieses Argument ist nicht entscheidend , und so bliebe die Mög-
lichkeit immer noch bestehen, dass Rom eine Colonie von Alba
war, und diess um so mehr, da die vom Verf. angenommene Ur-
sache der Gründung gar keine Beweise gefunden hat. Ueber die
vielen und starken Ünwahrscheinlichkeiten , an welchen diese Hy-
pothese sonst noch leidet, wie dass von ähnlichen Vorkommnissen,
wie in Alba, will man die betreffende Auslegung der Sage einmal
gelten lassen, stattfanden, in den übrigen latin. Städten gar nicht
388 Römische Staats- und Rechtsalterthüraer.
die Rede ist, wiewohl hier dieselbe Ursache dieselbe Wirkung
hätte haben müssen, dass die edelsten Geschlechter Alba's, wel-
che jedenfalls auf einer nicht niedrigen Stufe der Bildung
standen, ein wüstes Räuberleben begonnen haben sollen, dass sie,
die sich doch wohl von denen der andern latin. Städte nicht we-
sentlich unterschieden, plötzlich von einem ausserordentlichen
Kriegs- und Kampfesrauthe erfüllt wurden , während in den übri-
gen latin. Städten die Bewohner, also auch namentlich die herr-
schende Aristokratie , in Folge der fortgeschrittenen Cultur einer
weichlichen Schwäche anheim gefallen waren — wir wiederholen
übrigens in diesen Gegenbemerkungen immer nur Aeussertingen
des Verf. selbst — , dass jenes auf Raub und Plünderung gestellte
Treiben sich mit einem geordneten Staatswesen , wie es vom Verf.
auch schon für die Zeit des Romulus anerkannt wird, sich nicht
verträgt u. s. w., wollen wir nicht ausführlicher sprechen. Ebenso
können wir den Inhalt der nächsten Grundsätze nur summarisch
andeuten, müssen indess vorher noch auf die Bemerkung über das
röm. Königthum, welche der Verf. S. 483 in der Anm. 196 aus-
führt, aufmerksam machen. (Wir heben besonders die, wie uns
scheint, sehr richtige Ansicht hervor: „die königliche Gewalt
scheint je nach der Persönlichkeit ihres jeweiligen Trägers eine
ganz verschiedene zu sein" 1 ). — Der zweite Grundsatz (§. 144) be-
hauptet, dass die auf dem palatin. Hügel gegründete Stadt „auf
den Grund und nach dem Plane des etruskischen Stadt-Templum
erbaut worden sei" ; der dritte hat die Erweiterung derselben
durch Bevölkerung des Intermontium, d. h. der Waldschlucht
zwischen den beiden Höhen des capitolin. Hügels, zum Gegen-
stande. Der genannte Ort ist der des Romulischen Asyls, „wel-
ches, will man es nämlich durchaus nur als Dichtung gelten lassen,
dann den röm. Grundsatz: in novo populo ubi omnis repentina
atque ex virtute nobilitas sit futurum locum forti ac strenuo viro
vertreten mag" (S. 489). Die Hinzutretenden waren übrigens
;,vor dem Gesetze fliehende Verbrecher, ihrem Herrn entlaufene
Sclaven und flüchtige Schuldner" (!). Sodann ist von den ersten
ernsthaften Kriegen Rom'smit seinen Nachbarn, zu denen Frauen-
raub den Anlass gab, die Rede; die wichtigste Folge derselben
ist die staatliche Vereinigung der Sabiner mit den Albanern. Wir
verweilen bei dem Einzelnen nicht und bemerken nur , dass der
Verf. an der bekannten Erzählung festhält, nach welcher Titus
Tatius, der König von Cures, mit einem Heere zur Bekämpfung
der Römer ausgesandt , seine Heimath aufgegeben und sich den
bisherigen Feinden angeschlossen hat und zwar im Grunde nur
desshalb , weil ihm und seinen Gefährten die Gesellschaft der Al-
baner zusagte. Wie sich mit solchem Beginnen eiu geordnetes
Staatswesen, wie es doch für jene sabinische Stadt vorausgesetzt
mrd, vertrage , sehen wir freilich nicht ab. Dann ist doch die
Nachricht des Dionya., welcher berichtet (%. te* \«rl. &, 49L
Naegete: Stadien ab. altital, n. rom. StaaU- u. Rechtsleben. 389
Anm. 203), es seien bei dieser Gelegenheit nur einige Sabin. Ge-
schlechter in Rom zurückgeblieben, bei Weitem wahrscheinlicher,
zumal für sie auch der Umstand spricht, dass noch später einzelne
Sabin, gentes (wie die des App. Clausus) ihren Wohnsitz nach
Rom verlegten. Wir heben diesen Punkt besonders der allge-
meinen Bemerkung wegen hervor, dass es uns nöthig scheint, bei
der Untersuchung über die älteste italische und namentlich röro.
Geschiche einmal die gentes und deren Wesen zur Grundlage
der Betrachtung zu machen.
Der vierte Grundsatz (§. 146) handelt vom dritten Volksele-
mente der röm. Nation , dem etruskischen. Als Resultat der Un-
tersuchung ergiebt sich hier, „dass nach der in Rom verbreitet-
sten (T) Sage schon unter Romulus eine bedeutende etruskische
Einwanderung in Rom stattfand und zwar so, dass ein grosses
Kriegsheer unter Anfuhrung eines Lukumonen Coelius Vibenna
aus Solonium sich auf dem mons Querquetulanus (dem spät. Coe-
lius) ansiedelte , dass daneben nun aber noch eine andere,
abweichende Erzählung in Rom existirt zu haben scheint, nach
welcher C. Vibenna erst unter Tarquinius Priscus nach Rom kam
u. s. w." (S. 499 fgg.). — §. 147 giebt die Grundzüge der auf
der Eintheilong in drei Volksstämme (Ramnes, Tities, Luceres)
beruhenden ältesten röm. Staatsverfassung*' und beantwortet dem-
nach drei Fragen. Die erste derselben: „wurde die Eintheilong
des röm. populns in drei tribus mit der Gründung der Stadt ina
Leben gerufen?" wird bejaht, ebenso die zweite: „beruhte die-
selbe auf den im röm. Volke enthaltenen drei verschiedenen Volks-
elementen, dem latin. , sabin. und etruskischen ? u (§. 148); die
dritte: „wie ist der Widerspruch zu heben, dass a) nach der
etruskischen Sage (nur nach dies er?) der dritte oder tuskische
Stamm in der ältesten Volkseintheilung bereits mitbegriffen ist und
dieser Stamm dennoch erst 138 Jahre nach Erbauung Rom 's dort
einwandert; b) nach der röm. Sage der etrusk. Stamm zwar von
Anfang an Rom bewohnt, jedoch minder berechtigt als die zwei
andern Volksstämme erscheint*? " giebt Anlass zu einer weitläufi-
gen Erörterung , die wir uns zum Schlüsse noch etwas näher an-
sehen wollen (sie findet sich im §. 149 fgg.)* — Der Verf. spricht
hier die Ansicht aus, dass, wenn auch Caeles Vibenna erst unter
dem altern Tarquin nach Rom gekommen sein möge, jener andern
Erzählung , nach welcher er an der Spitze eines etrusk. Heerhau-
fens dem Romulus gegen die Sabiner Hülfe leistete, doch insofern
eine gewisse Wahrheit zukomme, als sie auf eine schon unter Ro-
mulus stattfindende etrusk. Einwanderung schliessen las&e. Wir
sehen zu dieser Annahme keinen genügenden Grund, glauben viel-
mehr, dassjene Variante der Sage, welche die Etrusker schon
zur Zeit des Romulas einwandern lässt , dem Umstände ihre Ent-
stehung verdankt , dass die allgemein angenommene Etx&Wä^SSä
Bildung sämmtlicber drei Stämme awi \lQm\\Y\% 2^\w3iS^c«\^- ^
390 Römische Staats- und Rechtsalterthömer.
. ..... '
man nämlich den Namen des dritten Stammes von Lucumo herlei-
ten au müssen glaubte, lag es nahe und musste sogar, wenn man
über die Consequenzen dieser Ableitung genauer mit sich zu Rathe
ging, nothwendig erscheinen, schon in der romulischen Zeit
Etrusker in Rom auftreten zu lassen ; wer daher jene Erklärung
des Namens Luceres billigte und. sich der spätem etrusk. Einwan-
derung erinnerte , setzte diese in eine frühere Periode hinauf.
Wir halten die Erklärung wie der übrigen Stammnamen so be-
sonders die der Luceres für unrichtig, die letztere schon d esshalb,
weil sie nicht einmal leistet, was sie offenbar leisten sollte, denn
Lucumo ist bekanntlich kein Eigen-, sondern ein Gattungsname,
oder wenn man lieber will, ein Titel, und konnte daher nicht der
persönliche Name des Anführers der Luceres sein, wie er doch
nach der Voraussetzung, dass säramtliche Stämme von ihren Füh-
rern benannt seien , hätte sein müssen. Daher scheint uns auch
die Annahme, dass die drei Stämme schon in der Romulischen Pe-
riode angeordnet wurden, nicht durch die andere bedingt zu sein,
dass die Etrusker schon damals ein wesentliches Element der röm.
Bevölkerung bildeten. Der Verf. ist, wie wir schon sahen, ande-
rer Meinung; er nimmt allerdings mit uns an, dass der Ursprung
der Luceres in die Zeit des Romulus fallt , hält aber dieselben für
eingewanderte Etrusker. Weil diese der Sage nach dem Romulus
zu Hülfe zogen, als er noch den Sabinern feindlich gegenüber
stand, ist ihm „dieser tuskische Stamm in seiner Vereinigung mit
den latin. Albanern (Ramnes) älter als der sabinische und so eine
geraume Zeit hindurch mit den Ramnes allein" (S. 518). Er wird
sich also wohl, da die Albaner sich gleich nach Gründung der
Stadt politisch und militärisch organisirten (S. 516) und die bei-
den hinzutretenden Stämme die Verfassung des ältesten annahmen
(S. 517), noch bevor die Sabiner aufgenommen wurden, mit den
Albanern zu Einem populus vereinigt haben. Es gab demnach in
Rom ursprünglich eine alban., dann eine alban.-etruskische Volks-
gemeinde. Unsere Quellen wissen bekanntlich von alledem nichts ;
sie erkennen, wenn sie auch die Entstehung der drei Stämme in
die älteste Zeit setzen /für diese doch nur zwei völkerschaftliche
Bestandtheile des populus an, die erst nach der Aufnahme der
Sabiner von Romulus in Gemeinschaft mit Titus Tatius die be-
kannte einheitliche Organisation erhalten. Den Zeitpunkt, in
welchen diese letztere und damit der eigentliche Anfang des röm.
Staates nach der gewöhnlichen Erzählung fällt , nimmt auch der
Verf. als den richtigen an, womit denn allerdings die eben [er-
wähnte früher fallende Vereinigung der Luceres mit den Ramnes,
eine Vereinigung, die schon desshalb eine innige genannt werden
mu8s, weil diese Etrusker eine Anzahl etrusk. Institutionen —
u. a. auch die ebenfalls von Romulus begründete Clientel — in den
röm. Staat eingeführt haben sollen, wieder sehr zweifelhaft wird.
Doch wollte man auch zugeben, dass dieser Verband nur ein aus-
Naegete : Studien üb. altital. u. rom. Staats- u. Rechtfileben. 391
serlicher gewesen sei, der das Moment der staatlichen Einheit
noch nicht in sich aufgenommen hatte, so muss es doch gewiss
sehr auffallend erscheinen, dass die Luceres bei der Constituirnng
des Staates in der Reihe der zu demselben zusammentretenden
Stämme die dritte und nicht die zweite Stelle einnehmen , da ihre
Unterordnung unter die beiden ändern Stämme erst in eine spä-
tere Zeit fällt. „Von Anfang an scheinen die drei Stamme einan-
der im Wesentlichen gleichberechtigt gewesen zu sein u (S. 518).
Diese Gleichheit nahm nämlich nach dem Verf. ein Ende, als die
auf dem coli sehen Berge wohnenden Luceres den beiden übrigen
Stämmen gefährlich zu werden drohten ; man zwang sie , ihre bis-
herigen Wohnsitze aufzugeben und sich im sogen. Tuscus vicus
)einem Thale zwischen dem capitolin. und palatin. Hügel) nieder-
zulassen (S. 519). Varro und A. erzählen diess bekanntlich von
den etrusk. Schaaren, die unter Caelcs Vibenna den cölischen
Berg besetzt hatten. Hier begreift sich die Sache, denn es war
sehr natürlich , dass die röm. Gemeinde einen Haufen bewaffneter
Fremdlinge sich nicht in ihrer unmittelbaren Nähe wollte fest-
setzen lassen. Wie ihr aber von einem integrirenden Bestand«
theile, als welcher ja der tuskische Stamm anzusehen ist, Gefahr
drohen konnte, das bedarf wenigstens einer besondern Erklärung;
gross konnte dieselbe für die beiden andern Stämme keinen Falls
sein , da diese bei Weitem festere Wohnsitze hatten wie die Lu-
ceres und die letzteren „den in seiner numerischen Grösse über-
haupt geringeren Stamm bildeten 46 (S. 520). Die Folge des aus-
gebrochenen Zwistes aber war, dass dem Stamme der Luceres „die
unmittelbare Theilnahme an der Repräsentation in der Königs-
würde, im Senate und in den Priesterämtern entzogen wnrde",
wiewohl er „der Inauguration wegen u nicht ganz unterdrückt wer-
den konnte. ,,Von nun an werden wohl latin. und sabin. Könige
gewählt, aber keine tuskischen, 200 Senatoren, 100 ramnit. und
100 titiensische gab es, der Luceres geschieht keine Erwähnung 44
(S. 520). Demnach fallt diese Unterdrückung noch in die Regie-
rungszeit des Romulus, sie fällt ferner in denselben Zeitpunkt, in
welchen die polit. Organisation des röm. Volkes (auch vom Verf.
S. 503 f gg.), also auch die Theilung in drei Stämme gesetzt wird;
das Verhältniss der Gleichberechtigung hört mithin für die Luce-
res in demselben Augenblicke wieder auf, in welchem es seinen
Anfang genommen hat!! — Die Frage, wie dieser dritte Stamm
aller Rechte beraubt werden und doch immer „ein Grundmoment
der röm. Verfassung bleiben konnte , indem die Zahlen 3 und 30
durchweg unangetastet bleiben mussten u (S. 521), und noch man-
che andere, die nicht füglich umgangen werden konnten, werden
vom Verf. gar nicht aufgeworfen und noch weniger beantwortet.
Uebrigens bleiben auch jene Zahlen nach seiner Darstellung kei-
neswegs unangetastet, weder bei der Bildung des Senats (s. oben),
noch auch da , wo es am Ersten zu erwarten war, bei den Priester-'
392 Romische Staats- und Rechtsalterthamer.
thümern^ deren Organisation vielmehr die Zahl 2 (d. h. die der
noch übrigen beiden Stämme) zur Basis hatte (S. 520, a). Dass
die letztere, freilich nicht neue Annahme haltbar sei, möchten
wir sehr bezweifeln , weil , wenn die Priestercollegien in der Zahl
ihrer Mitglieder die Grundbestandteile des röm. Volks rcprasen-
tiren sollten, diese doch jedenfalls später, wo die Luceres als
gleichberechtigter dritter Stamm (nach dem Verf. : von Neuem)
hinzutraten , eine entsprechende Vermehrung erfahren musste. —
Indess verlor dieser dritte ursprüngliche Stamm nicht blos seine
politische Bedeutung, er starb auch allmälig aus, wie sich schon
daraus ergiebt , dass auf dem von ihnen bewohnten mons Coelius
später die latin. Albaner angesiedelt wurden (S. 523), wobei der
Verf. nur vergisst, dass die Etrusker diesen Hügel zum grössten
Theile hatten verlassen müssen, um im vicus Tuscus ihre Wohn-
sitze zu nehmen , ferner auch aus dem Umstände erhellt, dass „in
den durch das Aussterben des dritten Stammes zusammenge-
schmolzenen populus von Tiillus Hostilius alban. Bürger aufge-
nommen wurden" (a. a. O ), wobei ausser Acht gelassen wird, dass
die Luc. schon lange nicht mehr zum populus, d. h. zur herrschen-
den Gemeinde, gehörten. — Das Gesagte wird, denken wir, ge-
nügen, um darzuthun, dass es dem Verf. nicht gelungen ist, die
Existenz eines dritten, aus Etruskern bestehenden Stammes für
die Zeit des Romulus nachzuweisen. . Wir fügen hinzu, dass nach
seiner Ansicht unter Tarquin dem Aeltern eine neue Einwande-
rung von Etruskern stattfand , die in den dritten schon bestehenden
Stamm der Luceres, welcher jetzt seine alten Rechte wiederer-
hielt, eintraten (S. 522; vergl. 532). Diese Aenderung der Ver-
fassung ist ihm neben den übrigen in die Zeit der drei letzten Kö-
nige fallenden Umwandlungen derselben eines der Momente,
welche deren Regierungszeit charakterisiren. Die übrigen sind
die grossen in jene Periode fallenden Bauwerke (S. 522 — 25) , die
grosse durch den Vertrag mit Carthago erwiesene (?) Seemacht
Rom's und gewisse Aenderungen im Cultus, welche nachweislich
durch etruskischen Einfluss herbeigeführt worden sind. Indess
ist der Verf. doch der Ansicht, „dass das etruskische Element sich
niemals in dauernder Weise geltend zu machen wusste" (s. den
Schluss §. 155). Auch glaubt er nicht, wie wohl manche Neuere,
dass Rom „sein schnelles Aufblühen seiner auf der Verschmelzung
so verschiedener Volksstämme beruhenden Nationalität zu danken
hat", erblickt vielmehr den wahren Grund „in der wahrhaft ver-
zweifelten Lage der ersten Ansiedler und der hieraus entsprin-
genden Thatkraft und Einheit in ihrem ersten und entscheidenden
Zusammentreffen mit den Nachbarn, endlich aber in dem kraft-
und haltlosen, uneinigen Wesen der latin. und etrusk. Bundes-
städte" (S. 535).
So haben wir denn den Inhalt der vorliegenden Schrift, so-
weit eß an diesem Orte geschehen konnte , möglichst vollständig
NaegeU : Stadien ab* aHitaf.i a* roa*. Staate tti> Rechtsleben* 803
ubd'treu itt*4gethe}ftt.> Sollen wir tom ifim> Sahluseei «niereg Be-
richte* efo'GtoamrtrtnrtheiKibcr denselben abgeben, *o wird die-
ses dahin lauten müssen , dasa er untere Erwartungen nicht be-
friedigt hat.« ' Wir- 'hatten gehofft umT glaubten zu dieser Hoffnung
dureh den Titel der Schrift , so wie durch einzelne in der Vorrede
Hnd<«n anderes Orten gegebene Andeutungen berechtigt gewe-
sen zu sein, der Verl. werde in seinem Werke die Geschichte und
Institutionen der vorröm. italischen Völkerschaften zu dem Zwe-
cke untersuchen und darstellen 1 ■,: um den Ursprung und die An-
finge- des vom > Staats- nnd Rectitslebens zu verdeutlichen. Wir
erwarteten daher, es 'werde Von den- staatlichen und rechtlichen
Einrichtungen der altital. Völker nur in' so weit, aber in dieser
Beschrinknng zugleich vollständig und erschöpfend die Rede sein,
als sie aaf die Gestaltung des TÖm. Staates nach der Ansicht des
Verf. eineri bestimmten, nachweisbaren Emfluss ausgeübt ha-
ben, von dieser Gestaltung des röro. Gemeinwesens aber in der
Weise gehandelt werden, dass sich deutlich nnd bestimmt heraus-
stelle i in ■ welchen Punkten sie den vorhin erwähnten Eroflüss er-
fahren habe. - «Nun werden zwar die 'Geschichte und Institutio-
nen der vorröa» Völker halieüs ausführlich erörtert, doch ist
diese Ausführlichkeit leider so; gross , dass jener beschränkende,
der Sache delbst'aber wesentliche Gesicht&pnakt völlig ausser Acht
gelassen' zu sein scheint; Hat nun auch die ganz unabhängige Be-
trachtung des genannten Gegenstandes ohne Frage ihren nicht
geringen Werth, so gehörte sit jedoch einmal nicht hierhin und
hat zudem, da die Beziehung auf Rom dem Verf. doch' wenigstens
in allgemeiner Vorstellung vorschwebte und jedenfalls den freien
Lauf dier Untersuchung hemmte, nicht mit der Schärfe und um-
fassenden Genauigkeit gefimrt werden können, die erforderlich
war, wenn irgend bedeutende und stichhältige Resultate gewon-
nen werden 1 sollten. Von solchen sind daher auch nur wenige in*
zutreffen; was In den Abschnitten des Werks, welche wir hier im
Arige haben,: die Probe bestehen kann, ist zum allergrössteii
Theile längst bekannt; das Neue, was der Verf. hinzufügt, ist
meist von derselben Art, wie die Ansichten und Behauptungen,
deren Beweisführung wir im Obigen naher untersucht haben. —
Was sberdfe Erörterung der röm % Staat»- und Rechts verhält nissie
betrifft, so dnthilt diese, wie wir geriehen haben, Im Wesentlichen
nrohta als eine Wiederholung der schon oft vertheidigten Ansicht»
dass die Vom; -Nation aus -drei« verschiedenen Volksstämmen er-
wachsen sfeft v mit einigen näheret Bestimmungen und Modificatio-
nen, die unserer Ueberzeugung nach auf allgemeine Anerkennung
nicht rfecmien\ dürfen. Die Hauptsache ist eigentlich gar nicht
zur Sprache gebracht worden , denn wir erfahren von der Einwir-
kung, welche jeder dieser drei Stämme vermöge seiner völker-
schaftlichen Eigenthümlichkeit auf die Ausbildung des röm. Staats-
und Rechtslebens ausgeübt hat , wenig oder nichts , während doch
#. Jahrb. f. Phil, «. Püä. od. KriU Bibt. B4. LX. Oft. 4. 26
304
JUhniiche Staat*- and RecaisaltfefUiiuner«
diese Einwirkung, and »war auf Grund der Uritertuehungeu, Wel-
che in den vorhergehenden Theilen des Werkes in Betreff der In-
stitutionen jener VöJkerstamme geführt werden mussten, gerade
im Einzelnen nachzuweisen war. Natürlich konnte dieser
Nachweis erat dann gegeben werden , nachdem eine klare und voll-
ständige Darstellung der ältesten röra. Verfassung, in welcher
aimmtliche irgend wesentliche Punkte derselben erörtert und be-
stimmt werden mussten , vorausgeschickt war. Aber auch diese
ist in unserer Schrift nicht versucht worden; man kann . vielmehr
behaupten, dass sie die röm. Institutionen als solche im Grunde
gar nicht bespricht Sie beschränkt steh darauf, die .eine oder
andere von ihnen im Text oder auoh gsr nur in einer Anmerkung
kurz und beiläufig zu berühren; auf die vielen und schwierigen
Streitfragen , welche auf diesem Gebiete ihrer Lösung noch ent-
gegensehen, geht sie nicht weiter ein. Was aber den Einfluss
der verschiedenen Stämme betrifft, so begnügt sie sich in der Re-
gel mit der ganz allgemeinen Bemerkung, dass diese oder jene
Einrichtung auf den einen oder andern von ihnen zurückzuführen
sei, ohne dass darüber irgend genauer und in dem erforderlichen
wetieren Zusammenhange gesprochen wird. — Demnach können wir
unser Urtbeil nicht anders als dahin abgeben» dass; die. Untersu-
chung über Rom's älteste Geschichte durch die Arbeit des Herrn
N, nicht sonderlich gefördert worden ist; imttss auch der zu Grunde
liegende Gedabke, wenn er auch nicht gerade neu ist, ala richtig
anerkannt werden, so ist dagegen die Anwendung und Ausführung,
welche er hier erfahren hat., bedeutungslos und höchst mangel-
haft. Nehmen wir hinzu , was im Eingange dieses Berichtes be-
merkt .wurde, dass das Werk auch seinem nächsten Zwecke, als
Lehrbuch zu dienen, nicht entspricht, so möchte es allerdings
nicht .zweifelhaft sein, dasadie Veröffentlichung desselben ein ver-
fehltes Unternehmen genannt werden muss. Damit können und
wollen wir freilich nicht gesagt haben, dass dieselbe ohne allen
Nutzen sein werde , denn es versieht sich bei Schriften dieser Art
fast von selbst , dass sie für den, der es zu .finden weiss, iasner
Hsanches Brauchbare und Interessante enthalten. Nu« diess wol-
len wir behaupten, dass sie nicht das ist, was sie der Absicht und
dem. Plane dea Verf. nach sein .sollte und auch wohl: hätte sein
können, wenn sich derselbe die* zur schärferen Durchdringung und
passendem Anordnung des ungemein reichen und sehr zerstreuten
Materials erforderliche Zeit genommen und das ihm ohne Frage
zu Gebote stehende gesunde und besonnene Urthejl mit grösserer
Conseqitenz geUend, gemacht hätte. . .»
F. Brockerhaff.
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Verzeichnis^
der wichtigsten im Jahre 1850 bis 1. October*) in den
deutschen Buchhandel gekommenen Bücher.
t
L
Werke über mehrere oder alle Wissenschaften, Sammelwerke,
Bibliographie, Bibliothekswissenschaft, Allgemeine Literatur-
geschichte , Gelehrtesgeschichte.
Abbandigen d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. A. d. J. 1848. 4.
Berl. 10%. Daraas: — pbilolog. u. Ilator. 4. 4%; — pbysikal. 5%. —
Anzeigen , gelehrte. Herausg. v. Mitglied, d. k. bayer. Akad. d. Wis-
sensch. 16."" Jhrg. 30. u. 31. Bd. 4. Mönchen. 6. ■ — Göttingische, gel.
unt. Aufs, d, k. Gesellsch. d. Wissensch. Jhrg. 1850. 3 Bde. 8. Götting.
7 tV "— Anzeiger f. BiMiogr. u. Bibliotbeksw. Hrsg. Dr. J. Petzhold.
Jhrg. 1650. 8. Halle. 2.^ Jhrg. 1848-49. 1%. — Bericht u. d. z. Be
kanntro. geeign. Verband!', d. k. pr. Akad. d. Wissenseh. zu Berl. A. d.
J. 1850 (Monatsber.). 8. Berl. 12 Hfte. a %. — Berichte über d. Verh.
d. k. sachs. Gesellsch. d. Wissensch/ 4u Leipz. 8. Leipz. Mathem.- phys.
Cl. Jhrg. 49 II. Phlilol.-hist. Cl. Jhrg. 49 IV. V. Jhrg. 1850. II. a %.
— Bibliographie, aHgem. f. Deutscht. Jahrg. 1850. 52 Nr. 8. Leipz.
1%. — -— dela Belgique. P. C. Muquardt Ann. 1850. 12. Nrs. 8.
Brüssel. % — (Tanslc f. 1850. Af FY. Host. T2 Nr. Kopenhagen. |. —
Blbliotheca philol. V. C. J. Fr. W. Ruprecht. Jhrg. 1849. 2. u. 50, 1.
8. Gottg. a 1. — jßouterweek, Fr&r,, Gesch. d. Ooes. u. Bereds. s. d.
Ende d. f 3. Jhrh. Furtg. v. Dr. E. Brinehmeier. III , 2. 8. Gottg. 1%
(1-12. 22£). — Bulletin du bibliophile Beige. P. J. M. HeberU et de
Reiffenberg. T. VlJ. 12 Nrs. 8. Coln. 3}. — Catälogue mensnel d.
*) Um das Erscheinen des 12. Heftes tor jedem Jahrgang nicht zu
•ehr zu ▼arspatigtn, werden wir jedesmal die bibliographische Ueberaicht
vom 1. Ort« des vergangenen bis zum 1. Oct. des laufenden Jahres geben.
... \>. %.**.«
396 Handsehriftenkunde o. Diplom.' Religionstuiterr. Erbauung.
nouveantea de la librairie Paris. Ann. 1850. 13 Nn, S. Lpz. %. —
Coden nundinariu* Germaniae literatae bisecularis. Messjohrbb. v. 1564
— 1765. V. C. SchweUchke. Fol. Halle. 9. - Denkschriften d. Kau.
Akad. d. W. Fol. Wien. Mathem.-Phys. Cl. I. Bd. 2a Pbilos.-hist. Cl.
I. Bd. 13*3- — EncyklopSdie, neue d. WisHensch, Redd. Frdr. Grien u.
J. Scherr. 8. Stnttg. 1 , 4. f ? . III, 1. 1.. 1. 1,1«. 1. — Fuis, P. H.,
Campte rendu de Tac. imp. d. scienc. de St. Petersb. Ann. 1849. 8.
Petersb. (Lpz. Voss). -fV — Geittler, Chrn. Ant., bibliogr. Hdb. d. phil.
LH. d. Deutschen v. d. Mitte d. 18. Jhrh. — a. d. neueste Zeit. 3. Aufl.
S. Lpz. t. — Grösse, J. G. TA., Hdb. d. allg. Lit.-Gesch. 1—3. Bd. 8.
Lpz. 4%. — Jahrbücher, Heidelb.. d. Litt. 43. Jhrg. 1850. 8. Heidelb. 6%. —
Mcmoires de l'ac. imp. d. sc. d. 8t. Petersbourg. 4. Petersb. (Lpz., Voss).
VI. Ser. Sc. math. etc. V, 3. u. 4. VII, 1. (6%). presentes ä l'ac.
-. Ebd. T. VI, 4. (6%). — Merador/. J. F. L. Th., bibhotbekar. Unter-
haltungen. Neue Samml. 8. Üldenb. 1. — Monatsschr., allgem. f. Litt. Hrsg.
,': Ä i. kw1X&c&!$:i%. y&f4. TffiäfS.
Götiing, i'j. — Recneil des actes des seances publ. de l'ac. imp. d. St.
Petersb. 47-48. 4. Petersb, (Lpz. Voss). 1%. — Rcpertorium, L.jsaer. Hrsg.
*. O. Gendorf. 8. Jhrg. '2 Bde. 8. Lpz.lO. t Abth. Theo».' Wfflii; PbT-
lol. Schnl-^Unterr. 4. .(). Jurispr. 1 Sf ft »(sw il Gflftc h,, u,, HäWa^riisensch.
4. III. Med. Mathem. Naturwisserijch. 3. — Berapenm. Hrsg. Dr. R.
Naumann. 11. Jhrg. 24 Nrn. 8. Lpz. 4%. — Sitzungsberichte d. keil.
Akad. d. Witsenscb. 8. Wien. 7. Jhrg. 1849. 5 Hft %. Philoa.-biat. Cl.
8.5.9.10. 1850. 1-3. Math. nat.-w.Cl. 1849. 9. 10; 1850, 1-3. a%od.'4.
— Schröder, H. L., Lexikon d. Hamburger Schriftsteller. 1 Hft. 8. Hamb.
l jg. — Statuta nee non Über promotionum philosophorum ordinis in un.
lagelkinica ab a. 1402-1846. Kd. J. MnetkowAi. 8. KrOksu, *.— Sttit-
der Fr. IV.. d. „Revolution der Cassel'schen BibliolJiek". Hrsg. v. Dr.
K. Bernhardt. 8. Kassel. \. — Stürzen SecAer , O.' P., d. neuere schwed.'
Litt. 8. Lpz. %. — Verzeichnis, ■aMge». d. Bücher v. Mich. 1849 bis
Ostern 1850. 8. Lpz. Weidmann. %. . Lpz., Hinrichs. 104. Forts. '£.
U. " ■'' : ''" '.\' ' M.
Handsclirifienkuiide und Dtplootatik. i
; . Tomhtrg, C. •'•, Codices arabici, persici et üircici bibliotb, reg. uuir.
UpsaiieiiE,ia. 4. Lund. 4%. — Zeitschr. f. d. Archive DeutacbL. Bes. V.
F r . Tr., Friedemann. II,, j. 8. Hawb. u. ^!otha r > %. ,-'
" dl'.. ' ! ;,, i: .' '" ::".',.'.■" ',
•v i ' Religionsunterricht. Erbauung. ..; ,
Bachmann, J. F., Handh. d. christl. Lebre T: Confirmaniien n, Con-,
fitnürte. 1 8.' Bari. 1. — Spruehlmch dazu. %. — Bauer, G. M., biblisch.
Lehrgang im .Christen: I : i Zu £ runde [t^Lin;; .!. kl. katccuisui. Luther* s
bearb, Mit Vom. v. Hanns. 8, Kiel. |, — Fn'cfte, G, J,, d. Krteb'iing.
zum Herrn im Gebete. Für Kirche, Schule u. Haus. 8. Lpz. 1. — Hani!-'
wpr(erbiich f. d. bist u, doctrin. Religio nsunterr. V. C. H. Schmerbach,
8. Neustadt a. d. Ort. 6-10. Lief, i J. - Höhnt, F.d.. Grundlage «er
Methodik d. Religionsunlerr. 8. Hohnstein. %. — Sack, K. H„ Kntechism.
dt chrittl. Lehre. 3. Abft B. Bonn. %. — Schärf, B,, d, vriahtigst. Sätze
•t> d.' christl. Gtasjbeas- ■.Sittenlehre. Hrsg. v. *..JV»Su Schneider.
1/Abd. 8.' Bresfab, %: — ***.* , #V<fr. W., Schul Wrr.rbibeL N.iT.
2 Thle,. *»££■•$. Lj.z. &. — Kxegeaeö. K. u. ». T. t. tiuter orienUl.
Spr.,u,,griecU. £pr„; r Kirchenväter ,,. Dato r lat. tu griecb. 8pr>.; Kkeheit-
gesob. jinter Geschichte. • ;,•.:•' . / | tl - ,,.. ..> !
\. ■ A ■ *» • • ■•■•«• * • ■ ■■
• ■
Sprachen und Litteraturen.
:.,. , , ./, ,..,A. Sprachvergleichung: und Linguistik.
• Zeitschrvf. d; Wissensch. d.' Sprache. Hrsg. A. ffifer, 2 Bd« 3 : . öttf.*.
Berl. l.~ Schleicher, A., linguistisch«' UVitersuchungeri.fi. Bd. (tf. Sprächen
Boropa's in System, Uebers.) 8. Bonh. PL — Steinthäl; H., D. Ofass!-
ficattien d. Sprache, dargest. aJ* die BntWiclri: d. Sprachidee.' 78. %erl. %
B. Orientalische Sprachen, Utteraturenund AUerthümer.
Allgemeine und mehrere Völker berührende Werke.
Hammer- Pur gstaü , Abhatidl.' ii. 'A.- tftegel d. ; Arab. Pers. u. Tarken. 4.
.Wien. • $. -r» Kämpf \ &'>/.', üb/ d. Bedeut. d. 8tad. d» eemit. Sprach.
8w Prag, J* — 'Melanges asialiqaiea% tirea du buM. hfet.-philol. de l'ac.
imfl.rdd St. Petersb. T.I. LiVr. 1,.8. Lps. Voss. VV - #<"*> F.,. AH-
deattangi eines fitystemes d. Mythologie, entwickelt a. d.fjrfesterl. Mys<b-
riosophie «.• iliei-elogfe d. alt* Orients. 8. Lpz. 2. ■— Stimmen a-1 d. Mo*
genta od e,' od. deutsch -morgenländ. Blumenlese. V. (?. fl. & Peiper. S.
. Hirnen berg. 8. -*— Araber« Abu- 1- Fat h Mah'ammad aechSchahraetäiiifc
ReJigionapafthefen ti. Pbiloaophenschulen, A. d. Arab übers u~'erkl. .*.
Tk>*Hmttrbrücke+. Thl. I. 8. Halle. Vjp — Dteterici F., fib; d. arabische
Dichtkunst a. di Verh'.'d.. Islam* um Ohristenth. 8. Berl J; ; -^»TBn Gbai-
lik&fii vitae illustrium virorum. Ed. Ferd. Wüstenfeld. Fase. XHIet jr>-
timus. 4. Götting. 11 (cplt. 17%). — Hamasae carmina cum Tebrisii
scholiis. Bd. fr W. Freytag. P. Fl, rVÖ. 4. Bonn. 3 T V(bwj. 29$). —
bexieon geographica« arabicum. Kdd. Q. J. Juynboll et J. J, B.lGaal.
Fase. I. u. IL 8.' Leyderi. % a- tV — ' Loqmau le sage, Fables. P. <f.
Derenbourg. \% Berl. %. — Mo'allakät, septem carmina antiquissima
Arabum. Ed -F. A. Arnold. 4. L^z. 5 — Monhämmad Ayyad El-Ta»-
tavy Scheikh, Traitdde la langue arabe Vulgaire. 8. Lpz 2. — • Moham-
med Ben Hab tby ob* d.l Gleicht u. Versehiedenh. d. armLt Stämmen aäieri.
A. e t Leydl Handach. r. F. Wüstenfeld. 8. Götting. ..fj Hebräer.
Bade.;\Jl\ Chrrstologce d. ak. T,>1. Thl. 9. Müaster. %. — • Bihmew,
/.; Ktone lawel Böhmer od. SammlV vi Briefen hij>ti-krit.-exeg. Inhalt«,
i; Bry ö^ d. geschieht*, berühmtem Essfier. ^8. Warschau, ifa >*~ Cr ämir,
J, /|^ Binl. in d k ; Psalmen -8. CÄtersloh. 1. — Ewald) Jahrbb. d bibl.
WiMeoaefn 2. Jahrbu 1849. 8- Götting, 1%. — Knödel, ^.,J>ie Völker-
tafel d. Geiiesia. Ethndgr. Unters. 8. Gieasen. 2j — Lewitohi, JS 4f I»te
ftigtttioaes Unguae sives Sioha beolam etc.. a. .*- A. B. LeofetiteÄnt- - Bd.
J. Ae^afc. 12. Wilaa. %. — Meter, £1, der Prophet Jesaia erkkfirt. .*U ttft.
8. PfoVzheim. <1%. — Orient, ddr. Berichte, . Stadien t*v Kritiken, -f. : j«d.
Gdscli. b. Litt. Hrsg. i)r< Ja ^ür«t. 11 4 Jahrg. 1850, 4i Up8v 5. ^-Po-
lyglotten Bibel. V.. H; Ätier u.' K, G. W* TheMei A. T. 2. Bd. -2u u> 3, H«.
8. Bielefeld, ä^. — Scholz, J. M„ J.\ BinU in d. heil, Schriften, d..afc.
av neuin Teat^ 3., Thl. Upecielle Biüi. in d. poet. u. ^rophet. Bücher d.
A..T. 8. Lpi; .2%. — JPhOülker. Redetob, G. 'M., TaWaasus. .4.
Häaib. 1, -*~^ A»»yrer. Grotefend, C- F.; Bemerk- z. Inschrift eines
Tbengefäaiea mit niirmtisclier Keilschr;*. -Götting. f t . — - Armemlen
und Cieorg^ieiii . Brauet j Rapports ."eur vn/voyagearcheqldgiqae dilns
la GeoKgie* et dans TArme'nie. l 4 LWr«<8. St. PeterMb. 8%. — %7««%«^^
Ghdndctoii^die Geach. TaraMstanV u, &\$«ib*Awc«« .^«%.Ä^^«eN^ ^*
B* Dom JA* j^aüoireede Pacad.) ^ %t.^^w^ ^^V ^ V^^^^^ v *^
ÖÖ6 Sprüchen «hA MtlterWtoteti.
Insttafetiones tinguae Persicae cum Sänacrita et Zertdica Ungarn comparafSe.
P. II. 8. Giessen. 2. Zend. Vendidad-Sade. D. heil. Sthr. feore-
aster's Yacna, Vispered o. Vendidad. Hrsg. v. H. Brockhaus. 8. Lpz.
6. Inder. Höfer, A. t Sanskrit-Lesebuch. 8. Berl. 1%. — Kellgren,
H. A., Mythos de ovo round ano, Indoruinque de eo notio. 8. Helsingfors.
|. — Studien, indische. Ztschr. f. d. Kunde d. ind. Älterth. Hrsg. A.
Weber. 2. Hft. 8, Berlin, \% — Yayurveda ., the white^ ed. by A. We-
ber. Part. I, Nr. 2 and 3. 4. feerl. 6 (bis j. 18.) --- Aegypter und
Aethlcpler. Brugsch, H., Lettre & Mr. je Tic. E. de Rougd, au sujet
de la decouverte j'un manusc. bilingue s. papyrus en ecrit. dtaotico-egyp-
tienae et en grec cursif de Tan 114 av. notre ere. 4« Berl. 2. — Lep-
sin«, JZ., Denkmäler a. Aethiopien. Erläuterung 4. Berlin. %. Tafeln.
I. Abth. Lief. 1-4. Fol. a 5.
C. Claigigche Philologie and Alterthuraskunde.
1« Zeitschriften«
Misoellanea philofoga et paedagegica. Bdd/ gynn. Bat. doett. Ne>.
aar. Pasc. I. 8. Amsterd. !{.§. ~ Zeitschr. f. d. Altcrthamswisaeaschaft.
Hrsg. 7%. Bergk u. J. Cätar. 8. Jhrg. 4. Cassel. 3. Geschichte
der Philologie. Gräfenhan, A. t Gesch. d. klass. Philologie iai' Alter-
thöm. IV. Bd. 8. Bonn, a 2%. Allgemeine Schriften» Cortitt«,
€?., üb. d. Bedeutung d. Stud. d. klass. Lit. 8. Prag. 1^. — — Santane!»
werke. Oudendorpü, Franc,, Bpistolae criticae. C. ann. ed. a. F, Hmrid,
4. Jena. T \. — Real-Bncyclopäd. d. klass. Alterlhnmsw. V. Pauhf, Walm,
Teuffei. 117-124 (Solon TKymna). 8. 8tuttg. a%. — Biogvaphieen
von Philologen nnd Schulmännern« Georg Ludw. Konig. 8.
Oldenburg. f V-
n. Griechische Sprache nnd I4tter*tur. .
Xiexika« Handwörterb. d. griech. Spr. ; begrihtd. v. Frz. Passets.
Neil bearb. v. Rost, Palm u. Kreussler. II. Bd. 3; Liefer. (mQnwpotTjs
— xffa$). 4. Lps. ^ (bisj.8^). — Griechisch deutsches Wörterb. z.Schnl-
m. Privatgebr. v. Jaeobitz u. Seiler. 2 Lfg. 8. Lps. 4. «- Pape, W*, Hand-
wörterb. d. griech. Spr. In 4 Bden. 2. her. u. verm* Aufl. II. Bd. 2. Lf.
8 Braunschv/. Rast. cplt. 6. — Schmidt, J- A. E.j Deutsch -G riech i Hdw. 2.
▼erb. u. renn. Aufl. 16. Lpz. 1. — Thesaurus gr. ltng. ab H. Stephafto
ceiMtrüctus. Tert. edd. C. P. Hadse, O. et L. Dindorfli. Vol. VII, Fase 4.
{ov^iBzanl^a — ctri&qpa). Fol. Paris, a 3%. — -^ ffirasainatische
Schriften nnd Httlfemittel flr sten Unterricht. Forberg, E.,
Abhaadl. i. woäa ßttivco u. ahal. Strukturen in Griech. 4. Coburg. T \.
— Fuistitog, IT., Theorie d. Modi u. Tempora in cL griech. Sprache. 8.
Münster. 1. — Geschieh, A. F., griech. Leseb; f. untere u. mittlere
Gymnasfalkl. 2. venu. u. verb. Aufl. 8. Berl. %. — Haacke, A., Beitr.
•au einer Neugestaltung d. griech. Grammat. 1 . Hft. Die flexk>n d. griech.
verbums in d. att. u. gem. prosa. 8. Nordhaus: f. — Kühner, Ä., Ele-
mentargramm, d. griech. Spr. nebst etagereihten gr. u. deutsch Ueber-
aefzungsaufg. 9. Aufl. 8. Hannov. f. — - Moller, Akt., Parallel- Syntax d.
griech. u. lat. Spr. 1. Thl. 8. Jena. 1%. — Reit u. Wüstemann, Anl.
au Uebers. a. d. D. in d Gr. 1. Tbl. 1. u. 2. Kurs. 7. Aufl. 8. Götting.
%. — Schmidt, J. M . , Form, Bedeut. u. Anwend. d. Wartchens &v a.
d. gr. Schriftstellern nachgew. & Neisae. X. — Schriftsteller
wehst darauf hexttgl. Schriften und Ueheraetsnngen. ^ -
Aeschyli tragoedtae. Ex rec. R. Porseni passim refieta a 0. Dindorf.
Ed. II. eorr. 8. Lpz. Teubner. %. Jede Trag, einzeln: y. err Ammonius
g. Diogenes Laertius. m j/fftt / teorum tibri LX. — ad; CG. E. Heim-
**c*. T.V. Beet. 4. 4.Lpail% (eplt.o^|>. — Bm«oUal^t,TW«foaa>
Üpraohen and Litteratare«. 990
Bio, Moschus. Rec. H. b. Akren*. 8. Lpz. Teubner. %. ss Cebee des
Thebaner» Gemälde mit einigen Ann. u. einem erklar. Wortregister «i
Gebr. f. 8chu)en ▼. M. H. Tkteme. 3. Auf. (Titel-) 6. Beri. %. =a De-
mostAent« orationes Philippicae novem. In us. schol denuo ed. F. Franko
8. Lpx. U. srPtfldortti, 8. Excerpta. t= Biogenis Laertli de
claroram pbilosophornm vitis, dogmat. et apopbtb. libri X. Ex ital. codd.
nunc primaia excussis rec. C. G. Cebet. Acced. Olympioderi, Ammonü,
Jamblichi, Porph^rii et aüor. vitt. Platenis, Aristotelis, Pythagorae, Pio-
tini et Isidori, A. JPestermanno, et Marini vita Prodi J. F. Bouaenadio
edeiitibus. Graece et latine c. indicc. [Blbfioth. scr. Graecor. Vol. XXXIV].
8. Paris, DidoL 4. -~ Dienysius v. Halikarnass Werke. Uebers. v; A.
H. Christian, 9.-12. Bdch. 16. Stuttg. a % (Prosaiker, griech, in neue«
Uebers. v. Tmfel , Oslander n. Schwab: 227. - 230. Bdch.). — 8. auch
Excerpta. = Epici, 8truve, J, Th. t de argumenta carminom epieoruin*
qaae res ab Homero in Iliade narratas longius prosecuta sunt. Part. II.
8. Casan (Lpz. Voss). -f 5 . (cpit. $). = Euripides" Werke. Griecb.
m. metr. Uebers. u. prüf, n. erklär. Anmerk. v. J. A. Härtung, 8. Lpvj
9. Bdch. (Ion).' %. 10. (Alkestis). % (b. j. 7A). — Excerpta e Po-
lybio, Diodoro, Dionysio Halic. atque Nicoiao Damasceno e magno — Con-
staatint Porpbyrogeniti digestornm opere xtgl in ißovXai v—r e\iau\ae. E cod.
Escorialensi — ed. — C A. L. Feder. P. I : Polybii , Diodori atque Dio-
nysii frag mim c. Nicolai XXV prioribas. 8. Darmstadt, j}. =2 Herodoti
historiaram libri IX. Cur. H. R. Dieisch. 2 Voll. 8. Lpz. Teubner. %. «
Ho m tri carmina ad. opt. iibror. fid. expressa cur. G. Vindarf. 2 Voll.
8. Lpz. Teubner. %. (Ihas ^. Odyss. T 5 *). — Döderlein,L., Homerisches
Glossarium. 1. Bd. 8. Erlangen, lf. — Lunemann's, J H. Chr., Wörter-
buch c. Hoater's Odyssee. Verb. v.F. J. Horu. 6« Aufl. 8. Konigsb %. ~>-
Nägehbaeh, C Frdr., Anroerkgen z. flias (B. I. II, 1-483, III) nebst eini-
gen Excursen. 2. neu ausg. Aufl. 8. Nürnberg. 1%. — Thierseh, R, Ueber-
sieht d. homerischen Formen f. Schuler. 3. verb. Aufl. 8. Konigsb. T '«. —
Wergner, J. J„ Homer u. Hesiod, ein Versuch ob. d. gr. Alterth. [A. Wag-
ner's kl. Schrift. 3. Bd.] 8. Ulm. t. — Jambliehus y s. Diogenes Laer-
ttas. — Maearii Aegyptii Epistolae, homiliarum loci, preces. Ed. H. J.
Fless. 8. CÖln. 1%. = Marinua, s. Diogenes Laertlus. ■== Moschus.
s. Bucolici.' — - NmoXccov tov Jauaatrjvov ßiog KafaaQog. Tsiicc%iov vectt&tl
dptvQS&sv. Nouvelle Edition p. 2V. Pieeohe. 8. Paris, Didot. 1. — S. Ex-
cerpta. ^ Olympiodorus, s. I>iogenes Laertius. =r= Oratore» At*
tiei. Recens. adnot scbol. fragm. indio. nominum addid. J. G. Bmterus et
H. Sauppius. Faso. IX. (et dltim.) 4. Zürich. Als Rest (cplt. 13).= Pin-
dari carmina — c. fragm. — illustr. h. DUaenius Ed. II. Cur. F. G.
Schneidewin. Sect. IT. Comment. Pasc. 2. 8. Gotha (Bibliotheca v. Jacobs
u. Rost). T V = Platonia operä. Rec. et comment. instr. 6« Stallbaum.
Vol. I. Sect. 2. Phaedo. Ed. III. 8, Gotha (Biblioth. v. Jacobs u. Rost).
T *0. — Piatonis opera omnia ad fid. optim. Iibror. denuo recogn. et una c.
scholiis Graecir emendatius ed. G. Stallbaum. VIII Tom i. EWit. ster. 16.
Lps. Tauchnitz. 2%. T. I. Euthyphro. Apotog. Crit. Phaed. Theag. Erast:
Theaetet. T 3 ^. T. II. Sophista. Eathydemus. Protagoras. Hippies min. Cra«
tvl: A- T. III. Gorgias. lo. Philebus. Meno. &. T. IV. A'cibiadesJ et
II. Charmides. Laches. Lysis. Hipparchus. Menexenus. Pefitieus. Mines.
fly. T. V. De rep. }. T. VI. De legg. Epinomis. / F . T. VII. Tiinaens Cri-
tias. Parmenides. Symposioa. f . T. VIII Phaed ms. Hippias roaior. Epfr-
stolae. Dialogi tubditivi. Deflnitiones. T 8 . Einzeln: Euthyphro. Apolog.
Crito.-^. Phaedo. / ff . Protagoras. ^. Gergias. Io. %. Meite. Alcfbiades
I et II. fe »~* Charmides. Laches. Lysls. Hipparchus. Menexenus; X. - 1 -
Symposion. ' Puaedrus. ^. — Platon's sämmtf. Werke. Uebers. ▼, fl. Mal-
ier, m . Einleit; begleit, v. Ä. Üteinhardt, 1. M. 1 *. \^l. ^/— — ?52iv
Ueb*r»6tffft v; t. B.Chi SchneUer. % Mi%%. ^, ^x^k\«*>^ - V«M^
400 Sprachen und Litteratttraft.
Werke. Griech. u. deutsch mit krit. u. erkl; Arim.VJl. Tbl. kn* 8. Lpz.
Engelmann. T V. (10 fehlt noch. Bis j. 4££). — ' Pia*»'« Eothyphron ober«.
q. mit Anmerk. begl, v. CUu Frdr. Dreechär. .8. Giesseo. % <-^ Schmidto,
Herrn., kritischer Commentar zd Plato'a Phädon. 1. Hälfte. 8. Halle. %.
z=z Plutarch ausgewählte Biographien. Erkl. v b C. &ntents. Agis und
Cleomenes. .8. Lpz. (Samml. v. Haupt u. Sauppc). %. == PorpÄyriu«,
s. Diogenes Laertius. = Protagera» Weber % 0. f Quaestiones Prota-
goreae. 4. Marburg. f. =! PytAjigorei: Beckmann, Fr*., de Pytbagc*-
reonua reliquiis quaestionum prooemium. 8. BerJ. J. = Sophoclie tra-
goediae.. Ex rec. G. Dindorßi. Ed. II. corr. 8. Lpz. Teubner. ^. (Jede
Tragödie einzeln %). — SophocJis tragoediae. Recens. et explan. E. Wun-
dern*. (Vol. II. Seet. 2. contin. Trachinias. Ed II. 8. Gotha (Bibliothek
▼on Jacobs u. Rost). *f v . — Sophokles' Werke. Griecb. mit metr. Uebers.
o*> prüfend, u. erklar. Anmerkungen v. J. A. Hortung, 1. JBdch. (filektra).
8. Lp». •&. —* Sophokles 9 Tragödien in deutscher: Prosa. Z. Schulgebr.
u. Schulunterr/ 3. durchges. Aufl. 8. Grimma. %. — Piderü, . K. W., sce-
niache Analyse des SophocJ eischen Dramas Aias Mastigophoros. 8\ Hers-
feld, f. zrzz Testamentum novum, graece et latine. C. Lachmannus
recens. PA. Buttmannut graecae lectioois auetofitates apposuit. Tom. II.
8. Berl. 3%. (I. u. II. 7%). — Testamentum nov. graec. Ex rec. Knapp"
ed. CG. IT. Theile. Ed. III. ster. 8. Lpz. %. — Idem rec. C. TUchen-
•W- rV ( Die8 roit dem hebr A. Test, au«am. 8. 3£). — Das N^ Test.
Griech., revid. m. e. neuen Uebers. ü. e. krit. u. exeg. Commeni. v, H.
A. W. Meyer. 2 Thl. 10 Abth. Ep. ad Thessalon, v. G. C. G. Lünemann.
(%). 11. Abth. Epp. ad Tit. et Timoth. v. J. E. Huther. (I). D. bis j.
Erschienene l6%. — Bengelii Gnomon novi test. III. Ed. adiuv. J.
Steudel. 2 Tomi. 8. Tubingen. 4%. — Holzhausen, JB., Interpretatio in
Apocalypsin.. 8. Wien. 1. — Nagel, it., Zur Charakteristik d. Auflas*,
d. A. Test, im N. Test. 8. Halle, ft. .— Raesteuecher, E., die Gabe der
Sprachen im apostol. Zeitalter. Exeget. Versuch über Act Apost. II,
1—31, I Kor.; 14 u. s. w. $. Marburg, f. — Ueteri, Entwiokl. des PauK-
nischen Lehrbegriffs. 6. Ausg. 8; Zürich. 1%. == Theo er Hub, s. Buco-
Uci. c^z Xenophontis Commentarii. Rec L. Dinderfiue. fidit» II. emend.
8. Lpz. Teubner. %. — — expeditio Gyri. Rec. L. Dinderf. Ed. III.
emeod. 8. Lpz. Teubner. J? — - institutio Cyri. Recog. b. Binder f.
Ed. III. emend. 8. Lpz. Teubner. ■%.. — -r- scripta minora. Rec. L.
Binder f. Ed. II. em. 8. Lpz. Teubner. %. — r-r- historia graeca* Rec.
L. Dindorf. Edit II. emend. 8.: Lpz. Teubner. %• r.KvQOvqvsißaaig.
Mit erklärend. Anm. v. K W. Kruger. 3. <verb. u. verm. Aufl. 8. Berl. 4 %.
3. AUitalUclie Spracüen*
Mommeen, Thdor., die unteritalischen Dialekte; 4. Lpz. 5%.
41. Lateiniscbe Sprache pnd, Litteratar.
drammatlfiche (9ehrifteii f CUhrestonmihieeB, I^ess?- u.
tTebtingttbücher. Aufgaben zum Ueberseteeh ih's Lat., n. DölPs Ele+
mentb. geordnet« 2. verb. u. verm. AuÖ. 2 Cursus (1. Bd.). 8. Maanh.
f 5 . — August, E. .F., prakL Anleit. z. Uebers. a. d. Deutschen ins La-
teinische f. Gymnasien, höhere Burgerscb. u. mfiiitar. Lehranst. 7. terb.
u verm. Aufl. 8. Potsdam/ %. ■ — t^ f. d. erst, Unterr. in der Istein.
8pr»' u. im Uebers. Neue verm. Ausg. i 8. Ebenda. %. . — t- Praktische
Vorübungen z. Kenntn. d. Lat. f. d. ersteh, Unterr. an höheren Bildungs-
anst. 4. verb. u. verm. Aufl. 8. . Ebenda. , T \. — Berger,. Uebungsb. f. d.
unteren Classen. Als Anh. z, tat. Gramm. 8. Celle. %. -r- Blume, W. //.-,
lat. eieaientarb.' 1. Tbl. t+ Uebers. a. d. Lat. in d. Deutsche. 9. verb.
Aufl. 8. Potsdam. % 2. Tbl.» Uebers. a. d. Deutschen lud. Lat. 9. verb.
Aufl.«. Ebenda* %/ — Lebrcursus d. laW Spr^ odi wotlst. lat, ElemenUr*
Spraeben und ■■ LHUrntoi-^m 40}
gramm. SThle, 8, Ebenda. %. < — Öünnehier, J. A*> fotw-dtfiitsche q. deutsch-
tet Uebersetzungsbeispiele a. klass. Schriftstellern ; . JN.- Putsche* s (ateia*
Gramm, u. m. e. Ansänge a. d. Formenlehre ders. Gramm. 3. AnflL 8.
Jena. f. — Eüendt, Fror., tat. Leseb. f. d. untersten Klassen, der Gymn;
11. rev. unv. Aufl. 8. Königsberg, ty. (in2Ausgg. mit nach den Uebungs-
stucken, geordnetem Wörterverzeichnis* u. mit Wortregister, -t- Frustula,
gesammelt v. D(oderlein). 2. verm. Aufl« 12. Erlangen. T ' 5 . ~* Hand, Ferd.,
prakt. Handb. f. Üebnngen im lat. Stil. 2. verb. Ansg. 8. Jena. 1. —
Hattemer, JH m < Tiro latinns. Latein. Sprachb. in naturgeroässem Gange
(genetischer Methode). 8. Bern. T V — Kühner, JB., Elementargramm, d.
lat, Spr. mit eingereihten lat. n. deutsch. Uebersetzungsaufgaben u. einer
Sammle lat. Lesestucke nebst den dazu gehörigen Wörter verz. 7. Aufl. 8.
Hannov. 1. — Mö/Jer, Parallelsyntax, s. griecfu Spr, — Mühlmann, G.,
lat. Gramm* f. d. unt Kl. d. Gymn. 8. Lpz. T ^. ■— Müller, G. A., Ele^
mentar- Gramm, d. lat. Spr. Z. Gebr. f. d. untern KL e. Gymn. 8. Frkfc
a. O. T V — Ranke, K. Ferd., Chrestomathie, a. lat; Dichtern , vorzugl.a.
Ovidius. 3. verm. u. verb. Aufl 8. Berl. %. — fichfrlite, K. /#., lat. Leseb.
Zunächst f. d. unt. Klassen d. kön. Pädagog. u. d. lat. Hptsch. im Wafc
senh. zu Balle. 1. Gurs. 4. verb. Ausg. 8. Halle. T V — ' Schult*, Ferd.,
kleine latein. Sprachlehre zunächst f. d. unt. u. mUtl. Kl. d. Gymn. 8.
Paderborn. <f 3 . — Spie**,, f 1 ,, d. wichtigsten Regeln d. Syntax, u. Siberti's
u. Meiring's lat. Schulgramm. Als Anh. z.d. lat. Uebungshuchern f. Quarta
u. Tertia. 3. verb. u. verm. Aufl. 12. Essen. T V ■ — -?' Uebungsbuch z«
Uebers. a. <L Deutschen in's Lat. z: d. lat. Schulgramm. v. Siberti und
Meiring. 2. verb. u. verm. Aufl. 12« Essen. T V — Stern, R. A, Antholo-
gie rem. Dichter« .F. mittl. Gymn.-Kl. 2. m. e. Wortreg. verm. Ausg. 8;
Bielefeld, %. — WeinreiUrs, F., unentbebrl. Hülfobächl. f, { d. stud. Jug.
der mittleren Gymn.* Kl. od. sehr fassl. Darst. , Begründ. u. Erklär* aller
schwierigen Begriffe, Regeln u. Satzgefüge d. lat. Spr., nebst d. Lehre
v. d. Prosodie u. e. Anh. u. d. acc. c. inf. 4. durchges. Aufl. v. 4. Czech.
2 Thle. in 1. Bd. 8. Graz. %. — ■ Wolf, A. Th , kürzeste Ueber sieht d.
lat. Prosodik. 1 Bog. Olmutz. T V- — Zumpt, C <£., lat. Gramm. 10. Aufl.
8. Berl. 1%. Sehrlftatclltr, kritische and erläuternde
Schriften dazu. Augustini, S. Aurel., d. civit. Dei Üb. Ed. J.
Strange, T. J. 12. Cöln. %. In 8. {%. = C. Jul. Caesarie commen-
tarii c.suppl. A. Hirtii et alior. Reo. Frz. Oehler. 8. Lpz. Teubner.. A.'
Daraus d\ cpmment; 4. b. gall. £ u. d. b. civ. £. comm. d. b» galL
Ad opt. exeropjar. rec. Jos. Wal*. 8. (Bibliotb. cl. lat.). Bruno. %. —
— — d. b. civ. Ad opt. exemplar. rec. H. P. cv (*us dftrs, Bibl.).
Brunn. A. ?=: CatulL Hand, Ferd., Quaestiones Catnilianae. 4. Jena.
T *g. =2 Af. Tullii Ciceronia, opera pmnia uno v*>l. compreheosa.
curis . teeund is emendatiora et adnot. indieibusq. anetiora ed. C F. A.
JSobbe, Fase. XI. (ult.) 4. Lpz. Tauchnitz. % (oplt. 7*&). -- Kleine
Ausg. T. XI. M. Ebenda. }. (epit. 6|). — — - d. nat. Deor. libri 3.
Erkl. v. Cr. F.Schöfnann. (Haupt's u. Sauppe's Samml.). 8. Lpz. Vs- -^
— Aosgew. Reden. Erklärt v. K. Halm. 5 Bdch. (pr. Mil., pr. Ligar.^
pr. Deiot.) [A. ders. Samml.} 8. Lpz. %. — — Tusculanarum dispata-i
tiunum. ad M. Brutum Uhri 5. Erkl. v. G, TUcher. [A. ders; Samml.]«. 8..
Ebend. |. ■ *- — Ca,U> mai. ,d^ sen. Laql. d. auu Paradoxa.' Ad optima
exempl. rec. H. P„ 8. Brunn. [Bibl. cl. lat.} A»-^ Lahmeyer, G., Ora->
tionisde haruspicum responsp habitae origq Tulliana. 8. Götcing. %• =^s
Cornelii Nepotis vitäe excellentium imperatorum. C. notis et scholiis
in us. stud. iuvent. denuo ed. ab Em Th. Hohler. Ed. V. 8. Wien, ix — >
ad opt. exempla. 8. Brunn. [Bibl. class. lat] V la . — ^- Üb. d..
excell.. dneibus exterar. gent. c. vitis Catonis et Attici ex libro de nistet iov
lat. etat, excerptis. Rec. R. Dietsch. 8; Lpz. Teubner. ^/j a . — Billerbeck,
/, vtllstaiid. Wörterbuch: z. d. Lebenabeschreib. d« Com. Nep., darebges«.
402 SpratoHen and Litterataren.
a. rerb. v. G. Ch. Cruahu. 9. verb. Ster.-Ausg. 8. Hannov. ^§. — Nip-
ftrdey, C, In Cornelio Nepote spicileginm critfcatn. 8. Lpz« f. e=
Eutropii breviar. histor. Romanae. M. Hinwejsgni a. d. Grammatiken ▼.
Patsche o. Zampt u. e. Worterb. vers. v. O. Kichert. 16. Breslau. %. ~-
Q, Ha raiii Fiacci opera omnia. Ex rec. /. Chr. Jahn. Edlt. IV. 8.
Lot. Tenbner. % — •-=• Reo. atque intcrprctatos est /. C. Orellius
add. Tar. lectionis codd. Bentlejan. Bernens. 4. Bangaliens: et Tnricens.
Ed. III. (mai.) emeäd. et auct. Cor. J. O. BaiUrus. Voi. I. 8; Zürich.
9. — = Ad praestant. edition. lectiones rec. H. P. 8. Bronn. (Bibl. cl.
lat.). 5V — Krüger, O. T. A. 9 Drei Satiren des Horaz. I, 4; I, 10;
II, 1. f d. 8cholzweck erkl. 4. Braanschw. %. = T. Livii ab arbe
eondita libri. Rec. W. Weissenbom P. I. (Hb. I-Vl.). 8. Lpz. Tenbner.
■Ag. — = historiarum libri qai snpersunt. Ad. optima exemplar. rec. H.
P. T. I. 8. Brfinn [Biblioth. class. lat.]. % =■= P. Ovidius Naso.
Ei rec. R. Merkelii. T. TT: Metamorphose«. 8. Lpz. Teubner. %. —
= Metamorphoseon libri XV. Ad. ftd. libror. mann scrißtor. rec. et in
na. scholar. ed. O. A. Koch. Ed. ster. 8. Lpz. [Bibl. d. lat. v. Pb.
Reclam.]. %. — = Ad opt. exempl. rec. H. P. Vol. II. (Metam.). 8.
Brfinn [Bibl. cl. lat.]. %. — ^r Metamorphose«. E. Aaswahl für Schalen
m. erkl. An m. a. e. mythol.-geogr. Register v. O. Sichert. 8. Brest. T 8 b .
c=r Patres. Delectas oposculoram ex patribas latinis. 8. Mecheln. ||.
— Flores e patribas et scriptoribas ecctes. lat. 8. Mecheln. 1%. —
Hagen, J., et Listov, A. 9 Fragmenta selecta ex scriptis patrum ecclesiae
latinae edd. notisq. instr. 8. Kopenhagen. 1%. — Perinaneder, üf., Bi-
bliotheoa patristica. Fase. 1. 8. Landsh. T \. -— Persius. Hand, Ferd.
De Persii satira prima dissertat. 4. Jena, fo =■ Phaedri. Aagnsti liberti
fabnlae Aesopiae com Toteres tarn novae atqne restitutae. Ad optimor. libror.
fid. rec. atque de poetae yit. et fab. praefatus est Ch. Tim. Dressier. 8.
Lpz. Teubner. A. — --■= fab. Aes. libn V c. P. 8yri alioramqae veternm
•ententiis. M. erkl. Anm. a. besond. gramm. Regeln z. Gebr. d. stod. Jagd.
y. J. Seibt. 8. Prag. % = T. Maeci Plauti comoediae. Ex rec. et c.
appar. crit. Frdr. Ritsshcln. Acced. prolegg. de rationibus criticis gramm.
prosod. metr. emendationls Plautin ae. T. I. P. 3 f Bacchides) T. II. P. 1
(8tichas). 8. Bonn, a 1. — eaed. Scholar, in os. ä%. — := comoediae. Ex
recognit. Alf. FleckeUeni. T. I : Amphitruonem Gaptivos Militem gloriosum
Radentem Trinammum complectens. Praem. est ep. crit. ad Frdr- Ritsche-
Ifato. Lpz. Teubner. f (jed. Stück einzeln %)/ =* 8. Propertii elegiae.
Ed. H. Keil 8. Lp*. Tenbner. ±. = €. Salus ti Crispi Gatilina et
Jugurtha Rec. R. DieUch. fed. II rorftfetior. 8. Lpz. Teubner. %. —
t=s opera. Ad fid libr. mss. rec. et Inas. scÄelar. ed G. A, Koch, Ed.
ster. 8. Lpz. [Bibl. class. lat. v. Ph; ReclaüiJ. j?. — = Catiltna. Ad
e|>t. exempl. rec. Jos. Walz. 8. Briimt. [Bibl: class. -lat.]. flj [Enthält
anch den a. d. Titel nicht angegebenen Jugurtha mit]. =±= d. Vorwort z.
Catilirtar. Verschwörg. ubers. u. erkl. von C. W. Nauck. 4. Königsberg
in. d. Neam. %. = P. Syrus, s. Phaedrns ■ r=r Tacitns Germania.
Lateinisch u. deutsch v. L. V öder lein. 4. Erlg. f.' — Qrtiterus, J.P. E.,
Betrikg. zv Tacit. Germania. 8 OJdenbg. J. — Schmotler, O. H., ExpM-
cantar loci Tacitini. [Annall. Üb. I]. 4. Blaubetfren. |. r= P. Virgilii
Moronis Aeneis. Ad opt. exempl. rec. 'et in ns. scholar. ed. G. A. Koch.
Kd. ster. 8. Lpz. [Bibliothec. clasf. lat: v. Fb. Reclam]. V A . — — Ge-
dichte. Lat. Text m. deutsch. Erkfg. ▼. Pfc. Wagner. 4.-6. Hf. (8chloss).
8. Lpz. ä %. — ^- Ge*orgicon libri IV. M. Sprach- u. Sacherläuterungen
v E. Th. Hohler. 2. Aasg. 8. Wien. 1. — = Opera omnia. Ex rec.
/. Chr. Jahn, Ed. (V. 8. Lpz. %. ~ Maehlebeti der rümtochen
iSprarlie und Iiltterütar. Glossarium mediae et infimae latinitatis
conditam a C. Dufresne doni. Du Ccntge c» aupnl. integr: monetchor. ord.
&. ämediet. D. P. CarpenterU, Addungti, mst; %«&vxjfe &Vkm: €1. A.
Sprachen and Litterater«*. 40B
L. Htnmhd. Fase. XXXI. 4. Paris, Wdot. 2%. — Eichstadü, H. €. A. t
opaseula orateria. Oratibnes memoriae elogia qaornm duo inedita Schiller!
et Laden« memoria« dicata. Bd II. Uno xol. comprehens. 8. Jena. 4. —
GüleherH carmina ei cod. aaac. XII nunc prirn. ed. L. Trost. 8. Hamm.
1%. — Lennep, D. J. van, Poematnai fasciculos. 8. Amsterd. %.
5* Iiltter»turge»cli4chte.
Rttmlsdie. Bemhardy, Gf., Grnndriss d. rem. Litteratur. 2. Be-
arbeitg. 8. Halle. 4.
6. AntiqwitJWen.
Grteehtoehe. Jäger, O. H., Die Gymnastik der Hellenen in
ihrem Eiufloss aufs gesammte Alterth. und ihrer Bedentg f. d. deutsche
Gegenwart. Gtkr. Preisschrift. 8. Esslingen. 1%. — Stegeren, D. J.van,
d. grarteor. diebns festie. Insant: Dfipelia, Carnea, Apaturia, Croma. 8.
Utrecht. ^. = Bender, C X*., de iotercessione tribtnitia. ParticoL pe-
ster. 4. Königsh. £. — Rücken, F. W., das röm. Kriegswesen , ein Hilfa-
booh x. Lecture d. röm. and griech. Historiker. M. Abbildgen. 8. Ber-
lin. %. — Zumpt, A. W-, Commentationaai epigraphicarujn 'ad antiqni-
Utes romanas pertinentiuai volanien. 4. Berlin. 5%.
1. Archäologie and Mythologie.
Arneth, J., Monumente d. k. k. Muni- und Antiken Ca l>i nettes in
Wien. Abth. I a . D. antiken Oameen d. k. k. u. s. w. Mit 25 Tafeln.
Fol. Wien. 1(X Abth. II. a. HI. D. antiken Gold* u. Silbermonamente.
13%. — Böttiger, C. A., Ideen sur Kunst-Mythologie» 2. Bde. 2. Ausg. 8.
Lp». 1%. (1, l. Cure. Stammbaum d. Reif gg. d. Alterth. Binltg. z. vor-
homer. Mythol. d» Griech. H, 2., 3» u. 4. Cur«. Jupiter, Jüno b, Neptu-
nas. Amor und Psyche. A. d. hinterl. Papieren hrsgeg. v. J. SilligJ). —
Braun, E., Griechische Mythologie. In 8 Büchern. 1. Bach. 8, Hambg. '
und Gotha. t V — Denkmäler, Forschungen und Berichte als Fortstzg.
d. archaoiog. Zeitg. Hrsg. E. Gerhard. 5.-8. Lfg. (Jahrg, 1850). Mit
Kupfertafeln. 4. Berlin. 4. ~ Gerhard, E., Ueb. d. Gott Rros. Mit 5
Kupfert. 4. Berlin. 2. — Hermann, K. Fr., epikritische Betrachtungen
ü. d. polygnetiachen Gemälde in d. Lescbe su Delphi. Mit Z Tafeln. 8.
Gottgea £ - Kapitole, die; v. J W. /. Braun. 4. Bon». %. — Köh»
ier's, ff. K. 8„ gesammelte Schriften. Im Anftr. d. kais. ras«. Akajd. Hrsg.
v. L. Stephani. 1. u. 2. Bd. Serapis od. Abhandig. betreffend d. griecV
u. röm. AUerth. 2 Thw. M. 10 Kpf. 8. St. Peters*. (Lpz Voss). 6 r \< —
Pamfkm, Thdr., Delphi « Melanie. N. 14 biidl. DarmeUgn. 4 Berl. ■%
r V, d. Namen der Vasenbildner in Bezieh g. an ihren bildl. Dar-
stellungen. M. 58 Bildwerken. 4. Berlin. 4%< — W ackern agei, W., P»m-
peji. 8. Basel. Jg.
8. NumUmmtfk*
CareUi Franc., namoruaf Itaiiae veteris tabulas CCII. ed. C. Cave-
denius. Acceeserunt Franc. Careltii neraorum quos ipaa collegit deacriptio
F. M. AvelKnii in eam annetationes. Fol. Lpz. 20. — Friedländer, J.,
die oski sehen Münzen, M. 10 Kpftf. 4. Lpz. 2%. — Werlhof, A. C. E. v.,
Handbuch d. griech. Numismatik. Unter Zagrundelegg. t. Akerman's Ma-
nual bearb. M. 5 Tfln. u. 22 Abbildgen. 8. Hannover. 2.
■ * ■ i
D. Deutsche Sprache nnd LiUeratur.
Zeitschrlftcm* Zeitschrift für deutsches Alterthum hr*g; ▼.
M. Haupt. VIII. Bd. I. Hft. 8. Lpt. a 1. = Worte*1a^Ä«*.
Heyae,J. Chr. A., Haadwörterb. d. deuta&en fcv T ** v *-^*^ ^^^
satseh seiner Sprachlehre angelegt; *tt»%*«hYiY* ■*/¥/. W. ^ ««^»
{404 «Sprachen und Litteratareti.
X Tbl. 13. «. 14. Lfg. 8.- Magdeburg. Nachschüss. %..v c ^tt;-B, -V-
We#k J. B. Fr., deutsches WorterbäoUetn z. Bebufe d. 'Reehtschretfagi
enth. <L am meisten vorkommenden deutschen u. fremden Worter. 4. An.
& Regeiwb. %\ — *- Fremdwörterhücher. Adelung, C. B., neues
Taschenfremd wörte rb. Id. Afl. 32; Haitib.* ^. ■*— Fremdwörter. Zum
Lesen, Erklären u. Lernen. 16. Aschersleben. s \. — Fremd Wörterbuch 1.,
unentbehrliches. 3. vefm. All. 32. Villhigen. ^j. -*- Hoffmann, P. F. L.,
gedrängtes, aber vollständiges 1 Fremd worieVb. 4. verb. Afl. 32:Ti^fe. %.
— Schuster, Tr., Fremdwörterbuch od. Verdeutschg. v.xrehr als 10000
fremden Wörtern. 8. Breslau. T 5 ¥ . — Taschenfremdwörterbuch, neuestes
u. vollständigstes. 3. Afl. 16. Wien. - T Y J — Synonymik. Kalt-
echmidt, J. H., vollständig stamm- o. sfnnverv\andtschaftlirhes'^e8Bmmt-
Worterbuch • d. deutschen Sprache ans allen ihren Mundarten ■riitrolien
Fremdwörtern. 2. (Titel-) Ausg. 4. Nördlingen. 2. — StktHz, J/etymO-
togiaeh- synonymische Begriflsentwicklg. in Seispielen , für Taubstumme.
8* i Erfurt f — tframmattache Schriften. Amiers Erklärungen
der Regeln der deutschen Recbtscbreibg. m/ Beispielen. 131 verb'l ui verm.
Afl. v. A. Czech. 8. Graz. %. — Bauer, <Frdr., Grundzuge der* neu boch-
deotschert Grammatik f. d. unteren -u; mittleren Klassen höherer Bild gs
anst. 8. Nördlingen. % (Parthien preis f). — Gdtsinger," M.'JF., d. An-
fangsgründe d. deutschen Rechtsehreibg. u Satzzeichnung in Regeln und
Aufgaben. 4. verb. Afl. 12. Lpz. %. — Gotzihger, M. W., deutsche
Sprachlehre f. Schulen. 7. verb. Afl 12. Aarau. %. — Grufter, /f., der
Unterricht in d. deutschen Sprache in niedern u. mittlem Bürgerschule^.
Für den Lehrer. 2. verm. Afl. 8. Karlsruhe. • fl. — ' Heus sler, Abt., kur 1 -
xer Abriss d. deutschen Sprache. 3 verm. Afl. 8. Basel *£' — Heifee,
J. C. A., Leitfaden z. grfindJ. Unterr. in der deutschen Spr. f. höhere ii.
niedere Schulen. 1& ; verb. Afl > 8. Hannover. %. ^'Kehrerri, '.'J., Gram-
matik" d. neuhochdeutschen Spri n. J. Grimm bearb. 1. Thl. GraWmatik.
1. Abthlg. Laut- und Flexibnslehre. 8. Lpz. f. (I. 1. 2. u. IL 1. %).
^-Kohtrausch, s. Schädel. — Richtet, s. Wiecke. — Ritsert, E. L n
deutsche Sprachlehre n. Zahlreichen ' Uebgsfg. 4* verm. u. verb. Afl. S.
Darmstadt. % — Schädel, K., n. Kohlrausch, Frdr 9i mittelhoehd. ' Ele-
mentarbuch. 12. Kunebg. %. — Vilmor, A. F. C, Anfangsgrunde der
deutschen Grammatik zunächst f. d. oberste Klasse d. Gymnasien I; Laut-
lehre und Flexionslehre nebst gothisr.hen und altdeutschen Sprachprobeif.
3. verb. Ui verm. Afl. 12.' Marburg. ^. — Wiwke, K. #., «. Richter,
E. H., Schulgrammatik d. deutschen Spr. 3. verm. u. verb. AA'A 8.* Frank-
furt a. d. O. %. — mttmütz/ drei ' Kommaregeln statt vieler < «.' Ver!-
ständigung d. Lehrer. 8. Greifs walde. %■ ~ WSstt\ JJ F. #,* Vol*s#fcer-
liefer im gen in d. Grafschaft Mark nebst einem Glossar. 12. Iserlohn. }.
M^triK und Pdtttlk. Kleinpaul, iE,; die Lehre von den Formen a.
Gattungen der deutschen Dichtkunst. 2. verb. u. verm. Afl. & BarnteH
• Rhetorik und . Stylistik. Becker, K. Ftrd., Lehrbuch des
deutschen Stiles. Hrsg. v.' Thdr. Becker'. 8. Frankf. a. M. £ — Heinze
A.A., theoretisch-praktische Anleite, z Disponirert. (ftr2 Lfgri ) l. x Lfg.
8.' Görlitz. %. — Herzog, D. G. ? ' StoÄ z; stylistisicRen-Uebgen. m*dS&-
Mutterspr. F. obere Classlft.' 4. verb; Afl. 8:' Halle. 1.' ■*— "Mayer, thdr'..
Anleitg. z. Style. 8. Wien. $. — Richter, H,, Lehrbuch* d;' RhUörik f.d.
oberen Ktasseti d. Gelehrte , h*chnlen > ."8. i AH; 8. Lpz: %.' — =— MethödA
de« Unterrichte «.' EUelen. V. Methodik, -ü— » Cnreeftomattiiert,
Lesebücher und Bearbeitungen für die Jugend. August.
E. F., deutsche* "Lefttfcuch fr Gymaasieff u. 4 arfderfe! Lellranstalten. Neun
verm Ausg.- 8. Potsdam, f." — Eisenmann, s. QrmntT.^Afötsinger,
M .* W«> Dichteraaal. 4. verm. Afl. 8. Lpa; 1%. -^»GruÄeY, Eisenmattn
u. JPildermuth, deutsche Musterstucke t. Unten. *in id. Muttersprache
Ja ÖAbthl. (ttter/Mitwiifcdag s*Kapf>%, &$&>***&.*. -9 *W*VSmm>
Sprache* und Lttteraiorco^ 4Mb
maiin* 8. »tuttg. a$. ^Henning, J., Ehrententftol deutscher Sckrift-
steJtecV. Luther 'bis auf 'die Gegenwart. Kern dteutsdber Prosa. 8. Hambg.
1% — Wecke, Ä.y deutsches Lesebuch f. d. unteren u. mittleren Classen
v; Gymnasie» n. Realschulen, bestehend in einer anf Anregg. 4. Phantasie
u. d. Gemfithes, wie auf Bildg. der Darstellung' berechneten Auswahl'
deutscher Prosafetilcke. 3. Afl.' '8. Lpz %. " — =*r erstes Leseb. F. d. Alter
v; 7-^-10 Jahren. 3. vermi u. verb. AH. 8.Merseb. % -»- Jetcknr, L.,
Deutschld., geschildert v. sieinen Dichtern. Neue m. einem > 2. Thle. verm.
AH. 12. Lpz. %. — Kalm- B. Frdr., deutsche Gedichte cur BUdg. des
Geistes u Herzens u. z. Uebg. in der Declamation. Aus d. besten altern 1 .
u. neuern Dichtern gesammelt. 2. verb. All. 8. Eisleben. % — Kanne-
gie*aer t K. Li, deutsches Declamätorium. In 3 Thln. 2. Thh 3. mit e.i
Anh. v. franz., engl-., Italien., schwed , dam, norweg., niederl., u. fläm.
Gedichten verm. Afl. Declamatorinm f. d. mittlere Jugendalter, insbes. fi
d. höheren Classen d. Bürgerschulen u. d. mittleren d. Gymn. 8. LpzJ
T 7 0. — Kehrein, J., Proben d. deutschen Poesie u. Prosa vom 4. : Jabrh.
bis in d. I. Hälfte d. 18. 2 Tbl. (lfr-18. Jahrh.) Neu- Hochdeutsche Pro-'
ben im Original m. sprachlichen Anmnt*. 8. Jena. T 9 ff eplt, 1%. — Le>ea
van Sinte Christiria - de wonderbare , in ond-dietsche rijraen , naer een
perkamenten handschrift uit de XIX of XV eeun — door J. ff. Bormam.'
8. Gent. 2%. — Mozart, J., deutsches Leseb. f. d. unteren Classen d.
Gynin. 1. Bd. 2. All 8. Wie», f. — Pischon, Denkmäler d. deutschen-
Sprache. VI. V 8.' Berlin! 1% (I.-^V. 10). — Sckenckel, J., deutsche
Dichterhalle d. 19. Jahrhätsy l. Heft 8. Mainz. T 3 . — A. Stmhr, deutsche
Gedichte f. • Schule u. Habs gesammelt. 8. Berlin. •%. — rernaleken,
Thdr., Leitfaden »f. deutsche Sprach-* und Litteraturkunde. 1. Anfänge d.
Spracbkunde. 8. St Gallen. %. II. Auffinge d. Uteraturkunde. 8. Ebend. f.
— Wackernagel, Jf. E. Ph., deutsches Leseb. 1. TM. 10. unver. Abdr.,
2. Thfc 9. desgl;, 3. Tbl: 6. desgl. 8. Stuttg. ä % — JVitdermuth, s.
Grüner. — ^- MUeiraturgesehlchte. Bratränek, Th. F., Handb. d.
deutschen Litferaturgesch. 12. 'Brunn, f. — Heibig, K. G., Grundriss d.
Geschichte d. ! pöet. Litt, d" Deutschen. 4. verm. u. verb. All. 8: Lpz. %.
— Hettntr, Ä, die' romantische Schule in ihrem innern* Zusammenhange
m. Gotha u. Schiller. 8. Braunschw. 1. — Schäfer, J. JPVGrundriss d.
Geschichte tf. deutschen Litt. 5. Verb. Afl. 8. Bremen.^. — Scholl,
Tr. Fr., d. letzten 100 Jahre d. vaterländischen Litt, in ihren Meistern
u. auf d. Geist d. Gegenwart bezogen. 1. Heft. 8. Schwäbisch- Hall. T 7 j.
— Sparschuh, N., Berichtigungen n. Beiträge zu J. Grimmas Geschiente
d. deutschen Sprache. 8. Mainz. T 8 5 . — Vümar, A. F. C, Geschichte d.
Nationallitterstur. 4 Afl. 8. Marburg. 2%. Idtteratar. Borne, L.,
nachgelassene Schriften. 5. u. 6. Bd. 8. Mannheim. lf. — Denkmäler
niederdeutscher Sprache u. Litteratur n. alten Drucken* u. Handschriften
hrsg. ▼. A. Hof er, I Bdch. CJaws Bur, hrsg. v. A. Hofer, Greifsw. %.
^'Oothe. Briefwechsel zw. Göthe u. V. Reinhard. 8. : 8tuttg. 2. —
Hildebrandslied, dasz, hrsg. v. AI. Vollmer u. K. Hofmann. 8. Lpz. %'.
— Leibnizent gesammelte Werke. HrSfc. ; v. Gl ff. Pertz** II F. 1 Folge 'T
u: 2. Hrsg. v. /. C. Gerhardt. 1^1 o; 2. 8.' Berlin. 4%. — JTeW»r
Christn. Fei., schönste Erzfiblgen; d. Kinderfreundes. Hrsg. v. O. Plie-r
ninger. 8. Pforzheim, ■ffc. cplt. %.
, B. Neuere Sprachen und JLiCteratiireh. i: '
Allgemein^ Werke« ArcMV f. d. Studidm d. neueren Sprechen
und Lkteraturen. Unter besonderer Mitwirkung v. R. tiiecke u; H. Vie-
höff hrsg. v. L. Herrig. VII. Bd. 4 Hefte: 8. Braunschwei^. ^"^ — -
F^aneOsiffebe Sprache «nd Lttteraftut. A)^\ ¥^ ^«^%^»
tWigsst;i* fJd&*¥», ia i-4;---|hratit. l -P; &. <fo, C\; ^»" *n*av. m. %«**
406 Sprachen und Litteratarea.
8. Main t. % — Albreckt, F. H. J., praktische franz. Gram«« in 2 Lehr-
gängen, als Entwickig. u. Fortsetsg. d. 1. Cur*,, v. AhnV Lehrgang.
1. u. 2. Lehrg. 8. Mains, a %. — aVAri&s, C. E., An weif g. d. Genas
d. frans. Substantive an ihren Endungen, ohne Beibüife einer weiteren
Regel sofort x. erkennen. 3. f. Deutsche bearb. Asg. v. J. F. Metzer,
8» Erlangen. %. — Auswahl v. franz. Theaterstücken d» besten neueren
Schriftsteller. F. d. Gebr. in Gymn , höheren Bürger- u. Töchterschulen
bearb. M. . erklärenden Anmm. v. L. Bischoff. I: Le voyage a Dieppe p.
Wafflard et Fulgenee. 16. Bielefeld. %. — Auswahl frans. Lesestücke
f. d unteren Klassen höherer Bildungsanstalten. 8. Nürnberg. 1. Bdchen.
fs 2. Bdchen. T \. — Guillem's v. Berguedan Lieder. Hrsg. v. A. Kel-
let. 8. Mitau. %. — Bernheim, L. y allgem. z. Gebr. in Schulen gz. be-
sonders geeignete Conjugations-Tabelle d. franz. Zeitwörter. 1 Bog. Fol.
Hecbingen ^V — Berquin, Oeuvres complettes. Par ordre de matieres.
T. IX. Le petit Grandisson. 12. Lps. ,%, — Bibliotheoue francajse ou
choix de livres interessantes destines a la jeunesse allemande. Rec. p.
C. ZoUer. T. II: Une veillee d'automne p une vieille femme. Lydie ou
la r^surrection p. Ch. Nodier, Boutades et Bluettes p. J. Petit-Senn.
T. III : Rober üne p. Mme. de Baur T. III : Picciola p. ,X. B. Sain-
ttae. T. V : Oeuvres choisies du Comte Xav. de MaUtre. Suivi dune
harmonie poetique an C. d. M. p. Lamartine. 16. .Stuttg. ä %. — =2
petita francaise ä Tnaage de la jeunesse suivi d'un questionnaire p. Mme.
A. Brie, Vol. 8: Courage et bon coenrp.fi. M. de St. Hilaire. Vol. 9:
Les petits contes de l'oncie Robert p. Mme. JE. Foa etc» Vol 19: Ismael
p. Tk. Pavie. 16. Lps. a %. — Burgin, L., Tableau general de la con-
lugaison d. verb. franc. 1. Bog. Pol. Frkf. a. M. %. — Detroit, L., Lee*
tures fr. 1 Partie. Franz. Leseb. in 3 Thlen. 1. Tbl. 2. verb. Afl. 8.
Königsbg % 2. Tbl 2. verb. Afl. % — Detobry, CA., Rome au siecle
d'Auguate *>u voyage d'un Gaulois a Rome. Ina Ausz. m. Anmin. v. Ck,
Bocket. 8. GÖttingen. 1. — Ei*enm*nn y Grüner, Wildermuth, deutsche
Musterstücke z. stnfenmäss. Uebg. in d. franz. Corapos. In 3 Abth. 2«
Abth v. Eisenmann, 8. Stuttg. ä j, Morceaux choisis de la litt.
allemande en trois parties — Tradujt en francai* p. Boret, Ge'rar^ et
Pesckier, 2. Partie. 8. Stuttg. 1. — Etienne, Claude, nouv. cours elen*.
Neues gründl. Elementarb. z. Erlerng. d. franz. Spr. 8. Wien. 2. — :
Extrait des m£moires de Mme. Boland avec des notes -*• p. Ch. A %
Mmyer. 8. Oldenburg. (. — Fatsckeck, R., franz. Schulgranun. 8. Kö-
nigsb. %. — Fentlon , les aventures de Telemaque. 4. Edifc. Krkf. a. M. f.
— Fränkel, #., Anthologie franz. Prosaisten d. XVIII. u, XIX. Jahrb.
Bearb. als Handb.^ z. Uebers. in d. Franz. N. e. Anh. a. deutschen CJas-
sikern. 2. Curs. 4? m, d. 3. gleichlautende Afl. 8. Berlin. %. — G äugen -
gigt, J. % französischer Sprachschatz in seinem gramm. u. lexik. Verh.
zur lat. u. deutschen Sprache. 12. Passau. A. - CHrmrd, J. L., Lecturea
gradules et eboix de poesies* Ouvrage pr£ced6 d'un cours de prononciation
et d'epellation. 8. Basel* %. — Gnüge^- C. F., Leitfaden z. Unterr. in d.
franz. Spr. 10. unver. A4. 8. Erfurt fo, — Grangier, £,., premiers 616-
meuts d. Iitt6r. francaise, comprenant la . compositien et la po6tique, sui-
vis d'un cours gradu£ d'exerciees lif^rairee. 8. Lpz. $. — Hau-
Schild, E. J., franz. Schulgramm. 2. umg. Afl. in 2 Thln. 8. Lpz. i. —
Herrmann, W., d. erste Unter, in d. franz. Spr. 8. Berlin. |. — Hüte-
brand, J. , Leitfaden beim Unterr. im Franz. 4. Curs. prakt. Lehrgang
beim ersten Unterr. im Franz. ;! f. d. Unfercl. dv ReaJ- u. höh. Bürger-
schulen. 2. Tbl. Uebungsb. f« d. oberes Abthlg.. 3. Mainz. %. — AnJeitg.
z. Gebrauche d. Leitfadens. 4. Hft. Schlüssel zu d. Uebgen d. 4. Curs.
8. Ebenda, -fr. — % Hoffmann, O., Aufgaben s. Uebers. a. d. Deutschen
in's Franz. s. Gebr. f.. Gymn. u. Realsch. 8. Berlin* f. — Lewi$, L.,
vollst. Hand- ä. Lehrbuch d. Jacotot'achen. Methode s. Erlepig. d. franz..
Sprachen und Litteratpren, 407
Sprach«; n. eigenen Grundsätzen bearb. u. dargestellt. 2. (Titel-) Auf-
gabe. 8. Wien. T 7 ff . — Lüdecking, H., franx. Lesebuch tum. u. mittl.
Classea. M. Anmm. u. Wörterb. 8. Mainz. %. — Kloppe, G. A. f Wert-
bikdg. d. franz. Sprache in ihrem Verh. z. Lat. 8. Magdeburg. %. —
Knebel, H+, franz. Lesebuch f. d. miltl. Clp d. Gymn. Anh. z. dessen
Schulgramoi. 3. verb. Afl. 8. Koblenz« %. — Kotxtbue, Menschen- Hass
0. Reue. Z. Uebers. a. d. Deutschen i. d. Franz, ▼• C. Schnubtl* 8. Lpz.
*f ö . — Lecture et conversation. Collection de piecea de thedire, acceiu-
pagnees de notes et suivies d'un questionnaire I, Serie: Pieces modernes.
1. Le diplomate p. JBJ. Scribe et C. Delavigne, p. C. Plöt*. 8« Berlin. %.
2. La caamraderie p. E. $cribe. P. C. Ploetz. 8. Ebenda, f. — Letaint,
Af. A., Trait£ complet et ra&hodique de Ja prononciation franc. 8.
Hambg. X%. — Manitius, H. A., fr. Leseb. F. Gymn. u. a. Lehranst.
8. Dresden. %. — =^= grammatisch-praktischer Lehrgang d. franz. Spr.
2. verb. Afl. 8. Ebenda. %. — Mercker, G., deutsch franz. Sprichwörter
u. Redensarten. 16. Osterode. ^. — Ollendorf, H. G., nouvelle melhode
pour apprendre ä lire, a ^crire et a parier une langue ä aix roois. 8.
Frkf. a. M. %. Zur Erlernung d. franz. Sprache eingerichtet y. P. Gandt.
4. verb. Afl. Frkf, a. M. 1. — L'orateur moderne. Eine Sammlung Ton
besseren franz Parlamentsreden z. Privatlectüre u. f. höh. Bildgaanat.
v. L. Schipper. 1. Heft. Gmzot — Montalembert. 8. Munster. £.. —
Orelli, C. v», franz. Chrestomathie. 1. Tbl. 3 nmg. Afl. 8. Zürich. %, —
Plötz, C, Cours gradue\ de langue franc. en 6 part. 4v Part. 2. Bd.
rev. et augm. 2». verb. u. verm. Afl. 8. Berlin ^. (t— 4: l T /*o)' -?
= 1. Cur«. 2.. verb. Afl. 8. Ebend. % — Reiff, Lex. s. englische
Spr. n. Litt. — Reignier, &., Ausfuhr!, theoret.-prakt. Gramm, d. franz.
Spr. N. e. neuen Lehrplan bearb. In 3 Abthlgen (1. Bd.). 8. Nürnbg. 1.
— Saintonges, C. ^rf., .französ. Gramm. Sehr vereinfacht. 8. Mainz. 1. —
Schifflin, Pä., Anleitg. z. Erlernung d. franz. Spr. 1. Curs. lt. Afl. 8.
Wesel. %. — Schilling, J. Frdr. 9 Sammig ausgew. Stucke a. d. Werken
franz. Pros. u. Dichter n. d. Lecons d. 1, de Noel et Chapsal. 8. Mainz. 1.
— Schmid, Chrph., quatre contes de jeunesae, trad. de l'AUemand. 8.
Stuttg. f. — c - Henri d'Eichenfels. Tr. par L. Mmlam. 2. Ed. — les
oeufs de plques. Tr, p. le meme. 2. Ed. 16. Ebenda. a, *£. — Schult*
hcss, J., Uebgsstucke z. Uebers. a. d. Deutschen iu's Franz. 4 durchges.
Afl. 8. Zürich. ^J. — Schwob-Dolle, Chrestomathie fr. en prose et en
yem avec des notes. — 2. Partie. 8. Kiel. %. (1. Tbl fehlt noch). —
Seidenstücker'9, J, H. P., Klementarb. z. Erlerng. d. franz. Spr. Nr. 1,
14. verb. u. verm, Ausg. v. Frdr. Rempel. 8. Wesel. %. — Simon, L.,
Sammig. franz. Gedichte, Beantes de la litt« franc. accomp. d'un vocabu>
laire, de notieea . biographiques et grammaticales. 8, Wismar. %. —-
Stein. A., Perle* ou petitea hUtoires pour les bona enfaue. Trad. p.
P. F. h. Hoffmann, 2. Kd. 16. Lpz. %. — Theaterstucke, fr-, a Gebr.
f. Schulen. M, erkl. Anmax u. Wörterb. v. C. Schütz. 2. , verm. Ausg.
16. Bielef. %. — Uebungsb., .franz., f. höhere Volksschulen. 1, Qurs. 8.
Zürich. tV 2. Curs. f 5 , — Voltßire, Histoire de. Charles XII. M, An»,
v. J. Hoffa. 16. Frkf. a M. %. — rV*nd 9 F. B. t WiU d. franz. Sprache.
Eine Sammig. komischer und sinnreicher volkstbuml. Redensarten. 16.
Lpz« %• — Woljf % Charit Tatyaau. synoptsque • des conjugai/iona fr„ 2*
Ed. 8. Stuttg. y 7 . — Biigllsclie Sprache upd JMlteratMr.
Ahn, F., Grundzuge d. engl, Spr. f. Gymn. u. Realsch 12. Köln. %
— = a new, practical and easy method of learning the german language
2. Course. 8. Lpz, | (1. u. 2: {£). — Albert, L. A., d. engl. Dolmetscher
2. verb. u. verm. Afl. 16. Lpz. %. — -- deutsch-englisches uv engl.-
deutscbea Hdwörterb., besonders f. Auswanderer. 16. Lpz. {. —r Albrecht.
A* y d. engl. Dolmetscher. 2. Afl. Lpz. %. - Arnold' s, J. Frdr., praktische
Grammatik d. engl. Spr,. Nebst vielen Gesprächen u« s. w. Venu« von
406 Sprachen und Litteratare*.
W* H. Furness 8. Philadelphia. 1; — Barth, C. G. 9 Cuflf, ihe negro
boy. Tr. by Ä. Menzies. 12. Stuttg. ££. — b= Gregory Krau-' ~ ^= |£.
Mick- and Nick. =s = j£. — Baskerpüle, Alfr., praki. Lehrb. d-, engl.
Spr. 2. verb. Afl. 8. Oldenbg. ^. *— Bauet, F., vollständiges orthoepuches
u. erkl. Worterb. zo Thom Days history of Sandford and M ertön. 2. AA.
8. Celle. %. — Callin, F. A., Hötfab. %. Uebers. a. -d. Deutschen in's
Engl. m. Noten — - u. Hinweisgen a.K. F. C. Wagner's u. d. Verf. engl.
Sprachlehren. 8. Hannover. %. — Cassino, C, d. kleine Engländer. 16.
Coblenz. £. —* =._ neueste engl. Sprachlehre od. d. Kunst d. engl. Spr.
iu 30 Lectionen zu lernen. 16. Ebenda. %. • — Clairmont> C. €?., reine
Grundlehre d. engl. Sprache n. d. Interlinearmeth. 5. Afl. 8. Wien. 1. —
Dräger, A. 9 engl; Sprat-hb., im Allg; nach geriet. Princip. 1. Abthlg Ele-
mentare. 8. Güstrow. % 2. Abthlg. Satzlehre. %. — Elwell, Wm. OdelL,
a new and complete dictionary of the english and german Janguage*.
Star. edit. 2 Thle. Braunschweig 1%. — Everill, G., Rekapitulation of
english grammar in questions and answers. Adapted to the author's
book of Instruction. 24. Mönchen. %. — Föls'mg, J., Lehrb. d. engt
Spr. 1. Thl. 5. Afl. 8. Berlin. % — Gands, P., Schlüssel zu d. Auf-
gaben in d. engl. Gramm, n. OllendorfPs Methode. FVkf. a M. %. —
Goldsmith, Oliver, the vicar of Wakefield. Accent. m. Aifmm. u ; Worte rb.
v. K. R. Sthaub. 11. verm. u. verb. Afl. 8. Lpz. % - Gott heil, P. E,
Fuhrer zur Erlerrig. d. engl. Spr. 6. neu bearb. u. verm. Afl. 8. Bay-
reuth. T V — Grün, A, F., tier kleine Engländer. 16. Hanau.' %• —
Haupt, C. F. &., engl. Vocabular. n. e-.' Anordng, wodurch es als Hilfs-
buch d. Conversation brauchbar wird. 8.' Berlin. \. — Hauschild, E. J.,
u. J. Mickelthwdte, Elementarb: d. engl; Spr., n. d. calcuiirenden Meth.
fc. Afl:' 8. Lpz. y> . — Herrig, L., the british classical authors. Handb.
d. engl. National-Litteratur v. G. Chaueer — a. d. jetz. Zt. 8. Braunschw.
1%. — Heussi, J , methodisches Uebungrfb. f. d. Unterr. im Engl.- 8.
Herrin. T 9 a . — James, W % , a complete dictionary of the english and ger-
man languages. 2. Thle. 8. Lpz. 1%. — KöUe, F. L., engl.. Sprachbuch.
In 3 Abthfgen. 1. Orthoepie. 2. Etymologie. 3. Leseschule. 8. Stuttg. T Ä tf .
— M(ac) Leon, /., the first fetter writer. M. Noten u. Wö'rterb. 16.
Lpz. r \. — Lewis, L , vollständiges Hand* u. Lehrb. d. Jacotot'schen
Methode z. Erlernung d. engl. Spr., n. eigenen' Grundsätzen. 2. (Titel)
Ausg. 8. Wien. -f . — Lloyd, H. J., engl. u. deutsche Gespräche. 11.
▼erb. Afl. 8. Lpz. % — Lütke, C, neue Methode z. leichten u. schnellen
Erlerng. d. engl. Spr. 2 Bde. 8. Glatz. 1%. — Mannheimer, ff., the study
of German. — 8. Bonn. f. — OehUchläger J. C. english german and
german english pocket dictionary. 16. Philadelphia. 1. — Ollendorff. s.
Franz. - :=? neue Methode in 6 Monaten eine Sprache lesen , schreiben
und sprechen zu lernen. Anleftg. z. Erlerng. der engl. Spr. n. e. neuen*
Plane v. P. Gands. 2. verb. Afl. 8. Frankf. a. M. 1%. — ■ SchtuWl
dbzu s. Gands. — Otto, Frdr., Briefe z. Uebers. in's Engl. F. Gymn.
u. Reälsch. 8; Breslau. £. — Reiff, C. Ph., Parallel-dictionary of the
rtssian, french, german and english languages. 4. Part. English dict. tfr.
St. Petersb. o. Carlsrphei ä 2% — J Rothwell, J. & £., volUtänd. theor.-
prake. Gramm, d. engl. Spr; 3i' ( +e?rlD , . : 'to. verb. Afl. Ä. München. 1%. *-^
8chmid, Chrph., moral tales, tVotai theGentt. P. U: Clftristmas^eve. The glow*.
worin. Transl. by W. E. Drugiäin. Pjlli*. Thenigthingale. Ttteröer-bush^
Tr. by the same. 16. Stuttg.a %: — : ' Schmitz, B., engl. Elemeniarb-^.
Berlin %.— Schütz; H., the Aör>-tell«r/ A collect, of tales — By Walt.
Scott, etc. 8. Siegen. V 4 ^->8t!ott, M"., the lady of the läke. F. Seh»-
leli v. F. Schletriu»; 16. Kdhigb. %. — Selig, M., neueste Vorschule i,
Spr. d. Engländer basih a. d. nahen Verwandtschaft d; engl u; deutsche«
Spr. 16: Bertin* %. — Simon, L., Collection of english poems. Mit
Wortrvg. a. Aomm, 8. Wismar. % — SieAtmdMia, Uw &• kferae' Eng*-
Sprachen u* Litteraturen* Geschichte m deren Hulfswissensch. 4KM)
Moder. 2. verb. Afl. 16. 'Grimm»; %. — &rat&fnaftM,' Franz Heinr.,
Gfamm. d. engl. Spr. 8» Bielefeld. *£.— fPeithawpt, PF. f histoiv Ueberbl. d.
Eaiwicklg. d. engl. Spr. 8. Solotharn. f. — Williams. T. 8., theor.-
praks. engl. Schufgrammatik. 8. Aufl. 12. Harob. 1^. — Wilkmson, G. B.,
eJementarischea Lehrb. d. engl Spr. Mit Vorwort <*. F, A. Schulze, 8.
Berlin. %. ^-^ Spanische Sprache mud Llttermtur. S. Bou-
terweck unter I« — Franeeson,- C F. Grammatik d. spanischen Sprache n.
einem neuen Systeme bearb 3.- verm. n. verb. Aufl. 8. Lp«, 1%
ltoHentoehe. Algöwet, D., nuovo metodo pratico e fädle per imparare
Ja lingua tedesca secnndo il sistema del Prof. Ahn eiaborato. 8. St. Gal-
len« T V — DoretU, L,, Italien. Trichter. Umgearb. n. verm. ▼. C. Voltm.
4« verb. Aufl. 23. Wien. {. — Feiler, F. fi., nuovo dieionario porta«
tue italiano-tedesco, tedesco-italian*. Vol. I: italiano tedesco. 32. Lina,
•gp — i Fornmemri von Ferce, theoret.-prakt. Anleit. *. Erlernung d. ital.
Sprache. 14. Aufl. 8. Wien. 1%. — — theoret.-prakt. Anleit. zu Stü-
Uebuhgen in d. ital. Sprache. 8. Wien. % — Kömbach, P., Conra pra-
tiqae et tbeorique pour appvendre facilement — la langue halienne d'aprej
la mlthode renommee du F. Ahn. 8. . Wien. -$. — riovotny, J., Lehrb.
d. ital. Sprachwisseuach. Z. Gebr. an Gymn« u. Univera. 8. Innsbr. 1%.
— enenot} J. A., ital. Sprachlehre. 1. Tbl. 8. Gratz. %. — Schmid,
Christof oro, venti sei piccoli raoonti. Mit Wörterverz. f. d. deutsch itaL-
fcanzös. Sprachunterr. ▼. A. Gutbier. 12. München. %. SksUMli«
asvrteehe Sffraehen. DieUrich, J. W^ syensk sprftkl&ra med jom-
föxande häntydingar tili Norges och Daamark-'s spr&kbnk. 1. Häfter. Bok-
atafs och ordbojning's-lära. 8. Stockholm. T \. — May, A, i practical
grammar of the swedish language with readiug and writing-exercices.
8u Stockholm. 1% - Ritgjördir tilheyrandt snorraeddu, og Hättatynill
Regnvalds jaria. 8. Xopenhi §. — Strengleikar edn Liod abok. — JUdgi-
▼et af R. Keyäer og C. Ä. Unger. 8. Christian*. 1%. ~ TM, svensk,
finak och tydsk. & Helsingfors. 1. - — Ja^nnlMJli. Euren, G. E.,
finsk spraklära. 8. Abo. 1. RmtttlneJh, s. Englisch: Reif. -. —
ffothniftCli. Esthnische Volkslieder. Urschr. u, Uebera. v. EL Neu:
1. Abtb. 8. Reval 1. SyijÄutoCo. Caetten, M. A„ Elemente
grammatices syrjäaaa. 8. Helsingfors. 1. — — T&Cheremls&iftCli. Ca*
$trtn, M. A., Elemente grammatices tscheremissae. 8. Kuepio. /$. — r-
QstjsvlüscM* Castre'n, M. A. 9 Versnob einer osijakischen Sprachlehre
n. Wortterz. 8. St. Petersb. %. Romanitieh. Körvkaeh, P. t
Studien ob. frans, u. daeo-romaniacbe Spr. u. Litt, nebst einem Anhang
über d. Moldau. 8. Wieh. 1(.
V.
Geschichte und deren Hülfswissenschaften.
. -i.. Ailfemielne Werke und a^eiteebriftem* Bibliothek, histor.,
interess.. Memoiren u. polit. Dlenkschriften d. 18. u. 19. Jhrh. Hrsg. F.
Philipm. 8. ferimma. Bd. I-1V u. VII-X1J. a %. — Blätter, hist.-poiit.
f. d. kathol. Oentachl. V. PhHUpps u. Gär res. 25. u. 26. Bd. 8. Muudr.
TjV .Hund- und Leljürpftcher und m^ursteliungen der
«JjlfesBeiiien Weltgetebiehte. Beck, J. f synchroniat; Tabellen a.
leichten Uebera. <L allg. Geächz u. Kult. 3: verm. m. verb. Aufl. Fol.
Hannov« % — ■-. — Lehrb. d- allgenw Gesch. f. -Schule u*. Haus* 3. Cura.
2. Abth. Gesch. d. deutschen u. d. voraugl. europ. .Staaten. Mit bes. Ruck-
sicht auf Geogr. u. Litt. 2. Ab(»r d. neuer. Qesoh. 2. umgearb. .Aufl. 8.
Haanov. %.>^.Bredow t G. G., ; umständlichere Erzählung d. merk wnrd.
Begebenh. aus. d. allgem. Weltgesch 12. fortgef. Aufl. 8. Altona. 1%. —
Ctntu, C, .Allgem. Weltgesch. Bearb. v. J. A. M. Brühl. 10—12. Lfr.
3. ScWThattsen. a%. — DieUtm, Thd., Grundriss d. WeUgeaclu f. Gymn.
N. Jahrb. f. Phil. u. Püä. od, KrU, BW, Bd. LX, tift, 4. ^ 27
410 .«; •#-.!., ; ttctefeichte und deren. »Haifa Wissenschaften*
;. I.»
u. ReaUsh» ,7> Aufl. 8. Berk %. — Dittmar, H., d. Gesch, d. Völker vor
a. nach. CbriAt. JFur d. all gem. Bildungsbedürfnis* 3. Bd> 2* Hüfte.. 1. L&
8. Heidelb. j| (bi« ju 6/ 5 ). — Fritsnhe, R. W., tabella*. Ufebersicbt
d« allgenu Gtfdii z. Auswendiglernen. ,#. verb. Aufl. 8. Lffcs •%♦ — Helfi^
IT., u. Carmm, illustrirtc .Weltgench. 71.-T-80. Lief. 8. Lpnv ä %* ->-
Heu$eri P. y Uebcrs. .d. merkwurd. Begeben»., .av du alWeni. Weltgesch. f.
di unt. n.- mittl» AU. hon. Lehraust., synchronistisch dargebt» cV vterbeac.
Aufl. 8. Klberfeld. % .— Jun^, 4?. >;Geschichte. d. . Frauen. 1. TW. Gesch.
d< . Unterdrückung d. Frauen u. ihrer aUroahl .Selbethefreiiiag bif i* Er*
scheinoug d. ßhristenth. 8. Franko a. M. 1%. .m* Jfoaer) .-^f .,■ Leitfaden
beim Geschtchtsunterr., nach einer, neuen Methode. 8. AscherslebeiL %. —
jffrter, Pä, Pantheon 4. Weltgesch. f. d. Jug..2. Jhrg*. 5..Ü, 6. Lief, 8.
Nürnberg, a %* -r Mrkbitzath, K. Th., Allgem. Geseh» In, Sprüchen au
Gedientem .8» Erfurt. %t — Leo 9 H^ Lehi^.d. Universelgeecb. z Ge-
bsanene in. hob. Unterrichtsanst. 6. u. letzter Bd* 2. Aufl./ 8* Hatte. .3%;
— Lief de, J. de» Allgeai. Gesch. f. d. Volk... V. Standpunkt d. ohriatü
Glauben«. A. d. Holland, v. P. W. Quack a. 1*. L. Äo^cÄikU. 1. TaL
Alte Geseh. 1. Abth. 8. Stutag. % — Mmltzan, Frd*~, ©., Uairiss einer
christh Weltgesch. 8* Rostock. %. *«• Marggtaff, F.-, Leitladen/b. ersten
Unterr. in d. Weltgeach. f. Gymn^ U; hea.Burgersch. 2. verb. Aufl. 8.
Berlin* %.: — ISösselt, Frdr., Lehrb. d. Weltgesch^ f. Burger» *l Gelehrten*
sehaieew. Mit besond. Beruckeicht. d. deutsch' Geschi :§. sehr. rem. und
verb. Aufl. 4 Thie. 8. Lpz. 3%. — PöliU^K. H.,tL4 Wel^eacmiehtef.
gebildete Leier u. Studierende* In 7. AufL urag. v. Ff^Bülau und JTt
Zimmer ( 1— <3. Lfg. 8. Lpz. ä«%. -^ Pütz, W., Grundrijn d> Geogr. e.
Gesch. d. alten f mittleren u. neueren Zt. f.. d, ob. Kl. höh. Lehreast,
SYCobleaz. 1. Bd. d.Alterthv 5. verb, AunV %. 2. Bd. & Mittelalter.
4. verb. Aafl. m. 2 Karten u. e. Uebers. d. Gesch.. id. deutsch, lotfc» %L
-*-..-*- f.. d. .mittl. Kl. äV£ymn.'ti~:höht Bdrgersch. &, Ebenda. l.iAbtb.
AHerta. eVverb. Aufl. 2. Abth. Mittelalter. 5,. f erb J Aufl. &. Abth; »Neuere
Zeit. 4, uugearbi Aufl. ä %.*-* Mtleeser, F. C.,. Weltgesch, f; d. deuttckje
Volke üater G.< L. Frse^s Mitwirk, herausg. <19.<ui 20 Lf» 8. PrSnki
ai M. a &. - — 2. unver. Abdr. 36r-40 Hft. ä %, — Sbhmidt, B, A.,
Grundrissid« ^Weltgeach. f. Gyuanj, höh. Lehranst, u. »w (Selbstunterricht.
1. Tbl. Alte Gesch. 6. verb« Aufl. 8. Potsdam. V., t w ~..c=p Leitfaden f.
d. Uaterr. ia d, Wekgeschu f. mittl. Gymn.-KJ. u. höh B&rgerscb. ti
verb. AufL d. „Uebersicht*. & Ebenda. %. — ÄcÄote, Chn Glo^ >A\\$.
Weltgesch. Ein Buch £.1 Freunde d. Gesckaus allen Standen; l^fUL
2.-4. Hft., 2. Bd. 3 Hfte., 3. Bd. 7 Hfte., u.. 4./ Bd. U u. 3. Hft. 8k
Langensalza, k J. — Stein, K. y chronol. Handb. d. allgem. Weltgesch,
3. Abth. V. 1830-49. 8. Berl. % — Uschold, J. IV., Gruudriss d. allg.
Gesch. f. lat Sq^. u. Anf. 4. verb. Aufl. r 8.;ftlunche|u| % — = Lehrb.
d. allgem. "Gesch/'f. Gymn. u. höh. Schoten. 1. Tbl. 3. verb. Aufl. 8.
Ebenda. 1 V 1 < t .~ Weber, G tf Lehrb. d. Weitgeadh mit Kicks* ei Kultur,
Litteratar, Religionswesen u. e. Abriss d. deutsch^ Literaturgesch. 2 Bde.
4. verb. u. fbrtgea. Aufl. 8. Lpz. 3%. — Weller j Th> Ä./Lehrbuehder
Weltgesch. f. Gymn. u. höh. Burgersch, 8. Mänater. 1. Tbl. Ake Geftchv
11.. verb. Aafl. %. 2. Thl. Mitteluker. 10. verb; Aufl.JJfcveV Tbl. Neuere
u. neueste Zeit. 9. verb. Aufl. %• — — Lehrb. d. WeRgetohi ■ ft -flkibe>
len, 8. verb. u. veno. Aufl. 8. Ebenda. %. ■«• — ^ M^thadfJ^ it.Be*
trevehtmin;». EUelm, Ftdr., ein Wort ober Aufgabe, Stellung u. Lehr-
weise d. geogr., histor. u. deutschen Unterr. a. hötv. Schule*. 8. Berlin.
I. — Garns, B> Ausgang u. Ziel d. Geschichte. 8- Tübingen, l 1 */,*. —
Hiebet, G., D. Geschichtsonterr. a. Schulen ein verzögt. Mittel z;fiildL
d. Charakt. u. richtiger Lebensanachnirung lad. deutschen Jugend. Ana
<k? Hektelb. Jhrbb* 8. Heidelberg. % -— Chranoloajfic^ WeieU J. Bj,
ÜtofegUch-chrimehg, ■ Abkandl. nb. d\ *y*8Äw^ ^«Wtu-' *:$tofaqfik#4emi
i *+■ . ! \.\ .
Gesoaisese mwLdertn HuUVvwsetiKfeaAeR 41t
Christ*. 2<|»akt. Tbl. 4. Sölzk»ch. 3 (coli.. 5). u^ Alto «3*»ellleftlte,
Jarätn. Eljcan,' M. ,*Leitfadentbeim Üatarr. in d. Geach, d. Isrsjsliteu»
d/v«rm.AuÜ 8. Minden. %;^.-Tett«r;,/F. : , Bethlehem in Palästiaa,
topegr* u. .hisaar. n. Anschau'u. Qaellen geschildert. M. Karte u. Tempel-
plan.. £. Ät, -Galle«;. 1%. Jaden und Perser, OTtte&e, C. Thdr. y
Oyrds, id.. Gründer d. per». Reichs, war nicht der Befreier der Jfedaty
sondern >d. Zerstörer Jerusalems. Bin Beitr. i. Rechtfert» d. Dibel u, ft»
Berichtig«, d. bisher. Darstellung v. babylon. Exil. 8. kauften. %. — -+
CMeefeeai «ttd ilerea C^tonleen. Jrnoldt, J.Frdr. M. 9 Tino-
leon, Eine l*iogr. Darstell. 8. Gumbinnen ti. Königsberg. 1. ~* Kolbe, ö.>
d.i Bisco. JBy*esi*a ▼. Oyrcne, od. Forsehungfm a. d. Gebiete 4L Erdk.
o>; Gesch.. d. libyschen Penttpelis» d; Kinakengeach. u. Gascb. d. Philos.
N„ d,> Quellen. J. Tbl. l.Xief. 8. Berl. % >- JSkbvhr, ÄjG M griech.
Heroengescftn An seinen Sohn erzählt. 2. Aufl. 3- */*• Rdflaer U»
In deren Oe«ehiehte verwebte l^^lker. Cterlodk, Frdr. J*>r.,
Dfte Zeiten d. nom. Könige. Eine bist. Unters. 4. Basel. %. m Aauaaeav
****», JYdit,, Der Zng Hannibals i. J. Alpen. . Eine Rechtfertig Darst.
dt T. Linus. .4. Aäran. %i — Rtovmtt, J, /., de Coraica ineula a iRo-
raanis capta. 8. Münster. %. - — - Jltssmetailleift. Plagge, FPetis.^de
JubalJ, rege Mauretaniae, 8 Munster. %. — — fsfrevlrer. Ätet*wig>*r,
X, Gesch. d. Trevirer. IL Bd.: Unter. d< Herrsch- d. Franken. 8. 'Trief.
1. (La. II. ft). — Melteit,« . £*/crttem/< CA*., Ansicht fi. d. Keltischen
AkertaÄmer, d. Kelten überbau, besond. in Denisellland, so wie d«. kalt,
Ursprung der Btadt Halle. 2. Bd. 8. Abth* 8. Halle, tft (bis j. 6*/ yt )> -> —
Mittlere CkeMhiehte. FrenM, F.A., d. Führer durch d, historische
Museum zu Dresden. Mit Bezügen! Turnier*- ui Ritterwesen u.d.Kfinste
aV Mittelalters; Nebst einem JSacM- n. Namenregister, aowie ev Litterat.
de betreffend«. Äcbriften. 8. Lpi. %. t- ffdatsaet, H. J., Lebensbilder a.
<k Mittelalter. Nach d. besten Hnltsntittelri bearb. Neue (Titel-) Ausg.
1& Lf. (Schluss)..i6. Dresden, i V* 4 * —^ Meiere a. neueate Seli.
Biographien- beru hinter Zeitgenossen. Hrsg. ▼. mehr. Gelehrtem 2. Hfl.
8. AUentv a % — Bimatk, Fr. WHK GrafM\ Aufzeichnungen. 2. <THel-)
Ausg. 2* Lf. (Schlots). 8. Karisn a. 1. — Br**d, B. H„ 1849 oder
Seaaeplatz d, grossen Ereignisse dieses Jahres» in Wort u. Imd därgest
4~1£, Lf. 8« Lobad. V, 4 . -~ Bülau r Erdr., d, Jahr 1849. Eine politische
Harleg. u. Betracht. 6. Lpa. %. — BitrcfeAardt^ £., allgem. Geschichte d;
neuesten Zt. D. 3» Aufl. 2 unver. Ausg. 8. Lpf«. 4 — 5. Bd. 7. —»Carl»
^fdpJs. q. Hiaamer, d. Staetsumwältungen d. Jahre 1847 u. 1848. 8i.*^ft.
Hft. (ÄcWuss). 8. Berl. ä J / 10 . — Cmptfigue, 1814 u. 1815 od. Gesch.
d. Wiener Congr. 2. Aafl. 1. Abtb. 8. Grimma. % 2. Abth. v. Zeschwitn,
ö\ preuss. Dedmation d. slchs. Heeres. Ebenda. %. — Casanioav. SeingaH)
J. y Memoire«. Erite rollst, dentsebe Ausg. Hrsg. v. L. Buhl. 1. Bd.
1. Halft* 8. Berlia. % — Chronik, kurze, d. Jahres 1849. Nach d. Daten
geordnet. 16. Berlin.' %• — Duma^'A., Frankreich u. Earopa vor, wäb-
read o. naab d. 24. Februar. A. ü. Franzi 14. — 16., Bd. 16. Lpz. a %
t-*- Fekr<, /i, •Gesch.- d; europäischen Rerolntionen seit d 4 Reformation.
1. Bd. (in 2 Bden). 8. Tfibing. 1|. ; —Garden, Comte de, Historre ge-
nerale des trakes de palx et aütres transactlons principales entre* toqtes
les paisaances de PEurope depuis la patx de Westphalie. T. VI et VIT»
8< Paris (Lpt. Miehelsen). a Vfc; — Günther, J., d. Ereignisse d. J. 1818
in ihrer Zeitfolge u. ihrem Innern- Zusammenhange 'dargest. 6<"-8. 'Lief.
(Bcbliss.) 8-. Jena, ä % -^- Hagen, K., Gesch. d. neuesten Zeit 'Vom
fithne Napoleons bis auf unsere Tage. 9.— 13. Lief. 8. Braunschw. a |i —
Keltenkamp, Fra., d. neuesten Weltbeeebenbeiten. 17.— 22. Tbl. 8. Stuttg.
a> %i — Lese-Cabfoet , hisi, ansgezeichn. Geschichtswerke, Renen und
Memoiren aller Nationen in sorgf. Uebersets. 1.— 38. Lief. 8. Lp*, a % —
b*skncr\ G. W. JT.; d. Revolntioiwieit. 2. Bd. V. dx franz. Kaiserth. bis
27*
412 titatokiehte wid deren HälfswisseMebefteä.
«V*Welten Pariser Abkunft. 1807—1815. 8. Nurnb. 1. — Manner, d. d*
Gegen*. Nene Folge. IU. u. IV. 8. Lp«. % (I-IV.: %>. — Osrtet,
Frdr. Ma»\ D. Jahr 1849. Vierter Nachtr. z. d. geaealog. Tabellen des
19. iabrh. 8. Meissen. \. -* Prut*, ■ JtV, sieben Jahre, 1840—47. Gesch;
d. neuesten Zeh: 6. u. 7. Lief. 8. Lp*, a %. — Ä«imer, Frdr. t». t
Gesefc. fiuropaVi seit d. Bude d. 15. Jahrb. 8. Bd. Gesch. Frankreichs u;
d. frana: Revol. 1740—95; 8. Lpz. 4. — Rundgemalde, polit. od. kleine
Chronik d. Jahres 1849. 8. Lpa. $. — Salice-Conteasa, C. L., popaiäre
Darsi. d. J. 1848 *. 49. 8. Posen. |. — Schauplatz d. Kriegs «. d. Revo-
lution in Ansichten, Karten n. Planen. 13.-17. Hft. 8. Lpc. ä %. —
Stkrader, Ferd.< d. ßuoh d. Revolutionen od. d. Ereignisse 4. J. 1848«
2. Hfc 16. Lpz. a £. — Streckfuss, Adph., d. Ereignisse im J. 1849.
1 o.-2 Tbl 1. Lief. 8. Berl. a Vio- — Wedekind, E. 6., d. Gesch.
dv J; 4848.« 8. Crossen. 1. -** Zeit, unsere. Gesch. d. denkwird; Ereign.
v.» Beginn d. Volksbewegungen im J. 1848 bis zur Gegenwart, Hrsg. v k
Ä. JKJaWcmdt. 4.-6. Hft. 12. Crossen. a V 1S . üeutselie «e*
sjcMeütej ^mdii Chm., Blatter z. Gesch. unserer Zeit od., d. deutschen
Volkserbebangen im J. 1848. — Archiv d. GeseUsch, f. alt. deotsche Ge-
sbhichtsHande. Hrsg. n Ä. G. Fmi*. 10. Bd. 2. ». 8. Hft. 8» Hannover.
1%.— Ohroaikj deutsche f. d. J. 1849. 2. Bd. 8. Bari. 2% — Fidctt f
Julif Rainald <?on Dassel , Reichskanzler u. Erzbisch, v. Cöln 1156-67.
12J Ctöln. Vit'« **-'• ■=== de Henrici VI. imperatorm. conatu deeticiam re>
gaat in imperio romano-germanico snecessionem in heredi tariam mitandi.
8. Cöln. %. •—Geschichtsschreiber der deutsche« Vorzeit in deutscher
Bearbeit. brsgeg. v. G. H. Pertz, J. Grimm, K. Lmehmatm, L. Jfazta*,
K. Bkttr. 1 8. < Berl. 7: Lief, [XIj Jbrhd. 7 Bd.]. Adamfs v. Bremen.
hamb. Kirchengesch. übers, v. /. C. daV Laurent, Mit Vorw. v. J. M»
Lappenberg. */ t ^. 8 Lief. {IX, 1]. Kaker Karl 7 « Leben; t. Eiabard.
Ueeers. T. 0, Abel, %.. 9. Lief. [IX, 2]. Einhard's Jahrbücher, nbetfs. v.
O, Aket.^ 10. Lief. [IX, 8). D. Mönch v. 8t. Gallen. Uebera v. IT*
Jfttttenosjea. ■ 8. Berl. £. — Haitau*, K. 7 Gesch. d. Kaisers Maximilian
d. Braten, a Lpz. 1, [13. Bd. d. bist. Hausbibliofch. ' v. Frdr. Beiaa}* —
Heibig, M. «., Wallenstein u. Arnim 1632-34. Ein Bekr. «. Gesch. d.
dreissigj. Kriegs nach handschr. Quellen d. K. .8. Hauptstaats-tArchivs;
&i Dresden. 4 /^ s . — AAn, & r topogr.atatist.-histor. Lexikon v. Deutsch*
land, Wohlfeilste Ausg. I3u-1& Lfr 8. HHdbiü-ghanaen. ai %. — Dia
deutschen Kaiser u. ihre Bildnisse im Römer zu Frkf. a. Ml. M. Lebensbe-
schreibungen v.< L.Pfau. 4.-^12.- Lief 8. 8tuitg. ä.; T /. .tT~ JTcrvyn als V.
a. Holland u% Belgien. — Koklrauwh, Frdr., d. deutschen Freiheitskriege^
1813—16. Pur Schule u. Hans. 9. verb. Anfl. 8. Lpz. % — = Kurze
Darst. d. deutsehen Gesch. 6.- verb. Aufl. ^ 8. Elberfeld. . l^ — Mass*
münn, H. F., Kaiser Friedrich im Kiffbauser; 8. Qoedlinbargi %. -»-
Merkel, J. y derepublica AlamannorUm commentarii illuatrandis legumala»
mannicarnm librii inter monumenta Germaniae histortca nUper: editis.. 8.
Berl. 1%. — Phillips, G„ deutsche Reichs - >a. Recbtsgesch» 2.. varzt.
Aufl. 8. München, lfj. — Rudhart, einige Worte über Wallenatein's
Schuld. 4. München, f. — Schatte, L., Lebensbilder a, d. deutschen Nar
tionalrVers. 3 Lfg. 16. Seh w.. Hall. 1}. — Schlüter, s. Russland. -^
Seltl, J. M., d. Religionskrieg iu Deutschland. 3 Tble. Neue wohlf.
(Titel-) Ausg. 8. Hamb. 2. — Sporschil, J., Gesch. d.. Deutschen v. d.
ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. 11.— -18. Hft. 8. Reftensh. k %. -»
Ätein, Chrn.y d. Gesch. d. deutschen Bauernkriege f. d. Volk. 2- -4; Hft.
8. Zerbst. ä V 10 . — Steininger, s. Alte Gesch. (d. Trevirer unter den
Franken). — Stern, S, d. Gesch. d. deutschen. Volks in d. J. 1848—49.
I.t-8. Lief. 8. Berl. a V, 2 . — Stricker, W., d. fintwioklangsgesch. d.
deutschen Nationalität seit d. Refermadonszeiulter. & Frankf. a. M. 4 /,^.
*n rfe fi. DeaUcben in Spanien u. Portugal ,u< d, span. ■• portug. Lau-
««Mrfefate «ad feto» HWsVrissteeehafttel 411
dertv.Amorika.-8.Lpt. 1%*'— Bufiendatf, H^Bermgkrius Toportemü
od. «lue Samml. Um betr. Briefe; 8. Hamburg ö; Gotha IV i 5 . — JTO*Aj
J. O. -A; d. Gesch; d. deutschen Staaten v. d. Auflos. d. Reichs bis auf
OMere Tage. Fortge*. v. W, Zimmervmn». $. Bd. 1. Lf. u. 4. Bd. 4.-6;
Lief ä % od. I (Bisj. 6%). — ZSpß, ff., d: Hauptmaimschaft d. Got*
y. BerJichingen in grossen Bauernkriege 7 v.< J. 162fr. Nach bisher ungedr;
Prosesaakten. 4. Aeidoib. %. — - Qcmi*mAehlmther SLmAmt*4
»taust. Archiv f. Kunde osterr. Geschichtsauellen. Hrsg/v. d. Commis*.
d. k. k. Akad. Jhrg. 1850. I. Bd. L u. 2. Hft. 8. Wien, a % »■-*• =»
d. Vereint f. sieberiburg. Landeskunde. III. Bd. 5. Hft. 8 Hermanostadtt
a %. — y/nJtcr»ao/#n y §. «., Handb. d. Gesoh. d.- Herzogth. Kärnten bis
zur Vereinigung mit tf. Österreich. Färstenthümern. 1 Bd. 8. Klaeeoftnrti
3 4 /i&* — Aufzeichnungen eines tfonväd. «Mit 1 einem Plane v.. Kontor»«
2 Bze. 8. I*pa. 2. — Aus Kossnth's Memoiren. Jas' Deutsche. ubertr. v.
Grafen S.S. Grimma. V-v. — Brandts, J. jb\ e., d. Gesch, d. Landes*
bauptlettte v. Tirol. VJ Hft 8. 'Innsbruck. *.%. — Chovmit*;J., Gencin
d. nngäf . Revolution in d. J: 1848 u. 49. Mit Rückblick a: d. ßtwegun^
gen ki den osterr. Erblandern. 4—6. Lief. (8chlues). 8. Stottg« ä T/ 1? J
— Debrunner, /., Memoives ou aveatures de la compagnie suiss* toendaae
Ie siege de Venise par les Autrichiens. ' 8. Zürich. lty io . — vBImHf
Garn, Gesch. u. Beschreib, d. Bergstadt Iglan in Mahren. 8. Brinrii 2;
— Ereignisse, d. krieger. in Italien im J. 1849. Forts, d. krieger. Sr4
eign. im J. 1848. 8. Zürich. 17 / ao ; - Feldzag, d. d. Oesterreicber in' di
Lombardei in d. J. 1848 n. 49. 2, Ausg. 8. 8tuttg. -1%; : — Fkssler, oW**
d. Gesch. d.' Ungarn u. ihrer Laardsassea. ' Neue (Titel *) : Ausgi 2Äm40y
Hft« (tichlus*). 8. Lp», a % (oplt. -13%), — Fontes rerura Aattriäceruim
Oestetr. GescMchlsqtfeHen. Hrsg. v. d. k. k. Akademie. II. AMhjßibtoma*
taria et Acta. 2. Bd. Diploroatarium Habsburgense sec. XV* Ai'd.iähfea
1448-1473. Hrsg. v. J. CAmei. 8. Wien; - a. 1; -^ Freytag, Edm.\ Geecfc
v. Ungarn v. 899—1849. 8. Gladbach. (Lp*.. Wengler). £. — J3c*terj A. 9
Memoiren v. Mars 1848 bis Juli 1849. 2 Bde. 8. Frankf. a. M. %%. -;.
GoUberger, /., d. Gräber bei' Hallstadt im osterr. 8aiskammergut 8>
Linz. % - Hörn, J. £., A. Gorgei; 8. Lpz. %. — Horvdtk, S. f Graf Li
Batthyäny. 8. Hamb. % — Horvdtk, M., Gesch. d> Ungarn (in 16 Lief» )c
1. u. 2. Liefv 8. PesthvA* — Janoiyckh e. Adlerstem, J. y Federzescha. Reihe
v. Skizzen av Ungarn. 2 Bde. 8. Wie». !%♦ — = d. loteten zwei /ahre Un-
garn*. 3 Bde. df. 6 Lief. 8. Wien. 3. — Äinfc, lR., akad. Vorlesung üb. dt
Gescfa; Tirols b. z. Vereiulguag mit Gestenreich. 1. Tbl. 8. Innsbri. 2.' — ■
MCtapkm, &., Memoire». 8. Lpa. 3%. ^ LapmMi Tai, Feldiug d. uagar;
Haaptarmee im J. 1849. ; 8; Hamb. 1. — LetMehnifg, H. t>., Kossafth
u. seine Bannerschaft, 2 Bde. lfc. Pesth; i2. — Maüdth, J. Gr. o^Gesiobi
d. osterr. Kaiserstaats. & (rntster Bd.) Mit Register v. J. H. MHlerj
8. Hamb. l n / is . [D. Gesch. d. earop»' 8taaten V. Heeren u;Ukert, 25.
Lief. 1 Abth.] — Mcüler, A. i>>, Regesten e. Geeoh. di Mank^refentkK
Herzoge Oeeterreichs a, d. Hause Babenberg«. 4. Wien. 4.'.— MittheilnnV
gen d. histor. Vereins f. Steiermark. 1. Hft. 8. Grat*. 1. -^ Biuthar, A*
d. y GeschVd. Herzogth. Steiermark. ö.Thk 8. Grats. $%. — Nbrd$tä* f
F. Jb., Gesch. d. Wiener Revolution. 8. L^z. 1. [D. bist Hausbiblieth.
v. Fr. Bnlan. 15„ Bd.}. -r Okm-Janusckowsky, Chrortik d. königl. Haupte
Stadt Olmuts, 8. Olmutz. J. — Faiaky, K. ff., Bern in 8iebenbdtfgen.' 8;
Lp«, %. — Pulssky, Therese, A. d. Tagebuche einer ungarischen ßame*
Mit einer bist. Einleitung v. Fa. Pul$sk§, 2 Bde. 8. Lpz. 3. — \Bitter,
C. A:, Tagebuch d. letzten Oktober- n. ersten November -Tage Wiens;
2 Hfte. 8. link, a V I0 . — Schimmer, K. A. y Kaiser Joseph d„sZ*eite<
4. m. bis j. noch nicht gedruckten Urkunden verm. Aofl* 8»i Wien, l..-^
Schl&inger, M t , Ata Ungarn. 8« Bert 1%» (Schnell nacheinander 2 Aufl.)
— SckiiUt, A. t Ungarm. o. di n«gar, Unahbajigigktitskricgi »■■* Be>. R»
414 GssoWchie und dürfen HeKswusenachait«*;
Dresden. 8. — SekuseVcay. Frm'^ D. ÄevolutUnajj März 1843 .Mi Mira
1649. 2. Aufl. d. 2. Bd; d. deutschen Fahrten. &.: Wien, l^i — &tra<lk,
£, d. Generale d. osCerr. Armee. l.-rO. Uefj (Schnusi.)» 8t Wien, cblt:
2. Taschennusg. 1%. ~ Stflsgtyi, ifX, d. letzten Tage & magyarischen
Revolution. Eathäll. d. Ereignisse to Ungarn u. Siebenbärgen seit dem
U JuK 1840. Unier Mitvtirk.d. Verf. in's Deutsch« «bertr. 8. Lp*, f. —
Ungarn, -seine Geschickt», seine Nationalitäten to; s* w. V. e. nag. Qffiz.
3.-3. Hft. (Schluss.) 8« Meissen. a" •§, — Ftofena* Ä;, d. sociale Gesch.
d. Revolution in Oesterreicb. 8. Lpz. 1% — Weber * ß, Oswald Von
Wolkenstefn o. Friedrich mit d. leeren Tasche. In Ü Bachern. 8. Inns-
bruck. 2f — Wiener Chronik f. d. J. 1848. Hrsg. *. Frz. Beyer (in 3
Lief.). 1. Lief. 8. Wien. f. — Wochen; d. letzten Ungarn« r. et Schlacht
bei Kecskemet bis inr Niederlage hei Szegedin u. d. Verrate, t. Villagos.
Brinoerongen a. d. Campagne eines deutschen Jägers. Mit. Vom. v. A.
Rwge. 8. Ups. Vis- — ^Wt A^dV- Gesch. d. pragalat ftanetietf bis
1740. 8. Wien. %. — Wolf, &, A* Glrgey. 8.? Liz. %. — F*e«ft«.
Blas»*. Bohlen - Bohlttuhrf , /. t>.,d. Bischofs-, Roggen o. tf. Guter d.
Bifth. Rötküd a. Rogen in erbl. Besitz 4. jfai**fao*:u. Umriss <h Gesch.
«Heues Geschlecht»; 8. Stralsund. 1%. — Försiarv FruV., Friedrich d.
Grosse. Neue Titel- An ag. :d. 2. Bda. t. Preassens Helden. 2^14. Lief.
& Berlin; fc £. — : 'c= Preuasens Helden im Krieg u; Frieden. 37. -*~42.
Lief. 8. Ebenda, ä J — Frenfte, $t. Af. A+ Friedrich Wilhekh IV. Eine
8chrift f. d. deutsche Volk. 16. Berlin. 1. — ChiUchalk, Ferd. y Prenss.
Gesch. 1. Bd. (PreUssen unter Herrsch, d. deutschen Ordens bis- 1525
«. unter d> beiden Heran; hoheaa.-firiak. ' Luv bis 1618. 2* Bd. (Predssen
r. 131&W1848). 8. Königsk 1%. — . GmMrauer, G. £., d. Weissagungen
r. Lehnfci. 8. Breda». \. — Hahn, W., Friedrich Wühelai III. u. Luise.
217 Erzählungen aus ihrem Leben. 8. Berlin, f . -+- r= H. J. vi Ziethen,
8. Berlin. »/iV — Hthtel 9 £L 9 GesckV Preuasens f. d. Volk u. d* Jugend.
4. verh. u. fertges. Aufl. 8J Konigsb. 1%. ^ Hoffimmn, F. W.\ Chronik
d. Stadt Magdeburg. 21. o. 22. Lief. 8. Magdeburg.« % « Kicnit*,
O., d. Schlachten -bei Mahöhn n. Pleskow. Ein Detikmal Pleaenbergj. 8.
Rlgö. %. — Mtnuioli, J. v. r Friedrich I. Kurfürst *. Brandenburg und
MemoraMIia aus a* Leben d Markgrafen r*. Brandenburg aas d. Quellen
d. PUssehhurger Archivs. 8. Berlin. 4. Daraus besonders abgedruckt: Die
weisse Frau. •*£. — Neumann, GesehL >. GerlHz, 8; Görlitz. 1%. —
Per*», 0. H.j 3. Leben d. Mitist. Frhro.'*. StÄn/2. Bd. 1807-^1812.
8. Berlin. 3% (1. ü. 2.: 6). ~+ P*eu**m y e>. Konigr., :s. VI. ^ JRreWe,
H. A;, Chronik ▼. Hörnhansenj Bin Beitrag' z. Nietfsviächs. «eschiohW
Schreibung. 8; QacberslebeD. %. \— Reirblutiionschrenik , Berliner, renk
Fbbr. bis Nerenb. 1348/ 2.-7. Lief . 81 Berlin ä %. — Äotdk; Ifc, Her-
mahns v. Lehnin Weissagunis; üb. 3. Brandenburger Hans; 82» Suattg.
'Vao» "^ -Sallwürek, ji.'v*, dz. Vereinigung: d. : Fdrstentb. Hob^naoflern
«lfd.' KonigK Preussen ; urkundh dachest 4. Signaringen. f. '-^ Sehn»-
dBr f -ii. W.> Quellen uf. Vorarbeiten f. d. Gesch. d. Stadt Ascbertiebeh.
1\ Bit. 8. AscherSleben. %. — Scriptöres rerum Silesivcarum odi SanmL
sehieslseher Geschichtschreiber.. Hrsg. ▼. &. A. SUmMetv '4.- Bd. Samml.
r.' Quellenschriften zur GescbJ Schlesiens. Und : Herzog Hans d. Gran>
sam* ▼. Sägan im' J. 1488. V^ M. Kv v. Zeiten u. Rani Sehwetkieketfe
Leben Herzog Heitirkh^ XI. *V. Li^giÄtz. 4. BresU 2. (büj. 13). — -
#taftr< A:j d. preuss: ReroluCiön.' IIL 8. Oldenburg/^ i^\ — Studien,
baltische. Hrsg; v. d. Ge^ellsch. € l^miner'sche GesehJ u: Alterthumsk.
10.-^13. Jhrg. a 2 Hft 8, Stettin, ä %. — Ueborslch« «V Geographie u.
Gesch. d. Grafsch. GkUa. V lT .~ foCei, J., Handbuch d; Gesch. P#eus-
«ens'bis tdi Reformatiea^ 2 Aofl. in lS Lkf» 1.— f5. Lief. 8. Ronigsb.
ä %'— ' =*t Creachichto d. sogen, Tngendbundes. 8. Berlin 7 . \. — Wag-
ner, -CSFrdn, ü bra/ndonb^.-predM, Q«tc\\i fr ou 1%%«^^^. %^wWhM.
Geitibfohto and deren HolfswisBenSebaften. 415
i/ ib , — ■ fFetekind, B., Nene Chronik d. Stadt Zullicnau. 6 Liaf. 8.
Zflllichau. lf. — JToJf, °-> d. bcnöbmte Lehnüfsche Weissagung. 8.
Grflflberg. %. — Ztmawrinaftn, A., Gesch. d. Branden b.-Preos«. Staatisii
3. verb. Aufl. 1. — 5. Lief. 8i Berlin, a 2 / 15 . — - — Baden. A. d. Kraich-
Sin. Eine Skizze z. Geich. d. Revolution in Baden. 2. umgearb. Abfl.
. Hefdelberg. ^. — Bekfc, J. B., Bewegung in Baden v. Ende det
Febr. 1848 bis zur Mitte d. Mai 1849. 1. o. 2. unver. Aufl. 8. Mannh.
1J. — Fenner +. Fenneberg, F., Znr Gesch. d. rheinpfälz. Reroiatioii
u. d. bad. Aufst. 2. veno. u. verb. AhA; 8. Zarich. f. — Ludiohe, A.> d.
bad. Feldzog; 2.-4. Hft. 16. Halle, ä V, . — Anne««*, Fr*., Mfttbeil:
ab. d. bad. Revol. 8. Frankf. a. M. %. — Struve, Amolie, Erinnerungen au»
d. bad. Freiheitskämpfen. 12. Hamburg. %. — Zeitschrift f. d. Gescku d.
Oberrheins. Hrsg. v. d. Landesarch. zo Karlsruhe durch F; X Afone.
1. n. 2f. Hft. 8. Karlsruhe. 4 */ lt ; -^~ Bayern. Archiv d. hist Var J
eins v. Urfterfrünken d. Aschaffenborg. 10. Bd. 1' u. 3. Hft. 8. Würzt»;
a- Vip- — "■= oberbayerisebes, f. Vaterland. Gesch. Hrsg. v. d. bistqr.
Vereine f. Oberbayern. 11. Bd. 2. Hft. 8. Mönchen, a %. — a f. Gdsch.
o. Alterthnrnsk. v. Oberfranken (Fortsetzung d. Archivs f. Bayreftth'sehe
Gesch. vi. Alterthurask.). Hrsg. v. Ä; C. ©. Hagen. 4. Bd. 1. o* 2. Hft
8. Bayreuth.'* a%. — Buckinger, J. -JN., Otto d. Grosse, Herzog in Bayern
u. seine Broder Pfa'lzgrafen v. Witteisbach. 3. u. letzte Abth. 4. Manch;
1 */ia- — Deutinger, M. t>„ Beitr. z. Gesch., Topographie o. Statistik d.
Erzbisth. Manchen-Freisingen. 1. Bd.* 1. n. 2.' Hft. 8. München. 2. *-'
Dfarei, G., tlalern u. d. Revolut. 2 Hfte. 8. Zürich. 1% — Fenner v.
Fenneberg t s. Baden. — Fürg, J. JB., Leitfaden z. Unterr. in. d. Öe*ch.
v. Baiero. 2. verb. Aufl. 8. München. £v — Hqfler, C, Bayern ,' sein
Recht n. seine Gesch. 8. Regensb. % '— Müller, Q. F., Geogh n. Gesch.
v. Bayern. 8. Lpz. l L . *-- Rcgesta siye reram BoiearanV tfntograßhtf
e regni serfniis fldeliter in summas contraria. Op. car. C. H. de hing
ineept. nunc cura M. B. de Freyberf* continoatom. Vol.' XII. 4. Manchen.
2. — SchUehtegrell, M. v., Herzog Wolfgang v. Zvyeibrfick u. Neuburg
als staatsrechtl. o. geschieht), bedeuts. Stammvater d. bayerischen Kö-
nigshauses. 8. Manchen. 1%. — Steiehele, A., Beitrage z. Gescb. des
Bisth. Augsburg. I. Bd. 2. Hfl. 8. Augsburg. 7 / 10 . — Söltl, J. M., d. -
Wittelsbacher m. ihren Zeitgenossen im Königr. Baiern. 8". Sulzbach.
1%. — Wittmann, (xeschichte d. Landgrafen v. Leoohtenberg. 4; Manch.
l *!i ••" — Brannseh welg. Bege, K., Chronik d. Stadt WolfenboUei
a. ihrer Vorstädte; 8. WolfenboUei. %. — = Gesch. d. Städte Seesen
u:' Scbeppenstedt , ein Beitrag z.. d. Gesch. d. AosbHd. d. städt. Verfas-
sungen im Herzojth. Braunschweig,, d.braucis'chty. Partikularrechts ». d:
Stenervvesens. 8. WolfenbotteY. %. Bremen 9 s. Hamburg. -"--
Franlrfnrt a. Hl. HeyJen.E., GaJlerie berühmter Frankfhrter! 2. Hft.
8. Ffänkf. a. M. a }. — Haailias^fr. ZVey, ff.; G^eogr. o'.-feescn. d.'
freien Hansestadt«* Hamburg, Lübeck u. Bremen. 8. Lpz. VsV — Zeiischr.
d. Vereins f. hamborg. Gesch. 3. Bd. 2.Hfi. 8. Hambor^. a 1. — -
Hannovef. Ooldschtnidt, B. A., (xesch. dl Grafschaft Lingen n. ihres
Kirchenwesehs. Mit vielen Urkunden. 8. Osnabrück. 2. — - Hannover, 'S.'
Geographie. ■ — Koch, E. F. J., Gesch. d. Dynastie, d. Amtes, d. Stadt,
Bürg d. Festung Peina in Niedersachsen. Von d. ältesten Zeit bis *um
J. 1260 gldchlaofehd mit d. Öesch. d. deutschen Reichs dargest. u. nach
Quellen bearb. 8. Peina. 1. — ^ Henüen. Hefner, J. 0., u. &<>(/, J.
PF., d. Borg Tannenberg o. ihre Ausgrabungen. 4. Frankf. a'. M. 3. — •
Hessen, s. VI; — ' Zeitschr. d. Vereins f. hess. Gesch. u. Landeskunde.
5. Bd. 2. ri: 3. Hft. u. 4. 8upplement^ft.,8. Kassel, a %. '- — -Holient»
Böllern t s. Preossen, Sallwürck. -— - Iiftbeelt, S. Hambir^^v
— ^ LniemlRirn;. EngciharULÜrdr. ^.,fe^V; ^IWat^^v^nfcsmnV^
Lnienrborg. 12. Lnjcemb,' %. - FnAi\\^W% l rt %WA^ v^\«.^^
416 Geschichte und dtmHülfswiaseattaa&ei^
cberche et la conservatiori des monumeets aistoriqdts daas 1ä, er* nd- dache*
de Luxembonrg. T. III et IV. 4 Luzembourg. a 1%. — r Sleeklea^
burg. DeUtatseh. Fr*., Aus d. Stammhause d. Grossherzogin. Urkuadl;
meckienb. Geschichten. 8. Roatock. 4 /i*« — Manch, G. M. CG, Geach.
u. Urkunden d. Familie v. Kardorff. 8. Schwerin. 2. > Oldenburg»
Berlkn % J. H. Frdr» histor.-genealog. Stammkarten d. oldenb. Kdnige-
bauaes nebst allen Nebenlinien. Mit beaond. Rücksicht auf d. geschieh tl.
Verhältnisse der Herzogthümer Schleswig - Holstein und Laaenburg. Fol.
Copenhagen« 4%. Aea«§, s. Königr. Sachsen. Jahresbericht. :
Mtalgreleh Sachsen. Böse, s, Vf. — Jahresbericht, 22. 28. a. 24.
d. voigtlandiachen alterthumforsch. Verein. Hrsg. v. Frdr. Alberti. 8.
Gem. %. — Montbd, A. ©., d. Maiaufetaud in Dresden. 8. Dresden. 1%.
— Pkilippi, Ferd., d. Geschichten d. aacha. Volkes. 2. (Titel.) Ausg. 8.
Lpz. Vio- — Saehsen- Weimar. Wegele t Fr*. X, Karl Äugest,
Grossberz. v. Sachsen -Weimar. 8. Lpz. |. Schanmbiirg. Codex
diplomaticus hiatoriae comitam Schauenburgensiam. Ges. u. hrsg. v. F. A»
v. Aspern. 2. Bd. V. J. 1204-1300. 8. Hamb. 3. (d. 1. Bd. noch nfofct er *
schienen). Schleawlg-llolateln« Beriten^ a. Oldenburg. —
HHmcke, F. B. 9 d. Belagerung Rendsburgs im J. 1645. Aus einer Urschrift
mit Anmerkungen. 8. Kiel. %. — Schleswig-Holstein'» Brhebang. Bine
hiater. Skizze. II. D. J. 1849. 8. Altona. J (I u. II; »y ao ). = ^i
Herzogtümer n. d. Königreich Danemark. Akten mäss. Gesch. d. dän.
Politik seit 1806. (V. J. G. Droyaen u. K. Samwer). 2. Aufl. 8. Hamb.
1. — =3 Entscheidungskampf. 1, Hft. 8. Meissen. ±. — Urkundens&mm-
long d. schlesw.-holst.-lauenb. GeseUsch. f. vaterländ, Gesch. Nachtrage
i. 1. Bd. 4. Kiel. 2| (I. n. II. 9 l .»/ie). — Warnatedt, A.v. t Rendsburg,
eine bolstein. Stadt u. Festung. 8. Kiel. 1£. — fFegener, C. F., Von <L
Landeshoheit ob. d. alte Rendsburg a. d. Eiderinsel. Mit einer früher
angedruckten Ghron. (Hans Wiecke'a) v. d. Anlegg d. neuem Rendabuag.
8. Kopenhagen., 1. — Wienbarg, L., Darstellungen an« d. scbleswjg-
bolatein. Feldzigen. 1. Bdchen. 8. Kiel. %. Waldeck. Curtse,
L tf Geach. u. Beschr. d, Farstenth. Waldeck. 8. Aroiaea. 2%. — ~
Württemberg. Jahrbucher, würtemberg. f. vaterl. Gesch., Geegr.,
Statistik u. Topogr. Jhrg. 1848. 2. Hft. 8. Stuttgart, a %. HpllfUMi
and Belgien« CorrespondancedeGuiüaumeletaciturne, pri nee d'Or enge*
publice pour la premiere fois. P. M. G*char4> 2 Vois. o\ Brüssel u. Lpz.
6» — ».f. England. — Juate^ Thdr. 9 Gesch. d. Gründqag d. constit.
Monarchie in Belgien durch d. National- Congress nach amtL Quellen« 1, Bd»
8. Brüssel. 1%. .— Kervyn de FoUeaersbeke, PA., joyeuse. entree de, l'era-
Birear Masimllian I. a Gand en 1508.. De#cription d'un livre perdu. ,4.
russel u» Lpz* 1. — Rattaul de Mangeot t A>, Leopold I, roi des ,Bel-
Sm.' 2. Bd. 12.. Brüssel n. Lpz. |. Schweiz. Archiv f. schweiz;
esch. Hrg. a. Veraqstait. d. augem. geachichtf. GeseUsch. d. Schweiz.
6. Bd. .8. Zürich. 2%. — — f. d. Gesch. d. Republik Graabfanden,
Hrsgeg, v. Th t v. Mohr. 1. Bd. 3. Hft. (Ullrich Campell's zwei Bücher
rhatischer Geach« • Aus. d. Lat. v. C. y. Mohr. Cod. diplomaticus. Uw*
künden i. Gesch. t. Graubunden). 8. Chur. Xl / l% . —+ Bltuaer y J. J. t
Staats- u. Rechtsgescb.: d. schweizer. Demokratien. 1; .Tbl. d. Mittelalter*
S« Lief. 8*. St. Gaüeü. & %, — Elgger, Frz. v. 9 D^,Ka.ntona Luzern und
seiowsr .Bundesgenossen Kampf gegen d. Radikalismus .n. 0» pec. 1844 bis
24. Novbr. 1847. 8. Schaffhauaen. 2. — GeschichUfreond. M^Uheilangen
d. histor. Vereins df fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz., Untervyplden und
Zag. 5. Bd. 8. Emsiedelu. I 1 Vi»- 6. Bd. l 8 /». — Hottingtr , J. J M D.
Aufgabe d. schweizerischen Eidgenaasenachaft , insoweit dieselbe durch
ihre Gespb. bestimmt wird. 8« Zürich. ^A. .— Mittheilungen d. antiquar.
Gesellschaft zu Zürich. VII. Bd. 1, Hft. beschreib, eines aa*,d, 14. Jahrh.
sf*jnmevd$vp ßraatocliinqckUuitcben a.< ZeAt^w\n% A. Di. St%az v. L. BU*
Geschieht* and deren HarfswJse^gel*fte*J 417
müUer 4. Zirich. «A. *. Hft. Alamanniaehe Formeln n. Brief»«« 4;
9. Jhfb. ▼. FrnV. * ITyM. */ 5 . — lv*e/, A. f Chroaik ▼. St. GeUea. I.,u. 2.
Lief. 4. Zürich n. 8t. Gallen, ä V,,. — Pfyffer, Km$., Gesch. d. Stadt a>. d.
Kantons Luzern. Vom Ursprange b. i. 8taatsumw&Izung im J. 1798. 8. Zü-
rich. 2»— > iVopit, 7., d. 8chweizergesch. f. d. Schweiiervolk n. seine Scbnv-
len. Porta. v. 1840-60. 8. Basel. V 6 . — Regelte« d. Archive in d. Schweiz.
Eidgeoossensch. A. Anordn. d. Schweiz, geschieh tforsrh. Gesellschaft hrsg.
t. Th. «. AfoÄr. I. Bd. 3. Hft : d. Regesten ▼; Cappel. Bearb. ▼. G. Meyer
v. Ktomqu. = ▼. jRapperswyl — ▼. X. Rikenmann. — v. Schanfigg-yj
C. v. Mohr. 4* Chur. 1. (bis j. 4Ve) a *~ Samml. v. Zügen d. HeWeumutb*
n. d. Biedersinne« d. Schweizer. 6. dtirebgee. Anfl. 8. 8t. Gallen. %. —
Schicksale d. Landschaft Eattibnch im Novbr. 1847. 8. 8chaffhauften. /
% — Taachenbuch, Baaler, a d. J. 1850. Von W. Th Streuher. 1. Jörg.
16. Basel. %. — Tiüier, A v., Gesch. d. Eidgenossenschaft wahrend. 3,
sogenannten Restauratiensepoohe. V. Anf. 1814 — 1830. 2. n 3. Bd.
(Schlass.) 8. Bern, k 2. ~- Wya«, G. y Beitr. z. Gesch. d. Fam ;. Biancas,
4* Zürich. J Vi s« — Zellwegtr, J. C, Gesch. d. Appenzelles eben Volkes*
4 Bde. 3. wohlf. (Titel*) Ausg. 8. St. Gallen. 5.- — Frankreich.
Blatte, L , Z. Gesch. d. Februar- Revolution. A. d. Frans. 8. Quedlinb.
%. ' — Boudm, A., % Fei. Mouttet^ Louis. Philipp, seine -Jugend, aelrtt
Regiernng u. sein Fall , nach vertraul. Mittheilangen d. Königs verfasst.
Uebers. v. K. Grosse. Mit Vorw. r. F. Sieger.- 2 Bde Mit Illustr. Nene
vollst. (Titel-) Ausg. 8« Meifsen. 1%. — Brande*, #., Versuch e. Gesch.
d. Etats-generaux in Frankr. 1. Hälfte. 8. Lpt. •/•• — * Ckauteaubriand,
F. Ä. «., Denkwürdigkeiten v. Jens. d. Grabes. D. v. L. Meyer. 9.— 14.
Tbl. 8. Lpz. a %. •— e= Ityeaoires d'oatre tombe. T. VJII-XI. 8. Lpz.
ä % — — T. VIU-XIL Bariin. a fy. — Chenu, A., D. Verschwörer,
od. wie man Erneuten n. eine Republik macht. D. v. H. Bisehoff. 32«
Stuttgart. */ l6 . — Lamartine, A. der, Gesch. d. franzö*.. Revolution »,
1848. A. d. Franz. v. TA. üotÄ. 16. Stuttg. %. — OjMla« TAaV., Ro-
bespierre's Triumph n. 8turz. 8. Lpz. 1%. -^- Pipitz, Fr* E., Mirabeaq«
2 Bde. 8. Lpz. 3%. — Schelten, H. C., Gesch. Ludwig IX. d. Heiligen,
Königs v. Frankr. 1. Bd. Münster. 1%. — Thiere, A. % Gesch. d. Gon-n
sulaU a. d. Kaiserreichs. D. v. J5. BurckhardU 78.-82. Lief. 8 Lpz» a
y lh * — = c= 29.-32. Tbl. 16. (4m. O. Wigand. a %. Ktagl»iMl<
Correspondaace diplomatique et militaire da Duo de Mariberougb , da
grand-pensionnaire Heinstas et du tresorier genengl des pro t i nees- onies,
Jacques Hop; enrichie de pluaieurs lettre« du Comte d' Avanx, de M. M..
de Gbamillart^ de Ffrcy et d' autres hommea d*^tat, relatives anv nego-
ciatioas secretes, entam^e« p. la France apres la bataille de Raroilliesi
Pvbl. p. G. G. Vreede, 8. Ams^erd. 1%. — Greiner, H. d. lange P*ria-
ment in England. Eine Warnungsetimme f. unsere Tage. 8. Berlin. *£.-
— GuUoty Pourquoi.la revoljDtion d' Anglaterre a-t-ellje r^ussi? 8. Berit
%. -* = Lpz. %. — . = D. v. A. Reclam 16.. Lpz. %♦ — c= Dentsdr.
12. Lp». %• — ra D. v. IT. JT. ÜTrii^sr.,12. Berl. %. .— — Histoire
de la rgvolatipn d'Augleterre depuis Tav^nement de Charles I. iusqo ? ä>
sa roort. 4. Edit. 2 Vols. 8 Lps 2. — =3 Deutsch. 8 Lpz. 1. (14. Bd.
d. histor. Hausbibliothek v. Frdr. Bülati). — Keigthley, TA., Gesch. v.
England. Deutsch v. F. K. F. DemmUr. 2. (Titel-) Au Jg. in 6 Lief.
1.-3. Lief. 8; Halle, a % _ Krüger, K. W,, Geacb. d. engl Revolution?
unter Karl I. 12. Berlin. 1. — Macamlay, Th. £., d. Gescb. Englands
seit d. Regierungsantritte Jacob's II. Uebers v. Frdr. Bülau. .(Bereits
d.-2. Anfl.) — = üebers v. H. Paret. 1.-6. I#ief. 16. Stuttg. a Vi. —
=r histor. Abbandlungen. Uebers v. O. Seemann. 1. Abthi 8. Königsberg«
%. 2. Abth< *k. — ■'= kleine geschieht!, u. biographische Skizzeou Ö^V^
£*%.
v. Frdr. Bülau. 1.-6. Lief, ä %. — Martin. R. v % wn**^ fe«ft»V*a
the lata lamented Sir R. Peel; o\ Bana\mTf^ *| % . -^ — ««»*»%** ~
418 Geschieht« and daran HtttfgwUeonsch aft ei i .
Spanien» Kunttnumn, F\rdr:^ d.> Handelsverbindungen d. Portugiesen
mit Timbnktu im XV. Jbrb. 4. Miachen. ii/ l5 . — Schäfer, B., Gesch.
t. Portugal. 8« Bd. Von Regierungsantritte Manuels' bh sur Vereinigung
mit Spanien. 8. Hamb. 9%. (Heeren 7 * u. Ukert's Gesob'. d. eorep. Staa-
ten. XXJV, 2). ■— Andrer, s. Deutschland. Italien« SoaeeoVo,
Don A. de, Hersag t>. Brno*, d. Aufstand in Neapel im J. 1647. A. d.
Franaos. übera. 8. Lp«. 1^; P Schweden, s.'Werniehj Russland;
Dänemark, s. Oldenburg n. Schleswig-Holstein. ■« — Bfewlanit
anal Polen. Bähr.J. A7, d. Graber d. Liven. «. Dresden. 8%. —
Briefe, geheime, d. Königs v. Polen Sigismund August an Stanisl. Ho-
syus in d. J. 1549 n. 1550. entziffert t. /. Lepkotoski. 4. Wadenice. %.
— Meianges russes tirls dir Bulletin histerieojphilologique de* i'aead.
da 9t. Peterabourg. T. I. Livr.1—51 8. St. Petersburg (Lpa., Voss).
Bfe j. 3^. — IWeaoi, N. A, Gesch. d. Pursten Itatinski, Grafen Sawa-
raff. Gebers, v. /. de la Croix. 8. Riga; «I.- — SdWeser, Jf. u., Livlaad
u. d. Anfange deutschen Lebens im baltischen Norden. 8. Derl. 1%. —
Wetmch) O. , d. Llvlander« J. - R. Vos> Pntkut- u. seine Zeitgenossen.
7.Bd; 3. Berlin. 2. — fFeUeenhorst , 4 c, Studien in der Gesch. des
polnischen Volkes nach d. besten Quellen. 1. Thl. 8. Zürich, f.
Papste. Affilier, P». f - d. römischen Papste. 3. Bd. 3 Lief. 8. Wien.
T \ (I— III.: l^f). Amerika. Afottoikoaip, Frz., Geschichte der
Colohisation Amerika'«. Nach d. Quellen bearb. l.u. 2. Bd. 8. Frankf:
a. M. 4%. — Schmalz, C, d. Leben Benjamin Franklin^. 2. Aufl. 8. Lp«.
%. Religion»-, Klrehen- mal Cufturgeeehlente. ^foe*
Imrdh F., opera. Bd. F. Cotum, adjuvant*. C. Jourdäin et £. Despot*.
T. I. 4. Paris. 4. — Appendix ad Petri Sieuti hfstoriam Manichaaorum seri
Paulicianorum. Ed. J. C. L. Gieteler. 4: - Gorimgen. -JJ. — Bender,
Ferd., Gesch. d. Waldenser. 2. Lief. 8. Uhn. f (cplt 1^). — Bergrath,
Dr. Job. Rademacher, Arst in' Goch. 8; BerKn. £. — Bibliotheca mysticaf
et ascetica, cehtinens praeeifrae äucCoruä ttedii aevi epuscula. Pnblicat.
n-IV. (IL: Wilhelm II. t. Holland. V. F. W. Otto. HL: Aloys Gon-
xaga. IV. : 6. Bellarmin. V. Dieringer). 32. Oolh. U. - = Deutsche
Uebers. davon zu gleichen Preisen. — Bodenetedi, Frdr. t d. BinfShrung
d. Christenthums in Armenien. 8. Berlin, f. — Boumann, H., Memoria
Jeannis Ciarisse, theologi. 8. Utrecht. 8. — Bruchstücke aus d. Leben u.
d. Schriften Ed. Irvings. Mit Von*, v. Mich. Höht. 8. St. Gallen. J. —
Büreh, A., Ulrich v. Hütten, d. Ritter, d. Gelehrte, d. Dichter, d. Käm-
Efer f. d. deutsche Freiheit. 2. (Titel-,) Ausg. 8. Lp«. %. — CäesarK
[eisterbacensis dialog; miraculor. Bd. J. Strange. TL, Fase. 1. ul 2.
12. Cöln. a ^. — Canones et decreta cencilii TVidentini c. nott. 8.
Wien. / 5 . — Damberger, -J. F., synchronistische Gesch. d. Kirchen.
Welt im Mittelalter. 1. Bd. 8. Regensb. 1. 2; tfd. 1% 11. Bd. f. a. 2.
Abschn. 1 J. Kritikheft s. Bd. 1. % Deeri. in Bd. 11. |: — Deutinger,
M. v., D. altern Matrikeln d. Bisth. Freising. 3. Bd. 8. Mfinchen. a 2%
— ' =• Reihenfolge a. Chroniken d. Bisch, v. Freising u. Chiensee o,
d. Brxbb. y. 8alsburg. 8. Mönchen. 1. (Abdruck aus desselben Beiträgen).
— t>ieekhoff t A. IT.. de Carolostadio. Lutheranae de seryo arbitrio doctri-
nie contra Bckium defensore. 8. Gottingen. %. — Frohsekammer , J.,
Beitrage x. Kirchengesch. 8. Landshut. %. — Geiger , : Abr., Moses beti
Maimon, Studien. 1. Hft. Hrsg. v. M. Breslauer, 8. , Rosenberg u. Bresl.
%. — Guizot, Joh. Calvin. Bin Lebensbild. A. d.Franzos. y. Af. Ruri-
ktl. Neue (THel-) Ausg. 8 Lp«. '%. ^- Hahn, Chrph. Ullr., Gesch. d.
KeUer im Mittelalter. 3. Bd. 8. Stuttg. 1% (cpl 8|;). — Henrion, Allg.
Gesch. d. kathol. Missionen bis auf'tt. neueste Zelt. A. d. Franz. 3. Bd.
8. Schaflhansen. 1^. — Henschel, A. W, E. Th. y Schlesiens wissensch.
Zaftfnde im 14. Jbrh., besond. «. Gesch. d. Medicin. 8. Breslau. *L —
tfi*ricks y Ä Wl'W. 9 Gesch. 4, RecaU- u. äUtetonrincivien seit d. Refcrn.
■i:".
GesJdhichto'nsid deraiv Hfilfiwiaae^cJuiftari; .! 41t
bii ant d. Gegtn^art Jn 'Äiitor.*philo«>pdi. E*t^icWoa^ 2. Bd< «, Dp*;
1%. iu J*cqU, J. :/j.;Abi*afd u. Hcicise. 8.» Berlin. £.-; Amt/mimft, M.\
Caesarlus tv Heutetlme*. : Ei* Beitrag zuo Caltnrgoseh. : d. 12. u. *&
Jhrndrt. 12.' Coln^ <% — Klemtä v 'G., Freundschaft}: Brief« 2. vcrm.
Aufl. 8; 'lipz.^^. 1 .^- Lambeck, A. G. 17» , Gesch. d. Begründ. d. Prote-
stant. Kirch« in Weetpreuflsen. 8. Tborn. %} — Lauda Sioa. Altchristl.
Kirchenlieder u. geistl. Gedichte, Lafj u. Deutsch V. JT. Siatroek. 12.
Coio.>l. — ' Li*««, G. C. Frdr., Graf »Heinrich XXIV. Renas tf. Herzog
C. Leopold v. Mecklenbnrg*Schwerin. Urkundl. Beiträge z. Kircheogesch.
Mecklenburgs. 4. «Schwerin.- •%. — Lücke, Fr dr;, tjeb. d, Alter, d. Verf.,
d. uMprnngT.- Form a. d. erfahren Sirin d. kirchl. Friedentworte«: In ne-
cessanis umtssr u. s. w. Nebat Abdr. d. Paraenest« d. R. Maldeniu*. 8.
Göttingea. %. : ■— Merle d'Aubig**, J. H., Gesch. d. Reform, d. 19.
Jhrhdt. A. d. Franzis. t\ M. Runkel. $. Bd. 8. Stnttg. «/io (cpit. 8%<J.
— - Meurer, M,* Lnther'a LeUen. «." B.-*5. Hft. (Schlusa). 8'. Dresden. ■%
(cpit. 1%). (Ausz. a. d. grosseren Werke dess. Verf.) — Neudecker, Chr.
Gtth., Gesch. d. evang. Protestantismus in Deutschi 2 Thle. 8. Lpz. £.
Pachtler, G. M., biograph. Notizen* über Se. Durchl. d. hochsei. Prinzen
Alexander zu Hohenlohe-Waldenbo*g»Schillingsfürst, Bischof v. Sardica.
+ d. 14. Novbr. 1849. 8. Augsb. 9%. — Peschek, Chrn. Adlph.. Gesch.
i. Gegen reformat; in Böhmen. fc Bde. 8. Lp*.> l*jLj — 'Rktz4berger"8,
Matth. t Handschriftl. Gesch. über Locher u; sieine Zeit, *um erstenmal
hrsg. t. Chr. Qotth. Neudeeker. 8. Jen*. 1%. -i- Romaatde, H. J. com-
pendium Msteriae «colesia« christiaiiae. / Fase. II: 'S. Utrecht. 1^ (cpit.
3 Vi*)- — Rutähhch, A. Q., christK Blogrfeph^: 'Vn. 8. Oft. Heinrich
Vom, Joh^ fisch, Lainp. Tbern h. Heiar» v.-Zfttphen.* 6« Lief. Hans Egede.
8. Lpx. Bis}. 2Vift- — Schaue*} J: &., Gesch. t). bibl.-kircbf; Dibht-u. Ton-
kunst. 8. Jena. V/i . +^- Stchmart*, W. F, d. beutige Volksglaube u. d. akc
Heidenthöm m. Bezug auf Norddeutsohlandu» besend. ! d. Marken. 4: Beri.
%. — Sneil, Gtück ir.; Henne',- Pragmat. Erzähl. d'.tiFchl. Ereignisse in der
ketbol, Schweiz ▼. d; helvet. Revolution bis auf d. Gegenwart. 1. u. 2 Bd.
1; Abth. 8. Mannh.4%. — Son'ritagsbfbliothek. tfebeasbeschVeibgen ctiristL-
frbmmer Männer. Eingeleitet ▼'. A. ThkUuek. 8. Bietefeld. 9. Bd. 5. vi «.
Hftit 1 Leben d.' Grafen v. Zinzendbrf v. J. F. Brauns. 4. Bd. 1. Hft. Casi-
mir, Graf Ztt-Sayn-Wittgenstein-Berlebirrg u. d. religiös. lieben seinerzeit.
V. F.W. tVincktl. 2. Hft J. Attein. V. A. Rinke. 3. Hfl. S. A. Posner
y. E. W. Possner. a ■-•/ iÄ i — Vollmer, W., Tollständiges Wörterbuch d;
Mytbolog. aller Völker; 2. Aufl. utog. t. Kern. L— 5. Lief. 8. Stuttg. a %
(a. 12 Lieferungen beirechnet)'. 1 — Vormbauni, Ü;, e van gel. Mfailiönsg«sch.
m Biografbiet); 1. Bd. 2 u; 3. Hft. o.'l Bd. 8. Hft. (B. Ziegenbalg, IE;
GrSndier; D. Brölnörd). 8; Dusseldorf, ä % (bis j. 7 / 10 ). - IFHtmam, P.,
Allgem. Geseh. d. kathol. Missionen v. 13. Jhrh. bi» auf ! d. : netteste -Äeit. Mit
bwSnd. Rocksieht auf Henrion. II, 4. 12. Äujgsb. */\ (cpf. lVit). — "M-
hehnda Fotiicea/H. B:, Karzgef. Mythologie aller Völker; 12. Hämb. 1^
Mikodki, Ledn, Verzefchn. emer grossen poln. Muttz- u. Medaillensammi..
eSärin einer Sammluna; von Münzen aller Lander. Auch irt französ. Spr 1 6:
nsihtrlite. ben'kniale d. Baukunst in Sachsen. 2, Abtb. V. L. Puttrleh u
G. W. Gejjsei.* 35—38. Lief. Mühlhausen ,' Nordhausen u. Heilfgenstadt
ti. *.); ' ifol. Lpz 6 1 — Denkmäler d/ Khnst'zur rjeÜerrficbt ihres Ehtwlck
llUgsgan^esVon d. eiüteb kÜOTtlerfsche^ Ttt^t,W \fo ^*: W\£^>&*.<
4S0 Geschichte u. deren HQIfawisaensobafteti; »• Geographie.
d. Gegenwirt. Begr.- V. A. Veit, fortges. r. B. Qukl u. J. Caspbr-. 7. Lief.
Pol. Stuttgart, l 11 /^. (Atlas zu Kugler's Handbach d.Knristgefich.) -^
JHnhoff, E., Fohrer durch d. Gallerie d Berliner Museum. Htst; lieber s.
d. bedeutendsten Kunstschulen. 8. Berlin. %. — Hippius, G. A t , Kunst-
schalen. F. d. Bedurfn. r. Schalen 8. Lpz. %. — Hirsch, Thdr. y das
Kloster Olive. B. Beitr. z. Gesch. d. Westpreuss. Kunstbauten«; 8. Dansig.
V, a . ^-Kunstblatt, deutsches, Red. F. Eggers. 1. Jhrg. 1850. 4. Lp*.
6%. — Meisterwerke deutscher Holzschneidekunst, l; Heft» V. E. Grifft.
Fol. Lpz. 1. — Mensel, C. A., d. Kunstwerke v. d. Alterth. bis a. d.
Gegenwart, in 170 Kpferst. 1. Bd. 1.— 4. Lferg. 4. Lps. a %. '— ■ Afsrie,
J. C. 7., Kunst und Kunstler in Kein. 8. Köln. 3 — W agier, G. K.,
Neuestes aligem. Kunstler- Lexikon. XX. Bd. 1. Lf. 8.' Manchen, ä 1%.
Sehnaase, C, Geschichte d. bildenden Künste. 4. Bd. 1. Abth. D. eigentL
Mittelalter. 8 Dusseldorf. 2% [bis j. 11%]. — Weif, /. G., Nürnbergs
Gedenkbuch. 11.— 20. Lferg. t. Dr. Fr. Mayer. 4. NSrnbg. %.
vi.
Geographie*
Allgemeine Werke. Ausland. E. Tagblatt f. Kunde d. geist, ts
sitU. Lebens d. Volker. Red. E. Widmmann. 23. Jhrg. 4. 8tuttg. 9%.—
Aaswanderer , d. deutsche, Zeitschrift z. Kenntniss d. deutschen Elements
in allen Landern. V. Künzel u. Stricker. 4. Jhrg. 4. Frankf. a« M. 1; —
Berghaus, #., u H. Bebau, Biblioth. d. Länder- u. Volkerkunde. 3 Bde.
Stattg; 4. '— Boll, E.. Abriss d. phys. Geogr. 8- Neabrandenbg. % ~-
BreMner, H. A. y mathematische Geographie. 3. verb. u. veno. All; 8.
Breslau. {. — Burger, C. H. A., aligem. Umriss d. Erdbeschreibg., f fc d.
unterste CK d. latein. Schule. 10. AH. 8. Erlangen, i. — Daniel, Ä ^
Lohrb. d. Geogr. f. höhere Unterriobtsanst. 3. verb. o.^Yerst. Afl. 8.
Halle. 14. — ?=■ Leitfaden für den Unterricht in der Geographie 81
Ebend. %. — Biselen, s. V. Methode. — OaiJc, J. 67;, Register z. Ziehe
monatlichen Correspondenz zur Beförderung der Ecd- und Himmelst
kunde. 8. Gotha, lj. — Grube, A. W , geographische Oharaeterbilder
in abgerundeten Gemälden. 2 Thle. 8» Lp». 2 l 4» ■—*- Hartawnn, G. Atn,
Leitfaden in zwei getrennten Lebrstufen für den geographischen Unter-
rieht in höhere» Lehranstalten. 2. erw. Afl. 8. Osnabrück. '%.>> -«-
HenleyB , geograph^ -chrono raetr. Jdeen. 8. -München. &.*-?- HefmanM,
F. W>, Grundzuge d. aligem* Erdkunde in e. Schilderg« der Erde eu
ihrem Bau, ihren Beziehgen. z. Weltall u. ihren merkwürdigsten Er-
seheianngen. 8. Stuttg. 1. — Kalchstem, M. v. t Lehrbuch d. Geogr. f.
höhere Lehranstalten. 8. Berlin. 1%. — Krieger, C; erster Untern in 4,
Erdkunde. 2. verra. u. verb. Afl. 8. Bern. %. — - KuU>, Fh. Hedto., Län-
der- v. .Völkerkunde in Biographien. 22. u. 23. Lfer. 13. Bd.). 8. Berlin.
ä, %. -v Meurer, H. y Leitfaden f. d. Unterr. in d. Geogr. 8. Munster. %.
— Monataberichte u. d. Verhandigen. d. Gesellsch. f. JSrdkunde s. Ber-
lin. Red. T. E. Gumpresht. 6. u. 7. Bd. (d. ganzen Reihe 10. «. 11.
Jhrg.). $. a 1% — Ritter, K. t d. Erdkunde im Verhaltn. z. Natur u. z.
Gesch. des Menschen« ed. aligem. vergleichende Geogr. 15. Tb. 1. Abtk.
3.. Buch. West- Asien, 2. verra. u. umgearb. Afl. 8. Berlin. 3%. — e=j,
über räumliehe Anordnungen a. d. Aussenseite d. Erdballs u. ihre Fun-
ctionen im Entwicklungsgänge d. Geschichte. 4. Berlin. % — Rom, J. v.,
Anfangsgrunde d. Erd-, Völker. 11. Staatenkunde. 8. beriebt. Afl. 8.
Berlin. %. — Schacht, Thd„ kleine Schulgeogr. 5. verb. Afl. 6. Mainz.
^., — Scherer, P. A„ Erster u. fassl. Unterricht in d. Geogr. M. bes.
Bericksicbtißang v. Beutschld. u. Oesterr. 8. Innshr.. %. — Schneider,
&,&,#,, Üaadb, d Erdbescbveibg. u. SUaienVn^««. Ü^a. 17, Lferg.
Geographie, 421
8. Glogau. * ■%. — Äettc« T F. G., Hedegetisches Haödb. d. Geogr- i.
Schulgebr.. bearb. 2. Bd. F. Lehrer. 5. AfiL 8. Halle. 1. — Stein, C. G. D. t
d. Fera\ HärsekeUmann , Handb. d. Geogr. ■ u. Statistik f. d. gebild.
Stande. Nea bearb. v. J. JE. JVappäua. 7. Afl. 2. Liefg. 8. Lpa. JU.
(°* J* Wv) — Unterhaltungen, t. VIII, Astronomie. — Feiger, W. F.,
Lebrbnch der Geogr. 2. Cars. 8. verb. Afl. 8. Hannover. %..— Welt-
knade, in einer pfanmäss. Rundschau d. wichtigsten Land- n. Seereisen,
a. Grand d.. Reisewerks v. W. Harnisch dargest. y. F. Hemtelmmnn*
&. Bd. Frankreich. 8. Lp 2. 1; (1-5: 5%.). — Witt, J„ Lehrbuch id
Geogr. z. Gebr. in d. mittl. und ob. Cl. der*.Gymn. 1. Abth. 8. Königsbi
%. — Zeidler, J. M. t Geographie f. Schüler in deutschen Schulen. 2*
Afl. 2. Ausg. Speyer ^. Speelelle Geographie. (Siehe allent»
halben auch unter Geschichte). Alte Geographie. Formiger, A>, kern.
Abriss d. alt. Geogr. Als Leitfaden 8. Lpc. 2. -7- Deutsch lansi«
DeupiSi L. y Excursion. aar le Feldberg et l'Altkönig. 8. Hambg»- f^. t-*i
Germania. Archiv z. Keahtaiss. d. deutschen Elementes in allen Landern.
Hrsg. r. W. Stricker. 3. Bd. 3. u. 4. Hf. 8. Frkf. a. M . 1. — Huhn^E.j
topogr.-histor.- Statist. Lexik. ▼. Deutschland. 8. Hildburghansen* J. npMi
12$» — Re4le r Frdr. y der Taunus in d. näheren Umgebung, d. Bade*
Homburg, geognost. dargeat. 8. Homburg. T /io* — Saiebeck* M„ <L
Sirehlener .Berge* K, physik. -geogr. a. matbem. Messgen gegründete Be*
scaxeibg. 4. Breslau. %. — Sckaubach, A. f Aus dessen deutschen Alps*»
Jena«. 8., sind abgedr. &.%• -Handb. & Reisende durch Nördtyrol, Voraat*
berg, Oberbayern. =^= z=s .=. .Salzbarg, Obersteyermark , d. Oe.^terrekk«
Gebtrgsland u. Salskammergut. «= = c= d. mittl. u. sQdl. Tyrol ,y. Usv
Sprung d. Euch u. d. Brenner b. Verena u. Venedig.. — * SeklmgiuiweU,
M. u. ^, bypsemetrisf he Bestimmungen in d. östl. Alpen. 8* Lpa. Vis*
[Abgedrv a; d, Untersuchungen £. d. physikalische Geogr. . d. Alpeaj*
— z= s.: Vlil, Mineralogie. — Staiger, Fr, Xav. Conr., d. SchwabaicM
Donauthal mit Bcurön. 12. Freiburg im Breisgau %• — r-> OsMUI**
reiehleclie JLünder» Compendium , staust: -topogr., d. neuen pollfc
u. gerichfi. Einthlg. ▼. Böhmen v. C. Hennig ü. F. Tempeky. 1.— 3. Hft.
8. Prag, a %. ^ Jftakan, d. Freistaat, bis 1. Jahre; 1845, u. d. Saline*
au WieJlcxka . in Gälisien. 16. Krakau. %. -. Kreüs K. u. M. Frkeek,
magnat. 0. geegr. Ortsbestimmungen im öesteri. . Kaiserstaate. 2. . a< &
Jahrg. 4. Prag, a 2^. ~ Maczarski, R. J. e., die Kaltwasaer-Heüanstalt
Kreuzen in Oester reich ob , der Enns, nebst e. Anhangt die Burgen und
Schlösser d. unteren Aftuhlviertels. 12. Linz. %. — Sckaubaeh, s. Dentsch-
land Schlagmtweür s. Deutsehland. — WUkinson, J. G., Dalmaüea
u* Muntenegr?. M. e. Ausfluge a. d. Hersegoy? ina u. e. geschieht 1. Ueber-
sichtd. Schicksale Dalmatiens u. Ragnsa. Bearb. v. W*A. Lindau, 2 Bde.
8. L'pa. 5. - — Premateehe lilsndear. KaUenbaek, J. ü^ der Re-
gierungsbaiirk Aachen. 16. Aachen. 1. — Preussen, d« Ktinigr. io maler.
Origiaal-Aasiehten. N. Text. Nr. 46-5 h 8. Darmst. a % -^ Sadebeek^
s.Peatahland. ^ Sadeii. /Baden , in maier., Original-Ansicht N« Text
v. E. Huhn. Nr. 48-51 (Schlass). 8. Darmstadt a % -1 — Bayern.
Bayern A > d. Königreich , in seinen altertbimLy gaschlchtl., artiät. u. male*.
Schönheiten. 47. u. 48. Heft.. 8. München, a %. — Beutinger, M.,%l\
Beiträge s. Topogr. u. Statistik d. Ersbistb. München u. Freising. I. Bd*
3 Hefte. 8. München. 2. — Steub, L. y Aus dem> bayrischen Hochlande; 8»
Munouen. 1. r— < Hannover. Hannov. y d. Königt., in maier. Öri^inal^
Ansichten., N. Test Nr. 31-55. 8. Darmst. a %. ilesaem. Hessen,
d. Grosskertogth., in maier. Original- Ansichten. N. Text. Nr. 36. u. 87«
8< Darmstadt, k % Kttnlgreleli Sacaaen* fiosa, H. «., sdehaj
Jahrb. L Vaterland. Geschichte, Geographie. Topographie u. Slattai&w
Jhrg. 1849. 8. Dresden. % WttrttemlieTf;« V^*\&&«ft . *.
schichte — Staiger, s. Deutschland. a\e\%V«Uk ^av9k ^iVsJÖ
42i Geographie;
Albert, L. A^ D. NUflerlabde o. Belgieni Ifenubnck f. Reisende 16* Lpz.
%. -~ Belgien, Handb.. f. Reisende 4. . verb. AH. : 8. Koblenz. U — £.
aach Hinterindienv — - Schweiz*.- Jahn, A„ d. Kanton- Bern deutschen
Tbeil* antiquarisch -topographisch beschrieben, m.' Aufzählung .d. uelveK
Aherthümer n.*s. w. &., Bern. 1%. — Studer, G., d. Panorama v. Bern.
8. Bern. 1. — UUrukj M., die Seitenthäler des .Wall» u; d. Montersüa.
8* Zürich. %• -*— * Dttnöitiark. Kopenhagen u, s. Umgehgen: Handb.
(V Reisende. 8. Lpz. 1% . - &eh*reden u* Morwfesren. Refse-
hhndbncb durch Schweden n. Norwegen (V. A. G. F. Freesey & Berlin.
1. -^-/Riinslfliefae Xiüoder. Puse, 6f„ A. Samtseh, tk >S. Satter,
Beschretbg. d. z. Ermittlung d. Höhenunterschiede zw. d. schwarzen
m casp. Meere im Jahre 1886 n. 1837- ausgeführten Messungen,' znsasn-
■senge stellt ▼. S. Sabler. Hrsgeg. v. W, 4ftrue*i' 4*< St. Petersborg. (Lp«,
bei- Voss). 7»7 30 - — Koppen, P. v., aber die Deutschen hu 8t Peter»-
bnrger Gouvernement. 8. St.-Petecsb. l' 4 Vii* "*** -Memnges, s. Geschicutto»
•r»-- Stuekenberg) J. Ch.j Hydrographie <\» nu».. Reichs od. geogr.-statifitw
techn* Beachreibg. d. flog«- o. schiffbaren Flüsse u. Seen, «einer. Kasten«
inneren Meernafen nnd Anfahrten» ds~& Bd. (Schlage/) 8. St. Peterebg«
U^Vio- (cplt. tP 13 /u). — -^ Versuch' eines Quellen an zeiger« alt. a.
neuer Zeit f. v d. Studium d. Geogr.d. russ. Reichs. I, 1„ 8.. 8t. Peterebl
*%• — Wagner j M.y d. Kaukasus u, d. Land d ; Kosaken fti dj.Js/aiefe
*84£~46. 2 Öde. 2. (Titel*) Ansg. 8i Lpz. 1%. — =» Reise na«hiKsH-
eharu. d. deutschen GeUnien Jens* d. Kaukasus. M. Beiträgen z.VöJkerf-
künden. Naturgesoh. Transkaakasien». 8. Ebend. 2. — - Tttrklssjme
Itänder In Etaropa. Montenegro, s. unter Oesterreich ,. WSlkiueeu*
4«^ Serbien, Ristse Jthan, korze Charakteristik d. geistigen u. aftlJ*
Zustandes v. 8erbien. 8. Heidelberg. %, Iottfnebe .Insel*.
LiebeUrut, Frdr., Reise n, d. ionischen Inseln der nordJ. u. d; mjttl.
Gruppe -4 Korfu, Zante, Cepbalonu U. Ithaka» 12. Hambg» -1%
litetnitsiien, Äoss, L. % Kleinasien u; Deutschland. Si i Halle 1%,. — *4
Pstläntlna Gerstentorg*- H. «n, Palastina z. Zt. Jesu. *; (Tkei»)
Asg. 8. £äsenberg. f. ^- Mittheilgen. ober Jerusalem aus dem Tagebnehe
eines Augenzeugen. 8.< Königsberg L N; *4- — ünuaier, K. e>., Palästina.
& ▼erui. n, verb. AftVS. Lpz* 2. -»- AiMer, C, -d. Jordan .«• d BescMffg,
d. todten Meeres. 8* Berlin. %. — ^rrnsws^ Frdr. Ad., 8insi nnd Golga-
tha. Reise in d. Morgenland. 8. ▼erm. n. rerb. Afl. 8 Berlin; 14 / 1 |;.t^-
Tobler r T. f Bethlehem in Palästina. Topogr. u. histor. 8. 8t. Gallen; 1^
-^— . «Jlrleat. Bodenstedt, Frdr., Tausend ui eki Tag im Orient. 4«
Berlin. -!%. — UinteriBdien. Tenninck, C. J«, Conp 4'oeil gerteral
•er les possessions n^erlandaisee dana Finde nrchipelagioue; -T; II1C 8.
I^eyden. 2% (I-IH: 8%). Cliimsk Afoifer, X Ä, ethnograpbificbe
Uebersicht 4. chinea. Reich«. Als Wegweiser durch d. chinesische KabSnet
auf deav Friedeiisstein z. Gotha 12- Gotha. %. - — Afrlktv flaJ-
leitry fl.; das Leben der Neger West- Afrika'* m* Rutkskht : a. dl Sklaren-
hanflel.-8. Berlin. ^. — ' Ungar, A. y Central» Afrika^ ein neuer n^svieM^er
Aasiedlungspunkt f. deutsche- Celonisten. 1* u. 2^Hft ;8. 8€uttg.Ji *^ \ — r^
AmtSiiks». Albert, - AV. ^ die Vereinigten Staaten ▼. Nordamerika. IC
Lpz. ,J / 10 . — Berichte, neueste ofßcielle,- an d b Reglerg; d. Verein! Staaten
Sw'U. Lage u. Zukunft Caiifomiens r veriJffentl. v/JiC. L> Fleisckmanik*
& Stnttg. %. — Blummau, H. t 8iidbrasilienin s. Bezieugen, 'z. devteoHen
Aoswanderg. 8.- Rudoisiadti ■% — -Costa Rkm, 4i Preistaat , iw Mittel
Aewikia n. s. Wichtigkeit f. <i. WehMI., d. Ack!e)rb,i -u. d. Colönisatioa. sV.
dw Franzi beerb, v.^.v.ö&^w 8. Berlin. &/ lft . »-*= Hamburg. |i -r^
QÖrlmg^A.i d* neue WeÜ.'Skizsen^; Land n. Leuten d. nordusserrkan.
r^reisteaten. 12.— 15. Hft. 8:'fLpz* a % Stemert, AT., Nordamerika,
vorzüglich Texas im J 1844». Reisebericht. 8. Berlin. 1. - Wied, M.,
JVtnsf^n, Brasilien, Naahtfä|e, Beriohtiggen, a. Zusätze e, meiner Rekn.
Geographie* 484)
8. <Frk€.e. Äl %* — Wölket, Ch^ d. vrwtl. Amerika n.» Californien o*
Oregon. Uebers.. *. PI fi. fiettAeii« 1. u. 2. Lf. &, Bayreath. cpit. \%*
Aafttralien. Nee-Südwalea. N. d/ Engl. ▼. MI B. LtWau. 8.
Lpz. £w— * Refsebeachrelbnngent Arnim, C. O. &. «., nächtige
Bemerkungen feines . flüchtig Reisenden. 5. • tu 6. Thl. Bjeise- in's raset
Reich. »iaSontmer 1846. 2 Thie. & Berlin 3. •— Beyer, M., L. Koch äi
J. Koch, Jjebeasbilder n, Reiten ia Amerika. Hrsg. v*- Af. Beyer. 2 -Bd*
in 4 Abthlgeiu.2. Lpz. 1%. — Boreum, J. f. J., Reise n. Gonstantinopel}
Palästina n. Aegypte*; Uebers. v. D. Traug* Kopfi 4. »Aasg. 12. Berlin
%. — * Naumann^ J., Reise a. den Vereinigten Staaten t. Nord- Amerika«
Hrsg; t. Frdx. Bülau. 8. Lpz.< 1%. — Ostermayer, H., Tagebacb einet
Reife n. Texas im J. 1848*40. 8. Biberaoh.%. — Se*«*er, M., Meine
Pilgerreise iL --Ron , Griechentand, Egypteri, durch d, Wöste n. Jerusalem
a. zurück. 8. Grata. 2y 15 . — — .Kartell. Atlanten. Attas d> ge*M
zen Erde. %1 Karten* m. Berücksichtigung d. geogr.- Statist. Werke von
C. G. D- Stern; \ grosstenthls. neu entworfen u. gezeichnet v 4 A*>H. Kok-
her, K. >£.. Muhlert, F. W. Streit- o. A* u, 7 -histor. «.• etatist. Ueber*
siehtstahellen aaag. u. veeb. v. K*Th. Wagner. 125; AaÄw & iAnag. »PeL
Lpi. 4 4 yjgw — Bauerkeller' 8, Handatlas d, allgen. Erdkunde, ti. Tifindtr-
u. Btaatenkande u. s. w. M. Text.v. L. Ewald. 15. u. 1&. Hft. Fei.
Darmstadt a Vis* — Berghams, H 9 phyaikal. Atlas. 2. verb. u: yeraU
Aufl. II. Abthlg. Aligera, hydrograph. Atlas. Fol. Gotha; 5. IJL Abthlgi
Allgem. geolog. Atlas. Ebenda;- 6. — ^••Supplement zu Stieler'a Schuld
atlas. 5. verm. Aufl. Fol Ebenda w %«. —.=.-3: physikalischer Schulatiael
4. Gotha« 3. — *- Handtke, F. f Scbulatla» d. neueren Erdbeschreibung. &
▼ollst, umgearb, Aofl. 4. Glogae. % — Kiepert, H>, Kleiner physikah-
geogr. Atlas, • Supplement zu Weilend'* xöropcndiÖs. Atlas: 4* Weimar. ■%.
— * t=tx compendieter allgem. Atlas -d. Erde ai d. Himmels. 10. fertav •'•
verb. Anfl. 4. Weimar. 1%. ■— • =5 Schulatlas d. ganzen Erde. 3; verbl
u.»verm. Aufll 4. Ebenda. 1. — Mappemonde des missieite, gravee pourle
glaneur missionaire. Mars. 1848. Brüssel. */ 2 - 4 ..-=e= Meyer**, J., grosser at
vollst. Handatlas d, neuesten Erdbeschreibung. 128. u. 137. L fg. Fol.
Hildbarghaaeen. a % .-*-.c= Zeitungs- Atlas: 1(K— 15. Lfg. 4. Ebenda.
* Vis* —*• 8chulatlas, vollst; d. neuesten Erdkunde. 6. verb. Aufl. 4i
Wolfenbüttel. %. — Stfefcr's Handatl. ii; alle Thle. der Erde. XVf.
Suppleet. Lfg; od. XI. Lfg. neuer Bearbeitgen. Fol. Gotha. 1%. —
Sydow, JB. v., methodischer Hand«-Atlas f.d. vrissenseb. Studium d. Krd*
künde; S. Auft. Fol. Gotha. $%. — Taschen-^Atlas ober alle Tbeile dv
Erde: nach d. neuesten Zustande N. Stieler's Handatl. verkleinert. 9.
Gotha/ %. — - HNtorliiebe -Karten «• Atlanten. Fremmtnm 9
Af., biston Atlas n. Angabe v. H.'Dtttnar. II. Abth: 1. Hälfte. Heidelbg*
8 /i 5 (bi* j- H ) "^ König, Theoph., histor.-geogr. Hand-Atlas z. altere«,
mittleren a. neueren Gesch. I. Abtblg. Zur alt. Geseb. IL Abthlg. Zar
mittleren u* neueren Gesch. Fol. Wolfenbottek. 1%. — Kiepert, H., ßibeK
Atlas n. d. neuesten u.be«ten Hilfsmitteln. l t nar er 4 Ausg. 4. Berlin*. T;
— IPörl, J. £., Schmchtea-Atlas z. Gesch. d. Kriege w 1792-1816. 4»
Freibarg i.Breisg. cplt. 5. •- — > Kar alten €toofJrap>hfe. Frey-
held, A. vi, Karte s< alten 'Gesch. Gezeichnet v* A. v. Schmidt. 2. Verb.
Ausg. Fol. Berlin. % . "— Gtaff Q ti Scbni-Atl. d. a. Geogr. 3. Aufl. Fol.
Halle, t. -^Kiepert, tt., Umgehgen. v.' Rom -4 Bl.- Fol. vVeimar.-l»/^.
— fc= Wandkarte v. Ak- Italien. 12^ ^ßl. Fei. Ebend. 4j -^ ; C; OJktncnM^
histor.-geogr. Schul- n; fiandailns d- alten Welt. Fol. M. Text. 8. Bei*-
lin.^ 1%. •— Wagner, Fridol.\ Oibis tertaram anttquus. 4; Mainz, •/i*»-
-^~ Deattaehlancl. Slraab, H. } Deutschland in vier -Perioden. 4 Bl
Fe*. Garlsruhe. l4 /is- — - »perl al- Atlanten u. Karten. — ^
Kuropa. KHcwer, F. W., Kiset) bahrten u. Haupt-Poststrassen-Karte T.
Mitteiearopa. Folj Berlin. %• — Stolle, Ed., Uebersiehtskarte d. gfcogr.
$24 Geographie.
Vectheil. d. europäischen Rübenzucker- Jadustrie.* Fol. Berlin. %. — "%-
skw, E. «., Uebersicutskarte d. Eisenbahnen v. Mittel-Europa. FoL BerL
Y & . — Uebersicbtskarte von West- u. Mitteleuropa. In 7 Bl. v. R(ähle)
*. L(ilienstern). Neue verb. Ausg. Fol. BerL 1%. — Weiland, Karte r.
Europa in 4 Bl. D. sudl. u. östl. Tbeil. Umgearb. v. 7/. Kiepert. 1846.
FoL Weimar. 2«. — Zim, P. L. Chr. (v. Pelchrzim), WaadkarU d,
Eisenbahnnetzes zwischen Paris a. Debreczin, Genua u< Flensburg. %* Aufl.
FoL Potsdam. 1% — <— HeutMhlaUid neb&t avngr&iiBcaideii.
littmdern und mehrere Staaten desselben. Deutschlands
Staaten - Gruppen im Man 1850.. Fol. Gotha. 4 /i5- — * Eisenbahn- u.
Postkarte v. Deutschland u. d. angr. Ländern. 2. verb. Aufl* FoL Cob-
lenz. %. — Gross, Ä., Karte d. Eisenbahnen Deutschlands. 3. Aufl.
ergänzt bis 1. April 1850. Fol. Stuttg. %. — » = D. Rhein- u. die
Rfieingegenden v. Basel bis Rotterdam , in 9 Karten. Ebenda. %.. — -
Oandthe, F., Post-, Reise- u. Eisenbahn- Karte v. Deutschland, Schweiz*
Niederlanden, Belgien u. angreaz. Landern. Neue revid. Ausg. Fol. «Slo-
gan. t%. — Hanser, G., desgl. nebst Italien bis Neapel, d. grosstea
Theile v. Frankreich, Ungarn, Polen u. s. w. Mit Tabellen. FoL Nnrnb.
*/»• Mit Distanoe - Angaben 4 / 5 . — — dass. Mit neuestem Eisenbann-
Atlas entw. v. F. A. Müller. Ebeuda. 1 u. l'/ 5 . - Hendnkel, ü n
Post- u. Eisenbahnkarte v. Deutschland u. da Nachbarstaaten bis London,
Paris, Montpellier, Nizza, Florenz, Pestb, Warschau u. Kopeuh. Nana
revid. Ausg. Fol. Frankf. a. M. 3. — Julius, F., Charte v. d. Harz>
Gebirge u. einem Theile d. umliegenden Gegenden. Entw. 1817, auagef.
v. H. Berghaut 1813-21. Bericht. Ausg. Fol. Braunschw. % (2 Aoig.c
eine topogr. u. geognostische Karte). — Karte d. bayerischen nebet einem
Theile d. Salsburger- u. Tiroler-Gebirges. 2. verb. u. venn. Aufl. Fol,
(■unaben. %. — Kunch, ff., Post-, Reiser u. Eisenb.-Karte v. Deutsch-
land mit angrenz. Ländern. Neue Ausg. FoL Gtogau. %• — Mmalmmnn,
B., desgl. Fol. BerL 1. — = d. Harz. 4. BerL %. — Müller, F. A*
s. Häuser. — Päppele, E, 9 Karte d. Eisenbahnen Deutachlands od. Ron«
tenkarte b. Petersb., Moscau u. s. w. FoL Lpz. %. — Post- u. Eisenbahn*:.
Hrsgeg. v. M. Diez. FoL Gotha. 1% — Reden, F. W. o., u. E. o. Sydow,
desgl. Fol. Berlin. %. — Reisekarte. Fol. Berlin. %. — Deagl. ebenda.
% — Reymann'sj G. D., Specialkarte v. Deutachland. Sect. 5. 72.107. 176.
236 u. 252. Fol. Glogau, a % — = u. C. W. v. Oeefeld, topographische
Specialkarte v. Norddeutschland in 200 Bl. . Neue Ausgabe. 83. u. 84< LieJt
Fol. Glogau. a % (einzelne BL ä %). — Rheiniauf von Schaffhausen bis
Rotterdam. 4' lang. Bern. 4 /i$- — Roott, J, JB., neue Wandkarte v. Deutsch-
land «♦ s. w. Millioaenverkleuierung. 4 BL FoL München. 2. — Saurkomt
J. y Specialkarte d. Ober- u. Mittelrheins. FoL Cobl. %. — Sckmrmberg,
W. , Karte von d. Sudeten. FoL Breslau. %. — Seite, J. B., PösfeReisel.
v. Deutschland, d. nordl. n. O. F. Schmidt, d. sudl. n. A. Klein. FoL Augs-
°« r i^ % — Stülpnagel, F. v. y u. J. C. Bar, Deutschland u. s. w. N. A.
Vieler'* Entw. unter Mitwirk. v. F. M. Dietz. Fol. Gotha, 2%. r-feefee,
C, Karte vom Harz. FoL Nordhausen. %. — Weiland, C. F., SpecialkarU
v. d. Thüringer Waldgebirge u. d. umliegenden Gegenden. FoL Weimar. 1«
— Witzleben, F. A»v. t K.,y. West-Dentsebland, Nordost-Frankreich, 8öd^
Holland und Belgien. Revidirt und ergänzt 1848. Fol. Berlin. 6%.
Oeaterrelcbfnebe ftiättder. Atlas d. osterr. Mooarchie n. d. neuesten
polit. ^u gerichtL EinthaiL Deutsche Kronländar. (Aus Stieler* s kleinem Atl.)
4. ;Gotha. {» — Böhmen* n. seiner neuesten Eintheil. FoL Wien* %• —
Homer, G., Scnul-Atlas d. osterr. Monarchie. 4. abgeänderte Aufl. 4. Re~
gensb. %. — Mahlmann y JE/., d. Salzkammergut m. d. Gaffend v. Salzburg
und Berchteagaden. 4. Berlin. %. — Oesterreich unter und ob d. finns and
Salzburg n. d. neuesten Eintheil. FoL Wien. %. — Post- u. Reisekarte y«
TyroL 4. Nürnberg. */ lt . — -^ v.Oestarr. obd.finas. Fol. Lina. fa>
Geographie, 425
— Reifekarte,. «. Schweiz. — Schmidt, E„ Orientirudgskarte d. neuen Eio-
taeU. v. Böhmen. Fol. Prag. %. — * = Desgl. v. Mähren a. Schlesien. Fol.
Ebenda. .%. — Siebert, A., d. Erzherzogin. Oesterreich. Fol. Nürnberg. %.
— Steiermark n. seiner neuesten Eintheil. Fol. Wien. %. — Weiland, C. f
Böhmen, n. neuester Bintheilung. Fol. Weimar. %. — = Erzher zogthum
Oesterreich. = = — =r Markgrafschaft Mähren. = = — = Steyermark,
Kärnten, Krain u. d. Küstenland. = =; = — Wilkinson, J. G., Dalraatien
u. Montenegro n. d. österr. Vermessungen m. Verbesserungen. Fol. Lpz. ^
Preussische Länder. Benningsen- Förder, R.v., geognost. Karte
d. Umgegend v Berlin. Mit Erläuterungen. 2. verm. Ausg. 4. Berlin. 2.
— Karte d. Provinz Brandenburg. V. d. Generalstabe. Sect. 36. Dobri-
lugk. Fol. Berlin. 18 /« 4 (bisj. I9 ll / t4 ). — ; = D - P™ v *nz Westphalen
u. Rheinprovinz. Sect. 51. Koblenz. 5S / 60 (bisj. 38 7 / 2 4). — Kiepert, H.,
Karte v. Pommern. Fol. Weimar. %. ~ Kreiskarten v. Schlesien. 1 Lief.
Fol. Glogau. f. — Nivellementspläne. V. F. B. Engelhardt. 2 Bl. in
Fol. Berlin. 5. — Reiche, Karte d. 8trehlener Berge. Fol. Breslau. %.
— Wandkarte d. Grafsch. Glatz. V. F. v L. Fol. Glatz. 1%.
Baden. Krom, J. G., Karte v. Baden u. Gernsbach. Fol. Carlsr. %.
— z=z- = v. Rastatt o. Umgebung. Desgl. — Wort, J. E., d. badischen
Bäder. Fol. Freiburg im Breisgau. %. — = Karte d. Landsch. Frei-
barg im Breisgau. Fol. Ebend. %. Bayern. Karte v. Bayern. 4.
Nürnberg. Vio> mit Dista nee- Angaben. %. — Klein, Ant , Karte d. Kö-
nigreichs Bayern nach seiner neuesten Einth. Fol. Augsb. $. — Siebert,
A-, d. Königreich Bayern. 1850. 2. bericht. Aufl. Fol. Nürnberg. %.
Knrhessen. Wandkarte v. Kegel. N. Erläuterungen v; R. Klinkerfuss.
4. CasaeJ. 1%. Königreich Sachsen. Andräe, O, topogr. -
orographische Special -Karte d. Königr. Sachs, in 9 Bl. 4. u. 6. Lief.
Fol. Dresden, a % S&ehninelie ■erMgthttmer. Karte von
C. Weiland. FoL Weimar. %. Schleswig* Hol titein. Edward*,
R., Karte . d. Eckernförder Meerbuseus. Fol. Hamburg. {. — Gullan,
Karte von Schleswig-Holstein-Lauenburg.. 4. verb. Aufl. Fol. Hamburg.
Vis* Württemberg. Bach, Stuttgart mit seinen Umgebungen.
Topogr. u. geognost. aufgenommen. Fol. Stuttg. 1%. — Gros*, R,, d.
Würtemberg. Eisenbahn u. d. Bodensee. Stuttg. %. — Karte ▼. Wür-
temberg, n. d. neuen Landesvermessung. Bl. 1—50. Fol. Stuttg. ä %.
— Paulus, d. Königr. Würtemberg m. Höhenkarten. N. d. Landesver-
messung rectificirt 1850. Fol. Stuttgart. %. Holland. Kaart,
nieuwe generale, van bet koningrijk der Ned er landen. In 8 bladen. Fol.
Wolfenbuttel. 4. Schweiz. Atlas, topogr. d. Schweiz. Blatt 2. 6.
7. 16\ 17. u. 21. Fol. Zürich. 1%. — Gross,. R., 25 Specialkarten zn
Reisetouren in d. Schweiz. Stuttgart. 1%. — Kellert, H., erste Reise-
karte d. Schweiz. Pol. Zürich. 1%. — Reisekarte v. d Schweiz o. Vor-
arlberg. 4. Berlin. %. — D.Schweiz. Fol. Berlin. Scbropp. %. — Vbge-
Un, J. K. u. G. Mayer v. Kronau, histor.-geogr. Atlas d. Schweiz in
14 BL 3. Lief. Nr. 5 u, 6. Fol. Zürich, a 1. Italien. Kiepert, 0.,
Italien. Fol. Weimar. %• — — , Uuieritalien od. d. Königr. beider Si-
cilien: Fol. Weimar. %. Dänemark. Fischer, F., Karte v. Däne-
mark. Fol. Coblenz. % Island. Qunnlaugssm, Björn , Uppdrättr
Islands. 4 Bl. u. 1 Bl. Text. Reikjavik, 1844. (Lpz. T. O. Weigel).
1%. ~- Dieselbe, ein Blatt. Fol. 1%. Russland und Polen.
Dufour, A. R. u. F. Wrotnowski, Carte physique, hvdrographique et
routiere de la Pologne. Fol. Paris u. Lpz. 2%. Türkei. Monte-
negro, s. Oesterreich. Länder, Wilkinson. Asien. Zimmermann,
C, Atlas v. Vorderasien z. Carl Ritter's Erdkunde. III. Hfl. 4 Bl Fol.
Berlin. %. IV. Hft. 1. Hälfte. Ebenda. 5% (bisj. 25%). - - Palästina.
D. heilige Land a. d. Vogelschau. Fol. Elberfeld. $. — ToMer, T.,
Grundriss v». Jerusalem. Fol. St. Gallen. |. - — Afrika. Weiland^ C.
N. Jahrb. f. Phil. «. Päd, od, Krit. Bibl, Bd. L&. Hfl. K % %>
426 Geographie.. Mathematik.
F., d. nordwestl. Afrika, berichtigt v. H. Kiepert. Fol. Weimar. *&. —
Amerika. Bramme , Traug., Post- a. s. w. Karte d. vereinigten Staa-
ten v. Nordamerika. Pol. 8tnttg. f. — Desgl. Pol. Bayreuth. 1Yi&- —
Kiepert , H., Nordamerika mit Westindien. Pol. Weimar. %. — Saur-
bern, J., d. Vereinigten Staaten v. Nord -Amerika. Pol. Coblenz. Vis* —
Weiland^ C. F., d. Vereinigten Staaten v. Nordamerika n. Texas. Ber.
v. U. Kiepert. Fol. Weimar. %.
• * *
VII.
Mathematik.
* r
Abhandinngen, mathematische d. K. Akademie d. Wissensch. zu Berlin.
A. d. J. 1848. 4. Berl. */, 2 . — Abhandlungen d. marhem. -physikalische«
Classe d. K. bayer. Akademie d. Wissenschaft. V. Bd. 3. (letzte) Abth;
(XXII. Bd. d. Denkschriften). 4. München. 2. — Archiv f. Mathe«, n.
Physik, mit besond. Röcksicht auf d. Bedurfnisse d. Lehrer an hoher««
Bildungsanstalten. Hrsg. v. J A. Grüner. XIV. Thl. 4 HRe. 8. Greifs-
wald. 3. — Arndt, J. A., Beispiele u. Aufgaben aus allen Theileo d.
Arithmetik u. Algebra , so weit diese auf höheren Schulanstalten gelehrt
werden, nebst deren Auflosungen. 3. (Titel-) Aufl. 8. Lpz. 1%. — Bibö,
H., Erfindung u. Bearbeitung einer neuen, durch d. Zwei gteichmassig
ohne Bruche th eilbaren Decimal-Rechnung, aus einem neuen Zahlensysteme
hergeleitet. 8. Berlin. %. — Bland, Miles , geometr. Aufgaben. Nach d.
4. engl. Original- Ausgabe f. d. Bedürfniss deutscher Lehranstalten bearb.
v. A. Wiegmnd. 8 V Halle. 1%. — — d. Elemente d. ebenen Trigono-
metrie n. d. 4. engl. Original - Ausgabe übers, u. mit einen Nachtrage
begleitet v. A. fFiegand. 8. Halle. */ 20 . — Brisher, £»., Lehrbuch d. Ma-
thematik f. Gymn. u. Realschulen. 2. Thl. Lehrb. d, Algebra f. d, ersten
Unterr. 8. Wien. % (I u. II: l l, / ao ). ~ Dose, Z, Tafeln d. natorL
Logarithmen d. Zahlen. In d. Porm u. Ausdehnung, wie d. d. gewohnt, od.
Brigg'schen Logarithmen berechnet. 4 Wien. 3%. (A. d. Annale* d. Wie-
ner Sternwarte). — Francoeur, L. B., vollst. Lehrkurs d. reinen Math.
N. d. neuesten Original- Ausg. a. d. Franz. übers., m. Anmerk. u. Zua.
vers. v. E. Külp. 1. Bd. 3. Buch. D. Elementargeometrie. 2. Aufl. bearb.
v. Ph. Fischer. 8. Bern, l 1 /, . 2. Bd. 3. Buch D. Differential- u. Inte-
gral reohnang. 2. Ausg.. 8. Ebenda. 2V 16 . — Franke, T., d. Elemente
d. Zahlenlehre. 2. umgearb. Aufl. 8. Lpz. 1%* — Gallenkamp, W+, d.
Elemente d. Ityathem. F. Gymn. u. Realschulen. 8. Wesel. 1%. — Gräfe,
//., geometrische Anschauungslehre. 2. verm. u. verb. Aufl« 8. Lpz. %«
— Gronwaldt, A., Sehnen-Tafeln f. d. Radius 1000. N. einer Gebrauchs-
anweisung. 8. . Quedlinburg. %. — Gruber y K., d. Raumformen- u. Raum-
grö ss entehre in Verbindung m. d. Zeichenunterr. 2. verm. Adfl. 8.
Mannheim. T /io« — Grunert, J. A. t Lehrb. d. Mathem. u. Physik. 3.
Thl. 2. Abth. 8. Lpz. 2 T /io (bis j. 13}). — Harms^ Ckrn. , methodisch
geordnete Aufgaben z. Uebung im schriftl. Rechnen f. gehobene Volks-
schulen n. d. unteren Klassen d. Gymn. u. Realsch. 2. Aufl. 8« Oldenb,
%. — IIartmann 9 /., Aufgaben zur Uebung im geometr. Zeichnen f. d.
antern Claasen v. Gymn. u. Realschulen. 8. Marburg. %. — Jordan, J.
£., allgem. Arithmetik f. d. höheren Klassen d. lUntergymnas. 1. Abtbeil.
Operationen d. Veränderung. 8. Wien. %. — Journal f. d. reine n. an-
gewandte Mathematik. Hrsg. v. A. L. Crelle. 40. Bd .4. Hfte. 4. Berl.
4. — #eroW#, JU, Elementar- Mathem. 2. Thl. D. Planimetrie für den
Schulunterricht bearb. 8. Breslau. 6 / l2 . — Ker%, Ferd., d. allgem. Un-
kehrang & Reihen nebst Anwendung derselben auf d. vollständige Lesung
numerischer Gkicbaagen. 4. Gleisen. \. — Kyäeut v P.i R^ Bedeutung
Mathematik. 427
u.> Anwendung, d. Zahlen in & Geometrie. 4. Siegen. %. — Koppe, €•,
metkod. Leitfaden f- d. Unterricht im. Rechnen in d. untern Klassen d.
Gymn. n. Beispielsamml. 2. verm. u, verb. Aufl. 8. Essen. */ia* —
Leibmtz, s. Deutsche Sprache u. Litteratur. — Loof, Frdr. W., Leitfaden
f. d. Unterr* im prakt. Rechnern u. in d. Arithmetik. 1. Cursus. F. d.
untern u. mittlem Klassen höherer Lehranstalten. 8. Gotha. %. —
Matzka, W,, Versuch einer richtigen Lehre von d. Ablenkung algebrai-
scher Grossenbeziehungen. 4. Prag. 2. (A. d. Abhandl« d. k. böhm. Ge-
sellschaft d. Wissenschaften zu Prag). — — Elementarlehre v. d. Lo-
garithmen , auf einen neuen verständvcjieren u. umfassend. Begriff dieser
Hilfszahlen gegründet, blos d. Kenntniss d. gewöhnlichsten Zifferrech-
nungen voraussetzend, ohne Algebra gemeinfaaslich zergliedert. 8. Prag.
%. — Meister, Elemente d. ebenen u. sphär. Trigonometrie. 8. Freising.
%• — MeJanges mathe'matiques et aatronomiques tir^s du bulletin physico-
mathem. de l'acad. imp. d. scienc. de 8t. Petersb. T. I. livr. I. S. St.
Petersb. (Lpz., Voss). f. — Meyer, C, Lehrbuch d. Geometrie f. Gymn.
u. andere Lehranstalten. I. Tbl. Planimetrie. 5. verm. Aufl. 8. Potsdam.
%. — Müller i 4nt., d. Fundamentalgesetze d. höh. Geometrie. 1. Abth.
4. Stuttgart. 2f. — Nizze, E., Geometrie. 1. Tbl. Ebene Geometrie.
3. verb. Aufl. 8. Prentlau. %. — Osthoff, C. F., Neue Art höhere Glei-
chungen aufzulösen. 12. Westhofen* -J. — Peters, C. W., Quadrat, u.
Kubik-Tabellen. 8. Wismar. '/io- — Pfriemer, A7., 1409 theoret. n. prakt.
Aufgaben üb. ebene Geometrie, ebene Trigonometrie u. s. w. nebst bei-
geschlossenen "Zeir hnangsaufeaben zu - Seh. v. StratsnitzkVe Handb. IM*
Vorrede v. d. Letztem. 8. Wien. 1. ~~ Pellak, Fr, X, Sammlung alge-
braischer Aufgaben. 2. Abtb 2. verb. Anfl. 8. Augsb. %. — Prigge,
C, Lösung matheroat. n. naturwiseenschaftl. Streitfragen durch grundfeste
Beweise. 8. Magdeburg. Via* — Quadrat u. Cubic- Wurzeln. Ein Leit-
faden u. Uebnngsheft f. Gymn. n. s. w. 8. Wiesbaden. %. (Bereits d.
2. Aufl., welche nur 9 A % kostet). — Remokle, G., d. Mathematik in d.
Hand d. Schülers. Ein Lehrb. d. elementaren Arithmetik u. Algebra.
8. Stuttg. 4 A . ■ — Riedt v. Leuenstern , J*, üb d. vergleichende Maass
d. Körnerwinkel-. 4. Wien. 1. • ■— '= üb. d, Summen d. Körperwinkel an
Pyramiden. 4: Desgl. (Beide* Werke abgedr. a. d. natnrwissensch. Ab-
handlungen v^ W. Haidinger). — Rogner, /., Samml. v. Aufgaben a. d.
Algebra n. Arithmetik. F. Ober - Reabcb. n. Gymn. 8. Wien. 1%. —
Rummer, F , d. Verwandt, n. Tbeilg. d* Flächen in einer Reihe v. Con-
struetiona- u. Berechnungsaufcaben. 8. Heidelb 3 / b . — Schäfer, C. J.
P. J#., de ratione inter aritbmeticam et geometriam. 8. Jena. %. —
Schaub, F., Compendium d. ebenen u. sphär. Trigonometrie. 8. Wien.
%. — ScMömiloh, O., mathem. Abhandlungen. 8. Dessau. 1 1 '/ 5 . — Sehnei-
der, J., mathem. Uebungsb. f. d. Gymnasial- Unterr. 1. Hft. F. Quarta
u. Tertia . 8. Emmerich. l / 4 . — Schulz, O., Lehrb. d. Raumlehre f. d.
Etementarunterr. 1. Aith. D. ebefie Raumlehre. 8. Berlin. *£• — Schulz
v. Strastnüzki, Handb.. d. Geometrie, f. Praktiker u. d. Selbststudium.
8. Wien. 4. ■'•— Sohncht, L. A., Samml. v. Aufgaben a. d. Differential-
u. Integralrechnung. 8. Halle. 2. — Spkeer, £., Gesetze in d. höheren
Zahten^leiehuugeft. M/Vorw. v. Schulz v. Strassnitzki. 4. Wien. 4 /a-
(Aus W. Haidfngers's uatur wissenden. Abhandl.). — Stampfer, S. E.,
üb. d. neue Planimetrie v. Wetfi. 8. Wien. */ b . (Aus d. Sitzungsberichten
d Akademie). — Strehl, J. t Handb. beim Unterricht in d. Arithmetik f.
Gymn. 1. Thl. 2. unrerand. Abdruck. 8. Wien. */ 6 . — Stubha, A., An-
weis, f. d. Rechennnterr. 2. verm. Aufl. 8. Lpz. %* — Tafeln z. Ab-
kürzung trigonometrischer Höhenberechnungen. 2. Aufl. Hannover. t / r . —
Totem«, Frdr. E., Lehrb. z. niedern Geometrie. 2. Thl. Stereometrie
u. a. w. 8. Plauen. % (b. j. 1%). — ITÄde, 4, jGruwdMroa, fc. KxxSisss«^
u. Algebra. 2. unveränd. Aufl. 8. BituuMfevmUj« Y v rv — llwrA •»"»-%
428 Mathematik* Naturwissenschaften«
Lehrb. d. Geometrie u. Trigonometrie. 3. verb. u. verm. A«Ä. v. C
Kuhn, 8. Landshut. 2V 10 . — Pag"«» G» »•> Vorlesungen üb. d. Mathe-
matik. 7. Aufl. Durchges. v. Matzka. 8. Wien. 3. — Violß, J., Mathem.
Sophismen. 8. Wien. 4. — Wiegand, A., Lehrb. d. allgem. Arithmetik.'
2. verb. Aufl. 8. Halle. %,. — =: Trigonaltriaden, in arithm. u. barm.
Progression. 4. Ebenda. Vis- — — Lehrb. d. Mathematik. 3. verb.
Aufl. 8. Ebenda %.
VIII.
Naturwissenschaften.
Allgemeine und umfassendere Werke. Abhandlungen d.
naturforsch. Gesellschaft zu Görlitz. 5. Bd. 2. Hft. 8. Görlitz. .%. -
= naturwissenschaftl. Gesammelt u. herausgeg. v. W. Haidinger. III. Bd.
in 2 Abth. 4. Wien. 13% (I— III : 35%). — Actorum, novorum Caesareae
Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum vol. XXI supplem. F. A. W.
Miquel illustrationes piperacearum. 4. Breslau u. Bonn. 10. — Berichte
üb. d. Mittheilungen v. Freunden d % Naturwissenschaften in Wien, ge-
sammelt u. herausgeg. v. W. Haidinger. VI. Bd. Nro 1—9. 8. Wien.
1. (I— VI: 10 2 /i 5 ). — Bescheret, J. , Lehrb. d, Naturwissenschaften, f.
höhere Bürgerschulen, Gymn. u. s. w. 1. Bd. Oryktognosie. 1. u. 2. Abth.
Terminologie u. Ph>siographie. 2* (Titel-) Ausg. 8. Lpz. %. — Qdlis-
sen, C. F., Leitfaden beim Unterricht in d. Naturwissenschaften. 2. verb.
Aufl. 8. Hamburg. 3 / a0 . — Jahreshefte, württembergiscbe, naturwissen-
schaftl. Hrsgg. H. v. Mohl y TA. Plieninger, Fehling, W. Menzel , F.
Krauss. V. Jhrg. 2. Hft. 8. Stuttgart, ä %. — 'Mittheilungen d. natur-
forsch. Gesellschaft zu Bern a. d. J. 1849. 141—166. 8. Bern. 1*/ 15 . —
Prigge, s. Mathematik. — Schödter, Frdr. f d. Buch d. Natur. 5», Aufl.
8. Braunschw. l 1 ^. — Schubert, G. H. t>., Ansichten von d. Nachtseite
d. Naturwissenschaften. 4. umgearb. u. sehr verm. Aufl. 2. (Titel-) Ausg.
8. Lpz. %. — Ule, O., D. Weltall Beschreib, u. Gesch. d. Kosmos im
Entwicklungskampfe d. Natur. 2 Bde. 12. Halle. 3. — t, «eschlcbte
der Mniurwlssensehaften. Kolbe, B., d. Bischof ftynesius v. Cy-
rene als Physiker u. Astronom beurtheilt, nebst d. ersten deutschen Uebers.
d. Rede d. Synesius de dono astrolabii od. üb. d. Lob d. Astronomie m>
verb. griech. Texte. 8. Berlin. \/ 4 . PttdagOffiftChe und me-
t ho dl »che Schriften. Bescher er, J., Methodik d. naturwissenschaftl.
Unterrichts f. Schulen. 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. %. -— Crüger, F. % d.
Physik in d. Volksschule. Ein Beitrag z. method. Behandl. d. ersten Un-
terrichte in d. Physik. 8. Erfurt. */ 16 . — Kützing , Frdr. Trau f., d.
Naturwissenschaften in d. 8cbulen als Beförderer. d. christl. Humanismus.
8. Nordhansen. 3 / 5 . — Ritter, C. &, Wozu ist d. Naturbeschreibung auf
Deutschlands Gelehrtenschulen nütze? 8. Marburg. l / 6 . .. AntrojM*-
mle. Annalen d. k. k. Sternwarte in Wien. Hrsgeg. v. C. L. v. lAttrow
u. F. Schaub. 32. Thl. od. Neue Folge 12. Bd. Piazzi's Beobachtungen
in d. Jahren 1811—43. 4. Wien. 3 r /, 2 . — Beobachtungen, astronomische,
a. d. K. Sternwarte in Königsberg. Hrsg. v. A, L. Bu$ch. 29i Abth. v.
1. Jan. — 31. Decemb. 1846. Pol. Königsberg, ä 2%. (Abth. 25— 28 sind
noch nicht erschienen). — Böhm, J. G«, Beschreibung d. Urnanoscops u.
Anleit. zu dessen Gebrauche. 8. Lpz. %. — Braungard, H. 4., Theorie
d. Bewegung d. Himmelskörper, sowie der im Weltalle wirkenden Kräfte,
basirt auf eine Analyse d. magnetischen Kraft. 8. Quedlinb. %• — Galle y
s. Geographie. — Herschel, W., üb. d. Bau d. Himmels. % (Titel-)
Ausg. 8. Lpz. 4 / 6 LamonU J.» astronomischer Kalender f d. König-
reich Bayern a. d. Jahr 18&1, verf.u. hrsg. an d. könifl. 8ternwarte bei
Naturwissenschaften. 430
München* M« Beitrigen v. Kuhn, Meister u. Pollak. 2k Jhrg. 8. Manch;
lVao* — ~ Desgl. a. 1852. 8. Ebenda. 1: — Metanges, «.Mathema-
tik. — Nachrichten, astronomische, hrsgeg; v. H. C. Schumacher* 39.
u. 31. Bd. Nr. 697—74*. 4. Altena. 1% — Schubert, G. H. i>, d. Ur-
welt u. d. Fixsterne. 2. umgearb. Aufl. 8. Lpz. %. r— Unterhaltungen,
wöchentliche, f Dilettanten n. Freunde d. Astronomie, Geographie u. Me r
teorologie. Hrsg ; v. G. A. Jahn. 4. Jhrg. 1850. . 52 Nr. 8. Lpz. 3. —
Uranus. OvQccvog. Synchronistisch geordnete Ephemeride aller Himmels-
erscheinuagen d. J. 1850, zunächst berechnet f. d. Horizont d. Stern-
warte zn Breslau, aber auch f. jeden Ort unseres Erdtheiles eine tägliche
treue Darstellung d. wechselnden Erscheinungen am Himmel. 4. Jhrg« in
Vierteljahrsheften hrsg. v. d. K. Universität« - Sternwarte zu Breslau. 4
Hfte. 8. Breslau. 1%. Einzelne Hfte. ä */*• Physik. °Angstr6*m, s.
Mineralogie. — Annalen d. Physik u. Chpmie. Hrsg. v. J. C. Poggen-
dorff. Bd. LXXIX-LXXXII. (D. ganzen Folge 155.— 158. Bd.) Jhrg. 1850.
Hfte. 8. Lpz. 9%. — Archiv, s. Mathematik. — Baumgartner, A., An-
fangsgrSnde d. Naturlehre. 2. umgearb. u. verm. Aufl. 4 Lief. 8. Wien.
l 18 /i&* — Beiträge 2. meteorolog. Optik u. z. verwandten Wissenschafr
ten. In zwanglosen Heften hrsg. ▼. J A. Grunert. 1. ThL 4. Hft..:
R. Clausius, d. Lichterscheinungen d. Atmosphäre. 8. Lpz. T /io*
(I, l — 4: S'/io)* — Beobachtungen, magnetische u. meteorologische, zu
Prag. Hrsg. v. K. Kr eil u. K. Jelinek. 9. Jhrg. 1848. 4. Prag. 3. —
Brix, A. F. W., üb. d. Reibung u. d. Widerstand d. Fuhrwerke auf d.
Strassen. 4. Berlin. 3. — Character, d., des Flussigen, Versuch d. Zwie-
spalt zu beseitigen, welche d. Erklärung d. Erscheinung d. Drucks u. d.
Hebung von Flüssigkeiten veranlasst hat. V. B. T. 8. Berlin. \. —
Doppler, Chrn., zwei weitere Abbandlungen a. d. Gebiete d. Optik. 1.
Ueber d. Anzahl d. möglichen Gesichtswahrnehmungen. 2« Versuch einer
systematischen Classification d. Farben. 4. Prag. 2 / s . (Aus d. Abhand-
lungen d. k. bohm. Geselle eh. d. Wissenschaften. V, 5.). — Engel, F.,
u. K. Schellbach, darstellende Optik. 2. Hft. 4. Berlin, a 2%. — Fort-
schritte d. Physik im J. 1847. Dargestellt v. d. physikal. Gesellschaft zu
Berlin. III. Jhrg. Redig. v. G. Karsten. 2. Abth. Electricitätslebre vt.
Meteorologie. 8. Berlin. 2 (I III, 2. 10). — Francoeur, L. B. 9 E lernen -
tar-Lehrb. d. Mechanik. A. d. Französ. mit erläuternden Anmerkungen
u. Zusätzen v. W. Opelt. 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. Vv — Fr ick, J<,
physikalische Technik od. Anleit. z. Anstell, v. physikalischen Versuchen
u. ■.Herstellung v. physikalischen Apparaten. 8. Braunschweig. 2. •— r
Grieb, Chr. Fr,, d. Wunder d. elektrischen Telegraph ie. 32. Stuttgart,
"/so- — Grothe, d. Experimental-Physik. Dargest. in 29 lithogr. Tafeln
mit physikal. Apparaten nach d. Natur, mit Text. 2. Abth. Fol. Hagen.
Bis j. 3. — Grunert,' s. Mathematik. — Handwörterbuch, s. Chemie, —r
Hartmann, C, d. Anfangsgründe d. Mechanik. Nach d. Engl, bearbeitet.
Durchges. u. m. Zusätzen verm. 8. Lpz. %, — Hefer, J., populäre Phy-
sik. F. Real- u. Gyronasialschulen. 1. Bd. 8. Wien. 1. — Jahresbericht
üb. d. Fortschritte d. reinen, pharmaceut. o. techn. Chemie, Physik,
Mineralogie u. Geologie. Unter Mitwirkung v. H. Buff, K. Dieffenbach,
C. Ettling, F. Knapp, H. Will, F. Zamminer , hrsg. v. J. v. Liebte
u. H. Kopp. F. 1847 u. 48. 5 Hft. Schluss. 8. Giessen. 2. cplt. 6. F.
1849 (in nur 2 Hften.) 1. u. 2. Hft 8. Ebenda. 1% u. 2%. — Koppe,
K., d. Anfangsgrunde d. Physik f. d. Unterricht in 3. oberen Classen eV
Gymn. u. Realschulen. 2. verm. u. verb. Aufl. 12. Essen. 1%. — Kr eil,
G., Entwurf eines meteorologischen Beobachtung» - Systems f. d. oster-
reichische Monarchie. Mit einem Anhange, enthaltend d. Beschreibung d.
an d. k. k. 8ternwarte zu Prag aalgestellten Autographen -Instrumente;
Windfahne, Winddruckmesser, Regen- u. Schneemesser. 9. Wien. 1. — -
Kunzek, A., Lehrbuch d. Meteorologie, 2. (Titel-) A»ft. 9> Wien. 1. r~
430 Naturwissenschaften.
Lexikon, physikalisches. 2. neu beerb, u. mit in d. Text'eingedr. Abbil-
dungen ausgest. Aofl. V. O. Marhach. 11. — 14. Lief. 8- Lpz. a *£, —
M&anges, s. Chemie. — Mittheilungeh ober ältere magnetische' Decliaa-
tionsbeobachtungen, sammt den auf deren Ztfstandebringuag' sich bezieben*
den Verhandlungen d. mathem.-naturwissenschaftl. Classe d. k. k. Akad.
d. Wissensch. 1. Hfl. 8. Wien. %. (A. d. Sitzungsberichten d. Akad.) —
Müller , J. , Bericht üb. d. neuesten Fortschritte d. Physik. In ihren
Zusammenbange dargest. 5. u. 6. Lief. 8. Braunschweig, a %. — Oswan,
G. W., neue Beitrage zur Chemie u. Physik. 6. Lief. 8. Wörxburg.
T /, . — Prevssinger, L., Versuch einer kurzen, leichtfasslichen u. zugl.
grundlichen Darstellung d. elektro-galvanischen Telegraphen. 2. verb. u.
▼erm. Aufl. 8. Augsburg. %. — Schlagintweit, ff., üb. d. poysicali sehen
Eigenschaften d. Eises. 4. Lpz. Vio- (A. d. Untersuchungen üb. d. physical.
Geogr. d. Alpen). — Schneider, Frdr. Ad., Astro- Meteorologie od. festes
Fundament zur sichern u. genauen Vorausberechnung d. Temperatur d.
Luftdrucks , d. Windrichtungen u. s. w. 8. Berlin. %. — = J., pbysik.
Leitfaden f Obergymn. 1. Hft. Emmerich. 1 / i . — Seidemacher, O.,
d. elektrische Sonne. 8. Dresden. 4 / lft . — Steinkeil, C. A., Beschreibung
u. Vergleichune d. galvanischen Telegraphen Deutschlands nach Besich-
tigung im April 1849: Feststellung d. yertheilhaftesten Systeme. Angabe
einer Verbesserung d. Morse'schen Apparats. 4. München. ll / lb » (A. d.
Abhandlungen d. mathem.-pbysikal. Cl. d. k. Bayer. Akad. d. Wissensch.).
— Struve, W y sor la dilatation de la glace, d'apres les ex)>e>iences
faites en 1845 et 1846 a l'observatoire central de Poulkova par Schu-
macher, Bohrt et Moritz. 4. 8t. Petersb. 1. (Aus d. Memoires de Tacad.
VI. 8er. T. IV.). — Thieme, F. W., Lehr- u. Lernbuchlein d. Pbysik.
8. Lpz. %. — Ule, 0., Untersuchung 6b. d. Raum u. d. Raumtheorien
d. Aristoteles u. Kant. 8. Halle. %. — Verhandlungen d. physical.-me-
dicin. Gesellsch. zu Wurzburg. Red. v. A. Kölliker, J. Scher er, R.
Virohow. 1. Bd. Nr. 1—6. 8. Erlangen. %. — Wenzlmff, Fre., Wetter-
kunde, Meteorologie. 8. Schwerin. %. — Chemie. A analen d. Che-
mie u. Pharmacie. Hrsg. ▼. Frdr. JVohler u. J. v. Liehig. Jbrg. 1860.
Bd. LXXIII— LXXVI. Jbrg. 1850. 12 Hfte. 8. Heidelberg. 7. — Bren-
ner, R., u. A. Porecky, anorganische Chemie, tabellarisch dargestellt.
Tab. II. Sauerstoff- Verbindungen. 1. Thl. Fol. Quedlinburg. %. (I u.
II: 1%). - Bruhn, H., kurzgefasstes Lehrbuch d. Chemie. 2. (TKeU)
Ausg. 8. Lpz. */ 5 . — Cas8elmann, W., Leitfaden f. d. Wissenschaft!.
Unterr. in d. Chemie. F. Gymn., Realschulen u. s. w. 2. Cura. 2.* Hälfte.
8. Wiesbaden. > 4 /n (cplt. 2 ft /s)* — Dumas, J., Handhucfi d. angewand-
ten Chemie. A. d. Franz. v. L. A. Buthner. 42. Lief. (Schluss). 8.
Nürnberg. •/■ (cpl. 28% )- — Frech, A., Uebersicht d. einfachen Kör-
per, ihrer Eigenschaften, so wie ihrer wichtigeren Veränderungen. 1 Bog.
Fol. St. Gallen. 4 /i&- — Gorup- -Beseite«, E. C, F. »., Anleitung zur
äualitativen u. quantitativen zoochemischen Analyse. 8. Nürnberg. 1 T / 10 . —
landworterbuch d. Chemie u. Pbysik. III. Bd. 2 Hfte. Rho-Z. 8. Berl.
2. (cplt. 10%). — Handwörterbnch d. reinen u. angewandten Chemie.
Hrsg. t. Jrv. lAebig, J. C. Poggendorff u. F. Wähler. Red. v. H.
Kolbe. IV. Bd. 2. u. 3. Lief. 8. Braunschweig, ä %. — Jahresbericht
üb. d. Fortschritte d. Chemie n. Berzelius' Tode fortges. v. L. Svanherg.
XXIX. Jhrg. 1. Hft. Unorganisshe Chemie. 8. Tübingen. °/i . — = a.
Physik. — Journal f. praktische Chemie v. O. L. Erdmann u. H. F.
Marchand. (17.) Jbrg. 1850 od. 49—51. Bd. 24 Hft«. 8. Lpz. 8. (Ein-
zelne Bände a 8, einzelne Hefte a 9fe): < — Lehmann, C. G., Lehrbuch
d. physiolog. Chemie. 2. Bd. 8. Lpa. 2%. — Melange* physiques et chi-
miqnes tir*s du bulletin physieü-math^m. de l'acad. imp. de sc. de St.
Petersboarg! T. I, 1. Livr. 8. St- Petersburg. y ih . — AftcAaeJts, A. 9
Repethorium o. Iframinatoriam d. Ctaane. i.wfcWa. kwit^Mv. ^ L *
Naturwissenschaften. 431
8. Tübingen. */&• — Müller , L., Lehrbuch d. theoret. Chemie. 1. Hft,
8. Berlin. r / l9 . — Osann, s. Physik. — Pttyens, A. 9 Gewerbschemie.
N. d. Frans, bearb. v. H. Fehling. 4. o. 5. Hft. (Schluss). 8. Stuttg.
a %. — JZegnault's Lehrbuch d. Chemie. A. d. Franz. übers, fr. Böde~
fcer. 11. — 15. Lief. 8. Berlin, ä */ 6 . — Scheerer, Th., Isomorphismus o.
polymerer Isomorphismus. 8. Braunschweig. %. (Abdruck aus d. Hand-
worterbuche d. reinen angewandten Chemie). — Schleckt, L., Grundrisa
d. unorganischen Chemie. 8. Wien. %. — Stöckhardt, J. A., d. Schule
d. Chemie. 5. verb. Aufl. 8. Braunschweig. 2. — Thmes Ceetnehy, K.,
physikalischer Beitrag z. Chemie. 8. Linz. B /&- — Werther, Cr., d. un-
organische Chemie, Grund riss f. Vorlesungen. 1. Abtb. 8. Berlin. \%. ■—
kTütstein, G. C, vollständiges etymologisch-chemisches Handwörterbuch,
mit Berücksichtigung d. Geschichte u. Literatur d. Chemie. 2. (Titel-) ,
Ausg. II. Bd. 3 Abth. 8. München, a 1%. cplt. 11. — - Äatorsre»
gchichte Im Allgemeinen. Archiv f. Naturgesch. Gegründet von
A. F. A. Wiegmann, fortges. v. W. F. Eriehson. In Verbindung mit
Chruebach, v. Siebold, A. Wagner u. Leuckart, hrsg. v. F. H. TroBchcl.
15. Jhrg. 184& 2 Bde. a 3 Hfte. 8. Berlin. 6%. — Ebtl , W., Geogr.
Naturkunde od. Grundzüge einer all gem. Naturgeschichte d. drei Reiche
mit physiognom. Schilderung d. Brdoberflache. 1. Abth.: Plan d. geogr.
Naturkunde. 2. Abth.: Geogr. Naturkunde v. Island. 8. Königsberg. 2%*
—- Eichelberg t J. F. A., methodischer Leitfaden z. gründl. Unterricht in
d. Naturgeschichte f. höhere Lehranstalten. 2 Thl. Botanik. Neue durch-
gesehene, verm. u. verb. Aufl. 8. Zürich. %. — Gressler , F. G. L.,
Naturgeschichte f. Kinder. 5 Thl. 8. Langensalza, a 1%. — M&noires
de ia soci£te du musöum d'bistoire naturelle de Strasbourg. Tom. IV,
1. Livr. 4. Strasburg. 4%. (Bis j. 41%). — Naturgesch. d. drei Reiche,
bearb. v. G. W, Bischoff, J. R. Blum, H. G. Bronn, K. C. v. Leon-
hard, F. & Leuckart u. F. S. Voigt. 94—96 Lief. Schluss d Geseh.
d. Natur v. Bronn. 3 Bd. Lehrbuch d. Geognosie u. Geologie v. Leon-
hard. — -.=: bildliche aller drei Reiche. V. G. Bill, E. Fenzl , L.
Fitzin ger, J. Heckel. Hrsg. v. V. Kollar. 3. Lief. 8. Lpz. 1%. — Ver-
handlungen d. naturhistor. Vereins d. preuss. Rheinlande u. Westphalens.
Hrsg. v. Budge. 6. Jhrg. 8. Bonn. 1%. — Wilmsen, F. F., Handbuch
d. Naturgesch. 2. verb. u. verm. Aufl. 3 Bde. 2. (Titel-) Ausg. Lpz. 6.
-— Mineralogie, Oryktognosie , Geognosie, (teologle,
sPjfcUtantologie Abhandlungen d. zoologisch-mineralog. Vereins in Re-
gensburg. 1. Hft. 8. Regensb. 1 j & .— °Angstr6m,A.J., Memoire sur la Pola-
risation rectiligne et la double refractioa des cristaux a trois axes obliques.
4- Upsala 1. (Aus d. Act. Reg. Societ. Upsaliensis). — Ansted, D. J. 9
d. Vorwelt, od. malerische Umrisse d. Schöpfungsgeschichte d. Erdballs
nach d. neuesten geolog. Forschungen. Deutsch bearb. v. K. F. A. Hart-
mann. 2. durchges. Aufl. 2 Thle. 8. Grimma. 1. — Archiv f. Mineralo-
gie, (Geologie, Bergbau u. Hüttenkunde. Hrsg. v. C. J. B. Karsten u. H
v. Decker. XXIII. Bd. 2. Hft. 8. Berlin. 2%. — Beseherer, s. allgem.
Werke. — Blum, J. Reinhard, Grundzüge d. Mineralogie n. Geognosie.
8. Stuttgart. %. (III. Bd. d. Neuen Bncyclopädie f. Wissenschaften u.
Künste). — Bogenhard, s. Botanik. — Brandt, J. F., Collectanea pa-
laeontographica Rossiae. Fase. I: Observationes ad Rninocerontis Ti-
•chorhini historiam speetantes tabulis XXV illustratae. 4. St. Petersburg.
4%. (Aus d. Memoiren d. Akademie. Serie VI, Bd. V.). — Brongniart,
A., chronologische Uebersicht d. Vegetations- Perioden u. d. verschiedenen
Floren , in ihrer Aofeinanderfolgd auf d. Brdoberfläche. Aus d. Franz.
v. K. Müller. 8. Halle. 2 /s* ~*~ Bronn, H. G., Index palaeontologicus
od. Uebersicht d. bis jetzt bekannten fossilen Organismen, unter Mit-
wirkung v. H, R. Göppert u. H. v. Meyer. 2 Abth. 13. Esnmm«*&»x v^-
laeontelogicus* .«Systematische £u&amYM&fto\\\m% ^* ^\^>s^ ^«tari^w-
432 Naturwissenschaften.
lungsgesetze d. organischen Reiche. 8. Stuttgart 5 4 A (cplt. 12%). — ~
Brullow , Frdr. , systematische Bintheilung d. Mineralreichs f. Schulen.
8. Posen. %. — Burmeister, s. Zoologie. — Cotta, B., geologische Briefe
ans d. Alpen. 8. Lpz. 2. — Geinit* , H. #, d. Quadergebirge od. d.
Kreideformation in Sachsen, mit besonderer Berücksichtigung d. glauko-
nitreichen Schichten. 8. Lpz. B / lh . (Aus d. Preisschriften d. Jablonowski-
schen Gesellschaft zu Lpz.). — = , d. Quadersandsteingebirge od. Kreide-
gebirge in Deutschland. 2. Hft. 2. Lief. (Schluss). 8. Freiberg. % cplt.
2V&* — Haidinger, W., Handbuch d. bestimmenden Mineralogie, enth.
d. Terminologie, Systematik, Nomenklatur u. Charakteristik d. Naturge-
schichte d. Mineralreichs. 2. unveränd. Ausg. 8. Wie«. 4. — /fecfcef , J.
J,, Beiträge zur Kenntnis* d. fossilen Fische Oesterreichs. - Abhandl. T.
(Chirocentrites , Pimelodns, Saurorbamphus , Amphisile, Meletta, Clupea,
Lepidopides, Lepidotus.). Fol. Wien. 8. — Holger, Ph» v., Elemente d.
Geognosie n. streng wissensch. Consequenz, od. d. Geognosie y. patto-
soph. Standpunkte dargestellt. 2. Abth. Urographie. 2. Hälfte (Schluse).
8. Wien. 1. cplt. 3. — Jahn, Chr. Fr. Aug., d. Metalle u. ihre Eigen-
schaften. 8. Lpz. %. — Jahrbuch, ueues, f. Mineralogie, Geognosie, Geo-
logie u. Petrefactenkunde. Hrsg. y. K. C. v. Leonhard u. H. G. Bronn,
Jhrg. 1850. 7 Hfte. 8. Stuttgart. 5%. — £=: d. k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1. Jbrg. 4 Nrn. 4. Wien. 3%. — Jahresbericht, s. Physik. —
Keferstein , Chr., Mineralogia polyglotta. 8. Halle. 1%. — Kenngott, G.
A., mineralogische Untersuchungen. 2. Hft. 8. Breslau. %'. — Kner, R.,
Versteinerungen d. Kreideroergels von Lemberg u. seiner Umgebung. 4.
Wien. 1. (Aus Haidinger s naturwissensch. Abhandlungen). — Murchison,
Jt. J., üb. d. Gebirgsbau in d. Alpen, Apenninen u.Karpathen, namentlich,
um einen Uebergang aus secnndären Gebilden in tertiäre darzuthun, u.
ab. d. Entwicklung eocener Ablagerung im südl. Europa. Bearbeitet von
Cr. Leonhardt. 8. Stuttgart. 1. — Naumann, C. Frdr., Lehrbuch der
Geognosie. I. Bd. 3. Abth 8. Lpz. 2% (bis j. 6%). — s= Anfangs-
grunde d. Krystallographie. 2. (Titel-) Ausg. 8. Lpz. 1. — ~ Elemente
d. Mineralogie. 2. verm. u. verb. Aufl. 8. Lpz. 3. — Quenstedt, Frdr.
Aug., d. Mastodonsaorier im grünen Keupersandsteine Württembergs sind
Batrachier. 4. Tubingen. 2 ,3 / 16 . — Rolle, s. Geographie, Deutschland.
— Sandberger, G. u. F., Systematische Beschreibung n. Abbildung d.
Versteinerungen d. rheinischen Schichtensystems in Nassau. Mit einer
kurzen Geognosie dieses Gebiets. 1. Lief. 4. Wiesbaden. 2%. - Sehlagint-
weit, A., Untersuchung üb. d. Thalbildung u. d. Formen d. Gebirgszuge
in d. Alpen. 8. Lpz. */i . (Aus d. Untersuchungen über d. physikalische
Geographie d. Alpen). — Schmidt, F. A., Mineralienbuch. 4. — 6. Lief.
(Schluss). 4." Stuttgart, a %. — z=, Frdr. jun., d. Gesteine d. Cen-
tralgruppe d. Fichtelgebirges in ihren Lagerungsverhältnissen und ihrem
Vorkommen dargestellt. 8. Lpz. %. — Schubert, s. Astrouomie. —
Sckwarxenbach, F., Tabellarische Uebersicht d. Fossilien. 2. Aufl. 2 Bog.
\. — Unger, F., Genera et species plantarum fossilium. 8. Wien. 4. —
Wagner, A., d. fossilen Ueberreste gavialartiger Saurier a. d. Liasfor-
mation in d. k. k. paiäontologischen Sammlung zu München. 4. München.
1 7 / 15 . (Aus d. Abbandlungen d. königl. bayer. Akademie). — Walchner,
Frdr. Aug. , Handbuch d. Geognosie. 2. verb. u. verm. Aufl. 4. u. 5.
Lief. 8. Karlsruhe, a %. ~ Wohler, F., üh. das Titan. 4. Göttingen.
V ft . (Aus d. Abhandlungen d. K. Gesellschaft d. Wissenschaften zu Got-
tingen). — Zeitschrift d. deutschen geologischen Gesellschaft. 2. Bd. 4
Hfte. 8. Berlin. 6. — Zerrenner, C, de adamante dissertat. 8. Lpz. V lft .
Botanik. Albers, Chr., d. Heliceen, nach naturl. Verwandtschaft
system. geordnet. 8. Berlin. 2. — Baum, 0. E., üb. d. ungeschlechtliche
Vermehrung d. phanerogamischen Pflanzen. 8. Hamburg. %. (A. d. Neuen
allgem. Garten- u, Blumenzeitung). — Beiträge zur Pflanzenkunde des
Naturwissenschaften. 4Ö8
russ. Reichs. Hrsgeg. v. d. k. Akad. z. St.' Petersburg.- 6. Lfg. 81
Petersburg. »/* (bis j. S 11 /^)' — Berge, F., u. F. >4. Ricke, Gift-
pflanzenbuch. 1. Lfg. 4. Stuttg. %. — ßerfo/ont, A., Flora italica. T.
Vif. Fase. 2-4. 8. Bologna (Wien), ä *y ia . — Böek > J - H > naturge-
treae Abbildgen. d. in Deutschland einheimischen wilden Holzarten nebst
erläuternd. Text. 15. Lfg. 4. Augabg. a %. — Bogenhard, C, Taschen-
buch der Flora v. Jena. N. einer Darstellg. d. Vegetationsverhältirisse
der bunten Sandstein-, Muschelkalk- u. Keuperformation des mittleren
Saale u. Ilmgebiets. Eingeleitet v. Af. I. Schletden. 8. Lpz. 2'^. — BrHs-
ger, F. X., Introductio ad artem botanicam. 8. Ulm. ly 5 . — Brongnimrt,
s. Mineralogie. — Diesing, C. M., Systema Helmini hu m. Vol. I. 8.
Wien. 4. — Dietrich, D., Flora universalis in colorirt. Abbildgen. I.
Abtblg. 78.-82. Hft. It. Abthlg. 141.-144. Hft. III. Abthlg. 134.-142.
Hft. Fol. Jena, a 2% — = Dieselbe, tfeue Folge. I. Abthlg. 2. «.
3. Hft. Fol. Ebenda, ä 2%. — Eichelberg, s. Naturgeschichte im All-
gemeinen. — Endlicher, Hteph., Genera plantarum supplementum V. 8.
Wien. 17 5 - cplt. 23 9 / 5 . — Ficinus, H., u. G. Heynhold, Flora d. Ge-
fend um Dresden. 1. Thl. Phanerogamie. 3. verb. Aufl. 2. (Titel-) Ausg.
. Lpz. %. Der 2. mit G. Schubert herausgegebene Thl., d. Krypto-
gamie, in 2. (Titel-) Ausg. Ebenda, zu gleichem Preise. — Flora od.
allgemeine botanische Zeitung, hrsgeg. v. d. botan. Geselltet), in Regens-
burg. Red. A. E. Für nr ehr. 8. Jhrg. d. neuen, 3H. d. ganzen Reihe. 8.
Regensburg. 4. — = v. Deutschland. V. D. F. L. v. Schlechtendai,
L. E. Langethal u. E. Schenk. X. Bd. 3.-8. Lfg. 8. Jena, a %. -^ —
Dieselbe. 3. Aufl. VII,_ 12-16, VIII, 1-5. — £= r= 4. Aufl. I, 6-16.
II, 1—6. — -- von Thüringen u. den angrenzenden Ländern. Hrsgeg. v.
denselben. 103.-107. Hft. 8. Ebenda, a %. — Fries, E., Summa vege-
tabilium Scandinaviae. Sectio posterior. 8. Stockholm. 2. cplt. 3%. — c~,
J. A. Waldbergii fungi Natalenses, adiectis quibusdam Capensibus. 8.
Stockholm. %. lAus d. Actt. acad. scient. Holm.). — Genera plantarum
florae germanicae iconibus et descriptionibus illustrata. Opus ab Th. Fr.
L. JVees ab Eeenbeck inchoatum, deinde auetoribus Frid. Cor. Lern.
Spenner et AI. Putterlik adiuvante Steph. Endlicher continuatura , nunc
— persecutum. Fase. XXV. Dipsacearum, 8tellatarum, Gentianearum alia-
rumque gencra plurima. auet. Adalbert Schnislein. Faso. XXVI. Um-
belliferarum P. I. auet. Th. W. Bischoff. 8. Bonn, a 1. — Heynhold,
Gr.; das naturliche Pflanzensystem. Mit einer Vorrede v.. H. Ficinus.
2. (Titel-) Ausg. 8. Lpx. % — Höfle, M. A., Die: Flora der Boden-
seegegend m. vergleich. Betrachtg. d. Nachbarfloren. 8. Erlangen. la /t»»
— Hoffmann, H., Atlas zur Flora v. Hessen u. d. angrenzenden Lindem,
in naturgetreuen Abbildgen. bearb. n. Koch's Synopsis u. Schnittspahn's
Flora d. Grossherzths. Hessen. 1. Heft. 4. Darmstadt. Via-' — * Jrmiseh,
Th., zur Morphologie der monokoty tischen Knollen- u. Zwiebelgewächse.
8. Berlin. 1%. — Kunth, C. £., Enumeratio plantarum omnium hocasque
cognitarum sec. familias naturales dispos. T. V. 8. Stuttgart. 4 */ 6 (b. j.
14 9 /io) — Kunze, G., d. Fanrenkrauter in kolor. Abbildgen erläutert 1.
beschrieben. II. Bd. 3. Lfg. 4. Lpz. a 2%. — Kützing, Frdr. Tr., Ta-
bulae phycologicae od. Abbildungen d. Tange. 1. Bd. n. 2. Bd. l*-8.
Liefg. 8. Nordhausen. 13. col. 26. — Lincke, J. R., Deutschlands Pflan-
zengattungen , m. Beschreibg. 1. Liefg. 4. Lpz. %. — =, Flora von
Deutschland. 4. verb. Aufl. 94. u. 05. Liefg. 8. Ebenda, a % — kta-
naea. Journal f. Botanik in ihrem ganzen Umfange. Bd. XXIII. od. Bei
träge z. Pflanzenkunde. Bd. VII. 6 Hft. Hrsgeg. v. D. P. L. v. Schlech-
tendai. 8. Halle. 6. — Mettenius, Gr., Beitrage z Botanik. 1. Heft. 6.
Heideiderg. 1%. — Meyer, C. A,, Kleine Beiträge z näheren Kenntnis«
d. Flora Russlands. 4. St. Petersburg %. — ==, G. F. W., Flora des
Königreichs Hannover. I. Thl. II. Thl. 1 Abthlg. u. III. Thl. 1.-3. Hft.
484 Naturwissenschaften.
Fol. Göttingen u. Hannover. 36. — Miquä, s. Allgemeine Werke. Acta.
— • Opitz, P. M., herbarlum florae boemicae. XVI-XXH Hundert. Fol.
Prag, a 1%. — Pfeiffer, L., Abbildg. o. Beschreibe blähender Cacteen.
11. Bd. 6. Liefg. 4. Cassel. a 1., ool. a 3. — Pluskai, F. $., neue
Methode d. Pflanzen auf eine höchst einfache Art gut u. schnell ffir das
Herbarium zu trocknen. 16. Brunn. 4 /i &• — Reichenbäch, H. Cr. h,,
Dentocbland's Flora. Nr. U7-123. 4. Lpz. a %. - — s=r, wohlfeile Ana«.
8er. J. Hft. 66—72. Ebend. a 8 /i &• ~ =» Iconographia botanica. Cent.
XXI: leones florae Germaaicae. Cent. XI f. Decas. 5—10. et Suppl. 4.
Lpz. 2 8 / 5 . — =^, Handb. d. natnrl. Pflanzensystems. 2. (Titel-) Ausg. 4.
Lpz. %. — Rode, J., botanische Tafeln. Tab. II. Pflanzensystem v. B. v.
Jussien. Z. Schulgebr. f. Gymn. u. s. w. 1 Bog.. Fol. Grünberg. Y 10 . —
Rückert, C. F., Flora von Sachsen. 2 Thle. Neue Titel Aufgabe. 8.
Grimma. 1. — Ruprecht, F. J., d. Vegetation d. rothen Meeres u. ihre
Beziehg. zu d. allgemeinen Sätzen d. Pflanzengeographie. 4. St. Petersbg.
%. [Aus d. memoir. de l'ac. T. VI.]. — Sahlberg, R. F., Monographia
Geocorisarum Fenniae. 8. Helsingfors. 8 / H . — Salm-Dyck, J. Fürst ».,
Cacteae in horto Dyckensi eultae. 8. Bonn. 1. — Sckleiden, M, J., d. Botanik
als induetive Wissenschaft bearbeitet. 2. Thl. Grundzuge d. wiasenseb.
Botanik. 2. Thl. Morphologie. Organologie. 3. verb. Aufl. 8. Lpz. 4%
(cplt. 6%). — --, Grundriss d. Botanik. 2. verb. Aufl. 8. Ebenda. — =,
die Pflanze und ihr Leben. Populäre Vorträge. 2. verm. Aufl. 8. Ebenda.
2% — Schönheit, Frdr. Chrn. //., Taschenbuch d. Flora Thüringens.
12. Rudolstadt. 2%. — Seubert, M., d. Pflanzenkunde. 2. Bd. Specielle
Botanik. 2 Lfgen. 8. Stuttg. ä »/&• [*>• 9. Bd. d. praktischen Lehr-
bücher]. — Sturmes, /., Deutschlands Flora. Fortges. v. J. W. Sturm.
l.Abthlg. 93. u. 94. Heft. 16. Nürnberg, ä .%. — Theermann, J.,
Essai de phytostatique appliqu6 ä la chaine du Jura et aux conträes
voisines ou Etüde de la dispersioo des plantes vasculaires envisagee
principalement quant a l'influence des roches conjacentes. 2 Vol*. 8.
Bern. 5 11 /, 5 - — Trautvetter, E. R. v~, d. pflanzen- geographischen Ver-
hältnisse des europäischen Russlands erläutert. 1. Hft. 8. Riga. %. —
Unger, s. Mineralogie. — Visiani, R. de, Flora Dalmatica. Vol. III. P. I.
4. Lpz. 3. <bis j. 11, color. 16%). — Voigt, F. S., Geschichte d. Pflan-
zenreichs. 9-12 Lfg. (Schluss). 8. Jena, a 2 / 5 . — Wigand, A., Grund-
legung d. Pflanzen -Teratologie, od. Gesichtspunkte f. d. Wissenschaft!.
Betrachtg. d. Bildungsabvreichungen im Pflanzenreiche. N. einem Ezcnrs
u. d. merpholog. Bedeutg. d. Pistills d. Leguminosen, Liliaceen, Prima-
laceen u. u. den Begriff d. Blattes. 12. Marburg. %. — Zeitung, bota-
nische. Red. H. v. Mehl u. D. F. L. ©* Schlechtendai. 8. Jhrg. 4.
Berlin 5%. Zoologie. Abbandlungen, s. Mineralogie; — Berge* F.,
Schmetterlingsb. 2. umgearb. Aufl. in 12 Lfgen. 1. u. 2. Lfg« 4. §t«*tg,
a *fe. — Bergmann, A., disquisitiones microscopicae de cartiWginibus,
in specie iiyaliniois. 8. Mi tau. 3 / b . — Blattmann, A., mikroscopisch-
auatomische Darstell g. der Centralorgane des Nervensystems bei den
Batrachiern m. besonderer Berücksichtigung t. Rana esculehta. 8. Zürich.
1 V 15 . — Bonaparte, C L., Fürst v. Canino, Conspectus ge nenn» avium.
Sect. I. 8. Leyden. 4 l3 / l5 . — =, Catsiogo metodico dei pesci Europei.
4. Neapel. 1%. — sr Conspectus systematum Mastozoologiae. Ed* II.
reform. Oruithologiae , edit. ref. additis synonymis Grayanis et Setysanis.
Her,ieto'ogiae et Amphibioltgiae ed. II. reform. Icbthyelogiae ed. reform.
Fei. Leyden. Vis* — Brandt, s. Mineralogie. — Bronn, II. Gr., allgemeine
Zoologie. 8. Stuttg. 2 1 /» [HL Bd. d. Neuen Encyelopadie.]. — = g.
Mineralogie. — Bruch, W. P. Sehimper et Th. Gümbel, Bryologia Earopae
seu genera muscerum euro(»aeorum monugraphice illustrata. Fase XLI1I.
4. Stuttg. ä 2%. — Burmeister, H., .Die Labyrintbodonten a. dem Saar-
bräcker Bteinkohlengebirge* zoologisch geschildert. 3. Abtblg. der ,Ck-
•;-(!■" ! Nafenrfrissensdiaften, 496
schichte d. deutschen Labyrinthotfonle« Archejgosfturns. 4. Berlin, a 3%.
— Catalogus caleopterorum Enrepae. 8. Bautzen* tyu ••— FiscAir, J. G.,
d. Tbierreich F. d. Schulunterricht beerb, z« den Waiidtaleln d. Natur-
gasen. 4. Tbl. Die wirbellosen Tbiere. 2. Venu. n. ve#b. Aufl. 8. Lpz. %
(cplt. 1%). — Fresenius, Gf., Beiträge zur Mykologie; 1. Hft. 4. Frank-
furt a. M. 1. — Freyer, C. F., neuere Beiträge zur Schmetterlings-
kunde. 91. Hft. 4. Augsburg, ä 1. — Qerhard, P., Versuch einer Mono-
graphie der Lycänen als Beitrag zur Schmetterlingskunde m. Abbildgen.
I. u. 2. Hft. 4. Lpz. k 1. — Gorup, s. Chemie. — Harless, E., über
den Zahnbau des Myliobates u. den • verwandten Rochen Trikeras. 4.
München. 3 / 6 (Aus den Abhandlungen d. k., bayer. Akad.). — Hechel,
s. Mineralogie. — Hehn, M., de textura et formatione barbae balaenae.
4. Mitau. 1. — Herrich- Schaff er , G. A. W., systemnti<che Bearbeite, d.
Schmetterlinge v. Europa, zu J. Hubner's Sammig, 41. — 44. Hit. 4.
Regensburg, ä 3% — — , Sammig. neuer od. wenig bekannter ausser-
europälscher Schmetterlinge. 1. Lxg. 4, Ebenda 3. — HSven, J, van der,
Handbuch d. Zoologie. N. d. 2. hol 1 and. Ausg. 1. Bd.: Naturgesch. der
wirbellosen Thiere. 8. Lpz. 5. — Hyrtl, J., Beitrage zur vergleichenden
Angiologie. Fol. Wien. %. — rr^ Beitrage zur Morphologie der Uroge-
nital- Organe der Fische. Fol. Ebenda. % (Beide Schriften a. d. I. Bde.
d. Denkschriften d. Akademie). — Jäger, Ö., u. d. Übereinstimmung d.
Pygopterus lucius A'g. mit dem Archegosaurus Decheiiii Goldst. 4. Mün-
chen. % (Aus d. Abhandlgen. d. k. bayer. Abad.). — Rinberg, J. G. ti.,
Monographiae zoötomJcae. I.: Tragulus javanicus. 8. Lund. 1. — Krauss,
F., d. Thierreich in Bildern nach seinen Familien u. Gattungen darge-
stellt. Säugethiere. 5. u. 6. Lfe, 4. Stuttgart. 7 / 8 . — Küster, H. C, die
Käfer Europa'*. N. d. Natur beschrieben. 19. u. 20. Hft. 16. Nfirnbere.
ä 1. — Labram, J. D., Die schweizerischen Käfergattungen in Abbil-
dungen n. d. Natur. Nach Anleitg. u. mit Text v. L. Im hoff. 19.—24.
Hft. 8. Basel, ä %. — -~, d. Gattungen der Rüsselkäfer. Mit Beschrei-
bungen v. L. Imhoff. 17. Hfl. 8. Basel, ä 11 /*a. — I*eyh, Fr. A.j Hand-
buch der Anatomie der Hausthiere, . 2. Lfg. 8. Stuttg. a. \. — hüben, /f.,
vollständige Naturgesch, d. Siugethiere. Neue Ausg. 1 .—4. Hft. 8. Eilen-
burg, a %. — Martini u. Chemnitz, systematisches Conchyiien-Cabinet.
Neu hrsg. v. H. C. Küster. 88.-*94 v Lfg. 4. Nürnberg, a 2. Midden,-
dorff, A. TH. v. % Beitrage z. einer Malaeozoologica ' Rossica. Abthlg.
II. u. III. 4. St. Petersburg. 3«/ l0 . (cplt. 5V*). — Naturgeschichte, illu-
strirte, des Thierreichs. 30.— 34, Lfg. (Scnfuss). Fol. Lpz.. a % —
Naumannia. Archiv t, d. Ornithologie. Organ d. deutschen Ornithofogen-
Vereins. Hrsgeg. t. E. Baldamtu. 1. u. 2. Hft .8. KÖthen; d. 2 Hft.
Stuttgart, a %. — Nkkerl, Frz. Ant., Synopsis der Lepidoptcren- Fauna
Böhmens, enth.: Die Papilioniden, Sphingiden, Bombytiden, Noctuiden.
8. Prag. %. — Quenstedtj s. Mineralogie. — ttemak, A , Untersuchungen
u. d. Entwickig. d. Wirbelthiere. i. Lfg. Fol. Berlin. 4. — Schinz, H, R.,
Monographien der Säugethiere. M. Abbildgen v. Conr. Knoll. '23.-25. Hft.
4. Zürich, ä 1%. — Stannius, ß,, Das peripherische Nervensystem der
Fische. 4. Rostock. 3%, — Stein, J. P. E. Frdr., D. lebenden Schnecken
u. Muscheln, d. Umgegend Berlins. 8. Berlin. %. — Swedenborg, E.,
Regnum animale anatomire, physice et philosophice perlustratum.. Part.
VI. sect. I. de periosteo et de luAmmis. Pars VII: de anima. Edid.
J. Fr. Im Tafel. 8. Tubingen. i% n. 2. — Thienemann, F. A. L.,
Fortpflanzungsgeschichte der gesämmten Vogel n. d gegen wärt. Stand-
punkte d, Wissenschaft. 5. u. 6. Hft. 4. Lpz. ä 4. — Verzeichniss der
im zoologischen Museum d. Univer&it&t Halle- Wittenberg aufgestellten
Säugethiere, Vogel u. Amphibien. V. Bur meist er. 8. Halle. %. — Wagner,
s. Mineralogie. — Willkomm, M., Recfcerehfes sur Torganojprapbie et 1a
Classification de globulariees. 4. Lpfe !2. ^ Zeitschrift f/ wisaeaaeta^
436 Naturwissenschaften. Pädagogische Schriften.
Zoologie. Hrsgeg. r. C. Tk. v. Siebold u. //. KotWcer. I. Bd. 4. — II*
Bd. 3. Hft. 8. Lpz. % o. 2: (bis j. 7%). - t= für Malakozoofogie.
Hrsgeg. v. K. Thdr. Menke n. L. Pfeifer. 7. Jahrgang, 8. Cassei. l 1 ^.
— Zeitung, entomologische. Red. C. A. Dohrn o. >4. Linke. 11. Jahr-
gang. 8. Stettin. 3.
■
IX.
Pädagogische Schriften *).
Bericht ober die am, 4., 5. o. 6. Aag. 1849 abgehaltene % Veraammlg.
4. Vereins norddeutscher Schulmänner. V. Andresen, Brandts, Bahn u.
Wichmann. 8. Hamburg. " 10 . — Birker, P., Grundlinien d f christlichen
Jugend bildung. 8. Augsburg. % (katholisch). — Blatter, rheinische, für
Erziehung u. Unterr. v. F. A. W. Diesterweg. 41. u. 42. Bd. d. Nenen
Folge. 8. Basen. 2%. — Bondi, L., Praktischer Lehrcursus d. Gedieh t -
nisskun&t. 1. u. 2. Öyclus. 8. Graz. 1%. — Cooper, C. F., Ein Wort
über die Schulfrage vor Gott u. allem Volk an Minister u. Stande. 8.
Stade. y 24 . — Droste zu Fischering, Erzbischof C. A. Frhr. v. t Ge-
danken über Erziehung. 8. Monster. Vio (katholisch.). — Entwurf einer
Gymnasial- Ordnung f. Schleswig- Holstein. 8. Kiel %. — Ernst, K.,
Wieder d. Schulfrage. 8. Hannover. %. — Erziehung, die, des Menschen,
. zum Menschen n. Burger. 8. Wien. */ 5 . — Gutbier, A., die Gliederung
d. Unterrichts- u. Erziehungsanstalten in Bayern. 8. München. 7 /. . (Abdr.
a. d. Gymnasialblättern). — Gymnasialblätter. Ein Archiv f. d. wichtig-
sten Interessen deutscher Gelehrtenschulen m. besonderer Rucksicht a.
Bayern. Hrseg. K. Cleska u. A. Schoppner. I. Bd. 4. — II, 2. Hft. 8.
Augsburg ä %. Hehl, d. Reorganisation d. höheren Gewerbschule z.
Cassei. Beitrag z. Pädagogik. 8. Marburg. %. — Heiland, K G», über
Gymnasialbildung. Zwei Reden. 8. Halberstadt. V 10 . — rrr, Zur Frage
q. d. Reform der Gymnasien. 8. Halle, *£. — Heinrich, K., Nieder mit
den griech. u. röm. Klassikern. 8 r Danzig. x / 5 . Henrichsen, A. J. F.,
u. d. Verbindung d. Gelehrtenschule m. d. Realschule. 8. Schleswig. l / l0 .
~, d. Schule Einheit. 8. Schleswig. l / i0 . — - Heppe, s., Geschichte.
Hessen, Zeitschrift. — Hopf, G. W.>> über Mnemonik u. deren Anwen-
dung in Schulen. 4. Fürth., l 4- — Jorg^ J. Chr. L., d. Erziehung des
Menschen zur Selbstbeherrschung. 8. Lpz. l / b . 7r ; Kochlv, H., der nr-
aprüngl. Entwurf z. einem allgem. Schulgesetze f. d. Kpnigr.. Sachsen.
N. e. Anhange. 8- Lpz. %. — Langerikerefr 25., Was fordert unsere Zeit
von der öffentlichen Erziehung? 8. Elberfeld. l / )ö . — Lehmann, M., d.
Freiheit d. Unterrichts. 8. Regensburg. T /i*« — -^, J, A. 0. L.* über
,, Organisation d. Schulbehorden d. preussischen Staates. 8. Marienwericr.
*4» -r- Leutbeeher, J^ einige Gedanken über pädagogische Setoinarien.
8. Erlangen. ^. — Luben, A., Lehrpläne für d. 1. u. 2. Bürgerschule
z. Merseburg. 8. Merseburg Vio* — Magazin f. Pädagogik. Neue Folge.
#. Jahrgang. 8. Ludwigsburg. 2. — Maltet Pr. f Bremen n. die Schul-
frage. 8. Bremen. %. — Merz, L., Blick auf unser gesam rotes Schul-
wesen. 8, Regensburg. % (katholisch). — Meyer, J. F. E., Pestalozzi
als Mensch, Staatsbürger, Dichter u.. Erzieher mit seinen eigenen Worten
geschildert. Lesefrüchte aus seinen Werken. 4. Eutin. Vis* — --•> Ueher-
sicht d. protestantisch-deutschen Unterrichts- und Erziehungswesen seit
den 70ger Jahren d. vor. Jahrhunderts. Desgl. — Michelet, Vorschläge
zur Umgestaltung des deutsehen Universitätswesens. 8. Berlin. Vi- —
* *) Die auf einzelne Lehrfächer bezuglichen methodischen u. päda-
gogischen Schrifteil sind schon dort eingeführt.
Pädagogische Schriften.
437
Mique'l, F. L., Beiträge zu einer pädagogisch- psychologischen Lehre vom
Gedächtnisse. I. 8. Hannover. %. — Monatsschrift, pädagogische. Hrsg.
v. F. Low. 4. Jhrgg. 8. Magdeburg. ,3. — Moseum d. rheinisch-west-
phälischen Schulmänner- Vereins, red. v. Grauert, Beinen, Högg, Schöne,
Wilberg. 5. Bd. 2. Hft. 8. Arnsberg, cplt. l ,T / 30 . — Ostermann, L. F.,
Pädagogische Randzeichnungen. 1 Bd. 8. Hannover. 1V 5 . — Pctzval,
J. y die Ministerialverordnung u. d. neue Entwurf v. 1850 u. d. Habili-
tation d. Privatdocenten. 8. Wien, gratis. — Pfeffer 9 E , Briefe von der
Oder ü. pädagog., religiöse u. politische Zustände. 8. Lpz. 1. — Press-
ier, M. R. 9 Deutschlands Schulreform v. Kindergarten — z. Hochschule.
8. Leipzig. 1. — Protokolle d. 2. aligem. deutschen Lehrerversammlung
iu Nurnbg. 16. Fürth. %. — Recknagel. A., e. Beitrag z. Diagnose d.
neuesten Gymnasialreforn. Wider C\ Burkhard} 8. Nürnberg. %. —
Repertorium d. pädagogischen Journalistik u. Literatur. Hrsgeg. v. F. X.
Hetndl. 4. Jahrgang. 6. Heft. 8. Augsburg, ä 8 /ii> — Revue, pädago-
gische. V. Mager in Verbindung mit Scheitert, Langbein u. Kuhr.
11. Jhrg. 1850. Bd. XXIV-XXVI. 12 Hefte. 8. Zürich. 7. — Rothert,
M., Das Latein im deutschen 'Gymnasium. Ein« Lebensfrage. 8. fcrauri-
schweig. 4 /i5* — Rutgers, A., Oratio de academiis origine nniversitatum.
8. Leyden. %. — Schnell, K. F., die Schuldisciplin. 8. Berlin. % —
Schöppner, A., d. neueste österreichische Schalplan. 8. Regensburg. %.
— Seul, d. Trennung d. Schule von der Kirche. 8. Köln.«*/» (katholisch).
— Stoy, K. F., Rousseau , Fachte, Considerant u. d. Idee d. Erziehung.
4. Stuck d. pädagogischen Bekenntnisse. 8. Jena. •%. — Verhandlungen
d. Conferenz z. Berathung v. Reformen in d. Verfassung u. Verwaltung
d. preoss. Univ. '8. BerKn. x l*fc, :i — Verordnuasen über d. Organisation
d. Gewerbeschulwesens in Pretfssen. 8. Berlin. l / 10 . — Zeitschrift f. d.
Gesatnmtschuiwesea. V! Schnitzer. 1 6. Jahrgang. 4 Hefte. 8. Stuttgart. 2.
— — f.' d. österreichischen Gymnasien. Reddi- J. G. SeisW, 19. BmnUs^
J. Mozart. Mitred. A. Stifter. 1. Jhrg. 12 Hefte. 8.' Wien, ä %. — - =
f. d. Gvmtiasialweseh. 1 Red; Mühfell. 12 Hefte. 8. Berlin. 4. — Zeitung
d. allgetn. deutschen ! Lehrer Vereins. 2. Jhrg. 62 Nrn. 4. Lpz. %.
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I - I
Register
* ■ .
der
beurteilten und angezeigten Schriften und Sachregister«
■<
A.
Abeh Makedonien vor Kotig Phi-
lipp. 60, 3.
Ädert t Essai aur Li via et las tra-
vaux de Jean Gaspard QraJli.
. 59, 298.
Aamiliss Probus: s. Heer wagest.
Aeschylus: s. Franz,
Allihn: Uebor die, Bedeutung dei
Studiums des g riech. Alterthuins.
59, 294.
Anselinus Cantabrigiensis : a. Hasse.
Antiquitäten, und zwar ägyptische:
s. Brugseh, hepsius; griechische :
s. Gies, Nekl, Sauppe; römische:
s. Archäologie , Hof mann, Lau-
chert, Mercklin, Nagelt, Roulez,
Zumpt.
Anzenberger : Bemerkgen zu Actor.
XVII, 32. 60, 321.
Archaeologie : s. Roulez.
Aristophanes: s Täuber.
Aristoteles : s. Fritzsehe.
Arithmetik und Algebra: s. Bertram,
Büchner, Friederich, Richter.
Arneth : Bemerkungen üb. die Män-
gel der Österreich. Gymnasial-
einricbtung und Vorschläge etc.
58, £96.
(Auer) Die Sprachhalle. 58, 416.
Typenschau des gesammten Brd-
kreises. 58, 416.
August: Ufber die Ausmessung der
Körperstumpfe oder Trapeioidal-
körper. 59, 91.
B.
Baarts: U. Annaeus Seneca de Reo.
59, 215. ' >
(Bach) Annotat iones ad XV (Uegias
., Ovidü. 60, 200..
Barbieux: Praktisches Elementar-
buoh der französ. Sprache. 1.
Curs r 60, a6.
Barth: Wanderungen durch das pu ,
niache und kyreoäische Küsten-
land. 60, 3.
Baumeister : Bemerkungen über das
Verhältniss von 8chule u. Haus.
58, 434.
Baur : Trigonometrische Analysen
geometrischer Aufgaben. 59, 112.
Bayerns Studienanstalten, Lehrkräfte
und Veränderungen in diesen, Pro-
gramme und Schulerzahl. 1. Art.
59, 417. 2. Art. 60, 84. 3. Art.
60, 191. Schluss. 60,317. a. Lage.
Bendixen : Das älteste Drama in
Deutschland oder die Comödie der
Nonne Hroswitha v. Gandersheim.
60, 221.
Bertram: Einige Sätze aus d. Zah-
lenlehre. 59, 91.
Bibliographie u. Bibliothekenkunde:
s. Hermann, Hasse, Miller 9 No-
tices, Weber.
Bibliotheca classica, zu Brunn im
Verlage von Carl Winiker er-
scheinend und bis jetzt in XI
Nummern den Cornel, Sallust,
Cäsar, Cicero de senectute, de
Register.
439
araicitia and Paradoxa, LWinsj
Ovid's Metamorphose« opd Horaz
enthaltend. 60, 73.
Biographie': s. Ädert, Fröhlich und
Schwarz , Krügetetein , Meyer,
Pansch, Wüstemann.
Bleske: Zur Grammatik (franzes.)
58, 434.
Boissonade : Georgii Pachyiaeris de-
damationea XIII., quarum XII
ineditae. 59, 372.
Bomhard : Aufgaben zu latein. Styl-
übungen. 60, 161.
Braune: de Ovidii Metamorphoseon
loeis quibusdam. 58, 88.
Braunbardt Proben aus dem Hand-
buche der franzos. Sprache und
Literatur. 59, 203.
Breitenbach: Ueber den Entwicke-
lungsgang der Göthe*schen Poesie
bis zur Hallen. Reise. 58,- 218.
Brix : De Ptauti et Terentii pro so -
dia. 58, 408.
Brugsch: Scriptura Aegyptiorutnde
motica ex papyris et in#criptioni-
bus explanata. 59, 91. '
Brunet de Bröslet Recherchen sur
les Etablissement» des Grees in
Sirile. 60, 3.
Büchner : Theoret. Untersuchung 6b.
Carden'a Formel oder Losung der
cubischen Gleichungen. 59, 105.
Bossemaker : Scholia in Nieandriun
et Oppian. s. Dübner.
Bussmann ? Joachim I. und die Re-
formation. 59, 96.
c.
Caesaris Comm< ntarii de belle Gal-
lico et de bello- cWiK rec. Jos.
Walz, 60, 73. Vergl. auch den
Artikel: Schneider.
Catullus» b. Pleitner.
Chalcidins: s. Martin. •
Ciceronia opera (Cato Major,- Lae-
lios et Paradoxa)» typ. Winiker.
60, 73. Vergl. auch die Artikel:
Cramer, Halm, Kramarczik,* Ti-
scher.
Claudianus: s. Hertel.
Conferenzen des roeininger u. btld-
burghaua. LehrercoUegiums und
deren Resultate. 59. 106. 107.
Cornelii Nepotis Vitae excellentitim
imperatorum ad optima exempl.
Brunae, Winiker 1849. 60, 73.
s. auch Nepos.
Cornelias t Die Naturtenre nach ih-
rem jetzigen Standpnnete. 59, 393.
Cramer: Die Familie u. d. Schule
in ihrem Verhältnisse zur Erzie-
hung. 59, 205. Ueber Charakter
und Charakterbildung m der Ju-
gend, ibid. 206» Ueber die Bedeu-
tung der Al'terthumskunde als Un-
terrichtsmittel und ihr Verhältnis«
zu den Sprachen, ibid. 205. Ueb.
die Verbalsubstantiva auf tor u;
trix bei Cicero, ibid. 205.
Demelrios Phalereusj s» Herwig.
Demosthenes : s. Doberens, Dübner,
Dübner et Lefrfinc, Jahne, Schö
ning, Fömel.
Didaktik ; s. Pädagogik.
Dienstanweisung für die Lehrer der
kurhess. Gymnasien. 60, 809.
Ditthey: Znr Gymnasialreform. 2.
Hft. 58, 204.
Dk)dorusj s. Feder, •
Dionysins Halicarnassensis : s. Fe-
der, Roulee. -
Doberenz: Ausgewählte Reden des
Demosthenes. Hft. 1. u. 2. 58,
349.
DSderlein? Didaktische Erfahrungen
und Uebungen. 58, 90.
Dressler i Dissertatio de anctoritate
Acaderoiae Francogallicae in gram-
matieis cante sequenda. 60, 222*
Dressel: Systematiifche Darstellung
d. griech. un regelmässigen V*rba.
58, 80.
Dübner : /typoo&ivovg'OXvpfrunidg
Texte gree, argument, somraairea,
notes. 69, 266. 'OfHJoo&'IXuxg.
59, 270. Schelm in Tbeocritara
auctiora redd. et aenotatioae erit.
instructa; Scholia et parephra-
ses in Nicandrtim et Opptanam
nunc primum ed. CaU Bussema-
W* Ob, 20. '•
Dübner et Lefranc: d r}poa&*Povg
4 Herta *&lXi*nov a. ß. y. 9.
Texte re?ue,BTec argument, som-
maires et notes. 59, 266. "
Dumont: Essai sur les colonies ro-
maines. 58, 425.
.E.
Eichstädt: Latein Gedicht auf die
Vermählung der Konigin Vietoria
440
Register.
von England, mit dem Prinzen Al-
bert von Coburg- Gotha. 2. Ausg.
v. Wästemann. 59, 316.
Bister: De liomero tenerae aetatis
amico. 68, 80; Ueber die Errich-
tung von Parallei-Glassen in den
Gymnasien und Progymnasien. 58,
434.
Erlasse der Schulbehörden in Ba-
den. 58, 411.
Euripides: s. Jessen, Oelschläger.
Estr£: Horatiana Prosopographia.
58, 154.
Eysell und Weis mann : Lueians Ti-
raön, Anarcharsis, Piscator, Icaro-
menippus. 60, 115.
F. :
Feder: ExcerptaePo!ybio,Diodoro,
Dionysio, Halicarnassensi atque
Nicoiao Damasceno. Pars 1. 59,240.
Feier der dreihuudertjähr. Stiftung
d. Lyceums zu Heidelberg. 58,438.
Feldbausch: An die studirende Ju-
gend. Schulrede. 58,. 439.
Fiedler : Wissenschaftliche. Gram-
matik der englischen Sprache.
59, 75.
Finckh: Commentatio de auctore
. rhetoricae, quae dicitur ad Ale-
xandruro, et de nonnulUs locis
. ejus libri vel emendandis vel ii-
lostraiidis. 59, 103.
Föhlisch: Erklärung zweier Oden
des Horaz (I, 4. J, 11) von Fr.
A«g.. Wolf. 58, 215.
Förtsch: Miscellanea quaedam ad
grammaticam et lexicographiam
latinam pertinentia. 60, 85.
Franz: Des Aeschylos Oresteia,
Griechisch und Deutsch. 58, 369.
Französische Sprache: s. Barbieux,
Lesmimt, buber, Weigand. S.
auch d. Art. Literatur geschickte.
Friederich : Von den Kettenbrüchen.
59, 440.
Freyer: Die deutsche Turnkunst.
60, 176.
Fritzsche: Epistola de locis quibus
dam Etaicorum Eudemeorum (Ari-
stotelis). 59, 416.
Fröhlich. und Schwarz, Lehrer am
Gymnasium zu München, Lebens
abriss derselben. 60, 209.
Funde, die neuesten , auf dem Ge-
biete der griechischen Literatur.
59, 227. 339.
Furtwängler: Der reitende Charon,
eine mytholog. Abhaadl. 58, 197.
G.
Galenus : s. Minus.
Gantter: Praktische SchuJeramma-
ük ,der engl. Sprache. 59, 56.
Gedichte, lateinische: s. Kiohstädt,
van. Lennep.
Geheimnisse für Studirende, vor-
zugsweise angebende und deren
Kitern. 59, 314.
Geist: Krinagoras von Mytilene.
58, 100. 206.
Geographie , allgemeine : s. Auer ;
alte: s. Barth, Grotefend, Rou-
lez, Schönborn; neuere t s. Gott-
hard ; Methodik der Geographie :
s. Methodik.
Geschichte, und zwar alte überhaupt :
s. Niebuhr; griechische: s. Abel,
Brunei, de Presle, Grate, Her-
mann, Herwig, Fischer, Weissen-
born , . Zelle ; . romische : s. Du-
warnt, Hennebert^ Hofmann t Kar-
sten, Nägele*, Roulez ; mittlere : s .
' Hilgers, Schwartz, Schweitzer,
Zöpfl ; Reformationsgeschichte : s.
Bussmann, Schreiter, Schubarth ;
deutsche: s. Heibig, Sehreiter,
Schubarth, Schwurt»; preussisch-
brandenburgische: s. Bussmann ;
Geschichtsunterricht : s. Lange,
Löbell, Peter.
Gödeke: Deutschlands Dichter von
1813 bis 1843. 58, 283.
Gotthard: Ueber die Ortsnamen in
Oberbaiern. 60, 108.
Grammatik und Sprachenkunde und
zwar allgemeine: s. Auer; grie-
chische : s, Dr esset, Kleinschmidt,
Vbmel; lateinische: s. Gramer,
Förtsch, Grüter und Middendorf,
Hand, Högg, Poppo. Weigand,
Wocher ; deutsche : s. Hahn, Hart-
mann, Kärcher, Olawski, Silber-
stein, Wiegand y Zeheter; franzö-
sische-: s. Bleske, Dressler; s.
auch den Artikel Französische
Sprache; englische: s. Fiedler,
Gantter, Hogl, Poppleton und Bet-
tac f ,Schifflin, Schottky, Thieme,
Wmhlert.
Grote: A History of Greece. I.
Legendary Greece. 58, 168. Hi-
story of Greece. Bd. 2-4. 1. Tbl..
69, 373, 60, 1.
Register.
441
Grotefend : Zur Geographie o. Ge-
schichte von Alt - Griechenland.
60, 3.
Grüter u. Middendorf : Lateinische
Schulgrammatik. 58, 394.
Gutmann: Cajus Cornelius Tacitus
Werke. Neu übersetzt. 59, 277.
H.
Hänisch: Mitteilungen über Vor-
gänge und Anregungen im Anhal-
tischen Schulwesen. 59, 206«
Hahn : Neuhochdeutsche Gramma-
tik. 58, 71.
Halm: M. Tullii Ciceronis oratio de
imperio Cnei Pompei. 59, 46.
Hand: Tursellinus s. de particulis
Latinis commentarii. Vol. IV.
59, 151.
Hartmann: Ueber den Unterricht im
Deutschen in den untern u. mitt-
lem Gymnasialclassen. 58, 435.
Hasse : Enumeratio variarum Ansei-
mianorum operum editionum. 59,98.
Hautz : Geschichte der Neckarschule
in Heidelberg. 58, 75. Jubelfeier
der 300jährigen Stiftung d. gross-
herz. Lyceums zu Heidelberg. 58,
438. Geschichte der Neckarschule.
58. 439.
Hebräische Sprache und Literatur:
•. Heiligenstedt, Klix, Wiener.
Heerwagen : Collectaneorum ad Aemi-
lium Prob um specimen. 60, 94.
Heiland: Zur Frage über d. Reform
der Gymnasien. 60, 263.
Heiligenstedt: Commentar. inEccle-
siasten et canticum canticorum
58, 65.
Heinisch: Annotationes ad locos
quosdam Taciti difficiliores. 59, 80.
Heibig: Wallenstein und Arnim in
den J. 1632—1634. 59, 325.
Henneberger : Corruptos aliquot lo-
cos Sophoclis emendavit. 59, 104.
Hennebert, Arth.: Histoire de la
lutte entre les patriciens et les
plebejens ä Rome depuis i'aboli-
tion de la royaute jusqu' a la no-
mination du premier consul pleb.,
publie par Roulez. 58, 426.
Hermann (in Göttingen): Disputa-
tio de scriptoribus illustribus,
quorum tempora Hieronymus ad
Eusebii Chronica adnotavit. 58,
426. De Trasymacho Chalcedonio
iY. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od. Kr it. Bibl. Dd. LX. Hfl. 4.
sophista. 58, 427. De phiiosopho-
rum Ionicorum aetatibus. 58, 428.
De Dracone legumlatore Attico.
58, 429.
Hertel : Disputatio de nonnullis
Claudiani loci«. 58, 446.
Hertlein : Xenophons Anabasis. 58,
134.
Herwig : De Demetrio Phalereo. 66,
317.
Hilgers: Commentatio de Gregorii
II. P. M. in seditione inter Ita~
liae populos ad versus Leonem
Isaurum imperatorem excitata
negotio. 59, 97.
Historici graeci: s. Müller.
Högg : Lateinische Lehr- u. Lese-
stücke. 58, 268. Aufgaben über
die latein. Lehr- und Lesestücke
58, 280. Andeutungen zum Ge-
brauch der latein. Lehr- u. Lese-
stücke. 58, 282.
Högl: Umfassende praktische An-
leitung zum Lesen u. Betonen
der englischen Sprache. 59, 407.
Hoffmann Schulnachrichten über
die Realschule zu Lüneburg. 58,
434.
Hofmann: Der römische Senat zur
Zeit der Republik, 58, 227.
Homerus : •. Dübner, Elster, Pluy-
gers.
Horatii Flacci opera , ad praestant.
editionum lectiones rec. H. P.
60, 73. Vgl. auch noch die Ar-
tikel: Esträ, Fohlisch, Krüger,
Orelli, Wolf.
Hörn: Ueber die jetzige Einrich-
tung unserer (der schleswig-hol-
steiner) Gelehrtenschulen. 59, 89.
Huscher: Freimüthige Erörterung
der Widerlegung gewisser, die
Volksbildung , betreffender Irr-
thümer unserer Tage. 60, 219.
Hutter: Ueber C. C. Tacitus Vor-
rede zu Agricola. 60, 211«
Jacob: Sophocles Antigohe. Grie-
chisch mit Anmerkungen» 58, 115.
Jahne: Quantum adolescentes no-
strates litterarum studiosi lectione
Demosthenis juventur in rebus
civilibus recte cognoscendis. 59
88.
Ihne : Quaestiones Terentianae. 59,
189.
20
442
Register«
Jessen : Ueber den religiösen Stand-
punkt des Euripidei. 58, 95.
Isocrates: s. Rauchenstein.
Jubiläen : s. Feier, Lorenz und den
folg. Art.
Jubiläums- Stipendium des Lyceums
eu Heidelberg. 58, 438.
Jungclaussen : Quaestio syntactica
de Tacitei sermonis proprietate
in usurpandis verbi temporibus,
modis, participiis. 59, 84.
Junghans t Quaestionum Sophoclea-
rum spec. II. De Oedipi Colone!
oraculis et exsecrationibua. 58,
108. 434.
Junghans: Quaestionum Sophoclea-
rum Specimen II. De Oedipi Col.
oraculis et exsecrationibus. 59,
3. 115.
Jungk IL: Ueber die Meeresströ-
mungen. 59, 91.
K.
Kärcher: Beitrag zur Latein. Ety-
mologie und Lexikographie. 59,
200.
Karsten : De historiae Romanae an-
tiquissimae indole et auctoritate
deque primis Romae regibus. 60,
181.
Katzfey: Abhandlung über Philo-
sophie und Theologie. 59, 111.
Was sagt ein echter Deutscher
dazu? Humorist* Schrift. 59, 111.
Kellner : Offenbarung der gottlichen
Trinität. 60, 98.
Kirchengeschichte, christliche: s.
Merkle, Wagner.
Kleinschmidt: Quaestione* de attra-
ctione, quam dirunt. 58, 446.
Klix: Erklärung der mosaischen
Schöpfungsgeschichte« 60, 222.
Könighoff: De scholiastae in Teren-
tiam arte critica. 58, 404. De
ratione, quam Terentius in fabu»
lis GreecU Latin« convertendis
secutus est. 59, 193.
Kolster; De adornata Oedipodis
Colonei scena. 59, 3. 115.
Koppe: Anfangsgründe der reinen
Mathematik. 59, 172.
Kraft: Bemerkungen über die Re-
form der Gelehrtenschulen. 58,
Kramarczik : Die Kunsträubereien
des Cujus Verres. 58, 4$0.
Krech: Bericht über die Methode
des Zeichnenunterrichts der Ge-
bruder Dupuis. 59, 96.
Krugelstein: Gedenkworte an D.
Friedr. Krugelstein. 59, 317.
Krüger: Die Einrichtung der Schul-
ausgaben. 58, 80. Drei Satiren
des Horaz (I, 4. I, 10. II, 1.)
für den Schulzweck erklärt 60,
339.
Kurhessens Schulwesen 60, 298.
Lage, die materielle, der Gymna-
siallehrer in Bayern. 59, 428.
Lange : Die neue Zeit und der Ge-
schichtsunterricht. 59, 389.
Laudiert: Das Waidwerk der Ro-
mer. 58, 110.
Lauber: Das Wirken und Wesen
der Naturkräfte. 60, 111.
Leeser: Hebräisches Lehr- und
Uebungsbuch. 1. Cursus. 59, 415.
Lehmann: Ueber Goethe's Sprache
und ihren Geist. 59, 215.
van Lennep: Poematum fasciculus.
60, 190.
Lehrplan des Berlin. - Comischen
Realgymnasiums. 59, 89.
Lehrplan der Schleswig -bolsteiner
Gymnasien nach der neuen Or-
ganisation d. J. 1848. 59, 99.
Lepsius: Denkmäler aus Aegypten
and Aethiopien. 59, 302.
Lessintt Traitä complet et m6tho-
dique de la prononciation fran-
caise. 60, 166.
Lesebücher, franzosische: 8. Bar*
bieux, Braunkard ; lateinische :
s. Högg ; deutsche: s. Meyer,
Lexikographie, lateinische: s. Gra-
mer, Fortach , Hand, Kärcher,
Poppo.
Literaturgeschichte , und zwar grie-
chische: s. Funde, Geist, Her-
mann, Weber; römische i s.
Scheibe, Weber; altdeutsche s.
Bendixen, Lochner; deutsche im
Allgemeinen t s. Breitenbach, Gö-
deke , Schafer; französische: s.
Braunhard.
Livii Patavini historiarum libri, ad
optima exempl. rec. H. P. 60, 73.
Lochner : „Vom Nürnberger Rayss"
erzählendes Gedichtd. Hans Rosen-
plüt, genannt Schnepperer. 60,
an.
Register,
443
Lobeil: Grundzöge der Methodik
des geschieht!. Unterrichts auf
Gymnasien. 60, 144.
Logik: s. Portius.
Lorenz: Serie« praeceptoram lllu-
stris apud Grimam Moldan!. 58,
100.
Lucianus: s. Eysell u. Weismann,
Rückert.
Löbert Ueber das Studium der
neueren Sprachen , insbesondere
d. franzosischen , an d. Studien -
Anstalten. 60, 198.
Lnthers Wort an die Rathsberren
u. s. w.: s. Weber,
Bf.
Martin: Theonis Smyrnaei Plato-
nici über de Aströnomia cum Se-
ren! fragmento. Accedont Georgii
Pachymeris e libro Astronomico
fragmenta et Cbalcidit ex Adrasto
yel Theone locus. 59, 362.
Mathematik; s. Koppe, Unruh. S.
auch die Art. Arithmetik, Stereo-
metrie, Trigonometrie.
Matthias : Ueber Galater III, 16 u.
20. 58, 87.
Mayer: Vierter Beitrag zur home-
rischen Synonymik. 59, 210.
Menippus, der Philosoph: «. Rü-
ckert.
Mercklin : Die Cooptation der Ro-
mer. 58, 339.
Merkel: Lucanus Pharsalia. 1. Buch.
Latein, u. Deutsch. 60, 85.
Merkle: Darstellung der Gnesi« des
Clemens Alexaodrinus nach sei-
nen Werken. 60, 216.
Methodik und zwar des altclass.
Studiums: s. Atlihn, Cramer,
Jahne , Krüger , Platen , Rau-
chenstein , Rothert ; d. Geschieh ts-
tmterrfahts : s. Lange , Lobeil $
der französischen Sprache: s.
Lüber; des Unterrichts im Deut-
schen: s. W\egan&\ der Lecture:
s. Mörtl; «der Mathematik, Na-
turlehre o. Geographie : s. Vecht-
ma&n.
Mette: Farbe u. Beleuchtung. 59,
224. (Kunst bes. Baukunst).
(Meyer) Uebersicht des protestan-
tisch-deutechen Unterrichts- und
Erziehtmgswesens seit den 70ger
Jahren des vorigen Jahrhunderts
58, 93.
Meyer (in Eutin): Pestalozzi als
Mensch, Staatsbürger u. Erzieher
. in seinen eigenen Worten ge-
schildert, Lesefruchte aus seinen
Werken. 60, 344.
Middendorf und Gr fiter: Lateinische
Schulgrammatik. 58, 394.
Miller: Catalogue des Manuscrits
. Grecs de la bibliotheque de ffo*
curial. 59, 227. 339.
Miaasi Talrivov eloccycoyr] diuXs-
xrtKif. 59, 3G0.
Morti : Wie sollen studirende Jüng-
linge d. Schulbibliothek benutzen?
59, 437.
Maller (in Blankenburg) : Einige Ge-
danken pädagog. Inhalts. 58, 30.
Müller (in Liegnitz) : Einleitung zu
einer Darstellung der nationalen
Ethik der Hellenen. 59, 213.
Müller (in Paris): Fragmenta histo-
ricorum Graecorum. Vol. II. 59,
240 358.
Mythologie: s. Fnrtwängler, Nekl,
Weidenbach, Weissenoorn.
w.
Naegelä: Studien über altttalischcs
nnd römisches Staats- u. Rechts-
leben. 60, 347.
Naturbeschreibung: s. Cornelius,
Jungk //., Laubert, Mette.
Nekl: Geist der Religion der alten
Hellenen. 60, 194.
Nepos, Cornelius, erklärt von K.
Nipperdey. 68, 50.
Neulateiner: s Ritsohl.
Neutestamentiiche Exegese : «. An-
%enberger, Matthias, Teipel, Fö-
mel.
Nicander: s. Buesemaker u. Düb-
ner.
Nicolaus Damescenus« «. Feder.
Niebuhr: Vorträge über alte Ge-
schichte. 59. 167.
Norsheider: Programm des (kath.)
Gymnasiums zu Osnabrück (den
Lectionsplaii ü. einige Schalnach-
richten enthaltend). 58, 435.
Notices et Extraits de« Manuscrits
de la bibliotheque du Roi et au-
tres bibliotheques pnbliee par 11«-
stttutro^V ^*Y*«»s*^<w»ä^ v
444
Resister.
o.
Oehler: Fragmentum glossarii ve-
teris graeci ex apographo codicis
alicujus Barocciani. 59, 103.
Oelschlager; Lectiones Kuripideae.
60, 324.
Oestreichs Gymnasial - Unterrichts-
weaen. 58, 296.
Olawski : Der Vokal in den Wur-
zeln deutscher Wörter. 58, 71.
Oppianus: s. Bussemaker u. D«6-
wer.
Orelli: Horatius Flaccus. Recens.
atqoe interpretatus est J. Casp.
Orelli. Edit. III., curavit J. Geo.
Baiter. Vol. I. 60, 45.
Ovidii Nas. Opera. Vol. II. Meta-
morphose». Ad optima exemplaria
rec. H. P. 60, 73. Vgl. auch
über Ovid die Artikels Bach,
Braune.
p.
Pachymeris: s. Boissonade , Mariin.
Pädagogik und Didaktik: s. Bau-
meister, Cramer, D öder lein, Hart-
mann, Müller; Gyranasialreform :
s. Dilthey, Heiland, Kraft; Ein-
richtung von Parallelclassen in
Gymnasien : s. Elster; Turnkunst :
s. Freyer ; Volksbildung: s. Hu-
scher; Einrichtung von Schul-
ausgaben: s. Krüger; Aesthetische
Bildung: s. Richter; Zeichnen-
unterricht: s.Krech; Universitäts-
leben u. Bildung: s. Geheimnisse,
Ravaux. Vgl. auch die Artikel
Schulgeschichte u. Methodik.
Pansch: Die Geschichte der Euti-
nischen Schule bis zum Jahre
1804. (Hierin zugleich die Bio-
graphien derRectoren von Eutin.)
60, 343.
Peter: Der Geschichtsunterricht a.
Gymnasien. 60, 128. 289.
Peter : Glossarium Latinum. 60, 224.
Pfretzachner: Ruckblicke auf die
Entwickelung des Schulwesens im
Königr. Sachsen. 58, 110.
Philosophie und Geschichte der-
selben: s. Hermann, Katzfey,
Merkte, Portius, Riedel, Weber.
Piderit: Analyse des sophokl. Dra-
mas Ajas Mastigophorus. 60, 317.
Platen: Bemerkungen über den Un-
terricht in den alten Sprachen
auf Gymnasien. 58, 105.
Piatons Werke. Griech. u. Deutsch
mit kritischen und erklärenden
Anmerkungen. Tbl. 1 — 7. W.
Engelmann 1841-47. 60, 37.
Vergl. auch die Artikel : Schwa-
nitz, Stallbaum, Tchorzewski.
Plautus : s. Brix, Ritschi.
Pleitner: Des Valerius Catullus
Gedichte an und über Julius Cä-
sar und Mamurra kritisch behan-
delt. 60, 328.
Pluygers: de Zenodoti carminum
Homericorum editione. 58 , 3.
Progr. de carminum Homericorum
veterumque in ea Scholiorum re-
traetanda editione. ib. 17.
Polybius: s. Feder.
Poppleton und Bettac: Praktische
englische Sprachlehre. 59, 56.
Poppo : De Latinilate falso aut me-
rito suspeeta, commentatio II. 59,
208. Die Beschlüsse der (preuss.)
Landesschulconferenz nach ihren
zu erwartenden Folgen in Hin-
sicht auf den Unterricht im Grie-
chischen betr. ib. 110.
Portius: Ueber den Ursprung der
Begriffe. 59, 311.
Prolss: Drei bei feierlichen Gele-
genheiten gehaltene Schulreden.
58, 98.
Programme und Schüleranzahl für
1848-49 in Bayern. 60, 191.
Protagoras: s. Weber.
Q.
Quicherat: Pensees inedites deMar-
cus Terentius Varro. 59, 151.
R.
Rauchenstein : Die Zeitgemässheit
der alten Sprachen. 60, 79. Aus-
erwählte Reden des Isokrates.
60, 227.
Ravaux: Das Corpsleben und seine
heutige Stellung auf der Hoch-
schule. 59, 315.
Regulativ für d. Abhaltung d. Leh-
rer- Conferenzen an den Kurhes-
sischen Gymnasien. 60, 306.
Rescripte des herzogl. meinig. Mi-
nisteriums. 59, 105.
Rhetorik: s. Schmidt, Schönin g.
Richters Ueber die ästhetische Bil-
dung, mit besond. Richtung auf
deren Pflege in Gelehrten-Schulen.
60, 103.
Register.
445
Richter; Lehrbach der Planimetrie.
58, 291.
Riedel: Philosophische Aphorismen
über Allheit, Persönlichkeit u. s. w.
60, 191.
Ritschi: Jacob! Bernaysii Florile-
giura renascentis Latioitatis. 59,
97. T. Macci Plauti comoediae.
Tom. I. 1. Art. 60, 234.
Rothert: Das Latein im Deutschen
Gymnasium. 59, 70.
Roulez: Sur la legende de Penleve-
ment des Sabins. 58, 420. Notice
sur un buste atitique en bronce
decouvert dans la province de
Liege. 58,421. Lycurgue furieux.
58, 421. Observalions snr divers
points obscurs de l'histoire de la
Constitution de l'ancienne Rome.
58, 421. Nouvel examen de quel-
ques questions de gäographie an-
cienne de la Belgique. 58, 421.
Memoire sur les magistrats Ro-
mains de la Belgique. 58, 421.
Notice sur un bas-relief funäraire
du Musäe d'Arezzo. 58, 422.
Melanges de philologie, d'histoire
et d'antiquites. Fase. I— V. 58,
422. Sur une inscription Latine
de Transylvanie. 58, 423. De
l'empot d'Aogaste sur les succes-
sions. 58, 424. Le complot de
Spurius Maelius, jage* ä l'aide
d'un fragment räcemment decou-
vert, de Denys d'Halic. 58, 424.
Progr. du cours d'antiquites Ro-
maines, consideräes sous le point
de vue d'eHat. 58, 425.
Rückert : Quaestiones Menippeae
(handeln über Menippus, Melea-
ger, deren Nachahmer und über
Lucian und Julianus Apostata).
58, 111.
S.
Sadebeck: Leitfaden der ebenen
Trigonometrie. 60, 68.
Sallusti Crispii Catilina et Jugurtha
ad optima exempi.rec. Jos. JKalz.
60, 73.
Sauppe: de demis Athenarum. 60,3.
Schäfer: Grundriss der Geschichte
der deutschen Litteratur. 59, 315.'
Scheibe: De satirae Romanae ori-
gine atque progressiv 58, 112.
Scheidler : Die normal enteckteu
regulären Polyeder. 60, 218.
Scbifflin: Anleitung zur Erlernung
der englischen Sprache. 59, 56.
Schmidt: De epitheti in periphrasi
substantivorum trajeetione. 58.
447.
Schmitt: Geschichte des Ernestini-
schen Clerical- Seminars. 60, 91.
Schmitz: Religion, Kirche, Staat,
Liberalismus und Revolution in
ihren Beziehungen zu einander.
60, 323.
Schneider: Caesar. Bell. Gall. Vf.
1—28 mit krit. Apparat. 59, 98.
Schneider: Zar Erklärung schwie-
riger Stellen in Tacitus Agricola.
59, 79.
Schönborn i Beitrage zur Geographie
Kleinasiens. 58, 210.
Schoning: Ueber die rednerische
Kunst in der ersten philipp. Rede
des Demosthenes. 58, 435.
Schottky: Englisches Uebungs- und
Lesebuch. 59, 413.
Schreiter: Uebersicht der Reforma-
tionsgeschichte der Herzogthü-
roer Schleswig-Holstein. 59, HO.
Schubarth : Fragmente über die Re-
formation. 60, 111.
Schulgeschichte und Geschichte des
Gymnasialunterrichtswesens: s.
Arneth, Bayerns Studienanstal-
ten, Conferenzen, Dienstanwei-
sung, Erlasse der bad. Schulbe-
hörden , Feier, Manisch, Hautz,
Hoffmann , Hörn , Kurhessens
Schulwesen , Lage , Lehrplan,
Lorenz, Meyer, Norsheider, Oest-
reichs Gymnasialwesen , Pansch,
Pfretschner, Programme^ Regu-
lativ, Rescripte, Schmitt, Stati-
stik, Studienwesen , Sulamith,
Fechtmann, Volger, Wieg and.
Schulreden, lateinische u. deutsche:
s. Feldbausch, Krügelstein, Prölss,
Stallbaum, Wüstemann u. Zöpfl.
Schwanitz : Quaestiones Piatoni cae.
68, 418.
Schwartz s König Conrad I. d. Franke.
60, 317.
Schweitzer: Les ordres roilitaires
et religieux du moyen äge. 59, 94.
Seminarien , die bischöflichen und
ihre Geguer. Programm d. Gymn.
zu Metten. 60, 202.
Seneca: s. Baarts.
Silberstein: Wie. d«t ^gf*SL ^«*
446
Register.
und german* Sprachen ausgedruckt
wird. 60, 110.
Sophocles: s. Henneberger, Jacob,
Junghana, Kolster, Piderit, Wun-
der.
Speck i Observationum critic. in
Terentiara specimen. 59, 197.
Sprachenhalle, die: *. Auer.
Stallbaum: De bonarum litte rar ura
studio efficacissimo animi in rebus
adversis tranquillandi praesidio
et adjumento. 58, 103* Examen
testimoniorum de Phaedri Plato-
nici tempore natali antiquitus pro-
ditorum. 58, 104.
Statistik der Gelehrten- u. höheren
Burgerschulen in Baden. 59, 442.
Statistik der Gelehrten-Schulen des
Herzogthums Nassau. 59, 448.
Stereometrie : s. August, Scheidler.
Stipendien: s. Verxeichniss.
Studienwesen , das höhere u. nie-
dere, im Grosshertogthum Baden,
dargestellt in einer Sammlung der
hierüber erschienenen Gesetze u.
Verordnungen. 58, 187.
Stylbücher, lateinische: a.Bomhard*
Sulamith, israelitische Lehr- und
Erziehungsanstalt in Fulda. 60, 1 10.
T.
Taciti Opera ed. J. C. Orelli. Vol.
II. 58, 25. Taciti opera ed. F.
Ritter. Vol. III et IV. 58, 2*.
Tacitus, kleinere Schriften üb. den-
selben. 59, 79. 'Vergl. auch die
Art. : Gutmann, Heinisch, Hutter,
Jungclaussen, Schneider.
Täuber: De usu parodiae apudAri-
stophanem. 59, 92.
Tagmann : De Taciti Germaniae ap-
paratu critico. Adjecta est com-
mentatio de particulae donec
nsu, 59, 80.
Tchorzewski: De Politia, Timaeo,
Critia, ultimo Piatonis terntone.
58, 248.
Teipel : De scriptis Joannis apostoli
etc. 58, 335.
Terentius: s. Brix, lhne, König*
hoff, Speck.
Theo Smyrnaeus: s. Martin,
Theocritus: s. Dübner.
Theologie: s. Anzenberger , Kaiz-
fey, Kellner, Klix.
Thieme: Schulgramroatik der engl.
Sprache, 59, 56.
Tischer: M. T. Ciceronis Cato Ma-
jors, desenectute dialogus, sprach-
lich und sachlich erläutert. 58, 390.
Trigonometrie: s. Baur, Sadebeck,
Unruh.
Turnkunst i s. Freyer*
Typenschau: s. Auer.
u.
Universitätslehens s. Pädagogik.
Unruh : Lehrbuch der Geometrie u.
Trigonometrie. 60, 186.
V.
Varro: s. Quicherat.
Vechtmann: Der Unterricht in der
Mathematik, Naturlehre u. Geo-
graphie in der Gelehrtenschule zu
Meldorf. 59, 216.
Verzeichnisse vollständiges, speciel-
les, alphabetisch geordnetes der
im Königr. Sachsen bestehenden
Geldstipendien. 59, 315.
Vischer: Ueber die Bildung von
Staaten und Bunden im alten
Griechenland. 59, 373.
Vömel : Ueber Demostbenes Cor.
§. 169. und Neaer. $. 90. 59, 206.
Zur Wortkritik der Evangelien.
J39, 206.
Vömel: De modis conjunctivo et
optativo verborum ui secundum
codd. Demosthenicos scribendis.
58, 99.
Volger : Die Realschule zu Lüneburg
nebst Schulnachrichten von Hoff-
mann. 58, 434.
w.
Wagner i Der Chiliasmus in den
ersten christlichen Jahrhunderten.
60, 96.
Wahlert: Engl. Lesebuch. 59,414.
Weidenbach: Mythologie" der Grie-
chen und Römer. 59, 291.
Weber (in Kassel): Nachträge und
Berichtigungen zu seiner Ge-
schichte der städtischen Gelehr-
tenschule zu Cassel, und Luthers
Wort an die Rathsherren aller
Städte deutsches Landes. 58, 87.
Dissertationis de latine scriptis,
quae Graeci veteres in linguain
snam transtulerunt, III. part. 60,
317.
PerioneQ-RegUter.
447
Weber (in Marburg): Quaestiones
Protagoreae. 60, 317.
Weigand: De la versification fran-
caise. 58, 209.
Weigand: lieber Person u. Sache
in der latein. Syntax. 60, 332.
Weismann u. Eysell: Lucians Ti-
mon o. s. w. : s. Eysell.
Weissenborn: Hellen. (I. Pheidon
von Argos). 59, 378.
Wiegand : Znr Methode des Unter-
richts in der deutschen Sprache.
58, 207.
Wiegand : Die Schulgesetze von
Worms. 58, 221. Ein Philosoph
und das heutige Volksschulwesen»
ib. 221. Das offene Geheimnis«
des Wormser Schulwesens und des-
sen Kritik, ib. 221. Die Schwie-
rigkeiten des Wormser Schulwe-
sens, ib. 221.
Wiener : Wörterbuch z. Pentateuch.
60, 155.
Wocher: Die lateinische Wortstel-
lung. 58, 188.
Wolf, Fr. Aug.: Erklärung von
Horat. Od. 1. 4. u. I. 11. 58,
215.
Wundert Sophodia Oedipus Co*
loneus. Ed. III. 59, 3. 115.
Wunder u. Lorens: Einladung gur
Feier des 300jahr. Jubiläums der
Landesschule zu Grimma. 59,
336.
Wastemann; Oratio in memoriam
Friderici Krugelateinü. 59, 317.
X.
Xenophon: s. Herttein.
Z.
Zeheter: Satslehre. 58, 70.
Zelle: Beiträge zur älteren Ver-
fassungsgeschichte Athen 's. 59,
326.
Zenodotus: 8. Pluygers.
Zöpfl: Rede zum Geburtsfeste des
verst. Grossherzogs Karl Fried*
rieh von ßaden u. mr akade».
Preis vertheilung. Üeber den Pro*
zess von Karmainz gegen Götz
v. Berlichingen. 59, 443.
Zuropt: De legibus iudieiisque re-
petund. in republica Roman«.
58, 227.
Personen-Register*).
ä.
Abeken. 58, 435.
v. Adelsheim. 58, 445.
Aigner. 60, 202.
Albrecht in Mainz. 58, 208.
Albrecht in Munnerstadt. . 60, 216.
Aleck. 59, 219.
Altmann» 60, 108.
Ammer. 60, 208.
Andres en. 60, 221.
Anglhuber. 60, 208.
Anzenberger. 60, 321.
Appel, 58, 86.
Arndt. 58, 448.
Arneth , Generaldirector der Gymn.-
Stud. in Oestrelch. 58, 296.
Arneth in Heidelberg. 58, 441.
Arnold, G., aus Karlsruhe nach
Werthheim versetzt. 58, 215.
Arnold von Bamberg nach Munner-
stadt versetzt. 60. 91. 216.
Arnold I. in Halle. 59, 103.
Arnold II. in Halle. 59 103.
Asmus. 59, 91.
v. Auer. 58. 416.
Auerbach, Jac, 58, 99.
Auernhamer. 60, 219.
August, Director in Berlin. 59/90.
B.
Baarts. 59, 215.
Bach in Lohr. 60, 200.
*) Di« mit eioem f versehenen Namen bei«\c\Mwi>l«x%\»t\w&««
448
Personen-Register.
Bachoven von Echt. 58, 335.
Bahr in Heidelberg. 58, 437. 440,
442. 59, 446. 447.
Bally. 60, 221.
Barentin. 59, 90.
Bauer zu Freiburg i. Breisgau. 58,
420.
Bauer in Mannheim. 58, 444.
Bauermeister. 59, 92.
Baumeister. 58, 434.
Baumgarten. 58, 82.
Baumstark. 58, 419.
Baur in Darmstadt. 58, 206.
f Baur in Mainz. 58, 208.
Baur in Ulm. 59, 112.
Baurittel. 58, 418.
Bausch. 58, 208.
Beck, K., in Carlsruhe. 58, 415.
Becker in Cassel. 58, 86. 60,
315.
Becker in Hadamar. 59« 448.
Becker in Mainz. 58, 208.
Becker in Wittenberg. 58, 218.
Beda Weber. 59, 206.
Behaghel in Heidelberg. 58, 436.
Behaghel in Mannheim. 58, 443.
Behm. 59, 208.
Beisler. 59, 418.
Bellinger. 59, 448.
Benary. 59, 90.
Bender. 58, 206.
Bendixen. 60, 221.
Beneke. 60, 316.
-Berendt. 59, 206.
Berk. 60, 216.
Berkhan. 58, 81.
Bernhardt in Wiesbaden. 59, 448.
Bernhardt in Wittenberg. 58, 218.
Bertram. 59, 90.
Bethusy, Graf. 58, 105.
Beurlin. 59. 112.
Beust. 59, 92.
Beutlhauser. 60, 321.
Beyer. 58, 83.
Bei. 60, 219.
Bilharz. 58, 445.
Birker, Pater. 60, 86.
Bischoff, Univ.-Prof. in Heidelberg.
58, 441. 59, 447.
Blackert. 60, 315.
Bleske. 58, 435.
Blummer. 58, 208.
Blum. 58, 441. 59, 447.
Bodo. 60, 315.
Bode. 59, 91.
Böhme , Director des Oberkirchen-
raths in Baden. 58, 191.
Böhme, Oberlehrer in Halle. 59,
103.
Bold. 60, 85.
Bötticher. 59, 326.
Bogen von Edenkoben nach Ccrjsel
versetzt. 60, 96. 60, 108.
Boje , ehemals Lehrer in Eutin. 60
344.
Boll. 60, 194.
Boltze. 58, 87.
Tormann. 60, 315.
Borscht. 60, 327.
Bork. 58, 210.
Bossler. 58, 206.
Brandes. 58, 83.
Brandis. 60, 221.
Brandt. 58, 435.
Braune. 58, 87. 88.
Braunhard. 59, 203. 224.
Breddin. 59, 91.
Bredow, G. G., ehemal. Rector in
Eutin. 60, 344.
Breidenbach. 58, 209.
Breitenbach. 58, 218. 221.
+ Brenner. 58, 103.
Breyer. 58, 448.
Brohm. 60, 111.
Bronn. 58, 441. 59, 447.
Broxner von Dillingen n. Kempten
versetzt. 60, 96. 60, 194.
Brückner. 60, 317.
Brüggemann. 58, 105.
Brüliow. 58, 210.
Brugsch. 59, 91.
Brunner, Staatsrath in Baden. 58,
191. legt die Cura torstelle der
Universität Heidelberg nieder.
59, 445.
Bubendey. 58, 203.
Buchenau. 60, 315.
Buchert. 60, 91.
Buchheister. 58, 83.
Buchner in Darmstadt. 58, 206.
'in Metten. 60, 202. von Mönchen
zurückgekehrt. 60, 208.
Buchler , Lehramtspraktikant zu
Freiburg i. B. 58, 420. und in
Offenburg. 59, 218.
Büchmann. 59, 94.
Büng. 59, 217.
Burger. 58, 448.
Bundschue. 60, 194.
Bunte. 60, 315.
Busse. 59, 90.
Buttler. 60, 198.
P eri onen - Register.
Calmberg. 58, 203.
Carrara. 60, 209.
Caasolmann. 58, 35. 60, 314.
Charlier, Franc.. 59, 926.
Chevigny. CO, 331.
ttcllVI. W.. cliemal. (lector in f
tili. 60, 344.
Cogniard. 60, 202.
Collraaim. 60, 315.
Corte. 59, 224.
Crecalina. 58, 207.
Crecelins. 58, 100.
Creuzer, Univ. -Professor in H
delberg. 59, 445.
Creuzer, Lehrer in Hersfeld.
SlG.
Cunze. 58, 83.
Dahtnen. 59, 445.
Dalwigk. 60, 315.
Daum. 60, 323.
Dautienx. 58, 105.
Degen. 58, 442.
Deichmann. 60, 316.
Deicke. 59, 94.
Deimling. 59, 219.
Delff. 59, 217.
Delffs. 58, 441. 59, 447.
Deybeck. 60, 202.
Diehl in Gössen. 58, 100. 58, 207.
Dielitz. 59, 96
Pietericb. 58, 86. .
t Dietrich. 58, 103.
Diltbey. 58, 204. 208. 209.
Ditbraar. 60, 315.
Pirnberger. tjf), HG.
DUtenbcrger. 58, 441.
. 58, !
■i- 1- L.l.rl.
Ditti
Dittric
Doberena. 59, 110.
Doderlein. 58, 90. 60, 108.
Dölien. 59, 92.
+ Doli. 59, 90.
Dummerich. 60, 316.
Donsbach. 58, 417.
Drechsler. 59, 326.
Drescher. 58, 207.
Dreiael. 58, 83.
Dressler. 60, 222. ,
Dronke. 60, 315.
DSU. 60, 219.
Döring. 60, 324. '
Ilnmonl.. 58, 425.
Ebel. 59, 10.
Eble. 58, 196.
Eckert toi) Freiburg i. B. 58, 419.
nach Heidelberg versetzt. 59,
436.
Eckstein. 59, 103.
Eggemann. 58, 435.
Eggers. 60, 221.
Ehrlich. 59, 215.
Eich. 58, 208.
Eichens. 59, 96.
Eiselefl. 59, 91.
Eilengrein. 58, 419.
Eisenlohr in Carlarobe. 58, 414.
Eisenlohr in Pforzheim. 59, 2l9.
Eisenmann. 60, 327.
Eckermann , ehcmal. Rector in Es-
tin. 60, 344.
Elten. 58. 203,
Kister. 56, 434.
Engelhardt. 60, 202.
Ender. 60, HO.
Enzenabergar. 60, 103-
Erier. 58, 104.
Eyssel. 60, 315.
Einer. 60, 110.
Ejsseiihar.lt. 59, 419. - •
F.
Faber. 59, 419.
Fabriciaa. 59, 215. «
Kahle. 60, 111.
Fakkm-r. 59, 203.
Feeht. 53, 442.
Fobmer. 60, 224.
Mm. 59. 111.
Feietle. 60, 194.
Feld. 59, 90.
Feldbauach. 58, 437. 439.
l'Vlillii.ll'. 53, 435.
Feldhügel 60, 224.
Feldmann in Cottbus. 58, 87.
Feldmann in Altona. 60, 221.
Fenner. 60, 315.
Fertig. 60, 321.
Fesenbeckh. 58, 442.
Fen
■, 316.
Fickert. 60, 224. .,
Fickler in Donauescbingen n. Ra-
statt. 58, 445.
Fickler. 58, 417. ,
Fiedler. 59, 224. . ,
Fischer in Dresden. M. 1 ^.
Pnäwt \* TMS» . ^ , m-
460 Person«
Fischer in Hamburg. 58, 203.
Fischer in Mönchen. 60, 209.
Fischer in Speyer. 60, 327.
Flathe an der kreuzschule zu Dru-
den. 59, 318.
Flemming. 59, 215.
Flint. 58, 445.
Floto. 58, 105.
Fluek. 58, 100,
Flück. 58, 207.
Flügel. 58. 85. 60, 314.
Föhlisch, Director in Werihheim.
58, 215.
Fälllisch ian.. Prof. in Werthheim.
58, 215.
FÖlmer. 58, 335.
Förtsch. 60, 87.
Farbiger. 58, 103.
Francke in Flensburg. 58, 93.
Francke in Torgau. 58, 448.
Franke in Liegnitz. 58, 105.
Frandsen. 60, 221.
Freudensprung. 60, 108.
Freund. 60, 110.
Freymüller. 60, 202-
Friederich. 59, 440.
Friedender. 59, 445.
Friedrich in Heilbronn. 59, 103.
Fritzsebe in Leipzig. 58, 103. 60,
223.
Fröhlich. 60, 209.
Fromme. 58. 434.
Fromme!. 59, 219.
Frotscber. 58, 103.
Fnrstenau. 58, 85. 60, 314.
Fahrmann. 60, 316.
Fuldner. 60. 315,
Fnnkhäoel. 58, 103. 419. _
Furtnängler von Mannheim nach
Constanz versetzt. 58, 195. 196.
58, 443.
Gallo. 59, 448.
Gallote. 58, 203.
Gambe. 58, 208.
Gands. 59, 206.
Gangengigl. 60, 321.
Ganss. 58. 208.
Gaspari. 58, 215.
Gas«. 60, 110.
Gebbard. 58, 442.
Gebhardt. 60, 191.
Geifer». 58, 435.
Gefeobanr.,60, 315.
Geier.. 59, 103.
Geist. 58, 206. 207.
Gelbert. 60, 90.
Gengier. 60, 91-
Gant. 58. 105.
George. 59, 90.
Gercke. 59, 90.
Gerlinger in Laiidahut u. Neuburg-
60, 198. 277. 218.
Gerz. 60, 202.
Gcssner 58, 210.
Geyer. 58, 86. 60, 314.
Gidionsen. 58, 94.
Gies in Fulda. 60, 315.
Gies in Hanau. 60, 316. 317.
Giesel. 58, 448.
Giesler. 60, 315.
Gloel. 59, 103.
Glover. 58, 203.
Gmelin. 58, 441. 59, 447.
Görlitz. 58. 21S.
Goldner. 60, 108. 109.
Gottbard. 60. 10S.
Gottscbick. 59, 91-
Graft". 58, 443.
Gräser 59, 215.
Grandke. 58. 210.
Grebe. 58, 85. 60, 314.
Grebel. 60, 224.
Gredy. 53, 208.
Grein. 60, 315.
Griepenkerl. 53, 81. 60, 339.
Grieaee. 58, 208.
Grobe. 60, 108.
Gross in Cassel. 58, 86. 60, 314.
Gross in Marienwerder. 59, 215.
Grossraann. 59, 90.
Grotefend. 58, 437.
Gräter. 58, 335.
t Grunert in Marieawerder. 59,
214.
Günther. 60, 339.
Güssregen. 60, 108.
Güte. 60, 111.
Gätzlaff. 59. 215.
Gutenäcker. 60, 91.
Gutenärker. 60, 216.
H.
Haas in Dannstadt. 58, 206.
Haas io Neu bürg. 60, 218.
Haberkorn. 60 202.
Habermehl. 58, 436.
Habenack. 60, 91.
Hänel. 58, 105.
H&ftwcb, 5«, 205. 206.
Personen- Register«
451
Hänlein. 59, 419.
Häring. 60, 209.
Haussen 58, 441. 59, 445. 59, 446.
Hagen, Lehrer am Berlin -Cöln.
Realgymnasium. 59, 90.
Hagen in Heidelberg, 59, 445.
Hahn. 59, 445.
Hainebach. 58, 207.
Halm. 59, 448.
f Haltaas. 58, 103.
Hammer. 59. 224.
Handrick. 58, 448.
Hanke. 60, 110.
Hannauer. 60, 323.
Hanno, Univ. -Prof. in Heidelberg.
58, 441. 59, 446.
Hansen. 59, 217.
Hanstein , Schulamtscand. in Berlin.
59, 96.
Hanstein, Lehrer in Giessen. 58,
207.
Hardorff. 58, 203.
Haring. 59, 105.
Harrer. 60, 323.
Hartmann, Subconrector in Osna-
brück. 58, 435.
Hartmann, Lehrer in Marburg and
Rinteln. 60, 315.
Hartmann, Cand. in Schweinfurt.
60, 324.
f Hartmann , Consist.-Rath in Co-
then. 59, 206.
Hartnagel. 58, 100.
Hasse. 59, 98.
Hasselbach. 60, 315. 316.
Hassler. 59, 112.
Haupt. 58. 208.
Hausdörffer. 58, 81.
Hautz. 58, 438. 439.
Hecht. 60, 194.
Heckmann. 58, 444.
Heer mann. 60, 315.
Heerwagen. 60, 94.
Hefner. 60, 209.
Hehl. 60, 315.
Heidel. 59, 212.
Heigt. 60, 323.
Heinemann, Praktikant von Frei-
burg n. Bruchsal 58, 419. von
Bruchsal nach Rastatt versetzt.
58, 445.
Heibig. 59, 325.
Helferich von Pforzheim n. Carls-
ruhe versetzt. 58, 414. 59, 219.
Helm, Director in Bensheim. 58,
208.
Helm jun. in Bensheim. 58, 208.
Henn. 59, 219.
Henneberger. 59, 104. 105.
Hennes. 58, 208.
Hennig. 60, 324.
Henkel in Berlin. 59, 91.
Henkel in Fnlda. 60, 315.
Henle. 59, 445.
Heraeas. 58, 86. 60, 315.
Hepke. 58, 210.
Hering. 58, 105.
Hermann in Gottingen. 58, 426.
Heros. 59, 96.
Herrmann in Bensheim. 58, 208.
v. Herrmann. 59, 419.
Hertel in Torgau. 58, 446. 447.
448.
f Herter. 59, 95.
Hertlein in Wertheim. 58, 215.
Hertlein in Mannheim. 58, 443.
Herwig. 60, 315. 317.
Hesekiel. 59, 326.
Hesse. 60, 110.
Hetsch. 58, 444.
Hettner. 58, 441. 59, 446.
Heuser. 60, 315.
Hielscher. 58, 210.
Hierl. 60, 194.
Hildebrand, Adjunct an der Tho-
masschule in Leipzig, 58, 104.
Hildebrand in Dortmund. 60, 224.
Hilgers. 59, 97.
Hillebrand. 58, 209.
Himmelstein. 60, 324.
Hinrichs in Hamburg. 68, 203.
Hirsch. 60, 111.
Hoche. 60, 224.
Hobel. 58, 208.
Höften. 59, 445.
Höfel. 60, 202.
Hofbauer. 60, 331.
Hoffmann in Constanz. 58, 195.
Hoffmann in Lüneburg, froher in
Celle. 58, 107.
Hoffmann in Lüneburg. 58, 434.
Hoffmann in Posen. 58, 210.
Hoffmann au Rastatt u. Constanz.
58. 445.
Hoffmann in Worms. 58, 208.
Hoffmeister. 58, 81.
Hofmann in Giessen. 58, 207.
Hollerieth. 60, 326.
Holtzmann. 58, 441.
Holzapfel. 59, 90.
Hoppe. 60, 110.
Hoppensack. 58, 417.
Hörn. 58, 208.
Ho**. Ste, ^^
452
Personen-Register.
Haber. 59, 219.
Hüffell. 58, 206.
Halse. 58, 103.
Hoppe in Posen. 58, 210.
Hoppe in Coesfeld. 58, 335.
Hupfeld. 60, 315.
Hascher. 60, 219.
Hatter. 60, 209. 210.
Hattler. 60, 85.
I. J.
Jacobi. 60, .316.
Jacobitz. 58, 103.
Jager. 60, 327.
Jahne. 59, 88.
Jahn in Altona. 60, 221.
Jan. 60, 324.
Jansen. 59, 217.
Janson. 60, 111.
Idler. 59, 219.
Jeep, Lehrer in Wolfenbüttel. 58,
83.
Jeep, Di rector ebendaselbst. 58,83.
Jessen. 58, 93. 95.
Jessler. 60, 31 5.
Ilgen. 59, 448.
Jocham. 59, 212. 218.
Joachim. 60, 108.
Jolly. 58, 441. 59, 447.
Jülg. 58, 436.
Juig. 58, 420.
Jung. 60, 316.
Junghans , Rector in Lüneburg. 58,
108. 434.
K.
Kachel, Münzrath. 58, 416.
Karcher , E., Director des Lycenms
zu Carlsruhe. 58, 415.
Karcher, K., Prof. in Carlsruhe.
58, 415,
Kahnt. 60, 224.
Kapmeier. 60, 315.
Kappes , Lehramtspraktikant von
Constanz nach Bruchsal bernfen.
58, 195. . .
Kappes in Durlach. 58, 418.
Kappes in Freiburg i. Br. 58, 420.
Karl Friedrich, Grossherzog von
Baden. 59, 443.
Kayser in Darmstadt. 58, 206.
Kayser in Heidelberg. 58, 441. 59,
446.
Keil. 58, 105.
Keim. 60, 96.
Keller. 60, 216.
Kellner. 60, 99.
Kerndt 58, 103. 60, 223.
Kersten. 59, 90.
Ketelsen. 59, 111.
Kiefer. 58, 208.
Kiessling, Director in Posen. 58,
210.
f Kiessling, ehemal. Rector in
Zeitz. 60, 224.
Killian. 58, 208.
Kindscher, 59, 224.
Kirn. 58, 415.
Klapproth. 58, 203.
Klee. 58, 103. 60, 223.
Kleiber. 60, 209.
Klein, Classenlehrer in Mainz. 58,
208.
Klein in Worms. 58, 208.
Klein, Zeichnenlehrer in Mainz.
58, 208.
Kleinschmidt. 58, 446. 448.
f Kienner in Liegnitz. 59, 213.
Klingender. 60, 315.
Klix in Cottbus. 58, 87. 60, 222.
Klopp. 58, 435.
Klose, Musiklehrer in Wittenberg.
58, 218.
Kloss, Cantor in Zeitz. 60, 224.
Kneuttinger. 60, 209.
Knoch. 58, 83.
Koby. 60, 317.
Köchly. 59, 318.
Köhler in Giessen. 58, 207.
König. 60, 344.
Körner in Kempten. 60 , 194.
Körner in Regensburg. 60, 323.
Köster. 58, 93.
Koch in Cassel. 58, 86. 60, 315.
Koch in Cottbus. 58, 87.
Koch in Giessen. 58, 207.
Kock I. in Posen. 58 t 210.
Kock II. in Posen. 58, 210.
Kohlrausch. 60, 315.
Koister. 59, 217.
Korsinna. 59, 215.
Kortüra. 58, 441. 5g, 446. .
Krämer, Candidat in Giessen. 58,
100. 58, 207.
Kraft. 58, 199. 203.
Krahner in Posen. 58, 210.
Kramer in Kempten. 60, 194.
Kramer in Metten. 60, 202.
Krause in Hersfeld. 60, 316.
Krause in Marburg. 60, 315.
Krause in Torgau. 58,- 448.
Ktant. 59, 112.
Personen-Register.
453
K reüssier. 58, 103. 60, 223.
Krönig. 59, 90.
Kroymann. 60, 221*
Krüger in Braunschweig. 60, 339.
Krugermann. 60, HO.
Kuby. 60, 317.
Kühlbrandt. 58, 94. '
Kühn in Arnstadt. 59, 203.
Kühne zu Gotha. 58, 103.
Kümmich. 58, 209.
Kuhlmey. 59, 90.
Kuhn. 59, 90.
Kunkel. 58. 208.
Kurz. 60, 209.
Kutsch. 60, 315.
L.
Lackmann, ehemaliger Rector in
Eutin. 60, 344.
Lacontrie. 60, 317.
Lamey in Car.sruhe. 58, 414. nach
Mannheim versetzt. 58, 443.
Lang, 60, 202.
Lange in Blankenburg. 58, 81.
Lange in Fulda. 60. 315.
•J* Langen bach in Offenburg.
Lansing. 58, 435.
Lanz. 58, 207.
Lauber. 60, 111.
Lauchert. 58, 110.
Laurent. 58, 203.
Lauteschlager. 58, 206.
Leber. 58, 437.
v. Lechner. 60, 218.
Lehmann in Torgau. 58, 448.
Lehmann , Lehramtspraktikant in
Offenburg. 59, 218.
Lehmann, Dir. in Marienwerder. 59,
*14. 215.
Lehmann in Speyer. 60, 326.
Leitschuh. 60, 91.
Lender. 58, 195.
Leonhard, Privatdocent in Heidel-
berg. 58, 441.
Leonhard, Aushülfslehrer in Mün-
chen. 60, 209.
v. Leonhard. 58, 441. 59, 447.
Lorsch. 59, 103.
Levita. 59, 445.
Lichtenauer. 59, 218.
Lichtenberg. 60, 316.
Liebig. 58, 105.
Liebmann. 59, 103.
Lindelof. 58, 209.
Lindenschmit. 58, 208.
Linder. 58, 195.
Linge. 60, HO.
List. 59, 112.
Listemann. 59, 95.
Lobe. 60, 315.
Lochner. 60, 317.
Löber. 59, 419.
Lobker. 58, 335.
Low. 58, 210.
Löwenthal. 58, 210.
Lohse. 59, 111.
Lommatzsch. 59, 90.
Lomnitzer. 58, 218.
Lorenz in Grimma. 58, 102. 59, 336.
Lotz. 60, 316.
Luber. 60, 198.
Lucan. 60, 316.
Lucas. 60, 110.
v. Lucenay. 58, 435.
Luckner. 60, 321.
Lübker. 58, 93.
Luft. 58, 209.
Luthardt. 60, 209.
M
Macht. 60, 327.
Maier. 60, 218.
v. Manger, Louise, 58, 444.
Mannhart. 60, 321.
Marggraff. 59, 94.
Markel. 58, 208.
Markmütler. 60, 202.
Marschall. 58, 335.
Martin. 58, 210.
Martinet. 60, 91.
Marx. 58, 335. 60, 317.
Matthei. 58, 85. 60, 314.
Matthias. 58, 85. 60, 314.
Maurer. 58, 206.
Mayer in Gera. 59, 210.
Mayer in Kempten. 60, 194.
Mayer in Manchen. 60, 209.
Mayer in Straubing. 60, 331.
Mayring. 60, 91.
Mehliss. 58, 418.
Mehnert. 59, 318.
Mehrlein. 59, 419.
Meilinger. 60, 194.
Meister. 60, 108.
Melcher. 59, 208.
v. Mender. 60, 91.
Merkel. 60, 85.
Merkle. 60, 216.
Messtorff. 59, 217.
Mette. 59, 224.
Metzger. 60, 86.
454
Personen - Register.
Menrer. 58. 43S. 60, 315.
Meyer in Eutin. 60, 344.
Meyer in Hamburg. 58, 203.
Heyer in Liegrtitz. 58, 105.
Meyer in Neustadt. 60, 219.
Meyer in Osnabrück. 58, 435.
Meyert. 58, 435.
Middendorf. 58, 335.
Muster. 53, 111.
Mings. 58, 210.
Möbius. 58, 103.
Moller. 58, 203.
M5rtl. 59, 437,
Massier. 6t), 110.
Mohr. 60, 216.
Mommsen in Flensburg. 58, 93.
Mommsen in Husum. 59, 111.
Moroff. 60, 191.
Mouaang. 58, 208.
Mühlbauer. 60, 209.
Müblberger. 60, 103.
Mühlbrecht. 60, 339.
Mnhlhäuser. 58, 215.
Mnhlmann in Leipzig. 58, 103.
Mühlmann in Balle. 59, 103.
Müller in Amberg. 59, 437.
Müller in Augsburg. 60, 85.
Müller, Dircclor in Blankenburg.
58, 81.
Müller in Darmatadt. 58, 206.
Müller in Hadamar. 59, 448.
Müller in Hamburg, 58, 203.
Müller in Kempten. 60, 194.
Müller in Lahr. 58, 442.
Müller, Oberlehrer in Posen. 58, 210.
Müller, Prof. in Posen. 58, 210,
Müller in Thorn. 60, 111.
Müller in Torgan. 56, 44S.
Mönch. 58, 87.
Münscher, Fried r. , in Marburg.
60, 815.
Münscher, Willi. , in Hersfeld. 60,
316.
Mulilert. 58, 436.
Mutzbauer. 60, 316.
Munier. 58, 208.
Nägele. 58, 437.
Nardini. 60, 327.
Nasemann. 59, 103.
Nanclc. 58, 86.
| Neher, Gott.fr., 58, 444.
Nekl. 60, 194.
Neumaier. 58, 420.
Nenmayr. 59, 419.
Neumüller. 59, 90.
Nicolai in Constanz und Rastatt.
58, 195. 445.
Niederer. 60, 108.
Niemeyer. 59, 103.
Nietter. 60. 323.
Nitzsch. 59, 92.
Nizze. 59, 91.
Nobbe. 58, 102, 60, 224.
Nodnagel. 58. 206.
Noire
58. '
Nofck. 58, 419.
Noll. 59, 206.
Nolto. 58. 435.
Nonweiler. 58, 208.
Norsheider. 58, 435.
Nüsalin. 58, 443.
Oberndorfer. 60, 323.
Oeffner. 60, 108. 323.
Oehler. 59, 103.
Oehlschläger. 60, 324,
Oesterlon. 59, 445.
Oettinger. 60, ]99.
Oppenheim. 59, 445.
Ostermann. 58, 8& 60, 3l4.
Osthelder, 60, 327.
Ott. 59, 419.
Oltermann, 59, 215.
Ollmann. 60, 111.
Otto, 58, 207.
Ottsen. 58, 93.
Paldamus. 59, 326.
Palm. 58, 103.
Palmar. 58, 206.
Pansch. 60, 343.
Paul. 60. 111.
Peter in Marburg. 6», 315.
Peter In Zeitz. 60, 224.
Petermann. 60, HO.
Peters. 53, 435.
Petersen, Cantor in Altena. 60,221.
Petersen in Botin. 60, 344.
Petersen in Meldorf. 59, 217.
Petrl. 68, 86. 60, 315.
Pfaff. 58, 208.
Pfeiffer in Berlin. 59, 91.
Pfeiffer in Carlsrube, 58, 414.
Pfeiffer in Lahr. 53, 442.
Pfretzschner 58, 110.
PW'ktVird. 59, 445.
Piderit in Cassel. 60. 315. in Hers-
feld. 60, 316. 317.
Pistor. 58, 206.
Personen-Register.
455
Platen. 58, 105. .
Pleitner. 60, 327.
Polsberw, 59, 90.
Poppo. 59, 208. .
Posselt. 59, 445.
Probst, Lehramtcandidat in Berg-
zabern. 60, 96.
Probst in Kempten. 60, 194.
Prölss. 58, 98.
Prascb. 60, 202.
Prowe. 60, 111.
R.
Rau. 59, 445.
Rapp, Lehramtspraktikant in Do-
naueschingen. 58, 417.
Rapp in Offenbnrg. 59, 218.
Rauch. 58, 206.
Raymann. 59, 215.
Reddig. 59, 215.
Reder. 58, 105.
Reger. 60, 323.
Reichardt. 59, 112.
v. Reichlin-Meldegg. 58, 441. 59,
447.
Reinbold. 58, 436.
Renz. 59, 112.
Resser. 60, 317.
Reischle. 60, 108.
Reiisch. 60, 111.
Reuscher. 58, 87.
Reuss, Pfarrer und Religionslehrer
in Worms. 58, 208. 58, 218.
Richter in Eichstädt. 60, 103.
Richter in Leipzig. 58, 103.
Riedel in Hof. 60, 19 1.
Riegel. 58, 436.
Riess. 58, 85. 60, 314.
Rinne. 60, 224.
Ritgen. 58, 207.
Ritschi, Gymnasiallehrer in Posen.
58, 210.
Ritschi, Univ.-Prof. in Bonn. 59, 97.
Ritter. 59, 224. 60, 315.
Rittweger. 59, 105.
Röder. 58, 99.
Röslin. 60, 85.
Roth, 58, 441. 59, 447;
Rohde. 60, 314.
Roquette. 59, 208.
Rosenbaum. 58, 83.
Rospatt. 59, 111.
Rossbach. 60, 216.
Rössel. 59, 448.
Rostmann. 58, 208.
Rothe. 59, 445.
Rothhamraer. 60, 323.
Rothmann. 58, 448.
Rott. 60, 103.
Rotter. 58, 87.
Rotteck. 58, 93.
Roulez. 58, 420.
Ruttinger. 60, 91.
Ruith. 60, 91.
Rump. 58, 335.
Ruropel. 59, 103.
Rumpf. 58, 207.
Rundnagel. 60, 316.
Ruth. 58, 441. 59, 446.
Rymarkiewicz. 58, 210.
•
s.
Sachs. 58, 210.
Sack. 58, 82. 60, 339.
Sattler. 58, 81.
Sauppe. 58, 448.
Schaflitzl, 60, 109.
Schauer. 58, 207.
Scheibe. 58, 112.
Scheidler. 60, 218.
Schellenberg. 58, 420.
Schenckel. 59, 448.
Scherm in Constanz nnd Freiburg
im Br. 58, 195. 58, 420.
Scherpe. 58, 105.
Scheuerlein. 59, 103.
Schick. 60, 315.
Schildknecht. 58, 445.
Schilling. 58, 208.
Schimmelpfeng. 58, 85. 60, 314. .
Schindler. 59, 219.
Schirmeister. 59, 91.
Schlegel , Lehramtspraktikant in
Freiborg im Br. 58, 420.
Schlegel in Rastatt. 58, 445.
Schlosser. 58, 441. 59, 446.
Schlüter. 58, 335.
Schmalfuss in Lüneburg. 58, 107..
Mitglied des Oberscbulcollegiunw
geworden. 58, 434.
Schmeisser, Pirector zu Freiburg,.
58,195. wirdgeistl.Rath. 58,419.
Schmeisser in Osnabrück. 58, 435.
Schmid in Erlangen. 58, 90.
Schmidt in Berlin. 59, 94. Collab.
in Halle. 59, 103. in Regensburg.
60, 323. in Torgau. 58, 447. 448.
in Wittenberg. 58, 2i8. inZerbsU
59, 224.
Schmieder. 59, 326.
Schmitt. 60, 91. 315.
Schmitz. 60, 323.
Schnack. 58, 94.
456
Personen- R egister .
Schneider. 59. 97.
Schneyder. 58, 445.
Schnorr. 60, 191.
Sehn ariein. 60, 191.
Schöberlein. 58, 90.
Schödler in Worms. 58, 208.
Schödier, Oberschulrath. 58, 209.
Schöllen. 58, 208.
Scbönborn. 58, 210.
Schöne. 59, 318.
Schöning. 58, 435.
Schönlein. 59, 219.
Schoch. 59, 224.
Scholz. 58, 83.
Schorre. 58, 86. 60, 314.
Schrandolph. 60, 202.
Schreckenberger. 58, 218.
Schreiber, Candidat in Wolfenbüt-
tel. 58, 83.
Schreiber , Collaborator ebendas.
58, 83.
Schreiber in Offenbnrg. 59, 218.
Schreiter. 59, 111.
Schröder. 59, 215.
Schrenk. 59., 418.
Schubarth. 60, 110.
Schuch. 58, 417.
Schürmeier. 59, 445.
Schutt. 59, 111.
Schütte. 58, 93.
Schütz, A., 58, 103. 60, 224.
Schütze. 59, 90.
Schulz in Cottbus. 58, 87.
Schultze, Prof. in Liegnitz. 58,105.
Schulze, Stadtschulrath in Berlin.
59, 96.
Schulze in Dresden. 59, 326.
Schumacher, Conr. in Flensburg.
58, 93.
Schumacher, Lehrer in Pforzheim.
59, 219.
Schur. 60, 85.
Schwaab. 58, 85. 60, 314.
Schwab. 58, 417.
Schwaighart. 60, 208.
Schwanitz. 58, 418.
Schwartz, am Friedr.-Werd.-Gymn.
zu Berlin. 59, 91.
Schwartz in Fulda. 60, 315. 60,317.
Schwarz in Ulm. 59, 112.
Schwarz in München. 60, 209. 211.
Schwarzenberg. 60, 315.
Schweins. 58, 441. 59, 447.
Seidenbusch. 60, 202.
Seipp. 58, 208.
Seitz. 60, 323.
Selckmann. 59, 90.
Seitmann. 58, 87.
Selz. 58, 442.
Seyberth. 59, 448.
Siegfried. 59, 96.
Sigel. 58, 191.
Silberstein. 60, 110.
Sippell, 58, 85. 60, 314.
Soldan. 58, 207. 60, 315. nach
Marburg versetzt. 60, 316.
Sollinger. 60, 194.
Sommer. 58, 435.
Sommerbrodt. 58, 105.
Spangenberg. 60, 316.
Spiess. 58, 209.
Spiker. 59, 96.
Spiro. 59, 91.
Spörlein. 60, 91.
•j-Staberow in Marienwerder. 59,214.
Stäber. 58, 87.
Stallbaum. 58, 103.
Stanko. 60, 209.
Starke. 60, 210.
Stauth. 58, 206
Stegmiller. 60, 194.
v. Steinäcker. 58, 105.
Steininger. 60, 209.
Steinmann. 58, 442.
Steinmetz. 58, 208. 209.
Stetter. 58, 195.
Stevenson. 58, 86. 60, 315.
Stich. 60, 91.
Stölzel. 59, 445.
Stöss. 58, 442.
Stoll. 59, 448.
Storck. 60, 315/
Strassmayer. 60, 218.
Strauss. 59, 418.
Strobel. 60, 218.
Ströbel. 60, 224.
Strohhamer. 60, 198.
Stüve. 58, 435.
Suchier. 60, 315. 316.
Süvern. 59, 103.
Sulzbeck. 60, 202.
T.
Tafrathshofer. 60, 194. 323.
Tannenberger. 59, 103.
Tauscheck. 60, 321.
Tassart. 58, 203.
Teipel. 58, 335.
v. Teuffei. 59, 218.
Tbielmann. 58, 105.
Thisquen. 59, 11 1.
Thomas. 59>, 448.
Thorbeck. 58, 435.
Thudichum. 58, 208. 209.
Personen- Reg ister.
457
Timm in Neuburg. 60, 218.
Timm. 60. 321. t
Tiedemann. 59, 446.
Tiemann. 68, 436.
Tiesler. 58, 210.
Tilge. 59, 90.
Tittmann. 58, 103. 60, 223.
Treme. 60, HO.
Trillhans. 60, 191.
Troll. 60, 110.
Truttar. 59, 218.
Troschel. 59, 95.
Trost. 58, 436. vdu Heidelberg nach
Mannheim versetzt. 58, 444.
Tscbiedel. 60, 111.
Tschuppick. 60, 110.
Ü.
Übrig in Dillingen. 60, 96.
Uhrig in Giessou. 58, 207.
Ullrich. 58, 203.
Umbreit. 58, 441. 59, 446..
Ungefng. 59, 214.
Villi. 60, 321.
Vsohtmann in Katin. 58, 93.
Vechtmanu in Meldorf. 59, 217.
Vennigerholz. 58, 434.
Vilmar. 60, 315.
Volk. 59, 419.
Völcker. 60, 111.
Vömel. 59, 206.
Volger. 58, 107. 58, 434.
Volkmar. 60, 315.
Vogel in Ingolstadt. 60, 194.
Vogel in Mainz. 58, 208.
Vogel in Zweibrücken. 60, 335.
Volckmar. 58, 81. 60, 315.
Vom, Job. Heinr, cliemaj. lUctoi
in Eutin. 60, 344.
Wäfling, 59, 419.
Wagemano. 58, 415.
Wagner I. in Darmstmlt. 58, ÜOß.
Wagner II. ebenda*. 58, 206.
Wagner in Dillingen, 6fj> 96.
Waldistel. 59, 90-
Walleratein. 59, 418.
Walter, Diu. 68, 218,
Weber in Augsburg. 60, 86.
.I.Juhrb. f. PM.k. Püd.ad. Xrit. Bäl,
Weber in Bergzabern nnd Neustadt
a. d. Haard. 60, 96. 817.
Weber in Casael. 58, 85. 60, 814.
317.
Weber in Halle. 59, 103.
Weber in Marburg. '60, 316. 317.
Weber, Mtuiklehrer nnd Prof. in
Rastatt. 58, 445.
Weber, s. Heda Weber.
Weiohart. 60, 108.
Weiekert. 60, 316.
Weierstraas. 58, 335.
Weigand. 58, 209.
Weil. 58, 441. 59, 446.
+ Weiland. 59, 94.
Weiako. 59, 103.
Weismann. 60, 315.
Weiake. 59, 103.
WeUs. 59. 92.
Weissbecker. 60, 317.
Weissenborn. 59» 90.
Weissgerber. 58, 445.
Wellenkamp. 58, 435.
Walizien. 53, 4l5-
Wendt, Inapactor in Cothetl. 60t
205. 206.
Wendt, Hülfelehrer in Poaen. 58,
210.
Wensch. 58, 218.
Wentrup. 59, 92.
Wejer. 58, 208.
Weyrauch. 60, 110.
Wichmann. 58, 218.
Wiedemanu. 58, 81.
Wiegand in Casael. 58, 86. 60,
314. 60, 316.
Wiegand in Wofml. 58, »7. 221.
Wilhelmi. 58, 215.
f Wilke. 59, 90.
WiU. 60, 315.
Wiege. 60, 22 .
WUkemann. 60, 316.
Wlczek. 58, 444.
Wöckel. 60, 817.
v. WSllwarth. 58. 191.
Wolf. 60, 209.
Wolff. 59, 90.
Worlitschek. 60, 209. 210.
Wunder. 59, 336.
Wurm in Hof. 60, 191.
Wurm in Kempten. 60, 194.
Zauner. 60, 103.
Zebotmayer. 60, 209.
Zeidler. 59, 224.
Zell in Heidelberg. 58, 441. 6», 446,
Bd. IX. HJIA. ^
458
Personen- Register. Orts-Register.
Zelle in Berlin. 59, 91.
Zelle in Dresden. 59, 326.
Zeller. 60, 327.
Zeuner. 58, 420.
Zickendraht. 59, 448.
Ziel. 58, 434.
Ziereis. 60, 85.
Zietz. £8, 93.
Zimmermann in Badingen. 58, 208.
Zimmermann in Hanau. 60, 316.
Zöpfl. 59, 443.
Zo Rhein. 59, 418.
Orts - Register»
Altona. 60, 221.
Amberg. 59, 437. 60, 337.
Annweiler. 59, 442. 60, 337.
Ansbach. 59, 440. 60, 337.
Arnstadt. 59, 203.
Ascbaffenburg. 60, 84'. 337.
Augsburg. 60, 85. 337.
B.
Baden. Grossherzogthum. 58. 79.
191. 411. 59, 442.
Baden, Stadt. 59, 442.
Bamberg. 60, 91. 337.
Bautzen. 59, 88. 6p, 222.
Bayern. 59, 417.
Bayreuth. 60, 94. 337.
Bensheim. 58, 208.
Bergzabern. 60, 96. 337.
Berlin. 59, 89.
Bischofsheim a. Rh. 59, 442.
Blankenburg. 58, 81.
Bonn. 59, 97.
Braunschweig, Herzogthum. 58, 80.
Braunschweig, Stadt. 58, 81. 60,339.
Breisach. 59, 442.
Breslau. 59, 98. 60, 34 1.
Bretten. 59, 442.
Bruchsal. 59, 442.
Buchen. 59, 442.
Büdingen. 58, 209.
Burghausen. 60, 96. 337.
c.
Carlsruhe. 58, 414. 59, 442. 443.
CasseL 58, 85. 60, 314.
Clausthal. 58, 434.
Coesfeld. 58, 335.
Cothen. 59, 205.
Constanz. 58, 195. 59, 442. 443.
Cottbus. 58, 87. 60, 222.
Cusel. 60, 96. 338.
D.
Darmstadt. 58, 204.
Dillenburg. 59, 448.
Diilingen. 60, 96. 337.
Donaueschingen. 53, 417. 59, 442.
Dresden. 59, 318.
Durlach. 58, 417. 59, 442.
E.
Eberbach. 59, 442. .
Edenkoben. 60, 108. 338.
Eichstädt. 60, 98. 338.
Eisenach. 58, 417.
Emden. 58, 434.
Emmendingen. 59, 442.
Eppingen. 59, 442.
Erlangen. 58, 9a 60, 108. 338.
Ettenheim. 59, 442.
Ettlingen. 59, 443
Eutin. 58, 92. 60, 343.
F.
Flensburg. 58, 93.
Frankenthal. 60, 108. 338.
Frankfurt a. M. 58, 99. 59, 206.
Frankfurt a. O. 59, 208.
Freiberg. 58, 98.
Freiburg im Breisgau. 58, 419. 59,
442. 443.
Freisiag. 60, 108. 338.
Fu\da. flö, ttfc. *\S>. *Vl.
Orts-Register.
*S$
G.
Gent. 58, 420. .
Gera. 59, 210.
Germersheim. 60, 109. 338.
Gernsbach. 59, 443.
Giessen. 58, 100. 206.
Gluckstadt. 59, 90.
Göttingen. 58, 426. 435.
Grimma. 58, 102.
Granstadt. 60, 109. 338.
Gunzburg. 60, 109. 338.
H.
Hadamar. 59, 448.
Halle 59, 103.
Hamburg. 58, 199.
Hammelburg. 60, 110. 338.
Hanau. 60, 316. 317.
Hannover, Königreich. 58, 434.
Hassfurt. 60, 110. 338.
Heidelberg (Lyceum). 58 , 436.
(Univers.). 58, 440. 59, 442. 443.
Heilbronn. 59, 103.
Heiligenstadt. 58, 430.
Helmstedt. 58, 82.
Hersbruck. 60, 338.
Hersfeld. 60, 316. 317.
Hessen, Grossherzogthnm. 58, 203 ff.
Hildburghausen. 59, 104.
Hirschberg in Schlesien. 60, 110.
Hof. 60, 191. 338.
Hornberg. 59, 443.
Husum. 59, 110.
J. I.
Jena. 58, 335.
Ingolstadt. 60, 194. 338.
K
Kaiserslautern. 60, 194. 338.
Kaufbeuern. 60, 338.
Kempten. 60, 194. 338.
Kirchheimbo!anden. 60, 197. 338.
KRzingen. 60, 338.
Kork. 59, 443.
Kurhessen. 60, 298 ff.
L.
Lahr. 58, 442. 59. 442.
Ladenburg. 5<L 443.
Landau. 60, ü)7. 338.
Landshut. 60, 198. 338.
Leipzig. 68, 102. 103 ff. 60, 213.
Liegnits. 58, 105. 59, 213.
Lindau. 60, 199. 338.
Lörrach. 59, 211. 59, 442.
Lohr. 60, 200. 338.
Lüneburg. 58, 107. 58, 43«.
M.
Mahlberg. 59, 443.
Mainz. 58, 208.
Mannheim. 58, 44a 59, 442* 443,
Marburg. 60, 315. 31 7.
Marien werder. 59, 214.
Meldorf. 59, 216. .
Memmingen. 60, 202. 338.
Metten. 60, 202. 338.
Miltenberg. 60, 208. 338. .
Mosbach. 59, 443.
Mfihlhausen. 58, 209.
Mullheim. 59, 443.
München. 60, 208. 209. 338.
Münerstadt. 60, 216. 338.
Munstereifel. 59, 111.
N.
Nassau, Herzogthum. 59, 44$.
Neuburg. 60, 217. 338.
Neustadt a. d. Aisch. 60, 219, 338.
Neustadt a. d. Haard. 60, 317. 338.
Nordlingen. 60, 317. 338.
Nürnberg. 60, 317. 338.
0.
Oesterreich, Kaiserthum. 58, 296 ff«
Oettingen. 60, 320. 338.
Offenburg. 59, 218. 59, 442.
Osnabrück. 58, 435.
Otterndorf. 58, 434.
Passau. 60, 321. 338.
Pforzheim. 59, 219. 59, 442.
Philippsburg 59, 443.
Pirmasens. 60,323. 338.
Plauen. 58, 110.
Posen. 58, 209.
R.
Rastott. 58, 445. 59, 442. 443.
Recklinghausen. 60, 111.
Regensburg. 60, 323. 338.
Rinteln. 60, 315. 317.
Roset\ta\\& % ^^ä£k.
46*
Orts-Register.
3.
Schopfheim. 59, 443.
Schwabach. 60, 324. 338.
Schwarzbarg-Sondersbausen, Für«
stentbum. 59, 220.
Schweinfurt. 60, 824. 338.
Schwetzingen. 59, 443.
Sinsheim. 59, 443.
Speyer. 58, 111. 60, 326. 338.
Straubing. 60, 831. 338.
T.
Tauberbitchofsheim. 59, 442*
Thorn. 60, 111.
Torgau. 68, 446.
ü.
Ueberliogen. 59, 443.
Ulm. 59, 112.
V.
Villingen. 59, 443.
W.
Waldshut. 59, 443.
Wallerstein. 60, 338.
Weilburg. 59, 448.
Weinheim. 59, 443.
Wertheim. 58, 215. 59, 442. 443.
Wiesbaden. 59, 448.
Wittenberg. 58, 218.
Wolfenbüttel. 58, 83.
Worms. 58, 207. 221.
Warzburg. 60, 33l. 338.
Wunsiedel. 60, 338.
Z.
Zeitz. 60, 224.
Zerbst. 59, 224.
Zittau. 58, 111.
Zweibracken. 60, 385. 338.
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